NEAR BR ERTEFRNUUNTENGN UNE RATEN Wa u hi N \ j' NED. KNh NIE RRENSANR Kan ATS HOHEN Ar RAlELAUF NUN air, RN h KRLHUERRANUNE a a ih BEN AST! I ner KARIN N u Hy iR KENNE N in NORA N (Ku un a wa A HEN N l a N IN ot) h BEN BRUNNEN IHR N Nee NEN HA HIELN N NE a, I Vf f a ) 4 Ani vn > ar CH RL ER He rN III EHI Ka IM Are nn va Rd LAIEN Lo at s ar KR MINE IK Yu N N KT) va HARLIRL DE FE KL RC, NEE Mr rt A Y I ht oRt (h BOB) EN EU, 6 AA, i Ne Bat: ü Rn j NN N GERN Bao Rn m) DUtHt BEN UNEHARLER N KUALOEN b % HN (| Ned ei N ar at A N 1} RR) Wa f Var ur NORA Rh N. RN Won ee LK! Y h Be TE ENRARGN AN } AN war NER NE Hr KR ei a Ar M Ka | hi \ NENNT ha TEN Ku A INN Ar Al N RN 0 h j K { H Kam A A is KR IN Ah IN HN ICE AN N af N i i AR {N al UN RR on Ara I tn 153 ’ in Titan Au \ Y s. ei . KEN Kr D, i I 4 2 5 1? Eu H. G. BRONN’S >22 Klassen und Ordnungen B93 B Ki 2 % des INr-V 7 THIER-REICHS, wissenschaftlich dargestellt im Wortund Bild. ERSTER BAND. PROTOZOA. Von Dr. 0X Bütschli, ’ ©, Professor der Zoologie in Heidelberg. Mit einem Beitrag: Palaeontologische Entwicklung der Rhizopoda von ©. Schwager. III. Abtheiluns: Infusoria und System der Radiolaria. Mit Tafel LVI— LXXIX und 24 Holzschnitten. ee — ——— Leipzig. C. F. Winter’sche Verlagshandlung. 1887 — 89. (1887 p. 1089 — 1280; 1888 p. 12831 — 1584; 1889 p. 1585 bis Schluss.) D. Klasse Infusoria Inhalt. Historische Entwicklung ı. eneerenförechene Literatur I. Unterklasse Ciliata 1. Allgemeine Morphologie und Grundzüge der Cilienbekleidung (zugleich Uebersicht üker die Hauptgruppen des Systems) 2. Speciellere Bauverhältnisse des Weichkörpers A. Das Entoplasma und seine Differenzirungen a. Pellicula und Alveolarschicht b. Besondere Pelliculargebilde . c. Das Öorticalplasına . EEE NN N un: d. Körperstreifung und ihre Berchane zu anderen Einniehlungen e. Ditferenzirungen contractiler Elemente des Ectoplasmas BSD . Die contractilen Fibrillen oder Myoneme . er . Dilferenzirung besonderer, ansehnlicher contractiler Oeanı aus dem Ectoplasma . e ectoplasmatischen Bewegungsorgane un let a. Pseudopodienbildung des Ectoplasmas b . Tentakelartige Fortsätze der Körperoberfläche 6. Die Wimperorgane . 0. P- re &. d. Einfache Cilien Specielleres über die Cirren Membranellen . A Die contractilen oder Me dührepdeh Membranen Bemerkungen über die Zahl der Bewegungsorgane d. Aus Cilien bestehende oder unter An von Cilien ge- bildete Haftapparate 3 i e. Wenig oder nicht bewegliche Ciienaebilde, sog. masburslen C. Mund und Schlund als ne a a. Morphologie von Mund und Schlund h Er b. Besondere Differenzirungen der Wimpergehilde am Mund zur Beförderung der Nahrungsaufnahme . D. Der After E. Das Entoplasma . a. Baur. h. nee Neiningen aa Ehloplasmas . : F. Die Nahrungsvacuolen und ihre Bildung; der onsane det Nahrungsaufnahme überhaupt und die Defäcation. Pag. 1099 1100 1196 1228 or Or oO vw a nm @ 1-10 aD BE u BE un BEE nn BE a na zur DyDyvvvyDı vw Ne) vw m 00 co IV Inhalt. G. Die contractilen Vacuolen. a. Mangel derselben : ne : Ber 5 b. Zahl und topographische Vertheilung ie veardlen. Soon Ra einfachen wie derjenigen mit zuführenden Kanälen ec. Die Poren der Vacuolen und das Reservoir der Vorticellinen d. Der Bildungs- und Eutleerungsvorgang der einfachen oder rosettenförmigen Vacuolen : : : ar e. Gontractile Vacuolen mit zuführenden Kanälen und a larlige Vacuolen ; a er f. Physiologisches über die ösfkracklen Yackelen. Kehyeiologische Bedeutung derselben H. Die Triebocysten und Nele ale ee ee I. Verschiedenartige Einschlüsse (Stoffwe ee te ee na 1. Glycogen und andere Kohlenhydhate " Pigmente . i c. Excretkörner und le. d. Bett. K. Die Nuclei . a. Macronuclei at 3 3 Formverhältnisse und Dageiine des einfachen Ms sonnelens Das Vorkommen mehrerer getrennter Macronuclei . Feinerer Bau des Maeronucleus b. Micronuclei 5 Zahl und Lage : } Gestalt, Grösse und feinerer Ban c. Theilungserscheinungen der Nuclei 3. Gallerthüllen, Gehäuse und Stiele A. Gallertumhüllungen B. Gallertgehäuse 0. Membranöse Gehäuse ; : D. Stielbildungen des Yorieellinänen E. Farbe der Gehäuse und Stiele i : F. Chemische Natur der Gehäuse- und Stel ann G@. Bildungsvorgang der Stiele und Gehäuse. 4. Fortpflanzung und Koloniebildung A. Allgemeines Br ALur ; B. Gleichhälftige heilune sin Ibemenlilähen Zus C. Knospung . ee re Se D. Theilung im ruhenden lan em oe kinden Zusland E. Die Zeitdauer des Theilungsactes und die Schneligkeil der Vermehrung durch Theilung . '. Koloniebildung. : 5. Die Gonjugation und Depulation A. Allgemeines gr B. Gopulationserscheinungen Ö. ah RAT: . Bedingungen ihres Eintretens h Die partielle Conjugation - es: Art und Vorgang der Versnigunk beiden Conjnganten ß Vereinigungsdauer der Syzygien 3 Aeussere und innere Umbildungen im Verlauf der ne gation, insofern sie nicht die Kerne betreffen . Pag. 1411 14135 1415 1420 1469 1469 1472 1484 1450 1490 1491 1492 1500 1506 1517 1519 1521 oO Oo Do or Or or or Dot DD ID DI DO ot oT or DD Do co © _-I ax Dt 1586 1595 1597 1557 1598 1602 1602 1603 1603 1608 1610 Inhalt. Umbildungen an den Nuclei im Gefolge der partiellen Conjugation £ Verhalten des re Verhalten der Micronuclei . c. Totale Conjugation der Vorticellinen d. Bedeutung der Conjugation . 6. Der Ruhezustand (Encystirung) Allgemeines i Bedingungen des Eintritts Einleitende Vorgänge ; Gestalt und Bau der Cysten . Austrocknung und Wiederaustritt . System a: Historisches ann Verwandtschaftliche Bediohmngeh de Ciliata Umfang der Gruppe ER Uebersicht des Systems bis zu den Galtunge N. —ı Sas» a. Einige in ihrer Stellung unsichere, nochwas Min den Giliaten näher zusammenhängende Formen b. un Ciliata , . Ordn. Gymnostomata . 2. Ordn. Trichostomata . ERRE : 1. Unterordn. Aspirotricha (früher urn ana: 2. Unterordn. Spirotricha . 1. Section Heterotricha Section Oligotricha . Section Hypotricha 4. Section Peritricha . E. Phylogenie in der Unterklasse der Ciliata . : F. Anhang zum System der Ciliata. Die Tsichonymhidae Ss. Physiologisch-Biologisches . A. Regenerationserscheinungen B. Bewegungserscheinungen. [STE SC) a. Ortsbewegungen vermittels der Weil pergähilde b. Contractionsbewegungen . . Ernährungsverhältnisse a. Art der Nahrung b. Verdauungserscheinungen D. Wohnortsverhältnisse. a. Freilebende Giliaten b. Parasitische Lebensweise Ber c. Geographische und Höhen -Verbreitung . E. Einfluss des Lichts F. Einfluss der Temperatur ; G. Einfluss verschiedener haminehet Stoffe H. Einfluss der Electricität I. Zerfliessungserscheinungen . K. Parasiten der Ciliata. a. Suctoria b. Flagellaten c. Chytridieen d. Bacteriaceen . e. Sog. Zoochlorellen . ®& V Pag. 1612 1615 1618 1628 1636 1643 1645 1645 1648 1655 1662 1666 1666 1672 1674 1675 1675 1677 1677 1700 1701 1719 1719 1751 1739 1755 1773 1774 1778 1778 1783 1785 1792 1795 1495 1799 1802 1802 1807 1511 1813 1814 1816 1519 1520 1523 1323 1826 1827 1828 1832 VI Inhalt. Nachtrag zum Literaturverzeichniss . Unterklasse Suetoria : ä Allgemeine MOrDRIG ie b 2. Specielle Bauverhältnisse des Weichkörhers en . Pellicula . b. Oorticalplasma ; B. Das een an ehluese a. Ungefärbte Körner . b. Sog. Tinctinkörner . c. Farbige Einschlüsse d. Excretkömer. . Fa: e. Trichocystenartige Gebilde . C. Die Tentakel. a. Formverhältnisse b. Feinerer Bau c. Tentakelkanal d. Bewegungserscheinungen der menabe e. Nahrungsaufnahme mit den Tentakeln f. Morphologische Auffassung der Tentakel . D. Die contractilen Vacuolen E. Die Nuclei. i 3. Stiel- Hüll- und Gohänsehildungen‘ A. Stiele. . B. Gallerthüllen. C. Gehäusebildungen. 4. Fortpflanzung A. Allgemeines Ban sleieNäleliecrodensunänernd glei cnnalftess Tirenlans C. Die freie einfache und multiple Knospung D. Die innere Knospung oder Theilung E. Bau der Schwärmsprösslinge F. Die Festheftung der Schwärmer Er re Eolsoklung an die fertiere Suctorie 2, 5. Gelegentliche Verwandlung Schwärmer. Conjugation Allgemeines : Art der Vereinigung Innere Vorgänge . 12 ia nen visite A. Ehe 3 B. Umfang der Gruppe So Ö. Uebersicht des Systems N zu An Garturige n D. Verwandtschaftliche Beziehungen der Suctoria . 9. Biologisch-physiologische Bemerkungen. A. Körpercontractionen. B. Vorkommen und Ephrsene Werbueitong Ö. Ernährungsverhältnisse D. Parasiten des ganzen Individuums in einen Pag. 1859 1842 1842 1844 1544 1544 1847 1848 1849 1549 1550 1851 1851 1551 1851 1554 1556 1560 1564 1868 1871 1873 1576 1876 1581 1581 1857 1887 1589 1892 1895 1903 1909 1912 1915 1915 1917 1918 1920 1922 1922 1924 1924 1934 1939 1939 1940 1945 1945 Nachschrift . Anhane. Kurze Uebersicht des Systems der d Häckel 1887 I II. II. IV. v. VI. VIL. VII. IX. X. XI. XI. XIII. XIV. XV. XVI XVI. XVII. XIX. XXL. Systematisches Namenregister . : Autorenregister zu den historischen Apseihiteen : Zusätze und Berichtigungen Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn, Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Ordn. Inhalt. Colloidea. Beloidea Sphaeroidea, Prunoidea Discoidea . Larcoidea Actinelida Acanthonida Sphaerophracta Prunophracta Nassoidea. Plectoidea Stephoidea Sryroidea. Botryoidea Cyrtoidea. Phaeocystina Phaeosphaeria. Phaeogromia Phaeoconchia Radiolaria nach VII Pag: 1946 1946 1947 1948 1954 1958 1965 1970 1971 1972 1974 1975 1975 1976 1979 1982 1958 1996 1997 1999 2002 2005 2009 2029 2033 K RS u 2 EM u DE HIITE HER Mit a Ira Er Kae a i ne N wi: # LE NA j Pr Pen) Dr Dir A a u PR Ar zu Ri RN De - iz Be . . ö N > u F De i 5 nr er ex MA v ie Pr 3) D. Abtheilung (Klasse, Subphylum) Infusoria. D. Abtheilung (Klasse, Subphylum) Infusoria. Die letzte Protozoenklasse, deren Besprechung wir nun beginnen, wurde seit alter Zeit als die interessanteste betrachtet, weil die einfache Zelle hier ihre mannigfaltigste und höchste Entwickelung erreicht. Im Allgemeinen lässt sich die Klasse ziemlich scharf charakterisiren. Zu den Infusorien gehören die Protozoen, deren Körper dauernd oder doch während einer gewissen Lebensperiode mit einer grösseren Zahl sog. Cilien bekleidet ist, welche gewöhnlich nieht nur die Ortsbewegung bewirken, sondern auch die Nahrungsaufnahme unterstützen. Diese Cilien- bekleidung kann entweder eine allseitige und gleichmässige sein, wie es bei den ursprünglichsten Formen wohl sicher war und noch ist, oder sie kann in verschiedenartigster Weise differenzirt und localisirt, ja auch zeitlich auf eine schnell vorübergehende Periode beschränkt sein. Im Gegensatz zu den Mastigophoren ist der thierische Charakter der Infusorien stets gut ausgeprägt, indem fast alle mit Hülfe eines besonderen Mundes oder eigenthümlicher anderer Einriehtungen feste Nahrung aufnehmen. Nur wenige Formen haben in Anpassung an parasitische Lebensweise den Mund verloren, indem sie, ähnlich gewissen parasitischen Metazoen, flüssige Nahrung durch die gesammte Körperoberfläche aufsaugen. Spricht sich hierin schon eine Neigung zu höherer Entfaltung der Organisation aus, so tritt dies Ähnlich in fast allen übrigen Theilen des Infusorienkörpers hervor. Zwar ist kaum ein Organisationsbestandtheil zu nennen, welcher nicht schon in einer der betrachteten Klassen ge- legentlich vorkäme, dagegen erreichen diese Theile hier gewöhnlich eine höhere Entfaltung und andererseits wird die Complication des Ge- sammitorganismus durch Häufung verschiedenartiger Differenzirungen eine grössere. Unter allen diesen Differenzirungserscheinungen dürften viel- leicht die der Kerne am wichtigsten für die Charakteristik der Gruppe erseheinen, nur lässt sich vorerst nicht feststellen, wie weit diese Erscheinung verbreitet ist. Eine grosse Zahl Infusorien, speciell der Gruppe der Ciliata, Charakteristik der Klasse, 1099 ist nämlich mehrkernig und dann mindestens zweikernig, mit der Eigen- thümlichkeit jedoch, dass eine Differenz der Kerne nach Bau, Grösse und Function eingetreten ist, so dass wir zwei verschiedene Sorten von Nuclei streng auseinander zu halten haben. Wie bemerkt, lässt sich dieser hochwichtige Fortschritt einstweilen noch nicht als maassgebend in der Charakteristik der Infusorien verwenden, da es wahrscheinlicher ist, dass er gewissen Formen noch fehlt. Wie zu erwarten, sind mit der Mannigfaltigkeit und Höhe der Orga- nisation auch die physiologischen Leistungen des Infusorienkörpers höhere und verwiekeltere geworden, so dass nicht allein in der Ernährung, son- dern auch in den übrigen Leistungen der tbierische Charakter ent- schiedener hervortritt wie bei den seither betrachteten Protozoen. Dem entspricht denn auch, dass die Infusorien z. Th. eine beträchtliche Grösse erreichen, obgleich einzelne Formen niederer Abtheilungen hierin mit ihnen rivalisiren; es spricht sich demnach auch hier die Regel aus, dass die höhere Organisation zwar eine bedeutendere Grösse nicht direct be- dingt, dennoch eine Voraussetzung für die Erreichung derselben unter sonst ähnlichen Bedingungen ist. Die Fortpflanzungsverhältnisse sind im Wesentlichen dieselben, welchen wir auch bei den früher betrachteten Gruppen begegneten, obgleich den Infusorien lange Zeit in dieser Beziehung eine Ausnahmestellung zu- geschrieben wurde. Der ursprünglichste und bei den meisten Formen dauernd erhaltene Modus ist die einfache Theilung, welche, wie es scheint, stets quer zur Längsaxe geschieht; doch kann dies zuweilen durch be- sondere Umgestaltungen des Körpers scheinbar verändert sein. Eine höhere Entwickelung der Infusorien zeigt sich auch darin, dass die einfache Quertheilung in mannigfaltigerer Weise modifieirt sein kaun, als wir dies seither fanden, und so zu Vermehrungsarten führt, deren Ab- leitung von der gewöhnlichen erst spät erkannt wurde. Auch hier tritt die Vermehrung zuweilen im eneystirten Zustand ein, doch ist die En- eystirung häufiger nieht mit Theilung verknüpft. Eine wichtige Rolle im Leben der Infusorien spielt ein den Copu- lationserscheinungen der übrigen Protozoen entsprechender Vorgang, der aber nur selten zu völliger Verschmelzung zweier Individuen führt. Ge- wöhnlicher erscheint der Vorgang dahin modifieirt, dass nur eine partielle und zeitlich beschränkte Verschmelzung eintritt, eine Conjugation, wie wir dieselbe im Gegensatz zur Copulation nennen dürfen, welche nach gewisser Zeit durch Trennung der vereinigten Individuen aufgehoben wird. Es darf vermuthet werden, dass diese Modifieation der Ver- schmelzungserscheinungen Hand in Hand mit der Ausbildung verschieden- artiger Nuclei entwickelt wurde. Wie bemerkt, erscheint die Klasse im Ganzen wohl umschrieben; nur wenige Formen, die auch zu den ungenügend untersuchten gehören, sind in ihrer Stellung zweifelhaft und ver- ratlıen Beziehungen zu den Mastigophoren, was vielleicht auf einen ursprünglichen Zusammen- hang der Ausgangspunkte beider Gruppen hinweist, wie wir später schen werden (der Unter- 1100 Infusoria. schied zwischen Cilien und Flagellen ist ja überhaupt kein ganz scharfer). Es sind dies die Gattungen Multicilia Cienk., Catallacta Haeck. und die sog. Trichonymphidae Leidy’s (einschliesslich der Gattung Lophomonas Stein). Wir können daher bei der Aufstellung der Untergruppen auf diese unsicheren Formen vorerst keine Rücksickt nehmen und werden sie später an geeignetem Orte anhangsweise betrachten. Die Infusorien zerfallen recht natürlich in zwei Unterklassen, welche an ihren Wurzeln zusammenzuhängen scheinen: I. Unterkl. Ciliata. Umfasst die Formen, welchen im nicht eneystirten Zustand ein Cilienkleid dauernd zukommt und welche ihre Nahrung mittels einer bestimmten Mundstelle oder Mundöffnung aufnehmen, insofern eine solche nicht, unter dem Einfluss des Parasitismus, geschwunden ist. Fortpflanzung vorwiegend durch einfache Quertheilung. " Knospung selten. II. Unterkl. Suctoria. Bei diesen ist der Besitz des Cilienkleides auf eine kurze Epoche freien Umhersehwärmens nach der Theilung beschränkt; mit dem Ueber- gang zu einer sedentären Lebensweise bildet sich dasselbe zurück. Eine Mundstelle oder Mundöffuung nach Art der Ciliaten findet sich nicht; die Nahrungsaufnahme geschieht vielmehr durch eigenthümliche röhrige, pseudopodienartige Tentakel, welche in sehr verschiedener Zahl vor- handen sein können, Einfache Theilung selten, gewöhnlich zu Knospung modifieirt. Historische Entwickelung der Infusorienforschung. *) Wenn auch wahrscheinlich schon vor Leeuwenhoek gelegentlich Infu- sorien durch das Mikroskop wahrgenommen wurden, so gedachte ihrer doch erst dieser in einer Weise, welche keinen Zweifel mehr zulässt, dass es sich in der That um Infusorien handelte; dem berühmten hollän- dischen Mikroskopiker schreibt man daher mit Recht auch die Ent- deckung der Infusorien zu. Seine erste Mittheilung stammt aus dem Jahre 1676, wo es ihm gelang, zahlreiche kleine Thierchen, Animaleula #) Der unverhältnissmässig grosse Umfang, welchen diese historische Uebersicht unter der Hand erlangte, findet seine Erklärung z. Th. in dem Umstand, dass für manche Fragen, wie Generatio spontanea und anderes, welche eigentlich die Protozo@n in ihrer Gesammtheit berühren. hier die schickliche Stelle der Betrachtung gegeben schien. Andererseits musste auch auseinandergesetzt werden, wie sich der heutige Begriff der Infusorien allmählich aus dem ursprünglichen, der ja nicht nur sämmtliche Protozoön, sondern noch vieles andere umfasste, herausbildete. Ferner ist die zu bewältisende Masse des historischen Materials hier eine unvergleichlich grössere wie bei den seither besprochenen Gruppen. Schliesslich trug dazu auch meine Ueberzeugung bei, dass eine kurze Aufzählung der Entdeckungen in historischer Folge hier wie anderwärts nichts nützt, sondern zum mindesten die Gründe und wichtigsten Thatsachen erkennbar hervortreten müssen, welche den Wandel der Meinungen Geschichte (Leeuwenhoek). 1101 (auch im allgemeinen als Wasserinseeten bezeichnet), in gestandenem Regenwasser aufzufinden. Sofort überzeugte er sich aber, dass ähnliche Thierchen auch im Wasser der Maas, in frischem Quellwasser, im See- wasser und in hauptsächlich mit Schneewasser bereiteten Pfefleraufgüssen vorkommen. Natürlich konnte Leeuwenhoek mit seinen Mitteln eine Unterscheidung in der entdeckten Welt mikroskopischer Thierehen nach Organisation ete. nicht versuchen, ein Unternehmen, welches erst unserem Jahrhundert vorbehalten war; wir haben dies, soweit möglich, an der Hand seiner Mittheilungen zu versuchen und werden daher hier nur das berücksichtigen, was sich unzweifelhaft, oder doch mit hinreichender Wahrscheinlichkeit auf Infusorien beziehen lässt. Im Laufe seiner langen Wirksamkeit vermochte Leeuwenhoek noch an manchen anderen Orten Infusorien zu beobachten. 1687 entdeckte er parasitische im Enddarm des Frosches, worunter sich Opalinen und Nyetotherus genügend sicher erkennen lassen (auch Bacterien); dagegen ist es nicht wahrsebeinlich, dass die sehr kleinen Thierchen, welche er bei einer Diarrhöe in seinen Exerementen bemerkte, Infusorien waren, die Schilderung lässt eher Flagellaten vermutben. Dasselbe gilt wohl auch von den Thierchen, die er 1695 im Darme der „Paardevlieg‘‘ gefunden haben wollte. Infusorien fand er wahrscheinlich auch im Blute der Reben (1687) und glaubte sich durch besondere Experimente überzeugt zu haben, dass sie diesem vom Regen aus der Luft zugeführt würden. Als Infusorien dürfen wahrscheinlich auch die im Wasser der Austernschalen aufge- fundenen Thierchen angesprochen werden. Auch erwähnt er noch an verschiedenen Stellen Infusorien aus natürlichen Gewässern und Pfeffer- aufgüssen. Natürlich lässt sich nur in wenigen Fällen, wo besondere Merkmale Hülfe gewähren, ungefähr feststellen, welche Infusorien Leeuwenhoek be- obachtet hat. In dieser Beziehung wurde schon der Froschparasiten gedacht; unter den 1676 erwähnten Formen fand sich wahrscheinlich eine Oxytrichine. 1697 und 1703 beschrieb er unverkennbare coloniebildende Vortieellinen, von welchen die späteren Datums wohl sicher Carehesium waren. 1719 (Brief datirt von 1702) findet sich die Abbildung eines Thierehens, das möglicherweise Coleps hirtus gewesen sein kann, doch wird dies wohl nie genügend fesfgestellt werden. bewirkten, und solche fehlen auch den falschesten Ansichten nie. Das im allgemeinen sehr vernachlässigte Studium der historischen Entwickelung naturwissenschaftlicher Fragen und Forschungen hat nach meiner Meinung einen nicht zu unterschätzenden Werth für die Forschung der Gegenwart, denn nichts scheint mir geeigneter, eine gesunde kritische Schulung zu geben (und diese gegen sich selbst und andere zu üben, ist Erforderniss bei jedem Schritte in der Forschung), als die Verfolgung der Irr- und Umwege, welche die historische Entwicke- lung wissenschaftlicher Fragen gegangen ist. In dieser Hinsicht dürften aber auf dem Gebiet unserer Wissenschaft nur wenige Fragen mehr Interesse und Belehrung bieten, wie die nach der Natur und Bedeutung der Infusorien. 1102 Infusoria. Von der thierischen Natur der beobachteten Wesen war L. überzeugt und vertheidigte dieselbe gelegentlich gegen Zweifler, die sie für passiv bewegte Theile ausgegeben hätten (1695, Brief an Rob. Hooke). Seine Argumente entnahm er ihren Bewegungen, die genau dieselben wären, wie diejenigen der grossen Thiere. Von der Organisation komnte er naturgemäss nur Weniges bemerken. Wahrscheinlich ist, dass er bei einzelnen, namentlich Oxytrichinen, schon die Cilien oder Cirren be- obachtete, da er gelegentlich von kleinen Füsschen oder auch Unguli spricht. Auch innere Einschlüsse scheinen ihm nicht ganz entgangen zu sein, denn er erwähnt bei einzelnen einen dunklen Fleck (Kern?), umgeben von durchsichtigen Kügelchen (1697, Brief 96), bei anderen Bier oder Junge im Innern (doch vielleicht Rotatorien, 1695 Brief an R. Hooke). Die Contractionen des Körpers und Stiels wurden bei Carchesium gut beschrieben. Bekannt war ihm die rasche Vermehrung der Thierchen, welche er durch Fortpflanzung nach Art der höheren Thiere zu erklären versuchte. Eben wurde schon seiner Annahme von Eiern oder Jungen im Innern gewisser Infusorien gedacht. Bestärkt wurde er in dieser Auffassung noch durch die vermeintliche Beobachtungen des Coitus (1695 Briefe an R. Hooke, an die K. Societ. und 1697), worunter wohl Theilung und Con- jugation zu verstehen sein dürfte. Namentlich glaubte er 1697 (96. Brief) die Fortpflanzung eines Thierchens durch Eier oder Fötuse beobachtet zu haben. Dies war die coloniebildende Vorticelline, welche schon oben erwähnt wurde. Er bemerkte die Ablösung der Einzelindividuen von ihren Zweigen und deutete sie daher als Eier oder Fötuse, die aus den Zweigen hervorwüchsen. Auch wollte er beobachtet haben, dass nach Ablösung der Individuen wieder neue den Zweigenden entsprossten. Unter diesen Umständen war von einer Generatio spontanea der In- fusorien bei ihm nirgends die Rede, seine Vorstellungen über das Auf- treten und die Vermehrung der Thierchen sprachen vielmehr gegen eine solehe. Im Zusammenhang mit seinen scbon früher erwähnten Be- obachtungen über die Wiederbelebung des Haematoecoceus (8. p. 620) und der Räderthiere erklärte er 1719 das Vorkommen der Infusorien in allen Gewässern durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Austrocknung und ihre Verbreitung dureh Luft und Wind im ausgetrockneten Zustand. Auch könnten sich so kleine Thierchen mit den Wassertheilchen in die Luft erheben und von Wasservögeln verschleppt werden. Ganz harmoniren übrigens seine Vorstellungen über diese Fragen nieht mit seinen thatsächlichen Erfahrungen. So betonte er schon 1676, dass die Thierechen in frisch gefallenem Regenwasser noch nicht vor- kommen und theilte 1695 (Brief an Gale) ‚Versuche über das Verhalten zweier Pfefferinfusionen mit, von welchen die eine offen, die andere in einer zugeschmolzenen Glasröhre aufbewahrt wurde, zum Beweise, dass auch in verschlossenen Gefässen Thierchen auftreten. Geschichte (Leeuwenhoek, Huyghens, Hartsoeker, King). 11053 Nieht ohne Interesse sind seine Versuche, die Zahl der Thierchen in einem Wassertropfen festzustellen sowie die Berechnungen ihrer Grösse, welche er dadurch anschaulich zu machen suchte, dass er angab, wie- viele auf das Volum eines Sandkornes gehen. Dass Leeuwenhoek’s Entdeckung das Interesse der Zeitgenossen sehr erregte, können wir daraus entnehmen, dass Bestätigungen nicht lange auf sich warten liessen. Schon 1678 theilte der berühmte Optiker Huyghens mit, dass er in Pfefferwasser, Aufgüssen von Coriander und Birkensaft Animaleula gefunden habe; Andere hätten dieselben auch noch in anderweitigen Aufgüssen beobachtet. Während ihm damals die Erzeugung der Thierchen durch Verderbniss oder Fermentation hervor- gerufen 'zu werden schien, schloss er- sich 1705 den Anschauungen Leeuwenhoek’s an, indem er sie aus der Luft in die Infusionen ge- langen liess. Die Wirkung der infundirten Substanzen dachte er sich als eine anlockende, indem ihre scharfen Gerüche die Thierchen aus der Luft herbeizögen. Dieselbe Ansicht hatte der Rivale Leeuwenhoek’s in der Entdeckung der Spermatozoen, Hartsoeker, schon 1694 noch eingehender entwickelt. Dieser bemerkte schon 1678 Thierchen in ge- standenem Urin, doch waren dies wahrscheinlich keine Infusorien, sondern Bacterien. Gestützt. auf die Swammerdam’schen Beobachtungen über die Entwickelung der Insekten mit aquatilen Larven, beurtheilte er die Infusorien als Larven mikroskopischer Insekten, welche, durch den Geruch der infundirten Substanzen angezogen, ihre Eier in die In- fusionen ablegten. Die allmähliche Verödung der Infusionen erklärt er sich richtig durch eintretenden Nahrungsmangel. Aus der Leeuwenhoek’schen Epoche datiren noch die Mittheilungen von King (1693), zwei anonyme Abhandlungen von 1705 und eine umfangreichere Arbeit von Joblot. Der erstere theilt uns über die Thier- chen, welche er in Hafer- und Pfefferinfusionen beobachtete, nicht allzuviel mit. Dass sie wirkliche Thiere seien, schloss er aus ihren Sitten, so ihrem schaarenweisen Ansammeln und Anderem. Seine Angaben über die Wiederbelebung nach dem Austrocknen beziehen sich jedenfalls auf Baeterien. Viele Versuche machte er zuerst über die Wirkung verschie- dener Stoffe auf die Thierchen. Säuren, Salzlösungen, Zucker, Wein, Blut, Urin ete. wurden versucht und deren tödtender Einfluss festgestellt. Die Ansammlung der Thierchen an der Oberfläche der Infusion erklärte er aus ihrem Bedürfniss nach Luft. Vorzüglich, namentlich in ihren Abbildungen, ist die ältere anonyme Mittheilueg von 1703. Sowohl eine gestielte Vorticella (mierostoma) wie eine freischwimmende Vorticelline wurden gut geschildert und abge- bildet, ein Cilienkranz namentlich bei der letzteren angezeigt, bei der ersteren dagegen die Peristomhöhle als ein gefranstes oder bärtiges Maul bezeichnet und der zum Mund gehende Wasserstrom geschildert. Die ;ewimperung wurde ferner relativ sehr gut bei einer Form erkannt, unter welcher ohne Zweifel Paramaecium Aurelia und eine grössere 1104 Infusoria. Oxytriehine zusammengeworfen wurden. Hier begegnet uns auch zum ersten Mal die Abbildung eines Quertheilungszustandes, der aber als Copulationsaet gedeutet wurde. Zwei weitere Formen sind nicht sicher dentbar. Rücksichtlich der Beurtheilung der Natur der Thierchen und ihrer Herkunft in den Infusionen schloss sich der Verfasser den Ansichten Leeuwenhoek’s, Hartsoeker’s und Huguens’ im Allgemeinen an. Nach seinen Erfahrungen über die tödtende Wirkung des Eintrocknens wider- sprach er jedoch der Meinung, dass sie bei Wiederbefeuchtung von Neuem aufleben könnten. Die Wirkung von Säuren, Salzen und Spiritus fand er ähnlich wie King. Die spätere anonyme Mittheilung von 1703 betrifft die Beobachtung einer wohl eoloniebildenden Vorticelline auf Wasserinsecten (wesentlich wohl Cyelops). Auch hier wurden die adoralen Cilien erwähnt und scheinen schon als Ursache des zum Munde gehenden Wasserstroms erkannt worden zu sein. Nicht nur der Zeit ihres Erscheinens nach, sondern auch nach der allgemeinen Beurtheilung der Thierchen gehört das umfangreiche Werk Joblot’s (Prof. der Mathematik zu Paris) in die ‚Leeuwenhoek’sche Epoche. Die Untersuchung von Infusionen wurde hier zuerst systematisch auf eine grosse Reihe lebender Pflanzentheile und verschiedenartiger Pflanzenstoffe ausgedehnt, daneben aber auch natürliche Gewässer nicht un- berücksichtigt gelassen. 1718 zuerst erschienen (die Beobachtungen stammen zum Theil von 1710—11), wurde das Werk, nach des Verfassers Tod aus seinen Manuseripten vermehrt, 1754 neu herausgegeben. Natürlich beob- achtete Joblot unter diesen Verhältnissen eine grosse Zahl von Infusorien, von denen manche ziemlich sicher zu deuten sind. Es würde zu weit führen, diese Formen und ihre Deutungen aufzuzählen, “wir verweisen in dieser Hinsicht auf den systematischen Theil. Die Thierchen galten ihm bald als Insekten, bald als Fische. Fäulniss bringe sie nicht her- vor, was aus folgenden Gründen gefolgert wurde: 1) weil dieselben im Wasser der Muscheln und Austern vorhanden seien, bevor diese verderben, 2) weil sie in Infusionen schon vor Beginn der Fäul- niss vorhanden seien, 3) weil in den Infusionen verschiedene Formen aufeinander folgten, 4) weil in sehr fauligen Infusionen häufig keine Infusorien vorhanden seien, 5) weil es Stoffe gibt, deren Infusion zahl- reiche und verschiedene Infusorien liefert, wobei kaum Zeichen von Fäul- niss auftreten. Auch er war vielmehr der Ansicht, dass die Infusorien aus Eiern hervorgehen, welche er auch in einigen beobachtet haben wollte. Ferner schloss er dies auch daraus, dass eine Heuinfusion, die er eine viertel Stunde lang kochte und dann zustopfte, keine Thierchen ent- wiekelte; nachdem sie jedoch offen stand, stellten sich Thierchen ein, die er von Eiern aus der Luft herleitet. Richtig hatte er jedoch auch erkannt, dass an dem Heu Eier sein müssten, da dieses ungekocht aueh im zugestopften Gefäss Thierehen hervorbringe. Seine Hypothese lautete daher: dass die Luft in der Nähe der Erde von zahlreichen kleinen Geschichte (Joblot, Reaumur). 1105 Thierchen erfüllt sei, welche ihre Eier oder Jungen an die Pflanzen ab- setzten, woraus bei Infundirung die Thierchen hervorgivgen. Aus den zahlreichen Einzelbeobachtungen Joblot’s glauben wir Fol- gendes anführen zu dürfen. Theilungs- aber auch Conjugationszustände bildete er mehrfach ab, sie galten ihm wie seinen Vorgängern für Be- gattungen. Sowohl die totale Bewimperung einiger Formen wie die auffällig grossen Cirren mancher Oxytrichinen sah er ziemlich gut. In ersterer Hinsicht interessirt speciell die Entdeckung einer grossen Infusorienform, bei welcher er neben dem totalen Cilienkleid auch die Körperstreifung sehr deutlich darstellte. Leider sind die Ansichten. über die Deutung dieser Form recht getheilt; Ehrenberg hielt sie für Spiro- stomum, wogegen Stein höchstens einige der Figuren auf diese Gattung beziehen möchte, einzelne derselben dagegen für Leucophrys Spathula Ehhg. hält. Beides mag richtig sein, sogar Stentoren könnten möglicherweise darunter stecken. Sei dem jedoch wie ihm wolle, sicher scheint, dass Joblot ausser den schon angeführten Charakteren der Bewimperung auch die Glieder eines rosenkranzförmigen Kernes und eine terminale contractile Vacuole kenntlich abbildete. Das Fressen anderer kleiner Thiere gab er für seine „grosse araignee“ (Stylonychia) an, bei welcher auch die Mundlage richtig beurtheilt wurde, da er das Peristom andeutungsweise bemerkte. Bei Glaucoma beobachtete er ohne Zweifel schon das Spiel der sog. Lippen am Munde, was zur Vermuthung eines Herzens Veranlassung gab. Die Darstellung der Vorticellen blieb aber hinter der des Anonymus von 1703 theilweise zurück. Wie aus dem Bemerkten hervorgeht, beurtheilte Joblot die Organi- sation der Animaleula im Allgemeinen nach Analogie mit den höheren Thieren; dies wird auch dadurch bewiesen, dass er gelegentlich von Eingeweiden sprach und Augen bei gewissen vermuthete, da sie beim Schwimmen das Zusammenstossen vermieden. Ohne speciellere eigene Untersuchungen ergriff auch Reaumur 1738 die Gelegenheit, seine Ansicht über die Thierchen („Würmehen“) zu ent- wickeln. Dieselbe ist im Allgemeinen eine Wiederholung der Hartsoeker’- schen: dass sie wasserlebende Larven mikroskopischer Luftinsekten seien. Er vermuthete, dass diese Insekten zum Theil lebendig gebären, weil die Thierchen häufig massenhaft in einer Infusion plötzlich auftreten. Er bemühte sich plausibel zu machen, warum es sehr schwierig sein müsse, diese mikroskopischen Insekten in der Luft wahrzunehmen, hielt es aber für möglich, dass die sog. mouches volantes von ihnen herrührten. Auch machte er einige Versuche mit gekochten Infusionen, die, in theilweisem Gegensatz zu Joblot, zum Resultat führten, dass die Eier nicht an den infundirten Stoffen sein könnten, sondern aus der Luft stammen müssten, da auch gekochte infundirte Stoffe belebte Infusionen ergaben. Die Speenlationen endlich, welche er an die Annahme dieser massenhaft verbreiteten mikroskopischen Luft- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 70 1106 Infusoria. insekten als Erzeuger epidemischer Krankheiten knüpfte, da sie vom Menschen beim Athmen und mit der Nahrung in Menge aufgenommen werden müssten, sind nicht original, wurden vielmehr seit der Entdeckung der Animaleula mehrfach geäussert. Schon 1687 hatte Sturm die Meinung vorgetragen, dass die Luft von homuneulis-und animaleulis erfüllt sei, die eingeathmet würden und Krankheiten hervorbrächten, wenn sie nicht durch die Poren der Haut wieder ausgeschwitzt würden. 1727 wurde diese Theorie in wahrscheinlich satirischer Weise von einem anonymen Pariser Arzt ausführlich entwickelt*), der seinen Scherz später noch weiter führte, indem er in einer zweiten Abhandlung**) mittheilte, dass es ihm gelungen sei die Thierchen zu erlangen, welche den Krankheits- erzeugenden nachstellten, sie tödteten und daher als Heilmittel gegen die betr. Krankheiten dienen könnten. — Mit Kundmann erklärte sich Lesser in seiner Insectotheologie (1738) gegen eine solche Theorie, deren An- fänge zu verfolgen nicht ohne Interesse erscheint, im Hinblick auf die Bedeutung, welche sie in der Jetztzeit erlangt hat. Während in der bis jetzt besprochenen Epoche, die wir auch als die Leeuwenhoek’sche bezeichnen könnten, die Beurtheilung der Infusorien nach Bau und Leben an die höheren Thiere anknüpfte und auf diesem Weg eine hypothetische Erklärung für die beobachteten Erscheinungen gesucht wurde, kam in der folgenden, die man wohl bis auf Ehren- berg ausdehnen kann, eine grundverschiedene Auffassung zu fast all- gemeiner Geltung, wenngleich von einigen Forschern, und nicht den schlechtesten, bekämpft. Ebenfalls von hypothetischen und zum Theil ganz allgemeinen Betrachtungen über die Natur der lebenden Wesen ausgehend, erwarb sich die Idee der spontanen Entstehung der Infusorien eine weite, Ja allgemeine Verbreitung und es lässt sich nicht leugnen, dass, angesichts des vorliegenden und im Laufe dieser Zeit ermittelten Thatsachenmaterials, eine solche Theorie fast unabweisbar schien und abweichende Stimmen ‚kaum Anerkennung erringen konnten. Den Gipfelpunkt erreichte die Infusorienforschung dieser Epoche be- kanntlich in Otto Friedrich Müller, welcher die Gruppe nach allen Richtungen hin glänzend erforschte. . \ Es würde ermüden, wenn wir die Leistungen der einzelnen Forscher dieses Zeitraums chronologisch verzeichnen wollten, wir ziehen es vor *) M. A. C. D., Systeme d’un medecin anglais s. la cause de tovtes les &speces de maladies avec les surpr. config. des differ. &sp. des pet. insectes, qu’on voit p. le moyen d’un microscope dans le sang des differ. malades etc. Paris 1727. =") Suite du systeme. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, specieller auf die Ge- schichte der Theorie, dass die Infectionskrankheiten von parasitischen kleinen Thierchen her- rührten, einzugehen. Bemerkt werde nur, dass diese Ansicht für die Pocken und Masern schon von Borelli u. Lange, für die Pest von Borelli, A. Chr. Dietrich u. Kircher, für die Sumpffieber von Varro, Columella u. Fr. Hoffmann vertreten wurde (nach Lesser, Insecto- theologie.) Be Geschichte (Generatio spontanea, Buffon, Needham). 1107 die Entwickelung der wichtigeren Fragen im Zusammenhang zu ver- folgen. Naturgemäss wenden wir unsere Aufmerksamkeit zunächst der Lehre von der sog. Generatio spontanea der mikroskopischen Wesen zu, welche 1749 in Buffon einen sehr beredten Vertreter fand. Seine Ansichten basirten einerseits auf Versuchen über Iniusionen, die er grossentheils gemeinsam mit- Needham machte, theils Letzterem entlehnte, andererseits aber innig auf seiner Zeugungstheorie, wenngleich diese selbst wieder ihre Stütze an den Erfahrungen über die Vorgänge in den In- fusionen suchte. Fest stand ihm, dass die Infusorien aus den infundirten Substanzen selbst hervorgehen, worauf wir sogleich bei Needham noch- mals zurückkommen werden, da die hauptsächlichsten Beweise hierfür letzterem entnommen wurden. Da nun nach Buffon’s Theorie Pflanzen wie Thiere aus organischen, belebten Molekülen zusammengesetzt sind, die in der Nahrung aufgenommen werden und deren Ueberschuss nach vollendetem Wachsthum im Samen deponirt wird, so erschienen ihm die Infusorien 'als diese, bei der Zerstörung der Pflanzen und Thiere frei- sewordenen, belebten Moleküle und im wesentlichen identisch mit den Spermatozoön. Bezüglich letzterer, über welche er bekanntlich zahlreiche, aber nicht gerade sehr gehaltvolle Untersuchungen gemacht hatte, blieb er zweifelhaft, ob sie gleichfalls als einfache belebte Moleküle zu erachten sind, oder eher als die primitivsten Vereinigungen solcher zu höheren Wesen. Infusorien und Samenthierchen galten ihm daher auch nicht als eigentliche Thiere. Theils gründete er dies auf den Mangel echt thierischer willkürlicher Bewegung, was jedoch wesentlich von,den Spermatozoen auf die eigentlichen Infusorien übertragen wurde, theils auf den Mangel unterscheidbarer Organe bei beiden und die angebliche Unfähigkeit der Fortpflanzung; in der Hauptsache ist diese Auffassung aber eine Con- sequenz der Theorie selbst. Da nämlich die belebten Moleküle, als welche er ja auch die Infusorien beurtheilte, sowohl am Aufbau von Pflanzen wie Thieren theilnehmen, so können sie consequenter Weise weder den einen noch den anderen zugerechnet werden, sondern bilden eine dritte oder Mittelgruppe belebter Wesen. Schon oben wurde betont, dass diese Anschauungen zum Theil auf Untersuchungen Needham’s basiren, welchen Buffon mit seiner 1746 zuerst entworfenen Generationslehre bekannt gemacht und dadurch zu Versuchen über Infusionen veranlasst hatte. Needham publieirte dieselben 1750, in Verbindung mit einer Theorie über die Entstehung der Animaleula, die im Wesentlichen mit der Buffon’s identisch ist, sich nur durch grössere Unklarheit, einen unendlichen Schwall von Worten und Zuhülfenahme wenig exacter Begriffe, von ihr unterscheidet. Die früher versuchte Herleitung der Infusorien von Eiern (speciell mikro- skopischer Insekten), die in der Luft verbreitet seien, suchte er zu wider- legen; mit Recht vermisste er die Metamorphose der Thierchen, welche 70* 1108 Infusoria. nach dieser Theorie zu erwarten wäre, auch könnten sie nicht ausser- halb des Wassers leben. Speciell aber bewiesen ihm dies seine Ver- suche mit Infusionen, durch welche er festgestellt haben wollte, dass es für das Entstehen der Animaleula gleichgültig sei, ob die Infusionen offen oder geschlossen gehalten, ob sie gekocht oder nicht gekocht würden. Irgend welche werthvolle Beobachtungen über Infusorien finden sich bei ihm nirgends; was er sah, waren ohne Zweifel hauptsächlich Bacterien und Pilze. Ueber seine Theorie können wir Folgendes bemerken, wobei wir es jedoch nicht zu entscheiden wagen, wie er sie mit der von Buffon in Verbindung bringen wollte. Jede organische Materie ist nach N. geeignet, unter günstigen Bedingungen Lebendes aus sich hervorzu- bringen, die eine leichter, die andere schwerer, je nach der Grösse der widerstebenden Kräfte (Prineipien), die in ihr enthalten sind, denn überall herrsche das Prineip der Expansion, welches das Lebende zu entwickeln trachte und das Prineip des Widerstandes, welches sich dem entgegensetze. Bei der 'Fäulniss und Zersetzung organischer Materie würden nun unter der Wirkung des Wassers die Prineipien des Widerstandes allmählich beseitigt; die organische Substanz werde dabei in eine gelatinöse Masse (Zoogloea) übergeführt, in welcher zoophytenartige Fäden pflanzlicher Natur (Pilze) vegetirten, doch könnte die Entwickelung letzterer auch unterbleiben. Diese Fäden oder, wenn sie fehlten, die gelatinöse Masse selbst, spiele die Rolle eines Uterus und bringe schliesslich die Thierchen aus sich hervor. So könnten sich Animaleula von sehr verschiedenem Ausbildungsgrad entwickeln, solche, die sich fortpflanzten wie das Weizen- älchen und die höheren Animaleula und viel kleinere und fortpflanzungs- unfähige (Bacterien). Auch ihm galten die Samenthierchen ihrem Wesen nach als identisch mit den Animaleula; der Samen sei eben organische Substanz in besonderem Grade der „Exaltation“ und daher besonders befähigt Animalenla hervorzubringen. , Wie bemerkt, fanden die Buffon- Needham’schen Anschauungen im Allgemeinen grossen Beifall und noch bis tief in unser Jahrhundert hinein überzeugte Vertheidiger. In Deutschland trat zunächst Wrisberg (1765) mit einem häufig eitirten Werk für dieselben auf. Was in demselben über den Bau unserer Thiere mitgetheilt und abgebildet wird, blieb weit hinter dem früher Erforschten zurück, auch sind nur zwei der abgebil- deten Formen einigermassen kenntlich. Cilien wurden nirgends dar- gestellt, Nahrungsaufnahme nur für Vorticellen angegeben. W.’s Theorie der Infusorienentstehung ist im Wesentlichen die Buffon- Needham’sche. Bedingung ihrer Bildung ist die Fäulniss organischer Substanzen; schliesse man diese aus, was er durch Luftabschluss zu bewirken suchte, indem die Infusion mit einer Oelschicht bedeckt wurde, so bildeten sich keine Infusorien, welche auch mit Aufhören der Fäulniss verschwänden, Die Fäulniss nun löse die „Molekel“, welche thierische wie pflanzliche Substanzen zusammensetzten, aus ihrem Zusammenhang und die Körperehen, welche man in den Infusionen, kurze Zeit nachdem sie an- Geschichte (Generatio spontanea, Needham Wrisberg, Spallanzani). 1109 gesetzt wurden, anfänglich unbewegt, dann bewegt fände (Bacterien), seien diese Molekel, welche er auch „Rudimenta animalium“ nannte und ihre Bewegung „Motus intestinum“. Durch Vereinigung solcher frei ge- wordenen Molekel (ein Vorgang, der mit der Kıystallisation verglichen wird) bildeten sich die Animaleula wie auch der Sebimmel. Das angebliche Hervorgehen der Infusionsthiere aus Eiern widerspreche den Erfahrungen und sei unbegreiflich. Wie ersichtlich, wiederholte Wrisberg im Wesent- lichen nur die Buffon-Needham’schen Anschauungen. Schon im folgenden Jahr, 1766, erhob sich jedoch ein energischer und genialer Gegner dieser Lehren, der italienische Abbate Spallan- zani, der einzige bedeutende Gegner der Generatio spontanea, welchen die Epoche überhaupt aufweist. Zwar hatte Bonnet schon 1762 die Buffon-Needham’schen Lehren lebhaft bekämpft, namentlich die Thier- heit der Animaleula vertheidigt und die Urzeugung kritisch zu wieder- legen versucht. Da er jedoch keine eigenen Untersuchungen anstellte, sondern nur die Beobachtungen und Schlüsse Needham’s kritisch be- zweifelte, so steht er hinter Spallanzani zurück, wenn auch des letz- teren Untersuchungen durch Bonnet’s Einwände direet angeregt zu sein scheinen. Sp.’s Werk war ein directer Versuch der Widerlegung der Buffon- Needham’schen Theorie, welches Unternehmen er 10 Jahre später be- deutend erweiterte und vertiefte, um die Einwände abzuweisen, welche Needham in der französischen Uebersetzung des Spallanzani’schen Buches (1769) gemacht hatte. Die musterhafte Weise, in welcher Spallanzani verfuhr, muss noch heute unsere volle Bewunderung erregen, und erst unsere Zeit vermag die Correctheit seiner Darstellungen und Versuche ganz zu würdigen. Wir fassen die Resultate beider Arbeiten, soweit sie die allgemeine Beurtheilung, Herkunft und Entstehung der Infusorien betreffen, zu- sammen. Spallanzani war erklärter Anhänger der alten Annahme, dass die Infusorien aus Eiern oder Keimen hervorgehen, wie er auch ihre thierische Natur energisch gegen Buffon vertheidigte. Gründe hierfür waren ihm namentlich die Art ihrer Bewegungen: spontanes Stillstehen und Wiederbeginnen der Bewegung, Aenderung der Richtung, Aufsuchen der Nahrung, Zurückziehen in die Flüssigkeit beim Eintroeknen der- selben und weiteres (auch Hill hatte 1751 die Animaleula durchaus als Thiere beurtheilt, ohne jedoch Beweise beizubringen). 1776 führt Sp. als fernere Gründe auch ihre Nahrungsaufnahme au, welche er wohl sicher beobachtet hat, ferner ihr Verhalten zu Wärme und Kälte, welches sich dem der übrigen Thiere anschlösse, sowie dass sie von den gleichen Substanzen wie letztere getödtet würden. Erhitzung auf 34° R. fand er sowohl für die Bacterien wie die eigentlichen Infusorien tödtlich (schon ein Jahr früher hat Tereschowsky diese Temperatur auf 35° R. bestimmt), dagegen bemerkte er, dass einige Infusorien eine Kälte von 8—9° 1110- Infusoria. vertragen, wenn die Flüssigkeit nicht friert, Einfrieren aber sei tödt- lich (auch dies hat Tereschowsky 1775 angegeben; Joblot beobachtete schon Infusorien unter dem Eis). Durch den eleetrischen Funken werden sie getödtet, was vor ihm schon Tereschowsky 1775 und Saussure (in einer brieflichen Mittheilung bei Spallanzani) gefunden hatten. Die Zu- sammenstellung von Infusorien mit den Samenthierchen hielt Spallanzani für nieht gerechtfertigt, da letztere keine echten Thiere seien. Seine zahlreichen Versuche über Infusionen führten ihn zu dem unab- weislichen Schluss, dass die Animalcula aus Eiern oder Keimen hervorgehen müssten. Im luftleeren Raum unter der Luftpumpe konnte in Infusionen keine Entwickelung von Infusorien beobachtet werden, auch starben die Tbiere einer Infusion darin nach einigen Tagen ab. Da die Versuche mit offen oder verschlossen gehaltenen, gekochten Infusionen zu keinen ent- scheidenden Resultaten führten, kam er auf den Gedanken, dass die ‘xperimente nur dann beweisend sein könnten, wenn auch die in den ver- schlossenen Getässen enthaltene Luft erhitzt werde. Schon 1766 machte er daher einen Versuch mit 19 Infusionen in Flaschen, welche zugeschmolzen und dann in siedendem Wasser eine Stunde lang erhitzt wurden. In keiner derselben konnte die Untersuchung „zu gehöriger Zeit‘ Infu- sorien auffinden. Needham’s Einwand, dass Erwärmung die vegetative Kraft der Infusionen zerstöre, widerlegte Sp. 1776 sehr richtig durch den Nachweis, dass noch so lang gekochte Infusionen, ja solche, welche aus verkoblten Samen bereitet wurden, Infusorien entwickelten, wenn sie nur offen gehalten werden. Den ferneren Einwand, dass beim Zuschmelzen der Flaschen die Luft ihrer Elastieität beraubt (d. h. wohl verdünnt) werde, widerlegte er jetzt dadurch, dass er den Hals der Flaschen vor dem Zu- schmelzen capillar auszog, damit, das Zuschmelzen ohne bemerkens- werthe Erhitzung der Luft in der Flasche geschehen konnte. Auch fand er, dass bei der Eröffnung in den Flaschen gewöhnlich ein Ueberdruck vorhanden war (der leicht erklärlich ist, weil jedenfalls in den meisten Bacterienentwickelung eintrat). Jetzt erforschte er auch durch eine an- sehnliche Reihe Experimente genauer, wie lange die zugeschmolzenen Flaschen der Hitze des siedenden Wassers ausgesetzt werden miüssten, ‚um die Infusorienentwickelung zu unterdrücken, was ihn zu einer sehr wichtigen Unterscheidung von zweierlei Infusorien, solche „der ersten und der zweiten Ordnung“, führte. Die ersteren, zu denen unsere eigent- lichen Infusorien gehören, entwickelten sich auch nach der kürzesten Er- hitzung in siedendem Wasser nicht mehr, die Entwickelung der letzteren dagegen wird erst durch eine Erhitzung von mindestens °/, Stunde unter- drückt. Da die der 2. Ordnung auch die kleinsten sind, so folgt wohl sicher, dass er hierunter die Bacterien verstand. Hieran schloss Sp. weitere Versuche, um den Temperaturgrad festzustellen, welchen die Keime der Tbierchen erster Ordnung noch ertragen können, wobei sich ergab, dass sie nur dann entstehen, wenn die Erhitzung der Flaschen nicht über 28° R. getrieben wurde, was jedenfalls etwas zu niedrig ist. Geschichte (Generatio spontanea, Spallanzani, Göze, Tereschowsky). 1111 Dass sich Spallanzani auf Grund dieser Versuche entschieden für die Keimtheorie aussprach, kann namentlich für die eigentlichen Infusorien nur unseren Beifall finden; für die Animaleula der zweiten Ordnung zögerte er nicht, längere Widerstandsfähigkeit der Keime gegen Siedhitze anzunehmen, was ja die Folgezeit endlich bestätigen musste. Die Keime aber selbst aufzufinden, gelang ihm nicht, wenn mir auch wahrscheinlich ist, dass er die Cysten eines Infusors schon 1766 beob- achtete; 1776 fand er sicherlich Cysten von Colpoda und sah auch ihr Ausschlüpfen. Dass er sie als Eier erklärte, ist leicht verständlich, weniger dagegen, dass er auch beobachtet haben wollte, wie diese Eier von den Infusorien abgelegt würden (wahrscheinlich eine Verwechselung mit Ausstossung von Exerementen). Indem wir den chronologischen Gang der Darstellung ein wenig unterbrechen, verzeichnen wir gleich, dass sich auch Göze schon 1774 als einer der wenigen Gegner der Generatio spontanea erklärte. Die Ver- suche, welche er zum Beweise seiner Ansicht anstellte, waren jedoch wenig überzeugend, da er sich damit begnügte, die Infusionen mit Blase zu verschliessen. Dennoch glaube ich, dass er richtig feststellen konnte, wie in derartig verschlossenen Infusionen die Entwickelung beweglicher Thierehen unterblieb; dass sich natürlich Bacterien bildeten, entging ihm nicht, indem er auch in solchen Infusionen „das spinnenartige Gewebe und die Filamente der Schleimhaut‘ entstehen sah. “ Wie schon gelegentlich bemerkt wurde, hatte Tereschowsky (1775) einige Resultate der Spallanzani’schen Arbeit von 1776 antieipirt. Seine Untersuchungen sind viel weniger ausgedehnt wie die des Italieners und ihr Resultat daher auch nicht ganz zutreffend. Mit Spallanzani und wesentlich aus denselben Gründen hielt er die Animalcula für echte Tbiere. Aus den infundirten Substanzen entstünden sie nicht, ebensowenig aber auch aus in der Luft enthaltenen Eiern. Was er dagegen anführt, bekämpft grossentheils die Vorstellung ihrer Abstammung von mikro- skopischen Luftinsekten, beweist also höchstens die Irrigkeit dieser An- sicht. Auf mangelhafter Beobachtung beruhte jedenfalls der weitere Grund, dass mit gekochtem oder gefrorenem Wasser bereitete Infusionen keine Thiere lieferten. Er kam daher zu dem Schlusse, dass die Thiere der Infusionen dem zur Bereitung derselben verwendeten Wasser entstammten, was ihm auch dadurch erwiesen schien, dass er in den untersuchten Gewässern, wenn auch spärlich, Infusorien beobachtete und auch in stehendem Wasser, ohne Zusatz von organischen Substanzen, Thierchen auftreten sah.*) Ferner hänge die Art der auftretenden Thierchen von dem verwendeten Wasser ab, nicht jedoch von der infun- dirten Substanz. ®) Diese hier zum ersten Mal, wie es seheint, bestimmt ausgesprochene T'hatsache, sollte in der Folge zu den abenteuerlichsten Vorstellungen Veranlassung geben. 14412 Infusoria. Wir wissen jetzt, dass seine Schlussfolgerungen in vielen Fällen zu- treffend sind, keineswegs aber allgemein richtig erscheinen. Es möge nun, bevor wir der Ansichten des Altmeisters der Infusorien- forschung gedenken, zunächst der Mikroskopiker von Gleichen, gen. Russworm, reden, da Müller, als er Gelegenheit hatte, seine Ansichten am ausführlichsten zu entwickeln, die Gleichen’s schon kritisiren und zurückweisen konnte. Gleiehen’s Anschauungen über die Entstehung der Infusorien finden sich in der Arbeit von 1778, welche trotz mancher guter und fördernder Wahrnehmungen doch in vieler Hinsicht hinter älteren zurücksteht und überhaupt einen dilettantenhaften Eindruck macht. Dass Gleichen ebenfalls die Thierheit der Infusorien lebhaft vertheidigte, mag hier noch angeführt werden, in der Folge wollen wir diese Frage nicht mehr eingehender berücksichtigen, da sie von nun an, wenigstens in dem gewöhnlichen Sinn, als ausgetragen betrachtet werden darf. Die Zusammengehörigkeit von Infusions- und Samenthierchen wurde auch von Gleichen lebhaft bekämpft. Seinen Erfahrungen zufolge sollten die Infusorien in offenen wie ver- schlossenen Gefässen entstehen, in frischem, gekochtem, wie destillirtem Wasser und namentlich auch ohne Zusatz organischer Substanzen. Diese mangelhaften Erfahrungen verleiteten ihn nun zu der kühnen Hypothese, dass die Infusorien direet aus dem Wasser entstünden, „in dessen inneren Bestandtheilen wir die Principia des Lebens des T'hier- und Pflanzenreiches aufsuchen müssten“. Die organischen Substanzen sollten in den Infusionen theils nur als Nahrung für die Thierchen, theils durch die Gährung, die sie erregten, wirken. Die Gährung erzeuge eine innere Bewegung der Infusionen, welche ‚von der Trennung des geistigen von dem flüssigen berrühre“, und die man als die sog. „Grundbewegung“ erkenne (jedenfalls Bacteriengewimmel). Das abgesonderte Lebens- prineip des Wassers erscheine in Gestalt kleiner Bläschen in Grund- bewegung begriffen (Micrococcen), welche sich nun in mannigfacher Weise aneinanderlegten und zusammengruppirten, dann wahrscheinlich eine feine Haut um sich entwickelten und so zu grösseren Thierchen, Infusorien, würden. Um nun das Entstehen sehr verschiedenartiger Infu- sorien aus dem Wasser zu erklären, nimmt er noch eine ganze Reihe seltsamer mitwirkender Bedingungen an. Gegen das Hervorgehen der In- fusorien aus der infundirten Substanz führte er nicht ohne Grund an, dass dieselben Aufgussthiere aus den verschiedensten Substanzen erhalten werden. Wie man bei einem Forscher von der Bedeutung ©. F. Müller’s erwarten muss, ist sein Standpunkt in der Frage nach der Entstehung der Infusorien ein hervorragender, wenn auch nicht ganz leicht festzu- stellen, namentlich geht er aus dem nach seinem Tode von Fabricius veröffentlichten Hauptwerk von 1786 keineswegs klar hervor*), ist dagegen *) Was sich hier in der Einleitung findet, ist fast nur Abdruck aus den Verm. terestr, et fluviat, von 1773. Geschichte (Generatio spontanea, Gleichen, O. F. Müller). 1113 in der 1783 vor der dänischen Akademie gelesenen, aber erst nach seinen Tode 1788 veröffentlichten Schrift „Om Infusions-Dyrenes Frembringelse“ ziemlich klar entwickelt. Doch gibt er an, dass er seine Ansichten schon 1772 in einer mir nicht zugänglichen Schrift dargelegt habe. Das Wichtigste. in Müller’s Standpunkt ist, dass er, ähnlich wie Spallanzani, (dessen zweite Arbeit ihm bei Abfassung seiner genannten Schrift noch unbekannt war) zwei Arten von Infusorien unterschied, für welche er eine wesentlich verschiedene Entstehung zu constatiren suchte. Als „eigentliche Infusionsthiere“ bezeichnete er nur Jene kleinsten Wesen, wie sie zuerst in den Infusionen auftreten und die wir heutzutage Baeterien®) nennen. Diese wollte er aus den infundirten organischen Sub- stanzen in einer Weise entstehen lassen, die sich von der Needham- Buffon’schen Theorie nicht wesentlich entfernt, wozu er auch unabweisbar geführt werden musste, da er die Vorgänge in den Infusionen nur mit dem Mikroskop verfolgte, jedoch keine Versuche nach Art des Spallan- zani machte. Für die übrigen Infusionsthiere, seine „Bullaria‘“**), wies er da- gegen eine solche Entstehung entschieden zurück; diese pflanzen sich nach ihm fort wie die höheren Thiere und gelangen als Eier, aus der Luft oder auf anderen Wegen, in die Infusionen. Ueber das Hervorgehen seiner eigentlichen Infusionsthiere äusserte er sich 1783 etwa folgendermassen: „Alle animalischen und vegetabi- lischen Theile lösen sich“ (in Infusionen) „in netzige Häute auf (die bekannte Zoogloeahaut der Infusionen, welche in allen späteren Theorien eine so hervorragende Rolle spielt), von welchen sich Bläschen loslösen, aufleben und Infusionsthiere oder Samenthbiere bleiben und wie diese aus der Auflösung genannter Geschöpfe hervorgehen, setzen sie wieder andere Thiere und Pflanzen zusammen, um diese zu entwickeln und ent- falten nach von des Schöpfers Augenmerk’ eingeschriebenen Grund- plänen“. Bei neuer Auflösung könnten sie wieder befreit werden und so fort. 1775 bemerkte er noch, dass diese Molekel, wenn sie sich mit erdigen Theilen vermengten, die festen und flüssigen Theile der Orga- nismen bildeten, wenn sie unvermischt blieben, den Nervensaft und die Seele. Man könnte nach dieser Darstellung glauben, Müller habe ebenfalls der Anschauung gehuldigt, dass seine Bullaria, nebst den höheren Thieren ) Doch begriff er darunter auch kleine Monadinen. **) Es ist ein Irrthum, wenn Stein 1859 (p. II) die Bullaria Müller's auf die Räderthiere beziehen will und Müller daher schon die schärfere Trennung der Protozoön und Rotatorien zuschreibt. Erklärlich ist dies dadurch, dass Stein nur das Werk von 1786 zu Rathe zog, wo in die Einleitung, welche im Uebrigen ein Abdruck von 1773 ist, ein Passus über die Unterscheidung zwischen eigentlichen Infusionsthieren und Bullaria eingeschoben wurde. Dennoch hätte schon eine genaue Vergleichung dieser Stelle jene Vermuthung unwahrschein- lich gemacht, da hier bemerkt wird, dass sich die Bullaria besonders auch durch spontane Theilung fortpflanzten, eine Erscheinung, welche auch Müller bei keinem Räderthiere zu beobachten vermochte. 1114 Infusoria. und Pflanzen sich durch direeten Zusammentritt solcher Molekel bildeten; doch war dies sicherlich nicht seine Auffassung, ich glaube vielmehr, dass er sie nur auf dem Wege der Ernährung oder bei der Embryonen- entwickelung, also als eine Art organischer Materie, in die Bildung der höheren Organismen eingehend dachte. Wenigstens wendet er sich scharf gegen die Annahme Gleichens von der Bildung höherer Infu- sorien durch Zusammentritt kleiner, natürlich auch gegen dessen Hypo- these von der Entstehung der Aufgussthiere aus dem Wasser. In diesem Punkt suchte er auch wohl den Unterschied seiner Theorie von der Buffon- Needham’schen, worauf er speciell hinwies. Obgleich nun Müller, wie schon zuvor Spallanzani, zum Verständniss durchgedrungen war, dass die sog. Aufgussthierchen hinsichtlich ihrer Entstehung in zwei Gruppen zu sondern seien, so fand diese Unterscheidung in der Folgezeit doch nur wenig Verständniss und Berücksichtigung. Die Buffon-Needham’sche Theorie erhielt sich ihrem Wesen nach als die herrschende und wurde gewöhnlich auf alle Infusionsthiere ohne Aus- nahme ausgedehnt und dem Vorstellungskreis der einzelnen Forscher nach Bedürfniss angepasst. Gegner von Bedeutung hatte sie vor Ehrenberg kaum aufzuweisen, denn die Einwände von Necker (1790) und Abildgaard (1793) waren zu wenig begründet, um sich Geltung zu verschaffen. Ersterer hatte über- haupt keine eigenen Erfahrungen, sondern gründete seine mit Tereschowsky übereinstimmende Ansicht, dass die Thierchen schon ursprünglich in den verwendeten Wässern enthalten seien, auf die Erfahrungen eines Reisenden, der gefunden hatte, dass Infusionen, welche er auf hoher See mit süssem Wasser bereitete, nur wenig ergaben, während die gleichzeitig mit See- wasser hergestellten sehr reich waren. Infusionen mit Meerwasser hatte übrigens schon 1785 Cavolini bereitet und scheint sich bei dieser Gelegen- heit auch als Gegner der Generatio spontanea zu erklären, wenigstens betonte er, dass dieselben Infusorien auch im gewöhnlichen Meerwasser reichlich vorkommen, hingegen Infusionen aus gekochtem Fueus, mit gekochtem Seewasser hergestellt, steril blieben. Abildgaard vertheidigte, auf zahlreiche, aber nicht ausreichende Versuche gestützt, die Eierhypo- these, namentlich glaubte er dieselbe dadurch erhärten zu können, dass ausländische Pflanzentheile, welche er infundirte, besondere, neue Infusorien lieferten (es waren aber keine solchen). Bemerkenswerth ist seine Vorstellung, dass Fäulniss wie Verderben des Wassers eine Folge der Infusorienentwickelung sei, auch die faulige und saure Gährung möchte er dieser zuschreiben. Es scheint hier die richtige Ansicht zuerst, aber nicht genügend begründet, ausgesprochen worden zu sein. Anhänger der Urzeugung war v. Schrank (1776), welcher wie Wris- berg der Fäulniss eine besondere Bedeutung bei der Bildung der In- fusorien zuschrieb und die natürlichen Gewässer als Infusionen im Grossen beurtheilte. In seinem Hauptwerk von 1803 sprach er sich nicht bestimmt über diese Frage aus, doch scheint ihm, ähnlich wie Geschichte (Generatio spontanea, Müller bis Oken). 1115 Treviranus, die Idee einer unzerstörbaren organischen Urmaterie vor- geschwebt zu haben. Swaving (1799) blieb das Entstehen von Infusorien in gekochten und zugestopften Infusionen ein „grosses häthsel“. Hochaufgebauscht und in ein neues prunkendes Gewand von philoso- phisch scheinenden Wendungen und Redensarten gekleidet wurde die Ur- zeugungstheorie von den deutschen Naturphilosophen, namentlich Trevi- ranus (1305) und Oken (1805). Obgleich beide den einzigen gewichtigen Gegner, Spallanzani, und die Ergebnisse seiner Versuche natürlich auf das Hettigste befehdeten, unternahmen sie es doch nicht, ihn durch ähnliche exacte Versuche zu widerlegen. Treviranus hat sich selbst viel mit Unter- suchungen über Infusionen beschäftigt, welche wir nicht in Einzelheiten verfolgen wollen. Die Entstehung der Infusorien durch Urzeugung mit oder ohne Gegenwart organischer Substanzen schien ihm zweifellos, was er sich mit einer unwesentlichen Modification der Buffon -Needham’schen Theorie so zu erklären suchte, dass eine absolut unzersetzbare und unzerstörbare, an sich formlose Lebensmaterie (die er aber auch Lebens- prineip nannte) in der ganzen Natur vorhanden sei, welche unter dem Einflusse äusserer Ursachen eine bestimmte Gestalt erhalte, d. h. zu Pflanzen oder Thieren einfachster Art werde. In höhere Formen ergiesse sich die lebende Materie in jetzigen Zeiten nur unter der Mitwirkung lebender Organismen. Er hielt es sogar für möglich, dass der Sauerstoff oder Wasserstoff diese lebende Materie in ihrem formlosen Zustand sei. Der ursprünglichen Buffon’schen Hypothese noch näher kamen die Vorstellungen, welche der Naturphilosoph par excellenee Oken 1805 in seinem Buche von der Zeugung entwickelte. Alle Pflanzen und Thiere bestehen nach ihm aus Infusorien. Desshalb nannte er sie auch Urthiere, obgleich er sie, wie früher Buffon, nothgedrungen von den eigentlichen Thieren und Pflanzen trennen musste. Er unterschied daher Infusorien (einschliesslich der Polypen), Pflanzen und Thiere. Die Infusorien seien bei der Schöpfung eben so allgemein und unvertilgbar entstanden wie ‚Erde, Luft und Wasser. Alle Thiere und Pflanzen könnten sich daher auch wieder in Infusorien auflösen, wie es in den Infusionen geschehe. Er selbst hat übrigens keine Versuche über Infusionen angestellt. Wesent- lich identisch mit den Infusionsthieren seien die Spermatozoän oder Üer- carien des thierischen Samens und die Pollenkörner der Pflanzen, aus deren Vereinigung bei der Fortpflanzung der eigentlichen Thiere und Pflanzen das neue Individuum hervorgeht. Kleinere Infusorien vereinigten sich zu grösseren, und aus der Vereinigung solcher gingen Polypen hervor. Weiter auf.die zum Theil geradezu abenteuerlichen Vorstellungen und Vergleiche, welche Oken in seiner Zeugungstheorie vorbrachte, einzugehen, ist hier nicht der Ort. Betont muss aber werden, dass ein genaueres Studium des Buches die häufig wiederholte Behauptung, dass seine Lebre von der Bildung der Thiere und Pflanzen durch Vereinigung von Infusorien den ersten Keim der Zellentheorie enthalte, als ganz hinfällig erweist, 1116 InfuSoria. Dass dies nicht der Fall, zeigt überzeugend dasjenige, was er specieller über diese Ver einigung der Infusorien zu höheren Organismen bemerkt {s. p. 22—23). Es sei dies keine mechanische Vereinigung, wie dıe des Beieinanderliesens mehrerer Körnchen, sondern eine Vereinigung ähnlich dem Verschwinden des Wasserstoffs und Sauerstoffs im Wasser, eine wahre Durchdringung, ein Einswerden aller dieser Thierchen. Die Individualität keines wird geschont, diese geht für sich schlechthin zu Grunde. Ferner ist ihm die Er- nährung eine fortgesetzte Neuaufnahme von Infusorien, ähnlich wie dies Buflon schon be- hauptete (p. 36). Sind diese Aussprüche natürlich alle nicht ‚vollkommen klar, so beweisen sie doch nach meiner Auffassung genügend, dass Oken sich die Vereinigung seiner Infusorien viel mehr im Sinne eines völligen Aufgehens derselben dachte, keineswegs aber in dem der späteren Zellenlehre. Auch die Art, wie er sich 1832 gegen Angriffe, welche Ehrenberg auf seine Lehre richtete, vertheidigte, spricht hierfür. Nicht im „zoologischen‘ (soll wohl eigentlich heissen morphologischen), sondern im „physiologischen“ Sinne habe er seine Ansicht ausgesprochen. Keine ernstliche Berücksichtigung verdienen die Versuche Fray’s (1807), weleher nicht nur Infusorien, sondern auch die verschiedenartigsten höheren Thiere, selbst Mücken und Regenwürmer, aus seinen Infusio- nen hervorgehen sah; sogar infundirte Erze ergaben Infusorien, die er auch unter Wasser- und Stickstoff entstehen sah. Natürlich musste ihm unter diesen Umständen das Zusammenwirken von Wasser, gewissen Gasarten, Wärme und Licht zur Hervorbringung der Infusorien genügen. Seine Angaben erfuhren übrigens schon 1809 eine herbe Kritik durch Gruithuisen, obgleich dieser selbst eifriger Anhänger der Urzeugung war. Auch letzterer wollte Infusorien aus der Infundirung gewisser mineralischer Substanzen hervorgehen lassen. Die Bildung der Aufgussthiere geschehe durch eine Art Gährungsprocess, der sich von den übrigen Gährungs- vorgängen unterscheide, jedoch neben diesen einhergehen könne. Durch direete Ablösung aus der infundirten Substanz entstünden die Infusorien aber nicht. Wie er sich die Zeugung der Infusorien denkt, erläutert besser seine Schrift von 1812. Die zuerst entstehenden Bacterien sollen sich theils frei in der Flüssigkeit, theils in dem die Infusion über- ziehenden Schleim bilden; sind sie noch in letzterem eingebettet, so nennt er sie Eier. Aus letzteren lässt er dann durch einfaches Auswachsen Monaden und schliesslich auch Ciliaten hervorgehen (Ovalthierchen, Chilo- don und anderes umgreifend), doch sollen sich diese auch direct aus dem Schleim bilden können. Als Vertreter der Generatio spontanea erwiesen sich Lamarck (1815), welcher dieselbe aber auf die einfacheren Infusorien beschränkte, Schweigger, Goldfuss (1820) und Carus (1823), die sich wesentlich an Treviranus und zum Theil auch an Oken anschlossen. Wie Lamarck glaubten auch Blainville (1822) und namentlich Bory de St. Vincent (1824), welcher über Infusorien viel geschrieben, aber wenig beobachtet hat, dass nur die einfacheren Infusorien durch Urzeugung entständen. Letzterer wollte dieselbe speciell auf seine erste Infusorienordnung, die Gymnodea, und namentlich auf die Familie der Monadaria (Bacterien und Monaden) beschränken, in welche sich die höheren Organismen bei Infundirung auch auflösen sollten. Geschichte (Generatio spontanea, Oken bis Dumas; Vorticellin., Trembley). 11517 Solche Vorstellungen hatten naturgemäss an Ausbreitung gewonnen, Je mehr es in der Zwischenzeit gelungen war, die Fortpflanzungserscheinungen der grösseren Aufgusstbiere zu erkennen. Welch’ eigenthümliche An- schauungen gerade Bory über die spontane Entstehung der Organismen und der Infusorien im speciellen entwickelte, zeigt besonders sein Artikel „Matieres“ im Diet. classique, in welchem er gleichfalls organische Materie und einfachste Organismen aus reinem stehendem Wasser hervorgehen lässt. Selbst ein Dumas vertrat 1525 noch die gleichen Ideen über Urzeugung und die Auflösung höherer Organismen in Monaden, wiewohl ihm die Angelegenheit unter der Hand unsicher wurde, denn am Schlusse seines Artikels erklärt er die Ansicht für zweifelhaft, welche er am Beginn mit Bestimmtheit vertrat. Nachdem wir die allgemeinste Frage der Infusorienforschung durch die Epoche verfolgten, kehren wir zurück, um die allmählichen Fort- ‘schritte in der Erkenntniss der Formen, ihres Baues und der Fort- pflanzung zu betrachten. Unter allen Gruppen der Ciliaten hat wohl die der Vorticellinen das Interesse des vorigen Jahrhunderts in höchstem Masse beansprucht, sie wurde denn auch bald durch vortreffliche Unter- suchungen genauer bekannt. Hierzu trug namentlich die Aehnlichkeit der Vortieellinen mit den Süsswasserpolypen bei, deren besondere Verhält- nisse damals die wissenschaftliche Welt in das höchste Erstaunen ver- setzten und die Speculation auf das tiefste anregten. Gerade der geniale Forscher, welcher die Kenntniss dieser Polypen so vertieft hatte, dass ihm erst unsere Zeit ganz gerecht wurde, Trembley, zeichnete sich auch durch vorzüglichste Untersuchungen über die Vorticellinen aus, welche er den » Polypen zurechnete. Da den Vorticellinen (wenigstens den gestielten) hier- mit eine gewisse Sonderstellung gegeben war, die immer von neuem, ja bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts, Vertreter fand, so wollen wir auf sie zunächst einen Blick werfen, ohne uns aber streng an die jetzige Umgrenzung der Abtheilung zu halten. Trembley’s Untersuchungen waren namentlich für die Fortpflanzung von besonderer Bedeutung, welche damit zum ersten Mal für einige Ciliaten ermittelt und wodurch gleich- zeitig die Auffassung der Vorticellineneolonien festgestellt wurde. Was er über die Organisation der untersuchten Vorticellinen mittheilt, ist nicht sehr viel, wiewohl die Abbildungen vortrefflich sind. Die Cilien kamen ihm nicht zu klarer Ansicht, das Peristom galt, wie bei den alten Forschern gewöhnlich, in seiner Gesammtheit als Mund. Die Bewegungen schilderte er gut. 1744 untersuchte er genauer eine Epistylis (sein polype a bouquet, nach mir wahrscheinlich Ep. flavicans), bei welcher er sicher beobachten konnte, dass sich einzelne Individuen von der Colonie ablösen, im eontrahirten Zustand umherschwimmen, sich dann wieder befestigen, einen Stiel bilden und durch Längstheilung eine neue Colonie ent- wickeln, welche er bis zu 8 Individuen verfolgte. 1747 constatirte Tr. das Gleiche bei Carchesium polypinum und stellte hier sogar fest, dass kleine Ungleichheiten der beiden Theilungssprösslinge den Grund für den 1118 Infusoria. abweichenden Verzweigungsmodus der Colonie bilden. Besonders hervor- ragend sind aber seine Untersuchungen aus demselben Jahr über das Zoothamnium Arbuscula. Die Verschiedenheit der Contraetionen desselben von Carchesium war ihm wohlbekannt. Hier fand er, dass die Bildung neuer Colonien nie von den gewöhnlichen Individuen aus- geht, sondern von besonderen Makrogonidien, welche er Bulbi nannte und den Gallen der Blätter verglich. Diese lösen sich ab und ver- mehren sich nach der Festheftung so rasch, dass eine junge Colonie schon nach 24 Stunden über 100 Individuen zählt. Auch hier ging er näher auf die Vorgänge ein, welche die besondere Verzweigungsart der Colonie bewirken. Fügen wir noch zu, dass Trembley für Carehesium eonstatirte, dass die Stiele nur bei Vorhandensein der Polypen ceontraetions- fähig sind und dass sie, der Polypen beraubt, nieht mehr wachsen, so erscheint die Auffassung dieser colonialen Formen durch iln so voll- kommen ermittelt, dass es als ein wenig rühmliches Beispiel wissenschaft- lichen Leichtsinns bezeichnet werden muss, wenn noch bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts die irrthümlichsten Anschauungen über dieselben eifrige Anhänger fanden. Schon 1744 studirte Tr. auch drei Arten Stentoren (seine tunnel- like polyps), deren schiefe Theilung er gleichfalls vorzüglich verfolgte. Cilien beobachtete er auch hier nicht, doch sah er den von der adoralen Spirale erregten Wasserstrom mit Nahrungskörperchen. Keine wesentliche Erweiterung wiserer Kenntnisse verdanken wir den gelegentlichen Beobachtungen von Unger (1746), de Geer (1747), Kästner (1752), sowie denen eines Anonymus (1753), die wahrscheinlich alle Carchesium untersuchten. De Geer fand wohl hierher zu beziehende Formen auf Cyelops und Wasserasseln, versuchte dieselben auch von ihren Stielen abzuschneiden und schloss daraus richtig auf die Gründung neuer Colonien aus freischwimmenden Individuen. Kästner bemerkte in ihnen sehwarze Pünktchen in Bewegung, die er als Eingeweide oder Nahrung deuten wollte. Auch Schäffer lieferte 1754 nicht mehr wie eine Abbildung von Vorticellen und Carchesium und wollte die Colonien des letzteren wieder unrichtiger Weise aus Vereinigung einfacher Polypen (Vortieella) hervorgehen lassen. Er gedachte auch wieder der schon von Trembley (1744) und wohl auch Leeuwenhock (1705) gesehenen Läuse auf Hydra. Nicht gar vieles bieten die Baker’schen Untersuchungen (1743 bis 53). Manches was er mittheilt, ist nur Auszug aus Trembley. Er beob- achtete Vorticellen, Carchesium, vielleicht noeh andere Colonien und auch eine Form (Polyp mit dem Deckel), die wahrscheinlich auf Ophrydium Eichhorni oder Opercularia bezogen werden muss. Die adorale Spirale beschrieb er als bewegte Fasern um den Mund theilweise nicht schlecht; auch bei Stentor erwähnt er dieselbe als eine Krone von Zähnen. Einzelne gute Beobachtungen und Abbildungen von Zoothamnium Arbuseula verdanken wir Brady und Mitchell (1755). Sie zeichneten in dem Hauptstamm schon den Stielmuskel und in einer Makrogonidie Geschichte (Vorticellin. Trembley bis Spallanzani). 1119 sicherlich den Kern. Die allgemeine Auffassung -blieb jedoch weit hinter Trembley zurück, da sie das Wesen als Pflanze deuteten, und die gewöhn- liche Individuen als Blätter, die grossen dagegen als Früchte bezeichneten. Ihre weiteren Beobachtungen beziehen sich wahrscheinlich auf Stentor, bez. dessen sie nieht über Baker hinauskamen. Für ihre Zeit (1755) ganz vorzüglich waren die Beobachtungen kösel’s über zahlreiche, zum Theil neuentdeckte Vortieellinen, ja sie übertrafen sogar die späteren von OÖ. F. Müller in mancher Hinsieht. Leider war Rösel mit den früheren Forschungen nicht hinreichend ver- traut, sonst hätte er wohl noch Vollständigeres geliefert. Richtiger als Frühere erkannte er die Verschiedenheiten zwischen den Vorticellinen und den eigentlichen Polypen und gab ihnen daher den Namen „Affter- polypen“. Seine Beobachtungen, die vortreffliche Abbildungen begleiten, erstreckten sich über eine Vorticella, Carchesium polypinum, drei Epistylis- arten von Oyclops, zwei Opercularien und Epistylis flavicans. Bei letzterer und einer der Opereularien sah er den vollständigen Wimperkranz gut, bei den übrigen gewöhnlich nur den optischen Durchsehnitt. Den Kerm erkannte er bei den beiden ersteren, namentlich der Epistylis flavicans sehr gut als ein constantes inneres Organ; bei letzterer auch die con- tractile Vacuole als eine helle-Stelle; ihre Nahrungsballen deutete er als Bier. Ueber die Bildung der Colonien dagegen hatte er unrichtige Vor- stellungen. Gut ist auch seine Abbildung der Trichodina Pedieulus (2. Art von Polypenläusen), bei welcher er schon die adorale Spirale wahr- nahm; er unterschied zuerst die beiden Arten von Polypenläusen. Bei Stentor Roeselii bemerkte er die adorale Spirale als einen Kranz „vip- pernder Härlein“, auch schon die Mundeinsenkung, ohne sie aber richtig zu deuten. Loslösen, Umherschwimmen und Contraetion wurden gut dargestellt. Es sei hier gleich erwähnt, dass das, was Ledermüller (176063) über Vorticellinen mittheilt, sonder Zweifel ein Plagiat nach Rösel ist, entstellt durch einige ganz unrichtige Behauptungen. Polypen seien es nicht, sondern gesellige Schalenthierchen. — Marine colonienbildende Vorti- cellinen wurden von Ellis (1759), Baster (1759—65) und auch von Slabber (1775) abgebildet; alle diese Beobachtungen bezogen sich wahr- scheinlich auf Zoothamnium. Interessant ist, dass Wilcke schon 1761 Triehodina auf den Schwänzen der Larven von Rana temporaria zahlreich beobachtete, auch den Haftıing und den hinteren Cilienkranz wohl andeutungsweise sah. Recht gering war, was Wrisberg (1765) über Vorticellinen berichtete. Eine in mancher Hinsicht nicht schlechte Beschreibung gab Gleditsch 1767 von Ophrydium versatile, das er Fucus subglobosus nannte und dementsprechend als Pflanze betrachtete. Die sich ablösenden Indi- viduen hielt er für Samen, doch scheint er die in der Rinde sitzenden Individuen zum Theil auch als Drüsen gedeutet, ja möglicherweise ihre nach dem Centrum der Colonie ziehenden Stiele schon beobachtet zu haben. 1120 Infusoria. Sogar männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane wollte er unter- scheiden. Goeze (1773—74) enthält nur sehr Weniges, dagegen verdienen die Untersuchungen Eichhorn’s von 1775 unsere Beachtung. Bei einer der dargestellten Vorticellen beobachtete er deutlich die vom hinteren Wimper- kranz verursachte Radbewegung, bildete auch die Mundstelle ganz kennt- lich ab. Seine Forschungen über das Zoothamnium Arbuscula führten nicht über die Erfahrungen von Trembley und Brady hinaus. Das farb- lose kleinere Ophrydium Eichhornii Ehbg. stellte er nicht schlecht dar und erkannte bei Stentor Roeselii (seinem Trompetenthier) zuerst die S för mige Gestalt des Peristoms und die schleimige Hülle. Die von Trembley entdeckte Fortpflanzung der Vorticellinen durch Längstheilung bestätigte Spallanzani (1776), indem er sie bei einer Vortieella und wahrscheinlich auch Carchesium gut erforschte und im Anschluss daran auch die Bildung der Colonien richtig entwickelte. Ausserdem beobachtete er zum ersten Male eine sog. Knospung von Vorticella, welche nach unseren jetzigen Erfahrungen wohl vorzugsweise knospenförmige Copulation war.‘ Als Mund betrachtete Sp. die Wimper- scheibe, doch scheint er eine Andeutung des Schlundes zuerst gesehen zu haben. Dass Nahrung aufgenommen werde, war ihm nicht zweifel- haft. Auch Gleichen konnte 1778 die Längstheilung von Vorticella bestätigen, glaubte aber gleichzeitig die Geburt von Jungen an den Seiten bemerkt zu haben, ja wollte sogar den Stiel als eine Legeröhre be- trachten, indem er Kügelchen, die dem Stiel losgelöster Individuen ge- legentlich anhingen, für Eier hielt. Da wir ©. F. Müller’s Arbeiten als zusammenfassende auch im Zusammenhang betrachten müssen, gedenken wir gleich der ein Jahr nach Müller’'s Hauptwerk erschienenen Untersuchungen von Colombo (1787), die auch unabhängig von jenem entstanden sind. Leider kannte Colombo ausser Spallanzani’s Arbeiten keine Literatur. Seine Forschungen über die Vorticellinen vertragen recht wohl den Vergleich mit denen seines berühmteren Landsmanns. Theilung und Bildung neuer Colonien durch Loslösung einzelner Individuen war ihm für Carchesium recht wohl bekannt, auch bemerkte er schon, dass sich die frei ge- wordenen Individuen mit dem Hinterende voran bewegen und einen hin- teren Wimperkranz erhalten, den er aus Fädchen bestehen liess. Irr- thümlich glaubte er, dass die freien Individuen sich wieder mit dem ehe- maligen Vorderende festhefteten und der hintere Wimperkranz zur neuen Spirale werde. Indem er die Theilung auch bei Vorticelia verfolgte, hob er zuerst die Unterschiede dieser Gattung von den eoloniebildenden scharf hervor, da er den einen Theilsprössling von Vorticella immer _ den Stiel verlassen sah. Die adorale Spirale konnte er in ihrem ganzen Verlauf verfolgen und erklärte schon ganz richtig, warum man gewöhn- lich nur zwei Spitzchen oder Hörner am Vorderende wahrnehme, wie es von den älteren Forschern gewöhnlich angegeben wurde. Obgleich Geschichte (Vorticellinen, Goeze, Spallanz., Colombo; Uebrige Infus. Baker—Ellis). 1121 er den Mund nicht aufzufinden vermochte, hielt er doch die Nahrungs- aufnahme für sicher und erklärte auch die Körnchen des Innern richtig für Nahrung, da sie bei längerem Verweilen der Thiere in den Versuchs- gläsern allmählich schwanden, ja wir finden hier schon die Angabe, dass die Nahrung in Bläschen eingeschlossen sei. Ausser Carchesium beobachtete er noch zwei Epistylis-, vier Vorticellenarten und Cothurnia imberbis (schon von Schrank 1776 gesehen). Lebhaft bekämpfte Colombo die mehrfach geäusserte Ansicht von der pflanzlichen Natur der Vorticellinen; ganz wollte er ihnen zwar nicht alle Pflanzennatur absprechen, da ihm seine Versuche, ob sie mit den Stielen der Unterlage Nahrung entziehen könnten, kein entscheidendes Resultat ergaben; wie Trembley aber betonte er als entscheidend die Unabhängig- keit, welche die Einzelthiere von den Stielen erlangen können. Wir haben nun zu verfolgen, was seit den 40er Jahren des 18. Jahr- hunderts in der Erforschung der übrigen Infusionsthiere bis auf Müller’s klassische Arbeiten geleistet wurde. Baker (1745-53) beschrieb die Laerymaria Olor unter dem Namen Proteus, ohne die Cilien zu er- kennen und entdeckte die erste Suctorie (Podophrya quadripartita), deren Tentakel er unvollständig sah; er stellte sie zu den Glockenthierchen. Pelagische Tintinnoiden scheint Baster schon 1759 beobachtet zu haben; bei einer der beiden Formen bildete er den Wimperkranz ganz deutlich ab. Einen ungemein wichtigen Fortschritt bahnte 1769 Saussure an, indem er den seither als Begattung gedeuteten Vorgang richtig als Quer- theilung erkannte, nachdem schon Bonnet (1762) die Vermehrung der Animaleula durch Theilung nach Analogie mit den Vorticellinen vermuthet und damit wohl auch auf Saussure’s Beobachtungen eingewirkt hatte. Die Form, bei welcher Saussure die Quertheilung studirte, lässt sich nicht mehr feststellen; es war vielleicht ein Glaucoma oder ein Paramaecium. S. fand, dass die Sprösslinge immer wieder zur Grösse der Mutter heran- wachsen, und widerlegte so Needham’s Ansicht, dass aus den grösseren Infusorien kleinere hervorgingen, ja es gelang ihm, ein solches Infusor zu isoliren, und zu beobachten, dass schon in zwei Tagen 60 Nachkom- men aus ihm entstanden waren. Auch die Vermehrung von Colpoda durch Eneystirung verfolgte er zuerst: sah, wie dies Infusor sich am Grunde oder in der Schleimhaut der Infusion abrundet und hierauf kreuzweise theilt; doch hat er die Cystenhaut nicht wahrgenommen. Durch Saussure wurde auch Ellis (1769) mit der richtigen Deutung der sogenannten Be- gattungen der Infusorien bekannt. Letzterer verfolgte die Quertheilung bei allen von ihm geschilderten Formen (einer Oxytrichine, einem Amphi- leptus oder Lionotus und Paramaecium Aurelia). Dennoch hielt er die (Juertheilung nicht für den normalen Vermehrungsprocess, glaubte vielmehr, dass sie durch Verletzungen veranlasst werde, da man nur auf etwa 50 Individuen eine Theilung beobachte. Auch wollte er nach Analogie mit Volvox, zu welcher Gattung er alle beobachteten Formen zog, zahl- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. al 1193 Infusoria. reiche Junge im Innern gefunden haben, ja schon in diesen wieder Nach- kommen, Cilien sah er bei allen beobachteten Arten und bei Paramaecium auch die Trichoeysten, welche er durch den Saft von Pelargonium zonale zum Ausschnellen brachte. Wahrscheinlich hat dies jedoch schon 1765 Spallanzani bei derselben Form auf Zusatz von Urin beob- achtet. Beide hielten die Trichocysten für Cilien. Bei den Tracheliden bemerkte Ellis die Nahrungsaufnahme und die dabei statthabende Erwei- terung des Mundes gut. Noch vollständiger wie Saussure verfolgte Corti (1774) die Ver- mehrung von Colpoda durch Eneystirung. Erst nach der successiven Viertheilung sah er die Cystenhülle deutlich und darin die Spröss- linge sich bewegen. Er glaubte annehmen zu dürfen, dass dies die abgehobene Haut der Mutter sei, dagegen bekämpfte er richtig die Deutung als Eihülle. Auch das Ausschlüpfen der vier Sprösslinge nach- einander durch dasselbe Loch der Cystenhülle beschrieb er ausführlich; ebenso, dass die freigewordenen Sprösslinge schon in einem Tag zur Grösse der Mutter heranwachsen. Wahrscheinlich sah C. denselben Vor- gang noch bei einem grösseren Infusor mit zwei contractilen Vacuolen, doch bleiben hierüber einige Zweifel. Sehr interessant sind seine Wahrnehmungen über die Fressbegierde eines Infusors (Holophrya oder Enchelys), das, wenn ihm die Nahrung fehle, ganz mager werde und sich wieder an kleinen Infusorien kugelig vollfressen könne. Den terminalen Mund und Schlund desselben bildete er deutlich ab; auch sah er die gefressenen Infusorien sich noch einige Zeit im Innern bewegen und gelegentlich dem Munde des Räubers wieder entschlüpfen. Die Cilien wurden gut dargestellt. Bei einer Vorticella beob- achtete er sicher schon das Spiel der contractilen Wzenuls und verglich dieselbe mit einem Herzen. Goeze gab 1773 eine gute Abbildung des Dileptus Anser mit Andeutung des Mundes und der contractilen Vacuolen, die als Punkte erwähnt werden; doch hatte Müller dieses Infusor schon ein Jahr früher beschrieben. Leider sind die im 2. Band desselben Werkes (1774) von Goeze beschriebenen lebend gebärenden „Infusionsthiermütter“, welche bewegliche Embryonen enthalten sollten, die nach der Geburt ihren Müttern unähnlich seien, nicht sicher deutbar. Vielleicht beobachtete er wirklich Parasiten im Innern von Infusorien. Auch Conjugations- zustände wurden hier beschrieben und als Längstheilungen gedeutet. 1777 konnte Goeze ähnlich wie Corti das Fressen einer grösseren Oxy- trichine gut verfolgen. Das Peristom wird ziemlich kenntlich gezeichnet und die Lage des Mundes richtig angegeben. Die gefressenen Thiere waren Colpoden, die G. im Innern der Oxytrichine sich noch bewegen sah und auch durch Zerdrücken derselben wieder befreien konnte. Richtig wies er darauf hin, dass solche gefressene Infusorien, die all- mählich verdaut und zu Kügelchen würden, wohl oft für Eier gehalten worden seien, Geschichte (Ellis, Corti, Goeze, Gleichen, Spallanzani). 1123 Auch der Pastor Eiehhorn (1775) stellte einige Oxytrichinen recht gut dar, namentlich die Bewimperung der Stylonichia Mytilus (seiner Mauerseege), wahrscheinlich ferner Oxytricha Pelionella (seine kleine Wasser- katze) und Uroleptus Piseis. Bei der ersteren erwähnte er die contractile Vacuole als einen „halben Gireul“. Gleichen entdeckte 1777—81 zuerst die parasitischen Infusorien des Regenwurmes: Plagiotoma Lumbriei und Anoplophrya striata; bei letzterer gedachte er der contractilen Vacuolen als Halbkügelchen oder Knöpfe. Bei Glaucoma scintillans schilderte er in derselben Ab- handlung zuerst wieder die Mundlippen, die „als ein besonderes zit- terndes Glied“ bezeichnet und mit einer „Flossfeder‘ verglichen wurden. Wir erwähnen gleich, dass 1782 auch die parasitischen Infusorien der Frösche und Kröten von Goeze und Bloch wieder gefunden wurden. Des Ersteren Beobachtungen über dieselben sind viel genauer; die Cilien erkannte er zum Theil. Eingehender behandelte Gleichen die Infusorien in dem Werk von 1778; doch blieb er hinter seinen Vorgängern in mancher Hinsicht zurück. Füsse oder Cilien leugnete Gl. direct und war daher genöthigt, eine anziehende und abstossende Kraft anzunehmen, um sich die Bewe- gungen feiner Partikel in der Umgebung der Thiere zu erklären. Fortpflanzung durch Tbheilung wollte er mit Ausnahme der Vorticellen nicht recht anerkennen, glaubte dagegen an Geburten und Eierlegen und deutete demgemäss die Conjugationen als Paarungen, zum Theil aber auch als Kämpfe. Grosses Interesse muss es erregen, dass er zuerst die künstliche Fütterung mit Karmin versuchte, welche später so grosse Bedeutung erlangte. Dabei kam er aber zu keinem rechten Verständniss des Gesehenen; wahrscheinlich deshalb, weil er sich den Karmin im Wasser gelöst dachte. Gl. wusste daher nicht, für was er die aufgenom- menen Karminballen halten sollte und schwankte zwischen Eiern, Em- bryonen und Excrementen. Dennoch wollte er daraus schliessen, dass die Thiere fressen, da sie die Farbe in sich "aufgenommen hätten. Bei Paramaecium gelang es ihm einmal, doch viel unvollständiger als Spal- lanzani, etwas von dem Spiel der contractilen Vacuole zu bemerken. Auch Gl. dachte dabei an ein Herz. Wie zu erwarten, enthalten auch die Arbeiten Spallanzani’s, speciell die spätere von 1776, eine Reihe wichtiger Erfahrungen über die Organisation der in Rede stehenden Infusorien. Während in der ersten Arbeit von 1765 der Cilien nicht gedacht wird, hat Sp. später das allgemeine Cilienkleid und seine Bedeutung für die Bewegung zum Theil gut erkannt. Spallanzani ist ferner der Erste, welcher die contractilen Vacuolen von Paramaecium Aurelia mit ihren zuführenden Kanälen beobachtete und ihre alternirenden Pulsationen alle drei bis vier Secun- den sich wiederholen sah; auch fasste er das Verhältniss zwischen Kanälen und Vacuolen richtig auf. Mehr als Zufall muss es bezeichnet werden, dass diese Organe richtig mit der Respiration in Verbindung 11° 1124 Infusoriä. gebracht wurden. Auch den Mund dieses Infusors sah Sp. zuerst deut- lich, erkannte ihn aber nicht als solchen. Besonders verdienstlich ist aber, dass er die Quertheilung bei nicht weniger als 14 Infusorien- arten als die normale Vermehrungsart erkannte, ja schon die Neuentstehung der Cirren bei einem hypotrichen Infusor während der Quertheilung ver- folgte. Obgleich er diesen Vermehrungsprocess selbst bei grosser Kälte noch beobachtete, bemerkte Sp. doch, dass Wärme ihn beschleunigt; auch wusste er, dass die Quertheilung in letzterem Fall gewöhnlich sehr rasch verläuft, häufig schon in einer Viertelstunde beendet ist. Die von Ellis erhobenen Einwände gegen die normale Vermehrung durch Theilung suchte er experimentell zurückzuweisen, und bemerkte schon, dass die Theilung periodenweise auftritt. Die Conjugationen galten auch ihm als Längstheilungen, doch fand er, dass sie viel längere Zeit zur Voll- endung brauchen als die Quertheilung. Obgleich Sp. sich bemühte, durch besondere Isolationsversuche nachzuweisen, dass die Inhaltskörner der Infusorien keine Eier sein könnten, glaubte er das Legen von Eiern und deren Ausschlüpfen doch bei einem der Thiere beobachtet zu haben. Hier erreichte er seine Vorgänger nicht, denn das fragliche Wesen war sicher Colpoda und die vermeintlichen Eier nichts weiter als deren Cysten. Nicht unwichtig waren die Beobachtungen von Köhler (1781) über die Quertheilung einer Oxytrichne. Auch er verfolgte deren raschen Ver- lauf in einer Viertelstunde, und sah schon, dass das hintere Thier bei seiner Trennung mit allen Wimpern versehen ist. Das Interessanteste ist aber, dass hier zuerst die beiden Kerne als helle Flecke deutlich er- kannt, namentlich aber auch festgestellt wurde, dass jeder Sprössling zwei solcher Flecke besitzt, demnach eine Vermehrung derselben wäh- rend der Theilung erfolgt. Ganz bedeutungslos sind dagegen die Arbeiten Hermann’s (1782 bis 1754), der zwar viele Infusorien beschrieb und abbildete, doch so ungenau, dass eine Deutung fast nirgends möglich ist. Auch sonst findet sich bei ihm nichts Neues. Wir müssen nun versuchen, einen Blick auf die Arbeiten des heryor- ragenden Mannes zu werfen, in welchem die Infusorienforschung des ver- gangenen Jahrhunderts, wenn auch nicht in allen, so doch den meisten Beziehungen, ihre grössten Triumphe feierte. Otto Friedrich Müller’s Arbeiten begannen mit den 70er Jahren. Früher wurde erwähnt, dass er seine Theorie der Infusionen schon 1772 entwickelte. 1773 veröffent- lichte er seine ausgedehnten Forschungen über die Infusionsthiere in Form kurzer, nicht von Abbildungen begleiteter Schilderungen (Diagnosen) in der „Vermium terr. et fluv. historia‘“. Hierauf folgten mehrere kleinere- Arbeiten über einzelne Formen in den 70er Jahren; auch in der „Zoo- logia danica“ wurden einige marine Arten beschrieben und abgebildet, deren Figuren in das Hauptwerk von 1786 nicht aufgenommen wurden. Leider starb Müller, bevor er eine von Abbildungen begleitete Gesammt- Geschichte (Spallanzani, Köhler, Hermann, O. F. Muller). 1125 darstellung seiner Forschungen geben konnte. Otto Fabricius unter- nahm es, dies mit Hilfe der Notizen, Abbildungen und früheren Schriften M.s auszuführen. So entstand das Hauptwerk ‚„Animaleula infusoria“ von 1786 nach Müller’s Tode. Unter diesen Verhältnissen ist es natürlich, dass wir in letzterem Werk manchen Widersprüchen begegnen, denn die ganze Einleitung ist: mit Ausnahme eines eingeschobenen Satzes über die Bullaria der Schrift von 1773 entnommen, und enthält daher Mancherlei, was mit den Beschreibungen der einzelnen Formen, welchen ja auch Müller’s spätere Erfahrungen einverleibt wurden, nicht ganz überein- stimmt. Nichtsdestoweniger sind wir gezwungen, uns hinsichtlich der An- sichten Müller’s über die Organisation und Fortpflanzung der Infusorien zunächst an diese Einleitung zu halten, Ergänzungen und Berichtigungen dazu aus den Einzelbeschreibungen und seinen anderen Schriften suchend. Feinere Cilienbekleidungen, speciell der Holotrichen und Heterotrichen, übersah auch Müller mit seinen Hilfsmitteln (einfaches Mikroskop) sehr häufig, wenn er sie auch in manchen Fällen erkannte. Dagegen stellte er die adorale Spirale einiger Heterotrichen, Oxytrichinen und Vorti- cellinen ganz gut dar, ja bei Epistylis flavicans (seiner Vorticella acinosa) sogar schon die mehrfachen Umgänge („Kreise“) der Spirale. Besser wie alle seine Vorgänger oder Zeitgenossen erkannte er die eigenthüm- liche Bewimperung der grösseren Oxytrichinen in ihrer mannigfaltigen Ausführung. Dass keine geheimnissvollen Kräfte die Infusörien bewegen und in ihrem Umkreis wirken, die Cilien vielmehr hierzu dienen, be- merkt er mehrfach. Auch die Trichoeysten entgingen ihm nicht, wenig- stens erwähnt er sie bei Paramaecium Aurelia, wo er ihr Ausschnellen auf Zusatz von Seewasser wahrnahm; doch galten sie ihm natürlich noch als Cilien. Wahrscheinlich beobachtete er sie aber auch bei seiner Leu- cophra vesieulifera. Cuntraetile Vacuolen sah M. bei einer ziemlichen Zahl von Infusorien, ohne ein Verständniss derselben zu erlangen; gelegentlich gedenkt er ihrer als Knöpfe oder sogar als Löcher. Nur bei der unsicheren Leucophra pustulata bemerkte er ihre Pulsationen. Auch der Kern konnte ihm in vielen Fällen nicht entgehen. Bandfürmige Kerne deutete er. zuweilen als Darm, die Glieder der rosenkranzförmigen auch als Eier, oder ver- suchte gar keine weitere Erklärung des Gesehenen. Auch ist gelegent- lich von einem Darm die Rede, wo keine sichere Deutung seiner Angabe möglich erscheint. Seltsam berührt es, dass M. hinsichtlich der Ernährung keine rich- tigen Vorstellungen gewann. 1773 leugnete er ganz bestimmt, dass die Infusorien andere frässen, die betreffenden Angaben früherer Forscher beruhten auf Täuschung. Wenn es auch zuweilen schiene, dass kleinere Infusorien von dem Wasserwirbel grösserer erfasst und in deren Schlund oder Apertur hereingerissen würden, so würden sie doch stets nach kurzer Zeit wieder ausgeworfen. Er ist vielmehr überzeugt, dass nur Wasser 1126 Infusoria. durch den Mund aufgenommen werde und dieses wie bei anderen kleinen Wasserthieren zur Ernährung genüge. Dass er den Mund bei einem seiner Infusionsthiere richtig gesehen habe, lässt sich nicht behaupten ; bei den Vorticellinen und Stentoren hielt er wie seine Zeitgenossen das ganze Peristom für denselben. Bei Paramaeecium wurde der Mund gele- gentlich wohl auch bemerkt, bei einer Nassula (seiner Leucophra notata) wohl sicher der Schlund. 1776 sprach er bezüglich der Ernährung von Stentor polymorphus noch dieselbe Ansicht aus. Ob M. später richtigere Vorstellungeu hatte, lässt sich schwer sagen. 1786 wird jedoch für die sogenannte Trichoda patula (eine Heterotriche oder Hypotriche) bestimmt angegeben, dass sie kleinere Thierchen fresse. Die Nahrungsballen deutete er daher zum Theil auch unrichtig, so bei Colpoda sicher als Junge. Die Ausstossung von Exerementen wurde 1786 mit Bestimmtheit für Stylonichia Mytilus verzeichnet, jedenfalls aber auch bei anderen Formen gelegentlich gesehen, jedoch falsch aufgefasst. Sehr bemerkenswerth erscheint, dass er bei der neu entdeckten Seyphidia limacina (seiner Vorticella limacina) von einer innneren Cireulation spricht. Seltsame Widersprüche finden sich anscheinend in dem Werk von 1786 hinsichtlich der Fortpflanzung, namentlich der Paarung. 1773 nämlich leugnete M. recht bestimmt das Vorkommen von Paarung, obgleich auch hier schon ein Widerspruch vorkommt, indem einige Seiten vorher be- merkt wurde, dass die Paarung einiger nicht zweifelhaft sei; ja dies als Beweis für die thierische Natur der Infusorien verwerthet wurde. Was früher als Paarung gegolten habe, sei Längs- oder Quertheilung gewesen. Die Quertheilung zahlreicher Arten, auch die Längstheilung der Vorticellinen hatte M. nämlich schon 1773 verfolgt und 1786 für viele gut abgebildet, ohne jedoch Neues von Bedeutung über diese Vermehrungserscheinungen mitzutheilen. Daneben schrieb er den echten Infusionsthieren noch Fort- pflanzung durch Eier, lebendige Junge und Gemmen zu. Bei einem und demselben Infusionsthier fänden sich nicht selten verschiedene Fort. pflanzungsweisen, wenn auch die spontane Theilung die häufigste sei. Bezüglich der Eier haben wir schon oben Einiges erwähnt und auch der angeblichen Foetus von Colpoda gedacht. Was er bei seiner Leucophra signata und dem Didinium nasutum (seiner Vorticella nas.) von der Geburt lebendiger Jungen berichtet, lässt sich nicht sicher aufklären, dagegen war die für Trichoda foeta angegebene Geburt eines Foetus oder eines Ovariums jedenfalls nur die Ausstossung eines ansehnlichen Nahrungs- körpers am Hinterende, vielleicht unter theilweisem Zerfliessen. Bei Euplotes Charon wollte er gefunden haben, dass die Thiere eine Kugel herumtragen, welche nach Analogie mit’ Asellus als Ovarium betrachtet wurde. 4 Aus den Einzelbeschreibungen von 1786, namentlich aber auch aus der Schrift von 1783, deren Abbildungen in dem Hauptwerk reprodueirt sind, ergibt sich sicher, dass Müller seine Ansicht über die Paarung oder Geschichte (Organisation, ©. F. Müller; System, Hill). 1107 Copulation später änderte. Am bestimmtesten verrathen dies seine An- gaben von 1783 über Paramaeeium Aurelia, welche 1756 wiederholt wurden. Jetzt erklärt er die seitlichen Verbindungen zweier Individuen desselben ganz entschieden für Copulationen, weil er ein Paar zwölf Stunden lang unverändert beobachtete, auch die Breite der vereinigten Thiere die der gewöhnlichen sei, namentlich aber auch deshalb, weil die seitlich ver- einigten Thiere kleiner seien als ausgewachsene. Wahrscheinlich ver- folgte er auch schon die Anfänge der Conjugation, was ihn in seiner Meinung bestärkte. Auch noch bei einigen anderen, z. B. Blepharisma, erklärte M. jetzt die Längsvereinigungen sicher für Copula; bei anderen Arten schwankte er, ob sie Längstheilung oder Copula seien; gewisse Verbindungen aber, die auch als solche gedeutet wurden, waren sicher keine oder sind doch zweifelhaft. Bei Aspidisca Lynceus nämlich und Euplotes Charon, sowie dem Vibrio Fasciola (wahrscheinlich Lionotus) wollte er Vereinigungen zweier Thiere mit den Hinterenden in gerader Linie hinter 'einander gefunden haben, welche er für Copula erachtete. Bei den erwähnten Hypotrichen können dieselben nichts anderes wie Quertheilungen gewesen sein. Jedenfalls darf als feststehend betrachtet werden, dass Müller in einigen Fällen die Conjugationen richtiger beurtheilte als seine Vorgänger und seine Nachfolger bis auf Balbiani. Richtig war auch seine Vorstellung von der Entstehung der Vorti- cellinencolonien, nur äusserte er die falsche Ansicht, dass die ihrer Thiere beraubten Aeste im Stande seien, neue hervorzutreiben, was doch schon Trembley als falsch erkannt hatte. Was Müller von neuen Formen kennen lehrte, ist so erheblich, dass eine Aufzählung desselben zu weit führen würde. Die Abbildungen, welche sein Bruder verfertigte, sind meist, soweit es die Hilfsmittel erlaubten, recht genat, so dass ein erheblicher Theil der Arten später verifieirt wurde, was wohl für einige weitere noch gelingen wird. Müller versuchte aber schon 1773 seine Infusionsthiere systematisch zu ordnen, was 1786 weiter ausgeführt wurde und ihm nicht selten den Namen eines Linne der Infusorienwelt eintrug. Bevor wir seinem System einige Worte widmen, haben wir kurz der früheren syste- matischen Versuche zu gedenken, da hier der geeignete Ort scheint, dies nachzuholen. Den ersten Versuch einer systematischen Eintheilung machte Hill (1751), sich theils auf eigene Beobachtungen, theils auf die des Ano- nymus von 1703 basirend. Als umfassender systematischer Versuch konnte demnach das Unternehmen nicht gelten, da er die meisten Arbeiten seiner Vorgänger unberücksiehtigt liess. H. errichtete eine be- sondere Gruppe der Animaleula, welche drei Klassen umfasste. Die erste der Gymnia enthielt die Formen ohne Schwanz und sichtbare Glieder mit den Gattungen Enchelis, Cyelidium, Paramaecium und Craspedarium, von denen sämmtliche, z. Th. neben Bacterien, Monaden und anderem, 1128 Infusoria. wahrscheinlich echte Infusorien einschliessen. Für seine zweite Klasse, die Cercaria, war das Vorhandensein eines Schwanzes charakteristisch. Sie enthält die Gattungen Brachiurus (Räderthiere, Cercarien und Euglena) und Maerocereus. Letztere umschliesst die Vorticella mierostoma des Anonymus von 1703 sowie die verschiedenen Spermatozo@n. — Die dritte Klasse der Arthronia schliesslich, deren Angehörige durch sichtbare Glieder ausgezeichnet sind, enthält in der Gattung Scelasius zwei von Hill ziemlich gut beobachtete Oxytrichinen, in der Gattung Brachionus dagegen nur Räderthiere. Speciesnamen gab Hill noch nicht, die Arten wurden einfach numerirt. Erst die Beobachtunger von de Geer, Ellis und Rösel veranlassten Linne, einige Infusionsthiere in die X. Ausgabe (1758) seines Systema naturae einzureihen, jedoch nur die polypenähnlichen Vorticellinen und Stentor, die er fast alle in die Gattung Hydra, je eine ferner bei Sertularia und Isis einreihte. In der XII. Ausgabe dagegen (1767) sonderte er durch die Errichtung der Gattung Vorticella die Vorti- cellinen aus der zu engen Verbindung mit den Hydroiden und Korallen, beliess dagegen Stentor bei Hydra. Eine besondere Abtheilung der Infusionsthiere nahm er in sein System überhaupt nie auf; erst in der von Gmelin besorgten XIII. Ausgabe findet sich eine Abtheilung der Vermes infnsoria. Alle übrigen Infusionstbiere warf Linne in der XII. Ausgabe in eine Art seiner Gattung Chaos zusammen, die folgendermassen diagnostieirt wurde: „Corpus liberum, uniforme, redivivum, artubus, sensusque organis externis nullis“. Sie figuriren hier als die Species Chaos infusoriorum neben der Rösel’schen Amöbe (Chaos protheus), der Anguillula aceti (Chaos redivivum) und den Infusorien, welche Münehhausen (1766) bei der Infusion von Brand- und Roststaub des Getreides sowie anderer Pilzsporen erhalten hatte. Jedenfalls erhellt hieraus, dass sich Linne um das Stu- dium der Aufgussthiere nieht viel bemühte. Die etwas seltsame Gattung Chaos lässt sich jedoch erst durch seinen gleichzeitigen Aufsatz „Mundus invisibilis“ (1767) riehtig verstehen. In diesem erkannte er die hohe Bedeutung des Mikroskopes für die Forschung aufrichtig an, erklärte sich aber gleichzeitig für einen ziemlich überzeugten Anhänger der irr- thümlichen Ansichten, welche der erwähnte Münchhausen entwickelt hatte. Wie gesagt, hatte derselbe Infusionen mit Sporen des Brand- und Rostpilzes des Getreides gemacht und in denselben natürlich auch Infu- sorien gefunden. Er glaubte nun, dass die infundirten Sporen die Eier jener Infusorien seien. Letztere sollten schliesslich platzen und ihre Eier zurücklassen. M. kam daher zu dem Resultat, dass die erwähnten Getreidekrankheiten von Infusorien hervorgebracht würden. Da er nun auch durch Infusion der Sporen gewöhnlicher Pilze dergleichen Infusorien erhielt und beobachtet zu haben glaubte, dass aus diesen wieder Schimmel oder Pilze hervorwüchsen, bildete er sich eine sehr eigen- thümliche Vorstellung über die Natur der Pilze. Die feinen Röhr- Geschichte (Systeme, Linne, Pallas, O. F. Müller). 1129 chen derselben seien nämlich gefüllt mit solchen kleinen Polypen- thierchen, zu denen sich der eigentliche Pilzkörper verbalte wie das Gerüste oder Skelet der Korallen zu den in ihnen lebenden Korallen- thieren. Interessant erscheint, dass er, zum Theil auf diese Untersuchungen und Ideen gestützt, den Gedanken eines zwischen Pflanzen und Thieren stehenden Mittelreichs sehr bestimmt entwickelte, das er „regnum neutrum“ nannte und ihm folgende Abtheilungen beizählte: 1. Hydra (Polypen); 2. Lithophyta (korallenartige Gewächse); 3. Fungi (Schwämme). — Wie gesagt, schenkte Linne diesen Angaben Münchhausen’s grosses Vertrauen und gründete auf sie seine beiden Arten Chaos ustilago, die vermeint- lichen Thierchen des Getreidebrandes, und Chaos fungorum, die angeb- lichen Thierchen der gewöhnlichen Schwämme. Gleichzeitig erklärte er es aber für sehr wahrscheinlich, dass die von früheren Forschern geschilderten Infusionsthierchen (die Vorticellinen natürlich ausgenommen) nichts weiter seien wie solche Chaosthierehen, welche sich aus den in der Luft verbreiteten Samen der Pilze an geeigneten Orten (Infusionen) entwickelten. Unter diesen Umständen war er natürlich energischer Gegner der Generatio spontanea und zeigte auch eine gewisse Unent- schiedenheit in der Frage nach der thierischen Natur der Infusorien, zumal er von dem Uebergang der beiden organischen Reiche überzeugt war. Da diese Chaosthierchen ja die Krankheiten des Getreides erzeugten und auch zahlreiche Infeetionskrankheiten des Menschen auf ein äusseres Contagium hinzuweisen schienen, kam L. auf die alten Vermuthungen zurück, dass auch letztere wahrscheinlich durch solche Chaosthierchen hervorgebracht würden, was in dem betreffenden Aufsatz ziemlich ein- gehend dargelegt wird. Auch in der XI. Ausgabe seines Systems deutete er dies an, indem er dem Genus Chaos als zweifelhafte Formen noch folgende drei zufügte: «) Febrium exanthemathiearum contagium? ?) Fe- brium exacerbantium eaussa, y) Syphilitidis virus humidum. Ausserdem fungiren jedoch auch noch als zweifelhafte Formen am gleichen Ort: ö) Spermatiei vermieuli Leeuwenh., &) Aethereus nimbus mense florescentiae suspensus (scheinen wohl nur Schwärme sehr kleiner Mücken gewesen zu sein) und £) Fermenti putridinisque septieum, Münchhausen. Ganz schwach, selbst für seine Zeit, erscheivt der Versuch Pallas’, die Infusionsthiere in sein System der Zoophyten (1766) einzureihen. Eigene Beobachtungen fehlten ihm. Er adoptirte seltsamer Weise allein die von Hill aufgestellte Gattung Braehionus, und warf in ihr alles zusammen, was er von Infusorien aufführt (nämlich Räderthiere, Vorti- cellen, sowie die von Baker gefundenen Laerymaria Olor und Podophrya). Diese geradezu komische Gattung Brachionus stellte er zwischen Tubu- laria und Sertularia. Solchen systematischen Versuchen gegenüber muss das von O. F. Müller zuerst 1773 entwickelte und dann 1786 erweiterte System wohl als ein wesentlicher Fortschritt erscheinen. Müller übertrug den zuerst von Ledermüller (1760—63) gebrauchten Namen Animalcula infusoria oder 1130 Infusoria. Infusoria auf die ganze Abtheilung, welche er den Würmern als eine Klasse unterordnete. Als bemerkenswerther Fortschritt erscheint es, dass er sämmtliche Vorticellinen aus ihrer unnatürlichen Vereinigung mit den sogenannten Polypen erlöste und den Infusorien wieder überwies. Natürlich konnte bei ihm so wenig wie noch bei vielen seiner Nach- folger von einer eigentlichen Charakteristik der Infusorien die Rede sein; er war sich dessen auch wohl bewusst, indem er gelegentlich bemerkte, dass er diejenigen Wasserthiere als Infusoria bezeichne, die in keiner der sechs übrigen Klassen der Würmer Aufnahme finden könnten. Die 1785 zuerst angedeutete Unterscheidung der eigentlichen Infusoria und Bullaria gelangte in dem Hauptwerk nicht zur Geltung, da dessen Herausgeber sich nicht genügend sicher fühlte, dieselbe durchzuführen. Dass die Müller’schen Klassen ausser den heutigen Infusorien die gesammte bekannte Protozoönwelt umfassten, daneben aber auch noch die Räderthiere, freilebenden Nematoden, Cercarien, Bryozo@n und einige wenige Diatomeen und Desmidieen, bedarf hier keiner weiteren Erläu- terung. Hinsichtlich der Protophyten war Müller übrigens viel exclusiver wie später Ehrenberg; wie bemerkt, enthielt sein System nur wenige der- selben. 1773 vertheilte M. seine Infusorien in 13 Gattungen, von welchen er 5 von Hill adoptirte, 2 von Linne, die übrigen 6 neu errichtete. 1786 traten dazu noch 4 weitere, nämlich die Gattung Proteus nach Rösel und 3 neu errichtete. Die Untergruppen wurden nach ähnlichen Grundsätzen, wie sie schon Hill entwickelt hatte, gebildet. Eine erste umschloss diejenigen Gattungen, welche der äusseren Organe ganz entbehrten; eine zweite diejenigen mit solchen, theils mit Schwanz, theils mit Cilien oder Cirren versehenen. Da für viele Formen der ersten Abtheilung die äusseren Organe nur wegen ihrer Kleinheit unbeobachtet geblieben waren, wurde also von vornherein eine unnatürliche Gruppirung unternommen*). Für die Unterscheidung der Gattungen war in der ersten Gruppe besonders die Gestalt, in der zweiten die Beschaffenheit und Stellung der An- hänge massgebend. Einige der Gattungen umschliessen sicher keine eigentlichen Infusorien, nämlich Monas, Volvox, Proteus, Gonium und Brachionus (nur Räderthiere). Keine der übrigen könnte etwa im heu- tigen Sinne noch als Gattung, ja kaum eine als grössere Gruppe auf- gefasst werden (nur Kerona, Himantopus und eventuell noch Paramae- cium könnten in dieser Hinsicht als natürlicher gelten). Die mangel- haftesten waren jedenfalls Enchelys (doch ausschliesslich Protozoön und Bacterien umgreifend), Vibrio (Bacterien, ?Amöben, Flagellaten, Closterien, Diatomeen, freilebende Nematoden, Ciliaten), Cercaria (Flagellaten, *) Hätte Müller selbst die Herausgabe seines Werkes noch besorgen können, so wäre möglicherweise auch hierin ein Wandel eingetreten, denn bei Paramaecium Aurelia, das auch 1786 noch in der ersten Abtheilung steht, hatte er die Cilien mittlerweile doch erkannt. Geschichte (System, ©. F. Müller— Schrank). 1131 Rotatorien, Nematorhynchen und Ciliaten). Vorwiegend oder aus- schliesslich Ciliaten oder doch ausserdem hauptsächlich nur Protozo&n führen die Gattungen Cyelidium (meist Flagellaten und einige Ciliaten), Paramaeecium (nur Ciliaten), Kolpoda (kenntliche Formen nur Ciliata), Bursaria (Ciliaten und Dinoflagellaten nebst einigen zweifelhaften), Leucophra (fast nur Ciliaten, eine Bryozo@), Trichoda (hauptsächlich Ciliaten, Suctorien, einige Heliozo@n, Rotatorien, Chaetonotus und einiges zweifelhafte), Kerona nnd Himantopus (hypotriche Ciliaten), Vorti- cella (Vorticellinen, Stentoren, Freia, Didinium, Diatomeen und nicht wenige Rotatorien). Wie es häufig emzutreten scheint, wenn ein Gebiet von einem um- fassenden Geist bis zu gewisser Vollständigkeit durchgearbeitet wurde, so folgte auch auf die Miller’sche Leistung nicht etwa ein erhöhter Aufschwung der Infusorienforschung. Die Periode von Müller bis Ehren- berg muss im Gegentheil als eine relativ sehr sterile bezeichnet werden. Das Werk Müller’s wurde von Compilatoren sofort mehrfach ausge- schrieben, unter welchen noch solche wie Adams (1787) und Bruguieres (1791), die sich auf einen einfachen Auszug beschränkten, lobens- werther erscheinen wie der später zu besprecbende Bory de St. Vincent, der, obgleich auch nieht viel mehr als Compilator, durch seine systema- tischen Reformversuche nur grosse Verwirrung anrichtete. Bruguieres betonte übrigens schon sehr richtig die künstliche Natur der Infusorien- klasse; nach der natürlichen Methode, meinte er, könnten sie in die Abtheilungen der ‚vers intestins, mollusques und zoophytes“ vertheilt werden. Keine sehr erhebliche Förderung der Infusorienkenntnisse, weder in morphologischer noch systematischer Beziehung, brachten die schon zu Zeiten Müller’s anhebenden Untersuchungen von Franz von Paula Schrank, „des ehrwürdigen Baier“, wie ihn Ehrenberg gelegentlich nannte. Seine in kleineren Mittheilungen. von 1776, 80, 87, 93 und 1802 schon veröffentlichten, sowie weitere Forschungen über die Infusionsthiere vereinigte er 1803 zu einer Gesammtübersicht in der „Fauna boica“. Aus seinen früheren Mittheilungen verdient hier vielleicht nur die Ent- deekung eines Spirostomum (1780, das egelähnliche Schleuderthierchen) Erwähnung, da sich diese Gattung bei Müller nicht sicher nachweisen lässt, ferner die gleichzeitig beobachtete Theilung des Stentor Roeselii (seiner Vorticella flosculosa), welche er jedoch lange nicht so genau wie Trembley verfolgte. 1802 veröffentlichte Schrank ziemlich gute Beob- achtungen über Ophrydium versatile, welches er wie Müller für ein Thier erklärte. Auch kannte er schon die Bildung neuer Colonien durch abgelöste freischwimmende Individuen, glaubte jedoch fälschlich, dass die neuen Gesellschaften durch allmähliches Zusammentreten solcher Thierchen gebildet würden. Von wichtigeren Beobachtungen aus seinem Hauptwerk (1805) gedenken wir hier nur der bei dem sogenannten Trachelius falx (wohl ein Lionotus) recht gut verfolgten Ausstossung von Excerementen; 1132 Infusoria. doch blieb er unsicher, ob die grünen Kugeln, welche ausgeworfen wurden, „Eyersammlungen oder Unrath“ waren, eigentliche Eier seien sie nicht. — Dennoch glaubte Schr., dass sich nicht nur dieses Infusor, sondern noch zahlreiche andere durch Eier oder lebendige Junge fort- pflanzten, neben der häufigen Vermehrung durch Theilung; bemerkte dazu aber, dass eine Begattung diesen Thierchen fremd und wider- natürlich sei. Im Allgemeinen ist über die Beobachtungen Schrank’s zu bemerken, dass er viel sah, jedoch leider nur sehr weniges bildlich darstellte, was der Verwerthung des Gefundenen Schaden brachte. In systematischer Hinsicht schloss er sich innig an Müller an, über welchen er auch nicht eigentlich hinauskam. Einige Gattungen wollte er unrichtiger Weise von den Infusorien trennen und wegen des Besitzes einer Gehäuseröhre mit gewissen Rotatorien und Bryozoön zu einer be- sonderen Abtheilung der „Röhrenthiere‘“ erheben; so die von ihm errichteten Gattungen Tintinnus (Tintinnus und Cothurnia) und Linza (Ophrydium, Stentor Roeselii und gewisse Rotatorien). Im Uebrigen adoptirte er die meisten Gattungen Müller’s, welche auch im Wesentlichen dieselbe Unbestimmtheit behielten, fügte denselben jedoch noch die von ihm gegründete Gattung Trachelius (Amphileptus, Lionotus, ? Tra- chelius und Lacrymaria) sowie die von Modeer (1790) vorgeschlagene Gattung Eccelissa (freischwimmende Vorticellen, Stentor, Didinium und Rotatorien) zu. Dagegen zog er Müller’s Kerona zu Trichoda; Himan- topus führte er nicht auf. 1809 besprach Schrank noch einmal spezieller die Bewegungs- erscheinungen der Infusorien, doch begegnet man den Hauptpunkten dieser Schrift auch schon in der Fauna boica. Eigentliche Füsse besässen die Infusionsthiere nicht, dagegen zum Theil Borstenfüsse, ähnlich denen der Anneliden. Den Haaren oder Wimpern, in deren Beobachtung er nicht über Müller gelangte, scheint er nur bei den Vorticellinen eine hervorragende Bedeutung als Schwimmorgane für die Bewegung zuzu- schreiben und erklärte auch schon das Räderphänomen der adoralen Spirale im Wesentlichen richtig. Die Bewegungen der übrigen Infusorien dagegen suchte er theils durch Körpercontractionen, theils nach Art des Schwimmens der Fische oder des Kriechens der Schnecken zu erklären. Dies hängt wohl damit zusammen, dass er schon 1805 geneigt war, den feineren Cilien auch eine respiratorische Bedeutung zuzuerkennen, was von Spä- teren mehrfach wiederholt wurde. Wir erwähnten oben schon der von Modeer errichteten Gattung Eelissa; Modeer schlug dieselbe in seinem Versuch, das Bekannte über die Gattung Vorticella zu sammeln und deren Arten systematisch festzu- stellen, vor. Im Gegensatz zu Müller hielt er die freischwimmenden Vorticellen für generisch verschieden von den festsitzenden, und ersteren galt daher die neue Gattung, welche jedoch nicht ausführlicher besprochen wurde, Da aber Modeer in seiner Zusammenstellung der Gattung Vorti- Geschichte (Schrank, Modeer, Guanzati). 1133 cella ausschliesslich nur Arten mit verzweigten Stielen berücksichtigte, scheint es fast wahrscheinlicher, dass er mit seiner neuen Gattung Eclissa eigentlich den Gegensatz zwischen den einfachen und den colonie- bildenden Formen ausdrücken wollte, und damit hätte er denn wohl das Richtige getroffen. Bedeutungslos waren die Mittheilungen von Watervliet (1786), der, wie es später noch vielfach geschah, den Uebergang kleiner holotricher Infusorien, die angeblich aus kleinen Eiern hervorgingen, in Vorticellen und dieser in häderthiere verfolgt haben wollte. Auch Abildgaard's (1793) und Svaving’s (1799) Abhandlungen enthalten kaum etwas von Interesse. Letzterer beobachtete zwar die Ausscheidung von Excrementen bei Colpoda, hielt dies jedoch wiederum für Eiablage. Am Schlusse seiner Schrift trat er der Ansicht bei, dass eine Anzahl Infectionskrank- heiten von Infusorien herrühren dürften. Vorgreifend sei hier ferner erwähnt, dass Girod de Chantrans (1802) bei Gelegenheit seiner Untersuchungen über niedere Pflanzen die Nahrungsaufnahme und Gefrässigkeit einer Vorticelle und eines holo- trichen Infusionsthieres überzeugend nachwies, was wegen der gegen- theiligen Müller’schen Angaben nicht unwichtig erscheint. Den bemerkenswerthesten Fortschritt in der Kenntniss der Lebens- verhältnisse der Infusorien während dieser Periode brachten wohl die Untersuchungen Guanzati’s (1797), indem sie zuerst den Encysti- ‚rungsvorgang eines Infusors und seine Bedeutung erwiesen; denn selbst einem Müller war diese Erscheinung ganz unbekannt geblieben, und Corti hatte die Cysten zwar gut beobachtet, jedoch ihre Bildung nicht verfolgt. Das als Proteus bezeichnete Infusor eines Aufgusses, an welchem Guanzati seine Beobachtungen machte, wird nach Ehrenberg’s Vorgang gewöhnlich als ein Amphileptus betrachtet; eine Reihe von Gründen bestimmen mich aber zu vermuthen, dass es eine Oxytrichine war. — G. verfolgte zunächst mit grossem Erfolg die rasche Vermehrung durch Quertheilung und bestätigte so die Entdeckung Saussure’s. Innerhalb eines Tages sah er die Theilung gewöhnlich zwei bis drei Mal sich wieder- holen und verfolgte durch Isolation die Descendenz eines der Thiere durch 20 Theilungen. Aehnlich Saussure constatirte er die Theilungen eines dieser Infusorien innerhalb zweier Tage bis zu 64 Sprösslingen, und berechnete schon, wie später Ehrenberg, die ungeheure Vermehrung, welche nach diesen Erfahrungen in sechs Tagen erfolgen müsse, was denn auch die rasche Bevölkerung der Infusorien hinreichend erkläre. Die schnelle Vermehrung finde jedoch bald einen Einhalt, theils durch natürlichen Tod, theils wegen Zerstörung der Thiere durch andere, theils dagegen durch einen besonderen Vorgang, welchen er genauer verfolgte und der eben ein Eneystirungsprocess war. G. beschrieb denselben recht genau, mit scharfer Verfolgung der Hüllenbildung, constatirte aber ferner, dass die Cysten bis 10 Monate lang trocken aufbewahrt werden können, ohne die Fähigkeit einzubüssen, bei der Befeuchtung wieder auszuschlüpfen; 1134 Infusoria. auch wiederholte er das Eimtrocknen mit Eneystirung und die Wieder- erweekung bei einer und derselben Partie der Thiere mebrmals hinter- einander. Mit Erfolg untersuchte G. schliesslich die grosse Regenerations- fähigkeit seines Infusors nach Verstümmelungen, auf welche Erscheinung schon Ellis (1769) hingewiesen hatte. Endlich stellte er, ähnlich wie Spallanzani, Versuche über das Verhalten der Thiere bei Erhöhung und Erniedrigung der Temperatur, sowie gegen Elektrieität an, deren speziellere Verfolgung hier unnöthig erscheint. Leider fanden diese vortreffliehen Beobachtungen nicht die Berück- sichtigung, welche sie verdient hätten. Erst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts wurde die Bedeutung der Eneystirung allgemeiner erkannt und damit die Möglichkeit einer Generatio spontanea endgiltig zurück- gewiesen. Zu den besseren müssen auch die Beobachtungen von Gruithuisen (1812) gerechnet werden, obgleich sie nichts Neues von Bedeutung ent- hielten. Mit der systematischen Feststellung der beobachteten Formen nahm Gruithuisen es nicht sehr genau, vielleicht durch seine Ansicht, dass alle kleineren Infusorien in einander übergingen, beeinflusst. Die Quertheilung einiger Arten, wie die Längstheilung der Vorticellen studirte er ziemlich gut, beobachtete sogar schon bei Stylonichia pustulata (seiner „grossen Polypenlaus“) die Entwickelung der adoralen Spirale am hinteren Sprössling nicht schlecht. Dagegen verfiel er in einen auf- fälligen Irrthum binsichtlich der Theilung des Paramaecium Aurelia, indem er versicherte, dass hier das Hinterende des Muttertbieres zum Vorderende des hinteren Sprösslings werde. Er zuerst bestätigte Spallan- zani’s Entdeckung der angeblichen Fortpflanzung der Vorticellinen durch Knospung (Ableger, wie er sagte), will sogar schon drei bis vier solcher Knospen gleichzeitig an einer Vorticelle gesehen haben. Trotz aller dieser Erfahrungen war Gruithuisen überzeugter An- hänger der Fortpflanzung der Infusorien durch Eier. „Alles Körnige“ in ihnen schien ihm Eier zu sein. Was er über deren Ablage beobachtet haben wollte, bezog sich ohne Zweifel im Wesentlichen auf sogenannte Sarkodetropfenbildung. Bei Colpoda eueullus beschrieb er das Zerfliessen und bezeichnete die nun in Molekularbewegung gerathenden Körnchen als Eier, welche in solcher Weise ausgestreut würden, eine Ansicht, die übrigens schon 1805 ‚Schrank angedeutet hatte und welche des- halb besonderes Interesse verdient, weil sie Ehrenberg später fast über- einstimmend wiederholte. Nahrungsaufnahme („Fressbegierde“) schrieb Gruithuisen den Infusorien zu, namentlich auch in einer späteren Abhand- lung von 1818, die sonst nicht viel enthält. Hier gab er auch die Lage des Mundes einer Oxytrichine (als Triehoda Uvula bezeichnet) ganz riehtig an,‘ wies ferner das allgemeine Cilienkleid (Schwimmhaare) bei dem soge- nannten Trachelius falx und der Lacrymaria Olor zuerst nach. Endlich führen wir gleich an, dass Gruithuisen als Erster 1828 (wahrscheinlich sogar schon 1824) die Plasmabewegung in Para- Geschichte (Gruithuisen — Bory). 1135 maecium Aurelia auffand und sie als eine wohl organisch-chemische Säfte- bewegung, analog der der Pflanzen, beschrieb. Schon oben mussten wir Bory de St. Vincent’s Bestrebungen auf dem Gebiet der Infusorien (1524— 31) als wesentlich compilatorische bezeichnen. Dies kann hier nur bestätigt werden, da nicht eine einzige Bereiche- rung unseres Wissens von der Organisation oder Fortpflanzung aufzuführen ist, die von ihm berrührte. An Müller schloss er sich auch darin sklavisch an, dass er allen eigentlichen Infusorien die Aufnahme fester Nahrung absprach und die Ernährung durch Absorption geschehen liess, welche Ansicht in dieser Zeit recht allgemein verbreitet war; so findet sie sich auch bei Lamarck (1815—16), Schweigger (1820) und Anderen. Dennoch glaubte Bory fest, dass viele der eigentlichen Infusorien einen Mund und eine einfache, weitsacktörmige Darmhöhle besässen. Neben der Fortpflanzung durch Theilung erkannte er auch die durch Keime an. Einen vollständigen Rückschritt dagegen bezeichnete Raspail’s Versuch (1825), die Cilien der Vorticellinen und anderer mikroskopischer Thiere als optische Täuschung zu erweisen, hervorgerufen durch zu- und abgehende Wasserströme; es erinnert dies zum Theil an Agardh, der noch 1820 den Vorticellen eine anziehende „Zauberkraft‘“ (ähnlich Gleichen) zuschrieb, da er die Cilien der Spirale übersab. Dass man überhaupt den Cilien mit Ausnahme derjenigen der Vorticellinen in dieser Zeit keine grosse Bedeutung zuerkannte, sahen wir schon oben bei Schrank. Lamarck bemühte sich sogar nachzuweisen, dass die Bewegungen der Infusorien durch von aussen auf sie einwirkende Kräfte hervorgerufen würden. Versuchen wir nun eine kurze Uebersicht zu entwerfen, von der Beurtheilung, welche die Abtheilung der Infusorien hinsichtlich ihres Umfanges und systematischen Inhalts, sowie bezüglich ihrer Stellung im System und ihrer Classification von Müller bis auf Ehrenberg erfuhr. Im Laufe der in Rede stehenden Periode brach sich allmählich die Ueberzeugung Bahn, dass die Müller’sche Infusorienabtheilung zu Hete- rogenes umschlösse, um als einheitliche gelten zu können; doch führten die verschiedenen Versuche, eine Sonderung durchzuführen, noch nicht zu befriedigenden Resultaten. Schon 1509 betonte Gruithuisen, dass die Räderthiere wohl über- haupt nicht für Infusorien zu halten seien, da sie eine „hohe Organisa- tion, Fresswerkzeuge, Darmkanal, Eierstöcke, Muskelfasern, Nerven, ein Hautsystem und einen Schwanz“ besässen. Dasselbe bemerkte Dutrochet einige Jahre später (1812), auf seine guten Beobachtungen über Räderthiere gestützt. Die letzteren ständen höher wie die eigentlichen Infusionsthiere und die Zoophyten, sie näherten sich vielmehr am meisten den Mollusken. Die Anguillulen dagegen seien echte Würmer. Schon Lamarck trennte dann 1815—16 in seinem System die Räder- thiere von der Klasse Infusorien, welche die 1. Kl. seiner „Animaux apathi- 1136 Infusoria. ques“ (2. polypes, 3. radiaires, 4. vers) bildete, und reihte sie den Polypes ein. Da er jedoch die Infusorien wesentlich durch grösste Einfachheit der Organisation, speziell vollständigen Mangel von Mund und Verdauungs- organen, charakterisirte, so wurden auch echte Infusorien, namentlich die Gattung Vorticella und andere, deren Mund sicher erwiesen schien, theils mit den Rädertbieren (Rotifera) vereinigt, theils dagegen in eine besondere Gruppe (Vibratilia) neben diese unter die erste Polypenabtheilung, die „Polypes eilies“, gestellt. Die Zahl der Gattungen vermehrte Lamarck durch die Errieltung einiger neuer (Vaginicola, Folliculina, Urceolaria). Cuvier liess 1517 in seinem klassischen Werk zwar die Rotatorien (Rotifera) unter den Infusorien, schied jedoch die Klasse (die erste des Typus der Zoophyta) in die Ordnungen der Rotifera und der Infusoria homogenea. Die spätere Systematik Ehrenberg’s lag also hier schon im Wesentlichen vor. — Die Vorticelllnen dagegen vereinigte auch Cuvier wieder gegen früheres besseres Wissen mit den Polypes. — Aehnliches kehrt denn auch bei Schweigger (1520) wieder, der nur die beiden Infusorienordnungen Cuvier’s gesondert als die beiden ersten Familien seiner Zoophyta vorführt. ; Etwas seltsam verhielt sich Goldfuss (1820), welcher zuerst die Bezeichnung „Protozoa“ für seine eıste Klasse, die vier Ordnungen (1. Infusoria, 2. Phytozoa, 3. Lithozoa und 4. Medusina) umschloss, gebrauchte. Seine Infusorien umfassten ausser den eigentlichen Protozoen auch die Räderthiere, Hydroidpolypen und Bryozo@än. — Nicht unähnlich lautete das von Carus (1852) in seiner Zootomie entwickelte System ; die Protozoa Goldfuss’ wurden hier Eithiere genannt und die Infusorien fanden sich unter zwei Ordnungen derselben: der 4. Infusoria und der 3. Protozoa (Vorticellen, Hydra, Räderthiere). Auf beide hatte unver- kennbar das von Oken 1815 entwickelte System Einfluss, worin unter den Infusionsthieren oder „Milen“ (auch Elemententhiere gen.), Infuso- rien, Hydroiden, Rotatorien und Bryozoen zusammengeworfen wurden. Von der Unhaltbarkeit der alten Infusorienklasse war auch Blain- ville (1822) überzeugt, seine Reformvorschläge hatten jedoch keinen Werth. Die Rotatorien wollte er zu den Entomostraceen stellen. Die Andeutung, dass die Infusorien wahrscheinlich auf sehr verschiedene Abtheilungen der höheren Thiere zu vertheilen seien, hatte vielleicht auf die gleich zu erwähnenden Ideen Bory’s einigen Einfluss. Letzterer versuchte in seinen beiden encyklopädischen Arbeiten (1824—31) eine systematische Gesammtübersicht der Infusorien zu geben und das System bis zu den Arten hinab zeitgemäss zu reformiren, Hierzu gebrach es ihm aber nicht nur an genügenden eigenen Eı- fahrungen, sondern sicherlich auch an Talent und Scharfbliek für systematische Vergleichung. — Die Abtheilung der Infusoria behielt er im alten Sinne bei, glaubte sie nur mit einem neuen Namen als Animalia mieroscopica bezeichnen zu müssen. Von diesen sonderte aber auch er die gestielten Vorticellinen, da er binsichtlich Geschichte (System; Lamarck — Bory de St. Vincent). 1137 derselben die falschen Ansichten hegte, welche schon so lange. sicher widerlegt waren: dass nämlich ihre Stiele einen durchaus pflanz- lichen Charakter besässen und ganz nach Art der Pflanzen wüchsen ; erst später brächten die Stielenden unter Anschwellung Thiere hervor. Die gestielten Vorticellinen seien also halb Pflanzen, halb Thiere, sie gehörten daher auch nicht zu den tbierischen Infusorien, sondern in das von Bory errichtete Mittelreich oder ‚„regne psychodiaire“. Dieses Mittelreich, das den beiden anderen Reichen, welche sich aus ihm ent- wickelt hätten, vorausgegangen sei, wurde auf durchaus physiologischer Grundlage aufgebaut, da als Haupteharakter der hierhergehörigen Formen die beschränkte Beweglichkeit galt, welche sich nur in gewissen Theilen oder zu gewissen Zeiten zu einer thierähnlich freien erhebe. — In dem regne psychodiaire war eine durchaus heterogene Gesellschaft vereinigt; so in der ersten Klasse die Hydroiden und Plumatella, in der zweiten Vorti- cellinen nebst gewissen Metazoen, Bacillariaceen, Oseillarien, Conferven, die sich dureh Zoosporen fortpflanzen, doch auch Conjugaten, sowie die Spongien. Die dritte Klasse endlieh bildeten die skeletführenden Korallen und anderes. Seine eigentlichen Infusorien theilte Bory in fünf Ordnungen. 1. Gymnodea, worin sich Bacterien, Rhizopoden, Mastigophoren und Ciliaten befinden, doch auch freilebende Nematoden, Cercarien, Sperma- tozoön, Nematorhyncehen und einzelne Rotatorien; alle Formen der alten Infusorienabtheilung nämlich, wo weder Mund noch Cilien bekannt waren. — Die 2. Ordnung der Triehodea enthält vorwiegend Ciliaten, doch auch Suetorien, häderthiere, Chaetonotus, auch das Ei von Hydra als Infusorium. In der 3. Ordnung der sogenannten Stomoblepharea, mit Mund und Darmhöhle, doch ohne doppelte Räderorgane, begegnen wir Ciliaten (hauptsächlich Vorticellinen) und Rotatorien. Die 4. der Rotifera enthält nicht nur Räderthiere, sondern auch das Infusor Freia, ebenso die 5. der Crustodea nicht nur Räderthiere und Entomostraken; sondern auch Infusorien der Gattung Euplotes. Dieses System war demnach sicherlich kein Fortschritt; ebensowenig führte aber auch die von Bory versuchte Abgrenzung der Gattungen einen solehen herbei. Ohne von gesunden Grundsätzen geleitet zu werden, errichtete er eine grosse Zahl neuer Gattungen, wobei die nächstver- wandten Formen nicht selten in verschiedene Gattungen auseinandergerissen wurden. So finden wir z. B. Vertreter der heutigen Gattung Vorticella und freischwimmende Vorticellinen unter folgenden Gattungen: Vorti- cella, Urceolaria, Convallarina, Kerobalana, Ophrydia und Rinella. — Einzelne seiner Gattungsnamen haben sich erhalten, jedoch ihre generische Bedeutung fast durchaus geändert. Der Heterogenität seiner Infusorienabtheilung, sowie der allgemeinen Ueberzeugung der Zeitgenossen glaubte Bory, wohl dadurch gerecht zu werden, dass er unter den Infusorien dip Anfänge verschiedener Abtheilungen der höheren Thiere vermuthete, / s er bei den einzelnen Bronn, Klassen des Thier- Reichs, Protozoa. 12 ( 1155 Infusoria. Gruppen bestimmter darzulegen versuchte. In diesem Gedankengang folgte ihm 1827 von Bär, welcher die Klasse der Infusorien für eine ganz unnatürliche erklärte und unter ihnen sowohl die Anfänge des Typus der langgestreckten gegliederten Thiere, wie des der strahligen und der Mollusken zu finden glaubte; sogar für die von ihm angenom- menen Zwischentypen glaubte er schon Vertreter unter den Infusorien zu bemerken. Die Rotatorien aber erschienen auch ihm weit verschieden von den eigentlichen Infusorien, theils mit den Mollusken, theils mit den Entomostraken näher verwandt. Dieselbe Arbeit enthält auch einige eigene Untersuchungen über parasitische Infusorien (Trichodina und wahr- scheinlich Conchophtirus), über welche, wie vorgreifend bemerkt werden darf, gelegentlich auch Carus 1832 kurz berichtete. F. S. Leuckart wollte 1827 die parasitischen Infusorien den Helminthen als eine Gruppe der Cryptohelminthes einreihen, in welche Abtheilung auch die ace- phalen Blasenwürmer (Aehnlichkeit mit Volvox) wahrscheinlich auch Echinococeus und die Spermatozoen zu bringen seien. Unter dem Ein- fluss solcher Vorstellungen versuchte endlich Reichenbach 1329*) die Gruppe der Infusorien völlig aufzulösen und in recht unverständiger Weise bei anderen Abtheilungen unterzubringen. Auch für die Unhaltbarkeit einzelner Gattungen Müller’s hatten sich gelegentlich Stimmen erhoben; so wurde namentlich von Nitzsch 1817, aus Anlass seiner Untersuchungen über die Cercarien, die Gattung Cercaria gut kritisirt und dieser Name auf die noch heute so bezeichneten Organis- men beschränkt. 1827 errichtete er für zwei von Cercaria abgesonderte eigentliche Infusorien die Gattungen Coleps und Urocentrum. Dass Müller’s Infusorien einzelne Formen von pflanzlichem Cha- rakter enthielten, wurde von einigen Forschern ziemlich früh er- kannt. So sprach Gruithuisen schon 1812 von vegetabilischen Infusorien, unter welchen er die Desmidiaceen und Bacillariaceen verstand, deren Längstheilung er verfolgte; die halb pflanzliche, halb thierische Natur dieser beiden Abtheilungen betonte auch Nitzsch 1817, und Bory de St. Vincent suchte dem ja durch ihre Aufnahme in sein regne psychodiaire Ausdruck zu geben. Auch Boeck ent- wickelte schon 1326 seine Gründe für die Zugehörigkeit der Closterien zu den Algen. Alles dies scheint zu beweisen, dass Ehrenberg, als er später die gesammten Baeillariaceen und Desmidiaceen seinen Infusorien einverleibte, nicht nur auf dem Standpunkte Müller’s ver- harrte, ja in mancher Hinsicht hinter denselben zurückging, jedenfalls aber die betreffenden Mahnungen gewisser Vorgänger nicht genügend beachtete. Ganz werthlos erscheinen die beiden Abhandlungen, welche der Italiener Losana (1325 und 28) über Infusorien veröffentlichte, da die *) Hemprich’s Grundriss der Naturgesch. 2. Aufl. bearb. von H. G.L. Reichenbach, Berlin 1829, Geschichte (v. Bär bis Ehrenbers). 1139 rohen Abbildungen und flüchtigen Beschreibungen kaum die sichere Identi- fieirung einer der geschilderten Formen zulassen und sich auch anderweite Angaben von irgend welcher Bedeutung in diesen Schriften nicht finden. Indem wir zu einer Schilderung der durch die Arbeiten Christian Gottfried Ehrenberg’s inaugurirten Periode übergehen, bedarf es, als allgemein bekannt, wohl keiner besonderen Betonung, wie gross die Verdienste sind, welche dieser Forscher sich um die genauere Erkenntniss der mikroskopischen Welt in ihrer Gesammtheit und im Einzelnen er- warb. Wie seine Zeitgenossen bewundern auch wir noch die riesigen Arbeitsleistungen, welche in seinen Schriften über die Infusorien nieder- gelegt sind. Ehrenberg’s Interesse für die mikroskopische Welt und die Infusorien im Speziellen ging Ende des zweiten Decenniums unseres Jahrhunderts von der Frage nach der Generatio spontanea aus, deren Widerlegung ihm am Herzen lag. Zunächst waren es die Pilze, die ihn beschäftigten, welche aber, da sie ja gelegentlich mit den Infusorien in Verbindung gebracht worden waren (Münchhausen, Linne), auf letztere hinleiten mussten. Auf seiner afrikanischen Reise (1520 bis 26) widmete er sich auch dem Infusorienstudium spezieller und legte seine Erfahrungen in dem grossen Reisewerk von 1828 nieder. Hierin sprach sich noch kein wesentlicher Fortschritt über seine Vorgänger aus; die Darstellungen der beobachteten Infusorien sind ziemlich un- genau und grossentheils undeutbar. Auch auf seiner russischen Reise (1829) setzte er die Verfolgung der Infusorien fort. Ueber die Re- sultate dieser Forschungen, doch auch der in Berlin über die Organi- sation angestellten Beobachtungen berichtete er 1830. Diese Abhand- lung eröffnete seine eingehenden Studien über Organisation, Fortpflan- zung und Systematik der Abtheilung, welche durch weitere Schriften von 1831, 85, 35 vervollständigt und schliesslich in dem grossen Werke von 1855 zu einem zusammenfassenden Abschluss gebracht wurden. Bevor wir auf eine Besprechung der Ehrenberg’schen Resultate ein- gehen, wird es angezeigt sein, hervorzuheben, dass er zwar 1833 das Hereintragen allgemeiner philosophischer Möglichkeiten und Speeulationen in die Beurtheilung der Infusorien, wie es früher beliebt wurde, bekämpft; nichtsdestoweniger aber bei seinen Untersuchungen selbst von einem aprioristischen Gedankengang auf das Stärkste beeinflusst wurde, näm- lich von der Idee einer in den Grundzügen wesentlich gleichen thierischen Organisation, welche die Nöthigung mit sich führte, auch bei den nie- dersten Formen wenigstens die Hauptorgane der höheren nachzuweisen. . Zunächst müssen wir uns über den Umfang, welchen Ehrenberg der Infusorienabtheilung geben wollte, unterrichten. Schon 1830 ver- wies er von derselben, nach dem Vorgang von Nitzsch, richtig die Cerearien und Anguillulen. Hinsichtlich der Sperma- tozoen war er 1830 noch etwas zweifelhaft; 1833 dagegen erklärte er sie für Thiere, welche den Cercarien zunächst verwandt seien, eine Ansicht, die auch 1838 unverändert wiederkehrte. 1830 schien ihm die 12% 1140. Infusoria. thierische oder pflanzliche Natur der Baeillariaceen noch unentschieden, später dagegen glaubte er, sie und die Desmidiaceen für echte Thiere halten zu müssen, und vereinigte daher beide Gruppen mit den Infusorien in viel entschiedenerer Weise, als dies von seinen Vorgängern geschehen war. Dass im Uebrigen alle Protozoen noch unter der all- gemeinen Bezeichnung Infusoria vereinigt blieben, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Vor Allem aber muss uns Ehrenberg’s Stellung zu der Frage nach dem Verhältniss der Räderthiere zu den eigentlichen Infu- sorien interessiren. | Wie es schon seine Vorgänger angebahnt hatten, schied auch er scharf zwischen den eigentlichen Infusorien, seinen „Polygastriea“, und den Rotatorien, welche bei ihm auch noch einige andere mikro- skopische Metazoen umfassen. Die mehrfach beliebte unrichtige Trennung der Vorticellinen von den eigentlichen Infusorien wies er zurück. Poly- gastrica und Rotatoria bildeten als zwei Klassen die Gruppe der Infusoria. Wie sich aber Ehrenberg das Verhältniss dieser beiden Klassen zu einander innerhalb der Gruppe eigentlich dachte, ist schwer zu sagen. Er vermied streng, sich über die Charaktere, welche er für die Gruppe der Infusoria als massgebende betrachtete, auszusprechen; auch in dem Hauptwerk von 1838 geschieht dies nirgends. Dennoch scheint er an eine nähere Verwandtschaft zwischen beiden Klassen gedacht zu haben, da er gelegentlich (1831) bemerkte, dass die Vorticellen den Uebergang zu den Rotatorien vermittelten. Doch liesse sich auch die Ansicht vertreten, dass Ehrenberg mit der Vereinigung der beiden Klassen unter der vulgären Bezeichnung Infusoria überhaupt keinen näheren systematischen Zusammenhang in gewöhnlichem Sinne ausdrücken wollte, denn in der systematischen Uebersicht des Thierreichs, die er 1855 in seinen „Acalephen des Rothen Meeres“ gab, zerlegte er die wirbellosen Thiere in vier grosse Gruppen: die Articulata, Mollusca, Tubulata und Racemifera, und stellte die Räderthiere in die zweit- letzte, die Polygastrica, die eigentlichen Infusorien also, in die letzte dieser Gruppen; ja er bezog sich später (1572) gelegentlich direkt auf diese Schrift, um Vorwürfe, die ihm wegen der unnatürlichen Vereinigung der Polygastrica und Rotatoria gemacht wurden, zu entkräften. Wenden wir uns nun zu einer kurzen Darstellung von Ehrenberg’s Forschungen über die Organisation der Infusorien im heutigen Sinne. Wenn er auch die Verhältnisse der Cilienbekleidung nicht überall voll- ständig beobachtete, so gelangte er in ihrer Erkenntniss doch weit über alle Vorgänger hinaus und verbesserte sich auch selbst in seinen späteren Arbeiten immer mehr. Doch blieb auch ihm das Cilienkleid einiger kleinerer Formen 1838 noch theilweise oder ganz verborgen, selbst bei Lacrymaria, wo Gruithuisen die Wimpern schon bemerkt hatte, ver- misste er sie noch. Aus diesen Gründen begegnen wir denn auch in seinem System noch gewissen Ciliaten (Cyelidium und Cinetochilum) unter den Flagellaten und umgekehrt, Geschichte (Ehrenberg; Allgemeines, Organisation). 1141 Weit übertraf er seine Vorgänger in der richtigeren Feststellung der eigenthümlichen Cilienverhältnisse der Oxytrichinen und Verwandten, hier unterschied er schon Hacken und Griffel von den eigentlichen Cilien. Die Längsreihung der Cilien vieler sogenannter Holo- und Heterotrichen wurde vielfach gut erkannt. Er vermuthete (1831 und 38), dass dies, wie auch die Anordnung in Querreihen, auf die Gegenwart entsprechend verlaufender Muskelfasern hindeute, welche mit der Bewegung der Cilien zu thun hätten. 1838 deutete er die trüben Längsstreifen der Stentoren, auf welchen die Cilien stünden, als derartige Muskeln. Genauer sprach er sich noch (1831) darüber aus, wie die Cilien von Stylonichia und anderen Oxytrichinen bewegt würden. An eine zwiebelartige basale An- schwellung dieser Cilien sollten sich vermuthlich zwei Muskeln zur Be- wegung der Cilie befestigen. Als Muskel galt ferner der eontractile Faden im Stiel der Vorticellen wie auch der Stiel der Opercularien - Wimperscheibe. Als gepanzert wurden sowohl die mit einem Gehäuse versehenen wie die starren Formen bezeichnet (Euplotes und Aspidisca), und den letzteren ein dorsales Schildchen zugeschrieben, das mit der Schale von Arcella in eine Reihe gestellt wurde. 1551 bemerkte E. zuerst den Pigmentfleck am Vorderende der Ophryoglena flavicans, der sofort als Auge in Anspruch genommen und 1833 bei zwei weiteren, gleichfalls zu dieser Gattung gerechneten Formen beobachtet wurde. Die Gegenwart eines Auges führte dann zur Vermuthung eines Nervensystems, welches er später (1838) auch bei Para- maecium Aurelia wegen der im Vorderende bemerkten krystallinischen Exeretkörner annehmen wollte. Trichocysten erkannte er zuerst 1833 bei Nassula und Frontonia; bei der ersteren erklärte er sie für Borsten zwischen den Wim- pern, bei der letzteren für Stäbchen in der Körpersubstanz; dagegen verfolgte er das Ausschnellen der Trichocysten bei keinem Infusionsthier. Die Uebereinstimmung der Organisation der Polygastrica mit den höheren Thieren sollte aber namentlich durch Ehrenberg’s Entdeckung eines allgemein verbreiteten, besonders gebauten Darmapparates erwiesen werden. Bei der Unsicherheit, in welcher sich die Frage nach der Ernährung der Infusorien trotz mancher guter früherer Beobachtungen noch befand, muss es als besonderes Verdienst Ehrenberg’s anerkannt werden, dass er die Aufnahme fester Nahrung in weiter Verbreitung erwies. Schon 1850 theilte er seine Entdeckungen hierüber mit, die sich wesentlich auf eine Wiederholung der alten Experimente Gleichen’s über die Fütterung der Infusorien mit Karmin und Indigo etc. basirten, aber richtiger gedeutet wurden. Der Erfahrungen Gleichen’s wurde dabei nicht gerade liebevoll gedacht, sie seien, wie er sich ausdrückt, mehr Scherze geblieben. Mund und After vieler Infusorien wurden auf diesem Wege richtig erkannt, aber die zahlreichen Nahrungsvacuolen verleiteten, in Verbindung mit anderen irrig gedeuteten Wahrnehmungen, zu der Annahme eines beide verbindenden Darmes, welchem diese Nahrungsvacuolen als zahlreiche 1142 Infusoria., „Mägen“ anhängen sollten. Natürlich war für diese Annahme eines lange gesuchten Darmes die scheinbare Beobachtung eines solchen haupt- sächlich ausschlaggebend. Bei Vorticella wenigstens wurde in der Abhandlung von 1850 der unvollständig beobachtete Kern als ein zirkelförmiger Darm gedeutet, und aus der Schrift von 1831 geht zur Evidenz hervor, dass langgestreckte Kerne auch anderwärts, so bei Stentor, wahrscheinlich aber auch bei Enchelis Pupa und der sogenannten Leucrophys patula, für den Darm genommen wurden. Es waren also zwei irige und unrichtig verbundene Deutungen, welche zur Ansicht von dem Bau des Verdauungsapparates bei der Gruppe der sogenann- ten Enterodela, die im Wesentlichen unseren heutigen Infusorien entspricht, führten. Diesen gegenüber standen die sogenannten Anen- tera, welche, wie wir schon früher sahen, durch direkte Befestigung der Mägen am Mund, ohne Vermittelung eines Darmes, charakterisirt wurden, und nur ganz vereinzelte eigentliche Infusorien einschlossen. Auch die Aufnahme grösserer fester Nahrungskörper vermochte Ehrenberg schon 1830 mit Sicherheit bei manchen Infusorien festzu- stellen. In derselben Abtheilung errichtete er auch ein System der Enterodela auf. Grundlage seiner Beobachtungen über die Verdauungs- organe, welches dieselben nach der verschiedenen Mund- und Afterlage in vier Familien ordnete. Da er dasselbe aber später nicht genauer ausführte, wollen wir hier nicht länger dabei verweilen. Erst 1855 wurde der sogenannte Reusenschlund bei Chiloden und Verwandten erkannt, der wegen vermeintlicher Beziehungen mit dem Kauapparat der Räder- thiere wichtig erschien. In derselben Arbeit glaubte er ferner nach- weisen zu können, dass bei gewissen Enterodelen auch Drüsen am Verdauungsapparat vorkämen. Die violette, aber auch in verschie- denen anderen ‘Nuancen gefärbte Flüssigkeit, welche die Nahrungs- vacuolen der meist Oscillarien fressenden Nassula elegans und ormata erfüllt, wollte er für eine Art Speichel oder Galle halten, und war gleich- zeitig der Ansicht, dass von der am Vorderende der Nassula elegans gewöhnlich vorhandenen Anhäufung eines ähnlich gefärbten Pigmentes ein Kanal nach hinten in den Darm leite, weshalb er in dieser Pigment- anhäufung das eigentliche Drüsenorgan vermuthete. Auch bei Fron- tonia wollte er einen ähnlichen Verdauungssaft gefunden haben. Ueber die Nahrungsaufnahme der Suetoria hatte Ehrenberg seit 1833 schon ziemlich richtige Vorstellungen, indem er wenigstens bei Podophrya fixa das Fangen und Aussaugen von Infusorien mittels der Tentakel beobachtete; doch schrieb er derselben noch einen Mund zu; er scheint die contractile Vacuole für einen solchen gehalten zu haben. Die Idee eines feinen Gefässsystems, welches die ganze Oberfläche der Polygastriea überziehe (1831), liess er später (1538) selbst wieder fallen. Während in der Arbeit von 1850 die contractile Vacuole nur bei Enchelis und Amphileptus erwähnt und für eine Kloake gehalten wurde, konnte das Vorhandensein einer solchen Einrichtung 1833 bei zahlreichen ‘ Geschichte (Ehrenberg ; Organisation, Fortpflanzung). 1143 Ciliaten constatirt und auch die strahlenförmigen zuführenden Kanäle bei Paramaeeium und Ophryoglena, sowie die Erscheinungen bei der Neu- bildung der Vacuole von Nassula schon nachgewiesen werden. Nach aussen münde die contractile Blase sicher nicht, und ein Herz könne sie wegen ihrer, langsamen Pulsationen nicht wohl sein. Nach Analogie mit der contractilen Endblase des excretorischen Apparates der Räder- thiere wollte er sie in weiter unten noch zu besprechender Weise mit dem männlichen Geschlechtsapparat in Verbindung bringen. Eingehendere Mittheilungen folgten dann 1855, wo schon die drei Formen der con- tractilen Vacuole, die einfache, sternförmige und geperlte, unterschieden wurden. Auch jetzt war Ehrenberg wie früher nicht geneigt, das Vor- kommen mehrerer Vacuolen zuzugeben; nur für eine Form (Paramaecium Kolpoda, und da wohl sicher unrichtig) wollte er sich von zweien über- zeugt haben. Dass er die contractilen Vacuolen nicht überall als solche erkannte, sie z. B. bei seinen Amphilepten und Trachelius zum Theil als Saft- oder Drüsenblasen, ähnlich denen von Nassula, bezeichnete, ist nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Mühe gerade diese Gebilde seinen Nachfolgern noch machten. Schon die eben besprochenen Verhältnisse haben uns auf Ehrenberg’s Ansichten über die Fortpflanzungsorgane der Polygastrica gewiesen. Dieselben dachte er sich entsprechend hoch organisirt. Schon 1830 be- merkte er, dass neben dem Darm noch eine zellige Masse vorkomme, welche den Eierstock repräsentire und durch die Analöffinung ausgeworfen werde. Die betreffenden Untersuchungen bezogen sich auf Colpoda ceucullus, und lassen keinen Zweifel, dass das als Eiablage Beschriebene theil- weises Zerfliessen war, um so mehr, als er direkt betonte, dass das bekannte plötzliche Zerfliessen der lebendigen Infusorien zu der Eierstocksausscheidung zu rechnen sei. Von 1853 an wurden denn auch die grünen und anderweitig gefärbten, aber auch ungefärbten Körnchen im Innern der Infusorien überall für Eier erklärt, von welchen 1835 mit- getheilt wurde, dass sie in netzförmig anastomosirenden Röhren um den Darm und den ganzen Ermnährungsapparat liegen. Dass Niemand die Entwickelung dieser vermeintlichen Eier je gesehen hatte, erkannte er selbst an*); auch gingen seine späteren Mittheilungen über die Eiablage nicht über das früher Bemerkte hinaus, wenngleich 1535 behauptet wurde, dass der einfache oder mehrfache Eileiter sich in den After öffne. 1833 machte er die ersten bestimmten Angaben über einen männlichen Apparat. Als Hoden wurde der jetzt mehrfach beobachtete Kern ge- deutet, nach Analogie mit Ehrenberg’s irrigen Ansichten über den Bau der Fortpflanzungsorgane der Räderthiere; doch war auch die Vergleichung #) Nur 1830 machte er sehr irrthümliche Angaben über die Entwickelung der Vorticellen aus Keimen oder Eiern, die er aber später wieder fallen liess. Er glaubte nämlich damals, dass die Stiele der Vorticellen an ihrer Basis durch ein Stolonenwerk verbunden seien und dass aus diesem, welches er als eine Art Eierstock deutete, Junge hervorwüchsen. Die ver- meintlichen Jungen waren nichts anderes wie kleine gestielte Choanoilagellaten, welche sich zwischen den Vorticellen fanden. 1144 Infusoria. mit den Trematoden und Turbellarien (1835) für die Deutungen mass- sebend. Dass er dasselbe Organ zuvor schon, z. B. bei dem jetzt wieder geschilderten Stentor, zweifellos als Darm erklärt hatte, wurde mit keinem Wort berücksichtigt. Es gehörte nicht zu den Eigenthümlichkeiten Ehren- berg’s, von einer einmal gefassten Ansicht, namentlich wenn dieselbe Widerspruch erfuhr, zurückzutreten. So ergibt sich denn die eigenthüm- liche Thatsache, dass dasselbe Organ der Infusorien ihm nach einander zu der Lehre vom Darm und der von der männlichen Drüse dienen musste. In dem Werk von 1838 wurde dann die Morphologie dieser männlichen Drüse bei den meisten geschilderten Formen schon recht gut dar- gestellt. Mit dem einfachen oder mehrfachen Hoden brachte Ehrenberg, wie bemerkt, die contractile Vacuole in functionellen Zusammenhang; dieselbe sollte eine Art Ejaculationsapparat sein, welcher den vom Hoden gebildeten Samen entweder direkt durch mehrere Oeffnungen oder durch die sternförmigen Kanäle, wo solche vorhanden sind, in die Eileiter ergösse. — Alle Infusorien galten also als hermaphroditische Thiere, weshalb auch eine Begattung oder Paarung, wie sie die Alten so häufig beobachtet zu haben glaubten, für unnöthig und nicht vorkommend erklärt wurde. Die Conjugation hielt er durchaus für Längstheilung. Der Fortpflanzung durch Theilung hatte Ehrenberg näm- lich schon frühzeitig (1831) seine Aufmerksamkeit gewidmet und ähnlich wie frühere Beobachter die rasche Vermehrung mittels Isolationsver- suchen festzustellen versucht. Schon 1833 konnte er beobachten, dass bei der Quertheilung von Nassula an dem hinteren Sprössling ein neuer Mund und Schlund gebildet werde, auch eine neue contractile Vacuole dabei entstehe. Ebenso gelang es die Theilung des Kernes bei diesem Vorgang zu ermitteln. 1835 hob er schon ziemlich richtig hervor, dass sich vor der @uertheilung alle Hauptorgane des Kör- pers verdoppeln. Auch das Werk von 1838 brachte natürlich noch mancherlei neue Beobachtungen, von welchen wir nur auf die über Paramaeeium Aurelia hinweisen, und hervorheben, dass er schon die relativ spät erfolgende Theilung des Kernes bei der Vermehrung von Stentor bemerkte. Neben der allgemein angenommenen Längs- und Quertheilung wollte er eine Fortpflanzung durch Knospen nicht nur bei den Vorticellinen, sondern auch bei Stylonichia (1830 und 38) gefunden haben. Diese Vorstellungen von der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien, wie auch die Ueberzeugung von ihrer hohen Organisation machten Ehrenberg zu einem lebhaften Gegner der Gene- ratio spontanea. Namentlich 1833 bekämpfte er dieselbe sehr energisch. Die Wirkung der Infusionen erkläre sich durch Darbietung reichlicher Nahrung; es sei unmöglich, mittels gewisser Infusionen bestimmte Infusionsthiere hervorzubringen. Die Thiere der Infusionen entstünden nur aus Keimen oder Thierchen, welche in dieselben gelangt seien. Es kann nicht befremden, dass diese im Allgemeinen correeten Ansichten Ehrenberg’s wenig Einfluss auf die Frage ausübten und die Ur- 2 Geschichte (Ehrenberg; Fortpflanzung, System etc.). 1145 zengungslehre auch für die Infusorien später noch auf das Lebhafteste vertheidigt wurde. Denn Ehrenberg selbst war der wirklichen Unter- suchung der Frage, etwa in der Art Spallanzani’s, nie näher getreten, sondern hatte dieselbe nur aus allgemeinen und, wie bald erkannt wurde, srossentheils irrigen Erwägungen und Deutungen geleugnet. Die angeb- lichen Keime, welche die Infusionen bevölkern sollten, hatte auch er nicht erwiesen; denn die Eneystirungsvorgänge waren ihm völlig verborgen geblieben, und auf die früheren wichtigen Untersuchungen von Corti und Guanzati nahm er keine Rücksicht. 1838 sprach er zwar von der Möglichkeit eines Winterschlafes durch Frost und eines Sommerschlafes durch Trockniss; aber selbst als Stein Ende der vierziger Jahre ein- zelne Encystirungsprocesse nachgewiesen hatte, bemühte er sich, die Erklärung dieser Erscheinung zu widerlegen (1851) und als Häutung oder Ermattung misszudeuten. Die grossen Verdienste, welche sich Ehrenberg um die Erkenntniss des Formenreichthums erwarb, können nicht hoch genug anerkannt werden. Nach einer natürlich etwas schwankenden Vergleichung finde ich unter den von ihm 1838 beschriebenen Arten der Infusorien (im heutigen Sinne) 100 oder wenige mehr, welche sicher zu identi- fieiren sind (darunter 5 Arten von Suetorien). Ebenso bildete er sein System, namentlich gegenüber dem seiner unmittlebaren Vorgänger, zu einem viel natürlicheren aus, welches denn auch die Grundlage aller weiteren systematischen Bestrebungen bildete. Viele seiner Gattungen besassen schon eine richtige, auch heute noch im Allgemeinen giltige Umgrenzung; manche waren jedoch auch recht schlecht (so namentlich Leucophrys, Trichoda, Loxodes, Bursaria, Trachelius und Trachelo- cerea); einige wenige haben sich nicht eruiren lassen und werden wohl immer unaufgeklärt bleiben. Genauer auf sein System einzugehen, scheint an diesem Ort nicht angezeigt, wie denn überhaupt die speeiellere histo- rische Entwickelung des Systems in der Zeit nach Ehrenberg im syste- matischen Abschnitt behandelt werden wird. Mit erstaunlichstem Fleiss hat Ehrenberg Alles, was je über die Infusorien mitgetheilt worden war, gesammelt, studirt und systematisch zu deuten versucht. Nicht immer aber waren seine Deutungen glücklich, wie er zum Theil später selbst erkannte. Auf Grund unzulänglicher Beobachtungen über die Infusorien ausser- europäischer Gebiete war Ehrenberg seit 1829 überzeugter Anhänger einer geographischen Verbreitung derselben im Sinne der höheren T'hiere, während, wie hier nachträglich betont werden mag, Bose (1802, p. 176), Lamarck (1515) und Bory (1504)*) wenigstens für die einfacheren Formen eine solche ge- leugnet hatten; natürlich auf Grund ganz unzureichender Ermittelungen. Nach 1838 beschäftigte sich Ehrenberg nicht mehr eingehender mit Infusorien, theilte nur gelegentlich Diagnosen einiger neuer oder angeblich neuer Arten mit, so von einer grösseren Zahl 1840, weitere 1555, 54 und *) Voyage dans les 4 princip. iles d. m. d’afr. T. II, Paris 1804. p. 165. 1146 Infusoria. 61. 1848 und 49 stellte er die Resultate seiner Erfahrungen über die- jenigen Infusorien zusammen, welche er durch Infundirung von Staub hoher Orte und Moos von Bäumen zum Leben erwecken konnte und welche daher in der Luft an diese Orte geführt worden sein mussten; doch veranlasste ihn dies nicht, näher zu untersuchen, wie dies möglich sei. Abbildungen einiger dieser Infusorien wurden 1571 publieirt, wie 1562 die Figuren einiger in dem Werk von 1833 nicht bildlich darge- stellten. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass auch Dujardin 1852 eine geringfügige Notiz über Moosinfusorien gab. Ehrenberg’s gelegentlicher Erwiderungen auf die Angriffe seiner Widersacher werden wir erst später an passender Stelle gedenken; hier sei nur bemerkt, dass er keinerlei neue Erfahrungen beibrachte und in einem von Ueberhebung und Beschränkung nicht freien Geiste sich jedem Fortschritt und besserer, Erkenntniss verschloss. Das Hauptwerk von 1838 wurde in Auszügen vielfach weiter ver- breitet; so schon 1839 in Frankreich von Mandl; in Russland und Deutschland von Kutorga 1839 und 41; in England von Pritehard 1841, welcher schon 1834 eine ähnliche Uebersicht der Infusorienwelt nach dem damaligen Stand der Kenntnisse gegeben hatte, und dessen Werk noch viele Auflagen erlebte, denen auch die späteren Forschungen zum Theil einverleibt wurden. In der neuen, von Ehrenberg’s glänzenden Leistungen inaugurirten Epoche entbrannte bald ein lebhafter Kampf um die Erstaunen erregenden neuen Lehren vom Bau und dem Leben der Infusorien, welche ja der höheren Thierwelt so nahe gerückt werden sollten. Bevor wir den hin- und herwogenden Streit der Meinungen und Erfahrungen genauer verfolgen, werfen wir einen Blick auf die in direetestem Anschluss an den Begründer der Epoche entstandenen Arbeiten. Mehr aus praktischen wie aus inneren Gründen ziehen wir die Zeit von Ehrenberg bis zu dem Erscheinen der Arbeiten von Stein, Lachmann und Claparede in diese Epoche, ohne uns jedoch wie früher im Einzelnen allzu strenge an den so begrenzten Zeitraum zu halten. Im Anschluss an Ehrenberg und wesentlich auch in seinem Geiste wirkten eine Reihe Faunisten, welche die von dem Meister behauptete geographische Verbreitung aufzuklären gedachten. In Wien zunächst Riess (1540), in Salzburg Werneck (1841); in Russland von 1844—52 Eiehwald, von 1845—54 Weisse. Den beiden Letzteren verdanken wir die Kenntniss einiger weniger neuen Formen. Die nordamerikanische Infusorienfauna suchten Bailey (1845 und 51) und Cole (1856) aufzu- klären. 1546 veröffentlichte Schmarda eine faunistische Studie über öster- reichische Infusorien, wobei auch die adriatische Fauna berücksichtigt wurde. Neues an Formen oder bemerkenswerthen sonstigen Beobach- tungen ergab sich auch dabei kaum. Etwas mehr Interesse erweckt in faunistischer Hinsicht seine Studie über die Infusorien Aegyptens (1854). ac Geschichte (Ehrenberg’s directe Nachfolger [Faunisten] u. Kritiker [Schultz—Focke]). 1147 Die darin beschriebenen neuen Formen waren aber fast sämmtlich zu ungenau dargestellt, um gedeutet werden zu können. Ganz ohne Bedeutung waren Ormancey’s dilettantische Unter- suchungen über die Infusorien Lyons (1852), der auch eine ganze Anzahl unhaltbarer Gattungen errichtete. Auch Schumann’s (1555) preussische und Schulz’ (1856) nassauische Infusorien enthalten nichts von Bedeu- tung. Weiterer, auch faunistisch werthvoller Arbeiten dieser Periode wird bei Gelegenheit gedacht werden. Obgleich die Arbeiten und Lehren Ehrenberg’s allgemein mit grossem Beifall aufgenommen wurden, erhob sich doch bald die Kritik, wenn auch anfänglich ziemlich schüchtern, gegen die vermeintliche hohe Orga- nisation der Infusorien. Namentlich der complieirte Verdauungsapparat erregte mehrfach Bedenken. Schon 1831 bezweifelte Bory die Deutung der sogenannten globules hyalins als Mägen, da sie sehr beweglich im Innern der Thiere seien. Wie er sich jedoch ihre Füllung mit Karmin erklärte, bleibt unverständlich. Dennoch deutete auch er den Kern einer Vorticelline gleichzeitig als Darm, wie ähnlich wieder 1836 Milne-Edwards und Audouin. 1832 zog C. H. Schultz in einer Besprechung der beiden ersten Arbeiten Ehrenberg’s z. Th. auf Grund eigener Untersuchungen, namentlich aber auf Grund der unveröffentlicht gebliebenen eines Dr. Leo, in Zweifel, dass die sogenannten Mägen durch einen Darm verbunden seien; auch spreche gegen einen solchen der Umstand, dass die Ausstossung der aufgenommenen Farbe an beliebigen Stellen der Körperoberfläche geschehen könne. Gleichzeitig wurde schon die sehr mangelhafte Be- gründung der vermeintlichen Augen nachgewiesen und die darauf basirte Annahme eines Nervensystems gut kritisirt. Den Mangel irgend welcher Gründe für die Vereinigung der sogenannten Polygastrica und Rotatoria zu der Abtheilung der Infusoria durchschaute Schultz recht wohl und bemerkte darüber treffend: „Dass Ehrenberg stillschweigend anerkenne, dass seine Infusorien nur eine mikroskopische Wasserfauna darstellten“. Endlich begegnen wir hier schon der Bemerkung, dass das, was Ehrenberg als Panzer bezeichne, sehr Verschiedenartiges sei und daher die von ihm beliebte Unterscheidung zweier Parallelreihen in jeder seiner Familien, der Nuda und Loricata, unnatürlich sei. Auch Carus betonte schon 1832, von theoretischen Vorstellungen geleitet, dass Thiere von einem dem Ei ähnlichen einfachen Bau existiren müssten, da alle Thiere mit der einfachen Bildung des Eies begännen. 1834 äusserte er aber direct einige Bedenken an Ehrenberg’s Schilderung des Darmapparats der Infusoria. Er konnte mit dieser Vor- stellung die bei einer grünen sog. Leucophrys (ohne Zweifel wohl Para- maecium Bursaria) beobachtete innere Cireulation, welche ihn an die der Chara erinnerte, nicht wohl vereinigen. Hiermit hatte Carus zuerst den Einwand erhoben, welcher in der Folge den Sturz der Ehrenberg’schen Lehre hauptsächlich herbeiführen sollte. Auch Focke (1836) gründete seine Zweifel an der Existenz des 1148 Infusoria. Darmkanals wesentlich auf die Beobachtung der Cireulation der Mägen bei Vaginieola, und sah ebenfalls die Strömungserscheinung bei Paramaecium Bursaria. In seinen späteren gelegentlichen Mittheiluingen von 1842, 1544 und 1854 beschrieb er dieselbe noch für eine Reihe weiterer Infusorien, gelangte jedoch hinsichtlich der Gesammtauffassung des Er- nährungsvorgangs zu keiner recht klaren Vorstellung, wenn er auch einen röhrenförmigen Darm leugnete. — Erdl beobachtete das Circulations- phänomen 1841 bei einer sogenannten Bursaria vernalis, ohne daran weitergehende Schlussfolgerungen zu knüpfen. Wie aus Früherem bekannt, richtete Dujardin seit 1835 die schwersten Angriffe gegen das Ehrenberg’sche Lehrgebäude. Wenn es ihm auch nicht gelang, den Beweis von der Einfachheit der Infusorien- organisation in seinen Arbeiten von 1835, 1836, 1838 und schliesslich der zusammenfassenden Darstellung von 1841 in so überzeugender Weise zu führen, dass dieselbe allgemeine Anerkennung gefunden hätte, so bahnten doch seine Schriften einer richtigen morphologischen Er- fassung derselben im Vergleich mit den höheren Thieren am meisten den Weg. — Nicht ohne Einfluss auf seine Forschungen und sein Urtheil über die Infusorien waren die vorhergehenden Untersuchungen über Rhizopoden, welche ihn thierische Wesen einfachster Organisation kennen gelehrt hatten, deren Verhältnisse er naturgemäss auch bei anderen mikroskopischen Formen zu verwerthen, resp. auf letztere zu übertragen suchte. Schon 1835 wandte er seine Lehre von der Sarkode, jener einfachen, bewegungsfähigen Substanz, aus welcher der Rhizopoden- leib zusammengesetzt sei, auch auf die Infusorien an; doch hegte er anfänglich die Vorstellung, dass nicht der gesammte Infusorienkörper aus derartiger Sarkode bestehe, sondern diese nur eine Art Ausfüllungsmasse zwischen dessen festeren Bestandtheilen bilde. In seinen späteren Schriften tritt dies nicht mehr deutlich hervor, sondern der gesammte Leib der Infusorien gilt hier, ebenso wie der der Rhizopoden, für Sarkode. Der nächste Fortschritt Dujardin’s war, dass er sich eine richtigere Vor- stellung von der Bedeutung der sogenannten Mägen bildete, die er als einfache wandungslose Flüssigkeitstropfen, sog. „Vacuoles“ betrachtete. Es ist zu betonen, dass dies zunächst nur eine Vorstellung war, für welche der Beweis 1855 noch nicht geführt wurde; denn diese Arbeit bot neben jenem richtigen Gedanken viele unrichtige Beobachtungen und Ansichten, welche erkennen lassen, dass Dujardin damals nur über wenige gesicherte Erfahrungen verfügte, und zudem’hatte er diese namentlich bei der Unter- suchung einer parasitischen Opaline (Anoplophrya Lumbrici) erworben, was manche seiner damaligen Ansichten erklären dürfte. Nicht nur, dass er die Existenz von Mund und After und die Aufnahme fester Nahrung gegenüber Ehrenberg leugnete, er warf namentlich auch die gewöhnlichen und die Nahrungsvacuolen (Mägen) mit den contractilen zusammen. Alle diese Vacuolen sollten sich durch direete Wasserauf- nahme von aussen bilden, wobei der im Wasser suspendirte Farbstoff Geschichte (Dujardin). 1149 aufgenommen werden könne; alle Vacuolen sollten ferner gelegentlich zusammenfliessen und sich eontrahiren können. In mancher Hinsicht Aechnliches hatte schon ©. H. Schultz (1832) geäussert; auch ist es wohl möglich, dass dessen kritische Besprechung nieht ohne Einfluss auf Dujardin war. Da das Vorkommen grösserer Nahrungskörper (Baecillariaceen) im Innern von Infusorien nach Ehren- berg’s Untersuchungen nicht zu leugnen war, erklärte Dujardin dies für etwas Zufälliges; nicht die Infusorien hätten diese Körper gefressen, letztere seien vielmehr ihrerseits in die Infusorien gedrungen. Es war natürlich, dass ein Forscher von Dujardin’s Bedeutung, bei näherem Eindringen in den Gegenstand, solch’ falsche, theilweise wohl auch durch den Einfluss der in Frankreich verbreiteten Darstellungen Bory’s bestärkte Vorstellungen bald aufgab. Schon 1836 erkannte er die Gegenwart eines Mundes bei einer heihe von Infusorien an und schilderte auch die Art der Nahrungsaufnahme mittels desselben, sowie den Bildungsvorgang der Nahrungsvacuolen, der sogen. Mägen Ehren- berg’s, ganz treffend. Damit war zuerst die Bedeutung dieser Gebilde, welche in der Lehre Ehrenberg’s eine so hervorragende Rolle spielten, klargestellt. Auch jetzt aber hatten von den Rhizopoden abgeleitete Ver- gleiche einen deutlich hervortretenden Einfluss auf Dujardin’s Urtheil, da er von verschiedenartigen Sarkodefortsätzen sprach, welche aus der Mundöffnung der Infusorien hervortreten sollten, was zweifellos einem Vergleich mit den aus der Schalenmündung der Rhizopoden hervortreten- den Pseudopodien entsprungen ist, wie die Gesammtdarstellung ergibt. In der wichtigen Abhandlung von 1838 endlich, welche sich auch in dem Werk von 1841 als allgemeine Darstellung der Organisation ab- gedruckt findet, wurde der Mund bei der Abtheilung der eiliaten Infusorien fast allgemein zugegeben; dagegen eine Eingeweide- oder Darmhöhle mit vecht überall geleugnet, da die innere fleischige Substanz oder Sarkode, in welche die Nahrung eindringt, bis an den Mund reiche. Bildung und Bedeutung der Nahrungsvacuolen wurden hier noch genauer geschildert, doch 1541 auch gelegentlich bemerkt, dass die Nahrungsaufnahme ge- wisser Formen wohl durch Schlingen geschehen könne. Jetzt erkannte Dujardin auch die Strömungserscheinungen im Innern mancher, Infu- sorien an, die er früher bestritten hatte, und verwerthete dieselben gleichfalls gegen Ehrenberg. Hinsichtlich der Analstelle kam er zu keiner gesicherten Vorstellung; obgleich er die Ausstossung von Excrementen ‚bei gewissen Formen ganz gut verfolgte, blieb er doch zweifelhaft, ob es eine constante Analstelle gäbe. Einen Anus im Sinne Ehrenberg’s leugnete er, was ja auch richtig war. Als Hauptbeweis der einfachen Sarkodenatur der Infusorien galt ihm die alte Erfahrung von ihrem Zerfliessen, dessen falsche Beurtheilung durch Ehrenberg richtig dargelegt wurde. Wenn sich, wie Ehrenberg es wollte, innere Organe fänden, so müssten diese bei dem Zerfliessen, nach Analogie mit den höheren Thieren, zu erkennen sein, und dies sei nicht der Fall. — 1150 Infusoria. Die Cilien seien den Haaren der höheren Thiere nicht vergleichbar und beständen gleichfalls nur aus der den Körper constituirenden Sarkode, welcher an und für sich Contraetilität zukäme, ohne dass die Annahme be- sonderer Muskelfasern geboten schiene; denn es sei ja diese Sarkode wahr- scheinlich dieselbe eontractile Substanz, auf welche man auch die Con- tractilität der Muskelfasern der höheren Thiere zurückführen müsse und welche eben bei den einfachsten Thieren als solche vorzuwiegen scheine. Seltsamer Weise schrieb er jedoch das Contraetionsvermögen des Vorti- eellenstieles nicht dem inneren Faden, sondern der äusseren Hülle zu. Die eontractilen Vaeuolen unterschied er jetzt etwas schärfer wie früher von den gewöhnlichen und deutete sie richtiger wie Ehrenberg, in Anlehnung an Spallanzani als Respirationsorgane, die Wasser von aussen aufnähmen und wieder abgäben; eine Ansicht, welche sich speeiell in Frankreich lange erhielt und ja auch theilweise richtig ist. Eine sehr gerechtfertigte Kritik richtete Dujardin endlich gegen Ehrenberg’s Hypothese von dem complieirten hermaphroditischen Ge- schleehtsapparat der Infusorien. Einzig sicher erwiesen erachtete er die Fortpflanzung durch Theilung; dass er die Conjugation durchaus für Längstheilung bielt und Begattung völlig vermisste, harmonirt natürlich mit seiner Leugnung der Geschlechtsorgane. Hinsichtlich der Deutung der körnigen Einschlüsse als Eier war er zuzugeben geneigt, dass die organischen Partikel, welche beim Zerfliessen der Infusorien restirten, sich möglicherweise als Keime weiter entwickeln könnten; dass sogar die Art der Infusion, in der sie sich befänden, einen Einfluss auf die Höhe der Ausbildung hätte, zu welcher die Keime sich entwickelten. In die- ser Form, welche gewissermassen eine Nachwirkung der alten Needham- Buffon’schen Lehre zu sein scheint, wollte er denn auch die Generatio spontanea zugeben, nicht jedoch das Hervorgehen von Infusorien aus Unorganischem. Bei dieser Gelegenheit schalten wir ein, dass, wie schon betont wurde, die Lehre der Generatio spontanea im engeren oder weiteren Sinne mit Ehrenberg keineswegs erloschen war, dass sich vielmehr in der Zwischen- zeit wieder mancherlei Stimmen für dieselbe ausgesprochen hatten. So 1831 Muncke und Eschweiler, welch letzterer auch für allmähliches Inein- anderübergehen der Infusorien eintrat; 1832 ©. H. Schultz, der richtig hervorhob, dass Ehrenberg die Generatio spontanea durchaus nicht wider- legt habe und die Untersuchungen Needham’s pries. Energisch ver- theidigste ferner Laurent 1837 in seiner Dissertation diese Lehre, im Anschlusse an Treviranus und auf Grund eigener Untersuchungen über Infusionen, obgleich er hinsichtlich der Organisation der Infusorien voll- ständig den Darstellungen Ehrenberg’s folgte, ja dieselben eher noch übertrieb. Aehnliches gilt auch von der Arbeit Sonneberg’s (1840); obgleich dessen wenige experimentellen Untersuchungen über die Frage eigentlich mehr gegen dieselbe zeugten, erklärte er sich dennoch, wenn Geschichte (Dujardin; Generat. spont. von Ehrenb. — Dujard.). all auch hauptsächlich auf seine Vorgänger gestützt, als ein warmer Anhänger der Generatio spontanea. Von dieser Abschweifung zu der Kritik ‘zurückkehrend, welcher Dujardin die Ehrenberg’sche Lehre des Generationsapparats unterzog, bleibt noch seine Ansicht über den Kern, den Hoden nach Ehrenberg zu erwähnen. Mit Unrecht suchte er die von Ehrenberg als Samendrüse beschriebenen Gebilde z. Th. in Zweifel zu ziehen. Ehrenberg’s Deutung wies er natürlich zurück, konnte jedoch selbst nichts Sicheres über die Natur dieser Organe berichten, die er im Allgemeinen für diehtere Partien der Sarkode zu halten geneigt schien. Fügen wir noch zu, dass Dujardin natürlich weder Gefässe, noch Augen und Nervensystem der Infusorien zugeben konnte und auch die früheren Berichte über höhere seelische Befähigungen derselben mit Recht in Zweifel zog, so dürfte der Standpunkt, welchen der hervor- ragende Forscher in der ÖOrganisationsfrage vertrat, wohl in seinen Grundzügen umschrieben sein. 5 Auch hinsichtlich des Umfanges der Abtheilung der Infusoria trennte D. sich von Ehrenberg. Zwar dürfte darauf kein besonderer Werth zu legen sein, dass er die Nichtzusammengehörigkeit der Infusoria und Rotatoria noch schärfer betonte und die letzteren zu einer besonderen Klasse der „Systolides“ mit den Tardigrada vereinigte; denn die beiden Klassen stehen in dem Werk von 1841, wohl mehr auf Grund historischen Herkommens, als Zoophytes infusoires nebeneinander, ähnlich wie bei Ehrenberg.— Irriger Weise dagegen nahm er, ein Rückschritt hinter Ehrenberg, die Nematorhyncha in seine Infusorienklasse wieder auf. Mit richtigem Gefühl wurden dagegen die Protophytenabtheilungen der Bacil- lariacea und Desmidiacea von den Infusorien ausgeschieden, so dass Dujardin’s Infusoria zuerst die heutigen Protozoa mit Einschluss der Bacte- rien in richtiger Umgrenzung darstellen. Zur Erfassung der Gruppe der Infusorien im heutigen Sinne gelangte aber auch er noch nicht, da er dieselben noch auf die zwei unnatürlichen Hauptabtheilungen seiner Infusoires, die Infusoires asymme&triques und symmetriques, ver- theilte und sie unter den ersteren in zwei gleichwerthige, mit einander unverbundene Ordnungen brachte. Dass die Suetoria den Actinophryen direkt angeschlossen wurden, wie z. Th. auch bei Ehrenberg, war für den damaligen Stand der Kenntnisse das Naturgemässeste und findet ja auch heute noch Vertreter. Im Umfang seiner Specialstudien über den Formenreichthum der Ab- theilung konnte Dujardin nicht mit Ehrenberg rivalisiren; dennoch hatte er auch hier Verdienste, insofern er die marinen Infusorien ziemlich be- rücksichtigte und dabei mancherlei Neues fand. Bezüglich seiner Ideen über die specielle Anordnung des Systems verweisen wir auf den syste- matischen Abschnitt dieses Werkes. Neben Dujardin bekämpfte auch Peltier in zwei notizenhaften Nach- richten von 1836 die Darm- und Magentheorie Ehrenberg’s. Doch wollte 1153 Infusoria. er auch Dujardin’s Deutung der Mägen nicht anerkennen. Seine eige- nen Anschauungen sind so confus, dass es nicht lohnt, sie specieller zu verfolgen; es scheint sogar, dass er den Nahrungsvacuolen die Fähigkeit zuschrieb, sich nach dem Tode der Infusorien weiter zu entwickeln; „sie würden ihrer Spontaneität“ in diesem Falle wiedergegeben. Der erbitterte Kampf gegen die Ehrenberg’sche Lehre fand bald auch an anderen Orten Widerhall. — In Deutschland trat schon 1859 der Botaniker Meyen mit einer trefflichen kleinen Arbeit als entschie- denster Anhänger Dujardin’s und Gegner Ehrenberg’s in Bezug auf den Darmapparat auf. Er schilderte die Bildung der Nahrungsvacuolen wesentlich ebenso wie Dujardin und zog daraus wie aus der Strömungs- erscheinung dasselbe Resultat hinsichtlich der Nichtexistenz eines Darın- apparates. Die contraetilen Vacuolen, welche er gleichfalls richtig als mit wässeriger llüssigkeit erfüllte Räume auffasste, verglich er mit Vacuolenbildungen gewisser Pflanzenzellen; letztere zog er überhaupt zur Vergleichung mit den Infusorien mehrfach heran, so dass wir in seiner Schrift, wenngleich nicht deutlich ausgesprochen, auch den ersten Versuch der Parallelisirung des Infusorienorganismus mit dem Bau einer einfachen Zelle erkennen müssen. Von viel geringerer Bedeutung erscheinen die Bemerkungen, welche Rymer Jones in demselben Jahre der Darmlehre entgegenstellte. Er konnte den vermeintlichen Darm und seine Verbindung mit den sogen. Mägen nicht sehen und betonte gleichfalls das Strömungsphänomen; auch die grosse Erweiterungsfähigkeit des Mundes und angeblichen Darmes sewissser Infusorien, welche bei Voraussetzung der Ansichten Ehrenberg’s angenommen werden müsse, machten ihm letztere verdächtig. — Es scheint jedoch, dass diese Einwände sich nicht auf ein eingehenderes Studium stützten; denn die Angabe, dass die sog. Mägen oder „saceuli“ des Paramaecium Aurelia den grünen Körnern der Hydra ganz gleichen, lässt einerseits erkennen, dass Jones gar nicht dieses Infusor untersuchte und wohl zweifellos sog. Chlorophylikörper für Mägen gehalten hat. Auch der Umstand, dass er 15847 seine Zweifel an dem Darm ganz fallen liess und sich nun durch Betrachtung Ehrenberg’scher Präparate von der Richtigkeit der Darmtheorie überzeugt haben wollte, beweist, dass die früher von ihm erhobenen Einwände schlecht fundirt waren. Diese gewichtigen Angriffe konnte Ehrenberg nicht vollständig ignoriren, was er gegenüber Dujardin eigentlich streng durchführte. Er suchte daher 1539 das Strömungsphänomen dadurch mit seiner Darm- theorie in Einklang zu bringen, dass er es in den angeblichen Darm verlegte, welcher sich bei gewissen Infusorien auf Kosten der anhängenden Magensäcke bis zur Erfüllung der gesammten Körperhöhle ausdehnen könne; worauf es schiene, als wenn die verschluckten Stoffe, die den Magensäcken ähnlich seien, im gesammten Körper eireulirten. Auch später (speciell 1855 und 1862) machte Ehrenberg gelegentlich Geschichte (Epoche von Ehrenberg bis Clapar. u. Lachm.). 1153 erneute Versuche, seine irrthümlichen Ansichten zu vertheidigen, ohne jedoch neue Beweise zu biingen. Seine Gegner behandelte er in dem Maasse abfälliger und verächtlicher, als Freunde wilder Hypothesen, je mehr die Unbaltbarkeit der eignen Lehren klar zu Tage trat. Auch in anderen Fragen, wie Eneystirung, Conjugation ete., begegnen wir ihm als Feind jeden Fortschritts, und unvermögend, besserer Einsicht Raum zu geben. Von anderer Seite fand Ehrenberg einige Unterstützung. So schloss sich ihm Werneck 1841, wie in fast allen übrigen Punkten, auch in der Darmtheorie innig an; konnte sich jedoch nicht für die Absonderung von Ga!le oder Verdauungssaft bei Nassula erwärmen, sondern leitete die Fär- bung der Vaeuolenflüssigkeit ganz richtig von den gefressenen Öscillarien ab. Ein Versuch, die Darmtheorie in anderer Weise mit den Eıfah- rungen über die Cireulation zu versöhnen, blieb nicht aus. Griffith glaubte dies 1843 dadurch erreichen zu können, dass er die Mägen als Erweiterungen eines unzweifelhaft vorhandenen, gewundenen Darmes be- trachtete, welehe an demselben verschoben würden. Hatten die Infusorien im Gegensatz zu Ehrenberg’s Vorstellung nur eine sehr einfache Organisation, im Sinne Dujardin’s, so lag der Ge- danke nahe: die mittlerweile durch Schleiden’s und Schwann’s Be- strebungen in den Vordergrund gerückte Zellenlehre auf sie auszu- dehnen, um ihre Morphologie mit jener, die gesammte übrige Organismen- welt umfassenden Theorie in Harmonie zu bringen. | Sehon Burmeister glaubte 1840: dass auch die Leibesmasse der Infusorien aus Zellen mit wohl unkenntlichen oder verschmolzenen Wänden bestehen dürfte; die kleinen Körnchen der Leibessubstanz könnten wohl als Cytoblasten betrachtet werden. Bezüglich des Ernährungsapparates blieb Burmeister in seiner kritischen Besprechung des Infusorienbaues unsicher; neigte sich jedoch entschieden mehr auf Ehrenberg’s Seite. Dagegen erachtete auch er die Angaben über den doppelten Geschlechtsapparat für ganz unbewiesen, obgleich die Gründe, welche er gegen denselben vorbrachte, nicht gerade zu den besten gehören. Schon oben wurde Meyen’s Vergleich zwischen Infusorien und Pflanzenzellen gedacht. 1843 erklärte Barry die niederen Infusorien, Monas und Verwandte, für einfache Zellen und verglich auch schon den Kern derselben richtig mit dem Zellkern. Er vertrat gleichzeitig die Ansicht, dass die Zellen sich nur durch Theilung fortpflanzten, und parallelisirte die Vermehrungsvorgänge von Volvox und Chlamy- domonas mit der Furehung der Eier, welch’ letztere er mit Schwann gleichfalls für einfache Zellen erklärte. Ueber die Ciliaten sprach er sich nicht aus; doch theilte er hinsichtlich derselben wohl die Ansichten, welche Owen im Anschluss und unter theilweiser Reproduction der Barry’schen Arbeit gleichzeitig veröffentlichte. Owen erkannte mit Barry die Einzelligkeit der Monadina an; die höheren Infusorien (speziell die Ciliaten) dagegen besässen zwar eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Zelle und könnten in ihrer Entwiekelung wohl nicht viel über den Bronn, Klassen des Thier-Reichs, Pratozoa, 19 1154 Infusoria. Zustand derselben fortgeschritten sein, dennoch erhöben sie sich wegen ihrer Organisationsverhältnisse: Mund, Zähne, Tentakel ete., hoch über einfache organische Zellen; ein Gedankengang, der später so häufig wiederholt wurde. Trotz der mitgetheilten Ansichten erwies sich Barry gleichzeitig als Anhänger der Generatio spontanea, indem er glaubte, dass die Or- ganismen der Infusionen wie die Parasiten aus Keimen von Zellen höherer Wesen, welche aus sogen. Hyalinsubstanz (wesentlich identisch mit Nucleussubstanz) beständen, hervorgehen könnten. Da Barıy's und Owen’s Ideen über die einzellige Natur der ein- facheren sogen. Infusorien auch in Deutschland in der Isis verbreitet wurden, so ist es nicht unmöglich, dass sie auf Siebold, der 1845 zuerst die Einzelligkeit dieser Abtheilung consequent verfocht, von Einfluss waren. Bezüglich der Organisation wie der systematischen Umgrenzung der Gruppe schloss sich Siebold nahe an Dujardin an, als dessen eigentlicher Nachfolger er mit Recht erscheint. Nur theilte er mit den Botanikern die Ansicht, dass zahlreiche der von Ehrenberg und Dujardin unter die Infusorien aufgenommenen Flagellaten den Pflanzen zugerechnet werden müssten. Die Bezeichnung Infusoria beschränkte er zuerst auf die mit Flimmerorganen versehenen, also die Ciliaten und Mastigophoren; in welchem Sinne sie noch heutzutage häufig ver- wendet wird. Für die ganze Abtheilung der einzelligen Thiere benutzte er den schon früher in anderem Sinne gebrauchten Namen Proto- 0a, welche er zuerst als eine Hauptgruppe, also einem Cuvier’schen Typus entsprechend, seinem System der wirbellosen Thiere einverleibte. Wie gesagt, beurtheilte Siebold die Organisation der Infusorien wesentlich im Sinne Dujardin’s, mit der Erweiterung, dass der Kern einem echten Zellkern entspreche. Ganz sicher fühlte er sich in dieser Hinsicht zwar nicht, denn den Kern von Chilodon verglich er selbst mit einer Zelle. Es machten sich bei ihm jedenfalls schon die ersten Anklänge der Ansicht geltend, welche in dem Kern deı In- fusorien das Fortpflanzungsorgan vermuthete. Glaubte doch Siebold selbst schon 1838 in einem Infusor des Froschdarmes lebendige Junge und deren Geburt beobachtet zu haben. Auch wollte Peltier 1840 gefunden haben, dass die aus der sog. Leucopbrys vesieulosa hervor- gepressten Kügelchen durch Zusammenballung nach einiger Zeit wieder zu einer Leucophrys wurden; Focke endlich machte 1844 die Ent- deckung der sog. Embryonen des Paramaeeium Bursaria, die aus dem Kern entstehen sollten; womit er den Grund zu der lange herrschenden und einflussreichen, aber irrigen Vorstellung von der Fortpflanzung der Infusorien durch innere Embryonen legte. Diese Einwirkungen kamen Jedenfalls bei Siebo!d zur Geltung, als er die Vermutbung aussprach, dass der Kern der Infusorien wohl ein Vermögen zu weiterer Entwicke- lung besitze, und daran die Vermnthung knüpfte, dass manche Infuso- rien als Larven aufzufassen seien. Geschichte (Epoche von Ehrenberg bis Olap. u. Lachm.). 1155 Die genauere Kenntniss des Kernes vermehrte er durch eigene Beob- achtungen; entdeckte namentlich aber neben dem Kern des Para- maecium Bursaria das Gebilde, welches er als Nueleolus nicht nur bezeichnete, sondern auch auffasste. Von seinen weiteren Beobachtungen verdienen die über die contractilen Vacuolen noch Erwähnung. Bezüg- lich dieser trennte er sich von Dujardin, indem er sie für den Anfang eines Circulationssystems hielt, das Nahrungssaft aus dem Körper aufnehme und in denselben wieder ergiesse, obgleich er ihnen nicht alle Beziehung zur Respiration absprach. — Eine ähnliche Ansicht hatte übrigens für die Vacuole Wiegmann schon 1855 gegen Ehrenberg vertreten. Kölliker sprach sich (1545), auf seine Untersuchungen über Grega- rinen gestützt, ebenfalls für die Existenz einzelliger Infusorien aus, wollte dazu aber wie Barry und Owen jedenfalls nur die einfachsten rechnen. 1549 dagegen dehnte er diese Ansicht auf sämmtliche Infu- sorien aus. Ebenso bekannte sich Huxley*) 1850 als Anhänger der Fin- zelliskeit der Protozo@ön und im besonderen auch der Infusorien. Dennoch erwarb sich die Siebold’sche Lehre lange Zeit keinen grösseren Beifall gerade bei Denjenigen, welche den Infusorien ein eingehenderes Studium widmeten. Die Bedenken, welche schon Owen angedeutet hatte, wurden nur schwer und sehr allmählich überwunden. Zunächst fand die Dujardin-Siebold’sche Auffassung der Infusorien lebhaften Widerspruch bei Eckhard, der, unter direktem Einfluss Ehren- berg’s stehend, namentlich dessen Darmtheorie, jedoch mit schlechten Gründen, zu vertheidigen suchte. Interessant ist, dass er sich hierfür speziell ein Infusor, die Epistylis flavicans (grandis), aussuchte, dessen sehr ansehnlicher Schlund in dieser Hinsicht am verführerischsten ist und das auch später wieder ähnlich verwerthet wurde. Selbst Eckhard, sonst ein so eifriger Anhänger Ehrenberg’s, konnte doch die Theorie des hermaphroditischen Geschlechtsapparates nicht für erwiesen erachten, ob- gleich er für die Fortpflanzung durch Eier eintrat, dagegen die von Siebold angedeutete Weiterentwickelung des Kernes leugnete, da er ganz richtig den Zerfall des isolirten Kernes stets bemerkte. Eine Ver- mehrung durch innere Knospen, welche er bei Stentor beobachtet haben wollte, führte zu keinem gesicherten Fortschritt in der Fortpflanzungsfrage. Etwas richtiger beurtheilte Boeck (1847) den Verdauungsapparat der Infusorien, indem er die Darmtheorie Ehrenberg’s verwarf. Den späteren Ansichten Claparede-Lachmann’s gewissermassen vorgreifend, glaubte Boeck die Existenz einer mit Flimmerepithel ausgekleideten weiten Darmhöhle annehmen zu dürfen. Wichtiger scheint das, was er über die contractile Vacunole bemerkte. Bei Vorticellen wollte er sich bestimmt überzeugt haben, dass der Inhalt der Vacuole durch einen nahe dem After mündenden Kanal entleert werde. Er leugnete daher auch die *) Siehe p. 342. No. 5, I © 1156 Infusoria. Ehrenberg’sche Deutung der eontractilen Vacuole als Samenblase und erklärte sie nieht unrichtig als eine Urinblase. Für die mit strahlen- förmigen Kanälen versehenen Vasuolen hielt er an der falschen An- sicht fest, dass ihr Inhalt in die Kanäle ergossen werde, und konnte daher auch seine Deutung für diese nicht genügend erweisen. Fort- pflanzung dureh Eier vermochte Boeck nicht zu finden. Auch in Frankreich fand Ehrenberg willkommene Unterstützung durch Pouchet, der 1848 und 49 nicht nur entschieden für die Lehre von den Mägen mit schr schwachen Beobachtungen und Gründen auftrat, sondern auch die Fortpflanzung durch Eier für die Vorticellen zu erweisen suchte, indem er deren Cysten als solche deutete. Darin war ihm Wedl (1847) zuvorgekommen, der die ÜOysten einer so- genannten Vorticella chlorostigma in diesem Sinne beanspruchte, ja irrthümlicher Weise ihre Ausstossung aus der Vorticelle verfolgt haben wollte. Auch OÖ. Schmidt sprach sich 1849 in einer nieht unwiehtigen Arbeit für den Anschluss der Infusorien an höhere Thierformen aus. Genauere Verfolgung der Triehoceysten bei Frontonia und Paramaeeium liess ihn deren Analogie mit den sog. Stäbchen der Turbellarien vermuthen. Da er ferner den Porus der contractilen Vacuole bei Frontonia zuerst beobachtete, verglich er die Vacuole mit dem Wassergefässsystem der Turbellarien, in ihr ähnlich Dujardin einen Wasser aufnehmenden und abgebenden Respirationsapparat vermuthend. Diese Erwägungen, wozu sich noch die Bestätigung der Geburt lebendiger Jungen bei Stentor gesellte, bestärkten ihn in der Ansicht, dass die Infusorien nähere Be- ziehungen zu den Turbellarien darbieten. Wir erwähnen gleich, dass der von Schmidt ausgesprochene Gedanke bald noch weiter ausgeführt wurde. 1850 und noch radicaler 1857 plaidirte L. Agassiz für eine gänzliche Auflösung der Infuso- yien, ja der Protozoa überhaupt. Beeinflusst durch die Reformversuche Nägeli’s und Siebold’s auf dem Gebiet der Mastigophoren, verwies auch er letztere sämmtlich zu den Algen, ja 1857 wollte er diesen sogar die Rhizopoden einverleiben. — Die später Holotriche genannten Infusorien galten ihm für die Larven von Würmern, da er sie aus den Eiern der Planarien und 1857 sogar Opalina aus Distomumeiern ausschlüpfen sah. Die Vorticellinen aber verwies er in einem Anfall von Atavismus wiederum zu den Bryozoön und fand darin Beistand bei Diesing (1845 *), 1850), z. Th. auch bei van der Hoeven (1850) und Schmarda (1554), Den Haupttrumpf seiner Reformversuche spielte jedoch Agassiz 1851 aus, wo er nachzuweisen suchte, dass die bekannte Triehodina Pediculus die Medusengeneration von Hydra sei, des Polypen, auf welchem sie schma- rotzt. Aehnliche Ideen hegten auch Alder (1551) und Burnett (1854); letzterer zollte zwar der Einzelligkeit‘der Infusorien Beifall, hielt sie jedoch *) Sitzungsber. d. k. Ak zu Wien. M. natw, Kl. 5. H. p. 17. Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachm.). 119,7 für Larvenzustände höherer Thiere, da ihre Kleinheit die Existenz von Geschlechtsorganen nicht gestatte und geschlechtliche Fortpflanzung ein Attribut aller Thiere sei. Im Gegensatz zu diesen Bestrebungen, den Infusorien mit Ehrenberg eine höhere Organisation zuzuschreiben, schloss sich Perty seit 1846 in seinen Forschungen über diese Gruppe und die Protozoön überhaupt innigst an die Dujardin-Sicbold’sche Auffassung an. Schon 1846 bekämpfte er Ehrenberg’s Lehren energisch. 1849 publieirte er einige‘ Resultate faunistischer Untersuchungen in der Schweiz, wo er namentlich die Verbreitung der Infusorien in bedeutenderen Höhen genauer zu er- forschen strebte, und errichtete auch einige neue Gattungen. Sein Hauptwerk von 1852 darf denn auch hauptsächlich in faunistischer und einigermassen auch in systematischer Hinsicht Anerkennung be- anspruchen, obgleich das auf letzterem Gebiet, durch Entdeckung neuer Formen oder Aufstellung neuer Gattungen, Geleistete nicht gerade erheblich ist, da Perty’s Einzeluntersuchungen meist ziemlich oberfläch- liche waren und nur selten die früheren übertrafen, vielfach sogar hinter ihnen zurückblieben. Aus diesen Gründen konnte seine Arbeit kaum zur Befestigung und tieferen Begründung der Ansichten Du- jardin’s und Siebold’s viel beitragen. Mit Siebold’s Einzelligkeitslehre vermochte sich Perty nicht zu befreunden, wie er schon 1848 erkläite und 1852 eingehender entwickelte. Nach seiner Ansicht sind die Infusorien nicht einfache Zellen, sondern „Combinationen nicht zur Entwickelung gekommener Zellen“, oder wie er sich 1843 ausdrückte: „jedes der zahlreichen Moleküle und Bläschen, welche die Sub- stanz der Infusorien bilden, sei eine Art embryonischer Zellen“. Na- mentlich bestritt er die von Siebold versuchte Homologisirung des Infusorienkernes mit einem Zellkern; doch waren gerade seine Unter- suchungen über den Kern sehr ungenau, da er ihn vielfach ver- misste, wo er schon bekannt war, und da, wo er ihn gelegentlich fand, nichts mit ihm anzufangen wusste. Aus seinen Einzeluntersuchungen ist kaum etwas von Bedeutung hervorzuheben; nur seine Ansichten über die Fortpflanzung bedürfen einiger erläuternder Worte. Gene- ratio spontanea einfacherer Formen der Protozoön, so der Monaden, hielt er für möglich; neben der Theilung nach Quere und Länge suchte er, in einer Verquickung der Vorstellungen Ehrenberg’s von der Fort- pflanzusg durch Eier mit den Vermuthungen Dujardin’s über Vermehrung durch Keime, eine Fortpflanzung durch innere Keime oder Sporen, sog. „Blastien“, zu erweisen, natürlich ohne dieser Ansicht den Schein einer Begründung geben zu können. Seine Blastien, welche wie die Eier Ehrenberg’s nur im Tode der Thiere frei werden und zu weiterer Ent- wickelung gelangen sollten, waren wie die ersteren theils Chlorophyll- körper, theils anderweitige Pigmentkörner und Einschlüsse. Perty beobachtete eine recht erhebliche Zahl von Infusorien. Aus seinem systematischen Versuch interessirt uns hier, dass er zuerst die bewim- 1158 Infusoria. perten Infusorien zu einer besonderen Gruppe der Ciliaten vereinigte, denen jedoch die Suetorien sammt den Heliozo@ön untergeordnet wurden. Diese Ciliata bildeten mit den Phytozoida (Flagellaten, Bacterien und Algensporen) und den Rhizopoden. seine Archezoa (gleich Protozoa). Nicht ohne Einfluss auf die Forschungen und Vorstellungen über die Infusorienwelt blieb die von Steenstrup 1842 entwickelte Theorie des Generationswechsels; ja Steenstrup legte selbst in seiner berühmten Schrift bierzu den Grund, da er zwei bei seinen Untersuchungen beob- achtete parasitische Infusorien der Mollusken in den Entwickelungskreis der Distomeen ziehen wollte. Aehnliche Vermuthungen wurden dann für die Opalinen noch lange gehegt; M. Schultze (1852) und Stein (1854) ver- mutheten in denselben noch die Entwicklungszustände von Eingeweide- würmern. Hinsichtlich eines Theils der Opalinen, speciell der Gattung Opalina, welche keine contractilen Vacuolen besitzt, waren auch Clapa- rede und Lachmann (1859), Perty (1864), Kölliker (1864), ja Lan- kester (1870) noch zweifelhaft. Seit 1859 vertrat dagegen Stein die Infusoriennatur sämmtlicher Opaliniden, obgleich seine Ueberzeugung jedenfalls keine sehr feste war, denn im Il. Band des Organismus von 1867 findet man über die Infusoriennatur der Opalina Ranarum auf p. 11 und p. 160 zwei sich ganz widersprechende Aeusserungen. Auf die von Steentrup’s Lehre erregte P’hantasie haben wir wohl die 1845 anhebenden Bestrebungen theilweise zurückzuführen: Meta- morphosen und Generationswechsel bei den Infusorien nachzuweisen. Schwierigkeiten der Beobachtung einerseits und die nur zu nahe liegende Möglichkeit, Entwickelungszustände verschiedener Formen, welche sich nach einander zeigten, auf einander zu beziehen, machten die Annahme solcher Uebergänge und Verwandlungen sehr verlockend und erzeugten bei manchen, der gesunden Kritik und ruhiger Erwägung ermangelnden Forschern z. Th. recht abenteuerliche Vorstellungen von der Fortpflanzung und Entwickelung unserer Thiere. Als bedeutendster Ausfluss dieses Ideenkreises erscheint die Stein’sche Aecinetentheorie, welche, wenn auch nicht auf lange Zeit, das Erstaunen der zoologischen Welt fesselte. Den ersten Keimen dieser Theorie und der Metamorphosenlehre der Infusorien überhaupt, begegnen wir schon 1845 bei Pineau. Derselbe glaubte zunächst durch seine Untersuchungen der alten Lehre der Gene- ratio spontanea neues Leben einflössen zu können. Obgleich in ein etwas modernes Gewand gehüllt, waren seine Ansichten und Beobachtungen über die Bildung der Infusorien dureh Urzeugung im Wesentlichen die- selben, welche schon das vorige Jahrhundert entdeckt zu haben glaubte. Durch direeten Zerfall der infundirten Substanzen (Fleisch) entstehen zunächst die kleinen beweglichen Körnchen (Bacterien), welche sich zu Ansammlungen von Granulationen vereinigen (Zoogloea); indem diese sich zu zellähnlichen Körperchen gruppiren und weiter ausgestalten, gehen aus ihnen Monaden, kleine Infusorien und actinophrysartige Wesen hervor; aus letzteren sollten dann kleine gestielte Podophryen entstehen. Hier- Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Olap. u. Lachm ; Gener. spontanea, Pincau — Jetztzeit). 1159 mit sei aber die Entwicklung dieser Acinetinen nicht vollendet, denn sie verwandelten sich schliesslich unter Bildung einer Oeffnung auf ihrem Scheitel und eines Cilienkranzes in Vorticellen. 1548 liess sich Pineau noch tiefer in diese Irıwege verlocken, indem er nun auch die Verwandlung der Vorticellen in eine Oxytrichine verfolgt haben wollte; ein Missgriff, der wie mancber ähnliche auf der Vermischung und Verwechslung der Cysten beider Infusorien berulıte. Indem wir die Verfolgung der von Pineau angedeuteten vermeintlichen Beziehungen zwischen Aeinetinen und Vorticellen für einen Augenblick bei Seite setzen, verweilen wir einige Momente bei der Entwickelung, welche die von ibm neu belebte Generatio spontanea in der kommenden Zeit nahm. Wir greifen dabei über die Grenze der zu behandelnden Epoche hinaus, da Pineau’s Lehre bis tief in die folgende Vertreter fand, deren Erwähnung gleich hier, im Anschluss an den Begründer, angezeigt erscheint. Nur flüchtig werde erwähnt, dass die Generatio spontanea der Infuso- rien auch in Deutschland von Reisseck (1851) wiederum vertreten wurde, welcher Infusorien und höhere Thiere aus den Zellen und Zellenbestandtheilen von Pflanzen u. s. w. hervorgehen liess. Doch blieben diese Phantasien, ebenso wie die gleichzeitigen und nicht unähnlichen von Gros, deren noch gedacht werden wird, ohne Einfluss auf den Gang der Wissenschaft. Als überzeugter Anhänger und erklärter Nachfolger Pineau’s trat Pouchet seit 1855 in Frankreich auf, welcher mit dem umfang- reichen Buch über die „Heterogenie‘“ wenigstens in seinem Vater- lande viel Staub aufwirbelte. Was darin über die spontane Generation der Infusorien in Infusionen mitgetheilt wurde, war dem Wesen nach dasselbe, was Pineau behauptet hatte. Zeugungsstätte der Infusorien ist, wie dies schon so oft angegeben wurde, die Haut der Infusionen, Pouchet’s „pellieule proligene“. Diese bildet sich aus Cadavern der zuerst ent- standenen Organismen (Bacterien), doch auch aus denen wirklicher Infu- sorien. Wie diese ersten kleinsten Organismen gebildet werden, blieb ihm unklar. In der pellieule proligene entstehen durch Zusammen- häufung nebelartige Flecke, die allmählich eine scharfe Umgrenzung erhalten und sich endlich durch eine zarte Hülle von der Umgebung abschliessen. Diese Gebilde, nichts anderes wie die Cysten verschie- dener Flagellaten und Infusorien, galten nun Pouchet als spontan entstandene Eier, deren Weiterentwickelung sich zunächst durch eine Rotation des Inhalts und dann durch das Auftreten einer contractilen Vacuole, des „puncetum saliens“ oder des Herzens, documentirt; worauf endlich die fertigen Thiere ausschlüpften. Bestärkt wurde er in dieser falschen Auffassung der Cysten durch die ebenso irrige Vorstellung, dass auch die Eier im Ovarium der höheren Thiere ganz ebenso ent- ständen, wie die spontanen Eier der Infusorien in der pellicule pro- ligene. Nicht nur von sehr mangelhaften eigenen Untersuchungen zeugt aber diese Pouchet’sche Irrlehre, sondern auch von recht ungenügender 1160 Infusoria. Orientirung in der Infusorienkunde überhaupt. — Natürlich ignorirte er die zahlreichen, mittlerweile über die Encystirung gesammelten Eı- fahrungen vollständig; er wollte höchstens eine sogen. morbide Eney- stirung, welche zum Tode führe, anerkennen, dabei wahrscheinlich von den ebenso irrigen und kritiklosen Behauptungen Ehrenberg’s (1851) geleitet. Das Auffallendste an Verblendung und Leichtfertigkeit leistete Pouchet aber darin, dass er die Vermehrung der Infusorien durch Theilung für eine sehr ungewöhnliche Erscheinung (1864), ja 1859 sogar für einen „veri- table roman“ erklärte, da ihm dieselbe natürlich sehr unbequem war; hatte man durch sie doch die rasche Belebung der Infusionen schon seit alter Zeit genügend erklärt. Dies hinderte ihn aber nicht, die geschlechtliche Fortpflanzung der spontan entstandenen Infusorien durch Eier und Em- bryonen für erwiesen zu erachten und mit eigenen Erfahrungen zu belegen (1859 und 1864). Auf den langwierigen Streit, welchen die Pouchet’sche Lehre in Frankreich hervorrief, näher einzugehen, dürfte hier um so weniger an- gezeigt sein, als es sich dabei doch in der Hauptsache nieht um Infu- sorien, sondern um Bacterien handelte. Die einsichtigeren Forscher, so vor allem Pasteur, Milne-Edwards, Payen, Quatrefages, Cl. Bernard, Dumas und andere, widersprachen diesen zum Theil extravaganten Anschauungen energisch, doch fand Pouchet auch zahbl- reiche Anhänger, so Houzeau, Joly und Musset, Donne, Penne- tier und andere, in Deutschland Schaaffhausen und in Amerika Wyman. Noch 1872 glaubte Bastian in England die Pouchet’sche Heterogenie der Infusorien durch eigene Untersuchungen bestätigen zu können, indem er wiederum die auch bei Pouchet eine grosse Rolle spie- lenden Cysten von Colpoda eueullus verfolgte. Nur in Heu-Infusionen, welehe mit heissem Wasser gemacht wurden, missglückte ihm die Erzeugung dieser Ciliaten stets, und auf eine briefliche Anfrage gab ihm Pouchet die charakteristische Antwort: „Jamais, jamais, vous ne rencontrez un seul infusoire'eili& dans une experience faite A l’eau chaude“; ein denkwürdiger Abschluss dieses langen unrühmlichen Kapitels unserer Wissenschaft. Dass Maggi noch im Jahre 1876 die Pouchet’schen Ideen vertheidigte, sei nur vorübergehend erwähnt. Die riehtige Deutung der Pouchet’schen spontanen Infusorieneier gab schon 1864 Coste in Gemeimschaft mit Balbiani und Gerbe. Für den auf dem Gebiet einigermassen Bewanderten hätte es dieser direeten Nachweise zwar kaum mehr bedurft, da die früheren Untersuchungen, namentlich die Stein’s aus dem Beginn der fünfziger Jahre, die Erklärung längst enthielten. Dass eine einmal verbreitete Idee so leicht nieht auszurotten ist, finden wir in der Urzeugungslebre vielfach bestätigt; entwickelte doch Krasan in neuester Zeit (1880) wieder Ansichten, welche denen von Pineau und Pouchet leider nur zu ähnlich schen. Auch Bergonzini Geschichte (Epcche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachm.). 1461 trug 1883 noch Ideen über die Entstehung der Vorticellen in Infusionen vor, die durchaus an Urzeugung erinnern. Nach diesem Exkurs, welcher uns bis in das laufende Decennium führte, kehren wir zur Metamorphosenlehre zurück, deren Anfänge schon bei Pineau, Ende der 40er Jahre, auftraten. Boeck erachtete (1847) einen Generationswechsel der Infusorien für sehr wahrscheinlich. Nicolet machte 1848 recht oberflächliche Angaben, welche Uebergänge von Actino- phrys in Halteria, Podophrya und Dendrosoma erweisen sollten. Zu geradezu erschreckenden Leistungen schwang sich die Lehre jedoch in den Arbeiten von Gros (1850, 1851, 1852 u. 1854) auf, der seine Ent- deekungen damit begann, dass er die parasitischen Trichodinen der Frösche aus den Epithelzellen der Harnblase hervorgehen, in die Opa- lina des Reetums und letztere schliesslich in Nematoden des Darmes sich verwandeln liess. Zu einem höheren Fluge schwang sich seine reiche Phantasie jedoch 1851 und 1852 auf, wo er durch ausge- dehnte, im Einzelnen zum Theil gar nicht so üble Beobachtungen, die Entwicklung zahlreicher Thiere und Pflanzen unter variirenden Um- ständen aus der einfachen Zelle verfolgt haben wollte. Eine solch ein- fache, zu den mannigfaltigsten höheren Entwicklungen befähigte Zelle fand er in Euglena, aus welcher er dann, verführt dureh die beliebigsten Verwechslungen, parasitische Erscheinungen und den treu festgehaltenen Grundsatz: ‚post hoc, ergo propter hoc“, nicht nur Infusorien, Räderthiere, Rhizopoden, Nematoden und die verschiedensten Algen ete. hervor- sehen, sondern auch die Infusorien in Räderthiere und diese in Tardi- graden sich verwandeln sah. Andererseits vertrat er wie so viele seiner Vorgänger die Ansicht eines rückläufigen Ganges der Entwicklung durch Auflösung höherer Organismen in einfachere, speciell Vibrionen und Flagellaten. Auf Verwechslung von Cysten beruhte auch die Umwandlung der Oxy- tricha Pelionella in Aspidisca L,ynceus, welehe Haime 1853 beschrieb; indem er gleichzeitig den Eneystirungsvorgang der ersteren ganz gut schilderte. Es erregt kaum Erstaunen, dass später Aehnliches "noch mehrfach vorgebracht wurde, so von Lindemann (1864), Samnelson (1865) und namentlich Hilgard und Johnson (beide 1871); ja selbst die Leistungen eines Gros, obgleich sie lebhaft zurückgewiesen wurden, Rivalen fanden und sogar überboten wurden. Das Seltsamste auf diesem Gebiet, wohl das Ko- mischste, was jemals über Infusorien geschrieben wurde, sind die Schriften des Forstmeisters Laurent (1854 u. 1858). Nicht nur zellige Bedeckungen der Infusorien werden darin beschrieben, sondern auch eine höchst merkwürdige Fortpflanzung durch Weibehen und Männchen, wobei die letzteren ihre Keime oder Eier bei der Begattung (Conjugation) auf die Weibchen übertragen, worauf diese Keime selbst wieder gewöhnlich zu zweien oder mehreren unter einander copuliren, um sich dann zu sehr verschiedenartigen Infu- sorien in einer Mutter entwickeln zu können. Die geborene Brut könne auch um den abgestorbenen Körper der Mutter einen neuen aufbauen; ja die Infuso- 1162 Infusoria. rien (Flagellaten) sollen sogar, in Gesellschaften oder Nationen vereinigt, zellige Gewebe verfertigen, in ihrer Arbeit von Aufsehern beaufsichtigt, denen wieder aristokratische Faulenzer übergeordnet sind, während der König, der grösste und dickste aller, im Hintergrund weilt. Und die Ab- bildungen zeigen, dass allem dem Beobachtetes zu Grunde liegt, welches eine zügellose Phantasie im Gehirn des Beobachters zu solchen Nebel- bildern verdichtete. Man verzeihe, dass dieser Schrift als Beispiel des Leistungsmöglichen einige Worte gegönnt wurden, denn auch die Nachtseiten der Wissenschaft haben, von einem höheren Standpunkte aus, Interesse. Wie bemerkt, gehört auch die Stein’sche Acinetentheorie in das Kapitel von der Metamorphosen- und Generationswechsellehre. Diese Theorie kündigte zugleich die in ihrer Weiterentfaltung so wichtigen Ar- beiten Stein’s über Infusorien an. Schon in der ersten Arbeit von 1849 wird die Lehre entwickelt. Ausser Beobachtungen über Organisation und Theilung der Vorticellinen finden wir hier die ersten genaueren Beobach- tungen über die Eneystirung von Vorticella; nur getrübt durch die An- nahme einer Bildung kleinster Sporen in den Cysten, aus welchen sich die für Jugendzustände der Vorticellen gehaltenen Choanoflagel- laten entwickeln sollten. Sofort setzte er jedoch an die Stelle dieser Theorie eine zweite, ebenso irrthümliche: dass die Vorticellencysten sich allmählich in Acineten umwandelten. Dieser Irıthum fand darin Unterstützung, dass Stein die vorbereitenden Enecystirungsstadien der Podophrya als Uebergänge ihrer Cysten in die freie Podophrya be- trachtete und die Podophryacysten durch allmähliche Veränderung aus denen der Vorticellen entstehen liess. Schon zuvor hatte er jedoch die Metamorphose der Vorticellinen in Acinetinen für Cothurnia und Epistylis construirt; erstere sollte sich in Acineta mystacina, letztere in eine Podophrya umwandeln. Während für die Metamorphose der Vorti- eella die Beobachtungen einen Schein von Begründung gaben, ruhte die Annahme in den beiden letzteren Fällen lediglich auf dem Nebeneinander- vorkommen der Arten. Natürlich, dass Stein unter diesen Umständen auch die Ernährung der Acinetinen mit den Tentakeln nicht gelten lassen wollte, da die Suetorien ja nur Fortpflanzungszustände der Vorti- cellinen darstellten. Letzteres aber begründete Stein durch die wichtige Entdeckung der inneren Schwärmerbildung der Acinetinen, womit auch Siebold’s Annahme der Weiterentwicklung des Infusorienkernes er- wiesen sein sollte, da diese Schwärmer aus einem Theil oder dem gesammten Kern hervorgingen. Diese vom Nucleus ausgehende Fort- pflanzung soll 1851 auch für Vorticella mierostoma erwiesen werden, da Stein bei dieser wiederum einen neuen Fortpflanzungsmodus inner- halb der Cysten entdeckt zu haben glaubte, dabei aber von neuem das Opfer einer Täuschung wurde. Es handelte sich um von Chytridieen be- fallene Cysten; die ausschwärmenden Zoosporen des Parasiten wurden als Embryonen der Vorticella gedeutet, die aus dem zerfallenen Nucleus entstanden seien. So glaubte denn Stein für ein und dasselbe Infusions- Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachw,; Stein’s Acinetentheorie). 1163 thier, die Vorticella microstoma, nicht weniger wie vier verschiedene Fort- pflanzungsarten annehmen zu dürfen: Längstheilung, Knospung, Embryonen- bildung in der Cyste und solche im Acinetenzustand. Gleichzeitig fand er die Austrocknungsfähigkeit der Cysten von Vorticella mierostoma, was Wedl (1847) schon für eine Vorticelle gezeigt hatte und erklärte die grosse Verbreitung der Infusorien so- wie die scheinbare Urzeugung richtig aus der leichten Verbreitung der ausgetrockneten Cysten durch den Wind. Ferner entdeckte Stein schon 1849 die Conjugation von Podophrya, welche richtig gedeutet und von Siebold (1851) wie Perty (1852) bestätigt wurde. Sowohl die Acinetentheorie wie die Entwicklung des Schwärmers aus dem Nucleus sollte 1851 durch die Entdeckung des Dendrocometes paradoxus eine neue Stütze erhalten. Doch war er jetzt geneigt, die Aufnahme flüs- siger Nahrung durch die Tentakel der Acinetinen zuzugeben. Be- deutungsvoll erscheint in dieser Arbeit ferner die Entdeckung der inter- essanten Vorticellinengattung Lagenophrys und der eigenthümlichen Spirochona sammt ihrer Knospenfortpflanzung. Die vollständigste Begründung der Acinetentheorie versuchte Stein endlich in dem umfangreichen und wichtigen Werk von 1854, das neben den Resultaten seiner früheren Forschungen eine Fülle neuer und wichtiger Beobachtungen, nicht nur über Infusorien, sondern auch zahlreiche andere Protozo@n brachte. Da hier der vermeintliche Zusammenhang der Suctorien und Vorticellinen speciell erwiesen werden sollte, so bilden die For- schungen über beide Gruppen natürlich den Haupttheil des Werkes. Eine Menge neuer Suctorien wurde hier zuerst sehr sorgfältig beschrieben und ihre Fortpflanzung durch Schwärmsprösslinge meist ermittelt; auch der Bau der Vorticellinen viel genauer wie früher erforscht und damit, wie durch die Auffindung neuer Formen, die Systematik der Gruppe wesentlich gefördert. Neue, entscheidende Gründe für die Acinetentheorie beizubringen, gelang jedoch trotz der vielen Untersuchungen nicht; auch hier waren für die versuchten Beziehungen meist das häufige Zusammenvorkommen und gewisse äussere Aehnlichkeiten entscheidend; nur die vermeintliche grosse Uebereinstimmung mancher Suctorienschwärmer mit gewissen freien Vorticellinen (speciell Trichodina) erschien als eine weitere Bestätigung der Theorie. Nicht einmal wurde versucht, die ange- nommene Entwicklung der Suetorienschwärmer zu Vorticellinen durch Beobachtung zu verfolgen; im Gegentheil sogar mehrfach anerkannt, dass diese Verwandlung ein durchaus hypothetisches Element der so eifrig verfochtenen Lehre bilde. Hinsichtlich der Ernährungsverhältnisse der Aecinetinen wurde der Standpunkt von 1851 durchaus festgehalten. Da Stein’s allgemeine Auffassung des Infusorienbaues bald ein- gehender zu erörtern ist, genüge hier die Bemerkung, dass sie im Wesent- lichen die Dujardin-Siebold’sche war und dass vorzüglich Stein’s 1164 Infusoria. treffliche Untersuchungen dieser Auffassung allgemeine Anerkennung erwaiben und Ehrenberg’s Irrthümern definitiv den Boden entzogen. Aber auch zahlreiche Beobachtungen über andere Infusorien enthält das Weık von 1554; so namentlich eine genauere Verfolgung der ver- meintlichen Embryonenbildung des Paramaecium Bursaria, wobei der acinetenartige Bau der Embryonen natürlich als erwünschte Bestätigung der Acinetentheorie erscheinen musste. Letztere Forschungen bildeten nur eine Weiterführung der schon 1851 mitgetheilten vorzüglichen Beob- achtungen Cohn’s über denselben Gegenstand. Cohn beobachtete zu- erst die Tentakel der Embryonen, erkannte jedoch die daraus folgenden Beziehungen zu den Suctorien nicht; dagegen bestritt er sehr richtig die von Focke versuchte Herleitung der Embryonen aus dem Kern, da er diesen neben den Embryonen auffand. Stein hingegen griff auf Grund seiner Erfahrungen über die vermeintliche Entstehung der Acineten- schwärmer natürlich wieder auf Focke’s Ansicht zurück. Cohn hatte aber 1851 auch schon erwiesen, dass die Erzeugung solcher Embryonen nicht auf Paramaecium beschränkt sei, da er bei Urostyla grandis älhn- liehe entdeckte. Auch ihm drängte sich auf Grund dieser Erfahrungen die Idee eines Generationswechsels der Infusorien auf. Seine sonstigen Beobachtungen über den Bau des Paramaecium, namentlich die genaue Verfolgung der Cireulation des Entoplasmas, hatten ihn zum überzeugten Anhänger Dujardin’s und Siebold’s gemacht und zuerst zu einer scharfen Unterscheidung von Rindenschicht und flüssiger Innenmasse geführt, gegen deren Bezeichnung als Parenchym er sich aussprach. 1854 vervollständigte er diese Beobachtungen durch den Nachweis einer sogenannten Cuticula bei dem erwähnten Infusor und genaue Beobachtungen über die Stellungsverhältnisse der Cilien. Wenig correct erschien dagegen seine Ansicht über die chitinige Natur dieser Cutieula, was Stein und Andere später bestätigen zu müssen glaubten. Einer Kernmenbran wurde schon 1851 gedacht. 1858 entdeckte Cohn endlich Embryonen bei Nassula und gab bei dieser Gelegenheit eine richtige Erklärung der von Ehrenberg als Galle gedeuteten farbigen Nahrungsvacuolen. Wichtig waren in der Stein’schen Arbeit von 1854 auch die Unter- suchungen über die Encystirung nicht allein der Vorticellinen und Acinetinen, sondern auch anderer Ciliaten, speciell Colpoda, Chilodon, Nassula etc. Namentlich die mit Eneystirung verbundene Vermehrung der Colpoda fand hier zuerst eine ausführliche Darstellung. Bei Chilodon verfiel Stein in einen Irıthum, da er auch hier eine vom Kern ausgehende Fortpflanzung in den Cysten finden wollte, wobei der gesammte Nucleus in Gestalt eines anderen Infusors, des häufigen Cycelidium Glaucoma hervorträte; so dass sich wiederum die Metamorphosen- lehre oder der Generationswechsel der Infusorien bewahrheitet haben sollte. Geschichte (Epoche v. Ehrenb. bis Clap. u. Lachm.). 1165 Auch in diesen wichtigen Fragen rivalisirte Cohn mit Stein, da er schon ein Jahr zuvor (1853) die En«ystirung einer ziemlichen Anzahl holotricher Infusorien verfolgt un! bei einigen schon Theilung in der Cyste beobachtet hatte. Hinsichtlich der Bedeutung dieser Erscheinung für die Ausbreitung der Infusorien stimmte er mit Stein (1819) überein und wies richtig auf die Analogie der Cystenhülle mit den Gehäuse- bildungen mancher Infusorien hin. Das Interesse der Zeit an diesen Vorgängen verrieth sich noch in mehreren Arbeiten von Auerbach (Oxytricha 1554), Cohn (Dileptus 1854), Anton Sehneider (Stylonichia, Euplotes 1554), und namentlich den wiehtigen Untersuchungen Cienkowsky’s über die Eneystirung vieler Infusorien, wodurch die Erfahrungen über die Verbreitung dieses Vorgangs und den Bau der Uysten wesentlich erweitert wurden. Doch liess sich Cienkowsky durch Vermischung von Cysten zu ähnlichen Ansichten über die Metamorphose gewisser Infusorien verleiten, wie sie Haime und z. Th. auch Stein entwickelt hatten, und hielt wie letzterer die in den Cysten einer Nassula entwickelten Chytridieenschwärmer für Embryonen. Im Anschluss darf gleich erwähnt werden, dass Weisse (1855) die Erfahrungen über Eneystirung und Vermebrung der Colpoda, sowie die Verbreitung der Cysten an Heu bestätigte. Bevor wir die Weiterentwicklung der Acinetenlehre genauer verfolgen und damit in die neue Epoche, welche durch die umfassenden Forschungen Clapar&de-Lachmann’s und Stein’s charakterisirt wird, eintreten, müssen wir einen Rückblick auf das werfen, was in dem durchlaufenen Zeit- abschnitt an gelegentlichen Erfahrungen über einzelne Formen gesammelt wurde, insofern sich dies nicht schon in den Rahmen unserer seitherigen Darstellung einschalten lies. Zu erwähnen wären die Bemerkungen von Purkinje und Valentin 1855 über das von ihnen errichtete Genns Opalina, denen sich 1851 wichtige Beiträge zur Kenntniss gewisser Opaliniden der Turbellarien von M. Schultze, ferner 1855 Notizen von Leidy (Anoplophrya) anschlossen. Weitere parasitische Formen (Nyctotherus) entdeckte Siebold 1839, die später Leidy (1850 u. 1855) verfolgte und Györy (1856) durch eine neue Entdeckung bereicherte. 1543 fanden Gruby und Delafond zuerst die interessante Infu- sorienfauna im Magen und Darm der Wiederkäuer und des Pferdes, welche 1854 Colin in einigen Abbildungen darstellte. Brightwell (1848) schilderte zwar in seiner Fauna of East Norfolk nur wenige Infusorien von Bedeutung, doch finden sich darunter einige Bemerkungen über das inter- essante Zoothamnium Arbuseula und seine Fortpflanzung. Eine gute Schilderung des seiner Coloniebildung wegen so beachtens- wertben Ophrydium versatile gab 1849 von Frantzius, wobei er sich den Anschauungen Dujardin’s gegen Ehrenberg anschloss und die- selben an dem untersuchten Infusor zu belegen suchte. Die Gattung Trichodina verfolgten Arlidge (1849), Siebold (1550), Davaine (1854) 1166 Iufusoria. und namentlich Busch (1855), während Czermak (1853) die Contraction der Vorticellenstiele genauer zu ergründen und hinsichtlich der Ursachen zu analysiren versuchte. Paramaecium Aurelia verfolgte Rood (1853); er studirte namentlich die contractilen Vacuolen und fand dabei deren Porus; beurtheilte auch ihre Function ganz richtig, nur darin irrend, dass er eine direete Verbindung der sternförmigen Zufuhreanäle mit dem Mund annahm, so dass das von letzterem aufgenommene Wasser durch die Canäle direet zur Vacuole und von da nach aussen geleitet würde. Eine gute Schilderung der Bursaria truncatella gab Allman (1854), sich gleichzeitig entschieden für die Einzelligkeit aussprechend. Wahr- scheinlich entdeckte er schon die Zusammensetzung der adoralen Spirale aus Membranellen, was erst viel später genauer erkannt wurde. Bei der Untersuchung der Frontonia leucas gelang es ihm (1855) das Ausschnellen der Triehocysten zu beobachten und ziemlich ein- gehend zu verfolgen. Die auffallende Uebereinstimmung derselben mit den Nesselkapseln der Coelenteraten entging ihm nicht; doch glaubte er sie nicht direet mit solchen zusammenwerfen zu dürfen, da die Nessel- kapseln in Zellen gebildet würden und dies mit der Einzelligkeit der Infusorien nicht zu vereinigen wäre. Huxley beschrieb 1857 mit Hilfe von Dyster die eigenthümliche marine Gattung Dysteria, deren Infusoriennatur und Organisation er im Wesentlichen richtig ermittelte, wogegen Gosse (1857) sie ganz fälsch- lich den Rotatoria zugesellen wollte. Wenig Berücksichtigung fanden ausser in den schon verzeichneten Arbeiten Stein’s und Anderer die Suctoria; nur Alder schilderte einige marine Formen flüchtig, darunter eine Hemiophrya, von welcher er glaubte, dass sie den Uebergang der Infusorien zu den Campanularien vermittle. Wenden wir unser Augenmerk wieder dem Weitergang der von Stein mit grosser Beredsamkeit entwickelten Acinetentheorie zu, so finden wir, dass dieselbe erfreulicher Weise nur ein ephemeres Dasein hatte. Abgesehen von Perty, der sie schon 1852, doch ohne genügende Gründe bekämpfte, versichert Stein 1854 selbst, dass sein berühmter Lehrer Joh. Müller zwar die Embryonen der Acineten mehrfach verfolgt habe, jedoch der Ansicht sei, dass sie sich keineswegs zu Vorticellen, sondern wiederum zu Acineten entwickelten. Müller’s eifrige Schüler J. Lachmann und E. Claparede beseitigten denn auch die Stein’sche Theorie bald definitiv. Bevor wir jedoch die Widerlegung derselben verfolgen, dürften jene Stimmen zu hören sein, welche sie be- stätigen zu müssen glaubten. Carter wollte 1856 gesehen haben, dass Vorticellen aus Acineten entwickelt würden, ja dass die Vorticellen in einen rhizopodenartigen Zustand übergingen; nahm dies aber schon im folgenden Jahr zurück, theilweise auf Grund der inzwischen erschienenen Widerlegungen von Cienkowsky und Lachmann; mit Stein hielt er noch fest, dass sich Vorticellen in Acineten umwandelten, Erst 1861 Geschichte (Epoche von Ehrenb. bis Clap. u. Lachm. ; Widerleg. d. Acinetentheorie). 1167 musste auch er zugeben, dass die Aeinetentheorie jeder Wahrschein- lichkeit entbehre, und zeigte gleichzeitig, was ihn früher zu dem selt- samen Irrtbum verleitet hatte, dass Vorticellen amöbenartige Zustände annähmen, aus welchen wieder Vorticellen entstehen könnten. Es han- delte sich dabei um von Amöben gefressene Vorticellen. Eine Weiterentwicklung der Acinetentheorie auf etwas verändeıter Basis versuchte allein J. d’Udekem, indem auch er von eigenthümlichen Vorgängen, die sich auf Vorticellinencolonien häufig abspielen, irre geführt wurde. Wie bald erwiesen wurde, glaubte er (1857, schon 1855 der belg. Akad. vorgel.) die Cysten eines Amphileptus — welcher die Individuen ver- schiedenster Vorticellinencolonien räuberischer Weise in toto verschlingt und sich dann auf dem Stiele des Opfers einkapselt — aus direceter Umwandlung der betreffenden Vorticellinen (Epistylis) hervorgegangen. Aus solchen Cysten sah d’U. dann nach einiger Zeit die vermeintliche metamorpho- sirte Epistylis, den Ampbileptus ausscblüpfen, der ihm einer Opalina oder Bursaria (1858) zu ähneln schien. Der bedenklichste Missgriff war je- doch, dass er diesen Ampbileptus nun in Suctorien übergehen liess (Podo- phrya quadripartita und Triehophrya), wobei jedenfalls (1855) eine Ver- mischung dieser Ciliate mit Schwärmsprösslingen der betreffenden Suctorien ins Spiel kam. Mit Stein glaubte auch er, dass die beobachteten Suctorienschwärmer direct aus dem Kern entständen. 1858 vertheidigte d’Udekem seine Modifieation der Acinetentheorie von Neuem, indem er jetzt das Vorkommen der Amphileptuscysten bei zahl- reichen Vorticellinen constatirte. Gleichzeitig theilte er ziemlich um- fangreiche Forschungen über die wirkliche Eneystirung der Vorticellinen mit, die 1864 in seine treffliche Beschreibung der in Belgien beobachteten Vorticellinen aufgenommen wurden. Kaum aufgestellt, war diese Theorie jedoch auch schon als irrig erkannt worden. Schon 1859 (gelesen 1858) beschrieb Cienkowsky, ohne Kenntniss der früheren Beobachtungen, die gleichen Cysten auf Epistylis; hütete sich jedoch vor Täuschung und erkannte ihre Bildung durch ein Trachelius ähnliches Infusor durchaus richtig. Dieselbe Er- fahrung hatten ziemlich gleichzeitig auch Clapar&de und Lachmann gemacht und schon vor Cienkowsky 1858 mitgetheilt, auch die häufige Theilung des Amphileptus in der Cyste festgestellt. Diese beiden jugendlichen Forscher waren es denn auch, welche die Acinetentheorie Stein’s definitiv wiederlegten. Einerseits wurden sie dazu jedenfalls von ihrem Lehrer J. Müller, den wir schon oben als Gegner der Theorie erwähnten, andererseits von dem Streben angespornt, die von der Pariser Akademie für das Jahr 1855 gestellte Preisfrage nach der Fortpflanzung der Infusorien zu lösen. Dabei rivalisirten sie mit einem andern Schüler des grössen Biologen, mit N. Lieberkühn. Beide Preisschriften wurden der Akademie Ende 1855 vorgelegt und, wie gleich bemerkt werden darf, der Preis auf sie hälftig vertheilt. Claparede’s und Lachmann’s Forschungen wurden schon 1856 in Lachmann’s 1168 Infusoria. Dissertation theilweise veröffentlicht; eine vorläufige Mittheilung der Resultate ihrer Preisscehrift erschien 18585; in extenso wurde dieselbe jedoch erst 1861 nach Lachmann’s Tode publieirt, jetzt aber durch zahl- reiche Zusätze Claparede’s auf Grund eigener Beobachtungen und späterer Publieationen anderer Forscher vermehrt. Zuvor jedoch, 1858 — 59, veröffent- lichten beide Forscher ihre umfangreichen Beobachtungen über die Organi- sation und das System der Infusorien und Rhizopoden; das Gesamnite bildete dann ihr stattliches Werk „Etudes sur les infusoires et les rhizopodes“*), ein Versuch das Gesammtwissen über die Infusorien zu vereinigen und durch viele neue Erfahrungen zu klären und zu erweitern. Lieberkühn’s lateinisch geschriebene Preisschrift kam nie zur Veröffentlichung; nur Einzelnes aus seinen umfassenden Forschungen wurde gelegentlich mitgetheil. Man muss dies jetzt noch auf das Lebhafteste bedauern; denn wie schon Quatrefages (1558) hervorhob, waren Lieberkühn’s Forschungen über den Bau der Infusorien umfang- reicher und ausgedehnter wie diejenigen Clapar&de-Lachmann’s, was ich, dem es vergönnt war, G. Waguer’s Originalzeichnungen der Preis- schrift zu benutzen, die unstreitig das Schönste sind, was von Infu- sorienabbildungen je hergestellt wurde, durchaus anerkennen muss. Das von Lieberkühn gesammelte Material enthielt schon viele, erst später wieder entdeckte Formen und zahlreiche Einzelbeobachtungen, deren Veröffentlichung unsere Kenntnisse der Gruppe in hervorragender Weise vermehrt haben würde. Gerade die Fortpflanzungserscheinungen, auf welche die Frage der Akademie gerichtet war, sind, nach den Abbildungen zu urtheilen, nicht so ausführlich behandelt, obgleich sich auch hierüber mancherlei findet, was erst viel später bekannt wurde, ja jetzt noch neu erscheint. Die striete Widerlegung der Acinetentheorie fand sich schon in Lachmann’s Dissertation von 1856. Ein Jahr zuvor hatte jedoch Cienkowsky für Podophrya fixa und eine Trichophrya bestimmt nach- gewiesen, dass die Schwärmsprösslinge stets wieder zu den betreffenden Suctorien, keineswegs zu Vortieellinen würden. Gleichzeitig war da- mit der einfachste Theilungsvorgang einer Suctorie entdeckt worden, der später zur richtigen Deutung der inneren Schwärmerbildung führte. Ob- gleich Cienkowsky auch die angebliche Metamorphose der Vorticellen zu Podophrya als falsch erkannte, sprach er sich, wohl in einer gewissen jugendlichen Aengstlichkeit, noch nicht direkt gegen die Theorie aus, sondern erklärte sie nur für durchaus bypothetisch. Lachmann endlich (1856) erwies die Unhaltbarkeit der gesammten Lehre durch Kritik und die thatsächliche Feststellung: dass weder Voıti- cellen in Acineten, noch die Schwärmer der letzteren je in Vorticellen übergingen. Gleichzeitig wurde gegen Stein die Function der Acincten- *, Den Text hat ausschliesslich Claparöde verfasst, Geschichte (Clapar&de und Lachmann). 1169 tentakel richtig nachgewiesen. Das Hauptwerk brachte die zahlreichen Einzelforschungen beider Beobachter über Suctorien und Vorticellinen, welche die gezogenen Schlüsse unbedingt belegten. Unsere Kenntniss beider Gruppen wurde gleichzeitig sehr beträchtlich erweitert. In Lachmann’s Schrift (1856) wurde auch schon die Gesammt- auffassung über Bau und Fortpflanzung der Infusorien im Wesentlichen erörtert, wie sie ausführlich und von umfangreichen Detailbeobachtungen belegt das Hauptwerk (1858—61) brachte. Das Bemerkenswertheste in Clapar&de- Lachmann’s morphologischer Beurtheilung der Infusorien ist, dass sie im Anschluss an z. Th. schon berührte Bestrebungen die Siebold’sche Einzelligkeitslehre energisch bekämpfte. Wie aus manchen Bemerkungen klar hervorgeht, standen sie hierin direkt unter dem Einfluss ihres Lehrers J. Müller, welchen die niederen Organismen damals lebhaft interessirten. Beide waren von der Iırigkeit dieser Ansicht so überzeugt, wie auch davon, dass ihre Forschungen dieselbe für alle Zeit widerlegten, dass Claparede in dem Hauptwerk die Einzelligkeitslehre als „une phase d’aberrations et d’erreurs‘ bezeichnen konnte und Kölliker, den Vertreter derselben, als „dernier Mohican de ses propres id&es“ persiflirte. Natürlich beurtheilten sie auch Dujardin sehr abfällig. Welche Gründe, wird man fragen, veranlassten nun Cl. und L. die Einzelligkeit so unbedingt in Abrede zu stellen? Vermochten sie doch nirgends den zelligen Bau der Infusorien nachzuweisen, obgleich es Clapa- rede für möglich erklärte, dass z. B. ein Epithelium des Infusorien- integuments noch aufgefunden werde. Jedenfalls beeinflusste sie die Idee, dass die Organisation der Infusorien für einzellige Wesen zu com- plieirt sei. Ferner wurde namentlich die vermeintliche Existenz eines Darmapparats wieder vorgeführt. Zwar war dies nieht der von Ehren- berg behauptete complieirte Apparat; die Mehrzahl der Infusorien sollte vielmehr eine weite innere Darmhöhle besitzen, um welche die Rindenschicht die eigentliche Leibeswand bilde und in welcher Darmhöble nicht Plasma, sondern Chymus oder Nahrungsbrei sich finde, resp. eireulire. Leider gelang es auch ihnen nicht, eine besondere Haut dieser Darmhöhle nachzuweisen; dennoch nahmen sie eine solche Darmwand an. Nur bei Trachelius Ovum sollte der verästelte Darm- kanal, welchen schon Ehrenberg beschrieben hatte, von einer deutlichen Wand begrenzt sein und Aehnliches, nach Lieberkühn’s Erfahrung, bei Loxodes Rostrum vorkommen. Auch dies war ein Rückschritt gegenüber den besseren Erfahrungen Siebold’s (1845) und Cohn’s (1853), die Beide den sog. Darm des Trachelius schon richtig als einen verzweigten inneren Sarkodestrang erkannt hatten, den Cohn treffend mit der Plasmaanordnung in manchen Pflanzenzellen verglich. Auch Gegenbaur, der 1857 Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 74 1170 Infusorla. diesem Infusionsthier eine besondere kleine Studie widmete, machte sich von der Idee, dass hier ein Darm vorliege, und die „wässerige“ Flüssigkeit, welche denselben umgiebt, eine Leibeshöhle repräsentire, noch nicht frei, obgleich er die Identität der Substanz des Darmes mit der Körperwand behauptete und die Contractilität der Darmtrabekel beobachtet hatte. Wie später mehrfach geschah, führten Claparede und Lachmann auch die Trichoeysten, welche sie nach Verbreitung und functioneller Bedeutung genauer verfolsten, gegen die Einzelligkeit an. Ein Hauptgrund war ihrien jedoch, wie es Lachmann 1856 stark betonte: die Unmöglichkeit, den sog. Nucleus der Infusorien einem Zellkern zu homologisiren; worin ihnen J. Müller (1856) beistimmte, denn das fragliche Organ „müsse mehr als der Kern einer Zelle sein“. Obgleich sie die Stein’sche Acinetentheorie widerlegt hatten, blieben sie doch eifrige Anhänger seiner Lehre, dass nicht nur die Acinetinensprösslinge, sondern auch die vermeintlichen Embryonen der Ciliaten aus oder in dem Nucleus, oder Theilen desselben, direct entstünden, und waren überzeugt, dies durch ihre zahlreichen Untersuchungen sicher bewiesen zu haben. Auch Lieberkühn harmonirte wenigstens für die Suctorien mit ihnen, da er 1856 zwar die Bildung eines endogenen Suctorien- sprösslings, wie schon Stein (1854) richtig beobachtete, aber un- richtig deutete. Clapar&de-Lachmann’s Untersuchungen über die Embryonenbildung erstreckten sich nicht nur auf die meisten von früher bekannten Fälle, sondern sie entdeckten auch die vermeintlichen Embryonen der Vorti- cellinen. Dazu gesellte sich, dass mittlerweile auch gewisse Erfah- rungen gesammelt worden waren, welche eine wirkliche geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien wahrscheinlich machten; wobei der als Nucleus bezeichnete Körper wiederum eine Rolle spielen sollte. 1856 hatte nämlich J. Müller zuerst in Vacuolen der Stentoren bewegliche Fäden entdeckt; obwohl er ihre Aehnlichkeit mit Bacterien nicht ver- kannte, brachte er sie doch mit ähnlichen Gebilden in Beziehung, die er mit Clapar&de und Lachmann im Kern von Paramaecium Aurelia beobachtet hatte, worauf Letztere auch im Nucleolus von Paramaeeium und dem Nucleus von Chilodon ähnliche stäbcehenartige Körper auffanden. Indem sie die Vergleichbarkeit dieser Gebilde mit Spermatozoön schon 1355 (1857) betonten, sprachen sie sich doch noch ziemlich reservirt über sie aus. First die 1858 erschienenen Untersuchungen Balbiani’s veranlassten Clapar&öde in einer Nachschrift (von 1860), die seither fest- zehaltene Reserve fallen zu lassen und die betreffenden Gebilde entschieden als Spermatozoön zu proclamiren; wobei er gleichzeitig die Priorität dieser | Entdeckung für Müller und seine Schüler, jedoch unrichtig, beanspruchte, da, wie wir sehen werden, die von Balbiani entdeckten angeblichen Spermatozoön etwas ganz anderes waren, wie die von Ersteren be- schriebenen. Geschichte (Glaparede und Lachmann). 17! Auf Grund dieser Erfahrungen leugneten daher Claparede und Lachmann die Vergleichbarkeit des Nucleus mit dem Zellkern; er galt ihnen als ein „Embryog&ne“, und es blieb nur zweifelhaft, ob er als Uterus oder Ovar zu betrachten sei, was Claparcde 1860 durch die Untersuchungen Balbiani’s und Stein’s in letzterem Sinne entschie- den glaubte. Auch zweifelte er damals auf Grund der Untersuchungen genannter Forscher nicht mehr an der Bedeutung des Nucleolus als Hoden. Mit geschlechtlicher Fortpflanzung glaubten Cl. und L. auch die von ihnen für einige Vorticellinen und Suetorien beobachtete Conjugation in Beziehung bringen zu dürfen; doch waren es nur die selteneren Fälle der Vereinigung gleichgrosser oder nahezu gleichgrosser Indi- viduen, welche sie richtig in diesem Sinne deuteten. Die viel ge- wöhnlichere sog. knespenförmige Conjugation hielten sie mit ihren Vor- gängern für Knospung, indem sie sich der von Stein entwickelten Meinung anschlossen, dass Theilung und Kno-pung zwar nahe verwandte Vorgänge. seien, sich aber dadurch unterschieden, dass der Kern einer Knospe ganz unabhängig von dem der Mutter entstehe. Die Kenntniss der Theilung bereicherten sie durch eine Reihe Erfahrungen; namentlich erforschten sie die sog. Längstheilung der Vorticellinen in mancher Hin- sicht genauer wie Stein, beurtheilten aber auch sämmiliche Conjugationen, mit Ausnahme der erwähnten, noch als Längstheilungen. Hätten sie sich bemüht, auch diese genauer zu verfolgen, was in einer Preisschrift über die Fortpflanzung der Infusorien wohl angezeigt gewesen wäre, so hätte ihnen die eigentliche Bedeutung derselben schwerlich entgehen können. Erst 1561 nahm Clapar&de zu Gunsten der mittlerweile durch Balbiani (1855) aufgeklärten Natur dieser Längstheilungszustände die früher geäusserte Ansicht zurück. Das Resultat aller dieser Erwägungen und Forschungen verkörperte sich für beide Forscher in der Arsicht, dass die Infusorien die nächsten Beziehungen zu den Coelenteraten hätten, wenngleich auch solche zu den rhabdocölen Turbellarien nicht zu verkennen wären. Es würde den verfügbaren Platz weit überschreiten, wenn wir den Umfang der Einzelforschungen und neuen Entdeckungen Claparede- Lachmann’s hier nur andeuten wollten. Auch das System ‚verdankt ihnen wichtige Förderungen, die später verzeichnet werden sollen. Nur ihrer Auffassung der contractilen Vacuolen im Siebold’schen Sinne als eines Blutgefässapparats, der mit besonderen contractilen Wandungen versehen sei, werde hier noch gedacht. Auch in dieser Hinsicht stimmten sie mit ihrem Lehrer J. Müller überein, welcher 1856 für Paramaecium Aurelia ähnliche Ansichten andeutete, namentlich behauptete, dass die Vacuolen- flüssigkeit bei der Contraction wieder in die Gefässe getrieben werde. Nicht ganz derselben Meinung war um diese Zeit Lieberkühn, welcher in einer Untersuchung über die interessante Gattung Ophryoglena speciell dem complicirten System der contractilen Vacuole seine Aufmerksamkeit 74* 172 Infusoria. widmete. Obgleich er die Speisung der Vaeuole durch die Kanäle richtig beschrieb und noch mancherlei von Interesse mittheilte, leugnete er bestimmt mit Claparede und Lachmann einen Porus der Vaeuole; " konnte daher auch nur zu einer ähnlichen Beurtheilung der gesammten hans kommen, wiewohl ihn seine Beobachtungen lehrten, dass der Vaecuoleninhalt bei der Contraction nicht durch die Kanäle getrieben werde. Coneretere Anschauungen über diesen Organisationsbestandtheil ent- wickelte in demselben Jahre 1856 Carter, welcher die Infusorien Bom- bays eingehender studirte, so dass seine Arbeiten in faunistischer Hin- sicht besonderes Interesse boten. Auch er gelangte zu einer ähnlichen Auffassung des Infusorienorganismus, da er Beziehungen zwischen dieser Abtheilung und den Planarien vermuthete. Ihm schienen sogar zellige Bestandtheile der Infusorien, namentlich seines Genus Otostoma, ziemlich sicher, da er im Entoplasma zahlreiche sog. „spherical cells“ fand, die mit den Flimmerzellen im Magen der Planarien und Rotatorien verglichen wurden. Es waren dies, wie er 1861 selbst anerkannte, nichts anderes als Vacuolen mit theilweis verdauter Nahrung. Mit dem exeretorischen System der Rotatorien verglich er die contractilen Vacuolen der Infu- sorien, für welche er bei Vorticella ziemlich überzeugend nachwies, dass bei der Contraetion eine Entleerung in das Vestibulum und chltes eh durch dieses nach aussen erfolge. Auch bei Paramaeeium Aurelia wid- mete er den contractilen Vacuolen, ihrer Entstehung und Contraction eingehende und grossentheils wichtige Studien, konnte aber die Ent- leerung nach aussen nur sehr wahrscheinlich machen. Carter erblickte jedoch in den eontractilen Vacuolen ebenfalls bestimmte Organe und nicht nur Flüssigkeitsräume. 1861 erweiterte er seine Beobachtungen über die contractilen Vacuolen, ohne wesentlich Nenes zu bringen. Schon 1859 hatte übrigens auch Lachmann auf Grund erneuter Beobachtung die frühere Ansicht aufgegeben und die richtige adoptirt. Eierartige Körper wollte Carter bei manchen Infusorien gesehen haben, Spermatozoiden nicht mit Sicherheit. — Wir gedenken hier gleich seiner ferneren Ar- beiten; 1859 beschäftigte er sich mit Euplotes und Styloniehia, und gab namentlich von dem ersteren recht gute Darstellungen, wobei er vielleicht sogar die Membranellen der adoralen Spirale bemerkte, namentlich aber die Eneystirung beider Formen wie früher die seines Otostoma gut ver- folgte. 1865 bestätigte und erweiterte er Cienkowsky’s Beobachtungen (1858) über die Sprösslingsbildung und Eneystirung der Podophrya fixa bei eiuer nahe verwandten Art und berichtete schliesslich 1369 noch über das interessante Mesodinium. Einen heftigen Gegner fand die Einzelligkeitslehre auch in Leydig, der sich 1857 in seinem Lehrbnch der Histologie, in nahem Anschluss an Lachmann (1856) und z. Th. auf eigene Untersuchungen gestützt, hierüber äusserte. Von eigenen Argumenten führte er namentlich die vermeintliche Entdeckung zahlreicher kleiner Kerne in der Rindenschicht der Vorticellen (>) © Geschichte (Olaparede u. L.; Carter; Leydig; Frey; Stein 1859).- 17 auf, sowie die Vielkernigkeit der Opalina Ranarum, welche durch ihn bekannt wurde. Er schien daher nicht zu zweifeln, dass nur die Klein- heit der Zellen ihre Beobachtung bis jetzt unmöglich gemacht habe. Weit richtiger und in vieler Hinsicht an den Standpunkt, welchen Stein später festhielt, erinnernd, beurtheilte Frey (1858) den Infusorien- organismus, gleichzeitig einige eigene, Jedoch unerhebliche Beobachtungen anfügend. Obgleich er sich selbst als Gegner der Einzelligkeit bezeich- nete, vertrat er doch gegen Lachmann mit Entschiedenheit die Dujardin- Siebold’sche Auffassung. Namentlich stellte er die Existenz einer ver- dauenden Höhle in Abrede, dafür dasselbe Argument verwerthend, welches später auch Stein geltend machte: „dass eine scharfe Grenze zwischen Rindenschicht und innerer Masse nicht existire‘“. Leydig’s Ansicht von dem versteckten Zellenbau widersprach er bestimmt, da selbst die grössten Infusorien weder etwas von Zellen noch von Kernen erkennen liessen. Der „sogen. Kern“, wie er ihn nannte, galt ihm natürlich nicht als eigent- licher Zellkern, und dies ist begreiflich. — Als es nun aber galt, den morphologischen Werth der Infusorien zu bestimmen, konnte er sich nur sehr gewunden und unsicher aussprechen. Die einfacheren Formen hätten nahezu die Bildung einer Zelle; die höheren könnten nicht für mehizellig gehalten werden, „da sie nicht aus Zellhaufen des sich ent- wickelnden Eieshervorgingen, wieallehöheren Geschöpfe“, „doch entfernten sie sich in ihrem Bau von dem der einfachen Zelle immer mehr, sie seien eben Organismen, deren Bau sich aus der weiteren Com- plication einer Zelle leicht ableiten lasse“. Dass sich hiermit der Gegner der Zelltheorie am Schlusse eigentlich als Anhänger derselben erklärte, schien ihm nicht klar geworden zu sein. Um dieselbe Zeit, da Clapare&de und Lachmann sich mit der Ab- fassung ihres Infusorienwerkes beschäftigten, bemühte sich auch Stein, eine Ordnung der Infusorien monographisch darzustellen und gleich- zeitig seine Ansichten über diese Abtheilung im Allgemeinen darzulegen. Seit dem Werk von 1854 hatte er diese Protozoen unausgesetzt verfolgt und auch in Prag gelegentlich über den Gang seiner Forschungen be- richtet. Alle diese Berichte: 1556 über parasitische Infusorien, haupt- sächlich Opaliniden, 1857 über verschiedene neue Gattungen der Hypo- trichen und die Hauptgruppen des Systems, über die Parasiten des Wiederkäuermagens, die Fortpflanzung der Vorticellinen und die Con- Jugation der Paramaecien, gelangten erst 1859 zur Publication, in dem- selben Jahre also, in welchem auch der 1. Band seines Organismus der Infusionstbiere, die sog. Hypotrichen darstellend, veröffentlicht wurde. Indem wir uns zu einer flüchtigen Schilderung des Standpunktes, welchen Stein 185% hinsichtlich der allgemeinen Fragen einnahm, wenden, interessirt uns naturgemäss zunächst die Ansicht, welche er nun über seine Acinetentheorie hatte. Der Wucht der von Lachmann und An- deren gegen dieselbe aufgeführten Gründe vermochte er sich nicht zu entziehen und gab nun sowohl die Irrigkeit des behaupteten Ueberganges 1174 Infusoria. der Vorticellen in ‘Acineten, wie deren Schwärmer in Vorticellen zu; auch die Ernährungsweise der meisten Acineten mittels der Tentakel wurde anerkannt. Trotzdem war er nicht überzeugt, dass die Acinetinen selbst- ständige Infusorienformen seien. Noch immer wurde an der Möglichkeit eines Generationswechsels festgehalten, da es wahrscheinlich sei, dass die Embryonen der ciliaten Infusorien, wegen ihres acinetenartigen Baues, in Acineten übergingen; ja die sog. Podophrya fixa sei wahrscheinlich nur eine weitere Entwickelungsstufe der Paramaecienembryonen. Auch sei bei den Acinetinen eine geschlechtliche Fortpflanzung nicht bekannt, was in ihnen eine Art Ammengeneration vermuthen lasse. In der Organisationsfrage vertheidigte er gegen Olaparede-Lachmann fast überall die richtigere Auffassung. Speciell die Deutung des Entoplasmas (seines Innenparenchyms) als Chymus und die Annahme einer Darmhöhle wird von ihm, ähnlich wie von Frey und z. Th. mit denselben Gründen, zurückgewiesen; dazu gesellte er namentlich noch die Eiweissreaction dieses Chymus, seine Contractilität und die Analogie mit der Sarkode der Rhizo- poden. Auch seine Ansichten über das System der contraectilen Vaeuolen sind richtiger. Er erkannte wie O. Schmidt (1849) darin ein Wasserkanalsystem, dessen Oeffnungen nach aussen er vielfach sah und welches er auch dem excretorischen Apparat der Turbellarien mehrfach verglich. — Dennoch glaubte er, dass nicht immer eine voll- ständige Entleerung bei der Contraction eintrete, sondern ein Theil der Flüssigkeit (speciell bei Paramaecium Aurelia) durch die Kanäle in das Parenchym zurücktrete. Seine Stellung war demnach eine vermittelnde. Obgleich meist correct, waren seine Untersuchungen über dieses System doch z. Th. von falscher Auffassung irre geleitet, speciell diejenigen über die contraetile Vacuole der Oxytrichinen. Es kann natürlich nicht versucht werden, auch nur anzudeuten, wie viel Stein durch seine Arbeit zum genaueren Verständniss der ein- zelnen Organisationsverhältnisse der Infusorien und speciell der monogra- phisch bearbeiteten Hypotricha beitiug. Für letztere wurde sein Werk zur bleibenden Grundlage aller späteren Forschungen. Den gerade hier z. Th. recht schwierig und mühsam zu entziffernden Bau klärte er in vorzüglicher Weise auf, so dass die spätere Zeit fast nur in besonders schwierigen Detailfragen mit verbesserten optischen Hilfsmitteln weiter gelangen konnte. Es sei daher, bevor wir Stein’s Stellung zu der, für die allgemeine Auffassung so wichtigen Fortpflanzungsfrage betrachten, nur betont, dass er in der die Einzelligkeitslehre berührenden Trichocystenfrage eine nicht sehr befestigte Position einnahm, indem er die von Allman betonten Beziehungen der Trichocysten zu den Nesselkapseln leugnete und sie als Tastkörperchen beanspruchte (schon 1856), auch hier jedenfalls durch die Analogie mit den Turbellarien geleitet. Zu dieser Auffassung zwang ihn ein thatsächlicher Defeet seiner Beobachtungen, da er das Ausschnellen der Trichocysten auf Verlängerung der Cilien zurückführen wollte. Da- Geschichte (Stein 1859). al gegen brachte seine Arbeit viel Neues über die Verbreitung dieser Gebilde. Mit Feuereifer ergriff Stein die Idee der geschlechtlichen Fortpflan- zung der Infusorien, welche ja seiner Hypothese von einem Generations- wechsel in mancher Hinsicht entgegenkam. Die von J. Müller und seinen Schülern beobachteten spermatozoenartigen Gebilde schienen auch ihm als Samenfäden sehr wahrscheinlich; der Nucleus aber, welchen er schon lange als Fortpflanzungsorgan betrachtete, gestaltete sich ihm so zunächst (1559, s. p. 91) zu einem doppelten Geschlechts- organ, das sowohl Embryonen, wie Spermatozo@n hervorbringen könne, In Rücksicht auf diesen klaren Ausspruch erscheint es jedenfalls unrichtig, wenn Stein einige Seiten später (p. 97) gegenüber den For schungen Balbiani’s (1855) die Entdeckung der sogen. Spermatozoän- bildung im Nucleolus, welche er schon 1857 gemacht habe, für sich bean- sprucht. Wir können angesichts dieser Widersprüche die Wandlung seiner Ansichten nur auf Balbiani’s Entdeckung zurückführen. Jetzt also galt auch ihm der Nucleus als weibliches, der Nucleolus als männliches Geschlechtsorgan. Zur Feststellung der weiteren Verbreitung des letz- teren trug er viel bei, obgleich hier und später denselben bei vielen Ciliaten entschieden leugnend. Seine Untersuchungen über die Conjugation der Paramaecien hatten ihm ein von den Befunden Balbiani’s wesentlich verschiedenes Resultat ergeben, das auf Grund recht beliebig zusammengeworfener Stadien des Conjugationsprocesses und damit combinirter Infeetionszustände mit para- sitischen Sphaerophryen zusammengestellt worden war. Zunächst hielt er seltsamer Weise die Bedeutung der Conjugationen als Längstheilungen noch aufrecht, wozu ihm namentlich seine genauen Untersuchungen über die Neubildung der Wimpersysteme bei der Conjugation der Oxytrichinen bestimmten. Hieraus folgte die merkwürdige Auffassung, dass die Infu- sorien ihre Geschlechtsproduete während der Längstheilung entwickelten. Ferner stellte er den von Balbiani angegebenen Austausch der Samen- kapseln in Abrede, vielmehr sollten die jedes Thieres den eigenen Nucleus befruchten, indem die Spermatozoön in letzteren eindrängen, sich darin auf- lösend. Durch Zerfall des Nucleus entwickelten sich dann die sog. „Keim- kugeln“ (Producte, welche aus den Nucleoli bei der Conjugation hervor- gehen), die sich schliesslich in Embryonen erzeugende, sog. Embryonal- kugeln umbildeten (beides parasitische Sphaerophryen). Bezüglich der sog. geschlechtlichen Fortpflanzung der Vorticellinen kam Stein 1859 noch nicht viel über unklare Vorstellungen hinaus; ja er glaubte die von Claparede und Lachmann auf Epistylisstielen entdeckte Urnula noch als männliche Knospen dieser Vorticelline deuten zu dürfen. Immerhin hatte er schon bemerkt, dass nicht alles, was bei den Vorticellinen als Knospenbildung galt, wirklich solche sei, obgleich er die Knespenfortpflanzung in dieser Abtheilung noch allgemein verbreitet glaubte. Er hatte nämlich schon gelegentlich an Vorticellen, welche 1176 Infusoria. eine scheinbare Knospe trugen, den Zerfall des Nucleus beobachtet und glaubte, dass die Bruchstücke durch die Knospe hindurch entleert würden. Anfänglich war er daher geneigt, die mit Knospen besetzten Thiere für die männlichen zu halten; in dem Hauptwerk von 1859 neigte er dagegen wieder der Auffassung zu, dass die Bruchstücke zur Embryonenbildung bestimmt seien. Jedenfalls war er aber noch überzeugt, dass die scheinbare Knospe aus der Vorticelle selbst ent- stehe; die richtige Auffassung der Zustände als Copulationen blieb daher noch unermittelt. Dass Stein die Quertheilung, speciell die der Hypotrichen, durch eine srosse Zahl wichtiger Beobachtungen aufklärte, ferner zuerst die dabei auf- tretenden Neubildungen mit grosser Sorgfalt verfolgte und über das Ver- halten des Nucleolus bei der Theilung einiges ermittelte, bedarf kaum der Erwähnung; ebenso, dass die vermeintliche geschlechtliche Fort- pflanzung derselben auf das Eingehendste verfolgt und wesentlich in dem Sinne gedeutet wurde, der oben schon Erläuterung fand. Fragen wir nun, wie sich Stein auf Grund aller dieser umfangreichen Erfahrungen über die Morphologie der Infusorien äusserte, so finden wir fast genau dieselbe Unklarheit, welche schon bei Frey betont wurde. Die Infusorien, welche eine so einfache innere Organisation besitzen, dass sie zu den Protozoön und zwar als die höchste Klasse derselben zu ziehen sind, seien nie aus Zellen oder Zellenderivaten zusammengesetzt. Dagegen seien sie auch entschieden nicht einzellig, wie Siebold und Kölliker behaupteten, denn sie erreichten „einen Grad der Complication, bis zu welchem eine blosse Zelle niemals fortschreite“. Was aber dann wohl die Infusorien bedeuteten, wenn sie weder einfache Zellen, noch aus solchen oder Zellenderivaten zusammengesetzt sind? Dieses Räthsel zu lösen hat Stein nie versucht. Ohne uns auf specielle systematische Fragen einzulassen, muss doch betont werden, dass Stein wie Claparede-Lachmann die Klasse der In- fusorien in dem von Siebold begrenzten Sinne annahm, die Acinetinen damit vereinigend. Seltsam berührt es, dass er gegenüber Claparede- Lachmann die natürliche, schon von Perty richtig angedeutete Gruppe der Ciliaten 1859 und später nicht anerkannte, dieselbe vielmehr in die zuerst 1857 vorgeschlagenen 4 Ordnungen der Holotricha, Heterotricha, Hypotricha und Peritricha zerfällte und diese gleichberechtigt neben die 5. und 6. Ordnung seiner Infusorien, die Suctoria und Flagellata stellte. Wie so manches Specielle seiner systematischen Bestrebungen verräth auch dies, dass es ihm mehrfach an richtigem Gefühl für das Zusammen- gehörige gebrach und dafür ein etwas gewaltsames Systematisiren sich einstellte. Dies ergaben bei genauerer Betrachtung auch die unterschiedenen 4 Ordnungen, welche Lachmann schon 1859 zum Theil ganz treffend kritisirte. Im Vorhergehenden hatten- wir mehrfach der epochemachenden Balbiani’schen Untersuchungen über eine vermeintliche geschlechtliche Geschichte (Stein 1859; Balbiani’s Theorie der geschlechtl. Fortpfl.). 7 Fortpflanzung der Infusorien zu gedenken; ja die ersten Arbeiten dieses hervorragenden Forschers wären bei streng chronologischer Ordnung schon früher zu erörtern gewesen. Es scheint aber richtiger, seine For- schungen im Zusammenhang zu besprechen. Balbiani’s grosses Verdienst ist zunächst, dass er die so lange fälschlich als Längstheilungszustände betrachteten Conjugationen richtig als Vereinigungen zweier Individuen zum Zwecke eines Geschlechtsactes erkannte. Schon die erste Mittheilung von 1858 über die Conjugation von Paramaecium Bursaria ergab wenigstens dies als sicheres Resultat. Was dieselbe weiterhin über die Vorgänge während und nach der Conjugation berichtete, war noch recht unsicher und die daraus gezogenen Schlüsse sehr hypothetisch. Wichtig er- scheint heutzutage nur die Entdeckung, dass die Nucleoli der Syzygien, häufig unter Vermehrung, zu streifigen Spindeln, sog. Samenkapseln an- schwellen, deren Inhalt als Spermatozoön gedeutet wurde. Ganz hypo- thetisch blieb dagegen der angenommene Austausch dieser Kapseln durch die Mundöffnungen; ferner die Erzeugung von Eiern seitens des Nucleus und deren Befruchtung durch die sog. Spermatozoön, sowie endlich, dass diese Eier sich in den wieder getrennten Thieren zu den lange be- kannten Embryonen entwickelten. Schon eine zweite vorläufige Mittheilung desselben Jahres dehnte die Beobachtungen auch auf andere Infusorien aus und stellte die Ver- breitung der Nucleoli und Hoden für zahlreiche Formen fest. Hier trat zuerst die Ansicht hervor, dass gewisse Infusorien ihre Eier ablegten, die sog. Embryonenbildung also nicht bei allen das Ziel der geschlecht- lichen Fortpflanzung bezeichne. Es gelang Balbiani bald (1860) fest- zustellen, dass die vermeintlichen Embryonen der Paramaecien, Stylo- nichien und Urostyla überhaupt keine solche seien, sondern parasitische Suctorien der Gattung Sphaerophrya. Nachdem so die Embryonen glücklich eliminirt waren, welches Resultat 1861 in der Hauptarbeit noch eingehender begründet wurde, blieb natürlich kein ‚anderer Ausweg, als die Fortpflanzung durch Eiablage überall anzunehmen, obgleich es nie gelungen war, diesen Vorgang zu beobachten. 1860 förderte Balbiani durch zwei Mittheilungen die eingehendere Kenntniss der Theilungsprocesse sehr erheblich; die kürzere beschäftigte sich mit der Vermehrungsfähig- keit durch Theilung und die hierauf wirkenden Einflüsse im Allgemeinen, ähnlich wie dies schon ältere Beobachter versucht hatten, namentlich aber auch mit den Erscheinungen, welche den Abschluss solcher Theilungs- perioden herbeiführen. Die zweite, umfangreichere Arbeit war dem Ver- halten der sogen. Geschlechtsorgane, also des Nucleus und Nueleolus bei der Theilung gewidmet. Diese Arbeit wurde in vieler Hinsicht grund- legend für die weitere Forschung; sie zeigte zuerst die eigenthüm- lichen Umbildungen, welche die Nucleoli bei der Theilung erfuhren im Zusammenhang, von welchen auch Stein bei den Hypotrichen (1859) schon einiges bemerkt hatte, und stellte die gleich wichtigen Vorgänge fest, welche die Theilung der band- und rosenkranzförmigen Nuclei einleiten. 1178 Infusoria. Da Balbiani bei der Vermehrung der Nucleoli während der Quertheilung ganz ähnliche spermatozo@nartige Streifungen fand, wie bei der Con- Jugation, so lag hierin für seine Theorie eine bedeutungsvolle Schwierig- keit, welche er dadurch zu umgehen suchte, dass er die Streifung bei der gewöhnlichen Theilung als eine Differenzirung in der Membran der Nucleoli oder Hoden, und für verschieden von den Spermatozoön der sog. Samen- kapseln erklärte, eine Annahme, welche ziemlich willkürlich erscheint. Die ausführlichste Darstellung der Theorie der geschlechtlichen Fort- pflanzung der Infusorien, begleitet von einer Menge Beobachtungen, gab Balbiani in der Hauptschrift von 1861. Die Grundzüge der Lehre lauteten nun etwa folgendermassen. Der Nucleus oder die Nuclei der Infusorien sind die weiblichen Theile oder das Ovarium und stets vor- handen, wenn auch ausser der Conjugation gewöhnlich in einem unent- wickelten Zustand und manchmal (Urostyla grandis) so fein vertheilt, dass sie nicht sichtbar sind. Im einfachsten Zustand, wie ihn z. B. Chilodon repräsentirt, bildet das Ovar in seiner Gesammtheit ein Ei, das sich bei der Conjugation zur Reife entwickelt. Bei vielen anderen Formen entwickelt das ursprünglich ebenso einfache Ovarıum beim Heranwachsen der Thiere durch fortgesetzte Theilung zwei bis zahlreiche Eier, welche noch von der Haut des Ovariums, der stets vorhandenen Nucleusmembran umschlossen, die in sehr verschiedenem Grad entwickelten sog. monili- formen oder rosenkranzförmigen Nuclei darstellen. Ein zweiter Bildungs- modus zahlreicher Eier in einem einheitlich bleibenden Ovarium ist der, dass eine grössere Zahl von Keimbläschen, helle Flecke (Nucleoli) auf- treten, um welche sich allmählich die Granulationen des Ovariums dichter versammeln und so die Eianlagen bilden. Letztere isoliren sich erst bei der Reifung, infolge der Conjugation vollständig von einander. Eine Ovarialhaut ist, wie bemerkt, stets vorhanden und wird auch da an- genommen, wo sie nicht beobachtet werden konnte; ja bei Paramaecium Aurelia soll sich dieselbe in einen kurzen Gang fortsetzen, der ein wenig vor der Mundöffnung nach aussen münde. Die Existenz einer Geschlechtsöffnung wurde ferner für die Oxytrichinen und Trachelius wahrscheinlich zu machen versucht. Im Gegensatz zu den weiblichen Organen entständen die Hoden oder Nucleoli häufig erst während der Conjugation, obgleich sie bei vielen anderen in rudimentärem Zustand dauernd vorhanden seien. Ihre Zahl ist sehr verschieden, doch stehe sie gewöhnlich in einem gewissen Ver- hältniss zur Menge der im Kern entstehenden Eier. Wie der Analogie wegen angenommen werden müsse, seien die mehrfachen Nucleoli, wie die Eier in einem häutigen Schlauch eingeschlossen, welcher bei Paramaeeium Aurelia dicht vor der Geschlechtsöffnung in den weiblichen Kanal münde. Die Reifung der Hoden geschehe wohl stets während der Conjugation und häufig, jedoch nicht immer unter Vermehrung, worauf ein Austausch der Spermatozoön der beiden eonjugirten Thiere stattfindet, was aber nie direct festgestellt wurde. Alsdann bilden sich früher oder später die Geschichte (Balbiani’s Theorie d. geschlechtl. Fortpflanzung). 1179 etwaigen Reste der Nucleoli vollständig zurück und es entstehen später bei den aus der Begattung hervorgegangenen Tbieren neue. Ganz richtig unterschied jetzt Balbiani scharf zwischen den von J. Müller und seinen Schülern beschriebenen angeblichen Spermatozoön und den von ihm entdeckten streifigen Gebilden der sog. Samenkapseln, da er die ersteren als parasitische Bacterien erkannte, eine Ansicht, welche die spätere Forschung vollkommen bestätigte. Die während oder infolge der Conjugation gereiften und befruchteten Eier werden immer nach aussen abgelegt; doch wurde dies, wie bemerkt, nie beobachtet; nur die Eier einiger Arten sollen frei im Wasser gefunden worden sein. Auch die. weitere Entwicklung dieser Eier konnte nicht verfolgt werden. Wurde der Nucleus bei der Eiproduction. vollständig verbraucht, so bilde sich bei den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren ein ganz neuer; wenn dagegen nur ein Theil der Bruchstücke eines während der Conjugation zerfallenen Nucleus zu Eiern werde, so vereinigen sich später die unverbrauchten Reste wieder zu einem neuen Nucleus. Dies sind etwa die flüchtigen Umrisse der Balbiani’schen Lehre, deren Autor naturgemäss auch lebhafter Gegner der Einzelligkeitstheorie werden musste. Seine Beurtheilung des Infusorienorganismus schliesst sich auf das Engste der Clapar&de-Lachmann’schen an und sieht wie diese die nächsten Verwandten der Infusorien in den Hydroiden und Turbellarien, zu deren Niveau sich Formen wie Stentor und Spirostomum erhöben (1860). Erst 1875 vervollständigte Balbiani seine Lehre auch durch die Ver- folgung der etwas modifieirten Verhältnisse bei den Vorticellinen, für welche mittlerweile Stein zahlreiche Aufschlüsse beigebracht hatte. Da sich Balbiani’s Befunde an den Vorticellen auf das Genaueste an seine früheren Anschauungen anschlossen, so sei derselben hier schon gedacht, ohne specieller darauf einzugehen. Der Streit zwischen Balbiani und Stein bezog sich hauptsächlich auf das Endergebniss des geschlechtlichen Fortpflanzungsactes: ob nämlich dabei Eier oder Embryonen gebildet würden; es dürfte daher an- gezeigt sein, den Weitergang in dieser Richtung zunächst zu verfolgen. Ueber das Vorkommen von Eiern bei verschiedenen Infusorien, resp. deren Ablage, berichteten noch Haime (1861), Desgouttes (1864), Linde- mann (1864, angeblich Sporen), Schaaffhausen (1868) ausser schon früher Angeführten (Pouchet); doch bedürfen diese Angaben hier keiner eingehenderen Betrachtung, da sie grossentheils ganz irrthümlich, theilweise sogar unverständlich sind. Auf Stein’s Seite trat mit Entschiedenheit sein Schüler Th. Engel- mann, dem directen Einfluss des Lehrers ergeben. Auf eine weniger wichtige Notiz von 1861 folgte 1862 eine Schilderung seiner genauen Beobachtungen über die Conjugation und Embryonenbildung einer Reihe von Hypotrichen, die in allen prineipiellen Punkten den An- 1180 Infusoria. schauungen Stein’s gegen Balbiani beistimmten. Dennoch brachten diese sorgfältigen Untersuchungen wichtige Dinge ans Licht. So fand E. die völlige Copulation oder Verschmelzung gewisser Oxytrichinen, ohne dass hierauf eine geschlechtliche Fortpflanzung in dem einen oder anderen Sinne aufgetreten wäre; ein Resultat, welches nicht nur auf die gewöhnliche Conjugation, sondern auch auf die vermeintliche höhere Organisation der Infusorien ein eigenthümliches Licht werfen musste. Seine Untersuchungen über die Embryonen der Vorticellinen brachten ihn nicht viel weiter und die Bedeutung der sogenannten Knospen blieb noch dunkel. Engelmann’s Arbeit bot jedoch auch durch Beschreibung neuer und genaueres Studium schon bekannter Infusorien wichtige Beiträge. Namentlich betonte er zuerst richtig, dass die endogenen Schwärmsprösslinge der Acineten nicht allein aus dem Kern entständen, sondern dieser nur den Nucleus des Sprösslings erzeuge; auch erkannte er gegenüber Clapar&de-Lachmann und Stein die sog. Urnula als eine Acinetine. Für Balbiani erhob sich 1864 Meeznikoff, indem er bei Paramaecium Aurelia bestätigte, dass die angeblichen Embryonen parasitische Sphaero- phryen seien; doch hatte die kurze Notiz keinen nachhaltigen Einfluss auf die Klärung der Streitfrage. Auch Kölliker, der 1864 gelegentlich der Abfassung seiner Icones histiologicae, die Conjugation der Paramaecien selbst studirte, acceptirte die Balbiani’sche Lehre in den Hauptpunkten und suchte sie mit der Annahme einer einfacheren Organisation zu ver- söhnen, wie gleich specieller dargelegt werden soll. Trotz der fast einstimmigen Ablehnung der Einzelligkeitslehre durch die Infusorienforscher hatte dieselbe dennoch, namentlich bei weiterblicken- den Histologen, nicht jeden Boden verloren, da hier ein offeneres Ver- ständniss für die verschiedenartige und zum Theil hohe Ausbildungs- fähigkeit der einfachen Zelle existirte. Schon 1860 bemerkte der um die neuere Ausbildung der Zellenlehre so verdiente M. Schultze, dass die Existenzmöglichkeit einzelliger Infusorien nicht geleugnet werden könne, da Wimpern, Rindenschicht, peripherische Muskel- substanz, contractile Vaeuole, jedoch auch Mund und After Dinge seien, welehe sich auch an einer einfachen Zelle zu entwickeln ver- möchten. Nur theoretisch betonte er diese Möglichkeit; für die existi- renden Infusorien neigte er der Ansicht zu, dass sie eine zellige Rinde besässen, welche das aus verschmolzenen Zellen entstandene Ento- plasma umschlösse. Im Gegensatz dazu sollten die Rhizopoden, nach den Erfahrungen Häckel’s über die Radiolarien, wahrscheinlich eine aus Zellverschmelzungen hevorgegangene Rinde haben, die in ver- schiedener Weise erhaltene Zellen umschliessen könnte. Wesentlich dieselben Ansichten trug auch Claus (1869) vor. Obgleich auch er die theoretische Möglichkeit einzelliger Thiere gegen Gegenbaur vertheidigte, schien ihm doch die Einzelligkeit der Infusorien durch die neueren Untersuchungen völlig widerlegt. Am ehesten hielt er » Geschichte (Engelmann 1862; Einzelligkeitsfrage von 1860— 1866). 1181 die Auffassung der Infusorien „als Complexe verschmolzener, hier und da zur Sonderung gelangender Zellen“ für möglich. Consequenter hielt Kölliker 1864 an der von ihm schon so früh vertheidigten Einzelligkeitslehre fest. Er legte überzeugend dar, dass die Organisationseigenthümlichkeiten der Infusorien mit dem Wesen der Zelle vereinbar seien; nur die Trichocysten erregten Bedenken. Da er an der Vergleichung derselben mit Nesselkapseln nach eigenen Erfahrungen nicht zweifelte, und andererseits festgestellt haben wollte, dass die Nessel- kapseln der Coelenteraten aus Zellkernen entstünden, befand er sich that- sächlich in einem Dilemma; immerhin betonte er schon richtig, dass auch in diesem Falle der Infusorienkörper doch nur den Werth einer mehr- kernigen Zelle besässe, wie sie auch anderwärts vorkämen. Wie schon oben betont wurde, acceptirte Kölliker auch die Balbiani’sche Lehre in ihren wesentlichsten Zügen, und dies nöthigte ihn anzuer- kennen, dass der Infusorienkörper doch eine Entwickelung ‚über die einfache Zelle hinaus“ erfahren müsse. Er suchte festzuhalten, dass der Nucleus ursprünglich, im Ei der Infusorien ein einfacher Zellkern sei, welcher sich ‘später zu einer Zelle entwickele. Ebenso galten ihm auch die Nucleoli als männliche Zellen in der Infusorienzelle; doch er- örterte er die vermehrte Schwierigkeit, welche gerade diese Gebilde seiner Auffassung bereiteten, nicht eingehender. Trotz der Unklarheiten, welche naturgemäss diesem morphologischen Versuch anhaften mussten und deutlich in dem Satze gipfeln, in welchem Kölliker schliesslich seine Gesammtansicht zusammenfasste: „dass die Infusorien, wenn sie auch nicht einfachen Zellen entsprechen, doch immerhin am zweckmässigsten mit solchen verglichen werden und auf keinen Fall mehrzellige Organismen darstellen“, muss man anerkennen, dass dieser Versuch, die thatsächlichen Erfahrungen mit der Einzelligkeitslehre zu vereinigen, der einzig mög- liche war. Es war nicht zu umgehen, dem Nucleus den Werth einer Zelle zuzuschreiben, und doch war auch nicht zu vermeiden, ibn mit dem Zellkern in Verbindung zu bringen; die grosse Schwierigkeit der Theorie lag eben darin, dass dem Kern der Infusorienzelle die Entwicke- lungstähigkeit zu einer selbständigen Zelle vindieirt wurde, was durch- aus isolirt stand, da von keiner echten Zelle etwas Aehnliches mit einem Schein von Sicherheit bekannt war. Ganz ähnlich wie M. Schultze und Claus beurtheilte auch Häckel 1862 den morphologischen Werth der Infusorien, wogegen er sie 1866 überhaupt von ihren nächsten Verwandten in seinem Protistenreiche ganz trennte und an den Anfang des Artieulatenstammes stellte; ein Platz, der zwar durchaus irrig war, da nicht das Geringste dafür spricht, dass die Infusorien phylogenetisch mit irgend welchen Metazoön zusammenhängen, aber weniger auffällt, wenn man das allgemeine Urtheil der. Infusorien- forscher der Zeit, sowie die Idee Häckel’s berücksichtigt, dass seine sämmtlichen Phylen wahrscheinlich direet und gesondert aus Moneren entsprungen seien. 1182 Infusoria. OÖ. Schmidt stellte die Infusorien 1564 unter den Protozo@n höher wie die Spongien, da sie eine Differenzirung ihrer eontractilen Sarkode zeigten; doch hielt er es noch für unsicher, ob ihr Körper eine Zellen- grundlage habe. Wie früher schien ihm ihre Verwandtschaft mit den Turbellarien unleugbar. Bevor wir die Bedeutung des hochwichtigen 2. Bandes (1867) des grossen Stein’schen Werkes kurz besprechen, dürfte es gerathen sein, die Förderungen, welche die Kenntniss der Organisation, Physiologie und des Formenreichthums durch die Bestrebungen einzelner Forscher erfahren hatte, zu betonen. 1857 entdeckte Malmsten das einzige parasitische Infusor des Menschen (Balantidium coli) und beschrieb es gemeinsam mit Loven; Leuckart erkannte 1861 dessen Vorkommen im Schwein. Später haben sich mit den Fällen beim Menschen noch eine ganze Reihe Forscher, hauptsächlich in Schweden, beschäftigt, so Stieda (1866), Eckekrantz (1869), Belfrage, Windbladh, Wising (1876), Henschen und Walderström (1875). Stein hat dasselbe natürlich in seinem zweiten Band und schon früher (1862) ebenfalls berücksichtigt. Mit dem Studium einer grösseren Zahl von Infusionsthieren beschäf- tigte sich in zwei Abhandlungen von 1858 und 1862 Eberhard. Seine allgemeine Beurtheilung der Organisation ist im Wesentlichen die Dujardin- Stein’sche und enthält kaum etwas Eigenes von Bedeutung. Die zweite Abhandlung schilderte einige Formen etwas speeieller und stellte auch eine beträchtliche Zahl neuer Gattungen auf, von welchen aber kaum eine haltbar scheint und manche ganz undeutbar blieben. Stein bemühte sich 13562 um deren Aufklärung. Die Kenntniss der Opaliniden förderte Clapar&de 1860; Kefer- stein gelegentlich 1862. Ersterer schenkte noch 1863 einigen marinen Infusorien seine Aufmerksamkeit und namentlich 1867 der wichtigen Vortieelline Lienophora, welche Claus schon. 1862 beschrieben und Cohn 1866 wieder entdeckt hatte. Ueberhaupt erfreute sich jetzt die nur von Claparede-Lachmann specieller berücksichtigte Infusorienfauna des Meeres erhöhter Theilnahme; neben kleinen Beiträgen von Metten- heimer (1359) beschäftigten sich Fresenius (1865) und Cohn (1866) mit derselben, soweit ihnen |marine Binnenaquarien hierzu Gelegenheit boten. Namentlich der Letztere förderte durch Auffindung neuer und ge- naueres Studium bekannter Formen unser Wissen in dankenswerther Weise. Dazu gesellten sich von 1865—68 die ziemlich umfangreichen Untersuchungen des Schweden Quennerstedt, der sowohl die Infuso- rien der Süsswasser wie die der Ostsee studirte und gleichfalls vielfache Verbesserungen bewirkte, jedoch auch einige neue Formen kennen lehrte. In der allgemeinen Beurtheilung der Infusorien schloss er sich im Wesent- lichen den Anschauungen von Stein (1859) an, ohne auf allgemeine Fragen, namentlich die nach der geschlechtlichen Fortpflanzung und dergleichen, specieller einzugehen. Auch in der Frage nach der Einzellig- keit nahm er keinen entschiedenen Standpunkt ein. Geschichte (Einzelne Formen u. Organisationsverh. -von 1857—1767). 1183 Beiträge zur Kenntniss mariner Infusorien, namentlich der Gattungen Ophryodendon und Freia, lieferte in theilweiser Concurrenz mit Ulaparede- Lachmann auch T. Str. Wright 1855--62. Tireffliche Untersuchungen der Gattungen Urocentrum und Triehodiva veröffentlichte James Clark (1865 und 66), wollte aber, wie schon früher bemerkt wurde, die erstere Form irriger Weise zu den Cilioflagellaten ziehen und adoptirte als ent- schiedener Gegner der Einzelligkeitslehre in der Arbeit über Triehodina in der Hauptsache Clapar&de-Lachmann’s Auffassung, ohne allgemeine Fragen specieller zu berücksichtigen. Die Bedeutung gewisser ectopara- sitischer Vorticellinen als Krankheitserreger des Flusskrebses lehrten Panceri (1861), Ninni 1864—65 u. A. kennen. Auch die Function und Bedeutung des sog. Stielmuskels der Vorti- cellinen hatte fortgesetzt zu neuen Beobachtungen angeregt. Von physio- logischer Seite nahm speciell Kühne (1859) diese Frage in Angriff, indem er festzustellen suchte, dass der Stielmuskel in seinem physio- logischen Verhalten, wenn auch nicht volle Identität, so doch eine grosse Annäherung an die Muskeln höherer Thiere zeige. — Ohne Bedeutung waren die Zweifel, welche Meeznikoff (1861) gegen Kühne’s Experi- mente und Selhlüsse vorbrachte, die Letzterer daher auch leicht wider- legte (1861). Mit der Structur des Muskels beschäftigte sich gelegent- lich Leydig (1857 und 1860), ohne jedoch wesentliche Förderung zu bringen. Das Verhalten des Muskelfadens im polarisirten Licht untersuchte Rouget 1861 und stellte 1567 eine unhaltbare Theorie der Contraction des Vorticellenstiels auf, worin ihn Schaaffhausen (1868) noch überbot. Die schwierige Angelegenheit der contractilen Vacuolen fand in der Dissertation Schwalbe’s (1866) eine treffliche Behandlung, wo, gegen Olapar&de-Lachmann und theilweise auch Stein, sowobl die Bildung der Vacuolen zahlreicher Infusorien gut ergründet, wie auch die rich- tige physiologische Deutung des gesammten Apparats mit gewichtigen Gründen gestützt wurde. Auch das pathologische und physiologische Verhalten der Vacuolen unter dem Einfluss verschiedener Verhältnisse wurde hier zuerst berücksichtigt. Zenker’s Untersuchungen desselben Jahres lieferten ebenfalls neue und überzeugende Beweise für die Richtigkeit dieser Auffassung der contractilen Vacuolen, sowie einige Beiträge zur Kenntniss der Organisation und Systematik der Suc- torien. Mit der allgemeinen Systematik beschäftigte sich in diesem Zeitab- schnitt (1866) nur Diesing in durchaus compilatorischer Weise. Er wollte wie früher eine ziemliche Zahl der Infusorien zu den Bryozoön ziehen und verwies auch die Suctorien von denselben. Die geringe Bedeutung seiner reformatorischen Bestrebungen erhellt schon genügend daraus, dass er unter seine Amastiga (= Infusorien) auch einige Mastigophoren aufnahm, 1184 Infusoria. Die Wirkung vieler chemischer Agentien auf die Infusorien studirte 1863 in ziemlich eingehender Weise Duplessis, von dem Bestreben geleitet, eine vortheilhafte Conservirungsmethode ausfindig zu machen; dabei ergaben sich auch einige Thatsachen von allgemeinerer Bedeu- tung. Denselben Gegenstand verfolgte, wenn auch von anderen Ge- sichtspunkten ausgehend, Binz 1867, ebenfalls in ziemlich umfassender Weise. 1867 erschien, wie schon früher bemerkt, der 2. Band des Stein’- schen Organismus, die sog. heterotrichen Infusionsthiere mono- graphisch durch Wort und Bild in gleich meisterhafter Weise schildernd wie früher der 1. Band die Hypotricha. Schon in der Zwischenzeit hatte Stein mehrfach über den Gang seiner Forschungen berichtet. So 1859 eine Reihe theils neu entdeckter, theils neu errichteter Gattungen geschildert; 1860 und 62 Notizen über neue Formen, Systematik, Conjugation ete. veröffentlicht. 1863 gab er eine kurze Darstellung des heutigen Standes der Infusorienkunde, die nur wenig Interesse bietet. 1864 brachte er die Schilderung eines wichtigen, 1859 noch nieht gesehenen hypotrichen In- fusors. Das Wichtigste aller dieser Mittheilungen wurde jedoch auch in das Werk von 1567 aufgenommen. Es kann natürlich wiederum keine Rede davon sein, die Fülle der neuen wichtigen Ergebnisse dieses Bandes über Bau, Fortpflanzung und Systematik der Heterotrichen anzudeuten. Nur Stein’s Standpunkt be- züglich der für die allgemeine Morphologie entscheidenden Fragen muss gewürdigt werden. Stein’s Stellung hatte sich denn auch in einigen wichtigen, die Fort- pflanzungsverhältnisse angehenden Punkten bedeutend geändert. Zunächst waren endlich alle Zweifel über die Bedeutung der sogenannten Längs- theilungszustände als Conjugationen definitiv beseitigt worden. Balbiani’s Auffassung dieser Vereinigungen wurde aber im Anschlusse an Engel- mann darin berichtigt, dass sie nicht nur Verkittungen zweier Thiere zum Zweck der Begattung, sondern wirkliche temporäre Verwachsungen seien. Ein grosses Verdienst erwarb sich Stein, indem er jetzt bestimmt nachwies, dass auch die sogenannte Knospung der Vorticellinen eine Conjugationserscheinung sei, welche zu völliger Copulation der schein- baren Knospe, der Mikrogonidie, mit der, einem gewöhnlichen Individuum entsprechenden Makrogonidie führe. Schon Pouchet hatte zwar 1564 die Anheftung von Mikrogonidien auf Makrogonidien jedenfalls verfolgt, die Erscheinung aber für eine parasitische gehalten. Die Vorgänge bei der Conjugation, d. h. die vermeintliche geschlechtliche Fortpflan- zung, beurtheilte Stein wesentlich noch wie 1559. Zwar gab er nun zu, dass auch gewisse Infusorien ihre Keimkugeln oder Eier nach aussen ablegten, hielt aber im Gegensatz zu Balbiani an der Bedeutung der vermeintlichen Embryonen unentwegt fest, und hatte dieselben nun auch bei vielen Vorticellinen und einigen Heterotrichen (speciell Stentor) be- züglich ihrer Entstehung und Geburt, jedoch nie hinsichtlich ihres späteren Geschichte (Stein 1867). 1185 Schieksals, eingehend verfolgt. — Völlig aufgegeben wurde die Acineten- theorie; denn auch die Entstehung einer Acinetengeneration aus den Embryonen schien nun unmöglieh, da sieh die Suetorien wegen ihrer Conjugation gleichfalls geschlechtlich fortpflanzten.”) Die 1859 noch vertretene Anschauung: dass die sogenannten Keimkugeln mancher Infusorien im Nucleus entstünden, wird nun verlassen, dagegen eine neue Theorie der Keimkugelbildung für gewisse Ciliaten aus den Beob- achtungen abgeleitet. Bei diesen Infusorien sollte sich durch Wieder- vereinigung der Bruchstücke des befruchteten Nucleus ein heller kugeliger Körper, die sogenannte Placenta, entwickeln, welehe in sich die Keimkugeln hervorbringe, um endlich wieder in einen gewöhn- lichen Nucleus überzugehen. Diese Placenta war nichts als der neue, bei der Conjugation sich heranbildende Nucleus und stand weder mit den Keimkugeln, noch weniger aber den parasitischen Embryonalkugeln in Zusammenhang. | An der Deutung der parasitischen Baeterien des Nucleus und Nueleolus als wahrscheinliche Spermatozo@n glaubte Stein festhalten zu sollen, doch war er in dieser Hinsicht weniger sicher, wie bezüglich der Embryonen. Eine treffende Kritik übte Stein an dem von Balbiani hypothetisch construirten complieirten Geschlechtsapparat, indem er sowohl die Existenz einer besonderen Geschlechtsöffnung durchaus bestritt, wie auch, dass die Nucleoli in einem besonderen häutigen Schlauch ein- geschlossen seien. Zu weit ging er, wenn er den Zusammenhang der sogen. doppelten oder mehrfachen Kerne der Oxytrichinen und ähn- lich sich verhaltender Infusorien bestritt. Auch leugnete er irrthümlich gegen Balbiani in vielen Fällen das Vorhandensein der Nucleoli. Stein’s morphologische Beurtheilung der Infusorien konnte sich unter diesen Umständen nicht erheblich von der 1559 entwickelten entfernen, da er die allgemeine Organisation wesentlich wie früher auffasste, jedoch die ehemaligen Irrthümer bezüglich der Trichocysten und con- tractilen Vacuolen zum Theil corrigirte. Sein morphologisches Glaubens- bekenntniss lautete jetzt in vieler Hinsicht ähnlich wie das Kölliker’s von 1864, litt daher zweifellos an Unklarheiten und Widersprüchen. Einerseits erkannte er an: dass ‚‚der Infusorienembryo im strengsten Sinne des Wortes ein einzelliger Organismus“ sei, also auch dessen Kern ein richtiger Zellkern (p. 22), und hob sogar ausdrücklich her- vor, dass der Nucleus der Infusorien ursprünglich ein echter Zell- kern sei, welcher sich mit Ausnahme seiner Gestaltsverhältnisse *) Spätere Forscher nahmen diese Theorie nicht wieder auf, mit einziger Aus- nahme von Entz, welcher 1879 noch die Möglichkeit der Acinetentheorie aufrecht hielt. Seine Meinung unterschied sich jedoch von der chemaligen Stein’s, indem er sich die Beziehungen der Ciliaten‘ zu den Acinetinen so dachte, dass die Schwärmsprösslinge letzterer unter Umständen in Gestalt zewisser Holotrichen „zur Selbstständigkeit“ gelangten. Da Entz später auf diesen Wiederbelebungsversuch der Acinetentheorie nie zurückkam, scheint er ilın sofort wieder aufgegeben zu haben. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 23 1156 Infusoria. auch im entwickelten Thier durchaus nicht verändert habe (p. 55). Trotzdem bemerkte er zuvor (p. 11), dass der Nucleus der Infusorien einer Zelle entspreche, namentlich aber die aus ihm bei der Fort- pflanzung hervorgehenden Segmente. ‘Lebhaft bekämpfte er die An- schauungen Leydig’s, M. Schultze’s und Häckel’s von der Mehr- zelligkeit der Infusorien, resp. deren Auffassung als Complexe verschmolzener Zellen, weil im Parenchym durchaus keine Zellen oder Zellkerne nach- weisbar seien. Dennoch muss er wieder (p. 65) zugeben, dass die Nu- cleoli zwar nicht den Hoden der höheren Thiere gleichzustellen seien, wohl aber den Bildungszellen der Spermatozoön. Auch seine Stellung zur Frage nach den contractilen Elementen der Infusorien verrieth seine Unklarbeit in der Infusorienmorphologie; denn wenn er jetzt mit Lieber- kühn (1856) und ©. Schmidt (1864) derartige Elemente in dem Proto- plasma gewisser Heterotrichen (Stentor, Spirostomum) annahm, so war doch sein Bestreben:- sie mit den Muskelfasern der höheren Thiere direct zu vergleichen, ja ihnen ein Sarcolemm zuzusprechen, mit dem sonst festgehaltenen Standpunkt unvereinbar und liess die morphologische Be- deutung der Muskelfasern der höheren Thiere gänzlich ausser Acht. So kam denn Stein auch 1867 über die frühere Unsicherheit nicht hinaus; d.h. die Infusorien galten ihm als ursprünglich einzellig, werden nie mehrzellig und dürfen im erwachsenen Zustande doch nicht als ein- fache Zellen betrachtet werden, ‚da der ursprüngliche Zellenbau einer wesentlich anderen Organisation Platz gemacht hat, die der Zelle als solcher durchaus fremd ist“ (p. 22). Es war Stein nicht vergönnt, das Werk seines Lebens, die genaue Schilderung der gesammten Infusionsthiere, zu vollenden. Die Erforschung der Mastigophoren beschäftigte ihn in den folgenden Jahren, so dass die Darstellung der Holotrichen und Peritrichen unterblieb. Nur 1868 publi- eirte er noch eine Notiz über die Conjugation von Stentor und die Fort- pflanzung von Freia, ohne jedoch in dem ersten Gegenstand den lebhaft bekämpften Balbiani zu erreichen oder wesentlich zu verbessern. Es dürfte angezeigt sein, die historische Uebersicht der Frage nach der geschlechtlichen Fortpflanzung und der damit eng verbundenen, nach der morphologischen Auffassung der Infusorien, im Anschluss an das Vor- bemerkte gleich zum Abschluss zu führen. Wie wenig das vorliegende Beobachtungsmaterial geeignet schien, selbst bei einsichtigen und vor-: urtheilsfreien Morphologen die richtige Ansicht zu befestigen, beweist Gegenbaur’s Urtheil in seiner vergl. Anatomie von 1370. Er hielt die Einzelligkeit der Infusorien zum mindesten für ganz unerweisbar und neigte der Ansicht zu, dass sie als Complexe von Cytoden, ähnlich wie die höheren Organismen als solche von Zellen, aufzufassen seien. Die Vergleichung des Infusorienkerns mit dem Kern der Zellen schien ihm ganz unhaltbar. — Im Sinne Stein’s veröffentlichte Eberhard 1868 Einiges über die vermeintlichen Embryonen der Bursaria. R. Greeff, der 1570 (vorläufige Mittheilung schon 1868) eingehendere Studien (Geschichte (von 1867 bis zur Gegenwart). 1187 über die Vorticellinen publieirte, welche die speeiellere Kenntniss der- selben in mancher Hinsicht erweiterten, bestätigte die knospenförmige Conjugation ziemlich ausführlich, kam jedoch nicht zu einem tieferen Einblick in deren Folgen. Im Allgemeinen adoptirte er Stein’s An- schauungen und glaubte mit seinen Untersuchungen die geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozo&n, beide vom Nucleus aus- gehend, wahrscheinlich gemacht zu haben. Gleichzeitig suchte er die Claparede-Lachmann’sche Auffassung der Organisation, speciell die Annahme einer verdauenden Höhle, welehe Claparede 1868 in einer Besprechung des Stein’schen 2. Bandes definitiv zurückgezogen hatte, neu zu beleben. Aehnlich wie Häckel (1566) und Anderen sehien ihm: dass unter den Infusorien „mehr oder minder nahe Verwandte der Stammformen anderer Thiere, besonders der Würmer, vielleicht auch der Coelenteraten, zu suchen seien“. Ein unbedingter Gegner der Ein- zelligkeit sei er nicht (1873, 74). Auch Balbiani sprach sich 1875, bei Gelegenheit einer guten Schil- derung des Didinium nasutum, wo er sogar einen besonderen Darm gefunden haben wollte, in ähnlichem Sinne aus und betonte namentlich wie früher (1861) die Existenz einer Perivisceralhöhle bei Didi- nium. Im Uebrigen verharrte er auf dem früher gekennzeichneten Stand- punkt. Mit Lebhaftigkeit bekämpfte schon 1873 in einer Untersuchung über Vorticella nebulifera Everts Greeff’s Anschauungen von der Or- ganisation der Vorticellinen, indem er Stein’s Auffassung vertrat. Im Uebrigen verdanken wir jedoch dieser Arbeit keine namhafte Förderung unserer Kenntnisse der Vorticellinen; dieselbe suchte sogar längst ver- lassene Anschauungen über eine Fortpflanzung durch Schwärmsprösslinge, welche sich in den Cysten aus Bruchstücken des zerfallenen Nucleus entwickelten, von Neuem zu beleben, ähnlich wie die gleichfalls längst bei Seite gelegte Annahme einer Metamorphose dieser Sprösslinge bei ihrer Entwickelung zur ausgebildeten Vorticelle.e. Auch Allman hatte schon 1872 ähnliche Keimbildungen in den Cysten einer Vorticelline aus dem Nucleus hervorgehen lassen, sprach sich aber 1374, im Anschlusse an Häckel (1575), gegen die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien aus, wenn auch das Hervorgehen zelliger Fortpflanzungskörper aus dem Nucleus sicher scheine. In theilweise heftiger Polemik gegen Greeff trat Häckel 1573, ent- gegen seinen früheren Ansichten über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Infusorien, eifrig für die Einzelligkeitslehre ein. Er zog nun die Infusorien wieder zu den Protozoön, welche er von Neuem aus einem Theile seiner früheren Protisten (1866) bildete. So erfreulich auch diese >Stellungnahme eines Häckel erscheinen musste, darf doch nicht verkannt werden, dass der mit den seitherigen Erfahrungen versuchte Beweis der Einzelligkeit nicht gelang, ja überhaupt nur dadurch scheinbar gelingen konnte, dass wichtige Momente in der 3 1185 Infusoria. angeblichen Fortpflanzungsgeschichte der Infusorien theils übersehen, theils durch Annahmen in gewünschtem Sinne ergänzt wurden. Häckel’s Hauptargument: dass die Infusorienentwickelung obne einen Furchungs- process des einzelligen Keimes (oder der Spore, wie er sich aus- drückte) verlaufe (was seiner Zeit schon Frey betont hatte), war von vornherein hinfällig, weil Niemand die Entwiekelung der soge- nannten Ciliatenkeime (und um diese handelt es sich speeciell), seien dies die Keimkugeln Stein’s oder die Eier Balbiani’s, verfolgt hatte, also auch Niemand wusste, welche Umbildungen dieselben bei der vermeintlichen Entwiekelung durchliefen. Auch das Zusammenwerfen der Keimkugeln Stein’s mit den Eiern Balbiani’s erschien sehr willkürlich. Durch eine Annahme wurde ferner umgangen, was den seithierigen Vertretern der Einzelligkeit die grösste Schwierig- keit gemacht hatte, und die Quelle der Unklarheiten ihrer Theo- rien bildete: die übereinstimmend behauptete Thatsache nämlich, dass die Fortpflanzungskörper der Infusorien aus dem Kern hervorgingen. Häckel’s Annahme: dass die Bildung dieser Sporen durch Umhüllung eines Theiles des Nucleus mit Plasma erfolge, beseitigte natürlich diese Schwierigkeit mit einem Schlag, fand jedoch in den thatsäch- lichen Erfahrungen keinerlei Halt und ergab sich denn auch bald als hinfällig. Eine geschlechtliehe Fortpflanzung der Infusorien bezwei- feite Häckel; doch traf das Argument, welches er gegen dieselbe ver- werthete: die wahrscheinlich parasitische Natur der angeblichen Sperma- tozoön, Balbiani’s Untersuchungen nicht, was ganz übersehen wurde. Sollte sich jedoch, argumentirte H., eine geschlechtliche Fortpflanzung in der von den früheren Forschern geschilderten Weise bewahrheiten, so bilde dies keinen Einwand gegen die Einzelligkeit, da auch einzellige Pflanzen geschlechtliche Fortpflanzungsprocesse zeigten; dass letztere jedoch Analogien mit der vermeintlichen geschleehtlichen Fortpflanzung der Infusorien zeigten, dürfte schwerlich Jemand anerkannt haben. Wie frühere Vertreter der Einzelligkeit lehrte auch Häckel, dass die mannigfaltigen Differenzirungen des Infusorienkörpers mit dem Bau der einfachen Zelle vereinbar seien, gab sich aber in der Charakteristik der Infusorienorganisation seiner Neigung zum Schematisiren in zu hohem Maasse hin. Dass 'er endlich den morphologischen Werth der Infuso- rien von der Zahl der Kerne abhängig machte, ist bekannt, da nach seiner Ansicht von der Zahl der Kerne der morphologische Werth eines Plasmakörpers bedingt wird. Dass Häckel's Argumentation einer ernstlichen Kritik nicht zu widerstehen vermochte, zeigte schon 1874 Claus. Da auch ihm die Erzeugung von Fortpflanzungskörpern aus dem erwachsenen Nucleus feststand, obgleich er die geschlechtliche Fortpflanzung und Stein’s Embryonenlehre lebhaft bezweifelte, so vermochte er den Cardinal- punkt der Frage ebenfalls nieht zu lösen, nämlich die Bedeutung des Nucleus. Da letzterer „sicher nicht ein einfacher Zellkern im Sinne Geschichte (von 1567 bis zur Gegenwart). 1189 Siebold’s sei, sei er entweder der ursprüngliche Kern nebst eimer Partie Protoplasma oder eine endogen erzeugte Zelle“. Ob unter diesen Um- ständen die Infusorien aber als einzellig oder mehrzellig betrachtet werden müssten, hinge von dem Begriff ab, welchen man den Zellen unterlege. Eine kurze Kritik der geschlechtlichen Fortpflanzungslehren Balbiani’s und Stein’s hatte auch Bütschli schon 1573 auf Grund eigener, wenn auch nicht ausgedehnter Untersuchungen über die Conjugation der Paramaecien versucht. Sowohl die Embryonenlehre Stein’s wie die von Balbiani angenommenen Spermatozoön schienen ihm sehr unsicher. Wenn B. auch zu keiner bestimmten Ansicht über das Wesen der Conju- sation und die sich dabei abspielenden Vorgänge gelangte, sprach er doch die Ueberzeugung aus, dass dieses Phänomen den Copulationserscheinungen sonstiger einzelliger Wesen analog sein dürfte. Auch für die Einzelligkeit trat er ein, sich auf das zur Zeit einzig brauchbare Argument stützend, welches die Deductionen der Vertheidiger der Einzelligkeit seit jeher geleitet hatte: nämlich die sehr allmähliche Reihe der Uebergänge von den einfachsten, unzweifelhaft einzelligen Protozo&n zu den complicirtesten Infusorien. In der morphologischen Beurtheilung der Infusorien hat sich der Bär’sche Ausspruch, dass die Entwickelungsgeschichte der wahre Liehtträger der Morphologie sei, gleichfalls erst bewahrheitet, als die wahre Entwickelung aufgeklärt vorlag; zuvor hat die vergleichende Anatomie das Richtige frühzeitig geahnt, und ihrem Einflusse ist es zuzuschreiben, dass die Entwickelungsgeschichte allmählich aus den Irrgängen, in welche sie sich verfangen hatte, auf den richtigen Pfad geleitet wurde. Ein Gleiches gilt noch vielfach in der Morphologie und warnt vor einseitiger Be- tonung und Uebertreibung der Resultate einer noch ungesicherten und un- verstandenen Entwickelungsgeschichte. Erst den späteren Untersuchungen Bütschli’s, die 1574-75 ange- stellt wurden und über welche schon 1875 ein vorläufiger Bericht erschien, gelang es, die Frage nach der geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien und damit auch die Morphologie zu einem gewissen Abschluss zu bringen. Den Ausgangspunkt seiner Forschungen bildete die Entdeckung der seit- her übersehenen oder doch nicht genügend beachteten Umwandlungen, welche die Zellkerne bei der Theilung durchlaufen. Die auffallende Aehnlichkeit soleher Kerntheilungszustände mit den von Balbiani er- forschten Umbildungen der Nucleoli zu sogen. Samenkapseln gab sofort die richtige Deutung der Nucleoli als echte Zellkerne, und machte gleichzeitig die Theorie der Samenbildung hinfällig, da sich nun die Samenkapselstreifung einfach als die bekannte Faserung der Kernspindel erklärte. Die genauere Verfolgung der Conjugationen lieferte ferner den Schlüssel zum morphologischen Verständniss des Nucleus. Einmal ergab sich dabei, dass die Conjugationserscheinungen zu keinerlei besonderer Fortpflanzung, weder durch Embryonen noch durch Eier, führen; dass also die Balbiani’sche wie die Stein’sche Lehre aufzugeben sei. 1190 Infusoria. Wenn der Conjugation ein Einfluss auf die Fortpflanzung zuerkannt werden müsse, wie dies Bütschli’s Untersuchungen sogar wahrscheinlich machten, so äussere sich derselbe nur in einer Beförderung, resp. Verstärkung der gewöhnlichen Vermehrungsfähigkeit durch Theilung, und darin beruhe die Analogie der Conjugation sowohl mit den Copulations- erscheinungen anderer niederer Organismen, wie den Befruchtungs- erscheinungen der höheren. Gleichzeitig liess sich für einige Infuso- rien sicher nachweisen, dass im Verlaufe der Conjugation ein neuer Kern aus einem Theil des ehemaligen Nucleolus hervorgeht, und das Gleiche bei den übrigen studirten Formen wahrscheinlich machen. Hier- aus musste geschlossen werden, dass auch der sog. Nucleus den morpho- logischen Werth eines gewöhnlichen Zellkernes besitzt. Hiermit konnte die so lange schwankende Frage nach der Morpho- logie der Infusorien als im Sinne Siebold’s gelöst betrachtet werden. Die Infusorien, speciell die Ciliaten, hatten sich als meist mehrkernige Zellen ergeben, welche das Besondere zeigen, dass ihre Kerne in den sogen. Nucleus und die Nucleoli differenzirt sind. Auch die Bedeutung dieser Differenzirung wurde durch diese Untersuchungen einigermassen aufgeklärt; obgleich gerade in dieser Hinsicht erst erneute Verfolgung des Gegenstandes volles Verständniss bringen, wie auch die von Bütschli schon versuchte Vergleichung des gesammten Vorganges mit den Be- fruchtungserscheinungen der höheren Thiere eingehender begründen und ausführen konnte. Nachdem ein erheblieher Theil der Resultate Bütschli’s schon durch zwei vorläufige Mittheilungen im März und Juli 1875 bekannt geworden war, erschien im Jahre 1876, kurz vor der Publication von Bütschli’s ausführ- licher Arbeit eine Mittheilung Engelmann’s (datirt August 1575), in welcher derselbe seine früheren, mit Stein übereinstimmenden Anschauungen über die Conjugation und speciell die Embryonenlehre zurücknahm und durch Kritik wie genauere Verfolgung der vermeintlichen Embryonen der Vorticellen Balbiani’s Entdeekung bestätigte, dass es sich dabei um parasitische Suctorien handle. Die Bedeutung der Conjugation wurde, auf eine verhältnissmässig geringe Reihe von Beobachtungen gestützt, ähnlich wie von Bütschli als eine Reorganisation der Thiere, speeciell des Nucleus, aufgefasst; wobei aber, in theilweisem Anschluss an die frühere Theorie der geschlechtlichen Fortpflanzung und ohne sichere Beweise, dem Nucleolus ein befruchtender Einfluss auf die zerfallene Nucleussubstanz zugeschrieben und daher auch der Nueleolus wie früher als männliches, der Nucleus als weibliches Element aufgefasst wurde, was ‚gleichzeitig oder ein wenig früher auch O. Hertwig be- tonte. Beide Gebilde wurden als Kerne betrachtet, die Nucleoli ohne specielle Beweise, wenn dieselben nieht etwa stillschweigend Bütschli entnommen waren, dessen vorläufiger Mittheilungen nicht gedacht wird. Wenn daher die von Engelmann vorgetragere Auffassung der Con- Jugation und die daraus sich ergebende morphologische Beurtheilumg der Geschichte (von 1867 bis zur Gegenwart). 1191 Infusorien in vieler Hinsicht mit der Bütschli’s übereimstimmt und daher häufig des letzteren Arbeit gewissermassen als eine Bestätigung der Engelmann’schen Darstellungen aufgeführt wird, so darf nicht verschwiegen werden, dass die Ideen Engelmann’s über die thatsächlichen Vorgänge bei der Conjugation durchaus irrthümliche waren, und dass ihm vor Allem der Cardinalpunkt, nämlich die Reconstitution des neuen Nucleus aus dem Nu- cleolus oder unter Betheiligung desselben, ganz unbekannt geblieben war. Es kann hier natürlich nieht unsere Aufgabe sein, die neueren Unter- suchungen über die Conjugation eingehender zu verfolgen; nur die Autoren, welehe sich mit mehr oder weniger Erfolg auf diesem Gebiet versuchten, seien noch kurz erwähnt. Es sind dies Rees (1877), Entz (1879), Balbiani (1881), Jiekeli (1854), Gruber, Maupas, Plate und Aime Schneider (1886). Wie jeder neuen Anschauung, hat es auch der Bütschli’schen Lehre nieht an Zweiflern und Kritikern gefehlt, welche theils aus Unvermögen, die betreffenden Thatsachen selbst zu beobachten, theils wegen Befangenheit in alten irrthümlichen Vorstellungskreisen, und Unlust, einen wesentlichen Fortschritt auf diesem Gebiet anzuerkennen, ihrer Kritik die Zügel liessen. Das Bestreben der neueren Forschungen ging hauptsächlich dahin, die wahrscheinlich noch innigere Uebereinstimmung des Conjugationsvorganges mit den Befruchtungserscheinungen aufzu- decken. | Ueberschauen wir nun noch die Bestrebungen, welche seit dem Ab- schluss der Stein’schen Arbeiten auf dem Gebiet der Infusorienbeschreibung, Systematik- wie Organisation hervortraten, indem wir diejenigen Forscher in’ erster Reihe betonen, welche durch umfangreichere und fortgesetzte Arbeiten hierzu hauptsächlich beitrugen. Schon in der vorhergehenden Epoche begannen die trefflichen Untersuchungen Wrzesniowski's (1561, 1569, 1870, 1877), welcher viele Arten eingehend studirte und z. Th. zuerst kennen lehrte, dabei das System in mancher Hinsicht verbesserte und auch für die speciellere Kenntniss einzelner Organsysteme, wie der contractilen Vacuole (1869 und 1877) Wichtiges leistete. Mit dem letz- teren Thema beschäftigte sich gelegentlich auch Lieberkühn (1870); eingehend und erfolgreich, namentlich in physiologischer Hinsicht Ross- bach (1572), ferner Bütschli (1877), Engelmann (1878), Limbach (1880) und Fiszer- (1855), abgesehen von vielen Angaben, welche die Einzelbeschreibungen der verschiedensten Forscher enthalten. Mit umfassenden Studien über zahlreiche Süsswasser- und Meeres- infusorien trat seit 1578 Gruber auf, dem wir nicht nur viel Neues ver- danken, sondern der sich, wie bemerkt, neuerdings auch mit der Conju- gation beschäftigte und namentlich die interessanten Regenerations- erscheinungen bei künstlicher Theilung genauer verfolgte (1885 — 86), welche gleichzeitig und selbstständig auch in Nussbaum (1884 —56) einen geschiekten Beobachter fanden. Besondere Verdienste um die Er- forschung vieler Infusorien erwarb sich seit 1879 Entz; speciell seine Studien über die marine Infusorienfauna Neapels (1854 —85) sind hier 1192 Infusoria. hervorzuheben. Daday setzte dieselben 1886 fort. Rees schilderte (18554) Infusorien der holländischen Küste. In Frankreich trat 1874 Frommentel mit einem umfangreichen Werk über Süsswasserinfusorien hervor, welches aber trotz vieler Bemühungen, die sein Verfasser zweifellos der Verfolgung der Infu- sorien gewidmet hat, für den Fortschritt der Wissenschaft bedeutungs- los blieb, da Frommentel seine Aufgabe vollkommen dilettantisch auffasste und zu ihrer Lösung ungenügend vorbereitet war. So konnte es nicht ausbleiben, dass sowohl seine Anschauungen üben die Or- sanisation der Infusorien sehr mangelhafte waren, ja in vieler Hinsickt an Ehrenberg’s Irıthümer erinnerten, sondern auch seine systematischen Versuche zu grosser Confusion führten. Ohne dies specieller auseinanderzusetzen, heben wir als Beispiel und Beleg her- vor, dass Angehörige der Gattung Blepharisma in Frommentel’s System unter drei verschiedenen Genera stehen und die Gattung Di- leptus Angehörige von nicht weniger wie 5—6 Genera umschliesst. Dagegen fand unsere Gruppe in Maupas einen exacten und eifrigen Erforscher, der, von Arbeiten über die Suctorien (1876 u. 1881) ausgehend, später auch die Ciliaten sorgsam studirte (1855— 857) und die gesammelten Erfahrungen gleichzeitig zu einer trefflichen Gesammtübersicht der Orga- nisation zu verarbeiten suchte (1853). Die jüngst von ihm begonnene erneute Erforschung der Conjugation verspricht eine werthvolle Vermehrung unseres Wissens. Auch Balbiani gab 1851—82 eine Gesammtübersicht der Organisation und Fortpflanzung der Abtheilung, die manche werth- volle eigene Beiträge enthält. Wir gedenken ferner gleich der Arbeiten von Fabre-Domergue (1885—86), Gourret und Roeser (1386), so- wie einzelner Beiträge von Künstler (1884), Blanchard (1885), Henne- suy (1884) und Anderen. In England fand die Infusorienforschung wenig namhafte Vertreter und deshalb auch im Allgemeinen keine erhebliche Förderung, obgleich seit alter Zeit gerade das Studium der mikroskopischen Fauna einen be- liebten Sport bildete, der aber meist in dilettantischer Weise betrieben wurde. Selbst der hervorragendste englische Infusorienforscher in dem letzten Zeitabschnitt unserer historischen Darstellung, W. S. Kent, der seine 1869 begonnenen Infusorienstudien 15850 — 82 in dem zu- sammenfassenden „Manual of the Infusoria‘“ vereinigte, kann trotz nam- hafter Verdienste von diesem Vorwurf nicht ganz freigesprochen werden. Das im historischen Abschnitt der Flagellata geäusserte Urtheil über dieses Werk könnten wir hier nur wiederholen. Theils vor, theils nach ihm begegnen wir zahlreichen kleineren Mittheilungen über Infusorien, meist systematischen Inhalts, von deren Autoren wir bier nur einige beachtenswerthere hervorheben: Tatem (1867 — 70), Moxon (1869), Barrett (1871), Forrest (1879), Levick (1879), Phillips (18581 — 84) und Rosseter (1886). Einzelnes wird noch an anderem Ort zu ver- zeichnen sein. Geschichte (von 1567 bis zur Gegenwart). 1195 Ganz ähnlich gestalteten sieb in jüngster Zeit auch die Verhältnisse in Nordamerika, wo der früher erwähnte unermüdliche Leidy lange der einzige Forscher war, welcher gelegentlich Infusorien beachtete und auch bis in die neueste Zeit über seine Befunde berichtete (1874, 77, 80) 81, 82). Speeiell die Entdeckung sehr eigenthümlicher parasitischer Formen der Termiten (Triehonympbidae) war von hohem Interesse. Später veröffentlichten noch Kent (1855) und Grassi (1586) einiges Weitere über dieselben. Unter dem Einflusse des Kent'schen Manual breitete sich die Beschäftigung mit den Infusorien neuerdings auf dem jen- seitigen Continent sehr aus. Doch haftet auch diesen Bestrebungen meist ein etwas dilettantischer Zug an, ohne genügende Vorbereitung durch das Studium früherer Literatur, wie z. Th. auch der Methode, und ohne allgemeine biologische Schulung. Die Folge war, dass, wie der systematische Abschnitt zeigen wird, eine Menge angeblich neuer Formen häufig recht ungenügend beschrieben wurden, die z. Th. zu den ältest bekannten gehören. Wir beschränken uns hier auf die Anführung weniger Autoren. Unter diesen tritt speciell A.. Stokes hervor, der seit 1882 in einer Menge kleiner Abhandlungen und Notizen in obigem Sinne wirkte, dabei mancherlei Interessantes zu Tage fördernd. Neben ihm arbeiteten noch Kellicott seit 1883, Ryder (1880—84), Me. Murrich (1885 —84), Evarts (1850) und viele Andere. In Italien erfreute sieh die Infusorienforschung nicht der Theil- nahme, welche ihr das vorige Jahrhundert gewidmet hatte. L. Maggi veröffentlichte 1874 eine compilatorische Darstellung der Infusorien, die sich wesentlich auf das damals schon überholte Werk Claparede-Lach- mann’s stützte und machte später zahlreiche Mittheilungen über einzelne Formen, Faunistik und gewisse Vorgänge bei den Infusorien. Unter seinem Einfluss entstanden viele Publicationen von Cattaneo (seit 1579), Parona, Norsa, Clivio, Parietti, Magri, Bergonzini und Anderen, welche die geographische Verbreitung der Infusorien, hauptsächlich in Norditalien und Sardinien (Parona), zu erforschen strebten, von der zweifellos irrigen Vorstellung ausgehend, dass eine solche analog den höheren Thieren existire. Neues wurde dabei nur wenig bekannt. Einige parasitische Infusorien studirten Grassi (1852) und Parona (1886). In Russland beschäftigte sich Mereschkowsky seit 1579 mit den Infusorien der Binnengewässer und des Meeres und lieferte manche beachtenswerthe Beiträge. Andrussowa und Perejaslawzewa (1856) folgten ihm in der Erforschung der Infusorienfauna des Schwarzen Meeres, mit welcher sich schon 1872 Uljanin beschäftigt hatte. Grimm studirte einige Infusorien des Caspi’schen Meeres. Zu nennen wären ferner Alenitzin (1871 und 74) und Cienkowsky (1881). Endlich gedenken wir hier noch der wichtigeren Speeialarbeiten ein- zelner Forscher über bestimmte Formen oder kleinere Gruppen, soweit 1194 Infusoria. dieselben nicht schon früher angezeigt wurden, indem wir uns bei der Zusammenstellung an die Abtheilungen halten. Nachdem Engelmann 1576 den ersten Grund zur richtigen Erkennt- niss der Fortpflanzung der Opaliniden unserer Anuren gelegt hatte, wurde diese Frage durch Zeller (1877) vortrefflich bearbeitet. Wich- tige Beiträge zur Kenntniss einzelner Formen dieser Familie verdanken wir ausser Anderen Lankester (1870), Everts, Maupas und Certes (1879), Foettinger (1881), der neue und interessante Formen in den Cephalopoden entdeckte, Balbiani (1885) und Aime Schneider (1885 — 86). Viele neue Aufklärungen über die Hypotrichen brachte die leider nur zu wenig ausgeführte Arbeit Sterki’s (1578), welche von Rees (1881) und Kowalewsky (1882) weitergeführt wurde; abgesehen von vielen hierher gehörigen Beobachtungen, die sich in den schon an- gezeigten umfassenderen Schriften zahlreicher Forscher finden. Auch die lange vernachlässigte interessante Gruppe der Tintin- noiden erfreute sich jetzt speciellerer Beachtung. Häckel schilderte 1573 eine Anzahl pelagischer, eigenthümlich beschalter Formen. Sterki (1579) beschrieb die Organisation einer Süsswasserform wesentlich besser wie früher und schliesslich fanden die zahlreichen marinen Formen durch Fol (1851 und 83) und Entz (1584 und 85) eine tiefergehende und zum Theil bahnbrechende Bearbeitung. Die genauere Kenntniss der Vorticellinen wurde ausser durch die zahlreichen Beiträge, welche sich in den Werken schon genannter Forscher finden, noch durch Arbeiten von Jackson (1575), Bütschli (1877, 1856), Aim& Schneider (18578), Vedjowsky (1881), Nüsslin (1854), Harker, Haliburton (1855) und Brauer (1886) geför- dert. Die mit den Vorticellimen verwandte Spirochona sammt ihrer interessanten Fortpflanzung machte R. Hertwig (1376) zum Gegenstand einer wichtigen Untersuchung, welche später Plate (1886) hinsichtlich der Conjugation vervollständigte. Die noch unaufgeklärte Streitfrage über die 1555 von R. Hertwig entdeckte sogen. Erythropsis, an der sich C. Vogt und Mecznikoff betheiligten, werde hier nur berührt. Von Bearbeitungen einzelner Holotrichen dürfen hier vielleicht speeieller erwähnt werden Maggi’s Studien über Urocentrum (1875); Fouquet (1876) und Kerbert (1884) behandelten den sog. Ichthyophti- rius, welchen Hilgendorff und Paulick i (1869) zuerst erwähnten. Wich- tige Beiträge zur Kenntniss gewisser Heterotrichen (Bursaria) lieferten Brauer (1856) und Schuberg (1887), welehen sich des Letzteren Arbeit über die eigenthümlichen Parasiten des Wiederkäuermagens an- schloss. Giard (1885) und Möbius (1885—86) besprachen Freia. Besonderer Theilnahme erfreuten sieh die Suetorien sowohl in descriptiver wie entwiekelungsgeschichtlicher Hinsicht. Ausser schon an- geführten wichtigen Beiträgen nennen wir Hincks Arbeit (1873 über Ophryodendron ; ferner die Untersuchungen R. Hertwig’s über Geschichte (von 1867 bis zur Gegenwart). 1195 Podophrya (Hemiophrya) gemmipara, welche über Organisation und Fortpflanzung wichtige neue Aufschlüsse brachten und den Anstoss zu erneuten Forsehungen auf diesem Gebiet gaben. Ihnen folgten Arbeiten von v. Koch (1876), Bütschli (1376 und 77) über Podophrya und Dendro- cometes, zu dessen Aufklärung weiter die Untersuchungen von Wrzes- niowski (1877), Plate (1386) und Aim& Schneider (1856) beitrugen. Eine umfangreiche Studie über die marinen Suetorien verdanken wir Fraipont (1877— 78); Levick untersuchte Dendrosoma (1880). Der wichtigen Arbeiten von Maupas (1876, 81), Kent (185082), Gruber (1554) und Anderen wurde z. Th. schon oben gedacht. Der Erforschung der Kerne widmeten ihre Aufmerksamkeit in spe- ciellen Abhandlungen namentlich Zacharias (1881), Jickeli (1584), Gruber (1884) und Pfitzner (1886). Die Muskelfibrillen und die Contraetilität der Infusorien behandelten speciell Engelmann (1875 und 1580), Simroth (1576). Der Erstere beschäftigte sich ferner mit den feineren Verhältnissen der Cilien und den Einwirkungen von Lieht und Farbe auf gewisse Infusorien. Die von Entz (1876 und 82) und Brandt (1332) zuerst betonte parasi- tische Natur der sog. Chlorophylikörper wurde der Gegenstand weiterer Unter- suchungen von Kessler (1582), Engelmann (1883), Sallit (1554) und Anderen. Das Vorkommen von Glycogen erforschten Certes (1580), Barfurth (1855) und Maupas (1885). Färbung, Präparation und Conservirung der Infusorien fand speciellere Darstellung in Mittheilungen von Certes (1881, 1855), Brandt (1852), Korschelt (1882), Cattaneo (18835). Es ist ein weiter Weg, den wir im Verlaufe dieser historischen Dar- stellung durchmessen haben, von den ersten Beobachtungen des 17. Jahr- hunderts bis zu den reichen Erfahrungen unserer Zeit. Obgleich wir jetzt wohl sagen dürfen, dass uns die Natur der Infusorien klarer und verständlicher vorliegt, als dies vor noch nicht langer Zeit der Fall war, und auch unsere Detailkenntnisse ein nicht unbedeutendes Maass von Vollständigkeit und Vertiefung gewonnen haben, kann doch nicht geleugnet werden, dass noch viel auf allen Gebieten der Infusorien- kunde zu thun ist. Systematik, wie Morphologie und Physiologie finden hier ein reiches und fruchtbares Feld, dessen Bearbeitung auch für das Verständniss der Vorgänge in der höheren Thierwelt von grosser Wich- tigkeit werden dürfte. 1196 Infusoria. Literatur.*) 1. Leeuwenhoek, A, v., Observations conc. little animals by him obs. in Rain-, Well-, Sea- and Snow-water, as also in water wherein pepper had lain infused. Philos Transact. Vol. XII. f. th. y. 1676. No. 133. p. S21—31. 2. —— Account of the manner of his observing so great a number of l. anim. in div. sorts ale: water etc. ibid. No. 134. p. 844—46. @©35. Huyghens, Chr., in Journ. des sayans 1678 v. 15. Aug. p. 331 (nach Buffon No. 23) © 4. Hartsoeker, in Journal des savans 1678 v. 29. Aug. p. ? (mach Buflon No. 23). 5. Leeuwenhoek, A. v., Anatomia s. interiora Ter. cum animat. t. inanimar. ope et benefic. exquis. mier. det. 1687. Auch in Öpera omn. s. arcana natur. Lugd. Bat. 1722. Pars I. p. 56 —57. c. fig. (Froschparasiten).. Pars II p. 23S—31 (Thierchen im Blute der Reben). p. 38 (Thierchen in seinen Excrementen). 6. Arcana naturae detecta. Delphis 1695. (Opera omnia. Tom. II.) Brief an Thom. Gale p. 4—b. » » Rob. Hooke p. 20 u. 22—26. ”„ „ die k. Societät p. 277 .„ „» Baron Rheda p. 567. 7. —— Continuatio miror. Arcanor. Naturae detector. Delph. 1697. (Opera omnia. T. II. 2.) Brief 96. p. 34—39. 8. - Epistolad ad societ. reg. anglicam 1719. (Opera omnia T. III.) Brief 144. p. 38 390 u. 393. Abstr. of 2 letters to Dr. Gale and Hooke, Philos. Transact. r. soc. London. Vol. XVII. 1693. p. 5935 —94. #) Diejenigen Schriften, welche auch Mittheilungen über die Suctoria enthalten, sind mit einem * bezeichnet; diejenigen, welche sich ausschliesslieh mit letzteren beschäftigen, mit #*. — Die verhältnissmässig wenigen Schriften, welche ich nicht im Original einsehen konnte, zeigen vor der Ordnungsnummer ein @&. — Im Gegensatz zu den Literaturverzeich- nissen der früheren Abschnitte erscheint das über die Infusoria viel ausführlicher. Während ich namentlich bei den Sarkodinen noch dem Grundsatz folgte, unbedeutendere Schriften ent- weder ganz wegzulassen oder nur bei Gelegenheit im Text zu citiren, schien es mir allmählich richtiger, die gesammte Literatur vereinigt zusammenzustellen. Da ich mir ferner die Mühe nahm, die Literatur über Infusorien so vollständig, wie es mir möglich, nicht nur zu sammeln, sondern auch zu studiren, hielt ich es für angezeigt, die Frucht dieses ziemlich mühevollen Unternehmens hier in extenso niederzulegen. Natürlich wurde so im Literaturverzeichniss Vieles aufgenommen, dessen Bedeutung sehr gering, ja theilweise Null ist. Dennoch glaubte ich mit einigen wenigen Seiten nicht geizen zu sollen, welche die Weglassung dieser Lite- raturnummern erspart hätte; da eine ausführliche Zusammenstellung der Infusorienliteratur bis jetzt nicht existirte und selbst der Hinweis auf Inhalt und Bedeutungslosigkeit mancher Schriften späteren Arbeitern von Werth sein wird. Die Mühe umständlicher Literaturver- gleichungen wird hierdurch erleichtert und Mancher davor geschützt, einer seltenen kleinen Abhandlung nachzujagen, um sich, wie dies häufig der Fall, schliesslich zu überzeugen, dass dieselbe werthlos ist und seine Mühe verloren war. Natürlich wird auch dieses Literaturverzeichniss nicht vollständig sein und mancherlei fehlen, was hätte aufgenommen werden sollen. Zu weit dürfen schliesslich derartige Ver- zeichnisse auch nicht getrieben werden; namentlich ist die Entscheidung über die Aufnahme der Lehr- und Handbücher, welche die Gruppe besprechen, nicht selten schwierig, so dass sich hierin die persönliche Auffassung des Sammlers geltend machen wird. Obgleich die chronologische Anordnung des Stolles mit wenigen Ausnahmen durchgeführt wurde, konnte dies natürlich ohne Specialuntersuchungen, welche die Mühe nicht gelohnt hätten, für die Autoren desselben Jahrganges nicht eingehalten werden. Wo daher die Auf- einanderfolge der Arbeiten desselben Jahres nicht von vorn herein klar war, wurden dieselben alphabetisch nach den Autorennamen geordnet. 10. 2. Literatur. 1197 King, E., Several observat. and experim. on the Animale. in Pepper-water, Transact. philos. soc. London. Vol. 17.‘f. 1693. p. 861—863. figg. 1—3. Hartsoeker, Essai de dioptrique. Paris 1694. p. 22627. Hugenius, Chr., Opuscula posthuma de Dioptrica. Lugd. Bat. 1703. p. 227. (Benutzt: Opera reliqma. Vol. II. Amstelod. 1725. p. 175.) Leeuwenhoek, A. v., Part of a Letter, concern. green wecds grow. in water and animale. found above them. (1702.) Phil. Transact. roy. Soc. London. Vol. XXIII. 1703, p. 1304—11. Anonymous, An Extract of some Letters sent to Sir ©. H. relat. to some microscopical observations, 11. Aug. 1702. Philos. Transact. roy. soc. Vol. XXIIL. 1703. p. 1357—72. figg. A—M. —— Two letters fr. a gentlem. in the eountry, relat. t0 Mr. Leeuwenhoek’s letter in Transact. No. 283. Philos. Transact. r. soc. London. V. XXIIL 1703. p. 1494—98. ). Joblot, L., Descript. et usage de plus. nouv. microsc., t. simples que composez, avec de nouvelles observat. f. sur une multitude innombr. d’inseetes ete. Paris 1718. 33 Pl. . Reaumur, R. A. F. de, M“m. pour servir A l'histoire des Insectes. Paris 1734—12. Vol. IV. 1738. p. 430—36. Trembley, A., Translat. of a lettre fr. A. Tr. t. the Pres. with observations upon several newly discovered species of fresh-water Polypi. Philos. Transact. Vol. 43. 1744. p. 169—183 with figg. 5—7. Unger, J. Fr., in Göttinger Zeitungen v. gelehrten Sachen. 1746. p. 467—69. (Unwiehtig, wohl Carehesium.) Geer, C. de, Roen ofver sma vatter-djur af en besynnerlig Art. Konel. Svensk. Akad, Handlingar. Vol. VIIL Stockholm 1747. p. 206—14. Tf. VI. (Die Abbildungen in Mem. pour servir a l’hist. des inseetes. Vol. VII. T. XXX. figg. 9—12 reprodueint. Carchesium ?) Trembley, A., Öbservations upon several species of small water Insects of the Polypus Kind. Philos. Transact. Vol. 44. 1747. p. 627—55 with fieg. 4—9. Linnaeus, C. A., De Taenia. Diss resp. Gdfr. Dubois. Upsaliae 1748. (Abgedr. in Amoe- nitates academicae s. dissert. var. Bd. II. 1751; s. hier p. 64.) Buffon, G. L. de, Histoire naturelle gencr. et particulier. T. I—II. 1749. (Benutzt: Editio 1755. Deuxponts; s. hier. T. III.) Needham, T., Nouvelles ÖObservations microscopiques. Paris 1750. (dat. 1748.) prLASHT AS TE: A Summary of some late observations upon the generation, composition and de- composition of animal and vegetable substances. Philos. Transact. r. s. London. Vol. 45. 1750. p. 615—666. (dat. 1748.) Kästner, A. G., Nachricht von dreyerley Arten bei Leipzig gefund. Polypen. Ham- burgisches Magazin oder ses. Schriften etc. aus der Naturforschung ete. [Bd. I, 1748, p- 399—411 ohne Bedeutung, da nur Referat] Bd. III, 1752, p. 317—27. (? Carchesium.) Hill, J., History of animals, contain. etc. London 1752; IIL., Bd. von A general natural history etc. 3 vol. London 1748—32. (Benutzt : 2. edit. 1773.) Anonymus, in Berliner Relationen. 1755. p. 33 u. 1261. *Baker, H., The microscope made easy and employment for the microscope. 2 Vols. London 1743—53 (nach Bibliotheca zoologica). Beyträge zum nützlichen u. vergnügend. Gebrauch u. Verbess. d. Microscopii aus d. Engl. ins Deutsche übers. Augsburg 1754. 17 TE. Joblot, L., Observations d’histoire natur., faites avec le microscope etc. Paris 17514—55. 3 a ee {Dasselbe wie No. 16, neu herausgegeben nach dem Tode Joblot’s u. aus seinen hinterlassenen Manuskripten vermehrt; nach Fleck No. 525 jedoch nur das über Inseeten; wurde benutzt.) Schäffer, J. Ch., Die Armpolypen in den süssen Wassern um Regensburg. 1. Aufl. 1754. 2. Aufl. 1763. Tf. I. figg. 3—4. (S. aueh dasselbe in „Abhandlungen von Insecten“. Bd. I. Regensburg 1764. p. 167 u. 225. Vortieella, Carchesium.) Brady, T., An account of some remarkable insects of the polype kind found in the waters near Brussels in Flanders. Philos. Transact. Vol. 49. 1755. p. 248—51. Tf. VI. Roesel, A. J., Monatlich herausgegebene Insectenbelustigungen. III. Th. Nürnberg 1755. p- 595—617. T£. 94—100. (Vorticellinen, Stentor, Triehodina, Kerona.) 5 Asch, P. E., Diss. inaug. de Natura spermatis observationibus microscopieis indagata. Gottingae 1756. (Ganz gering: machte Infusionen von thierischem und pflanzlichem Samen, worin er 2. Th. Thierchen fand, die jedoch nieht genau studirt wurden.) 1198 Infusoria. 48. Ellis, J., Essai sur l’histoire natur. des Oorallines ete. traduit de lanelais. 1756. (Marines Zoothamnium.) ü Linne, C. de, Systema naturae. edit. X. T. I. 1758, ed. XII. T. I. 1766—6S u. ed. XIII (Cura J. Fr. Gmelin) 1788s—93. Fauna suecica etc. edit. II. Stockholm 1761. Baster, J., Opuscula subceeiva, observat. miscell. de animaleulis quib. marinis etc. I. T. Harlemi 1759—65. Liber 1. p. 30—31. Tf. II. fig. 1 u. IV. fig. 1; Liber 2. RESVIN. fie. IE. Ledermüller, M. F., Mikroskopische Gemüths- u. Augenergötzungen. Nürnberg 1760 —63. p. 88. Tf. 47, p. 174. Tf. 88. Wilcke, I. C., Roen i natural-historien. K. Svensk. Vetensk. Acad. Handlingar. 1761. p. 285—92 Tf. VI. (Triehodina auf Frosehlarven.) Münchhausen, O. von, Der Hausvater. 6 Theile. Hannover 1764—73 (z. Th. in zweiter Auflage). Ueber angebliche Beziehungen zwischen Infusorien und Pilzen. Vel. die Stellen in 1. Th. ‘p. 151 u. 328, 2. Th. p. 751, 3. Th. p. 207 und 6. Th. V.orrede. Bonnet, Ch., Considerations s. les corps organises. Amsterd. et Paris 1762 (s. speciell PT No: 180- 35 m. DT. II chap..Ml). Wrisberg, H. A., Obseryationes de animale. infusoriis satura etc. Goettingen 1765. TE. Pallas, P. S., Elenchus Zoophytorum sist. gener. etc. Hagae-comit. 1766. (Compilation.) Spallanzani, L., Saggio di osseryazioni microscopiche concernenti il sistema della gene- razione de’Signori di Needham e Buffon. Modena 1766. Deutsche Uebersetzung in Sp.'s Physical. u. mathemat. Abhandl. Leipzig 1769. 2 Tf. Gleditsch, J. G., Vermischte physik.-botan.-ökonom. Abhandlungen. III. Th. Halle 1767. p. 1-16. (Ophrydium.) Linnaeus, C. v., Mundus invisibilis breviter delineatus. Diss. resp. J. ©. Roos. Upsal. 1767 (s. dass. in Amoenitates Academicae. Bd. VII. 1769. p. 355—408). Ellis, J., Öbservations on a particular manner of increase in the animalcula of vege- table infusions ete. Philos. Transact. Vol. 59. 1769. p. 135—152. Tab. VI. (Wiehtig.) @ 49. Müller, O. F., Pile-Larven med dobbelt Hale. Kjöbenh. 1772. m. Kaab. Auch dentsch „die Gabelschwanzraupe“. Leipzig 1775. (nach O. F. M. 1776; hat hier schon seine Theorie der Infusionen u. der Generatio spontanea entwickelt). © 50. Fontana, F., in Giornale d’Italia. Venezia, (s. Beckmann’s physie.-öeonom. Bibliothek. 60. 61. Bd. IL p. 150.) (Nach Beekmann wahrsch. nur Räderthiere.) Göze, J. A. E., Bonnet’s Abhandlungen aus der Insectologie. Halle 1773—74. 1. Bd. pP. SS DE IV2. Ba: TE. VE. Müller, ©. F., Vermium terrestr. et fluviatil., s. animal. infusor. etc. historia. Hafniae et Lipsiae 1773. Corti, B., Osservazioni microscopiche sulla Tremella ete. Lucca 1774. e. 2 Tav. s. p. 69 ff. Eichhorn, J. C., Wasserthiere, die mit keinem blossen Auge nicht können gesehen werden u. die sich in den Gewässern um Danzig befinden. Danzig 1775. S Tf. (Neue Aufl. unter d. Titel: Beitr. z. Naturgesch. d. kleinsten Wasserthiere. Berlin 1781. Dazu eine Zugabe mit 1 'Tf.) Müller, O. F., Beobachtungen über einige chaotische Thiere etc. Naturforscher St. 7. 1775. p. IT—104. (Deutung einiger v. Goeze No. 51 beschriebenen Formen.) Slabber, M., Plıysik. Belustigung. od. mikroskop. Wahrnehm. ete. Nürnberg 1775. (Ganz ohne Bedeutung, nur Skizze von marinem Zoothamnium auf Zoea.) Terechowsky, M., De chao infusorio Linnaei. Diss. inaug. Argentorati 1775. (Versuche über Infusionen.) Müller, ©. F., Nachricht von der vielgestalteten Vorticelle. Beschäftigungen d. Berliner Gesellsch. naturf. Freunde. Bd. IL, 1776. p. 20—27. 'Tf. 1. (Stentor polymorphus.) - Synonyme aus d. unsichtbaren Thierreich. Naturforscher St. 9. 1776. p. 205—214. (Synonyme zu Eichhorn No. 49.) Schrank, Frz. P. von, Beiträge z. Naturgeschichte. 1776. (Wenig.) Spallanzani L., Opuscoli di fisica animale e vegetabile. 2 Vol. e. 6 tav. Modena 1776 Opuseules de physique animale et vegetale. Trad. de Vitalien p. J. Senebier. Geneve 177 (hier auch Brief von Beceari.) 68. 69. 1 or s0. 81. ss. Literatur. 1199 Saussure, H. B. de, bei Spallanzani No. 56. T. I. p. 172—176. Brief an Bonnet; auch früher publieirt in Bonnet, Palingendsie philosoph. 2. edit. T. I. p. 426 ME. u. 1769 in der französ. Uebersetzung von Spallanzani’s 1. Abhandlung (No. 45). Goeze, J. A. E., Beschreibung einiger Infusionsthiere, die andre fressen. Beschäft. d. Berliner Gesellsch. naturf. Freunde. Bd. IL. 1777. p. 575—84. Tf VII. fig. 1—13. Müller, ©. F., Zoologiae danicae s. animal. Daniae et Norvegiae rar. ac minus notor. icones. Hafniae 1777. (Spätere vollständige Ausgabe durch den Bruder Müller’s. Hafniae et Lipsiae 1788S—1S06. S. auch Prodromus zoologiae danicae ete. Hafniae 1776.) Gleichen (sen. Russworm), W. F. v., Abhandl. üb. d. Samen- u Infusionsthierch. u. üb. d. Erzeug. etc. Nürnberg 1778. —— Auserlesene mikroskop. Entdeck. ete. Nürnberg 1777— 81. p. 595—67. Tf. 27—2S, p. 47—104. Tf. 45—50. Müller, ©. F., Von unsichtbaren Wassermoosen. Beschäftig. d. berlin. Gesellsch. naturf. Freunde. Bd. IV. 1779. p. 42—54. Tf. III a—). (S. p. 47—48 Stentor niger photophil.) Schrank, F. Paula von, Nachricht von einigen kaotischen Thieren. Abh. d. baier. Akad. Bd. 2. 1780. p. 467—480. 2 TE. Köhler, J. G., Mikrosk. Beobachtung einiger kleinen Wasserthiere. Naturforscher St. X, 1777. p. 102—7 (ohne Bedeutung f. Ciliata). St. XVI. 1781. p, 71—72. Tf. IIL (Theilung.) Bloch, M. E., Abhandl. von der Erzeug. der Eingeweidewürmer etc. Berlin 1782. 10STE BR 36. 1X) (Frosehparasiten. Gering.) Göze, J. A. E., Versuch einer Naturgesch. der Eingeweidewürmer thier. Körper. Blankenburg 1782. 34 Tf. (p. 429—33. Tf. 34.) (Froschparasiten. Besser.) Hermann, J., Helmintholog. Bemerkungen. Naturforscher 1782—84. St. XIX, p. 31—59. Di 1] 028. XXX, p 147172: TE IM. (Sehwach.) Müller, O. F., Om Infusions-Dyrenes Fortplandelses Maader. K. Dansk selsk. Skrift. N. saml. D. 2. 1783. p. 240—76. 2 Tf. *Cavolini, Ph., Memorie p. sery. alla storia de’ Polipi marini. Napoli 1785. (Benutzt: Deutsche Uebersetzung von W. Sprengel, Nürnberg 1813. s. T. VIL fig. 6d, kleine Art von Conferve auf einer Sertularia, im Text nieht erwähnt, wahrsch. eine Hemiophrya; ferner T. IX. fig. 13 u. p- 118 marine Vortieella; p. 76—77 Infusorien in Infusionen mit Meerwasser, T. VI. fig. 16—17.) Fontana, G. M. U., Analyse des eaux thermales de Vinay, av. des observations s. les insectes qui y sont continues etc. Turin 1786. Memorie Acad. Torino. IL. 1784— 5. p- 92—122. ; (Ganz bedeutungslos. Eines der 3 ganz kurz erwähnten Insecten war jedenfalls ein Infusor, doch ist es unmöglich dasselbe zu entziflern.) / *Müller, O. F., Animalc. infusoria, fluviat. et marina etc., op. posth. cura O. Fabricii. Hafniae et Lipsiae 1786. 50 Tf. Müller, ©. F., Om Infusions-Dyrenes Frembringelse. Nye Samling af K. danske Videnskabers selbskabs skrivter. 3. Deel. 1788. p. 1—64. 2 Tf. (Gelesen 14. Novb. 1783.) Watervliet, J., Waarneemingen over de voortteeling v. d. Zoetwater Raderdiertjes. Verhandl. uitg. door b. Zeeuwsch. Genootsch. d. Weetensch. te Vlissingen D. 11. 1756. p- 390—400. Colombo, M., Össerzazioni microscopiche intorno a varie specie di polipi di acqua dolce, ed int. ai rotiferi. Giornale per servire alla storia ragionata della medicina di questo secolo. T. 4. Venezia 1787. p. 1, 41, 81, 125, 165. (Deutsche Uebersetzung. Leipzig 1793. Schrank, Fr. Paula von, Mikroskopische Unterhaltungen. — Moll’s Oberdeutsche Bei- träge zur Naturlehre etc. 1787. p. 138—48. ' (Bedeutung sehr gering. Beschreibt eine Trichoda Bomba — wohl Halteria grandinella.) Anonymus, Beobachtungen über die Infusionsthierchen. Voigt’s (Lichtenberg’s) Magaz. Bd. 5. St. 2. 1785. p. 111—114 (Auszug aus Original in Journ. de Normandie. 13. Avr. 1787). (Ohne Bedeutung. Glaubt in Austernwasser d u. Q von Infusorien gesehen zu haben, die eine Art Liebesspiel trieben. Jedenfalls nur Wimperepithelfetzen.) Modeer, A., Försök til närmare stadgande af det besynnerl. slägtet ibland Mask-Kräken etc. K. Vet. Akad. nya Handl. Stockholm 1790. Bd. 11. p. 241—66 u. Bd. 12. p. 3—23. (Compilation. ) Necker, N. J. de, M&m. s. les animalcules des infusions ete. Historia et Commentat. Acad. Theodoro-Palatinae. Vol. VI. Phys. 1790. p. 257—6N. (Bedeutung sehr gering.) 1200 Infusoria. s4. s6. ST. 89. Brugiere, J. G., Tableau encyelop@d. et method. cont. Y’helminthologie ou les vers inf., les vers intest. et les vers mollusqu. Paris 1791. 95 Tf. (Compilation nach O. F. Müller.) Abildgaard, P. C., On Infusions-Dyrenes ns o& Aarsagen til Vandets Föraadnelse Skrivter af naturhist. selsk. Kjöbenh. Bd. III. 1793, p. 70—87. - Tvende nye Infusions-Dyr. Tbid. a 1, TE. (Ganz unbedeutend. Beschreibt eine Cercaria und eine soe. Bursaria rostellata, die Ehbe, sicherlich irrie als Trachelius ovum deutet. Die Deutung derselben scheint mir vorerst unmöglich.) Schrank, Fr. Paula v., Mikroskopische Wahrnehmungen. Naturforscher. St. 27. 1793. p- 26—37. 1 Tf. (Epistylis.) Guanzati, L., Össeryaz. e sperienze int. ad un prodig. animaluccio delle infusioni. Opusc. scelti s. scienze e s. arti. T. 19. Milano 1797. p. 3—21. (Auszug durch Th. v. Siebold s. Zeitschr. f. w. Zool. VI, 1855. p. 432—42.) Adams, G., Essays on the microscope ete. 1. edit. 1787; 2. edit. by Fr. Kammacher. London 1798. (Letztere verglichen.) (Compilation ohne Bedeutung.) Swaving, A. C., Verhand. over de Infusie-diertjes. Verhandel. uitg. d. d. Holl. Maatsch. 9. v. Weetensch. te Haarlem. D. 1. St. 1. 1799. p. 49—84. Tf. XVIL. (Bedeutung gering.) 1. Girod-Chantrans, Observat. chimiques et microscopiques $. les conferves, bisses, tre- melles etc.. 1802, p. 69—73. Tf. X u. p. 21. Tf. II. fig. 4 (Bedeutung gering.) (92. — — Essay S. l. gtographie physique du Depart. du Doubs. 1810. 93. Schrank, Fr. P. von, Briefe naturhist., physik. u. ökonomischen Inhalts an B. 5. Nau. Erlangen 1802. 2 Taf. (S. p. 91 Linza eine neue Thiergattung Taf. 1; und p. 360 16. Brief, Taf. 2.) (Wiehtig für Ophrydium.) gan Fauna boica. Bd. III. 1803. 95. Treviranus, G.R., Biologie oder Philosoph. d. lebenden Natur, Bd. II. Göttingen 1803. (Generatio spontanea.) 96. Oken, L. von, Ueber die Zeugung. Bamberg 1805. (Generatio spontanea.) 7. Fray, J. B., Nouvelles exp£riences, extraites dun manuserit qui a pour titre: Essai sur l’origine des substances organisces. Berlin 1807. (Citirt nach Gruithuisen Nr. 98.) 2. Aufl Paris (1817) 1821: 5 (Abenteuerliches über die Entstehung von Infusorier und höheren Thieren in Infusionen, ausführliche sesprechung s. bei Gruithuisen Nr. 98.) s. Gruithuisen, Fr. Paula von, Ueber die chemisch. u. dynamischen Momente bei der Bildung der Infusorien mit einer Kritik der Versuche des Herrn Fray. Gehlen’s Journ. d. Phys. Bd. VIII. 1809. p. 511—47. (Infusionen, Generatio spontanea. Findet sich vermehrt aueh in Nr. 101 abgedruckt.) 9). Schrank, Frz. Paula von, Ueber die Weise wie sich die Aufgussthierchen bei ihren Bewegungen benehmen. Denkschrift. der k. Akad. d. Wiss. München (IL) f. d. J. 1509 u. 109.03 40. MIETE 100. Dutrochet, R, J. H., Recherches sur les Rotiferes.. Annales du Muscum. 19. 1812. pP. 3355—87. (Ueber Infusoria nichts Speeielles, doch von Bedeutung für das Verhältniss dieser zu Rotatoria.) 101. Gruithuisen, Fr. Paula v., Beiträge zur Physiogn. u. Eautogonosie. 1812. 2 'Tf. AXXVI. Beobacht. über die Entstehungs- u. Fortpflanzungsart der Infusorien. p. 297—329. (Gut.) 102. Lamarck, J.B.P.A.de, Hist. nat. des animaux sans vertebres. T. Iu. II. 1815—16. (Auch schon in Syst. des anim. s, vert. Paris 1801.) (System.) e 103. Bose, L. A. G., Histoire natur. des vers. Suite ä Buffon, Paris An X (1802.) T. III. (Compilation. Syst. nach Lamarck 1801.) 104. Oken, Lehrbuch der Naturgeschichte. 3. Th. Leipzig 1815. 105. Cuvier, G., Le r&gne animal distrih. d’ apres son organisation. Bd. IV. 1817. Zoo- phytes. 5. Olasse. Infusoires. p. SI—94. 106. Nitzsch, C. L., Beiträge zur Infusorienkunde. Neue Schrift. d. naturf. Ges. in Halle. IIT. Hft. I. 1817. p. 3 Anm. (Kritisirt die Gattung Cercaria O0. F. M.) 107. — — Artikel „Gerearia* in Ersch u. Gruber, Allgemeine Eneyelopaedie der Wissen- schaften u. Künste. 16. Theil. 1827. p. 68. (Erriehtet die Genera Coleps u. Uroeentrum.) Literatur. 1201 108. Gruithuisen, Fr. P. von, Physiologische und physiographische Bemerkungen über mikroskopische Thiere, besonders in Hinsicht ete. Medicinisch -chirurgische Zeitung, fortges. v. J. N. Ehrhart. Bd. 4. 1818. p. 222, 236, 252,:285, 301. (Auch in Isis 1820, p. 247—260.) (Nur wenig.) 109. Agardh, C. A., Beobachtung einer der Zauberkraft höherer Thiere ähnelnden Ersch. bei Infusorien. N. Acta Öaes. Leop. Car. T. X. 1820. P. I. p. 127—38S u. Kielmeyer, ibide P-ulbop. 71171652 Nachtr: ve Es:Meyer. ibid.-T. XI. 1823, p. 72135. (Ganz unbedeutend. Die beiden Nachträge ganz bedeutungslos.) 110. Goldfuss, G. A., Handbuch der Zoologie. Bd. I. 1820. p. 57 HM. (Allgemeines u. System.) 111. Schweigger, A. Fr., Handbuch der Naturgesch. der skeletlosen ungegliederten Thiere. Leipzig 1520. (Allgemeines u. System.) 112. Blainville, H. de, Article „‚Infusoire“ in Dietionn. des sciences natur. publ. p. les profess. du jardin du roi. T. 23. 1822. p. 416—21. 113. Carus, C. G., Beitrag z. Gesch. d. unter Wasser an verwes. Thierkörpern sich erze ug. Schimmel- u. Algen attunecn. Nov. Act. Ac. Leop. C. XI, II. p. 506. 1823. 1 T£. (nur Pilze) ). (Generatio spontanea.) 114. Bory de St. Vincent, Artikel über die Infusorien in Dictionn. classique d’histoire nat. dirige par Bory. 17 Vol. 1822—31. (S. speciell hier Bd. XVII. 1831. Planches, wo auch nochmals Uebersicht d. Systems, Beschreibungen u. Ergänzungen; ferner die Artikel: „Mieroseopiques" |niehts Nenes], „gteographie, matieres, creation, chaos“; Ideen über Generatio spontanea u. Verwandtes.) 115. —— in Encyel. methodique. T. IL. Histoire natur. des zoophytes, fais. suite & hist. nat. des vers de Bruguiere. Paris 1824 116. —— Essai d’une classification des anim. microscop. Feruss. Bull. univ. sc. nat. T. 8. 1826 u. selbst. Paris ch. Agasse (extrait du T. Il. Zooph. de l’Encyclop. möthod.). (Ist wörtlicher Abdruck des Artikel „Mieroscopiques‘“ der Eneyelop@die mit einer Vorrede an Lamarck. In diesem Artikel sind einige Genera aufgeführt, welche unter den betr. Antungsbuchstaben in der Eney- elopedie nicht besprochen werden. Die Mehrzahl der gestielten Vorticellinen und einiges andere fehlen hier und sind unter „Psychodiaires“ zu suchen.) 117. Dumas, J. B., Article „Generation“ in Dict. classique d’hist. nat. T. VII. 1825. p. 194 —222 (s. speciell p. 194—95 u. p. 221—22). 118. naueeille: P. A., Famille natur. du rögne animal, expos. suce et dans un ordre analyt. 2. edit. Paris 1825 (1. wahrsch. 1824). Deutsche Uebersetzene v. A. A. Berthold, Weimar 1827. 119. Losana, M., De animalceulis microscopieis seu infusoriis. Mem. Acad. r. di Torino. 1229. 1825. p. 189220. Br 131% u. T. 33, 1829. p. 148. Tv. 12. (Ganz unbrauchbar ; ich vermag nicht eines der vielen abgebildeten Infusorien mit Sicherheit zu deuten.) 120. Bär, C. E. von, Beiträge z. Kenntniss der niederen Thiere. N. Act. Ac. C. XIII. 2. 1827. p. 594—603, 723, 731 ft. (Vereinz. Beobacht. u. Verwandtschaftsverhältnisse.) 121. Leuckart, F. S., Versuch einer naturgemässen Eintheilung der Helminthen etc. 1827. p. 12—17. 122. Eihrenberg, Chr. G. u. Hemprich, Fr. G., Symbolae physicae, s. icon. etc. Pars zool. IV. Anim. evertebr. Berolini 1828. 10 T£. 123. Gruithuisen, Fr. P. von, in Isis 18528, p. 506—7. (Notiz über Cireulation.) 124. Raspail, Fr. V., Sur le mecanisme de la en chez les @tres microscop. P&russac, Bullet. univers. sc. nat. et de l’industr. (2. sect.) T. 14. 1828. p. 163—64. (Bedeutungslos.) 125. Ehrenberg, Chr. G., Die geograph. Verbreitung der Infusionsthierchen in Nord-Afrika u. Westasien, as auf Hemprich’s u. Ehrenberg’s Reisen. Abh. d. Berliner Akad, a. d. J. 1828 (1829). p. 1—20. 126. en der Infusorien. Isis 1530 p. 165—169. (Vorläuf. Mitthäilang‘) 127. —— Ueb. d. Organis. u. ein Nervens. d. Infusionsthiere. ibid. 1830. p. 755—72. (Wörtliche Auszüge aus der an Arbeit, ohne Tafeln, mit Weglassung der histor. Einleitung u. des system. Theils.) 128. Beitrag zur Kenntniss der Organis. d. Infusorien und ihrer geograph. nn bes. in Sibirien. Abh. d. Berliner Ak. a. d. J. 1830. Berlin 1832. p. 1—8S. T. I—VIIL (s. Auszug auch in Ann. sc. nat. (2) Zool. T. 1. 1834. p. 129—44. 1 Pl.). h ‚u. die Lebensdauer d. Infusionsthiere etc. Abh. d. Berliner Akad. a. d. J. 1831. Berlin 1832. p. 1—154 4 Tf. (s. Auszug in Ann. sc. nat. (2) Zool. I. 1834.29. 1992u. 266° LIE p. 129 u. 371.2. Pl; auch Isis’ 1834. p. 85-106). Broun, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa, 76 12,9: 1202 Infusoria. 130. Eschweiler, Infusorien. Isis 1831. p. 405—4. (Gering. Infusıionen u. Generatio spontanen.) 151. Fischer, G., happort s. les d@couvertes de C. G. Ehrenberg. Bull. soc. imp. des nat. de Moscou. T. III. p. 4—31. 132. Gairdner, M., Analysis of Prof. Ehrenberg’s researches on the infusoria. Edinb. new philos. journal, XI. 1831. p. 201—25 u. XII. 1832. p. 7S—102. (Referat über Ehrenberg No. 128 u. 129 ohne eigene Beiträge.) 153. Muncke, Ueber Infusorien. Isis 1831. p. 1074—4. (Fast bedeutungslos. Generatio spontanea.) 134. Anonymus, Isis 1532. p. 198. (Bericht über Ehrenberg’s erste Arbeit von 1830, wahrsch. von Oken.) 155. Carus, C. G., Neue Unters. über die Entwickelungsgesch. unserer Flussinuscheln. N. Act. N. TICKET 1832. p. 7080. TE The 780.9. (Conehophtirus, Trichodina.) 1356. Schultz, C. H., Besprechung der beiden ersten Arbeiten (1830 u. 1832) von Ehren- berg. Jahrbücher f. wissensch. Kritik. Jahrg. 1832. p. 480 fl. © 137. Varley, C. and Valentine, W., Improvements in the microscope. London 1832. (Enth. Beschreib. u. Abbild. v. Carchesium polyp. nach Ehrenberg, No. 161.) 155. Wagner, R., Beobacht. üb. den Bau u. die Entwickl. der Infusorien mit bes. Berücksicht. der Arbeiten Ehrenberg’s. Isis 1832. p. 333—98. (Gering.) 139. Eihrenberg, Chr. G., Dritter Beitr. zur Erkenntn. grosser Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. Abh. d. Berliner Ak. 1533. Berlin 1855. p. 145—336. 11 Tf. (Ss PAuszusDin Ann.sernat. (2)2001. 7.111. 1835.0p..281 0.363,72 2B1.): 140. Gravenhorst, J. L. C., Einiges aus der Infusorienwelt. N. Act. A. C.L. C., T. XVI, 1533. p. S43—908. (Sehr gering.) 141. Sharpey, W., An account of Prof. Ehrenberg’s more recent researches on the Infusoria. Edinb. n. philos. journ. Vol. 15. 1833. p. 287—-308. 1 TE. (Nur Referat ohne eigene Beiträge od. kritische Bemerkungen.) 142. Carus, C. G., Lehrbuch der vergl. Zootomie. 2. Aufl. T. II. 1834. p. 424 Anm. (Cireulation des Entoplasma.) © 143. Enslin, Ueber die Lichtbrechung der Lufthülle. 1834. (Jedenf. ganz gering. Vorticella nach Ehrbg. No. 161.) 144. Ehrenberg, Chr. G., Synonyme zu Bory de St. Vincent Infusorien. Isis 1834. p. 1181—1219. @ 145. Pritchard, A., The nat. history of animalcules, cont. descript. of all kn. sp. of Infus. London 1834. (Compilation.) 146. Burdach, K. F., Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. 2. Aufl. Mit Beiträgen von K.E. v. Bär, H. Rathke, E. Meyer u. G. Valentin. Bd.I. 1835. p. S—24, 461—462, 612— 14. (Vertheidigt die Urzeugung.) 147. Dujardin, F., Observat. s. les rhizop. et les infusoires. Cmpt. r. Ac, sc. Paris, Novbr. 1835. p. 338 —4A0. (Vorläuf. Mittheilung.) 148. —— Rech. s. les organismes inf. Ann. sc. nat. (2), Zoologie. (I—III) Tme. 4. 1835. p- 343—377. Tf. 9—11 u. IV Tme. 5. 1836. p. 193—205. Tf. 9. 149. Ehrenberg, Chr. G., Zusätze zur Erkenntniss grosser organischer Ausbild. in den kleinsten thier. Organismen. Abh.d. Berl. Akad. a. d. J. 1535. Berlin 1857. p. 151—80. 1 Tf. 150. —— Ueber die Acalephen des rothen Meeres. ibid. p. 181—256. (System.) 151. Purkinje, J. E. et Valentin, G., De phenomeno generali et fundamentali motus vibratorii etc. Vratislaviae 1835. ıS. spee. p. 43, errichten das Gen. Opalina; auch p. 65. Im Ganzen sehr wenig.) 152. Siebold, Th. von, Helmintliologische Beiträge. Arch. f. Naturgesch. 1835. 1. p. 73—74. (Notiz; Balantidium Entozoon, angebl. Embryonen; s. auch Stein 1867, p. 316.) 153. Wiegmann, A. F. A., Bericht üb. d. Fortschr. d. Zoologie i. J. 1834. Archiv f. Naturgesch. 1835. I. p. 12 Anm. (Notiz.) 154. Dujardin, F., Note s. les infusoires. Ömpt. rend. Ac. se. Paris. T.2. 1836. p. 104—7. 155. F'ocke, G. W., Ueber einige Organisationsverh. bei polygastrischen Infusorien u. Räder- thieren. Isis 1836. p. 785—-87. 156. Milne-Edwards, H., in Lamarck, Hist. natur. des animaux sans vertehres. 2 edit. D-11836. 9.550. 61. auch Ann. des’ scienees nat. I. 15. pP. D). (Notiz über den Bau der Vorticellen u. neues Genus Vorticellida.) / Literatur. 1203 £ Peltier, Observat. s. une Vorticelle. L’Institut. IV. 1836. p. 158. (Gering.) 5 - Lettre s. les auimaux microscopiques. Umpt. rend. Ac. sc. Paris. T. IL. 1836. p. 134—35. (Sehr gering.) \ er Lorent, J. A., De animaleulis infusoriis. Mannheim 1837. (Wenig; Versuche über Infusorien; Anhänger der Genera spontanea ; bezügl. der Organisation Compilator von Ehrenberg.) : Dujardin, F., Mem. s. loorganisation des infusoires. Ann. sc. nat. (2.) Zool. T. 10. 1838. p. 230—315. Tf. 14—15. *Eihrenberg, Chr. G., Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Leipzig 1838. M. Atlas v. 64 Tf. — — Communication respect. fossil and recent Infusoria. Annals ın. nat. history. Vol. II. 1838—39. p. 121—24. Holzschnitte. (Auszug in Arch. f. Anat. u. Phys. 1839. p. $0—S1.) (Magentheorie.) ! Jones, T. R., On the digestive apparatus of Infusoria. Ann. m. nat. hist. Vol. 3. 1839. p. 105—107. (Soll Auszug aus A general outlines of the animal kingdom, London 1841, sein; s. auch Athenäum 1839, No. 567, p. 635.) (Magentheorie.) Kutorga, 8., Naturgesch. der Infusionsthiere, vorz. nach Ehrenberg’s Beobacht. Peters- burg 1839 (russisch). Deutsche Uebersetzung, Oarlsruhe 1841. Mit Atlas v. 7 Tf. (Bedeutungslose Compilation.) Mandl, L., Traite pratique du microscope, suivi de Recherches sur l'organisation des animaux infusoires par C. G. Ehrenberg. Paris 1839. 14 Pl. (Wörtliche Auszüge der Diagnosen aus dem grossen Infusorienwerk Ehrenberg’s von 1835 und 7 Tafeln Kopien daraus.) Meyen, J., Einige Bemerkungen über den Verdauungsapparat der Infusorien. Arch. f Anat. u. Phys. 1839. p. 74—79 (s. auch Ann. mag. n. h. III. 1839. p. 100—105). Siebold, C. Th. von, Beiträge zur Naturgesch. der wirbellosen Thiere. 1539. (Notiz über Nyctotherus ovalis in Blatta, s. p. 69.) Burmeister, H., Artikel Infusoria in Ersch u. Gruber, Allgem. Encyclopädie. 2. >. Bd. XVII. 1840. p. 196 ff. Dujardin, F., Möm. s. une classification des infusoires ete. Cmpt. r. Ac. sc. Paris. T. 11. 1840. p. 2851—8S6. (System, ident. mit 1541.) *Eihrenberg, Chr. G., Diagnosen von 274 neuen Infusorien. Monatsb. d. Berl. Akad. 1840. p. 197—219. Forbes, E., Nots on animalcules. Ann. m. nat. hist. Vol. 5. 1840. p. 363—64. (Bedeutungslose Notiz.) > Peltier, Note s. la reproduct. du Leucophrys vesiculosa. Soc. philom. extr. Proc. verb, 1840 p. 74—75. L’Institut., VIII. 1840. p. 241. (Fast bedeutungslos.) Riess, F., Beiträge zur Fauna d. Infusorien etc. Diss. Wien 1840. (Nur faunistisch.) Sonneberg, S., De infusorior. generatione primitiva. Diss. Marburgi 1549. (Wesentlich Compilation ; vertheidigt die Urzeugung, obgleich die wenigen, von ihm angestellten Experi- mente eigentlich gegen dieselbe sprechen.) *Dujardin, F., Histoire nat. des zoophytes infusoires. 1841. Atlas von 22 Tf. Erdl, M.P., Ueber den Kreislauf der Infusorien. Arch. f. Anat. u. Phys. 1541. p. 278. (Kurze Notiz über Cireul. des Entopl.) Pritchard, A., A history of infusoria liv. a. foss. (nach Ehrenberg). London 1841, u. folgende Auflagen. II. (1852). IV. (1860). Werneck, Untersuchungen über mikroskopische Organismen in der Umgebung v. Salz- burg (mitgeth. v. Ehrenberg). Monatsber. d. Berl. Akad. 1841. p. 102—110 u. p. 373—117. Steenstrup, J. J.S., Om Forplantning og Udvikling gj vexlende generationsrakker ete. Kjöbnh. 1842. 3 Pl. p. 52—53 u. 57.. Auch deutsch. (Conchophtirus Anadontae u. Steenstrupii.) Addison, W., On the sacculi of Polygastrica.Ann. m. n. hist. Vol. 12. 1543. p. 1013. (Auch in Experiment. researches on inflammation etc. Churchill 1843.) (Sehr gering.) Focke, G. W., Ueber die niedersten wirbellosen Thiere. Amt]. Ber. der Vers. deutsch. _ Naturf. u. Aerzte zu Mainz. 1843. p. 227—28. Griffith, I. W., On the sacculi of the Polygastrica. Ann. m. nat. hist. Vol. 11. 1943. p. 438—447. Addit. observ. Ibid. Vol. 12. 1843. p. 175—8U. Gruby et Delafond, S. les animaleules se developp. d. les intestins pend. la digest. des anim. herbivores et carnivores. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 17. 1843. p. 1504—S. Owen, R., On the generation of the polysgastric Infusoria. Edinb. n. philos. journal. Vol. 35. 1843. p. 185—90. (Ausz. in Isis 1844. p. 905—$.) Ge 6” 1204 Infusoria. 185. 506. [ve | 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. Barry, M., On fissiparous generation. Edinb. new philos. journ. T. 35. 1843. p. 205— 220 SP IEVE *Eichwald, Ed., Beitrag zur Infusorienkunde Russlands. Bullet. soc. imp. des nat. de Moscou. Bd. XVII. 1844. III. p. 480—587 (IV. p. 653— 706, speciell Räderthiere). #1. Nachtr. ibid. XX. 184°. II. p. 235—366. 2 Tf. DR „ XXI. 1849. I. p. 400—548. Tf. IV. Sn RR 5520192 888-536. TE. VII. (Faunistisch.) Bailey, J. W., Notes on the Infusoria of the Mississippi River. Proc. Boston soc. nat. hist. Viol. 2. 1845. p. 3389. (Faunistisch.) Notice of some new localities of infusoria. Sillim. americ. journal sc. a. arts. Vol. 48. 1845. p. 321—43. (Faunistisch.) Focke, G. W., Andeutungen über die Ergebnisse s. ferneren Unters. üb. die polyg. Infusorien. Amtl. Bericht der 22. Vers. deutscher Naturf. u. Aerzte in Bremen. 1845. IT. Ip S10: Kölliker, A., Die Lehre von der thierischen Zelle. Scheiden u. Nägeli’s Zeitschr. f. wiss. Botanik. Bd. I. 2. Hft. 1845. p. 46—102. (Einzelliekeit.) #Sjebold, Th. v.. Lehrb. d. vergl. Anatomie d. wirbellosen Thiere. 1 Hft. 1845. Fineau, F., Recherch. s. le developpement des animaleules infus. des moissisures. Ann. sc. nat. (IlI.) Zoolog. T. 3. 1845. p. 182—89. Tf. 4 bis. Supplem. ibid. T. 4. 1845. p. 103—A. Weisse, J. F., Verzeichniss v. 155 in St. Petersburg beobachtet. Infusorienarten. Bullet. ph.-mathem. Acad. St. Petersb. T. 3. 1845. (Geles. 1843.) p. 19—26., ibid. p. 26—28., 2. Verzeichn. ibid. p. 533 —45, ibid. T. IV. 1845. p. 138—44. — 3. Verzeichn. ibid. T. V. 1847. p. 39—47, ibid. **p. 225— 230. 1 Tf. — 4. Verz. ibid. T. VI. 1848. p. 106—112. #5. Verz. ibid. p. 353—364. — 2. Nachlese. ibid. T. VIII. 1850. p. 297—301. — 3. Nach- lese. ibid. T. IX. 1851. p. 76—80. (Faunistisch.) Eckhard, C., Die Organisationsverhältn. der polygastrischen Infusorien mit bes. Rücks. auf die kürzl. durch Hrn. v. Siebold ausgespr. Ansichten über diesen Gegenstand. Arch. f. Naturgesch. 1846. I. p. 209-35. 1 T£. Mantell, G. A., Thoughts on animalcules, or a glimpse of the invisible world. London 1846... XII. Bl. (Populäre Besprechung einiger Infusorien ohne jede Bedeutung; Standpunct von Ehrenberg ohne Originales.) © 196. Perty, M., Ueber den Begriff des Thieres a. Eintheilung der thier. lebenden Wesen. 197. 198. 199. 200. 201. 206. Bern 1846. Mit 1 Tabelle. (Soll sich hier scharf gegen Ehrenberg aussprechen.) Schmarda, L. K., Kleine Beiträge zur Naturgesch. d. Infusorien. Wien 1846. (Einzelnes hieraus auch besonders publieirt; so über das Gehäuse von Stentor in Haidinger’s Berichte, 3d. I. 1847. p. 24—25; über den Einfluss des Lichts, ibid. Bd. I. p. 17—18 [schon früher in Medie. Jahrbücher des österr. K.staats. 1845. 12. Hft., auch ibid. 1846.]) Boeck, C. P. B., Nogle Forhold af Bygningen og Udviklingen af Polygastrica Ehbg. Forhandl. Skandinav. Naturforskeres 4. Möde i Christiania 1944. Christiania 1847. p. 270 — 272. (Auszug in Isis 1848. p. 536—37.) Dalyell, J. Gr., Rare and remarkable animals of Scotland. London 1847. Einige Ab- bildungen Vol. I. Tf. 21., Vol. II. Tf. 16. u. 46. (Vorticellinen und Stentoren.) Frey, H. u. Leuckart, R., Lehrbuch der Anatomie der wirbellos. Thiere. (Wagner, R., Lehrbuch der Zootomie. 2. Aufl. II. Th) Leipzig 1847. p. 600—613. Jones, Th. Rymer, Article Polygastrica in Todd, The Cyelop. of Anat. a. Physiol. Vol. IV. 1847. p. 2—18. (Bd. IV. dat. v. 1852.) Schmarda, L., Ueber die adriat. Infusorienfauna in Haidinger, Berichte über die Mittheil. v. Freund. d. Naturwissensch. Bd. 1. 1847. p. 177—180 (s. auch Oesterr. med. Jahrb. 1847. p. I—20). (Ohne Bedeutung.) Wedl, C., Ueber die Bebrütung der Eier von Vorticella chlorostigma, in Haidinger, Berichte über die Mittheil. v. Freunden der Naturwissensch. Bd. II. 1847. p. 153—57. Brightwell, T., Sketch of a Fauna Infusoria of East Norfolk. Norwich 1848. (Wenig.) Ehrenberg, Chr. G., Mittheil. neuer Beobacht. über das gewöhnlich in der Atinosphäre unsichtb. getragene formenreiche Leben etc. Monatsber. d. Berliner Ak. 1848. p. 325—45 u. 1849. p. 91—98 u. 301. (Infusorien in Moos u. Staub.) Leydig, Fr., Die Dotterfurch. nach ihrem Vorkommen in der Thierwelt u. nach ihrer Bedeutung. Isis 1848. p. 161. 207. 208. 209. 210. © 211. Literatur. 1205 Pineau, J., Observations s. les animalcules infusoires. Ann. sc. nat. (IIL) Zool. IX. 18487. 991027121. Nicolet, Observations s. l’organisat. et le developp. de l’Actinophrys. Umpt. rend. Ac. sc. Paris. 26. 1848. p. 114—16. (Ohne Bedeutung.) Pouchet, F. A., Sur les organes digestifs et circulaires des anim. infusoires. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 27. 1848. p. 516—1S. — —— Note s. le dereloppement et l’organisation des infusoires etc. Ibid. T. 28. 1549. pP 82783. Recherches s. les organes de la circulation, de la digestion et de la respiration des anim. infus. 1 Taf. Paris 1848, u. in Precis analyt. des travaux de l’Acad. de Rouen. 1849, p. 6168. 1.-Tf. (Nach Ehrenberg 1851 nur Abdruck der beiden vorhergehenden Nummern, doch wit 1 Taf.) Arlidge, J. T., Observat. of some of the phases of developm. of the Trichodina pedi- culus (2). Ann. m n. h. (2) 4. 1849. p. 269—74. Tf. VII. (Sehr gering.) Frantzius, A. de, Analecta ad Ophrydiü versatilis hist. naturalem. Warschau 1849. I Tb. Kölliker, A., Das Sonnenthierchen. Z. f. w. Zool. Bd. I. 1849. p. 198 (s. p. 210—11). (Einzelligkeit.) Leidy, J., Nyctotherus, a new genus of Pölygastrica allied to Ploesconia. Ann. mag. nat. hist. (2). Vol.V. 1850. p. 158. (Origin. in Proc. Ac. nat. sc. Philad. V.IV. 1849. p. 233.) (Nyetotherus velox. Notiz.) Perty, M., Ueber vertik. Verbreitung mikroskopischer Organismen der Alpen. Mittheil. der naturf. Gesellsch. in Bern a. d. J. 1849. p. 17—45. Mikrosk. Organismen der Alpen u. der italienischen Seen. ibid. p. 153—76. (Fortsetzung der vorigen Arbeit; Errichtung neuer Gattungen.) Schmidt, Ose., Einige neue Beobachtungen über die Infusorien. Froriep's Notizen f. Natur- u. Heilkunde. 3. Reihe. IX. 1849. p. 5—6. "Stein, Fr., Untersuch. über die Entwicklung der Infusorien. Arch. f. Natursesch. 1849. Bd. I. p. 92—148. Tf. 1—2. Agassiz, L., The natural relations betw. animals and the elements in which they live. Sillim.'s americ. journ. sc. a. arts. 1850. Auch Ann. a. mag. nat. hist. (2). Vol. 6. p. 1535—179 (speziell p. 156—57) Siehe auch: Agassiz. L., Contribut. to the natural history of the United-States. I Monogr. Essay on classification, 1857, wo p. 18083 dieselben Ideen entwickelt werden. (Verwandtschaft. Gering.) . ——— Remarks on the little bodies seen in Hydra, which have b. descrih. as parasites. E Proc. Boston soc. nat. hist. Vol. III. 1850. p. 354. (Trichodina. Gering.) Diesing, K. M., Systeıma helminthum. Bd. I. 1850. p. 104 fl. (System. Compilation; nur durch Literaturhinweise von einigem Werth.) Gros, G., Note s. le mode de generation et les transform. success. d'un animale. etc. chez les grenouilles. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. 31. 1850. p. 517—18. (Opalina. Gering.) Siebold, Th. v., Ueber undulirende Membranen. Ztschr. f. w. Zool. II. 1850. p. 356—b4. (Notiz über Triehodina p. 361.) **Alder, J., An account on three new spec. of animalcules. Ann. mag. nat. hist. (2). Vol. VII. 1851. p. 426. Holzschnitte. (Aus Transact. Tyneside Nat. Field. Cl. Vol. L) Bailey, J. W., Microscop. observations made in $. Oarolina, Georgia and Florida. Smith. Contrib. Vol. 2. 1851. 16 pp. 1 Tf. (Faunistisch.) 227a—b. *Cohn, F., Beiträge zur Entwicklungsgesch. der Infusorien. Z. f. w. Zool. Bd. 3. 1851.2p.. 257—19. Tf. VL. u. Bd. A. 1853. p. 253 —81. TE XI: (Par. Bursaria; Eneystirung; Cuticula.) Milne-Edwards, H., Atlas des Zoophytes, in Guvier, G., Le regne animal disirih. d’apr. son organisation. 3. edit. 5. Cl. Infusoires. Pl. 64. fig. 4 u. Pl. 97. 185172 (nach Carus 1836 —49). (Die Tafel zu den Infusorien enthält einige nieht schlechte Figuren, die von Quatrefages herzurühren scheinen.) Reissek, S., Entwicklungsgeschichte des Thieres u. der Pflanze durch Urzeugung. Sitzungsber. d. k. k. Akademie Wien. Mathem.-natw. &l. 1851. p. 354—41. (Werthlose Phantasien über angebliches Hervörgehen von Infusorien, Räderthieren, Algen u. Pilzen aus Zellen höherer Pflanzen, Pollenkörnern, Spermatozoön, doch auch verschiedenen Inhaltskörnern von Zellen , namentlich auch den Chlorophylikörnern der vegetabilischen Zellen ) >0. Riddell, J. L., Selected items of observ.. ref. chietly to the living microscop. orga- © 23 nisms etc. N. Orleans 1851. 1206 Infusoria. 231. Schultze, M., Beiträge zur Naturgesch. der Turbellarien. Greifswald 1851. (Opalinen.) b 232. *Siebold, Th. von, Ueber die Oonjugation des Diplozoon paradoxum, nebst Bemerkungen über den Conjugationsprocess der Protozoüön. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 3. 1851. p. 62—68. (Einige Bemerkungen.) \ 233. *Stein, Fr., Neue Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgesch. u. des feineren Baues der Infusionsthiere. Z. f. wiss. Zool. Bd. III. 1851. p. 475—509. Tf. 18. 234. Dujardin, F., Note s. les infus. yivants dans les ımousses et d. les jungermannes humides etc. Ann. sc. nat. Zool. (3) T. 18. 1852. p. 240—42. (Geringf. Notiz.) 235. Gros, G., De l’embryog£inie ascend. oü gener. primit. etc. Bullet. soc. imp. des nat. de Moscou. T. 24. 1851. p. 283—340 u. 429—502. Tf. A—P (die jedoch z. Th. erst 1852 u. 53 erschienen u. sich daher in den Bdn. 25 u. 26 finden). (Dilettantische Phantastereien mit gelegentl. Beobachtungen von Interesse.) Note s. l. gen6rat. spontance et l’embryoginie ascendante. Ann. sc. nat. (3) Zool. T. 17. 1852. p. 193—206. 257. Mantegazza, P., Ricerche s. generazione degli infusorü. Giorn. d. J. R. istit. Lombardo scienze, lett. ed arti. n. ser. T. III. 1852. 27 p. 1 Tav. (Nur Generatio spontanea.) j 238. Ormancey, P., Observations s. les infus. des environs de Lyon. Ann. d. 1. soc. Linn. de Lyon. 1850—52. Lyon 1852. p.. 257—83. 239. —— Descriptions de plusieurs nouveaux infusoires obs. d. les eaux cour. des environs de Lyon. ibid. p. 283—297. 3 TE. (Sehwach. Dilettantisch.) 240. *Perty, M., Zur Kenntniss kleinster Lebensformen etc. Bern 1852. 17 Tf. « 241. Allman, G. R., On the structure of Bursaria. Rep. Brit. Assoc. Adv. se. 23. Meet. 1553. London 1854. p. 65—66. 242. Cole, Th., List of infusorial objects found chiefly in the neishborhood of Salem, Massach. Proceed. Essex Inst. Vol. 1. 1853. p. 33—48. (Erst 1856 erweitert erschienen; 1850 gelesen.) (Faunistisch.) 243. Czermak, J., Ueber den Stiel der Vorticellen. Zeitschrift für wiss Zool. Bd. 4. 1853. p. 435—50. Tf. 17. 244. Ehrenberg, Chr. G., Ueber die neuerlich bei Berlin vorgekommenen neuen Formen des mikrosk. Lebens. Monatsher. d. Berl. Akad. 1853. p. 183—94. 245. Haime, J., Observat. s. les metamorph. et s. l’organisat. de la Trichoda Iynceus. Ann. sc. nat. (3) Zool. 19. 1853. p. 109—34. Pl. VI. 246. Klencke, H., Mikroskop Bilder (Infus., Pilze etc.). Leipz. 18553. Holzschnitte. (Kurze populäre Darstellung der Infusorien im 6. Brief; noch völlig auf dem Standpunct Ehrenberg’s von 1839. Nichts Originales.) 247. Leidy, J., Some observations on Nematoidea imperfecta and descript. of three parasitic Infusoria. Transact. amer. philos. soc. (n. s.) Vol. X. 1853. p. 241—44. Tf. XI. (Nyetotherus.) 248. Rood, O., On the Paramaecium aurelia. Sillim.’s amer. journ. (2) 15. 1853. p. 70-72. (Wenig.) 249. Auerbach, L., Ueber Encystirung v. Oxytricha Pellionella. Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 1854. p. 430—33. 250. Burnett, W. J., On the zoological nature of Infusoria. Proc. Boston soc. nat. hist. Vol. 4. 1854. p. 331 —35. 251. Cohn, F., Ueber die Outicula der- Infusorien. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. V. 1854. p- 420—29. Tf. 22. Ueber Eneystirung v. Amphileptus Fasciola Ehhg. Zeitschr. f. wiss. Zool. V. 1854. p. 434—35. Tf. 22. © 253. Colin, Traitö de physiologie comparse des animaux domestiques. Paris 1854. T. 1. p- 607 u. 657. (Parasit. Infusorien der Wiederkäuer ete., Abbild. reprodueirt in No. 313.) © 254. Davaine, in Comptes rend. des seances et m&m. soc. biologique. ‚1854. p. 170. (Triehodina.) 255. Ehrenberg, Chr. G., Nova genera et species waris profundi. Monatsber. d. Berl. Akad. 1854. p. 236—39. (Diagnose von Dietyoeysta.) 256. Focke, W., Ueber den Darm der Polygastrica. Amtl. Bericht d. 31. Vers. deutscher Naturf. u. Aerzte zu Göttingen. 1851. p. 115—116. . 269. 270. 211. Literatur. 1207 Gros, G., Loi nouvelle de la generation ascendante, facultative et contie. des infusoires. Bull. soc. imp. des nat. de Moscou. XXVIL. 1854. (2 P.) p. 267—75. (Ohne Bedeutung, vertheidigt seine Theorie gegen die Angriffe von Stein u. Ihrenbere.) Laurent, P., Etudes physiolog. s. les animaux des infusions vegct. T. I. Des infusoires. Nancy 1854. 21 Pl. T. II. Des organes &l&mentaires des verctaux. Paris 1858. 24 Pl. (Phantastisch.) Schmarda, K. L., Zur Naturgeschichte Egyptens. Denkschr. d. k. k. Akad. Wien, Math.-naturw. Kl. Bd. VII. 1854. 7 Tf. (Faunistisch.) i Schneider, A., Beiträge zur Naturgeschichte der Infusorien. Arch. f. Anatomie u. Physiologie. 1854 (s. p. 191—207). (Bemerkungen über Encystirung.) *Stein, Fr., Die Infusionsthiere auf ihre Entwicklungsgesch. untersucht. Leipzig 1854. 6 Tf. Weisse, J. F., Ein Beitrag zur geogr. Verbr. der Infusorien. Bullet. phys.-math. Ac. St. Petersb. T. 12. 1854. p. 378—80. (Bedeutungslose faunistische Notiz.) Allman, G.R., On the occurrence in the infusoria of peculiar organs resembl. thread- cells. Quart. journ. micr. science. Vol. 3. 1855. p. 177—79. Pl. X. (Triechoeysten hauptsächlich.) Busch, W., Zur Anatomie der Trichodina. Arch. f. Anatomie u. Physiologie. 1855. p. 357. Tf. XIV A. (Auch Quart. journ. micr. sc. Vol. III) *"Cjenkowsky, L., Bemerkungen über Stein’s Acinetenlehre. Bullet. phys.-mathem. Acad. St. Petersb. T. 13. 1855. p. 297—304. 1 T£f. (Auch (Quart. journ. mier. sc. Vol. V. p. 96—103.) = Ueber Gystenbildung bei Infusorien. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. VI. 1855. p. 301 bis 306. Tf. 10—11. Ehrenberg, Chr. G., Uber den Grünsand etc. Abh. d. Berliner Akad. f. d.J. 1855. p- 85 (s. dort p. 124—25 Bemerkung). Leidy, J., Contrib. tow. a knowledge of the marine invert. fauna of Rhode island and New-Jersey. Journ. Acad. nat. sc. Philadelphia. n.s. Vol. II. 1855. p. 135—52. Tf. N—XI (Kurze Beschreibung u. Abbild. der sog. Leucophrys cochleariformis = Anoplophrya. p. 144, Tf. 11, 62 u. 63.) Sohumann, Verzeichn. preuss. Infusorien. Neue preuss. Provinzialblätter. N. F. Bd. 7. 1855. p. 321—28. (Bedeutungslose faunistische Aufzählung.) Carter, J. H., Further observations on the development of gonidia ete. Ann. mag. nat. histy (2.).17. 1856. pP. 101. 2: Pl. ——— Notes on freshwater Infusoria of the island of Bombay. Ann. mag, nat. hist. (IL) 18. 1856. p. 115—32 u. 221—49. Pl. 5—7. © 272. Dupare, H. M., De mikrosk. wereld of het onzigtbaar werk. organische leven. 273. 274. 281. 282. Amsterdam 1856. (Aus: Onze Tijd. 17 D. 1856.) (Jedenfalls Compilation.) Györy, A. von, Ueber Oxyuris spirotheca. Sitzungsber. d. Wiener Akademie, Bd. XXI. 1856. p. 327—32. 1 TE. (Nyetotherus györianus.) Lachmann, K. Fr. J., Ueber die Organisation der Infusorien, bes. der Vorticellen. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1856. p. 340—98. Tf. 3—4. (Auch lateinisch als Diss. berolin.) Lieberkühn, N., Beiträge zur Anatomie der Infusorien. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1856. p. 20—36. (Auch Ann. mag. nat. hist. (II.) 18.) we Ueber Protozoön. Zeitschr. f. w. Zool. VIII. 1856. p. 307—1N0. Müller, J., Einige Beobachtungen au Infusorien. Monatsber. d. Berliner Akad, 1856. p- 390— 92. Samuelson, J., The stomachs of the Polygastrica (uart. journ. mier. sc. Vol. 4. 1856. p. 165—167. (Gering.) - Experiments and observations on the development of infusorial animaleules. Report british Assoc. Adv. sc. 26. Meet. 1856. p. 98. (Gering: Wirkung verschiedenen Lichts.) Schulz, A., Beiträge zur Kenntniss der Infusorien des Herzosth, Nassau. Jahrh. d. Ver. f. Naturk. des Herzogth. Nassau. 11. Hft. 1856. p. 1—12. (Bedeutungslose faunistische Aufzählung: die 3 neuen Formen nieht deutbar.) Stein, Fr., in Tagblatt der 32. Vers. deutsch. Naturf. u. Aerzte zu Wien 1856. p. 55. (Notiz über Trichocysten u. contr. Vac.) Weisse, J. F'r., Eine infusorielle Selbstbeurtheilung. Zeitschr. f, wiss. Zool. Bd. VII. 1856. p. 340 —42. (Ohne Bedeutung; Aufzählung der von ihm aufgestellten neuen Species.) 1208 ‚ Infusoria. 283. 296. 2 298. 299. 300. 01. 305. 304. >02. 306. 30T. 308. Carter, H. J., On the ultim. structure of spongilla and additional notes on fresh-water infusoria.. Ann. mag. nat, hist. (IL.) Vol. XX. 1857. p. 21—40. 1 Tf. (Sehr wenig.) Cohn, F., Ueber Fortpflanzung von Nassula elegans Ehrbg. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. IX. 1857. p. 143—46. Tf. VILB. *D’Udekem, J., Recherches sur le developpement des infusoires. Mem. Acad roy. de Belgique. T. XXX. 1857. 13 pp. 1 Pl. Gegenbaur, C., Bemerkungen über Trachelius ovum E. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1857. p. 309—12. Huxley, Th. H., On Dysteria, a new genus of infusoria. Quart. journ. micr. sc. Vol. V. 1857. p. 78—82. Pl. VII. Gosse, Ph. H., On the zoological position of Dysteria. @uart. journ. mier. sc. T. V. 1857. p. 138—39. (Bedeutung gering.) Leydig, Fr., Lehrbuch der Histologie. Frankfurt 1857. p. 15—18, 133, 329, 344, 395. Lieberkühn, N., Beiträge zur Anatomie der Spongien. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1857 (s. p. 403 Anmerkung). (Eetoplasmastreifen.) Malmsten, P. H., Infusorier, sasom Intestinal djur hos Menniskan (in Hygiea p. 491 nach Wising). Stockholm 1857. 13 pp. 1 Tf. (siehe in Arch. f. pathol. Anat. Bd. 12. p. 302—9. Tf. X). (Balantidium coli.) Pagenstecher, H. A., Trematoden und Trematodenlarven. Heidelberg 1857. p. 37. (Bedeutungslos; Bemerkungen über parasit. Infusorien des Frosches.) Samuelson, J., Glaucoma seintillans. Quart. journ micr. sc. Vol. V. 1857. p. 18—19. (Bedeutungslos.) The Infusoria. Quart. journ. mier. sc. T. V. 1857. p. 104—6. Vulpian, S. la prösence d’urc£olaires d. la cavit& branch. des titards etc. Cmpt. rend. soc. biolog. 1857. (2) T. IV. p. 111—112. (Triehodina.) Wagner, G., Beiträge. zur Entwicklungsgesch. der Eingeweidewürmer. Natuurkund. Verhandel. v. d. holl. Maatschappij d. Weetenschappen. 13. D. Haarl. 1857. Tf. XXV. (Fig. 1, 3 u. 5 Abbildungen von Conchophtirus ohne Text.) Wilson, H., Note on Vorticella. Quart. journ. mier. sc. V. 1856. p. 17. (Unwichtige Notiz.) Balbiani, G., Note relative ä l’existence d’une gön6ration sexuelle chez les infusoires. Journ. de la physiol. T.I. 1858. p. 347—52. Pl. IV. (Auch Ann. nat. hist. (3.) V. 2. 1858. — Vorläufig in Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 46. 1858. p. 628—32.) ——— Recherches s. les organes gencrateurs et la reproduction des infusoires. Oompt. rend. Ac. sc. Paris. T. 47. 1858. p. 383—3837. Claparede et Lachmann, Note sur la reproduction des infusoires. Ann. sc. nat. Zool. (s. 4) T. VIll. 1857. p.. 221—244. (Vorläufiger Bericht über den III. Theil von No. 301.) Etudes s. les infusoires et les rhizopodes. Mm. instit. Gönövoise, T. V. 1858. (Th. 260,pp- 13. Pl.) ET.. VI 1859.27 Th. p. 261 482 EP) 37 Vils 186: (82.Th2 291 pp: 13B1)) Eberhard, E., Infusorienforschungen. Osterprogramm der Realschule zu Coburg. 1858. p. 21—50. 1 'T£. (Wenig.) Fresenius, G., Beiträge z. Kenntniss mikrosk Organismen. Abh. d, Senkenb. naturf. Gesellsch. II. 1858. p. 200— 242. Tf. X—XIL. (Sehr wenig. Drepanomonas.) Frey, H., Das einfachste thierische Leben. Monatsschrift des wissenschaftl. Vereins in Zürich. III. 1858. 62 pp 1 TE. (Aligemeines; Opalina, Oyelidium.) Quatrefages, A. de, kapport s. la question concern. la reproduct. des infusoires. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 46. 1858. p. 274—79. (Nur historische Bedeutung.) *D’Udekem, J., M&m. sur les metamorphoses des Vorticelles. Ann. sc. nat, Zool. (4.) IX. 1858. p. 321—34. (Auch Ann. mag. nat. hist. (3.) 4. 1859. p. 1—12.) Weisse, J. Fr., Einige Worte über vegetab. Aufgüsse u. über die Vermehrungsart v. Golpoda cucullus. Bull. physie.-math. Ac. imp. Pötersb. T. 17. 1858(59). p. 135 —41. (Geringe Bedeutung.) Cienkowsky, L., Ueber meinen Beweis für die Generatio primaria. Bullet. Acad. imp. St. Petersburg. T. XVIL 1858(59). p. 8I—95. 1 Tf. (s. p. 84—85). (Amphileptuseysten.) 309. >10. 311. 313. Literatur. 1209 Carter, H. J., Ou Ploesconia and Kerona. Ann. mag. nat. hist. (II) 3. 1859. p. -241—57. Tf. VI. D’Udekem, J., Sur quelques parasites du Julus terrestris Bullet. Acad. roy. Belgique. (I) T. VII. 1859. p. 552—53 u. 565. (Auch Ann. mag. nat. hist. (3) 6. 1860.) (Notiz.) *Eingelmann, Th. W., Ueber Fortpflanzung von Epistylis crassicollis, Carchesium poly- pinum u. über Oysten auf den Stöcken des letzteren Thieres. Zeitschr. f. wiss. Zool. Ba. 21860092 218% 122. Greene, J. R., Manual of the subkingdom Protozoa. London 1859. (110 p.) M. Holzschu, (Brauchbare kurze Darstellung der Protozoön, rücksichtlich der Infusorien auf Grund der Claparede- Lachmann’schen Anschauungen. Neues findet sich darin nicht.) Gervais et Beneden, P. v., Zoologie medicale. Paris 1859. T. IL. p. 422. (Notiz; hier auch Reproduction der Abbildungen von Colin über Infusorien aus Schaf, Pferd u. Schwein.) Kühne, W., Untersuchungen über Bewegungen und Veränderungen der contractilen Substanzen. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1859. p. 564 u. 748. Abschn. 5: „Ueber das Vorkommen wahrer Muskeln bei den niedersten Thieren.“ p. S16—355. Lachmann, K. Fr. J., Ueber einige neu entdeckte Infusorien u. *über contractile Blasen bei den Infusorien. Verh. des naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande. Bd. XVI. 1859. p. 66—68 u. 91-—93. (Epistylis, Loxophyllum, Uroleptus.) m - Parasiten des Brunnen-Flohkrebses (Gammarus puteanus). Sitzungsber. d. nieder- rhein. Ges. zu Bonn 1859. p. 33—3T. (Podophrya, Dendrocometes.) Pouchet, F. A., Hetörogenie ou trait& de la gencrat. spontandce. Paris 1559. 3 Pl. (spez. Kap. V. p. 326—432). Stein, Fr., Ueber die ihm bis jetzt bekannt gewordenen u. v ihm genauer erforscht. Infus., welche im Innern v. and. Thier. eine paras. Lebensw. führ. Abh. k. böhm. Ges. Bd. X. p. 35—38. 1859 (berichtet 1856). Ueber die während der verflossenen Sommerferien in der Ostsee bei Wismar v. ihm beob. Infus. Abh. d. k. böhm. Ges. Bd. X. 1859 (berichtet 1857). p. 62—69. Untersuchungen über die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien. Abh. d. k. böhm. Akad. Bd. X. 1859. Sectionsber. p. 79—S0 (berichtet den 12. Juli 1858). Einige seiner neuesten Entdeckungen in der Infusorienkunde. Sitzungsber. d. k. böhm Ges. 1859. p. S4—S6 (ber. 1858). * —— Der Organismus der Infusionsthiere nach eignen Forschungen in system. Reihen- folge bearbeitet. 1. Abth. Die hypotrichen Infusionsthiere. Leipzig 1559. 14 Tf. —— Charakteristik neuer Infusoriengattungen. Lotos, Zeitschr. f. Naturwissensch. Bd. IX. Prag 1859. p. 2—5 u. 57—60. #*Wright, Str., Description of new Protozoa. Edinb. n. philos. Journ. 1, s. Vol, VII. 1858. p. 276—81. Tf. VI. u. VIl. ibid. Vol. X. 1859. p. 97—104. Tf. VII. Leidy, J., in Proc. Acad. n. sc. Philadelphia 1859. p. 194. (Notiz über Freia.) Balbiani, G., Du röle des organes gönerateurs dans la division spont. des infusoires ciliees. Journ. de la physiol. T. III. 1860. p. 71—87. Pl. 3—4 (s. früher in Gmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 48. 1859. p. 266—71). - Observat. et exper. s. les phenom. de la reprod. fissipare chez les infus. ciliöes. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 50. 1860. p. 1191—V5. Note sur un cas de parasitisme improprem. pris p. un mode de reprod. des infus. cil. Cmpt. rend. Ac. sc. Paris. T. 51. 1860. p. 319—22. Claparede, E., Recherches s. les Annclides etc. obsery. d. les Hebrides. Mem. soc. phys. d’hist. nat. Geneves. T. XVI. 1860. 96 pp. 7 T£. (Separ. 1861.) (Opalinen.) . Lachmann, K. Fr. J., Bemerkungen über Stein’s Organismus der Infusorien. Bd. T. Verh. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westphal. 1560. p. 44. Leydig, F'r., Naturgeschichte der Daphniden. 1860. p. 33 Anm. (Stielmuskel v. Zoothamniuınn.) Schultze, M., Die Gattung Cornuspira etc. Arch. f. Naturgesch. 1860. I. p. 255 (s. pP. 305— 7). (Einzelligkeit.) Steenstrup, J., in» Vidensk. Meddelser f. 1860. 1861. p. 334. (Unbedeutende Notiz über Theilung.) Stein, F., Ueber die Eintheiluue der holotrichen Infusionsthiere u. einige neuere Gat- tungen u. Arten dieser Ordnung. Sitzungsber. d. k, böhm. Ges. 1860. p. 56—62. 1210 Infusoria. Stein, Fr., Ueber Leucophrys patula u. über 2 neue Infusoriengattungen Gyrocoris U. Lophomonas. Sitzungsber. der k. böhm. Ges. d. W. zu Prag. 1560. p. 44—50. —— Ueber ein im Darmk. d. Regenw. aufgef. Infus. ibid. p. 42. —— Ueber ein neues paras. Infus. aus d. Darmk. v. Paludina. ibid. 1861. (1. Halbj.) p. S5. = Ueber die Conjugat. d. Infus. u. die geschlechtl. Fortpflanz. d. Stentoren. ibid. 1861. (2. Halbj.) p. 62—77. —— — Kritische Besprechung der Infusorienabhandl. v. ©. Eberhard u. A. Wrzesniowski. ibid. 1862. (1. Halbj.) p. 50—57. Das Wasser in u. um Wien rücks. seiner Eignung zum Trinken u. zu anderen häus- lichen Zwecken. Wien 1860. M. 10 Kpfrt. (Beilage 8 enthält Untersuchungen C. Wedl's über das Vorkommen von Protozoön, namentlich Infu- sorien in den Brunnen und fliessenden Wässern Wieus und Beilage 12 solche von F. Unger über die Donau und das Wientlüsschen. Neues findet sich in beiden Beilagen nicht, doch sind namentlich die Angaben über die Infusorien der Brunnenwässer von einigem Interesse.) *Balbiani, G., Recherches sur les phönomönes sexuelles des infusoires. Journ. de la physiol. T.IV. 1861. p. 102—30, 194—220, 431—48 und 465—520. Pl. 7—9. (Erschien vor dem III. Theil von Clap. u. Lachm. No. 301.) *Carter, H. J., Notes and corrections on the Organisation of Infusoria. Ann. mag. nat. hist. (3) T. VIll. 1861. p. 281—90. Eihrenberg, Chr. G., Ueber das neue Genus Drepanidium verw. mit Vaginicola. Sitzungsber. der Gesellsch. der naturf. Freunde zu Berlin v. 16. Juli 1861. Leuckart, R., Ueber Paramaecium (?) coli. Archiv f. Naturgesch. 1861. I. p. SO—S6. Tf. V. Mettenheimer, C., Beobachtungen über niedere Seethiere. 6. Ueber eine Gothurnia u. eine Epistylis aus der Nordsee. Abh. der Senkenb. naturforsch. Gesellsch. Vol. II. 1859—1861. p. 309 —12. Tf. XL ei Retzius, A., Om Trempetdjuren sasom boende in rör. Ofv. Vet. Ak. Förh. 17. Aarg. 1861. p. 23--25. (Uebers. in Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 16. p. 52—54.) (348. Panceri, P., Sulle Vaginicole parassite dei Gamberi communi. Atti soc. ital. sciene. 349. 350, BalR 356. nat. Vol. 3. 1861. p. 334—335. Mit Abbild. Rouget, Ch., Sur les phenomenes de polarisation qui s’observent dans quelques tissus veget. et des animaux. Journ. de la physiologie. T. V. 1861. p. 247—71. Pl. VI. Slack, H.J., Marvels of pondlife. London 1861. Mit Taf..u. Holzschnitten. 2. edit. 1871 (benutzt). 3. edit. 1878. (Ein naturwissenschaftliches Unterhaltungsbuch, das in monatlichen Besuchen während eines Jahres>das mikroskopische Leben eines Sumpfes in der Nähe von London schildert. Darin auch einiges Originale von Werth, so über Ophrydium und Trachelius.) Weisse, J. Fr., Vegetabilische Quellen von Infusorien. Bullet. Acad. imp. Petersh. T. IV. 1561(62). p. 306—11. Holzschn. (Gering.) Wrzesniowski, A. O., Observations s. «quelques infusoires. Ann. sc. nat. (s. 4.) Zool. T. XVI. 1861. p. 327. Pl. 89. “Wright, T. Str., On british Protozoa and Zoophytes. Ann. mag. nat, hist. (3) VIIL. 1861. p. 120—155. Tf. 3—5. (Kurzer Ber. hier. in Edinb. n. philos. journ. (N. s.) 18992 2Us Tan 533) *#* ___— On Ophryodendron abietinum. Qu. journ. mier. sc. (N. s.) I. 1861. p. 985—99. Tf. 6. (Kurze Notiz.) Claus, C., Ein neues auf Oladonema parasitisch lebendes Infusorium. Würzburger naturwiss. Zeitschr. Bd. III. 1862. p. 252—53. Tf. VI. (Lienophora.) Eberhard, E., Zweite Abhandlung über die Infusorienwelt. Programm der Realschule zu Coburg. Ostern 1862. 2 TE. © 557. Edwards, A. M., On the microscop. forns of the harbor of Charlestown. Am. Lyceum 358. 399. 360. 561, 362. nat. hist. New-York. Vol. VII. 1862. p. 103—6. Eihrenberg, Chr. 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(Ist eine für ihre Zeit ganz brauchbare, kurze populäre Uebersicht (im besseren Sinne) der Protozoen bis zu den Gattungen herab, ohne Osiginalbeiträge. Die Abbildungen sind leider sehr schlecht, was den Werth des Ganzen beträchtlich herabsetzt.) Stein, Fr., Ueber einige neuere Resultate seiner Infusorienforschungen. Tageblatt d, 42. Vers. deutsch. Naturf. u. Aerzte zu Dresden 1568. p. 2. (Freia, Conjugation von Stentor.) Tatem, J. G., On a new species of microscop. animals, Transact. microse. soc. of London 1868. (n. s.) T. XVL. 1868. p. 31—33. Tf. VI. (Caenomorpha u. Epistylis.) @ 441. Bennett, J. H., On tlie moleeular origin of infusoria. Popul. seience review. Vol. 8. IsbYap2oJ60: 1214 Infusoria. 442. Bleicher, M. G., De la reproduetion chez les “tres organis. infer. These de Stras- bourg 1569. (Gibt ] p. 14—2S eine ziemlich mangelhafte Uebersicht der Fortpflanzungserse h. der Protozoön ohne eigene Beobacht.) 445. Carter, H. 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Selbst vorübergehend, etwa bei Eneystirungsvorgängen, wo die Gestalt tiefe Umformungen erfährt, scheint kaum amöboide Be- weglichkeit einzutreten. Nur zwei kleine, unsichere Formen, Multicilia und Grassia, welche möglicherweise eine zwischen Flagellaten und Ciliaten vermittelnde Stellung einnehmen, immerhin aber von den echten Ciliaten durch eine weite Kluft geschieden sind, scheinen etwas amöboid beweglich. Dagegen sind alle Stufen des Contraetionsvermögens unter den Ciliaten vertreten, von völliger Unveränderlichkeit der Gestalt bis zu energischen, raschen Zusammenziehungen. Natürlieh ist hiermit ein Gestaltswechsel verknüpft, welcher sich aber in bestimmt vorgezeichneter Weise gleich- mässig wiederholt. Das Kapitel über die Contractionserscheinungen wird diesen Vorgängen eingehend Rechnung tragen. Bei den nachfolgenden morphologischen Untersuchungen nehmen wir stets den nicht eontrahirten Zustand zur Grundlage unserer. Betrachtungen. Die Ciliaten beginnen mit monaxonen Formen, wie sie die Familie der Enehelina unter den Holotricha noch reichlich aufweist. Wenn wir von monaxonen Formen sprechen, meinen wir damit natürlich nur den Grundtypus der Gestaltung und lassen kleinere Abweichungen, wie sie geringfügige Verschiebungen einzelner Organe, sehr mässige Krümmung des Körpers oder locale. Wimperdifferenzivungen hervorrufen können, ausser Betracht. Mit dieser Einschränkung dürfen wir die gesammte Familie der Enchelinen, mit wenigen Ausnahmen, im Wesentlichen als monaxon bezeichnen. Die einfachsten Gestalten, welchen wir hier begegnen, sind ellipsoidische bis eiförmige und eylindrisch längliche, mit differenten Polen. Der vor- dere Pol trägt die Mundöffnung, der hintere die Afterstelle. Der gesammte Körper ist gleiebmässig mit Längsreihen von Cilien bekleidet, welche in regelmässiger Anordnung von’ dem einen zum anderen Pol ziehen, ent- weder ganz gerade oder in verschiedenem Maasse schraubig. Die Gattungen Holophrya, Enchelys, Prorodon und Laerymaria der Unter- familie Holophryina, sowie die beiden Unterfanilien Aetinobolina und Cyelodinea bieten Beispiele solcher Bildung. Ist ein Schlund deutlich entwickelt, wie bei vielen derselben, so läuft er, der allgemeinen Monaxonie entsprechend, vom Mund in der Längsaxe gerade nach hinten. Fast stets Allgem. Morphologie (Enchelina, Öolepina). 1229 ist der Körper vollkommen drehrund; nur das Subgenus Trachelo- phyllum ist stark abgeplattet; bei Enchelys und Sparhidium tritt eine Abplattung des Vorderendes auf. Eine gewisse Mannigfaltigkeit der Gestalt wird z. Th. durch hals- artige Verdünnung und Verlängerung des vorderen Körperendes er- reicht. Diese Halsbildung, welehe bei Enchelys nur mässig entwickelt ist, erlangt in der Gattung Laerymaria ihre höchste Entfaltung, wo der Hals viel länger wie der übrige Körper werden kann, meist aber bedeutend kürzer bleibt. Auch das ursprünglich einfach abgerundete Hinterende erfährt zuweilen eine Verschmälerung und ist bei Dinophrys und Lacrymaria gewöhnlich zu einem zugespitzten Schwänzchen ent- wickelt. Eine weitere Mannigfaltigkeit wird durch Differenzirung oder theil- weise Reduetien des ursprünglich ganz gleichmässigen Cilienkleides her- beigeführt. Ein ein- bis mehrreihiger Kranz ansehnlicherer Cilien um die terminale Mundöffnung charakterisirt die Gattungen Lacıymaria und Dinophrys (57, 7—8). Reduction aller Körpereilien, mit Ausnahme eines solchen Kranzes in einiger Entfernung hinter der Mundöffnung, wozu sich (Didinium) z. Th. noch ein zweiter Cilienkranz in der Körper- mitte gesellt, findet sich bei der Unterfamilie Cyelodinea (58, 3—5). Bei der etwas unsicheren Gattung Balanitozoon (Stokes) soll die Be- wimperung auf die vordere Körperhälfte beschränkt sein (57, 2). Wie bemerkt, ist eine Neigung zur Bilateralität und Asymmetrie bei einigen Enchelinen recht kenntlich. Unter den Holophryina tritt dies schon bei gewissen Holophrya- und Prorodon-Arten hervor, in- dem der Mund aus der terminalen Lage ein wenig nach hinten verschoben und dadurch eine Bauchseite, auf welcher der Mund liegt, angezeigt wird (56, 8). Bei Enchelys (58, 10) und namentlich Spathidium (59, 1) wird das Gleiche in etwas anderer Weise bewirkt. Der Mund, welcher bei den typischen Enchelinen eine eireuläre Bildung hat, wird hier, in Verbindung mit der Comprimirung des oralen Körperendes, ein Längs- schlitz; er nimmt das gesammte, etwas schief abgestutzte Vorderende ein und dehnt sich speciell bei Spathidium weit nach hinten, fast bis zur Körpermitte aus. Hierdurch wird gleichfalls eine Bäuehseite deutlich angezeigt. Auch bei der Gattung Chaenia (58, 6) scheint der Mund zuweilen etwas subterminal zu liegen. Eine geringfügige äussere Bilateralität tritt durch stärkere Convexität einer Körperseite unter den Colepina bei der Gattung Coleps (58, 1) auf, während Tiarina (58, 2) anscheinend ganz monaxon gebildet ist. Bei specieller Berücksichtigung der Skeletgebilde von Coleps ist jedoch eine asymmetrische Ausbildung unverkennbar, was später zu erörtern ist. Auch äusserlich recht asymmetrisch erscheint die Colepinengatiung Stephano- pogon (97, 13). Die Krümmung des Körpers nach einer Seite würde eine bilaterale Bildung hervorrufen, wenn nicht die linke Seite gleich- zeitig abgeflacht, die rechte gewölbt wäre. Diese Differenz der beiden 1230 Infusoria. Seiten wird dadurch vermehrt, dass die linke in ihrer grössten Ausdeh- nung bewimpert und gestreift, die rechte dagegen dies nur auf einem kleinen Theil ist. Bei allen übrigen Familien der Holotricha und sämmtlichen Spiro- tricha herrscht theils ein bilateraler, meist aber ein asymmetrischer Bau, indem der Mund stets vom vorderen Pol mehr oder minder auf der Ventral- seite nach hinten verschoben ist und meist noch anderweitige Differenzen zur Entwicklung gelangen. Theilweise bilateral erscheinen die Angehörigen der Familie Trache- lina, welche innigst mit Spathidium unter den Enchelinen zusammen hängen. So besitzt die Gattung Ampbileptus (59, 2) fast die Merkmale von Spathidium, nämlich: den vom vorderen Pol längs der Bauchseite weit nach hinten ziehenden, schlitzförmigen Mund, eine etwas stärker convexe Rück- seite und ein allseitiges Wimperkleid. Die vordere Körperregion, über welche sich der Mundschlitz erstreckt, ist rüsselartig etwas verschmä- lert und mehr oder minder comprimirt, ein Charakter, welcher allen Trachelinen zukommt. In der allgemeinen Bilateralität und dem allseitigen Wimperkleid stimmen die Gattungen Trachelius (59, 3) und Dileptus (59, 4) mit Amphileptus überein, unterscheiden sich aber sehr wesentlich, indem der Mund nicht mehr als langer Schlitz, sondern nur in seinem hinteren Theil als eireuläre Oeffnung erhalten ist; dieselbe liegt also an der Rüsselbasis. Bei Trachelius bleibt dieser Rüssel relativ kurz, bei Dileptus wird er dagegen sehr lang. — Die Mundbildung von Amphileptus erhielt sich bei den Gattungen Lionotus und Loxophyl- lum, welche asymmetrisch wurden, indem die rechte Seite ganz flach, die linke dagegen mehr oder weniger gewölbt ist, mit Ausnahme eines ge- wöhnlich abgeplatteten Randsaumes. Nur die flache rechte Seite ist be- wimpert; die linke ganz nackt. Die Rüsselbildung ist bei Loxophyllum nie besonders ansehnlich, während sie bei gewissen Lionoten die des Dileptus erreicht oder übertrifft. Die gleiche Asymmetrie der Bewimperung charakterisirt auch Loxodes (60, 3), dessen Körper stark blattartig comprimirt ist. Während der Rüssel bei den ersterwähnten Formen namentlich am Ende eine dorsale Krümmung besitzt, ist er bei Loxodes bauchwärts gebogen. Der Mund liegt an der Rüsselbasis, delnt sich jedoch möglicherweise spaltartig gegen die Spitze aus. Auch die grosse Familie der Chlamydodonta leitet sich direct von der Enchelinengattung Prorodon oder Ähnlichen Formen ab. Schon einzelne Prorodonarten zeigen bekamntlich eine geringfügige Verschiebung des Mundes nach hinten. Bei der ursprünglichsten Cblamydodonte, der Gattung Nassula (60, 4—5), ist dies noch stärker ausgeprägt und der Gegensatz zwischen Rücken und Bauch durch geringe dorsoventrale Ab- plattung z. Th. noch bestimmter markirt. Wie bei allen Chlamydodonta gesellt sich hierzu eine asymmetrische Bildung beider Seitenflächen, in- Allgem. Morphologie (Trachelina, Chlamydodonta). 1231 dem die linke in Mundhöhe eine Einbuchtung zeigt; das Vorderende krümmt sieh daher ein wenig nach links. Die Bewimperung ist bei diesen ursprünglichen Chlamydodonten wie bei den Prorodonten eine allseitige. Anders wird dies bei der Unterfamilie Chilodontina. Indem die Abplattung stärker hervortritt, bildet sich eine ganz ebene Bauchfläche und ein mehr oder weniger gewölbter Rücken, dessen Randsaum und vor- derer Theil gewöhnlich auch abgeflacht ist. Nur die Bauchseite bewahrt das Cilienkleid, die Rückseite wird nackt. Eine Ausnahme macht viel- leicht mur Orthodon (60, 6), doch ist die Rückenbewimperung hier, wenn vorhanden, jedenfalls sehr fein. Das Vorderende zeigt die Biegung nach links meist noch deutlich und ist bei Orthodon und Chilodon gleichzeitig schnabelartig entwickelt (60, 6—8). Undeutlich wird die Biegung bei Phascolodon, Opisthodon und Scaphidiodon, daher fehlt diesen auch die Schnabelbildung (61, 2--4). Der Mund bewahrt gewöhnlich seine Lage in der vorderen Hälfte der Ventralseite, nur bei Opisthodon (61, 3) rückt er in die hintere Hälfte. Eine abweichende Lage erlangt er auch bei Orthodon, indem er an den rechten Rand verschoben ist. Das Gleiche gilt wahrscheinlich für den eigentlichen Mund von Chlamydo- don nach den Erfahrungen von Entz. Hieraus würde sich ergeben, dass die sogen. Bauchseite dieser beiden Gattungen derjenigen von Nas- sula und Chilodon nicht streng entspricht, vielmehr im Wesentlichen der linken Seite letztgenannter Formen. Das meist abgerundete Hinterende erfähtt bei Phascolodon und Scaphidiodon (6l, 2, 4) eine Umbildung, welche wahr- scheinlich auch bei gewissen Chilodonarten schon angedeutet ist. Es ver- schmälert sich und ist schwanzartig zugespitzt; namentlich bei Scaphi- diodon setzt es sich schwanzartig vom Körper ab. Mit diesem Charakter verbindet sich eine Art Zusammenziehung der bewimperten Bauchfläche, welche relativ schmal wird, indem die Rückenränder unter Umbiegung die seitlichen Partien der Bauchebene bilden. Letztgenannte Merkmale treten in der Unterfamilie Erviliina noch mehr hervor. Das Schwänz- chen setzt sich hier noch bestimmter vom Hinterende ab und rückt etwas auf die Bauchebene, indem eine ventrale Verschiebung des hinteren Pols, die bei Chilodon schon angedeutet ist, sich noch mehr entwickelt. Aus dem ursprünglichen Schwänzchen wurde so ein beweglicher, bei den Ortsveränderungen als Nachschieber helfender, kegel- oder beilförmiger Sehwanzgriffel. Während sich Gestalt und übrige Bildung bei Onycho- daetylus (61, 6) ganz äbnlich Chilodon erweisen, scheint sich Aegyria (61, 7) näher an Chlamydodon anzuschliessen. Die Bauchfläche der- selben vermag sich unter Zusammenziehung beträchtlich zu verschmälern, wobei sich der Rücken natürlich krümmt und das ganze Wesen muschel- ähnlich zusammenklappt (7b). Es ist dieselbe Erscheinung, welche uns namentlich bei Phascolodon schon als bleibendes Verhalten begegnete. Häufig tordirt sich der Aecgyriakörper bei diesen Zusammenklappen 1932 Infusoria. gleichzeitig schraubig, wodurch die ursprüngliche Gestaltung ungemein ver- ändert wird. Bei den Gattungen Trochilia und Dysteria (61, 10, S—9) ist diese Zusammenklappung wie bei Phascolodon und Scaphidiodon eine dauernde. Bei der klenen Troehilia spricht sie sich wesentlich nur | darin aus, dass die bewimperte Bauchfläche auf ein schmales, nach rechts convexes Band redueirt erscheint. Bei Dysteria treten etwas eigen- thümliehe Verhältnisse auf. Hier ist jedenfalls die ganze linke Hälfte der ursprünglichen Rückseite unter starker Verschmälerung der bewimperten Bauchfläche ventralwärts umgeklappt oder auf die Ventralebene herüber gewachsen. Die schmale, bewimperte Bauchfläche bildet daher nur ein Band am rechten Rand, welches sieh am Vorderende verbreitert und bis an den linken Rand, d. h. die eigentliche Rückenkante herüber reicht. Auch die Familie der Paramaecina knüpft an Enchelys oder Spathidium ähnliche Formen an. Der Öharakter der Familie liegt vorwiegend in der Entwicklung undulirender Membranen am Mund oder im Schlund, welche uns bier zunächst nicht interessiren. Die ursprünglichste Form, Leucophrys, scheint wegen der längsspaltförmigen Mundöffnung, die das breite, schief nach der Bauchseite abgestutzte Vorderende ein- nimmt, nahe an Spathidium anzuschliessen. Bei allen übrigen Formen erhielt sich nur der hintere Theil der langen Mundspalte als eine rund- liche oder längliche Oeffnung, welche also stets mehr oder weniger weit vom Vorderende entfernt ist. Im den Unterfamilien Chilifera und Urocentrina liegt sie in der vorderen Hälfte der Bauchfläche oder rückt bis zur Körpermitte nach hinten, bei den Paramaecidina (Paramaeeium) ist sie häufig in die hintere Bauchhälfte verlegt, was auch bei den Mierothoracina und Isotrichina der Fall ist; bei Ptyeho- stomum und den Isotriehina rückt der Mund sogar ganz ans Hinterende. Die allgemeine Gestaltung ist eine vorwiegend ovale, bald kürzere, bald längere; ohne sehr auffallende Abweichungen. Die ursprüngliche Bilateralität erbält sich bei einigen Gattungen, wie Leucophrys, Glau-. coma, Frontonia, Ophryoglena, Uronema (62, 1—-5), auch Uro- centrum noch ziemlich ungestört. Bei den übrigen wird die Asymmetrie bemerkbarer; bei Colpidium und Colpoda (62, 6, 7), indem sich eine schraubige Torsion der vor dem Mund gelegenen Körperpartie nach links oder rechts entwickelt und gleichzeitig eine Einbuchtung der Mundgegend ausbildet, welche die Asymmetrie vermehrt, indem sie mehr oder weniger auf die linke oder rechte Seite, je nach der Art der Torsion, herüber- greift. Bei den kleinen Mierothoraecina ist der Körper seitlich mehr oder weniger comprimirt, bei Ptychostomum sogar ganz blattartig flach. Die linke Seite von Cinetochilum ist etwas weniger gewölbt wie die rechte, wodurch eine Asymmetrie bewirkt wird, obgleich sich eine all- seitige Bewimperung wie bei Ptychostomum findet. Bei Mierothorax ist wohl die rechte Seite flacher wie die linke und die bei allen Miero- thoracinae ausgebildete sogen. Peristomrinne, welche, in ihrem Allgem. Morphologie (Paramaecina, Pleuronemina). 1233 vorderen Theil, den Mund einschliessend, bis zum Hinterende zieht, liegt etwas auf dieser rechten Seite. Nur letztere Fläche scheint spärlich be- wimpert zu sein. Noch beschränkter wird die Bewimperung bei der wohl hierhergehörigen, noch unsicheren Drepanomonas, da sie nur in der Region der Peristomrinne entwickelt zu sein scheint. Diese Gattung erlangt wegen der starken Krümmung des Rückens und der Zuspitzung ihrer Pole eine halbmondförmige Gestalt, welche auch bei Microthorax schon angedeutet ist. Paramaecium (69, 1, 2) ist gleichfalls asymmetrisch, was haupt- sächlich die Beschaffenheit des sogen. Peristomfeldes bewirkt; dasselbe führt von dem schräg abgestutzten vorderen Theil des linken Seitenrandes ein wenig schief nach rechts zum Mund, als eine rinnenförmige Einsenkung der Bauchfläche, die vorn breit beginnt und sich mundwärts mehr und mehr verschmälert. Die Länge dieses Peristomfelds wird natürlich von der Mundlage bestimmt. Im Allgemeinen besitzen die Paramaecinen eine gleichmässige allseitige Bewimperung. Die in der Unterfamilie Mierothoracina ein- tretenden Modificationen wurden schon berücksichtigt. Redueirt erscheint die Bewimperung nur bei den Gattungen Urozona und Urocentrum (64, 17 u. 15). Bei der ersteren beschränkt sie sich auf einen Cilien- gürtel, welcher etwa die beiden mittleren Körperviertel einnimmt. Bei Uro- centrum umgibt ein schmaler Gürtel zarter Cilien den Körper in der Mundhöhe, an welchen sich vorn ein breiter Gürtel grosser Cilien an- schliesst; ein zweiter Gürtel ähnlicher Cilien umzieht die hintere Hälfte des Hinterkörpers. Demnach bleiben Stirn- und Afterfeld, sowie die vor- dere Hälfte des Hinterkörpers nackt. In der allgemeinen Morphologie weicht die Familie Pleuro- nemina nur wenig von den Paramaecina ab; den Hauptcharakter bildet wiederum die Entwicklung undulirender Membranen, welche eine viel grössere Ausdehnung erlangen, da sie die Ränder eines immer vorhande- nen Peristoms mehr oder weniger vollständig umziehen. Der ungefähr ovale bis längliche Körper ist im Querschnitt entweder ziemlich rund (Lembus 64, 10), dorsoventral abgeplattet (Lembadion 64, 5), oder seitlich comprimirt (Pleuronema 64, 6 und Cyelidium 64, 7-8). Das rinnenförmige Peristom ist entweder sehr schmal (Pleuronema, Cyeli- dium und Lembus) oder recht breit (Lembadion) und zieht vom Vorder- ende längs der Bauchseite mehr oder weniger weit nach hinten, zuweilen fast bis ans Hinterende*). Die Mundöffnung liegt gewöhnlich hinten im Peristom, nur bei Lembadion dehnt sie sich von hier spaltartig nach vorn aus. Eine Asymmetrie wird durch Gestalt und Lage des Peristoms stets bewirkt. Am geringsten ausgebildet ist sie wohl bei Lembus. Bei Pieu- *) Es scheint nicht unmöglich, dass die übliche, hier gleichfalls beibehaltene Orientirung der Pleuronemina falsch ist, dass vielmehr, wie s. Z. CGlapar&de-Lachmann wollten, das sog. Hinterende dem Vorderende der übrigen Holotrichen entspricht. Bei der Besprechung der Körperstreifen soll diese Frage eingehender berührt werden. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 78 1234 Ciliata. ronema und Cyelidium buchtet sich das Hinterende des Peristoms links- seitig etwas aus. Das breite Peristom von Lembadion liegt mehr in der rechten Hälfte der abgeflachten Bauchseite, was die allgemeine Gestalt recht asymmetrisch macht. Die allgemeine Morphologie der Familie Opalinina (Taf. 65) lässt sich, soweit unsere Kenntnisse reichen, in wenigen Worten er- ledigen. Da der Mund rückgebildet ist, fällt die Unterscheidung von Bauch- und Rückenseite weg, wenn nicht anderweitige Charaktere hierzu verwerthet werden. Die kleineren Formen haben gewöhnlich eine ziem- lich ovale Gestalt mit abgerundeten oder etwas zugespitzten Enden; die grösseren neigen zu längerer wurmförmiger Entwicklung. _ Der im Querschnitt meist rundliche Körper ist namentlich bei der Gattung Opalina (65, 8) zuweilen ziemlich stark comprimirt und die beiden Schmalseiten recht verschieden gebildet, die eine convexer wie die andere und letztere mit einer kürzeren oder längeren Einbuchtung ver- sehen. Die Gestalt ist dann im Allgemeinen deutlich bilateral. Schon diese Einbuchtung erinnert an ähnliche Vorkommnisse gewisser Para- maecinen; dort liegt in ihr die Mundöffnung. Dies führt zur ' Ver- muthung, dass der Mund bei den Vorfahren von Opalina und wohl auch denen der übrigen Gattungen keine terminale Lage hatte, sondern auf die Bauchseite verschoben war. Wie wir später sehen werden, wird diese Vermuthung durch den Verlauf der Körperstreifung bei Opalina bestätigt. Hieraus würde also folgen, dass die eingebuchtete Seite der Opalinen der Ventralseite der übrigen Holotrichen entspricht, weiterhin aber namentlich, dass die Opalininen nicht als die einfachsten Holo- trichen zu betrachten sind, wie noch Stein (396) wollte, sich vielmehr von paramaeeinen- oder isotriebinenartigen Formen ableiten. Bei der Gattung Hoplitophrya (65, 3—5) wird die Differenz zweier Körperflächen durch einen später zu besprechenden Haftapparat angedeutet, welcher die sog. Bauchfläche bezeichnet, deren Vorderende er gewöhnlich einnimmt. Ob das contractile Längsgefäss der Gattung Disco- phrya (Fig. 2) wirklich die Rückseite bezeichnet, wird später zu unter- suchen sein. Eine Verschiedenheit der Pole ist häufig vorhanden; theils durch ihre verschiedene Gestalt, oder den schon erwähnten Haftapparat der Hoplito- phrya, theils durch eine kopfartige Anschwellung (Opalinopsis z. Th.) oder eine saugnapfartige Bildung des Vorderendes (Discophrya) bewirkt. Die Bewimperung der Opalininen ist fast ausnahmslos ganz gleichmässig und allseitig, nur die kopfartige Anschwellung des Vorder- endes gewisser Opalinopsis umzieht ein Gürtel stärkerer Cilien; auch die Cilienbekleidung des Saugnapfes von Discophrya scheint von der der übrigen Körperoberfläche abzuweichen, was später erörtert werden soll. Eine zweite grosse Ciliatenordnung, die der Spirotricha, zeichnet sich vor den Holotricha dureh constante Differenzirung eines Theils des Cilienkleides aus, indem eine vom Mund ausgehende Zone, die sog. Allgem. Morphologie (Opalinina; Allgem. über Spirotricha u. Heterotricha). 1235 adorale Zone oder Spirale, besonders entwickelt ist. Sie besteht entweder aus stärkeren Cilien oder aus Membranellen; genauere Unter- suchungen müssen feststellen, ob letztere nicht allgemein vorkommen. Erst später wollen wir die feineren Bauverhältnisse der Zone genauer betrachten, sowie untersuchen: ob und wie sie bei den Holotricha vorgebildet oder angedeutet ist. Functionell übernimmt die Zone die Leitung der Nahrung zum Munde, betheiligt sich aber auch an der Be- wegung, welche ihr, bei Reduction der übrigen Cilien, manchmal ausschliess- lich übertragen wird. Ausnahmslos verbindet sich mit der Entwicklung einer Zone die Ausbildung eines sog. Peristomfeldes, demjenigen z. Th. ganz ähnlich, welches uns schon bei gewissen Paramaecina, namentlich aber unter den Pleuronemina (spec. Lembadion) begegnete. Dies Peristom ist eine rinnenförmige oder breitere Aushöhlung, welche vom Vorderende zum Mund führt; letzterer ist also stets, wenn nicht nachträgliche Modificationen eintraten, mehr oder weniger weit auf der Ventralseite nach hinten gerückt. Selten tritt an Stelle der Aushöhlung eine Vorwölbung des Peristomfeldes auf. Stets trägt die adorale Zone zur Begrenzung des Peristoms bei und lässt dessen Region auch dann erkennen, wenn es von der übrigen Körperoberfläche nicht beson: ders verschieden ist. Vom Mund ausgehend, zieht die Zone am linken Peristomrande bis zum Vorderende, oder wo dieses und entsprechend der vordere Theil des Peristoms breiter ist, auch um den vorderen Peristom- oder Stirnrand bis zum rechten Körperrand hin. Endlich kann sich das aborale Ende der Zone rückläufig längs des rechten Peristomrandes bis dicht an den Mund ausdehnen, also einen völligen Umgang um das Peristomfeld beschreiben. In beiden letzteren Fällen hat die Zone einen bogigen bis spiralen Verlauf, daher auch die häufige Bezeichnung adorale Spirale; sie nimmt dann, wenn wir vom Mund ausgehen, . stets einen linksgewundenen Verlauf, ist eine läotrope, wie sie schon Clapar&de-Lachmann bezeichneten, wogegen sie Stein rechtsge- wunden nannte. Die beschriebene Anordnung der Zone bewirkt stets eine asymmetrische Bildung der Spirotricha, welche häufig durch weitere Umformungen verstärkt wird. Neben der adoralen Zone kann sich ein allseitiges und gleichmässiges Cilienkleid dauernd erhalten, was jedenfalls die ursprünglichsten Spiro- trichen bezeichnet, Ein solches charakterisirt die Unterordnung der Hete- rotricha, wo nur in der Familie Gyrocoryna Reductionserscheinungen des Cilienkleides in ganz eigenthümlicher Weise auftreten. Die ursprünglichsten Heterotrichen finden wir unzweifelbaft in der Familie Plagiotomina; ja wir mussten derselben einzelne Formen, wie Conchophtirus und Aneistrum, einverleiben, welche schwer von den Holotriehen zu sondern sind, ihnen sogar z. Th. zugerechnet werden könnten, wie es seither gewöhnlich geschah. Die adorale Zone der Plagiotomina ist sehr ursprünglich gebildet, wenn sie nicht, wie es für gewisse Conchophtirus scheint, überhaupt 182 1236 Ciliata. noch nicht deutlich entwickelt ist. Sie zieht (s. Tf. 66) längs des linken Peristomrandes vom Mund bis ans Vorderende, ohne dort merkbar nach rechts umzubiegen. Letzteres beruht auf der geringen Entwicklung des Peristoms, welches als sehr schmale Rinne vom Mund über die Bauchlinie bis ans Vorderende zielt. Nur bei Conchophtirus (66, 2—8) ist es eine muldenförmige Einsenkung der Mundregion, welche sich, soweit be- kannt, nicht bis ans Vorderende erstreckt. Auch bei Aneistrum scheint eine eigentliche Peristomrinne nur wenig oder nicht entwickelt zn sein. Die allgemeinen Körperumrisse sind etwa ovale, nur Spirostomum (67, 2—5) wird lang wurmförmig mit eylindrischem Querschnitt, worin ihm Metopus (67, 1) nahe kommt. Alle übrigen Formen sind mehr oder weniger stark comprimirt und die beiden Seitenflächen entweder ziemlich gleich (Blepbarisma und Plagiotoma) oder verschiedengradig gewölbt. Bei Conchophtirus und Aneistrum ist gewöhnlich die linke Seite ziem- lich flach, die rechte gewölbter, bei Nyetotherus (66, 5—6 die rechte flacher. Diese Verschiedenheit berührt auch das Peristom, welches bei Conehopbhtirus mehr auf die gewölbte rechte Seite gerückt ist, wäh- rend es bei Nyetotherus mehr nach der linken Seite schaut. Letz teres ist zuweilen auch bei Blepharisma der Fall, gewöhnlich ist deren Peristom aber im Verlauf etwas schraubig gedreht, so dass sein oraler Theil nach rechts, sein distaler nach links schaut (66, 8—9). Die relative Peristomlänge hängt natürlich von der Mundlage ab, welche meist eine mittlere ist; doch kann der Mund bedeutend weiter nach hinten rücken, wie es bei Blepharisma zuweilen, namentlich aber bei Conchophtirus und Ancistrum vorkommt. Die manchmal vorhandene Zuspitzung und Verjüngung der Pole führt nur bei gewissen Blepharismen und Spirostomen zu wirklicher Schwanzbildung. So einfach im Allgemeinen die Verhältnisse des Peristoms und der Zone der Plagiotominen liegen, so zeigt doch Metopus eigenthümliche und nieht ganz leicht verständliche Weiterbildungen, welche aber nur den Werth von Variationen zu besitzen scheinen. Die Metopusformen mit ein- facher gebildetem Peristom (67, la—b) schliessen sich nahe an die gewöhn- lichen Verhältnisse von Blepharisma an, nur sind sie wenig oder nicht com- primirt, wie schon früher bemerkt wurde. Ihr Peristom hat demnach eine linksschraubige Torsion erfahren, indem die rechtsseitige vordere Körper- partie etwas nach links tordirt ist, was auch der Verlauf der Körperstreifen deutlich verräth. Das Peristom beschreibt in solchen Fällen höchstens eine viertel Schraubenwindung. Nun finden sich aber andere Zustände von ähnlicher Beschaffenheit, deren Peristom stärker gewunden ist, bis es endlich eine ganze Schraubenlinie um den Körper beschreibt. Eine genauere Untersuchung des Verlaufes der Körperstreifen solcher Varietäten, soweit bis jetzt hierauf geachtet wurde, scheint zu verrathen, dass der- artige Formen nur so aus den erst beschriebenen entstehen konnten, dass das orale Peristomende, den Mund mit sich nehmend, allmählich Allgem. Morphologie (Heterotricha, Fam. Plagiostomina und Bursariana), 12,37 auswuchs; auf diese Weise, sammt dem Mund, allmählich über die rechte Seite auf den Rücken und endlich wieder über die linke Seite auf den Bauch gelangte (67, le). Auf den Abbildungen Eberhard’s (356), weleher Metopus mit Caenomorpha zusammenwarf, finden sich ein- zelne Figuren, welche wohl auf Metopus zu beziehen sind, wo das Peri- stom bis 2 volle Schraubenumgänge beschreibt; es scheint also möglich, dass das Auswachsen sich zuweilen noch über eine Windung fortsetzt. Die eben erwähnte seltsamste Heterotriche, Caenomorpha Perty (= Gyrocorys Stein, 69, 4) besitzt auch wirklich, soweit es sich augen- blicklich beurtheilen lässt, die nächsten Beziehungen zu Metopus. Ich wüsste wenigstens keine andere Form anzugeben, aus welcher sie besser abzu- leiten wäre. Denken wir uns einen Metopus, dessen Peristom etwa einen ganzen Schraubenumgang beschreibt und dessen hinter dem Peristom ge- legener Körpertheil sich plötzlich in einen langen Schwanzanhang ver- schmälert, während die vor dem Peristom gelegene Körperregion eine schön gewölbte Glocke bildet, so haben wir im Wesentlichen die Bildung der Caenomorpha. Zum Verständniss derselben ist noch hervorzu- heben, dass der rechte, oder bei dem flachschraubigen Verlauf eigentlich vordere Rand der Peristomrinne stark über den linken oder hinteren vor- springt, so dass die Peristomrinne nach hinten schaut, was auch schon bei Metopus angedeutet ist. Ferner besitzt Caenomorpha eine bei den übrigen Heterotrichen nicht vorkommende Reduction des Cilien- kleides. Neben der adoralen Zone, welche in der Peristomrinne, also ziemlich versteckt läuft, findet sich aussen, auf dem rechten oder vorderen Peristomrand noch eine Zone ansehnlicher Bewegungscilien, welche auch schon bei Metopus als eine Zone grösserer Cilien hervortritt. Ferner finden sich an der linken Seite einer Rinne, welehe vom vorderen Körper- pol (also dem Scheitel der Glocke) zum aboralen Peristomende führt, zwei Reihen sehr langer Cirren. Bütschli beobachtete aber auch Caenomorpha- formen, die sich nicht wesentlich von den eben geschilderten unter- schieden, welchen aber jene grossen Cirren fehlten. Die Familie der Bursarina (in dem von uns vorgeschlagenen Um- fange) lässt eine gewisse Unsicherheit über die natürliche Zusammen- gehörigkeit ihrer Glieder nicht verkennen. Einerseits finden wir hier Gat- tungen, wieBalantidium und Balantidiopsis (68, 2—5), von sehr ein- facher Bildung und namentlich Peristombeschaffenheit, welche unverkenn- bar mit den ursprünglicheren Plagiotominen ziemlich nahe verwandt sind. Die Gestalt ist wie bei allen Bursarinen eine mehr oder weniger beutelförmige; nur bei Condylostoma wird sie lang beutel- bis wurmförmig. Seitliche Comprimirung, in Erinnerung an die Plagiotomina, findet sieh nur noch bei Balantidiopsis; sonst zuweilen eine geringe dorsoventrale Abplattung. Zuspitzung des Hinterendes ist gelegentlich ausgeprägt, nie jedoch ein Schwanzanhang. Das Peristom von Balantidium und Balantidiopsis ist ähnlich einfach, wie das der ursprünglicheren Plagiotominen; da es aber vorn. breiter ist, erscheint es als dreieckiges Feld, welches recht 1238 Oiliata. kurz bleiben oder bis zur Körpermitte reichen kann. Die adorale Zone zieht an seinem ganzen linken Rand hin, biegt jedoch vorn nicht oder nur wenig nach rechts um. Wie bei allen Bursarinen ist das Peristom- feld unbewimpert. Eine höhere Entwicklung erlangt das Peristom von Condylostoma (67, 4). Es ist vorn so breit, dass es den schräg abgestutzten Stirnrand völlig einnimmt, daher auch viel deutlicher drei- eckig. Die Zone zieht auf dem Stirnrand nach rechts bis zum Beginn des rechten Körperrandes. Ferner ist der rechte Peristomrand in eine wenig vorspringende Lamelle erhoben, welche vorn, wo sie in den Stirn- rand umbiegt, ein mehr oder weniger deutliches Eck bildet. Eine höchst merkwürdige Entfaltung erlangt das Peristom bei der grossen Bursaria (67, 6). Es lässt sich etwa vom Peristom einer Condylostoma herleiten, nur haben wir uns dasselbe bis über die Körpermitte nach hinten ausgedehnt und in einen, sich allmählich ver- engernden, nach links gebognen, trichterförmigen Schlund fortgesetzt zu denken. Die breite adorale Zone zieht dem linken Peristomrand entlang und setzt sich bis ans Ende des Schlundes fort; vorn reicht sie jedoch nur bis ans linke Ende des Stirnrands, eine Umbiegung auf den Stirnrand fehlt ganz. Das Peristom ist zu einer weiten Höhle stark vertieft, was dadurch vermehrt wird, dass der rechte Rand weit mehr wie bei Condylostoma in eine Lamelle auswuchs, welche sich ventralwärts umbiegt und die mittlere Partie der Zone verdeckt. Indem sich der freie Rand dieser Lamelle dem linken Peristomrand stark nähert, wird bewirkt, dass der Eingang in die Peristomhöhle zwar vorn an der Stirn weit offen ist, sich auf dem Bauch aber zu einem Längsspalt verengt, dessen Weite durch Contractionen der Ränder verändert werden kann. Dazu gesellt sich endlich noch ein seltsames Verhalten am hinteren Rand dieses ven- tralen Peristomspaltes. Es scheint, dass nachträglich die hintere Partie des linken Peristomrandes nach rechts über den hintersten Theil des Spaltes herüberwuchs und etwas rechtsseitig vom rechten Peristomrand mit der ventralen Fläche der Lamelle verwuchs. Eine ähnliche Erschei- nung beschrieb Stein auch von Balantidium Entozoon (s. 68, 2a, hy). Damit wurde der hintere Theil der Peristomhöhle von Bursaria ven- tral abgeschlossen und ist dadurch ausgezeichnet, dass der ursprünglich freie und mit Cilien bekleidete hintere Theil des rechten Peristomrands, welcher überwachsen wurde, septumartig in diesen geschlossenen Theil der Peristomhöhle hineinragt (67, 6a und 68, la spt). Er scheidet die- selbe eine Strecke weit in zwei unvollständig getrennte Räume, welche hinten im Schlund wieder zusammenfliessen. Die letzte und in mancher Hinsicht recht eigenthümlich differen- zirte Familie der Stentorina beginnt mit ursprünglicheren Formen (Climacostomum, 68, 4), deren Gestalt und Peristombildung leb- haft an gewisse Bursarina, speciell Condylostoma, erinnern. Dennoch verräth die Bewimperung des Peristomfeldes und seine damit zusammen- hängende Streifung die Zugehörigkeit zu den typischen Stentorinen. j Allgem. Morphologie (Heiw.otricha; Fam. Bursarina, Stentorina). 1239 Hierzu gesellt sich schon die Tendenz der Peristomfläche, sich all- mählich senkrecht zur Körperaxe zu stellen, also eine Art Stirn- fläche des Körpers zu bilden, indem sie sich gleichzeitig stark in die Breite entwickelt. Diese Eigenthümlichkeiten kommen bei Stentor (68, 5) zu voller Entwieklung. Die Gewohnheit, sich vorübergehend mittels des Hinterendes festzuheften, führte zu einer stielförmigen Verlängerung des letzteren, welche wenigstens im gestreckten Zustand der sehr con- tractilen Thiere stets deutlich hervortritt. Das ganz senkrecht zur Längsaxe gestellte und ans Vorderende gerückte Peristom ist zu einer Stirnfläche des nach vorn gewöhnlich trichter- oder trompeten- förmig verbreiterten Körpers geworden. Gleichzeitig verlängerte sich das aborale Ende der Zone längs des rechten Peristomrandes bis zum Mund, so dass die Zone einen völligen Umgang beschreibt. Ihr aborales Ende liegt etwas höher wie der Mund, wodurch der Jlinksaufsteigende Schraubenverlauf der Zone sehr deutlich wird. Von der oralen Partie des linken Peristomrandes zieht eine Lamelle nach rechts über den Mund, um sich rechts zwischen Mund und aboralem Ende der Zone zu befestigen (sog. Hypostom Stein), eine Bildung, welche an das schon bei Balan- tidium und Bursaria Beschriebene erinnert. Streifung und Bewimperung der Peristomfläche sind im Wesen identisch mit den Verhältnissen bei Climacostomum. Sehr interessant ist die Weiterbildung des Peristoms bei der marinen Folliculina (69, 3). Es leitet sich im Allgemeinen von einer etwas ursprünglicheren Einrichtung ab, wie sie bei dem sog. Stentor Auricula (Kent) Gruber erhalten ist, wo nämlich die Oralregion des Peristoms ventralwärts noch eine Strecke weit nach hinten zieht, demnach nicht die gesammte Peristomfläche wie bei den typischen Stentoren zur senkrechten Stirnfläche wurde. Bei Follieulina wächst nun das Peristom nach rechts und links ungemein in die Breite aus. In dieser Weise bilden sich zwei Peristomflügel, ein rechter und ein linker. Da diese Flügel gleichzeitig auch etwas nach vorn gerichtet sind, vertieft sich die Peristom- fläche trichterförmig. Das Hervorgehen dieses Peristoms aus dem der er- wähnten Urform, bewirkt, dass die beiden Flügel auf der Bauchseite tiefer gespalten sind. Die adorale Zone verläuft bei Folliculina im Wesentlichen wie bei Stentor; das aborale Ende beginnt daher an der ventralen Basis des rechten Flügels und die Zone umzieht von da aus den ganzen Peri- stomrand, um sich mit ihrem oralen Ende in Mund und Schlund tiet einzusenken. Möbius’ Angabe (751), dass sich auch das aborale Ende der Spirale durch den Schlund fortsetze, in diesem Verlaufe also das orale kreuze, halte ich für unwahrscheinlich. Es stimmt weder mit den Angaben früherer Beobachter, noch liesse sich dafür irgend eine Analogie auffinden. Von Heterotrichen und wahrscheinlich stentorinenartigen Formen leiten sich zweifellos die übrigen Unterordnungen der Spirotricha ab, bei welchen überall eine Tendenz zur Reduction des Cilienkleides stark hervortritt. \ 1240 Ciliata. Die nächsten Beziehungen zu stentorinenartigen Formen bewahrten diejenigen kleinen Ciliaten, welche wir zur Unterordnung der Oligo- tricha zusammenfassen. Ihre einfachen Gestaltsverhältnisse schwanken zwischen kugel- bis beutelförmigem und umgekehrt kegelförmigem Habitus, indem bei Strombidium und den Tintinnoiden das Hinterende ver- jüngt und zugespitzt, bei letzteren sogar stielförmig ausgezogen ist. Den Anschluss an die Stentorina verräth hauptsächlich ein äbnliches Verhalten des Peristomfeldes und der Zone. Das erstere ist gleichfalls stirnständig und die Zone beschreibt einen ganzen oder doch nahezu ganzen Um- sang. In der wenig bekannten, neu errichteten Familie der Lieber- kühnina (69, 5) ist die Annäherung an die Stentorinen noch So gross, dass sie den letzteren zugerechnet werden könnten, ja, die betreffenden Infusorien wurden mehrfach als Jugendformen von Stentor beschrieben (Claparede-Lachmann und Lieberkühn). Die Bewimperung des kugligen Körpers ist noch gleichmässig oder doch relativ vollständig; auch das Peristomfeld scheint bei gewissen noch bewimpert und ähnlich wie bei den Stentorinen gestreift zu sein. Die Halterinen (69, 6—7) unterscheiden sich wesentlich nur durch mangelnde Bewimperung und Streifung des Peristoms, sowie völlige oder sehr weitgehende Reduction der Körpereilien, von welchen sich höchstens noch auf der Bauchfläche einige zerstreute oder eine schiefe Reihe solcher finden. Bei beiden Familien zeigt das Peristomfeld eine Neigung zu Emporwölbung, was namentlich bei einigen Halterinen zur Erhebung des centralen Theils der Peristomfläche in einen vorspringen- den Stirnzapfen führte. Einer Reduction ist die Körperbewimperung auch bei den leider noch wenig untersuchten Tintinnoiden (69, 9; 70, 1—2) unterworfen. Nach Entz scheinen aber bei den beiden bestgekannten Gattungen (Tintinni- dium und Tintinnopsis) einige längs- bis schwachspiralig verlaufende Cilienreihen vorhanden zu sein. Das Peristomfeld ist unbewimpert, sein Rand kreisförmig geschlossen, indem linker und rechter Rand oralwärts zu- sammenflossen; gleichzeitig ist der Rand in einen ziemlich hohen Saum ausgewachsen, auf dessen Innenseite sich die Zone erhebt. Die Bildung eines solchen Peristomsaumes bedingt andererseits, dass die Peristom- fläche höhlenartig vertieft erscheint; doch erhebt sich die centrale Partie ähnlich wie bei den Halterinen zu einem halbkugligen, zapfenartigen und recht beweglichen Gebilde. Der Vereinigung der Peristomränder ent- sprechend, scheint auch die Zone kreisförmig völlig geschlossen und ihre Spiralität nur dadurch noch ausgesprochen zu sein, dass sich das orale Ende in eine Art Vorhöhle des Mundes fortsetzt. Bei den eigenthümlichenOphryoscolecina (72, 7—8), die wir, soweit unsere z. Z. noch mangelhaften Kenntnissereichen, nurdenOligotricha zu- gesellen können, begegnen wir gleichfalls der an das Vorderende gerückten und nahezu kreisförmig geschlossenen adoralen Zone. Dieselbe ist bei Ento- dinium am besten bekannt und setzt sich bier mit ihrem Oralende tiefin den Allgem. Morphologie (Oligotricha). 1941 weiten, röhrenförmigen Schlund hinein fort. Bei Ophryoscolex scheint sie sogar mehr wie einen Umgang zu beschreiben. Die charakteristische Weiterbildung der Familie beruht in der ansehnlichen Entwicklung eines die gesammte Zone umziehenden spiraligen Peristomsaums, welcher sich jedoch erst in einiger Entfernung hinter dem Vorderende und der Zone erhebt, so dass diese nicht an dem Saum selbst, sondern an dem mehr oder weniger stark emporgewölbten, aus dem Grunde des Saumes sich erhebenden Peristomfeld entspringt. Dicht hinter diesem Saum entspringt bei Entodinium anscheinend noch ein zweiter, resp. eine kreisförmige Einfaltung der Oberfläche, welche ermöglicht, dass der eigentliche Peristomsaum se stark hervorgeschoben werden kann, dass er sich über das ganze, gleichzeitig retrabirte Peristom herüberlegt, sich zum Schutze über demselben sphincterartig schliesst. Im Wesentlichen haben wir daher dieselbe Einrichtung zum Schutze des eingezogenen Peristoms, welche wir später, wenn auch auf morphologisch sehr abweichender Grund- lage entstanden, bei den Vorticellidinen begegnen werden. Bei Ento- dinium beschränkt sich die Bewimperung auf die adorale Zone, wogegen bei Ophryoscolex und Diplodinium Schub. (72, Sa) in einiger Ent- fernung hinter derselben noch eine zweite gleichfalls aus Membranellen bestehende Zone den Körper etwas schraubig aufsteigend umzieht, jedoch natürlich keine Beziehungen zum Munde hat. Diese Zone beschreibt etwa einen halben Umgang auf der linken Körperseite. Wie die adorale Zone wird auch letztere durch einen hinter ihr sich erhebenden Saum ge- schützt. Da hinter diesem die schon beim Peristomsaum besprochene Faltenbildung wiederkehrt, kann er ebenfalls über die gesammte Zone, welche dabei etwas retrabirt wird, nach vorn herübergezogen werden. Der im allgemeinen ovale, häufig dorsoventral mehr oder weniger abgeplattete, starre Körper der Ophryoscolecinen erlangt zum Theil sehr seltsame, ja bizarre Formen, durch krallen- bis stachelartige Fort- sätze des Hinterendes. Dieselben können auch ganz fehlen, das Hinterende ist dann einfach abgerundet (Entodinium Bursaria). Bei Entodinium caudatum ist das Hinterende links in einen sehr ansehnlichen, etwas geschweiften Stachel ausgewachsen, neben welchem sich rechtsseitig noch zwei wenig entwickelte stachelartige Zuspitzungen finden. DieEinschnittezwischen den Stacheln machen sich fast biszum Vorderende hin bemerkbar. BeiDiplod. dentatum St. sp. ist das Hinterende mit 6 griffelförmigen Stacheln geziert. Die seltsamsten Bauverhältuisse zeigt das Hinterende jedoch bei Ophryoscolex Purkinjei St. (72, 8), indem es hier in einen kegel- förmigen Schwanz ausläuft, dessen Ende in drei krallenartige Stacheln zerschlitzt ist. In ziemlich gleichen Abständen wird der Schwanz von 3 Wirteln ähnlicher krallenartiger Stacheln umzogen, von welchen die des vordersten meist gabelartig zu dreien vereinigt entspringen. Bei dem Ö. inermis dagegen fehlen diese Stachelwirtel ganz. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die grosse Unterordnung der Hypotricha gemeinsamen Ursprungs mit den Oligotricha ist, 1242 Ciliata. Auch innerhalb dieser Gruppe schreitet die Reduction der Körperbewim- perung weit fort, doch in etwas anderer Richtung wie bei den Oligotricha. Einige gemeinsame Eigenthümlichkeiten lassen die genetische Zusammen- sehörigkeit der zahlreichen Gattungen gut erkennen. Einmal erweisen sich sämmtliche Hypotricha darin ursprünglicher wie die Oligotricha, dass das Peristom wie bei den meisten Heterotricha in der Bauchebene liegt, deren Vorderpartie es wie bei Condylostoma bildet. Auch der Verlauf der Zone stimmt mit letzterer Gattung im Allgemeinen überein, indem dieselbe niemals geschlossen ist, sondern nur bis zum rechten Körperrand, selten noch ein wenig längs desselben nach hinten zieht. Mit wenigen Ausnahmen, welche auf secundärer Modification beruhen dürften, ist der im Allgemeinen ovale Körper dorsoventral erheblich ab- geplattet, mit bedeutender Differenz von Bauch- und Rückenfläche. Erstere ist eben oder nur wenig gewölbt, selten etwas concav; letztere in mehr oder minder erheblichem Grade gewölbt, mit Ausnahme des rand- lichen Saums. Namentlich die mittlere Rückenpartie ist häufig stark empor gewölbt, je nach der Menge aufgenommener Nahrung. Sehr selten ist der Rücken ganz flach. Auch die Bewimperung von Rücken und Bauch ist völlig verschieden geworden. Niemals scheint die Rückenfläche schwingende, zur Bewegung dienende Cilien, gewöhnlich dagegen in Reihen gestellte, unbewegliche Börstchen zu tragen, welche später genauer betrachtet werden sollen. Die Bewegungseilien beschränken sich auf die Bauchseite und überziehen dieselbe bei den ursprünglichsten Formen noch ziemlich gleichmässig. In den Familien der Peritromina und Oxytrichina (Tf. 70—71), denen wir unsere Aufmerksamkeit zunächst widmen wollen, ist die Grund- gestalt, wie bemerkt, eine ovale. Vorder- und Hinterrand sind gleich- wässig abgerundet. Der Stirnrand bildet zugleich den vorderen Peristom- rand und setzt sich links in den linken Peristomrand fort, welcher auf eine längere oder kürzere Strecke mit dem linken Körperrand zusammenfällt, worauf seine orale Partie auf die Bauchfläche biegt und bis zu dem etwas linksseitig, oder ziemlich in der Mittellinie gelegenen Mund führt. Ein rechter Peristomrand ist entweder gar nicht deutlich ausgebildet wie bei Peritromus (70, 7a), oder vom Mund aus eine beträchtliche Strecke weit nach vorn gut entwickelt, nament- lich durch eine an ihm hinziehende undulirende Membran, die sogen. präorale Membran, zum Theil aber auch durch einen lamellenartig vorspringenden Rand bezeichnet. Diese Randstrecke zieht meist ziemlich gerade nach vorn oder ein wenig schief nach rechts; ihr Vorderende be- sitzt bei vielen Oxytrichinen eine mehr oder minder ausgesprochene Krümmung nach links. In beiden Familien lässt sich der rechte Peristomrand jedoch niemals bis zum aboralen Ende der Zone ver- folgen, hört vielmehr in einiger Entfernung von demselben auf. Den- ken wir ihn uns vervollständigt, so müsste der einzufügende Theil in ziemlich scharfem Winkel nach rechts umbiegen, um das aborale Allgeın. Morphologie (Hypotricha; Fam. Peritrominae, Oxytrichina). 1243 Ende der Zone zu erreichen, wie es bei gewissen Euplotinen auch deut- lich geschieht. Auch dieser Verlauf des rechten Peristomrandes erinnert durch die bei Euplotes wirklich ausgeprägte, bei den übrigen zu construirende Peristomecke an die Verhältnisse von Condylostoma und anderen Heterotrichen. Der zwischen dem rechten Peristom- und rechten Körperrand ge- legene Theil der Bauchfläche ist bei den meisten Gattungen der Sitz besonderer Differenzirungen der Wimpern und wird daher nach Stein’s Vorsehlag mit dem besonderen Namen Stirnfeld (gleich „Aire laterale“ Maupas) passend belegt. Gewöhnlich springt der den Stirntheil der Zone begrenzende Theil des Peristomfeldes platten- oder lippenartig nach vorn vor, so dass die zonale Membranellenreihe des Stirnrandes dorsal- wärts von dieser „Stirnplatte“ (sog. Oberlippe Stein’s) liegt und letztere den eigentlichen Stirnrand bildet. Bei den ursprünglichsten Formen liegt der Mund etwa in der Mittel- gegend des Körpers, so dass das Peristom die halbe Körperlänge besitzt. Bei langgestreckten Formen, wie Urostyla (z. Th.), namentlich aber Epielintes (70, 12) und Uroleptus (71, 1) wird das Peristom relativ immer kürzer, indem die Längenentwicklung vorzugsweise auf dem Aus- wachsen der postoralen Körperregion beruht. Die Peristomlänge kann so bei Epielintes und Uroleptus auf ein Fünftel, ja noch weniger der Körperlänge herabsinken. Bei der etwas unsichern Oxytricha retractilis Clap. L. (70, 13), welche zu Epiclintes wie Stichotrieha Be- ziehungen zu besitzen scheint, erreicht das Peristom sogar nur !/, bis !/., bei den von Wright (366) gesehenen Exemplaren noch weniger der Länge des nicht contrahirten Körpers. Die starke Körperverlängerung der erwähnten Formen rührt z. Th. von der Entwicklung eines mehr oder weniger langen, verjüngten und zuweilen zugespitzten Schwanzes her, welcher namentlich bei einigen Urolepten, Epielintes und speciell der sog. Oxytricha retractilis sehr gross wird. Dieser Schwanz ist stets sehr contraetil. Die Breitenentwicklung des Peristoms schwankt ebenfalls sehr. Ursprünglich, so bei Peritromus und Epliclintes, scheint es sehr schmal zu sein; bei den meisten Oxytrichinen erreicht es dagegen etwa die halbe Breite der peristomialen Region, indem es sich natürlich vom Mund nach vorn verbreitert, also einen dreieckigen Umriss hat. Dennoch finden sich auch Formen, bei welchen es wieder recht schmal wird. Dies kann, wie bei Stichotricha (70, 10), Strongilidium und Gonostomum pedieculiforme auf rüsselartiger Verschmälerung der gesammten Peristomialregion beruhen, aber auch ohne solehe wie bei den übrigen Gonostomumarten (71, 8) und Actinotricha eintreten. Es wurde sehon bemerkt, dass die ursprüngliche Bewimperung der Bauch- seite der Peritrominen und Oxytrichinen eine sehr gleichmässige, holotrichen- ähnliche war. Auch das Peristomfeld war anfänglich wohl ziemlich gleich- 1244 ı Ciliata. mässig bewimpert, was bei dem nicht genau bekannten Trichogaster (Sterki) erhalten sein soll. Bei allen übrigen Oxytrichinen trat eine weitgehende Reduction der Peristombewimperung ein, so dass nur noch einzelne Wimperreihen und undulirende Membranen vorhanden sind; die genauere Beschreibung der feineren Bauverbältnisse des Peristoms wird aber erst später folgen. Die gesammte Ventralfläche, sowohl das Stirnfeld wie die eigentliche Bauchfläche, war ursprünglich von zahlreichen, ziemlieh dicht stehenden und etwas schief von rechts vorn nach hinten links ziehenden Längsreihen feiner Cilien oder Cirren bedeckt. Ein Theil der rechten Reihen entspringt demnach vorn auf dem Stirnfeld; die links vom Mund gelegenen wenigen Reihen beginnen am linken Peristomrand. Ein solches Verhalten findet sich noch bei Peritromus (70, 7), ohne jegliche Differenzirung: einzelner dieser Reihen. Von diesem Zustand ausgehend, macht sich eine Weiterbildung nach zwei Richtungen geltend. Erstens durch Entwicklung einzelner, gewöhnlich in Gruppen stehender Cirren zu ansehnlicheren Gebilden und zweitens durch weitgehende Reduction der Zahl der Cirrenreihen. Diese beiden Momente können zusammenwirken, was das Gewöhn- liche ist, oder auch jedes einzeln zur Geltung gelangen. So finden wir bei dem erwähnten Trichogaster zwar ein gleichmässiges, wahr- scheinlich in Längsreihen geordnetes Wimperkleid des Stirnfelds und der Bauchfläche (unter dieser hier und im Folgenden die postorale Region verstanden), doch sind einige Cirren des ersteren, ferner einige der Bauch- fläche, dicht hinter dem Mund und schliesslich noch eine Gruppe nahe beisammenstehender hinterer stärker ausgebildet. Immerhin scheinen diese Cirren nach Sterki’s Beschreibung noch ziemlich kurz und nur wenig stärker wie die übrigen Wimpergebilde zu sein. Hiermit ist die Cirren- differenzirung vorgezeichnet, welehe bei den meisten übrigen Oxytrichinen so deutlich hervortritt. Wir nennen nach Stein’s Vorgang die grossen Cirren des Stirnfeldes „Stirncirren“ (Cirres lateraux Maupas), die der mitt- leren Bauchfläche „Baucheirren“ (Cirres abdominaux Maupas) und die hintere Gruppe „Aftereirren“ (Cirres transversaux Maupas). Wenn auch die Afterstelle der Oxytrichinen nieht in der Region dieser Cirren liegt, wie Stein annahm, so ist dies doch bei den Euplotinen und Aspidiseinen der Fall; auch scheint es nicht empfehlenswerth, das schwierige Verständniss der complieirten Bewimperungsverhältnisse der Hypotrichen durch Veränderung der Bezeichnungen zu erschweren, wenn dies nicht durchaus nothwendig ist. Im Wesentlichen dieselben Bewimperungsverhältnisse wie Trichogaster zeigt Urostyla (70, 8), ja eher noch primitivere, denn stärkere Bauch- eirren sind nie differenzirt. Stets entwickeln sich aus den auf das Stirn- feld tretenden Längsreihen eine wechselnde, manehmal recht beträcht- liche Zahl von Stirneirren; ebenso kurz vor dem Hinterende in der Allgem. Morphologie (Hypotricha; Fam. Oxytrichina). 1245 mittleren Region eine schiefe Reihe von 5 bis 12 Aftereirren. Diese Aftereirrenreihe steigt von rechts hinten nach links vorn auf und ihr Ver- halten zu den vor ihr liegenden Längsreihen des Bauches ergibt, dass jede der letzteren mehrere Cirren zur Bildung der Atfterreihe ab- geben muss. Bei Urostyla lässt sich die Reduction der Bauchreihen gut verfolgen. Während U. grandis noch ca. 20 derselben besitzt, von welchen die beiden randlichen durch eine deutlicher eirrenartige Be- schaffenheit ihrer Elemente schon als sog. Randeirrenreihen diffe- renzirt erscheinen, sinkt bei den übrigen Arten die Zahl der Reihen, ab- gesehen von den beiden randlichen auf 9, 6 und schliesslich bei U. Weissei 5 herab. Im letzteren Fall tritt der Unterschied zwischen den Randeirren- und den Bauchreihen schärfer hervor, weil jedenfalls mittlere Bauchreihen erhalten blieben und daher beiderseits ein ziemlich ansehn- licher Abstand zwischen ihnen und den Randcirren bleibt. Fast alle ührigen Oxytrichinen zeigen die beiden Randeirrenreihen deutlich; nur bei Ey ‘«lintes sind sie vielleicht nicht so klar. Bei sämmt- lichen Mitgliedern der‘ _Unterfam. Urostylina erhalten sich un- unterbrochene Bauchreihen.‘. Bei dem eigenthümlichen Epiclintes (70, 12) bemerken wir ausser areien, die recht schief über das Stirnfeld ziehen und in der Bauchregion keine kenntliche Fortsetzung haben, noch 6—7 (Stein), nach Mereschkowsky und Rees sogar 9 auf der Bauch- .region, von welchen sich auch einige auf den Schwanz erstrecken. Kerona (70, 10) eriunert sowohl durch die Schiefe ıurer 6 Reihen an Epiclintes wie auch dadurch, dass die drei vorderen Reihen ausschliesslich auf das Stirnfeld beschränkt sind, die vorderste derselben nimmt hier einen fast queren Verlauf. Primitiver noch wie Urostyla erscheinen die beiden genannten Gattungen wegen der Nichtdifferenzirung deutlicher grösserer Stirneirren. Dagegen sind Aftereirren bei beiden ausgebildet, wenn es auch noch genauerer Feststellung bedarf, ob die Reihe stärkerer Cilien am hinteren linken Schwanzrand, welche bei Epielintes in diesem Sinne gedeutet wird, den Aftereirren der übrigen Oxytrichinen wirklich homolog ist. Alle übrigen Urostylinen besitzen gewöhnlich zwischen den beiden Randeirrenreihen nur 2 Bauchreihen; nur bei einzelnen Stichotrichen, Holostichen, und Amphisien scheinen sich zuweilen noch 3, bei Uroleptus Zygnis Entz sogar noch 4 zu finden. Diese beiden Bauchreihen nehmen gewöhnlich einen ziemlich gestreckten Verlauf, indem sie vom Stirnfeld bis ans Hinterende ziehen. Bei Stichotricha (70, 11) und dem ähnlichen Strongilidium ziehen sie schiefer, was wenigstens bei der ersten Gattung auf einer Torsion des Körpers zu beruhen scheint, welche den Bauch- und Randreiben einen schraubigen Verlauf anweist und sie streckenweise sogar scheinbar rückenständig macht. Wenn das Stirnfeld vorn durch den Besitz einer wechselnden Zahl, drei bis mehr Stirneirren ausgezeichnet ist (Strongilidium, Ampbisia, Uroleptus), sind dieselben z. Th. wohl aus den vordersten Cirren der Bauchreihen 1246 Ciliata. hervorgegangen; z. Th. geben sie sich aber durch ihre Stellung als Reste redueirter Cirrenreihen zu erkennen, welche auf dem Stirnfeld zwischen den erhaltenen und dem Peristom zogen. Aehnlichem werden wir klarer bei der Unterfamilie Pleurotrichina begegnen. After- eirren finden sich deutlich nur bei Holosticha, Amphisia und Uro- leptus piscis. Bei gewissen Urolepten könnte wohl die Schwanz- bildung zu ihrer Unterdrückung beigetragen haben. Die umfangreiche Unterfamilie der Pleurotrichina zeigt, wie schon angedeutet wurde, stets Reduetionen innerhalb der noch erhaltenen Bauchreihen selbst. Sämmtliche oder doch einige derselben sind daher streckenweise unterbrochen, oder werden nur noch von einzelnen erhal- tenen Cirren repräsentirt, welche dann gewöhnlich recht gross sind. Alle Pleurotrichina besitzen daneben jedoch die beiden charakte- ristischen Randeirrenreihen, welche nicht wesentlich von denen der Uro- stylina abweichen. Wenn auch die Cirrenanordnung im Allgemeinen wohl angegeben werden kann, so sind die Untersuchungen vorerst noch zu unsicher, um die genaue Morphologie der einzelnen Cirren durch die gesammte Abtheilung der Pleurotrichina zu verfolgen, eine Arıfgabe, welche vergleichend ana- tomisch, sowie durch Verfolgung de” Üirrenentstehung bei der Theilung, wohl gelöst werden kann. Stein’s und Sterki’s Untersuchungen ergaben, dass die Wimpergebilde von Stylonichia bei ihrer Neuentwick- lung im Gefolge “ur "Theilung in schiefen Längsreihen geordnet auftreten und diese Anordnung erst bei ihrem späteren Auseinanderrücken un- deutlicher wird. Mit Stylonichia stimmen nun in der Cirrenvertheilung auf Stirn- und Bauchfeld die Gattungen Oxytricha, Urosoma und Actinotricha vollständig oder doch in der Hauptsache überein. Es scheint daher nicht zweifelhaft, dass auch ihre Cirren in denselben Längsreihen an- gelegt werden. Es sind 6 solche Reihen, welche zwischen den beiden Randeirrenreihen auftreten, Von diesen bilden nach den genaueren Untersuchungen Sterki’s die weitest linke nur eine, die 3 folgenden je 3 und die beiden rechten je 4 Cirren, wie es die nebenstehende Fig. 1 zeigt. Diese Cirren rücken zur Entwicklung der Verhältnisse des Er- wachsenen auseinander und vertheilen sich bei den typischen Gattungen Styloniehia und Oxytrieha in 3 Gruppen (s. Fig. 2), eine vordere von 8 sog. Stirneirren (A—H), welche auf dem Stirnfeld steht, eine schiefe Reihe von 5 hinteren Aftereirren (O—S), und ferner zwischen Stirnfeld und Aftereirren eine Gruppe von 5 Baucheirren (K—N) auf der Bauchregion. Die Art, wie Sterki sich die Vertheilung der ursprünglich in den 6 Längsreihen geordneten 18 Cilien in die des ausgebildeten Thieres denkt, zeigt die Vergleichung der Figuren 1 und 2 besser als eine angwierige Beschreibung; Fig. 2 gibt die Stellung der Cirren des ent- wickelten Thieres mit Angabe der Sterki’schen Ableitung. Vergleichend anatomische Erwägungen, speciell die Betrachtung der ursprünglicheren Allgem. Morphologie (Hypotricha; Fam. Oxytrichina). 1947 Gattungen Onychodromus und Pleurotricha lassen mich zweifeln, ob die von Sterki versuchte Vertheilung der Cilienanlagen auf die fer- tigen Verhältnisse richtig ist. Ich halte vielmehr, unter Zugrunde- legung der von Sterki ermittelten ursprünglichen Cilienstellung, die in Fig. 1—4. i SM. . N ‚0 ” St / B Erklärung des’ Holzschnittes Fig. 1—4. — Fig. 1. Ursprüngliche Stellung der Cirren von Stylonichia (Histrio) während ihrer Neubildung bei der Theilung in 6 deutliche Reihen (nach Sterki). — Fig. 2. Cirrenstellung bei der erwachsenen Stylonichia; A—H die Stirn-, K—M die Bauch- und O—S die Aftereirren; nach der von Sterki versuchten Ableitung der definitiven Cirren aus der ursprünglichen Anordnung. Dieselbe Auffassung wurde auch der © Buchstabenbezeichnung der Cirren in Fig. 1 zu Grunde gelegt. — Fig. 5 und 4. Zwei andere Möglichkeiten der Ableitung der definitiven Cirrenstellung aus der ursprünglichen, von welchen mir die in Fig. 4 versuchte die grösste Wahrscheinlichkeit zu haben scheint. Fig. 3 versuchte Ableitung für wahrscheinlicher, muss jedoch zugeben, dass eine dritte Ableitung möglich erscheint, welche das Schema Fig. 4 andeutet und die fast noch grössere Vorzüge besitzt. BeiOnycho- dromus (s. das Schema Fig. 5 a. f. S. u. 71, 6a) sind die 6 Cilienrejhen gut ausgebildet, wahrscheinlich aber manchmal noch eine 7., welche zwischen der 4. und 5. oder 3. und 4. erhalten blieb. Die?grössere Ursprünglich- keit dieser Gattung beruht hauptsächlich darin, dass die Reihen noch viel vollständiger sind. Namentlich sind die 2. und 3. auf dem Stirmfeld fast vollständig, weshalb die Zahl der Stirneirren viel grösser ist. Ebenso bewirkt die grössere Vollständigkeit der Reihen 4, 5 und 6, dass viel mehr Baucheirren vorhanden sind. Die Zahl der Aftereirren schwankt zwischen 5 und 6. 1248 Ciliata. In gewisser Hinsicht noch ursprünglicher erhielt sich Pleurotricha grandis (s. Fig. 6), wo neben der typischen, aus den 6 Reihen hervor- gegangenen Cirrenbildung von Styloniechia jederseits noch zwei accesso- rische Reihen (”—8 u. 9—10) erhalten blieben, während bei der zweiten Art P. lanceolata nur rechts noch eine solche accessorische Reihe vor- handen ist. Ein wenig ursprünglicher bleibt auch Gasterostyla (s. Fig. 7), da hier die Bauchreihe, welcher die beiden Cirren K und L angehören, Fig. 5. II II = III >> SIERT _SIISS>> => —— = — = SS — - Erklärung der Holzschnitte Fig. 5—7. Fig. 5. Ableitung der Cirrenstellung von Onychodromus grandis St. aus den ursprüng- lichen 6 Reihen der Oxytrichinen, auf Grund der in Fig. 4 gemachten Annahmen. Die Bezeichnung der Cirren wie in Fig. 1—4. Fig. 6. Ableitung der Cirrenstellung von Pleurotricha grandis, gleichfalls auf Grund des in Fig. 4 angenommenen Ganges der Cirrenverschiebung. Fig. 7. Ableitung der Cirrenstellung von Gasterostyla setifera Engelm. sp. (Pleuro- tricha Eng.) unter den gleichen Voraussetzungen wie in den vorhergehenden Figuren. noch ziemlich vollständig ist; ebenso scheint bei gewissen Gonostomum- arten (so G. strenue Eng.) wenigstens der vordere Bauchtheil dieser Reihe noch völliger erhalten wie bei Oxytricha. Im übrigen sind die beiden letztgenannten Gattungen Oxytricha sehr ähnlich; vielleicht sind sogar manche Cirren letzterer Gattung hier ausgefallen. Die genaue Fest- stellung der Cirren so kleiner Pleurotrichinen lässt meist noch viel zu wünschen übrig. Die ziemlich charakteristische Eigenthümlichkeit zahlreicher Pleuro- triebinen, dass die beiden rechten Aftereirren mehr nach hinten gerückt sind wie die drei linken, würde sowohl unsere Ableitung Fig. 3, noch besser aber die der Fig. 4 einigermaassen erklären. Allg.Morphol. (Hypotricha ; Uf. Pleurotrichina, Psilotrichina; Fam. Euplotinau. Aspidiscina). 1249 Die Angehörigen der etwas provisorischen Unterfamilie Psilo- triehina zeigen in Verbindung mit ihrer Kleinheit noch weitergehende Reduction der Baucheirren, welche dagegen relativ lang werden. Bei den Gattungen Balladina (70, 8) und Psilotricha (70, 9) lassen sich beide Randreihen, aus nur wenigen Cirren bestehend, noch unterscheiden. Zwischen denselben findet sich bei Balladina eine einzige Reihe ganz gleicher Cirren, welche vom Stirnfeld zum Hinter- ende zieht. Neben dieser Reihe besitzt Psilotricha links noch 2 bis 3 Cirren einer zweiten, welche vom Peristomwinkel zum Hinterende läuft. Balladina hat 5 ansehnliche Aftereirren, die bei Psilotricha nicht zu erkennen sind. Ueberhaupt sind alle Cirren der Ventralseite letzterer Gattung ziemlich gleich gebildet. Die beiden letzten Familien der Hypotricha, die Euplotina und Aspidiseina, enthalten nur kleine oder mittelgrosse Formen von im allgemeinen ovaler Gestalt. Während wir bei den Oxytrichinen nicht selten eine Körperverlängerung durch Auswachsen der postoralen Region bemerkten, tritt hier stets eine bedeutende Verkürzung ein, weil das Bauch- feld sehr redueirt wird. Das Peristom erscheint daher relativ sehr lang (72, 2—5), reicht nahe oder bis an die Aftereirren heran; der Mund liegt also ebenfalls recht weit hinten. Während das Peristom der Euplotina (72, 2-4) noch ziemlich breit ist und sein rechter Rand bei Euplotes und Uronyehia unter rechtwinkliger Umbiegung bis zum Ende der adoralen Zone zieht, wird das der Aspidiseina (72, 5) sehr schmal. Es ist eine Rinne, die am linken Körperrand hin- zieht; nach vorn jedoch höchstens bis an den Stirnrand reicht; letzterer wird bei der Aspidiscina nie mehr von der adoralen Zone umzogen. Bei Aspidisca polystyla verkürzt sich das Peristom noch mehr, es reicht von den Aftereirren nur bis zur Mitte des linken Körperrandes. Unter diesen Verhältnissen wird das Stirnfeld der Aspidiseina ungemein breit und bildet, bei gleichzeitiger Verkümmerung des Bauchfeldes, fast die ganze Ventralseite. Dies wird noch vermehrt, indem der Rand des Stirnfeldes, welcher die Peristomrinne begrenzt, nach links in eine Lamelle auswächst; dieselbe bedeckt die Peristomrinne ventral, oder springt sogar über den linken Körperrand ziemlich vor (72, 5). Ebenso erhebt sich der hintere, an die Aftereirren stossende Rand des Stirnfelds als eine quere Lamelle etwas über die Basen der Aftereirren; der linke Theil dieser Lamelle geht in das Hinterende der ersteren über, so dass die Vereinigungsstelle beider in der Höhe des Mundes einen rechten oder spitzeren Winkel bildet. Dieser Winkel wächst bei gewissen Arten in einen nach hinten gerichteten, zahnartigen Fortsatz aus; auch kann ein ähnlicher vom Vorderende der Längslamelle entwickelt werden. Die sonst ebene Ventralseite erscheint bei Diophrys (Styloplotes) wegen Bildung zweier Randwülste in der Mittelregion etwas muldenartig ausgehöhlt (72, 3). Der Rücken ist theils glatt (Diophrys), thejls von einer 3ronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 79 1205 Infusoria. bis zahlreichen Längsrippen überzogen. Bei Aspidisca turrita er- hebt sich die Rückenmitte in einen hornartigen Stachel (72, 6). Sehr weitgehender Reduetion unterliegt die Bewimperung; alle er- haltenen Wimpergebilde sind relativ gross und eirrenartig. Ganz redueirt scheinen, bei der starken Verkümmerung des Bauchfeldes, die Bauch- cirren der Pleurotrichinen; nur bei Diophrys (72, 3) kann man zweifeln, ob nieht die beiden neben oder hinter dem Mund stehenden Cirren solche sind. Dagegen finden sich, mit Ausnahme von Uronychia, Stirneirren (sog. Baucheirren Stein) gut entwickelt und leiten sich bestimmt von denen der Pleurotrichinen ab. Bei Euplotes (72, 2a) sind die 5 der Pleuro- triehinen noch deutlich erhalten; auch bei Diophrys scheint dies der Fall, wenn wir die beiden erwähnten, ein wenig zweifelhaften zurechnen; häufig werden aber hier nur 7 angegeben. Bei Aspidisca endlich scheint die Zahl 7 constant zu sein. Die meist sehr grossen Aftereirren sind stets wie bei den meisten Pleurotrichinen in Fünfzahl vorhanden. 3ei Aspidisca erhöht sich ihre Zahl zuweilen bis auf 12 (Untergenus ÖOnychaspis Stein). Stark rückgebildet sind auch die Randeirren. Nur bei Aspidisca fehlen sie meist vollständig. Am besten erhalten sehen wir sie noch bei dem Untergenus Certesia Fabre (zu Euplotes); hier ist die linke Randeirrenreihe noch vollständig mit 11 Cirren. Bei den eigentlichen Euploten sind nur 2 hintere dieser Reihe erhalten, welche sich ähnlich auch bei Uronyehia (mit noch 2 kleinen weiteren) und Diophrys, bei letzterer Gattung aber etwas weiter vorn in der Mittelregion des linken Körperrandes, finden. Bei Aspidisca polystyla (Onychaspis) scheinen nach Stein’s Darstellung noch 2 vordere dieser Reihe erhalten zu sein. Auch die rechte Randreihe ist bei allen Euploten auf 2 (Certesia vielleicht 3) in der Mittelregion angebrachte Cirren verkümmert, die sich bei Uronychia etwas weiter hinten sehr klein wiederholen, beiDiophrys dagegen wohl völlig fehlen. Endlich findet man bei den Euplotinen am Hinterrand einige Randeirren; bei Euplotes 2 kleine, bei Diophrys und Uronychia dagegen drei sehr grosse, welche etwas rechtsseitig, bei Uronychia z. Th. unter den Afterwimpern entspringen. Stein lässt diese Cirren der beiden letzterwähnten Gattungen am Rand entspringen, während Glapar&de-Lachmann, Rees und Maupas ihren etwas dorsalen Ursprung be- tonen. Maupas will sie daher den später zu besprechenden Schwanzborsten der Pleuro- trichinen homologisiren. Ich sah sie bei Diophrys appendiculatus deutlich aus einer spaltartigen Grube, welche mehr ventralwärts schaute, entspringen, wie es mir auch bei Uronychia zu sein scheint und halte daher ihre Auffassung als Randwimpern mit Stein für wahrscheinlicher, da sie sich namentlich auch lebhaft bewegen. Auch Fahre (726) beobachtete diese Einpflanzung der 3 Cirren. Die letzte grosse Unterordnung der Spirotricha, die der Peri- tricha, zeigt die weitgehendste morphologische Umgestaltung, welche uns unter den Ciliaten überhaupt begegnet. Den Schlüssel zum Ver- ständniss der Umbildungserscheinungen dürfte, wie Bütschli (768) Allgem. Morphologie (Euplotina u. Aspidise.; Peritricha, allgem. Ableitung). 1251 darlegte, die Familie der Lienophorina bieten. Wir hätten dem- nach als wahrscheinliche Urform eine Spirotriche zu betrachten, welche im Wesentlichen die Bildung einfacherer Hypotrichen, jedoch auch einige Annäherung an die Oligotrichen besass. Die Gestalt (s. folg. 8. Fig. Sa) war oval, mit ebener Ventral- und mässig gewölbter Rücken- fläche. Die Bewimperung beschränkte sich wie bei den Hypotrichen auf die Bauchfläche und bestand einerseits in einer adoralen Zone, welche von dem nahe der Mitte des linken Körperrandes gelegenen Mund ausging und, den ganzen Stirnrand umziehend, am rechten Körper- rand bis zur Mundhöhe zurücklief. Letzteres verräth eine gewisse Be- ziehung zu den Oligotricha. Die umschriebene Peristomfläche lag aber in der Ebene der Ventralfläche, war nicht etwa wie bei den Oligotricha ans Vorderende gerückt. Die Bewimperung des Bauchfeldes beschränkte sich auf einen Cilienkranz, welcher das ganze Feld umsäumte. Vielleicht war derselbe ursprünglich vorn nicht geschlossen, da er möglicherweise aus den tandwimperreiben der Hypotrichen hervorgegangen ist. Auf der Stufe dieser Urform blieb nun Lienophora (72, 12) im Wesentlichen stehen; nur haben sich Peristomregion und Bauchfeld durch eine zwischen bei- den eingetretene Körpereinschnürung deutlicher von einander abgesetzt. Der Körper ist so in zwei Theile geschieden, einen vorderen, dessen ab- geplattete Ventralseite von der Zone fast völlig umzogen wird und einen Hintertheil, der wegen der Einschnürung stielartig beginnt, um sich dann in eine ventral gerichtete, platte Haftscheibe (das Bauchfeld) auszubreiten, deren Rand vom Cilienkranz umzogen wird. Mit diesem Cilienkranz kriechen die Lienophoren auf der Haut ihrer Wohnthiere umher und ver- mögen den vorderen Körpertheil durch Krümmung des Stieles mehr oder weniger zu erheben, wobei die Peristomfläche aus der Ebene der Haft- scheibe heraustritt und mit derselben sogar einen rechten Winkel bilden kann (72, 12a)*). Aus einer lienophoraartigen Form ging die Familie der Vorticellinen, zunächst die ursprünglichere Uf. Urceolarina, vermuthlich folgender- maassen hervor (s. das Schema Fig. 8). Das zur Haftscheibe ent- wickelte Bauchfeld war ziemlich umfangreich und seine Verbindung mit dem kurzen, peristomialen Körpertheil weniger stielartig ver- engt, als bei der heutigen Lienophora. Dagegen hatte sich das Bauch- feld in dorsoventraler Richtung stielartig mehr entwickelt und damit die Ebene der Haftscheibe über die Peristomfläche erhoben (8b). Die wich- tigste Umbildung aber, welche den Uebergang zu den Vorticellinen be- wirkte, war, dass das aborale Ende der Zone nach hinten auswuchs, sich endlich hinten um den Stiel der Haftscheibe und auf der linken Seite wieder bis zum Mund, ja noch etwas nach vorn über das Oral- *) Gewisse Erwägungen, welche erst bei der genaueren Besprechung des Baues des hin- teren Wimperkranzes der Vorticellinen erörtert werden können, lassen mir jetzt möglich erscheinen, dass der Wimperkranz der Urformen und demnach auch der von Lienophora ursprünglich doch ein hinterer war und erst nachträglich in die Ventralfläche umgelagert wurde, ddr 12352 Cihata. ende der Zone hinaus verlängerte, also anf mehr wie einen Spiral- umgang. Da die Haftscheibe über die Peristomfläche ventral erhoben ist, so zieht nun die spiralige Zone dorsal von der ersteren und ziemlich parallel mit ihr hin. Diese Uebereinanderschiebung von Cilienkranz und Zone wurde dadurch verstärkt, dass sich die Haftscheibe sammt ihrem Stiel relativ vergrösserte, während in demselben Maasse die ursprüngliche Peristomfläche kleiner wurde und schliesslich als besonderer Körpertheil ganz unterging. In dieser Weise rückte schliesslich die Zone ziemlich genau dorsal über den Cilienkranz der Haft- scheibe. | Das entstandene Wesen hatte, wie Erklärung von Holzschnitt Fig. s. dies Triehodina nochzeigt (73, 2-3), Schematische Ableitung ! einer trichodina- eine etwa topfförmige Gestalt. Den artigen Vorticelline c aus einer licnophora- £ , : artigen Urform a; ‚Ansicht halbventral und Boden des Topfes bildet die Haft- linksseitig auf den Mund. Die genaue Er- scheibe; den Deckel die von der klärung ergibt sich leicht aus dem Text. . Zone umzogene Rückenfläche. Diese Rückenfläche kann entweder grubenförmig eingesenkt, oder ver- schiedengradig emporgewölbt sein. Im ersteren Fall ist ihr Rand saumförmig erhoben und auf ihm steht die adorale Zone. Ihr oraler Theil senkt sich an der linken Seite etwas gegen die Haftscheibe herab, während das aborale Ende nach innen und etwas dorsal von dem Oraltheil noch eine Strecke weit hinzieht, so dass die Zone im gesammt etwa 1'!/, Umgang beschreibt und vom Mund bis zum aboralen Ende schraubig und etwas dorsal aufsteigt. Betrachtet man die Zone in richtiger morphologischer Orientirung, also die Haftscheibe oder das Bauchfeld dem Beobachter zugewendet, so ist sie, wie die der übrigen Spirotrichen links gewunden. Bis auf Bütschli’s Ableitung der Peritrichen orientirte man die Vorticellinen genau umgekehrt, indem man die von der Zone umzogene Rückenseite mit dem Peristomfeld der übrigen Spirotrichen verglich und der Haftscheibe demnach eine hintere Lage zuwies; das Peristomfeld hielt man ähnlich wie bei Stentor nach vorn verschoben. Bei solcher Orientirung hatte die Zone einen umgekehrten, rechtsgewundenen Verlauf, für welche Ab- weichung jede Erklärung fehlte. Da die frühere morphologische Auffassung der Vortieellinen gegenwärtig wohl noch allgemein verbreitet ist, wollen wir ihr insofern Rechnung tragen, dass wir die von der Zone umzogene Rückenseite als Peristomscheibe (zum Unterschied von einem eigentlichen Peristomfeld) bezeichnen, diese Seite ferner die obere (dorsale, früher vordere) und die der Haftscheibe die untere (ventrale, früher hintere) nennen. Der Mund bezeichnet nicht, wie es früher (Clap. u. Lachm., Stein) angenommen wurde, die Bauch-, sondern die ursprünglich linke Seite, [7 E | B E MM Allgem. Morphologie (Peritricha; Urceolarinen und Vorticellidinen). 1253 Bei allen Vorticellinen ist die Peristomscheibe mehr oder weniger eontractil. Auch bei den Urceolarinen (71, 1—4) ist dies der Fall; doch ist die Contraction hier beschränkt, namentlich findet die Zone, welche dabei nach innen eingeschlagen wird, nicht vollständig in der eingezognen Peristomscheibe Schutz. Eine etwas seltsame, in gewisser Hinsicht ursprünglichere Bildung zeigt die Urceolarinengattung Triehodinopsis (72, 13). Der Durch- messer der Peristomscheibe wurde hier sehr klein, während das untere Ende mit der Haftscheibe relativ gross blieb. Die Gestalt ist daher kegel- förmig. Sehr bemerkenswerth erscheint, dass die ganze Körperfläche zwischen Cilienkranz und Peristomscheibe dicht mit feinen Wimpern be- kleidet ist. Ob dies als Erhaltung eines ursprünglichen Zustandes oder als Rückschlag auf primitivere Verhältnisse zu betrachten ist, dürfte zu- nächst kaum zu entscheiden sein. Nach Stein’s Beobachtungen soll dieses Cilienkleid übrigens nicht selten fehlen. Die Eigenthümlichkeiten der grossen Unterfamilie Vorticellidina lassen sich leicht aus denen der Urceolarina ableiten. Namentlich wurde das Peristom von einer Umgestaltung betroffen. Im Umkreis der sanzen Peristomscheibe, also auch der Zone, erhob sich ein lamellen- artiger Saum, der Peristomsaum, welcher die ganze Peristomscheibe kreisförmig umzieht. In der Mundgegend ist derselbe häufig etwas höher. Die Erhebung des Saumes bedingt die Bildung einer Rinne zwischen ihm und der Peristomscheibe, welche Rinne sich direct in die sog. Vorhöhle des Mundes einsenkt. Der Saum ist sphincterartig sehr contractil, wie auch die ganze Peristomscheibe sich unter Aufwölbung stark zusammen- ziehen kann. Im contrahirten Zustand schliesst sich der Saum voll- ständig oder nahezu vollständig, indem er sich über der Peristomscheibe zusammenzieht, etwa wie die Oeffnung eines zusammengezognen Beutels. Die von der Rinne und dem Peristomsaum umzogene Peristomscheibe erhebt sich im nicht contrahirten Zustand ziemlich ansehnlich und ihre ebene oder aufgewölbte obere Fläche, welche von der Zone umzogen wird, fällt schief von der linken oder Mundseite nach rechts hin ab. Die Zone selbst steigt vom Mund aus an der Scheibe schraubig empor. Man hat die Peristomscheibe der Vorticellidinen häufig als Wimperscheibe oder Discus bezeichnet und wir wollen uns zum Unterschied von der der Ureeolarinen gleichfalls des letzteren Ausdrucks bedienen. Den Peristom- saum sammt allen von ihm umschlossenen Theilen wollen wir dagegen als Peristom bezeichnen, wie es früher üblich war. Wesentliche Umgestaltungen erfuhr auch das untere Körperende. In- dem fast alle Vorticellidinen von der kriechenden Lebensweise der Urceo- larinen zu wirklicher Festheftung übergingen, schwand der Cilienkranz der Haftscheibe und wird allein beim Uebergang in das freischwim- mende Leben zeitweise entwickelt. Nur in der Gattung Seyphidia (73, 5) erhielt sich die abgeplattete Haftscheibe recht gut und dient zur Anheftung‘ des Thieres, da kein Stiel gebildet wird. Bei den 1254 Giliata. übrigen Vorticellidinen findet man keine Haftscheibe mehr; das vom Cilienkranz umgebene Unterende des Körpers ist nicht mehr scheiben- artig oder concav, sondern kuppen- bis kegelförmig vorgewölbt; zur Be- festigung dient nur noch das Centrum der ursprünglichen Haftscheibe, gewöhnlich durch Ausscheidung eines Stieles seitens dieser Befestigungs- region. Für die wenigen Formen, welche stets unbefestigt zu sein scheinen, wie die Gattungen Gerda (75, 6) und Astylozoon (73, 8) ist die Vermuthung nicht unberechtigt, dass sie nachträglich aus befestigten Formen entstanden. Die allgemeinen Gestaltsverhältnisse schwanken bei den Vorticellidina von niedrig bis höher kegel- oder glockenförmigem, wenn das Peristom, wie bei Vorticella (73, 9) und den sich zunächst anreihenden Formen, einen grossen Durchmesser hat, bis zu mehr spindelförmigem oder eylin- drischem Habitus, wenn sich die Körperaxe stärker verlängert und das Peristom gleichzeitig mässig gross bleibt. In der Gattung Epistylis begegnen wir allen Uebergängen von trichterförmiger bis langeylindrischer Gestalt; letztere zeigen namentlich auch Ophrydium (75, 5), Gerda und die Cothurnien z. Th. gut. Wird der Durchmesser des Peristoms relativ gering, wie bei Opercularia (74, 9, 10), 'so verengt sich der Körper nach oben spindelförmig. Die Trichter- oder Glockengestalt im uncontrahirten Zustand wird bei Vorticella (73, 9) und Verwandten noch durch die starke Entwick- lung des Peristomsaums vermehrt, welcher entfaltet nach aussen, nicht selten sogar nach hinten umgeschlagen wird. Schon bei Epistylis (74, 6) ist die Ausbreitungs- und Umschlagsfähigkeit des Saumes ge- ringer; ähnlich verhält er sich auch bei den Cothurnien u. A. Bei Opereularia endlich kann er gar nicht mehr ausgebreitet werden, be- wirkt also auch keine Verbreiterung des oberen Körperendes im un- eontrahirten Zustand. Recht variabel ist ferner der Diseus oder die eigentliche Peristom- scheibe. Bei Vorticella bleibt er, in Verbindung mit dem ansehnlichen Durchmesser des Peristoms, breit, aber niedrig. Bei Epistylis scheint er meist schon relatin höher, am höchsten wird er aber bei Opereularia (74, 9, 10), wo die auf seinem Rand hinziehende Zone eine ziemlich steile Schraube beschreibt. Bei dem geringen Durchmesser des Peristoms be- sitzt hier auch der Diseus natürlich einen geringen Durchmesser, erscheint daher wie ein aus dem Peristomsaum hervorragender Stiel, dem seine schief abfallende, obere Fläche deckelartig aufsitzt. Die stielartige Ver- engerung des basalen Theiles des Diseus wird hier noch beträchtlich ver- mehrt, weil sich die Rinne zwischen Peristomsaum und Discus bedeutend vertieft und in der Mundgegend sehr erweitert, in Verbindung mit der ansehnlichen Erweiterung des Eingangs in die Vorhöhle (Vestibulum) des Mundes. Einer wesentlichen Verschiedenheit des unteren Körperendes haben wir hier nur kurz zu gedenken, weil dieselbe später ausführlich behandelt Allgem. Morphologie (Peritricha; Vorticellidinen), 1255 werden wird. Oben wurde schon betont, dass die Befestigung gewöhnlich durch Ausscheidung eines chitinösen Stieles am hinteren Körperende, dem Centrum der ursprünglichen Haftscheibe, geschieht. Bei den Acontrac- tilia und den Cothurnina tritt keine Fortsetzung des eigentlichen Körperendes in diesen Stiel ein; bei den Contractilia setzt sich hingegen der Körper durch den Stiel als ein steil schraubenförmig gewundener, feiner Faden fort, der sog. Stielmuskel. Eine genauere Besprechung dieser Theile wird erst ein folgender Abschnitt bringen. Eine eigenthümliche morphologische Stellung nimmt die kleine Unter- familie der Lagenophryina ein, doch bedarf sie in mancher Hinsicht genauerer Aufklärung. Lagenophrys (75, 6) hat einen etwa ovalen bis herzförmigen, auf der aufliegenden Unterseite flachen, auf der oberen Seite mässig gewölbten Körper. Das Gehäuse, welches im Allgemeinen die Gestalt der Thiere nachahmt, lassen wir hier unberücksichtigt. Ganz am Vorderende der Oberseite findet man ein sehr kleines Peristom mit Saum und opereulariaartigem, erhobenem Discus. Der Verlauf der Zone, wie der gesammte Bau dieser Peristomeinrichtung zeigt grosse Ueberein- stimmung mit den übrigen Vorticellidinen und verräth, dass die Lageno- Fig. 9. Erklärung von Holzschnitt Fig. 9. Schema des Versuches einer Ableitung der Lageno- phrys aus einer Trichodina ähnlichen Urform mit stark verkleinerter Peristomscheibe. — a. Diese Urform im Aufriss, b. dieselbe im Grundriss (Ansicht auf die Peristomscheibe). a! die durch einseitiges Auswachsen des Körpers entstandene lagenophrysartige Form im Auf- riss, jedoch in Ansicht auf die Breitseite. b! Dieselbe im Aufriss entsprechend Fig. b. In den Figg. b und b' deutet die punktirte Linie die Lage der Theilungsebene an; die Richtung des Auswachsens in Fig. b! ist schief zu derselben angenommen worden, wodurch sich erklärt, dass die Theilung der Lagenophrys anscheinend eine schiefe ist in Beziehung zur längsten Axe. Letztere entspräche demnach wahrscheinlich nicht der ursprüngliehen Vorn-hinten-Axe. phryina aus einer vorticellinenartigen, wenn auch wohl sehr ursprünglichen Form hervorgingen. Wenn Lagenophrys, wie es zu Zeiten geschieht, einen Cilienkranz, analog den übrigen Vorticellinen entwickelt, bildet derselbe 1256 Ciliata. sich nicht, wie man vermuthen möchte, am Hinterende, sondern auf der ganzen Unterfläche, in geringer Entfernung von deren Rand (75, 6c—d). Hieraus folgt zwingend, dass diese ganze Unterfläche der Urceolarinen- Haftscheibe entspricht; die Oberseite demnach dem Rücken, welcher nur zum kleinsten Theil von der Zone umzogen wird, weil letztere sich sehr verengte. Wir können daher Lagenophrys von einer primitiven, urceolarinen- artigen Vorticelline herleiten, wie dies vorstehende Schemata Fig. 9 zeigen; wobei möglicher Weise noch zu beachten ist, dass die ovale oder herzförmige Streckung der Lagenophrys nicht in der ursprünglichen Vorn-hintenaxe, sondern in etwas schiefer Richtung von links vorn nach rechts hinten geschah, indem die Theilungsebene, wie später genauer zu erörtern ist, nicht senkrecht, sondern etwas schief zur Richtung verläuft, in welcher die Lagenophrys auswuchs. Indem wir hier auf die zweifelhafte, an Vorticellinen erinnernde Erythropsis R. Hertwig’s nicht näher eingehen, bez. deren auf den systematischen Abschnitt verwiesen wird, beschliessen wir die Betrachtung der Peritrichen mit der morphologischen Darstellung der eigenthümlichen Familie der Spirochonina. Eine gesicherte Feststellung ihrer Phylo- genie fehlt noch; was ich im Folgenden hierüber mitzutheilen gedenke, kann nur als eine Vermuthung angesehen werden. Trotz erheblicher Ab- weichungen von den übrigen Peritrichen scheint es mir dennoch wahr- scheinlich, dass die Spirochoninen gemeinsamen Ursprungs mit denselben sind, sich jedoch in wesentlich verschiedener Weise umgestalteten. Um dies erläutern zu können, müssen wir von der frei schwimmenden Sprösslingsform der im Alter festgehefteten Spirochona ausgehen. Die- selbe (75, 7e—f) hat eine etwa ovale Gestalt mit abgerundetem Hinter- ende und ziemlich gerade abgestutztem Vorderende; dorsoventral ist sie ein wenig abgeplattet. Das Vorderende wird von einem etwas erhobenen Saum umzogen, welcher ventralwärts nicht geschlossen ist; vielmehr biegen hier die beiden sehr genäherten Hälften des Saumes nach hinten auf die Bauchseite um und verlaufen bis nahe ans Hinterende, um hier in ein- ander übergehend zu endigen. Demnach schliessen diese Säume auf der Ventralseite eine Rinne zwischen sich ein, welche am Ende etwas gruben- förmig erweitert scheint. Das abgestutzte Vorderende ist innerhalb des Saumes entweder muldenförmig ausgehöhlt (Hertwig) oder auch etwas vorgewölbt (Bütschli). Dass dieser Saum ein Peristomfeld umgrenzt, kann keinem Zweifel unterliegen. Nach R. Hertwig (541) wäre nun dies gesammte Feld fein bewimpert. Meinen Erfahrungen zufolge, welche sich an diejenigen Stein’s (261) anschliessen, scheint dies nicht der Fall. Die Bewimperung beginnt hiernach innen am Grunde der linken Hälfte des Saumes, da wo derselbe auf die Ventralseite umbiegt, zieht von hier im Saumgrunde um das Vorderende auf die rechte Seite herum und längs des rechten ventralen Theils des Saums bis an dessen Hinterende. Wenn wir daher berücksichtigen, dass im Verlaufe der weiteren Entwicklung des Sprösslings der Mund ungefähr an der Stelle gebildet wird, wo die Allgem. Morphologie (Peritricha; Spirochonina). 1257 beschriebene Cilienzone begann, so liegt auch hier eine wie bei allen Spirotrichen linksgewundene Zone vor, welche sich aber auf der rechten Peristomseite ungemein weit nach hinten erstreckt. Ein soleher Sprössling befestigt sich nun nach einiger Zeit mit dem hinteren grubenförmigen Theil der oben geschilderten Rinne, also ursprüng- lich sehr schief zur Unterlage (7g). Bald streckt er sich jedoch gerade; gleichzeitig schliesst sich die ganze ventrale Peristomrinne und ver- schwindet, während sich der vordere Theil durch ventrale Vereinung des bier erhalten gebliebenen Saumes zu einem trichterförmigen, zunächst niedrigen Peristom entwickelt. Die zur Befestigung dienende Grube ge- staltet sich zu einer ursprünglich relativ ansehnlicheren Haftscheibe, welche entweder eine Art euticularen Haftrings (ähnlich dem der Urceola- rinen), oder einen kurzen Stiel (8) (ähnlich wie bei einer kurzgestielten Epistylis) ausbildet. Die ursprünglich ventrale Lage dieser Haftscheibe, sowie ihre an die Vorticellimnen erinnernde Weiterbildung, macht es daher wahrscheinlich, dass sie wirklich mit der der letzteren morphologisch identisch ist, also der Bauchscheibe der ursprünglichen Peritrichen entspricht. Von einem Cilienkranz ist nichts bekannt; immerhin dürfte specieller zu untersuchen sein, ob nichts derartiges vorkommt, was bei der hochgradigen Verkleine- rung der ursprünglichen Bauchscheibe natürlich schwer zu finden sein ınuss. Die festgeheftete Spirochona streckt sich allmählich mehr in die Länge und nimmt eine spindel- bis birnförmige Gestalt an, wobei sich die dorsoventrale Abplattung in mässigem Grade erhält. Die seltsamste Weiter- bildung erfährt der sogen. Peristomtrichter. An seinem Grunde bildet sich nach einiger Zeit etwas linksseitig und ventral ein Mund, also an der Stelle, wo die Zone beginnt. Etwas rechts von diesem Mund bildet der ventrale Peristomsaum eine einspringende Längsfalte (7h), welche aber bald durch Verwachsung ihrer beiden Lamellen in eine solide Falte über- geht. Gleichzeitig wächst der ganze Peristomsaum höher aus und wird entsprechend dünner. Die erwähnte Falte wächst allmählich weiter, auf dem Peristomgrunde befestigt bleibend, und rollt sich schraubig ein. Gleichzeitig wird sie beim Auswachsen fortgesetzt höher. Schliesslich bildet diese Peristomfalte 1!/, bis 2 Windungen. Die rechte Hälfte des ursprünglichen Peristomsaumes erhöht sich ebenfalls entsprechend und geht ganz allmählich in die Falte über, so dass sich der ursprüngliche Trichter im ausgebildeten Thier als erster Umgang der Falte bis zum Mund erstreckt und die Peristomfalte also unter Zurechnung dieser Win- dung 2!/, bis 3 Windungen beschreibt. Diese nach Hertwig ent- worfene Schilderung würde einfacher werden, wenn es sich nur um ein spiraliges Auswachsen des rechten ventralen Endes des ursprünglichen Peristomsaums handelte, mit welchem sich daun das linke niedrig ge- bliebene Ende verlöthete. Eingehendere Untersuchung dürfte wohl auclı die Sache etwas einfacher gestalten. — Mit dem Auswachsen der Falte ist ferner auch das aborale Ende der am Grunde ihrer Innenseite be- 1258 Ciliata. festigten adoralen Wimperzone ausgewachsen, erreicht jedoch nur etwa 2 Umgänge. Die hier versuchte Ableitung der Spirochona lehrte uns dieselbe als eine Form kennen, welche, von ursprünglichen Peritrichen aus- gehend, eine bauchständige Haftscheibe entwickelte, jedoch nicht zu der den Vorticellinen eigenthümlichen dorsalen Lage der adoralen Zone und der Unterlagerung derselben durch die Bauchscheibe gelangte. Peristom und Zone gewannen vielmehr eine vorderständige Stellung, wie bei Stentor und den Oligotricha. Deshalb kam auch der scheinbar rechtsgewundene Verlauf der Vorticellinenzone nicht zu Stande, sondern die Aufsicht auf die Zone und das Peristom ist hier wie bei den meisten Spirotrichen eine ventrale (nicht dorsale wie bei den Vorticellinen), demnach der Verlauf der Zone in dieser Ansicht auch ein linksgewundener. 2, Speciellere Bauverhältnisse des Weichkörpers. A. Das Ectoplasma und seine Differenzirungen. a. Pellicula (Cutieula) und Alveolarschichi. Die Erfahrung, dass die Ciliata bestimmte, von der Kugelform gewöhnlich sehr ab- weichende und complieirte Gestaltsverhältnisse dauernd zeigen, auch wenn Contractionen die Körperform variabel machen, kann nur durch die Annahme verstanden werden, dass zum mindesten die oberfläch- liche Plasmaschicht eine festere, die Gestalt bestimmende Beschaffen- heit hat. In den meisten Fällen lässt sich auch eine solche peripberische Plasmazone von geringer Dicke nachweisen, welche theils durch ihr Aus- sehen, theils durch ihre feinere Structur, immer aber dadurch, dass die aufgenommene Nahrung und andere Inhaltsbestandtheile des Entoplasmas nicht in sie eindringen und die Strömungserscheinungen des letzteren in ihr fehlen, festere Beschaffenheit documentirt. Wir haben eine solche Zone, wo sie uns bei den früher besprochnen Protozoen begegnete, Ecto- plasma genannt und verwenden diese Bezeichnung auch hier. Unter diesem Namen fassen wir daher alles zusammen, was nach aussen von dem beweglichen Entoplasma eine ruhende Umhüllung bildet (Rinden- schiebt —+ Cuticula Cohn, Rindenparenehym -- Cutieula Stein, Ectosark + Tegument Maupas). Wie gleich bemerkt werden muss, wurden die Untersuchungen über dies Ectoplasma, seine Differenzirung und feinere Zusammensetzung bis Jetzt wenig gefördert. Erst die starken Systeme der neueren Zeit ermöglichen ein tieferes Eindringen in seine feineren Verhältnisse, wie es zum Verständniss erforderlich scheint. Genauer in dieser Rücksicht und mit ausreichenden Hülfsmitteln wurden aber vorerst nur vereinzelte Ciliaten studirt; viele namhafte Infusorienforscher gingen in ihren Arbeiten gar nicht specieller auf diese schwierigen Fragen ein. Aus diesen Gründen ist es auch unmöglich, eine zusammenhängende Darstellung zu entwerfen, Alveolarschicht (Pellicula). 1259 höchstens kann man vermuthen, wie sich nach Analogie mit dem besser Erkannten die Verhältnisse im Allgemeinen gestalten dürften. Die Möglichkeit, dass gewissen Ciliaten eine erkennbare ecto- plasmatische Schicht fehle, lässt sich nicht leugnen und wird von einem suten Beobachter, Maupas, für zwei Hypotrichen, Actinotricha und Gonostomum pedieuliforme bestimmt behauptet. Bei diesen soll weder eine dicekere ectoplasmatische Zone, noch ein feinstes äusseres Häutchen vorkommen. Wenn es sich wirklich so verhält, müssten wir an- nehmen, dass ihr äusseres Körperplasma, ohne scharfe Grenzbildung, allmählich etwas fester wird. Es ist nicht ohne Bedeutung, dass in der gesammten Unterordnung der Hypotricha, zu welcher die beiden Formen gehören, gleichfalls nur eine sehr geringfügige Differenzirung der eetoplasmatischen Zone bemerkt wird, obgleich nicht wenige derselben, speciell die Familie Euplotina eine starre Körperbeschaffenheit besitzen, zu den „gepanzerten“ Ciliaten Ehrenbergs gehören, eine Bezeichnungsweise, welche Stein und viele andere Forscher noch adoptirten. Bei allen Hypotrichen gelingt es, soweit bekannt, durch keine Manipulation ein äusseres Häutchen ab- zuheben, was bei nicht wenigen Holotrichen und Heterotrichen aus- führbar ist. Ebenso scheinen sich, mit Ausnahme der Unterfamilie Nassulina, die Öhlamydodonten zu verhalten, unter welchen wir sleichfalls ziemlich starre und sog. gepanzerte Formen (Dysteria) antreffen. Alles was bei den Hypotrichen (mit einer später zu besprechenden Aus- nahme) von einer ectoplasmatischen Bildung bekannt ist, beschränkt sich auf ein sehr dünnes oberflächliches Häutchen, welches Maupas (677) bei Stylonichia hyalin und wenig consistent findet; auch Sterki (560) gedenkt eines solchen (Cuticula) bei dem genannten Infusor. Bei den Euplotinen, speciell Diophrys appendiculatus fand Maupas dieses Häutchen 2 « diek und bemerkte auch eine feinere Structur desselben; es schienen kleine Stäbehen in eine hyaline Grundsubstanz eingelagert zu sein. Bei den erwähnten Chlamydodonta handelt es sich ebenfalls höchstens um ein ähnliches oberflächliches, sehr dünnes Häutchen, das meist nur als dunklerer Grenzcontur erscheint; isolir- bar ist es auch hier nicht. Wie Gruber (574) für Chilodon Cu- ceullulus betonte, sieht man grössere Nahrungskörper bis zu jenem oberflächlichen Grenzeontur vordringen, der ihrer Weiterbewegung be- trächtlichen Widerstand entgegensetzt; obgleich Gruber eine solche Haut annimmt, konnte er sie nicht deutlich abgegrenzt wahrnehmen. Ob bei den Hypotrichen unterhalb des erwähnten Häutchens zuweilen noch eine, von dem beweglicheren Entoplasma unterscheidbare, festere ectoplasmatische Zone vorkommt, scheint zur Zeit recht unsicher; nur Sterki will bei Urostyla eine solche unterschieden haben. Wir werden später auf diesen Punct zurückkommen. Bei einer einzigen Hypotriche, Holosticha Lacazei, beobachtete Maupas eine etwas dickere (2,5 u), äusserste Lage, deren eigenthüm- 1260 Ciliata. liche Structur sich bestimmter erkennen liess. Im optischen Durchschnitt erscheint sie deutlich radiär gestreift, was Maupas richtig dahin inter- pretirte, dass die Lage von zahlreichen kleinen Höhlen durchsetzt werde, deren trennende Scheidewände sich im optischen Durchschnitt als radiäre Stäbehen repräsentiren*). Dass es sich um die besondere Structur einer äussersten Plasmaschicht handelt, kann keiner Frage unterliegen; es ist die radiär gestrichelte sog. Hautschicht, welcher wir schon unter den Flagellaten bei Pseudospora (s. p. 672), unter den Dinoflagellaten wahrscheinlich bei gewissen Gymnodinien (s. p. 964) begegneten. Das im allgemeinen sehr fein alveoläre oder wabige Plasma ändert in dieser äussersten Schicht seine Struetur insofern, als eine oberflächliche Lage der Alveolen und die sie trennenden zarten Scheidewände regelmässig senkrecht zur Oberfläche gerichtet sind. Wir werden dieselbe Struetur sogleich bei gewissen Holo- und Heterotrichen, wo sie viel deut- licher ist, eingehender betrachten. Da nun Maupas, wie erwähnt, auch von einer Stäbcheneinlagerung in das äussere Häutchen bei Dio- phrys spricht, so ist wahrscheinlich, dass auch dies einer solchen Alveolarschicht, wie wir sie nennen wollen, von nur feinerer und daher schwieriger festzustellender Structur entspricht. Dass die Membran von Diophrys nun wieder der anscheinend homogenen Lage von Stylonichia sleichkomme, kann nicht abgewiesen werden. Doch ist es auch möglich, dass bei zahlreichen Hypotrichen und Chlamydodonten das ober- flächliche Grenzhäutehen nur der äusseren Grenzlamelle der undeutlich ent- wickelten Alveolarschicht entspricht. Diese Grenzlamelle belegen wir, aus gleich zu erörternden Gründen mit dem besonderen Namen „Pellieula“. Wir können uns, so weit gelangt, also dahin resümiren, dass es für die meisten der erwähnten Formen zur Zeit zweifelhaft ist, ob ihnen eine einfache oberflächliche Hautlamelle, eine solche Pellieula, oder noch eine damit zusammenhängende feine Alveolarschicht zukommt. Nicht unbetont darf aber bleiben, dass bei keiner dieser Formen von einem Panzer die Rede sein kann, wie es alle neueren Forscher überein- stimmend hervorheben (Bütschli**), Sterki, Maupas, Entz). Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Stein (322), als er von einem Panzer der Hypotrichen sprach, nur einen verwerflichen Sprachgebrauch beibehielt, dagegen überzeugt war, dass dieser Panzer ‚kein todtes Absonderungs- product des Körpers, sondern ein integrirender Bestandtheil desselben sei.“ Er war nicht einmal sicher, ob er ihn als eine Cuticula oder als eine Durchdringung von Cuticula und Rindenparenchym betrachten sollte. Die plasmatische Natur der äusseren Bedeckung aller er- wähnten Infusorien, auch der starren, wird stets dadurch bestimmt *) In einer soeben erschienenen Arbeit (Ber. der naturf. Gesellsch. zu Freiburg i. Br., Vol. III. p. 63) wies Gruber diese Alveolarschicht in ähnlicher Ausbildung wie bei oben- senannter Form bei einer zweiten Hypotriche (Epiclintes vermis Grb., die Genusbestim- mung scheint mir jedoch zweifelhaft) nach, ohne näher auf die Verhältnisse einzugehen. #*F) Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. 30. p. 252. Alveolarschicht (Pellicula). 1261 erwiesen, dass dieselbe, wie das übrige Plasma schon durch blossen Druck leicht völlig zerfliesst und sich auflöst. Bei zahlreichen anderen, namentlich kleineren Ciliaten aus der Ordnung der Holotricha, ferner sämmtlichen Oligotricha wurde gleichfalls nur ein einfaches, oberflächliches Grenzhäutchen bemerkt, welches bis auf weiteres derselben Beurtheilung unterliegt, wie das der besprochenen Formen. Die Nichtisolirbarkeit desselben bei Strombidium suleatum betont Entz. Dennoch kann man darunter bei Halteria die Andeutung einer radiären dünnen Zone beobachten, woraus zu schliessen sein dürfte, dass auch hier eine Alveolarschicht nicht immer fehlt. Eine solche Alveolarschicht, in viel schönerer Ausbildung, als wir sie bei einzelnen Hypotrichen fanden, kommt nicht wenigen Holo- und Heterotrichen zu. Deutlich abgebildet wurde sie zuerst von Lieberkühn bei Bursaria truncatella auf seinen unedirten Tafeln. 3ei dieser Heterotriche ist sie denn auch ganz besonders schön zu be- obachten (5 « dick). 1876 machte Bütschli auf sie aufmerksam und gab auch schon die Erklärung, welche wir noch heute für die richtige halten. Brauer (767) hielt sie später für eine Trichocystenschicht, was Schuberg (794) durch eingehende Untersuchungen widerlegte. Unter den Holotrichen finden wir sie sehr schön entwickelt bei Trachelius Ovum, wo sie schon Schwalbe 1866 beobachtete und auf Porenkanäle der Cutieula zurückführen wollte. Auch bei der sog. Tillina magna (Conchophtirus) fand Gruber (596) eine vermeintliche Trichocystenlage, welche ohne Zweifel die Alveolar- schicht ist. Leydig bemerkte 1883, dass er eine „Zona radiata“ an- deutungsweise bei gewissen Infusorien beobachtet habe. Wie ich schon früher vermutbete, ist aber die Verbreitung einer solchen Schicht unter den Holo- und Heterotrichen eine viel weitere. Bis jetzt wurde sie noch deutlich beobachtet bei Prorodon, Ophryoglena, Frontonia, Colpi- dium Colpoda, Dileptus (2 « dick), Nassula (Schewiakoff und Bütschli) und einem Lionotus (Schuberg) unter den Holotrichen, beiCondylostoma (Maupas, Bütschli), Spirostomum (Schewiakoff) und Stentor (Schuberg) unter den Heterotrichen, ferner bei Joenia Grassi unter den Trichonym- phidae (Bti). Auf ihr Vorkommen bei gewissen Glaucomen und Uro- nemen (Cryptochilum) weisen Beobachtungen von Maupas hin. Ich zweifle aber nicht, dass genauere Nachforschungen eine viel weitere Ver- breitung ergeben werden. Wo die Alveolarschicht recht deutlich zu studiren ist, wie bei Bursaria, documentirt sich der alveoläre Bau, weleber schon bei Holo- stomum Lacazei geschildert wurde, auf dem optischen oder wirklichen Durchschnitt als eine dichte Nebeneinanderreihung senkrecht zur Ober- fläche stehender, feinster Bälkchen (Taf. 67—68). Eine Flächenansicht oder ein Flächenschnitt belehrt jedoch, dass alle scheinbaren Bälk- chen durch zärtere Wände wabenartig untereinander verbunden — die 1262 Ciliata. Bälkchen also die radiären und etwas verdiekten Kanten einer Lage von Waben oder Alveolen sind. Bei Bursaria sivd diese Alveolen im allge- meinen recht regelmässig sowohl in Grösse wie Gestalt; letztere ist hier ziemlich regulär hexagonal. Nach aussen gehen die Balken, resp. die Alveolenwände in eine ziemlich scharf markirte oberflächliche Grenzlamelle über, welche den äusseren Abschluss des Körpers bildet und die wir oben als Pellicula bezeichneten. Nach innen scheint eine solche Grenzlamelle bei Bursaria nicht ausgebildet, vielmehr gehen die Alveolenwände hier in das unterlagernde, unregelmässig wabige Plasma direct über. Eine interessante Modification erfährt der Bau der Alveolarschicht in der bekanntlich so tiefen und weiten Peristomhöhle der Bursaria. Die Alveolen sind hier kleiner und haben in der Flächenansicht statt der sonst verbreiteten hexa- sonalen eine ziemlich regelmässige viereckige Gestalt. Indem sie sich gleichzeitig in schiefe, von rechts und vorn nach links und hinten ziehende Reihen anordnen, tritt eine relativ zarte, schiefe Streifung der Peristomfläche deutlich hervor. Diese Streifung wird dadurch noch deutlicher, dass die zu zusammenhängenden schiefen Linien sich hinter- einander ordnenden Alveolenwände ein wenig stärker sind, wie die hierauf senkrechten Wände, welch letztere auch nicht in regelmässigen Reihen hinter einander stehen. Demnach bemerkt man bei schwächerer Ver- srösserung oder flüchtigerem Zusehen nur die dickeren, zu Streifen zusammengeordneten Alveolenwände und erhält so den Eindruck einer schiefen Streifung der Peristomfläche. Aehnliche Modifieationen der Alveolenstructur werden sich auch anderwärts finden; bei der Besprechung der sog. Körperstreifen wird hierauf noch einmal zurückzukommen sein. Nicht immer ist der Alveolenbau so regelmässig wie bei Bursaria; bei Condylostoma u.a. (67, 4d—e) wenigstens scheint er sicher viel unregel- mässiger zu sein, sowohl in Bezug auf die Form der Alveolen in der Flächen- ansicht, wie ihre gegenseitige Grösse. Bei Bursaria, Condylostoma und ‚ den Vorticellinen, welch’ letztere später genauer besprochen werden, er- scheinen die Alveolenkanten in der Flächenansicht körnerartig verdickt; bei Condylostoma lässt sich auf dem optischen Durchsebnitt ferner consta- tiren, dass dies auf einer körnerartigen Verdiekung der Alveolenkanten dicht unter der Pellieula beruht. Fraglich bleibt aber zunächst, ob, diese Erschei- nung von Einlagerung disereter, körnerartiger Gebilde in die Alveolenkanten oder von blossen Verdickungen derselben herrührt. Ersteres ist wahr- scheinlicher, weil die blauen Pigmentkörner, welche die Färbung der Alveolarschicht bei Stentor coeruleus bedingen, diesen Körnern zu entsprechen scheinen, was beweisen würde, dass sie etwas differentes vorstellen. Relativ sehr dünn und entsprechend fein strueturirt ist die Alveolar- schicht bei Stentor. Bei dieser Form gelingt es durch Einwirkung von Alkohol und anderen Gerinnung erzeugenden Reagentien (verdünnte Chrom- säure oder Essigsäure) eine streckenweise Abhebung der Alveolarschicht zu bewirken. Das Gleiche gelingt auch zuweilen bei Dileptus, obgleich Alveolarschicht (Pellicula). 1263 Wrzesniowski (466) hier keine sog. Cutieula abzulieben vermochte. Weit früher wurde die Isolirung einer äusseren, als Cutieula bezeichneten Mem- bran bei gewissen Holotrichen beobachtet. Nachdem Cohn eine solche bei Pa- ramaecium Bursaria 1851 zuerst optisch unterschieden hatte, gelang es ihm 1854 bei dieser Art, wie bei Paramaecium Aurelia sie durch Alkohol abzuheben. Spätere Forscher bestätigten die Erscheinung vielfach. Wahr- scheinlich findet sich das Gleiche noch bei vielen Holo- und Heterotrichen, wo eine Grenzmembran unterscheidbar ist. In den allgemeinen Berichten über Infusorien liest man sogar gewöhnlich, dass die Isolirbarkeit einer Cutieula vielen Infasorien zukomme. Durchforscht man aber die (Quellen, so finden sich, abgesehen von den Vorticellinen, nur relativ wenig bestimmte Angaben. Für Enchelys tarda gedenkt Quenner- stedt der Erscheinung, Wrzesniowski bei Prorodon, Balbiani bei Didinium, für Lagynus crassicollis, Laerymaria coronata, den sog. Lagynus elongatus (siehe,Chaenia), Glaucoma pyriformis und Cryptochilum nigriecansMaupas. Entspricht nun diese abhebbare Mem- bran der Pelticula oder einer sehr feinen und dicht structurirten Alveolar- schicht in ihrer Gesammtheit? Zu Gunsten der ersteren Meinung kann an- geführt werden, dass Maupas bei den erwähnten Glaucoma und Cryptochilum von dem condensirten Körperplasma feine radiäre Fäd- chen zur abgehobenen Membran ziehen sah, welche vielleicht auf eine bei der Abhebung durchrissene Alveolarschicht bezogen werden können. Andererseits gibt es aber auch Erscheinungen, welche zu Gunsten der zweiten Auffassung angeführt werden könnten. Maupas fand bei Lagynuserassieollis dieabgehobene Membran anscheinend aus kleinen (Granulationen zusammengesetzt, was doch vielleicht auf eine undeutliche Alveolarstructur bezogen werden könnte. Ferner findet man bei vielen parasitischen Infusorien, namentlich Balantidium, Nyetotherus, den Ophryoscoleeinen und Isotrichinen, jedoch auch gewissen Opali- ninen (speciell Discophrya gigantea) eine relativ sehr dieke dunkle und feste äussere Membran. Bei Balantidium elongatum und Discophrya gigantea erreicht sie nach Maupas 2 u Dicke. Bei plötzlichem Druck platzt die Haut bei beiden letzteren an einer Stelle und das flüssigere Entoplasma fliesst aus, was sicher eine beträchtliche Festigkeit der Membran erweist; dieselbe Erscheinung, wenngleich nicht ganz 30 charakteristisch, ist aber auch bei anderen Ciliaten mit schwächerer Membran, z. B. Paramaecium, zu beobachten. Bei Balantidium gelang es Maupas einzelne Fetzen der zerplatzten Haut zu isoliren. Etwas ähnliches fand Zeller (547) ohne Zweifel bei Opalina Ranarum, obgleich deren Membran keine so ansehnliche Dicke erreicht. An Thieren, welche durch verdünnte Essigsäure gequollen waren, zerfiel die Membran in einzelne, den Körperstreifen entsprechende Bänder. Zwar leugnet Zeller bei dieser Opaline eine Cutieula und hält die Bänder daher für Muskelstreifen; es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass sie dem entsprechen, was bei den Infusorien gemeinhin als Cuticula bezeichnet 1264 Ciliata. wurde. In der Flächenansicht zeigten diese Bänder eine körnige Be- schaffenheit. Der optische Durchschnitt der dieken Membran von Diseophrya gigantea besitzt nach Maupas eine feine radiäre Strichelung, welche ihr Entdecker auf den Durchtritt von Cilienverlängerungen beziehen möchte. Ich glaube, dass auch hier eine Structur vorliegt, wie sie nur gröber und deutlicher der Alveolarschicht zukommt. Schliesslich finden wir bei einer von Schuberg studirten Isotrichine (Dasytricha Ruminantium) dicht unter der äusseren dunklen Membran noch eine zweite, etwas dünnere, von der ersteren durch einen hellen Zwischenraum getrennt. Ich vermuthe, dass beide Membranen die Grenzlamellen einer sehr fein strueturirten Al- veolarschicht bilden, deren minutiöses Wabenwerk nicht zur Ansicht kam. Diese Verhältnisse, namentlich die Structur bei Diseophrya und das Verhalten bei Isotricha machen es möglich, dass die dicke sog. OCuticula wenigstens in manchen Fällen nicht nur der äusseren Grenzlamelle der Alveolarschicht, sondern einer verdichteten und sehr fein structurirten derartigen Zone in ihrer Gesammtheit entspricht. Neuere, erst nach der Abfassung des Manuscripts gemeinsam mit Schewiakoff ge- sammelte Erfahrungen erhoben die letztausgesprochne Vermuthung zur Gewissheit und ver- ändern mancherlei in der vorstehenden Schilderung. Da ich diese nicht wohl durchgreifend ummodeln kann, schiebe ich hier das Wichtigste der neueren Ergebnisse ein. Die Untersuchung des oben angeführten Balantidium elongatum ergab zunächst, wie vermuthet, dass dessen dicke Membran (Cuticula Stein’s) eine sehr schön entwickelte Alveolarschicht ist, welche namentlich auch gegen das unterliegende Plasma durch einen scharfen Grenzsaum gesondert erscheint; letzterer ist so deutlich, weil zwischen ihm und dem Entoplasma eine ganz dünne, hyaline Zwischenzone besteht. Hieraus folgt wohl sicher, dass auch die versuchte Deutung der Schuberg’schen Beobachtungen von Dasytricha richtig ist. Dieselben Verhältnisse wie bei Balantidium wurden auch bei Nassula aurea gefunden. Die Alveolarschicht ist hier nur dünner; ihre scharfe innere Grenze, sowie die zarte helle Zone gegen das Entoplasma, resp. gegen die sehr dünne Lage von Corticalplasma sind sehr deutlich; doch ist die Alveolarschicht durch diese hyaline Zwischenzone nicht etwa ganz vom unterliegenden Plasma getrennt, denn man bemerkt sehr feine, weitgestellte radiäre Fädchen, welche die Zwischenzone durchsetzen und die Verbindung vermitteln, also gewissermaassen eine zweite, tiefere Alveolarschicht. Bei Nassula elegans ist die Alveolarschicht dünner und anscheinend ganz homogen, dunkel; ich vermuthe jedoch, dass ihre Structur nur sehr fein ist. Die radiären Verbindungsfädchen (der Zwischenzone) mit dem tieferen Plasma sind noch deutlicher. In letzterem Fall hat die Alveolarschicht völlig das Wesen einer typischen Cuticula im früheren Sinn, weshalb noch wahrscheinlicher wird, dass vieles, was unter dieser Bezeichnung beschrieben wurde, sich als Alveolarschicht ergeben wird. Auch bei Paramaecium Aurelia und putrinum liess sich eine dünne, sehr feine radiärgestreifte und nach Innen wie bei Nassula scharf ahge- srenzte Alveolarschicht nachweisen, weshalb ich nun bestimmt glaube, dass die abhebbare sog. Cuticula der Paramaecien die Alveolarschicht ist und ferner vermuthe, dass die Abheb- barkeit dieser Lage mit dem Grad ihrer Abgrenzung vom unterliegenden Plasma direct zu- sammenhängt. BeiUrocentrum, welches ich früher (Morphol. Jahrb. Bd. IX, p. 90) als typisches Beispiel einer Ciliate mit sehr dicker Alveolarschicht anführte, ergaben weitere Untersuchungen, dass die ehemals in diesem Sinne gedeutete Schicht noch von einer sehr dünnen, eigentlichen Alveolarschicht, ähnlich der der Paramaecien, bedeckt wird. Die ersterwähnte dicke, radiär-wabige Lage gehört daher dem später zu betrachtenden Corticalplasma an. Die interessanten Verhältnisse der Vorticellinen lassen jedoch die Vermuthung zu, dass auch die Pellieula oder Grenzlamelle der Alveolar- Pellieula und Alveolarschicht (Vorticellina). 1265 sehicht eine stärkere Entwieklung und damit auch wohl Isolirbarkeit er- langen kann. Hier ist eine äussere Membran, we!che einer Pelliceula im engeren Sinne am ehesten entspricht, wohl durchgängig vorhanden. Bei Vortiecella und Verwandten erscheint sie relativ dünn; dieker wird sie bei Epistylis und namentlich Opereularia. Nach innen ist sie durch einen scharfen Contur begrenzt. Meist erscheint sie ganz hyalin farb- los, seltener, wie bei gewissen grünen oder gelblichen Vorticellen, grün oder gelblich; die Färbung scheint ihren Sitz wesentlich in der Pellieula zu haben. Auch bei Opereularia articulata fand ich sie manchmal etwas gelblich. Ueber die Abhebbarkeit der Vorticellinen-pellieula durch Reagentien ist leider nur wenig bekannt; dass dies für die relativ stär- kere Pellienla von Epistylis und Opereularia durch Essigsäureein- wirkung gelingt, betont Stein. Daraus lässt sich auf eine weitere Ver- breitung dieser Isolirungsfähigkeit der Pellieula schliessen. Ohne speeielle Untersuchungen über diesen Punet vorgenommen zu haben, scheint mir doch auf Grund meiner Erinnerungen, dass bei zahlreichen Formen mit zärterer Pellieula die Abhebung nur schwierig oder nicht eintritt. Bei der mit den Vorticellinen verwandten Spirochona gelingt die Abhebung der ziemlich kräftigen Membran mittels Alkohol (Hertwig). Eine innere Structur der Pellieula bemerkt man nicht, dagegen zeigt sie bei den meisten Vorticellinen eine deutliche äussere Seulpturirung, welche bei anderen Ciliaten niebt gefunden wurde. Dieselbe besteht in einer gewöhnlich sehr feinen Querringelung der äusseren Fläche. Nur den Urceolarina und Lagenophryina scheint diese Zeichnung zu fehlen. Bei Trichodina Pediculus unter den ersteren erwähnt James-Clarke (415) auf der Pellieula, welche er vom übrigen Eetoplasma nicht unterschied, eine dichte Bedeckung von feinen zuge- spitzten Rauhigkeiten, auch kurze, jedoch nicht activ bewegliche Cilien genannt; es wäre nicht unmöglich, dass diese Bildung mit der Sceulptur der übrigen Vorticellinen vergleichbar ist. Unter den Vorti- cellidinen scheinen nur gewisse Opercularien (z. B. artieulata) un- seringelt zu sein, doch datiren die Angaben aus älterer Zeit. Die Untersuchung des optischen Längsschnittes der Pellieula ergibt leicht, dass die Ringelung durch stärkere oder schwächere, convexe Er- hebungen der Pellieularoberfläche und dazwischen verlaufende Ringfurchen hervorgerufen wird; also nicht etwa der inneren, glatten Pellicularfläche angehört, wie seiner Zeit Everts behauptete. Erhebung und Breite der Ringel hängen, abgesehen von speeifischen Verschiedenheiten, auch vom Contractionszustand der Thiere ab. Ueberhaupt ist es wahrscheinlich, dass die Erscheinung physiologisch mit der starken Contractionsfähigkeit der Vortieellinen zusammenhängt, da wir auch bei Metazoen (z. B. Nematoden) unter nicht ganz unähnlichen Verhältnissen eine Ringelung der Körper- haut bemerken. Wie betont, ist eine feinere Structur der Ringel nicht bekannt; Evert’s Angabe, dass sie Reihen feiner Körnchen sind, scheint mir auf Verwechslung mit den Körnern der darunter liegenden 3ronn, Klassen des Thier-Reiehs. Protozoa. s0 1266 Giliata. Alveolarschieht zu beruhen. — Stein vertrat 1867 (p. 30) die Ansicht, dass die Ringel bei Vorticella mierostoma (und wohl allgemein) nicht ge- schlossen seien, sondern auf einer sehr niedrig-schraubigen Körper- streifung beruhten, wobei er wahrscheinlich von dem Bestreben ge- leitet wurde, die Ringelung mit den sog. Körperstreifen der übrigen Infu- sorien zu homologisiren. Mit Greeff (467) und Anderen muss ich mich gegen Stein’s Auffassung aussprechen; ich konnte wenigstens nie etwas sehen, was dieselbe unterstützte. Die von Lachmann zuerst (274) geäusserte Meinung, dass die Er- scheinung von ringförmigen Muskelfasern unter der Pellieula herrühre, wurde von Stein 1867 wenigstens insofern adoptirt, als er sie mit den Körperstreifen anderer Ciliaten zusammenstellte und letztere als unvall- kommene Muskelfasern deutete. Wir werden später sehen, dass die Körper- streifen nicht mit der Ringelung der Vorticellinen vergleichbar erscheinen, da sie keine Pellieularbildungen, sondern Reliefverhältnisse der gesammten Oberfläche sind, an welchen die Pellieula nur Theil nimmt. Eher könnte man die feine Längsstreifung, welche Hertwig an der Pellicula der Spiro- chona beobachtete, auf eine der Körperstreifung der übrigen Ciliaten ent- sprechende Bildung zurückführen. Die Feinheit dieser, bei jugendlichen Exemplaren besonders bemerkbaren Streifung, spricht aber mehr für eine blosse Pellieularstructur. — Schon Greeff betonte richtig, dass die Ringelung eine rein pelliculare Bildung ist, daher mit Muskelfasern nichts zu thun habe. Auch Wrzesniowski (546) schloss sich für Ophrydium dieser Ansicht an, obgleich seine Erklärung, dass die Ringelung auf „Erhöhungen des Aussenparenchyms“ zurückzuführen sei, nicht recht in das Wesen der Dache eingeht. Bei den meisten Vorticellinen scheint die Pellieula keine grössere Resi- stenz gegen äussere Einwirkungen zu haben, wie bei den übrigen Ciliaten ; wo sie jedoch dicker ist, wie bei Epistylis und namentlich Opereularia, wird auch ihre Resistenz eine beträchtlichere. Dies folgt namentlich daraus, dass man zuweilen abgestorbenen Körpern dieser Vorticellinen begegnet, deren Inneres bis auf die erhalten gebliebene Pellieula völlig zerstört ist. Schon Stein betonte dies 1854 für Opercularia berberina; später berichtete Kent (601, p. 711) dasselbe von OÖ. nutans. Clapar&de-Lachmann wollen die gleiche Erscheinung auch bei Epistylis plicatilis beobachtet haben; Lachmann sogar, wie hier bemerkt werden mag, bei Paramae- cium Aurelia. Bei letzterer Form muss dies aber, wenn es überhaupt vorkommt, sehr selten sein; vermuthlich lag nur ein sehr gequollnes, oder von Parasiten innerlich stark zerstörtes Exemplar vor, nicht aber eine reine Pellicula, was auch daraus gefolgert werden dürfte, dass die ganze Triehoeystenzone mit der Pellieula in Zusammenhang geblieben sein soll. Für die erhebliche Resistenz der Opercularienpellieula spricht ferner der von Stein bei Operceularia aıticulata verfolgte Häutungs- process (425, p. 82). Die Pellieula hebt sich zunächst von dem unter- liegenden Plasma bis auf zwei Stellen ab, einmal die ringförmige Linie Pellieula und Alveolarschicht (Vorticellinen; allgem. Verhalten gegen Reagentien). 1267 oder Einschnürung, aus welcher der hintere Cilienkranz entspringt, der bei allen in Häutung begriffenen Thieren entstanden war und ferner die Umschlagsstelle der Pellieula in das Vestibulum. Wir werden später noch erörtern, dass an der Ursprungslinie des hinteren Wimperkranzes dauernd eigenthümliche Verhältnisse in der Pellieula vorliegen. Hierauf löst sich der Körper an der erstgenannten Stelle ab, wobei ihm der Cilienkranz folgt; erst später tritt auch die Trennung am Vesti- bulareingang ein und aus der dabei entstandenen Oeffnung schlüpft die gehäutete Opereularia aus, um sich schwimmend zu entfernen. Ob die abgeworfene Haut an der Ursprungslinie des hinteren Cilienkranzes eine Unterbrechung besitzt, Konnte leider nicht festgestellt werden. Die grössere Widerstandsfähigkeit der Pellicula genannter Vorticel- linen zeigt sich weiter in ihrem Verhalten gegen Reagentien. Während die dünneren Membranen von Vorticella und Carchesium bei Druck oder Zusatz einer Spur Ammoniak wie die der übrigen Ciliaten zer- fliessen, gelingt dies bei den ersteren nicht so leicht, wie schon die ausgefaulten Pellieulae beweisen. Dennoch scheint die chemische Wider- standsfähigkeit nur gradweise von der gewöhnlicher Pellieulae ver- schieden zu sein. Wie jene aller übrigen Ciliaten wird nach Stein’s Er- fahrungen auch die Pellicula der Opereularia von Kali oder eoncentrirter Schwefelsäure, unter vorheriger Quellung, zerstört; nur dauert dies etwas länger wie bei den übrigen. Jod soll nach Stein (s. speciell 261, p. S1 und 117) die Pellieula der Vorticellinen nicht färben, was Greeff (467) und Gertes (590) bestätigten*); ersterer erhielt auch mit anderen Färbemitteln (welche nicht näher specialisirt werden) keine Tingirung. Die Eiweiss- reaction mit Zucker und concentrirter Schwefelsäure lässt nach Stein die Pellieula der Opereularien ungefärbt, während sich Plasma und Nucleus lebhaft roth tingiren. Jedenfalls folgt hieraus, dass Eiweiss in grösseren Mengen in diesen Pelliculae nicht mehr vorkommt. An dieser Stelle schalten wir ein, dass Engelmann für zahl- reiche Vorticellinen die Doppelbrechung der Pellieula erwies (516, p. 440 Anm.). Nach seinen Erfahrungen ist dieselbe optisch einaxig; die optische Axe läuft parallel zur Körperoberfläche in einer Ebene, welche durch die betreffende Stelle der Oberfläche und die Körperaxe gelegt wird. Im Allgemeinen scheint die Kraft der Doppelbrechung mit dem Festigkeitsgrad der Pellicula zuzunehmen. Die leichte Zerstörbarkeit der Pellieulae der übrigen Ciliaten durch Kali oder Schwefelsäure betonte gegen Cohn (251) schon Kölliker (856) und später wieder Maupas. Cohn glaubte aus der angeblichen Resistenz der Pellicula von Paramaecium gegen die genannten Re- agentien auf deren chitinige Natur schliessen zu dürfen und beurtheilte sie daher auch wie die Chitineuticulae der Metazoen als ein Secretions- product. Ihm schlossen sich Claparede-Lachmann und viele Andere ") Ich halte diese Angaben jedoch für unsicher. s0* 1268 Ciliata. an. Auch Stein vertrat diese Meinung 1867 bestimmter wie früher (425, p. 33) und erklärte die Pellienla (Cutienla) für ein „amorphes, gallert- artiges, später erhärtendes Absonderungsproduet des Körperparenchyns, analog der Zellmembran“, aber auch nahe verwandt mit den Cystenhüllen und Gehäusen der Infusionsthiere. Gegen eine Zusammenstellung der Pellieula mit den secernirten Cysten- hüllen und Gehäusen, welche auch Kölliker schon 1864 vertrat, obgleich er die chitinige Natur leugnete, sprach sich Maupas (677) mit Recht aus, indem er betonte, dass die Pellieula kein todtes Absonderungsproduct, sondern ein lebendiger Theil des Körpers sei, wie ihre innige Verbindung mit letzterem und namentlich ihr Verhalten bei den Thheilungen zeige. Wir stimmen ihm hierin völlig bei. Die Pellieula der meisten Ciliaten ist ohne Zweifel eine rein oder fast noch rein plasmatische Membran; wo sie grössere Resistenz besitzt und auch chemisch vom Plasma mehr oder weniger abweicht, wird dies, wie Klebs (s. p. 679) für die sog. Cutieulae der Flagellaten zeigte, auf der Einlagerung eines besonderen Stoffes in die ursprünglich plasmatische Membran beruhen, welcher ihr grössere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gibt. Dies unterscheidet solche Mem- branen, wie ich mit Klebs*) gerne anerkenne, wesentlich von den im pflanzlichen und thierischen Reich gewöhnlich Cutieulae genann- ten Absonderungsmembranen, die als Cystenhüllen und Gehäuse auch bei den Protozoen und speciell den Infusorien vorkommen. Wir er- setzten daher auch den seither gebräuchlichen Namen Cutieula durch die Bezeichnung Pellieula. Sie entspricht den von uns bei den Grega- riniden und Flagellaten noch als Cutieula bezeichneten Membranen, welche daher künftighin auch besser Pellicula genannt werden. Da- gegen kann ich in Uebereinstimmung mit Klebs die Identifieirung der Pellieula mit einer Zellmembran, wie es Maupas nicht nur für die eigent- liche Pellieula, sondern sogar für die ganze Alveolarschicht, wo eine solche entwickelt ist, versuchte, nicht zustimmen. Wo Zellmembranen, wie im pflanzlichen Reich am klarsten vorliegen, sind sie, soweit bekannt, eben Secretionsgebilde, welche namentlich an der Theilung nicht parti- eipiren. Vergleichbar mit wirklichen Zellmembranen ist daher nicht die Pellieula, sondern sind die Cystenhüllen und Gehäuse der Infusorien. Wir müssen beide Kategorien der Membranbildung wohl unterscheiden, ohne vorerst ganz bestimmt behaupten zu können, dass dieselben absolut und nicht doch nur gradweise verschieden sind. Schon die verschiedene Auffassung, weicher die Zellhautfrage auf botanischem Gebiet noch unter- liegt, muss in dieser Beziehung zur Vorsieht mahnen; weiter aber auch die oben besprochene Erfahrung, dass sich derartige Pelliculae unter Um- ständen vom Körper lösen können. So fein sind unsere Untersuchungen noch nicht, dass wir mit voller Sicherheit die direete Theilnahme einer *) Ueber die Organisation der Gallerte bei einigen Algen und Flagellaten. Unters. aus dem botan. Instit. Tübingen Bd. IT. p. 403 ff. 1887. Pellicula u. Alveolarschicht. Besondere Pellieulargebilde. 1269 äussersten Plasmaschicht bei der Bildung der sog. Secretionsmembranen allgemein leugnen könnten. Wir müssen nun untersuchen, ob bei den Vorticellinen eine Alveolarschicht (abgesehen von der Pellicula als äusseren Grenzmembran derselben) vertreten ist. Leydig entdeckte 1557 unter der Pellicula eine ein- fache Lage feiner, dichtgestellter Körner, welche er als Nuclei betrachtete*). Stein leugnete diese Deutung schon 1867 (p. 9), ohne sich jedoch über die Natur der Körner zu erklären. Greeff verhielt sich zweifelnd. Ich betonte zuerst 1876 (p. 72 Anm.), dass die Körner durch feine Fädchen zu einem Alveolenwerk verbunden werden. Die genauere Untersuchung grösserer Formen, speciell Epistylis Umbellaria L. (flavicans E.) ergibt, dass jene Körner sich ebenso verhalten wie diejenigen, welche wir in den Kanten der Alveolarschicht gewisser Heterotrichen fanden- Bei erwähnter Epistylis ist die Alveolarschicht im optischen Längsschnitt dentlich als eine sehr dünne, radiär gestrichelte Zone unter der Pellieula zu verfolgen, wie schon Schuberg betonte. Ein soleher Durchschnitt zeigt ferner, dass die Körner wie bei Condylostoma in den Alveolen- kanten ganz peripherisch, direet unter der Pellieula liegen. Eine recht entwickelte Alveolarschicht dürfte ferner nach Schneider’s Untei- suchungen (561) der eigenthümlichen Trichodinopsis zukommen. Schneider spricht von radiär gestellten Stäbchen, welche besonders deutlich auf der Haftscheibe zu bemerken sind. Da von ausschnellenden Fäden nichts zu entdecken war, so ist die Beobachtung wohl sicher auf eine Alveolarschicht zu beziehen. Bei den übrigen Vorticellinen, speciell Vorticella und Carchesium, ist die Alveolarschicht äusserst dünn und daher auf dem optischen Längsschnitt bis jetzt nicht klar beobachtet worden, nur die Körnerlage ist sehr deutlich. Genaue Beobachtung der Flächenansicht zeigt aber doch, dass die Körner auch hier netzig verbunden sind und dass kurze radiäre Fädchen von ihnen nach Innen abgehen. Daraus seht wohl sicher hervor, dass die Bildung im Wesen die gleiche ist, wenn auch viel feiner und schwerer aufzuklären. Manchmal, so bei Epistylis plicatilis sind die Körner ziemlich regelmässig in Längsreihen geordnet, worauf wir später, bei Besprechung der Myophanfibrillen nochmals zurück- kommen werden. b. Besondere Pellieulargebilde. Es scheint noch etwas zweifel- baft, ob alle in diesem Abschnitt aufgeführten Gebilde hierher gehören, ob darunter nicht durch Secretion entstandene sich finden, welche richtiger den Skelet- und Gehäusebildungen angereiht würden. Der mangelhafte Stand unserer Erfahrungen lässt in manchen Fällen keine sichere Entscheidung zu, so dass nichts übrig bleibt, als eine provisorische Zusammenstellung. *) Noch 1885 (822, p. 29) wiederholt Leydig diese Behauptung und sucht die Körner nun ganz irrthümlich mit den „Nebenkernen‘“ (Micronuclei) zu identificiren, Angeblich soll Engelmann 1862 seine Deutung bestätigt haben, wovon ich in der citirten Schrift E.'s nichts finde. Vielleicht ist E.’s Arbeit von 1876 gemeint, da L. behauptet, dass E. die Ent- stehung der Körner durch Theilung des Nucleus verfolgt habe. Hier, wie bei anderen Ge- legenheiten bemerken wir eine ungenügende Orientirung L.’s über die Infusorien und ein, wie mir scheint, geflissentliches Ignoriren meiner Arbeiten. 1270 Ciliata. Einer eigenthümlichen Pellieularzeichnung oder -Differenzirung begegnen wir bei einigen Chilodontinen. Am besten bekannt ist die- selbe von Chlamydodon, wo sie Stein entdeckte und Entz später genauer studirte. In geringer Entfernung vom Körperrand (61, 5) findet sich ein mässig breites Band, das letzterem parallel läuft und ihn völlig um- zieht. Stein verlegte dasselbe auf die Bauchseite, wogegen Entz bestimmt versichert, dass es der unbewimperten Rückenseite angehöre, was auch schon auf einer der Lieberkühn’schen Tafeln deutlich angegeben ist. Nach Innen und Aussen wird das Band von einer scharfen Linie begrenzt; zwischen beiden Linien spannen sich dichtgestellte feine Querstreifen aus, welche da, wo sie die Grenzlinien treffen, zu dunklen Punkten anschwellen (nach Stein sollen dies Grübehen sein). Nach Entz findet sich dasselbe Band, wenn auch viel zärter bei der kleinen Varietät von Chilodon Cueullulus (dem Chilod. uncinatus Ehrbg.), während es der grossen fehle. Ver- muthen möchte ich, dass auch die ganz ähnlich erscheinende Halbrinne, welche Stein auf der Bauchfläche von Opisthodon (61, 3) beschreibt und deren Verlauf dem Bande von Chlamydodon entspricht, hierher gehört. Dies wird noch wahrschemlicher, da Stein auch das Gebilde von Chlamy- dodon einen bandförmigen „Eindruck“ nennt. Bei Opisthodon vereinigen sich die beiderseitigen Häliten des Bandes vorn zu einer kurzen unpaaren Strecke, welehe zur Körperspitze zieht; hinten scheint das Band zuweilen etwas undeutlich zu werden. Sollte sich die Identität beider Gebilde be- stätigen, so wird es wahrscheinlich, dass auch das Band von Opisthodon auf der Rückseite liegt, obgleich Stein bestimmt versichert, dass sich die Bewimperung der Bauchseite auch auf das halbrinnenförmige Band er- strecke. Betonen möchte ich, dass mir trotz Entz’ Versicherung die pelli- eulare Natur des Bandes noch etwas zweifelhaft erscheint; es könnte sich vielleicht doch um eine oberflächliche, plasmatische Differenzirung handeln. Wir- gedenken an dieser Stelle ferner gewisser Zeichnungen, welche zuweilen auf der Oberfläche von Euplotes vorkommen, ohne versichern zu wollen, dass dieselben wirklich pellieulare sind. Schon Stein beob- achtete, dass die seitlichen ventralen Rippen von Euplotes Charon manchmal durch Reihen von „Körnchen“ ersetzt werden. Später beschrieb Rees (651) auf den schwach erhobenen Rückenkielen von Euplotes longipes Reihen eigenthümlicher sternförmiger Gebilde, über deren Natur er unsicher blieb; seine Vermuthung, dass sie Vacuolen, viel- leicht sogar contractile, seien, scheint sicher unbegründet. Endlich schil- derte Stokes (753) bei einem sog. Euplotes plumipes auf dem glatten Rücken Reihen solcher Gebilde, welche er als sternförmige Er- hebungen betrachtet. Aufklärung über die eigentliche Natur dieser Zeich- nung kann nur genaueres Studium geben. Zu den durch stärkere locale Erhärtung entstandenen Pellieular- sebilden rechnen wir nach Stein’s Vorgang auch die Haftapparate der Opalinidengattung Hoplitophrya (65, 3—5). Dieselben bestehen jeden- falls aus einer ziemlich festen, aber wie der gleich zu besprechende Besond. Pelliculargebilde (Haftorgane von Hoplitophrya, Haftring der Urceolarina). 1271 Haftring von Trichodina leicht zerstörbaren Substanz; sie mit Stein „hornartig“ zu nennen, liegt kein Grund vor. Im einfachsten Fall findet sich ein feines leisten- oder stabartiges Gebilde, welches vom vorderen Körper- ende eine kurze Strecke nach hinten zieht (H. secans St.); bei der speci- fisch kaum verschiedenen sog. Opal.spieulataWarpaschowsky’s da- gegen zwei Drittel der Körperlänge erreicht. Stein verlegt die Leiste in die Pellieula; nach Warpaschowsky soll das sog. „Spieulum“ im Körper- innern liegen, was mir unwahrscheinlich vorkommt. Bei H. elavata Leidy sp. (= H. securiformis St.) findet sich eine ähnliche Leiste, welche vorn eine etwas schief aufgesetzte Querleiste trägt, die dem schief ab- gestutzten Vorderende parallel läuft (4e). Eine von Lieberkühn abge- bildete Form, welche wahrscheinlich von der ersterwähnten H. secans nicht speeifisch verschieden ist, besitzt am Vorderende der Leiste einen pfeilspitzenartig gestalteten Aufsatz, der zweifellos der etwas umgebildeten Querleiste entspricht (4b). Bei einigen anderen Hoplitophryen finden wir nun die pfeilspitzenähnliche Querleiste noch, aber nicht mehr die Längsleiste. Bei H. pungens ist der Apparat eine solche (Querleiste am Vorderende mit nach vorn gerichteter kurzer Spitze. Bei H. faleifera und Lumbrici hat sich aus der vorderen Zusammenstossungsstelle der beiden rückwärts gebognen Schenkel der Querleiste ein bauchwärts ge- richteter, über die Bauchfläche frei vorragender Haken entwickelt (5). Der linke Schenkel der Querleiste scheint mehr oder weniger verkümmert zu sein, wenn er auch bei H. faleifera (linker Hornbogen Stein’s) recht lang ist. Bei H. Lumbriei soll dieser linke Ast nach Stein sogar ganz verküm- mert sein, doch scheint in der sog. „Falte‘“ ein Rest desselben vorzuliegen. Stark verkümmert ist der ganze Apparat beiH. recurva Clap. u. L., erscheint nur als eine kleine, quere, häkchenartige Bildung in einiger Entfernung hinter dem Vorderende. Unsicher scheint es, ob die beiden stark gekrümmten Haken, welche bei H. uncinataM. Sch. sp. (3a—-b) aus der saugnapfartigen Vertiefung des Vorderendes entspringen, auf die isolirten Schenkel der Querleiste anderer Hoplitophryen zu beziehen sind. Eine merkwürdige und recht complieirte Bildung ist der Haft- ring, welcher die Haftscheibe aller Urceolarinen (T. 72, 75) aus- zeichnet. Er ist eine pellieulare Differenzirung, welche in der con- caven Unterfläche der Haftscheibe liegt und sich mit dieser der Unterlage, auf welcher die Trichodinen kriechen, anschmiegt; daraus geht hervor, dass der Apparat recht biegsam ist. Beim Absterben löst er sich leicht ab, was schon Lieberkühn abbildete und Quennerstedt wie James-CGlarke berichteten; auch fanden alle drei Forscher, dass der isolirte Haftring nach einiger Zeit in einzelne Stücke zerfällt. Hieraus darf man entnehmen, dass die einzelnen, wohl mehr erhär- teten Stücke von einer gewöhnlichen Pellieula zusammengehalten wer- den; da diese sich leicht auflöst, zerfällt das Ganze in die ein- zelnen Constituenten. Der Haftıing zeigt kaum grössere Widerstands- fähigkeit gegen Reagentien wie die Pellieula; nach Stein genügt schon 1272 Ciliata. Essigsäure zu seiner Zerstörung; Kali bewirkt nach mir dasselbe. Nach Engelmann (516) ist auch die Substanz des Haftapparates optisch ein- axig doppelbrechend und die optische Axe der einzelnen Elemente scheint, soweit ich seine kurze Angabe verstehe, mit deren Längsaxe zusammenzufallen. Die genaueste Schilderung des Haftringes gab James-Clarke (413) von Triehodina Pedieulus, doch finden sich sehon sehr gute Abbildungen auf Lieberkühn’s Tafeln. Die den Apparat aufbauenden Theile sind (72, 14): 1) Ein peripherisches, mässig breites und dünnes Ringband (rm), welches selbst wieder aus zwei aufeinanderliegenden Membranen besteht, einer äusseren sehr fein radiär gestreiften und einer inneren gröber gestreiften. An der äusseren Peripherie des Ringes entspringt der hintere Cilienkranz, von dem dünnen membranartigen Randsaum der Haftscheibe etwa zur Hälfte bedeckt. In der inneren Region des Ringbands, jedoch von demselben nach aussen überragt, findet sich 2) ein Ring von 22—24 hakenartigen dunk- leren Gebilden (h). Auf je 4 der gröberen Streifen des Ringbandes kommt ein Haken. Betrachtet man einen isolirten Haken (14b, h), so bemerkt man, dass er aus einer tangentialen Basalleiste und einer ge- krümmten äusseren Radialleiste besteht; doch setzt sich eine dünne Platte von der einen Hälfte der Basalleiste längs der convexen Krümmung der Radiärleiste fort. Genauere Angaben über die Lage dieser Haken zu dem Ringband kann ich nicht finden. Jedenfalls scheint das Band den Haken- ring zusammen zu halten, denn letzterer soll erst auseinanderfallen, wenn sich das gestreifte Ringband abgelöst hat. Wahrscheinlich dürften die Haken unter dem Ringband liegen. 3) schliesst sich an jeden Haken innen ein sog. nagelförmiges Stück (r) an. Diese letzteren füllen den centralen von dem Ringband umschlossenen Theil des Apparates aus. Jedes Nagelstück besteht auch wieder aus einer tangentialen, aber äusseren Leiste, welche dicht an der entsprechenden des zugehörigen Hakens liegt, aber ein wenig convergirend zu dieser gestellt ist; ferner aus einer radiären, geraden Leiste, welche bis zum Centrum der Haftscheibe läuft, wo demnach alle Nagelleisten zusammenstossen. Nach James-Clarke soll die Nagelleiste nahe dem einen Ende ihrer Tangentialleiste angefügt sein, so dass die dadurch geschiedenen beiden Aeste der letzteren recht ungleich wären. Kent (601) gibt eine mehr mittlere Anfügung an die Tangentialleiste an, was auch den Figuren Quennerstedt’s besser entspricht. Ein membranartiger Saum soll sich nach J.-Cl. von dem längeren Ast der Tangentialleiste längs der Radialleiste herabzieben (Fig. 146), während Kent diesen Saum gerade auf die entgegengesetzte Seite verlegt. Ein Vergleich verschiedener Darstellungen des Haftringes der speei- fisch noch ungenügend erforschten Trichodinen lässt wenigstens soviel erkennen, dass der feinere Bau des Apparats ziemlich variabel ist. jei der Gattung Cyclochaeta findet sich, soweit dies aus den nicht sehr genauen Abbildungen von Jackson und Robin hervorgeht, Bes. Pelliculargebilde (Haftring der Urceolarina u. entsprech. Organe anderer Peritrichen). 1273 im Wesentlichen der gleiche Bau wie bei Trichodina Pedieulus. Ein- facher ist sicher der Haftring von Triehodina Mitra (ident. mit T. Steinii Vedjowsky) nach Stein’s und Vedjowsky’s Erfahrungen. Hier fehlt der innere Ring der nagelförmigen Stücke, oder ist doch nur schwach angedeutet. Dasselbe scheint nach den wenig genauen Angaben von Claparede-Lachmann für Triecbodinopsis zu gelten. Wie schon früher betont wurde, findet man an der kleinen Anheftungs- stelle der Spirochona gemmipara (T. 75, 7) einen Haftapparat (h), welcher dem der Triehodinen wohl entspricht. Nach Hertwig’s Be- schreibung ist die Pellieula hier verdickt, und bildet so ein unten con- caves, napftörmiges Scheibehen, dessen Rand etwas über den basalen Körperrand vorspringt. Die Aehnliehkeit mit dem Apparat der Ureeola- rinen wird dadurch vermehit, dass die Concavfläche der Scheibe 16 radiäre Verdickungen besitzt, welche an die complieirteren Radiärstücke des Haft- ringes der ersteren lebhaft erinnern. Gegen Natronlauge soll das Scheib- chen etwas grösseren Widerstand leisten, wie die gewöhnliche Pellicula. Bei den Vorticellidinen wurde bis jetzt von einem derartigen Apparat nichts bekannt, welcher bei den Urformen wohl allgemein ver- breitet war. Eine Vergleichung des Stieles mit dem Haftapparat war wegen des Gesammtverhaltens des ersteren ausgeschlossen. Nun berich- tete aber zuerst Brauer 1886, dass ein kleines oberstes Stück des Stieles von Epistylis Umbellaria L. (flavicans E.) sich anders verhält wie der übrige: dass es nämlich bei der Ablösung am Thiere verbleibt. Dass dies obere Stück sich von dem übrigen Stiel unterscheidet, nalım schon Wrzesniowsky (546) wahr, indem er es solid fand, den übrigen Stiel dagegen hobl. Brauer glaubt, dass die Solidität dieser obersten Stiel- partie von einem darin eingescheideten, soliden Pfropf herrühre, welcher bei der Ablösung aus der Stielscheide herausgezogen werde und dem Thier folge. Zweifelhaft blieb er, ob dieser Pfropf etwa einem Rudiment des Stielmuskels entspreche. Ich habe die gleichen Beobachtungen schon 18576 gemacht, jedoch eine wesentlich verschiedene Auffassung der Sache gewonnen. Es han- delt sich nicht um einen Pfropf, welcher den oberen Theil des Stiels aus- füllt, sopdern dieser obere anscheinende Stieltheil (74, 7b, h) ist wesent- lich vom Stiel verschieden; er wird daher auch nicht bei der Ablösung aus letzterem herausgezogen, sondern löst sich vom oberen Ende des eigentlichen Stiels einfach ab. Dass dieses Stück dem Thierkörper selbst zugehört, folgt sicher daraus, dass es äusserlich bis zur Grenze gegen den Stiel von der Fortsetzung der geringelten Pellieula überzogen wird. Diese Fortsetzung der Pellieula ist erfüllt von einer fein längsgestreiften, Jedenfalls erhärteten, pfropfartigen Masse, welche selbst wieder in das Stiel- lumen wie ein kleinerer Pfropf etwas vorspringt. Die dem Hinterende des Thieres angelagerte, vordere Fläche des Pfropfes hat eine trichter- förmige Einsenkung, welche sich vielleieht als feiner Kanal durch die Axe des Pfropfes fortsetzt. Vermuthen aber möchte ich, dass diese pelli- 1274 Ciliata. eulare Pfropfbildung ein Homologon des Haftringes der Trichodinen ist. Genauere Untersuchungen werden ihre weitere Verbreitung unter den Vorticellinen wohl sicher erweisen, denn ich fand schon 1876 die gleiche Bildung bei Vorticella mierostoma und einer zweiten, nicht genauer bestimmten Art. Die hier viel kleinere Einrichtung ist na- türlich weniger klar wie bei Epistylis und erscheint wie ein dunkles Cylinderchen oder Scheibcehen zwischen Stiel und Körper. Es lässt sich auch hier sicher nachweisen, dass sie bei der Ablösung dem Thier folgt und bei den Vorticellen entschieden ringförmig gebildet ist, indem der Stielmuskel durch sie tritt. Damit ist auch die Möglichkeit, sie bei Epi- stylis auf einen rudimentären Stielmuskel zu beziehen, ausgeschlossen. Zu den Pellieulargebilden rechnen wir schliesslich den sogenannten „Panzer“, welchen 2 Gattungen der Colepina besitzen und der bei Coleps am genauesten bekannt ist. Nicht nur im chemischen, son- dern auch im morphologischen Verhalten zeigt derselbe gewisse Ana- logien wit den Pellieulardifferenzirungen der Trichodinen. Dieser Panzer (T. 58, 1), welcher den ganzen Körper, mit Ausnahme des weiten terminalen Mundes, allseitig umgibt, bildet immer einen constitui- renden Theil der Körperoberfläche und trennt sich ohne künstliche Ein- griffe nicht von derselben. Wie schon seit Ehrenberg bekannt, wird er von einer grossen Zahl (81 nach Maupas bei Coleps) einzelner Stücke zusammengesetzt, welche bei Druck oder sonstigen Manipulationen aus- einanderfallen können und zwischen denen die Cilien hervortreten. Wir müssen daher auch hier annehmen, dass die einzelnen, stärker erhärteten Pellieulargebilde von den nicht differenzirten Theilen der Pellieula im Leben zusammengehalten werden. Trotz grösserer Festigkeit haben die einzelnen Stücke kaum grössere Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien, wie gewöhnliche Pellieulae und können nur aus einer organischen Sub- stanz bestehen. Schon Dujardin (175) bemerkte, dass sie durch län- gere Einwirkung von Wasser ebenso zerstört werden, wie die angeblichen Panzer gewisser Hypotrichen, wogegen Clapar&de und Lachmann später versicherten, dass die ausgebildeten Panzer starken Säuren, ja So- gar dem Glühen widerstehen. Sie vermutheten daher Einlagerung un- organischer Stoffe, vielleicht Verkieselung des Panzers. Maupas’ (746) Untersuchungen erwiesen die Irrigkeit dieser Ansicht und zeigten, wie früher Bergh für Tiarina, dass der Panzer von Coleps aus einer relativ leicht zerstörbaren, organischen Substanz besteht. Schon längeres Liegen in Wasser oder Glycerin vernichtet die isolirten Panzerstücke. Dies lässt sich verhindern durch vorherige Behandlung derselben mit salpeter- saurem Silber oder „phenol soudique“ (1 zu 5 H,O); in dieser Weise sind Präparate zu erhalten. Auch verdünnte Kochsalzlösung zerstört die Elemente allmählich, wobei klar zu erkennen ist, dass die Widerstands- fähigkeit des Pellicularpanzers mit dem Alter wächst. Die jungen, bei der Theilung neugebildeten Panzerhälften werden nämlich durch Koch- salzlösung sofort zerstört, wogegen die älteren länger widerstehen. Starke Besondere Pelliculargebilde (Panzer der Colepina). 1275 Alkalien, 2°, Essigsäure, Chlorzinkjod, verdünnte Schwefelsäure lösen die Panzerstücke sofort, während sie Natronlauge von 1/60 längere Zeit widerstehen, dabei aber aus ihrem Verband gelöst uud isolirt werden. In 24 Stunden bewirkt aber auch dieses Mittel vollständige Lösung. Die einzelnen Stücke sind ganz hyalin, durchsichtig, ungefärbt und werden durch Jod oder Safranin nicht tingirt. Maupas versichert, dass sie einfach brechend seien, was im Hinblick auf die besprochenen Engelmann’schen Angaben wohl der Bestätigung bedarf. Aus dem Mitgetheilten geht hervor, dass der Panzer zu den Pelli- culargebilden gehört und die grössere Festigkeit, wie in anderen Fällen, wohl auf Einlagerung eines erbärtenden Stoffes zurückzuführen ist. Wir können daher nicht wohl mit Maupas von einer Seeretion desselben sprechen, ebensowenig wie wir die Pellieula aul eine solche zurückführen können. Der morpbologische Aufbau des Panzers wurde durch Maupas’ Untersuchungen bei Coleps hirtus am genauesten bekannt und hat sicher bei den übrigen Arten und nach Bergh’s Eıfahrungen bei Tiarina, im Wesentlichen dieselbe Bildung. Den Hauptbestandtheil bilden 4, den Körper ringförmig umziehende Gürtel länglich rechteckiger Platten (58, lLa—d). In jedem Gürtel finden sich 15 Platten; die entsprechenden Platten der Gürtel sind über einander geordnet, so dass 15 Längsreihen von Platten den Körper überziehen. Die längsten Platten besitzen die beiden aequatorialen Gürtel (ae !=®), während die der beiden Polargürtel (po '=2) höchstens halb so lang werden. Die beiden kurzen Seiten der Platten sind quer abgestutzt; nur die vorderen kurzen Seiten der vorderen Polarplatten sind schief abgeschnitten, so dass sie etwas spitzeckig vor- springen. Die beiden Längsseiten aller Platten sind verschieden gebildet, doch kann man die beiden Seiten nicht mit Maupas als rechte und linke unterscheiden, da die Platten in jedem Gürtel nicht symmetrisch zu einer Mittelebene, sondern fortlaufend im ganzen Umfang angeordnet sind (s. le). Betrachten wir daher einen Gürtel vom Mundpol (le), so sind alle Längsseiten, welche ein umlaufender Ubrzeiger zunächst berühren wird, einfach gerade, alle diejenigen, welche er nach dem Durchschreiten der Platte treffen wird, mit einer Anzahl quer vorspringender Zähne besetzt, welehe durch eoncave Einschnitte getrennt werden. An jeder Aequatorialplatte finden wir 5, an den polaren Platten 2 bis 3 solcher Zähne. Ist der Coleps nicht durch reichliche Nahrung aufgebläht, so sind die Zähne jeder Platte unter den geraden Längsrand der benach- barten geschoben (la); ist der Körper bingegen aufgebläht, so treten die Platten stärker aus einander und die Zähne sind dann unbedeckt (le). Aus den also bald weiteren, bald engeren Lücken, welche zwischen den geraden Längsrändern der Platten und den concaven Einschnitten zwischen den Zähnen der anstossenden Platten bleiben, entspringt Je eine Körpereilie (la). Auf der äusseren Fläche jeder Platte findet sich 1276 Ciliata. eine Längsreihe von rundlichen bis achterförmigen Eindrücken, welche nach Maupas bestimmt keine Durchbohrungen sind. Der Panzer wird endlich vervollständigt durch 6 hintere, dreieckige „Analplatten“ (ld, la,an), von welchen drei häufig einen stachelartig vorspringenden Fortsatz haben (la). Viel grösser werden diese hinteren Stachelfortsätze beiC.amphacanthusE. Bei gewissen Formen, deren spe- cifische Selbstständigkeit nicht hinreichend erwiesen ist, sollen sich auch 4 bis 5 solcher Stacheln finden. Eine der Analplatten ist rudimentär, so dass zwischen ihr und der benachbarten eine spaltartige Lücke bleibt, die sich auch zwischen die beiden anstossenden hinteren Polarplatten fortsetzt. Diese Lücke ist die Afterstelle (la, ld ar). Jede vordere Polarplatte trägt auf ihrem schief abgeschnittenen vorderen Rand eine etwa vier- seitige „Oralplatte‘“, deren vordere Ecke ziemlich stark vorspringt, so dass der Mund von 15 Spitzen umstellt wird (la—c, or). Bei C. amphacanthus scheinen diese Spitzen der Oralplatten stärker hervor- zutreten, bei C. uneinatus dagegen zwei bauchständige Oralplatten in zwei rückwärts gekrümmte Haken entwickelt zu sein. Wie bemerkt, finden wir bei der von Bergh genauer studirten Tiarina (58, 2a—b) im Prineip denselben Bau; nur wurden die Oral- platten vermisst. Die Elemente in den Gürteln sind jedenfalls zahlreicher und bedeutend schmäler, so dass sie stäbchenartig erscheinen. Die Haupt- abweichung liegt aber darin, dass jedes Stäbchen nicht nur auf einer, sondern auf beiden Längsseiten mit ziemlich weit stehenden Zähnen besetzt ist. Ganz abweichend beurtheilte Bergh die Lage dieser Elemente; sie sollen nicht die Oberfläche des Körpers bilden, sondern der peri- pherischen Plasmaschicht eingelagert sein und die Cilien nicht zwischen ihnen hervortreten, sondern über ihnen entspringen. Nach den ausführ- lichen Angaben Maupas’ für Coleps scheint dies nicht sehr glaubwürdig. Bekanntlich fehlt zwei Gattungen der Colepinen ein Panzer völlig. Bei der von Entz beschriebenen Stephanopogon (57, 13a) sollen sich in dem halsartig verschmälerten Vorder- ende dunklere, leistenartige Gebilde finden, welche etwas an die Pelliculardifferenzirungen der gepanzerten Formen erinnern. Da E. versichert, dass sie im hyalinen Plasma des Halses liegen, scheint es mir aber richtiger, diese Leisten als Schlundstäbchen zu beurtheilen und daher erst bei diesen zu besprechen. c. Das tiefere oder corticale Ectoplasma. Bei vielen, nament- lich kleineren Ciliaten scheint sich zwischen der äusseren Grenzmembran, sei dies nun eine echte Pellicula oder eine Alveolarschicht, und dem Entoplasma keinerlei besondere Plasmalage ditferenzist zu haben. Kleinere Holotriche, wie Mesodinium (Entz), Didinium (Balbiani), Anoplo- phrya branchiarum (Balbiani, Schneider), ferner Oligotriche, Halteria und andere, sind in diesem Fall. Direct mit der Kleinheit kann der Mangel einer solehen Differenzirung nicht wohl zusammenhängen, wir finden nämlich auch grosse Formen, die nichts von einem solehen Corticalplasma zeigen. Sicher ist dies für Bursaria und Dileptus, deren Entoplasma die Alveolarschicht direet unterlagert. Ganz allgemein fehlt ferner eine deutlich abgrenzbare derartige Schicht den Hypotricha. Corticalplasma. 1977 Wie schon früher bemerkt wurde, will nur Sterki bei Urostyla ein zäheres, festeres Ectoplasma vom Entoplasma unterschieden haben. Wie die Hypotricha verhalten sich ferner die meisten Chlamydodonta, was schon früher angezeigt wurde; speciell für Chilodon leugnen Gruber und Maupas ein Corticalplasma bestimmt. Wenn nun auch bei den letztgenannten beiden Abtheilungen eine strueturelle Differenz zwischen Ento- und Cortiealplasma fehlt, so scheint doch nicht ausgeschlossen, dass das peripherische Entoplasma z. Th. eine etwas festere Beschaffenheit hat, was sich namentlich darin ausspricht, dass Nahrungskörper gewöhnlich nicht in es eintreten und Vaeuolen- bildungen darin fehlen. Beides bewirkt, dass eine durchsichtigere oberflächliche Zone vorhanden ist, welche an ein Corticalplasma er- innert. Diese Beschaffenheit hat gewöhnlich der peripherische, stark abgeplattete Randsaum der Hypotrichen, namentlich die sog. Stirnplatte und andere saum- oder plattenartig vorspringende Theile. Ein ähnlicher dünner hyaliner Randsaum kommt auch anderen abgeplatteten Ciliaten häufig zu, so den Lionoten und Loxophyllen. Namentlich der platte Rüssel und der Schwanz ersterer besteht aus solchem durchsichtigeren und etwas festeren Plasma, in welches Nahrungskörper nicht eindringen. Stärker vorspringende Partien anderer Ciliaten zeigen nicht selten Aehnliches; so die Rüsselbildung bei Didinium und Mesodinium; auch der Rüssel der Laerymarien dürfte sich z. Th. ähnlich verhalten. Zwischen einer solchen, durch eine besondere Structur kaum ausge- zeichneten und in das Entoplasma ganz allmählich übergehenden äusseren Zone des Körperplasmas, welche unter Umständen wohl zum gewöhnlichen Entoplasma gezogen werden kann und einem schärfer differenzirten und abgegrenzten Corticalplasma dürften sich alle Ueber- gänge finden. Was gewöhnlich als Corticalplasma bei vielen Holo-, Hetero- und Peritrichen bezeichnet wird, ist eben eine mässig dicke Schieht homogener und durchsichtiger erscheinenden Plasmas, in welches Nahrungskörper nicht eintreten, worin keine Vaeuolenbildungen sich finden, das ferner eine festere Beschaffenheit dadurch documentirt, dass es an den Ver- schiebungen und Strömungen des Entoplasmas keinen Antheil nimmt und endlich zuweilen durch Einlagerung besonderer Gebilde, wie Trieho- eysten und vielleicht auch Pigmente ausgezeichnet ist. Gegen das Entoplasma setzt es sich durch eine mehr oder weniger scharfe Grenze ab, geht aber natürlich direet in dasselbe über. Im Allgemeinen ist es als gleich dieke Schicht über den ganzen Körper verbreitet. Seltener zeigt sich eine Anhäufung oder Verdiekung an gewissen Körperstellen, Verhältnisse, wie sie auch bei den oben erwähnten Formen (Schwanz und Rüssel) angedeutet waren. So besitzen Condylostoma und Stentor eine beträchtliche Verdiekung des Corticalplasmas am Sehwanz- ende, was ferner beiden Vorticellidinen besonders ausgeprägt ist. Das trichterförmig auslaufende untere Ende der letzteren wird von einer An- 1275 Ciliata. sammlung des im übrigen Körper relativ dünnen Cortiealplasmas ganz erfüllt, erscheint daher heller und durehsichtiger. Gewöhnlich wird dies Corticalplasma als ganz structurlose hyaline Lage geschildert; so z. B. sehr bestimmt bei Opalina Ranarum von Zeller und Nussbaum. Auch bei anderen Formen finden sich keine Angaben über eine Structur desselben. Es zeigt aber gewiss überall einen sehr feinwabigen, alveolären Bau, wie ihn auch das Entoplasma bei genauerer Untersuchung darbietet. Ob aber diese Structur bestimmt von jener des Entoplasmas verschieden ist und sich das Üorticalplasma da- durch schärfer von ersterem differenzirt, scheint mir recht zweifelhaft. Vielleicht mag in manchen Fällen der wabige Bau nur dichter und feiner sein wie der des Entoplasmas und darauf z. Tb. die anscheinende Homogenität des Corticalplasmas beruhen. Recht deutlich beobachtet man den spongiösen Bau in der hinteren Anhäufung des Corticalplasmas der Vorticellidinen, wo ihn schon Leydig 1883 erkannte, dies jedoch selt- samer Weise „für das erste Stadium der Knospenbildung hielt“. Nur zwei Beispiele wüsste ich zur Zeit anzuführen, wo sich das Corticalplasma ebensowohl von der Alveolarschicht wie vom Entoplasma durch eine bestimmte Stiuetur unterscheidet, nämlich Condylostoma patens und Urocentrum. Bei ersterer zeigt das Corticalplasma, welches Maupas ganz in Abrede stellte, einen sehr verworrenen feinfaserig-netzigen Bau, während das Entoplasma gröber und regelmässiger netzig erscheint (67, 4d—e). Urocentrum besitzt ein recht diekes Cortiealplasma von deutlich radiär-alveolärer, jedoch viel gröberer Structur wie die oben besprochene Alveolarschicht. Ich habe es daher früher*) mit einer solchen verwechselt. Immerhin lässt sich nach diesen Erfahrungen ver- muthen, dass noch bei anderen Ciliaten ein bestimmterer Structurunter- schied zwischen Cortical- und Entoplasma festgestellt werden dürfte. Bei vereinzelten Formen werden Fortsätze des Corticalplasmas ins Innere entwickelt, welche zur Befestigung des Nucleus dienen. Wir ziehen es vor, erst bei Betrachtung des Nucleus näher auf diese Verhältnisse einzugehen. d. Die sogen. Körperstreifung und ihre Beziehung zu anderen Einrichtungen. — Es ist lange bekannt, dass zahlreiche Ciliaten eine längs oder schraubig verlaufende Streifung der Körperoberfläche zeigen, welche ge- wöhnlich allseitig, seltener nur auf gewissen Regionen vorhanden ist. Ehrenberg vertrat im Allgemeinen die Ansicht, dass die Cilien der Holo- und Heterotrichen in Längsreihen auf der Körperoberfläche entspringen namentlich seine Abbildungen stellen dies sehr deutlich dar, deutlicher jedenfalls, als er es zu sehen vermochte. Er war geneigt, aus dieser reihenweisen Anordnung auf das Vorhandensein von Längs- und Quer- muskeln zu schliessen, die mit der Cilienbewegung in Verbindung ständen (129). Bei dem grossen Stentor, welcher in der Beurtheilung dieser *) Morpholg. Jahrh. Bd. XT. p. 90. 1885. Körperstreifung (Lembadion). 1279 Verhältnisse stets einen hervorragenden Platz beanspruchte, galten ihm speciell die „trüben Längsstreiten“ als Muskeln, welche den Boden für die Wimpern bildeten (161, p. XX]). Diese Anschauungen hatten zweierlei Momente in die Beurtheilung der Körperstreifung eingeführt, einerseits die Beziehung zur Cilienanordnung und ferner die zu eventuell vorhandenen Muskeln oder eontractilen Fle- menten, was Beides E. zwar in sehr inniger Verbindung dachte. Bis aut unsere Zeit sind diese beiden, bei der Beurtheilung der Körperstreifung in Frage kommenden Beziehungen kaum genügend gesondert worden; lange Zeit ist sogar der Zusammenhang der Cilienstellung mit der Körper- streifung sehr wenig berücksichtigt oder geradezu geleugnet worden. Den Grund hierzu legte hauptsächlich Stein, der schon 1859, viel bestimmter jedoch 1867, jede Beziehung der Streifung zur Cilienstellung verneinte, indem er die Anordnung der Cilien in Längsreihen überhaupt nieht anerkannte oder doch für scheinbar erklärte. Die Körperstreifung sollte daher überall, wo sie vorhanden, auf die Gegenwart contraetiler Muskelelemente hinweisen und nur damit zusammenhängen. Dieser Missgriff Stein’s erscheint um so seltsamer, als die Cilienreihen vielfach nicht allzuschwer zu erkennen sind. Die spätere Forschung überzeugte sich denn auch, dass Ehrenberg’s Angaben über die Cilien- stellung im Allgemeinen richtig waren. Damit müssen wir aber auch bestimmt zwischen der Körperstreifung, insofern sie mit der Cilienstellung und insofern sie mit etwaigen contractilen Elementen zusammenhängt, unterscheiden, da beides zwar gleichzeitig ausgeprägt sein kann, häufig aber auch Streifung ohne sicher nachgewiesene contractile Elemente und letztere ohne Streifung sich finden. Wir besprechen daher zunächst die Kör- perstreifung in ihrer Beziehung zur Anordnung der Cilien in Längsreihen. Die Oberfläche der meisten Holo- u. Heterotrichen wird von dichter oder loser gestellten Längsreihen von Cilien überkleidet. Jede solche Reihe ist, soweit die Erfahrungen reichen, einzeilig. Bei den ursprünglichsten Holotrichen ziehen die Reihen, wie uns schon bekannt, regulär von einem Pol zum anderen, verlaufen also in regelmässig meridionaler Anordnung. Die häufige Abweichung von diesem primitiven Verhalten soll später erörtert werden. Die schon allein von dieser Cilienanordnung bedingte Längs- streifung des Körpers, wird durch ein fast stets gut ausgesprochenes Öberflächenrelief noch viel deutlicher. Bei kleineren Holotrichen mit sehr dicht stehenden Cilien, speciell einem Theil der Paramaecinen und Pleuroneminen, doch wohl auch kleineren Formen anderer Familien, kommt eine solche Reliefzeichnung folgendermaassen zur Ausbildung. Am klarsten liegen diese schwierig festzustellenden Verhältnisse bei der Pleuronemine Lembadion (64, 5), weshalb wir derselben zuerst unsere Aufmerksamkeit schenken. Die zarte, jedoch deutliche Längsstreifung der Oberfläche beruht zunächst auf entsprechender Anordnung der Cilien, indem je eine Längsreihe von Cilien mitten zwischen zwei benachbarten 1280 Oiliata. zarten, dunklen Linien (a in Fig. 10) hinzieht, welch letztere deı Oberfläche speciell das längsgestreifte Aussehen verleihen. Genaue Untersuchung des optischen Durchschnitts des Randes lehrt, dass die dunklen Linien zwischen je zwei Cilienreihen zarten Längsfurchen der Oberfläche entsprechen, wogegen die dazwischenliegenden, die Cilienreihen tragenden, hellen Bänder convex vor- springen. Ein optischer Querschnitt durch die Streifenrichtung zeigt demi- nach die Oberfläche regelmässig pa- Erklärung des Holzschnittes Fig. 10. pillenartig erhoben, wobei auf jeder Kleine Partie des Oberflächenreliefs von Erhebung eine Cilie, als Durchschnitts- Lembadion. a, a die Längslinien. Die klei- a: None i ß - nen Kreise im Centrum der Hexagone sind bild einer Cilienreihe , erscheint. Ge- die Querschnitte der Gilienbasen. nauere Untersuchung der hellen Cilien- bänder ergibt endlich, dass auch diese nicht ganz continuirliche sind, sondern, dass die dunklen Linien, d.h. die Furchen zwischen den Bändern, dureh dunkle Querlinien verbunden sind, je eine zwischen zwei aufeinander folgenden Cilien der Reihe. Da die Cilien der benachbarten Reihen meist regelmässig alterniren, so tlıun dies auch die erwähnten Querlinien. Auch bemerkt man schliesslich leicht, dass die Längslinien nicht vollkommen gerade sind, sondern ziekzackförmig ge- brochen, wobei die Querlinien die winkligen Kreuzungsstellen der Längs- linien verbinden. Mit einem Wort, die ganze Zeiehnung beruht darauf, dass jede Cilie in der Mitte eines von einer dunklen Linie umzogenen Hexagons entspringt und dass durch die regelmässige Aneinanderreihung dieser Hexagone zu Längsreihen ihre hintereinandergestellten gebrochenen Seitenlinien als die zuerst beschriebenen dunklen Längslinien imponiren. Da wir letztere schon als Furchen erkannten, so folgt daraus sicher, dass auch die Querlinien Furchen sind. Demnach erheben sich die Cilien einzeln auf mässig gewölbten Papillen, deren Basen, durch dichtes Zusammenstossen mit den benachbarten, hexagonale Umrisse er- hielten. Die in Längsfluchten zusammenfallenden Furchen zwischen den Längsreihen der Papillen sind es, welehe die Längsstreifung hervor- rufen. _ Dass die Querfurchen zwischen den Basen der Papillen nicht das Bild einer Querstreifung bewirken, rührt daher, dass sie fast stets alterniren, also nicht das Bild von auf grösseren Strecken zusammen- hängenden Linien hervorrufen können. Ganz unbedingt gilt dieses Alterniren der Papillen benachbarter Längsreihen jedoch für Lembadion nicht, denn hier und da bemerkt man gelegentlich Nebeneinanderordnung von Papillen. Dann erhalten natürlich die Papillenfeldehen einen vier- seitigen oder sonst abweichenden Umriss (Bütschli und Schewiakoff). Nach Kenntniss des bei Lembadion besonders deutlichen Oberflächen- reliefs, wird es uns eher möglich sein, die schwierigeren Fälle zu beurtheilen, welche jedoch im Prineip dem geschilderten ohne Zweifel analog sind. Körperstreifung (Urocentrum, Paramaecium). 1281 Untersucht man die eigenthümliche, von uns zu den Paramaeeinen gestellte Gattung Urocentrum (64, 15), so fällt auf der Fläche der beiden breiten Ciliengürtel sofort eine gekreuzte Streifung auf. Zunächst kreuzen sich zwei schief zur Längsaxe ziehende Systeme unter einem Winkel von etwa 60° (s. Fig. 11). Das eine zieht schief nach vorn links, das andere entsprechend nach vorm 3 Fig. 11 rechts; dazu gesellt sich drittens noch ® D: ! , ns VEN AN / ein etwas schwächer hervortretendes 10x85 KR 5. Ip System querer oder eigentlich ring- IR I KIN L förmiger Linien, welches gleiche Win- KR Ts 7 Z X kel von etwa 60° mit jedem der erstge- > X x Lk Kß N nannten bildet. Schon James-Clark R & AR 02 'kte diese Streifens e 2 ) gem] e diese Sireifensysteme Erklärung des Holzschnittes Fig. 11. theilweise, stellte sie Jedoch am vor- Kleine Partie der Oberfläche von Uro- deren Gürtel nicht richtig dar. Auch centrum in der Region eines Ciliengürtels. Del verd diesel] ea Zeigt die regelmässige Stellung der Cilien Jeı UTOC. werden Aleseiben dUTC IE 1 drei Reihen. Die dunkeln Kreise sind die reihenweise Anordnung der Cilien- Cilienpapillen. ‚Die dieselben verbindenden ll hervoreerufen: letzter nd dunkeln Linien sind entweder schwache die papıllen hervorgerufen; letztere sınc Papillen verbindende Säume der Oberfläche nämlich gleichzeitig nach den drei oder Structurverhältnisse der Alveolarschicht. » i . Eu Die blass gehaltene hexagonale Felderung Richtungen in Reihen geordnet. Jede soll die Zeichnung andeuten, welche ent- Cilienflucht ruft das Bild eines Strei- stehen würde, wenn die Öilienpapillen ähn- fi hervor: hr ] iel lich wie bei Lembadion und Paramae- EI EN U GE ER VEN cium dichter zusammenstiessen. zwischen den Cilienbasen in der Richtung der drei Streifensysteme dunkle Linien ausspannen, die ich jedoch nicht auf ein Oberflächenrelief, sondern auf die Anordnung der Plasmamaschen der Alveolarschicht zurückführen möchte. Unklar blieb bei Urocentrum eine durch das Zusammenstossen der Papillen der Oberfläche erzeugte Felderung und eine darauf zu beziehende Streifung. Vielleicht dürfte jedoch auch diese Felderung vorhanden sein und bei richtiger Beobachtung erscheinen; doch kann sie auch deshalb fehlen, weil die Cilienpapillen relativ kleiner, die Furchenzwischenräume dagegen breiter und daher undeutlicher sind. Die Anordnung der Pa- pillen würde eine regelmässig hexagonale Felderung bedingen, deren nach drei Richtungen geordnete Seitenfurchen drei Streifensysteme zur Ansicht brächten (s. das Schema Fig.. 11). Einer Doppelstreifung auf gleicher Grundlage begegnen wir endlich bei Paramaecium, wo zuerst Cohn (251) die Erscheinung im Wesen richtig darstellte und beurtheilte.e Das deutlichste oder Hauptstreifen- system der Paramaecien ist längsgerichtet (s. d. Fig. 12 auf f. pag.) und entspricht dem von Lembadion; der besondere Verlauf dieser Streifung zwischen Mund und Vorderende in dem sog. Peristom kann zunächst ausser Betracht bleiben, da die Beziehungen der Körperstreifung zum Mund später speciell behandelt werden sollen. Dieses Streifensystem wird nun nahezu rechtwinklig von einem zweiten, schwächer hervortretenden Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa., sl 1252 Giliata. ) N eekreuzt. Abgesehen von dem Peristomfeld, wo auch dieses System modifieirt erscheint, ist seine Richtung auf der Bauchseite schief von rechts vorn nach links hinten. Eine genauere Untersuchung der Strei- fung, womöglich an der abgehobenen Pellieula, ergibt ähnliche Ver- Fig. 13. Erklärung des Holzschnittes Fig. 12. Schema der gekreuzten Körperstreifung auf der Ventralseite eines Paramaecium caudatum. Der Deutlichkeit wegen sind die Streifen zu locker gezeichnet. Erklärung des Holzschnittes Fie. 13. Versuch einer schematischen Öonstruction einer kleinen Partie des Oberflächenreliefs der Bauch- seite eines Paramaecium zur Erklärung der gekreuzten Streifung. aa die Längsstreifen; bb die schiefen Querstreifen, welche deshalb zum Ausdruck gelangen, weil die stark verkürzten Seiten x der Hexagone bei ungenügender Vergrösserung mit den Querlinien zusammenzu- fallen scheinen. Man betrachte die Zeichnung aus grösserer Entfernung (2—3 Meter), um das Bild einfach gekreuzter Streifung zu erhalten; dadurch wird natürlich derselbe Effect erzielt, wie bei einer Untersuchung mit schwächerer Vergrösserung. hältnisse wie bei Lembadion, d. h.: dass die Streifung durch Anein- anderreihung von etwas länglichen, hexagonalen, nicht rhombischen Feld- chen (Maupas) erzeugt wird, welche von dunklen Conturen umsäumt sind (s. Fig. 13). Jedes Feldchen trägt in seiner Mitte eine Cilie. Dass auch die Feldehen von Paramaecium papillenartig vorspringen, geht daraus hervor, dass der optische Durchschnitt des Randes wiederum den Ursprung jeder Cilie auf einer vorspringenden Papille zeigt. Ich kann daher Maupas (677) nicht zustimmen, der in einer sonst zutreffenden Schilderung die Feldehen wegen ihres optischen Verhaltens für Grübchen erklärt. Die Deutung der stärker ausgeprägten Längsstreifung ist demnach die gleiche wie bei Lembadion; sie folgt aus der Längsreihung der Feldehen, resp. der Cilienpapillen. Wie verhält es sich aber mit dem Körperstreifung (Paramaecium und anschliessende). 1283 zweiten Streifensysten? Bei Lembadion kann ein solches, wie be- tont wurde, nicht zu Stande kommen, weil im allgemeinen die Feldchen benachbarter Längsreihen regelmässig alterniren. Bei Paramaecium hin- gegen finden wir die Erklärung für das zweite System darin, dass die Feldehen der benachbarten Reihen nicht mehr völlig alterniren, sondern nur wenig gegen einander verschoben sind. Schon Maupas, der die Feldchen, wie erwähnt, für viereckig hält, machte auf diese geringe Verschiebung derselben gegeneinander aufmerksam, um hieraus die geringere Schärfe des zweiten Streifensystems zu erklären. Wenn nun, wie unsere schematische Figur 13 zeigt, jede Feldchenreihe ein wenig gegen die benachbarte linke nach vorn verschoben ist, so wird dies bewirken, dass nun auch die Querlinien b zwischen dem Streifen- system a so nahe aneinandergerückt sind, dass sie mit den geknieckten Verbindungsstücken x zusammen dem Auge als ein zweites Streifensystem imponiren. Dass dieses System schwächer wie das erste hervortritt, mag theils auf der Beschaffenheit der es bildenden Einzeltheile beruhen, vor- zugsweise aber wohl darauf, dass die Linien bb stärker geknickt sind und daher weniger leicht ins Auge fallen. Nachdem wir einige genauer studirte Beispiele der feinsten sog. Körperstreifung auf ihre Bedeutung untersuchten, bedarf es nur des Hinweises, dass die Streifungserscheinungen zahlreicher kleinerer Holo- trichen den besprochenen sicher angeschlossen werden müssen; doch sind speciellere Untersuchungen über diese Verhältnisse dringend nöthig. Zu betonen ist, dass die von Cohn, Entz, Gourret und Roeser beschriebene gekreuzte Streifung des sog. Placus striatus, ferner die gekreuzte, aus Querringeln und Längslinien zusammengesetzte Streifung, welche Cohn von seinen sog. Colpoda pigerrima und Anophrys sarco- phaga beschrieb, sicher in die Kategorie der besprochenen Streifungen gehören. Für Placus hob Entz bestimmt hervor, dass die Streifen bei starker Vergrösserung aus perlenartig der Oberfläche aufgesetzten Kügel- chen bestehen. Auch die Querringelung des mit den eben genannten nahe verwandten Lembus, zu der sich nach Fabre-Domergue wie Gourret und Roeser noch ein längs gerichtetes Streifensystem gesellt, gehört hierher. Gekreuzte Streifensysteme ähnlich den Paramaeecien erwähnt Entz (694) von zwei Nassulaarten, indem er, wie es scheint, darunter eine Art Cutieularzeichnung ohne Beziehung zu den Cilien versteht. Nicht ganz sicher scheint die Hierhergehörigkeit der von Cohn und später Entz heschrie- benen Ringelung der grossen Trachelocerca Phoenicopterus. Die im contrahirten Zustand sehr stark hervortretende Ringelung wird bei der Streckung undeutlicher und soll nach Entz bei höchster Ausdehnung sogar ganz schwinden. Cohn bemerkt, dass die Ringelung von einem Längsstreifensystem gekreuzt werde. Letztere Angabe macht es wahrscheinlich, dass sie trotz ihrer scharfen Ausprägung auch hier im Princip auf derselben Einrieh- tung, d. h. bestimmter Längs- und Querreihung der Öilienpapillen beruht. Dies wirl noch wahrscheinlicher, weil Cohn von stäbchenförmigen Körperchen spricht, die in regelmässigen 81% 1284 Ciliata. Abständen in die Hautschicht eingebettet seien. Entz konnte diese, von ihrem Entdecker mit Trichocysten verglichenen Gebilde nicht finden. Mir erweckt die Cohn’sche Abbildung den Verdacht, dass die fraglichen Körperchen überhaupt keine Einlagerungen, sondern nur die sich perlenartig erhebenden Cilienpapillen sind. Gelegentliche eigene Untersuchung der Trachelocerca vor vielen Jahren bestärkt mich in der Aufstellung dieser Möglich- keit, wie auch die Abbildung von Gourret und Roeser, welche die Cilien deutlich auf der Höhe der Ringe zeigt. Immerhin dürften die Verhältnisse der Trachelocerca nicht so einfach liegen, da es nach Entz scheint, dass ihre Längs- resp. Schrauben- streifen mit einer Differenzirung des Ectoplasma in dunkle und helle Längsstreifen verknüpft sind, wie es bei den in der folgenden Kategorie zu besprechenden breiteren Längsstreifen der Fall ist. Ausbildung breiterer Körperstreifen in Verbindung mit Cilienfurchen und gewöhnlich auch entsprechender streifiger Differenzirung der Alveolarschicht. Bei grösseren Holotrichen und ganz allgemein vielleicht bei den Heterotrichen findet sich eine andere Längsstreifenbildung. Dieselbe beruht im Wesentlichen jedenfalls darauf, dass die Längsreihen der Cilien, resp. der Cilienpapillen beträchtlich weiter auseinander rücken, demnach breitere eilienfreie Bänder mit den Cilienreihen alterniren. Da das Wesen der Veränderung zunächst nur hierin zu bestehen scheint, so werden ge- nauere Untersuchungen gewiss mannigfaltige Uebergangsstufen zwischen der erstgeschilderten Reliefbildung und der jetzt zu besprechenden feststellen. Jedenfalls hat das stärkere Auseinanderrücken der Streifen stets zur Folge, dass neben der Längsstreifung ein zweites Streifensystem nicht mehr hervortreten kann. Bis auf weitere genauere Untersuchungen — denn die z. Z. vorliegenden sind noch recht mangelhaft — dürften wir daher alle diejenigen Formen zur 2. Gruppe verweisen, bei welchen nur eine Längsstreifung deutlich ist und die Verhältnisse nicht etwa wie bei Lembadion liegen. Bei typischer Ausbildung der Längsstreifung dieser 2. Kategorie tritt noch ein weiteres Moment zu, um die Zeichnung deutlicher und schärfer zu machen. Die Cilienreihen senken sich nämlich in mehr oder weniger tiefe Längsfurchen ein, indem sich die zwischenliegenden cilien- freien Bänder gleichzeitig convex aufwölben, weshalb sie als Rippen- streifen bezeichnet werden sollen. Im Grunde der Furche entspringen die Cilien auch hier von kleinen Papillen (Fussstücken Engelmann), welche aber natürlich zum Ausdruck der Streifung nichts mehr bei- tragen, da dieselbe vom Wechsel der Cilienfurchen und Rippenstreifen herrührt. Auch darf die gekerbte perlartige Zeichnung, welche auf dem queren oder schiefen optischen Schnitt durch die Oberfläche letz- terer Formen hervortritt, nicht mit der ähnlichen, jedoch viel feineren der Ciliaten 1. Kategorie verglichen werden. In letzterem Fall bedingten sie die cilientragenden Papillen, hier dagegen die cilienfreien Rippen- streifen. Die Cilien entspringen daher in den Kerben zwischen den Hervorragungen. Auf Uebergangsstufen, wie sie kleinere Holotricha, so z. B. Uronema und Urozona, Breitere Körperstreifung der 2. Kategorie. 1285 doch wohl noch viele andere zeigen, sind die Cilienreihen zwar schon beträchtlich auseinander- gerückt, dagegen haben sich noch keine deutlichen Cilienfurchen und Rippenstreifen gebildet. Der optische Querschnitt ist daher auch nicht deutlich gekerbt, sondern es scheint mehr, als wenn die Cilien von schwach erhobenen Rippen entsprängen. Letztere Erscheinung wird jedoch sicherlich von den Cilienpapillen vorgetäuscht. Es handelt sich nicht um zusammen- hängende Rippen, sondern um Papillenreihen. Hierauf dürften auch wohl Balbiani’s und Aime& Schneider’s Angaben zurückzuführen sein, dass die Cilien der kleinen Anoplo- phrya branchiarum St. (= circulans Balb.) auf schwach erhobenen Längsrippen stünden. Weit schärfer wird die Streifung natürlich hervortreten, wenn sich mit dem Relief der Oberfläche gleichzeitig eine differente Ausbildung der Alveolarschicht unter den Bändern und Furchen entwickelt, was häufig der Fall ist. Hierauf wollen wir erst später eingehen, da eine solche Ditferenzirung gewöhnlich mit der Gegenwart contractiler Elemente in Verbindung zu stehen scheint. Obgleich Stein schon 1559 das geschilderte Relief der Oberfläche in seiner Beziehung zur Körperstreifung erkannte, hatte er eine ganz irrthümliche Ansicht über das Verhalten der Cilien zu demselben. Nach ihm sollten die Cilien die vorgewölbten Bänder bedecken und nur in der Tiefe der Furchen fehlen; die Furchen seien es demnach, welche die scheinbare Längsreihung der Oilien hervorriefen. Der Stein’schen Ansicht über die Cilienstellung schloss sich für Loxodes und Lionotus auch Wrzesniowski an (1870); Frommentel (1874) glaubte noch bei Stentor je eine Cilienreihe auf der Höhe der Bänder zu bemerken. — Dagegen er- kannten schon Lieberkühn (1857) und später Moxon (1869) bei dieser Heterotriche das richtige Verhalten, indem sie die Öilien nur auf den sog. hellen Streifen, d. h. den Furchen fanden, was auch Engelmann (1875) und Simroth (1876) bestätigten. Bütschli zeigte 18753 für Spirostomum, dass auf jedem hellen Streif eine einzige Cilienreihe verläuft, und Engelmann (1875) vermuthete richtig, dass diese Beziehung der Cilien zur Längs- streifung allgemein verbreitet sei. In neueren Beobachtungen über Holotricha und Hetero- tricha wurde diese Cilienanordnung in einzeiligen Längsreihen vielfach beschrieben. Ohne hier specieller auf Einzelbeobachtungen einzugehen, heben wir nur die Arbeit von Maupas (1883) hervor, der für eine ganze Reihe Holotrichen und namentlich Condylostoma unter den Hetero- trichen diese Cilienstellung erkannte und z. Th. gut abbildete. Auch bei Entz (1884 und früher) finden sich mehrfach bestätigende Angaben für die Regelmässigkeit der Erscheinung. Wenn ich ferner die zahlreichen Bestätigungen berücksichtige, welche ich gemeinsam mit Schewiakoff unter den Holotricha kennen lernte, so ist nicht zu zweifeln, dass es sich um ein ganz allgemeines Vorkommen handelt. Den sichersten Ausweis über die Anordnung der Cilienreihen, ihre Einpflanzung in den Furchen etc. gibt natürlich der optische oder wirkliche Querschnitt. Ersteren kann man sich bei passender Manipulation der präparirten Thiere unschwer verschaffen. Die Einzeiliekeit der Cilienreihen erkennt man dagegen meist besser auf einer Flächenansicht. Dass das geschilderte Oberflächenrelief beiderlei Art mit der Cilienanordnung direct zusammenhängt und mit der Anwesenheit con- traetiler Elemente zunächst nichts zu thun hat, lehrt die Erfahrung, dass es fast regelmässig sofort schwindet, wenn die Cilienbekleidung eingeht. Die Holotrichen bieten hierfür zahlreiche Beispiele. Sehr charakteristisch verhält sich in dieser Beziehung die Gattung Uro- zona (64, 17), bei welcher die Bewimperung auf einen mittleren Gürtel beschränkt ist. Ina der Ausdehnung dieses Gürtels findet sich die bekannte Längsstreifung, die nackten Vorder- und Hinter- theile des Körpers sind dagegen ganz glatt. Unter den Trache- linen begegnen wir einigen Formen, die nur. rechtsseitig bewimpert 1286 Giliata. sind (Lionotus, Loxodes); nur diese Seite ist denn auch gestreift, die linke dagegen glatt und ungestreift. Entsprechendes wiederholt sich in der Familie der Chlamydodonta; nur die bewimperte Bauch- fläche besitzt noch die Streifung, und wo die bewimperte Fläche sich noch mehr redueirt, wie bei Trochilia und Dysteria, wird auch das gestreifte Feld immer schmäler. Auch die Oligotricha und Peritricha haben mit dem vollständigen oder doch fast vollständigen Verlust der Körpereilien die Streifung ein- gebüsst, ähnlich wie die Cyclodinea unter den Holotrichen. Letztere Familie bietet jedoch gleichzeitig das einzige mir bekannte, sichere Bei- spiel deutlicher Streifenerhaltung bei Verlust der Bewimperung. Bei Didinium Balbianii n. sp. findet sich ein einziger, die Basis des Mundkegels umziehender Cilienkranz, während die gesammte übrige Ober- fläche nackt ist. Dennoch blieb die Streifung nicht nur auf dem Haupt- körper, hinter dem Wimperkranz, sondern auch auf dem Mundkegel deut- lich erhalten (B. u. Schew.). Dass es sich wirklich um die eigentliche Körperstreifung handelt, erkennt man leicht daraus, dass die dunkeln Linien, welche die Streifung bewirken, die Fortsetzungen der schiefen Cilienreihen des Gürtels sind. Bei dieser Gelegenheit ist ferner zu erwähnen, dass Maupas (677) auf der eilienlosen linken Seite des sog. Lionotus duplostriatus einige Streifen beobachtete, welche er für Furchen hält und die nicht wohl etwas anders sein können wie die trotz des Cilienmangels erbaltenen Cilienfurchen. Nicht ganz klar liegen die Verhältnisse bei den Hypotricha. So lange man die Rückenfläche derselben für ganz nackt und cilienlos hielt, wurde dieselbe naturgemäss auch für glatt und ungestreift erklärt. Sterki (560), welcher nachwies, dass der Rücken zahlreicher, wenn auch nicht aller Formen, Längsreihen steifer Cilien trägt, beobachtete auch, dass diese Reihen in sehr seichten Furchen stehen, zwischen denen breite unbewimperte Rippenstreifen schwach gewölbt vorspringen. Obgleich also wegen der Zartheit der Rückenborsten und der Seicht- heit der Furchen keine deutliche Längsstreifung des Rückens her- vortritt, zeigt derselbe doch dieselben Reliefverhältnisse, welche wir bei den mit breiten Längsstreifen versehenen Ciliaten trafen. Dagegen sind die Längskiele, welche den Rücken mancher Hypotrichen zieren, sicher nicht mit der Körperstreifung vergleichbar. Die Bauchfläche lässt bei allen Hypotrichen, welche eine stark redu- eirte, nicht mehr deutlich in Längsreihen geordnete Bewimperung besitzen, keine Körperstreifung erkennen. Wahrscheinlich blieb dieselbe aber bei den primitiven Formen mit zusammenhängend bewimperter Bauchfläche, wie Peritromus, Urostyla, Epicelintes und anderen erhalten. Die Cirren steben hier deutlich in schiefen Längsreiben; ob aber Furchen- und Rippenbildung vorhanden ist, wurde nicht direct erwiesen, Körperstreifen der 2. Kategorie u. Specielleres über d. Verlauf d. Streifung überh. 1287 wenngleich die Analogie, namentlich aber die Beschaffenheit des Rückens lebhaft dafür spricht. Ob es wirklich Ciliaten gibt, welchen bei allseitiger Körperbewimperung jede Streifung fehlt, wie Stein (1867, p. 51) für Trichodinopsis und Discophrya planariarum versichert, lasse ich dabingestellt. Für die betreffende Opalinine ist dies recht unwahr- scheinlich, da die Körperstreifung bei den übrigen Mitgliedern der Familie im Allgemeinen sehr gut entwickelt ist. Man darf auch nicht vergessen, dass Stein ein ausgesprochener Gegner der Ansicht war, dass Körperstreifung und Bewimperung in Beziehung ständen (oder in einem Oausalnexus, wie er sich ausdrückte). Wenden wir uns nun zu einer etwas genaueren Betrachtung des Verlaufs der Streifung und damit natürlich auch der Cilienreihen. Wie bemerkt, ist derselbe bei den primitivsten Formen der Holophryina ein regulär meridionaler, indem die Streifen am Rande des terminalen Mundes beginnen und geradlinig bis zum hinteren Pol zieben. Eine natürliche Folge dieses Verlaufes ist, dass die Rippenstreifen in der Aequatorialgegend des Körpers am breitesten sind und sich nach den Polen zu mehr und mehr verschmälern. Ob auch schon unter solch einfachen Verhältnissen gelegentlich ein oder der andere Rippenstreifen aufhört, bevor er den Pol erreicht hat, indem zwei be- nachbarte Furchen zusammenfliesseu, scheint möglich, obgleich es Stein (1567) in Abrede stellt. Wir begegnen dieser Erscheinung wenigstens häufig in der sich verschmälernden Hinterregion der Stentoren. Ein soleh meridionaler oder nahezu meridionaler Streifenverlauf erhält sich noch bei vielen anderen Holotrichen; so zahlreichen Trache- linen, den meisten Chlamydodontinen, Paramaeciinen und Pleuroneminen, doch fehlt es vielfach an genaueren Unter- suchungen. Auch bei manchen einfacher gestalteten Heterotrichen wie den ursprünglicheren Plagiotominen und Bursarinen scheint der Streifenverlauf nicht oder doch nur sehr wenig vom meridionalen ab- zuweichen. Schon bei relativ ursprünglichen Holotrichen geht jedoch die Streifen- richtung in eine schraubige über. Eine geringe Schiefstelluug, welche erst bei genauem Zusehen scharf zu erkennen ist, mag übrigens schon manchen der oben aufgezählten Formen zukommen, da der Uebergang zwischen meridionaler und deutlich schraubiger Streifung ein schr all- mählicher ist. Unter den Holotrichen ist die schraubige Anordnung am besten aus- geprägt bei den Lacrymarien, Chaenia, Dileptus und zahlreichen Opalininen. Den Heterotrichen kommt dieselbe Erscheinung mit Ausnahme der schon oben namhaft gemachten gleichfalls sehr allgemein zu und erreicht ihre auffallendste Entwickelung bei Spirostomum und Stentor. Soweit bekannt, geht der Verlauf der schraubigen Streifung bei Be- trachtung der Bauchseite stets von rechts vorn nach hinten links, d. h. die Schraube ist eine dexiotrope. 1288 Ciliata. Im Allgemeinen verlaufen die Schraubenstreifen ziemlich steil, d. h. ihre Schräge ist wenigstens im gestreckten Zustand der Thiere eine mässige, die kaum mehr als etwa 20° von dem meridionalen Verlauf ab- weichen dürfte. Anders wird dies natürlich bei sehr eontractionsfähigen Infusorien im zusammengezogenen Zustand; denn es ist klar, dass die Schraube der Streifen um so flacher, also die Schräge der letzteren um so grösser werden muss, je stärker die Längsaxe verkürzt wird. Die Steilheit der Schraube bedingt, dass die einzelnen Streifen bei mässig langen Ciliaten nur den Bruchtheil eines Umgangs beschreiben, bis etwa eine halbe Windung (vergl. z. B. Bursaria, Condylostoma). Bei sehr langgestreckten und gleichzeitig recht contractilen Ciliaten, wie gewissen Lacrymarien, Trachelocereca und Chaenia unter den Holotriehen, namentlich aber Spirostomum (speciell dem grossen Sp. ambiguum) unter den Heterotrichen werden die Streifen länger, den- noch glaube ich, dass sie an gestreckten Thieren selten viel mehr wie einen Umgang beschreiben. Stein versichert zwar. dass die Streifung des uncontrahirten Spirostomum ambiguum gewöhnlich 2!/, „Umgänge‘“‘ durchlaufe; auf seinen Abbildungen vermag ich jedoch kaum mehr wie einen zu erkennen; ich vermuthe daher, dass er als Umgang nur die Hälfte einer vollen Windung zählte. Auch bei Spirostomum teres will er langgestreckte Thiere mit 2 Umgängen beobachtet haben, was im obigen Sinne zu erklären sein dürfte, denn die ge- wöhnlichen Formen, welchen er 1 Umgang zuschreibt, zeigen auf der Abbildung kaum mehr als einen halben, Wir betonten, dass die obigen Angaben nur für nicht contrahirte Thiere gelten, denn schon Lieberkühn und Stein erkannten, dass con- trabirte Spirostomum ambiguum gewöhnlich nicht nur eine bedeutende Abflachung der Schraubenstreifung, sondern eine Erhöhung der Umgangs- zahl zeigen, welche auf zwei volle Windungen, vielleicht aber auch noch mehr steigen kann. Das Zustandekommen dieser Erscheinung ist hier nicht specieller zu erörtern; nur soviel werde bemerkt, dass sie zweifellos auf einer bei der Contraction häufig eintretenden schraubigen Körpertorsion beruht, die dadurch verursacht wird, dass nur einige be- nachbarte schraubige Fibrillen sich contrahiren. Es ist nicht unwahr- scheinlich, dass auch andere langgestreckte contractile Formen solche Torsionen zuweilen erfahren. Vielleicht etwas anders zu beurtheilen sind die Körpertorsionen, welche die lange, sehr contractile Trachelo- cerca Phoenicopterus im gestreckten Zustand nicht selten zeigt; auch diese Torsionen bewirken jedoch eine scheinbare Erhöhung der Um- sangszahl der Streifung. Beispiele einer sehr zahlreiche Windungen beschreibenden Schrauben- streifung bieten nur die durch Foettinger entdeckten sehr langen, wurm- förmigen Opalininen der Cephalopoden. Die regulär von den beiden Polen ausgehende Streifung umzieht bei den sehr langen Formen (65, 6a, 6c), welche Foettinger Benedenia nannte, in relativ sehr schrägen, bei stark contrahirten Thieren nahezu transversalen Windungen den Körper, so dass die Umgangszahl unter Umständen wohl 20 oder Schraubiger Verlauf der Streifung und Modific. b. Verlagerung des Munds. 1289 vielleicht noch mehr erreicht. Die Erscheinung ist um so auffallender, als die Streifung selbst bei sehr langen Opalininen anderer Gattungen (Anoplophrya, Diseophrya, Hoplitophrya) stets eine nahezu meridionale oder doch sehr schwach schraubige ist. Foettinger sucht die Streifung zwar ausschliesslich auf die Gegenwart schraubig ver- laufender, Muskelfibrillen zurückzuführen, von welchen bei späterer Gelegenheit noch die Rede sein wird, doch scheint es nicht zweifelhaft, dass auch hier, wie bei den übrigen Opa- lininen das Wesen der Streifung mit dem der übrigen Ciliaten übereinstimmt, also zunächst auf dem Verlauf der Cilienfurchen und der sie trennenden Rippenstreifen beruht, abgesehen von etwaigen contractilen Elementen, die mit der Streifenanordnung zusammenfallen, Wo die Streifen einen ziemlich schrägen Verlauf nehmen, kommen bei schwächeren Vergrösserungen nicht selten die des Bauchs und Rückens gleichzeitig zur Ansicht und täuschen ein System gekreuzter Streifen vor, wie es früher vielfach, z. B. für Spirostomum, Lacrymaria und andere, angenommen wurde (Stein 1859, Clap. und L. etc.). Es scheint zweifellos, dass die meisten derartigen Angaben, insofern sie Ciliaten mit Streifung der 2. Kategorie betreffen, auf Täuschung zurückzuführen sind. Ganz anderer Beurtheilung unterliegen natürlich die schon früher erörterten gekreuzten Streifungen der 1. Kategorie. Zunächst haben wir noch gewisser Modificationen des Streifenver- laufs zu gedenken, welche mit der Veränderung der Mundlage zusammen- hängen, wie sie gegenüber den einfachsten Holotrichen bei den meisten Ciliaten eingetreten ist. Leider wurden diese Verhältnisse bis jetzt nicht so ausreichend studirt, wie sie es verdienten. Hier möge nur kurz auf die Regel, welche in dieser Hinsicht zu herrschen scheint, hingewiesen werden; erst bei der Betrachtung der Mundverlagerung und ihrer wahr- scheinlichen Entstehung soll auch einiges über die vermuthliche Ableitung dieser Erscheinung bemerkt werden. Wie schon betont wurde, strahlen die Streifen bei den mit terminalem Mund versehenen Holotrichen allseitig von der Peripherie der Mundöffnung aus, mögen sie nun meridional oder schraubig verlaufen. Bei denjenigen Holotrichen aber, deren Mund mehr oder weniger auf die Bauchseite ge- schoben ist, erscheint der Verlauf der Streifen am vorderen Körperpol in- sofern modifieirt, als die Streifen der Dorsalfläche zwar noch im Allge- meinen bis zum vorderen Pol ziehen und hier zusammenlaufend endigen, die der Bauchseite dagegen, soweit sie nicht an den Mundrändern endigen, rechts und links an diesen vorbeiziehen, um sich in der Strecke zwischen Mund und vorderem Körperpol gegen einander zu biegen und paarweise zu vereinigen (62, 5a). Diese Vereinigung geschieht in etwas verschiedener Weise. In der Familie der Chlamydodonta stossen die zusammentretenden Streifen winklig zusammen. Festgestellt ist dies Verhalten wenigstens bei Chilodon (60, Sa) und Onychodactylus (61, 6a). Entsprechen- des wird auch bei den übrigen Formen sicher zu erwarten sein. Die Vereinigungspunkte der Streifen, resp. die Spitzen aller Streifenwinkel liegen in einer schiefen Linie, welehe den Mund mit der Schnabelspitze verbindet. Dieselbe Erscheinung kehrt bei Nassula wieder (Schewia- koff), wovon schon Lieberkühn (s. 60, 4b) einiges sah. Auch 1290 Ciliata. ich beobachtete das winklige Zusammenstossen der Streifen vor dem Mund bei Nassula aurea (1875). Doch bilden die Streifen bei N. keine so scharfen Winkel, gehen vielmehr bogig in einander über, ähn- lich wie bei den Paramaecinen. Vermuthlich findet sich dasselbe winklige Zusammenstossen der Streifen auf der Linie zwischen Mund und käüsselspitze auch bei den- jenigen Trachelinen, deren Mund an der Rüsselbasis liegt. Bei Dileptus scheint dies insofern der Fall zu sein, als die Streifen des Rüssels allmählich, unter schr geringem Winkel, rechts und links an das Trichocystenband der ven- tralen Rüsselkante anstossen, also den vorausgesetzten Lauf nehmen, wenn sie sich auch nicht direct vereinigen. Bei Lionotus grandis Entz bildet Entz in der Rüsselregion ein wink- liges Zusammenstossen der Streifen der rechten bewimperten Seite ab, erklärt es jedoch durch eine Einfaltung der Oberfläche an der scheinbaren Vereinigungslinie. Obgleich mir diese Erklärung nicht ganz plausibel scheint, wäre sie doch möglich, um so mehr als die an- scheinende Zusammenstossungslinie ausser Beziehung zu dem auf der ventralen Rüssel- kante liegenden Mundspalt steht und eine solche Beziehung sonst stets vorhanden ist. Leider sind die Verhältnisse bei derjenigen Tracheline, wo sie wohl am Besten zu überschauen wären, bei Trachelius Ovum, noch nicht bekannt geworden. Besonders interessant istnach Schuberg’s Untersuchungen der Streifen- verlauf bei der parasitischen, mit Isotricha nahe verwandten Dasytricha (65, 12b). Der Mund liegt hier fast am einen Pol des länglichen Körpers, welchen Pol man, trotzdem er bei der Bewegung hinten bleibt, nur zu geneigt sein wird, mit dem Oralpol der einfachen Holotrichen zu identifieiren, was Stein auch für Isotricha annahm. Genaue Verfolgung der Streifen der einen Körperfläche ergibt aber, dass dieselben auf der gesammten langen Linie zwischen Mund und Vorderende winklig zusammenstossen, nicht einfach am Mund convergiren, wie es sein müsste, wenn eine ur- sprüngliche Holotriche mit terminalem Mund vorläge. Wie schon früher angedeutet wurde, schliessen wir aus diesem Verhalten, dass der Mund der Isotrichinen die lange Wanderung vom vorderen zum hinteren Pole vollendet hat. Ein ähnliches Zusammenstossen der Streifen auf der Ventralkante zwischen Mund und Vorderende vermuthe ich nach den vorliegenden An- gaben auch bei ÖConchophthirus; namentlich für C. Steenstrupii, dessen Mund ebenfalls fast ans Hinterende gerückt ist, deuten dies Quennerstedt’s (408c) Beobachtungen an. Wie schon bemerkt wurde, verhält sich der Streifenverlauf der Paramaecinen etwas anders. Das Uebergehen der ventralen Streifen zwischen Mund und Vorderende geschieht hier im Allgemeinen unter allmähblichem Umbiegen, oder doch ohne scharte Knickung. Folge davon ist, dass eine Vereinigungslinie wie bei den Chlamydodonten nicht deutlich hervortritt, obgleich sich ihre Lage aus dem Streifenverlauf leicht ergibt. Gut zu erkennen ist dieses Verhalten bei Glaucoma (62, 5), Uronema, Frontonia und anderen. Bei Paramaecium biegen die Streifen etwas winkliger in einander über und die Ueberbiegungslinie läuft vom Mund längs des reehten Randes der Peristomgrube hin (63, la, 2a). Modification des Streifenverlaufs bei Verlagerung des Munds u. durch das Peristom. 129] Eigenthümlich verändert sind die Verhältnisse bei Colpidium (62, 6) und Colpoda (62, 7). Bei beiden scheint die Abweichung dadurch ent- standen zu sein, dass die vor dem Mund liegende Körperregion eine Tor- sion erfahren hat; bei Colpidium nach links, bei Colpoda dagegen nach Maupas’ Untersuchungen nach rechts. Deshalb sieht man bei Colpidium nur die rechtsseitigen Streifen vor dem Mund nach links biegen und vor dem Mund schief aufsteigen. Die Zusammenstossungs- linie mit den linksseitigen Streifen, welche ursprünglich gerade vom Mund zum Vorderende lief, etwa wie bei der nahe verwandten Glaucoma, wurde ganz auf die linke Seite geschoben und steigt nun vom Mund sehr schief nach links auf (6a). Die entgegengesetzte Richtung der Torsion bei Colpoda rief hier den umgekehrten Streifenverlauf her- vor, doch wurden die Verhältnisse dieser Gattung noch nicht ganz aus- reichend studirt. Es fragt sich nun, welche Einflüsse die Ausbildung eines Peristom- feldes, wie es bei den Heterotrichen und z. Th. recht ähnlich bei den Pleuronemina unter den Holotrichen vorkommt, auf den Streifenverlauf hat. Im Allgemeinen lässt sich hierüber sagen, dass sich die Streifung zu dem Peristomfeld etwa ebenso verhält wie zu einer lang spaltartig entwickelten Mundöffnung, wie wir sie bei manchen Trachelinen finden; d. h. die Streifen beginnen gleichmässig am ganzen Rand des Peristoms und ziehen von hier zum hinteren Körperpol. Die Verhältnisse liegen etwa so, als wenn man in die reguläre, ursprüngliche Körperstreifung einer primitiven Holotriche am Vorderende ein Peristomfeld einträgt. Je schmäler und länger gestreckt das Peristom ist, desto schwieriger wird die Feststellung des Verhaltens der Streifen zu seinen Längsrändern. Dennoch glaube ich, dass die Sache sich allgemein so verhält und dass Streifungsverhältnisse, wie sie Stein beiBlepharisma und Spirosto- mum am rechten Peristomrand zeichnet, von welchem die Streifen zum vorderen Pol ziehen sollen, sich ebensowenig finden wie bei Bursaria, wo er ähnliches berichtete, was später Brauer und namentlich Schuberg corri- girten. Für Blepharisma kann ich nach eigenen älteren Beobachtungen versichern, dass alle vom rechten Peristomrand entspringenden Streifen zum hinteren Pol ziehen; daher dürfte auch bei Spirostomum das Gleiche sicher zu erwarten sein. Ganz unwahrscheinlich ist ferner der von Stein bei Nyctotherus Györianus ange- gebene Streifenverlauf, welcher das Peristom einfach als Unterbrechung einer continuirlichen Spiralstreifung angibt. Unverständlich bleibt ferner bis jetzt der Streifenverlauf, den Stein bei Nyctotherus cordiformis schildert. Die Streifung der rechten Seite nimmt hier den zu erwartenden normalen Verlauf; die der linken Seite dagegen (66, 5b) weist eine Zusammen- stossungslinie auf, ähnlich wie wir sie früher bei den Chlamydodonten bemerkten. Die Linie, in welcher die Streifen sehr spitzwinklig zusammenstossen,, reicht von dem Vorderende bis in die Mundgegend. Künstler (703) will etwas ähnliches auf der rechten Seite seines Nycto- therus Duboisii gesehen haben, doch blieben mir seine Beschreibung und Abbilduyg un- verständlich. Ohne bezweifeln zu wollen, dass die Stein’sche Schilderung des Streifen- verlaufs bei Nyctotherus cordiformis im Allgemeinen richtig ist, bleibt vorerst unverständ- lich, wodurch eine solche Unterbrechung der linksseitigen Streifen, denn hierauf deutet die 1292 Ciliata. Zusammenstossungslinie hin, hervorgerufen wurde. Der Linie der Holotrichen kann sie nicht entsprechen, denn deren Homologon findet sich sonder Zweifel in der Peristombildung. Ein Wort verdient das Verhalten der Streifung zur Peristom- fläche bei den Heterotrichen. Die Mehrzahl derselben besitzt eine unbe- wimperte und daher auch ungestreifte Peristomfläche; denn die zarte Streifung, welche uns bei Bursaria bekannt wurde, besitzt, wie aus Früheren hervorgeht, wahrscheinlich keine Analogie mit der Körperstreifung. Be- kanntlich tritt aber in der Familie der Stentorina eine gleichmässige Bewimperung der Peristomfläche und damit, wie zu erwarten, auch eine Streifung derselben auf, welche in jeder Hinsicht der des übrigen Körpers entspricht. Der Verlauf der Peristomstreifen ist nur bei den Gattungen Climacostomum und Stentor genügend bekannt, bei Folliculina (Freia) hingegen noch ziemlich unsicher. Die Streifen be- ginnen nach Stein’s Darstellung am rechten Peristomrand und ziehen von hier concentrisch mit dem dorsalen und linken Peristomrand zum Mund (Tt. 68). Natürlich müssen sie gegen letzteren fortgesetzt convergiren und daher auch immer schmäler werden. Es scheint vorerst kaum möglich, diesen Verlauf der Peristomstreifen mit einem Theil der Körperstreifen einfacherer Formen in Beziehung zu setzen und sie daher etwa von den vor dem Mund hinziehenden Uebergangsstreifen solcher abzuleiten. Immerhin mag diese Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen sein, da genauere Unter- suchungen wohl den Verlauf der Peristomstreifen in der Mundgegend und am linken Peristom- rande etwas anders ergeben könnten, als ihn Stein darstellt, d. h. ähnlicher dem Verhalten am rechten Peristomrand. Dann würden sich die Streifen des Peristoms doch vielleicht als die Fortsetzungen der vor dem Mund in einander überbiegenden ventralen Körperstreifen be- trachten und die gesammte Bildung daher auf das Verhalten mancher Holotrichen beziehen lassen. Für diese Auffassung spricht auch das Verhalten der Peristomstreifung der leider noch so ungenügend erforschten Lieberkühnina, wenigstens stellt Lieberkühn dieselbe mehrfach als eine ganz concentrische, die links und rechts gleichmässig auf den Peristomrand auf- setzt, dar (69, 5b, 5d). Auch der Streifenverlauf auf den Peristomflügeln von Folliculina scheint, soweit das Wenige, was davon bekannt ist, ein Urtheil erlaubt, cher mit dieser Auf- fassung zu harmoniren. e. Differenzirungen contractiler Elemente des Ecto- plasmas in Zusammenhang mit der Körperstreifung oder unabhängig von derselben. «@. Die eontractilen Fibrillen oder Myoneme. Schon bei Besprechung der Körperstreifung wurde betont, dass die Reliefzeichnungen und die Cilienanordnung, welche dieselbe bedingen, häufig durch Diffe- renzirungen im Ecetoplasma, welche dem Verlauf der Streifung folgen, verdeutlicht werden. Das Zusammenfallen beider Erscheinungen war be- kanntlich die Ursache, dass die im vorigen Abschnitt geschilderten Ver- hältnisse bei Beurtheilung der Streifung vielfach gegen die jetzt zu be- sprechenden zurückgestellt oder überhaupt vernachlässigt wurden. Schon frühzeitig bildete sich die Ueberzeugung aus, dass jene Diffe- renzirungen des Ectoplasmas mit dem Contractionsvermögen zusammen- Streifung auf d. Peristom. Myoneme. 1295 hängen müssten; waren es doch gerade die besonders contractilen Ciliaten, welche sowohl die Körperstreifung wie jene Differenzirungen am Klarsten zeigten. Diese bekanntlich schon bei Ehrenberg angedeutete Auffassung wurde durch die späteren Forschungen im Ganzen bestätigt und ins Ein- zelne verfolgt. Dabei ergaben sich aber tiefgehende Widersprüche in der Deutung des Gesehenen, welche z. Th. jetzt noch nicht völlig geschlichtet sind. Ueberhaupt muss betont werden, dass die grosse Schwierigkeit der Untersuchung und physiologischen Beurtheilung dieser Differenzirungen, in Verbindung mit der Unsicherheit, welche auch in der Histologie der höheren Thiere bezüglich des Wesens der contractilen Substanzen herrscht, eine befriedigende Klärung der fraglichen Verhältnisse bis jetzt noch nicht gestatteten. Die betreffenden Erscheinungen wurden ausser bei den Vorticellidinen bis jetzt nur bei mit eigentlichen Rippenstreifen, d. h. der Streifung unse- rer 2. Kategorie, versehenen Ciliaten beobachtet. Ob hieraus zu schliessen ist, dass sie den anderen ganz fehlen, lassen wir dahingestellt. Dagegen beweist ihr Auftreten bei den Vorticellidinen, dass ein nothwendiger Zusammenhang zwischen Körperstreifung und jenen Differenzirungen nicht besteht, wenn anders die Erscheinungen bei der erwähnten Ordnung denen der übrigen Ciliaten mit Recht verglichen werden, wofür unsere Erfah- rungen durchaus sprechen. Ein Wort möchten wir über den Ort dieser fibrillären Differenzirungen im Ectoplasma vorausschicken. Mit Sicherheit kennen wir sie nur von solehen Ciliaten, deren Eetoplasma die Zusammensetzung aus den drei früher charakterisirten Schichten, der Pellieula, Alveolarschicht und dem Corticalplasma zeigt, doch mag das letztere z. Th. nicht deutlich ausgebildet sein. Jedenfalls treten die fraglichen Bildungen unter der Pellieula auf und stehen nachweislich mit der Alveolarschicht in innigem Zusammenhang. Neuere Beobachtungen (Bütschli und Schewia- koff) ergaben, dass die contraetilen Fibrillen sicherlich Differenzirungen der Alveolarschicht sind, dass sie jedoch aus dieser häufig in das Cortical- plasma rücken. Es kann uns daher nieht überraschen, wenn sie zuweilen streckenweis dieser Schicht eingelagert sind, ja bei einigen Ciliaten sogar gewisse Regionen des Entoplasmas durchziehen. Diese Erörterungen bezweckten hauptsächlich die zuerst von Häckel (497) ausgesprochne und später häufig vorgetragne Ansicht zu widerlegen, dass die contractilen Elemente des Ecto- plasmas in einer besonderen sog. „Myophanschicht“ ihren Sitz hätten. Diese, schon von Maupas (677) genügend zurückgewiesene Annahme bedarf nach dem Vorbemerkten einer speciellen Widerlegung um so weniger, als sie keinerlei thatsächliche Erfahrungen zu ihrer Bekräftigung aufzuführen wusste, vielmehr ein einfaches Ergebniss schematisirender Darstellung war, welcher für jedes ectoplasmatische Element auch die zugehörige Schicht nicht fehlen durfte. Den klarsten Einblick in die zu betrachtenden Verhältnisse gewähren die Vorticellinen; wir wollen unsere Uebersicht daher mit diesen be- ginnen. Ehrenberg hatte gelegentlich beobachtet (Vorticella Convallaria), dass der laden im Stiel schnellender Vorticellinen,, dessen muskulöse Natur er betonte, sich in den Hintertheil 1294 Ciliata. des Körpers fortsetze. Spätere Beobachter, wie Eckhard (194), Czermak (245), Stein (261), bestätigten dies in weiterem Umfang, indem sie den anscheinend gablig getheilten Stiel- faden eine Strecke weit im Körper verfolgten. Erst Lachmann (274) erkannte gemeinsam mit Clapar&de richtig, dass der Faden, nach seinem Eintritt in den Körper, eine membra- nöse, längsgestreifte, konische Ausbreitung bilde; auch suchte er zu erweisen, dass diese Fort- setzung des Fadens, wie der im Stiel gelegene Theil, Contractionsvermögen besitze. Beide Forscher stellten weiterhin fest, dass auch den Vorticellinen, deren nichteontractilem Stiel der Muskelfaden fehlt, dennoch der im Körper gelegene Fasertrichter zukommt. Selbst Ehren- berg hatte denselben schon bei der grossen Epistylis Galea bemerkt und seine mus- kulöse Natur vermuthet. In den Arbeiten Greeff’s (467) und Everts’ (493) kann ich kaum einen Fortschritt über Lachmann und Glapar@de finden, ja die Verhältnisse im Hinterende der Vorticellinen wurden von beiden falsch beurtheil. Am mangelhaftesten zwar von Everts, welcher sicher die gesammte Körner- oder Alveolarschicht der Vorticella für eine längsgestreifte Schicht nahm, sie bis ans Hinterende verfolgte und dort in den Stielmuskel übergehen liess. Daraus geht hervor, dass er das wirkliche Verhalten der Fortsetzung des Stielmuskels nicht erkannte. Obgleich er für diese längsgestreifte Lage die Bezeichnung Muskelschicht anerkennen wollte, da sie die Fortsetzung des Stielmuskels sei, betonte er besonders, dass er nichts gefunden habe, was Muskelfasern vergleichbar sei. Es scheint mir deshalb sehr fraglich, ob Everts wirklich die contractilen Fibrillen der Vorticellinen gesehen hat, wie gewöhnlich behauptet wird. Ob dies Greeff gelungen ist, ist gleichfalls unsicher. Eigentliche Fibrillen bildet auch Greeff nur aus der Fortsetzung des Stielmuskels im Hinter- ende ab. Er unterschied im Hinterende ein doppeltes System von Fibrillen, solche, welche der Körperwand angehören und andere, innen von diesen, welche der Ausbreitung des Stielmuskels zukommen. Dies ist irrig, denn im Bereich der konischen Ausbreitung des Stielmuskels fehlen dem Hinterende Fibrillen unter der Pellicula. Die angeblichen Quer- schnitte der äusseren Fibrillenlage, welche Greeff auf dem optischen Durchschnitt des Hinter- endes bemerkte, waren jedenfalls nur die Körner der Alveolarschicht. Dagegen mag Greeff wirklich die Fibrillen des Peristoms beobachtet haben, wenn sich die darüber vorliegenden Angaben überhaupt bestätigen. Wir müssen daher die wirkliche Entdeckung der Fibrillen in der Körperwand Engel- mann (1875) zuschreiben. Bütschli beobachtete sie gelegentlich (1875— 76), veröffentlichte darüber jedoch nur eine kurze Notiz (522, p. 72 Anm.); später trugen namentlich Wrezes- niowski (546) und Brauer (767) zu ihrer genaueren Kenntniss bei. Untersucht man grössere, möglichst durchsichtige Vorticellinen (z. B. Epistylis Galea u Umbellaria, doch auch Vorticellanebulifera und Carchesium polypinum) mit starken Vergrösserungen, so be- merkt man im Körperabschnitt vor dem hinteren Wimperkranz, dicht unter der Pellieula, zarte längsverlaufende plasmatische Fibrillen (75, 9a; 74, 7b). Dieselben sind sehr fein, mässig dunkel und von dem allge- meinen Aussehen feiner plasmatischer Fädchen. Bei Epistylis Umbel- laria ist deutlich wahrzunehmen, dass die Fibrillen von Strecke zu Strecke feine Varicositäten besitzen. Sie verlaufen in ziemlicher Entfernung von einander, so dass ungefähr 10—20 auf die Hälfte des Körperumfangs kommen; relativ selten fliessen zwei benachbarte Fibrillen zu einer ein- zigen zusammen (Brauer). Die breiten Längsfelder zwischen den Fibrillen werden von den Körnern, oder vielmehr dem Maschenwerk (mit den Körnern) der Alveolarschicht gebildet und erscheinen deshalb als körnige Bänder (74, 7e). Indem die Körner sich nur bis zu einer ge- wissen, sehr geringen Entfernung von der Fibrille jederseits erstrecken, entsteht zwischen je zwei Körnerreihen ein sehr schmaler, hellerer Streif, Myoneme der Vorticellinen. 1295 in welchem die Fibrille hinzieht. Sorgfältige Betrachtung bei starken Vergrösserungen ergibt weiter, dass die Alveolen der Alveolarschicht mit den benachbarten Fibrillen in Verbindung stehen, d. h. dass feine Fädchen von den Alveolen zu den Varieositäten der Fibrillen ziehen (74, Te). Hieraus folgt, dass die Fibrille der Vorticellinen nicht ein besonderes, dem Ectoplasma eingelagertes Gebilde ist, sondern einer Differenzirung des Wabenwerks der Alveolarschicht ihre Entstehung verdankt. Indem sich eine Reihe Wabenwände (oder Netzmaschen, wenn man will) in linearer Anordnung hintereinander reihten, entstand die Fibrille oder das Myonem, wie wir sie nennen können, aus einem ursprünglich gleich- mässig alveolären Plasma. Zu dieser Auffassung der Fibrillenbildung gelanste ich schon vor längerer Zeit selbst- ständig, theils durch Beobachtungen von 1875, theils durch Erfahrungen über die ähnliche Fibrillenbildung der Condylostoma von 1883. Gemeinsam mit Schewiakoff 1386 an- gestellte Beobachtungen haben sie bei Epistylis Umbellaria wiederholt bestätigt. Eine ähnliche Ansicht trug Leydig 1883 für Epistylis plicatilis vor; die Knoten der Bälk- chen (d. h. jedenfalls die Netzknoten, resp. die Körner der Alveolen) sollen sich hier unter der Pellicula in Längsreihen ordnen und so eine Schicht bilden, die jedenfalls der Muskel- schicht der übrigen Infusorien entspreche. Schon früher wurde betont, dass bei Epistylis pli- catilis thatsächlich die Alveolenknoten oder Körner sehr deutlich längsgereiht sird. Eigent- liche Fibrillen wurden hier noch nicht verfolgt; es ist daher auch unsicher, ob sich Leydig’s Angabe auf die eigentlichen Myoneme bezieht. Peristomwärts kann man die Fibrillen bis zum äussersten Rand des Peristomsaums verfolgen. Die arkadenartigen Verbindungen, welche Engelmann bei Epistylis Galea in der Nähe des Peristomrandes zwischen den benachbarten Fibrillen bemerkt haben will, konnten weder Wrzesniowski, noch Brauer und ich bei anderen Arten auffinden. Stielwärts verlaufen die Fibrillen unter der Pellicula bis zu der eigen- thümlichen dunklen Ringlinie, welche, wie früher bemerkt wurde, die Bildungsstätte des hinteren Wimperkranzes ist. Obgleich wir diese Linie später noch genauer besprechen müssen, werde hier zum besseren Ver- ständniss doch bemerkt, dass sie durch eine Verdichtung der Alveolar- schicht bewirkt scheint; der so gebildete „Wimperring“, wie wir die Linie mit Brauer nennen können, springt nach Innen beträchtlich in die Alveolarschicht vor. Bis zu diesem Wimperting also ziehen die Fibrillen unter der Pelli- eula, der Alveolarschicht an- oder eingelagert; hier angelangt biegen sie plötzlich sämmtlich nach Innen in das im Hinterkörper stark angehäufte Corticalplasma ein und eilen convergirend dem oberen Stielende zu. In dieser Weise bilden sie die konische Ausbreitung des Stielmuskels. Brauer leugnet bestimmt, dass die Fibrillen eine Verbindung mit dem Wimperring eingehen, sie strichen nur dicht an demselben vorbei. Mir scheint dieser Punkt noch weiterer Aufklärung zu bedürfen, da die That- sache, dass die Fibrillen der Stielmuskelausbreitung stets dem Wimper- ring direct zustreben, doch am einfachsten durch eine innigere Vereinigung 1296 Oiliata. mit demselben, resp. Befestigung an demselben erklärt würde. Dafür spricht auch die Erfahrung, dass die Myoneme jedenfalls Producte der Alveolarschicht sind, wie der Wimperring. In ihrem Verlauf anastomo- siren die Fibrillen der konischen Ausbreitung vielfach und werden auch durch maschige Zwischenfädchen häufig untereinander verbunden. Gegen die Befestigungsstelle des Stiels hin treten sie natürlich immer dichter zusammen und vereinigen sich endlich bei Epistylis Umbellaria in geringer Entfernung vor dem Stielende zu einem kurzen ceylindrischen Strang, welcher im optischen Querschnitt durchaus fibrillär gebildet zu sein scheint. Alle Fibrillenquerschnitte erscheinen auf dem optischen Sehnitt durch zahlreiche Verbindungsmaschen netzförmig verstrickt. Wir dürfen dieses Endstück wohl schon dem Stielfaden der Contractilia direct vergleichen. Wie sich bei letzteren der Uebergang der konisechen Aus- breitung in den eigentlichen Muskelfaden vollzieht, soll weiter unten bei Besprechung des letzteren erörtert werden. Aus obiger Schilderung ergibt sich, dass die konische Ausbreitung der Fibrillen sämmt- lichen Vorticellidinen, seien dieselben gestielt oder ungestielt, mit oder ohne Muskelfaden, zuzukommen scheint. Es ist daher wohl zweifelhaft, ob Brauer Recht hat, wenn er dieselbe bei seiner sogen. Epistylis (?) Steinii leugnet. Ich halte dies auch deshalb für unwahr- scheinlich, da dieselbe wohl sicher gar keine Epistylis, sondern eine mit Muskelfaden ver- sehene Form ist, die jmit dem altbekannten Carchesium pygmacum Ehrbg. — Aselli Engelm. identisch sein dürfte. Indem wir nochmals zu den Fibrillen der Vorticellidinen zurück- kehren, bemerken wir, dass nach Engelmann’s Erfahrungen gewisse OÖpereularien besonders starke Fibrillen besitzen, welche im eontra- hirten Zustand 3 « Dicke erreichen. Auch ich beobachtete schon 1875 eine Opereularia (T. 74, Fig. 10) mit solch kräftigen, jedoch sehr wenigen Fibrillen. Engelmann machte auch zuerst darauf aufmerksam, dass in der Peristomregion von Epistylis Galea noch weitere Myonemen beson- deren Verlaufs auftreten. Im Peristomsaum sollen eireuläre Fibrillen einen wahren Sphincter bilden und auf dem „Peristomfeld“ (d. h. wohl auf dem Diseus) fänden sich „bogenförmig verlaufende, wie es scheint, ähnlich wie bei Stentor nach dem Vestibulum zu convergirende, durch deren Zusammenziehung der Peristomdeckel (Diseus) kleiner von Umfang und glatter und theilweise eingezogen werden müsse“. Auch Greeff beschrieb auf der Wimperscheibe und dem Peristom noch eireuläre Fibril- len, wogegen Wrzesniowski bei Epistylis Umbellaria nichts von solchen bemerken konnte. Brauer endlich hat bei E. Galea gleichfalls Fibrillen („scharfbegrenzte Linien“) auf dem Peristom beobachtet, welche mit denen der Körperwand nicht eontinuirlich zusammenhängen. Mir per- sönlich fiel bei gelegentlichen früheren Untersuchungen weder etwas von einem Sphincter, noch von Peristomfibrillen auf, jedoch suchte ich auch nicht speciell danach. Dennoch scheint mir namentlich die Gegenwart eines Sphinceters sehr plausibel, wegen der energischen Contractilität des Peristomsaums, \yoneme der Vorticellinen und der übrigen Ciliaten. 1297 Neuere, in Gemeinschaft mit Schewiakoff an Epistylis Umbel- laria angestellte Beobachtungen lehrten dagegen noch Fibrillenbildungen in der Peristomregion kennen, deren Verlauf sofort klar erweist, welch’ wichtige Rolle sie bei der Retraction des Peristoms spielen müssen. In einiger Entfernung vom Peristomsaum sieht man nämlich von den Fibrillen der Körperwand andere abzweigen, welche schief nach innen und vorn ziehen und sich in der Region der adoralen Zone (Peristom- rinne) von unten an die Peristomscheibe befestigen (74, 7b). Dass diese Fibrillen zur Einziehung des Peristoms dienen, ist klar und die Ver. muthung liegt nahe, dass dieselbe Einrichtung den Vorticellinen mit sehr retractilem Peristom überhaupt zukommt. Bei einer Reihe Heterotriehen (Stentor, Spirostomum, Condylostoma) und Holotrichen (Holophrya, Prorodon, gewisse Opalininen), welche sich durch mehr oder weniger energisches Contractionsvermögen auszeich- nen, begegnen wir Verhältnissen, welche den besprochnen im Allgemeinen recht ähnlich sind und daher auch nach Feststellung derselben verständ- licher werden. Charakteristisch für jene Ciliaten ist, dass die Fibrillendiffe- renzirung sich innig an die ausgeprägte Rippenstreifung anschliesst, dass nämlich die Fibrillen stets dem Verlauf der Cilienfurchen, resp. der Cilien- reihen folgen. Wie früher bemerkt wurde, vertrat schon Ehrenberg für Stentor die Ansicht, dass die körnigen Rippenstreifen Muskeln seien. Später griff OÖ. Schmidt*) diese Vermuthung wieder auf. Auch Kölliker (1864) schloss sich dieser Ansicht an, wobei die von ihm beobachtete, häufige Querstreifung der Rippenbänder seine Deutung leitete. Er glaubte aber irrthümlich, die gleich zu erwähnenden eigentlichen Fibrillen, welche Lieberkühn 1857 gefunden hatte. studirt zu haben. — 1867 musste auch Stein, welcher früher besondere contractile Elemente der Infusorien geleugnet hatte, die Gegenwart solcher zugeben. Er reihte sich gleichfalls der obigen Anschauung energisch an, welche auch Häckel noch 1873 adoptirte. Wie bemerkt, hatte Lieberkühn schon 1857 bei Stentor unter jedem hellen Zwischen- streifen der Cilienfurchen eine zarte Längsfaser entdeckt, welche er aus später darzulegen- den Gründen für die eigentlich contractilen Elemente hielt. Schmidt (898), Stein (428) und selbst Simroth (536) konnten diese Fasern nicht finden. Erst Greeff beobachtete sie 1870 wieder bei Stentor und trat gleichzeitig energisch für Lieberkühn’s Ansicht ein, welcher sich alle neueren Beobachter, Engelmann (1875), Wrzesniowski (1877), Maupas (1883), Brauer (1585) und Bütschli anschlossen. Nach unserer früheren Schilderung erscheinen die Cilienfurchen hell, so dass die körnigen, die Structur der Alveolarschicht aufweisenden Rippen- streifen von schmalen, hellen, sog. Zwischenstreifen unterbrochen werden. Dies Verhalten beruht wesentlich darauf, dass die Alveolenkörner der Rippenstreifen in einiger Entfernung von der Tiefe der Cilienfurche auf- hören. Bei Stentor coeruleus ist unschwer festzustellen, dass dieses helle Band oder der Zwischenstreifen nur auf der einen Seite der Cilien- furche entwickelt ist. Bei Ansicht auf die Bauchseite stösst nämlich jeder helle Streif rechts an die Cilienfurche an, oder anders ausgedrückt, er bildet den linken körnerfreien Saum jedes Rippenstreifen und erreicht *, Schmidt, ©., Lehrb. d. vergl. Anatomie, 2. und spätere Auflagen z. Th.; auch 1864. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 52 1298 Oiliata. ungefähr ein Viertel von dessen Breite (s. Fig. 14a, k). Ob diese einseitige Ausbildung der Zwischenstreifen allgemeiner verbreitet ist, bleibt festzustellen. In jedem Zwischenstreif bemerkt man dicht unterhalb des Grundes der Cilienfurche eine Längsfibrille.e. Bei Condylostoma (s. Tf. 67, Fig. 4e) gleichen die Fibrillen denen der Vorticellidinen am meisten, da sie nicht nur recht fein sind, sondern auch zarte vari- cöse Anschwellungen besitzen, welche mittels querer Fädchen mit den Waben der Alveolarschicht zusammenhängen (Bütschli bei Schuberg 1886). Genaue Erforschung des optischen Querschnitts des Ectoplasmas von Stentor eoeruleus lehrt das Verhalten der Myoneme zur Alveolar- schicht kennen (s. neben Fig. 14d). Im hellen Zwischenstreif fehlt das Al- veolenwerk der Schicht wie die Körner; derselbe erscheint daher im optischen Schnitt wie ein mit heller, jeden- falls flüssiger Masse erfüllter Kanal. Recht häufig springt letzterer gegen das unterliegende Corticalplasma et- was convex vor, senkt sich in das- selbe mässig ein. Die Fibrille liegt nun in der an die Cilienfurche gren- zenden Region dieses Kanals, einen Theil seiner Umrandung bildend. Sie reicht bis dieht an die Pellicula unter der Cilienreihe heran und an- dererseits bis nahe gegen die Mittel- linie der Innenwand des Kanals. Die Pellicula, welche den hellen Zwischenstreif äusserlich bedeckt, ist sehr fein quergestreift; auch ist Fig. 14. Erklärung von Fig. 14a—e. 14a. Flächenansicht eines kleinen Theils zweier Körperstreifen von Stentor coeruleus. c. Die Gilienreihe in den Körperfurchen. k Der helle Zwischenstreif, resp. der darunter befind- liche Kanal des Myonems m. R Der mit blauen Körnchen erfüllte Rippenstreif. — 14b. Kleines Stück eines Myonems von Stent. coer. bei sehr starker Vergrösserung (apo- chromatisches Objectiv 'j,, Zeiss). — 14c. Opti- scher Querschnitt eines Myonems von Stent. coerul. — 14d. Optischer Querschnitt der Al- veolarschicht dreier Körperstreifen von St. eoerul. R Der körnige Rippenstreif, k der Kanal mit dem Myonem m. — 14e. Optischer Querschnitt dreier Körperstreifen von Holo- phrya discolor. a. Die Alveolarschicht, R. die Rippenstreifen. k. Der in das Ento- plasma (e) eingesenkte Kanal mit dem M yo- nem m. eine entsprechende Streifung zuweilen auf dem körnigen Theil des Rippen- streifens wahrzunehmen, daher viel- leicht nur dureh die Körnelung hier sewöhnlich verdeckt. — Ob diese Querstreifung möglicherweise dasselbe ist, wie die oben für Condylostema an- gegebenen Fädchen zwischen Alveolen und Fibrillen, haben weitere Unter- suchungen festzustellen. Diese Fädehen erscheinen daher wiederetwasunsicher. Sehr interessante Verhältnisse zeigt Holophrya. Die Einrichtung ist zwar im Wesentlichen der von Stentor gleich, aber der helle Zwischen- streif, resp. Kanal, dessen Umrandung die Fibrille anliegt, hat sich Myoneme der Hetero- und Holotricha. 1299 aus der Alveolarschicht in die Tiefe gesenkt (Fig. 14e). Sein optischer Quer- schnitt hängt der Cilienfurche innerlich wie ein rundliches helles Beutelchen an, längs dessen Wand der dunkle Querschnitt der Fibrille innen hinzieht. Aus dem Zusammenhang des Fibrillenkanals mit der Alveolarschicht dürfen wir jedoch schliessen, dass er durch Einsenkung aus dieser ent- stand, was ja bei Stentor schon angedeutet war. Bei dem nahe verwandten Prorodon scheinen ähnliche Verhältnisse zu bestehen (Bütschli u. Schewiak.). Bei der Gattung Opalinopsis (einschliesslich Benedenia) streichen die recht deutlichen Myoneme nach Foettinger’s (619) Untersuchungen dicht unterhalb der Pellicula in den Cilienfurchen hin. Der eigenthüm- liche, schraubige Verlauf der Körperstreifung, welcher früher (p. 1288) ge- schildert wurde, wird natürlich auch von den Fibrillen genau eingehalten ; jede derselben beschreibt daher gewöhnlich mehrere bis zahlreiche Schraubenwindungen um den Körper und reicht von dem einen Pol bis zum anderen. Wie gewöhnlich, erscheinen die Fibrillen ziemlich dunkel und werden von Pikrocarmin stark gefärbt. Bei der Opalinopsis (Benedenia) elegans sind sie sehr fein, bei O. Sepiolae dagegen be- deutend stärker und häufig wellig geschlängelt oder etwas zickzackförmig. Bei dieser Art scheint auch ihre Isolirung gelungen zu sein. Der optische Längsschnitt zeigt die Fibrillen, wie bemerkt, als feine dunkle Pünktchen dieht unter der Pellieula. Diese Mittheilungen Foettinger’s machen die schon oben kritisirte Ansicht Zeller’s, dass die Rippenstreifen bei Opalina Muskelfasern seien, hinfällig. Auch Nussbaum (786) schloss sich Zeller's Ansicht an. Bei dieser Gelegenheit wäre noch zu bemerken, dass die wellenförmigen Contractionen, welche letztgenannter Beobachter über die Opalinen hinziehen sah, wahrscheinlich überhaupt keine solchen, sondern die mit dem büscheligen Schlagen der Öilien verbundenen optischen- Erscheinungen waren. Bei Stentor vermochte zuerst Engelmann (1875) die Myonemen zu isoliren‘, doch sah vielleicht auch schon Moxon (449) Aehnliches. Wird die Pellieula unter Einwirkung von Gerinnungsmitteln (verd. Schwefel- oder Oxalsäure) abgehoben, so bleiben die Fibrillen an dem zusammengezogenen Cortical- und Entoplasma haften, während die Alveolarschicht der blauen Rippenstreifen der Pellieula anbängt. Engelmann betrachtete daher auch die letzterwähnten Streifen als Theile der Cuticula. Bei dieser Schrumpfung reissen zuweilen einzelne Myoneme und ragen in den Flüssigkeitsraum unter der abgehobenen Pellieula hinein. Greeff gelang es beim Zerdrücken der Stentoren einzelne Fibrillen isolirt zu erhalten, was später auch Brauer bei dieser Gattung und Spirostomum glückte. Die Dicke der auffallend starken Fibrillen von Stentor beträgt nach Engelmann und Brauer 1x. Auf dem optischen Querschnitt erscheinen die einzelnen Fibrillen nach Ersterem als „kleine scharf be- grenzte Kreise“, nach Letzterem dagegen auf wirklichen Querschnitten als „fast rhombische“ Gebilde, welche durch Carmin stark gefärbt wurden. Ich finde ihren Querschnitt bei Stentor coeruleus deutlich elliptisch (Fig. 14e); auch in Flächenansichten kann man sich häufig überzeugen, dass sie abgeplattet sind. 82” 1300 Ciliata. Die starken Myoneme des Stentor zeigten bis jetzt allein eine feinere Structur, welche jedoch nur mit Hülfe der besten Systeme der Neuzeit deutlich zu erkennen ist. Diese Structur ist um so interessanter, als sie der Ansicht über die contractile Natur der Fibrillen durchaus ent- spricht, d.h. an die Differenzirung der contractilen Substanz glatter Muskelfasern und der früher besprochnen Bandgeissel der Noctiluca lebhaft erinnert. Auf dem optischen Querschnitt zeigt jede Fibrille einen zarten, etwas dunklen Randsaum. In der Flächenansicht (Fig. 14b) zieht längs jedem Rand des Myonems eine etwas dunklere Saumlinie hin, die in regelmässigen Abständen schwache knötchenartige Verdickungen besitzt. Je zwei gegen- überstehende Knötehen sind durch eine dunkle Querlinie verbunden. Wir erkennen daher in der Fibrille einen ziemlich diehten Plasmafaden mit einer Reihe hintereinander geordneter Alveolarräume und können uns so eine Vorstellung über den Differenzirungsvorgang des Myonems aus der Alveolarschicht bilden. Bei früherer Gelegenheit erfuhren wir schon, dass namentlich im Hinterende von Stentor benachbarte helle Zwischenstreifen häufig zu einem einzigen zusammenfliessen; dasselbe gilt von den unterliegenden Fibrillen. Im weiteren Verlauf gegen das Hinterende gabelt sich jedoch der vereinte Streif manchmal wieder. Brauer will übrigens auch gesehen haben, dass einzelne vom Hinterende nach vorn ziehende Myoneme nach kurzem Verlauf endigten, oder dass bei Stentor coeruleus eine Fibrille in ihrem Verlauf successive bis 10 neue, als Seitenzweige, aussandte. Brauer macht über den Verlauf der Fibrillen bei Stentor noch weitere sehr eigen- thümliche und mir nicht völlig verständliche Angaben. Die Fasern sind nach ihm im Hinter- ende des Körpers am dicksten und sollen sich ungefähr vom Beginn des 2. Körperdrittels an nach vorn schr verfeinern, schliesslich sogar ganz schwinden. Dagegen entsprängen vom Peristomrand andere Fibrillen, welche eine Strecke weit nach hinten laufen. Ich muss ge- stehen, dass ich diese Angaben, obgleich ich sie keiner Controle unterwarf, für unwahrschein- lich halte und an der Gontinuität der Fibrillen längs der. ganzen Körperwand nicht zweiile. Bekanntlich besitzt Stentor auch auf dem Peristomfeld ein ent- sprechendes System von Körperstreifen, dessen Verlauf schon früher ge- schildert wurde. Auch in dieser Region enthält jeder helle Zwischenstreif ein Myonem, welche zusammen die Contractionen des Peristoms bewirken. Ausserdem will jedoch Brauer noch weitere Fibrillenbildungen am Peristom gefunden haben. Einmal glaubt er, dass die dunkeln Querstreifen der adoralen Zone bei Stentor und Bursaria Muskelfibrillen seien. Wir werden bei der Besprechung -der adoralen Zone und ihrer Membranellen darzulegen versuchen, dass diese Streifen de Ansatzstellen, resp. die sog. Basalsäume der Membranellen sind. Dass es keine contractilen, den Fihrillen vergleichbare Gebilde sind, ist schon deshalb wahrscheinlich, weil sie in allen adoralen Zonen vorkommen, auch bei Oiliaten, welche keinerlei Oontractionen zeigen. Ferner will Brauer unter der adoralen Zone von Stentor 3—4 dem Verlauf derselben folgende Fibrillen beobachtet haben, welche von einem der Querstreifen der Zone entspringen. Besonders letztere Angabe macht es mir zweifelhaft, ob diese Gebilde zu den Myonemen gezählt werden dürfen Bevor wir die Gründe erörtern, auf welehe die neueren Forscher die eontractile Natur der Fibrillen stützten, sind die Erfahrungen über das Myoneme der Hetero- und Holotricha. 1301 Verhalten dieser Elemente und des Ectoplasmas überhaupt im polarisirten Licht kurz zu schildern. Nach Engelmann’s Beobachtungen besitzt das gesammte Eeto- plasma der Stentoren schwach doppeltbrechende Eigenschaften; eine specielle Untersuchung der Fibrillen gelang nicht. Bei der grossen Epi- stylis Galea konnte dagegen die Doppelbrechung der konischen Fibrillenausbreitung im Hinterende gut beobachtet werden, während sich das Cortiealplasma zwischen der Ausbreitung und der Pellieula isotrop erwies. Auch bei Epistylis Umbellaria gelang die gleiche Beob- achtung. Dass der Stielfaden der Vortieellidinen relativ stark doppel- brechend ist, wie zuerst Rouget (1862) nachwies, werde hier nur er- wähnt, da wir später darauf zurückkommen; immerhin ist dies von erheblicher Bedeutung, da sein directer Uebergang in die Fibrillen des Körpers sicher ist. Aus den vorliegenden Beobachtungen ergibt sich demnach die Anisotropie der Myonemen mit ziemlicher Bestimmtheit. Schon 1862 beobachtete Rouget die Anisotropie „der contractilen Körperwand“ einer Epistylis und wollte gleichzeitig feine doppelbrechende Längsfibrillen (Muskelfasern) in der ganzen Wand verfolgt haben. Ich vermuthe, dass er vorzugsweise die Doppelbrechung der Pellicula beobachtete. Bezüglich Rouget’s anisotroper Fibrillen bin ich unsicher; wenigstens scheint Engelmann mit jedenfalls besseren Hülfsmitteln die Myonemen nie einzeln im pola- risirten Licht verfolgt zu haben. Der Grund, welcher Lieberkühn s. Z. bestimmte, die Fibrillen von Stentor für die contractilen Elemente zu erklären, war: dass sie bei contrahirten Stentoren durchaus gerade sind, jedoch einen wellig ge- schlängelten Verlauf annehmen, sobald das Infusor sich zu strecken beginnt, indem sie sich, anscheinend erschlaffend, verlängern. Im Moment der Contraction tritt sofort wieder Streekung der Fibrillen ein. Die späteren Beobachter, welche sich Lieberkühn’s Auffassung an- schlossen, haben diese Erfahrungen durchaus bestätigt und z. Th. er- weitert. So berichtet Engelmann, dass die Fibrillen bei der Contrac- tion auch deutlich dieker werden und dass bei starker Ausdehnung des Stentor wieder völlige Geradestreckung der Myonemen eintritt, ein Ver- halten, welches wir naturgemäss unserer früheren Schilderung zu Grunde legten. Derselbe Beobachter konnte aber auch ein abweichendes Ver- halten der Fibrillen im Contractionszustand feststellen. Erfolgt die Zu- sammenziehung nämlich nicht plötzlich, sondern sehr langsam und all- mählich, so bleiben die Fibrillen auch bei intensiv contrahirten. Stentoren stark wellig geschlängelt und unverdickt. Die Schlängelung ist z. Th, so ausgiebig, dass sich die Biegungen benachbarter Fibrillen, welche durchaus nicht etwa gleichsinnig und auf gleicher Höhe verlaufen, unter den Rippenstreifen nahezu berühren. In diesem Zustand kann noch ein weiteres „Zusammenzucken“ eintreten, wobei alle Fibrillen plötzlich gerade, kurz und dick werden. Diese Erfahrungen Engelmann’s, welche übri- gens zum Theil auch schon O. Schmidt (1864) machte, complieiren natürlich die ganze Angelegenheit sehr. Dieselben lassen nur die Erklä- rung zu, dass die Fibrillen an den langsamen Contractionen nicht be- 7 1302 Ciliata. theiligt sind, dabei vielmehr im Zustand der Ausdehnung verharren und deshalb passiv in Schlängelungen gelegt werden. Dies ist denn auch Engelmann’s Ansicht, welcher dem Ecetoplasma (,corticale Schicht“) ein Contractionsvermögen „in der Richtung der Streifung‘ zuschreibt, wo- durch jene langsamen Zusammenziehungen bewirkt werden. Meine Erfahrungen bestätigen die contractile Natur der Fibrillen des Stentor durchaus. Wird ein Stentor etwas gepresst, wobei er sich stets mehr oder weniger contrabirt und die Myoneme, da die Ausstreekung des Thieres erschwert ist, bald die geschlängelte Form annehmen, so sieht man bei jedem genügend kräftigen Inductionsschlag sofort Geradstreckung, also Verkürzung und deutliche Verdiekung der Fibrillen eintreten*). Natür- lich ist damit auch eine Zuckung des Stentor verknüpft. Ich sehe nicht ein, was gegen diesen Beweis der contractilen Natur der Myo- neme vorgebracht werden könnte. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass.die energischen Contractionen der Stentoren und anderer Infusorien, bei welchen Fibrillen erwiesen sind, durch die Myoneme bewirkt werden. Dass jedoch noch vielerlei aufzuklären ist, bevor ein genügendes Verständniss der Vorgänge erreicht wird, scheint sicher. So ist vorerst nicht recht klar, wie die starken Schlängelungen der erschlafften Fibrillen unter den Rippenstreifen möglich sind, wenn auch der Einschluss jeder Fibrille in den Kanal der Zwischenstreifen, resp. auch die mehr oder weniger tiefe Einsenkung der Fibrillen in das unterliegende Plasma, Hin- weise für eine Erklärung enthalten dürften. Es wurde schon früher erwähnt, dass auch die Rippenstreifen bei der Contraction der Stentoren gewisse Veränderungen erfahren, welche zu- weilen für ihre Deutung als contractile Gebilde verwerthet wurden. Sie erlangen nämlich meist ein sehr eigenthümliches, dicht quergestreiftes Aussehen, ja nach Stein soll diese Querstreifung selbst bei ganz ausge- streckten Individuen deutlich zu erkennen sein. Greeff sah die Quer- streifung vornehmlich am Vorderkörper in der Peristomgegend; ja er fand hier „wirkliche eireuläre Linien, welche um den Körper verlaufen“, und vielleicht besonderen „Muskelfasern‘“ entsprächen. Wie schon Stein richtig bemerkte, und die späteren Forscher, spe- ciell Greeff, Engelmann und Simroth bestätigten, beruht die Quer- streifung auf der Bildung zahlreicher, -regel- bis unregelmässiger querer Falten oder Wülste der Rippenstreifen. Dies lässt sich namentlich am optischen Längsschnitt des Randes sicher feststellen. Das Entstehen der Streifung scheint sich demnach so zu erklären: dass sowohl die Pellieula wie die Alveolarschicht der Rippenstreifen, da sie an der Contraction der Fibrillen nicht oder doch nicht in gleichem Grad theilnehmen, weniger zusammengezogen werden und sich daher nach Aussen in Querfalten, resp. Wüste erheben, ähnlich wie die Haut höherer Thiere bei der Contraction unterliegender Muskulatur runzlig wird. Ein Ausweichen nach Innen ist *) Die Zuckungen wurden durch Schliessung intermittirender Ströme bewirkt. Myoneme der Hetero- und Holotricha. 1505 natürlich auch für’ die Alveolarschicht ausgeschlossen, da das gesammte Körperinnere als incompressibel betrachtet werden muss. Warum die Cilienfurchen an dieser Runzelung gewöhnlich keinen Antheil nehmen, be- dürfte wohl noch specieller Aufklärung. Nach gelegentlichen Untersuchungen scheint es je- doch, dass die Runzelung sich zuweilen querringelartig über die Cilienfurchen hinweg auf grössere Körperpartien in der Breite ausdehnen kann. Nicht ohne Interesse ist ferner die Be- schränkung der ganzen Erscheinung auf Stentor, denn, soviel bekannt, wurde sie bis jetzt bei keiner der vielen anderen contractilen und gestreiften Ciliaten bemerkt. Noch klarer scheint die contractile Natur der Fibrillen der Vorti- cellidinen aus dem Beobachteten zu folgen. Schon ihre gesammte An- ordnung, speciell aber ihr Uebergang in den Stielfaden und die von uns bei Epistylis Umbellaria beobachteten Fibrillen zur Retraction des Peristoms, lassen nicht wohl eine andere Ansicht zu. Vereinigen wir da- mit noch die wichtige Erfahrung Engelmann’s, dass bei der von ihm beobachteten Opereularia die dieken Fibrillen im hinteren Körperende besonders auf der Mundseite mächtig entwickelt waren und dementsprechend bei jeder Contraction ein Umklappen der Thiere nach dieser Seite eintrat, so dürfte kaum mehr ein Zweifel an der Deutung der Fibrillen als con- tractiler Elemente berechtigt scheinen. Auch die Beobachtung, dass bei der Contraetion der Vorticellinen (bei Epistylis besonders deutlich) das zwischen dem Stielfaden und dem Wimperring gelegene Hintertheil häufig in zahlreiche quere Ringel gelegt wird, spricht, wie Lachmann (1856) zuerst betonte, in gleichem Sinne. Die Anordnung der trichterförmigen Ausbreitung der Fibrillen im Hinterende erklärt durchaus das Zustande- kommen dieser Ringelung. Schwieriger dürfte dagegen zu entscheiden sein, ob das Contractions- vermögen den Fibrillen ausschliesslich zukommt, oder auch dem übrigen Eetoplasma zuzuschreiben ist. Die Engelmann’schen Erfahrungen über die Contractionserscheinungen von Stentor sprechen, wie schon oben berichtet wurde, für eine solche Annahme, welche durch die Erfahrung unterstützt wird, dass es recht contractile Ciliaten (Hypotriche) gibt, die nichts von Fibrillen erkennen liessen. Zur Zeit würde es sich schwerlich verlohnen, die weitere Frage, ob die Alveolarschicht oder das Cortical- plasma oder beide zusammen als der Sitz dieses diffusen Contractions- vermögens, wie wir sagen könnten, zu betrachten sind; immerhin dürfte die Thatsache, dass die Fibrillen Differenzirungsproducte der Alveolar- schicht zu sein scheinen, in dieser Beziehung einen Fingerzeig geben. Nachdem wir die Besprechung derjenigen Formen beendigten, bei welchen contractile Fibrillen mit Sicherheit bekannt wurden, müssen wir noch derer gedenken, wo zwar die Körper- streifung, d. h. der Wechsel körniger oder dunklerer Rippenstreifen und heller Zwischenstreifen gleiches Verhalten aufweist, aber keine Beobachtungen über Fibrillen vorliegen. Hierhin zählen fast sämmtliche gestreifte Ciliaten unserer zweiten Kategorie, also Holotricha und Heterotricha, jedoch auch gewisse Hypotricha. Dass bei den mit mehr oder weniger energischer Öontrac- tilität begabten, also z. B. Folliculina unter den Heterotrichen, Lacrymaria, Öhaenia, die Amphileptina unter den Holotrichen und manche andere, die gleichen Differenzirungen des Ectoplasmas vorhanden sein werden, wie bei den Stentoren und Spirostomen, wird wohl kaum Jemand in Abrede stellen. Zahlreiche Heterotriche mit vorzüglich ausgebildeter Körperstreifung besitzen dagegen nur geringe Öontractionsfähigkeit, jedenfalls kein Schnell- 1304 i Giliata. vermögen oder sind überhaupt nicht contractil. Das Gleiche gilt von nicht wenigen Holo- trichen, wie z. B. der ganzen Familie der Chlamydodonta und anderen. Ob bei diesen, nicht oder wenig contractilen Formen die Fibrillenbildung fehlt, müssen genauere Untersuchungen entscheiden. Die Frage hat um so mehr Interesse, als wir bei den mit Fibrillen versehenen Heterotrichen einen Zusammenhang zwischen den Cilien und den Fibrillen wahrscheinlich machen werden. Bursaria, die einzige derartige Gattung, welche specieller in dieser Richtung erforscht wurde, scheint.nach Schuberg's Beobachtungen wirklich keine Fibrillen im Sinne von Stentor zu haben, ja selbst keine Differenz der Alveolarschicht in körnige und helle Längsstreifen aufzu- weisen. Die dunkeln Längslinien, welche Schuberg auf der Oberfläche zeichnet, sind die Tiefen der Cilienfurchen. Dennoch bedarf diese Gattung in dieser Hinsicht noch weiteren Studiums. Wenige Worte müssen noch den Körperstreifenbildungen der Hypotrichen gewidmet werden. Wie bekannt sind nicht wenige Vertreter dieser Ordnung sehr contractil, ja z. Th. schnellend. Doch finden sich unter letzteren z. Th. Formen, wie Oxytricha, Stichotricha und Andere, bei denen nicht einmal ein deutliches. Ectoplasma, geschweige eine streifige Differenzirung in demselben bekannt ist. Andere hingegen, wie Urostyla, Uroleptus und Holosticha zeigen nach den Erfahrungen von Entz (694) und Maupas (657) eine dem Verlauf der Wimperreihen entsprechende Differenzirung der oberflächlichen Plasmaschicht in körnige und helle Streifen. Für Urostyla betonte dies zuerst Sterki (560). Diese Differenzirtung kommt der Bauch- und Rückenseite erwähnter Hypotrichen gleichmässig zu. Sterki und Entz bezeichnen die hellen Zwischenstreifen auch hier als „Myophan- streifen“, ohne die Existenz Lieberkühn’scher Fibhrillen nachgewiesen zu haben. Auch hier ist zu beachten, dass unter diesen gestreiften Formen einzelne vorkommen, welche keineswegs besonders contractil, ja fast starr sind (z. B. Urostyla Goncha Entz). 8. Differenzirung besonderer, ansehnlicher contrac- tiler Organe aus dem Ectoplasma. Das sog. Peristomband von Bursaria truncatella. Bei dieser grossen Heterotriche findet sich nach den unter meiner Controle vorgenom- menen Untersuchungen Schuberg’s (794) eine eigenthümliche bandartige Plasmadifferenzirung, welche den gesammten Rand der grossen Peristom- höhle umzieht. In der ventralen Flächenansicht (69, 6a) tritt das ziemlich dunkle und homogene Band besonders am Hinterende der spaltartigen Peristomöffnung deutlich hervor; es umzieht diese als ein nach hinten eonvexer Bogen, welcher sich jederseits nach vorn umbiegt. Die so entstandenen beiden Schenkel ziehen längs der Peristomränder nach vorn. Auf diesem Verlauf nehmen sie allmählich an Dicke ab, um schliesslich in der vorderen Region der Peristomränder für die Flächen- betrachtung undeutlich zu werden. Querschnitte erweisen jedoch, dass die sich verfeinernden Schenkel noch weiter ziehen, und schliesslich mit einem ähnlichen, minder stärkeren Band in Verbindung treten, das parallel dem sog. Stirnrand des Peristoms und in geringer Entfernung hinter dem- selben unter der Dorsalwand der Peristomhöhle hinzieht. Obgleich die Verbindung des linken Schenkels mit dem Querband nicht ganz hin- reichend festgestellt wurde, dürfen wir doch mit ziemlicher Sicherheit an- nehmen, dass der Zusammenhang des Gesammtbandes ein continuirlicher ist. Dasselbe ist also ein den Rand der gesammten Peristomhöhle um- ziehendes Organ, welches jedoch in den beiden vorderen seitlichen Partien stark verdünnt ist. Von der hinteren Umbiegungsstelle des Organs, da also, wo es den Peristomschlitz hinten umfasst, sendet es eine kurze, etwas gebogene, Sog. Peristomband von Bursaria, 1305 stielförmige Fortsetzung nach hinten aus, welche unter Verschmälerung bald endigt. Dieser Fortsatz liegt in der Ventralwand des bauchseitig abgeschlossenen hinteren Theils der Peristomhöhle und zwar über dem linken Theil derselben, dem sog. „Septalraum“. Wo das Band breiter ist, zeigt es in der Flächenansicht eine fibrilläre Structur ziemlich deutlich. Auf Querschnitten ist leicht zu constatiren, dass es mit der Alveolarschicht in inniger Verbindung steht und aus dieser hervorgegangen „betrachtet werden darf. Ueberall ist es die Alveolarschicht, welche die Peristomhöhle auskleidete, mit der das Band zusammenhängt. Es liegt demnach auch überall der Innenwand der Peristomhöhle an. Sein Querschnitt ist meist etwas elliptisch, seltener mehr kreisrund oder unregelmässiger und ziemlich tief in das unterliegende Entoplasma eingesenkt. Von letzterem grenzt er sich jedoch durch sein Aussehen recht scharf ab, obgleich das Band zweifellos nicht in dem- selben isolirt verläuft, seine Substanz vielmehr mit den umgebenden feinen Entoplasmamaschen direet zusammenhängt. Die Hauptmasse des Bandes erscheint auf dem Querschnitt nahezu homogen und mässig liehtbrechend, auch ist sie ziemlich stark tingirbar, was jedoch wesentlich auf der grösseren Dichte beruhen dürfte. Stellenweis treten in der homogenen Bandsubstanz kleine vacuolenartige Bildungen spärlicher oder reichlicher auf. Da, wo das Band in der Flächenansicht fibrillär erscheint, also namentlich in seinem dieksten Theil, verräth der Querschnitt deutlich, dass die Fibrillen in einer oberflächlichen, einfachen Schicht liegen; sie bilden auf dem Querschnitt, als eine dichte Reihe feiner Punkte, die Grenze der homogenen Hauptmasse gegen das umgebende Entoplasma. Mit der Alveolarschicht steht das Band, wie gesagt, in inniger Ver- bindung; auf dem Querschnitt bemerkt man, dass die homogene Band- substanz von innen an die Grenze der Alveolarschicht herantritt und sich dann direct in die Alveolarwände derselben fortsetzt, also in die radiären Bälkchen, welche auf dem Querschnitt allein sichtbar sind. Doch scheinen diese aus der Bandsubstanz hervorgehenden Bälkchen der Alveolarschicht häufig eine etwas unregelmässigere Anordnung und eine grössere Dicke wie die der benachbarten Partien zu haben. Das Band scheint demnach bestimmt aus der Alveolarschicht hervor- gegangen zu sein, indem eine Partie derselben, unter Modification ihrer Struetur, nach Innen in das Entoplasma wuchs und gleichzeitig oberfläch- lich, auf der Grenze gegen das Entoplasma, Fibrillen differenzirte. Ob dieser eingewachsene Theil der Alveolarschicht wirklich eine so homogene Beschaffenheit besitzt, wie es nach den jetzigen Erfahrungen scheint, möchte ich noch für etwas zweifelhaft halten; möglicherweise könnte doch eine sehr feine Structurirung vorhanden sein. Im ersteren Fall hätten wir anzunehmen, dass das Band durch Zusammenfluss aus dem die Alveolarwände bildenden Plasma hervorgegangen sei, also eine Partie nicht alveolirten homogenen Plasmas darstelle. 1306 Giliata. Besondere Verhältnisse zeigt der am linken Peristomrand, dicht neben der breiten adoralen Zone hinziehende Bandschenkel. Von seinem, der adoralen Zone zugewendeten Rand entspringen eine grosse Zahl feiner Zweige unter schiefem bis rechtem Winkel, von welchen jeder in einen Basalsaum einer adoralen Membranelle übergeht. Der Zusammenhang des Bandes mit den Basalsäumen ist ein weiterer Beweis für die Innigkeit der Verbindung zwischen Band und Alveolarschicht, da die Basalsäume der Membranellen gleichfalls Differenzirungsproducte der Al- veolarschicht sind, wie später eingehender erörtert werden wird. Die Frage nach der physiologischen Bedeutung des Peristombandes wurde bis jetzt noch nicht gelöst. Seit Stein (1867) ist bekannt, dass Bursaria ihr Peristom schliessen und öffnen kann, indem namentlich der rechte ventrale Theil desselben, welcher den sog. Peristomwinkel bil- det, ziemlich beweglich ist, doch auch die vordere Partie des linken Rands sich nach Innen und Unten umbiegen kann. Es liegt daher nahe, im Peristomband vor Allem ein contractiles Organ zu suchen, welches den gesammten Peristomeingang sphincterartig zu verengern und zu schliessen vermag. Eine solche Deutung befürwortet denn auch der fibrilläre Belag der Bandoberfläche. Auch lässt sich eine ziemliche Aehnlichkeit zwischen dem Band in seinem Zusammenhang mit der Alveolarschicht und den oben beschriebenen Fibrillen sammt hellem Kanal der Holophrya schwerlich verkennen. Dabei bleibt zunächst unentschieden, ob das Band in seiner ganzen Masse contractil ist oder nur der beschriebene Fibrillenüberzug. Mancher- lei Erwägungen lassen das letztere annehmbar erscheinen; man könnte fast daran denken, der homogenen Masse des Bandes in Bezug auf den Fibrillenbelag eine ähnliche Bedeutung zuzuschreiben, wie dem undifferenzirten inneren Plasma einer Muskelzelle bezüglich der Rinde differenzirter contractiler Substanz. Der Stielfaden (oder -muskel) der Vorticellidinen. Wir er- fuhren schon früher, dass die Fibrillen im hinteren Theil des Vorticellidinen- körpers sämmtlich der Ansatzstelle am Stiel zustreben, resp. dem hinteren Körperpol, wenn ein Stiel fehlt. Bei den Contractilia mit schnellenden Stielen endigen die Fibrillen nicht an der Ansatzstelle, sondern vereinigen sich zu einem fadenartigen Organ, welches in das Stielinnere eintritt und es gewöhnlich bis dieht an das Befestigungsende des Stiels durchzieht. Fast ausnahmslos verläuft dieser sog. Stielfaden oder -muskel innerhalb der Stielscheide in einer sehr steilen Schraubenlinie. Die Stielscheide, d. h. die Wand des Stiels, ist ein Seeretionsproduct des hinteren Poles des Thieres, Ähnlich wie die Stielbildungen, welchen wir bei den Sarkodinen und Mastigophoren begegneten. Dies wird besonders betont, weil ältere und auch neuere Beobachter in dieser Stielscheide eine Fortsetzung der Pellicula (Cuticula) des Körpers erblickten, eine Ansicht, welche ganz un- begründet ist. Die genauere Besprechung dieser Stielscheide gehört also Stielfaden der Vorticellidinen (Vorkommen, Verlauf). 1307 in ein späteres Kapitel, hier erwähnen wir nur soviel, als zum Verständ- niss der Verhältnisse des Stielfadens nöthig scheint. Werfen wir zunächst einen Blick auf den Verlauf und die Anordnung des Fadens in der Stielscheide. Letztere ist im Allgemeinen ein eylindri- sches mehr oder weniger langes Gebilde von mässigem Durchmesser, welches an dem vom Thier abgewandten Ende fremden Körpern ange- wachsen ist. Sie besitzt eine dünne, jedoch deutlich doppelteonturirte feste, elastische Wand von chitinartiger Beschaffenheit. Das Innere des scheinbar hohlen Stiels wird von einer homogenen, glasartig durchsichtigen Masse erfüllt, die wahrscheinlich eine gallertige Beschaffenheit besitzt. Hohl ist also der Stiel insofern, als die festere Wand eine weniger dichte und daher schwächer lichtbrechende „Marksubstanz“ um- schliesst. Der Stielfaden durchzieht, wie bemerkt, vom Thierkörper entspringend, den Stiel meist bis zu seinem Befestigungsende oder doch bis dicht an das- selbe. Natürlich tritt er hier nicht aus der Stielscheide aus, denn dies Ende der Stielröhre ist geschlossen. Namentlich bei Zoothamnium endigt der Faden meist schon ziemlich weit über dem Befestigungsende des Stiels, resp. des Grundstammes des verzweigten kolonialen Stielgerüstes, indem er verschmälert ausläuft. Dieses schon von Ehrenberg beob- achtete Verhalten bestätigten die späteren Forscher, namentlich Greeff, Engelmann, Wrzesniowski und Entz. Engelmann konnte bei Zooth. Arbuscula auch feststellen, dass die Bildung des Fadens erst beginnt, wenn der Stiel schon eine Länge von 0,4-—0,6 Mm. erreicht hat. Der Mangel des Fadens im Basaltheil des Zoothamnium-Stiels beruht demnach nicht auf einer nachträglichen Degeneration, wie sie im Hauptstamm älterer Kolonien von Carchesium nicht selten vorkommt, sondern ist von Beginn in der Entwicklung begründet. Bei Vorticella und Carchesium durchzieht der Faden die Stiel- röhre in sehr hohen schraubigen Windungen, der Scheide innen anliegend. Die Zahl dieser Schraubenumgänge des Muskels hängt natürlich von der Stielläinge ab und wächst auch fortgesetzt mit deren Zunahme. Nach Czermak schwankt die Zahl der Umgänge zwischen 0—12 und beträgt am häufigsten 4—8; eine Angabe, die sich jedenfalls auf Vorticella be- ziehen dürfte. Bei sehr kurzgestielten Vorticellen, z. B. Vortie. brevi- styla d’Udek. und der sog. Spastostyla Sertulariarum Entz bleibt der Stiel so kurz, dass der Faden nicht mehr wie ca. !/;—1 Schrauben- umgang beschreibt. Unter diesen Verhältnissen ist natürlich die Fest- stellung seines schraubigen Verlaufs sehr ‘schwierig und der contrahirte Stiel erscheint auch nur bogig bis „S-förmig“ gekrümmt. Im Prineip sind jedoch die Verhältnisse jedenfalls von denen längergestielter Vorticellen nicht verschieden. Im ganz gestreckten Zustand schien mir die Stielscheide von Vorticella nebulifera nicht ganz cylindrisch zu sein, sondern in Ab- 1308 Giliata. ständen, die je einem Fadenumgang entsprechen, schwache Anschwellungen aufzuweisen; doch sind Täuschungen wegen des schraubigen Fadenver- laufes leicht möglich. Bei Zoothamnium zeichnen die Beobachter fast übereinstimmend einen nahezu axialen Verlauf des Fadens im Stiel; nur d’Udekem und Kent geben ihm z. Th. ganz denselben Verlauf wie bei den erstgenannten Gattungen. Ich halte es jedoch für wahrscheinlich, dass beide Unrecht haben. Soweit sich demnach urtheilen lässt, zieht der Faden wenigstens bei einer Anzahl Zoothamnien nicht peripher an der Stielscheide hin, sondern ohne sehr deutliche Schraubentouren zu beschreiben, nahezu in der Axe derselben, muss also allseitig von der homogenen Marksubstanz umgeben sein. Obgleich der schraubige Verlauf hier viel undeutlicher ist, fehlt er doch nicht, wovon wir uns später überzeugen werden. Untersuchen wir nun den feineren Bau des Fadens etwas genauer. Bei Vorticella und Carchesium wird der ziemlich dunkle und stark lichtbrechende Faden von einem schmalen helleren Raum, der sog. Faden- oder Muskelscheide, umschlossen, dessen Begrenzung gegen die homo- gene Markmasse von einer zarten dunklen Linie gebildet wird. Da wo der Faden der Stielscheide anliegt, berührt sich die zarte Begrenzungslinie dieser Umhüllung mit der Stielscheide bis zur Ununterscheidbarkeit. In dem hellen Raum der Fadenscheide finden sich zahlreiche feine Körnehen, welche allseitig den Faden umgeben und im optischen Durchschnitt häufig jeder- seits des Fadens in einer dichtgedrängten Reihe erscheinen. Bei recht scharfem Zusehen mit starken Vergrösserungen scheint sich zu ergeben, dass diese Körnchen durch sehr feine Fädchen zu einem Maschenwerk unter einander verknüpft sind, welches demnach den Faden allseitig um- hüllt. Gelegentlich schien es auch, als wenn sich eine ringförmige An- ordnung der Maschen und Körner um den Faden nachweisen liesse (Bütschli und Schuberg). Haben wir demnach den Faden als eine Fortsetzung der Ectoplasma- fibrillen aufzufassen, so liegt es nahe, in dieser Körnchen- und Maschen- bildung der Fadenscheide eine Fortsetzung der Alveolarschicht mit ihren Körnern zu erblicken. In diesem Sinne fassten schon Clapar&de und Lachmann die Fadenscheide, deren allgemeine Verbreitung sie nachwiesen, auf. Zuerst beobachtete sie Czermak (1853), dann Stein (1854). Leydig bemerkte ihre Körner 1860 jedenfalls bei Zoothamnium Arbuscula und hielt sie für eine beim Absterben des Muskels auftretende Erscheinung, die sowohl von.dem Faden selbst wie von dem sog. Sarcolemm ausgehen könne, als welches er die zarte dunkle Begrenzung der Fadenscheide betrachtete. Etwas anders verhält sich die Fadenscheide zum Faden bei Zoo- thamnium nach den Erfahrungen von Engelmann und Entz. Sie zieht hier, wie sich schon aus dem Früheren ergibt, nahezu axial durch den Stiel, ohne sich im allgemeinen Verhalten und der Körnerbildung von dem eben Beschriebenen zu entfernen. Dagegen verläuft der Faden in ihr nicht central, sondern in sehr langgezogenen Schraubenwindungen Stielfaden der Vorticellidinen (Fadenscheide; feinerer Bau). 1309 längs der äusseren membranartigen Umgrenzung der Fadenscheide, welche bei Zoothamnium Arbuscula nach Engelmann sogar doppelt con- turirt ist. Dieser Verlauf des Fadens in der Scheide hat zur Folge, dass ihr von Körnchen erfüllter Raum nieht allseitig um den Faden sichtbar ist, wie bei den erstbesprochnen Gattungen, sondern abwechselnd rechts und links von jedem halben Umgang des Fadens auftritt, ähnlich wie die Marksubstanz des Stieles bezüglich des Fadens bei Vorticella oder Carchesium. Engelmann beobachtete ferner, dass die Körnchen der Fadenscheide in den jüngsten Stieltheilen der Kolonie von Zootham- nium Arbuseula ganz fehlen und in den älteren an Zahl fortgesetzt zunehmen, bis schliesslich die Substanz der Fadenscheide das Aussehen „ziemlich grobkörnigen Protoplasmas“ annimmt. Indem wir zur Betrachtung des feineren Baues des Fadens selbst übergehen, heben wir zunächst hervor, dass dessen (Querschnitt gewöhn- lieh kreisrund sein wird. Dies wurde auch auf dem optischen Schnitt des schraubig contrahirten Stiels deutlich wahrgenommen, folgt aber auch daraus, dass der schraubige Faden bei Vorticella und Carchesium in seinem Verlauf keinen Diekenwechsel zeigt, obgleich er dabei von den verschiedensten Seiten gesehen wird. Der relativ sehr dicke Faden von ZJoothamnium Arbuseula besitzt dagegen nach Engelmann einen ziemlich stark elliptischen Querschnitt. Da der Faden, wie bekannt, durch Zusammentritt der Körpermyo- nemen entsteht, so lässt sich a priori vermuthen, dass er eine fibrilläre Structur besitzen wird. Bevor wir dies näher untersuchen, ist der Zusammenhang des Fadens mit der konischen Fibrillenausbreitung im Hinterende des Körpers genauer zu betrachten. Wie die Untersuchung grösserer Vorticellen (Bütschli 1875) und Carchesium (Brauer) lehrt, reicht das zugespitzte Ende der konischen Fibrillenausbreitung bis in den obersten Theil des Stieles hinein, d. h. ihre definitive Vereinigung zum Faden tritt erst im Stiel selbst, in geringer Entfernung vom hinteren Pol des Thieres, ein. Da sich der optische Längsschnitt der konischen Ausbreitung, von ihrem Beginn am sog. Wimperring bis zur endlichen Vereinigung im Faden, fortgesetzt verdickt, so darf ange- nommen werden, dass die Fibrillen, welche anfänglich in einfacher Schicht nebeneinander lagen, allmählich mehrschichtig werden, indem ein Theil derselben nach Innen tritt. Es scheint dies ja natürlich, weil die zalıl- reichen Fibrillen sehr stark convergiren und daher bald keinen Raum mehr zu einschichtiger Anordnung haben werden. Bei den meisten Formen hat es den Anschein, als wenn sich die Fibrillen im Faden selbst nicht mehr erhielten, sondern zu einer homo- genen Masse zusammenfliessen. Dass dies aber wahrscheinlich überall nicht eintritt, sondern nur die Feinheit und enge Zusammendrängung der Fibrillen ihre Beobachtung gewöhnlich verhindert, scheint aus der deutlich fibrillären Structur des ansehnlichen Fadens gewisser Zoothamnien (Z. Arbusceula und alternans) zu folgen. Bei Z, Arbuscula konn- 1310 Ciliata. ten Engelmann und später Wrzesniowski am lebenden Faden eine fibrilläre Struetur direet nachweisen. Nach dem ersteren tritt dieselbe je- doch nur an den jüngsten Zweigstielen der Kolonie deutlich hervor. Hier erscheint jeder Faden als ein Bündel von 6—10 sich vielfach kreuzenden Fibrillen, in deren Zwischenräumen eine wasserhelle Substanz bemerkt wird, in welcher Wrzesniowskinoch feine Körnchen beobachtete. In den älte- ren Zweigen fliessen diese Fibrillen auch hier zu einem anscheinend homo- genen Faden zusammen, der nur hier und da längsgestreift erscheint und stellenweis gröbere oder feinere Längsspalten zeigt, welche ohne Zweifel gelegentlichem Auseinanderweichen der Fibrillen ihre Entstehung ver- danken. Nach dieser Schilderung ist es klar, dass die Engelmann ’schen Fibrillen unmöglich den Fibrillen des Körpers entsprechen können, durch deren Zusammentritt der Stielmuskel entsteht, denn diese sind nicht nur . viel feiner, sondern auch viel zahlreicher. Die Engelmann’schen Fibrillen müssen daher selbst wieder aus der Vereinigung einer grösseren Zahl ursprünglicher Fibrillen hervorgegangen sein, welche dann weiterhin zu dem scheinbar homogenen Faden zusammentreten. Dies scheint auch durch Wrzesniowski’s Angaben einigermaassen unterstützt zu werden. Letzterer beobachtete, dass der Faden bei Verletzungen, z. E. bei Quet- schung mit einer Pincette, sofort ober- und unterhalb der Verletzungsstelle fein fibrillär wird; doch schwindet diese Structur bald, indem sich seine Substanz in eine körnige Masse umwandelt. Eine ähnliche Beobachtung hatten schon Claparede und Lach- mann bei Zoothamnium alternans gemacht. An einem zerrissnen Stiel sahen sie den Faden an der Rissstelle deutlich feinfibrillär und die Fibrillen schraubig zusammengedreht. Eine etwas verschwommene Längs- streifung des Fadens beobachteten auch Forrest (572) und Kent (601) beiZoothamnium Arbuseula. Auch bei Carchesium polypinum können Anzeichen seiner Ähnlichen Structur gelegentlich beobachtet werden ; ich bemerkte dies gemeinsam mit Schuberg an einem präparirten Stiel, welcher jedoch wahrscheinlich einem abgestorbenen Thier angehörte. Die Fadensubstanz schien hier nicht eigentlich fibrillär, sondern langgestreckt netzmaschig und die spindeligen bis rhombischen Maschenräume selbst wieder von feineren Querfädchen durchspannt. Alle diese Erfahrungen drängen zu dem Schluss, dass die Fibrillen, indem sie zum Faden zu- sammentreten, nicht als solche untergehen, sondern sich nur innigst zu- sammenschmiegen, indem die Querfädchen, welche sie schon im Körper unter einander verbinden, sehr verkürzt, resp. bis zu direeter Anastomosen- bildung der Fibrillen eingezogen werden. Eine solche Annahme erklärt uns sowohl das am lebenden Faden bei Zoothamnium Beobachtete, wie auch die Erfahrung, dass die fibrilläre Structur bei Verletzungen besonders deutlich wird. In letzterem Fall werden durch lebhafte Imbibition, welche gequetschte Plasmagebilde in der Regel zeigen, die bis zur Berührung genäherten Fibrillen von einander abgehoben, häufig wohl bündelweis noch inniger zusammenhängend. Immerhin bedarf es dringend genauerer Stielfaden der Vorticellidinen (feinerer Bau; Doppelbrechung). 1311 Untersuchungen, um das Wenige, was bis jetzt von der feinen Structur des Fadens bekannt ist, richtig zu stellen und zu erweitern. Nur kurz gedenken wir der Bestrebungen, eine Querstreifung des Fadens zu.erweisen, was ja bezüglich der Frage nach der Muskelnatur des Organs von besonderer Bedeutung schien. Schon Ehrenberg nannte den Muskel von Carchesium einen „querstreifigen“, da er sich bei der Contraction querfalte oder runzle und darin dem der höheren Thiere ent- spreche. Dass er zweifellos die bei der Öontraction nicht seltene Querrunzlung der Stielscheide auf den Muskelfaden bezog, betonten schon GOzermak und Stein, welche jede Querstreifung des Fadens bestimmt leugneten. 1857 glaubte dagegen Leydig eine Querstreifung wieder nachweisen zu können: dieselbe werde durch eine Zusammensetzung des Fadens aus keil- förmie in einander &geschobenen Theilchen („sarcous elements?“) hervorgerufen. Spätere Forscher, wie Kühne, Claparede-Lachmann, Meznikoff etc. konnten diese Quer- streifung nirgends auffinden. Zenker (1866) glaubte die von Leydig gesehene Zick- zackstreifung ebenfalls bemerkt zu haben; sie beruhe aber darauf, dass eine schlaffe, unelastische Haut, die den eigentlichen Faden umgebe (jedenfalls die Fadenscheide) sich bei der Gontraction in spiralige Falten um den Faden lege. Eine Art Querstreifung bildete Everts (1873) wieder am Stielmuskel von Vorticella nebulifera ab, ohne sich jedoch genauer darüber auszusprechen. Jeder Querstreifen erscheint auf seiner Ab- bildung aus zahlreichen dunklen Längsstrichelchen zusammengesetzt, welche wohl die fibril- lären Bildungen sein sollen, die er eine Strecke weit in den Stiel hinein verfolgt habe. Mit grosser Deutlichkeit zeichnet ferner Frommentel (1574) die Fäden auf seinen Abbil- dungen überall quergestreift. Forrest (572) will an dem Stielmuskel des Zoothamnium Arbuscula neben einer wenig deutlichen Längsstreifung eine viel klarere feine Querstreifung gefunden haben, welche Kent (601) nicht nachweisen konnte, so wenig wie früher Engelmann und Wrzesniowski. Letzterer glaubt jedoch eine Erklärung für die Leydig'- sche und wohl auch anderweitigen Angaben über Querstreifung in dem Verhalten des er- schlaffenden Fadens bei Zoothamnium zu erblicken. Bei diesem Vorgang nehmen die zuvor gerade gestreckten zarten „Längsstreifen‘“ (Fibrillen) zunächst einen geschlängelten Verlauf an, was auch schon Engelmann festgestellt hatte. Da nun alle Fibrillen parallel und übereinstim- ınend geschlängelt werden, so scheint der Faden in ganzer Breite abwechselnd nach rechts und links zart gestreift, welcher Wechsel den Anschein querer Streifen erzeugt. Für die Leydig'- schen Streifenbildungen scheint diese Erklärung zutreffend; die angeblich feine Streifung, welche Forrest beschrieb, liesse sich in dieser Art jedoch nicht erklären. Jedenfalls geht aus obiger Darlegung hervor, dass eine Querstreifung als sicheres Structurelement des Muskel- fadens bis jetzt durchaus nicht erwiesen ist, dass jedoch der Anschein einer solchen durch besondere Verhältnisse zuweilen hervorgerufen werden kann. Mir scheint das Bild einer feinen Querstreifung möglicherweise auch dadurch zuweilen entstehen zu können, dass die zweifellos zwischen den Fadenfibrillen vorhandenen Querverbindungen eine regelmässige Lage in Quer- ebenen haben oder einnehmen können. Ich erinnere in dieser Hinsicht an die früher be- schriebene Structur der contractilen Bandgeissel der Noctiluca. Wie schon früher erwähnt, beobachtete Rouget die Doppelbrechung des Fadens schon 1867. Engelmann und Wrzesniowski studirten dieselbe später genauer, während Meznikoff sie 1863 leugnete. Ersterer fand namentlich den dieken Faden des Zoothamnium Arbuseula in seiner Gesammtheit, wie auch seine einzelnen Fibrillen ziemlich kräftig positiv doppelbrechend mit einer der Längsrichtung der Fasern parallelen optischen Axe. Auch die dünneren Fäden von Vorticella und Car- chesium zeigten dasselbe, obgleich schwächer und daher schwieriger nachweisbar. Dagegen verhielt sich die Fadenscheide bei Zoothamnium isotrop. Wrzesniowski bestätigte diese Erfahrungen, ohne sie wesent- lich zu erweitern, 1312 Ciliata. Da der Faden eine directe Fortsetzung des hinteren Körperendes ist, so bietet seine Entwicklung bei der Neubildung der Stiele, resp. der Thei- lung, dem Verständniss keine weiteren Schwierigkeiten. Es tritt eben nach kürzerem oder längerem Wachsthum des Stiels eine Insertion des hinteren, wesentlich aus den zu einem Bündel zusammenstossenden Fibril- len gebildeten Körperpols im Innern der Stielscheide ein und dieser fest- geheftete Theil wächst energisch mit dem Stiel weiter, den Faden bildend. Es scheint mir daher keine Nöthigung vorzuliegen, auf die Erwägungen Engelmann ’'s einzugehen, der die im Hinterende der grossen Thiere von Zoothamnium (Makrogonidien, den Gründern neuer Kolonien) angehäuften, stark lichtbrechenden Körnchen für Material zur Bildung des Muskels, eventuell auch der Stielscheide halten möchte. Diese Ver- muthung basirte wohl besonders darauf, dass E. bei diesen Thieren „von einer Fort- setzung oder einem allmählichen Uebergang des neugebildeten Stielfadens in die Leibes- substanz durchaus nichts zu erkennen vermochte, namentlich die konische Ausbreitung der Fibrillen nicht beobachtete.“ Mir scheint aber kaum denkbar, dass diese sonst allge- mein verbreitete Einrichtung jenen Makrogonidien fehlen sollte, während sie den gewöhnlichen Individuen regelmässig zukommt. Viel näher liegt die Vermuthung, dass gerade die starke Ansammlung dunkler Körnchen die Erkenntniss dieser Verhältnisse, wie überhaupt des Zusammenhangs des Muskels mit dem Körper störte. Eine Beziehung zwischen jenen Körn- chen und der Bildung des Stielmuskels zu suchen, scheint um so weniger gerechtfertigt, als sie wahrscheinlich zu den bei Infusorien,, wie Protozoön überhaupt, so verbreiteten „Exeret- körnchen“ gehören, von welchen später genauer die Rede sein. wird. Wir haben seither den Faden nur im gestreckten, uncontrahirten Stiel untersucht und müssen zur Vollendung unserer Darstellung auch noch sein Verhalten im contrahirten Stiel besprechen. Dies jedoch, wie auch die anzuschliessende Beurtheilung der physiologischen Bedeutung des Fadens, lässt es rathsam erscheinen, an dieser Stelle gleich das Wich- tigste über den Contraetionsvorgang selbst einzuschalten. Die Contraction des Stieles geschieht unter normalen Verhältnissen stets sehr rasch und plötzlich, was eine genaue Verfolgung der Einzelheiten des Vorgangs aus- schliesst. Selbst dann, wenn die Contraction verlangsamt ist, wie es für die letzte, beim Absterben der Thiere eintretende häufig gilt, wurde bis jetzt direct nichts beobachtet, was für die Erklärung des Vorgangs von besonderer Wichtigkeit wäre. Gewöhnlich ergreift die Contraetion den sesammten Stiel, welcher sich dabei zu einer niedrigen und eng gewun- denen Schraube, resp. Heliecoide, zusammenzieht, deren Windungen sich meist dicht berühren. Der dem Stielende aufsitzende Körper wird da- bei natürlich plötzlich gegen den Befestigungspunkt des Stieles zurück- geschleudert und verharrt in dieser Stellung, so lange die Contraction des Stieles andauert. Ausser dieser Schnellbewegung erfährt der Thier- körper bei der Stieleontraction jedoch noch eine mehrfache rasche Drehung um seine Axe, wie sich speciell bei der langsameren Auf- rollung verfolgen lässt, wobei der Körper dieselben Umdrehungen im um- gekehrten Sinne durchläuft. Diese von Czermak zuerst betonte Er- scheinung beruht auf der Verkürzung des sich econtrabirenden schraubigen Fadens, nicht jedoch eigentlich auf einer Torsion des Stiels, wie Özermak ÖContraction des Stiels der Vorticellidinen: 1313 glaubte. Denken wir uns den Faden bei der Contracetion um einige Um- gänge sich verkürzend, so muss natürlich eine solche Rotation eintreten; das Nähere kann erst später bei der Erklärung der schraubigen Auf- rollung des Stiels dargelegt werden. Der Thierkörper eontrahirt sich gewöhnlich synchronisch mit dem Stiel, doch scheint gelegentlich auch die Contraction des Körpers ohne jene des Stieles eintreten zu können (Czermak). Es kommt aber auch vor, dass sich der Stiel nur theilweise eontrahirt und zwar scheint sowohl der obere wie der untere Stieltheil local und ohne Betheiligung des übrigen zu- sammengezogen werden zu können (Özermak, Kühne). % - Viel langsamer rollt sich der zusammengeschnellte Stiel wieder auf. Auch dieser Vorgang kann verschieden verlaufen, d. bh. bald oben bald unten beginnen und gelegentlich unvollendet eine Zeit lang persistiren, resp. sofort von Neuem in Contraction des erschlafften Stieltheils oder in vollständige Erscblaffung übergehen. Bezüglich der Windungsrichtung der engen Schraube des ceontrahir- ten Stiels begegnen wir verschiedenen Angaben. Während Czermak versicherte, dass er sowohl dexiotrop wie läotrop aufgewundene Stiele gesehen habe, und die Abbildungen zahlreicher Beobachter seit Ehrenberg ebenfalls beiderlei Windungsrichtungen verzeichnen, be- hauptet Lachmann (247) bestimmt, dass er „stets dexiotrope Aufrollung fand“. Da bei anderen thierischen Organismen, welche schraubige Wachs- thumserscheinungen zeigen, ein Wechsel in der Wachsthumsrichtung und der Windung nicht selten auftritt, halte ich es für wahrscheinlich, dass Uzermak recht hat, obgleich dieselbe Analogie auch die Vermuthung nahelegt, dass eine Windungsriehtung die bevorzugte und gewöhnliche sein wird. Schon oben wurde betont, dass sehr kurze Stiele, in welchen der Muskelfaden keinen völligen Umgang beschreibt, im eontrahirten Zustand nur gebogen oder geschwungen erscheinen, da die Umgangszahl des eontrahirten Stiels direet von der Windungszahl des Fadens abhängt. Untersucht man die Lage des Muskelfadens im contrahirten Stiel von Vorticella und Carchesium, so findet man, dass derselbe längs der inneren Windungslinie der Stielschraube hinzieht, d. h. also längs der Linie stärkster Krümmung. im Verlauf dieser Linie liegt also die Faden- scheide der Stielscheide an; diese Linie ist demnach auch identisch mit der schraubigen Anheftungslinie der Fadenscheide im gestreckten Stiel. Der Faden selbst aber liegt nun, nach Czermak’s Figur, nicht mehr axial in der Fadenscheide, sondern der Anheftungslinie letzterer an der Stielscheide dicht an; doch bedarf dieser Punkt noch speciellerer Untersuchung. Für gewisse Zoothamnien wird seit Ehrenberg versichert, dass der contrahirte Stiel nicht in einer Schraubentour, sondern zicekzack- fürmig in einer Ebene zusammengezogen werde. Ehrenberg bildete Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 55 1314 Oiliara. dies von einer Form ab, welche er für identisch mit Carchesium poly- pinum hielt, die jedoch sicherlich ein Zoothamnium war, was schon Claparede richtig erkannte. Letzterer verfolgte die gleiche Erscheinung gemeinsam mit Lachmann bei dem sog. Zoothamnium nutansCLL. und es scheint nach den sehr bestimmten Angaben beider Forscher zweifel- los, dass bier eine auffallende Abweichung vorkommt. Kent (601) behaup- tete später, dass dieser Contractionsmodus Zoothamnium allgemein zu- komme und glaubt dies mit dem axialen Verlauf des Muskelfadens in /usammenhang bringen zu dürfen, obgleich er seltsamer Weise auf seinen Originalzeichnungen von Zoothamnium stets einen stark schraubigen Fadenverlauf ganz nach Art der beiden anderen Gattungen zeich- net. Entz (694) schliesslich betont für Zoothamnium Mucedo be- stimmt, dass energische Contraction stets zu schraubiger Aufrollung des Stieles führe, ziekzackförmige Faltung dagegen bei schwachen Contrac- tionen eintrete. Nach diesen Erfahrungen scheint es doch möglich, dass die Schlängelungen, welche Clap. und L. bei Zooth. nutans beobach- teten, nicht wirklich in einer Ebene lagen, sondern lose Schraubenwin- dungen waren; denn der axiale Verlauf des schraubigen Muskelfadens bei Zoothamnium erfordert jedenfalls sehr energische Contraction zur Hervorrufung totaler enger Schraubenaufrollung, wie wir später sehen werden. Kaum dürfte sich in dieser Weise jedoch der Ehrenberg’sche Fall erledigen lassen, wo die ziekzackförmigen Biegungen des Stiels so stark sind, dass sich die einzelnen Knickungen berühren. Lag hier keine Täuschung vor, so könnte die Erklärung nur darin gesucht werden: dass entweder der Verlauf des Muskelfadens thatsächlich nicht schraubig, sondern ziekzackförmig ist (was jedoch auch die von Ehren- berg gezeichnete völlige Berührung der Knickungen nicht ausreichend erläutern dürfte) oder dass die Contraetion des Fadens gelegentlich nur local auf kurze Strecken und in gewissen Entfernungen einträte, eine Möglichkeit, auf welche schon Czermak hinwies. Mir scheint das Letztere nicht unwahrscheinlich, da wir wissen, dass wirklich locale Contractionen des Fadens vorkommen und weil dabei die unwahrscheinliche Annahme: dass der Faden gelegentlich einen abweichenden Verlauf besitze, umgangen wird. Natürlich würden bei der gemachten Voraussetzung die einzelnen Biegungsstücke des Stiels auch nicht genau in einer Ebene liegen, da ja die sich contrahirenden Fadenantheile ein wenig schief zur Stiel- axe verlaufen; doch käme dies gerade bei Zoothamnium wenig in Betracht, da ja der heson- ders steile Schraubenverlauf des Fadens eine sehr geringe Schiefe zur Stielaxe bedingt. Wir wollen nun die Frage discutiren, was das eigentlich eontractile im Vorticellenstiel ist und gehen dabei gleichzeitig auf die Erklärung des Phänomens, soweit eine solche bis jetzt versucht wurde, ein. — Der Streit der Meinungen über diesen Gegenstand hat lange gedauert und ist auch heute nicht ganz geschlichtet; wenn auch allseitig anerkannt ist, dass der Faden das Oontractile, die Stielscheide dagegen das Elastische ist, welches die Streekung wieder hervorruft. Die Erörterung der Frage wurde mehr- fach dadurch complieirt, dass sie mit der anderen, ob der Faden ein echter Muskel im Sinne der höheren Thiere sei, zusammengeworfen wurde. Contraction des Vorticellinenstiels und deren Erklärung. 1315 Bekanntlich erblickte schon Ehrenberg im Faden das Bewegende, den Muskel, eine Ansicht, welche Dujardin (1841) bekämpfte, indem er die Stielscheide für contractil erklärte. Siebold (1845), obgleich eifriger Anhänger Dujardin’s, bütete sich doch, letzterem auf diesem Iırweg zu folgen und schloss sich Ehrenberg an. Eckhard (1846) verhielt sich zweifelnd, betonte die Nothwendigkeit der Gegenwart beider Elemente zum Zustandekommen der Con- traction, ohne jedoch klare Resultate zu erzielen. Erst Özermak’s (1853) treflliche Beob- achtungen und Erwägungen klärten den Mechanismus des Vorticellenstiels soweit auf, dass die Bedeutung des Fadens als contractiles und der Stielscheide als elastisches Element gegen weitere Anfechtungen gesichert schien, welche Ansicht seitdem zu allgemeiner Geltung kam. Zwar hegte Stein noch 1854 (ohne genügende Berücksichtigung der Czermak’schen Darlesungen, weiche ihm erst während des Drucks seiner Arbeit bekannt wurden) noch recht unklare Ansichten, deren Verständniss sehr schwer ist. Er erachtete das- Contractions- vermögen wesentlich durch den „Stielstreifen‘‘ bedingt, wollte jedoch in demselben nur das „Organ erkennen, durch welches das Thier seine Herrschaft über den Stiel ausübe“, Wenn wir noch seine Aeusserung über die Gzermak’sche Auffassung des Stieles berücksich- tigen, so scheint sich doch aus der unklaren Darstellung soviel zu ergeben, dass Stein den Faden etwa einem den Reiz leitenden Organ vergleichen wollte, also den Sitz der Contraction selber doch nur in die Stielscheide verlegen konnte. Dass Stein sich lebhaft gegen die Be- zeichnung des Fadens als Muskel erklärte, bezog sich zunächst nur auf den Versleich mit dem Muskel höherer Thiere, was zuvor schon Ecker“) betont hatte (ohne die contrac. tile Natur des Fadens zu leugnen). Erst 1867 trat Stein entschieden für die richtige Be- deutung des Fadens auf, glaubte sogar behaupten zu dürfen, dass er zuerst die Beweise hier- für erbracht habe. Czermak's Auffassung fand lebhafte Vertheidiger in Leydig, Olapar&de und Lach - mann und den meisten späteren Infusorienforschern, welche einzeln aufzuzählen unnöthig er- scheint. Dagegen müssen wir noch der Ansichten zweier Beobachter kurz gedenken, welche von dem Herkömmlichen durchaus abweichen und keiner ernstlichen Widerlesung bedürfen. kouget (1867) bemühte sich nachzuweisen, dass nicht der gestreckte Stiel den Ruhezu- stand darstelle, sondern umgekehrt die schraubige Aufrollung. Wie, die Contraction des Muskels der höheren Thiere (nach Rouget's Ansicht) eine Wirkung der demselben inne- wohnenden Elasticität sei, der gedehnte Zustand dagegen nur im ‚Leben durch eine der Ela- stieität entgegenarbeitende Wirkung eintrete, so gelte dies gleichermaassen. für den Stielmuskel der Vorticellinen, welchen er daher immerhin als das eigentlich Wirksame auffasste. Beweis für diese Auffassung schien ihm namentlich der stete Eintritt der Contraction nach dem Tode. Noch seltsamer klingt die Theorie, welche Schaaffhausen (1868) aufstellte. Nach ihm ist der Faden nicht contractil. Die Zusammenziehung des Stieles denkt er sich dadurch bewirkt, dass das Thier bei seiner Gontraction zunächst einen Zug auf den Stiel ausübe und denselben dehne; lässt nun der Zug nach, so schnurre der Stiel durch seine Elasticität zu- sammen. Die Wiederausstreckung des Stieles werde theils durch die Wirkung der Elasticität, theils dagegen durch die Cilienbewegung des Thieres hervorgerufen. Diese Erklärung, wie auch jene Rouget’s, erinnerte in einiger Hinsicht an die s. Z. von Schrank (1809) ver- muthete, welcher schon das Zusammenschnurren des Stiels als elastische Federwirkung deuten wollte, die Streckung dagegen als einen „gewaltsamen, durch die Willkür des Thieres bewirkten Vorgang“. Die Gründe für den Sitz der Contraetilität im Faden sind über- zeugend. Einmal beweist die völlige Uebereinstimmung der Stielscheide der Contractilia und der Acontraetilia, dass dieselbe nichts mit der Contraetion zu thun hat, wofür auch ihr Bau wie ihre chemische Natur Zeugniss ablegen. Den klarsten Beweis liefern Vorticellinen mit ganz oder theilweis zerstörtem Faden, da eine gänzliche Vernichtung des- selben das Contractionsvermögen stets völlig aufhebt, eine theilweise da- *) Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. I, p. 236 Anm. 1316 Oiliata. r gegen stets so weit, wie die Zerstörung geht. Ebenso nimmt der basale fadenlose Abschnitt des Stammes mancher Zoothamnien an der Contraction nie Theil. Abgestorbene Stiele sind zunächst stets contrahirt; überhaupt bewirken alle Reagentien, welche den Faden unter Gerinnung tödten, also auch Hitze, eine Aufrollung, welche in diesem Fall natürlich andauert; d. h. so lang, als der Faden vorhanden oder nicht wesentlich alterirt ist. Wird er dureh Fäulniss oder Reagentien zerstört oder seine Verkür- zung durch Quellung aufgehoben, so streckt sich der Stiel wieder. Diese Erfahrungen beweisen also, dass die Streckung auf der Elastieität der Stielscheide berubt. Zieht man ferner die Doppelbrechung des Fadens in Betracht, sowie, dass Engelmann sich an Zoothamnium direct von der Verkürzung und Verdiekung der Fibrillen bei der Contraetion über- zeugte, so dürfte schwerlich ein Zweifel an der contractilen Natur des Fadens bestehen können. Auch über den Sitz der Contraetilität im Faden selbst sind Diffe- renzen entstanden. Alle Beobachter nahmen seither an, dass der eigent- liche Faden das Oontractile sei, die sog. Fadenscheide sich dabei nicht wesentlich bethätige. Gelegentlich wurde sogar deren vegetative Natur (Czermak) vermuthet. Neuerdings sprach jedoch Kühne“) die Vermuthung aus, dass nicht der Faden selbst, sondern die Fadenscheide, welche er dem von ihm Glia genannten PBestandtheil der Muskelzellen höherer Thiere vergleicht, das Contractile sei, der Faden dagegen ein elastisches Gebilde, das mit der Stielscheide zusammen die Streckung bewirke. Ich will hier nicht erörtern, dass ich der Kühne’schen Ansicht, in der sog. Sarkoglia der Muskelzelle das Contractile zu finden, nicht zustimmen kann; ich beschränke mich darauf, die Gründe darzulegen, welche nach meiner Ansicht gegen die erwähnte Auffassung der Muskelscheide der Vorticellen sprechen. Es ist vorerst zu betonen, dass der Zusammenhang des Fadens mit den Fibrillen des Körpers, deren contractile Natur hinreichend sesichert erscheint, das Gleiche auch für den Faden erweist. Man könnte dem entgegenhalten, dass auch die Fibrillen des Körpers die Bedeutung elastischer Elemente besitzen könnten, die Zwischensubstanz zwischen ihnen vielmehr das eigentlich Öontractile sei. Dagegen muss jedoch bemerkt werden, dass diese Fibrillen jedenfalls sehr ungeeignet angebracht wären, wenn sie elastische Wirkungen ausüben sollten. Ferner kennen wir jedoch auch direct das plötzliche Erschlallen der Fibrillen von Stentor beim Uebergang in den nicht contrahirten Zustand und überzeugten uns, dass dieselben bestimmt die contractilen Elemente sind. Das Gleiche aber, d. h. das plötzliche Schlängeln der Fibrillen des Zoothamniumfadens bei Lösung der Gontraction versichern übereinstimmend Engelmann und Wrzesniowski. Hätte der Faden eine elastische Wirkung auszuüben, so wäre das Auftreten dieser Erscheinung unverständlich. Endlich scheint mir auch betonenswerth, dass die ganze mechanische Einrichtung des Apparats hei der Auffassung der Fadenscheide als das Con- tractile unzweckmässig erscheint. Die Fadenscheide tritt an Quantität gegen die Stiel- scheide und den Faden sehr zurück. Soll man es nun für wahrscheinlich halten, dass der Stiel mit einem doppelten, überaus mächtigen elastischen Apparat für seine relativ langsamen Streckungen ausgerüstet sei, während die Substanz, welche die so energischen plötzlichen Contractionen bewirkt, nur in sehr geringer Menge vorhanden ist? Ich glaube, dass die Wahr- *) Kühne, W., Neue Untersuchungen über motor. Neryenendigungen. Zeitschr. f. Bio- logie XXIII. 1886. p. 93—94. Erklärung der Contraction des Vorticellinenstiels. 1317 scheinlichkeit, es verhielte sich so, eine recht geringe ist, wie mir denn auch der zanze Ge- dankengang Kühne’s, dass die Muskelzelle eine elastische Substanz enthalten müsse, welche ihre Wiederstreckung nach der Contraction bewirke, nicht geboten erscheint. Kine in gewisser Hinsicht der Kühne’schen ähnliche Ansicht sprach schon zuvor (1885, s. Nr. 522, p. 135) Leydig aus; auch er hält die Engelmann’schen Fibhrillen des Stiel- fadens für elastisch und sucht das Contractile in der hellen Substanz der Zwischenräume zwischen den Fibrillen. In entsprechender Weise dürfte er wohl auch die Fibrillen von Stentor als elastisch betrachten, doch verstehe ich das, was er hierüber bemerkt, nicht ge- nügend. Diese Ansicht Leydig’s hängt mit der Gesammtauffassung zusammen, welche er sich über die Bedeutung der Wabenstructur des Plasmas gebildet hat. Ihm gilt das sogen. Spongioplasma, d.h. das Plasma der Wabenwände, für eine Gerüstsubstanz, welche sich an den Bewegungen und Contractionen des Plasmas nicht betheiligt. Das Bewegliche und Oontractile erblickt er in dem von uns Chylema genannten Inhalt der Waben (seinem Hyaloplasma). Grund für diese Annahme ist ihm namentlich die, meiner Ansicht nach, irrige Vorstellung, dass dies Hyaloplasma oder Chylema die Pseudopodien der Rhizopoden bilde. Dass letztere jedoch aus dem Spongioplasma (mit oder ohne Theilnahme des Chylema) hervorgehen, unter- liegt für mich keinem Zweifel. Ich halte daher umgekehrt das Spongioplasma für das wesent- lich Active und Lebendige, d. h. meine Ansicht geht bestimmter ausgedrückt, dahin: dass die Lebens- und Bewegungserscheinungen aus der innigen Wechselwirkung und Durchdringung beider jestandtheile resultiren und dass speciell die Bewegungs- und Contractionserscheinungen sich möglicher Weise auf Gestaltsveränderungen der Maschen oder Waben des Spongioplasmas bei Aenderung von dessen Oberflächenspannung gegen das wässrige Ohylema, sei es durch ver- änderten Wassergehalt oder anderweitig, zurückführen lassen dürften. Es erübrigt uns noch, das Phänomen der schraubigen Aufrollung und Wiederstreckung des Stiels auf Grundlage der Auffassung des Fadens als contractiles Element zu erklären. Es wurde schon bemerkt, dass Czermak eine solche Erklärung zuerst versuchte. Dieselbe erfuhr bis heute weder eine Weiterbildung noch eine Widerlegung und wir erachten sie, nach dem was bekannt ist, im Allgemeinen für durchaus zutreffend. — Der Stiel der Contractilia (speciell zunächst Vorticella und Carche- sium) ist nach unseren früheren Schilderungen ein Cylinder mit dünner elastischer Wand, auf deren Innenfläche ein in steilen Schraubenwindungen herabziehender contractiler Faden befestigt ist. Dass diese Befestigung wahrscheinlich keine directe, sondern durch die Substanz der Fadenscheide bewirkte ist, darf bei der weiteren Erörterung ausser Betracht gelassen werden. Contrahirt sich in einer solchen Einrichtung der Faden, so tritt der gleiche Fall ein, welchen wir schon früher, bei der Besprechung der schraubigen Haltung und Bewegung der Flagellatengeisseln er- örterten (s. p. 836). Wenn sich nämlich ein Cylinder längs einer an seiner Oberfläche hinziehenden Schraubenlinie contrahirt, so geht er in die Gestalt einer Schraube über. Dieser Fall ist es aber, welcher durch die mechanische Einrichtung des Vorticellenstiels realisirt ist. Die ent- stehende Schraube besitzt dieselbe Windungsrichtung wie die schraubige Contractionslinie und letztere verläuft naturgemäss längs der Linie stärkster Krümmung des Schraubeneylinders, also da, wo wir den Faden, welcher Ja die Contractionslinie repräsentirt, thatsächlich verlaufen sehen. Eine genauere Untersuchung des Aufrollungsvorgangs eines einerseits befestigten Cylinders unter den gegebenen Bedingungen zeigt ferner, dass sein den 1318 Ciliata. Körper tragendes, freies Ende dabei in Rotation versetzt werden muss, also natürlich auch der damit fest vereinigte Thierkörper*). Die Richtung dieser Rotation hängt von der Windungsrichtung des Muskelfadens ab. Ist diese läotrop, so geschieht die Rotation so, dass die rechte Seite des Thieres (rechts und links auf den Beobachter bezogen) gegen den Beob- achter und nach links rotirt; verläuft der Muskelfaden dexiotrop, so ge- schieht natürlich die Rotation in umgekehrter Richtung. Eine Folge dieser Rotation, resp. von der gleichen Ursache, d. h. der schiefen Richtung der Contraction in der Schraubenlinie bewirkt, ist, dass die Zahl der Win- dungen des aufgerollten Stiels stets etwas niederer sein muss, wie jene der Windungen des Fadens im gestreckten Stiel. Die Verminderung der Windungszabl wird (bei gleicher Intensität der Contraction) abhängen einerseits von der Zahl der Windungen, welche der Faden im Stiel be- schreibt und ferner von der Schiefe der Windung; je niedriger die Win- dungen, d. h. je schiefer dieselben sind, desto grösser wird die Abnahme der Windungszahl sein. Wir erfuhren oben, dass die Fadenscheide im Stiel von Zootham- nium ziemlich axial verläuft und der Faden erst innerhalb derselben in sehr steilen Schraubenwindungen hinzieht. Im Princip ändert diese Ab- weichung das Verhalten des Stiels bei der Fadencontraction nicht. Es ist jedoch leicht ersichtlich, dass wegen des ansehnlichen Abstands des Fadens von der Stieloberfläche jede partielle Contraction eines Faden- elements, bei gleicher Contractionsintensität, eine relativ viel geringere Verkürzung der genäherten Stieloberfläche hervorruft, als bei den beiden anderen Gattungen. Hieraus wird folgen, dass bei Zoothamnium. viel energischere Contractionen des Fadens nothwendig sind, um eine totale schraubige Aufrollung des Stieles hervorzurufen, oder dass bei gleicher Contractionsstärke die Stielschraube steiler und loser sein wird wie bei den beiden anderen Gattungen. Mit dieser theoretischen Erwägung scheint das oben über die Contraetion des Zoothamniumstiels Berichtete ziem- *) Es scheint mir hier nicht angezeigt, den Vorgang der Schraubenumgestaltung des Cy- linders bei der vorausgesetzten Oontraction längs einer Schraubenlinie etwa in der Art, wie es durch Czermak geschehen, eingehender zu erläutern. Jedermann wird dies leicht selbst aus- führen können, wenn er sich nur den Gylinder in kleine parallele Scheiben zerlegt denkt und die Gontraction der aufeinanderfolgenden Scheibenabschnitte untersucht in ihrem Einfluss auf die Gesammtgestalt des Cylinders. Nur das möchte ich hervorheben, dass mir Czermak’s Erläuterung des Vorgangs nicht ganz correct zu sein scheint, Nicht die von der Schiefe der Contractionsrichtung bewirkte Drehung (Torsion nach Czermak) des Oylinders, welche die Rota- tion des freien Stielendes und des Thieres bewirkt, verursacht die Schraubengestalt des Cylin- ders; das Wesentliche hierbei ist vielmehr, dass die durch die Contraction bewirkte Biegung des Uylinders in jedem kleinsten folgenden Abschnitt etwas anders gerichtet ist und diese Veränderung der Biegunssrichtung so allmählich einen bis viele Umgänge um den Öylinder beschreibt. Zum Ueberfluss habe ich mit Hülfe von Herrn Dr. Blochmann einen Leimeylinder hergestellt, in dessen Wand ein Gummiband schraubig verlief; sobald dessen Contraction sich geltend «machen konnte, trat das theoretisch Vorausgesagte ein, der Cylinder ging in eine Schraube von gleicher Richtung wie die des schraubigen Bandes über und beschrieb etwas weniger an Windung, wie letzteres ursprünglich. Contraction des Vorticellinenstiels (Erklärung). Pseudopodien. 1319 lich zu harmoniren, denn, wie bemerkt, ist es wahrscheinlich, dass die häufigen ziekzackfürmigen Biegungen oder Schlängelungen des Stiels der missverstandene Ausdruck relativ steiler Schraubenwindungen sind, wäh- rend recht energische Contraction auch bier zu völliger Aufrollung führt, wie es Entz bei Z. Mucedo direct constatirte. Fragen wir am Schlusse unserer Betrachtung noch, welchen Vortheil eine solche Stieleinrichtung den Contractilia bietet, so ist klar: dass bei gleicher Contractionsintensität des Fadens die Rückschnellung einer Vorti- cella mit schraubig verlaufendem Muskel und daher schraubig sich auf- rollendem Stiel viel beträchtlicher sein muss, als die einer solchen, deren Faden völlig gerade und axial verliefe; davon abgesehen, dass die Stiel- scheide der energischen Zusammenziehung eines axialen geraden Fadens wesentliche Hindernisse bereiten würde. Andererseits wäre aber eine bogige Krümmung des Stieles, wie sie ein gerader, an der Wand der Stiel- scheide herabziehender Muskelfaden unter gleichzeitiger erheblicher Rück- schnellung des Thieres bewirken würde, ebenfalls unvortheilhaft, indem dann bei der geselligen Lebensweise der Vorticellidinen benachbarte Individuen sich fortgesetzt belästigten und gefährdeten. Wir erkennen daher, dass die eigenthümliche mechanische Einrichtung des Stieles der Contractilia eine recht vortheilhafte ist. B. Die ectoplasmatischen Bewegungsorgane und Verwandtes. a. Pseudopodienbildung des Ectoplasma. Wie früher hervor- gehoben wurde, vermissen wir bei den Ciliata die für dieSarkodinen so charakteristische und z. Th. auch bei den Mastigophoren noch ver- breitete amöboide Beweglichkeit und Pseudopodienbildung fast vollständig. Um so interessanter scheint es für die verwandtschaftlichen Beziehungen der Protozoönabtheilungen, dass wenigstens ein sicheres Beispiel localer, temporärer Pseudopodienentwicklung bekannt ist, dem sich vermuthlich noch einige weitere anreihen. Die Stentoren (68, 5a) nämlich heften sich, wie die neueren Beobachter übereinstimmend bemerkten, mit Pseudopodien des Hinterendes fest. Dieselben treten erst bei der Festheftung auf; wenn die Thiere sich ablösen und in den freischwimmenden Zustand übergehen, so werden die Pseudopodien vollständig eingezogen. Das abgerundete Hinter- ende scheint dann gleichmässig von Cilien überzogen, ohne Spur von Pseudopodien. Am festgehefteten Stentor hingegen ist das Ende des stielförmig gestreckten hinteren Körperabschnitts mässig verbreitert (Fuss- scheibe) und in mehr oder weniger zahlreiche dickere, fingerförmige bis recht feine, strahlenartige Pseudopodien ausgezogen, welche sich an der Unterlage befestigen. Manche der vorliegenden Abbildungen, namentlich jene Moxon’s, deuten darauf hin, dass spitzwinklige Verästelung der Pseudopodien nicht selten vorkommt, resp. die verbreiterte Fussscheibe lappen- bis fingerförmige Fortsätze entwickelt, von deren Enden die feinen Pseudopodien büschelig ausgehen. Eine kranzförmige Anordnung der 1320 Ciliata. Pseudopodien um die Fussscheibe, wie sie Stein (1867) zeichnete, halte ich für unwahrscheinlich, doch mag sie zuweilen dadurch einigermaassen realisirt sein, dass die Pseudopodien hauptsächlich vom Rand der Fuss- scheibe entspringen; dies dürfte aber nicht ausschliessen, dass sie auch aus deren Fläche entwickelt werden. Specielle Untersuchung lehrt, dass die Fussscheibe nur von dem Cor- ticalplasma gebildet wird, welches, wie wir schon früher erfuhren, im Hinterende der Stentoren stets beträchtlich verdickt ist. Die Alveolarschicht (sammt Pellicula) sowie die Körperstreifung hören in einiger Entfernung vom Hinterende auf; wahrscheinlich erstreckt sich auch das Cilienkleid nur soweit, wie sie reichen. Auch am freischwimmenden Stentor, ohne Fuss- scheibe und Pseudopodien, bemerkt man, wie namentlich Gruber (552) hervorhob, dass die Körperstreifen den hinteren Pol nicht völlig erreichen, sondern in geringer Entfernung davon endigen. Dieser streifenlose, helle, in seinem Durchmesser mit dem Contractionszustand schwankende Fleck des hinteren Pols wird ohne Zweifel durch das freiliegende Corticalplasma gebildet („structurlose Sarkode“ Gruber). Bei der Festheftung quilit das- selbe mächtig hervor und bildet, unter gleichzeitiger Pseudopodienentwick- lung, die Fussscheibe. Im Gegensetz zu früheren Forschern, welche die Festheftung von Stentor auf die Gegenwart eines hinteren Saugnapfs zurückführten, als welcher die Fussscheibe betrachtet wurde, zeigte zuerst Stein (1867), dass kein solches Gebilde im wahren Sinne vorhanden ist, dass vielmehr feine pseudopodienartige Fortsätze die Befestigung bewirken. Moxon (449) und Simroth (556) bildeten sie auf ihren Figuren ab, ohne specieller auf die Frage einzugehen. Gruber (1875) schilderte endlich die Verhältnisse etwas genauer; ich glaube jedoch, dass er Unrecht hat, wenn er die von Stein beschriebenen pseudopodienartigen Fortsätze nicht als solche gelten lassen, sondern als bewegliche Wimpern deuten wollte; schildert er doch selbst sofort das Vorkommen feinerer Pseudopodien. Auch meine Erfahrungen von 1872 und spä- tere, gemeinsam mit Schuberg angestellte Beobachtungen zeigten, dass die Pseudopodien meist recht feinstrahlig sind. Es ist daher möglich, dass Gruber hauptsächlich die dickeren lappenartigen Vorsprünge der Fussscheibe bemerkte, weniger dagegen die eigentlichen Pseudo- podien. Noch in zwei weiteren Fällen, in welchen es sich gleichfalls um Be- festigung handelt, wird von Pseudopodien berichtet. Gruber beobachtete (1882), dass Stichotricha Mülleri Lachm.sp. (St. UrnulaGruber) am Grunde ihres Gehäuses mittels Pseudopodien angeheftet ist. Letztere sollen aus den endständigen Wimpern hervorgehen, welche also abwech- selnd die Natur von Cilien und Pseudopodien annehmen könnten. Ob- gleich principiell gegen einen solchen Wechsel nichts einzuwenden wäre, scheint mir das Hervorgehen dieser Pseudopodien aus Cilien doch etwas zweifelhaft, da unter den Ciliaten nirgends ähnliches beobachtet wurde. Ganz wie bei Stentor scheinen dagegen die Verhältnisse bei Tin- tinnidium fluviatile (70, 1b) zu liegen, wenigstens zeichnet Entz (725) auf einer seiner Abbildungen am Hinterende dieses Infusors einige strahlen- artige kurze Fortsätze, welche zur Befestigung im Grunde des Gehäuses dienen. Leider spricht er im Text hierüber nicht, doch scheint die Ab- bildung die Uebereinstimmung mit Stentor genügend zu beweisen. Wabhr- - Pseudopodien. Tentakel. 1321 scheinlich wird die Anheftung durch Pseudopodien in der Familie der Tintinnoina allgemein verbreitet sein *). b. Tentakelartige Fortsätze der Körperoberfläche. Die unter obiger Aufschrift zu besprechenden Organe kommen wie die eigent- lichen Pseudopodien nur wenigen Holotrichen zu, gehören auch nicht zu den beststudirten. Um so grösseres Interesse verdienen sie dagegen, sowohl wegen ihrer Beziehungen zu den Pseudopodien wie den für die Suetoria charakteristischen Tentakeln. Am genauesten kennen wir die Tentakel des Actinobolus (56, 3a), welche Stein entdeckte und Entz eingehender beschrieb. Auf der gesammten Körperoberfläche dieser Encheline erheben sich zahlreiche tentakelartige Fäden, welche zwischen den langen Cilien gleichmässig vertheilt sind. Dieselben können die maximale Länge des doppelten Körperdurchmessers erreichen; da sie aber retractil und extensil sind, variirt ihre Länge natürlich sehr. Die Fäden sind in ihrer ganzen Ausdehnung gleich dick, mit meist abgestutztem, selten etwas zugespitztem Ende; einen Endknopf besitzen sie nie. Soweit bekannt, bestehen sie aus hellem, structurlosem Plasma, dessen Beziehung zu Ecto- oder Entoplasma nicht bestimmt angegeben wird; doch liegt die Ver- muthung nahe, dass sie aus dem hellen, angeblich structurlosen Eetoplasma entspringen, welches Entz von Actinobolus erwähnt. Eine Fortsetzung der Tentakel ins Körperinnere konnte nicht aufgefunden werden. Die Organe sind passiv, zuweilen aber auch activ biegsam. Doch scheinen sie gewöhnlich eine gewisse Steifheit zu besitzen, da sie beim Schwim- men meist allseitig strahlenartig abstehen, zuweilen jedoch auch durch den Widerstand des Wassers nach hinten umgebogen erscheinen. Wie bemerkt, können sich die Tentakel „schnell und lebhaft“ ver- kürzen oder verlängern und auch z. Th. oder sämmtlich ganz eingezogen werden. Bei der Retraction nehmen sie keine schraubige Bildung an, auch scheint dabei keine plötzliche Erschlaffung einzutreten, wie sie an den Pseudopodien der Sarkodinen häufig beobachtet wurde. In mancher Hinsicht ähnliche Gebilde stehen bei der Gattung Meso- dinium (58,5a, t) in Vierzahl dicht um die terminale Mundöffnung. Fresenius (1865) entdeckte sie bei dem marinen M. Pulex; Oarter schilderte sie später (1869) als „Wimpern“ noch besser. In neuerer Zeit studirten Mereschkowsky, Maupas, Entz und Rees diese Organe. Obgleich sie bis jetzt nur bei der erwähnten marinen Art sicher bekannt sind, ist doch wahrscheinlich, dass sie auch der Süsswasser- forn M. Acarus Stein zukommen; ich möchte sogar mit Maupas (681) annehmen, dass beide Arten identisch sind. Schon Carter beobachtete Mesodinium Pulex im Meer und Süsswasser. Die vier Tentakel von Mesodinium bleiben nicht nur thatsächlich, *) In einem mir soeben erst zugänglichen Aufsatz (s. Nachtrag Nr. 829, 1857) berichtet Grenfell, dass auch eine neue Scyphidia amoebaea mit ein bis mehreren, einfach lappen- förmigen bis complicirteren Pseudopodien auf dem Rücken von Gasterosteus sich befestige. Da die zugehörige Tafel noch fehlt, kann ich weder die Bestimmung der Art noch die Pseudo- podienbildung genauer beurtheilen. Ebenso kann ich hier noch nachtragen, ‚dass die 3 oder 4 sog. Stiele, welche Daday soeben (s. Lit. Nachtrag Nr. 837) bei den 'Tintinn. Undella hyalina und Glaparedei beschreibt, wohl sicher pseudopodienartige Fortsätze sind, jeden- falls nicht dem stielförmig ausgezosenen Hinterende vieler Tintinnoinen entsprechen. 1322 Giliata. sondern auch relativ viel kürzer wie die des Actinobolus. Sie erheben sich nur als kurze, stiftähnliche Gebilde gerade nach vorn um die Mund- öffnung und schwellen an ihren Enden deutlich knopfförmig an. Sie sind ebenfalls retraetil, was schon Carter beobachtete, Mereschkowsky und Rees später bestätigten; es scheint, dass ihre Einziehung haupt- sächlich bei gleichzeitiger Retraction des Mundkegels eintritt. (Carter, Mereschkowsky). Von besonderen Structurverhältnissen oder Fortsetzungen dieser Gebilde ins Körperinnere wurde nichts bekannt. Die beschriebenen Organe beider Gattungen scheinen nach den Erfah- rungen von Entz und Maupas hauptsächlich als Haftorgane zu funetioniren. Mit der Nabrungsaufnahme stehen sie direct nicht in Zusammenbang, wie man nach Analogie mit den Suctoriententakeln vielleicht vermuthen möchte und Mereschkowsky auch für Mesodinium behauptete. Doch glaubt Entz, dass die Tentakel beider Gattungen vielleicht eine in- direete Rolle bei der Nahrungsaufnahme spielen; mancherlei Anzeichen wiesen nämlich darauf hin, dass die angehefteten Organe möglicherweise die Zellhaut der Algen auflösen und durchlöchern, von deren Inhalt Actinobolus und Mesodinium vorzugsweise leben. Bevor wir ein Wort über die morphologische Auffassung der Tentakel beifügen, ist noch kurz über ein drittes, in mancher Hinsicht äbnliches Organ zu berichten, das Stokes bei der Gattung Ileonema entdeckte. Dieses tentakelartige Gebilde (56, 4), entspringt im Einzahl dicht neben der terminalen Mundöffnung und kann nahezu Körperlänge erreichen. Auffallender Weise setzt es sich aus zwei ziemlich scharf geschiedenen Abschritten zusammen. Die basale Hällte ist nämlich beträchtlich dieker und deutlich schraubig gewunden; die terminale dagegen fein fadenförmig. Letzterer Abschnitt kann eingezogen werden; doch trat bei Thieren, welche lange in Gläsern gehalten wurden, auch. völlige Retraction des Organes ein. — Der Tentakel wird gewöhnlich nach hinten umgebogen getragen, kann sich jedoch auch aufrichten. Obgleich das Wenige, was wir über Bau und Function des beschriebenen Organs wissen, kein sicheres Urtheil über seine Natur und eventuelle Ueberein- stimmung mit den erst geschilderten erlaubt, scheint mir doch seine Hierherziehung vorerst das Natürlichste. Stokes bezeichnet das Organ stets als „Flagellum“ und glaubt sogar Beziehungen der Ileonema zu den Dinoflagellata auf die Gegenwart dieses Flagellums gründen zu dürfen. Es mag deshalb noch besonders erwähnt werden, dass Stokes nie schwingende Be- wegungen des Tentakels beobachtete, welchem er die Function eines Fühlers zuschreiben möchte. Die morphologische Beurtheilung der tentakelartigen Gebilde führte zu mancherlei Controversen. Schon Stein betonte die Aehnlichkeit der Organe von Actinobolus mit den Tentakeln der Suctorien; ihm schloss sich Entz für Aetinobolus wieMesodinium an. Für letztere Gattung vertheidigte dann namentlich Mereschkowsky die völlige Identität der Tentakel mit denen der Acinetinen und suchte sogar eine besondere systematische Gruppe der Suctociliata für diese Form zu Tentakel. Wimperoreane (Allzemeines) 1525 oO Oo J errichten. Maupas, ein trefflicher Kenner der Suctorien, verhält sich ablehnend gegen eine direkte Vergleichung der Organe mit den Acinetinen- tentakeln. Ihm gelten die des Actinobolus einfach als Pseudopodien; für_die Organe des Mesodinium dürfte er wohl eine ähnliche Ansıcht haben. Auch Rees leugnet die Beziehungen der letzteren zu den Tentakeln der Suctorien und bezeichnet sie als „Mundcirren‘“. Eine solche Auffassung ist jedoch wohl zu verwerfen, denn mit Cirren, d.h. cilienartigen Gebilden, haben die Organe von Mesodinium sicher viel weniger Aehnlichkeit wie mit Pseudopodien oder den Suetoriententakeln. Ohne leugnen zu wollen, dass Differenzen zwischen den Tentakeln der Suctorien in ihrer hochentwickelten Form und den beschriebenen Organen existiren, kann ich doch nicht jede Beziehung zu den ersteren verkennen. Ihre ganze Bildung ist derart, dass sie wohl mit einer Ur- form der Acinetinententakel verglichen werden dürfen. Dass sie auch an Pseudopodien erinnern, ist natürlich. Strömende Bewegungen jedoch, wie sie den Pseudopodien gewöhnlich eigenthümlich sind, scheinen in ihnen nicht vorzukommen. Andererseits ist aber, wie Maupas (627) selbst annimmt, auch der Suctoriententakel von dem Pseudopodium nicht fundamental zu trennen, vielmehr wahrscheinlich aus diesem abzuleiten. Man wird daher wohl die Beziehungen nach beiden Richtungen aner- kennen dürfen, ohne von der Wahrheit abzuweichen. Uebrigens werden wir die Frage erst bei der Besprechung der Suetorien ausreichend erörtern Können. Nur kurz mag hier bemerkt werden, dass die tentakelartigen Cilien, welche Kent (601) bei seinen sog. Arachnidien (wohl zu Strombidium gehörig) beschreibt, nichts mit den in diesem Abschnitt betrachteten Organen zu thun haben, sondern höchstens etwas eigenartige Membranellen gewesen sein werden. e. Die Wimperorgane. Die. einfachste Form der Bewegungs- organe bildet die Wimper oder Cilie, nach deren Gegenwart die ganze Abtheilung benannt wurde. Die Cilie stimmt fast in jeder Hinsicht mit den Bewegungsorganen der Mastigophoren, den Flagellen überein, welche auch von den Botanikern gewöhnlich Cilien genannt werden. Der Unterschied ist nur untergeordneter Natur, indem er ausschliesslich auf der relativen Länge der Bewegungsfäden in Bezug auf den sie tragenden Körper beruht. Bei den Mastigophoren sind die Bewegungsfäden bekanntlich auf einen oder wenige beschränkt, was dadurch compensirt wird, dass sie in der Regel relativ lang sind; die Ciliaten besitzen sie dagegen fast immer in sehr grosser, z. Th. ungeheurer Zahl, die einzelne Cilie bleibt daher relativ klein und bewirkt doch im Verein mit zahlreichen Genossen einen erheblichen Gesammteffeet. Obgleich wir also principielle Unter- schiede zwischen Geissel und Cilie nicht finden, scheint die Fortführung der verschiedenen Bezeichnung doch gerechtfertigt, wenn damit auch nur Differenzen untergeordneter Natur ausgedrückt werden sollen. Die einfache Cilie ist demnach ein sehr feines plasmatisches Fädehen von geringer Dicke (höchstens ca. 0,1—0,3 u nach Schätzung) und relativ 1324 Giliata. geringer Länge (im Maximum etwa 16 «). Wahrscheinlich ist die Cilie in ihrer gesammten Ausdehnung nahezu oder ganz gleich dick, worauf schon die Analogie mit den Flagellen hinweist. Maupas (677) versichert wenigstens, dass dies gewöhnlich der Fall sei. Frühere Be- obachter und selbst Maupas zeichneten unzweifelhaft einfache Cilien fein haarförmig zugespitzt. Ohne speciell auf diese bei der Feinheit der Objecte ziemlich schwierige Frage geachtet zu haben, halte ich es für wahrscheinlich, dass haarartig verschmälerte Cilien nicht selten vor- kommen. Ebenso sicher scheint dagegen die in ganzer Länge gleich dieke Cilie vertreten zu sein; namentlich die vergleichsweise langen Cilien der Pleuroneminen gehören bestimmt in diese Kategorie. Neben oder an Stelle solch einfacher Cilien begegnen wir bei zahl- reichen Ciliaten ansehnlicheren Bewegungsorganen, welche morphologisch wie physiologisch mit den ersterwähnten prineipiell übereinstimmen und deshalb auch gewöhnlich aus diesen durch Conerescenz hervorgegangen betrachtet werden. Unter sich sind diese grösseren, resp. complieirteren Bewegungsorgane selbst wieder verschieden. Die einfachste Art bildet die sog. Cirre, wie sie nach Maupas’ Vorgang, der dabei auf Clapa- rede-Lachmann’s Benennungen zurückgriff, bezeichnet werden kann. Der Character der Cirre beruht zunächst in ihrer Gestalt, sie ist nämlich nicht nur dicker und häufig auch viel länger wie die Cilie, sondern deutlich und meist schon von der Basis aus gegen das freie Ende ver- schmälert; sie läuft also fein zugespitzt aus. Daneben müsste jedoch zur scharfen Unterscheidung der Cirre von der Cilie noch der Cha- rakter hinzutreten, dass das betreffende Organ sich unter geeigneten Be- dingungen in einzelne, cilien- oder fibrillenartige Fäden auflösen kann. Mit der Cirre nahe verwandt ist jedenfalls die sogen. Membranelle, die in ihrer typischen Form bis jetzt ausschliesslich als das Element der adoralen Zone der Spirotricha bekannt ist. Die Membranelle ist ein mehr oder weniger breites, deutlich blattförmiges Organ, welches entweder in seiner gesammten Höhe dieselbe bis nahezu gleiche Breite besitzt oder sich gegen das freie Ende allmählich verschmälert und zugespitzt ausläuft. In letzterem Falle hat die Membranelle eine flügel- bis säbel- artige Gestalt und nähert sich, wenn sehr lang, deutlich der Cirre. Eine letzte Kategorie der Bewegungsorgane bilden die sog. undu- lirenden oder contractilen Membranen, welche ihrerseits den Membranellen zunächst verwandt scheinen. Wie letztere sind es nämlich flächenhaft, jedoch auf grössere Strecken entwickelte und vereinzelt stehende Bewegungsorgane, welche zuweilen sehr erheblichen Umfang erlangen und deren freier Randsaum gewöhnlich der festge- wachsenen Basis an Länge gleich kommt. Wie die Membranellen ver- rathen die Membranen schon im Aussehen eine Art Zusammensetzung aus fibrillären eilienartigen Constituenten, indem sie von der Basis gegen den freien Rand deutlich fein gestreift sind. Damit hängt zusammen, dass Wimperorgane (Allgemeines). Gilien. 1325 Membranellen und Membranen wie die Cirren unter gewissen Bedingungen vom freien Rand ans faserig oder fibrillär zerspalten können. Alle diese 4 Kategorien von Organen, welche wir weiterhin noch eingehender untersuchen müssen, sind Derivate des Eetoplasmas und ent- springen von der sog. Pellieula, insofern eine solche deutlich ist. Sowohl die direete Beobachtung, wie andere Gründe sprechen dafür, dass ihre Substanz eontinuirlich mit der der Pellieula zusammenhängt, dass letztere nicht etwa von den Bewegungsorganen durchbohrt wird, wie lange be- hauptet wurde. Wie gesagt, ist von einer solchen Durchbohrung nichts wahrzunehmen; doch kann ein solcher Anschein zuweilen erweckt werden, indem zur Basis der Cilie von innen feine Plasmafädchen heran- treten, oder auch die radiären Bälkchen der Alveolarschicht für solche gehalten werden können. Diese Fädehen durehbohren jedoch sicher- lieh nicht die Pellieula, um als Cilien hervorzutreten, sondern stehen ebenso mit der Substanz der Pellieula wie der der Cilie in Continuität. Ganz überzeugend scheint mir aber für die directe Continuität von Cilien und Pellieula eine Beobachtung zu sprechen, welche Blochmann ge- legentlich machte und die ich selbst mit ihm verfolgte. Bei einem etwas gepressten Frorodon hob sich die ganze Pellicula sammt den mit ihr in Zusammenhang bleibenden Cilien ab, welche ihre Bewegung als- bald einstellten. Das Infusor entwickelte sofort wieder neue Cilien, die sich lebhaft bewegten, und bald durchbrach es die abgeworfene Pellieula und schwamm fort. Diese Beobachtung spricht bestimmter für den direeten Zusammenhang der Cilien mit der Pellicula, als die im Ganzen damit übereinstimmende Erfahrung, dass bei künstlicher Abhebung der Pellieula durch Reagentien die Cilien ebenfalls stets mit derselben abgehoben werden. Dass eine Cilie unter diesen Verhältnissen dem geschrumpften Körper- plasma folgt, wurde nie beobachtet und wäre doch wohl gelegentlich zu erwarten, wenn die Cilien aus der Tiefe unter Durehbohrung der Pellieula hervorträten. Die Vorstellung einer Durchbohrung der Pellicula durch die Cilien, welche bis vor Kurzem ziemlich allgemein verbreitet war, scheint vorzugsweise durch die irrigen Anschauungen tiber die Natur der Pellicula bedingt worden zu sein. Erhlickte man in letzterer, wie ge- wöhnlich, eine chitinöse Abscheidungsmembran, so blieb natürlich kein anderer Ausweg als eine solche Annahme, da die Oilien unmöglich chitinöse Gebilde sein konnten. Irgend eine thatsächliche Stütze für die Annahme wurde jedoch nie geliefert, ausgenommen etwa die Beoh- achtungen Stein’s über die Häutung von Öpercularia, auf welche wir bei Gelegenheit noch eingehen werden. — Schon Dujardin (1835 und später) deutete eine derartige Auffassung an, da er die Oilien aus den Maschen des angeblich netzförmig durchbrochenen Integumentes entspringen liess. Claparede und Lachmann verhielten sich zweifelnd bez. der Frage: oh Gontinuität der Oilien mit der sog. Guticula oder Durchbohrung der letzteren statthabe. Zuerst scheint Kölliker (1864) die letztere Ansicht bestimmt vertreten zu haben, obgleich ihm Garter (1856) insofern zuvorkam, als er zwar keine eigentliche Durchbohrung, sondern eine Hervorstülpung der Cuticula durch die Cilien vermuthete, wonach also jede Gilie einen zarten euticularen Ueberzug besässe. Für die grösseren Cilien (Cirren) stimmte ihm Kölliker bei, und selbst Simroth glaubte noch 1876 einen cuticularen Ueberzug der Membranellen von Stentor, die er für Cilien hielt, nachweisen zu können. Stein war 1859 noch überzeugt, dass die Cilien direete Fortsätze der Öuticula seien, gab jedoch 1867 diese richtige An- 1326 Oiliata. schauung zu Gunsten der falschen auf, vorzugsweise wegen der Beobachtungen über die Häutung der Opercularia. Ihm folgten dann zahlreiche spätere Beobachter, so namentlich Häckel (1875). welcher sogar eine besondere Wimperschicht unter der Pellieula unterscheiden wollte, von der die Gilien entsprängen; ferner Frommentel (1874), Simroth (1876), Maupas (1879) und Kent (601), welcher bezüglich dieser wie vieler anderen Fragen einfach Häckel copirte. Für den Zusammenhang von Outicula und Cilien trat jedenfalls Cohn ein (1854), wenn er dies auch nicht direet aussprach. Stein hegte, wie bemerkt, dieselbe Ansicht lange. 1879 vertrat sie Robin, glaubte jedoch in dieser Hinsicht einen Gegensatz zwischen Cilien und Flagellen zu finden. In seiner Hauptarbeit über Öiliaten steht Maupas (677) jedenfalls gegen früher im Allgemeinen auf dem hier vertretenen Standpunkt, obgleich er sich nicht spe- cieller darüber auspricht, sondern nur die grosse Schwierigkeit der Frage betont. a. Einfache Cilien. Wie bemerkt, bestehen die Cilien aus plas- matischer Substanz von derselben Beschaffenheit wie die Gerüstsub- stanz des Ectoplasmas, d. h. des Gerüstes der Alveolarschicht z. B. Eine Betheiligung des Chylemas (oder des sog. Hyaloplasmas nach Leydig) an dem Aufbau der Cilien scheint völlig ausgeschlossen. Dies folgt wenigstens daraus, dass sie mit den verfügbaren optischen Hülfs- mitteln ganz structurlos, homogen erscheinen. Hierin stimmen die besten Forscher fast vollständig überein. Schon oben wurde betont, dass die gelegentlich geäusserte Ansicht der Zusammensetzung der Cilien aus einem pellicularen Ueberzug und einer von der Rindenschicht abgeleiteten Innenmasse unhaltbar ist. Ebensowenig scheint aber die Angabe Nussbaum’s (786), dass die Gilien der Opalina Ranarum aus einem elastischen Faden und Protoplasma beständen, begründet zu sein. N. scheint den Cilien ganz allgemein eine solche Zusammensetzung zuzu- schreiben und äusserte auch diese Ansicht zuerst für die der Muschelkiemen”). Ich kann aber Engelmann (591) nur zustimmen, welcher Nussbaum’s Darstellung für letzteres Object verwirft und muss, was Opalina betrifit, wie E. betonen, dass auf Nussbaum’s Abbil- dungen durchaus nichts von der behaupteten Structur -zu sehen ist. Ich brauche daher nicht weiter auszuführen, dass ich, so wenig wie andere Forscher ausser Nussbaum, an den Üilien der Infusorien etwas von dem behaupteten Aufbau finden kann. Einen pathologischen Zustand der Cilien beobachtete Maupas (677) gelegentlich ziemlich häufig bei Colpidium Golpoda. Alle Cilien einer gewissen Region hinter dem Mund waren dicht über ihrem Basalende ziemlich stark spindelförmig angeschwolien; dabei waren sie nicht mehr activ beweglich. Obgleich das Hervorgehen dieser Gebilde aus den normalen Öilien nicht, direct verfolgt wurde, beurtheilt M. sie jedenfalls richtig in obigem Sinne. Schon früher wurde die Anordnung und Stellung der Cilien, sowie der Mannigfaltigkeit, welche in dieser Beziehung herrscht, genügend sedacht. Hier haben wir nur die Einpflanzung der einzelnen Cilie zu betrachten, soweit hierüber Näheres bekannt ist. — Bei der Schilderung des Reliefs der Oberfläche wurde schon betont, dass die Cilien gewöhnlich auf kleinen Papillen der Oberfläche entspringen. Wenn diese relativ klein sind, könnte man sie den Cilien selbst als angeschwollene tuberkelartige Basis zurechnen; häufiger werden sie jedoch umfangreicher und flacher und treten dann deutlicher als Relief der Pellicularoberfläche hervor. Es fragt sich, ob diese Cilienpapillen dem zu vergleichen sind, was man an den Cilien der Flimmerzellen höherer Thiere als Fussstücke beschrieben hat, durch deren dichte und regelmässige Nebeneinanderstellung ein sog. Basalsaum oder Deckel der Flimmerzelle zu *) Archiv f. mikr. Anatomie Bd. 14. 1877. p. 390. ' Gilien und Cirren. 1327 Stande kommen soll. Was uns speciell Engelmann ’s (591) Angaben über diesen Basalsaum lehrten, erweckt mir Zweifel, ob eine Vergleichung der Fussstücke mit den Cilienpapillen der Infusorien berechtigt ist. Vieles in den Darstellungen dieses genauen Beohachters scheint eher darauf hinzuweisen, dass der sogen. Basalsaum mit der Alveolarschicht der Infusorien ver- gleichbar ist. 3ei Infusorien, deren Cilienreihen durch breitere Rippenstreifen getrennt werden (Stentor), bemerkt man, dass sämmtliche Ciliarpapillen einer Längsreihe durch einen zarten vorspringenden Saum unter einander verbunden sind, und Aehnliches scheint mir weiter verbreitet zu sein; wenigstens lassen sich darauf die zarten Linien beziehen, welche bei Urocentrum die benachbarten Cilien sämmtlich unter einander ver- binden. Bei Nassula aurea sind solche Längssäume der Ciliarpapillen gleichfalls recht deutlich. Auch bei Paramaecium treten unter gewissen Bedingungen derartige Längs- und (uerlinien zwischen den Oilien hervor. doch können dieselben nicht wohl auf. äussere Saum- linien zwischen denselben bezogen werden, da dies mit dem Oberflächenrelief nicht stimmt und zwischen je zwei Längs- und Querlinien, welche die Cilien verbinden, noch je eine feine Linie eingeschaltet ist, welche keine Beziehung zu den Cilienbasen hat. Es scheint daher zunächst nur möglich, diese Linien von Paramaecium auf besondere Structurverhältnisse des Ecto- plasmas, speciell der Alveolarschicht, zu beziehen. Das was oben über frühere Beobachtungen der Gilienpapillen berichtet wurde, ergänzen wir hier noch, soweit nöthig. Die von Ehrenberg beschriebene zwiebelartire Basis der Öilien darf schwerlich hierher bezogen werden, da sie speciell den Cirren der Hypotrichen zukommen sollte und sich gerade bei diesen nichts dergleichen findet. Dagegen bemerkten schon Claparöde und Lachmann (1858), dass sich bei Stentor Reihen kleiner Erhebungen fänden, auf welchen die Cilien stehen. Recht gut beobachtete Maupas (1883) die Gilien- papillen bei einigen Arten von Uronema (Öryptochilum Maupas), bei Holophrya ohlonga und wahrscheinlich auch Glaucoma pyriformis. Bei anderen Beobachtern finde ich keine bestimmten Hinweise, wenn auch ihre Abbildungen natürlich mancherlei davon andeuten. Wir müssen ferner die Frage erörtern, ob die Cilien, wiewohl sie die Pellieula nicht durchbohren, doch in bestimmter Weise mit den tieferen Schichten des Ectoplasmas verbunden sind. Bestimmtes ist in dieser Hinsicht wenig bekannt. Die naheliegende Vermuthung, dass bei Infusorien mit deutlicher Alveolarschicht je eine Cilie die Verlängerung einer Alveolar- kante bilde, wird von Schuberg für Bursaria geleugnet, da’die Cilien- reihen unregelmässig über das so deutliche Alveolarwerk hinwegziehen. Doch halte ich Schuberg’s (794) Beobachtungen gerade in dieser Be- ziehung nicht für ausreichend. Neuere Erfahrungen an Nassula und anderen Ciliaten scheinen vielmehr die obige Voraussetzung zu bestätigen. Dagegen zeigte sich eine deutliche Verbindung der Cilien in die Tiefe bei gewissen Heterotrichen. Bei Condylostoma patens beobachtete zuerst Bütschli (bei Schuberg 794), dass zu jeder Cilienbasis ein zartes Fädchen aufsteigt, welches von dem Myonem zu entspringen scheint. Auch Maupas (601) sprach das Gleiche vermuthungsweise für dieses Infusor aus. Später glaubte ich auch bei Stentor dieselben Fädchen zwischen Fibrille und den Cilien aufzufinden; ich muss aber bemerken, dass ich in dieser Beziehung wieder unsicher wurde, seit die früher (p. 1295) geschilderte oberflächliehe Querstreifung der hellen Zwischen- 1328 Oiliata. streifen beobachtet wurde, welche vielleicht zur Annahme der Fädehen Veranlassung gab. ß. Speeielleres über die Cirren. Cirren treten bei gewissen Holo- und Heterotrichen schon zwischen oder neben den gewöhnlichen Körpereilien auf, oder scheinen sogar bei manchen Chlamydodonta die Cilien ganz zu ersetzen, wie es bei den Hypotricha bekanntlich durch- aus der Fall ist. Um den Mund von Coleps beobachtete Entz (694) einen Kranz von 8 breit borstenförmigen Cilien, deren Basen durch eine längs- gestreifte Membran verbunden waren. Bei Stephanopogon fand er nur 4 deutlich eirrenartig gebildete Organe, deren basale Verbindungsmembran ungestreift war. Maupas (746) schätzt die Zahl dieser Mundeirren bei Coleps hirtus gegen Entz auf 14, fand sie dicker und kürzer wie die Körpereilien und konnte eine basale Verbindungsmembran nicht auffinden. Trotz der Unsicherheit, welche diese Mundorgane der Colepina in mancher Hinsicht noch zeigen, glaube ich sie zu den cirrenartigen Gebilden stellen zu müssen. Diese Ansicht wird durch das Vor- kommen solcher Gebilde in Verbindung mit dem Mund bei Nassula unterstützt. Die sogen. adorale Zone der Nassula elegans besteht nämlich aus grösseren ansehnlichen Cirren, welche sich zwischen den gewöhnlichen Cilien erheben (Bütschli und Schewiakoff). Ebenso scheint die Zone von Lionotus grandis nach Entz’s Darstellung (694) aus Cirren zu bestehen, wogegen die von Dileptus sicher durch ein Band sehr feiner Cilien repräsentirt wird. Die Beschrei- bungen und Abbildungen von Entz lassen auch die gesammte Bauch- bewimperung der Chlamydodontengattungen Aegyria und Dysteria aus Cirren bestehen, ähnlich wie sie der Bauchseite der Hypotrichen zu- kommen. Nach Maupas (601) sollen die Bewegungsorgane der Bauchseite bei Condylostoma patens stärkere cirrenartig bewegte Gebilde sein, während die des Rückens den cilienartigen Charakter bewahrten. Maupas erblickt hierin eine direete Annäherung der Gattung an dieHypotricha, ob- gleich er besonders betont, dass die Organe der Bauchseite trotz ihrer eirren- artigen Bewegungen Form und Dimensionen von Cilien bewahrt hätten. Demnach scheint es sich wohl nicht um echte Cirren zu handeln. — Näher wie Condylostoma treten den Hypotrichen meiner Ansicht nach die Lieberkühninen (69, 5). Auf dem hinteren Theil ihrer Bauchseite steht eine schiefe Reihe ansehnlicher Cirren, deren nahe Beziehung zu den Aftereirren der Hypotrichen schwerlich geleugnet werden kann. Die grösste Mannigfaltigkeit, verbunden mit z. Th. recht bedeutender Grösse erreichen die Cirren der Hypotricha, deren Stellungsverhältnisse schon früher eingehend geschildert wurden. Wahrscheinlich besitzen alle Bewegungsorgane der echten Hypotrichen Cirrennatur, obgleich bei einigen diehtbewimperten primitiven Formen mit kleinen Bewegungsorganen noch Zweifel möglich sind. Je mehr die Cirren an Zahl zurücktreten, desto grösser werden gewöhnlich die erhaltenen und compensiren so den Aus- fall. Auch bez. der Gestalt bieten die Cirren der Hypotrichen grössere Cirren (Vorkommen; Form; Zerfaserung). 1329 Mannigfaltigkeit, da sie häufig nach vorn umgebogen getragen werden, also die Gestalt von Haken annehmen (was speciell von den Stirn- eirren, häufig auch den Baucheirren der Oxytrichinen gilt, dagegen meist nicht von den Aftereirren)., Ehrenberg unterschied daher auch zwischen „Griffeln und Haken“, doch lässt sich ein solcher Unterschied keineswegs durchführen. Wie schon bemerkt wurde, lau- fen die Cirren gewöhnlich fein zugespitzt aus. Seltener verdünnen sie sich gegen das freie Ende nur wenig oder kaum; letzteres ist dann schräg abgeschnitten, wie es die Aftereirren der Hypotricha häufig zeigen. Der Querschnitt der Cirren ist verschieden gestaltet. Rundlich bis unregel- mässig abgeplattet, auch halbkreisförmig oder polygonal erscheint nach Sterki (560) der Querschnitt grösserer Bauch- und Stirneirren der Oxy- trichinen; bei polygonalem Querschnitt soll die Cirre deutliche Kanten in der Flächenansicht zeigen. In der Breitenrichtung des Körpers abgeflacht sind gewöhnlich die Aftereirren der Oxytrichinen, erfahren jedoch gegen das Ende häufig eine Drehung, so dass jetzt ihre schmale Kante ventralwärts schaut. Dünne Lamellen bilden nach demselben Beobachter stets die Randeirren der Oxytrichinen und wahrscheinlich auch die Bauch- eirren von Uroleptus und Urostyla. Etwas eigenartig gebildet, jedoch wohl sicher den Cirren zugehörig, ist der sog. Schwanz von Urocentrum, welcher dicht vor dem Körper- ende aus der Ventralfurche der hinteren Leibeshälfte entspringt (64, 15). Er ist relativ recht dick und lang und zerfällt sehr leicht in einen Busch feiner Fäden. Wie früher hervorgehoben wurde, muss als charakteristisch für die Cirren betrachtet werden, dass sie sich in feine cilien- oder fibrillenartige Elemente zerfasern können. Wahrscheinlich ist dies Vermögen schon an der unverletzten Cirre durch eine fein-fibrilläre Längsstreifung ange- deutet, wie sie an Membranellen und undulirenden Membranen viel- fach gesehen, für die Cirren dagegen bis jetzt nur von Engelmann (591) und Nussbaum (786 Gastrostyla) angegeben wurde. Zwar erwähnten schon Claparede-Lachmann, dass sie mit Lieberkühn eine fibröse Structur der Cirren beobachtet hätten; doch scheint diese wohl aus der Zerfaserung erschlossen worden zu sein; wenigstens zeigen ihre Ab- bildungen nichts davon. Die grosse Cirre oder der Schwanz des Urocentrum zeigt die Längsstreifung oder fibrilläre Zusammensetzung iin lebenden Zustand stets sehr deutlich. Obgleich also die Cirren im lebenden, unalteritten Zustand von den Beobachtern fast einstimmig als homogen geschildert wurden, zweifeln wir nicht, dass schärferes Zu- sehen bei hinreichender Vergrösserung die fibrilläre Structur ebenso all- gemein erweisen wird, wie es bei Membranellen und Membranen der Fall war. ‘ Hierfür bürgt, wie bemerkt, der unter verschiedenartigen Be- dingungen — bald leichter, bald schwieriger — eintretende fibrilläre Zerfall. Schon reichlicher Gebrauch, Druck, Mangel von Sauerstoff oder Eintrocknen der Flüssigkeit rufen diese Erscheinung hervor, welche auch durch ver- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa, 54 1330 Oiliata. schiedene Reagentien, wie verdünnte Essigsäure (Stein) oder Osmiumsäure, Goldehlorid (Maupas) u. and., dann jedoch natürlich unter Tödung des Infusors veranlasst wird. Die Zerfaserung beginnt am freien Ende der Cirre und schreitet allmählich gegen die Basis fort. Das Ende zerfällt in ein Bündel feiner Fibrillen, resp. Blättchen, wenn die Cirre dicker ist, welche sich aber wohl ihrerseits wieder in der Richtung ihrer Breite in Fibrillen zerlegen können. Die Zahl der Fibrillen steht natürlich in direetem Zusammenhang mit der Cirrendicke. Nicht selten schreitet die Zerfaserung an einem oder den beiden Rändern bis zur Basis fort, so dass Cirren entstehen, die an einem oder beiden Rän- dern theilweise oder völlig mit feinen Fädcehen besetzt sind; in letz- terem Falle erhalten die Organe eine eigenthümlich doppelt gefiederte Beschaffenheit. Gewisse Ciliaten zeigen die faserige Zerspaltung des Endes einzelner Cirren fast oder ganz regelmässig; Stein bemerkte dies an den beiden hinteren Randeirren von Euplotes Patella, Rees an den hinteren Randeirren von Diophrys longipes. Sterki scheint die Zerfaserung der Aftereirren vieler Oxytrichinen für eine constante Er- scheinung zu halten. Schliesslich kann sich eine Cirre vollständig bis zur Basis zerfasern, was auch die Anwendung der erwähnten Reagentien lehrt, welche die fibril- läre Structur, wenn auch nieht immer gleichzeitig eine Zerfaserung, in der ganzen Cirre hervortreten lassen. Besonders Goldehlorid wird zu diesem Behufe von Maupas empfohlen. Sterki bemerkte jedoch, dass sich die fibrilläre Auflösung der Aftereirren der Oxytrichinen gewöhnlich auf das Ende beschränkt. Von besonderem Interesse ist die zuerst von Stein (1559), später namentlich von Sterki (1878) betonte Erscheinung, dass die zerfaserte Cirre des lebenden T'hieres ihre Beweglichkeit nicht nur bewahrt, sondern auch die randlichen Fasern, wie sie häufig an den Aftereirren von Styloniehia Mytilus und anderer Oxytrichinen auftreten, selbstständige 3ewegungen ausführen können. Sie legen sich bald dem Cirrenstamm an, bald richten sie sich wieder auf. Dies spricht, wie vieles andere, entschieden für eine autonome Bewegung der Cilien und Cirren. Die geschilderte feinere Structur und Zerfaserung der Cirren legte natürlich den Gedanken nahe, in ihnen überhaupt zusammengesetzte Gebilde, entstanden aus einer Verwachsung, resp. Verklebung einzelner Cilien zu erblicken. Namentlich Maupas vertritt diese Ansicht energisch ; wogegen Nussbaum seine schon früher erwähnte Auffassung von der Zusammensetzung der Cilie auch auf die Cirre übertrug: die fibrilläre Structur also auf Einlagerung zahlreicher elastischer Fäden in eine gemeinsame Protoplasmamasse zurückzuführen sucht. So verlockend Maupas’ Auffassung der Cirren auch erscheint, lässt sich dieselbe zur Zeit kaum sicher erweisen. Wie Maupas hervorhebt, bemerkt man auch an manchen Flimmerzellen nicht selten eine Verklebung benach- barter Cilien zu grösseren eirrenartigen, beweglichen Gebilden; auch Cirren (Zerfaserung; Auffassung). 133 oO fo) liesse sich zur Unterstützung anführen, dass bei nicht wenigen Infusorien büschelig vereintes Schlagen von Ciliengruppen beobachtet wird, also ge- wissermassen eine Cirre im Vorstadium der Bildung. Dem gegenüber muss betont werden, dass, wie Engelmann (592) hervorhob, fibrilläre Differenzirungen und daher auch die Fähig- keit zur Zerfaserung in die constituirenden Fibrillen contractilen Plasmagebilden ganz gewöhnlich zukommt und vor allem ja im Muskel- plasma überall realisirt ist. Fibrilläre Differenzirungen sind, wie wir früher fanden, auch den contraetilen Gebilden des Infusorienorganis- mus keineswegs fremd. Diese Erwägungen legen die Möglichkeit nahe, dass die fibrilläre Beschaffenheit der Cirren eine plasmatische Diffe- renzirung sein kann, ohne dass die ceonstituirenden Fibrillen ursprünglich als freie Cilien existirt hätten. Dass natürlich die Beschaffenheit der isolirten Fibrille durchaus der der einfachen Cilie entspricht, liegt auf der Hand; denn das ist eben das Wesen der Oilie, dass sie eine einfache plasmatische Fibrille darstellt. Auch das Wenige, was wir bis jetzt durch Stein und Sterki von der Entwicklungsgeschichte der Cirren hypo- tricher Infusorien im Gefolge der Theilung erfuhren, spricht eher gegen ihre Ableitung aus einer Conerescenz isolirter Cilien. Bei Stylonichia entsteht als Anlage einer Cirrenreihe ein zarter undulirender Saum, aus dem sich nach einiger Zeit so viele zahnförmige, flimmernde Läppchen erheben, als später Cirren in der Reihe stehen. Jedes derartige, von Beginn einheitliche Läppehen ist die Anlage einer Cirre, welche allmählich mehr und mehr auswächst und sich durch Auseinanderrücken von den Genossen trennt, wobei der die Anlagen ursprünglich vereinigende Basal- saum eingeht. Letzterer verdient aber unser besonderes Interesse, da wir in ihm wahrscheinlich einen Vertreter des die Basen der Cilien einer Reihe verbindenden Saums, den wir bei Stentor und anderen fanden, erblicken dürfen. Auch diese Beobachtungen sprechen also nicht für die Auffassung der Cirren als einfache Concrescenzen von Cilien. Gleich- ‚zeitig lehren sie aber, wie auch die Cirrenstellung einfacherer Hypo- trichen, dass die Cirren Gebilde sind, welche sich in den Reihen der vorauszusetzenden ursprünglichen Cilien entwickelten, in welchen sie nun wohl einen Raum einnehmen, der ursprünglich von einigen der einfachen Cilien oceupirt wurde. Wir könnten daher vielleicht zu einer mittleren Auffassung gelangen, indem wir zugeben, dass die Cirre zwar an der Stelle einer grösseren Zahl ursprünglicher Cilien entstand und diese ersetzte, dass sie jedoch nicht einfach durch Concrescenz derselben hervorging, sondern als eine von Beginn einheitliche Bildung auftrat, welche ent- sprechend ihrer fibrillären Struetur eine Neigung zum Zerfall besitzt. Mit dieser Auffassung würde wohl auch die Thatsache besser harmoniren, dass wir bei den Infusorien nirgends solchen Cilienbüschela begegnen, wie sie als die Vorläufer der sich z. Th. so reich zerfasernden Cirren betrachtet werden könnten. Dagegen darf nicht verschwiegen werden, dass die wahrscheinliche Bildungsgeschichte der Membranellen deutlicher auf eine S4* 1332 Oiliata. Conerescenz dicht stehender Cilien hinweist, was bei der unzweifelhaft nahen Verwandtschaft zwischen Cirren und Membranellen ein Argument zu Gunsten der Maupas’schen Ansicht liefert. Fortsetzungen der Cirre in die Tiefe des Körperplasmas wur- den bis jetzt nur vereinzelt beobachtet. Da es sich jedoch zweifellos um fundamentale Erscheinungen handelt, kommt diesen Erfahrungen allge- meinere Bedeutung zu. Engelmann (591) bemerkte, dass von jeder tandeirre der Stylonichia Mytilus ein äusserst feines plasmatisches Fädchen entspringt, dieht unter der Ventralfläche des Körpers hinzieht und bis nahe an die ventrale Mittellinie zu verfolgen ist. Alle Fädchen streichen ziemlich senkrecht zum Verlauf der Randeirrenreihen. Maupas (677) konnte diese Beobachtung bestätigen und bemerkte ferner, dass von jeder Aftereirre des Euplotes eine ähnliche Fibrille entspringt. Alle 5 Fibrillen verlaufen convergirend bis in die linke Region des Stirnfelds, wo sie sich ver- einigen. Auch die Aftereirren von Stylonichia besitzen ähnliche Fädchen. Engelmann vermutbet, dass diesen Cilienfibrillen möglicherweise eine nervöse Bedeutung zukomme. Besondere Belege hierfür lassen sich jedoch nicht beibringen. Dagegen lässt sich schwerlich bezweifeln, dass die be- schriebenen Fortsetzungen der Cirren mit jenen übereinstimmen, welche an den Cilien der Flimmerzellen von Metazoen häufig beobachtet wurden. Namentlich das Convergiren und die schliessliche Vereinigung der Fibrillen, welche Maupas bei Euplotes beobachtete, kehrt bei den Flimmerzellen der Muscheln®) nach Engelmann’s Erfahrungen häufig wieder. Dass jede Cirre nur eine Fibrille besitzt, liesse sich vielleicht ebenfalls tür unsere morphologische Auffassung der Cirre geltend machen. y. Schwanzgriffel der Erviliina (T. 61). Im Anschluss an die Cirrengebilde gedenken wir noch des in der Familie der Erviliina ver- breiteten sogen. Schwanzgriffels, welcher in Gestalt und Function viel Aehnlichkeit mit Cirren besitzt, morphologisch jedoch wesentlich ver- schieden zu sein scheint. Letzteres wurde schon in dem Kapitel über die allgemeine Morphologie betont, wo wir mit Stein (1859, p. 118) dar- legten, dass dieses Organ vermutblich die weiter entwickelte, schärfer abgesetzte und beweglich gewordene Schwanzspitze ist. Eine solche ist unter den Chilodontina namentlich bei Scaphidiodon schon bestimnt ausgeprägt und findet sich nach Stokes auch bei einer zu Chilodon ge- rechneten Süsswasserform als ein schwanzstachelartiges Gebilde. Bei diesem Chilodon caudatus steht der Stachel zwar dorsalwärts, ein wenig vor dem Hinterende, doch darf man wohl mit Recht vermuthen, dass er gleichfalls die eigentliche Schwanzspitze repräsentirt, was erst durch genauere Verfolgung der Körperstreifung festgestellt werden kann. Dass der dolch- bis beilförmige Schwanzgriffel der Erviliina kein Cirrengebilde ist, wie Entz für Aegyria nachzuweisen sucht, schliessen wir, abgesehen von der morphologischen Beziehung zur Schwanzspitze *) Ebenso denen der sog. Flimmergrube des Salpen (Bütschli und Traustedt). Cirren (Fortsetzung ins Innre). Schwanzgriffel der Eviliina. 1333 gewisser Chilodontina, mit Stein daraus, dass er nie zerfasert und dementsprechend auch keine fibrilläre Structur besitzt. Was von dem feineren Bau des Griffels bekannt wurde (Huxley, Claparede- Lachmann, Entz), scheint vielmehr zu zeigen, dass er gewöhnlich aus einer deutlichen membranartigen Hülle, die dünner oder dicker sein kann, und einer inneren Masse besteht. Letztere wurde bis jetzt structurlos, gallertäbnlich gefunden; doch scheint es zweifelhaft, ob dies wirklich so ist, da sie schwerlich etwas anderes sein kann, wie ein Diffe- renzirungsproduct des Körperplasmas, wogegen die Hülle wohl der Pelli- eula entsprechen dürfte. BeiOÖnychodactylus färbt sich die Innenmasse ebhaft mit Carmin (Entz). Jedenfalls scheinen die Erfahrungen von Huxley und Entz zu beweisen, dass das Binnenplasma des Griffels ziemlich scharf gegen das Entoplasma des Körpers abgegrenzt ist. Eigenthümlicher wird der Bau bei gewissen Formen, so Dysteria erassipes Clap. u. L. (wahrscheinlich identisch mit der gewöhnlichen Dysteria monostyla Ehrbg. sp.) und der Aegyria Oliva Clap. u.L. Bei der ersteren beobachteten Clap. u. L., bei der letzteren Entz eine Structur, welche sich als eine Ineinanderschachtelung mehrfacher Hüllen betrachten lässt, wie sie als einfacher Ueberzug dem Griffel der übrigen zukommen. Wie ein solcher Aufbau zu verstehen ist, können erst genauere Untersuchungen lehren. Wenn wir jedoch das seither Bemerkte beher- zigen, scheint zweifellos, dass Entz’ Vermuthung über die Entstehung der Struetur bei Aegyria unhaltbar ist. Er glaubt nämlich, dass die einzelnen ineinandergeschachtelten konischen Hüllen aus der Concrescenz je eines Cilienwirtels entstanden seien, und ordnet so die Schwanzgriftel offenbar den Cirrengebilden unter. Bei dieser Gelegenheit betonen wir noch- mals, dass das wirtelförmige Zusammenlaufen der Cilienreihen der Bauch- seite gegen die Griffelbasis, wie es Entz speciell bei OÖnychodactylus und Aegyria gut schildert, eben beweist, dass der Griffel das primäre Schwanzende einnimmt. Die schraubige Drehung der Streifen um diesen ihren hinteren Vereinigungspunkt ist eine Folge der Torsion, welche bekannt- lich bei der Entstehung der Formverschiedenheit der Aegyria, ebenso je- doch auch im Hintertheil des Onychodactylus eine bedeutende Rolle spielt. d. Membranellen. Nahe verwandt mit flachen, lamellösen Cirren, sind sicher die sog. Membranellen, welche als die Bewegungsorgane der adoralen Zone der Spirotriicha besonders wichtig erscheinen. Mit Bestimmtheit können wir zur Zeit behaupten, dass die Zone der Hetero-, Hypo- und Oligotricha stets aus solehen Organen gebildet wird. Nicht erwiesen wurden sie bis jetzt in der Zone der Peritricha, und nach der allgemeinen Ansicht bestände dieselbe jedenfalls nicht aus Membranellen, sondern aus Cilien. Wir werden aber später zu zeigen versuchen, dass wenigstens die Zone gewisser Peritrichen ebenfalls aus Membranellen bestehen dürfte. Die Membranellen treten in zwei ziem- lich verschiedenen Gestalten auf (s. die Fig. 15 auf p. 1535); entweder als kürzere oder längere dreieckige Blätter oder als distal unverschmälerte, 1354 Ciliata. also mehr oder minder rechteckige Platten; das freie Ende der letzteren ist entweder gerade, d. h. parallel der Basis oder etwas schief abgeschnit- ten (Follieulina Möbius). Erstere Form scheint den Membranellen der Hypo- und Oligotrichen stets zuzukommen, ebenso denen, welche ausnahms- weise bei gewissen Holotrichen gefunden werden. Die zweite Form zeigen die zonalen Membranellen der Heterotrichen; doch ist zweifelhaft, ob dies überall der Fall; wenigstens schildert Maupas die der Condy- lostoma patens (67, 4b) als dreieckige Platten, während sie mir bei Condylostoma Vorticella E. sp. 1875 rechteckig erschienen. Wie gesagt, schwankt bei den dreieckigen Membranellen der Hypo- trichen das Verhältniss zwischen Länge und Breite sehr. Werden die Organe relativ lang, wie z. B. die frontalen gewisser Oxytrichinen (z.B. A6tinotricha72, 7 und Stichotricha 70, 11), ferner die der Oligotricha, speciell der Tintinnoinen (Tf. 69 und 70), so erinnern sie lebhaft an lamellöse Cirren, ja es dürfte kaum ein scharfer Unterschied zwischen solchen Cirren und ihnen zu finden sein. Wir bemerken denn auch gewisse Organe, für welche es zweifelhaft scheint, ob man sie richtiger als Cirren oder Membranellen betrachten soll. Das gilt z. B. für jene, welche in mehreren zu einem Gürtel vereinigten Kränzen den Körper des Mesodinium umziehen (58, 5) und deren eigenthümliche Stellungsverbältnisse der systematische Abschnitt genauer schildern wird. Warum wir diese „flachgedrückten Borsten oder Stachel- borsten“, wie sie Entz (694) nennt, am besten zu den Membranellen stellen, wird später deutlicher werden, wenn wir die Verhältnisse ver- wandter Formen, welche entschieden zur Membranellenbildung neigen, betrachten. Auch die zonalen Membranellen vieler Tintinnoinen gleichen nach Entz’ Schilderung abgeplatteten Cirren mehr wie typi- schen Membranellen, da sie gewöhnlich beiderseitig zerfasert sind wie die Aftereirren vieler Hypotrichen. Nur ihre zweifellose Homologie mit den zonalen Membranellen verwandter Formen muss uns bestimmen, sie den Membranellen unterzuordnen *). Die kürzeren, ausgesprochen dreieckigen Membranellen der Hypo- trichen erscheinen natürlich viel deutlicher blattartig. Sie sind meist in der Längsrichtung gekrümmt, d. h. ihre beiden freien Ränder sind ver- schieden gebildet; der nach dem Aussenrand der Zone gerichtete ist con- cav, der entgegengesetzte convex. Eine länger gestreckte derartige Mem- branelle erscheint daher säbelartig vom Peristom nach Aussen gekrümmt. Der concave äussere Rand entspricht, wie wir später sehen werden, dem schräg, resp. gerade abgestutzten freien Rand der viereckigen, oder anders ausgedrückt: die dreieckige Gestalt der Membranelle beruht darauf, dass dieselbe schräg von Innen nach Aussen bis zur Basis abgeschnitten ist. *) Die eben erschienenen Untersuchungen von Daday (Lit. Nachtr. $37) zeigen jedoch, dass diese Form der Membranellen zum mindesten nicht allgemein bei den Tintinnoinen verbreitet ist, sondern dass sich bei manchen (spec. Condonella Ampulla Fol. sp. = Petalotricha Daday) kürzere viereckige, entsprechend Fie. 15b, finden. Membranellen (Gestalt, Streifung). 1335 Innerhalb der Zone selbst können die Membranellen der Hypo- tricha ihre Form verändern; davon abgeschen, dass sie gegen den Mund an Grösse fortgesetzt abnehmen. Oben wurde schon betont, dass die frontalen Membranellen häufig besonders lang und schmal sind, weshalb Rees und Maupas überhaupt frontale und buccale Membranellen untercheiden wollen. Dagegen scheint die Gestalt, welche Sterki den frontalen Membranellen zuschrieb, eine etwa schaufelförmige nämlich, mit breiterem freiem und schmälerem Befestigungsrand, nach den Erfahrungen neuerer Beobachter (Rees, Entz, Maupas) nicht vorzukommen. Ueber die besonderen Gestalten der viereckigen Membranellen der Heterotricha ist wenig zu sagen; dieselben sind bald breiter wie hoch (Bursaria Schuberg), bald höher wie breit (Follieulina Möbius). Sie wurden jedoch einstweilen nur bei wenigen Formen studirt (s. Fig. 15). Erklärung von Fig. 15. Membranellen der adoralen Zone verschiedener Ciliaten in Flächenansicht. a. Von einer Hypotrichen. b. Von Folliculina. c. Von Bursaria. Deutlicher wie die Cirren zeigen die Membranellen gewöhnlich eine feinfibrilläre Längsstreifung, welche fast sämmtliche Beobachter seit Sterki bemerkten. Dieselbe ist sehr dicht und zart und hängt wiederum mit der leicht eintretenden Zerfaserung oder fibrillären Auflösung der Plättchen zusammen. Die Streifung zieht bei den viereckigen Mem- branellen senkrecht zur Basallinie gegen den freien Rand. Bei den drei- eckigen läuft sie dagegen dem inneren convexen Rand parallel; die Streifen endigen daher sämmtlich, indem sie von Aussen nach Innen fort- gesetzt länger werden, an dem äusseren oder concaven Rand. Letzterer entspricht also, wie schon früher bemerkt wurde, dem freien Rand der viereckigen. Nur bei Bursaria wurde bis jetzt der optische Querschnitt der Membranellen untersucht, wobei sich ergab, dass die fibrilläre Strei- fung eine doppelte ist, d. h. dass auf jeder Fläche der Membranelle ein solches Fibrillensystem hinzieht; im optischen Durchsebnitt sieht man daher zwei Reihen feiner Pünktchen nebeneinander hinziehen (Fig. 15c?), die Quer- schnitte der beiden Fibrillensysteme (Schuberg). Ob, wie zu vermuthen, je zwei der gegenüberstehenden Fibrillen beider Flächen fester mit einander vereinigt sind, liess sich bis jetzt noch nicht ermitteln. Die gleiche Er- scheinung wurde neuerdings auch bei Stentor bemerkt (Bütschli und Schewiakoff). Schon früher beobachtete Engelmann (591) an den Membranellen, wie sie gewisse Epithelzellen der Muschelkiemen besitzen, ganz denselben optischen Durchschnitt. 1336 Ciliata. Zerfaserung der Membranellen tritt sehr häufig ein und scheint auch normaler Weise vielfach vorzukommen; doch konnte sie Schuberg bei den Ophryoscoleeinen nie bemerken. Öben wurde schon der ge- wöhnliehen Zerfaserung der zonalen Membranellen der Tintinnoinen gedacht. An den dreieckigen, gekrümmten Membranellen der Hypo- tricha beginnt die Auflösung natürlich am concaven Rand, weil der- selbe von den Enden der Fibrillen gebildet wird. Es scheint daher auch nicht wahrscheinlich, dass der convexe Rand, wie Sterki meinte, be- sonders stark sei und sich bei der Bewegung hauptsächlich betheilige. Dem widerspricht ferner die gleichmässige Beschaffenheit des Basalsaums unter der ganzen Membranelle, was wir bald besprechen werden. Die Zerfaserung der viereckigen Membranelle erfasst natürlich den gesammten freien Rand und schreitet von hier gegen die Basis fort. Dass der Zerfall unter den früher bei den Cirren angeführten pathologischen und ander- weitigen Bedingungen zu vollständiger, häufig rasch eintretender fibrillärer Auflösung führen kann, wurde von Sterki, Maupas und Anderen beob- achtet. Wir werden sogar finden, dass deshalb von mancher Seite die Natur der Membranellen als zusammenhängender Platten bestritten wird, Soeben wurde des sog. Basalsaums der Membranellen gedacht, welcher stets deutlich zu beobachten ist, wenn die Membranelle eine blatt- artige Gestalt und daher eine längere Befestigungslinie besitzt. Dieser dunkle Saum entspricht ohne Zweifel dem Verbindungssaum einer Cilien- reihe. Dieselbe Bildung findet sich nach Engelmann’s Erfahrungen (591) auch an den membranellenartigen Gebilden der Flimmerzellen der Muscheln. Der Basalsaum ist in seiner ganzen Länge gleich breit, was beweist, dass die Membranellenbasis in der ganzen Ausdehnung gleich dick ist (s. Fig. 15). Der Verlauf der Säume ist meist ganz gerade, sel- tener etwas geschwungen (Bursaria). Bei Diophrys (Styloplotes 72,5) sind die Säume in ihrem Verlauf geknickt, was Rees, der dies zuerst feststellte, auf einen schiefen Abfall der Zonalfläche nach beiden Seiten zurück- führt. Die Knickungsstellen der Säume würde demnach die Firste der Zonalfläche bezeichnen und der kürzere, schiefere äussere Theil jedes Saums die äussere, stärker abfallende Partie der- selben, wogegen sich der breite innere Theil der Fläche allmählicher zum Peristomfeld herabsenkte. Bei Bursaria (67, 6a) zeigen die äusseren Theile der Säume eine ähnliche Biegung nach hinten, welche jedoch sicherlich ein winkliges Umbiegen ist, zusammenhängend mit der Vereinigung der Säume mit dem Peristomband, dessen wir schon früher gedachten (p. 1306). Das, sowie die Erwägung, dass bei der Ventralansicht von Diophrys die Säume doch sämmtlich im Grundriss gesehen werden müssen, auch wenn ein dachartiger Ab- fall der Zonalfläche existirt, macht es wahrscheinlich, dass auch bei dieser Hypotriche eine wirkliche Knickung der Säume nach vorn vorhanden ist. Wie die Untersuchungen an Bursaria zeigten, wird die Deutlich- keit der Säume hauptsächlich durch das Verhalten der Alveolarschicht unter der Zone bedingt. Ein Querschnitt durch die Säume verräth näm- lich, dass sich ein jeder als plasmatische Membran durch die Alveolar- schicht fortsetzt, um sich mit dem sehr fein wabigen Entoplasma zu verbinden. Zwischen diesen Membranen spannen sich senkrechte Ver- Membranellen (Zerfaserung, Basalsäume). 1337 bindungswände aus; demnach ist diese Structur auf eine Differenzirung der Alveolarschicht zu regelmässiger Anordnung zurückzuführen. Wo die Basalsäume der Bursaria weiter von einander abstehen, schiebt sich zwischen je zwei ein breiterer Streifen der Alveolen der Alveolarschicht ein, und nur die beiderseits an die Basalmembran des Saumes anstossenden Maschen ordnen sich regelmässig senkrecht zu der Membran (Fig. 16b). Wir erhalten so ein Bild, welches sehr an die früher beschriebene Structur der Rippen- und Zwischenstreifen grösserer Heterotrichen erinnert. Daraus seht denn auch hervor, dass die Saum- membran den Verbindungsfädchen ent- spricht, welche wir zwischen der Fi- brille und den Cilienbasen gewisser Heterotrichen beobachteten, was die Vermutbung: es möchten jene Fädchen einer plasmatischen Membran angehören, welche unter der ganzen Cilienreihe hin- läuft, verstärkt. Fig. 16. a Bei dieser Gelegenheit wäre besonders zu be- tonen, dass eine Fibrille im Basalsaum, resp. der Membran desselben, bis jetzt nicht beobachtet wurde und dass daher auch die Deutung der Säume als contractile Elemente, wie sie zuerst Simroth (536), später wieder Brauer (767) versuchte, unhaltbar erscheint. Schon früher (pag. 1300) wurden weitere Gründe gegen eine solche Auf- fassung angegeben. Dieselbe wurde denn auch : > “E, >94) se von Bursaria truncatella im Längs- allen: : i : : LEE Se EEE Ds Und SENUDETET Schmitt! die, Alveolarschicht e das (794) bekämpft. Da die Basalsäume in gleicher Entoplasma; % die Basalsäume der Mem- Weise bei allen zonalen Membranellen wiederkehren, branellen. — b ein ähnliches Stück der e 4 r e i 7 @ j *]ä 5] er Fie. : auch dort wo eine Alveolarschicht nicht deutlich ist, Zone N Flächenansicht. In der Fig. a sind die feinen Fädchen der Alveolar- , i schicht zwischen den Fortsetzungen der den meisten Hypotrichen), so wäre möglich, Basalsäume nicht beobachtet, sondern dass letztere hier im Bereich der Zone besser ausge- nach der Flächenansicht als wahrschein- lich eingetragen worden. Auch ist zu bemerken, dass die netzigen Streifen der Alveolarschicht zwischen den Basalsäumen nur da zu finden sind, wo die letzteren weiter von einander abstehen. Erklärung von Fig. 16. a Ein kleines Stück der adoralen Zone oder doch höchstens sehr zart sein kann (wie bei bildet ist. Ganz zwingend erscheint zwar eine solche Annahme nicht. Oben wurde schon angedeutet, dass der Basalsaum dem Saum einer Cilienlängsreihe homolog erscheint; dies führt zur Erwägung der Be- ziehungen zwischen Membranellen und Cilienreiken überhaupt. Solche Beziehungen lassen sich scharf beweisen. Zunächst ergibt die Betrachtung wirklicher oder optischer Längsschnitte der adoralen Zone, dass jede Mem- branelle in einer Furche steht und dass die Streifen zwischen den Furchen als Rippenstreifen convex vorspringen. Es herrscht also ganz dasselbe Verhalten wie rücksichtlich der Cilienreihen und der breiteren Körper- streifung. Aber auch die Anordnung der Basalsäume, resp. der Furchen, worin sie liegen, zeigt deutlich, dass dieselben den Cilienfurchen entsprechen, d. h. als Fortsetzungen der letzteren zu betrachten sind. 1358 Ciliata. Wir fanden früher (p. 1291), dass das Verhalten der Körperstreifung der Heterotrichen zum Peristomfeld so aufzufassen ist, als sei das Peri- stom einfach in eine mit regulärer Streifung versehene Form eingetragen, resp. aus derselben herausgeschnitten. Unter diesen Verhältnissen wird die Anordnung der an das Peristomfeld stossenden Cilienfurchen durch- aus der Stellung der Basalsäume in einer das Peristomfeld umziehenden adoralen Zone entsprechen, oder jede der Furchen und die in ihr ein- gepflanzte Membranelle als eine Fortsetzung einer Cilienfurche, resp. einer Cilienreihe erscheinen. Die Membranellen ergeben sich also als besonders differenzirte Partien gewöhnlicher Cilienreihen, wie dies ja auch für die Cirren, speciell jene der Hypotricha, zweifellos war. Mit dieser Auffassung stimmt gut überein, dass bei Bursaria die Zahl der Membranellen auf dem frei liegenden Theil der Zone (ca. 38) mit der Zabl der anstossenden Körperstreifen übereinstimmt. Anders ver- halten sich die verwandten Heterotricha. Bei Stentor wenigstens finden sich viel mehr zonale Membranellen, wie Körperstreifen; ähnlich scheint es auch bei Condylostoma patens nach Maupas, Folli- eulina nach Stein und Möbius und wohl noch anderen zu sein. Ich erbliecke hierin keinen ernstlichen Einwand gegen die ursprüng- liche Homonomie der Cilienreihen und Membranellen. Alle letzter- wähnten Heterotrichen besitzen breite Rippenstreifen, also weit ge- trennte Cilienreihen. Es liegt daber nahe, die numerische Discordanz zwischen ihren Membranellen und Cilienreihen durch eine wahrscheinliche Reduetion der letzteren zu erklären. Dies gäbe gleichzeitig einen Finger- zeig bezüglich der Entstehung der breiten Körperstreifen. Die Reduetion von Cilienreihen ist bei den Hypotrichen wie anderen Ciliaten so klar, dass ihr Vorkommen bei Holo- und Heterotrichen nichts Auffallendes darbietet, um so mehr als wir schon aus anderen Gründen gerade die Stentorina für die nächsten Verwandten der Hypo- und Oligo- tricha halten müssen. Das Hervorgehen der Membranellen aus Abschnitten gewöhnlicher Cilienreihen wird bestätigt durch das Auftreten von Differenzirungen inner- halb dieser Reihen, welche unzweifelhaft als Annäherungen, resp. Vor- stufen typischer Membranellen erscheinen. Derartiges finden wir bei Laerymaria, Dinophrya und den Oycelodinia unter den Holo- tricha. Bekanntlich besitzen diese Formen ein bis zwei sogen. Wimper- kränze hinter der Mundöffnung. Genauere Untersuchung des Wimper- kranzes bei Dinophrya und Didinium Balbianii (Öyclodinia; Sche- wiakoff und ich) ergab, dass der Kranz nicht aus einer einfachen Cilien- reihe besteht, wie es seither dargestellt wurde, sondern aus kurzen Abschnitten der schiefen Cilienlängsreihen. Jeder solche Abschnitt enthält noch eine grössere Zahl sehr dieht stehender Cilien, welche wenigstens in ihren basalen Theilen unmittelbar nebeneinander herziehen, erst distal sich deutlich von einander isoliren. Die so entstandene fahnenartige Cilienreihe muss ohne Zweifel als eine Vorstufe echter Membranellen be- Membranellen (Auffassung). 1339 trachtet werden. Obgleich dieser Bau des Wimperkranzes bis Jetzt nur bei den beiden erwähnten Gattungen constatirt wurde, ist wahrschein- lich, dass er auch bei Laerymaria vorkommt. Zum mindesten con- statirten Maupas und Bütschli bei Lacrymaria coronata (97, 8), dass der Wimperkranz gleichfalls nicht einreihig, sondern eine gürtel- förmige Zone der Cilienreihen ist. Immerhin ist möglich, dass hier die Cilien in den Reihenabschnitten des Kranzes häufig nicht so dicht stehen und deshalb weniger an Membranellen erinnern. Auch der hintere Cilienkranz der Vorticellinen besitzt wahrschein- lich. ähnliche Bauverhältnisse.e Engelmann (591) zeigte zuerst für Carchesium, dass derselbe kein einreihiger Kranz ist, sondern eine gürtelföürmige Zone, welche von dicht stehenden, schiefen Cilien- reihen gebildet wird. Eine speciellere Betrachtung des Ciliengürtels bei der grossen Epistylis Umbellaria L. zeigten mir und Schewia- koff, dass sich über jeder schiefen Reihe ein langgestrecktes, mem- branellenartiges Gebilde erhebt, ganz ähnlich den langen Membranellen etwa, welche wir früher bei den Tintinnoinen und anderwärts fanden. Der Zusammenhang der einzelnen constituirenden Fibrillen scheint hier noch inniger zu sein, wie im Mundkranz der erwälnten Enchelinengat- tungen, die Gebilde daher auf die Bezeichnung Membranellen wirklich Anrecht zu besitzen. Schon 1875 beobachtete ich entsprechende mem- branellenartige Gebilde als Organe des Kranzes von Carchesium. Diese Betrachtungen führen uns zu einer kurzen Erörterung der Ver- hältnisse der adoralen Zone der Vorticellinen. Es wurde früher be- merkt, dass dieselbe nach der gewöhnlichen Vorstellung aus Cilien zusammengesetzt ist und zwar, wie später genauer darzulegen ist, aus zwei dicht neben einander herziehenden Cilienreihen. Schon 1875 überzeugte ich mieh aber bei Epistylis Umbellaria, dass die Basis der Zone eine beträchtliche Breite besitzt und wie die der Hetero- und Hypotrichen von einem System senkrecht oder etwas schief zur Längsrichtung der Zone gestellter, zarter und dichter Streifen gebildet wird (74, 7d). Das Gleiche ergab eine wiederholte Untersuchung von mir und Schewiakoff. Den inneren Rand dieses gestreiften Zonal- bands bildet ein dicker, dunkler Saum. Es scheint nicht zweifel- haft zu sein, dass die Streifung der Zone durch die Basalsäume langer, zarter Membranellen bewirkt wird, obgleich letztere bis jetzt nie deutlich gesehen wurden. Den inneren dunkeln Saum der Zone deute ich vorerst als die Befestigungslinie einer sog. paroralen Cilienreihe, welche wir später bei den Bewimperungsverhältnissen des Peristoms eingehender be- sprechen werden. Gewisse Erfahrungen machen es sogar möglich, dass die einzelnen Wimpergebilde der Zone in ihrer basalen Hälfte zu einer zusammenhängenden undulirenden Membran vereinigt sind. Betrachtet man nämlich die Zone einer Vorticelle in der Flächenansicht, so erscheint ihre basale Hälfte wie ein zartgestreifter zusammenhängender Saum; erst in der distalen Hälfte setzen sich die Streifen als freie und daher mehr oder weniger unregelmässig stehende Wimper- 1340 Giliata. gebilde fort. Die Streifung der basalen Hälfte ist dagegen durchaus gerade und regelmässig. Schon Frantzius (1849) hielt die Zone des Ophrydium für eine undulirende Membran. Busch äusserte 1856 für Trichodina schon die eben erläuterte Ansicht, welche auch Bütschli (1877, p. 67) nach Beobachtungen an Vorticellen wahrscheinlich dünkte. Sterki (586, p. 462) endlich will sich überzeugt haben, dass die Zone der Vorticellinen als ein ein- heitlicher geschlossener Saum hervorwachse, der erst, wenn er die Hälfte der definitiven Höhe erlangt habe, vom freien Rand aus in einzelne Wimpern zerfasere. Ob diese Beobachtungen an Theilsprösslingen angestellt wurden, wird nicht gesagt. Sterki’s Auffassung der Vorti- cellinenzone scheint mir dahin zu gehen, dass er dieselbe aus Membranellen zusammengesetzt denkt, welche in einer Flucht neben einander gestellt sind. Nach dem eben Vorgetragenen dürfte eine solche Ansicht nicht mehr haltbar erscheinen. Die vorstehenden Betrachtungen zeigen klar, dass die ausgebildete Membranelle auf Conerescenz einer Reihe sehr dicht stehender Cilien zu- rückgeführt werden muss. Nur die Verhältnisse bei Bursaria u. a., wo zwei Reihen feiner Fibrillenquerschnitte auf dem optischen Durchschnitt der Membranelle erscheinen, bereiten einige Schwierigkeit. Diese Erwägung in Zusammenhang mit der leichten Zerfaserung der Membranellen führten zwei neuere Beobachter, Nussbaum (786) und Möbius (785) zur Vorstellung, dass es überhaupt keine zusammenhängenden Membranellen gäbe, dieselben vielmehr nur Reihen dichtstehender Cilien, „Pektinellen‘“, wie sie Möbius nennt, seien. Einer solchen Auf- fassung ist jedoch nicht beizupflichten. Wenn auch die typische Membranelle aus einer Oon- erescenz von Öilien entstand und letztere in der Längsstreifung noch optisch hervortreten, so sind die constituirenden Elemente doch sicher in eine organische Verbindung mit einander getreten, aus welcher sie sich zwar relativ leicht wieder befreien, die jedoch keineswegs zu leugnen ist. Wenn man die einheitliche Bewegung der Membranellen beachtet, ferner die Thatsache, dass sie in Gestalt zusammenhängender Blättchen nicht nur im Leben, sondern auch nach geeigneter Präparation zu schen sind, so scheint sicher, dass eine Vereinigung der con- stituirenden Elemente, sei es durch eine verbindende Substanz, sei es durch vielleicht noch nachweisbare, zarte Querbrücken zwischen den einzelnen Cilienelementen statthaben muss. Dazu gesellt sich, dass gerade die allmähliche Zerfaserung der Membranelle beweist, dass die- selbe zuvor ein zusammenhängendes hautartiges Blättchen war. Berücksichtigen wir ferner, dass Möbius speciell angibt: er habe den Aufbau seiner Pektinellen aus einzelnen gesonderten Cilien erst dann deutlich gesehen, als die betreffenden Objecte unter dem Einfluss von Osmium- säuredämpfen allmählich erlahmten, also unter Verhältnissen, welche nach den Erfahrungen früherer Forscher den raschen Zerfall der Membranellen hervorrufen, so wird man behaupten (dürfen, dass Maupas, Entz und Andere das Richtige trafen, wenn sie die Membranelle als verwachsene CGilien auffassten und auch Sterki’s Schilderung, obgleich sie diese Deutung noch nicht enthält, eine durchaus zutreffende Darstellung der Membranellen gab. Einige Bemerkungen verdient noch das Historische über die Membranellen. Den ersten Hinweis auf dieselben verdanken wir Allmann, welcher schon 1853 die Bewegungs- elemente der Zone von Bursaria eher für „delicate plates‘“ als für Cilien hielt. Stein er- kannte dieselben nirgends, weder bei den Hypotrichen (1859) noch bei den Heterotrichen (1867). Zwar bemerkte er den Basalsaum überall deutlich, glaubte ihn jedoch als eine Furche betrachten zu dürfen, welche von der Basis der Cilie nach aussen ziehe und die niedergelegte CGilie aufnenme. Nur bei Bursaria beobachtete er mehr von dem wirklichen Verhalten, was die Vorstellung erweckte, dass hier au jedem Ende der langen Furche (Basalsaum) eine Gilie stehe. Zu einer ähnlichen Ansicht gelangte auch Engelmann*) schon 1864 bezüglich Uro- styla und bildete die dreieckigen frontalen Membranellen von Euplotes deutlich ab (uned.). Bei den Hypotricha (Styloplotes) wies schon !’resenius (1865) auf die blattartige Gestalt der *) Herr Prof. Th. W. Engelmann hatte die besondere Freundlichkeit, mir seine zahl- reichen Skizzen zur Verfügung zu stellen (Januar 1888). Für die früheren Bogen konnte ich dieselben leider nicht mehr benutzen. Membranellen (Deutung, Historisches). Undul. Membranen (Allgemeines, Vorkommen). 1341 adoralen Wimpern hin, aber erst durch Sterki’s Untersuchungen (1879) wurde die Zusammen- setzung der adoralen Zone der Hypo- und Heterotricha aus Membranellen allgemeiner erwiesen und der Bau der letzteren genauer ermittelt. Ich persönlich hatte mich schon 1874—75 bei Stentor und GCondylostoma Vorticella überzeugt, dass die Basalsäume je eine dichte Reihe von Cilien trügen, jedoch nichts darüber veröffentlicht. Die Sterki’schen Beobachtungen wurden namentlich von Rees, Entz, Maupas u. A. weiter geführt. Brauer stellte die Verhältnisse bei Bursaria wieder ganz unrichtig dar, welche hierauf Schuberg aufklärte, der auch zuerst die zonalen Membranellen der Ophryoseoleeinen nachwies, d. Die contractilen oder undulirenden Membranen, zu deren speciellerer Betrachtung wir übergehen, können nicht scharf von den Membranellen abgegrenzt werden. In Hinblick auf ihren allgemeinen Bau liesse sich zur Zeit wohl sagen, dass sie membranellenartige Gebilde grösserer Ausdehnung sind. Speciellere Beachtung ihrer topographischen Beziehungen, sowie ihrer vermuthlichen Herleitung machen es jedoch wahr- scheinlich, dass sie sich schärfer von den Membranellen unterscheiden, )& sich zu diesen ähnlich verhalten, wie die Cilien zu den Membranellen. Leider wurde der feinere Bau der Membranen bis jetzt noch wenig erforscht; es bieten vielmehr die Angaben verschiedener Forscher noch manche Widersprüche, was eine übersichtliche Darstellung bedeutend er- schwert. Wie die typischen Membranellen der Spirotrichen stehen auch die Membranen stets in directer Beziehung zum Mund, ja sie sind noch inniger wie die ersteren mit der Nahrungsaufnahme verknüpft, da sie, wie es scheint, nur selten an der Bewegung theilnehmen, vielmehr meist ausschliesslich die Zuleitung oder sogar Ergreifung der Nahrung besorgen. Eine Ausnahme würde das sog. Velum der Tricho- dinen bilden (s. oben p. 1272), wenn es, wie Stein (1859) und James- Clark (1565) versichern, wirklich eine undulirende Membran ist. Jeden- falls träte es auch topographisch, wenn auch wohl nicht in allgemein morphologischer Hinsicht aus der Reihe der übrigen Membranen heraus. Obgleich wir bei der Besprechung der Mund- und Peristomeinrichtungen specieller auf die Anordnung und Gestaltsverhältnisse der Membranen zurückkommen, muss hier soviel davon erwähnt werden, als zu ihrem allgemeinen Verständniss und ihrer Beurtheilung nöthig ist. Die Membranen sind unter den Holotricha bei den Paramaeccina und Pleurone- mina verbreitet. Bei den Chilifera der erstgenannten Familie tritt eine Membran gewöhnlich als lippenartiger Saum am Mundrand auf, entweder nur lirksseitig, oder nahezu völlig den Mund umziehend. Dazu gesellt sich zuweilen noch eine zweite ähnliche Membran, welche jedoch nicht am Mundrand steht, sondern auf der Dorsallinie des Schlundes entspringt und in den. selben mehr oder weniger tief hinabsteigt. Schon bei gewissen Chilifera, speciell aber bei den Paramaecidina und Urocentrina scheint letztere Membran allein erhalten und ragt nicht aus der Mundöffnung vor, wie es bei manchen Chilifera der Fall ist. Etwas eigenthüm- lich sind die Verhältnisse der Microthoracina, da hier zwei randliche Mundmembranen, eine rechte und eine linke vorhanden zu sein scheinen, von welchen die erstere ansehn- licher ist. Bei den Pleuronemina finden wir eine mehr oder weniger anschnliche, zuweilen so- gar sehr grosse Membran, welche sich, ähnlich wie die des Mundrands der Öhilifera, mehr oder weniger weit um das Peristom, dessen Rand sie entspringt, zieht. Zum Mund, welcher gewöhnlich das Hinterende des Peristoms bildet, verhält sie sich daher ähnlich wie die Rand- membran der Chilifera.. Auch werden wir später wahrscheinlich zu machen versuchen, dass der Mund sich ehemals durch das gesammte Peristom erstreckte. Die grösste Ausdehnung hat 1342 Oiliata. die Membran stets am linken Peristomrande, greift jedoch häufig hinten um den Mund herum und zieht ein Stück weit auf dem rechten nach vorn. Zu dieser Membran gesellt sich z. Th. noch eine zweite, welche den rechten Peristomrand, ähnlich wie die erstere den linken, in ganzer Ausdehnung säumt. Auf dem Peristomfeld selbst kann sogar eine dritte längs ver- laufende Membran (Lembadion) hinzutreten. Von diesen Membranen der Pleuronemina lindet sich die letztbesprochne rechte schr verbreitet bei den Heterotricha und vielleicht allgemein bei den Hypotricha. Sie zieht hier vom Mund, resp. sogar aus dem Schlund hervortretend, eine Strecke weit, oder den ganzen rechten Peristomrand entlang nach vorn und erhebt sich z. Th. sehr bedeutend. Die Stelle der linken Membran vertritt bei diesen Spirotrichen, ohne Zweifel die adorale Zone, wie schon Stein (1867) hervorhob, so dass wir beiderlei Gebilde auch morphologisch in einen gewissen Zusammenhang bringen müssen. Bei gewissen Hypotricha endlich begegnet uns auch eine sog. endorale Membran auf der Peristomfläche selbst, in der wir wohl ein Homologon der schon bei Lembadion gefundenen 3. Membran erblicken dürfen. Bekanntlich besitzen auch die Peritrichen eine undulirende Membran, welche aus dem Eingang des Vestibulums, in das sie sich eine Strecke weit fortsetzt, hervorragt. Da diese Membran, wie wir später genauer darlegen werden, die Verlängerung der adoralen Zone bildet, kann sie nicht den Membranen der Hypo- und Heterotrichen entsprechen. Wenn die Vergleichung der adoralen Zone der Spirotrichen mit der linken Membran der Pleuro- neminen richtig ist, muss sie vielmehr einem Theil der letzteren entsprechen, während ihre Fortsetzung von der Zone repräsentirt wird. Bevor wir die geschilderten topographischen Beziehungen der Mem- branen für ibre morphologische Beurtheilung verwertben, verzeichnen wir kurz, was von ihrem feineren Bau bekannt wurde. Obgleich noch neuere Forscher, z. BB Maupas, die Membranen im lebenden Zu- stand für durchaus homogen und hyalin erklären, scheint doch sicher, dass stets eine feine Streifung vorhanden ist, die senkrecht zum freien Rande und der Basallinie verläuft. Obwohl man die Streifung im leben- den Zustand schwierig, sehr deutlich aber nach geeigneter Präparation wahrnimmt, ist nicht zweifelhaft, dass es sich um eine normale Struetur handelt, welche jener der Membranellen entspricht. Wie bei letzteren zerfaseıt häufig der freie Rand der Membranen, wobei er zunächst in ansehnlichere Fetzen zerfällt, und sich schliesslich in feine, den Streifen entsprechende cilienartige Gebilde auflöst. Auch die Membranen können derart bis zur basalen Ursprungslinie total zerfasern. So allgemein diese Erscheinung verbreitet ist, mag sie doch gelegentlich fehlen, wenigstens scheinen die niederen lippenartigen Membranen der Chiliferen und Microthoracinen nur selten zu zerfasern; auch an der Membran der Vorticellinen wurde dies bis jetzt nicht beobachtet. Mit der Streifung darf die häufige Faltenbildung ansehnlicherer Mem- branen nicht verwechselt werden. Die meisten grösseren Membranen können gegen ihre Ursprungslinie zusammengelegt, resp. niedergelegt und wieder aufgerichtet werden; speciell die grossen der Pleuroneminen, doch auch jene der Spirotrichen zeigen dies meist klar. Es scheint sogar, dass diese Membranen vorzugsweise solche Bewegungen ausführen, seltener hingegen wellige Schlängelungen, sowie Umklappung gegen die Peristomfläche zu. Bei solchem Zusammenlegen einer ansehnlicheren Membran müssen schief verlaufende Längsfalten auftreten, wie sie bei Undulir. Membranen (Vorkommen, Bau, Structur). 1343 den Pieuroneminen, Heterotriehen und Hypotrichen auch deutlich beobachtet werden. Die drei hervorgehobenen Momente: die Streifung, Zerfaserung und Faltenbildung be- wirkten, dass die Membranen lange Zeit missdeutet wurden und auch heute für die eine oder andere Form häufig noch bezweifelt werden. Obgleich die beweglichen sog. Lippen der Glaucoma schon von Johlot (1718) bemerkt wurden und Ehrenberg ausser ihnen auch die Schlundmembran von Leucophrys, sowie jene von Opercularia (Epistylis) nutans („Unterlippe“ Ehrbg.) beobachtete, dauerte es doch lange, bis man die grosse Verbreitung der Membranen erkannte. Claparcde und Lachmann beobachteten sie zwar vielfach ziem- lich gut, hielten sie aber noch für Cilien oder Borsten. Um die Ermittelung ihrer weiteren Verbreitung erwarb sich hauptsächlich Stein grosse Verdienste, welchem sich zahlreiche Nachfolger mit weiteren Ausführusgen anschlossen, worüber später Genaueres mitgetheilt werden soll. Hier betonen wir nur, dass besonders die Membranen der Pleuroneminen bis in die neueste Zeit häufig für Reihen dichtstehender Gilien erklärt werden, ähnlich wie es den Membranellen erging. Für die linke Membran von Lembhus und die einiger verwandter Formen äusserte schon Oohn eine solche Ansicht, welche Rees später auf beide Membranen dieser Gattung, die des Uyeclidium und früher schon auf die sog. präorale Membran von Diophrys ausdehnen wollte, Er nennt diese Organe daher „Pseudomembranen“, welche nur durch die dichte Stellung und gleichmässige Bewegung der Cilien den Schein einer Mem- bran erweckten. Auch Stokes vertrat 18854 für Cyelidium (seine sog. Ötedoctema) die Ansicht, dass die Membran eine Reihe synchronisch schwingender Gilien sei, will jedoch eigenthümlicher Weise gefunden haben, dass dieselben vor der Theilung sämmtlich zu einer wirklichen Membran verschmölzen, welche erst bei den Sprösslingen wieder in Oilien auf- gelöst werde. Dieselben Gründe, welche wir schon bei der Betrachtung der Membranellen entwickelten, sprechen auch für die thatsächliche Existenz der Membranen, selbst in den letzterwähnten, schwierigeren Fällen. Dennoch ist denkbar, ja sogar wahrscheinlich, dass Fälle vorkommen mögen, wo die Ausbildung der Membranen eine unvollständige ist; wo vielleicht nur der basale Abschnitt eine zusammenhängende Haut darstellt, der distale dagegen dauernd freie Cilien, resp. zarte Membranellen bildet. Von anderweitigen Structuren der Membranen können wir bier nur Maupas’ Beobachtung anführen, welcher die praeorale Membran der Holosticha Lacazei opak und „granulirt“ fand. Die Membranen wurden bis jetzt stets als sehr dünne Gebilde be- schrieben. Für manche, so die von Pleuronema, Cyelidium, die der Vorticellinen u. a. mag dies zutreffen oder ist sicher so. Dagegen sind andere relativ dicke, plattenartige Gebilde. Maupas betonte schon, dass die praeorale Membran von Holosticha Lacazei breit und dick ist. Bei Frontonia und Lembadion (64, 5b) sind die Membranen auffallend diek (Bütschli und Schewiak.). Ihr optischer Querschnitt lehrt, dass sie basal am dieksten sind und sich gegen den freien Rand allmählich verdünnen. Das optische Querschnittsbild der Membran gleicht daher einer ansehnlichen Cirre, resp. einer sehr langgestreckten schmalen Mem- branelle. Auch der optische Querschnitt der Membranen der Hypo- trichen scheint nach Sterki’s Darstellung ähnlich beschaffen. Ebenso verhalten sich auch die der Heterotrichen, denn das früher (Clap. u. L., auch wohl Stein 1867 z. Tb.) als Borste beschriebene Gebilde ist eben der optische @Quersehnitt der Membran und diese Borste wird auf den Abbildungen (s. speciell Stein 1867) eirrenartig dargestellt. Dagegen 1544 Oiliata. scheint sich die sog. Borste, d. h. das Durehschnittsbild der Membran der Vortieellidinen gegen ihre Befestigungsstelle nur wenig zu verdieken, was aber darauf beruhen könnte dass sie gewöhnlich nicht einen queren, sondern einen schiefen bis längsgerichteten Schnitt repräsentirt. Vorstehende Erwägungen machen es wahrscheinlich, dass die Mem- branen fast allgemein eine mässige bis relativ ansehnliche basale Dicke besitzen und sich gegen den freien Rand zuschärfen. Diekere Membranen wie die von Frontonia und Lembadion zeigen auf dem optischen Längsschnitt der Basalregion eine deutliche Struetur. Man bemerkt eine Längsstreifung, ja bei Frontonia scheinen die fibrillenartigen Längsstreifen noch durch zarte, quere Fädchen ver- bunden zu sein. Diese Erfahrungen bestätigen, dass es sich um wirklich membranöse Gebilde und nicht etwa nur um Reihen synchronisch schwingender Cilien handelt. Sie verrathen aber auch, ebenso wie das cirrenartige Quer- schnittsbild, dass die Membranen nicht durch Conerescenz einer einfachen Cilienreibe entstanden sein können. Berücksichtigen wir ferner, dass die linke Membran der Pleuroneminen ihrer Lage nach sehr wahrschein- lich die adorale Zone der Heterotrichen ersetzt, so drängt sich die Vorstellung auf, dass wenigstens gewisse Membranen auf Conerescenz von langgestreckten, membranellen- oder eirrenartigen Gebilden zurück- zuführen sind. Dabei möge jedoch wiederum erinnert werden, dass hier- bei weniger an eine thatsächliche Verwachsung bestehender Membranellen- reihen zu Membranen, als an die Hervorbildung letzterer an der Stelle früherer Membranellenreihen zu denken ist. Die Streifung des opti- schen Längsschnittsbildes dickerer Membranen liesse sich etwa auf eine Längsverbindung der einzelnen constituirenden Elemente (Cilien, Fibrillen) der zur Membran zusammengetretenen Membranellenreihe be- ziehen. Obgleich die heutigen Erfahrungen zu einem tieferen Verständniss der Membranen nicht ausreichen, scheinen sie doch zu erweisen, dass diese Organe mit Recht als die entwickeltsten und complicirtesten Bewegungs- organe der Ciliaten betrachtet werden. & Bemerkungen über die Zahl der Bewegungsorgane. Namentlich für die diehtbewimperten Holotricha und Heterotricha bietet die Zahl der Körpereilien ein gewisses Interesse. Wir wissen von früher, dass die verschiedenartigsten Reductionszustände der Bewimperung vorkommen, womit jedoch eine Verstärkung der verbliebenen Bewegungs- organe Hand in Hand geht; sei es, dass sie durch ansehnlichere Membra- nellen und Cirren, oder erstere allein ersetzt werden, sei es, dass die spärlicheren Cilien relativ länger werden. Bis jetzt wurden nur sehr wenige Erfahrungen über die Zahlenver- hältnisse der Cilien gesammelt, obgleich schon Ehrenberg (1838) Zählungen versuchte; so bestimmte er die Cilienzahl bei Paramaecium Aurelia auf 2640; später gab Schumann (269) für dies Infusor sogar 1000014000 an, wogegen Maupas (764) bei ca. 0,04 grossen Exem- Undulir. Membranen, Zahl der Gilien. Haftapparate aus Gilien. 1345 plaren die Cilien auf mindestens 350 schätzte. Letztere Angabe scheint etwas zu niedrig, selbst wenn man berücksichtigt, dass sie sich auf Indi- viduen bezieht, welche nur !/,—!/, der Maximalgrösse erreichen; wie ge- sagt, gibt sie jedoch auch nur an, dass die Cilienzahl jedenfalls nicht unter 350 beträgt. Schewiakoff kalkulirte auf meinen Wunsch die Cilienzahl zweier Holotrichen in jedenfalls recht genauer Weise und fand für Glaucoma seintillans (0,06 Länge und 0,034 Breite) ea. 1000, bei einem Colpidium Colpoda (Länge 0,1, Breite 0,06) ca. 2000 Cilien. Bei Berücksichtigung dieser Ergebnisse erscheint die Ehrenberg’sche Angabe für P. Aurelia ziemlich zuverlässig, eher vielleicht etwas zu niedrig. Bei Coleps hirtus (Länge ca. 0,05—-0,04, Breite ca. 0,018 bis 0,03) beträgt nach Maupas (764) die Zahl der ziemlich zerstreut stehenden Cilien 200. Dass die Ciliensumme grösserer Holo- und Heterotrichen die obigen Angaben viele Mal übertreffen kann, ist natürlich, Gelegentliche Betrachtung des parasitischen Balantidium elongatum der Frösche, welches eine Länge von 0,3 erreieht und sehr dicht bewimpert ist, lässt bei Berücksichtigung der Zahlen oben genannter Holotrichen vermuthen, dass seine Cilien wobl nach Zehntausenden geschätzt werden müssen. Wie gesagt, sinkt die Zahl der Bewegungsorgane häufig sehr herab. Als Beispiel führen wir an, dass die Summe der Membranellen und Cirren der relativ grossen Stylonichia Mytilus ca. 160 —170 beträgt (unter Berücksichtigung der Angaben Stein’s 1859 und Maupas’ 677); schon Ehrenberg (1833) gab ganz zutreffend 170 an. Bei den kleinen Oli- gotricha, deren Bewegungsorgane häufig nur in der adoralen Zone be- stehen, sinkt die Zahl natürlich noeh bedeutender; so z. B. bei Strom- bidium suleatum (Durchm. ea. 0,02—0,03) nach Entz (694) auf ca. 16 Membranellen herab, während die Zahl letzterer in der Zone von Styloniehia nach Maupas 60—75, in dem freien Theil der grossen Zone von Stentor polymorphus nach Stein ca. 270, bei Bursaria nach Scehuberg in der ganzen Ausdehnung der Zone ca. 75 beträgt. Immerhin ist möglich, dass Stein die Zahl der Membranellen des ge- nannten Stentor etwas übertrieb, aus Unbekanntschaft mit dem wahren Bau der Zone, was ihm nach Maupas auch bei Stylonichia passirte. d. Aus Cilien bestehende oder unter Betheiligung von Cilien gebildete Haftapparate. Maupas (677) hält es für wahr- scheinlich, dass die Enden der Cilien und Cirren agglutinirende Be- schaffenheit haben, was sie zu vorübergehender Anheftung befähigt. So sucht er zu erklären, wie die besonderer Befestigungsapparate entbehren- den Spirotriehen häufig stille stehen können, obgleich ihre adorale Zone meist rastlos bewegt wird. Bei den Hypotrichen dienten namentlich die Aftereirren zur Festhaltung, wobei die Auflösung ihres freien Endes in einige häkchenartige Fibrillen wohl von Werth sei. Auch Strom- bidium urceolare St. befestige sieh vorübergehend mit drei, am Ende kammartig gebildeten Cirren, welche auf dem linken Peristomrand stehen, Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. s5 1346 Giliata. Diese Ansicht erfährt eine gewisse Bestätigung durch das Vorkommen besonderer Haftvorrichtungen, welche aus Cilien gebildet, oder doch mit Cilien bekleidet sind. Anecistrum (66, 1) heftet sich häufig recht fest mit einer Gruppe dicht stehender, kurzer und abgestutzter Cilien, welche linksseitig, dicht hinter dem Vorderende in einer kreisförmigen Region stehen. Bei den befestigten Thieren sollen die Hafteilien in fortgesetzter Bewegung sein, was mit ihrer Function etwas schwer zu vereinigen ist. Eine ähnliche Vorrichtung besitzt vielleicht auch Ptychostomum (64, 11). Die Fixation geschieht ebenfalls mit dem Vorderende, doch ist nach unserer Auffassung eine Partie der rechten Seite als Haftapparat entwickelt. Leider wurde derselbe bis jetzt noch nicht genügend studirt. Stein (838) deutete ihn wohl als Mund, den er als eine ansehnliche dreieckige Oeffnung beschrieb, welche durch Umklappung der rechten gegen die linke Hälfte geschlossen werden könne. Maupas (677) glaubt zwar, dass der Apparat dem des Aneistrum ähnlich sei, gibt jedoch keine eingehendere Schilderung. Da das Organ nach Stein vertieft zu sein scheint, schliesst es sich vielleicht näher an den Saugnapf der Opalinine Discophrya an. Bei dieser (65, 2) ist das Vorderende, resp. die abgeflachte sog. Bauch- seite dicht hinter dem Vorderende, zu einem gruben- bis becherförmigen Napf vertieft, dessen Aushöhlung jedoch recht flach sein kann. Dass die Discophryen sich mit diesem Napf anheften, wurde bestimmt erwiesen. Bezüglich der Bewimperung des Saugnapfes differiren die Angaben der Beobachter etwas. Stein hielt es 1854 für wahrschein- lich, dass der Saugnapf von D. Planariarum unbewimpert, da- gegen die Cilien an seinem Rand länger wie die des übrigen Kör- pers seien. Die neueren Beobachtungen an D. gigantea sprechen gegen die Richtigkeit dieser Schilderung. Maupas (582) fand den Saug- napf dichter bewimpert wie die übrige Körperfläche; die Cilienreihen ständen auf dem ersteren „zur Hälfte zahlreicher‘ wie auf letzterer. Hiermit stimmen die Angaben von Everts (570) und Certes (585) ziemlich überein; ersterer fand die Cilienbewegung im Saugnapf ununter- brochen rasch und viel kräftiger wie auf der Körperoberfläche; letzterer beobachtete am Rande des Napfes zwei Cilienkränze, fand aber auch seine innere Fläche bewimpert. Bei dieser Gelegenheit möge bemerkt werden, dass Gertes den Saugnapf als den umgestalteten, geschlossenen Mund zu deuten versuchte, welcher noch zur Aufsaugung flüssiger Nahrung diene. Da keine besonderen Gründe für eine solche Deutung sprechen, kann dieser Ansicht nicht beigepflichtet werden. Dagegen ist der angeblich zum Saugnapf umgebildete Mund der Holophrya multifiliis (Fouquet, Balbiani = Ichthyophthirius) nach Lieber- kühn’s Darstellungen sicher ein wirklicher Mund. Auch Kerbert deutete ihn so. Die Wirkungsweise des Haftorgans der Discophrya wurde noch nicht genauer studirt; es scheint daher auch zweifelhaft, ob die lebhaft bewegten Cilien des Napfes die Anheftung untersützen. Da Maupas Plasmastränge fand, welche von der Saugnapffläche zur Dorsalseite des Körpers aufsteigen und, wie er sich ausdrückt, ‚dessen Function sichern“, Haftapparate aus Cilien. Tastborsten. 1347 liegt es nahe, in diesen Strängen eontractile Differenzirungen zu erblicken und eine Wirkungsweise des Organs nach Art gewöhnlicher Saugnäpfe zu vermuthen. Es wurde schon bemerkt, dass auch Hoplitophrya uneinata M. Sch. sp. (65, 3) nach Lieberkühn’s unedirten Abbil- dungen eine saugnapfartige Vertiefung des Vorderendes besitzt, in welcher die beiden Haken entspringen. e. Wenigodernichtbewegliche Ciliengebilde,sog. Tastborsten. Bei vielen Ciliaten finden sich neben den geschilderten Bewegungsorganen ver- schiedener Qualität vereinzelte oder zahlreiche wenig bewegliche bis steife oder biegsame Borsten, welche echten Cilien sehr gleichen, soweit wenigstens die Untersuchungen Aufschluss gewähren. Diese sog. Tastborsten scheinen häufig deutlicher wie die beweglichen Cilien bis ans freie Ende gleich dick zu sein, doch wurden sie auch nicht selten haarartig zugespitzt dargestellt. Die Organe treten in etwas verschiedener Bildung und Vertheilung auf. Entweder sind sie gleichmässig über den gesammten Körper zwischen den Bewegungsecilien vertheilt, übertreffen die letzteren aber an Grösse, so dass ihre Enden über die Cilien hervorragen; oder sie beschränken sich auf gewisse Körperregionen, wobei cilienfreie Stellen bevor- zugt sind, überziehen jedoch noch grössere Partien der Oberfläche. Das andere Extrem repräsentiren die Ciliaten, bei welchen nur das Hinterende eine oder mehrere, gewöhnlich relativ ansehnliche Tastborsten trägt. Dass keine scharfe Grenze zwischen diesen verschiedenen Vorkommnissen zu ziehen ist, erweisen einzelne Formen, welche gleichzeitig terminale, grössere Tastborsten und über den Körper zerstreute, kleinere besitzen. Hintere Borsten finden wir in Ein- bis Mehrzahl hauptsächlich bei Holo- triehen. Von Enchelinen besitzen sie in Einzahl und dem Körper gleich- kommender Länge Urotricha fareta und Balanitozoon (57, 1-2); ähnlich kehrt die Tastborste bei den Paramaeeinen Uronema und Loxocephalus wieder (64, 1-4); auch der Busch längerer sog. Cilien bei Paramaecium eaudatum scheint, wie schon Clapar&de-Lach- mann richtig vermutheten, hierher zu gehören. In Ein- bis Mehrzahl treten sie wohl allgemein in der Unterfamilie der Mierothoracina (64, 11—12) und bei den Pleuronemina (64, 5—10) auf; 3—4 besitzt auch Urotricha Lagenula Kt. (Schewiakoff). Ganz steif fand Schewia- koff die Borsten von Urotricha fareta, Urozona und Cyelidium; etwas beweglich nach Art der Cilien dagegen die von Urotricha Lage- nula, Lembadion und Cinetochilum. Doch kann auch die steife Borste von Urotricha fareta ihre Richtung ändern, was auf passive Bewegung vom Körper aus zurückzuführen ist. Ein Beispiel ihres Vor- kommens bei den Spirotrichen bietet Metopus (67, 1), welcher ge- wöhnlich ein terminales Borstenbüschel trägt. Endlich gehören wahr- scheinlich auch die hinteren Borsten (1—2) der Vorticelline Astylozoon Eng. hierher. Die endständigen Tastborsten sind bald direct in der Längs- axe der Thiere nach hinten gerichtet, bald recht schief gestellt (z. B. Uro- tricha fareta, Uronema z. Th., Cinetochilum ete.). SH“ 1348 Giliata. Verbreiteter sind die über den Körper zerstreuten, relativ kürzeren Tast- organe. Gleichmässig zwischen den Cilien vertheilt findet man sie besonders deutlich bei Stentor (68, 5a, 7), wo sie Lachmann (1856) entdeckte und spätere Forscher vielfach bestätigten. Bei St. polymorphus vermisste sie Stein, doch ist zu vermuthen, dass sie dieser Art nicht constant fehlen. Sie stehen viel zerstreuter wie die Cilien, jedoch in recht erheb- licher Zahl über den Körper. Gewöhnlich sind sie ungefähr 2—3 Mal so lang wie die Cilien; ganz besonders gross werden sie bei dem von Barrett entdeckten und auch von Kent studirten St. Barrettii (68, 7); hier erreichen sie die fünf- bis mehrfache Länge der Cilien und bilden häufig einen sehr regelmässigen Kranz dicht hinter dem Peristomsaum. Wie wir später finden werden, variirt aber gerade bei den Stentoren die Länge der einzelnen Borsten sehr. Bei der Heterotriche Con- dylostoma patens sollen die Tastborsten nach Maupas in gedräng- ten Gruppen ausschliesslich auf der Dorsalseite unregelmässig zerstreut stehen. Gleichmässig zwischen den Cilien über den Körper vertheilte Tastborsten fand Stokes bei Pleuronema (seinem Histerobalan- tidium); Entz (694, p. 309) erwähnt das Gleiche für die Gattung Cyelidium, sowie Glaucoma seintillans. Für letztere Art bezweifle ich dies, da ich bei ihr nie Borsten bemerkte. Wie erwähnt, treten die Tastborsten besonders häufig an Stellen auf, wo die eigentlichen Cilien rückgebildet sind. Schon dieHolotrichen bieten ein Beispiel hierfür in der Gattung Loxodes (60, 3), deren Bewimperung sich bekanntlich auf die rechte Seite beschränkt. Der ganze Rand dieses abgeplatteten Infusors wird von einer Reihe Tastborsten umsäumt (Engelmann, Wrzsesniowski); die Erfahrungen bei den Hypo- tricha lassen vermuthen, dass solche Borsten vielleicht auf der un- bewimperten linken Seite noch verbreiteter sind. Entz (694, p. 310) scheint dagegen anzunehmen, dass die Borsten bei Loxodes zwischen den Cilien der rechten Seite zerstreut stehen. Recht verbreitet sind die Gebilde unter den Oligotricha. Bei Halteria (69, 6) findet sich ein äquatorialer Gürtel ansebnlicher Borsten oder eine unregelmässigere Vertheilung derselben über den Körper. Bei gewissen Tintinnoinen (speciell Tintinnidium) stehen sie nach den Beobachtungen von Sterki und Entz auf einer beschränkten Zone hinter dem Peristomsaum, in einigen unregelmässigen Längsreihen. Ob sie hier ganz unbeweglich sind, scheint etwas unsicher; Sterki schrieb ihnen einen geringen Grad von Beweglichkeit zu; auch Entz vermuthet, dass sie das Emporsteigen der Thiere in den Gehäusen unterstützen, obgleich er sie den steifen Borsten zurechnet *). *) Bei dieser Gelegenheit können wir bezüglich der schwierigen Frage der Bewimperung der Tintinnoinen nachträglich mittheilen, dass der neueste Monograph der Familie, Daday, (s. Lit. Nachtr. Nr. 837) überall vier weit getrennte, stark schraubige Reihen beweglicher kleiner Cilien vom Peristomsaum bis zum hinteren Körperpol verfolgt haben will. Tastborsten. 1349 Achnlich wie bei Loxodes kehren bei den Hypotricha die steifen Börstehen des Rückens sehr allgemein wieder; dennoch scheinen sie gelegentlich ganz zu fehlen. So vermisste sie schon Sterki zuweilen, namentlich bei gewissen Oxytrichen; Maupas konnte sie bei Uro- nychia und Aspidisca nicht finden; ebenso sollen sie nach Nuss- baum der Gastrostyla vorax ganz fehlen. Wie schon angegeben wurde, ziehen diese Dorsalborsten in deutlichen Längsreihen über den Rücken. Die beiden äussersten Reiben stehen so dieht am Rande dass ihre Börstchen seitlich über denselben vorspringen und in der Ven- tralansicht bemerkt werden. Diese Randborstenreihen fanden denn auch zuerst Lieberkühn*), dann Claparede und Lachmann bei Stylonichia auf, während sie Stein (1859) nirgends bemerkte. Lieberkühn beobachtete sie um dieselbe Zeit auch bei Epiclintes und stellte hier schon fest, dass sie sich in mehreren Reihen auf dem Rücken finden. Letzteres bemerkte dann auch Engelmann (1862) bei Oxytricha parallela und vermuthete schon eine weitere Verbreitung dieser Erscheinung, während er gleichzeitig die Randborstenreihen noch bei meh- reren Oxytrichinengattungen nachwies. Später machten sich um die Erforschung dieser Ver- hältnisse speciell Sterki, Maupas, Rees und Kowalewsky verdient, abgesehen von einigen weiteren Beobachtern, welche einzelnes berichteten. Die Zahl der dorsalen Borstenreiliien scheint stets gering zu sein, doch findet man hierüber nur wenig genauere Angaben. Verhältniss- mässig zahlreich sind sie nach Maupas bei Euplotes, (E. Patella 10 bis 11, sogen. E. vannus 8). Bei Epiclintes zeichnet Lieberkühn ausser den beiden randlichen eine mediane Reihe. Rees fand bei Oxy- tricha 5-6; Stokes bei Stylonichia pustulata 4 Reihen. Die Borsten der Hypotrichen sind gewöhnlich mässig lang, kürzer wie die Baucheirren; doch bemerkt schon Sterki, dass sie nach hinten gewöhnlich an Länge zunehmen. Sehr kurz bleiben sie nach Maupas bei Euplotes; abnorm gross sind sie bei Stylonichia echinata (Clap. u. L.). Relativ sehr lang werden sie auch bei denjenigen kleineren Formen, so Balladina nach Kowalewsky, deren Cirren ebenfalls relativ recht gross sind. Sie erreichen hier ziemlich die Körperbreite. Epi- clintes besitzt ganz abweichend gebildete Borsten, welche unter den Ciliaten überhaupt nichts Vergleichbares haben. Nach den überein- stimmenden Angaben von Lieberkühn, Clapar&de und Lachmann, Stein, Meresehkowsky und Rees sind sie sehr kurz und relativ dick, erscheinen also mehr wie kurze Stäbchen oder Säulchen (70, 12). Interessanter Weise zeigen auch die Borsten der Hypotrichen Differenzirungen, welche an die früher beschriebenen terminalen Borsten der Holotrichen erinnern. Bei gewissen Pleurotrichinen, speciell Oxy- tricha und Stylonichia (71,10) entwickeln sich drei hinterste Borsten, welche dicht am Schwanzende, jedoch deutlich dorsal stehen, zu mehr oder weniger ansehnlichen, zuweilen sogar sehr langen Schwanz- borsten. Sterki beobachtete eine Stylonichia, deren Schwanz- *) S. bei Ulaparede und Lachmann p. 160. 1350 Ciliata. borsten die halbe Körperlänge erreichen. Ob die gleiche Differenzirung noch weiter verbreitet ist, lässt sich schwierig entscheiden, da die Be- obachter meist nicht scharf zwischen verlängerten Randeirren und solchen Caudalborsten unterscheiden. Die dorsale Einpflanzung der Schwanz- borsten von Stylonichia beobachteten schon Claparede und Lach- mann, Engelmann und Sterki. Erstere schildern sie als ganz steif; Sterki bemerkt, dass sie sich jedenfalls nur sehr wenig bewegen, wo- gegen er die eigentlichen Rückenborsten nur für passiv durch die unter- liegende Körpersubstauz bewegt erachtet. Wie früher betont wurde, scheint es nicht gerechtfertigt, die 3 sehr beweglichen und ganz eirren- artigen, hinteren Bewegungsorgane von Diophrys und Uronychia mit Maupas den Sehwanzborsten der Pleurotrichinen zu homologisiren. Bemerkenswerth ist, dass das Ende der ansehnlichen Schwanzborsten von Stylonichia Mytilus nach Sterki in 5—8 feine Fasern zerschlitzt ist, was schon Claparede und Lachmann bei ihrer Stylonichia fissiseta beobachteten. Dies spricht für eine fibrilläre Struetur der Schwanzborsten, ähnlich jener der Cirren, welche denn Maupas mit Hülfe von Reagentien auch direct beobachtete. Auch an anderen Körperstellen der Hypotricha treten zuweilen besonders grosse Borsten auf. Bei Stichotricha (70, 10) ist das halsartig verlängerte Vorderende beiderseits mit sehr langen Tastborsten besetzt. Lachmann (1856) entdeckte dieselben; später schilderten sie Clapa- rede und Lachmann, Engelmann und Andere. Grosse, steife, büschelig gruppirte Borsten trägt nach Entz auch gewöhnlich der Hals der Colepine Stephanopogon (57, 13). Unter den Peritrichen finden wir hierher gehörige Gebilde einzig bei der Spirochona Scheutenii. Wie Stein (1854) entdeckte, stehen sie in ziemlich dichter Reihe auf dem Rand des ersten Umgangs des Peristomtrichters (75, 8). Kent verfolgte sie später genauer und fand, dass grössere und kleinere Borsten ziemlich regelmässig alterniren, indem zwischen je zwei grösseren einige kleinere stehen. Immerhin bedürfen die Borsten von Spirochona noch genauerer Untersuchung. Gewisse Erfahrungen zeigen, dass die Tastborsten mancher, vielleicht aller Ciliaten gelegentlich fehlen. Schon Claparede und Lachmann bemerkten, dass man häufig die der Stentoren lange vergeblich suche, dann seien sie plötzlich da; sie wären daher vielleicht retractil. Stein (1867, p. 225) beobachtete, dass die Borsten der Stentoren plötzlich an Stellen auftauchen, wo vorher von ihnen nichts wahrzunehmen war und dass sie nach einiger Zeit wieder spurlos verschwinden. Er erklärte sie daher für pseudopodienartige Gebilde, ähnlich den Befestigungspseudo- podien des Hinterendes. Auch Entz vermuthet (725), „dass die Borsten der Tintinnoinen wegen der Unregelmässigkeit ihrer Zahl und Stellung wahrscheinlich wie die der Stentoren und Stichotrichen einem Wechsel unterworfen seien“, sei es, dass sie eingezogen oder abgeworfen und durch Neubildungen ersetzt würden. Bei Stephanopogon betonte Tasthborsten. Mund und Schlund. 1351 er das gelegentliche Fehlen der Halsborsten. Bei Halteria vermisste Schewiakoff die Borsten häufig gänzlich. Die Tastfunction der Borsten wurde tlheils mehr hypothetisch, theils durch direete Beobachtung begründet. Schon Clapar&de und Lach. mann fanden, dass Lembadion gewöhnlich seine Bewegungsrich- tung ändere, wenn die Terminalborsten einen Gegenstand berühren. Sie vermutheten daher, dass sowohl diese Borsten als auch der hintere Cilienbüschel von Paramaecium caudatum Gefühlsorgane sind. Die übrigen Borstengebilde der Holotrichen hielten sie wie jene der Halteria für Organe, welche die springenden und schiessenden Bewegungen dieser Ciliaten bewirkten; nur die Borsten des Cinetochilum seien keine Sprungorgane. Letztere Deutung blieb lange die herrschende. Erst Maupas (1883) und Entz (1884) betonten die Tastfunction aller Borstengebilde, und wie wir anerkennen müssen, wohl mit Recht. Einmal spricht hierfür die fast allgemein bestätigte Erfahrung, dass sie sich nicht oder doch nur wenig bewegen und dann die von Maupas auch für die Pleuroneminen und Oxytrichinen verifieirte Beob- achtung, dass jene Ciliaten bei Berührung der Borsten in lebhafte Bewegung geratben. Schewiakoff konnte sich bei Cyelidinen und Uronema ebenfalls davon überzeugen. Derselbe glaubt jedoch auch sicher beobachtet zu haben, dass die Terminalborsten von Urotricha, Uronema und Lembadion, durch Veränderung ihrer Richtung die Bewegungsrichtung der Thiere nach Art eines Steuers zu ändern ver- mögen. Engelmann (1862) versichert bestimmt, dass die Borsten von Astylozoon schnellende Bewegungen des Thieres hervorriefen. Die Borsten der Stentoren erklärte schon Stein (1867) für Tastorgane, schrieb aber den Cilien überhaupt Tastvermögen zu, was schwerlich geleugnet werden kann. Auch Stokes schloss sich für Pleuronema der Auffassung der Borsten als Tastorgane an. Dass gerade das Hinterende zahlreicher Ciliaten besondere Tast- borsten besitzt, ist nicht so auffallend, wenn man berücksichtigt, dass die meisten häufig rückwärts schwimmen oder schiessen. Gerade die rasch schiessenden oder schnellenden Ciliaten weisen besonders grosse Tastborsten auf. Die Ertahrung, dass die Borsten, wenn sie sich zwischen Cilien erheben, stets über letztere emporragen, unterstützt die hier adoptirte Deutung. C. Mund und Schlund als Ectoplasmadifferenzirungen. Sowohl die nahezu allgemeine Verbreitung des Mundes, wie seine Lagerungsverhältnisse wurden schon früher eingehend geschildert; ebenso auch gezeigt, dass die mundlosen Opalininen keine primitiven Formen sind, sich vielmehr wahrscheinlich von mundführenden Urformen ableiten. Der Mund muss demnach schon ein Erwerb der ältesten Ciliaten gewesen sein. Wie bekannt, hat der primitive Mund eine vorderständige Lage, was mit den Bewegungsverhältnissen gut harmonirt. Als einfachste Mund- 1352 Giliata. bildung haben wir eine rundliche oder spaltartige Stelle von mässigem Durchmesser zu betrachten, innerhalb welcher die Pellieula, resp. die Alveolarschicht (wo eine solche deutlich) unterbrochen ist oder fehlt, das Entoplasma also frei zu Tage tritt. Da bei den primitiveren Ciliaten ein Corticalplasma zu fehlen scheint, so können wir dies ausser Acht lassen; sollte es sich jedoch irgendwo bei so einfacher Mund- bildung finden, so dürfte es an der Mundstelle wohl ebenfalls unter- brochen sein. Es wird angegeben, dass solch einfache Verhältnisse bei gewissen Holophrya- und Enchelysarten vorkommen. Leider sind aber gerade diese Gattungen recht ungenügend studut, so dass Zweifel bleiben, indem die meisten hierhergehörigen Arten einen deutlichen, wenn auch kurzen Schlund besitzen. Dagegen scheint der primitive Mundbau sicher bei gewissen, mit kürzerem oder längerem spaltförmigem Mund versehenen Ciliaten, wie Chaenia, Amphileptus und Verwandte, Lembadion, Bursaria und Anderen erhalten zu sein. Auch gewissen Formen mit ventralem Mund soll ein Schlund ganz fehlen, so einigen Uronemaarten nach Maupas, wo also gleiche Verhältnisse bestehen müssen, wenn die Angabe richtig ist. Bei der grossen Mehrzahl der Ciliaten führt der Mund in einen kürzeren oder längeren Schlund. Derselbe ragt eine Stiecke weit in das Entoplasma hinein, um schliesslich offen in demselben zu endigen. Morphologisch ist der Schlund im Allgemeinen als eine röhrige Ein- wachsung des die primitive Mundöffnung begrenzenden Ectoplasmas, speciell der Pellieula und Alveolarschicht aufzufassen. Doch trifft dies vielleicht nicht überall zu. Die primitive Mundöffnung rückt also bei den schlundführenden Infusorien an das innere Schlundende, ähnlich wie es bei den Metazoön mit eetodermalem Schlund geschieht. Diese Auffassung macht erklärlich, dass die Bewimperung häufig bis in den tiefsten Grund des Sehlundes reicht. Schon bei Enchelys, namentlich aber Spathidium (59, 1), geht die kurze Mundspalte der primitivsten Formen in einen mehr oder weniger langen Spalt über, welcher das schief zur Ventralseite abgestutzte Vorderende einnimmt. Dieselbe Bildung wiederholt sich bei Amphileptus (59, 2) und wenigstens gewissen Lionotus- und Loxophyllumarten (60, 1), ebenso unter den Paramaeeinen bei Leucophrys. Unter diesen Umständen stossen die längsgerichteten Körper- streifen im ganzen Umkreis an den Mundspalt an; die oralen Enden der rechts- und linksseitigen Streifen stehen sich gerade gegenüber (s. Fig. 18b—e). Ein solches Verhalten der Streifen muss naturgemäss eintreten, wenn sich die ursprünglicbe Mundöffnung in die Länge streekt. Tritt bei solcher Bildung eine Reduction des vorderen Theiles des Mundspaltes durch Ver- wachsung ein, so werden die gegenüberstehenden rechten und linken Streifen aufeinander stossen und verwachsen. Auf solche Weise erklärt sieh das früher (p. 1289) geschilderte Zusanimenstossen der Streifen Mund (Allgemeines. Verlagerung). 1353 zwischen Mnnd und Vorderende bei allen Ciliaten, deren Mund ventral- wärts verschoben wurde. Dies spricht wieder dafür, dass der ventralen Verlagerung des Mundes eine spaltartige Umbildung desselben vorherging, Erklärung von Fig. 17. Vier Schemata zur Erläuterung der ventralen Verlagerung des Mundes nach hinten und der dabei eintretenden Veränderung der Körperstreifung. a. Ausgangsform mit terminalem, ur- sprünglichem Mund (z. B. Holophrya). b. Der Mund ist spaltförmig ausgewachsen ; seit- liche Ansicht (z. B. Enchelys oder Spathidium). c. Aehnliche Form in ventraler Ansicht, der spaltförmige Mund noch etwas schiefer gestellt. d. Der Mundspalt hat sich bis auf seinen hintersten Theil geschlossen, wobei die beiderseits an ihn stossenden Körperstreifen zur Zu- sammenstossung und Vereinigung kommen. Die punktirte Linie deutet die ursprüngliche Aus- dehnung des Mundes an (z. B. Glaucoma). welcher eine allmähliche Reduction des vorderen Theiles folgte. Für die Wahrscheinlichkeit einer solchen Auffassung spricht ferner, dass gerade den ursprünglichsten Vertretern der Trachelina, Paramaecina und Pleuronemina der lange Mundspalt noch zukommt; ferner, dass derselbe unter den Heterotrieha noch bei Bursaria, wahrscheinlich aber auch bei den Balantidien auftritt. Auch für die Hypotricha halte ich seine Existenz, wie Stein wollte, noch für möglich. Nicht unbedingt notbwendig erscheint es, dass sich bei den Vorfahren der Ciliaten, deren Mund weit nach hinten verlagert wurde, ein Mundspalt in ganzer Aus- dehnung zwischen dem heutigen Mund und dem Vorderende zu einer gewissen Zeit fand; die Verschiebung des Spalts kann auch successive geschehen sein, d. b. die Rückbildung am Vorderende schon thätig ge- wesen sein, während die Ausdehnung am Hinterende noch weiter ging. Auch kann natürlich ein Auswachsen der vor den Mund gelegenen Region die Verlagerung verstärken. Der terminale oder lang schlitzförmige Mund der Enchelinen ist nicht selten von einem sphineterartigen Lippenwulst umgeben, dessen Bedeutung nicht hinreichend aufgeklärt ist (T. 56 u. 57). Wir werden auf denselben später zurückkommen. Bei Amphileptus und den sich ähnlich verhaltenden Lionotus- und Loxophyllumarten fehlt der Wulst; der Mundspalt ist hier jedenfalls so fein und seine Ränder sind so genähert, dass er bis jetzt nur während der Nahrungsaufnahme bemerkt wurde. 1354 Ciliata. - Nicht alle Lionotusarten scheinen den langspaltenförmigen Mund längs oder etwas links- seitig von der ganzen Rüsselkante zu besitzen. Während dies für Lionotus grandis nach Entz sicher scheint, schreibt Wrzesniowski den von ihm geschilderten Lionoten eine Mundstelle an der Rüsselbasis zu; dasselbe gibt Maupas für Lionotus duplostriatusan. Aehnliches gilt von Loxophyllum; Clapar&de und Lachmann wie Wrzesniowski (1869) beschreiben einen Mund an der Rüsselbasis, Entz hingegen (694) erklärt den Mund sämmtlicher Lio- noten und Loxophyllen für einen langen Schlitz der ventralen Rüsselkante. Ebenso zeichnet Lieberkühn den Mund bei Loxophyllum setigera Quen. als einen langen Spalt (60, 1), welcher parallel der Rüsselkante und dicht an derselben, etwas linksseitig hin- zieht. Diese schwankenden Angaben machen ces wahrscheinlich, dass die verschiedenen Arten genannter Gattungen wohl thatsächlich etwas verschiedenes Verhalten zeigen. Bei einigen wird sich der Mundspalt in ganzer Ausdehnung erhalten haben, entsprechend Amphileptus; bei anderen dürfte hingegen eine Erweiterung des hinteren Spaltrandes eingetreten sein, d. h. dessen Differenzirung zu einem rundlichen Mund, wie ihn die nahe verwandten Dileptus und Trachelius an der Rüsselbasis besitzen. Diese hintere Munderweiterung mag sich bei manchen Arten noch in einen zarten Mundspalt nach vorn fortsetzen, bei anderen mag ein Verschluss des Spaltes bis auf die hintere Erweiterung stattgefunden haben, so dass die Ver- hältnisse denen von Dileptus und Trachelius gleich wurden, abgesehen von der Nicht- ausbildung eines Schlundes, welcher diesen beiden Gattungen zukommt. Der lange Mundspalt einfachster Ausbildung erhielt sich, wie bemerkt, bei der Pleuronemine Lembadion, was schon Stein richtig erkannte. Auf der ganzen linken Seite des tief ausgehöhlten grossen Peristoms (64, 5a—b, o) fehlt in einer langen bandförmigen Zone die Pellieula sammt der wohl sehr dünnen Alveolarschicht, so dass das Entoplasma frei liegt. Nach rechts wird diese Mundzone durch eine zarte Längslinie gegen die rechte Peristomhälfte begrenzt; diese Linie zieht ein wenig links von der Mittellinie des Peristoms hin. Vermutblich zeigen auch die zu den Heterotrichen gestellten Balantidien ähnliche Verhältnisse. Hier mag sogar das gesammte, bald grössere, bald kleinere Peristomfeld als Mundspalt funetioniren, wofür die zuweilen sehr grossen Nahrungs- körper sprechen. Stein (1867) scheint zwar die Nahrungsaufnahme hauptsächlich in den hinteren Theil des Peristoms zu verlegen, spricht sich jedoch nicht recht klar aus. Ebenso herrschen über das Vorhandensein eines Schlundes noch Zweifel. Das was Stein als solchen bezeichnet, nämlich den hinteren Theil des Peristomfeldes, der, wie früher erwähnt wurde, bei gewissen Arten von dem sogen. Hypostom ventral abgeschlossen wird, ist jedenfalls kein eigent- licher Schlund. Dagegen zeichnete Lieberkühn (s. T. 68, 2b) bei Balantidium Ento- zoon eine tief ins Innere hinabsteigende, trichterförmige Schlundbildung, welche vom ge- sammten Peristomfeld entspringt; ebenso Wiesing bei Balantidium Coli einen zwar be- trächtlich kürzeren Schlund, mit denselben Beziehungen zum Peristom. Da aber das Peristom- feld sicher keine Oeffnung darstellt, so scheint die Möglichkeit derartiger Schlundrerhältnisse fast ausgeschlossen. Jedenfalls sind die Einrichtungen bei Balantidium sehr primitive, was um so interessanter ist, als diese Gattung Beziehungen zu Lembadion besitzt und überhaupt kaum eine typische Heterotriche sein dürfte, Von hohem Interesse ist die Erhaltung des ansehnlichen Mundspalts bei der grossen Bursaria (67, 6a, 68, la). Fast durch das ganze, tief ausgehöhlte Peristom zieht etwas rechts von der Mittellinie ein fast ge- schlossener feiner Mundspalt hin. Der Spalt ist auch hier eine einfache Unterbrechung der Alveolarschicht, wie Querschnitte klar ergeben. Mundspalt (Lembadion, Bursaria etc.). 1555 Die Verhältnisse von Bursaria sind deshalb besonders interessant, weil der Hintertheil ihrer Peristomhöhle in einen tief eingesenkten, links- seitig gebogenen, röhrigen Schlund ausläuft, dessen Ende sich ins Ento- plasma öffnet. Der Mundspalt setzt sich natürlich längs der ganzen Dorsalseite des Schlundes fort und fliesst schliesslich mit dessen innerer Oeffnung zusammen. Dies zeigt klar, wie wir uns die Entstehung des rundlichen ventralen Mundes nebst Schlundes der meisten Ciliaten denken müssen und bestätigt die oben gegebene Auseinandersetzung. Schon Stein vermuthete ursprünglich, dass der sog, Längskanal, wie er die Mundspalte nannte, in letzterem Sinne zu deuten sei; später hielt er ilın jedoch für einen Excretionskanal, analog den zuführenden Kanälen der contractilen Vacuolen. Auch Brauer missdeutete die Mundspalte, indem er sie für muskulös bielt; erst Schuberg erkannte mit mir ihren wirk- Jichen Bau und ihre daraus zu folgernde Bedeutung. Nach diesen Ergebnissen bei Bursaria darf man fragen, ob ein Mundspalt im Verein mit einer hinteren Munderweiterung nicht noch anderweitig erhalten blieb. In dieser Hin- sicht verdienen speciell die Oxytrichinen Beachtung, da Stein (1859) deren Mundein- richtungen in einer Weise schilderte, welche obigen Voraussetzungen ganz entsprechen würde. Nach Stein’s Beschreibung besitzen die Oxytrichinen einen Mundspalt, der vom Peristom- winkel längs des rechten Peristomrandes, oder mehr in der Mittellinie des Peristomfeldes weit nach vorn zieht. Einen eigentlichen Schlund leugnete Stein, obgleich er anerkannte, dass am Peristomwinkel eine schlundartige Bildung bestehe. Seine Ansicht gründete sich theils auf directe Beobachtung des angeblichen Oralspalts, theils darauf, dass speciell Onycho- dromus und Stylonichia grössere Nahrungskörper nicht am Peristomwinkel, sondern am rechten Peristomrand einführen, während kleinere an ersterer Stelle eintreten. Gegen diese Schilderung sprachen sich die späteren Forscher ziemlich einstimmig aus. Sie pflichteten der schon von Olaparede und Lachmann vorgetragenen Ansicht bei, dass die Mundöffnung sämmtlicher Oxytrichinen, wie es Stein auch für die Euplotinen und Aspidiscinen zugab, im Peristomwinkel liege und sich in einen meist recht kurzen, trichterförmigen Schlund fortsetze. Diese Auffassung schien dadurch gesichert, dass die Mund- und Schlundbildung im Peristomwinkel nicht zu verkennen ist, und der von Stein beobachtete, angebliche Mundspalt gewisser Oxytrichinen von Engelmann (1862) als eine undulirende Membran erkannt wurde, welcher Ansicht die späteren Forscher, wenn auch z. Th. mit gewissen Modificationen, beitraten. Hiermit scheint die Angelegenheit zu Ungunsten Stein’s ent- schieden. Aus den Erfahrungen an Bursaria folgt jedoch, dass die Gegenwart eines er- weiterten Mundes und Schlundes die Existenz eines sich nach vorn anschliessenden Mund- spalts nicht ausschliesst. Berücksichtigen wir ferner die bestimmten Angaben Stein’s über den Eintritt grösserer Nahrungskörper am rechten Peristomrand genannter Öxytrichinen — Angaben, welche auch Sterki nicht bezweifeln möchte, ohgleich er grosse Nahrungs- körper den Schlund passiren sah — so scheint es doch möglich. dass ein Mundspalt ähnlich Bursaria im Anschlusse an den erweiterten Mund existirt. Jedenfalls ist aber das, was Stein als Spalt beschrieb, kein solcher; der wirkliche Mundspalt bleibt, insofern er überhaupt existirt, noch festzustellen. Der rundliche ventrale bis hinterständige Mund aller übrigen Ciliaten gleicht im Allgemeinen dem früher geschilderten terminalen Mund. Mit seltenen Ausnahmen, die schon früher angezeigt wurden, ist ein, wenn auch häufig nur kurzer Schlund vorhanden. Bei den Formen, welche sich den Enchelina näher anschliessen, ist der Mund wie bei diesen nahezu geschlossen und öffnet sich nur während der Nahrungs- aufnahme (so bei Dileptus und Trachelins, wahrscheinlieh auch den meisten Chlamydodonten, deren besondere Verhältnisse erst später 1356 Ciliata. erörtert werden können). Bei den Paramaecina, Pleuronemina, sowie sämmtlichen Spirotricha steht der Mund dagegen mit seltenen Ausnahmen stets offen, da sich die Bewimperung in ihn fortsetzt. Eine Ausnahme bilden, soweit bekannt, nur die Paramaeeinengattung Ophryo- glena und die Tintinnoina. Bei letzteren scheint jedoch der Ver- schluss der Mundöffnung eine secundäre Erscheinung zu sein, welche durch den sog. Stirnzapfen, der sich auf dieselbe legt, bewirkt wird. Diese Verschiedenheit zwischen dem geschlossenen und dem stets offen stehenden Mund betonten zuerst Claparede und Lachmann sowohl in ihrer systematischen Bedeutung, wie hinsichtlich der damit zu- sammenhängenden verschiedenen Art der Nahrungsaufnahme; Stein (1867) bezweifelte die systematische Bedeutung dieser Differenz zwar später, doch mit Unrecht *). Die nahezu oder völlig geschlossene Mundöffnung der ersterwähnten Formen ist eine kleine rundliche Oeffnung oder ein Spalt, meist von bedeu- tender Erweiterungsfähigkeit. Sehr eigenthümlich ist der nahezu ge- schlossene Mund von Ophryoglena gestaltet **), welcher einen halbkreis- förmigen, bis etwas spiralen Spalt darstellt (62, 1—2), dessen Concavität nach links schaut. Die offene, nicht schliessbare Mundöffnung der übrigen Ciliaten erscheint bald mehr kreisrund, bald oval, bald etwas unregel- mässig nieren- bis ohrförmig. Schon früher wurde die morphologische Auffassung des Schlundes angedeutet, auch bemerkt, dass die Schlundbildungen möglicherweise nicht ganz identisch sind. Für den bewimperten Schlund kann die Entstehung durch Einstülpung nicht bezweifelt werden. Etwas anders ist vielleicht der unbewimperte Schlund der Enchelina, Trachelina und Chlamy- dodonta zu beurtheilen. Im einfachsten Fall setzt sich die Mundöffnung in einen sehr kurzen, trichterförmigen Spalt fort, dessen Lumen sich nach kurzem Verlauf so sehr verengt, dass es nur noch als Linie erscheint, deren weitere Verfolgung bald unmöglich wird. Die meist ziemlich dieke Wand des Schlundes, in welchen der Spalt hineinragt, wird von einem hellen Plasma gebildet, an dem besondere Structuren noch nicht be- obachtet wurden. Dieses Plasma tritt bis an die Körperoberfläche heran und bildet hier im Umkreis des Mundes eine ovale bis kreis- förmige Zone. Ob es eine Fortsetzung des Eetoplasmas ist, wurde bis jetzt noch nicht festgestellt. Die Verhältnisse bei Dileptus scheinen fast gegen eine solche Auffassung zu sprechen, wenigstens hört hier an der Grenze der Schlundwand die Alveolarschicht auf (Schewiakoff). Es bleibt daher vorerst unentschieden, ob die Schlundwand genannter Formen durch Einsenkung des Ectoplasmas entstand, oder ob sie ein Diffe- renzirungsproduct des Entoplasmas ist, was nicht ganz unmöglich erscheint. *) In dem soeben erschienenen Werk „Studien über Protisten‘“ 1888 (s. Lit. Nachtr. 836) betont auch Entz wieder die beiden Schlundkategorien. *#) Auf unedirten Abbildungen Engelmann’s von 1860 erscheint jedoch der Mund ziemlich weit geöffnet, entgegen den Figuren Lieberkühn's, welche auf unseren Tafeln re- produeirt wurden. Mund (versch. Ausbildung). Schlund (Allgem. Holo- u. Heterotricha). 1397 Betont muss jedoch werden, dass der sog. Reusenapparat des Schlundes, welcher in den genannten Familien weit verbreitet ist und gemeinhin als Schlundrohr bezeichnet wird, nicht als eigentlicher Schlund betrachtet werden kann. Wir werden ibn daher erst später besprechen. Die Schlundeinsenkung der übrigen Ciliaten wird stets von einer dünnen, selten etwas dickeren Wand gebildet, welche sich als eine Fortsetzung der Pellieula ergibt. Inwiefern sich die Alveolarschicht als solche an der Bildung der Schlundwand betheiligt, wurde bis jetzt noch nicht specieller verfolgt. Auf die Schlundröhre der Bursaria setzt sie sicher fort. Der Schlund bleibt z. Th. so kurz, dass man von einer Mund- höhle oder -grube sprechen darf. So können wir bei den Pleuro- neminen (Pleuronema, Cyelidium) als Schlund nur eine gruben- förmige Einsenkung am Hinterende des Peristoms bezeichnen (64, 6-7). Eine kaum viel ansehnlichere grubenförmige Einsenkung ist der Schlund der meisten Glaucomen, bei Colpidium, Urozona, Frontonia und den meisten Microthoracina. Etwas ansehnlicher wird der Oesophagus von Ophryoglena (61, 11a), der nach Lieberkühn und Stein (1859, Bursaria flava) ein mässig tiefer Beutel mit relativ dieker Wand ist (61, 11a), an welcher sich mehrere Schichten unterscheiden lassen; die Natur derselben müssen genauere Untersuchungen ergeben. “Interessant ist, dass der Schlund nach Stein, entsprechend der Gestalt der Mundöffnung, im Ruhezustand „um seine Längsaxe eingerollt ist“. Beutelförmig, jedoch dünnwandig ist auch der Schlund von Colpoda. BeiParamaecium (63, la, 1f) wird er schon länger und zieht als etwas Sförmig gebogenes Rohr, sich mässig verengend, gerade oder ein wenig schief nach hinten. Eine lange, schief nach hinten ziehende Röhre bildet der Schlund bei Urocentrum (64, 15); ähnliches kehrt bei den Isotrichen wieder (65, 12). Bei letzteren ist die Schlundwand fein spiral- oder längsgestreift. Die Bedeutung der Streifung bedarf genauerer Unter- suchung. In der Schlundbildung knüpfen die Heterotrichen theils an die letzterwähnten Holotrichen, theils, wie es schon nach früher Be- sprochnem schien, an Formen mit sehr rudimentärem Schlund an. Die Plagiotomina gehören z. Th. zu der ersterwähnten Gruppe; Con- chophthirus (66, 2) und Nycetotherus (5—6) besitzen gewöhnlich einen langröhrigen und nach hinten umgebogenen Schlund; kurz bleibt derselbe bei Plagiotoma, Blepharisma und Metopus (66, 7-9), relativ kurz bei Spirostomum. Mittlere bis ansehnliche Schlundbildung zeigen auch die Stentorina. Climacostomum (68, 4a) namentlich besitzt einen lang röhrigen, etwas kreisförmig gebogenen Oesophagus, dessen Wand zuweilen stellenweis deutlich längsgestreift erscheint (Stein), als wenn die Peristomstreifung in den Schlund sich fortsetze. Eine vielleicht nicht wunähnliche Längsstreifung des Sehlundes gibt 1358 Giliata. Möbius“) für Follieulina an. Auf die Unterscheidung zweier Abschnitte am Schlund dieser Heterotriche werden wir später zurückkommen, da diese Einrichtung mit dem Vorticellmenschlund übereinzustimmen scheint. Der wahrscheinliche Mangel des Schlundes bei einem Theil der Bursarina wurde schon früher betont. Nach Maupas wird der Schlund auch bei Condylostoma, im Gegensatz zu Stein’s Angaben, nur durch eine schwache Einsenkung angedentet. Ein ganz ähnlicher, kurz trichterförmiger Schlund kehrt überall bei den Hypotricha (71, 10e ete.) wieder und charakterisirt ebenso die Halterina unter den Oligotricha. Der Schlundtrichter ist stets etwas schief nach rechts und hinten gerichtet. Viel länger wird der Schlund der Ophryoscolecina (72, 10a), welcher als weiter Trichter von der grossen Mundöffnung nach hinten zieht, etwas nach links gekrümmt. Bei den Tintinnoinen beschrieben Stein und Entz einen mässig langen Schlund, welcher von dem in einer grubenförmigen Einsenkung (praeorale Höhle Entz, Pharynx Fol) gelegenen Mund nach hinten ziehe, etwas Sförmig gekrümmt (69, 9; 70, la). Nach Entz sollen sowohl Mund wie Schlund bei Nichtgebrauch völlig collabiren, erst bei der Nahrungsaufnahme sichtbar werden. Stein bemerkt dagegen, dass der Mund gewöhnlich vom sog. Stirnzapfen überwölbt und verdeckt werde. Mir scheint das völlige Collabiren des Schlundes etwas zweifelhaft, da sich nach beiden Beobachtern eine Wimperreihe in denselben fortsetzt. Auch wäre diese Erscheinung ohne Analogie bei den Verwandten. Eigen- thümlich ist, dass der Schlund gewisser Tintinnoinen (speciell Co- donella Ampulla Fol, Daday 837) in eine von der Oralregion bruch- sackartig nach hinten vorspringende Ausbuchtung des Körpers eingelagert ist. Entz hielt dies für eine Abnormität; Daday erklärte sich dagegen neuerdings für Fol, welcher diese sog. „Schlundtasche‘‘ entdeckte und als normales Vorkommen der ganzen Familie betrachtete. Eigenthümliche Verhältnisse zeigt der Schlund der Vorticellinen. Dieselben beruhen jedoch weniger auf seiner besonderen Beschaffenheit, als auf dem Zutritt einer accessorischen Vorhöhle, indem sich die ursprüngliche Mundöffnung, d. h. der Eingang in den eigentlichen Schlund, unter Bildung eines ansebnlichen, röhren- bis trichterförmigen Kanals, tief ins Körperinnere gesenkt hat. Dass dieser, nach Joh. Müller’s und Lachmann’s Vorschlag Vestibulum genannte Kanal eine secundäre Bildung ist, folgt bestimmt daraus, dass sowohl der After, wie die Ausmündungsstelle der contractilen Vacuole tief in dem Vesti- bulum liegen. Bei den Ciliaten, welche wir als die nächsten Verwandten der Vorticellinen und der Peritrichen überhaupt betrachten, gewissen Hypotrichen und Heterotrichen sind eontractile Vacuole und After dem Mund zuweilen schon recht nahe gerückt. Von solchen Zuständen lassen sich die der Vorticellinen unsehwierig durch einen Ein- *) S. den Nachtrag zur Liter. Nr. 832. Schlund (Oligotricha, Peritricha). 1359 senkungsprocess ableiten, wobei die Mundregion sammt der benachbarten Afterstelle und der Mündung der contractilen Vacuole in die Tiefe geführt wurde. Der ursprüngliche Mund liegt demnach am inneren Ende des Vestibulums; der Eingang in letzteres ist eine secundäre Bildung und als Vestibulareingang zu bezeichnen. Das Vestibulum beginnt mit weiter rundlicher oder etwas länglicher Eingangsöffnung in der Peristomrinne und ist ein ziemlich weiter Kanal, welcher sich nach innen allmählich verengt (73, 9a; 74, Tb). Seine Länge und Breite schwankt bei den verschiedenen Gattungen erheblieh. Bei den Triehodinen und den Contraetilia ist es im Allgemeinen mässig weit, jedoch relativ lang. Auch gewisse Epistylisarten, speciell Ep- Umbellaria, besitzen ein recht langes Vestibulum, sogar das längste, welches überhaupt bekannt ist. Bei den übrigen Acontractilia und den Lagenophryina bleibt es kürzer, wird dagegen meist sehr weit, sogar sackartig (74, 9a). Die Umstände, welche diese Umformung bedingen, wurden schon früher (p. 1254) besprochen. Das Vestibulum der erstgenannten Vorticellinen nimmt einen nahezu horizontalen oder doeh nur wenig nach unten gerichteten Verlauf. Schaut man von unten auf das Peristom, also in der Orientirung, welche wir früher als die richtige erwiesen zu haben glauben, so zieht das Vesti- bulum gegen die rechte Seite, unter gleichzeitiger mässiger Krümmung nach hinten. Einen seltsamen Verlauf nimmt das lange Vestibulum der Epistylis Umbellaria (74, 7b); seine distale Hälfte steigt etwas schief nach unten und innen hinab; hierauf biegt es sich plötzlich knie- förmig unter nahezu rechtem Winkel um und steigt tief in den Körper hinab. Das weite und kurze Vestibulum der übrigen Formen (74, 6, 9a, 10), jedoch auch das von Gerda und Seyphidia, zieht von Anfang an ziemlich gerade nach unten, resp. erfährt die knieförmige Um- biegung sofort nach Begiun. Dies rührt hauptsächlich daher, dass diese Formen sämmtlich recht langgestreckte sind, die ersteren hingegen kürzer glockenförmig. Schon Ehrenberg wusste, dass Mund und Auswurfsöffnung der Vorticellen in einer Grube liegen, erkannte jedoch das Vestibulum nicht genügend. Stein unterschied es 1349 bei Vorticella als Mundhöhle von dem Schlund, welchen er Darm nannte, warf aber beide Abschnitte 1854 wieder als Schlund zusammen; nur bei den Opercularien bezeichnete er das weite Vestibulum als „Rachen“. Diese Nichtbeachtung beider Theile rührte hauptsäch- lich daher, dass Stein die Afterstelle nicht kannte, vielmehr die Ausscheidung an das innere Schlundende verlegte, also (mit Ausnahme von Öpercularia) einen besonderen After leugnete. Erst Lachmann klärte diese Verhältnisse 1856 auf und unterschied die beiden Theile be- stimmt, welche seit dieser Zeit allgemein anerkannt wurden. Gleichzeitig stellte Carter (271) die Einmündung der contractilen Vacuole in den sog. Schlund (Mundhöhle Carter), d. h. das Vestibulum fest. Der Schlund der Vortieellinen unterscheidet sich im Allgemeinen nicht sehr vom Vestibulum, doch ist seine Grenze gegen letzteres meist durch eine mässige Einschnürung deutlich angezeigt (73, 9a ete., os) Dieselbe rührt daher, dass sich der Schlund von Beginn mässig erweitert, 1360 Ciliata. um sich allmählich wieder bis auf eine recht feine hintere Oeffnung zu verengern. Er wird so meist deutlich spindelförmig, bald etwas läng- licher, bald etwas kürzer bis beutelförmig. Sein Verlauf ist stets ziemlich direct nach unten gerichtet. Bei den Vorticellinen, deren Vestibulum nahezu horizontal zieht, biegt der Schlund also unter beträchtlichem Winkel plötzlich nach unten um; bei den übrigen setzt er dagegen den Verlauf des ersteren ohne wesentliche Veränderung fort. Der Oesophagus zeigt bei der grossen Epistylis Umbellaria sowie bei Ophrydium nach Greeff’s und Wrzesniowski’s Untersuchungen ein etwas abweichendes, interessantes Verhalten (74, 7b; 75, de, os). Er wird nämlich viel länger wie jener der erstbeschriebenen Formen, indem der kurz spindelförmige Anfangstheil, welcher zweifellos dem Schlund der Ersterwähnten entspricht, in eine lange enge Röhre auswächst. Dieselbe erreicht die 5—6fache Länge des spindelförmigen Theils; bei dem lang- gestreckten Ophrydium läuft sie gerade nach hinten; bei Epistylis beschreibt sie dagegen einen Bogen, indem sie fast die ganze Breite des Körpers durchzieht und sich mit ihrem Ende wieder nach vorn wendet. Wahrscheinlich wird eine solche Schlundröhre, wenn auch nicht von so ex- cessiver Länge, weiter verbreitet sein, wovon später mehr. — Nicht zu allen Zeiten ist die Spindelgestalt des Vorticellinenschlundes, resp. seine vordere spindelige Erweiterung gleich deutlich, da er sich periodisch zusammenziehen kann und seinen Inhalt in das Entoplasma treibt. Die im Obigen angenommene Grenze zwischen Vestibulum und Schlund weicht etwas von der zuerst von Lachmann begründeten und seither allgemein adoptirten ab. Lach- mann verlegte die Grenze ungefähr in die Mitte unseres Vestibulums, da wo die undulirende Membran (sog. Borste) zu endigen scheint und contractile Vacuole nebst Afterstelle sich ge- wöhnlich finden. Er betrachtete also die hintere Hälfte des Vestibulums als den Anfangstheil des Schlundes. Stein (1859) und die späteren Forscher schlossen sich ihm hierin an, nur wählten sie z. Th. andere Namen für die Abschnitte. Den eigentlichen Schlund hatte Lach- mann, als hinteren erweiterten Theil des von ihm als Schlund bezeichneten Abschnittes, „„Pha- rynx“ genannt. Stein (1859) erkannte die scharfe Abgrenzung dieses Pharynx nicht an, obwohl nur dieser Theil einigermaassen deutlich von dem davor gelegenen (unserem Vesti- bulum) gesondert ist, weshalb wir auch ihn allein als den Schlund betrachten. Greeff wollte das Vestibulum Pharynx nennen und dessen Eingang als den eigentlichen Mund betrachten, indem er auf Analogien mit den Coelenteraten hinwies. In dem eigentlichen Schlund glaubt er einen Magenabschnitt, in dessen röhriger Fortsetzung bei Epistylis Umbellaria einen Darm vermuthen zu dürfen. Derartige Bezeichnungen sind bedeutungslos, insofern der ganze Apparat der Vorticellinen sicherlich nur als Zuleitungsrohr der Nahrung functionirt, abgesehen von der gleichzeitig ausführenden Bedeutung des distalen Abschnitts. In seinen soeben er- schienenen „Studien über Protisten“ (s. Lit. Nachtr. 836) bezeichnet Entz das Vestibulum als Oesophagus, den Pharynx (Lachmann) dagegen als „Schlingvacuole‘“, die eine Aus- höhlung im Ectoplasma sein soll und sich auch bei Paramaecinen und Hypotrichen finde. Da ein genaueres Eingehen auf Entz’ Ideen, die mir unhaltbar erscheinen, an dieser Stelle nicht mehr ausführbar ist, werden wir bei der Besprechung der Nahrungsaufnahme darauf zurückkommen. Wie schon angedeutet wurde, scheint nach den Mittheilungen von Möbius*) bei Follieulina eine Schlunddifferenzirung vorhanden, *) Das Hlaschenthierchen, Folliculina Ampulla. Abhandl. aus dem Gebiet der Naturwissensch. Hamburg. Bd. X. 1887. Schlund (Vorticellinen, Folliculina). Reusenapparat. 1361 die ziemlich an jene der Vorticellinen erinnert (79, 3e). Der Apparat be- sinnt mit einem kurzen, beutelförmigen, ziemlich diekwandigen Abschnitt (1), der Mundhöhle nach Möbius, an die sich ein längeres, recht weites Rohr (2, Schlund Möbius) anschliesst, das sich endwärts verengt. Mir scheint, dass die contractile sog. Mundhöhle dem eigentlichen Schlund (oder Pharynx) der Vorticellinen entsprechen dürfte, der sog. Schlund dagegen dem Scehlundrohr von Epistylis Umbellaria und Ophrydium. Bei Follieulina sind Schlund und Schlundrohr schärfer von einander abgesetzt, da das Hinterende des ersteren ringklappenartig in den vorderen Theil des letzteren einspringt. Der sog. Reusenapparat des Schlundes gewisser Holo- trichen. — Schon oben erwähnten wir, dass der sog. Reusenschlund kein eigentlicher Schlund ist, sondern eine accessorische Einrichtung, welche sich dem primitiven Schlund zugesellt. Das Organ ist in den Familien der Enchelina und Chlamydodonta sehr ausgebildet, scheint aber auch bei den Trachelina schwächer entwickelt vorzu- kommen. Es tritt in recht verschiedenem Entwickelungsgrad auf, was zu mancherlei Zweifeln und Unsicherheiten führte, welche vorerst nicht völlig zu lösen sind. Wir orientiren uns am besten bei solchen Ciliaten, deren Reusen- apparat vollkommener ausgebildet ist, z. B. gewissen Prorodonarten. Bei diesen (57, 3b, 3e) ist das eigentliche Schlundlumen ein sehr kurzer triehterförmiger Spalt, welcher von der Mundöffnung eine Strecke weit zu verfolgen ist, jedoch bald blind endigt. Wie schon be- merkt, wird dieser Schlundspalt von einem ziemlich hellen Plasma umgeben, der eigentlichen Schlundwand, welche endwärts jedenfalls ohne scharfe Grenze in das Entoplasma übergeht. Der so beschaffene Schlund wird nun von einer trichterförmigen Röhre dieht umschlossen, welehe nicht ganz bis zur Mundöffnung reicht, vielmehr erst in geringer Entfernung hinter der- selben beginnt und sich mehr oder weniger tief, jedoch meist viel weiter wie der eigentliche Schlundspalt ins Körperinnere erstreckt. Schon dieses Verhalten dürfte genügend beweisen, dass die Röhre nicht selbst die Schlund- wand bildet; denn einerseits ist sie keine Fortsetzung des Mundes, anderer- seits begrenzt sie nicht selbst das Lumen des Schlundspalts, und drittens reicht letzterer nur durch den Anfang der Röhre, der übrige Theil derselben wird vom Plasma erfüllt. Diese Thatsachen, sowie später noch aufzu- führende, beweisen also, dass der Reusenapparat nicht der eigentliche Schlund ist, wie seither gewöbnlich angenommen wurde, sondern ein ac- cessorisches Organ, welches sich einem sehr einfachen Schlund beigesellte. Die geschilderte Röhre besteht aus verschieden zahlreichen, dicht nebeneinander gelagerten, stäbehenartigen Gebilden. Dieselben ver- laufen in der Längsriehtung der Röhre. Vorn sind sie am dieksten und scharf abgeschnitten, weshalb auch das Vorderende des Appa- rats scharf abgeschnitten erscheint. Nach hinten werden die Stäbchen immer zärter und endigen schliesslich fein ausgezogen. Da die einzelnen Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. s6 1362 Giliata. ferner nach hinten etwas verschieden weit zu reichen scheinen, so ist er- klärlich, dass die Röhre hinten nicht scharf begrenzt endigt. Wir beschrieben den Stäbchenverlauf als längs gerichtet, doch scheint dies auch für Prorodon etwas zweifelhaft, da bei anderen Enchelinen und den Chlamydodonten ein schraubiger Verlauf ganz verbreitet zu sein scheint. Die bis jetzt genauer studirten Proro- donten waren solche mit ziemlich kurzem Reusenapparat, weshalb auch nicht erwartet werden konnte, dass die eventuelle schraubige Anordnung der Stäbchen deutlich hervortritt. Die Stäbehensubstanz ist ziemlich dicht, homogen und etwas stärker lichtbrechend wie das umgebende Plasma, weshalb die Stäbchen und die ganze Röhre mässig dunkel hervortreten. Der Querschnitt der Stäbchen ist bei gewissen Formen rundlich, bei anderen dagegen mehr oder weniger rechteckig bis keilförmig; ihre Dieke in der Richtung des Röhrenhalbmessers ist also ziemlich verschieden. Es wurde schon betont, dass auch die Länge des Apparats bedeutend variirt. Gewöhnlich reicht er nur wenig über '/, der Körperlänge nach hinten ; auf Lieberkühn’s unedirten Tafeln finden sich jedoch Abbildungen verschiedener Prorodonten, deren Reusenapparat bis zur Körpermitte, ja noch über dieselbe hinaus zieht (57, 4a). Bei Einzelnen erstreckt er sich sogar bis ans Hinterende (57, 5). Die Zeichnungen lassen erkennen, dass der hintere Abschnitt solch langer Apparate viel unregelmässiger gebaut ist; dass er zuweilen bauchig aufgetrieben erscheint oder dass die Stäbchen in Unordnung gerathen sind, indem sie sich unregelmässig kreuzen. Mit diesen Befunden harmonirt die von Stein (1859 u. 1867, p. 81, Anm.) gemachte Erfahrung, dass die Reusenstäbchen bei Prorodon niveus sehr verschiebbar sind, häufig losgerissen und in die hinteren Körper- regionen geführt werden. Das Gleiche bildet auch Engelmann 1861 bei einem Prorodon ab (uned.; wohl Pr. faretus). Diese und andere Erfahrungen beweisen, dass es sich wirklich um isolirbare, stäbchen- artige Gebilde handelt. Ferner unterstützen sie die Ansicht, dass der Apparat eine um die Schlundwand aufgetretene Bildung ist, deren vorderer Theil in mehr oder weniger festem Verband mit dem hellen Plasma der Schlundwand steht. Es bildeten sich stäbchenartige Diffe- renzirungen, welche zu dem Apparat zusammentraten; weiter hinten dagegen häufig unregelmässig gelagert sind, was nicht unverständ- lich ist, da in dieser Gegend gar kein eigentlicher Schlund mehr vorhan- den ist. Diese Auffassung gibt einen Maassstab zur Beurtheilung der Verhält- nisse, wo dieselben weniger deutlich erkennbar, resp. erkannt sind. Aehnliche Einrichtungen scheinen nämlich bei der Mehrzahl der Enche. linen vorzukommen. Selbst den Holophryen dürften sie nicht feh- len; wenigstens findet sich bei H. diseolor E. ein feiner Stäbehenapparat. ei der Gattung Enchelys selbst, sowie der sehr nahe verwandten Spathidium ist der Schlund meist von einer verschiedenen Anzahl kurzer Stäbehen umstellt. Schon auf Lieberkühn’s Abbildungen Reusen- oder Stäbchenapparat (Enchelinen). 1365 (58, 8) wird dies für Enehelys.z. Th. deutlich angegeben; später be- richtete es Stein für Spathidium hyalinum Dujard. (= Enchelys gigas St), Entz für diese und verschiedene Arten der ersteren Gattung. Nach letztgenanntem Beobachter beträgt die Zahl der Stäbchen 4, 8, bei Spathidium hyalinum auch 16 und mehr; sie sind etwas keulenförmig gestaltet, da sie sich nach hinten verdicken (Entz). Auch Engelmann bildete 1861 (uned.) die Stäbchen von Spathid. hyal. gut ab; ich zähle auf seinen Skizzen über 50, an denen hintere Ver- diekungen nicht zu bemerken sind. Stein wie Entz scheinen in diesem Fall richtig bemerkt zu haben, dass es sich um Gebilde im Um- kreis des Schlundes handelt; der erstere betrachtete sie als Tast- körperchen, also den Trichocysten entsprechend; der letztere als elastische, wahrscheinlich jedoch auch contractile Gebilde. Soweit ich die Verhältnisse nach den Beschreibungen und Lieberkühn’s Abbil- dungen beurtheilen kann, differirt der Schlundapparat von Enchelys und Spathidium hauptsächlich darin von Prorodon, dass die Stäbchen nicht zu einer geschlossenen Röhre zusammengelagert sind, sondern weiter von einander abstehen, wie es schon ihre zuweilen recht geringe Zahl bedingt. Aehnliches dürfte auch bei der Colepine Stephanopogon (57, 13a) vorliegen. Entz beschreibt in der Substanz des Halses 4 oder 8 „etwas hervorragende leistenartige Längsstreifen“, welche keine eigent- lichen Stäbchen, sondern wulstartige Verdickungen der „hyalinen Grundsubstanz‘ seien. Mir scheint alles darauf hinzuweisen, dass diese Gebilde die gleiche Bedeutung haben wie die Stäbchen von Enchelys; schon die 4- oder Szahl deutet dies an, und Verdickungen der Grund- substanz sind im Wesentlichen auch die von Enchelys, wie die Stäbehen überhaupt. Bei Laerymaria scheinen die gleichen Einrichtungen vorzu- liegen, wie Entz (1879) hervorhebt, der 8 Schlundstäbehen von gleicher Natur wie bei Enchelys angibt. Ob diese beschränkte Zahl wirklich bei allen echten Laerymarien wiederkehrt, scheint mir etwas zweifelhaft. Maupas zeichnet bei Lacrymaria coronata (57, 8) 7; mir schien ihre Zahl höher, obgleich ich nicht specieller darauf achtete; auch Engelmann gibt dies (1862) bei seiner Laer. elegans an. Jedenfalls ist es bei der Untergattung Trachelophyllum der Fali (57, 12a); hier sind die Stäbehen sehr fein und der Reusenapparat zieht durch den ganzen Hals. Wichtig erscheint, dass Bündel ganz gleicher Stäbehen im Entoplasma unregelmässig zerstreut sind; hieraus folgt bestimmt, dass es sich um Stäbchengebilde, nicht etwa um eine gefaltete oder gestreifte Schlundwand handelt. Bei dem Subg. Trachelocerca (57, 10c) soll nach Entz ein sehr langes, glattwan- diges Schlundrohr den ganzen Hals durchziehen; wäre dies thatsächlich der Fall, so würde diese Gattung wesentlich von den typischen Lacrymarien differiren, bei welchen der eigent- liche Schlundspalt jedenfalls schr kurz ist, ähnlich Prorodon. Mir scheint aber die Mög- s6* 1364 Ciliata. lichkeit nicht ausgeschlossen, dass der vermeintliche Schlund ein recht zarter Stäbchenapparat ist und der eigentliche Schlundspalt sehr kurz. Ebenso möchte ich auch die Angaben Cla- par&de’s undLachmann’s über das Vorkommen eines langen glattwandigen, engen Schlund- rohrs bei Prorodon edentatus Ül. u. L. beurtheilen, was um so eher erlaubt ist, als die- selben Beobachter die feinen Schlundstäbchen auch in anderen Fällen, wo sie sicher vorhan- den, so bei Trachelophyllum und anderen Lacrymarien, nicht erkannten. Die Verhältnisse des Trachelophyllum wiederholen sich im Wesentlichen bei Dinophrya und der Öyelodine Didinium (57, 7; 58, 3—4). Die Schlundstäbehen sind sehr fein und dicht zusammengestellt. Bei Didinium Balbianii reicht das Bündel ähnlich manchen Proro- donten häufig bis nahe ans Hinterende und biegt zuweilen wieder nach vorn um. Die Stäbehen verlaufen nicht längs, sondern deutlich schraubig gedreht. Dass es wirklich feine Stäbehen sind, welche durch Druck leicht in Unordnung gerathen, erkannte schon Balbiani bei Didi- nium; sie lassen sich beim Zerfliessen leicht isoliren. Nach diesen Erfahrungen scheint mir fast zweifellos, dass bei sämmtlichen Enchelinen, wo immer ein gestreifter Schlund beobachtet wurde, die gleiche Einrichtung vorliegt. Aeltere und neuere Beobachter waren geneigt, die feine Streifung auf eine Faltung der Schlundwand zu beziehen. Bei Lacrymaria blieben noch Glapar&de und Lachmann unsicher, ob Stäbchen oder Faltung vorliege. Wrzesniowski (1869) erklärte den Schlund von Prorodon farctus (Enchelyodon) für faltig. Entz macht dieselbe Angabe für Actinobolus wie Mesodinium und scheint den häutigen längsgefalteten Schlund noch weiter verbreitet unter den Enchelinen anzunehmen (auch 1888 Nr. 836 spricht er sich noch ebenso aus). Schliesslich erklärte sich auch Maupas für die Faltung des Schlundes bei Ooleps, Ich glaube, wie bemerkt, dass in allen diesen Fällen die Wahrscheinlichkeit für feine Stäbchenbildung spricht. Die als Beweis für die Faltung mehrfach angeführte Erfahrung, dass die Streifung bei Ausdehnung des Schlundes (während der Nahrungsaufnahme) verschwinde, kann auch darauf be- ruhen, dass die Stäbchen dabei auseinanderrücken und un- deutlicher werden. Aehnliche Verhältnisse wie bei den Enche- linen mit sehr feinem Stäbchenapparat schei- Erklärung von Fig, 19. nen bei Trachelius und Dileptus vorzu- Mundregion von Dileptus liegen. Der eigentliche Schlundkanal (s. Fig. 19) Anser OÖ. F. M. sp. in ven- jst auch hier sehr eng, lässt sich jedoch durch traler Ansicht. tr das Tricho- 3 e . N cystenband. z die sog. adorale einen ansehnlichen Theil des Schlundes ver- Zone dicht gedrängter Cilien. folgen. Die Schlundwand ist sehr dick und ra der Stäbchenapparat, welcher . . den eigentlichen Schlund wie ein Aus demselben hellen Plasma gebildet, wie Mantel umgibt und auf der hei den Enchelinen. Diese Wand wird von Flächenansicht den äussern, gröber : RE : = . radiär gestreiften Ring (ra!) um einem mässig dicken, zart längsgestreiften den Mund bildet. m die fen Mantel umgeben (ra). In der Ansicht auf radiär gestreifte Region um die . e _. JRc Mundöffnung. den Mund erscheint dieser Mantel fein radiär gestreift (ra!), ähnlich wie der Reusenapparat gewisser Prorodonten bei der Betrachtung von vorn, wenn nämlich die Stäbehen lamellenartig gebaut sind. Auch die dieke Schlundwand keusen- oder Stäbchenapparat (Trachelinen, Ohlamydodonfinen). 1'305 zeigt in der Ansicht auf die Mundöffnung äusserlich eine noch viel zärtere radiäre Streifung (m), welche bis an die enge Mundöffnung zieht. Ich halte es für ziemlich sicher, dass der äussere Mantel des Schlundes dem Stäbchenapparat der Enchelinen homolog ist. — Der Schlund von Trachelius Ovum ist nach den vorliegenden Beschreibungen (Lieberkühn’s Tafeln, Stein 1859 und 1867; Balbiani, O. Schmidt), dem von Dileptus jedenfalls nahezu gleich. Stein hielt den Schlund dieser Trachelinen für innerlich längsgerippt oder längs- gestreift, welcher Deutung wir nicht beistimmen können, wie aus Obigem hervorgeht. Zu höherer Entwickelung wie bei den Enchelinen erhebt sich der Reusen- apparat der Chlamydodonta, welcher seit Ehrenberg vielfach verfolgt wurde. Im Prineip ist sein Bau identisch mit dem der Prorodonten; die Schlundstäbe sind also stets zu einer trichterförmigen Röhre zu- sammengestellt und fester untereinander vereinigt. Wie bei gewissen Prorodonten gelingt es, den Apparat beim Zerfliessen im Zusammenhang zu isoliren. Durch längeres Liegen im Wasser, oder Druck weichen jedoch die einzelnen Stäbchen aus einander. Grossen Schwankungen unterliegt die Länge der Röhre. Während sie bei Nassula (60, 4-6), Chilodon, Orthodon (60, 6—8) und anderen Gattungen verhält- nissmässig lang ist, daher auch deutlich röhrig bis trichterartig erscheint, bleibt sie bei Onychodactylus und Aegyria (61, 6 u. 7) recht kurz und ist gleichzeitig relativ weit (Entz). Sie bildet dann mehr eine Art gestreifter Manschette um die Mundöffnung und den hier jedenfalls sehr kurzen eigentlichen Schlundspalt. Wo die Röhre länger ist (Nassula, Chilodon) ist der schraubige Verlauf der Stäbchen sehr deutlich (60, 4c); doch scheint die Schiefe der Schraube beträchtlich zu variiren und damit auch die Deutlichkeit der Erscheinung. Wahrscheinlich findet sich derselbe Stäbchenverlauf auch bei den übrigen Chlamydodonten mit röhrigem Apparat, wurde nur übersehen, wie bei den erstgenannten lange Zeit. Selten krümmt sich das Iunenende des Apparats spiralig ein (Chilodon dentatus From. = Ch. eurvidentis Gruber, T. 60, 7a), was natürlich eine beträchtliche Länge voraussetzt. Obgleich die Uebereinstimmung mit Prorodon recht innig ist, scheint doch ein tieferer Unterschied darin zu bestehen, dass das Vorder- ende der Röhre stets bis zur äusseren Körperoberfläche reicht. Innerhalb des meist kreisförmigen, seltener (Önychodactylus, Aegyria) läng- lichen Umrisses des distalen Röhrenendes liegt die eigentliche Mund- öffnung, welche ohne Zweifel jener der Enchelinen gleicht, leider je- doch nur in wenigen Fällen beobachtet wurde. Nieht bei allen Chlamydodonten liegt aber der Mund bei Nicht- gebrauch frei auf der Körperoberfläche. Bei Nassula mierostoma (Cohn) entdeckte Entz, dass der eigentliche Mund im Grunde einer ungefähr beutelförmigen Vorhöhle liegt, der Reusenapparat demnach an den Grund dieser Höhle stösst. Das Gleiche kehrt auch bei der grossen 1366 Ciliata. N. aurea und anderen Arten wieder, wo Schewiakoff und ich die Verhältnisse studirten (s. die nebenst. Figur 20). Die Vorhöhle vh entstand durch secundäre Einsenkung der Mund- region. Ihr Eingang ist bei Nassula aurea gewöhnlich sehr eng kreisförmig, erweitert sich jedoch bei der Nahrungs- aufnahme stark. Die Wand der Vor- höhle ist längsgefaltet, was an der Um- rahmung ihres Eingangs als eine Kerbung erscheint. Der Boden hat den Durch- messer des distalen Endes des Reusen- apparates und erbebt sich halbkuglig. In seinem Centrum liegt der eigentliche Mund, als eine im unerweiterten Zustand enge, kreisförmige Oeffnung, von welcher eine feine Radiärstreifung bis zum äusse- ren Rand des Bodens, d. h. bis an das Erklärung von Fig. 20. Mund und distaler Theil des Stäbchen- / 3 k apparats von Nassula aurea Ehrbg. distale Ende des Reusenapparates zieht. in seitlicher Ansicht. « die Alveolar- Diese Streifung entspricht jedenfalls der schicht. z die helle Zwischenzone zwi- ® schen der ersteren und dem Entoplasma ge oben bei Dileptus erwähnten. Bei a 2 ns Ne: Isolirung des Reusenapparates bleibt die Boden derselben mit der eigentlichen erwähnte Streifung als eine manschetten- Mundöffnung; r! au 1. die beiden Bän- artige, feine Membran erhalten. welehe der um den Stäbchenapparat. { 7 dem Ditsalende des Reusenapparats auf- sitzt. Dann ist aber die von der Membran umschlossene Mundöffnung meist sehr erweitert; die Membran daher aufgerichtet und sehr verkürzt (s. 60, 4e). Auch die Betrachtung des lebenden Infusors zeigt, dass die Mundöffnung bald eng, bald stark erweitert ist, was zum Schlusse drängt: in der gestreiften Membran den Sitz der Contractionen zu suchen, welche die Erweiterung der Mundöffnung bewirken. Dasselbe gälte dann auch für die ent- sprechende Streifung der Trachelinen. Ob auch ein antagonistisch wirkendes Element zur Verengerung der Oeffnung vorhanden ist, steht dahin. Bei dieser Gelegenheit ist die Frage nach dem eigentlichen Schlund- spalt der Chlamydodonta zu erörtern. Seither wurde der Reusen- apparat allgemein als die Wand betrachtet, welche das Lumen des Schlundes ‘begrenze. Schon nach Analogie mit Prorodon kann dies unmöglich richtig sein. Ein eigentlicher Schlundspalt als Fortsetzung der oben beschriebenen 'Mundöffnung wurde bei Nassula bis jetzt nicht erkannt. Jedenfalls ist daher der an die Mundöffnung an- schliessende Schlundspalt sehr kurz, vielleicht sogar nur eine schwach srubenförmige Einsenkung und. der Reusenapparat ‚innerlich ganz von hellem Plasma. erfüllt.‘ Dafür.» sprieht namentlieh, dass ‚schon bei schwachem Druck aus. der etwas vorgestülpten Mundöffnung von Nassula aurea sofort ‚helles ‚Plasma hervordringt. 11083) Reusen- oder Stäbchenapparat (Öhlamydodonta, Eviliina). 1567 Eine Vorhöhle von eigenthümlicher Entwiekelung finden wir nach Entz’ Untersuehungen wahrscheinlich aueh bei Orthodon, Chlamy- dodon und Aegyria. Bei der Nahrungsaufnahme dieser Formen öffnet sich ein langer Schlitz am Vorderende, welcher bei Orthodon (60, 6b) die gesammte eonvexe Rüsselkante einnimmt, bei Chlamydodon (61, 5) und Aegyria (61, 7) hingegen ebenfalls parallel dieser Kante, jedoch in mässiger Entfernung von ihr, auf der Dorsalseite hinzieht. Erst im Grunde dieses Schlitzes findet sich das Distalende des Reusenapparates und daher sicher auch die eigentliche Mundöffnung. Die Analogie mit Nassula lässt vermuthen, dass dieser Schlitz, -welcher bei Chlamydodon und Aegyria auch im ungeöffneten Zustand als eine bogenförmige Linie zu erkennen ist, der Vorhöhle entspricht. Ganz sicher ist dies jedoch nicht; denkbar wäre noch, dass der sich öffnende Schlitz dem Mundspalt der Trachelinen entspreche, mit welchem seine Lage nahe übereinstimmt, Die Ausbildung des Reusenapparats macht dies zwar wenig wahrscheinlich, doch nicht unmög- lich; möglicherweise könnte auch hier neben einer hinteren eigentlichen Munderweiterung ein vorderer Mundspalt erhalten geblieben sein. Bevor wir den etwas abweichenden Apparat von Dysteria be- trachten, ist noch einer Eigenthümlichkeit desselben bei Nassula aurea zu gedenken. Schon Lieberkühn (uned.) zeichnete in mässiger Entfernung vom Oralende eine Art ringförmigen Bandes um die Röhre. Ich fand später, dass ausser diesem Band noch ein zweites, etwas schmäleres, dicht hinter dem Oralende der Röhre vorkommt. Beide Bänder schienen mir früher (1875) von Verdickungen der Stäbehen herzurühren, wie anclı auf der Abbildung (T. 60, 4c) noch dargestellt wurde. Neuere, ge- meinsam mit Schewiakoff angestellte Beobachtungen liessen jedoch erkennen, dass hier wirkliche Bänder einer plasmatischen, anscheinend homogenen Masse die Röhre umziehen (Fig. 20, r! u. r?). Im Querschnitt springen die Bänder halbkreisföürmig vor; manchmal schien auch in der Flächenansicht eine zarte fibrilläre Structur angedeutet zu sein. Letzteres lässt vermuthen, dass diese Gebilde nicht nur den Zusammenhalt des Apparats stärken, sondern auch contractiler Natur sind, wahrscheinlich die Beförderung der Nahrungskörper durch den Reusenapparat unterstützen. Stein (1854 Nassula ambigua) und Ehrenberg (1853) versichern, dass sie mit Nassula übereinstimmende Ciliaten beobachteten. deren sog. Schlund eine glattwandige, unge- streifte Röhre darstellt. Ehrenberg gründete für dieselben seine Gattung Liosiphon (L. Strampheri). Jedenfalls entspricht das sog. Schlundrohr dem Stäbchenapparat von Nassula. Dass es nicht aus Stäbchen besteht, bedürfte doch wohl noch genauerer Feststellung, scheint aber, im Hinblick auf die gleich zu schildernden Verhältnisse der Erviliinen nicht unmöglich. Die eigenthümlichen Bauverhältnisse des Apparats beiDysteriaarmata beobachtete zuerst Huxley, später Entz. Bei den übrigen Dysterien beschrieben die Beobachter (speciell Clapar. u. Lachmann, Stein 1859) ein einfaches, glattwandiges Schlundrohr. Das Gleiche wird auch für die nahe verwandte Trochilia angegeben. Jedenfalls ist zu ver- muthen, dass die Besonderheiten der D. armata nicht unvermittelt da- stehen, dass vielmehr die übrigen Arten, vielleicht auch Trochilia, Aehn- liches zeigen werden. Leider wurde der Apparat von D, armata noch 1568 Ciliata. nicht genügend erforscht; die tiefen Widersprüche zwischen den beiden Beobachtern können nur durch erneute Untersuchungen gehoben werden. Feststeht, dass eine Zusammensetzung aus Stäbchen hier fehlt. Den Haupttheil, welcher jedenfalls der Reusenröhre der Verwandten entspricht, bildet ein langes, in seitlicher Ansicht etwa dolchförmiges, nach hinten zugespitztes Stück (61, 9a, das Stück hinter os). Dasselbe besteht aus zwei, nach vorn divergirenden und an ihren Oralenden etwas knopfförmig verdiekten Leisten, welche in ihren zwei aboralen Dritteln durch eine zarte, ventralwärts ausgebauchte Membran verbunden werden. Das Ge- bilde ist demnach keine Röhre, sondern, soweit die Membran reicht, eine dorsalwärts offene Rinne. Das Oralende des geschilderten Stücks liegt relativ weit hinter dem Mund; von hier aus zieht das Stück schief dorsal- wärts bis nahezu ans Hinterende. Zwischen dem Mund und dem dolch- förmigen Gebilde beschrieb Huxley einen aus drei Stücken, zwei paarigen seitlich-dorsalen und einem längeren ventralen, zusammengesetzten Ring. Entz leugnet die Existenz eines solchen; nach ihm soll jener vordere Theil (61, 9a, os) der sog. Schlundröhre „überhaupt nicht steif, sondern ein aus zarter Cuticula gebildetes Röhrenstück sein, welches je nachdem es sich auf- oder einrollt, die Umrisse wechselt.“ Im aufgerollten Zustand repräsentire sich der vordere Abschnitt des Schlundes ‚in der Form eines lose tütenförmig sewundenen Bandes, welches einen weiten Röbrenabschnitt mit kreisförmig klaffender Mundöffnung bilde und dem das dolehförmige Stück zur Fixirung diene, gewissermaassen dessen Spindel darstelle. Im eingerollten Zustand stelle hingegen dieser Abschnitt des Schlundes ein ganz un- scheinbares, um die Spindel eng aufgerolltes Röhrchen dar.“ Ich muss gestehen, dass weder diese Beschreibung noch die Abbil- dungen die Sache wesentlich aufklären. Jedenfalls ergibt sich aus allem, dass das dolchförmige Stück ebenso wenig eine eigentliche Schlundröhre ist wie der Reusenapparat, dem es entspricht; bezüglich des davorliegenden Theiles bleibt dies zweifelhaft, doch halte ich es für wahrscheinlicher, dass von ihm das Gleiche gilt. Huxley betonte sogar besonders, dass es ihm schiene, als wenn die Nahrung nicht durch diesen Theil (den sog. Ring) trete, sondern über demselben passire. Nachzu- tragen wäre noch, dass H. dorsal von der Mundöffnung im Boden der weiten Mundgrube ein „hartes stabförmiges Gebilde“ beschreibt, welches in einen zweigetheilten Zahn auslaufe, der ventral bis gegen die Mund- öffnung zieht. Entz erwähnt dasselbe nicht. Chemische Natur des Reusenapparats. Obgleich sich der Apparat beim Zeıfliessen häufig längere Zeit erhält, demnach eine grössere Widerstandsfähigkeit wie das gewöhnliche Plasma besitzt, ist er doch leicht zerstörbar. Schon Dujardin sowie später Claparede und L. betonten, dass er bei Nassula leicht zerfliesse. Wie oben bemerkt, gilt dies jedenfalls nicht für alle Vertreter dieser Gattung; dass der isolirte Apparat durch Wasser nach längerer oder kürzerer Zeit zerstört wird scheint jedoch sicher. Verdünnte Essigsäure bringt ihn bei Nassula Rkeusenapparat (Dysteria. Chemische Natur, Funetion). 1369 aurea nach meinen Erfahrungen rasch zum Verschwinden, dagegen scheint der von Chilodon diesem Reagens besser zu widerstehen ; letzteres gilt nach Huxley auch von dem Organ der Dysteria, nach Balbiani von den Stäbchen des Didinium. Verdünnte Alkalien lösen ihn wohl überall schnell. — Auffallend rasch werden die Stäbchen der Nassula durch Pepsin verdaut (Schewiakoff); auch tingiren sie sich energisch. Aus diesen recht beschränkten Erfahrungen geht wenigstens hervor, dass die frühere Bezeichnung des Organes als hornig, welche noch neuerdings gelegentlich wiederholt wurde (Kent), ohne Be- rechtigung ist. Vielmehr spricht alles dafür, dass es aus einem Eiweisskörper besteht. So rasch wie der Reusenapparat werden nur noch die Cilien verdaut, woraus man vielleicht schliessen darf, dass beide chemisch ähnlich sind. Wir bemerken schliesslich noch, dass die Stäbchen von Prorodon und Chilodon stark positiv einaxig doppelbrechend sind, schwächer da- gegen der Schlundapparat von Dileptus und Trachelius (Engel- mann 516, p. 440 Anm.). Physiologische Bedeutung des Schlundapparats. Nachdem im Vorstehenden ausreichend dargelegt wurde, dass das Organ kein Schlund im engeren Sinne ist, fragt es sich, welebe physiologische Bedeutung ihm zukommt. Wir müssen dabei natürlich auch die Nahrungsaufnahme einiger- maassen berücksichtigen, da die Function mit dieser zweifellos verknüpft ist. Die feineren Stäbchengebilde kleinerer Enchelinen wurden mehrfach mit den später zu schildernden Triechoeysten verglichen, resp. direet als solche angesprochen. Bei Didinium nasutum erklärte sie Balbiani für Trichocysten, welche auf die ein- zufangende Beute geschleudert würden. Dass sie jedoch nach Art der Trichocysten aus- schnellten, wird nicht hervorgehoben: Balbiani scheint vielmehr bestimmt anzunehmen, dass sie unverändert hervorgeschossen würden. Aber selbst dieses halte ich für bestätigungs- bedürftig, trotz der bestimmten Angabe des vorzüglichen Beobachters. Die Nahrung der Didinien bestand vorzugsweise in Paramaecium Aurelia und die betreffende Abbildung zeigt denn auch den Fang eines solchen (58, 3c). Im Umkreis des Paramaeciums sind in der That zahlreiche trichocystenartige Gebilde zu bemerken, welche aber wahrscheinlicher von dem Opfer als von dem Didinium herzurühren scheinen. Dazu gesellt sich, dass Schewiakoff bei der Untersuchung des so ähnlichen Didinium Balbianii nie einen solchen Gebrauch der Stäbchen beobachtete; auch sonst ein Ausschleudern der Schlundstäbchen nirgends beobachtet wurde. Maupas vermuthete für die Schlundstäbchen der Lacrymaria coronata gleichfalls eine trichocystenartige Function, ohne jedoch eine bestätigende Beobachtung aufführen zu können. Mir scheint, wie gesagt, eine trichocystenartige Funetionirung der Reusenstäbehen unwahrscheinlich, womit aber ihre eventuelle morphologische Beziehung zu Trichocysten nicht geleugnet werden soll. In ihrer Er- scheinung und ihrem sonstigen Verhalten haben beide manche Aehnlich- keiten; auch kommen nicht selten Trichocysten vor, welche nicht zum Ausschnellen zu bringen sind. Bei der Beurtheilung der Function des Sehlundapparats ist zu berücksichtigen, dass er speciell denjenigen Ciliaten zukommt, welche relativ ansehnliche Nahrungskörper verschlingen, ohne andere Ein- richtungen zur Nahrungsaufnahmne zu besitzen. Es ist daher apriori 1370 Giliata. wahrscheinlich, dass der Apparat bei der Bewältigung der Nahrung eine Rolle spielt, entweder als blosses Stütz- oder als eine Art Schlingorgan, resp. in beiden Richtungen gleichzeitig. Dass das Organ als Stütze des Mundes und Schlundes functionirt, scheint zweifellos aus seinem Verhalten hervorzugehen. Schon lange hat man bei Prorodon, Nassula, Chilodon, Dysteria u. A. beobachtet, dass der Schlundapparat beweg- lich ist, d. h. bald etwas tiefer ins Körperinnere eingezogen, unter gleich- zeitiger grubenförmiger Vertiefung der Mundregion, bald dagegen be- trächtlich vorgestossen wird, wobei sich die Mundregion zitzenförmig erhebt. Eine solche Erhebung der Mundregion wird z. B. beiProrodon sehr gewöhnlich angegeben, kann jedoch beim Zurücktreten des Schlund- apparats gänzlich schwinden. Es scheint nicht ganz unmöglich, dass der Mundzapfen der Laerymarien und Cyelodinien z. Th. gleichfalls durch den Schlundapparat bedingt wird, gewissermaassen auf einem permanent vorgestossenen Zustand desselben beruht. Bei gewissen Lacry- marien ist der Kopfzapfen noch retraetil, bei der Untergattung Lagynus soll er ganz fehlen. Bei Trachelocerca (57, 10e) finden sich nach Eintz an Stelle des Zapfens 4 lippenartige Gebilde um die Mundöffnung, mit denen häufig noch 4 kleinere alterniren; sämmtliche 8 Zäpfchen können sich zu einem konischen Spitzchen zusammenlegen, aber auch ganz eingezogen werden. Auch Lieberkühn bildet eine Lacrymaria des süssen Wassers mit 2—3 lippenartigen Zapfen ab (uned.). Diese Bildungen dürften sicher dem Mundzapfen der übrigen Laerymarien entsprechen; ihre 4—8zahl erinnert an die ähnlichen Zahlenverhältnisse der Sehlund- stäbchen. Vielleicht ist jede Lippe das Produet eines Stäbchens. Die Vorstossung des Reusenapparats bezweckt wohl sicher, den- selben der Beute zu nähern, resp. den geöffneten Mund über die Nahrung zu treiben. Von dem Apparat selbst können diese Bewegungen nicht wohl hervorgerufen werden, sie müssen vielmehr durch Contractionen des umgebenden Plasmas entstehen. Bestimmtes ist jedoch hierüber nicht bekannt. — Entz neigt wenigstens für einen Theil der Enchelinen der Annahme zu, dass die Schlundstäbehen contractil seien und den Mund über die Beute herüberzögen. Die Anordnung der Stäbe lässt Jedoch schwierig begreifen, wie dies zu Stande kommen soll. Für wahr- scheinlicher erachte ich, wie gesagt, die Stützfunetion. Bei dem heftigen Andrängen des Mundes gegen die Nahrung wird der Schlundapparat eine Stütze der Mundregion bilden und ein Zurückweichen derselben verhüten. Gleichzeitig wird aber das distale Ende des vorgestossenen Apparates auch erweitert, indem die Stäbchen bei der Erweiterung des Mundes etwas auseinander gespreitzt werden. Dass sich die Stäbehenenden bei der Ergreifung der Nahrung mit häkchenartig eingekrümmten Oralenden betheiligten, wie es Stein für Chilodon angibt, halte ich für recht unwahrscheinlich. Das, was er als Häkchen deutete, dürfte sicher nur die Flächenansicht (Querschnitt) der Oralenden der Stäbehen sein. Ist die Nahrung in den Schlund ein- Reusenapparat (Function). Mundbewimperung (Euchelina). 1571 getreten, was hauptsächlich die andrängenden Schwimmbewegungen der Tiere bewirken werden, dann wird der Schlundapparat zu ihrer Weiter- beförderung beitragen. Der Mund schliesst sich und die Oralenden der Stäbeben neigen sich über dem Nahrungskörper zusammen (Ehrenberg, Stein, für Nassula und Chilodon). Letzteres muss durch eine Con- traction des Schlundplasmas, resp. auch des die Stäbehen unmittelbar umgebenden Plasmas geschehen. Schreitet diese Contraction allmäblich von vorn nach hinten fort, so wird der Nahrungskörper immer tiefer ins Innere geschoben werden und schliesslich am Ende des Schlundapparats in das eigentliche Entoplasma treten. Dass bei einem solehen Vorgang contraetile ringförmige Bänder um den Oraltheil des Apparats, wie wir sie für Nassula aurea wahrscheinlich machten, sehr vortheilhaft er- scheinen, leuchtet ein. Wir gelangen so zum Ergebniss, dass das Organ wohl vorzugs- weise ein Stützapparat ist, welcher gleichzeitig die Nahrungskörper in das Körperinnere leitet und den Contractionen, welche die Eintreibung der Nahrungskörper bewirken, Angriffspuncte bietet. b. Besondere Differenzirungen der Wimpergebilde am Mund zur Beförderung der Nahrungsaufnahme. Sowohl bei der Schilderung der allgemeinen Morphologie wie in späteren Abschnitten wurde schon Vieles über hierbergehörige Einrichtungen mitgetheilt. Die adorale Zone der Spirotrichen haben wir in ihrem Verlauf, wie hin- sichtlich ihrer Elemente sehon betrachtet, so dass zur Vervollständigung wenig nachzutragen ist. Ebenso wurde der undulirenden Membranen, welche so häufig am Mund und im Schlund auftreten, genauer gedacht und die Morphologie des Peristoms, soweit nöthig, geschildert. An dieser Stelle bleibt namentlich die Aufgabe, diese Einrichtungen hinsichtlich ihrer allmäblichen Ausbildung, noch etwas genauer zu studiren und ihre speciellen Beziehungen zu Mund und Seblund, sowie ihre Function eingehender zu erörtern. Auch konnte früher das Detail der Peristombewimperung, welche manchmal vecht complieirt ist, nicht im Einzelnen geschildert werden, was also gleichfalls nachzuholen ist. — Schon bei sehr einfachen Enchelinen tritt eine Differenzirung der Be- wimperung in der nächsten Umgebung des Mundes hervor. Bei Prorodon und Holophrya wird die Mundöffnung von einem kreisförmigen Feld klei- ner, sehr dicht gestellter Cilien umgeben (Schewiakoff). Bei den Lacry- marien lernten wir den Gürtel längerer und sehr dichtgestellter Cilien, in geringer Entfernung hinter der Mundöffnung schon früher kennen und be- merkten die Neigung zur Membranellenbildung in demselben. Derselbe Gürtel kehrte bei den Cyelodinen wieder mit theilweise noch deutlicherer Membranellen- oder Cirrenbildung; bei letzteren tritt die Beziehung zur Nahrungsaufnahme hinter der Bewegungsfunction mehr zurück, was schon die ansehnlichere Entfernung von der Mundöffnung erweist. Auch der Cirrenkranz, welcher die Mundöffnung der Colepinen umgibt (s. p. 1528), gehört hierher. 1372 Oiliata. Entsprechende Verhältnisse kehren unter den Trachelinen wieder. Speciell bei den mit langspaltförmigem Mund versehenen Lionoten zieht eine Reihe stärkerer Cilien, oder eirrenartiger Gebilde auf der Rüsselkante längs dem Mundspalt hin (Wrzesniowski, Entz, Maupas), die sog. „Mähne‘“ (Dujardin) bildend (Tf. 59). Bei den meisten Lionoten sind die Wimpergebilde der Mähne wenig oder nicht grösser wie die Körper- cilien, unterscheiden sich von diesen jedoch dadurch, dass sie gewöhnlich nicht als Bewegungsorgane zu functioniren scheinen, oder sich doch lang- samer bewegen wie die Körpereilien (Wrzesniowski), sowie durch ihre Haltung; sie sind nämlich meist deutlich nach vorn gekrümmt. Zuweilen (Lionotus grandis Entz) werden sie beträchtlich dieker und länger wie die Körpereilien, also deutlich eirrenartig. Jedenfalls zieht die sog. Mähne nur an der einen Seite des Mundspalts hin und zwar direct auf der Rüsselkante, während der Mundspalt, dieser parallel, jedoch etwas Jinksseitig (d. h. dorsal nach der gewöhnlichen Auffassung der früheren Beobachter) liegt (Bütschli und Schewiak.). Nach Entz’ Beobachtungen an Lionotus grandis soll die Mähne das Wasser an der küssel- kante nach vorn treiben, also wohl auch Nahrungskörper in dieser Rich- tung befördern; ferner auch bei Axendrehungen des Infusors mitwirken. Bei Dileptus (s. Fig. 19 p. 1364) finden wir ähnliche, aber wohl primitivere Verhältnisse. Jederseits längs des mässig breiten Tricho- cystenstreifs (tr) der ventralen Rüsselkante verläuft ein schmales, sehr dieht bewimpertes Band (z); beide Bänder vereinigen sich, indem sie das Mundfeld hinten umziehen. Die Cilien des Bands (Mähnen) sind sicher nicht länger wie diejenigen des Körpers. Das Band selbst ist deutlich, aber sehr fein quergestreift, wahrscheinlich der Ausdruck der Cilienanordnung. Wrzesniowski (1870) sah nur das rechte Band und sein Herumgreifen um den Mund. Das Verhalten von Dileptus scheint einerseits zu beweisen, dass die einreihige Mähne von Lionotus einen Reductionszustand repräsentirt, entstanden mit dem Verlust der Körper- bewimperung der linken Seite; fernerhin bietet es jedoch eine weitere Bestätigung unserer Annahme der ehemaligen Ausdehnung des Mundes bis zur Rüsselspitze. Vermuthlich besitzt auch Trachelius eine ähnliche Mähne wie Dileptus. Wie sich Amphileptus in dieser Beziehung verhält, ist gleichfalls nicht sicher bekannt; dass aber auch hier die Mähne dichter gestellter, wenngleich nicht längerer Cilien existirt, geht aus Entz’ Zeichnung (59, 2a), sowie aus ihrem Vorkommen bei der sogen. Acineria nach Maupas hervor. Bei letzterer soll sie einreihig sein und auf der rechten Seite des Mund- spalts hinziehen, wie bei Lionotus. Die Maupas’sche Acineria ist wohl sicher mit Amphileptus zu vereinigen. Die sogen. adorale Zone der Chlamydodonta scheint bestimmt nach einem anderen Prineip gebaut und daher auch anders entstanden zu sein wie die Mundbewimperung der Enchelinen und Trache- linen. Bei Nassula entdeckte sie Stein (1859, p. 112), später schilderte sie Entz genauer. Die folgende Darstellung gründet sich auf eigene, gemeinsam mit Schewiakoff angestellte Beobachtungen (s. p. 1373, Fig. 21). Die Zone besteht bei N. elegans und aurea aus ziemlich dieken, deutlich eirrenartigen Gebilden, welche nament- Mundbewimperung (Trachelina, Chlamydodonta). 1373 lich bei der erstgenannten Art die Körpereilien beträchtlich über- ragen und daher am linken Körperrand leicht auffallen. Die Zone be- sinnt am Mund, dessen Hinterrand sie, wie schon Entz beobachtete, umzieht, um nach vorn umbiegend, auch noch seinen rechten Rand zu umgreifen. Eine Einsenkung der Zone in die Vorhöhle oder den Mund liess sich jedoch nicht wahrnehmen. Vom Mund zieht sie quer oder ein wenig schief nach vorn gerichtet nach der linken Seite, folgt jedoch nicht der Umbiegungslinie der Körperstreifen zwischen Mund und vorderem Pol, sondern liegt weit davon ab in der bekannten Einziehung der linken Körperseite. — Die Zone setzt über die ganze linke Körperseite fort, tritt dann auf den Rücken, um dorsal nach rechts bis etwa gegenüber dem Mund zu ziehen, ja bei Nassula elegans erreicht sie beinahe die rechte Körperseite, Die grossen Cirren der Zone letzterer Art stehen in ziemlich ansehnlichen Zwischenräumen, indem nicht sämmtliche Körperstreifen im Bereich der Zone eine Cirre bilden; die Gesammtzahl der Cirren bleibt daher klein (ca. 18). Die Cirren der N. aurea, welche nicht länger, eher kürzer sind wie die Körpereilien, stehen viel zahlreicher und gedrängter, indem jede Cilienreihe eine (irre bildet. Schon Engelmann (1861 uned.) erkannte den Verlauf der Zone bei N. aurea wenigstens auf der Ventralseite gut: ebenso ihre Bildung durch Cirren. Entz schilderte die ado- rale Zone von Nassula hesperidea und der übrigen Arten als eine dicht gedrängte Reihe feiner Cilien, welche „wie die Strahlen einer Federfahne ein zusammenhängendes Band bilden“. Nach dem Mitgetheilten trillt diese Schilderung wenig zu; die Cirren sind stets deutlich gesondert und z. Th. sogar recht weit getrennt. Ebensowenig entspricht der Verlauf der Zone den Angaben von Entz. zum vorderen Pol aufsteigen, also der Umbiegungslinie der Körperstreifen folgen, was sicher unrichtig ist. Erklärung von Fig. 21. NassulaelesansE. von der Bauchseite; ra der Stäbchen- apparat; zdiesog.adoraleZone, aus anschnlichen Cirren be- stehend. Die Körperstreifung der Bauchseite ist eingezeich- net, weshalb deutlich sichtbar, Nach diesen soll sie schief Eine adorale Zone wurde auch bei Chilodon und Onycehodactylus beobachtet. Bei ersterer Gattung (60, 8a, az) entdeckte sie Stein (1859); dass die Zone nicht der Zu- sammenstossungslinie der Streifen zwischen Mund und Vorderende folst. bei letzterer (61, 6a, az) Entz (1884). Dies lässt vermuthen, dass die Zone unter den Chlamydodonta weiter ver- breitet, möglicherweise sogar ein allgemeines Vorkommen ist. Beide Forscher lassen die Zone vom Mund längs der Umbiegungslinie der Körperstreifen zur Rüsselspitze ziehen. Es wurde schon für Nassula gezeigt, dass die Zone nicht diesen Verlauf nimmt, vielmehr nahezu quer nach der Einziehung der linken Seite läuft. Wahrscheinlich wird dies auch bei Chilodon und Onycehodactylus zutreffen. Diese Vermuthung wird durch Stokes’ (718) Beschreibung eines Chilodon Megalotrochae unterstützt, dessen Zone wie bei Nassula verläuft; 1374 Ciliata. auch Maupas schilderte einen Chilodon dubius mit einer links vom Mund gelegenen „undulirenden Lippe“, welche wohl zweifellos die Zone ist*). Während die Zone von Chilodon nach Stein aus dichter gestellten, jedoch nicht längeren Cilien besteht, wird die von Onychodaetylus nach Entz von den längsten und dieksten Cilien gebildet. Wahrschein- lich handelt es sich aber bei beiden Gattungen um eirrenartige Gebilde wie bei Nassula. Die Frage, ob die Zone der Chlamydodonta der Mähne der Trachelinen und der adoralen Zone der Spirotricha entspreche (Entz), müssen wir bei dem heutigen Stand unserer Kenntnisse verneinen. Die Spirotrichenzone zieht stets zur vorderen Körperspitze und ent- spricht in dieser Hinsicht der Mähne der Trachelinen, wie der undu- lirenden Membran der Pleuroneminen, mit welchen sie auch morpho- logisch verglichen werden darf. Nichts in der Zone der Spirotricha deutet darauf hin, dass sie je einen ähnlichen Verlauf wie die der Chlamy- dodonta genommen habe. Bei zwei weiteren Holotrichen treten Wimperdifferenzirungen auf, welche an die Zone der Chlamydodonta erinnern und deshalb an dieser Stelle erwähnt werden. Grosse Uebereinstimmung mit der Zone gewisser Nassulaarten scheint die des eigenthümlichen, aber ungenügend studirten Loxocephalus Eberh. zu besitzen. Lieberkühn, welcher den L. granulosus Knt. schon 1855 auf seinen Tafeln abbildete (64, 4b), bemerkte wie später Eberhard (1862) und Kent nur die randlichen Cirren der Zone, welche die genannten Beobachter als ein bis zwei Borsten beschrieben. Erst Stokes erkannte (64, 4a), dass eine Zone stärkerer oder längerer Cirren vom Mund über die rechte Seite und ein wenig schief nach hinten bis auf den Rücken zieht. Später beschrieb derselbe Beobachter noch eine zweite Art, deren Zone nahezu äquatorial verlaufen soll, wäbrend sie bei der ersten sammt dem Mund dem Vorder- ende nahe liegt. Die Zone von Loxocephalus soll nicht eigentlich Nahrungskörper zum Mund führen, vielmehr den durch die vorderen rech- ten Körpercilien erzeugten, nach hinten gerichteten Strom dem Munde zu- leiten. Wie gesagt erinnert die Loxocephaluszone auffallend an die von Nassula, unterscheidet sich jedoch, wenn Stokes’ Beschreibung cor- reet ist, sehr wesentlich von letzterer, da sie gerade nach der entgegen- gesetzten Seite zieht. Auch die zonale Wimperdifferenzirung, welche Stein (1859) bei seiner Gattung Perispira entdeckte, ist hierher zu rechnen. Bei dieser, mit Holophrya nahe verwandten Form zieht ein Wulst, weleher mit ebenso *) Es scheint mir dies jedoch wieder etwas zweifelhaft, da ich seitdem in Engel- mann's Skizzen eine Form kennen lernte (Gastronauta n. g. Engelm.), die möglicherweise mit Chilod. dubius Maup. identisch ist. Nach Engelmann trägt dieselbe auf der bewimperten Ventralseite an ähnlicher Stelle, wo hei Oh. dubius die sog. Lippe steht, eine lange, etwas schief quergestellte bewegliche Klappe. Leider wurde die Mundöffnung nicht beobachtet, doch unter der Klappe vermuthet. Mundbewimperung (Loxocephalus, Perispira, Pleuronemina). 1375 feinen Wimpern bekleidet ist, wie der übrige Körper, schraubig vom Mund bis zum Hinterende. Sein Oralende umzieht den terminalen Mund in weitem Bogen. Kent publieirte später Carter’s Abbildung einer ähn- lichen Form, auf welcher die Zone etwa nur bis zum Beginn des hinteren Körperdritttheils reicht und längere Cilien trägt wie der übrige Körper. Stokes endlich beschrieb eine Perispira strophosoma, deren Zone nur den „vorderen Körpertheil‘“ durchziehen soll. Die hochentwickelten Bewegungsorgane des Peristoms nnd Munds der Pleuronemina sind wahrscheinlich von Verhältnissen entsprungen, wie sie bei den Trachelinen bestehen. Es wurde schon öfter betont, dass das meist sehr lange und schmale Peristom dieser Formen der Um- fassungsregion eines langen Mundspalts entspricht, weleher sich bei Lem- badion noch erhielt. Aus der jenen Mundspalt jederseits begleitenden Cirrenzone leiten sich die beiden undulirenden Membranen her, welche bei Lembadion und wahrscheinlich auch Lembus die beiden Peristom- ränder säumen (64, 5, 10). Bei jenen Gattungen werden diese Mem- branen relativ sekr hoch, von hinten nach vorn an Höhe anwachsend. Bei Lembus sind beide etwa gleich hoch; bei Lembadion ist die linke viel höher wie die rechte, so dass sie niedergelegt die breite Peristom- höhle völlig bedeckt. Die Membranen hängen weder vorn noch hinten zusammen; vorm werden sie durch die ganze Peristombreite getrennt; hinten, wo das Peristom zugespitzt ausläuft, treten ihre Hinterenden nahe zusammen, ohne sich jedoch zu verbinden. Schon früher wurde mitge- thbeilt, dass bei Lembadion noch eine dritte, niedrigste Membran vor- kommt, welche im Peristom, etwa mitten zwischen dem Mundspalt und der rechten Membran verläuft (eom). Bezüglich der rechten Membran von Lembus sind Zweifel berechtigt. Nach Analogie mit Lembadion und Pleuronema müssen wir nämlich die deutliche zweifellose Membran von Lembus als die linke ansprechen, obgleich sich die Beobachter über die Stellung der Mem- branen gewöhnlich recht unklar aussprechen. Cohn -hielt die rechte Membran für eine Reihe grösserer Cilien, theilt jedoch mit, dass auf jeder Seite der linken Membran eine Reihe solcher Cilien stehe. Für ihre Oiliennatur erklärte sich auch Kent, ohne jedoch scharf anzugeben, auf welcher Seite der Membran diese Cilienreihe stehe. Fabre erwähnt die rechte Membran gar nicht, ebenso Quennerstedt bei L. pusillus. Letzterer Forscher erklärte sie bei L. elongatus für eine undulirende Membran, während Rees bald eine, bald zwei sogen. Pseudomembranen beobachtete. Da sich bei Pleuronema und Oyclidium an Stelle der rechten Membran von Lembadion eine Reihe ansehnlicher Cirren findet, so ist möglich, dass die Auffassung der ersterwähnten Beobachter richtiger ist wie die Quennerstedt’s. Wir erinnern übrigens an das früher (p. 1343) über die sehr verschiedene Deutung der Mem- branen von Lembus und anderer Pleuroneminen Bemerkte. Bei den übrigen Pleuroneminen, speciell Pleuronema und Cyelidium (64, 6 und 8) ist allein die ansehnliche linke Membran ent- wickelt, welche im ausgestreckten Zustand meist so hoch wird wie die dorsoventrale Breite des Thieres. Sie entspringt vorn niedrig und wächst allmählich zur angegebenen Höhe an, endigt aber hinten nieht am Ende des linken Peristomrandes, sondern zieht um den Mund herum und am reehten Peristomrand wieder bis etwa !/, oder !/, seiner Länge 1576 Giliata. empor. Die orale Partie der Membran bildet demnach einen nach vom weit geöffneten Beutel, ins welchen die feinen Nahrungskörper ge- schleudert und direet zu dem in seinem Grunde liegenden Mund geleitet werden. Eine besondere rechte Membran fehlt nach den Beobachtungen von Schewiakoff und mir, obgleich sie Stein für Pleuronema und eine Cyelidiumart angab. Der rechte Peristomrand wird von einer Reihe kräftiger, in der Ruhe nach hinten gerichteter Cilien (oder Cirren) gesäumt, welche z. Th. mit ihren hinteren freien Enden in den Beutel hineinragen und die Nahrungskörper in letzteren schleudern. Wie ge- sagt, scheinen mir die rechtsseitigen Organe distinete Cirren, nicht etwa Falten einer Membran zu sein. Auch Fabre-Domergue beschrieb die Verhältnisse bei Pleuronema schon wesentlich ebenso. Mir scheint, dass das Herübergreifen der contractilen Membran auf den rechten Rand des Peristoms so aufzufassen ist, dass ein Theil der rechten Membran von Lembadion mit der linken hinten verwuchs, wodurch der Beutei gebildet wurde, während an dem davor ge- legenen Theil des rechten Peristomrandes die Membranbildung unterblieb und freie Cirren sieh erhielten. Die Membran von Pleuronema und Öyclidium entspräche demnach nicht senau der linken von Lembadion und Lembus, wenn wir sie auch der Kürze wegen als solche bezeichneten. Nach Kent (601) soll die Membran beider Gattungen am rechten Peristomrand ebenso weit nach vorn aufsteigen wie am linken; sie hätte also die Beschaffenheit eines nur ganz vorn geöffneten, tiefen Beutels. Die gleiche Bildung beschrieb Phillips bei seiner mit Pleuronema nahe verwandten Calyptotricha, während Kellicott bei letzterer eine halbmondförmige, nicht sackartige Membran angibt. Für Pleuronema und Oyelidium ınuss ich Kent’s Angaben widersprechen. Dennoch mag eine derartige Sackbildung der Mem- bran bei verwandten Formen vorkommen. Ein kleines hierher gehöriges Infusor mit ganz kurzem auf das Vorderende beschränktem Peristom, scheint diese Membranbildung zu zeigen (Schewiakoff). Diese Pleuronemine scheint den von Cohn beschriebenen marinen Ana- phrys und Colpoda pigerrima zunächst verwandt zu sein. Ehrenberg und Dujardin hielten die Membran der Pleuroneminen für grosse Mundwimpern; auch Olaparede und Lachmann deuteten ihren freien Rand, im Verein mit dem optischen Längsschnitt des hinteren sackförmigen Theils noch als eine grosse Borste, welche aus dem Mund weit heryorstehe. Erst Stein (1859 und 335) erkannte ihre wahre Natur. Die linke Membran von Lembus ist auf Lieberkühn’s Tafeln schon gut abgebildet. Recht schwierig ist das morphologische Verständniss der Mund- und Schlundmembranen der Chilifera und Microthoracinen, obgleich die Beziehungen beider Unterfamilien zu den Pleuroneminen sicherlich recht nahe sind. Speeiell die Mierothoracina schliessen sich wohl innig den Pleuroneminen an. Eine genaue Untersuchung von Cineto- chilum ergab, dass an den beiderseitigen Mundrändern je eine kleine Membran steht (64, 12). Die rechte Membran ist die ansehnlichere und und in der Ruhe mit ihrem freien hinteren Eude bogenförmig um den hinteren Mundrand nach links gekrümmt. Häufig wird dieser einge- krümmte Theil nach hinten in die Peristomrinne herausgeschlagen. Ueber die Membrannatur des linken kleineren Gebildes bleiben gewisse Zweifel, d. h. es könnte möglicherweise auch ein dichtes Cilienbüschel sein. Die ansehnliche rechte Membran der Microthoracinen fiel den Beobachtern früh- zeitig auf. Perty entdeckte ,‚die vibrirende Klappe“ bei Cinetochilum, glaubte manch- Peristom- und Mundbewimperung (Pleuroneminen, Paramaecinen). 1377 mal sogar zwei zu sehen; Stein, Engelmann, Wrzesniowski gedenken derselben bei Cinetochilum und Microthorax allein. Dagegen beschrieb schon Clapar&de bei ersterer Gattung zwei Lippen und Fabre neuerdings das Gleiche bei seinem Microthorax Auricula. Der Besitz zweier Membranen am Mundrand ist auch für die von uns als Chilifera zusammengefassten Paramaecinen im Allge- meinen charakteristisch; doch gestattete die Kleinheit vieler Formen eine scharfe Untersuchung nicht immer, so dass mehrfach nur eine einzige be- merkt wurde. Letzteres scheint zum Theil wirklich der Fall zu sein. Wenn der Schlund sehr wenig entwickelt ist, stehen die Membranen am Mund- rand; vertieft sich der Schlund aber, so wachsen sie in ihn hinein und reichen dann gewöhnlich beide oder nur eine bis zu seinem Grunde. Das erstere treffen wir bei gewissen Glaucomen, Colpidium, Fron- tonia und Uronema. Die linke Membran beschränkt sich hier auf den Mundrand und dehnt sich entweder nur linkerseits aus (Frontonia, Uronema, T. 62, Fig. 3c um) oder greift um den vorderen Mund- rand herüber, und zieht am ganzen rechten Mundrand nach hinten (Glaueomaseintillans, pyriformis, Colpidium Colpoda, IL 62, 5a, 6b). In letzterem Fall verdiente sie also richtiger die Bezeichnung vor- dere oder perorale Membran. Die sog. rechte Membran (rL) von Glaucoma und Colpidium nimmt überhanpt keinen Antheil an der Bildung des Mund- randes; sie entspringt vielmehr längs der Dorsallinie des kurzen grubenför- migen Schlundes, bis zu dessen Grunde sie fortsetzt. Ihr distales Ende schaut häufig als mehr oder weniger dreieckiges Läppchen aus der Mundöffnung hervor; am deutlichsten und längsten bei Glaucoma pyriformis. Sie verdiente daher richtiger den Namen dorsale oder endorale Membran. Bei Frontonia konnten Schewiakoff und ich eine rechte Membran nicht finden, wogegen sie Stein und Maupas beobachtet haben wollen. Einstweilen ist eine sichere Vergleichung dieser beiden Membranen mit denen der Pleuroneminen kaum durchzuführen. Die sogen. rechte oder endorale Membran genannter Paramaecinen scheint nicht der rechten der Pleuroneminen vergleichbar zu sein, eher der endoralen von Lembadion, da die Ausdehnung der sog. linken oder peroralen Membran um fast den ganzen Mundrand zu beweisen scheint, dass sie die Elemente beider Randmem- branen der Pleuroneminen in sich schliesst. Schon früher (p. 1233 Anm.) wurde darauf auf- merksam gemacht, dass die vorhin, bei der Schilderung der Membranen beobachtete Orienti- rung der Pleuroneminen möglicherweise, ja sogar wahrscheinlich, unrichtig ist; dass vielmehr das sog. Hinterende eigentlich dem Vorderende der Verwandten, speciell der Para- maecinen entspricht. Dies folgt aus der Anordnung der Körperstreifen auf der Ventralseite von Lembadion (64, 5a); die beiderseitigen Streifen biegen nämlich hinter dem Peristom, resp. dem Mund, in einander über, wie bei den Verwandten zwischen dem Vorderende und dem Mund. Örientiren wir die Pleuroneminen dementsprechend, so wird ihre grosse Mem- bran zu einer rechten und greift dann interessanter Weise um den vorderen Rand der Mund- öffnung, resp. des Peristoms, herum, ganz ähnlich wie die sog. perorale Membran der Glau- coma etc., welcher sie jedenfalls entsprechen würde. Da die Frage nach der Orientirung der Pleuroneminen noch nicht sicher gelöst ist, wurde die seither gebräuchliche oben beibehalten, ohne dieselbe als die richtige anzuerkennen. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei einer Glaucomaart, welche Schewiakoff und ich untersuchten; sie scheint bis jetzt nicht genauer beschrieben zu sein und ist jedenfalls identisch mit der 1876 Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 87 1378 Oiliata. von mir als Gl. seintillans bezeichneten Form. Ihr Schlund ist viel tiefer und länger und in ganzer Ausdehnung von zwei Membranen durchzogen. Die eine derselben zieht ziemlich der linken Seite entlang und breitet sich mit ihrem distalen Theil an einem kleinen Theil des linken Mundrandes aus; die andere Membran läuft rechts und etwas dorsal im Schlunde herab und nimmt keinen Theil an der Bildung des Mundrandes. Einst- weilen glaube ich, dass die ersterwähnte Membran der linken oder peroralen, die zweite der rechten oder endoralen entsprechen dürfte. Die letztbeschriebenen Verhältnisse leiten direct zu den Einrich- tungen der übrigen Paramaecina über, deren Membranen, soweit be- kannt, an der Bildung des Mundrandes nieht mehr Theil nehmen. Nicht ganz klar ist die Sachlage bei Leucophrys, wo schon Ehrenberg eine Lippe beobachtete. Stein beschrieb sie später als eine „quere bandförmige, klappen- oder zungenartige Membran, rechterseits am Grunde des kurz sackförmigen Schlunds, wozu sich linkerseits noch ein schwin- gendes Läppchen geselle, das öfters wie ein kleiner Wimperschopf erscheine. Maupas bemerkte, dass die beiden Lippen denen von Glau- coma pyriformis gleichen, aber viel kräftiger sind. Es wäre also möglich, dass Leucophrys mehr mit den ersterwähnten Formen überein- stimmt, was auch mit ihrem übrigen, primitiven Bau besser harmonirte. Bei Colpoda Cueullus (62, 7d) wurde bis jetzt nur eine au der Dorsalseite des Schlunds herabziehende Membran erkannt, welche man wie die ähnlich verlaufende der Verwandten für die endorale halten möchte. Maupas blieb zweifelhaft, ob eine Membran oder eine Membra- nellenreihe vorliegt, ein Zweifel, welcher auch für das entsprechende Organ der folgenden Paramaecinen berechtigt erscheint. Mag dies sein, wie es will, so entspricht doch das Ganze jedenfalls einer der Membranen der erstbeschriebenen. Damit homolog ist sicher der bei Colpoda Steinii aus der Mundöffnung vorspringende angebliche Wimperbüschel oder die sog. Lippe („appendice de forıme subulde Maupas). Ansehnliches Vorspringen aus dem Mund fanden wir auch schon bei der endoralen Membran gewisser Glaucomen. Eine dorsale, kurze Membran im Grunde des Schlunds von Ophryo- glena beschrieb zuerst Lieberkühn 1856 (T. 61, 11a); ihm schloss sich Stein (1867, Panophrys) an, bemerkte auch wie Lieberkühn und Clap.-Lachm., dass die Cilien um den Mund etwas stärker sind. Endlieh reiht sich hier Paramaecium an, wo zuerst Maupas die den ganzen Schlund längs der Dorsallinie durchziehende Membran beob- achtete, welche Schewiakoff bestätigte (63, 1f). Der freie Membran- rand scheint stets eiliär zerfasert zu sein*). Dass daneben noch eine „weite Membran oder Cilienreihe vorhanden ist, halte ich für mög- ") Entz 1888 (Nr. 836 p. 331) wiederholt die früher gewöhnlich gemachte Angabe, dass „die ganze Oberfläche“ des Schlunds der Paramaecinen mit Cilien bekleidet sei. Dies trilft jedenfalls hier ebensowenig zu. wie bei Climacostomum und den Stentoren, für welche dasselbe bemerkt wird. Schlundbewimperung (Paramaecina, Heterotricha). 1379 lich, da der in mancher Hinsicht ähnliche Schlund von Urocentrum (64, 15) gegenüber der dorsalen und etwas linksseitigen Membran, noch eine zweite, mehr ventrale und rechtsseitige, viel niedrigere besitzt, welche möglicherweise auch eine Reihe dichtgedrängter Cilien sein könnte (Sche- wiak.). Die Verhältnisse bei den übrigen Gattungen der Paramaecinen sind nicht genügend erforscht, um hier specieller berücksichtigt zu werden. Da wir in der adoralen Zone der Spirotrichen den Reprä- sentanten einer linken Membran erblieken, so ist nicht erstaunlich, dass die Zone ganz allgemein in den Schlund fortsetzt und gewöhnlich bis an dessen inneres Ende reicht. Bei den Heterotrichen und Hypo- trichen ist auch die undulirende Membran längs des rechten Peristom- rands sehr verbreitet, erreicht jedoch das Vorderende gewöhnlich nicht. Sie setzt sich stets in den Schlund fort; doch wurde ihre Befesti- gung im Schlund der Heterotricha noch nicht genauer ermittelt. Die Bezeichnung präorale Membran, welche ihr bei den Hypotricha gegcben wurde, mag bis auf Weiteres auch für die Heterotrichen gelten. Die feineren morphologischen Beziehungen dieser und anderer Membranen sind noch nicht genügend durchgearbeitet, um mit consequen- teren Benennungen vorzugehen. Die Schlundfortsetzung der adoralen Zone der Heterotricha zieht bei den Plagiotomina (Nyctotherus, Plagiotoma, Metopus, wahrscheinlich auch Conchophthirus) geradlinig und dorsal bis ans Schlundende; erinnert daher lebhaft an die dorsale Sehlund- membran der Paramaecina. Für Bursaria gilt sicher das Gleiche. Bei den übrigen Plagiotominen (Blepharisma, Spirostomum) und den Stentorinen setzt die Zone ihren schraubigen Verlauf durch den Schlund fort, ohne dass die Zahl der Umgänge im Schlund sicher bekannt wäre. Zweifelhaft ist Climacostomum, doch zeichnet Engel- mann auf seinen Skizzen von 1861 Cilien durch den ganzen Schlund (uned.). Diese Erscheinung kann nur durch selbstständiges Weiterwachsen des Oralendes der Zone entstanden sein, was wieder darauf hinweist, dass der Schlund eine Einwachsung, nicht eine Einstülpung ist. Wie schon früher bemerkt wurde, setzen sich nach Möbius (832) bei Follieulina beide Enden der Zone bis zum Mund durch den eng trichterförmigen Oraltheil der Peristom - höhle schraubig fort. Letzterer entspricht daher auch wohl dem Schlund der erstbesprochnen Heterotrichen.. wenigstens soweit derselbe von der Zone durchzogen wird. Die Möglichkeit, dass beide Enden der Zone den Mund erreichen, wurde oben (p. 1239) bezweifelt, da sie sich dabei kreuzen müssten. Weitere Ueberlegung und Möbius’ ausführliche Arbeit ergaben, dass dies auch ohne Kreuzung möglich ist, d. b. dann, wenn («das aborale Ende der Zone in dem Peristomtrichter den entgegengesetzten Schraubenverlauf nimmt wie das orale. So stellt es Möbius denn auch dar. Berücksichtigen wir,-dass Lieberkühn (1855 uned. s. T, 69, 3b) und Stein nur die Fortsetzung des oralen Endes fanden und dass die Umkehr des Verlaufs des aboralen Endes beim Eintritt in den Peristomtrichter recht seltsam erscheint, so dürften einige Zweifel rücksichtlich der Möbius’schen Darstellung doch noch berechtigt erscheinen. Die präorale Membran ist am ansebnlichsten bei Condylo- stoma patens entwickelt (67, 4), wo sie vom Mund längs des ganzen rechten Peristomrands hinzieht. 870% 1380 Giliata. Bei Condylostoma Vorticella (67, 5a) nimmt sie nach meinen Erfahrungen (von 1875) einen etwas andern Verlauf. Ihre Ursprungslinie liegt hier jedenfalls nicht am rech- ten Peristomrand, sondern auf dem Peristomfeld selbst, wahrscheinlich gar nicht weit rechts von der adoralen Zone. Ferner biegt die Membran vorn längs des Stirnrands nach links bogig um. Jedenfalls sind die Verhältnisse wesentlich anders, als sie Wrzesniowski (1570) be- schrieb. Beträchtlich kürzer bleibt die Membran schon bei Blepharisma, wo sie bei B. Museulus Ehrbg. sp. (= undulans St.) besten Falls die halbe Länge des rechten Peristomrands erreicht (66, Ja—b). Hier entdeckte sie schon Lieberkühn 1855 und bildete sie vortrefflich ab. Aehnlich kurz bleibt sie ferner bei Metopus und wird noch unansehnlicher bej Plagiotoma und Nycetotherus. Ich bin wenigstens überzeugt, dass die Borste (66, 5), welche Clapar&de-Lachmann und Stein bei diesen Gattungen aus dem Mund hervorragen sahen, der optische Längs- schnitt der Membran ist. | Bei Spirostomum scheint die Membran ganz zu fehlen, ebenso bei den übrigen Bursarinen und den Stentorinen. — Recht ansehnlich entwickelt ist sie nach Maupas bei Ancistrum (66, 1) und bildet hinten um den Mund eine Tasche wie bei den Pleuroneminen. Die Stellung dieser Gattung bei den Plagiotominen und Heterotrichen ist je- doch noch etwas zweifelhaft. Den Oligotrieha scheint die Membran häufig zu fehlen; nur bei Strombidium constatirte sie Entz (1883). Dagegen kommt sie den Hypotricha fast allgemein zu, deren complieirte Peristombewimperung eine genaue Betrachtung erfordert. Die Abtheilung beginnt mit Formen, deren Peristomfeld dicht bewimpert ist; für Trichogaster betont dies Sterki; auch bei Peritromus scheint es der Fall. Auf die ursprünglich allgemeine Verbreitung der Peristom- bewimperung müssen wir auch deshalb schliessen, weil Reste derselben fast überall angetroffen werden. Diese ehemalige Bewimperung des Peri- stomfeldes nähert die Hypotricha den Stentorina unter den Hete- rotrichen. Die fast stete Entwicklung einer präoralen Membran (pom) scheidet sie jedoch von letzteren und harmonirt mit den Plagiotomina und Pleuronemina. Schon bei Peritromus scheint die präorale Membran, wenn auch schwach entwickelt, zu existiren; den Oxytrichi- nen wird sie schwerlich irgendwo fehlen, wiewohl sie von einem oder dem anderen Forscher bei gewissen Formen nicht erwähnt wird. Zweifel- hafter liegen die Verhältnisse bei den Euplotina. Stein undMaupas leugnen sie bei Euplotes bestimmt (z. B. gegen Quennerstedt), ebensowenig erwähnt sie Rees; auch ich bemerkte sie bei gelegentlicher Untersuchung nicht. Diophrys und Uronycehia (72, 3—4) hin- gegen scheinen eine präorale Membran zu besitzen (Stein); bei ersterem wird sie sogar so hoch, dass sie sich über das ganze Peristomfeld nach links herüber legen kann (Rees). Bestimmt fehlen dürfte die prä- orale Membran den Aspidiscina. Die Membran erhebt sich auf dem rechten Peristomrand, welcher leistenförmig vorspringt und erstreckt sich soweit nach vorn, als derselbe Peristom- und Schlundbewimperung der Hypotricha. 1381 deutlich entwickelt ist. Etwa in der Mitte ihrer Ausdehnung erreicht sie ihre bedeutendste Höhe (wie bemerkt, zuweilen gleich der Breite des Peristomfelds); nach vorn und hinten wird sie allmählieh immer niedriger. Hinten tritt sie in den Schlund, welchen sie ganz durchzieht. Bei manchen Oxytrichinen, speciell Urostyla und Stylonichia (Kowalewsky), wahrscheinlich jedoch noch verbhreiteter, springt der rechte Peristomrand als eine horizontale Lamelle nach links über das Peristomfeld etwas vor (71, 11). Kowalewsky nennt diese Lamelle die äussere Membran, eine jedenfalls ungeeignete Bezeichnung, da es sich gewiss nicht um eine contractile Membran handelt; wenigstens betont Kowalewsky selbst, dass sie unbeweglich sei. Ist diese Lamelle vorhanden, so entspringt die präorale Membran nicht etwa auf ihrem freien Rand, sondern unter ihr (T. 71, Fig. 11). Allgemein verbreitet scheint bei Oxytriehinen und Euplotinen die sogen. präorale Cilienreihe (poe) zu sein. Claparöde und Lachmann, wie Stein (1859) erkannten sie vielfach schon deutlich; Engelmann (1862) hielt sie für eine Faltung oder Streifung der prä- oralen Membran, in welcher Hinsicht auch mir vielfach noch schär- fere Beobachtung nöthig scheint. Nach Stein, Sterki und Anderen stehen diese, meist recht ansehnlichen borstenförmigen Cilien in einer Reihe unter, d. h. dorsal von der präoralen Membran (71, 10e, 11); ihre Ursprungslinie läuft daher dicht neben und etwas rechts von der Membran hin. Kowalewsky hingegen verlegt die Ursprungslinie der präoralen Cilien auf die linke Seite der Membran, wonach die Cilien also über, d. h. ventral von der Membran stünden; ich halte dies für unwahrschein- lich. Die Länge der präoralen Cilien scheint stark zu variiren. Sterki sah sie bei Stylonichia und Gastrostyla beträchtlich über den freien Rand der Membran vorspringen, also länger wie diese. Kowa- lewsky zeichnet sie z. Th. etwas kürzer. Bemerkenswerth ist, dass diese Cilienreibe nicht in den Schlund fortsetzt, wie Kowalewsky be- stimmt versichert. Nahe der Mittellinie des Peristoms, gewöhnlich aber etwas rechts von derselben, durchzieht eine zweite längsgerichtete Membran das Peristom der Oxytriehinen, die sog. endorale Membran Kowalewsky’s. Auch diese ist bis ans Schlundende zu verfolgen. Sie erreicht manchmal (Urostyla) nahezu die Höhe der präoralen, gewöhnlich bleibt sie jedoch beträchtlich niedriger. Dass sie der endoralen Membran von Lembadion vergleichbar scheint, bemerkten wir schon früher. Natürlich wurde diese schwerer sichtbare Membran bis jetzt nicht überall nachgewiesen. Sicher erkannt ist sie bei Urostyla (Engelmann, Kowalewsky), Pleurotricha (Engelm.), Allotricha (Sterki), Gastrostyla (Engelm., Sterki), Oxytricha (Kow.) und Stylo- nichia (Sterki, Kow.). Obne daher zu leugnen, dass sie gewissen Oxytrichinen fehlen mag, scheint ihre weite Verbreitung doch sicher. Die Euplotina und Aspidiscina entbehren sie dagegen bestimmt. Ent- gegen Sterki, welcher die endorale Membran bei gewissen Oxytri- chinen nur im hinteren Theil des Peristomfeldes (Peristomwinkel) fand, 1382 Giliata. betonte Kowalewsky, dass sie stets annähernd soweit wie die präorale nach vorn zieht. Sie entspringt auf einer niedrigen Längsleiste des Peristomfeldes. Diese Leiste endigt zuweilen nicht mit der Membran, sondern setzt sich (Urostyla, Oxytricha, Stylonichia) über dieselbe fort, indem sie in schiefem bis nahezu querem Bogen (Stylonichia 10c) gegen die vordere Umbiegungsstelle der adoralen Zone zieht. Bei Stylonichia gabelt sich die Leiste sogar an der Stelle, wo die Membran endigt, da noch ein gegen den rechten Peristomrand ziehender Ast von ihr abgeht. Demnach bilden diese beiden Aeste der Leiste bei Stylonichia eine bogenförmige, den vorderen Theil des Peristomfelds durchquerende Linie. Schon Stein bemerkte dieselbe; Sterki wies nach, dass der vor ihr befindliche Theil des Peristomfelds tiefer liegt, d. h. gegen den Stirn- rand beträchtlich abtällt und nannte ihn deshalb den „Präperistom- raum Balbiani (1861) wollte diese bogenförmige Quernleiste seiner Zeit als Geschlechtsöflnung deuten. Engelmann glaubt bei Onychodromus an der gleichen Stelle einen Spalt zu finden, welcher sich gegen den Nucleus zu in einen Kanal fortsetze (71, 6b, sp). Er verglich diese Bildung schon der bogenförmigen Leiste der Stylonichien. Stein äusserte später die Ansicht (1867, p. 123), dass dieser Spalt eine Substanz zur Vereinigung der Thiere im Beginn der Conjugation ausscheide. Ohne selbst diese Verhältnisse beobachtet zu haben, möchte ich doch vermuthen, dass ein wirklicher Spalt und Kanal kaum vorliegen wird. Stein (1859) hielt die endorale Membran bekanntlich für den Mundspalt; Engelmann (1862) erkannte sie später mehrfach richtig. Sterki (1878) erklärte sie eigenthümlicher Weise für eine mehrfache Cilienreihe (endorale Cilien Sterki); schliesslich bestätigte Kowalewsky (1882) die Engelmann sche Darstellung, welche denn wohl sicher die richtige war. Etwas rechts von der buccalen Region der adoralen Zone und dieser parallel zieben bei gewissen Oxytrichinen eine bis zwei Reihen Cilien. Ganz dieht an dem Innenrand der Zone findet sich bei Urostyla (Sterki, Kowalewsky, 70, 8b) eine Reihe ansehnlicher nach hinten und rechts gerichteter Cilien, je eine neben jeder zonalen Membranelle. Engelmann entdeckte diese sogen. paroralen Cilien (paoc) bei Gastrostyla, wo sie auch Sterki bestätigte. Sie finden sich ferner wahrscheinlich bei Onychodromus (Engelmann) und Allotricha (Sterki), fehlen dagegen sicher nach Sterki’s und Kowalewsky’s Erfahrungen bei Stylonichia und Oxytricha. Kowalewsky glaubt ferner bei Urostyla an der Basis jeder Membranelle noch eine kleine Cilie aufgefunden zu haben, welche er die inneren nennt; mir scheint deren Existenz etwas zweifelhaft. Mitten zwischen der adoralen Zone und der endoralen Membran — ersterer oder letzterer mehr genähert — verläuft bei mehreren Oxytri- chinen eine Längsreihe von Cilien, welche Kowalewsky zuerst ge- nauer studirte. Engelmann sah sie vielleicht schon bei Onychodro- mus; Sterki scheint sie z. Th. mit der endoralen Membran, welche er Ja für Cilien hielt, zusammengeworfen zu haben. Diese endoralen Cilien wurden bis jetzt bei Urostyla (70, Sb), Stylonichia (71, 10e), Peristombewimperung der Hypotricha und Oligotricha. 1585 Oxytricha und Uroleptus Piscis (Amphisia Kowal.) sicher er- wiesen. Wahrscheinlich dürften sie sich, wie gesagt, auch bei Onycho- dromus und Gastrostyla finden. Auch die beschriebenen Cilienreihen ziehen bis ans Schlundende; speciell die endoralen sollen im Schlund stets lebhaft bewegt sein und die Nahrungskörper in Rotation versetzen (Sterki, Kowalewsky). Aus obiger Beschreibung folgt also, dass sämmtliche Wimperorgane des Peri- stoms, mit Ausnahme der präoralen Cilien, in den Schlund fortsetzen; doch scheint die adorale Zone der Oxytrichinen nach Kowa- lewsky bald nach ihrem Eintritt zu endigen (71, 10e). Nur bei Stylonichia fand Kowalewsky eine dritte undulirende Membran, die sog. „innere“ (71, 10e, 11 ium). Nach der schematischen Querschnittszeichnung des Peristoms soll diese niedrigste Membran unterhalb, d.h. etwas dorsal von der präoralen liegen; dicht neben deren Ursprungslinie auch die ihre hinzieht. Die Flächenansichten machen mir aber fast wahr- scheinlicher, dass die „innere Membran“ von Stylonpichia etwas rechts von der präoralen, von der eigentlichen Peristomfläche entspringt; ein ent- scheidendes Urtheil kommt mir natürlich nicht zu. Nach dieser Schilderung der Peristoinbewimperung der Hypotricha kehren wir für einen Augenblick zu jener der Heterotricha zurück, indem wir uns fragen: ob letztere ausser den früher beschriebenen noch gewisse weitere Elemente der Hypotrichen besitzen. 1875 beobachtete ich längs des Innenrandes der buccalen Region der Zone von Öondylostoma Vorticella eine Reihe feiner Oilien, welche lebhaft an die paroralen der Hypotrichen erinnert. Daday beschrieb später bei Stentor Auricula längs des ganzen Innenrands der Zone eine undulirende Membran, welche auf der Figur nur als feine Linie erscheint. Er will den von Clapar&de und L. gefundenen Ringkanal der contractilen Vacuole auf die Missdeutung dieser Membran zurückführen, was ich für sehr unwahrscheinlich halte. Endlich schildert Möbius (Lit. Nachtr. Nr. S32) längs des Innenrands der Zone von Folliculina Ampulla eine Reihe kurzer, breitviereckiger sogen. „Flimmerläppchen‘“, die willkürlich. bewegt werden. Sie sind weniger zahlreich wie die Membranellen der Zone, stehen also in weiteren /wischenräumen. Auch diese Gebilde erinnern, trotz ihrer abweichenden Gestalt, durch ihre Anordnung an die paroralen Cilien der Hypotrichen. Unter den Oligotrichen begegnen wir nur bei den Tintinnoinen neben der adoralen Zone noch paroralen Cilien, deren Vorkommen bei gewissen Heterotrichen soeben wahrscheinlich wurde. Häckel, Stein, Sterki und Entz erwiesen diese, dicht innen von der Zone ein- gepflanzte parorale Cilienreihe bei Tintinnidium (70, 1b), Tin- tinnus und Codonella (69, 9, poc). Sowohl die Zone wie die kurzen paroralen Cilien ziehen nach Entz durch die sog. präorale Höhle bis zum Mund fort. Die feine Schlundbewimperung dagegen möchte er allein als Fortsetzung der paroralen Cilien deuten. Daday (837) ist derselben An- sicht; er spricht von 5—6 Wimperreihen im Schlund. Bei dieser Gelegenheit gedenken wir Fol’s wesentlich differirender Auffassung der Peristombewimperung der Tintinnoinen. Fol glaubte ursprünglich (1880), dass die Cilien des Peristomfelds in ca. 20 von dem Saum gegen das Centrum ziehenden, bogenförmigen Radiärlinien entspringen (69, 9a). In jeder dieser Linien stehen zahlreiche Cilien, deren Länge vom Centrum gegen den Peristomsaum stetig wächst Am Saum angekommen, biegt jede 1384 Ciliata. Cilienreihe um und zieht dem Saum entlang bis nahe zur folgenden. Später (1883) erkannte er richtig, dass auf der Höhe des Saumes keine freien Cilien, sondern „vibratile Lamellen‘ (palettes) stehen. Auch aussen sollen sich jeder Membranelle noch eine bis mehrere freie Oilien anschliessen. Entz führt die angeblichen bogenförmigen Radialreihen auf die bei der Schliessung des Peristoms über dem Peristomfeld zusammengekrümmten zonalen Membranellen zurück, welche dabei eine bogige, dem Gentrum zustrebende Lagerung annehmen. Der Schein von CGilienreihen rühre von der früher beschriebenen Zerfaserung der Membranellen her. Dagegen wurde Fol’s Beschreibung durch die eben erschienene Arbeit Daday’s (832) in der Hauptsache bestätigt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich Fol’s Angaben vor- nehmlich auf Godonella Ampulla (Petalotricha) beziehen dürften, für welche denn auch Daday's Bestätigung im Besondern gilt. Während nämlich die paroralen Cilien der meisten übrigen Tintinnoinen kurze und ziemlich dicke, etwas borstenförmige Gebilde zu sein scheinen, sind die der ©. Ampulla sehr eigenthümlich gebaut. Nach Daday’s Schilderung kann ich sie nur als lange, niedrige Membranellen auffassen, welche vom Umfang des sogen. Stirnzapfens radial bis an die zonalen Membranellen ziehen. Ihr äusserer Theil erhebt sich frei. Der sanze freie Rand dieser paroralen Membranellen ist fein zerschlitzt. Demnach entsprechen diese Wimpergebilde dem inneren, radiär gerichteten Theilen der Cilienreihen Fol’s und die Entz’sche Deutung letzterer ist hinfällig. Bei dieser Gelegenheit darf auch bemerkt werden, dass Häckel die paroralen Wimpergebilde der Codonella Galea als eigenthümliche, gestielte Läppchen beschrieb. Ueberhaupt scheint aber die Untersuchung dieser Einrichtungen noch keineswegs ausreichend. Daday findet die paroralen Wimpergebilde in einer linksgewundenen Spirale geordnet, deren aborales Ende in geringer Entfernung vom Munde liegt. Dagegen ist die Zone nach ihm nicht unterbrochen, sondern ein circulär geschlossener Kranz. Auch dies ruft wiederum neue Zweifel bezüglich der Morphologie der Abtheilung hervor. Schon früher (p. 1339) bemerkten wir, dass auch die Vorticellinen neben der wahrscheinlich aus Membranellen bestehenden, äusseren oder eigentlichen Zone eine innere Reihe Wimpergebilde besitzen, welche wohl den seither besprochnen paroralen Cilien entsprechen werden. Diese Zusammensetzung der Wimperspirale aus zwei Reihen Ciliengebilden erwies Lachmann erst 1856, obgleich das optische Querschnittsbild der beiden Reihen schon seit alter Zeit bekannt war. Der Nachweis, dass eine Verschiedenheit zwischen der äusseren zonalen und der inneren paroralen Reihe der Spirale besteht, ist noch nicht erbracht; was allenfalls darauf schliessen lässt, wurde schon früher besprochen. Jedenfalls ist die Länge der Ciliengebilde beider Reihen gewöhnlich nahezu oder völlig gleich; auch erstrecken sich beide durch die ganze Ausdehnung der Zone. Nur selten scheinen die paroralen Cilien merklich länger wie die zonalen zu sein; am deutlichsten tritt dies auf Wrzesniowski’s Abbildungen von Zoothamnium Cienkowskii und Ophrydium hervor (74, 19 und 75, 5e). Die Zone erreicht, vom Vestibulareingang an gerechnet, gewöhnlich 1!/, bis 1'/,;, Umgang. Bei der in vieler Hinsicht interessanten Epistylis Umbellaria erhöht sich die Umgangszahl auf ca. 4'/,—4!/,, wie ich übereinstimmend mit Wrzesniowski finde (74, 7d). Clapar&de und L., welche diese Eigenthümlichkeit zuerst bestimmt erwiesen, beob- achteten nur 3—31/, Umgänge, wogegen Kent 5—6 angibt; beide Zählungen scheinen mir ungenau. Die Erhöhung der Umgangszahl kann nur durch secundäres Auswachsen des aboralen Endes der Spirale entstanden sein. Dieselbe Vermehrung der Umgänge geben Cla- parede und L. auch für Opercularia articulata an, bei welcher schon Stein (1854) „‚mehrere‘“‘ Wimperkreise bemerkt haben wollte. Eigene Beobachtung (1875) einer Form, Peristom- und Vestibularbewimperung der Peritrichen, 1385 welche entschieden ÖOpercularia articulata war (74, 9a), liess nicht mehr wie 1'/, Um- gänge auffinden, weshalb mir die früheren Angaben bestätigungsbedürftig scheinen. Auch Engelmann’s zahlreiche Skizzen dieser Art von 1861 zeigen dasselbe. Beide Reihen Wimpergebilde setzen sich in schraubigem Verlauf bis ans innere Ende des Vestibulums fort, indem sie in diesem ca. 1'/, Win- dungen beschreiben; bei sehr langem Vestibulum (Epistylis Umbellaria) auch bis 2 oder etwas mehr. Auf der Grenze zwischen Vestibulum und Schlund bemerkt man bei Ep. Umbellaria deutlich einige in die vor- dere Schlunderweiterung (Pharynx) einragende cirrenartige Gebilde (Klappe Greeff und Wrzesniowski), welche offenbar auch zur Fortsetzung der Spirale gehören. Im Vestibulum selbst sind die Wimpergebilde der Spirale stets gegen den Vestibulareingang gerichtet, haben also dieselbe Richtung wie im freien Theil der Zone. Auch in der spindelförmigen Schlunderweiterung bemerkte ich bei Vorticella nebulifera deutlich einige rückwärts gerichtete Cilien. Schon d’Udekem zeichnete fast überall Cilien im Schlund, welche auch Nüsslin für Epistylis anzeigt. Stein (1859) vermochte keine Cilien in dem sogen. Pharynx nachzuweisen. Es existirt demnach eine Fort- setzung der Spirale in den Schlund selbst. Wegen ihrer Richtung können wir auch die klappenartigen Cirren der Ep. Umbellaria schon zum Schlund rechnen. Bekanntlich erfäbrt die äussere oder zonale Reihe der Spirale kurz vor dem Vestibulareingang eine Umbildung, welche sich noch eine Strecke weit in den Schlund fortsetzt; sie wird. zu einer Membran. Früber hatte man nur den optischen Längsschnitt, resp. den freien Rand derselben beobachtet und für eine im Vestibulum entspringende Borste gehalten. Lachmann entdeckte dieselbe und erwies ihre weite Ver- breitung, obgleich sie bei Opereularia schon Ehrenberg und Stein als Unterlippe bekannt war und demnach ursprünglich richtiger gedeutet wurde wie später. Bütschli stellte 1877 fest, dass die sog. Borste eine Membran ist, was Gruber und Entz bestätigten. Engelmann erkannte Jedoch die wahre Natur der Borste von VorticellaCampanula schon 1864, wie eine seiner Skizzen deutlich zeigt (uned.). Die Membran der Contraetilia ist gewöhnlich mässig hoch und lang (75, Ya). Etwas höher wird sie schon bei gewissen Epistylis (74, 6), namentlich aber bei Opereularia (74, 9a, 10), wo sie deshalb so frühzeitig be- merkt wurde. Eine ganz extreme Ausbildung scheint sie bei einer von Kent entdeckten und jedenfalls irrthümlich zu den Spirochonina gezogenen Form zu erreichen (Spirochona Tintinnabulum Kent — Glossatella mh.; 73, 7). Sie besitzt hier im ausgestreckten Zu- stand nahezu die Höhe des Thiers und dehnt sich fast über !/,;, Umgang der Zone vom Vestibulareingang an aus, während sie sonst fast überall kurz nach dem Austritt aus dem Vestibulum endigt; länger wird sie auch bei der auf T. 74, 10 abgebildeten Opereularia. Zur grössten Höhe erhebt sich immer das distale Ende der Membran; von hier wird sie stetig 1386 Giliata. niedriger und endigt schliesslich auslaufend in der Afterregion dse Vesti- bulums. Jedenfalls bedarf ihre Endigung im Vestibulum noch genauerer Untersuchung. Geleugnet wurde die Existenz der Borste, resp. der Membran von James-Clark; er hielt sie für eine optische Täuschung, hervorgerufen durch das Durchschnittbild der äusseren Oilienreihe beim Eintritt in das Vestibulum. J.-Cl. war deshalb der Ansicht, dass auch die innere (parorale) Cilienreihe, wenn sie sich ins Vestibulum fortsetze, den Anschein einer kür- zeren Borste hervorrufe, welche jedoch sonst Niemand bemerkte. Gewöhnlich erscheint die Membran bewegungslos, doch kann sie zweifellos eingezogen und niedergelegt werden, was beim Peristomschluss seschehen muss. Claparcde und Lachmann sahen sie manchmal in Bewegung gerathen, hauptsächlich bei der Ausstossung von Exerementen ; doch vermuthete Lachmann, dass dies passive Bewegungen seien. Ich kann die Membran daher nicht mit Gruber als „starr“ bezeichnen, stimme ihm jedoch darin bei, dass sie zur Leitung der Nahrungspartikel in den Vestibulareingang dient, was directe Beobachtung bei Carminfütte- rung lehre. Die Stellung der Membran, wie ein Fangschirm am Eingang der Vestibularöffnung, spricht bestimmt für diese Auffassung, welche auch die Erfahrungen über die Function der Membran bei Pleuronema u. A. unterstützten. D. Der After als ectoplasmatisches Element. Eine besondere Afterstelle zur Ausstossung der unverdauten Nahrungs- reste ist wohl allen, feste Nahrung verzehrenden Ciliaten eigen. Dennoch ist begreiflich, dass die Schwierigkeit der Beobachtung ihre Fest- stellung bei manchen kleinen Arten vereitelte, oder doch Unsicherheit über ihre genaue Lage verursachte. Wir dürfen nämlich ebenso bestimmt behaupten, dass der After überall eine constante Lage hat und die De- fäcation nicht etwa an beliebigen Stellen der Oberfläche geschieht, wie es bei Protozoön, denen eine festere Eetoplasmahaut fehlt, gewöhn- lich zutrifft (den Sarkodina und wohl auch einem Theil der Flagellata). Ueber diesen Punkt bestehen unter den neueren Ciliatenforschern kaum Meinungsverschiedenheiten, wie schon daraus hervorgeht, dass die Meisten der Afterlage hohen systematischen Werth zuschreiben. Nur wenige Ab- weichungen von dieser Auffassung sind zu verzeichnen. So behauptet Kerbert, dass Holophrya multifiliis (sein Chromatophagus) die Excremente an beliebigen Stellen der Oberfläche entleere, was aber recht unwahrschein- lich ist, weil alle Verwandten sicher einen terminalen After besitzen. Ebenso unwahrschein- lich ist Brauer’s Angabe, dass die Defäcation der Bursaria truncatella an beliebigen Stellen der Ventralseite geschehe. — Wir dürfen mit Stein (1859 p. 85) annehmen, dass häufig pathologische Vorgänge (besonders durch unnatürlichen Druck hervorgerufene) Täuschungen über die Afterlage hervorrufen können, da unter solchen Umständen Excrementballen auch an anderen Punkten der Oberfläche zuweilen hervorbrechen. Solche Vorgänge fallen aber eigent- lich in die Kategorie der Zerfliessungserscheinungen, welche erst später zu betrachten sind. Das Bestehen eines bestimmt localisirten Afters ist eine nothwendige Folge der Erscheinung, dass die grosse Mehrzahl der Ciliaten in der Pelli- After (Allgemeines und Lage). 1387 cula und Alveolarschicht eine festere Umhüllung besitzt, welche nicht beliebig durchbrochen werden kann, in der vielmehr bestimmte Einrichtungen zur Defäcation vorhanden sein müssen. Nur bei wenigen Formen wurden aber diese Einrichtungen genauer erkannt, speciell dann, wenn sich die Afterstelle als ein kurzes höhrchen ins Innere fortsetzt. Bei der grossen Mehrzahl, wo ein solches fehlt, beobachtete man den Anus bis jetzt nur im Moment der Defäcation als eine rundlich bis spaltartig sich öffnende Stelle der Oberfläche. Nach vollzogener Exerementation schliesst sich dieselbe wieder so vollständig, dass nichts mehr von ihr zu erkennen ist. Stein (1859) meinte daher auch, dass der After „in den meisten Fällen keine wirkliche Oeffnung, sondern nur eine bestimmte, sonst durch nichts aus- gezeichnete Stelle ist“, „welche sich durch grössere Nachgiebigkeit und Permeabilität auszeichne“. Maupas (1885) betrachtet den After dagegen richtiger als einen Spalt im Integument, dessen Ränder bei Nichtgebrauch dicht geschlossen und daher unbemerkbar sind, welcher sich also nur während der Ausstossung öffne. — Dieser Auffassung trete ich, wie ge- sagt, bei. Der Afterspalt durchsetzt die Pellieula sammt der Alveolarschicht, wo letztere deutlich ist. Er gleicht in dieser Hinsicht sehr dem später zu besprechenden Porus der contractilen Vaeuole. Dass er bis jetzt im Ruhezustand viel seltener bemerkt wurde als der Porus, ist erklärlieh. Letzterer liegt über der durchsichtigen, hellen Vacuole, was ihn relativ deutlich macht; der After ruht hingegen direct auf dem körnigen, mehr oder weniger undurchsichtigen Entoplasma, seine Beobachtung ist daher recht schwierig. Hierzu tritt noch, dass der Afterspalt gewöhnlich ganz oder fast völlig geschlossen ist; während der Porus, welcher unausgesetzt gebraucht wird, immer offen steht. Die Richtigkeit dieser Auffassung zeigt die direete Beobachtung bei Balanti- dium elongatum St. (Schewiakoff und Bütschli). ne Hier erkennt man den terminalen After stets deutlich als eine röhrige, ziemlich weite Durch- breehung der dicken Alveolarschicht (s. nebenst. Fig. 22). . . . . . . 139 or ie 7) Hieran reihen sich die Vorkommnisse mit #’klärung von Fig. 22. Hintere Körperspitze von Ba- deutlicher, tiefer ins Innere einspringender After- jantidium elongatum St. röhre. Stein beobachtete eine solehe zuerst bei im Längsschnitt. « die Al- Nyetotherus (66, 5—6) und den Ophryo- en eo scoleeinen (72, 7c). In beiden Fällen ist diese feine, gegen ihr Innenende sich ganz verengernde Röhre eine Einwachsung der sehr dicken sogen. Cutieula, welche sicher der Alveolarschieht samnıt Pellieula entspricht. Der eigentliche After liegt also am Grunde der- selben. Bei gewissen Entodiniumarten mündet die Afterröhre in eine grubenförmige Einsenkung des Hinterendes, gewissermaassen eine Vor- höhle des Afters. Ein kurzes Afterröhrchen zeichnet Wrzesniowski auch bei Loxophyllum Mele- 1388 Ciliata. agris (60, 2a) und spricht bei Lionotus diaphanus von einem „Mastdarm“, welcher aber auf den Abbildungen nicht wahrzunehmen ist. Es ist zu berücksichtigen, dass für Nyctotherus bestimmte Angaben über die Ausscheidung der Excremente durch die After- röhre fehlen, dagegen die contractile Vacuole durch dieselbe ausmündet. Gewisse Zweifel, welche sich hieraus über die Bedeutung der Röhre ergeben, sollen bei Besprechung der contractilen Vacuole eingehender erörtert werden. Etwas zweifelhaft scheint auch das Vorkommen einer Afterröhre bei Folliculina. Möbius bemerkt, dass sich hinter dem After gewöhnlich mehrere Kothballen in einem Kanale, „einer Art Enddarm“, sammeln und schnell nach einander entleert werden. Ohne diese Beobachtung bestreiten zu wollen. scheint mir jener Kanal doch nicht der oben beschriebenen Afterröhre zu entsprechen, sondern, wenn thatsächlich vorhanden, eher eine Diflerenzirung im Entoplasma zu sein. Eine Ansammlung von Kothballen findet wenigstens in dem Afterrohr der ersterwähnten Formen nie statt. Es erübrigt noch, eine kurze Uebersicht der topographischen Be- ziehungen des Afters zu geben, wobei wir natürlich nicht alle Differenzen, welche zwischen den verschiedenen Beobachtern bezüglich gewisser Formen bestehen, erörtern werden. Die einfacheren Holotrichen verrathen deutlich, dass die ursprüng- liche Afterlage der Ciliaten eine aborale, terminale war. Bei den Enche- linen ist diese Lage fast durchweg verbreitet und erleidet nur da geringe Modificationen, wo das Hinterende schwanzartig zugespitzt ist (Laery- maria, Dinophrya). Dann rückt der After subterminal, mehr in die Region der Schwanzbasis. Es wäre ja kaum möglich, dass ansehnliche Nahrungsreste, wie sie hier gewöhnlich zur Ausscheidung gelangen, an der feinen Schwanzspitze austräten; auch besteht diese gewöhnlich aus festerem Plasma, wie wir von früher wissen. Aehnliche Verhältnisse kehren bei den Trachelinen wieder. Die ungeschwänzten Trachelius und Loxophyllum (wahrscheimlich auch noch andere) besitzen einen terminalen, die geschwänzten Dilepten und Lionoten einen subter- minalen After; bei Amphileptus (Stein) und Loxodes (Wızes- niowski) wiederholt sich letzteres, ohne dass ein deutlicher Schwanz vor- handen wäre. Hinsichtlich der mehr ventralen oder dorsalen Lage des subterminalen Afters der Trachelinen stimmen die Beobachter nicht ganz überein; bei Dileptus soll er nach Wuennerstedt und Wrzesniowski dorsal, nach Schewiakoff ventral, bei Loxodes nach Wrzesn. ventral liegen. Der letztere Beobachter beschreibt jedoch auch Lionoten mit schwanzförmiger Zuspitzung des Hinterendes und terminalem After. Die terminale, resp. schwach subterminale Afterlage kehrt bei fast allen Paramaecinen und Chlamydodonten wieder. Stärker ventral verschoben ist der Anus, soweit bekannt, bei Frontonia leucas, wo er am Ende der vom Mund nach hinten ziehenden Rinne liegt (Sche- wiakoff); ferner bei Paramaecium Aurelia und caudatum, bei denen er sich ungefähr mitten zwischen Mund und Hinterende findet. Dieselbe Verschiebung scheint bei Pleuronema und Cyelidium, wenn auch nicht immer gleich stark eingetreten zu sein. Unter den Chlamy- dodonta ist bei Chilodon eine recht bemerkliche ventrale und etwas linksseitige Verlagerung des Afters eingetreten, welche jedoch wie bei anderen Chlamydodonten, wo sich das Gleiche finden dürfte, auf der früher besprochenen Verlagerung des hinteren Pols beruhen wird (s. p. 1231). After (Lage). 1389 Für die Heterotrichen gilt die annähernd terminale Afterlage fast noch allgemein. Um so bemerkenswerther ist die auffallende Ver- schiebung bei Stentor und Follieulina. Der After derselben liegt linkerseits, dicht hinter dem Peristomsaum und etwas vor der contractilen Vaeuole, welche die gleiche Verlagerung erfuhr. Bei Follieulina rückte der After mit dem Auswachsen der Peristomseiten zu den beiden Flügeln naturgemäss etwas mehr vom Peristomsaum ab, er liegt daher in der Basalregion des linken Flügels. Clapartde und Lachmann vermutheten schon, dass die interessante Verschic- bung des Anus auf der bei Stentor häufigen, bei Folliculina sogar regelmässigen Bildung eines Gehäuses beruhen möge. Auch mir scheint dieser Umstand allein eine Erklä- rung zu bieten; ist dieselbe richtig, so folgt daraus andererseits, dass auch die Stentoren, welche keine Gehäuse mehr bilden, von gehäusebauenden abstammen. Die schon wiederholt ausgesprochene Vermuthung, dass die übrigen Spirotricha stentorinenähnlichen Ursprungsformen entstammen, wird auch durch die Afterlage einigermaassen unterstützt. — Unter den Oligo- tricha besitzen wenigstens die Tintinnoinen nach Entz einen den Stentoren ähnlich gelagerten After, linkerseits dicht bei der contractilen Vaeuole, in geringer Entfernung hinter dem Mund; wogegen Stein (1867) eine terminale Afterlage angab. Letzteres berichtete er auch von Hal- teria (1859). Dennoch möchte ich eher vermuthen, dass auch bei den Halterinen, namentlich aber bei Strombidium der After weiter vorn und etwas links liegt. Ausser Stein’s Angabe für Halteria finde ich jedoch keine weitere. Die Ophryoscoleeina zeigen dieselbe Diffe- renz der Afterlage, welche wir schon anderwärts fanden. Bei den unge- schwänzten Formen von Entodinium und Diplodinium liegt der After terminal; bei dem langgeschwänzten Ophryoscolex hingegen an der Schwanzbasis (Stein). Von der Afterröhre dieser Familie war schon früher die Rede. Auch die Hypotricha schliessen sich insofern den Stento- rinen an, als ihr After fast nie terminal, sondern in ziemlicher Ent- fernung vom Hinterende liegt. Bei den Oxytrichinen findet er sich wohl immer dorsal und dem linken Rande ziemlich genähert; gewöhnlich neben oder etwas vor der linken Aftereirre, wo solche deut- lich sind. Die Entwicklung eines langen Schwanzes scheint auch hier zuweilen eine bedeutendere Vorwärtsverlagerung zu bedingen, wenigstens findet sich der After bei Epielintes an der Basis des Schwanzes mitten auf dem Rücken (Stein). Wie sich die langgeschwänzten Urolepten verhalten, ist unsicher. Etwas zweifelhaft sind die Verhältnisse bei Uro- styla, wo Stein bald die Entleerung rechts neben den Aftereirren (U. Weissei), bald (U. grandis) nahezu terminal bemerkt haben will, wäh- rend Wrzesniowski bei U. flavicans den After dorsal gegenüber der Basis der rechten Aftereirre fand. Dass die Oxytrichinen gelegent- lich eine Abweichung von der Regel zeigen, ist möglich, da der After der Euplotina entschieden ventral und ein wenig hinter den rechten After- 1590 Cihiata. cirren liegt (Stein, Maupas); auch bei den Aspidiscina kehrt er in entsprechender Lagerung wieder. Diese Abweichung erscheint um so interessanter, als sie auch die contractile Vacuole betrifft, was gleich den seither besprochnen Verlagerungen eine gewisse, wenn auch häufig ver- misste Beziehung zwischen After und contraetiler Vacuole zu erweisen scheint. Grosse Unsicherheit herrscht über die Afterlage der Oxytrichinen-Gattung Sticho- tricha. Bei der gehäusebewohnenden St. Mülleri Lachm. sp. beschrieb Lachmann den After auf der Dorsalseite des Rüssels ziemlich weit vor dem Mund. Seine An- gabe lautet so bestimmt, dass ein Zweifel kaum berechtigt scheint. Entz verlegt den After der St. secunda auf den linken Rand der Bauchseite (?), dicht hinter die contractile Vacuole; Stokes sogar ans Hinterende. Hudson’s Angabe ist mir unverständlich. Wenn sich die stark vorderständige Lage des Afters, welche ähnliches bei den übrigen Oxytrichinen weit übertrifft, bestätigen sollte, so hätten wir hier einen mit Stentor analogen Fall, da die Verschiebung wohl auch auf die Gehäusebildung zurückzuführen wäre. Acltere Beobachter, Olaparede-Lachmann, Stein, neuerdings auch wieder Kent. verlegten den After der Oxytrichinen auf die Ventralseite. Erst Engelmann (1562) erkannte die dorsale Lage überall bestimmt, was später Wrzesniowski (1870) für einzelne Formen und Maupas allgemeiner bestätigten. Stein hatte nur bei Epielintes die dorsale Lage ermittelt. Von einem den Stentorinen und gewissen Hypotrichen ähn- lichen Verhalten müssen sich auch die eigenthümlichen Einrichtungen der Vorticellinen ableiten. Wir erfuhren schon früber, dass deren After in das Vestibulum gerückt ist und hier nicht weit vor der Einmün- dungsstelle der contractilen Vacuole (resp. des Reservoirs derselben) liegt. Wir finden ihn dieht vor dem inneren Ende der contractilen Membran (Lachmann, Carter, Greeff, Wrzesniowski), also ungefähr in der Mitte des Vestibulums nach unserer Auffassung, an der convexen Seite des Vestibulums (der hinteren nach unserer Auffassung). Er liegt dem- nach dem Vestibulareingang näher wie die Mündungsstelle des Reser- voirs der eontractilen Vaeuole, welelie sich etwas tiefer wie das Ende der eontractilen Membran findet. Die ausgestossenen Excremente passiren also zwischen der convexen hinteren Wand des Vestibulums und der contraetilen Membran, kommen also nicht in Confliet mit den eintreten- den Nahrungskörpern. Die contractile Membran scheidet den distalen Theil des Vestibulums in einen weiteren Kanal zur Nahrungseinführung und einen engeren zur Ausleitung der Exeremente. Eine Verschiedenheit der Afterlage, wie sie Stein (1859) bei den Formen mit horizontal verlaufendem Vestibulum und denjenigen mit senkrecht absteigendem, stark erwei- tertem, speciell Opercularia, annahm, dürfte sicher nicht existiren. Dass der After der Opercularia, welchen Stein entdeckte (Op. berberina 1854), scheinbar im Grunde des Vestibulums liegt, wie er angibt, beruht darauf, dass der distale Theil ihres Vestibulums bis zum Ende der contractilen Membran sehr erweitert ist, die conyexe Wandseite des Vestibulums daher unter Bildung einer horizontalen Biegung in den nicht besonders erweiterten inneren Theil fortsetzt (s. 74; 9a). Diese Biegung oder der Boden der Erweiterung ist es, welche Stein den Grund des Vestibulums nannte und wo der After liest. Der vermeintliche Unter- schied wird weiter dadurch hinfällig, dass Stein’s Angabe über die Afterlage der Vorticellinen mit horizontalem Vestibulum zum mindesten unklar, wenn nicht unrichtig ist. Es heisst bei ihm, der After liege „ganz im Hintergrund des Vestibulums an dessen oberer After (Lage). Entoplasma. 1391 Wand dicht über der eigentlichen Mundöflnung“, Angaben, welche kaum mit denen der übrigen Beobachter zu vereinigen sind. Irrthümlich scheint auch James-Glark’s Bericht über die Lage des Anus bei Trichodina zu sein. Derselbe soll etwa gerade gegenüber der Stelle, wo er sich bei den übrigen findet, an der concaven Seite des Vestibulums liegen. Auch der geschlossene After der Vorticellinen scheint durch keinerlei besondere Auszeichnungen bemerkbar zu sein. Nur Everts will bei Vorticella nehulifera ein sehr kurzes, bewimpertes „After- rohr“ als Anhang des Vestibulums gefunden haben, durch welches die Ausscheidung der Ex- cremente geschehe. Schon die Ursprungsstelle jedoch, welche diesem Rohr angewiesen wird, nämlich die Grenze von Vestibulum und Schlund (nach unserer Bezeichnung) macht die Schil- derung unglaublich; der After liest, wie oben bemerkt wurde, dem Vestibulareingang viel näher. Möglicher Weise veranlasste das Reservoir der contractilen Vacuole diese Deutung. Das Historische über den After der Vorticellinen wurde schon bei der Besprechung des Vestibulums genügend erörtert (s. p. 1359). Wenn wir uns der früher versuchten Ableitung der Vorticellinen (s. p. 1251) erinnern, so ergibt sich, dass die contractile Vacuole wie der After bei den Urformen in nächster Nähe des Munds und am linken Rand, eher vielleicht sogar etwas dorsal, gelagert sein mussten, um bei der Vertiefung der Mundregion zum Vestibulum in dieses aufgenommen werden zu können. Die relative Lage des Afters zur contractilen Vacuole macht ferner wahrscheinlich, dass der erstere entweder näher am linken hand, oder wie annehmbarer, etwas hinter der Vacuole befindlich war. E. Das Entoplasma (Innenparenchym Stein u. A., Chymus Clap.-Lachm., Endosarc Maupas). a. Bau. Bei der besonderen Bedeutung, welche die richtige Auf- fassung des Entoplasmas für die Morphologie der Ciliaten besitzt, musste die historische Entwicklung der Frage schon im geschichtlichen Abschnitt genauer berücksichtigt werden. Daher verweisen wir bezüglich der älteren Ansichten auf dieses Kapitel. Das Entoplasma bildet bekanntlich die Hauptmasse des Ciliatenkör- pers, ja bei Formen mit völlig mangelnder Differenzirung eines Ecto- plasmas, wenn solche thatsächlich existiren, den ganzen Körper. Schon früher betonten wir, dass eine scharfe Grenze zwischen dem flüssigeren, häufig beweglichen Entoplasma und dem Corticalplasma nicht gezogen werden kann, dass beide vielmehr in einander übergehen. Dieser Uebergang kann allmählicher oder plötzlicher geschehen. Wo wirkliche Strueturdifferenzen beider Plasmaregionen fehlen, ist es, wie bemerkt wurde, ausschliesslich die consistentere Beschaffenheit des Corticalplasmas und das sonstige damit verknüpfte Verhalten, wodurch der Unterschied angezeigt wird. Die früher geläufige Auffassung des Entoplasmas als einer homogenen, structurlosen schleimigen Eiweisssubstanz, resp. eimer Mischung soleher Substanzen, muss nach den neueren Erfahrungen modifieirt werden. Auch das Entoplasma besitzt den alveolären Bau der übrigen Körper- schichten. Was wir bei Schilderung der Ectoplasmastrueturen über die allgemeine Auffassung des Alveolarwerks bemerkten, gilt auch für 1392 Ciliata. das Entoplasma. Die wabige Structur des letzteren ist stets sehr fein; sie erreicht häufig die Grenze unserer optischen Hülfsmittel. Die Maschen (oder Wabendurchsehnitte) sind unregelmässig bis regelmässiger poly- sonal und ihre Krotenpunkte meist deutlich verdickt. Regelmässige Anord- nung der Maschen in bestimmten Richtungen fehlt gewöhnlich, kann Je- doch wohl unter besonderen Bedingungen auftreten. Unserer Anschauung gemäss ist die Structur des Entoplasmas gleichfalls eine wabige, keine spongiöse, wie sie Leydig (1883) auffasst, dem sich Fabre (804) anschliesst. Die Gründe hierfür wurden schon früher dargelegt. Zu deren Unterstützung führen wir noch an, dass ausgeflossenes Entoplasma (z. B. von Paramaecium), welches die Maschenstructur anfäng- lich deutlich zeigt, bald eine Umwandlung erleidet, indem die Substanz des Wabengerüsts (Spongioplasma Leydig, Plasma Bütschli) voluminöser und der helle Inhalt jeder Wabe (Hyalo- plasma Leydig, Chylema Strasburger) unter Abrundung zu einer kleinen Vacuole wird. Wir erklären diese Erscheinung folgendermaassen. Die Gerüstsubstanz quillt zunächst unter der Ein- wirkung des umgebenden Wassers. Damit wird der Chylemainhalt der benachbarten Waben weiter aus einander gerückt und die directe molekulare Einwirkung derselben auf einander, welche die ursprüngliche Seifenschaumstructur bedingte, aufgehoben. Seiner flüssigen Natur ent- sprechend muss sich nun der Inhalt jeder Wabe kuglig abrunden, d.h. zu einer deutlichen Vacuole werden. Längere Wassereinwirkung führt schliesslich unter fortdauernder Wasseraufnahme zur Auflösung des Ganzen. Diese Erfahrung beweist die flüssige Natur des Chylemas wie die des Plasmas; letztere folgt jedoch, wie wir bald sehen werden, auch aus anderem. Wenn ich so für den Wabenbau des Plasmas und des Entoplasmas im Speciellen eintrete, muss ich doch die Möglichkeit zugeben, dass zuweilen benachbarte Waben in einander durch- brechen mögen und so ein spongiöser Bau sich stellenweise ausbildet. Diese Frage bedarf wie die gesammte Plasmastructur noch eingehender Erforschung. Wir stehen hier vor einer Erscheinung von ähnlicher Verbreitung und Bedeutung, wie der Aufbau der höheren Orga- nismen aus Zellen, ohne vorerst den leitenden und aufklärenden Gedanken zu besitzen; ähn- lich wie es den Beobachtern der Zellgewebe vor der Begründung der Cellulartheorie ging. Fabre betonte vor Kurzem, dass die Maschenstructur des Entoplasmas von Innen nach Aussen dichter wird; mir ist Derartiges nicht bekannt. Im Corticalplasma mag der Maschenbau vielleicht häufig dichter sein, wie im beweglichen Entoplasma, doch ist zweifelhaft, ob Fabre's An- gabe in diesem Sinne zu deuten ist. Specielleres über die relative Feinheit und weitere Besonderheiten des Wabenwerks lassen sich heutzutage noch kaum mittheilen. Wohl zu unterscheiden von der feinen Wabenstructur ist das häufige Vorkommen eines gröberen alveolären oder vacuolären Baus. Manche Ciliaten scheinen ein solehes Entoplasma nie auszubilden, vielmehr stets ein nieht vacuolisirtes, sog. compactes zu besitzen, welchem die feine Wabenstruetur natürlich nicht fehlt. Die meisten Hypotricha gehören hierher; doch dürfte das Gleiche noch öfter vorkommen, namentlich bei kleineren Formen. Auch unter den Vorticellinen und bei vielen Holo- triehen wurde eigentliche Vacuolisation bis jetzt kaum bemerkt. Doch sind auch bei den erwähnten Ciliaten gelegentlich grössere oder kleinere Vaeuolen im Entoplasma zerstreut, welche stets kugelig erscheinen. Dies beweist sicher, dass sowohl ibr Inhalt, wie das sie um- schliessende Entoplasma den Gesetzen flüssiger Körper folgen, also auch die dichtere Substanz des Wabengerüstes, das eigentliche Plasma, diekflüssig sein muss. Bei vielen Ciliaten werden die Vacuolen im ganzen Ento- plasma so zahlreich, dass dasselbe schaumig wird. Drängen sich Entoplasma (Structur, Vacuolisation). 1393 die Vacuolen genügend dicht zusammen, so beeinflussen sie gegenseitig ihre Gestalt, das Entoplasma wird netzig-schaumig. Wir finden hier die Structur im Gröberen, welche die Wahenstructur im Kleinen zeigt, und letztere kommt natürlich auch den Wänden dieses gröberen entoplasma- tischen Vacuolenwerks zu. Bei den früher geschilderten Abtheilungen begegneten wir einer analogen Ausbildung des Plasmas schon häufig, bald des peripherischen, bald des centralen, oder beider zugleich. Als Beispiele solch’ vacuolär-schaumiger Beschalfenheit des Entoplasmas können wir zahlreiche Holotricha aufführen, so Actinobolus (Entz). Prorodon zuweilen (Bütschli), Frontonia leucas (Maupas, Bütschli), Trachelocerca phoenicopterus zuweilen (Cohn), Trachelius (Amphileptus) Gutta (Cohn). Unter den Heterotrichen begegnet uns das Gleiche sehr schön bei Bursaria (Clapar.-Lachm., Lieberk., Stein etc.) und wohl noch anderwärts. Bei Individuen von Stylonichia Mytilus, welche an Wassermnangel litten, zuweilen jedoch auch bei normalen, fand Sterki das Plasma durchaus vacuolär-netzig ; demnach tritt diese Erscheinung auch bei Hypotrichen auf, aber wohl vorzugsweise pathologisch. Letzterwähnte Beobachtung und Anderes zeigen, dass diese Ento- plasmabeschaffenheit überhaupt nichts ganz constantes ist. Noch bei manch anderen Ciliaten wird sie zeitweise auftreten; auch werden bei jenen, welche das vacuolär-netzige Entoplasma ziemlich normal besitzen, Ver- schiedenheiten in der Deutlichkeit und dem Grad seiner Ausbildung vor- kommen. Dies folgt schon aus dem zeitweisen Schwinden der Vaeuol- sation bei einzelnen. Bei Bursaria tritt dies bei der Eneystirung stets ein; nach dem Verlassen der Cyste bildet sich die Vaeuoli- sation wieder allmählich aus (Brauer). Diese Erfahrungen beweisen auch, dass kein scharfer Unterschied zwischen dem Auftreten einzelner Vacuolen und totaler Vaecuolisation besteht. Der letzten Etappe der Vacuolisation begegnen wir schliesslich bei denjenigen Ciliaten, deren Entoplasma auf ein netzartig anastomosirendes Balkenwerk reducirt wurde, indem die benachbarten Vacuolen in einander durchbrachen. Die Vacuolenflüssigkeit (Zellsaft) ist zu einem continuir lichen Saftraum, welcher das Balkenwerk umspült, zusammengeflossen. Dass auch diese Zustände des Entoplasmas nicht scharf von einfacher Vacuolisation geschieden sind, ist natürlich. Einzelne Vaceuolen werden sich häufig ohne Zusammenhang mit dem allgemeinen Saftraum erhalten, oder sich erst später in denselben öffnen, Verhältnisse, wie wir sie ganz ähnlich schon bei Noctiluea fanden. Es scheint, dass das balkennetzige Entoplasma vorwiegend bei grossen Ciliaten auftritt. Die Anordnung der Neizbalken unterliegt beträchtlichen Verschiedenheiten. Ursprünglieher erscheint ein ziemlich regelloses, na- türlich veränderliches Netzwerk von Strängen. Wir finden ein solches häufig bei grösseren Heterotrichen, so Blepharisma (Bütschh), Condylostoma patens (Quennerstedt, Maupas), €. Vorticella (Bütschli), Stentor und wohl noch manchen anderen. Häufig dürfte das Entoplasma dieser Formen streckenweise oder im Ganzen den Charakter totaler Vacuolisation noch ziemlich bewahrt haben. Bronn, Klassen des Thier-Reichs, Protozoa. ss 1394 Ciliata. Bei den Holotrichen Trachelius (59, 5) und Loxodes (60, 3b) ist die Anordnung der Plasmabalken so modifieirt, dass ein ansehnlicher Strang durch die Längsaxe zieht, von welchem allseitig zahlreiche zärtere, verästelte oder unverästelte Zweige zur Körperwand aus- strahlen, um sich mit der relativ dünnen, oberflächlichen Entoplasmalage zu vereinigen. Wie zu erwarten, zieht auch zum Schlund ein solcher Ast, wenn der Centralstrang nicht selbst den Oesophagus erreicht. Natürlich ändert sich die Anordnung der Stränge fortwährend, obgleich langsam, differirt daher auch bei verschiedenen Individuen beträchtlich. Wir erfuhren schon, dass die Verhältnisse von Trachelius seit Ehren berg häufig als schlagender Beweis eines Darmkanals angeführt wurden. Obgleich schon Siebold (1845) und Cohn (1853) die richtige Erklärung gaben, vertheidigten Claparede und Lachmann von neuem die alte Ansicht, der auch Lieberkühn zustimmte. Joh. Müller entdeckte (1856) die ähnliche Bildung bei Loxodes, ohne eine Erklärung zu versuchen, stimmte jedoch wohl seinem Schüler Lieberkühr bei, welcher Loxodes einen verästelten Darm zuschrieh. Auch Gegenbaur befreite sich 1856 noch nicht ganz von der Vorstellung eines Darmappa- rats bei Trachelius, obgleich er die wechselnde Anordnung der Stränge und die Identität ihrer Substanz mit der der Körperwand beobachtete. 1861 und 1871 schloss sich Slack der Darmtheorie noch an. Stein (1859), Schmidt (1864), Schwalbe (1866) und zahlreiche Spätere brachten die richtige Auffassung zu allgemeiner Geltung; für Loxodes verdanken wir dies namentlich Wrzesniowski’s Untersuchungen (1870). Bei Trachelius Ovum besteht eine gewisse Unsicherheit über die Gegenwart einer zweiten Oeffnung (ausser dem Mund), welche ungefähr in der Mitte der Ventralseite liegen soll. Gegenbaur entdeckte sie 1856 und hielt sie für den Mund, letzteren selbst aber für die Oeffnung, durch welche Wasser von Aussen in den Saftraum („Leibeshöhle“) eingeführt werde. Stein corrigirte 1859 diese Auffassung, indem er den Mund in sein Recht setzte; die hintere, nach ihm in der Mitte der rechten Seite gelegene Oeffnung diene wahrscheinlich der Zu- und Abfuhr des Wassers. Eigentlich bemerkte er nur einen länglich eiliptischen Spalt, welcher in eine trichterförmige, bewimperte Vertiefung führte. Eine Oeffnung auf dem Grunde der Vertiefung hielt er für wahrscheinlich, beobachtete sie jedoch nicht direct. Dieselbe Auffassung vertrat Schwalbe (1866). Balbiani deutete dagegen (1861) den Mund als Geschlechtsöffnung, die hintere Oeflnung mit Gegenbaur als Mund und beschrieb einen Sphincter um letztere. Ihm schloss sich OÖ. Schmidt (1864) an. Stein gab 1867 seine frühere Ansicht auf; die hintere Oeffnung fände sich überhaupt nicht bei allen Individuen und es sei wohl nur eine blinde taschenförmige Einsenkung. Hiermit stimmt, dass auf Lieberkühn’s zahlreichen genauen Abbildungen nichts von der hinteren Oeffnung an- gedeutet ist und auch ich sie bei mehrfacher Untersuchung nicht bemerkte. Immerhin ver- dient die Angelegenheit erneute Beachtung. b. Die Strömungserscheinungen des Entoplasmas müssen wir gleich hier besprechen, weil sie stets als besonders wichtig für die Beurtheilung des Entoplasmas betrachtet wurden. Mit Clapa- r&de-Lachmann darf wohl behauptet werden, dass Bewegungen des Entoplasmas, resp. Verschiebungen in demselben allen Ciliaten eigen sind. Bei der Mehrzahl erfolgen dieselben jedoch langsam und unregelmässig, sich häufig nur stellenweise, als hin- und herwogende Verschiebungen äussernd, welche natürlich an den Inhaltsbestandtheilen am besten verfolgt werden. Die allgemeine Verbreitung der Erscheinung muss jedoch zum mindesten für alle Ciliaten zugegeben werden, welche feste Nahrung aufnehmen, indem die auszuwerfenden Nahrungsreste stets, wenn auch Entoplasma (netzförmige Anordnung; Strömungserscheinungen). 1395 hänfig sehr langsaın zum After geschafft werden müssen, was nur durch Verschiebungen des Entoplasmas zu Stande kommt. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass gewisse Formen längere Zeit keine Entoplasma- bewegungen zeigen, resp. diese so langsam geschehen, dass sie nicht direet wahrzunehmen sind. In letzterwähnter Weise scheinen nach Maupas’ Angabe, mit welcher die Beobachtungen der früheren Forscher harmoniren, die Verhältnisse bei den Hypotricha meist zu liegen, wahrscheinlich aber noch bei vielen Anderen. Dass aber auch bei Vertretern dieser Unterordnung gelegentlich deutliche Strömung vorkommt, wird gleich geschildert werden. — Wogende Bewegungen, welche langsam und in ungeordneter Weise nach verschiedenen Richtungen stattfinden, wurden vielfach constatirt. Speciell bei stark vacuolisirtem bis spongiösem Entoplasma scheint diese Bewegung hänfig zu sein, so bei Stentor und Condylostoma (Maupas). Aehnliches gibt Maupas auch von Glau- coma pyriformis und Coleps hirtus an. Ueberhaupt dürften solche Strömungsvorgänge am weitesten verbreitet sein. Entsprechen- des kehrt bei balkennetziger Anordnung des Entoplasmas wieder. Dass der Verlauf der Stränge sich fortdauernd, wenn auch langsam ändert, wurde bei Trachelius Ovum schon frühzeitig (Gegenbaur 1856) be- merkt; O. Schmidt (1864) verfolgte auch die langsame Strömung in den Netzsträngen und verglich sie direct den entsprechenden Erscheinungen pflanzlicher Zellen. Bei Loxodes scheinen die Bewegungen noch lang- samer zu sein, da Wrzesniowski (1870) „keinerlei Bewegung im Innenparenchym“ bemerkte. Fehlen werden sie jedoch sicher nicht, dafür garantirt schon die allmähliche Ansammlung der Nahrungsreste im Hinterende. — Am frühesten wurde die regelmässig strömende oder eireulirende Bewegung (Cycelose) des Entoplasmas beobachtet, welche manchen Ciliaten eigen ist und gewissermaassen die höchste Stufe der Strömungserscheinungen repräsentirt. Längst bekannt ist das Phänomen bei Paramaecium Bursaria. Seiner Entdeckung und weiteren Ver- folgung, sowie der bedeutsamen Rolle, welche es für die Auffassung des Infusorienorganismus erlangte, wurde schon im historischen Abschnitt ge- dacht. Weitere Beispiele schlossen sich diesem bald an. Bei Paramae- ecium Aurelia. verläuft die Rotation beträchtlich langsamer (Focke 1842, 54, Stein 1859, Perty 1864, Quennerstedt 1865). Rasche energische Cyelose zeichnet namentlich auch Nassula aurea und elegans aus (Focke 1844, Bütschli 1875); bei anderen Arten der Gattung geschieht sie langsamer. Recht langsam erfolgt die Cyelose bei Frontonia leu- cas (Maupas), Glaucoma, Colpidium, Urocentrum (Schewiak.), Pleuronema chrysalis (Fabre). Bei der erstgenannten Art be- merkten aber frühere Beobachter und Schewiakoff recht energische Strö- mung. Beispiele energischerer Rotation bieten dagegen wiederum Col- poda Cueullus (Maupas), Didinium nasutum (Balbiani) und Bal- biantii (Schewiak.), Entodinium (Schuberg), Balantidium Ento- s8* 1396 Ciliata. zoon (Stein 1867), sowie die Vorticellidinen im Allgemeinen (Focke 1836, 1844, Lachmann und Carter 1556 sowie A.). Gemessen wurde die Schnelligkeit der Cyelose nur selten; die ein- zigen Angaben beziehen sich auf die besonders energische Strömung von P. Bursaria. Cohn bestimmte die Umlaufszeit hier 1853 auf 1!/,—2, 1854 auf ca. 3 Minuten; Eberhard (1858) auf 1 Minute. 1!/,—2 Minuten Umlaufszeit entspricht ea. 2—2,5 u Weg pro Secunde. Bei den Vorti- cellinen ist die Strömung beträchtlich langsamer. Das gesammte Entoplasma nimmt in der Regel an der Rotation Theil. Eine local beschränkte Rotationserscheinung beobachtete nur Wrzes- niowski (1870) bei einer Varietät des Euplotes Patella. Er be- merkte hier Rotation innerhalb einer beschränkten Stelle zwischen Schlund und eontractiler Vacuole; ob dieser Vorgang jedoch der eigent- Jichen Cyelose entspricht oder nur eine Weiterbewegung der mit gewisser Kraft eingetriebenen Nahrungskörper ist, scheint zweifelhaft. Wenn das gesammte Entoplasma eireulirt, so muss die Schnelligkeit der Bewegung natürlich vom Centrum gegen die Oberfläche zunehmen, was auch für P. Bursaria von Stein, für die Vorticellidinen von Greeff und Everts hervorgehoben wurde. Die Rotationsriehtung scheint stets in gewisser Beziehung zum Mund zu stehen, zum mindesten ist sie so gerichtet, dass die am Schlundende in das Entoplasma tretenden Nahrungskörper oder -Vacuolen von der Strömung erfasst und weiter geführt werden. Wenn der Schlund daher, wie bei den meisten der aufgeführten Ciliaten, deutlich nach hinten ge- richtet ist, so streicht die Strömung längs des Schlundes nach hinten und führt die Nahrungskörper mit sich. Bei Param. Bursaria zieht der Strom auf der rechten Körperseite nach hinten, um auf der linken wieder nach vorn zu eilen. Bei den Vorticellidinen verläuft die Strömung im Allgemeinen ähnlich, steigt längs der Mundseite und am Schlund hinab, um an der gegenüberliegenden Seite wieder emporzusteigen. Bei Nassula aurea beobachtete ich (1871) etwas eigenthümliche Verhält- nisse. Der Strom bewegte sich rechterseits von vorn und hinten gegen das Ende des Reusenapparats, um auf der linken Seite stark nach vorn zu eilen. Dagegen beobachtete Engelmann (1861 uned.) die starke Strömung dieser Art etwas anders, wenn auch in mancher Hinsicht ähnlich. Vom Schlundende bewegte sich der Strom gegen das Hinterende und theilte sieh hier in einen rechten und linken. Der erstere stieg rechts und auf der Rück- seite, der zweite links und auf der Ventralseite nach vorn. Wahrschein- lich stossen diese beiden entgegengesetzten Ströme in der mittleren rechten Region theilweise aufeinander und biegen gegen das Schlundende ein, wie ich es bemerkte, weil dann erst der von E. angegebene Verlauf einen Abschluss erhalten würde. Abweichend von dem seither Beschriebenen soll sich nach Maupas Colpoda Cueullus verhalten, dessen Entoplasma längs der Bauch- seite nach vorn eilt, um auf der Rückseite zurückzukehren. Die Nahrungs- Entoplasma (Strömungserscheinungen). 1397 ballen würden demnach hier, entgegen dem gewöhnlichen Verhalten, zu- nächst nach vorn geführt werden. Eigenthümlich und für die oben betonte Beziehung der Strömung zum Munde bedeutungsvoll ist der Verlauf bei Didinium nasutum naclı Balbiani. — Der Strom steigt hier an dem axial gelagerten Reusen- apparat von vorn nach hinten hinab, biegt am Hinterende allseitig nach vorn um und eilt auf der gesammten Oberfläche dem ÖOralende wieder zu. Eine ziemliche Aehnlichkeit mit Nassula aurea wäre demnach nicht zu verkennen. Schewiakoff glaubt dagegen bei Didin. Balbianii einfache Cireulation in gewöhnlicher Weise beobachtet zu haben. Strömungserscheinungen im Corticalplasma erwähnte bis jetzt nur Everts von Vorticella. Dieselben sollen sehr langsam geschehen und so, dass stets ein ab- und ein aufsteigender Strom in der Dicken- richtung des Corticalplasmas neben einander verlaufen. Der innere Strom bewege sich stets in umgekehrter Richtung wie der angrenzende, viel energischere des Entoplasmas. Weiteres hierüber müssen erneute Unter- suchungen lehren. Ueber die Ursachen der regelmässigen Cyclose wie der ungeordneten Strömungserscheinungen lässt sich zur Zeit ebensowenig etwas Bestimmtes sagen, wie über die Strömungserscheinungen des Plasmas überhaupt. Denn dass das fragliche Phänomen mit den Strömungen im Plasma der Rhizopoden und Pflanzenzellen identisch ist, scheint nicht zweifelhaft und wurde auch schon von den ersten, wie zahlreichen späteren Beobachtern behauptet (Gruithuisen, Carus, Kölliker, Siebold, Cohn, Bal- biani, Everts ete.). Man kann sich zwar vorstellen, dass die Waben- structur des Entoplasmas veränderlich ist, dass bei Veränderung des Ge- halts des Chylema’s an Wasser und anderen gelösten Stoffen die Gestalt der Waben sich ändert und Verschiebungen stattfinden, indem an verschie- denen Stellen des Entoplasmas die Waben sich bald strecken, bald ver- kürzen. Von der Entstehung der geordneten Cyelose jvermag ich mir jedoch auch unter dieser Voraussetzung einstweilen kein Bild zu machen. Die früheren Erklärungsversuche scheinen sämmtlich unzutreflend. Die haltlosen gelegent- lichen Hinweise auf ein inneres Wimperepithel, worauf sogar noch Glaparcde-Lach- mann anspielten, bedürfen keiner Besprechung”). Die Meinung, dass die den Schlund mit einer gewissen Geschwindigkeit passirenden Nahrungskörper oder Vacuolen sich gegenseitig fortschöben (Meyen), verdient in Anbetracht der Gleichmässigkeit des Stromes und der That- sache, dass derselbe bei Nassula und Didinium, welche nicht fortwährend Nahrung oder Wasser aufuehmen, ununterbrochen andauert, keine weitere Widerlegung. Ziemlich dasselbe besagt die 1858 von Eberhard, 1559 und 1867 von Stein versuchte Erklärung, welche die Ursache der Rotation in dem von den Schlundcilien erresten „Nahrungs- oder Wasserstrom‘ erblickte. Auch Greeff (1870 und 1873) und Entz (188S) glauben, dass dieses Moment bedeutenden Antheil am Zustandekommen der Uirculation der Vorticellidinen etc. habe. Diese Annahme wird durch dieselben Gründe wie die ersterwähnte widerlegt. Es scheint, *) Die Annahme eines Wimperepithels der sogenannten Leibeshöhle der Ciliaten wird gewöhnlich Carter (1856) bestimmt zugeschrieben. Mit Sicherheit lässt sich dies nicht be- haupten; doch ist Carter’s Darstellung vielfach so confus, dass dergleichen wohl heraus- gelesen werden konnte. 1398 Oiliata. seltsam, dass Stein diese Erklärung der Circulation versuchte, obgleich er selbst Verschie- bungen im Entoplasma auf Contractionen desselben zurückführte und dies für die Deutung des Entoplasmas richtig verwerthete. Neuerdings glaubt Fabre (S04) das Verständniss der Erscheinung durch die Annalıme zu erleichtern, dass die Circulation nicht die Gerüstsubstanz (Plasma) des Entoplasmas ergreife, vielmehr allein im COhylema geschehe, welches das nach seiner Meinung spongiöse Gerüst allseitig durchdringt. Schon die älteren Erfahrungen lassen jedoch eine solche Auffassung nicht zu. Die Nahrungsvacuolen und andere Inhaltskörper, welche der Strom fortführt, liegen nicht im Chylema, sondern im wabigen Protoplasma, und da sie sich nicht aus eigener Kraft fortbewegen können, muss das umgebende Plasma sie treiben. Andererseits hegen wir bekannt- lich die Ueberzeugung, dass das Chylema überhaupt keine zusammenhängende Flüssigkeits- masse ist, was schon früher dargelegt wurde. Hiermit ist jedoch nicht ausgeschlossen. dass auch im Chylema Bewegungserscheinungen auftreten können, ganz anderer Natur zwar, wie die des eigentlichen Entoplasmas. Greeff (1870, 1573) betonte, dass bei den Vorticellidinen neben der Oirculation eine zitternde Bewegung der kleinen Körnchen des Plasmas stattfinde. Everts leugnete dies. Ich konnte Greeff’s Angaben häufig bestätigen. Schon letzterer nennt die zitternden Bewegungen der Körnchen „mole- kularartig“; ich bin überzeugt, dass es wirkliche Molekularbewegung ist. Die feinen Körnchen, welche hauptsächlich sog. Excretkörnchen zu sein scheinen (von denen später mehr), liegen jedoch nicht in der Gerüstsubstanz oder dem eigentlichen Plasma, sondern im Chylema. Ihre zitternden Molekularbewegungen beweisen demnach, dass das Ohylema eine recht leicht- flüssige, jedenfalls wässrige Lösung sein muss, Bei dieser Gelegenheit berühren wir noch kurz die im historischen Abschnitt schon ziemlich eingehend besprochene Ansicht, welche das Entoplasma als einen die angebliche Leibeshöhle erfüllenden flüssigen Chymus deutete. Diese von Lachmann und Glaparede zuerst bestimmt vertretene Auffassung wurde später namentlich von Greeff vertheidigt. Be- sonders die oben erwähnte Molekularbewegung der feinen Körnchen bildete ein Hauptargument der Greeff’schen Beweisführung, wozu sich gesellte, dass er eine relativ scharfe Grenze zwischen dem strömenden Entoplasma und dem ruhenden COorticalplasma der Vorticellidinen bemerkte. Beide Argumente erscheinen jedoch hinfällig, wie aus dem Früheren ge- nügend, hervorgeht. Obgleich das Entoplasma häufig rasch neben ruhendem Corticalplasma hinströmt, erweist die genauere Untersuchung doch bestimmt den directen Uebergang des Maschenwerks beider. Die häufige Einlagerung des Kernes im strömenden Entoplasma, die Vacuolenbildung des letzteren und zahlreiche andere Momente machen die bekämpfte Ansicht un- haltbar. Da wir schon bemerkten, dass auch die Gerüstsubstanz des Entoplasmas einen zähflüssigen Aggregatzustand besitzen muss, obgleich sie beträchtlich dichter wie das Chylema ist, so er- scheinen Strömungen und Verschiebungen in ihr nicht unverständlich, auch nicht, dass Be- wegung und Ruhe häufig dicht neben einander zu treffen sind F. Die Nahrungsvacuolen und ihre Bildung; der Vorgang der Nahrungs- aufnahme überhaupt und die Defäcation. Die aufgenommene feste Nahrung findet sich bekanntlich stets nur im Entoplasma und ist meist in Flüssigkeitstropfen eingeschlossen, den sogen. Nahrungsvacuolen (den Mägen nach Ehrenberg und seinen Anhängern). Diese Nahrungsvacuolen sind gewöhnlich kuglige Tropfen wie die Vacuolen überhaupt; nur wenn umfangreiche, namentlich lange feste Nahrungskörper von einer verhältnissmässig geringen Flüssigkeits- menge umschlossen werden, ist dies nicht der Fall. Die Flüssigkeit ad- härirt dann der Oberfläche des umhüllten Körpers und schliesst sich daher dessen Gestalt mehr oder weniger an, kann sich also nicht kuglig ab- runden. Diese Erscheinung bildet folglich keinen Einwand gegen die ein- jache Tropfennatur der Nahrungsvacuolen und spricht keineswegs für Nahrungsvacuolen und Nahrungsaufnahme. 1399 besondere Wandungen derselben. Dass die Flüssigkeit der Vacuolen im Wesentlichen Wasser ist, bedarf keines besonderen Beweises und folgt auch direct aus der Entstehung vieler derselben. Es steht aber fest, dass die Nahrungsvacuolen keineswegs überall in gleicher Weise ent- stehen, dass wir vielmehr zwei Vorgänge zu unterscheiden haben. Im Allgemeinen scheinen diese beiden Bildungsweisen mit den zwei Haupt- kategorien der Nahrungsaufnahme zusammenzufallen, welche schon früh- zeitig unterschieden wurden. Da die Bildungsgeschichte der Vaecuolen demnach mit der Nahrungsaufnahme innig zusammenhängt, empfiehlt es sich, beides gemeinsam zu besprechen. Im Allgemeinen fallen die beiden Arten der Nahrungsaufnahme mit den zwei Haupttypen der Mund- und Schlundbildung zusammen, ob- gleich gewisse Ausnahmen zu bestehen scheinen. Die erste Kategorie umfasst alle Ciliaten mit einfacher Mundstelle, Mundspalt oder unbe- wimpertem Schlund. Es gehören demnach hierher sämmtliche Enche- linen, Trachelinen und Chlamydodonten. Alle diese Formen fressen relativ ansehnliche, z. Th. sogar sehr grosse Nahrungskörper, welche sie durch eine Art Schlingprocess aufnehmen, wobei sich Mund und Schlund gewöhnlich sehr erweitern. Zu der zweiten Kategorie gehören im Allgemeinen sämmtliche übrigen Ciliaten, deren Mund und Schlund Wimperorgane verschiedener Art zur Ein- strudelung der Nahrungskörper besitzen; bei welchen der Mund und Schlund auch fast dauernd offen steht, so dass der gewöhnlich ununterbrochene Nahrungsstrom, welchen die Wimperorgane erzeugen, d. h. Wasser sammt kleineren oder auch grösseren Nahrungskörpern, fortgesetzt durch den Schlund in das Entoplasma getrieben wird. Letzterer Vorgang kann in etwas verschiedener Weise verlaufen, wovon später die Rede sein wird. Das Hauptmerkmal dieses Modus der Nahrungsaufnahme ist jedoch, dass stets erhebliche Wassermengen mit der Nahrung aufgenommen werden, letztere also wohl immer gleich in Nahrungsvacuolen liegt, welche aus dem gleichzeitig eingetretenen Wasser entstehen. Die schlingenden Ciliaten der ersten Kategorie verschlucken gewöhn- lich kein oder doch nur wenig Wasser mit der Nahrung. Die Nahrungs. körper werden daher zunächst dem Entoplasma direet eingelagert. Ge- wöhnlich begegnet man jedoch auch bei diesen Ciliaten Nahrungsvaeuolen. Da nun bei gewissen (z. B. Nassula, Lionotus) sicher nachgewiesen ist (Schewiakoff), dass um die Nahrungskörper später durch Flüssig- keitsabscheidung Vacuolen entstehen, so dürfte eine nachträgliche Bil- dung von Nahrungs- resp. Verdauungsvacuolen bei den betreffenden Ciliaten weiter verbreitet sein; sie mag jedoch auch bei manchen ganz unterbleiben. Es wurde schon angedeutet, dass die Sonderung der beiden Arten der Nahrungsaufnahme keine ganz scharfe ist. Unter den Ciliaten der zweiten Kategorie finden sich solche, welche grosse Nahrungskörper auf- nehmen, äbnlich wie die der ersten Abtheilung. So gehören hierher die drei Paramaeceinengattungen Leucophrys, Frontonia und 1400 Ciliata. Ophryoglena, welche abweichend von den übrigen Vertretern der Familie sehr ansehnliche Nahrungskörper fressen. Auch geschieht dies wenig- stens bei den beiden letztgenannten Gattungen wahrscheinlich mehr nach Art der typischen Schlinger. In ähnlicher Weise bildet Lembadion eine Ausnahme unter den Pleuroneminen, da es mit seinem langen Mundspalt wohl in der Weise der Amphilepten ansebnliche Körper aufnimmt. Unter den Heterotrichen gilt das Gleiche jedenfalls für Balan- tidium, weshalb es besonderes Interesse verdient, dass Stein (1367) bei B. Entozoon keine Nahrungsvacuolen bemerken konnte*). Obgleich ich bezweifle, dass dieselben völlig fehlen, dürfte dies doch den näheren An- schluss dieses Infusor an die erste Gruppe verrathen. Nach Auffindung des langen primitiven Mundspalts der Bursaria kann es schwerlich länger zweifelhaft sein, dass zum mindesten grosse Nahrungskörper, wie sie häufig verschlungen werden, mittels des Spalts, in Amphilepten ähn- licher Weise eingeführt werden. Andererseits scheint jedoch nicht aus- geschlossen, ja unzweifelhaft, dass Bursaria auch kleinere Nahrungs- körper (nach Art anderer Heterotrichen und der Ciliaten der zweiten Kate- gorie überhaupt) durch ihre Schlundröhre ins Entoplasma treibt. Wir be- gegneten demnach hier einer Combination beider Arten der Nahrungs- aufnahme. Es bleibt der Zukunft überlassen, festzustellen, ob eine solche Combination bei anderen Heterotrichen und speciell den Hypo- trichen weiter verbreitet ist. Dass die Mittheilungen Stein’s (1859) über die Art der Aufnahme grosser Nahrungskörper bei den Oxytrichi- nen darauf hinweisen, wurde schon früher betont (p. 1355); daneben findet sich bei diesen Formen sicher auch Einstrudelung von Nahrung durch die Schlundröhre mit Bildung von Nahrungsvaeuolen. Wir wenden uns nun zu einigen genaueren Bemerkungen über den Vorgang des Schlingens bei den Ciliaten der ersten Kategorie. Obgleich hierüber Mancherlei mitgetheilt wurde, bleibt die Erscheinung doch noch in vieler Hinsicht dunkel. Da über die Formen mit wohl ausgebildetem Stäbehenapparat des Schlundes schon oben (s. p. 1370) ziemlich ausführ- lich gesprochen wurde, verweisen wir auf das dort Bemerkte. Der Mund aller dieser Ciliaten besitzt eine grosse Erweiterungsfähigkeit, was bei denjenigen mit langem, schmalem Mundspalt schon QAurch den Bau direct ermöglicht ist. Es kommt daher nicht selten vor, dass einzelne hierher- gehörige Formen Nahrungskörper verschlingen, welche fast so gross wie sie selbst sind (Amphileptus und Spathidium spathula speciell); was eine enorme Erweiterung des Mundes voraussetzt. Ich glaube sicher annehmen zu dürfen, dass die weite Eröffnung des Mundes wesentlich durch die Contraction des Ectoplasmas bewirkt wird. Die. Anordnung der Streifen um den Mund entspricht dem ganz. Geringere Eröllnung mag dagegen von dem nächst- umgebenden Plasma ausgehen, worauf schon früher für Dileptus und Nassula hingewiesen wurde (s. p. 1366). Gewiss ruft jedoch nicht jede Contraction der Thiere ein Aufsperren des Munds hervor; daher bedingt obige Annahme die andere, dass der Mund unter der Schuberg (945) hebt neuerdings hervor, dass die Nahrungsvacuolen auch den para- sitischen Isotrichinen, Ophryoscolecinen und Bütschlia f£ellten. Nahrungsvacuolen und Nahrungsaufnahme, 101 Wirkung einer Verschlusseinrichtung stehen muss, welche vor seiner Eröffnung ausser Thätig- keit tritt. Ein solches Aufsperren des Mundes wird nicht wohl möglich sein ohne gleichzeitige grubenförmige Aushöhlung des den Mundspalt unter- lagernden Plasmas, resp. weiter grubenförmiger Eröffnung des Schlundes, insofern ein solcher vorhanden ist. Schon dabei muss ein Nahrungs- körper, welcher dem sich öffnenden Mund anliegt, durch den äusseren Wasserdruck in die Mundgrube oder den Schlund Lineingetrieben werden, also mehr durch einen Saugact. Dazu gesellen sich jedoch in den meisten Fällen noch active Bewegungen des fressenden In- fusors, worüber Lachmann (1856 p. 366), Clapare&de, Stein (1859 p. 80), Entz (836) u. A. berichten. Die fressenden Amphilepten, Spathidien und andere Trachelinen drängen gegen den aufzunchmen- den Nahrungskörper an, „der von dem Thier gewöhnlich gegen einen Widerstand leistenden Gegenstand gedrängt wird“ (Stein 1. e.), wodurch er, unter gleichzeitiger Contraction der Mundränder und der ganzen Mund- region allmählich tiefer in das Entoplasma (resp. den Schlund oder das tiefere Schlundplasma) getrieben wird. Wie gesagt, berichteten auch schon Lachmann und frühere Forscher Aehnliches; ersterer bemerkt: „sie (Amphileptus, Enchelys, Trachelius [wohl hauptsächlich — Lionotus]) schieben sich gleiebsam mit Schlingbewegungen ähnlich wie die Schlangen über die Beute.“ Dieses Hinaufwürgen über die Nah- rungskörper ist wohl am seltsamsten bei Amphileptus Claparedii, der sich über einzelne Individuen von Vorticellinen würgt, ohne dieselben von ihrem Stiel abzulösen (Clap. und L. und spätere). Genaueres hierüber siehe im Abschnitt über die Eneystirung. Wie gesagt, tritt die verschlungene Nahrung meist ohne gleich- zeitig aufgenommenes Wasser, in das Entoplasma, resp. zunächst das tiefere Schlundplasma und aus diesem allmählich in das erstere über. Hierfür sprechen die Angaben der meisten Forscher. Schon Lach- mann bemerkte: dass die Nahrung erwähnter Ciliaten „oft selbst ohne mitverschlungenes Wasser“ in das Entoplasma (Leibeshöhle nach ihm) gelange. Ebenso berichtet Stein, dass die Nabrungskörper direct von dem Entoplasma umschlossen werden, olıne dass eine Lücke im Parenchym bliebe. Im Allgemeinen findet sich bei den späteren Forschern nicht viel Bestimmtes hierüber; doch bemerkt Maupas (1883), dass bei den schlingenden Infusorien gewöhnlich keine Vacuolen gebildet werden; auch finde ich in den Mittheilungen von Entz, welcher sich mehrfach mit hierhergehörigen Ciliaten beschäftigte, keine Hinweise auf Vacuolenbildung. Immerhin geht schon aus obigen Bemerkungen von Lachmann und Maupas hervor, dass gelegentlich doch etwas Wasser mit der Nahrung verschluckt und. so wenigstens die Anlage zu einer Vacuole gegeben werden dürfte. In dieser Hinsicht verdient namentlich Stein’s (336) Angabe über Leucophrys patula Ehrbg. Beachtung. Bei dem Verschlingen ansehnlicher Nahrungskörper soll sich 1402 Ciliata. hier eine lange „Lacune“ bilden, welche Ehrenberg für einen Darm hielt. Obgleich Leucophrys wohl nicht zu den ganz typischen Schlingern gehört — sie besitzt bekanntlich zwei undulirende Membranen ähnlich Glaucoma, der sie überhaupt nahe steht — ist die Beobachtung Stein’s doch recht wichtig, besonders im Hinblick auf die gleich zu erwähnenden Erschei- nungen bei Didinium nasutum. Bei letzterem Infusor beschrieb Balbiani besondere Verhältnisse der Nahrungsaufnahme; dieselben bedürfen aber um so mehr der Bestä- tigung, resp. der Correetur, da Schewiakoff bei dem sehr nahe ver- wandten Did. Balbianii keinerlei Abweichung von dem gewöhnlichen Verhalten der Enchelinen bemerkte. Die erste Besonderheit, welche D. nasutum nach Balbiani’s Schilderung zeigen soll, ist, dass die Nahrung (kleinere bis ziemlich ansehnliche Ciliaten) mittels eines aus der Mund- ölfnung vorgeschleuderten, cylindrischen Fortsatzes eingefangen wird. Die Mundöffnung wird ‘ dabei etwas erweitert: der Fortsatz, welcher etwa die halbe Körperlänge erreicht, heftet sich mit seinem etwas angeschwollnen Ende an die Beute fest und zieht sie in den sich ent- sprechend erweiternden Mund hinein. Bei keiner Ciliate, auch nicht der nächstverwandten, wurde etwas Achnliches beobachtet; es scheint daher zweifelhaft, wie der Fortsatz zu beurtheilen ist. Ich muss sogar gestehen, dass mir die ganze Mittheilung, obgleich sie von einem so geübten und erfahrenen Beobachter stammt, etwas unsicher erscheint. Findet ein solches Einfangen der Nahrung wirklich statt, so kann es sich wohl nur um ein pseudopodienartiges Gebilde handeln, wie schon Allmann (510) bemerkte. Principiellere Bedeutung beansprucht die zweite Eigenthümlichkeit, welche B. festgestellt zu haben glaubt. Das Thatsächliche ist, dass vor der durch den Schlund ins Entoplasma ein- dringenden, häufig recht grossen Nahrung (Paramaecium Aurelia) gewöhnlich ein spaltartiger, dreieckiger, lichter Raum auftritt, der gelegentlich bis zum Hinterende des Thieres zu verfolgen war (58. 3d). Wurde ein Didinium, dessen Schlund sich beträchtlich erweitert hatte, durch Jodtinctur getödtet, so bildete sich häufig ein entsprechender heller Spalt, welcher sich verschmälernd von der Mundöflnung bis ans Hinterende reichte. Aus diesen Ergebnissen schloss B., dass Didinium einen dauernden Darm besitze, welcher geradenwegs vom Mund zum terminalen After verlaufe; vor der eindringenden Nahrung öffne sich das sonst collabirte Darmlumen streckenweise, was auch Jod durch Schrumpfung bewirken könne. Ist die Nah- rung eingeführt, so schliesse sich die Darmwand dicht um dieselbe, so dass von dem Nahrungsschlauch nichts mehr zu sehen sei, ebensowenig wie im ungefüllten Zustand des- selben. Da Balbiani auch am geöffneten Darm nichts von einer wirklichen Wand. erkennen konnte, nahm er an, dass die Wand nur eine Verdichtung des „Parenchyms“, d. h. des Ento- plasmas sei. Damit gerieth er jedoch in Widerspruch mit sich selbst. Mit Clap. und L. betrachtete er das circulirende Entoplasma als den Inhalt einer zwischen Darm und Körper- wand gelegenen Perivisceralhöhle, demnach als eine Art Chymus, oder seiner Auffassung ent- sprechender Chylus. Er hielt seine Beobachtungen an Didinium natürlich für einen Be- weis der Existenz einer solchen Perivisceralhöhle. Nichtsdestoweniger gelangte er zur An- sicht, dass die Darmwand eine nicht scharf abzugrenzende Verdichtung des Inhalts dieser Leibeshöhle sei, ein Widerspruch, welcher natürlich nur durch das Aufgeben der unnatürlichen Annahme einer Leibeshöhle zu lösen wäre. Aber auch die Annahme eines etwa dauernd vor- handenen feinen Spalts im Entoplasma stösst auf grosse Bedenken. Zunächst ist dem ent- gegenzuhalten, dass B. selbst die Existenz einer wirklichen Darmwand leugnet. Das Auftreten des hellen dreieckigen Spalts vor der eingeführten Nahrung erklärt sich aber ebenso leicht durch einfaches Auseinanderweichen des Plasmas bei gleichzeitigem Eindringen einer gewissen Quantität Wasser, also durch die Bildung einer Art Nahrungsvacuole vor der eindringenden Nahrung. Denn es muss Wasser aufgenommen werden, wenn die Schilderung Nahrungsvacaolen und Nahrungsaufnahme (angeblicher Darm von Didinium). 14085 B.’s richtig ist. Der helle Raum muss Wasser enthalten, sei seine Bedeutung nun welche sie wolle, denn leer kann er natürlich nicht sein. Schon Allmann (510) vermuthete daher ganz richtig in dem angeblichen Darmlumen eine Vacuole. Die einzige Schwierigkeit, welche die Balbiani'sche Beobachtung eigentlich enthält, scheint mir die Angabe, dass der wasser- erfüllte Spalt zuweilen bis zum After reiche. Schon dass dies nur zuweilen beobachtet wurde, macht diesen Punkt bedenklich. Maupas (1555) sucht eine Erklärung dieser Erscheinung und der Entstehung des vermeintlichen Darmlumens bei der Einwirkung von Jodtinctur in dem bei Didinium bekanntlich in der Längsaxe nach hinten ziehenden Entoplasmastrom, welcher früher geschildert wurde. Dieser bewirke, dass die Continuität des Plasmas in der Längsaxe am geringsten sei; daher erfolge hier durch die eindringende Nahrung oder durch Schrum- pfung am ehesten eine Continuitätstrennung unter Entstehung eines scheinbaren Darm- lumens. Dieser Ansicht vermag ich nicht zuzustimmen; eine Strömung in der Axe verräth jedenfalls eine leichtflüssige Beschaffenheit des Plasmas dieser Region, was wohl eine geringere Continuität dortselbst nicht anzeigt; denn dass die vorn in der Axe zusammentrelfenden und nach hinten ziehenden Ströme gewissermaassen an einander hinglitten und daher eine Ver- ringerung der Oontinuität bedingten, lässt sich mit unseren Erfahrungen über das Entoplasma nicht wohl vereinigen. Meine Ansicht über die Entstehung des Darmspalts ist: dass derselbe zunächst der sich im Schlundplasma vor der eindringenden Nahrung öflnende und verlängernde Schlundspalt ist, wobei cs nach dem über den Schlund des Didivium und der Verwandten Mitgetheilten nicht nöthig erscheint, dass dieser Schlundspalt in seiner ganzen Länge prä- formirt ist. Im Gegentheil zeigt die directe Beobachtung, dass er sich stets nur auf geringe Länge vom Mund verfolgen lässt, jedenfalls nicht den ganzen Stäbchenapparat durch- setzt. Dass der Spalt häufig so weit gegen das Hinterende hinabsteigt, möchte ich darauf be- ziehen, dass Stäbchenapparat und Schlundplasma auch bei D. nasutum wohl weiter nach hinten reichen, als die seitherigen Beobachtungen ergaben, denn dies ist sowohl bei dem nächst- verwandten D. Balbianii wie bei vielen anderen Holophryinen der Fall. Aus dem Be- merkten folgt, dass mir die Verbindung des angeblichen Darmlumens mit dem After zweifel- haft erscheint, obgleich es das Hinterende häufig nahezu erreichen mag. Die tiefe Eröffnung des Schlundplasmas unter dem Einfluss schrumpfender Reagentien, welche jedoch nur erfolgte, wann der Mund schon weit geöflnet war — ein Auseinanderweichen des Plasmas im Anfang des Schlunds also schon bestand -—— könnte man vielleicht darauf zurückführen, dass die Schrum- pfung das eingeleitete Auseinanderweichen des Schlundplasmas nach hinten fortsetzt. Ebenso- wenig wie Maupas kann ich natürlich Balbiani’s Ansicht beitreten, dass die Nahrung dauernd in der Körperaxe oder dem vermeintlichen Darm, verweile, dieselbe wird hier wie bei D. Balbianii und den verwandten Holophryinen aus dem Schlundplasma jedenfalls in das Entoplasma treten. Dafür sprechen auch die Massen brauner Körper im Entoplasına, welche Balbiani beobachtete und die ich mit Maupas nur als Nahrung betrachten kann. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Nahrungsaufnahme mancher Ciliaten erster Kategorie etwas modifieirt ist, dass z. B. ein eigentliches Schlingen nicht stattfindet. Die Berichte, welche Lachmann (1856) und Eberhard (1863) über die Nahrungsaufnahme von Coleps hirtus gaben, würden dies anzeigen; doch schildert Maupas (1885) den Vorgang mehr in der gewöhnlichen Weise. Nach den erstgenannten Forschern soll die Nahrung (zerflossene Infusorien) ohne Schlingbewegungen in den weit geöffneten Mund und Schlund eindringen. Das Anfressen und Anbeissen der Beute, welches schon Eberhard bemerkte, bestätigte auch Maupas; nach letzterem dienen dazu die spitzigen Oralplatten des Panzers. Lach- mann vermuthete Cilien im Schlund, was sicherlich unrichtig ist. Zweifel bestehen auch noch über die Vorgänge bei der Aufnahme sehr langer Öscillarienräden, was bei gewissen Chlamydodonten (speciell einigen Nassula, s. Ehrenberg 1853) und Chilodon (Ehren- 1404 berg 1835, Gruber 1879) häufig ist, doch auch bei Froutonia vor- kommt. Gruber betont, dass Chilodon Gucullulus bei der Aufnahme grosser Fäden, welche nicht selten die mehrfache Körperlänge erreichen, ganz ruhig daliege, dass dabei namentlich keine andringenden Schwimmbewegungen stattfinden. Ist das eine Ende des Fadens in den Schlund eingedrungen, so gleitet es rasch durch denselben, bis es am Hinterende des Thiers gewisser- maassen anstösst. Erhält das eingedrungene Ende dann eine Biegung, so schreitet die Ein- führung des Fadens weiter fort; derselbe gleitet nun im Bogen unter der Pellicula hin, um schliesslich, wenn er sehr lang ist, mehrere Windungen im Chilodon zu beschreiben. Dabei ruft der Druck des gespannten Fadens häufig recht bedeutende Deformationen des Körpers hervor, welche schon Ehrenberg für die sog. Nassula (Liosiphon) Strampherii beschrieb. Bei der Umbiegung des Fadenendes wirken wohl sicher active Bewegungen des T'hieres mit, denn Gruber betont, „dass dasselbe sich abarbeitet, den Faden von dieser Stelle (Hinterende) weiter zu bringen“, Gelingt dies nicht, so wird er wieder ausgestossen. (Gr. äussert keine Vermuthung über die Gründe des raschen Eintretens der Fäden, bezweifelt nur, dass Schluckbewegungen des Schlundes und Stäbchenapparats dabei mitwirken, wie bei der Aufnahme kleinerer Nah- rungskörper. Dennoch dürfte schwerlich anzunehmen sein, dass bei diesem Vorgang andere Mittel in Action treten, wie bei der gewöhnlichen Nahrungsaufnahme. Unklar ist, wie das gelegentliche Ausstossen des Fadens geschieht; dabei könnten doch vielleicht Schwimm- bewegungen mitwirken, da Gruber ja von dem sich .„Abarbeiten“ der Thiere redet. Die Nahrungsaufnahme der Ciliaten zweiter Kategorie, d.h. derjenigen mit zuführendem Nahrungsstrom, ist mit typischer Nahrungs- vacuolenbildung verbunden. In der historischen Einleitung wurde geschildert, dass gerade diese Vorgänge seit Ehrenberg eifrig erörtert wurden und dass Dujardin sie zuerst richtig erklärte. Wie schon angedeutet wurde, hängt dieser Modus der Nahrungsaufnahme bis zu einem gewissen Grade mit der Beschaffenheit der Nahrung zusammen, es sind vornehmlich kleine Nahrungskörper, welche der Strom in Bewegung setzt und herbeiführt. Ciliaten, mit typischer Ausprägung dieser Einstrudelung der Nahrung, wie die grosse Mehrzahl der Paramaecinen (abgesehen von den oben genannten Ausnalimen) und die Peritrichen, fressen denn auch nur sehr kleine Nahrungskörper, hauptsächlich Bacterien und verschiedenartige Zerfalls- producte höherer Organismen; Ausnahmen dürften höchst selten sein. Auch gewisse Heterotrichen, so die meisten Plagiotominen (Blepharisma, Spirostomum, Nyctotherus, Plagiotoma, auch Conchophthi- rus) verhalten sich ähnlich, wogegen die übrigen wie die Hypotrichen und Oligotrichen neben kleinen Körpern meist auch grössere, z. Th. sogar recht grosse "verzehren, was oben schon für einige angedeutet wurde. Es scheint sicher, dass mittelgrosse, selbst grosse Nahrungskörper bei letzterwähnten Ciliaten ebenfalls durch Einstrudelung in das Ento- plasma getrieben werden, was dann stets unter Bildung einer Nahrungs- ‚acuole staitlinde. Was das mögliche und gleichzeitige Bestehen des anderen Modus der Aufnahme bei einzelnen dieser Ciliaten angeht, so ver- weisen wir auf das früher Bemerkte (s. p. 1400). Die Ciliaten der zweiten Kategorie sind natürlich auch diejenigen, welche fein ver- theilte, im Wasser suspendirte Farbstoffe fressen (Carmin, Indigo, Tusche ete.). Bekanntlich wurde diese künstliche Fütterung seit Ehren- berg mit grossem Erfolg zur Untersuchung der Ernährungsverbält- Nahrungsyacvuolen und Nahrungsanfnahme. 1405 nisse verwendet. Dass vorzüglich die strudelnden Ciliaten in dieser Weise sich füttern lassen, betonte schon Lachmann (1856). Ehren- berg gibt zwar an, dass ibm die Fütterung mit Carmin und In- digo auch bei zahlreichen Ciliaten der ersten Kategorie (speeiell Enchelinen und Trachelinen) geglückt sei, doch ist mit Lach- mann daran zu erinnern, dass in vielen dieser Fälle Ciliaten der zweiten Kategorie den Farbstoff gefressen haben mögen, welche dann den be- treffenden Enchelinen zur Bente fielen. Die genauere Verfolgung der Nahrungsvacuolenbildung durch Ein- strudelung lässt zwei Vorgänge unterscheiden, deren gelegentliche Ver- mischung zu Irrthiimern führte. Den ersten Modus finden wir typisch bei den Paramaeeinen, Pleuroneminen (ausgenommen Lembadion), bäufig wohl auch bei den Hetero- und Hypotrichen. Der Vorgang vollzieht sich folgendermaassen. Der durch die Schlundbewimperung, resp. die adorale Spirale erregte und gewöhnlich ununterbrochen fort- dauernde Wasserstrom dringt durch Mund und Schlund ein und strömt aus dem Sehlundende ins Entoplasma. Bei Glaucoma sollen die sog. Lippen (,„undulirende Membranen“) nach Maupas auch ge- legentlich direet Nahrung einschaufeln, namentlich wenn diese Ciliaten an Zooglocahaufen fressen. Ebenso benutzen auch Frontonia und Leuco- phrys ihre Membranen zur Einführung der Nahrung, welche in diesem Fall aber ansehnliche Körper sind. Da das dem Schlund entströmende Wasser sich nicht mit dem Entoplasma mischt, bäuft es sich am Schlundende im Entoplasma als ein Tropfen an, welcher die Nahrungskörperehen um- schliesst. Der Tropfen steht natürlich mit dem zuströmenden Wasser des Schlundes in Continuität. Der Vorgang entspricht zweifellos dem, was sich ereignen wird, wenn ein Flüssigkeitsstrom langsam aus einem engen Rohr in eine diekerflüssige Masse (Entoplasma) eindringt. Durch fortgesetzten Zustrom von Wasser und suspendirten Nahrungskörperchen schwillt der Tropfen (Nahrungsvacuole) langsamer oder schneller bis zu einem gewissen, für die verschiedenen Formen ziemlich constanten Volum an. Nachdem er dies erreicht, löst er sich schliesslich vom Mundende ab, nimmt dann eine durchaus kuglige Form an und wird im Entoplasma langsamer oder rascher fortgeführt. Diese Ablösung der Nahrungs- vacuole vom Schlundende gleicht im Allgemeinen ganz dem Abfallen eines Tropfens von einer Röhre bei langsamem Wasserzufluss unter Wirkung der Schwere. Im Ciliatenkörper kann natürlich von der Ablösung des Tropfens durch seine Schwere nicht die Rede sein. Was diese Abtrennung der Nahrungsvacuole bewirkt, ist zur Zeit noch nicht sicher festgestellt. Bei Ciliaten mit energisch eirculirendem Entoplasma, wie den Paramaeeinen, könnte man daran denken, dass bei genügender Grösse des Tropfens der Strom hinreichend Angriflsfläche erhält, um ihn vom Schlundende abzureissen. Ist der Strom jedoch wie gewöhnlich weniger energisch, dann muss wohl noch anderes mitwirken, dessen Einfluss auch in dem ersten Fall möglich erscheint. Am wahrscheinlichsten wäre eine Öontraction des inneren Schlund- endes bei der Ablösung, welche den Zusammenhang des Tropfens mit dem Wasser des Schlundes, resp. dem äusseren Wasser unterbricht, worauf wohl schon geringfügige Ver- 1406 Ciliata. schiebungen des die Nahrungsvacuole einschliessenden Entoplasmas genügen, um dieselbe abzu- lösen und weiterzuführen. Die beiden angeführten Momente hat schon Stein (1859) in ähn- licher Weise gewürdigt. Eine genauere Verfolgung des Vorgangs dürfte den wirklichen That- bestand unschwer feststellen. Dass Contractionen bei der Abiösung mitwirken können, folgt daraus. dass bei den Vorticellinen und gewissen Heterotrichen, speciell Ciimaco- stomum (Stein 1867) und Folliculina (Möbius) Schlundcontractionen bei der Nahrungs- aufnahme beobachtet werden, wovon später mehr. Zuweilen scheint es vorzukommen, dass auf die geschilderte Weise nur Wasser, ohne suspendirte Nahrungskörper, in das Entoplasma ge- trieben wird, also einfache Wasservacuolen gebildet werden; speeciell für Nyetotherus cordiformis und Plagiotoma Lumbriei erwähnt dies Stein (1867). In beiden Fällen bemerkte er, dass solche Wasser- vaeuolen häufig sehr gross und dann unregelmässig gebuchtet bis gelappt sind. Speciell der letztere Umstand legt die Vermuthung nahe, dass es sich um pathologische Vorgänge handelt, denn die unregelmässige Ge- stalt der Vacuole deutet wohl eine Veränderung des Entoplasmas an; wahrscheinlich hat dasselbe seine flüssige Beschaffenheit eingebüsst, denn nur dadurch wären dauernd unregelmässige Vacuolen zu erklären. Auch bei Oiliaten mit schlingender Nahrungsaufnahme sollen gelegentlich solche Wasser- vacuolen am Schlundende gebildet werden. Entz berichtete dies sowohl für Actinobolus (1879) wie Trachelocerca Phoenicopterus. Namentlich letztere Art soll häufig zahl- reiche Wasservacuolen bilden, welche die zuweilen schaumige Beschaffenheit des Entoplasmas erzeugen. Ich muss gestehen, dass mir der Vorgang bei der Bildung solcher Wasser- vacuolen der Enchelinen nicht klar ist. Wie bei der Einstrudelung können sie nicht ent- stehen; Entz spricht vom Verschlucken des Wassers; demnach wäre anzunehmen, dass das orale Schlundende unter Erweiterung mit Wasser gefüllt, worauf dies durch eine von vorn nach hinten fortschreitende peristaltische Schlundcontraction in das Entoplasma getrieben wird. Damit stimmt aber die Abbildung, welche E. von Trachelocerca Phoenicopterus mit einer solchen Wasseryacuole am Schlundende gibt, nicht überein, denn er zeichnet die Schlund- röhre offen von der Vacuole bis zum aufgesperrten Mund. Wie bemerkt, bilden sich die Nahrungsvacuolen der Vorticellinen und einiger Heterotrichen wesentlich anders wie die seither besprochenen. Der durch die Zone und ihre Fortsetzung ins Vestibulum erregte Nahrungs- strom führt Wasser und Nahrungskörperchen in den Schlund (Pharynx Lachmann). Viele Nahrungskörperchen werden jedoch aus dem Vesti.- bulum wieder ausgeworfen, nur ein Theil gelangt in den Schlund. So füllt sich letzterer unter Anschwellung allmählich und ziemlich lang- sam an. Seine Füllung kann bis !/, Stunde in Anspruch nehmen, ge- schieht jedoch meist rascher. Alsdann contrabirt er sich peristal- tisch von vorn nach hinten und treibt seinen Inhalt, Wasser sammt Nahrungskörpern, meist vollständig aus; seltener nieht völlig, indem der vordere Theil des Inhalts bei der Contraction ins Vestibulum zurücktritt (Stein 1859). Bei den Vorticellidinen mit deutlichem Sehlundrohr als Fortsetzung des Schlundes (Epistylis Umbellaria und Ophry- dium) tritt die Nahrung aus dem Schlund in das Rohr und durcheilt es mehr oder weniger rasch. Bekanntlich ist dies Schlundrohr (oder besser ge- sagt dieser Schlundspalt) bei Nichtgebrauch völlig eollabirt, erst die eindrin- gende Nahrung öffnet es. Das den Schlundspalt mit einer gewissen, durch Nahrungsvacuolen und Nahrungsaufnahme. 1407 die Contraction hervorgerufenen Schnelligkeit durcheilende Wasser sammt Nahrung bewirkt eine spindelförmige Erweiterung des Spalts, wie zu ei- warten, wenn ein Flüssigkeitstropfen durch einen Spalt mit fester, elasti- scher Begrenzung in einer zähflüssigen Masse gepresst wird. Vorn und hinten wird sich dem spindeligen Tropfen ein allmählich auslaufender Flüssigkeitsfaden anschliessen. Der vordere ist der vor dem eindringenden Wasser in Erweiterung begriffene Theil des Spalts, der hintere der sich unter der elastischen Wirkung der festen Grenzschicht (resp. unter Umständen auch activer Contraction) allmählich schliessende Spalt- theil.. Hat die Flüssigkeit den ganzen Schlundspalt durchströmt, so tritt sie aus dessen Ende in das Entoplasma. Jetzt kugelt sich der Tropfen sofort ab, zum Beweis, dass er nun in ein flüssiges Medium tritt. Er wird sofort von dem Entoplasmastrom ergriffen und weitergeführt. Schon bei der Schilderung des Vorticellinenschlundes (p. 1360) wurde bemerkt, dass ein solches Seblundrohr, resp. ein Schlundspalt, weiter ver- breitet sein dürfte. Bei den meisten genauer stndirten Vorticellidinen nimmt nämlich die aus dem Schlund getriebene Nahrung nicht sofort kuglige Tropfengestalt an, wie es sein müsste, wenn sie direct in das flüssige Entoplasma gelangte, sondern bewahrt auf eine kürzere oder längere Strecke die spindelige Gestalt, welche bei den eben- gSenaunten Formen geschildert wurde. Dazu gesellt sich, dass die spinde- ligen Vacuolen gewöhnlich immer denselben Weg durchlaufen. Zwar liesse sich begreifen, dass beim Einspritzen eines Flüssigkeitsstromes durch die enge innere Schlundöffnung ins Entoplasma ein zuerst thränenförmig ge- stalteter Tropfen entsteht, welcher nach dem Schlundende zu in einen Flüssig- keitsfaden ausläuft. Nicht verständlich wäre dagegen, dass die Vacuole auch an ihrem ins Entoplasma eindringenden Ende spindelig zugespitzt ist, was vielfach versichert wird. Wo dies der Fall ist, sind wir zur An- nahme eines feinen Schlundspalts als Verlängerung des eigentlichen Schlundes genöthigt (entsprechend den Verhältnissen bei Epistylis und Ophrydium, denn nur dadurch wird die Erscheinung verständlich. Lachmann (1856) betonte zuerst bestimmter, dass die Nahrungsvacuole vieler Vorticel- lidinen die spindelförmige Gestalt nach dem Verlassen des Pharynx einige Zeit bewahrt und sich gleichzeitig hinter und vor ihr eine Art Kanal zu öffnen scheine. Schon Ehrenberg hatte die Erscheinung für Epistylis digitalis ganz kenntlich abgebildet und auf einen Darm bezogen. Lachmann wollte das Phänomen aber dadurch erklären, dass der „Bissen“ mit einer gewissen Geschwindigkeit durch den zähflüssigen Chymus getrieben werde. Anfäng- lich dachte auch er an einen Kanal, Stein (1859) erklärte die Erscheinung in ähnlicher Weise, betonte jedoch, dass die Nahrungsvacuole an ihrem ins Plasma dringenden Ende stets abgerundet sei; soweit dies zutrifft und es mag vielleicht gar nicht so selten sein, wäre nichts gegen diese Erklärung einzuwenden, wie schon oben bemerkt wurde. Obgleich Lachmann (1856) den Unterschied in der Bildung der Nahrungsvacuolen bei den Paramaecinen und Vorticellinen klar betonte, warf Clapar&de (1858) beide wieder zusammen und betrachtete daher die entstehende Nahrungsvacuole der Paramaecinen als den sich füllenden innersten Theil des Schlunds, homolog dem Schlunde (Pharynx) der Vorticellinen. Seltsamer Weise wurde eine solche Ansicht in neuester Zeit von Entz reprodueirt (836). Auch er erklärt die sich bildende Nahrungsyacuole der Paramaecinen 1408 Ciliata. für identisch mit dem Schlund (Pharynx) der Vorticellinen und bezeichnet beide Bil- dungen als „Schlingyaecuole“. Ueber diese Schlingracnole hat er eine merkwürdige und Jedenfalls irrthümliche Meinung. Dieselbe liest nämlich nach ihm bei allen Infasorien, die ihre Nahrung einstrudeln, im Ectoplasma; der Schlund dieser Ciliaten soll nämlich bereits im Ectoplasma endigen. Die Schlingyacuole werde vor dem eindrinzenden Nahrungsstrom auf- geschlitzt und habe keine eigenen Wandungen, höchstens werde sie von „einer etwas con- sistenteren Plasmaschicht umgrenzt“. Sie treibe ihren Inhalt schliesslich durch Contraction (d. h. solche des umgebenden Ectoplasma) in das Entoplasma; derselbe bildet hier eine Nah- rungsvacuole. Diese Darstellung ist nach unserer Ansicht in mehreren Punkten unzutrelfend. Einmal ist sowohl bei den Vorticellinen wie den Paramaecinen durchaus klar, dass der Schlund nicht im Eetoplasma endigt. sondern. wie geschildert wurde, tief ins Entoplasma hinabreicht. Eine Vorstellung, wie sie Entz entwicke!t. wurde von keinem früheren Forscher angedeutet oder auch nu für möglich gehalten; ich kann mir nicht einmal denken, was E. zu derselben veranlasste. Speciell bei den Vorticellinen ist die Lage des ganzen Apparats im Entoplasma so zweifellos, dass die Entz’sche Idee ganz unhaltbar erscheint. Höchstens wäre dieselbe mit dem Thatsächlichen einigermaassen durch die Annahme zu vereinigen, dass das Ectoplasma, in welchem sich die Schlingvacuole bilden soll, mit der Schlundbildung tief eingestülpt. am Schlundende befindlich sei; doch widerspricht einer solchen Annalıme E.’s Darstellung durchaus. Zwar trifft die Entz’sche Schilderung von der Füllung und Uontraction der sog. Schlingracuole für die Vorticellinen zu und gründet sich jedenfalls auf diesen Vorgang (abgesehen von der der Auffassung der Schlingracuole als eines nicht bleibend existirenden Gebildes); dagegen gilt sie für die Paramaecinen keineswegs. Bei letzteren kann, wie früher dargelegt wurde, von einer Contraction oder Entleerung der vermeintlichen Schlingvacuole in das Entoplasma keine Rede sein; dieselbe ist vielmehr zweifellos die im Entoplasma aus ein- tretendem Wasser und Nahrung sich formirende Nahrungsyacuole, welche sich nicht contrahirt, sondern einfach von dem Schlundende abhlöst. Wie gesagt, wurden auch bei gewissen Heterotrichen Contraetionen des Schlunds beohachtet, welche Nahrungskörper und Wasser in das Ento- plasma treiben. Für Climacostomum schilderte dies Stein; was er mittheilt,.beweist jedenfalls, dass peristaltische Contraetionen des Schlundes bei der Ablösung der Nahrungsvacuolen, vielleicht auch bei der Eintrei- bung ansehnlieher Nahrungskörper (die häufig aufgenommen werden) mitwirken. Der Wasserstreif, welcher nach Stein noch für einen Augen- bliek den Weg der ins Entoplasma getriebenen Vacuole bezeichnet, be- rubt bier jedenfalls auf den oben bei den Vorticellinen erläuterten Be- dingungen. Dies beweist, dass dergleichen auch bei diesen vorkommen kann. Ganz wie die Vorticellinen nimmt Follieulina ihre Nahrung auf (Möbius 832); schon früher wurde die ähnliche Schlundbildung beider erläutert. Zunächst füllt sich (69, 3e) durch Einstrudelung die sog. Mundhöhle (Möbius, Schlund nach uns) ; diese presst hierauf mittels ihrer Contraetionen den Inhalt in die Schlundröhre, durch welche er wie bei den Vorticellinen ohne Aufenthalt fortgleitet; erst beim Eintritt ins Entoplasma rundet er sich zur kugligen Nahrungsvacuole ab. Möbius glaubt, dass die Contractionen der Schlundröhre die Beförderung der Nah- rung durch dieselbe bewirken; mit Rücksicht auf die Vortieellinen scheint dies nicht ganz sicher, doch liegen ja die Verhältnisse bei Follieulina in- sofern anders, als die Schlundröhre stets ziemlich weit geöffnet ist. Lachmann (1856 p. 352) und Claparede (1858 p. 36) berichten, dass Ciliaten der zweiten Kategorie gelegentlich keine Nahrungsvacuolen Nahrungsvacuolen. 14049 bilden, sondern der durch den Schlund cintretende Nahrungsstrom sich dem sog. Chymus direet beimische. Lachmann’s Angabe bezieht sich auf Vorticellinen. Der Nahrungsstrom soll unter diesen Umständen den Schlund (Pharynx) ohne Aufenthalt durcheilen und als heller Streif (Schlundröhre) noch eine Strecke weit zu verfolgen sein; beim Eintritt in das Ento- plasma jedoch, wie bemerkt, keine Vacuole bilden. Clapar&de hebt hervor, dass die Er- scheinung sehr häufig sei. jedenfalls von äusseren Umständen abhänge und gewöhnlich alle Ciliaten eines Gewässers gleichzeitig ergreife. Demnach wäre sie gewiss eine pathologi- sche, was auch dadurch bestätigt wird, dass die betreffenden Ciliaten eine „hydropische“ Be- schaffenheit zeigen, d. h. nach Glaparede’s Vorstellung sehr wässrigen Chymus (Entoplasma) besitzen sollen. Ich muss die Häufigkeit der Erscheinung bezweifeln, da andere Beobachter nichts Aehnliches berichten. Eine Erklärung des Phänomens könnte ich nur in der pathologischen Bildung einer mächtigen Vacuole im Entoplasma finden, welcher sich der Nahrungsstrom di- rect beimischt. Mir scheint dies ziemlich plausibel: doch harmonirt damit nicht ganz Clapa- rede’s weitere Angabe, dass die Circulation des sog. Chymus auch unter diesen Umständen ungestört fortdauere. Jedenfalls verdient die Erscheinung in Zukunft besondere Beachtung. Der Grad der Erfüllung des Entoplasmas mit Nahrungsvacuolen, resp. Nahrungskörpern, wechselt natürlich sehr; zu betonen wäre allenfalls nur, dass bei vielen Ciliaten eine recht dichte Erfüllung häufig vorkommt. Ge- wöhnlich ist keinerlei besondere Anordnung der Vacuolen im Entoplasma zu bemerken; dieselben sind unregelmässig zerstreut. Für Colpoda Cueullus erwähnt jedoch Maupas (1883), dass die Vacuolen, wenn zahlreich vorhanden, in einer Schicht unter der Pelliceula liegen, und an der Strömung des Entoplasma nicht theilnehmen, was sie dagegen thun, wenn ihre Zahl eine geringe ist. Die von Ehrenberg natürlicher Weise vertretene Ansicht, dass die Nahrungsvacnolen eine besondere Wand hätten, findet heutzutage kaum mehr Anhänger. Nur Künstler (1854) möchte den Vacuolen wieder ein Häutchen („pellicule proteique‘) zuschreiben, welches bei dem lebenden Thiere durch Bismarckbraun deutlich werde, und bezeichnet sie daher als „temporäre Magen“. Er will sie ferner bei Loxodes Rostrum isolirt haben. Auch Ehrenberg bildete früher isolirte Vacuolen von Frontonia leucas ab. Wenn Derartiges wirklich ausführbar ist, wie nicht ganz unmöglich erscheint, so dürfte es doch wohl nur da- her rühren, dass die Vacuolen in einer kleinen Quantität Entoplasma isolirt wurden, welche die Rolle einer Haut übernahm. Bezüglich der Veränderungen, welche die Nahrungsvacuolen im Ento- plasma erfahren (abgesehen von der Verdauung der Nahrungskörper), ist bekannt, dass eine allmähliche Resorption des Wassers eintritt; doch scheint dieselbe gewöhnlich keine völlige zu sein, sondern nur zu einer Verkleinerung der Vacuolen zu führen. Schon Claparede und L. sprachen von der Verkleinerung der Nahrungsballen bei der Verdauung; Sehwalbe (1866) betonte die Resorption des Wassers bestimmt und will bei Karminfütterung dessen völlige Aufsaugung bemerkt haben. Auch Maupas (1835) verfolgte die Wasserresorption bei Colpoda. Wie bemerkt, halte ich es für unwahrscheinlich, dass das Wasser der Nahrungsvaeuolen gewöhnlich ganz schwindet. Dagegen dürfte sprechen, dass auch der Koth, die unverdauten Nahrungsreste, in Vacuolen eingeschlossen sind. Anzunehmen, dass die Flüssigkeit der Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. sg 1410 Ciliata. Nahrungsvaeuolen ganz aufgesaugt und erst um die Exeremente eine neue Vacuole abgeschieden wird, leuchtet schwerlich ein; die Koth- vacuolen entstehen jedenfalls direct aus den Nahrungsvacuolen. Für eine Reihe Ciliaten wurde auch direct beschrieben, dass die Nahrungsvacuolen nach einer gewissen, häufig gar nicht langen Zeit zum After geführt und entleert werden. Ob die unverdauten Nahrungsreste stets in Flüssigkeits- tropfen eingeschlossen sind, lässt sich einstweilen nicht angeben; es scheint vielmehr nach den Angaben und Abbildungen, dass grössere Nahrungs- reste (wie Schalen und dergleichen) gewöhnlich direct im Plasma liegen. Dennoch mag genauere Beobachtung um dieselben eine dünne Wasserschicht vielleicht nachweisen. Kothvacuolen wurden klar beschrieben und abgebildet bei Stein (1867) für Stentor, Spirostomum Ble- pharisma, Climacostomum, Bursaria, Follieulina, von Wrzesniowski bei Dileptus, Lionotus, Prorodon und Chilo- don. Auch Maupas (1883) bemerkt, dass die Exeremente sich vor der Ausstossung stets mit einer Vacuole umgeben. Angaben von Lachmann (1856 p. 362) und Claparede (1858), sowie Mittheilungen Stein’s für Bursaria und Fabre’s (847) für Pro- rodonniveus machen es wahrscheinlich, dass zuweilen eine Anzahl Koth- vaeuolen vor der Entleerung in einen grösseren Tropfen zusammenfliessen. Der Vorgang der Defäcation selbst wurde bei einer Menge Ciliaten beobachtet; doch beschränken sich die Angaben meist auf die Fest- stellung des Kothauswerfens durch den After, der gewöhnlich nur in diesem Moment zur Ansicht kommt. Insofern es sich um Kothvacuolen handelt, was gewöhnlich zutreffen dürfte, scheint die Erklärung des Vorgangs nicht allzu schwierig. Der After ist, wie früher bemerkt wurde, eine Oeffnung in der Pellieula und der Alveolarschieht; vielleicht fehlt auch das Cortical- plasma oder ist an dieser Stelle niebt differenzirt. Wird daher die Koth- vacuole durch geeignete Verschiebungen im Entoplasma an die Afterstelle geführt und derselben schliesslich so stark angepresst, dass die zarte Entoplasma- (resp. auch Corticalplasma-) lamelle, welche sie von dem im After stehenden äusseren Wasser trennt, reisst, so tritt derselbe Fall ein, wie bei Eröffnung der contractilen Vacuole (s. unten p. 1451). Die Vacuolen- flüssigkeit muss sich sammt den Excerementen nach Aussen entleeren — das angrenzende Entoplasma tritt an ihre Stelle. Dass der After sich dabei ziemlich erweitern kann, wurde gelegentlich beobachtet (Stein für Sten- tor, Wrzesniowski für Chilodon); dies muss bei der Entleerung grösserer Nahrungsreste nicht selten eintreten. Ob active Contraetionen des Ectoplasmas diese Erweiterung des Anus, resp. auch seine Eröffnung, unterstützen, bedarf genauerer Feststellung. Dagegen ist es recht wahr- scheinlich und wird für Didinium von Balbiani ziemlich bestimmt angegeben, dass bei der Entleerung ansehnlicher Nahrungsreste active Körpercontractionen mitwirken können, welche hierzu ganz geeignet scheinen. Nur unter diesen Bedingungen liesse sich auch Kent’s Beobachtung erklären, dass die Exeremente bei Stentor polymorphus Kothvacuolen. Defäcation. 1411 mit grosser Kraft auf eine weite Strecke aus dem After ausgestossen würden. Da keiner der früheren Beobachter dieses Infusors etwas Aehnliches sah, halte ich eine Bestätigung dieser Angabe für recht nöthig. Eine seltsame Mittheilung machte Wrzesniowski (1869) über die Entleerung der Koth- vacuolen bei Chilodon Cucullulus. Die Vacuole soll bei der Entleerung immer kleiner werden, wie es unsere Ansicht erfordert, schliesslich aber als sehr verkleinertes und leeres Gebilde ausgestossen werden. Eine Deutung dieser Angabe erscheint schwierig; selbst bei der Annahme, dass eine Partie Entoplasma aus dem weitgeöffneten After austrete, lässt sich der Vorgang nicht recht begreifen, da ja die Kothvacuole bei der Entleerung kein abgeschlossenes Gebilde mehr ist. Man müsste noch eine weitere Annahme zugesellen, um den Vorgang einigermaassen zu verstehen. Von absonderlichen Ausscheidungsverhältnissen berichtet auch Stein bei Balantidium Entozoon. „Am hinteren Körperpol sieht man nicht selten einen kleinen Höcker mit fein- körnigem Inhalte langsam hervorquellen, der sich bald darauf abschnürt und abtropft.““ Wie dies zu erklären ist, bedarf weiterer Nachforschung; ebenso auch, was die Ausscheidung „gallertiger hyaliner Tropfen“ bei Mesodinium Pulex bedeutet, welche Entz (1884) beob- achtete. Solche Tropfen bilden sich zuweilen bei zahlreichen Exemplaren (epidemisch Entz) im Hinterleib. Dass etwas Pathologisches vorliegt, wie E. vermuthet, ist recht wahrscheinlich ; später spricht er von der Erscheinung als einer „schleimigen Degeneration des Protoplasmas‘“. Nicht recht plausibel erscheint mir seine Vermuthung, dass der Vorgang bei Mesodinium mit dem von Cohn bei seiner Metacystis truncata beschriebenen übereinstimme. Bei letzterer Encheline, welche Entz nur für eine verkümmerte Varietät von Trachelocerca Phoeni- copterus hält, „trägt der Körper (gewöhnlich) am hinteren Ende eine gallertartige, das Licht stark brechende fettig glänzende, ganz körnerlose Blase“ von sehr verschiedener Grösse. Das optische Verhalten der Blase erinnerte Cohn lebhaft an die sog. Sarkodetropfen zerfliessender Infusorien; dennoch erklärte er sie für eine normale, keine pathologische Bildung. Mit Entz bin ich sehr geneigt, die pathologische Natur dieser Blase anzunehmen, d. h. sie für einen grossen sog. Sarkodetropfen zu halten, das Resultat des beginnenden Zerfliessens des Hinter- - endes. Damit stimmt überein, dass Cohn die leichte Zerfliesslichkeit der Metacystis besonders betont. Dagegen kann ich nicht einsehen, dass die Erscheinung direct mit der bei Mesodi- nium beobachteten vergleichbar ist, insofern wenigstens die Schilderung, welche Entz von letzterem entwirft, zutrifft. G. Die contractilen Vacuolen. Bei keiner der früher geschilderten Protozo@nabtheilungen erlangte das System der eontractilen Vacuolen eine so hohe Ausbildung und Com- plication, wie bei den Ciliaten. Dies hängt jedenfalls mit ihrem energi- schen Stoffwechsel, z. Th. auch mit ihrer bedeutenden Grösse zusammen. Contractile Vacuolen sind so allgemein verbreitet, dass wir sie fast als charakteristisches Kennzeichen bei der Begriffsbestimmung der Gruppe verwerthen dürften; doch fehlen sie einigen Wenigen sicher. Die allgemeine physiologische Bedeutung dieser Gebilde ist uns von früher bekannt; wir wissen, dass sie Wasser ausscheidende und aus- treibende Vorrichtungen sind, daher auch die Respiration wesentlich unterstützen, da letztere mit dem Wasserwechsel zweifellos nahe zusammen- hängt. Ebenso ist auch möglich, ja wahrscheinlich, dass das von den Vacuolen ausgetriebene Wasser gelöste Ausscheidungsproducte enthält, das ot 1412 Ciliata. Organsystem daher auch als excretorisches funetionirt: Wir dürfen dies um so eher annehmen, als auch in den excretorischen Organen der Metazoa die Wasserausscheidung häufig einen sehr erheblichen Theil der Leistungen bildet. Die contractilen Vacuolen sind wie jene der übrigen Protozo@n ein- fache Flüssigkeitstropfen im Plasma, welchen eine besondere Hülle oder Membran im Allgemeinen ganz fehlt. Wenn eine solche an einem vacuolen- artig functionirenden Gebilde durch Plasmadifferenzirung entwickelt ist, was sehr selten vorzukommen scheint, handelt es sich nieht mehr um contraetile Vacuolen im engeren Sinne, sondern um ein differenzirtes Re- servoir, das die Vaeuolenflüssigkeit aufnimmt und nach aussen leitet, oder in vereinzelten Fällen vielleicht Wasser aus dem Plasma direct durch Diffusion empfängt. Die Vacuolen sind demnach in strengem Sinne keine beständigen Organe oder Organula (wie Möbius [832] die Organe der Einzelligen im Gegensatz zu denen der Vielzelligen zu nennen vorschlug). Jede Vacuole hört mit ihrer Austreibung als solche zu existiren auf. Ihre Nachfolgerin ist ein ganz neues Gebilde, ein neu entstandener Tropfen, welcher wiederum nur bis zur Austreibung existirtt. Wenn wir dem- nach von contractilen Vacuolen als dauernden Einrichtungen der In- fusorien und Protozoön sprechen, so verbinden wir damit im Allge- meinen nur die Vorstellung, dass dieselben fortdauernd neu entstehen und vergehen und dass dies gewöhnlich an einer oder mehreren be- stimmten Stellen des Plasmas geschieht. Ein morphologischer Unterschied zwischen gewöhnlichen und contractilen Vacuolen existirt daher eigentlich nicht. Es ist also auch nicht richtig, die contractilen Vacuolen in morphologischer Hinsicht als differenzirte oder höher entwickelte nicht- contraetile zu bezeichnen (Häckel 1873), da in der That nichts an ihnen differenzirt ist. Um so mehr scheint dagegen die Annahme berechtigt, dass sie physiologisch-chemisch von den gewöhnlichen Vacuolen des Ento- plasmas wesentlich verschieden sind, dass ihre Flüssigkeit chemisch von jener der gewöhnlichen abweicht. Schon die Erfahrung, dass die gewöhnlichen Vacuolen meist nur langsam entstehen und verschwinden, die contractilen hingegen mehr oder minder rasch, dass beide Vacuolen- arten ferner, soweit wir wissen, nie zusammenfliessen, macht diese An- nahme sehr wahrscheinlich *). Da die normalen Vacuolen, wie bemerkt, wohl ausnahmslos an be- stimmten Körperstellen entstehen und vergehen, auch von den Strömungen des Entoplasmas nicht affieirt werden, so müssen sie in der festeren Cortiealschicht ihren Sitz haben. Dies zeigt auch die Beobachtung in den meisten Fällen. Auch ihre Function, d. h. die Entleerung nach Aussen, im Verein mit der Erfahrung, dass sie im Körper nicht verschoben werden, *) Nur Stein (1867) berichtet, dass bei Nyctotherus und Metopus gelegentlich gewöhnliche Vacuolen mit der contractilen zusammenfliessen ; ich halte dies jedoch für ganz unwahrscheinlich. u Contractile Vacuolen (Allgemeines). 1413 bedingt nothwendig, dass sie stets peripherisch, dicht unter der äusseren Oberfläche auftreten müssen. Wo ein Corticalplasma deutlich erkennbar ist, liegen sie, wie gesagt, in demselben; bei Trichocysten führenden Formen (Paramaecium, Frontonia) sogar unter der Trichoeystenanlage. Wo dies nicht der Fall ist, und sich gleichzeitig Verschiebungen des Entoplasmas finden, können wir die Annahme nicht umgehen, dass zum Mindesten in der Region der Vaeuolen ein beschränkter Bezirk festeren Corticalplasmas exi- stirt, denn dies allein gibt eine Erklärung für die constante Lagerung der Va- euolen und ihre Nichtbetheiligung an der Strömung. Einzig bei Trachelius Ovum will Schwalbe (1866) geringe Verschiebungen der kleinen con- tractilen Vacuolen beobachtet haben. Der Sitz der Vacuolen in dem Cor- ticalplasma schliesst nicht aus, dass sie bei der Diastole mehr oder minder tief in das Entoplasma vorspringen. Dies dürfte sogar regelmässig der Fall sein, da der Vacuolendurchmesser die Dicke des Corticalplasmas wohl immer übertrifft. Da die Vacuole aber im Corticalplasma entsteht, so bleibt sie gegen das Entoplasma stets noch von einer, wenn auch dünnen, Schicht Cortiealplasma abgegrenzt. Das Einspringen ins Ento- plasma spricht also nicht gegen den Sitz der Vacuole im Cortiealplasma und macht auch ihre Nichtbetheiligung an der Entoplasmaströmung nicht unverständlich. Da die meisten Ciliaten eine festere Haut besitzen, sei dies nur eine Pellicula oder eine Alveolarschicht, so müssen besondere Oefinungen in dieser Bedeckung existiren, durch welche die Austreibung der Vacuolen- flüssigkeit geschehen kann. Zahl und Lage der eontractilen Vacuolen sind den grössten Schwan- kungen unterworfen, zuweilen selbst bei den verschiedenen Arten der- selben Gattung. Namentlich die Zahlenverhältnisse sind äusserst variabel, so dass ihr systematischer Werth recht gering erscheint. Es gibt zahl- reiche Ciliaten mit einer und andere mit allen Abstufungen der Vacuolen- zahl bis gegen 100 und vielleicht noch mehr. Bei der Mehrzahl entsteht die Einzelvacuole in der einfachen Weise, welche wir von den früher besprochenen Abtheilungen kennen, d. h. durch Zusammenfluss kleinerer, neuentstandener. Man hat Vacuolen dieser Bil- dungsart häufig auch rosetten- oder perlförmige genannt, wegen ihres Aussebens bei der Entstehung. Nicht wenige Ciliaten erlangen com- plieirtere Bildungsverhältnisse der Vaecuolen, indem die ausgeschiedene Flüssigkeit sich nicht in kleinen neugebildeten Vacuolen, sondern in Kanälen sammelt. Letztere verlaufen gegen die Stelle hin, wo die neue Vacuole entsehen soll, was denn auch durch Zusammenfluss der in den Kanälen angesammelten Flüssigkeit periodisch erfolgt. Wir unterscheiden also zwei Kategorien von Vacuolen: einfache und mit zuführenden Kanälen versehene. Erst später ist zu erörtern, wie die letzteren aus den ersteren entstanden sein mögen. a. Mangel der contractilen Vacuolen. Nach dieser Vorbe- spreehung beginnen wir die specielle Darstellung mit der Erörterung des 1414 Giliata. Fehlens der Vacuole bei vereinzelten Formen. Ganz sicher gilt dies einst weilen nur für die Gattung Opalina nach den übereinstimmenden An- gaben sämmtlicher Beobachter. Föttinger berichtet das Gleiche für Opalinopsis (einschliesslich Benedenia), was jedoch der Bestätigung bedarf, da der Mangel eontractiler Vacuolen früher für viele Opalininen behauptet wurde (Stein, Clapar£de ete.), bei welchen genauere Unter- suchungen sie auffanden. Die übrigen Angaben über gänzliches Fehlen der Vacuole beziehen sich vorzugsweise auf marine Ciliaten, und erscheinen sämmtlich nicht ganz sicher, da meist widersprechende Angaben verschiedener Beobachter vorliegen. Bei Condylostoma patens O. F. M. sp. vermisste Maupas (1883) die Vacuole, wogegen sie Stein (1867) beschrieb und auch Quennerstedt von contractilen Vacuolen be- richtet. Auch die verwandte Bursaria truncatella wurde verschieden beurtheilt. Clapa- r&öde-Lachmann fanden zahlreiche contractile Vacuolen, was Bütschli bei conjugirten Thieren bestätigte (1876, Erklär. von Fig. 17, Tf. XI); Stein (1867) und Brauer vermochten keine zu finden. Es scheint daher fast, dass sie zeitweise wirklich fehlen. — Auch bei der marinen Stentorine Folliculina Ampulla O. F. M. sp. konnte der neueste Beobachter Möbius (832 Nachtr.) überhaupt keine Vacuole finden, während sie die älteren Forscher Clapar&de und Lachmann sowie Stein (1867) bei dieser Art wie der F. elegans, be- schrieben; ausserdem gibt sie Kent von seiner F. Hirundo an. Unsicher ist die Vacuole ferner bei gewissen marinen Hypotrichen. Maupas (1885) vermisste sie bei Actinotricha saltans Cohn, Holosticha Lacazei Mps., Gonostomum pediculiforme Cohn sp. und den Euplotinen Diophrys appendiculatus und Urony- chia transfuga. Gegen diese Angaben spricht jedoch, dass Entz (1884) die Vacuole der Actinotricha beschrieb; dass bei den übrigen Arten der Gattungen Holosticha und Gonostomum eine Vacuole bekannt ist und Cohn bei G. pediculiforme zwei helle Va- cuolen beobachtete, in welchen er die contractilen vermuthete. Unmwahrscheinlich ist ferner der Mangel der Vacuole bei Diophrys appendiculatus; Stein und neuerdings Fabre bemerkten sie, auch wohl schon Claparede-Lachmann, da ihre Euplotes excava- tus und Schizopus norwegicus sicher zu Diophrys gehören. — Unsicher ist die Sachlage für Uronychia transfuga. Stein konnte hier ebenfalls keine Vacuole finden, dagegen beschrieben Ol.-L. bei dem höchst wahrscheinlich identischen Campylopus para- doxus eine solche, welche auch auf Lieberkühn’s unedirten Tafeln an derselben Stelle angedeutet ist. Für die marinen Öligotrichen Strombidium urceolare und sulcatum bezweifelt Maupas gleichfalls die contractile Vacuole, was jedoch gegenüber ihrem Nachweis durch Clapar&de-Lachmann und Entz (1884) bei Str. sulcatum nicht in Betracht kommen dürfte. Gewisse Zweifel bestehen über die contractile Vacuole von Spirochona; Stein und Kent beobachteten eine solche, R. Hertwig fand sie nicht. Auch Loxodes ist etwas unsicher, worüber später mehr. Wie gesagt, ist aus vorstehender Uebersicht zu entnehmen, dass der Mangel der Vacuole nur bei Opalina mit Bestimmtheit behauptet werden kann. Zu beachten ist, dass mit Ausnahme von Bursaria und Spirochona alle Arten, bez. deren ernstliche Zweifel bestehen, marine sind. Da nun bei den Meeres-Infusorien eine Verlangsamung der Vacuolenpulsation allgemein beobachtet wurde, so ist wohl möglich, dass bei manchen derselben zwischen Systole und Neubildung häufig lange Zeit verstreicht, wäh- rend welcher die Vacuole ganz zu fehlen scheint. Auf solche Weise Contract. Vacuolen (Vorkommen, Zahl, topograph. Vertheilung). 1415 dürfte sich wenigstens ein Theil der widersprechenden Nachrichten erklären. b. Zahl und topograpbhische Vertheilung der Vacuolen; sowohl der einfachen wie derjenigen mit zuführenden Kanälen. Als einfachsten Fall begegnen wir bei vielen Ciliaten einer ein- zigen Vacnole, ja ganze Abtheilungen zeigen noch dieses Verhalten, dessen Ursprünglichkeit daraus hervorgeht, dass bei vielen einfacheren Holotrichen die Einzahl Regel ist. Bei den Enchelina und den Trachelina ist dieser Zustand jedenfalls der primäre, welcher sich bei zahlreichen Gattungen, resp. gewissen Arten derselben, erhielt. Damit verbindet sich fast ausnahmslos eine nahezu terminale oder doch wenig subterminale Vacuolenlage. Wir bemerkten aber schon, dass Verschiedenheiten hinsichtlich der Vacwolenzahl in einer und der- selben Gattung auftreten. Die Vermehrung der Vacuolen scheint bei den erwähnten Familien und bei den Ciliaten überhaupt so zu geschehen, dass neben der ursprüng- lichen, häufig terminalen noch weitere, davor gelegene auftreten. Auch liess sich manchmal gut erkennen, dass die Zahl der vermehrten Va- cuolen variabel ist, d. h. mit der Grösse der Individuen wächst. Letztere Regel hat aber wie ähnliche in gleichen Fällen immer nur für eine morpho- logische Gruppe von beschränktem Umfang Gültigkeit, häufig nur für eine Art oder Gattung, da zahlreiche grosse Infusorien nur eine einfache Va- cuole besitzen. Einer Erhöhung der Vacuolenzahl auf 2 durch Zutritt einer vorderen begegnen wir bei Stephanopogon (Colepine), während die Verwandten nur die hintere besitzen. Aehnliches scheint nach Lieberkühn’s (uned. T.), Quennerstedt’s und Stokes’ Erfahrungen auch bei Lacrymaria vorzukommen, indem sich zu der subterminalen hinteren häufig (vielleicht z. Th. regelmässig, so bei L. Olor) eine zweite an der Basis des Halses gesellt. Bei einer von Lieberkühn (u. T.) studirten Holophrya tritt ausser der terminalen Va- cuole noch eine Längsreihe von 5 weiteren auf, welche bis nahe zum Mund reicht; bei einer zweiten Art sogar zwei gegenüberliegende derartige Reihen (56, $). Der ersterwähnten Holo- phrya Aehnliches findet sich auch bei der von Clapar£de-L. beschriebenen Enchelys arcuata, einer etwas unsicheren Form. — Mehrere Nebenvacuolen ausser der terminalen Hauptvacuole kennzeichnen nach Entz (1879) Spathidium spathula (Enchelys gigas St.), Stein gab schon 1859 zahlreiche Vacuolen an; Engelmann zeichnet dagegen 1861 nur eine (uned.). Dass dieses Auftreten von Nebenvacuolen sogar bei einer und derselben Art variiren kann, erfuhren wir von Maupas (1883), welcher bei Prorodon teres E. gelegentlich einige neben der terminalen Vacuole vorfand. Bei Holophrya multifiliis Fouquet sp. (56, 10a), sowie Prorodon margaritifer ÜOlp. u. L. steigt schliesslich die Zahl der Va- cuolen sehr ansehnlich, womit eine allseitige Zerstreuung derselben über die ganze Körper- oberfläche verbunden ist. Aehnliche Verhältnisse wiederholen sich unter den Trachelinen, nur ist hier die Neigung zur Ausbildung zahlreicher Vacuolen im Ganzen stärker. Eine einzige subterminale oder terminale Vacuole findet sich bei gewissen Amphilepten, Lionoten und Loxodes Rostrum. Interessanter Weise besitzt der grosse Lionotus Anser Ehrbg. sp. (= folium \Wrzesn.) auch nur die terminale Vacuole. Bei anderen erhöht sich ihre Zahl auf 3 und 4, 1416 Ciliata. bis 6 und zahlreiche, welche in einer Längsreihe über die Rückenkante hinziehen. Maupas’ Erfahrungen an Lionotus duplostriatus zeigen, dass die Vacuolenzahl mit der Grösse zunimmt, dass sich zur ursprünglichen Terminalvacuole noch 2—3 weitere gesellen können. Eine Steigerung des eben von Lionotus erwähnten Verhaltens zeigt der grosse Dileptus Anser M. sp. (59, 4a); längs der ganzen Rückenkante zieht hier ein mehrreihiges Band von Vacuolen hin, die sich vorn sogar auf den Rüssel erstreeken. Diese Ausbildung führt wieder zur allgemeinen Verbreitung zahlreicher kleiner Vacuolen über die gesammte Körperober- fläche, welche sich bei Amphileptus Claparedii (59, 2a) und Trachelius Ovum (59, 3a und f) findet. Sehr häufig ist die Vermebiung der Vacuolen auch unter den Chla- mydodontinen. Dennoch beweist das Vorkommen einer einzigen bei grossen Nassulaarten, bei Orthodon, Onychodactylus, Trochi- lia und gelegentlich auch bei den kleinsten Arten oder Individuen der Gattungen, welche gewöhnlich zahlreiche besitzen, dass die einzige Vacuole in dieser Familie gleichfalls den Ausgangszustand bildete. Dagegen liegt diese Vacuole gewöhnlich nicht mehr terminal; sie findet sich meist in der mittleren Körperregion, häufig etwas rechtsseitig. Eine Ausnahme bildet Orthodon mit terminaler Vacuole, sowie Chilodon propel- lens Eng., welcher gleichfalls nur eine hintere Vacuole besitzen soll. Letzteres scheint um so auffallender, als die ursprüngliche Vacuole der übrigen Chilodonarten gleichfalls eine mittlere Lage besessen haben muss, wie das Vorkommen derselben bei Chilodon dubius Maupas und anderweitige Erwägungen zeigen. Gewöhnlich liegt die einzige Vacuole der angeführten Formen bauchwärts, nur bei Onychodactylus (61, 6b) nach Entz dorsal, was sich durch weitere Verschiebung über die rechte Seite erklären dürfte, Schon bei gewissen Nassulaarten (N. hesperidea Entz, lateritia Olp. L., micro- stoma Cohn, elegans Ehrbg.) tritt eine Vermehrung auf. N. microstoma (60, 5a) besitzt zwei mittlere; bei N. Jateritia findet sich die hinzugetretene Vacuole ziemlich weit hinten. — N. elegans zeigt eine Reihe von 3—4 Vacuolen längs der rechten Seite, häufig jedoch nur eine mittlere. N. hesperidea dagegen besitzt zwei rechte und zwei linke, welche ab- wechselnd auf der Bauch- und Rückenseite liegen (Entz). Gerade diese Art verräth aber das Schwankende der Verhältnisse, da Entz bei der gedrungenen Form, d. h. dem zusammen- gezognen Zustand, nur eine Vacuole bemerkte, welche in ihrer Lage der einzigen der erst- erwähnten Arten entsprach. Es gelang den Uebergang der gestreckten Form in die verkürzte zu verfolgen und dabei das Schwinden der 3 secundären Vacuolen direct nachzuweisen. Aehnliche Vermehrung der Vacuolen ist bei den übrigen Gattungen eine gewöhnliche Erscheinung; dabei liegen die Vacuolen, soweit bekannt, ventral. — Zwei finden sich bei Phascolodon und Scaphidiodon; 1—3 bei Opisthodon, 2—4 hei Dysteria, 3—9 bei Ghlamydodon (und zwar bei derselben Art); zahlreich werden sie bei Aegyria und den meisten Chilodonarten. Die Variabilität der Vacuolenzahl wurde gerade bei dem ge- meinen Chilodon Gucullulus schon lange bemerkt. Auch die Zunahme der Vacuolenzahl mit der Grösse der Thiere ist hier gut zu verfolgen. Kleinste Exemplare besitzen gewöhnlich nur 3 Vacuolen, 2 in der Gegend des Reusenapparats, eine dritte weiter hinten. Bei den grossen Exemplaren schwankt die Zahl zwischen 5—21 (Wrzesniowski 1869), obgleich die Fünfzahl ziemlich häufig zu sein scheint. — Die gelegentliche Beobachtung (Rossbach 486), dass zwei in der Schlundgegend befindliche Vacuolen bedeutendere Grösse erlangen, auch kräftiger arbeiten wie die übrigen, deutet wohl darauf hin, dass sie die ursprünglicheren sind. Dies erweist wohl, dass die Urvacuole von Chilodon gleichfalls eine mittlere Lage hatte, wie schon aus anderen Gründen gefolgert wurde. Relativ selten und fast nie sehr beträchtlich ist die Vermehrung unter den Paramaecinen und Pleuroneminen; für letztere dürfte die Contraet. Vacuolen (Zahl, topograph. Vertheilung). 1417 Einzahl sogar Regel sein. Bei der Mehrzahl der Paramaecinen beob- achtet man das Gleiche, sowie dass die ursprüngliche Lage der Vacuole jedenfalls eine terminale ist. Bei nicht wenigen hat sie dieselbe bewahrt oder ist doch nur etwas nach vorn und dorsalwärts verschoben. Wenn nämlich in diesen Familien eine Verlagerung der Vacnole eintritt, scheint dieselbe gewöhnlich dorsalwärts zu geschehen (wenn nicht seitlich), nie jedoch ventral. Terminale oder nahezu terminale Lagerung findet sich namentlich bei Leucophrys, Golpoda, Urozona, Uronema und Urocentrum; ferner bei den Microthoracina und den meisten Pleuroneminen. Stärkere Verschiebung nach vorn bemerken wir bei Golpi- dium und Glaucoma, doch bleibt die Vacuole bei diesen gewöhnlich in der hinteren Körper- hälfte. Bei Loxocephalus, Dallasia, Frontonia, Microthorax, Drepanidium und bei der Pleuronemine Lembadion rückt sie dagegen bis in die Körpermitte und theilweise etwas rechtsseitig. Erhöhung der Vacuolenzahl ist nur von Paramaecium und Ophryoglena bekannt. Bei ersterer Gattung scheint die Zweizahl Regel zu sein (3 beobachtete Bütschli zuweilen bei P. putrinum 1876 p. 88); beide Vacuolen liegen ungefähr auf den Grenzen (des 1. und 2. sowie des 3. und 4. Körperviertel hintereinander (63, 1a, 2a). Bei Ophryo- glena (62, 1, 2a) scheint grosse Variabilität zu herrschen. Die Vacuolen liegen hier gewöhnlich linksseitig. Ist nur eine einzige vorhanden (62, 2b), so nimmt sie ziemlich die Mitte der linken Seite ein; finden sich mehrere (2—3), so stehen sie in ziemlich gleichen Abständen in einer Längsreihe hintereinander (2a, b). Abweichend verhält sich O. citreum Clap. L., deren einzige Vacuole mehr rechts und dorsal liegt, was Lieberkühn’s Tafeln für eine wahrscheinlich identische Form bestätigen. Aehnliche Schwankungen der Vacuolenzahl bietet die Familie der Isotrichina wäh- rend Dasytricha nur eine einzige hinten in der Schlundgegend gelegene Vacuole besitzt, finden sich bei Isotricha zahlreiche durch die hintere Körperhälfte zerstreut. Vortreffliche Beispiele der Vacuolenvermehrung mit zunehmender Grösse zeigen gewisse ÖOpalininen, speciell Anoplophrya. Die kleinsten Exemplare von Anoplophrya branchiarum St. besitzen nach Bal- biani nur eine hintere Vacuole; bei den grösseren vermehren sie sich bis auf 6 und 7 (auch mehr, s. T. 64, 16a), welche eine Längsreihe an einem Seitenrand bilden. Eine entsprechende Vacuolenreihe findet sich noch bei manchen anderen Arten und scheint sich stets über die gesammte Länge der meist sehr gestreckten Formen auszudehnen. Je länger die betrelfen- den Arten und wohl auch die Individuen werden, desto höher steigt ihre Vacuolenzahl. Bei nicht wenigen gesellt sich am gegenüberliegenden Rand eine zweite Vacuolenreihe zu, für welche das eben Bemerkte gleichfalls gilt (65, 1). Ein oder zwei Vacuolenreihen besitzen auch die meisten Arten der Gattung Hoplitophrya (4—5); nur H. uncinata und re- curva zeigen an Stelle einer Vacuolenreihe ein sogen. Längsgefäss, von dem später die Rede sein wird. Bei den Spirotricha herrscht im Allgemeinen keine so grosse Mannigfaltigkeit in den Zahlenverhältnissen der Vacuolen wie bei den Holotricha. Unter den Heterotrichen, welche den letzteren am nächsten stehen, ist dies gelegentlich noch der Fall. Der primitive Zustand der einzigen terminalen Vacuole ist in dieser Unterordnung vielfach noch gewahrt. In der ursprünglichsten Familie, der der Plagiotominen, tritt er sogar recht häufig auf, so bei Ancistrum, Nyctotherus, Blepharisma, Spirostomum, Metopus, findet sich aber auch noch in höher entwickelten Familien, so bei den Bursarinen Balantidiopsis, bei Condylostoma patens (wenn wir Stein’s Angaben für richtig erachten, was nicht 1418 Ciliata. unwahrscheinlich ist, da Condylost. Vorticella nach Wrzesniowski und Bütschli gleichfalls eine terminale Vacuole besitzt und dieser Zustand bei den Verwandten so verbreitet ist). Endlich ist unter den Stentorinen die primitive Bildung noch bei Climacosto- mum erhalten. Mehr oder weniger weitgehende Verlagerung der einfachen Vacuole auf der Ventralseite nach vorn bis in die Mundgegend ist zuweilen bei den Plagiotominen, speciell bei Conchopbtirusarten und bei Plagiotoma Lumbrieci vorhanden. Bei Caenomorpha ist die Va- cuole an die Schwanzbasis gerückt, was wohl nur auf der Schwanz- bildung beruht. Die auffallendste Verschiebung der Vacuole trat bei Stentor ein. Mit der Afterverschiebung nach vorn und links erfuhr auch die Vacuole dieselbe Verlagerung und findet sich dicht hinter dem Peristomsaum links- seitig und etwas hinter dem Atter (68, 5a etec.). Wenn Stein’s Erfahrungen sich bestätigen, fände sich auch bei der nahe verwandten Folliculina eine weit nach vorn gerückte Vacuole, ungefähr in der Mittelregion etwas rechts- seitig. Clap. und L. und ähnlich Kent (F. Hirundo) verlegen dagegen die contractile Va- cuole bedeutend weiter nach hinten. Möbius leugnet, wie früher bemerkt, die Vacuole. Vermehrung der Vacuole tritt, wenn auch nicht sehr häufig, dennoch bei einigen Heterotrichen auf. Glaparcde beschrieb einen Conchophtirus Actinarum mit einer Reihe von Vacuolen längs der Rückenkante; doch sollen nicht alle Vacuolen contractil sein. Bei Nyctotherus cordiformis sah Maupas gelegentlich 1—2 secundäre Vacuolen neben der terminalen. Mehrere Vacuolen finden sich regelmässig bei Balantidium, bald zwei längs der rechten Seite, bald daneben noch zwei linke; doch scheint auch bei dieser Gattung gelegentliche Vermehrung der Vacuolen in beiden Reihen vorzukommen. Endlich er- fuhren wir schon früher, dassBursaria truncatella wenigstens zeitweise zahlreiche kleine, über den ganzen Körper zerstreute contractile Vacuolen besitzt, also auch diese Modification bei den Heterotrichen angetroffen wird. Grosse Einförmigkeit herrscht bei den Hypotrichen. Es wurde bis jetzt kein Vertreter dieser Unterordnung bekannt, welcher mehr wie eine Vacuole besässe. Achnliche Constanz herrscht bezüglich deren Lage. Bei den Oxytrichinen und Peritrominen liegt sie stets in der Mundgegend oder in mässiger Entfernung hinter dem Mund. Letz- teres tritt speciell bei langgestreckten Formen ein. Stets ist die Vacuole ferner dem linken Seitenrand stark genähert und liegt wohl ausnahms- los dorsal. Glaparede und Lachmann wie Stein (1859) verlegten sie auf die Ventralseite. Erst Wrzesniowski (1870) erkannte die dorsale Lage bei einigen Arten; Entz (1879) be- stätigte dies für Stichotricha. Die neueren Untersuchungen von Maupas (1883) und Entz (1884) erwiesen endlich die allgemeine Verbreitung dieser Erscheinung. Bei den Euplotinen und Aspidisceinen Jagert sich mit dem After auch die contractile Vacuole auf die rechte hintere Bauchseite; sie findet sich hier in der Gegend der rechten Aftereirren und, wie gesagt, sicher ventral. Die meisten Oligotricha verrathen ihre nahen Beziehungen zu Stentor und den Oxytriehinen durch eine übereinstimmende Lage Contract. Vacuolen (Zahl, topograph. Vertheilung). 1419 der einfachen contraetilen Vacuole, welche sich also stets linksseitig in der Mundgegend findet. Abweichend verhalten sich nur die eigenthümlichen Ophryoscoleeinen, bei welchen eine Vermehrung der Vacuolen häufig ist. Eine einzige findet sich bei Entodinium rechtsseitig dicht hinter dem Peristom (72, 10a), zwei in der linken Körperregion bei Diplodinium und gewöhnlich auch Ophryoscolex; doch kann ihre Zahl bei letzterer Gattung viel grösser werden (72, 11a). Die Peritrichen endlich schliessen sich sowohl bez. der Zahl und Lage der Vacuole den Stentoren und Hypotrichen an. Die Vacuole ist, wenn nicht secundäre Verlagerung eintrat, stets weit nach vorn in die Mundregion verschoben. Auch bei den Spirochoninen ist dies der Fall, wenn Stein’s und Kent’s Angaben über die Vacuole richtig sind; sie liegt demnach in der Schlundgegend etwas linksseitig. Es wurde schon früher (p. 1358) gezeigt, dass die fast stets einfache Vacuole bei sämmtlichen Vorticellinen mit der Ausbildung des Vesti- bulums in die Tiefe rückte; sie mündet wie der After nicht mehr auf der äusseren Körperfläche, sondern in das Vestibulum. Bevor wir ihre Lagebeziehungen zu letzterem genauer betrachten, wollen wir die wenigen Fälle erwähnen, in welchen 2 Vacuolen beobachtet wurden. Sie betreffen alle die Wattung Vorticella. Stein (1867 p. 112) bemerkte zuerst bei Vorticella Campanula Ehrhg. angeblich drei Vacuolen, was Wrzesniowski (1577) bestätigte. Beide stimmen darin überein, dass die eine dieser Vacuolen sich anders verhalte wie die übrigen; W. bezeichnet sie daher auch als Blase. Ohne Zweifel war diese dritte Va- cuole das Reservoir, von dem später die Rede sein wird. Wenn sich diese Deutung richtig erweist, dann zeigt Vorticella Gampanula dieselben Verhältnisse, wie sie Bütschli (537) bei V. monilata Tat. entdeckte, wo neben dem Reservoir zwei contractile Vacuolen bestehen. Stokes bestätigte später die beiden Vacuolen dieser Art (754) und will das Gleiche noch bei zwei weiteren Arten (V. Lockwoodi s. 716 und V. vestita s. 655 und 756) ge- funden haben. (Beide fallen wahrscheinlich mit der V. monilata zusammen.) Wie bemerkt, liegt die Vacuole der Vorticellinen dem Vestibulum gewöhnlich dicht an. So ist es speciell bei den Urceolarinen und den Contractilia; unter den Acontractilia bei Epistylis und OÖpercularia. Gewöhnlich findet sie sich in der mittleren oder inneren Region des Vestibulums, dessen unterer, resp. bei richtiger Orientirung der Vorticelle hinterer Wand angelagert. Bei einigen Formen rückt sie dagegen mehr über das Vestibulum in die Region des Discus. Bei Epi- stylis plicatilis ist dies angedeutet; am charakteristischsten tritt es jedoch bei gewissen Zoothamniumarten hervor, deren Vacuole dem Diseus eingelagert ist und denselben zuweilen während der Diastole ganz erfüllt (Stein 1854 und 1867 p. 131, Quennerstedt 1865, I, Wrzes- niowski 1877, Entz 1884). Bei wenigen Vorticellidinen rückt die Vacuole sehr weit vom Vestibulum ab, in die mittlere, resp. sogar die untere Körperregion. Nur bei sehr langgestreckten Formen, Epistylis ophrydiiformis Nüsslin (706), Ophrydium (Wirzesniowski 1879) und Gerda Glans Clap. u. L., tritt dies ein, ermöglicht durch die Anwesenheit des Reservoirs, 1420 Ciliata. welehes unter diesen Verhältnissen zu einem mehr oder weniger langen Kanal auswächst, der die Verbindung der Vacuole mit dem Vestibulum erhält. ec. Die Poren der Vacuolen und das Reservoir der Vorti- cellinen. Unsere gegenwärtigen Erfahrungen berechtigen zur Annahme, dass wenigstens bei allen mit einer Pelliecula versehenen Ciliaten stets bestimmte feine Oeffnungen über der Vacuole existiren, welche zum Austritt der Flüssigkeit dienen. Ist eine Alveolarschicht deutlich, so wird auch diese von der Oeffnung durchsetzt; letztere ist also dann streng genommen ein feines Kanälchen. Kommen mehrere Vacuolen vor, so besitzt jede ihren besonderen Porus, resp. mehrere Poren. Denn obgleich häufig für jede Vacuole nur ein einziger Porus vorhanden ist, findet man nicht selten mehrere, ja eine ganze Gruppe solcher. Mehrere helle Flecke über der Vacuole von Spirostomum ambiguum bemerkten schon Clapar&ede und Lachmann, bestritten jedoch, dass es Poren seien, da sie deren Vorkommen überhaupt leugneten. Auch Stein beobachtete schon 1859 bei Ophryoglena flava und Frontonia acuminata mehrere helle Flecke über der Vacuole, hielt dieselben jedoch gleichfalls nur für verdünnte Stellen der Cuticula, durch welche die Vacuolenflüssigkeit ausgepresst werde. Bei der ersteren Art fand er nicht weniger wie 5—7 solcher Stellen. Wir können an deren Porennatur um so weniger zweifeln, da es mir erst vor kurzem gelang. bei einer Ophryoglena 3 deutliche Poren wahrzunehmen. Ebenso zeichnete Engelmann schon 1861 3 Poren der Vacuole von Frontonia acuminata (uned.), Fabre (847) neuerdings vier. Stein fand ferner (1867) mehrere feine Oeflnungen, durch welche die Vacuole von Proro- don niveus ausmünde. Bei Stentor coeruleus heobachtete Moxon (1869) 2—53 Poren, wäh- rend andere Beobachter, wie Schwalbe (1866), Maupas (1853) nur einen fanden. Ich selbst be- merkte bei Trachelius Ovum (s. T. 59, 3e) gewöhnlich 3 feine Poren über jeder Vacuole, während Balbiani (1860) nur einen angibt (s. 59, 3f). Endlich fand Balbiani (1860, siehe die Tafeln und Tafelerklärung) über der Vacuole von Paramaecium Bursaria 2 Poren, während bei dem nahe verwandten Param. Aurelia stets nur einer beobachtet wurde. Maupas bestätigte (1883) die Mehrzahl (2—3) der Poren bei P. Bursaria. Auf den Skizzen Engelmann’s (uned.) sind bei Gonchophtirus Steenstrupii vielleicht auch ©. Ano- dontae zahlreiche Poren der Vacuole angedeutet. Diese Erfahrungen zeigen einerseits, dass mehrfache Poren sicher vorkommen, dass jedoch Variationen in der Zahl derselben häufig sind und Verschiedenheiten in dieser Hinsicht bei nächstverwandten Arten be- stehen. Eine systematische Bedeutung kommt der Erscheinung also höchstens für die Artunterscheidung zu. Jeder Porus erscheint gewöhnlich als ein sehr kleines, von einem dunklen Randsaum umzogenes und im Innern lichtes Kreischen. Die Helligkeit des Innern rührt von der Durchbrechung der Pellieula und Alveolarschicht her. — Selten setzt sich der Porus in ein kurzes Röhrchen fort, welches über die Alveolarschieht hinaus in das Innere reicht. Bei Nassula aurea ist dies sehr deutlich (Bütschli 1875, B. und Schewia- koff 1887). Das Röhrchen, dessen zarte Wand aus verdichtetem, ziemlich dunklem Plasma, ähnlich der Pellieula besteht, ist dadurch eigenthümlich, dass es am kreisförmigen Porus eylindrisch beginnt, sich jedoch bald in der Querrichtung abplattet und beträchtlich breiter wird; seine innere Contract. Vacuolen (Poren). 1421 Oeffnung hat daher eine langspaltartige Form. Bei Urocentrum Turbo mündet die terminale Vacuole durch ein relativ recht langes Röhrchen aus, da dasselbe die dieke Corticalschicht völlig durchsetzt (Bütschli und Schewiakoff). Auch das sog. Afterröhrehen, welches Wrzesniowski bei Trachelophyllum beschrieb, gehört jedenfalls hierher und hat mit der Entleerung der Exeremente nichts zu thun. Bei Euplotes liegt der Porus nach Maupas’ Beobachtung auf einem röhrigen Wärzchen (‚„mame- lon tubuleux‘), welches wenig hinter den beiden rechten Aftereirren steht. Demnach dürfte sich auch hier ein kurzes Kanälchen vom eigentlichen Porus zur contractilen Vacuole erstrecken. Den längsten und eigenthümlichsten Ausführkanal besitzt Lemba- dion.==Stein (1867, p. 155. Anm. 4) entdeckte und beschrieb ihn fast ganz zutreffend, was ich nach eigener Beobachtung bemerken darf. Der Kanal zieht von der nieht weit hinter der Mitte des Rückens und etwas rechts gelegenen Vacuole schief nach hinten und rechts und mündet ein wenig rechts von dem hinteren Peristomwinkel auf der Bauchseite deut- lichst aus. Sein Endstück besitzt eine dunkle, diekere Wand, während an seiner längeren Fortsetzung nur eine scharfe Grenzlinie zu erkennen ist. Der Kanal verläuft dieht unter der Pellieula, jedenfalls in einer festeren, wenn auch sehr dünnen Cortiealsehicht. Dass er zur Ausfuhr der Vacuole dient, wie schon Stein andeutet, folgt sicher aus deren Verhalten zum Kanalende, worüber später zu berichten sein wird. Ueber die genauere Lage des ein- oder mehrfachen Porus zum Relief der Oberfläche ist wenig bekannt. Bei Paramaecium Au- relia ist unschwer festzustellen, dass der einfache Porus an Stelle eines der Pellieularfeldehen, also an Stelle einer Cilienpapille liegt (Bütschli und Schuberg); bei Frontonia leucas hat er jedenfalls eine entsprechende Lage. Er findet sich zwischen zwei Körperstreifen, welche hier wohl sicher die nämliche Bedeutung wie bei Paramaecium haben; die beiden Streifen weichen deutlich etwas auseinander, um dem Porus, dessen Durchmesser ein wenig grösser ist, wie der gewöhnliche Abstand zweier Streifen, Raum zu machen (Schewiakoff). Die Poren von Stentor finden sich nach den übereinstimmenden Beobachtungen Schwalbe’s, Moxon’s und Maupas’ auf einem Rippen- streifen. Dasselbe beobachtete Schewiakoff beiProrodon und Holo- phrya. Ein entsprechendes Verhalten dürfte daher bei sämmtlichen Ciliaten mit Rippenstreifen bestehen. Für zahlreiche Ciliaten, hauptsächlich solehe, deren eontraetile Va- cuole dem After nahe liegt, wurde von Stein und den meisten Späteren die Ausmündung der Vacuole durch den After angegeben. In fast keinem Fall kann man jedoch behaupten, dass der Nachweis mit Sicherheit erbracht wäre; dagegen sind manche Angaben sicher irrthümliche. Stein rechnete hierhin die Oxytrichinen, für welche dies sicher falsch ist, da die Flüssigkeit der Vacuole, wie wir später finden werden, nicht durch den hinteren Kanal zum After geleitet wird, dieser Kanal vielmehr zur Bildung der Vacuole beiträgt. Für Stentor, 1422 Oiliata. den Stein (1867) gleichfalls hierher stellte, sind die Poren längst erwiesen. Speciell für die terminale Vacuole der Enchelinen, Trachelinen und mancher Heterotrichen wurde die Ausmündung durch den After nicht nur von Stein, sondern auch von Wrzesniowski (1869 und 1870), Entz (1888 und früher) und Anderen vielfach behauptet. Wir fanden je- doch schon oben, dass Stein selbst die Oeffnungen der Vacuole bei Prorodon niveus be- merkte; Schewiakoff fand den Porus bei Holophrya und Prorodon stets etwas seitlich vom After. Ich halte es daher auch für sehr wahrscheinlich, dass Wrzesniowski (1869) bei Trachelophyllum und Prorodon farctus den kurzen kanalförmigen Porus der Vacuole ganz richtig beobachtete, jedoch auch die Entleerung der Excremente unrichtiger Weise durch ihn geschehen liess. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass die Poren aller dieser Formen vom After getrennt sind, obgleich beide nahe bei einander liegen und daher der Schein ihres Zusammenfallens leicht erweckt wird. Etwas anders liegen vielleicht die Verhältnisse bei Nyctotherus, indem es Stein’s Untersuchungen sehr wahrscheinlich machen, dass die Entleerung der Vacuole durchsfie früher beschriebene Afterröhre des Hinterendes geschieht, deren Innenende sie stets sehr nahe liegt. Wenn dies der Fall ist, so bleibt doch die Möglichkeit offen, dass After und Porus der contractilen Vacuole an verschiedenen Stellen der Röhre liegen, ja es scheint nicht einmal ganz sicher, ob die Röhre überhaupt zur Entfernung der Excremente dient, wenigstens finde ich bei Stein keine Angabe, dass er dies direct verfolgt habe. Bekanntlich entdeckte zuerst OÖ. Schmidt (1849) den Porus bei Frontonia leucas; Rood (1853) berichtet von ihm bei Paramaecium Aurelia, wo ihn Carter (1856) zwar ver- muthete, jedoch nicht wirklich beobachtete. Lachmann leugnete die Poren 1856 durchaus: sie seien nur verdünnte Stellen der Haut über der Vacuole, welche vielleicht der Respiration dienen könnten. Dieselbe Ansicht wurde von Glaparede wiederholt. Lieberkühn hielt 1856 diesen Standpunkt noch fest; erst 1870 gab er die Poren zu. Stein hatte sich schon 1856 von den Poren bei Frontonia überzeugt, und wies sie 1859 bei mehreren Gattungen nach (Paramaecium, Nassula, Glaucoma, Oolpidium, Ophryoglena), hielt aber für einige noch an Lach- mann’s Auffassung fest. Zahlreiche spätere Beobachter bestätigten die Existenz der Oefl- nungen für einzelne Formen, so Balbiani (1860—61, Paramaecium Bursaria und Aurelia, Ohilodon, Trachelius); Engelmann (1862 Conchophtirus; auf seinen unedirten Skizzen aus dieser Zeit sind die Poren noch bei vielen Oiliaten angegeben); Schwalbe (1866, Stentor, Param. Aur.); Zencker (1866); Stein (1867, Prerodon niveus); Quenner- stedt (1865—68, Par. Aur.; Pleuronema, Conchophtirus); Wrzesniowski (1869, Trachelo- phyllum, Prorodon); Moxon (1869, Stentor); Bütschli (1873, Nassula); Maupas (1879 Discophrya, 1883 Colpidium, Metopus, Euplotes); Schuberg (1888 Isotrichinen, Ophryoscole- einen), Bütschli und Schewiakoff (Urocentrum etc.). Gegen die Existenz der Poren sprachen sich gelegentlich aus: Frey (1858); noch 1872 auch Rossbach, welcher den Porus wegen der Membranlosigkeit der Vacuole leugnen wollte, und wieder zu Lachmann’s Ansicht von der verdünnten Hautstelle zurückkehrte. Die Un- haltbarkeit dieses Einwands liegt auf der Hand und wird später noch ausführlicher nach- gewiesen werden. Mündung der Vacuole der Vorticellinen in das Vesti- bulum und Reservoir dieser Abtheilung. Wir wissen, dass die Vacuole vieler Vorticellidinen nicht direet in das Vestibulum, sondern in einen besonderen Raum oder Behälter entleert wird, der als ein An- hang des Vestibulums aufzufassen ist. Augenblicklich lässt sich nur schwer benrtheilen, wie weit diese Einrichtung unter den Vorticellinen verbreitet ist. Sie wurde vorerst nur bei der Unterfam. der Vorticellidina beobachtet. Da das Reservoir gewissen Vorticellidinen zu fehlen scheint, so liegt die Vermuthung nahe, dass es sich in der Abtheilung selbst all- mählieh entwickelte. Wo es fehlt, müssen wir annehmen, dass die Vacuole Contract. Vacuolen (Ausmündung u. Reservoir bei Vorticellinen). 1423 direet durch ein oder mehrere Poren in das Vestibulum mündet, obgleich dieselben noch nie beobachtet wurden. Das Fehlen des Reservoirs, also die directe Einmündung der Vacuole glaubt Bütschli (537) bei Vorticella microstoma, Epistylis plicatilis, E. Umbellaria, und Opercularia articulata fest- gestellt zu haben. Hinsichtlich letztgenannter Art ist jedoch die Ein- schränkung zu machen, dass ich einmal einen röhrenförmigen Fortsatz von der Vestibularwand zur Vacuole ziehen sah, dessen Hinterwand letztere dicht anlag. Die Einmündungsstelle der Vacuole und demnach auch des Reser- voirs, wo ein solches vorhanden ist, findet sich wohl stets dicht unter (d. h. proximal von) dem inneren Ende der sogen. Borste, also in der inneren Hälfte des Vestibulums. Der After liegt, wie bekannt, nicht weit vor (distalwärts) dem Ende der Borste. Eine gemeinsame Ausmündung der Vacuole oder des Reservoirs mit dem After, wie sie Wrzesniowski (1879) für Ophrydium beschrieb, ist unwahrscheinlich, da in der Mehrzahl der Fälle die Sonderung beider sicher erscheint. Schon Carter (1856) erwies dies für Epistylis Galea E. Im Besonderen schwankt jedoch die Mündungsstelle der Vacuole in ihrer Lage ziemlich, indem sie manchmal (so wohl Ophrydium naclı Wrzesn.) dicht hinter dem Ende der Borste, bei anderen (Vortie. nebulifera) ungefähr in der Mittelregion der hinteren Vestibularhälfte, endlich auch ganz binten, dieht vor Beginn des Oesophagus in das Vesti- bulum münden kann. Das Reservoir ist ein sehr verschiedengradig entwickelter Anhang der Vestibularwand, welchen wir uns durch eine sack- bis beutelförmige Ausbucehtung der ursprünglichen Einmündungsstelle der Vacuole entstanden denken müssen. Mit der Ausbildung eines solchen Anhangs entfernt sich natürlich die Vacuole von der eigentlichen Vestibularwand und rückt mehr nach unten; sie liegt nun der Wand des Reservoirs (in der Diastole) dicht an, ähnlich wie bei Mangel des Reservoirs der Vestibular- wand. Obgleich die Untersuchungen des Reservoirs z. Z. noch ungenügend sind, gestatten sie doch, seine allmählich fortschreitende Ausbildung zu verfolgen. Bei gewissen Vorticellen (V. eitrina) ist es, während die Vacuole in Diastole begriffen, nur ein sehr unscheinbarer kurzer, etwa triehterförmiger Anhang des Vestibulums, der mit weiter Oeflnung in letz- teres mündet und sich gegen sein inneres Ende, welchem die Vacuole an- liegt, verengt (Bütschli). Bei jeder Entleerung der Vacuole wird es durch die eintretende Vacuolenflüssigkeit beträchtlich angeschwellt und sinkt dann allmählich auf den früheren Zustand zurück. Genauere Untersuchungen müssen erweisen, ob nicht eine oder die andere der oben aufgezählten Formen, bei welchen ein Reservoir nicht gefunden wurde, ähnliche oder vielleicht noch etwas primitivere Verhält- nisse besitzt. Die übrigen Vorticellen, deren Reservoir beobachtet wurde, sowie Carchesium, zeigen dasselbe als einen ansehnlicheren 1424 Ciliata. beutelartigen Anhang des Vestibulums. Zuweilen ist es nahezu kuglig, häufig jedoch ziemlich unregelmässig, mit Einbuchtungen der Oberfläche, resp. plumpen Ausbuchtungen versehen. Der Füllungsgrad des Reservoirs modifieirt jedenfalls häufig seine Form. Die Unregelmässigkeiten dürften im contrahirten, entleerten Zustand wohl stärker hervortreten. Zuweilen (V. eitrina Bütschli) ist eine weite Communication des Reservoirs mit der Vestibularhöhle deutlich wahrzunehmen. Da dies, wie es scheint, nur bei einzelnen Formen bemerkbar ist, so müssen wir schliessen, dass diese Communication bei den übrigen stark verengt sein wird, worauf auch die Verhältnisse der gleich zu besprechenden Peri- trichen mit kanalartigem Reservoir hinweisen. Bei einigen sehr langgestreckten Vorticellinen wird das Reservoir nämlich zu einem relativ sehr langen, spindel- bis beutelförmigen Gebilde, welches durch einen distalen, kanalartig verengten Theil mit dem Vesti- bulum zusammenhängt. Ein solches Reservoir beschrieb zuerst Wrzes- niowski von Ophrydium (75; 5e, vst); später fand Nüsslin ein ähnliches bei der mit Ophrydium jedenfalls nahe verwandten Epi- stylis ophrydiiformis (74, 8, vst). Das kanalartige Reservoir zieht wie zu erwarten, ziemlich gerade nach unten und reicht bei beiden For- men etwa bis gegen das Schlundende; wobei zu beachten ist, dass der Schlund von Ophrydium wegen der Anwesenheit einer langen Schlund- röhre sich bis fast zur Körpermitte nach unten erstreckt, also auch das Reservoir relativ länger ist als bei der Epistylis ophrydiiformis. Im Besonderen ist der kanalartige Theil, welcher es mit dem Vesti- bulum verbindet, sehr lang. Der obere Theil dieses Kanals beschreibt in der hinteren Region des Vestibulums eine ziemlich beträchtliche Ausbiegung nach der Oralseite, deren speciellerer Verlauf hier nicht verfolgt werden soll. — Eine solche Verlängerung des Reservoirs ging natürlich mit einer entsprechenden Verlagerung der contractilen Vacuole nach unten Hand in Hand. Bei der Entleerung der Vacuole schwillt der erweiterte innere Theil des Reservoirs deutlich an. Schon Clapar&ede und Lachmann beschrieben bei der eben- falls recht langgestreckten Gerda Glans Cl. L. (73, 6a—b, vst) einen langen Kanal, welcher von der ganz im unteren Körperende gelegenen Vacuole bis in die Gegend des Vestibulums (angeblich sogar zuweilen bis in den Discus) verfolgt wurde. Sein Anfangstheil an der Vacuole, der zum Theil etwas dieker, jedoch nie als eine beutelförmige An- schwellung, gezeichnet wird, richtet sich zuerst etwas nach unten, biegt dann sofort im Bogen nach oben um und zieht hierauf ziemlich gerade, etwas wellig geschlängelt, bis in die Schlundgegend. Einmal wollen Clapar&de und Lachmann in der Schlundgegend eine Um- biegung des Kanals nach unten bemerkt und dieselbe bis fast ans untere Körperende zurück verfolgt haben. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass dieser Kanal, welchen seine Entdecker für einen zuführenden hielten, Oontract. Vacuolen (Reservoir der Vorticellidinen). 1425 dem Reservoir der übrigen Vorticellidinen entspricht und demnach als Ausführapparat zu betrachten ist. Schon Wrzesniowski hob dies richtig hervor. Unter diesen Verhältnissen ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass eine rückläufige Schlinge des Kanals gelegentlich existirt, wie Clap. und L. beobachtet haben wollten. Wir müssen diese Angabe bis anf Weiteres für eine irrthümliche halten, vielleicht dadurch hervorgerufen, dass auch Gerda möglicherweise eine lange Schlundröhre besitzt, welche irrthümlich für eine rückläufige Schlinge des Kanals gehalten wurde. Aus denselben Gründen ist auch die weitere Angabe beider Forscher, dass zuweilen feine Aestchen vom Kanal abgingen, sehr unwahrscheinlich. Ihre Abbildungen zeigen übrigens nichts von solchen. Es erübrigt noch, den feineren Bau des Reservoirs kurz zu betrachten. Es scheint stets eine ziemlich dieke, dunkle Wand zu haben, welche der des Vestibulums ähnlich ist, aber meist eigenthümliche Structurverhältnisse zeigt. Greeff (1870) glaubte bei Carchesium zählreiche feine, kurze und gerade Stäbchen in der Wand zu bemerken, die leicht vergäng- lich seien und auch zuweilen ganz fehlten. Auch Wrzesniowski (1877) beobachtete in der Wand des Reservoirs von Ophrydium stab- förmige, dunkle Körnchen. Bütschli (537) fand dagegen bei Garche- sium und Vorticella eine unregelmässige, zuweilen etwas strahlige, häufig netz- bis schwammartige Zeichnung des Organs, welche er durch die Annahme zu erklären suchte, dass die Höhlung des Reservoirs von unregelmässigen Plasmabälkchen durchzogen werde, also eine mehr oder weniger schwammige Beschaffenheit besitze. Der neueste Beobachter, Nüsslin, fand endlich in der Wand des Reservoirs von Epistylis ophrydiiformis eine sehr regelmässige, doppelt gekreuzte und schief zur Längsaxe des Organs gerichtete, also schraubige Strei- fung. Er bezieht dieselbe wohl richtig auf eontractile (d. h. fibrilläre) Differenzirungen in der Wand. Neuere, flüchtige Betrachtung des Reser- voirs von Carchesium zeigte mir eine ähnliche gekreuzte Streifung ; die Streifen oder Fibrillen waren deutlich varieös, wodurch wohl die Stäbehen Greeff’s und Wrzesniowski’s sich erklären. Ohne auf Grund dieser flüchtigen Beobachtung ein gesichertes Urtheil fällen zu dürfen, möchte ich den früher angegebenen schwammartigen Bau jetzt doch für zweifelhaft und durch Wandstructuren bedingt halten. Die Function des Reservoirs ergibt sich aus dem Vorstehenden; es nimmt die Vacuolenflüssigkeit bei der Entleerung auf und be- fördert sie hierauf langsam, wahrscheinlich dureh active Contraetion seiner Wand in das Vestibulum. Die von mir früher betonte Möglichkeit, dass das Organ auch eine Stätte besonderer Abscheidungen sei, gründete sich hauptsächlich auf die Voraussetzung des schwammigen Baues, und wird hinfällig, wenn ein solcher nicht existirt, wie oben vermuthet wurde. Warum sich gerade bei den Vorticellidinen eine solche Einrichtung als vortheilhaft ent- wickelte, scheint z. Z. schwer zu ergründen. Jedenfalls dürfte dies mit der Entleerung der Vacuole in das Vestibulum zusammenhängen, welches gleichzeitig die Nahrung zuführt. Unter diesen Bedingungen mag es vortheilhaft geworden sein, dass die Vacuolenflüssigkeit recht all- mählich in das Vestibulum austrete, damit der zuführende Nahrungsstrom nicht periodisch unterbrochen und gestört werde. Da die Einschaltung des Reseryoirs thatsächlich ein solch Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 0 1426 Ciliata. allmähliches Ergiessen der Vacuolenflüssigkeit herbeiführt, so dürfte hierin wohl auch die Hauptbedeutung der Einrichtung zu suchen sein. Schon im historischen Abschnitt wurde mitgetheilt, dass die Entleerung der Vacuole in das Vestibulum der Vorticellinen seit langer Zeit behauptet und geleugnet wurde. Boeck wollte 1847 bei einer grossen Vorticella gesehen haben, dass die Flüssigkeit bei der Con- traction der Vacuole in einen Kanal ergossen werde, welcher sich nahe dem After öffne. Die Ausstossung der Flüssigkeit geschehe mit solcher Kraft, dass sie die vorliegenden Excremente fortschöbe. ©. Schmidt“) wollte sich dann bei Opercularia gleichfalls von der Entlee- rung der Vacuole durch einen Kanal in den Schlund überzeugt haben. Von einer Verbindung der Vacuole mit dem Schlund berichtete ferner Schmarda (1854) bei seiner unsicheren Vorticella amphitricha. Ueberzeugende Gründe für die Entleerung in das Vesti- bulum („buccal cavity‘‘) und durch dieses nach Aussen brachte aber erst Carter (1856) bei, indem er bemerkte, dass bei jeder Vacuolencontraction frisch encystirter Vorticellen das nicht mehr sichtbare Vestibulum sich füllte, sowie dass die im Vestibulum aufgetretene Flüs- sigkeit aus demselben verschwand, lange bevor die neue Vacuole erschien. Berücksichtigt man ferner, dass Carter auch schon wohl bekannt war, dass die Kanäle der Vacuolen nicht zur Ableitung, sondern zur Zufuhr der Flüssigkeit dienen, so wird man ihm mit Recht das Verdienst zuschreiben, die Bedeutung der Vacuolen zuerst bestimmter erwiesen zu haben. Leydig meinte (1857), „dass die Blase der Vorticellinen nach aussen führe, und zwar in der Vertiefung, in welcher Mund und After liegt.“ Sehr unsicher war Samuelson (1857), welcher bei einer Vorticelle von einem Kanal der Vacuole spricht, der entweder durch die Mundöffnung nach aussen münde, oder längs der adoralen Zone hinziehe. Als energischer Gegner der Ausmündung der Vacuole bei den Vorticellinen, wie den In- fusorien überhaupt, trat Lachmann zuerst 1856 und später gemeinsam mit Claparede (1858) auf. Die Gründe, mit welchen namentlich Cl. die ÖOarter’schen Beweise für die Entleerung in das Vestibulum encystirter Vorticellen zu widerlegen suchte, waren recht schwach. Sie stützten sich vornehmlich auf die unbewiesene oder falsche Annahme, dass die Membran der Öysten für Wasser sehr schwer durchgängig sei; deshalb wäre nicht einzusehen, wohin die von der Vacuole entleerte Flüssigkeit gelange; ebenso unverständlich sei, wie die Vorticelle bei fortdauernder Flüssigkeitsausscheidung wieder neue Flüssigkeit auf- nehme. Stein schloss sich 1859 der Carter’schen Auffassung an, da er die Anschwellung des Vestibulums bei der Vacuolensystole contrahirter Vorticellen gleichfalls beobachtete. Erst die Entdeckung und genauere Verfolgung des Reservoirs, in Verbindung mit der mittlerweile festgestellten Thatsache, dass die Vacuolenflüssigkeit bei der Systole unmöglich in das Plasma getrieben werden kann, führten zur definitiven Entscheidung. Obgleich es möglich ist, dass die älteren Angaben über einen Kanal, welcher die Vacuole mit dem Vestibulum verbinde, z. Th. auf der Beobachtung des Reservoirs beruhen, müssen wir dessen eigentliche Entdeckung erst von Greeff (1870) datiren. Wir bemerkten zwar schon früher (p. 1424), dass Clap. und L. jedenfalls das Reservoir von Gerda sahen und Stein (1867) das der Vor- ticella Gampanula wohl beobachtet, aber als dritte contractile Vacuole gedeutet hatte, worin Wrzesniowski ihm 1879 folgte. Greeff entdeckte das Reseryoir bei Carchesium, ohne über seine Beziehung zur Vacuole und dem Vestibulum klar zu werden; auch über eine Communication der Vacuole mit dem Vestibulum blieb er zweifelhaft. Schon bei früherer Gelegenheit wurde ferner bemerkt, dass die sogen. Afterröhre, welche Everts bei Vorticella nebulifera gefunden haben will, möglicherweise auf das Reservoir zu beziehen ist. Genaueres über dasselbe bei mehreren Vorticellaarten und Carchesium ermittelte Bütschli (1877), indem er namentlich feststellte, dass es bei jeder Entleerung der Vacuole anschwillt und sich hierauf allmählich zusammenzieht; ferner, dass seine Communi- cation mit dem Vestibulum wenigstens bei gewissen Arten direct nachweisbar ist. Er be- stätigte das Anschwellen des Vestibulums während der Systole bei V. mierostoma (ohne ”) Nach Stein (1864) und Clap.-Lachm. in der 1. Aufl. seiner vergl. Anat. p. 220. (War mir unzugänglich.) Contract. Vacuolen (Bildung und Entleerung der einfachen). 1427 Reservoir), beobachtete einmal sogar, dass dabei feine, im Vestibulum enthaltene Körnchen aus letzterem heftig hinausgeschleudert wurden. Auch Engelmann hatte Carter's Beobachtung schon 1576 an Vorticellen, die sich eben encystirt hatten, bestätigt. Die Mittheilungen Wrzesniowski s (1877) und Nüsslin’s (1884) über die besonders gearteten Reseryoire von Ophrydium oder Epist. ophrydiiformis bestätigten und ver- vollständigsten Bütschli’s Ansicht in erwünschter Weise. — Auch Limbach (605) constatirte (1550) bei Vorticella cyathina und anderen Arten die Entleerung in das Vestibulam. d. Der Bildungs- und Entleerungsvorgang der einfachen oder rosettenförmigen Vacuolen lässt sich mit kurzen Worten beschreiben, obgleich dessen Feststellung viel Schwierigkeiten bereitete. — Wenn die Vacuole sich dem Maximum ihrer Anschwellung (Diastole) nähert (bald etwas früher, bald etwas später), treten in ihrer nächsten Umgebung einige zunächst ganz kleine, neue Vacuolen auf. Directe Beob- achtung sowohl, wie die Erwägung, dass auch diese neuen oder Bil- dungsvacuolen im Corticalplasma entstehen werden, ergeben, dass sie bei Flächenbetrachtung meist in einem Kranz um die Hauptvaeuole auftreten. Dies Verhältniss wird nur dann scheinbar gestört sein, wenn die Haupt- vacuole das Hinterende des Thiers ganz erfüllt. Obgleich diese Bildungsvacuolen bei der grossen Mehrzahl der Ciliaten schon vor Beginn der Entleerung (Systole) zu entstehen scheinen, dürfte doch nicht selten sein, dass sie erst nach derselben auftreten. Leider finden sich hierüber nur wenige genaue Angaben; bestimmt berichtet dies Wrzesniowski (1869) für Lionotus Fasciola; ich bemerkte es bei Vorticella eitrina, während bei den übrigen Vorticellen das gewöhnliche Verhalten allgemein verbreitet scheint. Dennoch darf man vermuthen, dass die gleiche Erscheinung häufiger vorkommt; speciell bei den marinen Infusorien, wo, wie früher bemerkt wurde, eine auffallende Verlangsamung des Vacuolen- spiels gewöhnlich ist, darf man dergleichen erwarten. Unter diesen Verhältnissen ist in den betreffenden Öiliaten kürzere oder längere Zeit gar keine contractile Vacuole zu bemerken, worauf schon oben (p. 1414) gewisse Angaben über den Mangel der Vacuolen zurückgeführt wurden. Wie berichtet, treten in der angegebenen Weise früher oder später meist mehrere Bildungsvacuolen auf, zwei bis gegen ein Dutzend; auch herrscht bei demselben Individuum hierin meist keine feste Regel. Nichts schliesst jedoch aus, dass gelegentlich auch nur eine einzige ent- steht, welche dann eigentlich nicht mehr Bildungsvaeuole genannt werden dürfte, da sie direct zur neuen Vacuole wird. Ganz vertrauens- werthe Angaben über solche Vorkommnisse liegen jedoch kaum vor. Zwar berichtet Lankester, dass bei Anoplophrya Naidos Duj. an Stelle der entleerten Vacuole eine kleine, allmählich anwachsende ent- stehe; doch sind diese und ähnliche ältere Angaben zunächst etwas vor- siehtig aufzufassen, da das Hervorgehen der neuen Vacuole aus mehreren sehr kleinen leicht übersehen wird. Ueber das Entstehen der Bildungsvacuolen selbst lässt sich zur Zeit nichts Bestimmtes mittheilen; die Möglichkeit, dass sie durch Er- weiterung, resp. Zusammenfluss des Inhalts einiger Plasmawaben hervor- sehen, dürfte bei späteren Untersuchungen zu berücksichtigen sein. Die - Bildungsvacuolen wachsen rascher oder langsamer heran und treten ge- IUE- 1428 Oiliata. wöhnlich bald in dichte Berührung, da sie in einem beschränkten Raum zusammenliegen. Dabei werden die Plasmawände der sich gegenseitig pressenden Vacuolen zu ganz dünnen Lamellen; soweit sie sich gegen- seitig berühren, verlieren sie natürlich auch die ursprüngliche Kugel- gestalt. Die sie scheidenden Plasmalamellen sind dann mehr oder weniger eben; es kommen dieselben Erscheinungen zur Geltung, welche die Bil- dung ebener Begrenzungsflächen im Seifenschaum und äbnlichen Mischungen hervorrufen. Als weitere Folge des fortschreitenden Wachsthums der Bildungs- vacuolen tritt dann bald ein Zusammenfluss benachbarter, sich beson- ders pressender ein, indem die Trennungslamellen einreissen und deren Reste allmählich in das begrenzende Plasma zurückfliessen, während die betreffenden Vacuolen allmählich unter Abrundung verschmelzen. In dieser Weise vermindert sich die Zahl der Bildungsvacuolen all- mählich, unter fortschreitender Vergrösserung der noch bestehenden. Dass bei diesem Zusammenfliessen keine bestimmte Regel waltet, vielmehr Zu- fälligkeiten die Vereinigung gerade dieser oder jener Vacuolen bestimmen, scheint klar. Bei Prorodon teres sind es immer 4 anselnliche Bildungsvacuolen, durch deren Verschmelzung die Hauptvacuole entsteht (Schewiakoff uned.). Dasselbe scheint nach Lieberkühn (uned. Taf., s. unsere Taf. 57, 4a) bei Prorodon faretus vorzukommen. Es fällt auf, dass die 4 Bildungsvaeuolen bei Prorodon teres nicht kuglig, sondern etwa birnförmig gestaltet sind, wobei das breite Ende nach hinten, gegen den Porus gerichtet ist. Hieraus schliesse ich, dass diese 4 Bildungsvacuolen durch die Vereinigung von 4 kurzen Längsreihen kleinerer Vacuolen ent- stehen, welche nach vorn an Grösse abnehmen; dass sie daher eigentlich 4 kurze Zuführungskanäle repräsentiren, wie wir sie später genauer stu- diren werden. Auch bei Prorodon niveus gibt Fabre (847) birn- förmige Bildungsvacuolen an, welche jedoch die schmäleren Enden nach hinten richten, was ich bezweifle. Unter normalen Verhältnissen scheint nie ein Zusammenfluss von Bildungsvacuolen mit der sogenannten contraetilen oder Hauptvaeuole stattzufinden. Wir können dies unter den gegebenen Verhältnissen nur dadurch erklären, dass die Entfernung der Bildungsvacuolen bei ihrer Entstehung so abgemessen ist, dass sie trotz erheblicher Vergrösse- rung nieht zum Durchbruch in die Hauptvacuole gelangen, obgleich sie dieselbe recht dicht umlagern. Wenn die Vacuole sich schon vor dem Auftreten der Bildungsvacuolen entleerte, schreitet deren Wachsthum und demgemäss ihre successive Ver- schmelzung zu einer neuen lHauptvacuole einfach in der angegebenen Weise fort, bis schliesslich alle zu einer Hauptvaeuole vereinigt sind. Die neugebildete Vacuole wird wegen ihrer Entstehung durch Zu- sammenfluss mehrerer, resp. der beiden letztrestirenden Bildungsvacuolen, zunächst meist etwas unregelmässig gestaltet sein; sie geht jedoch mehr. Contract. Vacuolen (Bildung und Entleerung der einfachen). 1429 oder weniger rasch durch Abrundung in die kuglige Tropfenform über, was mit den beschriebenen Bildungsverhältnissen durchaus harmonirt. Gleich- zeitig beweist sowohl die anfängliche kuglige Tropfengestalt der Bildungsvacuolen, wie das stets deutliche Streben der Hauptvacuole nach kugliger Abrundung, dass die Consistenz des Plasmas, in welchem die Vacuolenbildung statthat, eine mehr oder weniger zähflüssige sein muss, jedenfalls zähtlüssiger wie das strömende Entoplasma vieler Ciliaten. Wenn die Bildungsvacuolen schon vor der Systole der Hauptvacuole auftreten, so rücken sie bei der Entleerung letzterer sofort, und in dem Maasse als dieselbe geschieht, an deren Stelle. Dies ist eine einfache Folge der Entleerung, indem das benachbarte Plasma und die demselben eingelagerten Bildungsvacuolen den von der Hauptvacuole ge- räumten Platz einnehmen müssen. Nachdem die Bildungsvacuolen so an die Stelle der Hauptvacuole geführt wurden, vollzieht sich ihr weiterer Zusammenfluss in der schon beschriebenen Weise. Nach einiger Zeit, wenn die neue Hauptvacuole sich abgerundet hat und durch weitere An- ziehung von Flüssigkeit noch gewachsen ist, treten wiederum kleine Bil- dungsvacuolen auf; das Spiel hebt von neuem an. Zur Vervollständigung unserer Darstellung bedarf es noch der Be- trachtung des Entleerungsvorgangs. Derselbe beginnt plötzlich und ge- schieht in der Weise, dass die Vacuole, indem sie der Entleerungsstelle, resp. deren Porus, stets angeheftet bleibt, fortgesetzt kleiner wird und schliesslich ganz schwindet. Die Vacuole zieht sich demnach, wie es ge- wöhnlich ausgedrückt wird, excentrisch von Innen nach Aussen gegen die Mündung zusammen, was erforderlich scheint, wenn eine Entleerung durch die Mündung stattfinden soll. Die Systole vollzieht sich sehr verschieden schnell; manchmal ganz plötzlich oder sehr rasch, in anderen Fällen mässig, bis ziemlich langsam. Speciell für die marinen Infusorien betonte schon Stein (1859) die Langsamkeit der Entleerung oder Systole. Die Schnelligkeit des Vorgangs muss naturgemäss von verschiedenen Be- dingungen abhängen, welche vorerst nur theilweise zu übersehen sind. Zunächst natürlich von der Grösse der sich entleerenden Vacuole selbst; die Erfahrung lehrt denn auch, dass kleine Vacuolen gewöhnlich sehr rasch zusammenfallen, grosse dagegen längere Zeit gebrauchen. Ein zweites Moment wird die Porenweite bilden; je ansehnlicher dieselbe ist, desto rascher kann und wird sich die Entleerung vollziehen. Endlich wird auch die Natur der Vacuolenflüssigkeit, die des umgebenden Plasmas und des äusseren Mediums, Temperatur und anderes in Betracht kommen. Die frühere Auffassung der eontractilen Vacuolen sah natürlich den Hauptgrund für die Variation der Entleerungsschnelligkeit in der verschiedengradigen Contractionsenergie des die Vacuole umgebenden Plasmas, dessen Zusammenziehung die Systole bewirken sollte. Wir schliessen uns dieser Ansicht nicht an, da nach unserer Meinung keinerlei Contractionserscheinungen des Plasmas an der Entleerung der Vacuole betheiligt sind, was bald dargelegt werden soll. 1450 Oiliata. Bevor wir den Entleerungsvorgang und die hierbei wirksamen Kräfte weiter verfolgen, dürften gewisse Besonderheiten zu erwähnen sein, welche die Vacuole gelegentlich darbietet. Wir berücksichtigen dabei auch gewisse Vacuolen mit zufübrenden Kanälen, welche streng genommen nieht in diesen Abschnitt gehören. Dies scheint aber zulässig, da die Vacuolen beider Kategorien sich nur in ihrer Bildung, nicht aber ihrer definitiven Beschaffenheit und Entleerung unterscheiden. Zunächst ist gewisser seltener Fälle zu gedenken, wo die Vacuole vor ihrer Ent- leerung nicht kuglig abgerundet erscheint. Gruber berichtet für Cae- nomorpha oxyuris St. sp., dass die Vacuole keine kuglige, sondern eine oblonge Gestalt habe; dann an die Oberfläche dränge und nach aussen entleert werde. Die Erklärung für eine solche Erscheinung, so- fern dieselbe bei einer ungehindert im Plasma liegenden Vacuole eintritt, mag vielleicht darin gefunden werden, dass die Entleerung schon anhebt, bevor die kuglige Abrundung völlig eingetreten ist. Andererseits ist auch gelegentlich beobachtet worden, dass die Vacuole während der Entleerung ihre Kugelgestalt verliert. Zuerst bemerkte Ray Lan- kester, dass die Vacuolen von Anoplophrya Naidos bei der Systole immer ovaler werden, indem zwei gegenüberliegende Seiten sich rascher nähern. Gegen das Ende der Systole ist die Gestalt der Vacuole daher eine lang spindelförmige. Auch Rossbach (1872) bemerkte, dass die Contraction der Vacuole von Stylonychia pustulata nicht gleich- mässig und concentrisch, sondern von beiden Seiten geschehe; also die in Entleerung begriffene Vaceuole eine oblonge Gestalt annehme. Eine Erklärung dieses, auf den ersten Anschein sehr auffallenden Phänomens dürften wir in Bütschli’s Beobachtungen (537) über einen ähnlichen Vorgang bei Acineta mystaecina finden. In letzterem Fall tritt die Erscheinung zwar erst gegen Ende der Entleerung auf, lässt sich aber deutlich darauf zurückführen, dass nicht ein, sondern mehrere, in einer Linie neben einander liegende Poren vorhanden sind. Es ist leicht ver ständlich, dass bei der Entleerung durch eine Reihe Poren der Rest der Vacuole eine längliche Gestalt annehmen muss. Die Hypothese erscheint demnach berechtigt, dass auch die oben erwähnten Abweichungen im Gange der Entleerung bei gewissen Ciliaten auf der Gegenwart einer Porenreihe beruhen dürften. Einige neue Angaben Fabre's über den Gang der Systole (847), würden, wenn sie sich bestätigten, was ich nicht glaube, die oben aufgestellte Ansicht über die Entleerung ernst- lich gefährden. Bei Frontonia acuminata (= Öphryoglena atra) soll die Zusammen- ziehung der Vacuole nicht, wie dies seither allgemein beobachtet wurde, allseitig concentrisch geschehen, sondern so, dass das umgebende Plasma strahlig in sie eindringe. Auch würde die Flüssigkeit nicht ganz entleert, vielmehr blieben zwischen dem eingedrungenen Plasma Reste derselben zurück, welche in die neue Vacuole übergingen. Ich halte diese Angaben für irrthümlich und glaube, dass Fabre die Bildungsyacuolen nicht genügend von der Hauptvacuole unterschied. Auch bei Ophryoglena flava will er gesehen haben, dass die Vacuole sich nicht concentrisch zusammenzieht, sondern zuerst eine nierenförmige, später eine scheiben- förmige Gestalt annehme. Auch dies bezweifle ich sehr, da es einem so genauen Beobachter wie Lieberkühn schwerlich entgangen wäre. Gontract. Vacuolen (Bildung und Entleerung der einfachen). 1431 Es kommen auch Fälle vor, wo die Vacuole gewöhnlich nie zur Kugelgestalt gelangt, was aber durch ihre Grösse und Lagerung erklärlich scheint. Am klarsten ist dies bei Spirostomum. Die termi- nal gelagerte Vacuole wird hier von einem Längskanal in später zu er- örternder Weise gespeist und erreicht einen sehr beträchtlichen Umfang, so dass sie das schmale Hinterende des Thieres ganz erfüllt, bis auf eine dünne Zone von Cortiecal- und Entoplasma nebst umhüllender Alveolarschieht (67, 2d, 2a). Unter diesen Verhältnissen ist natürlich eine allseitige kuglige Abrundung der Vacuole ausgeschlossen, da die Alveolar- schicht, resp. die Pellieula, den Charakter einer festen, die Gestalt bestim- menden Umhüllung besitzt; die Vacuole erfüllt das ganze Hinterende wie ein Flüssigkeitsfaden eine enge Röhre und nur da, wo sie vorn an das Entoplasma stösst, tritt nach den Gesetzen sich begrenzender Flüssig- keiten kuglige Abrundung ein, wie es auch thatsächlich der Fall ist. Aehnliche Erfüllung des Schwanzendes durch eine sehr ansehnliche Va- cuole, welche aus denselben Gründen nieht zur Kugelgestalt gelangt, sondern häufig eine oblonge Gestalt besitzt, scheint auch bei Metopus sigmoides und Loxodes Rostrum vorzukommen. Zwar leugnet Wrzesniowski die contractile Vacuole der letzterwähnten Ciliate ganz; doch gaben schon Claparede und Lachmann an, dass das Hinterende häufig beträchtlich aufgeschwollen sei und dann plötzlich bemerklich zusammenfalle. Lieberkühn (uned. 'Tf.) zeichnet mehrfach eine ansehnliche contractile Vacuole von der angegebenen Beschallenheit im Schwanzende; zuweilen jedoch auch eine kleinere und dann kuglige. Selten scheint es zu sein, dass die Vacuole sich vor der Entleerung noch in mässiger Entfernung vom Porus befindet; diesem alsdann allmählich genähert wird, worauf die Entleerung erfolgt, sobald sie den Porus erreicht. Eine solche Beobachtung machte Maupas (1885) bei Metopus. Auch Rossbach erwähnt etwas vielleicht Hierhergehöriges für Chilodon Cucullulus. Wenn die Vacuole ihren grössten Umfang erreicht habe, mache sie „eine rasche zuckende Bewegung gegen die Mitte des Körpers“, worauf sofort die Entleerung eintrete. Ob dies für alle eontractilen Vacuolen von Chilodon Cue. gilt (welcher deren bekanntlich mehrere besitzt), wird nicht angegeben. Untersuchen wir nun den Vorgang der Entleerung noch etwas näher, mit Rücksicht auf die dabei vermuthlich thätigen Kräfte. Wenn die Va- cuole soeben entleert wurde und die Gruppe der Bildungsvacuolen an ihre Stelle gerückt ist, so scheint Folgendes ersichtlich. Indem die Plasma- lamelle, welche die Vacuole umschloss und sie gleichzeitig von den an- liegenden Bildungsvaceuolen trennte, ihren Umfang bei der Entleerung fortgesetzt verkleinerte und sich dementsprechend verdickte, wurde sie endlich, nachdem völlige Entleerung der Vacuole eintrat, zu einer Lamelle, welche die innere Oeffnung des Porus, resp. des Ausführkanals, über- spannt. Sie scheidet demnach die Gruppe der Bildungsvacuolen, d. h. wenigstens die dem Porus genrähertsten von der Communication mit letzterem. Alsdann entsteht durch Zusammenfliessen der Bildungs- 1432 Ciliata. vacuolen die neue Hauptvacuole, welche nur durch die relativ dünne Plasmalamelle von dem Porus getrennt wird. Wächst nun das Vacuolen- volum allmählich noch etwas, so wird diese Lamelle mehr und mehr ver- dünnt werden und schliesslich einreissen, also die Communication der Vacuolenflüssigkeit mit dem im Porus befindlichen äusseren Wasser her- gestellt werden. Was wird aber geschehen, wenn eine solche Communi- cation eingetreten ist? Die Vacuole ist ein sehr kleiner Tropfen einer zweifellos wässrigen Flüssigkeit, welcher Tropfen seinerseits wieder in einer zäheren Flüssigkeit, dem Plasma, enthalten ist. Die Kleinheit des Vacuolen- tropfens bedingt, dass derselbe eine sehr hohe Oberflächenspannung (richtiger gesagt: capillaren Druck) besitzt, da letztere bekanntlich dem Durch- messer eines Tropfens umgekehrt proportional ist. Die Oberflächenspannung aber wirkt auf den Tropfen wie eine Contractionskraft, welche ihn allseitig zu verkleinern strebt. Sobald nun eine Communication (d. h. ein localer Zu- sammenfluss) des Vacuolentropfens mit dem umgebenden Wasser hergestellt wird, welch’ letzteres wir als einen Tropfen mit ungemein grosser, also sehr geringer Oberflächenspannung betrachten dürfen, so ist an der Communi- cationsstelle nur die ganz geringe Spannung des äusseren Wassers vorhanden, auf der ganzen übrigen Oberfläche des Vacuolentropfens dagegen eine sehr hohe. Sofort wird daher die Verkleinerung des Tropfens beginnen und nicht eher enden, als bis er mit dem umgebenden Wasser völlig zu- sammengeflossen, d. h. bis die Vacuole total entleert ist. Das Phänomen ist demnach unserer Auffassung nach dasselbe, wie das stets eintretende Zusammenfliessen eines kleineren Tropfens mit einem grösseren, sobald eine stellenweise Continuität zwischen beiden hergestellt ist. Da die ge- schilderten Erscheinungen nothwendig eintreten müssen, wenn die voraus- gesetzten Bedingungen richtige sind, und alle unsere Erfahrungen für das letztere sprechen, so halte ich die gegebene Erklärung des Phänomens der contractilen Vacuole nicht nur für die einfachste, sondern auch für die wahrscheinlichste *). Nach dieser Auffassung sind also keinerlei contractile Vorgänge des Plasmas betheiligt, deren Annahme auch stets etwas Missliches hatte, *) Ich möchte hier nicht unerwähnt lassen, dass die oben vorgetragene Theorie der con- tractilen Vacuole von mir schon 1874—75 concipirt wurde, als ich mich mit der Lehre von der Oberflächenspannung der Flüssigkeiten etwas eingehender beschäftigte, um dabei möglicher- weise Anhaltspunkte für die Erklärung der Zelltheilung zu finden. Unter der Beschäftigung mit anderen Dingen verlor ich das Wichtigste jedoch selbst wieder aus dem Gedächtniss. Ich war noch durchdrungen von der Ueberzeugung, eine schr einfache und plausible Erklärung gefunden zu haben und wollte dieselbe daher auch bei Gelegenheit mittheilen. Als ich 1877 (537) diesen Versuch machte, passirte mir dann das Seltsame, dass ich meine frühere Erklä- rung nicht mehr zusammenbrachte. Da mir das eigentliche Movens (die Oberflächenspannung), das ich früher richtig begriffen hatte, nicht mehr einfiel, behalf ich mich mit der Annahme eines Drucks, resp. einer Spannung in der Infusorienzelle, in welcher ich die Ursache der Austreibung der Vacuolenflüssigkeit suchte. Später fiel mir bald wieder der ursprüngliche Gedankengang ein. Wie gesagt, kam das Aushülfsmittel mit der Spannung nur auf diesem Wege zur Welt. Contract. Vacuolen (Gründe für die Entleerung nach aussen), 1433 da von einem bestimmten contractilen Plasma, welches die Erscheinung bewirke und dazu etwa besonders gebildet sei, keine Rede sein konnte. Das Plasma, welches jede neue Vacuole umgibt, ist, wie geschildert wurde, ein etwas anderes wie das der vorhergehenden; auch unter- scheidet es sich nicht von dem übrigen Cortical- resp. Entoplasma, an welchem wir von heftigen Contractionen nichts beobachten. Obgleich die Entleerung der Vacuolen nach Aussen jetzt zweifellos festgestellt erscheint, dürfte es doch angezeigt sein, die Gründe hierfür kurz aufzuzählen. da die Angelegenheit lange genug strittig war und auch jetzt noch Einwände von Freunden paradoxer Ansichten gelegentlich zu erwarten sein werden. Wir berücksichtigen hier nicht die Beweise, welche die Vorticellinen lieferten, für die ja die Entleerung zuerst bestimmter erwiesen wurde, indem wir auf das früher (p. 1426) Mitgetheilte verweisen. Die ersten Gründe wurden bekanntlich aus der Beob- achtung der Poren geschöpft (Schmidt 1849 und seine Bestätiger); je allgemeiner die Gegen- wart der Poren mit der Zeit erwiesen wurde, um so mehr Anhänger erwarb sich auch die Entleerungstheorie. Dazu trat später die gelegentliche Erfahrung, dass sich die Poren bei der Entleerung erweiterten, was ja auch bei einzelnen Formen zutrellen mag, während bei anderen nichts davon zu bemerken ist. Moxon berichtete zuerst 1869, dass sich einer der nach ihm mehrfachen Poren von Stentor bei der Systole erweitere und Maupas bestätigte dies später (1883) unabhängig für den nach ihm einfachen Porus. Hier reihen sich ferner Stein’s Beobachtung (1867) an, dass die sog. Afterröhre des Nyctotherus ovalis bei der Entleerung der Vacuole anschwelle, und die entsprechende Wahrnehmung Wrzesniowski’s (1869) bei Trachelophyllum apiculatum. Ferner betonte auch Zenker schon 1866, dass die Poren (wohl hauptsächlich von Frontonia leucas und Paramaecium, welche er speciell untersuchte) vor der Entleerung bei der Flächenbetrachtung bläulich erscheinen, während derselben aber röthlich. Er erklärte dies ganz richtig dadurch, dass der Porus wäh- rend der Anschwellung der Vacuole von einem „Schleim“ verklebt sei, welcher die bläuliche Färbung bewirke; bei Beginn der Systole reisse dieser Schleim ein, wie er nicht selten deutlich gesehen habe (eine Beobachtung, welche ich für durchaus wahrscheinlich halte). Statt des sog. Schleims erblickt man nun im Porus direct die Vacuolenflüssigkeit mit dem bekannten röthlichen Ton aller von Plasma umgebenen wässrigen Flüssigkeiten. Zenker möchte an- nehmen, dass der Schleim, welcher den Porus verklebe, nicht Plasma, sondern ein Absonde- rungsproduct desselben sei; vornehmlich deshalb, weil er bemerkte, dass bei Spirostomum nicht selten schleimige Masse in die Vacuole abgestossen und mit deren Flüssigkeit entleert werde. Ohne ein bestimmtes Urtheil über letztere Beobachtung zu besitzen, dürfen wir doch behaupten, dass die oben beschriebene Verschlusslamelle des Porus zweifellos Plasma ist. Schon Maupas (1883) verfolgte ihre Bildung in der früher geschilderten Weise bei mehreren Öiliaten (namentlich Blepharisma) und ich muss ihm auf Grund eigener Wahr- nehmungen durchaus zustimmen. Besonders Nassula aurea mit dem relativ weiten und tief eintretenden Porenröhrchen ist ein vorzügliches Object, um die Bildung der Verschluss- lamelle zu verfolgen. Einen weiteren Grund für die Annahme der Entleerung bildet der Verlauf der Systole selbst, da diese fast stets deutlichst von Innen nach Aussen und zwar zum Porus hin ge- schieht. Dieses Moment betonte schon ©. Schmidt 1849; später sehr bestimmt Carter (1856 und 1861). Clapar&de-Lachmann, obgleich Gegner der Austreibung, fanden diesen Modus der Systole sehr allgemein. Auch Stein erblickte darin den Hauptbeweis für die Ent- leerungstheorie, und die meisten späteren Forscher: Kölliker (1864), Zenker (1866), Schwalbe (1866), Moxon (1869), Wrzesniowski (1869) und Andere schlossen sich dem an. Als dritter Grund gesellte sich seit Carter (1856) die Erfahrung zu, dass die Flüssig- keit der Vacuole bei der Contraction nicht in das Plasma zurücktrete, wie es die Verfechter der Circulationstheorie behaupteten. Obgleich Carter seine Beobachtungen vorwiegend an Formen mit zuführenden Kanälen anstellte, scheint doch sicher, dass er auch sog. rosetten- förmige Vacuolen studirte. Im Ganzen kommt hierauf nicht viel an, da wir später sehen 1434 Ciliata. werden, dass der Unterschied beider Vacuolenformen nur auf der verschiedenen Ent- stehung der Bildungsvacuolen beruht. Im übrigen verhalten sie sich durchaus wie die der rosettenförmigen Vacuolen. Jedenfalls stellte Carter fest, dass die Bildungsvacuolen oder Sinuse, wie er sie nannte, häufig schon vor der Systole auftreten und daher nicht durch Austritt der Flüssigkeit bei der Systole entstehen könnten. Ferner bemerkte er, dass diese Sinuse nach der Systole wieder eine neue Vacuole bilden — diese wieder füllen, wie er glaubte, da er in den Vacuolen und Sinusen noch besondere, umwandete Organe erblickte. Specieller Erwähnung bedarf jedoch, dass schon Siehbold (1845) die Entstehung der Vacuolen gewisser Ciliaten (Lionotus, Phialina, Nyctotherus) durch Zusammenfluss kleinerer Bildungsyacuolen deutlich verfolgt hatte. Da er jedoch die Vacuole für ein Kreislaufsorgan hielt, würdigte er die Bedeutung dieses Vorgangs nur bezüglich der Frage nach der Membran. Glapar&öde und Lachmann waren bekanntlich energische Gegner einer solchen An- sicht, worin sie jedenfalls ihr Lehrer J. Müller bestärkte. Von der Meinung ausgehend, dass die Vacuole das Oentralorgan eines Circulationsapparats sei, suchten sie die Bildungs- vacuolen, welche sie namentlich bei Prorodon (Enchelyodon) faretus und armatus verfolgten, in ihrem Sinne zu deuten. Nur mangelhafte Beobachtung konnte sie veran- lassen, die Entstehung der Bildungsvacuolen für eine Folge der Contraction der Haupt- vacuole zu erklären, indem die Flüssigkeit der letzteren dabei in die ersteren und zum Theil auch weiter in das Körperplasma getrieben werde, um zurückkehrend die zusammen- sefallene alte Vacuole bei der Diastole von Neuem zu füllen. Wie gesagt, beruhte diese Auf- fassung sowohl auf irrthümlichen allgemeinen Vorstellungen, wie auf mangelhafter Beobachtung des Thatbestandes, was genauer darzulegen kaum nöthig erscheint. Schon Stein erkannte 1859 bei einigen Formen (Blepharisma, Nyctotherus) be- stimmt, dass die Vacuole durch Zusammenflass kleiner Bildungsvacuolen entstehe; für Proro- don hielt er dagegen noch an der falschen Ansicht Glaparede-Lachmann’s fest und gab für die typischen rosettenförmigen Vacuolen, welche er als solche wohl unterschied, überhaupt keine Erklärung. Die Füllung der kleinen Vacuolen ohne zuführende Kanäle glaubte er durch ein Einsickern von Wasser in den „contractilen Behälter‘ erklären zu können. Obgleich er die Entleerungstheorie im Allgemeinen vertrat, blieb er doch vielfach unsicher; d. h. er machte mehrfach das Zugeständniss, dass nicht alle Flüssigkeit der Vacuole bei der Systole entleert, ein Theil derselben vielmehr in den Körper (nämlich in die Bildungsvacuolen oder die zuführenden Kanäle) getrieben werde (speciell Paramaecium, Prorodon). Er wollte demnach auf Grund unzureichender Beobachtungen einen vermittelnden Standpunkt vertreten. — Selbst 1867 finden wir Stein noch nicht ganz consequent. Obgleich die Entleerungstheorie für die hier beschriebenen Heterotrichen noch bestimmter festgehalten wird, sprach er doch bei encystirten Metopus und Nyctotherus davon, dass der contractile Behälter bei der Systole in eine grössere Anzahl kleinerer zerfalle und für Balantidium Entozoon erwähnte er, dass der Behälter „bei der Systole Rosettenform annehme‘; was jedenfalls beweist, dass ihm die eigentliche Bedeutung der Erscheinung unbekannt war. Entsprechendes hatte auch Engel- mann (1562) für Öonchophtirus berichtet. Selbst noch vor wenigen Jahren wiederholte Kent (601 p. 70) Aehnliches, indem er behauptete, dass die Vacuole gewisser Formen in eine verschiedene Zahl kleinerer zerfiele, welche sich dann wieder vereinigen könnten; eine Angabe, die übrigens nur auf vollständigem Missverständniss der gleich zu erwähnenden Beobach- tungen Wrzesniowski’s zu beruhen scheint. Quennerstedt erkannte 1865 die richtige Bildung der Vacuole bei Vorticella microstoma und 1869 bei Gonchophtirus Steenstrupii. Ebenso fasste Schwalbe (1866) die Entstehung der rosettenförmigen Vacuole ganz richtig auf, beschäftigte sich jedoch nicht eingehender mit derselben. Wrzesniowski verdanken wir die volle Feststellung des Thatsächlichen bei der rosettenförmigen Vacuolenbildung. Er untersuchte namentlich das Infusor, Prorodon farctus, welches Glapar&de-Lachmann als Beweis ihrer Auffassung besonders verwerthet hatten. Ferner ermittelte er den gleichen Bildungsvorgang noch bei anderen Prorodonarten, Trachelophyllum, Blepharisma und einer Nassula. Auch Öontract. Vacuolen (Gründe für die Entleerung; angebl. Membran ete.). 1435 zog W. aus seinen Beobachtungen schon richtig die Consequenzen bezüglich der Nichtexistenz einer Membran und der Entleerung der Vacuole nach Aussen. Unter den späteren Beobachtern haben sich, ausser Wrzesniowski (1870 und 1579), namentlich Greeff (1870), Entz (in verschiedenen Arbeiten) und besonders Maupas (1583) Verdienste um die Bestätigung und weitere Verfolgung des Vorgangs erworben. Rosshbach (1872) sah zwar bei Ghilodon cucullulus einen Kranz kleiner Bildungsvacuolen um die Hauptvacuole, leugnet jedoch, dass letztere durch Zusammenfluss der ersteren entstehe; sie bilde sich selbstständig zwischen den ersteren. Im Hinblick auf die allgemeine Verbreitung des beschriebenen Bildungsgangs der Vacuolen nicht nur bei den Infusorien, sondern den Protozoön überhaupt, können wir dieser Beobachtung kein Vertrauen schenken ; auch gab schon Schwalbe (1866) direct an, dass die Vacuolen von Ghilodon durch Zusammenfluss zweier Bildungsvacuolen entstehen. Den entscheidendsten Beweis für die Entleerung der Vacuolenflüssigkeit nach Aussen bildete natürlich die directe Beobachtung des Austretens der Flüssigkeit. Da es sich jedoch stets um äusserst minime Flüssigkeitsmengen handelt, dü:fen wir nur in besonders günstigen Fällen oder Zufällen erwarten, dergleichen, etwa eine Strömung, bei der Entleerung zu be- merken. Den interessantesten hierhergehörigen Fall beschrieb Engelmann (1578) bei Chi- lodon propellens. Bei der raschen Entleerung der relativ ansehnlichen terminalen Vacuole dieser Art wurde stets eine merkbare Beschleunigung der Vorwärtsbewegung, resp. bei stillstehen- den Thieren eine stossweise Vorwärtsbewegung um etwa ein Viertel der Körperlänge wahr- genommen, was nur auf den Rückstoss der austretenden MPlüssigkeit bezogen werden kann. Dabei schrumpft der hintere Körperabschnitt faltig zusammen. Engelmann blieb unent- schieden, ob die gesammte Flüssigkeit der Vacuole entleert werde; nach den Erfahrungen bei anderen Ciliaten können wir daran nicht zweifeln. Maupas (1883) beobachtete, dass die austretende Flüssigkeit der Vacuole von Golpidium Golpoda E. kleine Körperchen in Be- wegung setze”). Alle aufgeführten Thatsachen und Erwägungen lassen keinen Zweifel mehr bestehen, dass die Vacuolen bei der sog. Systole wirklich und total entleert werden. Der festgestellte Bildungsgang der einfachen Vacuolen wie der Vor- gang ihrer Entleerung, welcher auch für die der zweiten Kategorie gilt, beweisen ferner unwiderleglich, dass die lange wiederholte Behauptung: die Vacuolen seien bestimmte und bleibende, von einer Membran um- schlossene Organe, unhaltbar ist. Indem wir von den älteren Beobachtern wie Dujardin und seinen Anhängern absehen, welche natürlich eine Membran der Vacuole leugneten, jedoch auch keine richtige Vorstellung ihrer Bildung und Bedeutung hatten, begesnen wir schon bei Siebold (1845) begründeten Zweifeln an der Existenz einer Membran, da er die Bildung der Vacuole durch Verschmel- zung kleiner gelegentlich bemerkte, wie oben p. 1433 berichtet wurde. Die Bestrebungen der fünfziger Jahre, wiederum eine höhere Organisation der Infusorien nachzuweisen, waren der Annahme einer besonderen Wand oder Membran der Vacuole wie der Bildungsvacuolen (oder Sinuse), soweit letztere beobachtet worden waren, naturgemäss günstig. Schon Joh. Müller (1856) war geneigt. den Haupt- und den Bildungsvacuolen von Paramaecium Aurelia eigene contractile Wandungen zuzuschreiben und seine Schüler Glaparcde und Lachmann (1856 und 1858) schlossen sich dem noch entschiedener an. Sie vertraten auf das Entschiedenste die Ansicht, dass die Vacuole eine von einer besonderen Wand umschlossene Blase sei, welche durch Zufluss aus dem Körper bald gefüllt, bald wieder völlig in letzteren entleert werde. Als Beweis für die „Blasennatur“ betonte Lachmann namentlich die Er- fahrung, dass die Kothballen oder -vacuolen von Spirostomum zwischen Vacuole und Körper- wand hingleiten, um durch den terminalen After entleert zu werden, ohne dabei jemals in die Vacuole zu gerathen. Diese Erscheinung, welche auch bei vielen anderen Infusorien mit ter- minaler Vacnole und endständigem After, wenn auch weniger prägnant, beobachtet wird, lasse *) „jai vu — au moment de la systole, le courant d’eau sortant de ce petit orifice der c. V.) entrainer de petites particules solides,“ 1436 Ciliata. sich nur durch die Existenz einer besonderen, widerstehenden Vacuolenwand erklären. Da auch noch später, so von Wrzesniowski (1869) und Balbiani (1881) eine Verdichtung, resp. eine Art Oberflächenhäutchen (des Plasmas um die Vacuole angenommen wurde, um das erwähnte Phänomen zu erklären, müssen wir etwas näher auf dasselbe eingehen. Betrachten wir den auffallendsten und bestgekannten Fall, den des Spirostomum (speciell Spir. teres) genauer auf Grund der Stein’schen Schilderungen (1867), so überzeugen wir uns wohl, dass selbst die Wrzesniowski’sche Annahme keineswegs erforderlich scheint. Die Kothballen, welche zwischen Vacuole und Körperwand nach hinten gleiten, sind stets in einer ziemlich ansehnlichen Entoplasmapartie eingeschlossen (67, 2c), welche hügelig in die Vacuole einspringt. In diesem Entoplasma werden sie zum After befördert. Sie kommen daher nie in so dichte Berührung mit der Vacuole, um in dieselbe durchzubrechen. Andererseits müssen wir uns aber vergegenwärtigen, was eigentlich die Kothvacuolen treibt und zum After bewegt. Nicht eigene Bewegungen derselben, oder äussere Üontractionen be- wirken dies, vielmehr die Bewegungen des umschliessenden Entoplasma, welches sie auch, obgleich in dünner Schicht, gegen die Vacuole zu umgibt. Es ist daher gar nicht einzusehen, dass eine solche Entoplasmapartie, welche sich mit Kothballen gegen den After bewegt oder strömt, dieselben in die Vacuole entleeren sollte; um so weniger, als gewöhnliche Va- cuolen sich auch sonst mit den contractilen nicht vereinigen. Es liegt also keinerlei Nöthi- gung zur Annahme eines besonderen verdichteten Plasmas um die Vacuolen vor. Ein Ober- lächenhäutchen im physikalischen Sinne ist ihnen natürlich nicht abzusprechen; ein solches verhinderte jedoch auch das Zusammenfliessen mit gewöhnlichen Vacuolen und Kothvacuolen nicht, wenn letztere nur genügend genähert würden. Die Bildungsvacuolen besitzen ja sleichfalls ein solches ÖOberflächenhäutchen in physikalischem Sinne und vereinigen sich mit einander. Es wurde auch, wiewohl selten beobachtet, dass Fremdkörper in die Vacuole, resp. die Kanäle eingedrungen sind. Leider beruht das Wenige, was hierüber bekannt wurde, nur auf einigen Beobachtungen Stein’s (1559 und 1867); dies ist um so mehr zu be- dauern, als selche Fälle für die allgemeine Beurtheilung der Vacuole grosse Wichtigkeit haben dürften. In dem zuführenden Kanal von Stentor polymorphus beobachtete Stein einmal sehr bewegliche, Astasia ähnliche Flagellaten; in der Vacuole, sowie dem hinteren zuführenden Kanal von Stylonichia pustulata bei vielen Exemplaren einer Localität ein dichtes Gewimmel vibrionenartiger Fäden. Auch Carter (1856) erblickte in den Vacuolen und Sinusen bestimmte, sich füllende und entleerende Organe, für welche er demnach wohl auch besondere Wandungen voraus- setzte. Ebenso sprachen sich Frey (1858) und 1861 selbst noch Wrzesniowski aus. Gegen die Existenz einer Membran erklärte sich Lieberkühn schon 1856; wenigstens war es ihm unmöglich, eine solche an den Vacuolen oder den zuführenden Kanälen nachzu- weisen. Auch Stein bekämpfte 1859 die Annahme häutiger Umhüllungen bestimmt. Doch waren seine Gründe noch nicht die überzeugendsten. Er wies hauptsächlich auf das er- wähnte gelegentliche Vorkommen von Bacterien und kleinen Flagellaten in den Vacuolen und Kanälen hin und betonte die Nichtwahrnehmbarkeit der Haut. Die ersterwähnte Erschei- nung wäre jedoch auch bei Gegenwart einer Membran nicht absolut ausgeschlossen, und der zweiten widersprachen die Forscher, welche eine solche direct beobachtet haben wollten. Die Angaben letzterer hatten auch eine gewisse Berechtigung, da wir wissen, dass eine von Bildungsvacuolen dicht umschlossene Hauptvacuole durch eine dünne Plasmalamelle gegen die ersteren, geschieden wird. Jene Lamelle war es denn auch, welche Glaparede- Lachmann und Andere bemerkten und als Vacuolenwand deuteten. Dass aber auch Stein die Vacuolen für constante, dauernd bestehende Gebilde, d. h. sich füllende und ent- leerende Lücken im Plasma, hielt, geht schon daraus hervor, dass er sie stets „contractile Behälter“ nannte. Den Gegnern der Membran schloss sich 1864 auch Kölliker an. 1866 sprach sich ferner Schwalbe bestimmt in diesem Sinne aus; die Vacuolen und Kanäle sind ihm wie Stein constante Lücken im Plasma ohne besonders differenzirte Wandungen. Einer ähnlichen Auffassung huldigte wohl auch Zenker (1866). Erst Wrzesniowski (1869) wies über- Kanalartige contr. Vacuole gewisser Opalininen. 1437 zeugend nach, dass die Entstehung der Vacuolen durch Verschmelzung von Bildungsvacuolen die Gegenwart besonderer Membranen bestimmt ausschliesst. Seitdem breitete sich diese An- sicht allgemein aus und fand in den Erfahrungen vieler späterer Beobachter kräftige Unter- stützung. (Bütschli 1877, Limbach 1880, Maupas 1883 und Andere.) Etwas zweifelnd verhielt sich in der Membranfrage Rossbach (1872). Wenn auch die neueren Forscher besondere häutige Umhüllungen der Vacuole leugneten, so mussten sie auf Grund ihrer theoretischen Vorstellungen über den Vorgang der Systole doch meist die Annahme eines besonders contractilen Plasmas um die Vacuole machen. Nament- lich Schwalbe (1866) und Engelmann (1878, p. 436 Anm.) äusserten dies bestimmt. e. Contractile Vacuolen mit zuführenden Kanälen und kanalartige Vacuolen. Längskanal gewisser Opalininen. Wir beginnen unsere Be- trachtung mit der nur hei den Opalininen beobachteten Erscheinung, dass statt eigentlicher Vacuolen ein langer pulsirender Kanal auftritt. Man findet denselben bei Discophrya (65, 2), Hoplitophrya uncinata (65, 3) M. Sch. sp. und recurva Clap. u. Lachm. sp. Bei diesen Ciliaten bildet sich ein die ganze Länge des Individuums erreichen- der, mit Flüssigkeit erfüllter Längskanal oder, wohl besser gesagt, Flüssigkeitsfaden, der sich nach Aussen entleert, nachdem er das Maxi- mum seiner Entwicklung erreicht hat. Der Kanal (ck) zieht gerade oder etwas geschlängelt über die sog. Rückenseite der Thiere hin. Um ein Verständniss dieser seltsamen Verhältnisse zu erlangen, müssen wir uns erinnern, dass bei den verwandten ÖOpalininen gewöhnlich eine oder zwei Längsreihen zahlreicher Vacuolen an einem oder beiden Körperrändern hinziehen. Berücksichtigen wir nun, dass der zuführende Kanal der später zu besprechenden Vacuolen in vielen Fällen nachweis- lich aus dem Zusammenfluss zahlreicher, hintereinander gereihter kleiner Vacuolen hervorgeht, so wird sehr wahrscheinlich, dass auch der Längs- kanal erwähnter Opalininen (insofern er ein wandungsloser Flüssigkeits- faden ist) eine solche Entstehung besitzen dürfte. Genauere Untersuchungen werden zu entscheiden haben, ob die versuchte Deutung allgemein richtig ist. Für dieselbe spricht namentlich Clapar&de’s Angabe (1858 p. 374), dass das Längsgefäss der Hoplitophrya recurva sich zuweilen in eine Reihe von Vacuolen zerschnüre, eine Wahrnehmung, die wahrschein- lich im umgekehrten Sinne zu deuten ist. Ferner dürfen wir auch Bal- biani’s (720) Beobachtung anführen, dass bei Anoplophrya bran- chiarum zuweilen zwei benachbarte Vacuolen der Längsreihe „eine Zeit lang“ communieiren. Ich kann dies nur darauf beziehen, dass gelegent- lich schon einzelne benachbarte Vacuolen zusammenfliessen, nicht jedoch, dass sich die zeitweise vereinigten etwa wieder trennten. Ebenso dürfte sich die birnförmige Gestalt der in Bildung begriffenen Vacuolen wohl . auf ihre Entstehung aus Verschmelzung mehrerer beziehen lassen. Auch Lankester (458 p. 146) beobachtete bei Anoplophrya Naidos ge- legentliches Zusammenfliessen benachbarter Vacuolen zu einer Kanal- strecke; da sich die Beobachtung jedoch auf ein abgestorbenes Thier be- zieht, ist sie etwas unsicher. 1438 Ciliata. Oben wurde betont, dass die aufigestellte Hypothese nur insofern Gültigkeit beanspruchen kann, als der Vacuolenkanal ein den eigentlichen Vacuolen entsprechender, wandungsloser Flüssigkeitsfaden ist. Zu dieser Einschränkung waren wir genöthigt, da gerade bei einer hierhergehörigen Form, der Discophrya gigantea Mp. sp. von einem erfahrenen Beob- achter der Neuzeit, Maupas, eine besondere Wandung des Kanals be- stimmt angegeben wird (582 und 681). Auch Stein hatte schon (1854) für D. Planariarum Sieb. sp., deren Kanal Siebold 1845 entdeckte, eine deutliche Membran beschrieben; 1859 diese Angabe jedöch wieder zurückgenommen. Maupas’ weitere Mittheilungen von 1883 modifieirten aber seine ursprüngliche Schilderung der Membran wesentlich; es handelt sich nicht um eine scharf begrenzte Haut, sondern um ein differenzirtes, krümelig bis granulirt erscheinendes Plasma, welches ohne scharfe Grenze in das umgebende Entoplasma überzugehen scheint. Unter diesen Umständen scheint die Annahme vorerst zulässig, dass die kanalartige Vacuole von Discophrya sich in einem deutlicher wie gewöhnlich differenzirten Plasma bildet, welches wir wohl dem Cortical- plasma zureehnen müssen. Leider fehlen genauere Mittheilungen über die Füllung, resp. Entstehung des Kanals von D. gigantea; Maupas ging 1579 sogar noch von der Ansicht aus, dass er sich von aussen fülle, was jedenfalls unrichtig ist. Eine zweite mögliche Auffassung des sog. Kanals der D. gigantea wäre: denselben als eine Art Reservoir zu betrachten, in welches sich ähnlich wie bei den Vorticellinen die eigent- lichen Vacuolen ergössen; doch halte ich dies für unwahrscheinlich. Die Deutung der kanalartigen Vacuole gewisser Opalininen als Verschmelzungsproduct zahlreicher Bildungsvaeuolen (d. h. einer Reihe ursprünglicher Hauptvacuolen), sowie die Art der Entleerung der Kanal- vacuole, welche von beiden Seiten gleichmässig zusammenfällt, also immer feiner wird, bis sie schliesslich ganz schwindet, bedingt naturgemäss die Existenz einer grösseren Anzahl Poren längs des Kanals. Diese Poren sind als die der ursprünglichen Einzelvacuolen zu betrachten, oder doch als eine Anzahl solcher, welche sich erhielten. Bei D. gigantea wies denn auch Maupas (1579) das Vorhandensein von 7—-8 in gerader Reihe hinter einander liegender, ovaler Poren von 3 u Länge nach. Auch diese Beobachtung spricht entschieden dafür, dass der Kanal der D. gigantea der Längsreihe gesonderter Vacuolen anderer Opalininen entsprechen dürfte. An diesem Ort glauben wir erwähnen zu sollen, dass Foettinger (619) einmal unter der Masse von Individuen der Opalinopsis (Benedenia) elegans, welche er untersuchte, ein dieser Art sehr ähnliches Infusor fand, in dessen Innern ein ziemlich dicker Längskanal zu bemerken war, der vom Hinterende bis dicht ans Vorderende zog und vorn mehrere Schlingen zu bilden schien. In seinem Verlauf von hinten nach vorn nahm der Kanal allmäh- lich, jedoch im Ganzen wenig an Durchmesser zu. In der Gegend der vorderen Schlingen- bildung schien eine Ausmündungsstelle zu existiren. Auffallender Weise war die scharf con- turirte Wandgrenze des Kanals deutlich structurirt. Der vordere Theil zart quer, der mittlere und hintere dagegen schief sekreuzt gestreift. Foettinger deutet den Kanal als einen Contract. Vacuolen mit Zuführungskanälen. 1459 Darm, wofür nicht der geringste Anhalt besteht, und bezieht die geschilderte Streifung auf contractile Fihrillen. Will man überhaupt eine Deutung der vereinzelten Beobachtung ver- suchen, so wäre zunächst natürlich an die Kanalvacuole der verwandten Opalininen zu denken. Damit lässt sich jedoch die Streifung der Wandgrenze, resp. der zarten Kanalwand nicht vereinen. Dagegen erinnert dieselbe sehr an die von Nüsslin geschilderte Structur (s. p. 1425) des kanalartigen Reservoirs gewisser Vorticellinen. Auf diese Weise wären wir doch wieder zu der oben aufgestellten Möglichkeit der Existenz eines kanalartigen Reservoirs bei gewissen Opalininen gelangt, worüber die Entscheidung der Zukunft ver- bleibt. Vaceuolen mit Zuführungskanälen finden sich nur bei einer beschränkten Zahl von Ciliaten verschiedener Abtheilungen. Die Vermuthung früherer Forscher. speciell von Lachmann (1856) und Glaparede, dass wahrscheinlich alle Vacuolen mit einem ‚Kanalsystem versehen seien, was Andere, wie Lieberkühn (1870) wenigstens für die sogen. rosettenförmigen Vacuolen annehmen wollten, hat sich nicht bestätigt. Letzteres gilt auch für manche gelegentlich beschriebenen Kanäle; so bestimmt für den von Lachmann (1856) und Olaparede (1858) beschriebenen Kanal der Vorticellinenvacuole, welcher von letzterer zum Discus aufsteigen sollte. Nur Kent (601) wiederholte die Angaben beider Forscher über diesen Kanal. Ich bin nicht im Stande anzu- geben, was eine solche Annahme veranlasste. Vacuolen mit 1—2 zuführenden Kanälen. Im einfachsten Fall tritt ein einziger, längs verlaufender sog. Kanal auf, der in vieler Hinsicht dem gewisser Opalininen gleicht, abgesehen von der Umhüllung durch besonders differenzirtes Plasma bei Diseophrya. Der Kanal zieht ganz oberflächlich hin, d. h. er liegt wie die contractile Vacuole im Cor- ticalplasma, insofern ein solches deutlich ist, oder an entsprechender Stelle. Dies gilt für die Kanäle ganz allgemein, ohne Rücksicht auf ihre Zahl und Verbreitung über den Körper. Der wesentliche Unterschied dieses sog. zuführenden Kanals gegenüber der kanalartigen Vacuole der Opalininen besteht darin, dass er sich nicht als solcher entleert, sich viel- mehr erst nach einer bestimmten Stelle zu, d. h. dahin, wo der Porus der späteren Vacuole liegt, allmählich zusammenzieht. Der am Porus gelegene Theil des Kanals schwillt zunächst mehr an, worauf die eine oder beide restirenden kanalartigen Strecken (was von der Lage des Porus abhängt) allmählich mit dem angeschwollenen Theil zusammen- fliessen. Hierauf rundet sich die Flüssigkeitsansammlung zu einer kugligen Vacuole ab, welche nach einiger Zeit in bekannter Weise durch den Porus entleert wird. Unserer schon früher vorgetragenen Auffassung gemäss, können wir das allmähliche Uebergehen des Kanals in eine kuglige Vaeuole nicht als einen Contractionsvorgang oder als ein actives Eintreiben der Kanal- flüssigkeit in die Stelle, wo sich die Vacuole bildet, betrachten; wir er- blicken hierin vielmehr die allmähliche Zusammenziehung eines Flüssig- keitsfadens zu einer Kugel innerhalb eines zähflüssigen Mediums, welche nach physikalischen Gesetzen nothwendig eintreten muss, wenn nicht besondere Kräfte entgegenwirken. Die geschilderten Beziehungen zwischen Kanal und Vacuole werden klarer hervortreten, wenn wir einige hierher gehörige Beispiele genauer studiren. Eines der längst und best bekannten bietet Spirostomum, 1440 Ciliata. Obgleich sich zahlreiche Beobachter, seit Siebold (1845) den Kanal entdeckte, mit dessen Erforschung beschäftigten, lässt sich doch nicht sagen, dass die Verhältnisse hinreichend aufgeklärt sind. Wie wir schon wissen, liegt die in der Diastole meist sehr grosse Vacuole terminal (67, 2) und setzt sich gewöhnlich direct in den zuführenden Kanal (ck) fort, welcher längs des Rückens verläuft und bei ansehnlichber Entwicklung bis zum äussersten Vorderende reicht. Dieser häufig beobachtete Zustand ist demnach der des allmählichen Zusammenfliessens des Kanals zur terminalen Vacuole. Dass gerade dieser Zustand gewöhnlich gefunden wird, beruht wohl darauf, dass der Zusammenfluss sehr langsam geschieht; nach Stein (1867) bei Sp. teres 20 Minuten und mehr beansprucht. Nicht selten findet man auch Thiere, deren Kanal lange nicht soweit nach vorne reicht; es sind dies ohne Zweifel solche, bei welehen der Zusammen- fluss weiter fortgeschritten ist. An diese reihen sich endlich Zustände, welche bei maximaler Anschwellung der Vacuole gar keinen Kanal mehr bemerken lassen (2 d). Das sind also diejenigen mit vollständig zur terminalen Vacuole zusammengeflossenem Kanal. Es scheint nun aber, dass sowohl bei Spirostomum wie bei anderen Ciliaten ein neuer Kanal schon wieder auftritt, bevor die Entleerung der Vacuole stattfindet; wenigstens muss ich dies aus Stein’s und Schwalbe’s Angaben entnehmen; auch stimmt es mit der Erfahrung überein, dass die Bildungsvacuolen der einfachen Vacuole meist schon vor Beginn der Systole entstehen. Der Kanal entspricht aber in gewissem Sinne den Bildungsvacuolen. In welcher Weise der neue Kanal entsteht, wurde gerade für Spirostomum noch nicht festgestellt; wahrscheinlich geschieht dies aber durch Zusammenfluss einer Längsreihe von Bildungs- vacuolen, wie wir es anderwärts finden. Nachdem die Vacuole entleert wurde, dehnt sich das Hinterende des Kanals allmählich auf das hintere, jetzt beträchtlich zusammengefallene Stück des Körpers aus, das früher die contractile Vacuole umschloss. Hierauf schwillt der hinterste Theil des Kanals allmählich eiförmig an; zunächst wahrscheinlich desshalb, weil die Wasserabscheidung aus dem Plasma hier am energischsten ist. Diese Anschwellung wächst unter Aus- dehnung nach vorn allmählich mehr und mehr heran, was jedenfalls schon vorwiegend auf das Zusammenfliessen des Kanals zu beziehen ist, welches endlich mehr und mehr vollendet wird. Ich betonte eben besonders, dass die erste Anschwellung am Hinterende vermuthlich auf einer energischeren Wasserabsonderung an dieser Stelle beruht; wir müssen nämlich in diesem wie in ähnlichen Fällen eine solche an und für sich wahrscheinliche An- nahme machen, um dadurch die erstmalige überwiegende Anschwellung des Kanals an der Stelle, wo sich später die contractile Vacuole bildet, zu erklären. Diese stärkere Anschwellung, resp. diese Ungleichheit in der Stärke des Kanals, ist denn auch die Ursache, dass seine Zusammen- ziehung nach dieser Stelle zu fortschreitet, wie ein feiner Flüssigkeitsfaden, der mit einem grösseren Tropfen in Verbindung gesetzt wird, mit diesem Contract. Vac. mit Zuführungskan. (Spirostomum, Loxophyll., Glimacostom.). 1441 zusammenlaufen wird. Dass diese Annahme nicht unbegründet ist, geht schon daraus hervor, dass sowohl der Kanal von Spirostomum, wie die Kanäle überhaupt, von der Vacuole aus, d. h. distalwärts allmäh- lich stets dünner werden. Auch lässt sich Balbiani’s Beobachtung (720) hier anführen, welcher bei Anoplophrya branchiarum fand, dass die terminale Vacuole der Reihe stets grösser wird und frequenter pulsirt wie die übrigen. Auch die oben erläuterten Verhältnisse bei Prorodon teres mit unvollkommener Kanalbildung zeigen dies klar. Aehnlich den Verhältnissen von Spirostomum scheinen die einer Holotriche, des Loxophyllum Meleagris O.F.M.sp. (60, 2a) zu sein. Auch hier zieht längs der Rückenkante ein von Clapar&de-Lachmann entdeckter Längskanal hin, welchen später Stein (1559), Engelmann (1561 uned.) und Wrzesniowski (1869) bestätigten. Dieser Kanal fliesst zur Vacuole zusammen, welche in geringer Entfernung vor dem Hinterende liegt. Bei dieser Form constatirte aber Stein (1859 p. 89), dass der Kanal durch Zusammenfluss einer Reihe „rundlicher Bläschen“ entsteht, also die von uns vorausgesetzte Bildung hat. Möglicherweise findet sich auch bei anderen Amphileptinen Achnliches; wenigstens hält es Entz bei Lionotus grandis für möglich (15S4), dass die vorderen Vacuolen der Reihe ihre Flüssigkeit zu der terminalen Hauptvacuole führten, was doch nur durch vorüber- gehende Bildung eines zuführenden Kanals geschehen könnte. Einen zuführenden dorsalen Längskanal bildete Lieberkühn (uned. Tf.) 1855 von Pleuronema chrysalis ab. An Spirostomum schliessen sich einige verwandte Heterotrichen nahe an, unter welchen namentlich Climacostomum virens (68, 4a) genauer erforscht wurde. Bei dieser Art entdeckte zuerst Lieberkühn (1856 Bursaria Vorticella) die gewöhnlich vorhandenen beiden zuführenden Kanäle der terminalen Vacuole und beschrieb auch ihr Verhalten zu letzterer ganz zutreffend. Später beschäftigten sich Wrzesniowski (1561) und Stein (1867) mit dem Gegenstand. Wie gesagt, bilden sich bei Olimacostomum gewöhnlich zwei Kanäle aus, welche längs der beiden Seiten bis ans Vorderende reichen und nach Lieberkühn erst einige Zeit nach der Vacuolensystole auftreten. Damit stimmt auch Stein’s Angabe, dass die Kanäle bei „grösster Ausdehnung des con- tractilen Behälters nie sichtbar sind“. Nach letzterem Forscher ist aber der rechte Kanal gewöhnlich kürzer, ja scheint nieht selten ganz zu fehlen. Den linken bildet auch Engelmann 1861 (uned.) deutlich ab. Die hinteren Kanalenden stehen nie mit der alten Vacuole in Communication. Die Entstehung der neuen contractilen Vacuole durch Zusammenfluss beider Kanäle erhellt schon aus Lieberkühn’s Be- schreibung und kann auch nach obiger Angabe Stein’s nicht bezweifelt werden. Für die Entstehung der Kanäle durch Zusammenfluss je einer Vaeuolenreihe sprechen (ausser der Analogie) ihre perlschnurartigen Anschwellungen, welche Stein mehrfach zeichnet, vielleicht auch seine Bemerkung, dass die Kanäle häufig nur streckenweise siehtbar seien. Auch bei Climacostomum ist sehr deutlich, dass die Kanäle Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 91 1442 Ciliata. nach vorn immer dünner werden, obgleich ich die von Stein angegebene feine Zuspitzung bezweifeln möchte. Etwas unsicher liegen leider die Verhältnisse bei Condylostoma, wie schon früher (p. 1114) bemerkt wurde. Würde sich Stein’s Schil- derung dieser Heterotriche bestätigen, was ich für wahrscheinlich halte, so böte gerade sie ein treffliches Beispiel der mehrfach erwähnten Ent- stehung des Längskanals. Stein’s Angaben zufolge besitzt nämlich C. patens einen linksseitigen Längskanal (wie häufig auch Climacostomum), welcher zu einer terminalen Vacuole zusammeniliesst (67, 4a). Der eigentliche Kanal soll nur im hinteren Theil des Körpers auf eine grössere Strecke zusammenhängend sichtbar sein. Davor findet sich eine Längsreilie veränderlicher kleiner Vacuolen, welche bis ans Vorderende zieht. Stein, welcher die Verhältnisse wie gewöhn- lich unrichtig auffasste, vermuthete, dass eine „Längslacune“ an der ganzen linken Seite hinziche, welche sich nur streckenweise fülle und deren locale Wassererfüliungen allmählich nach hinten in den .‚contractilen Behälter“ getrieben würden. Unserer Auffassung entsprechend, können wir in den kleinen Vacnolen, von welchen Stein direct angibt, dass benachbarte häufig zusammenfliessen, nur die Bildner des Kanals erkennen. Ist ein solcher hinten deutlich vor- handen, so sind die vordern Vacuolen vielleicht schon die Bildungsvacuolen des neuen Kanals. Bekanntlich leugnet Maupas (1883) die contractile Vacuole der Gondylostoma patens überhaupt, wogegen Quennerstedt gleichfalls eine linksseitige Vacuolenreihe beschreibt, über ihre Bedeutung aber jedenfalls im Zweifel war, da er die Beobachtung mit einem Frage- zeichen versah. Clapar.-L. gaben eine rechtsseitige Vacuolenreihe an. — Wir sind um so mehr berechtigt, den Stein’schen Angaben für ©. patens Vertrauen zu schenken, als Wrzes- niowski (1870) bei ©. Vorticella E. sp. ganz Achnliches beobachtete. Nur fand er ähn- lich Climacostomum virens nicht nur eine linke, sondern auch eine rechte Reihe von Bil- dungsvacuolen. Hinten bemerkte er häufig einen Zusammenhang der Tropfen jeder Reihe unter einander durch zwischengeschaltete, also sicher einen Zusammenfluss. Auf der Höhe der Dia- stole der ‚terminalen Vacuole waren die Tropfenreihen stets völlig verschwunden und schienen erst kurz nach der Systole wieder aufzutauchen. Wrzesniowski hat daher jedenfalls Recht, wenn er die Verhältnisse bei ©. Vorticella denen von Olimacostomum direct vergleicht. Eine wesentliche Aenderung erfährt der Verlauf der beiden zu- führenden Kanäle bei Stentor (68, 5a), in Verbindung mit der früher beschriebenen Verlagerung der Vacuole in die linksseitige Mundregion und mit der Umgestaltung des Peristoms. Wenn eine Vacuole, welche von zwei wie bei Ölimacostomum verlaufenden Kanälen gespeist wird, die bei Stentor vorhandene Verlagerung erfährt, so muss der rechte Kanal natürlich der Vacuole folgen und auf die linke Seite rücken, auf welcher er jetzt von der Vacuole nach hinten verläuft. Einen entsprechenden Kanal finden wir denn auch bei Stentor. Derselbe reicht bei völliger Ausbildung von der Vacuole bis ans Hinterende, erstreckt sich jedoch nie mehr auf die rechte Seite hinüber. Er findet sich bei allen Stentoren. Der ursprünglich linke Kanal der Vacuole bleibt bei deren Verlagerung natürlich auf der linken Seite oder dehnt sich mit seinem distalen Theile über das Vorderende herumgreifend auf die rechte Seite aus. Da die adorale Zone von Stentor gleichfalls einen solchen Verlauf nimmt und die Vacuole der Zone sehr nahe gerückt ist, muss demnach der linke Kanal derselben parallel und etwas hinter ihr verlaufen, insofern er über- haupt vorhanden ist. In dieser Hinsicht bestehen aber einige Zweifel. Lachmann (1856) und Clapar&de (1858) beschrieben zuerst einen Contract. Vac. m. Zuführungskanälen (Condylostoma, Stentor). 1443 solchen vorderen oder peristomialen Kanal, während der hintere schon von Siebold wahrgenommen wurde. Nach ihren Beobachtungen sollte er das gesammte Peristom ringförmig umziehen. Lach - mann schrieb ihm bei St. polymorphus zwei kuglige Anschwellunsen zu, eine etwa in der Rückenlinie, die zweite ventralwärts an dem sog. Peristomeck. Stein (1S6T) bezweifelte die Existenz eines solchen Kanals; nur bei St. Roeselii verfolgte er einen hellen ringförmi- gen Streif längs des linken und dorsalen Randes der Zone, welcher sich mundwärts verbreiterte und mit der contractilen Vacuole nie zusammenhing. Die Erklämng, welche er für diesen Streif gab, scheint mir so wenig plausibel, dass ich sie hier nicht mittheilen will. Schwalbe (1866) berichtet nichts von dem vorderen Kanal; dagegen acceptitte Kent Lachmann's Darstellung, ohne eigene Bestätigungen anzuführen. Endlich sprach sich Maupas (1883) ent- schieden für die Gegenwart dieses Kanals bei St. coeruleus aus, was mich hauptsächlich bestimmt, die Richtigkeit der Lachmann-Claparede schen Darstellung anzunehmen, wofür auch die oben erwähnte Homologie des vorderen Kanals mit dem häufigeren linken Kanal der übrigen Heterotrichen, sowie die allgemeine Verbreitung eines entsprechenden Kanals bei den Hypotrichen spricht. Dazu sesellt sich, dass Engelmann 1S61 (uned.) den Ringkanal auf das Klarste bei St. Roeselii und coeruleus abbildet. Ich glaube daher auch nicht, dass Daday (771) Recht hat, wenn er Lachmann'’s Beobachtung auf die von ihm bei Stentor Auricula beobachteten, sogen. paroralen Cilien (undulirende Membran nach Daday, s. oben p. 1383) beziehen will, was an und für sich unwahrscheinlich ist. Der Bildungsvorgang des hinteren Kanals wurde bei Stentor ziemlich gut erwiesen. Schon Claparede-Lachmann zeichnen an demselben gewöhnlich zahlreiche spindelförmige Anschwellungen und Stein bildet mehrfach an seiner Stelle oder statt einer Strecke desselben eine Liängs- reihe kleiner Vacuolen ab, deren theilweise Verschmelzung auf den Figuren deutlich hervortritt. Dasselbe zeigen auch Engelmann's un- edirte Skizzen von 1861 für St. eoeruleus sehr schön. Es scheint daher sicher, dass der Kanal dureh Vaeuolenzusammenfluss ent- steht; das Gleiche wird wohl auch für den vorderen Kanal gelten. Mit diesen Erfahrungen stimmt weiter Maupas Beobachtung (1883) trefflich überein, dass die Kanäle während ihrer Bildung von zahl- reichen plasmatischen Scheidewänden unterbrochen sind. Dies sind die noch nicht eingerissenen Plasmapartien zwischen den zusammen- gedrängten Vacuolen der Reihe. Durch denselben Forscher erfuhren wir auch, dass an Stelle der entleerten Vaeuole sotort eine Anzahl Bildungs- vacuolen auftreten, die sich jedenfalls rasch zum Stamm der eontractilen vereinigen, mit welchem dann die beiden Flüssigkeitsfäden (Kanäle) allmählieh zusammentliessen. Wir finden darin eine Bestätigung des früher theoretisch betonten Moments, dass an der Stelle, wo die Vaecuole sich bilden wird, stets eine besonders reiche Wasserabscheidung eintreten muss, damit hier später der Zusammenfluss zur Vacuole geschehe. Eine weitere Beobachtung Maupas’ scheint geeignet, unsere Ansicht: dass die Vereinigung des Inhalts der Kanäle mit der Vaeuole durch einfaches Zusammenfliessen geschehe (nicht etwa durch Contraction), wesentlich zu unterstützen. Es ereignet sich nämlich zuweilen, dass eine der erwähnten Scheidewände im Kanal lange bestehen bleibt, weil sie jedenfalls zufällig eine abnorme Dicke besitzt, oder weil eine oder einige Bildungs- vacuolen in der Reihe ausgeblieben sind (B.). Dann fliesst nur der 1 Sa 1444 Giliata. proximale Kanaltheil mit der Vaeuole zusammen; der durch die Scheide- wand abgetrennte distale Theil bleibt erhalten; ja er kann unter Um- ständen 2—3 Entleerungen der Vacuole überdauern, bis er wieder zum Zu- sammenfluss mit der Vacuole gelangt. Innigen Anschluss an die Verhältnisse bei Stentor zeigen die OÖxytriehinen, deren nahe Beziehungen zu ersterem wir schon mehrfach betonten. Obgleich die Untersuchung der Vorgänge noch viel zu wünschen übrig lässt und das Speeciellere überhaupt nur für wenige Formen bekannt wurde, sind wir doch wohl berechtigt, bei der ganzen Familie übereinstimmende Verhältnisse anzunehmen. Be- kanntlich liegt die ausgebildete Vacuole der Oxytrichinen stets dorsal, ziemlich in der Mittelregion des Körpers, meist in der Mundgegend, dem linken Körperrand sehr genähert. Sie prominirt in der Diastole ge- wöhnlich stark über die Rückenfläche. Wo ihre Entstehung specieller ver- folgt wurde, wie bei Urostyla, Uroleptus und Stylonychia, ge- schieht dieselbe unzweifelhaft durch Zusammenfluss zweier Kanäle, welche entsprechend denen des Stentor verlaufen. Der vordere zieht von der Gegend der Vacuole längs des linken Randes und der adoralen Zone nach vorn bis in die Stirngegend; der hintere mehr oder weniger weit längs des linken Randes nach hinten. Meist scheint er bis in die Gegend der Aftereirren zu reichen. Nur bei Urostyla flavicans (70, 9ck) fand Wrzesniowski (1870), dass er bis zum Hinterende zieht, ja sogar etwas um dieses herumgreift und auf der rechten Seite ein wenig nach vorn aufsteigt. Es scheint wenigstens für Urostyla und Uroleptus sicher, dass die proximalen Enden der Kanäle sich schon frühzeitig an der Stelle der entleerten Vacuole vereinigen. Indem die Kanäle dann allmählich von den Enden aus gegen die Stelle, wo die Vacuole entsteht, zusammen- fliessen, an welcher Stelle die vereinigten Kanäle schon von Anfang an am dicksten waren, bildet sich zunächst ein mehr oder weniger dreieckiger bis rhombischer Flüssigkeitsraum, welcher sich schliesslich zur kugligen Vacuole abrundet, indem die übrige Flüssigkeit der Kanäle damit zu- sammenfliesst. Bei Stylonychia liegen die Verhältnisse unklarer. Nach Stein (1859) soll die Vacuole aus dem vorderen Kanal gebildet werden, welcher selbst durch Zusammenfluss zahlreicher längs des linken Vorderrandes und im sog. Stirnfeld auftretender kleiner Vacuolen entsteht (71, 10a). Stein’s Abbildungen und Schilderungen von Stylonychia Mytilus zeigen im Stirnfeld nicht eine einzige Reihe solcher Tröpfchen oder Vacuolen, sondern meist eine mehr oder weniger unregelmässige Gruppe solcher, zuweilen auch kurze Strecken zweier neben einander hinziehender Kanäle. Es scheint daher, dass die Bildung des vorderen Kanals im Stirnfeld der Stylonychia häufig etwas unregelmässig geschieht. Der von der Vacuole nach hinten ziehende Kanal soll bei dieser Gattung erst im Moment der Systole auftreten und bis in die Gegend der Aftereirren Contract. Vac. m. Zuführungskanälen (Oxytrichinen, Urocentrum). 1445 zu verfolgen sein. Stein vertritt die Ansicht, dass er die Vacuolen- flüssigkeit nach hinten leite und schliesslich durch den After entleere. Uebrigens scheint St. von diesem Kanal nicht viel gesehen zu haben, denn nur auf zwei seiner Figuren ist er angedeutet. Dass die Vacuolen- flüssigkeit bei der Systole in die beiden Gefässe gepresst würde, vertraten auch Claparede und Lachmann (1858 p. 535) für Urostyla, deren Kanäle sie entdeckten. Stein behauptete natürlich auch für Urostyla, dass der hintere Kanal zur Ausleitung diene. Rossbach (1873) schloss sich für Stylonyehia pustulata St.’s Auffassung an, weil der hintere Kanal erst im Moment der Systole auftrete. Berücksichtigen “wir aber, dass Täuschungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen Vacuole und Kanälen leicht möglich sind (man denke nur an Claparede- Lachmann’s Angaben) und dass für Urostyla und Uroleptus (Clap.-L., Entz, Maupas) die Vacuolenbildung durch Zusammenfluss beider Kanäle nachgewiesen wurde, so ist wahrscheinlich, dass das Gleiche auch für Stylonychia gilt. Beobachtungen, welche ich soeben, während der Correetur dieses Bogens, an St. pustulata anstellen konnte, zeigten denn auch, dass von einem Abfuhrkanal keine Rede ist, und die Vacuole sich im Wesentlichen so bildet, wie angenommen wurde, Dass auch der hintere Kanal durch Zusammenfluss von Tröpfehen entsteht, betonte Entz für Uroleptus Zygnis. Ebenso ist dies für beide Kanäle einer kleinen Oxytriche auf einer der Skizzen Engel- mann’s (1861 uned.) klar dargestellt; auch beobachtete derselbe die beiden Kanäle der Ox. ferruginea schon gut. Sterki (560) leugnete zuführende Kanäle bei den Oxytrichinen überhaupt, was gegen- über den zahlreichen Bestätigungen keiner Widerlegung bedarf. Stein’s Angabe, dass bei Urostyla grandis zuweilen strahlenförmige Kanäle um die contractile Vacuole auftreten, wurde seither nicht bestätigt. Wir bemerken noch besonders, dass bei Euplotes und wohl den Euplotinen und Aspidiscinen überhaupt keine Kanäle aufzutreten scheinen; die Vacuole bildet sich wie für Euplotes (Öarter 1859, Rossbach 1872) direct erwiesen wurde, in rosettenförmiger Weise, Vaeuolen mit 4 oder mehr zuführenden Kanälen. Bei einigen wenigen Holotrichen (Paramaecinen) begegnen wir der com- plieirtesten Bildung der in Ein- oder Zweizahl vorhandenen Vaeuolen, indem die Zufuhr durch 4 bis zahlreiche feine Kanäle geschieht, welche strahlenförmig um die Vacuole auftreten. — Bei Urocentrum (64, 15) finden sich 4 solcher Kanäle, welche von der terminalen Vacuole gerade nach vorn bis etwas vor die Körpermitte ziehen; je einer rechts- und linksseitig, der 3. in der Rücken-, der 4. in der Bauchlinie. Schon Lieberkühn (unedirte Tafeln) erkannte die 4 Kanäle vollständig. Später beob- achtete Maggi (1875) die beiden seitlichen, welche auch Engelmann schon 1861 skizzirte (uned.); der italienische Forscher berichtete also zuerst etwas von den Kanälen des Urocen- trum. Kent (601) sah zwar die 4 Bildungsvacuolen, welche aus den Kanälen entstehen, jedoch die Kanäle selbst nicht. Bütschli und Schewiakoff können Lieberkühn’s Ent- deckung durchaus bestätigen. Bei Paramaecium Aurelia und caudatum, deren zuführendes Kanalsystem schon seit alter Zeit bekannt ist und am häufigsten studirt 1446 Ciliata. wurde, strahlen um jede der beiden dorsalen Vacuolen ca. 8—10 (zuweilen wohl auch noch mehr) ziemlich gerade Kanäle aus (635, 1), die fast über den gesammten Körper zu verfolgen sind. Jedoch greifen die Kanäle beider Vaeuolensysteme nicht zwischen einander hinein. Auch anderen Arten der Gattung kommt das Kanalsystem zu, doch bedürfen die- selben hinsichtlich der genaueren Verhältnisse eingehenderer Erfor- schung. Kaum zahlreicher sind die Kanäle der einfachen Vacuole von Frontonia leucas. Schewiakoff zählte gewöhnlich 8, Maupas (1853) 10—12 (12 bildet auch Engelmann 1861 uned. ab), welche sich in mehr oder weniger wellig geschlängeltem Verlauf gleichfalls über fast die gesammte Körperoberfläche ausbreiten, also wenigstens z. Th. auf die linke Körperseite reichen. Stein (1859) gibt an, dass bei dieser Art über 30 Kanäle vorkommen; auf Grund obiger Erfahrungen, sowie eigener früherer Beobachtungen, scheint dies sicher unrichtig. Dass die Kanäle nicht allen Frontonien zukommen, scheint sicher. Nach Fabre’s unklarer Beschreibung bildet sich die Vacuole von Fr. acuminata (= Ophryogl. atra, s. o. p. 1430) wohl rosettenförmig. Ganz sicher beobachtete ich dies neuerdings bei einer kleinen, unge- färbten Frontonia (1 Vac. mit 3—5 Poren). Den höchsten Zahlen begegnen wir bei gewissen Ophryoglenen, speciell Ophryoglena flava E. sp., welche Lieberkühn (1856) ein- gehend studirte. Hier finden sich sicher bis 30 Kanäle (62, 2b). Ihre Verbreitung über den Körper ist ähnlich wie bei Frontonia, wenn nur eine contractile Vaeuole linksseitig vorhanden ist; finden sich deren zwei, was zuweilen der Fall ist, so gleicht die Ausbreitung der Kanäle natürlich mehr Paramaecium. Dasselbe gilt für Frontonia fusca Quenn. sp. mit 2 Vacuolen, da Fabre (847) hier neuerdings die Kanäle beobachtete (Plagiopyla fusca). — Obgleich auch die Kanäle der Ophryoglena etwas wellig verlaufen, fällt dies doch nicht so auf, wie bei Frontonia. Gelegentlich wurde auch Glaucoma scintillans ein sternförmiges Kanalsystem zuge- schrieben (Stein 1859), oder ein Kanal (Samuelson 293, Clapar.-Lachmann 1858, p. 54). Beides ist jedenfalls unrichtig; die Vacuole dieser, wie der übrigen Glaucomaarten bildet sich in rosettenartiger Weise. Auch Lembadion, wo Stein (1859) eine sternförmige Vacuole an- gab, besitzt keine zuführenden Kanäle (Schewiakoff). Für fast alle geschilderten Kanäle gilt im Allgemeinen gleichfalls, dass sie proximal am stärksten sind und sich distal mehr und mehr ver- feinern. Da die sternförmigen Kanäle jedoch relativ viel dünner sind wie die früher besprochenen, so ist diese Verfeinerung schwieriger wahr- zunehmen. Aus theoretischen Gründen muss ich jedoch bezweifeln, dass die Kanäle fein zugespitzt auslaufen. Am geringsten ist die distale Ver- feinerung jedenfalls bei Frontonia leucas; Maupas stellt sie sogar ganz in Abrede. Es scheint sicher, dass gelegentlich Verästelungen im Verlauf der Kanäle vorkommen. Für Ophryoglena flava (62, 2b) beschrieb dies Lieberkühn bestimmt; er will sogar wiederholte Verästelung der Zweige manchmal gefunden haben. Gelegentliche Gablung der Kanalenden Contract. Vac. m. Zuführungskan. (Paramaecium, Frontonia, Ophryoglena). 1447 bemerkte Stein auch bei Frontonia leucas und schon Lachmann (1856) und Clapar&de (301) schilderten dies für einen oder den anderen Kanal von Paramaecium Aurelia; Maupas konnte sich (1883) davon nicht überzeugen. Im Hinblick auf das Vorkommen dieser Er- scheinung bei anderen Gattungen ist Lachmann-Clapar&de’s Angabe wohl nicht ganz unwahrscheinlich. Dagegen scheinen Anastomosen der Kanäle unter einander nicht vor- zukommen. Lieberkühn (uned. Tf.) bildete dergleichen für Ophryo- glena flava, namentlich aber für Frontonia leucas (s. unsere Tf. 62, 3a) in sehr auffallender Weise ab. Die betreffende Darstellung ist jedoch wohl sicher irrthümlich. Fabre (847) beschreibt neuerdings dasselbe anastomosirende Gefässnetz unter dem Ecto- plasma dieser Giliate. Er sah es jedoch nur an ungepressten Exemplaren; an gepressten da- gegen die Kanäle wie oben beschrieben. Hieraus will er schliessen, dass die Kanäle erst bei der Pressung durch Zerreissen und Fusion des Gefässnetzes entstehen. Da ich ebensowenig wie die meisten früheren Beobachter etwas von diesem Gefässnetz bemerken konnte, und das regelmässige Hervorgehen einer Anzahl wohlgeordneter Kanäle durch Zerreissung eines Gefäss- netzes mehr wie unwahrscheinlich ist, bezweifle ich auch Fabre’s Angaben sehr. Vorerst vermag ich jedoch nicht zu erklären, was das angebliche Gefässnetz eigentlich ist. Von dem Bildungsvorgang der sternförmigen Kanäle ist nichts be- kannt. Nach kurzem Verschwinden, während der Anlage der Vacuole, treten sie stets wieder genau an denselben Stellen auf, welche sie vorher einnahmen. So sehr man nach den Erfahrungen an den diekeren Kanälen der erstbeschriebenen Formen der Annahme zuneigen wird, dass auch die feineren, sternförmigen durch Verschmelzung von Reihen kleinster Vacuolen entstehen, konnte dies doch bis jetzt nicht beobachtet werden. Ich habe bei Paramaecium und Frontonia speciell hierauf geachtet, vermochte aber eine solche Bildung vorerst nicht festzustellen. Die Kanäle zeigen sich von Beginn als zusammenhängende Flüssigkeits- fäden. Dennoch möchte ich die Möglichkeit ihrer Entstehung in erst- erwähnter Weise noch nicht leugnen; speciellere Untersuchung bei sehr starken Vergrösserungen könnten die jedenfalls sehr kleinen Bildungs- vacuolen doch vielleicht auffinden; zweifellos müssten sich dieselben sehr rasch zu einem zusammenhängenden Kanal vereinigen. Carter (1856) stellte zwar die Kanäle von Paramaecium Aurelia als eine Reihe sog. Sinuse oder Vacuolen dar, jedoch wollte er damit wohl nur seine theoretische Auffassung derselben, nicht aber Beobachtetes wiedergeben, wie denn seine Abbildungen beides überhaupt zusammenwerfen. Zur Untersuchung der Bildung der Vacuole durch die sternför- migen Kanäle gehen wir am Besten von dem Zustand der höchsten Diastole aus, zu welcher Zeit die Kanäle stets gut entwickelt sind. Zunächst erhebt sich die wichtige Frage, ob die Kanäle in diesem Stadium mit der contractilen Vacuole zusammenhängen, d. h. ob ihr Flüssigkeitsfaden mit dem Vacuolentropfen continuirlich ist. Die meisten Beobachter scheinen dies bestimmt anzunehmen; ich kann mich dazu nicht verstehen. Bei Urocentrum sieht man deutlich, 1448 Giliata. dass ein soleher Zusammenhang nicht existirt, dass vielmehr die proximalen Kanalenden, welche schon während der Endperiode der Diastole zu 4 birnförmigen Bildungsvacuolen anzuschwellen, d. h. zu- sammenzufliessen beginnen, nicht mit der Vacuole zusammenhängen, sondern nur dicht an sie herantreten. Sobald nun die sehr rasche Systole der Vacuole anhebt, stürzen die 4 angeschwollenen Kanalenden, die 4 Bildungsvacuolen, rasch an die Stelle der sich entleerenden Vacuole, was ja nothwendig eintreten muss. Hierauf fliesst der Rest jedes Kanals in bekannter Weise mit der zugehörigen Bildungsvacuole zu- sammen, worauf sich 4 neue Kanäle ausbilden. Die 4 durch Zusammen- fluss der Kanäle entstandenen Bildungsvacuolen schmelzen sehr rasch zu einer einheitlichen Vacuole zusammen. In wesentlich gleicher Weise vollzieht sich jedenfalls der Vorgang bei Paramaecium. Hier tritt aber ein Umstand hinzu, welcher die Beobachtung etwas erschwert. Wie schon Carter (1556) bemerkte und neuerdings Maupas (1883) bestätigte, stossen die proximalen Enden der Kanäle nicht an die Peripherie der Vacuole, sondern biegen um dieselbe nach innen herum, liegen also etwas einwärts von der Vacuole, resp. tiefer wie dieselbe, so dass sie bei Flächenbetrachtung schwierig zu beob- achten sind. Dass die Enden der Kanäle mit der in Diastole be- findlichen Vacuole eommuniciren, wie Maupas behauptet, halte ich für unrichtig. Auch hier schwellen die Enden noch vor Beginn der Systole zu sternförmig geordneten Bildungsvaceuolen an, indem die Kanalflüssigkeit in bekannter Weise proximal zusammenfliesst. Bei der Systole rücken diese 3—10 Bildungsvaeuolen natürlich an den Ort der alten Vacuole und bilden durch allmähliche Vereinigung wieder eine neue. Letztere ist daher anfänglich unregelmässig gestaltet und kugelt sich erst allmählich ab. Auch bei Ophryoglena muss nach Lieberkühn’s Beschrei- bung die Bildung der Vacuole ähnlich verlaufen; nur sind die Bildungs- vacuolen viel zahlreicher, entsprechend der grösseren Zahl von Kanälen. Zweierlei in Lieberkühn’s Darstellung halte ich jedoch für sehr zweifelhaft; einmal seine Angabe, dass die proximalen Kanalenden zwischen Vacuole und Körperwand dringen und hier sowie periphe- risch mit der Vacuole communiciren; ferner dass die Bildungsvacuolen nicht an den äussersten proximalen Enden der Kanäle, sondern ein wenig peripher in ihrem Verlauf entstünden (62, 2b). Unmöglich wäre dies zwar nicht, doch sehr unwahrscheinlich. Etwas anders entsteht die Vacuole bei Frontonia. Hier bilden sich vor der Systole keine Anschwellungen der proximalen Kanalenden, welch’ letztere bis dicht an die Peripherie der Vacuole herantreten, jedoch deutlich von ihr getrennt sind (Engelmann 1861 uned,, Schewiakoff). Erst einige Zeit nach der Systole beginnt der Zusammenfluss der Kanalflüssig- keit zu den Bildungsvacuolen, die sich weiterhin ebenso verhalten wie bei den schon beschriebenen Formen. Contract. Vac. m. Zuführungskan. (Param., Frontonia, Ophryoglena; Historisches). 1449 Eine Besonderheit der Vacuolenbildung wurde bei Paramaecium gelegentlich beobachtet und verdient Beachtung, da sie besonders klar zeigt, dass die Flüssigkeit der Kanäle zur Bildung der neuen Vacuole dient, was so lange geleugnet wurde. Kölliker bemerkte (1864) zuerst, dass die neuen Bildungsvacuolen sich gelegentlich in anormaler Weise mit der noch nicht entleerten Vacuole vereinigen und diese vergrössern; dass also eine doppelte Füllung der Vacuole stattfindet, bevor sie sich entleert. 1883 bestätigte dies Maupas ohne Kenntniss der Kölliker’sehen Beobachtungen. Wir können uns diesen Fall leicht erklären; er muss nothwendig dann eintreten, wenn die erstgebildete Vacuole nicht das Volum erreicht, welches zur Sprengung der Verschluss- lamelle des Porus nothwendig ist. Auch ich habe schon 1871 Ent- sprechendes wahrgenommen, jedoch an gepressten Exemplaren, für welche schon Zenker (1866) mittheilte, dass man die Pulsation ganz aufheben könne, wenn der Porus durch die Pressung abgesperrt werde. Unter diesen Umständen konnte ich mehrfach hinter einander Bildungsvacuolen entstehen und mit der Hauptvacuole verschmelzen sehen, welche dabei zu unförmlicher Grösse anschwoll. Wie im historischen Abschnitt mitgetheilt wurde, beschrieb Spallanzani die stern- förmigen Vacuolen von Paramaecium zuerst 1776 und hatte auch schon eine richtige Vor- stellung der Beziehungen zwischen Kanälen, resp. Bildungsvacuolen und der Vacuole. Wir beabsichtigen nicht, die Geschichte der Vacuolen mit sternfürmigen Kanälen hier eingehend zu verfolgen, da das Wichtigste hierüber schon in der historischen Einleitung aufgeführt wurde. Die Hauptschwierigkeit für das Verständniss bildete die Feststellung der Beziehung zwischen der Flüssigkeit der Kanäle und jener der Vacuolen. Ehrenberg’s falsche Ansicht, dass der In- halt der Vacuole bei der Systole in die Kanäle und den Körper geleitet werde, fand bei den meisten Späteren, welche die Vacuole für das Centrum eines Blutgefässsystems hielten, An- klang; so jedenfalls bei Siebold (1845), wiewohl er sich nicht bestimmt in dieser Beziehung äusserte. Obgleich Joh. Müller (1856) bemerkte, dass die Vacuolen von Paramaecium Aurelia durch Vereinigung der sternförmigen Bildungsyacuolen entstehen, schien er doch der Ansicht zuzuneigen, dass die Flüssigkeit der Vacuole bei der Systole durch die Kanäle getrieben werde. Dies ist um so wahrscheinlicher, als seine Schüler Lachmann und Öla- pare&de bekanntlich energisch für diese Auffassung eintraten und sie auch als diejenige Müller’s ausgaben. Nach ihnen sollte einerseits die Vacuole durch Zufluss aus den Kanälen gefüllt, andererseits die Vacuolenflüssigkeit bei der Systole durch die Kanäle wieder in den Körper zurückgetrieben werden. Die sternförmigen Bildungsvacuolen entstehen daher nach ihnen durch die Contraction der Vacuole und contrahiren sich ihrerseits wieder, um ihren Inhalt in die Vacuole zu treiben. Natürlich vertraten beide Forscher diese Ansicht über den Gang der Flüssigkeit zwischen Vacuole und Kanälen für sämmtliche Ciliaten mit Kanälen. Lieber- kühn's Beobachtungen (1856), welche denen Lachmann-Ölapare&de’s vorausgingen, waren correeter. Er untersuchte Ophryoglena, Paramaecium und Climacostomum und er- wies die Speisung der Vacuole aus den Kanälen mit Hülfe der Bildungsvacuolen sehr klar; leugnete dagegen ebenso bestimmt und mit guten Gründen, dass die Flüssigkeit bei der Systole in die Kanäle getrieben werde. Da L. jedoch Gegner der Entleerungshypothese war und den Vacuolen Poren absprach, konnte er über das Verbleiben der Vacuolenflüssigkeit bei der Systole keinen Aufschluss geben. Aus seiner Anhängerschaft an der Circulationslehre geht aber hervor, dass er jedenfalls die Meinung hegte: es trete die Flüssigkeit bei der Systole in irgend einer Weise (aber nicht durch die Kanäle) in den Körper zurück. Die Entleerung der Vacuole durch einen Porus nach aussen und ihre Füllung durch die Kanäle hatte für Paramaecium schon Rood (1853) vertreten, jedoch in wenig überzeugen- 1450 Ciliata. der Weise; er glaubte, dass die Kanäle mit dem Mund direct zusammenhängen und das von letzterem aufgenommene Wasser ableiteten. — Consequent und correeter vertrat Carter (1856) die Entleerungstheorie, indem er gute Gründe für die Speisung der Vacuole durch die Kanäle und für die Entleerung nach aussen beibrachte. Stein suchte 1859 zu vermitteln, da er speciell für Paramaecium nachweisen wollte, dass wenigstens ein Theil der Vacuolen- flüssigkeit bei der Systole wieder in die Kanäle getrieben, der übrige durch den Porus ent- leert werde. Auch 1867 dürfte er noch ähnliche Anschauungen für die Beziehungen zwischen Vacuole und Kanal mancher Heterotrichen nicht ganz aufgegeben haben, da er ge- legentlich vom Rückfliessen der Vacuolenflüssigkeit in den Kanal (Spirostomum) spricht; be- kanntlich auch den sog. „contractilen Behälter‘ und die Kanäle für ein stets zusammenhängendes Lückensystem hielt. Gegen den Rückfluss der Vacuolenflüssigkeit in die Kanäle erhoben sich 1866 mit Ent- schiedenheit Schwalbe und Zenker auf Grund der Entleerungstheorie; wogegen Kölliker (1864) zu keiner klaren Vorstellung der Verhältnisse bei Paramaecium gelangte, da er die Ausmündung der contractilen Vacuolen nicht recht zugeben wollte. Wie schon oben bemerkt wurde, verdanken wir ihm aber eine wichtige Beobachtung. Natürlich trat auch Wrzesniowski (1869) für die richtige Deutung ein, obgleich er die Vacuolen mit Kanälen nicht specieller studirte. Dennoch waren seine genauen Feststel- lungen über die rosettenförmigen Vacuolen auch für die Auffassung der ersteren sehr wichtig. Die spätere Zeit beschäftigte sich wenig mit diesen interessanten Erscheinungen; nur Maupas untersuchte wiederum die Verhältnisse von Paramaecium (1883) und schil- derte sie in wesentlich zutreffender Weise. Auf die Abweichungen seiner Auffassung von der unsrigen wurde schon oben hingewiesen. Einen Augenblick müssen wir noch der gelegentlich geäusserten Zweifel an der Existenz der strahligen Kanäle überhaupt oder ihres normalen Vorkommens gedenken. Schon Stein (1854, p. 240) bemerkte gelegentlich, dass die strahlenförmige Bildung der Vacuole von Para- maecium Bursaria eine pathologische, durch Deckglasdruck bewirkte Erscheinung sei. Ein- gehendere Beschäftigung mit dem Gegenstand belehrte ihn jedenfalls bald von der Irrthüm- lichkeit dieser Ansicht. 1869 trat Moxon schr bestimmt für die Nichtexistenz von Kanälen bei sämmtlichen Oiliaten ein. Nach seiner Ansicht sind dieselben nur Risse, welche durch den Druck des Decksglases in dem Plasma um die Vacuole erzeugt werden. Diese Ansicht scheint jedoch weniger auf Beobachtungen als auf theoretischen Erwägungen zu fussen; da M. aus der Maschenweite der Capillaren der höheren Metazoen abzuleiten suchte, dass so kleine Thiere wie die Infusorien überhaupt keiner Gefässe oder Kanäle zu irgend einem phy- siologischen Vorgang bedürften. Vermuthlich war es eine Reminiscenz an Moxon’s Ansicht, als Kent 1882 (601, p. 486) wiederum die sternförmigen Vacuolen von Paramaecium Aurelia für pathologische, durch künstlichen Druck missbildete, im normalen Zustand dagegen stets kuglige Gebilde erklärte. Die Kanäle beobachtete er jedenfalls nur in ihren proximalen Partien. Auch Brass (660, 1884) erklärte die sternförmigen Vacuolen für „einen pathologi- schen Zustand des Plasmas“, der nur dann eintrete, wenn die Infusorien absterben. — Gegen- über derartigen Ansichten, welche nur auf mangelhafter Untersuchung basiren, möge hier mit Maupas (1883), welcher die Kent’schen Irrthümer schon zurückwies, nochmals besonders betont werden, dass man die Kanäle auch bei freischwimmenden. durch kein Deckglas be- lasteten Ciliaten auf das Sicherste wahrnimmt; obgleich sie natürlich klarer und deutlicher hervortreten, wenn die betreffenden Infusorien etwas gepresst und damit durchsichtiger gemacht werden. Auch Fabre (847) glaubt wenigstens für Paramaecium und Frontonia fusca, dass die Anwesenheit der Kanäle stets etwas Pathologisches anzeige. Grund hierfür: dass er die Kanäle zuw eilen bei ungepressten Paramaecien nicht sah und bei der Frontonia überhaupt nur bei Pressung. Gegen diese Behauptungen führe ich noch an: dass man Ciliaten mit rosettenförmigen Vacuolen pressen kann, so viel und so lange man will, ohne je einen Kanal entstehen zu sehen; dass dagegen die Kanäle der sternförmigen Vacuolen bei der Pressung sofort und in stets gleichem, regelmässigem Verlauf sichtbar werden. Contract. Vacuolen (Physiologische Bedeutung). 1451 f. Physiologisches über die contractilen Vacuolen. Physiologische Bedeutung derselben. Was wir gegenwärtig hierüber wissen, folgt schon aus dem Mitgetheilten. Die Vacuolen scheiden fortgesetzt aus dem Körper- plasma Flüssigkeit aus, welche bis auf einen geringen Bruchtheil selöster Stoffe zweifellos reines Wasser ist, denn irgend eine andere Flüssigkeit könnte der Infusorienkörper in solcher Menge überhaupt nicht erlangen. Es wurde schon erörtert, welch’ ansehnliche Wassermengen zahlreiche Infusorien bei der Ernährung fortgesetzt aufnehmen; daneben müssen wir jedoch auch eine fortdauernde Aufsaugung durch die Körper- oberfläche anerkennen, über deren Maass einstweilen bestimmte Vor- stellungen fehlen. Dass dieselbe jedoch nicht unerheblich ist, folgt daraus, dass die meisten mundlosen Opalininen ein gut entwickeltes und functionirendes Vacuolensystem besitzen, dessen Wasser nur endos- motisch aufgenommen werden kann; auch bei den später zu be- sprechenden Suetorien muss diese Quelle vorzugsweise die Vacuolen speisen. Das Wasser, welches die contractilen Vacuolen entleeren, wird aus dem Plasma ausgeschieden und muss ohne Zweifel vorzugsweise dem Entoplasma entstammen, da letzteres den Hauptsitz des Stoffwechsels bildet und das durch den Mund eintretende Wasser zunächst aufnimmt. Da das Wasser des Plasmas speciell im sogen. Chylema concentrirt ist, so dürfte auch das der Vacuolen vorzugsweise letzterem ent- ‚stammen. Die Wanderung des Wassers nach den bestimmten Stellen, wo sich die Vacuolen, resp. die Kanäle constant bilden, sowie die Vor- gänge des Stoffwechsels im Plasma überhaupt, lassen sich jedoch nur durch die Annahme erklären, dass das flüssige Chylema, resp. dessen wässeriges Lösungsmittel sammt einem Theil der gelösten Stoffe, fortgesetzt durch die Plasmawände der Alveolen oder Waben diffundirt, dabei Stoffe an dieselben abgebend und solehe mit sich nehmend. Da das von aussen aufgenommene Wasser stets eine gewisse Quan- tität Sauerstoff enthalten muss, wenn das Leben der Ciliaten nicht bald erlöschen soll, so ist mit der Wasseraufnahme auch eine Zufuhr von Sauerstoff ins Plasma nothwendig verbunden. Dass derselbe bei dem energischen Stoffwechsel des letzteren rasch verbraucht wird, ist sicher. Wird nun das Wasser hauptsächlich durch die contractilen Vacuolen wieder aus dem Körper entfernt, so erscheint die Vermuthung sehr begründet, dass damit auch die Respirationsproducte, besonders also die entstandene Kohlensäure entfernt werden wird, abgesehen von even- tuellen anderen, löslichen Stoffweebselproducten. Ueber letztere kann vorerst keine weitere Vermuthung geäussert werden; überhaupt ist die Annahme solcher Ausscheidungsproducte einstweilen recht hypothetisch, wenn auch durchaus zulässig; denn die Restproducte des Stoffwechsels begegnen uns in der Form fester Exeretkörperchen im Plasma, für deren directe Ausstossung verschiedene Forscher eintreten. Maupas’ An- 1452 Ciliata. nahme, dass die Excretkörperchen aufgelöst und mit der Vacuolenflüssig- keit ausgeschieden werden, bleibt vorerst ganz hypothetisch und be- darf eingehender Verfolgung, bevor ihr eine grössere Bedeutung bei- zulegen ist. Das einzig Thatsächliche, was über eventuelle in der Vacuolen- flüssigkeit gelöste Stoffe bekannt wurde, beschränkt sich auf eine Beobachtung Brandt’s (612), die sich zwar auf Amöben bezieht, jedoch bei der Uebereinstimmung der allgemeinen Verhältnisse sicher auch für die Infusorien verwerthet werden darf. Wurden Amöben in verdünnte Hämatoxylinlösung gebracht, so färbte sich der Vacuoleninhalt erst gelb und schliesslich braun, d. h. er zeigte die Farbenveränderung, welche die Hämatoxylinlösung unter dem Einfluss einer Säure erleidet. Dies aber würde mit der vorausgesetzten Ausscheidung von Kohlensäure stimmen, ohne dass wir auf abgeschiedene organische Säuren recurriren müssten. Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir, dass Certes (724), welcher lebende Ciliaten vielfach in verdünnten Lösungen geeigneter Anilinfarbstoffe untersuchte, dabei niemals eine Färbung der Vacuolen- flüssigkeit beobachtete. Dies ist zum mindesten, wie er richtig schloss, ein Beweis gegen die Wasseraufnahme der Vacuole von aussen. Was wir daher einstweilen mit Bestimmtheit von der Function der eontractilen Vacuole behaupten dürfen, ist, dass dieselbe zur Wasser- abscheidung dient und wahrscheinlich auch die Hauptmenge der gebildeten Kohlensäure abführt; dass sie demnach eine wichtige Hülfseinrichtung des Respirationsvorgangs darstellt, obgleich sie selbst nicht die Bezeichnung Respirationsorgan verdient. Ob sie daneben auch noch in dem Sinne eines nierenartigen Excretionsorgans (von der Wasserausscheidung ab- gesehen) wirkt, bedarf genauerer Untersuchung und ist vorerst ganz hypothetisch. Bekanntlich brachte schon Spallanzani (1776) in glücklicher Intuition die contractile Vacuole von Paramaecium mit der Respiration in Zusammenhang. Wir wollen hier nicht alle Ansichten seiner Nachfolger recapituliren, beschränken uns vielmehr auf eine Uebersicht der beiden sich hauptsächlich bekämpfenden Auffassungen der neueren Zeit: der Circulations- und der Ausscheidungslehre. Wir erfuhren schon, dass die Idee, in der Vacuole das Centrum eines Öirculationsappa- rats zu erblicken, bald nach Ehrenberg auftrat, abgesehen von älteren ähnlichen Ansichten, (Corti 1774, Gleichen 1778). Schon von Wiesmann (1835) geäussert, fand dieselbe später namentlich in Siebold (1845) einen Vertreter. Mit besonderer Energie, jedoch schwachen Gründen trat seit 1848 Pouchet für die Herznatur der Vacuole ein; später (1864, 393) wollte er sogar gefärbtes Blut in ihr gesehen haben. Mit Joh. Müller vertheidigten seine Schüler Lieberkühn (1856), sowie Lachmann und Glaparede (1856 und später) die Circulationslehre, wie schon mehrfach erörtert wurde. Ihrer Auffassung schlossen sich Samuelson (1857), Frey (1858), Perty (1864) und selbst Frommentel noch 1874 an. Die Deutung der Vacuolen im Sinne eines respiratorischen Apparats, welcher Wasser von aussen aufnehme und dasselbe dann wieder ebendahin entleere, entwickelte schon Du- jardin (1838). Erst OÖ. Schmidt’s Beobachtungen gaben dieser Lehre jedoch eine gewisse Sicherung. Letzterer betrachtete das Vacuolensystem als einen Wasser ein- und ausführenden respiratorischen Gefässapparat, ähnlich dem der Turbellarien. Ihm schlossen sich Schmarda (1854) und Eberhard (1858) an. Namentlich in Frankreich erhielt sich diese Auffassung % F Öontract. Vacuolen (Frequenz der Entleerung). 1453 lange; so vertrat sie jedenfalls Balhiani 1860 und 61, wie besonders aus verschiedenen Bemerkungen in den Tafelerklärungen hervorgeht; ebenso Goste 1864; Maupas noch 1879 für Discophrya gigantea und Lanessan 1892, Die rein excretorische Bedeutung der Vacuolen (,„Urinblase“) betonte bekanntlich zuerst Boeck (1847), ferner Rood 1853; ebenso Carter (1856), welcher ihnen jedoch auch noch die merkwürdige und unbegreifliche Function zuschrieb, die Cystenhülle vor dem Ausschlüpfen ihrer Insassen zu sprengen. Auch Stein adoptirte seit 1856 diese Ansicht, indem er darin vanz mit OÖ. Schmidt übereinzustimmen glaubte, was nicht richtig war. An Stein schlossen sich im Allgemeinen Leydig (1857), Eberhard (1562), Kölliker (1864), Quenner- stedt (1867, 408b) und Moxon (1869) an. Die wichtige Bedeutung, welche der durch die Vacuolen unterstützte Wasserwechsel für die Respiration habe, wurde zuerst in den Arbeiten von Schwalbe (1866) und Zenker (1866), dann von Wrzesniowski 1569 und später von Resshbach (1872), Bütschli (1877), Limbach (1880), Fiszer (731), Maupas (1883) und vielen Anderen betont. Maupas trat daneben noch für die exeretorische Bedeutung ein. Die Bildungs- und Entleerungsfrequenz der Vacuolen schwankt im Allgemeinen bei den verschiedenen Ciliaten ungemein und gibt in Verbindung mit dem Volum, welches sie bei der Diastole erreichen, einen Maassstab für die Energie der Wasserbewegung im Plasma. Bei gleichzeitiger Gegenwart mehrerer Vacuolen herrscht im Allgemeinen die Regel, dass dieselben sich alternirend entleeren, was eine möglichst gleichmässige Wasserausscheidung bewirkt. — Die Frequenz be- zeichnen wir am Besten durch das Zeitintervall zwischen zwei Entleerungen. Im Allgemeinen dürfte der von Schwalbe (1866) zuerst aus- gesprochene Satz gelten, dass die Entleerungsfrequenz zur relativen Grösse der Vacuole in umgekehrtem Verhältniss steht; doch unterliegt diese Regel jedenfalls grossen Einschränkungen, da die Energie des Wasserwechsels bei den verschiedenen Ciliaten sehr verschieden ist und die genannte Regel nur dann allgemein zutreffen würde, wenn in dieser Hinsicht an- nähernde Uebereinstimmung herrschte. Die maximale Entleerungsfrequenz, welche die Vacuolen überhaupt erreichen können, scheint nach Rossbach’s und Maupas’ Unter- suchungen 3 Sekunden zu betragen. Diese Schnelligkeit wurde jedoch bis jetzt nur bei hohen Temperaturen bemerkt, welche die Frequenz sehr steigern. Bei mittleren Temperaturen (15—20° C.) wird eine Frequenz von 7—15‘‘ schon recht erheblich sein. Etwas niedriger dürfte sich das Zeitintervall zwischen den aufeinanderfolgenden alternirenden Entleerungen der zahlreichen kleinen Vacuolen gewisser Formen ergeben. Doch ist dieses Intervall natürlich der Frequenz einer einfachen Vacuole nicht direct vergleichbar, wesshalb wir z. B. die Angaben für Chilodon Cueullulus (Schwalbe, Rossbach) besser unberücksichtigt lassen. Von jener Maximalfrequenz finden sich die verschiedensten Abstufungen bis zu sehr bedeutender Grösse des Intervalls. So beträgt dasselbe: bei Euplotes Gharon (15° GC.) 31‘ (Rossbach), = — Patella (16°) 50° (Maupas), - Goleps hirtus (17°) 48—50 (Mp,). - Lagynus crassicollis (m. Temp.) 2° (Mp.), - 2 Indiv. von Amphil. incurvata (m. T.) 6“ resp. 10—12“ (Mp.), - sog. Gryptochilum Echini Mp. 20° (Mp.). 1454 Ciliara. Es ist zu beachten, dass die beiden vorletzt genannten Arten marine Ciliaten sind, für welche schon Stein (1859) im Allgemeinen auf die relativ niedere Frequenz hinwies. Cryptochil. Echini ist ein Parasit, und auch diese scheinen ähnlichen Verhältnissen wie die marinen zu unterliegen. Doch begegnet man auch Süsswasserformen mit sehr be- deutender Verlangsamung der Frequenz; namentlich grössere, wie Stentor und Spirostomum gehören hierher. Bei Spirostomum teres beträgt nach Stein (1867) das Intervall zwischen zwei Entleerungen häufig 30-40 Minuten. Auch manche andere grösseren Süsswasserformen mit ansehnlicher terminaler Vaeuole dürften recht niedere Frequenz aufweisen (Blepharisma, Loxodes etec.). Obgleich die Frequenz im Allgemeinen bei gleicher Temperatur eine sehr gleichmässige ist, erwähnt Maupas für gewisse Formen (1883 speciell Lionotus Lamella), dass das Intervall zwischen zwei Con- tractionen ziemlich veränderlich sei (bei gleicher Temperatur), was auch theoretisch möglich erscheint. Der Einfluss der Temperatur auf die Frequenz ist sehr erheb- lich; Rossbach (1872) gebührt das Verdienst, dies festgestellt zu haben. Wir geben nachstehend eine Tabelle, welche die direete Abhängigkeit der Frequenz von der Temperatur für verschiedene Formen nach Rossbach’s Untersuchungen klar erweist. Intervall zwischen 2 aufeinanderfolgenden Contractionen in Secunden: ß Euplotes Stylonychia Chilodon Vorticella I nern Charon pustulata Gucullulus sp. ind. 50.0, 61, 18 | 9 10° 48 14 7 152 3173 10—11 5 7—9**) 20° | 28 6—8 4 Z 2,50 22*) 56 4 5 30° | 23 4 9 35—380 | : *) Genau bei 27°. **) Genau bei 17°. Aus dieser Tabelle, wie aus den sonstigen Mittheilungen Rossbach’s ergibt sich, dass bei niederen Temperaturen (zwischen 4—15° C.) die Steigerung der Frequenz rascher erfolgt, wie bei höheren Wärme- sraden; ferner dass bei Temperaturen von ca. 80—35° C. ein Maximum erreicht wird, welches sich durch Temperatursteigerung nicht ver- srössert. Nicht ganz bestimmt dürfte dagegen eine Regelmässigkeit, welche R. ferner hervorhebt, aus den Beobachtungen folgen; dass nämlich die Steigerung der Frequenz durch Temperaturerhöhung um so energischer sei, je niedriger die Frequenz bei der Ausgangstemperatur ist. Wenigstens zeigt ein Vergleich zwischen Euplotes Charon und Stylonychia pustulata eher das Gegentheil. Bei 30° ist die Frequenz der Stylo- nychia gegen die der Ausgangstemperatur (5° vervierfacht, während Contract. Vacuolen (Entleerungsfrequ., Einfluss von Temperatur etc.). 1455 Euplotes Charon mit viel geringerer Ausgangsfrequenz bei 30° höch- stens eine dreifache Frequenz erreicht. Maupas konnte die grosse Abhängigkeit der Frequenz von der Temperatur ebenfalls bestätigen. Wir müssen aus diesen Erfahrungen schliessen, dass die Energie des Wasserwechsels und damit auch die der Respiration mit der Temperatur beträchtlich steigt. Maupas (1883) versuchte zuerst, unter Berücksichtigung der Fre- yuenz, des Volums der diastolischen Vacuole und des Körpervolums, die den Körper passirenden Wassermengen zu berechnen und gelangte dabei zu den in nachfolgender Tabelle verzeichneten, sehr interessanten Resultaten. Die Vacuole entleert ein dem Körpervolum der betreffenden Ciliate gleiches Volum Wasser bei den angegebenen Temperaturen in folgenden Zeiten: Intervall 2“ Uronema (OGryptochilum) nigricans Mp. bei 25° C. in 2 (Minuten) Lembus pusillus - 26° Sud DT.e rn 37“ Euplotes Patella =:25) = 114216; 7“ Stylonychia pustulata - 24° 92022854 — Mytilus - 18 - 45% Paramaecium Aurelia 2270 - 46“ Diese Angaben zeigen z. Th. eine ganz erstaunliche Grösse des Wasserwechsels, welehe mit der jedenfalls hohen Stoffwechselenergie der meist so beweglichen Ciliaten gut harmonirt. Einfluss verschiedener Stoffe und der Electrieität auf das Spiel der contractilen Vacuole. Für die theoretische Beurtheilung der wirksamen Kräfte bei der Vacuolenentleerung scheint die durch Rossbach’s Untersuchungen fest- gestellte Thatsache sehr wichtig, dass electrische Schläge und inter- mittirende Ströme (welche bedeutende Contractionen des Körpers selbst bei solehen Ciliaten hervorrufen, die sich spontan nicht contrahiren) dennoch die Entleerungs-Frequenz gar nicht verändern. Jeden- falls geht aus diesen Erfahrungen hervor, dass selbst relativ starke Schläge keine Entleerung der Vacuole, resp. eine sogen. Contraction der- selben veranlassen. Da wir nun wissen, dass electrische Schläge ohne Zweifel der wirksamste Reiz für jede Art contractilen Plasmas sind, so bilden diese Erfahrungen eine wichtige Stütze unserer 'T'heorie der con- tractilen Vacuole. Die Wirkung aller versuchten chemischen Agentien auf den Gang der eontractilen Vaeuole scheint, soweit die Beobachtungen reichen, nach 2 Richtungen zu differiren (Rossbach). Eine Kategorie von Stofien, wie H, CO,, verdünnte kaustische Alkalien (speciell NH,), verschie- dene Alkaloide (salpetersaures Strychnin, salzsaures Veratrin, — Chinin, — Digitalin und — Morphin, schwefelsaures Atropin) rufen in geeigneter Concentration verschiedengradige Quellung des Körpers hervor, womit stets eine Verlangsamung der Vacuolenfrequenz unter Vergrösserung des diastolischen Volums verbunden ist. Bei längerer Wirkung der betrefien- 1456 Giliata. den Stoffe in geeigneter Concentration tritt früher oder später sehr starke Anschwellung der Vacuole ein und die Entleerung hört schliesslich voll- ständig auf; worauf gewöhnlich bald Zerfliessen oder Zerplatzen des Infusors folgt. Rossbach rechnet unter diese quellenden Mittel auch den verdünnten Alkohol (!/,,), was mir nicht recht einleuchtet; ebensowenig wie die Angabe, dass 5°/, Alkohol wenig Kinfluss mehr besitze. Eine zweite Kategorie von Stoffen, nämlich Kochsalzlösung (!/;—1°/,), Rohrzuckerlösung (1—2°/,), sowie verdünnte Mineralsäuren, bewirken Schrumpfung des Körpers unter gleichzeitiger Verkleinerung des Volums der Vacuole in der Diastole und Verlangsamung der Frequenz. Diese Erfahrungen harmoniren gut mit dem was über die langsamere Frequenz bei den marinen Infusorien mehrfach bemerkt und auch neuerdings wieder von Daday (837) für die marinen Tintinnoinen hervorgehoben wurde. Auch die parasitischen Infusorien leben meist unter ähnlichen Be- dingungen und zeigen daher wohl z. Th. Aehnliches. Die Energie des Wasserwechsels wird demnach unter diesen Verhältnissen erheblich herab- gesetzt. Leider bestehen einige Zweifel über den Einfluss des wichtigsten Körpers, des Sauerstoffs. Nach Rossbach wirkt reines Sauerstoffgas durchaus nicht auf die Frequenz der Vacuolen, dieselben bewahren den normalen Rhythmus. Die oben erwähnten Wirkungen des reinen Wasser- stoffs sucht Rossbach allein auf Sauerstoffmangel zurückzuführen, doch scheint mir dies ohne speciellere Beweise nicht zulässig. Leider wurden genauere Untersuchungen über den Einfluss verschiedener Sauerstofi- spannung nicht angestellt, so dass die Sachlage etwas unsicher ist. Schon Schwalbe (1366) führte die Verlangsamung der Frequenz und die Ver- srösserung der Vacuole, welche sich bei unter dem Deckglas abgesperrten Paramaecien allmählich zeigen, auf Sauerstoffmangel zurück. Nach dieser Auffassung hätte also die Sauerstoffentziehung die gleiche Wirkung wie alle früher aufgezählten quellenden Mittel. Diesen Erfahrungen stehen einige andere entgegen, welche gerade das Gegentheil besagen. James Clarke (402) fand, dass die Vacuole von Urocentrum Turbo sich gewöhnlich in 2 Minuten 5 Mal ent- leert, dagegen 10—12 Mal in derselben Zeit, wenn das Wasser nicht erneuert wird. Fiszer (731) bemerkte, dass die Frequenz der Ent- leerung bei allen Infusorien, welehe er untersuchte, in ausgekochtem Wasser sehr erhöht wird (nur bei Acineta mystacina trat dies nicht ein, dagegen eine beträchtliche Vergrösserung der Vacuole). Andererseits steht diesen Erfahrungen wieder Rossbach’s Angabe entgegen, dass es ihm durch keine Mischung von CO, und O gelang, eine Erhöhung der Frequenz zu erzielen. Genauer sind diese Versuche jedoch nicht ge- schildert, auch wäre eine Mischung mit H oder N richtiger gewesen. In Betracht der theoretischen Wahrscheinlichkeit einer Frequenz- erhöhung bei Abnahme der Sauerstoffspannung können wir die Frage noch nicht als erledigt betrachten. Contractile Vacuole (Physiologisches; Einwirkung verschiedner Agentien). 1457 Nur kurz kann hier angedeutet werden, wie wir die Verlangsamung der Frequenz und die Vergrösserung der Vacuole unter dem Einfluss der Quellung mit unserer Theorie in Ein- klang setzen können. Es sind jedenfalls so zahlreiche Bedingungen, welche hierbei wirksam sein mögen, dass vorerst wenig Bestimmtes zu sagen ist. Die Verlangsamung der Frequenz kann einerseits mit einer Störung und Herabsetzung der Wasserausscheidung des Plasmas zu- sammenhängen, was auch z. Th. die Quellung veranlassen mag. Andererseits kann die Ver- langsamung theilweise auch eine Folge davon sein, dass die Vacuole unter diesen Umständen ein grösseres Volum in der Diastole erreicht. Die Möglichkeit letzterer Erscheinung deuten zu können, ist für unsere Theorie das Wichtigere; nach derselben können wir die Ursache nur in einer Störung und Veränderung des Porus suchen. Durch die Quellung kann dieser verengt sein, unter Umständen vielleicht ganz verquellen; andererseits mag hierbei eine Ver- dickung der von der Vacuole zu durchreissenden Verschlusslamelle durch Quellung entstehen, resp. sogar eine grössere Entfernung der Stelle, wo die Vacuolenbildung geschieht, von dem Porus, so dass die Vacuolen zu ansehnlicherem Volum anschwellen müssen, bevor die Eröff- nung des Porus und die Entleerung erfolgen kann. Namentlich für die schliesslich eintretende Lähmung der Vacuole dürfte Verquellung des Porus in Frage kommen. Die Verlang- samung der Frequenz unter dem Einfluss schrumpfender Mittel ist zunächst eine directe Folge der Herabsetzung der Energie des Wasserwechsels. Dass damit eine Abnahme des diastolischen Volums der Vacuole verbunden ist, kann in umgekehrter Weise wie bei der Quellung auf einer Annäherung des Bildungsorts der Vacuole an den Porus, einer Verdünnung der Ver- schlusslamelle und der Erweiterung des Porus beruhen. Bei den unter Quellungserscheinungen stattfindenden Vergrösserungen der eontractilen Vaeuolen stellen sich häufig auch weitere Störungen ein. So erwähnt schon Schwalbe (1866), dass die Entleerung der Vacuolen bei Paramaecien, welche unter dem Deckglas abgeschlossen werden *), schliesslich unvollständig werde, d. h. dass nicht mehr die gesammte Vacuolenflüssigkeit bei der Systole ausgetrieben wird; ähnliches bemerkte auch Rossbach bei Euplotes Charon unter Wasserstoffeinwirkung. Diese Erfahrungen bieten unserer Theorie natürlich die grösste Schwierig- keit; dennoch dürften sie nicht zu überschätzen sein, da es sich um hochgradige Störungen handelt, wobei Zufälligkeiten die schon behinderte Communication der Vacuole mit dem umgebenden Wasser im Verlauf der Systole ganz aufheben können. Erneuerte Untersuchungen können allein einen klareren Einblick in diese Verhältnisse gewähren. — Dass unter normalen Verhältnissen eine theilweise Entleerung häufig vorkomme, wie dies Daday (837) neuerdings bei marinen Tintinnoinen, Fabre (s. 0. p. 1450) bei Frontonia angibt, halte ich für ganz unwahrscheinlich. Bildung secundärer Vacuolen kann unter diesen Störungen ebenfalls erfolgen; so sah Schwalbe bei abgeschlossenen Paramaecien zu- weilen neben der Hauptvacuole 1 bis 2 secundäre durch Anschwellung einiger Kanäle entstehen; gelegentlich flossen sie wieder mit ersterer zusammen. Unter dem Einfluss mittelstarker Inductionsschläge sollen gleichfalls an Stelle jeder contractilen Vacuole von Paramaecium oftmals 2 auftreten, welche durch Theilung der einfachen entstünden. Solche Durchschnürungen einer Vacuole (Phialina vermicularis *) Dass dabei möglicher Weise auch Druck ins Spiel kam, halte ich für wahrscheinlich; es war ja früher gewöhnlich nicht Sitte, das Deckglas zu unterstützen. Bei der Wasserver- dunstung entsteht dann natürlich Pressung. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 92 1458 Ciliata. und Nyetotherus eordiformis) zu zweien bei heftigen Con- traetionen des Körpers beschrieb schon Siebold (1845); auch Lieberkühn (1856) will bei Ophryoglena flava gesehen haben, dass die contraetile Vacuole gepresster Thiere bei der Systole manchmal in zwei zerfalle. Mit Wrzesniowski (1869) erachte ich solche Zerfall- erscheinungen der Vacuole für sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich. Lieberkühn’s und wahrscheinlich auch Schwalbe’s Angaben erklären sich wohl richtiger so, dass während einer Systole zwei neue Vacuolen an die Stelle der sich entleerenden traten. Siebold’s Angaben wurden seither nicht bestätigt. Während der Correctur beobachtete ich, dass bei gepressten Stylonychia pustulata gewöhnlich 2 Vacuolen auftreten. Dies beruht wahrscheinlich darauf, dass nun jeder der beiden Kanäle (s. oben) eine eigene Vacuole bildet, Zum Schlusse dieses langen Kapitels müssen wir noch einiges Historische bezüglich der verschiedenen Ansichten über die Entleerungsursachen verzeichnen. Mit Ausnahme Wrzesniowski’s (1869) suchten alle Beobachter, welche sich eingehender mit dieser Frage beschäftigten, diese Ursache in der Contraction des umgebenden Plasmas; so Schwalbe (1866), Rossbach (1872), Engelmann 1875 (Anm. p. 436), Maupas (1883). Obgleich letzterer bei Stentor auch die Spannung der Körperwand über der Vacuole und den Zufluss des Plasmas für die Entleerung heranzieht, bemerkte er später wieder, „dass die con- tractile Vacuole ihren Ursprung den contractilen und irritablen Eigenschaften der Sarkode verdanke‘. Schwalbe suchte den Anstoss zur Öontraction des Vacuolenplasmas in dem Reiz der Stoffwechselproducte, welche sich in der Vacuole anhäuften, sowie in dem mecha- nischen Druck der Vacuole auf das Plasma. Wenn diese beiden Momente eine bestimmte Stärke erreichten, so lösten sie eine Contraction aus. Rossbach’s Ansicht über die Be- dingungen für die Auslösung der Contractionen blieben mir etwas unklar; ich bediene mich daher z. Th. seiner eigenen Worte. Gegenwart von Sauerstoff wirkt nicht selbst als Reiz, ist jedoch Bedingung für das Zustandekommen der Erscheinung. Ans seinen weiteren Erfahrungen schliesst Rossbach ferner: ‚Die rhythmischen Bewegungen der contractilen Blase sind Folge von Oxydationsvorgängen im Protoplasma.. Der Moment des Oxydationsvorgangs ist der die Contraction bedingende und zu Stande bringende Reiz. Es resultirt die Schnelligkeit der rhythmischen Bewegung im normalen Zustande von der Menge der oxydirten Stoffe, des Sauerstofls und der Temperatur. Jede Oxydation setzt ein Oxydationsproduct; so- bald dieses gebildet ist, hört der Reiz auf.“ Ich kann nicht glauben, dass die Rossbach ’'- sche Theorie Anklang finden wird, selbst bei der Annahme, dass die Entleerung eine Folge der Plasmacontraction sei, denn eine solche Periodieität der Oxydation, wie sie Rossbach voraussetzt, dürfte schwerlich Zustimmung finden. Wrzesniowski’s Theorie (1869) suchte die Erklärung der rhythmischen Erscheinung der Vacuole in einer Periodicität der Imbibition oder der Quellungsvorgänge des Plasmas. Nach- dem letzteres sich mit Wasser gesättigt hat, beginnt es dasselbe wieder auszuscheiden und bildet dadurch die contractile Vacuole, welche von einer etwas condensirten und für Wasser undurchlässigeren Plasmaschicht vom übrigen Plasma geschieden wird. Nach einiger Zeit nimmt die Imbibitionsfähigkeit des Plasmas wieder zu, wobei es sich ausdehnt und die Va- cuole aus dem Körper hinauspresst. Vielleicht kam Zenker (1866) unserer Ansicht über die contractile Vacuole am nächsten, ohne dies klar auszusprechen; denn er bezeichnet den Vorgang der Systole gewöhnlich als ein „Einstürzen“, was auch vielleicht der correcteste Ausdruck Desjenigen ist, was man beobachtet. Nach Z.’s Auffassung hat das Plasma eine grössere Anziehungskraft für sauerstofl- haltiges Wasser, wozu als Ergänzung zuzufügen wäre, dass es also das seines Sauerstoffs be- raubte, resp. kohlensäurehaltige wieder austreten lässt. Eine solche Vorstellung entspräche wohl unserem heutigen Wissen über die Vorgänge des Wasserwechsels im Infusorienkörper am besten; wobei ich es dahingestellt sein lasse, ob das durch den Körper tretende Wasser unter Contract. Vac. (Theor. über die Ursach. d. Contr. Trichocysten (Vorkommen). 1459 normalen Verhältnissen überhaupt mit dem eigentlichen Plasma (Spongioplasma) in Verbin- dung tritt (resp. dieses quellt und wieder von ihm ausgeschieden wird), oder ob es sich allein dem Chylema beigesellt und nur durch das Plasma diffundirt. H. Die Trichocysten und Nesselkapseln. Eine Anzahl Ciliaten, fast ausschliesslich Holotriche, besitzen in der Plasmaschicht, welche die Pellieula, resp. die Alveolarschicht, unterlagert (also im Corticalplasma, wo ein solches deutlich ist) stäbehenartige Gebilde, die sogen. Trichoeysten. Dies sind kürzere oder längere stab- bis nadelförmige Körperchen, da ihre Enden häufig fein zu- gespitzt sind. Sie erscheinen ziemlich viel dunkler und stärker licht- brechend als das umgebende Plasma, sind jedoch stets ungefärbt, d. h. sie haben den bläulichgrünen Ton des Plasmas. Besondere Strueturver- hältnisse sind später zu erwähnen. Dieselben Organe fanden wir ge- legentlich schon bei Flagellaten (s. p. 757). Wie bemerkt, kommen sie fast ausschliesslich den Holotrichen zu, nur bei der Oligotriche Strombidium wurden Trichoeysten noch bekannt. Bütsehli (1873) erkannte sie zuerst als solche, obgleich sie Claparede- Lachmann und Stein (1867, p. 163 Anm.) schon bemerkt hatten. Sie fehlen unter den Holotrichen nur den Opalininen gänzlich; in den übrigen Familien sind sie gewöhnlich gewissen Gattungen eigen; die Trachelina dagegen entbehren sie fast nie. Unter den Enchelina ist ihre Verbreitung spärlich; soweit sicher bekannt, be- schränken sie sich auf gewisse Prorodonarten (Pr. armatus Cl.u.L., Pr. Lieberkühnii n. sp. T. 57, 6). Man hüte sich jedoch, die häufig sehr deutliche Alveolarschicht gewisser Prorodonten mit einer Trichocystenlage zu verwechseln. Maupas (1883) schreibt auch Enchelys, Lacrymaria und dem sog. Lagynus elongatus Trichocysten zu, wir werden jedoch unten zu zeigen versuchen, dass die Stäbchengebilde derselben keine eigentlichen Trichoeysten sind. — Die fast allgemeine Verbreitung bei den Trachelina wurde schon erwähnt; sie fehlen Loxodes und vielleicht auch der etwas unsicheren Wattung Spathidium. — Nur vereinzelt kommen den Chlamydodonta Trichocysten zu. Sicher erwiesen sind sie bei Nassula (aurea, elegans, rubens und lateritia); bei Chilodon dubius Mps. fand Maupas trichocystenartige Gebilde, von welchen später Genaueres mitgetheilt wird. Häufiger und am typischsten begegnen wir den Trichocysten bei den Paramaecina. Regelmässig scheinen sie bei Frontonia und Paramaecium vorzukommen; nach Stein auch bei den noch ungenügend erforschten Plagiopyla und Pleurochilidium. Nur einzelnen Arten sind sie eigen bei Glaucoma (G@. Wrzesniowskii nach Meresch- kowski, eine etwas unsichere Art), und bei Ophryoglena (O0. flava Ehrbg. sp. Clap. u. L.; Stein 1859). Zuweilen sind sie bei Urocentrum vorhanden (Stein 1859, Entz 187). Den letzt- erwähnten Formen schliesst sich Pleuronema an, wenigstens versichern Stein (1859 und 67), Quennerstedt und Fabre, Trichocysten beobachtet zu haben; Schewiakoff und ich konnten keine auffinden, dagegen ein radiäres Ectoplasma (nach Analogie mit den Verwandten wahrscheinlich eine Cortical-, keine Alveolarschicht. Engelmann bildet zahlreiche Tricho- cysten bei Cinetochilum margaritaceum ab (1862, uned.), Bütschli und Schewia- koff bemerkten sie hier nie. Den Heterotrichen scheinen Trichocysten durchaus zu fehlen ; es wurde schon früher bemerkt, dass Brauer die Alveolarschicht der Bursaria für eine Trichoeystenlage hielt; ebenso ist die angebliche Trichocystenschicht der sogen. Tillina magna (— Conchophthirus) Gruber’s zu beurtheilen. Des gelegentlichen Vorkommens der Organe bei Strombidium (sulcatum Cl. L. und viride St.) wurde schon gedacht. — Den Peritrichen wiederum gehen eigentliche Trichocysten ab. Um so interessanter ist das ge- legentliche Auftreten gut entwickelter Nesselkapseln bei Epistylis Umbellaria L. sp., worüber am Schlusse dieses Abschnitts genauer berichtet wird. 92 1460 Ciliata. Die Trichoeysten werden auch bei denjenigen Ciliaten, welchen sie gewöhnlich zukommen, nicht constant angetroffen. Schon Claparede und Lachmann, Stein (1859), Eberhard (1862) und zahlreiche Spätere betonten dies. Man trifit selbst unter den Paramaecien und Frontonien zu- weilen einzelne Exemplare, resp. locale Varietäten, welchen sie völlig oder nahezu fehlen. Das Gleiche gilt für Urocentrum (Stein 1859, Bütschli und Schewiak.) und Wrzes- niowski (1569) vermisste bei einer localen Varietät von Loxophyllum Meleagris die Trichocysten der später zu besprechenden Rückenpapillen constant. Es überrascht daher, dass Stein s. Z. (1859) dem Vorkommen der Trichocysten eine besondere systematische Bedeutung zuschrieb und danach Gattungen unterscheiden wollte. Die gleiche Variabilität zeigen auch die echten Nesselkapseln der Epistylis Umbellaria, wie schon ihre Entdecker, Glaparede und Lachmann, bemerkten und die späteren Beobachter (Engelmann [1862], Greeff [1570], Wrzesniowski [1879], Bütschli und Schewiakoff) bestätigten. Es scheint, dass die Organe nur bei bestimmten Varietäten dieser Vorticelline auftreten. Die Vertheilung der Trichoeysten über den Körper unterliegt grossen Schwankungen. Ob die gleichmässige Ausbreitung einer einfachen Tricho- cystenschicht über die gesammte Oberfläche, welche sich bei Glaucoma, Frontonia, Ophryoglena, Paramaeeium, Urocentrum und Nassula, also beiden Paramaecinen regelmässig findet, der ursprüng- lichste Zustand ist, möge dahingestellt bleiben. — Bei Prorodon ar- matus breitet sich eine solche Trichocystenlage nur etwa über die vordere Körperhälfte aus; bei dem interessanten FProrodon Lieber- kühnii (57, 6) beschränken sich die Triehoeysten auf eine kielförmig vorspringende Längsleiste, welche vom Mund aus eine kurze Strecke weit nach hinten zieht (Lieberk. uned.). Letzteres Vorkommen erinnert schon an die Einrichtungen der Amphileptina. Den Sitz der Trichocysten bildet hier hauptsäch- lich die Bauchkante, nur selten treten sie auch auf die Rückenkante über. Gewöhnlich beschränken sie sich sogar auf die ventrale Rüssel- kante (Trachelius [Stein 1859], Dileptus und Lionotus ge- wöhnlich [speeiell Wrzesniowski 1870] s. T. 59, 4—6), stehen jedoch bei Dileptus nicht in einer einzeiligen Reihe hinter einander, wie es Wrzesniowski beschrieb, sondern in einem schmalen Band. Da- gegen findet sich eine einzeilige Trichoeystenreihe bei gewissen Lio- noten. Aehnlich dürfte sich gewöhnlich auch Amphileptus ver- halten, doch sind wir über diese Gattung wenig unterrichtet. Maupas schildert eine kurze Trichocystenreihe bei der hierhergehörigen Aei- neria incurvata längs des Mundspalts, der sich bekanntlich an der ganzen Rüsselkante ausdehnt. Dasselbe bildete auch Lieber- kühn schon früher (uned. Taf.) bei einer wohl identischen Form des süssen Wassers ab; Entz erwähnt dagegen bei dem Amph. Claparedii nichts von solchen Organen. — Bei Loxophyllum Meleagris setzt das Triehocystenband über die ganze Bauchkante bis ans Hinterende fort (60, 2a—b), greift manchmal auch etwas über dasselbe auf die Rücken- kante über, was beiL. armatum noch deutlicher ist (60, 2e). Dagegen stehen auf der Rückenkante der gewöhnlichen Varietät der ersten Art (60, 2b) eine Reihe Papillen, von welchen jede ein Triehoeystenbündel Trichocysten (Vertheilung; Bau). 1461 enthält. Wie bemerkt, können diese Papillen gelegentlich auch tricho- eystenfrei sein (60, 2a). Bei dem genauerer Erforschung bedürftigen Loxoph. setigera Quenn. (60, 1; 59, 7) scheint das Trichocystenband die gesammte Bauch- und Rückenkante gleichförmig zu umziehen; wenigstens sind die aus- geschnellten Trichoeysten, welche bald geschildert werden sollen, über beide Kanten gleichmässig verbreitet. Auch bei Lionotus dehnen sich die Organe zuweilen auf die Bauehkante hinter den Mund aus (L. duplostriatus nach Maupas, wohl =L.FasciolaE.), stehen aber hier unregelmässiger. Ueberhaupt kommt eine unregelmässige Zerstreuung von Trichocysten im Körper der Amphileptinen neben dem Trichoeystenband häufig vor. Bei Dileptus sind sie meist in ziemlicher Zahl unregelmässig durch das Entoplasma zerstreut (Stein 1859, Schewiakoff); ähnliches beobachteten Stein und Wrzesniowski schon bei Loxophyllum Meleagris gelegent- lich in der Rüsselregion und auch weiter hinten, was ich bestätigt fand (60, 2b); auch die unregelmässig durch den Körper zerstreuten langen Trichoeysten des Lionotus diaphanes Wrz. dürften sich ähnlich verhalten (Wrzesniowski 1870). Bei Dileptus und Loxophyllum (Wrzesniowski) scheinen diese zerstreuten Trichoeysten stets länger wie jene des Bandes, daher vielleicht theilweise oder gänzlich ausgeschnellt zu sein. — Dass diese unregelmässig vertheilten Triehocysten sich nicht mehr an ihrer ursprünglichen Bildungsstätte befinden, ist wohl sicher; es fragt sich nur, ob sie, aus dem Band losgerissen, in das Ento- plasma geriethen, wofür wir später bei Nassula Belege finden werden, oder nach der Ausschnellung etwa mit der Nahrung verschlungen wurden. Eine eigenthümliche Vertheilungsweise existirt meist bei Strom- bidium. Bei Stromb. viride zwar soll das „Rindenparenchym “ „meist von zahlreichen Stäbchen durchsetzt sein“ (Stein 1867), was auf keine besondere Anordnung hinweist, wie sie Str. sulcatum zeigt. Bei dieser Art (69, 8a, tr) finden sich die Trichocysten gewöhnlich in einem Kranz dicht vor dem Hinterende. Entz (1883) glaubt, dass etwa am Beginn des hinteren Körperdrittels eine ringförmige, nach hinten gerichtete Einfaltung der Oberfläche existire, „welche mit einem Kranz von Tricho- eysten gespickt sei“; wahrscheinlich sollen dieselben demnach in der inneren Faltenwand oder im Faltengrund liegen. Mir scheint die Sach- lage überhaupt nicht recht klar. Letzteres dürfte um so mehr gelten, als die angebliche Falte nicht auf allen Abbildungen sichtbar ist und E. eine Varietät oblonga beobachtete, deren Trichocysten über die ganze Körperoberfläche zerstreut waren, etwa wie bei Paramaecium, wo also keine Falte existirte. — Bei der von Bütschli (1873) beobachteten und auf Str. suleatum bezogenen Form fand sich ein Trichocystengürtel auf der Grenze der beiden vorderen Körperdritte. Kent und Entz möchten diese Form für eine besondere Art halten, was ich einstweilen bezweifle. Form und feinerer Bau. Die Trichoeysten wurden oben schon 1462 Ciliata. im Allgemeinen als stäbehenförmig bezeichnet. Am zutreffendsten dürfte dies für die der Trachelinen und des Prorodon sein, welche, soweit die Untersuchungen reichen, meist lange, cylindrische Gebilde sind, mit schwach zugespitzten oder stumpfen Enden. Besonders deutlich ist dies bei den sehr lang stäbchenförmigen, welche sich gelegentlich in Loxophyllum Meleagris und Lionotus diaphanes nach Wrzes- niowski finden. Ziemlich stäbchenförmig erscheinen auch die von Uro- centrum und Strombidium, deren Enden nur schwach zugespitzt sind. Deutlich spindelförmig sind dagegen die von Paramaeeciu m, Frontonia und Nassula, indem sie von der Mitte, wo sie am dieksten sind, nach den Enden fein zugespitzt auslaufen. So dick und plump spindelförmig jedoch, wie sie Maupas (1885) für die beiden erst- genannten Gattungen darstellt (63, le), sah ich sie nie; auch andere Beobachter, wie Lieberkühn, Kölliker, zeichnen sie viel schlanker. Bei Paramaecium Aurelia glaubt Maupas auf dem peripher ge- richteten, stumpferen Ende der Trichocyste eine feine haarartige Ver- längerung zu bemerken (63, le). Dergleichen fiel anderen Beobachtern und mir nicht auf; auch halte ich Maupas’ Vermuthung: dass dieser Fort- satz dem sog. Cnidocil der Coelenteraten — Nesselzellen vergleichbar sei, keiner Begründung fähig. Die Trichocysten von Nassula aurea (60, 4e) sind zuweilen etwas sichelförmig gekrümmt (60, 4e; Bütschli 1375). Die Länge der Organe ist natürlich stets recht gering, jedoch ziemlich schwankend, auch die Messungen noch wenig ausreichend. Bei Param. Aurelia ca. 4 u, beiFrontonia leucas bis 6 « (Maupas), die im Ento- plasma zerstreuten von Dileptus Anser 12 « (Schewiak.); jedoch werden die lang stäbchenförmigen gewisser Lionoten und Loxophyllen, sowie die zuweilen sehr ansehnlichen der Nassula aurea wohl noch grösser. Dass die sog. Rindenschicht, d. h. das Corticalplasma Sitz und Bildungsstätte der Triehocysten ist, wurde schon lange erkannt (Allman 1855, Stein 1859, Kölliker 1864 etc... Eine besondere Trichocysten- schicht, welche Häckel (1373) und nach ihm Kent annehmen wollten, findet sich nicht. Innerhalb des Corticalplasmas sind die Trichocysten fast ausnahmslos deutlich senkrecht zur Oberfläche und stets in einfacher Lage neben einander orientirt. Fast immer stehen sie sehr dicht neben einander, so dass das Oberflächenbild bei etwas tiefer Einstellung dicht gesäete dunkle Punkte, die Querschnitte der Trichocysten zeigt. Ihre Lage im Corticalplasma lässt sich am Bestimmtesten bei Uro- centrum beurtheilen. Bekanntlich besitzt das Rindenplasma dieser Ciliate einen besonders deutlichen, grob radiär-alveolären Bau. Die Triehoeysten sind nun, wenn vorhanden, stets im Plasma der Alveolen- kanten eingeschlossen und zwar je eine in jeder Kante. Vermuthlich wird das Gleiche auch bei den übrigen Ciliaten gelten, woraus auf die weitere Verbreitung eines derartig structurirten Corticalplasmas bei trichoeystenführenden Formen zu schliessen ist. Dies wird um so wahrscheinlicher, als uns diese Lagerung der Trichocysten nicht nur Trichocysten (Bau; chem. Natur). 1463 eine Erklärung ihrer bestimmten Anordnung im Corticalplasma, son- dern auch ihrer Gestalt und Bildung geben dürfte. Ohne Zweifel ist jede Trichocyste das Erzeugniss einer Alveolenkante, ganz allgemein aus- gedrückt ein Differenzirungsproduct derselben. Dies erklärt die stäbchen- bis spindelförmige Gestalt. Bei Urocentrum, und auch wohl bei anderen (Paramaecium, Frontonia etc.) ist das Corticalplasma so dick, dass es die Trichocysten gänzlich einschliesst. Bei Nassula aurea und elegans ist dies sicher nicht der Fall. Hier besitzt die Corticalschicht vielmehr eine so geringe Dicke, dass die Trichocysten nur mit ihren peripherischen Enden in die- selbe tauchen; ihr Haupttheil erstreckt sich frei ins Entoplasma hinein, was sich deutlich daran erkennen lässt, dass die Trichocysten von dem peripherischen Entoplasmastrom affieirt werden; sie stehen nicht mehr senkrecht zur Oberfläche, sondern recht schief in der Richtung des Stromes. Ja, man sieht gelegentlich, dass der Strom einige Trichocysten losreisst und mit sich führt (Bütschli 1875). Mit der oben entwickelten Ansicht über die Bildung der Trichoeysten in den Alveolenkanten des Corticalplasmas lässt sich auch ihr Verhalten bei Nassula unschwer vereinigen. Wir bedürfen nur der Annahme, dass die Trichocyste zwar ursprünglich in der Alveolenkante angelegt wird und von dieser aus weiter wächst, dass sie jedoch wegen der Dünne der Cortiealschicht allmählich mit dem einen Ende in das Entoplasma tritt und von diesem vielleicht neuen Zuwachs erfährt. Abweichende Lagerungsverhältnisse zeigen ausschliesslich die Tricho- eysten von Strombidium suleatum. Nach Bütschli und Entz liegen sie gewöhnlich der Oberfläche parallel, nicht senkrecht zu ihr. Befänden sie sich wirklich im Grunde einer ringförmigen Falte der Oberfläche, wie Entz angiebt, so liesse sich die Abweichung leicht auf die Regel zurückführen; doch geht dies, wie gesagt, aus der Entz’schen Darstellung nicht sicher genug hervor. Kölliker (1864) glaubte bei P. Aurelia wahrzunehmen, dass jede Trichocyste von einem hellen Bläschen dicht umschlossen werde; spätere Beobachter fanden nichts dergleichen und Maupas leugnet diese Angabe gewiss mit Recht. Nur Entz bemerkte an den isolirten Trichocysten von Strombidium sulcatum die Abhebung eines äusserst feinen Häutchens. Wenn es gegenwärtig erlaubt ist, eine Deutung dieser Beobachtung zu versuchen, würde ich zunächst daran denken, dass es die Plasmahülle (etwa einer Alveolenkante entsprechend) ist, welche sich abhob. — Ganz bedeutungslos erscheint die Vermuthung Lanessan’s (649), dass jede Trichocyste in einer eingesenkten Tasche der Cuticula liege. Feinere innere Structurverhältnisse wurden bis jetzt selbst mit den stärksten Objectiven nicht beobachtet. Die Trichoeysten erscheinen durch- aus homogen und ziemlich dunkel. Dies verdient besondere Betonung, im Hinblick auf die gelegentlich ausgesprochene Vermuthung, dass die Gebilde eng schraubig aufgerollte Fäden seien oder dergleichen. Nur an den grossen Trichocysten einer Nassula aurea (60, 4e) beobachtete Bütschli eine gewisse Structur, d. h. die äussersten Enden waren dunkel, der grössere dazwischen liegende Abschnitt hell. 1464 Giliata. Auch über die chemische Natur der Organe ist zur Zeit wenig bekannt. — Sicher scheint, dass sie aus einer dem Plasma ähnlichen Substanz bestehen, also vornehmlich Eiweiss enthalten. Ihr chemisches Verhalten, wie ihr morphologisches Erscheinen schliesst sie den Reusen- stäbehen am nächsten an. Wie diese widerstehen sie nach der Isolirung dem Einfluss des Wassers lange (schon von Allman und Lachmann betont); sie werden auch von verdünnten Säuren nicht, leicht dagegen von Alkalien gelöst. Mit Jod, Hämatoxylin, Fuchsin oder Goldchlorid färben sie sich energisch (Bütschli, Maupas). Wie die Schlund- stäbchen werden sie sehr rasch von Pepsin verdaut (Schewiakoff für Nassula). Die ältere Angabe Stein’s (1859, p. 9—-10), dass die Trichocysten schon von Wasser oder Essigsäure sofort gelöst würden, ist ohne Zweifel irrig und erklärt sich vornehmlich da- durch, dass er sie nur im unausgeschnellten Zustand kannte, die ausgeschleuderten dagegen für Cilien hielt; natürlich fand er sie daher in der letzteren Gestalt, welche sie nach den be- schriebenen Manipulationen gewöhnlich haben, nicht wieder und erklärte sie für gelöst. Ausschnellung. Die typischen Trichocysten besitzen als charakte- ristische und funetionell bedeutungsvollste Eigenthümlichkeit das Vermögen, plötzlich zu viel längeren, faden- bis nadelartigen Gebilden auszuschnellen, gewissermaassen zu explodiren. So leicht dies bei manchen Ciliaten hervor- zurufen ist, so wenig wollte es bei anderen gelingen. Ueberhaupt wurde dies Vermögen bis Jetzt nur bei Paramaecium, Frontonia, Ophryo- glena, den Amphileptinen Dileptus und Loxophyllum, sowie Strombidium erwiesen. — Bei anderen (z. B. Nassula, Urocentrum ; Pleuronema nach Fabre) gelang es sogar trotz allen Bemühungen nicht, diese Erscheinung künstlich hervorzurufen, welche ebensowenig spontan eintritt. Mir scheint daher zweifellos, dass nur gewisse Trichocysten aus- schnellbar sind. Maupas will sogar zwei Kategorien der Trichocysten unterscheiden, welche er offensive und defensive nennt; die letzteren sind die als ausschnellbar aufgeführten, die ersteren hin- gegen solche, welche nach Maupas’ Meinung einfach ausgeschleudert würden, ohne dabei zu explodiren,. Hierher rechnet er die Organe der Trachelinen und der Enchelinen, doch wurde schon früher betont, dass wir einstweilen nur bei Prorodon echte Trichocysten anerkennen können, die angeblichen von Enchelys, Lacrymaria etc. dagegen den Schlundstäbchen zurechnen. — Einfaches Ausschleudern der Trichocysten wurde aber bis jetzt nie sicher beobachtet, auch nicht von Maupas, obgleich er es bei Lionotus, Lacry- maria und dem sog. Lagynus elongatus annimmt. Auch das von Balbiani behauptete Ausschleudern der Schlundstäbchen von Didinium nasutum ist sehr zweifelhaft, wie schon früher (p. 1369) gezeigt wurde. Wo bei den Verwandten, z B. Loxophyllum und Dileptus, eine Thätigkeit der Trichocysten gefunden wurde, war es das gleiche Ausschnellen, welches auch die sog. defensiven Trichocysten zeigen. Wir können deshalb die versuchte Unterscheidung zweier Trichocystensorten einstweilen nicht für begründet erachten, sondern nur zwischen ausschnellbaren und nicht explosibeln unterscheiden, Der Vorgang des Ausschnellens lässt sich nicht scharf verfolgen; er geschieht so rasch und plötzlich, mit einem gewissen Ruck, dass das Speciellere verborgen bleibt. Die relativ kurze Trichocyste verwandelt sich plötzlich in ein vielfach längeres und entsprechend feineres, nadel- artiges Gebilde, welches bei Param. Aurelia bis 33 u (gegen 4), Trichocysten (Ausschnellen). 1465 bei Frontonia leucas bis 60 « (gegen 6) erreicht. Die Gestalt bleibt, abgesehen von der Längsstreckung, im Wesentlichen dieselbe. Aehnlich erscheinen nach Bütschli auch die ausgeschnellten Trichoeysten von Strombidium suleatum gegenüber den ruhenden; wogegen sich die von Loxophyllum und Dileptus nach der Entladung als äusserst zarte haarartige Fäden ohne deutliche Zuspitzung der Enden darstellen (Claparede und Lachmann, Stein, Quennerstedt, Schewiakoff). Bei Paramaecium und Frontonia beobachtete Maupas am peripherischen Ende der explodirten Triehocysten einen etwas unregel- mässigen kleinen beutelförmigen Anhang, welcher sich in Hämatoxylin stark färbte (63, le). Schon Allman bemerkte häufig etwas Aehnliches an den ausgeschnellten Trichocysten von Frontonia, beurtheilt es aber als eine Umknickung des Fadenendes; so und nicht in der von Maupas gezeichneten beutelförmigen Gestalt erschien der Anhang auch Schewia- koff bei Frontonia. Ohne Zweifel sah auch Stokes (755) das Gleiche bei dem sog. Param. triehium (= P. putrinum) und bildete den Anhang als eine pfeilspitzenartige Verdieckung des äusseren Faden- endes ab. Ueber die Bedeutung der Erscheinung lässt sich augenblicklich schwer eine Vermuthung aussprechen. — Im Umkreis von getödteten Indi- viduen des Chilodon dubius, welcher nach Maupas längs der Cilien- furchen der Bauchseite Reihen trichocystenähnlicher Stäbchen besitzt, fanden sich zahlreiche kleine (4 uw) ankerartige Gebilde (Hauptstrahl und die beiden Ankerarme etwa gleichlang). Maupas’ Vermuthung, dass jene Anker die ausgeschnellten Trichocysten seien, scheint nicht unbegründet. Von besonderem Interesse sind die wenigen Fälle, wo die Tricho- cyste sich beim Ausschnellen als solche erhält und nur ein feiner langer Faden an ihrem peripheren Ende auftritt. Derartiges beschrieb zuerst Stein von Loxophyllum setigera Quennerst. Der ganze Rand dieser Ciliate ist gewöhnlich mit steifen, zwischen den Cilien hervor- ragenden Borsten besetzt (worauf sich auch der Name bezieht). Stein konnte feststellen, dass diese Borsten von den Trichocysten entspringen ; auch auf Lieberkühn’s Abbildung (uned. T. 1856) ist die Verlängerung der Borsten ins Innere des Randes deutlich zu erkennen (60, 1). Achn- liches beschrieb Entz von Strombidium suleatum. Die beim Zer- fliessen des Thiers zum Ausschnellen gebrachten Triehocysten waren der Form nach wohl erhalten, hatten aber am einen Ende einen etwa viermal so langen feinen Faden entwickelt (69, 8b). Ein gewisser Unterschied besteht insofern beim Ausschnellen der Triehoeysten noch, als die der Paramaecien dabei meist grossentheils aus dem Körper geschleudert werden, den sie in Massen umlagern (respect. von dem weiter schwimmenden Thier zurückgelassen werden); wogegen die Trichocysten der Trachelina mit ihren inneren Enden ge- wöhnlich im Körper verweilen und dann als Borsten zwischen den Cilien hervorragen, wie schon für Loxoph. setigera angegeben wurde. 1466 Ciliata. Die Entladung kann durch sehr verschiedene Einflüsse hervorgerufen werden, doch wurde bis jetzt nur selten spontanes Ausschnellen bemerkt. Bei dem erwähnten Loxoph. setigera muss dies sehr leicht eintreten; bei der Nahrungsaufnahme von Loxoph. armatum sah Lachmann (301) die Entladung. Dies scheinen jedoch auch die einzigen sicheren Angaben über spontanes Ausschnellen zu sein; dennoch zweifle ich nicht, dass es durch genaueres Studium öfters zu constatiren sein wird. Druck oder Eintrocknen der Flüssigkeit (was ähnlich wirkt), ferner so ziemlieh sämmtliche Reagentien, welche plötzlichen Tod unter Gerinnung herbeiführen (besonders verdünnte Säuren), bewirken das Ausschnellen. (Vergl. hierüber namentlich Du Plessis 368.) Dass auch Inductionsschläge ähnlich wirken, liess das Vorbemerkte schon vermutben; Wrzesniowski (1869) verfolgte es bei Param. Aurelia direct. Schwache Schläge bringen nur einen Theil der Organe zum Ausschnellen, stärkere schliess- lich alle. Der Mechanismus des Ausschnellens und dem entsprechend der mög- liche feinere Bau der Organe wurde recht verschieden beurtheilt; eine gesicherte Vorstellung bis jetzt aber noch nicht erreicht. Allman wollte bemerkt haben, dass die Trichocysten der Frontonia nach ihrer Iso- lirung zunächst zu kleinen kugligen Bläschen würden, aus welchen dann plötzlich ein spiral zu- sammengerollter Faden hervortrete, der sich fast momentan aufrolle. Kein späterer Beobachter konnte diese Schilderung bestätigen, welche daher wohl nicht zutrifft; die Explosion erfolgt vielmehr, wie bemerkt, so rasch, dass weder von einem Bläschen, noch einem spiral aufge- rollten Faden etwas zu sehen ist. Kölliker (1864) nahm an, dass die ruhende Trichocyste einen in engen Schraubenwindungen aufgerollten Faden darstelle, welcher sich bei der Ent- ladung plötzlich strecke. Dieser Auffassung stimmte im Wesentlichen auch Maupas bei; wogegen Bütschli (1873), gestützt auf die dunklen Enden der Trichocysten von Nassula aurea, vermuthete, dass jedes Ende einen aufgerollten Faden enthalte, analog dem einen Faden der gewöhnlichen Nesselkapseln. Stein widerstrebten solche Vorstellungen; selbst als er 1867 das Ausschnellen für Paramaecium zugeben musste. Er hielt die Entladung durch Essigsäure für einen „wider- natürlichen‘ Vorgang, doch könnten auch Körpercontractionen eine solche hervorrufen. Letzteres benrtheilte er dann wohl als eine normale Erscheinung. Den Vorgang der Aus- schnellung dachte er sich so, dass die „zähe, ausdehnsame‘“ Substanz der Trichocysten in einen längeren Faden einfach ausgezogen, oder vielleicht besser ausgedrückt, als Faden hervorgepresst werde. Wir können dieser Deutung nicht wohl zustimmen, da einmal die Annahme einer zähen, fadenziehenden Beschaflenheit der Trichocysten ohne Begründung ist, und ferner das häufig zu verfolgende plötzliche Ausschnellen isolirter Trichocysten unter Wassereinwirkung der Erklärung widerspricht. Für einen nesselkapselartigen Bau der Trichocysten sprechen besonders zwei Momente. Einmal die Beobachtung, ‘dass bei gewissen ausgeschnellten Trichocysten wirklich ein Faden dem anscheinend wenig veränderten Gebilde angefügt ist (Strombidium und wahrscheinlich Loxophyllum setigera), ferner das Auftreten echter Kapseln bei Epistylis Umbel- laria. Obgleich die Anwesenheit eines bis zweier ausschnellbarer Fäden in den Tricho- cysten hierdurch wahrscheinlicher wird, scheint mir dies für sämmtliche explosibeln Tricho- cysten doch recht zweifelhaft. Einmal ist es unmöglich, etwas zu beobachten, was hier- auf hinwiese; wobei ich aber gern anerkenne, dass die Verhältnisse die Grenze der Leistungs- fähigkeit unserer Objective erreichen, vielleicht sogar überschreiten. Dazu gesellt sich die grosse Aehnlichkeit zwischen Trichocysten, namentlich ausgeschnellten, und den Stäbchen des Reusenapparats zahlreicher Holotrichen. Diese Aehnlichkeit geht soweit, dass bekanntlich Trichocysten (Ausschnellen, Function). 1467 manche Forscher, wie Balbiani und Maupas, die Reusenstäbchen von Didinium, Lacry- maria und anderen geradezu für nicht ausschnellbare Trichocysten erklären. Ich glaube auch, dass beide Gebilde nahe verwandt sind, und erkenne gern an, dass für die im Körper der Lacrymaria coronata und des Lagynus elongatus zerstreuten Stäbchen Zweifel be- stehen, ob sie als Schlundstäbchen oder als Trichocysten gelten sollen. An den Schlundstäbchen wird nun schwerlich Jemand einen complieirten Bau suchen; es könnte daher auch wohl sein, dass selbst ausschnellbare Trichocysten keinen solchen besitzen. Wir könnten uns Gebilde vorstellen, ohne besondere Structurverhältnisse, zum mindesten ohne schraubige Aufrollung oder innere, ausschnellbare Fäden, welche sich gewissermaassen in einem stark contrahirten Zustand befinden, aus dem sie schon durch geringfügige Reize in plötzliche Streckung übergehen. Die Möglichkeit einer solchen Auffassung scheint mir um so beachtenswerther, als schon früher erwogen wurde, dass auch die Reusenstäbchen z. Th. contractile Eigenschaften besitzen mögen. Direete Beobachtungen über die Function der Trichocysten fehlen leider fast völlig. Die einzige thatsächliche Feststellung ist jene Be- obachtung Lachmann’s, welcher die Trichocysten eines Loxophyllum armatum gegen ein Cycelidium ausschnellen und dasselbe paralysiren sah. Hieran reihen sich ähnliche Erfahrungen über die sofortige Paraly- sirung kleiner Infusorien, welche mit dem Rüssel von Dileptus in Be- rührung geriethen (Quennerstedt II. p. 6—7); Maupas berichtet das Gleiche von Lionotus duplostriatus. Beide Forscher konnten jedoch ausgeschleuderte Trichocysten dabei nicht beobachten, vermuthen den Vor- gang vielmehr nur wegen der Immobilisirung der Beute. Auch bei dem sogen. Lagynus elongatus und Enchelys farcimen bemerkte Maupas die Immobilisirung der Beute, sobald dieselbe von dem gefrässigen Maul der Räuber erreicht wird, und ist deshalb der Ansicht, dass auch die Schlundstäbchen dieser Infusorien Trichocysten seien. Für Didinium behauptete bekanntlich Balbiani das Gleiche. Wie schon mehrfach bemerkt wurde, halte ich diese Auffassung nicht für zutreffend, zum mindesten für recht unwahrscheinlich, im Hinblick auf jene zahlreichen Ciliaten, deren Schlundstäbchen sicher keine solche Function besitzen. Die Immobilisirung kann wohl auch in anderer Weise geschehen; bei den Heliozoen (s. p. 294) tritt sie durch Berührung mit den Pseudopodien ein und ähnlich wirken auch die Tentakel der Suctorien auf die Beute. In beiden Fällen kommen jedenfalls keine Trichocysten ins Spiel. Nach allem bleibt die Annahme die naturgemässeste, dass die aus- schnellbaren Trichocysten theils als Angriffs-, theils als Schutzorgane funetioniren und zu diesem Behufe gelegentlich spontan entladen werden. Da wir wissen, dass schon Druck und sonstige geringfügige Ein- wirkungen das Ausschnellen bewirken, so ist wahrscheinlich, dass die Entladung eintritt, wenn z. B. eine derartige Ciliate von einem grösseren Wesen bedroht oder belästigt wird und dass ihr dieselbe Schutz gewährt. Welche Bedeutung dagegen die nicht ausschnellbaren Trichocysten haben, bedarf weiterer Aufklärung. Im Laufe der Zeit erfuhren die Trichocysten mannigfache Deutungen. Aus dem historischen Abschnitt wissen wir, dass die ausgeschnellten Organe schon von Ellis, Spallanzani und Müller bemerkt wurden. Erst OÖ. Schmidt (1849) lenkte jedoch die Aufmerksamkeit auf die unausgeschnellten, obgleich sie Ehrenberg schon gelegentlich be- merkt hatte. Schmidt verglich sie mit den sog. Stäbchen der Turbellarien, welche jedoch selbst recht verschieden gedeutet wurden. Allman (1855) erkannte zuerst das Ausschnellen und suchte ihre Verwandtschaft mit den Nesselkapseln der Üoelenteraten nachzuweisen, ob- 1468 Ciliata. gleich ihn die Einzelligkeit der Infusorien, welcher er zustimmte, zweifeln liess, ob eine wirk- liche Identität der Trichocysten und Nesselkapseln bestehe. Energischer traten für diese Zu- sammenstellung Claparede und Lachmann, Kölliker (1864), Quennerstedt (Di- leptus), Wrzesniowski (1869) und neuerdings namentlich Maupas (1883) ein. Stein lehnte diese Auffassung stets ab. 1859 war ihm das Ausschnellen noch unbe- kannt; er verwarf daher auch natürlich die Allman’sche Deutung und erklärte die Tricho- cysten für „Tastkörperchen‘“, welche ähnlich den Turbellarienstäbchen das Tasten unter- stützen sollten. Namentlich ihre Anhäufung im Rüssel der Trachelinen schien eine solche Function anzuzeigen. Gegen Allman sprach sich auch Eberhard (1862) aus; Quenner- stedt (II) und Balbiani (1873) hielten die Deutung Stein’s wenigstens für einen Theil der Trichocysten aufrecht. Obgleich Stein 1867 das Ausschnellen zugeben musste, bestritt er doch den Vergleich mit Nesselkapseln, indem er den Mechanismus der Entladung für grund- verschieden von dem Vorgang bei den Nesselkapseln erachtete (vergl. oben p. 1466), ja das Ausschnellen überhaupt als einen pathologischen oder gewaltsam herbeigeführten,, jedenfalls unnatürlichen Vorgang erklärte. 1870 sprach sich Wrzesniowski recht unsicher über die Organe der Trachelinen aus, welche er „Stabkörperchen“ nannte. Weder das Aus- schnellen wurde bemerkt, noch ihre Function beurtheilt. Ueber Dileptus bemerkte W. sogar, dass er es unentschieden lasse, ob sie Nesselorgane oder „Fettkörper“ (ob Druckfehler für Tastkörper ?) seien. — Greeff plaidirte endlich 1870 (467 Vorl. Mitth.) für die Stützfunction der Trichocysten, in welchen er eine Art „Hautskelet‘“ erblickte. Wir sprachen uns schon oben über die möglichen Beziehungen der Trichocysten zu den Nesselkapseln aus und gehen daher gleich zur Schilderung der Gebilde von Epistylis Umbellaria über, deren zweifel- lose Ucbereinstimmung mit echten Nesselkapseln den Vergleich der Trichocysten mit letzteren sehr unterstützte. Die Nesselorgane der Epistylis Umbellaria entdeckten Clapar&ede und Lachmann 1858. Sie liegen ziemlich zerstreut in der Cortiealschicht, der Oberfläche parallel, nicht senkrecht zu derselben. Mit seltenen Ausnahmen (Clapar&de, Greeft) sind stets zwei der läng- lichen, etwas bohnenförmigen Kapseln paarweise zusammengestellt (74, 76, e), indem sie sich mit ihren geraden oder sogar etwas concaven Längsseiten berühren. Engelmann fand gewöhnlich 12—20 Kapsel- paare, von selten über 85 w Länge. Greeff bildet jedoch ca. 30 in einem Individuen ab, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Abbildung wohl nur die der einen Seite darstellt. Die beiden Kapselpole sind mässig zugespitzt; der eine ist etwas stumpfer und von ihm entspringt der in dem Kapselinnern aufgerollte Faden. Letzterer läuft, wie in den Kapseln der Coelenteraten zunächst eine kleine Strecke in der Axe nach hinten und rollt sich hierauf in engen Schraubenwindungen auf. Haupt- sächlich deshalb erscheint wohl das stumpfe Ende hell, der grössere Theil der Kapsel dagegen, welcher den dicht aufgerollten Fadenabschnitt enthält, dunkel. Die gleichnamigen Kapselpole sind gewöhnlich in den Paaren gleichgerichtet, zuweilen (Bütschli) schauen sie jedoch auch nach entgegengesetzten Seiten. Spontane Entladung wurde bis jetzt nie beobachtet; doch kann man die Kapseln durch Druck leicht zur Explosion bringen. Der Faden tritt dann in etwa 8—10Ofacher Länge der Kapsel hervor und die ziemlich derbe Wand der letzteren ist deutlich zu erkennen. Nach Greeff widerstehen die Kapseln der Einwirkung von Kali. Dass die Gebilde echte Nesselkapseln sind und daher auch zweifellos Nesselkapseln. Glycogen. 1469 wie solehe funetioniren ist nicht fraglich; ebenso wenig jedoch, dass sie gennine Erzeugnisse der Epistylis sind. Schon die paarweise Ver- einigung ist so charakteristisch, dass jeder Zweifel unmöglich scheint. Die Entdecker der Organe, Claparede und L., bemerkten den Faden nicht und wagten kein Urtheil über ihre Bedeutung. Auch Engelmann (1862, p. 26) kam nicht weiter. Erst Greeff entdeckte den Faden und das Ausschnellen. Dennoch zögerte er, sie bestimmt als Nesselkapseln anzuerkennen, da die Möglichkeit, dass sie von Aussen eingedrungen seien, nicht ausgeschlossen wäre; wenn das letztere der Fall, so seien sie eventuell als Pilzsporen zu be- trachten. Bütschli beobachtete die Gebilde 1875 und bestätigte ihr Vorkommen (1876, p. 32, Anm.). Seine Beobachtungen wurden schon oben berücksichtigt. I. Verschiedenartige Einschlüsse (Stoffwechselerzeugnisse) des Plasmas. Leider stehen die Forschungen über die nachstehend zu betrachtenden Plasmaeinschlüse noch auf recht niederer Stufe. Darunter leidet natürlich der Versuch einer geordneten Darstellung; eine solche ist manchmal geradezu ausgeschlossen, da gewisse Einschlüsse, die wegen äusserer Aehnlichkeit genähert werden, chemisch vielleicht grundverschieden sind. Der Verfasser bittet daher um Nachsicht und hofft, dass die Zusammen- fassung der Ergebnisse zu eingehenderen Untersuchungen anregen möge. a. Glyeogen und andere Kohlenhydrate. 1880 bemerkte Certes (590), dass zahlreiche Ciliaten bei Behand- lung mit Jodserum eine mahagonibraune oder weinrothe Färbung an- nehmen. Er schloss hieraus auf die Gegenwart von Glycogen, das sich bekanntlich unter diesen Bedingungen, resp. bei Behandlung mit Jod- jodkaliumlösung in der angegebenen Weise färbt. Auch zeigte er, dass die Farbe, wie es beim Glycogen der Fall ist, durch Erwärmung schwindet, um beim Erkalten wiederzukehren. Ueber die Form, in welcher das Glyeogen im Plasma vorkommt, erfuhren wir nicht viel Bestimmtes. Bei Chilodon sollte es in kleinen (8—16 u) Granulationen auftreten; auch scheint Certes die zahlreichen kleinen Körnchen des Entoplasmas anderer Ciliaten als Glycogen betrachtet zu haben. 1885 erklärt er sogar die sog. Sarkodetropfen, welche beim Zerfliessen auftreten, für Glycogen, was jedenfalls unrichtig ist. Genaueres über das Glycogen verdanken wir den Untersuchungen Maupas’ und Barfurth’s (747 u. 721). Ersterer studirte speciellParamaecium Aurelia und fand (mittels Jodfärbung) gelöstes Glycogen im Entoplasma diffus verbreitet. Bald färbt sich letzteres total, bald nur stellenweise braun, oder die Färbung beschränkt sich auf eine gewisse Körperpartie. Beim Pressen derartig gefärbter Thiere quillt das Glyeogen als braune Masse hervor und löst sich im umgebenden Wasser auf, so dass das Plasma schliesslich grünlich- gelb gefärbt zurückbleibt. Werden mit Alkchol getödtete Thiere, deren Alveolarschicht abgehoben ist, nach Entfernung des Alkohols mit Jod- lösung behandelt, so bräunt sich speciell die zwischen der abgehobenen Alveolarschicht und dem eondensirten Entoplasma enthaltene Flüssigkeit, ein Zeichen, dass sich das Glycogen in letzterer gelöst hat. Behandelt man solche Präparate mit Alkohol, so sollen in dieser Flüssigkeit kleine 1470 Ciliata. Granulationen auftreten, welche als durch Alkohol gefälltes Giycogen gedeutet wurden. Man kann das Glycogen auch so aus den Paramaecien ausziehen, dass man eine grössere Menge derselben auf dem Objeetträger antrocknet und dann einen Tropfen der Jodlösung zusetzt. Trocknet dieser Tropfen allmählich ein, so tritt das Glycogen braun gefärbt aus und hinterlässt am Tropfenrand eine braune Zone. — Bemerkenswerth ist, dass Maupas gelegentlich auch Culturen von Paramaecien fand, welche durchaus kein Glycogen enthielten. Die gleichzeitigen Forschungen Barfurth’s (721) sicherten den Glyeogennachweis bedeutend. Achnlich Certes und Maupas wies auch B. das Glycogen durch die Jodreaction bei Opalina, Param. Aurelia, Bursaria und Vorticella mierostoma nach. Dabei zeigte sich, dass die braunroth gefärbten Glycogenstellen bei Opalina häufig den Körperstreifen folgen. . Doch fand auch er, dass das Glycogen bei Opalina nicht constant vorkommt. — Er versuchte es schliesslich aus Infusorien direct darzustellen. Zu diesem Zweck wurde eine reiche Cultur von Glaucoma scintillans in Amnionwasser der Kuh her- gestellt; dieselbe schliesslich ganz eingedampft und der Rückstand nach der Brücke’schen Methode auf Glycogen verarbeitet. Es gelang einen Körper in sehr geringer Menge zu erhalten, weleher die Zucker- reaction, sowie die übrigen charakteristischen Reactionen des Glycogens zeigte. Ganz einwurfsfrei ist dieser Versuch insofern nicht, als eine solche Cultur neben Glaucoma jedenfalls noch grosse Mengen anderer Organismen (namentlich Bacterien und Flagellaten) enthielt, welche nicht eliminirt wurden. Paraglycogen (Zooamylum Maupas). Bei gewissen parasitischen Heterotrichen, Nyetotherus und Balantidium, wahrscheinlich aber auch noch anderen parasitischen Plagiotominen, ist das Ento- plasma gewöhnlich dicht von kleinen bis grösseren Körnern erfüllt, die ziemlich stark lichtbrechend und daher dunkel bis etwas glänzend erscheinen. Ihre Gestalt ist meist oval bis länglich, z. Th. auch ziemlich unregelmässig. Die Dimensionen schwanken bei Nyetotherus ovalis von molekulärer Kleinheit bis etwa 11 « (Bütschli).*) Die grösseren Körner sollen nach Maupas (748) deutlich geschichtet sein. Bütschli sah bei scharfer Einstellung gewöhnlich nur einen zarten hellen Saum und eine dunklere Hauptmasse. — Die Körner sind doppelbrechend und geben bei gekreuzten Nichols das bekannte Kreuz der Stärkekörner (Maupas). Bütschli wies zuerst (1870) die Identität dieser Einschlüsse mit den früher (p. 517) besprochenen Körnern der Gregarinen nach und glaubte sie als eine amyloidartige Substanz ansprechen zu müssen, gegen- *) Ueber das Vorkommen einer dem Amyloid verwandten Substanz in einigen niederen Thieren. Arch. f. Anatomie und Physiologie. 1870. p. 362. Glycogen und Paraglycogen. 1471 über Stein (1867), welcher sie für Fett erklärt hatte. Für die Gregarinen- körner wurde Bütschli’s frühere Ansicht noch in diesem Werk vor- getragen; dieselbe ist daher, dem Folgenden entsprechend, zu modificiren. In einem nichtparasitischen Infusor, Strombidium suleatum, fand B. (1875) dieselben Einschlüsse; ihre Gestalt war aber eine plättchen- förmige, mit polygonalen, scharfen Umrissen, erinnerte also an Krystalle. Vor Kurzem überzeugte sich endlich Maupas (811), dass die Körner, welche sich um den neuentstandenen Maeronucleus conjugirter Onycho- dromus anhäufen, hauptsächlich aus Paraglycogen bestehen. Da solche Körneransammlungen bei conjugirten Hypotrichen ganz allgemein auftreten und ähnliche Einschlüsse im Entoplasma dieser Ciliaten verbreitet sind, ist wahrscheinlich, dass das Paraglycogen bei den Oxytriehinen häufig vorkommt. Durch erneute Untersuchungen konnte Bütschli*), die Natur der Gregarinenkörner und damit auch die der übereinstimmenden Ein- schlüsse der Ciliaten bestimmter ermitteln. Es stellte sich heraus, dass ein dem Glycogen nahe verwandter Körper vorliegt, welcher sich jedoch in einigen Punkten wesentlich unterscheidet. Er ist in kaltem Wasser nicht oder doch sehr schwer löslich; heisses bringt ihn dagegen zum Quellen und löst ihn allmählich. In Alkohol und Aether ist er unlöslich und wird von ersterem aus der wässerigen Lösung gefällt. Im festen Zustand färbt ihn Jod braun bis braunviolett, im gequollenen oder ge- lösten dagegen weinroth bis purpurroth; darauf beruht jedenfalls auch die Farbenveränderung, welche die mit J gefärbten Körner bei Zusatz starker Schwefelsäure erfahren (Bütschli 1870). Durch Speichelzusatz wird die wässerige Lösung rasch verändert, wobei die Jodreaction erlischt; doch entstehen dabei höchstens Spuren von reducirendem Zucker. Die Verwand- lung in solchen gelingt dagegen meist leicht durch längeres Kochen mit verdünnter Schwefelsäure. Auf Grund dieser Reactionen unterschied Bütschli den fraglichen Körper als Paraglycogen von dem typischen Glycogen. Doch ist nicht zu verkennen, dass er auch nahe Be- ziehungen zu den Dextrinen besitzt, denselben vielleicht noch richtiger zugerechnet werden darf. Ziemlich gleichzeitig kam auch Maupas (748) zu einem ähnlichen Resultat, doch -differiren seine Untersuchungen von denen B.’s in einigen Punkten. Nach M. soll die mit heissem Wasser, wie auch die mit Diastase bereitete Lösung Fehling’sche Flüssigkeit redueiren. Ich muss dagegen betonen, dass die unveränderte wässerige Lösung nicht reducirt. Maupas hob hervor, dass die Jodreaction der Körner mit jener der sog. Florideen- stärke völlig übereinstimme und nennt den Körper daher Zooamylum. Meiner Auffassung nach wäre zu untersuchen, ob nicht vielmehr die sog. Florideestärke auch die übrigen Reactionen des Paraglycogens besitzt und daher richtiger diesem angeschlossen wird. *), Bütschli, Bemerkungen über einen dem Glycogen verwandten Körper in den Gre- garinen. Zeitschr. f. Biologie Bd. 21, p. 603—12. 1885. 1472 Ciliata. Barfurth hielt die Körner des Nyetotherus cordiformis für echtes Glycogen. Amylum. Feste Stärkekörner, die nicht gefressen, sondern eventuell endogene Erzeugnisse des Plasmas sind, kommen mit einer zweifelhaften Aus- nahme nicht vor. Letztere betrifft den parasitischen Nyetotherus cordi- formis, welchen Stein nicht selten dieht mit kleinen rundlichen Stärke- körnern erfüllt fand. Dieselben schienen stets eine centrale, bald grössere, bald kleinere, lichte Höhle zu enthalten und erwiesen sich theils als linsen- förmig, planeonvex oder uhrglasförmig. Nach letzterer Angabe scheint mir die Annahme einer centralen Höhle etwas zweifelhaft. Stein erörtert . die Frage nach der Herkunft dieser Stärkekörner nicht. Berücksichtigen wir, dass N. cordif. im Enddarm des Frosches lebt, welcher wohl kaum amylumhaltige Nahrung geniesst, so scheint nicht ausgeschlossen, dass es sich um selbsterzeugte Stärke handelt. Zucker. Schon Stein vermuthete (1854 p. S1 und 201—2) wegen der röthlichen Färbung, die Vorticellinen (speciellOpercularia articulata und Vorticella micro- stoma) bei Zusatz concentrirter Schwefelsäure annehmen, dass in ihrem Plasma Zucker vorkomme. Bekanntlich werden mit Zuckerlösung getränkte Eiweisskörper von concentrirter Schwefelsäure geröthet. 1883 neigte auch Engelmann für seine grüne Vorticelle wegen derselben Reaction dieser Annahme zu. Auf Zusatz concentrirter Schwefelsäure wird die Vorticelle braungelb, mit einem deutlichen Stich ins Purpurrothe. Dagegen erhielt er bei zahlreichen farblosen Vorticellidinen mit concentrirter Schwefelsäure keine Rothfärbung, ent- gesen den bestimmten Angaben Stein’s, deren sich E. nicht erinnerte, Obgleich also die Frage noch recht unsicher liegt, ist doch das Vorkommen gelösten Zuckers im Plasma mancher Ciliaten um so wahrscheinlicher, nachdem die Gegenwart des Glycogens bekannt wurde. Immerhin fragt es sich, ob nicht auch dieses die betreffende Re- action veranlassen kann. Cellulose. K. Brandt (548) fand, dass bei successiver Behandlung verschiedener Giliaten (Paramaecium, Vorticella. Epistylis) und anderer Protozoön mit Kochsalz- (10°/,) und Sodalösung (1°/,) ein schleimiger Rückstand bleibt. Derselbe sei unlöslich in Wasser, werde dagegen von Salzsäure oder Kupferoxydammonjak gelöst. Br. hält ihn des- halb für einen cellulosenartigen Körper. Er färbe sich im lebenden Thier mit Bismarck- braun. Bei dieser Gelegenheit werde noch daran erinnert, dass Rood (248) einst einen Kieselsäuregehalt des Paramaecium Aurelia erweisen wollte. Die Infusorien sollten beim Verbrennen einen Rückstand hinterlassen, welcher sich in CIH nicht löse. b. Pigmente. Leider gilt hinsichtlich der Pigmente, was für die Fette und andere Einschlüsse zu wiederholen sein wird, dass sich die seitherige Untersuchung meist auf blosse mikroskopische Betrachtung be- schränkte. Schon die erste Frage, welche wir bezüglich der Pigmente aufzu- werfen haben, ob nämlich neben körnigen oder tropfenförmigen Farb- stoffen auch diffuse Durchtränkung, resp. Tingirung des Plasmas (eventuell auch des Chylemas) vorkommt, lässt sich zur Zeit kaum genügend ent- scheiden. Zwar bemerkten schon Clapar&de und L., dass die Pigmente stets granulär seien, und Stein äusserte sich 1859 ähnlich, zählte aber nichtsdestoweniger viele Ciliaten auf, welchen eine durchaus diffuse Plasmafärbung, resp. eine Durchtränkung des Plasmas mit Farbstoll Pigmente (Chlorophyll u. Verwandtes). 1473 eigen sei. Für manche derselben (z. B. Stentor und Blepharisma) corrigirte er diese Angaben später (1867) selbst. Immerhin bleiben noch zahlreiche, für welche die Ent- scheidung aussteht. Auch andere Forscher schilderten diffuse Plasmafärbungen; so Wrzes- niowski und Quennerstedt (Dileptus), namentlich aber Entz (1584 und 1888) bei einer ganzen Reihe von Oxytrichinen und Chlamydodonten, woran sich weitere Angaben von Gruber (Lionotus pictus) und Stokes (Opalina flava) reihen, abgesehen von einigen anderen. Wie unsicher diese Berichte sind, ergibt sich schon daraus, dass Maupas (1883) für zwei gefärbte ÖOxytrichinen (Holosticha multinucleata und Uroleptus rosco- vianus), welche den von Entz studirten sehr nahe verwandt sind, die granuläre Natur des Pigments bestimmt angibt. Dies und Weiteres, wovon später die Rede sein wird, bestimmt uns, auch die sonstigen Angaben über diffuse Plasmafärbung einstweilen noch für zweifelhaft zu halten. Ebenso unsicher ist die Frage nach der Herkunft der Pigmente. Schon Stein (1859) war geneigt, alle Farbstoffe von der Zersetzung gefärbter Nahrung abzuleiten. Entz (1884, 1888) schloss sich ihm an; als Quelle der Pigmente betrachtet letzterer die Farbstoffe ge- fressener Algen, durch deren Zersetzung die verschiedenen Pig- mente entstäinden. Zu diesen Vermuthungen gaben die bald zu besprechenden Färbungserscheinungen von Nassula und Verwandten wohl vorzugsweise Veranlassung, wo sich die Wanderung des Nahrungs- farbstoffs im Plasma thatsächlich eonstatiren lässt. In so allgemeiner Weise hingegen, wie es Stein und Entz annehmen, ist der obige Ausspruch gegenwärtig nicht zu rechtfertigen. Selbstverständlich erscheint zwar, dass die Farbstoffe auf die Nahrung als letzte Quelle zurückzuführen sind; dass sie jedoch stets einfache Derivate der Nahrungs- pigwente sind, ist »icht nur zweifelhaft, sondern unwahrscheinlich. Einmal aus dem Grunde, weil zahlreiche Ciliaten gefärbte Algen und sonstige einzellige Wesen fressen und doch nie Pigmente enthalten, Ferner dürfte sich für andere, wie z. B. die verschiedenen pigmentirten Sten- toren, wohl nachweisen lassen, dass ihre Farbstoffe nicht direet auf Nahrungspigmente zurückzuführen sind; wenigstens scheinen sich ungefärbte Arten, wie St. polymorphus und Roeselii nicht von anderen Stoffen zu ernähren wie die lebhaft gefärbten. Vorauszuschicken ist noch, dass die grüne Farbe vieler Ciliaten, mit Ausnahme eines gleich zu schildernden Falles, von der Einlagerung grüner Zellen herrührt, welche die neuere Forschung als selbstständige, nicht zum Organismus der Infusorien gehörige Wesen, die sog. Zoochlorellen, er- kannte. Ihre Besprechung fällt demnach einem späteren Absehnitt zu. Chlorophyll und andere, wahrscheinlich diffus ver- theilte Farbstoffe. Das einzige sichere Beispiel diffuser Plasmafärbung ist um so interessanter, als es sich dabei um Chlorophyll handelt; doch schliessen sich diesem Vorkommen wohl noch weitere an. Engel- mann (1883) entdeekte nämlich eine Vorticelle (nahe verwandt mit V. CampanulaE.), deren Pellieula und Corticalschicht deutlich, aber schwach grün war. Der Farbstoff verhielt sich speetroskopisch und chemisch wie Chlorophyll. Die Pellicula war merklich intensiver, die Bronn Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 95 1474 Ciliata. Cortiealschicht sehr blass gefärbt; doch trat ihre Färbung in der hinteren Verdiekung deutlich hervor. Am stärksten grün erschien stets der Peri- stomsaum, ungefärbt dagegen die Peristomscheibe und der Diseus. Farb- los waren stets das Entoplasma und der Kern. Zuweilen fand sich der srüne Farbstoff nicht mehr diffus im Ectoplasma vor, sondern hatte sich zu kleinen, fettartigen Kügelchen vereinigt, deren allmähliche Ausbildung an normalen Thieren unter dem Mikroskop verfolgt werden konnte. Der- artige Kügelchen (bis 0,6 « i. D.) fanden sich „späterhin“ grossen- tbeils aussen auf der Pellieula; auch scheinen sie gelegentlich in grössere zusammenzufliessen. — Bildeten sich am Rand der Vorticella allmählich die bekannten Sarkodetropfen, so waren dieselben deutlich grün gefärbt und schlossen häufig noch die erwähnten grünen Kügelchen ein. Besonders interessant ist, dass die Sauerstoffentwicklung der Vorticelle im Licht mittels der Bacterienmethode festgestellt wurde. Dagegen konnte weder Stärke noch Fett im Plasma nachgewiesen werden. Engelmann schliesst hieraus, dass diese Vorticelle thatsächlich mittels ihres Chlorophylis pflanzlich assimilirt. Daneben nimmt sie jedoch reich- lich feste Nahrung auf. E. zählt einige Gründe auf, welche es wahrscheinlich machen sollen, dass die thierische Ernährung schwächer sei, wie bei anderen Vorticellen; mir scheinen dieselben aber nicht sehr gewichtig. Zum ıindesten beweist der Mangel grösserer Nahrungskörper nichts, da die Vorticellen solche überhaupt nicht häufig geniessen. Nach einer früheren Beobachtung glaubt E. ferner »elegentliche diffuse Chlorophylifärbung bei Cothurnia crystallina an- nehmen zu dürfen. Stokes beschrieb (752) eine Vorticella smaragdina mit angeblich diffuser grüner Pigmentirung „des ganzen Parenchyms“. Auch Salitt (711) beobachtete die Enselmann’sche Vorticelle, welche er mit der von Ehrenberg beschriebenen, grünen V. chlorostigma identificirt. Dies ist sicherlich unrichtig; letztere Form ist durch Zoochlorellen grün gefärbt. Ebensowenig kann ich die Angabe S.s, dass das Chlorophyll diffus im Entoplasma vertheilt sei, für zutreffend halten. Ganz ähnlich der Engelmann’schen grünen Vorticelle verhält sich die von Ehrenberg entdeckte gelbe Vorticella eitrina (wenigstens bezeichne ich die von mir studirte gelbe, Carchesium ähnliche Vorticelle so). Die gelbe Färbung beschränkt sich auch hier wesentlich auf die Pellicula, auf welcher häufig Reihen von Knötchen sassen, die vorzugs- weise den Farbstoff enthielten (den Engelmann’schen Kügelchen ent- sprechend). Die hervordringenden Sarkodetropfen sind recht intensiv, sogar braun gefärbt (Bütschli, nach Beobachtungen von 1875). Alles spricht demnach dafür, dass Vorticella eitrina sich wesentlich wie die Engelmann’sche Form verhält, jedoch gelbes bis braunes Chromo- phyll (Diatomin?) führt. Gelbe Färbung der Pellieula findet sich ferner zuweilen bei den Opercularien; auch Epistylis Umbellaria er- scheint gewöhnlich gelblich bis gelbbraun (Greeff). Genaueres ist hier nicht bekannt. Unter diesen Umständen scheint es möglich, dass die gelbliche bis bräunliche Färbung, welche bei manchen anderen Ciliaten beschrieben wurde, auf einer ähnlichen diffusen Pig- mentirung des Ectoplasmas beruht; doch bedürfen alle diese Fälle speciellerer Untersuchung. Hierher könnte man eventuell ziehen: die angeblich diffuse strohgelbe Färbung von Pigmente (Chlorophyll u. Verwandtes; Pigm, der Alveolarschicht). 1475 Onychodactylus (Entz — der damit wohl sicher identische Ohlamydodon pachy- dermus Perejaslawzewa soll dagegen bläulich sein); ferner die gelbe Färbung des Lio- notus pictus Gruber und die schwach bräunliche bis gelbliche mancher anderer Formen (Dinophrya, Didinium, Dileptus u. A.). Wir werden auf diese Fälle z. Th. noch zurück- kommen. Feinkörnige Pigmente der Alveolarschicht. Die Alveolar- schicht einiger Heterotrichen ist von einem feinkörnigen, verschiedenfarbigen Pigment in charakteristischer Weise erfüllt. Schon bei der Schilderung dieser Ectoplasmalage gedachten wir gelegentlich dieser Erscheinung und vermutheten, dass die gewöhnlichen farblosen Körner dieser Schicht den gefärbten entsprechen dürften. Später soll gezeigt werden, dass die Pigmentirung der Alveolarschicht wahrscheinlich weiter verbreitet ist. Am bekanntesten ist das verschieden nüaneirte blaue Pigment von Stentor coeruleus, welches bei Follieulina wiederkehrt. Die Pigmentkörnchen sind stets sehr klein und liegen in der Gerüstsubstanz, speciell den Alveolenkanten (s. Fig. 14, p. 1298). Wie bemerkt, varüirt die Färbung des Stentors und der Folliculina beträchtlich, sowohl hinsichtlich der Intensität wie der Nüance. Es kommen gelegent- lich ganz farblose Individuen vor. Man begegnet Abstufungen von lichtbläulichgrau bis intensiv himmel- oder kornblumen- blau, doch geht die Farbe häufig auch ins blaugrüne über, wird sogar manchmal span- bis meergrün. Letztere Nuance ist auch bei Folliculina häufig; von dieser Gattung wurden gelegentlich auch ganz farblose (Lagotia hyalina Wright) und tief schwarzblaue Varietäten (Lagotia atropurpurea Wright) beobachtet. Weiterhin scheint die Farbe von Stentor coeruleus auch ins Rothe übergehen zu können. Wenigstens versichert Perty rothe, violette bis pfirsichblüthenfarbige Exemplare gesehen zu haben. Stein zieht kleine, wein- bis rosenrothe Stentoren als Jugendformen zu coeruleus. Auch Lieberkühn (uned.) bildete diese schon ab; doch halte ich für möglich, dass diese kleinen rothen Stentoren einer besonderen Art an- gehören. Die rothe Färbung kehrt gewöhnlich bei Blepharisma wieder; Stein's Angabe, dass das feinkörnige Pigment den Körperstreifen angehört, beweist die Einlagerung in die Alveolarschicht. Die Nüance schwankt zwischen Pfirsichblüth- und Weinroth bis tief Purpurroth; doch sind farblose Blepharismen nicht selten. Die rothe Modification des Pigmentes ist andererseits für Stentor igneus Ehrbg. charakteristisch; hier variirt die Farbe zwischen blut-, zinnober- und braunroth, man trifft aber auch lilafarbige Modificationen. Eine dritte Art schliesslich, St. niger, besitzt rostgelbes bis kaffeebraunes Pigment der Körperstreifen. Stein versichert zwar, dass dasselbe nicht körnig sei, sondern die Rippenstreifen gleich- mässig imprägnire; da er jedoch selbst in der Gegend der adoralen Zone häufig feinere und gröbere, bernsteingelbe bis grünlichgelbe ‚,Oeltröpfchen “ (?) beobachtete, darf auch für diese Art wohl ein recht feinkörniges Pigment angenommen werden. Eine alte Beobachtung von O0. F. Müller lässt vermuthen, dass auch rein gelbe Stentoren vorkommen. Ueber die Vertheilung des Pigments in der Alveolarschicht erwähnter Heterotrichen ist noch einiges Genauere mitzutheilen. Bei Stentor coe- 93 * 1476 Ciliata. ruleus und niger findet sich gewöhnlich eine recht gleichmässige Ver- breitung über den ganzen Körper. Bei der ersteren Art begegnet man aber auch Varietäten, deren Peristomfeld, sowie eine schmale vorderste anstossende Region sehr intensiv blau sind, während der übrige Leib blass erscheint (Stein). Aehnliche Pigmentvertheilung kommt meist auch bei Stentor igneus vor; wozu sich gesellt, dass jeder Rippenstreif im vorderen, intensiv gefärbten Gürtel gewöhnlich nicht gleichmässig pig- mentirt ist, sondern ein mit der Spitze nach hinten gerichtetes dreieckiges Pigmentfeld einschliesst. Die Fortsetzungen der Körperstreifen enthalten nur ziemlich zerstreute Pigmentkörnchen; doch findet man auch in dieser Körperregion gelegentlich lokale Pigmentanhäufungen (Stein). Wesentlich verschieden verhält sich nach Stein’s Erfahrungen Folli- culina. Hier ist der Hinterleib häufig intensiver gefärbt; den Hauptsitz des Pigments sollen nicht die Rippenstreifen, sondern die Cilienfurchen bilden, was gegenüber den Stentoren noch seltsamer erscheint. Möbius’ Angaben scheinen dies zu bestätigen. Ueber die chemisch-physikalischen Eigenschaften dieser Pigmente, und ihre physologische Bedeutung sind wir kaum unterrichtet. Nur das blaue Pigment des Stentor coeruleus, R. Lankester’s (500) Sten- torin, wurde etwas beachtet. Die nahe liegende Vermuthung, dass dies Pigment, wie so viele andere, von Alkohol gelöst werde, muss ich bestimmt verneinen. Weder Alkohol noch Aether und Chloroform lösen den Farbstoff; der mit einem Gemisch von Alkohol und Aether längere Zeit gekochte Stentor verliert nicht im Geringsten von der Intensität der Farbe. Dagegen zerstört Osmiumsäure das Pigment. Von verdünnter Essig-, Salz- oder Schwefelsäure wird es nicht angegriffen; verdünnte Kalilauge soll die Intensität der Farbe sogar erhöhen (Lankester 500, Engelmann 516). Lankester stellte fest, dass das Absorptions- speetrum des Stentorins zwei Bänder besitzt, ein dunkleres in Roth, ein zweites in Grün. Auch der Farbstoff der Oseillarien soll zwei ähnliche, jedoch etwas abweichend gelagerte Bänder zeigen; er unterscheidet sich jedoch durch seine Löslichkeit in Wasser und Alkohol wesentlich. Diese Ermittelungen ergaben über die Herkunft, Natur und Bedeutung des Pigments nichts Bestimmtes. Neuere Beobachtungen an Stentor coeruleus führten zu einer unerwarteten Ver- muthung über die mögliche Bedeutung der gefärbten Körnchen. Es zeigte sich, dass die Oberfläche dieser Art zuweilen von einer etwas körneligen Gallertschicht bedeckt ist, welche bläulich gefärbt erscheint. An einem mit Osmiumsäure behandelten Exemplar waren die Körner entfärbt und stark gequollen; von vielen ging eine zäpfchenartig über die Pellicula hervorragende, etwas körnelige Masse aus, weshalb derStentor stellenweise ganz mit kurzen Spitzchen besetzt erschien. Berücksichtigt man, dass das Gehäuse von Folliculina Ampulla fast immer blau gefärbt ist, so scheint die Vermuthung nicht unbegründet, dass die Pigmentkörnchen zur Erzeugung der Gallerte, resp. des Gehäuses dienen. Die Verhältnisse lägen also möglicherweise ähnlich, wie sie Klebs von den Eugleninen beschrieb (s. p. 687). Auch wirft diese Ver- muthung eventuell auf die Körnerbildung der Alveolarschicht überhaupt etwas Licht (Bütschli und Schewiakoff). Die Möglichkeit, dass die oberflächlichen Pigmente gewisser Ciliaten mit der Respiration zusammenhängen könnten, lässt sich bis jetzt durch nichts specieller begründen. Pigmente der Aveolarschicht. 1477 Wahrschemlich ist die Pigmentirung der Alveolarschicht viel weiter verbreitet. Wir zählen im Folgenden diejenigen Fälle kurz auf, wo wir Entsprechendes vermuthen. Schon der nahe systematische Zusammen- hang von Metopus mit Blepharisma lässt vermuthen, dass die bei grösseren Individuen häufige, rothgraue bis hirschrothe Färbung der Alveolarschieht angehört, obgleich Stein eine diffuse Pigmentirung des gesammten Körperparenchyms anzunehmen scheint. Ich beobachtete auch gelbe Exemplare. — Auch die rostbraune Färbung grösserer Loxodes Rostrum scheint hierherzugehören. Hier tritt besonders deutlich hervor, dass die Intensität der Farbe mit der Grösse zunimmt. Kleine Individuen sind ganz farblos. Dass die Pigmentirung der Alveolarschicht an- gehört, vermuthe ich deshalb, weil die Rippenstreifen der Bauchseite viel dunkler sind als die schmalen Zwischenstreifen. Erstere sind sehr feinkörnig und die Körnchen in dichten Längsreihen geordnet (B.). Ohne besondere Aufzeichnungen darüber zu besitzen, halte ich es doch für sicher, dass die Körnchen der Rippenstreifen das Pigment sind und die Färbung nicht diffus ist, wie Stein und Wrzesniowski annahmen. Dies folgt auch daraus, dass bei grösseren Exemplaren in der Wand der Schlundeinsenkung und längs des Mundspaltes viel braunes Pigment auftritt (60, 3b), das deutlich körnig ist, wie schon Wrzesniowski bemerkte. Einen Zusammenhang der Farbe des Loxodes mit dem Auf- enthalt in Torfwässern anzunehmen, wie Stein (1859) andeutet, scheint mir sehr gewagt. Interessanter Weise scheinen namentlich bei den Oxytrichinen Pigmentirungen der Rippenstreifen, also wohl sicher der Alveolarschicht, oder doch der äussersten, dieselbe repräsentirenden Plasmalage, häufig vorzukommen. Interessant ist dieser Umstand besonders deshalb, weil ja auch manche andere Gründe auf ursprüngliche Beziehungen zwischen den Stentorinen und den Hypotrichen hindeuten. Diese recht ver- schiedenartig nüaneirten Pigmentirungen finden sich bei den marinen Vertretern häufiger, fehlen aber auch den Süsswasserformen nicht ganz. Gelbe Färbung findet sich bei Epiclintes auricularis; sehr schön weiter bei Holosticha rubra E. sp. var. flava, H. multi- nucleata Maupas (deren specifische Verschiedenheit von der ersteren nicht ganz sicher ist) und kehrt bei Urostyla Concha Entz wieder. Auch die schwefel- bis braungelbe Farbe der Urostyla Weissei St., welche weniger intensiv bei U. grandis E. sp. auftritt, ist hierher- zurechnen, da sie besonders oberflächlich ausgebildet und gewöhnlich etwas unregelmässig längsstreifig entwickelt ist. Nach Stein ist das Pigment der zwei letztgenannten Urostylen deutlich kömig (Oeltröpfehen Stein?); es soll sich auch im Entoplasma spärlicher finden. Uro- styla flaviecans Wrzesn. erscheint durch körniges Pigment grünlichgrau (steht jedoch der U. Weissei sehr nahe). — Sowohl bei den Urostylen wie beiHolosticha rubra und multinucleata geht die Pigmentirung häufig ins Rothe über. Schon Stein erwähnte eine weinrothe Varietät 1478 Ciliata. von Urostyla grandis, welche er mit der Ehrenberg’schen Leuco- phrys sanguinea identifieirte. Entz beschrieb eine marine blassrothe bis purpurrotbe Urostyla gracilis, welche namentlich auf der Rücken- seite breit und intensiver roth gestreift ist. Dieselben Färbungsunterschiede zeigt nach ihm auch die Süsswasserform U. viridis St. Auch auf der Bauchseite sind intensiver gefärbte, schmale Längsstreifen zu bemerken, welche ähnlich Follieulina den Cirrenreihen, nicht den Rippenstreifen folgen sollen; dasselbe gibt Maupas auch für das rothe Pigment seines Uroleptus roscovianus an. Bei Holosticha rubra var. rubra und multinucleata mischt sich das rothe Pigment dem gelben bei und soll nach Entz peripherisch von letzterem liegen. Auch hier ist die Pigmentstreifung mehr oder weniger deutlich; die Streifen sind auf dem Rücken breiter. Dazu gesellt sich bei H. multinucleata die Besonder- heit, dass die rothen Pigmentkörnchen in den Rückenstreifen zu dicht- gestellten schiefen Querreihen geordnet sind. — Letzterwähnte Differen- zirung der Pigmentstreifen führt vielleicht zu dem bei der rothen Varietät von Holosticha rubra gewöhnlichen Vorkommen über (71, 3). Jeder Streifen enthält eine Längsreihe intensiv rother, rundlicher bis ovaler „Flecke“ (Entz). Andere Beobachter (Cohn, Rees etc.) bezeichneten dieselben meist als Körner und auch ich hatte bei flüchtiger Betrachtung diesen Eindruck. Dass diese Körner oder Flecke fettartiger Natur sind, wofür der erste Anblick, sowie die Erinnerung an die ähnlich er- scheinenden Stigmata der Flagellaten spricht, scheint wegen der Analogie mit dem Pigment der Stentoren zweifelhaft. Grosse Aehnlichkeit mit der Pigmentirung der Holosticha rubra besitzt die von Lionotus pietus Gruber, welcher neben der angeblich diffusen, dunkelgelben Färbung gleichfalls mit zahlreichen Reihen feiner rotner Körnchen geziert ist. (Uebrigens ist die Genusbestimmung dieser Form etwas zweifelhaft.) Rothviolette bis dunkelwein- und carminrothe Streifenpigmentirung zeichnet einige Uroleptus-Arten aus, so die Süsswasserform U. vio- laceus St. und die marinen U. Zygnis Entz und roscovianus Mps. Die körnige Beschaffenheit des Pigments letztgenannter Art wurde schon erwähnt; für U. violaceus gilt nach Stein dasselbe. Ob die rostrothe körnige Färbung der Oxytricha ferruginea Stein hierher gehört, scheint zweifelhaft; sie soll durch das ganze Plasma verbreitet sein und wird von Stein auf die Zersetzungsproducte der aus Bacillariaceen und Oscillarien bestehenden Nahrung zurückgeführt. Aehnliches kehrt bei der O. aeruginosa Wrzesn. wieder und unterliegt jedenfalls der- selben Beurtheilung. Bei dieser Gelegenheit ist zu erwähnen, dass einzelne Oxytrichinen, z. B. Holosticha gibba O. F.M. sp. farblose Körnchenstreifen besitzen, also die Beschaffenheit der Rippenstreifen, welche die meisten Ciliaten zeigen. Seltsam ist das Vorkommen feiner rother Körnchen im Stiel der allein von Ehrenberg (1838) beobachteten Vorticella pieta; zu- gleich das einzige Beispiel körnigen Pigments bei den Vorticellinen. Pigmente der Alveolarschicht. Pigmenttropfen von Nassula u. Verw. 1479 Pigmente der Nassulinen und Verwandten. Pigment- flecke (sog. Augenflecke). Es ist lange bekannt, dass das Entoplasma vieler Nassula- Arten, von verschiedenfarbigen Pigmenttropfen mehr oder minder reich- lich erfüllt ist. Besonders zeichnet sich N. aurea aus, welche meist von blauen bis violetten und braunen Tropfen in den wechselndsten Nüancen dicht durchsetzt wird, wozu sich nach Stein auch ziegelrothe gesellen können. Entsprechende Tropfen kommen bei den übrigen Arten, ob- gleich nicht so massenhaft vor. Cohn erwies zuerst (1857), dass diese Farbstofftröpfehen den gefressenen Oscillarien entstammen und keineswegs die von Ehrenberg angenommene Bedeutung eines secernirten, gallenartigen Productes besitzen. Genauere Verfolgung des Verdauungsvorgangs bei Nassula aurea lehrt über die Ent- stehung der Pigmenttropfen Folgendes (Schewiakoff). Die gefressenen Oseillarienbruchstücke sind zunächst direet im Entoplasma eingebettet. Erst allmählich werden sie von einem schmalen blauen Flüssig- keitssaum umgeben, der sich allmählich vergrössert; die Nahrung liegt dann in einer blau bis violett gefärbten Vacuole. Hierauf beginnt all- mählich eine Auswanderung des den Oscillarien entzogenen Farbstoffs (Phycochrom) in das Entoplasma. Im Umkreis der Nahrungsvacuole ent- stehen kleine blaue Tröpfehen, welche sich allmäblich vergrössern, auch durch Zusammenfluss an Umfang zunehmen können, jedoch stets be- trächtlich kleiner bleiben wie die Vacuolen. Indem die Verdauung weiter schreitet, wird letzteren allmählich der gesammte Farbstoff entzogen und in Tröpfehenform im strömenden Entoplasma angehäuft. In der ent- färbten Vacuole bleibt zuletzt der mehr oder weniger zerstörte Rest der Oscillarien als eine bräunlichgelbe Masse zurück, welche schliesslich dureh den Anus ausgeworfen wird. Demnach gehören die bräunlichen Tropfen oder Kugeln, welche die früheren Forscher unter dem Pigment auf- führen, nicht zu demselben, sie sind die Kothballen der Nassula. Cohn und Stein berichten, dass „ein Theil der farbigen Kugeln, welche durch Zersetzung der Oscillarien frei werden“ (Stein), durch den After ausgeworfen würden. Mir scheint dies etwas zweifelhaft, insofern damit die ins Entoplasma gedrungenen kleinen Farbstofftröpfehen gemeint sein sollten. Vielleicht beruht die Angabe darauf, dass gelegentlich Nahrungs- vacuolen ausgestossen werden, welche noch nicht ganz entfärbt sind. Wir schalten hier ein, dass Nahrungsvacuolen mit violett oder bläulich sefärbter Flüssigkeit auch bei anderen oseillarienfressenden Ciliaten be- obachtet wurden; so von Ehrenberg bei Frontonia leucas, von Stein (1867) gelegentlich bei Stentor. Entz behauptet, dass bei seiner N. hesperidea niemals Nahrungsyacuolen um die zer- fallenen Oscillarienfäden entständen, vielmehr deren Bruchstücke selbst sich bei der Verdauung allmählich blau verfärbten. Er betrachtet daher alle „blauen Bröckelchen‘‘ im Entoplasma dieser Nassula als Zerfallsproducte der Oscillarien. Schon die Abbildung aber, welche alle blauen und rothen Brocken kugelförmig zeichnet, spricht gegen diese Auffassung. Ich glaube daher, dass der Vorgang hier wie bei N. aurea verläuft. Auch bei anderen Holotrichen 1480 Ciliata. findet man gelegentlich orangefarbige bis grüne ansehnliche Kugeln (Holophrya, Proro- don, Ophryoglena), welche vielleicht wie die der Nassula zu beurtheilen sind. Doch scheint nicht ausgeschlossen, dass es sich auch nur um farbige Nahrungskörper handelt. Schewiakoff konnte dies für Prorodon und Holophrya sogar direct nachweisen; die- selben fressen nämlich sehr gern das orangefarbige Fett der Öyclopsarten. Daher ist wahr- scheinlich, dass letzteres häufig die Quelle derartig gefärbter Tropfen bildet. Todte, halb zer- fallene Cyclopen sind ja fast überall zu finden. Die farbigen Tropfen von Nassula sind wässeriger Natur, d. h. der färbende Stoff ist in wässeriger Lösung enthalten; denn beim Zerfliessen der Thiere lösen sich die Tropfen sofort im umgebenden Wasser auf, was schon Ehrenberg und Cohn bemerkten. Dafür spricht ferner, dass kleine dunklere Körnchen, welche häufig in den Tropfen auftreten, tanzende Molekularbewegungen ausführen. Wie gesagt, bilden sich die eben erwähnten sehr kleinen und intensiv schwarzblauen Körnchen erst nachträglich in den Tropfen hervor; wie es scheint durch Ausscheidung. Sie sind sicher ein Fett, da sie von Wasser nicht, dagegen langsam von Alkohol und Aether gelöst werden. Osmiumsäure schwärzt sie. Der blaue oder violette Farbstoff der Tropfen stimmt mit dem der Öscillarien, welchen er entstammt, noch nahe überein, da er durch Er- hitzen (Eintauchen in kochendes Wasser) zerstört wird, in Alkohol sich leicht löst und auch bei Pepsinverdauung zu Grunde geht. Eigenthümlicher Weise sammeln sich bei Nassula elegans und aurea (ähnlich auch bei der von Ehrenberg als Chilodon ornatus beschriebenen Nassula) derartige blaue Tropfen zu einem Häufchen von wechelndem Umfang an, welches auf der Rückseite liegt, nahezu gegenüber dem Mund (60, 4,pi). Dieser blaue Fleck nimmt wenigstens mit seinem cen- tralen Theil die Querfurche der Cirrenzone ein, welche bekanntlich auf den Rücken übergreift. Obgleich die Pigmenttröpfehen hier ruhig zu- sammenliegen, im Gegensatz zu den übrigen, welche vom Entoplasma- strom umhergeführt werden, sind sie doch nur sehr locker befestigt; schon mässiger Druck bewirkt, dass sie aus ihrem Zusammenhalt gelöst und vom Strom zerstreut werden. Es scheint demnach an besagter Stelle eine ruhende, vielleicht etwas festere Region des Entoplasmas zu bestehen, in welcher die Tropfen sich sammeln. Ehrenberg hielt den Fleck be- kanntlich für eine gallebereitende Drüse. Bevor wir ähnlicher Pigmentanhäufungen anderer Arten gedenken, müssen wir auf gewisse Modificationen der Pigmentirung bei Nassula einen Blick werfen. Schon Stein (1859) behauptete, dass die rostgelbe Modifieation, in welche nach ihm das blaue Pigment der Nassula aurea schliesslich übergehen soll, das gesammte Entoplasma gleiehmässig durch- tränke. Aehnliches berichtet auch Entz von Nassula hesperidea Entz und mierostoma ÜOohn. Erstere soll neben blauen und violetten Tropfen (deren wir schon oben gedachten) ein tief orangerothes Plasma besitzen; N. mierostoma dagegen ein bald mehr röthliches, bald violettes bis braunes. Auch N. brunnea hat nach Fabre eine braune diatominartige, N. ornata (Chilodon Ehbg.) E. sp. eine gelbe Farbe. Ueber die be- Pigmenttropfen von Nassula u. Verwandten. 1481 treffenden Farbstoffe erfahren wir von Entz nicht viel mehr, als dass sie „fein vertheilt“ seien und sich wahrscheinlich von dem der Öseillarien herleiten. „Letzterer gehe, indem er das Plasma durchtränke‘, eine orangerothe Modification ein. Diese Ableitung, wie der Vergleich des rothen Farbstoffs mit dem der Vampyrella (s. p. 269) mag wohl richtig sein, doch bezweifle ich sehr, dass die Färbung auf einer Durch- tränkung des Plasmas beruht, vielmehr dürfte es sich wohl um Pigment- tröpfehen oder -körnehen handeln. Für Nassula mierostoma betonte schon Cohn (410), dass die fleischrothe Farbe von feinen Körnchen herrühre, welehe in der Cuticula liegen. Letztere Bemerkung gibt zu denken, indem sie die Möglichkeit darlegt, dass die sog. gleichmässigen Färbungen der Nassula-Arten ebenfalls zu den Pigmentirungen der Alveolarschieht gehören, dann aber auch von den Pigmenttropfen des Entoplasmas wohl schärfer zu unterscheiden wären. Zu letzteren gehört dagegen sicher der an entsprechender Stelle wieder- kehrende Körnerfleck der N. mierostoma; auch N. brunnea besitzt an demselben Ort einen braunen Fleck. Der Pigmentfleck der N. miero- stoma zeichnet sich häufig durch Doppelfärbung aus. Entz sah ihn meist central blutroth mit schwarzem Hof; Cohn dagegen einfach schwarz. Ersterer betont speciell, dass ähnlich gefärbte Körnchen im übrigen Entoplasma zerstreut sind, was nach den Befunden bei N. aurea erklärlich erscheint. Die beiden im Vorstehenden unterschiedenen Pigmentirungen kehren bei verwandten Chlamydodonten wieder. Zunächst die sog. diffuse Plasmafärbung. Chlamydodon erscheint verschiedenartig roth bis bräunlichgelb; Aegyria schmutzig bräunlich, gelblichgrün bis violett; Onyehodactylus, wie schon früher betont, gelb und Dysteria ar- mata rosa bis violett. Dabei ist aber zu beachten, dass die Intensität dieser Färbungen, wie bei der früher besprochenen Pigmentirung der Al- veolarschicht ungemein schwankt; farblose Individuen sind meist nicht selten. Auch der Pigmentfleck findet sich häufig bei den aufgezählten Chla- mydodonten; nur ist seine Lage mit den Modificationen der Körper- form z. Th. etwas verändert. Bei Chlamydodon, Aegyria und Ony- chodactylus rückt er an die Spitze des sog. Schnabels und ist rotlı bis schwarz (61, 5—7,pi). Bei Chlamydodon ist er weniger scharf umschrieben, streifenartig über den Vorderrand ausgedehnt; bei den beiden anderen Gattungen dagegen kleiner und scharf umgrenzt. Rees betont für Aegyria Oliva die Zusammensetzung des Flecks aus Körnern und beobachtete solehe auch zerstreut im Entoplasma. Merkwürdig ist das Auftreten einer hellen, linsenartigen, peripherischen Plasmapartie inmitten des Flecks bei Chlamydodon Cyelops (Entz); auch bei Aegyria Oliva glaubte Rees ein linsenartig vorgewölbtes, peripherisches Plasma über dem Fleck zu bemerken, wovon Entz nichts berichtet. Beide Forscher erklären den Fleck desshalb für ein Auge. Iclı finde in den vorliegenden Untersuchungen vorerst noch 1482 Ciliata. keine Nöthigung zu einer solchen Annahme, um so weniger als wir bei den Verwandten nur einer einfachen Pigmentanhäufung begegnen. Ohne physiologische Erfahrungen über die Bedeutung dieser Flecke wird eine solehe Annahme nicht zu begründen sein. *) Bei Dysteria armata (61,6b, pi) wird der Fleck zweifellos durch ein bis zwei häufig vorhandene, amethystfarbige, grosse Kugeln repräsentirt (Huxley, Entz). Demnach scheinen hier nur wenige ansehnliche Pigmenttropfen gebildet zu werden; doch sollen nach Huxley zuweilen auch kleinere, ähnlich gefärbte Granula im Körper verbreitet sein. Die Farbe wird durch Essigsäure zerstört (Huxley). Nahe verwandt mit den Pigmenten der Chlamydodonten ist zweifellos der tiefviolette bis schwärzliche, feinkörnige Farbstoff der dunkelen Varietät von Frontonia acuminata (= OphryoglenaatraE.ete.). Fabre zeigte (847), dass derselbe das Entoplasma ertüllt und zwar häufig so reichlich, dass die Individuen ganz undurchsichtig sind (62, 4). Mehr aus practischen wie inneren Gründen reihen wir hier die son- stigen Erfahrungen über locale, fleckartige Pigmentanhäufungen an, welche bei einer oder der anderen Form möglicherweise aus Körnern ganz anderer Natur (z. Th. vielleicht sogar Exeretkörnern) bestehen können. Ein rothes Körnerhäufehen findet sich nach Gruber im Stirn- zapfen des ungenügend studirten Strombidium oculatum. Gruber fand es sehr ähnlich dem Stigma der Euglenen, auch scheint es durch Alkohol gelöst zu werden. Unter den Paramaeecinen finden wir einen körnigen Fleck ge- wöhnlich am vorderen Körperpol der Frontonia acuminataE. sp. (— Ophryoglena atra E. + acuminata E. Lieberk. 1856). Im durchfallenden Licht ist er meist schwarz (62, 4); doch fand ihn Ehrenberg auch roth (wenn es richtig ist, die von ihm beschriebene Ophryoglena acumi- nata mit atra specifisch zu vereinigen). Auch die neuerdings von Fabre näher untersuchte Frentonia fusea Quenn. sp. besitzt den körnigen Fleck an der gleichen Stellen; er scheint nach den Abbildungen srünlich gefärbt zu sein. Weiterhin findet sich ein braunrother bis dunkelbrauner Pigmentfleck bei Ophryoglena flava Ehrb. sp. (= 0. flavicans Lieberk. 1856). Derselbe liegt in der Concavität des halb- mondförmigen Mundes (62, 2a), ist klein und unregelmässig. Er besteht aus äusserst feinen Körnchen. Dieser Fleck beanspruchte seit seiner Ent- deckung durch Lieberkühn ein besonderes Interesse, weil zwischen ihm und dem Mund ein eigenthümliches kleines, glashelles Gebilde von uhrglas- bis napfförmiger Gestalt liegt (61, 11b; Durchm. —= 10 u; sog. Ophryogl. dava Liebk. 15 «). Die convexe Fläche wendet das Körper- chen gewöhnlich dem Fleck zu; die concave schaut nach vorn und etwas mundwärts. Isolirt widersteht es Wasser längere Zeit, quillt jedoch all- *) Bezüglich des sog. Auges der zweifelhaften Erythropsis R. Hertwig’s verweisen wir auf den systematischen Abschnitt, da dies Wesen noch unsicher scheint und speciell das Auge stark bezweifelt wurde. Pigmentflecke (Augenflecke). 1483 mählich auf und erhält häufig in der Mitte ein Loch (Lieberk.). Das Organ scheint nach den Erfahrungen Lieberkühn’s, Claparede’s und Lachmann’s, sowie Stein’s (1859) bei den Ophryoglenen all gemein vorzukommen ; es ist jedoch nicht an die Gegenwart des Pigment- flecks gebunden, wenigstens findet es sich bei einer Art (sog. Ophryoglena flava Lieberk. nicht gleich Bursaria flava Ehbg.) ohne denselben. Ueber die Bedeutung des uhrglasförmigen Organs fehlt jede gesicherte Vorstellung. Glaparede und L. vermutheten in ihm ein Sinnesorgan, vermochten sich jedoch nicht zu entscheiden, welche Qualität sie demselben zuschreiben sollten. Stein scheint ihm überhaupt keine besondere Bedeutung beizulegen; er möchte es zu den Fettgebilden stellen (bekanntlich sein Refugium für alle stärker lichtbrechenden Einschlüsse); häufig lasse es sich von anderen Fettkugeln des Körpers schwer unterscheiden. Ich halte diese Hypothese schon wegen Lieber- kühn’s Angabe über die Einwirkung des Wassers auf das Organ für zweifelhaft; doch be- richtet Fabre neuerdings, dass es Osmiumsäure energisch reducire. In der vorderen Körperspitze des Lagynus ocellatus (Daday 771) findet sich eine schwarze körnige Pigmentanhäufung, welche auch schon von Clapar&de-Lachmann wie Lieberkühn (uned. Tf.) bemerkt wurde. Die ersteren hielten diese Ciliate für die Jugendform von Folliculina. Da letztere jedoch keine solche Pigmentanhäufung zeigt (Wright, Lieberkühn, Möbius), dürfte Daday’s Auffassung des pigmentirten, äusserlich der jungen Follieulina ähnlichen Lagynus ocel- latus wohl richtig sein. Ein schwärzlicher körniger Pigmentfleck des vorderen Pols zeichnet ferner meist die Gattung Metopus aus-(77, 1b,kf). Der aus: sehr feinen Körnehen bestehende Fleck ist nach Stein scharf umschrieben, ‚undlich bis halbmondförmig und ziemlich ansehnlich. Ich fand ihn jedoch mehrfach unregelmässiger und aus mehreren Klumpen gebildet. Vor ihm liegen interessanter Weise öfters 1—2 uhrglasförmige Körperchen, deren Concavität bald nach vorn, bald nach hinten gekehrt ist. Der im durchfallenden Licht schwärzliche Fleck erscheint bei auffallendem Licht „kreideweiss‘‘; es handelt sich demnach nicht um eigentliches Pigment. Dafür spricht auch die wahrscheinliche Identität des Fleckes mit Körner- anhäufungen, welche sich bei nahen Verwandten im Vorderende finden. Wir wollen diese körnigen Einschlüsse daher an dieser Stelle besprechen, da über ihre Natur nichts Bestimmtes bekannt ist. Ein Fleck, welcher dem des Metopus ganz entspricht, findet sich bei Gyrocorys (79, 4a), deren nahe Beziehungen zu ersterer Gattung schon mehrfach betont wurden. Bei den ursprünglicheren Plagiotominen (Conchophthirus, Nyctotherus und Plagiotoma, wahrscheinlich jedoch auch Balan- tidiopsis) kehrt, wie gesagt, eine entsprechende Körneranbäufung wieder. Gewöhnlich liegt sie gleichfalls im Vorderende, besitzt jedoch meist einen viel erheblicheren Umfang, wesshalb sie nach Stein als Körnerfeld bezeichnet wird. Meist sind es sehr feine (molekulare, Stein) dunkle Körn- chen, seltener werden sie etwas gröber. Maupas rechnet sie zu seinen einfach brechenden Körnern, welche er vermuthungsweise als Fett be- trachtet. Ueber letztere später mehr. Bei Nyetotherus cordiformis (66, 5b, kf) ist das Körnerfeld 1484 Giliata. nur bei der var. Hylae deutlich, relativ klein und der vorderen Seite des Macronucleus als ein unregelmässig dreieckiger Fleck aufgesetzt. Ganz ebenso tritt es ursprünglich bei kleinen Individuen des Nyceto- therus ovalis auf, fehlt jedoch diesen auch manchmal ganz. Bei den grösseren wächst es so erheblich an, dass das gesammte Entoplasma zwischen dem Nucleus und dem Corticalplasma des Vorderendes von der Körnermasse dicht erfüllt und zum Körnerfeld wird (66, 6a, kf). Nach Stein’s Beschreibung soll das Feld jedoch nur die rechte Seitenfläche des Vorderendes (Rückenseite Stein) einnehmen, wie Ansichten auf die Kanten ergeben. Ganz ähnlich erscheint es bei N. Györianus. In beiden Fällen zieht vor der Mitte des Feldes gewöhnlich ein querer heller Spalt durch einen Theil desselben; er beginnt am Bauchrand des Felds und erstreckt sich fein auslaufend bis nahe zur Rückseite, welche er gelegentlich erreicht. Auf diese Weise wird ein kleines vorderes Segment gewissermaassen abgesondert. Vermuthlich beruht die Spalt- entwicklung nur auf dem Eindringen eines hellen, körnerfreien Plasmas (? Corticalplasma). Sowohl im Haupttheil wie im vorderen Segment tritt zuweilen eine ansehnliche Vacuole auf; bei Nyetotherus ovalis er- langt die allein vorhandene des Haupttheils manchmal eine sehr erhebliche Grösse und unregelmässige Gestalt. Engelmann beschreibt bei Conchophthirus eurtus Engelm. ein in Jeder Hinsicht an das des Nyctotherus erinnerndes Körnerfeld des Vordertheils, doch ohne die Differenzirungen des letzteren. Bei C. Anodontae findet es sich nur gelegentlich und schwächer. Ich rechne hierher endlich die centrale Anhänfung feiner Körnchen, welche Stein bei Balantidiopsis duodeni (68, 3b) beschreibt; ebenso die „Molekularmasse“, welche nach demselben Forscher den Nucleus der Plagiotoma Lumbriei (66, 7a—b) umhüllt und sich häufig als ein ziemlich scharf umschriebenes Band längs der Rückenseite hinzieht, am Hinterende umbiegt und bauchwärts wieder bis zur Mundregion aufsteigt. c., Excretkörner und -krystalle. Im Entoplasma zahlreicher Ciliaten findet man spärlicher oder reich- licher körnige oder krystallinische Einschlüsse, welche im durchfallenden Licht dunkel, mit einem Stich ins Graugrüne bis Olivengrüne erscheinen, im auffallenden dagegen weisslich und ziemlich glänzend. Reichliche Anhäufung derselben macht daher die Thiere im durchfallenden Licht undurchsichtig, bräunlich bis schwärzlich, im auffallenden glänzend und gelblich weiss. Häufig ist, wie gesagt, die krystallinische Be- schaffenheit recht deutlich, indem die Einschlüsse theils ziemlich wohl- gebildete kleine, von scharfen Ebenen und Kanten umschriebene Kryställ- chen sind, theils dagegen sternförmige Zwillings- und Mebrlingsbildungen. Recht häufig kommt es nicht zur Entwicklung wohlgestalteter Krystalle, sondern zu den bekannten hantelförmigen, faserig-krystallinischen Gebilden, indem von einem Punkt nach beiden Seiten ein ungefähr kegelförmiges Bündel feiner Kıystallfasern ausstrahlt. Ein solcher Bau liegt zweifellos Körneranhäufungen der Plagiotominen. Excretkörner. ; 1485 auch den kleineren hantelförmigen Gebilden (ähnlich den sog. „dumbbells“ der Harnsäure) zu Grunde, in welcher Form Maupas mehrfach die Excretkörner antraf. Nur die Kleinbeit verhinderte ohne Zweifel die Beobachtung des faserig-strahligen Baues. Zu dieser Voraussetzung be- rechtigt uns auch die Erfahrung, dass Hart ing*), unter dem Einfluss or- ganischer Substanzen gelegentlich ganz ähnliche Gebilde von kohlensaurem Kalk erhielt (vergl. speciell s. Taf. II, Fig. 6). Wir dürfen daher die krystallinische Beschaffenheit der fraglichen Abscheidungen allgemeiner annehmen. Dazu gesellt sich die von Maupas nachgewiesene Doppelbrechung Die Untersuchung im polarisirten Licht leistet daher bei der Ermittelung der Körperchen wichtige Dienste. Nach demselben Beobachter sollen die Exeretkörner nicht spröde und brüchig sein, sich bei Druck vielmehr breit quetschen und rissig werden, unter Verlust der Doppelbrechung. Stein (1859) bezeichnete sie hingegen bei Paramaecium Aurelia als spröde. Bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften ist bekannt, dass sie weder von kaltem Wasser, noch Alkohol, Aether und sonstigen Lösungsmitteln des Fett’s angegriffen werden; sich in Essigsäure und Ammoniak schwer, leicht hingegen in den gewöhnlichen Mineralsäuren und kaustischem Kali lösen. Auch von heissem Wasser (70—80° C.) werden sie gelöst (Maupas 746). Färben lassen sie sich weder mit Jod noch anderen ge- bräuchlichen Farbstoffen; von Osmiumsäure werden sie nicht geschwärzt. Trotz dieser Ermittelungen bietet die Beurtheilung der chemischen Natur dieser Körper Schwierigkeiten, da unter den aufgezählten Reactionen keine eigentlich entscheidende ist. Schon Stein (1859, p. 68) ver- muthete in ihnen „eine Art Harnkörperchen“, wozu ihn jedenfalls die Beobachtung veranlasste, dass sie bei Paramaecium Bursaria mit den Excerementen entleert würden. Letztere Angabe wiederholte auch Entz (1879), indem er die Einschlüsse für harnsaures Natron er- klärte.e Maupas konnte die Ausstossung nicht bemerken, schliesst sich aber der Entz’schen Deutung an. Beide halten es gleichzeitig für mög- lich, dass die Ausscheidung der Exceretkörnchensubstanz auch nach vor- heriger Auflösung durch die contractilen Vacuolen geschehen könne. Ich glaubte früher**) in den Exeretkörnchen oxalsauren Kalk vermuthen zu dürfen, so- wohl wegen Aehnlichkeit der krystallinischen Bildungen, wie der Reactionen. Ohne schärfere teactionen, womöglich an grösseren Mengen gesammelten Materials, dürfte die chemische Natur des fraglichen Körpers kaum sicher zu enträthseln sein. Die krystallinischen Bildungen er- innern auch direct an Harnsäure, womit die übrigen Reactionen ziemlich harmoniren würden. Jedenfalls steht soviel fest, dass hier ein Endproduct des Stoffwechsels vorliegt. Bei der zweiten Correctur kann ich noch zufügen, dass Rhumbler in einer eben er- schienenen Schrift (852) durch die Murexideration sicher nachzuweisen glaubt, dass die Excretkörnchen von Stylonychia (s. weiter unten) Harnsäure sind. Werden Stylonychien auf dem Öbjectträger mit Salpetersäure zur Trockne eingedampft und hierauf Kali zugesetzt, so sollen die erhalten gebliebenen Excretkörnchen deutlich blau werden, wie es für Harn- säure charakteristisch ist. Ich halte diese Angaben für ganz unwahrscheinlich. Sowohl von *) Harting, Recherch. de morphologie synth&t. ete. Naturk. Verh. d. Kon. Akad. Deel. XIV. **) Zeitschr. £. wiss. Zoologie Bd. 30. p. 251. 1486 Ciliata. Salpetersäure wie von Kali werden die Körnchen gelöst: es ist daher ganz unbegreiflich, wie sie Rh. nach dem Eindampfen mit genannter Säure noch auffinden konnte. Entsprechende Versuche, welche ich mit Param. caudatum machte, zeigten denn auch nach dem Ein- dampfen mit Salpetersäure keine Spur der Körnchen mehr; bei Zusatz von NH, oder KH0) konnte ich eine Murexidfärbung nicht erzielen, was ich übrigens bei der geringen Menge Substanz auch nicht erwartete, selbst wenn sie Harnsäure ist. Rhumbler will sich ferner bei Golpoda überzeugt haben, dass die Excretkörnchen durch die contract. Vacuole ausgeschieden werde. Dies geschehe jedoch nicht etwa, wie die früheren Beobachter annahmen, nach ihrer Auflösung, sondern in festem Zustand. Die Excret- körner zerfielen zunächst in kleine Krümel, welche von der Vacuole aufgenommen und mit deren Flüssigkeit entleert würden. Ja, bei encystirten Colpoda will er beobachtet haben, dass die Vacuole ein Öoncrement solcher Excretkörner umfloss und ausstiess, das so gross wie sie selbst war. Auch diese Angaben bezweifle ich sehr. Bis jetzt sah keiner der zahlreichen Beobachter je körnige Massen in der Flüssigkeit der Vacuole. Functionirte letztere in der von Rhumbler angegebenen Weise, so wären die Körnchen in ihr jedenfalls schon früher seschen worden. Die Grösse der Exeretkömer schwankt sehr. Recht ansehnlich und meist auch in charakteristischen, krystallinischen Gestalten er- scheinen sie bei Paramaecium Aurelia und caudatum, welche daher auch häufig zur Untersuchung gewählt wurden. Bald sind sie durch das ganze Entoplasma unregelmässig zerstreut, bald in gewissen Regionen besonders angehäuft. Bei den Para- maecien sammeln sie sich namentlich im Vorder- und Hinterende an; in ersterer Region bemerkte sie schon Ehrenberg, was ibn vermuthen liess, dass hier der Sitz des Nervensystems sei. Bei anderen scheinen sie sich speciell in der hinteren Region anzuhäufen; doch ist vorerst nicht zu entscheiden, ob die dunkelen Körnermassen, welche man hier bei Actinobolus (Entz), Prorodon faretus (Lieberkühn), Di- leptus (Lieberkühn), Laerymaria (Clap. und L.) ete. findet, echte doppelbrechende Exceretkörmer sind, da Maupas ihr Vorkommen bei den Trachelinen und wohl auch Enchelinen leugnet. Bestimmter darf man die Ansammlungen im Schwanz der Urolepten hierher zählen, da bei den Hypotrichen echte Excretkörner sehr verbreitet sind (Stein, Maupas) und sich besonders im Vorder- und Hinterende anhäufen; speciell bei ge- wissen Oxytrichen (z. B. OÖ. pelionella) ist dies deutlich. Da Maupas jedoch mittheilt, dass die reichen Körneransammlungen um den neuen Macronucleus der conjugirten Oxytrichinen hauptsächlich Para- slycogen sind, zum kleineren Theil doppelbrechende Excretkörner, so dürfte dies auch für die Körnermassen der gewöhnlichen Individuen gelten. In den beiden Körneransammlungen der Oxytricha pelionella (71, 9) liegt gewöhnlich je ein grösseres, rundes Körperchen mit hellem Inhalt und ziemlich dieker, dunkler Wand. Ob es ein kugliges Hohl- gebilde ist, scheint mir fraglich, es könnte möglicherweise auch biconcav oder ringförmig (Cohn) sein. Meist sind die Körperchen von einem schmalen, hellen Hof umschlossen, liegen daher wohl in einer Vacuole. Ein solches Körperchen findet sich gelegentlich auch an einer anderen Leibesstelle dieser Oxytricha, umgeben von einem Häufchen der Exeretkörner. 1487 gewöhnlichen feinen Körner; zwei entsprechende terminale kommen gewöhnlich bei Actinotricha saltans (Cohn, Entz) und Amphisia oculata Mer. sp. (Mereschkowsky) vor. Cohn betont bei der ersten Gattung ihre Ringform bestimmt; Entz bezeichnet sie da- gegen als fettglänzende Kugeln (?). Körneranhäufungen scheinen (ab- weichend von Oxytr. pelionella) um die Körperchen letztgenannter Arten nicht aufzutreten. — Endlich trifft man die augenartigen Körperchen häufig in erheblicher Zahl und z. Th. auch Grösse bei Onychodromus srandis und Stylonychia Mytilus im Entoplasma zerstreut, jedoch mit deutlicher Tendenz sich vorn und hinten anzuhäufen (71, 10a, Stein, Engelmann). Der Einschluss jedes Körperchens in eine Vacuole ist meist recht kenntlich. Leider ist die Natur dieser Gebilde unerforscht; Stein hielt sie wie gewöhnlich für Fett, was unrichtig sein wird. Dass es besonders gestal- tete Exeretkörner sind, würde mir am annehmbarsten erscheinen, wenn nicht Maupas’ Erfahrungen auch auf Paraglycogen hindeuteten. Vielleicht weist das Vorkommen nicht unähnlicher, in Vacuolen ein- geschlossener Körper bei Loxodes, deren Uebereinstimmung mit den Excretkörnern sicherer scheint, in ersterwähnter Richtung. Bei dieser Tracheline (60, 3b, ev) zieht längs der ganzen Rücken- kante eine Reihe kleiner Vacuolen hin, von welchen jede ein dunkles, frei schwebendes Kügelchen einschliesst. Die Vacuolen folgen in ziemlich gleichen Abständen hinter einander und sind dem peripheri- schen Entoplasma eingelagert. Obgleich ihre Zahl bei Individuen gleicher Grösse ziemlich schwankt, ist doch deutlich, dass sie mit der Körpergrösse wächst. Die Vacuolen enthalten eine wässerige Flüssigkeit, denn das Kügelchen bewegt sich häufig tanzend in derselben (Engelmann 1862, Bütschli). Seine Grösse schwankt etwa von 2,4—3,2 u. Die bräunliche Farbe entspricht ganz jener echter Exeretkörner; dabei erscheinen die Körperehen etwas runzlig granulirt oder zeigen zuweilen eine dicht aufliegende zarte Hülle (B.). Auch die Löslichkeitsverhältnisse stimmen mit den Exeretkörnern gut überein (in Alkohol, Aether und eoncentr. Essigsäure nicht, dagegen leicht und ohne Quellung oder Aufbrausen in CIH, NH,HO und KHO Bütschli). Dazu gesellt sich die grosse Aehnlichkeit der Conerementvaeuolen des Loxodes mit den Exeretvacuolen der Molluskenniere und ähnlichen Ge- bilden, welche in den hinteren Darmzellen mancher wirbelloser Thiere, z. B. Turbellarien, Copepoden ete. entstehen und zweifellos Ausscheidungsproduete harnartiger Natur einschliessen. Auf diese Aehnlichkeiten deuteten schon Clapar&de-Lachmann und Wrzesniowski hin. Letzterer ver- muthete deshalb auch die Harnnatur der Coneremente von Loxodes. Diese Auffassung scheint auch mir die annehmbarste; dagegen halte ich Maupas’ Meinung, dass sie den sog. Eiweisskugeln der Radiolarien ent- sprächen, für unwahrscheinlich. — Eine ziemlich grosse Vacuole mit einem Häufehen dunkler Körner findet sich nach Schuberg gewöhnlich 1488 Giliata. im Vorderende der parasitischen Bütschlia (57, 14); wahrscheinlich gehört dieselbe gleichfalls hierher. J. Müller entdeckte die Concrementyacuolen von Loxodes (1856), versuchte jedoch keine Deutung. Clapar&öde-Lachmann hielten sie für ganz problematisch; sie dachten auch an Otolithenbläschen. Stein erklärte sie, wie bemerkt, für Fett; Maggi (533) da- gegen für Myelin, ohne besondere Begründung. Ein Wort ist nachträglich (2. Correctur) noch zuzufügen, über die eigenthümlichen An- sichten, welche Rhumbler in seiner jüngst erschienenen Schrift (852) bezüglich der Exeret- körperchen entwickelt. Wie schon oben bemerkt wurde, untersuchte er besonders Golpoda Cucullus. — Um die sehr kleinen Mernchen sah er gewöhnlich einen hellen Hof, welchen wir nach Analogie mit den ähnlichen Vorkommnissen wohl unbedenklich für eine Vacuole er- klären dürfen. R. gelangte hingegen zu der seltsamen Ansicht, dass diese Höfe ,.jüngstes“ (d. h. neugebildetes) ,‚Protoplasma‘“ seien, welches allmählich dem Entoplasma zugeführt werde. Die Gründe hierfür sind meiner Ansicht nach ganz ungenügend. Bei Karminfütterung der Colpoden will R. bemerkt haben, dass die hellen Höfe ein wenig roth wurden, worauf die Färbung allmählig wieder schwand und die Flüssigkeit der contr. Vacuole den röthlichen Ton annahm. Ferner sollen die Höfe allmählich schwinden, d. h. von dem Entoplasma auf- selöst werden. Bei der Theilung geschehe dies besonders in der Theilebene, Auf diese Befunde basirt R. die Hypothese, dass die Excretvacuolen „Assimilationskörperchen“ die der Nahrung die assimilirbaren Stoffe entzögen und zu jungem Protoplasma (helle Höfe — „Assimilationszonen“ Rh.) verarbeiteten, welches sich allmählich dem Entoplasma zugeselle. Abgesehen von der grossen inneren Unwahrscheinlichkeit dieser Theorie, dürften auch ihre thatsächlichen Grundlagen, die Richtigkeit derselben vorausgesetzt, nicht entfernt genügen, sie plausibler zu machen. Das Auftreten des gelösten Karmins in der Flüssigkeit der Excret- seien, vacuolen stimmt mit ihrer excretorischen Bedeutung gut überein, wogegen es ganz unerfind- lich ist, warum diese Erscheinung eine Assimilation und Protoplasmabildung anzeigen soll. — Auch die Ausscheidung der Flüssigkeit und des Karmins der hellen Höfe durch die contr. Vacuole, — wenn richtig, jedenfalls ein sehr interessantes Factum — spricht ganz in unserem Sinne, Einfach brecehende Körnchen. Neben echten Exeretkörnchen enthalten zahlreiche Ciliaten nach Maupas’ Erfahrungen noch kleine rundliche Körneben, von den ersteren durch einfache Lichtbreehung unterschieden. Viele besässen nur letztere Körnchen. Hierher rechnet M. speciell die körnigen Einschlüsse der Vorticellinen, die sich be- sonders im Hinterende manchmal so anhäufen, dass dasselbe ganz un- durchsichtig wird. Hierher sollen ferner gehören: die Körnchen der Tra- chelinen und vieler anderer Holotrichen, diejenigen zablreiche Hete- rotrieha (Stentor, Spirostomum), namentlich auch die Körner- anhäufungen im Vorderende der Plagiotominen (s. oben p. 1483). Den einzigen Charakter dieser Einschlüsse bildet bis jetzt das ein- fache Brechungsvermögen, und Maupas’ Angabe, dass sie bei Osmium- säurebehandlung noch dunkler und undurchsichtiger werden. Er hält sie deshalb für Fett. Dies scheint mir aber noch ziemlich problematisch. Ueberhaupt beweist das Wenige, was bekannt ist, nicht einmal die Identität aller einfach brechenden Körner. Engelmann’s Angabe (667), dass die Körnehen von Vorticella nebulifera kohlensaurer Kalk seien, kann ich nieht für riehtig halten. E. will gefunden haben, dass sie sich bei Behandlung mit Schwefelsäure unter Aufbrausen lösen, worauf schwefels. Kalk krystallinisch abgeschieden werde. Letzteres mag Excretkörner. Fett. | 1489 richtig sein. Die Entwicklung von Kohlensäure hingegen scheint un- richtig; ich habe wenigstens grosse Mengen von Vorticellinen mit Essig- säure behandelt, ohne je ein Aufbrausen zu bemerken. Meine Ansicht war stets, dass auch die dunkeln Körnchen der Vorticellinen Restproducte des Stoffwechsels sind und ich kann diese Vermuthung noch nicht für widerlegt halten, da ja auch einfachbrechende derartige Ausscheidungen vorkommen könnten. Unter solchen Um- ständen scheint es aber möglich, dass Aehnliches auch für die einfachbrechenden Körnchen anderer Ciliaten gilt, um so mehr, als doppelbrechenden Excretkörnchen vielfach neben den einfach brechenden Körnern fehlen. Es scheint nicht sehr plausibel, dass gewisse Giliaten Excretkörner reichlich bilden, während Nächstverwandte keine festen Endproducte des Stofl- wechsels ausscheiden sollen. d. Fett*). So zweifellos es jedenfalls ist, dass Fettkügelehen und -tröpfehen zu den verbreitetsten Vorkommnissen im Entoplasma gehören, so ungenügend sind doch die thatsächlichen Nachweise. Stein (1859) hielt bekanntlich so ziemlich alles, was er von körmigen und einiger- maassen stark lichtbrechenden Einschlüssen beobachtete, für Fett oder Oel, ohne seine Vermuthung durch chemische Reactionen zu begründen. Auch die späteren Beobachter stützten ihr Urtheil meist nur auf das mikros- kopische Aussehen der betreffenden Einschlüsse. So kam es, dass wir nur ganz wenige zuverlässigere Angaben aufzählen können, da auch, wie vor- hin erörtert wurde, die Fettnatur der einfachbrechenden Körnchen Mau- pas’ keineswegs erwiesen, z. Th. sogar unwahrscheinlich ist. Die sicher beobachteten Fettkörnchen waren stets sehr klein und ungefärbt; Schneider gedenkt solcher bei Anoplophrya branchiarum, Nussbaum bei Opalina Ranarum; Schewiakoff fand sie zahlreich durch das ge- sammte Entoplasma der Nassula aurea zerstreut. Auch die gelben kleinen Granulationen im Plasma des sog. Philaster digitiformis (= ? Uronema nach uns) dürfte Fabre richtig als Fett gedeutet haben ; er vermuthet jedoch, dass sie dem Schleim des Seesterns entstammen, auf welchem die Ciliate lebt. Daday (837) spricht neuerdings von Oel- und Fetttröpfehen der Tintinnoinen, doch ohne Angabe von Reactionen. Certes (616, 724) will bei vielen Ciliaten eine Erfüllung des Plasmas mit feinen Fettkörnchen durch Färbungsversuche mit sehr ver- dünnten Lösungen von Cyanin und anderen Anilinfarben an lebenden Thieren nachweisen; dabei färbe sich das Fett. Auch Brandt (612) be- obachtete die Tingirung des Fetts im lebenden Thier durch Bismarekbraun. Balbiani (1881) sprach sich gegen die Deutung dieser Versuche aus; nach seiner Ansicht färben sich nicht die Fettkörnchen, sondern das Plasma. Auch Fabre (847 p. 56) äussert sich ähnlich. Ich habe kein Urtheil in dieser Sache. Zahlreiche Holotrichen sollen nach Stein und vielen Späteren gewöhnlich dicht mit erossen, glänzenden Oel- oder Fetttropfen erfüllt sein. Solche Einschlüsse finden sich in der That auch bei den meisten wohlgenährten Enchelinen, manchen Trache- *) Die Besprechung des Fetts an dieser Stelle und nicht oben neben den Kohlehydraten ist eine Folge unserer mangelhaften Kenntnisse. Auf diesem Wege erhalten wir einiger- maassen einen Anschluss an möglicherweise verwandte Inhaltsbestandtheile. Bronn, Klassen des Thier-Reichs, Protozoa, 94 1490 Ciliata. linen (Lionotus, Dileptus, Stein und Wrzesniowski); häufig auch bei Ophryoglena und wohl noch anderen. Ich bin überzeugt, dass diese Gebilde meist kein Fett, sondern nichts anderes wie Nahrungskörper sind. Bekanntlich gehören die erwähnten Ciliaten zu jenen, welche andere Infusorien verschlingen; meist sind sie ungemein gefrässig, unter günstigen Bedingungen daher häufig mit gefressener Beute ganz vollgepfropft. Die verschlungenen In- fusorien werden bald desorganisirt; ihr Körper schrumpft zu einem nahezu homogenen, glän- zenden Ballen oder Klumpen zusammen. Solcher Natur scheinen mir nun die vermeintlichen grossen glänzenden Oeltropfen oder -kugeln jener Enchelinen etc. zu sein. Ich selbst über- zeugte mich früher, dass die Kugeln von Prorodon und Trachelophyllum durch Garmin oder Fuchsin lebhaft tingirt werden, also jedenfalls kein Fett sind; dagegen spricht ferner, dass diese Einschlüsse, soweit meine Erfahrungen reichen, von Alkohol meist nicht gelöst oder wesentlich afficirt werden. Eine gewisse Einschränkung ist insofern zu machen, als wir früher erfuhren, dass manche Enchelinen (und wohl auch andere sich ähnlich er- nährende Ciliaten) ansehnliche Fetttropfen fressen können (s. p. 1480). Letztere sind dem- nach aber keine Erzeugnisse des Plasmas. K. Die Nuclei. Bekanntlich wurde bei der grossen Mehrzahl der Ciliaten nicht nur Mehrkernigkeit, sondern auch eine auffällige Differenzirung der Kerne nachgewiesen. Was die Mehrkernigkeit betrifft, so lässt sich gegenwärtig wohl behaupten, dass sie wenigstens bei sämmtlichen er- wachsenen Ciliaten besteht. Die specielleren Nachweise hierfür können erst die folgenden Abschnitte bringen. Im einfachsten Fall finden wir daher wenigstens zwei Kerne. Die bei den Meisten erwiesene Ver- schiedenheit der Kerne fällt, wie bemerkt, in der Regel sehr auf, indem die Nuclei der einen Art relativ sehr gross, die der anderen sehr klein sind. Aus diesem Grund wollen wir dieselben nach Maupas’ (812) Vorschlag als Makro- und Mikronuclei unterscheiden. Wir geben dieser Benennungsweise mit Maupas deshalb den Vorzug, weil sie möglichst indifferent ist, d. h. über die Bedeutung beider Kernsorten nichts aussagt. Obgleich es ein Vorzug wäre, gerade dies bei der Namengebung zu Grunde zu legen, wird es doch erst dann mit Vortheil geschehen, -wvenn die Bedeutung der Kern-Differenzirung schärfer festgestellt und eine annähernde Uebereinstimmung der Ansichten erzielt ist. Heute ist dies noch keineswegs der Fall. Auch Gruber (1886) gebrauchte schon die Ausdrücke: Gross- und Kleinkerne. Wie schon in der Einleitung betont wurde, konnten die beiden Kern- sorten bis jetzt nicht bei sämmtlichen Ciliaten erwiesen werden. Immer- hin sind es nur wenige Formen, für welche das Fehlen der Differenzirung mit einer gewissen Berechtigung behauptet werden darf. Einige Forscher nehmen auch an, dass gewissen Ciliaten nur Makronuclei zu- kämen. Es scheint mir richtiger, erst bei der Speeialbetrachtung der Mikronuclei auf diese Frage genauer einzugehen. Hier werde nur be- merkt, dass der zeitige Stand der Beobachtungen nicht auszureichen scheint, um die eine oder die andere Ansicht mit Bestimmtheit zu ver- treten; dass hingegen die Existenz der Kerndifferenz bei der überaus grossen Mehrzahl der Ciliaten, sowie ihr Vorkommen bei den Suetorien lebhaft für ihre allgemeine Verbreitung in der Klasse spricht, wenn es überhaupt erlaubt ist, in den biologischen Wissenschaften an Regel- mässigkeiten festzuhalten. Berücksichtigen wir das Angegebene, so scheint Nuclei (Allgemeines). Makronucleus. 1491 es eher gerechtfertigt, an gelegentliche Rückbildung der Differenzirung, als an den ursprünglichen Mangel derselben bei echten Ciliaten zu denken. Wir erinnern hier daran, dass unter den übrigen Protozoen nur bei einer einzigen Gat- tung der Dinoflagellata (Polykrikos) eine ähnliche Differenzirung zweier Kernsorten wahr- scheinlich gemacht wurde (s. p. 978). Wir bezeichneten das Auftreten zweier verschiedener Kernarten bei den Ciliaten als eine Differenzirungserscheinung, d. h. wir nahmen an, dass dieser Zustand durch Differenzirung ursprünglich gleieher Kerne nach zwei verschiedenen Richtungen entstanden sei. Die Gründe für eine solche Auffassung können erst in dem Kapitel über die Conjugation dar- gelegt werden; hier werde nur so viel bemerkt, dass die vorausgesetzte phylogenetische Entstehung aus ursprünglich gleichen Kernen sich noch jetzt im Verlaufe der Conjugation verfolgen lässt. Nichts spricht hin- gegen dafür, dass eine der Kernarten, etwa die Makronuclei, ursprüng- lich allein existirte und daraus die andere Sorte nachträglich hervor- gegangen sei. a. Die Makronuclei (Ma.N.) oder Nuclei schlechthin (Haupt- kerne, Grosskerne, secundäre Kerne [Bütschli 1876], Endoplast Huxley), Kent etc.). Es darf bestimmt behauptet werden, dass ein oder mehrere Ma.N. normal gebildeten Ciliaten stets zukommen. Die wenigen vertrauens- werthen Beobachtungen, welche auf gelegentlichen Mangel dieser Kerne hinweisen, beziehen sich alle auf abnorme Zustände. Als Abnormität scheint daher, wenn auch selten, ein Mangel des Ma. N. vorzukommen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich in solchen Fällen nicht um völlige Kernlosigkeit handelt, da Mi. N. stets vorhanden gewesen sein dürften. Die ersten hierhergehörigen Erfahrungen machte Bütschli (1876, p. 98). Er fand einmal ein conjugirtes Paar von Paramaecium putrinum (jedenfalls kurz nach Beginn der Conjugation), dessen eines Individuum einen normalen, unveränderten Ma. N., das andere keine Spur eines solchen besass.. Jedes Thier enthielt einen Mikronucleus. Hieran reiht sich eine nichtpublieirte Beobachtung desselben Forschers (1874) über einen kleinen farblosen Stentor (wohl zu St. coeruleus gehörig). in welchem gleichfalls jede Spur eines Nucleus vermisst wurde, Balbiani fand (1881) gelegentlich abnorme Para- maecium Aurelia ohne Ma.N. Solche Formen entständen in der Weise, dass bei der gewöhnlichen Quertheilung die Theilhälften des Ma. N. nicht in normaler Weise auf beide Sprösslinge vertheilt würden, sondern in einem derselben blieben. Aus solch anormaler Thei- lung geht demnach ein Individuum mit zwei und eines ohne Ma. N. hervor. Endlich bemerkt auch Jickeli (1984), dass er selten Ciliaten ohne Ma. N. gefunden habe und deutet diese Erscheinung als eine abnorme oder senile. Es ist auch nicht unmöglich, dass ein Zu- grundegehen des Ma. N. als Senilitätserscheinung auftreten kann, weil wir wissen, dass dieses Organ eines periodischen Ersatzes bedarf. Andererseits scheint eine gelegentliche Erfahrung Bütschli’s (1876, p. 98) anzudeuten, dass Mangel des Ma. N. auch als Folge abnormen Öonjugationsverlaufes entstehen kann. Es ist eine offene Frage, ob solche, des Ma. N. entbehrende Ciliaten unbeeinträchtigt weiter leben können. Da sie nachweislich Conjugationen mit normalen Thieren eingehen *, Huxley, A Manual of the anatomy of invertebrated animals. 1877. 94* 1492 Ciliata. (Bütschli, Param. putrinum), so ist ihnen die Möglichkeit der Rückkehr zum normalen Zu- stand geboten. Die allermeisten Ciliaten besitzen einen einzigen Ma.N., welcher bei manchen recht eigenthümlich gestaltet sein kann; dies verleitete häufig zur Annahme zweier bis zahlreicher Nuclei. Andererseits kennt man jedoch auch einige Formen, welche im erwachsenen Zustand sicher zahl- reiche Ma. N. enthalten. Für andere, welchen eine solche Mehr- oder Vielkernigkeit gleichfalls zugeschrieben wird, sind die Acten noch nicht als geschlossen zu betrachten. Wir können erst weiter unten genauer auf diese Frage eingehen. Untersuchen wir daher zunächst die Fälle, in welchen die Einzahl des Ma. N. unzweifelhaft ist. Sie bilden, wie be- merkt, die grosse Mehrzahl. Formverhältnisse und Lagerung des einfachen Makro- nucleus. Der Ma.N. liegt im Entoplasma, was namentlich daraus klar hervorgeht, dass er den Strömungen desselben häufig folgt, dann also auch keine bestimmte Lage hat. Im Allgemeinen dürfte es jedoch häufiger sein, dass er eine constante, wenn auch nicht bei allen Indivi- duen stets ganz übereinstimmende Lage besitzt. Diese Erscheinung mag z. Th. davon herrühren, dass die Strömung des Entoplasmas zu schwach ist, um den Ma. N. zu bewegen, oder z. Th. von einer wirklichen Befestigung desselben. Letztere kann entweder so geschehen, dass der Ma. N. äusserlich bis in die festere Region des Entoplasmas oder bis in das Corticalplasma eintaucht (was mehrfach angegeben wurde), oder durch besondere Plasmazüge von der Beschaffenheit des Corticalplasmas, welche sich zum Nucleus erstrecken. Eine Befestigung des Ma. N. am Corticalplasma durch An- oder Einlagerung wurde zwar vielfach an- senommen, jedoch nur in wenigen Fällen wirklich erwiesen. Den Ansichten, wie sie Clapar&de-Lachmann, Balbiani (1861) und Greeff (1870) über die Organisation der Ciliaten hegten, entsprach die Befestigung des Nucleus an der sog. Rindenschicht durchaus, weil ihnen das Entoplasma als Chymus oder Speisebrei galt, in welchem überhaupt keine Organe. geschweige ein so wichtiges wie der Nucleus liegen konnten. Klar ausgesprochen finde ich dies nur bei Lachmann (1856, p. 359) und Balbiani (1861). Kölliker's Angabe (1864), dass der Kern stets in der Rindenschicht liege, dürfte wohl auf Clapar&de-Lachmann’s Darstellung beruhen; bei Stein (1859) findet sich wenigstens kein solcher Hinweis. Directe Angaben über die Befestigung, resp. Einlagerung des Ma.N. in der Cortiealschicht finde ich nur bei James-Clark für Trichodina und bei Everts für Vorticella. Gerade bei den Vorticellinen scheint diese Befestigung auch ziemlich wahrscheinlich, obgleich wohl nicht all- gemein verbreitet. Jedenfalls ist aber auch bei diesen eine solch peri- pherische Lage des Ma. N. nicht durchaus bleibend, denn bei der Thei- Jung nimmt er eine ungefähr centrale Position im Entoplasma ein. Auch der Ma. N. der Hypotrichen, an welchem bis jetzt nie Lageverände- rungen bemerkt wurden, dürfte wohl irgendwie an dem festeren Aussen- plasma befestigt sein. Andererseits muss jedoch betont werden, dass die Ma. N. mancher Formen, so z. B. die von Stentor und Bursaria be- Makronucleus (Forın und Lagerung). 1493 stimmt im Entoplasma liegen und soweit bekannt gleichfalls keine Orts- veränderungen erfahren, obgleich die Plasmaströmung ziemlich lebhaft ist. Genauere Untersuchungen werden vielleicht hier und anderwärts eine locale Befestigung ergeben, wie wir sie bei den jetzt zu erwähnenden Formen antreffen. Die erwähnten besonderen Plasmastränge zur Befestigung des Nucleus sind seltene Erscheinungen. Sicher nachgewiesen wurden sie bis jetzt nur von Schuberg bei Isotricha (65, 12a). Der Ma.N. dieser Gattung wird von einer hellen, dünnen, plasmatischen Schicht kapselartig umhüllt, welche in mehrere strangartige Fäden (Karyophoren) ausläuft. Letztere reichen bis zur inneren Grenze der Alveolarschicht, mit der sie zusammenzuhängen scheinen. Etwas Aehnliches findet sich nach Stein (1867) wahrscheinlich bei Nyctotherus ovalis. Hier liegt der ovale, nahezu quergestellte Makronucleus (66, 6a) auf der Grenze zwischen dem vorderen sog. Körnerfeld und dem grösseren, von Paraglycogen erfüllten hinteren Entoplasma. Beide Regionen des Entoplasmas scheinen durch eine dünne «quere Schicht hellen Plasmas geschieden zu sein, welche sich rings am Nucleus befestigt, oder den- selben vielleicht umschliesst. Peripher lässt sich diese Plasmalamelle bis zu der relativ dicken Corticalschicht verfolgen, von welcher sie auszugehen scheint. Es muss jedoch betont werden, dass die quere Plasmaschicht nur auf einer von Stein’s Abbildungen deutlich gezeichnet ist und den kleineren Individuen mit schwach oder nicht ausgebildetem Körnerfeld ganz zu fehlen scheint. Neuere Untersuchungen von Schuberg und mir ergaben, dass diese Auffassung der Verhältnisse richtig ist. Wir müssen noch etwas eingehender über die erwähnten Ortsveränderungen des Ma. N. mancher Ciliaten im Entoplasma berichten, worüber die Beobachtungen in neuerer Zeit sich mehrten. Schon Stein bemerkte 1854 (p. 101), dass der Nucleus von Opercularia hber- berina durch den „Nahrungsstrom“ häufig etwas verschoben werde; auch bei Discophrya Planariarum fiel ihm die sehr verschiedene Lage des Nucleus im Entoplasma auf (p. 179), sowie dass er bei der Theilung stets in die Mitte rücke. Auch Maupas (1879) beobachtete den Ortswechsel des Nucleus von D. gigantea Mp. im Entoplasma. Dass diese Lage- änderungen durch die Contractionen des Körpers hervorgerufen werden, wie M. angibt, leuchtet nicht recht ein, da der Körper an anderer Stelle als uncontractil bezeichnet wird. Everts und Gertes constatirten den Lagewechsel des Ma. N. dieser Opaline gleichfalls. — Glaparede-Lachmann fanden den Nucleus von Chilodon Cucullulus an recht verschiedenen Körperstellen, ja er reisse sich gelegentlich von der Körperwand los und .‚flot- tire frei in der Verdauungshöhle“ (1858, p. 336). Bei Paramaecium putrinum, welche parasitische Sphaerophryen (sog. Embryonen) enthielten, bemerkten sie lebhafte Ortsver- änderungen des Nucleus. Auch Balbiani betonte (1861) eine gewisse Verschiebbarkeit des Nucleus der Paramaecien. Ebenso beobachtete Quennersteät Verschiebungen des Kerus im Entoplasma bei dem sog. Prorodon marinus Öl. u. L. (s. 40Sb, wahrscheinlich zu Holophrya gehörig) und noch deutlicher bei der Frontonia fusca Qu. sp. (Pano- phrys 40Sc). 1873 fand Bütschli, dass der Nucleus von Nassula aurea durch den sehr energischen Entoplasma-Strom im ganzen Körper umhergeführt werde; etwas später (1874) beobachtete er auch bei Trachelophyllum Verschiebungen. Endlich bemerkte Maupas (1885), dass der Nucleus der sog. Tillina magna Grub. (= Conchophthirus) dem Ento- plasma-Strom folge und vermuthete dasselbe für Coleps hirtus. Schuberg (843) beob- achtete das Gleiche bei Dasytricha, Schewiakoff (uned.) bei Nassula elegans und Frontonia leucas. Aus dem Berichteten geht hervor, dass Örtsveränderungen des Ma. N. viel häufiger vorkommen, als gewöhnlich angenommen wird. Fraglicher bleibt dagegen, ob nicht in manchen der aufgezählten Fälle etwas anormale Verhältnisse vorlagen. Jeden- 1494 Ciliata. falls wurden die betreffenden Thiere bei der Untersuchung mehr oder weniger gepresst, was schon zuweilen bewirken mag, dass der irgendwie schwach befestigte Ma. N. seinen Halt ver- liert.und vom Entoplasma-Strom weitergeführt wird. Ich erinnere in dieser Hinsicht an die früher (p. 1480) mitgetheilte Erfahrung, dass die blauen Tropfen des sog. Pigmentflecks der Nassula aurea etc. vom Entoplasma-S*rom fortgerissen werden, sobald das Thier etwas ge- presst wird. An dieser Stelle haben wir endlich noch eigenthümlicher Beobachtungen über angebliche Bewegungen gewisser Ciliaten um ihren Ma. N. zu gedenken. Siebold (1845) berichtete zuerst, dass manche Öiliaten um den in ihrem Innern ruhig verharrenden Kern fortwährend rotirten; er schloss hieraus, dass der Kern ganz lose im Parenchym liege. Mit Ausnahme Clapar&de-Lachmann’s bemerkte kein späterer Beobachter etwas Derartiges. Erstere glauben bei Prorodon margaritifer gleichfalls eine fortgesetzte Rotation des Thieres um die Längsaxe verfolgt zu haben, während der Ma. N., der nach ihren Erfahrungen eine sehr charakteristische zweigliedrige Gestalt besitzt, fortdauernd dieselbe Lage bewahrte. Wenn beide Forscher die Ma. N.-Gestalt dieses Prorodon richtig beurtheilten, so wäre ihre Beobach- tung wohl beweisend. Es bleibt aber die Möglichkeit bestehen, dass sie die beiden optischen Durchschnitte eines queren hufeisenförmigen Nucleus für zwei Kernglieder hielten (obgleich sie dies bestimmt leugnen). Dann erklärte sich wohl, wie sie bei der Rotation der Thiere fortgesetzt dasselbe optische Durchschnittsbild verfolgten und es für einen zweigliedrigen Nucleus nahmen, welcher sich an der Rotation nicht betheilige. Dass Siebold’s Angabe auf einer Täuschung beruhte, ist seit langer Zeit wohl allgemein anerkannt; wie gesagt, dürfte dies auch für Clapar&öde-Lachmann’s Beobachtung das Wahrscheinlichste sein. Indem wir zur Betrachtung der mannigfaltigen Gestaltsverhält- nisse des einfachen Ma. N. übergehen, betonen wir zunächst, dass seinen wechselnden Gestalten nur eine sehr beschränkte systematische Bedeutung zukommt. Zahlreiche Gattungen zeigen in ihren verschiedenen Arten grosse Mannigfaltigkeit der Ma. N.-Form. Obgleich dies bei verschiedenen Ord- nungen wiederkehrt, tritt doch in einzelnen eine gewisse Nucleusform als die herrschende hervor. Wir werden dies in der weiter unten folgen- den Uebersicht genauer darlegen; hier beschränken wir uns auf die Bemerkung, dass speciell gewisse Heterotrichen (Stentor, Spiro- stomum, Blepharisma) und manche Holotrichen (Prorodon, Laerymaria, Ophryoglena) bedeutende Gestaltsverschiedenheit des Ma. N. innerhalb der Gattung zeigen. Dagegen scheint für eine und die- selbe Species gewöhnlich eine bestimmte Kernform charakteristisch, d. h. die Variation der Gestalt nur gering zu sein. Ob sich gelegentlich auch bei derselben Art eine auffälligere Variation findet, bedarf genauerer Untersuchung. Wahrscheinlich ist es für Blepharisma Muscu- lus Ehrbg. sp., bei welcher theils ein ovaler, theils ein rosenkranzförmiger Ma. N. vorzu- kommen scheint. Dass es sich um verschiedene Varietäten handelt, ist wahrscheinlich, kaum jedoch um differente Arten. Auch für Trachelius Ovum wird theils ein ovaler bis bis- quitförmiger, theils ein bandförmiger Ma. N. angegeben. Es wird sich empfehlen, den folgenden Betrachtungen eine kurze Uebersicht der hauptsächlichsten Formen, welche der Ma. N. annehmen kann, vorauszuschicken. Die einfachste und zweifellos auch ursprüng- lichste ist die kuglige bis ellipsoidische. Durch einseitiges Auswachsen derselben entsteht die kurz band- oder wurstförmige, indem häufig eine schwache Krümmung auftritt, welche bei stärkerer Entwicklung zur nieren- und hufeisenförmigen Gestalt führt. Noch stärkeres Längenwachsthum Makronucleus (Formverhältnisse). 1495 ruft langbandförmige oder strangartige Nuclei hervor, deren Längenver- hältnisse sehr mannigfaltig sein können. Recht häufig erreichen sie eine so bedeutende Länge, dass sie sich ein- bis vielfach schleifen- förmig zusammenbiegen, um Platz zu finden. Zahl und Hin- und Her- biegung dieser Schleifen variirt bei den verschiedenen Formen und häufig auch derselben Art sehr. Aus dem kurz- oder langbandförmigen Typus entwickelt sich der gegliederte oder rosenkranzförmige (auch perlschnurförmige genannt) dadurch, dass mehr oder weniger zahlreiche Einschnürungen auftreten, welche den Nucleus in eine verschiedene Zahl hintereinandergereihter Gliederstücke sondern. Die einzelnen Glieder sind meist ellipsoidisch, seltener kuglig, und hängen ge- wöhnlich durch recht feine Verbindungsfädchen zusammen. Re- lativ selten bleiben letztere dieker. Die Gliederzahl solcher Ma.N. schwankt ungemein. Bei zahlreichen Ciliaten erhebt sie sich nicht über zwei. Von dieser primitivsten Stufe ausgehend, finden sich alle möglichen Zahlen bis zu 20, 80 und 40 (abgesehen von besonderen Steigerungen der Zahl, welche erst später zu erörtern sind). Wie schon bemerkt wurde, findet man bei derselben Art häufig grosse Schwankungen in der Zahl der Kernglieder, indem sie im Allgemeinen wohl mit der Grösse der Tbiere und der Länge des Ma.N. steigt. So wurden bei Stentor polymorphus und coeruleus 4—20, bei Condylostoma patens 8—25, bei Spirostomum ambiguum 10—40 Glieder gezählt (Stein 1867 und Maupas 1883). Stein gibt die Zunahme der Gliederzahl mit der Grösse für Condylo- stoma zu, stellt sie jedoch für Spirostomum und Stentor in Abrede. Jedenfalls werden ausser der Grösse noch andere Momente die Gliederzahl bestimmen, was schon daraus hervor- geht, dass die Gliederung bei verwandten Formen häufig ganz fehlt, deren Ma. N., obgleich recht lang, einfach bandförmig ist. Das Hervorgehen der gegliederten Ma. N. aus dem bandförmigen Zustand wird dadurch bewiesen, dass dieser Bildungsvorgang sich bei jeder Theilung am Nucleus des Sprösslings wiederholt, wie später zu schildern sein wird. Dabei ergibt sich ferner, dass die mehrgliedrigen Nuclei nicht durch gleichzeitige Einschnürung in zahl- reiche Glieder entstanden, sondern durch wiederholte successive Ein- schnürungen und allmähliches Anwachsen der Gliederzahl. Auch die ver- gleichende Anatomie lehrt dasselbe; namentlich die Oxytrichinen zeigen eine sehr allmähliche Zunahme der Zahl, von 2 bis zu zahlreichen Gliedern. Ausserdem spricht hierfür die Erfahrung, dass auch an vielgliedrigen Nuclei zuweilen noch Vermehrung der Glieder durch Einsehnürung einzelner zu verfolgen ist (Stein 1867 für Stentor). Bei gewissen Formen (Urostyla grandis und wahrscheinlich auch Dileptus Anser) wächst der vielgliedrige Ma. N. in ganz enormer Weise zu einem sehr langen verschlungenen Faden aus, wobei die Zahl der Glieder sich ungemein erhöht, auf Hunderte steigen kann, welche natürlich entsprechend kleiner werden. Die Feinheit der Verbindungs- fäden macht es dann sehr schwer, den Zusammenhang der Glieder nach- zuweisen. 1496 Ciliata. Nur äusserst selten findet sich Verästelung des Ma. N., während diese Erscheinung bei den Suetorien ziemlich häufig ist. Sicher beobachtet wurde solches bis jetzt nur bei Stentor polymorphus von Stein (1867), welcher einmal von einem Glied des rosenkranzförmigen Kernes einen kurzen, zweigliedrigen Seitenast abgehen sah. Auch bei Bursaria truncatella beobachtete Schewiakoff einmal einen kurzen Seitenast des langbandförmigen Nucleus. Erst später sollen die Verhältnisse bei Opalinopsis erörtert werden, wo reichere Verästelungen vorübergehend vorkommen. Für sämmtliche weiter entwickelte Ma. N. ist zu beachten, dass sie im Beginne der Theilung zur primitiven, kugligen bis ellipsoidischen Form zurückkehren und erst ihre Nach- kommen in den Sprösslingen wieder zur typischen Kernform auswachsen. Da dies rascher oder langsamer geschieht, so können Abweichungen von der typischen Nucleusform der Art z. Th. auch auf nicht vollendeter Umgestaltung nach der Theilung beruhen. Die Unabhängigkeit der Ma. N.-Gestalt von der systematischen Ab- theilung verräth, dass vorzugsweise physiologische Gründe für dieselbe maassgebend sein müssen. Ein Ueberblick der Verbältnisse in der ge- sammten Abtheilung scheint denn auch zu lehren, dass als wesentlichstes Moment die Grössenentwicklung der Thiere in Betracht kommen dürfte. Natürlich gilt diese Regel, wie alle solche Abhängigkeiten auf biolo- gischem Gebiet, nur cum grano salis; da nämlich in den Einzelfällen sicherlich noch weitere Factoren ins Spiel kommen, so ist keine voll- kommene Herrschaft der Regelmässigkeit zu erwarten, besonders nicht bei Vergleichung weiter entfernter Gruppen. Die Regel wird meist um so deutlicher hervortreten, je enger die systematische Gruppe ist, welche untersucht wird. Neben der Grösse dürfte auch die Körpergestalt der Thiere einen gewissen Einfluss auf die Form des Ma. N. äussern. Aus nachfolgender Uebersicht der Mannigfaltiskeit der Nucleusgestalten ‘wird die be- sprochene Reselmässigkeit ziemlich deutlich hervorgehen. — Bei den kleineren und mässig langgestreckten Ciliaten herrscht im Allgemeinen auch die einfachste, kuglige bis etwa kurz hufeisenförmige Form des Ma.N. vor. Dies finden wir bei den kleineren bis mittelgrossen Holotrichen der verschiedensten Familien. Besonders deutlich in der grossen Familie der Paramaecina und bei den Pleuronemina, deren Maximalgrösse bei kugliger bis ellipsoi- discher Kerngestalt etwa 0,3 erreicht. Eine Ausnahme bildet nur Urocentrum (bis 0,1) mit einem hufeisenförmigen, jedoch abweichender Weise quer- und ganz hinten gelagerten Ma.N. Mässig bis sehr lang bandförmig wird der Kern nur bei grossen Arten von Ophryoglena (bis 0,5), während kleinere den einfach ovalen Ma. N. aufweisen. Aehnliche Verhältnisse herrschen auch in der Familie der Chlamydodonta (Maximalgrösse bis 0,40). Eine Ausnahme bildet nur die ziemlich langgestreckte, jedoch keine übermässige Grösse erreichende Nassula brunnea Fahre mit langbandförmigem Ma.N. und die Gattung Opisthodon (0,18), welche nach Stein (1859) zwei dicht hintereinander liegende, kuglige Makronuclei be- sitzen soll; sie werden jedoch sicher die beiden Hälften eines zweigliedrigen Nucleus sein. Auch die kleineren und mittleren Formen der Holophryinen zeigen in der Regel die einfache Nucleusgestalt. Nur bei grossen und grössten Formen einzelner Gattungen, wie ge- wissen Holophrya-, Prorodon- und Lacrymaria-Arten begegnen wir lang bandförmig ausgewachsenen und z. Th. vielfach gewundenen Ma. N. Selten tritt ferner bei ansehnlicheren Arten die Rosenkranzform auf. Bei grossen Lacrymarien und Trachelophyllum in der Gestalt zweier, mittels eines langen Verbindungsfadens zusammenhängender Glieder; bei Spa- thidium spathula E. sp. in vielgliedriger Ausbildung. Auch der gewöhnlich hufeisen- Makronucleus (Formverhältnisse). 1497 förmige Kern des mittelgrossen Actinobolus zeigt nach Entz zuweilen Neigung zur Glie- derung. Die Rosenkranzform herrscht ferner bei den Trachelina. Nur Trachelius Ovum scheint zuweilen auch einen bandförmigen, häufiger jedoch einen zweigliedrigen Ma.N. mit einfacher Einschnürung, ohne Ausbildung eines längeren Verbindungsfadens zu besitzen. Bei den kleineren Amphilepten und Lionoten ist ein zweigliedriger Ma. N. mit kürzerem oder längerem Verbindungsfaden Regel; doch erhält derselbe sich zuweilen auch bei bedeu- tender Grösse (so Lionotus Anser). Bei den grossen Formen, wie Loxophyllum und Dileptus Anser wird der Ma.N. vielgliedrig und sehr lang. Bei letzterer Gattung findet man ihn jedoch gelegentlich auch langbandförmig, meist jedoch in zahlreiche kleine Glieder- chen zertheilt. Wohl das interessanteste Auswachsen des Ma.N., Hand in Hand mit dem des Körpers gehend, finden wir bei den Opalininen (abgesehen von Opalina, deren besondere Verhältnisse später zu besprechen sind). Bei den kleinsten Formen von Anoplo- phrya etwa oval bis kurzbandförmig, wächst der Ma. N. bei den langgestreckten, wurmför- migen Arten dieser Gattung, wie auch bei Hoplitophrya, entsprechend in die Länge und wird sehr lang bandförmig. Zweigliedrige Bildung findet sich nur bei Opalina caudata Zell. Seltsamer Weise bewahrt dagegen der Ma.N. einiger grosser Arten die einfach ovale bis spindelförmige Gestalt; so bei der Gattung Discophrya, sowie den jedenfalls nahe verwandten Hoplitophrya Planariarum Sieb. sp. und recurva Cl. L. sp. Die ab- weichenden Verhältnisse bei Opalinopsis können hier unberücksichtigt bleiben, da sie noch nicht ganz aufgeklärt sind. Analoge Verhältnisse bestehen im Allgemeinen bei den Heterotrichen. Die Gat- tungen, deren Angehörige geringe bis mittlere Grösse erreichen (so Ancistrum, Nycto- therus, Conchophthirusz. Th., Metopus, Balantidium, Caenomorpha) und meist die kleineren Arten anderer Gattungen (so Blepharisma lateritia, Spirostomum teres, Glimacostomum patula, Stentor igneus, niger und multiformis, Folliculina z. Th.) besitzen einen einfachen Ma, N. Ein langbandförmiger ist auch hier im Allgemeinen den grösseren Formen eigenthümlich. Besonders schön finden wir ihn bei Stentor Roeselii, Bursaria truncatella und Glimacostomum virens, Bei anderen gliedert er sich rosenkranzförmig mehr oder weniger zahlreich, so namentlich bei Stentor polymorphus und coeruleus, Folliculina Ampulla (wenigstens gewöhnlich, wie es nach Möbius scheint) und Condylostoma. Etwas abweichend erscheint das gelegentliche Auftreten solcher Ma. N. bei mässig grossen Formen, so bei gewissen Individuen oder Varietäten der Blepharisma Musculus, bei Conchophthirus Steenstrupii (denn die von Quenner- stedt und Stein beschriebenen mehrfachen Ma. N. sind ohne Zweifel nur Glieder eines rosen- kranzförmigen Kernes). Auffallend abweichend verhält sich schliesslich nach Stein ’s Unter- suchungen die keineswegs besonders grosse Plagiotoma Lumbrici. Ihr Ma.N. ist zu einem relativ sehr langen und dünnen Strang ausgewachsen, welcher namentlich bei den grösseren Individuen so zahlreich in enge quere Schlingen gelegt ist, dass das Nucleusknäuel ein traubiges Aussehen erhält. Doch will sich Stein bestimmt überzeugt haben, dass ein continuirlicher, bandförmiger Ma. N. vorhanden ist. Unter den recht kleinen bis mässig grossen Oligotricha besitzen die minutiösen Halterinen einen einfach gestalteten Ma. N. Bei den grösseren Ophryoscolecinen wird er häufig etwas länger bis bandförmig. Etwas abweichend verhalten sich die Tintinnoinen. Entgegen den früheren Beobachtern, welche denselben fast aus- nahmslos einen einfachen Ma.N. zuschrieben, glaubt Daday (837) jetzt die Vielkernig- keit der meisten nachgewiesen zu haben. Nur bei wenigen constatirte er einen einfachen Ma.N.; bei den übrigen dagegen 2, 4, 6, 8, auch 12—22 kuglige bis ovale, selten etwas nierenförmige Ma. N. Die Richtigkeit der Beobachtung dürfte nicht zu bezweifeln sein; um so mehr dagegen Daday’s Ansicht, dass es sich um zahlreiche isolirte Ma. N. handle. Ob- gleich Verbindungsstränge nirgends nachgewiesen wurden, zweifle ich nicht im Geringsten an ihrem Vorhandensein und betrachte demgemäss den Ma. N. der meisten Tintinnoinen als einen gegliederten. Da Daday nirgends die Möglichkeit solcher Verbindungsstränge erwähnt scheint er wohl nie danach gesucht zu haben. Die für mehrere Formen bestimmt geschilderte Anordnung der Glieder in einer geraden oder schraubig gekrümmten Reihe spricht sehr für 1498 Giliata. unsere Deutung. Demnach bieten die Gestaltsverhältnisse des Ma. N. in dieser Familie viel Aehnlichkeit mit den gleich zu schildernden der Oxytrichinen. Unsere frühere Bemerkung, dass in gewissen grösseren Abtheilungen eine Tendenz zu bestimmter Ma. N.-Gestalt herrscht, zeigen die Hypotrichen vielleicht am klarsten. Bei dieser Ordnung tritt auch eine Modification unserer Regel deutlich hervor, da trotz bedeutender Kleinheit mancher Formen die einfache Ma. N.-Gestalt nirgends erhalten blieb. Inwiefern hierbei vielleicht Vererbung im Spiele ist, d.h. die kleinen Formen durch Reduction grösserer entstanden und dabei deren Ma. N.-Gestalt bewahrten, lässt sich vorerst wohl nicht sicher ent- scheiden. Immerhin wird dies für die auffallendsten Abweichungen, so die sehr kleinen Aspidiscinen mit bandförmigem Kern in Frage kommen, da diese Gruppe sicher durch Verkümmerung aus euplotinenartigen Formen hervorging. In den Familien der Peritromina und Oxytrichina herrscht der rosenkranzförmige Typus. Meist ist der Ma. N. zweigliedrig mit mehr oder weniger langem, feinem Verbindungsfaden. Diese Bildung erhält sich sowohl bei kleinen wie bei sehr ansehnlichen Formen. Bei einzelnen tritt eine Neigung zur Mehrgliedrigkeit hervor; doch lässt sich nicht behaupten, dass dies gerade die grössten wären. Bei Urostyla begegnen wir neben zwei- auch drei-, vier- und fünfgliedrigen Ma.N., ja bei einer und derselben Art (U. Weissei) findet sich eine solche Variabilität. Letztere Erscheinung kehrt auch bei Onychodromus wieder, dessen Gliederzahl zwischen 4 und 8 schwankt. Unter Uroleptus (mit gewöhnlich zweigliedrigem Ma. N.) findet sich eine Art (U. mobilis Eng.) mit sechsgliedrigem. Schwankungen zeigt auch Gastrostyla mit 2, 4, 5, vielleicht auch 6 Gliedern. Stein (1867, p. 66) beobachtete eine Süsswasseroxytrichine mit 8—16 gliedrigem Ma.N. Zu Gonostomum endlich, das gewöhnlich zweigliedrig ist, zog Maupas das G. pediculiforme Cohn sp., dessen Ma. N. aller Wahrscheinlichkeit nach rosenkranzförmig, mit 14—20 relativ kleinen Gliedern ist. Hier reiht sich endlich die Urostyla grandis E. sp. mit ihren Hunderten kleiner Kernglieder an, auf welche schon oben (p. 1495) hingewiesen wurde. Auch die sog. multinucleären Oxytrichinen, Epielintes, gewisse Arten von Holo- sticha und Uroleptus, die sich wahrscheinlich grösstentheils wie Urostyla grandis verhalten, schliessen sich hier an. Wir kommen auf dieselben später zurück. Bei den Euplotinen und Aspidiscinen finden wir z. Th. (Euplotes und Aspi- disca) den bandförmigen Typus, möglicherweise in Zusammenhang mit der geringeren Grösse. Bei Diophrys hingegen (und ähnlich dürfte sich wahrscheinlich auch Uronychia ver- halten) ist jedenfalls durch mittlere Verdünnung des Nucleus-Bandes von Euplotes eine zwei- gliedrige Bildung entstanden. Zwar wurde der Verbindungsfaden zwischen den beiden queren länglichen Gliedern, von denen das eine in der Vorder-, das andere in der Hinterregion liegt, noch nicht nachgewiesen; ich bezweifle aber nicht im Geringsten, dass er existirt. Auch die Peritricha zeigen eine offenbare Neigung zur Ausbildung einer bestimmten Ma. N.-Gestalt; bei ihnen herrscht jedoch die bandförmige vor. Nichtsdestoweniger findet man ovale Ma. N. bei kleineren Formen noch ziemlich häufig; so bei Spirochona, gewissen Scyphidien und Gothurniopsis. Eigenthümlich unregelmässig, jedoch nicht bandförmig, ist der Ma. N. von Trichodinopsis. Bei anderen kleineren Formen wird er mehr nieren- bis wurstförmig (Astylozoon, Glossatella, kleinen Arten von Vorticella, Epistylis etc.); auffallender Weise erhält sich ein hufeisenförmiger kurzer Ma. N. auch bei gewissen ansehnlichen Epistylis-Arten und den Opercularien. Bei den grösseren Trichodinen, Vorticellen, Carchesium, Zoothamnium und Vaginicola wird der Ma. N. dagegen langhandförmig. Selten tritt eine rosenkranzförmige Gliederung auf. Bekannt ist dies von der Gruber ’- schen Lienophora Asterisci (wahrscheinlich identisch mit L. Auerbachii Cohn sp.); auch bei Trichodina Pediculus fand James-Glark zuweilen den bandförmigen Ma.N. knotig eingeschnürt. Der hufeisenförmige Nucleus der Cyclochaeta Asterisci Gruber sp. endlich besitzt auf seiner convexen Seite einige Einschnitte, was wohl gleichfalls als eine An- näherung an die rosenkranzförmige Gliederung aufzufassen ist. Einige Worte fügen wir noch über die Lage des Ma. N. im Körper zu. Der einfach gestaltete Nucleus kleiner bis mittlerer Formen Makronucleus (Formverhältnisse. Lage im Körper). 1499 nimmt gewöhnlich eine nahezu mittlere Lage ein; zuweilen ist er etwas nach vorn oder hinten verschoben. Sehr beträchtliche Verschiebung aus der mittleren Region ist selten; auf Urocentrum mit seinem weit hinten liegenden Kern wurde schon hingewiesen. Ganz unten auf der Haftscheibe liegt auch der Ma.N. von Triehodinopsis und gewissen Urceolarinen. — Schon bei ellipsoidischen Makronuclei ist häufig bemerkbar, dass die grosse Axe des Nucleus längsgerichtet ist; doch sind Abweichungen nicht selten. Es gibt auch ganz quer gestellte, ellipsoidische bis nieren- und huf- eisenförmige Kerne; wir verweisen auf Ptychostomum 64, 11; An- cistrum, Nyetotherus 66, 6a; Urocentrum 64, 15; Operecularia und einige andere Vorticellidinen. Langbandförmige und rosenkranz- förmige Ma. N. lagern sich bei ansehnlicher Streckung der Thiere stets der Länge nach. Auffallend tritt dies namentlich bei den Oxytrichinen hervor, deren zwei bis mehrgliedrige Kerne stets längsgerichtet sind, obgleich die Länge der Thiere meist keine auffallende ist. Auch die Amphileptinen und Andere mit ähnlicher Nucleusbildung zeigen dasselbe. Findet sich bei mehr rundlicher oder doch mässig langer Körpergestalt ein bandförmiger Nucleus, so kann er auch quer gelagert sein (Urocentrum, Tricho- dina z. Th., sowie andere Vorticellinen mit mässig langem Ma. N.), oder bildet, indem er den Körperumrissen gewissermassen folgt, vorn oder hinten eine schleifenförmige Umbiegung, resp. auch zuweilen an beiden Enden (Bursaria). Namentlich bei den Vorticellen, Carchesien und anderen Vorticellinen mit länger bandförmigem Nucleus ist die letzt- erwähnte Lagerung verbreitet. Der Haupttheil des Nucleus zieht an der einen Längsseite des Körpers hinab und erfährt vorn parallel der Peristom- scheibe und hinten eine nahezu senkrechte Umbiegung. Bei sehr langgestreckten Vorticellidinen (Gerda, Ophrydium, Cothurniaete.) geht der Ma. N. in einen vorzugsweise längsgerichteten Strang über, da die umgebogenen Enden relativ kurz werden. Aus diesen Beziehungen zwischen Form und Lage des Ma. N. zur Grösse und Gestalt der Thiere dürften gewisse Schlüsse zu ziehen sein. Sowohl die ansehnliche Grösse des Ma. N. wie der periodische Ersatzes desselben, weisen darauf hin, dass er sich bei dem Zustandekommen der Lebensprocesse, namentlich der Stoffwechselerscheinungen lebhaft betheiligen dürfte. Wie wir uns eine solche Wechselwirkung zwischen Ma. N. und Plasma auch denken mögen, so wird sie bis zu einem gewissen Grade von der Grösse der sich berührenden Flächen des Ma. N. und des Plasmas, im Ver- hältniss zu deren Massen, abhängen. Bei kugliger Ma. N.-Gestalt nimmt dieses Verhältniss bei Zunahme der Masse, d. h. bei Vergrösserung der Thiere, fortdauern(d zu Ungunsten der Fläche ab. Ist obige Annahme über die Wechselwirkung zwischen Plasma und Nucleus berechtigt, so erscheint erklärlich, dass der Ma. N. grösserer Infusorien die Kugel- gestalt gewöhnlich aufgibt und verschiedenartige Formen annimmt; wobei die Berührungsfläche zwischen Nucleus und Plasma stets relativ vergrössert wird. Dass letzteres, gleiche Masse vorausgesetzt, bei einem rosenkranzförmigen Kern noch ergiebiger der Fall ist, wie bei einem bandförmigen, ersieht man leicht. Andererseits mag bei dem Auswachsen des Ma. N. noch ein zweites Moment in Betracht kommen. Für eine solche Wechselwirkung zwischen Ma. N. und Plasma kann es wohl nur vortheilhaft sein, wenn die verschiedenen Körperregionen nicht sehr verschieden weit von dem Ma. N. entfernt sind, was eintritt, wenn die Nucleusmasse grösserer Infusorien auf einer Stelle in kugliger Form concentrirt bleibt. Bei 1500 Ciliata. langgestreckten grossen Infusorien zieht der langausgezogene Ma. N. meist durch den ganzen Körper, wesshalb das umgebende Plasma zu den betreffenden Nucleusantheilen überall in ähnlichen räumlichen Verhältnissen steht, wie das Gesammtplasma eines kleinen Infusors zu dem kugligen Kern. Dass das Gleiche durch eine wirkliche Vermehrung des Ma. N. erreicht wird, ist klar. Endlich führt die möglichst gleichmässige Erstreckung des Ma. N. durch den ganzen Plasmakörper noch einen dritten Vortheil herbei, auf welchen Gruber (841) zuerst hinwies. Die Beobachtungen an verstümmelten Infusorien zeigen, dass eine Regeneration nur bei Anwesenheit eines Theils des Nucleus eintritt; eine möglichste Aus- breitung des Ma. N. bietet den Vortheil, dass bei zufälliger Verstümmelung die abgetrennten Stücke des Körpers mit Nucleustheilen versehen und daher regenerationsfähig sind. Diese von Gruber ursprünglich für die sog. multinucleären Ciliaten ausgesprochene Idee würde auch für die hier in Betracht kommenden zu beachten sein. Ich glaube, dass dieses Moment nicht als das eigentlich bestimmende angesehen werden kann, sondern nur als ein nebenher laufender Vortheil. Dass Verstümmelungen bei den langkernigen Ciliaten häufiger sind, wie bei den primitiven, wäre wohl erst noch zu zeigen; auch scheint es mir bedenklich, zufälligen Verstümmelungen einen maassgebenden Einfluss auf die morphologische Entwicklung einzuräumen. Das Vorkommen mehrerer getrennter Makronuclei. Nur bei einer Infusoriengattung, Opalina, ist das Vorkommen zahl- reicher gesonderter Kerne im erwachsenen Zustand mit aller wünschens- werthen Sicherheit erwiesen. Es sind kleine kuglige Kerne (65, 8—10n), welche je nach der Grösse der Arten, resp. der Individuen, in verschiedener Zahl auftreten, da sie sich mit dem Wachsthum des Individuums fort- gesetzt durch Theilung vermehren. Engelmann’s Entdeckung, welche Zeller später eingehender verfolgte, zeigte, dass die Opalinen ursprünglich meist mit einem Kern ihre CÖysten verlassen und bei fort- schreitendem Wachsthum allmählich die hohe Kernezahl (bei Opa- lina Ranarum bis über 200) erreichen. Nur die sog. Op. caudata besitzt nach Zeller dauernd einen zweigliedrigen Nucleus. Die Kerne liegen dicht unter dem Corticalplasma, über die gesammte Ober- fläche in einfacher Schicht gleichmässig vertheilt, demnach im Ento- plasma. Obgleich die Vielkernigkeit der erwachsenen Opalinen keinem Zweifel unterliegt, bietet sie der Beurtheilung doch gewisse Schwierigkeiten. Bei Opalina wurde nämlich bis jetzt nur die beschriebene Sorte von Kernen gefunden und es scheint auch sicher, dass eine zweite nicht existirt. Dagegen sind bei einzelnen anderen Opalininen Mikronuclei neben dem ansehnlichen Ma. N. sicher nachgewiesen. Da nun die Kerne von Opalina sich nicht so wie der typische Ma. N. theilen, sondern wie wir später sehen werden, vollkommen nach Art der Mi. N., auf aus- gesprochen indirectem Weg, so kann man bei Opalina vorerst nicht von Ma. N. im Sinne der übrigen Ciliaten, also auch nicht von einer Vielheit soleher reden. Wir finden viele Kerne einer einzigen Art, welche sich in ihrem Theilungsmodus den Mikronuclei enger anschliessen. Auch die Mi. N. kommen recht häufig in Mehrzahl vor. Anders liegen die Verhältnisse bei Loxodes Rostrum (60, 56,n). Diese grosse Tracheline enthält je nach ibrer Grösse ein bis zahl- Multiple Makronuclei. 1501 reiche kleine kuglige Kerne (bis 26 Bütschli), welche sieh deutlich als Ma. N. erweisen, weil neben jedem gewöhnlich ein sehr kleiner Mi. N. lieg. Wrzesniowski (1870) glaubte sich durch Färbungs- versuche überzeugt zu haben, dass diese Ma. N. Glieder eines langen rosenkranzförmigen Kermnes mit sehr feinen Verbindungsfäden seien. Bütschli (1876 p. 68) vermochte wie früher Balbiani (1861), Engel- mann (1862) und Stein (1867) weder durch Färbung noch dureh Isolation der Kerne Verbindungsfäden nachzuweisen, worin sich ihm später auch Balbiani (1881), Maupas (1885) und Gruber (1884) anschlossen. Da sich nun die Ma. N. von Loxodes bei der Theilung nicht wie die Glieder rosenkranzförmiger Kerne verhalten, d. h. sich nicht zu einem einheitlichen runden Kern zusammenziehen, vielmehr unverändert und ohne selbst getheilt zu werden, auf die beiden Sprösslinge übergehen (Bütschli 1876), so spricht zur Zeit alles dafür, dass Loxodes wirklich zahlreiche echte, gesonderte Ma. N. enthält. In neuerer Zeit wurde die Auflösung des Ma. N. in zahlreiche, z. Th. sehr viele, kleine isolirte Kerneben oder Bruchstücke mehrfach beschrieben. Zuerst berichtete Foettinger (1881) derartiges für die Opalinopsis (einschliesslich Benedenia) der Cephalopoden. Man be- gegnet nur selten Individuen dieser Opalinine mit einheitlichem, langstrang- förmigem und vielfach gewundenem Kern, welcher zuweilen auch durch Seitensprosse etwas verästelt erscheinen kann (65, 6b, 7e). — Bei Opa- linopsis Sepiolae wurde gelegentlich sogar ein ganz netzförmig ver- ästelter Nucleus beobachtet, dessen ziemlich unregelmässiges Maschenwerk allseitig in einfacher Lage unter dem Corticalplasma hinzog, ähnlich den zahlreichen Kernen von Opalina. Viel häufiger wie die beschriebenen Nucleusformen finden sich die mannigfaltigsten Zerfallszustände eines ursprünglich jedenfalls einheitlichen Nucleus. Der Zerfall schreitet all- mählich fort, bis eine Auflösung des Kernes in verschiedene Mengen theils rundlicher, theils mehr unregelmässiger und auch ziemlich ver- schieden grosser Bruchstücke eingetreten ist. Dieselben sind durch den ganzen Körper verbreitet (65, 6). Diese unregelmässige Fragmentirung erscheint derjenigen ganz analog, welche der zu Grunde gehende Ma.N. vieler Ciliaten während der Con- Jugation erfährt; doch wurde bis jetzt Conjugation bei Opalinopsis nicht beobachtet; auch dürfte das Vorherrschen solcher Zustände ihre Ableitung von Conjugationen vorerst unwahrscheinlich machen. Berücksichtigen wir, dass nach Foettinger’s Erfahrungen bei der Theilung der Opali- nopsis kein Zusammentritt der Fragmente stattzufinden scheint, so dürfen wir wohl annehmen, dass die Erscheinung thatsächlich eine Frag- mentirung des Makronucleus in zahlreiche, getrennte Bruchstücke ist. Wir können darin einstweilen eine Alterserscheinung vermuthen und ferner, dass die betreffenden Individuen wahrscheinlich erst wieder durch Conjugation in den Besitz eines neuen, einheitlichen Ma. N. ge- langen. 1502 Ciliata. Bei dieser Gelegenheit möge auch Jickeli’s Angaben (1884)*) gedacht werden, welche einen Zerfall des Nucleus unter besonderen Verhältnissen wahrscheinlich machen sollen. Ich muss im Voraus bemerken, dass diese Beobachtungen nur sehr kurz und ohne Abbildungen mitgetheilt wurden, was recht zu bedauern ist, da viele Angaben so sehr von allem Bekannten abweichen, dass ich denselben nicht ohne Weiteres vertrauen kann. Bei Para- maecium caudatum will J. dreimal einen vollständigen Zerfall des Ma. N. dadurch hervor- gerufen haben, dass er die Thiere $ Tage lang im Dunkeln hielt. Die Zerfallsproducte sollen sich durch unregelmässige Gestalt und Grösse, namentlich jedoch dadurch aus- zeichnen, dass die färbbare Substanz im Centrum jedes Bruchstücks angehäuft ist. Die Frag- mente glichen auffallend Amöben. Mir scheint diese Beobachtung vorerst ziemlich unsicher; ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die vermeintlichen Kernbruchstücke Parasiten, mög- licherweise sogar Sphaerophryen waren. — Bei P. putrinum einer putriden Infusion, will J. einmal „‚krümelige Auflösung des Kernes‘“ beobachtet haben..— Recht seltsam klingen ferner seine Angaben über den Zerfall und die Ausstossung des Kernes bei Chilodon Oucullu- lus und Colpidium Colpoda. An encystirten Individuen des ersteren soll der Kern in zahlreiche „Krümel“ zerfallen, welche entweder im Plasma zerstreut würden oder „in eine gleich- zeitig entstehende Protoplasmaknospe einwanderten und sich mit dieser zugleich vom Organis- mus ablösten“. „Der Kern scheint bei der Encystirung schliesslich ganz herausgeworfen zu werden, da kernlose Cysten nicht gerade selten sind.“ Bei Colpidium Colpoda soll sich vom Ma.N. zuweilen ein beträchtlicher Theil ablösen, welcher hierauf „in eine grosse Anzahl Theilstücke zerfiel, die dann nach einander am hinteren Ende an der Vorderseite‘ (Ventral- seite?) „des Thierchens ausgestossen wurden“. Dabei soll auch Protoplasma austreten. Wie gesagt, kann ich diesen Angaben vorerst kein Vertrauen schenken. — Manche Angaben über Zerfall des Ma. N., welche im Laufe der Zeit mitgetheilt wurden, beziehen sich sicher oder doch sehr wahrscheinlich auf Zerfall in Folge von Conjugation; sie sollen daher erst später erwähnt werden. Für einige Holo- und Hypotrichen wurde in neuerer Zeit zu erweisen versucht, dass sie statt eines einheitlichen Makronucleus eine grosse Zahl kleiner Kernchen von theils rundlicher, tbeils jedoch auch etwas unregelmässiger Gestalt enthalten. Maupas (1883) zeigte dies zuerst für Holophrya oblonga Mp.,, Lagynus elongatus Cl. L. sp. (wahrscheinlich eine Chaenia und vielleicht identisch mit der von Gruber 1884 und 1837 unter dem Namen Ch. teres studirten Form), ferner für die Hypotrichen: Holosticha Laeazei Mp., H. multinueleata Mp. und Uroleptus roscovianus Mp. Gruber fügte dazu 1884 noch die grosse Trachelocerca phoeni- copterus (bei welcher auch ich 1883 zahlreiche Kerne beobachtete) und 2 Hypotriche, welche er als Oxytricha (Holosticha) flava Cohn sp. und *) Da Jickeli in der Einleitung seiner Arbeit bemerkt, dass dieselbe im zoologischen Institut zu Heidelberg begonnen wurde, muss ich mein Verhältniss zu diesen Unter- suchungen kurz betonen, indem es scheinen könnte, als seien die mitgetheilten Resul- tate unter meiner Theilnahme entstanden und hätten meine Zustimmung gefunden. Allerdings entstanden J.’s Studien auf meine Anregung, speciell zur Beantwortung der von mir für 1884 gestellten Preisfrage, nach dem feineren Bau der Infusorienkerne im Hinblick auf die neueren Errungenschaften in der Histologie der höheren Thiere. In der kurzen Zeit, welche Jickeli auf meinem Laboratorium mit Infusorien beschäftigt war, erzielte er keine nennenswerthen Resultate, speciell keines der in’ seiner Arbeit mitgetheilten, gegen welche ich mich hier aus- sprechen muss. Er gelangte bald zu so abweichenden Ansichten über den Infusoriennucleus, dass ich an dem weiteren Verlauf der Arbeit kein Interesse fand und J. seine Untersuchung auf meinem Institut nicht weiter fortsetzte. Multiple Makronuclei. 1503 Seutellum Cohn sp. bezeichnete. 1837 untersuchte er die beiden Letzt- genannten nochmals und beobachtete ähnliche Zustände bei Epielintes auricularis Cl. L. sp. sowie einer zweiten angeblichen Art dieser Gattung, E. vermis Grb.*), ferner bei einem unbestimmten Uroleptus; gleichzeitig bestätigte er Maupas’ Beobachtung an Holophrya oblonga und wies die Vielkernigkeit bei einer fraglichen zweiten Art der Trachelocerea (minor Grb.) nach. Die kleinen Kernchen der erwähnten Ciliaten sind theils noch ziem- lich ansehnlich, etwa den Gliedern eines vielgetheilten rosenkranz- förmigen Nucleus gleichend, theils dagegen sehr minim, so namentlich bei den von Gruber studirten Trachelocercen. Doch scheint mir zweifelhaft, ob das was Gruber 1884 bei Tr. phoenicopterus z. Th. Kernchen nennt, wirklich einzelne Kernstücke waren; denn er zeichnet zuweilen um Gruppen derselben einen ovalen feinen Umriss, was die Vermuthung nahe legt, dass eigentlich jede solche Gruppe ein Kern sei und die kleinen Körperchen stärker gefärbte Nucleoli. Auch fand ich bei der von mir untersuchten Trachelocerca phoenicopterus viel weniger und grössere Kerne (s. T. 57, 10d). Wie gesagt, sind die zahlreiehen Kernchen genannter Ciliaten meist rundlich bis oval und häufig grössere und kleinere vermischt. Bei einem unbestimmten Uroleptus fand sie Gruber (1887) kurzbandförmig. Bei keiner der aufgezählten Arten konnten die Beobachter Verbindungs- fäden zwischen den Kernchen finden; Gruber ist daher überzeugt, dass es sich bei allen um isolirte, vollkommen getrennte Nuclei handle. Maupas (1883) urtheilt vorsichtiger. Er ist zwar gleichfalls der Meinung, dass die Kernchen der von ihm beobachteten, oben genannten Ciliaten isolirt seien, gründet sich jedoch, ausser auf den Mangel der Ver- bindungsfäden, hauptsächlich auf seine Erfahrung, dass wenigstens Holo- sticha multinucleata, Holophrya oblonga und der sogenannte Lagynuselongatus bei der Theilung keine Vereinigung der zahlreichen Kernchen zu einem einheitlichen Ma. N. zeigen. Da letzteres bei der Theilung rosenkranzförmiger Ma. N. stets eintritt, so ist M. überzeugt, dass bei den drei genannten Arten ein sehr vielgliederiger Rosen- kranzzustand nicht vorliegen könne. Nun erfuhren wir aber, dass bei Urostyla grandis E. sp. eine Zergliederung des Makronucleus besteht, welche jener der meisten angeführten Formen nichts nachgibt, ja sie z. Th. an Zahl der Kerngliederehen übertrifft. Balbiani glaubte noch 1861 mit Stein (1859), dass der Nucleus dieser Hypotriche nur während der Theilung sichtbar sei, obgleich er richtiger wie letzterer keine Neubildung vor jeder Theilung annahm, sondern nur eine Zusammen- ziehung des in unsichtbare Granulationen zergliederten, seinem Wesen nach aber rosenkranzförmigen Nucleus. 1881 gelang es ihm nach- zuweisen, dass, wie Bütschli schon 1873 gezeigt hatte, die kleinen *) Es ist bedauerlich, dass Gruber nicht mehr Werth auf die genaue Bestimmung, resp. auf die genügende Feststellung der übrigen Organisationsverhältnisse der untersuchten Ciliaten, speciell der Hypotrichen legte. Ein Theil der zwischen ihm und Entz (1884) in der Kernfrage bestehenden Differenzen wäre dadurch wohl erledigt worden. 1504 Ciliata. Gliederstücke des Makronucleus auch in gewöhnlichen Individuen zu beobachten sind, sowie, dass sie nicht isolirt, sondern durch feine Verbindungsfäden zu einem sehr langen und vielfach verschlungenen, rosenkranzförmigen Ma. N. vereinigt sind. Ein analoger Fall scheint bei dem grossen Dileptus Anser O. F. M. sp. vorzuliegen. Man be- gegnet von dieser Art zuweilen Individuen mit lang bandförmigem Ma.N. (Clap., Lachm., Lieberk. uned T.); häufiger jedoch solche mit lang rosenkranzförmigem (Ehren b. Amphil. moniliger, Lieberk. uned T., Stein 1559, Quennerstedt 408a u.A.). Die meisten Exemplare zeigen aber eine sehr grosse Anzahl (circa 200) kleiner Kernchen von rundlicher bis läng- licher Gestalt, z. Th. vermischt mit etwas grösseren (schon Lieberkühn u. T, Quennerstedt 408c., Bütschli 1875 uned. Beob,, Maupas 1585 Dil. margaritifer).. Letztere Formen hielt Stein (1859 p. 94) für kernlos; jedenfalls beobachtete auch Wrzesniowski (1370) solche Thiere, da er gleichfalls keine Kerne zu finden vermochte, obwohl er sie deut- lich abbildet. Neuere Beobachtungen mit sehr starken Vergrösserungen liessen mich z. Th. zwischen den kleinen Kerngliederchen feinste Ver- bindungsfädchen erkennen, so dass ich auch die letztbeschriebenen Zu- stände von Dileptus auf einen sehr zergliederten, rosenkranzförmigen Ma. N. ähnlich Urostyla grandis zurückführen möchte. Dafür spricht auch das Vorkommen der Individuen mit band- oder rosenkranzförmigem Nucleus, welche vermuthlich solche sind, die erst vor Kurzem aus der Theilung hervorgingen. Leider wurde das Verhalten des Makronucleus bei der Theilung dieser Amphileptine noch nicht studirt. Neuerdings (1857) konnte nun Gruber für eine der oben erwähnten Hypotriehen, die sog. Holosticha Seutellum, nachweisen, dass sie sich bei der Theilung genau so verhält wie Urostyla grandis, d. h.: dass sich alle Makronueleuselemente mit Beginn der Theilung zu einem einheitlichen rundlichen Kern zusammenziehen, dessen Hälften sich erst in den Sprösslingen wieder in zahlreiche Kerncehen auflösen. Ich stehe nun durchaus auf dem Standpunet Maupas’, welcher in der Zu- sammenziehung des Makronucleus vor der Theilung den Beweis erblickt, dass ein Zusammenhang der Kerngliederchen besteht. Auch die voll- ständige Analogie zwischen Urostyla grandis und der sog. Holo- sticha Seutellum Gruber macht es sehr wahrscheinlich, dass bei der letzteren Verbindungsfäden zwischen den Kerngliederchen existiren, aber keine isolirten zahlreichen Makronuclei. Die Voraussetzung einer solehen Nueleusbeschaffenheit erklärt die Zusammenziehung vor der Theilung sehr einfach; die Erscheinung tritt dadurch der an band- und rosenkranzförmigen Nuclei allgemein verbreiteten einfach zur Seite. Bei Annahme der Isolirtheit der Kernchen bleibt ihre Verschmelzung vor jeder Theilung durchaus räthselhaft und ohne jede Analogie mit den Theilungsvorgängen vielkerniger Zellen wie derjenigen Ciliaten mit nachweisbar zahlreichen Nuclei (Opalinen und Loxodes), wo eine Verschmelzung nie eintritt. Letzteres gilt auch, trotz Gruber’s u. A. abweichenden Angaben, sicher Makronuclei (Multiple). 1505 für die in Mehrzahl vorhandenen, von einander isolirten Mikronuclei, welche sich vor der Theilung nie vereinigen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sich ausser der sogen. Holosticha Seutellum unter den oben aufgeführten Ciliaten noch andere finden, deren angeblich isolirte, kleine Makronuclei vor der Theilung zusammentreten und welche daher gleichfalls einen rosenkranz- förmigen Ma. N. besitzen werden. Ob dies für alle gilt, ist natürlich unsicher, da ja auch Formen mit wirklich fragmentirtem Ma. N. darunter sein können. In dieser Beziehung ist beachtenswerth, dass Entz bei Trachelocerca phoenicopterus stets einen einfach runden Ma. N. beobachtet haben will (1884), der möglicherweise auch zuweilen vorkommen kann (ich zweifle nicht, dass die von Gruber, Entz und mir unter diesem Namen beschriebenen Ciliaten thatsächlich identisch waren). Weniger bedeutsam scheint es dagegen, dass Entz auch bei Holo- sticha flava E. sp. und Scutellum Cohn sp. einen zweigliedrigen Ma. N. (wie bei den Öxytrichinen gewöhnlich) fand, denn Gruber’s Angaben und Abbildungen über die von ihm mit denselben Namen bezeichneten Hypotrichen sind viel zu ungenau, um ihre Identität mit den von Entz beschriebenen behaupten zu können. Was endlich den Umstand betrifft, dass weder Maupas noch Gruber bei den betreffenden Ciliaten Verbindungsfädchen nach- zuweisen vermochten, so lege ich darauf vorerst nicht allzuviel Werth. Speciell Gruber's Beobachtungen, welche nur an gefärbten und aufgehellten Präparaten angestellt wurden, be- weisen in dieser Hinsicht wenig. Wir werden später erfahren, dass gerade die Verbin- dungsfäden sich gewöhnlich nur schwach oder nicht tingiren, weshalb sie selbst bei Ciliaten, deren rosenkranzförmiger Nucleus am lebenden, resp. zerflossenen Thier auf den ersten Blick klar ist, an gefärbten und aufgehellten Präparaten häufig recht schwer nachzuweisen sind. Man vergleiche z. E. Gruber’s Abbildungen gefärhter rosenkranzförmiger Kerne in der Arbeit von 1884 (693), wo nirgends Verbindungsfäden angegeben sind. Gruber bezeichnete 1854 die beiden Kernglieder der Oxytrichinen als isolirte Kerne, scheint daher auch deren Verbindungsfaden nicht gefunden zu haben. Maupas’ Untersuchungen halte ich für vertrauenswerther; doch ist der Nachweis feiner Verbindungsfädchen so schwer, dass ich auch seiner Versicherung: dieselben existirten bei allen von ihm beschriebenen sog. multinucleären Ciliaten nicht, vorerst einige Zweifel entgegenstelle. Einige historische Bemerkungen über die rosenkranzförmigen Kerne der Oxytrichinen werden obige Mahnung zur Vorsicht weiter rechtfertigen. Noch Stein (1859) erklärte die Kernglieder sämmtlicher Oxytrichinen für isolirte unzusammenhängende Ma.N.; erst Bal- biani (1860 und 1861) gebührt das grosse Verdienst, den Zusammenhang der Glieder vielfach erwiesen zu haben, so dass über die allgemeine Verbreitung der Erscheinung kein Zweifel bleiben konnte. Obgleich Stein noch 1867 Balbiani’s Angaben misstraute, konnte sie Bütschli (1876) durchaus bestätigen; ebenso später Maupas (1883). Dagegen sprachen Entz (1584) und Gruber (1884), abgesehen von Anderen, stets von den beiden Kernen der Oxytrichinen; auf den zahlreichen Abbildungen des ersteren ist ein Verbindungsfaden nirgends angegeben. 1856 behauptete Nussbaum von Neuem sehr bestimmt, dass die 4—6 Kern- glieder seiner sog. Gastrostyla vorax ganz getrennt seien. Ich kann aus diesen Angahen nur entnehmen, dass etwas mehr Geschicklichkeit zum Nachweis der Verbindungsfäden gehört, als die heute beliebte Färbetechnik erfordert und dass es zu diesen Beobachtungen nicht ge- nügt, einige Infusorien zu tingiren und einzubalsamiren. Etwas mehr Vorsicht und genauere Bekanntschaft mit den von früheren Forschern geübten Methoden möchte ich aber namentlich den Herren Histologen bei ihren gelegentlichen Excursionen auf dieses Gebiet empfehlen. Auch für die zweigliedrigen Ma.N. der Lacrymarien und Lionoten erwies Bal- biani (1860 u. 1861) zuerst den Verbindungsfaden; für letztere Gattung bestätigte dies Wrzes- niowski allgemein (1570), auch Bütschli (1873), Entz (1879 und 1854 Amphileptus) sowie Maupas überzeugten sich gelegentlich von dessen Existenz. Dass die Beobachter den Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozon. 95 1506 Ciliata. Verbindungsfaden nicht stets nachzuweisen vermochten (Entz Lionotus grandis 1584, Maupas Acineria incurvata) kann nicht besonders überraschen. Feinerer Bau des Makronueleus. Membran. Da an allen grösseren, genauer studirten Ma. N. eine feine Hüllmembran leicht und sicher nachzuweisen ist, sind wir durchaus berechtigt, ihre Existenz für sämmtliche Ma. N. anzunehmen. Dass es in einzelnen Fällen selbst geübten und guten Beobachtern (z. B. Maupas bei Colpoda Cuecullus) nicht glückte, eine Membran zu finden, scheint mir ihrer allgemeinen Verbreitung gegenüber nicht ins Gewicht zu fallen. Ich bin wenigstens von dem Walten von Regel und Gesetz in den natürlichen Er- scheinungen zu überzeugt, um vereinzelten abweichenden Angaben besondere Be- deutung beizulegen, namentlich wenn dieselben besonders schwierige und kleine Objecte (wie Colpoda) betreffen. Ich lege daher auch keinen grossen Werth auf Jickeli’s An- gaben, dem es nur in seltenen Fällen gelang, eine Membran sicher zu erweisen. Dies rührt wohl vorzüglich daher, dass er sich auf die Untersuchung gefärbter und in Harz ein- geschlossener Infusorien beschränkte. Bei der Ciliate, deren Kernmembran er am deutlichsten beobachtete, wandte er gerade ein anderes Verfahren an, die Isalirung der Kerne nämlich. (Ob diese Form jedoch Loxodes war, wie J. angibt, scheint recht fraglich, da nur von einem Ma.N. und Mi.N. die Rede ist, während diese Gattung bekanntlich zahlreiche kleine Makronuclei besitzt). Die klarsten und überzeugendsten Beweise für die Existenz der Membran liefern Isolationen der Makronuclei, welche bei vielen Ciliaten durch Zerfliessenlassen des Körpers leicht gelingen. Die Membran hebt sich dann unter der Einwirkung des Wassers, welches die Kernsubstanz zur Gerinnung bringt, allseitig oder nur theilweise vom Inhalt ab. Verdünnte Essigsäure (1—2°/,) oder ähnlich wirkende Reagentien vermehren die Deutlichkeit der Erscheinung häufig sehr, da sie den Inhalt noch stärker condensiren. Die Membran erscheint als ein sehr feines, jedoch häufig deutlich doppelteonturirtes Häutchen, welches nach Aussen wie Innen scharf begrenzt ist. Eine Structur desselben wurde bis jetzt noch nicht bemerkt. Dass es sich nicht um etwas Künstliches handelt, lehrt die ganze Erscheinung. Zum Ueberfluss. gelingt es jedoch auch an gepressten, lebenden Ciliaten die Membran zu bemerken und sich zu überzeugen, dass sie schon bei lebenden Stylonychia und Vorticella durch eine feine helle Zone (wahrscheinlich Flüssigkeit) vom Kerninhalt geschieden ist (Bütschli 1876, p. 64). Bei längerem Verweilen der isolirten Kerne in Wasser oder ver- dünnter Essigsäure löst sich die Membran allmählich auf (Bütschli 1876); jedenfalls darf sie daher nicht mit Stein (1854 für Opercularia) als chitinartig bezeichnet werden; auch eine celluloseartige- Beschaffenheit, welche Brandt (1882) der Kernmembran der Amöben zuschreibt, kann schwerlich in Frage kommen. Tingiren lässt sich die Membran wenig bis gar nicht, was ihre Beobachtung an gefärbten Präparaten erschwert, auf welchen sie vom anliegenden Entoplasma häufig nicht klar zu unterscheiden ist. ; Makronuclei (Membran). 1507 Die Membran umgibt natürlich auch die langbandförmigen und rosen- kranzförmigen Ma. N. Sind die Verbindungsfäden zwischen deren Gliedern relativ diek und kurz, was natürlich bei der Bildung der Glieder durch Einschnürung anfänglich stets der Fall ist, dann betheiligen sich sowohl Membran wie Kerninhalt am Aufbau der Fäden. Dann ist also der Ver- bindungsfaden einfach ein fadenartig ausgezogenes Kernstück. Ist der Faden dagegen lang und fein, wie es bei den zwei- und mehrgliedrigen Ma. N. der Oxytriechinen gewöhnlich, jedoch auch anderwärts vor- kommt, dann ist in seinem Innern kein Kerninhalt mehr zu erkennen. Wo sich der Faden an die Kernglieder befestigt, ist deutlich zu be- merken, dass seine beiden Randeonturen in die Membran übergehen. Es bleibt daher nur die Erklärung, dass er in diesem Fall aus- schliesslich von der Membran gebildet wird. Einen solchen Faden als hohl zu bezeichnen, wie es Balbiani thut, hat eine gewisse Be- rechtigung, da ihm ein sehr feiner und heller, wahrscheinlich flüssiger Inhalt zukommen muss. Dieses Verhalten der Verbindungsfäden erklärt, warum sie namentlich an gefärbten Präparaten häufig recht schwer zu finden sind. Schon ihre Feinheit bewirkt, dass sie selbst bei Erfüllung mit Kerninhalt relativ blass erscheinen. Bestehen sie nur in einer Fort- setzung der Membran, so sind sie gar nicht oder doch ganz blass gefärbt und daher sehr leicht zu übersehen. Das Verhalten der Membran der rosenkranzförmigen Kerne gibt gleichzeitig einen Fingerzeig für die Beurtheilung der Membran überhaupt. Bekanntlich suchen eine Reihe Histologen neuerdings nachzuweisen, dass die Kernmembran (insofern sie eine solche überhaupt zugeben) ein Product des umgebenden Plasmas, gewissermaassen eine von diesem um den Kern abgeschiedene Kapsel sei. Mit einer solchen Auffassung, deren Begründung eigentlich erst zu geben wäre, dürfte das Verhalten der Membran der rosenkranzförmigen Kerne schwierig zu vereinigen sein. Was soll der nur aus Membran bestehende Verbindungsfaden bedeuten, wenn er nicht dem Nucleus selbst angehört, sondern vom Plasma gebildet wird? Eigentliche Kernsubstanz wenigstens ist in dem Faden nicht mehr abzukapseln. Wir können in letzterem nur ein Element zur Verbindung der auseinander gerückten Kernglieder erblicken, welches wir daher auch als Theil des Kernes betrachten müssen. Die Kernmembran wird zuerst von Cohn (1851 bei Paramaecium) erwähnt. Stein schrieb sie schon 1854 den Ma.N. ganz allgemein zu; er wies die Membran gewöhnlich durch Essigsäurebehandlung nach und erklärte sie in stofflicher Hinsicht identisch mit der sog. Outicula. Lachmann bestätigte die Membran 1856, doch enthält das grosse Werk von Glapar&de-Lachmann nicht viel Genaueres über diesen Gegenstand. Besonderes Verdienst um die speziellere Verfolgung der Membran, namentlich deren Verhalten bei den rosenkranz- förmigen Kernen erwarb sich Balbiani (1860 und 61), welcher sie natürlich als die Ovarial- haut betrachtete. Stein brachte in seinen späteren Arbeiten nicht viel Neues bei und blieb, wie wir sahen, in einigen Punkten hinter Balbiani zurück. Mit der Bestätigung, resp. genaueren Erforschung der Membran beschäftigten sich weiterhin namentlich Kölliker (1864), Wrzesniowski (1869 und 1870), Greeff (1870), Bütschli (1873 und 1876), R. Hertwig*) (1876 u. 1877), Maupas (1883) und zahlreiche andere Forscher in Einzel- untersuchungen, deren hier nicht gedacht werden kann. Als ein Gegner der Kernmembran bei den Ciliaten und Protozoön überhaupt erwies sich Brass (660). Es ist besonders zu be- tonen, dass die Membran des Ma. N. nicht mit dem identisch ist, was man an den Kernen der Metazoönzellen häufig als Membran bezeichnete, nämlich der peripherischen Lage von *) R. Hertwig, Beiträge zu einer einheitlichen Auffassung der versch. Kernformen Morpholog. Jahrbuch, II, p. 63, 1876. 95* 1508 Ciliata. Kernsubstanz bei saftreichen Kernen, welche R. Hertwig als Kernrindenschicht bezeichnete. Sowohl Hertwig (1876, p. 75) wie Bütschli (1876) betonten diese Verschiedenheit. Der bestimmte Nachweis einer echten Kernmembran an den Nuclei der Metazoäönzellen ist in vielen Fällen noch ein Desiderat und wird sich wie bei den Infusorien meist nur durch Iso- lation der Kerne sicher erbringen lassen. Die Kernsubstanz oder der Kerninhalt. Es muss als eine besondere, fast allgemein verbreitete Eigenthümlichkeit des Ma. N. der Ciliaten und der Infusorien überhaupt bezeichnet werden, dass derselbe gewöhnlich durchaus und gleichmässig von Kernsubstanz erfüllt ist; grössere lichte, von sog. Kernsaft erfüllte Räume fehlen gewöhnlich. Namentlich ist der sogen. bläschenförmige Bau, welchen wir bei den bisher besprochenen Protozoön meist trafen, eine seltene Erscheinung. Der lebende Ciliatennucleus erscheint daher gewöhn- lich als ein ziemlich homogener Körper, welcher theils etwas lichter, theils sogar etwas dunkler wie das umgebende Plasma aussieht; dies hängt wesentlich von der Menge und Natur der Entoplasmaeinschlüsse ab. Nach der Gerinnung durch Säuren etc. erscheint der stark zusammengezogene Kerninhalt relativ dunkel. Die Kernmembran hebt sich dabei ab und bleibt dem Entoplasma angelagert; es tritt also zwischen der condensirten Kernsubstanz und der Membran, resp. dem Entoplasma, ein mehr oder weniger ansehnlicher Flüssigkeitshof auf, welcher im Leben fehlt oder doch nur ganz minimal ist. Durch Diffusion kann dieser Hof, namentlich an isolirten Ma. N. stark anschwellen. Die Kernsubstanz zeigt wohl stets einen feinen, wabig-alveolären Bau, welcher sich bei den einfachsten Nucleusformen gleichmässig auf den gesammten Inhalt erstreckt und seinem Wesen nach zweifellos mit dem Wabenbau des Plasma identisch ist. Die Wabenweite schwankt natürlich bei den verschiedenen Formen sowie bei einer und derselben Art ziemlich, jedoch ist sie stets sehr fein. Die Wabenkanten, d. h. die Knotenpunkte der Netzstructur (als welche man das Wabenwerk erblickt, da man nur optische Schnitte desselben deutlich sieht) sind etwas verdickt. Der Inhalt der Waben, resp. der Netzmaschen, ist hell und structurlos und wird von uns ebenso wie der der Plasmawaben als leichtflüssig betrachtet (Nucleochylema). Dass bei solehen Bauverhältnissen sich nur das Wabengerüst färbt und zwar stets bedeutend intensiver wie das umgebende Plasma, ist natürlich. Ob sich das sog. Nucleochylema gar nicht tingirt, ist natürlich schwer zu sagen, da man es ohne Unter- und Ueberlagerung durch gefärbte Gerüst- substanz nicht zu sehen bekommt; es besitzt daher auch stets einen schwachen Farbenton. Feinste, sich etwas intensiver färbende Körnchen, sog. Mikrosomen der neueren Histologie) lassen sich zuweilen in den Netz- knoten, gelegentlich auch in den Wabenwänden ziemlich klar erkennen, doch scheinen solche Elemente bei vielen Nuclei nicht deutlich nachweisbar zu sein. Wird die Wabenstructur sehr fein, so ist sie nicht klar fest- zustellen; die Kernsubstanz scheint dann ein verworren feinkörniges Wesen zu besitzen, welches man den Ma.N. früher allgemein zuschrieb. Makronuclei (Der Kerninhalt und seine Diflferenzirungen). 1509 Wie gesagt, erkannte man früher nur die Knotenpunkte in der Kernsubstanz und beschrieb letztere daher allgemein als fein granulirt (Stein 1859 und später, Balbiani 1861 und später, Wrzesniowski 1869—1870, Bütschli 1876, Maupas 1883 und 1885 und zahl- reiche Andere). Leydig erwähnte 1883, dass der Infusoriennucleus eine schwammartige Beschaffenheit besitze. Jickeli unterschied 1884 eine äusserst zarte Gerüstsubstanz, welche an verschiedenen Stellen stärkere Knötchen bildet, von einer „Grundsubstanz von Achromatin, welch’ letztere aber, wohl in Folge in derselben zerstreuter feinster Chromatinpartikelchen, gewöhnlich nicht ganz ungefärbt erscheint“. Seine Gerüstsubstanz ist jedenfalls das Waben- werk; das sog. Achromatin unser Nucleochylema. Von der eigentlichen Structur der Gerüst- substanz ist keine Rede. Garnoy (1884) *) gedenkt der „reticulären‘“ Structur des Ma. N. mehr- fach und bildete sie namentlich für Stentor polymorphus (Fig. 126) gut ab. 1885 **) machte Bütschli auf den wabig-netzigen Bau aufmerksam. Die obigen Angaben gründen sich theils auf meine früheren, theils auf neuere, gemeinschaftlich mit Schewiakoff an- gestellte Untersuchungen. Jickeli behauptet ferner, dass Protoplasmafortsätze in den Ma.N. eintreten. Beweise hierfür liefert er jedoch nicht. Da weder der Bau der fertigen Ma.N., noch ihr Verhalten bei der Theilung und Öonjugation Anhaltspunkte für eine solche Annahme geben, so ist sie vorerst nur zu verwerfen. Jickeli ist denn auch der Einzige, welcher speziell für die Giliaten dergleichen berichtete. In einigen neueren Untersuchungen, so der Gruber’s über den sog. Chilodon cur- videntis Ch. dentatus Fromm.) sowie denen Stein’s und Schneider’s über Anoplo- phrya branchiarum St. (= circulans Balb.) und Nyctotherus cordiformis St. wird eine Zusammensetzung der Nucleussubstanz aus dicht zusammengedrängten kleinen und stark färb- baren Kügelchen, den sog. Chromatosphäriten Schneider’s beschrieben. Schneider behauptet bestimmt, dass diese Kügelchen von einander ganz isolirt seien. Ich glaube sicher annehmen zu dürfen, dass die Structur dieser Kerne keineswegs von der der übrigen so ab- weicht, wie angegeben wird. Es bedarf jedoch weiterer Untersuchungen, um zu entscheiden, ob ihr besonderes Aussehen auf Einlagerung distincter Elemente in das Wabengerüst oder nur auf einer eigenthümlichen Ausbildung desselben beruht. Nicht gerade häufig, jedoch ohne Zweifel normaler Weise, tritt bei einzelnen Ciliaten eine Abänderung der gewöhnlichen Structur auf, wie wir sie ähnlich schon bei den Dinoflagellatenkernen fanden. Bei letzteren findet sich diese Structur regelmässig; bei den Ciliaten dagegen gewöhnlich während der Theilung des Ma. N., am ruhenden Nucleus nur selten. Diese Veränderung besteht darin, dass der netzige Charakter der Waben- structur in einen verworren oder verschlungen fädigen übergeht. Die Waben ordnen sich in einer Richtung hinter einander, welche jedoch, wie gesagt, innerhalb des Ma. N. gewöhnlich vielfach unregelmässig hin- und hergebogen, ja verschlungen ist. Bei den Dinoflagellaten ist diese Structur häufig viel deutlicher; ich bitte daher, das dort Bemerkte zu ver- gleichen, da es für die Beurtheilung der ähnlichen Verhältnisse der Ciliaten von grosser Wichtigkeit ist. Ein derartig modificirter Kerninhalt erscheint also etwa wie ein un- regelmässig verschlungenes, resp. verworrenes Fadenknäuel. Untersucht man jedoch mit starken Vergrösserungen genau, so bemerkt man, dass die benachbarten Fäden nicht isolirt sind, sondern durch viele quer bis *) Carnoy, La Biologie cellulaire. Faseic. I. Liege, 1884. **, Siehe Dinoflagellata, No. 46. 1510 Ciliata. eines solchen Kernes senkrecht zu einem Fadenzug zu beobachten, so erweist sich die Struetur netzmaschig, ganz entsprechend dem gewöhn- lichen Bau. Aus diesen Erfabrungen, sowie denen über die Dinoflagellaten- kerne dürfte hervorgehen, dass es sich um eine Abänderung der gewöhn- lichen Wabenstructur in der beschriebenen Weise, nicht jedoch etwa um einen oder mehrere isolirte, verschlungene Fäden handelt, welche die Kernsubstanz bildeten. Die beschriebene Modification kommt sehr häufig bei Epistylis Umbellaria vor, und wurde hier schon von Greeff (1870) beobachtet, welcher jedoch an die Entwicklung spermatozoenartiger Elemente im Nucleus dachte. Später (1876) beobachtete sie Bütschli, welcher auch bei Bursaria truncateila gewöhnlich Aehnliches fand. Auch Carnoy (1. eit.) bildet den geknäuelt fädigen Ma.N. einer Vorticelle (Fig. 62) ab. Erneute Untersuchungen der Epistylis Umb. (Bütschli und Schewiakoff) ergaben das oben Be- richtete und erwiesen die Uebereinstimmung mit den Dinoflagellatenkernen, auf welche Bütschli schon 1885 aufmerksam machte. — Balbiani beobachtete in letzterer Zeit, dass der Makronucleus von Anoplophrya branchiarum im ruhenden Zustand zuweilen fibrillär- längsstreifig erscheint; ich vermuthe daher, dass diese Modification der Wabenstructur noch weiter verbreitet sein dürfte. Lokale Verdiehtungen des Kerninhalts. Bei zahlreichen Ciliaten treten in der Nucleussubstanz dunklere und stärker tingirbare Partien auf. Zahl und Anordnung derselben ist reeht verschieden. Sowohl diese Differenzirungen wie die später noch zu besprechenden sind durch- aus nicht constant vorhanden, sondern können mehr oder weniger beständig bei den betreffenden Arten vorkommen. In dieser Beziehung erscheint sehr wichtig, dass der Ma. N. bei der Theilung stets eine ganz gleichmässige Beschaffenheit annimmt, dass die zu beschreibenden Differenzirungen sich also während dieser Epoche zurückbilden und an den beiden Ma. N. der Sprösslinge erst allmählich wieder entstehen. Eines der schönsten Beispiele der fraglichen Differenzirungen bietet Bursaria truncatella. In dem wabigen Ma. N.-Inhalt finden sich häufig kleinere bis grössere, rundliche oder längliche, ja bis lang wurstförmige Verdichtungen, welche sich vom umschliessenden Inhalt nur durch viel engere Waben unterscheiden. Natürlich sind daher diese Binnenkörper, wie man sie auch nennen könnte, dunkler und stärker tingirhar. Wie gesagt, variiren sie sowohl nach Zahl wie Form und Grösse sehr erheblich. Zuweilen zieht durch die gesammte Axe des bandförmigen Nucleus eine Reihe solcher Verdichtungen hin. Dieselbe Erscheinung kehrt bei zahlreichen Ciliaten wieder. Doch wurde bis jetzt nur in wenigen Fällen bestimmt erwiesen, dass die dunklen und gewöhnlich ziemlich ansehnlichen Einschlüsse solch’ feiner structurirte Partien des Wabenwerks sind. Einmal gilt dies für Para- maecium Bursaria, dessen Nucleus häufig von zahlreichen derartigen Binnenkörpern ganz durchsetzt ist, wie schon häufig beschrieben wurde (vergl. spec. Bütschli 1876). Interessant ist, dass gelegentlich nur eine einzige grosse centrale Verdichtung bei dieser Art auftritt. Letzteres findet sich nicht selten auch bei Prorodon. Schon Lieberkühn (uned. T.) Makronuclei (Der Kerninhalt und seine Differenzirungen). 1511 bildet es ab; Clp.-L. bei dem eigenthümlichen Ma. N. des Prorodon margaritifer, Manchmal ist die ansehnliche centrale Verdichtung der Prorodonten ein Haufen dicht zusammengedrängter kleinerer, wie sie neben ihr im Nucleusinhalt gewöhnlich noch zerstreut sind. Wie bemerkt, treten zahlreiche Binnenkörper noch bei vielen Ciliaten ver- schiedener Abtheilungen auf. Da aber die Untersuchungen meist nicht eingehend genug sind, so bleibt zweifelhaft, ob sich unter den nachfolgend aufgezählten Arten nicht auch solche finden, deren Binnenkörper mehr der später zu schildernden, zweiten Kategorie zugehören. Aehnlich den Verhältnissen von P. Bursaria erscheint zuweilen der Nucleus von Holophrya discolor (Lieberkühn uned. Tf.), Frontonia acuminata (Lieberkühn) und Discophrya Planariarum (Lieberk.). Auch die von Aim6 Schneider für Anoplo- phrya branchiarum beschriebenen grösseren oder kleineren und verschieden zahlreichen Binnenkörper gehören wohl sicher hierher; ebenso die sog. Nucleoli im hufeisenförmigen Ma.N.von Actinobolus und vielleicht auch die von Stephanopogon und Dysteria (Entz), obgleich sie zur zweiten Kategorie zu neigen scheinen; ferner die zahlreichen dunklen Ein- schlüsse im Ma. N. von Climacostomum virens und Nyctotherus (Stein 1867). Die Glieder des rosenkranzförmigen Ma. N. von Dileptus Anser enthalten meist zahlreiche Binnenkörper, zuweilen oder z. Th. auch nur einen centralen ansehnlicheren (Lieberk. uned. Tf., Bütschli 1875 uned.). Dasselbe kehrt gewöhnlich bei Stentor polymorphus wieder. Die Binnenkörper variiren hier sowohl in Zahl wie Gestalt und Grösse recht beträchtlich; häufig sind sie durch den Besitz einer oder mehrerer centralen, vacuolenartigen Stellen aus- gezeichnet. Ob letztere einfache Vacuolen sind, oder Stellen mit weniger dichtem Waben- werk, bleibt vorerst zweifelhaft. Wahrscheinlich gehören auch von den im strangförmigen Ma.N. der Vorticellinen häufigen dunklen Binnenkörpern manche hierher, andere da- gegen zur zweiten Kategorie. Besonders eigenthümlich erscheint manchmal der Ma. N. von Epistylis Umbellaria, indem er von einem axialen, dunkleren, körnigen Strang durchzogen wird, wie Greeff (1870) entdeckte. Es liegt nahe, diesen Strang als eine. centrale Ver- dichtung zu deuten, wie wir sie bei Param. Bursaria und Prorodon zuweilen fanden. Doch dürfte dies nicht ganz richtig sein, da er thatsächlich aus kleinen runden Körnern zusammengesetzt scheint (Schewiakoff), Ob dies dem Wabenwerk einge- lagerte, discrete Gebilde oder nur zahlreiche kleine Verdichtungen sind, ähnlich wie wir einen centralen Haufen solcher zuweilen bei Prorodon fanden, halte ich einstweilen für zweifelhaft. Es scheinen sich nämlich auch Ma.N. zu finden, deren Binnenkörper oder Verdichtungen viel kleiner und zahlreicher werden, so dass der Ma. N. von ziemlich dicht gedrängten, dunkelen Körperchen oder Kügelchen erfüllt ist. Dieser Fall dürfte bei Fron- tonia leucas gewöhnlich vorliegen (vergl. Bütschli 1876). Vielleicht gehören hierher auch die Kügelchen, welche nach Gruber und Aim& Schneider die Ma.N. von Chilodon dentatus und Nyctotherus cordiformis zusammensetzen (s. oben p. 1508). Schon mehrfach war von einer zweiten Kategorie von Binnen- körpern die Rede. Dieselben sind namentlich in den zweigliedrigen Ma.N. mancher Oxytrichinen (speciell Stylonychia) gut entwickelt, finden sich aber auch bei gewissen Vorticellinen (speciell Epistylis Um- bellaria) nicht selten, wo sie von mir und Schewiakoff neuerdings genauer studirt wurden. Man könnte diese Körper ziemlich leicht durch eine weitere Differenzirung der erstgeschilderten entstanden denken, doch halte ich dies noch für unsicher. Meist sind diese kugligen Gebilde im Inhalt der beiden Nucleusglieder der Oxytrichinen gleichmässig ver- theilt. Ihre Grösse variirt bei den verschiedenen Nuclei und auch in einem und demselben häufig ziemlich beträchtlich, Grössere Körperchen 15912 Ciliata. zeigen einen Bau, welcher dem einfacher, bläschenförmiger Kerne ähnlich ist. Aeusserlich findet sich eine zarte membranartige Umhüllung, welche jedenfalls direct mit dem Wabenwerk des umgebenden Kerminhalts zu- sammenhängt. Von dieser Hülle strahlen radiär ins Innere zahlreiche feine Fädchen, die zu einem im Centrum befindlichen dunklen Körperchen treten. Ist letzteres grösser, so zeigt es selbst wieder eine sehr dichte, feinwabige Structur; ist es kleiner, so erscheint es meist wie ein dunkles dichtes Gebilde, welches eine centrale vacuolenartige Stelle einschliesst, also bläschenartig. Stein, welcher diese Einschlüsse bei Stylonychia Mytilus zuerst schilderte (1859), stellt sie insofern unrichtig dar, als er das Centralkörperchen stets als hellen vacuolenartigen Fleck, den umgebenden Hof dagegen dunkler zeichnet, während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Richtiger wurden sie von Bütschli (1873) geschildert, doch sah er die strahligen Fädchen des Hofs und die feinere Structur des Centralkörpers noch nicht. Auch an den kleinen Nucleusgliedern der Urostyla grandis fand B. denselben Bau. Ob auch die ähn- lichen, jedoch feineren Structuren bei Lionotus und Spirostomum teres, welche er be- schrieb, auf der Ausbildung zahlreicher ähnlicher Einschlüsse beruhen, bedarf erneuter Unter- suchung. Binnenkörper von ganz demselben Bau wie bei Stylonychia treten im Ma. N. von Epistylis Umbellaria zuweilen zahlreich auf. Dies lässt vermuthen, dass die häufig beschriebenen Binnenkörper der Vorti- cellinen (vergl. Stein 1854, Engelmann 1862, Greeff 1870) meist dieser Kategorie angehören. Greeff schildert sie bei Carchesium als doppeltconturirte Körper, „die oft den Eindruck machen, als ob sie Kerne mit grossem Kernkörper seien“, was ganz der obigen Beschreibung entspricht. Auch Stein stellte sie schon 1854 für Vorticella micro- stoma ähnlich dar. Ueberhaupt ist es möglich, dass manche der früher erwähnten Binnen- körper hierher gehören; speciell liegt dieser Verdacht für solche nahe, um welche ein heller Hof angegeben wird (Dysteria, Stephanopogon, Strombidium sulcatum, eventuell auch Actinobolus nach Entz 1884). Wie oben bemerkt wurde, wäre es nicht schwer die letztbeschriebenen Einschlüsse aus einer Differenzirung der ersterwähnten abzuleiten. Ich habe jedoch Zweifel, ob sie wirklich so entstanden. Mancherlei scheint eher dafür zu sprechen, dass die kernartigen Einschlüsse durch Differenzirung einer Partie des nucleären Wahenwerks um das Öentralkörperchen hervorgingen; letzteres wäre daher vielleicht der ursprünglichste Theil. Dagegen enthalte ich mich vorerst einer Vermuthung über dessen Entstehung. Die Entwicklung eines sehr ansehnlichen centralen Körpers der letzt- beschriebenen Art in den Ma. N. einiger Chlamydodonten (Chilodon Cucullulus, Phascolodon und Scaphidiodon) erregte schon früh besondere Aufmerksamkeit. Der kuglige Binnenkörper (s. T. 60 u. 61) ist relativ gross, so dass bei kugliger Kerngestalt, die jedoch recht selten ist, der eigentliche Kerninhalt als eine schmale Rindenschicht erscheint. Die ge- wöhnliche Gestalt des Ma. N. ist eine ovale bis spindelige, wobei natürlich die verschmälerten Pole ganz von Kerninhalt erfüllt sind. Im Centrum des Binnenkörpers liegt der meist relativ kleine, dunkle Centralkörper, über dessen Structur, genaue Untersuchungen fehlen. Der grosse helle Hof um den Centralkörper wird von feinen Fädehen durchstrahlt, welche sich zu der etwas verdichteten inneren Grenze des eigentlichen Kerninhalts begeben (Bütchli, s. T. 60, 8e). Ob, wie Wrzesniowski (1869) zeichnet, der Makronuclei (Der Kerninhalt und seine Dillerenzirungen). 11513 Centralkörper (Chilodon) gelegentlich sehr gross, der Hof dagegen relativ schmal ist, bedarf wohl eingehender Untersuchung. Gleichzeitig schreibt W. diesem ansehnlichen Centralkörper genau dieselbe Structur wie dem eigentlichen Kerninhalt zu. Zuweilen tritt ausser dem centralen Binnenkörper im Kerninhalt noch ein zweiter excentrischer auf, welcher jedoch nur von einem sehr schmalen Hof umgeben ist (60, 8e). Entweder ist der eigentliche Kerninhalt ganz gleichmässig fein granulirt (d. h. jedenfalls sehr feinwabig), oder enthält dicht unter der Membran eine Anzahl rundlieher dunkler Verdichtungen, deren Beschaffenheit jedenfalls den Binnenkörpern unserer ersten Kategorie entspricht (60, 8c). Genauere Betrachtung zeigt, dass diese Körperchen nicht isolirt in der Peripherie des Kerninhalts liegen, sondern dass gewöhnlich eine schmale oberfläch- liche Zone des ganzen Inhalts in derselben Weise verdichtet ist und die Körperchen nur halbkuglige Vorsprünge derselben ins Innere vorstellen. Bekanntlich rief der eigenthümliche Bau des Chilodonkernes schon frühe (Siebold 1845) die Vermuthung hervor, dass dieser und ähnliche Ma. N. einer Zelle entsprächen. Stein (1859, p. 95), welcher die Einschlüsse der Malkronuclei gewöhnlich „Kerne“ nannte, bezeichnete dagegen den dunklen Oentralkörper bei Chilodon etc. als „Nucleolus“, indem er ihn mit dem sogen. äusseren Nucleolus der Ciliaten (Mi. N.) identifieirte, wie die Gesammtdarstellung bestimmt ergibt. Für Balbiani’s Auffassung des Ma. N. bildet der Chilodonkern eine Hauptstütze, da er in demselben bestimmt eine einfache Zelle zu erkennen glaubte, deren Kern der Binnenkörper sei. Natürlich deutete er ähnliche Binnenkörper im Nucleusinhalt anderer Ciliaten ebenso, resp. als die Keimbläschen der späteren Eier. Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, dass wir die verschiedenartigen Binnenkörper des Nucleus bei Jickeli (1884) unter den als „Chromatinbrocken“ aufgeführten Bestandtheilen zu suchen haben. Der Bau des Chilodon-Ma. N. lässt sich schon in gewissem Grade als bläschenförmig bezeichnen; noch mehr trifft dies zu, wenn der helle Hof des Binnenkörpers relativ grösser und der eigentliche Kernivhalt auf eine dünne oberflächliche Lage beschränkt ist, welche als Kernrindenschieht zu bezeichnen wäre. Einen solchen Bau besitzt ohne Zweifel der von Maupas beschriebene bläschenförmige Ma. N. der Colpoda Steinii, dessen nahe Beziehungen zum Chilodon- kern schon Maupas betonte. Auch die zahlreichen kleinen Ma. N. von Loxodes zeigen denselben Bau recht charakteristisch (60, 3d). Der Centralkörper oder Nucleolus ist hier relativ gross und anscheinend homogen, doch bedarf dies genauerer Untersuchung; die sog. Kernrinden- schicht ist sehr dünn und die zum Centralkörper strahlenden Fäden sind gut zu erkennen (Bütschli 1876). Auch die bei Spirochona gewöhnlich vertretene Modification des Ma.N. scheint sich an die Verhältnisse von Chilodon anzuschliessen. Nach R. Hertwig’s Untersuchungen, welche Plate in einigen Puncten vervollständigte, unterscheidet man an dem etwa ovalen Ma. N. in seiner ursprünglichsten Form, (d. h. in demjenigen Zustand, welcher zunächst auf die Theilung folgt) zwei durch eine scharfe Grenze ge- schiedene Abschnitte. Der grössere erscheint dunkel und feinkörnig, der kleinere dagegen hell und homogen (75, 7d). Durch Einwirkung 1514 Ciliata. verdünnter Essigsäure soll auch der letztere Abschnitt grobkörnig ge- rinnen und dann von dem anderen nicht mehr deutlich unterscheidbar sein. Ich glaube aber, dass die Structur beider Abschnitte jedenfalls erheblicher verschieden ist, als es nach diesen Angaben scheint; dies wird auch durch Plate’s Bemerkung unterstützt, dass der homogene Abschnitt bei geeigneter Tingirung mit Safranin farblos bleibe, während der andere sich stark tingire. Mit Karmin färbten sich dagegen beide Abschnitte ziemlich gleich, wie schon Hertwig bemerkte. Ich vermuthe daher, dass der körnige Abschnitt dieht und eng wabig structurirt ist, der homogen erscheinende dagegen lockerer und zartwabig, und bezweifle daher auch, ob wir den sogen. homogenen Abschnitt mit Plate als Achromatin bezeichnen dürfen. Die scharfe Grenze beider Abschnitte mag wenigstens zuweilen auf einer Spaltbildung beruhen, wie wir sie später besprechen werden. Bei der weiteren Fortbildung der Spirochonakerne vergrössert sich der homogene Abschnitt allmählich und in seinem Centrum tritt ein dunkles, anfänglich kleines Körperchen (Nucleolus) auf, das allmählich zu mässiger Grösse heranwächst. Hertwig bezeichnet den homogenen Abschnitt jetzt als Vacuole und betrachtet seinen Inhalt als flüssig. Vaeuolenartig erscheint der Abschnitt jetzt auch schon des- halb, weil er meist linsenförmig bis nahezu kuglig gestaltet ist, da seine Grenze gegen den dunklen Abschnitt convex bis halbkuglig vor- springt. Auch ich erachte den Inhalt der sogen. Vacuole für wässrig- flüssig (d. h. für Nucleochylema); ihre äussere feine Umgrenzung muss ich für eine dünne Kernrindenschicht, d. h. eine Fortsetzung der Substanz des dunkeln Abschnitts halten, nicht für die eigentliche Kernmembran, wie Hertwig meint. Die feinen dunklen Körperchen, welche dieser dünnen Rindenschicht innerlich anliegen (nicht äusserlich, wie Hertwig angab, was Plate später corrigirte) erinnern sehr an die Verdichtungen, welche wir vorbin von der Rindenschicht des Chilodon- kernes schilderten. Die Aehnlichkeit wird noch dadurch erhöht, dass Plate gelegentlich statt dieser sehr kleinen Körperchen grössere, ähn- lich dem Nucleolus oder Centralkörper beobachtete. Fassen wir diese Erfahrungen zusammen, so fällt die grosse Aehnlich- keit der sog. Vacuole sammt ihrem Nucleolus mit dem ansehnlichen Binnen- körper des Chilodonkernes sehr auf; ich glaube auch dass beide Ge- bilde nahe übereinstimmen. Der Ma. N. von Spirochona unterscheidet sich wesentlich dadurch von dem des Chilodon, dass der grosse Binnenkörper sehr excentrisch liegt. Wegen dieser Uebereinstimmung ist wahrscheinlich, dass der helle Hof, die sogen. Vacuole, auch hier von strahligen oder vielleicht netzigen Fädchen durchsetzt wird, welche sich von der Rindenschicht zum Centralkörper begeben. — Die geschilderte allmähliche Aus- bildung des Centralkörpers in dem homogenen Abschnitt des ursprünglichen Ma. N. gibt vielleicht einen Wink über den Entwicklungsgang ähnlicher Binnenkörper anderer Ma. N. Gegenüber Plate’s Meinung, dass die sogen. Chromatinsubstanz des Nucleolus im gelösten Zustand aus dem dunklen Abschnitt des 'Kernes einwandere, möchte ich an Makronuclei (Kernspalt). 1515 der Ansicht festhalten, dass die Nucleolusbildung auf einer centralen Verdichtung der ursprünglich gleichmässig vertheilten Gerüstsubstanz (Chromatin) des homogenen Abschnittes beruht; denn Hertwig’s Schilderung weist ja darauf hin, dass die sog. Vacuole in dem Maasse substanzärmer wird, als sich der Nucleolus hervorbildet. . Plate’s Ansicht geht von der Erfahrung aus, dass zeitweilig am Pol des dunklen Abschnitts eine schwächer färbbare Partie hervortritt, welche auch Hertwig schon bemerkt zu haben scheint. Pl. vermuthet daher, dass die Nucleolussubstanz das jener Partie entzogene Chromatin sei. Wir betrachteten den interessanten Ma. N. der Spirochona nur im ruhenden Zustand. Sein Theilungsvorgang ist vielleicht geeignet, manches noch mehr aufzuklären; hierauf können wir jedoch erst später eingehen. Ausbildung eines sog. Kernspalts. In den Ma. N.-Gliedern der Oxytriehinen tritt häufig eine eigenthümliche Differenzirung auf, welche gewöhnlich als Kernspalt bezeichnet wird. Bei vielen kommt der- selbe normal vor. Die Erscheinung ist nicht auf diese Abtheilung be- schränkt; da sie jedoch bei den Oxytrichinen am genauesten studirt wurde, empfiehlt es sich, deren Verhältnisse zuerst zu besprechen und die Bemerkungen über Aehnliches bei anderen Abtheilungen anzufügen. Soweit die Entstehung und weitere Ausbildung des Spaltes verfolgt werden konnte, scheint sich Folgendes zu ergeben. In jedem Ma.N.-Glied tritt früher oder später (nach der Theilung oder Conjugation) eine quere, mässig dicke, dunkle Verdiehtung auf, welche den Kerninhalt wie eine Scheidewand durchsetzt. Selten scheint dieselbe nahe der Mitte des Gliedes zu liegen, meist ist sie einem Pol genähert. Nach Stein’s Darstellungen liegt sie meist den abgewendeten Polen der beiden Glieder näher; doch kommt auch das Umgekehrte gelegentlich vor. Dass die Scheidewand durch eine Verdichtung des wabigen Kern- inhalts entsteht, scheint mir unabweislich; ob sie daher ganz structurlos ist, wie es den Anschein hat, lasse ich dahingestellt. Die beiderseits an die Scheidewand angrenzende Partie des Inhalts zeigt eine Ver- änderung ihrer Structur. Die anstossenden Waben sind nämlich regel- mässig senkrecht zur Scheidewand geordnet. Letztere wird demnach beiderseits von einer etwas lichteren, mässig breiten Zone begrenzt, die von zahlreichen feinen Fädehen durchsetzt wird, welche in den wabigen Kerninhalt übergehen. Auffallend ist ferner, dass die Scheidewand an der Oberfläche des Glieds mit der Kernmembran innig verbunden sein muss, inniger jedenfalls wie der übrige Kern- inhalt; während sich nämlich die Membran von dem letzteren bei geeigneten Manipulationen allseitig abhebt, bleibt sie in der Regel an der Peripherie der Scheidewand haften. Der eigentliche Kernspalt selbst ist erst eine Differenzirungserscheinung in der beschriebenen Scheidewand. Man findet ihn daher nicht immer, sondern häufig nur die ungespaltene dunkle Scheidewand. Im dieser treten nämlich bei weiterer Entwicklung eine Reihe dichtgedrängter kleiner Vacuolen auf, d. h, die Scheidewand erhält den Bau einer einfachen Schicht von Waben. Indem letztere sich vergrössern, wird die Scheide- wand in zwei Lamelle gespalten, welche durch senkrechte Fädcehen (d.h. 1516 Ciliata. die Kanten und Wände der Waben) unter einander zusammenhängen. Wenn diese Verbindungsfädchen der beiden Lamellen übersehen werden, was früher stets geschah (ich bemerkte sie schon 1875), erscheint natürlich jedes Kernglied von einem hellen Querspalt durchsetzt, der jederseits von einer dunklen Lamelle begrenzt wir. Nach Behandlung mit Essig- säure tritt der Spalt besonders deutlich hervor, weil die beiden Lamellen bei der Gerinnung des Kerninhalts stärker auseinanderweichen und der Spalt erheblich verbreitert wird. Daraus folgt aber keineswegs, dass derselbe ein Kunstproduet ist, wie gelegentlich behauptet wurde; auch ist er selbst an lebenden Kerngliedern zu beobachten. Um die genauere Erforschung der Kernspalten der Oxytrichinen machte sich speciell Stein (1859) verdient; er erklärte sie richtig für mit Flüssiekeit erfüllte Spalten. Auch Engelmann studirte sie 1862 näher und schloss sich Stein an. Balbiani (1861) leugnete den Spalt, wie ihn Stein beschrieben hatte; nach ihm sollte an der betreffenden Stelle eine vollständige Trennung des Kernglieds in zwei Abschnitte bestehen und das Bild des Spalts dann erscheinen, wenn man schief auf die Trennungsfläche sche. Wie unsere Schilderung zeigt, ist diese schon von Engelmann (1862, p. 5 Anm.) bekämpfte Ansicht irrthümlich. Die späteren Beobachter trugen nichts Wesentliches zur genaueren Kenntniss dieser Verhält- nisse bei. Die oben gegebene Darstellung beruht theils auf meinen Erfahrungen von 1874 bis 1876, theils auf neueren, gemeinsam mit Schewiakoff angestellten Beobachtungen. Eine ähnliche Spaltbildung tritt bei Ciliaten anderer Abtheilungen im Ganzen selten auf. Unter den Hypotrichen begegnen wir ihr zuweilen noch bei Euplotes (Stein 1859) und Aspidisea (Engelmann 1862); jedes Ende des bandförmigen Ma. N. dieser Gattungen ist dann von einem Spalte durchsetzt. Häufig findet sich der Spalt bei gewissen Chlamydodonten, in der Unterfamilie der Erviliina sogar regelmässig. Der gewöhnlich ovale Ma. N. letzterer Formen wie der der Gattung Chlamydodon wird ziemlich in der Mitte von dem Spalt durchzogen. Doch fand Entz bei Dysteria armata auch längliche Individuen mit kurz bandförmigem Ma. N., welcher ausser dem mittleren Spalt noch zwei weitere, je einen mitten zwischen dem ersteren und den Kernenden besass. Dass solche Individuen durch Sistirung des begonnenen Theilungsprocesses entstanden, wie Entz vermuthet, scheint ohne schärfere Begründung sehr zweifelhaft. In der Unterfamilie der Nassu- lina beobachtete bis jezt nur Maupas (1883) bei Nassula oblonga einen Kernspalt. Ganz vereinzelt begegnen wir dieser Differenzirung bei den Holophryina und Trachelina. Quennerstedt (408b) eon- statirte sie bei dem wohl zu Holophrya gehörigen Prorodon marinus Cl u. L.; Wrzesniowski (1870) beobachtete in jedem der beiden Kernglieder seines Lionotus diaphanes eine quere dunkle Scheide- wand, welche noch nicht bis zur Spaltbildung fortgeschritten zu sein scheint. Der zweigliedrige Ma. N. dieses Lionotus gleicht demnach fast völlig dem der Oxytriehinen. Ein mittlerer Kernspalt findet sich zuweilen auch im Ma. N. oder dessen Gliedern bei gewissen Tintinnoinen (Entz 1884, Daday 1887) und Strombidium Turbo (Stein 1867, p. 62). Endlich halte ich es für möglich, dass der helle, häufig etwas winklig geknickte Spalt, welcher nach Hertwig’s Schilderung vorübergehend in der dunklen granulirten Partie des Mikronuclei (Vorkommen). ONLT Nucleus von Spirochona aufıritt, gleichfalls zu den hier besprochenen Bildungen gehört. Dagegen scheint der Spalt, welcher zwischen der granulirten und der homogenen Region nach Essigsäurebehandlung häufig auftritt (wenigstens bevor in letzterer der Nucleolus differenzirt wurde), wahrscheinlich nur durch Gerinnung erzeugt zu sein; ganz bestimmt möchte ich dies jedoch nicht aussprechen, denn das Auftreten des Spalts setzt immerhin ge- wisse Differenzirungen an der betreffenden Stelle voraus, welche sich den besprochenen an- schliessen könnten. b. DieMikronuclei, (Mi. N.; Nueleoli der Autoren seit Siebold 1845; primäre Kerne Bütschli 1876; Nebenkerne O. Hertwig 1875 u. A.; männliche Kerne O. Hertwig 1875 u. A., Endopla- stula Huxley*), Kent ete.; Reservekerne Entz 1835, Nr. 336, Paranuclei Plate 1888). Das Vorkommen eines bis zahlreicher Mi. N. wurde seit Siebold’s Entdeckung eines solchen bei Paramaecium Bursaria (1845) für so viele Ciliaten erwiesen, dass ihr Fehlen, insofern es überhaupt vorkommt, als eine Ausnahme betrachtet werden muss. Natürlich ist es häufig recht schwer, so kleine Körperehen, wie die Mi. N. gewöhnlich sind, in der Masse des Entoplasmas und seiner Einschlüsse nachzuweisen. Dazu kommt, dass sie sich häufig nur schwach tingiren,die Färbemethoden also nicht selten versagen. Das Fehlen der Mi.N. wurde so häufig für Ciliaten behauptet, bei welchen ihr Nachweis keineswegs besonders schwierig ist, dass zahlreiche der nega- tiven Ergebnisse nicht ins Gewicht fallen. Meines Erachtens kommen heutzutage in dieser Hinsicht nur gewisse Opalininen und manche der oben besprochenen sog. multinueleären Ciliaten in Betracht. Obgleich vorerst nur bei 2 Opalininenarten, Hoplitophrya faleifera St. (Stein 1861, No. 337) und Anoplophrya branchiarum (Balbiani 1885 und Aim& Schneider 1885) ein Mi. N. neben dem einfachen Ma. N. beobachtet wurde, gestatten diese Befunde doch wohl den sicheren Schluss, dass bei allen mit einfachen Ma. N. versehenen Opalininen Mikronuclei vorhanden sein werden. Wirklich zweifelhaft erscheint nur die Gattung Opalina mit ihren zahlreichen Kernen, welche schon bei den Ma. N. eingehender besprochen wurden, sowie die Opalinopsis Foettinger’s. Da jedoch die zahlreichen Kernchen der letzteren sicher durch Fragmentation eines einfachen Ma. N. entstehen, halte ich es für sehr wahr- scheinlich, dass diese Gattung sich den ersterwähnten auch bezüglich des Mi. N. anschliesst. Demnach bleibt nur Opalina, für welche der Mangel einer Differenzirung von Mi.- und Ma.N. mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behauptet werden darf. Wir betonten aber schon früher (p. 1499), dass die zahlreichen kleinen Kerne dieser Gattung nicht die Merk- male echter Ma.N. zeigen, sich vielmehr wegen ihrer typisch indirecten Theilung den Mi. N. anschliessen. Es liesse sich daher eher behaupten, dass den Öpalinen der Ma. N. fehle. Ob jedoch, trotz mangelnden äusseren Unterschieds, die Kerne der Opalinen sämmtlich ganz gleichwerthig sind, kann nur der Verlauf der Conjugation entscheiden, welche bis jetzt noch nicht studirt wurde. Jedenfalls sind wir nicht berechtigt in den Kernverhältnissen der Opalininen, auch wenn thatsächlich nur eine Kernsorte vorkommt, etwas Ursprüngliches zu vermuthen; vielmehr spricht Alles dafür, dass dies als Rückkehr zu einfacheren Verhältnissen aufzufassen ist. Recht zweifelhaft erscheint ferner der angebliche Mangel der Mi. N. bei einem Theil der sogen. multinucleären Ciliaten. Wir fanden schon, dass die Beschaffenheit des Ma.N. dieser Formen noch ziemlich unsicher is. Maupas, obgleich ein trefflicher Beobachter und überzeugt von der weiten Verbreitung der Mi.N., glaubte 1883 doch bestimmt behaupten zu dürfen, dass nicht nur den meisten Opalininen, sondern auch allen von ihm beschriebenen *) Huxley, A Manual of the anatomy of invertebr. animals. 1518 Ciliata. multinucleären Formen (mit Ausnahme der Holosticha Lacazei) Mi. N. fehlten. Auch Gruber sprach sich noch 1884 (692) bestimmt für ihren Mangel bei den von ihm ge- schilderten sog. Multinucleären aus. 1887 änderte er seine Meinung, da er nun die Mikro- nuclei wenigstens in den Theilungszuständen der sog. Holosticha Scutellum auffand und ihre Existenz bei der gleichfalls multinucleären sog. Holosticha flava wahrscheinlich machte. Zur Begründung unserer Ansicht heben wir hervor, dass derjenigen Ciliate, bei welcher multiple Ma. N. mit der möglichsten Sicherheit erwiesen sind, Loxodes nämlich, die Mi. N. nie fehlen; dass ferner bei Dileptus Anser, dessen Makronucleus gewöhnlich genau dieselbe Auflösung zeigt, wie der der Maupas’schen und Gruber’schen multi- nucleären Ciliaten, neben dem rosenkranzförmigen Ma. N., wie er zuweilen beobachtet wird (s. p. 1503), eine grössere Zahl von Mi. N. leicht zu erweisen ist (Bütschli 1876), während sie bei den gewöhnlichen Exemplaren mit scheinbar aufgelöstem Ma. N. noch nicht unter- schieden werden konnten. Auch bei Urostyla grandis deren Ma. N., bekanntlich eine sehr weitgehende Zergliederung erfährt, beobachtete Bütschli (1873) spindelige, gestreifte Körper, welche sehr wahrscheinlich die Mi. N. sind. Beachten wir weiterhin, dass unter der Menge Kerngliederchen (resp. möglicherweise Kernchen) der sogen. multinucleären Ciliaten die kleinen Mi. N. äusserst schwer zu unter- scheiden sein müssen, so wird die Wahrscheinlichkeit grösser sein, dass auch diese Formen Mi. N. besitzen. — Wie bemerkt. spıiach sich neuerdings auch Gruber (1887) in diesem Sinne aus. Er will aber, die Schwierigkeit des Nachweises der Mi. N., resp. die Un- möglichkeit ihrer Wahrnehmung in gewissen Fällen (nach seiner Ansicht), darauf zurückführen, dass auch der Mi. N. dieser Ciliaten in eine ungemein grosse Zalıl kleiner Kernchen zerfallen sei, entsprechend dem Ma. N. Nur bei der Theilung sollen alle Zerfallsproducte wieder zu einem grösseren Mi. N. zusammentreten. Letzterer sei allein deutlich nachweisbar, während seine Zerfallsproducte in den gewöhnlichen Zuständen ihrer Kleinheit wegen gewöhn- lich nicht mehr beobachtet werden könnten. Dieser Ansicht kann ich nicht beitreten. Alle früheren Erfahrungen über die Theilungsvorgänge der Ciliaten mit multiplen Mi. N. ergaben, dass sich dieselben nicht zu einem einzigen vereinigen, wie später genauer darzulegen ist. Da die Mi.N. vieler Ciliaten früher so häufig und auch heute noch bestritten wurden, scheint es angezeigt, über das Historische ihrer allmählichen Feststellung etwas genauer zu berichten. Nach Siebold bestätigte sie zuerst Cohn bei Paramaecium Bursaria (1851) und erwies sie 1858 auch bei Nassula. Stein beobachtete sie 1854 schon bei der erst- genannten Art, bei P. Aurelia und Prorodon. Lieberkühn 1856 bei Ophryoglena. Clap. und Lachmann (1856—1861) vernachlässigten das Studium der Mi. N. auffallend, wogegen Stein (1859) sie nicht nur bei den meisten Oxytrichinen, sondern auch vielen anderen Ciliaten nachwies. Dennoch glaubte er, dass sie nur bei einer „mässigen Anzahl‘ Infusorien zu finden seien. Besondere Verdienste um den Nachweis der Mi. N. zahlreicher Arten erwarb sich Balbiani (1858—1861); besonders betonenswerth scheint, dass er sie zuerst bei Vorti- cellinen, Spirostomen und Stentoren entdeckte, denen sie später noch vielfach bestritten wurden. Da B. bei den letzterwähnten Heterotrichen, sowie einigen anderen Ciliaten, nur die während der Conjugation vergrösserten Mi.N. auffand (oder die männlichen Geschlechtsorgane nach seiner Auffassung), glaubte er, dass sie bei diesen und anderen Arten erst während der Oonjugations- oder Sexualepoche entständen. Diese Ansicht wurde später noch mehrfach wiederholt (z. B. Entz 1879 und 1888, 836). Auch Engelmann (1862) entdeckte die fraglichen Kerne bei einigen Arten, darunter auch Vorticellinen; ebenso fand Kölliker 1864 den Mikronucleus einer Vorticella. Gegen diese Angaben verhielt sich Stein 1867 z. Th. ablehnend; namentlich bezweifelte er die Mi. N. der Vorticellinen; auch bei denjenigen Heterotrichen, wo die Beobachtung der Mi. N. grössere Schwierigkeiten be- reitet, glückte ihm der Nachweis nicht. Er hielt daher an seiner früheren Ansicht fest, dass Mi.N. nicht allgemein verbreitet seien. Von den späteren Forschern verdienen hier noch Wrzesniowski (1869, 1870), Bütschli (1873, 1876), Maupas (1879, 1883) und Entz (1884) besonderer Erwähnung; namentlich die drei erstgenannten erwiesen die Mi. N. noch bei einer Reihe Formen, welche grössere Schwierigkeiten bereiten. Bütschli und Maupas (1579) bestätigten die Mi. N. der Vorticellinen, gegenüber den negativen Befunden von Mikronuclei (Zahl und Lage). 1519 Stein, Greeff (1870) und Everts (1873). Selbst Engelmann liess sich (1876) durch die bestimmten Angaben letzterer Forscher verleiten, die allgemeine Verbreitung der Mi.N. bei dieser Gruppe (gegenüber seinen früheren guten Beobachtungen) zu bezweifeln. Ihm folgte Rees (1877). 1879. leugnete sie auch noch Entz, musste sie aber 1884 zugeben. Neuestens behauptete wieder Plate, dass Epistylis simulans der Mi.N. fehle (842). Bütschli (1876) zeigte ferner, dass die Mi. N. solchen Ciliaten (Trachelius Ovum, Spirostomum ambiguum), welchen sie nach Balbiani nur während der Conjugation zukommen sollten, auch ausser dieser eigen sind. Maupas bestätigte dies später für Spirostomum (1879, 1883) und wies sie auch bei Stentor zuerst ausser der Conjugation nach, was auch Gruber (1885, 776) constatirte. Gegenüber diesen jetzt schon recht ausgedehnten Erfahrungen, er- scheinen Behauptungen wie die Jickeli’s (1884), dass die Mikronuclei sich nicht bei allen Infusorien fänden (die oben besprochnen sind jedenfalls nicht gemeint) bedeutungslos; J. führt als Ciliate ohne Mi. N. nur Spirostomum besonders auf, wo sie bekanntlich schon mehrfach erwiesen wurden. Ebensowenig Vertrauen schenke ich der jüngsterschienenen Mittheilung Daday’s (837), dass die Mikronuclei den Tintinnoinen häufig fehlten; speziell denen mit vielgliedrigem Makronucleus. Zahl und Lage der Mikronuclei. Während ein einziger Makronucleus die Regel bildet, zeigen die Mi. N. eine Tendenz zur Vermehrung. Multiple Mi. N. finden sich sehr häufig. Immerhin be- sitzen viele Arten nur einen Mi. N.; es ist nicht zu verkennen, dass dies vorwiegend kleinere, mit einfach gestaltetem Ma. N. sind. Ueber- haupt dürfte eine zu den kleineren gehörige Art mit mehreren Mikro- nuclei noch nicht gefunden worden sein. Andererseits ersieht man deutlich, dass hohe Zahlen von Mi. N. nur bei grossen Formen und daher meist neben einem rosenkranz- oder langbandförmigem Ma. N. auftreten. Die Vermehrung der Mi. N. läuft also der früher geschilderten Um- gestaltung der Ma. N. mit der Grössenzunahme der Arten ziemlich parallel. Dennoch wurde bis jetzt noch nie eine Theilung der Mikronuclei ausser bei der Theilung der Ciliaten constatirt. Es scheint daher vorerst sicher, dass die Mi. N. sich nicht fortdauernd mit dem Wachsthum der Individuen vermehren. Obige Angaben schliessen natürlich nicht aus, dass auch neben einem kugligen bis ovalen Ma. N. gelegentlich mehrere Mi. N. vor- kommen. | Beispiele hierfür bilden Paramaecium Aurelia, bei welchem Maupas neuerdings regelmässig zwei Mi. N. beobachtete, wodurch sich diese Form hauptsächlich von dem nahe verwandten P. caudatum mit nur einem unterscheiden soll; ferner Frontonia leucas mit 1—8 (Engelmann 1862, Bütschli 1876, Maupas 1883), Nassula aurea mit 3—4 (Bütschli 1876) und Spirochona gemmipara mit stets 3 (R. Hertwig 1877). Andererseits finden sich jedoch auch Abweichungen nach der ent- gegengesetzten Seite; so findet man nur höchst selten (Bütschli uned.) neben dem langbandförmigen Ma. N. der Vorticellinen mehr wie einen Mi.N. Wie aus Obigem hervorgeht und schon frühzeitig (Engelmann 1862) betont wurde, zeigen multiple Mi. N. gewöhnlich eine ziemliche Variabilität der Zahl. Balbiani glaubte früher (1860 u. 61) an eine nahe Beziehung der Zahl der Mikronuclei zur Gliederzabl rosenkranzförmiger Ma. N., indem im Allgemeinen auf jedes Glied 1 Mikronucleus komme. Gegen diese Regelmässigkeit sprachen schon Engelmann’s Erfahrungen von 1862. 1520 Oiliata. Derselbe fand neben dem zweigliedrigen Kern der Urostyla Weissii 2, 4, 6, oder S Mi. N.; ebenso neben dem gleichbeschaffenen Ma.N. von Stylonychia Mytilus, statt der gewöhnlichen 2, auch 3, 4 und 5. Bütschli (1876) beobachtete bei derselben ge- legentlich sogar 6 und einmal neben der seltenen Erscheinung eines dreigliedrigen Ma.N. 10 Mi. N. Andrerseits fand er jedoch auch Exemplare mit nur 1 Mi. N. Achnliche Schwankungen zeigt auch St. pustulata (Engelmann 1861 uned.; Bütschli 1876, Maupas 1883). Letzterer erwies das Gleiche (2--6 Mi. N.) auch für Amphisia multi- seta Sterki. Dazu gesellen sich die Beobachtungen an den vielgliedrigen Ma. N. mit ihrer gewöhnlich grossen Zahl von Mi. N.; ebenso verhalten sich jedoch gewöhnlich auch die lang- bandförmigen Ma.N. Bei Bursaria truncatella (langbandförmiger Ma. N.) schwankt die Zahl der Mi. N. sehr und erhebt sich bis auf 20 (Schewiakoff); schon Bütschli (1876) beobachtete bis 15. — Neben dem ähnlichen Ma. N. von Stentor Roeselii fand Maupas bis 28 Mi. N. Erheblich geringer wie die Gliederzahl des Ma. N. scheint meist die der Mi. N. bei Spirostomum ambiguum zu sein, wie schon Bütschli (1576) beobachtete. Er fand neben 27 Gliedern 5—6 Mi. N. und als höchste Zahl 8. Maupas (1883) constatirte später folgende Zahlen 37 (6), 32 (7), 22 (10), 31 (8), 24 (11). Bei Stentor coeruleus und poly- morphus tritt die Zahl der Mi. N. vielleicht noch mehr zurück; wenigstens konnten Bütschli und Schewiakoff stets nur 1—4 Mi. N. mit Sicherheit neben dem vielgliedrigen Ma. N. nachweisen, Ich glaube jedoch, dass weder auf die Angaben für Spirostomum, noch auf die für Stentor, vorerst ein übermässiger Werth zu legen ist, da Nachweis und Zählung der schr kleinen Mi. N. so grosser Ciliaten äusserst schwierig ist. Doch sprechen auch Maupas’ Erfahrungen an Gonostomum pediculiforme, wie die Maupas’ und Bütschli’s an Loxophyllum meleagris (1876) dafür, dass die Zahl der Mi. N. zuweilen erheblich hinter der der Nucleusglieder zurückbleibt. Bei ersterer fand M. 14—20 Glieder und nie mehr wie 2 Mi.N.; bei letzterem auf 21 Glieder 9 (ähnlich schon Bütschli 1876). Auch Engelmann constatirte schon 1861 neben 20 Gliedern bei Prorodon farctus 10 Mikro- nuclei (uned.).. Dagegen trifit für gewisse vielgliedrige Kerne eine annähernde Ueberein- stimmung der Glieder- und Mi. N.-Zahl zu, so nach Maupas (1883) bei Gondylos- toma patens. Bei 6 Individuen ergaben sich folgende Zahlen: 17 Ma. (14 Mi.), 15. (15), 14 (14), 14 (13), 16 (18), 15 (18). Bütschli fand bei einem mehr wie 30gliedrigen Makro- nucleus von Dileptus Anser fast neben jedem Glied 2 Mi. N., zusammen also circa 60; wohl die höchste Zahl, welche überhaupt beobachtet wurde. Erhebliches Interesse bietet die Lage der Mikronuclei zum Makro- nucleus. Die in Ein- oder Mehrzahl neben einem kugligen bis band- förmigen Ma. N. vorhandenen Mi. N. liegen dessen Oberfläche meist dicht an, sind sogar häufig einer kleinen grubenförmigen Vertiefung der- selben eingelagert. So deutlich dies auch bei Paramaecium und manchen anderen bemerkt wird, ist es doch keineswegs immer der Fall, ja die Mi. N. finden sich nicht selten in geringer Entfernung von der Nucleusoberfläche. Bei Bursaria truncatella z. B. lässt sich dies für einen Theil der Mi. N. meist leicht wahrnehmen (an gefärbten un- gepressten Präparaten. Bemerkenswerth ist, dass der Mi. N. von Iso- tricha unter der plasmatischen Umhüllungshaut des Ma.N. liegt, von welcher die Karyophoren entspringen (Schuberg). Ein Mi. N. kann dem hufeisen- bis bandförmigen Ma. N. entweder in der Mitte oder bis ganz am einen Ende anliegen, wofür sich bei Vorticellinen mannichfaltige Beispiele finden. Am zweigliedrigen Ma.N. liegt ein einziger Mi. N. in der Regel ziemlich mitten zwischen beiden Gliedern, dem Verbindungsfaden an; Beispiele hierfür sind: Laery- maria Olor (zuerst Engelm. 1861 uned.), Trachelius Ovum z. Th. Mikronuclei (Zahl u. Lage, Gestalt u. Bau). 1521 (Balbiani 1860—61), Lionotus (Maupas 1585, Schewiakoff) und die Exemplare von Stylonycehia mit 1Mi. N. Besondere Regelmässig- keiten in der Lage zweier bis zahlreicher Mikronuclei zu einem kugligen bis langbandförmigen Makronueleus wurden kaum beobachtet. Dagegen zeigt sich eine gewisse Regelmässigkeit bei einem Theil der rosenkranz- förmigen Ma. N., vorzüglich denen der Oxytrichinen. Mehrfache Mi. N. liegen hier fast stets den Gliedern an und, wie schon bemerkt, ist das Gewöhnlichste, dass jedes Glied einen Mi. N. neben sich hat. Ferner finden sie sich ebenso regelmässig auf der linken Seite der Glieder. Werden sie aber zahlreicher wie die Glieder, so liegen sie ihnen zwar meist auch an, manchmal jedoch auch den Verbindungsfäden und können gelegentlich z. Th. auf die rechte Seite der Glieder rücken (Engelm. 1861 uned.; Bütschli 1875 uned.). Im Allgemeinen gilt die Lagerung der Mi. N. an den Gliedern auch für die vielgliedrigen rosen- kranzförmigen Ma. N.; hier zeigt sich gleichfalls bald regelmässigere, bald unregelmässigere Vertheilung an den Gliedern, was eingehender zu verfolgen wohl überflüssig ist. Gestalt, Grösse und feinerer Bau der Mikronuclei. Die Gestalt der Kleinkerne schwankt vom Kugligen bis Ellipsoidischen und wird zuweilen sogar spindelförmig mit mässig bis ziemlich stark zu- gespitzten Polen. Letztere Form scheint speciell grossen Mi. N. eigen zu sein, so z. B. denen von Paramaecium Bursaria und anderen. Langspindelförmig ist namentlich der Mi. N. von Ophryoglena flava E. sp. (= flavicans Lieberk., nach letzterem). Obgleich die Gestalt bei einer bestimmten Art meist ziemlich constant ist, kommen doch auch Schwankungen vor, welche aber, wie so vieles Hierhergehörige, genauerer Feststellung bedürfen. Auch ist zu beachten, dass die Mikronuclei sowohl bei der Theilung wie bei der Conjugation bedeutende Veränderungen durchlaufen, womit manche Variationen in Grösse, Gestalt und feinerem Bau zusammenhängen können. Die Grösse der Mikronuclei schwankt etwa zwischen 1—10 u in der Richtung des längsten Durchmessers. Wie dem Ma. N. kommt auch dem Mi. N. eine zarte structurlose Membran in sehr vielen Fällen deutlichst zu. Bei allen grösseren wurde sie erwiesen. Stein (1859) und Balbiani (1861) nahmen eine Membran allgemein an, weleher Annahme man mit gewissem Vorbehalt zustimmen kann. In den meisten Fällen nämlich, wo die Membran nicht nachgewiesen oder nicht beschrieben wurde, handelt es sich um sehr kleine Mi. N., an welchen die Beobachtung natürlich sehr schwer ist. Auch gilt wie für die Makro- nuclei, dass die Membran nur bei Isolirung sicher zu erweisen ist, wobei sie sich beträchtlich abhebt; durch Reagentien kann dies unter Conden- sation des Inhalts erheblich verstärkt werden. Berücksichtigen wir, dass in der Bildungsgeschichte der Mikronuclei, welche im Kapitel über die Conjugation geschildert werden wird, sehr weitgehende Verdichtung des Inhalts und eine gewisse Vereinfachung der Structur auftreten, so liegt die Mög- lichkeit vor, dass bei hochgradiger Vereinfachung die Membran als solche gelegentlich ein- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 96 1522 Ciliata. gehe, d. h. sich mit dem Inhalt bis zur Nichtunterscheidbarkeit vereinigen mag. Obgleich ich einen solchen Vorgang vorerst nicht für sehr wahrscheinlich halte, scheint er doch möglich. — Von besonderer Wichtigkeit für die Membranfrage ist aber, dass bei starker Volumsvergrösserung der Mikronuclei, wie sie bei ihrer Tbeilung, namentlich aber während der Conjugation auftritt, eine Membran stets, auch an den kleinsten, deutlich erkennbar wird. Die Membran eines Mi. N. (Paramaecium Bursaria) wurde zuerst von Cohn (1851) nachgewiesen: Stein bestätigte sie 1854; auch Lieberkühn (uned. Tafeln) beobachtete sie mehrfach. 1859 nahm sie Stein, wie bemerkt, allgemein an; ebenso Balbiani 1860 —1861. Letzterer vermuthete ferner, dass die Membran um multiple Mi. N. einen zusammenhängenden Schlauch bilde, ähnlich wie die Nucleusmembran um die Glieder der rosenkranzförmigen Ma. N. Nur die Analogie mit letztgenannten Kernen verleitete zu einer solchen Annahme. Kein späterer Forscher konnte dieselbe bestätigen; sie wurde vielmehr bald (Stein 1867, Bütschli 1876) bestimmt abgewiesen. 1881 zog sie Balbiani selbst zurück. — Ganz unbegründet ist Jickeli’s Angabe (1884), dass die Membran des Mikronucleus eine Ausbuchtung der Ma. N.-Haut sei. Ein solcher Irrthum kann nur daher rühren, dass sich J. auf das Studium gefärbter Präparate beschränkte und Isolationen versäumte. Nur eine einzige neuere Beobachtung liess sich eventuell zu Gunsten dieser Ansicht aufführen, nämlich Maupas’ An- gabe, dass der Mi. N. von Goleps hirtus dicht unter der Membran des Makronucleus, in einem Ausschnitt von dessen Inhalt liege. Ich kann aber auf diese vereinzelte Beobachtung kein Gewicht legen, sondern nur schliessen, dass entweder dieser vermeintliche Mikronucleus von Coleps kein solcher, sondern ein Bestandtheil des Ma. N. war, oder dass seine angebliche Lage unter der Membran des Ma. N. auf Irrthum beruht, so bestimmt sich auch Maupas dafür ausspricht. Während sich die Membran des Ma. N. stets allseitig vom gerinnenden Inhalt abhebt (soweit wenigstens bis jetzt bekannt), ist der Inhalt zahl- reicher Mi. N. an einer Stelle der Membran befestigt. Bei länglichen bis spindeligen Mi. N. geschiebt dies stets an einem Pol. Ist die Membran stark abgehoben, so hängt ihr der Inhalt excentrisch an. Es ist daher wohl anzunehmen, dass an dieser Stelle eine gewisse Continuität zwischen Membran und Inhalt besteht; ein weiterer Grund für die schon bei den Ma.N. ausgesprochene Ansicht, dass die Membran ein Bestandtheil des Kernes selbst, nicht ein Product des umgebenden Piasmas ist. Bestimmt wurde diese Anheftung nachgewiesen bei: Paramaecium caudatum und P. Bursaria, Golpidium CGolpoda, Pleuronema Chrysalis, Loxophyllum Mele- agris (Bütschli 1876). Auch bei Balantidium Entozoon erkennt man dasselbe auf Stein ’s Figuren von 1867; für Frontonia leucas auf denen Maupas’ (1883). Ueber- haupt ist sehr wahrscheinlich, dass die Anheftung bei allen denjenigen Mi. N. besteht, bei welchen der Inhalt zwei verschiedene Abschnitte zeigt, und dies sind, wie wir gleich sehen werden, ausser den obengenannten noch viele. Andere Mikronuclei zeigen dagegen eine allseitige Abhebung der Membran ähnlich den Makronuclei. Als Beispiele seien erwähnt: Trachelius Ovum, Nassula aurea, Stylonychia, Vorticellinen (Bütschli 1876); Condylostoma patens (Maupas 1883) und die beiden Mikronuclei, welche Maupas von Paramaecium Aurelia schildert (1883). Die letzterwähnten Mi. N. zeigen keine Differenzirung des Inhalts in zwei Abschnitte; ibr Inhalt ist überhaupt dem der Ma. N. ähnlicher wie jener der ersterwähnten. Er ist nämlich mitunter deutlich feinnetzig- körnig oder anscheinend homogen ; wobei es vorerst unentschieden bleiben muss, ob die kleineren oder grösseren körnigen Bestandtheile in dem Netzwerk thatsächlich diserete Körnchen oder nur Verdiekungen und Mikronuclei (Gestalt u. Bau). 1523 Knotenpunkte der Maschen (auch hier wohl richtiger Waben) sind (Tracehelius, Nassula, Stylonychia, gewisse Vorticellinen Bütschli 1876). Erscheint der Inhalt homogen, so ist er entweder mässig dunkel, matt bläulich, bis recht dunkel und dicht. Die meisten kleineren Mi. N. besitzen letzteres Aussehen, und sind dabei gewöhnlich recht dunkel bis etwas glänzend, doch wurde auch bei manchen ansehn- licheren, so z. B. denen der meisten Vorticellinen, welche nur mässig verdicbtet erscheinen, vorerst keine feinere Structur beobachtet. Aus dem Angeführten darf man wohl schliessen, dass in vielen Fällen nur die Kleinheit die Beobachtung einer feineren Struetur hinderte. Doch scheint nach dem oben über die Verdichtung der Mi. N. Bemerkten auch mög- lich, dass die wabige Structur mancher Mi. N. zu fein wird, um wahr- genommen zu werden, ja dass sie schliesslich ganz unterdrückt wird, indem sich die Gerüstsubstanz unter völligem Austritt des Chylema zu einem soliden Körper verdichtet. Die andere Modifieation des Inhalts beobachtet man gewöhnlich an elliptischen bis spindeligen Mi. N. Der Inbalt ist dann aus zwei Ab- schnitten zusammengesetzt; einem grösseren dunkleren und einem klei- neren, sehr lichten. Die Verschiedenheit beider Abschnitte documen- tirt sich namentlich bei der Färbung, indem sich nur der dunkle und grössere färbt, der lichte dagegen wie die Kernmembran unge- färbt bleibt. Nach der geläufigen Bezeichnung bestände daher der dunkle Abschnitt aus sogen. Chromatin, der lichte aus Achromatin. Schon Bütschli erwies 1576 die wesentliche Verschiedenheit beider Ab- schnitte (Paramaeeium) durch ibr Verhalten gegen 1°/, Essigsäure, welche den hellen Abschnitt ganz verschwinden lässt (wohl durch Quellung), während der dunkle sich erhält. Bei solchen Mi. N., deren Inhalt an die Membran befestigt ist (speciell Paramaecium Bursaria und P. caudatum), bewirkt der Achromatintheil die Anheftung, was um so srösseres Interesse verdient, da die Membran in ihrem Verhalten gegen Tinctionsmittel nähere Uebereinstimmung mit demselben bekundet. Der ansehnliche Chromatinabschnitt solcher Mi. N. erscheint stets mehr oder minder deutlich längsgestreift, d. h. fasrig. Die Fasern sind bald fein, bald ziemlich grob und dunkel, häufig etwas granulirt bis varieös. Letztere Erscheinung beruht wohl hauptsächlich darauf, dass sie nicht isolirt neben einander verlaufen, sondern durch Querfädchen ver- bunden sind. Auch der Achromatinabschnitt zeigt bei Paramaecium eine zarte blasse Längsfaserung, welche jedoch genauerer Untersuchung bedarf. Nur an den kleinen Mikronuclei von Spirochona, deren beide Abschnitte zuerst Plate (1886) erkannte, wurde keinerlei Streifung beobachtet. Wie gesagt, ist es sehr wahrscheinlich, dass alle Mikronuclei, deren Inhalt in zwei Ab- schnitte differenzirt ist, auch die Befestigung des Achromatintheils an der Membran aufweisen. Es sind dies Paramaecium Bursaria und caudatum (Bütschli 1876), Holophrya Ovum, Prorodon teres, Didinium Balbianii, Frontonia leucas, Urotricha Lagenula, Urozona, Urocentrum, Pleuronema Chrysalis, Cyelidium Citrullus 96* 1524 Ciliata. (Schewiakoff). Bei Paramaecium Bursaria bildete schon Lieberkühn (uned. Taf.) die Streifung sehr deutlich ab und nach ihm ist auch der langspindeiförmige Mi. N. von Ophryoglena flava E. sp. deutlich längsfaserig. Stein beobachtete 1567 die Längs- streifung an dem ansehnlich vergrösserten Mi. N. einzelner Balantidium Entozoon, was es möglich erscheinen lässt, dass er Vorbereitungsstadien der Theilung studirte.e Bütschli (1876) ermittelte zuerst die beiden Abschnitte, deren verschiedenes Verhalten gegen Tinctions- mittel Plate (Spirochona 1886, Param. putrinum 1888) und Schewiakoff*) beobachteten. Es wurde schon mehrfach betont, dass die Tinctionsfähigkeit der Mikronuclei überhaupt sehr varürt. Manche färben sich recht intensiv, stärker wie die Substanz des Ma. N.; andere dagegen kaum erheblicher wie der letztere; ja es finden sich auch solche, welche sich in den ge- wöhnlichen Tinctionsflüssigkeiten nur sehr schwach (Anoplophrya branchiarum nach Schneider 1885) oder gar nicht färben. Letzteres betonte neuerdings namentlich Maupas (1885) für die Mi. N. von Balan- tidium elongatum und Nyctotherus ovalis. Auch der fragliche Mikronucleus von Coleps färbte sich nicht. Schon oben wiesen wir darauf hin, wie voreilig es daher erscheint, aus der Betrachtung einiger gefärbter Präparate auf den Mangel der Mikronuelei zu schliessen. c. Theilungserscheinungen der Nuclei. Der äussere Verlauf der Theilung eines kugligen bis ellipsoidischen Ma. N. vollzieht sich sehr einfach. Derselbe streckt sich in die Länge, wird mässig oder lang bandförmig und schnürt sich dann in der Mitte all- mählich ein. Indem die Einschnürung tiefer greift und die durch sie ge- schiedenen beiden Kernhälften immer weiter auseinander rücken, wird die verbindende Strecke schliesslich zu einem feinen, häufig recht langen Faden. Schliesslich reisst letzterer mitten durch und seine Hälften werden von den betreffenden Tochterkernen eingezogen. Alle erheblich von der primären Gestalt abweichenden, wurst- bis band- und rosenkranzförmigen Ma. N. kehren vor der eigentlichen Theilung stets zur einfachen Gestalt zurück. Der bandförmige Kern verkürzt sich fortgesetzt unter Verdickung, bis er eine kurzstrangförmige oder nahezu kuglige Gestalt erlangt. Die gleiche Umformung erleidet der rosenkranz- förmige. Auch dieser zieht sich zusammen, indem zunächst die Verbindungs- fädchen der Glieder immer kürzer werden, bis letztere sich berühren und sich endlich vereinigen. Der so entstandene bandförmige Ma. N. kehrt hierauf in vorhin geschilderter Weise zur Urgestalt zurück. Bei dieser Concen- trirung gegliederter Kerne muss die Membran wohl eine wesentliche Rolle spielen, da wir wissen, dass die Verbindungsfädchen häufig nur von ihr gebildet zu sein scheinen. Eine Erklärung für die Concentrirung des Ma. N. zu geben, scheint einstweilen kaum möglich. Active Contractionserscheinungen im gewöhnlichen Sinne dürften dabei schwerlich mitwirken. Man könnte eventuell an eine sehr einfache Deutung denken, welche jedoch etwas gewagt erscheint. Jedenfalls müssen im ruhenden Zustand besondere Einflüsse auf den band- *) Ueber die karyokinetische Kerntheilung bei Euglypha. Morphologisches Jahrbuch Bd. XII, 1887. Theilung des Makronucleus. 1525 bis rosenkranzförmigen Nucleus wirken, weiche ihm die eigenthümliche Gestalt verleihen. Das einfachste, was man sich in dieser Hinsicht denken könnte, wären äussere Zugkräfte, welche ihn dehnten und zunächst bandförmig und schliesslich rosenkranzförmig werden liessen; nach Analogie mit einem zähen Flüssigkeitsfaden, welcher sich bei genügender Streckung ebenfalls perlschnurförmig gliedert. Solche Einwirkungen auf den Ma. N. könnten nur vom umgebenden Plasma ausgehen, und die Frage wäre, ob sich hierfür Anzeichen finden liessen, etwa analog den bei Isotricha beobachteten Karyophoren. Wenn nun diese Einflüsse bei Beginn der Theilung aufhörten, so würde der Nucleus von selbst wieder zu seiner natürlichen Gestalt, d. h. der kugligen bis nahezu kugligen zurückkehren. — Etwas gegründeter sind unsere Vor- stellungen von der Bedeutung des Vorgangs. Wir erblicken darin, im Anschlusse an die Roux’schen Ideen*), eine Erscheinung, welche eine möglichst gleichmässige Halbirung des Nucleusinhalts, der in den langen Kernen ziemlich ungleichmässig vertheilt sein kann, bei der Theilung ermöglicht. Der weitere Verlauf des äusseren Theilungsvorgangs der concentrirten, ehemals band- bis rosenkranzförmigen Ma. N. vollzieht sich etwas ver- schieden, was mit der phylogenetisch verschiedenen Entstehung der viel- gliedrigen rosenkranzförmigen Kerne zusammenhängt, auf welche schon oben (p. 1494) hingewiesen wurde. Die langbandförmigen Kerne wachsen zunächst aus dem Zustand der stärksten Concentrirung wieder band- förmig aus, so dass sie nun die beiden Tochtersprösslinge durchziehen, worauf früher oder später die Durchschnürung in der Mitte geschieht; die beiden Tochterkerne sind also von Beginn ihrer Sonderung schon bandförmig. Bei den vielgliedrigen rosenkranzförmigen Kernen, welche sich aus strangförmigen ableiten, wie jene von Stentor, Spirostomum und viele andere, verläuft der Theilungsprocess ähnlich; d. h. der con- centrirte Ma. N. wird zunächst wieder bandförmig und gliedert sich hier- auf in seiner ganzen Ausdehnung mehr oder weniger reich, was, wie es scheint, auf einmal geschieht, obgleich einzelne Glieder noch wei- tere Zerlegung erfahren können. Erst dann folgt die Durebschnürung des nun wieder rosenkranzförmigen Kernes in der Mitte. Bei den Oxytri- chinen entstehen dagegen die Glieder eines mehr wie zweigliedrigen Ma.N. bei der Theilung stets successive, was damit zusammenhängen dürfte, dass sie sich auch phylogenetisch durch successive Gliederung eines ursprünglich zweigliedrigen Ma. N. entwickelten. Der concentrirte, kuglige bis ovale Ma. N. schnürt sich daher zuerst in zwei Hälften ein, die Antheile der beiden Tochterkerne. Bevor sich diese durch Ein- reissen ihres Verbindungsfadens isoliren, schnüren sie sich zu den beiden Gliedern der Tochterkerne ein, worauf erst die Trennung der letzteren erfolgt. Werden die Tochterkerne mehrgliedrig, so geschieht dies durch successiv fortschreitende Zerlegung der Glieder unter Auswachsen des Ma. N. Die schönste Gelegenheit zur Verfolgung dieser fort- schreitenden Gliederung bietet Urostyla grandis, deren Ma.N. all- mählich sehr lang auswächst und sich in eine ungemein grosse Anzahl kleiner bis kleinster Gliederchen theilt, wie schon früher geschildert wurde (Balbiani 1881). ”) Roux, Ueber die Bedeutung der Kerntheilungsfiguren. Leipzig 1883. 1526 Ciliata. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit nochmals an unsere bestimmte Ueberzeugung, dass die Rückkehr des Ma. N. zum primitiven Urzustand vor der Theilung die Existenz eines durchaus zusammenhängenden, wenn auch zuweilen sehr vielgliedrigen Kernes voraus- setzt. Wir glauben daher auch, dass alle sogen. multinucleären Ciliaten, welche diese Erscheinung zeigen, einen einheitlichen, sehr zergliederten Ma. N. besitzen. Diese An- nahme scheint so berechtigt, wie irgend eine, welche sich auf Analogie und Voraussetzung von Regelmässigkeiten in dem Bau der Organismen gründet. Dazu gesellt sich die Erfahrung, dass die thatsächlich isolirten Nuclei der Opalina, des Loxodes und wohl auch der Opalinopsis, vor der Theilung nicht zusammentreten. Die Verschmelzung zahlreicher isolirter Ma. N. vor der Theilung wäre äusserst schwierig zu erklären, wogegen diese Er- scheinung vergleichsweise natürlich ist, sobald wir einen zusammenhängenden einheitlichen Ma. N. zugeben. Die ersten Beobachtungen über die CGoncentrirung gegliederter Ma. N. vor der Theilung machte Stein bei den Oxytrichinen (1859). Da er die Glieder für isolirte Kerne hielt, musste er natürlich eine Verschmelzung derselben annehmen. Balbiani (1860) ver- danken wir den wichtigen Nachweis, dass die Erscheinung den verlängerten Ma. N. allgemein zukommt. Da B. ferner die Verbindungsfäden zwischen den Gliedern der Oxy- trichinen und vieler ähnlich gestalteter Ma. N. auffand, drang er tiefer in die Vorgänge ein. Die späteren Beobachter bestätigten seine Ergebnisse in allen wesentlichen Puncten ; speciell Stein (1867), Bütschli (1876), Balbiani (1881) und Maupas (1883) förderten die weitere Erkenntniss dieser Vorgänge, ohne aber den Balbiani’schen Befunden von 1860 wesentlich Neues zuzufügen. Bevor der Ma.N. in den eigentlichen Theilungsact tritt, erfährt sein Inhalt eine wesentliche Structuränderung. Der feinwabige Bau geht stets in einen anscheinend feinfasrigen über. Die Fasern sind in dem noch kuglig bis ovalen Ma. N. sehr unregelmässig durcheinander seschlungen, so dass sein Anblick an ein verwirrtes Knäuel feinen Bind- fadens lebhaft erinnert. Sowohl im lebenden Zustand, deutlicher jedoch nach Behandlung mit geeigneten Reagentien, ist die Stractur wahrzunehmen. Wir dürfen diesen Zustand des Ma. N. als Knäuelstadium bezeichnen, um so mehr, als dieser Name schon seit längerer Zeit für die in jeder Beziehung entsprechende Phase der indirecten Kermtheilung gebraucht wird. Isolirte Fasern sind es nicht, welche den Kerninhalt im Knäuelzustand bilden, denn genauere Beobachtung zeigt deutlich, dass die benachbarten durch Querfädchen zusammenhängen. Die Structur ist daher als eine Umordnung des Wabenbaues zu beurtheilen, wie sie schon oben (p. 1508) für die fasrigen Zustände des ruhenden Nucleus beschrieben wurde, nament- lich aber für die in der Regel auf dem Knäuelstadium verharrenden Kerne der Dinoflagellaten. Von Binnenkörpern oder sonstigen Einschlüssen zeigt der Knäuel- zustand gewöhnlich keine Spur mehr, auch wenn dieselben im ruhenden Kern regelmässig vorkommen. Daraus folgt, dass diese Einschlüsse bei der Knäuelbildung in der Regel schwinden; d. h. jedenfalls in die Knäuelmasse aufgenommen werden. Hieraus dürfte zu schliessen sein, dass die Binnenkörper und sonstigen Einschlüsse durchaus zur Gerüst- substanz des Kernes gehören, nur lokale Differenzirungen und Ver- dichtungen, resp. auch temporäre Sonderungen in derselben sind. Theilung des Makronucleus. 1527 Von dieser Regel ist bis jetzt eine einzige Ausnahme bekannt und, wie es scheint, genügend sicher, um hier erwähnt zu werden. Bei Chilodon Cueullulus bleibt nämlich nach den übereinstimmenden Angaben mehrerer Beobachter (Stein 1859, Balbiani 1860, Gruber 1882 Chilodon eurvidentis) der ansehnliche Binnenkörper (s. p. 1511) während der ganzen Kerntheilung erhalten, also jedenfalls auch im Knäuelstadium. Nicht nur der helle Hof des Binnenkörpers, sondern auch der dunkle Centralkörper (Nucleolus) soll sich erhalten und die Binnenkörper der Tochterkerne durch einfache Theilung des ursprüng- lichen entstehen. Es ist zu beachten, dass die Knäuelstruetur im Nucleus von Chilodon Cueullulus noch nicht verfolgt wurde; nur bei Chi- lodon ceurvidentis bemerkte sie Gruber, aber jedenfalls sehr ungenau. Da wir gleich erfahren werden, dass auch der ansehnliche Binnenkörper im Ma. N. von Spirochona, welcher dem des Chilodon sehr gleicht, während der Theilung schwindet, so dürfte etwas Vorsicht bei der Beurtheilung der Verhältnisse von Chilodon geboten erscheinen. Ueber das Knäuelstadium gelangt der sich theilende Ma.-N. in der Regel nicht hinaus. In diesem Zustand streckt er sich in die Länge, wobei sich die Faserzüge gleichfalls mehr längs richten, wenn sie auch stets eine gewisse Unregelmässigkeit bewahren. Je mehr die Einschnürung fortschreitet, um so mehr kehren die Faserzüge in den beiden späteren Tochterkernen wieder zur verworrenen Knänelstructur zurück, nur die des Verbindungsstrangs ziehen noch längs gerichtet zwischen den ersteren hin. Natürlich nimmt ihre Zahl im Strang fortdauernd ab, je dünner derselbe wird, so dass schliesslich nur noch ganz wenige die beiden Kerne verbinden. Nach vollzogener Trennung letzterer bildet sich die Structur früher oder später wieder in die wabige zurück, auch treten die Differenzirungen im Inhalt wieder auf, welche für den ruhenden Zu- stand der betreffenden Arten charakteristisch sind (Binnenkörper, Spalten der Oxytrichinen und Aehnliches). Genauere Verfolgung dieser Vorgänge fehlt leider noch; über- haupt bedürfen die feineren Vorgänge bei der Theilung dringend ein- sehenderer Untersuchung. Nochmals sei betont, dass den sich thei- lenden Ma. N., soweit bekannt, ein Zerfall der Fasern in Schleifen abgeht, ebenso wie die Entwicklung achromatischer Spindelfasern und die Spaltung der Fasern oder Schleifen. Dass letzteres wirklich nicht statt- findet, dürfen wir daraus schliessen, dass der Ma. N. überhaupt nicht bis zu dem Stadium gelangt, auf welchem die Schleifenspaltung bei typischer Karyokinese eintritt; er kommt eben nicht über das Knäuel- stadium der Karyokinese hinaus. Gewisse Abweichungen von dem geschilderten Verhalten wurden nur bei Spirochona bekannt. Nach den Beobachtungen R. Hertwig’s scheint es, als wenn der Theilungsaet ihres Ma. N. grössere Annäherung an die normale Karyokinese und demnach auch den Theilungsvorgang der Mi. N. zeige. Schon Hertwig’s Darstellung verräth aber, dass 1528 Giliata. noch mancherlei Lücken und zweifelhafte Deutungen in derselben be- stehen, worauf auch Balbiani’s (1881) und Plate’s (1836) Beobach- tungen hinweisen. Der eigenthümliche Bau des Ma.N. von Spirochona vor Beginn der Theilung wurde oben (p. 1513) geschildert. Die ersten Veränderungen bei der Vorbereitung zur Theilung sind, dass die dunkle, granulirte Kernsubstanz, welche bekanntlich fast ganz auf der einen Seite des grossen Binnenkörpers oder der sog. Kernvacuole angehäuft ist, letztere umfliesst und sich auf der entgegengesetzten Seite des Binnenkörpers anhäuft. Sie kann hierauf wieder zurückströmen und dieses Spiel sich eine Stunde lang verschiedenlich wiederholen, bis es endlich seinen Abschluss darin findet, dass der Binnenkörper sich central inmitten der Kernsubstanz lagert (75, 71!). Der Ma.N. gleicht nun dem des Chilodon Cucul- lulus auffallend, was die oben versuchte Zusammenstellung beider Kerne rechtfertigt. Nach Hertwig soll die dunkle Kernsubstanz während ihrer Verschiebungen amöboide Be- wegungen ausführen, indem sie sowohl nach Aussen, wie nach Innen in die Kernvacuole, kurze Fortsätze senden kann. Aehnliches wurde bis jetzt bei keiner anderen Ciliate beobachtet. Auf den geschilderten Zustand folgt ohne Zweifel der Uebergang der Kernsubstanz in das Knäuelstadium. Hertwig bemerkte zwar nur, dass die Granulationen schwinden; die Masse schien ihm ganz homogon zu werden. Seine Abbildung jedoch (75, 712), wie die Bemerkung, „dass oberflächlich tiefere und seichtere Furchen ihr (der Kernsubstanz) ein leichtstreifiges Ansehen geben“, lassen den Uebergang sicher erschliessen. Hierauf schwindet der Binnen- körper. Sein Nucleolus wird allmählich undeutlicher, soll sogar amöboide Fortsätze aussenden und dann allmählich verschwinden. Ich kann dies nur so deuten, dass er sich unter Flüssig- keitsaufnahme allmählich wabig oder fasrig auflöst (resp. differenzirt) und sich der fasrig um- gebildeten übrigen Kernsubstanz wieder zugesellt, welche gleichzeitig in die Vacuole vordringt. Nach Hertwig’s Schilderung sollen allseitig radiäre Fortsätze in die Vacuole eintreten (75, 71°), worauf die Kernsubstanz in zahlreiche radiäre Stücke zerfalle, welche durch fort- gesetzte Zerlegung immer kleiner werden, bis endlich der ganze Kern „eine homogene Masse“ geworden sei. Die radiäre Anordnung der ohne Zweifel schon fasrig differenzirten Kern- substanz während dem Schwinden der Vacuole erinnert, wie Balbiani (1883) richtig be- tonte, sehr an die Umordnung des Knäuelstadiums zur sog. Sonnenform bei der Karyokinese. Auch ich halte dies für wahrscheinlich, so dass das Auftreten der Sonnenform bei Spiro- chona thatsächlich einen Fortschritt in der Karyokinese über das bei den übrigen Ciliaten Erreichte anzeigt. Dass jedoch auf dieses Stadium ein nächstes mit durchaus homogenem und gleichmässigem Kerninhalt folge, ist nach allem, was sonst bekannt, unglaublich. Balbiani leugnet diesen homogenen Zustand und lässt die radiären Strahlen der Sonnenform durch Umordnung einfach in die Fasern des späteren Spindelzustands übergehen, Nach Hertwig streckt sich der angeblich homogene Kern nun, wird oval, und gleichzeitig tritt an seinen beiden Polen eine Ansammlung heller Substanz auf (l*), welche bei der weiteren Theilung keine Veränderungen erfährt und schliesslich zu den hellen Abschnitten, d. h. den sog. Binnen- körpern oder Yacuolen der Tochterkerne wird. Es scheint daher natürlich, diese helle Substanz von der des hellen Hofs des früheren Binnenkörpers abzuleiten, indem dieselbe aus ihrer gleichmässigen Vertheilung durch die Kernsubstanz hälftig geschieden und an den Polen an- gehäuft wird. Jetzt erst sollen nach Hertwig in der homogenen Kernsubstanz zwischen den beiden hellen Kappen streifige Differenzirungen auftreten; dieselben beginnen an den Grenzen gegen die hellen Platten und wachsen von da zur Kernmitte vor; doch lassen sie vorerst eine mittlere Zone homogener Substanz frei. Letztere will H. der sog. Kernplatte vergleichen, was schon Balbiani zurückwies, da er den mittleren homogenen Abschnitt nie auffand, sondern die Streifung stets durch den ganzen Kern verfolgte. Hertwig berichtet übrigens selbst, dass in den späteren Stadien der Theilung (wenn die Mittelregion schon bedeutend ein- geschnürt und verlängert ist) die Streifung durch dieselbe hindurch fortsetzt. Nur eine ganz schmale scheidewandartige, verdichtete Partie der homogenen Region erhalte sich genau in der Mitte des Verbindungsfadens (°). Auch Plate bildete 1886 einen solchen Zustand ab und beobachtete, dass die mittlere verdichtete Partie, welche er entdeckt zu haben glaubte, sich Theilung des Makronucleus. 1529 lebhaft mit Safranin fürbe. Die anstossenden Theile des Verbindungsfadens sind auf seiner Abbildung viel feiner gestreift, wie die angeschwollenen Enden des Kernes. Nach dem Angegebenen scheint es möglich, dass die Theilung des Ma. N. von Spiro- chona auch darin der normalen Karyokinese näher kommt, dass zwischen den getheilten und an die Enden des spindelig ausgezogenen Kernes gerückten chromatischen Fasern, den ge- streiften Kerntheilen Hertwig’s, feinere achromatische Spindelfasern auftreten, welch die ver- meintlich ungestreifte, mittlere Kernregion Hertwig’s repräsentiren. Obgleich dies möglich ist, scheint diese Annahme einstweilen keineswegs zwingend, ja der Mangel ähnlicher Er- scheinungen bei allen übrigen, eingehender studirten Macronuclei macht sie nicht besonders wahrscheinlich. Der weitere Theilungsvorgang geschieht in der schon für die übrigen Ma.N. geschilderten Weise, nämlich durch fortschreitende Einschnürung der Mittelregion und schliess- liches Durchreissen des ganz fein ausgesponnenen Verbindungsfadens (1’), dessen beide Hälften eingezogen werden. Letzteres geschieht ziemlich langsam, da man häufig getheilte Kerne bemerkt, welchen ein Rest des Fadens anhängt. Die oben erwähnte verdichtete, stark färbbare Partie in der Mitte des Verbindungsfadens, da, wo später dessen Trennung erfolgt, beanspruchte schon Balbiani als ein Analogon der sog. Zellplatte (Strasburger), welcher Deutung man jedenfalls zustimmen wird, wenn die Beobachtung sich definitiv bestätigt. Nach vollzogener Trennung gehen die beiden Kerne allmählich in den Zustand über, welchen wir früher als Ausgangsstadium der Modificationen des ruhenden Ma. N. besprachen. Die streifig- fasrige Partie des Nucleus nimmt die granulirte (wabige) Beschaffenheit des dunklen Kern- abschnitts an und durchläuft dabei jedenfalls den Knäuelzustand, welchen ich deutlich be- obachtete. Die Faserung des letzteren ist sehr fein. Eine Bemerkung verdient noch die Deutung der hellen Kappen oder Endplatten (Hert- wig) des sich theilenden Ma.N. Hertwig vergleicht sie den sog. Polkörperchen bei der karyokinetischen Theilung. Balbiani sprach sich gegen diese Vergleichung aus, da das sogen. Polkörperchen aus Zellplasma bestehe, wie Fol’'s und Strasburger’s Arbeiten ge- lehrt hätten. Stände dies so sicher, wie Balbiani glaubt, so müssten wir ihm wohl zu- stimmen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall und daher scheint Hertwig’s Deutung vorerst nicht unberechtigt. Der Theilungsprocess des Spirochonanucleus erfordert circa 3—4 Stunden (Hertwig). Stein (1859) bemerkte zuerst die fasrige Umbildung an dem concentrirten Ma. N. der Urostyla grandis. Nur bei diesem Object constatirte auch Balbiani (1861) die Faserung, welche er als Faltungen einer zweiten, unter der eigentlichen Membran gelegenen Haut deutete, während Stein die ‚wellenförmige Kräuselung“ richtig der Nucleussubstanz selbst zugeschrieben hatte. 1862 beobachte Engelmann die „Längsstreifung‘‘ bei der Theilung von Didinium nasutum. Erst Bütschli betonte 1876, dass die Faserstructur allgemein vorkomme. Bei Paramaecium Aurelia gelang ihm zwar der Nachweis nicht, doch fehlt sie dieser Form keineswegs, wie neuere Untersuchungen lehrten. Zwar haben spätere Forscher, wie Gruber (1882, 1883), Entz (1884), Jickeli (1884), Carnoy (I. p. 1508 c. Fig. 69), Nuss- baum (1886) und Daday (1SS$) die fasrige Dillerenzirung häufig bestätigt, ohne jedoch dem Bekannten etwas Neues zuzufügen. Ihre Abbildungen und Schilderungen verrathen vielmehr meist, dass sie nur sehr wenig von der Faserung bemerkten, die bei ihnen meist als eine unzusammenhängende Strichelung erscheint, während es sich um lange zusammenhängende Faserzüge handelt. Für Nyctotherus ovalis leugnet Aim& Schneider die fasrige Differenzirung des Ma. N. ganz (795). Die Theilung soll hier ohne jegliche Structuränderung geschehen. Ich halte dies für unwahrscheinlich, um so mehr, als gerade bei dieser Heterotriche der während der Conjugation neugebildete Ma. N. die Knäuelstructur so klar und vorzüglich zeigt, dass Stein sie schon 1867 erkannte, Die karyokinetische Theilung der Nuclei der Opalinen und der Mikronuclei. Es wurde schon früher auf die Uebereinstimmung des Theilungs- vorgangs der in der Ueberschrift erwähnten Kerngebilde hingewiesen. 1530 Ciliata. Die Mi. N. der Ciliaten waren überhaupt die ersten Kerne, bei welchen Stadien der Karyokinese beobachtet wurden (Balbiani 1858 —61, Stein 1559). Es berührt daher seltsam, wenn neuere Forscher besondere Unter- suchungen ausführten, um festzustellen, dass die indirecte Kerntheilung auch bei Infusorien vorkomme. Bevor wir die feineren Vorgänge bei der Theilung dieser Kerne verfolgen, möchten wir eine Vorfrage erledigen, welche neuere Beobachter aufwarfen. Nussbaum (1886) hält es für wahrscheinlich und Gruber (1887) behauptet bestimmt, dass bei den Oxytrichinen (speciell Stylonychia Histrio, Gastrostyla vorax [N.] und der sogen. Holosticha Scutellum [Gr.]) die mehrfachen Mi. N. vor der eigentlichen Theilung verschmölzen. Alle früheren Erfahrungen (Stein 1859, Balbiani 1860, Bütschli 1876, Hertwig 1877, Maupas 183) stimmen jedoch darin überein, dass nie eine Verschmelzung multipler Mi. N. bei der Theilung vorkommt. Balbiani betonte dies 1881 nochmals besonders, indem er auf den Mangel der Verschmelzung isolirter Kerne bei den Ciliaten hinwies (und von einander isolirt, sind die multiplen Mikronuclei sicher), im Gegensatz zu anderen vielkernigen Zellen, bei welchen eine Kernverschmelzung vor der Theilung eintreten solle. — Ich kann nicht zu- geben, dass die Beobachtungen Nussbaum’s oder Gruber’s die früheren Erfahrungen zu erschüttern vermöchten. Soweit die sonstigen Darstellungen, z. B. das über die Structur- verhältnisse der in Theilung begriffnen Ma.- wie Mi. N. Mitgetheilte, urtheilen lassen, gehören die betreffenden Untersuchungen keineswegs zu den genauesten. Dazu kommt, dass Nuss- baum auf diesem Gebiet die genügende ÖOrientirung fehlte, da er z. B. meine Untersuchungen über diese Vorgänge gar nicht berücksichtigte oder kannte. Bei Opalina wurde die karyokinetische Theilung der Kerne vor kurzem am genauesten, mit Berücksichtigung der neueren Erfahrungen über die Karyokinese, studirt. Pfitzner erwies (1886), dass der Theilungs- vorgang ganz der typische ist, nachdem zuvor schon Maupas (1879), Balbiani (1881) und Nussbaum (1885) gefunden hatten, dass die Theilung eine indirecte ist. Wenn wir die Vorgänge bei Opalina zuerst betrachten, geschieht dies nur, weil sie zuletzt und daher am ausführ- lichsten verfolgt wurden, nicht deshalb, weil die Theilung der Mi. N. weniger typisch zu sein scheine. Wir skizziren die Vorgänge bei Opalina nur kurz, da es nicht an- gezeigt scheint, die natürlich etwas mangelhaften Erfahrungen an diesen kleinen Kernen durch die Beobachtungen an geeigneteren Objecten zu ergänzen; doch wollen wir auf die jüngst erschienenen Mit- theilungen Schewiakoff’s*) über die Kerntheilung bei Euglypha hinweisen, da dieselben einerseits eine Protozo& betreffen und andererseits auf recht vollständiger Verfolgung des Vorgangs am lebenden wie prä- parirten Object basiren. Zunächst geht der wabig-netzige Kerninhalt in das Knäuelstadium über (65, 1la—b); die Knäuelfäden verdieken sich allmählich, jedenfalls unter entsprechender Verkürzung, und zerfallen schliesslich in zahlreiche einzelne Stücke, die sog. Schleifen. Dieselben sind Fadenstücke, welche in der Mitte gebogen sind, so dass ihre beiden Schenkel parallel bis winklig verlaufen. Hierauf ordnen sich diese Schleifen in der zur Theilungsaxe des Kernes senkrechten Aequatoriel- *) Ueber die karyokinetische Kerntheilung der Euglypha alveolata. Morphol. Jahrh. Bd. XII. 1887, p. 193. Theilung des Mikronucleus. 1531 ebene zu einer sog. Kernplatte zusammen (11,c,d). Die ein- bis mehr- fachen Nucleoli (Binnenkörperchen) des ruhenden Kernes schwinden bei diesen Vorgängen nur sehr allmählich und erst im Stadium der Kern- platte völlig. Pfitzner glaubt, dass sie nicht direct in die Faden- resp. Schleifensubstanz übergehen; doch scheint mir dies etwas frag- lich. Mit der Ausbildung der Kernplatte treten auch sog. achromatische oder Spindelfasern auf (Parachromatin Pfitzner), welche von den Kern- polen zur Kernplatte ziehen und sich mit deren Schleifen verbinden. Der Kern, dessen Grenze (Membran) stets deutlich bleibt, ist jetzt in der späteren Theilungsaxe etwas verkürzt, daher kurz ellipsoidisch, wie es bei Euglyphba so deutlich hervortritt. Nun erfolgt die Längsspaltung der Schleifen zu je zweien (11d), das Auseinanderrücken letzterer nach den Kernpolen, d. h. die Sonderung der Kernplatte in zwei Hälften, wobei der Nucleus sich allmählich in die Länge streckt (l11e). Wenn die beiden Kernplattenbälften die Pole erreichen, hat der Kern etwa eine länglich- elliptische Form, welche durch eine mittlere Einschnürung bald in die bisquitförmige übergeht (11f). Achromatische Fasern zwischen den Kern- plattenhälften wurden nieht beobachtet, fehlen jedoch der Analogie wegen sicher nicht. Die eingeschnürte mittlere Kernregion zieht sich in bekannter Weise zu einem dünnen Faden aus (65, 11g), der endlich einreisst. Bei dem Auseinanderweichen der Kernplattenhälften kehren sich die Schleifen um, so dass ihre Umbiegungsstellen nun den Polen zugewendet sind. In den getrennten Tochterkernen treten bald wieder Nucleoli auf und zwar häufig zunächst im achromatischen Theil. Dann geht die Schleifenbildung allmäblich in rückläufiger Weise in die Netzstructur über, wobei der anfänglich noch ausgeprägte Gegensatz zwischen einem achromatischen und ehromatischen Abschnitt des Kernes schwindet. Von besonderer Bedeutung erscheint, dass während des ganzen Theilungs- actes die Grenzen des Kernes und der Tochterkerne scharf erhalten bleiben, was die schon von Bütschli (1876) besonders betonte Erfahrung bestätigt, dass bei der Karyokinese der Ciliaten (Mikronuclei) die Membran nicht schwindet. B. suchte auf diese Thatsache schon 1876 die Vermuthung zu gründen, dass die eigentliche Kernmembran bei der Karyokinese überhaupt erhalten bleibe, und sah sich auch seither nicht veranlasst, diese Ansicht aufzugeben, trotz vieler gegentheiliger Angaben. Pfitzner*) kam später auch für die Gewebekerne zu einer ähnlichen Auffassung, ohne zu wissen, dass er damit zu den Anschauungen zurückkehrte, welche schon den ersten Schilde- rungen der Karyokinese thierischer Kerne zu Grunde lagen. Strasburger gibt in seiner neuesten Schrift #*) die Erhaltung der Membran bei der Theilung der Protozoönkerne zwar zu, will aber darin etwas Besonderes erblicken. Er glaubt, dass die Karyokinese der einzelligen Organismen besondere Abänderungen erlitten hätte, wozu auch die Erhaltung der Kern- ımembran gehöre. Ich finde für diese Annahme keinen Grund; sie ist jedenfalls dem Bestreben entsprungen, das allgemein behauptete Schwinden der Membran bei den Gewebekernen mit den Erfahrungen bei den Protozoön zu vereinen. Ich habe schon mehrfach *) Zur morphologischen Bedeutung des Zellkerns. Morphol. Jahrb. Bd. XI, 1886, p. 54. **), Ueber Kern- und Zelltheilung im Pflanzenreich, nebst einem Anhang über Befruch- tung. Jena 1888. 1532 Giliara. dargelegt, dass ich den Erfahrungen an den isolirbaren Kernen der Protozoön grösseres Ver- trauen schenke wie denen, welche den Präparaten vielzelliger Organismen entnommen sind. Uchrigens dürften sich in Strasburger’s neuesten Beobachtungen eine Reihe Anhaltspunkte finden, welche sogar die Erhaltung der Membran bei den von ihm untersuchten Objecten wahrscheinlich machen. Wie bemerkt ist unser Wissen von dem Theilungsprocess der Mi.N. bedeutend unvollkommener. Dasselbe gründet sich einstweilen noch fast ganz auf Bütschli’s (1876) Erfahrungen, welcher die schon von Bal- biani (1858—61) und Stein gesammelten, jedoch falsch gedeuteten Beobachtungen weiter führte. Dennoch liegen die typischen Stadien so klar vor, dass kein Zweifel an der indirecten Theilung der Mi. N. be- stehen kann. Bekanntlich ist der Inhalt der stets sehr kleinen Mi. N. gewöhnlich stark verdichtet. Daher beginnt die Vorbereitung zur Theilung immer mit einer mehr oder minder beträchtlichen Volumvergrösserung. Bei der Ver- mehrung der Mi. N. während der Quertheilung der Ciliaten ist diese Volumzunahme eine relativ mässige, jedoch deutlich bemerkbare; sie fehlt Ja auch bei der Theilung der Gewebekerne nicht und wird jedenfalls ebenso bei Opalina vorkommen. Viel erheblichere Vergrösserung geht dagegen der durch die Conjugation hervorgerufenen Vermehrung der Mi. N. voran. Die Volumzunahme muss auf Flüssigkeitsaufnahme aus dem umgebenden Entoplasma beruhen, womit harmonirt, dass die vergrösserten Mi. N. viel lichter werden. Gleichzeitig erfährt ihr Inhalt eine Auflockerung, welche z. Th. von dem Eindringen der Flüssigkeit herrühren wird. Weiterhin erleidet derselbe eine Reihe tiefgreifender Umbildungen, durch welche er allmählich in eine Kernspindel übergeführt wird. Die Entstehung der Spindelform wurde für die Vermehrung der Mi.N. bei der Theilung der Ciliaten noch sehr wenig erforscht, etwas eingehender hingegen bei der Vermehrung während der Conjugation, wo die Vorgänge aus den oben erwähnten Gründen leichter zu verfolgen sind. Dennoch wurde noch keine genügende Einsicht in die Umbildungsvorgänge erzielt, obgleich es wahrscheinlich ist, dass eine ziemliche Uebereinstimmung mit denen der typischen Karyokinese bestehen dürfte. Diese Lücken unserer Erfahrungen erklären sich dadurch, dass die betreffenden Unter- suchungen (Bütschli 1876) aus einer Zeit herrühren, wo von den Vor- bereitungsstadien der Spindelbildung noch so gut wie nichts bekannt war. Wir wollen deshalb diese Vorgänge nur kurz berühren. Vermisst wurde seither das Knäuelstadium; dass es thatsächlich fehlt, halte ich für sehr zweifelhaft, da auch Maupas (782) neuerdings angibt, dass die Entwicklung der Mi. N. bei der Conjugation stets mit dem Knäuelstadium beginne. Es scheint, dass sich diejenigen Mi. N., welche schon im Ruhe- zustand chromatische und achromatische Substanz deutlich unterscheiden lassen, etwas anders umbilden, wie die übrigen. Bei den ‘ersteren (speciell Paramaecium) wächst unter Vergrösserung des Mi. N. zunächst hauptsächlich der achromatische Abschnitt stark aus, wobei seine zarte Theilung des Mikronucleus. 1533 Faserung, welche schon im ruhenden Zustand angedeutet war, viel schärfer hervortrit. Dabei bleibt der Abschnitt an der Membran dauernd be- festigt (63, 3a). Der chromatische Theil bewahrt seine körnig-fasrige Beschaffenheit oder erscheint auch mehr körnig; doch bedarf dies genauerer Untersuchung. Bei der Conjugation von Paramaecium caudatum und P. Bursaria folgen nun auf dieses Stadium sehr eigenthümliche Zustände, deren Entstehung und weitere Umbildung bis jetzt noch etwas unklar blieb. Es sind dies sehr lange, mehr oder weniger stark gebogene, bis spiral zusammengekrümmte Gebilde mit beiderseits stark zugespitzten Enden (63, 3b u. ec). Schon im lebenden Thier erscheinen sie sehr hell; was damit zusammenhängt, dass der eigentliche Inhalt nur einen relativ kleinen Theil des Innern einnimmt, das übrige dagegen von hellem Kern- saft erfüllt wird. Der Inhalt liegt stets der concaven Seite an und be- steht aus den beiden bekannten Abschnitten. Der dunklere, fasrig-körnige chromatische Theil erfüllt gewöhnlich die eine Spitze des Gebildes voll- ständig und zwar. meist diejenige, welche stärker verjüngt ist. Daran schliesst sich der achromatische Abschnitt, der wie ein Faserbusch gegen die andere Spitze zieht und sie auch gewöhnlich erreicht. Es scheint, dass die stärker spiral zusammengekrümmten Formen die an- fänglicheren sind, was auch mit ihrer vermuthlichen weiteren Umbildung stimmt. Auch bei manchen anderen Ciliaten (so Colpidium Colpoda |Bütschli, Maupas], Chilodon [B.] ete.) scheint der Mikronucleus bei der Conjugation zunächst zu einem sehr langgestreckten Gebilde auszuwachsen, das wohl den gekrümmten Kapseln der Paramaecien entspricht, jedoch wenig oder nicht spiral eingerollt ist. Wir werden bei der Conjugation auf diese Zustände zurückkommen und ihre eventuelle Bedeutung be- sprechen. Balbiani (1861) entdeckte dieselben. Bütschli studirte sie später bei Param. caudatum und Bursaria. In neuerer Zeit wurde die Ansicht geäussert (Gruber 1886), dass sie anormale Gebilde seien. Demgegenüber muss ich nach wie vor mit Balbiani daran festhalten, dass sie regelmässig als erste Umbildungsform des Mi. N. bei der Üonjuga- tion der Paramaecien und Colpidien vorkommen. Auch Maupas (782) bestätigte dies und betont, dass ähnliche hornartige oder halbmondförmige Zustände noch bei manchen anderen Ciliaten auftreten. Gruber scheint die Umgestaltung des Mi. N. zur Kernspindel nicht eingehend verfolgt zu haben, wie denn seine Untersuchungen über den feineren Bau der ruhenden und in Theilung begriffenen Mi. N. überhaupt nicht genau genug sind, Aus dem letzterwähnten Zustand leitet sich wahrscheinlich der eines ansehnlich vergrösserten Mi. N. von wieder ovaler Gestalt ab (63, 3d), dessen Inhalt die Membran nahezu erfüllt und die beiden Abschnitte deutlich längsfasrig zeigt. Der chromatische ist theils etwas grösser, theils nur ebenso gross wie der achromatische; seine Fasern sind dicker und dunkler wie die des achromatischen, etwas körnig und deut- lich durch feine Querfädehen verbunden. Auch liess sich neuerdings constatiren, dass die Fasern Schleifengestalt besitzen, da ihre Enden um- biegen (Bütschli); doch bleibt die genaue Anordnung der Schleifen fest- zustellen. Eine meiner älteren Skizzen von 1876 (P. Bursaria) zeigt einen 1534 Ciliata. solchen Mi. N., welcher statt des längsfasrigen chromatischen Abschnitts ein recht deutliches Knäuel aufweist, weshalb ich vermuthen möchte, dass der Schleifenbildung ein Knäuelstadium vorausgeht. Das Stadium der Kernspindel geht aus dem letztgeschilderten da- durch hervor, dass die achromatische Fasersubstanz allmählich auch am anderen Pol des Kernes auftritt (63, 3e). Man findet zunächst Zustände, wo sie sich hier nur in geringer Ausdehnung als ein kleiner Abschnitt zeigt, der aber bald dem des anderen Pols gleich wird. Dann ist die chromatische Schleifenpartie als relativ sehr ansebnlicher mittlerer Ab- schnitt (wie die Kernplatte einer typischen Kernspindel) zwischen zwei mässig grossen polaren Partien achromatischer Spindelfasern eingeschaltet. Die beiden letzteren sind wie der ursprüngliche achromatische Abschnitt an der Membran befestigt. Indem wir die Betrachtung des eigentlichen Theilungsvorgangs der Kernspindel, welcher überall in ziemlich übereinstimmender Weise ver- läuft, etwas verschieben, besprechen wir zunächst den zweiten Modus der Spindelbildung, welcher speciell den Mi. N. eigen scheint, die im ruhenden Zustand keine deutliche Scheidung der beiden Substanzen zeigen. Bei der Anschwellung des Mi. N. scheint sich der Inhalt zunächst zu lockern, so dass eine granulirte Structur klarer hervortritt, welche bei genauerer Untersuchung sich wohl als netzig-wabig ergeben dürfte. Hierauf folgt eine Sonderung der achromatischen und ebromatischen Substanz, indem erstere als ein ansehnliches Faserbüschel aus der chromatischen hervorwächst. Dieses Faserbüschel heftet sich mit seiner grössten Aus- breitung der Membran an und verschmälert sich gegen das Kerninnere; sein inneres Ende bildet die chromatische Substanz, welche gewisser- maassen wie ein Köpfchen dem Büschel aufsitzt. Dies Köpfchen liegt bald ziemlich eentrisch in der abgehobenen Membran, bald erreicht es dieselbe gegenüber der Befestigungsstelle der achromatischen Fasern nahezu. — Bei Stylonychia Mytilus (Balb., Bütschli, Bursaria truncatella (Balb., Bütschli) und Stentor (Balb.) repräsentirt sich dieses Stadium meist etwas anders, indem das granulirte Häufchen chromatischer Substanz central in dem kugligen, ansehnlich vergrösserten Mi. N. zu liegen scheint und die Fasern allseitig nach der Membran ausstrahlen (68, le; 71, 10i). Solche Zustände haben daher eine gewisse Aehnlichkeit mit der sog. Sonnen- form der Karyokinese und sind damit auch schon verglichen worden. Ich glaube nicht, dass dieser Vergleich zutrifft, weil die Fasern sicher achroma- tische sind, die Strahlen der sogen. Sonnenform dagegen chromatische Schleifenelemente. Auch möchte ich gegen früher jetzt annehmen, dass das Häufchen chromatischer Substanz nicht central, sondern einseitig liegt. Hierauf deuten manche Bilder bei Stylonichia Mytilus hin. Da der achromatische Faserbusch sich bei diesen Zuständen sehr ausbreitet und die Mi. N. gewöhnlich so orientirt scheinen, dass die chromatisehe Substanz dem Beschauer zu- oder abgewandt ist, wird die vermuthete excentrische Lage der letzteren selten zur Ansicht gelangen. Theilung des Mikronucleus. 1535 Die folgenden Umbildungsstadien wurden nur bei Stylonychia Mytilus einigermaassen erkannt. Sie lassen sich so auffassen, dass die chromatische Substanz aus ihrer excentrischen Lage auf die ' achromatischen Spindelfasern wandert, um allmählich eine äquatoriale Kernplatte zu formiren, indem sich gleichzeitig der Busch der Spindel- fasern beiderseits den späteren Kernpolen spindelig zuneigt. Dabei be- merkt man neben der Anlage der Kernplatte häufig noch eine excentrische Partie chromatischer Substanz am einen Pol der Spindelfasern,. welche ich als einen Rest des ursprünglichen chromatischen Substanzhäufehens deuten möchte, der sich allmählich zur Kernplatte begeben wird. Immer- hin ist dieser Punkt noch recht zweifelhaft. Die Kernplatte der eben geschilderten Stadien scheint noch auf dem Knäuelstadium zu stehen, wenigstens weisen einige meiner Skizzen von 1574—75 darauf hin. Bald muss jedoch der Zerfall in einige Fadenstücke eintreten, welche sich dann zu einer regulären Kernplatte parallel neben einander ordnen. Letztere bildet nun die Mittelpartie der Spindel, welche sich mittlerweile durch vollständige Ausgleichung der beiden achromatischen Abschnitte formirte. Dabei streckte sich der Kern gleichzeitig in seiner Längsaxe bis zur ellipsoidischen Form. Ob auch bei den ersterwähnten Formen (speciell Stylonychia pustulata und Euplotes Charon) die Umwandlung zur Spindel ähnlich verläuft, oder vielleicht den Vorgängen bei Para- maecium mehr entspricht, muss vorerst unentschieden bleiben. Ueber den Bau der ausgebildeten Kernspindel (der sog. reifen Samenkapsel Balbiani’s von 1861) ist noch einiges zu bemerken. Dieselbe differirt bei den verschiedenen Ciliaten wesentlich nur in der relativen Ausdehnung des chromatischen und der beiden achromatischen Abschnitte. Während der erstere (d. h. die sog. Kernplatte) bei den Paramaecien relativ sehr lang ist, zum mindesten die beiden mittleren Viertel der Spindel einnimmt, bleibt er bei den übrigen, welche daraut untersucht wurden, kürzer. Bei Euplotes Charon und Car- chesium nimmt er etwa '/, der Kernlänge ein, bei Stylonychia Mytilus etwa nur '/,; viel weniger noch bei Stylonychia pustulata. Dies hängt natürlich von der Länge der Kernplattenelemente ab. Während dieselben gewöhnlich verschieden lange Stäbchen sind, erscheinen sie bei Stylonychia pustulata nur als Körner. Bei Euplotes Charon scheint die Zahl der Kernplattenelemente beträchtlich geringer zu sein wie die der achromatischen Spindelfasern, so dass manche der letzteren, ohne ein chromatisches Element zu berühren, von Pol zu Pol ziehen, was als Beweis dafür dienen kann, dass die Spindelfasern wirklich von Pol zu Pol reichen. Dasselbe dürfte auch aus der gesammten Bildungsgeschichte der Mikronucleusspindel folgen. Nussbaum bildet für Opa- lina ganz ähnliche Spindeln ab. Bei Chilodon Cucullulus zeigte sich dagegen folgendes seltsame Verhalten. Von jedem Kernplattenelement (Stäbchen) entsprang jederseits ein ganzes Bündel feiner achroma- tischer Fasern, womit vielleicht zusammenhängt, dass die Spindel sich gegen die Pole erweitert, also eine etwas bisquitförmige Gestalt besitzt. Der weitere Verlauf der Theilung ist der gewöhnliche und bedarf daher nur weniger Worte. Unter fortgesetzter Streckung des Kernes wird die Kernplatte getheilt und ihre Hälften wandern nach den Polen, welche sie schon erreichen, bevor eine Einschnürung in der mittleren Region ein- tritt. Stets bleiben die achromatischen Verbindungsfasern zwischen den auseinandergerückten Kernplattenhälften sehr deutlich und klar, Sie sind 1536 Ciliata. nach meiner schon 1876 ausgesprochenen Ansicht, welche ich auch jetzt noch festhalte, die früheren Spindelfasern, an welcher sich die Kern- plattenelemente verschieben; was nicht ausschliesst, dass sie gleichzeitig von ihnen bewegt werden. Indem der Kern fortgesetzt in die Länge wächst, runden sich seine beiden Enden allmählich kuglig bis ellipsoidisch ab, so dass sie sich durch eine KEinschnürung von dem strangartigen Mitteltheil deutlich absetzen (63, 4). Den Inhalt der abgerundeten Enden bilden wesentlich die Kernplattenhälften; den Verbindungsstrang dagegen die achromatischen Verbindungsfasern, welche jedoch jederseits noch eine kleine Strecke in die Enden eindringen. Der Verbindungsstrang wächst nun sehr stark aus, wobei er zunächst lang spindelförmig wird, da er in der Mitte am dicksten bleibt. Diese Anschwellung erhält sich lang, wird jedoch natürlich immer unmerklicher, je mehr der Strang auswächst; schliesslich schwindet sie (64, 3 f.). Ob in der Mitte der Anschwellung möglicherweise eine wenig ent- wickelte sog. Zellplatte auftritt, innerhalb welcher die Continuitätstrennung des Stranges erfolgt, bedarf genauerer Feststellung. Jedenfalls zerreissen die achromatischen Fasern bei der starken Verlängerung des Stranges allmählich, da sie um so spärlicher im Strang sind, je länger er wird. Im Maximum seiner Streckung erscheint er als ein ganz feiner, in der Mitte nicht mehr angeschwollener Faden (73, 12e), welcher ähnlich dem feinen Verbindungsfaden rosenkranzförmiger Kern- glieder nur noch mit der Membran der beiden Tochterkerne zu- sammenhängt. Die eigentlichen Verbindungsfasern sind jedenfalls schon sämmtlich getheilt und in die Tochterkerne eingezogen worden. Dass dieser feine Faden schliesslich mitten durchreisst und seine Reste einge- zogen werden, scheint zweifellos, obgleich es sich schwer direct ver- folgen lässt, da der Faden nur an geeignet präparirten, nicht jedoch an lebenden Thieren wahrzunehmen ist. Die Tochterkerne verhalten sich etwas verschieden bei der Quer- theilung der Ciliaten und bei der Conjugation. Im ersteren Fall tritt bald, meist schon vor der vollen Ausbildung des Verbindungsstranges, die Rückbildung der Kernplattenhälften in jedem Tochterkern ein; d. h. die chromatischen Elemente der Kernplattenhälften vereinigen sich wieder inniger mit einander und gehen in die Beschaffenheit über, welche sie im ruhenden Mi. N. besitzen. Dabei bleibt der achromatische Abschnitt, d. h. also der dem Verbindungsstrang zugewendete, auch in dem Tochter- kern entweder deutlich erhalten (Paramaeceium und die Formen mit ähnlichen Mi. N.) oder die anfänglich noch deutliche Scheidung der beiden Abschnitte geht bei der Rückkehr der Tochterkerne in den Ruhezustand verloren. Letzteres Verhalten bildet bekanntlich bei den Gewebekernen die Regel. Bei der Vermehrung während der Conjugation kehren die Tochter- kerne nicht in den Ruhezustand zurück; auch verkleinert sich ihr Volum vorerst nicht oder doch nur wenig. Dies beruht darauf, dass Theilung der Mikronuclei. 1537 sie meist sofort noch weitere Theilungen eingehen. Letztere vollziehen sich dann, soweit bekannt (Paramaecium), derart, dass die ursprüng- lich einseitig gelagerte Kernplatte wieder in die Mitte rückt, d. h. auch an dem anderen Pol wieder ein achromatischer Spindelfaserabschnitt erscheint und so fort, wie schon im Obigen dargelegt wurde. An den eben getrennten Tochterkernen conjugirter Paramaecien ist der achromatische Abschnitt, welcher in den Verbindungsstrang überging, deutlich schwanzartig ausgezogen, wie zu erwarten war. Erst allmählich erfolgt die Einziehung des zugespitzten Schwanzes und die Abrundung. Am Schlusse dieser Schilderung wäre nochmals auf einige Punkte hinzuweisen, welche von allgemeiner Bedeutung für die Beurtheilung der indirecten Kerntheilung erscheinen. Auf die Erhaltung der Membran und die Wichtigkeit dieses Factums wurde schon hingewiesen. Ferner zeigt die indirecte Theilung der Mi. N. wohl überzeugend, dass das Material zum Aufbau der achromatischen Spindelfasern schon im ruhenden Kern enthalten ist, nicht etwa von Aussen in denselben eindringt, was für Gewehekerne vielfach behauptet wird. In dieser Hinsicht ist von besonderer Wichtigkeit der vollständige Mangel der Strahlen- hildung im Plasma um die Pole der sich theilenden Kerne, mit welcher das Auf- treten der Spindelfasern meist in Verbindung gebracht wird. Wie die deutliche Scheidung in chromatische und achromatische Substanz für die ruhenden Mikrenuclei vieler Ciliaten schon sehr bezeichnend ist, so bildet die frühzeitige Entwicklung der achromatischen Fasern eine sehr charakteristische Eigenthümlichkeit im Theilungsvorgang derselben. Für ein Eindringen geformten Plasmas in den Kern ergibt sich aber im Verlauf der Theilung keinerlei Anhalt. Was Jickeli (1584) hierüber berichtet ist jedenfalls unhaltbar. Endlich verdient ein Punkt noch unsere volle Beachtung. Bei den Paramaecien und Golpidium beobachtete Bütschli (1876) häufig, dass in der Theilung begriffene, verlängerte Mi.N. bei der Isolation plötzlich stark zusammenschnurrten, ja wieder oval. wurden. Dies scheint fast darauf hinzuweisen, dass solche Zustände innerhalb des Plasmas einer mechanischen Zugwirkung unterliegen; dies gilt speciell für die Membran, denn die Verbindungsfasern ver- kürzen sich dabei nicht, krümmen sich vielmehr in der zusammengeschnurrten Membran zu- sammen (63, 38). Entgegen meiner früheren Auffassung scheint mir dieses Zusammenschnurren der isolirten Kerne nicht wohl auf blosser Wassereinwirkung unter Abhebung der Membran beruhen zu können, vielmehr darauf hinzudeuten, dass die Spindel bei der Theilung thatsächlich einen äusseren Zug erfährt. Welch’ tiefgreifende Consequenzen sich für den ganzen Vorgang er- seben würden, wenn die Richtigkeit dieser Vermuthung festzustellen wäre, liegt auf der Hand. Bezüglich des Historischen über die Theilung der Mi. N. ist noch zuzufügen, dass die auf Balbiani, Kölliker (1864) und Bütschli folgenden Arbeiten kaum mehr enthalten wie die Bestätigung einiger Stadien bei gewissen Formen. Verhältnissmässig am genauesten verfolgte R. Hertwig (1877) den Vorgang bei Spirochona, doch bieten deren Mi.N, wegen ihrer Kleinheit zu grosse Schwierigkeiten. Was Jickeli (1884) über den Spindel- zustand der Mi. N. bemerkt, scheint mir zum grössten Theil unhaltbar. So behauptet er, dass die Spindeln zuweilen gar keine chromatische Substanz enthielten, und führt als Beispiel Paramaecium caudatum an, wo dies nicht im geringsten zutrifft. Weiterhin äussert er die irrthümliche Ansicht, dass die chromatische Substanz der Mi. N. von der des Ma. N. abstamme, indem etwas von dessen chromatischer Substanz an ihnen „hängen bliebe“, wenn sie sich vom Ma. N. abtrennten. Wie oben bemerkt (s. p. 1521), behauptet J. bekanntlich, dass die Mi. N. unter der Membran des Ma.N. liegen. Er nimmt däher an, und will sogar gesehen haben, dass sich die Mi. N. sammt der sie überziehenden Partie der Membran vor der Theilung von dem Ma.N. abschnürten. Gleich unhaltbar ist seine Ansicht über die oben beschriebenen halbmondförmigen Umwandlungsstadien der Mi. N. von Paramaecium. Er will sie auf Eindringen von Plasma in den vom Ma.N. abgelösten Mi. N. zurück- führen; jedenfalls deutete er den achromatischen Faserbusch als Plasma. Was die Arbeiten Gruber’s (1886, 1887), Entz’ (1884) und Nusshaum’s (1856) über die Theilung der Bronn, Klassen des Thier-Reichs, Protozoa. 97 1538 Ciliata. Mikronuclei berichten, geht über das früher Bekannte nicht hinaus. Die obige Darstellung konnte sich daher im Wesentlichen nur auf meine eigenen Forschungen von 1876, sowie auf einige neuere, z. Th. mit Schewiakoff angestellte Beobachtungen stützen. d. Bemerkungen über die Chemie der Kerne. Da wir das Verhalten der todten Kerne gegen Farbstoffe schon berücksichtisten, bleibt nur zu schildern, was in neuerer Zeit über ihre Färbung im lebenden Zustand beobachtet wurde. Obgleich diese Untersuchungen vorerst nicht viel mehr als die Möglichkeit lehrten, die lebenden Kerne durch verschiedene Farbstoffe zu tingiren, verdienen sie doch genauere Beachtung, weil sie vielleicht zukünftig ein wichtiges Hülfsmittel der Forschung werden. Ziemlich gleichzeitig hemerkten Brandt (612), Gertes (616) und Henneguy*), dass Ciliaten und andere Protozoön in sehr verdünnten Lösungen gewisser Farbstoffe (Hämatoxylin B., Bismarckbraun B. und H., Oyanin C.) längere Zeit zu leben vermögen und dabei differenzirte Färbungen ihrer Inhaltsbestandtheile zeigen, deren z. Th. schon früher gedacht wurde. Brandt und Henneguy fanden, dass Häma- toxylin O/gooo—"/s000 B-) die Kerne färbt (doch studirte B. keine Ciliaten, sondern einige Amöben und Heliozo&n). Andere Farbstoffe, so Bismarckbraun und das- von Certes ver- wendete Cyanin (Bleu de Quinol&ine) tingirten den Kern nicht. CGertes dehnte diese Unter- suchungen später (724) noch auf eine Reihe weiterer Anilinfarben aus, wobei sich ergab, dass dieselben theilweise wie Hämatoxylin den Ma.N. tingiren (so Malachitgrün, Dahliaviolett, Vert acide), andere dagegen nicht (wie Diphenylaminblau etc.): letztere zeichnen sich dadurch aus, dass die Ciliaten sehr lange in ihren Lösungen leben. Die Intensität der Färbung des Ma. N. (denn nur dieser wurde bis jetzt verfolgt) schwankt nach Certes bei verschiedenen Arten beträchtlich; auch glaubt er, dass die Tinctionsfähigkeit mit dem Zustand des Kernes (Conjugation, Theilung etc.) variire, was nicht unwahrscheinlich ist. Die verwendeten Lösungen enthielten zwischen 0,00001—0,0001 der Farhstoffe. Auch diejenigen Stofle, welche den lebenden Kern nicht färben, tingiren den abgetödteten gewöhnlich. Wie gesagt, dürften die Versuche bei weiterer Ausdehnung mancherlei wichtige Ergebnisse versprechen. Bekanntlich hat die neuere Forschung festgestellt, dass ein ansehnlicher Theil der Nucleussubstanz aus einem eigenthümlichen Körper, dem sog. Nuclein besteht. Auch liess sich feststellen, dass speciell der stark tingirbare Theil des Kerninhalts, das sog. Chromatin, vorzugsweise aus Nuclein besteht. Erkennen lässt sich dieser Körper, oder, besser gesagt, von den Eiweisssubstanzen unterscheiden, mit denen er gewöhnlich gemeinsam vorkommt, durch seine Unlösslichkeit in Pepsin oder Trypsin, welche die letzteren verdauen und durch seine Löslichkeit in Solutionen von Na,CO, und Na,PO,. Durch Anwendung dieser Re- actionen zeigte zuerst Zacharias (637) dass auch der Ma.N. gewisser Ciliaten (Para- maecium, Vorticella, Opalina) hauptsächlich Nuclein enthält. Spätere Untersuchungen *), welche sich jedoch auf die Kerne pflanzlicher Zellen beschränkten, führten Z. zur Unterscheidung zweier Substanzen in denselben, welche sich im wesentlichen mit den oben als Chromatin und Achromatin bezeichneten decken dürften (abgeschen von verdaubarem Eiweiss, dessen An- wesenheit gleichfalls wahrscheinlich gemacht wurde). Das eigentliche Nuclein, welches die oben aufgeführten Reactionen besitzt, bildet jedenfalls die Hauptmenge der sog. chromatischen Substanz, wie sich im Spindelstadium deutlich zeigt, wo es auf die Elemente der Kernplatte concentrirt erscheint. Der zweite Stoff, das Plastin (benannt nach einem ähnlich sich ver- haltenden Körper, den Reincke und Rodewald im Plasma von Aethalium reichlich auf- fanden), schliesst sich durch seine Unlöslichkeit in Pepsin dem Nuclein an, widersteht jedoch auch dessen oben genannten Lösungsmitteln. Es nähert sich daher den sog. unlöslichen Nu- cleinen, wie sie Miescher, Hoppe u. A. beobachteten und bezeichneten. Dass letztere Sub- stanz dem von uns Achromatin genannten Theil des Inhalts im Wesentlichen entsprechen dürfte, geht zum mindesten daraus hervor, dass sie sich nur in gewissen Farbstoffen tingirt. Die sog. Spindelfasern aber fand Z. neuerdings in künstlichem‘ Magensaft ohne Rückstand verdaulich während sie demselben nach vorhergehender Alkoholbehandlung widerstanden. “) Colorat. du protoplasma vivant p. le brun Bismarck. Comptes rend. soc. philomatique. 1881. “) Siehe Botanische Zeitung 1882, p- 611; 1885, 1885, 1887, 1888.. — Vergl. jedoch auch Fr. Schwarz in Beitr. zur Biol, der Pflanzen, herausg. von Cohn. V. Bd. 1887. Nuclei (Chemie). Gallertumhüllungen u. Verwandtes, 1559 Untersuchungen, welche Schewiakoff neuerdings über das Verhalten der Ma.N. einiger Ciliaten (Bursaria, Paramaecium. Nassula aurea) gegen die bezeichneten Lösungsmittel ausführte, bestätigten die Angaben von Zacharias. Bei Verdauungsversuchen mit frisch bereiteter Pepsinlösung scheint sich nur eine sehr geringfügige Menge der Kern- substanz zu lösen, dagegen schwindet die Nucleusmembran wie die Hauptmasse des Plasmas. Nur vom Entoplasma bleibt gewöhnlich ein nicht unansehnlicher Rest zurück (Entfettung ging natürlich voraus). Die Hauptmenge des Kernrückstandes löst sich in Soda, doch bleibt ein Rest, welcher dem Zacharias’schen Plastin entspricht. Derselbe wird durch Natron oder Kali gelöst und ist meist nicht tingirbar. Auch der Rückstand des Plasmas wird gewöhnlich nicht vollständig durch Soda gelöst, so dass auch in diesem Plastinreste zu vermuthen sind, wie es Zacharias schon angab. Ein im Knäuelstadium befindlicher Makronucleus von Para- maccium veränderte sich bei der Behandlung mit concentrirter Sodalösung nicht sehr, nur war die Knäuelstructur nun klarer und deutlicher als nach irgend einer anderen Behandlungsweise. Leider geben diese Erfahrungen noch keine tiefere Einsicht in den chemischen Aufbau des Nucleus; die Natur der Körper, um die es sich dabei handelt, der sog. Nucleine, ist eine so mannigfaltige, dass vorerst allen solchen Untersuchungen, speciell aber den mikro- chemischen, etwas Schwankendes anhaften muss. 3. Gallerthüllen, Gehäuse und Stiele, A. Gallertumhüllungen wie wir sie in anderen Protozoön-Ab- theilungen häufig, bei den Radiolarien sogar regelmässig trafen, sind selten, fehlen aber nicht ganz. Zuerst entdeckte Stein (1862, No. 340) eine die ganze Oberfläche überziehende Gallertschicht bei Trachelo- phyllum apieulatum (67, 12a—b). Er fand sie bei allen Individuen, Wrzesniowski (1869) dagegen nur bei einigen der untersuchten Exemplare. Auch ich beobachtete (1874) die Hülle regelmässig; doch untersuchte ich nur eine beschränkte Individuenzahl. Die Schicht (g) ist mässig dick; die relativ langen Cilien ragen daher etwa zur Hälfte oder etwas mehr über sie hervor. Die Gallerte erscheint ein wenig fein- körnig und trübe; besonders ihre äussere Zone. Erst in neuester Zeit fanden Bütsehli und Schewiakoff einen analogen Fall bei Nassula elegans Ehbg. Die Gallertschicht kommt hier sicher nur gewissen Individuen zu, doch können wohl alle eine solche abscheiden. Hinsichtlich ihrer Ausbreitung über die ganze Körper- oberfläche und ihrer Dicke verhält sie sich ähnlich wie bei Trachelophyl- lum; dagegen ist sie ganz hyalin und deshalb sehr schwierig wahrzunehmen. Man überzeugt sich von ihrem Vorhandensein am leichtesten durch Untersuchung der Thiere in gefärbten Flüssigkeiten, weil ihre äussere Grenze dann deutlich markirt erscheint. In schwachen wässrigen Lösungen von Fuchsin und Methylenblau färbt sie sich lebhaft, bevor die Thiere sterben; dabei streifen dieselben ihre Hülle sogar zuweilen ab. Bei längerem Verweilen in der Methylenblaulösung quillt die Gallerte bis zum Mehrfachen ihrer ursprüng- lichen Dicke auf, so dass ihr die Cilien nun ganz eingelagert sind. Der mit Methylenblau gefärbten Gallerte wird der Farbstoff durch reichlichen Wasserzusatz wieder entzogen. Schon oben (p. 1476) wurde mitgetheilt, dass auch bei Stentor coeruleus gelegentlich eine Gallertschicht beobachtet wurde (Bütschli und Schewiakoff). Bevor wir die nahe verwandten Gallertgehäuse besprechen, be- trachten wir gewisse eigenthümliche Bedeckungen, welche sich wahr- scheinlich hier anschliessen. Nach Entz’ Entdeckung (1884) ist der IT 1540 Ciliata. ganze Rücken des interessanten Onychodactylus (61, 6a—b) von einem sogen. „Panzer“ überzogen (g). Dies ist eine mässig dicke, nach den Abbildungen glasartig durchsichtige Schicht“ von besonderer Struetur. Sie scheint nämlich aus „äusserst zartwandigen Prismen zu- sammengesetzt‘“‘, welche senkrecht auf der Rückenfläche stehen und nach aussen etwas Convex vorspringen. Obgleich demnach eine gewisse Aehnlichkeit mit der Alveolarschicht besteht, entspricht doch der sog. Panzer jedenfalls nicht einer solchen, wie schon Entz’ Beobachtung ergibt, dass er durch verdünnte Essigsäure zerstört wird. Dagegen werden wir Structurverhältnissen der Gehäusewand bei den Tintinnoinen begegnen, die eher Vergleichspunkte bieten. Bei Onychodactylus schienen die Prismen oder Zellen der Hülle äusserlich offen zu sein, „oder waren mit gallertartigen Tröpfchen verschiedener Grösse bedeckt“. Die Er- wähnung des sogen. Panzers an dieser Stelle ergibt von selbst, dass wir ihn für nächst ver- wandt mit den besprochenen Gallerthüllen halten. Tatem entdeckte (465) zuerst eine Vorticella (monilata), deren Körperoberfläche theilweise oder gänzlich mit kreisrunden bis ovalen, halbkuglig vorspringenden Knöpfen bedeckt ist (73, 10a—b). Dieselben sitzen auf der Pellicula, wie leicht daraus folgt, dass sie sich schon bei schwachem Drücken des Thieres ablösen, worauf die fein geringelte Pelli- cula zum Vorschein kommt. Meist stehen die Knöpfe in ziemlich regel- mässigen Querringen um den Körper; nach Kent zuweilen auch auf dem Diseus. Doch scheint häufig eine unregelmässige Anordnung vorzukommen; nicht selten auch nur eine theilweise Bedeckung des Körpers, worauf be- sonders Stokes (1884, 716) hinwies. Die Knöpfe erscheinen glasartig durchsichtig bis etwas glänzend. Ihre Grösse ist meist recht variabel; grosse und kleine stehen häufig dicht neben einander in einer Querreihe. Nach Bütschli’s Erfahrungen (537) handelt es sich nicht um. isolirte Tuberkel oder Knöpfe, sondern um eine zusammenhängende Schicht mit knopfartigen Vorsprüngen, wie der optische Durchschnitt und die Ab- lösung der Schicht lehren. Gewöhnlich bemerkt man in jedem grösseren Knöpfchen einen centralen runden dunklen Körper, über dessen Be- deutung nichts Bestimmtes ermittelt wurde. Dass es sich nicht um einen Nucleus handelt, ebenso wenig wie die Knöpfe Zellen sind, bedarf kaum der Erwähnung. Es scheint, dass die dunklen Binnenkörper zuweilen ganz fehlen, wenigstens erwähnt sie Kent nicht und Stokes will auf ihre Gegenwart sogar eine besondere Art (V. Lockwoodi) gründen. Bei einer dritten Art (V. vestita) enthielten die Knöpfe statt des Binnen- körpers zahlreiche dunkelgerandete Granula, welche Molekularbewegungen ausführten; der Inhalt dieser Knöpfe wäre also flüssig. Ich halte jene V. vestita gleichfalls nur für eine Varietät der V. monilata. Aus dem Berichteten scheint zu folgen, dass der Ueberzug der V. monilata wohl auch zu den gallertartigen Hüllen gehört.. Die Knopfbildung erinnert sogar etwas an die vorspringenden Prismen des sog. Panzers von Onychodaetylus. Ständen die Knöpfe dichter gedrängt, so würden wohl ähnliche Verhältnisse wie bei dieser Chlamydodonte entstehen. Gallertgehäuse. 1541 Schon auf Lieberkühn’s Tafeln (1855) ist die V. monilata abgebildet. Nach Tatem schilderten sie Greeff (1870) und Frommentel (1874 V. margaritata), ohne Kennt- niss ihrer ursprünglichen Entdeckung. Greeff beobachtete schon die gelegentliche Ablösung der Knöpfe und knüpfte daran die Vermuthung, dass sie Knospen seien. Bütschli (1877) suchte diese Ansicht zu widerlegen und zeigte, dass die Knöpfe eine hautartige Schicht auf der Pellicula bilden, also keine Pelliculargebilde sind, für welche sie Kent (601) wieder er- klärte. Auch ist ganz unrichtig, die Querreihen der Knöpfe mit den Pellieularringeln zu vergleichen, denn letztere sind deutlich unter ihnen vorhanden und viel zahlreicher wie die ersteren. Später beschäftigte sich Stokes mehrfach mit dieser Form (685, 716, 754, 756), wie oben schon bemerkt wurde. Etwas zweifelhaft ist der dünne Schleimüberzug, den Stokes bei seiner sogen, Vorticella rabdophora (761) beschreibt. In dem Schleim fanden sich unregelmässig zerstreute Häufchen bacterienartiger Stäbchen. Es ist daher möglich, dass der Ueberzug wirklich ein Product von Bacterien war; Aehnliches begegneten wir schon bei gewissen Choanoflagellaten (s. p. 905). Auch Stein (1867 p. 131) fand die Zweige und Indi- viduen von Zoothamnium Arbuscula „dicht mit einer gelblichen, aus feinen anorganischen Partikelchen und einem gallertartigen Bindemittel zusammengesetzten Schmutzschicht bekleidet“. Unsicher ist ferner der dicke Ueberzug, welchen Frommentel (1874) bei seiner sog. Epi- stylis Hospes beschrieb und Lieberkühn schon 1855 bei einer jedenfalls identi- schen Form auf seinen Tafeln darstellte. Nach den Abbildungen beider Forscher ist die ge- sammte Oberfläche von dichtstehenden.. senkrecht aufgesetzten, feinen Stäbchen oder Fädchen überzogen, welche überall gleich hsch erscheinen und deren Enden schwachknopfig verdickt sind. Wenn es sich nicht um eine parasitäre Bedeckung (eventuell Bacterien) handelt, könnte man vielleicht an einen, dein sog. Panzer von Önychodactylus ähnlichen Ueberzug denken. B. Gallertgehäuse. Schon oben wurde auf die nahe Verwandt- schaft zwischen dem Gallertüberzug und den Gallertgehäusen hingewiesen. Der Unterschied beider besteht wesentlich darin, dass die fertigen Ge- häuse von der Oberfläche des Thierkörpers abgehoben sind, der letztere daher im Gehäuse frei beweglich ist. Dazu gesellt sich häufig eine grössere Erhärtung der Gallerte, namentlich ihrer innersten Lage. Wie diese Differenzen entstehen, wie namentlich die Thiere sich von der sie ursprüng- lich dicht bedeckenden Gallertschicht (der Wand des Gehäuses) ablösen und weshalb die Lichtung des Gehäuses häufig beträchtlich weiter erscheint, wie die Dicke des Thieres, bedarf noch genauerer Untersuchung. Die Ablösung von der abgeschiedenen Gehäusewand wird wohl meistens durch Bewegungen des Thieres hervorgerufen und von der etwas grösseren Consistenz der Gallerte unterstützt. Gewisse Formen, wie Stichotricha und Maryna, be- wegen sich während der Abscheidung der Gehäusewand fortdauernd vor- und rückwärts. Natürlich setzt dies voraus, dass die Gehäuse äusserlich irgendwie befestigt sind, was auch für die gallertigen gewöhnlich der Fall ist. Wie bei Encystirungserscheinungen kann die Abhebung der Gehäusewand natürlich auch durch Wasserabscheidung unter entsprechender Volumverminderung des Körpers geschehen. Auch dies dürfte häufig mitwirken, resp. z. Th. allein in Frage kommen. Derartige Gehäuse treten in verschiedenen Ordnungen auf, sind daher zweifellos mehrfach selbstständig entstanden. Wie alle Gallertgehäuse besitzen sie eine ziemlich dicke Wand, welche ursprünglich aus sehr weicher, ja nahezu leichtflüssiger Gallerte besteht. Mit dem Alter er- härtet dieselbe in verschiedenem Grade, bewahrt jedoch gewöhnlich noch eine klebrige bis leimartige Beschaffenheit (Tintinnidium, Stentor Roeselii, Stichotricha, Ophrydium) oder wird fester. Letztere Gehäuse nähern sich den später zu besprechenden Chitinhüllen, von welchen sie sich aber meist durch unregelmässigere äussere 1542 Ciliata. Oberfläche und körnige Beschaffenheit der Substanz unterscheiden. Es ist jedoch klar, dass keine scharfe Grenze zwischen den gallertigen und den häutigen Gehäusen existirt, was besonders die Gattung Tintin- nidium mit ihrem Gallertgehäuse beweist, während alle übrigen Tintin- noinen häutige Hüllen besitzen. Die Gallertgehäuse sind theils durch Aufwachsen auf fremden Körpern befestigt, häufig aber auch mit ihrem Basaltheil der Wasseroberfläche angehängt (Stentor, Stichotricha, Maryna, wahrscheinlich auch Tintinnidium zuweilen). Dies geschieht, wie schon Stein aussprach, wohl unter Vermittlung von Staubtheilchen, welche auf dem Wasser schwimmen. Während sich die auf festen Gegen- ständen aufgewachsenen in verschiedener Richtung frei erheben (wenigstens wenn sie länger werden), hängen die letztgenannten von der Wasserober- fläche senkrecht herab. Es finden sich jedoch auch Gehäuse, welche der Unterlage flach aufliegen. Natürlich richtet sich die Gestalt mehr oder weniger nach der der Thiere, über welche die Gehäuse ja gewissermaassen als Abguss geformt werden. Meist sind es verschieden lange, häufig etwas unregelmässige Röhren (68, 5, 7; 70, 1, 11ec), seltener etwas vasenförmige Gebilde (Stichotricha Mülleri Lachm. sp. = St. Urnula Gruber), und dann z. Th. mit verengter oder halsartig ausgezogener Mündung. Bei Stichotr. Mülleri schliesst sich die Mündung bei Zurückziehung des Bewohners durch ihre Elastieität von selbst, was auch bei Stentor Roeselii, obgleich in geringerem Grade, der Fall ist (Stein 1867; 69, 2). Die Länge der Gehäuseröhren ist recht verschieden; während die von Stentor und Stichotr. Mülleri selten die halbe Länge des ausge- streckten T'hieres übertreffen, werden sie bei anderen viel länger als der Thierkörper. Letzteres kommt dadurch zu Stande, dass die Thiere sich in der Röhrenmündung aufhalten und dieselbe durch fortdauernde Ab- scheidung anhaltend verlängern; sei es, dass sie sich wie die Tintin- nidien mit dem Hinterende an der Seitenwand der Röhre befestigen oder wie die Stichotrichen und Maryna ganz frei im Mündungs- ende der Röhre leben. Die Röhren der Tintinnidien erreichen gewöhnlich etwa die Länge des gestreckten Thierkörpers; die von Stichotricha secunda (— St. soeialis Gruber = Archimedes remex Hudson) und Maryna werden dagegen gewöhnlich vielmal länger wie ihr Bewohner. Bei den zwei letztgenannten Arten führt die Vermehrung des Röhrenbewohners zur Bildung dichotomisch verästelter, schliesslich baumförmig verzweigter Gehäuse, wie sie uns ganz ähnlich schon bei gewissen Flagellaten (s. p- 685) begegneten. Bei den übrigen gehäusebewohnenden Ciliaten verlassen nach vollzogener Theilung die beiden oder einer der Sprösslinge das Gehäuse Nach Stein (1867) sollen gelegentlich zwei Individuen von Stentor Roeselii eine Röhre bewohnen; es seien aber nicht die Descendenten eines Thieres, sondern das eine sei in die Röhre des anderen eingedrungen. Gallertgehäuse. 1543 Die Entstehung der verzweigten Kolonial- oder Gesellschaftsröhren von Stichotricha secunda (70, 1le) und Maryna socialis, welche Gruber (1879) entdeckte, ist leicht verständlich und geschieht in der schon bei den Flagellaten geschilderten Weise. Die beiden aus der Theilung hervorgegangenen Sprösslinge nehmen zunächst neben einander im Mündungsende der Röhre Platz; bald beginnt jedoch jedes für sich, eine Röhre abzuscheiden, welche die Verlängerung der ursprüng- lich einfachen bilden. Letztere theilt sich demnach in zwei Aeste und dieser Process wiederholt sich bei jeder folgenden Theilung der Bewohner der Zweigäste. Die auf solche Weise entstehenden baumartigen Gehäuse können speciell bei Stichotricha secunda eine bedeutende Entfaltung und Grösse erreichen. Die ähnlichen Röhren der Maryna socialis sind an jeder Verzweigungsstelle ziemlich stark verengt. Dass der Durch- messer des Stammes wie der jedes Zweiges solcher Röhren distalwärts gewöhnlich etwas zunimmt, folgt natürlich aus dem allmählichen Wachs- thum der Erzeuger. Auch verdient es kaum besondere Betonung, dass das Lumen des ganzen Röhrenbaums einheitlich zusammenhängt. Den oben geschilderten verzweigten Gallertröhren schliesst sich die Gallerthülle der Kolonien von Ophrydium nahe an, jener eigenthüm- lichen Vorticelline, deren Stöcke häufig eine für Ciliaten ganz gewaltige Grösse erreichen. Jedes Einzelthier scheidet eine Gallertröhre aus, welche sich bei der Theilung fortgesetzt verästelt. Die Thiere bewohnen auch hier stets die Enden der Röhren und füllen den von ihnen verlassenen Theil derselben mit Gallerte aus (75, 5b). Die äussersten, zur Aufnahme der Thiere bei der Contraetion dienenden Röhrenenden erhalten sich hohl. Zwei weitere Eigenthümlichkeiten zeichnen die Gallertgehäuse des Ophrydium versatile noch vor den verzweigten Gehäusen der erst- erwähnten Ciliaten aus. Einmal legen sich alle durch fortgesetzte Ver- zweigung einer höhre entstandenen Aeste dicht aneinander und ver- wachsen, so dass äusserlich keinerlei Verzweigung erkennbar ist, das Gallertgehäuse vielmehr eine einheitliche, kuglige bis unregelmässige Masse darstellt. Zweitens entsteht eine solche Gallertmasse gewöhnlich nicht aus den Descendenten eines einzigen Gründers, sondern aus der Ver- schmelzung mehrerer, dicht nebeneinander angesiedelter, ursprünglich getrennter Individuen und ihrer Nachkommen. Erst bei der Besprechung der Vorticellinen-Kolonien kann der Bau der Stöcke von Ophry- dium noch etwas genauer dargelegt werden. Verschmelzung, resp. Verwachsung benachbarter Gallertröhren zu einer gemeinsamen kuchen- bis inselartigen Masse kommt auch bei Stentor Roeselii häufig vor, was schon seit alter Zeit bekannt ist (s. hauptsächlich Stein 1867). Auch bei gewissen Stichotrichen spielt die innige Verwachsung der Gallertausscheidungen benachbarter Einzelthiere eine Rolle, doch dürften es in den beiden gleich zu erwähnenden, dureh Gruber (643) bekannt gewordenen Fällen die Nachkommen eines oder we- niger Vorfahren gewesen sein, welche die verschmolzenen Gehäuse bildeten. 1544 Ciliata. Gruber beschrieb zwei Modificationen solcher Gallertgehäuse, über deren specifische Bedeutung genauere Untersuchungen um so mehr abzuwarten sind, als die Organisation der sie erzeugenden Thiere ungenügend bekannt ist. In dem einen Fall besteht das Gehäuse der Gesellschaft aus einer unregelmässigen Gallertmasse, von deren Oberfläche sich die von den Thieren bewohnten Röhren fingerartig erheben. In der gemeinsamen Centralmasse der Gallerte ist von einer Sonderung in den Einzelröhren entsprechende Partien nichts wahrzunehmen. Die zweite Modification unterschied sich wesentlich dadurch, dass die Röhren der Einzelthiere nur wenig über die Oberfläche der gemeinschaftlichen Gallerte hervorragen. Die Gesellschaften letzterer Art wurden viel grösser und hatten die Gestalt langer, zuweilen verästelter Gallert- fäden, welche theils an den Gefässwänden sassen, theils vom Wasserspiegel herabhingen. Die ganze Oberfläche solcher Gallertfäden war mit den grünen Stichotrichen dicht gespickt. Von Interesse ist, dass Stichotricha Mülleri nach Entz (1879) in ihrem Gehäuse häufig ein zweites, inneres abscheidet. E. sucht dies darauf zurückzuführen, dass das ur- sprüngliche Gehäuse dem bei fortgesetzter Vermehrung sich verkleinernden Bewohner zu gross. werde. Einen Gegensatz zu den seither besprochenen Röhren bilden die beiderseits geöffneten. Hierher gehören die Gehäuse der sog. Oxytricha tubicola Gruber (1879) (die Genusbestimmung ist jedoch ganz unsicher). Dieselben besitzen eine mässig lange, abgestumpfte Kegelform; der weiteren Oeffnung ist das Vorderende des Bewohners zugewendet. Im Anschlusse an diese Oxytricha tubicola gedenken wir der vielleicht nahe- stehenden Form, welche Stokes (755) unter den Namen Gyrtolophosis mucicola sehr ungenügend beschrieb. Die Schleimgehäuse sind sehr unregelmässig gestaltet und variabel, platt aufgewachsen, jedoch nur einerseits geöffnet. Beiderseits offen ist ferner meist die Gehäuseröhre von Tintinnidium semieciliatum (Sterki). Endlich kehrt derselbe Bau bei der noch ungenügend studirten Pleuronemine Calyptotricha Phillips (= Diplo- spyla Kellicott 741) wieder. Obgleich Phillips die Wand der Gehäuse als sehr feine Membran abbildet, glaube ich doch, dass sie den gallertigen nächstverwandt sind. Jedenfalls berechtigt uns auch die Gestalt der Hülle, sie an dieser Stelle zu besprechen. Ihre Form ist etwa ellip- soidisch und jeder der Pole in eine mässig lange offene Mündungsröhre aus’ gezogen. Wie die Röhren der Oxytricha tubicola sind auch jene der Calyptotricha der Länge nach auf der Unterlage befestigt. Seltsam erscheint, dass Philipps anfänglich nur Gehäuse fand, welche gar keine Oefl- nung besassen. Wie dies zu erklären ist, bleibt einstweilen dahingestellt; doch könnte man des- halb Zweifel hegen, ob die Thiere normal solche Gehäuse bewohnen. Wie gesagt, hat Kellicott ohne Kenntniss der Phillips’schen Untersuchung ebenfalls die doppelmündigen Gehäuse beobachtet. Die Gallerte der geschilderten Gehäuse ist meist von Körnchen mehr oder weniger durchsetzt, was uns schon bei den gallertigen Abscheidungen der Flagellaten begegnete. Der Gallerte von Ophrydium fehlen solche Einlagerungen dagegen, wie es scheint, ganz. An den Röhren der Maryna findet sich eine ringelartige Zeichnung, welche auf der Anord- nung der körnigen Einschlüsse zu beruhen scheint. Gruber vermuthet des- halb, dass die Abscheidung der Röhre bei dieser Form hauptsächlich vom Peristomrand geschehe, dem eine gürtelförmige Zone dunkler Körnchen eingelagert ist (69, 4b). Er nimmt an, dass diese Körnchen mit der Seeretion in Beziehung stünden, was wohl möglich ist. Wir erinnern uw Gallertige u. membranöse Gehäuse. 1545 dabei an das, was früher (p. 1476) über die Bedeutung gewisser Ein- lagerungen der Alveolarschicht bemerkt wurde. Die häufig klebrige Beschaffenheit der Gallerte bewirkt, dass ihrer Oberfläche nicht selten Fremdkörper anbängen oder auch in ihre Masse eingebettet sind. Dies wurde namentlich von Stentor (s. Stein 1867 ete.), manchen Stichotrichen, Tintinnidium semieciliatum und Ophry- dium versatile bekannt. — Für das genannte Tintinnidium glaubt Sterki sogar, dass die Gebäuseröhren nur aus zusammengestrudelten Fremdkörpern („zerfallenen Pflanzenresten, kleineren Pilz- und Algen- fäden“) aufgebaut würden; doch bewirkt auch hier eine Gallertaus- scheidung zweifellos die Verkittung der Fremdkörper. Die Verhältnisse dieser Art interessiren aber besonders deshalb, weil sie direet zu den Fremdkörpergehäusen mancher Tintinnoinen überleiten. In der Gallerte von Ophrydium beobachtete Harker (735) zahlreiche unverästelte feine Fäden, welche sich gelegentlich activ bewegten. Beim Kochen mit schwacher Kalilauge bleiben die Fäden zurück, während die Gallerte gelöst wird. H. möchte sie für eingedrungene oscillarienartige Organismen halten. Von sonstigen Findringlingen in die Gallerte des Ophrydium wurden gelegentlich beobachtet: Bacillariaceen, Ciliaten (Enchelys) und Räderthiere (Notommata) (s. Eichwald 186, 2. Nachtr.). Wie die der Flagellaten besitzen auch die Gallertausscheidungen der Ciliaten die Neigung mit dem Alter zu dunkeln. Anfänglich stets farb- los, werden sie allmählich gelb bis braun, zuweilen sogar recht dunkel. Die Gallerte von Ophrydium scheint jedoch stets farblos zu bleiben. Es bedarf genauerer Feststellung, ob die Vertärbung der Gallertsubstanz selbst eigenthümlich ist, oder auf Einlagerung anderer Stoffe, speciell etwa Eisenoxydhydrat beruht, wie es für gewisse Flagellaten ermittelt wurde (s. p. 690). Ueber die chemische Natur der Gallerte fehlt es an aus- reichenden Beobachtungen; nur die von Ophrydium versatile untersuchte Haliburton (1885) etwas genauer. Seine Resultate gipfeln darin, dass die Gallerte nur 0,28 °/, fester Substanz mit 0,07°/, Asche enthält. Im gereinigten Zustand erwies sie sich frei von N und löslich in starker CIH und SH,0,. Beim Kochen mit letzterer Säure liefert sie gährungsfähigen, dextroseähnlichen Zucker, welcher schwefelsaures Kupfer- oxyd redueirt. Deuten demnach die Reactionen auf Cellulose bin, so stimmt damit nicht, dass Jod und Schwefelsäure keine Bläuung, sondern Bräunung bewirkten. Harker (1885) will in der Gallerte von Ophry- dium grosse Mengen kleiner Krystalle von kohlensaurem Kalk gefunden haben. Bei längerem Kochen in schwacher Kalilauge beobachtete er Auf. lösung der Gallerte, wie schon oben angedeutet. Die Gallerte von Ophrydium und Stentor ist nach Engelmann (1875) einfach brechend. | C. Membranöse Gehäuse. Die nahen Beziehungen derselben zu den gallertigen wurden schon oben betont, bedürfen daher hier keiner 1546 Giliata. Besprechung. Im Allgemeinen werde nur bemerkt, dass die Dicke der Schalenwand ziemlich variabel ist und ihre Substanz, soweit bekannt, zu den chitinartigen gehört. In der Familie der Tintinnoinen wird die Schalenwand häufig durch eingelagerte Fremdkörper verstärkt. Letztere Gehäuse gleichen den agglutinirenden, welche uns namentlich bei den Rhizopoden so ausgebildet begegneten; doch werden sie wohl sicher in anderer Weise gebildet. Zunächst einige Worte über das Vorkommen solcher Gehäuse. Den Holotrichen fehlen sie fast vollständig. Nur die sogen. Vasicola (Tatem 1869) soll ein flaschenförmiges, befestigtes Gehäuse bewohnen, ist jedoch sehr unsicher. Wie oben erwähnt, ist der Character des Gehäuses der Pleuronemine Calyptotricha Phill. noch etwas zweifelhaft. — Eigentliche membranöse Gehäuse scheinen sich auch bei den Hypotrichen nicht zu finden. Unter den Heterotrichen be- ‚sitzt allein Follieulina (zu der wahrscheinlich auch Ascobius Henneguy gehört) ein solches Gehäuse. Allgemein verbreitet sind sie bei den Tintinnoinen (abgesehen von der schon besprochenen Gattung Tintinnidium). Endlich zeichnen sie die Unterfamilien der Cothur- nina und Lagenophryina (Peritricha) aus. Die Gehäuse der allermeisten Tintinnoinen unterscheiden sich von denen der übrigen Ciliaten dadurch, dass sie (mit Ausnahme des Tintinnusinquilinus) nicht befestigt sind, sondern von den pelagisch lebenden Thieren umher getragen werden. Auch für Tintinnus inquilinus bildet die Befestigung nicht die Regel; man trifft ihn jedenfalls häufiger freischwimmend. Dennoch halte ich es für sicher, dass die von Ehrenberg, Dujardin und Lieber- kühn (uned. Taf.) gelegentlich beobachtete Befestigung des aboralen Gehäuseendes auf schwimmenden Algen wirklich vorkommt. Anderseits begegnet man auch einem ähnlichen Tintinnus, welcher nieht von Algen getragen wird, sondern selbst eine eigenthümliche, der Mündungsregion seitlich aufgewachsene kleine Alge umherschleppt, wie zuerst Fol (668) und später (837) Daday beobachteten. Die Gehäuse sind meist monaxon gestaltet, gehen aber zuweilen ins Bilaterale über. — Bei den Tintinnoinen herrseht der monaxone Bau fast allgemein, abgesehen von untergeordneten Abweichungen, welche später zu betrachten sind. Die Gestalt ihrer Gehäuse schwankt von nahezu kuglig beutelförmiger bis sehr langgestreckt röhrenförmiger. Die systematischen Beziehungen der Formverhältnisse sollen hier nicht ge- nauer untersucht werden; bei der jetzigen Umschreibung der Gattungen würde die Gestalt innerhalb derselben ungemein variiren. Ich glaube Jedoch, dass eine genauere Berücksichtigung der Form bei der Fest- stellung der Gattungen recht wünschenswerth ist. Die langgestreckten köhren finden sich allein bei den Gattungen Tintinnus (einschliesslich Amphora Daday) und Tintinnopsis. Die Mündung solcher Gehäuse ist bald gerade abgestutzt, ‚bald mehr oder weniger nach aussen umge- schlagen. Das Hinterende bald abgerundet, bald mehr oder weniger Membranöse Gehäuse (Gestalt). 1547 zugespitzt, nicht selten in eine Art Schwanzstachel verlängert. Daday behauptet neuerdings, dass bei den von ihm als Tintinnus s. str. vereinigten Formen das aborale Gehäuseende stets geöffnet sei, also zwei Oeffnungen beständen. Ich kann dieser Auffassung vorerst nicht ohne Rückhalt zustimmen. Die aborale Schalenöffnung scheint mir nur durch Abbrechen des Hinterendes entstanden zu sein. Auch Entz (1884) hielt dies für seinen Tintinnus lusus undae (spec. ?, ob zu acuminatus Cl. u. L.?) mit hinten geöffneter Schale für möglich. Fol (1885) gibt sogar direct an, dass das zugespitzte Hinter- ende des eigenthümlichen kleinen Tintinnus, dessen Gehäuse gewöhnlich eine Alge trägt (s. vorherg. p.), sehr häufig abgebrochen sei. Daday sah jedenfalls nur abgebrochene Exemplare und erklärt dies daher für die Regel. Ich beobachtete dies Infusor gleichfalls zu Villafranca und kann bestätigen, dass das Gehäuse geschlossen und schwanzartig zugespitzt ausläuft (diese Form gehört daher auch nicht zu T. inquilinus, - zu der sie Daday zieht). Vasen-, glocken- und trichterförmige Gehäuse vermitteln den Uebergang zu den urnen- bis beutelförmigen, welche in den Gattungen Codonella und Dietyocysta vorherrschen. Ein ge- wöhnlicher Charakter letzterer Gehäuse ist die Bildung eines sogen. Mündungsaufsatzes (70,5). Etwas hinter der Mündung findet sich eine mehr oder weniger starke Einschnürung; der vor derselben gelegene Mündungs- theil oder Aufsatz ist meist trichterförmig nach der Mündung zu erweitert und bald mehr, bald weniger hoch. Die Mündung selbst ist meist weit geöffnet; selten biegt der Rand des Aufsatzes in eine horizontale bis schwach gewölbte Lamelle nach Innen um, welche die Mündung mehr oder weniger stark verengt. Wie bemerkt, ist nur selten Neigung zur Bilateralität vorhanden. Entz beobachtete eine solche Modification, entstanden durch schiefe Ab- stutzung der Mündung bei Tintinnopsis beroidea. Andeutungen finden sich auch zuweilen durch schiefes Auswachsen des Schwanzanhangs gewisser Schalen. Auch die Gehäuse der Cothurnina zeigen im Allgemeinen den monaxonen Typus, wenn sie sich (Cothurnia und Cothurniopsis) frei und senkrecht von der Unterlage erheben, der sie nur mittels des aboralen Pols, respect. durch einen Stiel aufgewachsen sind. Da dieser Stiel mit dem der gehäuselosen Peritrichen übereinstimmt, soll er später besprochen werden. Die monaxonen Gehäuse haben theils eine mehr röhrenartige, theils eine mehr vasen- bis urnenförmige Gestalt. Zuweilen sind sie nicht gerade, sondern etwas gebogen, wodurch sie gewöhn- lich retortenförmig und deutlich bilateral werden. Abplattung des Ge- häuses in einem Breitedurchmeser kann die Bilateralität verstärken. Dazu gesellt sich bei gewissen Cothurnia- und namentlich Cothur- niopsisarten das Auswachsen der Mündung in zwei flügelartige Fort- sätze, welche bei Cothurniopsis Sieboldii Stein sp. (74, 11) rechts und links stehen, während sie sich bei Cothurnia compressa Cl. u. L. 1548 Giliata, vorn und hinten in der Medianebene erheben, also gewissermaassen eine Ober- und Unterlippe bilden. Es muss aber besonders betont werden, dass die Variabilität der Gehäuseform bei beiden Gattungen sehr gross ist, was auch für die Stielbildung gilt. Ausgeprägtere Bilateralität zeichnet die Gehäuse der Genera Vaginicola und Lagenophrys aus (75, 4—6). Bei beiden rührt dies daher, dass die Gehäuse nicht mit dem Unterende, sondern fast in ihrer ganzen Länge flach aufgewachsen sind. Das nahezu kreisrunde bis ovale, zuweilen (Lagenophrys Vaginicola Stein) sogar etwas herzförmige Gehäuse besitzt daher eine aufgewachsene flache Unterseite und eine mehr oder weniger gewölbte Oberseite. Die Mündung liegt natürlich am einen Ende und ist mehr oder weniger nach oben gewandt. Ihre Lage, in Verbindung mit der Differenzirung von OÖber- und Unterfläche, bedingt demnach die Bilateralität. Bei Vagini- cola ist die Mündung entweder eine einfache kreisförmige bis ovale Oeffnung oder erhebt sich zu einer verschieden langen, aufwärts gerichteten Röhre. Bei Lagenophrys, welcher eine solche Röhre fehlt, finden sich besondere Verschlusseinrichtungen der Mündung, von welchen später die Rede sein wird. Mit den Gehäusen gewisser Vaginicolen stimmen die der Stentorine Follieulina (69, 3) nahe überein. Bei der sog. F. elegans, deren Mündungsröhre kurz bleibt, ist die Aehnlichkeit mit gewissen Vagini- colen recht gross. Bei Foll. Ampulla (und anderen Arten, respect. Variet.) wächst die Mündungsröhre, schief oder senkrecht sich erhebend, stark aus, so dass sie die Länge des liegenden Gehäusetheils erreichen, Ja mehrfach übertreffen kann (Se). Erst später sollen die Verzierungen und besonderen Structuren der Röhre geschildert werden. Beachtenswerth erscheint noch, dass die Ge- häuse von Follieulina auf der Unterlage durch eine „leimartige‘“ (Stein) Kittsubstanz befestigt sind. Bei F. Ampulla springt diese Sub- stanz zuweilen saumartig um den basalen Gehäuserand vor. Bei Foll. elegans stützt die Kittsubstanz den schräg erhobenen kurzen Hals pfeilerartig. Eine ganz ähnliche „Gallerte“ breitet sich unter der Schale des sog. Ascobius (Henneguy) aus; nur scheint sie bedeutend dicker zu werden, wie die Kittsubstanz der Folliculina (zu welchem Genus der unsichere Ascobius wohl gehören dürfte). Nachträglich bemerken wir noch, dass eine Kittsubstanz auch bei Vaginicola vorkommt. Sie bildet hier im ganzen Umkreis des basalen Schalenrandes (oder auch nur hinten) einen mehr oder weniger breiten, häufig unregelmässigen Saum, welchen namentlich Frommentel (1874) genauer darstellte (75, &e). An den seither geschilderten Gehäusebildungen bemerkt man nicht allzu selten Verzierungen durch ringförmige Eimschnürungen, zwischen welchen die Schalenwand natürlich m Form gewölbter Ringbänder vor- springt. Bei Cothurnia treten solche Ringe ziemlich häufig auf (75, 1 u. 3); sie beschränken sich theils auf den aboralen Schalengrund, theils auf die Mittelregion, oder breiten sich über die ganze Schalenwand Membranöse Gehäuse (Verzierungen, Verschlussapparate). 1549 aus. Frommentel beobachtete auch eine Vaginicola mit ganz seringelter Schale. Während die Ringelung bei den beiden besprochenen Gattungen wahrscheinlieh nieht mit successivem Auswachsen der Mündung zusammenhängt, worauf schon die gelegentliche Beschränkung auf den Schalengrund hindeutet, tritt ein solcher Zusammenhang bei den Tintin- noinen und Follieulina deutlich hervor. Unter den ersteren be- gegnen wir der Ringelung in meist ziemlich mässigen Abständen häufig bei Arten von Tintinnus (70, 3), Tintinnopsis und Codonella. In den meisten Fällen ist klar ersichtlich, dass die Ringe Anwachsstreifen der Mündung sind, und demnach auf periodischem Auswachsen der letzteren beruhen. Gleichzeitig folgt daraus, dass der Oralrand jedes Ringes vorübergehend als Mündungsrand diente Wo daher die Ring- bildung gut entwickelt ist, zeigt sich auch dentlich, dass sie nicht auf Einschnürungen der Gehäusewand beruht, sondern auf Anfügung eines neuen Ringes an die frühere Mündung (s. Taf. 70, Fig. 3). Die Be- schaffenheit der Ringgrenzen wird also wesentlich von der des Mündungs- randes abhängen. Den Bemerkten entsprechend, beschränkt sich die Ringelung gewöhnlich auf den jüngeren Theil der Gehäuse, welcher ja auch häufig als Mündungsröhre ausgezeichnet ist. Da jedoch die Ge- häuse der Tint. häufig sehr lang werden, kommt es auch vor, dass nahezu die gesammte Schale geringelt ist (Tintinnopsis ceincta Cl. u. L. sp. und die mit einander nahe verwandten, wenn nicht identischen T. Campanella Häckel sp. u. urniger Entz sp.) Eigenthümlich erscheint die Beschränkung einer Art Ringelung auf das Hinterende des Gehäuses bei Tintinnopsis Helix Cl. u.L. sp., um so mehr, als in diesem Fall nicht ringförmige Einziehungen, sondern eine das Gehäuse schraubig umziehende Furche vorhanden sein soll. Diese Erscheinung erinnert an die Verhältnisse bei Follieulina, welche wir jetzt kurz schildern wollen. Bei denjenigen Arten, resp. Exemplaren, welche eine hochaufsteigende Mündungsröhre besitzen (Follic. Am- pulla M. sp. und producta Wright) erscheint die Röhre gewöhnlich mehr oder weniger deutlich schief geringelt (69, 3e). Dies beruht jedoch nicht auf der Gegenwart wirklicher Ringel, sondern darauf, dass eine Leiste, welche distalwärts von einer mehr oder weniger tiefen Furche begrenzt wird, die Röhre schraubig umzieht. An etwas längeren Röhren findet sich stets, wie es scheint, ein nach aussen umgebogener Mündungs- rand. Ob dieser Rand eine Fortsetzung der schraubigen Leiste ist, scheint vorerst unsicher; jedenfalls steht er senkrecht zur Röhrenachse. Wenn er daher eine Fortsetzung der Schraubenleiste bildete, geschähe dies derart, dass letztere an der betreffenden Stelle ihr schraubiges Wachsthum aufgiebt und zum Abschluss gelangt. Das Auswachsen der Mündungsröhre kann aber nach Bildung eines solehen Mündungs- randes wieder anheben, ein weiteres Stück Röhre mit der schraubigen Leiste angefügt und durch einen neuen Mündungsrand abgeschlossen werden (Wright, Engelmann uned. Skizzen). 1550 Ciliata. Obgleich daher die Leiste im Allgemeinen nicht den Eindruck macht, dass sie als temporärer Mündungsrand der Röhre betrachtet werden dürfte, und auch Wright wie Stein sich direct gegen eine solche Auffassung äusserten, möchte ich doch glauben, dass sie den Mündungsrand der rasch wachsenden Röhre bezeichnet, die Verlängerung der letzteren also auf dem Auswachsen eines schraubig aufgerollten Schalenbandes beruht. Bei längerer Unter- brechung des Wachsthums wird ein in sich zurückkehrender, geschlossener Mündungsrand- ge- bildet. Leider berichtete der neueste Beobachter der F. (Möbius) über diese Verhältnisse fast nichts, er sah nur bei einigen Gehäusen „schwache ringförmige Anwachsstreifen“. Dass diese von der schraubigen Leiste herrührten, scheint mir sicher, da schon Stein erwähnte, dass sie zuweilen nahezu quer verlaufe. Stein selbst gedenkt zwar auch schwacher ring- förmiger Einschnürungen kürzerer Mündungsröhren; doch scheint mir vorerst zweifelhaft, ob statt der schraubigen Leiste zuweilen ringförmige Anwachsstreifen gebildet werden. Gewöhnlich zeigt die Mündungsröhre ausser der schraubigen Leiste eine mässig feine Längsfurchung, die sicb bald nur auf der Endpartie, bald tiefer hinab findet. Auch kurze Mündungsröhren, welchen die schraubige Leiste noch fehlt, können gefurcht sein; in diesem Fall sah Stein den Mündungsrand der Furchung entsprechend gekerbt. Längs- furchen sind auch bei den Tintinnoinen nicht gerade selten; speciell eine Anzahl "Tintinnusarten, welche sich um Tint. Amphora Cl. u. L. (Amphorella Daday) gruppiren, gehören hieher. Theils sind es nur wenige (z. B. 4) Falten (T. Amphora und Varietäten, Taf. 70, Fig. 4), welche über die Hinterregion der Schale ziehen, theils mehr bis zahl- reiche, die dann auch am Mündungsrand auftreten und schliesslich die sesammte Schale überziehen können (Amphorella striata Daday). Die Streifung erscheint jedoch stets ziemlich unregelmässig. Verschlussvorrichtungen der Mündung sind bemerkens- werther Weise ebenfalls bei sehr verschiedenen Gattungen vorhanden. Bei Lagenophrys ist der Peristomrand der Thiere mit dem Mündungs- rand des Gehäuses dauernd verwachsen. Gewöhnlich geschieht diese Verwachsung im ganzen Umfang der Mündung, soll sich aber gelegentlich auch auf den oberen Rand beschränken (L. aperta Plate). Die Con- traction der Thiere ruft daher einen Schluss der Mündung hervor (aus- genommen bei L. aperta). Die Mündung ist gewöhnlich noch mit be- sonderen Einrichtungen versehen, welche den Verschluss unterstützen. Bei L. aperta fehlen solche; der Mündungssaum ist nur leistenartig verdickt. Beil. Ampulla und der jedenfalls nahe verwandten L. Aselli Pl. legt sich beim Verschluss der obere Mündungsrand wie eine Ober- lippe auf den unteren. Bei der ersten Art (75, 6) ist der Rand zu einem wulstigen Saum verdickt, welcher sich durch Einkerbungen in eine Anzahl leistenartiger Abschnitte gliedert. Bei L. Aselli finden sich nur zwei solcher Stücke am oberen Rand, während der untere als eine dünne halbkreisförmige Membran vorspringt. An Stelle des niedrigen Mündungssaumes der erwähnten Arten besitzt L. nassa St. einen hohen röhrenartigen, welcher längsgefaltet ist. L. Vaginicola St. endlich hat eine rechte und eine linke klappenartige Saumlippe; der Verschluss geschieht dann durch seitliches Zusammenklappen der Mün- dung, nicht wie bei den übrigen durch Zuklappen von oben nach unten. Membranöse Gehäuse (Verschlussapparate). 1591 In der kurzen Mündundungsröhre von Folliculina elegans ent- springen dicht hinter der äusseren Oeffnung (Clap. u. L., Stein) gewöhn- lich ein bis mehrere klappenartig in das Lumen einragende Gebilde, welche dem eingezogenen Thier ‘durch Verschluss der Röhre einen ge- wissen Schutz gewähren sollen. Clap. und Lachm., die Entdecker dieser Einrichtung, bezeichnen sie als eine Klappe, welche aus einer verschiedenen Zahl von Lappen („lobes‘) bestehe. Das austretende Thier soll die Klappe nach vorn aufrichten. — Stein fand gewöhnlich (jedoch nicht immer) eine einzige, sichelförmige, dorsale Klappe, welche bis gegen die Ventralwand der Röhre reichte. Letztere schien zuweilen noch eine kürzere Klappe zu tragen. Das Aufrichten der Klappe durch das hervortretende Thier konnte er nicht constatiren; die Klappe schien dabei „nur seit- wärts gedrängt“ zu werden. Möbius kam neuerdings zu einer Auffassung der Verschluss- klappe, welche von dem Früheren sehr abweicht. Allerdings bezieht sich seine Angabe auf F. Ampulla, doch betrachtet er die F. elegans (wie alle beschriebenen Arten) als Varietäten der F. Ampulla. Nach seiner Ansicht ist der Verschlussapparat eine ehemalige Mündungs- röhre, welche sich im Innern der definitiven Röhre erhalte. Wahrscheinlich soll erstere so entstehen, dass das junge Thier den ehemaligen Hals (durch besondere Umstände veranlasst) seitlich durchbricht und dann um die frühere Röhre eine neue erzeugte. M. will ein Exemplar beobachtet haben, dessen Mündungsröhre zwei solcher alten Hälse enthielt. Mir will diese Darstellung vorerst nicht recht einleuchten; namentlich scheint schwer verständlich, wie der seitlich hervorgehrochene Hals des Thieres eine neue Röhre bilden soll, welche die frühere allseitig umscheidet; und dies ist doch der Fall. Einstweilen halte ich daher die Auffassung der früheren Beobachter für wahrscheinlicher. Unter den Tintinnoinen wurden Verschlusseinrichtungen nur selten beobachtet (Codonella und Dietyocysta, einschliesslich gewisser sog. Cyttaroeyelis). Schon Entz (1884 u. 85) erklärt das Vorkommen des Verschlussapparats für variabel und Daday (1888) bestätigt dies neuerdings. Bau und Wirkungsweise der Einrichtung sind noch recht unsicher. Am genauesten wurde sie bei Codonella Lagenula Cl. u. L. sp. durch Entz bekannt. Es sollen sich hier und bei Dietyocysta 12 stachelartige, fein zugespitzte Platten finden, welche von einer zarten Membran befestigt seien, die innen an der Basis des Schalenaufsatzes entspringe (70, 5). Schon Fol (1883) deutete den Verschlussapparat als eine Membran, welehe sich zwischen dem Thierkörper (dicht hinter dem Peristom) und der Basis des Aufsatzes ausspanne. Entz beobachtete die Befestigung der Membran an dem Thier nicht direct, hält dieselbe jedoch für wahrscheinlich. Wenn das Thier sich zurückgezogen hat, sind die 12 Platten kegelförmig im Schalenaufsatz zusammengeneigt und bilden einen Verschluss. Nur in diesem Zustand scheint übrigens der Apparat beobachtet worden zu sein. Die Einrichtung bei Dietyocysta ist jedenfalls im Wesen dieselbe (Entz). Aus dem Mitgetheilten geht hervor, dass der Apparat noch ungenügend erforscht ist. Wenden wir uns endlich zu den Verschlusseinrichtungen der Cothurnien, welche zuerst entdeckt wurden. Dieselben sind zweierlei Art. Die eine Form beobachtete zuerst d’Udekem (1864) bei Cothurnia pyxidiformis; sie wurde später von einer Anzahl sehr ähnlicher und meist schwerlich spezifisch unterschiedener Formen geschildert 1552 Ciliata. (Wrzesniowski 1870, Gruber 1879 und Kent 601 hauptsächlich; letzterer errichtet ein besonderes Genus Pyxicola für diese Co- thurnien). Der Verschlussapparat (75, 3) ist ein ovaler bis kreisförmiger chitinöser Deckel (d), welcher von einer etwas scheibenförmig verdickten Stelle, die direct hinter dem Peristom liest, abgeschieden wird. Soweit ich nach den Abbildungen urtheilen kann, scheint der Deckel ge- wöhnlich dem Vestibulareingang nahe zu stehen. Bei der Contrae- tion des Thieres stellt sich der Deckel horizontal, da die ihm gegen- überliegende Seite sich stärker zusammenzieht. Er schliesst nun die Mündung des Gehäuses ab oder wird tiefer ins Innere hineingezogen, um an einer verengten Stelle den Abschluss herzustellen. Kent gedenkt einer Form, die er gleichfalls zu einer besonderen Gattung (Pachytrocha) erhebt, bei welcher sich nur der protoplasmatische Deckelwulst, ohne den chitinösen Deckel finde, und wie letzterer den Verschluss bewirkt. Auch Gruber erwähnt übrigens bei seiner Cothurnia soeialis nicht, dass der Deckel ein chitinöses Abschei- dungsproduct sei, obgleich dies wahrscheinlich ist. Die zweite Art des Verschlussapparats wurde 1858 von Str. Wright beiCothurnia valvata entdeckt, später von d’Udekem (1864), Müller (1869), Gruber (1879) und Kent (601) beschrieben. Letzterer will für die 3 von diesen Forschern beschriebenen (jedoch wohl sicher identischen) For- men eine Gattung Thuricola errichten. Die genaueste Schilderung gab Gruber. In einiger Entfernung von der Mündung (75, 2b) ist an der Innen- wand des Gehäuses eine rundliche, deckelartige Klappe befestigt (d); dieselbe ist frei beweglich, nicht etwa der Oberfläche des Thieres aufgewachsen. Streckt letzteres sich aus, so hebt es den Deckel auf, welcher sich um seine Befestigungsstelle dreht. Zur Rückziehung des Deckels findet sich eine besondere Einrichtung, von der schon Wright einiges bemerkte. Gruber fand, dass von der Unterseite des Deckels, nahe seiner Be- festigungsstelle, eine zarte Membran entspringt (3), die bis zum Hinter- ende der Cothurnia zieht und sich um den festgebefteten Pol des Thieres scheidenartig ausbreitet, ihn ganz einhüllt. Diese Membran wäre dem- nach als eine hinten allseitige, in ihrer grössten Ausdehnung dagegen einseitige chitinöse Ausscheidung des Körpers aufzufassen, ähnlich dem Deckel. Bei der Rückziehung des Thieres contrahirt sich auch dessen hinterster Theil und zieht daher den an der bandförmigen Membran befestigten Deckel herab. Das Oeffnen des Deckels geschieht theils durch das Thier, theils jedoch durch die elastische Wirkung der gesammten Einrichtung, da sich der Deckel am leeren Gehäuse stets in Oefinungsstellung befindet. Kent’s Angabe, dass die Klappe bei der sogen. Thuricola folliculata Kent durch ein „kammartiges Büschel horniger Borsten“ vertreten werde, scheint mir noch etwas unsicher. Im Gegensatz zu der grossen Bedeutung, welche Kent der Deckelbildung der Co- thurnien in systematischer Hinsicht zuschreibt, erblickt Entz in dem Auftreten des Appa- rats nur eine Variation. Er rechnet daher z. B. Cothurnia yalvata als Varietät zu der Membranöse Gehäuse (Feinere Structur). 1555 gewöhnlichen ©. erystallina und hat auch eine gedeckelte Varietät der Gothurniopsis imberbis beobachtet. Feinerer Bau der Schalenwand. In dieser Beziehung betonen wir zunächst den Unterschied zwischen solehen Gehäusen, deren Wand durch Einlagerung resp. Anheftung von Fremdkörpern verstärkt wird, und der Mehrzahl der übrigen, welchen dies fehlt. Nur gewisse Tintinnoinen besitzen solche agglutinirenden oder Fremdkörperschalen (Tintinnopsis Stein und einige Formen des Genus Godonella; das marine Strombidium minimum Gruber’s (694), welches zuweilen mit Fremdkörperhülle getroffen wurde, ist vermuthlich eine Tintin- noine. Die Fremdkörper sind hauptsächlich Sandkörnchen kieseliger Natur, doch beobachtete Daday auch Kalkplättchen. Gelegentlich finden sich jedenfalls auch andere Fremdkörper. Dieselben können der Oberfläche der chitinösen Schalenwand nur aufgeklebt sein, was sich namentlich bei stärkerer Dieke der Wand und spärlicherem Zutritt der Fremdkörper findet (besonders bei Codonella s. str.). Bei Tintinnopsis wird die Einlagerung viel reichlieber und die chiti- nöse Gehäusesubstanz häufig auf eine geringfügige Kittmasse be- schränkt, welche die Fremdkörper vereinigt. Letztere Gehäuse haben viel Aehnlichkeit mit denen der Difflugien und verwandter Rhizo- poden. Die membranöse Wand der Peritrichengehäuse liess bis jetzt von einer feineren Struetur nichts erkennen. Dagegen findet sich eine solche gewöhnlich bei Follieulina und den Tintinnoinen. Für F. beschrieb Str. Wright, dass die Gehäusewand, speziell an der Mündungsröhre, aus drei Schichten bestehe: einer diekeren mittleren und je einer dünneren äusseren und inneren (59, 3d). Erstere hält W. allein für cbitinös und deutete die beiden letzteren jedenfalls irrig als Sarkode. Die Structur ist ohne Zweifel die gleiche, welche wir bei vielen Tintinnoinen finden. Leider herrscht über die feinere Structur der Tintinnoinen- gehäuse erhebliche Verwirrung unter den Beobachtern, welche grossen- theils auf ungenügender Beobachtung beruhen dürfte. Da die Syste- matik der Gruppe seit Fol (1881) auf die Schalenstructur gegründet werden soll, ist sie gleichfalls recht verwirrt. Die Schilderung der Struetur kann daher nicht so präcis lauten, wie wünschenswerth wäre. Bei ansehnlicher Theilnahme von Fremdkörpern am Aufbau der Gehäusewand (Tintinnopsis) scheint die chitinöse Kittsub- stanz keine weitere Structur zu besitzen. Bei allen übrigen Formen dürfte eine im Wesen gleiche Wandstructur vorhanden sein. Die Wand besteht aus zwei Lamellen, einer inneren und einer äusseren, die durch einen hellen Raum geschieden sind; von was letzterer erfüllt ist, bleibt festzustellen. Die beiden Schichten stehen durch senk- recht zwischen ihnen ausgespannte, zärtere Lamellen in Verbindung. Letztere bilden gewöhnlich ein mehr oder weniger regelmässiges, poly- gonales Fachwerk zwischen den beiden Grenzlamellen, so dass der helle Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa, 95 1554 Ciliata. Zwischenraum in zahlreiche zellenartige Kämmerchen getheilt erscheint (70,34), Die polygonale Netzstructur der Gehäusewand wurde schon von Ol. und L. bei gewissen Tintinnusarten, wo sie sehr regelmässig und deutlich ist (so bei T. denticalatus und Ehrenbergii), erkannt. Ebenso bemerkten sie die beiden Grenzlamellen auf dem optischen Durchschnitt gelegentlich schon gut. 1863 bildete Olapar&ede auch die Radiär- streifung des optischen Durchschnitts bei Tintin. Ehrenbergii deutlich ab. Spätere Forscher, wie Entz, Daday und z. Th. auch Fol, wollten auf den Mangel oder die Gegen- wart der Netzstructur wichtige systematische Unterschiede gründen. So sollte Tintinnus (und die von Daday von diesem abgetrennte Amphorella) eine einschichtige structurlose Wand besitzen und sich dadurch von den Gattungen mit zwei Wandschichten (Godonella, Dietyocysta, Cyttarocyclis) unterscheiden. Genauere Betrachtung einiger Tintinnus- arten mit angeblich einfacher Wand (T. Amphora, Cl. und L., T. subulatus Ehrenb. und T. Ganymedes Entz) zeigte mir jedoch auch bei diesen die gleichen Structur- verhältnisse, wenn auch weniger deutlich; doch ist die polygonale Zeichnung stets sichtbar und da, wo die Wand etwas dicker ist, bemerkt man auch die beiden Grenzlamellen. Demnach ist Daday’s Gattung Undella hinfällig, welche sich von Tintinnus durch die Ausbildung der beiden Grenzlamellen, bei Mangel der polygonalen Kammerung, unterscheiden soll. Ich halte die Irrigkeit dieser Angabe für nahezu gewiss; die feine Kammerung wurde nur übersehen wie bei den Tintinnusarten. Für die sog. Undella spiralis (recte Titinnus spiralis Fol) erwies jedoch Fol schon die Querlamellen, welche die abweichende Anordnung zeigen, dass sie schraubenförmig an der Schale hinziehen. Ebensowenig kann ich Daday 's Angabe zustimmen, dass der Raum zwischen den Grenzlamellen bei der sogen. Petalo- tricha (= Tintinnus Ampulla Fol) mit „feinkörniger Substanz“ erfüllt sei; Fol erkannte jedenfalls schon 1883 ganz richtig, dass hier dieselbe Structur wie bei den übrigen besteht, nur in etwas feinerer Ausführung. Eine etwas seltsame Modification der Wandstructur zeigen gewisse von Entz als Codonella beschriebene Tintinnoinen. Ibre äussere Wandfläche springt in zerstreuteren oder zahlreicheren papillenartigen Erhebungen vor (zellenartige Scheibehen, Entz), in deren Mitte sich je eine dunkle Stelle (Knopf Entz) findet (70, 5). Dass die Papillen oder zellenartigen Scheibehen den polygonalen Kammern der erst be- schriebenen Gehäuse entsprechen und daher auf der gleichen Ursache beruben, ist sehr wahrscheinlich (in der 2. Abhandl. von Entz tritt dies für die sogen. Cod. Lagenula Clap. u. Lachm. deutlich hervor). Die Natur. der dunklen Centralpunete der Papillen oder Felder ist unsicher. Entz beurtheilt sie, wie gesagt, als knopfartige Gebilde; an den ganz ähnlichen Feldchen der Dietyocysta dagegen als Poren. Die eigen- thümliche Structur des Gehäuses letzterer Gattung wurde schon von Ehrenberg und Häckel auf gitterförmige Durchbrechungen bezogen. Entz (1885) bemerkt gleichfalls, dass die Wand von zahlreichen sogen. „Lüpfelporen‘“ durchbrochen sei; d. h. bei Flächenansicht sieht man zahlreiche rundliche bis mehr polygonale, dicht gedrängte Feldehen, welche im Centrum einen Tüpfel aufweisen, der als Porus gedeutet wird. Der Hof des Tüpfels wird dagegen auf eine papillenartige Er- hebung jedes Porenfeldehens zurückgeführt. Obgleich Entz bei der Beschreibung der Dietyocysten ganz bestimmt von Poren spricht, bemerkt er einige Seiten später wieder: „Ich muss gestehen, dass es mir nicht gelang, mit wünschenswerther Sicherheit darüber ins Reine zu Membran. Gehäuse (Feinere Structur). Stiele (Morphologie). 1555 kommen, ob die Schalen der Di.tyocysten auch wirklich durehbohrt sind.“ Fol und Daday leugnen denn auch die Poren bestimmt. Sie führen die Struetur von Dietyoceysta auf die Kammerung der Schalenwand zurück, welche wir schon bei Tintinnus (einschliesslich der sog. Oyttaroeyelis im Sinne Fol’s u. Daday’s) begegneten. Sie scheinen dabei nur zu übersehen, dass Entz an der Dictyocystenschale noch ein weiteres Strueturelement beschrieb, eben die Poren oder dunklen Tüpfel in den Tüpfelhöfen. Letztere entsprechen wohl zweifellos den Kämmerchen von Tintinnus; die Tüpfel selbst müssen daher etwas anderes sein und ich glaube auch, dass Entz ganz recht hat, wenn er sie als Poren be- trachtet. Dann müssen aber die sogen. Knöpfe der Codonellen sicher ebenso gedeutet werden. Ist dies richtig, so erinnert die Structur auf- fallend an die der Schalenwand zahlreicher Dinoflagellaten (s. z. B. T. 55, Fig. 1—3 u. 4), obgleich für letztere nicht festgestellt ist, ob die netz- förmige Flächenanzeichnung auf einer Ähnlichen Kammerung der Wand beruht. — Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass ich bei Tint. Amphora in den Knoten der Netzzeichnung porenartige Stellen bemerkte, welche auf dem optischen Durchschnitt der Wand gleichfalls zu sehen waren; auch halte ich es für möglich, dass die Reihe von Puneten, welche Fol bei Tint. spiralis Fol zwischen je 2 der oben erwähnten schraubigen Linien angibt, Poren sind. Fol deutet sie (1883) als Pfeiler oder Säulchen zwischen den Grenzlamellen, was sich mit ihrer Porennatur wohl verträgt. Auch das Vorkommen grösserer Gitterlöcher in der Schalenwand der Dietyoeysten bestärkt die Deutung der sog. Tüpfel als Poren. Zunächst treten solche Löcher von mässiger Grösse in der Aequatorial- region des sog. Wohnfachs als ein mehr oder weniger regelmässiger Kranz auf (sog. Zonallöcher Entz, oder auch Maschenlöcher, wenn sie grösser). Ein ähnlicher Löcherkranz zeichnet auch den Mündungsaufsatz häufig aus. Bei einer Reihe Dietyocysten erweitern sicb die Löcher des Aufsatzes so stark, dass seine Wand auf ein gitterförmiges Gestell von Stäben beschränkt wird (70, 6). Auch die Aequatoriallöcher des Wohnfachs sind in diesen Fällen sehr gross. Zu dem äquatorialen Kranz gesellen sich dann häufig noch vordere und hintere Kränze. Dass es sich thatsächlich um Löcher im Aufsatz und der Wand des Wohn- fachs handelt, konnte Fol (1885) direct erweisen, indem er die um- sebende Flüssigkeit hindurch strömen sah. Dagegen bestreitet Daday wieder, dass die sog. Zonallöcher des Wohnfachs Durehbrechungen sind. Wir weisen noch darauf hin, das die Kammerung der Wand der Tintinnoinenschale grosse Aehnliehkeit mit der Structur der Arcella- schale hat (s. p. 20). D. Stielbildungen der Vorticellidinen. Schon früber mussten wir das Wesentliche über den Bau der Stiele mittheilen (s. p. 1306), und lernten auch die Verschiedenheit derselben bei den Oontractilia und den Acontractilia kennen. Die Stiellänge zeigt die grössten Diffe- renzen; ferner ruft die Koloniebildung natürlich die mannigfaltigste 95 * 1556 Gilata. Beschaffenheit der Stielgerüste hervor, was hier nicht specieller zu untersuchen ist. Es genüge die Bemerkung, dass ihre Verzweigung stets dichotomisch geschieht. — Bekanntlich nehmen am Aufbau des Stiels zwei Substanzen theil. Eine festere und dichtere Rinden- substanz bildet die dünne bis mässig dicke Stielscheide, d. h. die äussere Stielwand, deren Inneres von der Marksubstanz (Stein 1854) erfüllt wird. Letztere ist jedenfalls weicher und schwächer lichtbrechend, wohl gallertig (doch bedarf dies genauerer Feststellung). Bei den Acontractilia füllt diese Marksubstanz die ganze Stielscheide aus; bei den Contraetilia nimmt natürlich der Stielfaden einen beträchtlichen Theil der Röhre für sich in Anspruch. Der Querschnitt des Stiels ist kreisförmig bis etwas oval. Das distale, am Thierkörper befestigte Ende zeigt gewöhnlich keinerlei Besonder- heiten. Die Marksubstanz springt häufig etwas convex in das Hinter- ende des Thieres vor, ist jedoch immer deutlich von dessen Plasma ab- gegrenzt. Von einem Uebergang der Stielscheide in die Pellicula (Outicula), was vielfach behauptet wurde, kann keine Rede sein; ebensowenig aber von dem Uebergang der Marksubstanz in den eigentlichen Körper des Thieres (Greeff 1870, p. 361—362). G. unterschied überhaupt. nicht zwischen dem contractilen Stielfaden und der Marksubstanz, sondern warf beides zusammen ; daher kommt es, dass er von einer contractilen Achse bei den Contractilia und einer nicht contractilen bei den Acontractilia sprach. Auch die Angabe über die Verschmelzung der sogen. Stielachse der Acontractilia mit dem Thierkörper entspravg wohl dieser Auffassung; ebenso wie die Aeusserung, dass die Achse aus einer „‚dunkleren mehr oder minder körnigen“ Substanz bestehe. Das auf der Unterlage befestigte Stielende ist dazu wohl stets be- sonders eingerichtet. Es bildet eine mehr oder weniger umfangreiche, scheiben- bis tellerförmige Ausbreitung, aus deren Centrum der eigentliche Stiel sich erhebt. Die Vergrösserung der Ansatzfläche verstärkt natürlich die Befestigung. — Gewisse Stiele zeigten keinerlei feinere Structuren; so gewöhnlich die von Vorticella und Carchesium; doch be- ruht dies vielleicht nur auf der Feinheit der Structuren. Wenigstens bemerkte ich bei Carchesium polypinum eine sehr feine Längsstreifung, wie sie bei anderen Formen viel deutlicher auftritt. Namentlich die Stiele der Acontraetilia (speciell die von Epistylis und Opercularia) sind fast immer sehr deutlich gestreift. Doch variirt die Schärfe der Streifung nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei derselben Species beträchtlich. Wie Stein beobachtete (1854, p. 112 Opereularia), rührt die Streifung von der Marksubstanz her, was nach Behandlung mit Kali deutlich werden soll. Auch eine Skizze Engelmann’s (1862) von OÖpereularia Lichtensteinii zeigt die Marksubstanz deutlich faserig; an den oberen Stielenden, von welchen sich die Thiere abgelöst hatten, werden die punetförmigen. Querschnitte der Fasern durch die gesammte Marksubstanz gezeichnet; sie wäre also durch und durch faserig, nicht etwa nur oberflächlich. Ebenso betont Plate (1888), dass die Mark- substanz des Stiels von Epistylis simulans durchaus fibrillär ist. Stiele (Morphologie) Narbe der Gehäuse u. Stiele. 1997, Auch Stein wollte hieraus schon auf die Identität der Markmasse der Acontractiliamit dem Stielfaden der Contractilia schliessen; eine Ansicht, welche wir oben zurückzuweisen suchten. Recht häufig zeigt die Stielscheide eine Ringelung, welche bald ziemlich grob, bald fein bis sehr fein ist. Sie fehlt Vorti- cella und Carchesium gewöhnlich, ist dagegen bei Zoothamnium und den Acontractilia sehr verbreitet. Die verschiedenen Beobachter geben ausdrücklich an, dass diese Structur durch eine Ringelung der Oberfläche der Scheide bewirkt wird. Es kommt auch vor, dass die Ringelung ziemlich unregelmässig wird, mehr einer queren Runzelung gleicht. Besonders kräftig ist sie häufig bei den Operceularien, doch ist auch dieser Charakter grossen Schwankungen unterworfen. Wird sie unregel- mässiger und schwächer, so treten die Ringel in ansehnlicheren mehr oder weniger schwankenden Abständen auf; dadurch nähert sich die Ringelung der Erscheinung, welche man gewöhnlich als Gliederung der Stiele bezeichnete. Auch diese ist bei Zoothamnium und den Acontractilia recht verbreitet, findet sich jedoch auch gelegentlich bei Carchesium (epistylides Cl. u. L.). Die Gliederung kann neben der feinen Ringelung bestehen, oder obne sie. Sie berubt jedenfalls auf einer periodischen Unterbrechung des Stielwachstbums. Das Endstück des Stiels aus der vorherigen Periode ist häufig durch eine kleine Erweiterung bezeichnet, während das folgende Stück etwas verengert beginnt; doch kann die Artieulationsstelle auch in etwas anderer Weise gebildet sein. Die Häufigkeit solcher Artieulationen variirt sehr, ebenso wie ihre Lage am Stiel. Bei gewissen Formen (z. B. Epistylis Galea, Opercularia articulata etc.) findet sich gewöhnlich an jeder Verzweigungsstelle eine Articulation. Dem entspricht jedenfalls, dass bei Epistylis Umbellaria L. an der gleichen Stelle meist eine knotige Verdickung existirt, ohne eigentliche Abgliederung. Bei anderen Formen treten die Abgliederungen dagegen hauptsächlich zwischen zwei Verzweigungsstellen auf und zwar bald in Ein- bald in Mehrzahl (Beispiele hierfür bieten namentlich die Zoothamnien). Wie gesagt, lassen sich (soweit die Angaben reichen) die häufiger wiederholten Gliederungen von spärlicher Ringelung nicht scharf trennen. Obgleich es wohl möglich ist, dass kingelung und Gliederung im wesentlichen entsprechende Bildungen sind, bedarf das Ver- hältniss beider doch noch genauerer Aufklärung. E. Farbe der Gehäuse und Stiele. Anfänglich sind beide fast immer farblos. Die Tintinnoinengehäuse scheinen zeitlebens so zu bleiben oder doch nur eine schwach gelbliche Farbe zu erlangen. Die Gehäuse der Peritrichen dunkeln dagegen mit dem Alter mehr oder weniger stark, werden gelb, gelbbraun bis tief braunschwarz. Das Gleiche fanden wir schon bei den gallertigen Gehäusen. — Eine spezifische, Jedenfalls direct mit der Abscheidung auftretende Farbe besitzen ge- wöhnlich die Gehäuse von Folliculina Ampulla; doch begegnet man auch farblosen. Die Farbe harmonirt meist mit der des Bewohners, ist daher in der Regel blau bis meergrün, geht jedoch häufig mehr ins Gelbe bis Gelblichbraune und Graue Wir deuteten schon früher (p. 1476) an, dass die blaue Färbung des Follieulinagehäuses wohl von dem ectoplasmatischen Pigment herrührt; genauere Untersuchungen fehlen jedoch hierüber. Der gelbliche bis bräunliche Ton, welcher sich dem 1558 Giliata. 3jlauen häufig beimischt, dürfte von der gleichen Ursache herrühren, wie die Bräunung der Stiele und Gehäuse der Peritrichen. F. Chemische Natur der Gehäuse- und Stielsubstanz. Rouget bemerkte zuerst (1862) die Doppelbrechung der Stielscheide von Vorticella, und Engelmann erwies 1875 das Gleiche für die Gehäusewand (p. 440, Coth., Vagin.). Obgleich die Untersuchungen über die chemische Natur der Stiel- und Gehäusemasse noch recht mangelhaft sind, lässt sich doch ihre Chitinnatur im Allgemeinen behaupten; d. h., dass sie zu der Gruppe stickstoffhaltiger, gegen kaustische Alkalien meist resi- stenter, in concentrirter Schwefelsäure dagegen löslicher Stofie ge- hören. Da dieselben in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die erwähnten Reagentien etwas schwanken, welche sogar mit der Zeit häufig grösser wird, so kann es nieht erstaunen, dass auch die Gehäuse und Stiele kochen- dem Kali bald etwas mehr, bald etwas weniger widerstehen. Wir halten es für unnöthig, einzelne Angaben hierüber zu machen. Bemerkt werde noch, dass die Gehäuse gewisser Tintinnoinen (Dietyocysta, Ehrenberg, Häckel) lange für kieselig gehalten wurden, bis die Erfahrungen Fol’s, welche Entz und Daday bestätigten, ihre chitinöse Natur erwiesen. G. Der Bildungsvorgang der Stiele und Gehäuse ist eben- falls nur wenig bekannt. Nach der allgemein acceptirten Auffassung entstehen diese Schutz- und Stützgebilde durch Secretion. Bekannt- lich (s. p. 1268) vergleichen wir die Schutzhüllen der Infusorien und der übrigen Protozoön mit der Zellmembran. Gerade neuerdings wird aber die Frage nach der Bildung der Zellhaut auf botanischem Gebiet, wo dieselbe am ersten zu lösen sein dürfte, wieder lebhaft discu- tirt. Man streitet von neuem energisch darüber, ob die Membran durch Secretion oder durch directe Umbildung der äussersten Plasma- schicht entstehe. Für letztere Ansicht wurden in jüngster Zeit eine Reihe gewichtiger Gründe aufgeführt. Dennoch scheinen mir Gehäuse wie Stiele der Infusorien entschieden Secretionsproducte zu sein. Hierfür spricht einmal ihre zweifellos prineipielle Uebereinstimmung mit den gallertigen Hüllen und Gehäusen, deren Entstehung anders als durch Secretion nicht wohl denkbar ist und wofür auch oben Nachweise geliefert wurden. In gleichem Sinne dürfte auch die offennbare Ueber- einstimmung der Gehäuse mit den Cystenhüllen sprechen, denn die Secretion letzterer scheint wohl sicher. Ferner betone ich noch, das die Gehäusewand bei Folliculina und ebenso wohl auch bei den Tintinnoinen von der allseitig bewimperten Körperoberfläche gebildet wird. Unter diesen Umständen scheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie durch Umbildung der äussersten Plasmaschicht (der Pellicula), von welcher die Cilien entspringen, entstehe. Die Thatsache, dass das Weiterwachsen der Gehäuse nur von einer beschränkten Region des Thierkörpers besorgt wird, spricht gleichfalls mehr für Abscheidung. Ueber die Bildung (resp. Secretion) der Stiele ist nichts besonderes zu bemerken. Ueber die Geschwindigkeit ibrer Abscheidung liegen einige Chemie u. Bildung der Gchäuse u. Stiele. 1559 Angaben vor. So fand Engelmann (1875 p. 441) bei Zooth. Arbuseula in den ersten Stunden der Stielbildung ca. 0,15 Wachsthum pro h., in den nächsten 15 Stunden im Durchschnitt nur ca. 0,05; Frommentel (1884 p. 7) berechnet nach seinen Beobachtungen an einer Vortieella das Wachs- thum in der 1. Stunde auf 0,140 und constatirt gleichfalls dessen langsame Abnahme. Die Bildung der Gehäuse wurde gelegentlich etwas genauer verfolgt. Sowohl bei den Cothurninen wie den Follieulinen (Stein 1854 u. 1867, Wright, Möbius) scheint das Gehäuse gleichzeitig auf der gesammten Körperoberfläche (mit Ausnahme des Peristoms) abgeschieden zu werden. Cothurnia erystallina contrabirt sich nach der Festheftung und scheidet in diesem Zustand die erste Anlage des Gehäuses aus (Stein 1854). Jedenfalls geschieht dies ziemlich rasch, da Wright freischwimmende Theil- sprösslinge von Folliculina schon am anderen Morgen (noch ohne voll ausgebildete Peristomflügel) in ganz ausgebildeter Hülle mit ansehnlichem spiralgestreiftem Hals fand. Auch Möbius sah schon nach 2 Stunden ein Gehäuse um die Sprösslinge gebildet, allerdings noch ohne Hals. Stein bemerkt über den weiteren Ausbau des Gehäuses der Cothurnia erystallina Folgendes. Nachdem dessen erste Anlage von dem kuglig contrahirten Infusor abgeschieden wurde, zieht sich der Körper von der Gehäusewand allmählich zurück, bis schliesslich nur die vordere, hinter dem Peristomsaum gelegene Körperregion mit dem vorderen Theil des jungen Gehäuses in Verbindung bleibt. Diese Region besorgt dann, indem der Körper sich allmählich mehr und mehr streckt, das Auswachsen des Mündungsrandes. Erst wenn das Gehäuse die Länge des ausgedehnten Körpers erreicht hat, löst sich die peristomiale Körper- region vom Mündungsrand los. Etwas seltsam lauten Stein’s (1854) Angaben über die Gehäuse- bildung der Cothurniopsis imberbis und Astaci. Auch bier scheidet das Thier die erste Anlage des Gehäuses im contrabirten Zu- stand ab, doch soll dieselbe nur vom angeschwollenen hintersten Theil des Körpers, der vorn durch den Wimperring begrenzt wird, erzeugt werden. Die erste Anlage wäre demnach bei Cotburniopsis ein niederer Napf. Dann zieht sich die Körperoberfläche von dem mehr verdickten und erbärteten Napf zurück, dessen Oralrand jedoch fort- dauernd mit der Körperoberfläche in der Region des Wimperrings in Verbindung bleibt. Indem die Abscheidung der Schalensubstanz hier weiter geht, wächst der Vordertheil des Napfes in eine dünne Lamelle aus, welche etwa bis zum Peristom des Thieres reicht, sich hier nach Innen umschlägt und bis zur Gegend des Wimperrings zieht, wo sie mit der Körperoberfläche zusammenhängt (74, 12). Indem die Lamelle weiter- wächst und der Körper sich gleichzeitig ausstreckt, rollt sich ihr ein- geschlagener Theil allmählich um, und nachdem das Gehäuse seine gehörige Länge erreicht hat, löst sich auch sein Oralrand von der Körperoberfläche ab. Ob Stein’s Schilderung ganz zutrifft, scheint mir etwas unsicher. 1560 Ciliata. Auch für die Gehäuse der Tintinnoinen und der Follieulinen wurde das Auswachsen des Mündungsrandes schon erwähnt. Dies kann gleichfalls nur dureh die peristomiale Region des Thierkörpers bewirkt werden. Von Follieulina Ampulla berichtet Stein (1867), dass wahrscheinlich die Aussenfläche der Peristomflügel die Abscheidung der Schalensubstanz bewirke; die Thiere verharren häufig längere Zeit so weit ausgestreckt, dass gerade die Peristomflügel die Mündung ausfüllen, „wobei dieselben öfters wie ein Paar auf einander gelegter Hände bald nach rechts, bald nach links an der inneren Seite der Mündung umher- sedreht werden“. 4, Fortpflanzung und Koloniebildung. A. Allgemeines. Der historische Abschnitt erörterte schon, dass von den mannigfachen Fortpflanzungsarten, welche den Ciliaten zuge- schrieben wurden, nur die einfache Theilung und ihre Modificationen thatsächlich vorkommen. Gerade für die Ciliaten dürfen wir bestimmt behaupten, dass alle Vermehrungsvorgänge von einfacher Theilung ab- leitbar sind. Auch in der Theilungsriehtung herrscht grosse Ueberein- stimmung. Es scheint ausschliesslich Quertheilung, d. h. senkrecht zur Längsachse geschehende, sicher erwiesen zu sein. Zwar wurde Längstheilung für viele Ciliaten seit alter Zeit angegeben, doch erwiesen sich seit Balbiani’s Forschungen (1858—61) die meisten dieser Fälle als Conjugation; dass auch die angebliche Längstheilung von Opalina (Zeller) auf Conjugation zu beziehen ist, wie Balbiani (810) richtig vermuthet, dürfte sicher sein. Nur die Vorticellinen schienen sich durch unzweifelhafte Längstheilung zu vermehren. Die eben (p. 1251) versuchte morphologische Ableitung dieser Ciliaten zeigte aber, dass ihre angebliche Längsachse eigentlich der dorsoventralen Achse der übrigen entsprechen dürfte, ihre vermeintliche Längstheilung demnach gleichfalls Quertheilung ist. Auch Entz (1888, p. 402) gelangte zu einer ähnlichen Deutung dieser scheinbaren Abweichung; doch ist die versuchte Identificirung des Vorticellinen-Discus mit der Bauchlläche der übrigen Ciliaten wohl unrichtig, wie aus unserer früheren Darlegung hervorgeht. Sollte unsere Erklärung der anscheinenden Längstheilung der Vorticellinen zutreffen, so dürften keine abweichenden Theilungsvorgänge in der Gruppe vorkommen, speciell keine quer zur scheinbaren Längsachse verlaufenden. Es liegen nun einige Angaben über solche Vermehrung bei gewissen Vorticellinen vor; ich glaube aber, dass dieselben theils unsicher, theils unbegründet sind. So behauptet Kent (601), dass Ophrydium Eichhornii (= Wrzesniowski’s var. hyalinum von O. versatile) sich quertheile. Die Unwahrscheinlichkeit dieser Angahe folgt schon daraus, dass die Längstheilung von O. versatile lange (siehe z. B. von Frantzius 1849) nachgewiesen wurde; ferner bildet OÖ. Eichhornii nach Wrzesniowski ebenfalls Kolonien mit verzweigten Stielen wie die übrigen Vorticellinen, was nur auf sogen. Längstheilung beruhen kann. Kent behauptet zwar, dass die Stiele aller Individuen der Kolonien unverzweigt seien; ich schenke jedoch Wrzesniowski’s Beobachtungen grösseres Vertrauen. Auch bei der sog. Spirochona tintinnabulum glaubt Kent Quertheilung nachgewiesen zu haben. Ich hob schon früher hervor (s. p. 1385), dass dieses Wesen eine echte Vorticelline und keine Spirochona ist, und erhob sie deshalb zu einer be- sonderen Gattung Glossatella. Ihre angebliche Quertheilung halte ich für sehr zweifel- Fortpflanzung (Allgemeines). 1561 haft. Ohne natürlich, auf Grund der kurzen Beschreibung und der Figuren, Kent's 3ehauptung bestimmt widerlegen zu können, halte ich für wahrscheinlich, dass der Cilienkranz, welcher in der Mittelregion entsteht und angeblich die neue adorale Zone des hinteren Sprösslings sein soll, nur der untere Wimperkranz ist. Demnach dürften die vermeintlichen Theilungszustände überhaupt keine solchen gewesen sein, sondern Individuen, welche sich von ihren wahrscheinlich kurzen Stielen ablösen wollten. Auch bei Ophrydium mag der Um- stand, dass der untere Wimperkranz ziemlich hoch oben entsteht, die Vermuthung einer Quer- theilung veranlasst haben. — Einen unsicheren Bericht über die Quertheilung einer Vorti- celline gab auch Joseph (815, Autochloüö wahrscheinlich = Zoothamnium sp.) und schliesslich Grenfell (829) für eine sog. Scyphidia amoebaca. Alles was Grenfell beobachtete, ist die Entwicklung einer Einschnürung und eines Cilienkranzes; weiter wurde der Vorgang nicht verfolgt. Demnach unterliegt diese Beobachtung denselben Bedenken wie die Kent’sche; es handelte sich wahrscheinlich um die Entwicklung des unteren Ciliengürtels vor dem Uebergang in den freischwimmenden Zustand. — Während der Correctur kann ich noch zufügen, dass die Schilderung, welche Fahre soeben (864) von der Entwicklung des unteren Cilienkranzes bei Rhabdostyla Scorpaenae gibt, die obigen Deutungen wesentlich unter- stützt. Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, dass auch die früheren Angaben Stein ’s (1854): es theilten sich die Mikrogonidien von Lagelnophrys parallel der Ebene des unteren Wimperkranzes (also senkrecht zur Theilebene der übrigen Vorticellinen, welche auch bei der gewöhnlichen 'Theilung der Lagenophrys eingehalten wird), durch die neueren Erfahrungen Plate’s (1888) corrigirt wurden. — Derselbe zeigte (942, p. 31), dass die Theilebene senkrecht zum Cilienkranz verläuft, also von der Regel nicht abweicht. Wie ich hoffe, haben die vorstehenden Erörterungen dargelegt, dass nur Quertheilung sicher bekannt ist. Dass dieselbe zu einer mehr oder weniger schiefen modifieirt werden kann, soll später betrachtet werden. Grössere Schwierigkeiten bereitet nur die Ableitung der eigenthümlichen Knospung von Spirochona von der Quertheilung; doch dürfte es ge- lingen, auch diese damit in Einklang zu bringen. Die Modifieationen des Vermehrungsvorgangs sind folgende. Die ur- sprüngliche und auch häufigste ist die einfache quere Zweitheilung im beweglichen Zustand. Hiervon leiten sich ab die Knospung und die Theilung im rubenden Zustand. Die neueren Untersuchungen lehrten überzeugend, dass die im Ganzen seltene Knospung nur eine Abänderung der gewöhnlichen Theilung ist, wobei die Theilproducte so ungleich gross wer- den, um als Mutter und Sprössling unterschieden werden zu können. Früher hielt man bekanntlich die Knospung für eine von der Theilung prinecipiell ab- weichende Vermehrungsart. Wie Stein zuerst 1851 für Lagenophrys, 1854 für die Vorticellinen und Spirochona nachgewiesen zu haben glaubte, sollte der Ma. N. der Knospe selbstständig entstehen, nicht von demjeuigen des knospenden Infusors abstammen. Zum Theil wurde diese Ansicht durch die irrthümliche Deutung der copulirenden Mikrogonidien als Knospen unterstützt, da in diesen Fällen ein Zusammenhang der Kerne von Mutter und Knospe natürlich nicht gefunden werden konnte. Im übrigen beruhten die Angaben auf un- genügenden Beobachtungen. Auch Glapar&de-Lachmann (1858S-—-1861) stimmten der ver- schiedenen Entstehung des Nucleus bei der Knospung und Theilung zu, obgleich sie die nahen Beziehungen zwischen beiden Vermehrungsformen schon lebhaft betonten und auch bezüglich der selbstständigen Entstehung des Nucleus der Knospe etwas unsicher geworden waren, da sie sich bei einer Acinete vom Gegentheil überzeugt zu haben glaubten. Erst die Feststellung der Natur der vermeintlichen Vorticellinenknospen und die genauere Erforschung der Knospung der Suctorien und Öiliaten (Engelmann 1876, R. Hertwig und Bütschli 1577) widerlegten die frühere Ansicht und stellten die wesentliche Ueberein- stimmung der beiden Vermehrungsarten bestimmt fest. 62 Giliata. 1 on Die Fortpflanzung im ruhenden Zustanz ist eine nicht allzuhäufige Erscheinung und ebenfalls nur eine Modification der gewöhnlichen Theilung. Selten geschieht sie ohne Abscheidung einer Cystenhaut; meist erfolgt sie unter dem Schutze einer solchen. Natürlich ist der Uebergang in den ruhenden Zustand von einer Reihe Umformungen und Rückbildungen be- sleitet, welche an den Sprösslingen später wieder ausgeglichen werden müssen. Häufig schreitet die Theilung im Ruhezustand successiv rasch fort, ohne dass die Sprösslinge Gelegenheit zur Ernährung und zum Wachsthum fänden. In diesen Fällen werden also einige bis viele kleine Sprösslinge erzeugt. Es dürfte nicht gerathen erscheinen, solche Sprösslinge mit Kent als „Sporen“ und ihren Bildungsvorgang als Sporulation zu bezeichnen. Obgleich wir, dem üblichen Sprach- gebrauch folgend, bei den Sporozoüön selbst die Bezeichnung Sporen gebrauchten, scheint es doch richtiger, diesen Terminus für die Ciliaten und die Einzelligen überhaupt nicht zu ver- wenden. Bei den Sporozoön hatte diese Benennung insofern noch eine gewisse Berechtigung, da die 'Theilproducte sich mit besonderen ceigenthümlichen Hüllen umgeben und in diesem Zustand ausgestreut werden; auch tritt meist noch eine eigenthümliche Theilung des Sporen- inhalts ein. Die kleinen Sprösslinge der Ciliaten, welche bei der Theilung im ruhenden Zu- stand auftreten, unterscheiden sich nicht wesentlich von den gewöhnlichen 'Theilspröss- lingen,g nur dass sie meist nicht sofort beweglich sind. Es kommt zwar vor, dass sie sich in Secundäre Öysten hüllen, welche den Sporenhüllen der Sporozoön vergleich- har erscheinen. Wie bemerkt, scheint mir der Ausdruck Sporulation für die Ver- mehrung im Ruhezustand nicht angezeigt. Der Name Sporen wäre am Besten der ursprüng- lichen Anwendung gemäss, auf die ungeschlechtlichen Fortpflanzungszellen der mehrzelligen Pflanzen zu beschränken. Die Anwendung dieser Bezeichnung seitens der Botaniker auf be- liebige Ruhezustände und kleine Sprösslinge der Einzelligen kann nur verwirren. Die secundären Jysten kleiner Sprösslinge, welche sich durch simultane oder successive Theilung bildeten, liessen sich vielleicht als Mikrocysten bezeichnen und die kleinen Sprösslinge dieser Ver- mehrungsvorgänge als Mikronten (oder Mikrogonidien, wenn sie zur Copulation oder Oonjugation bestimmt sind). Gruber will als eine besondere Vermehrungsart die „Zersplitterung“ oder den „spontanen Zerfall‘ des Körpers in zahlreiche kleine Stücke (s. 1885, 776. Vorl. Mittheil. p. 715 und 776 p. 10) betrachten. Die thatsächlichen Grundlagen hierfür bilden wesentlich Zeller's Mittheilungen über die Theilung der Opalinen. Was Gruber über selbst beobachtete Fälle spontanen Zerfalls berichtet, ist gar zu wenig, um Beachtung zu ver- dienen und gegenüber den negativen Ergebnissen aller früheren Forscher kaum von Bedeutung. Dies gilt um so mehr, als Gr. seiner Sache selbst nicht sicher scheint, da er (776, p. 11) bemerkt: „Nehmen wir die Fähigkeit der Infusorien, spontan zu zerfallen und aus den Trümmern wieder neu zu erstehen, als möglich an“. Ich kann die Auffassung der Engel- mann ’schen und Zeller’schen Beobachtungen über die Theilung von Opalina als spontanen Zerfall oder Zersplitterung nicht billigen. Wie schon Nussbaum (18S6, p. 490) richtig hervorhebt, ist die Vermehrung der Opalina kein besonderer Vorgang, sondern die gewöhn- liche, durchaus successiv geschehende Quertheilung. Die angebliche Längstheilung ist, wie schon oben betont wurde, wohl sicher Conjugation. Gruber’s Ansicht eutbehrt daher that- sächlicher Unterlagen; auch drückt er sich neuestens (1887, p. 68) unbestimmter aus, indem er „von rasch hinter einander folgenden Theilungen, oder, wie man auch sagen könnte, dem Zerfall des Körpers (von Opalina Ranarum) in viele Theilstücke“ spricht. B. Die gleichhälftige Theilung im beweglichen Zustand. Unter der Theilung im beweglichen Zustand verstehen wir die quere bis etwas schiefe Durchschnürung mit Bildung gleichgrosser oder doch wenig verschiedener Sprösslinge, wobei die Wimpern während des Theilungs- Gleichhälftige Theilung im bewegl. Zustand (Volumvermehr., Erste Anzeichen). 1569 actes erhalten und thätig bleiben. Der Eintritt der Theilung ist nicht an eine bestimmte Grösse der Individuen geknüpft; die Auffassung der Theilung, als eine Folge des Wachsthums über das specifische Maass der Art, kann demnach für die Ciliaten, wie die Protozo@ön wohl überhaupt, nur in bedingter Weise gelten. Schon 1849 betonte Stein, dass die Theilung der Vorticella micro- stoma auf allen Grössenstufen erfolge. Später hob Bütschli dasselbe (1876, p. 76) namentlich für Loxodes Rostrum hervor. Er deutete auf die Erklärung dieser Erscheinung hin, indem er zeigte, dass bei fortgesetzter Theilung allmählich eine fortschreitende Verkleinerung der (Generationen eintritt. Sind Ernährung und Wachsthum gleichzeitig auf- sehoben, wie es bei der Theilung im ruhenden Zustand zutrifft, so er- folgt die Grössenabnahme der Sprösslinge natürlich viel rascher. Wir werden auf diese Erscheinung genauer zurück kommen. Beachten wir das Vorstehende, so scheint es klar, dass Stein’s Ausspruch (1859): „jeder Theilung geht eine Vergrösserung des Körpers in einer auf die Theilebene senkrechten Richtung voraus“, keine allge- meine Gültigkeit haben kann. Bei fortschreitender Theilung im eney- stirten Zustand ist die vorherige Vergrösserung überhaupt ausgeschlössen. Bei der Theilung im beweglichen Zustand tritt sie jedenfalls in sehr verschiedenem Maasse, häufig wohl überhaupt nicht auf. Dass diese Verlängerung des Körpers in der Längsachse mit Beginn und während der Theilung, sehr erheblich sein, ja bis zur Verdoppelung der ursprüng- lichen Länge führen kann, beweist Coleps am deutlichsten. Bei der Theilung wird der Panzer dieser Ciliate im Aequator halbirt; jeder Sprössling erhält eine der Hälften. Die beiden anderen, ursprünglich nackten Körperhälften der Sprösslinge entstehen durch Auswachsen der mittleren Region der ‘Mutter (95, 1f). Demnach erfolgt bei der Theilung von Coleps nothwendig eine Verlängerung aufs Dop- pelte oder doch nahezu. Gleichzeitig tritt natürlich auch eine ent- sprechende Volumsvermehrung ein. Es liegt hier also eine ganz äÄhn- liche Erscheinung vor, wie sie bei der Zweitheilung der Euglypha und verwandter beschalter Rhizopoden beobachtet wurde. Die rasche Ver- doppelung des Volums kann natürlich nur auf Wasseraufnahme beruhen. %s ist Aufgabe der Zukunft, festzustellen, ob das Wasser in das Chylema oder Plasma oder in beides aufgenommen wird. Eine ähnliche Volums- verdoppelung bei der Theilung ist nach Schuberg (843) auch für Dasytrieha Ruminantium wahrscheinlich (s. das Nähere hierüber unten auf p. 1565). Fabre (847 gedenkt derselben Erscheinung bei Di- dinium Balbianiıi. Ansehnliche Streckung in der Längsachse mit Beginn der Theilung constatirte Stein auch für eine Reihe Oxytrichinen (speciell Stylonychia, Önychodromus etc.), ebenso für Euplotinen und Aspidiscinen, gewisse Chlamydodonten, Balantidium und Nyetotherus. Keine dieser Ciliaten scheint jedoch eine so ansehnliche Streckung oder 1564 Giliata. Volumsvermehrung zu erfahren, wie Coleps; für die Stylonychien soll die Verlängerung bis mehr als '/, der Länge erreichen. Dass Stein’s angebliche Regel keine durchgreifende ist, folgt schon aus seiner eigenen Angabe, dass die Verlängerung bei Urostyla äusserst gering sei, häufig sogar eine Verkürzung und Verbreiterung eintrete. Auch für einige der untersuchten Heterotrichen (Stentor, Spirostomum, Blepha- risma, Climacostomum) wird einer Streekung weder von Stein noch von anderen Beobachtern gedacht. Gruber (776) fand die Sprösslinge von Stentor coeruleus nur ganz wenig grösser wie die Hälften der Mutter; doch wird nieht mitgetheilt, ob diese geringe Volumszunahme während oder nach dem Theilungsact eintrat. Gruber leugnet, wie wir später sehen werden, für Stentor jedes Wachsthum zwischen zwei Theilungen. Eine zweite Frage von allgemeiner Bedeutung ist, ob die wahrnehm- baren Anzeigen der Theilung zuerst am plasmatischen Leib oder an den Zellkernen hervortreten. Die Mehrzahl der Forscher sprach sich schon lange für das erstere aus. Schon Ehrenberg (1838) sprach von der relativ späten Theilung der Samendrüse (Makronucleus) von Stentor. Lachmann (1856) und später Olaparede (1858—1S61), Stein (1859 und 1867), Balbiani (1860 und später), Bütschli (1877), Entz (1884), Jickeli (1884), Nussbaum (1886) und Plate (18S6) betonten dasselbe. Frey (1858) glaubte in diesem Verhalten der Infusorien sogar eine prineipielle Abweichung von der Zelle ge- funden zu haben. Plate möchte dem jMakronucleus jeden Einfluss auf die Theilung ab- sprechen, „sondern stets das Plasma als das eigentliche Agens ansehen, welches die Nucleus- veränderungen — manchmal mit einer gewissen Willkür — veranlasst“. Wie sich dieser Ausspruch jedoch mit dem Anfang des Satzes verträgt, in welchem betont wird, dass es nicht richtig sei, das Active bei der Theilung der Infusorien dem Kern oder dem Protoplasma zu- zuschreiben, ist mir nicht recht klar. Nur wenige Forscher, wie Häckel (1873), R. Hert- wis (1876), Gruber (1883), Brass (660) glaubten die ersten Veränderungen am Makro- nucleus geschen zu haben. Sie nahmen deshalb meist an, dass letzterer (die Kleinkerne wurden gewöhnlich nicht berücksichtigt) den Anstoss zur Theilung gebe. Es steht natürlich jedem frei, auch jenseits der wahrnehmbaren Ver- änderungen der Nuclei unsichtbare anzunehmen, welche die Theilung des Plasmas anregten. Wir begnügen uns mit der Constatirung, dass in vielen Fällen unzweifelhafte Neubildungen am Plasma (Anlage neuer Wimpergebilde, eines Mundes und contractiler Vacuolen) auftreten, bevor am Makronucleus und den Mikronuclei Veränderungen bemerkt werden. Der Verlauf einer normalen Quertheilung ist im Ganzen sehr einfach, namentlich wenn wir von den Theilungserscheinungen der Kerne ab- sehen, die schon geschildert wurden. Den einfachsten Verlauf zeigen natürlich die einfach organisirten Ciliaten, wo also Zerlegung, respect. Neubildung von Organen nicht ‘oder doch nur in beschränktem Maasse stattfindet. Die mundlosen und überhaupt sehr einfach ge- bauten Opalininen (speciell Opalina) gehören hierher. Der Theilungsvorgang beschränkt sich bei ihnen auf eine quere oder nahezu quere Durehschnürung des Körpers in der Mitte oder nahe der Mitte der Gleichh. Theil. im bewegl. Zust. (Vermehr. d. Organe d. Theilung, Anl. d. neuen Munds). 1565 Längsachse. Sind wie bei Opalina zahlreiche Kerne vorhanden, so erfahren dieselben dabei. keinerlei Veränderung, sondern werden einfach auf beide Sprösslinge vertheilt. Findet sich ein ansehnlicher Hauptkern (Anoplophrya), so verläuft dessen Theilung ziemlich Hand in Hand mit der des Körpers. Irgend welche neuen Organe entstehen bei diesen Infusorien nicht. Auf das Verhalten der Bewimperung wird später noch eingegangen werden. Bei den übrigen Ciliaten wird der Theilungsvorgang dadurch com- plieirt, dass auch die neben den Kernen vorhandenen Organe ver- doppelt werden müssen. Dies kann durch Theilung oder durch Neu- bildung geschehen. Der erstere Fall ist relativ selten. Er tritt nur dann ein, wenn die betreffenden Organe nahezu die ganze Länge des Körpers erreichen. So fand Schewiakoff, dass der sehr lange Stäbchenapparat des Schlundes von Didinium Balbianii bei der Quertheilung durchgeschnürt wird, also die neuen Apparate aus der Theilung des alten hervorgehen. Das Gleiche wird auch bei ver- wandten Formen mit ähnlichem Stäbchenapparat zutreffen. Auch die zuführenden Kanäle der contract. Vacuole, welche den Körper gewisser Ciliaten der Länge nach durchziehen, und die kanalartige Vacuole ge- wisser Opalininen vermehren sich anscheinend durch Theilung. Da dieselben jedoch, wie früher gezeigt wurde, nicht eigentliche Organe sind, so ist dieser Fall weniger charakeristisch. Immerhin wird die lineare Region, in welcher die Bildungsvacuolen des Kanals entstehen, bei der Quertheilung durchgeschnürt, jedoch wohl auch die Zahl der Bildungsvacuolen durch neu auftretende in jedem Sprössling vermehrt. Nach Stein’s Schilderung (1859) gehen die beiden adoralen Zonen der Sprösslinge von Aspidisca aus der Durchschnürung der alten hervor, welche bei dieser Hypotriche bekanntlich sehr weit nach hinten reicht. Wenn es auch möglich ist, dass die Membranellen der Tochterzonen später durch neue ersetzt werden, so scheint doch die An- lage der neuen Zonen durch Theilung der alten sicher. — Eine ähnliche Theilung der Zone scheint nur noch für die Vorticellinen zu gelten, wenn die Beobachtungen von Clapare&de-L., Balbiani (1860), Greeff und mir zutreffend sind, welche die Erhaltung und Halbirung der Zone bei der Theilung der Vorticellinen beschrieben. Stein (1849, 1859) gab an, dass bei diesem Vorgang sowohl die Zone wie Mund und Schlund völlig rückgebildete werden und an jedem Sprössling neu ent- stehen. Ihm schloss sich Everts an. Die Beobachtung dieser Verhältnisse ist schwierig, weil die Vorticellinen sich stets im contrahirten Zustand theilen. An und für sich steht der Theilung der Zone nichts im Wege; sehen wir doch dass die Körperbewimperung stets. auf die Sprösslinge hälftig übertrageu und bei Trichodina z. B. der untere Wimperkranz halbirt wird. Einen Verschluss des Peristoms beobachtete Stein (1867) auch bei der Theilung von Climacostomum virens; doch bildet sich hier das hintere Peristom neu. Auch der alte Mund und Schlund schienen einzugehen; doch hält er dies selbst für recht zweifelhaft. Ich kann nachträglich zufügen, dass Fabre (864) soeben die Theilung der Zone für eine Urceolarine (Leiotrocha) bestätigt Das eine Individuum behält etwa das orale Viertel derselben mit dem alten Mund, das andere etwa die aborale Hälfte, das zwischenliegende 1566 Ciliata. Stück scheint zu Grunde zu gehen. Die beiden gesonderten ‘Antheile ergänzen sich durch Auswachsen. Abgesehen von den angeführten Beispielen begegnen wir bei den übrigen Spirotrichen stets einer Neuanlage des Peristoms und der adoralen Zone. Einfach halbirt werden auch Pellieulargebilde, wie die Haftscheibe von Triechodina und der Panzer von Coleps (s. oben p. 1563). Ob die neu angelegten Organe für den hinteren oder den vorderen Sprössling bestimmt sind, oder ob jeder derselben eins erhält, hängt ganz von der Lage und Zahl der Organe bei der betreffenden Art ab. Liegt das frag- liche Organ vor der Körpermitte, so wird es für den hinteren Sprössling neugebildet, bei umgekehrter Lage für den vorderen. Mund und con- tractile Vacuole geben in dieser Hinsicht gute Beispiele. Da jedoch der Mund im Ganzen selten weit nach hinten gerückt ist, so komnit seine Neubildung im vorderen Sprössling selten vor; doch gibt es Stein für Aspidisca bestimmt an. Bei den Paramaecien, deren Mund ebenfalls zuweilen in der hinteren Körperhälfte liegt, tritt der neue dennoch hinter dem alten auf. Beide müssen sich daher später ziemlich verschieben, da die Theilung genau in der Mitte geschieht. Wie sich die Ciliaten mit nahe ans Hinterende geschobenem Mund ver- halten, bedarf der Aufklärung, da Untersuchungen hierüber fast mangeln. Leider sind die neuerdings (Schuberg 843) bei Dasytricha Rumi- nantium gemachten Beobachtungen nicht ganz vollständig. Immerhin ergeben sie jedoch, dass bei der Vermehrung dieser Ciliata, an deren hinterer Mundlage wir nicht zweifeln, ganz besondere Verhältnisse auf- treten. Die beobachteten Theilungsstadien (65, 15) lassen sich einst- weilen nur so deuten, dass auch hier der Mund des hinteren Sprösslings sich neu anlegt, trotz der Lage des ursprünglichen. Dies geschieht aber dadurch, dass die Theilung durch ein ansehnliches Auswachsen des hinteren Körperendes eingeleitet wird, wobei der alte Mund seine Lage nicht verändert. Der Körper wird hierbei auf das Doppelte ver- längert, so dass der alte Mund nun in die Mitte der Ventralseite rückt. Dann erst beginnt die Durchschnürung und gleichzeitig das Auswachsen und die Theilung des Makronucleus. Nachdem die Durchschnürung ziemliche Fortschritte gemacht hat, legt sich ein neuer Mund am Hinter- ende des hinteren Sprösslings an. Dass dieser Vorgang gewisse Achnlichkeiten mit einem Knospungsprocess besitze, wie Schuberg meint, möchte ich nicht ohne weiteres zugeben. Knospung im gewöhnlichen Sinne ist er insofern jedenfalls nicht, als die Sprösslinge gleich eross sind. Auswachsen der Thiere vor der Theilung lernten wir schon oben als jedenfalls weit verbreitete. wenn auch sehr verschiedenartig entwickelte Erscheinung kennen. Das Auswachseu auf die doppelte Länge begesnen wir bei der Theilung von Öoleps u. A. Ob das Auswachsen mehr die mittlere oder eine der Endregionen ergreift, scheint mir nicht so gewichtig. Ich stehe daher auch nicht an, den Vermehrungsprocess der Dasytricha der Theilung zuzurechnen, was ja auch für den Vorgang bei Euglypha und verwandten Rhizopoden üblich ist, welche Schuberg treffend zum Vergleich heranzicht. Gleichh. Theil. im bewegl. Zust. (Neubildung von Cilien, Cirren, ador. Zone). 1567 Ob aber aus diesen Erfahrungen zu schliessen ist, dass eine Neuanlage des Mundes für den vorderen Sprössling überhaupt nicht oder doch nur ganz vereinzelt vorkommt, steht vorerst dahin. Für besonders ausgezeichnete Ciliengebilde und die contractilen Vaeuolen ist die Abhängigkeit des Orts ihrer Neubildung von der Lage am Infusor sehr deutlich. So müssen natürlich alle terminalen Cilien- gebilde (Tastborsten, Schwanzcirrus von Urocentrum etc.) für das Hinterende des vorderen Sprösslings neu angelegt werden; wogegen die vorderständige adorale Zone und ihre Wimpergebilde, wie gesagt, in der Regel am hinteren Sprössling neu gebildet werden. Das Ersterwähnte gilt natürlich auch für die terminalen contractilen Vacuolen, wogegen bei Stentor natürlich der hintere Sprössling die neue Vacuole erbält. Bei Paramaecium bekommt jeder Sprössling eine neue Vacuole und zwar entsteht die vordere neu (Clap.-L., Balbiani). Aehnlich verhalten sich natürlich noch andere Ciliaten mit mehreren contractilen Vaenolen. Von grossem Interesse ist die Neubildung von Wimperorganen; doch ist leider wenig davon bekannt. Wie die neue adorale Zone entsteht, wie speciell die einzelnen Membranellen entwickelt werden, bedarf der Aufklärung. Jedenfalls tritt die Zone meist zuerst in geringer Länge auf und wächst allmäblich zu ihrer definitiven Länge aus. Auch deuten die gleich zu erörternden Verhältnisse bei den Hypotrichen wohl an, dass die Ciliengebilde der Zone nicht aus der Umbildung von Körpereilien entstehen, sondern neu angelegt werden. Bei denjenigen Heterotrichen (z. B. Stentor) sowie den Oligotrichen, deren Zone ganz an das Vorderende des Körpers gerückt ist, entsteht die neue Zone des hinteren Sprösslings ursprünglich ganz auf der Ventralseite und rückt erst in dem Maasse, wie die Abschnürung sich vollendet, an den vorderen Pol. Besondere Verhältnisse treten bei der Peristom- bildung von Entodinium auf. Schuberg (845) fand, dass das neue Peristom von Entod. Bursa Stein „innerlich“ angelegt wird; d. h- dass die Peristomhöble ursprünglich geschlossen ist und sich erst später nach aussen öffnet. Wahrscheinlich dürfte es sieh nur um eine früh- zeitige Einsenkung, aber keine wirkliche innere Anlage der Peristomhöhle handeln. Von hohem Interesse ist das zuerst von Stein (1859), später Balbiani (1860, Anm. p. 81), Engelmann (1862) und Sterki (1878) testgestellte Verhalten des Wimpersystems bei der Theilung der Hypo- tricha. Hier beschränken sich die Neubildungen nicht auf die Ergänzung der mangelnden Gebilde, sondern führen wahrscheinlich zu einer totalen Neuanlage der gesammten ventralen Bewimperung beider Sprösslinge; nur über die adorale Zone bestehen noch Zweifel. Der Gang dieser Neubildung wurde bei Stylonychia (resp. auch Histrio) am genauesten untersucht; wir legen daher auch die betreffenden Erfahrungen zu Grunde. Rechts neben der Anlage der neuen adoralen Zone (71, 10b, az‘) des hinteren Spröss- lings treten 6 kurze, schief von rechts vorn nach links hinten laufende 1568 Ciliata. undulirende Säume auf. Dieselben sollen nach Stein anfänglich alle gleich lang sein; bald wachsen sie jedoch nach hinten ungleich stark aus. Der weitest links gelegene bleibt ganz kurz; die 3 darauf folgenden sind bedeutend länger, die beiden rechten die längsten. Alle Säume ziehen in gleichen Entfernungen parallel und dieht neben einander her. Sie sind die Anlagen. sämmtlicher Stirn- Bauch- und Aftereirren des hinteren Sprösslings. Gleichzeitig tritt jedoch auch vorn zwischen den hinteren Stirneirren des sich theilenden Tbiers ganz dieselbe Anlage auf; dazu bestimmt, die entsprechenden Cirren des vorderen Sprösslings zu bilden, d. h. die alten zu ersetzen. Von ihrem ersten Sichtbarwerden an, sind die Säume in langsamen undulirenden Bewegungen begriffen. Der kurze linke Saum wächst am frühesten zu einem zahnartigen Läppchen aus, das sich schliesslich zur ersten Stimeirre (s. p. 1247) entwickelt. Bald erheben sich auch die folgenden Reihen zu solchen Läppchen und zwar die drei folgenden zu je 3, die beiden rechten zu je 4 Cirrenanlagen, welche an ihrer Basis ursprünglich durch den Saum verbunden sind. Bevor nun die neuen Bauchflächen der beiden Sprösslinge (d. h. die kleinen Gebiete, auf welchem die Cirren hervorsprossen) allmählich auswachsend die alte Ventralseite und die alten Cirren verdrängen, entstehen auch die Neu- anlagen der Randwimperreihen. Nach Stein sollen die Anlagen der Rand- wimperreihen jederseits als ein zusammenhängender undulirender Saum etwas rechts neben den alten Reihen auftreten (letzteres Lageverhältniss trifft jedenfalls auch für die neuen Bauchreihen in Bezug auf die alten zu). Sterki fand dagegen, dass die Randwimperreihen der beiden Spröss- linge von Anfang an getrennt auftreten. Bei der Längsstreckung des sich theilenden Thieres rückt nämlich die alte rechte Reihe in drei Theile aus- einander, zwischen die sich die beiden Anlagen der neuen Reihen ein- schieben. Die alte linke Reihe sondert sich dagegen nur in 2 Stücke, zwischen denen die neue des hinteren Sprösslings hervorwächst, wäh- rend die des vorderen vor dem vorderen Ende der alten Reihe an- gelegt wird, sich aber wie die Neuanlagen sämmtlicher Randreihen hinten mehr oder weniger weit rechts neben und längs der alten fortsetzt. So liegen die Bewimperungsverhältnisse etwa, wenn die mittlere Ein- schnürung beginnt. Während dieselbe fortschreitet, wächst die Region der neuen Stirn-, Bauch- und Aftereirren stark nach hinten und in die Breite, wenig dagegen nach vorn aus. In dieser Weise gelangen die neuen Cirren, welche sich fortgesetzt vergrössern und ihrer definitiven Gestalt nähern, an die für sie bestimmten Plätze. Schon früher (siehe p. 1247) wurden die verschiedenen Ansichten erörtert, welche über die Ableitung der definitiven Cirren aus den Anlagen der 6 Säume geäussert wurden; wir verweisen daher auf das dort Bemerkte. Auch die neuen Randreihen wachsen allmählich zur definitiven Länge aus, wobei nach Sterki die alten Randeirren successive verschwinden. Erst kurz vor völliger Durchschnürung wachsen neue Schwanzborsten für beide Spröss- linge hervor. ö Gleichh. Theilung im bewegl. Zustand (Bauchbewimp. d. Oxytrich.). 1569 Sterki konnte auch den Ersatz der präoralen undulirenden Membran und der präoralen Cilien des vorderen Sprösslings durch neue Anlagen verfolgen und glaubt das Gleiche für die Membranellen der alten Zone annehmen zu dürfen; doch wurde ihm der Vorgang nicht klar. Er bemerkt: „Dass die adoralen Wimpern nicht einfach tales quales stehen bleiben, ist vollkommen sicher. Nach allem — diese Untersuchungen sind sehr schwierig und mühsam — ist es aber wahrscheinlich, dass nicht zwischen oder neben den alten neue adorale Membranellen gebildet werden, vielmehr dass jede einzelne umgebildet, gleichsam umgeprägt werde, ähnlich wie das ganze Peristom.‘“‘ Stein und Balbiani beob- achteten davon nichts; letzterer betont speciell, dass kein Ersatz der alten Zone eintrete. Auch nach der Trennung der Sprösslinge sind Reste der alten Cirren gewöhnlich noch vorhanden; hieran, sowie an der Ausdehnung der Zone und den allgemeinen Gestaltsverhältnissen lassen sich der vordere und hintere Sprössling noch längere Zeit erkennen. Recht eigenthümlich verhält sich das Hinterende des hinteren Spröss- lings (Stein). Einige Zeit vor der Trennung tritt nämlich auf der Ventral- seite eine quere Furche auf, die das Hinterende mit den alten After- eirren, Schwanzborsten und den hinteren Randeirren abgrenzt. Genau dieser Furche gegenüber wachsen die drei neuen Schwanzborsten am Rücken hervor, so dass die Furche gewissermaassen das neue Hinterende be- zeichnet. Das abgegrenzte alte Schwanzende verkleinert sich allmählich, ist jedoch am abgetrennten hinteren Sprössling noch längere Zeit deutlich zu erkennen. Schliesslich sitzt es dem neuen Schwanzende wie ein kleines Knöpfehen schief linksseitig an und schwindet zuletzt sammt den alten Cirren gänzlich. — In welcher Weise diese zu Grunde gehen, ist etwas unsicher. Stein und Balbiani lassen sie resorbirt werden; auch Sterki hält dies für wahrscheinlich. Dennoch bedarf der Vor- gang genauerer Feststellung; um so mehr, als Stein (1854) bestimmt versichert, dass bei der Rückbildung des unteren Wimperkranzes der Vorticellinen die Cilien abgeworfen werden, und Aehnliches auch bei der Eneystirung berichtet wird. Es wurde mehrfach die Ansicht geäussert (Steenstrup 334, Sterki, Entz 836), dass die beschriebenen Neubildungsverhältnisse der Hypotrichenbewimperung gegen die Auffassung dieses Vermehrungsvorgangs als einfache Theilung sprächen,. Es würden hierbei im Rahmen des alten Individuums gewissermaassen zwei neue angelegt. Der Vorgang sei daher als eine Sprossung oder Knospung zu bezeichnen. Ich kann dieser Ansicht nicht zustimmen. Die Erneuerung der Wimpergebilde der Hypotrichen ist eine Erscheinung, welche auch sonst im Leben derselben, z. B. im Gefolge der Oonjugation auftritt. Erneuerung von Wimper- gebilden findet auch bei der Encystirung statt. Hieraus geht hervor, dass den Ciliaten über- haupt die Fähigkeit zukommt, diese Organe gelegentlich zu ersetzen. Ich glaube, dass es in Betracht der sehr differenzirten Bewimperung für die Hypotrichen vortheilhaft ist, im Inter- esse der Herstellung einer einheitlichen, zusammenstimmenden Bewimperung, sie für beide Sprösslinge neu anzulegen und nicht nur theilweise zu ergänzen, Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 99 1570 Ciliata. Es ist möglich, dass die Erneuerung der Wimpern eine allgemeinere Bedeutung bei der Theilung besitzt; wenigstens wies Aim& Schneider nach, dass auch bei der ÖOpalinine Anoplophrya branchiarum die alten Cilienreihen „in der sich theilenden Region“ durch neue ersetzt werden, „welche mehr mit der neuen Form in Har- monie sind“ Schneider bemerkte auf der Oberfläche dieser Ciliate eine Menge ziemlich unregelmässig, häufig nahezu quer verlaufender Linien; jede Linie wird von einer Reihe feiner Punkte gebildet. Er meint, dass sie alte, eingegangene Cilienreihen seien, eine Ansicht, welche an und für sich nicht unwahrscheinlich ist, aber wegen des sehr unregel- mässigen Linienverlaufs auf Bedenken stösst. Bei dieser Gelegenheit wäre die Frage nach dem Verhalten der Körperstreifen, resp. der Cilienreihen bei der 'Theilung überhaupt zu er- wähnen. Obgleich dieser Gegenstand zweifellos sehr wichtig ist, mangeln doch Beobachtungen darüber fast ganz. Jedenfalls lässt sich direet nach- weisen (Schewiakoff für Glaueoma uned.), dass die bogenförmige Ver- einigung der Streifen zwischen Mund und Vorderende (Mundnaht) am hin- teren Sprössling durch direeten Zusammenfluss der Cilienreihen oder -Furchen entsteht. Speecielleres über die Art der Neubildung des Munds und Schlunds ist einstweilen nicht anzugeben. Wir ergänzen unsere früheren Bemerkungen nur durch den Hinweis auf die eigenthümliche, gewisser- maassen gegenständige Lage der Mundöffnungen und dementsprechend auch der adoralen Zonen bei der Theilung der Vorticellinen. Diese Er- Fig. 23. a B e — or, \ N \ r „ ! l ı ) fi In TS! BR \ IST an Erklärung von Fig. 23. a. Schema des Peristomfelds einer Vorticelline mit der adoralen Zone az und dem Vestibulum vst. b. Dasselbe in Theilung begriffen nach der Darstellung Fabre’s (864) für Leiotrocha (Urceolarine). Der rechte Sprössling behält den alten Mund und ergänzt den aboralen Theil seiner Zone (punktirt), der linke bildet den oralen Theil der Zone und den Mund (yst‘) neu (punktirt). Gewisse Theile der alten Zone gehen jedenfalls zu Grunde. Die gestrichelte Linie die vermuthliche Theilebene. c. Fortgeschritteneres Stadium nach Bütschli (1886), welches nach dem Bemerkten keiner weiteren Erläuterung bedarf. scheinung fiel schon Clapar&de-L. auf, wurde dann später von Stein (1867, p. 115) ganz kurz berührt und von mir (1886) wieder hervor- gehoben. Wie die vorstehenden Figuren zeigen, sind die adoralen Zonen und die Mundöffnungen beider Sprösslinge umgekehrt orientirt. Die Zone des rechten Sprösslings bewahrt im Allgemeinen die ehe- Gleichh. Theilung im bewegl. Zust. (Kerne; Durchschnürung). la malige Orientirung, die des linken ist um 180° verdreht. Demnach sind auch rechte und linke Seite dieses Sprösslings in Bezug auf die Mutter vertauscht. Wie diese Verschiedenheit sich hervorbildet und ob die von Bütschli (l. e.) darüber geäusserte Ansicht zutreffend ist, be- darf weiterer Aufklärung *). Der Vermehrungsprocess der Kerne bei der Theilung wurde schon früher eingehend geschildert. Hier sind daher nur noch einige Bemerkungen über das allgemeine Eingreifen der Kerntheilung in den Theilungsprocess einzuschalten. Bekanntlich werden die Ma.N. bei der Theilung wirklich mehrkerniger Ciliaten (Opalina und Loxodes) nicht vermehrt, sondern auf beide Sprösslinge vertheilt. In den übrigen Fällen theilen sich sämmtliche Mikronueclei und der Makro- nucleus während des Vorgangs. Die Theilung der Mikronuclei scheint etwas vorauszueilen, so dass sie schon vor der des Makronueleus vollendet ist. Ob die von Balbiani (1860) aufgestellte Regel, dass die Hälften jedes Mi. N. auf beide Sprösslinge vertheilt werden, zutrifft, scheint mir fraglich. Meine früheren Erfahrungen über die Theilung der OÖxytriechinen scheinen mehr dafür zu sprechen, dass beide Hälften eines Mikronucleus häufig dem einen Sprössling verbleiben. Die definitive Durchschnürung und Theilung des Ma.N. erfolgt be- kanntlich recht spät, zuweilen erst gleichzeitig mit der Durchschnürung des Leibes. Eine Plasmastrahlung tritt um die Pole der sich theilenden Kerne nie auf, wie schon früher (p. 1537) betont wurde. Die Einschnürung des Leibes, welche änsserlich die Theilung am schärfsten markirt, zeigt sich bekanntlich erst ziemlich spät. In den meisten Fällen tritt sie als eine regelmässig quere, mittlere und den Körper ringförmig umgreifende Furche hervor. Balbiani (1881) hebt als be- sonders charakteristisch für die Ciliaten hervor, dass die Theilungsebene stets zwischen Mund und After durchschneide. Obgleich dies in den meisten Fällen zweifellos zutrifft, reichen die vorliegenden Untersuchungen über die Theilung der Ciliaten mit abweichender Afterlage (Stentor, Folli- eulina, Vorticellinen) doch nicht aus, um die allgemeine Gültigkeit dieser Regel zu erweisen. Namentlich die Vorticellinen fügen sich derselben nicht recht; doch sind gerade ihre Theilungsvorgänge sehr ungenügend studirt. Es verdient besonderer Erwähnung, dass die Theilungsfurche meist nicht als eine flache und breite Einschnürung erscheint, wie es bei *) Dieselbe findet sich in Fahre’s neuester Schrift (864) und bestätigt im Wesentlichen Bütschli’s Ansicht, die jedoch von Fabre völlig missverstanden wurde. B. hat nicht behauptet, dass die beiden Zonen der Sprösslinge verschieden gewunden seien (laeotrop und dexiotrop), wie F. glaubt, sondern dass sie die oben angegebene Lageverschiedenheit zeigen. Letzteres bestätigte denn F. für Leiotrocha. 99 1572 Ciliata. Zelltheilungen häufig ist, sondern von Beginn an scharf und senkrecht einschneidet. Wenigstens scheint dies in den meisten Fällen recht be- stimmt ausgesprochen zu sein; selten beginnt die Einschnürungsfurche anfänglich flacher, insofern die betreffenden Darstellungen richtig sind. Obgleich, wie gesagt, ein gleichzeitiges ringförmiges Auftreten der Furche Regel ist, begegnet man auch Ausnahmen nicht allzu selten, d. h. einseitiger Einschnürung. Hierfür bietet nach Stein (1867) Cli- macostomum virens ein gutes Beispiel. Natürlich schreitet unter diesen Verhältnissen auch die Vertiefung der Furche einseitig rascher fort und die letzte Verbindungsstelle der Sprösslinge ist der Seite, auf welcher die Furche später auftrat, genähert. Auch bei den Vorticellinen erfolgt die Durchschnürung mehr oder weniger einseitig, indem die Furche zuerst in der peristomialen Region beginnt. Dennoch setzt sie sich bald bis an das untere oder befestigte Ende fort. Sie ist hier nur schwieriger wahrzunehmen, da die beiden Sprösslinge bis zum Abschluss der Theilung dicht nebeneinander auf dem Stiel befestigt bleiben. Endlich geschieht die Durchschnürung bei gewissen Ciliaten nicht genau oder annähernd genau senkrecht zur Längsachse, sondern mehr oder weniger schief. Schon die Seltenheit dieser Erscheinung beweist wohl, dass die schiefe Theilung aus der queren hervorging. Etwas schiefe Durchschnürung von der Dorsal- gegen die Ventralseite beobachtete Wrzesniowski bei Dileptus; soweit bekannt, verläuft die Theilung bei den Verwandten quer. Etwas schief verläuft die Theilebene auch bei Spirostomum teres nach Stein (1867), und in den Notizen Engel- mann’s von 1560 finde ich für Spathidium Spathula die Bemerkung: „diagonale Theilung“, leider ohne zugehörige Abbildung. Besonders be- merkenswerth sind wegen der ziemlich schief erfolgenden Theilung Stentor und Follieulina. Obgleich der Theilungsvorgang von Stentor zu den frühest be- obachteten gehört (Trembley 1744), ist er keineswegs genügend er- forscht. Er beginnt mit der Anlage einer neuen adoralen Zone. Dieselbe tritt in einer Gestalt auf, welehe von der definitiven so sehr abweicht, dass Ehrenberg (1835) sie bei einigen Arten als dauerndes Element neben der alten adoralen Zone beschrieb, näm- lich als eine seitliche Wimperleiste. Die Anlage ist eine ventrale, ziemlich längsverlaufende Leiste, welche dicht hinter dem Mund be- ginnt und bis etwa zur Mitte des gestreckten Körpers nach hinten zieht (69, 2, az‘). Ihr hinteres Ende ist nach rechts umgebogen und durch- quert deutlich einige Körperstreifen. Ueber das Verhalten des längsge- richteten Theils der Leiste zu den Körperstreifen herrschen Zweifel. Stein lässt ihn bei St. polymorphus etwas schief nach rechts auf. steigen und dabei einige Streifen durchschneiden; nach Moxon soll er den Streifen parallel ziehen, nur das vorderste Ende sich wieder etwas rechts biegen und einige Streifen durehqueren. Ich: Gleichh. Theil. im bew. Zust. (schiefe bei Stentor, Folliculina). 1578 halte den letzteren Verlauf für wahrscheinlicher. Mit der Leiste wachsen auch sofort die neuen Membranellen hervor, welche je- doch erst allmählich ihre definitive Grösse erreichen. Allmählich baucht sich die Leiste nach der linken Seite bogenförmig vor und an ibrem Hinterende senkt sich der neue Mund und Schlund ein. Mit dem Auswachsen der neuen Zone bildet sich ein bruchsackartiger Vorsprung (68, 5b), auf dessen ventraler Fläche ein System feiner neuer Körper- streifen auftritt; dieselben sollen der neuen Zone parallel ziehen und mit den alten Streifen nicht zusammenhängen. Ob dies wirklich so ist, scheint weiterer Untersuchung bedürftig. Die neu entstandenen Streifen bilden einen Theil der Peristomstreifen des hinteren Sprösslings, also die von ihnen durchzogene Fläche einen Theil von dessen Peristomfeld. Jetzt krümmt sich das Vorderende der neuen Zone allmählich mehr nach rechts und gleichzeitig nach hinten herab; sie schiebt sich in ihrer Gesammtheit mehr auf die linke Seite. Während sich das bruchsack- oder knospenartige Vorspringen der Zone sammt dem angelegten Theil des neuen Peristomfelds vermehrt, beginnt allmählich eine Einschnürung vor dem vorderen Ende der neuen Zone (5b). Dieselbe ist schief nach rechts und hinten gerichtet und macht sich bald auch auf der rechten Seite, wenn auch nur schwach, geltend. Sie zieht also als eine schiefe Ringfurche um den Körper, welche linkerseits stärker vertieft ist. Je tiefer diese Einschnürung wird, desto mehr verschiebt sich das aborale Ende der neuen Zone auf die Dorsalseite. Gleichzeitig richtet sie sich sammt dem neuen Peristomfeld allmählich immer senkrechter zur Körper- achse. Dabei krümmt sich ihr aborales Ende mehr und mehr vom Rücken um die rechte Seite nach dem Bauch herum, bis es dem Oralende ganz nahe gerückt ist und Zone nebst Peristomfeld nun die riehtige Lage am hinteren Sprössling erlangt haben (68, 5c). Beide Sprösslinge hängen dann nur noch durch eine dünne Brücke zusammen, welche Stein etwa in die Mitte des neuen Peristomfelds, dicht neben das aborale Ende der Zone verlegt. Balbiani (1860) und Gruber (1886) geben sie viel weiter rechts, am rechten Rand des neuen Peristomfelds an. Die schliess- liche Durchschnürung dieser Brücke hat zunächst kein tieferes Interesse. Wie gesagt, sind die vorliegenden Berichte nicht ausführlich genug, um den Vorgang ganz zu verstehen. Eine genaue Verfolgung des Verhaltens der alten wie der neuen Körper- streifen scheint dazu erforderlich. Damit wird auch zuerst volles Verständniss über die Ver- schiebung des Peristoms an das Vorderende und die Natur der Peristomstreifung erzielt werden. Jedenfalls läuft die Theilungsebene bei Folliculina noch schiefer zur Längsachse. Doch beschränkt sich unser Wissen auf Möbius’ Be- obachtung zweier Sprösslinge im Gehäuse. Einer derselben besass das alte Peristom, der andere ermangelte eines solchen vollständig. Ersterer ist jedenfalls der vordere, letzterer der hintere Sprössling. Beide schienen anfänglich noch durch eine dünne Brücke, welche der Mittelregion des hinteren entsprang, verbunden zu sein. Der letztere verlässt hierauf 1574 Giliata. das Gehäuse, um einige Zeit frei umherzuschwärmen und allmählich das noch fehlende Peristom nebst Mund ete. auszubilden. Dies beobachtete zuerst Str. Wright (325); daran zu zweifeln wie Möbius, scheint mir ohne Berechtigung. Lieberkühn bildete solch freie Sprösslinge auf seinen unedirten Tafeln schon gut ab (1855). Dagegen dürften die von Claparede-Lachmann beschriebenen, recht ähnlich gestalteten Ciliaten, welche sie für junge Folliculinen hielten, keine solchen gewesen sein, sondern, wie Daday (1886) zeigte, eine besondere Lagynusart. Dieselbe besitzt nämlich vorn ein schwarzes Pigmenthäufchen, welches den Schwärmsprösslingen der Folliculina nach Lieberkühn, Wright und Möbius fehlt. Obgleich auch Stein (1868) für die Richtigkeit der Clapar&de-L.’schen Auffassung eintrat, halte ich dieselbe, wie ge- sagt, für erledigt. Ich darf dies um so eher, als auch schon Lieberkühn den Lagynus mit dem schwarzen Pigmentfleck beobachtete und seine Abbildungen keinen Zweifel lassen, dass es sich um eine Lacrymaria ähnliche Form handelt. Recht schief muss nach Entz’ Beobachtungen (speciell an Tintin- nopsis beroidea) auch die Theilung der Tintinnoinen verlaufen (70, 2b). Dies stimmt gut mit ihren Beziehungen zu den Stentorinen. Am auffallendsten ist vielleicht der schiefe Verlauf der Theilungsebene bei der Vorticelline Lagenophrys (75, 6b). Da wir schon früher (s. p. 1255 und den Holzschnitt Fig. 9) eine Erklärung hierfür versuchten, so ver- weisen wir darauf. Es ist jedoch zu betonen, dass gelegentlich ganz quere Durchschnürung eintreten kann. Stein beobachtete dies bei der Abschnürung der Knospensprösslinge von L. Vaginicola; auch scheinen sich diese Knospensprösslinge durch reine Quertheilung weiter zu vermehren. Die definitive Sonderung der Sprösslinge vollzieht sich in etwas verschiedener Weise. Entweder durch eine ziemlich glatte Durchschnei- dung, oder indem die sehr eingeschnürte Verbindungsbrücke zwischen den Sprösslingen in einen langen, feinen Faden ausgesponnen wird, welcher schliesslich reisst, worauf seine Reste eingezogen werden. Es ist leicht verständlich, dass die getrennten Sprösslinge häufig noch nicht ihre vollständige Organisation erlangt haben. Einmal sind die neu entstandenen Organe zuweilen noch unfertig, ferner weicht. die Gestalt der Jungen manchmal mehr oder weniger von der typischen ab. Es ist auch leicht begreiflich, dass diese Abweichung für beide Sprösslinge ver- schieden sein, d. h. der vordere hinten, der hintere vorn unvollständig sein kann. Bei einzelnen Ciliaten ist diese unfertige Beschaffenheit recht auffallend. So fehlt z. B. dem vorderen Sprössling von Di- leptus Anser der zugespitzte Schwanz, wogegen am hinteren der Rüssel noch sehr kurz ist; beide Theile wachsen erst nach der Tren- nung allmählich hervor (Wrzesniowski 1870). Kent (p. 516) be- merkt, dass auch der abgelöste hintere Sprössling von Lacrymaria Olor anfänglich nur einen ganz kurzen Rüssel besitze; auf Lieberkühn’s Tafeln ist jedoch der Theilungszustand einer kurzhalsigen Laerymaria (wahrscheinlich einer Trachelocerca) abgebildet, mit gleich langen Hälsen beider Sprösslinge. Bei Balantidium Entozoon fand Stein, dass der hintere Sprössling anfänglich noch ein recht abweichend gebildetes Peri- stom besitzt. Seltsam ist ferner, dass die beiden Sprösslinge dieser Art Gleichhälftige Theilung (schiefe bei Folliculina und Tintinnoinen; Metamorphose). 1575 nur mit je einer contractilen Vacuole aus der Theilung hervorgehen sollen, dass sich also die beiden normal vorhandenen Vacuolen dabei nicht vermehrten. Da die Verdoppelung der Vacuolen bekanntlich meist sehr früh geschieht, klingt dies etwas unwahrscheinlich. Auf den Mangel des ganzen Peristoms und demnach wohl auch des Munds und Schlunds am hinteren Sprössling von Follieulina wurde schon hingewiesen. Von der allmähliehen Entwicklung dieser Theile, welche kurz vor der Festheftung und Gehäusebildung in erster Anlage erscheinen, ist sehr wenig bekannt. Eine interessante Verschiedenheit zeigen die Sprösslinge bei Coleps hirtus. Wie früher bemerkt, erhält jeder die Hälfte des alten Panzers; demnach hat der vordere die hintere, der hintere dagegen die vordere Panzerhälfte zu ergänzen, was recht allmählich geschieht. Es ist nicht uninteressant, zu verfolgen, wie diese Ungleichheit sich auf die folgenden Generationen fortsetzt; doch bedarf dies keiner genaueren Ausführung. Es liegt kein Grund vor, in dieser allmählichen Vervollständigung der Sprösslinge etwas Besonderes zu erblicken und deshalb die Vermehrung der Ciliaten überhaupt als von gewöhnlicher Zelltheilung verschieden zu betrachten. Schon früher suchten wir eine solche Auffassung für die Theilung der Hypotrichen zurückzuweisen. Im Anschluss an seine Untersuchungen über Folliculina bemerkte neuer- dings Möbius (832). dass die Vermehrung dieser wie anderer Öiliaten so aufzufassen sei: dass „ein protozoisch ausgebildeter, einzelliger T'hierleib eine protozoisch unentwickelte Keimzelle abgebe‘. „Das individuelle Dasein eines solchen Infusoriums beginne wie bei den Metazoön mit dem Entstehen eines unentwickelten einzelligen Keimes.“ Ich kann diesem Vergleich nicht zustimmen. Selbst bei Folliculina ist der bewimperte, schon mit den verschiedenen Plasmadifferenzirungen ausgestattete hintere Sprössling keine unentwickelte Keimzelle, etwa wie die Eizelle im Verhältniss zu dem entwickelten Metazoon. Noch weniger ist dies aber bei den gewöhnlichen Theilungen der Fall. Man kann doch nicht etwa fordern, dass ein wirklicher Theilungsact nur dann vorliege, wenn sämmtliche Organe dabei einfach durch- geschnürt würden, wie es im primitivsten Fall thatsächlich geschieht. Dass polar gelagerte Organe bei einer Quertheilung nicht halbiert werden können, liegt auf der Hand; sie müssen neu entstehen. Hierin liegt nichts Besonderes, wie daraus hervorgeht, dass Rück- und Neu- bildungen am plasmatischen Leib der Ciliaten nicht gerade selten sind und dass, wie wir finden werden, bei Modificationen der Theilung Organe neugebildet werden, welche bei normalem Verlauf aus der Theilung der ursprünglichen hervorgehen. Wir können daher auch solche Fälle, wo die Organe, welche dem einen Sprössling fehlen, erst relativ spät nach seiner Ablösung gebildet, resp. fertiggestellt werden, nur als Theilung bezeichnen. Bei dieser Gelegenheit mag die Frage kurz berührt werden: welche Bedeutung der Bildungsgang neu angelegter Organe für die Morphologie so complicirter Einzelliger besitzt. Ich habe seiner Zeit ausgesprochen, dass für die Ciliaten und die Einzelligen überhaupt das sog. biogenetische Grundgesetz nicht gelte (529). Ich halte dies auch heute aufrecht in dem Sinne, wie es begründet wurde, d. h., dass die einfache gleichhälftige Theilung im beweglichen Zustand das Ursprüngliche ist, die Knospung, Sporenbildung und dergleichen dagegen das Ab- geleitete, dass daher auch die eigenartigen Bildungserscheinungen der Knospen etc. nicht als directe phylogenetische Vorstufen, dagegen wohl unter Umständen als eine Art Rückschlag aufgefasst werden dürfen. Es können dabei nämlich, wenn vortheilhaft, Organe wieder ent- wickelt werden, welche die Vorfahren besassen. Anders liegt die Frage, inwiefern die Ent- stehungsweise einzelner Organe bei der Theilung auf den Gang ihrer phylogenetischen Ent- wicklung schliessen lässt. Ueberlegt man dies, so wird zweierlei möglich erscheinen, nämlich 1576 Ciliata. dass dies sowohl zutreffen, als auch nicht zutreffen kann. Nehmen wir z. B. an, dass eine Ciliate mit ursprünglich einfachem rundem Mund allmählich einen längeren schlitzförmigen oder auch anders gestalteten Mund erlangt habe, so wird dies, allmähliche Umbildung voraus- gesetzt. wohl so zu Stande gekommen sein, dass der bei der Theilung sich neu bildende . Mund eine etwas andere Form erhielt und dies durch, im Laufe der Generationen, fortgesetzte Variation sich steigerte. In diesem Fall ist daher nicht einzusehen, dass ein solcher Mund, wenn er bei der Theilung neu gebildet wird, alle Formen seiner Ahnenreihe durchlaufe. Er wird sofort in der definitiven Gestalt angelegt werden. Nehmen wir dagegen an, dass eine Ciliate mit schr kurzem Schlund allmählich einen schr langen ausbildete, oder dass eine Form mit flachem, wenig entwickeltem Peristom allmählich ein sehr tiefes entwickelte, so wird die Bildungsweise dieser Organe bei dem Sprössling im Wesentlichen den Gang der phylo- genetischen Entstehung wiederholen müssen, da dies überhaupt nicht wohl anders möglich sein kann. In jedem Einzelfalle dürfte also wohl zu überlegen sein, was bei der Neubildung der Organe eventuell mit der Phylogenese harmonirt, was nicht und inwiefern dabei unter Umständen ein Rückschlag im Spiel sein könnte, wenn er vortheilhaft ist. Solche Rückschlags- erscheinungen treten auch bei der Fortpflanzung der Ciliaten gelegentlich auf und rufen dann bis zu einem gewissen Grade die Erscheinung einer Metamorphose hervor. Bekanntlich entsprangen die festsitzenden, resp. gestielten Vorti- cellinen von freischwimmenden, welche einen unteren Cilienkranz be- sassen. Obgleich die festsitzenden diesen Kranz als bleibendes Organ eingebüsst haben, erhielt sich doch die Fähigkeit, ihn zeitweilig wieder hervorzubilden. Bei den nicht koloniebildenden Genera, speciell Vorti- cella, den Cothurnina und Lagenophryina bildet der eine Spröss- ling kurz vor seiner definitiven Ablösung den Wimperkranz aus, welcher ihn befähigt, den alten Stiel oder das alte Gehäuse zu verlassen, um sich nach einiger Zeit des freien Umherschwärmens wieder irgendwo anzusiedeln. Nach der Festheftung bildet sich der Kranz zurück. Wie dies geschieht, wurde schon (s. p. 1568) erörtert. Die Entwicklung eines unteren Wimpergürtels tritt keineswegs nur im Gefolge der Theilung auf, vielmehr sind die Vorticellinen jederzeit hierzu befähigt. Sie gehen unter Bildung des Kranzes in den frei- schwimmenden Zustand über, wenn die Lebensbedingungen sich ver- schlechtern und ein Ortswechsel vortheilhaft wird. Alsdann verlassen sie ihre Stiele oder Gehäuse, um sich anderwärts anzusiedeln. Wie zu erwarten, existiren dauernd besondere Einrichtungen, welche die zeitweilige Entwicklung des Wimperkranzes ermöglichen; obgleich dies lange Zeit übersehen wurde. Die den Körper ringförmig umziehende Linie, in welcher der Wimperkranz sich entwiekeln wird, ist meist durch eine seichte rinnenförmige Einziehung gekennzeichnet, welehe jedoch nur auf einer Verdünnung der Alveolarschicht beruht (73, 9a; 74, 7b, wk). Ferner ist die Alveolarschicht längs dieser Linie durch ein schmales dunkles, jeden- falls relativ dichtes Band unterbrochen. Wir bezeichneten dasselbe schon früher nach Brauer (767) als den Wimperring. Wahrscheinlich ist also der Wimperring ein ringförmiges Band stark verdichteten Eetoplasmas (spe- ciell der Alveolarschicht). Brauer verglich ihn mit einem der früher (siehe p- 1265) beschriebenen Pellieularringe, was gewiss unrichtig ist. Die Pellieula senkt sich zu dem Ring hinab und scheint in ihm aufzugehen; wenigstens liess sie sich darüber nicht unterscheiden. Wir dürfen an- Gleichhälftige Theilung (Metamorphose). Knospung. 1577 nehmen, dass der Ring das Plasmamaterial für die Wimpergebilde des Kranzes in verdichtetem Zustand enthält. Wie früher betont wurde, wird der Wimperkranz nicht von einem einfachen Cilienring, sondern von schief zur Längsachse des Thieres gestellten langen Membranellen oder doch- schief gestellten kurzen Reihen dichter Cilien gebildet; er besitzt also eine ziemliche Breite. Es dürfte kaum fiaglich sein, dass die ganze Breite des Wimpergürtels durch Auswachsen des Wimperrings entsteht, ebenso wie die Membranellen oder Cilienreihen. Brauer bemerkt, dass die Cilien „als kleine lichte Pünktchen‘ hervorsprossen. Stein (1849) betonte schon, dass die Stelle des hinteren Wimperkranzes bei Vorticella microstoma durch eine ringförmige Einschnürung dauernd bezeichnet sei. Vortrefflich ist der Wimperring auf den unedirten Tafeln Lieberkühn’s (1855) für eine Vorticella ab- gebildet. Erst Bütschli*) betonte jedoch 1882 die dauernde Gegenwart des dunkelen Bandes (nach Beobachtungen von 1875). Brauer beschrieb den Wimperring 18586. Plate (1588, 842) deutet ihn irrthümlich als eine circuläre Myophanfibrille bei Epist. simu- lans. Engelmann (1880, 591) theilte zuerst mit, dass der Wimperkranz nicht einreihig sei, wie gewöhnlich angenommen wurde, sondern ein ziemlich breites Band. Er beobachtete auf demselben zwei, unter 100° gekreuzte feine Streifensysteme, welche sich bei sehr starker Vergrösserung als Reihen zarter Pünktchen erwiesen. Letztere deutet er als die verdickten Fussstücke der Cilien. Wir würden sie als Cilienpapillen bezeichnen, die jedoch wahr- scheinlich zu zusammenhängenden Säumen verbunden sind, da es sich vermuthlich um mem- branellenartige Gebilde handelt. Im freischwimmenden Zustand ziehen die Vorticellinen ihr Peristom meist vollständig ein. Die Bewegung wird daher nur vom unteren Wimperkranz bewirkt; wobei dieser und das Unterende stets vorausgehen. Gewöhnlich nehmen die verschiedenen Arten dabei charakteristische und von der gewöhnlichen häufig recht abweichende Gestalten an, die. von langgestreckt eylindrischer bis scheibenartig ab- geplatteter Form schwanken (vergl. hierüber Claparede u. L., p. 92). Bei Wenigen bleibt das Peristom geöffnet; diese schwimmen dann auch mit dem Peristomende voraus (Clap. u. L.). Das Gleiche ist natürlich der Fall, wenn die Ablösung ohne Bildung eines Wimperkranzes geschieht; nach Stein soll dies häufig bei Ophrydium versatile ein- treten (1854, p. 247). Dasselbe gibt er für eine Opercularia an, wie ich mich zu erinnern glaube (die betreffende Stelle finde ich leider nicht wieder). | C. Knospung. Die Knospung oder Sprossung ist eine Modification der Theilung, bei welcher die beiden Sprösslinge auffallend in Grösse und z. Th. auch im Bau differiren. Im Ganzen sind derartige Vermehrungs- vorgänge selten, während sie bei den Suetorien die Regel bilden. Die neueren Erfahrungen haben die wirklichen Knospungsvorgänge bekanntlich noch mehr eingeschränkt und mancherlei ausgeschieden, was man früher hierher zog. So wurden die Copulationszustände der Vorticellidinen, wie der historische Abschnitt ausreichend darlegte, lange für Knospung gehalten. Selbst in jüngster Zeit scheint Aehnliches *) Zoologischer Jahresbericht, herausgegeben von der Zool. Station Neapel für 18*1. p. 147 Anm. 1578 Giliata. vorgekommen zu sein. So berichtete neuerdings Plate (790 und 842) über eine Knospung dicht hinter dem Peristomraud verschiedener Lagenophrysarten, wobei das Seltsame ein- treten soll, dass der Ma.N. in zahlreiche kleine Stücke zerfalle, von welchen die Knospe einige erhalte. Später sollten die Kernfragmente in der Knospe wie der Mutter wieder zu einem einheitlichen Nucleus verschmelzen. Obgleich die Angaben recht bestimmt lauten (wobei sich aber nicht unterscheiden lässt, wieviel davon beobachtet, wieviel erschlossen ist), bezweifle ich die Richtigkeit der Deutung. — Schon Stein überzeugte sich 1867, dass die Auswüchse an der vorderen Körperhälfte der Lagenophrys Ampulla, welche er 1854 für Knospen erklärt hatte, Mikrogonidien sind, welche mit der Makrogonidie copuliren. Den Zerfall der Makronuclei und die definitive Verschmelzung beider Copulanten stellte er gleichfalls fest. Diese Deutung Stein’s halte auch ich für die richtige. Zwar entstehen die Milkrogonidien durch Knospung, wie später gezeigt werden wird; unter allen Abbildungen Plate’s ist es jedoch höchstens die Fig. 35, Tf. II (No. $42), welche wirklich eine solche darstellt. Sehr unsicher ist ferner der Knospungsprocess, welchen Glaparede-Lachmann von Stylonychia pustulata beschrieben. Die Knospe, welche sie von modifieirter Quertheilung ableiten, bildete sich nur aus der Körperregion zwischen den Aftereirren und dem linken Rand der Mutter. Sie wollen sie bis zur Ablösung verfolgt haben und bilden sie ab. Die Knospe besitzt eine adorale Zone und die 8 Stirneirren sowie rechts und links Randeirren ; die drei linken sollen von der Mutter abstammen. Obgleich nach diesen Angaben Zweifel wenig berechtigt erscheinen, kann ich dieselben doch nicht unterdrücken; namentlich im Hinblick auf das eigenthümliche Verhalten des Hinterendes des hinteren Sprösslings der Stylo- nychia (s. p. 1569), welches leicht auf Knospung bezogen werden kann. Balbiani (610) glaubt die Beobachtung vielleicht nicht unrichtig auf einen Conjugationszustand zweier sehr ungleich grosser Exemplare beziehen zu dürfen. Andere Beobachter sahen nie eine Knospung der Hypotrichen; nur Ehrenberg (1838) wollte sie bei derselben Stylonychia bemerkt haben. Unsicher ist auch der Knospungsprocess, welchen Entz bei Mesodinium Pulex beobachtete. Die Knospe soll aus der hinteren Leibeshälfte der Mutter hervorsprossen. Das beobachtete Stadium, welches zwei Thiere darstellt, die mit ihren Hinterenden zusammen- hängen, erinnert daher eigentlich sehr an Längstheilung. Man wäre geneigt an eine Ver- wechselung mit Conjugation zu denken, wenn die Enchelinen, zu welchen doch Meso- dinium höchst wahrscheinlich gehört, nicht regelmässig mit den Mundpolen conjugirten Jedenfalls ist aber die Beobachtung noch zu unsicher, um mit Sicherheit als Knospung ge- deutet zu werden. Uebergänge zur Knospung, d. h. ziemliche Grössendifferenzen der Sprösslinge, treten nicht allzu selten bei gewissen Ciliaten auf. So fand Stein, dass die beiden Sprösslinge von Stentor Roeselii häufig ziemlich verschiedene Grösse haben. Er beobachtete ferner bei Balan- tidium Entozoon mehrfach die Abschnürung eines verhältnissmässig recht kleinen hinteren Theilsprösslings. Entsprechendes findet sich nicht selten bei Opalininen, welche sich normal durch gleichhälftige Quer- theilung vermehren. So zeichnet schon Stein (1854) den hinteren Sprössling von Hoplitophrya armata beträchtlich kleiner wie den vorderen und Aime& Schneider sah einmal, dass Anoplophrya branchiarum, welche sich sonst normal theilt, zwei kleine, hintere Knospensprösslinge abgeschnürt hatte. Diese Vorgänge leiten zu typi- scher Knospung über, welche bei den Gattungen Anoplophrya, Benedenia und Hoplitophrya recht verbreitet ist. Besonders eigen- thümlich erscheint aber, dass die Abschnürung hinterer Knospen bei diesen Genera meist zur Bildung mehr oder weniger gliederreicher Knospung (Vorticellinen). 1579 Ketten führt, indem neue Knospen entstehen, bevor die Ablösung der zuvor gebildeten vollendet ist (65, 1, 4a, 6d). Dies ist, wie mir scheint, dr gewöhnliche Gang der Kettenbildung. Dennoch mag Föttinger wohl Recht haben, wenn er bei Benedenia elegans den anderen Modus für wahrscheinlicher hält, nämlich die Abschnürung einer ersten grösseren, hinteren Knospe, welche sich successive in kleinere theilt. Jedenfalls hat F. für die genannte Opalinine nachgewiesen, dass die Knospen der Kette sich noch weiter theilen können; interessanter Weise selbst wieder durch Abschnürung einer hinteren etwas kleineren Hälfte, so dass die Kette dann alternirend aus grösseren und kleineren Knospen zusammengesetzt ist. Kettenbildung kann aber bei gewissen Opalininen auch das Resultat einfacher Quertheilung sein. So treten bei Discophrya gigantea Mps. sp. Ketten auf, deren Glieder (bis 8) ziemlich gleich gross sind. Maupas führt ihre Entstehung auf successive Zweitheilung zurück ; Everts bält dagegen simultane Theilung in zahlreiche Sprösslinge für wahrscheinlicher. Opalininenketten beobachtete schon O. F. Müller (64, Leucophra nodulata = Ano- plophrya nodulata); später wieder Frey (1158), welcher aber die Knospenbildung ans Vorder- ende verlegte. Eine genauere Darstellung gaben Claparede-Lachmann (1858—1861). Später berichteten über diese Erscheinung noch Me Intosh (460), Vedjowsky (587); Maupas (582), Everts (570) und Warpaschowsky (801). Auch Lieberkühn bildete auf den unedirten Tafeln (1855) Ketten von Hoplitophrya secans St. schon gut ab. Knospung findet sich nur noch bei den Peritricha. Ziemlich ver- einzelt scheint sie unter den Vorticellinen aufzutreten. Auch hier sind Uebergänge nicht allzu selten. So berichtete schon Stein (1854, p. 102), dass die Theilfurche bei Operculina berberina gewöhnlich etwas „seitlich von der Mitte‘ auftrete und ein wenig schief beginne, so dass der eine Sprössling den anderen später immer überrage. Letz- teres wird auch meist für die Theilungszustände der Cothurnien angegeben, weshalb die Verhältnisse hier vermuthlich ähnliche sind. Bei einer freischwimmenden Vorticella (angebl. nach Stein V. Campanula Ehrbg.*) beobachtete ich Theilungen, bei welchen das Volum des einen Sprösslings nur 1/,—!/, von dem des anderen betrug (1876, p. 128—129). Die von Stein (1867, p. 113) bei dieser Art beschriebenen angeblichen Syzygien ungleichgrosser Individuen deutete ich als solche ungleiche Theilungen. Gleichzeitig verfolgte Engelmann (1876) bei Vorti- cella mierostoma und Convallaria noch ungleichere Thei- lungen. Der Vorgang besitzt durchaus den Charakter der Knospung, ergibt sich jedoch auf das Bestimmteste als Modification der gewöhn- lichen sog. Längstheilung. Die Abweichung besteht darin, dass die Theil- ”) Da ich vor Kurzem diese interessante Vorticelle wiederum auffand, kann ich mit- theilen, dass sie sicher nichts mit V. Campanula E. zu thun hat, sondern eine besondere, stets freischwimmende, ungestielte Art ist. Dies folgt sicher daraus, dass ihr das hintere kegelförmige Büschel der Myoneme, das bei den gestielten Vorticellen zur Befestigungsstelle zieht, vollständig fehlt, 1580 Ciliata. furche ganz seitlich auftritt, also nur eine relativ kleine Partie des mütter- lichen Plasmas abgeschnürt wird (73, 15a). Unter diesen Umständen muss natürlich das Peristom der Knospe ganz selbstständig entstehen. Wir erkennen hieraus, dass es für die Beurtheilung der Theilungsvor- gänge geringe Bedeutung hat, ob die alten Organe getheilt oder neu an- gelegt werden. Engelmann überzeugte sich, dass die kleinen Knospen- sprösslinge genannter Vorticellen Mikrogonidien sind, ein Individuum also durch eine ungleiche Theilung in eine Makro- und eine Mikrogonidie zerlegt wird. Das Gleiche gilt sicher für die Knospen von Lagenophrys. Schon oben (p. 1576) suchten wir zu zeigen, dass die von Plate beschriebenen Knospen wohl sicher keine waren. Dagegen beobachtete schon Stein (1854) bei L. Vaginicola sehr ungleiche Theilung, indem eine quere oder schiefe Furche einen relativ kleinen, hinteren Theil des Körpers abschnürte. Seine ursprüngliche Ansicht, dass der Ma. N. dieser Knospe selbstständig entstehe, corrigirte er selbst 1867. Nachdem die Knospe ein Peristom und einen Schlund entwickelt hat, theilt sie sich nach Stein nochmals quer, worauf untere Wimperkränze entstehen. Dass diese an der Durchschnürungsstelle entspringen, ist sehr unwahrscheinlich, ebenso auch, dass die Peristome der beiden Sprösslinge an den beiden freien Enden auftreten. Bei Lagenophrys Vaginicola erfolge hierauf eine nochmalige Theilung beider Knospensprösslinge, so dass 4 Mikrogonidien resultiren, während bei L. Ampulla letztere Theilung unterbleibe, also nur 2 Mikrogonidien gebildet würden. Theilung des ursprünglichen Knospensprösslings in 2 oder 4 Mikrogonidien beobachtete auch Plate bei L. Aselli, wobei die Theilebene, wie es die Morphologie erfordert, senkrecht zum Wimperkranz der Knospe verläuft. Die obigen An- gaben Stein’s bedürfen daher wohl der Correetur. Im Gegensatz zu Stein konnte Plate ferner keinerlei Peristom- und Mundbildung an den Knospen beobachten, was wohl möglich ist, jedoch der Bestätigung bedarf. Den interessantesten Fall von Knospung zeigt die Gattung Spiro- chona; schon deshalb, weil ihr nur diese Vermehrungsform zukommt. Wie früher bemerkt wurde, ist der Vorgang gleichfalls eine einfache Modification der Theilung; doch ist es ziemlich schwierig, ihn auf (Quertheilung zurückzuführen. Da wir die interessanten Theilungs- erscheinungen des Ma. N. schon früher besprachen (s. p. 1528), soll hier nur der äussere Vorgang der Knospung geschildert werden. Die Knospenanlage tritt an der Stelle auf, wo der Peristomtriehter auf der Ventralseite und etwas links eine schwache Einfaltung (fa) nach Innen zeigt (75, 7b—e). Hier erhebt sich von der Basis des Triehters eine höckerartige Vorbuchtung, welche bis zum Rand des Peristoms auf- steigt. Dabei stülpt. sich ein kleiner Theil der Triehterwand (wohl sammt einer Partie der adoralen Zone) auf den Höcker aus und bildet die An- lage des Knospenperistoms. Letztere trennt sich jedenfalls schnell ’ Knospung (Spirochona). 1581 vom Peristomtrichter der Mutter ab und soll sich nach aussen ver- schliessen; wenigstens spricht Hertwig davon, dass der anfänglich ge- schlossene Peristomspalt sich erst öffne, wenn die Knospe schon weit in der Absehnürung fortgeschritten ist. Der ursprünglich kleine Knospen- höcker vergrössert sich nun ziemlich rasch, sowohl durch direetes Wachs- thum, wie auch dadurch, dass die Furche zwischen ihm und dem Peri- stomtrichter der Mutter tiefer nach hinten einschneidet. Nachdem sie bis etwas hinter die Triehterbasis vorgedrungen ist, greift sie allmählich, ventral und dorsal schief nach hinten fortschreitend, auf die linke Seite des Thieres über, wo sie sich dann nahe der Mitte als eine schwache Einschnürung bemerklich macht. Fortgesetzte Vertiefung der nun ring- förmigen, schiefen Furche bewirkt schliesslich, dass die Knospe nur noch durch einen dünnen Stiel mit der mittleren linken Seite der Mutter zu- sammenhängt (75, 7d). Mittlerweile ist die ursprünglich kleine, ungefähr rundliche Anlage ihres Peristoms zu einem langen Spalt ausgewachsen, der sich nach aussen öffne. Da wir den Bau des Peristoms und des Haftorgans des Knospensprösslings schon früher (s. p. 1256) kurz er- örterten, verweisen wir darauf. Nur ein Punkt dürfte hier noch zu betonen sein, nämlich die Orientirung der Knospe zur Mutter. Aus Hertwig’s Abbildungen scheint sich zu ergeben, dass Mutter und Knospe ähnlich umgekehrt zu einander stehen, wie es oben für die beiden Theilsprösslinge der Vorticellinen angegeben wurde; d. h. die Ventral- oder Peristomialseite der Knospe ist um 180° gegen die der Mutter verdreht. Ein Wort verdient die Frage, ob die Knospung der Spirochona von der gewöhnlichen Quertheilung abgeleitet werden kann. Ich möchte dies bejahen. Einmal spricht hierfür der Umstand, dass die Abschnürungsfurche, wenn sie auch ursprünglich nahezu in der Längs- richtung einsetzt, doch schliesslich einen schief queren Verlauf nimmt und die Theilungsachse des Kerns etwa unter einem Winkel von 45° zur Längsachse der Spirochona geneigt ist. Nebenstehende Schemata suchen die Ableitung des Vorgangs von ursprünglicher schiefer Quer- theilung zu erläutern ;, denn ohne die Annahme, dass die Theilung zu- nächst eine schiefe wurde, dürfte die Rückführung nicht gelingen. Interessanter Weise beob- : achtete Hertwig, dass die Bildung eines zweiten Sprösslings gelegentlich schon eintreten kann, bevor sich der erstgebildete abgelöst hat. Wie zu erwarten, entsteht diese zweite Knospe zwischen dem Peristom der Mutter und der ersten. Es mag gleich erwähnt werden, dass kleine, jedenfalls durch reichliche Knospenerzeugung sehr redueirte Spirochonen schliesslich den Haupttheil ihres Plasmas mit Ausnahme der basalen Stielregion in 1582 Ciliata. eine Knospe umbilden können. Der Ma. N. theilt sich dabei nicht, sondern tritt vollständig in die Knospe über. Jedenfalls erfolgt diese Um- wandlung bei solchen Thieren, deren Peristom schon stark oder ganz rückgebildet ist. Nach den früheren Erörterungen über die phylogenetische Bedeutung des Bildungsgangs einzelner Organe bei der Theilung dürfen wir die Gestalt des Knospenperistoms der Spiro- chona als einen ursprünglichen Zustand beurtheilen. Hieraus ergibt sich die Berechtigung, die eben erwähnte Umbildung des Haupttheils des Spirochonenkörpers zur Form einer Knospe, als einen Rückschlag aufzufassen, welcher in mancher Hinsicht an die gelegentliche Ablösung der Vorticellinen erinnert. Wir werden später bei den Suctorien Achnliches kennen lernen. D. Theilung im ruhenden oder encystirten Zustand. Vermehrung im ruhenden Zustand wurde bekanntlich schon im vorigen Jahrhundert beobachtet. Im historischen Abschnitt berücksichtigten wir die an Colpoda frühzeitig gemachten Erfahrungen eingehend. Im Allgemeinen ist dieser Vorgang nicht sehr verbreitet; soweit wenigstens nach den heutigen Erfahrungen zu urtheilen ist. Interessanter Weise beschränkt er sich hauptsächlich auf die ursprünglicheren Gruppen, scheint daher bei den späteren allmählich erloschen zu sein. Dabei müssen wir unterscheiden zwischen solchen Formen, bei welchen die Theilung ım ruhenden Zustand facultativ neben der gewöhnlichen Ver- mehrung im beweglichen Zustand einhergeht, und solchen, bei welchen sie die ausschliessliche Vermehrungsart zu bilden scheint. Natürlich ist es nicht ganz leicht, letzteres sicher zu erweisen; jedenfalls gehören dazu lang fortgesetzte Beobachtungen, eine Forderung, welche nur für wenige, eventuell hieher gehörige Formen genügend erfüllt ist. Da jedoch bei gewissen sehr gemeinen Ciliaten, wie Colpoda Cueullus und Steinii Maup., nie eine andere Vermehrungsweise beobachtet wurde, so ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass die Erscheinung weiter verbreitet ist. Ausser den beiden erwähnten Arten scheinen zu dieser Kategorie noch zu gehören Holophrya multifiliis (= Ichthioph- thirius Fouquet — Chromatophagus Kerbert); Amphileptus Claparedei Stein, Trachelocerca phoenicopterus (nach Entz), Triehorhynchus tuamotuensis (nach Balbiani). Stein (1859) schreibt diese Fortpflanzungsweise auch Lacrymaria als die aus- schliessliche zu; oben wurde jedoch schon über freie Theilung bei dieser Gattung berichtet. Es gibt noch ziemlich viele Ciliaten, bei denen bis jetzt nur solche Theilungen beobachtet wurden, für welche es jedoch einstweilen viel zweifel- hafter ist, ob dieser Modus bei ihnen ausschliesslich herrscht. Hierher ge- hören Prorodon (Cohn 1853, Fabre 1888), Actinobolus (Entz 1885), Enehelys tarda Quenn. (Entz 1879), Holophrya Gulo Entz (837), Lagynus laevis Quenn. (Gruber 1884), Lag. erassicollis (Maupas 1585), Ophryoglena (Carter [Otostoma|, Lieberkühn |uned. Tafeln], Engelmann [uned. Beobachtung von 1861|), Conehophthirus (= Tillina) magna Gruber. — Endlich nennen wir noch diejenigen, Theilung im ruhenden Zustand. 1583 für welche die Thheilung in beiden Modificationen sicher erwiesen wurde. Es sind Leucophrys patula Ehrbg. (Maupas 1886), Glaucoma seintillans (Stein 1854, Lieberk. uned. Tf.. Für Chilodon Cueullulus (Cohn, Auerbach) und Cyelidium Glaucoma (Frey 1855) ist die Sache etwas zweifelhaft. Vorstehende Uebersicht lässt gleichzeitig erkennen, dass es, wie gesagt, nur Angehörige ursprünglicher Gruppen, zunächst lauter Holo- trichen sind, welche sich ruhend theilen. Die einzige Angabe Cien»- kowsky’s (1885) über eine Cyste mit viergetheiltem Inhalt, welche möglicher Weise zu Aspidisca gehöre, ist ganz unsicher. Die Mehrzahl der genannten Ciliaten gehört zu den ursprünglichsten Familien, den Enchelina, Trachelina und Paramaecina. Für die Chlamydo- donta fehlt der sichere Nachweis, da Cohn’s und Auerbach’s Angaben für Chilodon von Stein (1854, p. 251) bezweifelt wurden. Gewöhnlich beginnt die Theilung im ruhenden Zustand damit, dass die Ciliate kuglige Gestalt annimmt und eine Cystenhülle abscheidet, unter deren Schutze die Vermehrung geschieht. Dieselbe kann bei der Zwei- theilung sistiren oder successive zur Erzeugung zahlreicher Sprösslinge schreiten. Die Beobachtungen, welche Maupas (784) jüngst über die Ver- mehrung der ruhenden Leucophrys patula machte, erweisen je- doch sicher, dass der Vorgang auch gelegentlich ohne Abscheidung einer Cystenhülle eintreten kann; dennoch bleibt er im Wesentlichen jedenfalls der gleiche. Die Leucophrys stellt ihre Bewegungen ein, verliert aber die Cilien nicht; der Schlundapparat geht ein und der Mund ist nur noch durch eine seichte Furche angedeutet; die contractile Vacuole bleibt erhalten. In diesem Zustand tritt die Vermehrung ein, welche wie gewöhnlich Quertheilung ist. Die Theilung schreitet aber rasch fort, je nach der Grösse des Individuums bis zur Bildung von 8, 16, 82*), natürlicher Weise relativ sehr kleinen Sprösslingen. Die Erzeugung von 32 Sprösslingen erfordert nicht mehr wie einige Stunden Zeit. Sie fangen dann an sich sehr rasch und rastlos zu bewegen. Merkwürdiger Weise unterscheiden sich die Sprösslinge von den grossen normalen Formen in Gestalt und Bau auffallend. Sie sind eylindrisch, im Gegen- satz zur gewöhnlich beutelförmigen Gestalt der letzteren. Der Mund ist nur durch eine geschlossene seichte Furche angedeutet; Nahrungsauf- nahme daher auch unmöglich. Maupas überzeugte sich später (812), dass die kleinen Sprösslinge (entgegen seiner ursprünglichen Ansicht 754) als Mikrogonidien in Conjugation treten können. Dennoch hält Maupas auch in der ausführlichen Arbeit (868) an der ursprünglich ge- äusserten Ansicht fest, dass diese Vermehrungsweise in Folge von Nahrungsmangel eintrete und die Bedeutung habe: die Existenz der Art sowohl durch die grosse Beweglichkeit der kleinen *), Die ursprünglich (784) gemachte Angabe von 64 Sprösslingen wird in der Haupt- arbeit (568) zurückgenommen. 1584 Ciliata. Sprösslinge zu retten, als auch dadurch, dass letztere den grossen Individuen zur Nahrung dienen. Es liess sich ferner feststellen, dass die Mikronten bei geeigneter Ernährung wieder zu normalen theilungsfähigen Individuen auswachsen. Auch für Didinium und Enchelys Far- cimen erwähnt M. die Mikrogonidienbildung durch rasch wiederholte vierfache Theilung. Es wird jedoch nicht angegeben, ob dieser Vorgang wie bei Leucophrys im ruhenden Zustand geschieht. Ob Theilungsprocesse im ruhenden, nicht umhüllten Zustand noch weiter verbreitet sind, ist nicht bekannt; doch darf an Stein’s (1854) und Weisse’s (1858) Angaben erinnert werden, dass die Abschei- dung der Cystenhülle um ruhende Colpoden häufig erst während der Zwei- oder sogar Viertheilung erfolge. Wir halten es für angemessen, die Bildung der Cysten, in welchen die Vermehrung geschieht, und die Rückbildungserscheinungen, welche der Thierkörper dabei zeigt, erst im Kapitel über die Eneystirung zu betrachten. Obgleich es bis zu gewissem Grade gerechtfertigt erscheint, die Cysten, in welchen Theilung erfolgt, von den eigentlichen Schutz- oder Dauercysten schärfer zu unterscheiden, so stimmt der Eneystirungs- process doch in beiden Fällen wesentlich überein. Im Allgemeinen zeichnen sich die Vermehrungseysten durch eine einfache, dünne und wenig widerstandsfähige Hülle aus. In der Regel geht die Theilung in der Cyste nicht weit; es wird jedoch häufig von Zufälligkeiten abhängen, ob die beiden erstgebildeten Sprösslinge schon die Cyste verlassen oder ob die Vermehrung zuvor weiter schreitet. So wurde Zwei- bis Viertheilung beobachtet: bei Prorodon (2 und wahrsch. mehr), Actinobolus (2—4), Enchelys (2—4), Lacrymaria, Lagynus (2—4), Trachelocerca (2), Amphileptus (2—4), Glaucoma (2), Conchophthirus —= Tillina 2—4), Triehorhynehus (2—4). Zwei- bis Achttheilung dagegen bei Ophryoglena (2—4 nach Lieberkühn uned., Acht- theilung nach Carter bei OÖtostoma, die sicher = Ophr.; auch Fabre vermuthet neuerdings bei dieser Gattung fortgesetzte Theilung in der Cyste). 2—16 Sprösslinge sind in den Vermehrungscysten von Colpoda beobachtet worden (Stein 1854 bis 8, Weisse 1858 bis 4, Coste 1864 bis 12, Balbiani 1881 p. 294 bis 16; Maupas fand 1883 bei Colp. Steinii und Cueullus nicht mehr wie 4 Sprösslinge, jedoch kann ich die früheren Beobachtungen deshalb nicht bezweifeln)*). Endlich wurde ein sehr interessanter Fall weitgehender Theilung in der Cyste für die parasitische Holophrya multifiliis durch Hilgendorff’s und Paulieki’s Entdeckung wie Fouquet’s und Kerbert’s Unter- suchungen bekannt. Diese Form lebt, wie später genauer geschildert *) In der, nach Fertigstellung des Manuscripts erschienenen Arbeit Rhumbler’s (852) wird gleichfalls angegeben, dass bei Colpoda nur Zwei- und Viertheilung in der Cyste vor- komme. Doch beruht dies nur auf Rh.’s Auffassung, welcher auch 8 Sprösslinge in der Cyste beobachtete, was ihm als secundäre Vermehrung gilt. Er scheint anzunehmen, dass die Viertheilung in der Oyste simultan erfolge. Ein Beweis hierfür fehlt; ich glaube, dass die Viertheilung stets successive geschieht, wenn auch die beiden Durchschnürungen häufig schnell auf einander folgen. Theilung im ruhenden Zustand. 1585 wird, in der Epidermis verschiedener Süsswasserfische. Im erwachsenen Zustand verlässt sie die Haut, um sich auf dem Boden der Zuchtgefässe zu encystiren. Das in der Hülle ziemlich stark verdichtete Wesen erlangt die bei der Eneystirung eingegangenen Cilien nach einiger Zeit wieder und vermehrt sich dann äusserst lebhaft durch fortgesetzte Zwei- theilung. Dass diese Theilung andauernd eine quere ist, wie es für die erste Theilfurche feststeht, scheint mir zweifellos, obgleich Fouquet’s Beobachtungen dem direet widersprechen *). Innerhalb sehr kurzer Zeit (40 bis 50 Stunden Fouq.) schreitet die Theilung bis zur Bildung sehr zahlreicher (H. u. P. 100, F. bis 1000) kleiner Sprösslinge fort (36, 10b). Letztere brechen nach F. am 3.—4. Tag aus der Cyste hervor. Acehnlich den Mikronten von Leucophrys unterscheiden sie sich in ihrer Gestalt (56, 10c) nicht unbedeutend von den Erwach- senen. Ihre Form ist länglicher und die Enden sind spitzer. Ein Mund (Saugnapf Fougq.) des Vorderendes soll fehlen und nur 1 con- tractile Vacuole vorhanden sein, während das erwachsene Infusor (10a) zahlreiche besitzt. Die helle äussere Zone des Körpers (Cortieal- . plasma wahrscheinlich) zeigt eine sehr deutliche radiäre Streifung, welche Fouquet auf Trichocysten bezieht (ich möchte sie für eine Plasmastruetur halten). Dass allein diese kleinen Sprösslinge einen Mikronucleus besitzen, wie Fouquet versichert, rührt jedenfalls nur von der Schwierigkeit her, welche die Beobachtung dieses Gebildes bei den Erwachsenen bereitet. Bis jetzt gelang es nicht, die weitere Entwicklung der kleinen Spröss- linge zu verfolgen, namentlich nicht ihren Uebergang zum parasitischen Leben wahrzunehmen. Im Allgemeinen bietet die rasche Vermehrung der Holophrya multifiliis in der Öyste nichts so Absonderliches, wie es im ersten Augenblick vielleicht scheint. Wir finden, dass Ciliaten auch durch freie Theilung verhältnissmässig rasch’ zu recht kleinen Sprösslingen herabsinken. Ein treffliches Beispiel hierfür bietet Opalina. Die fortdauernde Verkleinerung hei der Theilung wird später als allgemeine Erscheinung noch zu berücksichtigen sein. — Wir werden ferner bald erfahren, wie rapide auch die Theilung im beweglichen Zustand fort- schreiten kann. Das Auffallende des Vorgangs bei Hol. multifiliis besteht einmal darin, dass die zahlreichen aufeinander folgenden Generationen in der Cystenhaut vereinigt bleiben, und daher in ihrer Gesammtheit zu überschauen sind; ferner im Ausschluss der Ernährung während der Fortpflanzung, weshalb die Grössenabnahme sehr auffällig hervortritt. Es liegt daher keinerlei Veranlassung vor, diesen Vorgang mit Kent als Sporulation zu bezeichnen, wie schon früher dargelegt wurde. Einer Besonderheit bei der Vermehrung von Colpoda muss noch gedacht werden. Wie Stein (1854) nachwies, können nämlich die Sprösslinge einer Cyste sich selbst wieder encystiren, sich mit einer sog. „Speeialeyste‘‘ umgeben. Man trifft daher Colpodacysten, welche 1—3 oder vielleicht auch mehr Speeialeysten einschliessen (62, 8c—d). Dass letztere den Charakter sog. Dauer- oder Schutzeysten haben, ist sehr wahrscheinlich; sie sollen daher erst später genauer berücksichtigt werden. ”) Auch Rhumbler spricht sich neuestens (1888) dafür aus, dass die zweite Theilebene bei der Viertheilung der Colpodacysten längs verlaufe. Ich halte dies für sehr unwahrschein- lich, um so mehr, als Rh. seiner Sache keineswegs sicher ist. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa, 100 1586 Ciliata. Es kann hier nur kurz angedeutet werden, dass Gerbe (432) die Vermehrungseysten von Colpoda durch Eneystirung eines copulirenden Paares entstehen lässt. Die 4 Specialeysten, welche er beobachtete, be- trachtet er als „Eichen“, die bei diesem Geschlechtsact gebildet werden. Wir werden bei der Copulation auf seine Angabe zurückkommen, welche ich übrigens nur aus Goste’s (396) und Balbiani’s (1552) Referaten kenne *). E. Ueber die Zeitdauer des Theilungsactes und die Schnelligkeit der Vermehrung durch Theilung. Die spär- lichen Angaben über die Dauer des Theilungsvorganges verrathen, dass derselbe im Allgemeinen recht schnell verläuft. Genauere Daten sind nicht ganz leicht zu erhalten, da die ersten Anzeichen der Theilung äusserlich meist wenig hervortreten und schwer zu erkennen sind. Ich stelle einige Angaben zusammen, ohne damit auf Vollständigkeit Anspruch zu machen. Vorticella mierostoma !/, Stunde (Quennerst.) Vorticellinen im Allgemeinen ®/,—1 Stunde (Ehrenberg 1858, p. 291). Opalina Ranarum 40—50 Minuten (Nussbaum). Stylonychia Mytilus 1—2 Stunden (Stein 1859). Paramaecium Aurelia (Ehrenberg), Dileptus Anser (Wızes- niowski) und Stentor polymorphus (Cox) ca. 2 Stunden. Eingehendere Berichte besitzen wir über die Schnelligkeit der Ver- mehrung, da sie frühzeitig auffiel. Schon im historischen Abschnitt ge- dachten wir der Beobachtungen, welche ältere Forscher hierüber an- stellten. Im Allgemeinen ist über die Bedingungen, von welchen die Schnelligkeit der Vermehrung abhängt, wenig Positives bekannt. Dennoch deuten einige Beobachtungen auf gewisse Bedingungen hin, deren Ein- fluss sich aber vorerst nicht ausreichend würdigen lässt. Natürlich wird die Schnelligkeit zunächst für jede Art eine spe- eifische sein, d. h. von inneren Eigenthümlichkeiten abhängen, deren Beurtheilung sich uns zur Zeit entzieht. Ferner wird man a priori anzunehmen geneigt sein, dass die Raschheit der Vermehrung direct von der Gunst der Ernährungsbedingungen abhänge, dass sie desto lebhafter fortschreite, je ausgiebiger die Ernährung und damit das Wachsthum ist. Es scheint nun auch für zahlreiche Ciliaten zuzutreffen, dass die Ver- mehrungs-Schnelligkeit durch günstige Ernährung erhöht wird, indem das Wachsthum hierdurch beschleunigt und die Zeitdauer zwischen zwei auf- *) Die schönen Abbildungen Gerbe’s sind in das populäre Buch Schleiden’s ..Das Meer“, 2. Auflage, Berlin, Sacco Nachfolger, 1874, übergegangen (s. Tf. XV.). Sie wurden, ohne dass der Name des Beobachters oder die Herkunft der Tafel (wie der übrigen) irgendwo angedeutet wäre, einem populären französischen Werke entnommen sind, dessen Titel ich leider nicht auffinden kann. Dass die Tafel von Gerbe herrührt, kann ich glücklicher Weise noch entziffern, da es nicht gelang, die französischen Angaben über Zeichner und Stecher (Lackerbauer) auf der Originalplatte gänzlich zu vertilgen. Zeitdauer des Theilungsvorgangs. Schnelligkeit der Vermehrung, 1587 einanderfolgenden Theilungen verkleinert wird. Obgleich dies für zahl- reiche Formen sicher gilt, so trifft es doch für alle diejenigen Ver- mehrungsprocesse nicht zu, bei welchen die Ernährung während rasch fort- schreitender Theilung ausgeschlossen ist, so namentlich bei ener- sischer Theilung innerhalb einer Cystenbülle.e. In diesen Fällen ist die Vermehrungs-Schnelligkeit jedenfalls ganz unabhängig von der Ernährung. Ob dasselbe gelegentlich auch bei Ciliaten beob- achtet wird, welche zwischen den Theilungen Nahrung aufnehmen können, bedarf genauerer Untersuchung. Doch berichtet Gruber (1886) von fortgesetzter Verkleinerung des Stentor coeruleus bei suceessiver Theilung; ja er glaubt gefunden zu haben, dass diese Ciliate zwischen zwei aufeinanderfolgenden Theilungen nicht, oder doch äusserst wenig wachse. *Zus. b. d. Corr. In seiner neuesten Arbeit erklärt Mau- pas (868) diese Angaben wohl mit Recht für irrige, hervorge- rufen durch mangelhafte Ernährungsverhältnisse der untersuchten Sten- toren. Er sah die Erscheinung nur eintreten, wenn den Stentoren die Nahrung entzogen wurde; das beweist jedoch wieder schlagend, dass die Theilung keine einfache Wachsthums-Funetion ist. Jedenfalls machen es diese Beobachtungen wahrscheinlich, dass die Unabhängigkeit der Theilung von der Ernährung auch bei der Vermehrung im beweg- lichen Zustand vorkommen kann. * Ob wir deshalb zwischen zwei Theilungsarten, solcher mit und solcher ohne Ernährung streng unterscheiden müssen, wie Gruber meint, scheint mir zweifelhaft. Jedenfalls stehen die beiden Vorgänge nicht unvermittelt neben einander, sondern sind durch Uebergänge ver- bunden. Dies folgt schon daraus, dass auch bei der Vermehrung mit Ernährung fort- schreitende Verkleinerung der Generationen häufig ist; nur tritt sie viel langsamer ein wie im anderen Fall. Auf diesem Umstand beruht ja die hervorgehobene Thatsache, dass die Ciliaten meist auf den verschiedensten Grössenstufen in Theilung angetroffen werden. — Der Unterschied zwischen beiden Modificationen scheint im Wesentlichen darin zu be- stehen, dass im ersteren Fall die Theilungs- und Ernährungs-, resp. Wachsthumsvorgänge gleichmässig über den Lebensverlauf vertheilt sind, sich dagegen im zweiten Fall auf besondere Epochen eingeschränkt haben, welche mit einander alterniren. Dieselbe Erscheinung begegnete uns schon bei den Flagellaten, speciell den Phytomastogoden; wir betonten dort den Unterschied dieser zeitlich eingeschränkten Vermehrung von der mit dem Wachsthum gleich- mässig fortschreitenden nicht specieller. Will man die beiden Vorgänge in ihrem typischen Auftreten durch besondere Bezeichnungen auseinanderhalten, so schlage ich vor, die gleich- mässig fortschreitende Theilung die continuirliche, die unterbrochene die intermit- tirende zu nennen. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, dass die geschlecht- liche Fortpflanzung der mehrzelligen Thiere auf die intermittirende Theilung zurückzuführen ist, welche ja schon bei den koloniebildenden Flagellaten deutlich hervortritt. Eine Abhängigkeit der Vermehrungsenergie von der Temperatur wurde durch die Jüngst erschienenen Untersuchungen Maupas’ (805) bestimmt erwiesen. Spallanzani betonte schon im vorigen Jahrhundert (1776), dass die Vermehrung der Ciliaten durch höhere Temperatur beschleunigt werde. Im Winter 1875 machte auch ich einige Versuche an Stylonychia pustulata und Paramaecium caudatum über den Einfluss der Temperatur auf die Intensität der Vermehrung, indem ich die beiden aus einer Theilung entstandenen Sprösslinge unter gleichen sonstigen Bedingungen isolirte und den einen im geheizten Zimmer, den anderen im ungeheiztem Raume bei einer Temperatur von 100% 1588 Ciliata. eirca 3—6° R. hielt. Die wenigen Versuche lehrten so viel, dass die in der Kälte gehaltenen Ciliaten in mehreren Tagen überhaupt wenig wuchsen und nicht zur Theilung gelangten, während die im geheizten Zimmer lebenden im gleichen Zeitraum unter entsprechendem Wachsthum 1—2 Theilungen erfuhren. Die Versuche wurden ihrer Unvollständigkeit wegen nicht publicirt. Maupas’ Beobachtungen zeigten den bedeutenden Einfluss der Temperatur auf die Vermehrungsenergie für zahlreiche Ciliaten, was aus der unten folgenden Tabelle deutlich hervorgeht. Die Methode der Unter suchung war keine sehr genaue, da M. die Ciliaten nicht etwa bei con- stanter Temperatur hielt, sondern in lange fortgesetzten Kulturen den Ein- fluss der wechselnden äusseren Temperatur verfolgte. Die Züchtung ge- schah stets auf dem Objectträger in geeigneten feuchten Kammern, in deren Nähe ein Thermometer aufgestellt war, welches die Temperatur anzeigte. Für jeden Untersuchungstag wird in den Tabellen ein Wärme- grad angegeben, von dem nicht bemerkt wird, ob er die mittlere oder die Maximaltemperatur anzeigt. Die erhaltenen Resultate können demnach nur einen approximativen Werth beanspruchen, so sehr sie auch geeignet sind, den bedeutenden Einfluss der Temperatur auf die Vermeh- rung, sowie das ungefähre Maass desselben zu erweisen. Wir können nur bedauern, dass es einem so trefflichen und unermüdlichen Forscher wie Maupas versagt war, seine Arbeit mit den Mitteln auszuführen, welche ihr volle Genauigkeit verliehen hätten. Vermuthlich wird die Temperatur den Gang der Vermehrung bei den Ciliaten mit continuirlicher Theilung viel kräftiger beeinflussen. Der Einfluss der höheren Temperatur dürfte sich bei ihnen vorwiegend in einer Steigerung der gesammten Lebensthätigkeit, speciell des Stoffwechsels und Wachsthums äussern. Dies folgt wohl sicher aus dem, was wir vom Einfluss der Temperatur auf die Lebenserscheinungen überhaupt wissen. Nicht ausgeschlossen scheint jedoch, dass auch die Raschheit des Verlaufs bei der intermittirenden, ohne Ernährung geschehenden Theilung durch die Wärme gesteigert werde. Fougquet deutet dies für Holophrya multif. sogar an. Was wir über den Einfluss höherer Temperatur auf die Entwicklung der Metazoäneier wissen, spricht in gleichem Sinne. Balbiani betonte (328), dass die Vermehrungsfähigkeit von der Quantität des Wassers, in welchem die Ciliaten leben, beeinflusst werde. So bedürfe Paramaecium Aurelia einiger Cubikcentimeter Wasser zur Entfaltung der vollen Vermehrungsfähigkeit. Man darf jedoch fragen, ob in diesem Falle die grössere Wassermenge direct wirkt, oder ob dabei die Ernährung ins Spiel kommt, event. auch eine andere Störung im regel- . mässigen Verlauf des Stoffwechsels. — Derselbe Forscher suchte ferner nachzuweisen (610), dass die Vermehrungsenergie von der Zeit abhängt, welche seit der letzten Conjugation in der Vorfahrenreihe des betreffenden Individuums verflossen ist. Die Schnelligkeit der Vermehrung nehme ab mit der Zeit, welche seit der Conjugation abgelaufen ist. Die Versuche wurden an Paramaecium Aurelia (? caudatum) angestellt. Schnelligkeit der Vermehrung (Einfluss der Temperatur). 1589 Wir führen die Ergebnisse hier nicht specieller auf. Obgleich ich Balbiani’s Ansicht im Allgemeinen theile, glaube ich doch, dass die Versuche noch ausgedehnter (namentlich auch unter genauer Berücksichtigung der Temperatur) angestellt werden müssen, um das Resultat gegen Anfechtungen zu sichern. Die kurzen Tabellen B.’s lassen die Versuchsbedingungen und die Art, wie die Resultate erzielt wurden, nicht erkennen. Es werden sogar Beobachtungen mitsetheilt, deren Ausführharkeit ich nicht ganz begreife. Die eine Versuchsreihe betrifft Paramaecien, welche vor $S Monaten, eine zweite sogar solche, die vor 3 Jahren zum letzten Male conjugirt hatten. Wie bemerkt, ist leider nicht angegeben, auf welche Weise dies festgestellt werden konnte. Ich muss gestehen, dass ich es schon für S Monate, mehr aber noch für 3 Jahre ungemein schwierig halte, durch anhaltende Beobachtung nachzuweisen, dass während so langer Zeit jede Conjugation unterblieb. Sollte Balbiani seine Paramaecien wirklich 3 Jahre lang so sorgfältig controlirt haben, um dies mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen? Zus. b. d. Corr. Wie ich aus den Correcturbogen zu Maupas’ neuester Arbeit (868) ersche, hat derselbe über diesen Punkt ganz die gleiche Ansicht. Um eine Vorstellung der Vermehrungsenergie bei verschiedenen Temperaturen und im Allgemeinen zu geben, lassen wir nachstehend Maupas’ und früherer Forscher Resultate in tabellarischer Uebersicht folgen. Im Allgemeinen ist bei den Angaben vorausgesetzt, dass die be- treffenden Ciliaten unter günstigen Ernährungsbedingungen stehen. Zeitdauer zwischen zwei aufeinanderfolgenden Theilungen bei der Temperatur von: Art. 5 10°C. 10—15 15—20 120-235 25—28 —_— nn - => — = nen en — = - — SS — — [I — bei reich- i 3 Yes ur, We AL En licher ani- Stylonychia 7 malischer 24h. | 12h. Sh. 6h. 5h. pustulata |} bei vegeta-. | | bilischer Ernährung | | 24h. 12h. Balbiani (1860) fand in 6 Tagen Vermehrung auf 91 en Stylonychia Mytilus | 4Sh. | 24h. | 12h. 2:5: Balbiani (1860) berechnete die Vermehrung in 1 Monat auf 50—54,000 Individuen. Euplotes Patella var. cury- | 24h. one stomus Wrz. | | (7—12°) I(12—18) (18—22) [(22-27) | (27-30) _ Onychodromus grandis 4Sh, 24h. aha, ol: | 5h. | (14—16) | (16— 18) | | Oxytricha fallax | 12h. | 8h. Stentor coeruleus | 24h. Gruber (1886) fand circa alle 45h. eine Theilung. Spirostomum teres 4Sh. | | (1418) (18—20)| | Paramaecium Aurelia 24h. 12. | Balbiani (1560) berechnete die Vermehrung in 42 Tagen auf 1,384, 416 Individuen. Param. Bursaria | 48—72h.*) | \6-8) s—11) (11—14) (14—17) (17—20) |(20-23) | (23-26) Leucophrys patula RE a | sh. | 6h. ah® | 4h. 3,4h. '(11—13)(13—15)| (15—18) | Glaucoma scintillans | | 8$h 6h. | 5h. | Colpidium Golpoda | 12h. | sh. | Balbiani (1860) berechnete die Vermehrung in 12 Tagen auf ca. 5964 Individuen. *) In der vorläufigen Mittheilung wird angegeben 72—96 h. Ueberhaupt musste die Tabelle nach den Mittheilungen der ausführlichen Arbeit, deren Correeturbogen mir kurz vor der Durchsicht dieses Bogens zugingen, mehrfach verbessert werden. Die ausführliche Arbeit enthält noch Angaben über einige weitere Arten, die nicht mehr berücksichtigt werden konnten. 1590 Ciliata. | | Art | 510°. |. 10-45 15—20 2025| 25—28 | I | | a en ABIT Se age) rl: Coleps hirtus | | | 24h. | | (15—17) (17—19)| Lionotus obtusum Mp. | | I lan 9h. | | | (14—16) Spathidium spathula | | 24h. Epistylis Umhellaria L. sp. Trembley (1744) fand, dass ein Individuen in 4 Tagen eine Kolonie von 8 Individuen erzeugte, also pro circa 24h. eine Theilung. Zoothamnium Arbuscula Trembley (1747) fand, dass eines der grossen Individuen schon | in 24 Stunden eine Kolonie von über 100 Individuen erzeugte, also in circa 3"/;—3 Stunden eine Theilung. Ehrenberg (1838, p. 291) fand bei einzelnen Vorticellinen in 3 Stunden Vermehrung auf $, gelegentlich auch in 6 Stunden auf 64 Individuen; Maupas (868) für eine Vorticella sp. 1 Th. pro 24 h. (14—15°). Des historischen Interesses wegen verzeichnen wir noch, dass schon Saussure (1769) die Vermehrung einer isolirten, unbestimmten Ciliate in 2 Tagen auf 60 Individuen steigen sah; am 3. Tage war die Zahl nicht mehr zu ermitteln. Guanzati (1797) stellte fest, dass sein Proteus (wahrscheinlich eine Oxytrichine) sich in 2 Tagen auf 64 Individuen vermehrt hatte; ferner, dass er sich täglich circa 2—3 Mal theilte, und verfolgte 20 successive Theilungen in $ Tagen, woraus er die mögliche Vermehrung in diesem Zeitraum auf 1,048,576 Individuen berechnete. Hinter diesen ausführlichen Angaben treten die Versuche Ehrenberg’s (1831) an Stylonychia Mytilus und Paramaecium Aurelia sehr zurück. *Zus. b. d. Corr. Wir dürfen zur Beurtheilung der Maupas’schen Resultate, wie sie die obige Tabelle condensirt darlegt, nicht unerwähnt lassen, dass die Einzelergebnisse keineswegs die grosse Regelmässigkeit der Vermehrungsenergie bei bestimmten Temperaturen zeigen, wie sie aus der Tabelle zu folgen scheint. In der detaillirten Tabelle über die langen Kulturversuche mit Stylonychia pustulata finden sich sehr verschiedene Ver- mehrungszahlen bei derselben Temperatur; so zeigt gleich der Beginn der Tabelle die auffallendsten Schwankungen, welche wir als Beispiel für zahlreiche ähnliche hier wiedergeben: Memperature en 16.2216 16 17 18 18 Zahl der täglichen Theilungen 1 1 3 2 2 1 Maupas sucht die Einwürfe, welche man aus diesen Unregelmässigkeiten gegen die Gültigkeit seiner Mittelzahlen erheben könnte, durch die Annahme zu widerlegen, dass Un- regelmässigkeiten in der Ernährung, welche bei den Kulturen unvermeidlich seien, die Schwan- kungen verursachten. Dass auch individuelle Differenzen der Vermehrungsfähigkeit der Nach- kommen des gezüchteten Infusors diese Verschiedenheiten bedingen könnten, sucht er zurückzu- weisen, obgleich er selbst bei Onychodromus und Leucophrys feststellen konnte, dass die Kulturen gewisser exconjugirter Individuen geringere Vermehrung zeigten; was nur indi- viduellen Verschiedenheiten zugeschrieben werden konnte, da die sonstigen Bedingungen die- selben waren. Er glaubt jedoch, dass derartige Differenzen für die Descendenten eines Indi- viduums nicht gelten. Ich halte dies keineswegs für sicher; wie mir denn auch die Erklärung dieser Schwankungen allein durch die Verschiedenheit der Ernährung zweifelhaft ist. Wir werden im folgenden Abschnitt finden, dass der Bau mancher Vorticellinenkolonien deut- lich auf individuelle Verschiedenheiten der Vermehrungsenergie unter den Nachkommen des ursprünglichen Gründers hinweist. * Man versuchte die intensive Vermehrung gewisser Ciliaten gelegentlich in besonderer Weise zu veranschaulichen. So berechnete Balbiani, dass ein Paramaecium Aurelia (? caudatum) bei der aus der Theilungsfolge sich ergebenden Vermehrung in 42 Tagen 1,384,416 Individuen hervorhringe. Bei Annahme einer durchschnittlichen individuellen Länge Schnelligkeit d. Vermehrung (Einfluss d. Temperatur; Abnahme b. fortges. Vermehr.). 159] von 0.2 Mm., bildeten dieselben eine Kette von 277 M. Länge, wenn sie sämmtlich in Ver- bindung blieben. Maupas berechnet dagegen, dass eine Stylonychia pustulata bei 25— 26°C. in 7'/, Tagen 100 Billionen Individuen erzeugen könne, welche ein Gewicht von 10 Kg. repräsentirten. Alle diese Berechnungen gehen von der Annahme aus, dass die Vermehrung fortdauernd in gleichem Tempo weiter schreite. Wir fanden jedoch schon oben, dass sie wahrscheinlich allmählich sinkt, weshalb die thatsächliche Vermehrung hinter der berechneten möglicherweise zurückbleiben wird. Maupas hat das Sinken der Vermehrungsfähigkeit mit der Zu- nahme der Generationenzabl seit der letzten Conjugation sehr wohl ge- würdigt. Seine neuen Erfahrungen (612) bestätigten nämlich in weiterem Umfange, was Bütschli schon 1876 aus wenigen Versuchen an Paramaecium putrinum abgeleitet hatte: dass nämlich mit fort- dauernder Vermehrung ein allmähliches „Sinken der Lebensenergie“ ein- tritt, d. h. also eine Abnahme der Ernährungs- und dementsprechend auch der Vermehrungsfähigkeit. Wie bemerkt, kommt auch Maupas zu diesem Resultat, welchem sich Balbiani gleichfalls angeschlossen hat (610). Ersterer stellte durch seine Kulturversuche für einige Formen fest, wann und in welcher Generation nach der Conjugation dieser Zeit- punkt der Erschöpfung eintritt. Die Kultur einer am 1. März aus der Conjugation hervorgegangenen Stylonychia pustulata starb den 10. Juli aus, nachdem in diesem Zeitraum 315 Theilungen stattgefunden hatten. Bei der Kultur von Onychodromus grandis soll das Er- löschen in der 330., bei Stylonychia Mytilus in der 320., bei einer Oxytricha in der 330. und bei Leucophrys patula in der 660. Generation (d. h. nach eben so vielen Quertheilungen) einge- treten sein. * Zus. bei d. Corr. Die Zahl der Generationen stellte M. so fest, dass er Kulturen eines einzelnen Iudividuums viele Monate lang verfolgte, indem nach einigen Tagen immer wieder ejn Individuum (resp. auch gelegentlich mehrere getrennt) isolirt und die Ver- mehrung derselben beobachtet wurde. Dabei vermisse ich nur eine Angabe darüber, wie die Zahl der aus einem Exemplar in den meist mehrtägigen Einzelkulturen hervorgegangenen Individuen festgestellt wurde, denn dieselbe war z. Th. eine so hohe (z. B. 935), dass genaue Zählungen doch recht schwierig waren. Unmöglich sind sie ja nicht, namentlich wenn man die Infusorien abtödtet. “ Jedenfalls folgt aus dem Ermittelten, dass die Vermehrungsfähigkeit der Ciliaten über kurz oder lang erlischt und Aussterben eintritt, wenn nicht die Conjugation früher oder später eine Stärkung, resp. eine Wiederherstellung des normalen Zustandes herbeiführt. Diese An- sicht sprach schon Bütschli 1876 aus; auch Engelmann gelangte gleichzeitig zu einer ähnlichen Auffassung der Bedeutung der Öonjugation. Hieraus folgt denn auch, dass von einer Unsterblichkeit der Ciliaten im Sinne Weismann’s nicht die Rede sein kann, sondern dass dieselben nicht unbegrenzt vermehrungsfähig sind, vielmehr sterben, wenn keine Gonjugation eintritt. Dass viele andere Einzellige demselben Gesetz unterliegen, folgt aus der weiten Verbreitung der Conjugation oder Copulation. Ob es für Alle gilt, mass natür- lich vorerst dahin gestellt bleiben. Der Tod ist demnach auch keine erst von den Metazoen er- worbene vortheilhafte Einrichtung, sondern von den Einzelligen auf die Metazoön überkommen. Die Beschränkung der Conjugation auf gewisse Zellen, die Fortpflanzungszellen, führt für die übrigen nothwendig das allmähliche Zugrundegehen mit sich, ebenso wie die Einzelligen sterben, welche behindert werden, sich durch Conjugation zu rehabilitiren. Zus. b. d. Corr. Auch Maupas kritisirt die Weismann’sche Lehre in seiner Arbeit (868) wesentlich ebenso. 1592 Ciliata, Im Kapitel über die Conjugation und Copulation kann erst auf diese Frage näher ein- gegangen und namentlich auch erörtert werden, wodurch diese Rehabilitirung bewirkt wird und was die allmähliche Erschöpfung bei fortgesetzter Theilung bedingt. * Nachtrag bei der Correctur. In seiner ausführlichen Arbeit über die Vermeh- rung der Ciliaten (868) wendet sich Maupas jedoch eifrig gegen den zuerst von mir aus- gesprochenen Satz: dass die Vermehrungsfähigkeit der Ciliaten nach der Gonjugation besonders lebhaft sei, um dann allmählich mehr und mehr zu sinken; welcher Ansicht bekanntlich auch Balbiani zustimmte. Es scheint mir nun keinem Zweifel zu unterliegen, dass Maupas’ Untersuchungen die Gültigkeit meines Gedankens im Allgemeinen erweisen: d. h. es tritt nach einer Anzahl Theilungen eine Degeneration ein, welche zuerst hauptsächlich die Nuclei» später auch äussere. Organe ergreift, eine deutliche Abnahme der Vermehrungsenergie und schliesslich den Tod herbeiführt. Lassen wir Maupas über dasjenige Infusor (Stylon. pustulata), auf welches er seine Einwände namentlich stützt, selbst reden. Er sagt: „Ce n’est que plus tard, apres une longue scrie de multiplications agamcs, que cette faculte se modifle et s’affaiblit par une degenerescence ....“ Demnach richten sich seine Einwände nur gegen den Zeitpunkt, in welchem die Abnahme der Vermehrungsenergie auftrete, nicht aber gegen das allmähliche Sinken der- selben. Nach ihm stellt sich dieser Zeitpunkt erst relativ spät ein; bei Stylonychia pustulata etwa erst nach 200 Generationen. Soll man nun annehmen, dass Degeneration und Abnahme der Vermehrungsenergie plötzlich eintreten und letztere zuvor, seit der Conjugation, fortdauernd eine gleichmässige blieb? Ich glaube, dies ist weder natürlich, noch folgt es zwingend aus M.’s Beobachtungen. Da wir finden, dass die Conjugation der Rückbildung Einhalt thut und mit der allgemeinen Rehabilitirung auch die Vermehrungsfähigkeit wieder herstellt, so scheint nichts natürlicher, als dass auch letztere mit der Abnahme der Conjugationswirkung im Laufe der Zeit allmählich sinke, sowie dass die Degeneration nicht plötzlich hereinbricht, sondern sich fortgesetzt steigert, obgleich das Auge sie erst nach einer verhältnissmässig langen Gene- rationenreihe bestimmt erkennt. Uebrigens spricht dies Maupas in seiner Polemik gegen Weismann selbst klar aus; so sagt er z. B.: „Elle (d. h. die Unsterblichkeitshypothese W.’s) et d’ailleurs exp@rimentalement contredit par mes cultures d’Infusoires, pendant lesquelles nous avons vu le pouvoir fonctionnel et la valeur physiologique de ces Protozoaires se modifier en se degradant de generation en generation.“ Und davon sollte die Vermehrungsenergie wäh- rend 200 Generationen eine Ausnahme bilden? M. stützt seine Ansicht auf lange Kulturen an Stylonychia pustulata, wobei er fand, dass die Vermehrungsenergie noch in späten Zeiten ähnlich ist wie anfänglich. Ich glaube, dass seine Versuche keineswegs genau genug sind, um ein allmähliches und mässiges Sinken der Energie in den früheren Zeiten nachweisen oder widerlegen zu können. Wir bemerkten schon früher, dass sie nicht bei constanter Temperatur angestellt wurden und dass die Angabe eines einzigen Temperaturgrades für jeden Tag ein ganz approximatives Verfahren ist. Betrachten wir uns die Kultur, auf welche sich M. hauptsächlich beruft, etwas näher. Dieselbe begann am 17. Februar 1886 und wurde bis zum 9. Juli fortgesetzt. Angefangen bei einer Temperatur von 16°, steigerte sich dieselbe fort- während bis zu 28° im Juli. Ist denn nun zu erwarten, dass aus einer solchen Versuchsreihe, bei welcher die mittlere Temperatur fortdauernd stieg, ein allmähliches Sinken der Vermehrungs- energie zu erkennen gewesen wäre, da wir ja wissen, welch’ hohen Einfluss die Temperatur- - steigerung auf die Vermehrungsenergie hat. Dazu gesellt sich das Schwankende der täglichen Einzelergehnisse, worauf schon früher aufmerksam gemacht wurde. Ohne Kulturen bei con- stanter Temperatur wird sich daher die Frage nicht entscheiden lassen. Maupas’ Versuche widerlegen meine früher ausgesprochene Ansicht nicht, vielmehr halte ich dieselbe aus allge- meinen Gründen auch heute noch für recht wahrscheinlich. Wir müssen hier noch einige Bemerkungen über die Vorgänge bei der allmählichen De- generation einschalten, wie sie Maupas’ ausführliche Arbeit näher kennen lehrt. Der Rück- gang äussert sich zunächst in einer successiven Abnahme der Körpergrösse, wie es auch schon Bütschli aus seinen Erfahrungen gefolgert hatte. M. scheint zwar der Ansicht zu sein, dass diese Abnahme erst nach einer sehr grossen Generationenreihe eintrete; da er aber keine Mes- sungen für die langen Kulturen an Stylonychia pustulata mittheilt, also wohl auch die Grössen- abnahme nicht methodisch verfolgte, so scheint mir wiederum möglich, dass sie schon viel Schnelligkeit der Vermehrung (Abnahme bei fortgesetzter Vermehr.; Degeneration). 1995 früher, aber sehr allmählich einsetzt. Ausser Deformationen der Bewimperung und der Körper- gestalt sind es nun namentlich die Kerne, welche durch die Senilität beeinflusst werden. Selt- samer Weise zeigt sich die Wirkung aber sowohl an den Ma. N. wie den Mi. N. verschiedener Arten in verschiedener Weise. Die ersteren werden theils wenig verändert (Onychodromus), theils fragmentiren sie sich (Stylonychia pustulata in 4 Stücke) oder die Glieder fliessen zusammen (Stylon. Mytilus und eine unbestimmte Oxytricha), worauf der zusammengeflossene Ma. N. allmäh- lich unter Verlust des Chromatins eine fettige Degeneration zu erleiden scheint, ja er kann zuweilen vollständig schwinden. Es wurden Exemplare von St. Mytilus beobachtet, welche sich lebhaft bewegten, deren Kern ganz zu Grunde gegangen war. Dies erklärt auch die früheren Mit- theilungen über gelegentlichen Mangel des Ma.N. z. Th. (s. p. 1490). Die Mi. N. können entweder an Zahl allmählich abnehmen, bis schliesslich Individuen entstehen, welche nur noch einen und gar solche, die gar keinen mehr enthalten (Stylon. pustulata und Oxytricha sp.), oder es beginnt, nachdem ihre Zehl bis auf einen gesunken ist, eine ganz seltsame Vermehrung durch Theilung, so dass die Zahl der Mi. N. in den späteren Degenerationsstadien allmählich ganz abnorm steigt (Stylon. Mytilus und Onychodromus). Aus diesen Erfahrungen geht auch hervor, dass die schon früher besprochenen Schwankungen in der Mi. N.-Zahl durch 'Theilungen ent- stehen, was bei Abfassung des betr, Kapitels noch nicht sicher festgestellt war; ausserdem erklärt das totale Schwinden des Mi. N. in späteren Stadien der Degeneration vielleicht manche frühere Angaben über Mangel dieser Kerne. * F. Koloniebildung. Eigentliche Koloniebildung in Folge fortgesetzter Theilung tritt bekanntlich nur bei einigen Gattungen gestielter Vorticellidinen auf (Carchesium, Zoothamnium, Epistylis, Opereularia und Ophrydium). Entstehungsweise und Aufbau der Kolonien sind sehr einfach. Indem die beiden Sprösslinge eines Individuums den mütter. lichen Stiel nicht verlassen (was bekanntlich wenigstens der eine bei den einzellebenden, Vorticella ete., thut), sondern auf dem Ende des Stiels zwei neue ausscheiden, bildet sich die Anlage einer Kolonie. Die beiden neuen Stiele der Sprösslinge bilden die directe Fortsetzung des mütterlichen, erscheinen demnach als dessen Zweige. Indem die Vermehrung dureh Theilung fortschreitet, wächst die Zahl der Kolonialindividuen und der Verzweigungen des gemeinsamen Stiel- gerüstes, da in der Regel jedes Individuum einen Stiel bildet, wenn derselbe häufig auch recht klein bleibt. Die Kolonien der Vorticelli- dinen sind demnach dichotomisch baumförmig verzweigt (s. T. 75 und 74), ähnlich wie die der früher besprochenen Dendromonadinen, welche deshalb" manchmal mit ihnen verwechselt wurden. Nur bei Ophrydium ist dieser Bau des Stielgerüstes äusserlich nicht sichtbar, da er von der Gallertmasse verdeckt wird. Natürlich schwankt die Zahl der Einzelindividuen (Zooide) der Kolo- nien verschiedener Arten und dementsprechend auch die der Zweige sehr. In den verschiedenen Gattungen begegnen wir einzelnen Arten, deren Kolonien nicht über wenige Individuen zählen, andere mit sehr indi- viduenreichen und daher auch z. Th. auffallend grossen Kolonien. Die ansehnlichsten bildet Ophrydium versatile (75, 5a); doch sind diese im strengen Sinne des Wortes nicht reine Kolonien, da häufig benachbarte kleinere beim Heranwachsen mit ihren Gallert- hüllen zusammenfliessen. Die ein bis mehrere Zoll Durchmesser er- 1594 Ciliata. reichenden Stöcke dieser Vorticellidine sind daher wohl stets Ge- sellschaften, welche durch Verwachsung zahlreicher Einzelkolonien entstanden. Dies dürfte auch erklären, warum sie häufig recht unregelmässig gelappt oder ausgebuchtet sind, seltener eine halb- kuglige bis kuglige Form besitzen. — Das Verhalten des Stielfadens in den Kolonien der Contractilia bietet besonderes Interesse. Bei Zoothamnium bleiben die Stielfäden der beiden Sprösslinge direet mit dem des ehemaligen mütterlichen Stiels in Continuität; demnach entstehen die neuen Stielfäden durch eine Theilung des distalen Endes des ehemaligen Fadens. Daraus folgt, dass die Ein- zelfäden aller Individuen der Zoothamniumkolonie continuirlich zu- sammenhängen. Jede Contraction dehnt sich daher im Allgemeinen auf die Stielfäden aller Individuen aus; die Kolonie contrahirt sich in ihrer Totalität. Ganz strenge genommen dürfte daher auch nur Zoothamnium als Kolonie bezeichnet werden, da hier allein ein organischer Zusammenhang der Individuen durch wirklich lebende Substanz besteht. Doch zeigen grade die Vorticellinen, dass die strenge Durchführung einer solchen Unterscheidung zwischen Kolonien und Gesellschaften auf Schwierigkeiten stösst. Bei Carchesium besteht kein Zusammenhang der Stielfäden der Individuen. Bei jeder Theilung bildet daher der eine Sprössling einen neuen Faden, während der andere mit dem alten im Zusammenhang bleibt und ihn weiterbildet. Bei Carchesium sind demnach die beiden aus der Theilung hervorgehenden Sprösslinge nicht ganz gleich; der eine ist in gewisser Hinsicht ursprünglicher wie der andere, er setzt den ehe- maligen Stielfaden und den alten Stiel fort, während Faden und Stiel des anderen wie Anfügungen am alten Stiel erscheinen. Wir werden gleich sehen, dass Ungleichheiten zwischen den Sprösslingen einer Thei- lung beim Aufbau der Kolonie überhaupt eine wichtige Rolle spielen. Die Verzweigung des Stielgerüstes unterliegt einer Reihe Modi- ficationen, welche den Gesammthabitus der Kolonie mehr oder weniger bestimmen. Bei den Acontractilia (Epistylis, Opercularia und Ophrydium) erhält sich im Allgemeinen die regulär dichotomische Ver- zweigung. Alle Individuen bilden ungefähr gleich lange Zweigstiele, welche sich auf ziemlich gleicher Höhe wieder gabeln. Das Resultat ist, dass bei diesen Formen sämmtliche Individuen ungefähr auf derselben Höhe in einer Ebene liegen. Das Stielgerüst entspricht dem Blüthen- stand einer sogenannten Trug- oder Scheindolde. Bei Ophrydium (75, 5b) ist diese Verzweigung des Stielgerüstes äusserlich nicht zu erkennen, es bedarf genauer Untersuchung der Gallerte, speciell radialer Durchschnitte, um dies festzustellen. Die Lage sämmtlicher Individuen in einer Ebene, resp. in gleicher Entfernung von dem Ur- sprungspunkt des Gerüstes, ist jedoch gerade hier sehr deutlich, da alle Individuen der Gallertoberflächee aufsitzen. Sie ragen im ausgestreckten Zustand frei über dieselbe hervor; zusammengezogen können sie sich in den becherförmigen Aushöhlungen der distalen Enden ihrer Gallertröhren mehr oder weniger bergen. Koloniebildung (Vorticellidinen). 1595 Natürlich ist die Regelmässigkeit der Verzweigung auch bei den Acontraetilien keine vollkommene Es finden sich schon mehr oder weniger deutliche Uebergänge zu den Modificationen der Con- tractilia. Zuweilen zeichnen sich einzelne Zweige durch grössere Dicke als Hauptzweige 1. Ordnung aus; oder die ersten Zweige sind be- deutend länger wie die übrigen und strahlen rasch nach einander aus dem apicalen Ende des Grundstamms aus, so dass die Verzweigung des Stielgerüstes sich dem Bau einer echten Dolde nähert. Ausgesprochener sind, wie gesagt, die Abweichungen bei den Con- tractilia. Regulär dichotomische Verzweigung findet sich noch selten bei gewissen Zoothamnien mehr oder weniger deutlich. Bei den übrigen tritt meist frühzeitig eine Verschiedenheit der Individuen sowohl hinsicht- lich der Stielbildung wie der weiteren Vermehrung auf. Dies lässt sich vielleicht am besten an der Bildung gewisser Zoothamniumkolonien erkennen (speciell Z. alternans Cl. u. L.). Schon bei der ersten Thei- lung des Koloniegründers muss eine wesentliche Differenz der beiden Sprösslinge eintreten; der eine, welcher sich wahrscheinlich auch durch Grösse auszeichnet, scheidet neue Stielsubstanz viel energischer ab, sein Zweig wächst daher auch rascher und in der Richtung des ur- sprünglichen Stieles fort. Der langsam wachsende Stiel des anderen Sprösslings wird daher als ein kleiner Seitenzweig dem Hauptstamm an- gefügt. Weiterhin wächst und vermehrt sich jedoch der ersterwähnte Sprössling jedenfalls viel rascher; er theilt sich daher bald wieder. Bei jeder dieser Theilungen tritt dieselbe Ungleichheit der Sprösslinge auf. Das Resultat des Entwicklungsganges ist demnach, dass das Stielgerüst schliesslich aus einem mehr oder weniger langen Hauptstamm besteht, welcher die directe Fortsetzung des Grundstammes bildet und dessen Ende ein Individuum der ersten Ordnung krönt, das häufig auch grösser wie die kurzstieligen, seitlichen ist. Früher oder später beginnt jedoch auch die Vermehrung der seitlichen Individuen, wobei sie sich im Wesentlichen ebenso verhalten wie das erste Individuum. Jedes seit- liche kann daher einen Zweig 1. Ordnung erzeugen, welcher wie der ursprüngliche Hauptstamm beschaffen ist. Seinem Ende sitzt ein In- dividuum von häufig ansehnlicherer Grösse auf. Natürlich werden die basalen Zweige in der Entwicklung voraus sein. Da die seitlichen Indi- viduen dem Hauptstamm mehr oder weniger alternirend entspringen, gilt dies natürlich auch für die aus ibnen entstandenen Zweige 1. Ordnung. Zweige 2. Ordnung scheinen gewöhnlich nicht zur Entwicklung zu kommen. Bei Zoothamnium Arbuscula und Carchesium wird die im Allgemeinen ähnliche Entwicklung des Stielgerüstes dadurch moditieirt, dass das erste Individuum sich auf der Spitze seines ziemlich ansehn- lichen und z. Th. (Zooth. Arbuscula) sebr dicken Stiels rasch nach einander in einige Sprösslinge von ähnlicher Beschaffenheit zertheilt. Jedes dieser Individuen erzeugt einen Zweig 1. Ordnung in der gleichen 1596 Ciliata. Weise und von derselben Bildung wie bei Zooth. alternans. Das Resultat ist demnach, dass kein Hauptstamm der gesammten Kolonie ge- bildet wird, sondern der Grundstamm in sehr kurzen Abständen rasch in Zweige erster Ordnung zerfällt, deren Zahl recht verschieden sein kann. So beobachtete Stein (1867) Kolonien, welche höch- stens als Varietät von Zooth. Arbusceula betrachtet werden können, die regelmässig nur zwei soleher Zweige entwickelten, während sich bei dem gewöhnlichen Z. Arbuscula bis S und 10 finden (74, 2a). Reich ist die Zahl der Zweige auch bei Carchesium polypinum (74, la), geringer dagegen bei anderen Arten dieser Gattung. Bei ansehnlicher Entwicklung der Kolonien (speciell von Zoothamnium Arbuscula) kommt es häufig zur Ausbildung von Zweigen 2. Ordnung; selten dagegen und nur als sehr kurze Fortsätze scheinen solche 3. Ord- nung hervorsprossen zu können. Ob auch bei den letztbeschriebenen Kolonien die Individuen der Zweigspitzen durch bedeutendere Grösse ausgezeichnet sind, bedarf ge- nauerer Untersuchung. Zwar berichtete schon Trembley (1747), dass die Enden der Hauptzweige von Zooth. Arbuscula grössere Thiere tragen, doch konnten Ehrenberg und die späteren Beobachter dies nicht be- stätigen. Wenn es auch nicht der Fall ist, so beweist doch der Bildungs- gang der Kolonien, dass bestimmte Verschiedenheiten der Individuen auch hier zu Grunde liegen. Schon Trembley (1744 und 47) ermittelte die Bildungsgeschichte der Kolonien für mehrere Vorticellinen ganz richtig, wie im historischen Abschnitt genauer geschildert wurde. Da wir dort die verschiedenen Ansichten, welche über diesen Gegenstand geäussert wurden, eingehender verfolgten, scheint eine Wiederholung unnöthig. Besonders zu betonen dürfte je- doch nochmals sein, dass schon Trembley auf Grössendifferenzen der Theilungssprösslinge hinwies, um dadurch die Bildung von Haupt- und Seitenzweigen zu erklären. Einige Bemerkungen verdienen noch die merkwürdigen kolonialen Gesellschaften des Ophrydium versatile. Bekanntlich sind sie ur- sprünglich auf dem Boden der Gewässer oder an Pflanzen befestigt, wie die der übrigen Vorticellinen. Nach dem, was schon früher (s. p. 1543) über ihren Bau bemerkt wurde, ist klar, dass sie anfänglich solide Gallertklumpen darstellen. Seit Gleditsch (46) fanden jedoch die meisten Beobachter, dass das Innere grosser Klumpen sich allmählich erweicht und schliesslich verflüssigt. Dieselben erscheinen dann hohl, blasenförmig, wie wir Aehn- liches auch schon bei gallertigen Flagellatenkolonien fanden (Uroglena). Interessanter Weise treten im Innern solcher Klumpen nicht selten Gas- blasen auf, weshalb sie sich losreissen und an die Oberfläche der Ge- wässer aufsteigen. Die Natur des Gases ist nicht bekannt. Schon früher wurde betont, dass zwischen Kolonien und Gesell- schaften keine scharfe Grenze zu ziehen ist. Wir dürfen daher auch die wenigen Ciliatenformen, deren Vereinigungen den Charakter der Gesell- schaften noch reiner darbieten, als dies für gewisse Vorticellinen der Fall ist, hier gleich anschliessen. Koloniebildung (Vorticellidinen). Conjugation (Allgemeines). 1597 Gruber (1879) beobachtete eine Cothurnia socialis, bei welcher gesellschaftliche Verbände derart entstehen, dass der das Gehäuse verlassende Theilsprössling sich gewöhnlich auf dessen Aussenfläche befestigt. Indem dieser Process sich vielfach wiederholt, entstehen baumartige Gesellschaften, welche von eigentlichen Kolonien durch ihre Entstehung sehr abweichen. Aehnlichem begegneten wir früher bei gewissen Flagellaten (Bieosoeea und Dinobryon). Zu den gesellschaftlichen Vereinigungen haben wir bei strenger Einhaltung der Unterscheidung jedenfalls auch die schon früher (p. 1545) geschilderten Verbände gewisser Stichotrichen und Maryna zu ziehen. In etwas weiterem Sinne gehören hierher auch die zusammen- hängenden Ueberzüge, welche die Gallerthüllen des Stentor Roeselii häufig bilden. 5. Die Conjugation und Copulation. A. Allgemeines. Viel regelmässiger als dies bei den meisten übrigen Protozoän- abtheilungen bemerkt wurde, treten im Leben der Ciliaten Vereinigungen zweier bis mehrerer Individuen ein. Die grosse, ja entscheidende Be- deutung dieses Vorgangs für die Lebensprocesse wird Niemand leugnen, wie verschieden auch im Besonderen die Ansichten über die Art dieser Bedeutung sein mögen. Es könnte nach dem Bemerkten scheinen, dass solche Vorgänge hei den Ciliateu viel wichtiger und verbreiteter seien als bei den übrigen Protozoen. Ich halte dies jedoch für trügerisch. Niemand wird zweifeln, dass es für die Flagellaten und Gregarinen nicht zutrifft. Dass die Erfahrungen über die Flagellaten beschränktere sind, ist wegen der viel geringeren Beschäftigung mit denselben erklärlich. Auch bei den Sarkodinen wurden Gopulationen beobachtet, ihre relative Seltenheit folgt wohl z. Th. schon daraus, dass man diese Protozoön kaum jemals so anhaltend und massenhaft züchten kann, wie viele Öiliaten. Die Chancen, Copulationen zu finden, sind daher bei den meisten Sarkodinen gering, gegen- über den Verhältnissen bei den Ciliaten. Während die Vereinigungen bei den seither geschilderten Abtheilungen stets zu totaler Verschmelzung führten, wobei sich Plasma mit Plasma und Kern mit Kern vereinigten, sind derartige Copulationsvorgänge bei den Ciliaten relativ selten. Viel häufiger findet sich eine nur theilweise und vorübergehende Verschmelzung zweier Individuen. Dieser Vorgang wurde seit langem Conjugation genannt, obgleich die Organis- men, von welchen diese Bezeichnung entlehnt wurde, die Conjugaten, in Wirklichkeit typisch copuliren. Wir werden später erfahren, dass auch bei dieser vorübergehenden Vereinigung oder Conjugation jedes der Individuen innere Veränderungen erfährt, analog denen, welche die Zygote oder das Product der Copulation erleidet; nämlich Vermischung des Plasmas beider Conjuganten und Erneuerung der Nuclei, die wahr- scheinlich aus einer Vermischung der Kernsubstanz beider Conjuganten hervorgehen. Die Beschränkung der Conjugation auf die Infusorien und die wahrscheinliche phylogenetische Abstammung dieser Gruppe machen 1598 Ciliata. es wahrscheinlich, dass 'sie aus der Copulation hervorging. Eine solehe Ansicht entwickelte auch schon Gruber (1886), während Plate (1886 und 1885) die Conjugation als den ursprünglicheren Vor- gang betrachte. Wenn wir überhaupt berechtigt sind, in der reicheren Production von Individuen einen Vortheil für die Art zu erblicken, so scheint es annehmbar, dass die Conjugation über die Copulation, aus der sie entsprang, triamphirte, weil sie die Individualitäten beider Conjuganten erhielt, während die Copulation zunächst bestrebt ist, die Individuenzahl auf die Hälfte zu redueiren. Unter den Einzelligen dürfte daher die Conjugation als eine höhere Entwicklungsstufe der Fusionsprocesse vor- theilhaft geworden sein. Dass bei den Metazoön oder höheren Pflanzen die ursprüngliche Copulation fortdauerte, ist wohl zu verstehen. Mit Eintritt der Arbeitstheilung zwischen Geschlechts- und Gewebe- zellen dürfte für die reichliche Ernährung und Vermehrung der ersteren so gesorgt sein, dass durch die Ausbildung conjugativer Processe kein Vortheil erwachsen wäre. Ausserdem wurde die Differenzirung der Geschlechtsproducte in ovoide und spermoide jedenfalls schon von den Vorfahren auf die Metazo@n vererbt, was gleichfalls die Entwicklung conjugativer Vorgänge ausschliesst. Nur in der Abtheilung der Peritrichen verläuft der Vereinigungs- act äusserlich ganz in der Weise gewöhnlicher Copulation, d. h. er führt zu totaler Fusion. Gleichzeitig besteht eine beträchtliche Grössendifferenz der zusammentretenden Individuen, welche als Makro- und Mikro- sonidie unterschieden werden. Der übereinstimmende Verlauf der inneren Vorgänge spricht jedoch sehr dafür, dass die totale Conju- gation der Peritrichen aus der partiellen der übrigen Ciliaten ent- standen ist. Auch die kaum anzuzweifelnde Stellung der Peritricha am Endpunkt der phylogenetischen Entwicklungsreihe der Ciliaten spricht hierfür sebr bestimmt. Wir erblicken also in der totalen Conju- gation nicht die Erhaltung eines ursprünglichen Copulationsactes, sondern einen Vorgang, welcher nachträglich aus der partiellen Conjugation entstand. B. GCopulationserscheinungen. Es wurde schon betont, dass einfache Copulationserscheinungen bei den Ciliaten selten sind. Nur Engelmann’s Beobachtungen (1862) erweisen sicher, dass bei Stylonychia pustulata und histrio (Subgenus Histrio) totale Verschmelzungen zweier Individuen vorkommen, wobei sich die Makronuclei und wahrscheinlich auch die Mikronuclei der Copulanten vereinigen; das Resultat also ein ein- faches Individuum ohne weitere Besonderheiten ist. Die Verschmel- zung beginnt ebenso wie bei der Conjugation zweier Individuen, schreitet jedoch, im Gegensatz zur Conjugation, bald auch auf die postorale Region fort, bis endlich die Leiber beider Thiere zu einem einzigen vereinigt sind, welches sich nur durch ansehnlichere Breite aus- zeichnet. Der Vorgang erfordert bei Stylon. pustulata ungefähr 12—14, bei Stylonyehia Histrio nur 5—6 Stunden. Bei der Gopulation (Stylonychia, Paramaecium). 1599 ersteren Art vereinigten sich die beiden Nucleusglieder der Conjuganten je paarweise, so dass die Zygote sofort einen zweigliedrigen Nucleus be- sass; bei St. Histrio verschmolzen hingegen die Kerne zu einem Längs- strang, welcher sich später wieder in zwei Glieder sonderte (ganz bestimmt wird letzteres nicht angegeben). Bei dieser Art wurde ferner constatirt, dass das Bauchwimpersystem der Zygote gegen Ende der Ver- schmelzung ganz neu angelegt wird; einen Tag nach der Fusion trat eine nochmalige totale Erneuerung desselben ein, was Engelmann für abnorm halten möchte. In beiden Fällen vermehrte sich die Zygote nach einiger Zeit durch Quertheilung. Interessant ist, dass Engelmann (1876, p. 617) einmal auch die Copulation zweier aus der Conjugation hervorgegangener Stylonycehia pustulata verfolgte, deren neue Makronuclei noch auf dem Stadium einer lichten Kugel (sog. Placenta Stein’s) standen. Auch in diesem Falle wurde die Fusion der Makronuclei beobachtet. Leider wurde die Copulation der Oxytrichinen seither kaum wieder studirt; nur Stein (1867, p. 70) schildert weitgehende Verschmelzungen zweier Individuen von Stylonychia pustulata, welche ohne Zweifel Copulationen waren; auch die auf T. VII, Fig. 6 (1859) abgebildete Syzygie von Stylo- nyehia Mytilus dürfte wahrscheinlich bierher gehören. Balbiani (1882, p. 17) äussert sich etwas zweifelnd über Engelmann’s Beob- achtungen an Stylonychia. Ich finde vorerst keine Gründe, die An- gaben des erprobten Forschers in Frage zu ziehen. Einfache Copulation wurde ferner noch für gewisse Vorticellinen und neuerdings für Paramaecium putrinum angegeben (Plate 842). In keinem dieser Fälle ist jedoch die Verschmelzung bis zu Ende ver- folgt worden, weshalb gewisse Zweifel bleiben. Plate fand solche Copulationen während einer Conjugationsepoche von Par. putrinum in geringer Anzahl. Die beiden Individuen waren angeblich in ganz ungewöhnlicher Weise mit ihren Hinterenden bis zu den Mundöffnungen verschmolzen. Anfänglich standen ihre unverschmolzenen Regionen ungefähr rechtwinklig zu einander, später richteten sie sich gerad- linig hintereinander. An diesen Angaben ist zunächst positiv unrichtig, dass die Hinterenden der Individuen verschmolzen waren, vielmehr waren die Vorderenden bis zu den Mundöff- nungen vereinigt, wie bei gewöhnlicher Conjugation. Fig. 53, T. III beweist dies klar, denn die Schlundröhren beider Individuen schauen nach deren freien Enden; letztere sind also die hinteren. Die totale Verschmelzung wurde nicht verfolgt; dagegen die der beiden Makronuclei; über die unveränderten Mikronuclei fehlen senauere Beobachtungen. Jedenfalls scheinen diese Wahrnehmungen noch nicht zu genügen, um die Copulation bestimmt zu er- weisen, wenn dieselbe auch nicht unmöglich ist. Copulation wurde für eine verwandte Holotriche, Colpoda Gucullulus, von Gerbe (432, s. bei Balbiani 1882, p. 379)*) behauptet. Die beiden in gewöhnlicher Weise (s. später) conjugirten Individuen sollen sich gemeinsam encystiren und dann total verschmelzen. Die Nuclei gelangten nicht zur Vereinigung, sondern theilten sich je einmal. Hierauf theile sich die Zygote in 4 sogen. Keimzellen oder Eier; auf der Abbildung ist dies s9 dargestellt, als differenzirten sich die 4 Keimzellen endogen um die 4 Kerne, lägen daher im fertigen Zustand noch in einer gemeinsamen Plasmamasse. — Ich vermuthe, dass bei dieser Schilderung wesent- *, Auch Schleiden, Das Meer, Taf. XV, p. 382; s. hierüber oben p. 1586 Anm. 1600 Ciliata. liche Irrthümer unterliefen: dass nämlich Cysten mit zweigetheiltem Inhalt. resp. 2 Spröss- lingen, irrthümlich von conjugirten Paaren abgeleitet und die Reihenfolge ibrer Entwicklungs- zustände in umgekehrter Aufeinanderfolge gedeutet wurde. Die 4 reifen Keimzellen waren sicher nichts weiter als 4 kleine Specialcysten, wie sie bekanntlich häufig vorkommen (s. oben p. 1585). Bekanntlich berichteten zuerst Glap. und L. über die Oopulation gewisser Peritrichen. Ihre Beobachtungen bezogen sich hauptsächlich auf Vorticella microstoma; zwar fanden sie Aehnliches auch bei Carchesium polypinum und Epistylis brevipes, ohne jedoch bei diesen eingehendere Forschungen anzustellen. Was sie dagegen als Copulation bei Epi- stylis plicatilis beschrieben (nämlich seitliche Vereinigung zweier benachbarter Individuen einer Kolonie durch eine schmale quere Brücke) dürfte sicherlich auf Täuschung durch an- haftende Mikrogonidien zurückzuführen sein. Bei Vorticella microstoma sollen sich zu- weilen 2—3 benachbarte Individuen seitlich dicht aneinander legen und hierauf verwachsen. Cl. und L. berichten bestimmt, dass sie die fortschreitende Verwachsung verfolgt hätten. Die- selbe dehne sich häufig so weit aus, dass die Hinterenden ganz zur Vereinigung gelangten, während die Vorderenden stets mehr oder weniger gesondert und speciell die Peristome immer deutlich erhalten blieben. Früher oder später erfolgte unter Entwicklung eines oder mehrerer unterer Oilienkränze, je nach der Beschaffenheit des Hinterendes, die Lösung von den Stielen und der Uebergang zum freien Leben. Soweit ersichtlich, machte die Verschmelzung während des Umherschwärmens keine weiteren Fortschritte; überhaupt wurde in keinem Falle die totale Vereinigung nachgewiesen, wie Öl. und L. besonders hervorhoben. Das weitere Schicksal der abgelösten Zygozoite (Cl. und L.) blieb unaufgeklärt; nach einiger Zeit hef- teten sie sich fest und einmal wurde die Encystirung eines Paares nach der Anheftung be- merkt. Auch Stein verfolgte dieselben Vereinigungen bei Vorticella microstoma ge- legentlich (1867, p. 110) und glaubte gesehen zu haben, dass die Ma. N. beider 'Thiere zusammenhingen, oder auch, dass sie in eine Menge kleiner Körperchen aufgelöst waren. Da letztere in ihrer Anordnung die ursprüngliche Gestalt der Ma. N. wiederholten, dürfte es sich wohl nur um zahlreiche Binnenkörper, nicht aber um eine Fragmentation gehandelt haben. Totale Verschmelzung constatirte auch Stein nicht. Endlich konnte Bütschli (1876, p. 239) eine solche Vereinigung zweier Vorticella nebulifera auf ihren Stielen 2 Tage verfolgen, ohne einen Fortschritt in der Verschmelzung oder die Ablösung zu bemerken. Genauere Untersuchung ergab dann, dass die Ma. N. beider Individuen continuirlich zusammenhingen. Obgleich Glapar&@de-Lachmann bestimmt ver- sichern, dass sie die beginnende und fortschreitende Verwachsung beobachteten, zweifle ich doch, ob alle hierhergezogenen Zustände thatsächlich Fusionen waren. Für den Bütschli- schen Fall z. B. möchte ich dies jetzt gegen meine frühere Auffassung bezweifeln; da die Verschmelzung in 2 Tagen keinerlei Fortschritte machte und auch keinerlei innere Verände- rungen an den Nuclei auftraten, erscheint die Deutung als Conjugation oder Copulation sehr zweifelhaft. Für Ol.-L.’s Auffassung war wesentlich entscheidend, dass jedes der vereinigten Individuen einen besonderen Stiel besass, was ihnen die Conjugation zu beweisen schien. Ich erachte dies doch nicht für ganz zutreffend. Wenn wir die scheinbaren Zygoten als unvoll- endet gebliebene Theilungen betrachten, wofür wir bei anderen Abtheilungen (s. Flagellaten p. 756) Belege fanden, so scheint wohl möglich, dass solche Zwillingsthiere sich nach ihrer Ablösung vom ursprünglichen Stiel anderwärts festheften und nun 2 neue Stiele ent- wickeln. Dass zwar auch Drillingsthiere auf solche Art zu Stande kommen, was der Fall sein müsste, wenn man diese Deutung auf sämmtliche Beobachtungen Cl. und L.'s an V. micro- stoma ausdehnen wollte, ist recht unwahrscheinlich. Das Vorkommen unvollständiger Thei- lungen bei Vorticella nebulifera glaubt Everts direct festgestellt zu haben. Die Zwil- lingsthiere sollen sich nach Entwicklung des unteren Cilienkranzes vom Stiel ablösen; sie erscheinen dann ganz wie Cl. und L.'s Zygozoite. — Ich halte es daher für wahrschein- lich, dass die sog. Copulationszustände der Vorticellen wenigstens z. Th. Zwillingsthiere waren. Wenn sich darunter auch wirkliche Fusionen fanden, was vorerst nicht za bestreiten ist, so mangelt doch bis jetzt der Nachweis, dass sie zu totaler Copulation führen, ja die vor- liegenden Beobachtungen (ihre Richtigkeit vorausgesetzt) sprächen eher für Conjugationen. Gopulation (Vorticellinen, Spirochona). 1601 Einen wirklichen und häufigen Verschmelzungsvorgang zweier Individuen lehrte neuer- dings Plate (1886) bei Spirochona gemmipara kennen. Es sind stets kleine Thiere mit unvollständig entwickeltem Peristomtrichter, welche sich vereinigen. Ob diese Individuen mit Plate als jugendliche bezeichnet werden dürfen, scheint mir zweifelhaft, Dies wäre doch nur dann gestattet, wenn sicher stände, dass sie auch ohne Copulation zu normalen, grossen Thieren auswüchsen. Nehmen wir, wie erlaubt, die Erfahrungen über die Conjugation zur Richtschnur, so liegt viel näher, sie als durch häufige Knospungen erschöpfte Individuen aufzufassen, an welchen schon R. Hertwig mangelhafte und unvollständige Peristombil- dung gewöhnlich beobachtete. Mund und Schlund verschwinden allmählich an den zur Copu- lation geneigten Thieren. Darauf neigen dieselben ihre Peristome gegen einander, wobei der Peristomboden sich gleichzeitig zapfenartig erhebt. Schliesslich berühren sie sich mit den Vorderenden und nun umgreift der Peristomtrichter des einen Thiers den des andern, welcher sich allmählich verkleinert (75, 7i). Die vorspringenden Zapfen wachsen einander entgegen und schliesslich zusammen. Hierauf löst sich dasjenige Individuum, welches gewisser- maassen vom Peristomtrichter des andern ergriffen wurde, von seiner Befestigungsstelle ab, auf welcher es nur die pelliculare Haftplatte zurücklässt. Allmählich erhebt es sich mehr und mehr, bis es schliesslich in eine gerade Linie mit dem befestigt gebliebenen zusammen- fällt und verschmilzt dann unter fortgesetzter Verkleinerung mit demselben (75, 7k). Dem- nach verläuft der Act keineswegs als eine gegenseitige Verschmelzung, wie bei den Stylo- nychien, sondern das eine Individuum verschmilzt mit dem anderen, ähnlich wie die Mikro- gonidie mit der Makrogonidie bei der totalen Conjugation der Vorticellidinen. Die Einleitung des Vorgangs bis zum Stadium des Zusammenfalls in eine Linie erfordert nach Plate mindestens 1 Tag. Ucber das Verhalten der Makro- und Mikronuclei bei diesem Verschmelzungsact be- richtet Plate sehr eingehend; doch glaube ich, dass das Beobachtete wahrscheinlich - das Thatsächliche nicht erschöpft. Der Makronucleus der Mikrogonidie tritt in die Makro- gonidie ein und erfährt dabei eine Reihe Umbildungen, von denen hier nur hervorgehoben werden soll, dass er eine streifige Structur annimmt und schliesslich sogar eine bisquitförmige (iestalt erhält (7k). Der Makronucleus der Makrogonidie erfährt dagegen andere Veränderungen ; er soll lappige Fortsätze entwickeln, energisch rotiren und die chromatische Substanz sich schliesslich in „Form zahlreicher, verschieden grosser glänzender Balken‘ in ihm vertheilen. Nachdem beide Kerne in der Makrogonidie nahe zusammengetreten sind, nehmen sie wieder die ursprüngliche Beschaffenheit an und verschmelzen hierauf. Unter den Abbildungen ist jedoch keine, welche dies bewiese und auch die Beschreibung geht über diesen Punkt etwas schnell hinweg, weshalb ich bezweifle, ob die Verschmelzung thatsächlich beobachtet wurde. Dazu kommt Plate’s mehrfach wiederholte Beobachtung, dass der Rest der Mikro- gonidie sammt deren Makronucleus abgestossen wurde. Er hält den Vorgang zwar für einen pathologischen, doch scheint mir auch diese Beobachtung zu beweisen, dass die Sache nicht so glatt abläuft, wie er anzunehmen geneigt ist. Hinsichtlich der Mikronuclei reichen die Erfahrungen noch weniger aus. So viel scheint sicher, dass sie Spindelgestalt annehmen und sämmtlich (auch in den letzterwähnten, angeblich pathologischen Fällen) in die Makrogonidie einwandern. Schliesslich sollen auch sie paarweise verschmelzen, was jedoch nur daraus erschlossen wird, dass die aus der Copu- lation hervorgegangenen Thiere wieder 3 Mikronuclei enthielten, wie die normalen. Mir scheint Plate’s Auffassung Einwände zuzulassen, namentlich dürfte die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit vorliegen, dass die Verschmelzung der Spirochona nicht einfacher Gopulation, sondern der totalen Conjugation der übrigen Peritrichen entspricht. Ich halte daher nicht für ausgeschlossen, dass weitere Forschungen auch hier nicht einfache Ver- schmelzung der Makro- und Mikronuclei, sondern Reorganisation derselben wie bei der Conju- sation nachweisen werden. Gewisse Beobachtungen Plate’s, so die Spindelbildung der Mikro- nuclei ete., weisen ja schon in dieser Richtung. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 101 1602 Ciliata. 0. Die Gonjugation. a. Bedingungen ihres Eintretens. Aeussere Bedingungen, welche Conjugation hervorrufen, liessen sich bis jetzt nicht feststellen. Everts (1873) glaubte für Vorticella nebulifera nachweisen zu können, dass die Conjugation bei allmählicher Eintrocknung des Wassers eintrete. Versuche, welche Bütschli (1876) in dieser Richtung anstellte, hatten ein negatives Resultat, wie auch solche über den Einfluss der Beleuchtung und anderer Agentien. Dasselbe constatirte Plate (1886). Ohne daher den begünstigenden Einfluss gewisser äusserer, erst fest- zustellender Momente ganz leugnen zu wollen, kam Bütschli schon 1576 zur Ansicht, dass die Bedingungen wesentlich innere sein müssten. Wir gingen schon bei der Theilung näher auf diese Frage ein und fanden, dass die Neigung zur Conjugation bei den Nachkommen einer Syzygie sich einstellt, nachdem dieselben eine gewisse Anzahl Theilungen erfahren haben, wobei, wie wir aus Früherem wissen, die Lebensenergie allmählich sinkt. Wird diese Erschöpfung durch eine Conjugation nicht gehoben, so führt sie, wie Maupas (812) zeigte, schliesslich zum Tod. Seine Untersuchungen ergaben jedoch auch das bemerkenswerthe Resultat, dass die Nachkommen einer bestimmten Syzygie in der Regel nicht conjugiren. Wenn dies doch geschieht (so Stylonychia pustulata nach der 180. Generation), sollen die Conjugationen „steril“ geblieben, d. h. die getrennten Thiere allmählich zu Grunde gegangen sein, ohne die normale Organisation zu erlangen. Aus M.’s ausführlicher Arbeit (868) geht her- vor, dass diese steril gebliebenen Conjugationen wohl ausschliesslich zwischen Individuen stattfanden, welebe den Mi. N. durch Degeneration verloren hatten, was ihre Weiterentwicklung natürlich ausschloss. Wurden hingegen die Descendenten zweier verschiedener Syzygien zur richtigen Zeit nach der Conjugation gemischt, so trat (Stylonychia pustulata, Onycehodromus und Leucophrys) Conjugation ein. Dagegen konnte vorerst bei Stylonychia Mytilus auf demselben Wege Conjugation nieht erzielt werden. Einstweilen gründen sich diese Erfahrungen auf Beobachtung weniger Arten und eine beschränkte Anzahl von Culturen. Ohne über eigene neuere Untersuchungen zu verfügen, möchte ich doch vermuthen, dass auch die Descendenten eines Paares unter Umständen fruchtbare Counjugationen eingehen können. Jedenfalls erklärt sich aus diesen Ergebnissen mancherlei, was schon lange auffiel.e. Einmal die Thatsache, dass in der Regel kleine Thiere conjugiren; ferner die Eigenthümlichkeit, dass Syzygien gewöhn- lich nieht vereinzelt und fortwährend vorkommen, sondern periodisch; wobei stets eine grössere Individuenzahl in Conjugation getroffen wird. Man kann daher mit einem gewissen Recht von Conjugationsepidemien reden, wie es häufig geschah. Die Erklärung dieser Erscheinung folgt aus dem oben Bemerkten, wie schon Bütschli (1376) darlegte. Die betreffenden Erfahrungen beziehen sich natürlich meist auf Ciliaten, welche sich rasch beträchtlich vermehren; unter diesen Umständen sind Conjugation (Bedingungen des Eintretens; Vereinigung bei terminaler Conjug.). 1603 stets viele Individuen annähernd gleicher Generation vorhanden, nämlich die Abkömmlinge einer ehemaligen Syzygie. Bei diesen wird also die Neigung, resp. das Bedürfniss zur Conjugation ungefähr zu derselben Zeit erwachen und sie werden unter den genannten Bedingungen jeden- falls geeignete Partner finden, denen die gleiche Tendenz innewohnt. Der Eintritt einer Conjugationsepoche aus inneren Bedingungen wird so leicht verständlich. b. Die partielle CGonjugation. Art und ‘Vorgang; der Vereinigung beider Conjuganten. Namentlich Balbiani (1861, p. 441) machte darauf aufmerksam, dass die Conjugation (speciell bei Paramaecium) durch ein eigenthümliches Betragen der Thiere angezeigt oder eingeleitet werde. Sie verrathen eine gewisse Aufregung, welche sich in sehr lebhaften Bewegungen ausspricht, und sammeln sich gruppenweise an. Einzelne Paare spielen gewisser- maassen mit einander, betasten sich mit den Cilien, schwimmen einige Zeit mit einander umher, um sich dann wieder zu trennen. Dies Spiel wird wiederholt, bis eine dauernde Vereinigung zweier Thiere ein- tritt. Ich habe Aehnliches bei Param. caudatum mehrfach beob- achtet, worauf auch schon OÖ. F. Müller’s (76) und Gleichen’s (65) Schilderungen hinwiesen. Schliesslich führt das paarweise Umher- schwimmen der Thiere zu wirklicher Vereinigung, welche, wie gesagt, nicht immer gleich zwischen den beiden sich zuerst nähernden Indivi- duen eintritt. Man darf deshalb wohl daran denken, dass die Indivi- duen ein gewisses Vermögen der Auswahl besitzen, resp. dass nur solche schliesslich eonjugiren, bei welchen die hierzu disponirenden inneren Be- dingungen genügend stark sind. Die Art der Vereinigung unterliegt ziemlichen Verschiedenheiten, wie schon die Mamnigfaltigkeit der Organisation vermuthben lässt. Da wir die Enchelinen für die ursprünglichsten Ciliaten halten, ist ihre Con- Jugationsform wohl auch als die primitive zu betrachten. Soweit bekannt, bilden sich deren Syzygien stets so, dass beide Conjuganten ihre ter- minalen oder nahezu terminalen Mundöffnungen auf einander legen und schliesslich mit denselben verwachsen. Stein (1567, p. 68) bezeich- nete solehe Conjugationen als terminale. Eine Folge dieser Ver- einigungsweise ist natürlich, dass die Aufnahme fester Nahrung wäh- rend der Conjugation ausgeschlossen ist. Leider wurden die termi- nalen Conjugationen bis jetzt noch wenig untersucht; wie sich der Stäbehenapparat des Schlundes dabei verhält, bedarf genauerer Fest- stellung; ebenso auch die gegenseitige Stellung der Conjuganten im wei- teren Verlauf des Vorgangs. Nach den Schilderungen treten beide Individuen stets in direeter Oppositionsstellung zusammen, so dass ihre Längsachsen zusammenfallen. Stein’s Angaben zufolge würde diese Stellung fort. dauern. Dagegen bemerkte schon Engelmann (1862) für Lacry- maria elegans, dass die mit den Mundpolen vereinigten Thiere der 101 1604 Giliata. Länge nach nebeneinander liegen, dass sie sich also aus der ursprüng- lichen Stellung, gewissermaassen durch Zusammenklappen, in die letzt- genannte versetzen, welche auch für eine gemeinsame Weiterbewegung des Paares allein vortheilhaft zu sein scheint (57, 11). In E.s Skizzen findet sich dieselbe Haltung der conjugirten Thiere auch für einen Pro- rodon (?), eine Enchelys und Coleps abgebildet; ebenso zeichnet . es Lieberkühn (uned. Taf.) fir Trachelophyllum appieulatum (57, 12c) und eine Enchelys (58, 9). Auch Balbiani (1882, p. 475) hebt hervor, dass die terminal conjugirten Paare nach der Vereinigung meist in der angegebenen Weise zusammenklappen. Dass diese Form der Conjugation die ursprüngliche ist, wird durch die Uebereinstimmung mit der Copulation der Flagellaten bekräftigt, welche bekanntlich meist mit den vor- deren Polen geschieht. Vielleicht dürfte die Conjugation mit den Mundpolen auch dadurch bedingt sein, dass die Verwachsung an diesen Stellen, wo wenigstens ursprünglich das Ento- plasma frei lag, besonders leicht eintritt. Terminale Conjugation beobachtete schon Stein (1861) bei grösseren Enchelinen, bei Coleps und Didinium, später (1867, p. 68) ge- denkt er ibrer noch für Enchelys, Lacrymaria (Phialina), Prorodon (Enchelyodon) und Mesodinium. Engelmann (1862) beobachtete sie bei Prorodon, Lacrymaria, Goleps und Didinium. Bei letzterer Gattung constatirte sie auch Balbiani (1873). Hinsichtlich der Conjugation der Lacrymarien sind noch gewisse Zweifel zu heben. Wie bemerkt, constatirte Engelmann die normale Terminalconjugation für L. elegans. Seit Ehrenberg (1838) kamen jedoch gelegentlich eigenthümliche Doppelthiere von Lacry- maria (wie es scheint gewöhnlich von L. Olor) zur Beobachtung, deren Bedeutung nicht ganz aufgeklärt ist. E. beschrieb ein solches Wesen als besondere Art unter dem Namen Trachelocerca biceps. Es war eine Lacrymaria, deren Rüssel in zwei Enden mit je einer Mundöffnung auslief. Perty (1852) beobachtete ein ähnliches Exemplar, das jedoch einen sehr breiten Körper mit zwei vollständigen Rüsseln besass. Er deutete es als Längs- theilungszustand, was schon Weisse (1843, 2) für Tracheloc. biceps geäussert hatte. Glap. und L. erklärten Tr. biceps für eine Monstrosität der Längstheilung; sie beob- achteten selbst eine ähnliche Form, welche nur 1 Rüssel, dagegen 2 getrennte Leiber hatte und die sie wie Perty’s Fund als Längstheilung deuteten. Für Längstheilung sprachen sich auch Eberhard (1863) und Kent (1880) aus. Dagegen deutete Perty (1864) die Trachelocerca biceps als eine Syzygie und will auch bei einer Trachel. linguifera Conjugation in ganzer Länge der Körper beobachtet haben. Auch Quennerstedt (Nr. 408, ID erklärte alle diese Doppelformen der Lacrymaria für Conjugationen. Wenn wir berücksichtigen, dass niemals Längstheilung der Ciliaten sicher beobachtet wurde, können wir die beschriebenen Doppelthiere auch nur auf Vereinigungen zweier Indi- viduen zurückführen. Dennoch ist zu beachten, dass dieselben von den Conjugationsformen der Verwandten wesentlich abweichen. Ob es sich um Conjugation oder Copulation handelt, bedarf weiterer Aufklärung. Bei Tr. biceps E. könnte man eventuell auch an eine durch zu- fällige Spaltung des Rüssels erzeugte Monstrosität denken (s. weiter unten den Abschnitt über Regeneration). Dehnt sich der Mund als langer Spalt über den vorderen Theil der Bauchkante aus, wie bei Amphileptus und Lionotus, so erstreckt sich die Vereinigung über den ganzen Mundspalt, also auf die ganze ven- trale Rüsselkante. Da beide Individuen unter diesen Bedingungen natürlich der Länge nach dicht anein- ander liegen, so scheint es häufig, dass sie in ganzer Länge verwachsen seien. Dies wurde auch mehrfach angegeben. Da aber die Conjuganten ihre Rümpfe häufig auseinander spreizen, so folgt, dass sie nicht über den Rüssel nach hinten verwuchsen. Vereinigungsweise bei terminaler und ventraler Conjugation. 1605 Ebenso scheint auch die Verbindung derjenigen Trachelinen zu geschehen, deren Mund auf die Rüsselbasis beschränkt ist (Dileptus und Trachelius). Für Dileptus eonstatirte ich dies selbst (T. 59, 4e); für Trachelius berichtet es Stein (1867). Nach Balbiani (1561) soll hingegen Trachelius Ovum mit den aufeinandergepressten Mundöffnungen conjugiren, welche dieser Forscher bekanntlich für die Geschlechtsöffnungen hielt (59, 3f). Obgleich gegen diese Art der Vereinigung principiell keine Bedenken vorliegen, möchte ich doch annehmen, dass auch bei Trachelius die Rüssel nicht getrennt bleiben, sondern in der Ventrallinie verwachsen. Die Holotrichen mit bauchständigem Mund vereinigen sich, soweit bekannt, mit der zwischen Mund und Vorderende befindlichen Region der Ventralseite. Die Conjuganten kehren ihre Bauchflächen einander zu, befinden sich also in verwendeter Stellung. Da wir früher fanden, dass der Mund sich ehemals höchst wahrscheinlich zwischen dem Vorderende und seinem jetzigen Orte ausdehnte, was noch durch die Zusammen- stossung der Körperstreifen (oder die sogen. Mundnaht) angedeutet wird, so folgt hieraus, dass diese Conjugationsform wahrscheinlich direett aus der terminalen entstand. Die Thiere vereinigen sich zweifellos mit einer mehr oder weniger langen Strecke der Mund- naht, also der Region des ehemaligen Mundspalts. Die eigentlichen Mund- öffnungen scheinen dabei gewöhnlich nicht in die Verwachsung einbezogen zu werden; die Verwachsungslinie endigt vielmehr dicht vor dem Mund. Doch ist es fraglich, ob diese Regel allgemein gilt, da abweichende Angaben nicht fehlen und die Mundöffnungen im Verlaufe der Con- Jugation zuweilen eingehen. — Besitzen solche Formen ein Peristom, so fällt die Vereinigungsstelle oder -linie natürlich in dieses, da ja die Mundnaht (respect. auch der Mundspalt) im Peristom hinzieht (Paramae- cium, Pleuroneminen). — Die Ausdehnung der Vereinigungslinie schwankt natürlich sehr; je weiter der Mund nach hinten verschoben ist, desto länger kann sie werden. Doch tritt die Verwachsung keineswegs immer in ganzer Länge der Mundnaht ein. So finden wir, dass sie bei Cyelidium, Cinetochilum (Engelmann 1862) und Urocen- trum (Engelmann’s Skizzen, Schewiakoff) auf die vorderste Region beschränkt ist. Dagegen dehnt sie sich bei den Paramaecien und vielen anderen auf die ganze Naht aus. Plate’s (188$) Angaben, dass die Vereinigung bei Param. putrinum in einem Punkt vor der Mundöffnung geschehe, halte ich nach meinen früheren Beobachtungen, wie denen der übrigen Forscher für ‚unrichtig; auch hier ergreift die Verwachsung die ganze Mundnaht, Die besonderen Gestaltsverhältnisse der conjugirenden Ciliaten rufen natürlich ein ziemlich mannigfaltiges Aussehen der Syzygien hervor. Sind die Thiere bei ausgedehnter Verwachsungslinie ziemlich langgestreckt und gerade, so pressen sie sich gewöhnlich fast in ganzer Länge aneinander (so z. B. die Paramaecien). Da letztere wie die übrigen hierher- gehörigen Ciliaten mehr oder weniger asymmetrisch sind, so erscheinen die mit den Ventralseiten aneinandergeschmiegten Thiere etwas gekreuzt 1606 Ciliata. oder sehraubig um einander geschlungen (63, 2b). Gewöhnlich erblickt man die Syzygien in seitlicher Lage, da sie diese Stellung bei Druck oder in der Ruhe naturgemäss einnehmen. Der eine Paarling kehrt dann dem Beschauer die rechte, der andere die linke Seite zu. Die Mund- öffnungen, welche sich gewöhnlich direct gegenüberstehen, ja bei manchen Syzygien (Chilodon z. B., 61, 1b) dicht aufeinander gepresst sind, wenden sich unter diesen Verhältnissen natürlich nach ver- schiedenen Seiten; während die des einen Individuums dem Beschauer zugekehrt ist, ist die des anderen abgewendet. Ist die Vereinigungslinie kürzer, oder die Asymmetrie des Körpers be- deutender (z. B. Chilodon), dann divergiren die Körper der Conjuganten stärker nach hinten und ihre gekreuzte Stellung tritt deutlicher hervor. Auffallender Weise wurden bei Chilodon zweierlei Syzygien beobachtet. Die einen entsprechen ganz der obigen Schilderung (Engelmann 1862, Stein 1867, p. 69, Bütschli 1876). Die zweite Form (61, 1c) beobachtete zuerst Stein (1859), später Engelmann (1862). Dabei soll die präorale dorsale Schnabelregion des rechten Conjuganten mit der entsprechenden ventralen des linken verwachsen sein. Beide Conjuganten liegen demnach nicht in ver- wendeter, sondern in gleicher Stellung nebeneinander, indem sie sich mit den beiden zuge- kehrten, ungleichnamigen Seitenrändern mehr oder weniger übereinander schieben. Wir werden dieselbe Verschiedenheit der Conjugation bei den Hypotrichen später wiederfinden. Dort soll auch untersucht werden, ob diese sog. laterale Gonjugation nicht doch nur eine Modi- fication der ventralen ist. Die Conjugationsweise der Heterotrichen entspricht ganz der sog. ventralen Conjugation und bestätigt die früher ausgesprochene Ansicht, dass das Peristom einer ehemaligen ausgedehnteren Mundregion entspricht. Die Verwachsung geschieht nämlich stets mit den Peristomfeldern, wobei sich die Conjuganten natürlich in verwendeter Stellung befinden. Sind die Peristomfelder lang und schmal, wie bei Blepharisma (Bütschli 1876, 66, Sd), Spirostomum (Stein 1367, 67, 2a), Balantidium (Stein 1867, 68, 2f), so verwachsen sie in ihrer ganzen Länge. Sind sie dagegen breiter und kürzer, so verwachsen sie nur in beschränkter Ausdehnung. Bei Condylostoma Vorticella (Bütschli 1876) ge- schieht die Vereinigung längs ihrer Mittellinie, vom Mund bis etwas vor die Mitte, so dass eine breite Verbindungsbrücke sich zwischen den beiden Fel- dern ausspannt, da sie nicht dicht aufeivander gepresst sind (67, 5b). Bei Stenrtor (Balbiani 1861) verwachsen sie in einer Linie, welche schief. von der Gegend des aboralen Endes der Zone gegen die Mitte ihrer linken Hälfte zieht (69,1). Längs dieser Linie senkt sich das Peristomfeld ziemlich plötzlich gegen den Mund herab; Balbiani hielt sie früher für eine bleibende Geschlechtsöffnung, was nicht bestätigt wurde. Die Verwach- sung geschieht demnach bei den Stentoren nur in der linken Region der Peristomfelder. Sollte die Verwachsungslinie etwa die Mundnaht an- zeigen? Dass das verwandte Climacostomum virens sich ebenso vereinigt, folgt aus Stein’s Beobachtungen (1867); die Peristome der Conjuganten sind nahezu geschlossen. Eigenthümliche Verhältnisse zeigt Bursaria truncatella. Ihrer Vereinigungsweise bei ventraler und lateraler Conjugation (Hypotricha). 1607 Conjugation geht jedenfalls eine völlige kückbildung. des Peristoms sammt Mund und Schlund voraus, denn die von Bütschli (1576) beob- achteten Syzygien besassen keine Spur mehr davon (68, 1d). An Stelle des Peristoms fand sich nur eine schwache Einbuchtung. Die Ver- wachsung erfolgt mit den übereinander geschobenen vorderen rechten Ecken der Bauchseite; eine auffallende Abweichung von den Stentoren. Wesentlich nach Art dieser letzteren scheint dagegen die Syzygienbildung der Tintinnoinen zu geschehen, soweit uns Fol (1881) darüber unter- richtete (69, 9a). Wie bemerkt, zeigen die Hypotrichen beide Conjugations- formen, deren schon bei Chilodon gedacht wurde. Die typische ventrale Conjugation findet sich bei den Euplotinen (Euplotes Sibesn 1859, Balbianı 1861 ,zete., Diophrys Stein .1867, p., 69). Dass die Verwachsung sich nur auf die Peristomfelder erstreckt, unter- liegt keinem Zweifel und gilt wohl sicher für sämmtliche Syzygien der Ordnung. Bei Aspidisca und den Oxytrichinen ist die Conjugation stets eine laterale; doch bildet Stein für A. costata (1859, T. III, Fig. 17) eine Syzygie ab, welche etwas an ventrale Conjugation erinnert. Die beiden Conjuganten sind in gleicher Stellung neben einander gelagert, so dass der linke Seitenrand des rechten Individuums dem rechten des linken anliegt, resp. in seiner vorderen Hälfte gewöhn- lich etwas unter denselben (d. h. dorsal) geschoben ist. Dabei ist an- fänglich das rechte Individuum häufig etwas weiter nach vorn gerückt wie das linke, so dass sein Stirprand über den des letzteren vorspringt (71, 5b). Im weiteren Verlauf der Conjugation gleicht sich diese Differenz meist wieder aus, da beide Stirnränder zusammenfliessen (72, 1a). Die Verwach- sung beschränkt sich wohl immer auf die präorale Region; wenn sie über den Mund nach hinten reicht, handelt es sich wahrscheinlich stets um Copulationen (s. oben p. 1598). Sie geschieht zwischen dem Peristom- feld des rechten und dem Stirnfeld des linken Individuums. Ist die Ver- wachsung vollendet, so gehen die präoralen Regionen beider Conjuganten con- tinuirlich in einander über (Stylonychia, Oxytricha). Natürlich muss bei einer solchen Vereinigung ein Theil der präoralen ‚Wimpergebilde beider Conjuganten eingehen. Das linke Individuum büsst in der Ver- wachsungsregion die rechte Randwimperreihe, den ‚grössten Theil der Stirneirren und die rechte Hälfte der adoralen Zone ein; das rechte verliert die linke Hälfte der Zone meist ganz, wobei auch sein Mund und Schlund zu Grunde gehen. Nach manchen Abbildungen scheint sich jedoch das Oralende seiner Zone auch längere Zeit erhalten zu können. Wenn die Stirnränder zusammengeflossen sind, vereinigen sich die restirenden Hälften beider Zonen mit einander, so dass das Vorderende der Syzygie schliesslich von einer scheinbar einfachen Zone umzogen wird, welche zum Mund des linken Conjuganten führt (72, la). 1608 Giliata. Ueber die einleitenden Vorgänge bei der Bildung solcher Syzygien der Oxy- trichinen bestehen einige Zweifel. Balbiani (1861) berichtet, dass die Individuen sich zuerst mit ihren Bauchflächen auf einander legen, worauf das Peristomfeld des einen (des späteren rechten) mit dem Stirnfeld des anderen verwächst, Alsdann sollen beide Individuen um ihre Verwachsungsstelle auseinanderklappen, so dass sie die Position zu einander einnehmen, welche die laterale Syzygie charakterisirt. Dieser Bildungsgang würde eine erwünschte Uebereinstim- mung der ventralen und lateralen Conjugation verrathen. Der wesentliche Unterschied bestände, abgesehen von der späteren Aufklappung, darin, dass beide Conjuganten sich genau mit ihren Bauchflächen decken, weshalb die ungleichnamigen Seiten ihrer präoralen Regionen verwachsen. Stein bezweifelt (1867, p. 74), dass dies der regelmässige Bildungsgang sei, weil er direct beobachtet habe, dass 2 Individuen von Stylonychia pustulata sofort in der definitiven Lage conjugirten. Das rechte Individuum hatte den linken vorderen Theil seines Peristom- felds etwas hinter (dorsal) die rechte Vorderseite des linken geschoben. Hierauf erfolgte die Verwachsung, was anscheinend so geschah, dass der vorderste Theil vom Stirnfeld des linken Individuums ganz allmählich nach dem benachbarten Theil des Peristomfelds des rechten hinüberfloss. Doch konnte auch er bemerken, dass die beiden Conjuganten im Beginn der Vereinigung häufig mit den Ventralseiten zusammenklappen. Dies, sowie die Art der ersten Vereinigung bei der Gopulation der Oxytrichinen, welche Engelmann (1862) ge- schildert hat, lässt mich Balbiani’s Darstellung für die wahrscheinlichere, resp. diesen Vor- gang für den ursprünglichen halten, woraus ich schliesse, dass die lateralen Syzygien aus den ventralen hervorgingen. Dies gilt natürlich auch für die früher erwähnten des Chilodon Guecullulus. Ein Wort noch über die Frage nach der Art der Verbindung der conjugirten Körper. Balbiani (1861) hegte besonders für die Paramae- cien ursprünglich die Ansicht, dass keine eigentliche Verschmelzung des Plasmas beider Conjuganten eintrete, dieselben sich vielmehr nur durch eine ausgeschiedene Kittsubstanz innigst mit einander verbänden. Da B. die Conjugation damals für Begattung hielt, konnte eine solche Ver- einigung keine Bedenken erwecken. Auch jetzt scheint er (1882, p. 265) eine Fusion des Plasmas nicht allgemein zuzugeben. Die späteren Forscher, speciell Stein, bezweifelten im Allgemeinen nicht, dass die Conjugation stets in einer wirklichen Verwachsung (Fusion) der Plasmakörper bestehe, wobei das Ectoplasma an der Verwachsungsstelle völlig eingeht und das Entoplasma beider Individuen in direete Continuität trat. Aus einer Bemerkung Plate’s (1886, p. 36) scheint hervorzugehen, dass er die Plasmafusion bei den Paramaecien ebenfalls bezweifelt; doch spricht er in seiner späteren Arbeit über Param. putrinum von Verschmelzung. Da die Fusion bei zahlreichen Ciliaten ganz bestimmt wahrzunehmen ist, zweifle ich nicht, dass sie allgemein vorkommt. Dafür sprechen auch die weiteren Vorgänge bei der Conjugation. Vereinigungsdauer der Syzygien. Es ist natürlich nicht ganz leicht, die Dauer der Vereinigung exact festzustellen; auch wird die- selbe sicher gewissen Schwankungen unterworfen sein. Maupas (782, 783, 811) betont, dass die inneren Vorgänge bei höherer Tempe- vatur schneller verlaufen, also die Syzygien sich unter diesen Um- ständen früher lösen. Die vorliegenden Angaben sind einstweilen wenig umfassend; namentlich Maupas publieirte neuerdings für einige Arten genauere Daten. Balbiani (1861) schätzte die Dauer der Vereinigung Part. Conjugation (Fusion des Plasmas; Dauer; multiple Conjugation). 1609 auf 24% bis 5 und 6 Tage; doch hat sich eine so lange Conju- gationsdauer (speciell für Paramaecium Bursaria) nicht bestätigt; sie scheint vielmehr im Allgemeinen zwischen 12 und 48" zu schwanken, wie die folgende Tabelle zeigt. : e Paramaecium Aurelia . . .. 2-1 bei 24250 C. fP: u eli 1 15 \ 2 caudatum . .. do. Sl 10 Ge Dieselbene vr ya er euer . ‚bis! 248 20210 OR /Teucophrys patulaı u... .. 2.019166 EuplotessBatellaı.ı 20.9. .% 24h Golpidium’Colpoda 7. u... .. 24h „ 17—18°C. Onychedromus grandis 32— 348 Paramaecium Bursaria (Bütschli\) 24-48" Stentor (Balbiani 1882, p. 161) , 36—48l Das Vorkommen multipler Conjugation im Allgemeinen. Obgleich in der Regel nur zwei Individuen conjugiren, wurde doch schon lange beobachtet, dass sich gelegentlich auch 3 und mehr vereinigen. Dies gilt sowohl für die partielle wie die totale Conjugation. Der Ein- fachheit wegen ziehen wir hier gleich die Beobachtungen über mehrfache totale Conjugationen, welche ziemlich häufig vorzukommen scheinen, mit heran. Im historischen Abschnitt wurde betont, dass schon Gruithuisen (1812) gelegentlich 3—4 sogen. Knospen bei Vorticellen beobachtete. Dass es sich dabei um conjugirte Mikro- sonidien handelte, unterliegt keinem Zweifel. Diese Beobachtung wurde namentlich von Stein später vielfach bestätigt. 1849 und 1854 bemerkte er bei V. microstoma und Üo- thurnia crystallina gelegentlich 2—3 sogen. Knospen. Später (1867) constatirte er die Vereinigung zweier Mikrogonidien mit einer Makrogonidie zuweilen noch bei Epistylis crassicollis, ja fand bei Opercularia articulata mehrfach sogar 5—6 Mikrogonidien in Verwachsung mit einer Makrogonidie. Rees (1877) bemerkte 2—3 Mikrogonidien zuweilen bei Carchesium polypinum; Wrzesniowski berichtet über mehrfache Vereinigungen für Ophrydium versatile, was Jickeli (1884, 2—3) bestätigte; Entz (1888) constatirte die Erscheinung (2) bei Epistylis branchiophila. Auch über mehrfache partielle Conjugation liegen schon relativ alte Nachrichten vor. Cohn (1851) berichtete zuerst über dreifache Längstheilung bei Paramaecium Bursaria; natürlich war es drei- fache Conjugation. Stein (1861) bemerkte das Gleiche häufig bei Amphileptus; Engelmann (1862) bei Paramaecium Bursaria, Stein (1867) bei P. Aurelia. Eberhard (1865) beobachtete ternäre Conjugation bei dem zweifelhaften Siagonophorus. Neuere Beob- achter bestätigten die dreifache Conjugation speciell für die Paramae- cien häufig (Jickeli 1884, Gruber 1886, Plate 1888). Letzterer berichtet, dass bei P. putrinum sich gelegentlich ein drittes Individuum mit dem Hinterende eines der Conjuganten einer Syzygie vereinige, sowie dass 2 Syzygien zusammentreten könnten, wodurch eine von 4 Individuen entstehe. Der erstere Fall scheint mir bedenklich, da, soweit bekannt, die Vereinigung von 3 Individuen stets nach denselben Regeln geschieht wie bei binärer Conjugation. Die relative Seltenheit der mehrfachen Conjugationen erlaubte bis jetzt noch keinen näheren Einblick in die inneren Vorgänge. Dennoch scheint es kaum zweifelhaft, dass die- 1610 - Giliata. selben principiell denen der binären entsprechen. Doch erforderte dies wesentliche Modi- ficationen im Verlauf der Vorgänge; wenigstens bei der Annahme, dass alle drei Indi- viduen sich zu einander in derselben Weise verhalten, wie die beiden bei der binären Conjugation. Aeussere und innere Umbildungen im Verlauf der Con- jugation, insofern sie nicht die Kerne betreffen. Jickeli (1884): betonte, dass verschiedene Ciliaten während einer gewissen Periode der Conjugation ganz unempfindlich werden. Die Syzy- sien der Paramaecien liegen dann ganz ruhig da und reagiren sogar auf Schütteln nicht. Die Paare des so reizbaren und heftig zusammenschnel- lenden Spirostomum contrahiren sich während dieses Zustands selbst bei Berührung mit einer Nadel nicht. Genauere Feststellung des Zeitpunktes dieser Unempfindlichkeit wäre sehr wichtig, Maupas (782) bemerkt, dass die Exconjuganten von Euplotes und Colpidium ohne Beunruhi- sung keine Ortsveränderungen ausführen, bis der neue Mund ge- bildet ist. Schon in einem der vorhergehenden Abschnitte wurde mitgetheilt, dass die vereinigten Individuen häufig beträchtliche Veränderungen erleiden, welche nach ihrer Trennung wieder abgestellt werden müssen. Am auffallendsten fanden wir diese Veränderungen bei der lateralen Conju- sation der Hypotrichen. Hier sind denn auch die Neubildungen am überraschendsten; doch treten sie auch bei der ventralen Con- jJugation auf. Im Allgemeinen wird bei den Hypotrichen gegen Ende der Conjugation die gesammte Bauchbewimperung beider Thiere neu an- gelegt und die alte schliesslich ganz verdrängt (72, la—b). Auf dem Bauchfeld der Individuen, also hinter dem ehemaligen Mund, sprosst dies neue Wimpersystem hervor, jedenfalls ganz in derselben Weise wie bei der Quertheilung (s. oben p. 1567). Doch wurde seine erste Anlage bei der Conjugation noch nicht so genau verfolgt. Wir können daher von einer eingehenden Schilderung des Vorgangs absehen. Fraglich bleibt nach den vorliegenden Untersuchungen Stein’s und Engelmann’s nur, ob auch die alten Randwimperreihen ganz neu ge- bildet, oder ob nur deren eingegangene Theile ersetzt werden; nach den Erfahrungen bei der Quertheilung dürfte das erstere wahrscheinlicher sein. Die in angegebener Weise hervorgetretenen Neuanlagen dehnen sich gegen Ende der Conjugation über die Bauchflächen nach vorn und hinten mehr und mehr aus und verdrängen die Reste der früheren Bewimperung schliesslich vollständig. Doch wird dies häufig, vielleicht regelmässig, erst einige Zeit nach der Trennung vollendet. Nach Maupas (811) sollen bei Onychodromus grandis die adoralen Zonen zunächst nicht neugebildet, resp. ersetzt werden; dies erfolge erst bei seiner zweiten Mauserung (‚‚mue‘), welche 4 Tage nach der Trennung eintrete. Natürlich müssen unter solchen Umständen auch Mund und Schlund der exconjugirten Oxytrichinen völlig neu gebildet werden. Es scheint, dass diese Organe stets relativ spät nach Lösung der Syzygie auf- Part. Oonjugation (Umbildungen an und im Plasma). 1611 treten. So beobachtete Bütschli (1876) bei Stylonycehia Mytilus erst am vierten Tage nach der Trennung einen neuen Mund; dasselbe constatiite Maupas für Onychodromus. Engelmann (1862) fand bei Euplotes Patella und Charon, dass die Mundbildung am zweiten bis dritten Tage nach der Trennung vollendet ist und auch das Wimpersystem dann wieder die normale Beschaffenheit erlangt hat. Maupas (782) sah dagegen die vollständige Erneuerung des Wimper- systems bei Euplotes Patella 4 Stunden nach der Trennung vollendet, die Neubildung des Mundes aber gleichfalls erst 48 Stunden nach diesem Zeitpunkt. Die ersten Nachweise über diese interessanten Reconstructionen bei der Conjugation lie- ferte Stein (1859) für Stylonychia; sie bestärkten ihn wohl hauptsächlich in der Deutung der Syzygien der Hypotrichen als Längstheilungen, welche er trotz der Erfahrungen Bal- biani’s (1858) an Paramaecium Bursaria noch festhielt. Letzterer leugnete (1861) diese Neubildungen irriger Weise, während sie Engelmann (1862) für Stylonychia durchaus bestätigte und für Euplotes zuerst erwies. Die späteren Erfahrungen von Bütschli (1876) und Maupas trugen zur genaueren Kenntniss derselben einiges bei. Für Euplotes Patella berichtete Maupas (782), dass sich frühzeitig an den conjugirten Thieren eine besondere Oelfnung zum Austausch der Mikronucleiproducte bilde. Spätere Erfahrungen (783) zeigten ihm, dass die Membranellen, welche diese Oeffnung begrenzen, später in die frontalen der neuen Zone übergehen. Diese Berichtigung scheint mir darauf hinzuweisen, dass auch die angebliche Oeflnung wahrscheinlich nicht existirt, vielmehr nur die Anlage der neuen Zone, resp. einer ihrer Ränder fälschlich dafür gehalten wurde. Da ja auch bei Euplotes die Conjuganten wirklich verschmelzen, so ist schwer einzusehen, weshalb eine besondere Oeffnung zum Austausch gebildet werden soll, während dies bei keiner anderen Ciliate der Fall ist. Ferner zeigen Engelmann’s (1562) Beobachtungen, dass die Anlagen der neuen Zonen mitten auf den Bauchflächen auftreten, wo die Leiber der Thiere jedenfalls nicht vereinigt sind. Bekanntlich bemühte sich ehemals auch Bal- biani, Geschlechtsöffnungen nachzuweisen. Wir zeigten schon früher, wie seine Angaben für Trachelius (s. p. 1394) und die ÖOxytrichinen (s. p. 1382) zu erklären sind. Auch die angeblich spaltartige Oeffnung auf dem Peristomfeld der Stentoren, an der Stelle, wo die Verwachsung bei der Conjugation eintritt, hat sich nicht bestätigt, wie wir schon sahen. Ob auch bei anderen Spirotrichen ähnliche Neubildungen im Ge- folge der Conjugation auftreten, ist noch unsicher; jedenfalls scheint aber gewiss, dass diese Erscheinung nicht allgemein verbreitet ist, sondern sich auf solche Ciliaten beschränkt, deren Wimpersystem bei der Conju- gation theilweise zerstört wird. Bei Bursaria truncatella müssen nach dem früher Bemerkten (s. p. 1606) Peristom, Mund und Schlund natürlich ganz neu gebildet werden. Weiter verbreitet scheint die Rück- und Neubildung des Mundes zu sein, welche bei terminaler Conjugation, resp. bei solcher längs des ganzen Mundspalts stets stattfinden muss. Aber auch bei Ciliaten, welche sich mit den präoralen Regionen vereinigen, wurde das Schwin- den des Mundes und seine Neubildung nach der Trennung gelegent- lich beobachtet. Nach Bütschli (1876) gehen die Conjuganten von Colpidium Colpoda ohne Mund aus der Syzygie hervor und erlangten ihn erst am siebenten Tage nach der Trennung wieder. Maupas bestätigte dies; die von ihm untersuchten Thiere erhielten den 1612 Ciliata, Mund jedoch schon 45 Stunden nach der Trennung. Derselbe Beobachter gibt auch für die Paramaecien Rückbildung des Schlunds bei der Conjugation an. Wahrscheinlich treten solche Rückbildungserscheinungen des Mundes häufiger auf, namentlich wenn derselbe weit vorn liegt. Gewisse Veränderungen im Plasma der conjugirten Ciliaten deuten an, dass es sich an den stattfindenden Processen lebhaft betheiligt, was ja auch die besprochenen Neubildungsvorgänge schon ergaben. Bei manchen Ciliaten, speciell den Oxytrichinen, teıner .Condylostoma yorticella, Bursarıa "truncatella (Bütschli 1876), Lionotus fasciola (Entz 1879) treten im Laufe der Conjugation zahlreiche dunkle Körnchen im Entoplasma auf, welche es gegen Ende der Conjugation häufig recht undurchsichtig machen. Schon Bütschli, welcher auf diese Erscheinung zuerst bestimmter hin- wies, betonte, dass sie „einen regen Stoffumtausch“ im Plasma der con- Jugirten Thiere anzeige. Entz (1879) deutete die Körnchen als Exeret- körnchen (s. oben p. 1484), eine Ansicht, welche auch Bütschli hegte. Balbiani erklärte (1882) die von Stylonychia theils für eiweissartige, theils für fettartige Abscheidungen; ihr massenhaftes Auftreten schien ihm auf einen lebhaften Verbrennungsprocess hinzudeuten, also gleichfalls auf einen energischen Stoffwechsel im Sinne von Bütschli und Entz. Neuerdings theilte Maupas (811) mit, dass die Granulationen von Ony- chodromus zum grösseren Theil Paraglycogen (= Zoovamylum Maupas), zum kleineren dagegen Excretkörnchen (harnsaures Natron nach ihm) seien. Ob aus dieser Erfahrung, wenn sie sich bestätigt, mit Maupas zu schliessen ist, dass die Hauptmenge der Körner eine Reservenahrung darstellt, scheint mir vorerst noch unsicher. Die Auffassung der Glycogenablagerung als Reservenahrung ist für die höheren thieri- schen Organismen keineswegs sicher; die neueren Erfahrungen zeigen vielmehr (Barfurth 721), dass dieser Körper wahrscheinlich ein gewöhnliches Product der Eiweisszerlegung ist. Auch die Erfahrung, dass die Paraglycogenmassen bei der Fortpflanzung der Gregarinen in grosser Menge nutzlos zu Grunde gehen, spricht eher dafür, dass das Paraglycogen ein Zersetzungs- product ist, welches gelegentlich wieder verbraucht werden kann, jedoch nicht als eigentliche Reservenahrung aufgefasst zu werden verdient. Daher scheint es vorerst nicht unberechtigt, aus der Abscheidung der Granulationen auf einen regen Zersetzungsprocess im Plasma und speciell dessen Eiweiss zu schliessen, was natürlich auch auf eine energische Verbrennung hinweist. Diese Auffassung scheint um so mehr gerechtfertigt, als die Oxytrichinen während der Conjugation keine Nahrung aufnehmen und daher auch keine Reservenahrung im strengen Sinne deponiren können. Umbildungen an den Nuclei im Gefolge der partiellen Conjugation. Der genaueren Besprechung dieser Vorgänge schicken wir eine allgemeine Bemerkung voraus. Wie der Abschnitt über die Kerne darlegte, halten einige Forscher an der Ansicht fest, dass die Mikro- nuclei gewissen Ciliaten fehlen. Wir betonten schon früher, dass wir dies sehr bezweifeln und nur für Opalina die Existenz einer einzigen Art von Kernen zugeben möchten. Gerade über die Conjugation dieser Gattung ist leider nichts bekannt, wenn auch Syzygien wohl sicher schon ge- Part. Gonjugation (Vorgänge im Plasma u. an dem Ma. Nucleus). 1613 sehen wurden (s. oben p. 1560). Gewisse Beobachter, wie Stein und Plate (1888) wollen daher annehmen, dass bei solchen Ciliaten während der Conjugation überhaupt keine Bildungen auftreten, die jenen entsprechen, welche bei den übrigen aus dem Mikronucleus entstehen; dass also unter diesen Verhältnissen von einem Ersatz des Makronueleus durch den Mikronucleus nicht die Rede sein könnte. Der Makronueleus der Exconjuganten entstünde nach Plate’s Ansicht, welche jedoch speciell für Suetorien und Vorticellinen entwickelt wurde, bei solchen Ciliaten durch eine Reorganisation des alten Makronucleus. — Auch Rees (1877) möchte für die Vorticellinen einen wesentlich verschiedenen Verlauf der Conjugation annehmen, je nachdem ein Mikro- nueleus vorhanden sei oder nicht. Andere Forscher, wie Balbianı (1861 und 1881), Engelmann (1876), Entz (1879), folgern dagegen aus ihren Erfahrungen, dass die Mikronuclei in solchen Fällen erst wäh- rend der Conjugation auftreten. Die beiden Letzteren möchten annehmen, dass die Mikronuclei sich dann durch Knospung aus dem Makro- nucleus entwickelten. Ich halte keine der vorliegenden Beobachtungen für sicher genug, um auf sie den Ausspruch zu gründen: dass bei einem derartig fundamentalen Vorgang so wesentliche Abweichungen zwischen nahe verwandten Formen existiren. Unvollständigen Beob- achtungen an schwierigen Objeeten zu Liebe, ist es nicht angezeigt, solehe Annahmen zu machen, vielmehr daran festzuhalten, dass in diesen Erscheinungen Regel und Gesetz walte. Wir werden daher auch die Vorgänge, welche angeblich obne Betheiligung eines Mikronueleus verlaufen, nicht eingehender berücksichtigen, da sie nach unserer An- sicht auf mangelhafter Beobachtung beruhen. Das Verhalten des Makronucleus im Verlaufe der Conjugation weist zweierlei Modalitäten auf. Entweder erleidet er keinen Zerfall (Fragmentation) oder er wird früher bis später in eine Anzalıl Stücke zer- legt. Wir betrachten zuerst die Vorgänge, wo ein Zerfalldes Nucleus nicht eintritt. Dabei haben wir wieder zu unterscheiden zwischen solchen, wo der Makronucleus jedes Conjuganten lebendig fortdauert und nur später einen Zuwachs erhält und denjenigen, wo der Ma.N. während der Conjugation allmählich abstirbt. Der ersterwähnte Vorgang wurde bis jetzt nur bei Paramaccium Bursaria von Bütschli (1876) erkannt, was später Balbiani (1882), Maupas (782) und Gruber (827) bestätigten. Engelmann’s An- sabe (1876), dass der Ma.N. auch bei dieser Art zerfalle, dürfte daher sicher irrthümlich sein. Erst nach der Trennung erfährt der Ma.N. allmählich eine Verkleinerung, die jedoch nicht sehr beträcht- lich ist. Seine Vereinigung mit einem neuentstandenen Antheil wird später besprochen werden. Keinen Zerfall erleidet der Ma. N. ferner bei Chilodon Cucullulus, Colpidium Colpoda und Glaucoma sp. Dagegen stirbt er hier gegen Ende der Conjugation oder auch erst später (Chilodon) allmählich ab. Für die beiden letzteren Arten er- 1614 Ciliata. wies dies Bütschli (1376). Ihr Nucleus wird allmählich immer kleiner und diehter, schliesslich zu einer dunkeln, homogenen und glänzenden Kugel. Er erfährt die Veränderungen, welche auch an absterbenden Gewebekernen beobachtet wurden (Pfitzner)*). Für Chilodon, wo Bütschli das Zugrundegehen des Ma. N. ebenfalls schon ' vermuthete, constatirte Balbiani (1882) diesen Process. Der Ma.N. erhält dabei unregelmässige Umrisse und sein Inhalt zerfällt in Fragmente von ver- schiedener Grösse. — Erst später soll das definitive Schicksal der ab- gestorbenen Makronuclei im Allgemeinen erörtert werden. Im Gegensatze zu Obigem bemerkt Maupas (782), dass der Ma.N. bei Colpidium Jolpodassich fragmentire. Es scheint mir nicht unmöglich, dass die von uns untersuchten Arten verschiedene waren. Immerhin könnten auch Variationen im Verhalten des Ma. N. vorkomınen, Aehnliches gilt für Blepharisma lateritia, wo Bütschli den Ma. N. ohne Zerfall allmählich absterben sah; Stein (1867) und Engelmann (1862) beobachteten eventuell aus der Öonjugation hervorgegangene Individuen mit mehreren dunkeln Kugeln. Es ist daher möglich, dass gelegentlich auch ein Zerfall des Nucleus eintritt. Bei der Mehrzahl der Ciliaten scheint der Ma.N. sich in eine sehr verschiedene Zahl von Stücken zu fragmentiren. Soweit unsere Erfah- rungen reichen, zerfallen die gegliederten Ma. Nuclei stets, indem sich die Glieder von einander abschnüren und kuglig abrunden. Zuweilen, vielleicht sogar häufig, zerlegen sich die Glieder noch weiter. Wäh- rend die Zabl der Fragmente, wenn sie niedrig bleibt, meist eine con- stante ist, wird sie bei weitgehender Fragmentation zweifellos recht variabel. So zerfällt der zweigliedrige Ma. N. von Stylonychia pustu- lata nach Bütschli (1876) in 2 Fragmente; hier geht jedoch dem Zer- fall ein Zusammenschmelzen der Kernglieder häufig voraus, ähnlich wie bei der Theilung. Bei Stylonychia Mytilus fand Bütschli wegen nochmaligen Zerfalls der beiden Kernglieder stets 4 kuglige Frag- mente (71, 10k—1]); Balbiani (1382) beobachtete gelegentlich 6, da sich eines nochmals theilte. Auch der zweigliedrige Ma. N. der Lionoten scheint sich entsprechend zu verhalten; er zerfällt nach den Er- fahrungen von Balbiani (1861), Bütschli (1573) und Entz (1879) in 2—4 Fragmente, doch sind die Untersuchungen über diese Gattung noch recht mangelhaft. Bei Euplotes gehen aus dem bandförmigen Makro- nucleus zunächst zwei etwas ungleiche Stücke hervor, ein hinteres klei- neres und ein vorderes grösseres (Balbiani 1861, Engelmann 1862 und 1876, Stein 1867, Bütschli 1876). Das vordere Stück zerfällt bei Euplotes Charon häufig in 2 bis mehrere Fragmente, die allmählich absterben und sich kuglig abrunden; das hintere bewahrt dagegen seine ursprüngliche Beschaffenheit (Bütschli 1876). Vielgliedrige oder langbandförmige Makronuclei zerfallen gewöhnlich in eine grosse Anzahl Fragmente, wie dies Balbiani (1861) und Stein (1868) für Spirostomum, Stentor eoeruleus und polymorphus nach- *) Virchow’s Archiv f. pathol. Anatomie, Bd. 103, 1856, p. 275. Part. Gonjugation (Vorgänge am Ma. Nucleus). 615 Jar Do =) wiesen, Bütschli (1876) für Condylostoma Vorticella und Bursaria truncatella zeigte. Das Gleiche findet sich bei Dileptus Anser, dessen sehr klein- und vielgliedriger Nucleus wohl einfach in die Gliederchen zerlegt wird (s. T. 59, 4c; Bütschli uned.) Einen merkwürdigen und vielleicht recht bedentungsvollen Fall der Fragmentirung beobachtete Aim& Schneider bei Anoplophrya branchiarum (765); diese ÖOpalinine ist zugleich die einzige, über deren Conjugation etwas Näheres bekannt ist. Jeder Makronucleus wächst zu einem Band aus, das schliesslich durch eine mittlere Ein- schnürung in 2 sich abkugelnde Fragmente zerfällt. Das Seltsame des Vorgangs besteht jedoch darin, dass die beiden Fragmente jedes Conju- ganten nicht von demselben Ma. N. herrühren, sondern verschiedener Ab- stammung sind. Bei seinem Auswachsen erstreckt sich nämlich jeder Ma. N. mit der einen Hälfte durch die Verschmelzungsstelle der Syzygie in den anderen Paarling hinein. Erfolgt dann die Fragmentation, so erhält, wie gesagt, jeder Paarling 2 Fragmente, welche die einen Hälften beider Ma. Nuclei sind. In diesem Fall findet also zweifellos ein Austausch der Hälften der Ma. N. statt. Es ist sehr zu bedauern, dass die wei- teren Vorgänge nicht ganz sicher ermittelt sind. Obgleich ich nach dem Beobachteten nicht zweifle, dass beide Fragmente später zu Grunde gehen und ein neuer Ma.N. aus einem Mikronueleusproduct entsteht, deutet das eigenthümliche Verhalten der Ma. N. bei Anoplophrya doch vielleicht an, dass bei den Urformen der Ciliaten auch Theile der Ma.N. ausgetauscht wurden und der neue Ma. N. durch deren Fusion ent- stand. Seine völlige Elimination, wie sie jetzt meist Regel ist, dürfte daher vielleicht erst später entstanden sein. ß Weitgehende Fragmentation zu sehr kleinen Bruchstücken ergreift aber nicht selten auch einfache rundliche Makronuclei. Am längsten ist dieser Fall für Paramaecium caudatum durch Balbiani’s Entdeckung (1861) bekannt. Bütschli erwies (1573 und 1876) das Gleiche für Par. pu- trinum und Frontonia leueas. Bei den genannten Paramaecien verfolgten Stein (1867 und früher), Engelmann (1876), Gruber, Maupas und Plate die Fragmentirung gleichfalls. Der Zerfall beginnt stets mit dem Auswachsen des Nucleus zu einem langen, vielfach verästelten und häufig, wie es scheint, auch anastomisirenden Band, welches sich nahezu durch den ganzen Körper erstreckt. Am genauesten verfolgte Bütschli diesen Vorgang bei Par. putrinum. Die Kernsubstanz erfährt dabei die von der Theilung bekannte faserige Umbildung. Hierauf zerfällt das Band in zahlreiche Stücke (63, 6), welche sich noch weiter fragmentiren, so dass der Makronucleus schliesslich in eine meist sehr grosse Zalıl kleiner Fragmente aufgelöst wird; sie sind durch das ganze Entoplasma zerstreut und folgen dessen Strömungen. Ihre Gestalt ist bald mehr kuglig, bald länglicher bis unregelmässig. Während die Fragmentirung bei P. putrinum schon vor der Trennung vollendet ist, tritt sie bei Param. caudatum und Frontonia leucas erst nach derselben ein. Bei der ersten Art 1616 Ciliata. verläuft die Umbildung des ovalen Ma. N. zu dem langen Band etwas abweichend. Auf der Oberfläche des Kerns erscheinen zahlreiche gewundene Furchen, so dass sie Aehnlichkeit mit der Hirnoberfläche eines Säuge- thiers erhält. Nach der Trennung der Conjuganten lockern sich die von den benachbarten Furchen begrenzten Wülste als Kernband von ein- ander. Der Unterschied beruht augenscheinlich darauf, dass die Schlingen des bandförmig auswachsenden Kernes zunächst zu einem Knäuel dicht zusammengelagert bleiben. — Zerfall des Kernes in zahlreiche Fragmente ist ferner sicher erwiesen für P. Aurelia (Maupas 783) und Nyceto- therus ovalis (Aim& Schneider 795). Ausserdem gedenkt Maupas des Zerfalls noch bei Coleps hirtus, Dexiotricha plagia und Cyce- lidium glaucoma, ohne Genaueres über die Zahl der Fragmente mit- zutheilen. Wie schon bemerkt wurde, stimmen die meisten Beobachter mit ;ütschli überein, dass die Nucleusfragmente allmählich absterben und schliesslich ganz zu Grunde gehen. Es ist daber recht wahrscheinlich, dass die Fragmentation überhaupt mit dem allmählichen Absterben des Nucleus zusammenhängt, da auch ziemlich ausgedehnte Erfahrungen auf botanischem wie zoologischem Gebiet dafür sprechen, dass fragmentativer Zerfall bei altersschwachen und absterbenden Kernen häufig auftritt*). Die einzige sichere Ausnahme bildet Euplotes Charon, wo Bütschli zeigte, dass das hintere Kernfragment nicht abstirbt, sich vielmehr erhält und später mit dem neuen Ma. N. verwächst. Aehnliches beobachtete Maupas gelegentlich bei Eupl. Patella. Der Vorgang erinnert dem- nach an Par. Bursaria. : Obgleich Bütschli (1376 und früher) anfänglich geneigt war, bei Paramaecium caudatum und putrinum eine Erhaltung der Frag- mente und ihre Betheiligung am Aufbau des neuen Ma. N. anzunehmen, wurde ihm dies gegen Ende seiner Untersuchungen recht zweifelhaft. Er betonte deshalb, dass er keinerlei entscheidende Beobachtungen hierfür besitze und die Fragmente recht wohl völlig zu Grunde gehen könnten. Engelmann (13576) glaubte dagegen an ihre Weiterentwicklung; zu- nächst sollten die später zu besprechenden, eiartigen Körper (Produete des Mikronucleus) aus ihnen hervorgehen, wie dies schon früher Bal- biani (1861) und Stein (1567) angenommen hatten, und diese mit den übrigen Fragmenten später zu einem neuen Makronuecleus ver- schmelzen. Auch Plate vertheidigt für Param. putrinum neuer- dings (1888) wieder die ursprüngliche Ansicht Bütschli’s, dass ein Theil der Nucleusfragmente mit dem neuen Makronucleus verschmelze; die dafür verwertheten Bilder sind dieselben, auf welche Bütschli schon früher hinwies, und daher keineswegs beweisend. Die übrigen Forscher Balbiani (1852), Gruber (1886), Maupas» A. Schneider (795) behaupten dagegen speciell für die genannten Para- EN ) Vergl. namentlich bei Pfitzner ]. s. p. 161 eit. Partielle Conjugation (Verhalten des Makronucleus). 1617 maecien das Zugrundegehen sämmtlicher Kernfragmente und ich schliesse mich dem vollständig an. Ausser den beiden erwähnten Fällen bei Param. Bursaria und Euplotes Charon halte ich eine Betheiligung des alten Ma. N. an der Bildung des neuen nirgends für erwiesen, dagegen in einer Reihe Fälle. bestimmt ausgeschlossen, in anderen sehr unwahr- scheinlich. Schwierigkeiten bereiten nur solche Ciliaten, deren zahl- reiche kleine Kernfragmente die Controle erschweren; wogegen bei An- wesenheit weniger Fragmente (Stylonychia und andere Oxytrichinen im Besonderen) oder wenn der Ma. N. unzerfallen abstirbt (Chilodon, Colpidium Colpoda, Glaucoma s. oben) sich bestimmt erweisen lässt, dass kein Theil desselben zum Aufbau des neuen Makronueleus verwendet wird. Früher oder später nach der Trennung verschwinden also (abgesehen von den erwähnten Ausnahmen) der alte Makronueleus oder seine Frag- mente. Ueber die Art dieses Verschwindens bestehen gewisse Zweifel. Bütschli beobachtete bei Glaucoma sp., Colpidium Colpoda und den Stylo- nycehien, dass der abgestorbene Ma. N., resp. bei Stylonychia dessen 2—4 Fragmente, stets ziemlich plötzlich verschwanden. Bei anhaltender Verfolgung eines Colpidiums gelang es mir bestimmt zu beobachten, wie ich heute noch für richtig halte, dass der abgestorbene Ma. N. durch den After ausgestossen wurde. Auch für Stylonychia Mytilus glaube ich dies sicher bezeugen zu dürfen, da ich die abgestorbenen Ma. N.-Frag- mente von Syzygien, welche in einem möglichst kleinen Wassertröpf- chen isolirtt waren, nach einiger Zeit ausserhalb der Thiere auffand. Diese Beobachtung wird erleichtert, weil die 4 Kernfragmente von Stylonycehia Mytilus vor dem Verschwinden zuweilen paarweis oder sämmtlich zusammenbacken, was natürlich die bestimmte Wiedererken- nung der ausgestossenen Fragmente sehr erhöht. Obgleich keinem späteren Beobachter der Nachweis der Ausstossung gelang — auch Balbiani nicht (1882), welcher bei Stylonychia Mytilus besonders danach suchte und früher bekanntlich die Ausstossung (der an- geblichen Eier) allgemein angenommen hatte — halte ich meine Erfahrungen aufrecht. Ich darf dies um so mehr, da mittlerweile die gelegentliche Ausstossung eines Kernes auch bei einem Rhizopoden (Euglypha) sicher beobachtet wurde (Blochmann)*) und keiner der Gegner das plötzliche Verschwinden des abgestorbenen Ma. N. erklärte. Entz (1879), Balbiani (1882), Gruber (1886), Aim& Schneider (1886 für Nyetotherus), Maupas und Plate (1886 und 1888) nehmen an, dass der Ma. N. stets vom Plasma resorbirt werde, worauf auch Jickeli (1884) für Spirostomum schon hindeutete. Namentlich bei Chilodon Cueull. und Stentor coeruleus glaubt Balbiani directe Beweise der Resorption gefunden zu haben. Für das erste Infusor wiesen wir schon (p. 1614) auf die betreffenden Beobachtungen hin. Bei *) Morpholog. Jahrbuch Bd. XII, 1887, p. 173. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa- 102 1618 Ciliata. Stentor sammeln sich die kugligen Fragmente kurze Zeit nach der Trennung in irgend einer Körperregion an; hierauf schwinde ihre Membran und der körnige Inhalt zerstreue sich wolkenartig im Plasma. Ob hier nicht eventuell Verwechslung mit angehäuften Excretkörnern vorliegt, scheint mir zu überlegen. Bei dieser Gelegenheit schalten wir ein, dass Stein (1565) über das Schicksal der Ma. N.- Fragmente von Stentor polymorphus sehr abweichende Ansichten äusserte. Die Kugeln drängten sich nach der Verwachsungsstelle der Conjuganten hin und verschmölzen hierauf paarweise mit einander; es finde also eine Copulation der Fragmente beider Öonjuganten statt. Jede durch Verschmelzung entstandene Kugel sei viel lichter wie früher und enthalte einen deutlichen Nucleus; sie sei nun eine Embryonalkugel geworden, von welcher sich später die vermeintlichen Embryonen ablösten. Da letztere, wie wir finden werden, sicher keine solchen sind, so ist eine Entwicklung von Embryonalkugeln aus dem Nucleus jedenfalls irrthümlich. Doch auch die angebliche Copulation der Fragmente ist äusserst fraglich (bezog sich dieselbe vielleicht auf die Mi. N.-Producte?). Mit Balbiani glaube ich, dass die Fragmente auch hier völlig schwinden. Bei der Frage nach der Resorption oder Ausstossung der Nucleus- fragmente dürfte noch zu berücksichtigen sein, dass bei Par. caudatum und putrinum, sowie den erst später zu betrachtenden Vorticel- linen solehe Fragmente häufig noch viele Tage nach der Trennung in den Exeonjuganten aufzufinden sind; dass ihre Verminderung demnach sehr allmählich geschieht. Anzeichen von Auflösung oder Zerstörung beobachtete ich nie. Sollte ihr Schwinden durch Resorption vor sich gehen, so müsste dies doch wohl zu sehen sein; auch wäre dann wohl zu erwarten, dass die Zerstörung sämmtliche Fragmente gleichmässig ergreife und nicht successiv geschehe, wie es thatsächlich der Fall ist. Ich halte dem- nach an der Ansicht fest, dass das Verschwinden der Fragmente oder des unzerfallenen Ma. N. durch Ausstossung geschehen kann; vermag jedoch nieht zu leugnen, dass auch Resorption z. Th. dasselbe bewirke. Eine prineipielle Bedeutung besitzt diese Frage überhaupt nicht. Verhalten der Mikronuclei. Wie Bütschli (1876) zuerst nach- wies, liegt hierin der Schwerpunkt der Conjugationsvorgänge. Leider sind die betreffenden Erscheinungen gewöhnlich sehr complieirt und ihre genaue Verfolgung deshalb recht schwierig. Die Ansichten der verschiedenen Forscher weichen daher noch in den wichtigsten Punkten von einander ab, und eine Vermittlung scheint vorerst kaum mög- lich. - Sicher ist, dass die Mikronuclei kurze Zeit nach Beginn der Conjugation unter beträchtlicher Volumzunahme stets in Vermehrung treten. Die Vorgänge bei diesen Theilungen wurden schon früher ge- schildert, weshalb wir nicht nochmals auf sie eingehen. Es verdient vielleicht nur hervorgehoben zu werden, dass die hervorwachsenden Mikro- nuclei von Param. caudatum, P. Bursaria, Colpidium Colpoda und wahrscheinlich noch anderen zunächst die Form der eigenthümlichen, horn- artig gekrümmten Kapseln annehmen, welche früher (s. p. 1533) geschildert wurden. Bütschli’s und der früheren wie der meisten späteren Beobachter (Balbiani 1882, Gruber 1886, Plate 1856— 88) Ansicht war, dass alle Partielle Conjugation (Verhalten des Makronucleus und der Mikronuclei). 1619 Theilproducte der Mi. N. bei der Trennung auf die beiden Exconjuganten übergehen, dass demnach aus der Zahl der Mi. N.-Spindeln, welche ein solcher Exconjugant gleich nach der Trennung enthalte, die Zahl der Theilungen folge, welche der ursprüngliche Mi. N., resp. die Mikronuclei, wenn deren mehrere vorhanden waren, erfahren habe. — Dagegen glaubt sich Maupas bei den untersuchten Ciliaten ganz allgemein überzeugt zu haben, dass dies nicht der Fall ist. Leider fehlen bis jetzt ausführlichere Nachrichten über seine Untersuchungen, namentlich über die angewendete Methode. Nach seinen Beobachtungen, welche ein sanz neues Moment in die Conjugationsvorgänge einführen, verläuft Hand in Hand mit der Vermehrung ein fortgesetztes Zugrundegehen der Theil- producete der Mi. N., begleitet von einer Resorption derselben. Die Ciliaten, für welche er genauere Angaben macht, sind Colpidium Colpoda, Paramaecium caudatum, P. Aurelia*), P. Bursaria, Leucophrys patula, Onychodromus grandis und Euplotes Patella. Bei allen diesen Arten (mit Ausnahme von Euplotes Patella) sollen zunächst drei successive Theilungen der in Einzahl oder Zweizahl (Paramaecium Aurelia, Onychodromus grandis) vorhandenen Mi. N. stattfinden; bei Euplotes hingegen 4. Meist nach der zweiten Theilung, bei Onychodromus grandis dagegen schon nach der ersten, gehen eine Anzahl der Theilproduete zu Grunde, so dass von den 4 Spindeln der zweiten Generation gewöhnlich nur eine erhalten bleibt; bei Paramaecium Aurelia mit 2 ursprünglichen Mikronuclei nur eine von den 8 der 2. Generation (wonach also bei dieser Ciliate der eine Mi. N. total eliminirt würde). BeiOÖnychodromus grandis mit ebenfalls zwei ursprünglichen Mi. N. wird bei jeder Theilung die eine Hälfte der Spindeln resorbirt, von den 4 Spindeln erster Generation bleiben daher 2 zurück, von den 4 dritter Generation die beiden, welche aus einer 2. Generation durch Theilung hervorgingen, so dass auch hier der eine Mikronucleus ganz zu Grunde geht. Das Resultat dieser Vor- sänge wäre also, dass schliesslich immer in jedem der Conjuganten 2 Spindeln oder Mikronuceleustheile vorhanden sind. Indem wir den Bericht über Maupas’ Untersuchungen für einen Moment unterbrechen, bemerken wir, dass keiner der früheren Be- obachter etwas bemerkte, was mit seinen Angaben in Verbindung zu bringen wäre Es unterliegt keinem Zweifel, dass Balbiani und Bütschli ganz frühe Conjugationsstadien der Paramaecien und Stylonychien beobachteten; dies beweisen die von ihnen beobachteten hornartig gekrümmten, in erster Auswachsung begriffenen Mikronuclei und die sonnenartigen der Stylonychien, welche auch Maupas als die ersten Entwicklungsformen des Mi. N. betrachtet. Auch verfolgte Bütschli . . *) Maupas (783) hat sich überzeugt, dass diese Art wegen des normalen Besitzes zweier Mi. N. etc. scharf von Param. caudatum unterschieden ist, mit welcher sie früher gewöhnlich zusammengeworfen wurde. 102% 1620 Ciliata. die Vorgänge bei Par. putrinum häufig längere Zeit unter dem Mikroskop am lebenden Thiere. Die früheren Beobachter müssten ihre Unter- suchungen stets nur an den späteren Stadien der Syzygien angestellt haben, wo die Theilung der copulirten Mikronuclei ohne fortgesetzte Rückbildung geschieht; dies allein würde erklären, dass sie von dem andauernden Zu- grundegehen der Spindeln nichts bemerkten. Jedenfalls scheint mir an- gezeigt, die genaueren Mittheilungen abzuwarten, bevor man den so auf- fallend complieirten Vorgängen, wie sie Maupas beschreibt, volles Ver- trauen schenkt. Dennoch muss ich hervorheben, dass seine Darstellung, namentlich wegen ihrer theoretischen Wahrscheinlichkeit, sehr ein- leuchtet, und schwer einzusehen ist, wie dieser genaue Beobachter auf die Idee des Zugrundegehens von Mi. N.-Theilen gekommen sein sollte, ohne dies wirklich beobachtet zu haben. Für eine Rückbildung von Mikro- nucleusproducten in den Conjuganten sprechen auch eine Reihe Figuren, welche A. Schneider von Anoplophrya branchiarum gab. Wir verliessen die Syzygien oben auf dem nach Maupas bei allen eintretenden Stadium, wo zwei Theilproducte der Mi. N., meist wohl in Gestalt von Spindeln, in jedem Paarling vorhanden sind. Nach Maupas’ Erfahrungen tauschen nun die Thiere je einen dieser Mikronuclei gegen- seitig aus, worauf die beiden Mi.N. verschiedener Abstammung in jedem der Conjuganten verschmelzen, jedes Thier also wieder einen einzigen Mikronucleus, nun aber einen befruchteten enthält. Anfänglieh (782) behauptete Maupas einen einfachen Austausch der auf die Einzahl redueirten Theilproducte der Mikronuclei ohne Copulation und gab gleichzeitig an, dass der Mikronucleus sich bei diesem Austausch stets im Knäuelzustand, nie aber im Spindelstadium befinde. In der späteren Mittheilung über die Conjugation der Paramaecien (783) wird dagegen versichert, dass der Austausch im Spindelzustand geschehe. Dass dies thatsächlich so ist, dass die beiden Kerne selbst im Moment der Verschmelzung noch Spindelgestalt besitzen, geht aus einer späteren Bemerkung Maupas’ (S23) klar hervor. Er zeigte nämlich, dass Balbiani schon 1858 (T. IV. Fig. 6) die Fusion der beiden Spindeln in einer Syzygie von P. Bursaria ab- gebildet, jedoch als Längstheilung gedeutet habe. Es ist nicht zu verkennen, dass Maupas’ Interpretation der Balbiani’schen Abbildung sehr wahrscheinlich ist und die Fusionsfrage dadurch nachhaltig unterstützt wird. Bekanntlich glaubte Balbiani (1858) speciell für Paramaecium an einen Austausch der Spindeln (der Samenkapseln nach ihm), wozu ihn namentlich die Beobachtung drängte, dass zwei Spindeln beider Conjuganten in der Mundgegend häufig sehr genähert, ja theilweise gekreuzt liegen. 1861 gab er diese Ansicht wieder auf und nahm nun einen Austausch der ver- meintlichen Samenfäden (der Spindelfasern) an. Auch Bütschli (1873 und 1876) schloss aus gewissen Beobachtungen an Par. putrinum und Bursaria, dass zuweilen ein Austausch von Spindeln stattfinde, doch konnte er sich nicht überzeugen, dass dies regelmässig geschehe, Für einen regelmässigen Austausch der Mikronuclei, resp. eines ihrer Theilproducte trat Engel- mann (1876) wieder ein; die Begründung dieser Annahme bildeten die schon erwähnten Syzygien von Pa. Aurelia und Bursaria*) mit zwei etwas vor den Mundöffnungen dicht genäherten, resp. sich zur Hälfte kreuzenden Spindeln. Engelmann beobachtete einen solchen Fall bei Pa. Aurelia, wo sich zwei allein vorhandene Spindeln in der angegebenen Weise kreuzten, einen zweiten bei Pa. Bursaria, wo die Kreuzung zwischen zwei der acht Spindeln des Paares geschah. *) Es ist etwas zweifelhaft, ob diese Form wirklich Pa. Bursaria war (vergl. oben p. 1609). g Partielle Conjugation (Verhalten der Mikronuclei). 1621 Sehr entschieden trat Balbiani (1882) für die ganz allgemeine Verbreitung des Aus- tausches von Mi. N.-Producten ein. Ebensowenig wie Engelmann hatte er jedoch die Ueber- wanderung einer Spindel verfolgt; er beruft sich gleichfalls auf die geschilderten Zustände der Paramaecien mit gekreuzten Spindeln. 1854 erklärte auch Jickeli den Austausch zweier Mikronucleuskapseln bei Pa. caudatum für erwiesen; sein kurzer vorläufiger Bericht ohne Abbildungen gestattet jedoch keine Kritik der Angaben. Jedenfalls ist soviel ersichtlich, dass er den Austausch nicht am lebenden Thhier direct verfolgte, sondern aus Präparaten erschloss. Später beschäftigten sich Gruber (1886 und 188S), sowie Plate (1886 und 1888) mit deın Studium der kritischen Zustände bei Pa. Aurelia (? caudatum), Pa.Bursaria und putrinum (Plate). Beide leugnen gegen Engelmann und Balbiani einen wirklichen Austausch der Mikronuclei oder ihrer Theilproducte bestimmt. Dagegen will Gruber bemerkt haben, dass zwei in der Gegend der Mundöffnungen dicht aneinander gerückte Spindeln in innige Berührung treten, indem sie mit den Polen zusammenstossen und sich gegen einander abplatten, wie er zuerst (vorläufige Mittheilung) meinte, oder sich nur etwas übereinander schöben und sich innig berührten, wie er später, wohl unter Plate’s Einfluss, annahm. Gruber meint nun, dass während der Berührung ein Substanzaustausch zwischen den Spindeln stattfinde. Er beobachtete die Kreuzung gewöhnlich auf dem Stadium, wo jeder Conjugant zwei Spindeln enthielt und hält es für wahrscheinlich, dass beide nach ein- ander in die beschriebene Berührung treten. Doch fand er bei Pa. Aurelia gelegentlich auch Kreuzung auf dem drei- (? B.) oder vierspindeligen Stadium (selten auch bei Anwesenheit einer grossen, halbmondförmig gekrümmten Kapsel). Wie gesagt, beobachtete auch Plate diese Zustände; er fand Kreuzungen zweier Spindeln in der Mundresion sowohl bei Anwesenheit von ein, zwei, drei und vier Spindeln. Aus seinen Beobachtungen schliesst er, dass die Spindeln sich nur kreuzen; dass sie sich weder so innig berühren, um einen Substanzaustausch zu ge- statten, noch dass eine Ueberwanderung derselben eintritt. Das Vorkommen der Kreuzung bei sehr verschiedener Zahl der Spindeln, also mehrfache Wiederholung dieses Vorganges, scheint ihm namentlich gegen Gruber’s Auffassung zu sprechen. Dagegen will Plate annehmen, dass die genäherten, resp. gekreuzten Spindeln einen lebhaften Plasmaaustausch an der betreffenden Stelle beförderten. Er glaubt dafür auch einen thatsächlichen Anhalt in der Beobachtung ge- funden zu haben, dass beide Spindeln stets von einem „lichten körnerfreien Hof“ umgeben seien, welcher wieder schwinde, wenn sie auseinander rückten. Mir will diese Hypothese keines- wegs einleuchten, da für einen Plasmaaustausch durch die innige Verwachsung der beiden Körper genügend gesorgt sein dürfte; die Wiederkehr der Kreuzung auf den verschiedenen Stadien der Mikronucleustheilung harmonirt mit dieser Hypothese ebensowenig wie mit der Gruber’'schen. Wenn ich die vorliegenden Erfahrungen überschaue, so will es mir scheinen, dass die Annäherung und Kreuzung der Spindeln bei den Paramaecien überhaupt nicht die Bedeutung besitzt, welche ihr von den erwähnten Forschern zugeschrieben wird. Bekanntlich haben die beiden conjugirten Paramaecien eine etwas eigenthümliche Stellung zu einander, so dass bei der seitlichen Lage, in welcher man die Syzygien stets beobachtet, die postorale Region des linken Individuums über die des rechten hinübergeschoben ist (63, 2b). Auf diese Weise kann es leicht eintreten, dass zwei in den Mundregionen beider Thiere liegende Spindeln übereinander stehen und sich kreuzen, obgleich jede in dem zugehörigen Individuum sich befindet und mit der anderen in keinerlei nähere Beziehung tritt. Eine solche Kreuzung erscheint natürlich noch deutlicher, wenn die Syzygie gepresst und die beiden übereinander liegenden Spindeln daher aufeinander gedrückt werden; eine starke Pressung der lebenden Syzygie ist jedoch stets nöthig, um die Spindeln zu erkennen. Ausserdem ist noch zu berücksichtigen, dass die Spindeln sehr häufig eine entsprechende Lage in den Körpern beider Conjuganten einnehmen, obgleich diese Regel auch viele Ausnahmen erfährt. Es ist daher mit einiger Sicherheit darauf zu rechnen, dass wenn der Mundöffnung des einen 'Thieres eine Spindel nahe liegt, dies auch in dem Partner der Fall ist; beide daher leicht in gekreuzter Lage erscheinen. Ich halte es deshalb für möglich, dass die häufig gefundenen Kreuzungen überhaupt keine Bedeutung für den Austausch der Spindeln als solcher, ihrer Substanz oder des Plasmas besitzen, sondern mehr zufällige Er- 'scheinungen sind. Dazu gesellt sich, dass bei den übrigen Infusorien, deren Conjugation genauer verfolgt wurde, solche Kreuzungen bis jetzt nie beobachtet wurden. 1622 Ciliata. Leider gestatten Maupas’ vorläufige Berichte über den Aus- tausch und die Copulation der Mikronuclei bis jetzt noch keine genügende Kritik. Da M. auf dem Gebiete der Ciliaten wohl bewandert ist und sich als genauer Beobachter bewährt hat, glaube ich seinen An- gaben über die Copulation ausgetauschter Mikronucleusproducte Vertrauen schenken zu dürfen. Dazu gesellt sich die Erwägung, dass seine An- gaben unseren allgemeinen Erfahrungen über Copulations- und Befruch- tungserscheinungen am besten entsprechen würden. Ferneres Verhalten der Mikronueleusproducte. Wir haben oben gesehen, dass nach Maupas’ Darstellung auf einem gewissen Sta- dium der Conjugation in jedem Conjuganten wieder ein einfacher copu- lirter Mikronucleus (wahrscheinlich in Spindel- oder doch ange- schwollener Gestalt) sich findet. Im weiteren Verlauf beginnt er sich wiederum zu vermehren. Wie schon bemerkt wurde, hätten die früheren Beobachter die Theilungen der Mikronuclei vor und nach der Copulation nicht unterschieden, sondern zusammengeworfen. Alle be- obachteten Theilungen des Mikronucleus wurden von ihnen daher mit den- jenigen Vermehrungsvorgängen in Verbindung gebracht, welche nach Maupas erst nach der Copulation erfolgen. Ueber diese Vorgänge und das, was sich nach der Trennung der Sy- zygie ereignet, herrscht nun eine viel erfreulichere, wenn auch vorerst keineswegs allseitige Uebereinstimmung. Gegen Ende der Conjugation finden wir demnach in jedem Conjuganten eine Anzahl Spindeln (resp. auch wieder kuglig gewordene Mi. N.-producte), welche nach Maupas durch Theilung des copulirten Mikronucleus ent- standen. Bütschli betrachtete sie als die Theilproducte des oder der ur- sprünglichen Mikronuclei ohne Copulation und ohne Zugrundegehen von Theilen des Mikronucleus, ebenso auch Plate und Gruber. Balbiani’s Ansicht unterscheidet sich nur darin von der letztgenannter Forscher, dass er annimmt, eines (oder vielleicht auch mehrere) dieser Mikronucleus- producte sei durch Austausch aus dem anderen Conjuganten herüber- gewandert. Die Zahl dieser Mikronucleusproducte vor Lösung der Syzygie ist bei den verschiedenen Ciliaten verschieden. Der einfachste Fall scheint sich bei Chilodon zu finden, wo nach Bütschli’s (1876) und Balbiani’s Erfahrungen (1882) gegen Ende der Conjugation zwei mässig grosse, anfänglich spindelige Mikronucleusproducte neben dem alten Makronucleus vorhanden sind. Nach der Trennung wächst das eine derselben rasch zu einem lichten, kugligen Körper heran, der nach einiger Zeit den Bau eines Makronucleus annimmt (von Bütschli vermuthet, von Balbiani direet nachgewiesen). Das andere Mikronueleusproduet verdiehtet sich dagegen und wird kleiner; es lagert sich bald dem neuen Makronucleus als neuer Mi. N. an. Bekamntlich soll der alte Makronucleus nach Balbiani resorbirt werden; Bütschli konnte sein Schicksal nicht fest- stellen, vermuthete jedoch Ausstossung desselben (s. o. p. 1617). Partielle Conjugation (Verhalten der Mikronuelei). 1623 Aehnlich verliefen nach den Beobachtungen und Vermuthungen Bütschli’s die Vorgänge bei Colpidium Colpoda, was durch Maupas’ Untersuchungen bestätigt und erweitert wurde. Gegen Ende der Conjugation trifft man neben dem absterbenden Makronucleus 2 heran- wachsende lichte Kugeln, 2 neue Makronuclei. Längere Zeit nach der Trennung der Syzygie (Bütschli 7.—8. Tag, Maupas 4.—5. Tag) findet eine erste Theilung der Exconjuganten statt, wobei die beiden neuen Makro- nuclei auf diezwei Sprösslinge vertheilt werden. Schon Bütschli vermuthete, dass gegen Ende der Copjugation 4 Mi. N.-Spindeln vorhanden seien und die zwei neuen Makronuclei aus zweien derselben entstehen, während die beiden anderen zu neuen Mi. N. verkleinert und verdichtet würden. Maupas konnte diesen Vorgang direct verfolgen. Bei der ersten Theilung ver- theilen sich natürlich auch die beiden neuen Mi. N. auf die Sprösslinge, so dass jeder wieder ein normales Thier mit einem Ma. N. und einem Mi. N. wird. Wahrscheinlich verlaufen die Vorgänge bei Glaucoma sp. ganz ähnlich, soweit sich hierüber nach den unvollständigen Beobachtungen Bütschli’s urtheilen lässt. Es ist auffallend, dass die Vierzahl der Mi. N.-Spindeln gegen Ende der Conjugation fast allgemein wiederkehrt. Eine Ausnahme bilden nur Paramaecium caudatum und putrinum, bei welchen sich 8 finden, die entweder schon vor der Lösung der Syzygie (P. putr., 63, 6n°) oder erst nach derselben (P. caud.) durch nochmalige Theilung der 4 ent- stehen. Unier diesen Formen mit 4 Mikronucleispindeln verhält sich Par. Aurelia und Leucophrys Patula nach Maupas wesentlich wie Col- pidium, d.h. alle 4 Mikronueleusproducte bleiben bestehen, differenziren sich jedoch hälftig zu neuen Makro- und Mikronuclei, welche bei der ersten Theilung auf die zwei Sprösslinge vertheilt werden. Eine Be- sonderheit zeigt nur P. Aurelia mit 2 normalen Mikronuclei nach Maupas darin, dass bei der ersten Theilung auch die beiden neuen Mi. N. sich theilen, also jeder Sprössling neben dem einfachen Ma. N. je 2 Mi.N, er- hält, wodurch der Normalzustand wieder hergestellt ist. Bei Leucophrys Patula gibt Maupas für den einen der Exconjuganten einen abweichenden Gang an; ich weiss nicht, ob dies normaler Weise der Fall sein soll, oder etwa eine Modification, welche gelegentlich vorkommt. Hier geht nämlich der eine der 4 Mikronueleuskörper zu Grunde, daher differenziren sich 2 zu neuen Makronuclei und nur einer zu einem neuen Mi. N. Letzterer muss sich daher bei der ersten Theilung zu zweien vermehren, damit normale Thiere entstehen. Dieses theilweise Zugrundegehen der Mikronucleikörper ist nun bei den übrigen genauer verfolgten Ciliaten allgemein verbreitet und wurde zunächst von Bütschli für Paramaecium Bursaria, putrinum und caudatum, wie für Stylonychia und Euplotes erwiesen. Nach seinen Erfahrungen wachsen bei P. Bursaria (63, 5a—e) nach der - Aufhebung der Conjugation nur 2 der 4 Mi. N.-Spindeln (5a, n!) zu an- 1624 Ciliata. sehnlichen lichten Kugeln heran (5b, n*); die beiden andern verkleinern und verdichten sich dagegen rasch [n‘|, ähnlich den absterbenden Makronuclei und werden nach einiger Zeit zu kleinen dunklen, stark glänzenden Kügelchen. Bald darauf (3. Tag nach der Trennung) sind sie verschwunden, wie Bütschli annahm, wahrscheinlich durch Aus- stossung entfernt worden. Die beiden erhaltenen Mi. N.-Körper sind mittlerweile ansehnlich gewachsen, so dass sie an Grösse hinter dem alten Makronucleus wenig zurückstehen ; auch ist ihr Bau diesem recht ähnlich geworden (Sc, n*). Kurz darauf (3.—4. Tag) hebt jedoch eine differente Weiterentwicklung dieser beiden Mi. N.-Körper an. In dem einen (5d [n?]!) treten verdichtete, dunkle Längsstreifen auf; er verkleinert sich fortgesetzt und wird schliesslich zum neuen Mi. N. (de). Der andere er- hält sich ziemlich unverändert und verschmilzt endlich (10.—11. Tag) mit dem alten Makronucleus (de). Damit sind wieder normale Thiere mit je einem der beiden Kerne hergestellt. Gegen diese Darstellung, welche ich heute noch voll aufrecht erhalte, da sie auf den genaue- sten und vollständigsten meiner Untersuchungen basirt, haben sich Balbiani (1882) und später Gruber (1888) in ähnlicher Weise ausgesprochen. Die Mittheilungen beider Forscher liegen jedoch nur in kurzen, nicht näher erläuterten Berichten vor, so dass sie einer genaueren Kritik unzugänglich sind. Nach Balbiani sollen gewöhnlich beide herangewachsenen Mikronucleuskörper mit dem alten Makronucleus verschmelzen; von den zwei nicht ver- grösserten Mi. N.-körpern schwinde der eine vollständig, der andere werde dagegen zum neuen Mikronucleus. Zuweilen sollen jedoch auch drei der Mikronucleusproducte zu lichten Körpern heran- wachsen und sich mit dem alten Mikronucleus vereinigen ; dann werde der vierte zum neuen Mikro- nucleus. — Gruber endlich lässt gleichfalls die beiden lichten Körper mit dem alten Makronucleus verschmelzen und die zwei nicht herangewachsenen Mikronucleusproducte durch Verschmelzung den neuen Mi. N. bilden. Ich muss, wie gesagt, die Richtigkeit dieser Darstellungen bestreiten; einmal habe ich mich bestimmt überzeugt und nachgewiesen, dass der neue Mikronucleus durch Verdichtung und Verkleinerung eines der lichten Körper entsteht und ebenso bestimmt das völlige Schwinden der beiden nicht herangewachsenen Mi. N.- Producte beobachtet. Für die von Gruber behauptete Entstehung des neuen Mi. N. durch Verschmelzung findet sich kein Analogon. Maupas (823) wurde durch seine neueren Untersuchungen wieder zweifelhaft, ob der alte Ma.N. von Pa. Bursaria sich wirklich erhält, wie er früher (782) ebenfalls angab. Ich habe vorerst keine Veranlassung diese Zweifel für berechtigt zu halten. Aehnlich wie bei Pa. Bursaria (nach Bütschli’s Darstellung) scheinen mir auch die Vorgänge bei Anoplophrya branchiarum zu verlaufen, soweit dieselben aus Schneider's (163) Forschungen zu erkennen sind. Jeder Exconjugant enthält vier Mikronucleusproducte, von denen zwei heranzuwachsen scheinen. Andere zeigen einen grossen lichten Körper, ohne Zweifel der neue Ma. N. und daneben einen kleinen dunkeln, den neuen Mikronucieus. Was aus den beiden Fragmenten des alten Ma.N. wird, blieb unsicher (s. oben p. 1615). Ich glaube nicht dass sie am Aufbau des neuen theilnehmen. Relativ vollständig wurden die Vorgänge bei Hypotrichen verfolgt. Für Stylonychia Mytilus erwies Bütschli (1876), dass gegen Ende der Conjugation eine der 4 Mikronucleusspindeln zu einem grossen lichten Körper heranwächst (71, 101, n‘), während die beiden benachbarten klein bleiben und sich zu 2 neuen Mikronuclei umbilden (n?). Der vierte Mikro- nucleuskörper verdichtet sich zu einer kleinen glänzenden Kugel; er stirbt ab [|n?]. Einige Zeit nach der Trennung verschwindet der abgestorbene Mi. N.-Körper sammt den Fragmenten des Makronucleus, wie Bütschli bemerkt Partielle Conjugation (Verhalten der Mikronuclei). 1625 zu haben glaubt durch Ausstossung. Der lichte Körper, der neue Makro- nucleus, vergrössert sich hierauf noch ansehnlich und erlangt allmählich eine recht deutliche Knäuelstructur (2. Tag nach der Trennung). Endlich streckt er sich bandförmig in die Länge (4. Tag) und an seinen Enden treten die früher beschriebenen Spalten auf. Alsdann ist seine Structur in die gewöhnliche, feinnetzige übergegangen. Zum Schluss erhält er durch Einschnürung die zweigliedrige Normalgestalt. Soweit die Untersuchungen an St. pustulata (Bütschli 1586) reichen, stimmen sie wesent- lich mit dem Geschilderten überein. Ganz dasselbe Schicksal der vier Mikronucleusproducte beobachtete endlich Maupas bei Onychodromus, wodurch die Richtigkeit von Bütschli’s Darstellung bestätigt wird. Auch Balbiani(1882) fand bei StylonychiaMytilus im Wesentlichen dasselbe. Dass der grosse lichte Körper der Exconjuganten (die sog. Placenta Stein’s 1867) später zum neuen Makronucleus wird, erkannten schon Balbiani (1861), Engelmann (1862, 1876) und Stein (1867). Die beiden letzteren liessen die sog. Placenta aus den lragmenten des alten Ma. N. hervorgehen; Balbiani (1861) glaubte dagegen, dass sie selbstständig angelegt werde. Die abgestorbenen, verdichteten Nucleusfragmente hielt Balbiani ursprünglich (1861) für Eier; Stein dagegen für „Keimkugeln“, welche von der Placenta ausgeschieden würden: sie sollten sich bei St. Mytilus zu „Embryonalkugeln‘ (parasitischen Sphaerophryen) entwickeln, bei St. Histrio und pustulata hingegen wahrscheinlich abgelegt werden. Engelmann (1876) fasste die abgestorbenen Nucleusfragmente wahrscheinlich als „Excretkörper“ auf, die z. Th. durch den After entleert würden. Sollte es sich bestätigen, dass die von Engelmann erwähnten dunkeln, stark lichtbrechenden Kugeln wirklich die Nucleusfragmente waren, so enthielte seine Angabe über deren Schicksal eine Bestätigung der von Bütschli behaupteten Ausstossung. Im Wesentlichen ähnlich verlaufen auch die Umbildungen bei Eu- plotes Charon und Patella nach Bütschli und Maupas. Von den 4 Mi. N.-Producten entwickelt sich wieder eines zu der grossen lichten Kugel (Placenta), dem neuen Ma.N.; nach Bütschli 1 oder 2 weitere bei Euplotes Charon zu neuen Mi. N., während das vierte schwindet. Nach Maupas sollen bei E. Patella stets 2 schwinden und die beiden restirenden sich zu den neuen Ma.- und Mi. N. differenziren. Der neue Ma. N. von E. Charon nimmt schliesslich eine querbandförmige Gestalt an und verwächst zum Schluss mit dem hinteren, erhalten gebliebenen Stück des alten (Bütschli). Bei E. Patella soll der alte Makronucleus gewöhnlich ganz zu Grunde gehen, gelegentlich aber ein Theil sich er- halten und mit dem neuen vereinigen (Maupas). Wir kommen endlich zu Paramaecium caudatum-und putrinum, welche 8 Mi. N.-Spindeln entwickeln. Die Untersuchung wird wegen der grossen Menge der Nucleusfragmente sehr schwierig; es ist daher erklärlich, dass die Angaben ziemlich differiren. Auch scheint es keineswegs unmöglich, dass die Vorgänge bei den einzelnen Individuen etwas verschieden ver- laufen. Sicher steht, dass die 8 Spindeln allmählich zu runden granulirten Kernen (sog. Eier Balbiani’s 1861) werden, worauf sie zur Hälfte in mässig grosse lichte Körper auswachsen. In ihrem Centrum tritt gewöhnlich ein helles Binnenkörperchen auf, das häufig von einer verdichteten Hülle umgeben ist (ähnlich bei P. Burs. 63,5b,n!). Nach Balbiani’s (1882) und Maupas’ (785) Darstellung fürParam.caudatum wären diese 4 Körper 1626 Ciliata. ebenso viele Makronuclei, welche sich durch zweimalige Quertheilung des Exconjuganten auf dessen 4 Sprösslinge vertheilten. Bütschli gelangte dagegen für P. caudatum zu einer Ansicht, welche sich an seine Befunde bei P. Bursarta anschliesst. Nachdem die 4 Kerne weiter herangewachsen und ihre Binnenkörper wieder eingegangen waren (3. bis 4. Tag nach der Trennung), wurden zwei derselben dunkel und längsstreifig sowie spindelförmig. Sie erfuhren ganz dieselbe Umbildung wie der eine der beiden Körper bei P. Bursaria, d. h. sie wurden zu neuen Mikro- nuclei. Da gleichzeitig auch Formen zur Beobachtung kamen, welche neben zwei lichten Körpern die beiden streifig gewordenen in deutlicher Theilung zeigten (karyokinetische wie die Theilung der Mi. N. überhaupt), so folgt daraus, dass die beiden neuen Mikronuclei sich wenigstens häufig zunächst vermehrten. Die Quertheilung solcher Thiere wurde mehrfach be- obachtet, wobei die 2 neuen Ma. N. auf die beiden Sprösslinge vertheilt wurden; neben jedem derselben fanden sich dann 2 Mikronuclei vor. Die weitere Theilung der Exconjuganten schreitet rasch fort, wobei sich bald auch Formen mit nur 1 Mi. N. einstellen, woraus zu schliessen ist, dass die beiden ursprünglichen sich bei einer der folgenden Vermehrungen ver- theilen. | Balbiani kam über die Herkunft des neuen Mi. N. nicht ins Klare; Maupas gibt an, dass er aus einem der 4 nicht zu lichten Kernen herangewachsenen Mikronucleuskörpern hervorgehe, dass demnach nur drei derselben verschwänden. Ich halte dies für unwahrscheinlich wegen der weit klareren Befunde bei Paramaecium Bursaria. Ueber einen gelegentlichen, abnormen Verlauf bei Pa.caudatum berichtet Balbiani(1882). Bei sehr schlechter Ernährung der Exconjuganten mit 4 lichten Körpern sollen nämlich Theilungen der Thiere unterbleiben und die 4 Körper successive zu einem neuen Ma. N. verschmelzen. Dies könne jedoch bis zu einem Monat Zeit erfordern. Uebrigens wurde die definitive Verschmelzung nie beobachtet, sondern nur eine sehr dichte Aneinanderlagerung. Auch Gruber (1886) meint, dass der neue Ma.N. häufig durch Verschmelzung der 4 Körper entstehe und vertheidigt gegen Balbiani die Ansicht, dass dies normaler Weise auftrete. Wie sich Plate (1886 und 1888) zu dieser Frage stellt, lässt sich aus seinen Mittheilungen nicht ganz scharf erkennen, doch scheint es mir, dass er sich Gruber’s Ansicht anschliesst. Bekanntlich vertheidigt er noch die Meinung, dass ein Theil der Fragmente des alten Ma.N. mit den 4 lichten Körpern zum neuen Ma.N. verwachse. Während er für Pa. Aurelia ursprünglich (1886) behauptete, dass die Fragmente sämmtlich dieses Schicksal hätten, nimmt er in der zweiten Mittheilung für Pa. putrinum eine breite Variabilität an; bald sollen alle, bald viele, bald nur wenige Fragmente durch Resorption zu Grunde gehen und die restirenden mit dem neuen Ma. N. zusammentreten. Ich sagte wohl mit Recht, dass dies auf Annahmen basire, da irgend ein positiver Beweis für die Verschmelzung nicht erbracht wird. Von Theilungen der Thiere vor Abschluss der definitiven Reorganisation der Kerne ist bei Plate gar keine Rede, während die übereinstimmenden Erfahrungen Bütschli’s, Balbiani’s und Maupas’ erweisen, dass dieselben schon früh auftreten und eine wichtige Rolle spielen. Ueberhaupt darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass sowohl Gruber ’s wie Plate’s Beobachtungen jedenfalls nicht an zeitlich genau controlirtem Material fortlaufend angestellt wurden, sondern an beliebig verfertigten Präparaten, was wenigstens Gruber speziell hervorhebt. Dieses Verfahren ist aber gerade für die verwickelten Vorgänge bei den Paramaecien unzulässig. Die grossen Irrthümer, zu welchen eine solche Methode schon Stein führte, sollten vor derselben warnen. Einen fundamentalen Irrthum Plate’s erblicken wir in seiner Behauptung, dass der neue Mi. N. von Pa. putirinum aus einem Fragment des alten Ma. N. hervorgehe, oder wenn Partielle Conjugation (Verhalten der Mikronuelei). 1627 die Fragmente zuvor sämmtlich eingegangen waren, durch Abschnürung aus dem neuen Ma. N. entstehe. Eine solche Annahme machten schon früher Engelmann (1876) und Entz (1879) für die Neubildung der Mikronuclei im Allgemeinen. Selbst wenn Plate’s Behauptung wirklich durch eingehendere Nachweise belegt wäre, was durchaus nicht der Fall ist — sie er- scheint nur als eine in wenig Sätzen sehr bestimmt vorgetragene Ansicht — verdiente sie kein Vertrauen, da für die Entstehung des neuen Mi.N. aus einem Theilstück des alten schon durch Bütschli und die meisten übrigen Forscher bei einer Reihe Infusorien so überzeugende Beweise erbracht wurden, dass eine solche Abweichung ganz unwahrscheinlich ist. Der im Heranwachsen begriffene neue Makronucleus scheint sich gegen Tinetionsmittel gewöhnlich etwas eigenthümlich zu verhalten. Balbiani (1882) zeigte zuerst für Par. Bursaria, caudatum und Stylonychia Mytilus, dass er sich anfänglich nicht oder doch nur sehr wenig färbt. Dies gilt bei den Paramaecien für alle heranwachsenden Mikronucleus- produete, also sowohl für diejenigen, welche sich nach Bütschli’s Aui- fassung zu Ma. N., als für die, welche sich zu neuen Mikronuclei aus- bilden. Gruber und Plate bestätigten dies für P. putrinum und Aurelia (? caudatum), Aim& Schneider für Nyctotherus cordi- formis (1887). Je mebr die zu neuen Makronucleı werdenden Kerne heranwachsen und ihre definitive Structur erlangen, desto kräftiger lassen sie sich färben. Ob man deshalb mit Gruber und Plate annehmen darf, dass das Chromatin des zu Grunde gehenden alten Ma. N. allmählich vom Plasma aufgelöst und dem oder den neuen zugeführt werde, halte ich für sehr zweifel- haft. An und für sich ist solch’ eine direete Auflösung und Uebertragung ziemlich unwahrscheinlich, da das Chromatin jedenfalls nicht als solches ge- löst werden kann; andererseits ist, wie oben dargelegt wurde, noch keineswegs entschieden, ob die Fragmente des abgestorbenen Ma. N. (wenigstens bei den Stylonychien) nicht ausgestossen werden und auch bei diesen Ciliaten findet man dieselbe Steigerung der Tinctionsfäbigkeit am neuen Makronucleus. Wir lassen hier noch einige Angaben über Giliaten folgen, bei denen die Neubildung des Makronucleus beobachtet, jedoch die Schicksale der Mikronuclei nicht eingehend fest- gestellt wurden. Bei Blepharisma lateritia salı Bütschli (1876) neben dem alten, zu Grunde gehenden Malironucleus in den Exconjuganten 2 lichte Körper aus 2 kleinen Mikro- nucleusspindeln hervorwachsen (66, Se). Am 3. Tag nach der Conjugation war der alte Makronucleus verschwunden, Bei Nyctotherus cordiformis treten unter den Fragmenten des alten Ma.N. zwei lichte Kugeln auf, die allmählich sehr heranwachsen (Aim& Schneider 1851). Dieselben zeigen die Knäuelstructur, welcher oben schon für den neuen Ma. N. der Stylonychien gedacht wurde, ungemein deutlich (66, 5e). Da sich auch Individuen mit nur einem derartigen Körper finden, ist wahrscheinlich, dass die beiden ursprünglichen durch eine Quertheilung der Thiere auf 2 Sprösslinge vertheilt werden. Die Grösse dieser neuen knäuelförmigen Makro- nuclei übertrifft schliesslich die des normalen Ma. N. beträchtlich. Schon Stein (1867) beob- achtete gelegentlich solche 'Thiere mit einem sehr grossen knäuelförmigen „jungen Ma.N. (66, 5d). Auch er hielt dieselben für Exconjuganten, beurtheilte sie jedoch insofern falsch, als er den knäuelförmigen Körper aus dem alten Ma. N. hervorgehen liess. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Körper, wie Schneider schon richtig betont, aus den Mikronucleusproducten entsteht. Sehr seltsam ist, dass Stein bei einem Theil dieser Thiere das gesammte Körperplasma um den neuen Ma. N. radiär strahlig bis zur Körperoberfläche fand. Dies ist um so auffallender, als bekanntlich sonst niemals, auch nicht bei der Theilung: Strahlung im Ciliatenplasma beobachtet wurde. 1628 Ciliata. Bei den Exconjuganten von Stentor coeruleus sah Balbiani (1861 und 1882), nachdem die Fragmente des alten Ma. N. geschwunden (s. oben p. 1618) sind, oder etwas früher (dies wird nicht genau angegeben)”) einen lichten kugligen Körper (eine sog. Placenta) auf- treten. Derselbe wächst rasch heran, wird hierauf durch eine mittlere Einschnürung zwei- gliedrig, dann viergliedrig und nimmt durch Auswachsen und Weiterschreiten der Gliederung schliesslich Rosenkranzform an. Bei Stentor Roeselii soll der neue Ma.N. nach Bal- biani (1882) erst nach dem Verschwinden sämmtlicher Fragmente des alten sichtbar werden. Eigenthümlicher Weise erhalte er beim Auswachsen zunächst eine mehrgliedrige Bildung, ähn- lich wie der des St. coeruleus; erst allmählich gehe diese in die eylindrisch bandförmige über, welche dem normalen Ma. N. dieser Art eigenthümlich ist. Die Neuentstehung des Ma. N. ohne Betheiligung des alten, jedoch in nicht näher fest- gestellter Weise, wurde bei Lionotus Fasciola von Entz (1879) ermittelt. c. Totale Conjugation der Vorticellinen. Die besondere Conjugationsweise der Vorticellinen wurde schon oben betont, auch unsere Meinung dargelegt, dass dieselbe aus der gewöhnlichen, partiellen Conju- gation hervorgegangen ist. Das Wesen des Vorgangs ist einmal, dass die zusammentretenden Thiere stets sehr ungleich gross sind und daher als Makro- und Mikrogonidie unterschieden werden; ferner dass die Vereinigung stets zu völliger Verschmelzung der Mikrogonidie mit der Makrogonidie führt. Als Makrogonidien funetioniren bei allen Gattungen mit Ausnahme von Zoothamnium die gewöhnlichen Individuen. Wenigstens ergaben die seitherigen Beobachtungen keine Anzeichen, dass nur bestimmte Individuen normaler Grösse hierzu dienen. Dennoch weisen Engel- mann’s Untersuchungen (1876) vielleicht auf etwas Derartiges hin. Bei Epistylis plieatilis constatirte er nämlich, dass die Mikro- gonidien sich immer oder doch vorzugsweise mit solchen Individuen (Makrogonidien) vereinigten, deren Schwestersprössling durch Theilung in Mikrogonidien zerfallen war. Dies dürfte wahrscheinlich machen, dass auch die Makrogonidien durch innere Besonderheiten ausgezeichnet sind, dass es solche Individuen sind, welche durch eine, bei der letzten, oder auch schon bei einer früheren Theilung aufgetretene Ungleichheit der Sprösslinge den besonderen Charakter von Makrogonidien erhielten. Nur bei gewissen Arten von Zoothamnium (Arbuseula Ehrbg., alternans Cl. L. und den von letzterem jedenfalls wenig verschiedenen Z. niveum Ehrbg. und diehotomum Kent) zeichnen sich die Makrogonidien auch äusserlich durch besondere Grösse vor gewöhnlichen Individuen aus (74,2,Mg). Es sind die schon von Trembley (1747) und Ehrenberg (1838) bei Z. Arbuseula beobachteten Bulbi (Tr.) oder „knollenförmigen Individuen“ (Ehrbg). Ob sie den übrigen Zoothamnien ganz fehlen, bedarf genauerer Untersuchung. Die Makrogonidien sind, wie gesagt, auffallend gross, sie übertreffen die gewöhnlichen Individuen vielmal (3—6 Mal nach Greeff |1870] bei Zooth. alternans). Ferner be- finden sie sich, wenigstens wenn sie ihre volle Grösse erreicht haben, stets *) Nach den Angaben und Abbildungen von 1861 sind noch Fragmente des alten Ma.N. (sog. Eier) neben dem neuen vorhanden, wenn letzterer schon zweigliedrig geworden ist. Totale Conjugation (Makrogonidien von Zoothamnium). 1629 « in zusammengezogenem Zustand, erscheinen daher kuglig (knollig) mit geschlossenem Peristom. Sie sitzen entweder an der Basis der Zweige erster, oder auch derjenigen zweiter Ordnung. Im letzteren Fall finden sie sich daher auch im Verlauf der Zweige erster Ordnung. Stets stehen sie jedoch axillär. Daraus folgt, dass es Seitensprösslinge sind, welche sich nicht weiter theilten, sondern allmählich zu beträchtlicher Grösse heranwuchsen, wie schon Ehrenberg (1838) richtig. bemerkte. Kent versichert, dass sie bei Zooth. alternans anfänglich Gestalt und Grösse der gewöhnlichen Thiere besässen. Auch der alte Trembley konnte schon beobachten, dass die „Bulbi“ einige Tage nach der Grün- dung der Kolonie hervorwuchsen und nach 2—3 Tagen ihre volle Grösse erreichten. Dass nun diese grossen Individuen thatsächlich echte, zur Conjugation bestimmte Makrogonidien sind, unterliegt nach Stein’s Untersuchungen an Z. Arbuscula (1867, p. 151—35) keinem Zweifel, obgleich er seine Erfahrungen selbst nicht in diesem Sinne deutete. Obwohl schon Trembley das weitere Schicksal der Makrogonidien von Zootham- nium Arbuscula ganz richtig beobachtet hatte, wurden dieselben bis in die neueste Zeit ‚für räthselhafte Gebilde erklärt. Dies scheint mir namentlich daher zu rühren, dass Ehren- berg {1858) Trembley’s Angaben unrichtig auffasste und ihre Bedeutung deshalb nicht betonte. Tr. beobachtete nämlich die Ablösung der Bulbi von der Kolonie, und erwies überzeugend, dass sie sich nach einigem Umherschwimmen wieder festheften und dann durch äusserst rasche, successive Theilung in kurzer Zeit eine neue Kolonie gründen. Dagegen beob- achtete er nie die Gründung einer Kolonie durch eines der kleinen gewöhnlichen Individuen ; er vermuthete daher, dass letztere nach ihrer Ablösung zu Grunde gingen. Bekanntlich hatte Tr. die Gründung neuer Kolonien durch abgelöste gewöhnliche Individuen bei Carchesium polypinum und schon 1744 bei Epistylis Umbellaria gut verfolgt. Wie bemerkt, konnte Ehrenberg Trembley’s Beobachtung nicht bestätigen. Er scheint sie so ver- standen zu haben, dass die Makrogonidien sich auf dem Stock selbst rasch theilten, was er natürlich nicht finden konnte. Vollständig bestätigt wurden Trembley’s Beobachtungen erst von Brightwell (1848). Da letzterer die jungen Kolonien nur bis zu 9 Individuen verfolgte, welche alle ziemlich gross waren, kam er auf die Vermuthung, dass Zoothamnium vielleicht eine Art Generationswechsel zeige, indem die grossen Thiere möglicherweise den Winter über im Schlamm ausharrten und wohl im folgenden Frühjahr Kolonien der kleinen erzeugten. Auch Glapar&de-Lachmann (1858S—61) hielten es für wahrscheinlich, dass die Makrogonidien von Zooth. alternans zur Ablösung und Bildung neuer Kolonien be- stimmt seien. Endlich constatirten Engelmann (1875) und Forrest (1579) wiederum diesen Entwicklungsgang der Makrogonidien für Zooth. Arbuscula. Beide verfolgten jedoch die festgeheftete Malrogonidie nicht weiter und letzterer glaubte sogar (wohl in Anlehnung an Brightwell, dessen Arbeit er allein kannte), dass die Entwicklung zur Kolonie erst im näch- sten Frühjahr erfolge. Er machte verschiedene irrige Angaben über den Bau der Makro- gonidien, welche genauer zu verfolgen hier nicht der Ort ist. Kent (1881) beurtheilte die Makrogonidien, auf Forrest’s Erfahrungen hin, ebenfalls als die Gründer neuer Kolonien und vermuthete schon, dass sie mit anderen Individuen copulirten. Er hatte nämlich einmal auf einer Kolonie von Zoothamnium alternans eigenthümliche Individuen beobachtet, welche er als die männlichen oder die Mikrogonidien deuten möchte. Diese Individuen waren viel länger ‚und schmäler wie die gewöhnlichen und sehr stark geringelt. Mir scheint seine Vermuthung recht zweifelhaft; die Abbildung ist so ungenau, dass sich nicht einmal erkennen lässt, ob die betreffenden Anhänge wirklich Vorticellinen waren. Ich möchte vermuthen, dass es andere Organismen waren, welche sich auf der Kolonie angesiedelt hatten. 1630 Ciliata. Dass jedoch die Makrogonidien thatsächlich zur Conjugation bestimmt sind, folgt aus Stein’s Beobachtungen (1867, p. 131) an Zooth. Arbuscula. Obgleich St. versichert, dass er an den untersuchten Kolonien nie die grösseren knollenförmigen Thiere Ehrenberg’s gesehen habe, bemerkt er auf der nächsten Seite wörtlich Folgendes: „Die conjugirten Thiere kommen in der Regel ganz vereinzelt oder doch nur in geringer Zahl auf einem Stock vor ; man er- kennt sie, wenn auch kein äusseres Zeichen der Conjugation mehr vorhanden ist, sogleich daran, dasssiemerklichdickerundgrösseralsdie gewöhnlichen Thieresind und dass sie beständig kuglig contrahirt bleiben.“ Hieraus dürfte doch sicher hervorgehen, dass eben diese conjugirten Thiere die von Stein vermissten grossen Individuen waren, ob- wohl sie nicht das ausserordentliche Volum erreichten, welches mehrfach angegeben wird. Dies mag vielleicht damit zusammenhängen, dass die Kolonien, welche Stein unter- suchte, überhaupt etwas von denen Trembley’s und Ehrenberg’s abwichen. Weiterhin constatirte Stein, dass diese conjugirten Individuen sich bald ablösen und zu Gründern neuer Kolonien werden, also denselben Entwicklungsgang nehmen, welchen wir für die „Bulbi“ kennen lernten. Dieser historische Abriss über die Makrogonidien der Zootham- nien, welcher in mancher Hinsicht recht lehrreich ist, scheint mir deren Bedeutung auch ohne neue Beobachtungen bestimmt zu erweisen. Natürlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Makro- gonidien auch gelegentlich ohne Conjugation zu Gründern neuer Kolonien werden, sich auch parthenogenetisch entwickeln können. Die Mikrogonidien entstehen in zweierlei Weise; bei Vorti- cella microstoma, wie Engelmann (1876) feststellte, durch die oben (s. p. 1979) beschriebene Knospung. Damit stimmt überein, dass auch Stein (s. 1867, p. 116—117) und Andere bei Vorticella nie rosetten- förmige Theilung zu Mikrogonidien fanden; Stein glaubte daher, dass die Mikrogonidien dieser Gattung theils gewöhnliche Theilsprösslinge, theils Jugendliche Individuen sind (letztere Ansicht hat jetzt natürlich keinen Sinn mehr)*). Durch Knospung entstehen, wie früher beschrieben, auch die Mikrogonidien von Lagenophrys; die abgelöste Knospe vermehrt sich hier jedoch noch mehıfach. Stein (1867, p. 126—27) vermuthet eine ähnliche Bildung zweier Mikrogonidien bei Cothurnia und Cothurniopsis, doch reichen die Beobachtungen bis jetzt nicht aus, um dies bestimmter zu behaupten. Bei der freischwimmenden Trichodina dürfte die Bil- dung von Mikrogonidien schr wahrscheinlich wie bei den Vorticellen geschehen. Busch (1855) beobachtete nämlich sichere Conjugationszustände der Trichodina Pedi- culus, welche ganz wie die der übrigen Vorticellinen beschaffen waren. — Dagegen muss ich sehr bezweifeln, dass die Mikrogonidien der sogen. Epistylis simulans durch Knospung entstehen, wie Plate (188$) angibt. Seine Abbildung zeigt jedenfalls einen gewöhnlichen Theilungszustand; auch findet die Mikrogonidienbildung bei Epistylis sonst allgemein durch rosettenförmige Theilung statt. Bei den übrigen Vorticellidinen, deren Mikrogonidienbildung bekannt ist, geschieht sie durch rasch wiederholte, suceessive Zweitheilung ge- wisser Individuen, durch.sogen. rosettenförmige Theilung. Die Zahl der Theilungen beschränkt sich gewöhnlich auf 2—3, so dass ein Individuum in der Regel 4—8 Mikrogonidien erzeugt (74, 7a, mig). *) Zus. b. d. Corr. Dass Stein’s Vermuthung richtig war, zeigte vor Kurzem Maupas (851), der bei 5 Vorticellenarten (darunter V. nebulifera) die Mikrogonidien durch gleich- hälftige Zweitheilung entstehen sah. PN Totale Conjugation (Bildung der Mikrogonidien). 1631 Selten scheint deren Zahl grösser werden zu können; Stein (1867) beobachtete dies gelegentlich bei Epistylis erassicollis; doch dürfte die Schilderung andeuten, dass diese reicheren Mikrogonidiengruppen aus der Theilung einiger am Ende eines Zweigs sitzen- der gewöhnlicher Individuen, welche nicht zur Stielbildung gelangten, hervorgingen. Im Prineip wäre dies zwar dasselbe wie eine häufigere Theilung, da auch diese Gruppe von Individuen aus der Theilung eines Vorfahren entstand. Bei den einzelnen Arten scheint die Zahl der Mikrogonidien einer Rosette zu schwanken, bald 4, bald $S zu betragen; auch 6 werden ge- legentlich angegeben. & Manchmal scheiden die Mikrogonidien vor ihrer Ablösung kurze Stielchen aus; schon Claparede und Lachmann, welche überhaupt zuerst die Rosetten bei Epistylis plieatilis (4—8) beob- achteten, bemerkten dies einmal. Ich fand bei Carchesium poly- pinum je zwei der Mikrogonidien einer vierfachen Gruppe auf einem kurzen Stielchen, welche daher nach der ersten Zweitheilung aus- geschieden worden waren. Auch die vier kleinen Theilsprösslinge, welche Stein (1864, p. 126) bei Opereularia infusionum (und ähnlich zuvor schon bei ©. Lichtensteinii) paarweise auf je 2 sebr kurzen zusammengehörigen Stielzweigen traf, sind in gleicher Weise zu beurtheilen. Besonderer Erwähnung bedarf, dass Stein (1867) auch bei Zoothamnium Arbuscula vierfache Rosetten auffand, wodurch die oben schon bezweifelte Beobachtung Kent’s über die sogenannten männlichen Tbiere des Zooth. alternans noch unwahr- scheinlicher wird. Der Bau der Mikrogonidien ist, abgesehen von den Grössen- und äusseren Gestaltsverhältnissen, durchaus der gewöhnlicher Thiere. Ich bezweifle daher auch sehr, dass ihnen bei Epistylis simulans (wohl sicher — Steinii Wrz.) der Mund und Schlund fehlt, wie Plate (1885) behauptet. Natürlich besitzen sie neben dem Ma. N. auch einen Mikro- nucleus, wovon sich Balbiani und Bütschli bei Carceh. polypinum überzeugten *). Wie gesagt, beobachteten schon Clapar. und Lachm. (1858) Mikrogonidiengruppen und ihre Ablösung; sie glaubten jedoch, dass diese Individuen zur Neugründung von Kolo- nien bestimmt seien. Eıst Stein (1867) erwies ihre Bedeutung bei einer ziemlichen Zahl von Arten und widerlegte damit auch die früher allgemein verbreitete Ansicht, dass die totalen Conjugationen der Vorticellinen Knospungen seien. Die späteren Forscher bestätigten diese wichtigen Erfahrungen durchaus. Nachdem die Mikrogonidien unter Entwicklung eines unteren Cilien- kranzes frei wurden, suchen sie sich bald mit Makrogonidien zu verbinden. Die Mikrogonidie, welche natürlich mit dem Unterende voran- schwimmt, nähert sich der Seite einer Makrogonidie und kriecht auf dieser hin und her, ähnlich wie eine Triehodina auf der Oberfläche ihres Wirthes. Dabei zuckt die Makrogonidie häufig zusammen (Greeff, Balbiani), ohne dass die Mikrogonidie dadurch dauernd verscheucht würde. Es mag auch vorkommen, dass sie die erst gefundene Makro- *) Es ist eine unbegründete Angabe Balbiani’s (1882), dass ich 1876 den Mi. N. der Mikrogonidie geleugnet hätte. Maupas (S51) fand ihn überall. 1632 Oiliata. sonidie wieder verlässt, wenigstens beobachtete ich dies nicht selten bei der freischwimmenden Vorticella n. sp. (s. Lindner 781). Nach einiger Zeit tritt dauernde Befestigung an einer Stelle ein, wobei sich nach Greeff das Unterende der Mikrogonidie grubenförmig einziehen und wie ein Saugnapf funetioniren soll. Bei Carcehesium polypinum sah Balbiani, dass die Mikrogonidie sich zunächst auf dem apicalen Stielende der Makrogonidie befestigt und an ihrer Anheftungsstelle ein äusserst feines Fädchen (Stiel) entwiekelt. Dieses dient ihr zur Fixation bei den fortdauernden heitigen Stieleontractionen der Makrogonidie. Allmählich heftet sie sich jedoch am Unterende der Makrogonidie selbst fest und verschmilzt mit ihr. In diesem, wie in vielen anderen Fällen (speziell bei Vorticella, Carehesium und Triehodina) erfolgt die Vereinigung tief unten an der Makrogonidie in der Region des unteren Cilienkranzes, oder wenig höher, so dass man wohl sagen darf, dass die beiden Thiere mit ihren Bauch- seiten verschmelzen (73, 14a—b). Doch ist dies keineswegs immer so. Rees beobachtete, dass die Befestigung der Mikrogonidien bei Carchesium polypihum gelegentlich auch weit oben geschehe. Bei anderen Arten (Epistylis, Opereularia, Cothurnia) scheint die Verschmelzung in der mittleren Seitenregion der Makrogonidie, resp. über derselben, Regel zu sein (Stein 1867, Engelmann 1876, Plate 1888). Weit oben er- folgt sie schliesslich stets bei Lagenophrys (Stein 1867, Plate 1886 und 1888). Die weitere Verschmelzung der Mikrogonidien bietet im Allgemeinen nicht viel Besonderes. Je mehr sie fortschreitet, desto mehr scheint das Peristom der Mikrogonidie zu Grunde zu gehen, so dass letztere schliess- lich als ein knospenartiger Zapfen ohne weitere Organisation anhängt. Derselbe verkleinert sich allmählich, indem sein Plasma in das der Makro- gonidie übertritt, bis schliesslich nur noch ein kleines kegelförmiges bis eylindrisches Anhängsel übrig bleibt. Auf dessen Oberfläche treten kurze, borstenartige Auswüchse auf (F@reeff, Everts, Engelmann, Bütschli), deren Bedeutung nicht sicher bekannt ist. Sie erinnern mich am meisten an den Zottenbesatz, welcher das Hinterende gewisser Amöben auszeichnet (s. oben p. 121) und der von mir auf Wasserarmuth des Eetoplasmas an dieser Stelle zurückgeführt wird. Nach Greeff wird dieser borstige Rest der Mikrogonidien schliesslich abgestossen (73, 14e); auch Everts schliesst sich dem an, ohne die Abstossung selbst beobachtet zu haben. besondere Verhältnisse will Stein bei der Verschmelzung der Mikro- gonidien von Epistylis crassicollis, plicatilis und Zooth. Arbus- cula (1867, p. 102, p. 134 und p. 135) beobachtet haben; die Mikrogonidie senke sich hier so tief in die Makrogonidie ein, dass nur ihr Oraltheil papillenartig vorspringe. Interessant ist auch, was Jickeli (1884) über die Verhältnisse bei Ophrydium versatile berichtet. Nach der Ver- bindung mit der Makrogonidie soll die Mikrogonidie bis zum Doppelten ihres ursprünglichen Volumens heranwachsen, worauf erst die Verschmelzung Totale Conjugation der Vorticellinen (Aeussere Vorgänge; Verhalt. d. Ma.N.). 1633 eintrete. Besonderes Interesse bietet die einmalige Beobachtung der Copulation zweier Mikrogonidien bei dieser Vorticelline (ebendort). Da die ziemlich häufige Vereinigung mehrerer Mikrogonidien mit einer Makrogonidie schon oben (p. 1609) erwähnt wurde, erinnern wir hier nur daran. Leider blieb das Schicksal solcher Zustände bis jetzt ganz un- erforscht. * Zus. b. d. Corr. Maupas (851) hebt neuerdings hervor, dass die Makrogonidie wäh- rend einer gewissen Zeit des Verschmelzungsactes ihr Peristom verschliesse und keine Nah- rung aufnehme. Nach Vollendung der Fusion erneuere sie die eingegangene adorale Zone, worauf das Peristom sich wieder öffne. Auch andere eigenthümliche Erscheinungen am plasmatischen Körper der V. nebulifera beobachtete er. * Innere Vorgänge. Obgleich bis jetzt noch keine lückenlose Dar- stellung der Veränderungen an den Makro- und Mikronuclei vorliegt, lassen die vorhandenen Untersuchungen doch erkennen, dass die Vorgänge denen der partiellen Conjugation durchaus entsprechen; am nächsten schliesen sie sich denen von Paramaecium putrinum und caudatum an. Wie schon seit alter Zeit bekannt ist (Stein 1867 und früher, 'Greeff 1870, Balbiani 1871, Engelmann 1875, Bütschli 1876 ete.), tritt kurz nach der Verbindung beider Thiere ein Zerfall der beiden Ma. N. ein, ganz in der für Paramaecium putrinum früher ge- schilderten Weise. Schon vor der totalen Verschmelzung ist dieser Process beendigt und die zahlreichen Fragmente beider Individuen finden sich schliess- lich alle in der Makrogonidie. Weitere Veränderungen treten an ihnen nicht auf; daher hielt es Bütschli schon 1376 für sehr wahrscheinlich, dass sie an der Reconstitution des neuen Ma. N. nicht theilnehmen. Dieser Auffassung schloss sich Balbiani (1882) an, welcher früher (1875) den neuen Ma. N. aus der Wiedervereinigung der nicht zur Eibildung ge- kommenen Fragmente entstehen liess. Auch Maupas (783) vertritt die Ansicht, dass die Fragmente wie bei den Paramaeeien schliesslich zu Grunde gehen. Beide Forscher lassen dies natürlich durch Resorption geschehen, wovon ich aus früher dargelegten Gründen nicht ganz über- zeugt bin. Auch Engelmann liess den neuen Makronucleus einfach durch successive Wiederyer- einigung der Fragmente entstehen (1876), wozu er genöthigt war, weil er das Vorkommen von Mi. N. für sehr selten hielt und deshalb nicht auf sie achtete. Auf demselben Standpunkt stehen Rees (1877) und Entz (1879), ohne entscheidende Beweise zu bringen. Auch R. hält die Mi. N. der Vorticellinen für selten und glaubt, dass die Vorgänge wesentlich verschieden verlaufen, je nachdem solche vorhanden sind oder nicht. Er sah nur einmal etwas undeutliches von einer Mikronucleusspindel. Endlich beharrt Plate (1888) für die sogen. Epistylis simulans, welcher der Mi. N. angeblich fehle, bei derselben Auf- fassung. Dagegen entwickelt er für Lagenophrys die Ansicht, deren bei Param. putrinum oben schon gedacht wurde. Die Nucleusfragmente sollen bald gar nicht, bald zum Theil, bald sämmtlich am Aufbau des neuen Mi. N. theilnehmen. Wir müssen diese Meinung, wie die Betheiligung der Fragmente am Aufbau des Ma. N. überhaupt, bekämpfen. Die angebliche Variabilität bei Lagenophrys halte ich, wie die des Paramaecium nur für das Resultat ungenügender Beobachtungen und Ueberlegungen, welche in unverstandenen und Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 103 1634 Oiliata. unaufgcklärten Zuständen sofort etwas Besonderes erblicken, statt sich von der altbewährten Regel leiten zu lassen, dass Gesetzmässigkeit gerade in so fundamentalen Dingen zu er- warten ist. Leider wurden die wichtigen Veränderungen der Mi. N. bis jetzt noch wenig aufgeklärt. Balbiani (1875) hat das grosse Verdienst, in der Mikrogonidie zuerst 2 Mikronucleusspindeln nachgewiesen zu haben, während Engelmann (1876) nichts von solchen bemerkte. Bütschli beobachtete unabhängig von Balbiani gleichfalls gelegentlich 2 Spindeln in der Mikrogonidie, welche nach der Verschmelzung in der Makro- sonidie aufgefunden wurden, wie auch Balbiani gezeigt hatte. Letzterer schloss aus seinen Untersuchungen, dass der Mi. N. der Makrogonidie überhaupt keine Veränderungen erfahre. Auch Bütschli konnte denselben nicht weiter verfolgen. — Nochmalige Vergleichung meiner alten Skizzen lässt mich glauben, dass ich doch einmal eine in Theilung begriffene Mikronucleusspindel in der Makrogonidie gesehen habe (neben einer ähnlichen in der Mikrogonidie), dass sich demnach auch der Mi. N. der ersteren theilt. Diese, wegen der Analogie mit den Vor- gängen bei der partiellen Conjugation sehr wahrscheinliche Annahme hat Maupas direet erwiesen. * Zus. b. d. Corr. Er berichtet nämlich neuerdings kurz (851), dass er bei einigen Vorticellen (besonders V. monilata) und Carchesium polypinum die Theilung des Mi. N. der Makrogonidie zu 4, die des Mi. N. der Mikrogonidie zu 8 Spindeln ver- folgt habe. Von diesen gehen, wie es früher für die partielle Conjuga- tion geschildert wurde, alle zu Grunde, bis auf je eine der beiden Goni- dien. Die beiden restirenden Spindeln theilen sich hierauf nochmals, doch in solcher Lage und Weise, dass das eine ihrer Theilproducte in die Makrogonidie, das andere in die Mikrogonidie gelangt. Die beiden Spindeln der letzteren gehen dann zu Grunde, während die der Makro- sonidie copuliren. Erst nachdem dies geschehen, fliesst das Plasma der Mikrogonidie mit dem der Makrogonidie zusammen. * Nach völliger Vereinigung der Conjuganten treten zwischen den Nucleusfragmenten einige kuglige lichte Körper (Kerne) auf. Stein erklärt dieselben bei Vorticella für die Keimkugeln, aus welchen später die Em- bryonalkugeln (parasitische Sphaerophryen) entständen. Balbiani hielt sie (1875) für Eier; Engelmann (1875) liess durch ihre successive Verschmelzung unter einander und Ver- einigung mit den Nucleusfragmenten den neuen Ma. N. entstehen. Letztere Auffassung ver- trat auch Rees (1877), ebenso endlich Plate für Epistylis und Lagenophrys noch 1886 und 1888. Alle genannten Forscher, mit Ausnahme von Balbiani (1882) und Plate (für Lagenophrys 1888), liessen die lichten Kugeln durch Auswachsen von Makronucleusfragmenten entstehen. Erst Bütschli (1876) erklärte dies für ganz unwahrscheinlich, da die Analogie mit den Vorgängen bei Paramaecium zeige, dass es Mi. N.-producte sein müssten, wenn auch der direete Beweis hierfür bei den Vorticellinen noch nicht erbracht sei. * Jetzt hat Maupas (851) direct erwiesen, dass sie durch fortgesetzte Theilung des copulirten Mi. N.-Produets ent- Totale Conjugation der Vorticellidinen (Innere Vorgänge). 1635 stehen (Zus. b. d. Corr.) *. Die Zahl der Kugeln fand B. am grössten bei Carchesium polypinum, nämlich 15; bei Vorticella nebuli- fera hingegen nie mehr wie 7. Auch in ihrem Bau gleichen die Kugeln den Mikronueleusproducten der Paramaecien sehr, da ihr Centrum ge- wöhnlich einen kleinen dunklen Binnenkörper enthält, welcher von einem hellen Hofe (Bläschen) umsehlossen wird. Eine Membran ist deut- lich nachweisbar. Sie tingiren sich mit Karmin stets kräftig. — Man findet nun aber bei den beiden erwähnten Arten auch Individuen, welche weniger Kugeln enthalten. Dabei zeigt sich, dass sie um so grösser werden, je geringer ihre Zahl ist. Beobachtet wurden sehr häufig Thiere mit 7, 4, 3, 2 und schliesslich nur einer Kugel. Finden sich 3—4 oder weniger, so wird ihre Grösse erheblicher und der Binnenkörper schwindet; überhaupt nehmen sie dann mehr und mehr die Be- schaffenheit eines gewöhnlichen Makronucleus an. Auf welche Weise die Zahl der Kugeln sich verringert, konnte Bütschli bei dem stoekbildenden Carchesium polypinum erkennen. Es zeigte sich, dass eben aus der Theilung hervorgegangene Paare (mit kurzen Stielen) gewöhnlich Summen solcher Kugeln enthielten, welche sich gegenseitig ergänzten, so 7+7,3+4 2+2+2 (3 Thiere aus suc- cessiver Theilung). Es blieb daher kein Zweifel, dass die Verringerung hauptsächlich auf fortgesetzter Theilung der Individuen beruht. Dass dies auch bei Vorticella der Fall ist, erweist eine Beobachtung Engelmann’s (1876), welcher die Theilung einer Vorticella mierostoma mit 4 Kugeln zu 2 Thieren mit je zweien direct verfolgte. Dazu gesellt sich ferner, dass nie irgend etwas bemerkt wurde, was auf eine Verschmelzung von Kugeln hindeutete, die zwar von Engelmann, Rees und Plate behauptet, jedoch in keiner Weise erwiesen wurde. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der Kugeln auch durch Zugrundegehen ein- zelner verringert wird, da wir dergleichen bei der partiellen Conjugation verbreitet fanden. Dennoch scheint dies wenig wahrscheinlich, da die ursprüngliche Zahl (15) bei Öarchesium auf die Descendenten ziemlich genau zu verfolgen war. Schliesslich restiren also Thiere, welche nur einen grossen lichten Körper, den neuen Ma. N., neben einer Anzahl Fragmente des alten enthalten. Auch die Fragmente nehmen durch die fortgesetzte Theilung natürlich fortwährend an Zahl ab. Der neue Ma.N. ist, wie gesagt, meist ein kugliger bis ellipsoidischer, ziemlich lichter Körper. Stein beobachtete ihn schon bei einer Reihe stockbildender Vorticellidinen, und deutete ihn entsprechend seiner Ansicht über den neuen Ma.N. der Stylonychien als eine sog. „Placenta“, welche die Keimkugeln in sich entwickle und später ausscheide. Als solche Keimkugeln galten ihm die Fragmente des alten Ma. N., wenn sie noch vorhanden waren. Bei Zoothamnium und Epistylis (1867, p. 132 ff.) glaubte er die Keimkugeln schon in der Placenta zu bemerken; dies können nur Binnenkörper gewesen sein (Nucleoli), welche sich frühzeitig im neuen Ma. N. hervorbildeten. Gewisse Beobachtungen Stein ’s über die sogen. Placenten unterstützen die oben dargelegte Ansicht über die Vermin- derung der neuen Ma. N. durch Theilung. Bei Zoothamnium Arbuscula lösen sich be- 105 * 1656 Giliata. kanntlich die copulirten Makrogonidien ab und gründen neue Kolonien. Stein beobachtete nun, dass die Individuen (bis 8) solch’ junger Stöcke statt eines Ma. N. eine sog. Placenta, häufig jedoch deren zwei enthielten. Ganz ähnliches bemerkte er an jungen Stöcken (bis 4 In- dividuen) von Epistylis plicatilis. Er meint nun, dass solche Stöcke von einer be- fruchteten Makrogonidie, welche eine Placenta enthielt, gegründet wurden, indem sich diese Placenta bei jeder Theilung gleichfalls theilte. Die Individuen mit 2 Placenten glaubt er als Vorbereitungsstadien zur Theilung auffassen zu dürfen. Mir scheint die Ansicht viel wahr- scheinlicher, dass die Gründer solcher Stöcke noch zahlreiche neue Ma.N. (Placenten) enthielten und diese auf ihre Nachkommen vertheilten. Dass daneben auch isolirte Einzel- thiere mit nur einer Placenta vorkommen, erklärt sich für Epistylis leicht aus der Ablösung der befruchteten Makrogonidie auf verschiedenen Stadien (Generationen); bei Zootham- nium dagegen so, dass zuweilen einzelne Individuen junger Stöcke sich wieder ablösen und neue gründen. Wenn die Zahl der neuen Ma. N. auf drei oder weniger gesunken ist, beobachtete Bütschli zuerst wieder einen deutlichen Mi. N. Woher derselbe stammt, blieb bis jetzt unentschieden. B.’s ursprüngliche, auf Balbiani’s Angaben gegründete Vermuthung, dass es der unveränderte Mi. N. der Makrogonidie sei, besitzt heutzutage keine Berechtigung mehr. Wir können den neuen Mi. N. nur aus einem der durch Theilung ent- standenen Mikronucleusproducte ableiten. In dieser Hinsicht verdienen die eigenthümlichen Zahlenverhältnisse der zu neuen Ma. N. hervorwachsenden Mikronucleusproducte unser Interesse. Statt der zu vermuthenden 16 fanden wir bei Carchesium polypinum nur 15, statt der 8 bei Vorticella nebulifera 7; statt 8-/- 7 nach der ersten Theilung der befruchteten Makrogonidie von Carchesium poly- pinum 7-7. Unter diesen Umständen fragt es sich, ob diese von den zu erwartenden abweichenden Zahlen nicht darauf beruhen, dass einzelne der Mikronucleusproducte schon zu einem neuen Mi. N. verkleinert und verdichtet waren, welcher unter der Menge der Nucleus- fragmente nicht aufgefunden wurde. * Zus. b. d. Corr. Maupas (851) bestätigt diese Vermuthung für Vort. nebulifera und einige weitere Arten, sowie Carchesium polypinum. Eines der 8 Theilproducte des copulirten Mikronucleus bleibt klein und wird zum neuen Mi. N., die 7 anderen erfahren die von uns geschilderte Weiterentwicklung. Mp. berichtet jedoch abweichend, dass auch bei Carch. polypinum nur 8 Theilproducte des Mi. N. entstünden, während ich nach meinen Erfahrungen bestimmt auf 16 schliessen muss. Doch ist die Möglichkeit von Variationen natürlich nicht ausgeschlossen. * Der letzte Schritt der Reorganisation besteht endlich in dem Aus- wachsen des neuen Ma. N. zur normalen, bandförmigen Gestalt. d. Bedeutung der Conjugation. Es scheint unnöthig, die früheren Ansichten über die Auffassung der Conjugation eingehender darzulegen, da dies im historischen Abschnitte schon ziemlich ausführlich ge- schah. Nicht unerwähnt kann jedoch bleiben, dass Kent in seinem gerühmten Manual (601, 1880—82) noch auf Stein’s Standpunkt von 1867 stehen blieb. Bekanntlich ge- langten Bütschli und Engelmann ziemlich gleichzeitig (1875) zur Ansicht, dass die Conjugation im Wesentlichen in einer Erneuerung des Makronucleus bestehe. Aus den vorläufigen Mittheilungen Bütschli’s (März 1875, Juli 1875) ging mit Bestimmtheit schon dreierlei hervor. 1) Dass die sogen. Samenkapseln der Ciliaten keine solchen sind, sondern Kernspindeln, und dass also die sogenannten Nucleoli wirkliche Zellkerne sind (schon 1. Mittheilung). 2) Dass im Laufe der Conjugation eine theilweise oder völlige Neu- bildung des Makronucleus stattfindet. 3) Dass weder eine Fortpflanzung durch Eier noch durch Embryonen im Gefolge der Conjugation auftritt, die Conjuganten vielmehr zur normalen Be- _ Totale Conjug. d. Vorticellidinen. Bedeutung der Conjugation. 1637 schalfenheit zurückkehren und sich durch lebhaftes Theilungsvermögen auszeichnen. Erst in der Hauptarbeit (1876) wurde dagegen schärfer und allgemeiner erkannt, dass der neue Makro- nucleus aus einem Theil des alten Mikronucleus hervorgehe, oder dass doch ein so entstan- dener neuer Theil dem alten Ma. N. (oder einer erhaltenen Partie desselben) zugeführt werde. Engelmann (dessen holländische Publication August 1875 erschien, die deutsche dagegen 1576), beharrte hei der Ansicht, dass der neue Makronucleus sich aus den Fragmenten des alten reconstruire. Dies erfolge bei den Ciliaten, welche einen Mikronucleus besitzen, nachdem dieser einen befruchtenden Einfluss auf die Nucleusfragmente ausgeübt habe. Zu diesem Behufe würde auch bei der Conjugation stets eine Mikronucleusspindel ausgetauscht, was Engelmann wahrscheinlich zu machen suchte. Natürlich blieb er den Beweis einer Befruchtung der Nucleusfragmente schuldig; höchstens konnte dafür seine irrige Meinung angeführt werden, dass die Mikronucleusspindeln schliesslich sämmtlich verschwänden. Ueberhaupt scheint die Annahme einer Befruchtung durch den Mi. N. aus den Theorien Balbiani’s und Stein’s in die E.'s herübergenommen zu sein. Dies geht deutlich aus der Stelle (p. 630) hervor, wo E. diese Thätigkeit des Mi. N. durch die Bemerkung zu stützen sucht, dass die Structuren der Spindeln doch sehr an „Spermatozoönbildungen“ erinnerten. Engelmann gelangte daher zu der Ansicht, welche gleichzeitig auch O. Hertwig*) an- gedeutet hatte: dass der Mikronuucleus ein männlicher. der Makronucleus ein weiblicher Kern sei, also beide zusammen eigentlich einem gewöhnlichen Zellkern entsprächen. Bei den Ciliaten, welchen nach Engelmann’s Ansicht der männliche Mi. N. fehle, so namentlich den meisten Vorticellinen, erblickte er die Befruchtung in der Vermischung und schliesslichen Vereinigung der Fragmente beider Ma. N. In der Bildung von Makro- und Mikrogonidien spreche sich eine zeitweilige Geschlechtsdifferenzirung (auch der Ma. N.) aus, Das Resultat des Vorgangs bezeichnete E. schliesslich als eine „Reorganisation“ des Individuums oder der Zelle. Bütschli sprach sich in seiner Hauptschrift insofern ähnlich aus, als auch er in dem Vorgang eine Reorganisation, oder wie er sich ausdrückte, eine Verjüngung des Individuums erblickte. Eine befruchtende Einwirkung des sog. Nucleolus (Mi. N.) war für ihn ausgeschlossen, da er die Bestimmung der Mikronucleusproducte als Er- zeuger der neuen Makro- und Mikronuclei wohl erkannt und in einer Reihe Fälle erwiesen hatte, dass der alte Ma.\N. vollständig schwindet. Von einem regelmässigen Austausch gewisser Mikronucleusproducte konnte er sich nicht überzeugen. Andererseits vertrat je- doch auch B. energisch die Ansicht, dass der Conjugationsact dem Befruchtungsvorgang der Ei- und Samenzelle direct entspreche. — In der theilweisen oder völligen Elimination des alten Ma. N. glaubte er eine Analogie mit der Richtungskörperbildung der Eizelle er- blicken zu dürfen und verglich auch schon den Mi. N. mit dem Kern der Spermatozoen, von welchem er es für sehr wahrscheinlich hielt, dass er bei der Befruchtung den Eikern ebenso zu ersetzen habe, wie der Mi. N. den Ma.N. bei der Ciliatenconjugation (s. 1876, p. 218 d. S. As). Bütschli suchte demnach schon Conjugation und Befruchtung sogar in ihren feineren Vorgängen zu parallelisiren. Der Vorwurf, welcher ihm 1882 von Balbiani ge- macht wurde, dass er den Conjugationsact als etwas ganz besonderes („eine Verjüngung“) dar- gestellt und die geschlechtliche Bedeutung desselben im Sinne einer Befruchtung nicht an- erkannt habe, war daher hinfällig (s. hierüber 661—62). — Balbiani trat gegenüber seiner früheren Auffassung in dieser Schrift (1882) energisch für die Analogie des Gonjugations- vorgangs mit der Befruchtung ein, und erblickte das Wesentliche dabei in dem Austausch zweier Mikronucleusspindeln, welcher allgemein angenommen, jedoch nicht erwiesen wurde. Daher schloss er sich auch der Engelmann-Hertwig’schen Auffassung der Mi.N. als männliche, der Ma.N. als weibliche Kerne an. Es hätte nun nahe gelegen, dass doch zwischen diesen männlichen und weiblichen Kernen, speciell zwischen dem ausgetauschten männlichen und dem weiblichen, eine Vermischung eintreten müsse, wofür ja schon Engel- mann plädirt hatte. Doch nimmt Balbiani nichts Derartiges an. Das weitere Schicksal der angeblich ausgetauschten Mikronucleusspindel blieb ihm verborgen; er war geneigt anzu- nehmen, dass sie zum neuen Mi. N. werde. *, Morpholog. Jahrbuch Bd. I, p. 556 Anm. 1638 Ciliata. Neuere Untersuchungen traten der Frage näher, ob bei der Conjugation nicht eine Vermischung oder Copulation der Mikronucleusproducte stattfinde. Wir glaubten uns oben dahin aussprechen zu müssen, dass der von Gruber angenommene Substanzaustausch zwischen 2 oder mehr Mikronucleusspindeln keine Begründung besitzt. Dagegen schenkten wir Maupas’ Angaben grösseres Vertrauen, wonach auf einem gewissen Stadium paar- weise ÖOopulation der Mikronucleusspindeln der Conjuganten stattfindet und demzufolge sowohl der neue Ma. N. wie der neue Mi. N. Ahkömmlinge eines copulirten Kernes sind. Etwas eigenthümlich erscheint unter diesen Umständen nur die Erscheinung, dass in -ge- wissen Fällen (Param. Bursaria, Euplotes Charon) der neue Ma. N. nochmals mit dem alten oder einem Theil desselben copulirt. Maupas vergleicht die 2 erstmaligen Thei- lungen des oder der Mi.N. (bei Euplotes Patella sind es jedoch nach ihm 3) mit der zweimaligen Theilung des Eikerns bei der Richtungskörperbildung und man kann dem wohl zustimmen. Die bis auf eines verschwindenden Theilproducte wären demnach den Kernen der Richtungskörper zu analogisiren. Die hierauf eintretende nochmalige Theilung des zur Copulation bestimmten Kerns hat nur die Bedeutung, die kreuzweise Copulation zu ermög- lichen, Ganz unerklärt bleibt vorerst die Thatsache, dass von den späteren Theilproducten des copulirten Kernes häufig wieder ein Theil zu Grunde geht. Obgleich, wie gesagt, über die Maupas’schen Untersuchungen ein genügendes Urtheil vorerst nicht abzugeben ist, würde ihre Bestätigung den Conjugationsact weit inniger mit den Copulations- und Befruchtungserscheinungen verbinden, als dies seither der Fall war. Ich bin des- halb auch sehr geneigt, namentlich die Richtigkeit der Copulation der Mikronucleusproducte anzunehmen. Schon oben suchten wir wahrscheinlich zu machen, dass der Öonjugationsact der Ciliaten aus der Copulation der niederen Protozoen hervorging, eine Ansicht, welche auch Gruber (1886) vertrat. Gegen eine solche Auffassung äussert sich Plate (1886 und 88), welcher in der Conjugation eine „Vorstufe der Sexualität“, d. h. der Copulation mit Verschmelzung der Kerne der Copulanten, erblicken will. Dies beruht nur darauf, dass Plate jeden Austausch und eine Copulation von Kernen bei der Conjugation völlig leugnet; auf Maupas’ Mit- theilungen nimmt er keine Rücksicht. Angesichts dieser, welchen mehr zu vertrauen ich alle Ursache habe, glaube ich auf Plate’s Meinung nicht näher eingehen zu müssen. Schon bei Besprechung der Conjugationsbedingungen wurde dargelegt, dass die neueren Erfahrungen Bütschli’s Ansicht über den Werth der Conjugation im Leben der Ciliaten be- stätigten. Die Conjugation tritt demnach als Abschluss einer längeren Theilungsepoche auf, gegen deren Ende die Energie der Lebensäusserungen entschieden sinkt und sie bewirkt, dass sowohl die Functionen der Assimilation, wie die des Wachsthums und der Theilung wieder gesteigert werden. Da wir als wesentlichsten inneren Vorgang bei der Conjugation die Reorga- nisation, resp. den völligen Ersatz des Ma. N. fanden, welcher, wenn wir Maupas zustimmen, durch ein copulirtes Mikronucleusproduct geschieht, so können wir nicht zweifeln, dass die Steigerung der Lebensenergie in der Hauptsache auf dem Ersatz des Ma.N. und der Mi. N. beruht. Dabei ist zu unterscheiden, dass der Ersatz der Ma. N. gewöhnlich ein totaler, der der Mi. N. nur ein durch Copulation bewirkter, theilweiser ist. Es unterliegt keiner Frage, dass die Conjugation ein Vorgang ist, ohne dessen Eintreten die Ciliaten aussterben würden, ähnlich wie die Metazoön ohne die geschlechtliche Fortpflanzung. Dieser Auffassung widersprach neuerdings Gruber im Anschluss an Weismann’s Theorien über die Bedeutung und Entstehung der geschlechtlichen Fortpflanzung und ihrer Vorläufer, der Copulation und Conjugation der Einzelligen. Gr. will daher annehmen, dass die eigentliche Bedeutung der Conjugation und Copulation in der Vermischung der sog. Keim- plasmen*) zweier Individuen bestehe, ‚‚worauf die Variabilität und damit auch die Möglichkeit der Artbildung begründet ist“. Eine solche Ansicht hat selbst Weismann nie ausgesprochen ; *) Unter Keimplasma soll mit Weismann diejenige Substanz der Kerne (bei den Infu- sorien also der allein copulirenden Mikronuclei) bezeichnet werden, welche die besondere morphologische Ausbildung der Zelle oder des Infusors bedinge und sie daher bei der Theilung auch auf die Nachkommen übertrage. Bedeutung der Conjugation. 1639 seine Meinung geht, wenn ich ihn recht verstehe, dahin, dass durch Vermischung der beson- deren Eigenschaften zweier Individuen neue Variationen am Üopulationsproduct hervorrufen würden. Auch letzterer Ansicht kann ich jedoch, wenigstens für die Einzelligen, nicht zustimmen. Soweit ich die Frage nach dem Ursprung der Variabilität und der Wirkung der Kreuzung ver- folgt habe, ist die Vereinigung der Eigenschaften der copulirenden Individuen keineswegs eine Quelle erhöhter Variabilität, sondern im Allgemeinen ein Ausgleich der Besonderheiten beider Individuen, häufig unter Abschwächung derselben. Würden Einzellige mit identischen Keim- plasmen copuliren — und jedenfalls sind die Keimplasmen der ersten Nachkömmlinge einer Sy- zysie so gut wie gleich — so ist nicht einzusehen, wie durch Vereinigung von Gleichem mit Gleichem Abänderung entstehen soll. Erst wenn unter den äusseren Einflüssen Veränderungen des Keimplasmas entstanden sind, können diese in der Zygote vermischt werden. Solche Veränderungen des Keimplasmas bedürfen jedoch bei den Einzelligen keiner Copulation, um ihre umgestaltenden Einflüsse auf das ganze Individuum zu äussern, sie müssen dies direct thun, wie auch die Weismann’sche Theorie für die Urorganismen annimmt. Es ist daher gar nicht einzusehen, dass, wie Gruber behauptet, die Variation und Artbildung an die Copu- lation geknüpft sei; höchstens könnten die Variationen dadurch etwas complieirter werden, häufig jedoch auch verwischter. Bei den Heteroplastiden mit geschlechtlicher Fortpflanzung entstehen die Variationen durch Abänderungen an den Geschlechtsproducten *), den Ei- und Samenzellen, da ich mit Weismann vollkommen übereinstimme, dass Veränderungen, welche an den übrigen Zellen des höheren Organismus durch äussere Einflüsse bewirkt werden, nicht auf die Nachkommen über- tragbar sind. Ich stimme der Theorie von der Continuität des Keimplasmas um so über- zeugter bei, als ich schon 1876 zu derselben Auffassung gelangte, im Gegensatz zur Pan- genesis Darwin ’s, und dies auch andeutend bemerkte. Ich hob nämlich zur Erklärung der Uebereinstimmung zwischen Phylogenie und Ontogenie folgendes hervor. „Es ist dies diese Uebereinstimmung) von vornherein um so mehr eine annehmbar scheinende Vorstellung, da *) Dies leugnet zwar Weismann sehr bestimmt (s. „Ueber die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selektionstheorie“. Jena 1886), wie ich jedoch glaube, mit Unrecht und ohne genügende Gründe. Für die niederen Einzelligen gibt er zu, dass die äusseren Einflüsse Variationen hervorrufen, welche bei der Theilung auf die Nachkommen übergehen; dagegen bestreitet W., dass durch directe Einflüsse auf die Geschlechtszellen der Heteroplastiden ver- erbliche Variationen entstehen könnten. Denn gäbe er dies zu, so wäre ja seine ganze Hypo- these über die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung unnöthig, was denn auch meine Ansicht von ihr ist. Seine Gründe beweisen jedoch, wie gesagt, nichts; denn dass sich Ibis und Krokodil seit der Pharacnenzeit nicht veränderten, kann doch unmöglich als Grund gegen die Abänderungen des Keimplasmas unter dem Einfluss äusserer Veränderungen angeführt werden. Bekanntlich pflanzen sich diese Thiere sexuell fort; haben sie sich daher thatsäch- lich nicht verändert, so spricht dies ebenso sehr gexen die Weismann’sche Lehre von der Be- deutung der sexuellen Fortpflanzung wie gegen meine Ansicht, jedenfalls aber entschie- dener gegen die erstere. Wie gesagt, können diese Beispiele überhaupt nicht in der von Weismann versuchten Weise verwerthet werden, denn dass gewisse Formen in langer Zeit stabil blieben, beweist nichts für oder wider gewisse Ursachen der Variation, son- dern kann höchstens gegen die Veränderlichkeit der Arten überhaupt angeführt werden, wie es auch häufig geschah. Weismann behauptet dann ferner, dass parthenogenetisch sich fort- pflanzende Arten keine vererblichen Abänderungen hervorbringen könnten; doch werden Be- weise für diese Behauptung nicht beigebracht. Ich kann sie auch keineswegs für richtig halten und füge dem auf folg. p. darüber Bemerkten noch zu, dass die bekannten Thatsachen aus der Lebensgeschichte zahlreicher Aphiden, wo mehrere verschieden gebaute parthenogenetische Generationen, deren Differenzen schon am Embryo deutlich ausgesprochen sein können, auf- einander folgen, jedenfalls nur durch Abänderungen des Keimplasmas parthenogenetischer Eier erklärlich werden. Uebrigens dürfte sich die directe Abänderungsfähigkeit des Keim- plasmas genügend auch mit Hülfe der vererblichen Missbildungen erweisen lassen. 1640 Ciliata. las zur Entwicklung sich anschickende Ei ja nichts weiter vorstellt, als eine der Zellen seines Mutterorganismus, ein kleines Theilproduct der Eizelle, aus der dieser Mutterorganismus früher selbst hervorgegangen war, und das nach einer gewissen Ruhepause eine neue Phase der Entwicklung beginnt“ *). Berücksichtigt man, dass diese Sätze in einer Schrift stehen, welche lebhaft für die Variationen im embryonalen Zustand eintritt und daraus die Oenogenie und den Grad der Verlässlichkeit der Öntogenie für die Phylogenie zu erörtern sucht, so wird man zugeben, dass der Verfasser in den obigen Sätzen seine Ansicht von der Continuität des sogen. Keimplasmas anzudeuten versuchte; denn die betreffenden Sätze hätten gar keinen Sinn, wenn ihr Autor nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass vererhliche Variationen nur von den Abänderungen der Keimzellen ausgehen. Mit der Anerkennung, dass die vererblichen Variationen der höheren Organismen auf der Abänderung des sogen. Keimplasmas beruhen, ist jedoch nicht bedingt, dass die Varia- tion durchaus der Copulation bedarf, um im entwickelten Organismus zur Erscheinung zu gelangen. Parthenogenetische Eier sind ebenso der Variation fähig und bei Abtheilungen, wo diese Erscheinung eine grosse Rolle spielt (z. B. bei den Distomeen) ist dies gewiss nicht auszuschliessen. Dass natürlich die Variationen des männlichen Keimplasmas der Hetero- plastiden nur durch Copulation zum sichtbaren Ausdruck im entwickelten Organismus ge- langen können, ist klar, ebenso wie dies in der Regel auch für die der weiblichen Keimzellen silt. Damit aber ist keineswegs gesagt, dass die Copulation überhaupt nur deshalb entstanden sei, wie dies schon vorhin für die Einzelligen dargelegt wurde. Viel cher wäre mit Nägeli und Hatschek**) das gerade Gegentheil anzunehmen: dass nämlich die Copulation einen Ausgleich der verschiedenen Abänderungen der Einzelindividuen bewirke, wodurch die specielle Orga- nisation der Art erhalten bliebe. Wie gesagt, führen aber gerade die Erfahrungen über die Infusorienconjugation dazu, in der Copulation und Conjugation einen Vorgang zu erkennen, welcher die Erhaltung des Lebens überhaupt garantirt. Gruber wendet gegen eine solche Auffassung noch ein, dass viele Protozoön sich ohne Copulation unbeschränkt vermehren könnten. Wir haben schon früher (p. 1597) dargelegt, dass wir diese Meinung für eine trügerische halten. Auch ist zu beachten, dass die Zeiträume, bis Erschöpfung und das Bedürfniss der Copulation eintritt, bei manchen Protozoen wohl recht lang sein können. Die fast unbegrenzte Vermehrung gewisser höherer Pflanzen durch Stecklinge etc. ist in dieser Beziehung auffallend genug, ja so sehr, dass man versucht ist daran zu denken, es könnten hier Erscheinungen verborgen sein, welche einen Ersatz leisten. Gruber wendet weiter ein, es sei eine undenkbare Annahme, dass die Natur Uehel- stände eingeführt habe, um sie durch ein Remedium (die Conjugation) wieder zu heben. Diese Auffassung geht von der Vorstellung des enragirten Darwinismus aus, nach welcher alles „ein- seführt“ sein muss, was uns im Leben der Organismen begegnet. Die Natur hat diese Uebel- stände ebensowenig eingeführt, wie sie etwa die Reibung eingeführt hat, welche die Bewegung allmählich vernichtet. Auch die Organismen sind keine Perpetua mobilia. Nicht Uebelstände hat die Natur eingeführt, um sie dann wieder zu heben, sondern umgekehrt Hülfsmittel (Copu- lation und Conjugation), um Missstände, welche aus der Constitution und fortdauernden Functionirung des Organismus von selbst und nothwendig folgen, wieder abzustellen. Für Einführung von Uebelständen durch die Natur sind Diejenigen verantwortlich (Weismann, Gruber), welche glauben, dass die Fortpflanzung der Einzelligen unbeschränkt gewesen sei und der natürliche Tod der Höheren erst gewisser Vortheile wegen entwickelt wurde. An diese Erörterungen knüpft sich die Frage, welcher Natur die Uebelstände sein kön- nen, welche sich im Leben der Infusorien allmählich einstellen und durch die Conjugation be- seitigt werden? Eine befriedigende Antwort hierauf scheint zur Zeit kaum möglich, speciell *) Ueber die Bedeutung der Entwicklungsgeschichte für die Stammesgeschichte der Thiere. Berichte der Senckenberg. Gesellsch. Frankf. a. M. f. d. J. 1875—76, p. 66. #*) Nägeli, Die Theorie der Bastardbildung. Sitz.-Ber. der K. Bayr. Akademie. 1866. — Hatschek, B., Ueber die Bedeutung der geschlechtl. Fortpflanzung. Prager medic. Wochenschrift, 1887. Nr. 46. Bedeutung der Conjugation. 1641 für die Ciliaten mit ihren doppelten Kernen. Einen ersten Versuch, den Befruchtungs- und Conjugationserscheinungen in dieser Weise näher zu treten, machte Bütschli*). Von dem Gedanken ausgehend, dass in dem Kern der Zelle ein Stoff angenommen, resp. vorausgesetzt werden dürfe, an dessen Vorhandensein die Lebenserscheinungen gebunden seien, knüpft er hieran die weitere Vermuthung, dass dieser Stoff im Laufe des Lebens und der Fortpflanzung der Gewebezellen der Heteroplastiden allmählich verbraucht werde, wogegen die Einzelligen das Vermögen besässen, den Stoff zu regeneriren. Bei den Ciliaten sammle sich der neu- gebildete Stoff im Mikronucleus. Nur die Geschlechtszellen der Metazoön und besonders die Kerne der Spermatozoen hätten das Vermögen bewahrt, ihn zu erzeugen. Bei der Be- fruchtung werde er daher dem Eikern zugeführt; bei der Conjugation trete dagegen der Milironucleus theilweis oder ganz an die Stelle des Makronucleus, welcher das Regenerations- vermögen für den fraglichen Stoff nicht besitze. Ziemlich dieselbe Ansicht über die Be- fruchtung entwickelte später Sachs**), welcher den betreffenden Stoff näher als das Nuclein zu präcisiren suchte; auch Bütschli hatte s. Z. schon an Nuciein gedacht, dies jedoch nicht ausgeführt, da die Bedeutung des Nuclein für die Zellkerne damals (1876) noch wenig aufge- klärt war. Diese Hypothese begegnet jedoch einer ernstlichen Schwierigkeit darin, dass sie die einfache Copulation zweier anscheinend gleicher Einzelliger nicht erklärt. Denn da sie voraussetzt, dass deren Kerne den betrellenden Stolf zu regeneriren vermögen, so ist nicht einzusehen, warum eine Oopulation eintritt. Ebenso ist nicht zu begreifen, wes- halb die Infusorien conjugiren, da ja der Ersatz ihres Makronucleus durch den regenerations- fähigen Mikronucleus auch ohne Conjugation geschehen könnte. — Derselben Schwierigkeit be- gegnet ein von Plate (1856) aufgestellter Erklärungsversuch der Conjugation. Er geht von der Hypothese aus, dass bei fortgesetzter Theilung allmählich ein quantitatives Missverhältniss zwischen dem Ma. N. und dem Plasma auftrete. Gründe hierfür kann ich in seiner Darlegung nicht finden; denn die Annahme, dass „zeitweise die Tendenz des Öyto-Idioplasma (Plasma) Theilungsvorgänge zu bewirken, so schr überwiegt, dass die Ernährung des Zellplasmas nicht zu ihrem Recht kommt“, scheint mir doch nicht als Grund gelten zu dürfen. Auch ist nicht einzusehen, dass, wenn dies auch der Fall wäre, gerade die Ernährung des Kernes leiden sollte, wie Plate annimmt, dagegen die des Plasmas nicht erheblich, weshalb der Kern (d. h. sein Nucleo-Idioplasma, wie sich Plate ausdrückt) allmählich unter die normale Quantität herabsinke, Dieses quantitative Missverhältniss soll nun nach Plate durch die Conjugation ausgeglichen werden. Während derselben erfolge eine Neubildung von sog. Nucleo-Idioplasma aus dem Plasma, wozu der Austausch des Plasmas der Conjuganten anrege. Durch Zutritt des neugebildeten Nucleo-Idioplasmas werde die Quantität des Ma. N. wieder zur normalen Höhe in Verhältniss zum Plasma erhoben. Bei den Oiliaten mit Mikronuclei (welche Kerne Plate bekanntlich nicht für allgemein verbreitet hält), wird angenommen, dass die Mi. N. vorzugsweise aus Nucleo-Idioplasma beständen, daher eine Art Reservrekerne zum Ersatz des Makronucleus darstellten, ausserdem jedoch besonders oder allein befähigt seien, bei der Conjugation aus dem Plasma neues Nucleo-Idioplasma aufzunehmen. Plate schliesst dies hauptsächlich daraus, dass die Mikronuclei bei der Conjugation lebhaft wachsen. Man erkennt aus dem Bemerkten, dass Plate’s Versuch viel Aehnlichkeit mit dem Bütschli’schen besitzt. Auch Plate nimmt an, dass bei der Copulation ein Stoll des Kerns erneuert werde, dessen Quantität im Laufe des vorhergehenden Lebens allmählich abnahım. Der wesentliche Unterschied liegt nur darin, dass die Regeneration des Stofles auf die Conjugationszeit selbst beschränkt wird. Auch Plate’s Versuch lässt daher die Hauptsache unerklärt, d. h. die Vereinigung zweier Individuen; denn die Annahme, dass die Neubildung des Nucleo-Idioplasma durch Plasmaaustausch angeregt werden müsse, ist doch keine Erklärung, sondern nur eine Um- schreibung des Thatsächlichen. Weiterhin trägt dieser Versuch der auch bei den Ciliaten höchst wahrscheinlichen Kernverschmelzung keine Rechnung und lässt ferner gerade den Ausgangs- punkt der gesammten Erklärung, nämlich wie das quantitative Missverhältniss zwischen Plasma *) Gedanken über Leben und Tod. Zoologischer Anzeiger 1882, p. 64—67 (schon 1876 geschrieben). ”*) Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 1887. p. 819 ff. 1642 Giliata. und Nucleus entstehen soll, unverständlich. Denn der Zufall kann dabei keine Rolle spielen, schon wegen der Regelmässigkeit der Conjugation. Die erste Anregung zu der in den folgenden Zeilen ausgesprochenen Idee über die Bedeutung der Copulation rührt von meinem Freunde Prof. E. Askenasy her, mit dem ich diese Frage öfters besprach. Obgleich alle Hypothesen über diese Cardinalfrage des Lebens bis jetzt kaum Aussicht auf Erfolg haben können, möchte ich gerade diese nicht übergehen, da sie vielleicht doch die Keime zukünftiger richtiger Aufklärung enthält. In neuerer Zeit entwickelte Roux*) die Ansicht. dass die complicirten Vorgänge bei der karyokinetischen Kerntheilung wahrscheinlich eine möglichst gleichhälftige Theilung aller Kernbestandtheile bewirken sollen. Demnach habe sich dieser complicirte Vorgang allmählich hervorgebildet, damit die vollkommene Gleichheit der Kerngenerationen möglichst erhalten bleibe. Diese Ansicht scheint recht allgemeine Zustimmung gefunden zu haben; man kann ihr auch beipflichten, ohne den Nucleus allein alle formativen Eigenschaften und die ausschliessliche Vererbungstendenz zu vindiciren, wie es neuerdings gewöhnlich geschieht. Der Kern bedarf des Plasmas, das Plasma des Kerns, beide beeinflussen sich gegenseitig und sind ohne einander nicht lebensfähig. : Für einen natürlichen Vorgang braucht wohl nicht bewiesen zu werden, dass er nicht vollkommen sein kann, dass daher auch die Theilung des Kernes in zwei möglichst gleiche Hälften zwar annähernd, aber nicht vollkommen erreicht sein wird. Wenn bei jeder Theilung auch nur eine geringe Ungleichheit der beiden Kerne eintritt, so wird dieselbe bei lange fortgesetzter Theilung endlich durch Häufung merkbarer werden. Die späteren Genc- rationen werden hinsichtlich der Kerne stets ungleicher werden. Wir wissen nun thatsächlich, dass im Kerne hauptsächlich zwei differente Substanzen vertreten sind, welche wir ohne wei- teres zu prästiren, als Ohromatin (Nuclein) und Achromatin (Plastin) unterscheiden können. Die angestellte Betrachtung macht es daher sehr wahrscheinlich, dass nach lang fortgesetzter Theilung das Quantitätsverhältniss dieser beiden Kernbestandtheile zu einander gestört ist; das sich eine Anzahl Individuen finden, in welchen das Chromatin überwiegt, eine andere, für welche dies vom Achromatin gilt. Beiderlei Individuen stehen demnach in einem gewissen Gegensatz zu einander. Durch Verschmelzung zweier derselben und speciell ihrer Kerne würde der Normalzustand annäherungsweise wieder hergestellt werden. Man könnte diese Hypothese noch etwas weiter ausspinnen. Es ist bekannt, dass sich bei den Copulationserscheinungen und ebenso bei der partiellen Conjugation der Ciliaten bald die Tendenz entwickelt, an Stelle der ursprünglichen annähernden Gleichheit und Grössen- übereinstimmung der copulirenden Individuen eine Verschiedenheit treten zu lassen. Die spermoiden Individuen theilen sich häufiger und rascher ohne entsprechendes Wachsthum, sie werden daher zahlreicher und kleiner; die ovoiden dagegen theilen sich wenig, sie bleiben daher ansehnlicher. Wir könnten diese Verschiedenheit in Zusammenhang bringen mit den von unserer "Theorie angenommenen Kerndifferenzen, und bei dem Ueberwiegen des einen Kernbestandtheils eine Erhöhung der Theilungsfähigkeit annehmen. Wenn wirklich eine diffe- rente Beschaffenheit der Kerne, wie sie die Hypothese voraussetzt, allmählich zur Ausbildung gelangt und in deren Ausgleichung die Bedeutung der Copulation liegt, so ist wohl möglich, dass diese unvermeidliche Differenz mit der Entwicklung der geschlechtlichen Fortpflanzung allmählich gesteigert wurde und damit auch die äusseren Unterschiede der copulirenden Zellen zunahmen. Die Schwierigkeiten, welche der weiteren Ausführung eines solchen Erklärungsversuchs sich darbieten, sobald wir denselben auf das Gesammtgebiet der copulativen Erscheinungen ausdehnen wollen, sind sehr gross. Wir unterlassen es daher hier, näher auf dieselben ein- zugehen, wie denn überhaupt unsere Darlegung nur der Fingerzeig nach einer Richtung sein kann, in welcher möglicher Weise eine Erklärung zu suchen ist. Plate’s Auffassung hat insofern recht, als bei der Conjugation der Ciliaten thatsächlich Kernsubstanz (Nucleo-Idioplasma Plate) in bedeutender Menge gebildet, resp. den neuen Kernen zugeführt werden muss. Erachten wir die Maupas’schen Untersuchungen für richtig, so *) Roux, Ueber die Bedeutung der Kerntheilungsfiguren. Leipzig 1883. Bedeutung der Conjugation. Encystirung. 1643 würden z. B. bei Paramaecium Bursaria die copulirenden Mikronuclei je nur '/, der ursprünglichen Makronucleussubstanz enthalten; durch die Copulation würde ihre Gesammt- substanz wieder auf ?/, erhöht Der neue Mikronucleus entspräche nur '/,, der Kernsubstanz des ehemaligen Mikronucleus, ebenso der neuc Makronucleus, welcher sich hier jedoch mit dem alten vereint. Entsprechendes gälte für Onychodromus und Stylonychia Mytilus, wo der neue Makronucleus und jeder der beiden neuen Mikronuclei nur '/,, der Substanz des ehemaligen Mikronucleus repräsentiren würden. Hieraus folgt jedenfalls, dass Nucleussubstanz in sehr erheblicher Menge zugefügt werden muss, um die normalen Verhältnisse wieder her- zustellen. Ich möchte aber vermuthen, dass dies erst nach der Öopulation der Kerne geschieht und dass eben die durch die Copulation wiederhergestellte normale Beschaffenheit der Kerne den Anstoss dazu gibt. £ Schliesslich müssen wir noch über die Dilferenzirung zweier Kernarten bei den Ciliaten und den Infusorien überhaupt ein Wort bemerken. Die Hervorbildung der beiden Kernsorten im Verlauf der Conjugation scheint zu verrathen, dass sie ursprünglich gleich beschaffen waren und sich erst später in verschiedener Richtung entwickelten. Hiernach wäre also anzunehmen, dass die Ur- formen der Ciliaten zwei bis mehrere kleine Kerne besassen, welche sich allmählich in Makro- und Mikronuclei differenzirten. Wenn sich Maupas’ Untersuchungen bestätigen, so fällt jede Berechtigung weg, die beiden Kernarten als weibliche und männliche zu unterscheiden. Für einen Makronucleus. der in seiner Totalität bei der Conjugation eliminirt wird, war dies auch schon unzulässig, seit die Vereinigung der Kerne als das Wesentliche bei der Gopulation erkannt wurde. Worin aber beruht diese Dilferenzirung? Bütschli schlug s. Z. (1876) vor, die Mikronuclei primäre, die Makronuclei secundäre Kerne zu nennen. Dieser Vorschlag fand wenig Anklang; dennoch sollte damit wohl etwas Richtiges bezeichnet werden, d. h. die That- sache, dass die Mikronuclei insofern ursprünglicher oder primärer sind, als aus ihnen allein ein Ersatz der Kerne bei der Conjugation geschieht. Wenn es erlaubt ist, aus dem äusseren Erscheinen auf die Function zu schliessen, so drängt sich sofort die Vermuthung auf, dass der Makronucleus zum mindesten bei den allge- meinen Lebensprocessen (Stoffwechsel insbesondere) die Hauptrolle spielen muss. Sollte er deshalb aber ohne Einfluss auf die formativen Vorgänge sein? Ich glaube dies nicht. Wir können uns diese letzteren nicht wohl von den ersteren unabhängig denken; ihr eigentlicher Sitz muss das Plasma sein, wenn dasselbe auch ohne Nucleus nicht dauernd weiter leben kann und seine Leistungen von dem Nucleus beeinflusst werden. Unter diesen Umständen scheint der Unterschied zwischen :den beiden Zellkernen wesentlich darauf hinauszulaufen, dass der Mikronucleus ausschliesslich zur Copulation berufen ist, während es dem Makronucleus durch Bedingungen, welche wir noch nicht kennen, in den meisten Fällen unmöglich wurde, sich eopulirend zu regeneriren. Wir könnten daher auch den Mikronucleus als Geschlechts- kern bezeichnen. Warum diese Differenz eingetreten ist und die copulative Regeneration nur auf die Mikronuclei beschränkt wurde, bleibt verborgen. Vielleicht kommt hier doch etwas ins Spiel, wie es Bütschli’s Hypothese von 1882 andeutete, dass nämlich der Makronucleus wie die Gewebekerne allmählich abgenutzt wird, während der solchen Einflüssen entzogene Mikronucleus ähnlich wie die Kerne der Geschlechtsproducte der Metazoön keine solche Ab- nutzung erfährt. 6, Der Ruhezustand (Encystirung), Unter Ruhezuständen verstehen wir bei weitester Fassung des Be- sriffes zeitweisen Uebergang in ein unbewegliches Stadium, in der Regel unter Abscheidung einer bis mehrerer Schutzhüllen (Cysten). Damit ist stets eine Vereinfachung der Gestalt und eine mehr oder weniger tief- gehende Rückbildung der Organisation verknüpft. Schon früher (p. 1582 ff.) wurde betont, dass die Ruhezustände zweierlei Art sind. Entweder solche, mit Vermehrung durch Theilung, oder solche, welche keine Ver- 1644 Ciliata. mehrungsprocesse aufweisen, dagegen widerstandsfähigere und meist auch diekere Hüllen besitzen. Wir können diese beiden Modifieationen nach Balbiani (1831) und Fabre (1885) als Vermehrungs- und Dauereysten unterscheiden (Cystes de division et Cystes de con- servation). Aus Gründen, die weiter unten dargelegt werden, wäre die erste Art vielleicht besser Ruheeysten zu nennen. Analogen Verschiedenheiten der Ruhezustände begegneten wir auch bei gewissen Heliozo@n und den Mastigophoren. Im Kapitel über die Theilung wurde schon besprochen, dass die Vermehrungseysten fast nur bei Holotrichen und nament- lich bei deren ursprünglicheren Gruppen vorkommen. Bei einıgen Ciliaten (Colpoda Cucullus, Prorodon niveus, Ophryoglena flava, Trichorhynchus) wurde das gleichzeitige Vorkommen beider Cystenarten erwiesen; auch ist recht wahrscheinlich, dass dies unter den Holotrichen verbreiteter ist. In vielen Fällen lässt sich jedoch noch nicht entscheiden, ob die beschriebenen Cysten zur einen oder der anderen Kategorie gehören, weil die Untersuchungen nicht ausführlich genug sind und die Theilung in der Vermehrungsceyste unterbleiben kann. Wir fanden schon früher, dass in seltenen Fällen entsprechende Vermehrung im ruhenden Zustand ohne Bildung einer Cystenhaut vor- kommt (Leucophrys patula). Obgleich sich die beiden Cystenarten im Allgemeinen wohl unterscheiden lassen dürften, fragt es sich doch, ob ihre Verschiedenheit eine tiefer gehende oder gar absolute ist, wie Fabre (1888) annimmt. Mir scheint diese Auffassung kaum berechtigt zu sein; ich glaube vielmehr, dass beide nicht principiell, sondern nur gradweise verschieden sind. Anders aus- gedrückt: dass die Vermehrungscysten im Allgemeinen oder doch häufig den Anfangsstadien ‘der Dauercystenbildung entsprechen, über welche sie nicht fortschreiten. Dass der Bildungs- vorgang der beiderlei Cysten ein wesentlich identischer ist, scheint unzweifelhaft. Bei den Vermehrungscysten handelt es sich, soweit wir wissen, um einen relativ kurzen, rasch vorübergehenden Schutz während der Vermehrung. Die Einflüsse, welche die Bildung der Dauercysten bewirken und einen energischen Schutz verlangen, fehlen hier. Deshalb beschränkt sich die Membranbildung bei den ersteren auf die Anfangsstadien. Dagegen halte ich es für wahrscheinlich, dass eine Vermehrungsceyste bei Eintritt geeigneter Bedingungen direct in eine Dauercyste übergehen kann. Zwar zeigte Rhumbler (852) neuerdings (nach Abfassung des Manuscripts), dass beiderlei Oystenformen bei Colpoda verschiedener sind, als man bisher ver- muthete, doch scheint mir zweifelhaft, ob dies weiter verbreitet ist. Manche Forscher (Balbiani, Fabre) wollen noch eine dritte Cysten- art unterscheiden, sog. Verdauungsecysten. Dies basirt ausschliesslich auf den eigenthümlichen Erscheinungen bei Amphileptus ClaparediisSt. Bekanntlich verschlingt diese Ciliate ganze Vorticellidinen und eneystirt sich dann meist sofort auf dem Stiel des Opfers, gewissermaassen über dem letzteren. Da aber der Bau dieser Cysten keinerlei Ab- weichungen von den Vermehrungseysten anderer Holotrichen verräth und der Amphileptus sich häufig in der Cyste theilt, so scheint kein Grund vorzuliegen, diese Zustände von den Vermehrungseysten zu trennen. Vielmehr unterstützen sie die oben ausgesprochene An- sicht, dass die Theilung innerhalb der Vermehrungseysten gelegentlich unterbleiben kann, Dies spricht ebenfalls gegen eine prineipielle Sonde- Encystirung (Arten der Cysten; Mangel des Vermögens; Beding. des Eintritts). 1645 rung der Vermehrungs- und Dauereysten. Auch Trachelocerca phoeni- copterus (Entz) und Lagynus laevis (Gruber) verlassen die Ver- mehrungseysten häufig ungetheilt. Ganz ähnlich Amphileptus Claparedii verhält sich Holophrya tarda (nebulosa Entz). Dieselbe verschlingt ganze Cothurnia erystallina und bildet dann im Gehäuse des Opfers ihre Vermehrungseyste. Obgleich das Eneystirungsvermögen zweifellos sehr allgemein ver- breitet ist, scheint es doch gewissen Arten abzugehen. Namentlich Fabre betonte dies neuerdings wieder bestimmt (1888). Am bestimmtesten scheint dies für Paramaecium zu gelten, von dessen meist sehr häufigen Arten nie eine Öyste beobachtet wurde. Ebenso verhält sich das gemeine Golpi- dium Colpoda. Fahre führt als hierhergehörig noch auf Plagiopyla nasuta St. und Trichoda pura, doch bin ich unsicher, welche Infusorien er mit diesem Namen bezeichnet (vergl. den system. Abschnitt). Von Glaucoma scintillans, deren Oystenbildung F. gleichfalls leugnet, wurden Vermehrungscysten durch Stein (1854) und Lieberkühn (uned. Taf.) be- kannt. Sehr unsicher ist auch die Encystirung der verbreiteten Pleuroneminen, denn die Angaben Cienkowsky’s (1855 Pleuronema Chrysalis) und Frey’'s (1858 Cyelidiumm Glaucoma) sind wenig zuverlässig; doch gedenkt F. neuerdings der Cysten letzterer Art. Auffallend ist ferner der Mangel jeder Nachricht über Coleps hirtus, welcher zu den gemeinsten Ciliaten gehört. — Endlich versichert Fabre trotz eingehender Nachforschungen nie Öysten der Urceo- larinen gefunden zu haben. Auch für das so häufige Carchesium polypinum, für Zoo- thamnium und Ophrydium wurde nichts von Encystirung bekannt, was um so auffallender ist, als sie bei Vorticella und Epistylis recht häufig vorkommt. Was Gruber (1884) als sog. Schleimeysten eines marinen Zoothamnium beschrieb, ist recht unsicher; ja ich kann den Verdacht nicht zurückweisen, dass es vielleicht nur Cysten des Amphileptus Glaparedii (s. oben) auf den Stielen einer Zoothamniumkolonie waren. Entz constatirte (1884), dass diese Tracheline das marine Zooth. Mucedo Entz — ? dichotomum Kent) häufig überfällt. Ich würde nicht zweifeln, dass Gruber’s angebliche Schleimeysten diese Bedeutung haben, wenn nicht in der umhüllenden Schleimmasse gelegent- lich 2—9 Zoothamnien enthalten wären. Obgleich Gruber es nicht ausspricht, müsste er daher diese Schleimcysten als Vermehrungscysten deuten; wenn er es nicht betonte, so beruht dies wohl darauf, dass er keine Theilungen der eingeschlossenen Zoothamnien beobachtete. Seit Glapar&öde-L.'s Untersuchungen ist bekannt, dass sich die gefressenen Vorticellinen häufig lange im Leib des Amphileptus erhalten. Die Anwesenheit mehrerer bis zahlreicher Zoothamnien in einer der sog. Oysten liesse sich unschwer dadurch erklären, dass der grosse Amphileptus zunächst eine Anzahl Vorticellinen verschlingt, bis er sich schliesslich auf dem Stiel des letzten Opfers encystirt. Nach dem Vorbemerkten scheint es also nahezu, wenn nicht ganz sicher, dass gewissen Ciliaten das Eneystirungsvermögen fehlt. Jedoch geht Fabre viel zu weit, wenn er behauptet, dass die Cystenbildung nur einer beschränkten Zahl zukomme (p. 116). Im Gegentheil weist unser zeitiges, obgleich sehr ungenügendes Wissen darauf hin, dass ihr Fehlen die Ausnahme bildet. Bedingungen des Eintritts der Eneystirung. Ueber die Vermehrungseysten lässt sich in dieser Hinsicht wenig sagen. In den Fällen, wo die Theilung der Cyste sehr weit geht (Holo- phrya multifiliis), tritt die Encystirung jedenfalls nur ein, wenn das Grössenmaximum ungefähr erreicht wurde. Im Allgemeinen dürfte diese Regel für die Ciliaten mit typischer Vermehrung im Ruhezustand 1646 Ciliata. zutreffen. Dagegen scheint das Beispiel des Amphileptus Claparedii zu zeigen, das auch ein vorübergehendes Schutzbedürfniss bei der Ver- dauung ansehnlicher Nahrungsmassen die Bildung ähnlicher Cysten be- dingen kann, ohne oder mit nachfolgender Theilung. Aehnliches mag auch bei verwandten Ciliaten gelegentlich vorkommen. So erwähnt wenigstens Entz (1884), dass TracheliusOvum und andere Enchelinen wie Trachelinen sich häufig nur „zur gewöhnlichen Verdauung“ eneystirten. Es ist auch verständlich, dass manche gefrässige Ciliaten, und zu diesen gehören gerade die Enchelinen und Trachelinen, aus dieser Einrichtnng wesentliehen Vortheil ziehen. Die Bildung sog. Dauereysten erfolgt, soweit bekannt, dann, wenn die äusseren Lebensbedingungen sich so verändern, dass sie die Existenz ernstlich gefährden. Der Vorgang ist daher ein Mittel, um solche Fährliehkeiten zu überstehen. Obgleich diesem Ausspruch ziem- lich allgemein zugestimmt werden dürfte, sind doch die schädlichen Einflüsse, welche hauptsächlich ins Spiel kommen, nicht hinreichend genau ermittelt. Zunächst liegt die Vermuthung nahe, dass die Ciliaten auf solche Weise der leicht eintretenden Vertrocknung ent- gehen. Speciell Cienkowsky (1155) sah eine ganze Reihe Arten sich eneystiren, wenn er sie auf dem Objectträger oder im Uhrschäl- chen langsam eintrocknen liess. Diese Ursache wurde seitdem meist als die wesentlichste betrachtet; weitere Versuche zu ihrer Begrün- dung jedoch kaum angestellt. Erst in jüngster Zeit bezweifelte Fabre, dass die Verdunstung des Wassers gewöhnlich Eneysti- rung hervorrufe. Versuche, welche er in dieser Richtung mit Colpoda Cucullus und einigen anderen Ciliaten anstellte, erzielten keine Cysten, oder eine reichlichere Bildung derselben bei der Eintrocknung. Dagegen encystirten sich die Colpoden nach gewisser Zeit reichlich, wenn die Verdunstung des Tropfens, in welchem sie lebten, ausgeschlossen oder doch sehr gering war. Ebenso wurde auch Eneystirung dieser Ciliate häufig in Infusionen beobachtet, ohne dass Verdunstung im Spiel sein konnte. Fabre schliesst aus diesen Erfahrungen, dass die Verdunstung jedenfalls nicht das wichtigste Beförderungsmittel der Ency- stirung sei. Man darf ihm soweit beistimmen, dass sicher auch andere Ursachen den Ruhezustand hervorrufen können. Weiter zu gehen, ist jedenfalls nicht angezeigt, da Rhumbler (852) wiederum auf das Bestimmteste versichert, dass die Bildung der Dauereysten von Colpoda durch langsames Eintrocknen auf dem Objeetträger leicht hervorgerufen werden könne. Fabre’s Experimente mit Colpoda Öucullus scheinen mir nicht ganz einwurfsfrei. Bekanntlich bildet diese Ciliate ungemein leicht Vermehrungseysten, deren Entstehung von Verdunstung ganz unabhängig ist. Es ist wohl möglich, dass solche Vermehrungscysten für Dauercysten gehalten wurden. Ich vermisse auch bei Fabre eine genaue Feststellung der Unterschiede beider Oystenarten von Colpoda, obgleich er bekanntlich die Ansicht ver- tritt, dass sie absolut verschieden seien. Oolpoda Cucullus scheint daher kein sehr geeig- netes Object zur Prüfung der Frage. Weiterhin ist auch Fabre’s Untersuchungsmethode nicht Eneystirung (Bedingungen des Eintritts). 1647 einwurfsfrei. Er liess Tropfen mit den betreffenden Ciliaten auf dem Öbjectträger an freier Luft rasch eintrocknen. Dass unter diesen Umständen gewöhnlich keine Cysten erzielt wurden, dürfte nicht sehr auffallen, da so schnelle Verdunstung schwerlich genügende Zeit und Gelegenheit hierzu lässt. Auch hat Niemand behauptet, dass auf solche Weise Encystirungen erzielt würden. Die Cienkowsky’schen Versuche wurden bei langsamer Ver- dunstung unter Bedeckung angestellt. Fabre ist sich der Schwäche seiner Experimente in diesem Punkt selbst bewusst und dürfte daher auch wohl nicht mehr gezeigt zu haben glauben, als dass auch andere Bedingungen Encystirung veranlassen. Wenn nichts destoweniger die Wirksamkeit langsamer Eintrocknung oben etwas weniger bestimmt hingestellt wurde, als dies aus Cienkowsky’s Angaben zu folgen scheint, so be- ziehe ich mich dabei auf mancherlei Versuche, welche ich früher gelegentlich anstellte. Ob- gleich ich mit sehr langsamer Verdunstung in der feuchten Kammer operirte, gelang es doch nur selten Encystirungen zu erzielen, vielmehr vertrockneten die Öiliaten meist einfach. Anderweitige Bedingungen wurden bis jetzt wenig sicher ermittelt; doch dürfte die Wirksamkeit einiger sehr wahrscheinlich sein. Erstens scheint Nahrungsmangel, also z. B. die Erschöpfung einer Infusion an Bacterien oder anderer geeigneter Nahrung, die Eneystirung veranlassen zu können. Für Trichorhynchus gibt dies Balbiani direet an und Maupas (868) bemerkt, dass die Oxytrichinen, wie überhaupt sämmtliche räuberische Ciliaten, sich beim Eintritt von Nahrungsmangel stets encystiren. Andererseits dürften jedoch manche Infusorien umgekehrt zu intensive Fäulniss scheuen und derselben durch die Eneystirung zu entgehen suchen. Dabei kann, wie Fabre vermuthet, die Secretion besonderer, bald der einen, bald der anderen Infusorienart schädlicher Stoffe durch die verschiedenen Infusionsbaeterien ins Spiel kommen. Wir wissen ja, dass solche Abscheidungen stattfinden und dass auch die Baeterienwelt in den Infusionen einem Wechsel unterliegt. Ob Sauerstoffmangel ähnlich wirken kann, bleibt genauer zu unter- suchen; das Experiment, welches Fabre hierüber anstellte, scheint ähnlich wie seine Versuche über die Eintroeknung ungenügend. Doch glaubt auch Rhumbler, dass Luftmangel die Dauereystenbildung von Colpoda zu- weilen hervorrufe. Ungewiss ist bis jetzt, ob wir den Jahreszeiten einen gewissen Einfluss auf die Eneystirung zuschreiben dürfen. Wahrscheinlich ist es gerade nicht. Stein (1867) fand, dass die parasitischen Balantidium Entozoon und Nyetotherus cordiformis sich gewöhnlich eneystirten, wenn sie in Wasser übertragen wurden. Diese Ueberführung, welche auch im natürlichen Leben dieser Ciliaten vorkommen dürfte, ist wie eine schäd- liche Veränderung des umgebenden Mediums, resp. auch wie Nahrungs- mangel aufzufassen. Auch Nussbaum (1885, p. 485) schien die Cysten- bildung der kleinen, durch vielfache Theilungen entstandenen Sprösslinge von Opalina Ranarum durch Wasserzusatz beschleunigt zu werden. In derselben Richtung weisen ferner Balbiani’s Erfahrungen an Ano- plophrya branchiarum. Die kleinen Sprösslinge dieser Art ver- lassen häufig das Blut ihrer Wirthe (Asellus aquaticus) durch zu- fällige Wunden, welche das Abbrechen der Antennen leicht hervorruft. Die meisten Auswanderer gehen im Wasser zu Grunde; einige erhalten 1648 Ciliata. sich jedoch und bilden Cysten, nachdem sie sich auf Conferven oder den Asseln selbst festgeheftet haben. Wir erfuhren eben schon, dass bei den erwähnten Opalininen nur sehr kleine Sprösslinge sich eneystiren; dasselbe wurde von Everts auch für Discecophrya gigantea Mp. sp. festgestell. Dies hängt jedenfalls damit zusammen, dass die Eneystirung solch’ parasitischer Ciliaten das Mittel ihrer Uebertragung auf neue Wirthe bildet. Zeller (1877) zeigte, dass die Bildung der kleinen, zur Auswanderung be- stimmten Sprösslinge bei den Opalinen der Anuren mit dem Erwachen des Frühlings auftritt; demnach auch die Cystenbildung. In diesen Fällen liesse sich daran denken, dass auch innere Ursachen zur Cysten- bildung veranlassen mögen; doch mag auch die Wanderung der kleinen Sprösslinge gegen den After zu durch die veränderten Verhältnisse, welche sie in der Kloake treffen, zur Eneystirung bestimmen. Wenigstens erwähnt Everts für Discophrya gigantea, dass die Eneystirung in der Kloake erfolgt. Da sich die Opalinacysten ebenfalls in der Kloake finden, dürften sie sich wahrscheinlich auch hier bilden; um so mehr, als Nussbaum versichert, dass die grossen Opalinen im Koth zu Grunde gehen (p. 487). Betonen müssen wir endlich noch, dass die Eneystirung, soweit bekannt, bei den Ciliaten nie als Folge der Copulation oder Conjugation auftritt, wie es bei den Mastigophoren häufig ist und auch wahr- scheinlich bei anderen Protozo@nabtheilungen vorkommt. Vorgänge, welche den Eneystirungsprocess einleiten. Der Ruhezustand beginnt natürlich stets mit Aufhören der Ortsbewegung; doch zeigen sich bei gewissen Ciliaten auch schon früher Vorbereitungs- und Rückbildungserscheinungen. Mehrfach wurde bemerkt, dass gewisse Arten vor der Dauer- eystenbildung die etwa vorhandenen Nahrungsballen und Nahrungsreste, sowie die Exeretkörnchen ausstossen. Das erstere beobachteten Carter (1859) und Engelmann (1862) bei Stylonychia, Rhumbler bei Colpoda. Er betont es besonders im Gegensatz zu den Vermehrungs- eysten der Colpoda, deren Insassen ihre Nahrungsballen nicht entleeren, sondern im Verdauungsprocess ungestört fortfahren. Wir hörten ja schon, dass gewisse Ciliaten sich geradezu während der Verdauung in Ver- mehrungseysten einzuschliessen pflegen. Maupas (868) glaubt, dass Engelmann’s Angabe über die Ausstossung der Nahrungs- stoffe bei Stylonychia irrig sei. Nur die Excretkörnchen würden entleert; denn die Encysti- rung trete stets in Folge Nahrungsmangels ein, die betreffenden Stylonychien (und Oxytrichinen im Allgemeinen) enthielten daher überhaupt keine ausstossbare Nahrung mehr. Mir scheint dies gegenüber den mehrfachen, übereinstimmenden Angaben nicht allgemein gültig zu sein. Für die in Folge längeren Hungerns zur Encystirung schreitenden Ciliaten wird es zu- treffen, doch ist keineswegs sicher, dass nur diese Bedingung Encystirung im Gefolge habe. Tritt dieselbe bei langsamer Eintrocknung auf, so ist das Verhalten wohl ein anderes. Uebrigens spricht Maupas an späterer Stelle, bei der Encystirung einer Oxytricha, geradezu von der Ausstossung sämmtlicher „ingesta, corps trangers et corpuscules birefrin- gents d’urate“; was alle Angehörige dieser Familie ähnlich thäten. Eneystirung (Einleitende Vorgänge). 1649 Die Ausstossung der Excretkörnchen vor der Eneystirung verfolgten neuerdings Rhumbler bei Stylonychia und Maupas (868) bei einer grösseren Anzahl Oxytrichinen. M. dürfte daher auch seine früher (p. 1485) erwähnte Ansicht über die Art der Entleerung dieser Stoffwechsel- producte jetzt modifieirt haben. Dass die Ausstossung der Exceretkörner vor der Eneystirung stets eine totale ist, wie M. anzunehmen scheint, halte ich nicht für zutreffend, weil wir bald erfahren werden, dass sie auch erst nach Abscheidung einer Cystenhülle stattfinden oder sich doch vollenden kann. Die in Eneystirung begriffene Ciliate bleibt an einer gewissen Stelle liegen, oder heftet sich selten fest, wie wir vorhin für Ano- plophrya branehiarum erfuhren; ebenso verhält sich Lagynus laevis (Gruber). Gewöhnlich tritt die Ruhe auf dem Boden des Gefässes oder des Gewässers ein, seltener (Colpoda und wohl noch andere) in der Zoogloeahaut, welche die Infusionen gewöhnlich überzieht. Fest- sitzende Ciliaten eneystiren sich natürlich meist auf der Befestigungsstelle, umhüllte im Gehäuse; jedoch erleidet diese Regel seltene Ausnahmen, von denen noch die Rede sein wird. Mit dem Aufgeben der Ortsbewegung erlischt jedoch nicht die Be- wegung überhaupt; vielmehr rotirt das Infusor gewöhnlich lebhaft und meist unter Wechsel der Richtung. Ob auch festgeheftete Ciliaten, speeiell die gestielten Vorticellinen, bei der Enceystirung rotiren, bedarf genauerer Unter- suchung. Fabre meint zwar, dass dies nicht der Fall sei, und will darauf die vom Kugligen abweichende Gestalt mancher Cysten zurückführen. Da aber die encystirten Vorticellen gewöhnlich bald von den Stielen fallen, so erfolgt die Ablösung des Körpers vom Stiel jedenfalls frühzeitig. Mit dem Aufhören der Ortsbewegung, manchmal auch schon etwas früher, tritt allmählich &ine Vereinfachung der Gestalt auf. Letztere nähert sich mehr und mehr der Kugelform, in welche sie schliesslich meist übergeht. Contractile Ciliaten ziehen sich jedenfalls zunächst stark zusammen (Stentor, Vorticellinen). Da jedoch gewisse Cysten von der Kugelgestalt mehr oder weniger abweichen, so kann die Ein- kugelung bei der Encystirung nicht als allgemeine Regel gelten. Jedenfalls geht aber auch in den letzterwähnten Fällen die Annäheruug an die Kugelgestalt ziemlich weit. Die Einkugelung wird gewöhnlich als Zusammenziehung des Infusorienkörpers bezeichnet, welche ja auch bei den Contractilen eintritt. Sie kann aber im Allgemeinen kein Con- tractionsphänomen sein, weil sie auch bei solchen Ciliaten regelmässig vorkommt, welche sonst nie Contractionen zeigen. Der Grund der Erscheinung muss daher bei diesen ein anderer sein. Wir können ihn nur darin finden, dass die äussere festere, ectoplasma- tische Umhüllung (Pellicula -+ Alveolarschicht), welche die Gestalt bestimmt, gewisser- maassen ausser Thätigkeit gesetzt, d. h., dass sie allmählich flüssiger wird und der Infu- sorienkörper deshalb die kuglige Tropfengestalt annimmt. Diese Verflüssigung des Ecto- plasmas aber muss auf Wasseraufnahme beruhen. In dieser Hinsicht scheint von besonderer Bedeutung, dass wenigstens in einem Fall eine deutliche Veränderung des Plasmas schon vor Beginn der Einkugelung beobachtet wurde. Brauer (767) fand, dass die Bursarien, welche sich zur Encystirung anschicken, ein Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 104 1650 Giliata. milchweisses Aussehen erhalten. Dies rühre daher, dass die Vacuolisation ihres Entoplasmas (s. p. 1392) viel reichlicher werde; Vacuole dränge sich dicht an Vacuole, worunter die Durchsichtigkeit leide. Schliesslich gehe die milchweisse Färbung in eine dunkel- graue über. Jedenfalls deutet dies auf erhöhte Wasseraufnahme oder Sistirung der Wasser- abscheidung bei fortdaneruder Aufnahme hin, was die oben geäusserte Ansicht über die Ein- kugelung unterstützt. Dazu gesellt sich, dass die Alveolarschicht der Bursaria in den Vorbereitungsstadien der Encystirung allmählich dicker wird, schliesslich mehr wie die doppelte ursprüngliche Dicke erreicht. Auch dies scheint direct anzuzeigen, dass ihr Wassergehalt be- deutend zunimmt. Bei der Einkugelung müssen natürlich alle äusseren Reliefverhältnisse des Körpers eingehen. Speciell das Peristom und seine Höhle, wo eine solche ausgebildet ist, verstreichen allmählich ganz. Bei Bursaria, wo Brauer die Rückbildung des mächtigen Peristoms ziemlich eingehend verfolgte, beginnt sie schon recht früh, gleichzeitig mit der stärkeren Vacuolisirung des Entoplasmas. Wir glauben die einzelnen Stadien des Processes nicht genauer beschreiben zu müssen; er ist schon vollendet, wenn die Thiere noch eine ellipsoidische Gestalt besitzen, also lange vor der eigentlichen Einkugelung; dabei gehen natürlich auch die Membranellen der adoralen Zone ein, während die Körpercilien erst später, bei der definitiven Einkugelung schwinden. Seltsamer Weise sollen sich nach Brauer die in solcher Rückbildung begriffenen Bur- sarien häufig theilen. Leider wird der Vorgang nicht genauer geschildert. B. gibt nur an, dass bei dem Theilungsact im hinteren Sprössling ein neues Peristom nur bis zu dem Zustand entwickelt werde, auf welchem das in Rückbildung begriffene des vorderen sich be- finde. Merkwürdig erscheint auch, dass die Thiere nach totalem Eingehen des Peristoms ge- wöhnlich wieder beweglicher werden und einige Stunden rasch umherschwimmen, worauf erst Ruhe und Abkugelung eintritt. Nachdem die in Eneystirung begriffenen Ciliaten kugelförmig ge- worden sind, beginnt die Abscheidung der Cystenhüllen. Das Nähere hierüber soll erst mitgetheilt werden, nachdem der Bau der fertigen Cysten geschildert wurde. Hier wollen wir zunächst verfolgen, wie weit die Rückbildung des Körpers geht. Es scheint, dass die Cilien während der Abscheidung der Hüllen früher oder später stets ganz eingehen. Für die Dauereysten unterliegt dies keinem Zweifel, dagegen ist vorerst nicht ganz sicher, ob es auch bei den Vermehrungseysten stets zutrifft, obgleich die meisten Beobach- tungen hierfür sprechen. Die Schwierigkeit der genauen Feststellung liegt darin, dass die betreffenden Ciliaten gewöhnlich bald wieder neue Wimpern in der Cyste entwickeln; häufig scheinen diese schon vor der Theilung wieder aufzutreten. Bei Holophrya (Ichthyophthirius) multifiliis tritt die Bewimperung stets vor dem Beginn der Theilung wieder auf und bleibt dann dauernd erhalten (Fouquet, Kerbert). Bei Amphileptus Glaparedii schwinden die Cilien jedenfalls allmählich in den Cysten, doch scheint dies nach Olap.-L.’s Beschreibung erst geraume Zeit nach der Encystirung stattzufinden. Jedenfalls sehen sie aber schliesslich zu Grunde, da sich häufig Cysten finden, deren Inhalt nicht rotirt und unbewimpert ist. Vor der Theilung scheint die Bewim- perung stets wieder aufzutreten. Bei Golpoda Cucullus zeigen sich die Cilien nach Stein (1854) wieder an den ersten Sprösslingen. Theilen dieselben sich nochmals, so begeben Encystirung (Rückbildungsvorgänge, Eingehen der Cilien). 1651 sie sich zuvor zur Ruhe, d. h. ihre Cilien gehen wohl ein. um sich erst nach vollendeter | —- Theilung wieder zu entwickeln. Auch Rhumbler sah die Cilien in den Vermehrungseysten stets schwinden und erst nach der Zwei- oder Viertheilung wieder auftreten. Wie sich die Bewimperung bei fortgesetzter Vermehrung (sog. secundärer Rh.’s) verhält, lässt sich aus seiner Schilderung nicht deutlich erkennen, Verlust der Oilien in den Vermehrungseysten für kurze Zeit wird bestimmt angegeben für Actinobolus (Entz) und ebenso scheint es bei Lagynus laevis (Gruber) zu sein. Dagegen berichtet Fabre, dass Ophryoglena flava in der Öyste fortgesetzt rotire; dies lässt vermuthen, dass gar kein Öilienverlust eintritt. Immerhin liegt die Möglichkeit vor, dass nur eine sehr schnelle Erneuerung derselben stattfindet. Da die Sprösslinge auch in den Ver- mehrungscysten der ührigen Ciliaten fast allgemein mit Cilien und in Rotation begriffen ge- schildert werden, so müssen die Wimpern auch hier kurz vor oder nach der Theilung wieder auftreten. Nach den vorliegenden Untersuchungen lässt sich nicht genau angeben, wann (speciell bei der Dauercystenbildung) die Cilien schwinden. Gewöhnlich wird berichtet, dass die Rotation des kuglig gewordenen Infusors noch einige Zeit nach begonnener Abschei- dung der Cystenhülle fortdauere. Daraus wird entnommen, dass die Cilien mit Ein- tritt der Ruhe, also nachdem die Membranbildung schon einige Fortschritte gemacht hat, zu Grunde gehen. Genau genommen, gilt dies nur für die eigentlichen Körpercilien. Wir er- fuhren wenigstens schon, dass die zonalen Membranellen der Bursaria mit dem Peristom, also viel früher schwinden. Das Gleiche dürfen wir wohl unbedenklich für sämmtliche Spiro- trichen annehmen. Für Bursaria berichtet Brauer, dass die Körpercilien jedenfalls mit Beginn der Membranabscheidung schwinden. Ob dies auch für die übrigen Ciliaten gilt, scheint mir genauerer Untersuchung zu bedürfen, da aus der Rotation allein nicht ganz sicher auf die Anweserheit der Öilien geschlossen werden darf. Wir fanden nämlich früher, dass auch die eilieniosen Gregarinen bei der Abscheidung der Cystenhülle lebhaft rotiren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Aehnliches bei der Encystirung der Ciliaten vorkommt; ja gewisse Angaben Stein’s (1854) über die Rotation kuglig gewordener Colpoden nach Ver- lust der Wimpern machen es sogar wahrscheinlich. Der neueste Beobachter der Oolpodacysten, Rhumbler, sah dagegen die Cilien bei der Bildung der Vermehrungscysten erst spät schwinden. Er verfolgte die Rotation zuweilen mehrere Stunden und konnte sich während ihrer Dauer stets von der Anwesenheit der Wimpern überzeugen. Erst mit ihrem Verlust tritt längere Ruhe ein, welche Rh. als die Hauptpause bezeichnet, im Gegensatz zu den gelegentlichen, vorübergehenden Ruhepausen während der Rotationsperiode. Auch bei den Dauercystenbildungen der Colpoda sah er die Wimpern ähnlich spät eingehen. Unsicher ist, in welcher Weise die Cilien zu Grunde gehen. Zwar berichten die meisten Forscher, dass sie eingezogen oder resorbirt würden (auch Rhumbler für Colpoda). Mir scheinen aber genügende Beweise hierfür nicht erbracht zu sein. Brauer äussert sich für die Membranellen der Bursaria vorsichtiger dahin, dass sie abgeworfen oder eingezogen werden. Nur ein Beobachter, Anton Schneider (1854), behauptet bestimmt, dass die Wimpergebilde von Stylonychia pustulata nach der Einkugelung „schnell abfallen“. Obgleich diese Beobachtung sehr vereinzelt dasteht, halte ich sie doch für recht wichtig, da wir das Ab- werfen von Geisseln bei den Mastigophoren nicht selten fanden. Innerhalb der Dauereysten macht die Rückbildung noch wesentliche Fortschritte. Bei Bursaria constatirte Brauer bestimmt, dass die Alveolarschicht allmählich eingeht. Wir haben dies jedenfalls so zu deuten, dass ihre Verschiedenheit vom Entoplasma allmählich aufgehoben, das gesammmte Plasma also gleichförmig wird. Dagegen soll die Alveolar- 104 * 1652 Ciliata. schicht von Prorodon niveus nach Fabre erhalten bleiben; es dürfte sich jedoch fragen, ob dies dauernd der Fall ist und ob nicht junge Dauer- cysten beobachtet wurden, welchen diese Rückbildung noch fehlte. Stein (1867) zeichnet die Körperstreifung am Inhalt der Cysten von Stentor polymorphus noch deutlich, was gleichfalls die Erhaltung der Alveolarschieht anzeigt. Auch dieser Fall dürfte wie der von Prorodon zu beurtheilen sein. Wahrscheinlich ist das Eingehen der Alveolarschicht bei der Dauereystenbildung weit verbreitet. Dagegen scheinen Gruber’s Beobachtungen anzuzeigen, dass sich in den Vermehrungseysten von Conchophthirus (Tillina) magnus die Alveolarschicht dauernd erhält. Ganz allgemein schwinden Mund und Schlund, wenigstens in den Dauereysten. Wie weit dies auch für die Vermehrungseysten gilt, bedarf genauerer Untersuchung. Möglicherweise entgeht der Stäbehenapparat bei den Enchelinen und Chlamydodontinen der Rückbildung; er wird wenigstens in den Cysten von Chilodon (Stein 1859) und Nassula (Stein 1854, Cienkowsky 1855, Engelmann uned. Skizzen von 1862) gewöhnlich angegeben. Die Natur dieser Cysten bedarf aber genauerer Feststellung. In mancher Hinsicht zweifelhaft liegt noch die Frage nach dem Verhalten der contractilen Vacuolen. Es würde unsere Darstellung unnöthig ausdehnen, wollten wir specieller über die Einzeiangaben berich- ten; auch würde dies schwerlich zu klarer Einsicht führen. Aus den vorliegenden Erfahrungen scheint sich zu ergeben, dass in den Dauercysten zunächst die contractile Vacuole noch functionirt, jedoch allmählich lang- samer und langsamer pulsirt und ihre Thätigkeit schliesslich ganz einstellt, dass sie also schwindet. Mit dieser Auffassung lassen sich die sehr verschie- denen Angaben der Forscher vereinigen, welche entweder noch eine con- tractile Vacuole fanden, bald eine, die nicht mehr pulsirte, bald gar keine mehr. Der zweite Fall, welchen namentlich Stein mehrfach beschrieb, erklärt sich wohl dadurch, dass die Vacuole nur noch in sehr grossen Zwischenräumen entleert wird und daher als nicht pulsirend betrachtet wurde. In dieser wie in anderen Fragen über die Encystirung macht sich der Mangel anhaltender Beobachtung der Cysten in ihren aufein- ander folgenden Zuständen sehr geltend. In den Vermehrungseysten scheinen die contraetilen Vacuolen zuweilen erhalten zu bleiben. Namentlich für Colpoda gibt dies Rhumbler neuerdings bestimmt an. Es ist verständlich, wenn wir uns erinnern, dass die Vacuole auch in den Dauereysten erst allmählich schwindet und die Ruheperiode der Vermehrungseysten jedenfalls viel kürzer währt. Wir bemerkten schon früher, dass diese Kategorie von Cysten gewisser- maassen auf dem Anfangsstadium der Dauercysten stehen bleibt, womit die gelegentliche Erhaltung der contractilen Vaceuole gut harmonirte. Immer dürfte es jedoch nicht zutreffen. Encystirung (Rückbildungsvorgänge, Condensation, contr. Vacuolen). 1653 Fabre, welcher für das gänzliche Erlöschen der Vacuolenthätigkeit in den Dauereysten eintritt, glaubt den Zeitpunkt, wenn dies geschieht, genauer präeisiren zu können. Die Vacuole schwinde wahrscheinlich dann, wenn die noch vorhandene Nahrung vollständig assimilirt ist. Obgleich ich keine eigenen Erfahrungen über diesen Punkt besitze, möchte ich annehmen, dass bei dem Verschwinden der Vacuole noch Anderes im Spiel ist. Wir müssen nämlich gleich betonen, dass auch das Entoplasma nicht ohne Veränderung bleibt. Einige Zeit nach der Eneystirung condensirt es sich mehr oder ‚weniger stark; d. h. der eneystirte Körper wird kleiner und erfüllt die Cyste nicht mehr vollständig, oder doch nicht mehr deren äussere Hülle, wenn mehrere vorhanden sind. Diese Condensation ist nicht auf die Dauercysten beschränkt, sondern findet sich gewöhnlich auch bei den Vermehrungseysten, wo sie aber meist geringer bleibt. Die Ursache der Verdichtung kann nur in einer Wasserausscheidung des Plasmas und speciell des Entoplasmas gesucht werden. Die Flüssig- keit, welche sich zwischen dem verdichteten Körper und der Cystenhülle sammelt, muss zweifellos vom Plasma ausgeschieden werden. Dass ein solcher Wasserverlust thatsächlich eintritt, wird durch einige Beob- achtungen direct bewiesen. Schon Entz bemerkte, dass der eneystirte Actinobolus die schaumig alveolare Beschaffenheit des Entoplasmas verliere. Das Gleiche constatirte Brauer für Bursaria. Wir fanden oben, dass das Entoplasma dieser grossen Heterotriche im Vor- bereitungsstadium der Eneystirung besonders reichlich vacuolisirt wird. Nach Abscheidung der Hüllen schwinden aber die Vacuolen unter starker Condensation des Plasmas völlig. Endlich beobachtete Fabre neuer- dings dieseibe Erscheinung an Trachelius Ovum, wo sie natürlich sehr auffällt, indem das charakteristische, balkennetzige Entoplasmagerüst gänzlich zu einer continuirlichen Masse zusammenfliesst. Wahrscheinlich setzt eine solche Wasserausscheidung voraus, dass auch die Wasseraufnahme verringert wurde. Inwiefern dies eine direete Folge der Umhüllung durch die Cystenhaut sein mag, bleibt näher zu untersuchen. Obgleich nun die Wasserausscheidung bei der Condensation wohl durch die Oberfläche ge- schehen kann und auch geschehen wird (beobachten wir doch ähnliche Erscheinungen gewöhnlich an der befruchteten Eizelle), so ist doch wahr- scheinlich, dass sich zunächst auch die contractilen Vaeuolen an dem Vorgang betheiligen und ihre Thätigkeit erst einstellen werden, wenn der Wasser- gehalt des Plasmas auf ein bestimmtes Minimum herabgesunken und die Wasseraufnahme gleichzeitig sehr vermindert ist. Ich halte es für wahr- scheinlicher, dass das Aufhören der Vacuolenthätigkeit mit diesen Ver- hältnissen zusammenhängt, als dass es durch den Abschluss der Assi- milation bedingt werde, wie Fabre meint. Die eben ausgesprochene Ansicht erhielt nach ihrer Niederschrift durch Rhumbler’s Untersuchungen an Colpoda eine gewisse Bestätigung. Bei der Bildung mehrfach umhüllter 1654 Giliata. Dauereysten dieser Gattung (sog. Sporocysten Rh.) wird der Inhalt ungefähr auf '/,; des ursprünglichen Volums, also sehr stark condensirt. So lange die Verkleinerung fortschreitet, bleibt die Vacuole in Thätigkeit und Rh. glaubt bestimmt annehmen zu dürfen, dass die Flüssigkeit zwischen dem Inhalt und der äusseren Cystenhülle von der Vacuole ausgeschieden werde. Einen Hauptbeweis erblickt er in der Beobachtung, dass die Flüs- sigkeit rötblich gefärbt war, wenn die Colpoden Karmin aufgenommen hatten. Wie früher (s. p. 1488) erwähnt wurde, soll sich die Vaeuolen- flüssigkeit unter diesen Bedingungen röthen. Die Nuclei erfahren bei der Eneystirung, soweit bekannt, keine tiefer- gehenden Veränderungen. Meist scheint der Ma. N. überhaupt nicht sichtlich modifieirt zu werden, weder in Gestalt noch Bau. Manchmal sollen sich gestreckte Ma.Ni. verkürzen, ähnlich wie bei Beginn der Theilung. So beobachtete Stein, dass der lang rosenkranzförmige Ma. N. in der Üyste von Stentor polymorphus zu einem kurzen Strang zusammengezogen war. Auch Entz erwähnt Abrundung des Ma.N. bei der Encystirung von Actinobolus radians; Stein früher (1854) schon Aehnliches für Epistylis branchiophila Pty. Nach Nussbaum soll der viergliedrige Kern der Gastrostyla vorax zu einem kugligen werden. Dass dies durch Verschmelzung der sich aneinanderlegenden Glieder geschehe, wie er angibt, ist unwahr- scheinlich. Wenn diese Umbildung überhaupt eintritt, was ich noch nicht für ausgemacht halte, so wird sie wohl durch Zusammenziehung des gegliederten Ma. N. erfolgen. Stein (1859) wie Fabre zeigten, dass in der Cyste der Öxytrichinen (Stylonychia, ?Gastrostyla) die beiden Kernglieder noch deutlich erhalten sind, sich jedoch der Länge nach dicht nebeneinander legen, indem sich der Verbindungsfaden bogenförmig krümmt (Fabre). Diese Gestaltsveränderung des zweigliedrigen Ma. N. ist bei der kuge- ligen Umgestaltung des Thierkörpers leicht verständlich. Es scheint mir daher nicht ausgeschlossen, dass auch die angebliche Verschmelzung der Kernglieder bei Gastro- styla vorax nur auf ihrer dichten Zusammenlagerung beruhte. Denn dass eine Zu- sammenziehung des Kernes keineswegs allgemein bei der Encystirung vorkommt, beweisen Brauer’s Beobachtungen an Bursaria truncatella, deren Ma.N. seine lang band- förmige Gestalt in der Oyste bewahrt. Auch Stein’s (1867) Beobachtungen über die wahrscheinlichen Cysten von Spirostomum ambiguum verdienen hier erwähnt zu werden. Dieselben enthielten stets einen sehr lang bandförmigen Kern und wurden z. '[h. des- halb auf die genannte Art bezogen. Wenn dies richtig ist, so hätte doch eine gewisse Zu- sammenziehung des Ma.N. stattgefunden, welcher bei Spirost. ambiguum lang Tosen- kranzförmig ist. — Auf Rhumbler's Angaben. dass der Ma. N. im stark conden- sirten Inhalt der doppelt umhüllten Dauercysten von CGolpoda (sog. Sporocysten) gänzlich schwinde, kommen wir später zurück. Bemerkt werde hier nur, dass diese Angabe, trotz ihrer Bestimmtheit, sehr unwahrscheinlich ist. Auch in der Dauercyste einer Stylonychia will Rh. das gänzliche Schwinden des zerfallenen Ma. N. festgestellt haben. Letztere, bei sehr schwacher Vergrösserung (!) gemachte Beobachtung, bedarf kaum einer Widerlegung, im Hin- blick auf die widersprechenden Erfahrungen aller früheren Forscher. Nahezu unbekannt ist das Schicksal der Mikronuclei in den Cysten. Wir können hier nur über Nussbaum’s Mittheilung berichten, dass sämmt- liche Mi. N. bei Gastrostyla vorax wie die Glieder des Ma. N. ver- schmelzen sollen. Auf directer Verfolgung beruht diese Angabe jedenfalls nicht, sondern nur auf der Be- obachtung eines einzigen Mi. N. im Cysteninhalt. Nach Allem, was sonst über das Verhalten Eneystirung (Nuclei; Gestalt der Cysten). 1655 der Mi. N. bekannt ist, scheint sie der Bestätigung sehr zu bedürfen, bevor ihr eine grössere Bedeutung zugeschrieben werden kann. Gestalt und Bau der Cysten. Wie gesagt, sind die Cysten in der Regel vollkommen oder annähernd kuglig. Doch 'kommen auch mehr ellipsoidische bis längliche nicht gar selten vor, auffallendere Ab- weichungen hingegen nur vereinzelt. Länglich ellipsoidisch sind die Ver- mehrungseysten von Lagynus laevis (Gruber) und durch Anheftung mittelst eines kurzen Stiels ausgezeichnet. Länglich ist auch die Cyste von Lacrymaria Olor (Engelmann uned.); ellipsoidisch die ge- wisser Vorticellinen. — Flach linsenförmige Gestalt hat die Cyste, welche Stein (1867) vermuthungsweise zu Spirostomumambiguum zog (68, 4c) und ähnlich ist nach ihm auch die von Euplotes. Die der Stentoren sind nach demselben Forscher ungefähr bimförmig, im Allgemeinen von der Gestalt eines stark zusammengezogenen Stentor; auch beweist die Lage der im Inhalt noch sichtbaren eontractilen Vacuole, dass das verschmälerte Ende dem Hinterende des Stentor entspricht. Ovale bis etwas flaschentörmige Dauercysten hat ferner Nyctotherus ovalis (66, 6b, Stein), wogegen die von N. cordi- formis kugelförmig sind. Auch Climacostomum virens soll nach Eberhard (1862) birnförmige Cysten bilden. Recht seltsam sind die der Epistylis branchiophila Perty geformt (74, 9b). Sie haben im Allgemeinen die Gestalt eines Tönnchens mit abgestutzten Enden. Ueber die Seitenfläche ziehen 8 erhabene Längsrippen, welche soweit bekannt, Erhebungen der Oystenmembran sind; die abgestutzten End- flächen erscheinen daher gezackt (Stein 1854). Etwas unregelmässig dreieckig sind zuweilen die Dauerceysten von Colpoda Cueullus (Stein, Fabre); doch glaube ich, dass diese wie manche andere Unregelmässigkeiten durch nachträgliche Schrum- pfung entstehen. Die Vermehrungseysten mögen auch deshalb ge- legentlich etwas unregelmässig sein, weil die beweglichen Sprösslinge die nachgiebige Membran von innen ausbuchten. — Die Cysten der gestielten Vorticellinen sitzen entweder dem Stiel auf oder finden sich frei am Boden etc. Letzteres rührt wohl meist daher, dass sie sehr leicht und nach einiger Zeit wohl regelmässig von den Stielen abfallen. Doch wurde für gewisse Vorticellinen erwiesen, dass sie vor der Eneystirung den Stiel i. d. R. verlassen, einige Zeit umherschwimmen und dann in den Ruhezustand übergehen. Bei Epistylis plicatilis bemerkten dies Stein (1854) und später Clap.-L. Interessant ist, dass die Epistylis erst wieder einen kurzen Stiel ausscheidet und sich auf demselben eneystirt (74, 5a); solche Cysten bleiben jedenfalls dauernd auf ihrem Stielchen befestigt. Auch Everts (1873) fand, dass Vorticellanebulifera gewöhnlich, jedoch nicht immer, vor der Eneystirung in den Schwärm- zustand übergeht. Natürlich wurde die Eneystirung abgelöster Vorticellen noch häufig beobachtet; zuerst von Stein 1849. Etwas eigenthümlich verhalten sich z. Th. wohl die gehäusebewohnenden 1656 Ciliata. Ciliaten; doch ist darüber nur wenig bekannt. Stein (1854) beobach- tete die Eneystirung der Cothurnia maritima im Grunde des Gehäuses. Das Thier hatte sich zusammengezogen, und wie es scheint, dicht vor seinem Vorderende ein gallertiges Diaphragma abgeschieden, welches das Gehäuse quer durchzog. Nüsslin (1884) bemerkte die Eneystirung der Vaginicola Bütschlii (— dilatata Fromm.) im Gehäusegrund; eine Cystenmembran umhüllte den ganzen Weichkörper. Aehnliches scheint auch bei Tintinnus vorzukommen, wenigstens berichtet Entz (1884), dass sich T. inquilinus im Gehäuse einkapsele, durch Bildung eines „derben, vorn convexen Deckels“, welcher den Abschluss nach Aussen bilde. Holophryatarda, welche sich (s. oben) häufig im Gehäuse der Cothurnia erystallina eneystirt, kann sich mit der Abscheidung eines dünnen Diaphragmas begnügen. Zahl und Bau der Cystenmembranen. Es wurde schon bemerkt, dass die Vermehrungscysten in der Regel nur aus einer ein- fachen und gewöhnlich recht dünnen Membran bestehen. Sicher ist, dass diese häufig eine gallertige Beschaffenheit bewahrt, mehr oder weniger klebrig und daher gelegentlich von Schmutztheilchen bedeckt ist. Andererseits scheint jedoch ebenso sicher, dass die dünne Hülle mancher Vermehrungseysten membranös ist. Dies gilt z. B. für Col- poda, wo die Dicke der Membran beträchtlich schwankt; nach Rhumbler bleibt sie manchmal so dünn, dass sie kaum wahrnehm- bar ist. Derselbe Beobachter fand auch, dass die Vermehrungseysten dieser Gattung nie völlig geschlossen sind, sondern eine mässig weite, runde Oeffnung besitzen. Sind die Oysten etwas länglich, so liegt die Oeffnung an einem Pol. Interessant ist ihre Entstehung, wenn Rhumbler's Ansicht zutrifft. Sie rühre daher, dass die Colpoda während der Mem- branausbildung nur um die Längsaxe rotirt, demnach die terminale con- tractile Vacuole denselben Ort bewahrt. Die fortdauernde Wasseraus- stossung durch die Vacuole verhindere die Bildung der Membran an dieser Stelle Nach genügender Erhärtung der Haut rotire die Colpoda um wechselnde Axen. Auch die Dauercysten haben häufig nur eine einzige Hülle; doch bedürfen die meisten Angaben genauerer Prüfung, da bei nicht wenigen zwei Membranen beobachtet wurden. Letzteres gilt jedenfalls für die meisten Oxytrichinen nach Stein’s Untersuchungen (1859). Auch manche ähnlich gestalteten Vorticellineneysten mögen doppelwandig sein; gewöhnlich wird ihre Cystenhaut zwar als einfach geschildert, doch erkannte schon Stein (1867, p. 112), dass sie bei Vorticella Cam- panula doppelt ist. Da diese Art die letzte war, deren Cysten er unter- suchte, so verdient die Angabe wohl besondere Berücksichtigung. Ebenso überzeugte sich Allmann von der doppelten Hülle bei einer unbestimmten, kolonialen Vorticelline. Doppelwandig ist ferner die Cyste der Bursaria truncatella (Brauer) und jedenfalls auch die ähnlich gebaute von Dileptus Encystirung (Zahl und Bau der Öystenmembranen). 1657 Anser (Cienkowsky), weiter die Dauereyste von Colpoda eueullus und zuweilen die der Nassula ornata (Fabre). Bei solehen doppelwandigen Cysten besteht immer ein mehr oder weniger ansehnlicher Zwischenraum zwischen beiden Membranen, der mit Flüssigkeit angefüllt ist. Dies erklärt sich dadurch, dass die Ausschei- dung der inneren Hülle oder Entocyste erst nach der Condensation des Inhalts geschieht. Die äussere Membran oder Ectocyste ist zuweilen sallertig; dann gewöhnlich auch ziemlich dick und manchmal deutlich ge- schiehtet. Sehr ausgesprochen ist beides bei Gastrostyla mystacea (Stein [71, 7b]. — Ziemlich diek, gallertig und geschichtet ist ferner die, soweit bekannt, einfache Hülle von Chilodon Cueullulus (Stein 1854 und 59; 60, 8d); ebenso die ziemlich dieke einfache (?) Cysten- membran der Stentoren (Stein). Bei den übrigen Oxytrichinen und den Vorticellinen scheint die Ecetoeyste gewöhnlich dünn und häutig zu sein; dasselbe gilt für Bursaria (68, 1f) und Dileptus (59, 4g). Jeden- falls bedarf aber die Beschaffenheit der Ectocyste noch vielfach genauerer Feststellung, da z.B. Allmann für die oben erwähnte Vorticelline angiebt, dass die äussere Hülle gallertig sei. Von Colpoda wurden gelegentlich auch dreihäutige Dauereysten beschrieben (Fabre, Rhumbler [Sporocysten|). Es scheint mir, dass in diesem Fall zunächst zwei Eetoeysten und schliesslich eine Entocyste gebildet wurden. Doch zeigt dieses Vorkommen wohl an, dass die Membranzahl in gewissem Grade variiren kann. Sehr gewöhnlich verliert die häutige Eetocyste bei der Condensation des Ivhalts ihre ursprünglich kuglige und glatte Beschaffenheit, sie wird runzlig, wellig (71, 10h) oder ist mehr oder weniger regelmässig in dellenartigen Facetten eingezogen (68, 1f); endlich bei gewissen Oxy- trichinen ganz zackig (71, 5e). Im Allgemeinen dürfte diese Erscheinung darauf beruhen, dass die Ectocyste bei der Plasma-Condensation mehr oder weniger zusammenschrumpft, vielleicht auch ein Theil des aus- geschiedenen Wassers aus ihr heraus diffundirt. Die Verhältnisse bei Bursaria verrathen aber, dass noch anderes im Spiel sein kann. Das Plasma kann nämlich bei der Condensation stellenweise an der Ectoeyste befestigt ‘bleiben und sie deshalb an diesen Stellen dellenförmig einziehen. Bei Bursaria wenigstens entstehen die ansehnlichen Dellen auf solche Weise. Vom Grunde jeder Delle oder Facette ihrer Ectoeyste (68, 1f) entspringt ein solider Strang oder Faden, welcher central- wärts zieht‘ und direct in die Entocyste (C’) übergeht. Einer der Stränge (*) ist viel dieker wie die übrigen; er gleicht einem breiten kurzen Pfropf. Natürlich ist auch seine Facette umfangreicher. Die erste Schilderung des eigenthümlichen Baues der Bursaria cyste gab Cienkowsky (1855), später untersuchte sie Brauer ein- gehender. Ich konnte seine Darstellung gemeinschaftlich mit Schu- berg bestätigen. Zweifellos bilden sich die Fädchen und demnach auch die Dellen so, dass die Abscheidung der Entocyste an den 1658 Giliata. betreffenden Stellen frühzeitig beginnt. Deshalb bleibt das Plasma bei der Condensation an diesen Punceten mit der Eetoeyste durch die Fädchen von Entocystensubstanz in Verbindung. Da nun die Con- densation des Plasmas schneller geschieht, als die Fädchen wachsen, so folgen diese dem schrumpfenden Weichkörper, weshalb jedes Fädchen unter Mitwirkung seiner Nachbarn die Ectocyste dellenartig ein- zieht. Dass die Dellen durch den Zug der Fädehen hervorgerufen werden, folgt direet aus Brauer’s Beobachtung; er sah die Dellen sich sofort aus- glätten, wenn die Stäbchen zerrissen wurden. Nachdem die maximale Condensation erreicht ist, breitet sich die Abscheidung der Entocyste über das gesammte Plasma aus, weshalb die Dellenfädchen als solide Fort- setzungen derselben erscheinen (B.). Wie schon bemerkt wurde, scheint sich etwas Aehnliches bei der nur von Oienkowsky beobachteten Cyste des Dileptus Anser zu finden (59, 48). Von den mässig vorspringenden beiden Polen dieser Oyste ziehen zwei etwas faltige Bänder nach Innen, an welchen der stark condensirte, kuglige Inhalt aufgehängt scheint. Die beiden Bänder sind je an einem Punkt der Ectocyste befestigt und verbreitern sich dreieckig gegen die Oberfläche des Inhalts. Aus dieser, wohl recht unvollkommenen Beschreibung scheint zu folgen, dass die jeden- falls vorhandene Entocyste an zwei entgegengesetzten Stellen an der Eetoeyste befestigt wird, sich jedoch schon nach schwacher Conden- sation des Inhalts über denselben ausbreitet. Verkleinert sich nun der Inhalt noch mehr, so zieht sich die Entocyste mit demselben zusammen, ausgenommen an den beiden ursprünglichen Befestigungsstellen an der Eetocyste. Der condensirte Inhalt bleibt durch zwei zipfelförmig aus- gezogene Partien der Entocyste an der Ectocystie aufgehängt und es ist erklärlich, warum die Ectoeyste an diesen Stellen nicht dellenartig eingezogen ist, wie bei Bursaria. Eine sehr eigenthümliche Auszeichnung besitzen die Cysten der Stentoren. An ihrem verjüngten, etwas halsartigen Hinterende ist die einfache Hülle deutlich geöffnet, die Oeffnung jedoch durch einen Pfropf, welcher aus etwas weicherer Masse besteht, geschlossen (Stein 1867). Vermuthlich bilden sich die Cysten um festsitzende contrahirte Thiere, so dass die Oeffnung von dem Fehlen der Abscheidung an der Anheftungsstelle herrührt. Wahrscheinlich wird also der Pfropf erst gebildet, wenn der theilweis eneystirte Stentor sich losgelöst hat (B.) Wir gedenken schliesslich noch gewisser Zeichnungen der Cysten- membranen; die vorliegenden Angaben betreffen fast durchgängig Cysten mit angeblich einfacher Haut, die, soweit ein Urtheil möglich ist, wohl durch- aus einer Eetocyste entsprechen dürfte. Bei Nassula ambigua fand Stein (1854) meridionale Reihen feiner Puncte auf der Membran; Clap. und L. beobachteten bei Epistylis umbi- licata eine chagrinartige Zeichnung dichtgestellter punetförmiger Erhebungen. Aehnliches zeigt nach Fabre wohl die Cyste von Prorodon niveus. Die Encystirung (Bau und Bildung der Membranen). 1659 einfache Membran der Vermehrungseyste von Triehorhynchus erscheint auf dem optischen Durchschnitt wie aus kleinen Körnchen zusammenge- fügt (Balbiani). Die eigenthümliche Cyste der Epistylisbranchiophila (74,9b) besitzt ausser den 8 erwähnten Längskielen eine feine Querrippung. Auf der convexen Cystenfläche von Euplotes Charon (72, 2b) bemerkt man 6—7 eigenthümliche, meridionale Rippen, die fein quer gekerbt sind (A. Schneider 1854, Stein 1859, Carter 1859). Die genannten Forscher beziehen diese Zeichnung auf die früher (p. 1270) beschriebenen Rücken- kiele des Euplotes, da sie die Cystenhülle durch Abhebung des sogen. Panzers entstehen lassen. Dass letzteres unrichtig ist, dürfte sehr wahr- scheinlich sein; dagegen ist wohl möglich, dass die Rippen irgendwie mit den Rückenkielen zusammenhängen. A. Schneider hält die gerippte Hülle für eine leicht vergängliche Eetocyste; der condensirte Inhalt sei noch von einer Entoeyste umgeben; Stein und Carter beschreiben nur die gerippte Haut. '— Allmann erwähnt an der dieken Entocyste der unbestimmten Vorticelline eine hexagonale Oberflächenzeichnung; Fabre an der Entocyste der Nassula ornata eine feine radiäre Strichelung des optischen Durchschnitts. Ich halte es jedoch nicht für ganz unmöglich, dass diese Entocyste eine Alveolarschicht war. — Endlich finden sich auf der convexen Oberfläche der wahrscheinlichen Cysten von Spirostomum ambiguum zwei concentrische, etwas wellige Leisten, während eine dritte den Rand umzieht (68, 4e). Ueber die Bildung der Membranen ist Weniges zu bemerken, da die Erfahrungen sehr geringe sind. Dass sie wie die Gehäuse durch Abscheidung entstehen, ist durchaus wahrscheinlich, wenn nicht sicher. Die Gründe hierfür sind dieselben, welche schon bei der Be- sprechung der Gehäuse aufgeführt wurden; die so verbreitete Rotation während der Abscheidung der Cysten spricht besonders in diesem Sinne. Dass die Membransubstanz ursprünglich stets gallertig ist und erst all- mählich erhärtet, wird vielfach angegeben und harmonirt mit dem, was wir bei der Gehäusebildung fanden. Bei Stylonychia pustulata beginnt die Cystenbildung mit der Abscheidung gallertiger Tropfen auf der Oberfläche des eingekugelten Körpers (Stein 1859). Dieselben fliessen allmählich zu einer con- tinuirlichen Schicht zusammen, welche von Anfang an eine höckerige Oberfläche besitzt. Es ist daher möglich, dass wenigstens die An- lage der oben (p..1657) erwähnten Höcker oder Zacken der Eetocyste mancher Oxytrichinen ete. von einer solchen Entstehung der Membran herrührt. Es scheint mir ausser Frage, dass bei den doppelwandigen Cysten zunächst die Fetocyste und erst beträchtlich später die Entocyste gebildet wird. Ich betone dies nur deshalb besonders, weil Fabre zu der an und für sich unwahrscheinlichen Ansicht gelangte, dass die Mem- branen in umgekehrter Reihenfolge entstünden. 1660 Ciliata. Die von ihm vorgebrachten Gründe scheinen keineswegs beweisend zu sein und durch andere widerlegt zu werden. Er stützt sich besonders darauf, dass die runzlige bis zackige Beschaffenheit der Aussenfläche gewisser Ectocysten erst allmählich auf der Oberfläche der anfänglich glatten Membran hervortrete. Hieraus schliesst er, dass die Ectocyste secundär und zwar ausserhalb der zuerst gebildeten Entoeyste entstehe. Nach dem, was wir früher über die wahrscheinliche Entstehung der Runzelung etc. bemerkten, erklärt sich, dass sie geraume Zeit nach Anlage der Ectocyste auftritt, wahrscheinlich erst nach- dem die Abscheidung der Entocyste begonnen hat. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass die Abscheidung der Ectocyste der der Entocyste nachfolgt. Gegen diese Auffassung sprechen einige gewichtige Gründe. Wie gezeigt wurde, lässt sich die Bauweise der 3ursariacysten recht wohl verstehen unter der Voraussetzung, dass die Abscheidung der Entocyste nach jener der Ectocyste geschehe, sie bleibt dagegen bei der umgekehrten An- nahme ganz unverständlich. Ferner wurde gelegentlich beobachtet, dass nach Bildung der Ectocyste noch unverdaute Nahrungsreste, resp. Körnchen (wahrscheinlich Exeretkörnchen) ausgestossen werden. Fabre constatirte dies neuerdings selbst für die einfache Dauercyste von Prorodon niveus. Bei Gastrostyla mystacea (Stein 1859) und Stylonychia pustulata (Carter 1859) werden dunkle Körnchen in grosser Menge unter die Ectocyste entleert. Auch Rhumbler fand neuerdings die Ausstossung der Excretkörner unterhalb der Ectocyste gewöhnlich bei der Bildung doppelt umhüllter Dauereysten von Colpoda. Ausstossung von Excretkörnchen in der Cyste fanden wir früher schen bei gewissen Heliozoen und Flagellaten. Stein und Carter überzeugten sich, dass die ausgeschiedenen Körnchen zwischen den beiden Hüllen der doppelwandigen Öysten liegen. Daraus folgt aber sicher, dass die Entocyste später wie die Ectocvste gebildet wird. Fabre schreibt den Dauercysten ziemlich allgemein noch eine dritte, äusserste Schicht von gallertiger Beschaffenheit zu, welche zur Anheftung (Ankleben) der Oysten diene und - zuletzt gebildet werde. Hinsichtlich des letzteren Punktes bin ich natürlich anderer Ansicht und betrachte diese. Hülle, insofern sie sich bei gewissen Oysten thatsächlich unterscheiden lässt, als die zuerst entstandene. Uebrigens scheint Fabre nur bei zwei Formen eine solche Gallertschicht als dicke äussere Umhüllung direct beobachtet zu haben (Nassula ornata und Halteria). Bei Halteria strahlt die dicke Schicht sternförmig in einige Fortsätze aus, welche die Befestigung bewirken. Da jedoch unter der Gallertschicht von Halteria nur eine einfache häutige Hülle abgebildet wird, so scheint mir nicht un- möglich, dass sie einer Ectocyste entspricht. An dem allgemeinen Vorkommen einer solchen äussersten Gallertschicht möchte ich vorerst zweifeln; Fabre bemerkt selbst, dass sie an den Cysten der Vorticellinen und vieler Holotrichen „fast Null“ sei; auch scheint aus den seitherigen Erfahrungen keineswegs zu folgen, dass die Cysten gewöhnlich ange- heftet sind. In der Regel sind die Membranen ganz farblos oder doch nur schwach gelblich. Seltener bräunen sie sieh allmählich wie die Gehäuse und Stiele. Braune Färbung wird angegeben von d’Udekem für die Cystenmembran der Vorti- cella brevistyla und die zackigen Erhebungen der Ectocyste von Vorticella micro- stoma; ferner für Didinium nasutum (Balbiani), Nyctotherus ovalis (Stein 1864), gewisse Oysten der Nassula ornata (Fahre 1888) und die Entocyste der von Allmann beobachteten Vorticellidine. Es scheint hier der geeignetste Ort, einige Worte über die bei Colpoda beobachteten Uebergänge und Combinationen der ver- schiedenen Cystenformen zu bemerken, womit sich neuerdings nament- lich Rhumbler eingehender beschäftigte. Seit Stein (1854) ist be- kannt, dass die verschieden zahlreichen Theilsprösslinge der Ver- mehrungseyste nieht immer ausschwärmen, sondern, unter Abscheidung einer Membran, in derselben theilweise oder sämmtlich zur Ruhe selangen können. So können bis 8 oder eventuell noch mehr sogen. Eneystirung (Bau, chem. und physik. Beschaffenheit der Membranen). 1661 Specialeysten in der ursprünglichen Cyste entstehen. Die Sprösslinge sehen unter nicht unerheblicher Condensation ihres Plasmas in den Dauerzustand über; ihre sogen. Specialeystenhüllen dürften der Ento- eyste gewöhnlicher Dauerzustände entsprechen, während die ursprüng- liche Vermehrungseyste die Rolle einer gemeinsamen Ectocyste spielt. Es kann jedoch nach Rh. auch vorkommen, dass der noch ungetheilte Inhalt einer Vermehrungseyste in den Dauerzustand übergeht. Dann wird die Membran durch eine neue Abscheidung innerlich verstärkt, welche gleichzeitig die Oeffnung der Vermehrungscyste schliesst. Die ver- stärkte Membran dürfte meiner Ansicht nach eine Eetocyste repräsentiren, zu welcher sich später, nach Condensation des Inhalts, wohl noch eine Entocyste gesellt. Dasselbe kann auch bei in Theilung begriffenem Inhalt eintreten, worauf die geschlossene Ectocyste mehrere Spröss- linge und in der Folge Specialeysten enthält. Schliesslich kann jeder Sprössling in der Vermehrungseyste auch den gesammten Process der Dauereneystirung durchlaufen, d. h. zunächst eine dünne Eetocyste und hierauf nach starker Condensation eine diekere Entocyste abscheiden. Die chemische Beschaffenheit der Cystenhüllen entspricht durch- aus der der Gehäuse. Nach Fabre soll die Membran der Vermehrungs- cysten von Kali gelöst werden, was mit ihrer häufig gallertigen Be- schaffenheit harmonirt. Dagegen widerstehen die häutigen Hüllen der Dauereysten diesem Reagens gewöhnlich, ja werden selbst von con- centrirter Schwefelsäure lange Zeit nicht angegriffen (Fabre, Colpoda, Vortieellen). Gallertige Schichten, wie die sogen. dritte oder äÄusserste Hülle Fabre’s, werden wohl sicher durch beide Reagentien gelöst. Cellulosereaction mit Jod und Schwefelsäure gelang Fabre nicht; dagegen erzielte Stein (1354) auf diesem Wege zuweilen eine weinrothe Färbung der Membran bei Vorticella mierostoma. Er glaubte daher, dass ihre Substanz mit Cellulose verwandt sei; von kochender Kalilauge wurde sie gelöst. Auch die Widerstandsfähigkeit der Cystenmembranen dürfte mit der Erhärtung allmählich zunehmen. Daraus mag es sich z. Th. erklären, dass die der Vermehrungseysten im Allgemeinen leicht gelöst werden, da sie ja gewöhnlich nicht alt werden. Manche Anilinfarben tingiren die Membranen intensiv (Fabre); je dichter und fester sie sind, desto mehr Farbstoff scheinen sie aufzunehmen, weshalb auch die dichtere Entocyste sich meist dunkler färbt. Wie zu erwarten, bilden die Hüllen keinen absoluten Abschluss gegen die Umgebung, sondern gestatten Flüssigkeiten und Gasen den Durchtritt. Dass Flüssigkeiten eindringen, ist eine alte Erfahrung, da man schon lange Essigsäure verwendete, um den eingeschlossenen Körper zu tödten und den Ma. N. deutlicher za machen. In neuester Zeit beschäftigte sich Fabre (1885, 1888) eingehender mit der Diffusion durch die Hüllen und stellte fest, dass gelöste Stoffe und Flüssig- keiten verschieden leicht, resp. manche auch gar nicht passiren, ein Resultat, welches nach den Diffusionsgesetzen zu erwarten war. 1662 Ciliata. Besonders deutlich tritt das verschiedene Verhalten differenter Stoffe hervor, wenn Cysten in Pikrokarminlösung gebracht werden. Wäh- rend die Pikrinsäure sehr leicht ins Innere dringt, das Plasma tödtet und gelb färbt, wird der Karmin stets ausserhalb der Cystenmembran niedergeschlagen. Bei doppelhäutigen Cysten (speciell denen der Oxy- triebinen) tritt die Abweichung auf, dass der Karmin die Ectocyste passirt, nicht jedoch die diehtere Entocyste; er häuft sich deshalb zwischen beiden Membranen an. Aehnliche Resultate erzielt man auch mit Ge- mischen von Anilinfarben, von welchen die einen leicht, die anderen nicht durch die Hüllen dringen. Leicht diffundiren Säuren und Alkalien, wogegen Salzlösungen sich sehr verschieden verhalten. Austrocknung. Die Dauereysten widerstehen bekanntlich im All- gemeinen der Austrocknung, wie schon der alte Guanzati erkannte. Dass die Cysten bei der Ueberführung in Luft gewisse Veränderungen erfahren werden, ist von vornherein wahrscheinlich. Neuerdings zeigte auch Fabre direct, dass sich der Inhalt der Colpodacysten bei der Austrocknung sehr stark eondensirt, also bedeutend wasserärmer wird. Er wird viel dichter, dunkler, ja etwas glänzend. Ohne Zeifel bildet sich so diejenige Modification der Dauercysten mit stark condensirtem Inhalt, welche Rhumbler Sporoeysten nennt und deren wir schon mehrfach gedachten. Nach Rh.’s Erfahrungen ist jedoch wohl sicher, dass derartige Cysten häufig rascher gebildet werden, als Fabre zu glauben scheint. — Fabre möchte annehmen, dass die Cysten in der Luft eine totale Austrock- nung des Inhalts, d. h. vollständigen Wasserverlust des Plasmas erfahren ; total natürlich nur insofern als die umgebende Luft ja selbst stets mehr oder weniger wasserhaltig, eine ganz vollständige Austrocknung also unmöglich ist. Ich halte diese Ansicht vorerst nicht für gerechtfertigt, glaube vielmehr, dass der Inhalt unter dem Schutz der Hüllen keines- wegs völlig vertrocknet. Zwar ist die Permeabilität der Membranen erwiesen, jedoch nur für im Wasser unter- getauchte, nicht aber für ausgetrocknete Oysten in der Luft. Es-ist ganz plausibel, dass die im Wasser befindlichen Membranen mehr oder weniger gequollen, selbst wasserhaltig sind und sich daher anders verhalten wie die trockenen der in Luft befindlichen Oysten. Letz- tere sind jedenfalls durch Wasserverlust sehr verdichtet und daher für Flüssigkeiten wie Gase weniger durchlässig. Sie dürften das eingeschlossene Plasma deshalb genügend schützen, um vollständige Eintrocknung lange zu verhüten. Bekanntlich sind die thierischen Membranen (Darm, Blase), welche zu Diffusionsversuchen gewöhnlich verwendet werden, im gequollenen Zustand sehr durchlässig. Lässt man sie eintrocknen, so bieten sie der Verdunstung von Flüssigkeiten genügend Widerstand, um in der Praxis vielfach zum Verschluss von Gefässen verwendet werden zu können. Noch einer anderen, gewissermaassen unsere Öysten wiederholenden Einrichtung möchte ich gedenken. Bekannt sind gewisse Bonbons, welche die Conditoren häufig herstellen; dieselben besitzen eine dünne feste Zuckerrinde, während das Innere aus einer concentrirten Zuckerlösung besteht. Sie werden so verfertigt, dass man eine sehr concentrirte heisse Zuckerlösung in Formen giesst, dann erstarrt dieselbe oberflächlich, der Inhalt dagegen bleibt flüssig und erhält sich so ohne merkbare Verdunstung Jahre lang. Noch ähnlicher mit den Verhältnissen der Cysten ist, dass man derartige Bonbons auch aus zuckerhaltigen Gummi- lösungen bereiten kann. Die feste Haut der letzteren, aus einem quellbaren Körper bestehend, Encystirung (Austrocknung und Wiederausschlüpfen der Cysten). 1663 entspricht natürlich den Oystenmembranen mehr. Schliesslich bemerke ich, dass auch Fabre zwischen dem stark condensirten Inhalt der ausgetrockneten ÖOolpodacysten und der Membran einen bellen Hof findet. Was soll dieser Hof anders sein als ein von Flüssigkeit erfüllter Raum; denn wäre er mit Gas erfüllt, wie es nach Fabre’s Ansicht der Fall sein müsste, dann dürfte er nicht hell, sondern müsste dunkel erscheinen, da Fabre die Öysten jedenfalls in Wasser untersuchte. Ist dies richtig. so kann natürlich von totaler Austrocknung noch weniger die Rede sein. Ich beabsichtige mit dieser Darlegung natürlich nicht zu leugnen, dass unter Umständen auch schr intensiv getrocknetes Plasma lebensfähig bleiben kann. Es handelte sich hier nur darum, zu zeigen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach die Cystenhüllen der Öiliaten etc. die totale Vertrocknung des Plasmas verhüten können. Es ist bekannt, dass eingetrocknete Oysten mancher, ja wahrscheinlich sehr vieler Ciliaten lange Zeit lebensfähig bleiben. Schon Guanzati konnte die Cysten seines Proteus nach 10 monatlicher Eintrocknung wieder zum Ausschlüpfen bringen. Meunier (1865) sah Colpoda nach 14 Monaten trockener Aufbewahrung aus den Cysten hervortreten. Balbiani (1881, p- 121) bewahrte einen Objeetträger mit Colpodacysten 7 Jahre auf und erweckte die Infusorien jedes Jahr durch Befeuchtung zu neuem Leben mit darauf folgender Eneystirung. Nussbaum fand die Cysten der Gastrostyla vorax noch nach 2 Jahren lebensfähig; Maupas (868) sah Gastrostyla Steinii Eng. nach 22 monatlicher Austrock- nung (in einem Uhrglas) wieder ausschlüpfen. Wir dürfen aus diesen Erfahrungen schliessen, dass die Cysten vieler Ciliaten unter einigermaassen günstigen Bedingungen sehr lange lebens- fähig bleiben. Angesichts der vertrauenswerthen Erfahrungen genannter Beobachter ist schwer ver- ständlich, wie Rhumbler zu dem Resultat gelangte, dass die Dauercysten von Colpoda nicht länger wie 3 Wochen (Sommer) der Austrocknung widerstehen. Insofern seine Angaben für die untersuchten Cysten zutreffen, kann es nicht zweifelhaft erscheinen, dass sie nicht die eigentlichen Dauercysten der Colpoda waren, deren lange Wider- standsfähigkeit die früheren Erfahrungen erwiesen. Dafür spricht denn auch Rh.'s Schilderung dieser Cysten. Dieselben besassen nur eine einzige Membran und einen ganz uncondensirten Inhalt, welcher die Hülle völlig erfüllte. Rh. beschreibt ausser diesen sog. Dauercysten und den Vermehrungscysten noch eine dritte Form, die sog. Sporocysten, mit stark condensirtem und von einer besonderen Entocyste umschlossenen Inhalt. Da wir die Bedeutung derselben als Sporenbildner nicht anerkennen, wie später zu erläutern sein wird, glauben wir nicht fehl zu gehen, wenn wir in ihnen die eigentlichen Dauercysten erblicken. Damit stimmt überein, dass sie jedenfalls den eingetrockneten Dauercysten entsprechen, welche Fabre schildert. Möglicherweise sind daher die Rh.'schen Dauereysten als unfertige zu betrachten, womit auch einigermaassen harmonirt, dass sie häufig durch nach- trägliche Condensation des Inhalts und Abscheidung einer Entocyste um denselben in sog. Sporocysten, d. h. eigentliche Dauercysten, übergehen. — Nicht uninteressant ist Rh.’s Be- obachtung, dass seine sog. Dauercysten erst zum Ausschlüpfen gebracht werden konnten, wenn sie einige Tage eingetrocknet waren. Der Wiederaustritt aus der Cyste erfolgt bei den ausgetrock- neten gewöhnlich bald nachdem sie unter Wasser gesetzt werden. So fand Meunier schon 2 Stunden nach der Befeuchtung der Colpodacysten eine grosse Menge ausgeschlüpft. Auch Fabre (p. ill) beobachtete das Aus- schlüpfen unter geeigneten Bedingungen gewöhnlich in dieser Zeit. Nuss- baum bemerkt wohl zutreffend, dass die Schnelligkeit des Ausschlüpfens - 1664 Ciliata. bei Gastrostyla vorax vom Grad der Austrocknung abhänge. War diese sehr stark (lang), so erforderte das Ausschlüpfen nach der Befeuchtung bis 3 Tage; bei weniger eingetrockneten nur einige Stunden. Für nicht getrocknete Cysten, welche sich gewisser schädlicher Lebens- bedingungen wegen bildeten (Nahrungsmangel, Verderb der Flüssigkeit), scheint die Uebertragung in anderes Wasser, resp. die Versetzung in eine nahrungsreiche Infusion Bedingung des Wiederaustritts zu sein. Schon Schneider (1854) sah die Cysten der Stylonychia pustulata leicht ausschlüpfen, wenn er sie in Wasser brachte, worin eine Fäulniss erregt war, d. h. in eine nahrungsreiche Infusion. Fabre (p. 111) betont jedenfalls ganz richtig, dass die Cysten bei Wiedereinbringung in die alte, verdorbene Infusion nicht ausschlüpfen. Er sah Colpodacysten auch zuweilen austreten, wenn die Infusion bewegt wurde (Sauer- stoffzufuhr). Brauer fand, dass die Bursariacysten nach einigen Monaten Ruhe ausbrachen. Die Cysten der parasitischen Ciliaten ent- wickeln sich natürlich nach Uebertragung in den Darm eines neuen Wirthes. Ueber die Art, wie die Reorganisation des Cysteninhalts und das Ausschlüpfen erfolgt, ist nicht allzuviel bekannt. Zunächst dringt ohne Zweifel Wasser in die Cyste ein; das Plasma nimmt davon auf. In wahrscheinlichem Zusammenhang damit tritt nach einiger Zeit wieder eine contractile Vacuole auf, welche zuerst langsamer, bald rascher pulsirt. Allmählich bilden sich Cilien hervor, und die übrigen fehlenden Organe reorganisiren sich oder legen sich an; jedoch wurde Genaueres hier- über kaum bekannt. Mit der Wasseraufnahme wächst das Volum des eingeschlossenen Körpers. Das Entoplasma wird allmählich wieder vacuolär, wenn es normaler Weise eine solche Beschaffenheit besitzt. Wahrschein- lich steht die energische Volumsvermehrung des eingeschlossenen Körpers in direeter Beziehung zur Eröffnung der Cyste, indem sie die Hülle allmählich zum Platzen bringt. Dies mag namentlich in den Fällen zu- treffen, wo die Membran in einer grösseren Strecke aufreisst. So be- richtet Balbiani, dass die Vermehrungs-Cyste des Trichorhynehus in zwei Hälften zerreisse; auch Fabre gibt neuerdings an, dass sich an den Cysten gewöhnlich ein äquatorialer Spalt bilde, welcher ungefähr ein Drittel des Umfangs einnehme. Bei Epistylis plieatilis springt der obere Pol der gestielten Cyste in Gestalt eines Deckels ab (Clap. u. L., 74, 5b); auch das Ausschlüpfen der Stentoren dürfte wohl durch Abhebung des oben beschriebenen Deckelapparats geschehen. Nicht selten scheint jedoch nur eine kleine Oeffnung in der Cystenmembran gebildet zu werden. Stein gibt dies für Colpoda Cueullus, Chilodon und Nassula ambigua an; Cohn erwähnt Aehn- liches für Holophrya Ovum und Trachelius Ovum, Cienkowsky für Stylonychia pustulata, Balbiani für Anoplophrya bran- chiarum. Bei der Vermehrungscyste der Colpoda ist dies natürlich die nach Rhumbler dauernd vorhandene Oeffnung. Unter diesen Umständen Eneystirung (Wiederausschlüpfen ; angehl. besondere Fortpflanz. in den Cysten), 1665 muss sich der austretende Körper häufig ungemein verschmälern und dehnen, um den relativ engen Durchgang zu passiren. Da in solchen Fällen von einem eigentlichen Aufplatzen oder Einreissen der ÜOyste nicht die Rede sein kann, so liegt die Vermuthung nahe, dass die eingeschlossenen Ciliaten z. Th. die Membran an einer Stelle aufzulösen vermögen. Natür- lich ist noch genauer zu untersuchen, ob nicht doch Oefinungen in der Haut der Vermehrungseysten (analog Colpoda) verbreiteter sind. — Wie gesagt, scheinen die Thiere gewöhnlich schon fast völlig reorganisirt die Cysten zu verlassen; doch überrascht es nicht, dass complieirt gebaute Ciliaten, wie Bursaria, in sehr unfertigem Zustand austreten. Nach Brauer verlässt diese ihre Cyste in der Verfassung, welche sie bei Beginn der Membranbildung besass, also noch ganz ohne Peristom. Fabre untersuchte die im Wasser befindlichen Colpodaeysten fort- dauernd längere Zeit und fand, dass ihr Inhalt allmählich immer klei- ner wurde und schliesslich, nach 1 Jahr, auf ein kleines unregelmässiges Plasmahäufchen reducirt war, neben dem sich gewöhnlich einige stark lichtbrechende Körnchen fanden. Letztere halte ich für Exeretkörnchen, die allmählich ausgeschieden wurden. Der Oysteninhalt gab ursprünglich mit Jod eine starke Glycogenreaction; allmählich verminderte sich dieselbe, was jedenfalls anzeigt, dass das Glycogen langsam aufgezehıt wurde. Wie zu erwarten, erweisen die Versuche also, dass der Stoff- wechsel im eneystirten Körper fortdauert, wenn auch stark herabgesetzt. Fabre constatirte bei dieser Gelegenheit ferner, dass der Cysteninhalt sich gelegentlich nochmals mit einer Membran umhüllte, ja dass der verkleinerte Inhalt innerhalb dieser zu- weilen noch eine dritte Membran ausschied. Ich glaube, dass dies überhaupt der normale Bildungsgang der eigentlichen Dauercysten der Colpoda ist, wofür auch Rhumbler’s Unter- suchungen über die sogen. Sporocysten sprechen dürften. Leider hat Fabre die Unter- schiede der Vermehrungs- u. Dauercysten dieser Gattung nicht genügend beschrieben oder durch Abbildungen erläutert; auch die früheren Schilderungen nicht genügend berücksichtigt. Ich möchte jedoch vermuthen, dass das, was er als doppelwandige Dauercyste beschreibt, identisch ist mit der gewöhnlichen Vermehrungseyste der Colpoda oder doch nur die An- fangsstadien der eigentlichen Dauereystenbildung repräsentirt. Da das Historische über die Encystirung im geschichtlichen Abschnitt schon ziemlich ausführlich dargestellt wurde, gehen wir hier nicht nochmals darauf ein. Dagegen dürfen wir einige neuere Angaben über angebliche besondere Fortpflanzungserscheinungen im ency- stirten Zustand nicht unerwähnt lassen. Everts (1873) glaubte beobachtet zu haben, dass der Ma. N. der Cysten von Vorticella nebulifera in eine Anzahl Kügelchen zerfalle, welche schliesslich aus der Öyste hervortreten. Hierauf sollen sie wachsen und die Form der Trichodina grandinella Ehrbg. (Halteria) annehmen. In dieser Gestalt vermehren sie sich, heften sich schliesslich fest und werden zu Vorticellen. Wie schon Engelmann (1876, p. 591, Anm.) bemerkte, sind bei diesen Angaben jedenfalls verschiedene Irrthümer unter- laufen. Wie es sich mit dem Zerfall des Ma. N. in Kügelchen verhält, bedarf der näheren Untersuchung; Fabre will Aehnliches neuerdings in Vorticelleneysten beobachtet haben. Möglicher Weise rührt es von einer parasitären Infection her, da auch Stein (1849 und 1854) bei den von Chytridieen befallenen Cysten Kernfragmentirung fand. — Dagegen halte ich es für sicher, dass die vermeintliche Trichodine nicht in den Entwickelungskreis der Vorticelle gehörte. Ihre angebliche Festheftung und Entwickelung zur Vorticelle beruht wohl darauf, dass Everts von diesen Trichodinen frei umherschwimmende, abgelöste Vorticellen ableitete, welche sich schliesslich festhefteten und weiter entwickelten. Diese Deutung ist um Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozon. 105 1666 Ciliata. so wahrscheinlicher, da er die irrige Behauptung aufstellte, dass abgelöste Vorticella nebulifera sich nie wieder festhefteten, sondern stets encystirten. Für die Unhaltbar- keit der Everts’schen Darstellung trat auch Balbiani schon auf (18$1) Allmann will in den Cysten der mehrfach erwähnten kolonialen Vorticellidine eine Fragmentation des Ma. N. geschen haben und knüpfte daran gleichfalls die unbegründete Ver- muthung, dass die zellähnlichen Nucleusfragmente später entleert und zu Jungen entwickelt würden. Schliesslich gelangte Rhumbler jüngst zu Ergebnissen über eine Sporenbildung in den Dauercysten (sog. Sporocysten, s. p. 1663) der Colpoda, in welchen er eine Bestätigung der Everts’schen und Allmann’schen Beobachtungen erblickt. Bekanntlich soll nach ihm der Ma. N. im stark condensirten Plasma der sog. Sporocyste völlig verschwinden, d. h. wahrscheinlich im Plasma aufgelöst werden. Vom Mi.N. ist in der Arbeit überhaupt nicht die Rede. Nach gewisser Zeit treten dann zwischen der Oberfläche des Inhalts und der ihn umschliessenden Entocyste einige (bis 30) Körperchen auf, die wie stark lichtbrechende Oeltröpfchen aussehen. Gleichzeitig wird der eigentliche Inhalt (Sporoblast nach Rh) sehr durchsichtig. Schliesslich platzt die Cystenwand auf und entlässt die Körperchen (Sporen) und den übrigen Inhalt, welcher zu Grunde geht. Die Sporen aber zeigen unter günstigen Bedingungen folgende Ent- wickelungserscheinungen. Zunächst wachsen sie, werden schliesslich amöboid und endlich zu wirklichen Amöben mit 1—2 contractilen Vacuolen und 2—4 kleinen Kernen. Wie letztere entstehen, konnte nicht festgestellt werden. Die Amöhben vermögen jedoch auch zeitweise eine Geissel zu entwickeln, verhalten sich daher ähnlich gewissen Rhizomastigoden. Nachdem sie unter reichlicher Ernährung auf 0,016 gewachsen sind, zeigen sie nur noch einen einzigen Kern; wie dieser aus den 2—4 früheren entsteht, blieb zweifelhaft. Der schliessliche Ueber- gang zur Colpoda soll so geschehen, dass die Amöbe unter Einziehung aller Fortsätze Kugel- gestalt annimmt, worauf nach 5—6 Stunden auf ihrer ganzen Oberfläche Oilien hervorsprossen, ein Mund sich ausbildet und schliesslich die kuglige Gestalt in die charakterische der Colpoda übergeht. Die früheren Erfahrungen über ähnliche seltsame Fortpflanzungserscheinungen und Meta- morphosen der Infusorien berechtigen uns. auch dieser neuen Lehre mit dem grössten Miss- trauen zu begegnen. Die Kritik muss gegenüber der bestimmten Behauptung des Verfassers, dass er dies alles direct auseinander hervorgehen sah, schweigen. Sie kann höchstens be- scheiden daran erinnern, dass trotz vieler Bemühungen nie etwas Aehnliches bei einer anderen Form gesehen wurde, obgleich derartige Metamorphosen, wenn sie bei den Ciliaten thatsäch- lich vorkämen, den zahlreichen Forschern schwerlich ganz entgehen hätten können. Lassen wir daher die Zukunft über die Sporocystenlehre der Colpoda ihr Urtheil fällen, wenngleich ich die Befürchtung nicht zu unterdrücken vermag, dass sie wie ihre Vorläufer dem histo- rischen Theil überwiesen werden wird. Schwerlich dürfte sie auch der Götte’schen An- sicht über die Vernichtung des individuellen Daseins der Protozoen in der Oyste, wobei der Cysteninhalt in eine Art organischer Urmaterie rückgebildet werde, zu allgemeinerer Aner- kennung verhelfen. Im Kapitel über die Parasiten werden wir eingehender darlegen, dass die Entwickelung parasitischer Organismen in den Cysten mehrfach zu irrthümlichen Angaben über besondere Fortpflanzungserscheinungen führte. 7, System, A. Historisches. Indem wir bezüglich der systematischen Versuche vor Ehrenberg auf die historische Einleitung verweisen, besprechen wir hier die Ansichten Ehrenberg’s und seiner berück- sichtigenswerthen Nachfolger. Die heutigen Ciliata finden sich in Ehrenberg’s System (1838) unter der 2. Abtheilung seiner Polygastrica, den Enterodela. Nur Cyclidium ist den Anentera eingereiht. Auch gewisse Suetorien (Podophrya) und Heliozo&n (Actino- Encystirung (Angebl. Sporenbildung). System (Historisches). 1667 phrys, Trichodiscus) wurden ursprünglich mit den Enterodela vereinigt, nachträglich (p. 316) aber (mit Ausnahme von Actinophrys) abgetrennt oder doch den Anentera genähert. Die Eintheilung der Enterodela war seit 1830 (1832) folgende (wobei wir die nicht hierhergehörigen, oben erwähnten Gattungen unberücksichtigt lassen): A. Einmündige. Anopisthia Fam. Vorticellina (d.h. Mund und After in derselben (Stentor, Trichodina, Urocentrum, Vorticella, Car- Grube). chesium, Epistylis, Opereularia, Zoothamnium). Fam. Ophrydina (gepanzert) (Ophrydium, Tintinnus, Vaginicola, Cothurnia). DB. Gegenmündige. Enantiotreta Fam. Euchelia (d.h. Mund und After an den ent- (Enchelys, Disoma, Trichoda, Lacrymaria, Leuco- gegengesetzten Enden). phrys, Holophrya, Prorodon). Fam. Colepina (gepanzert). (Coleps). ©. Wechselmündige. Allotreta Fam. Trachelina (d. h. Mund oder After terminal). (Trachelius, Loxodes, Bursaria, Spirostomum, Phia- lina, Glaucoma, Chilodon, Nassula). Fam. Ophryocercina (Trachelocerca). Fam. Aspidiscina (gepanzert) (Aspidisca). D. Bauchmündige. Catotreta Fam. Colpodea (d. h. weder Mund noch After ter- (Colpoda, Paramaecium, Amphileptus, Uroleptus, minal). Ophryoglena). Fam. Oxytrichina (Oxytricha, Geratidium, Kerona, Urostyla, Stylo- nychia). Fam. Euplota (gepanzert) (Discocephalus, Himantophorus, Chlamydodon, Eu- plotes). Wie in vorstehender Uebersicht angedeutet wurde, unterschied Ehrenberg in jeder grösseren Gruppe gepanzerte und ungepanzerte Familien. Dass die Unhaltbarkeit dieses Charakters früh erkannt wurde, zeigte schon die historische Einleitung (p. 1147). Dujardin’s System (1841) blieb insofern hinter dem Ehrenberg’schen zurück, als es die Ciliaten nicht in einer gemeinsamen Abtheilung vereinigte, sondern in 2 Ordnungen auflöste; ja die Gattung Coleps sogar allen übrigen sog. Infusorien (Inf. asymmötriques, d.h. Protozoön) als besondere Gruppe der Inf. symme&triques gegenüberstellte. Im Besonderen lautet Dujardin’s Ölassification folgendermaassen: Infusoires Asymme£triques: IV. Ordnung (Anim. cilies, sans tögument contractiles, get) Fam. Enchelyiens (Acomia, Gastrochaeta, Enchelys, Alyscum, Uronema). Fam. Trichodiens (Trichoda, Trachelius, Acineria, Pelecida, Dileptus). Fam. Keroniens (Halteria, Oxytricha, Kerona). Fam. Ploesconiens (Ploesconia, Himantophorus, Chlamydodon, Diophrys, Cocceudia, Aspidisca, Loxodes). Fam. Erviliens (Ervilia, Trochilia). V. Ordnung (Anim. pourvus d’un tögument läche, reticulö, contractile, ou chez lesquels la dis- position striale r&öguliere des cils d¬e la presence d’un t&gument). Fam. Leucophryens (Spathidium, Leucophrys, Opalina). Fam. Param&ciens (Lacrymaria, Pleuronema, Glaucoma, Oolpoda, Paramaecium, Amphi- leptus, Loxophyllum, Chilodon, Panophrys, Nassula, Holophrya, Prorodon). Fam. Bursariens (Plagiotoma, Ophryoglena, Bursaria, Spirostomum, Condylostoma). Fam. Urc&olariens (Stentor, Urceolaria, Ophrydia, Urocentrum). Fam. Vorticelliens (Scyphidia, Epistylis, Opercularia, Vorticella, Vaginicola). 105* 1668 Giliata. Infuseires Symmetriques. Coleps (dazu noch Chaetonotus, Ichthydium und die zweifelhafte Gattung Planariola). Man wird aus den Skizzen beider Systeme leicht erkennen, dass sowohl die grösseren Gruppen wie die Familien fast ausnahmslos wenig natürlich waren, oder dass die Ansätze zur Bildung natürlicher Gruppen meistens durch Aufnahme unsicherer oder nicht zugehöriger Gattungen beeinträchtigt wurden. Siebold (1845) vereinigte die Ciliata als Stomatoda oder mundführende Infusorien ; nur die Opalininen wurden unrichtiger Weise zu den Astoma (Flagellata p. p.) gezogen. Die Familien sind die Ehrenberg’s; namentlich findet sich auch Actinophrys noch unter den Enchelina. Perty (1852) fasste die Gruppe bekanntlich zuerst unter dem Namen Ciliata zu- samınen; sie bildete die 1. Abtheilung seiner Infusoria, neben der 2. Phytozoidia (s. p. 799). Als oberstes Eintheilungsprineip verwerthete er einen rein physiologischen Charakter (worin ihm schon Dujardin z. Th. vorangegangen war), nämlich die Contractilität, resp. die Art der Contraction. Dies führte naturgemäss zu den unnatürichen Gruppen der A. Spastica, schnellende oder zuckende, B. Monima, beharrende. „Behalten, obschon sehr contractil, ihre Form hei, lassen daher weder Zusammenschnellen noch Gestaltenwechsel wahrnehmen.“ Diese Gruppe war schon in der Definition ganz missrathen; es wurden ihr auch alle Ciliaten beigesellt, welche vollkommen uncontractil sind. C. Metabolica, formwechselnde. „Sehr contractil; ändern proteusartig durch Zu- sammenziehung und Ausdehnung ihre Gestalt.“ Auch diese Gruppe, zu welcher nur Lacry- maria und Trachelocerca gestellt wurden, war ganz unbegründet, da zwischen ihr und den Spastica keine wesentlichen Unterschiede bestanden. Hinsichtlich der Eintheilung in Familien führte Perty einige Verbesserungen, jedoch auch eine Reihe Unklarheiten ein, welche grossentheils auf der Errichtung zahlreicher schlechter oder ungenügend studirter Gattungen beruhen. Die Familien seines Systems sind: A. Spastica. Vaginifera P. | Ophrydina P. J Vorticellina E. p. p. (ohne Stentor). Urceolarina Duj. (ohne Ophrydium —+ Spirostomum). — ÖOphrydina E. B. Monima. Bursarina P. (Lembadion -- Bursaria [diese Gattung ist jedoch bei Perty sehr unsicher)). Paramaeciina P. (wesentlich = Colpodea E. + Panophrys Dj. und Blepha- risma P.). Holophryina P. (= Enchelia E. p. p. = Holophrya, Enchelys, Spathidium). Aphtonia P. (nur Pleuronema Dj.). Decteria P. (Trachelina E. p. p. = Nassula, Chilodon, Prorodon, Habrodon). Cinetochilina P. (Glaucoma, Cinetochilum P.). Apionidina P. (auf die drei ganz unsichern Gattungen Ptyxidium, Oolobidium und Apionidium gegründet). Tapinia P. (enthält neben Cyclidium die ganz unsicheren Gattungen Acro- pisthium P., Acomia Dj., Trichoda Dj., Baeonidium P., Opisthotricha P., Siagontherium P. und Megatricha P.). TracheliinaE. p. p. (wesentlich = Trichodiens D. ohne Trichoda + Amphi- leptus und Loxophyllum ; jedenfalls ein Fortschritt). Öxytrichina E. Cobalina P. (ganz schlecht — Kerona E. -- Plagiotoma Dj., Leucophrys [= Anoplophrya], Opalina). Euplotina P. (= Euplotes und Aspidiscina E.). Colepina E. System (Historisches). 1669 G. Metabolica. Ophryocercina E. (+ Lacrymaria). Glaparöde-Lachmann’s Classification (1858—61) fasste die Ciliaten in nur 10 Fami- lien von sehr ungleichwerthiger Beschaffenheit zusammen. Zwar deuteten die Verfasser an, dass nach dem Bau des Mundes und Schlundes 2 grössere Abtheilungen zu unterscheiden wären; sie berücksichtigten diesen Charakter jedoch nur bei der Reihenfolge der Familien, ohne zwei entsprechende Abtheilungen zu errichten. Ihre Familien sind im Ganzen recht natürliche Gruppen, doch, wie gesagt, schr ungleichwerthig, wie die folgende Uebersicht verräth. 1) Vorticellina, identisch mit unseren Peritrichen und besser als die Peritricha Stein’s, da eine Reihe nicht hierhergehöriger Gruppen, wie Tintinnodea, Halterina, Urocentrina ausgeschlossen wurden. 2) Urocentrina Öl.-L. (nur Urocentrum). 3) Oxytrichina (wesentlich identisch mit Stein ’s späteren Hypotrichen, jedoch mit richtigem Ausschluss der Chlamydodonta). 4) Tintinnodea Ql.-L. (nur Tintinnus im Sinne Ol. L.'s). 5) Bursarina (wesentlich identisch mit Stein’s späteren Heterotricha, dazu jedoch noch Ophryoglena, Frontonia und Lembadion). 6) Colpodea E. (entspricht im Wesentlichen unseren Paramaecinen -+ Pleurone- minen). 7) Dysterina (entspricht unserer Unterfam. der Erviliina; unrichtiger Weise von den Chilodontina getrennt). Trachelina Öl.-L. (vereinigt richtig unsere Gymnostomata, doch ohne die Colepina und Erviliina). 9) Golepina E. 10) Halterina Cl.-L. (Halteria, Strombidium), Den grössten Beifall errang sich für lange Zeit das von Stein (1859, Nr. 319, 322, 335 und 1867 p. 141 ff.) aufgestellte Infusoriensystem. Erst allmählich wurde mehr und mehr erkannt, dass Stein’s Ansichten in vielen Punkten keinen Fortschritt über Clapar&öde-Lachmann bedeuteten. Zunächst liess er die Gruppe der Ciliaten über- haupt nicht als eine einheitliche im Kreis der Infusorien gelten, hauptsächlich deshalb, weil sie zu umfangreich sei. Er stellte daher die 4 Ordnungen, in welche er die Ciliaten auflöste, als gleichberechtigte neben die Ordnungen der Flagellata und Suctoria; jeden- falls eine seltsame Verkennung natürlicher Zusammengehörigkeit. Die schon 1859 errichteten 4 Ordnungen gründeten sich auf die Anordnung und Beschaffenheit der Wimpergebilde und waren z. Th. glücklich erfasst. Dies gilt besonders von den Heterotricha und im All- gemeinen auch von-den Holotricha, Andererseits führte die einseitige Betonung der Bewimpe- rung, ohne genügende Feststellung ihrer Entstehung, zu den beiden unnatürlichen Ordnungen der Peritricha und Hypotricha. An Stelle von Cl.-L.’s natürlicher Gruppe der Vorti- cellina, vereinigte Stein unter den Peritricha die 9 Familien der: Ophryoscolecina St., Spirochonina St., Ophrydina E., Vorticellina E. emend., Urceolarina St., Gyrocoryda St., Cyclodinia St. (Urocentrum, Didinium, Mesodinium) und Halterina Cl.-L. Wie namentlich Entz später (641) zeigte, wurden die Peritricha dadurch eine ganz unnatürliche Ordnung. Etwas weniger künstlich waren die Hypotricha. Doch wurden auch sie dadurch verdorben, dass mit den schon von Clapar. und Lachm. natürlich zusammengestellten Oxy- trichina die sogen. Chlamydodonta wegen der einseitigen Bewimperung vereinigt wurden. Bei Cl.-L. blieben letztere wie früher in der Familie der Trachelina, neben ihren nächsten Verwandten. Auf letzterwähnten Mangel des Stein’schen Systems wies schon Lachmann (1860) hin, indem er die nahe Verwandtschaft von Nassula und Chilodon betonte und gleichzeitig feststellte, dass auch gewisse Trachelina (in unserm Sinn) hypotrich bewimpert sind. Dies beweise die Hinfälligkeit des Stein’schen Eintheilungsprincip.. Wrzesniowski. bestätigte 1870 die hypotriche Bewimperung von Lionotus und fand sie bei Loxodes 8 — 1670 Ciliata. Er sprach sich richtig dagegen aus, die betreffenden Gattungen deshalb den Hypotricha einzureihen, wie V. Carus*) für Loxodes vorgeschlagen hatte. Eine durchgreifende Re- form der Hypotricha versuchte jedoch W. nicht. Einiges Interesse bietet das von Diesing (1865) errichtete System, dessen naher An- schluss an Clapar&de-Lachmann unverkennbar ist. Es vermeidet daher eine Reihe der bei Stein gerügten Mängel und sucht die von Clapar£&de-L. angedeuteten, jedoch nicht eigentlich durchgeführten Gesichtspunkte consequenter zum Ausdruck zu bringen. Diesing fasste die Ciliata als Amastiga zusammen, von welchen er jedoch die Opalininen als „un- entwickelte Zustände“ (vielleicht nur Pflanzen- oder Thiersporen), sowie die Peritrichen und Stentorinen trennte. Die zwei letztgenannten Abtheilungen rechnete er seit 1848 zu den Bryozoön, wie schon in der Einleitung erwähnt wurde. Die Amastiga aber zerfielen nach der Scheidung, welche schon Clapar&de-L. zwischen den Ciliaten mit unbewimpertem und bewimpertem Schlund angedeutet hatten, in die beiden Tribus der Am. aperistomata und die Peristomatophora. Eine solche Classification erscheint wohl berechtigt, ja sie besitzt, wie ich glaube, Vorzüge vor der Vereinigung von Ciliaten mit den beiderlei Schlundformen in Stein’s Ordnung der Holotricha. Die Namen aber, welche Diesing für die beiden Gruppen wählte, sind wenig bezeichnend, da ein Peristom nicht durchaus charakteristisch für die 2. Tribus ist, vielmehr zahlreichen Angehörigen derselben fehlt. Diesing’s weitere Eintheilung folgt aus nachstehender Uebersicht: Amastiga aperistomata. Fam. Enchelydea (= Holophryina m. + Colepina m. ohne Prorodon). Fam. Prorodontea (nur Prorodon). Fam. Trachelinea (= Trachelina m. -/;- Phialina). Fam. Liosiphonidae (ganz unhaltbar, da für Liosiphon = Nassula +- Isotricha er- richtet). Fam. Hysterocinetina (nur Ptychostomum Stein, gehört daher zum 2. Tribus). Fam. Odontoholotricha (= Nassulina m.). Fam. Ervilinea. Fam. Drepanostomea (nur Drepanostomum Engelm, —= Loxodes). Fam. Odontohypotricha (= Chilodontina m.). 2. Tribus. Peristomatophora. Fam. Paramaeciea (nur Paramaecium -/- Colpidium). Fam. Colpodinea (Colpoda, Conchophthirus). Fam. Pseudobursarinea (heterotriche Formen). Fam. Bursarinea (nur Bursaria). Fam. Cinetochila (= Paramaecidina -- Pleuronemina p. p. m.; dazu jedoch auch Ble- pharisma und Condylostoma). Fam. Oxytrichinea | _ Hypotrich ? : j am. Fam. Chilocineta Diesing gründete gleichzeitig eine grosse Anzahl neuer Gattungen auf die Beschrei- bungen früherer Beobachter. Keine derselben hat sich erhalten. Wir können natürlich die Stein’sche Familieneintheilung nicht übergehen, welche erst 1867, in Verbindung mit einer ausführlichen Kritik des Claparöde’schen Systems, veröffent- licht wurde. Im Gegensatz zu den Ordnungen zeichnen sich Stein ’s Familien im Allgemeinen durch grosse Natürlichkeit aus. Namentlich tritt dagegen die Mangelhaftigkeit des Diesing’- schen Versuchs hervor. Die spätere Forschung fand denn auch an seinen Familien nur wenig zu ändern, wie nachfolgende Uebersicht zeigt. Ordn. 1. Peritricha. 1. Fam. Ophryoscolecina St. 2. F., Spirochonina St. 3. F. Ophry- dina E. 4. F. Vorticellina E. 5. F. Urceolarina (Dj.) St. 6. F. Gyro- *), Handbuch der Zoologie, Bd. I. System (Historisches). 1671 coryda St. 7. F. GCyclodinea St. (in dieser Familie sind unrichtig Didi- nium und Mesodinium mit Urocentrum vereinigt; letztere Gattung gehört zu den Paramaecinen). 8. F. Tintinnodea Cl. u. L. 9. F. Halterina Cl.L. Ordn. 2. Hypotricha St. Ordn. 3. Ordn. 4, 1. F. Oxytrichina E 2.F. Euplotina E. 3. F. Aspidiscina E. 4. F. Erviliina Dj 5. F. Chlamydodonta St. 6. F. Peritromina St. Heterotricha St. 1. F. Spirostomea St. 2. F. Stentorina St. 3. F. Bursarina St. (diese Familie ist ohne Zweifel mangelhaft, da sie Gattungen vereinigt, welche wenig Gemeinsames haben, wie Bursaria, Metopus, Nyctotherus und Plagiotoma). Holotricha St. 1. F. Cinetochilina St. (= Pleuronemina + Microthoracina + Chilifera p- p. m). 2. F. Paramaecina (= Chilifera p. p. + Paramaecidina + Isotrichina + Nassulina m. Diese Familie ist die mangelhafteste, da sie die Nassulinen, welche durchaus keine näheren Beziehungen zu den Paramaecidinen haben, mit diesen vereinigt). 3. F. Enchelina (= Enchelina m. ohne Cyclodinina). 4. F. Trachelina St. 5. F. Opalinina St. Man erkennt aus dieser Uebersicht, dass eigentlich nur die Cyclodinea, Bursarina und Paramaecina zu gegründeten Einwendungen Anlass boten. Schon in der historischen Einleitung mussten wir die systematischen Bestrebungen Frommentel’s (1874) als durchaus misslungen bezeichnen. Ein Blick auf sein System wird dies rechtfertigen. Fr. nennt die Ciliaten Microzoa vorticosa, Microzoaires ä tourbillon. Sie werden eingetheilt in: 1. U.-0. 2. U.-0. Vorticellida mit den Familien Vorticellina (einschliesslich Spirochona), Vaginicolina (einschliesslich Folliculina und Tintinnus) und Stentorina (Stentor, Trichodina und Urocentrum). Paramaecida. Familien Halterina Cl. L.,; Keronina (= Hpypotricha m.); Nassulina (= Prorodon + Nassulina -— Chilodontina m.); Erviliina; Lacrymarina (= Holophryina p. p. m. + Trachelina -- Condylostoma + Spirostomum -- Stichotricha + Panophrys Duj); Paramaecina (Leucophrys, Plagiotoma, Trachelius, Loxodes, Paramaecium); Bursarina (Bursaria, Colpoda, Lembadion, Metopus, Balantidium, Pleuronema); Enchelina (Enchelys, Holophrya, Glau- coma, Cyclidium, Urotricha, Ophryoglena, Frontonia); Colepina. Man wird zugeben, dass dieser systematische Versuch sich jeder ernstlichen Kritik ent- zieht. Das Gleiche gilt von den zahlreichen neu errichteten Gattungen. Kent (1851—82, 601) adoptirte die 4 Ordnungen Stein’s, suchte dagegen an den Familien vielfach zu verbessern. In den meisten Fällen führte dies jedoch zu offenbaren Ver- schlechterungen, wie die nachstehende Uebersicht zeigt. 1. Ordn. Holotricha. 1. F. Paramaecidae (Paramaecium, Loxocephalus, Placus, Conchophthirus)- 2. F., Prorodontidae (Prorodon, Nassula, Cyrtostomum [Frontonia], Isotricha, Holophrya). Isotricha, Cyrtostomum, sowie die hierhergezogenen Otostoma Carter’s (= Ophryoglena) und Helicostoma Cohn’s haben keine Beziehungen zu den übrigen Gliedern dieser Familie, welche daher ganz unhaltbar ist. 3. F. Trachelo- phyllidae (Trachelophyllum, Enchelyodon, Urotricha; ganz unhaltbar). 4. F. Colepidae Cl. L. (hierher wird auch die Dinoflagellate Polykrikos Btschli ge- stellt). 5. Fam. Encheliidae (Enchelys, Perispira, Anophrys, Colpoda, Til- lina; ganz unnatürlich). 6. F, Trachelocercidae (Trachelocerca, Lacry- maria, Phialina, Maryna, Lagynus, Chaenia; Maryna hat jedenfalls keine Be- ziehungen zu den übrigen). 7. F. Tracheliidae St. (mit Ausschluss von Loxodes und Lionotus, die zu den Hypotricha gezogen werden). 8. F. Ichthyo- 1672 Ciliata. phthiriidae (Ichthyophthirius). 9. F. Ophryoglenidae (wesentlich = Chilifera m., dazu jedoch Lembadion!). 10. F. Pleuronemidae (ohne Lembadion.. 11. F. Lembidae (Lembus.. 12. F. Trichonymphidae. 13. F. Opalinidae. 2, Ordn. Heterotricha. Ausser den 3 Familien Stein’s noch die F. Tintinnodae und Codonellidae (zus. = Tintinnodea Cl. L.), ferner die Trichodinopsidae (Trichodinopsis Cl. L.!) und die Calceolidae (Calceolus Dies. — Urocentrum, welches unter den Peritrichen nochmals aufgeführt wird). 3, Ordn. Peritricha. 1. F. Torquatellidae (Torquatella Lank. = Strombidium). 2. F. Dietyo- cystidae (Dictyocysta gehört zu den Tintinnoina). 3. F. Actinobolidae (Actinobolus, schon von Stein richtig zu den Enchelinen gestellt). 4. F. Hal- teriidae (= Halterina Cl. L. + Cyclodinina m., also ganz unnatürlich). 5. F. Gyrocorydae (Gyrocorys und Urocentrum; ganz unnatürlich). 6. F. Urceolariidae St. 7. F. Ophryoscolecidae (Stein, dazu jedoch Astylo- zoon Engelm., eine echte Vorticelline). 8. F. Vorticellidae (= Vorticellina E. -—- Ophrydina E.). 4. Ördn. Hypotricha St. 1. F. Lionotidae (Lionotus). 2. F. Chlamydodontidae St. (dazu jedoch Loxodes!). 3. F. Dysteriidae (= Erviliina [Dj.] St.). 4. F. Peritromidae St. 5. F. Oxytrichidae E. 6. F. Euplotidae (= Euplota und Aspi- discina E. Zu letzterer Familie rechnet Kent auch Glaucoma, Cine- tochilum und Microthorax, da er die seltsame Ansicht vertritt, dass sie Jugendformen der Euplotidae seien. Wesentliche Correcturen des Stein’schen Systems verdanken wir Entz, welcher zuerst eingehender auf die Unhaltbarkeit der Stein’schen Peritrichen hinwies, nachdem sie schon Fol (1880) als eine ganz unnatürliche Abtheilung bezeichnet hatte. Sterki (1879) und Fol (1880) hoben zuerst die grosse Verschiedenheit der Tintinnodea von den Vorticellinen hervor, worauf sie Kent z. Th. (!) den Heterotricha einverleibte. Entz (1852) betonte, dass die Halterinen Ophryoscolecinen, Tintinnoinen und Gyrocorynen näher mit den Heterotrichen, resp. Hypotrichen, als mit den Vorticellinen verwandt seien, während er Stein,s Cyelodinea (mit Ausschluss von Urocentrum) ganz richtig als modificirte Enchelinen deutete. Die Stellung von Urocentrum selbst blieb ihm zweifelhaft. Später (1884) führte er diese An- schauungen für die Tintinnoinen und Halterinen noch genauer aus und schloss beide Familien den Öxytrichinen näher an. Auch die unnatürliche Stellung der Chlamydodonta bei Stein's Hypotricha betonte Entz schon 1882 und vereinigte sie 1884 wieder richtig mit Nassula. B. Verwandtschaftliche Beziehungen der Ciliata. Schon in der Einleitung wurde betont, dass die Phylogenese der Gruppe vorerst noch recht unsicher ist. Es dürfte einerseits feststehen, dass die Ciliaten den Mastigophoren näher verwandt sind, wie den Sarko- dinen. Sie mit einer der entwickelteren Gruppen der Mastigophoren, resp. der Flagellaten, in genetische Beziehung zu bringen, scheint mir unmöglich. Wenn es auch wahrscheinlich ist, dass bei gewissen Dino- flagellaten Mikronuclei vorkommen, so kann dies gegenüber den sonstigen fundamentalen Verschiedenheiten nieht ins Gewicht fallen; namentlich auch desshalb, weil der schwierige Nachweis soleher Kerne nicht ausschliesst, dass sie möglicherweise unter den Einzelligen noch weiter verbreitet sind. Dass gerade die Dinoflagellaten bis in die neueste Zeit als nähere System (Historisches). Verwandtsch. Beziehungen der Ciliata. 1675 Verwandte und phylogenetische Vorläufer unserer Gruppe betrachtet wurden, ist natürlich, wenn wir uns der früheren Ansichten über ihren vermeint- lichen Ciliengürtel erinnern. Wir können über diese Frage auf das oben Bemerkte verweisen (s. p. 1000). Betont mag jedoch werden, dass die total bewimperten Enchelinen jedenfalls die ursprünglichsten Ciliaten sind, wovon wir uns in den früheren Kapiteln hinreichend überzeugten. Dies schliesst aber nähere Beziehungen zu den Dinoflagellaten, wie sie ehe- mals angenommen wurden, aus, selbst wenn letztere einen Ciliengürtel be- sässen. Als einzige Möglichkeit bleibt daher die Ableitung der Ciliaten von einer sehr tiefen Stelle des Mastigophorenstammes, ein Resultat, welches mit den allgemeinen Ergebnissen phylogenetischer Untersuchungen har- moniren dürfte. Denn mehr und mehr zeigt es sich und wird in der Zukunft wohl noch klarer hervortreten, dass die Abzweigung der Phylen, und in ihnen wieder die der Hauptgruppen sehr frühzeitig geschah. Wir können daher wohl am ehesten annehmen, dass die Ciliaten mit sehr ur- sprünglichen, den Mastigophoren ähnlichen Wesen begannen, welche auf der gesammten Körperoberfläche zahlreiche Bewegungsfäden entwickelten. Es ist verständlich, dass diese Geisseln mit der Zunahme an Zahl allmählich kürzer wurden, dass sie also den Charakter von Cilien an- nahmen. Ich halte es für möglich, dass Wesen wie Cienkowsky’s Multi- cilia solchen Urformen der Ciliaten nahe stehen, weshalb ich dieselben auch im Anschluss an unsere Gruppe behandelte. Wenn wir also über den Ursprung der Ciliaten nur wenig wissen, so können wir dagegen um so bestimmter behaupten, dass keine anderen Tbiergruppen aus ihnen hervorgingen. Obgleich Beziehungen zwischen einzelnen Gruppen der Metazoön und den Ciliaten oft genug angenommen wurden, lässt sich doch nicht der Schatten eines Beweises hierfür erbringen. Was die historische Einleitung über derartige Versuche mittheilte, würde wohl genügen, wenn nicht die alten Ideen über den nahen Zusammenhang der Ciliaten und Metazoen in neuerer Zeit wieder energisch betont worden wären. Kent vertheidigt in seinem Manual die Hypothese, dass einzelne Phylen der Metazoen direct aus gewissen Untergruppen der Ciliaten hervorgegangen seien. So leiteten sich die Turbellarien von den Holotrichen ab, die Cestoden und Trematoden von den Opalininen, die Echinodermen, Gephyreen und Bryozoen von den Peritricha, die Rotatoria und Arthropoda schliesslich von den Hypotricha. Auf seiner phylo- genetischen Tabelle deutet er jedoch sowohl für die Rotatorien wie die Anneliden einen dop- pelten Ursprung an; ob dies wirklich seine Ansicht ist, oder ob damit nur die Unsicher- heit der Ableitung angezeigt werden soll, scheint fraglich. Ohne weitere Ausführung wird klar sein, dass die angeblichen Beziehungen zwischen den Ciliata und den verschiedenen Meta- zoengruppen auf oberflächlicher Aehnlichkeit der letzteren oder ihrer Larven mit gewissen Ciliaten basiren. Da diese Vergleichungen schwerlich ernst zu nehmen sind, so werden wir uns hier nicht bemühen, ihre völlige Haltlosigkeit nachzuweisen, selbst für den Fall, dass man Beziehungen zwischen Ciliaten und Metazoen im Allgemeinen zugäbe. Wir begnügen uns da- mit, das Fundament, auf welchem die gesammte Vergleichung ruht, auf seine Festigkeit zu prüfen. Diese Grundlage bildet die Entstehung des mehrzelligen Metazoons aus der ein- zelligen Ciliate, was natürlich unter Wahrung ihrer wesentlichen morphologischen Bauverhältnisse geschehen muss, da diese ja gerade die Beziehungen zwischen den Ciliaten- und Metazoen- gruppen anzeigen sollen. Dementsprechend könnten also die mehrzelligen Thiere nur so aus 1674 Ciliata. Ciliaten entstanden sein, dass deren einfacher Zellenleib simultan in zahlreiche kleine Zellchen zerfiel, ohne wesentliche Veränderung des übrigen Baues. Ein solcher Ab- leitungsversuch ist nicht neu, da er schon von Leydig*) und Ihering**) angedeutet wurde, wogegen ich mich bald äusserte””*). Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Ent- stehung der Metazoen soll meist damit begründet werden, dass zahlreiche Ciliaten multinucleär seien, also die Bedingungen eines simultanen Zerfalls in Zellen darböten. Dass Kent dabei nicht an die Mikronuclei der Ciliaten dachte, ist klar, da er sie in seinem Werk über- haupt recht wenig beachtete. Mehrfache Makronuclei sind aber, wie wir wissen, ein seltener Fall. Die zahlreichen angeblichen Kerne in der Rindenschicht der Vorticellinen, welche Leydig s. Z. zu ähnlichen Vorstellungen veranlassten, haben wir schon früher als solche zurückgewiesen. Simultane Theilung, oder Andeutung eines Zerfalls des Ciliatenleibs in zahlreiche kleine Zellen findet sich nirgends. Andererseits widerspricht einer solchen Ab- leitung der Metazoen aber auch Alles, was wir aus der Öntogenie über ihre ver- muthliche Phylogenie erschliessen dürfen. Natürlich weist Kent, wie die übrigen Verfechter solcher Ansichten, auf die Erscheinung der superficialen oder centrolecithalen Furchung gewisser Metazoengruppen hin. Darin soll ein deutlicher Beleg für die Entstehung der Metazoen durch simultanen Zerfall einer einfachen multinucleären Infusorienzelle zu finden sein. Ich brauche aber schwerlich genauer zu erörtern, dass eine solche Auffassung ‘die Ergebnisse der vergleichenden Öntogenie der Metazoen auf den Kopf stellt. Alles weist vielmehr klar darauf hin, dass die simultane, superficiale Furchung eine cenogenetische Erscheinung ist, welche auf das Unzweifelhafteste aus der totalen Furchung unter dem Ein- fluss eines ansehnlichen Nahrungsdotters entstand. Wie gesagt, bedarf diese Ansicht, über welche die hervorragendsten Embryologen schon lange einig sind, keiner näheren Be- gründung; .es genügt hervorzuheben, dass wir das Entstehen der superficialen Furchung in den Gruppen, wo sie vorkommt, noch deutlich verfolgen können. Auch auf dem Gebiet der Ein- zelligen ist klar, dass die im Ganzen seltene simultane Theilung aus der successiven abzuleiten ist, doch kommt sie, wie gesagt, bei den Infusorien überhaupt nicht ver. Gerade die Dieye- miden, in welchen Kent Uebergangsformen zwischen Ciliaten und Metazoen erblicken möchte, hätten ihn belehren können, dass seine Ansicht unhaltbar ist, denn sie entwickeln sich nicht, wie die Hypothese voraussetzt, durch simultane, sondern durch. totale und successive Furchung. Ebensowenig. dürfte auch die Ableitung der Metaphyten durch simul- tane Theilung zu begründen sein, wenngleich selbst Sachs dieser Auffassung zuneigt. Der viel klarere Zusammenhang der vielzelligen Pflanzen mit den Einzelligen lässt deutlich er- kennen, dass auch hier die successive Theilung das Ursprüngliche, die Fälle simultaner dagegen das Abgeleitete sind. C. Umfang der Gruppe. Die Anzahl der bekannten, einigermaassen sicher unterscheidbaren Arten beträgt nach meiner Schätzung etwa 450—500. Letztere Zahl ergibt sich bei Einrechnung der unsicheren Species. Wollte man zwar alle Arten adoptiren, welche namentlich in jüngster Zeit, auf z. Th. ganz ungenügender Grundlage, errichtet wurden, so liesse sich die Gesammtzahl erheblich steigern. Jedenfalls harren aber noch viele der Entdeckung. Die Summe der meines Erachtens genügend sicheren Gattungen und Unter- gattungen beträgt 144, wozu sich noch ca. 16 unsichere gesellen. Auch bezüglich der Genera tritt neuerdings eine Neigung zu ungerechtfertigter *) Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. 12. 1876. p. 230. “*) v. Ihering, Vergl. Anat. d. Nervensyst. u. Phylogenie d. Mollusken. Leipzig 1876. »p.21, ***), Zeitschr. f. wiss, Zool. Bd. 30. 1878. p. 207. Verwandtschaftl. Beziehungen. Umfang der Gruppe. Uebersicht der Gattungen. 1675 Zersplitterung mehrfach hervor. Von den Gattungen und Untergattungen sind 27 ausschliesslich marin (darunter 4 unsichere). Im Meer und Süss- wasser verbreitet sind ca. 50 (resp. noch einige mehr, da die betreffenden Angaben über marines Vorkommen mehrfach etwas zweifelhaft sind). Die Zahl der im Meer beobachteten Arten beträgt ca. 170—200. Ausschliesslich parasitisch sind 24 Gattungen (darunter eine unsichere). D. Uebersicht des Systems bis zu den Gattungen. a. Einige in ihrer Stellung unsichere, möglicherweise mit den Giliaten in näherem Zusammenhang stehende Formen. Vor der Besprechung der. echten Ciliata gedenken wir kurz zweier Organismen, welche, noch wenig untersucht, in ihrer Stellung unter den Protozoenabtheilungen etwas zweifelhaft erscheinen. In mancher Hinsicht würden sie den Anforderungen genügen, welche man an eine Urform der Ciliaten und Infusorien überhaupt stellen könnte. Immerhin halte ich es für verfrüht, ihnen eine solche Position mit Bestimmtheit anzuweisen und eventuell eine besondere Gruppe der Prociliata für sie zu errichten. Multieilia Cienkowsky 1881 (617). Synon. Polymastix Gruber (693, 849). Taf. 56, Fig. 2. Klein (0,02—0,03 n.Gr). Farbloser, kugliger bis etwas unregelmässiger Plasmakörper, da gestaltsveränderlich, wenn auch nicht ganz nach Art der Amöben. Die ganze Oberfläche mit weitläufig gestellten, flagellenartigen Cilien bekleidet, welche bis 3 mal so lang wie der Körperdurchmesser werden. Zwischen den Geisseln bemerkte Gruber manchmal kurze, stummelförmige Fortsätze der Körperoberfläche. Ein Mund wurde nicht beobachtet, auch feste Nahrung nicht gesehen. Contractile Vacuole scheint zu fehlen. Nucleus kuglig, mit grossem homogenem (?) Binnenkörper und schmalem hellem Hof (Gr. 849). Bewegungen der Cilien schwach; die des Gesammtorganismus langsam rotirend bis fortschreitend. Marin (Weisses Meer und M. Meer). 1 Art. Man könnte eventuell daran denken, die von Vejdowsky (834) beschriebene und zu den Heliozoen gezogene Heliophrynella pappus n. g. et sp. hierherzuziehen, da ihre langen, feinen allseitigen Pseudopodien möglicherweise Cilien waren. Das Wesen soll sich näm- lich fortwährend bewegen, „als ob es mit Wimpern versehen wäre“. Es scheint mir jedoch zweifelhaft, ‘ob die Heliophrynella überhaupt eine Protozoe war; sie hat nämlich eine verdächtige Achnlichkeit mit den von Vejd. abgebildeten, vermuthlichen Larven von Trematoden, resp. auch mit Bothriocephaluslarven; ist auch nur wenig kleiner (0,009 bis 0,013) wie solche. Grassia Fisch 1885 (728), Seligo (Cohn’s Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, Vol. 4, 1886), Grassi (866). Synon. Monere (?) delle raganelle Grassi (642). Taf. 56, Fig. 1. Ein noch zweifelhafter Organismus, welcher, wenn wirklich selbst- ständig, lebhaft an Multieilia erinnert. Recht klein (D. bis 0,0048 n. Grassi). Farblos. Kuglig bis herz- und bohnenförmig, da etwas metabolisch. Die ganze Oberfläche mit relativ langen, ziemlich dicht stehenden Cilien bedeckt, 1676 Cihiata. welche zuweilen ruhen und dann geschlängelt erscheinen; wenn bewegt, schlagen sie alle nach einer Richtung, Rotation des Körpers bewirkend. Die Dichte ihrer Stellung variirt beträchtlich. Zuweilen sollen sie eingezogen werden. Nach Fisch 1, selten 2 kleine contractile Vacuolen und 1 Nucleus. Letzterer Beobachter will auch Theilung durch einfache Durchschnürung verfolgt haben. 1. Art. Parasitisch auf der Schleimhaut des Magens von Rana (F. und 8.) und im Blut von Hyla viridis (G.). Letzterer vermuthet, dass die von Laveran (Nature parasit. d. accidents de l’impalu- disme 1881) im Blut von Malariakranken beobachteten Organismen möglicherweise hierher ge- hörten. — Seligo äusserte Zweifel über die selbstständige Natur der Grassia, deren event. Berech- tigung nicht ganz ausser Acht gelassen werden kann. Da er die beobachteten Exemplare häufig epithelartig zusammenhängen sah und nie ihre ganze Oberfläche bewimpert fand, auch keine ÖOrtsveränderung, nur Rotation wahrnehmen konnte, hält er es für möglich, dass sie nur abgelöste Flimmerepithelzellen des Oesophagus seien. Da einstweilen nicht angenommen werden kann, dass die von F. so bestimmt angegebenen contractilen Vacuolen und die Theilung auf groben Irrthümern beruhen, vermag ich den Einwänden von Seligo zunächst keine allzu grosse Bedeutung zuzuschreiben. Bei dieser Gelegenheit muss jedoch bemerkt werden, dass schon einmal abgelöste Epithelzellen zur Aufstellung eines parasitären, infusorienartigen Thieres Ver- anlassung gaben, das, wenn begründet, ebenfalls in die Nähe der ersterwähnten Formen ge- hören würde. Wir meinen das unter dem Namen Asthmatos ciliaris von Salisbury 1873 (501) beschriebene Wesen, in welchem er die Ursache des Heufiebers und asthmaartiger Krankheiten erkannt haben wollte. Es sollte zuerst auf der Schleimhaut des Auges auf- treten, sich durch die Thränengänge in die Nasenhöhle, weiterhin auf den Rachen, die Luft- röhre und endlich auch in die feineren Verzweigungen der Bronchien verbreiten. Auch Outter (549) wollte diesen Organismus, in Gemeinschaft mit Reinsch, wiedergefunden haben und schrieb ihm wie $. die Erzeugung gewisser Krankheiten der Luftwege zu. Da S.'s Darstellung grosse Unerfahrenheit in der Untersuchung von Protorganismen verräth, zweifle ich nicht, dass Leidy (576) durchaus im Recht ist, wenn er den Asthmatos, auf Grund eigener Untersuchungen, nur für abgelöste und mehr oder weniger veränderte Flimmerepithel- zellen der Nasenhöhle erklärte und dies durch gute Gründe belegte; er fand namentlich alle Ueber- gänge zwischen typischen Flimmerzellen und den mehr kugligen bis nierenförmigen Gestalten des sog. Asthmatos. Cutter wollte das Wesen in die Nähe der Heliozoen stellen, Kent (601) dagegen den Dinoflagellaten einverleiben. Wir besprechen hier noch eine gleichfalls ungenügend erforschte marine Gattung, über deren Stellung ein bestimmtes Urtheil nur durch eingehendere Untersuchungen zu ge- winnen wäre, die sog. Magosphaera Häckel 1870 (457), Parona (654). Nach Häckel’s Schilderung wäre dieselbe eine koloniebildende, freischwimmende, ciliaten- ähnliche Form. Kolonie kuglig (Durchm. bis 0,07). Sie wird von einigen 30 Einzelindividuen gebildet, welche, sich ziemlich dicht berührend, eine Kugelschale formiren. Jedes Individuum hat eine nach dem Centrum gerichtete fadenförmige Verlängerung, mit welchen sich alle Zellen im Kugelcentrum vereinigen, ähnlich gewissen Flagellatenkolonien. Die Einzelthiere sind also ungefähr birnförmig. Zwischen den Zellen soll sich eine Gallertmasse finden. An dem peripherischen, abgestutzten Ende trägt jede Zelle eine grössere Anzahl Cilien, über deren Stellung nichts Sicheres bekannt ist, wenn auch Häckel vermuthet, dass ihre Anordnung an die adorale Spirale der Vorticellinen erinnere. An dem bewimperten Ende soll Nahrung aufgenommen werden: doch glückte der Nachweis eines Mundes nicht. Das die Cilien tragende Plasma des peripheren Endes ist radiär dilferenzirt. Jedes Individuum enthält einen ziemlich centralen, rundlichen Kern und hinter diesem eine contractile Vacuole. Die Kolonien schwim- men rotirend umher. ; Uebersicht der Gattungen. 1677 Hinsichtlich der Entwicklung und Fortpflanzung wurde Folgendes bekannt. In der feuchten Kammer gehaltene Kolonien starben entweder bald ab, oder lösten sich einige Male in die eonstituirenden Individuen auf, welche sich mit ihren Cilien bewegten und nun Karmin aufnahmen, was bei den Kolonien nicht glückte. Nach Verlauf von 4 Stunden wieder beoh- achtet, fanden sich statt der bewimperten Zellen Amöben vor, welche aus ersteren ab- geleitet werden. Doch wurde, wie gesagt, der directe Uebergang nicht beobachtet. Auch die weitere Entwicklung dieser mit zugespitzten, meist büschelig entspringenden Pseudopodien ver- sehenen Amöben wurde nur erschlossen, da sich auf den Algen, welche die gleich zu er- wähnenden Entwicklungsformen der M. trugen, grosse Amöben fanden, welche aus den erst- besprochnen abgeleitet wurden. Ferner beobachtete H. auf den Algen grosse ÜÖysten, die aus jenen Amöben hervorgegangen seien. Die Cysten sind kuglig, mit dicker geschichteter Hülle, welche an der Befestigungsstelle gewöhnlich trichterförmig von Innen nach Aussen verdünnt ist, so dass hier das Plasma zapfenförmig in die Hülle vorspringt; gelegentlich ist die Hülle an dieser Stelle fein durchbohrt und der Plasmazapfen direct auf der Unterlage befestigt. Dass diese Cysten in den Entwicklungskreis der M. gehören, kann nicht bezweifelt werden. Ihr Inhalt furcht sich regelmässig und die entstandenen Zellen gruppiren sich schliess- lich zu einer hlastulaartigen Kugel. Hierauf entwickeln sie Cilien auf ihrer äusseren Oberfläche. Der Austritt der so gebildeten Magosph. planula aus der Cyste wurde nicht direct verfolgt, sondern erschlossen, indem sich in dem Wasser, welches die Cysten enthielt, nach einiger Zeit freie Magosphären fanden. Parona’s Angaben über eine neue M. Maggii aus Salinenwasser von Cagliari sind viel ungenauer. Weder vom Kern noch der contractilen Vacuole wird etwas berichtet und die Entwicklung nicht verfolgt. Bemerkenswerth erscheint nur die Angabe, dass sich die einzelnen Individuen zuweilen etwas über die Kugelfläche emporstrecken und wieder zurückziehen, was auf Contractionen des Centralfadens zurückgeführt wird, Fragen wir nun nach den vermuthlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der Mago- sphaera und ihrer systematischen Position, so stehen wir vor einem einstweilen unlös- baren Räthsel, welches Häckel dadurch zu vereinfachen glaubte, dass er die Form zum Ver- treter einer besonderen Klasse seines Protistenreiches, der Catallacta oder Vermittler machte. Flagellaten, Ciliaten und Rhizopoden (Amöben) sollten in den verschiedenen Zu- ständen der M. gewissermaassen eine Vermittlung finden. Es geht aber doch wohl nicht an, das einzelne, abgelöste Individuum einer Magosphaerakolonie als peritriches Stadium den Ciliaten, die ganze Kolonie dagegen als Volvocinenstadium den Flagellaten zu vergleichen, wie es Häckel wollte. Sind die Einzelthiere eiliatenähnlich, so kann auch die Kolonie nichts mit den Flagellaten gemein haben, sondern ist eine freischwimmendg Ciliatenkolonie. Später ging Häckel so weit, dass er unzweifelhafte Flagellatenkolonien, die früher p. 833 beschrie- bene Gattung Synura, zu den Catallacten rechnen wollte, wie es zuvor schon Grimm (s. p. 655 Nr. 143) versucht hatte. Sind Häckel’s Beobachtungen über die Bewimperung der Magosphaera richtig, so kann sie mit jenen kolonialen Chrysomonadinen nichts zu thun haben, sondern muss den Ciliaten nächstverwandt sein. Ob aber die bez. Angaben zutreffen und nicht etwa einige Geisseln irrthümlich für ein Cilienkleid oder einen Cilienkranz gehalten wurden, lässt sich ohne erneute Untersuchungen schwerlich entscheiden. Würde sich schliess- lich letzteres herausstellen, wie ich vermuthen möchte, so wäre die Schwierigkeit in ein- facher Weise gelöst, aber auch die Klasse der Catallacten hinfällig geworden. Dass diese Zweifel für Parona’s M. Maggii in erhöhtem Maasse gelten, brauche ich nicht genauer dar- zulegen. b. Eigentliche Ciliata. I. Ordnung. Gymnostomata Bütschli (pars Holotrichar. Stein 1859 und des vorhergehenden Textes). Mund rundlich bis spaltförmig, in der Regel nur während der Nahrungs- aufnahme geöffnet, sonst geschlossen. Ohne undulirende Membranen, wenn 1678 Ciliata, auch zuweilen die Cilien in seiner Umgebung etwas modifieirt sind. Schlund, wenn deutlich entwickelt, nie mit Wimpergebilden, dagegen in der Regel mit Stäbehenapparat oder der Modification eines solchen versehen. Die meist grossen Nahrungskörper werden stets verschlungen, nie durch Ein- strudelung aufgenommen. Bewimperung gewöhnlich holotrich, doch auch nicht selten mehr oder weniger bis stark redueirt. Erwägungen, welche sich mir während der Bearbeitung der vorber- gehenden Abschnitte mehr und mehr aufdrängten, liessen mich endlich die schon von Clap. und L. angedeutete Eintheilung nach der Beschaffenheit des Schlundes der Stein’schen vorziehen. Ich löse demnach die noch in den vorhergehenden Abschnitten beibehaltene Ordnung der Holotricha auf. Zwar liesse sich dieselbe auch ohne unnatürlichen Zwang beibehalten, wie der am Schlusse des systematischen Abschnittes mitgetheilte Stammbaum zeigt. Da jedoch alle nicht zu dieser Ordnung gehörigen Ciliaten zweifellos einem gemeinsamen Stamm angehören, so scheint es richtiger, dies auch im System auszudrücken. 1. Familie. Enchelina (Ehrbg) Stein 1860. Gestalt meist mehr oder weniger monaxon; kurz bis recht lang ge- streckt, jedoch häufig mit Neigung zur Bilateralität, seltener zur Asym- metrie. Der Mund liegt stets terminal oder ist doch nur sehr wenig nach hinten verschoben. Er ist meist rundlich, seltner etwas spaltartig in die Länge gezogen; gewöhnlich geschlossen, öffnet er sich nur während der Nahrungsaufnahme. Schlund, wenn deutlich ent- wickelt, eine gerade nach hinten ziehende kürzere oder längere, stets un- bewimperte Röhre, die meist von einem mehr oder weniger deutlichen Stäbchenapparat umgeben ist. After in der Regel terminal. Die meist grobe Nahrung wird wohl immer durch Schlingen, nie durch Einstrudelung aufge- nommen. Conjugation terminal. 1. Unterfamilie. Holophryina Perty 1852 (Fam.) emend. Bewimperung fast stets gleichmässig und allseitig, nur um die Mund- öffnung zuweilen ein bis mehrere Kränze ansehnlicherer Cilien. Selten ist das Wimperkleid auf die vordere Körperhälfte beschränkt. Tentakelartige Gebilde fehlen; ebenso eine panzerartige Umhüllung. Holophrya Ehrbg. 1831 und 161; Dujardin (178); ? Cohn (227 b); Stein (261, 322, 428); Cienk. (266); Cl. u. L. (301); Eberhard (302); Quennerstedt (408 a); Meresch- kowsky (584); Maupas (681); Daday (771); ? Stokes (826a, 855). Synon. Leucophra p. p. OÖ. F. M. (76); Enchelys p. p. Diesing (411); Parasit. Infusor. Hilgendorif u. Paulicki (447) = Ichthyophthirius Fouquet (526) = Chromatophagus Kerbert (702). Taf. 56, Fig. 5—8 und 10. Mittelgross bis ansehnlich (0,4). Gestalt theils regulär ellipsoidisch mit nahezu gleichen Polen, theils gestreckter bis eylindrisch; das Hinter- ende dann auch etwas zugespitzt. Biegsam, doch selten erheblich con- Uebersicht der Gattungen. 1679 traetil. Mund terminal, selten ein wenig nach hinten verschoben (Lieberk.); spalt- oder grubenförmig; manchmal von sphincterartigem Lippensaum um- geben, welcher auch etwas warzenförmig vorspringen kann. Zuweilen von dichter gestellten, etwas längeren, nach vorn gerichteten Cilien um- geben. Ein Schlund scheint theils zu fehlen, theils ist er deutlich und dann kurz spaltartig oder röhrig. Stäbchenapparat fehlend oder schwach entwickelt. After terminal. Contractile Vacuole gewöhnlich einfach, terminal; seltener daneben noch einige kleinere in einer oder mehreren Längsreihen über den Körper vertheilt (Lieberkühn) oder endlich sehr zahlreiche kleine (sog. Ichthyophthirius). Cilien zart. Ma. N. kuglig bis eiförmig, hufeisenförmig, lang bandförmig und dann gewunden bis rosenkranzförmig; selten in zahlreiche kleine Bruchstücke zerfallen. Mi.N. unbekannt. Nahrung grob und fein. Eneystirung in gallertiger oder zarter Hülle; Cysten kuglig; zuweilen in denselben energische Vermehrung zu sehr zahlreichen kleinen Sprösslingen (Ichthyophthirius). Sichere Arten ca. 5—6. Süsswasser und Meer. Auch parasitisch (Ichthyophthirius) im Epithel der gesammten Körperoberfläche von Süsswasserfischen (Cypri- noiden, Salmoniden, Esox). Die Gattung Holophrya in dem hier angenommenen Umfang liesse sich in einige Sectionen oder Untergattungen zerlegen, welche aber durch Uchergänge wohl zu innig zusammenhängen, um als besondere Genera betrachtet zu werden. Section I. umfasst die Formen mit einfacher terminaler Vacuole und verschiedenartig gestaltetem, einfachem Ma. N. (Typus Holoph. discolor). Section II. diejenigen, bei welchen der Mund nicht mehr ganz terminal, sondern etwas nach hinten gerückt ist (eine unedirte von Lieberkühn beobachtete Form). Section III. diejenigen, bei welchen zahlreiche kleine Vacuolen über die gesammte Körperoberfläche vertheilt sind (alleiniger Typus der sog. Ichthyophthirius multifiliis Fouquet —= Chromatophagus Kerbert) und Section IV. die langeylindrische sog. Holophrya oblonga Maupas mit fein zer- theiltem Nucleus, die wahrscheinlich identisch mit der sog. H. marina Daday’s (Makro- nucleus rosenkranzförmig) ist und welcher auch wohl der Prorodon marinus (Olap. u. L. 301, sowie Quennerstedt 408b und Möbius S76) nahe steht. Letztgenannte Formen besitzen jedoch auch wohl Beziehungen zu Chaenia Quennerst. Perispira Stein 1859 (323), ? ? Stokes (800, 855). Synon. ?Holophrya Ovum Ehrbg. (161). Zweifelhafte Gattung, da bis jetzt nur ungenügend beschrieben. Nach Stein’s Diagnose würde sie sich von gewöhnlichen Holophryen der I. Section dadurch unterscheiden, dass ein spiralig verlaufender Wulst vom vorderen Körperpol, wo er den Mund in einem weiten Bogen umkreist, bis zum hinteren Ende herabläuft. Dieser Wulst ist mit denselben feinen Cilien bekleidet wie der übrige Körper. Stokes will eine zweite Art in Nordamerika beob- achtet haben, P. strephosoma. Bei Vergleichung der Abbildung scheint es mir jedoch wohl möglich, dass sie ein heterotriches, in die Nähe von Metopus gehöriges Infusor war, um so mehr, als Mund und After nicht erkannt wurden, Süsswasser. Europa. Urotricha Clap. u. L. 1858 (301); Kent (601); Stokes (795, 855). Synon. ??Pantotricha (Lagenula) Ehrbg. (161). Mars, Bile Klein (L. bis 0,04). Bau in der Hauptsache der einer kleinen Holo- phrya der I. Seetion mit terminalem, z. Th. sehr erweiterungsfähigem Mund, 1680 Giliata. dem sich zuweilen ein ziemlich langer feiner Schlund anschliesst; mit terminalem After und contractiler Vacuole. Die Gattungsauszeichnung bildet eine ansehnliche, vom hinteren Pol entspringende Borste, welche schief oder gerade nach hinten gerichtet ist. Der hin- tere Pol z. Th. sonst unbewimpert. Ziemlich grob spiral gestreift oder glatt. Bewegungen ziemlich langsam, manchmal jedoch auf kurze Ent- fernungen springend. Süsswasser. Europa und N.-Amerika. 2 Arten. ?Balanitozoon Stokes 1886 (795, 826, 855). Taf. 57, Fig. 2. Klein (L. bis 0,014). Bau wesentlich wie Urotricha mit gerade nach hinten gerichteter Schwanzborste. Die einfache contract. Vacuole etwas seitlich am Hinterende; der einfache runde Makronucleus in der Mitte, doch auch etwas auf die Seite geschoben. Körperoberfläche quergeringelt. Unterschied von Urotricha nach Stokes’ Schilderung wesentlich nur, dass die Bewimperung sich auf die vordere Körperhälfte beschränkt; da jedoch auch bei Urotricha das Hinterende z. Th. cilienlos ist (Schewiakoff), so dürfte die Gattung wohl ein- zuziehen sein. Bewegung rasch drehend und seitlich springend. Süsswasser. N.-Amerika. 1 Art. Enchelys (Hill 1752, O. F. Müller 76) Ehrbg. emend. 1838; Stein (322, p. 15, p. 80 und 428); Clap. u. L. (301); Entz (569); Kent (601). Synon. ?Spinosi grossi Corti (53); ?? Disoma Ehrhg. (161); ? Balantidion Eber- hard (356); Holophrya tarda Quennerst. (408) = H. Kessleri Mereschk. (584); Lacrymaria truncata und teres Stokes- (759, 800, 855). Taf. 56, Fig. 9. Klein bis mässig gross (ca. 0,02—0,2.). Den Hauptunterschied von Holophrya bildet die mehr oder weniger halsartige Verschmälerung des Vorderendes, während das Hinterende mehr abgerundet ist. Der vor- dere Pol ist gerade oder etwas schief abgestutzt und wird von der Mundöfinung eingenommen, die grubenförmig oder von einer vor- springenden, sphincterartigen Lippe umgeben ist. Schlund fehlend oder doch sehr undeutlich; z. Th. von Stäbchen umstellt. Cilienbekleidung recht kurz und fein, doch der Mundrand häufig mit einem Ring etwas stärkerer Cilien. 1 contractile Vacuole terminal oder mehrere in einer Längs- reihe. Ma. N. oval, länglich bis strangförmig und gewunden. Selten doppelt. Mi. N. wenig bekannt, zuweilen mehrfach. Kuglige dünnhäntige Cysten, z. Th. mit Vermehrung beobachtet. Nahrung grob und fein. Bewegung meist ziemlich schwerfällig. Süsswasser und Meer. Europa und N.-Amerika. Etwa 5 Arten. Unterscheidung von Holophrya schwierig und bis jetzt nicht genügend gesichert, da gerade die Untersuchungen über diese altbekannten Formen in neuerer Zeit sehr vernachlässigt wurden. Spathidium Dujard. 1841. Maupas (863). Synon. Enchelys Spathula Müller (76); gigas Stein (322, p. 80), Entz (569); Leucophrys Spathula Ehrbg. (161), Cienkowsky (266); ? Habrodon Perty (240); 22? Diceras und ?? Pelekydion Eberhard (356). Taf. 58, Fig. 10 und Taf. 59, Fig. 1. Klein bis mittelgross (bis 0,24). Gestalt beutel- bis länglich beutel- förmig. Biegsam, doch wohl nicht viel eontraetil. Farblos. Unterscheidet Uebersicht der Gattungen. 1681 sich von Enchelys dadurch, dass das Vorderende weniger verjüngt, dagegen seitlich abgeplattet und schief nach der Bauchseite abgestutzt ist. Die ganze, zuweilen recht ansehnliche Abstutzung soll von der mehr oder weniger langen, spaltförmigen Mundöffnung eingenommen werden. (Nach Maupas beschränkt sie sich bei Sp. spathula auf das Hinterende der abgestutzten Vorderregion.) Sie ist meist ganz geschlossen und von einem wulstigen Lippenrande umzogen. Bauchseite gewöhnlich etwas stärker gekrümmt wie die Rückenseite. Schlund wenig bekannt; bei Sp. Spathula O. F. Müll. sp. = Enchelys gigas Stein und Entz) soll er von 16 und mehr keulenförmigen, ceontractilen (E., ? B.) Stäbchen umstellt sein (Tastkörperchen Stein, Trichocysten Mps.). Bewimperung gleichmässig. Contractile Vacuole terminal oder daneben noch mehrere andere. Nucleus rund bis länglich und rosenkranzförmig. Mi. N. bis zahlreich. Nahrung ansehnlich. Cyste kuglig. Süsswasser. 2 bis 3 Arten. Europa. Einerseits schliessen sich die hier vereinigten Formen innig an Enchelys an, anderer- seits führen sie deutlich zu Amphileptus über. Hierher gehört vielleicht auch der sogen. Litonotus vermicularis Stokes (825), der jedenfalls kein echter Lionotus ist. Er soll nur auf einer Seite bewimpert sein. Sehr lang wurmförmig (bis 0,5 Mm.). Rosenkranzförmiger Ma. N. und zahlreiche contractile Vacuolen. — Eine sehr ähnliche Form ist auf Engelmann ’s Skizzen (1875) abgebildet (L. bis 0,95) und richtiger als ? Enchelys gigas bezeichnet. Sehr contractil, jedoch Contractionen ziemlich langsam. Engelmann beobachtete „viele ovale Kerne“, jedoch keinen rosenkranzförmigen Ma. N. Zahlreiche contract. Vacuolen längs des ganzen Rückenrandes. E.s Form wird sicher zu Spathidium zu ziehen sein, ist jedoch nicht identisch mit En- chelys gigas Stein, wenn Entz (1579) letztere richtig auf Leucophrys spathula Ehrbg. bezieht. Chaenia Quennerstedt 1868 (408€); Gruber (693, 841); Rees (709). Synon. Trachelius Dujardin p. p. (175); Choenia p. p. Kent (601), Gourret und Roeser (774). Taf. 58, Fig. 6. Mittelgross (bis 0,25 etwa). Langgestreckt cylindrisch mit etwas ver- schmälertem Vorderende. Recht contractil. Mundöffnung terminal oder subterminal, meist ganz geschlossen und unsichtbar, doch sehr erweiterungs- fähig. Schlund wahrscheinlich ganz fehlend (nach G. und R. kurzröhrig und nicht gestreift). Gleichmässiges Wimperkleid; nur am Vorderende jederseits eine Reihe ansehnlicherer Cilien. (Nach G. und R. die Körper- eilien relativ lang und hinten etwas schopfförmig verlängert.) 1 contractile Vacuole terminal. Ma.N. in verschieden zahlreiche kleine Bruchstücke zerfallen. Nahrung grob. Gefrässig. Bewegung rasch rotirend. 1 sichere Art. Europäische Meere. An die echte Chaenia teres Dujard. sp. (= Ch. vorax Qu.) scheint sich der von Maupas beschriebene Lagynus elongatus Cl.u. L. sp. (= Enchelyodon Cl. u. L. — (wymnopharynx Dies. p. p. 411, vergl. auch ? Gourret u. R. 774, Rees 709) nahe anzu- schliessen, so dass seine Hierherziehung vielleicht gerechtfertigt ist. Der Ma.N. zeigt den gleichen Zerfall; das halsartig verschmälerte, kurze Vorderende soll von spiralig stehenden stärkeren Wimpern umstellt sein. Unregelmässig zerstreute, eigenthümliche Stäbchen vorhanden. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 106 1682 Giliata. Prorodon Ehrbg. 1833 u. 161; Cohn (227); Stein (261, p. 6, 322 und 428); Clap. u. Lachm. (301); Stokes (800, 855); Maskell (824); Fabre (847); Balbiani (877). Synon. ?Leucophra p. p. und ?Paramaecium marginatum O. F. Müller (76); Enchelyodon Clap. u. L. (301) und Wrzesniowski (454); Gymnopha- rynx p. p. Diesing (411). Taf. 57, Fig. 3—6. Mittelgross bis recht ansehnlich (bis 1,2). Gestalt eiförmig bis länglich, ja sogar wurmförmig langgestreckt. Pole gewöhnlich gleichmässig ab- gerundet. Meist im Querschnitt kreisrund, seltener etwas abgeplattet. Rundlicher oder etwas spaltartiger Mund meist ganz terminal oder doch nur sehr wenig nach hinten verschoben, z. Th. etwas zitzenförmig vorspringend. Er führt in einen meist recht langen, mit gut entwickeltem Stähchenappa- rat versehenen oder doch fein längsgestreiften Schlund, welcher kegelig oder etwas comprimirt erscheint. Bewimperung meist gleichförmig, selten ein hinterer stärkerer Schopf. Um den Mund z. Th. dichter gestellte, nach vorn gerichtete Cilien. Trichoeysten zuweilen vorhanden. Contractile Vacuole fast stets einfach terminal; selten zahlreiche über den ganzen Körper vertheilt. After terminal. Ma. N. kuglig, bis bandförmig und dann gewunden. Zuweilen zweigliedrig. Kuglige Cyste mit und ohne Theilung. Nahrung grob und fein. Bewegung rasch. Stsswasser. Europa, N.-Amerika, N.-Seeland. Arten ca. 7—8. Dinophrya n. g. (gegr. auf eine unedirte von Lieberkühn 1855 be- obachtete, neuerdings von mir und Schewiakoff untersuchte Form). Synon. ?Siagonophorus Eberhardt (302, 356); Strombidinopsis acuminata Stokes (800, 855). Taf. 57, Fig. 7. Mittelgross (L. ea. 0,1). Gestalt länglich, drehrund; hinterer Pol zu- gespitzt, vorderer stumpf kegelig zugeschärft. Auf der Spitze des unbe- wimperten Kegels die kleine Mundöffnung, welche in zarten holophrya- artigen Schlund mit feinem Stäbehenapparat führt. Allseitiges Kleid ziem- lich ansehnlicher Cilien, dazu ein mehrreibiger Gürtel längerer Cilien an der Basis des Mundkegels. Kern ellipsoidisch, ziemlich eentral. Contractile Vacuole terminal. After subterminal. Süsswasser. Europa und N.-Amerika. 1 Art. Laerymaria. Ehrbg. 1830. Diese Gattung umfasst im weiteren Sinne alle diejenigen Formen, welehe sieh ähnlich Dinophbrya durch Besitz eines stärkeren Wimper- kranzes oder -gürtels in geringer Entfernung hinter der Mund- öffnung und eine mehr oder weniger flaschenförmige Gestalt auszeichnen, indem der vordere Körpertheil in verschiedenem Grad halsartig verschmälert und verlängert ist. Der Schlund von meist ziemlich feinen Stäbehen, welche einen Reusenapparat, ähnlich wie bei Prorodon, bilden, umgeben; doch ist der Apparat häufig unregelmässiger wie der von Proro- don. Meist recht contractil. Uebersicht der Gattungen, 1683 Subg. Lagynus Quennerstedt 1868 (408€); Maupas p. p. (681); ? Daday (771); Gruber (693); Stokes (855). Synon. Lacrymaria Engelmann (359). Nat 57, Bios IT. Grösse mässig. Gestalt kurz flaschenförmig. Hals wenig entwickelt. Hauptcharakter ist, dass hier ein besonderer, den Mund tragender Aufsatz fehlt. Kern ellipsoidisch. Contractile Vacuole einfach, terminal. Eneystirung in gestielter Cyste für L. laevis beobachtet (Gruber), zuweilen mit Vermehrung. Meer und Süsswasser. Europa und N.-Amerika. 2—3 sichere Arten. Nur die Gestalt gibt eine einigermaassen sichere Unterscheidung dieser Gattung von Prorodon, mit welchem die innigsten Beziehungen bestehen. Daday will die von Claparede nnd Lachmann (301) beschriebene, angebliche Jugendform der Gattung Folliculina, welche auch Lieberkühn und später Stein (439) beobachteten, als besondere Art zu Lagynus ziehen, was wohl richtig ist (s. oben p. 1574). Subg. Trachelophyllum. Clap. u. L. 1858; Wrzesniowski (352 und 454); Engelmann (359); Stein (340); Stokes (713, 800, 855). Synon. ??Kolpoda Lamella O. F. Müller (76); ? Uroleptus Lamella Ehrbg. (161); Trachelius p. p. Perty (240). Taf: 57, Big. 12. Klein bis mässig (0,20). Gestalt ziemlich langgestreckt. Haupteharakter die ziemlich starke, bandförmige Abplattung des Körpers; daher auch die Bewegungen mehr gleitend, doch auch schwimmend unter Drehungen. Ziemlich contractil. Mundzapfen scheint retractil zu sein, da er bald vor- handen war, bald nicht zur Beobachtung gelangte. Gewöhnlich eine galler- tige Hüllschicht. Cilien ziemlich lang. Mundeilienkranz mässig entwickelt. 1 contractile Vacuole terminal. Ma.N. zweigliedrig mit mehreren Mi.N. Süsswasser. Europa und N.-Amerika. 1 sichere Art (T. apiculatum Perty sp.); unsicher T. pusillum Perty sp., Clap. u. L. (nach Parona 654 auch marin), sowie T. clavatum und tachyblastum Stok.; T. vestitum Stok. ist sicher = T. apieulatum. Lacrymaria s. str. Ehrbg. 1830 u. 161; Perty (240); Clap. und L. (801); Stein (322); Quennerstedt (40Ssa—b); Cohn (410); Uljanin (487); Frommentel (504); Grimm (827); Entz (569); Gruber (693); Andrussowa (766); Gourret et R. (774); Möbius (S76). Synon. Proteus Baker (29); Brachionus p. p. Pallas (44); Wasserschwan Eichhorn (54); Vibrio p. p. und Trichoda p.p. O.F. Müller (76); Lacrima- toria Bory p. p. (115); Trachelocerca Ehrbg. (161 u. ? 170), do. Perty (240), Cohn (227) u. Kent (601); Phialina Bory (115), Ehrbg. (161), Cl. u. L. u. Kent. Taf. 57, Fig. S—9. Mittelgross bis ansehnlich (bis 0,8). Gestait kurz bis sehr lang flaschen- förmig, da der Hals z. Th. recht lang ist. Sehr contractil, namentlich macht der lange Hals die mannichfaltigsten Bewegungen. Hinterende abgerundet oder zugespitzt. Den Hauptcharakter bildet der Mundzapfen des Vorder- endes, welcher wie ein Pfropf dem Hals der Flasche aufsitzt. Ein bis mehrere Kränze stärkerer Wimpern an der Basis des Mundzapfens oder auf demselben. Spiralstreifung des Körpers häufig recht kräftig. 1 contractile Vacuole terminal, dazu zuweilen noch 1 bis 2 weiter vorn. Ma.N. central, kuglig bis länglich oder zweigliedrig. Mi.Ni. wenig bekannt, doch wohl 106 * 1684 Ciliata. immer vorhanden. Nahrung meist fein. Eneystirung in kugliger Cyste, z. Th. mit Vermehrung. Süsswasser und Meer. Europa und N.-Amerika. 4 sichere Arten. Als Phialina bezeichnete Ehrenberg solche Lacrymarien, deren Mund nicht auf der Spitze des Zapfens, sondern in dessen Basalfurche liegen sollte. Obgleich auch in den uned. Tafeln Lieberkühn’s Aehnliches abgebildet ist, scheint mir die Existenz solcher Formen noch nicht genügend erwiesen. Sollte sich diese Mundlage für Phialina vermicu- laris später bestätigen, so würde es wohl richtig sein, sie zu einem Subgenus zu erheben. Subg. Trachelocerca (Name von Ehrbg. 1833) emend. Cohn (410); Quennerst. p. p. (408b); Gruber (693, S41); Entz (694); Kent p. p. (601); Gourret et R. (774). Synon. ? Vibrio Sagitta O. F. Müller (76); ? Lacrimatoria p. p. Bory (115); Trachelius filarina Beneden (813); Choenia teres Kent (601). Maf-257. Big, 10. Die einzige sicher bekannte Form sehr langgestreckt und gross (bis 3 Mm. van Bened.) und äusserst contractil. Als einziger unterscheidender Charakter von Bedeutung gilt die vierlappige Bildung des Mundzapfens, welcher jedoch nicht stets entwickelt zu sein scheint. Schlund zart und glatt. 1 contractile Vaeuole terminal. 1 centraler Ma. N. oder zahlreiche Bruchstücke durch den ganzen Körper zerstreut. Encystirung in ovaler Cyste, z. Th. mit Ver- mehrung. Marin. 1 Art. Auf Lieberkühn’s unedirten Tafeln findet sich die Abbildung eines kleinen, lacry- mariaartigen Infusors aus Süsswasser, das ebenfalls einen zwei- bis dreilappigen Mundzapfen hat und demnach vielleicht hierher gehört. Anhang zur Gattung Lacrymaria. ? Vasicola Tatem 1869 (535). Ungenügend bekannte Form, etwa vom Bau einer kleinen Lacrymaria (0,153). Mund- zapfen wenig entwickelt, doch ziemlich breit; trägt einen Kranz stärkerer Cilien. Schlund wenig bekannt. Kern und contract. Vacuole? Hauptmerkmal: der Besitz eines flaschen- förmigen, mit breiter Basis angewachsenen Gehäuses, dessen Mündung halsartig verengt ist. Quertheilung im Gehäuse beobachtet, worauf die beiden Sprösslinge dasselbe verlassen; auch die gewöhnlichen Thiere verlassen das Gehäuse häufig. 1 Art. Süsswasser. Europa. Es scheint mir nicht ganz sicher, ob das Gehäuse wirklich von der Vasicola gebildet wurde. ? Metacystis Cohn 1866 (410); Entz (694): Gourret und Roeser (774); Möbius (876). Unsichere kleine Form (L. bis 0,03). Gestalt etwa kegelförmig bis eylindrisch, hinten abgerundet, vorn abgestutzt. Vorderende mit Kranz kräftigerer Cilien (nach M. 2 Kränze ver- schieden grosser), der übrige Körper fein geringelt oder ungestreift (G. und R.) mit zärteren Cilien. Das Hinterende umschliesst fast immer eine mehr oder weniger hervorragende, homo- gene, fettartig glänzende Blase (was mit Entz wohl sicher als eine pathologische, auf begin- nendem Zerfliessen beruhende Erscheinung angesprochen werden darf). Ma.N. einfach central. Contract. Vacuole terminal vor der Blase. Bewegung stetig rotirend. Europäische Meere. 1 Art. Entz will diese Form auf kleine Exemplare der Trachelocerca Phoenicopterus zurückführen, was mir nicht genügend erwiesen scheint. G. und R. geben an, dass die von ihnen beobachteten Exemplare häufig mit Sandkörnern oberflächlich bedeckt waren. Dies macht die Beurtheilung der Form einstweilen noch unsicherer. Möbius beobachtete Theilung, was wohl gegen Entz’ Ansicht spricht. Uebersicht der Gattungen. 1685 2. Unterfamilie. Actinobolina Kent 1881 (Fam.). Unterscheiden sich von den Holophryina durch den Besitz tentakel- artiger, retractiler Organe neben den Cilien. Tentakel entweder zahlreich und gleichmässig über den Körper zwischen den Cilien vertheilt, oder es ent- springt nur ein einziger am Vorderende neben der Mundöffnung. Bewim- perung gleichmässig und allseitig. Actinobolus Stein 1867 (428 p. 169), Entz (641). Taf. 56, Fig. 3. Grösse mässig (Genaues nicht bekannt). Allgemeiner Bau ganz der einer Holophrya mit trichterförmigem, etwas längsfaltigem (?) Schlund. Schwach eontraetil. Cilien ziemlich lang. Dazwischen, allseitig entspringend, zahl- reiche extensile und retractile Tentakel ohne Endknöpfe, welche nicht bei der Nahrungsaufnahme, dagegen bei der Festheftung verwendet werden. 1 eontractile Vaeuole, wie der After terminal. Ma. N. kuglig bis band- und rosenkranzförmig. Mi. N. ?. Bewegung rasch rotirend, heftet sich nicht selten mit dem zitzenförmig vorspringenden Mund fest. Nahrung Algen- bruchstücke. Kuglige Cyste mit Vermehrung. Süsswasser. Europa. 1 Art. Entz spricht sich nach Beschreibung dieser Form wieder etwas zweifelnd über ihre Selbstständigkeit aus, da er sie in Gesellschaft der Acineta mystacina traf, mit deren Schwärmern sie viel Achnlichkeit haben soll. Mir scheinen diese Zweifel übertrieben. Anhang zu den Actinobolina. Ileonema Stokes 1884 (712, 855). Taf. 56, Fig. 4. Bis jetzt nicht genügend bekannte, doch sicherlich recht interessante Form. Mässig ‚gross (0,2). Allgemeiner Bau und Gestalt entsprechen etwa einer mässig langen Lacrymaria. Bauchseite etwas abgeplattet; Rücken convex. Schlundstäbehen deutlich. Hauptcharakter ein langes, tentakel- förmiges Gebilde, welches am vorderen Pol neben dem Mund entspringt und aus zwei, etwa gleich langen Abschnitten besteht. Der dickere basale ist schraubenförmig gewunden, der distale "fein fadenförmig. Letzterer wird zuweilen eingezogen, wie auch das ganze Gebilde bei lang in Gefangen- schaft gehaltenen Thieren. Meist wird der Tentakel nach hinten umgebogen getragen, zuweilen aber auch aufgerichtet. Bei eingezogenem Faden soll er zur Anheftung dienen können. Schwingende Bewegungen führt er nicht aus. Cilien ziemlich spärlich und zerstreut stehend, unregelmässig schlagend. Auf dem Rücken soll sich eine Längsreihe kurzer, haarartiger Borsten finden. 1 Art. Süsswasser. N.-Amerika. Stokes will in dem Tentakel, welchen er Flagellum nennt, eine Beziehung zu den Dino- flagellaten erkennen, was mir ohne jeden Anhalt scheint; dagegen erinnert er an gewisse Suc- toriententakel. 1686 Giliaca. 3. Unterfamilie. Colepina Clap. u. L. 1858 (Familie). Gestalt kurz, meist tönnchenförmig, selten etwas länger bis spindelig. Das Vorderende breit abgestutzt und ganz von der grossen Mundöffnung eingenommen, die, wie es scheint, gewöhnlich offen steht. Dieselbe ist von einem Kranz ansehnlicher borsten- bis zackenartiger Cirren umgeben. Der übrige Körper gleichmässig und ziemlich zerstreut bewimpert oder nur ein- seitig und dann vorwiegend links. Die beiden Seiten sind in letzterem Fall auch sonst verschieden. Theils nackt, theils mit einem aus einzel- nen, in ringförmigen Zonen angeordneten Stücken zusammengesetzten, pellieularen Panzer versehen. Plagiopogon Stein 1859 (323). Synon. Holophrya Coleps Ehrbg. (161); Coleps inermis Perty (240); Dictyocoleps p. p. Dies. (411). Klein. Ungenügend bekaunt. Unterscheidet sich von den übrigen Colepinen, speciell Coleps, wesentlich nur durch völligen Mangel des Panzers, was ich jedoch noch nicht für ganz sicher erachte. Stein’s Diagnose lautet: ‚Körper oval drehrund mit tiefen, ziemlich weit von einander entfernten Längsfurchen; die erhabenen Zwischenräume fein quergestreift. Die ganze Öber- fläche dicht mit feinen kurzhaarigen Wimpern bekleidet; am vorderen Ende eine breite hogen- förmige Mundspalte, welche von längeren borstenförmigen Wimpern eingefasst wird. Anus und contract. Vacuole hinten.“ Süsswasser. Europa. 1 Art. Coleps Nitzsch 1827 (106); Dujardin (175); Ehrbg (161 und früher); Perty (240); Ul. und L. (801); Alenitzin (488); Entz (694); Maupas (746). Synon. Cercaria hirta OÖ. F. Müller (76); Vorticella punctata Abildgaard (85); Diceratella p. p. und Craterina p. p. Bory (115); Dietyocolepsp.p., Pina- coleps und Gricocoleps Dies. (411). Klein bis mittelgross (0,06). Gestalt tönnchenförmig bis etwas ab- geplattet. Gewöhnlich einerseits etwas weniger gekrümmt, wodurch Neigung zur Bilateralität bis Asymmetrie. Hinterende abgerundet; Vorderende breit abgestutzt, ganz von der ansehnlichen Mundöffuung eingenommen. Mit einem aus organischer Substanz bestehenden, ziemlich festen, aber wenig resistenten Panzer bekleidet, der aus zahlreichen, unter einander nicht verwachsenen Stücken besteht, die bei der typischen Form (C. hirtus Müll. sp.) in 4 Haupt- gürteln um den Körper geordnet sind, wozu sich noch ein Kranz zahn- förmiger Stücke um die Mundöffnung und einige dreieckige Stücke, welche den hinteren Abschluss bilden, gesellen. Die eine Seite der Stücke der 4 Hauptgürtel ist mit einer Anzahl vorspringender Zähne versehen, wodurch zwischen den benachbarten Stücken Längsreihen von Oeffnungen bleiben, aus welchen die relativ spärlichen, aber ziemlich langen Cilien hervortreten. Direct auf dem Mundrand, oder sogar etwas in dem Mund, ein Kranz kürzerer, jedoch ziemlich dicker Cirren (nach Maupas unverbunden unter einander, nach Entz durch eine membranellenartige Membran an der Basis vereinigt). Schlund weit trichterförmig und längsgestreift. After sub- terminal, ebenso die einfache contractile Vaeuole. Ma.N. einfach rundlich. System. 1657 Fortpflanzung durch Quertheilung in eigenthümlicher Weise. Bewegung rasch und anhaltend wälzend. Nahrung ansehnlich. Nicht selten Zoo- ehlorellen. Süsswasser. Europa, N.-Amerika, Aegypten und Australien. Circa 3 Arten. Tiarina R. S. Bergh 1879 (563). Synon. Goleps p. p. Cl. und L. (301), Daday (771); Möhius (876); Dietyo- coleps p. p. Diesing (411). Taf 98, Ries 2. Im Wesentlichen wie Coleps gebildet, von dem sie sich dadurch unter- scheidet, dass das Hinterende zugespitzt ist und die Panzerstücke, welche im Allgemeinen wie bei Coleps geordnet sind, Längsleisten darstellen, welche beiderseits mit Zähnchen besetzt sind. 1 Art. Nord. Meere und Mittelmeer. Könnte auch nur als Subgenus von Coleps betrachtet werden und hätte chronologisch richtiger den Diesing’schen Namen Dictyocoleps zu führen. Stephanopogon Entz 1884 (694). Pat. 57, Rie. 13. Mittelgross (bis 0,07). Formbeständig. Eigentliche Skelettgebilde fehlen. Gestalt auffallend asymmetrisch; etwa beutelförmig, hinten abgerundet; das den Mund tragende Vorderende ein wenig verschmälert und schwach gekrümmt, was dem Körper eine entsprechende Einbuchtung gibt. Bezeichnen wir die gebuchtete Seite als Bauch, so ist die linke Seite abgeflacht, die rechte dagegen gewölbt. Vom Beginn des Halses läuft eine Spiralstreifung nach hinten, welche jedoch nicht die gesammte Oberfläche, sondern vorwiegend die abgeflachte linke Seite, weniger die rechte, überzieht. Nur diese gestreifte Körperpartie ist bewimpert. -Der Mund, welcher das ganze, schief abgestutzte Halsende einnimmt, ist von 4 zackenartigen, dicken Cirren umstellt, die bald steif, baid wirbelnd erscheinen. Am Hals einige steife Borsten. 2 contractile Vaeuolen; eine subterminal, die andere an der Halsbasis. Ma.N. hufeisen- förmig, bauchwärts. Am Hals eine verschiedene Anzahl längsleistenartiger Gebilde („wulstartige Verdickungen der hyalinen Grundsubstanz“ Entz), möglicherweise Schlundstäbchen. Schlund scheint gewöhnlich geschlossen zu sein, wenig bekannt. Bewegung schwimmend und wälzend, oder auf der abgeflachten Seite kriechend. Nahrung ansehnlich. 1 Art. Mittelmeer. 4. Unterfamilie. Cycelodinina (Cyclodinea) Stein 1867. Die Bewimperung auf einen bis mehrere, den drehrunden Körper ring- förmig umziehende Gürtel beschränkt. Der terminale Mund liegt auf einem zitzenförmigen Mundzapfen und ist bei einer Gattung zuweilen von einigen kurzen, retractilen, tentakelartigen Gebilden umgeben. 1688 Ciliata. Didinium Stein 1859 (323 und 428 p. 168); Engelmann (359); Balbiani (490). Synon. Vorticella nasuta OÖ. F. Müller (76); Ecclissa p. p. Schrank (94); Rinella p. p. Bory (115); Chytridium Eberhard (356); Wagneria Alenitzin (502); Monodinium (Fabre 847). Taf. 58, Fig. 3—4. Mittelgross (0,18). Etwas contractil. Gestalt ungefähr die eines Finger- huts oder umgekehrt kegelförmig. Mundfläche schwach convex oder ganz wenig concav; in der Mitte zu einem kegelförmigen Mundzapfen erhoben, welcher die gewöhnlich fast ganz geschlossene, aber sehr erweiterungsfähige Mundöffnung trägt. Ansehnlicher, von feinen Stäbehen (Trichocysten Balbiani) umgebener Schlund. (Nach Balbiani kann aus dem Mund ein rüsselartiges Organ vorgeschnellt werden.) Entweder zwei Ciliengürtel, einer am Rand der Mundfläche und ein zweiter in der Mitte des Körpers, oder nur der vordere ausgebildet. After terminal; ebenso die einfache contractile Vaceuole. Ma. N. hufeisenförmig mit anliegendem Mi. N. Be- wegung rasch drehend. Geträssig, Nahrung: ansehnliche Infusorien. Kuglige diekwandige Cyste. Süsswasser. 2 Arten. Europa. Das von mir 1874 zuerst beobachtete Didinium Balbianii mit nur 1 Wimpergürtel, wurde neuerdings auch von Fabre (847) untersucht und zur Gattung Monodinium er- hoben. Öbgleich ich anerkenne, dass der Name Didinium der Einreihung einer solchen Form widerstrebt, kann ich mich doch nicht zur Annahme der neuen Gattung entschliessen, da Did. Balbianii im Uebrigen mit Did. nasutum ungemein nahe übereinstimmt. Vielleicht mag daher Monodinium als Untergattung beibehalten werden. — Nachtr. Zus. Maupas (868) erklärt neuerdings den sog. Rüssel (Balbiani) als einen Plasmafaden, welcher gelegentlich aus dem Leib der Beute hervorgezogen wird, wenn das Didinium von derselben zurückweicht. Mesodinium Stein 1862 (364 und 428 p. 148); Maupas (652, 681); Rees (709); Kellicott ? (741); Gourret und R. (776); Stokes (807, 855). Synon. ?Megatricha partita Perty (240); Halteria p. p. Cl. und L. (301), Fresenius (401), Carter (443), Mereschk. (584), Frommentel H. bipartita (504); Acarella Cohn (410), Mereschkowsky (651, 680), Kent (601); Arachnidium P- p. Kent (601). Taf. 58, Fig. 5. Klein (L. bis 0,04). Haupttheil des Körpers kuglig bis etwas konisch ; auf demselben sitzt ein relativ ansehnlicher, kegelförmiger Mundzapfen. Schlund mässig lang, glatt oder längsgestreift. Grenze der beiden Körper- theile durch eine Einschnürung bezeichnet, aus welcher 1 oder mehrere Kränze ansehnlicher zugespitzter Cirren entspringen. Wenn mehrere vor- handen, so sind die Cirren der vordersten gewöhnlich nach vorn gerichtet und legen sich demMundkegel an, die der hintersten dagegen nach hinten und bilden um den aboralen Körpertheil scheinbar eine helle kapselartige Hülle. Um den Mund zuweilen 4 kurze tentakelartige, retractile Organe; auch der Mundkegel soll retraetil sein (Meresehk.). Contraetile Vacuole und Ma. N. ähnlich Didinium. Bewegung rasch drehend und schwimmend oder kriechend, auch stossweise hüpfend. Kann sich mit dem Mund an- saugen. Nahrung kleine Infusorien oder Algentheile. 1—2 Arten (M. System. 1689 fimbriatum Stks. und reeurvum Kellie. dürften kaum von den europäischen verschieden sein). ‚Süsswasser und Meer. Europa, S.-Asien und N.-Amerika. Anhang zur Familie der Cyclodinina. Pompholyxia Fahre 1887 (772, 830), Balbiani (810 p. 507). Synon. Topfförmige Körper der Leibeshöhle von Sipunculus. Krohn, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1851, p. 369; Keferstein und Ehlers Zeitschr. f. wiss. Zoo- logie XII, p. 44; A. Brandt, Mom. Ac. St. Petersb. 7. s. T. XVI, Nr. 8; Lan- kester, Ann. m. nat. hist. 1873; Vogt u. Yung, Traits d’anat. comparee. 5. Livr. Durch neue Untersuchungen will sich Fabre überzeugt haben, dass die von früheren Beokachtern verschieden beurtheilten, sog. topfförmigen Körper der Leibeshöhle von Sipun- culus und Phascolosoma ein parasitisches Infusor seien. Gleichzeitig sprachen sich auch Vogt u. Y. in diesem Sinne aus. Obgleich mir die Angelegenheit noch nicht völlig erledigt scheint, möge hier eine kurze Charakteristik der fraglichen Gebilde nach Fahre’s Beobachtungen folgen. Gestalt beutelförmig (L. bis 0,09), mit etwas halsartig verjüngtem Hinterende, das senk- recht abgestutzt ist. Der eigentliche Körper von einer ganz klaren Flüssigkeit blasenartig er- füllt. Nur das abgestutzte Hinterende von einer scheibenförmigen Ansammlung granulären Plasmas gebildet, in welchem sich ein rundlicher Nucleus mit anliegendem Mi. N. findet. Der Rand der hinteren Scheibe ist wulstartig verdickt (nach Brandt radiär gestreift) und mit feinen Cilien dicht bekleidet, der übrige Körper ganz nackt. Nach Brandt sollen die Oilienenden mit einem kleinen Knöpfchen versehen sein. Der centrale unbewimperte Theil der Scheibe soll zur Absorption der Nahrung dienen; doch weiss ich nicht, ob wirklich feste Nahrung (Spermatoblasten und Blutkörperchen des Sipunculus) aufgenommen wird. Fortpflanzung durch Quertheilung beohachtet; wobei die Wimperscheibe des Hinterendes sich durchschnüren soll, was mit eigentlicher Quertheilung schwer vereinbar scheint Bewegung geradlinig und ohne den Anschein von Willkür, da Hindernisse nicht ver- mieden werden. Stets mit dem cilienlosen Ende voran. Die Wimpern sollen hänfig ab- geworfen werden (Brandt). Ueber die systematische Stellung der Form, wenn sie wirklich zu den Ciliata gehört, kann einstweilen nicht sicher geurtheilt werden. Die Anreihung an die Oyclodinina ist daher ganz provisorisch. Krohn hielt die Gebilde für Parasiten; Keferstein und Ehlers waren unschlüssig in ihrem Urtheil; wogegen sich Clapar&de (nach einer mündlichen Mittheilung bei Brandt) Krohn’s Ansicht zuneigte, wohl deshalb, weil er zuerst Theilungszustände beobachtet zu haben glaubte, welche auch Brandt selten fand. Letzterer möchte die topfför- migen Körper eher für organische Bestandtheile der Gephyreen halten. Hierzu bestimmte ihn vorzüglich die Erfahrung, dass ähnliche geknöpfte Cilien, wie er sie den Töpfchen zu- schreibt, auch auf dem Epithel der braunen Schläuche von Sipunculus vorkommen sollen und dass K. und E. die Töpfchen schon bei 2 Mm. langen Sipunculuslarven fanden. Aehnlich äusserte sich auch Lankester. Die Formen von Phascolosoma scheinen sich von denen des Si- punculus, welche bei der obigen Charakteristik speciell berücksichtigt wurden, hauptsächlich da- durch zu unterscheiden, dass auch die Wand des hlasigen Körpertheils eine dickere protoplas- matische Beschaffenheit hat und mit unregelmässigen warzenförmigen Erhebungen bedeckt ist. 5. Unterfamilie. Prorotrichina Btschli. Gestalt kuglig bis oval; Vorderende gewöhnlich etwas abgestutzt. Der terminale Mund führt in kurzen, nicht weiter ausgezeichneten röhren- förmigen Schlund. Die Bewimperung beschränkt sich entweder auf das äusserste Vorderende oder es finden sich noch an einigen anderen Körper stellen Wimperbüsche, resp. quere Wimperreihen, welche den Körper aber nicht ganz umgürten. 1690 Ciliata. Bütschlia. Schuberg 1886 (843). Taf. 57; Fig. 14. Klein (L. bis 0,06). Plastisch. Zu den oben verzeichneten Charak- teren bemerken wir noch, dass eine contractile Vacuole zu fehlen scheint. Ma. N. kuglig. Im Vorderende, nahe der Oberfläche, eine mit glänzenden Conerementen (? Exeretkörnern) dicht gefüllte Vacuole. 2 Arten. Rumen der Wiederkäuer. Zu derselben Gattung, resp. der Unterfamilie, gehören wohl sicher auch einige der Infu- sorien, welche Gruby und Delafond (1843), sowie Colin (1854) aus dem Blinddarm, dem erweiterten Theil des Colon des Pferdes und dem Colon des Schweins (Colin) kurz beschrieben. Die 2—4 Wimperbüsche scheinen bei denselben z. Th. auf armartigen Fortsätzen zu stehen. Jedenfalls finden sich darunter interessante Formen, welche eine genauere Untersuchung verdienten. 2. Familie. Trachelina (Ehrbg) Stein 1860. Körper entweder deutlich bilateral oder durch verschiedenartige Aus- bildung beider Seiten asymmetrisch. Selten drebrund; meist stark seit- lich eomprimirt und dann die linke Seite gewöhnlich stärker gewölbt wie die flache rechte. Den Haupteharakter bildet die Lage und Beschaffen- heit des Mundes. Derselbe ist entweder ein langer Spalt, welcher vom Vorder- ende über die Bauchseite oder -kante ziemlich weit nach hinten zieht, oder es bleibt nur sein hinterer Theil als kürzere spaltartige oder rund- liche Mundöffnung erhalten. Letztere liegt dann in ziemlicher Ent- fernung vom Vorderende. Das den Mund überragende Körperstück, resp. die ganze Mundregion (bei lang spaltförmigem Mund) ist gewöhnlich rüssel- artig verjüngt und etwas nach der Rücken- oder Bauchseite gekrümmt. Schlund fehlend oder kurz, dann mit zartem Stäbehenapparat. Bewimpe- rung gleichmässig oder auf die flache rechte Seite beschränkt. Die an- sehnliche Nahrung wird verschlungen. 1. Unterfamilie. Amphileptinae Bütschli. Der Mund liegt stets auf der convexen Bauchkante des dorsalwärts gebogenen Rüssels; bald als langer Spalt, bald als rundliche Oeffnung. Ampbhileptus (Name von Ehrbg 1830, s. auch 161) emend. Clap. und L. (801); d’Udekem (235); Cienkowsky (308): Engelmann (311, 359); Stein (428, p. 104); Entz (694); Kellicott (779); p. p. Gourret und R. (774). Synon. ?Vibrio p. p. O. F. Müller (76); ? Trachelius p. p. Ehrbg. (161) und Dujard. (175); Acineria Maupas (681), ? Dujard. (175). Taf. 59, Fig. 2. Mittelgross. Contractil. Der Körper beutelförmig, mit rüsselartig zu- laufendem und gewöhnlich mehr oder weniger comprimirtem Vordertheil. Zuweilen dehnt sich die Abplattung mehr auf den Gesammtkörper aus, der sonst drehrund. Der kRüsseltheil längs der Bauchseite schief ab- geschrägt; diese ganze Rüsselkante nimmt der lange Mundspalt ein, welcher sich nur bei der Nahrungsaufnahme weit öffnet; selten bleibt der Mundspalt kürzer (Acineria). Schlund scheint ganz zu fehlen. Körper- System. 1691 streifung allseitig und regulär. 1 terminale eontractile Vacuole bis zahl- reiche zerstreute. Im Rüsselende zuweilen Trichoeysten. Ma. N. ge- wöhnlich zweigliedrig; auch viergliedrig. Mi. N. vorhanden, wenig bekannt. Nahrung grob, z. Th. sehr gross; hauptsächlich Infusorien. — Eneystirung häufig; z. Th. über den gefressenen Vorticellinen; nicht selten mit Ver- mehrung. Süisswasser (auch Infusionen) und Meer. Europa und N.-Amerika. Sichere Arten 3; doch herrscht grosse Unklarheit hinsichtlich der von älteren Beobachtern beschriebenen, eventuell hierher gehörigen Formen. Stein (340) glaubt das sog. Pelekydion Eberhard’s (356), welches er selbst beob- achtet habe, an Amphileptus anreihen zu dürfen. Ich halte für möglich, dass es zu Spathi- dium gehört, und habe es deshalb auch bei letzterer Gattung angeführt. Lionotus Wrzesniowski 1870 (fälschlich zuerst Litonotus genannt, was viele Spätere wiederholten; früher (454) Leionota und ursprünglich 1867 Gasterotricha); Entz (569, 694); Gruber (693); Stokes (713, 755, 855). Synon. Amphileptus p. p. Ehrbg. (161), p. p. Dujard. (175), p. p. Cohn (252), p. p. Frommentel (504), p. p. Gourret und R. (774); Dileptus p.p. Dujard. (175), Frommentel (504); Trachelius falx Duj. (175), ? Quennerst. (408); ?Trachelocerca tenuicollis Quennerst. (40$Sb); Loxophyllum Cl. u. L. p. p. (301), Maupas (651), van Rees (709), Andrussowa (766). Folgende ältere Synonyme sind unsicher, ob zu Lionotus oder Amphi- leptus gehörig: „les Signes“‘ Joblot (28), Volvox vorax Ellis (48); ? kleiner Wasserschwan Eichhorn (54); Vibrio.p. p. O. F. M. (76), Schrank (94), Para- maecium p. p. Bory 115). Taf. 59, Fig. 5—6. Klein bis ansehnlich (0,4). Contractil. Gestalt im Wesentlichen wie bei Amphileptus, doch z. Th. viel gestreckter und der Rüssel häufig viel länger, bis über Körperlänge. Die rechte Seite stets abgeplattet und allein mit Cilien bekleidet; die linke Seite des eigentlichen Kör- pers dagegen stark gewölbt. Der Rüssel stets comprimirt, ebenso die Ränder des eigentlichen Körpers. Der lange Mundspalt erstreckt sich wie bei Amphileptus über die ganze Bauchkante des Rüssels. Längs dieser gewöhnlich auch eine Reihe ansehnlicher Trichocysten, die verschieden weit nach hinten reichen; zuweilen bis gegen den hinteren Pol; im Körper sind sie aber gewöhnlich unregelmässiger gestellt. Gewöhnlich nur die bewimperte rechte Seite längsgestreift; bei den kleineren Formen ist die Zahl der Streifen und Cilien- reihen z. Th. recht gering. Längs der Mundkante gewöhnlich eine Reihe stärkerer Cilien, welche eine Art adoraler Zone bilden. Contractile Vaeuolen einfach bis zahlreich. Ma. N. gewöhnlich zweigliedrig; selten einfach bis viergliedrig; soll zuweilen auch in zahlreiche Bruchstücke zer- fallen sein. Nahrung ansehnlich. Bewegung gleitend und schwimmend. Cyste kuglig. Süsswasser und Meer. Ca. 6 Arten; dazu noch mehrere unsichere. Europa und N.-Amerika. 1692 Ciliata. Loxophyllum Duj. 1841 (p. p-), Clap. und Lachm. p. p. (301); Stein (322, 428, p. 64): Cohn (410); Quennerstedt (408b); Wrzesniowski (454); Bütschli (522); Stokes 155, 725, 855); Gourret und R. (774). Synon. Kolpoda meleagris O. F. Müller (76); Amphileptus Ehrbe. p. p. (161); Dileptus p. p. Frommentel (504); ? Trachelocerca Maplestone (581); Lito- notus (helus) Stokes (713, 855). Taf. 59, Fig, 7 und Taf. 60, Fig. 1—2. Mässig bis gross (L. bis 0,4). Contraetil und flexil. Gestalt ähnlich Amphileptus und Lionotus, doch der Rüssel im allgemeinen weniger ent- wickelt. Fast der ganze Körper sehr comprimirt. Die gewölbte Partie auf einen mässigen Umfang der hinteren Region beschränkt, so dass stets ein relativ breiter hyaliner Saum den Körper umzieht, welcher auf der Rückenseite zuweilen fehlt. Der Mund wie bei den vorbergehenden Gattungen gebildet, reicht vom vorderen Körperpol nicht sehr weit nach hinten. After subterminal am Rücken. Eine Reihe Trichoeysten längs der ganzen Bauchkante, zuweilen über den hinteren Pol auf die hückenkante sich fortsetzend, wozu sich auf dem Rücken eine Reihe mit Trichoeysten erfüllter Papillen gesellen kann. Die Bewimperung be- schränkt sich wohl auf die rechte Seite, doch ist dies noch nicht genügend aufgeklärt. Contractile Vacuole terminal bis subterminal; bei der bestbekannten Form (L. meleagris) mit einem längs des Rückens nach vorn ziehenden Kanal, dessen Bildungsvacuolen häufig als eine Reihe contractiler Vacuolen beschrieben wurden, was auch für die übrigen Arten angegeben wird. Ma. N. zweigliedrig, viergliedrig (nach Stein sogar z. Th. einfach oval) bis bandförmig und rosenkranzförmig. Bewegung gleitend. Artenzahl 3—4. Süsswasser und Meer. Europa, N.-Amerika und ? Australien. Auf Lieberkühn’s unedirten Tafeln findet sich die Abbildung eines ansehnlichen Süss- wasser-Infusors (0,6), das sich Loxophyllum zunächst anreiht. In einigen Punkten weicht es je- doch so ab, dass es als Typus einer neuen Untergattung Stomophyllum betrachtet werden könnte. Ein Rüssel setzt sich vom blattförmigen Körper gar nicht ab und der deutlich gruben- förmige, nicht spaltartige Mund ist auf eine der Seitenflächen, wahrscheinlich die linke, ge- rückt. Die Bewimperung wahrscheinlich auf die rechte Seite beschränkt. Ma. N. rosenkranz- förmig und contractile Vacuolen mehrfach längs der Rückenkante. Trachelius (Schrank 1803) emend. Clap. und L. (301); Ehrbe p. p. (139 und 161); Cohn (227b); Gegenbaur (286); Stein (322, p. 82); Schwalbe (418); Balbiani (328, 342, 877); Schmidt (398); Slack (350); Bütschli 522); Foulke (695, 730). Synon. Gespitzte Kugel Eichhorn (54); ? Enchelis Pupa O.F. Müller (76) Ophryocerca Ehrbg (129); Amphileptus p. p. und ?Lacrymaria p.p. Dujardin (175); Harmodirus Perty (240). Dat. 59, ie. Ziemlich gross (L. bis 0,4). Gestalt kuglig bis ellipsoidisch; vorderer Pol in mässig langen, beweglichen, gewöhnlich etwas nach der Rückenseite sekrümmten Rüssel verlängert, an dessen Basis die runde, von einem sphineterartigen Saum umgebene und in einen prorodonartigen Schlund führende Mundöffnung liegt. Allseitige sgleichmässige Bewimperung. Ziemlich in der Körpermitte gewöhnlich noch eine zweite triehterförmige System, 1693 Veffnung oder Grube; manche hielten sie für den Mund (was von Bal- biani soeben wieder angegeben wird). Entoplasma baumartig verzweigt. Zahlreiche contractile Vacuolen über die ganze Oberfläche verstreut. Ma. N. central, einfach bis zweigliedrig und vicht selten bandförmig. Mi. N. demselben anliegend, einfach bis zahlreich. Bewegung langsam und stetig. Nahrung wohl grob. Cyste kuglig. Süsswasser. 1 sichere Art. Europa und N.-Amerika. Mit Trachelius hat der von Cohn (410) beschriebene marine „Amphileptus Gutta“ viel Aehnlichkeit. unterscheidet sich jedoch durch den weniger deutlich abgesetzten Rüssel und die Lage des Mundes, welcher der concaven Rückenseite genähert ist. Nur 1 contr. Vacuole terminal. Ma.N.? Diese Form scheint wegen eventueller Beziehungen zur Gattung Loxodes von besonderem Interesse. Dileptus (Dujard. 1841) emend. Wrzesniowski (466); Perty (240); @Quennerst. (408 u. e). Synon, Sichelthier Goeze (51); Vibrio Anser Müller (76); Amiba p. p. Bory (115); Amphileptus p. p. Ehrbg. (161), Dujard. (175), Cienkowsiy (266), Frommentel (504), Bütschli (522), Kent (601), Daday (771), Stokes (798, 855), Balbiani (877); Trachelocerca p. p. Maplestone (581); ? Phragelliorhynchus Herrick (697, oder — Lionotus anser). Taf. 50, Fig. 4 und p. 1346 Fig. 19. Mittelgross bis sehr ansehnlich (gestreckt bis über 1). Verhält sich in gestaltlicher Hinsicht etwa zu Trachelius wie die langgestreckten Formen von Lionotus zu Ampbileptus. Mit Lionotus hat er auch sonst Beziehungen. Körper nicht comprimirt. Sehr langgestreckter und ungemein contractiler, comprimirter Rüssel; an dessen Basis die Mundöffnung, welche wie bei Trachelius beschaffen ist. Auf der Bauchkante des Rüssels jederseits eine Reihe etwas stärkerer und dichter gestellter Cilien, welche am hinteren Rand der Mundöffnung bogenförmig sich vereinigen. Sonst allseitiges feines Wimperkleid. Längs der ventralen Rüsselkante ein Band von Triehoeysten, jedoch auch im übrigen Körper solche zerstreut. Contractile Vaeuolen zahlreich, in mehreren Reihen längs des Rückens. After bauchständig, an der Basis des zugespitzten Schwanzes. Ma. N. lang band- bis rosen- kranzförmig; meist aber in sehr zahlreiche kleine Gliederstücke zerlegt. Mi. Ni. zahlreich und, wenn der Ma. N. einheitlich, diesem anliegend. Be- wegungen gewandt, den Rüssel fortwährend hin- und herbiegend. Nahrung grob; pflanzlich und thierisch. Cyste kuglig, Hülle wahrscheinlich doppelt; die innere durch zwei Bänder an der äusseren befestigt. Süsswasser und Meer. 1 sichere Art. Europa, N.-Amerika und Australien. 3. Unterfamilie. Loxodina Btsehli. Rüssel ventralwärts gekrümmt, so dass der Mund oder Mundspalt an der eoncaven Rüsselkante hinzieht. Stark comprimirt und die Bewim- perung auf die rechte Seite beschränkt. 1694 Ciliata. Loxodes (Ehrbg. 1830 und 151) emend. Clap. und L. 1858 (301); J. Müller (277); Stein (322 u. 428‘; Wrzesniowski (466); Bütschli (522); Stokes (712, 825, 855). Synon. Kolpoda Rostrum Müller (76); Pelecida Perty p. p. (240, ?? Dujard. 175); Drepanostoma Engelm. (359), Diesing (411). Taf. 60, Fig. 3. Ansehnlich (bis 0,5). Kleine Thiere farblos, grosse gewöhnlich braun. Biegsam und das schnabelartige Vorderende mehr oder weniger contractil. Gestalt ähnlich Lionotus, lang spindelförmig, das Vorderende zu bauch- wärts gekrümmten Schnabel verjüngt; Hinterende etwas zugespitzt. Rechte Seite flach; linke mässig gewölbt. Erstere deutlich längsgestreift und durchaus bewimpert. Linke glatt und unbewimpert, nur am Rand mit kurzen, steifen Börstehen. Nahe der ventralen Schnabelkante zieht etwas rechtsseitig eine schmale peristomartige Rinne herab, welche sich an der Schnabelbasis zum Mund und dem mässig entwickelten Schlund vertieft. Der rechte Rand der Peristomrinne springt lamellenartig etwas vor; der linke niedrig. Ersterer, sowie der hintere Mundrand und die Hinterwand des Schlundes braun pigmentirt. After subterminal am Bauchrand. Ento- plasma ähnlich Trachelius verzweigt. Am Riückenrand eine Längsreihe eigenthümlicher Excretvacuolen mit je einem dunklen Exeretkörper. Terminal sammelt sich periodisch ein eontractiler Flüssigkeitsraum. Ein bis sehr zahlreiche kleine runde Ma.Ni. (je nach der Grösse der Thiere) durch den gesammten Körper zerstreut und unverbunden. Zahl der Mi. Ni. ähnlich verschieden. Nahrung ansehnlich. Bewegung meist gleitend oder kletternd. Süsswasser; gewöhnlich auf dem Boden. 1Art. Europa und N,-Amerika. 3. Familie. Chlamydodonta Stein 1859 u. 1867; emend. Gestalt im Allgemeinen oval bis nierenförmig, nie sehr langgestreckt. Ziemlich drehrund bis dorsoventral stark abgeplattet. Mund stets ziemlich weit hinter dem Vorderende, z. Th. bis in die hintere Körperhältte verschoben: Bald ziemlich in der Mitte der Bauchfläche, bald mehr nach rechts verlagert. Schlund stets mit gut entwickeltem Stäbehenapparat oder einer glatten, zu- weilen sehr eigenthümlich gebauten Schlundröhre. Nahrung grob. 1. Unterfamilie. Nassulina (= Fam. Odontoholotricha Dies. 1865). Drehrund oder doch nur wenig abgeplattet. Bewimperung allseitig. Nassula Ehrbg. 1833 (u. 161); Dujard. (175): Stein (261, 322, 428); Cien- kowsky (266); Cohn (284, 410): Clap. und L. (301); Maupas (681); Entz (694); Fabre (726, 847); Gourret u. R. (774). Synon. Leucophra notata Müller (76); Chilodon ornatus und aureus Ehrb (161), p. p. Diesing (222); Liosiphon Ehrbg. (244), Stein (322, p. 72 u. 88 Acidophorus Stein (335); ?Paramecium microstoma Clap. und L. (301) = Isotricha p. p. Kent (601). Taf. 60, Fig. 4—5 und p. 1366, Fig. 20, p. 1373, Fig. 21. Mittelgross bis ansehnlich (L. bis 0,3). Biegsam bis etwas contractil. im Allgemeinen eiförmig bis länglicher und zuweilen dorsoventral etwas abgeplattet. Beide Enden gleicbmässig abgerundet. Mundöffnung auf Bauch- 8. IE System. 1695 seite in mässiger Entfernung vom Vorderende. Letzteres meist deutlich etwas nach links gebogen, da die linke Körperseite in der Höhe des Mundes mehr oder weniger eingebuchtet ist. Vom Mund aus zieht eine Reihe stärkerer Cirren (ador. Zone) links durch die Einbuchtung bis weit auf den Rücken (s. Fig. 21 p. 1375). Uebrige Bewimperung gleichmässig. Körperstreifung zart und schwach spiralig. Mund kreisförmig und Schlund mit ansehnlichem Reusenapparat wie bei Prorodon, der gewöhnlich nach links und dorsal zieht, selten nach rechts. Zuweilen ist die Stäbchenbildung des Apparates undeutlich (Liosiphon Ehrbg.). After wohl stets terminal. Contractile Vacuolen recht wechselnd; z. Th. eine einzige in der Mittelregion der Bauchseite, zuweilen jedoch bis 4, die theils auf dem Rücken, theils auf dem Bauch liegen. Manchmal vollständiges Trichocystenkleid. Zuweilen farblos; meist jedoch rothes, blaues bis braunes und schwärzliches Pigment, welches ge- wöhnlich in der Einbuchtung der linken Seite zu einem Pigmentfleck an- gehäuft ist. Ma. N. meist kuglig und central, selten bandförmig; mit einem bis mehreren anliegenden Mi. N. Nahrung ansehnlich, pflanzlich; namentlich Öscillarien und Diatomeen. Im ersteren Fall meist rothe bis blaue und violette Nahrungsvaeuolen. Cyste kuglig. Bewegung gleichmässig und stetig. Süsswasser und Meer. 7—8 Arten, ausser einigen unsicheren. Europa. 2. Unterfamilie. Chilodontina Btschli (= Fam. Odontohypotricha Dies. 1865). Meist stark abgeplattet. Die Bewimperung gewöhnlich auf die Bauch- seite beschränkt oder auf derselben doch viel stärker als auf dem Rücken. Ohne deutlich abgesetzten, beweglichen Schwanzgriffel des Hinterendes. Orthodon Gruber 1884 (693). Synon. ?? Teratolog. Zustand von Chilodon Tatem (463): ?Chilodon aureus Fromment. (504); Rhabdodon Entz (694). 2 Taf. 60, Fig. 6. Mittelgross (bis 0,26). Contractil und farblos. Dorsoventral stark ab- geplattet. Umrisse etwa eiförmig. Hinterende mässig zugespitzt; das Vorder- ende in nach links gewendeten, tastenden Schnabel ausgezogen. Bauchseite (welche aber wohl mehr der linken Seite von Nassula entspricht) breiter und deutlicher gestreift, ziemlich lang bewimpert; Rückenseite feiner gestreift und wahrscheinlich sehr fein bewimpert. Mund ganz auf die rechte Seiten- kante geschoben. Reusenapparat im allgemeinen wie bei Nassula. Ovaler Ma.N. central, mit anliegendem Mi. N. 1 contractile terminale Vacuole. Nahrung gross (Diatomeen). Bewegung theils schwimmend, theils kriechend. Marin und wahrscheinlich auch Süsswasser. 1 sichere Aıt. Obgleich es wenig wahrscheinlich ist, halte ich es doch nicht für ausgeschlossen, dass Beziehungen zwischen Orthodon und Dileptus bestehen. Gehörte der Chilodon de. pressus Perty (240), wie Entz meint. hierher, so müsste die Gattungsbeschreibung wesent- lich verändert werden, da diese Form gar keinen Schnabel besitzt, vielmehr nahezu oval ist. Chilodon Ehrbg. 1833 (u. 161 p. p.), Dujard. (175); Stein (219, 261, 322, 128); Weisse (193 V.); Cienk. (266): Carter (271); Cohn (227 b), Clap. und L. (301); Eber- 1696 Ciliata. hard (302); Balbiani (328, 342); Wrzesn, (454); Engelmann (524 und 550); Bütschli (522); Kent (601); Gruber (670); Maupas (681); Stokes (718, 755, 825, 855); Möbius (876). Synon. ??Cyelidium dubium Müller (76); Colpoda cucullus und cucullio Müller (76), Schrank (94); Kleine Polypenläuse und kleine Övalthierchen z. Th. Gruithuisen (101): Euodon Ehrbg. (139); Loxodes Ehrbg. (128. 129), Dujard. p. p. (175), Perty p. p. (240); Trichoda acuminata und Nassula dent. Fromment. (504). Taf. 60, Fig. $; 61, Fig. 1. Klein bis mittelgross (bis 0,5). Dorsoventral stark abgeplattet; von ungefähr eiförmigem Umriss. Das Vorderende nach links in meist ziemlich zugespitzten, jedoch nicht sehr verjüngten Schnabel umgebogen. Letzterer, sowie der Rand des übrigen Körpers ganz platt und biegsam, der übrige Rücken gewölbt. Bauch eben bis schwach concav. Hinterende breit ab- gerundet, selten zugespitzt. Bauch fein längsgestreift. Nur die Bauch- seite fein bewimpert. In der Vereinigungslinie der Streifen vor dem Mund stehen die Cilien etwas dichter und bilden eine Art adoraler Zone. (Bei Chilod. Megalotrocha Stok. soll diese Zone nicht nach der Schnabel- spitze, sondern ziemlich gerade vom Mund nach dem linken Seitenrand ziehen; ähnlich vielleicht bei dem wohl nahe verwandten Ch. dubius Maupas, dessen sog. undulirende Lippe die Zone sein dürfte) Mund median in vorderer Körperhälfte. Stäbchenapparat gut entwickelt; gerade oder sein inneres Ende spiralig eingerollt. Contractile Vacuolen sehr wechselnd; 1 terminale oder mittlere, 2, 3, bis sehr zahlreiche, mit der Grösse der Individuen an Zahl wachsend. Ma. N. central, oval; z. Th. von eigenthümlicher Struetur; 1 Mi. N. anliegend. Röthliches körniges Pigment u. trichoeystenartige Gebilde selten. Cysten oval, gallertig; wahr- scheinlich mit Vermehrung. Siüisswasser, in Infusionen häufig; Meer. Ca. 6 Arten. Europa, Amerika, Asien und Afrika. Auf Engelmann’s Skizzen ist eine interessante hypotriche Form abgebildet, welche er Gastronauta membranacea n. g. ct sp. zu nennen vorschlägt. Sie scheint dem Mau- pas’schen Chilodon dubius nahe zu stehen, mit welchem Gestalt, Bewimperung und die Streifang der Bauchseite nahezu übereinstimmen. Auf der Grenze der beiden vor- deren Körperdrittel der Ventralseite findet sich eine quere, lange, „membranöse, weiche Klappe“, die häufig langsam auf und nieder schlägt. Leider wurde der Mund nicht sicher beobachtet, jedoch ein Mundspalt unter der Klappe vermuthet. Der Ma. N. mit anliegendem Mi. N. ähnlich Chilodon und 1 contractile Vacuole wie bei Chilodon dubius. Auch die Grösse beider Formen stimmt gut überein. Ich gedenke an dieser Stelle noch einer zweiten eigenthümlichen Form, welche sich gleichfalls in Engelmann’s Skizzen findet und von ihm provisorisch als Phyllotrichum striatum n, g. et sp. bezeichnet wurde. Sie hat die Gestalt eines Chilodon mit zugespitztem Schnabel, ist nur auf der Bauchseite bewimpert und dort auch deutlich längsgestreift. Die Rückenseite ist sehr eigenthümlich; sie erhebt sich am Schnabel zu einer hohen Firste, welche längs der beiden Körperränder als Leisten gegen das Hinterende fortsetzt. Der übrige Rücken schwach gewölbt. Mund nicht sicher erkannt; als kleiner, von der Schnabelspitze auf der Ventralseite schief nach hinten ziehender Spalt vermuthet. Contractile Vacuole etwas links- seitig, ziemlich in der Mitte. 1 centraler kugliger Ma.N. Marin. L. = 0.13. Ich halte es für möglich, dass diese Form zu den Öhilodontinen Beziehungen besitzt; doch ist dies natürlich ohne genauere Ermittlung der Mund- und Schlund- verhältnisse nicht bestimmt zu sagen. System. 1697 Chlamydodon Ehrbg. 1835 (und 161); Dujard. (175); Ciap. u. Lachm. (301): Stein (322); Quennerst, (408b); Entz (569 und 694); Andrussowa (766); Perejasl. (788). Synon. ?Colpoda triquetra Müller (76); Loxodes marinus Djrd.; ? Chilo- don Gourret und R. (774). Taf. 61, Fig. 5. Klein bis mittelgross (bis 0,12.) Gestalt etwa wie Chilodon, doch der Schnabel breit und gar nicht zugespitzt, sondern schön abgerundet. Der platte Randsaum setzt sich von dem gewölbten Theil der Rückenseite durch eine Furche ab, längs welcher ein quergestreiftes, eigenthümliches Band den Körper umzieht (Entz; Stein verlegt das Band auf die Bauchseite). Der Stäbchenapparat und seine Lage Ähnlich wie bei Chilodon; derselbe soll sich nach Entz in eine weite spaltförmige Vorhöhle, die den linken vorderen Theil der Rückenfurche einnimmt, öffnen. Die ganze Bauchseite bewimpert (Entz; nach Stein nur das von dem Band umschlossene Mittelfeld). Adorale Zone nicht bekannt. Contractile Vacuolen zahlreich. Ma. N. oval und central, zuweilen mit Querspalt. Farblos bis rothbräunlich, Am Vorderende des Schnabels z. Th. mit augenfleckartiger Pigmentanhäufung. Nahrung ansehn- lich, pflanzlich. Bewegung schnell. Marin (Ostsee, Mittelmeer, Schwarzes und Weisses Meer). 2 Arten, deren Verschiedenheit mir aber etwas zweifelhaft erscheint. Opisthodon Stein 1859 (322 u. 323). Taf: 61, Ric, 9. Grösse mässig (bis 0,18). Farblos. Stark abgeplattet. Ungefähr oval mit sehr allmählich zugespitztem Vorderende, ohne Schnabelbiegung. Hinter- ende breit abgerundet. hücken mässig gewölbt mit plattem Randsaum, der sich ähnlich wie bei Chlamydodon durch eine Rinne absetzt (Stein verlegt dieselbe auch hier auf die Bauchseite; hat Entz für Chlamydodon recht, so liegt die Rinne wohl dorsal). Hauptcharakter: der weit zurückverlegte Mund, welcher sich im hinteren Körperviertel, ziemlich median, findet. Stäbchenapparat schwach, doch deutlich entwickelt. 2 dicht hinter einander gelegene Ma.N., links in der mittleren Region (wohl zweigliedriger Ma. N.) und 1-3 contractile Vacuolen in derselben Gegend. Bewegung ähnlich Chilodon; häufig mit dem Hinterende voran. Süsswasser; 1 Art. Phascolodon Stein 1857 (319, 322 u. 323). ar 6ER 9% Klein bis mittelgross (bis 0,09). Farblos, biegsam. Gestalt eigen- thüimlich. Nackte Rückenseite stark gewölbt, die bewimperte Bauch- seite eben oder etwas ausgehöhlt. Letztere ist vorn breit und abgerundet und dieser Theil steigt senkrecht gegen den Rücken auf, eine Art Stirnfläche bildend. Nach hinten wird die Bauchfläche immer schmäler und läuft schliesslich in eine etwas vorspringende Schwanzspitze aus. Vorn und auf der rechten Seite setzt sie sich durch einen Wulst scharf vom Rücken ab. Bauch längsgestreift; der Wulst etwas con- centrisch gestreift (doch dürfte die Stein’sche Darstellung der Streifung Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 107 1698 Ciliata. ebensowenig wie bei Chilodon correct sein). Mund in der vorderen Erweiterung der Bauchfläche, mit gut entwickeltem Stäbchenapparat. 2 contractile Vacuolen ventral. Ma.N. ähnlich Chilodon. Mi.N. ?. Rasch schwimmend, nicht kriechend. Nahrung ansehnlich. Süsswasser. 1 Art. Europa. Die von Entz (694) ausgesprochene Vermuthung, dass Phascolodon nur ein nach der Bauchseite zusammengeklappter Chilodon sei, halte ich für unwahrscheinlich. Sceaphidiodon Stein 1857 (319, 322 u. 323). Taf. 61, Fig. 4. Mässig gross (bis 0,1). Die Verschiedenheit von Phascolodon so gering, dass eine Vereinigung vielleicht gerechtfertigt erscheint. Starr und farblos. Rücken weniger gewölbt und die Gesammtgestalt länglicher, Stirnregion der Bauchfläche weniger entwickelt und die längere und schärfer abgesetzte Schwanzspitze nicht bewimpert. Marin (Ostsee). 1 Art. Möglicherweise wäre der aus Süsswasser stammende Siagonophorus Eberhard’s (302, 356) hierher zu stellen. Auch Stein (340) hielt es für möglich, dass er eine zweite Art von Scaphidiodon sei. Wahrscheinlicher gehört er jedoch zu Dinophrya. 3. Unterfamilie. Erviliina Dujard. 1841. Stein 1359 (Fam. 1867). Allgemeine Bauverhältnisse wie in der vorhergehenden Unterfamilie. Die Bewimperung auch hier auf die Bauchseite und zuweilen auf ein sehr schmales Feld derselben beschränkt, welches am rechten Seitenrand hin- zieht. Dies hängt zusammen mit einer theils temporären Zusammenziehung, tbeils dauernden Reduction der Bauchseite. Das Schwanzende stets in einen gut entwickelten, beweglichen Schwanzgriffel abgesetzt, der ge- wöhnlich ein wenig bauchwärts vor dem Hinterrand entspringt, wegen einer mit Torsion verbundenen Verschiebung des eigentlichen Hinterendes. Stäbchenapparat des Schlundes theils gut entwickelt, theils durch eine glatte Röhre, zuweilen auch durch einen complieirten, triehterförmigen Apparat ersetzt. Aegyria Clap. und L. 1858 (301) emend. Entz (694); Rees (709); Plate (842). Synon. Glenotrochilia Diesing (411). Taf, 61, Fig. 7. Mittelgross (bis 0,14). Gestaltsverbältnisse im uncontrahirten Zustand ähnlich Chilodon oder Chlamydodon. Farblos oder verschieden gefärbt. Bauchfläche eben bis schwach ausgehöllt, längsgestreift. Das Hinterende eigenthümlich gebildet, da das eigentliche Ende, wo die Streifen zusammen- stossen, jedenfalls etwas auf die Bauchseite nach vorn geschoben ist und die Streifen hier tordirt sind. An dieser Stelle entspringt ein beweglicher, zugespitzter Schwanzgriffel, welcher dem Schwanzanhang von Scaphidiodon wohl sicher entspricht. Der Stäbcehenapparat breit, stark plattgedrückt, doch die Stäbchen recht kurz. Nach Entz soll er sich wie bei Chlamy- dodon in einen langen, von der Schnabelspitze am rechten Körper- rand weit herabziehenden Mundspalt öffnen. (Mir scheint dies zunächst System. 1699 noch zweifelhaft.) An der Schnabelspitze ein schwarzer bis rother Pigment- fleck. After wahrscheinlich am Griffel. Dahinter eine Gruppe stärkerer borstenartiger Cilien. Mehrere ventral gelegene eontractile Vacuolen. Ma. N. ziemlich central mit Querspalt und anliegendem Mi. N. Einen wesentlichen Charakter bildet die Fähigkeit, sich unter Contraction der Bauehfläche zu- sammenzuklappen, wobei die Gestalt Phascolodon ähnlich wird; gleich- zeitig tordirt sich auch der Körper gewöhnlich mehr oder weniger. Nahrung ansebnlich. Bewegung ziemlich schwerfällig, häufig kriechend; den Griffel zum Nachschieben verwendend. Kann sich mit den Schwanzborsten fest- heften. Marin. 1 Art. Nordsee und Mittelmeer. Die ungenügend erkannte Gattung Trichopus Olap. und L. (301) schliesst sich jeden- falls nahe an Aegyria an, ist möglicherweise sogar damit identisch. Den Hauptunterschied bildete der Mangel eines Griffels, an dessen Stelle sich ein Bündel Borsten finden soll, welches sich bei den Bewegungen ganz ähnlich verhält, wie der Griffel von Aegyria. (Auf Skizzen Lachmann’s gegründet.) OÖnycehodactylus Entz 1884 (694). Synon. Chlamydodon pachydromus Perejasl. (788). Taf. 61, Fig. 6. Mittelgross (bis 0,2). Auch die Verschiedenheit dieser Gattung von Aegyria scheint mir noch nicht genügend begründet. In der gelben bis blauen (Perej.) Plasmafärbung, dem Verhalten des Hinterendes, des Schwanz- griffels und der Schwanzborsten, sowie dem allgemeinen Bau des Reusen- apparates steht sie Aegyria sehr nahe. Dagegen soll der Mund nach Entz hier genau dieselbe Lage haben wie bei Chilodon und von ihm, wie bei letzterem, eine adorale Zone nach der Schnabelspitze ziehen. Dement- sprechend verhält sich auch die Streifung im Vorderende genau wie bei Chilodon. Contractil, doch nicht fähig zusammenzuklappen. Die Rückseite von einem eigenthümlichen areolären, wahrscheinlich gallertigen, dicken Ueberzug (Panzer E.) bedeckt. Nucleusverhältnisse wie bei Aegyria. 1. contractile Vacuole rechtsseitig. Marin. 1 sichere Art. Mittelmeer und Schwarzes Meer (Perej.). Trochilia (Djrd. 1841) Stein 1859 (319, 322, 323). Taf. 61, Fig. 10. Klein (bis 0,055). Schliesst sich den vorhergehenden Gattungen, doch auch Phascolodon und Scaphidiodon nahe an und unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass die bewimperte Bauchfläche auf ein schmales, nach links gekrümmtes Band redueirt ist. Schwanzgriffel gut entwickelt. Rücken glatt oder längsgerippt. Schlundröhre nicht aus Stäbehen zusammen- gesetzt. Ma.N. links, contractile Vacuole rechts. Süsswasser und Meer. 1 oder 2 Arten. "’uropa. Ich möchte Dujardin's Trochilia sigmoides eher für eine kleine Dysteria halten: doch wollen sie Stein und Entz als eine Trochilia erkannt haben. 107= 1700 Ciliata. Dysteria Huxley 1857 (287); Gosse (288); Clap. u. L. (301); Entz (694); Möbius ie: Synon. ?Trichoda Navicula Müller (76); Euplotes p. p. Ehrbg. (161), Eich- wald (186 ID): Huxleya p. p., Iduna und Aegyria p. p. Clap. u. L. (301); Aegyria Gourret u. R. (774); Gasterochaeta Djrd.; Ervilia Djrd., Stein (322), Rees (709), Entz (569); Cypridium Kent (601). Taf. 61, Fig. 9. Klein bis mittelgross (bis 0,15). Starr. Farblos oder verschieden gefärbt. Sehliesst sich zunächst an Trochilia an und lässt sich auffassen als eine solche, bei welcher eine dauernde Zusammenklappung nach der sehr schmalen, bewimperten Bauchfläche eingetreten ist, äbnlich wie bei Aegyria vorübergehend. Die Gestalt erscheint daher im Allgemeinen ganz ähnlich der zusammengeklappten Aegyria, etwas muschelförmig, mit ziemlich grader rechter Seite und mehr convexer linker, welche eigentlich die Rückenkante darstellt, da die linke Hälfte der Rückenseite bauchwärts herumgeklappt ist und den grössten Theil der scheinbaren Bauchfläche bildet. Die eigentliche Bauchfläche ist nur ein schmales Band längs des rechten und vorderen Randes der scheinbaren Ventralseite und trägt nur an ihrem Aussenrande eine Wimper- zone. (Nach Möbius ist die Bauchfläche in ganzer Breite bewimpert.) Hinten entspringt von ihr der dolch- oder beilförmige Schwanzgriffel. Hinter diesem einige stärkere Wimpern wie bei Aegyria. In dem erweiterten vorderen Theil dieser Bauchfläche die Mundöffnung mit einer einfachen oder eigenthümlich complieirten, aber nicht aus Stäbchen zusammengesetzten Schlundröhre. (Möbius findet links neben dem Mund eine kurze Querreihe adoraler Cilien.) Die rechte Hälfte der Rückenseite, die scheinbare Dorsal- seite, mässig gewölbt und häufig mit einigen Längsrippen; auch die linke Rückenhälfte zuweilen mit Andeutung von Rippen oder einer solchen längs der Rückenkante. 2—4 contractile Vacuolen auf der Bauchseite. Ma.N. meist der Rückenkante genähert, mit Spalt und anliegendem Mi.N. Bewegung wie bei Trochilia. Nahrung ansehnlich, Süsswasser und Meer. 6—7 Arten, welche aber grossentheils noch genauerer Untersuchung bedürfen. Europa. Clapar&de und L., wie Entz, bezeichnen die beiden Hälften der Rückenseite als Klappen und unterscheiden daher eine bauchwärts gewendete linke und eine rückwärts schauende rechte Klappe. Nach ersteren sollten sich ihre Gattungen Iduna, Dysteria und Aegyria durch die Verbindungsweise dieser Klappen unterscheiden. Bei Iduna seien dieselben am ganzen Umfang frei, nicht mit einander verbunden; bei Dysteria hinter dem Schwanzgriffel, bei Aegyria dagegen längs der ganzen Rückenkante verwachsen. Jedenfalls handelte es sich bei dieser angeblichen Sonderung oder Verbindung der vermeintlichen Klappen nur um Furchen, welche längs der Rückenkante hinziehen und eine scheinbare Trennung der sogen. Klappen andeuten. Der Gattung Huxleya endlich sollten die Klappen ganz fehlen. Diese ganze Unterscheidung scheint nicht nur sehr künstlich, sondern beruht jedenfalls auch auf ziem- lich flüchtigen Untersuchungen. 2. Ordnung. Triehostomata Btschli. (— pars Holotrichar. Stein und Bütschli in den vorhergehenden Abschnitten + Spirotricha). Körperbewimperung sehr verschieden. Der Mund in der Regel stets offen, selten bei Nichtgebrauch geschlossen. Der Schlund, wenn deutlich System, 1701 stets röhrig und offen (selten fehlend). Entweder die Mundränder mit undu- lirenden Membranen verseben, welche sich häufig tief in den Schlund fort- setzen, oder solche Wimpergebilde im Schlund, oder letzterer mit Cilien versehen, resp. von der adoralen Zone durchzogen. Die grobe oder feine Nahrung wird in der Regel durch Einstrudelung aufgenommen (nur selten verschlungen) oder doch durch besondere Wimpergebilde zum Mund ge- leitet. 1. Unterordnung. Aspirotricha Bütschli (Familie Paramaecina der vorhergehenden Abschnitte). Gestalt nicht sehr langgestreckt, meist mehr oder weniger ellipsoidisch bis nierenförmig; fast stets deutlich asymmetrisch. Der Mund ist im ur- “ sprünglichsten Fall ein vom Vorderende längs der Bauchseite eine Strecke weit nach hinten ziehender Längsspalt; gewöhnlich jedoch eine mehr oder weniger weit vom Vorderende entfernte, ovale bis nieren- und halbmond- förmige Oeffnung, die fast immer weit geöffnet ist und überhaupt nicht ge- schlossen werden kann. Ein Schlund ist entweder kaum angedeutet, oder mässig bis ziemlich lang röhrig entwickelt; nie jedoch mit Stäbchenapparat versehen. An den Rändern der Mundöffnung oder im Schlund eine bis zwei undulirende Membranen, welche lippenartig bewegt werden und deren genauerer Nachweis bei den kleineren Formen zum Theil noch etwas mangel- haft ist. Die fast stets feine Nahrung wird mit wenigen Ausnahmen durch Einstrudelung aufgenommen. 1. Familie. Chilifera Bütschli (= Unterfamilie der vorhergehenden Abschnitte). Mund in der vorderen Körperhälfte oder doch nicht hinter der Mitte; Schlund entweder kaum entwickelt oder kurz beutelförmig. Die unduliren- den Membranen stehen entweder an den Mundrändern oder tiefer im Schlund. Ein sogen. Peristomfeld, das zum Munde führt, fehlt oder ist wenig entwickelt. Leucophrys (Ehrbg. 1830 u. 161 p.p.) emend. Stein 1860 (336 u. 428 p: 209); Maupas (784, 868). Mittelgross (L. bis 0,25). Farblos bis bräunlich. Biegsam; nicht con- tractil. Etwa beutelförmig mit breit abgerundetem Hinterende. Mässig comprimirt. Vorderende ziemlich breit und etwas schief nach der Bauch- seite abgestutzt. Dies ganze Vorderende nimmt die lang spaltförmige Mundöffnung ein. Schlund kurz sackförmig. Auf seinem Grunde ent- springt rechtsseitig eine sehr kräftige „klappen-oder zungenförmige“ (St.) undulirende Membran; ihr gegenüber auf der linken Seite des Schlundes eine kleinere. Bewimperung gleichmässig. Contractile Vacuole in der Hinter- region der rechten Seite. Ma. N. ziemlich central, oval mit anliegendem Mi. N. Bewegungen langsam auf einer Seite schwimmend, doch auch wälzend. Fortpflanzung durch rasch wiederholte Quertheilung; zuweilen 1702 Ciliata. auch im nichtumhüllten Ruhezustand, nach Abkuglung, durch schnell wieder- holte Theilungen in bis 32 kleine Sprösslinge (Mikrogonidien) zerfallend. Nahrung grob; sehr gefrässig. Süsswasser. 1 Art. Europa und N.-Afrika. Glaucoma Ehrbg. 1830 u. 161; Duj. (175); Stein (261); Clap. u. L. p. p. (301); Bütschli (522); Mereschkowski (584); Maupas (677); Fabre (847). Synon. Von Aelteren führen wir hier nur solche auf, die sicher erscheinen und verweisen im Uebrigen auf Ehrbg (161). „Spheroides“ und vielleicht auch „Ovales“ Joblot (30); „Grosse Oval- thierchen“ Gleichen (65); ?Leucophra p.p. Müller (76); Volvox p. p. Bory (115); Leucophrys pyriformis und carnium Ehrbg. (161); Trichoda pura Ehrbg.; pyrum Dujard., Stein (335), Perty, Kent; ? Acomia p. p. Dujard.; Col- poda p. p. Olap. u. Lachm.; ? Ptyxidium Perty; Colpidium putrinum Stokes (195, 855). | Taf. 62, Fig. 5. Klein bis mittel (bis 0,1). Im Allgemeinen eiförmig; hinten abgerundet, vorn etwas mehr verjüngt bis ein wenig zugespitzt. Gewöhnlich dorsoventral etwas abgeplattet. Cilienkleid fein und gleichmässig. Mund auf Ventralseite, demVorderende genäbert, zuweilen bis nahe an den rechten Rand verschoben; wie denn überhaupt das Vorderende zuweilen etwas nach rechts gekrümmt und asymmetrisch ist. Mund dreieckig bis halbmondförmig; an jedem seiner Seitenränder eine kräftige undulirende Lippenmembran, beide ungleich. Schlund kaum angedeutet. After subterminal auf Rückenseite. Ma.N. central, rund, mit anliegendem” Mi. N. 1 rückenständige contractile Vacuole in der Mittelregion oder subterminal. Zuweilen dichtes Trichoceysten- kleid. Bewegung stetig, mässig rasch, häufig auf der Bauchseite gleitend. Cyste kuglig. Nahrung fein oder grob. | Süsswasser, häufig in Infusionen. 3 Arten. Europa, N.-Afrika, N.- Amerika. Dallasia Stokes 1886 (799). Synon. Diplomastax Stokes (795) und Diplomestoma Stokes (796). Mittelgross (0,14). Scheint sich in der allgemeinen Bildung ziemlich nahe an Glaucoma anzuschliessen, von welcher aber die Gestalt recht ab- weicht. Langgestreckt, vorn abgerundet, hinten zu einem etwas retractilen, schwanzartigen Anhang verjüngt. Eine Seitenfläche abgeplattet bis etwas concav (von Stokes als Rückenseite bezeichnet); die entgegengesetzte Seite schwach convex (Bauchseite nach Stokes). Auf letzterer, aber jedenfalls ein wenig randlich verschoben, findet sich, in geringer Entfernung vom vorderen Pol, die mässig grosse Mundöffnung, welche in der Form und durch Besitz zweier undulirender Membranen der von Glaucoma nahe kommt. Contractile Vacuole einfach, nicht weit hinter dem Mund; ovaler Ma.N. dicht dabei, ziemlich central. Schwimmt auf der concaven Seitenfläche. Süsswasser. Europa und N.-Amerika. 1. Art. Das Vorkommen in Europa entnehme ich einer unedirten Figur Lieberkühn’s, welche die beschriebene Form zweifellos darstellt, wenn sie auch die eigenthümlichen, von Stokes be- merkten Bildungsverhältnisse der sog. Rücken- und Bauchseite nicht scharf zeigt. System. 1705 Frontonia (Ehrbg Subg. von Bursaria 1838) emend. Clap. u. L. (301). Synon. Bursaria p. p. Ehrbg; Allmann (263); Ophryoglena (acuminata und atra) Ehrbg. p. p., Eberhard (356), Dujard. p. p., Stein (335, 340, 428 p. 156), ? Perty (240), Diesing p. p. (411), Maupas (677), Fabre p. p. (847), Kent (601); Cyrtostomum Stein (323 etc.), Bütschli (522), Fabre (847), Balbiani (877); Nassula p. p. Dies. (411), Alenitzin (488); Aglenophrya Dies. (411); Pano- phrys p. p. Duj., Fromment. (504), Fabre (847); Plagiopyla p. p. Kent (601); ?Colpoda (depressa) Stokes (855). Taf: 62, Fig. 2, Mittelgross (bis ca. 0,55). Gestalt länglich eylindrisch mit gleichmässig gerundeten oder etwas zugespitzten Polen; letztere zuweilen etwas verschieden gebildet. Manchmal dorsoventral ein wenig abgeplattet. Z. Th. mässig contracti. Bewimperung gleichmässig und Körperstreifung regulär. Der mässig grosse, weit offen stehende Mund liegt in der vorderen Hälfte der Bauchseite; von ungefähr längsovaler Gestalt. An seinem linken Rand eine ansehnliche undulirende Membran befestigt (F. leucas), welche sich nach rechts über die ganze Mundöffnung hinüberlegen kann. Am rechten Mund- rand zieht ein schmales trichocystenfreies, längsgestreiftes Feld hin, das sich über die Mittellinie der Bauchseite weit nach hinten fortsetzt und weniger bis beträchtlich rinnenförmig eingesenkt ist. (Balbiani deutet die Rinne neuerdings wieder als langen Oesophagus.) Auf diesem Feld einige Reihen Cilien, welche sich wenig von den Körpereilien unterscheiden und deren lebhafte Bewegungen den Anschein einer undulirenden Membran des rechten Mundrands hervorrufen. Schlund kaum angedeutet. Gewöhnlich vollständiges Trichoeystenkleid. 1 oder 2 Vacuolen an der rechten Seite mit sehr entwickelten strahlenförmigen Kanälen. Ovaler Ma.N. central, mit ein bis zahlreichen Mi. Ni. After am Ende des erwähnten Feldes der Bauchseite. Farblos oder durch Zoochlorellen grün; oder braun bis schwarz pigmentirt und dann gewöhnlich mit ansehnlichem Pigmentfleck am vorderen Pol. — Bewegung behend. Nahrung grob. — Süsswasser und marin. Europa, N.-Afrika und Indien. 3 sichere Arten (leucas und acuminata Ehrbg., fusca Qu. sp.). Es wurden noch einige unsichere, wahrscheinlich hierher gehörige Formen erwähnt (so Ophryoglena oblonga und coeca Stein. Dass Panophrys fusca Quenn. [408c], wahrscheinlich identisch mit einer unedirten marinen Form Lieberkühn’s, mit 2 contr. Vacuolen, hierher ge- hört, wurde nach Abfassung des Manuscripts durch Fabre’s Untersuchungen (847) bestätigt). Ophryoglena (Ehrbg. 1831 u. 161 p. p.) emend. Clap. u. L. (301); Lieberkühn (275); ? Eberhard (356); Stokes (757, 855); Fahre p. p. (847). Synon. ?Bursaria flava Ehrbg. (161) u. Eberh. (356); Panophrys St. (335 u. 428); Kent (601); Glenopanophrys Dies. (411); ?Otostoma Cart. (270), Kent (601); ??Sisyriodon Eberh. (356); ?? Paramaecium stomoptychia Eckhard (194) —= Meniscostomum Kent (601). Taf. 62, Fig. 2. Mittelgross bis ansehnlich (L.bis 0,5). Gestalt ellipsoidisch bis eylindrisch, Die Pole entweder gleichmässig abgerundet oder etwas zugespitzt; der hintere zuweilen schwanzartig verjüngt; der vordere z. Th. etwas nach dem Rücken oder Bauch gekrümmt. Bewimperung und Streifung regulär. Mund 1704 Ciliata. etwa auf der Grenze der beiden vorderen Körperviertel; ein nach links eoncaver, für gewöhnlich geschlossener Schlitz; halbmondförmig, oder indem die Enden sich mehr zusammenkrümmen, nahezu kreisförmig bis etwas spiralig. Seine Ränder mit stärkeren Wimpern besetzt. Kurzer beutelförmiger, diekwandiger Schlund. An der Vorderwand des Schlundgrundes eine undulirende Membran. An der Coneavseite des Mundes ein eigenthümlicher, uhrglasförmiger Körper und neben diesem gewöhnlich ein rother bis schwarzer Pigmentfleck. Eine bis mehrere eontraetile Vacuolen längs der linken oder auch zuweilen längs der rechten Körperseite; gewöhnlich mit sehr entwickelten strahligen Kanalsystemen. Ma.N. einfach, oval bis sehr lang bandförmig und gewunden mit grossem, spindelförmigem Mi. N. Tricho- eysten zuweilen. Farbios bis bräunlich und schwärzlich pigmentirt. Kuglige Vermehrungseyste. Süsswasser. Europa, N.-Amerika, ?8.-Asien. Circa 5 Arten. (0. flavicans Lieberk. = ? Bursaria flava Ehrbg.; O. atra Lieberk., ©. fava Lieberk. = ?0. flavicans Ehrbg., O. citreum Cl. u. L. und vielleicht eine weitere unedirte Form bei Lieberkühn.) Obige Darstellung der Gattung gründet sich hauptsächlich auf die zahlreichen Abbildungen auf Lieberkühn’s unedirten Tafeln. Colpidium Stein 1860 (335 u. 425 p. 160); Quennerstedt (4086); Bütschli (522); Maupas (677); Stokes p. p. (759, 795, 855). Synon. Wir berücksichtigen von älteren Synonymen dieser so häufigen Gattung wiederum nur die besonders sicheren. Kolpoda Ren. p. p. Müller (76), Schrank (94 und ? cucullus 60), Perty (240), Fromment. (504); Colpoda Dnj. p. p. (175); Volvox torquilla Ellis (48); Infusorien Gleichen (65, Taf. 23 und 61, Taf. 22); Paramaecium Colpoda Ehrbg. (161), Dujrd., Perty. Clap. u. L., Quenst, (408a u. b), Fromment.; Loxodes p. p. Djrd.; Plagiopyla p. p. Kent (601); ?Doyerius Ormancey (239): ? Tillina p. p. Stokes (855); Glaucoma Gourret u. R. (774). Taf. 62, Fig. 6. Mittelgross (L. bis 0,12). Gestalt ungefähr oval bis nierenförmig; etwas comprimirt. Rücken mässig gewölbt. Bauch namentlich nach vorn schwach eingebuchtet. Vorderende mehr verjüngt wie das breit abgerundete Hinterende. Mund in mässiger Entfernung vom Vorderende, in einer die Bauchseite querenden Einbuchtung; führt in mässig langen röhrenförmigen Schlund. Mund im allgemeinen wie bei Glaucoma; ebenfalls mit zwei undulirenden Membranen, welche wenig oder nicht aus ihm hervorragen; die rechte Membran zieht weit in den Schlund hinab und scheint an dessen Vorder- oder Dorsalwand befestigt zu sein. Körperstreifen vor dem Mund nach links tordirt, so dass die der rechten Seite schief von rechts nach links vor dem Mund aufsteigen. After subterminal, bauchständig. Ma.N. rundlich mit einem Mi. N. 1 contractile Vacuole in der Mittelregion des Rückens bis terminal. Nahrung fein. Bewegung häufig unterbrochen. — Stisswasser und Meer; sehr gewöhnlich in Infusionen. 1—2 Arten. Europa, N.-Amerika, N.-Afrika. Plagiopyla Stein 1860 (335). Etwas unsichere Gattung, da keine Abbildung derselben vorhanden. Gestalt und Grösse soll Pleuronema ähnlich sein; nach der Beschreibung des Baues würde sie sich aber wohl System. 1705 zunächst an Colpidium anreihen. Es soll sich eine Art Peristomfeld, in Form einer vor der Körpermitte, vom rechten Rand bis gegen die Mitte, ziehenden, queren Halbrinne finden. Der Mund mit kurzem Schlund am Ende dieses Peristoms. Am Hinterrand des letzteren zieht eine undulirende Membran hin, welche einer Borste gleicht. Contract. Vacuole terminal und Nucleus oval, hinter dem Peristom. Schwer sichtbare Trichocysten vorhanden. — Süsswasser. Europa. 1 Art. Aus einer Engelmann’schen Skizze der Plagiopyla nasuta St. folgt, dass obige Diagnose richtig ist. Der lange undulirende Saum erscheint auf der Zeichnung deutlich gestreift, ist an seinem aboralen Ende am höchsten und wird gegen die Mundöffnung fortgesetzt niederer. Die Trichocysten deutlich angegeben. Länge bis 0,11. Chasmatostoma Engelmann 1862 (359). Taf. 62, Bio. 9. Klein (L. bis 0,06). Scheint sich an Glaucoma und Colpidium an- zuschliessen. Etwas nierenförmig, dorsoventral schwach abgeplattet, der linke Rand schwach nierenförmig eingebuchtet. Mundöffnung ein wenig vor der Mitte der Bauchseite, oval mit kurzem nach rechts ziehendem Schlund, dessen rechte Seite eine undulirende Membran besitzt (ob eine zweite linke vorhanden, ist unsicher). Körperstreifung nicht angegeben. Contractile Vaeuole terminal. Ma.N. rund, mit anliegendem Mi. N. Bewegung lebhaft; gewöhnlich auf der Bauchseite Bogen beschreibend. — Süsswasser. 1 Art. Europa. ? Pleurochilidium Stein 1860 (835). Unsicher, da Abbildung fehlt. Aus St.’s Beschreibung ergibt sich etwa folgende Cha- rakteristik. Klein. Formbeständig. Gestalt fast nierenförmig, plattgedrückt. Nach vorn verdünnt und rechte vordere Hälfte schief abgestutzt. Der schiefe Vorderrand fein gekerbt. Der ohrförmige Mund rechtsseitig, mit einer undulirenden Membran am rechten Rand. Schlund ? Zerstreute Trichocysten sollen angeblich erst am getödteten Thier deutlich werden. Contr. Vacuole sub- terminal, ein wenig rechts. Ma.N. rundlich, ziemlich central. Süsswasser. 1 Art. Europa. In Engelmann’s unedirten Skizzen findet sich eine Abbildung des Pleurschil. strigilatum St., welche die obige Diagnose im Wesentlichen bestätigt. Zu bemerken wäre nur, dass die Region, welche in obiger Diagnose nach Stein als die rechte Seite bezeichnet wurde, unserer Auffassung gemäss die Bauchseite ist. Engelmann bemerkt zu der Skizze: „holo- trich? hypotrich?“ war demnach jedenfalls zweifelhaft bez. der Bewimperung. Länge nach Engelmann = 0,037. Uronema Dird. 1841; 2 Cohn (410); Quennerst. (408 c). Synon. ?Enchelys triquetra Djrd.; Urotricha p. p. Dies. (411), Grypto- chilum Maupas (677); ? Philaster Fabre (726); ? Saprophilus Stokes (26a, 855). Taf. 64, Fig. 1—3. Klein (L. bis 0,07). Farblos und formbeständig, oder nur wenig ver- änderlich. Im allgemeinen oval, etwas comprimirt und der Rücken gewöhnlich ein wenig mehr gewölbt als die gerade bis schwach convexe oder sogar in der Mundgegend etwas eingebuchtete Bauchseite. Ziemlich grob längs- gestreift; die Streifen zuweilen ziemlich stark schraubig, ja das hintere Körperende manchmal nach rechts tordirt. Bewimperung gleichmässig und ziemlich lang. Mässiger, grubenförmiger Mund auf der Bauchseite, ziemlich nahe dem Vorderende bis gegen die Mitte hin. Zuweilen mit schmaler und sehr schwacher peristomartiger Rinne, die vom Vorderende bis zum Munde führt und zu deren Seiten je eine Reihe etwas dichter stehender Cilien sich 1706 Ciliata. finde. Am Hinterende eine meist schief abstehende, längere Borste. In der Mundgrube eine bis zwei zarte undulirende Membranen, die nur sehr wenig aus dem Mund hervorstehen. Eigentlicher Schlund fehlt. Contractile Vaeuole terminal bis subterminal. After jedenfalls dicht dabei. Ma.N. rund, central; mit anliegendem Mi. N. Bewegung rasch und z. Th. etwas stoss- weise, doch auch häufig mit ruhenden Wimpern stillstehend. Nahrung fein. — Artenzahl 5—6. Europa und ? N.-Amerika. Süsswasser und marin; ? para- sitisch auf der Haut von Seesternen (Philaster Fabre). Ob das im Darm von Echinus lividus schmarotzende sog. Cryptochilum Echini Mps. zu Uronema gehört, scheint mir zweifelhaft. Maupas (brief. Mitth.) möchte die sog. Uronema marina Djrd’s mit der Cohn - schen Anophrys (s. u. p. 1715) identificiren, wie es neuerdings auch Möbius thut. Mir scheint jedoch Dujardin’s Abbildung gut mit Maupas’ Cryptochilum, dagegen nicht mit Ano- phrys zu stimmen, so dass ich bei der in den früheren Abschnitten eingehaltenen Bezeichnung verbleibe. Urozona Schewiakoff (unedirt). Taf. 64, Fig. 17. Klein. Farblos. Formbeständig. Etwas konisch, vorn und hinten schön abgerundet. Nur die zwei mittleren Körperviertel mit feinen ziemlich langen Cilien bekleidet und längsgestreif. Am Hinterende, etwas ventral ein- gepflanzt, eine schief abstehende, ansehnliche Tastborste. Mund ventral in der Mitte. Klein mit mässig langem, röhrigem Schlund. Undulirende Lippen nicht deutlich. Contractile Vacuole terminal. Rundlicher Ma. N. in der hinteren Körperhälfte, mit anliegendem Mi.N. Bewegungen ziemlich rasch, rotirend; auch springend. Süsswasser. 1 Art. Europa. Mir scheint diese Form zunächst auf Uronema hinzuweisen; doch wäre es nicht unmög- lich, dass sie auch Beziehungen zu den Urocentrinen hätte. ? Placus Cohn 1866; Entz (569); Gourret u. R. (774). Eine noch unsichere Form, über deren Stellung z. Z. kein sicheres Urtheil möglich ist. Klein (nach E. bis 0,05). Oval (C. und E.) bis nierenförmig (G. und R.). Nach C. und E. dorsoventral ziemlich abgeplattet. Starr, mit dicker, etwas gelblicher Pellicula (nach C. ge- panzert), welche sehr deutlich kreuzweise gestreift ist. Die Streifen verlaufen ziemlich schief zur Längsaxe. Der Mund nach C. dicht hinter dem vorderen Pol, doch scheint diese Angabe recht unsicher; nach G. und R. ziemlich in der Körpermitte, in der nierenförmigen Einsenkung (E. konnte den Mund nicht auffinden, bemerkte aber am vorderen Pol einen warzenförmigen Vorsprung). Contract. Vacuole terminal. Ma.N. rundlich, central. Bewimperung allseitig gleichmässig. Am hinteren Ende nach G. und R. eine längere Tastborste. Marin. 1 Art. Die von Entz erwogene Möglichkeit, dass Placus nur ein Acinetenschwärmer sei, halte ich für unwahrscheinlich. Wenn die Angaben von G. und R. sich wirklich auf das von Cohn und Entz beschriebene Infusor beziehen, was nicht ganz sicher ist, müsste es wohl in die Nähe von Uronema gestellt, ja dieser Gattung möglicherweise zugerechnet werden. Provisorisch möge auch die folgende Gattung im Anschluss an Uronema erwähnt werden: Trichorhynchus Balbiani 1886. A Be Klein (0,04). Farblos. Formbeständig. Etwa oval; Hinterende zu einem ungefähr kegelförmigen, dorsal stehenden Anhang verschmälert, an dessen ventraler Basis sich die Mund- öffnung findet Bewimperung gleichmässig; nur auf der Spitze des hinteren Anhangs ein Büschel divergirender, unbeweglicher Borsten. Contract. Vacuole terminal in dem Anhang. System. 1707 Ma.N. rundlich, ventral. Vermehrung wie bei Colpoda in kugliger Gyste. — Entwickelte sich aus Cysten, die in Moos von der polynesischen Insel Tuamotu gebracht wurden. Balbiani ist geneigt, das mit dem Borstenbüschel versehene Ende für das vordere zu halten, obgleich es bei der Bewegung stets hinten bleibt. Letzteres scheint mir ge- nügend zu erweisen, dass die hier gewählte Auffassung natürlicher ist, was noch dadurch unterstützt wird. dass bei keinem verwandten Infusor eine contract. Vacuoie an der vorderen Körperspitze vorkommt und steife Borsten zwar nicht selten am Hinterende, niemals jedoch am Vorderende stehen. Loxocephalus (Eberhard 1862) Kent (601). Synon. Dexiotricha Stokes (755 und 757, 855). Schon auf den unedirten Tafeln Lieberkühn’s 1855 abgebildet. Taf. 64, Fig. 4. Klein (L. etwa bis 0,06). Bis jetzt noch ungenügend bekannte Gattung, die sich zunächst an Uronema anzureihen scheint, soweit ein Urtheil mög- lich. Nach der ausführlichsten Beschreibung, welche Stokes gab, würde sie sich von Uronema wesentlich dadurch unterscheiden, dass vom Mund eine Reihe biegsamer, borstenförmiger Cilien über die rechte Seite und schief nach hinten bis zum Rücken zieht, von welchen Cilien bei flüchtigerer Betrachtung nur die randlichen zu bemerken sind. Sie sollen zur Leitung der Nahrung nach dem Munde dienen, doch, wie es scheint, dabei nicht activ mitwirken. Ob undulirende Membranen anı Munde vorhanden, ist zweifel- haft. St. gibt an, dass der kurze Schlund mit Cilien bekleidet sei, die als ein Büschel aus dem Mund hervorsprängen. Contractile Vacuole bauchständig bis terminal. Ma. N. rundlich central. Angeblich 2 Arten. Süsswasser und Infusionen. Europa und N.-Amerika. Ob der sog. Loxocephalus luridus, auf welchen Eberhard s. Z. die Gattung gründete, selbst hierher gehört, ist nicht sicher; er soll so gross wie Paramaecium sein. Colpoda Müller 1773 u. 76 p.p.; Bory p. p. (115); Ehrbg (161); Djrd. p. p. (175); Stein (261); Clap. und Lachm. (301); Weisse (307); Coste (396); Gerbe (432); Maupas (677); Fabre (847); Rhumbler (852). Synon. Bez. der älteren gilt hier das schon mehrfach Bemerkte. Paramaecium 2. Art. Hill (27); „Cornemuses und Rognons argentes“ Joblot (30); Volvox volutans p. p. Ellis (48); Animaluzzo frequ. nelle infusioni Corti (53); Spallanzani (45 und 61); Saussure (62); „Pendeloquenthierchen“ z. Th. Gleichen (65), ebenso Gruithuisen z. Th. (101); Amiba p. p. und Gyeli- dium p. p. Bory (115); Tillina saprophila und inflata Stokes (717), flavicans Ders. (757), ? campyla Ders. (795), s. auch 855. Taf, 62, Fig..7—8. Klein bis mittel (L. bis 0,1). Gestalt und Bau schliesst sich nahe an Colpidium an, doch kürzer und die Einbuchtung der Bauchseite stärker, so dass die Form mehr nierenförmig wird. Der Verlauf der Streifung bei ©. Cueullus im Prineip wie bei Colpodium mit dem Unterschied, dass die Torquirung der Streifen des Vorderendes in umgekehrter Richtung, also von links nach rechts statthat (bei der kleineren €. Steinii Mps [= ? parvi- frons Clap. u. L.] scheint sie ähnlich zu sein). An der Dorsalwand des mässigen Schlundes der 1. Art nach Maupas einer Membranellenreihe (dürfte jedoch vielleicht eine undulirende Membran wie bei Colpidium sein); bei der 2. Art am Hinterrand der Mundöffnung eine lippenartige Bildung 1708 Ciliata. (Membran oder grösserer Wimperbusch). Contraetile Vacuole terminal; daselbst wohl auch der After. Ma.N. rundlich central; 1 Mi. N. demselben anliegend. Vermehrung nur in kugliger Cyste. Nahrung fein. — 2 Arten. Süsswasser und gewöhnlich in Infusionen, namentlich solchen von Heu. Europa, N.-Amerika, Asien, Afrika. 4. Familie. Microthoracina Wrzesn. 1870. (= Unterfamilie der vorhergehenden Abschnitte). Klein, stark asymmetrisch. Mässig bis stark comprimirt. Der Mund stets in der hinteren Körperbälfte; z. Th. dem Hinterende sehr genäbert. Er liegt gewöhnlich etwas auf eine der Seitenflächen verschoben, am Vorderende einer peristomartigen Rinne, die hinten beginnt. Bewimperung theils allseitig, theils auf die Mundseite beschränkt; stets ziemlich spärlich. 1—2 undulirende Membranen des Mundrandes gut ausgebildet. Bewegungen gewöhnlich auf einer der Seitenflächen. Nahrung fein. Cinetochilum Perty 1849 (217 u. 240); Stein (335, 322 p. 159); Wrzesn. (466). Synon. ?Cercaria Cyclidium Müller (76); Gyclidium margaritaceum Ehrbg. (161); Glaucoma p. p. Olap. und L. (301), Wrzesn. (352), Kent (601). Taf. 64, Fig. 12. Klein (L. bis 0,04). Farblos und formbeständig. Länglich linsenförmig. Die etwas weniger convexe Fläche entspricht in der Hauptsache der linken Seite und wird gewöhnlich als Bauchfläche bezeichnet, da das Thier sich häufig auf ihr bewegt. Die Peristomrinne im hinteren Drittel der Bauchkante. Beide Flächen grob schiefgestreift, die Streifen vor dem Peristom auf der Bauchkante in einander übergehend. Hinterende schief nach der Rücken- kante zu abgestutzt. Allseitig gleichmässig bewimpert; Cilien nach hinten ein wenig länger werdend. Am abgeschrägten Hinterende eine bis mehrere längere Borsten. Mund ziemlich ansehnlich am Vorderende des Peristoms. An seinem rechten Rand eine ziemlich grosse undulirende Membran, eine zweite, zärtere am linken. Contractile Vacuole in der Mitte des abgeschrägten Hinterendes, etwas rückenständig. Ma.N. ziemlich central, dem Rücken genähert; mit anliegendem Mi. N. Nahrung fein. Bewegung unter Rotation schwimmend oder kriechend; auch springend. — 1 Art. Süsswasser, angeblich auch marin (Parona 654). Europa. Microthorax Engelmann 1862; Wrzesniowski (466); Fabre (773). Synon. Gycelidium?lineatum Weisse (193, 3. Nachlese), cf. auch Hemicyclium Eberhard (356). Taf. 64, Fig. 13. Klein (L. bis 0,06). Im Allgemeinen ähnlich Cinetochilum, von dem sie sich hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass die Bauchkante ziemlich gerade, die Rückenkante dagegen convex ist und das kleine Peristom mehr auf der rechten Seite liegt (gewöhnlich als Bauchseite bezeichnet). Nur wenige Körperstreifen auf beiden Seitenflächen oder auf die rechte beschränkt; daher auch Bewimperung spärlicher und in letzterem Fall (M. pusillus Eng. nach Wrzsn.) nur auf der rechten Seite. Rechter Mundrand mit undulirender System. 1709 Membran (nach Fabre bei M. Auricula 2 Lippen). Hintere Borsten fehlen. Die eontractile Vacuole hat eine mehr mittlere Lage und ist zuweilen der Bauchkante etwas genähert. Bewegung rasch, auf der rechten Seite kriechend. — Süsswasser. Europa. 2 oder 3 Arten. Aus der Schilderung, welche Fabre von seinem M. Auricula macht, würde sich ergeben, dass das Peristom hier wie bei Cinetochilum etwas linksseitig liest; im Uebrigen scheint diese Form kaum von M. pusillus Engelm. unterschieden. Ptychostomum Stein 1860 (335); Maupas (677). Taf. 64, Fig. 11. Mittelgross (bis 0,1). Farblos und formbeständig. Sehr stark comprimirt, ganz blattförmig; nach hinten etwas dicker werdend. Körperumrisse nahezu dreieckig; die Basis des Dreiecks bildet der etwas schräg abgestutzte Hinterrand. Beide Seitenflächen fein längsgestreift und gleichmässig fein bewimpert (wahrscheinlich dürfte aber der Streifenverlauf bei Maupas nicht ganz correct dargestellt sein). Kurzes Peristom nahe der Bauchkante, etwas auf der rechten Seitenfläche; Bauverhältnisse desselben wie bei Micro- thorax. Am Hinterrand, jederseits des Peristoms, Je eine Gruppe längerer Wimpern, welche sich, schief nach hinten laufend, kreuzen. 1 contractile Vacuole subterminal und dorsal. Ma. N. central; mit anliegendem Mi. N. Bewegung rasch wälzend oder kriechend und sich häufig mit dem Vorder- theil der reehten Seitenfläche festheftend. Nabrung fein. 1 Art. Parasitisch im Darm von Oligochaeten. Europa, Afrika. Stein hielt die zur Anheftung dienende vordere Partie der rechten Seitenfläche für den Mund, das Peristom für den After. Die von ihm 1861 (338) noch beschriebene Pt. palu- dinarum gehört wahrscheinlich nicht hierher, sondern zur folgenden Gattung Ancistrum. Ancistrum Maupas 1883 (677). Synon. Opalina p. p. Quennerst. (40Sb); Anoplophrya Kent p. p. (601); sehr wahrsch. Infusor des Austernwassers Certes (813). Taf. 66, Fig. 1. Klein bis mittelgross (bis 0,07). Farblos und formbeständig. Ziemlich stark comprimirt. Seitliche Umrisse etwa oval, bis keulenförmig mit verbrei- tertem Vorderende. Enden abgerundet. Die rechte Seitenfläche gewölbt, die linke eben oder ziemlich stark concav. Mundöffnung eine relativ kleine Bucht hinter der Mitte der Bauchkante, oder bis ans Hinterende verschoben. Mit ansehnlicher undulirender Membran, welche sich längs der Bauchkante bis zur Mitte nach vorn erstrecken kann. Bewimperung ungleichmässig, da die ganze Bauchkante mit einer Zone stärkerer (wohl adoraler) Cilien besetzt ist. Am Hinterende einige stärkere Wimpern und das Vorderende der linken Seitenfläche mit einem Busch von Haftwimpern besetzt. 1 contractile Vacuole in der Hinterregion. 1 rundlicher bis hufeisenförmiger Ma. N., mit anliegen- dem Mi. N., ziemlich central. Bewegung rasch, rotirend; sich häufig mit den Hatftcilien festsetzend. — 2 Arten. Europa. In der Mantelhöhle von Mytilus, Venus und wahrscheinlich Ostrea. Es ist recht wahrscheinlich, dass Stein’s (322) Ptychostomum Paludina- rum aus dem Darm von Paludina hierher gehört. St. hielt wahrscheinlich die Stelle mit den Hafteilien für den Mund und den eigentlichen Mund für den After. Diesing (411) erhob diese Form später zur Gattung Hysterocineta, welcher Namen demnach an 1710 Giliata. Stelle von Ancistrum treten müsste, wenn die generische Identität mit den von Maupas be- schriebenen Arten festgestellt wäre. — Während ich früher (s. p. 1236) Ancistrum zu den Plagiotominen rechnen zu dürfen glaubte, neige ich jetzt der Ansicht zu, dass seine Beziehungen mit den Mikrothoracinen, beziehungsweise auch den Pleuroneminen innigere sind. Dieses Schwanken ist erklärlich, da wir ja den verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen den letztgenannten Aspirotrichen und den Heterotrichen für sicher halten. Drepanom onas Fresenius 1858; Lieberkühn 1855 (uned. Taf., Uroleptus). Stein (Organismus d. Infus. III, p. 25). Synon. Jugendform von Litonotus Fasciola Kent (601); Drepanoceras Stein l. c. Taf. 64, Fig. 14. Klein bis mittelgross (bis 0,07 Fres. u. Lieberk.); starr. Gestalt etwa halbmond- bis sichelförmig; stark comprimirt. Auf.der hinteren (?) Hälfte der concaven Bauchkante ein rinnenförmiges Peristom, das sich vorn zur Mund- öffnung vertieft (Stein lässt das Peristom von vorn nach hinten ziehen). Auf jeder Körperseite zwei ziemlich stark vorspringende Leisten und eine ähnliche auf der convexen Dorsalkante (nach St. jederseits 3 gezähnelte Leisten). Bewimperung etwas unsicher. Fres. beobachtete an der Bauch- und Rückenkante vorn und hinten Wimpern. Lieberk. zeichnet nur am Peristom einige Cilien, wogegen Kent ein gleichmässiges Cilienkleid der rechten Seite angibt, und die linke (sog. Rücken) als eilienlos bezeichnet; auch nach St. stehen die spärlichen Cilien auf einer der Körperseiten. Contractile Vacuole nahezu in der Mitte des Körpers, dem Mund genähert. Zwei Ma. N.-glieder beobachtet (Lieberk., Kent). Süsswasser. Europa. 1 Art. Kent hält diese Form für den Jugendzustand von Lionotus fasciola und glaubt die Ent- wicklung zu letzterem verfolgt zu haben. Er beobachtete jedoch wohl nichts mehr, als dass die Exemplare allmählich abstarben, wobei die Leisten undeutlicher, die Wimpern sowie der Ma. N. hingegen deutlicher wurden. — Ob Drepanomonas, die zweifellos eine selbst- ständige Ciliate ist, wirklich zu den Mikrothoracina gehört, welchen sie auch St. anreiht, lässt sich noch nicht sicher entscheiden. Sie erinnert auch etwas an Scaphidiodon und Trochilia, doch halte ich die Verwandtschaft zu letzteren für unwahrscheinlicher. — Möglicherweise gehört auch die marine sog. Aspidisca bipartita Gourret und R. (774) in diese Gegend. Eine Aspidisca ist sie jedenfalls nicht. 2. Familie. Paramaecina Btschli (= Unterfamilie Paramaeeidina der vorhergehenden Abschnitte). Mund bald in der vorderen, bald in der hinteren Körperhälfte, mit an- sehnlicher, dreieckiger, vom linksseitigen Vorderrand zu ihm ziehender flacher Peristomgrube. Schlund röhrig, ziemlich lang mit langer, an seiner Dorsalwand hinziehender, undulirender Membran oder entsprechender Cilien- reihe. Bewimperung dicht und gleichmässig. Nahrung fein. Paramaecium (Hill 1752) emend. Stein 1860; Müller p. p. Aurelia und versutum (76); Schrank (94); Bory p. p. (115); Ehrbg. (161 und früher); Djrd. (175); Perty (240); Cohn (227b); Stein (261, 322, 428); Clap. und L. (301); Carter (271): Balbiani (298, 328, 342); Engelmann (359, 524); Bütschli (491, 522); Maupas (677, 782—3); Gruber (777); Stokes (753); Gourret und R. (774); Plate (842); Khawkine (872) und viele A. Synon. Joblot „le chausson“ (30); Animalia pisciformia Wrisberg (43); Spallanzani (45 und 61); Volvox terebella Ellis (48); Gleichen (65, Taf. 29, System. delel Fig. 1—2); „grosse Pendeloquen“ Gruithuisen (101); Peritricha Bory*) (115); Bursaria p. p. Bory (115), Djrd., Perty, Diesing; Loxodes p. p. Ehrbg (161), Focke (181), Cohn (227a); Metopus Me Murrich (6:8, 704). Taf. 63 und Fig. 12—13 p. 1282. Mittelgross (L. bis 0,25). Biegsam. Länger wie breit. Cylindrisch bis dorsoventral ziemlich abgeplattet. Enden abgerundet bis verjüngt. Das Vorderende linksseitig auf eine grössere oder kleinere Strecke abgeschrägt. In der Ausdehnung dieser Abschrägung zieht ein sog. Peristomfeld**), in Gestalt einer schwachen bis mässigen Aushöhlung nach hinten, sich immer mehr verschmälernd, bis zum Mund. Letzterer vor, in oder hinter der Mitte der Bauchseite; mässig gross, etwa oval. Schlund ziemlich laug, mit einer undulirenden Membran an der Dorsalkante. Vollständiges Trichoeystenkleid häufig. 1 oder gewöhnlicher 2 contractile Vacuolen, meist mit strahligen zuführenden Kanälen. Zoochlorellen bei gewissen Arten gewöhnlich. Ma. N. oval, ziemlich central. 1 oder 2 dieht anliegende Mi. N. Nahrung fein. Bewegung lebhaft und gleichmässig, doch auch häufig ruhend. Cysten un- bekannt, Süsswasser und Meer (Quennerst. Ostsee; Parona (654), Gourret und R. M. Meer; Engelmann Salzsee von Eisleben. Ca. 5 Arten. Europa, Afrika, Asien, N.-Amerika. Dazu eine ziemliche Anzahl unsicherer Arten. 3. Familie. Urocentrina Clap. u. L. 1858 (= Unterfamilie der vorhergehenden Abschnitte). Mund in der Mitte der Bauchseite, mit langem röhrigem Schlund, ähnlich dem der Paramaecina. Bewimperung auf zwei breite gürtelförmige Zonen, eine in der vorderen und eine in der hinteren Körperhälfte redueirt. Urocentrum Nitzsch 1827; Ehrbg. (161); Perty (240); Clap. und L. (301); Stein (322, 428, p. 161); Carter (403); Maggi (521); Kent (601); Entz (641). Synon. Cercaria Turbo Müller (76); Turbinella Bory (115); Peridinium und Peridiniopsis James-Clarke (402, 415); Calceolus Diesing (411) und Kent (601). Der eorrecte Gattungsname wäre demnach eigentlich Turbinella Bory. Taf. 64, Fig. 15. Klein bis mittel (L. bis 0,1). Biegsam. Gestalt etwa tonnenförmig mit breit abgerundeten Enden. Die Aequatorialregion ziemlich stark ringförmig eingeschnürt, wodurch ein Hinter- und Vorderleib geschieden werden. Der mässig grosse, ungefähr ovale Mund liegt ventral in der Einschnürung; von ihm zieht eine Längsrinne über die Bauchfläche des Hinterkörpers bis zum Hinterende. In der Höhe des Mundes umgürtet den Körper ein schmaler *) Polytricha 1831 ist nur Druckfehler. #%*) Dass das Peristomfeld bei dem sog. P. pyriforme Gourr. und R. von vorn rechts nach hinten links ziehe, halte ich für sehr unwahrscheinlich; ich bezweifle auch die speci- tische Verschiedenheit dieser recht mangelhaft beschriebenen Form von den seither bekannten Arten. 1712 Ciliata. Kranz zarter Cilien, an welchen sich im Vorderkörper ein breiter Gürtel ansehnlicher Cilien anschliesst; ein gleicher Gürtel umgiebt die hintere Hälfte des Hinterkörpers. Demnach bleiben das Stirnfeld, die vordere Hälfte des Hinterkörpers und das Schwanzfeld wimperlos. In der hinteren Hälfte der Bauchrinne entspringt ein langer, sich leicht in Cilien auflösender Schwanz- eirrus. Schlund ziemlich lang; an seiner Dorsal- und Ventrallinie mit je einer Reihe dichtgestellter Cilien (? undulirende Membranen). Dickes radiäres Corticalplasma, zuweilen mit trichoeystenartigen Stäbchen. Vacuole terminal mit 4 langen Kanälen. After terminal. Ma.N. hinten, hufeisenförmig; mit anliegendem Mi. N. Nahrung fein. Bewegung rasch wälzend; soll sich an- geblich mit dem Schwanzanhang zuweilen festheften (Carter, Kent). — Stsswasser und marin (Kent). 1 Art. Europa und N.-Amerika. 4. Familie. Pleuronemina. Kurz oval bis langgestreckt. Dorsoventral oder seitlich comprimirt. Bewimperung allseitig und meist recht ansehnlich. Mund am Ende eines längs der Bauchseite vom Vorderende verschieden weit, zuweilen bis nahe ans Hinterende herabziehenden Peristems. Dasselbe ist meist sehr schmal rinnenförmig, zuweilen jedoch auch recht breit. Der ganze linke Peristom- rand mit ansehnlicher undulirender Membran, welche häufig um das hintere Peristomende auf den rechten Rand herübergreift, eine Art Beutel bildend, welcher zum Munde führt. Der reehte Peristomrand ebenfalls mit einer schwächeren Membran oder einer Reihe dichter gestellter Cilien. Schlund sehr wenig oder nicht entwickelt. Nahrung grob oder fein. Lembadion Perty 1849 (217 u. 240); Clap. und L. (301); Stein (335, 428, p. 155); Eberhard (356). Synon. ?? Bursaria Bullina Müller (76), sehr wahrscheinlich dagegen Schrank (94); Hiymenostoma Stokes (713, 826a, 855). Taf. 64, Fig. 5. Mittelgross (L. bis 0,14). Formbeständig, ziemlich starr. Dorsoventral ein wenig abgeplattet. Umrisse ziemlich oval. Vorderende schräg, nach rechts aufsteigend abgestutzt; Hinterende meist etwas zugespitzt. Linke Seite gewöhnlich stärker convex wie die rechte. Fast die ganze rechte Bauchhälfte von einer bis nahe ans Hinterende reichenden tiefen Peristom- aushöhlung eingenommen, welche sich vorn und hinten etwas verschmälert. Rechts grenzt sie an den rechten Seitenrand. Längs des ganzen linken Peristomrandes entspringt eine undulirende Membran, die ausgebreitet bis zum rechten Peristomrand reicht. Dieselbe bildet am hinteren Peristomrand keine Tasche. Auch am ganzen rechten Peristomrand eine ähnliche kürzere Membran, eine dritte zieht in der Peristomhöhle in einiger Entfernung vom rechten Peristomrand herab. Bewimperung im übrigen gleiehmässig, nur die hintere Körperspitze trägt zwei bis mehr stärkere, borstenartige, bieg- same Wimpern. Mund ein Längsspalt in der linken Hälfte der Peristom- höhle; Schlund fehlt. Eine eontractile Vacuole dorsal in der mittleren Körper- System. 1715 region, die durch einen nach rechts und hinten ziehenden Kanal ventral, nahe dem Hinterende ausmündet. Ma. N. in der hinteren Körperhälfte. Nahrung grob. Bewegung bald langsamer ohne Rotation mit dem Vorder- ende voran, bald sascher unter wackelnder Rotation mit dem Hinterende voran. — Süsswasser. 1 Art. Europa und N.-Amerika. Pleuronema Djrd. 1541; Clap. und L. (301); Stein (335, 322, 428, p. 159); Cienkowsky (266); Quennerst. (408 b); Kent (601); Fahre (726); Maskell (824); Möbius (376). Synon. Gyelidium chrysalis Ehrbg. (161; die von Ehrbg. hierher gezogenen Cyelidium chrysalis und oviferum Müller [76] scheinen nicht zu dieser Gattung zu sehören); Histerobalantidium Stokes (795); Bothrostoma Stokes (826a, s55); Lembadion Gourret und R. (774). Taf. 64, Fig. 6. Mittelgross (L. bis 0,1). Formbeständig. Etwa linsenförmig, seitlich comprimirt; die beiden Flächen ziemlich gleichmässig gewölbt. Bauchkante nahezu gerade, der Rücken dagegen mässig convex. Vorn und hinten gleich- mässig abgerundet. Das Peristom ist eine schmale Rinne, welehe vorn beginnend, nahezu die ganze Bauchseite überzieht und ein wenig mehr nach links geöffnet scheint; etwas hinter seiner Mitte buchtet es sich tiefer aus; namentlich diese Einbuchtung scheint linksseitig stärker geöffnet zu sein. Iın Grunde dieser Bucht der Mund mit kaum angedeutetem Schlund. Längs des ganzen linken Peristomrandes zieht eine hohe undulirende Membran hin. Dieselbe umrandet die Mundbucht hinten quer und steigt eine Strecke längs des rechten Peristomrandes nach vorn auf, so eine nach vorn offene Tasche bildend, welche die Nahrungskörper zum Mund leitet. Der übrige Theil des rechten Peristomrandes mit einer Reihe dichter stehender, kräftiger Cilien besetzt (? zweite undulirende Membran Stein’s). Körpercilien relativ recht ansehnlich. Am Hinterende gewöhnlieh einige längere Borsten. Tricho- eysten mehrfach angegeben. Uontractile Vaceuole subterminal und dorsal; ob mit Zuleitungskanal, der am Rücken hinzieht? Runder Ma.N. in der vorderen Körperhälfte; mit anliegendem Mi. N. After subterminal bauch- wärts. — Nahrung fein. Bewegung schwimmend unter Rotation und springend, Sisswasser und Meer. 1 bis 2 Arten. Europa, N.-Amerika und N.-Seeland. Snbgen. Cyelidium (Name von Hill 1752, Ebrbg. p. p. 161) emend. Clap. u. L. (301); Perty (240); Frey (304); Stein (335 und 428, p. 159); Meresch- kowsky (584); Kent (601); Rees (709); Gourret und R. (774); Möbius (S76). Synon. ??Cycelidium Glaucoma Müller (76); ? Pleuronema p. p. Ül. und L., Grimm (527); Alyscum, Enchelis p. p. und Acomia p. p. Djrd. (175); Schwärmsprösslinge von Chilodon Stein (261); Districha Frommentel (504); Ötedoctema Stokes (715, 855). Taf. 64, Fig. 7. Klein (L. bis 0,03). Ausser der Kleinheit scheint ein sicherer Unter- schied von Pleuronema nur schwer feststellbar. Bei der typischen Form C. Glaueoma Ehrbg. ist die Peristomrinne noch sehmäler und die Mund- bucht deutlich rechtsseitig geöffnet. Die undulirende Membran des linken Peristomrandes umzieht die Mundbucht hinten, steigt aber rechts sehr wenig wieder empor, so dass die Taschenbildung nur angedeutet ist. Ge- Bronn, Klassen des T'hier-Reichs. Protozoa. 105 1714 Oiliata. wöhnlich nur eine hintere Borste von ziemlicher Länge. Süsswasser und Meer. 2 Arten. Europa und N.-Amerika Calyptotricha Phillips 1882 (655). Synon. Diplopsyla Kellicott (740). Eine bis jetzt noch ungenügend bekannte Gattung, welche nach Phillips’ Beschreibung, die Kellieott später, ohne Kenntniss der Phillips’schen Entdeckung, grössten Theils bestätigte, in ihren Bauverhältnissen Pleu- ronema sehr nahe steht. Der Hauptunterschied ist, dass die T'hiere gewöhnlich in einer an Fremdkörpern befestigten Hülle leben, welche wohl sicher ihr eigenes Erzeugniss ist. Phillips fand diese dünnwandige, farblose Hülle theils oval und völlig geschlossen (also eigentlich eystenartig), theils beiderseits in einen flaschenartigen, geöffneten Hals ausgezogen; letztere Form, welche Ph. für die normale hält, beobachtete auch Kellieott. Das Thier rotirt frei in der Hülle und streckt zuweilen das Vorderende aus einer der Oefinungen hervor. Nach Ph. bildet die undulirende Membran (Velum Ph.) einen sehr tiefen Sack, indem sie auch am rechten Peristomrand so weit nach vorn zieht wie am linken. Dagegen findet K. die Membran halbmondförmig, nicht sackartig. Letzterer gibt eine terminale Vacuole an, ersterer zwei, deren Lage nicht genauer beschrieben wird. Trichoeysten sollen sich nach Ph. finden. Länge des Thieres nach K. bis 0,031; der Hülle bis 0,15. 1 Art. Europa und N.-Amerika. Lembus Cohn 1866; Quennerst. (408c); Kent (601); Rees (709); Fahre (726); Gourret und R. (774). Synon. ? Vibrio verminus Müller (76); Cyclidium elongatum Cl. und L. (301), Deby (538); Trichoda Stein (335, 428, p. 159); Proboscella Kent (601). Taf. 64, Fig. 10. Mittelgross (L. bis 0,1). Mehr oder weniger langgestreckt; die vordere Hälfte halsartig verjüngt. Daher z. Th. wurmartig. Recht biegsam. Quer- schnitt eylindrisch. Das Peristom ist eine schmale Rinne, welche vom Vorder- ende bis zu dem in der Körpermitte, oder wenig dahinter liegenden, kleinen Mund führt. An jedem Peristomrand scheint sich eine undulirende Membran zu finden, welche beide gegen den Mund immer niedriger auslaufen, also keine Tasche bilden (Quenn.). Die meisten anderen Beobachter geben nur eine solche Membran an und dann gewöhnlieh die linke, an Stelle der anderen eine Reihe ansehnlicherer und dichter gestellter Cilien. Rees erklärt beide Membranen für Pseudomembranen. Zuweilen eine, selten mehrere hintere Borsten. Contractile Vaeuole terminal. Ma.N. rund (nach Kent angeblich z. Th. auch zweigliedrig); 1 anliegender Mi. N. Nahrung fein. Bewegung theils rasch und stetig; häufig mit dem Vorderende in Zoogloeamassen bohrend. — Marin, namentlich Infusionen (auch Siüsswasser nach Maupas 677). 2 oder 3 Arten. Als Proboscella wollte Kent Formen unterscheiden, deren Vorderende einen finger- artigen Fortsatz trägt, welche aber im übrigen dem gewöhnlichen L. elongatus Cl. und L. sp. vollkommen entsprechen. Rees erklärt diesen Fortsatz wohl mit Recht für ein Wimperbüschel und die" P. vermina Kent für identisch mit dem genannten Lembus. System. 1715 Anophrys Cohn 1866; Rees (709); Entz (694). Taf. 64, Fig. 9. Synon. ÖGolpoda pigerrima Cohn (410), Grimm (527); Uronema Maupas (677, nach brieflicher Mittheilung), Möbius (876). Dürfte kaum mit Sicherheit von Lembus zu sondern sein. Wesentlicher Unterschied wäre nur, dass die Gestalt weniger langgestreckt und namentlich das Vorderende zwar ver- jüngt und etwas zugespitzt, aber nicht halsartig gestaltet, sowie dass das Peristom kürzer ist, schon vor der Körpermitte endigt. Undulirende Membranen scheinen ähnlich wie bei Lem- bus beschaffen zu sein. (Cohn hielt sie für Wimperreihen oder Wimperbüschel.) Marin. Fäulniss liebend. 2 Arten. Eine ähnliche Form mit sehr kurzem Peristom findet sich auch im Süsswasser und leitet, wie es scheint, direct zu Glaucoma pyriformis über (Bütschli und Schewiakoff). Das von Cattaneo jüngst (853) im Blut von Carcinus Maenas entdeckte und als Anophrys Maggii n.sp. beschriebene, jedoch nicht abgebildete Infusor gehört aller Wahr- scheinlichkeit nach nicht hierher. Nach der Schilderung vermag ich seine Stellung nicht ge- nauer anzugeben. ——- Möglicherweise gehört zu dieser Familie auch die sog. Cyrtolophosis Stokes (1885, 702, 855), welche sich durch einen Büschel gekrümmter lebhaft bewegter Cilien am vorderen Pol auszeichnen soll und unregelmässige, klumpig aufgewachsene Schleim- gehäuse bewohnt, die häufig zu Gesellschaften vereinigt sind. Die Organisation ist Jedenfalls ungenügend erforscht, so dass mir nicht einmal ganz sicher scheint, ob nicht Beziehungen zu gewissen Hypotrichen existiren, welche ähnliche Gehäuse bilden. Stokes versichert zwar, dass die Bewimperung total sei. Eine genauere Schilderung der einzigen Art C. mucicola kann daher füglich unterbleiben. 5. Familie. Isotriehina Bütschli. Gestalt oval bis länglich. Biegsam, jedoch nicht contractil. Pellieula dick. Bewimperung total und dicht. Mund auf der Bauchseite stark nach hinten verlagert, zuweilen bis an den hinteren Pol. Dann ist die Mund- naht der diehten Körperstreifen meist deutlich und sehr lang. Schlund röhrig, schraubig- bis längsgestreift, ob z. Th. bewimpert? Ma.N. einfach oval mit anliegendem Mi. N. Parasitisch. Vergl. über hierhergehörende Formen ausser den bei den Gattungen aufgeführten Autoren noch Colin (253), Zürn (Schmarotzer unserer Haussäugethiere 1874) und List (745). Isotricha Stein 1859 (321, 323, 338), Kent p.p. (601), Schuberg (843). Synon. 4. Art von Infusorien Gruby und Delafond (183). Taf. 65, Fig. 11—12. Mittelgross (L. bis 0,16). Farblos bis gelblich. Etwa eiförmig, mit mässig zugespitztem, etwas nach der Rückseite gebogenem Vorderende. Das Hinterende abgerundet oder ein wenig schief vom Bauch gegen den Rücken abgestutzt. Bauchseite etwas stärker eonvex wie die hückenseite. Zu- weilen etwas seitlich eomprimirt. Der Mund weit hinten; entweder in kurzer Entfernung vom Hinterende oder ganz an den hinteren Pol gerückt. Führt in ziemlich langen röhrenförmigen Schlund, der dorsal, oder nach vorn gerichtet ist. Bewimperung gleichmässig; Cilien ziemlich lang, büschelig schlagend. Pellieula diek. Zahlreiche contraetile Vacuolen über den ganzen Körper zerstreut. Ma. N. rund oder länglich, durch sog. Kernstiele am Ecto- plasma aufgehängt. Anliegender Mi. N. After wahrscheinlich am vorderen 1082 1716 Giliata. Ende. Bewegungen rasch, mit dem Vorderende voran. Parasitisch im Rumen der Wiederkäuer. 2 Arten. Die Beurtheilung der Verwandtschaft und systematischen Stellung dieser Gattung wird hauptsächlich davon abhängen, welches Ende für das vordere zu halten ist. Die Bewegung spricht für dasjenige, welchem der Mund nicht angehört, hierauf deutet auch der Verlauf der Körperstreifen hin, was schon früher (p. 1290) erörtert wurde. Halten wir dies für richtig, so ergeben sich vielleicht Anschlüsse an die gleichfalls parasitische Gattung Conchoph- thirus, welche wir wegen ihrer nahen Beziehungen zu den typischen Heterotrichen zu letzterer Gruppe bringen mussten. Auch Stein vermuthete schon Beziehungen zu dieser (rat- tung, obgleich er die Enden umgekehrt wie wir auffassten. Dasytricha Schuberg 1888 (843). Taf. 65, Fig. 13. Allgemeine Erscheinung und Gestalt sehr ähnlich Isotricha (L.bis 0,1). Mund am Hinterende. Die Unterschiede bestehen wesentlich darin, dass die Körperstreifen schwach schraubig zwischen den beiden Polen hin- ziehen sollen, ohne Ausbildung einer Mundnaht; ferner im Vorhanden- sein einer einzigen contractilen Vacuole und dem Fehlen der sog. Kernstiele. 1 Art. Rumen der Wiederkäuer. Der auffallende Mangel der Mundnaht bei Dasytricha scheint mir in Betracht der grossen Regelmässigkeit, mit welcher diese Erscheinung bei Verlagerung des Mundes auftritt, doch noch etwas zweifelhaft. 6. Familie. Opalinina Stein 1867. Gestalt kurz oval bis sehr langgestreckt wurmförmig; z. Th. comprimirt. Bewimperung allseitig und fast stets gleichmässig; nur selten am Vorder- ende ein wenig differenzirt. Der Hauptcharakter liegt in. dem vollständigen Mangel eines Mundes und Schlundes. Anoplophrya Stein 1860 (339); Claparöde (330); Leidy (543); Vejdowsky (587); Balbiani (720); Foulke (729); Schneider (793). Synon. Leucophra nodulata Müller (64 und 76), Schrank (94); Leucophrys p- p- Djrd. (175), Leidy (268); Opalina p. p. Stein (233, 261, 318), Frey (304), M. Schultze (231), Clap. und L. (301), Lankester (458), Mc Intosh (460). Taf. 64, Fig. 16 und Taf. 65, Fig. 1. Mittelgross bis ansehnlich (0,9 und wohl noch länger). Gestalt mehr oder weniger länglich, eylindrisch bis bandförmig abgeplattet. Die Enden abgerundet; das hintere zuweilen etwas verjüngt. Manchmal schwach ge- krümmt und dann mehr bilateral bis etwas asymmetrisch. Längs bis schwach schraubig gestreift. Contractile Vaeuolen in einer Reihe längs des einen, oder in 2 Reihen längs beider Seitenränder. Ma.N. fast stets sehr lang band- förmig, selten mehr oval; gewöhnlich nahezu die ganze Axe der Tbiere durchziehend. Anliegender Mi. N. bei einer Art nachgewiesen. Fortpflanzung entweder durch einfache Quertheilung oder durch Knospung am Hinterende; häufig unter Kettenbildung. — Darm von Oligochaeten und Polychaeten, Clepsine und Paludina. Zweifelhaft sind die von Leidy aus einer Bryozoe (Urnatella) und von Foulke aus einem käderthier (Noteus) beschriebenen Arten. Frey beobachtete einmal eine sicher hierher ge- hörige Form in Süsswasser, wohin sie wohl nur zufällig gerathen war. Zahlreiche Arten, welche jedoch grossentheils ungenügend beschrieben sind. Europa, N.-Amerika. System. 17.47 Hoplitophrya Stein 1860 (335, 357, 338); Möbius (876). Synon. Opalina (naidum) Djrd. ? (175), M. Schultze (231), Stein (261, 318), Clap. und L. (301), Quennerst. (408a), Uljanin (468), Warpaschowsky (801); Leucophrys clavata Leidy (268). Taf. 65, Fig. 3—5. Grösse ähnlich Anoplophrya. Die allgemeinen Bauverhältnisse schliessen sich theils an Anoplophrya, theils mehr an Discophrya an, indem bei einer Art der Vordertheil der Bauchfläche saugnapfartig ver- tieft ist und bei dieser, wie bei einer zweiten, damit nahe ver- wandten, statt der Vacuolen ein Rückengefäss sich findet. Auch be- sitzen die beiden letzteren Arten einen ovalen Ma.N. ähnlich Discophrya. Alle übrigen Species sind ganz wie Anoplophrya gebaut. Der Charakter, welcher alle auszeichnet, ist die Anwesenheit eines aus festerer Substanz (horn- artig) bestehenden Apparates auf der Bauchseite des Vorderendes, welcher bei einigen zum Anheften dient. Derselbe liegt wohl in der Pellieula oder dem Eetoplasma. Entweder besteht er in zwei hakenartigen, vorspringenden Gebilden, oder diese sind mit einander verwachsen; dann entspringt davon gewöhnlich noch eine rückwärts ziehende, häufig recht lange Leiste, welche bei gewissen Arten den Apparat allein zu repräsentiren scheint. Fort- pflanzung theils durch einfache Quertheilung, theils durch Knospung und auch Kettenbildung. 1. Gruppe mit Rückengefäss und ovalem Ma.N. 2 Arten. Darm von Planarien. Europa. Auch das Vorkommen deutet vielleicht darauf hin, dass diese Arten trotz ihrer Bewalt- nung besser mit Discophrya vereinigt würden. 2. Gruppe mit bandförmigem Ma. N. und Reihen eontractiler Vacuolen. 6 Arten. Darm von terricolen und limicolen Oligochaeten. Europa und N.-Amerika. Discophrya Stein 1560 (355). Synon. Opalina Siebold (191), p. p. M. Schultze (231), Stein (261, 318); Hapto- phrya Stein (428, p. 169), Maupas (582), Everts (570), Öertes (585), Kent (601). Taf. 65, Fig. 2. Sehr gross (bis 2Mm.). Gestalt lang eylindrisch bis hinten ein wenig verjüngt und zuweilen durch ringförmige Einschnürungen etwas unregel- mässig. Hauptauszeichnung: die Umbildung des Vorderendes zu einem . elocken- bis becherförmigen, bewimperten Saugnapf, der zum Anheften dient. (Wahrscheinlich dürfte der Saugnapf mehr aus dem rechten Rand des Vorder- endes hervorgegangen sein.) Statt der Vacuolen ein contractiles Gefäss längs der ganzen sog. Rückenseite (wahrscheinlicher linke Seite). Ma. N. oval bis spindelförmig. Fortpflanzung durch Quertheilung unter Ketten- bildung. 2 Arten. Darm von Planarien (Planaria, Polycelis) und Anuren (Rana, Discoglossus, Bufo). Unsicher ist die von Certes aus dem Darm von Triton alpestris erwähnte D. Tritonis, welche möglicherweise ein Balantidium sein könnte. Unter dem Namen Lada Wrzes- niowskii n. g. et sp. beschrieb Vejdowsky (1882, 834) eine Ciliate, von welcher er 2 Exemplare in einem Wassertropfen, neben einer zerdrückten Oligochaete (Phreato- 1718 Ciliata, thrix pragensis) beobachtete. Da V. selbst glaubt, dass das Infusor aus dem Wurm stammte, ferner ein Mund und gefressene Nahrung nicht beobachtet wurden, so scheint es vorerst nicht unberechtigt, diese Lada den Opalinen einzureihen. Nach Vejd.’s jedenfalls ungenügender Beschreibung und Abbildung stände sie Discophrya zunächst. Sie besitzt nämlich am schräg abgestutzten Vorderende einen hufeisenförmigen Randwuist, was wohl auf den Saug- napf zu beziehen sein dürfte. Der Ma.N. ist ähnlich; dagegen soll sich eine einfache con- tractile Vacuole etwas linksseitig finden. Natürlich ist die Einreihung der zweifelhaften Form an dieser Stelle zunächst ganz provisorisch. Opalinopsis Foettinger 1881 (619). Synon. Benedenia Foett. (619). Taf. 65, Fig. 6-7. Mittelgross bis ansehnlich (0,12 bis 1,5). Oval bis sehr lang- gestreckt eylindrisch. Z. Th. recht contractil. Das Vorderende häufig kopf- förmig angeschwollen und meist zugespitzt. Hinterende abgerundet. Körper- streifung schraubig; bei den langgestreckten Formen (Benedenia) mit zahl- reichen niedrigen Windungen. Bewimperung gleichmässig, oder die Kopf- anschwellung (Benedenia z. Th.) von einem Gürtel stärkerer Cilien umzogen. Contraetile Vacuolen sollen ganz fehlen, dagegen gewöhnlich zahlreiche nicht contractile vorhanden sein. Im jugendlichen Zustand ein band- förmiger bis gewundener, sehr langer Ma. N., welcher später in unregel- mässige oder durch weitere Auflösung regelmässigere kleine Bruchstücke zerfällt. Dabei auch vorübergehend zuweilen eine netzförmig anastomosirende Bildung annehmend (Opalinopsis s. str.). Vermehrung durch einfache oder Kettenknospung am Hinterende. In den Venenanhängen von Sepia und Octopus (Benedenia, 2 Arten) oder im der Leber von Sepiola und Octopus (Opalinopsis s. str., 1 Art). Opalina Purkinje und Valentin 1835 (151); p. p. Dird. (175); Stein (265, 318, 322 und 428); Perty (240); Quennerst. (40Sa); Engelmann (524); Zeller (547); Stokes (718); Pfitzner (789); Balbiani (510, p. 400). Synon. Leeuwenhoek (5, p. 56); Hirudo intestinalis Bloch (70); ? Flimmer- walzen und Flimmerquadrate Goeze (71); Bursaria Ranarum und intesti- nalis Ehrbg. (161), Lankester (458); Anoplophrya p. p. Stein (428, p. 11). Taf. 65, Fig. 8S—10. Mittelgross bis ansehnlich (bis nahe 1 Mm.). Nicht eontractil, jedoch recht biegsam. Ungefähr oval bis länglicher und im Querschnitt eylindrisch bis stark comprimirt. Rücken- und Bauchseite fast stets deutlich unter- seheidbar, indem die erstere gleichmässig convex, die letztere dagegen gewöhnlich mit einer kürzeren oder längeren Einbuchtung versehen ist. Hinterende abgerundet oder ziemlich zugespitzt, Vordertheil der Bauchseite mehr oder weniger abgeschrägt. Streifung schwach schraubig und auf beiden Seiten meist etwas verschieden. Bewimperung gleichmässig und zart. Contractile Vacuolen fehlen. Im jugendlichen Zustand ursprünglich ein rundlicher Nucleus; bei wenigen Arten verharrt er auch im erwach- senen" Zustand so, oder wird zweigliedrig bis doppelt. Bei den übrigen entstehen durch fortgesetzte Theilung des einfachen Nucleus sebr zahl- reiche rundliche kleine Kerne. Mi. Ni. bis jetzt nicht unterschieden. System, 119 Fortpflanzung durch Quertheilung; die angebliche schräge Längstheilung wahrscheinlich Conjugation. Kleine, wenigkernige Thiere bilden kuglige Uysten. 5—6 Arten. Im Enddarm (selten der Harnblase) vieler Anuren (Rana, Bufo, Bombinator, Discoglossus, Pelobates und Scaphiopus). Europa, Afrika und N.-Amerika. 2. Unterordnung. Spirotricha Bütschli (= Ordnung der vorhergehenden Abschnitte = Spirigera Blochmann 769). Stets mit deutlicher, gewöhnlich aus Membranellen bestehender adoraler Zone, welche meist einen mehr oder weniger spiraligen Verlauf hat und dadurch gewöbnlich zur Bildung eines von ihr theilweis oder völlig um- schriebenen Peristomfeldes führt. Letzteres unterscheidet sich jedoch in der Regel noch durch andere Besonderheiten von der übrigen Körperoberfläche. Hervorgehoben zu werden verdient, dass die Differenzirung der adoralen Zone bei Öonchophthirus entweder sehr schwach ist oder vielleicht z. Th. noch ganz fehlt. Dennoch konnte diese Gattung nicht abgesondert werden, wegen ihrer zweifellosen Verwandt- schaft mit den übrigen Heterotrichen. 1. Seetion.- Heterotricha Stein 1859 (= Unterordn. der vorherg. Abschnitte). Mit dem Besitz einer fast immer wohl ausgebildeten adoralen Zone oder Spirale verbinden diese Formen ein fast ausnahmslos allseitiges und im Ganzen recht gleichmässiges Cilienkleid, ohne scharf hervor- tretende Differenzirung der Cilien auf Rücken und Bauch. Eine cha- rakteristische Ausnabme bildet nur die Gattung Gyrocorys, wo die Bewimperung in einer Weise rückgebildet ist, welche keinen Anschluss an die Reductionserscheinungen in den drei folgenden Unterordnungen zeigt. 1. Familie. Plagiotomina Qlap. u. L. 1858 emend. Theils kürzer, theils recht langgestreckt; häufig seitlich stark comprimitt, (doch auch bis drebrund. Haupteharakter: die Beschaffenheit des Peristoms, welches stets eine schmale Rinne darstellt, die gewöhnlich dicht am Vorder- ende beginnt und gerade über die Bauchkante oder Ventrallinie bis zum Mund nach hinten zieht. Die Lage des letzteren schwankt etwa zwischen der Körpermitte und dem Hinterende. Bei den comprimirten Formen schaut die Peristomrinne bald mehr nach der rechten, bald mehr nach der linken Seitenfläche, die dann gewöhnlich auch etwas verschieden sind. Die in der Regel gut ausgebildete adorale Zone erstreckt sich vom Mund am linken Rand der Peristomrinne bis zum vorderen Körperende und hat demnach im Allgemeinen keinen spiraligen, sondern einen geraden Verlauf. Zuweilen tritt dauernd oder vorübergehend eine schraubige Torsion des Körpers und damit natürlich auch ein schraubiger Verlauf der Peristom- rinne und der adoralen Zone auf. Am hinteren Theil des rechten Peristomrandes meist eine undulirende Membran. Schlund kurz bis lang röhrenförmig. 1720 Ciliata. Conchophthirus Stein 1861 (338, 428, p. 64); Engelmann (359): Quenner- stedt (408 ec). Synon. ??Leucophra fluida und fluxa Müller (64 und 76, oder zu Plagio- toma); Chaotisches Gewimmel im Muschelleib Bär (120); Peripheres Carus (135); ?Leucophrys Anodontae u. ? Paramaecium compressum p. p. Ehrbg. (161); Colpoda oder Paramaecium sowie opalinenartiges Thier Steen- strup (179), Wagner (279); Plagiotoma Perty (240), Claparöde (370); Bursa- ria p.p. Stein (318): Tillina Gruber (596); ? Plagiopyla Gourret und R. (774). Taf. 66, Fig. 2—3. Mittelgross (bis 0,2). Meist farblos und nicht contractil. Stark compri- mirt; die Umrisse in seitlicher Ansicht etwa oval mit abgerundeten Enden. Bauchkante gewöhnlich weniger convex wie die Rückenkante und in der Mundgegend meist etwas eingebuchtet. Gewöhnlich ist die rechte Seiten- fläche gewölbter (sog. Rücken) wie die linke, die ziemlich eben (sog. Bauch); selten tritt das Umgekehrte ein (©. Actinarum Olap. sp.). Peristom eine mässige, muldenartige bis ansehnlichere Einsenkung der Bauchkante; es schaut fast stets mehr nach der rechten Seite und liegt meist in der Mittel- region der Bauchkante, selten nahe dem Hinterende. In seinem Grunde ein weiter Mund, welcher in einen röhrigen bewimperten Schlund führt, der kurz bis recht lang ist und sich bogenförmig nach dem Rücken und hinten krümmt oder mehr nach vorn richtet. Bewimperung gleichmässig und ziem- lich lang, meist büschelig schlagend. Zuweilen (ob nicht vielleicht regel- mässiger) eine Zone stärkerer adoraler Wimpern längs des vorderen Peristom- randes. Meist einige grössere Wimpern am Hinterende. Längsstreifung sehr deutlich und auf beiden Seitenflächen etwas verschieden. Meist eine contractile Vacuole in der Mittelregion des Körpers oder terminal, selten mehrere längs der Rückenkante. Ma.N. einfach rundlich und meist central, oder mehrere rundliche (7 und mehr, C. Steenstrupi; es ist möglich, dass dieselben Glieder eines rosenkranzförmigen Ma. N. sind). Mi.N. z. Th. nachgewiesen. After wahrscheinlich terminal. — Süsswasser (Ü. magnus Gruber sp.) oder eetoparasitisch im Körperschleim verschiedener Land- und Süsswassermollusken (Najaden, Succinea, Arion, Limax, Helix, Clausilia); wahrscbeinlich, nach den Untersuchungen von Bär, Carus und Steenstrup auch im Innern der Muscheln; in der Gastralhöhle verschiedener Actinien. 5 Arten. Europa. ?Helicostoma Cohn 1866 (410). Ungenügend beschriebene Form, welche noch am meisten Aehulichkeit mit Gonchoph- thirus und Plagiotoma zu besitzen scheint, weshalb sie an dieser Stelle erwähnt werden mag. Maasse ? Die längliche, etwas comprimirte, vorn zugespitzte und hinten abgerundete Gestalt er- innert an die genannten Gattungen: ebenso das büschelige Schlagen der gleichmässigen Wim- pern. Peristom eine lange Rinne, welche auf der Bauchseite in der Nähe des Vorderendes beginnt und schief bis in die Mittelregion der rechten Seitenfläche zieht, wo die kreisförmige Mundöffnung liegt, die in einen spiralig gekrümmten und ziemlich engen Schlund führt. Ma. N. cenlrat, rund. 1 contractile Vacuole terminal. Bewegung rasch rotirend. — Marin. 1 Art. Möslicher Weise könnte das als Plagiopyla nasuta von Gourret und R. (774) be- schriebene Infusor mit Cohn’s Helicostoma identisch sein. Plagiotoma Djrd. 1841. Schliesst sich in Gestalt und allgemeiner Bildung nahe an Concho- System. 1721 phthirus an. Mittelgross (bis 0,4). OContraetilität, wenn vorhanden, sehr gering. Stark comprimirt, meist aber die eine Seitenfläche stärker gewölbt wie die andere, daher auch die Bewegung stets auf einer Seite; doch wechseln die Thiere mit den Flächen. Mund etwa in der Mitte der Bauch- kante, welche an dieser Stelle zuweilen ein wenig eingebuchtet ist und über- haupt meist weniger convex ist wie die Rückenkante. Vom vorderen Pol, oder in geringer Entfernung hinter demselben beginnend, zieht ein schmales band- oder rinnenförmiges Peristom bis zum Mund herab. Dasselbe schaut bald mehr nach der linken, bald mehr nach der rechten Seitenfläche und besitzt (wohl immer an seinem linken Rand) eine gut entwickelte Zone adoraler Membranellen, welche an der Vorderwand desSchlundes bis zu dessen Ende hinabzieht. Am Hinterrand der Mundöffnung eine sogen. Leitborste (wahr- scheinlich undulirende Membran; ob immer vorhanden?). Körperstreifung recht deutlich, schief; auf beiden Seiten verschieden (bedarf genauerer Fest- stellung). 1. contractile Vacuole bauchständig, zwischen Mund und Hinter- ende. Ma.N. ziemlich central, verschieden. Nahrung fein. Parasitisch. Subg. Nyetotherus Leidy 1849 (215, 247); Stein (363, 428); Bütschli (Arch. f. An. u. Physiol. 1870); Zeller (547); Künstler (703); Schneider (795). Synon. ?Animalculainstercore ranarum p. p. Leeuwenh. (5); Chaos intesti- nalis p. p. Bloch (70); die Pantoffeln Goeze (71); Paramaecium incubus Schrank (94); Bursaria (cordiformis) Ehrbg. (161), Djrd. (175), Stein (261, 318, 322), Györy (273); Opalina p. p. Perty (240): Leucophrysartiges Infusor Siebold (167); ?Infusor d’Udekem (310). Taf. 66, Fig. 5—6. Umrisse ziemlich oval bis etwas nierenförmig. Die linke Seitenfläche gewölbter und das Peristom mehr nach links schauend. Schlund sehr lang. Kern oval und vor ihm gewöhnlich ein sog. Körnerfeld. Deutliche bewimperte (! Bütschli 1887) Afterröhre am Hinterende. 4 Arten (die Unterschiede z. Th. sehr gering). Parasitisch im Darm von Anuren (Rana, Bufo, Pelobates, Discoglossus, Hyla), Insecten (Blatta, Gryllotalpa, Hydrophilus, Larve von Oryctes) und Myriopoden (Julus). Subg. Plagiotoma s. str. Stein 1867 (428); p. p. Glap. und L. (801); Quennerst. (408 b). Synon. Bohnen und Netzthierchen Gleichen (66); Leucophra p. p. Schrank (94); Paramaecium compressum p. p. Ehrbg. (161): Bursaria p. p. Stein (318). Taf. 66, Fig. 7. Länglicher. Vorderende etwas zugespitzt und Hinterende abgestutzt. Bei der typischen Form (P. Lumbriei) die beiden Seitenflächen ziemlich gleich. Das Peristom mehr nach der rechten Fläche gewendet. Keine After- röhre. Ma.N. lang, verschlungen bandförmig. — 1 Art. Hintere Darm- hälfte der Regenwürmer. Man ist versucht, auch die Plagiotoma acuminata Ul. u. L. (301, ectoparasitisch auf Tichogonia) hierher zu rechnen ; jedenfalls vermittelt sie zwischen Conchophthirus und Plagiotoma. Blepharisma Perty 1849 (216, 240); Balbiani (328); Eberhard (356): Engel- mann (359); Stein (428); Bütschli (522); Duncker (567). Synon. Trichoda striata, aurantiaca und ignita Müller (76); Plagiotricha p: p. und Ypsistoma Bory (115); Bursaria p. p. Ehrbg. (161), Djrd. p. p. (175). 1722 Oiliata. Öienk. (266): Loxodes cithara Ehrbg. (161); Uroleptus musculus p. p. Ehrbg. (161): Plagiotoma p. p. Ol. und L. (301); Dileptus striatus, Paramaecium flavum. u. roseum, Trichomecium Fromment. (504); Apgaria Stokes (712, 855). Taf. 66, Fig. 89. Mittelgross (bis 0,4). Steht Plagiotoma recht nahe. Farblos bis ver- schieden roth gefärbt. Sehr wenig contractil; nur das Vorderende scheint es ein wenig zu sein. Stark comprimirt; das Hinterende zuweilen mehr rundlich bis einseitig angeschwollen. Rückenseite gleichförmig convex, die Bauchseite zuweilen ähnlich, meist aber in der Mundgegend etwas winklig vorspringend. Vorderende gewöhnlich etwas zugespitzt und die Spitze hakig nach der Bauchseite gekrümmt, jedoch nur wenig vor- springend. Hinterende meist etwas verschmälert, in d. R. abgestumpft, aber auch nicht selten zugespitzt und sogar zu deutlichem Schwanzanhang abgesetzt (weicher nach Stokes retractil sein soll). Mässig breites, rinnen- förmig ausgehöhltes Peristom erstreckt sich gewöhnlich nur über die vordere Hälfte der Bauchkante, reicht aber zuweilen bedeutend weiter nach hinten, sich oralwärts etwas verbreiternd. Zuweilen schaut es ganz nach der linken Fläche, gewöhnlich macht es aber im Verlauf eine schwache schraubige Drehung, so dass seine vordere Hälfte nach der linken, die hintere nach der rechten Fläche sieht. Sein Hinterende senkt sich in den mässig langen, etwas nach hinten und dorsalwärts gerichteten Schlund. Adorale Zone längs des ganzen linken Peristomrandes gut entwickelt, setzt sich schraubig durch den oralen Theil des Schlundes fort. Längs des hinteren Theils des rechten Peristomrandes eine undulirende Membran, die nach vorn höchstens bis zur Peristommitte reicht. Afterterminal. Entoplasma gewöhnlich grobnetzig. Eine etwas eigenthümliche contr. Vacuole terminal. Ma. N. einfach rundlich oder oval in der vorderen Hälfte; oder zweigliedrig bis rosenkranzförmig. Nahrung fein. Bewegung mässig rasch, fast stets auf einer der Seitenflächen, zuweilen aber auch wälzend; bald nach hinten bald nach vorn. Cyste kuglig (Cienk). — Süsswasser; angeblich auch Meer (Duncker, Andrussowa). Europa, N.-Afrika (Certes 559), N.-Amerika. 2 oder eventuell noch mehr Arten (da die Bl. undulans Stein, welche eigentlich Bl. Musculus Ehrbg. sp. heissen muss, in einer ziemlichen Reihe von Variationen auftritt, welche auf ihre specifische Bedeutung noch näher zu untersuchen sind). — Zus. b. d. Corr. Das von Möbius (876) geschilderte marine Porpostoma n. g. notatum n. sp. scheint etwa eine Mittelstellung zwischen Blepharisma und Spirostomum einzunehmen. Von letzterer Gattung soll es sich durch .,2 sichelförmige bewegbare Längslippen‘ am Mund unterscheiden. Von Contractilität ist nicht die Rede. Links neben dem Schlund ein schwarzer, von stark licht- brechenden Stäbchen strahlig umgebener Pigmentfleck. Ma.N. lang bandförmig. ©. V. terminal, Metopus. Clap.u. 1.1858 (301); Stein (428); Me Murrich (704); Gourret u. R.(774). Synon. Trichoda S Müller (76); Jugendform von Spirostomum Balbiani (342); Strombidium Eberhard p. p. (356); Metopides Quennerst. (408 b), Stokes (806, 855); ? Perispira Stokes (s. oben p. 1679). Taf. 67, Fig. 1. Mittelgross (bis 0,3). Farblos bis roth und rothgrau. Seltsam viel- gestaltig variirend. Der Bau erinnert im Allgemeinen sehr an Blepharisma. System. 1723 Wenig oder nicht comprimirt. Gewöhnlichste Variation (Fig. la) ziemlich langgestreckt, mit mässig verschmälertem und abgerundetem Hinterende, ähnlich auch das Vorderende. Peristom von ähnlicher Ausdehnung und Beschaffenheit wie bei Blepharisma, setzt sich in einen mässigen, röhren- förmigen Schlund fort, welchen die adorale Spirale durchzieht. Auch die undulirende Membran findet sich wieder. Bei dieser gewöhnlichsten Varietät ist die sehraubige Drehung (von rechts nach links) des Peristoms und des ganzen Vorderendes stärker wie bei Blepharisma, so dass in der Bauchansicht die ganze Vorderbälfte des Peristoms stark nach links schaut und verdeckt ist. Bei einer zweiten Variation fehlt diese Torsion des Peristoms oder ist doch sehr schwach; weshalb diese Modification Ble- pharisma am nächsten kommt. Bei einer dritten Modification hat die Torsion den höchsten Grad erreicht, spricht sich jedoch weniger oder nicht in einer Torsion des Gesammtkörpers, sondern ausschliesslich in der des Peristoms und der Körperstreifung der ursprünglich rechten Seite aus. Dazu gesellt sich hier noch ein ansehnliches Auswachsen des Peristoms nach hinten, im Sinne der schraubigen Krümmung über die gesammte Rückenseite bis wieder auf die linke Hälfte der Bauchseite, so dass es einen völligen Umgang beschreibt (Fig. 1c). Es scheint sogar (Eberhard), dass auch noch längere Peristome, mehr wie einen Umlauf beschreibend, vorkommen. Am rechten Peristomenrand zieht eine Zone stärkerer Cilien Jin (Bütschli); am Hinterende gewöhnlich ansehnlichere Cilien und z. Th. steife Borsten. Im Vorderende häufig ein dunkler Körnerfleck. — 1 con- tractile Vaeuole terminal. Ma. N. kuglig, ziemlich central, mit anliegendem Mi. N. Nahrung wahrscheinlich fein. Bewegung rastlos rotirend. Cyste kuglig, — Süsswasser und Meer (Quennerst., Parona [654], Fabre [726], Gourret und R.) Europa und N.-Amerika. j Wahrscheinlich nur 1 Art, da die marine Form (Metopides contortus Quenn.) schwerlich von der des Süsswassers verschieden ist. Spirostomum Ehrbg. 1835 (149, 161) emend. Dujard. (175); Peıty (240); Clap. und L. (301); Eberhard (302); Balbiani (328, 342); Stein (428); Bütschli (491, 522); Frommentel (504); Maupas (677); van Rees (709); Gruber (693); Stokes (755, 855). Synon. ?Joblot Taf. 12 p.p. (30); Egelähnliches Schleuderthier Schrank (68); Enchelis caudata Schrank (94); ? Uroleptus filum‘Ehrhg. (161); Peltierius Ormancey (239); Dileptus cylindricus Fromment. .(504). Taf. 67, Fig. 2—3. Mittelgross bis sehr ansehnlich (bis 3 Mm.). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr contractil und biegsam. Gestalt lang- bis sehr langgestreckt. Querschnitt kreisrund; seltener terminal comprimirt. — Die Enden zuweilen verjüngt; das hintere jedoch auch in abnormer Weise in einen ziemlich langen, fadenartigen Schwanz verschmälert und manch- mal abgestutzt. Vorderende stets abgerundet. Peristom eine schmale lange Rinne, welche vom Vorderende bis weit über die Mitte nach hinten ziehen kann und deren Weite von der Contraction abhängt. Schlund sehr kurz. Die gut entwickelte adorale Zone setzt sich schraubig in ihn fort. Vordere Umbiegung der Zone nicht oder doch nur sehr wenig entwickelt. 1724 Ciliata. Undulirende Membran scheint zu fehlen. Körperstreifung lang schraubig und sehr deutlich. 1 ansehnliche contr. Vac. hinten, mit einem langen, über den ganzen kücken oder rechtsseitig hinziehenden Zuführungscanal. After terminal. Ma. N. einfach, oval und ziemlich central, oder lang rosenkranz- förmig. Mi. Ni. zahlreich. Nahrung fein. Bewegungen sehr mannigfaltig, von den Contractionen unterstützt; kann sich auch tordiren. — Cysten wahrscheinlich linsenförmig mit concentrischen Leisten. Süsswasser und Meer. 2 sichere Arten. (Sp. teres Cl. und L, und Sp. ambiguum Ehrbg. leigentlich caudatum sp. Schrank]; unsicher sind Sp. lanceolatum Grb. und loxodes Stokes). Europa und N.-Amerika. 2. Familie. Bursarina. Körper kurz beutelförmig bis ziemlich langgestreckt. Selten seitlich, zuweilen etwas dorsoventral abgeplattet. Den Hauptcharakter bildet die Beschaffenheit des Peristoms, das kürzer oder länger ist und bedeutend breiter wie bei den Plagiotomina. Es ist daher keine Rinne, sondern ein mehr oder weniger dreieckiges, vorn breiteres, oralwärts sich verschmälerndes Feld, welches mässig bis recht tief ausgehöhlt oder eingesenkt ist. Die adorale Zone nimmt entweder nur den linken Peristomrand ein oder zieht vorn über den Stirnrand bis zur rechten vorderen Peristomecke. Ein eigentlicher Schlund fehlt wahrscheinlich überall oder ist doch sehr wenig ausgebildet. Der rechte Peristomrand mit oder ohne undul. Membran. Die Zusammengehörigkeit der hier zu einer Familie vereinigten Formen ist bei dem Stande unserer Kenntnisse nicht ganz zweifellos; doch vermöchte ich eine natürlichere Gruppirung, ohne zu weit getriebene Sonderung, nicht vorzunehmen. Balantidium (Cl. und L. 1858) emend. Stein 1867 (363 und 428); Leuckart (371, 2. ed.); Eckekrantz (445); Belfrage (438); Wiesing (480); Windbladh (479); Walderström und Henschen (517—1S); ? Mereschkowsky (584); Entz (694); Zur Nieden (835); Fabre (847). Synon. Animalcula e stercore ranarum Leeuwenhoek p. p. (5); ?Chaos in- testinalis p. p. Bloch (TV); Bouteillen und Kribelkugeln Goeze (71); Paramae- cium (Nucleus) p. p. Schrank (94), Malmsten und Loven (291), Leuckart (345), Stieda (419); Holophrya Leuckart (371,1. ed.); Bursaria p. p. Ehrbg. (161): Leuco- phrys p. p. Stein (322); Plagiotoma p. p. Olap. und L. (301). Taf. 68, Fig. 2. Mittelgross bis ziemlich ansehnlich (0,5). Farblos und wenig con- tractil. Gestalt eiförmig, beutelförmig, bis länglich eylindrisch. Der (Querschnitt nahezu kreisrund. Vorderende mässig verjüngt, abgerundet; Hinterende breit abgerundet bis zugespitzt. Peristom eine mässig breite Rinne, die am etwas schief nach links oder rechts abgeschrägten Vorder- ende am breitesten ist und sich allmählich zuspitzend, nach hinten und etwas nach rechts zieht; entweder sehr kurz oder bis etwas hinter die Körpermitte reichend. Die Peristomränder etwas erhöht und bei B. Entozoon die hintere Hälfte des linken Randes zu einem hautartigen Saum (Hypostom St.) ausgewachsen, welcher sich nach rechts über den Hintertheil des Peristoms herüberlegt und mit der reehten Bauchseite verwächst. Linker Peristom- System. 1725 rand mit adoraler Zone (fraglich ob Membranellen?), doch ist auch z. Th. der Stirnrand und der vordere Theil des rechten Randes von stärkeren Cilien umsäumt (welche jedoch Stein nicht zur Zone rechnen will). Uebriges Cilienkleid mässig und gleichförmig. Peristom nicht bewimpert. Wahrscheinlich functionirt das gesammte Peristomfeld als Mund (Stein beschränkt ihn auf dessen hinteren Theil), Eigentlicher Schlund scheint zu fehlen, wird dagegen von gewissen Beobachtern (Lieber- kühn, Wiesing) als recht ansehnlich weit und trichterförmig dargestellt, von dem gesammten Peristom ausgehend. Längsstreifung deutlich und regulär. Contr. Vacuolen 2 an der rechten Seite, oder dazu noch 2 weitere auf der linken. Im letzteren Falle scheint die Zahl der Vacuolen jeder- seits etwas schwankend zu sein und sich häufig zu vermehren, auch stellenweise ein Längsgefäss aufzutreten. After terminal. — Ma. N ein- fach, oval bis hufeisenförmig; mit anliegendem Mi. N. Nahrung spärlich; 7. Th. ziemlicb grob. Bewegung stetig wälzend. Cysten kuglig. 3-—4 Arten. Parasitisch. Diekdarm des Menschen und des Schweins; Enddarm von Rana, Bufo, Discoglossus, Triton. Leibeshöhle von Poly- chaeten, Ampbieteniden und Terebelliden. Etwas zweifelhaft ist die Stellung des ungenügend beschriebenen Bal. (?) Medusarum Mereschk., welches sich im Gastralraume verschiedener crespedoter Medusen, im Darın einer Polychaete (Brada), doch auch frei im Meerwasser finden soll. Balantidiopsis. Bütschli n. g. Synon. Balantidiam duodeni Stein (428). Taf. 68, Fig. 3. Scheint den entschiedensten Uebergang von Plagiotoma zu Balan- tidium zu bilden. Mittelgross (0,15). Mässig comprimirt und die linke Seite deutlich gewölbt, die rechte dagegen flach bis in der vorderen Region etwas ausgehöhlt. Körperumrisse in seitlicher Ansicht breit eiförmig. Peristom sehr schmal rinnenförmig, schaut ganz nach links. Schlund scheint nur schwach angedeutet (dies ist der einzige Charakter, welcher diese Form von Plagiotoma wesentlich unterscheidet). After terminal. 1 contract. Vaeuole ventral und subterminal. — Ma. N. kuglig in der hinteren Körperhälfte. Cilien büschelig schlagend. Parasitisch. Mitteldarm von Rana esculenta. 1 Art. Condylostoma(Kondyliostoma p. p. Bory 1824,115) Dujrd. 1841 (175); Clap. und L. (301); Stein (322, 428, 439); Fresenius (401); Cohn (410); Quennerst. (408 b); Wrzesniowski (466); Bütschli (522); Maupas (677); Gourret und R. (774); Möbius (876). Synon. Trichoda patens Müller (76); Uroleptus (?) patens Ehrbg. (161); Bursaria Vorticella Ehrhg. (161), Djrd. (175); Climacostomum Grimm (527). Taf. 67, Fig. 4—5. Ziemlich gross (bis 0,5). Farblos und mässig bis wenig contractil. Gestalt etwa kurz bis recht lang beutelförmig und dann dorsoventral etwas abgeplattet. Hinterende abgerundet bis mässig verjüngt. Vorderende da- gegen schief nach rechts aufsteigend bis ziemlich gerade abgestutzt. Peristom mässig breit, etwa dreieckig, sich nach hinten verschmälernd. 1726 Giliata. Vorn nimmt es fast die ganze Breite des Stirnrandes ein und reicht theils nur bis !/, oder weniger, theils bis zur Hälfte der Körperlänge nach hinten. Sein Hinterende geht in die ziemlich weite Mundöffnung über, welcher sich ein nur sehr wenig entwickelter Schlund anschliesst. Rechter Peristomrand etwas lamellenartig erhoben und vorn z. Th. eine recht- winklig nach links vorspringende Ecke bildend. Längs dieses ganzen handes eine gut entwickelte undulirende Membrane oder diese mehr von der Peristomfläche entspringend. Peristomfläche selbst unbewim- pert. Adorale Zone gut entwickelt und vom über den Stirnrand nach rechts bis zur Peristomecke reichend. Bauchwimpern (nach Maupas) etwas spärlicher und grösser wie die des Rückens; letzterer soll z. Th. auch steife Börstechen tragen (Beides leugnen G. und R.). Contr. Vacuolen etwas unsicher, wahrscheinlich eine terminale (s. p. 1442.) — Ma.N. lang rosenkranzförmig, rechtsseitig. — Mi. Ni. zahlreich. — After dorsal in hinterer Körperhälfte (Maupas; nach Stein terminal). Nahrung grob und fein. Bewegung rasch, doch auch lange ruhend; bei ©. patens durch Schlängelungen und Krümmungen unterstützt. Süsswasser (Europa, N.-Afrika[?}) una Meerwasser (auch fauligem; Nordsee, Mittelmeer, Schwarzes M., Casp. Meer.) — 2 Arten. Bursaria (truncatella ©. F. Müller 1773 und Nr. 76) emend. Clap. und L. 1858 (301); Ehrbg. p. p. (161); Djrd. p.p. (175); Allman (241); Eberhard (302, 431); Balbiani (342); Stein (428); Bütschli (522); Brauer (767); Schuberg (794). Synon. Leucophrys patula Cienkowsky (266). Taf. 67, Fig. 6; Taf. 68, Fig. 1. Gross (bis nahe 1,5 Mm.). Farblos bis bräunlich. Formbeständig, bieg- sam. Gestalt mässig gestreckt, beutelförmig; Bauchseite ein wenig abgeplattet. Vorderende sehr wenig verjüngt und breit abgestutzt; Hinter- ende breit abgerundet bis etwas zugespitzt. Haupteharakter: die mächtige und eigenthümliche Entwicklung des Peristomfeldes. Dasselbe lässt sich etwa von dem einer Condylostoma ableiten, welches sich bis hinter die Körpeimitte erstreckte und sich triehterförmig tief in den Körper nach hinten zu einsenkte und aushöhlte. Der hintere, schlundartig verengerte Theil des Peristoms biegt sich gewöhnlich nach links um und läuft in eine Mundöffnung aus, an welche sich jedoch ein langer, fast das gesammte Peristom etwas rechtsseitig durchziehender, sehr schmaler Mundspalt an- schliesst (Stein’s eontract. Behälter sammt zuführ. Längscanal; Brauer’s Rinne). Die aus sehr breiten Membranellen gebildete adorale Zone durch- zieht linksseitig das ganze Peristom bis zum Mund, greift jedoch vorn nicht auf den Stirnrand über. Bewimperung mässig; das Peristomfeld unbewimpert. Undulirende Membran fehlt. Körperstreifung schwach schraubig. After wahrscheinlich stets terminal. Contract. Vaeuolen wurden gewöhnlich ganz vermisst; zuweilen zahlreich über den ganzen Körper zerstreut beobachtet (Clap. und L., Bütschli).,. Ma. N. lang bandförmig, gewunden. Mi. Ni. zahlreich. — Nahrung sehr ansehnlich. — Bewegung mässig rasch, rotirend. Cyste kuglig, mit doppelter Hülle; die innere System. 1727 an mehreren Punkten an der äusseren befestigt und letztere daher an diesen Stellen dellenartig eingezogen. Süsswasser (nach Eichwald [186] auch Ostsee). 1 Art. 3. Familie. Stentorina Stein 1867 emend. Körper beutelförmig bis recht langgestreckt und dann das Vorderende gewöhnlich trichterförmig sehr erweitert. Das Peristom ist relativ recht kurz und ganz ans Vorderende gerückt, so dass seine Fläche ziemlich schief bis nahezu senkrecht zur Längsachse steht. Die adorale Spirale zieht entweder über den Stirmrand bis zur rechten Peristomecke oder umkreist das Peristomfeld völlig, so dass sie nahezu einen vollen Umgang beschreibt. Die Peristomfläche durchaus bewimpert und spiral, parallel dem linken Peristomrand gestreift. Undulirende Membran fehlt. Zuweilen wachsen die beiden Seitenhälften des Peristoms zu langen Flügeln aus. Schlund röhrig, mässig bis ansehnlich. Z. Th. festgeheftet und dann zu- weilen mit Gehäusebildung. Climacostomum Stein 1859 (322 p. 55, 336, 340, 428); Eberhard (356); Alenitzin (488). Synon. ?Trichoda Patula Müller (76); Spirostomum virens Ehrbg. (161); Bursaria p. p. Ehrhg. (139), Djrd. (175), Perty (240), Eberhard (302), Lieber- kühn (275), Quennerst. (40Sa); Leucophrys patula p. p. Ehrbg. (161), Olap. und L. (301), Wrzesniowski (352), Kent (601), Stokes (L. marginata und curyilata, 760, 800, 855). Taf. 68, Fig. 4. Mittelgross (bis 0,36). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr wenig contractil, fast formbeständig. — Gestalt breit beutelförmig, dorso- ventral mässig abgeplattet, die Bauchfläche eben bis etwas ausgehöhlt, der Rücken gewölbt. — Rechte Seite mässig convex, die linke gerade bis schwach coneav. Vorderende breit abgestutzt, schwach nach links abfallend; Hinterende breit abgerundet bis etwas eingezogen. Peristom breit und mässig lang, ähnlich dem von Condylostoma; ist jedoch deutlich parallel dem linken Rand spiral gestreift und fein bewimpert. Mund weit, Schlund lang, knieförmig gebogen; er scheint nach Stein gleichmässig bewimpert zu sein. / After terminal, ebenso die contr, Vaeuole, welche zwei Zuführungscanäle besitzt, die an den beiden Seiten bis zum Vorderende ziehen; der rechte fehlt jedoch häufig. Ma. N. oval und central oder lang bandförmig und verschlungen. Nahrung recht ansehnlich. Bewegung rasch, doch weniger rotirend, meist in Kreisen, welche dureh die Körper- krümmung vorgezeichnet sind. Cysten oval bis birntörmig (Eberhard). — Süsswasser. 2 Arten, deren Verschiedenheit mir noch nicht genügend erwiesen scheint. Stentor Oken 1815 (104), Ehrbg. (161, 170), Djrd. (175), Eckhard (194), Schmarda (197), Schmidt (218), Perty (240), Clap. und L. (274, 301), Stein (322, 339, 428, 439), Balbiani (328, 342), Moxon (449), Barrett (456), Fromment. (504), Bütschli (522). Simrotli (536), Kent (601), Gruber (693, 776), Stokes (758), Daday (771), Maskell (824). Synon. Tunnel like polypi (3 Arten) Trembley (18): funnel animal Baker (29); schalmeiähnlicher Afterpolyp Rösel (33); Vorticella flosculosa Schrank (68), 1728 Ciliata. polymorpha, cornuta, multiformis, stentorea, ? cucullus Müller (76 und 52, 58, 67); Leucophrys cornuta Müller (76); Hydra p. p. Linne (36); Brachionus p. p. Pallas (44); Trompetenthier Eichhorn (54); Colombo (79, ? Fig. T); Eccelissa und Linza p. p. Schrank (94); Ur ceolaria p. p. Lamarck (192), Bory (115); eanauells p. p. Bory (P15); Salpistes Wright (325). Taf. 68, Fig. 5—7; Taf. 69, Fig. 1—2. Mitelerees bis recht ansehnlich (über 1 Mm. in gestrecktem Zustand). Farblos bis blau, roth und braun pigmentirt, z. Th. auch grün durch Zoochlorellen. Meist sehr contraetil (weniger nur St. igneus nach Stein). Gestalt im ausgedehnten Zustand etwa lang trichter- bis tubaförmig; fest- geheftetes Hinterende dann stets mehr oder weniger stielförmig verjüngt. Vorderende stark verbreitert und im Allgemeinen breit abgestutzt bis etwas gewölbt. Stets ganz drehrund. Selten das Vorderende ein wenig halsartig verschmälert. Contrabirt beutel- bis kugelförmig;; freischwimmend stets mehr oder weniger contrahirt. Das relativ kurze, jedoch sehr breite Peristom ist stets ganz ans Vorderende verschoben und seine Fläche steht im allgemeinen senkrecht zur Längsachse, so dass das abgestutzte Vorder- ende vom Peristom selbst gebildet wird. Der ganze Peristomrand von der adoralen Zone umsäumt, indem diese über den Stirnrand nach rechts bis dicht an den Mund herumzieht; doch liegt das rechte Ende der Zone bei ausgebreitetem Peristom stets ein wenig höher wie das linke, welches sich gegen den Mund schief bauchwärts herabsenkt. In dieser Weise bildet sich zwischen den beiden Enden der Zone eine gruben- förmige Einsenkung, in welcher der Mund liegt; sie ist am entwickelt- sten bei Stentor Auricula |Kent] Gruber, wo der Mund relativ weit hinten liegt. Schlund röhrig, mässig lang, die Zone durchzieht ihn bis ans Ende. Körperstreifung ziemlich breit; mehr oder weniger schraubig. Das bewimperte Peristom spiral gestreift, parallel dem linken Rand. Zwischen den feinen Körperwimpern stehen häufig längere steife Borsten. Contract. Vacuole linksseitig, in geringer Entfernung hinter dem Peristomrand; mit 2 Zuführungskanälen, von welchen der hintere links- seitig bis ans Hinterende herabzieht, der vordere längs dem Peristomrand verläuft. Ein wenig vor der Vacuole der After. Ma. N. oval bis lang band- oder rosenkranzförmig. Mi. Ni. zahlreich. Bewegung im schwimmenden Zustand ziemlich rasch und rotirend; häufig mit dem Hinterende fest- geheftet, welches zu diesem Behuf zarte Pseudopodien entwickelt. Zu- weilen bilden sie im sessilen Zustand gallertige Schutzröhren. Cysten birnförmig, dick. Nahrung mittelgross bis ansehnlich. — Süsswasser (Europa, Afrika, N.-Amerika, S.-Amerika [Schmarda, Reise um die Erde. Bd. II p. 118], N.-Seeland (Maskell) und Meer. Ca. 7—8 Arten. Den von Kent beschriebenen marinen St. Auricula möchte ich für eine freischwim- ende, vielleicht jugendliche Folliculina halten; dagegen scheinen die von Gruber und Daday unter diesem Speciesnamen beschriebenen marinen Formen zu Stentor zu gehören, wenngleich auch sie jedenfalls nach Folliculina überleiten. Follieulina Lamarek 1816 p. p. emend. Bory (115); Stein (364); Kent (601); Möbius (532); Giard (874). Synon. Vorticella Ampulla Müller (76); Vaginicola p. p. Djrd. (175); System. 1729 Freia Clap. und L. (301), Leidy (326), Stein (428 und 439), Wright (345), Ryder (608), Giard (669), Möbius (750, 785); Cothurniap. p. Clap. u. L. (301); Lagotia Wright (324—25); ? Stentor p. p. (Auricula) Kent (601). Taf. 69, Fig. 3. Mittelgross bis ansehnlich (gestreckt bis über 1 Mm.). Farblos bis blau und schwärzlich. Sehr contractil, ähnlich oder eher noch mehr wie Stentor. Im gestreckten Zustand sehr lang triehterförmig bis eylindrisch, mit geringer Anschwellung des Vorderendes. Contrahirt dagegen kurz beutelförmig bis nahezu kuglig. Bei mittlerer Contraetion gewöhnlich (und abweichend von Stentor) hinter dem Peristom halsartig ver- schmälert; die Hinterhälfte dagegen etwas angeschwollen. Den Haupt- charakter bildet die eigenthümliche Entwicklung des Peristoms, welches sich von Stentor ableitet. Seine Seitenregionen sind zu zwei ansehnlichen Flügeln ausgewachsen, welche am ausgebreiteten Peristom schief nach aussen und aufwärts stehen und sich bei der Contraction mit den zugewandten Innenflächen zusammenlegen. Die Flügelenden abgerundet oder zuweilen in einen unbewimperten finger- bis dornartigen Fortsatz verlängert. Am Rücken greift die Bucht zwischen den Flügeln weniger tief nach hinten wie auf der Bauchseite. Die von den Flügelrändern umschriebene Peristomfläche vertieft sich triehterförmig, bis ziemlich tief in den Hals hinein und der an ihrem Grunde befindliche Mund setzt sich in einem röhrigen Schlund fort. Verlauf der adoralen Zone im Wesentlichen wie bei Stentor. Dieselbe beginnt an der ventralen Basis des rechten Flügels, umzieht den ganzen Peristomrand bis zur ventralen Basis des linken Flügels und setzt sich dann in den Peristomtrichter fort, in welchem sie, eine Schraube von ca 1!/, Windung beschreibend, bis zum Mund hinab- steigt (über die abweichende Darstellung von Möbius s. p. 1379). After ähnlich wie bei Stentor linkerseits in einiger Entfernung hinter dem Peristomrand; also an der Aussenfläche des Iinken Flügels. Körper- und Peristomstreifung ähnlich Stentor (letztere jedoch nur mangelhaft bekannt). Contr. Vaceuole in der mittleren Körperregion ventral (nach Möbius fehlend.) Ma. N. oval und ziemlich central bis lang rosenkranzförmig (Möbius). Mi. N.?. Lebt gewöhnlich in chitiniger Röhre von z. Th. blauer bis brauner Farbe und etwa beutelförmiger Gestalt, welche mit einer Breitseite auf der Unterlage (Algen, Wurm- und Molluskenschalen, Crustaceen ete.) durch Kittsubstanz befestigt ist. Die verengte Mündung erhebt sich schief bis senkrecht nach oben und wächst zu verschie- dener, z. Th. sehr bedeutender Länge aus. In letzterem Fall ist sie von einer spiralig aufsteigenden Leiste umzogen und häufig längs- gestreift. Dicht hinter der Röhrenmündung ein aus mehreren Stücken be- stehender, noch ungenügend erforschter Versehlussapparat. Theilung in der Hülle, worauf der hintere Sprössling dieselbe mit noch flügellosem sehr unentwickelten Peristom verlässt, einige Zeit umherschwimmt, sich hierauf festheftet und allmählich die Röhre abscheidet und das Peristom weiter entwickelt. — Marin. Europae. und nordamerikan. Küsten (angebl. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 109 1730 Ciliata. auch Süsswasser nach Kent, Freia Boltoni, doch bedarf dies wohl der Bestätigung; auch Barrett (456) will eine Foll. in Süsswasser gefunden haben). Artenzahl recht unsicher, ea. 3—4 (gesichert erscheinen einst- weilen nur F. Ampulla M. sp. und elegans Cl. und L. sp.). Möbius (832) will überhaupt nur 1 marine Art anerkennen. Von den 4 nov. sp. Giard’s scheint mir nur F. limnoriae möglicherweise eine beson- dere Art zu sein. Die Schalenbasis derselben besitzt einige fingerförmige Fortsätze zur Be- festigung. In die Nähe von Folliculina dürfte sicher auch die von Henneguy (696) ungenügend beschriebene Gattung Ascobius (lentus) aus Süsswasser gehören. Sie besitzt ein ähn- liches Gehäuse, welches aber nur in losgerissenen Exemplaren beobachtet wurde. Das im Grunde desselben befestigte Infusor wurde offenbar nicht hinreichend erforscht; die Abbildung erinnert in vieler Hinsicht an in der Hülle zusammengezogene und dann sehr schwierig zu erforschende Folliculinen. Aus der Hülle vorgestreckt wurde der Ascobius nie beobachtet. Das hintere Körperdrittel sell unbewimpert sein. Peristom- flügel werden nicht geschildert, dagegen ein ziemlich tiefes, grubenförmiges Peristom, welches das ganze, schief vom Bauch nach dem Rücken abgestutzte Verderende einnehme und sich in einen tief hinabsteigenden, bewimperten Schlund fortsetze. Ma.N. oval und central. Contractile Vacuole ? Sollte sich das Wesen als eine F. erweisen, so dürfte es wohl mit Kent’s F. Boltoni identisch sein, an welche auch das Gehäuse erinnert. Als besondere Gattung Pebrilla will Giard (874) eine folliculinaartige Form unter- scheiden, deren Gehäuse ungefähr eiförmig ist und eine ziemlich tiefe, mittlere ringförmige Einschnürung besitzt. Ziemlich weite Mündung mit kurzer Mündungsröhre. Am aboralen Gehäuseende eine knopfförmige Ausbuchtung. Ma. N. lang rosenkranzförmig. Auf Abdomen von Eupagurus bernhardus. 4. Familie. Gyrocoryna Stein 1867. Charaktere die der einzigen Gattung. Caenomorpha Peıty 1852 (240); Eberhard (302); Tatem (440); Bütschli (Zoolog. Jahresbericht der zoolog. Stat. Neapel f. 1879, p. 184); Blochmann (769). Synon. ??Trichodina (?) tentaculata Ehrbg. (138, 161); Gyrocorys Stein (336, 428 p. 164), Gourret und R. (774); Strombidium p. p. Eberhard (356); Calcaria Gruber (574). Taf. 69, Fig. 4. Mittelgross (L. bis 0,1). Farblos und formbeständig. Gestalt eigen- thümlich glockenförmig mit etwa halhkuglig abgerundetem Vorderende. Die nach hinten schauende Giockenhöhle schwach vertieft, da sie linker- seits fast erfüllt wird durch einen breit beginnenden Schwanzanhang, welcher sich jedoch bald und ziemlich plötzlich stark verjüngt und zugespitzt endigt; er erreicht etwa die Länge der Glocke. Auf der Bauchseite der letzteren eine mässig breite Rinne, an deren linkem Rand zwei Längsreihen sehr ansehnlicher Cilien stehen (welche jedoch zuweilen vermisst wurden, Bütschli),. Der Glockenrand von einer Zone ziemlich grosser Cilien umsäumt, welche etwa in der Gegend der Bauchrinne beginnt und den von hier, schief rechts über den Rücken und wieder über die linke Seite bis zum Bauch hinabsteigenden Glockenrand in nahezu einer Schrauben- windung, bis zu dem etwas bauchständig, an der Schwanzbasis be- findlichen Mund umzieht. Parallel hiermit und etwas nach innen vom System. 17351 Glockenrand, in einer hier hinziehenden Peristomrinne, eine aus Mem- branellen bestehende adorale Zone, welche dieselbe Ausdehnung wie die ersterwähnte Zone besitzt und sich bis zum Mund verfolgen lässt. Letzterer führt in kurzen, etwas aufsteigenden Schlund. Der übrige Körper eilienlos und ungestreift. Contractile Vacuole in der verdiekten Basis des Schwanzanhangs. Ma. N. gewöhnlich doppelt (zweigliedrig?) bis drei- und vierfach, die einzelnen Partien oyal; in der Glocke. Bewegung unter Rotation rasch schwimmend, zuweilen mit Hülfe der grossen Baucheilien kriechend (Tatem, Gruber). Nahrung fein. Süsswasser (Europa) und marin. 1 sichere Art. Wie ich schon früher (p. 1237) zu zeigen versuchte, scheint die Verwandtschaft dieser seltsamen Form zunächst auf Metopus hinzuweisen, mit dem sie eigenthümlicher Weise nicht selten zusammen vorkommt. Unter Reduction der Körperwimpern, von welchen sich nur wenige erhielten und Hervorbildung des Schwanzanhangs, lässt sich die Entstehung von Caenomorpha aus einer Heterotriche, ähnlich den Metopusmodificationen mit stark schraubigem Verlauf des Peristoms, nicht allzuschwer begreifen. 2. Section. Vligotricha Bütschli (= Unterordn. der vorhergeh. Abschn.). Klein bis mässig gross. Nie sehr langgestreckt; meist kuglig bis beutel- oder umgekehrt kegelförmig. Der Haupteharakter liegt in der Stellung des Peristomfeldes, das ähnlich wie bei Stentor ganz ans Vorderende gerückt und senkrecht zur Längsachse orientirt ist. Die adorale Zone ist nahezu bis völlig kreisförmig geschlossen. Bewimperung des Rumpfes theils noch gut entwickelt, theils stark bis völlig redueirt. l. Familie. Lieberkühnina Bütschli. Taf, 69, Kie! 5: Mässig grosse, nahezu kuglige Formen mit gleichmässig gewölbtem oder ziemlich flachem Peristomfeld und ziemlich dichter bis etwas spär- licherer Bewimperung des Rumpfes. Zuweilen ist eine schiefe Reihe Wimpern der Bauchseite, dieht vor dem Hinterende oder etwas weiter vorn, kräftiger, nach Art der Aftereirren der Hypotrichen, Das Peristom- feld scheint theils bewimpert, theils nackt zu sein. Es ist gewöhnlich deutlich gestreift, ähnlich wie bei Stentor. Oontractile Vacuole linksseitig in der Mundregion. Ma. N. ellipsoidisch. Süsswasser. Ich gründe diese Familie auf die von Clapar@öde-L. (301) beschriebenen angeblichen Jugendformen der Stentoren, welche namentlich auf Lieberkühn’s uned. Tafeln in ziemlicher Zahl gut abgebildet sind. Ich habe selbst einmal eine sicher hierhergehörige Form beob- achtet, bei welcher die Rumpfbewimperung schr spärlich war. Dass es sich nicht um Jugendformen von Stentoren handelt, scheint mir zweifellos. Aufstellung besonderer Genera möge denen vorbehalten werden, welche diese Förmen einst genauer studiren werden. 2. Familie. Halterina Cl. und L. 1858. Körper kuglig bis kegelförmig. Biegsam. Das Peristomfeld un- bewimpert. Der Rumpf gleichfalls, oder auf der Bauchseite einige zer- 109 * 1732 Ciliata. streute Cilien; zuweilen aueh mit zerstreuten und ziemlich ansehnlichen, nichtschwingenden Borsten. Ein Peristomsaum nicht entwickelt. Das gesammte Peristomfeld vorgewölbt. Das orale Ende der Zone zieht auf der Bauchseite etwas nach hinten zum Mund. Schlund kaum ent- wiekelt. Gehäusebildung fehlt. Strombidium Cl. und L. 1858 (301); Stein (428, p. 162); Bütschli (491), Fromment. p. p. (504); Kent (601); ? Gruber (693); Entz (694); Maupas (677. p. 630 etc.); Kellicott (741); ? Perejasl. (788); ? Stokes (707, 855). Synon. Torquatella R. Lankester (506): ? Stentor albus Fromment. (504); ? Arachnidium Kent p. p. (601). Taf. 69, Fig. 7—8. Klein (bis 0,04; wahrsch. jedoch auch noch mehr). Farblos bis gelblich und durch Chloropbyllkörper grün. Gewöhnlich formbeständig, doch auch zuweilen astasienartig metabolisch. Gestalt kuglig bis beutel-, birn- oder krugförmig. Hinten häufig verschmälert bis etwas zugespitzt. Vorderende nicht oder wenig verschmälert. Dasselbe ist von der nahezu einen völligen Umgang beschreibenden adoralen Spirale umzogen, deren Oralende sich in einen auf der Bauchseite bis gegen die Körpermitte herabziehenden Ausschnitt fortsetzt, an dessen Ende der Mund liegt. Ein Schlund jedenfalls sehr wenig angedeutet. Das von der Spirale um- z0gene Peristomfeld häufig zapfenartig erheben. Auf der Bauchfläche z. Th. noch einige zerstreute oder in einer schiefen Reihe stehende Cilien. Triehoeysten gewöhnlich vorhanden, welche entweder durch den ganzen Körper zerstreut oder auf das Hinterende beschränkt sind, oder zuweilen die Mittelregion des Körpers gürtelförmig umziehen. Längere steife Borsten fehlen. Contract. Vacuole normal. Ma. N. meist rundlich und ziemlich central, zuweilen mit spaltförmigen Höblen an den Enden. — Nahrung ansehnlich. Bewegung rasch wälzend und umherschiessend; zuweilen sich vorübergehend anheftend. — Süsswasser und Meer (hier häufiger). Europa, ?N.-Amerika. Zahl der Arten unsicher, da die meisten bis jetzt unge- nügend beschrieben wurden; vielleicht ca. 6. Zweifelhaft in ihrer Stellung erscheinen mir noch die beiden von Gruber (645) beschrie- benen marinen Strombidien; von welchen das eine echtes Chlorophyll (?) und im Peristomfeld einen rothen körnigen Pigmentfleck besitzen soll. Das zweite sei zuweilen mit einer Hülle von Fremdkörpern bekleidet. Letztere Angabe macht wahrscheinlich, dass es sich um eine Tintinnoide, vielleicht sogar die Tintinnopsis beroidea St. handelte. Zu Str. gehören wahrscheinlich auch Arachnidium globosum (Süsswasser) und A. convolutum (Meer) Kent's, welche beide auf Untersuchungen früherer Zeit (1872 und 74) basiren. Der unterscheidende Charakter soll die tentakelförmige Bildung der adoralen Cilien sein, welche ich überhaupt bezweifle. Halteria Dujard. 1841; Clap. und Lachm. (301): Stein (428, p. 162); Fresenius (401); Quennerst. (40Sa); Fromment. p. p. (504); Sterki (586); Entz (694); Fabre (847). Synon. Trichoda grandinella Müller (76), Schrank (68, 94), Tr. Bomba Schrank (80): Urceolaria p. p. Bory (115); Trichodina p. p. Ehrenberg (161), Perty (240); Entwicklungsform von Vorticella Everts (493). Taf. 69, Fig. 6. Klein (Durchm. bis 0,04). Farblos und formbeständig. — Gestalt etwa kuglig. — Der allgemeine Bau schliesst sich so innig an Strombidium System. 1733 an, dass die Unterscheidung schwierig. Sie gründet sich wesentlich auf die Anwesenheit von langen steifen Borsten, welche unregelmässig über den Rumpf zerstreut oder mehr zu einem äquatorialen Kranz zusammengeordnet sind. Da diese Borsten jedoch nicht immer vorhanden zu sein scheinen, so ist auch dieser Charakter nicht durchgreifend. Bei der bis jetzt nur von ihren Entdeckern gesebenen H. Volvox Cl. und L. (non Eichwald Trichodina [Stephanidina] Volvox [186, 3 N.], die ganz zweifelhaft) sollen zwischen den steifen Borsten, die einen Kranz formiren, noch kür- zere, nach rückwärts gerichtete Cilien stehen, welche sich gleichfalls nicht bewegen. Das Peristomfeld springt nur mässig vor. Triehocysten fehlen. After nach Stein terminal. Die übrigen Verhältnisse sind wie bei Strom- bidium. Nahrung fein. Bewegung rasch schiessend bis springend, mit Ruhepausen dazwischen. Süsswasser. Europa und wahrscheinlich Austra- lien (Maplestone 581). 1—2 Arten (da ich die H. Volvox Cl. und L. einstweilen noch für unsicher halte). 3. Familie. Tintinnoina Clap. und L. 1858. Thiere ziemlich klein. Farblos bis gelb und bräunlich. Recht con- traetil. Gestalt im gestreckten Zustand mehr oder weniger lang kegel- förmig; das Hinterende in einen feinen eontractilen Stiel verlängert, mit welchem die Befestigung im Grunde oder an der Seite des Gehäuses ge- sehieht. Vorderende quer abgestutzt und mässig bis ansehnlich vertieft. Der Rand dieses Peristomfeldes zu einem deutlichen Peristomsaum er- hoben, welcher jedoch von der Aussenfläche des Körpers nicht abgesetzt ist. Auf diesem Rand stehen, als wenigstens anscheinend geschlossener Kranz, 16 bis 30 (Entz; Daday nicht über 24) sehr ansehnliche Mem- branellen, deren Basen zur Kreislinie des Peristomrandes schief gestellt und etwas nach dem Centrum der Peristomfläche gekrümmt sind. Ent- lang der Innenseite des Membranellenkranzes findet sich nach Sterki und Entz noch eine Reihe kleinerer Cilien (sog. paroraler Cilien) oder bei Codonella Ampulla (Petalotricha Daday) radiär gestellter, niedriger Mem- branellen. Hinsichtlich der abweichenden Darstellung Fol’s s. p. 1383. Auf dem vertieften Boden des Peristomfeldes findet sich excentrisch und linksseitig eine ziemlich tiefe Einsenkung (sog. präorale Höhle Entz), in deren Grunde der Mund liegt. An der Aussenwand dieser Einsenkung steigt eine Reihe kräftiger Cilien (Membranellen?) zum Munde herab, welche Entz für die Fortsetzung der fast geschlossen-spiraligen adoralen Zone hält (Daday dagegen wohl für die Fortsetzung der paroralen Cilien). Der centrale Theil der im übrigen cilienlosen Peristomvertiefung erhebt sich zu einer halbkugeligen bis zapfenartigen Bildung, welche sehr beweglich ist. Der Mund führt nach Entz in einen Sförmig gebogenen Schlund, welcher eine Reihe (nach Daday 5—6) niederwärts gerichteter, feiner Cilien trägt. Mund wie Schlund nur bei der Nahrungsaufnahme sichtbar. After nach Entz linksseitig in der Schlundregion; ebenda oder weiter hinten die contract. Vacuole (Cl. und L. sowie Daday geben bei einigen 1754 Ciliata. R Arten zwei an). Wahrscheinlich ziehen überall vom Peristomsaum bis zum Hinterende 4 schraubige Reihen feiner Cilien auf der Körperober- fläche herab (Daday). Bei Tintinnidium nach Sterki und Entz in einer beschränkten Zone hinter dem Peristomrand noch in unregelmässige Längs- reihen geordnete, steife, längere Borsten. Nucleus theils einfach oval, bis etwas hufeisenförmig, rechtsseitig (zuweilen mit mittlerer Spalthöhle); häufiger mehr- bis vielgliedrig. 1 anliegender Mikronucleus. Sämmtliche bekannte Formen bewohnen selbsterzeugte, sehr selten festgeheftete Gehäuse, die theils gallertig, theils chitinös, theils mit Fremd- körpern inerustirt sind. Zuweilen mit gitterförmig durehbrochener Wand. Theilung etwas schief. Nahrung ziemlich ansehnlich. Bewegung rasch und sehr anhaltend. Pelagisch in grösseren Süsswasserbecken, haupt- sächlich aber marin. Die Gattungen der Tintinnoinen wurden ausschliesslich auf die Gehäuseverhältnisse ge- gründet, was stets etwas Missliches hat; um so mehr, als dabei der Schwerpunkt auf die feinere Wandstructur gelegt wurde. Ich kann daher die namentlich von Fol, Entz und Daday versuchte Eintheilung vorerst nur als provisorische erachten, da auch die Untersuchung der ganzen. Gruppe noch viel zu wünschen übrig lässt. Im Allgemeinen scheint mir die Gestalt der Gehäuse systematisch wichtiger zu sein wie die feinere Structur oder die agglutinirende Beschaffenheit. Tintinnidium Kent 1881 (601); Entz (725); Daday (837). Synon. Tintinnus Brightwell (204), Cl. und L. p. p. (301), Stein (364 und 428, p. 152), Sterki (586); ?Strombidinopsis Kent (601), Stokes (757, 855). Taf. 70, Fig. 1. Einziger Charakter: die Bildung gallertiger, röhrenförmiger, bis hinten etwas verjüngter Gehäuse; mit ziemlich dieker, zuweilen von Fremdkörpern durchsetzter Wand. Dieselben Arten finden sich theils freischwimmend, theils befestigt. Sisswasser und Meer. 3—4 Arten. Die sog. Strombidinopsis gyrans Kent war, wie schon Entz (694) vermuthete, wohl sicher nur ein freischwimmendes hüllenloses Tint.; dasselbe gilt von der Strombidinops. setigera Stokes. Auch das sog. Strombidium Claparedii Kent möchte Entz hierherziehen. Tintinnus (Schrank p.p. 1505) emend. Fo11889 (und 668); Ehrbg p. p. (161 und 170); Clap. und L. p. p. (301); Stein (428, p. 152 fl.); Uljanin (487); Mereschkowsky (584, 606, 628); Entz (694, 725); Rees (709); Möbius (831); Daday (837). Synon. Baster (38); Trichoda inquilinus Müller (52 und 76); ? Vorticella vaginata Müller (76); Vaginicola p. p. Lamarck (102), Dujardin (175); Cothur- nia p. p. Bailey (s. Dinofl. Nr. 17); Amphorella, Undella, Cyttarocyclis p. p. Daday (837). Taf. 70, Fig. 3—4. Gehäuse klein bis mittelgross (bis 0,5). Fol und Entz suchen den Charakter der Gattung ausschliesslich in der Struetur der chitinösen Ge- häusewand, welche entweder, wenn sie dünn ist, nur einschichtig erscheint, oder, wenn dicker, resp. an dickeren Stellen aus zwei durch eine Zwischen- lage getrennten Lamellen besteht. Eine weitere Structur, speciell eine re- tieuläre Zeichnung soll der Gehäusewand fehlen (s. jedoch unten). Gestalt der Gehäuse bei Zugrundelegung dieses Gattungscharakters sehr mannig- System. 1139 faltig. Kurz bis lang beutelförmig, krugförmig bis röhrig und sehr lang röhrenförmig. Die Mündung selten etwas verengt, häufiger ein wenig erweitert, mit nach aussen umgebogenem Mündungsrand. Selten, und wahrscheinlich nur als Variation auftretend, ist die Mündung schief abge- stutzt. Hinterende theils breit abgerundet, theils etwas verjüngt bis zu- gespitzt und bei den röhrenförmigen Gehäusen gewöhnlich in einen zu- gespitzten, verdünnten Schwanz ausgezogen. Mündungsende zuweilen durch Anwachsstreifen geringelt. Die Oberfläche des Gehäuses erscheint gewöhnlich ganz glatt ohne Zeichnung; zuweilen jedoch einige Längs- falten am Vorder- und Hinterende oder nur an einem derselben; bei T. spirale Fol eine schraubige Streifung der Gehäusewand, welche auf der Anwesenheit schraubig verlaufender Verbindungslamellen zwischen den beiden Wandlamellen beruht. Keine Fremdkörper auf oder in der Schalenwand. Marin (N.M.; M.M.; Schw. M.). Zahl der Arten ansehnlich. Ich glaube nicht, dass die 6 Gattung sich in der von Foul und Entz vorgeschlagenen Auf- fassung erhalten lässt, da auch typische Tintinnusarten, wie T. Amphora und T. subulatus einen deutlichen, wenn auch fein-reticulären Bau der Gehäusewand besitzen, wie ihn Fol für seine Gattung Cyttarocyclis charakteristisch erachtet. Eine scharfe Unterscheidung zwischen beiden Gattungen ist daher unmöglich. Ich kann deshalb auch die generische Sonderung der von Clap. und L. beschriebenen Tintinnusarten mit deutlich retieulirter und z. Th. ziemlich dicker Wand (T. dentieulatus, Ehrenbergii, eventuell auch T. Helix) von Tin- tinnus und ihre Erhebung zu der besonderen Gattung Cyttarocyclis F. nicht anerkennen. Höchstens liesse sich für die Formen, welche die Reticulirung deutlicher und gröber zeigen, eine Untergattung errichten. Daday (837) will die eigentliche Gattung Tintinnus auf diejenigen structurlosen und einschichtigen Gehäuse beschränken, deren Hinterende stets geöffnet sei. Für die entsprechenden geschlossenen errichtet er die neue Gattung Amphorella; für die Gehäuse mit zweischichtiger Wand, an welcher die feinen Querlamellen nicht beobachtet wurden, stellt er die Gattung Undella auf. Die Tintinnusformen mit sehr deutlichen Querlamellen und demgemäss auch sehr ausgeprägter Reticulation rechnet D. zu Cyttaro- cyclis. Wir sprachen uns schon früher (p. 1554) gegen dieses System aus, welches nach unserer Ansicht auf falscher Beurtheilung und ungenügender Untersuchung der Wand- structur basirt. Tintinnopsis Stein 1867 (428, p. 15); Kent (601): Daday (837). Synon. Tintinnus p. p. Ehrbg. (170), Clap. und L. p. p. (301), Uljanin (487), Grimm (527); Codonella p. p. Häckel (98). p. p. Fol (668), p. p. Entz N 125), Möbius (831): Coniocyclis Fol (594). Taf. 69, Fig. 9 und 70, Fig. 2. Ziemlich gross (bis 0,2 und mehr). Gestalt des Gehäuses bietet die- selben Variationen wie bei Tintinnus; das Mündungsende ist zum Thheil sehr erweitert, wobei die Gesammtform glockenförmig wird. Anwachs- ıinge, welche entweder nur das Mündungsende oder die Gesammt- schale zieren, ziemlich häufig. Der Unterschied von Tintinnus besteht ausschliesslich darin, dass in die dünne, chitinöse Schalenhaut, welche keinerlei deutliche Structur zeigt, zahlreiche Fremdkörper, hauptsächlich Sandkörnchen eingebettet, resp. ihr aufgeklebt sind. Marin (N. Meere; M. M., Schw. M.). Zahl der Arten ansehnlich. Daday zählt 23 auf, doch treibt er die Sonderung zweifellos zu weit. 1736 Ciliata. Der Charakter der Gattung, in der hier vorgeschlagenen Auffassung fällt etwa zusammen mit dem Begriff der Gattung Codonella bei Fol (620); dagegen nicht mit der ihr bei Entz gegebenen Ausdehnung. Schon bei den Rhizopoden begegneten wir grossen systematischen Schwierigkeiten bezüglich der sog. agglutinirenden Formen und deren Sonderung von den nichtagglutinirenden. Hier liegt offenbar ein ähnlicher Fall vor. Es scheint mir daher auch noch keineswegs entschieden, ob die versuchte generische Sonderung wirklich eine natürliche ist und ob nicht einzelne der agglutinirenden Tintinnoiden sich inniger an gewisse, ähn- lich gestaltete Tintinnusarten anschliessen. Codonella Häck. 1873 emend. (nur C. Galea), p. p. Fol (594, 668), Entz (694, 725), Daday (771, 837). Synon. Tintinnus (Lagenula) Cl. und L. (301); Difflugia Cratera Leidy (Fresh- water Rhizop. of N. America, Un. St. Geolog. Survey Vol. XII 1879), Vorce (636); Petalotricha Kent (601), Daday (837). Taf. 69, Fig. 9a und 70, Fig. 5. Klein bis mässig gross (bis 0,1). Gestalt der Gehäuse kurz beutel- föormig. Hinterende abgerundet oder etwas zugespitzt. Das Mündungs- ende meist deutlich durch eine ringförmige Verengerung von dem übrigen Theil abgesetzt, gewöhnlich einen etwas trichterförmig gestalteten Aufsatz bildend, dessen Mündungsrand sich manchmal wieder etwas verengt, ja bei C. cratera einen dachartigen Verschluss bildet, der im Centrum eine mässig grosse Mündung hat. Bei letzterer Form zeigt der Aufsatz deutliche Anwachsringe, welche den übrigen fehlen. Im Aufsatz, von seiner Basis entspringend, fmdet sich gewöhnlich ein besonderer Ver- schlussapparat, der nach Entz aus einem Kranz zahlreicher beweglicher zugespitzter, plattenartiger Stücke besteht. Den Hauptcharakter soll auch hier wieder die Structur der Gehäusewand bilden. Letztere zeigt eine deutliche, ziemlich regelmässige, hexagonale Felderung oder eine Auflage- rung kreisförmiger Scheibehen, wenn die Felder durch grössere Zwischen- räume getrennt sind. Im Centrum jedes Feldchens findet sich gewöhnlich ein dunkler Fleck (Knopf nach Entz; Porus?). Gewöhnlich sind die Gehäuse agglutinirend und die beschriebene Structur ist daher mehr oder weniger von den aufgelagerten Fremdkörpern verdeckt bis völlig un- kenntlich. Süsswasser und Meer. Zahl der Arten ca. 2. Auch diese Gattung kann nicht als genügend gesichert erachtet werden. Die Structur der Gehäuse ist jedenfalls im Wesentlichen dieselbe wie die der reticulirten Tintinnus- arten; es blieben demnach nur die dunkeln centralen Flecke der Felder als Charakteri- sticum bestehen, über deren Bedeutung jedoch Zweifel herrschen und welche andererseits auch die Unterscheidung der Gattung von Dictyocysta unsicher machen, wenn sie sich etwa noch als Poren herausstellen sollten. Daday erblickt den Charakter der Gattung ausschliesslich in der Zweischichtigkeit der Wand und der agglutinirenden Beschaffenheit. Queriamellen zwischen den beiden Wand- lamellen sollen fehlen. Letzteres halte ich für sehr zweifelhaft und glaube daher, dass die meisten agglutinirenden sogen. Gyttarocylisarten von Daday mit Codonella zu ver- einigen sind. ? Gyttarocyclis Fol p. p. 1881 (und 668), Entz (725). Synon. Dictyocysta p. p. (Cassis) Häck. (498). Daday p. p. (837). Zunächst ganz unsicher, da die verschiedenen Beobachter die Structur des Gehäuses ganz verschieden beurtheilen. Dasselbe zeigt eine ziemlich unregelmässige, aber recht deutliche System, 1737 Reticulation, welche Häckel als Durchbrechungen beurtheilte und daher der Schale eine feine unregelmässige Gitterstructur zuschrieb. Fol suchte die Zeichnung 1881 auf grubige Ver- tiefungen der Oberfläche zurückzuführen, 1883 dagegen auf reticuläre Zwischenwände zwischen den beiden Lamellen der Gehäusewand, auf dieselbe Erscheinung also, welche auch bei Tin- tinnus so verbreitet is. Er will daher die von Cl. und L. beschriebenen reticulirten Tintinnusarten hierher ziehen, wie auch später Daday (837). Wir sprachen uns schon oben gegen eine solche Trennung aus, da die Stiuctur wahrscheinlich bei Tintinnus ınehr oder weniger allgemein vorkommt. Entz endlich, welcher gleichfalls eine Cyttaro- eyclisart beschreibt, die wohl C©. cassis H. nächstverwandt ist, gelangte zu keiner Sicher- heit über die Structur der Schale. Ich leugne nicht, dass ich von allen Beobachtern Häckel in dieser Frage das grösste Vertrauen schenke und deshalb die Gattung, wenn auch als eine unsichere, hier aufführe. Marin. 1—2 Arten. Dietyocysta Ehrbg. 1854 (255) u. Mikrogeologie Taf. 35 A, Fig. 24D; Häckel zeiger 1886. Synon. J. Müller (Ueber den Bau von Pentacrinus Abh. Berl. Ak. 1541, T. XI. Fig. 6); Oyttarocyclis p. p. (cystellula) Fol (668), Daday p. p. (837); Codonella p- p. (perforata) Entz (694), punctata Daday (771). Taf. 70, Fig. 6. Mässig gross (L. bis 0,1). Gestalt der Gehäuse im wesentlichen wie bei Codonella, namentlich kehrt der charakteristische Aufsatz und der Verschlussapparat überall wieder. Bezüglich der Structur herrscht dieselbe Unsicherheit wie bei Oyttarocyelis. Die Wand mit ziemlich enger Reticulation, welche Häckel auf gitterförmige Durch- breehungen zurückführt, während sie Fol und Daday als Alveolen- bildung in der Wand beurtheilen. Entz dagegen spricht von Poren, welche die Wand durchsetzen und die von kleinen Höfen (offenbar der Retieulation der Codonella entsprechend) umgeben seien. Das Charakte- ristische der Gattung liegt darin, dass die Gehäusewand auch grössere, entschiedene Durchbrechungen (sog. Zonal- und Maschenlöcher Entz) auf- weist, welche in Gürteln angeordnet sind. Fast regelmässig findet sich ein Ring solcher Löcher ziemlich äquatorial am beutelförmigen Haupttheil des Gehäuses, zu dem sich noch accessorische Ringe kleinerer Löcher oral- und apiealwärts gesellen können. Ferner findet sich ge- wöhnlich am Aufsatz ein Ring solcher Löcher, welche bei einigen Formen so weit werden, dass sie nur noch durch schmale Balken der Wand geschieden sind. Der Aufsatz erscheint dann wie ein Gestell aus feinen, am Mündungsrand durch einen Ring verbundenen Stäben. Nicht agglutinirend, soweit bekannt. Mariv. Ca. 5—6 Arten. Diese Gattung erscheint trotz der Zweifel, welche bezüglich der Structurverhältnisse noch herrschen, ihrer - besonderen Bildung wegen wohl begründet, Daday (837) be- schränkt sie auf die Formen mit weiten, sogen. Maschenlöchern des Aufsatzes; da er die von Entz beschriebenen Löcher des Wohnfachs nicht als solche anerkennt, sondern auf die Reticulation der Wand bezieht, 1738 Ciliata 4. Familie. Ophryosecolecina Stein 1559 und 1867 p. 168. Vergl. über diese Familie ausser der bei den Gattungen aufgeführten Literatur noch Colin (253), Stein (428, p. 164), Zürn, Die Schmarotzer auf und in dem Körper unserer Haussäugethiere. 1874, p. 441; List (745). Klein bis ziemlich gross. Starr, mit dicker Pellicula; nur das Peristom ist retractil; sein Saum kann vor- und zurückgezogen werden. Adorale Zone nahezu kreisförmig geschlossen; ihr Oralende steigt tief in die trichterförmige Peristomhöhle hinab. Letztere ist vorn so weit geöffnet, dass sie fast das gesammte Peristomfeld einnimmt; auf der linken Ventral- seite setzt sich ihre Oeffnung in einen Spalt fort, welcher mässig weit nach hinten zieht. Die Peristomhöhle vertieft sich zu dem ansehnlichen Schlund, welcher nicht scharf gegen sie abgegrenzt ist; derselbe zieht etwas links gekrümmt nach hinten. Das Peristom- oder Stirnfeld ist von einem ziemlich hohen Peristomsaum umzogen, der einen Spiralumgang be- schreibt, also nicht kreisförmig geschlossen ist. Bei geöffnetem Peristom wird der Saum nach Innen (gegen das Peristom) wie nach Aussen durch eine ziemlich tiefe Einfaltung der Oberfläche begrenzt. Letztere beschreibt demnach etwa 2 Spiralumgänge. Sie ermöglicht, dass der Saum über das retrabirte Peristom vollständig vor- oder zusammengezogen werden kann und es nach Aussen abschliesst. In der vorderen Körperhälfte, linksseitig oder mehr auf den Rücken übergreifend, zuweilen eine zweite quere Membranellen- zone, von vorderer und hinterer Einfaltung begrenzt und gleichfalls retractil. Das Hinterende häufig mit stachelartigen Fortsätzen. After bei den un- bestachelten Formen terminal; gewöhnlich mit Afterröhre. Entodinium Stein 1859 (318, 323); Schuberg (843). Synon. 2. und 3. Infusorienart von Gruby et Delafond (183). Taf, 72, Fig. 10. Klein bis mittelgross (0,05—0,12). Gestalt etwa oval bis dreieckig, da hinten zum Theil etwas verjüngt. Hinterende zuweilen mit 3 stachel- artigen Fortsätzen, von welchen der linke viel länger ist, wie die beiden rechten. Haupteharakter der Mangel einer Membranellenzone am Körper. Eine contractile Vacuole vor der Körpermitte, rechtsseitig oder dorsal. Ma.N. länglich, ganz rechtsseitig, dicht unter der Oberfläche, mit anliegendem Mi. N. — Parasitisch im Rumen und Retieulum der Wiederkäuer. 3 Arten. Diplodinium Schuberg 1888 (845). Synon. Entodinium p. p. Stein (318). Unterscheidet sich nur dadurch von Entodinium, dass ausser der adoralen Zone auch der linksseitige quere Membranellenzug vorhanden ist, welcher in der Familiendiagnose erwähnt wurde. Im Rumen der Wiederkäuer. 3 Arten. Ophryoscolex Stein 1859 (318, 323), Schuberg’s Beobachtungen werden demnächst publieirt. Synon., 1. parasit. Infusorienart Gruby et Delafond (193). Taf, 724 Big, 11. Mittel- bis ziemlich gross. Länglich oval, ziemlich abgeplattet. Hinten mit einem ansehnlichen, stachelartigen Schwanzanhang, dessen Basis bei System. 139 O. Purkinjei von drei Wirteln dreizähniger Lappen umgeben ist. After an der Schwanzbasis. Der quere Membranellenzug ähnlich wie bei Diplo- dinium vorhanden, doch gewöhnlich mehr auf der Dorsalseite. 2 con- tractile Vacuolen. Ma. N. länglich linksseitig, mit anliegenden Mi. N. Parasitisch. Rumen und Retieulum der Wiederkäuer. 2-3 Arten. Anhang zu den Oligotricha, Maryna Gruber 1879. Taf. 69, Fig. Ab. Mittelgross (L. 0,15). Farblos, biegsam. Gestalt etwa becherförmig; Hinterende abgerundet, das Vorderende quer abgeschnitten und ziemlich tief ausgehöblt (Peristomhöhle). Die Bauchwand der Höhlung (Peristom- saum) mit einem Längsschlitz. Vom Grunde der Peristomhöhle er- hebt sich ein nahezu eylindrischer Zapfen (Triehter Grb.) ziemlich hoch über den Peristomsaum. Sein Ende ist quer abgeschnitten und etwas aus- gehöhlt; die Aushöhlung setzt sich als eine ziemlich breite Rinne über die Bauchseite des Zapfens fort. Der eigentliche Körper fein bewimpert; auf dem Peristomsaum die Cilien etwas kräftiger und auf dem Rand der Vorderfläche des Zapfens lange „Borsten“. Der Mund liegt etwa am Hinterende der Spalte des Peristomsaumes und führt in einen ziemlich langen, röhrigen Schlund. Contractile Vacuole etwas links vom Mund. Ma.N. kuglig. Scheidet braune, dichotomisch verzweigte Schleimröbren aus, deren Enden je ein Thier bewohnt. Süsswasser. 1 Art. Europa. Mit Entz (1882) halte ich es vorerst für das Wahrscheinlichste. dass diese interessante, jedoch nicht ausreichend erforschte Form zu den Tintinnoinen, resp. den Oligotrichen, die meisten Beziehungen besitzt. Gruber hielt sie den Enchelinen, speciell den Lacrymarien für nächstverwandt. Ohne eingehendere Untersuchungen lässt sich jedoch keine sichere Ent- scheidung geben. 3. Section. Hypotricha Stein 1859 emend. (— Unterordnung der vorhergehenden Abschnitte). Körper stets mehr oder weniger, meist jedoch stark dorsoventral ab- geplattet. Bauch fast immer ziemlich eben, der Rücken mehr oder weniger gewölbt. Das meist dreieckige Peristomfeld liegt in gleicher oder nahezu gleicher Ebene mit der übrigen Bauchfläche. Die adorale Zone reicht vom Mund über den Stirnrand bis zur rechten vorderen Peristomecke, selten etwas über dieselbe hinaus auf den rechten Rand. Das Peristom ist gewöhnlich vom anstossenden Theil der Ventralfläche (Stirnfeld) deutlich abgegrenzt. Der Rücken ohne bewegliche Cilien, dagegen in der Regel mit Längsreihen steifer Börstchen. Die zur Bewegung dienenden Wimpergebilde beschränken sich auf die Bauchseite, welche sie bei den ursprünglichen Formen als gleichmässiges Cilienkleid überziehen. Bei den entwickelteren sind sie in mannichfacher Weise redueirt und diffe- renzirt. Schlund wenig entwickelt bis fehlend. 1740 Giliata. 1. Familie. Peritromina Stein 1867. Peristom vom Stirnfeld wenig abgegrenzt. Bewimperung der Bauch- fläche dicht und gleichmässig, ohne Differenzirung stärkerer Cilien oder Cirren. Peritromus Stein 1862 (346, 428 p. 165); Maupas (677); Rees (709). Synon. ?Spirostomina Gruber (645). Aal), Il 7a Mittelgross (L. bis 0,1). Farblos bis gelblich; contractil. Ziemlich abgeplatte. Umrisse etwa muschelförmig; vorn und hinten breit ab- gerundet; das hintere Ende etwas, jedoch sehr wenig schmäler wie das vordere. Rechte Seite convex, linke gerade bis schwach eingebuchtet. Bauch flach; die Mittelregion des Rückens gewölbt; die Randzone ab- geplattet und ganz durchsichtig, ähnlich Chilodon. Bauch parallel dem rechten Seitenrand gestreift. Der Rücken glatt (Stein und Maupas, nach Lieberk. gleichfalls gestreift); trägt nach Maupas zerstreute Börstchen, ähnlich jenen der Oxytrichinen (nach Stein und Rees ganz unbewimpert). Adorale Zone ziemlich gut entwickelt; sie beginnt an dem wenig deut- lichen Mund, etwa in der Einbuchtung des linken Randes und umzieht den ganzen Stirnrand, um sich auf dem rechten Seitenrand bis fast zur Höhe der Mundöffnung nach hinten fortzusetzen. Das Peristom ist nur sehr undeutlich vom Stirnfeld abgesetzt, da nur eine kurze, vom Mund nach vorn ziehende Strecke des rechten Peristomrandes ausgebildet und nach Maupas vielleicht mit undulirender Membran versehen ist. Schlund undeutlich. 1 ceontractile Vacuole dorsal, weit hinten. In der Mittelregion jedes Seitenrandes ein ovaler oder runder Ma. N. (jedenfalls zweigliedriger Ma. N.), mit anliegendem Mi.N. Bewegung langsam, kriechend. Sehr eigenthümlich contractil; nach Maupas contrahirt sich nur der abgeplattete Rand, unter Bildung zahl- reicher welliger Falten, nach Stein soll die Contraction den gesammten Körper ergreifen. Marin (Ostsee und Mittelmeer; angeblich auch Süsswasser nach Rees). 1’ Ant, 2. Familie. Oxytrichina (Ehrbg) Stein 1859. Stirnfeld und Peristom fast immer deutlich von einander abgegrenzt. Die Bauchbewimperung bei den ursprünglichsten Formen noch recht dicht und gleichmässig, aus zahlreichen schiefen Längsreihen bestehend. Fast stets jedoch auf dem Stirnfeld einige stärkere Stirneirren entwickelt, ebenso dieht vor dem Hinterende gewöhnlich einige Afterceirren. Selten sind beiderlei Sorten von Cirren undeutlich, dann ist jedoch die Bewim- perung der Bauchseite stark redueirt, d. h. auf wenige Längsreihen oder wenige unregelmässig zerstreute Cirren beschränkt. Gewöhnlich unter- scheiden sich die äusserste rechte und linke Längsreihe der Baucheirren durch ihre Lage dicht an den Seitenrändern und grösseren Abstand von System. 1741 den mittleren Reihen; dieselben werden daher als Randeirrenreihen von den mittleren oder Bauchreihen unterschieden. Contraetile Vacuole stets einfach und linksseitig, dorsal, in der mittleren Körperregion. Der meist gegliederte Ma. N. ebenfalls linksseitig. 1. Unterfamilie. Urostylinae Bütschli. Stets eine grössere oder geringere Zahl, zum mindesten zwei ununterbrochene Bauchreihen, wozu sich noch zwei ununterbrochene Randreihen ‘gesellen. Differenzirung von Stirn- und Aftereirren meist deutlich, selten die eine Sorte, oder beide undeutlich. Hinter dem Mund fast nie grössere Baucheirren im Verlauf der Bauchreihen differenzirt. Triehogaster Sterki 1878 (560). Ungenügend bekannte und durch Abbildungen bis jetzt nieht er- läuterte Gattung. — Farblos (L. bis 0,23). Ob formbeständig? Peristom jedenfalls deutlich vom Stirnfeld abgegrenzt und dem von Urostyla ähn- lich, aber ganz mit feinen kurzen Wimpern bekleidet. Auch die gesammte Stirn- und Bauchfläche trägt ein wahrscheinlich in Längsreihen geordnetes, feines Wimperkleid. Nur vorn auf dem Stirnfeld und hinter dem Peristom- winkel einige stärkere, doch kurze Wimpern (Cirren) differenzirt; dazu hinten eine Gruppe von 4—5 Aftereirren. 1 contractile Vaeuole. Ma.N. viergliedrig. Nahrung ansehnlich. Süsswasser (Europa). 1 Art. Urostyla Ehrbg. 1830 (u. 161); Cohn (227a); Stein (322, 428, p. 63); Bal- biani (342 und 610); Quennerst. (408a); Wrzesniowski (466); Bütschli (491); Sterki (560); Mereschk. (584): Kowalewsky (647); Entz (694); Stokes (756, 798, 855); Andrussowa (766). Synon. ??Trichoda patula Müller (76); ?? Bursaria vorax Ehrhg. (161); Oxytricha p. p. Perty (240), Clap. und L. (301); Leucophrys sanguinea Ehrbg (161); Kerona multipes und Urostyla Fromm. (504): Hemicycliostyla Stokes (806. 855, die beiden Species = Urost. grandis). Tap270r Biess: Mittelgross (bis 0,3). Farblos bis gelb, roth und braun. Sehr bieg- sam, doch nur z. Th. mässig eontractil. Gestalt im Allgemeinen lang oval; das Hinterende stets abgerundet und bald schmäler, bald breiter wie die Mittelregion; das Vorderende dagegen stets etwas schmäler. Peristom deutlich vom Stirnfeld abgegrenzt und mässig lang, erstreckt sich jedoch manchmal bis zur Körpermitte; mässig breit. Stirnplatte gut entwickelt. Bewimperung des Peristoms ecomplieirt: 2 undulirende Membranen, parorale, endorale und präorale Cilienreihe vorhanden. Ausser den beiden Rand- eirrenreihen 5 bis zahlreiche Bauchreihen, von welchen sich die rechts- seitigen über das Stirnfeld fortsetzen, sich hier z. Th. zu einigen ansehn- licheren Stirneirren differenzirend. Eine quere oder schief nach links aufsteigende Reihe von Aftereirren (5—12), welche nicht bis ziemlich beträchtlich über das Hinterende vorspringen. Contractile Vacuole normal. Ma. N. meist zweigliedrig, z. Th. (U. grandis) in ungemein zahlreiche, sehr 1742 Ciliata. kleine Gliederchen zerlegt. Nahrung meist recht ansehnlich. — Cyste (U. gran- dis) kuglig. — Süsswasser (Europa, N.-Amerika) und Meer. Ca. 6 Arten. Sterki will noch eine ziemliche Anzahl Süsswasserarten aufgefunden haben, welche aber nicht beschrieben wurden. Kerona (Name von O. F. Müller 1786) Ehrb. 1838; Stein (323 u. 322); Balbiani (328). Synon. Polypenläuse p.p. Rösel (33, Taf. S3, Fig. 4); Cyelidium pediculus Müller (76), Schrank (94); Alastor Perty (240). : Taf. 70, Fig. 10. Mittelgross (bis 0,15). Farblos; formbeständig oder doch nur wenig biegsam und die Ränder etwas contractil. Stark abgeplattet; der Rücken nur mässig gewölbt. Umrisse nahezu nierenförmig, da die Mittelregion des linken Randes ziemlich tief eingebuchtet und der rechte Rand ziemlich stark convex ist. Vorderende breit abgerundet; Hinterende etwas zugespitzt. Peristom erreicht nahezu oder völlig den Mittelpunkt der Bauchseite; mässig breit, sein rechter Rand nur etwa vom Mund bis zur Mitte des Stirnfeldes deutlich. Peristombewimperung ungenügend bekannt (Stein scheint nur präorale Wimpern gesehen zu haben), Baucheirren in 6 sehr schiefen Reihen, welche durch ziemlich beträchtliche Zwischenräume getrennt sind. Die hinterste oder rechte Reihe zieht nahezu parallel dem rechten Rand, die vorderste oder linke dagegen dem Stirnrand nahezu parallel. Eigentliche Stirneirren nicht differenzirt; dagegen im Anschluss an das Hinterende der rechten Bauchwimperreihe eine Gruppe von 5 sehr kurzen Aftereirren. Randreihen hinten in einander übergehend. Contractile Vaenole normal. Ma. N. zweigliedrig. Bewegung kriechend und schwimmend. Nahrung z. Th. ansehnlich. 1 Art. Commensalistisch auf Hydren. Süsswasser. Europa. Epielintes Stein 1862 (364, 400, 428 p. 150); Mereschkowsky (584); Rees (709); Gruber (S41). Synon. Trichoda ambigua, und ?? Felis Müller (76); Diplagiotricha Bory (115); Oxytricha auricularis Olap. und L. (301), Perejasl. (788): Claparedia p. p. Diesing (411). Taf. 70, Fig. 12. - Mittelgross (bis 0,5). Farblos bis gelblich. Sehr contraetil. Gestalt im gestreckten Zustand lang oval. Die grösste Breite in der Mittelregion; das Vorderende etwas verschmälert und löffel- oder ohrförmig abgerundet. Hinterende in ansehnlichen, sich jedoch nur wenig verjüngenden, sehr contraetilen Schwanz ausgezogen. Peristom kurz, erstreckt sieh nur über den ohrförmigen Vordertheil. Genaueres über die Peristombewimperung nicht bekannt. Ueber das Stirnfeld ziehen 3 schiefe Reihen von Cirren, ohne Differenzirung eigentlicher Stirneirren; parallel mit diesen Stirnreihen ziehen über den Bauch eine Anzahl Reihen, bez. deren Zahl die Angaben der Beobachter schwanken. Nach Stein 6—7, nach Mereschkowsky und Rees 9. Einige dieser Reihen setzen sich, in geraden Verlauf übergehend, über den Schwanz fort (nach Stein 3, die 4., 6. und 7. Bauchreihe, nach Mereschkowsky 5, nach Rees nur 1, derselbe zeichnet jedoch noch 2 Rand- Bin /793 , LAX. fl. C System. 1743 reihen des Schwanzes, schliesst sich also wohl Stein mehr an). Die Cilien der linken Reihe des Schwanzes etwas stärker, sie bilden eine Art After- eirren, ähnlich Uroleptus piseis. Am Schwanzende sind die Cirren schopf- artig etwas verlängert. Der gesammte Rand von kurzen starren stäbchen- förmigen Borsten umsäumt, welche sich auch in Längsreihen auf dem Rücken finden (Lieberk., unedirt). After dorsal am Beginn des Schwanzes. Vacuole normal, dicht hinter dem Mund. Ma. N. wahrscheinlich zwei- gliedrig. Bewegung rasch, häufig zurückschiessend und sich durch knie- förmiges Biegen und Strecken des Schwanzes fortschnellend (Stein). Marin (Nordsee, Ostsee, Schwarzes Meer). 1 sichere Art. Gruber’s E. vermis (847) ist zweifelhaft. (Vergl. jedoch bei Stichotricha.) Die Kenntniss dieser interessanten Gattung ist noch recht mangelhaft und ihre Stellung daher auch nicht ganz sicher zu ermitteln. Stichotricha Perty 1549 (u. 240); Stein (322 >" 428, p. 149): Engelmann (359); Wrzesniowski (466); Entz (569); Gruber (596, 643): Andrussowa (766); Stokes (797, 855); p. p. Möbius (876). Synon. ??Trichoda Praeceps, ?Kerona Pullaster Müller (76); Chaeto- spira Lachm. (274), Clap. und L. (301), Wrisht (366), Frommentel (504), Kent (601), Möbius (876); Stichochaeta Olap. und L. (301): Archimedes Hudson (519); Schizosiphon Kent (601); ?Oxytricha pullaster Fromment. (504). Mafı 10, Bie. 11. Mittelgross (L. bis 0,5). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Sehr contraetil und gestaltsveränderlich. Gestreckt recht jang, etwa langspindel- förmig. Das Vorderende (die Peristomregion) schmal und stark verjüngt zu einem sehr eontractilen, rüsselartigen Vorderkörper geworden. Das Hinterende gleichfalls ziemlich verjüngt und zuweilen in einen schwanz- artigen Anhang verschmälert, welcher dann gleichfalls ziemlich eontraetil zu sein scheint. Peristom recht lang und schmal, erstreckt sich gewöhnlich bis zur Körpermitte.x Die aus grossen Membranellen gebildete adorale Zone biegt wegen der starken Verjüngung des Stirnrandes nur sehr wenig nach rechts um. Die 2—3 vordersten Membranellen auf der Rüsselspitze zu stärkeren, borsten- bis stachelartigen Gebilden entwickelt. Stirn- platte nicht ausgebildet. Peristombewimperung ungenügend bekannt; am rechten Peristomrand wurde theils eine undulirende Membran, theils eine Reihe präoraler Cilien beschrieben, welche bis zur Rüsselspitze reicht. Zwei Randeirrenreihen, von welchen die linke am Munde beginnt, die rechte nahe der Rüsselspitze und dazwischen noch 2—3 Bauchreihen; häufig verlaufen jedoch diese 4—5 Cirrenreihen stark schraubig, so dass sie hinten und vorn auf den Rücken übergreifen. Besondere Stirn- und Aftereirren scheinen nie ausgebildet zu sein. Am Hals gewöhnlich jederseits eine Reihe recht grosser Dorsalborsten. Contractile Vacuole normal. Ma. N. zweigliedrig. Afterlage etwas unsicher. (Nach Lachmann an der rechten Seite des Rüssels, etwas vor dem Mund, ähnlich scheint man Hudson’s Angabe auffassen zu müssen; nach Entz bei St. Mülleri Lachm. sp. linkerseits, ventral hinter der contractilen Vacuole; nach Stokes hinten.) Bewegungen ziemlich mannichfaltig, häufig zurück- 1744 Gihata, schiessend. Entweder frei oder in selbstgebildeter, meist gallertiger bis mehr häutiger, farbloser bis bräunlicher Röhre. Bei fortgesetzter Ver- mebrung können einzelne Arten durch koloniale Vereinigung der Descen- denz sehr ansebnliche, baumartig verzweigte Röhrengerüste bilden, deren Endzweige von den Individuen bewohnt werden; auch unregelmässige Gallertmassen, oder fädige bis verästelte Gallertstränge, die von zahlreichen Individuen bewohnt werden, können in dieser Weise entsteben. Süsswasser (Europa und N.-Amerika) und Meer. Artenzahl ziemlich unsicher, da die Schilderung der schwierig zu untersuchenden Thiere vielfach recht ungenau. Ca. 3—4 Arten lassen sich einstweilen festhalten. Ich gedenke hier der sehr zweifelhaften von Ehrenberg 1861 (344) kurz beschriebenen, jedoch nicht abgebildeten Gattung Drepanidium aus Süsswasser, deren Zugehörigkeit zu Stichotricha möglich, jedoch nicht sicher zu ermitteln ist. Sie schliesst sich nach E. bezüg- lich der Gehäusegestalt an Vaginicola decumbens an, weiche jedoch durch einen dünnen, scheinbar verästelten langen Stirnfortsatz ab. Diese sichelförmige oder halbspiralige Stirn habe einen wirbelnden Anfangs- und Endtheil, während der Mitteltheil kammartig steif bewimpert sei. Die Beschreibung des Stirnfortsatzes erinnert, wie gesagt, in einigen Punkten an die Rüsselbildung von Stichotricha, womit auch das Gehäuse stimmen würde. Andererseits liesse sich vielleicht noch an Spirochona denken, doch scheint mir dies weniger natürlich. Unsicher in ihrer Stellung, jedoch entweder an Epiclintes oder Stichotricha sich an- schliessend, ist die marine sog. Oxytricha retractilis Qlap. und L. (s. Taf. 70, Fig. 13), mit der sowohl die Oxytr. longicaudata Wright (366), wie auch die Mitra radiosa Quennerst. (40$b) identisch sein dürften. Den Hauptcharakter dieser interessanten Form bildet die noch stärkere Entwicklung eines ungemein contractilen Schwanzes, welcher im ausgestreckten Zustand die Länge des übrigen Körpers weit übertreffen kann. Die Peristomregion ist ähnlich Stichotricha rüsselartig verschmälert. Da die Bauchbewimperung von keinem der Beobachter ge- nügend erforscht wurde, so lässt sich die Stellung dieser Form noch nicht scharf beurtheilen. Strongylidium Sterki 1878 (560), Kowalewsky (647). Scheint sich Stichotricha nahe anzuschliessen, von welcher sie sich wesentlich nur unterscheide durch Formbeständigkeit, einen etwas kürzeren Hals, Ausbildung von 3—6 starken Stirneirren und 3 ansehnlichen Schwanz- wimpern. Die adorale Zone greift etwas mehr über den Stirnrand auf die rechte Seite des Rüssels herüber. 1—2 Arten. Süsswasser. Holosticha (Wrzesniowski 1877) emend. Entz 1884 (694); Maupas p. p. (677); Rees p. p. (709); Gruber (692, 693, 841); ? Stokes (798). Synon. Oxytricha p. p. (rubra) Ehrb. (161), Dujard. (175), Fresenius (401), Gohn (410), Quennerst. (408Sb), Wrzesniowski (546); ?O. capitata und viridis Perejasl. (788), Möbius (876). Taf. 71, Fig. 3. Mittelgross (bis 0,4). Farblos bis gelb und roth. Biegsam bis sehr contractil. Oval bis ziemlich langgestreckt; das Hinterende breit ab- gerundet bis ziemlich verjüngt, jedoch nicht zu deutlichem Schwanz ent- wickelt; das Vorderende gleichfalls ein wenig verjüngt. Zwei Randeirren- reihen und dazwischen in ziemlich gleichen Abständen zwei (z. Th. wohl auch drei) Bauchreihen, welehe sieh über das gesammte Stirnfeld fort- setzen, ohne Differenzirung deutlicher Stirneirren. Peristom System. 1745 von mässiger Länge, ziemlich schmal; seine Bewimperung nicht ausreichend bekannt, doch eine undulirende Membran des rechten Randes nachgewiesen. Dicht am Hinterende eine z. Th. nur wenig ausgezeichnete, schiefe Reihe von Aftereirren. Contractile Vacuole normal. Ma. N. theils zweigliedrig, theils fein zertheilt (wobl ähnlich Urostyla grandis, H. multinueleata Maup., Seutellum Cobn sp. und rubra Ehrbg. sp. zuweilen nach Gruber). Marin. Ca. 4 Arten. Es finden sich unter dieser Gattung theils Formen von oxytricha-artigem , theils solche von mehr uroleptus-artigem Habitus. Mir scheint zur Zeit fraglich, ob die ausschliessliche Betonung der Bewimperung wirklich eine natürliche Grundlage zur generischen Sonderung der Oxytrichinen bildet und ob nicht gerade die Gestaltsverhältnisse bei der Bildung natürlicher Gruppen etwas mehr Berücksichtigung zu finden hätten. Die von Clap. und L. (301) beschrie- bene marine Oxytricha crassa würde sich, wenn richtig dargestellt, von Holosticha nur durch drei Bauchreihen unterscheiden und liesse sich der Gattungscharakter dementsprechend ändern. Amphisia Sterki 1878 (560); Kent p. p. (601); Rees (709). Synon. Trichoda gibba Müller (76); Oxytricha p. p. Bory (115), Ehrbg. (161), Stein p. p. (322), Wrzesn. p. p. (546), Mereschkowsky (584); Holosticha Maupas p.p. (677), Rees p. p. (709), Stokes (798, 825); ? Eschaneustyla Stokes (798, 855, ? oder zu Urostyla). Taf. 71, Fig. 4. Einziger Charakter, welcher diese Gattung von Holosticha, der sie in Gestalt und allgemeiner Bildung durchaus gleicht, scheidet, ist die Aus- bildung einiger (3—5) deutlicher Stirneirren. Zahl der Aftereirren ziem- lich verschieden (d—10). Süsswasser und Meer. Europa, N.-Amerika. Ca. 6—7 Arten. Hierher gehört wahrscheinlich auch die ungenügend beschriebene Ox. micans Engelm. (359) aus Süsswasser. Ebenso wäre auch die marine Oxytricha velox Quennerst. (408 c) hier anzuschliessen, welche sich, da sie drei Bauchreihen hat, zu Amphisia ebenso verhält, wie die oben erwähnte Oxytr. crassa Clap. und L. zu Holosticha. Uroleptus (Ehrbg. 1831 und 161) emend. Stein 1559 (322 u. 325); Engelmann (359); Quennerstedt (408a); Wrzesniowski (454); Maupas (667); Entz (694); Stokes (158, 795, 798, 855). Synon. Trichoda Gallina Müller (76); Oxitricha p. p. Bory (115), (caudata) Ehrb. (161), Dujard. (175), Cl. u.L. (301), Lachmann (315); Stylonychia Tatem (464); ?Leucophrys sanguinea Eichwald (186, 3. N.); Tricholeptus und ? Dileptus !piscis Fromment. (504); ? Trachelocerca Maplestone (581); Am- phisia piscis Kowalewsky (647); ? Holosticha (caudata) Stokes (798); Platy- trichotus Stokes (798, 855 — Urol. Musculus Ehrhg.). Taf. 71, Fig. 1—2. Mittelgross bis ansehnlich (0,5). Farblos bis rosa und violett. Meist recht eontractil, doch auch theilweise ziemlich starr. In der allgemeinen Bildung schliesst sich diese Gattung nahe an Amphisia an, von der sie sich wesentlich nur dadurch unterscheidet, dass das Hinterende zu einem stark verjüngten, z. Th. sogar spitzen, kurzen bis recht ansehnlichen Schwanz ausgezogen ist und dass Aftereirren gewöhnlich fehlen. Nur bei Uroleptus piseis (Fig. 2) sind dieselber zahlreich (17) in einer Längsreihe am linken Rande des Schwanzes vorhanden (Kowalewsky zieht diese Art Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 110 1746 Ciliata. desshalb auch zu Amphisia; doch schliesst sie sich im übrigen so innig an die anderen Urolepten an, dass ich sie von diesen nicht trennen möchte). Drei Stirneirren. Gewöhnlich zwei dicht zusammenstehende, selten 4 Bauch- reihen (U. Zignis Entz). Contractile Vacuole normal. Ma. N. meist zwei- gliedrig, selten sechsgliedrig (Uroleptus mobilis Eng.). Bewegung rasch, häufig zurückschiessend. Nahrung ansehnlich. Süsswasser (Europa, N.-Amerika, ? Australien Maplestone) und Meer. Ca. 5 Arten. Unsicher erscheint der sog. Uroleptus agilis Engelm. (389), welcher einerseits mit Urol. piscis Beziehungen zu haben scheint, andererseits in der Bildung der Stirneirren an Oxy- tricha erinnert; auch die Bauchbewimperung ist unvollständig. ? Stylonethes Sterki 1878 (560). Bis jetzt ungenügend bekannte und nicht durch Ab- bildungen erläuterte Gattung, welche sich nach der kurzen Schilderung St.’s an Uroleptus an- zuschliessen scheint. Sie hat 2 Bauchreihen, keine Aftercirren und auf der vordern Hälfte des Stirnfelds 15—21 zerstreute Wimpern. Die linke Randeirrenreihe soll auf dem Stirnfeld beginnen und das Peristom überspringen. Süsswasser. 1 Art. Europa. Sparotricha Entz 1879. Mittelgross (bis 0,1). Farblos. Scheint sich in Gestalt und Bau nahe an Stichotricha anzuschliessen, von welcher sie sich vorzüglich dadurch unterscheidet, dass die adorale Zone nur etwa bis zur Mitte des Rüssels nach vorn reicht. Ihre Membranellen bewegen sich zusammen wie eine Art Fahne. Baucheirren unregelmässig in mehreren Reihen, ziemlich zer- streut stehend; 2 Randreihen angedeutet. Ma.N. und contractile Vacnole normal. Nahrung fein. Bewegung träge, häufig ruhend. Salzteich von Szamosfalya in Ungarn. 1 Art. 2. Unterfamilie. Pleurotriechina Bütsehli. Stirneirren gut entwickelt und im typischen Zustand, wo sie die aus- schliessliche Bewimperung des Stirnfelds bilden in der Zahl 8 in neben . * verzeichneter Stellung. Die beiden Randcirrenreihen stets gut ZA ausgebildet. Bauchreihen z. Th. noch ziemlich zahlreich, ge- j wöhnlich jedoch auf zwei redueirt. Stets aber eine, mehrere oder sämmtliche Reihen unterbrochen und fast immer einzelne ihrer Cilien zu stärkeren Baucheirren differenzirt. Onychodromus Stein 1859 (323 u. 322); Engelmann (389); Maupas (868). Synon. ?Kerona Silurus Müller (76); ? Himantophorus Ehrb. (161): ? Stylonychia regularis Fromment. (504). Taf. 71, Fig. 6 und p. 1248, Fig. 5. Mittelgross (L. bis 0,35). Farblos und formbeständig. Mässig ge- streckt und meist etwas eckig, da sowohl Vorder- wie Hinterende gewöhnlich breit abgestutzt sind; doch ist namentlich das letztere zuweilen auch abgerundet. Peristom breit dreieckig, reicht nahe oder bis zur Körper- mitte. Sein rechter Rand zieht vom Mund, schwach gebogen, schief nach vorn und rechts und ist am Vorderende weder nach rechts noch nach System. 1747 links gekrümmt. Auf dem vorderen, schmäleren Theil des Stirnfeldes 3 an- sehnliche Stirneirren, von welchen sich die beiden rechten in zwei Cirren- reihen fortsetzen, die parallel dem rechten Peristomrand über das Stirnfeld bis hinter den Peristomwinkel auf den Anfang des Bauches ziehen. Ausser- dem ist noch eine 4., am weitesten rechts befindliche Reihe auf dem Stirn- feld vorhanden in Gestalt dreier borstenförmiger Cirren, welcher Reihe in der Bauchgegend gleichfalls noch einige Cirren angehören. Auf der rechten Bauchseite weiterhin noch zwei Reihen von Cirren, dahinter 5—6 ansehn- liche Aftereirren in schiefer Reihe. Randreihen wie gewöhnlich. Schwanz- borsten, wenn vorhanden, nicht verlängert. Contractile Vacuole normal. Nucleus 4—8gliedrig. Auf dem linken Rückenrand zuweilen zwei kolben- förmige Fortsätze von unbekannter Bedeutung. Bewegungen schwerfällig. Nahrung ansehnlich. Süsswasser. 1 Art. Europa. Pleurotricha Stein 1859 (823 u. 322); Engelmann (389). Synon. ??Kerona Calvitium Müller (76); Stylonychia lanceolata Ehrbeg. (161), ? Cienkowsky (266); Onychodromopsis Stokes (825). Taf. 71, Fig. 5 und p. 1248, Fig. 6. Mittelgross (bis 0,4). Farblos und nahezu formbeständig. Etwa oval, vorn und hinten mässig verschmälert. Peristom breit dreieckig; beide undulirende Membranen gut entwickelt und auch wohl die präoralen Cilien. Stirnfeld mit 8 Cirren in typischer Stellung. Hinter dem Mund, in der Mittelregion des Bauches 5 ansehnliche Baucheirren in ähnlicher Stellung wie bei Oxytricha. Dahinter 5 Aftereirren, von welchen die beiden rechten dicht an das Hinterende gerückt sind, während die drei linken be- deutend weiter vorn, in der Höhe der hintersten Baucheirren stehen. Zwischen den Baucheirren und den beiden Randreiben finden sich jederseits oder nur rechts noch einige, mehr oder weniger vollständige Reihen von Bauch- eirren (bis drei jederseits). Schwanzborsten scheinen zu fehlen. Con- traetile Vacuole und Ma. N. normal. Bewegung rasch und anhaltend, hin- und herfahrend bis fast springend. Cyste kuglig, mit doppelter Hülle; die äussere runzlig-zackig. Süsswasser (Europa und N.-Amerika). 2 Arten. ? Subg. Allotricha Sterki 1878 (560). Nur durch kurze Notiz bekannt. Scheint sich von Pleurotricha durch Contractilität zu unterscheiden. 2 accessorische Bauchreihen rechterseits. Consistenz, Färbung und Be- wegungsweise soll ähnlich Urostyla sein. Süsswasser. 1 Art. Gastrostyla Engelmann 1862 (389); Sterki (560); Nussbaum (786); Mau- pas (868). Synon. Oxytricha mystacea Stein (322), Kent (601); Pleurotricha p. p. (setifera) Engelm. (389); ? Stylonychia pulchra Perejasl. (788); ? Kerona silu- rus M. Edwards (228); Nothopleurotricha Dies. (411). Taf. 71, Fig. 7 und p. 1248, Fig. 7. Mittelgross (L. bis 0,32). Biegsam, doch wenig contractil. Etwa oval hinten breit abgerundet bis etwas zugespitzt. Peristom im Allgemeinen wie bei Pleurotrieha. Stirnfeld mit den 8 Cirren. An die drei hinteren Z 110* 1748 Oiliara. borstenförmigen schliessen sich noch einige weitere an, welche sich in die Baucheirren fortsetzen. Letztere bilden eine bis zwei etwas unregelmässige Reihen, in weleben vorn und hinten einige stärkere differenzirt sind, die gewissen Baucheirren von Pleurotricha und Oxytricha entsprechen. 5 After- eirren in etwas schiefer Reihe, oder die beiden rechten ähnlich Pleuro- tricha von den übrigen gesondert und ans Hinterende gerückt. Randreihen gut ausgebildet. Schwanzborsten nicht oder doch jedenfalls sehr wenig entwickelt. Contractile Vacuole normal. Ma. N. 2-, 4- und 6gliedrig. ’yste kuglig, mit z. Th. ziemlich dieker äusserer Hülle. Süsswasser. (? Marin, da-die zweifelhafte Art Stylonychia pulchra Perej. möglicherweise hierher gehört.) 3—4 Arten. Man könnte versucht sein, auch die bezüglich ihrer Bewimperung ungenügend beschrie- bene Oxytricha tubicola Gruber (596) aus Süsswasser hierher zu ziehen, welche an beiden Enden offene Gallertröhren bewohnt. Gonostomum Sterki 1878 (560); Maupas (677). Synon. Oxytricha p. p. (affinis) Stein (322), Engelmann (strenua) (389), Quennerst. (408a); Stichochaeta p. p. (pediculiformis) Cohn (410), Kent (601), ? Andrussowa (766); Plagiotricha Kent (601). Taf. 71, Fig. 8. Klein bis mittelgross (bis 0,20). Biegsam bis contractil. Ziemlich schmal bis etwas spindelförmig. Beide Enden ein wenig zugespitzt oder die Peristomregion etwas rüsselartig verschmälert. Hauptcharakter: die Be- schaffenheit des Peristoms. Dasselbe ist sehr schmal, indem das Stirnfeld bis nahe an den linken Körperrand reicht; das P. zieht bis in- die Mittel- region des Körpers am linken Rand herab und biegt hier plötzlich unter einem mässig stumpfen Winkel auf die Bauchfläche um, bis zu deren Mitte es reicht. Die 3 Stirneirren gut entwickelt; an die 3 hinteren schliessen sich ähnlich Gastrostyla noch einige weitere borstenförmige an, welche sich auch noch über den Peristomwinkel in eine kurze Baucheirrenreihe fortsetzen können. Ausserdem finden sich zwei hintere Baucheirren dicht vor den 5 (zuweilen vielleicht weniger) Aftereirren. 3 Schwanzborsten meist deutlich. Membranellen der adoralen Zone sehr zahlreich und fein. Contractile Vacuole normal, bei G. pedieuliforme vermisst. Ma. N. zwei- sliedrig, oder zahlreiche kuglige kleine Nucleussegmente (G. pedie.). Be- wegungen meist rasch, zuweilen zurückschiessend. Süsswasser und Meer. Europa (Nord. Meere, Mittelmeer, ? Schwarzes Meer). . 3. Arten. Urosoma Kowalewsky 1882 (647). Synon. Oxytricha (acuminata und caudata) Stokes (825, 855). Mittelgross (0,24). Farblos bis röthlich. Allgemeiner Bau ähnlich Oxy- tricha, von der sie sich wesentlich dadurch unterscheidet, dass das Hinter- ende in einen mässig langen, schwanzartigen Anhang ausgezogen ist, welcher keine deutlichen Schwanzborsten trägt. Ferner beträgt die Zahl der Bauch- eirren 8, indem die linke Reihe derselben vorn um eine, die rechte an System. 1749 gleicher Stelle um zwei vermehrt ist (Stokes dagegen gibt bei den beiden hierhergezogenen Formen nur 5 Baucheirren an, wie bei Oxytricha). Süsswasser. 2 Arten. Europa und N.-Amerika. Zu vergleichen ist der sog. Uroleptus agilis Engelm., dessen schon oben p. 1740 ge- dacht wurde. Öxytricha (Oxitricha p. p. Bory 1824) Ehrb. 1830 u. 161 emend. Sterki 1878 (560); Dujard. p. p. (175); Auerbach (249); Clap. und L. (301); Stein (322, 340); Wrzesniowski (352, 454); Engelmann (389); Quennerstedt (408a); Rees (709); Stokes (825, 855); Maupas (868). Synon. Trichoda pelionella Müller (76); ? Wasserkatze Eichhorn (54); Larve der Trichoda lynceus Haime (245); Steinia Diesing (411); Opisthotricha Kent (601), Stokes (757); Tachysoma Stokes (825); Histrio (inquietus — 0. platystoma E.) Stokes (825). Taf. 71, Fig. 9. Klein bis mittelgross (bis 0,2). Meist farblos, doch auch z. Th. bräun- lich. — Biegsam bis contractil und dieser Charakter neben der Bildung des Peristoms wichtig zur Unterscheidung von Stylonychia. Oval bis etwas länglicher ; Hinterende gewöhnlich ziemlich breit abgerundet, nie schwanz- artig; das Vorderende sehr wenig verschmälert. Peristom ziemlich an- sehnlich, zuweilen bis nahe zur Körpermitte. Sein rechter Rand zieht vom Mund ziemlich geradlinig nach vorn und biegt dann nach links um. Auf dem Stirnfeld die 8 typischen Cirren; auf dem Bauch 5 Baucheirren in der charakteristischen Stellung : "; dahinter die 5 Aftereirren, welche meist in schiefer Reihe stehen, oder die beiden rechten etwas weiter hinten. Drei Schwanzborsten sollen gewöhnlich vorhanden sein (Sterki), sind jedoch wenig entwickelt. — Bewegung schwimmend und kriechend, gewöhn- lich nicht zurückschbiessend. Süsswasser (Europa, N.-Afrika, N.-Amerika) und Meer. Ca. 6 sichere Arten. Sterki will noch zahlreiche weitere Arten im Süsswasser gefunden haben, die jedoch nicht beschrieben wurden. Stylonychia (Ehrbg. 1830 u. 161) emend. Stein 1859 (322); Cien- kowsky (266); Clap. und L. (301); Balbiani (328, 342); Engelmann (389); Quennerst. (408a); Bütschli (522); Sterki (560); Kowalewsky (647); Stokes (758, 759, 855); Maupas (868). Synon. ?La grande arraignde Joblot (30); ? Mauerseege Eichhorn (54); Goeze (635); Trichoda p. p. Müller (76); Kerona Mytilus und pustulata Müller (76), Bory p. p. (115), Ehrbg. (128$), Dujard. p. p. (175), Perty (240), Carter (309), p. p. Fromment. (504); Grosse Polypenläuse Gruithuisen (101); Opisthotricha Stokes (759). late ulm Rio 10 11. Mittelgross bis ansehnlich (0,4). Farblos. Meist formbeständig, selten metabolisch (Sterki),. Der Gesammtbau schliesst sich aufs innigste an Oxytricha an, von der sie sich hauptsächlich durch den Verlauf des rechten - Peristomrandes unterscheidet. Derselbe ist etwas Sförmig geschwungen und vorn nicht nach links eingebogen. Die Bewimperung wie bei Oxy- trieba, nur die 3 Schwanzborsten sehr lang und die beiden Randeirrenreihen am Hinterende deutlich unterbrochen. Parorale Cilien fehlen dem Peristom. 1750 Ciliata. Bewegungen rasch und gewandt, schwimmend und kriechend, doch nicht zurückschiessend. Nahrung grob. Cyste kuglig, mit äusserer faltig- runzliger Hülle. — Süsswasser und Meer (Ostsee nach Quenn. 408e und Mittelmeer Parona 654). 3—4 sichere Arten. Europa, N.-Afrika, N.-Amerika, Asien, Neu-Seeland (Maskell, Histrio). Subgen. Histrio Sterki 1878, Kent (601); Maskell (824). Synon. Kerona Histrio Müller (76), Bory (115); Trichoda p. p. Schrank (94); Stylonychia Histrio Ehrbg. (161), Stein (322), Engelmann (389); echinata Clap. und L. (301), Quennerst. p. p. (408a); Oxytricha macrostyla Wrzesniowski (454); Pleurotricha p. p. Kent (601). Mat 72ER. Steht ziemlich in der Mitte zwischen Oxytricha und Stylonychia s. str. Den Hiauptunterschied soll auch hier der Verlauf des rechten Peristomrandes bilden, der etwa eine Mittelstufe zwischen den beiden genannten Gattungen darstellt, namentlich die vordere Krümmung nach links stärker zeigt, ähnlich wie bei Oxytricha. Parorale Cilien sollen sich finden. Die Schwanzborsten undeutlich, jedenfalls wenig ent- wickelt. Aftereirren nicht über den Hinterrand vorspringend und Sförmig gekrümmt, mit den Spitzen genähert. Süsswasser. 8 Arten, welche sich jedoch sehr nahe stehen, so dass ihre Unterscheidung preeär. Wahrscheinlich dürfte auch die sogen. Stylonychia similis Quenn. [408b] aus der Ostsee hierher gehören, welche 6 Baucheirren besitzen soll. Actinotricha Cohn 1866 (410); Quennerst, (408 b); Maupas (677); Rees (631): Perejasl, (788). Synon. Oxytricha p. p. (incrassata) Dujard. (175), Entz (694), Rees (709). Bat. 12,. Fie. 7. Klein bis mittelgross (bis 0,1). Farblos, biegsam und ziemlich con- traetil. Steht in Gestalt wie sonstigem Bau Oxytricha sehr nahe, doch dürfte einstweilen die generische Sonderung vorzuziehen sein. Den Haupt- unterschied bildet das Peristom, welches sehr schmal rinnenförwig und kurz ist (doch scheint letzteres z. Th. darauf zu beruhen, dass die adoralen Membranellen nieht bis zum Munde reichen, sondern etwa in der Peristom- mitte aufhören. Die 5 am Stirnrand stehenden, vordersten Membranellen sind besonders gross, strahlenartig entwickelt, ähnlich wie bei Stichotricha. Auf dem Stirnfeld nach Maupas nur 5 Cirren, wogegen Rees die 8 der Oxytricha angibt. Bauch- und Aftereirren wie bei letzterer Gattung. Dorsale Randborsten gut entwickelt, Schwanzborsten dagegen undeutlich. Contractile Vaeuole normal (Entz); ebenso der Ma. N. Bewegung rasch schiessend, mit langen Ruhepausen. Marin. Mittelmeer und Schwarzes Meer. 1 Art. 3. Unterfamilie. Psilotrichina Biütschli. Kleine Formen mit sehr redueirter Bewimperung der Bauchseite. Stirn- und Baucheirren nicht deutlich differenzirt. Dagegen zum Theil After- System. 1751 eirren. Zwei Rand- und 1—2 Bauchreiben, mit relativ wenigen, jedoch ansehnlichen borstenförmigen und z. Th. ziemlich unregelmässig geord- neten Cirren. Balladina Kowalewsky 1882 (647). TaR 72, Eis. 9. Klein (0,04). Farblos, formbeständig; oval. Bau etwa der einer kleinen Gastrostyla mit Reduction der Stirneirren, von welchen höchstens die drei hinteren borstenförmigen im Anschlusse an die einfache Bauch- reihe erhalten sein können. Letztere bildet daher die einzige Bewimperung des Bauchs neben den Randreihen. 5 gut entwickelte Aftercirren in schiefer Reihe. Alle Cirren sehr ansehnlich borstenartig. Ebenso die Rückenborsten relativ recht lang; Schwanzborsten dagegen nicht differenzirt. Contractile Vacuole und Ma. N. normal. Bewegung rasch und ununterbrochen. — Süsswasser. 1 Art. Europa. Psilotricha Stein (323 u. 322). Dar12, Bios. Mittelgross (bis 0,1). Farblos, im Allgemeinen formbeständig, doch zu- weilen die linke Seite unter Annäherung der Körperenden einkrümmend. Gestalt etwa einer kleinen Oxytricha vergleichbar, kurz. Vorderende breit, Hinterende meist etwas zugespitzt. Peristom recht breit und der rechte Rand vorn unter Bildung deutlichen Winkels nach rechts umbiegend. Adorale Zone gut entwickelt. Bewimperung der Bauchseite stark re- dueirt und aus relativ wenigen zerstreuten, langen, borstenartigen und ganz gleichen Cirren bestehend, deren Anordnung zwei Rand- und zwei Bauchreihen erkennen lässt. Es fehlt also die Differenzirung von Stirn, Bauch und Aftereirren. Ma. N. und contractile Vacuole normal Bewegung rastios wälzend. Süsswasser. 1 Art. Europa. ?Stylocoma Gruber 1884 (693). Klein (L. ?). Unzureichend bekannte Form, welche sich in Gestalt und Bau Psilotricha zu nähern scheint. Das Peristom erinnert in seiner Breite an Psilotricha, weicht jedoch dadurch ab und nähert sich darin dem der Öligotricha, dass die adorale Zone längs seines rechten Randes bis zum Mund zurücklaufen soll. Auf dem Bauch einige unregelmässig stehende borstenartige Cirren und dahinter eine schiefe Reihe von 6 Aftereirren. Ma. N. und contract. Vacuole? Mittelmeer. 1 Art, Wie angedeutet, könnte sich diese Form auch näher an die Lieberkühnina anschliessen, doch verbietet die ungenügende Kenntniss eine genauere Beurtheilung. 3. Familie. Euplotina (Ehrb. 1838) Stein 1859. Mässig grosse, kurze und meist starre Formen, deren Hauptebarakter die weitgehende Reduction der Bewimperung bildet. Namentlich sind die Randreihen sehr rückgebildet, nur einzelne auf dieselben beziehbare Cirren finden sich an den Seiten des Körpers oder des Hinterendes. Auf dem Stirn-Bauchfeld eine verschiedene Zahl ansehnlicher zerstreuter Cirren, welche den Stirn-, einzelnen Bauch- und rechten Randeirren der Oxy- triehinen entsprechen; zuweilen fehlen sie jedoch auch völlig. Stets eine 1752 Ciliata. Reihe ansehnlicher Aftereirren. Contractile Vacuole rechtsseitig und weit hinten. Der Ma.N. bandförmig oder bandförmig zweigliedrig, linksseitig. Euplotes (Ehrb. 1831, 129, 161 u. 170) emend. Stein 1859 (322); Perty p. p. (240); Clap. und L. (301); Balbiani (328, 342); Quennerst. (408a u. b), Fresenius (401); Fromment. (504); Bütschli (522); Kent (601); Rees (631, 709); Stokes (? 715, 753, 825, 855); Andrussowa (766); Gourret u. R. (721); Möbius (876). Synon. „Petite arraigne£“ Joblot (30); Trichoda p. p. Müller (52), Schrank (94); Kerona Patella Müller (76); Coccudina p. p. Bory (115); Euploea Ehrbg. (128), ? Himantophorus und ? Oxytricha p. p. (cicada) Ehrbg. (161); Ploesconia p. p. Bory (115), p. p. Dujard. (175), M. Edwards (228), Carter (309), p: p. Fromment. (504); Aspidisca Fromment.; ? Crateromorpha Perejasl. (788). en, ie 7% Mittelgross (bis 0,2). Starr, farblos oder durch Zoochlorellen grün. Stark abgeplattet, doch der Rücken gewölbt. Etwa oval. Vorderende breit abgerundet bis etwas abgestutzt; Hinterende gerundet oder etwas zugespitzt. Das dreieckige Peristom nimmt vorn den ganzen Stirnrand ein und erstreckt sich bis zur Körpermitte, manchmal noch etwas darüber binaus. Sein rechter Rand zieht vom Mund zunächst etwas Sförmig ge- schwungen nach vorn und biegt nicht weit hinter dem Stirnrand ziemlich plötzlich unter rechtem oder spitzerem Winkel nach reehts um und ver- läuft bis zum rechten Ende der adoralen Zone. Diese Strecke des Peristom- randes ist häufig mit Auszackungen versehen. Auf dem Stirnbauchfeld stehen 9—10 eirrenartige Cilien (sog. Bauchwimpern Stein), welche zum grösseren Theil den Stirneirren der Oxytriehinen sammt einigen Rand- oder Bauch- eirren entsprechen. 5 recht ansehnliche Aftereirren in ziemlich querer Reihe, welche beträchtlich über das Hinterende vorspringen. Dazu schliesslich noch 2 kleine Randeirren am Hinterende und 2 ähnliche auf dem hinteren Theil des linken Seitenrandes. (Es scheint, dass die letzterwähnten Rand- eirren gelegentlich zahlreicher sein können, so gab schon Fresenius bei E. lon- gipes Cl. u. L. (= extensus Fres.) 4—5, einmal sogar 6 an.) Rückenseite selten glatt, gewöhnlich mit einer Anzahl Längsrippen, die zuweilen auch durch Reihen eigenthümlicher kleiner sternförmiger Gebilde ersetzt, oder mit denselben 'geziert sind. Zahlreiche Reiben von Rückenbörstehen mehr- fach nachgewiesen. — Contraetile Vacuole rechterseits in der Höhe der Aftereirren, oder etwas weiter vorn. After am Hinterende rechtsseitig. — Ma. N. lang bandförmig; zieht dieht am linken Seitenrand hin und biegt vorn und hinten nach rechts um. Bewegung rasch, anhaltend oder unter brochen, kriechend und kletternd. Cyste planconvex; die convexe Seite mit quergefalteten Rippen, welche den Rückenrippen entsprechen sollen. Süsswasser und Meer. Zahl der Arten etwas unsicher, doch dürften sich bis jetzt nicht mehr wie ca. 4 gesichert erweisen. Europa, N.-Afrika, N.-Amerika, S.-Asien. Subgen. Certesia Fabre 1885 (726). Kann höchstens in dieser Bedeutung, jedoch schwerlich als besondere Gattung neben Euplotes festgehalten werden, da die Unterschiede schr System. 1755 geringfügig sind. Sie bestehen darin, dass eine zusammenhängende Reihe von 11 Randeirren am linken hinteren Seitenrand vorbanden ist (die Form scheint daher primitiver wie Euplotes s. str.). Die Zahl der Cirren auf dem Stirnbauchfeld beträgt 11. Statt des bandtörmigen Ma.N. ein 4 liedriger. Marin (atlantischer Ocean). 1 Art. Diophrys Dujard. 1841 (175). Synon. Stylonychia p. p. Ehrbg. (161); Ploesconia p. p. Djrd. (175); Euplotes p. p. und Schizopus Clap. und L. (301); Styloplotes Stein (319, 322). Quennerst. (408b), Fresenius (401), Rees (631), Fabre (726), Andrussowa (766). are12 Ri09 9: Mittelgross (0,15). Farblos bis gelblich; starr. Gestalt ziemlich oval; Vorderende breit abgerundet bis ein wenig zugespitzt; Hinterende gewöhnlich rechts schief abgestutzt, schaut überhaupt etwas nach rechts. Peristom breit, doch vorn schmäler wie bei Euplotes; kann bis etwas hinter die Körpermitte reichen. Sein rechter Rand nach rechts convex ge- krümmt, zieht etwa in der Mittellinie nach vorn und biegt hier nicht nach rechts um. Die beiden seitlichen vertralen Körperränder breit wulstartig erboben. Stirnbauchfeld mit 7—8 zerstreuten Cirren (sog. Bauchwimpern Stein’s). In geringer Entfernung hinter dem Mund die Querreihe der 5 recht ansehnlichen Aftereirren. Am schief abgestutzten Hinterende drei grosse, knieförmig gebogene Cirren, in einer z. Th. etwas auf die Dorsalseite geschobenen Einsenkung. Auf dem linken Randwulst, zwischen Mund und Aftereirren, zwei dicht beisammenstehende Randeirren, gewöhn- lich aus einem Grübeben entspringend. Contractile Vacuole rechtsseitig in der Höhe der Aftereirren (nach Fabre weiter vorn). Ma.N. zweigliedrig, je ein bandförmiges Glied im Vorder- und Hinterende. Bewegung sehr schnell und stetig, nicht stossweise. Cyste kuglig glatt (Cl, u. L. f. Schizopus). Marin (Nord. Meer, Mittelmeer, Schwarzes Meer). 2 Arten; doch herrscht noch Unsicherheit bezüglich der Artunterscheidung. R Die von Andrussowa (766) errichtete unsichere Gattung Planiplotes (Wagneri, Schwarzes Meer) würde sich nach der Schilderung etwa zwischen Diophrys und Uro- nychia einschieben. Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass sie zu ersterer G. ge- hört, möglicherweise sogar mit Diophrys norwegicus Quenn. sp. identisch ist. Uronychia Stein 1857 (319 u. 522); Fresenius (401); Quennerstedt (408 bh); Rees (709). Synon. Trichoda transfuga Müller (64 u. 76); Ploesconia p. p. Djrd. (175), Stein (261); Campylopus Olap. und L. (301). | Taf. 72, Fig. 4. Mittelgross (bis 0,1). Farblos und im Allgemeinen formbeständig, doch sollen sich die Peristomränder nähern und entfernen können (Stein). Umrisse etwa kurz oval. Vorderende breit abgestutzt, Hinter- ende abgerundet bis etwas zugespitzt. Rücken und Bauch mässig gewölbt und der erstere gewöhnlich mit einigen Längsrippen. Das geöffnete Peristom mässig breit und ziemlich in die Mitte der vorderen Bauchhälfte gerückt. Sein rechter Rand bildet vorn einen ähnlichen Winkel wie bei Euplotes; 1754 Oiliata. der linke Rand einen entsprechenden Winkel, indem er nach links umbiegt. Auch scheint der linke Rand die adorale Zone etwas zu überdecken. Keine Cirren auf dem Stirnbauchfeld. Am Hinterende in einer rechts- seitigen Vertiefung 4—5 dicht zusammenstehende Aftereirren und theils darunter, theils etwas rechts davon drei grosse, knieförmige Cirren wie bei Diophrys (welche nach Maupas [677] dorsal stehen sollen). Linker- seits am Hinterende in einer ähnlichen Vertiefung zwei ansehnliche Rand- cirren und dicht vor dieser linken wie rechten Wimpergruppe je einige kleine borstenförmige Randeirren. Contractile Vacuole nach Clap. u. L. linksseitig (nach Stein?). Ma. N. ein querer Strang in der hintern Körperhälfte, dazu vielleicht noch wie bei Diophrys ein zweiter vorm (Bütschli). Bewegung abwechselnd stetig und heftig schiessend bis springend. Marin. Wahrscheinlich nur 1 sichere Art (da der sog. Campylopus paradoxus Cl. u. L. wohl mit Uronyebia transfuga Müll. sp. identisch ist. 3. Familie. Aspidiscina Stein 1859. Klein. Randeirrenreihen völlig redueirt. Eine verschiedene Anzahl Stirneirren und eine Reihe Aftereirren. Peristom sehr schmal, ganz an den linken Rand geschoben. Die adorale Zone ebenfalls sehr verkürzt, reicht nur bis zum Vorderende des linken Randes und umzieht das stark verbreiterte Stirnfeld nicht mehr. Ma. N. lang bandförmig. Aspidisca Ehrbg. 1830 (u. 161); Perty (240); Clap. und L. (301); Stein (322); Quennerst. (408a—c); Fresenius (401); Mereschkowsky (584); van Rees (709); Fabre (126); Perejasl. (788); Gourret und R. p. p. (774). Synon. Trichoda Lyncaster (52) und Lynceus Müller (76), Haime (229); Kerona Lyncaster und Rastellum Müller (76), Bory p. p. (115), ? rotund. From- mentel (504); Tribulina und Ratulus p. p. Bory (115); Coccudina Dujard, (175), Perty (240); Euplotes p. p. Ehrbg. (161); ?? Loxodes plicatus Ehrhg.; ? Monostylus Perejasl, (788). Taf. 72, Fig. 5—6. Klein (bis 0,07). Farblos und formbeständig. Gestalt nahezu kreis- rund bis sehr kurz oval. Linkerseits ziemlich gerade bis wenig convex, rechterseits gleichmässig stärker eonvex und der rechte Bauchrand wulstig verdickt. Bauchseite eben; Rücken gewölbt und stets mit 1 bis zahlreichen Längskielen, die dem rechten Rand mehr oder weniger parallel laufen. Bei A. turrita der einzige, die Mittellinie des Rückens einnehmende Kiel in der Mitte zu einem hornartig gekrümmten Fortsatz ausgewachsen. Peri- stom ganz am linken Rand, als eine sehr schmale Rinne, welche nur bis zum Vorderende reicht, so dass sie den Stirnrand nicht mehr umzieht. Dagegen erstreckt sich das Peristom weit über die Körpermitte bis gegen die Aftereirren nach hinten. Der rechte Peristom- rand ist nach links in eine die Peristomrinne überdeekende Platte ausgewachsen, welche vorn schmal beginnt und sich nach hinten allmäh- lich verbreitert, so dass sie, meist unter Bildung einer zahnartig vorspringenden hinteren Ecke, z, Th. über den linken Körperrand vorragt. System. 1759 Der Hinterrand dieses Zahnes setzt sich in eine fast bis zum rechten Körper- rand reichende, quere Leiste fort, welche die vordere Grenze einer Art Afterfeld bildet. Längs dieser Leiste entspringen vom Afterfeld 5—12 griffelförmige Aftereirren. Am Vorderende der vorspringenden Platte findet sich fast stets ein nach rechts gerichteter busenförmiger Einschnitt, dessen vorderer Schenkel zuweilen als ein etwas nach hinten gekrümmter Zahn über den linken Körperrand vorspringt. Auf der Vorderhälfte der Bauch- fläche 7 Stirneirren, welche ziemlich deutlich in 4 schiefen Reihen stehen. After rechtsseitig, dicht hinter den Aftereirren (Stein). Contractile Vaeuole gewöhnlich rechts in der Höhe der Aftereirren. Ma. N. ein hufeisenförmig gekrümmtes Band in der Vorderhälfte 1 Mi. N. (Engelm.). Bewegung meist schnell, häufig unterbrochen, geschickt kriechend und kletternd; nicht selten in Kreisen sich bewegend. Süsswasser (Europa, N.-Afrika, S.-Asien) und Meer. Stein unterschied von der Gattung Aspidisca s. str. das Subgen. Onychaspis wegen Vermehrung der Aftsreirren, welche sich bei dem von ihm studirten Vertreter dieses Subgen., A. polystyla St., zu 10—12 finden. Dieser Art schliesst sich jedoch A. hexeris Quenn. (408c) mit nur 6 Aftereirren innig an (= Asp. crenata Fabre und schr wahrscheinlich A. Andreewi Mereschk.). Ferner scheint die von Quennerst. (408b) beschriebene A. sedi- sita mit 6 (nach Rees 6—7) Aftercirren einen Uebergang zwischen beiden Untergattungen zu bilden, weshalb deren Trennung grosse Schwierigkeiten haben dürfte, welche sich noch dadurch erhöhen. dass nach Rees die Vermehrung der Aftereirren von A, sedigita auf dem Zerfall der linken Cirre in mehrere zu beruhen scheint. Aspidisca s. str. ca. 4 Arten; Onychaspis ca. 3 Arten (bei Hierherrechnung sämmtlicher Formen mit mehr wie 5 After- eirren). Anhang zu den Hypotricha. Rhabdotricha Greeff 1888 (870). Da ich mir nach Greeff’s kurzer Schilderung kein genügendes Bild dieser Form machen kann, so verweise ich auf das Original. 1. Art, Moos, (Zus. b. d. Corr.) 4. Seetion. Peritricha Stein emend. (= Unterordnung der vorher- gehenden Abschnitte). Ausgangspunkt dieser Unterordnung war vermuthlich eine den Hypo- trichen nächstverwandte Form, deren Bewimperung sich auf die bauchı- ständige und nahezu einen völligen Umgang beschreibende, adorale Zone und einen die hintere Bauchhälfte einnehmenden Wimperkranz beschränkte. Die Familie der Lienophorina scheint diese Verhältnisse noch ziemlich bewahrt zu haben. Von jenem Ursprung aus entwickelten sich die Uebrigen nach zwei Richtungen. Die eine führte zu den Spiro- chonina, indem eine Festheftung mit der hinteren Hälfte der Bauchseite, unter Verlust des Wimperkranzes, auftrat, während die adorale Spirale ganz ans Vorderende des sich aufrichtenden Körpers verschoben wurde. Die zweite Entwicklungsrichtung führte dadurch zu den Vorticellina, dass der Cilienkranz der hintern Bauchfläche allmählich von der den Rückenrand einnebmenden adoralen Zone ganz umwachsen wurde. Gleichzeitig erhöhte sich der Körper in dorso-ventraler Richtung zwischen Zone und Wimperkranz ansehnlich. Beide Wimperzonen wurden sy scheinbar an die beiden Körperenden gerückt; eigentlich jedoch die Spirale, 1756 Oiliata. wie gesagt, an den Rückenrand, der Kranz an den Rand der erhöhten Bauchfläche. Bei zahlreichen Formen erfolgte Anheftung mit dem Centrum der vom Wimperkranz umschlossenen Bauchfläche, unter Verlust des letzteren, welcher dann nur zeitweise, beim Uebergang in den freischwimmenden Zustand, entwickelt wird. Mund stets offen; mit röhrenförmigem, meist ziemlich ansehnlichem bewimpertem Schlund. Contractile Vaeuole stets in der Mundgegend. Die feine Nahrung wird durch Einstrudelung auf- genommen. 1. Familie. Spirochonina Stein 1867. Mit den Charakteren der einzigen Gattung: Spirochona Stein 1851 (235, 261, 322 p. 74, 428 p. 146); Olap. u.L. (301); Rentsch (840); Bütschli (537) ;{R. Hertwig (541); Kent p. p. (601); Plate (790); Canu (770). Synon. Bates and Westwood British crustacea Vol. I. p. 374; Stylochona Kent (601); Heliochona Plate (842). Taf. 75, Fig. 7—S und p. 1581, Fig. 24. Mittelgross (L. bis 0,12); farblos und nicht contractil. Gestalt lang birnförmig; dorsoventral ein wenig abgeplattet. Hinterende mässig bis ziemlich verschmälert, entweder abgestutzt und zu einer dauernd be- festigten, kleinen Haftscheibe entwickelt oder einen ganz kurzen, bis mässig langen, epistylisartigen Stiel abscheidend. Die Pellieula der Haft- scheibe zu einem radiärgestreiften, wohl dem Pellieularring von Tricho- dina entsprechenden Scheibchen verdickt. Das Peristom ist ganz ans Vorderende gerückt, so dass seine Fläche ziemlich senkrecht zur Längsaxe des Tbieres steht (ähnlich Stentor), und von relativ geringem Durchmesser. Der eigenthümliche, aus seiner Entwicklung hervorgegangene Peristom- triehter ist schwer zu beschreiben. In der primitiven Gestalt (beim Sprössling) besteht er in einer dünnhäutigen Ausbreitung des Vorderendes, in dessen Grund etwas ventral und links die enge Mundöflnung liegt. Etwas rechts von letzterer ist die Trichtermembran von ihrem freien Rand bis zur Mundöffnung hin eingefaltet. Bei der weiteren Entwicklung wächst diese Falte in eine auf dem Grunde des Trichters befestigt bleibende und sich laeotrop eimrollende Membran aus, welche 1!/, bis etwas mehr Win- dungen beschreibt (mit Zurechnung des ursprünglichen Trichters also 2!/, bis 3 Windungen). Von der Mundöffnung zieht im Grunde (Peristomrinne) des Spiraltrichters die zarte adorale Zone hin, welche demnach links gewunden ist, jedoch nur etwa 2 Umgänge beschreibt. Der freie Rand des basalen Umgangs der Triehtermembran z. Th. mit grösseren und kleineren steifen Borsten in ziemlich regelmässiger Abwechslung besetzt. Sonst finden sich keinerlei Cilien. Der fein röhrenförmige und ziemlich lange Schlund erinnert an den der Vorticellinen; auch die contractile Vacuole liegt in der Schlundgegend (Stein, Kent; Hertwig konnte sie nicht finden). Ma.N. eiförmig bis wurstförmig, central. 1 bis mehrere Mi. N. im hinteren Körperabschnitt. Fortpflanzung ausschliesslich durch Knospung, welche linksseitig in geringer Entfernung hinter dem Peristom geschieht. System. 1757 Der etwa ovale Sprössling hat ein noch sehr unentwickeltes Peristom, das sich rinnenförmig über die Bauchseite bis nahe ans Hinterende erstreckt. Am Hinterende seines Peristoms, also ursprünglich auf der Bauchseite, bildet sich die Haftscheibe, mit welcher er sich festsetzt und sich dann weiter entwickelt (s. p. 1256). Copulation ohne Mikrogonidienbildung zwischen kleineren Thieren mit unentwickeltem Peristom (Plate). — Süsswasser (Europa) und Meer. 2—3 Arten. Auf den Kiemenblättern und den Borsten der Beine von Gammarus und Limnoria (Isopode); an den Beinen von. Nebalia. Es scheint kein Grund vorzuliegen, die mit einem kurzen Stielchen und den steifen Borsten am Peristomtrichter versehenen Formen zu einer besonderen Gattung Stylochona zu erheben, wie Kent vorschlug; um so weniger, als ich die typische Form Stylochona coronata K. mit Stein’s Spirochona Scheutenii identisch erachte, welch’ letztere Kent selbst unter Spirochona aufführt. Ebensowenig halte ich die Errichtung einer besonderen Gattung Heliochona für eine von Plate nicht ausreichend studirte marine Form für nöthig. Dieselbe scheint ungestielt zu sein und soll sıch durch 2 lappenartige Fortsätze des Trichter- randes auszeichnen, welche über die Trichteröffnung herübergehogen seien. Jedenfalls bedarf Plate’s Schilderung des Trichters der Ergänzung. Die übrigen Charaktere wie bei Stylochona, 2. Familie. Lienophorina Bütschli. Mit den Charakteren der einzigen Gattung: Lienophora Claparede 1867 (423); Gruber (693); Bütschli (768); Fabre (845, 864). Synon. PBursarine oder Stentorine Claus (3855); Trichodina Cohn (410); Entz (694). Mat 72. Riem 12! Klein bis mittelgross (Länge bis 0,12 Fabre). Farblos, biegsam und ziemlich eontractil. Der vordere, die adorale Spirale tragende Körpertheil in ventraler Ansicht rundlich bis oval, mit abgeplatteter Bauch- und mässig gewölbter Rückenfläche; die hintere Körperhälfte stielartig verschmälert und das Ende des Stiels zu einer runden Saugscheibe verbreitert, deren Fläche unter Krümmung des Stieles sowohl mit der Peristomfläche in eine Ebene gebracht werden kann, wie auch, wenn der Stiel sich streckt, zu dieser Ebene senkrecht stehen kann. Am Rand der Saugscheibe ein Cilienring (hinterer Wimperkranz); einfacher glatter Haftring auf der Saug- scheibe (Fabre). Auf der Peristomfläche eine gut entwickelte adorale Zone, die am linksseitig, etwa in der mittleren Körperregion gelegenen Mund beginnt und, fast die gesammte Peristomscheibe in einer linksgewundenen Spirale umziehend, bis nahe zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt. Ma. N. lang rosenkranzförmig bis in zahlreiche Bruchstücke vertheilt (Gruber). Contractile Vacuole in der Mundgegend linksseitig (Claus). Marin (Maskell’s [824] Angabe über das Vorkommen einer L. seti- fera im Süsswasser Neu-Seelands dürfte schwerlich begründet sein). Ecto- parasitisch, resp. commensalistisch auf der Haut von Medusen (Cladonema), Opisthobranchiaten (Aeolis, Aplysia), Würmern (Psyrmobranchus Syllis und Thysanozoon) und Asteroiden (Asteriseus, Ophiothrix). 2—3 Arten, welche 1758 Giliata. jedoch genauerer Untersuchung dringend bedürfen (Fabre glaubt, dass alle zu einer Art gehören). 3. Familie. Vorticellina (Ehrb. 1838) Bütschli emend. Der hintere Wimperkranz oder die ihm entsprechende hintere Hälfte der Bauchseite ist hier, wie in der Charakteristik der Unterordnung an- gedeutet wurde, so unter die nach hinten ausgewachsene adorale Zone geschoben, dass beide übereinanderliegen und der Wimperkranz an dem sog. unteren (hinteren) Körperende steht, die adorale Zone dagegen an dem sog. oberen (vorderen). Die Zone beschreibt stets etwas mehr wie einen Umgang, selten durch Auswachsen ihres aboralen Endes mehr. In der gewöhnlich gewählten Ansicht, d. h. von der Rückenseite auf die Zone, also in einer zu den übrigen Spirotrichen verkehrten Richtung, nimmt die Zone natürlich den umgekehrten Verlauf wie bei letzteren, erscheint daher dexiotrop. Wohl überall besteht sie aus zwei dicht neben ein- ander herlaufenden Reihen von Wimpergebilden. Der Mund liegt im Grunde eines mehr oder weniger tief eingesenkten sog. Vestibulums, durch welches die Zone bis zum Munde zieht. Die äussere Cilienreihe wird schon in einiger Entfernung vor dem Eingang in das Vestibulum durch eine undulirende Membran ersetzt, welehe sich wahrscheinlich eben- falls durch das Vestibulum fortsetzt. Ungefähr in der Mittelregion des Vestibulums liegt der After und gleichfalls in der Vestibularregion fast immer die meist einfache, selten doppelte contractile Vacuole, die häufig ein sog. Reservoir besitzt. Der Ma. N. kurz bis lang bandförmig und gewöhnlich von einem einfachen Mi. N. begleitet. 1. Unterfamilie. Urceolarina St. (Familie Stein 1867). Nicht festgeheftet, sondern frei beweglich unter dauernder Erhaltung des unteren Wimperkranzes, der zur Schwimmbewegung, namentlich aber auch zum Kriechen dient. Die von ihm umschlossene Fläche zu einer Haftscheibe entwickelt, welche einen pellicularen ringförmigen Haftapparat besitzt. Die adorale Zone sitzt dem Rand des Peristom- feldes auf und ihr orales Ende steigt etwas gegen den unteren Wimper- kranz herab, um sich in das Vestibulum einzusenken. Ein eigentlicher Peristomsaum im Umkreis der Zone fehlt. Triehodina (Ehrbg. 1830 und 161) Stein 1854 emend. (428, P- 127); Siebold (191); Busch (264); Clap. und L. (301); James-Clarke (413); Quennerst. (40a und c); Alenitzin (488); Frommentel (504): Kent (601); Wright (609); Vejdowsky (587); Rosseter (792); Fahre (845, 864); Balbiani (810). Synon. Wahrscheinlich schon Leeuwenhoek (13); Animalc. des polypes Trembley Histoire nat. des pol.: Polypenläuse Schäffer (31); 2. Art von Polypenläusen Rösel (33); Volvox dimidiatus Wilcke (40); Vorticella stellina und discina Müller (76), Pagenstecher (292); Urceolaria p. p. Lamarck (102), Bory (115), Dujard. (175), Perty (240), Davaine (254), Vulpian (295), Stein (428, p. 147); Peritricha p. p. System. 1759 Bory (115); Numullella Carus (135); Oyclidium y. Bär (120); Torquatina Gros (223); Infusor auf Planarien Hallez (525); Anhymenia p. p. Fahre (845, 864). Taf. 72, Fig. 14 und 73, Fig. 1—3. Grösse mässig (bis 0,1 M. Höhe). Farblos und etwas contractil, speeciell die sog. Peristomscheibe, doch nicht schnellend. Gestalt meist kurz eylindrisch, etwa topfförmig; im zusammengezogenen Zustand das Peristomende jedoch häufig ziemlich kuglig abgerundet. Das sog. Hinter- ende von der meist etwas ausgehöhlten Haftscheibe gebildet; das häufig etwas breitere Vorderende vor der ebenfalls gewöhnlich etwas ausgehöhlten Peristomscheibe. Letztere steht in der Regel genau senkrecht zur Körper- axe, nur bei Tr. Mitra (Urceolaria St. u. A.) liegt sie häufig recht schief zu derselben, was ursprünglichere Verhältnisse anzeigt. Der Rand der Peristomscheibe von der adoralen Zone umsäumt. Ein eigentlicher Peristom- saum im Umkreis der adoralen Zone fehlt und daher ist auch ein Wimper- discus nicht deutlich abgesetzt. Aus diesen Gründen tritt bei der Öontraetion des Peristoms keine völlige Einziehung der Zone ein. Der Rand der Hatt- scheibe ist gewöhnlich in einen sehr dünnen durchsichtigen Saum aus- gewachsen (sog. Velum James-Cl., welches nach letzterem unduliren soll. Fabre erhebt gewisse Formen, welchen das Velum fehlen soll, zur Gattung Anhymenia). Etwas nach Innen vom Rande dieses Saumes entspringt der hintere Wimperkranz, welcher distal ziemlich weit über das Velum hervorragt. Auf diesen folgt sofort der pelliculare Haftring, welcher aus zahlreichen, strahlig zusammengeordneten Stücken besteht, aber verschiedengradig eomplieirt ist. — Ma.N. bandförmig, zuweilen mit unregelmässigen Einschnürungen. Contraetile Vacuole normal. Mit dem hinteren Wimperkranz behend auf der Unterlage kriechend, doch auch unter Rotation freischwimmend. Eetoparasitisch auf der Haut von Süsswasser- und Meeresthieren, so hauptsächlich Hydren, Spongien, Planarien, Neritina (Quennerst.), wohl auch Najaden, auf der Haut und namentlich den Kiemen vieler Fische (auch marinen, Scorpaena Fabre), der Haut von Frosch- und Tritonlarven, auf deren Kiemen und in ihrer Kiemenhöhle. Verlässt zuweilen auch die Wirthe, schwimmt frei umher und findet sich dann ge- legentlich an Wasserpflanzen. Nicht selten auch endoparasitisch, so häufig in der Harnblase der Fische, Tritonen und Frösche; zu- weilen in den Seitenkanälen von Fischen (Carriere, briefl. Mittheil.); selten im Darm von Triton eristatus (Grassi 642) und von Rana (Hen- neguy 810); nach Rosseter und Fabre gelegentlich auch in der Leibeshöhle der Tritonen, in den Ovarien der Najaden (Carus). Europa, N.-Afrika, N.-Amerika. Zahl der Arten recht unsicher, da die Beschreibungen bis jetzt un- genügend; doch dürften sich neben der bekannten Tr. PedieulusO.F.M.sp. und der charakteristischen Tr. Mitra St. noch einige weitere unterscheiden lassen. 1760 Ciliata. Cyelochaeta Jackson 1375 (520). Synon. Trichodina Robin (585), Gruber (694); Leiotrocha, Cyclocyrrha und Anhymenia p. p. Fabre (845, S64). Dar =73, Rio, A. Bau- und Grössenverhältnisse im Wesentlichen ganz übereinstimmend mit Triehodina, von der sie sich nur dadurch unterscheidet, dass dicht über dem hinteren Wimperkranz ein Kranz ansehnlicher Borsten (Cirren Fabre) entspringt. Dieselben werden gewöhnlich nach oben aufgerichtet getragen und überragen das Peristom zuweilen beträchtlich. (Fabre sucht sie dem sog. Velum von Triehodina zu homologisiren.) Haftring ungezähnt (Leiotrocha Fabre) oder gezähnt (Cyeloeyrrha Fabre). Ma. N. theils einfach bandförmig, theils mehr oder weniger gekerbt bis gelappt. 1 Mi. N. (Gruber, Fabre). Süsswasser und Meer.‘ 4—5 Arten. Auf oder in den oberflächlichen Partien von Spongilla, auf den Kiemen von Scorpaena und Trigla, auf Asteriscus und Ophiothrix (Asteroideen) und den Kiemen von Serpula. Jackson beschrieb bei seiner Cyclochaeta Spongillae keine adorale Spirale. Fabre glaubt daher? dass ihre Verkümmerung für die Gattung in seinem Sinne charakteristisch sei. Ich halte dies für äusserst unwahrscheinlich und vermuthe im Gegentheil, dass Jackson die Zone einfach übersah. Auf die Beschaffenheit des Haftrings lege ich wie bei Trichodina wenig Gewicht und möchte daher weder die Gattung Leiotrocha von Öyclochaeta noch Urceolaria (Trichodina Mitra) von Trichodina sondern. Triehodinopsis Clap. u. L. 1858 (301); Stein (838 und 428, p. 146) Schneider (561). Taf. 72, Fig. 13. Mittelgross (H. bis 0,13). Schliesst sich im Allgemeinen nahe an Trichodina an, von der sie sich zunächst durch den sehr geringen Durch- messer des Peristoms unterscheidet. Damit hat sich auch das ganze Oralende sehr verengt, weshalb die Gestalt kegelförmig geworden ist. Die Haftscheibe gut entwickelt, mit Haftring; ibr Durchmesser ist jedoch ziemlich viel kleiner wie der des Hinterendes. Hinterer Wimperkranz vorhanden und die gesammte Körperoberfläche zwischen ihm und dem Peristom dicht mit büschelig schlagenden Wimpern bekleidet, welche aber nach Stein zuweilen völlig fehlen sollen. Die adorale Zone scheint schwach entwickelt zu sein, ihre Wimpergebilde unterscheiden sich nur wenig von denen des Körpers. — An den Mund schliesst sich ein eigenthümlicher, bis jetzt noch ungenügend bekannter Schlund an, welcher ziemlich in der Axe bis gegen die Körpermitte hinabsteigt. Seine Wand soll aus einem trichterförmigen, festen Rohr bestehen, das in einer Längslinie geschlitzt ist; doch scheint der Schlitz durch eine zärtere Membran geschlossen zu sein. Contractile Vacuole dicht neben dem Hinterende des Schlundes, Letzterer wird theilweise von einem eigenthümlichen, etwas unregelmässigen Gebilde (auf der Figur?) umfasst (fälschlich Nucleus Clap. u. L.), welches zuweilen fehlen soll (Schneider). Ma. N. ganz hinten, der Haftscheibe aufgelagert; einerseits ausgehöhlt und in dieser Höhlung liegt der Mi. N. (Schneider). System. 1761 Parasitisch im Darm und der Athemhöble von Cyelostoma elegans (Europa). 1 Art. Zus. b. d. Corr. Hemispeira Fahre 18885 (864). Wo diese eigenthümliche Ciliate hingehört, lässt sich vorerst nicht angeben. Körper etwa halbkuglig (Dim. bis 0,03) mit ebener Peristomfläche. Dieselbe ist von einer dexiotropen Zone umzogen, welche von einer sehr hohen undulirenden Membran gebildet wird. Vom Peristomrand zieht eine ziemlich breite meridionale Furche bis zum unteren Pol, wo aus ihr ein Bündel contractiler Cirren entspringt, das zur Befestigung dient. Auf dem Körper 4—5 Wimperringe. Mund etwas seitlich von der Furche. Contr. Vac. neben dem Mund. Ma. N. mehrgliedrig in der unteren Körperregion. Auf den Hautkiemen von Asterias glacialis. Fabre weiss selbst nicht, was er mit dieser Ciliate anfangen soll, welche nach ihm die Charaktere von Cyclidium, der Urceolarinen und gewisser Heterotrichen vereinigen soll. Wenn ich sie hier anführe, so geschieht dies nur, um sie überhaupt zur Sprache zu bringen, 2. Unterfamilie. Vorticellidina Bütschli. Der Wimperkranz findet sich als dauernde Einrichtung nicht mehr, sondern entwickelt sich nur zeitweilig beim Uebergang in den freischwim- menden Zustand. Mit Ausnahme weniger Gattungen sind daher auch alle festgeheftet; theils direet, theils unter Stiel- oder Gehäusebildung. Im Umkreis der adoralen Zone ist stets ein ringförmiger Peristom- saum entwickelt, weshalb das Peristom sammt der Zone bei der Con- traction unter dem sphineterartig zusammengezogenen Saum Schutz findet. Die Zone steigt sammt dem centralen Theil des Peristomfeldes vom Mund aus allmählich in die Höhe, so dass sich ein sog. Diseus oder eine Wimperscheibe bildet, zwischen welcher und dem Saum eine Peristomrinne liegt. Der Diseus kann theils recht niedrig sein oder sich im ausgestreckten Zustand hoch über den Peristomsaum erheben. a) Tribus Seyphidina. Gehäuse- und stiellose Formen. Entweder mit hinterer Saugscheibe befestigt, oder der Unterlage mit einer sog. Seitenfläche aufliegend, oder freischwimmend. Seyphidia (Name von Dujardin 1541) Lachmann 1856; Cı. u. L. (301): Quennerst. (408c); Kent p. p. (601); Vayssiere (765); Kellicott (701); Stokes (757, 855); ? Grenfell (829); ? Fabre (864); non Perty, Fromment. etc. Synon. Vorticella Limacina Müller (76); Urceolaria p. p. Dujard. (175). Taf. 73, Fig. 5. Mittelgross (Höhe bis 0,12 und etwas mehr). Farblos und ziemlich contractil. Gestalt länglich eylindrisch; das Vorderende zum Theil etwas verjüngt, nie verbreitert. Peristomsaum mässig entwickelt, nicht oder nur wenig umschlagsfähig. Das Hinterende nicht verjüngt, breit abgestutzt, ähnlich Trichodina; sein Rand wulstig verdickt. Es bildet eine Hatt- scheibe wie bei Trichodina, doch ohne Wimpeirkranz und Haftıing. Zu- weilen ist der Durchmesser der Scheibe beträchtlich grösser wie der des übrigen Körpers. Wimperdiscus wenig erhoben, im Centrum gewöhn- lich mit einem nabelartigen Vorsprung. Vestibulum und Schlund, sowie contractile Vacuole normal. Ma. N. soweit bekannt oval, mit anliegendem Mi. N. Querringelung des Körpers deutlich. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa- 111 1762 Ciliata. Ectoparasitisch, wit der Saugscheibe auf der Haut von Süsswasser- und Meeresmollusken befestigt (Planorbis, Nerritina, Physa und Trunca- tulina [marine Psorobranchiate|). Europa, N.-Amerika. 2 Arten (ob die. Se. Scorpaenae Fabre’s, von Scorpaena, ganz ungestielt ist, scheint mir noch etwas fraglich). Gerda Clap. u. L. 1855 (301); Kent p. p. (601). Taf: 73, Rig.6. Mittelgross (gestreckt bis 0,2). Farblos und recht contraetil. Im nicht contrahirten Zustand langeylindrisch; das Vorderende mässig verschmälert; der hintere Körpertheil etwas angeschwollen und abgerundet, ohne Saug- scheibe. Conirahirt nimmt der Körper mehr eine ovale Gestalt an und das hintere Körperviertel setzt sich dann durch grössere Dicke und un- geringelte Beschaffenheit von dem übrigen, stark quergeringelten Körper deutlich ab. Das ungenügend erforschte Peristom ist sehr eng und sein wenig entwickelter Saum jedenfalls nicht ausbreitungsfähig. Vestibulum und Schlund ziemlich lang. Contractile Vacuole im hinteren Körperviertel; von ihr entspringt ein langer geschlängelter Kanal, welcher bis zum Peristom zieht und wahrscheinlich dem Reservoir der übrigen Vorticellinen entspricht. Ma.N. recht lang bandförmig. Hinterende unbefestigt; Gerda liegt nach Clap. u. L.’s Schilderung der Länge nach auf und bewegt sich gleitend zwischen Algen. Zuweilen geht sie in den schwimmenden Zustand über, indem sich dieht am Hinterende ein Wimperkranz entwickelt. — Süss- wasser. Europa. 1 Art. Weder die von d’Udekem (382), noch die von Phillips (708), Kellicott (741) und Stolkes (826, 855) beschriebenen sog. Gerdaarten scheinen hierher zu gehören, da ich es als Hauptcharakter der Clap.-Lachm.’schen Gattung erachte, dass sie nicht mit dem Hinterende befestigt ist, sondern der Unterlage aufliegt. Für alle von den genannten Forschern beschrie- benen Formen gilt jedoch das erstere, ja sie besitzen z. Th. einen rudimentären Stiel. Dies gilt von der G. inclinans d’Udek., welche wahrscheinlich eine sehr kurz gestielte, nicht koloniale Epistylis (Rhabdostyla Kent) ist, während G. fixa dUdek. eine gehäuselose Cothurnia oder Vaginicula zu sein scheint. In vieler Hinsicht unsicher ist die sogen. 6. caudata Ph., welche einen sehr kurzen Stiel zu haben scheint und auf Epistylis oder Ophry- dium hinweist; zu letzterer Gattung dürften auch 6. sigmoides Kellie. und vernalis Stokes die nächsten Beziehungen haben. Astylozoon Engelmann 1862 (394). Taf. 73, Fig. 8: Mittelgross (bis 0,1). Farblos und contractil. Gestalt etwa umgekehrt slockenförmig mit etwas schief zur Körperaxe gerichteter Peristomscheibe, welche im Uebrigen wie bei Vorticella gebaut ist. Hinterende schwanz- artig zugespitzt und mit zwei sog. Schnellborsten versehen. Ma.N. nieren- förmig in der Mittelregion. Uebrige Organisation typisch. Bewegung schnell rotirend und häufig, angeblich mit Hülfe der Borsten springend. Cyste kuglig, glatt. Süsswasser. Europa. 1 Art. b) Tribus Contractilia. Gestielt mit contraetilem Stielfaden. Einzellebend oder in Kolonien. System. * 1765 Vorticella (Linne 1767, 36 edit. XII) emend. Ehrb. 1838; ». p. Müller (52. 64, 76); Cavolini (74): p. p. Schrank (94); p. p. Bory (115); Dujard. (175); Perty (240); Stein (219, 233, 261. 322, 428); Schmarda (259); Lachm. (274); Clap. u. L. (301); Balbiani (328, 511): d’Udelem (382); Greelf (467, 870); Everts (493); Fromment. (504); Bütschli (537, 522); Mereschk. (584); Kent (601); Entz (694); Rees (709); Stokes (714 ff., s. 855); Kellicott (741, 779); Gourret und R. (774); Möbius (876) und zahlreiche Andere. Synon. Belllike animalculs Anonym. (14); „Aveugles entonnoir" etc Joblot (30); Bell-animals, Glustering polyps Baker (29); Macrocercus p. p. und Craspedarium (freischwimmende Vorticellinen) Hill (27); Polypus Wrisberg (43): Einzelner Glockenpolyp Schäffer (31), Göze (51); Animal. a campanelle u.a bulbo Spallanzani (61), Campanelle Oolonbo (79); Glocken- thierchen Gleichen (65, 66); kleiner gesell. becherf. Affterpolyp p. p. Rösel (33), Gruithuisen (101); Hydra p. p. Linne (33, ed. X); Brachionus p.p. Pallas (44), Schrank (60); Eichhorn (54), verschiedene Formen; Ecclissa (freischw. Vorticellinen) Modeer (82), Schrank p. p. (v4); Urceolaria p. p. Lamarck (102), Bory (115), Ehrbg. (122); Kerobalana, Ophrydia p. p., Rinella (freischw. Vorticellinen) Bory (115), wogegen Oraterina und Plagiotricha, die Ehrbg. noch aufführt, keine sicheren Vorticellen enthalten); Carchesium p. p. Ehrbg. (128, 129); Vasia M. Edwards (228) freischw. Vorticelline; Rhabdostyla p. p. Kent (601); Spastostyla Entz (694). Taf. 73, Fig. 9—14. Mittelgross bis ansehnlich (Höhe bis ca. 0,2). Farblos bis gelblich oder grünlich, zuweilen auch durch Zoochlorellen grün. Umgekehrt glocken- förmig, von recht verschiedener Höhe der Glocke. Im nieht eontrahirten Zustand ist das Peristomende gewöhnlich stark verbreitert, selten etwas ver- engt. Der Peristomsaum, welcher z. Th. recht ansehnlich entwickelt ist, meist sehr umschlagbar. Hauptcharakter: die Befestigung des Hinterendes durch einfachen, kurzen bis recht langen, mit contract. Faden versehenen Stiel und der Mangel der Koloniebildung. 1—2 eontractile Vaeuolen in nor- maler Lage; meist mit sackfürmigem Reservoir. Der Ma.N. fast stets lang bandförmig, mit anliegendem Mi. N. Cyste .kuglig. Süsswasser (Europa, N.-Afrika, N.-Amerika, S.-Asien, Australien [Maplest.], Neu-Seeland [Kirk 823a]) und Meer. Sehr viele Arten wurden beschrieben, von welchen jedenfalls nur eine beschränkte Zahl (ea. 15 nach meiner Schätzung) gesichert erscheint. Allein Stokes hat in den letzten Jahren 19 n. sp. aus N.-Amerika beschrieben. Da der Unterschied dieser Gattung von Carchesium und Zoothamnium nur auf dem Mangel der Koloniebildung beruht, so sind Verwechslungen ohne genügende Untersuchung leicht möglich. Ein zwingender Grund zur generischen Trennung der sehr kurzstieligen sog. Spastostyla Sertulariarum Entz (694) scheint mir kaum vorzuliegen; wenn sich auch der contrahirte Stiel nicht deutlich schraubig aufrollt wie bei den langstieligen Arten, so verläuft der Faden doch auch hier deutlich schraubig (/,—1 Windung). Es fragt sich aber, ob die von Entz beschriebene Form überhaupt von der Vort. brevistyla d’Udek. (ans Süsswasser) verschieden ist. Höchstens liesse sich Spastostyla als Subgenus festhalten. Mehrfach wurden freischwimmende Vorticellidinen lange Zeit verfolgt, die in ihrem Bau durchaus mit Vorticella übereinstimmten und keinerlei Neigung zur Anheftung und Stielbildung zeigten. Schon Stein (428) beschrieb eine solche Form, welche er für eine freischwim- mende Vortic. Campanula E. hielt. +Ich fand dieselbe später (522) und constatirte ihre leb- hafte Vermehrung im freischwimmenden Zustand. Schon p. 1579 wurde bemerkt, dass sie jedenfalls nicht der freischwimmende Zustand einer gestielten Vorticelle ist, da ihr die hintere 111% 1764 Ciliata. kegelförmige Vereinigung der Myoneme, wie sie gestielten Vorticellen eigenthümlich ist, ganz fehlt. Ich halte sie jetzt für eine dauernd freie Form. Ferner hat Lindner (781) neuer- dings eine solche Form, welche von der ersterwähnten sicher verschieden ist, lange Zeit ver- folgt, ohne je Festheftung und Stielbildung zu bemerken. Auch ich habe bei ihrer längeren Beobachtung das Gleiche gefunden. Sie bietet im Uehrigen keine Verschiedenheiten von gewöhnlichen freischwimmenden Vorticellenarten. Kent (601) erhob eine solche freischw. Vorticelle mit hinterem Wimperkranz, welcher jedoch nicht selten undeutlich sein soll, unter dem Namen Telotrochidium crateriforme zu einer besonderen Gattung. Hierzu be- stimmte ihn hauptsächlich die Beobachtung, dass der After als eine röhrenförmige Ein- senkung am Hinterende liege. Eine solche Abweichung von sonst überall übereinstim- menden Organisationsverhältnissen einer grösseren Gruppe erscheint aber so unwahrschein- lich, dass ich der Angabe zunächst keinen Glauben schenke; wahrscheinlich war der vermeintliche After aur das etwas eingezogene Unterende, wie es bei freischwimmenden Vorticellen gelegentlich vorkommt. Sollte es sich aber in der Zukunft bestätigen, dass that- sächlich Formen existiren, die, im Uebrigen mit Vorticella übereinstimmend, nie zur Stiel- bildung gelangen, so liesse sich für sie wohl das Kent'sche Genus Telotrochidium bei- behalten, da sie eben so grossen Anspruch auf generische Sonderung von Vorticella haben, wie etwa Vorticella von Carchesium. Carchesium (Ehrb. 1830) emend. Ehrb. 1838 (161); Stein (261, 428); Clap. u. L. (301); Engelmann (394); d’Udekem (382); Balbiani (328, 511); Greeff (467); Bütschli (522); Forrest (573); Kent (601): Kellicott (856). Synon. ? Leeuwenhoek (13, Fig. $ p. p. und 7); ? Anonym. (15); ? Wasserthier auf Cyclops Degeer (20); ? Plantae sensitivae Unger (19); Trembley (21, Fig. 5—6); Büschelpolyp Schäffer (31); ? Strausspolyp Kästner (26); kleiner becherförmiger Affterpolyp Rösel p. p. 33): Isis anastatica p. p. L. (36.X); Brachionusp p. Pallas (44); Der Baum Eichhorn p. p. (54); V orticella p. p. Linn& (36, edit. XII), p. p. (racemosum) sehr wahrscheinl. Müller (76), Schrank (94); p. p. Dujardin (175); Animali alberetti Spallanzani (61), Colombo (79, Fig. 1, ? Fig. 2); Epistylis p. p. Brauer (767). Taten Asapjor Hs Einzelthiere klein bis mittelgross (bis 0,1). Farblos und recht con- tractil. Ihr Bau ganz wie ‘bei Vorticella.. Der Gattungscharakter be- ruht ausschliesslich auf der durch fortgesetzte, diehotomische Theilung seschehenden Koloniebildung. Die Kolonien stellen mehr oder minder reich verästelte und individuenreiche Stöcke dar (bis über 4 Mm. Höhe). Bei jeder Theilung bildet das eine der Individuen einen neuen Stielmuskel, während das andere den alten fortsetzt. Im Allgemeinen ist der Charakter der Verästelung zwar dichotomisch, doch tritt gewöhnlich sehr bald die Modification auf, dass das eine Theilindividuum stärker wächst (speciell sein Stiel) und sich auch reger vermehrt, weshalb sich Hauptzweige und Nebenzweige der Kolonie entwickeln. Da die Stielfäden der Individuen nicht zusammenhängen, so können sich einzelne Theile der Kolonien selbst- ständig contrahiren; doch ergreift eine energische Contraetion gewöhnlich den gesammten Stock mehr oder weniger. Süsswasser. Auf Wasserpflanzen oder kleinen Wasserthieren befestigt (Europa, N.-Amerika). Mit Sicherheit nicht marin bekannt; die marine Vorticella polypina Müller (76), welche seit Ehrenberg gewöhnlich hierher- gezogen wurde, ist, wie Entz (694) schon richtig betonte, wohl auf Zoo- thamnium zu beziehen. ee ee System. 1765 Zoothamnium (Zoothamnia Bory 1824) Ehrb. 1838, emend. Stein 1854 (261 u. 428); Brightwell (204); Clap. und L. (801); Wright (in 177, ed. IV); d’Udekem (382); Quennerst. (408b); Greeff (467); Engelmann (524); Wrzesniowski (546); Mereschkowsky (584); Forrest (522); Kent (601); Gruber (693); Entz (694): Stokes (752, S55)5 Andrussowa (766); Perejasl. (788); Gourret und R. (774); Möbius (876). Synon. Polype aA bulbe Trembley (21); Glustering polypes Baker (29); plant ind. with sensibility Brady (32); Isis anastatica p. p. Linn& (36, ed. X); Vorticella p. p. Linne (36, ed. XII), Müller p. p. polypinum (76), Modeer p. p. (82), Schrank (94), Dujardin p. p. (175); Der Baum p. p. Eichhorn (54); Den- drella Bory (115); Zoocladium Ehrh. (122, 129); ?Vorticellida M. Edwards (156); ?Autochlo& Joseph (815). Taf. 74, Fig. 2—4. Einzelthiere mittelgross (gewöhnliche bis 0,08). Farblos und recht eontraetil. Bau der Individuen nicht wesentlich verschieden von Vorticella und Carchesium. Koloniebildend ähnlich Carchesium. Der Aufbau der Kolonien ziemlich verschieden. Selten mehr reguläre diehotomische Ver- zweigung, wobei jedoch ein basaler Anfangs- oder Grundstamm gewöhnlich deutlich hervortritt. Weiterhin findet sich fiederförmiger Aufbau mit seradem oder ziekzackförmig gebogenem Hauptstamm, der eine Fortsetzung des Grundstammes ist, und mit Seitenästen, welche dann gewöhnlich keine Aeste 2. Ordnung tragen. Eine Modification dieses Baues tritt durch sehr starke Verkürzung des Hauptstammes ein, so dass alle Aeste 1. Ordnung fast gleichzeitig aus dem dieken Grundstamm entspringen; sie bilden dann gewöhnlich Aeste 2. Ordnung. Hauptcharakter ist, dass sich bei jeder Zweitheilung auch der Stielfaden theilt, jeder Sprössling also die Hälfte des alten Stielfadens fortsetzt. Die Stielfäden sämmtlicher In- dividuen stehen daher in continuirlichem Zusammenhang, wesshalb auch die Contraction stets die gesammte Kolonie ergreift. — Bei einigen Arten finden sich grössere Individuen (bis 0,12), sog. Makrogonidien, zwischen den gewöhnlichen ; meist an den Ursprungsstellen der Aeste 1. Ordnung, ddoch auch nicht selten der 2. Ordnung. — Süsswasser (Europa, N.-Amerika) und Meer (zuweilen in ziemlicher Tiefe; N. Meer, Mittelmeer, Schw. Meer, Rothes Meer). Selten auf Wasserthieren befestigt. Artenzahl bis jetzt recht unsicher; ich glaube nieht, dass sich mehr wie 5—6 sichere Species auf Grund des Vorliegenden unterscheiden lassen. Kent beschreibt unter dem Namen Zooth. pictum eine Süsswasserform, welche sich durch die Art ihrer Koloniebildung von den übrigen Zoothamnien, doch auch den anderen kolo- nialen Vorticellinen so wesentlich unterscheidet, dass die Aufstellung einer besonderen Gat- tung wohl angezeigt wäre, wenn die Schilderung richtig ist. Das Charakteristische ist, dass sich auf dem Ende eines contractilen Stiels eine Gruppe von gleichen Individuen findet, welche selbst gar keine Stiele bilden. Das Verhalten des Stielfadens zu den Individuen wurde nicht bekannt. c) Tribus Acontractilia. Gestielt ohne Stielfaden. Einfach lebend oder koloniebildend. Zu- weilen gesellt sich Gallertausscheidung zu den Stielen. 1766 Giliata. Glossatella n. g. Bütschli. Synon. Spirochona tintinnabulum Kent (601), Kellicott (741). Taf. 73, Fig. 7. Aus Kent’s Schilderung ergeben sich folgende Charaktere. Klein (bis 0,04). Farblos und contractil. Gestaltsverhältnisse die einer stiellosen oder niedriggestielteu Vorticella; das befestigte Hinterende stielförmig ver- schmälert (wesshalb der angeblich völlige Mangel des Stiels etwas unsicher scheint). Den Hauptcharakter bildet die enorme Entwicklung der un- dulirenden Membran des Vestibulums (sog. Borste), welche nahezu die Höhe des Körpers erreicht und in der Peristomrinne hinziehend fast einen vollen Umgang beschreibt, indem sie allmählich niederer wird. Ma. N. wurst- förmig und contractile Vacuole normal. Angebliche Fortpflanzung durch Quertheilung nach Kent, was wohl sicher unrichtig ist. Süsswasser (Europa und N.-Amerika). 1 Art. Auf jungen Triton- larven befestigt. Kent will diese Form, wie bemerkt, zu Spirochona ziehen, mit der sie offenbar keine näheren Beziehungen hat. Epistylis Ehrenberg 1830 (128, 161 u. 170); Dujard. (175); Perty (240); Stein (261 und 428, p. 135); Lachmann (274 und 315); Clap. und L. p. p. (301); Balbiani (328); Engelmann (394): Slack (350); Greeff (467); Forrest (572); Fromment. (504); Bütschli (522); Wrzesniowski (546); Mereschkowsky (594); Kent p. p. (601); Nüsslin (706); Kellicott 673, 739—40); Gourret und R. (774); Plate (S42); Stokes (826, 855). Synon. Polypes ä bouquet Trembley (18); birnförm., arlesbeerf., dütenf. und mispelförm. Affterpolyp Rösel (33); Hydra p. p. Linne (36, ed. X); Bra- chionus p.p.Pallas (44); Vorticella p.p. Linn& (36, ed. XII). p. p. Müller (76), Modeer (82), p. p. Schrank (87, 94). p. p. Bory (105); Myrtilina, Digitalina und Mespilina Bory (115); Campanella p. p. Goldf. (110); ?Scyphidia Dujard. (175), ?Mec Murrich (678); Zoothamnium macrostylum d’Udek. (382). Taf. 74, Fig. 6—8. Einzelthiere mässig bis ansehnlich (bis 0,8). Farbios oder durch Zoo- eblorellen grün; contraetil. Gestalt der Thiere gloekenförmig bis sehr langgestreckt keglig und eylindrisch. Vorderende nicht oder doch nur sehr wenig verengt und der Peristomsaum mehr oder weniger aus- breitungsfähig, jedoch nicht in dem Maass wie bei Vortieella ete. und meist auch nicht so stark ausgebildet. . Der Diseus nur mässig hoch und der Eingang in das Vestibulum nicht abnorm erweitert. Pellieula mässig stark. Im Uebrigen der Bau typisch. Ma.N. kurz bis lang bandförmig. — Hauptcharaktere: vollständiger Mangel des Stielfadens und die Kolo- niebildung. Stiele theils structurlos, theils längsgestreift, auch fein bis grob geringelt; selten an den Bifurcationsstellen deutlich artieulirt oder knotig angeschwollen. Der Aufbau der wenig bis sehr reich entfalteten Kolonien (Höhe bis 4 Mm.) meist sehr regelmässig diehotomisch, wobei in der Regel alle Individuen in einer Ebene liegen, also analog einer Schein- dolde. Selten ein mehr alternirend gefiederter Aufbau. Hauptsächlich Süsswasser (Europa, Nord-Amerika). Häufig auf Wasserthieren befestigt. Im Meer jedenfalls relativ selten, soweit bekannt. Eu Systern. 1767 Zahl der Arten auch hier recht unsicher; ich taxire die einigermaassen gesicherten höchstens auf etwa 10—12. Von der Gattung Epistylis im engern Sinne liesse sich wohl die interessante Epistylis Umbellaria L. sp. (=E. flavicans + grandis Ehrb.) als ein besonderes Subgenus oder Genus abtrennen, da hier eine charakteristische Verlängerung der adoralen Zone auf ca. 4—5 Win- dungen eingetreten ist, welche durch Auswachsen ihres aboralen Endes entsteht. Wird dies ge- billigt, so empfiehlt es sich. den Goldfuss’schen Namen Campanella, welcher speciell diese Form s. Z. einschloss, zu adoptiren. Rhabdostyla Kent 1882 (601); ?Stokes (195, 806, 826, 855), Fabre (864), Greeff (870), Möbius (876). B Synon. ?Scyphidia p. p. Duj. (175), Fromment. (504), Kent p. p. (601); Gerda d’Udek. (382); ? Opisthostyla Stokes (806, S55): ? Apiosoma Blanchard (722). Einziger Unterschied von Epistylis der Mangel der Koloniebildung. Da dieser Unterschied seit langem für die Trennung der Gattung Vorticella von Car- chesium und Zoothamnium ausreichend erachtet wurde, so lässt sich gegen die Errichtung des Genus Rhabdostyla nichts einwenden. Recht unsicher sind jedoch die 7 von K. aufgeführten Arten. Die 3 auf Frommentel’s Autorität begründeten dürfen fuglich ausser Acht bleiben ; eine 4. wurde von Entz als Vorticelle (seine Spastostyla Sertulariarum K. sp.) erkannt. Eine 5. Rh. longipes K. könnte möglicherweise eine Vorticelle mit zerstörtem Stielfaden gewesen sein. Als einigermaassen sicher bleiben dann noch die Rh. brevipes Cl. L. sp. und Rhabd. ovum K. Dazu gesellen sich 3 von Stokes und 2 von Fabre und Möbius beschriebene Species (letztere marin auf Arenicola und anderen Polychaeten). Ausserdem müssten dieser Gattung je- doch noch angeschlossen werden: Gerda inclinans d’Udek., Scyphidia rugosa Fromm. und ru- g0sa Stok., vielleicht auch Sc. rugosa Duj. Alle würden sich durch relativ sehr kurzen Stiel auszeichnen. Immerhin bedarf es für die meisten erst noch des strieten Nachweises, dass sie thatsächlich nie Kolonien bilden. Auch Apiosoma piscicola Blanchard’s (auf der Haut von Cyprinus Carpio) besitzt im Wesentlichen die Charaktere von Rhabdostyla, da der in der Mittel- region des Körpers gewöhnlich beobachtete Wimperkranz wohl sicher nichts anderes war wie der untere Wimperkranz in Ablösung begriffener Individuen. Fabre (864) möchte Apiosoma ebenfalls hierher ziehen. um so mehr, als auch bei seiner Rh. Arenicolae der Gilien- kranz ungefähr in der Körpermitte auftritt. Möglicherweise besitzt Apiosoma jedoch auch Be- ziehungen zu Glossatella (s. p. 1766), an welche die grobe Ringelung der Pellicula erinnert. Als Opisthostyla (früher Rhabdostyla) bezeichnet Stokes 2 Formen, welche sich von Rhabdostyla dadurch unterscheiden, dass das hasale Stielende mehr oder weniger hakig ge- krümmt ist. Bei der Contraction der Thiere soll es wie eine Feder wirken und den „sonst unbiegsamen Stiel rückwärts durch das Wasser schleudern“. Mir ist dies nicht recht ver- ständlich. Sollte nicht doch ein contractiler Stielfaden vorhanden sein? Opereularia (Goldf. 1820, Ehrb. 149 u. 161) emend. Stein 1854 (261 u. 428 p. 116 u. 126): Dujard. (175); Wrzesniowski (466); Greeif (494, 870); Kent (601); Keilicott (701. 742, 856); Stokes (855); Kirk (823a). Synon. ?Polyp mit dem Deckel Baker (29); Affterpolyp mit dem Deckel und berhersbeerförm. Affterp. Rösel (33); Polyp wit der Klappe Eichhorn (54); Hydra p. p. Linn& (86, ed. X); Vorticella p. p. Linne (36, ed. XII), Modeer (82), Schrank (94); Campanella p. p. und Valvularia Goldf. (110); Epistylis p. p. Ehrb. (161), Clap. und L. (301), d’Udekem (382), Slack (350). Taf. 74, Fig. 9-10. Klein bis mittelgross (bis 0,25). Farblos und contractil. Kolonie- bildend ähnlich Epistylis. Der Unterschied von letzterer beruht im Bau der Einzelthiere und ist zum Theil recht scharf ausgeprägt, obgleich Uebergänge existiren. Peristomende stets ziemlich bis sehr be- trächtlich verjüngt und der Peristomsaum auch im uncontrabirten Zustand 1708 Ciliata. nie ausgebreitet oder umgeschlagen. Das Peristom und dementsprechend auch der Discus also von sehr geringem Durchmesser. Dagegen ist letzterer hoch empor gewachsen, so dass er wie ein auf einem mehr oder minder hohen Stiel stehender Deckel erscheint, der, hervorgestreckt, häufig etwas schief zur Axe des Thieres getragen wird. Die Stielbildung des Discus steht in Zusammerhang mit einer starken Vertiefung der Peristomrinne, welche besonders auf der Mundseite recht bedeutend ist. Gleichzeitig ist der Eingang in das Vestibulum sehr erweitert, so dass er wenigstens die orale Hälfte der Peristomrinne einnimmt. Das Vestibulum ist überhaupt sehr weit und tief. Diese Verhältnisse bedingen es, dass der Diseus sammt seinem Stiel wie ein besonderes Organ der contrahirten Peristom- höhle eingelagert erscheint. Cuticula meist recht stark. Ma. N. gewöhnlich kurz wurstförmig bis hufeisenförmig, quergelagert in der Mundgegend. Cyste tonnenförmig mit Längsrippen (Op. artieulata). Süsswasser (Europa, N.-Amerika, Neu-Seeland); häufig auf Wasser- thieren. Ca. 8 Arten. Kent errichtete (601) eine besondere Gattung Pyxidium für diejenigen Vorti- cellinen von opercularienartigem Bau, welche keine Kolonien bilden. Doch scheint der Nach- weis noch nicht genügend erbracht, dass die eine von ihm beobachtete Art und die ebenfalls hierher zu ziehende Scyphidia inclinans Fromment. (504) thatsächlich nie Kolonien bilden und nicht etwa nur jugendliche Opercularien waren. Das Gleiche gilt von den beiden Pyxidien, welche Stokes (806. 807, 855) beschrieb. Ophrydium Bory 1824 (115) emend. Ehrbg. 1838 (u. 358); Eichwald (186, II): Brigbtwell (204); v Frantzius (213); Perty (240); Stein (261. 322, p. 93, 428, p. 37); Clap. und L. (301); Wrzesniowski (546); Evarts (593); Kent (601); ? Herrick (697); Haliburton (734); Harker (735). Synon. ?Ulva pruniformis Linne (37, 1. ed.) und spätere; ? Fucus subglobo- sus Linn& (37, 2. ed), sicher Gleditsch (46); ? Tremella prunif. Linn& (36, ed. XII) u. A.; ?Conferva globosa Haller Hist. stirp. helvet. 1768); Vorticella p. p. versatilis Müller (76); ? Polyp mit dem Deckel Baker (29); Birnpolyp Eichhorn (54); Linckia Wiggers in Primit. flor. holsat. 1780; Linza p. p. Schrank (93 und 94); Urceolaria p. p. Lamarck (102); Coccochloris Sprengel (in Jungs Observ. bot. in Flor. hal. 1807); Echinella Agardh (Syst. Algarum 1824); Ra- phanella p. p. Bory (115); Vaginicola Slack (350). Taf. 75, Fig. 5. Einzelthiere ansehnlich (bis 0,4). Farblos oder durch Zoochlorellen grün. Im Bau schliessen sie sich innig an sehr lang gestreckte, eylindrische bis fadenförmige Epistylisformen an (speciell E. ophrydii- formis Nüssl.). Contractile Vacuole sehr weit hinten und durch sehr langes, kanalartiges Reservoir mit dem Vestibulum in Verbindung (ähnlich Gerda wahrscheinlich. Ma.N. sehr lang bandförmig. Den Haupt- charakter liefert die eigenthümliche Bildung der Kolonien. Im All- gemeinen geschieht sie wie bei Epistylis, indem sich ein Thier durch fortgesetzte Theilung unter Entwicklung dünner, dichotomisch ver- zweigter Stiele zu einer Kolonie fortbildet, welche aber dadurch sehr eigenthümlich wird, dass sämmtliche Individuen Gallertröbren ausscheiden, die sich dicht aneinander pressen und auch wohl theilweise zu gemein- samer Masse zusammenfliessen. Derart bildet sich eine halbkuglige bis System. 1769 kuglige oder unregelmässigere Gallertmasse, auf deren Oberfläche die häufig ungemein zahlreichen Individuen in becherförmigen Vertiefungen sitzen, in welche sie sich auch mehr zurückziehen können. Die Stöcke von Ophr. versatile, welche bis einige Zoll im Durchmesser erreichen, ent- stehen aber z. Th. auch durch Verwachsung benachbarter eigentlicher Kolonien, während dies bei dem nur einige Mm. grossen O. Eichhornii nicht vorzukommen scheint. Bei ersterer Form verflüssigt sich das Innere alter Kolonien; häufig tritt auch Gasentwicklung im Innern auf, weshalb sich die Kolonien von der Unterlage ablösen und schwimmend an die Wasseroberfläche gelangen. Siisswasser (Europa und N.-Amerika); hauptsächlich in grösseren Süm- pfen und Seen (nach Kent und Parona auch marin). Artenzahl etwas un- sicher, da die specifische Verschiedenheit des O. versatile und Eichhornii zweifelhaft und das sog. OÖ. sessile Kent, dessen kleine, individuenarme Kolonien durch Stiellosigkeit der Einzel- thiere charakterisirt werden, nur auf jugendlichen Kolonien von Eichhornii zu beruhen scheint. Letzteres ist um so annehmbarer, als Slack, welcher jedenfalls dieselbe Modification beob- achtete, anfänglich auch keine Stiele bemerkte, nach 1—2 Tagen jedoch deutliche, wenn auch kurze auffand, d) Tribus Cothurnina. (Familie Ophrydina p. p. Ehrbg. u. Stein.) Gestielt oder ungestielt mit Gehäusebildung. Cothurnia (Ehrbg. 1831 u. 161) emend. Clap. u. L. 1858 (801); Eichwald (186, ID); Stein (219, 261); Perty (240); Schmarda (259); Mettenheimer (346); d’Udekem (382); Cohn (410); Tatem (429); Quennerstedt (408c); Greeff (467); Wrzesniowski (466); Fromment. (504); Hutton (554—56); Davis (565); Maggi (579); Mereschkowsky (584); Gruber (596); Kellieott (674); Entz (694); Rees (709): Stokes p. p. (755, 855); Gourret und R. (774); Vejdowsky (834), Möbius (876). Synon. Trichoda innata und ingenita Müller (76); Tintinnus p. p. Schrank (94): Limnias p. p. Goldfuss (110); Vaginicola p. p. Lamarck (102), p. p. Bory (115); Brightwell (204), p.p. Bory (115), Ehrb. (161), Dujard. (175), Eichwald (186, III), Fresenius (401), Quennerstedt (408b), Wright (324), Mitchell (362), Müller (450), Kent (601), Stokes (755, 795, 807, 855): Stylocola und Planicola Fromment. (504); Thuricola Kent (601); Pyxicola Kent (601), Leidy (648), Kellicott (741). Grenfell (691); Pachytrocha Kent (601); Thuricolopsis Stokes (855). Taf. 75, Fig. 1—3. Bis mittelgross (gestreckt bis 0,4). Farblos oder durch Zoochlorellen srün. Bau der Thiere ähnlich einer mässig bis ziemlich langgestreckten Epistylis. Ma. N. bei den typischen Formen stets lang bandförmig. — Auszeichnender Charakter die Bildung eines farblosen bis schwarzbraunen Gehäuses von recht variabler Gestalt. Fingerhut- bis pokalförmig, mit weiter oder verengter Mündung, bis lang röhrenförmig; häufig in der Mittelregion etwas aufgetrieben, zuweilen comprimirt. Nicht selten ein bis mehrere ringförmige Wülste am Gehäuse. Zuweilen die Mündungs- region etwas gekrümmt und dadurch bilateral. Selten ist die Mündung an zwei gegenüberstehenden Seiten mehr oder weniger tief ausgeschnitten. Gehäuse ‘entweder mit dem Hinterende direct aufgewachsen oder von verschieden langem, epistylisartigem Stiel getragen. Das Thier im Ge- häusegrund direet oder mittels eines kurzen Stiels befestigt. Contrahirt zieht es sich in den Grund der Hülle zurück; im ausgedehnten Zustand 1770 Ciliata. tritt scin Vorderende mehr oder weniger weit aus der Mündung hervor. Bei gewissen Formen findet sich ein Verschlussapparat der Gehäusemün- dung (Pyxicola und Thuricola Kent, s. p. 1552). Endlich besitzt der Körper gelegentlich eine einseitige kropfartige Anschwellung unterhalb des Peristomrandes, welche bei der Zurückziehung den Verschluss der Mündung herstellt. (Pachytrocha Kent). Süsswasser (Europa, N.-Amerika, S.-Asien, N.-Afıika, Neu-Seeland) und Meer. Zahl der beschriebenen Arten sehr gross; doch ist ihre Unterschei- dung ähnlich unsicher, wie die der Difflugien unter den Rhizopoden, weil die Gehäusebildung, auf welche die Arten fast ausschliesslich gegründet wurden, ungemein variirt. Entz erklärt sogar die Deckelbildung für ganz variabel, weshalb selbst deren Vorhandensein oder Fehlen keine specifischen Unterschiede bedinge. Daher scheint eine Zerlegung der Gattung in meh- rere, wie sie Kent vorschlug. nicht möglich. Ich schätze die Zahl der einigermaassen sicher unterscheidbaren Arten auf S—10. Subgen. Cothurniopsis Entz 1884 (694). Synon. Tubularia vaga Schrank (60); Vorticella folliculata Müller (76); Rotifera ad astuccio Colombo (79); Folliculina p. p. Lamarck (102); Vagi- nicola p. p. Bory (115), Dujard. p. p. (175), Panceri (348); Cothurnia p. p, imberbis Ehrb. (161), Stein (261), Clap. und L. (301), Ninni (389, 426, s. auch 375—74), Maggi (578), Kent (601), Kellicott (672), Stokes (800), Vejdowski (834); ? Planicola Maggi (578). Taf. 74, Fig. 11— 12. Gewisse Unterschiede im Bau der T'hiere rechtfertigen die von Entz vorgeschlagene Sonderung dieser Gruppe von Cothurnia s. str. einiger- maassen. Der Gehäusebau ist im Wesentlichen übereinstimmend; der Stiel bleibt meist kurz und ist gewöhnlich quergeringelt. Hauptauszeich- nung der nicht bandlörmige, sondern kurz ovale bis nieren- und hufeisen- förmige Ma.N. Immerhin bedarf es weiterer Bestätigung, ob dieser Charakter so regelmässig wiederkehrt, dass er die vorgeschlagene Son- derung rechtfertigt. — Artenzahl vielleicht 4—6. Süsswasser (Europa und N.-Amerika), wahrscheinlich auch Meer (Cothumia recurva Cl. u. L. — ??C. arcuata Mereschk. [584]). Gewöhnlich auf Crustaceen (Copepoden und Astacus; bei letzteren hauptsächlich auf den Kiemen, doch auch ge- legentlich den Extremitäten ete.); Vorkommen auf Wasserpflanzen scheint jedoch nicht ausgeschlossen. Vaginicola (Lamarck 1816) emend. Clap. u. L. 1858 (301); Ehrb. p- p. (161); Dujard. p. p. (175); ? Weisse (193, 1848); Stein p. p. (261); Fromment. (504); Nüsslin (706); ? Greeff (870). Synon. Platycola Kent (601), Grenfell (691), Kellicott (741), Stokes (826 a, 855). Taf. 75, Fig. 4. Gehäuselänge bis ca. 0,1. — Bau der Tbiere im Wesentlichen wie bei Cothurnia und Verwandten; das Peristom scheint gewöhn- lich sehr verengt zu sein. Den Charakter bilden Bau und Befestigung des stiellosen Gehäuses, das nicht mit dem Hinterende, sondern mit der ganzen Länge auf der Unterseite festgewachsen und dementsprechend auch stets plattgedrückt bilateral ist. Seine Umrisse oval bis sack- und beutelförmig, indem das Mündungsende wenig bis ziemlich stark System, ran verengt bis ausgebreitet erscheint. Die Mündung ist aufwärts gerichtet und zuweilen in einen mehr oder weniger langen Hals erhoben. Nicht selten ist der seitliche Gehäuserand in eine kiel- bis flügelartige Aus- breitung ausgewachsen, welche sich entweder nur hinten oder um den gesammten Rand findet. Süsswasser, auf Wasserpflanzen oder Schneckenschalen und an- deren Gegenständen. Europa und N.-Amerika. Die Zahl der Arten ist auch hier noch recht unsicher; nach meiner Schätzung lassen sich etwa 3 einigermaassen sicher unterscheiden (die von Grenfell beschrie- benen konnte ich nicht im Original vergleichen). 3. Unterfamilie. Lagenophryina Bütschli, mit den Charakteren der einzig bekannten Gattung: Lagenophrys Stein 1851 (233, 261 und 428 p. 128s—29); Plate 790, 842); Bütschli (768); Stokes (807, 826, 826a, 855). Taf 75,EKig, 6; auch Pie. 9, p. 1255. Ziemlich klein (L. der Thiere bis 0,07). Farblos und contractil. All- gemeine Bauweise und Beschaffenheit des stets vorhandenen Gehäuses erinnert lebhaft an Vaginicola, doch zeigt die speciellere Betrachtung tiefgreifende Verschiedenheiten nieht nur von dieser Gattung, sondern den Vorticellidina überhaupt. Gestalt der Thiere etwa beutelförmig bis hinten etwas verschmälert; ziemlich abgeplattet. Dementsprechend ist auch das farblose bis bräunliche, chitinöse Gehäuse beutel- bis linsen- oder herz- förmig. Wie bei Vaginicola ist es mit der abgeflachten Unterseite auf- gewachsen, doch entspricht diese nicht wie bei ersterer Gattung einer Seite des Thieres, sondern der ursprünglichen, bier sehr ansehnlichen Haft- oder Saugfläche der Trichodina. Dies folgt daraus, dass bei frei- schwimmenden Thieren und Theilsprösslingen ein sehr ansehnlicher Wimper- kranz auf der gesammten Unter- oder Haftfläche entsteht. Das Peristom, welches sich ursprünglich jedenfalls über die gesammte ÖOber- oder rückenseite ausdehnte ist im Durchmesser sehr verkleinert und ganz ans Vorderende der Rückenseite verschoben. Im übrigen entspricht sein Bau dem der andern Vorticellinen. Der Discus ist ähnlich Opereularia stiel- förmig erhoben. Die etwas nach der Rückseite schauende, enge Gehäuse- mündung besitzt einen Verschlussapparat, welcher bei der Contraction der Tbiere in Function tritt (s. p. 1550). Die Thiere füllen das Gehäuse in der Ruhe nicht aus und befestigen sich mit dem Peristomsaum am Mündungsrand. Sie können sich daher auch nicht aus der Mündung vorstreeken wie die Cothurninen, sondern nur den stielförmigen Diseus über dieselbe erheben. Vestibulum und Schlund, sowie contractile Vacuole ziemlich normal. Ma. N. lang bandförmig. Fortpflanzung durch etwas schiefe Quertheiluug, wobei der vordere Sprössling das gesammte Peristom behält, der hintere ein neues bildet. Zuweilen nähert sich die Theilung der Knospung, indem der hintere Sprössling kleiner bleibt und sich im Gehäuse zu 2—4 Mikrogonidien vermehrt. 2 Ciliata Süsswasser (Europa und N.-Amerika). 5 Arten. Commensalistisch auf den Kiemen von Gammarus und Asellus, den Beinen der ersteren Form und den Schwanzborsten von Cyelopsine. Stylohedra nennt Kellicott (1884, 701, s. auch Abbild. bei Stokes 855) eine Form, welche sich von Lagenophrys nur dadurch unterscheiden soll, dass der aborale Pol des Gehäuses frei auf einem mässig langen Stiel befestigt ist. Die Gehäusemündung mit zwei halbkreisförmigen, beweglichen Klappen. Auf Gammarus. N.-Amerika. Abbildung und Beschreibung des eigentlichen Thierkörpers sind so ungenügend, dass aus ihnen die angeblich nahe Verwandtschaft mit Lagenophrys keineswegs zu erkennen ist. Andererseits spricht der Fundort auf Gammarus wieder dafür. Da es nun sehr unwahrscheinlich ist, dass sich eine lagenophrysartige Peritriche frei auf einem Stiel erhebt, halte ich es für möglich, dass die Form entweder nicht hierher gehört oder, wenn dies doch der Fall, dass der Stiel etwas war, was nicht zum Gehäuse gehörte, vielleicht eine abgebrochene Borste des Gammarus, auf welcher das Gehäuse befestigt war. Jedenfalls ist die Gattung vorerst viel zu unsicher, um neben Lage- nophrys als zweite aufgeführt zu werden. Anhang zu den Peritricha: ? Erythropsis R. Hertwig 1884 (698 und 737); C. Vogt (736); Mecznikotf (749). Ein noch zweifelhafter und unsicherer vorticellinenartiger mariner Organismus, von dem Hertwig nur 1 Exemplar in vielleicht mangelhaft conservirtem Zustand untersuchte. Wohl mittelgross (genaue Maasse fehlen). Farblos. Gestalt ähnlich einer Vorticelle mit einem sehr contractilen Schwanzanhang von 3—4facher Körperlänge, der zur Bewegung des freischwimmenden Wesens dienen soll. Er erinnert sehr an den Stiel der Vorti- cellinen, wie auch Hertwig betonte, konnte jedoch nicht genauer untersucht werden. Auf dem abgestutzten Vorderende ein wie bei den Vorticellinen rechtsspiralig (etwas über eine Windung) verlaufender Faden, der selbst wieder in dichten Schraubenwindungen, sprungfederähnlich. verläuft und auf der sog. Bauchseite, an dem Sporenträger endigt. Letzterer ist ein vor- springender Höcker der Oberfläche, welcher einen mässig langen, zekrümmten, hakenartigen Fortsatz (den Sporn) trägt. Auf der linken Seite, in der Höhe des Sporenträgers und dicht hinter dem Spiralfaden, findet sich das merkwürdigste Organ der E., eine ocellusartige Bildung, bestehend aus einer kugligen und concentrisch geschichteten Linse, welche auf einem nach vorn schauenden Vorsprung ruht und sich frei erhebt; mit ihrer proximalen Partie ist sie etwas eingesenkt in einen ungefähr halbkugligen, nach innen scharf begrenzten, rostbraunen Pigment- körper. — Zwischen dem Sporenträger und dem Augenvorsprung findet sich eine Längsfurche der Bauchseite, welche bis zum Beginn des Schwanzanhangs nach hinten zieht. Ziemlich central ein etwa nierenförmiger Nucleus. Mund, Schlund, contract. Vacuole und eigentliche Cilien wurden nicht beobachtet. Obgleich nun Hertwig geneigt ist, die Erythropsis ‚in die Nähe der Infusorien zu bringen und im Anschluss an die Vorticellen zu behandeln“, bemerkt er doch einige Zeilen später: „dass zwingende Gründe für die Vereinigung mit den Infusorien nicht vorliegen“, speciell wegen des fehlenden oder nicht beobachteten Wimperkleides. Mecznikoff glaubt schon 1874 im Auftrieb zu Madeira eine Erythropsis beobachtet zu haben; die vielleicht eine zweite Species sei. Er kam jedoch zu einer Auffassung, die in vieler Hinsicht von der Hertwig’s abweicht. Den Schwanzanhang erklärt er für ein rüsselartiges Gebilde, ähnlich dem sogen. Rüssel der Suctoriengattung Ophryo- dendron. Den Sporn fand er nicht; hinter dem Pigmentfleck des Auges soll sich ein heller kegelförmiger Körper finden, dessen Spitze nach der Ursprungsstelle des Schwanzes ge- richtet sei. M. möchte ihn für die erste Andeutung der Differenzirung einer nervösen Plasma- masse halten. Die vordere Spirale war weniger entwickelt wie bei dem von Hertwig geschil- derten Exemplar. M. will denn auch die Erythropsis zu den Suctorien ziehen, eine Auf- fassung, welche ich zum mindesten für viel unbegründeter halte wie die Hertwig’sche. 1775 Endlich machte C. Vogt eine dritte Deutung des fraglichen Organismus geltend, welche nur auf Kritik, nicht auf Autopsie basirt. Die schon von Hertwig mehrfach angedeutete Aehn- lichkeit mit den Vorticellen suchte Vegt als Identität zu erweisen und glaubt sogar in der Entz’schen Vorticella (Spastostyla) Sertulariarum (694) das Infusor zu erkennen, welches Hertwig vorgelegen habe. Das sogen. Auge hält er für den abgelösten Ocellus einer verfaulten Meduse (ursprünglich einer Lizzia, später war er mehr geneigt, ihn von Nausistho& herzuleiten), welchen die Vorticelle theilweise verschlungen habe; er stecke im Schlunde der Spastostyla, welche gerade während des Schlingens getödtet wurde. Der Spiralfaden sei die durch Medusenschleim verklebte und unkenntlich gemachte adorale Zone, der sog. Sporn die Borste, d. h. die undulirende Membran; der Schwanzanhang natür- lich der Stiel dieser zufällig von ihrer Befestigungsstelle losgerissenen Vorticelle. In Betracht der offenbar sehr unzureichenden, an einem einzigen und vielleicht schlecht conserrirten oder gar von vornherein verstümmelten Exemplar ausgeführten Untersuchungen Hertwig’s hat Vogt's Deutung mancherlei Verlockendes. Wenn ich mein Urtheil in dieser An- gelegenheit suspendire, so veranlasst mich hierzu besonders die Erwägung, dass die Vorti- cellen grössere Nahrungskörper selten verschlingen, auch die zur Nahrungsaufnahme dienenden Einrichtungen hierzu sehr ungeeignet sind. Es scheint mir daher gerathen, weitere Unter- suchungen abzuwarten, welche wohl nicht zu lange aushbleiben werden. E. Phylogenie in der Unterklasse der Ciliata. Da meiner Ansicht nach wenigstens die Grundzüge der phylo- genetischen Entfaltung der Gruppe erkennbar sind, lasse ich meine Auf- / _Opalinina PERLTR. HYPOT / af en ursar. Pla6iotomina x = / Jsotrichina . E YTR - a y Microthorac. ®/ Paramaecidina YA Pleuronem . Chilifera 3 SPIR OTRIE HA , 2 Urocentrina „ £ 7 y f / . 72 % j= PARAMAECINA (Aspirotricha) , “ HOLOTRICHA va Chlamvd. N JR Trachelina / Colepina Yolophryina a x % In 7, SE / (vclodinina grüne Cysten, aus welchen Cblamydomonaden und Euglenen ausschwärmten“; „einige grüne Zellen keimten sogar und es entwickelten sich aus ihnen Fäden einer nicht näher bestimmten Alge.“ Entz hält die Zoochlorellen deshalb für den Palmellenzustand der verschiedenartigsten einzelligen und mehrzelligen Algen und Flagellaten, besonders der oben genannten. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen, vermuthe vielmehr, dass Entz das Opfer einer Täu- schung wurde, wie sie in der Fortpflanzungs- und Entwicklungsgeschichte der Einzelligen so häufig vorkamen. Es ist sehr wahrscheinlich, ja nothwendig, dass beim Zerzupfen mehrerer Stentoren leicht Keime anderer Organismen, namentlich auch solche, welche die Stentoren ge- fressen hatten und die noch lebensfähig waren, in das Präparat gelangen. Die unter dem Deckglas gezüchteten Zoochlorellen der Frontonia leucas zeigten nicht die geringste Neigung, sich zu Algen zu entwickeln (Schewiakoff, Bütschli); auch Brandt, welcher die isolirten Zoo- chlorellen von Infusorien und Hydra lange verfolgte, sah nichts dergleichen. Entz will ferner gefunden haben, dass die Zoochlorellen im Stentor selbst sich zu den verschiedenartigen Algen entwickeln können. Dies soll eintreten, wenn die Ciliaten längere Zeit in abgestandenem, nicht erneutem, oder den directen Sonnenstrahlen ausgesetztem Wasser gehalten werden. Die entwickelten Algen und Flagellaten sollen dann allmählich in das Ento- plasma „gedrängt“ und verdaut werden. Auf diese Weise entstünden schliesslich farblose Individuen von Stentor. Obgleich diese Angaben kurz und bestimmt lauten, slaube ich doch, dass sie einer Interpretation zugänglich sind, welche mit unserer Auffassung harmonitt. Entz ging in seiner ersten Mittheilung von der unbegründeten Ansicht aus, dass die reichlich mit Zoochlorellen versehenen Ciliaten gar keine feste Nahrung verzehrten, später (II) glaubte er, dass dies kaum geschehe. Dass grüne Stentor polymorphus feste Nahrung geniessen, wird von Stein bestimmt betont; in der farblosen Varietät (St. Mülleri E.) zeichnet Ehrenberg (1838) zahlreiche Nahrungskörper ein. Ich halte es daher für sehr möglich, dass die Algen, welche Entz beobachtete, gefressene waren. Infeetion. Dass sich Ciliaten mit Zoochlorellen infieiren lassen, erwies Schewiakoff für Frontonia leucas. Zoochlorellenfreie Exemplare, welche mit isolirten Parasiten zusammengebracht wurden, frassen diese sofort auf und wurden in kurzer Zeit durch reiche Ent- wicklung der Parasiten grün. Gegen frühere Infectionsversuche hege ich gewisse Bedenken. Kessler (645) will Stentor eoeruleus durch Zusammenbringen mit isolirten Zoochlorellen aus Spongilla in wenigen Stunden in grüne Stentoren verwandelt haben. Der Versuch erweckt namentlich deshalb Bedenken, weil bei St. coeruleus sonst niemals Zoochlorellen gefunden wurden. Parasiten (Zoochlorellen). 1837 Brandt’s Versuche, Infusorien mit Spongillenzoochlorellen zu infieiren, schlugen stets fehl. Dagegen gibt Entz an, dass Coleps hirtus, Lionotus Fasciola und Prorodon faretus, wenn sie „Euglenen, Ohlamydomonaden oder verschiedene Palmellaceen‘“ fressen, zoochlorella- haltig werden. Wenn diese Algen etc., der Verdauung entgehend, in das Ectoplasma ge- langten, so vermehrten sie sich und würden zu Zoochlorellen. Gegen diese Ansicht lässt sich anführen, dass dieselbe Nahrung von einer Menge Ciliaten täglich genossen wird, ohne dass sie jemals zoochlorellenhaltig würden. P. E. Wright (714) will beobachtet haben, dass die Sporen einer kleinen, zu Chlorochytrium gehörigen Alge in Epistylis und Cothur- nia erystallina eindringen und dort weiter leben. Natur. Die Ansichten über die eigentliche Natur der Zoochlorellen wurden schon im Vorstehenden angedeutet. Es genügt daher wohl die Be- merkung, dass wir der Entz’sehen Meinung nicht beizustimmen ver- mögen, dagegen wohl Brandt, welcher die Z. im Allgemeinen für ein- zellige Algen erklärt ohne ihre besondere Stellung in dieser umfangreichen Abtheilung näher zu präeisiren. Mit der Bezeichnung Algen möchte ich jedoch keineswegs aussprechen, dass sie nicht etwa gewissen grünen Mastigophoren näher verwandt seien; die Grenze zwischen beiden Gruppen ist ja unsicher. Auch besitzen die sog. gelben Zellen der Radiolarien ete. (Zooxanthellen), deren grosse Analogie mit den Zooch- lorellen genügend bekannt ist, nach Brandt’s Erfahrungen vielleicht nähere Verwandtschaft mit gewissen Mastigophoren, was auch für die Beurtheilung der grünen Schmarotzer wichtig erscheint. Die Rolle, welche die Zoochlorellen in den Ciliaten spielen, ist im Wesentlichen ebenso zu beurtheilen, wie die der Zooxanthellen der Radiolarien ete. Dass die Parasiten von der Kohlensäure, welche ihre Wirthsthiere entwickeln, Vortheil ziehen, dass sie dieselbe assimiliren, scheint sicher; dennoch dürfte dies schwerlich der Vortheil sein, welchem das parasitische oder symbiotische Verhältniss zwischen Z. und Infusorien seine Entstehung verdankt. Denn Kohlensäure findet sich allenthalben genug. Abgesehen von Schutz und dergleichen, welchen die Parasiten ihren Wirthen verdanken, scheint mir nieht ausgeschlossen, dass sie auch noch weitere Producte von ihnen beziehen, welche ihrer Ernährung. ete. för- derlich sind. Hinsichtlich der thatsächlichen oder angeblichen Vortheile für die Ciliaten liegt die Frage hier nicht klarer wie bei den Radiolarien. Wir wiesen schon früher (p. 461—462 Anm.) auf die Unrichtigkeit der ur- sprünglichen Behauptung von Brandt und Entz hin: dass zoochlo- rellenreiche Ciliaten etc. keine feste Nahrung aufnähmen. Brandt gab dann zu, dass häufig reichliche Nahrungsaufnahme stattfindet. Entz beschränkte sich später auf die Bemerkung, dass zoochlorellenreiche Param. Bursaria, Vorticella, Cothurnia erystallina, Sticho- tricha secunda ete. „kaum‘ feste Nahrung aufnähmen. Mir scheint dies aber näherer Untersuchung recht bedürftig; denn viele stark zoo- ehlorellenhaltige Ciliaten fressen sehr energisch, so Frontonia leucas (s. Ehrbrg 1838), Stentor polymorphus (Ehrbrg, St. 1867), Clima- costomum virens (E., St.). Bei der sog. Vorticella chlorostigma 185 Suctoria. zeichnet Ehrenberg Nahrungsvacuolen; ferner nimmt sowohl diese Art, wie Cothurnia erystallina, Ophrydium versatile, Enchelys Pupa und Paramaecium Bursaria, Indigo oder Karmin reichlich auf, was jedenfalls beweist, dass sie nicht nur Wasser, sondern auch feste Nahrungskörperchen einstrudeln oder verschlucken. Wrzes- niowski (1877) beobachtete bei Ophrydium versatile Ausstossung von Exerementen, was feste Nahrung voraussetzt. Das eben Bemerkte wurde durch Maupas’ (868) oben mitgetheilte Beobachtungen über die Ernährung von Paramaecium Bursaria in jeder Hinsicht gerecht- fertigt. Er constatirte eine reichliche Aufnahme von Bacterien, Flagellaten und Zoosporen; es klingt fast seltsam, dass er die Paramaecien gelegentlich ganz mit Euglenen vollgepfropft fand. Jeden- falls unterliegt es keinem Zweifel mehr, dass feste Nahruug bei dieser Art und bei den zoochlorellenführenden wohl überhaupt eine ganz ähnliche Rolle spielt wie bei den farblosen Ciliaten. Dazu gesellt sich weiter der gleichzeitig von Maupas erbrachte Nach- weis, dass die Vermehrung von Par. Bursaria im Dunkeln genau ebenso reichlich geschieht, als im Licht. Dies beweist unwiderleglich, dass die Zoochlorellen bei der Ernährung dieses Infusors eine ganz geringfügige, wenn überhaupt eine Rolle spielen. Da aber gerade diese Art eine der typischsten und regelmässigsten Zoochlorellaten ist, so dürfte der Schluss nicht zu gewagt erscheinen: dass auch die übrigen sich ent- sprechend verhalten. Ich erachte es daher für sehr zweifelhaft, ja un- wahrscheinlich, dass die Ciliaten von dem Ueberschuss der Assi- milationsproducte (speeiell Kohlenhydrate) ihrer Zoochlorellen ernährt werden, wie Brandt und Entz annehmen. Die Abgabe von Eiweiss- körpern ist an und für sich schon so unwahrscheinlich, dass sie kaum einer Widerlegung bedarf, da auch schon oben gezeigt wurde, dass Entz’ Behauptung von der angeblichen Verdauung der Zoochlorellen, unhaltbar sein dürfte. Es bleibt demnach nur der Sauerstoff übrig, welchen die Zoochlorellen im Licht jedenfalls aushauchen, von welchem die Giliaten Vortheil ziehen dürften. Dass dies wirklich geschieht, scheinen Engelmann’s Versuche über das Verhalten der Zoochlorellaten bei niederer Sauerstoffspannung zu erweisen (s. oben p. 1815). Immerhin zeigen Maupas’ Experimente an den dunkel gehaltenen Paramaecien, dass auch dieser Vortheil nicht sehr erheblich sein kann. Bloch- mann konnte bei gelegentlichen Versuchen keine Beeinträchtigung des Stentor polymorphus durch wochenlanges Verweilen im Dunkeln erkennen; eigenthümlicher Weise verminderte sich dabei auch die Intensität der Farbe der Zoochlorellen fast nicht. Zeoxanthellen (gelbe Zellen) fanden sich bis jetzt nur bei der marinen Vorticella (Spastostyla Entz) Sertulariarum Etz. sp., wo sie Brandt (659) entdeckte und bei Seyphidia Scorpaenae Fabre’s. Bei ersterer liegen sie, wenn vorhanden, meist zu 6—8 im Entoplasma; sind kuglig (8&—10 « i. D.) bis abgeplattet und unregelmässig, gelb Parasiten (Zoochl.). Nachtr. z. Literaturverz. 1859 bis gelbbraun. Im Innern finden sich einige violette Granula und ein bis mehrere hohle Stärkekörner. Eine zuweilen etwas faltige Membran ist deutlich. Den Kern wies Entz (1884) durch Tinction nach. Letzterer versichert auch, dass die zooxanthellenhaltigen Vorticellen nie feste Nah- rung, sondern nur Wasser einstrudeln (? B.). Nachtrag zum Literaturverzeichniss. s23. Maupas, E., Sur la conjugaison du Paramaecium bursaria. Compt. rend. Ac. sc. Paris. T. 105. 1887. p. 955—57. 823a. *Kirk, T. W., New Infusoria of Zealand. Ann. mag. nat. hist. (5) Vol. 19. 1887. p- 439—441. 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A. vorticelloides Fraip.) besitzen eine homaxone, mehr oder weniger regulär kuglige Gestalt (abgesehen von der Stielentwick- lung der meisten, bei deren Berücksichtigung natürlich von einem mon- axonen Bau die Rede sein müsste). Die Tentakel entspringen bei diesen Formen gleichmässig auf der ganzen Oberfläche und strahlen allseitig aus, weshalb bei oberflächlicher Betrachtung eine grosse Aehnlichkeit mit ein- facheren Heliozoen hervortritt. Bei direct aufgewachsenen, oder auf Stielen befestigten, wie den ge- häusebewohnenden Arten geht die Gestalt meist in eine monaxone über, welche jedoch häufig zu strahliger Ausbildung neigt. Abgesehen von der Entwicklung einer basalen Haftfläche oder eines basalen dem Stiel auf- sitzenden Pols, spricht sich die monaxone Bildung der allgemeinen Körper- form entweder durch Verkürzung oder durch Streekung in der Richtung der Hauptaxe aus. Ersteres ist seltener, findet sich aber zuweilen bei Ephelota, einigen Tokophryen (T. cothurnata Weisse sp. und ferrum equinum Ehb. sp. z. Th., Tf. 77, 5—6), bei Solenophryen (77, 5), auch bei gewissen Trichophryen, sowie den Genera Dendrocometes (79, 2) und Stylocometes (79, 1), welch’ letztere im Allgemeinen eine halb- kuglige bis kugelförmige Gestalt besitzen, mit flacher, kreisförmiger bis etwas ovaler Basalfläche. Gestielte Formen mit etwas verkürzter Hauptaxe haben gewöhnlich eine linsenförmige bis umgekehrt kegelförmige Gestalt mit gewöbter Apicalfläche. — Planconvex bis concav-convex ist auch die eigenthümliche Hypocoma Grb. (= Acinetoides Plate, s. Tf. 77, 5); der ovale Umriss und die Stellung des einzigen Tentakels am Vorderende der flachen Bauchseite machen diese Form jedoch ausgesprochen bilateral, worin sie von allen übrigen Suctorien abweicht. Umgekehrt kegelförmig bis birnförmig und kurz eylindrisch sind auch gewöhnlich die Arten mit mässig verlängerter Hauptaxe (so die Epheloten Morphologie. 1843 zuweilen, zahlreiche Tokophryen, Acineten und einige Ophryo- dendren). Beschränkung der Tentakel auf die Apical- oder Vorder- fläche verstärkt die monaxone Bildung dieser Formen gewöhnlich und zwar sind die Tentakel dann entweder gleichmässig über die Vorderfläche vertheilt (Ephelota gewöhnlich, einzelne Tokophryen, manche Acineten) oder in Büscheln gruppirt, was zum strahligen Bau überführt. Doch ist auch bei einer Reihe Aecineten, wie einigen Tokophryen, mit nichtbüscheligen Tentakeln Zweistrahligkeit durch mehr oder weniger starke Comprimi- rung des Körpers angedeutet. Auch die in Ein- bis Mehrzahl vom Apical- ende der Ophryodendren entspringenden, langen Rüssel, welche die Tentakel tragen, vermehren die monaxone Bauweise. Ansehnlichere Ver- längerung der Hauptaxe, welche im Ganzen selten ist, ruft spindelförmige bis flaschenförmige Gestalten hervor (gewisse Ophryodendren und ihre sog. wurmförmigen Individuen, sowie einzelne Tokophryen, T. elongata Cl. L.sp.). Wie schon bemerkt, führt die büschelige Gruppirung der Tentakeln bei zahlreichen Tokophryen, Acineten, Solenophryen und Metacineta zu strahliger Gestaltung. Im einfachsten Fall finden sich am Vorderende 2 Biüschel, je einer rechts und links (gewisse Toko- pbryen, so T. Cyelopum Cl. u. L. zuweilen, eine Anzahl Acineten, besonders A. tuberosa und ihre Verwandte, Taf. 78, Fig. 1). Der Körper er- scheint dann zweistrahlig, was bei den betreffenden Acineten noch durch eine mehr oder weniger starke Comprimirung parallel der Ebene, welche durch die Büschel und die Hauptaxe geht, verstärkt wird. Zu diesen beiden Büscheln kann sich zuweilen noch ein drittes, apieales gesellen (Tokophrya Pyrum Cl. u. L. ?= brachiopoda Stks. sp. und Acineta Jolyi Mps 78, 2, A. papil. Kepp. zuweilen); von der Breitseite gesehen werden die Körperumrisse dann häufig etwas rautenförmig. Bei Tokophrya Cyelopum (z. Th.), namentlich aber T. quadripartita, trägt das Vorderende gewöhn- lich 4 Büschel, welehe die Ecken eines mehr oder weniger regelmässigen (Quadrats einnehmen; auch der Körper wird unter diesen Umständen mehr oder weniger vierseitig pyramidal, da sich die von den Büscheln bezeichneten Ecken der Apicalfläche als stumpfe Kanten gegen die Basis fortsetzen. Bei Solenophrya erassa Clap. Lachm. und der wohl kaum verschiedenen $. inelusa Stokes erhöht sich die Zahl der im Umkreis der Apiealfläche entspringenden Tentakelbüschel auf 4 bis 6 (78, 3). Eine ähnliche Anordnung zeigen die langen verzweigten Arme des Dendrocometes, welche meist zu 4, seltener zu 5—6, von der Körperperipherie entspringen. Bei gewissen, länger gestreckten Toko- phryen sind die zahlreichen Tentakelbüschel (4-6) abweichend an- geordnet, indem sie nieht nur am Vorderende stehen, sondern sich über die ganze Körperlänge vertheilen. So besitzt T. Astaci Cl. L. sp. zwei vordere und zwei basale Büschel, T. elongata Cl. L. sp. kann sogar zwei vordere, zwei mittlere und zwei basale entwickeln; doch findet sich bei diesen wie bei früher erwähnten Sucetorien eine gewisse Variabilität in der Büschelzahl, welehe z. Th. auf gelegentlicher Retraction 116; 1844 Suctoria. der Tentakel beruhen mag. — Nicht selten entspringt jeder Büschel auf einem warzen- bis lappen- oder knopfförmigen Körperfortsatz. Sind diese Fortsätze gut entwickelt (wie namentlich bei Tokophrya Cyelopum und quadripartita, doch auch bei: manchen Acineten), so be- einflussen sie die Körpergestalt in dem oben angedeuteten Sinn wesentlich. Noch klarer tritt dies bei den stiellosen Triehophryen hervor, welche eine viel grössere Büschelzahl entwickeln. Bei der kleineren Triehophrya Epistylidis (78, 6) entspringen im Umkreis, zuweilen aber auch von der Apiealfläche des gewöhnlich flachen Körpers bis 3 (häufig wobl noch viel mehr)*) Büschel auf warzenförmigen oder knopf- bis armartigen Fortsätzen. Es scheint kaum zweifelhaft, dass die Zahl der Büschel mit der Grösse der Individuen wächst. Die Körpergestalt dieser Trichophrya ist daher eine mehr oder weniger unregelmässig gelappte und jedenfalls auch veränderliche, weil die Tentakellappen sich bald mehr ausstrecken, bald mehr zurückziehen können. Auf derselben Grundlage beruht im Wesentlichen der Bau des grossen Dendrosoma (78, 7a). Wir können es entstanden denken aus einer Triehophrya Epistylidis mit sehr zahlreichen Tentakelbüscheln, deren Lappen zu langen, senkrecht aufsteigenden Armen oder Zweigen auswuchsen, von welchen sich seitlich wieder mehr oder weniger zahlreiche ähnliche Tentakellappen 2. Ordnung und von diesen schliesslich solehe 3. Ordnung erheben kön- nen. Der Habitus der mächtigen Tentakellappen 1. Ordnung ist demnach ein baumförmig verzweigter. Da ihre basalen Abschnitte, bei ansehnlicher Entwieklung, gewöhnlich eine Strecke weit der Unterlage aufliegen, um sich erst dann senkrecht zu erheben, so erhält das erwachsene Dendro- soma das Aussehen eines verzweigten Rhizoms, von welchem die verästelten Tentakellappen emporsteigen. Nach Kent’s Darstellung können einzelne Ausläufer des rhizomartigen Basalkörpers untereinander anastomosiren, was den Bau dieser Suetorie noch merkwürdiger macht. Dass Dendro- soma thatsächlich in der angegebenen Weise entsteht, zeigt seine Entwicklung aus dem Schwärmer (Kent). Danach ist es auch ganz zweifellos, dass die Zahl seiner Tentakelbüschel mit dem Grössenwachs- thum fortgesetzt zunimmt. 2. Specielle Bauverhältnisse des Weichkörpers. \ A. Das Ectoplasma. a. Pellieula (Outieula). Wie die Ciliaten besitzen wohl auch die meisten Suetorien ein oberflächliches, plasmatisches Häutehen , welches wir vorerst allgemein als Pellicula bezeichnen müssen. Doch scheint nicht ausgeschlossen, dass diese Haut bei manchen Arten, wo sie als relativ dick geschildert wird, gleichzeitig eine Alveolarschieht um- fasst. Bei grösseren, gehäuselosen Arten erlangt die Pellicula wohl *) Hierauf deutet wohl die sicher auf Trichophrya zu beziehende Figur 6 Taf. VIII bei Perty (1852) hin. Morphologie. Ectoplasma (Pellicula), 1845 eine bedeutendere Stärke, so dass sie meist doppelt begrenzt er- scheint. Besonders gut entwickelt ist sie bei den Dendrocome- tinen, Ophryodendron, Ephelota, den grösseren Tokophryen unserer 1. Gruppe, findet sich aber auch, wenngleich meist dünner, wohl bei allen übrigen Tokophryen und Triehophrya (s. Entz 694), daher auch wohl sicher bei Dendrosoma. Fermer fehlt sie nicht bei Rhyncheta, denn die von Zenker erwähnte Schale ist wohl bestimmt hierher zu rechnen. Plate erwies ihr Vorkommen bei der kleinen Hypocoma. Wenn demnach die Pellieula recht weit verbreitet ist, so behaupten doch einige Forscher, dass gewissen kleinen, gehäuselosen Formen ein unterscheidbares, äusseres Häutchen fehle. Namentlich Maupas spricht sich für Sphaerophrya magna Mp. und Podophrya libera Perty segen das Vorhandensein der Pellicula aus (627), obgleich er der letzteren früher (535) eine solche zugeschrieben hatte und auch für die als Podo- phrya fixa bezeichnete Form *), welche der ersteren ungemein nahe steht, eine Membran zugibt. Auch Hertwig (1876) leugnete, wie schon früher Cienkowsky (1855), die Membran der Podophrya fixa. Auf die älteren Angaben des Letzteren wird man wohl kein grosses Gewicht legen, doch auch die Hertwig’s müssen mit Vorsicht beurtheilt werden, da, wie wir später sehen werden, seine Auffassung der Suetorienmembran als Skelettheil ihn leicht veranlassen konnte, eine feine Pellieula in unserem Sinne nicht hierher zu ziehen. Maupas konnte fernerhin bei allen von ihm untersuchten gehäusebewohnenden Acineten keine Pellieula finden und betrachtet sie daher wie Hertwig (1876) als nackt, obgleich er zugibt, dass wohl auch Gehäusebewohner eine Pellicula besitzen könnten. Dass dies wirklich so ist, dürfte nicht zweifelhaft sein. Schon Fraipont (1877—78) fand bei Acineta tuberosa Ehrb. eine Membran, welche sogar die Gehäusewand an Stärke übertreffen soll; Entz (1879) beobachtete ein abhebbares Häutchen bei dieser Art. Auch ist nieht zu vergessen, dass schon Stein (1854) bei Acineta tuberosa und Lemnarum St. die Existenz einer Pellieula behauptete. Fraipont versichert weiterhin, dass der vom Gehäuse unbedeckte Körper- abschnitt einiger Acineten unserer 1. Gruppe von einer deutlichen Membran bedeckt werde. Welche Bedeutung er dieser Haut zuschrieb, soll erst später besprochen werden; unserer Auffassung gemäss kann sie nur als Pellieula gelten. Ich beobachtete eine deutliche Pellieula bei Metacineta mystacina Eb. sp. Dass die Verhältnisse bei letzterer ganz wie bei den Ciliaten liegen, ergibt auch schon die Ausmündung der contractilen Vaceuole durch deutliche Poren, deren dauerndes Bestehen ohne das Yorhandensein eines festeren Häutchens nicht wohl verstanden werden kann. *) Er betrachtet dieselbe jetzt selbst nicht mehr als die eigentliche P. fixa, sondern als eine besondere Art, welche ich im Folgenden als Pod. Maupasii bezeichnen werde. 1846 Suctoria. Es scheint mir daher einstweilen noch nicht ausgeschlossen, dass die Pellieula bei den Suctorien allgemein verbreitet, wenngleich bei kleineren Formen häufig recht dünn ist. Auch die unzweifelhafte Ver- wandtschaft der Suetorien und Ciliaten spricht hierfür. Immerhin könnte bei manchen kleineren zuweilen nur ein allmähliches Fester- werden der äussersten Körperschicht vorliegen, ohne deutliche innere Ab- srenzung einer Pellicula. Aehnliches kam ja auch bei den Ciliaten in Frage. Es ist ferner zu beachten, dass Maupas Anforderungen an die Membran stellte, welche dieselbe nach unserer Ansicht nicht zu er- füllen braucht. Er verlangt nämlich, dass sie ganz scharf gegen das Innere abgegrenzt sei. Wie bei den Ciliaten erörtert wurde, sind wir vielmehr der Ansicht, dass Pellieula wie Alveolarschicht nur Differen- zirungsproducte des Plasmas sind und daher mit dem darunter liegenden Plasma continuirlich zusammenhängen (s. p. 1258). Ist die Pellieula gut entwickelt, so kann sie wie bei vielen Ciliaten durch Reagentien abgehoben werden (Hertwig für Ephelota gemmipara, Entz für Acineta tuberosa, Bütschli Tokophr. quadripartita). Eigenthüm- lich ist, dass Plate die Pellieula von Dendrocometes zuweilen auf der einen Seite des Körpers viel dünner fand wie auf der anderen. Erst in den folgenden Abschnitten können wir das Verhalten der Membran an den Tentakeln, Armen, der Stielbefestigungsstelle ete. be- sprechen. Eine besondere Pellieularstruetur fand Hertwig bei Ephelota gemmi- para. Bei Flächenbetrachtung erschien die Membran wie aus feinen kurzen Stäbchen aufgebaut, welche in den verschiedensten Richtungen dicht neben einander liegen. Der optische Durchschnitt machte den Eindruck, als setzte sie sich aus verkitteten Körnchen zusammen (77, 3g). Ueber die Erklärung oder Bedeutuug dieser Structur lässt sich zur Zeit nichts Bestimmtes sagen; nur drängt sich die Frage auf, ob sie nicht even- tuell mit einer unter der eigentlichen Pellicula liegenden Alveolar- schicht in Verbindung steht. H. hält jedoch auch für möglich, dass sie auf Erhebungen der äusseren Oberfläche beruhen könne. Fraipont konnte bei seiner Ephelota Benedenii, die schwerlich von der erst- genannten specifisch verschieden ist, diese Pellicularstructur nicht auffinden. Ebensowenig ge- denken ihrer Robin bei E. gemmipara (seiner Podophrya Lyngbyei) und Maupas hei der Hemiophrya Thouletii Mps., die wohl mit E. pusilla v. Koch identisch ist. Nach Maupas (1876) ist die Membran der Podophrya Maupasii etwas chagrinirt. Auch Keppene, welcher die Pellicula bei zahlreichen Arten beobachtete, fand sie gewöhnlich körnig (884). Chemisch verhält sich die Pellieula wie das Plasma, ist daher so leicht zerstörbar wie dieses. Hierauf wies namentlich Maupas (1876, 1881) hin, im Gegensatz zu Anderen, welche ihr eine widerstands- fähigere Beschaffenheit, ähnlich der Stiel- und Gehäusesubstanz, zu- schreiben wollten. Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass auch die Pellicula mancher Suctorien etwas widerständiger werden kann, da uns von den Ciliaten Aehnliches bekannt ist. Ectoplasma (Pellicula, Corticalschicht). 1847 Die Membranfrage der Suctorien führte zu mancherlei Verwirrungen. Stein (1554 und später) nahm wohl überall eine sog. Cuticula an, welche er wie bei den Ciliaten benrtheilte, wenn er sich auch nicht bei allen Arten darüber bestimmt äussert. Bei gewissen Formen glaubte er irrthümlicher Weise eine doppelte Haut zu finden. Für manche Acineten (Lemnarum und tuberosa) bezog sich diese Angabe darauf, dass er die Gehäusewand als äussere, cystenartige Membran auffasste,; das Gleiehe gilt z. Th. auch für die angeblich dop- pelte Membran der Podophrya fixa, indem Stein mit dieser eine Acineta (Infusionum St. p. p.), ausserdem jedoch auch sicher eine kleine Tokophrya zusammenwarf, wie er später selbst er- kannte. Auch Encystirungsvorgänge können zu dieser Ansicht beigetragen haben. Es ist er- klärlich, dass St. auch bei gehäuselosen Suctorien einen Vertreter dieser äusseren Haut oder Schale suchte. Bei zwei Tokophryen (cothurnata Wsse sp. und Steinii Cl. L. sp.) glaubte er sie gefunden zu haben. Dieselben sollten eine ziemlich dicke, gallertige, äussere Membran und darunter eine sehr zarte eigentliche Körperhaut besitzen; letztere überziehe allein die Tentakel, weshalb diese die äussere Membran durchbohrten. Maupas (1881) führte diese Ansicht schon richtig darauf zurück, dass Stein von dem Eindringen der Tentakel in das Körperplasma etwas beobachtet habe. Auch Metacineta mystacina schrieb Stein eine gallertige Schicht um den ganzen Körper zu, welche an der apicalen Hälfte stärker sei. Nicht ohne Interesse ist, was er über die Pellicula der Tokophr. Lichtensteinii Cl. und L. sp. mittheilt: dieselbe soll durch Essigsäure stark aufquellen und dabei eine geschichtete Be- schaffenheit zeigen, wie die Abbildungen verrathen. Ich halte es für möglich, dass Encysti- rungszustände diese Angabe veranlassten, Hertwig (1876) brachte in die Membranfrage eine gewisse Verwirrung, da er die Pellicula der Epheiota und anderer gehäuseloser Suctorien mit der Gehäusewand der übrigen homologisirtte. Er nannte die Pellicula deshalb „Skeletmembran“ und behauptete, dass sie bei Ephelota mit der Stielsubstanz chemisch übereinstimme, was seine Versuche keineswegs bewiesen. Während er bei Ephelota bestimmt hervorhob, dass die Pellicula vom Stiel scharf abgesetzt sei und nicht in ihn übergehe, nahm er für einige Tokophryen directe Gontinuität des Stiels und der Pellicula an. Unter diesen Umständen ist es cerklärlich, dass er dem eigentlichen Körper der beschalten Acineten eine Pellicula ganz absprach, als deren Homologon ihm ja die Gehäusewand galt. Robin (1879) beurtheilte die Pellicula wie Hertwig. Sehr verwickelt dachte sich Fraipont (1877—7S) die Membranverhältnisse. Auch er homologisirte mit Hertwig die Pellieula der Gehäuselosen mit der Gehäusewand; da er nun auch auf dem vom Gehäuse unbedeckten Theil der Acineten eine Membran (Pellicula) fand, wollte er diese als eine directe, dünnere Fort- setzung der Gehäusewand deuten. Andererseits erkannte er aber bei Acineta tuberosa, wie erwähnt, eine deutliche Pellicula auch an den Körperpartien, welche sich von der Ge- häusewand zurückgezogen hatten. Da nun die Gehäusewand schon der Pellicula der Gehäuse- losen entsprechen sollte, musste er die eigentliche Pellicula der Ac. tuberosa naturgemäss als eine Neubildung beurtheilen, welche erst nach Rückziehung des Körpers von der Gehäusewand auftrete. Es braucht nicht besonders betont zu werden, dass wir uns einer solchen Auffassung nicht anschliessen können, vielmehr in dieser Membran das Homologon der Pellicula und da- her das Ursprünglichere erblicken, in der Gehäusewand hingegen eine nachträglich ausge- schiedene Hülle. Maupas (1876—18$1) wandte sich entschieden gegen die Gleichstellung von Pellicula und Gehäusewand, indem er auf ihre Uebereinstimmung mit der Pellicula der Ciliaten hin- wies und ihre abweichende chemische Beschaffenheit vom Stiel und dem Gehäuse betonte, deren Beurtheilung als Secretionsproducte, analog den entsprechenden Einrichtungen der Öiliaten, im Gegensatz zur eigentlichen Pellicula, dargelegt wurde. Wir brauchen auf diese Erörterungen, denen wir vollkommen beistimmen, hier nicht näher einzugehen, da unsere Auffassung der Pellicula und ihres Verhältnisses zu den Gehäusen schon bei den Ciliaten ausführlich aus- einandergesetzt wurde. Auch wurde dort schon betont, dass wir die Pellicula nicht mit Maupas als Zellmembran bezeichnen können. b. Corticalplasma. Beieiner Anzahl, namentlich grösserer Suctorien, wurde unter der Pellicula eine dünne, durchsichtige, körnerfreie Plasmaschieht 1848 Suctoria. beobachtet (Ephelota Hertwig, Fraipont, Maupas; Ophryodendron Fraipont, Robin; Tokophrya truncata Fraipont, grössere Individuen von Acineta divisa, Ac. erenata und vorticelloides Fraipont). Auch die äussere körnerfreie Plasmaschicht von Sphaerophrya magna (Maupas) dürfte hierher zu rechnen sein. Dagegen konnte Maupas bei den Acineten eine solehe Körperschicht nicht unterscheiden. Bei Dendrocometes und Stylocometes vermisste sie Plate. Nach dem bei den Ciliaten Erörterten müssen wir eine solche Schicht als Cortical- plasma bezeichnen und sie dementsprechend zum Eetoplasma rechnen. Maupas (1881) sucht darzulegen, dass man diese Schicht nicht als Ectoplasma auf- fassen dürfe, dass sie namentlich dem Ectoplasma der Rhizopoden nicht entspreche. Ursprüng- lich nannte er die Pellicula der Suctorien Ectosark, gab dies jedoch später (1884, p. 590 Anm.) wieder auf. Er stützte die erwähnte Ansicht besonders auf den zweifellosen und allmählichen Uebergang der fraglichen Schicht in das Entoplasma, von welchem sie sich nur durch das Nichteindringen der Körner unterscheide; ferner darauf, dass das Ectoplasma der Amöben eine vom Entoplasma scharf abgegrenzte Umhüllung darstelle, die er als Zellmembran bezeich- nen wollte. Eine solche Auffassung des khizopoden-Ectoplasmas dürfte schwerlich Bei- fall finden; vielmehr wird man gerade an seiner Uekereinstimmung mit dem Corticalplasıma der Infusorien festzuhalten haben. Wenn auch ein besonderer structureller Unterschied zwischen Cortical- und Entoplasma nicht scharf nachweisbar ist, dürfte doch gerade die Thatsache, dass die Körner des letzteren in das erstere nicht eindringen, genügen, um eine solche Unter- scheidung zu rechtfertigen. Immerhin ist zu. beachten, dass die Suctorien noch nicht mit sehr starken Vergrösserungen und unter Berücksichtigung der neueren Ergebnisse bei den Ciliaten untersucht wurden; vielleicht dürften weitere Forschungen auch hier noch mancherlei Beson- deres an den ectoplasmatischen Schichten ermitteln. Von contractilen Fibrillen (Myonemen) wurde im Ectoplasma der Suetorien bis jetzt nichts beobachtet. Nur bei Stylocometes fand Plate neuerdings feine Fibrillen, welche vom sog. Haftring der Basalfläche apicalwärts gegen den Kern ausstrahlen (79, 1a). Diese Einrichtung erinnert demnach etwas an das basale Myonembüschel der Vorticellinen. Da über die genauere Lage der Fibrillen und ihre Function nichts bekannt ist — nach Plate’s Schilderung scheinen sie im Entoplasma zu ver- laufen — so ist ihre Bedeutung vorerst unsicher. Plate möchte ihnen eine stützende Function zuschreiben. B. Das Entoplasma und seine Einschlüsse. Ueber das Entoplasma im Allgemeinen ist hier nichts weiter zu be- merken; es verhält sich wie das der Ciliaten. Erwähnenswerthe Ab- weichungen wurden mir nicht bekannt. Vacuolisation scheint nicht häufig zu sein und nie zu schaumiger Beschaffenheit zu führen wie bei vielen Ciliaten. Vereinzelte Vacuolen wurden jedoch gelegentlich bemerkt, wenn auch nicht immer von contractilen scharf unterschieden. Eine Gasblase beobachtete Engelmann ein einziges Mal im Entoplasma einer Sphaerophrya. Sie verschwand unter den Augen des Beobachters in wenigen Minuten und andere traten nicht auf. — Energischere Strömungs- erscheinungen scheint das Entoplasma selten zu zeigen, dagegen fehlen schwächere, hin- und herwogende jedenfalls nicht; Bütschli gedenkt ihrer bei Podophrya wie Dendrocometes und Claparede-Lach- Ectoplasma. Entoplasma und seine Einschlüsse. 1849 mann (1858 p. 379) sprachen schon ven einer „langsamen Circulation“ des Entoplasmas. Besonders lebhaft soll die Entoplasmaströmung nach Levick (604) bei Dendrosoma sein; es scheinen 4 Ströme vorhanden zu sein, zwei aufsteigende und zwei absteigende (eigentlich also zwei Ströme) welche den ganzen Leib der Suetorie durchziehen. Ganz verständ- lich wurde mir L.’s Angabe nicht, daher die Unklarheit des Hinweises. a. Ungefärbte Körner. Im Entoplasma fast aller wohl genährten Suctorien treten kleinere bis grössere ungefärbte Körner in ansehnlichen Mengen auf, weshalb die meisten Formen unter diesen Bedingungen recht undurchsichtig sind. Die Körner sind kuglig bis etwas unregelmässig, ziemlich glänzend und werden von Karmin nicht tingirt (Bütschli Toko- phrya quadripartita 1876). Schon Lachmann (1856) bemerkte, dass sie sich bei reichlicher Nahrungsaufnahme sehr vermehren, doch erkannte er auch, dass sie nicht direet der aufgenommenen Nahrung entstammen, sondern erst durch den Stoffwechsel aus ihr hervorgehen. Bütschli (1876) sah die Körner von Tokophr. quadripartita allmählich ganz schwinden, wenn die Suctorie hungerte, was durch ihre Uebertragung in reines infusorienfreies Wasser leicht erreicht wird. Die Tokophryen werden dann ganz durchsichtig und eignen sich in diesem Zustand sehr zur Untersuchung. Das Gleiche erwähnt auch Plate für die Körnchen des Dendrocometes. Leider ist die chemische Natur dieser gewöhnlichen Einschlüsse noch nicht sichergestellt. Stein erklärte sie überall für Fett. Auch die späteren Beobachter, so Claparede, Fraipont, Maupas (Sphaerophrya magna) sprechen wenigstens von ihrem fettartigen Aussehen. Entscheidende Versuche liegen aber bis jetzt kaum vor. Nur Plate überzeugt sich bei Dendrocometes, dass die glänzenden Körnchen durch Osmiumsäure geschwärzt werden. Auch bei Stylocometes findet er in gut genährten Individuen zahlreiche „Fetttröpfehen“. Mir scheint die Fettnatur dieser Einschlüsse noch nicht überall genügend gesichert *). b. Sog. Tinetinkörner von Dendrocometes und Stylocometes. Im Ento- plasma dieser beiden Genera fand Plate (1886, 1888) gewöhnlich eigen- thümliche Einschlüsse mehr oder weniger reichlich (bis eirca 30), welche durch Safranin und Karmin stark gefärbt werden. Meist sind sie kuglig, von Punktgrösse bis zu 0,006 Durchmesser, seltener wurstförmig und dann häufig gekrümmt. Sie tingiren sich mit Karmin energischer wie das Plasma, doch weniger wie der Ma. N. Im natürlichen Zustand gleichen sie den vorhin beschriebenen, untingirbaren Körnern sehr, so dass sie nur durch Anwendung von Färbungsmitteln scharf von ihnen unterschieden werden können. Auch Schneider hat diese Körper bei Stylocometes sehr regelmässig im Plasma beobachtet und wie die dunkler färbbaren Einschlüsse des Ma. N. als Chromatosphaeriten bezeichnet. Einen Unterschied ihrer Tinctionsfähigkeit gegenüber dem .*) Z.b.d.C. Nach Keppene (884) sollen sie sich in Alkohol lösen; er hält sie für Fett. Strömungen des Entoplasmas sah er nicht selten; bei Ac. tuberosa auch Verschiebungen des Ma.N. 1850 Suctoria. Ma. N. scheint er nicht bemerkt zu haben. Im Gegensatz zu Plate betrachtet er die Tinctinkörper als Kernsubstanz und äussert über sie eine Vermuthung, welche jedenfalls Beachtung verdient. Gelegentlich fand er nämlich Individuen, deren Tinetinkörper in einem Jangen gewundenen und rosenkranzförmig gegliederten Strang eingebettet lagen, neben welchem ein eigentlicher Makronucleus lag. Schneider ver- muthet daher, dass die Tinctinkörper die Zerfallsproducte (Fragmente) des bei der Conjugation zu Grunde gehenden Ma. N. seien. In den letzterwähnten Fällen wäre der Zerfall des alten Ma. N. noch nicht ein- getreten gewesen, obgleich der neue schon ansehnlich herangewachsen war. lch halte diese Ansicht für recht wahrscheinlich, um so mehr, als wir ja auch bei den Ciliaten erfuhren, dass die Fragmente des alten Ma. N. häufig sehr lange erhalten bleiben und bei der Theilung auf die Nach- kommen übergehen können, wie es für die Tinetinkörper der Dendro- cometinen gilt. c. Gefärbte Einschlüsse. Das Entoplasma zahlreicher, namentlich mariner Suctorien enthält häufig bedeutende Quantitäten körnigen Pigments, welches ihnen eine mehr oder weniger intensive Färbung ertheilt. Der Farben- ton schwankt gewöhnlich von Gelb- bis Gelbbraun und Roth- oder Rostbraun, doch findet sich auch mehr reinbraunes und grünlichgelbes bis grünlich- braunes Pigment. Zuweilen scheint es auch ganz zu fehlen, namentlich bei kleineren Individuen. Gewöhnlich erfüllt es das Plasma nicht gleich- mässig, sondern ist ziemlich unregelmässig vertbeilt. Durch solche Pigmentirung sind besonders ausgezeichnet: die Epheloten, bei denen sie regelmässig vorzukommen scheint (Körner bei E. gemmip. bis 0,005 Robin), ferner ge- wisse Tokophryen (T. limbata Mp. sp., Lyngbyei Eb. sp. Clap. und L.; T. Astacii ist nach Stein zuweilen „rosenröthlich“), einzelne Acineten (Ac. tuberosa Stein, Clap. u. L., Lieberk. uned., Robin, patula Clap. und L. [= divisa Fraip.], auch crenata und vorticelloides sind nach Fraipont schmutzig gelb, A. Notonectae nach Glap. und L. lebhaft gelbgrün, bei A. linguifera erwähnt Stein orangefarbene Oeltropfen). Der Körper von Dendrosoma ist nach Clap. L. bräunlich mit röthlichen bis farblosen Zweigenden. BeiOÖphryodendr. pedicellatum Hincks (= pedunculatum v. K.) fand v. Koch braune Körner; Wright sah in den Schwärmern des OÖ. Sertulariae olivenbraune. Schliesslich finden sich auch in Dendrocometes nicht selten braune Körner, daneben jedoch auch chlorophyligrüne, welche ähnlich bei Stylo- comete's (bis 0,005 Dm.) wiederkehren. Plate konnte an den letzteren keinen Zellenbau be- merken und verfolgte sie lange, ohne eine Veränderung wahrzunehmen; er schloss sich daher Bütschli's Meinung (1876) an, dass auch diese grünen Körner Erzeugnisse des Plasmas seien. Der grüne Farbstoff wird von Alkohol ausgezogen (Plate). Leider sind Natur und Bedeutung des beschriebenen Pigments noch wenig ermittelt. Hertwig (1876) glaubt für Ephelota gemmipara annehmen zu dürfen, dass es ein Erzeugniss des Plasmas ist und der Nahrung nicht direct entstammt. Auch Fraipont schliesst sich dieser Ansicht an, welche Plate noch dadurch zu unterstützen sucht, dass die braunen Körner von Dendrocometes beim Uebergang der Suctorie in den freibeweglichen Zustand ausgeschieden würden. Sie seien daher als Restproducte des Stoffwechsels aufzufassen. Dagegen hält es Mau- pas (1881) nicht für ausgeschlossen, dass die erwähnten Pigmente der Einschlüsse des Entoplasmas (Pigmente, Excretkörner, trichocystenart. Gebilde). 1851 Nahrung direct entnommen seien. Ich erachte die erste Ansicht für die wahrsckeinlichere *). d. Exeretkörner wurden bis jetzt noch nicht nachgewiesen, dürften aber schwerlich ganz fehlen. Wrzesniowski (1877) beobachtete nament- lich im basalen Körperabschnitt von Tokophr. Lichtensteinii Cl. L. zu- weilen Vacuolen, welche einige glänzende Körner einschlossen. Bei dieser Art wie Tok. Steinii Cl. L. fand Stein im Basalkörper, dieht über dem Stiel, häufig eine besonders reichliche Anhäufung von Körnchen, welche er mit den gewöhnlichen Körnern der Suetorien indentifieirt. Da auch bei manchen Ciliaten eine starke Anhäufung von Excretkörnern in den Enden auftritt, so darf wenigstens auf diese Verhältnisse der Suetorien hingewiesen werden, deren genauere Aufklärung künftiger Forschung vor- behalten bleibt. Keppene (884) beobachtete bei einigen Suctorien stark brechende Körner, die er für Nahrungsreste hält. e. Trichocystenartige Gebilde. Claparede und Lachmann entdeckten bei Ophryodendron abietinum kleine spindelförmige Gebilde, welche gewöhnlich durch den ganzen Körper zerstreut waren, also wahrscheinlich im Entoplasma lagen (79, 3a, tr). Selten fehlten sie ganz, fanden sich zuweilen nur spärlich, manchmal jedoch in so groser Menge, dass sie den Körper ganz undurchsichtig machten. Ohne in eine genaue Beschreibung einzugehen, bemerken sie nur, dass die Körperchen den Nesselkapseln von Campanularia (auf welcher ihre Ophryodendren leb- ten) „ganz ähnlich‘ seien. Sie fanden sich bei den beiderlei Individuen. Die Schwärmer enthielten zuweilen 1—3 Vacuolen, welche einige Körperchen umschlossen (79, 3f). Schliesslich bemerken beide Forscher noch, dass die Gebilde vielleicht den Trichoceysten der Ciliaten vergleich- bar seien. Fraipont fand sie bei seinem 0. belgicum, das mit abietinum wohl sicher indentisch ist, wieder; er konnte den Angaben Clap. und L.’s nichts von Bedeutung zufügen. Bei anderen Arten der Gattung wurde Aehnliches noch nicht beobachtet. Wir gedenken an dieser Stelle noch eigenthümlicher Körperchen, welche Gruber (1884) bei seinem Ophr. variabile fand. Ich halte diese Form für identisch mit O. Sertulariae Wright und auch letztere nur für eine Varietät von abietinum. Es waren sehr kleine anker- oder widerhakenartige Gebilde, welche sich in geringer Zahl frei auf der Körperoberfläche erhoben, wobei die Anlerhaken das freie Ende bildeten. Zuweilen stand je eines auf einem warzen- artigen Vorsprung der Körperoberfläche. Gruber äussert keine Meinung über ihre Natur und Bedeutung und ich erwähne sie an dieser Stelle nur, weil man allenfalls an trichocystenartige Gebilde denken könnte. Die Berechtigung einer solchen Vermuthung ist zwar sehr fraglich; auf den Abbildungen erscheinen die Gebilde fast wie kleine geknöpfte Tentakel. GC. Die Tentakel. a. Formverhältnisse. Da über die Stellungsverhältnisse dieser wichtigen Organe schon früher berichtet wurde, beschäftigen wir uns *) Z. b. d. ©. Dagegen will Keppene bei Ephelota gemmip. und Ac. tuberosa direct beobachtet haben, dass das braune Pigment verändertes Chlorophyll der gefressenen Zoo- sporen sei, 1852 Suctoria. gleich mit ihren allgemeinen Gestaltsverhältnissen. In dieser Hin- sicht lassen sich zwei Grundformen unterscheiden, welche aber durch allmähliche Uebergänge verknüpft zu sein scheinen. Die Tentakelform, welche wir zunächst erwähnen (ohne damit ausdrücken zu wollen, dass sie die ursprünglichere ist), kann als die stachel- oder dormförmige be- zeichnet werden. Sie umgreift also diejenigen Tentakel, welche an ihrer Basis dieker sind und sich distalwärts mehr und mehr verfeinern. Ob sie aber jemals ganz spitz, nadelartig auslaufen, wie es z. Th. angegeben wurde, darf wohl mit Recht bezweifelt werden. Derartige Tentakel von relativer Kürze und beträchtlicher Dicke finden wir bei den Dendrocometinen. Sie gleichen demnach langen Kegeln oder Dornen. Bei Stylocometes (79, la—c) stehen sie in grösserer Zahl auf der ganzen Apicalfläche, bei Dendrocometes krönen sie gewöhnlich in Dreizahl, als sog. Endzinken, die Armzweige (79,2a—b). Dendrocometes ist daher von einer Stylocometes ähnlichen Form abzuleiten, bei welcher sich die Tentakel an gewissen Stellen im Umkreis des Körpers zu Gruppen ver- sammelten, wie es bei den Suetorien so häufig eintritt. Weiterhin wuchsen die tentakeltragenden Stellen in lange Arme aus, welche im allgemeinen den Tentakellappen der Tokophryen, des Dendrosoma und dem Rüssel von Ophryodendron entsprechen, wobei sich die Tentakel gleichzeitig vermehrten. Letzteres lässt sich bei dem ailmählichen Hervorwachsen der Arme noch deutlich verfolgen. Die Arme des Dendrocometes können daher nicht mit Maupas (1851, p. 328) als Bündel verwachsener und von einer gemeinsamen Scheide umschlossener Tentakel betrachtet werden. Auch Plate vertritt Maupas’ Auffassung (1888, p. 15, 8. A.). Wir können dieselbe erst bei der Besprechung des feineren Baues, namentlich der Tentakelfortsetzungen ins innere Körperplasma, eingehender würdigen. Ebensowenig ist eine solche Auffassung für den küssel des Ophryodendron zulässig. Das distale Ende der Dendrocometinen-Tentakel läuft zwar im aus- sestreckten Zustand sehr fein aus, ist aber doch deutlich abgestutzt. Seine feineren Verhältnisse können jedoch erst später betrachtet werden. Entsprechend geformt, nur viel länger und sich daher distalwärts viel allmählicher verdünnend, sind die sog Greiftentakel der Gattungen wpnelota und Podocyathus Kent, welche sich neben Tentakeln vom zweiten Typus, sog. Saugröhren, vorfinden (77, 3, t). Hertwig (E. gemmi- para) und Maupas (E. Thouletii = pusilla v. Koch — coronata Wright. sp.) lassen sie ganz spitz auslaufen, äbnlich einem Heliozoen-Pseudopodium. Koch zeichnet sie (E. pusilla) am Ende plötzlicher zugespitzt, ähnlich den Tentakeln von Stylocometes. Namentlich Fraipont betont aber (1877), dass die Greiftentakel seiner E. Benedenii (= gemmipara) nicht fein zugespitzt, sondern ziemlich plötzlich (brusque) endigen oder sogar eine schwache distale Anschwellung aufweisen können. Bei gewissen Exemplaren oder an halb zurückgezogenen Tentakeln sei diese kolbige Anschwellung des Endes besonders deutlich. Aus dem Mitgetheilten möchte ich schliessen, dass auch die Greiftentakel nie mit ganz feiner Spitze aus- laufen, sondern im Prineip wie die der Dendrocometinen endigen. Tentakel (Formverhältnisse). 1855 Diese Ansicht wird noch dadurch unterstützt, dass’Maupas bei seiner E. microsoma neben einem einzigen kleinen Saugtentakel noch einige kurze Greiftentakel beschreibt, welche mit deutlicher knopfartiger Anschwellung endigen. Dass sie den Greiftentakeln der übrigen Epheloten entsprechen, scheint auch mir sicher. Jedenfalls zeigt dies an, dass die Verwandt- schaft der nicht geknöpften Greiftentakel mit den geknöpften Saugtentakeln recht innig ist. Dass zwar die eine Form beliebig in die andere übergehen könne, wie Entz (1879) für Acineta tube- rosa E. und Keppene für Ac. papillifera behaupten, möchte ich noch bezweifeln, angesichts der bestimmten Versicherung Hertwig’s: bei langer Verfolgung der E. gemmipara nie etwas Derartiges bemerkt zu haben. Auch Fraipont und Maupas sahen nichts dergleichen. Entz will bei der genannten Acinete beobachtet haben, dass zuweilen einige der geknöpften Tentakel sich sehr in die Länge streckten, dabei ihr Endknöpfchen verloren und die Form von Greiftentakeln erlangten. Das Gleiche habe er auch bei anderen Acineten gefunden. Da keiner der übrigen Beobachter Aehnliches von den Acineten berichtet, bedarf die Angabe sehr der Bestätigung. Das Vorkommen zweier verschiedener Tentakelformen hei den Epheloten beobachtete zu- erst Lieberkühn (1870). — Zur Kategorie der beschriebenen Greiftentakel müssten auch die der sog. Ephelota coronata (Wright) Kent gerechnet werden; ich halte es aber für möglich, dass diese Form nur eine gewöhnliche Ephelota war, deren Saugtentakel übersehen wurden. Dass eine ähnliche Verschiedenheit der Tentakel noch bei anderen Gattungen vorkommt, ist unwalır- scheinlich. Ausser der erwähnten Angabe von Entz wäre noch an die Bemerkung Hert- wig’s (1876) zu erinnern, welcher bei einer ungestielten Podophrya und einer Sphaerophrya zwei Tentakelarten beobachtete: 1) kurze, starre und 2) lange, schr bewegliche, welche er den bei Ephelota gefundenen beiden Arten vergleichen will. Wenn dies auch in physiologischer Hin- sicht zutreflen mag, so scheint es doch in morphologischer nicht gerechtfertigt, da beide Sorten, abgesehen von dem Längenunterschied, wesentlich gleich gebaut sind. Eine ähnliche, ja eine noch grössere Verschiedenheit der Tentakel konnte Maupas bei der echten Podophrya fixa E. beobachten (briefl. Mittheil.; s. 76, 15a). Er unterschied drei Sorten: 1) sehr lange, dünne und äusserst retractile, welche als Greiftentakel functioniren; 2) halb so lange, welche sich gegen das distale Ende mässig verdicken, also etwas keulenförmig erscheinen, und gleich- falls sehr retractil sind; 3) kleinste, welche etwa nur ?/, der Länge der Greiftentakel er- reichen, denen sie im übrigen Bau sehr gleichen. Sämmtliche drei Tentakelsorten dieser Podo- phrya sind jedoch geknüpft, zeigen demnach ebenfalls nicht die charakteristischen Unterschiede der Ephelotententakel. Eine sehr eigenthümliche Tentakelform, welehe in mancher Hinsicht eine vermittelnde Stellung zwischen den beschriebenen Greiftentakeln und den geknöpften Saugtentakeln einzunehmen scheint, beobachteten Claparede und L. bei der marinen Tokophrya Trold Cl. L. sp. (79, 4). Die Organe bestanden aus einem diekeren, kurzen, konischen Basaltheil, welchem ein langer, dünnerer Endtheil entsprang; nach der Schilderung und Abbildung erscheint letzterer wie ein Greiftentakel der Epheloten. Claparede und L. versichern zwar, dass er ganz wie die Tentakel der übrigen Podophryen gebaut sei, zeichnen ihn aber ganz fein zugespitzt, während sie sonst überall ein geknöpftes Ende angeben. Dieser Endabschnitt des Tentakels kann völlig eingezogen werden, worauf der diekere Basalabschnitt der Saugröhre einer Ephelota nicht unähnlich erscheint. Das Ausstrecken, oder die Ausstülpung des Endabschnitts geschieht sehr rasch und plötzlich. Wir werden später sehen, dass auch die Tentakelenden der Dendro- cometinen aus- und eingestülpt werden können; es wäre daher möglich, dass bei Tok. Trold etwas Aehnliches, nur in viel entwickelterer Weise, vorliegt. Leider wurde diese Art seither nie wieder untersucht, weshalb 1854 Suctoria. weder der Tentakelbau noch ihre sytematische Stellung genügend be- urtheilt werden können. Nach Stein’s Beschreibungen würden sich sowohl die Tentakel der Tokophrya cothur- nata Wsse sp. (77, 5) wie jene des sog. Acinetenzustands der Epistylis branchiophila (wohl — Tokophrya Carchesii Clap. L. sp.) in ihrem Bau den Greiftentakeln der Epheloten an- reihen. Für die erstere Art geben aber Clap. und L., wie Zenker (1866, dessen Pod. fer- rum equinum wohl cothurnata war) deutlich geknöpfte Organe an und Stein zeichnet sie selbst stellenweise so. Für die zweite Art gilt das Gleiche, wenn ihre Identificirung mit Clap. L.s Podophr. Carchesii richtig ist. Lieberkühn hat die Form von Epistylis branchio- phila auf seinen uned. Tafeln mehrfach mit gleichmässig dieken Tentakeln ohne Endknopf abgebildet. Wie wir sofort sehen werden, ist aber die Ausbildung des Knopfes bei den Ten- takeln der zweiten Kategorie überhaupt ziemlich variabel. Die Tentakel der zweiten Sorte erscheinen wesentlich dadurch charakterisirt, dass sie stets in ganzer Länge annähernd gleich diek sind und nie fein zu- gespitzt, sondern abgerundet, abgestutzt oder mit mehr oder weniger deutlichem Knopf endigen. Sie sind daher eylindrische, diekere bis recht feine Fäden. Im Allgemeinen scheint zu gelten, dass sie um so dieker sind, je geringer ihre Länge ist. Da sie aber alle retractil sind, so schwanken beide Dimensionen, obgleich für jede Art ein specifisches Längenmaximum besteht. Relativ kurz und diek, sowie mit schwacher oder undeutlicher Endanschwellung, sind sie bei Tokophrya Steinii Clap. L. sp. (77, 7a); ganz ähnlich auch wohl bei Acinetalinguifera Cl.L. und denOphryodendren gewöhnlich; doch beweist das Vorkommen dünnerer und sehr deutlich geknöpfter Tentakel bei Ophryod. trinaerium Grub. sp. (Acineta Grub., einem unzweifelhaften Ophryodendron, 79, 5a), dass die Ausbildung des Knopfes stark variiren kann. Relativ kurz und diek sind auch stets die sog. Saugtentakel oder -röhren der Epheloten (77, 3, t‘). Auch sehr lange fadenförmige Tentakel scheinen zuweilen ohne Endansehwellung zu sein; wenigstens berichtet es Robin von dem langen einzähligen Organ der sog. Acinetopsis rara, und auch die langen Tentakel von Urnula sind zuweilen un- geknöpft (77, 2). Bei allen übrigen Formen sind die Tentakel meist recht deutlich geknöpft. Auf die genauere Form dieser Enden werden wir erst später eingehen. Verästelungen der Tentakel dürften sich nirgends finden; Claparede und L.’s Angabe über ihr Vorkommen bei Urnula hat Stein (1867, p. 107) schon richtig zurückgewiesen. Noch ein Wort über die sehr verschiedene Länge der Tentakel. Von Arten, bei welchen sie nur einen geringen Bruchtheil des Körper- durchmessers erreichen, finden sich alle Uebergänge zu solchen, deren Tentakel 10 bis 12 mal so lang sind wie der Körperdurchmesser |Clap. und L. für die sog. Sphaerophrya ovata Weisse sp. (Il, p. 127 Anm.)|. b. Feinerer Bau. Ueber die Fortsetzung der Pellicula auf die Tentakel, insofern eine solche überhaupt zugestanden wird, bestehen grosse Meinungs- verschiedenheiten zwischen den Beobachtern. Die Forscher, welche die Tentakel (Formverhältnisse, feinerer Ban). 1855 Pellieula für gewisse Formen überhaupt leugnen, können sie natürlich auch auf deren Tentakeln nicht zugeben. An den relativ dieken und daher leichter zu untersuchenden Tentakeln der Dendrocometinen wird eine pelliculare, bis zum distalen Ende reichende Umhüllung allseitig zugestanden. Dieselbe ist eine direete Fortsetzung der Pellieula, welche die Arme überzieht und andererseits in die Körpermembran übergeht; denn die Arme sind nichts weiter wie Körperauswüchse. Gegen das Distalende der Arme verdünnt sich die Membran allmählich, was auf den Tentakeln endwärts noch fortschreitt. Die Beschaffenheit der äussersten Tentakelenden wird später geschildert werden. Eine deutliche Tentakelmembran beschrieben Stein (1854) bei Tokophr. Steinii Cl. L. sp., Clapar&de und L. am dickeren Basal- theil bei Tokophr. Trold, Zenker (1866) bei Tok. eothurnata und Rhynceheta. Endlich nimmt Fraipont (1877) eine Fortsetzung der pellieularen Hülle auf die Tentakel allgemein an. Unrichtig ist aber, wenn er für Acineta tuberosa behauptet, dass die Membran in direeter Continuität mit der Gehäusewand stehe, was mit seiner früher er- wähnten, irrigen Ansicht vom directen Uebergang der Pellieula in die Gehäusewand zusammenhängt. Dem Mitgetheilten steht die Meinung Hertwig’s (1876) und Maupas’ (1881) schroft gegenüber, welche eine Fortsetzung der Körper- pellieula auf die Tentakel überall leugnen. Hertwig’s Angaben beziehen sich speciell auf Ephelota gemmipara, für welche er nachzuweisen sucht, dass die Pellieula (seine Skeletmembran) von den Tentakeln durch- bobrt werde. Dies scheint mir aber durch 'seine Beobachtungen keines- wegs erwiesen, wie auch schon Fraipont betonte. H. beruft sich zunächst darauf, dass die feinere Structur der Pellicula auf den Tentakeln nicht zu finden sei, was jedoch auch bei Anwesenheit einer Pellicula mög- lich ist; denn diese ist auf den Tentakeln, wenn vorhanden, zweifellos viel dünner; ferner ist aber zu beachten, dass kein anderer Beobachter diese Structur der Epheloten-Pelliceula bemerkte. Jedenfalls steht der Annahme nichts im Wege, dass die Pellieularstruetur auf den Ten- takeln undeutlich werde. An präparirteu Epheloten will Hertwig gesehen haben, dass die Tentakel einfach durch die Pellieula hindurch tretend, sich ins Körperinnere fortsetzen (77, 3g). Doch betont er selbst, dass die Körpermembran sich häufig scheidenartig eine beträchtliche Strecke auf den Basalabschnitt der Tentakel distalwärts fortsetzt, und die Abbildungen zeigen theilweis klar, wie diese Pellieularscheide sich distalwärts rasch verdünnt. Mir scheint desbalb möglich, dass sie unter starker Ver- dünnung und Aufsabe der Stäbchenstruetur bis zum Tentakelende reicht, wie bei den Dendrocometinen, deren leichter zu ermittelnde Verhältnisse wohl besonders zu berücksichtigen sind. Wie gesagt, theilt Maupas Hertwig’s Meinung um so mehr, als er bekanntlich den meisten Acineten die Pellicula abspricht. Ein Hauptargument bildet aber für beide Forscher das angebliche Eindringen der Tentakel in ihrer Totalität 1856 Suctoria. _ durch die Pellieula ins Körperinnere. Wir können diesen Punkt erst nachher eingehender würdigen; hier sei nur bemerkt, dass ich ein solches Eindringen der Tentakel in ihrer Gesammtheit für unwahrscheinlich halte, vielmehr glaube, dass allein ihr axialer Kanal ins Innere tritt *). c. Tentakelkanal. Dass die Tentakel hohle Saugröhren seien, be- tonten schon Lachmann (1856) und Claparede (1858—61); auch Stein bezeichnete sie 1859 als röhrenförmig. Sehr gut beschrieb Zenker (1866) den Kanal bei Tokophrya cothurnata und Rhyncheta. Ebenso fasst sie Hertwig allgemein als Röhren auf, während Fraipont von einem eigentlichen Kanal nie spricht. Nach Maupas sind sie zwar gewöhnlich von einem solchen durchsetzt, doch nimmt er auch solide Tentakel an. Auch Entz (1579) schilderte die der Acin. tuberosa als solide Plasmafäden. Bei unserer Betrachtung gehen wir am besten wieder von den Dendrocometinen aus. Die Axe ihrer Tentakel wird von einem hellen, wahrscheinlich von Flüssigkeit erfüllten Kanal durchzogen, welcher sich auf der Endspitze nach Aussen öffnet; dies bedingt, dass das Ten- takelende nicht ganz spitz ausläuft. Bei Dendrocometes (79, 2b) ist nach Plate eine deutliche, sehr zarte Wand des Kanals zu erkennen, während er bei Stylocometes nur durch eine Grenzlinie gegen das umgebende Ten- takelplasma abgegrenzt werde (79, 1b—e). Es handelt sich, meiner Ansicht nach, in beiden Fällen wohl um eine mehr oder weniger deutliche Differenzi- rung des Tentakelplasmas zu einer der Pellieula vergleichbaren Grenzlamelle, welche natürlich verschieden kenntlich sein kann. Die Kanalmündung und die Endspitze der Tentakel zeigt eigenthümliche Verhältnisse. Das äusserste Tentakelende ist nämlich auf eine gewisse Strecke ein- und ausstülpbar, weshalb die Tentakel bald spitzer, bald stumpfer endigen. Dieser Endtheil setzt sich durch grössere Dünne (Stylocometes 1b—e) und namentlich durch eine plötzliche Verdünnung seiner äusseren Pellicula gegen den eigentlichen Tentakel ab (letzteres besonders bei Dendroco- metes nach Plate, s. 2b). Bei dieser Gattung kann der Endtheil nach Plate wie ein Handschuhfinger eingestülpt werden, so dass seine äussere Pellicula nun eine röhrenförmige Vertiefung im stumpfen Tentakelende bilde, in deren Grund die eigentliche Oeffnung des engeren Tentakelkanals liege (2b*). Bei Stylocometes schildert Pl. die Verhältnisse nach Einziehung des Endtheils so, wie sie zuvor schon Bütschli und Wrzesniowski für Dendrocometes angegeben hatten. Nach der Einziehung sieht man nämlich am stumpfen Tentakelende einen dunklen, verdichteten Ring, welcher im optischen Durchschnitt als zwei kleine Knötchen erscheint, von welchen der Kanal nach Innen entspringt. Es ist mir daher etwas zweifelhaft, ob der Endtheil, wie Plate für Dendrocometes *) Zus. b. d. Corr. Vergl. hierüber auch Keppene (884). Derselbe konnte die Pelli- cula bis zum Distalende der Tentakel von Ephel. gemmip. verfolgen, nur am äussersten Ende war sie nicht mehr deutlich. Tentakel (feinerer Bau, Kanal). 1857 angibt, einfach eingestülpt wird; die Bildung des verdichteten Rings dürfte eher auf seine starke Zusammenziehung hinweisen. Bei Stylocometes lassen sich die Kanäle bis zur Basis der Tentakel verfolgen; nur wenn diese theilweis eingezogen sind, treten sie etwas in das Körperplasma ein. Bei Dendrocometes setzen sie sich dagegen durch die Armzweige und den Armstamm bis ins Körperplasma fort. Die Arme erscheinen daher wie fibrillär. Ueber das Verhalten der Arm- kanäle im Körperplasma bestehen noch gewisse Differenzen zwischen Bütschli und Plate. Ersterer sah die von benachbarten Armen her- kommenden Kanalbüschel zuweilen einander zustreben und sich schliesslich vereinigen, während Plate nichts Aehnliches finden konnte. Da auch Hertwig bei Acineta tuberosa (= poculum Hertw.) eine solche Ver- einigung der von den beiden Tentakelbüscheln kommenden Röhren be- merkte, halte ich meine Beobachtung für begründet. An eine wirkliche Vereinigung der Röhren kann zwar nicht gedacht werden. Zwischen dem Kanal und der Pellicula des Tentakels befindet sich durchsichtiges, körnerfreies Plasma, welches wir im Allgemeinen einem Corticalplasma vergleichen dürfen. Bei Dendrocometes erfüllt dasselbe natürlich auch die ganzen Arme und verbindet deren Kanäle mit einander, nur in den basalen Armstamm dringen die körnigen Einschlüsse des Ento- plasmas mehr oder weniger tief ein (79, 2a). Bütschli (1877) vermuthete zuerst auf den Tentakelenden des Dendrocometes eine Oellnung, da er den verdichteten Ring und den inneren Kanal beobachtete; ferner erkannte er den fihrillären Bau der Arme, ohne jedoch die Verbindung der Fibrillen mit den Röhren der einzelnen Tentakel bestimmt festzustellen, obwohl er für möglich hielt, dass beide in ein- ander übergingen. Er hat daher den Bau der Arme und Tentakel, wenn auch nur ver- muthungsweise, schon im Ganzen richtig beurtheilt, was gegenüber der nicht ganz zutreffenden Darstellung Plate’s (1887) wohl betont werden darf. Wrzesniowski (1877) erkannte zuerst das Aus- und Einstülpen des Endtheils der Tentakel, sah den Tentakelkanal bei eingezogenem Endtheil, vermisste ihn dagegen, wenn derselbe ausgestülpt war; von der Fortsetzung der Kanäle durch die Arme bemerkte er nichts. Maupas erkannte dann (181, p. 328) die Arm- fibrillen als Kanäle und als Fortsetzungen der Tentakelkanäle, beurtheilte also den Bau der Arme und Tentakel ganz richtig; abgesehen von der irrigen Ansicht, dass die Kanäle den Tentakeln der übrigen Suctorien in ihrer Totalität homolog seien. Plate (1887—58) stellte die Verhältnisse hierauf noch etwas genauer dar, ohne im Princip Neues zuzufügen und er- mittelte den gleichen Bau der Tentakel bei Stylocometes. Im Allgemeinen haben wir die Kanäle der übrigen Suetoriententakel, seien diese nun Greif- oder Saugorgane, in gleicher Weise zu beurtheilen; auch den Greiftentakeln kommt der Kanal allgemein zu und deshalb wohl auch eine distale Oeffnung, obgleich sie noch nicht erwiesen wurde. Bei der grösseren Dünne der jetzt zu betrachtenden Tentakel scheint der Kanal vielfach eine relativ bedeutendere Weite zu haben, so dass die aus einem körnerfreien, anscheinend homogenen Plasma gebildete Tentakel- wand recht dünn sein kann. Wie gesagt, wurde jedoch für gewisse Tentakel der Kanal geleugnet, sovonMaupas für die derSphaerophrya magna (76, 13a). Hier soll die Axe des ganzen Tentakels von einem sehr feinen und durchsichtigen Stäbchen Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 117 1855 Suctoria. (baguette) durchzogen werden, welches M. mit den Axenfäden der Heliozoen vergleichen möchte. Auch Entz (1879) erklärte die Fortsetzungen der Tentakel von Ac. tuberosa ins Körperinnere schon für Stäbchen, welehe aber nur bis zur Basis der Tentakel reichten, nicht in diese selbst einträten. Ich halte Maupas’ Ansicht für wenig wahrscheinlich, glaube vielmehr, dass das Stäbchen der sehr feine Kanal ist, welcher wegen seiner Zartheit nicht als solcher erkannt wurde. Ich gründe mich hierbei auf die Thatsache, dass man bei der Nahrungsaufnahme der Sphaerophrya an Stelle dieses angeblich soliden Stäbchens das Plasma der ausgesaugten Beute hinströmen sieht, wie bei jeder anderen Suctorie, weshalb die Verhältnisse auch wohl die gleichen sein dürften. Dazu kommt, dass die Sphaerophrya eine sehr kleine und schwer zu entziffeınde Form ist. Maupas nimmt selbst keinen Anstand, die anscheinend soliden, stäbchenartigen Fortsetzungen der Tentakel von Ac. Jolyi ins Körperinnere als Röhren zu deuten, während er für Sphaerophrya diese Auffassung zurückweist, für welche doch die Analogie mit den genauer zu beurtheilenden Arten durchaus spricht. Ich zögere daher auch nicht, die Verhältnisse bei Sphaerophrya nach Art der übrigen Suctorien zu betrachten *). Der Tentakelkanal endigt entweder an der Tentakelbasis, ähnlich wie bei Stylocometes, oder setzt sich verschieden tief in das Körperplasma fort, wie bei Dendrocometes. Das erstere gibt Maupas bestimmt für Sphaerophrya magna, seine Ac.foetida und emaciata, sowie für die Greiftentakel der Ephelota mierosoma Ms. sp. an. Für die erstgenannte Acinete bezweifle ich diese Angabe, da sie schwerlich von Ac. tuberosa verschieden ist, bei welcher das Eindringen vielfach bemerkt wurde. | Meiner Ansicht nach wurde jedoch dies häufige Eindringen der Ten- takelkanäle ins Körperinnere gewöhnlich nicht ganz richtig beurtheilt, in- dem, wie Hertwig zuerst aussprach, der Tentakel in seiner Gesammtheit, unter Durchbohrung der Pellieula, eindringe. Die Tentakel sollen daher nach Hertwig nicht nur vollständig unabhängig vom Integument sein, sondern ihre Substanz soll auch nicht in das Körperplasma übergehen; sie sei „nicht mit demselben identisch, sondern etwas von ihm Differentes“. Maupas kam für die röhrigen, ins Innere eindringenden Tentakel zu derselben Ansicht. Speciell die Tentakel der Epheloten erklärt er für Organe, welche „ganz unabhängig vom Körper geworden sind“. Dass eine solche Auffassung mit unserem Wissen vom Bau der einzelligen Wesen von vornherein wenig harmonirt, liegt auf der Hand. Ich glaube aber auch, dass sie aus den thatsächlichen Beobachtungen keineswegs folgt. Beurtheilen wir die Sachlage nach den viel klareren Verhältnissen bei den Dendrocometinen, so scheint es höchst wahrscheinlich, dass nicht der Tentakel in seiner Gesammtheit, sondern nur der Kanal mit seiner pellieulaartig differenzirten Wand sich in das Körperplasma fort- setzt. Dass der Anschein eines totalen Eindringens des Tentakels leicht *) Zus. b. d. Corr. Vergl. über den Tentakelkanal Keppen (884). Bei Acin. papilli- fera fand er den Kanal nur im Distalende der Tentakel constant sichtbar, im übrigen Theil nur während der Nahrungsaufnahme. Er betont richtig, dass nur der axiale Faden der Tentakel in den Körper eindringe. Tentakel (Kanal, Eindringen ins Körperinnere). 1859 hervorgerufen wird, erklärt sich wohl ungezwungen aus dem Umstand, dass der Kanal häufig recht weit, die aus Rindenplasma bestehende Wand dagegen sehr dünn ist, weshalb der geringe Unterschied im Durchmesser des Gesammttentakels und dem des Kanals leicht übersehen wird. Bei den Tentakeln der Dendrocometinen mit ihrem dieken Rindenplasma ist die Sachlage ganz klar. Uebrigens scheint keineswegs ausgeschlossen, dass nicht auch das differenzirte Rindenplasma um den Kanal sich noch ins Innere fortsetzen könne und den Anschein einer Durchbohrung der Pellieula erhöhe. Die Abbildung, welche Maupas von einer mit Chrom- säure getödteten Ephelota gemmipara gibt, scheint mir die Richtigkeit des Gesagten zu erweisen. Die Tentakel sind hier zu kurzen dicken Stümpfen zusammengeschrumpft, durch deren Axe eine Röhre zieht, welche sich tief ins Körperinnere fortsetzt. Der dieke Stumpf ist zweitellos die zusammengeschrumpfte Pellicula und Rindenschicht des Tentakels und man erkennt klar, dass nicht diese, sondern allein der innere Kanal mit seiner Wand in den Körper eintritt, nicht unähnlich dem Oesophageal- robr einer Encheline oder der langen Schlundröhre mancher Vorticellinen. Die Tentakelkanäle erstrecken sich häufig recht tief, bis gegen das Centrum. des Körpers; bei büschelig angeordneten Tentakeln dringen sie natürlich auch vereint ein (78, 2). Schon oben wurde betont, dass Hertwig bei Ac. tuberosa die beiden Kanalbüschel hinter dem Kern sich verflechten sah. 3ei dem eigenthümlichen Ophryodendron stehen die Tentakel bekanntlich am distalen Ende eines oder mehrerer sehr contractiler Rüssel. Bei völlig ausgestrecktem Rüssel entspringen die mässig langen Tentakel in meist grosser Zahl (zuweilen bis über 100) allseitig vom Endtbeil, so dass dieser einem Tannenbaum gleicht (79, 3a). Wird der Endtheil des _ Rüssels stärker eingezogen, so scheinen die Tentakel sich natürlich mehr wie ein Busch zu erheben. Auch hier kann man die Fortsetzungen der Tentakel durch den ganzen Rüssel verfolgen, wie namentlich v. Koch betonte (1876). Letzterer kam daher zu einer Ansicht über den Rüssel- bau, welche wir schon für Dendrocometes zurückzuweisen suchten: dass nämlich alle Tentakel als solche durch den ganzen Rüssel sieh erstreckten und dessen Wand nur eine Scheide um das Tentakelbündel bilde (79, 6a). Einer solchen Auffassung widerspricht einmal die Darstellung, welche die meisten Beobachter vom Bau des ausgestreckten Rüssels fast aller Ophryodendren geben, ferner aber auch die Beobachtung Claparede und Lachmann’s wie Fraipont’s, dass man das Plasma im Rüssel strömen sehe und die trichocystenartigen Körperehen nicht selten in den basalen Rüsselabschnitt eindrängen. Demnach gelangen wir zur Ansicht, dass auch der Rüssel von Ophryodendron nur ein Körperfortsatz ist, auf dessen Ende die Tentakel entspringen und durch dessen Plasma die Tentakelkanäle bis zum eigentlichen Körper hinziehen, wie es schon für Dendrocometes geschildert wurde. Bei der grossen Retractionsfähigkeit des Rissels scheint es nicht ausgeschlossen, dass der Endtheil mit seinen RT 1860 Suetoria. Tentakeln gelegentlich eingestülpt werde und so wenigstens für den End- abschnitt vorübergehend ein Verhalten eintrete, wie es Koch dem Rüssel in seiner Gesammtheit zuschrieb. Schon Olapar&de und L. bemerkten die längsstreifige Beschaffenheit des Rüsselinneren, welche auch Wright (1859) nicht entging. Letzterer kam sogar schon zu derselben Auf- fassung des Rüssels, wie sie v. Koch später entwickelte. Er erklärte ihn für ein Bündel von Tentakeln, die er palpocils nannte und mit den Pseudopodien von Actinophrys verglich. Die äussere Wand des Rüssels bilde nur eine Scheide um das Bündel. Fortsetzungen der Tentakelbüschel in das Innere beobachteten schon Ehrenberg (1838) und Stein bei Ac. tuberosa, letzterer auch bei A. linguifera (1854). St. erklärte sie aber, wie später Fraipont bei der ersterwähnten Acinete, durch eine Einstülpung des Ten- takellappens nach innen, also nicht durch eine Fortsetzung der Tentakel oder Tentakelkanäle ins Körperinnere. Es scheint nicht unmöglich, dass solche Einstülpungen zuweilen vorkommen und mit dem eigentlichen Eindringen der Tentakelröhren nicht verwechselt werden dürfen. Bei Claparede und Lachmann findet sich keine Stelle, welche darauf hinwiese, dass sie das Eindringen wirklich gesehen haben; alles was etwa in diesem Sinne zu deuten wäre (II. p. 120), bezieht sich darauf, dass die Tentakel der Schwärmer schon vor ihrem Hervortreten prä- formirt seien, da dieses sehr plötzlich geschehe. Erst Hertwig machte auf diese wichtige Erscheinung aufmerksam, welche später namentlich v. Koch (Ephelota) und Maupas he- stätigten. Fraipont konnte sich nirgends von dem Eindringen der Tentakel ins Körperinnere überzeugen; doch leugnet er die Richtigkeit der Beobachtungen Hertwig’s u. A. nicht ganz. Er stellte sich vor, dass das Tentakelplasma bei der Einziehung der Tentakel radial gegen das Körperinnere strömen müsse und sich so, da dies in gleicher Weise häufig wiederholt werde, eine bestimmte Bahn bilden könne, welche endlich zu einer besonderen Differenzirung des unter der Tentakelbasis liegenden Plasmas führe. Da Fr. einen Tentakelkanal leugnete, konnte er auch nicht zu einer richtigen Vorstellung der betreffenden Verhältnisse gelangen. Wie wir früher sahen, sind die Enden der meisten Tentakel mehr oder minder deutlich geknöpft. Nur bei einigen diekeren wurde aber die Kanalmündung am Endknopf deutlich beobachtet. Zenker schil- derte sie gut an den relativ dicken Tentakeln von Tokophr. eothur- nata und bemerkte sie ferner bei Rhyncheta (77,1). An den dicken kurzen Saugröhren der Epheloten ist nach Hertwig, Maupas u. A. die Mündung recht deutlich. Wir zweifeln nicht, dass sie überall in ähnlicher Weise wiederkehrt und auch den Greiftentakeln nicht fehlt. Wie schon früher bemerkt wurde, sind die Endköpfe ziemlich variabel und auch bei saugenden Tentakeln manchmal wenig oder nicht deutlich. Bei kleineren Formen oder solchen mit relativ dünnen Tentakeln werden sie in der Regel kuglig bis etwas kolbig angegeben; an den vorhin er- wähnten dickeren Tentakeln hingegen, mit deutlicher Endöffnung, erscheinen sie triehterartig oder wie kleine Saugscheiben (77, 3au.g). Bei Rhyn- cheta fand Zenker gleichfalls eine schwach trichterartige Verdiekung des Tentakelendes, welche noch ein engeres, kurzes Röhrchen (Ventil Z.) trug; dies erinnert an die Verhältnisse bei den Dendro- cometinen. d. Bewegungserscheinungen der Tentakel. Die meisten Ten- takel erscheinen im ausgestreckten Zustand als ziemlich starre Strahlen ohne Eigenbewegungen, doch dürften wohl alle fähig sein, sich lang- samer oder rascher in verschiedenem Grade bogenförmig zu krümmen. Tentakel (Kanal, Endknöpfe, Bewegungen). 1861 Bei vielen treten solche Krümmungen nur beim Ergreifen der Beute auf; andere zeigen sie auch sonst und zuweilen recht energisch. So macht der Tentakel von Rhyncheta sehr lebhafte schwingende oder rotirende Be wegungen, legt sich in Winkel oder Schleifen, oder biegt sich auch ganz zurück (Zenker). Aehnlich beweglich erscheint der von Acinetopsis rara (Robin); auch die 1 bis 2 Tentakel von Urnula machen tastende Bewegungen (Stein 1867, p. 107). Energisches und fortdauern- des Hin- und Herbiegen der Tentakeln scheint namentlich bei solchen Tokophryen und Aci- neten häufig zu sein, welche nur wenige entwickeln; so bei der zweitentaklisen Ac. dihdal- teria (Parona), bei der 2—4tentakligen Tokophr. flexilis (Kellicott 1887) und der Ac. cuspidata Kellic. Auch bei Ac. divisa (= patula Cl. L.) erwähnt Fraipont Biegungen und Schlängelungen. Niedergebogen und wieder aufgerichtet werden die Tentakel der sog. Ephelota coronata Kent's; ähnlich verhalten sich auch die von Podocyathus. Bei Ac. mystacina beobachtete Stein (1854) Krümmung einzelner Tentakel bis zu posthorn- artiger Form. Endlich sind die von Ophryodendron abietinum, doch auch wohl jene der meisten übrigen Arten dieses Genus beständig in lebhafter Bewegung (Clap. L.. Fraipont). Von den Biegungen sind jene häufigen Bewegungen der Tentakel vieler Suctorien zu unterscheiden, wobei nur ihre Richtung verändert wird, ohne dass sie sich krümmen. Solche Bewegungen können zu- weilen so lebhaft und anbaltend werden, dass die Tentakel hin und her schwingen. Der Sitz dieser Bewegungen liegt allem Anschein nach nicht im Tentakel selbst, sondern in der Körperoberfläcbe am Ursprungspunkt der Organe. Kleine Veränderungen der Lage der Ursprungsfläche können natürlich die Richtung des Tentakels bedeutend modifieiren. Einziehung-und Ausstrecekung der Tentakel. Die Tentakel aller Suetorien können sich verkürzen und wieder ausstrecken. Gewöhnlich geschieht beides ziemlich langsam. Doch kommt es auch vor, dass ein- gezogene Tentakel sehr schnell vorgestreckt werden. Claparede und L. sahen den dünneren langen Endabschnitt der Tentakel von Tokophr. Trold sehr plötzlich ausgestreckt werden und Stein (1867, p. 107) berichtet, dass die Tentakel von Urnula häufig sehr rasch hervor- schiessen. Es unterliegt ferner keiner Frage, dass die Tentakel völlig eingezogen werden können. Dies tritt bei der Eneystirung fast stets ein; auch der als Schwärmer sich ablösende Körpertheil zieht seine Tentakel stets vollständig ein. Unter gewöhnlichen Verhältnissen scheint hingegen bei der Contraction meist nur eine mehr oder weniger starke Verkürzung, jedoch keine völlige Retraction stattzufinden. Bei Stylocometes beobachteten Stein und Plate häufig ganz tentakel- ‚lose Individuen. Diese Suctorien und die ähnlich lebenden Dendro- cometen verlassen zuweilen ihren Wohnsitz und verwandeln sich in frei schwimmende Schwärmer; vor dieser Umbildung werden die Ten- takel stets eingezogen, bei Dendrocometes sogar die ganzen Arme (Plate). Auch bei ungünstigen äusseren Lebensbedingungen scheint letz- terer die Arme einzuziehen. Die Retraction eines Armes erfordert 3 bis 4 Stunden, geschieht also sehr langsam. Wohl an allen Tentakeln, welche sich rascher contrahiren können, bemerkt man bei Eintritt der Verkürzung eine eigenthümliche Ver- änderung. Sie erfahren eine schraubige Torsion, indem sich der Tentakel 1862 Suctoria. in eine meist sehr grosse Zahl kurzer und auch im Durchmesser kleiner Schraubenwindungen legt (77, 3f). Bei Beginn der Verkürzung, sind die Windungen natürlich noch recht steil und daher wenig deutlich. Die Tentakel erscheinen dann wie körnelig bis runzlig, indem die Höhen- linie der Windungen im optischen Längsschnitt der Tentakel, rechts und links alternirend, gleich Knötchen vorspringt. Je weiter die Verkürzung seht, desto niederer und deutlicher werden die Windungen, bis sie endlich bei sehr starker Verkürzung wegen der dichten Aufeinanderpressung der Umgänge wieder unklarer werden. Beim Ausstrecken des Ten- takels verläuft die Erscheinung in umgekehrter Reihenfolge, bis endlich am gestreckten Organ nichts mehr von Windungen zu sehen ist. Nach Zenker (Tok. cothurnata 1866) soll die Verkürzung der Tentakel am Distalende beginnen und gegen die Basis fortschreiten, weshalb die Sehraubenlinie gegen das Tentakelende enger wird. Doch liegen auch Berichte vor, nach welchen gerade das Umgekehrte stattzufinden scheint (z. B. Wrzesniowski 1877 für Urnula). — Als wahrscheinlichste Erklärung der Torsion dürfte sich folgende darbieten. Die Contraetion des Ten- takels, deren Sitz wir aller Analogie nach in seine eigentliche, aus Rinden- plasma bestehende Wand verlegen müssen, erfolgt nicht in der Längs- richtung, sondern in einer Schraubenlinie. Als Folge eines solchen Contractionsvorgangs muss der verkürzte Tentakel eine schraubenförmig tordirte Form annehmen, wie es schon für die Geisseln und den Stiel- faden der Vorticellinen erörtert wurde. Der Vortheil der Einrichtung aber ist der gleiche, wie bei den sehraubenförmigen Contraetionen des Vorticellenstiels, nämlich eine viel ausgiebigere Verkürzung des Tentakels, als sie bei gleicher Intensität der längsgerichteten Contraction eintreten würde. Die ziekzackförmige oder schraubige Gestalt der verkürzten Tentakel hat schon Weisse bei seiner angeblichen Actinophrys ovata (= Sphaerophrya), Stein (1854) namentlich bei Tokophr. cothurnata (77, 5), T. Astaci und Acineta linguifera gesehen. Für die erstere Tokophrya schilderten sie namentlich auch Claparede und Lachmann, bemerkten aber gleichzeitig (p. 127, Anm.), dass die Erscheinung bei allen Suctorien verbreitet sei. Genauer erörterte sie Zenker (1866) für T. cothurnata. Er erklärte die schraubige Bildung als eine spiralige Faltung der Pellicula bei der Rückziehung des Tentakels. Letzterer selbst soll hingegen nicht schraubig tordirt werden; der Kanal durchziehe ihn unverändert in gerader Linie. Dem gegenüber muss betont werden, dass schon bei Stein (1854), ferner auf Lieber- kühn’s uned. Skizzen ete. verkürzte Tentakel deutlich schraubig gezeichnet sind. Auch Hertwig’s Darstellung für die Greiftentakel von Ephelota gemmipara, sowie andere An- gaben scheinen hierfür zu sprechen. Stein (1867) erkannte die Erscheinung auch am Basal- abschnitt der Urnulatentakel und Wrzesniowski (1877) bestätigte dies, indem er gleich- zeitig betonte, dass die innere Körnchenbewegung (analog. jener der Pseudopodien), welche Clap. und L. bei diesen Tentakeln bemerkten, auf Verschiebungen der Falten an den sich streckenden oder verkürzenden Tentakeln zurückzuführen sei; wodurch die von Engelmann (1862) und Stein (1867) schon zurückgewiesene Auffassung der Urnulatentakel als Pseudo- podien (Cl. und L.) definitiv widerlegt wurde. Zenker wollte in der Wand der Suctorien- tentakel eine Längs- und eine Ringmuskelschicht zur Erklärung der Contraction und Streckung annehmen. Fraipont glaubt auch an den ganz ausgestreckten Greiftentakeln von Ephelota gemmipara eine schraubig verlaufende Fibrille beobachtet zu haben, welche an der Innen- Tentakel (Bewegungen). 1563 seite der Pellicula hinziehe. Er vergleicht sie einem Myonem der Ciliaten und führt die Ver- kürzung der Tentakel auf ihre Contraction zurück. Maupas (1881) leugnet die Existenz dieser Fibrille für Ephelota; es handele sich nur um eine schraubige Falte der Ten- takelwand. Wenn er gegen Fraipont hervorhebt, dass bei den übrigen Suctorien nichts Achn- liches bekannt sei, so ist dies unrichtig; denn es unterliegt keinem Zweifel, dass die Torsion der verkürzten Tentakeln in der grossen Mehrzahl der Fälle vorkommt. Ob eine schraubige Fibrille im Sinne Fraipont’s nachweisbar ist, scheint mir zweifelhaft. Findet sie sich jedoch auch nicht, so harmonirt unsere oben dargelegte Meinung doch insofern mit Fraipont’s Angabe, als sie die Contraction im Corticalplasma des Tentakels gleichfalls längs einer schraubigen Linie geschehen lässt. Wahrscheinlich dürfte Fraipont nur das Bild des schraubig tordirten Ten- takels für das einer Fibrille gehalten haben. Es ist nicht unmöglich, dass gelegentlich auch Faltungen der Pellicula an den verkürzten Tentakeln auftreten und das Bild unregelmässiger machen. Dass bei der Einziehung gewisser Tentakel keine Torsion auftritt, ist wahrscheinlich. Hertwig betont dies für die kurzen Saugtentakel der Ephelota im Gegensatz zu deren Greiftentakeln. Seiner An- sicht nach werden die ersteren einfach hervorgeschoben und wieder zurückgezogen; sie scheinen sich sogar beständig auf- und nieder- steigend zu bewegen. Maupas (1576) sah die Tentakel der Podo- phrya libera, welche Beute ergriffen hatten, sich ohne Runzelung (Torsion) verkürzen, während letztere sonst eintritt. Die Tentakel von Aecin. tuberosa bleiben nach Entz (1879) bei langsamer Einziehung steif und gerade, während sie bei rascher korkzieherartig gewunden werden. Ein solches Vor- und Zurückschieben, wie es Hertwig annimmt, ist nicht ganz unmöglich, wenn wir auch nicht zugeben können, dass die Tentakel sich dabei durch Löcher der Pellieula bewegen. Jedenfalls bedürfen die Contractionserscheinungen der Tentakel noch viel genauerer Untersuchung. Bei vollständiger Reetraction müssen die Tentakel wenigstens theil- weise im Körperplasma aufgehen, wenn unsere Ansicht von ihrem Bau richtig ist*). Nur der innere Kanal und vermuthlich auch nur der zuvor schon im Körperplasma gelegene Theil desselben, kann sich er- halten. Hierfür spricht Hertwig’s Beobachtung, dass bei encystirten Epheloten die Tentakelkanäle im Körperinnern noch zu sehen sind. Da- gegen konnte Plate bei Styloeometes und beiDendrocometes an den Stellen, wo Tentakel oder ganze Arme eingezogen worden waren, nie etwas von den Kanälen im Plasma finden. Er musste daher annehmen, dass eine totale Rückbildung der Tentakel und Arme bei der Einziehung‘ erfolgt. Hierfür spreche auch die Art, wie sie wieder hervortreten; bei Dendrocometes findet man nämlich, wie auch schon Bütschli (1877) beobachtete, in den kurzen jungen Armstümpfen nur ein oder wenige Kanäle, weshalb eine allmähliche Bildung derselben bei weiterem Aus- wachsen der Arme nothwendig erscheint. — Nur selten scheinen varicöse *) Maupas nimmt dies für die Tentakel der Sphaerophrya magna nach Art der zurückfliessenden Pseudopodien an, während die Tentakel von Ephelota und Verwandten sich nach Art von Muskelfasern contrahiren sollen. 1564 Suctoria. Anschwellungen an den Tentakeln aufzutreten. Schon Stein (1859, p. 74) gedenkt gelegentlicher unregelmässiger Anschwellungen beim Zurück- ziehen. Hertwig sah Derartiges an stark misshandelten Greiftentakeln von Ephelota gemmipara (77,3f). Spindelige Anschwellungen fand Maupas zuweilen an zurückgezogenen Tentakeln der Podophrya libera; manch- mal beobachtete er Aehnliches auch bei Sphaerophrya magna. Solche Variecositäten werden jedenfalls durch lokale Anschwellung oder Ansamm- lung des Rindenplasmas gebildet. e. Nahrungsaufnahme mit den Tentakeln. Mit Ausnahme weniger Formen wurde die Betheiligung der Tentakel an der Nahrungs- aufnahme überall festgestellt. Bei Ophryododendron glückte dies noch nicht; auch für Dendrocometes bleiben noch einige Zweifel, während Plate’s neuere Untersuchungen sicher erweisen, dass der nahe verwandte Stylocometes seine Tentakel zum Fangen und Aussaugen kleiner Ciliaten gebraucht wie andere Suctorien. Wrzesniowski beobachtete zuerst Dendrocometen, welche kleine Infusorien mit den zusammengekrümmten Tentakeln (die ihre Endtheile eingezogen hätten) festhielten und sehr langsam aussaugten. Stein und Bütsehli hatten niemals wahrgenommen, dass die Tentakel irgend eine Beute ergriffen, und konnten deshalb nur die Aufsaugung flüssiger Er- nährungsstoffe vermittels dieser Organe vermuthen. Plate vermochte Wr.’s Beobachtung nicht zu bestätigen; Infusorien, auch recht kleine Flagellaten, sah er nie von den Tentakeln festgebalten werden und glaubt deshalb, sie seien unfähig, lebhaft bewegliche Organismen ein- zufangen. Dagegen beobachtete er zweimal, wie kleine Amöben von ganz ausgestreckten Tentakeln rasch ausgesogen wurden. Ungünstiger Umstände wegen gelang es aber nicht den Vorgang genauer zu verfolgen, weshalb noch immer eine gewisse Unsicherheit über die Funetionirung der Tentakel von Dendrocometes herrscht, obgleich wir nicht bezweifeln können, dass sie analog denen der übrigen Suctorien und besonders denen des Stylocometes gebraucht werden. Bei den übrigen Suctorien verläuft der Beutefang und die Ernäh- rung mit den Tentakeln meist in folgender Weise. Kommen kleinere Ciliaten mit den Enden oder den Endknöpfen ausgestreckter Tentakel in Berührung, so sieht man häufig, dass sie an einem oder einigen hängen bleiben und sich trotz energischer Anstrengungen nicht loszureissen ver- mögen. Daher wurde mehrfach ausgesprochen, die Tentakelenden müssten sehr klebrig sein. Gruber (1876) bemerkt dies für Meta- cineta mystacina, Kent für Ophryodendron Sertulariae und Por- cellanarum, wo er auch das Anhaften der Tentakelenden am Deckglas häufig sah; Maupas für Sphaerophrya magna und Plate für Stylocometes. Es ist auch wahrscheinlich, dass beim Fang der Ciliaten häufig etwas Derartiges ins Spiel kommt. Obgleich, wie be- merkt, meist verhältnissmässig kleine Ciliaten erbeutet werden, gilt dies nicht allgemein; manche und vielleicht die Mehrzahl der Suetorien vermögen Tentakel (Nahrungsaufnahme mit denselben). 1865 unter günstigen Umständen auch relativ anselnliche Wimperinfusorien, die bedeutend grösser wie sie selbst sein können, zu bewältigen (76, 7a). Ist die Beute an einem Tentakel hängen geblieben, so befestigen sich häufig noch einige benachbarte an ihr, wobei nicht selten beobachtet wird, dass sie sich der Beute zubiegen, ja gradezu greifende Bewegungen machen, um sie zu erfassen. Die meisten Beobachter berichten, dass der Ten- takel, welcher eine Beute ergriffen hat, sich mehr oder weniger ver- kürzt; wodurch das ergriffene Infusor benachbarten Tentakeln genähert und deren Mitwirkung erleichtert wird. Greifbewegungen der Fang- organe kommen namentlich auch dann ins Spiel, wenn die zu bewäl- tigende Ciliate zwischen die Tentakel geräth. Recht oft sieht man mehrere Ciliaten gleichzeitig von den Tentakeln einer Suctorie ergriffen. Es ist wahrscheinlich, dass die Tentakelenden mancher Suctorien eine giftige Wirkung auf die ergriffene Beute ausüben, da deren Wimper- bewegungen nicht selten sehr rasch erlahmen und bald ganz aufhören. Schon Stein (1854, p. 66) schienen die Tentakel der Metacineta mystacina eine „betäubende Wirkung ähnlich den Nesselorganen“ auf die von ihnen berührten Ciliaten ausüben. Auch Gruber (1879) ver- muthet eine giftige Wirkung bei derselben Art. Maupas spricht sich namentlich für Sphaerophrya magna in gleichem Sinne aus, scheint diese Eigenschaft aber allen Suctoriententakeln zuzuschreiben. Auch Plate (1888) sah die von Hypocoma befallenenen Zoothamnien gewöhnlich sehr rasch sterben, was auf einer von der Suetorie ausgeschiedenen ätzenden Flüssigkeit beruhen dürfe. Obgleich nun in diesen und an- deren Fällen eine giftige Wirkung bei der Tödtung der Beute im Spiel sein mag, was ja recht vortheilhaft erscheint, sprechen doch manche Erfahrungen gegen die allgemeine Verbreitung der Erscheinung. Manche Beobachter fanden, dass grössere Ciliaten sich durch heftige Anstrengungen aus der Umgarnung der Tentakel wieder befreien können; weiterhin bemerken Claparede und Lachmann wie Stein (1859), dass das Erlöschen der Bewegung und das Sterben der Beute meist langsam er- folge. In dieser Hinsicht ist namentlich eine Beobachtung der erst- erwähnten Forscher recht interessant. Sie fanden (II, p. 30), dass eine ergriffene und theilweis ausgesaugte Stylonychia sich nach einiger Zeit noch theilte, wodurch die eine Hälfte dem drohenden Tode entging. Bei derselben Gelegenheit bemerken sie, dass die Aussaugung stets sehr lange dauert. Dies und ähnliche, weniger positive Aussprüche bestimmen mich, die rasche Tödtung oder Paralyse durch die Tentakeln nicht für allgemein verbreitet zu halten. — Wie bemerkt, verkürzen sich meist die Tentakel, welche Beute ergriffen haben, wobei sie natürlich dicker werden. Wenn die Tentakel von Stylocometes kleinere Nahrungskörper erfasst haben, so wird nach Plate nur ihr Endabschnitt (Tentakelchen Pl.) eingezogen (79, lc), während sie bei der Aussaugung | ‚grösserer Nahrungskörper gewöhnlich bis zur Hälfte eingezogen werden. — Der Endknopf soll, namentlich wenn er trichterartig gestaltet ist, bei der “ 1566 Suctoria. Nahrungsaufnahme bedeutend erweitert oder mehr ausgebreitet werden (Claparede L., Stein 1859). Die mit Greiftentakeln versehenen Epheloten erfassen die Beute zunächst mit diesen Organen, welche sich hierauf beträchtlich verkürzen und das gefangene Infusor in den Bereich der kurzen Saugtentakel bringen, worauf diese in Wirksamkeit treten (Hertwig, Fraipont). Die Greiftentakel sollen sich am Saugact gar nicht betheiligen. Ob letzteres ganz richtig ist, scheint mir weiterer Feststellung zu bedürfen. Kurz nachdem die Tentakel an die Beute angelegt wurden, sieht man deren Entoplasma in einem rascheren oder langsameren Strom durch den Tentakelkanal ins Innere der Suctorie fliessen. Da die Kanäle häufig recht tief in das Entoplasma eindringen, so kann man den Strom weit in den Suctorienkörper verfolgen; alsdann breitet er sich aus und wird undeutlich. Jedenfalls erklärt sich diese zuerst von Lachmann (1856) betonte Erscheinung auf die angegebene Weise. Das Ueber- strömen des Plasmas dauert so lange (zuweilen 3 und 4 Stunden Cl. u. L.), bis die Ciliate ihres gesammten Entoplasmas beraubt ist und nur das festere Aussenplasma als ein zusammengefallenes, runzliges Säckchen zurückbleibt, welches schliesslich abgestossen wird. Doch zerfliessen auch die gefangenen Ciliaten gelegentlich, bevor sie völlig ausgesaugt sind. Auf welchen Vorgängen das Aussaugen beruht, ist noch nicht auf- geklärt. Stein betont ausdrücklich (1859, p. 76), dass die Tentakel dabei keinerlei peristaltische Bewegungen machen; auch Clapar£de- Lachmann berichten nichts dergleichen. Die genannten Forscher fanden jedoch auch nichts von auf- und niedersteigenden Bewegungen, resp. Verlängerungen und Verkürzungen der Tentakel. Hertwig bemerkte der- artige Bewegungen bekanntlich an den Saugröhren der Ephelota semmipara; sie sollen nach ihm das Saugen verursachen. Er hält es also für eine Art Pumpen; bei der Verlängerung des Tentakels, resp. beim Aufsteigen oder Vorschieben desseiben, soll das Plasma der Beute in den Tentakel eingesaugt werden, bei seiner Verkürzung dagegen in die Suetorie strömen. Auch Maupas schliesst sich dieser Erklärung für die meisten Suctorien an; nur Sphaerophrya magna sauge in anderer, sehr eigenthümlicher Weise, wovon nachher die Rede sein wird. Der Hertwig’schen Erklärung des Saugens durch solche Pumpbewegungen der Tentakel stimmt auch Plate (1887 u. —88) zu. Bei Stylocometes will er gesehen haben, dass die Endabschnitte der Tentakel (die sog. Tentakelchen Pl.) schnell zurückgezogen und wieder ausgestreckt wurden und auf diese Weise kleinere Beute (Flagellaten) aussaugten. Auch die Enden der bis zur Hälfte eingezogenen Tentakel, welche grössere Beute ergriffen hatten, machten ähnliche rhythmische Bewegungen. — Einfaches Vor- und Zurückschieben eines festwandigen, stets und schon vor Beginn des Saugens mit Flüssigkeit erfüllten Rohrs kann meines Erachtens kein Saugen hervorrufen. Dagegen würde ein solches stattfinden, wenn das Lumen des Rohrs (Tentakelkanal) bei jeder Rückziehung verengt, bei Tentakel (Nahrungsaufnahme mit denselben). 1567 jeder Verlängerung erweitert würde, was auch bei der Contraction und Extension des Tentakels wohl eintreten muss. Weitere Voraussetzung für das Zustandekommen des Saugens unter diesen Bedingungen ist je- doch, dass die Verengerung des Lumens distalwärts, die Erweiterung basalwärts beginnt. Da aber die meisten Forscher gar nichts von Pump- bewegungen der Tentakel berichten, welche doch wohl leicht zu sehen sein dürften, kann ich kaum glauben, dass sie gewöhnlich vorkommen. Auch be- tont z. B. Stein (1859, p. 76) bestimmt, dass der Strom im Tentakel ganz continuirlich sei, was mit Pumpbewegungen nicht in Einklang gebracht werden kann. Mir will daher scheinen, dass das Ueberströmen des Plasmas der Beute in den meisten Fällen auf bis jetzt noch nicht bekannten Ursachen beruht, ja dass es sich vielleicht um einen verhältnissmässig einfachen physikalischen Vorgang handelt. Für Sphaerophrya magna kam Maupas (1881) zu einer ganz anderen Auffassung des Saugens, welche ich jedoch für unwahrscheinlich halte. Bekanntlich nimmt er an, dass die Tentakel dieser Suctorie nicht hohl, sondern von einem plasmatischen Axenfaden durchzogen seien. Nach- dem die Beute ergriffen ist, soll das Plasma des Axenfadens, sammt weiterem, welches aus dem Körper in den Tentakel strömt, in die Beute dringen; es trete also zunächst ein centrifugaler Strom von der Sphaerophrya nach der Beute hin auf. Das in letztere eingedrungene Plasma mische sich hierauf mit dem Entoplasma der Beute, um dann, sammt diesem, durch den Tentakel in den Suetorienkörper zurück zu strömen. M. erkennt selbst an, dass der vorausgesetzte centrifugale Strom ganz hypothetisch ist; denn die beobachtete Verdickung der Tentakel, welche Beute ergriffen haben, beruht doch wohl nur auf Verkürzung, wie es die übrigen Beobachter stets auffassten. Uebrigens denkt M. auch daran, dass unter Umständen schon die Entoplasmaströmung der er- sriffenen Ciliaten das Ueberströmen in die Suetorie bewirken möge, nachdem die Tentakel eine oder mehrere Oefinungen in den äusseren Körperschichten der Ciliate erzeugten. Dieser Erklärungsversuch scheint mir hauptsächlich von dem Bemühen auszugehen, eine möglichst grosse Analogie zwischen Tentakeln und Pseudopodien herzustellen, welch’ letztere Maupas stets zur Vergleichung herbeizieht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Strömungserscheinungen (der Pseudopodien stets in deren gesammter Masse stattfinden, niemals nur in der Axe; dass also eine direete Vergleichung ausgeschlossen erscheint. Der Erklärungs- versuch geht ferner von einer Voraussetzung aus, welche ich für un- begründet halte, dass nämlich das Plasma der Beute dem der Suctorie einfach beigemischt, ihm einfach incorporirt werde. Nach den Erfah- rungen an den Ciliaten scheint mir eine solche Auffassung recht un- wahrscheinlich. Wenn auch bis jetzt nicht genauer verfolgt wurde, was aus dem aufgesaugten Plasma im Innern der Suetorie wird, so ist doch sehr wahrscheinlich, dass es zunächst verdaut und dem Suctorienplasma nicht einfach beigemischt wird. 1868 Suctorla. Besonderes Interesse beanspruchen die vereinzelten Erfahrungen über wirkliches Verschlucken kleiner Nahrungskörper durch Suctorien- tentakel. Zuerst sahen Claparede und Lachmann, wie die Tentakel der Tokophrya Trold Cl. L. sp. einen Tintinnus denticulatus aus seiner Schale herauszogen, ihn in zwei Hälften zerrissen, worauf die eine von einem Tentakel (d. h. seinem Basalabschnitt, s. oben p. 1855), welcher sich „enorm“ erweiterte, verschluckt wurde. Nach dem Bericht beider Forscher muss man annehmen, dass dies die normale Ernährungs- weise der Art ist. Etwas Aehnliches gibt Entz (1879) für Acineta tube- rosa an. Er sah die Tentakel gelegentlich kleine, grüne Körperehen ergreifen (wahrscheinlich Chloropbylikörper von Algen), worauf sie sich allmählich sehr verkürzten und der Endknopf sich stark ausdehnte; schliesslich wurde der Tentakel ganz eingezogen und das grüne Kör- perchen drang wie durch einen engen Mund in die Acinete. Auch Hartog’s Angaben (1881) für die sogen. Podophrya infundi- buliformis beziehen sich vielleicht auf Aehnliches. Bei dieser Gelegen- heit mag auch an eine Beobachtung Wright’s (1859) erinnert werden, der bei seiner Ephelota apieulosa (wahrscheinlich = E. gemmipara) gesehen haben will, dass die Tentakel Algensporen aufnehmen *). Schon O. F. Müller (1786) beobachtete bei seiner Trichoda (Podophrya) fixa das Einfangen kleiner Infusorien mittels der Tentakel und vermuthete, dass sie aus- gesaugt würden. Ehrenberg (1833 und 38) drückte sich für Podophr. fixa nicht sehr klar aus. Er bemerkt, dass die an den Tentakeln hängen bleibenden Infusorien plötzlich zu wimpern aufhörten und dann „sichtlich ausgeleert würden“, worauf ihre Haut abfalle. Die Angabe erschien um so weniger klar, als er dieser Art gleichzeitig einen Mund zu- schrieb, indem er die contractile Vacuole wahrscheinlich für einen solchen hielt. Stein scheint den Suctorien anfänglich (1849) jede Nahrungsaufnahme abgesprochen zu haben, was nicht unverständlich ist, da er sie nur als Umwandlungsstadien der Vorticellinen zum Zweck der Fortpflanzung ansah, welche während dieser Periode wohl der Nahrung entbehren konnten. Die Tentakel seien Vertheidigungsorgane. Schon 1851 wollte er jedoch annehmen, dass der Körper und namentlich die Enden der Arme von Dendrocometes flüssige Nahrung auf- saugten, was auch wohl für die Acineten gelte. 1854 entwickelte er diese Ansicht ein- gehender (p. 64, 66 und 141). Obwohl er in den Tentakeln noch wesentlich Abwehrorgane erblickte, könnten sie doch wohl mit der ganzen Oberfläche flüssige Nahrung aufsaugen, welche z. Th. dem Zerfall der eingefangenen und getödteten Infusorien entstamme. Dass die Acinetinen Nahrung aufnähmen und wüchsen, sei zweifellos. Erst Lachmann zeigte 1856 überzeugend (speciell für Tokophr. cothurnata), dass die eingefangenen Infusorien von den hohlen Tentakeln ausgesaugt würden; in dem gemeinsam mit Claparede herausgegebenen Werk wurde dies näher dargelegt. Stein schloss sich 1859 (p. 76) dieser Ansicht an; nur für die Dendrocometinen blieb er bei der früheren Meinung, dass sie flüssige Nahrung mit den Tentakelenden aufsaugten; woher diese aber stamme, sei ganz dunkel. Seit dieser Zeit fand die Auffassung der Tentakel als Saugorgane allgemeine Anerkennung. f. Morphologische Auffassung der Tentakel. Sowohl der Bau der Tentakel wie ihre Betheiligung an der Nahrungsaufnahme mussten die *,Z. b. d. ©. Auch Keppen (8$4) berichtet neuerdings, dass Ac. papill. und tuberosa Algenzoosporen mit den Tentakeln verschlucken. Dies sei die gewöhnliche Er- nährungsweise jener Acineten. Gelegentlich würden die Zoosporen jedoch ausgesaugt. Nahrungs- vacuolen fand er nur bei Ac. papill. und auch da nur selten. Tentakel (Nahrungsaufnahme mit denselben ; morpholog. Bedeutung). 1569 Meinung nahe legen, dass sie den Pseudopodien der Sarkodinen am nächsten verwandt seien. Schon die älteren Forscher gaben dieser Auf- fassung Ausdruck, indem sie Suctorien mit Actinophrys zusammen- stellten oder auch verwechselten. Auch später blieb sie lange die geltende. So bemerkte Stein 1859 (p. 74), dass die Tentakel den Pseudopodien der Rhizopoden am nächsten stehen. Viele Morphologen, wie Gegenbaur, Kölliker, Claus, Häckel, Kent u. A. schlossen sich dem an. Claparede u. L. betonten dagegen mit Recht, dass ein fundamentaler Unterschied zwischen beiderlei Gebilden bestehe, zu welchem Resultat auch Hertwig gelangte; seine Ansicht über die völlige Unabhängigkeit der Tentakel vom übrigen Körper liess ihn dies besonders scharf betonen. Die Tentakel galten ihm als eigen- artige Organe, nicht ableitbar von Pseudopodien, durch deren Besitz die Suctorien sich hoch über die Heliozoen und andere Sarkodinen erheben. Fraipont schloss sich dieser Meinung im Allgemeinen an, ob- gleich er bekanntlich die Unabhängigkeit der Tentakel vom Körper leugnete. Ebenso gelten sie auch Plate (1858) als Organe sui generis. Gegenüber solehen Ansichten kehrte Maupas (1881) wieder zur älte- ren Meinung zurück. Namentlich seine Auffassung der Tentakel von Sphaerophrya magna und ihrer Funetionirung beim Saugen liess ihn wieder eine nähere Verwandtschaft der Tentakel mit den Pseudopo- dien, speciell jenen der Heliozoen annehmen; wenn auch beiderlei Organe nicht absolut identisch seien, so müssten sie doch als homolog betrachtet werden. Jedenfalls nahm M. an, dass die Tentakel aus Pseudopodien entstanden seien; dies folgt schon daraus, dass er Suetorien und Heliozoen als nähere Verwandte betrachtet. Ich halte die Beziehungen zwischen Pseudopodien und Tentakeln für unbegründet, um so mehr, als mir grade Maupas’ Auffassung der Sphaerophryatentakel recht zweifelhaft erscheint. Müssen wir deshalb aber mit Hertwig u. A. schliessen, die Suctoriententakel seien ganz selbstständig entstandene Organe? Ich halte es für möglich, dass dies nicht richtig ist, die Tentakel vielmehr von Organen ciliatenartiger Vorfahren entsprungen sein können. Ob sie zwar mit den tentakel- artigen Gebilden, welche wir bei gewissen Enchelinen fanden, homo- logisirt werden dürfen, kann nicht behauptet oder verneint werden, bevor nicht nachgewiesen ist, ob diese einen Kanal enthalten und ähnliche Functionen besitzen. Wir werden bei der Frage nach der Verwandt- schaft der Suctorien auf diese Angelegenheit zurückkommen. Ich halte es aber für möglich oder doch der Erwägung werth: dass die Tentakel sich vom Mund der Ciliaten ableiten können. Betrachten wir eine zweifellos sehr ursprüngliche Suctorienform, wie Hypocoma, welche noch dauernd Cilien besitzt, so finden wir an deren Vorderende einen einzigen, relativ dieken und kurzen Tentakel, dessen Ableitung von einem feinen, auf einen contractilen, rüsselartigen Fortsatz gerückten Ciliatenmund keine grossen Schwierigkeiten bereiten dürfte. Dass aber die Suctorien über- 1570 Suctoria. haupt mit eintentakeligen Formen begannen, ist sehr wahrscheinlich, weil solehe noch mehrfach vorkommen und weil auch die Schwärmer nach ihrer Umbildung häufig zunächst einen einzigen Tentakel entwickeln; wie denn auch deutlich nachweisbar ist, dass nicht nur im Leben des Individuums, sondern auch in der phylogenetischen Entwicklung der Gruppe eine fortschreitende Vermehrung der Tentakel stattfindet. Eine derartige Hypothese führte also zur Annahme, dass der ursprünglich ein- fache Tentakel aus der Modification der Mundöffnung entstand, indem diese sich der saugenden Ernährungsweise anpasste; der Tentakelkanal ent- spräche also einer feinen Schlundröhre, wie sie bei Enchelinen vor- kommt. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung trat eine Vermehrung der Mundöffnungen ein. Letztere Annahme scheint mir nicht unzu- lässig, wenn wir bedenken, dass schliesslich alle Organe eines Lebe- wesens der Vermehrung fähig sind. Eine Suctorie mit zahlreichen Tentakeln würde uns an eine Porpita oder Velella erinnern, mit ihren zahlreichen Saugröhren oder Magenstielen, welche wir allen Grund haben, durch Vermehrung des einzähligen entsprechenden Organs einer Meduse entstanden zu denken. Diese Hypothese gewährte andererseits den Vortheil, dass bei der Ableitung der Suetorien von ceiliatenartigen Vorfahren keine völlige Revolution des Ernährungsvorgangs und keine gänzlich neue Organbildung angenommen zu werden braucht, zwei Voraussetzungen, welche stets grosse Schwierigkeiten bereiten. Obgleich ich nicht verkenne, dass der Hypothese zur Zeit noch bedeutende Schwierigkeiten entgegenstehen, wollte ich sie hier doch künftiger Forschung zur Erwägung stellen; die Hauptschwierigkeit erblieke ich zwar nur im Vorkommen tentakelartiger Organe neben einem wohl- ausgebildeten Mund bei gewissen Enchelinen. Wie gesagt, werden wir darauf noch zurückkommen. After. Am Schlusse dieses Abschnitts über die nahrungsaufnehmenden Organe möge kurz betont werden, dass Ausstossung unverdauter Nahrungsreste oder Excretionsstoffe nie sicher beobachtet wurde, demnach auch von einem After keine Rede sein kann. Ich kann über- haupt nur eine einzige unsichere Angabe über Defäcation finden, nämlich die Levick’s, welcher die Elimination unverdauter Nahrungsreste bei Dendrosoma an der Basis der Tentakel gesehen haben will. Z. b. d. C. Neuerdings berichtet jedoch Keppen (884), dass im Plasma von Acin. papillifera stark lichtbrechende Körper vorkämen, welche wahrscheinlich Nahrungsreste.seien und in den Hohlraum des :Gehäuses entleert würden. Achnliches will er auch bei Ac. tube- rosa und Ephelota gemmip. gesehen haben. Nutting (860) will dagegen beobachtet haben, dass bei seiner sog. Podophr. compressa gelegentlich ein heftiger Strom granulirten Plasmas aus einem Tentakel hervorbrach, woraus er auf eine gleichzeitig excretorische Thätigkeit dieser Organe schliessen möchte. D. Die contractilen Vacuolen. Ueber diese, bei den Sucetorien wohl weit verbreiteten Gebilde können wir uns kurz fassen, da alles, was bei den Ciliaten über sie im All- gemeinen berichtet wurde, auch hier gilt. Zweifel über das Vorkommen der Vaeuolen bestehen nur bei wenigen marinen Formen, Ophryo- Tentakel (morpholog. Bedeutung). Contract. Vacuolen. 87} dendron und vielleicht gewissen Epheloten, wie wir Aehnliches auch für gewisse marine Ciliaten fanden. Weder Clapar&de und L., noch Wright, Hincks, Koch und Robin konnten bei erwachsenen Ophryodendren contr. Vacuolen finden. Fraipont beobachtete eine bis zwei, viel- leicht auch mehr Vacuolen bei seinem Ophr. belgicum, sah jedoch nie ikre Entleerung; er glaubt aber, dass sie doch stattfinde, wenn auch sehr langsam. Kent (601) spricht von einer bis mehreren contract. Vacuolen bei O. Sertulariae; ebenso zeichnet Gruber (1884) bei dem wohl identischen O. variabile zuweilen mehrere Vacuolen, spricht aber nicht von deren Contractionen. Für OÖ. trinacrium Grb. sp. bemerkt er, dass die „Vacuole“ gewöhn- lich von den Körnchen des Entoplasmas verdeckt werde. In den Schwärmern von O. abie- tinum konnten sich Claparede und L. zuweilen von dem Vorhandensein einer contract, Va- cuole deutlich überzeugen; sie zeichnen aber z. Th. einen äquatorialen Kranz ähnlicher. Aus allem möchte ich entnehmen, dass die Vacuolen auch den Ophryodendren nicht fehlen. Eine gewisse Unsicherheit besteht ferner noch über die contr. Vacuolen der Ephelota gemmipara. Grössere und kleinere Vacuolen finden sich zwar in verschiedener Zahl gewöhn- lich vor; doch sah Hertwig nur selten einzelne schwinden. Fraipont bemerkte überhaupt keine Expulsionen. Dagegen beschrieb Maupas bei E. Thouletii und microsoma 1—2 contr. Vacuolen. Man darf daher wohl annehmen, dass sie auch hier keineswegs fehlen, sondern nur wegen ihrer sehr langsamen Bildung und weil die Expulsion in grossen Zwischenräumen ge- schieht, schwer feststellbar sind. Die Zahl. der Vacuolen ist sehr verschieden und scheint auch bei den einzelnen Arten häufig beträchtlich zu schwanken; dennoch möchte ich glauben, dass die angeblichen Variationen bei einer und derselben Species vielfach auf ungenauen Untersuchungen beruhen. Kleinere bis mittelgrosse Formen enthalten häufig nur eine Vacuole; so stets die Dendrocometinen, Hypocoma, die Podophryen, zahlreiche Acineten, Endosphaera und einzene Tokophryen. Daran reihen sich andere, bei welchen die Vacuolenzahl von 1-2 schwankt (Sphaerophryen, einzelne Epheloten und Tokophryen). Tokophr. quadripartita besitzt nach Bütschli (1576) regelmässig 3, ähnlich auch Triehophrya Salparum nach Entz; bei anderen Tokophryen steigt ihre Zahl bis auf 5 und mehr. Auch bei Tricho- phrya Epistylidis und Solenophrya crassa werden sie zahl- reicher (6—8). Bei den Tokophryen unserer 1. Gruppe (speciell T. cothurnata, Steinii und ferrum equinum) wächst ihre Zahl endlich ungemein. Hier umstehen die zahlreichen Vacuolen entweder den schmalen Rand des ganzen Körpers in einem Kranz oder sind über die ganze Körperoberfläche zerstreut. Aehnlich verhält sich die grosse Dendro- soma radians. Ueber die Lage der in geringerer Zahl vorhandenen Vacuolen lässt sich kaum etwas Allgemeines bemerken, da sie sehr schwankt. Vielleicht war die mittlere Lage einer einzigen Vacuole die ursprüngliche, zu welcher sich dann die übrigen succesive gesellten. Soweit bekannt, geschieht die Neubildung der Vacuolen stets in der einfachsten Weise, nämlich durch Zusammenfluss einiger Bildungsvacuolen. Wrzesniowski (1877) beobachtete bei Tokophr. Liehtensteinii ge- legentlich, dass einzelne Bildungsvacuolen schon vor dem Zusammenfluss entleert wurden. Bei Podophrya sah Maupas (1576) manchmal 1872 Suctoria. einzelne Bildungsvacuolen nicht zur Vereinigung mit der Hauptvacuole gelangen und erst nach mehrmaliger Entleerung der letzteren mit ihr zusammentreten, ein Verhalten, welches sich aus den früheren Erörterungen über die eontract. Vacuole hinreichend erklärt. Zuführende Kanäle finden sich, soweit bekannt, niemals. Lachmann (1856) und Clapar£&de (1858) hatten zwar angegeben, dass die ungemein zahlreichen Vacuolen des grossen Dendrosoma radians mittels eines, das ganze Wesen durchziehenden Kanals unter einander zusammenhingen. Wie Kent (601) zeigte, ist dies zweifellos irrig; die Vacuolen sind nicht mit einander verbunden. Es ist wahrscheinlich, dass die ersterwähnten Forscher die langen, bandförmigen Aeste des Makronucleus für einen Kanal hielten, Poren oder Ausführkanälchen der contr. Vacuole wurden ziem- lich häufig beobachtet, weshalb ihre allgemeine Verbreitung recht wahr- scheinlich ist. Bei Metacineta mystacina bemerkte Bütschli (1877) über der Vacuole 3 bis 5 kleine Poren der Pellieula, in einer graden Linie neben einander. Als eine Folge dieser Porenanordnung darf es betrachtet werden, dass die kuglige Vacuole während der Entleerung eine langelliptische Gestalt annimmt, indem sie sich gewissermaassen von beiden Seiten gegen die Porenlinie zusammenzieht (s. p. 1430). Schon 1859 (315) entdeckte Lachmann bei der sogen. Discophrya speciosa, einer mit Tokophrya ferrum equinum nahe verwandten Form, dass jede Vacuole durch einen Kanal ausmünde, welcher die dieke Pellicula durchsetze und sich bei der Contraction deutlich erweitere. Engelmann beschrieb 1862 (p. 380 Anm. 2) den Ausführkanal der contr. Vacuolen von Tokophr. Steinii, welcher jedenfalls etwas unter die Pellicula ins Innere reicht; auf seiner uned. Skizze sind jedoch an manchen Vacuolen auch 3 Kanalmündungen angegeben. Auch Zenker (1866) glaubt über den contractilen Vacuolen der Tokophr. cothur- nata einige die Pellicula durchbohrende Kanälchen gesehen zu haben. Wrzesniowski constatirte ein Kanälchen der Vacuolen von Tokophr. Lichtensteinii und sah mit Lachmann, dass es sich bei der Systole erweitere. Endlich entdeckte Bütschli bei Dendrocometes einen rela- tiv sehr langen, tief ins Innere reichenden, feinen Kanal (79, 2d, p), welchen Plate bestätigte, der ihn später (1888) auch bei Stylocometes, wenn- gleich viel kürzer, wiederfand. Bei Dendrocometes lässt sich klar erkennen, dass der Kanal eine directe Fortsetzung der Pellicula ist. Engelmann (524) beobachtete an einer parasitischen Endosphaera von Vorticella mierostoma bei jeder Vacuolencontraction eine Erweiterung des spaltförmigen Geburtskanals, durch welchen die Knospenhöhle mit der Aussenwelt communieirt. Die Entleerung der Vacuole muss daher durch diesen Kanal, oder wenigstens in die Knospenhöhle stattfinden. Mit dieser Beobachtung harmonirt eine andere von Entz (1879), welcher die Vaeuole von Acineta tuberosa durch ein Kanälchen auf dem apicalen Körperpol ausmünden sah. Dies Kanälchen diene bei der Knospenbildung gleichzeitig als Brutkanal zum Austritt der Schwärmer. Ich hege gewisse Bedenken gegen diese Auffassung; lieber möchte ich Contractile Vacuolen. Nuclei (Allgemeines, Mikronuclei). 1873 annehmen, dass die Ausmündungsstelle der Vacuole in die sich bildende Bruthöhle hinabsinkt, nicht aber, dass ihr Ausführkanal zum Brutkanal umgewandelt werde. Wir werden auf dieses Verhältniss später nochmals zurückkommen *). Ueber die Systole ist kaum etwas Besonderes zu bemerken, sie voll- zieht sich wie bei den Ciliaten unter entsprechenden Verhältnissen. Er- wähnenswerth ist aber, dass Podophrya Maupasii bei jeder Systole in leichte Schwingungen geräth (Maupas 1876), was an Engel- mann’s Beobachtung bei Chilodon propellens erinnert. E. Die Nuclei. 1876 fand Bütschli bei der parasitischen Sphaerophrya von Para- maecium neben dem ansehnlichen Kern einen kleinen Mikronueleus, wodurch zuerst auf die Uebereinstimmung zwischen Suctorien und Ciliaten auch in den charakteristischen Kernverhältnissen hingedeutet wurde. Maupas (1881) wies dann einen Mi. N. mit Bestimmtheit bei Tokophrya limbata Mp. sp., Acineta tuberosa (= foetida Mp.), Podophrya fixa (1884, Anm. p. 528) und P. Cyelopum (briefl. Mitth.) nach. Wahrscheinlich, jedoch nicht ganz sicher, bemerkte er ihn bei Acineta Jolyi, während bei Ephelota gemmipara einige Körperchen gesehen wurden, welche vielleicht Mikronuclei waren (1881). Bei Toko- phrya limbata bestätigte Möbius den Mi. N. (876) **). Auf diese spär- lichen Erfahrungen hin lässt sich natürlich die Annahme einer allgemeinen Verbreitung der Mikronuclei bei den Suctorien nicht basiren, um so mehr, als neuere Forscher, z. B. Plate für Dendrocometes und Stylo- cometes, ihre Gegenwart bestimmt leugnen, andere sie bei den unter- suchten Suctorien wenigstens nicht finden konnten. Es bleibt dem Belieben des Einzelnen überlassen, die eine oder die andere Annahme vorzuziehen. Ich persönlich neige mich der Hypothese ihrer allgemeinen Verbreitung zu, was schon aus meiner Stellungnahme bei den Ciliaten hervor- geht. Es ist zu beachten, dass die Körnermassen im Entoplasma der Suetorien der Beobachtung der Mi. N. besondere Schwierigkeiten bereiten, wozu sich gesellt, dass sie meist recht kleine Körperchen sind. Ueber ihren Bau ist wenig zu sagen. Sie sind ziemlich dunkel und stark färbbar; besondere Structuren wurden an ihnen nicht beobachtet. Ob die stark färbbaren Körper, welche Fraipont in Ein- oder Mehrzahl im Nucleus der angeblichen äusseren Knospen von Ophryodendron belgsicum, der kleineren Indivi- duen von Acineta tuberosa und im Ma. N. von Ac. vorticelloides beschrieb, möglicher- *) 2. b. d. C. Vergleiche über den Kanal der contr. Vacuole einer Suctorie auch Keppen (884). Derselbe glaubt hier am inneren Kanalende ein vacuolenartiges Reservoir gefunden zu haben. ; *, Z.b. d. C. Keppen (884) gibt den Mi. N. noch für Ac. 'papillif., Metacin. mysta- eina, Tokophr. cothurnata und Carchesii an. Selten finden sich 2—3. Ihr Bau sei ziemlich verschieden, eine Membran jedoch stets deutlich. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 118 1874 Suctoria. weise auf Mi. N. bezogen werden dürfen, die fälschlicherweise ins Kerninnere verlegt wurden, kann allenfalls in Betracht gezogen werden, ist jedoch wenig wahrscheinlich. Der Makronucleus — denn so dürfen wir nach den vorliegenden Erfahrungen den ansehnlichen Kern der Suetorien allgemein nennen — findet sich stets in der Einzahl. In den seltenen Fällen, wo scheinbar mehrere vorhanden, oder Theile von ihm abgelöst schienen, handelte es sich wohl nur um Gliederbildung, wie bei vielen Ciliaten. Der Ma. N. kleinerer oder mittlerer Formen ist gewöhnlich kuglig bis etwas länglich. Bei Suctorien mit stärker verlängerter Hauptaxe, jedoch auch bei anders gestalteten wird er nicht selten bandförmig. Solch bandförmige Kerne sind entweder grade oder gebogen, bis hufeisen- förmig und unregelmässiger gewunden. Selbst recht kleine Formen haben zuweilen hufeisenförmige Kerne, so z. B. eine Art von Hypocoma. Bei grösseren Arten tritt nicht selten eine Tendenz zur Verzweigung hervor Dass dies mit der Grösse in Zusammenhang steht, ist leicht ersichtlich, da die Ma. Ni der Schwärmer solcher Arten gewöhnlich einfach oder doch nur bandförmig sind und die Verzweigung erst mit dem Wachs- thum allmählich beginnt, mit dessen Fortschreiten sie zunimmt. Wir werden später erfahren, dass die Verästelung mehrfach mit Knospen- bildung in direeten Zusammenhang gebracht wurde; dass dies aber zum mindesten nicht überall gilt, zeigt Tokophrya Steinii, von der so- gleich die Rede sein wird. Verästelte Ma. N. besitzen gewöhnlich die grösseren Epheloten. Der ursprünglich hufeisenförmige Kern, welcher den Körper in einer Horizontalebene durchzieht, entwickelt bei grösseren Individuen eine ver- schiedene Zahl von Zweigen, vorzugsweise nach der Apicalfläche zu, an welcher später die Knospenbildung geschieht (77, 5h). Seltener finden sich auch kleinere basale Zweige. Die Aeste können sich selbst wieder mehr oder weniger verzweigen. Durch Einschnürung, resp. Verdünnung des Haupt- theils wie der Aeste treten auch Gliederungen auf. Hieraus folgt, dass der Ma. N. grösserer Epheloten in der Regel eine sehr complieirte, jedoch recht variable Gestalt besitzt. — Mehrfach verästelt sind gewöhnlich, doch nicht immer, die Ma. N. der rüsseltragenden Individuen der Ophryoden- dren(v.Koch,Fraipontund Kent, 79, 3c), wogegen die flaschenförmigen meist unverästelte, bandförmige Kerne besitzen. Der mässig verästelte Ma.N. von Trichophrya epistylidis (78, 6a) leitet zu dem Verhalten bei Dendrosoma über, dessen Kern als ein vielfach verzweigtes Band den ganzen, mannichfaltig verästelten Körper durchzieht (Ehrenberg, Clap. u. L., Kent, 78, 7d u. b); selbst der Kern des Schwärmers zeigt hier schon die ersten Zeichen der Verästelung (78, 7b—c). Einen der complieirtesten Ma.N. besitzt endlich Tokophrya Steinii Cl. u. L. sp. nach Stein’s Ent- deckung (77, 7a). Von einer centralen, bandartigen oder breiteren Partie strahlen viele Aeste aus, welche sich selbst wieder mehrfach verzweigen kön- nen (Stein). Auf Engelmann’s uned. Skizzen erscheint der Ma.N. hingegen meist hufeisenförmig mit nach aussen und innen gerichteten Zweigen. Makronucleus (Gestalt, Structur), 1875 Obgleich Stein für diese Art schon hervorhob, dass der verästelte Kern allmählich aus einem einfach runden entsteht, leugnet er doch, dass dies mit der Grössenzunahme der Individuen Hand in Hand gehe, da auch verhältnissmässig ansehnliche Individuen mit einfachem Kern vor- kämen. Ich halte aber die oben aufgestellte Regel im Allgemeinen für richtig; die einfachen Kernformen grösserer Individuen beruhen wohl auf besonderen, erst noch zu ermittelnden Ursachen. Mit der Knospung hängt die Kernverästelung grade bei T. Steinii gewiss nicht zusammen, da bis jetzt immer nur eine einzige Knospe gefunden wurde (Stein, Engelmann uned.) — Auch bei den Aeineten und einigen anderen Formen treten manchmal Anzeigen von Verästelung auf. Ueber die Structur der Ma. N. brauchen wir hier nur wenig zu berichten, weil sie einmal nicht sehr eingehend erforscht wurde und andererseits wesentlich dieselbe ist wie bei den Ciliaten. Im granu- lirten, jedenfalls aber wabigen Kerninhalt wurden mehrfach vacuolen- artige Bildungen beobachtet, so schon von Stein gelegentlich bei Tokophr. Steinii. Bei Dendrocometes fand Bütschli solche vacuolenartige Räume zuweilen so reichlich, dass die Kernsubstanz grob- netzig erschien; auch Plate fand solche Ma. N. gelegentlich. Sehr deutlich netzig oder wabig zeichnet Schneider (1836) den Ma. N. conjugirter Dendrocometes, doch scheint diese Structur wegen ihrer Feinheit von der wabigen eigentlichen Kernsubstanz herzu- rühren*). Zuweilen zeigen die Suctorienkerne auch die längsfasrige Be- schaffenheit, welche schon bei den Ciliaten beschrieben wurde. Bütschli beobachtete dies bei einzelnen Dendrocometen; hier wie bei Stylo- cometes fand Plate manchmal diese Structur; auch Aim& Schneider bildet von letztgenannter Suetorie einen ganz feinfasrigen Kern ab. Nicht selten finden sich kleine bis grössere dunklere Binnenkörper im Kerninhalt, welche ihn manchmal ganz und reichlich durchsetzen. Maupas und Daday schildern sie bei Acineta Jolyi Mp. und Ophryodendron trinacrium Grub. ganz wie die von einem hellen Hof umschlossenen Binnenkörper unserer zweiten Kategorie bei den Ciliaten (s. p. 1511). Eines solchen Hofs um die gelegentlich vorhandenen Binnenkörperchen des Dendrocometes gedenkt auch Plate. Der Ma.N. von Stylocometes wird ebenfalls häufig von dunkleren, stärker färbbaren Binnenkörpern durchsetzt, um welche weder Plate noch Aim& Schneider, der sie vielfach abbildet, einen Hof erwähnen. Nach dem Letzteren sind sie bald kleiner bald mässig gross, gewöhnlich rundlich, aber auch zuweilen länglich bis stäbchenartig. Er nennt sie Chromato- sphäriten. Es ist möglich, dass diese Körperchen mehr jenen 1. Kategorie der Ciliaten entsprechen. Gelegentlich fand Schneider bei Stylo- cometes auch Kerne, deren Axe von einem dieken, stärker färbbaren *) Z. b. d. C. Vergl. auch bei Keppen 884, 1197 1876 Suctoria. Strang durehzogen war, was ebenfalls an Aehnliches bei den Ciliaten erinnert. Schliesslich kamen auch Kerne vor, in welehen mehrere dünnere und zum Theil verästelte bis anastomosirende, stärker färbbare Fäden zu verfolgen waren. Auf die von Fraipont in gewissen Ma. N. be- schriebenen grösseren sog. Nucleoli wurde schon oben (p. 1873) hin- gewiesen“). Theilung der Makronuclei. Wie Bütschli zuerst (1876) bei der Knospung von Tokophrya quadripartita erkannte, erfährt der Ma. N. bei der Theilung genau dieselbe Structuränderung, welche für die Ciliaten eingehend geschildert wurde; d.h. er nimmt die Knäuelform an (77, 9). Der Uebergang von der gewöhnlichen Beschaffenheit in die knäuelförmige liess sich bier am lebenden Wesen gut verfolgen, ebenso auch die rückläufige Umbildung. B. konnte die fasrige Structur ferner bei der Theilung des Dendrocometeskerns verfolgen, wo sie Plate bestätigte. Bütschli beobachtete die Knäuelstructur noch bei der Theilung des Ma. N. von Metacineta mystacina und zwar gleichfalls im lebenden Infusor (78, 4); Maupas verfolgte sie bei der Knospung der Acineta foetida und Entz bei der von Trichophrya Salparum. Demnach dürfen wir wohl annehmen, dass der Makronucleus sich ebenso allgemein im Knäuelstadium theilt, wie bei den Ciliaten. Den äusseren Verlauf der Theilung, welcher sich gleichfalls im allgemeinen wie bei den Ciliaten vollzieht, werden wir besser bei der Fortpflanzung näher Ueber die Theilung der Mikronuclei wurde bis jetzt nichts bekannt (vergl. jedoch im Abschn. über die Conjugation). 3, Stiel-Hüll- und Gehäusebildungen. A. Stiele. Der Körper der meisten Suctorien sitzt bekanntlich auf einem Stiel, welcher in Bau und Entstehung mit den Stielen der acontractilen Vorticellidinen sehr übereinstimmt. — Die Verbreitung der Stiele wird im systematischen Abschnitt dargelegt werden. Hier ist nur zu betonen, dass wenige Arten gleichzeitig gestielt und ungestielt vor- zukommen pflegen. Schon Cienkowsky (1855) wollte stiellose Exemplare der Podophrya fixa gefunden haben, doch wird sich schwer ent- scheiden lassen, ob er nicht eine verwandte Art beobachtete, da nach Maupas (1876) die Pod. libera Perty, welche der eigentlichen P. fixa sehr ähnlich ist, nur selten einen kurzen Stiel abscheidet, meistens ganz stiellos gefunden wird. *), 2. b. d. ©. Ueber die Kerneinschlüsse vergl. namentlich auch bei Keppen (884). **), 7. b. d. C. Gute Abbildungen der Knäuelstructur der sich theilenden Ma. Ni gab neuerdings Keppen (884). Er glaubt, dass die Membran bei der Theilung schwinde; ge- legentlich will er die Andeutung einer Kernplatte bemerkt haben. Makronuclei (Theilung). Stiele (Form). 1877 Auch für andere Suctorien wurde behauptet, dass sie gelegentlich ihren Stiel verlassen. So erklärte Badcock (1880) die Trichophrya epistylidis für eine stiellos gewordene Tokophrya quadripartita; auch Entz (1884) neigt dieser Ansicht zu. Mir scheint sie unbegründet, wie im systematischen Abschnitt genauer erörtert werden soll. Bei den gehäusebewohnenden Arten ist in der Regel ebenfalls ein ; Stiel vorhanden, dessen Bau dem der gehäuselosen ganz entspricht. Wir können ihn daher hier betrachten, wogegen wir über das Verhalten des Stiels zum Gehäuse erst später berichten werden. Die Länge des Stiels unterliegt bei den verschiedenen Arten den grössten Schwankungen. Es finden sich solche, deren Stiel nur ein ganz niederes, postamentartiges Gebilde ist, das aber zuweilen recht diek wird. Hierher gehört der Stiel der rüsseltragenden Individuen von Ophryoden- dron abietinum (ÜClap. u. L., Fraipont u. Robin, 79, 3a); nach Letzterem ist der kurze Stiel jedoch häufig unsichtbar, da die Ophryodendren aus der: aufgerichteten Stellung leicht in eine flach aufliegende übergehen, ' wobei der niedere Stiel vom Körper überdeckt und verhüllt wird (3b). Darauf wird es wohl beruhen, dass der Stiel dieser Art gelegentlich vermisst wurde, Andererseits halte ich auch für wahrscheinlich, dass die angeblich stiellose ©. Ser- tulariae Wright auf solch’ niederliegende Individuen des O, abietinum gegründet wurde, dass sie also nicht stiellos ist. Mit dem O. Sertulariae dürften ferner OÖ. Porcellanarum Kent und O. variabile Grb. zusammenfallen. Bei anderen“ O.-Arten haben die rüsseltragenden Individuen einen längeren dünnen Stiel, wie er den flaschenförmigen Individuen stets zuzukommen scheint (79, 3d, 5—6). Auch für OÖ. multicapitatum Kt. behauptet der Entdecker, es sei bald gestielt, bald ungestielt; ich vermuthe, dass es sich gleichfalls nur um eine gelegentliche Ueberdeckung des Stiels durch den Körper handelt, um so mehr, als Aehnliches zuweilen schon von Stein (1854) bei Tokophrya Lichtensteinii Cl. und L. beobachtet wurde. Das Hinterende der kleineren Individuen war manchmal so über den Stiel basalwärts hinüber- gestülpt, dass er „von dem Körpergrund ganz eingehüllt‘ wurde. Ich beobachtete schliesslich das Gleiche bei einer unbestimmten, langgestielten Tokophrya des süssen Wassers. Natürlich war hier nur der apicale Theil des Stiels umhüllt und schien daher tief in den Körper ein- zudringen. — Einen sehr kurzen, jedoch recht dicken Stiel besitzt namentlich auch Tokophrya ferrum equinum E. sp. (77,6).. Der Stiel wird nahezu so dick wie der Körper breit; er erscheint daher wie eine kurze und sehr dicke Säule. Aehnlich niedere Stiele sind jedoch sowohl bei den Gehäuselosen wie den Gehäusebewohnenden noch ziemlich verbreitet. An die sehr niederen Stielbildungen scheint sich die basale Haft- scheibe der Dendrocometinen direct anzureihen. Die ebene Basalfläche von Dendrocometes (79, 2a) liegt dem Kiemenblatt des Gammarus pieht direet auf, sondern ruht auf einer dünnen Platte, welche ein wenig grösser wie die Basalfläche ist, weshalb sie etwas über deren Rand vor- springt (hs). Bütschli beobachtete diese Haftplatte zuerst; Plate fand sie gewöhnlich ebenfalls, glaubt aber, dass sie zuweilen fehle. Verlässt der Dendrocometes das Kiemenblatt, so bleibt die Haftplatte stets zurück, woraus hervorgehen dürfte, dass sie ein dem Stiel entsprechendes Ab- scheidungsproduct ist. Bei Stylocometes fand Plate neuerdings eine entsprechende Bildung (79, 1a, hs). Da diese Form nur mit einem verhält- nissmässig kleinen, mittleren Theil der gewölbten Basalfläche aufgewachsen ist, so bleibt ihre Haftplatte recht klein. Plate bezeichnet sie als Haft- ring; nach der Analogie mit Dendrocometes möchte ich jedoch an- 1878 Suctoria. nehmen, dass es sich auch hier um eine kleine Platte handelt, deren Rand ıingförmig verdickt ist. Zwischen den besprochenen niederen Stiel- bildungen und besonders ansehnlichen, welche die Körperlänge vielfach übertreffen, finden sich alle Uebergänge. Sehr grosse Stiele besitzen namentlich gewisse Epheloten und Tokophryen. In der Form der längeren Stiele fällt ein Unterschied sofort auf. Bei einer ersten Reihe beginnen die Stiele basalwärts sehr dünn, um sich apicalwärts fortgesetzt zu verdicken. Bleiben solche Stiele relativ kurz, .so werden sie manchmal gradezu umgekehrt keglig, was bei Tokophrya Steinii besonders auffällt (77, 7a), aber bei allen Tokophryen unserer 1. Gruppe mehr oder weniger wiederkehrt. Stark ausgeprägt ist die apicale Stielverdiekung gewöhnlich auch bei den Epheloten und der mit diesen vielleicht näher verwandten Tok. conipes Mer. (78,8). Bei anderen For- men tritt sie gelegentlich in geringerem Grade auf. Es ist leicht verständ- lich, dass diese Erscheinung auf fortschreitender Vergrösserung der den Stiel abscheidenden Haftfläche beim Wachsthum des Körpers beruht. Durch allmähliche Uebergänge verbinden sich solche Stiele mit denen der 2. Reihe, welche trotz erheblicher oder sogar bedeutender Länge gleiche Dicke zeigen oder doch apicalwärts nur ganz wenig zunehmen. Hierher gehören die vieler Tokophryen und der meisten Acineten. Hier wächst also die abscheidende Basalfläche des Körpers fast gar nicht. Die Stiele sind meist ganz grade; dennoch sind kürzere wie längere zuweilen etwas hin- und hergebogen bis geschlängelt, was wohl direct mit dem Grad ihrer Steifheit zusammenhängt. Der Stielquerschnitt entspricht natürlich der Form der abscheidenden Basalfläche. Da diese in der Regel kreisförmig ist, so gilt das Gleiche auch für den Stielquerschnitt. Bei stark comprimirten Arten mit recht dicken Stielen (z. B. Tokophr. ferrum equinum) wird auch der Stielquerschnitt länglich elliptisch. Selten sind kantige Stiele; Fraipont fand den apicalen Theil des Stiels von Ephelota gemmipara (seiner P. Benedenii) gewöhnlich vierkantig (77, 3e), während der Basaltheil eylindrisch war. Diese vierkantige Beschaffenheit rührt direet von der etwas vierseitig pyramidalen Körperform her, welche die grösser werdenden Epheloten zeigen. Da der Ephelotenkörper erst allmählich diese Form annimmt, so ist erklärlich, weshalb der Stiel aus der eylindrischen in die vierkantige Beschaffenheit übergeht. Wie die Stiele der Vorticellidinen, so sind auch die der Suetorien in der Regel mit einer verbreiterten kreisförmigen Basalscheibe auf der Unterlage befestigt. In vielen Fällen wurde dies klar beobachtet. Auch ist nach Maupas’ Angaben (1881, p. 334, Anmerk.) recht wahrschein- lich, dass die Epheloten von dieser Regel keine Ausnahme machen, wie Hertwig und Fraipont zu finden glaubten. Nach H. ist das basale Stielende der E. gemmipara schwach knopfartig verdickt (77, 3d): auf der abgestutzten, jedoch nicht scheibenartig verbreiterten Basalfläche entspringen einige Stiele (Form; feinerer Bau). 1879 stäbchenartige Fortsätze, welche zur Verstärkung der Befestigung dienten. Auf dem Stamm des Hydroidpolypen fand sich um die Befestigungsstelle des Stiels bei Carminfärbung stets eine intensiv roth gefärbte Zone, welche nach Hertwig von einer Veränderung des sog. Periderms (Perisarc) des Hydroiden herrühren soll. Fraipont deutet die gefärbte Zone ebenso; nach ihm existirt eine Basalscheibe gleichfalls nicht, vielmehr dränge der Stiel tief „in das Peri- sarc“ des Hydroiden ein. Wie gesagt, beobachtete Maupas die Basalscheibe bei E. gem- mipara und den anderen von ihm untersuchten Arten; er erklärt die intensiv gefärbte Zone im Umkreis der Befestigungsstelle des Stiels gerade für die vermisste Basalscheibe. 5-—6 ankerartige Häkchen fand Robin am Basalende des Stiels der flaschenförmigen Individuen von Ophryodendron abietinum (79, 3e). Sie dienen nach ihm zur Befestigung und sollen bei denjenigen Lageni- formes, welche Rüsseltragenden aufsitzen, in deren oberflächliches Plasma eingesenkt sein. Das apicale Stielende verhält sich etwas verschieden zu dem auf- sitzenden Körper. Ist es dick, so springt es häufig schwächer bis stärker kuppenförmig in den Körper vor. Auch an dünnen Stielen ist eine convexe Kuppe zuweilen deutlich, doch kann bei ihnen von einem eigent- lichen Eindringen nicht mehr die Rede sein. Schon Stein (1854) wie Clap. L. beobachteten hochkuppenförmige Bildung des apicalen Stielendes bei Tokophrya cothurnata, Steinii und ferrum equinum (77, 5—7). Für Ephelota gemmipara (77,3) wies Hertwig darauf hin; auch Maupas u. A. bemerkten dasselbe. Wie gesagt, scheint es weit verbreitet zu sein. Ein eigenthümliches Eindringen des apicalen Stieltheils in den Weich- körper beobachteten Hincks und Robin bei den Lageniformes von Ophryodendron abietinum. Nach R. ist deren Hinterende schief abgestutzt und die ovale Abstutzungsfläche (sogen. Saugscheibe, 3e) von einem schwach erhobenen Rand umzogen. Der Stiel (st) soll nun am hinteren Pol der Saugscheibe in den Körper eintreten und dicht unter der Pellieula, längs der grossen Axe der Scheibe hinziehen; er endigt etwas angeschwollen an deren vorderem Pol. Demnach wäre der frei hervorragende basale Stieltheil viel kürzer wie der unter .der Pellicula hinziehende. Auch Fraipont schilderte schon das Eindringen des Stiels ins Hinterende der lageniformen Individuen (O. belgieum) und Engel- mann bildet es auch für die rüsseltragenden Individuen des O. abietinum ab (uned. Skizzen). Ob das thatsächliche Verhalten obiger Schilderung entspricht, scheint mir etwas fraglich. Ich halte es für möglich, dass der Stiel nicht eigentlich in den Körper eindringt, sondern nur zum grösseren Theil vom Hinterende der Suctorie umhüllt oder umwallt wird, wie wir Aehn- liches schon bei den rüsseltragenden Individuen fanden. Der feinere Bau der Stiele erinnert lebhaft an das bei den Vorticellidinen Erwähnte. Ganz allgemein ist der Stiel röhrig, indem er aus einer dichteren und festeren Wand, der sog. Stielscheide, und einer diese continuirlich erfüllenden, hellen, schwächer lichtbrechenden Mark- 'substanz besteht. Stein und später Fraipont vertraten zwar die Ansicht, dass auch ganz solide Stiele vorkämen, bei welchen die Unterscheidung der beiden Substanzen nicht möglich sei. Ich halte dies für unwahrscheinlich, da schon die zarten Stiele der Podophryen deutlich röhrig sind. 15850 Suctoria. Die Marksubstanz ist jedenfalls ein Abscheidungsproduct des Kör- pers wie die Stielscheidee Maupas (1876) wollte für Podophrya Maupasii annehmen, dass das Körperplasma sich durch die hohle Stiel- scheide fortsetze. Aehnliches wurde sonst nirgends beschrieben und die Angabe dürfte wohl irrig sein. Wie schon aus dem Bildungsgang der Stiele hervorgeht, kann das apicale Ende nicht etwa durch eine Querwand, welche eine Fortsetzung der Scheide wäre, abgeschlossen sein, vielmehr srenzt die Marksubstanz direct an das Körperplasma; sie bildet daher auch die kuppenförmige Emporragung des Stielendes. Bei Ephelota gemmipara glaubt Hertwig beobachtet zu haben, dass die Stielscheide aus zwei dünnen Schichten besteht; einer äusseren, welche widerstandsfähiger gegen Säuren und Alkalien ist, und einer inneren, leichter zerstörbaren. Die übrigen Beobachter der Epheloten berichten nichts Aehnliches. Nur Wright glaubte auf der eigentlichen Stielwand noch eine dünne Membran zu unterscheiden, welche er für eine Fortsetzung des Körperplasmas über den Stiel hielt. Die innere Sehieht der Stielscheide (Hertwig) soll sich am basalen Ende stark ver- dicken und dasselbe ganz abschliessen, während die äussere Schicht hier nicht zum Verschluss gelangt (77, 3d). An manchen Stielen tritt eine feine Längsstreifung hervor; so nament- lich an den diekeren mancher Epheloten, der Tokophryen unserer 1. Gruppe, doch auch an dünnen (T. quadripartita, Acineta tuberosa [Entz, Fraipont] und A. linguifera, s. Tf. 77). Die meisten Beobachter erklären die Streifung, wie jene der Vorticellinenstiele, für eine Längsfaserung der Marksubstanz. Schon Stein sprach sich für Tokophrya Steinii bestimmt in diesem Sinne aus; ebenso Wright für die beiden von ihm untersuchten Epheloten. Bei der E. coronata soll nach W. die Längsfaserung in der axialen Partie der Marksubstanz sehr deutlich sein und sich gegen die Stieloberfläche allmählich verlieren. Auch Fraipont verlegt den Sitz der Längsstreifung in die Medullarsubstanz*). Anders R. Hertwig, welcher bei Ephelota gemmipara gewöhnlich nur das apicale Stielende fein längsgestreift sah, worin er eine Structur der äusseren Stielscheiden-Schicht zu erkennen glaubte. Sowohl die Analogie mit den Vorticellinenstielen wie die Ergebnisse bei den übrigen Suctorien machen dies un- wahrscheinlich; doch wäre es möglich, dass verschiedenartige Längsstreifungen vorkommen, Die längsgestreiften Stiele zeigen recht häufig auch eine gröbere bis feinere Querringelung oder -streifung. Bei zahlreichen Arten lässt sich bestimmt erkennen, dass diese Erscheinung auf einer regelmässigeren oder unregelmässigeren oberflächlichen Ringelung der Scheide beruht, in- dem ihr optischer Längsschnitt äusserlich deutlich wellenförmig ist; die Ringel entsprechen den Einschnürungen der Stielscheide. Dabei sind sie, wie gesagt, meist wenig regelmässig, weshalb die betreffenden Stiele mehr quergerunzelt als geringelt erscheinen (77, 5, 7). Die Tokophryen der *) 7. b. d. ©. Auch Keppen (884) fand dies bei der Ac. papillifera und erwies die Richtigkeit dieser Auffassung auf dem Querschnittsbild des Stiels. Stiele (feinerer Bau). Gehäuse. 1581 1. Gruppe zeigen dies gut und Stein beurtheilte die Erscheinung schon ganz richtig. Auch der apicale Stieltheil von Ephelota coro- nata (Pod. truncata Fraip.) besitzt zuweilen dieselbe Beschaffenheit; Fraipont’s Abbildung verräth, dass die Ringelung oder Runzelung sich hier auch auf der Innenfläche der Stielscheide ausspricht. Bei Ephelota gemmipara fanden Hertwig u. Fraipont eine relativ feine Querstreifung, welche zuvor schon Wright bei der wohl identischen Ephelotaapiculosa beobachtet hatte (77, 3). W. bezog sie auf Ringfasern in der Stielscheide. Die beiden ersterwähnten Forscher sind dagegen einig, dass die Streifung nicht auf der Stieloberfläche ihren Sitz habe. Hertwig führt sie auf feine, ziemlich dichtstehende Ringleisten der inneren Fläche der tieferen Stielscheiden-Schicht zurück. Fraipont nimmt dagegen an, dass sie auf feiner Schichtung der Mark- substanz in ihrer ganzen Dicke beruhe. Letztere Ansicht scheint auch Mereschkowsky für die ähnlich feine Querstreifung der Tokophrya conipes Mer. sp. zu hegen (77,8). Doch widerstreitet dem die Angabe, dass gelegentlich einige Streifen breiter sind und dann deutlich ringförmig auf der Stieloberfläche vorspringen. Die grössere Feinheit und Regelmässig- keit der letzterwähnten Streifungen scheinen anzuzeigen, dass sie von der erstbesprochenen Runzelung verschieden sind; dennoch bedarf dies ein- gehenderer Erforschung. B. Gallerthüllen. Nur bei der marinen Tokophrya limbata konnte Maupas (1881) gewöhnlich eine den Körper allseitig umgebende Gallerthülle nach- weisen. Ihre Dicke schwankte sehr und konnte den Körperdurchmesser erreichen. Die Gallerte war bei den von M. geschenen Individuen, ganz hyalin und structurlos; Möbius (876) fand sie dagegen feinkörnig. Wegen ihrer Klebrigkeit bedeckt sie sich leicht mit den verschiedensten Fremd- körpern. Kalte Schwefelsäure und Kalilauge lösten sie nicht; erwärmte leicht. Weitere gelegentliche Beobachtungen, welche das häufigere Vorkommen einer “allert- hülle wahrscheinlich machen, sind folgende. Cienkowsky (1855) bemerkte bei den von ihm untersuchten Trichophryen zuweilen eine schleimige dicke Hülle, was aber, wie_eine ähn- liche Beobachtung von Cl.-L. an Acineta patula auf besinnende Encystirung bezogen werden könnte. Das Gleiche gilt für eine uned. Abbildung Lieberkühn’s, welche eine Tokophrya quadripartita darstellt, deren basale Hälfte von einer zarten, gallertigen, körnigen Hülle überzogen ist. Endlich fand Levick die Oberfläche von Dendrosoma radians gewöhn- lich mit fremden Körpern bedeckt, was das Vorhandensein einer dünnen, klebrigen Gallert- schicht möglich erscheinen lässt. C. Gehäusebildungen. Schon bei Besprechung der Pellicula wurde erörtert, dass wir die Gehäuse mit Maupas als Abscheidungsproducte ansehen, entsprechend jenen der Ci- liaten. Wir begründeten dort auch schon, warum wir Hertwig und Fraipont 1882 Suctoria. nicht folgen können, welche in den.Gehäusen das Homologon der Pellieula der Gehäuselosen erblicken. Leider wurde bei den Suctorien der Bildungsvorgang der Gehäuse noch weniger verfolgt, als bei den Ciliaten. Trotzdem stim- men sie in beiden Unterklassen so sehr überein, dass Zweifel an der Richtigkeit unserer Auffassung kaum berechtigt erscheinen. Die Gehäuse lassen sich wie bei den Cothurninen als ungestielte und gestielte unterscheiden. Die ersteren sind direet auf der Unterlage auf- gewachsen; die letzteren sitzen auf einem, je nach der Art sehr ver- schieden hohen Stiel, dessen Scheide direct in die Gehäusewand über- geht, so dass Stiel und Gehäuse ein continuirliches Ganze bilden. Während die Combination der Stiel- und Gehäusebildung bei den Cothurninen stark varürt, ja selbst innerhalb der Species grosse Ver- schiederheiten in dieser Hinsicht bestehen, scheinen diese Verhältnisse bei den Suctorien weniger zu schwanken. Man hat sie zu Genusunter- schieden verwendet, indem zur Gattung Acineta die gestielten, zu Solenophrya die ungestielten gerechnet werden. Werfen wir zunächst einen Blick auf die ungestielten Gehäuse. Bei Solenophrya schwankt ihre Gestalt von der einer flachen Schüssel bis zum umgekehrt Kegelförmigen, mit weiter apicaler Oeffnung (78, 5). Etwa becherförmig ist auch das Gehäuse der Urnula (77, 2), das jedoch wegen einer mehr oder weniger ausgesprochenen Krümmung und namentlich wegen der seitlichen Wendung des basalen, etwas zugespitzten Endes, das zur Befestigung dient, ziemlich bilateral wird. Dies ist gleichzeitig das einzige Beispiel bilateraler Gehäusebildung. — Besonders eigenthümliche Verhält- nisse zeigt das Gehäuse von Metacineta mystacina (78, 4a—c). Es ist im Allgemeinen umgekehrt kegelförmig, basalwärts stielartig stark ver- Jüngt. Bald bleibt dieser stielartige Abschnitt sehr nieder, bald wird er sehr lang und hoch und geht dann, sich allmählich verbreiternd, in den erweiterten Theil über, dessen Apicalregion den Weichkörper enthält. Wegen des stielartigen Basalabschnitts wurde Metacineta seither zu den gestielten Acineten gezogen. Ihr Stiel unterscheidet sich jedoch wesentlich von dem der letzteren; er ist, wie gesagt, nur ein dünnerer Theil des Gehäuses selbst und jedenfalls ursprünglich bis zur Basis vom Weichkörper erfüllt gewesen. Sein Lumen geht direct in das des Gehäuses über; zwischen beiden besteht nirgends eine Grenze. Wir müssen daher das Gehäuse der Metacineta zu den ungestielten rechnen und werden später untersuchen, inwiefern sich Analogien zu den gestielten ergeben. Recht eigenthümlich ist auch die apicale Region ihres Gehäuses gebildet. Es besitzt einen dachartigen, wenig erhobenen Ab- schluss, welcher bei Betrachtung von vorn 6 feine, ziemlich lange Spalten zeigt, die von der Mitte ausstrablen (4c). Aus den 6 Spalten treten ebenso viel Tentakelreihen oder -büschel aus. Nach Stein’s Dar- stellung (1854) sollen die Spalten von einer weiteren Oeffnung im Mittelpunkt der Apicalfläche ausgehen, das Gehäuse besässe also vorn eine 6strahlige, sternartige Oeffnung. Ich konnte mich nicht "Gehäuse. 1585 überzeugen, dass die 6 Spalten zu einer gemeinsamen Centralöffuung zusammenfliessen, vielmehr sah ich sie in einiger Entfernung von der Mitte der Apicalflläche undeutlich werden. Auch auf einer uned. Skizze Engelmann’s ist die Vorderansieht in derselben Weise dar- gestellt. Ich möchte daher vermuthen, dass die Spalten sich nicht ver- einigen, sondern von einander isolirt sind, was nicht ohne Analogie wäre, da auch andere Gehäuse mit mehreren getrennten Oeffnungen beschrieben werden. — Die 6 Tentakelspalten bewirken, dass die apicale Region des Gehäuses der Metacineta eine sechsseitige pyramidale Beschaffenheit an- nimmt, indem die zwischen den Spalten liegenden Partien der Gehäuse- wand nahezu eben sind. Der sechsseitige Umriss dieser Gehäuse- region ist natürlich in der Apiecalansicht am deutlichsten wahrzu- nehmen. Gruber (1879) glaubt bei einer Varietät der Metacineta nur 3 Spalten gefunden zu haben. Soweit ich die Abbildungen beurtheilen kann, möchte ich glauben, dass er nur die drei Spalten der einen Seite berücksichtigt hat. Auf einigen seiner Figuren sind entschieden mehr wie 3 Tentakelbüschel dargestellt. Bei Betrachtung der gestielien Gehäuse findet man eine ganz allmähliche Entwicklung des apicalen Stielendes zu einem wohlausgebildeten Gehäuse. Bei Tokophrya limbata Mps. erweitert sich das Stielende zu einer mässig grossen Scheibe, welcher der Weichkörper aufsitzt. Von diesem Zustand ist nur ein kleiner Schritt zu jenem der Acineta vorticelloides Fraip., deren Stielende sich zu einem kleinen flach-trichterförmigen Gehäuse erweitert und ausgehöhlt hat (77, 11a). Der Weichkörper ruht nur mit seiner Basalregion in dem Gehäuse; im Uebrigen erhebt er sich frei. Etwas höher wird das trichter- bis vasenartige Gehäuse bei A. patula Cl.-L. (= divisa Fraipont), lang konisch endlich bei A. Saifulae Mr. (= crenata Fraip.). Bei allen genannten Arten ist das drehrunde Gehäuse mit einer weiten Apicalöffnung versehen und der Weichkörper nur zum kleineren Theil, höchstens bis zur Hälfte, vom Gehäuse um- schlossen. Bevor wir die übrigen Acinetengehäuse betrachten, dürfte das Ver- hältniss zwischen Stiel und Gehäusewand bei den letztbesprochenen er- örtert werden. Wie schon bemerkt, ist sicher, dass die Stielscheide direct in die Gehäusewand übergeht; dagegen blieb das Verhalten der Mark- substanz des Stieles gewöhnlich ganz unberücksichtigt. Es könnte nun sein, dass sie auf der Grenze von Stiel und Gebäuse einfach aufhört, wie es wahrscheinlich bei den später zu besprechenden Gehäusen der Fall ist. Bei den ersterwähnten verhält es sich aber wohl anders. Mereschkowsky (1881, Ac. Saifulae) und Fraipont (Ac. divisa, vorticelloides) fanden, dass vom Mündungsrand dieser Gehäuse eine Membran ausgeht, welche sich mehr oder weniger tief ins Gehäuse- innere einsenkt und auf welcher der Weichkörper aufruhe, da er die Gehäuse nie völlig erfülle. Letzteres ist namentlich bei den lang kegel- ' förmigen der A. Saifulae, doch auch bei A. divisa, sehr deutlich. 1554 Suctoria. Fraipont glaubt nun, dass diese Membran oder Scheidewand die Pellieula sei, welcheer bekanntlich als eine direete Fortsetzung der Schalen- wand auffasst; Pellieula und Gehäusewand gelten ihm als homologe Bildungen. Ebenso setzt sich die Gehäusewand nach seiner Ansicht auch über die frei hervorragende Region des Weichkörpers als deren Pellieula fort. Dem gegenüber betonte schon Maupas (1881), dass die Scheide- wand unmöglich eine Pellicula sein könne, weil sie sich auch an Gehäusen, deren Weichkörper zerstört ist, erhält und in Verbindung mit deren Mündungsrand bleibt. Sie bestehe also gleichfalis aus Gehäusesubstanz und sei wohl eine accessorische Schalenmembran, welche der Weichkörper zu seiner Unterlage abscheide, um sich in der Mündungsregion des Gehäuses zu halten, wenn er dasselbe nicht mehr ganz erfülle.. Gegen diese Ansiehtspricht, dass die Scheidewand schon in den ganz kleinen und flachen Gehäusen der Acin. vorticelloides vorhanden ist, und dass, wenn die Verhältnisse so liegen würden, die Bildung mehrerer aufeinander tolgender Scheidewände bei langauswachsenden Gehäusen zu erwarten wäre*). Ich möchte daher einstweilen die Erklärung der angeblichen Scheidewand darin erblicken, dass auch die Marksubstanz des Stiels am Bau des Gehäuses sich betheiligt, indem sie dessen Grund ausfüllt und sich allmählich verdünnend bis gegen den Mündungsrand aufsteigt. Die vermeintliche Scheidewand wäre demnach nur die freie Grenze der Mark- substanz, auf welcher der Weichkörper ruht; von welcher er sich gelegent- lich aber auch etwas abheben kann. Fraipont nimmt zwar gleichfalis an, dass die Marksubstanz das Gehäuseinnere erfülle, doch erklärt er, wie gesagt, die Scheidewand anders; nehmen wir dies als unrichtig weg, so stimmen unsere Ansichten ziemlich überein. Bei den übrigen Gehäusen wurde von einer solchen Scheidewand, respect. einer Fortsetzung der Marksubstanz, in das Gehäuseinnere nichts beobachtet. Nur eine von Daday (1886) mitgetheilte Beobachtung kann vielleicht hierher bezogen werden. Er fand nämlich bei Ac. livadiana Mer. und Ac. neapolitana Dad. (welche wohl nur eine Varietät der ersteren ist) die Gehäusewand doppelschichtig, im Gegensatz zu allen übrigen noch zu besprechenden Schalen, deren Wand stets als ein- fache Membran geschildert wurde. Es ist nicht unmöglich, dass die innere Schicht der Gehäusewand jener beiden Formen eine Fortsetzung der Mark- substanz des Stieles ist, zumal Daday für Ac. neapolitana betont, dass sie sich in „den Stielmusk el“ fortsetze, jedenfalls also die axiale Erfüllungs- masse des Stiels, denn der Ausdruck „Stielmuskel“ ist wohl nur ein Lapsus calami. Bei Ac. livadiana soll hingegen der ganze Stiel in *) Z. b. d. C. Diese Voraussetzung wird übrigens, wie ich nachträglich sehe, durch Keppen (884) für Acineta papillifera erwiesen, welche im Grunde des Gehäuses ge- wöhnlich 2, selten auch 3 Querscheidewände bildet. Zwischen denselben findet K. eine bei starken Vergrösserungen feinfibrilläre, also wohl der Marksubstanz entsprechende Masse. Hier- aus scheint zu folgen, dass die richtige Deutung wohl in einer Combination der oben ge- äusserten Ansicht mit der Maupas’ zu suchen sein dürfte. Gehäuse. 1885 die innere Schicht übergehen, indem er die äussere durchsetze. Eigen- thümlicher Weise bog bei der letzterwähnten Acinete die innere Schalen- schicht in einiger Entfernung vom Mündungsrand plötzlich von der äusseren ab und zog als ein schief aufsteigendes Septum durch das Gehäuseinnere zu der stark verengten Mündung. Liegen die Verhältnisse bei den letztbeschriebenen Formen thatsächlich so, wie wir sie aufzufassen geneigt sind, dann ist zu vermuthen, dass eine solche Ausbreitung der Mark- substanz als innere Wandschicht weiter verbreitet ist. Die Gestalt der noch zu betrachtenden Acinetengehäuse entsprieht im Allgemeinen der Weichkörperform und bedarf daher nur kurzer Eır- wähnung. Meist sind sie parallel der Hauptaxe mehr oder weniger stark abgeplattet, also deutlich zweiseitig. Die Form der Breitseite schwankt vom Halbkreisförmigen, bis Dreieckigen, mit kürzerer oder länge- rer Hauptaxe. Der Apicalrand ist bald gerade abgestutzt, bald convex vorspripgend, selten winklig erhoben, so dass der Umriss der Breitseite trapezförmig wird (Ac. Jolyi Mp.). Bei den ursprünglicheren Formen wird die ganze Apicalfläche von der Mündung eingenommen, welche ent- sprechend der gewöhnlichen Abplattung des Gehäuses langspaltförmig er- scheint (77,10). Wenn die Tentakel als zwei Büschel an den beiden Enden des Mündungsspalts austreten, wie dies häufig der Fall ist, so sind die Spalt- enden gewöhnlich rundlich erweitert, während der zwischenliegende Theil der Mündung sehr schmal ist (78, la). Dieser Zustand würde zu dem über- führen, wo überhaupt keine einheitliche Mündung mehr vorhanden ist, sondern zwei Oeffnungen, welche den erweiterten Enden des erwähnten Mündungsspalts entsprechen. Bei Ac. Jolyi Mps. gesellt sich hierzu noch eine dritte Oeffnung auf dem erhobenen Scheitel der Apicalfläche, welche also einer mittleren Erweiterung des einfachen Mündungsspalts ent- sprechen würde (78, 2). Nach Entz (1879) und Fraipont wäre die Ac. tuberosa Ehrb. eine solche Form mit zwei Oeffnungen zum Durchtritt der beiden Ten- takelbüschel. Das Gehäuse ist nach ihnen auf der Apicalfläche ge- schlossen, ohne Spalt. Dagegen schildert Mau pas bei Ac. foetida, welche ich für identisch oder doch ganz nahe verwandt mit Ehrenberg’s Form halte, einen offenen Mündungsspalt mit erweiterten Enden. Auch Stein (1854) hat diesen Spalt bei Ac. tuberosa schon bemerkt. Ich glaube daher, dass auch bei dieser Form der lange Mündungsspalt vorhanden ist, wozu ich um so mehr geneigt bin, als auf dem apicalen Pol die Schwärmsprösslinge austreten, was nicht wohl möglich scheint, wenn die Schale dort geschlossen ist. Ob es unter diesen Umständen sehr wahrscheinlich ist, dass Maupas’ Angabe dreier getrennter Oefinungen bei Ac. Jolyi zutrifft, mag dahingestellt sein. Zu bemerken wäre jedoch noch, dass Entz und Fraipont eigentliche Oeffnungen des Gehäuses auch bei Ac. tuberosa nicht zugeben, da sie dieselben durch eine sehr verdünnte Fortsetzung der Gehäusewand abgeschlossen glauben. Fraipont nimmt dies, wie schon betont, ganz allgemein an, denn nach 1886 Suctoria. ihm ist ja die Gehäusewand nur ein stärkerer und abgehobener Theil der Pellieala (Cutieula, Skeletmembran), welche den ganzen Körper gleich- mässig überzieht. Der Querschnitt der geschilderten Gehäuse ist natürlich mehr oder weni- ger länglich elliptisch (77, 10b), kann aber bei gewissen Arten polygonal werden. Bei Acin.tuberosa, wo Fraipont letztere Erscheinung näher verfolgte, beruht sie darauf, dass der Weichkörper zu gewissen Zeiten das Gehäuse nur noch theilweis erfüllt, ein überhaupt recht verbreitetes Verhalten. Es kann dies einerseits mit dem Alter eintreten, indem das Gehäuse wie bei den Ciliaten am Mündungsrand weiter wächst, während der Körper sich nicht entsprechend vergrössert. Andererseits bewirken jedoch auch schlechte Ernährungsverhältnisse und die Fort- pflanzung zuweilen eine mehr oder weniger starke Verkleinerung des Körpers. Wenn der Weichkörper an Volum abnimmt, bleibt er stets mit dem Mündungsrand, resp. den Rändern der Oeffnungen in Verbindung, denn es gilt ganz allgemein, dass der Körper an den Mündungs- rändern immer direct befestigt ist. Dies muss im Gegensatz zu den Ciliaten- sehäusen besonders betont werden, bei welchen sich der Weichkörper, mit Ausnahme von Lagenophrys und gewissen Tintinnoinen stets vom Mündungsrand ablöst, wenn das Gehäuse ausgewachsen ist. Gewöhnlich zieht sich der Acinetenkörper aus dem Gehäusegrund ganz zurück und hängt dann frei vom Mündungsrand in das Gehäuse hinein. Bei der Rückziehung des Körpers der Acineta tuberosa bleibt dagegen nach Fraipont anfänglich meist eine Befestigung im Gehäuse- grund und längs 4 Linien bestehen, welche vom Grund gegen die Tentakel- büschel aufsteigen (78, 1h). Die Folge hiervon ist, dass die Gehäusewand an den Stellen, wo sich der Körper zurückgezogen hat, mehr oder weniger ein- sinkt. Da dies nun längs der # genannten Linien nicht geschieht und da andererseits die dauernde Befestigung des Körpers an der Mündung ein Zusammensinken der Wand in der Breitenrichtung verhindert, in welcher es überhaupt nicht gut möglich ist, so erlangt der Quer schnitt des Gehäuses einen hexagonalen Umriss, mit 4 vorspringenden Kanten längs der 4 Befestigungslinien und 2 weiteren längs den beiden Rändern der Breitenebene, Jedenfalls wird diese Beschaffenheit des Ge- häuses variabel sein, da der Körper sich auch ganz von den Bireitseiten und der Apicalfläche zurückziehen kann; auch die Verbindung mit dem Gehäusegrund kann aufgegeben werden, wie es Entz und Maupas häufig beobachteten (Ac. tuberosa und foetida). Bei der Zurückziehung des Körpers von der Gehäusewand entstehen bei Ac. tuberosa (jedoch wohl auch bei verwandten Formen) häufig quere ringförmige bis recht unregelmässige Faltungen der Wand, wodurch die Gehäuse manchmal ziemlich unregelmässig werden. Da solehe Faltungen auch durch Con- tractionen des Weichkörpers entstehen können, werden wir später auf sie zurückkommen. Gehäuse. Fortpäanzınz (Alleemeines). 1357 Besondere Strueturen oder Verzierungen der Gehäusewand iehien fast stets. Bei Acineta Saifulae Mer. (=erenata Fraip.) ist die Wand - ziemlich dieht quergeringeli. Nach Fraipont sollen die Ringel scharfe Leisten sein, zwischen welehen die Gehäuseoberläche coneare Ein- buchtungen zeigt. Dagegen zeichnet Möbius (876) die Ringel eonves, etwa wie die der Nematodeneutieula, auch dehnen sie sich naeh ihm über den ganzen Stiel aus; die Innenfläche des Gehäuses zeichnet er ganz eben. Jedenfalls dürfte die Ringelung von periodisehem Waehs- - thum herrühren, wie jene der Tintinnoinengehäuse. Bei seiner Aeineta — bifaria fand Stokes (885) die Gehäusewand fein tuberkulös; ieh habe jedoch einige Zweifel, ob es sich um ein wirkliches Gehäuse und nicht etwa um eine Cyste handelte. Die berstige Bedeckunz der Gehäuse, welche Claparäöde und L. bei der Ac. Cucullus beobachteten, dürfe wohl als ein Barcterienüberzug oder dech als eiwas Fremdes heirachtei werden, da schon die Entdecker einer selchen Ansicht zuneisten. Farbe der Stiele und Gehäuse. Während die Gehäuse meist ganz farblos zu bleiben scheinen, sind die Stiele selten gefärbt. Zenker (1866) fand sie bei Tokophrya eoihurnata im Alter gelblich, ebenso Robin die der Lageniformes von Ophryodendron abie- tinum. Nach Engelmann’s Skizzen ist auch der Stiel der Tokophr. Astaci braun. Die chemische Beschaffenheit der Stiele und Gehäuse bedarf keiner besonderen Bespreehung; sie verhalten sich im Allgemeinen ganz wie die der Ciliaten. 4. Fortpflanzunz. A. Allgemeines. Die Vermehrung der Suetorien geschieht stets im nicht eneystirten Zustand. Im Allgemeinen stimmen die Fortpflanzungserscheinungen zweitel- los mit denen der Ciliaten prineipiell sehr überein; zunächst dadurch, dass die Theilungsvorgänge wahrscheinlich stets quer verlaufen. In den meisten Fällen ist dies vollkommen klar; selten treten scheinbare Abweichungen auf, welehe sich aber wohl anf die Regel zurückführen lassen; doch wird dies geeigneter erst später versucht werden. Ein etwas schiefer Verlauf der Theilebene, wie er gelegentlich vorkommt, ist nieht auffallend, da Achnliches auch bei Ciliaten angetroffen wird. Als einfachsten und sicherlich auch ursprünglichsten Vorgang begeguen wir der gleichhälftigen queren Theilung in zwei Sprösslinge. Mit Aus- nahme der bleibend bewimperten Hypocoma, sind die beiden Sprüss- linge stets ungleich. Der basale, auf dem Stiel oder ohne solchen be- festigt bleibende, bewahrt die gewöhnliche Beschaffenheit; der apieale zieht dagegen die Tentakel ein und entwickelt Cilien. Er verwandelt sich so in einen Schwärmer, welcher nach der Ablösung einige Zeit frei umherschwimmt, sich dann wieder ansiedelt, um in den ge- 1885 Suctoria. wöhnlichen Zustand überzugehen. Auch dieses Verhalten ist bei den Vorticellidinen schon angedeutet, deren sitzende Lebensweise ja über- haupt Analogien mit den Suctorien bietet. Die Umbildung des oder der abgelösten apicalen Sprösslinge in die Schwärmergestalt ist für alle Suetorien charakteristisch (abgesehen von der überhaupt über den Schwärmerzustand nicht fortgeschrittenen Hypocoma). Bei verhältnissmässig nur wenigen primitiveren Formen bleibt je- doch die Theilung gleichhälftig; bei der Mehrzahl wurde sie ungleich, also eine Knospung. Alle Uebergänge verbinden diese beiden Modificationen, ja sie treten bei derselben Art häufig neben einander auf. Die Knospung ist natürlich ursprünglich eine freie und einfache, d. h. die apicale Region der Suctorie schnürt sich als eine einzige freie Knospe ab. Nicht selten tritt aber multiple Knospung auf, indem gleichzeitig eine Anzahl Sprösslinge abgeschnürt werden, es findet also simultane, ungleiche Theilung statt. Bei den meisten Arten wurde schliesslich ‚die Knospung (oder auch die Theilung) eine innere, indem die Apicalregion der Suctorie sich während der Knospung allmählich beträchtlich ins Innere einsenkt, und der Sprössling auf diese Weise in eine sog. Bruthöhle zu liegen kommt, welche nur noch durch einen engen Kanal mit der Aussenwelt verbunden ist. Auch die innere Knospung kann wahrscheinlich zuweilen eine multiple werden. Wir haben demnach folgende 3 Modifieationen der Fortpflanzung zu unterscheiden: 1) die gleichhälftige oder nahezu gleichhälftige freie Theilung, 2) die einfache bis multiple freie Knospung und 3) die innere Theilung und Knospung. Wie die Ciliaten trifft man auch die Sucetorien auf den verschieden- sten Grössen in Vermehrung, worauf schon Stein (1854, z. B. p. 107) mehrfach hinwies. Auch spätere Forscher bemerkten Aehnliches (Hert- wig 1876, Bütschli 1876, Maupas 1881). Namentlich die parasitischen Sphaerophryen, doch auch Ephelota gemmipara verrathen dies deutlich. Die Ursache hierfür ist jedenfalls zunächst, dass die Ver- mehrunpg verhältnissmässig rasch weiterschreitet und in den Zwischen- pausen die ursprüngliche Grösse nicht wieder hergestellt wird. Ob dies eine Verkleinerung der succesiven Generationen zur Folge hat, wie es für die Ciliaten betont wurde, ist vorerst unsicher, da nicht fest- gestellt wurde, ob Hie succesiv erzeugten Sprösslinge die ursprüngliche Grösse der Mutter wieder erreichen oder allmählich kleiner bleiben. Immerhin ist letzteres nicht unwahrscheinlich, da ja die sich fortpflanzende Suetorie fähig ist Nahrung aufzunehmen und zwischen Sprössling und Mutter keine prineipiellen Unterschiede bestehen. Verkleinert sich daher die erstere durch Theilung allmählich, so ist dies auch für die Spröss- linge wahrscheinlich. Auch für die Theilungsvorgänge der Suctorien gilt, dass die ersten Anzeichen nicht an den Kernen, speciell dem Ma. N., sondern am Plasma Fortpflanzung (Allgemeines; Gleichhälftige Theilung). 1889 bemerkt werden. Der Nachweis ist hier sogar leichter und überzeugen- der zu führen, da mangelnde Ortsbewegung die genaue Verfolgung eines Individuums erleichtert und die charakteristischen Neubildungen am Plasma, wie Cilien, contract. Vacuolen, die Bruthöhle ete. leicht auf- fallen. Schon Claparede-L, bemerkten daher, dass die ersten Zeichen der Vermehrung am Plasma hervortreten (speciell für Urnula). Ueberzeugende Beweise erbrachte dann Bütschli für Tokophrya quadripartita (1876) und Dendrocometes. R. Hertwig dagegen glaubte aus den Vorgängen bei Ephelota gemmipara schliessen zu müssen, der An- stoss zur Vermehrung gehe vom Ma. N. aus; auch-Gruber (1879) trat dem für Metacineta bei. Wir werden bei der genaueren Schilderung der Fortpflanzungsvorgänge jener Arten darlegen, dass sie nicht beweiskräftig sein dürften, Die Bedingungen für den Eintritt der Fortpflanzung wurden bei den Suctorien noch nicht näher verfolgt; ebenso fehlen Nachrichten über den Einfluss der Temperatur und anderer Verhältnisse. Doch darf wohl ohne Bedenken angenommen werden, das bei den Ciliaten Gefundene gelte im Allgemeinen auch hier. Maupas beobachtete, dass gut genährte Po- dophrya fixa sich in 24 Stunden zweimal theilten (briefl. Mittheil.). B. Die gleichhälftige oder annähernd gleichhälftige Theilung. Wie schon bemerkt wurde, ist dieser ursprünglichste Vermehrungs- vorgang nur wenigen Arten eigenthümlich, welche wir auch aus anderen Gründen für recht primitive zu halten haben. Bei einer und derselben Art geht die gleichhälftige Theilung häufig in etwas ungleiche über. Deshalb schildern wir hier auch die Vermehrungserscheinungen, bei welchen der apicale Sprössling oder Schwärmer etwas kleiner ist wie der basale oder die Mutter. Gleichhälftige quere Theilung finden wir beiHypocoma, wo natür- lieh kein Unterschied zwischen den beiden Sprösslingen im Sinne der übrigen Suctorien auftritt. Leider wurde für diese wichtige Form bis jetzt kaum mehr wie die Thatsache der Quertheilung constatirt. Die sich vermehrenden Individuen sitzen entweder auf den Zoothamnien fest, oder schwimmen frei umher. Wir können kaum bezweifeln, dass der Theilungs- process wesentlich wie bei einer Ciliate verläuft. — Gleichhälftige Quer- theilung ist ferner die Regel beiden-Sphaerophryen und Podophryen (76, 7,14). Der apieale Sprössling wird hier natürlich durch Einziehung der Tentakel und durch Cilienbildung zum Schwärmer. Schon Cienkowsky (1855) fand, dass die Theilung der Podophrya fixa nicht selten un- gleich verläuft. Carter und Maupas sahen dagegen bei den unter- suchten Podophryen stets gleichhälftige Theilung; Meznikoff (1864) und Maupas beobachteten dasselbe bei den nichtparasitischen Sphaero- phrya Sol und magna. Wie leicht die gleichhälftige Theilung in ungleiche übergeht, be- weisen jedoch die parasitischen Sphaerophryen der Ciliaten, deren Vermehrung namentlich Stein (1859, 1867) sorgfältig studirte. Die Bronn, Klassen des Thier-Reiehs. Protozoa. 119 1590 Suctoria. Sphaerophryen der Hpypotrichen (speciell Stylonychia Mytilus und Urostyla grandis) vermehren sich anfänglich, nachdem sie in den Wirthen zu beträchtlicher Grösse herangewachsen sind, durch gleich- hälftige Theilung, wobei beide Sprösslinge ganz gleich bleiben, weil zu- nächst keiner Cilien entwickelt. Da dieser Vermehrungsprocess rasch fortschreitet, so werden die folgenden Generationen kleiner und nun wird die Theilung mehr und mehr ungleich, weshalb sie schon Stein als Knospung bezeichnete (76, 10b). Früher oder später werden diese Knospen oder ihre Descendenten durch Entwicklung von Cilien zu Schwärmern und verlassen als solche die Wirthe. Ebenso verwandelt sich jedoch auch die knospende Sphaerophrya, wenn ihre Grösse auf die eines Schwärmers herabgesunken ist, in einen solchen um. Der Vermehrungsprocess schreitet jedoch auch ungestört weiter, wenn die Sphaerophryen künstlich oder durch Zufall aus dem Wirth in das umgebende Wasser gelangten. Nur wird das Bild dann insofern etwas verändert, als die ausgetretenen Sphaerophryen von Urostyla gewöhnlich sofort Tentakel entwickeln (10e). Ihre Theilungen vollziehen sich dann ganz wie bei den nicht-parasitischen Arten, abgesehen davon, dass sie gewöhnlich als Knospung erscheinen (10d). Haben sich die befreiten Sphaerophryen der Urostyla durch fortgesetzte Knospung stark verkleinert, so wird die Vermehrung von Neuem zu gleichhälftiger Theilung. Beide Modificationen gehen demnach bei diesen Arten ungemein leicht in einander über. Dies wird auch durch den Vermehrungsprocess 18 Sphaerophryen von Stentor bestätigt, welcher stets eine Knospung zu sein scheint (Stein 1567); später werden wir sogar sehen, dass er schon zur inneren Knospung hinneigt. Freie, etwas ungleiche Theilung begegnen wir ferner bei Urnula epistylidis (77,2e) und Metacineta mystacina (75, 44—b); bei beiden wurde sie von Clapar&ede-Lachm. entdeckt. Die Vorgänge bei Urnula bestätigte später Stein (1867, p. 106—108), die bei Metacineta Bütschli (1876). Charakteristisch ist für beide Arten der schiefe Verlauf der Theil ebene, welche bei Metacineta die Längsaxe des Gehäuses unter etwa 45° schneidet, ja zuweilen. fast längs gerichtet ist. Auch kann die Theilung manchmal gleichhälftig verlaufen. Hat der zum Schwärmer bestimmte Sprössling sich abgelöst, so schiebt er sich allmählich nach vorn, der Gehäusemündung, resp. den Spalten des Metacinetagehäuses zu (4b) und tritt endlich aus. Bei Metacineta wurde sein Ausschlüpfen noch nicht genauer verfolgt. — Endlich erwähnt Greeff (435), dass auch der Spröss- ling von Acineta patula Clap.-Lachm. durch freie Theilung oder Knospung wie bei Podophrya entstehe. Claparede-L., welche seine Bildung jedenfalls unvollständig beobachteten, beurtheilten ihn als inneren; doch spricht schon ihre Fig. 17 Pl. V. sehr für Greeff’s Ansicht. Dazu gesellt sich, dass die Gruppe der Acineta patula zweifellos eine relativ ursprüngliche ist, was freie Theilung oder Knospung ebenfalls wahrscheinlich macht. 2 un a Be Fortpflanzung (Gleichhälftige Theilung). 1891 Es wäre jedenfalls voreilig, wegen der schiefen, resp. sogar längsgerichteten Theilebene genannter Suctorien zu schliessen, dass die Regel der queren Theilung hier eine Ausnahme erleide. Für Urnula betonte schon Stein (1867), dass der Körper im Gehäuse gewöhnlich eine „Drehung“ erleide, so dass die ursprünglich an der Mündung befindliche Ursprungsstelle der Tentakel tiefer und seitlich zu liegen komme, was die schiefe Theilung wohl erklären mag. Auch bei Metacineta kann Aehnliches stattgefunden haben; jedenfalls darf über den Verlauf ihrer Theilebene erst geurtheilt werden, wenn der Bau des Schwärmers und die Art seiner Festheftung, resp. seine Entwicklung zur ausgebildeten Suctorie genauer bekannt sind. Erst dann wird sicher zu entscheiden sein, ob die Längsaxe der Metacineta der der übrigen Suctorien entspricht. Gruber (1879) machte einige Mittheilungen über Theilungsvorgänge der Metacineta, welche von dem oben Geschilderten stark abweichen. Die gewöhnlich ungleiche Theilung soll quer geschehen; die Ungleichheit rühre jedoch daher, dass die grössere Hälfte sich meist nochmals theile. Die Tentakel der Sprösslinge werden nicht eingezogen, während dies für die apicale, zum Sprössling werdende Hälfte bei den oben geschilderten Vorgängen gilt. Endlich sah Gr. nie Cilien auftreten, glaubt sich vielmehr überzeugt zu haben, dass die apicale Theilhälfte allmählich aus dem Gehäuse hervordringe und sofort ein eigenes ausscheide, welches ‚mit dem alten vorerst im Zusammenhang bleibt“. Allmählich sollen sich dann die beiden Gehäuse von einander abschnüren, wonach also zwei fertige Individuen aus dem Theilungsact resultirten. Gruber vermuthet jedoch, dass der Sprössling unter Umständen nackt hervortrete und erst später ein eigenes Gehäuse bilde. Bemerkenswerth erscheint weiter, dass der Vermehrungsprocess durch eine Theilung des Ma. N. eingeleitet werden soll; erst nach vollständiger Sonderung der beiden neuen Kerne beginne die Einschnürung. Wären Gr.’s Beobachtungen richtig, so stände Metacineta hinsichtlich ihrer Fortpflanzungserscheinungen ganz isolirt; denn etwas Aehnliches wurde sonst nirgends beobachtet. Nur Entz (1879) will gelegentlich eine gleichhälftige Längstheilung der Acineta tuberosa in dem Gehäuse beobachtet haben, wobei jede Hälfte einen der Tentakelbüschel behielt. Mir scheint dieser Fall in seiner Isolirtheit jedoch fast unglaublich. Ich halte es auch für sehr wahrscheinlich, dass Gr.'s Angaben unrichtig sind. Meine eigenen Beobachtungen bestätigten Qlaparede- Lachmann’s Erfahrungen durchaus. Der Ma. N. theilt sich auch bei Metacineta erst während der Durchschnürung des Körpers (78, 4a). Die Cilienbildung des Sprösslings ist zweifellos. Wie gelangte aber Gruber zu so abweichenden Resultaten? Einmal wohl dadurch, dass er nach eigener Angabe keine fortlaufenden Untersuchungen machte, sondern verschiedene Stadien combinirte und dann wohl deshalb, weil er Conjugationszustände für Theilungsstadien hielt. Unter seinen Abbildungen scheinen mir nur die Figuren 11 und 16 bestimmt auf Theilungen bezogen werden zu dürfen, wogegen 12 und 15 wohl sicher Conjugationen waren. Höchst wahrscheinlich beruhen die Angaben, dass die beiden Sprösslinge ihre Tentakel bewahren und das Gehäuse sich gewissermaassen theile, auf der Beobachtung von Conjugationen. Wie es sich mit der Dreitheilung verhält, ist vorerst schwer zu entscheiden; unter meinen Skizzen findet sich auch eine, welche hinter dem mit Tentakeln versehenen Acinetenkörper zwei un- bewimperte Sprösslinge zeigt, was gleichfalls darauf hinweist, dass der erstgebildete sich noch- mals theilen kann. Leider habe ich jedoch nichts Genaueres über den Fall angemerkt. Mag sich dies jedoch verhalten wie es will, jedenfalls vermögen Gruber’s Mittheilungen nicht zu erweisen, dass bei Metacineta Fortpflanzungserscheinungen vorkommen, welche so erheblich von der Regel abweichen. Ueber die feineren Vorgänge bei der freien Theilung ist wenig zu bemerken, da sie wesentlich wie bei den Ciliaten verlaufen. Zunächst tritt jedenfalls eine, respect. nach Umständen (entsprechend der Art) eine Anzahl neuer contr. Vaeuolen auf. Von der Lage der Vacuolen hängt es ab, ob die neugebildeten für den Schwärmer oder für die Mutter be- stimmt sind. | Bei Podophryen, Sphaerophryen und Urnula scheinen die alten Vacuolen wegen ihrer mehr oder weniger apicalen Lage in den Schwärmer überzugehen; für Sphaero= 119 * 1892 Suetoria. phrya ist dies minder sicher, da wenigstens bei Sph. stentoris die Vacuolen des Schwärmers neu- gebildet zu werden scheinen. Bei Metacineta erhält dagegen die Schwärmerhälfte sicher die neue Vacuole, welche in der Apicalregion des sich theilenden Körpers auftritt (78, 4a). Das Vacuolende des Schwärmers schaut daher anfänglich apicalwärts. Früber oder später zieht die zum Schwärmer werdende Hälfte ihre Tentakel gänzlich ein. Bei den Podophryen und Sphaerophrya magna geschieht dies stets erst während der Durchschnürung des Körpers allmählich, ja meist erst, nachdem die Cilien schon angelegt sind. Die parasitischen Spaerophryen ziehen dagegen nach Stein gewöhnlich die Tentakel in der Region ein, wo sich die Knospe entwickelt, bevor sich noch die Einschnürung zeigt. Doch findet sich auch bei ihnen gelegent- lich der von Podophryaete. geschilderte Verlauf, wie eine Beobachtung Stein’s an den Sphaerophryen von Urostyla grandis beweist. Urnula zieht vor der Fortpflanzung ihre Tentakel gewöhnlich ein (Stein II, p. 108), und die Schwärmerhälfte der Metacineta wurde stets ohne solche Organe angetroffen, welche daher frühzeitig eingehen müssen. — Die Theilung des Makronucleus erfolgt stets relativ spät; . meist ist die Ein- schnürung schon deutlich, ja die Bewimperung schon angelegt, wenn der Ma. N. sich zur Theilung anschickt. GC. Die freie einfache bis multiple Knospung ist charakteristisch für die Gattung Ephelota, wo sie R. Hertwig ent- deckte und genau beschrieb. Spätere Forscher (v. Koch, Fraipont, Robin, Maupas) bestätigten sie, ohne etwas Neues zuzufügen. — Im All- gemeinen verläuft der Vorgang sehr einfach und ist aus der einfachen un- gleichhälftigen Theilung leicht abzuleiten. Dies trifft um so mehr zu, als die multiple Knospung auch für Ephelota nicht durchgängige Regel ist, viel- mehr die Zahl der gleichzeitig entstehenden Knospen von der Grösse des sich vermehrenden Individuums abhängt. Ist dieses klein, so bildet es häufig nur einen einzigen Sprössling, welcher dann relativ so gross ist, dass der Vorgang gleichhälftiger Theilung nahe kommt. Bei grossen Individuen von Eph. gemmipara steigt die Zahl der gleichzeitig gebildeten Knospen bis auf 12 (Hertw.; bis 5 sahen Fraipont und Robin); bei Eph. coronata beobachtete v. Koch einmal 5; Maupas bis 7 bei E. Thouleti. Die Knospung geschieht natürlich auf der apicalen Körperfläche, indem hier so viele kleine, warzenartige Erhebungen entstehen, als sich Knospen bilden werden. Soweit die vorliegenden Untersuchungen reichen, scheinen sämmtliche Anlagen simultan aufzutreten; sollten sich jedoch zeitliche Differenzen finden, so sind sie jedenfalls geringfügig. Die kleinen Knospenanlagen erheben sich allmählich stärker und werden mehr oder weniger ellipsoidische Körper, welche sich jedoch bald längs einer Seite abplatten und schliesslich sogar aushöhlen (77, 3h). Dies ist die Seite, auf welcher die Bewimperung auftritt. Die Knospen sind gewöhnlich mehr oder weniger deutlich kranzförmig um den apicalen Pol gruppirt, so dass dieser selbst knospenfrei bleibt; alle schauen mit den ausgehöhlten Seiten u Se ae ee ee Fortpflanzung (gleichhälftige Theilung ; freie Knospung). 1895 gegen die Körperaxe. Sie sind also keineswegs ganz übereinstimmend orientirt, wenn auch ihre Längsaxen sämmtlich parallel gerichtet sind. Die kreisförmige Anordnung der Knospen ist zweifellos eine Folge der hufeisen- oder ringförmig gekrümmten Grundform des Ma. N. der Mutter, wie wir gleich sehen werden. Naehdem die Sprösslinge ibre volle Ausbildung erreicht haben, wozu das Auftreten einer bis zweier contractiler Vacuolen und einer Anzahl sonstiger Charaktere gehört, die erst später zu schildern sind, schnüren sie sich vom Mutterkörper ab. Dies erfolgt nach Hertwig durch eine ringförmige Einschnürung, welche mehr oder weniger tief in das mütterliche Plasma einschneidet, so dass das basale Ende der Knospe gewissermaassen aus dem apicalen Mutterplasma herausgeschält wird. Jeder Sprössling sitzt dann in einer kleinen Aushöhlung der Apieal- region; nach Fraipont auf einer niederen stielartigen Erhebung des Höhlengrundes. Schliesslich werden die letzten Verbindungen durch- schnitten und die Sprösslinge frei. Hertwig und Fraipont schlossen aus ihren Erfahrungen, dass der Knospungsprocess der Ephelota gemmipara sehr langsam verlaufe, obgleich sie die Zeitdauer nicht direet festzustellen vermochten. Nach Robin soll er dagegen nur 2!/,—5 Stunden dauern. Das Verhalten des Ma. N. genau ermittelt zu haben, ist hauptsächlich Hertwig’s Verdienst. Wir wissen von früher, dass er bei Eph. gemmipara etwa hufeisenförmig ist und zahlreiche, z. Th. verzweigte Aeste nach der Apicalregion entsendet. Ueber jedem Ast oder doch -über einigen entwickelt sich eine Knospe. Dennoch geht Hertwig wohl zu weit, wenn er den ersten Anstoss zur Knospenbildung direct vom Ma. N. herleitet, indem gewissermaassen die Kernäste das Plasma als Knospen hervordrängten. Dagegen spricht, wie schon Bütschli (1876) betonte, dass die Kernäste noch gar nicht _ in die jungen Knospenanlagen hineinreichen, wie H. selbst festgestellt hat. Dagegen ist wohl sicher, dass die Knospungsstellen durch die herantretenden Kernäste bestimmt werden. Wir dürfen uns dies etwa so vorstellen, dass ein solcher Fortsatz eine gewisse Selbstständigkeit be- sitzt, d. h.: wie bei einfach rundem Kern eine Knospe durch das Zusammenwirken von Kern und Plasma sich bildet, so wirken hier die einzelnen Fortsätze des stark verzweigten Kerns, ähnlich einer Anzahl einfacher Kerne, mit dem sie umgebenden Plasma zusammen, wodurch die gleichzeitige Anlage mehrerer Knospen hervorgerufen wird, deren Bildungsstellen durch die Kernfortsätze bestimmt sind. Daraus folgt keineswegs, dass der Kern oder seine Fortsätze die Knospen direct erzeugen, d. h. dass die ersten Anzeichen der Knospung am Kern her- vortreten. Wenn die Knospenbildung weitere Fortschritte gemacht hat, beginnen die sie unterlagernden Kernfortsätze sich zu theilen, d. h. sie verhalten sich zu ihrer Knospe etwa gerade so wie ein einfacher Kern bei der Bildung einer einzigen Knospe. Sie wachsen in die Länge und strecken sich in das Knospenplasma hinein. Der in dieses eingedrungene Theil des Kernastes krümmt sein apieales Ende bald gegen die Knospenbasis zu- rück, wodurch die spätere hufeisenförmige Gestalt des Ma. N. der Knospe - 1894 Suctoria. angelegt wird. Schliesslich verdünnt sich der Verbindungsstrang, welcher den Kernantheil der Knospe mit dem Ma. N. der Mutter verbindet, immer stärker und reisst schliesslich durch. Letzteres geschieht jedenfalls erst gegen Ende der Knospung, kurz vor der Ablösung der Sprösslinge. Ein Punkt im Vermehrungsprocess der Ephelota bedarf noch einiger Erläuterung. Wie bemerkt, werden die Knospen als Auswüchse des Plasmas angelegt, während die eigentlichen Theilungsvorgänge durch Einschnürung geschehen. Man könnte deshalb annehmen wollen, es bestehe eine tiefere Verschiedenheit zwischen beiderlei Vorgängen, die erstereu könnten nicht eine einfache Modification der letzteren sein. Das wäre aber jedenfalls trügerisch. Schon bei den Ciliaten fanden wir, dass die Theilung häufig mit dem Auswachsen des Körpers in der Längsrichtung beginnt; das Gleiche gilt jedenfalls auch für die einfachen Theilungsprocesse der Podophryen und Sphaerophryen in mehr oder weniger erheblichem Maasse; wenn auch die Beobachter nicht besonders darauf hinweisen, so deuten es ihre Abbildungen doch an. Das Heranwachsen der Knospen bei Ephelota entspricht demnach diesem Auswachsen bei der einfachen Theilung und beide Vorgänge sind direct mit einander vergleichbar. Im Anschluss an die beschriebenen Vorgänge müssen wir noch einiger unsicherer, an- geblich freier Knospungen gedenken, welche weiterer Aufklärung bedürfen. Robin (1879) will bei Ephelota gemmipara gelegentlich apicale Knospen beob- achtet haben (1—4), welche keine Cilien entwickelten und auch nicht die charakteristische Gestalt der Schwärmer annahmen, sondern niedere, cylindrische Form und kurze bis längere Tentakel besassen. Allmählich sollen sich diese Knospen verlängern und vom Mutterkörper mehr abschnüren; schliesslich entwickelten sie an ihrem Basalende einen kurzen, homogenen und farblosen Stiel, mit dem sie der Ephelota aufsassen. Eine Ablösung solcher Knospen wurde nie beobachtet. Robin glaubte sicher annehmen zu dürfen, dass diese Gebilde Knospen der Ephelota sind. Ich muss es jedoch so lange für zweifelhaft halten, bis ihre allmähliche Entstehung genauer verfolgt und namentlich auch die Beziehung zwischen ihren Kernen und dem der Ephelota aufgeklärt ist, ein Punkt, welchen Robin gar nicht beachtete. Achnliches wurde schon früher für andere Formen berichtet. Stein beobachtete (1854 und 1867, p. 107—8) auf der apicalen Region des Gehäuses von Metacineta mystacina 1—5 und 6 kleine cystenartige, kuglige bis ovale Gebilde, welche eine anscheinend ge- schlossene gallertige Hülle besassen, die an ihrer Befestigungsstelle etwas verengt war. Diese Hülle soll nach ihm eine directe Fortsetzung der gallertigen Umhüllung des Met- acinetakörpers sein, welche er annimmt; da jedoch kein anderer Beobachter etwas von einer solchen Gallerthülle um den Weichkörper dieser Suctorie sah, so scheint mir dieser Zusammen- hang zwischen den sogen. Cysten und dem Suctorienkörper sehr fraglich. Der in der Oyste befindliche Körper war stets von dem der Metacineta gesondert, enthielt einen runden Nucleus (1867) und eine contractile Vacuole. Zuweilen zeigte er an einer Seite eine furchenartige, ziemlich beträchtliche Vertiefung, in welcher Cilien sich bewegten. Später (1867) konnte Stein beobachten, dass manche der Cysten am vorderen Pol eine „Einkerbung oder einen spitzwinkligen Ausschnitt‘ besassen, durch welchen der eingeschlossene Körper einen langen geknöpften, lebhaft bewegten Tentakel aussendete, den er häufig wieder einzog. Stein er- klärte nun die in den Öysten enthaltenen Wesen für zweifellose Sprösslinge der Metacineta, welche er wenigstens 1854 aus Theilstücken des Ma. N. entstehen liess. Gewöhnlich sollten die Sprösslinge aus ihrer Hülle ausschwärmen, was jedoch nie direct beobachtet wurde, zu- weilen hingegen auf’dem Mutterkörper sofort Tentakel entwickeln. An diese knospenartigen Gebilde von Metacineta erinnern lebhaft ähnliche, welche Levick und Kent auf Dendrosoma radians beobachteten. Ob zwar die knospenartigen Aus- wüchse, welche der erstere bei 2 Exemplaren seitlich am Stamm bemerkte und für Hoden und Ovarien erklärte, mit den später von Kent erwähnten identisch sind, ist nicht ganz sicher. Jedenfalls lässt sich aber mit Bestimmtheit sagen, dass Levick’s Beobachtungen seine Deu- tung der Gebilde als Geschlechtsorgane nicht im geringsten begründen. Die angeblichen Spermatozoen des Hodens dürften wahrscheinlich nur auf Zugrundegehen des knospenartigen Auswuchses unter Auftreten von Molekularbewegung basiren. Kent beobachtete umhüllte, Fortpflanzung (Freie und innere Knospung). 1895 kuglige bis ovale knospenartige Gebilde, welche häufig zu mehreren auf den Zweigenden des Dendrosoma sassen (78, Tau.d). Auch er bemerkt, dass ihre Hülle direet in die Pellicula des Dendrosoma übergehe. Eine contract. Vacuole fand sich gewöhnlich vor. Manchmal schien die Hülle am freien Pol geöffnet und zuweilen sandte der eingeschlossene Körper einige kurze geknöpfte Tentakel aus, was ebenfalls für eine Oeffnung der Hülle spricht. Gelegentlich fanden sich leere, deutlich geöflnete Hüllen. Endlich reihen sich hieran noch Fraipont’s Beobachtungen an Acineta divisa (= patula C1.). Auf der apicalen Körperregion fanden sich häufig knospenartige Gebilde von füllhornartiger Form im erwachsenen, d. h. voluminösesten Zustand. Sie enthielten einen Nucleus, oft auch eine contract. Vacuole. Ihre Pellicula soll eine directe Fortsetzung der- jenigen der Acinete sein. Am distalen, dicken Ende der Anhänge schien die Pellicula weit geöllnet und ihr freier Rand ringförmig verdickt. Obgleich Fraipont versichert, dass diese Anhänge ganz allmählich nach Art von Knospen aus dem Plasma der Acinete hervorwüchsen, konnte er doch nie irgend eine Beziehung zwischen dem Kern der Acinete und denen der Anhänge finden, weshalb er die endogene Entstehung letzterer bestimmt vertritt. Die Anhänge sollen jedoch nicht eigentliche, zur Ablösung bestimmte Knospen sein — denn hierfür lieferte die Beobachtung keinerlei Anhaltspunkte — vielmehr seien sie aufzufassen als „diverticules gencrateurs“. Es seien Gebilde, in welchen erst die Schwärmer endogen erzetgt würden. Letztere Angabe gründet sich auf die einmalige Beobachtung, dass aus dem freien Ende eines Anhangs ein sehr kleiner, ovoider, mit einem queren Öiliengürtel ausgerüsteter Schwärmer austrat. WPraipont’s Ansicht ist, dass derselbe in dem diverticule g&ncrateur etwa so ent- stehe, wie eine innere Knospe *). Nachdem wir die Beobachtungen an den drei genanaten Arten skizzirt haben, können wir unser Urtheil kurz zusammenfassen. Jedenfalls scheint mir sicher, dass in keinem der Fälle die Zugehörigkeit der knospenartigen Gebilde zum Entwicklungsceyclus der betreflen- den Suctorien mit einiger Sicherheit erwiesen ist. Vielmehr dürfte die Vermuthung recht nahe liegen, dass es sich um kleine Suctorien handelt, welche auf grösseren eine Art para- sitischen oder wohl richtiger commensalistischen Lebens führen. Ich halte es für unnöthig, die Momente aus dem Thatsachenmaterial besonders hervorzuheben, welche in diesem Sinne sprechen; die Entscheidung wird doch nur durch erneute Untersuchungen herbeizuführen sein. Unter den gleichen Gesichtspunkt dürfte sicherlich auch die mit einigen Tentakeln versehene, angebliche Knospe fallen, welche Claparede-L. einmal an der Basis einer Tokophrya quadripartita beobachteten. — Auf die angebliche freie Knospung der Ophryodendren wird im Kapitel über die Gonjugation näher einzugehen sein. D. Die innere Knospung oder Theilung ist die verbreiteteste Vermehrungsart der Suctorien, denn sie findet sich bei den bis jetzt nicht erwähnten Gattungen, soweit deren Fortpflanzung über- *) 7. b. d. C. Entsprechende knospenartige Gebilde beobachtete Keppen (884) neuer- dings auch auf der Apicalfläche von Acin. tuberosa und papillifera, Gewöhnlich waren sie mehr oder weniger in dieselbe eingesenkt, zuweilen entwickelten sie Tentakel. Bildung und Austritt innerer Knospen wurde häufig an ihnen beobachtet. Auch K. hält die Gebilde für Embryonen der beiden erwähnten Acineten. Achnliche Körper fand er auch innerlich neben dem Ma.N., wir werden auf diese später zurückkommen. Endlich will er bei Ac. papillif. freie Knospung in dem Gehäuse und auf der Apicalfläche beobachtet haben. Im letzteren Fall bildeten sich an Stelle einer oder beider Tentakellappen Auswüchse, in welche der Kern eintrete; nach längerer Zeit lösten sie sich ab. Im ersteren Fall entwickele die ab- gelöste Knospe im Gehäuse der Mutter eine Schale mit Stiel und die Tentakel. Beide Fälle halte ich nicht für genügend aufgeklärt. Die ersterwähnten knospenartigen Gebilde beurtheile ich wie die von Metacineta etc. 1896 Suctoria. haupt bekannt ist. Leider wurde der Vorgang vorerst nur bei zwei Arten eingehender studirt; doch lässt sich schwerlich bezweifeln, dass er überall prineipiell der gleiche ist. Eine kurze Schilderung seines Verlaufs bei den beiden genauer studirten Arten, Tokophrya quadripartita und Dendrocometes paradoxus, wird unsere Darstellung am besten er öffnen. Daran reihen wir das Bemerkenswerthe, was von den übrigen Formen bekannt wurde. Bei Tokophrya quadripartita, deren Fortpflanzung Bütschli (1876) genauer untersuchte, bildet sich als erstes Anzeichen der bevorstehenden Vermehrung im Centrum der Apical- fläche eine kleine enge, etwas trichterförmige Einsenkung der Oberfläche. Dieselbe vertieft sich bis zu mässigem Grad, worauf ihr inneres Ende sich allmählich erweitert. Diese Erweiterung, respect. das Auswachsen des Höhlenbodens, erfolgt viel rascher in derjenigen Medianebene der Tokophrya, welche durch die hintere der drei eontractilen Vacuolen seht. Der Höhlenboden wächst nach den beiden Seiten dieser Ebene, sich bogenförmig basalwärts krümmend, in das Plasma der Tokophrya hinein, und schält so eine mittlere, vor dem Ma. N. gelegene Partie desselben her- aus, welche zur mittleren Region der Knospe wird (77,9a). Das Einschneiden der Höhle setzt sich in der angegebenen Weise bis ungefähr etwas hinter die Mitte des Ma. N. jederseits fort. Auch in der anderen Median- ebene, welche auf der ersterwähnten senkrecht steht, breitet sich der Höhlenboden beiderseitig aus, jedoch viel langsamer. Sobald die Höhle einigermaassen erweitert wurde, ist ihre Decke relativ dünn und die ursprüngliche Oeffnung auf der Apicalfläche zu einem kurzen, rüsselartigen Röhrchen geworden, welches während des ganzen Knospungsprocesses deutlich geöffnet bleibt. Schon während des Auswachsens der Höhle in der ersten Medianebene wird der spätere Wimpergürtel der Knospe auf einer Furche des Höhlenbodens angelegt, welche in der genannten Medianebene liegt. Nur wenig später treten auch 3 ceontractile Vacuolen für die Knospe in dem Plasma auf, welches den Boden der Höhle bildet. Erst einige Zeit nach der Entstehung der contractilen Vacuolen zeigt der Ma. N. die ersten Veränderungen, d. h. seine körnige (zweifellos fein- wabige) Structur geht in eine verworren fasrige über, welche schliesslich schön knäuelförmig wird. Indem schliesslich die spaltförmige Höhle auch in der zweiten Medianebene allmählich bogenförmig bis zu derselben Tiefe wie in der ersten einschneidet, wird die Knospe mehr und mehr aus dem Plasma der Mutter ausgeschält (9b). Die Verbindung von Mutter und Sprössling ist jetzt auf eine axiale Partie beschränkt, in welcher sich der Ma. N. findet. Ausser der fasrigen Umbildung er- fuhr letzterer inzwischen auch eine Gestaltsveränderung, er hat sich nämlich in der Längsaxe stark verkürzt, ıst also nahezu kuglig geworden. Diese Erscheinung entspricht wohl direet der Concentrirung, welche der Theilung verlängerter Ma. N. bei den Ciliaten gewöhnlich voraus geht. Hierauf wird der in der Knospenanlage liegende Theil des Ma.N. allmählich zu einem mässig dieken Zapfen, während der aussenliegende Theil in die Breite I) Fortpflanzung (innere Knospung, Tokophr. quadripart., Dendrocometes), 1897 (d. h. in der Richtung der 2. Medianebene) wächst und so eine ziemlich dreieckige Gestalt annimmt (9b). In dem Maasse wie die Abschnürung der Knospe durch schliessliches Zusammenwachsen der spaltförmigen Höhle sich vollzieht, streckt sich der Zapfen des Ma. N. und verdünnt sich in der Verbindungsregion von Mutter und Knospe mehr und mehr (9c). Der feine Faden, welcher endlich noch den mütterlichen und den Knospenkern verbindet, wird wahrscheinlich erst mit der Durchschnürung des Plasmas zerschnitten. Hat die Knospe sich abgelöst, so liegt sie als ein runder Körper in einer sie allseitig eng umfassenden Höhle, der sog. Bruthöhle, und rotirt mittels ihres Wimpergürtels lebhaft. Der Ma. N. der ab- selösten Knospe nimmt dann bald wieder die gewöhnliche Structur an, ‚während der der Mutter noch längere Zeit im fasrigen Zustand verharrt. Den Austritt der Knospe aus der Bruthöhle durch die oben beschriebene Geburtsöffnung bewirken theils die eigenen Anstrengungen des Schwärmers, theils Contractionen oder Zuekungen der Mutter, welche dabei sichtlich mitwirken, wie schon Stein und Clapar&de-Lachmann bei zahl- reichen Suctorien feststellten. Die Geburtsöffnung erweitert sich während des Austritts sehr stark, wobei ihre röhrchenartige Verlängerung ver- streicht. — Ob die Oeffnung nach dem Austritt des Schwärmers ganz schwindet, wie Stein und Claparede-L. angaben, scheint noch unsicher. Zuweilen mag vielleicht die Anlage einer neuen Knospe von ihr bald wieder ausgehen; andere Male mag sie zunächst ganz schwinden. Auch für Dendrocometes zeigte zuerst Bütschli (1877), dass die innere Knospe in ähnlicher Weise gebildet wird. Plate’s Beobachtungen bestätigten dies und erwiesen für Stylocometes das Gleiche. Die erste Andeutung der Fortpflanzung soll bei Dendrocometes nach Plate im Fasrigwerden der Kernsubstanz hervortreten. Ich bezweifle dies, da der Ma. N. dieser Suctorie nach meinen Erfahrungen auch ausserhalb der Fertpflanzungszeit häufig grob fasrig ist nnd weil die Erfahrungen bei Tokophrya quadripartita dagegen sprechen. Dann tritt eine neue contract. Vacuole auf, welche gewöhnlich gegenüber der alten liegt Hierauf senkt sich in der Nähe dieser Vacuole (Plate) die Bruthöhle ein, welche anfänglich eine flaschenförmige Gestalt hat und sich flach unter der Apicalfläche des Dendrocometes ausbreitet. Jedenfalls liegt die Ein- stülpungsöffnung stark excentrisch. Nach Plate schliesst sich die Oeffnung der Höhle bald wieder durch Verwachsung. Obgleich dieser Umstand principiell keine Bedenken er- regt, hat mich doch Plate’s Darstellung nicht ganz von dem Verschluss der Bruthöhle überzeugt. . Die Beobachtungen an Dendrocometes sind gerade in dieser Hinsicht recht schwierig, da man selten seitliche Ansichten erlangen kann und auch diese, wegen der dicken und flachen Gestalt der Suctorie wenig klar sind. Ferner ist Plate selbst geneigt, die später auftretende Oeffnung der Bruthöhle, durch welche die Knospenanlage hervortritt, auf die Wiedereröffnung des ursprünglichen Eingangs zurückzuführen, was ebenfalls wahrscheinlich macht, dass er sich nicht vollständig schliesst. 1898 Suctoria. Die Höhle nimmt allmählich an Umfang zu und erscheint dann, von oben betrachtet, oval, etwas länger als der halbe Durchmesser des Dendrocometes. Dass sie auch in seitlicher Ansicht ursprünglich elliptisch ‘erscheine, wie Plate angibt, halte ich für zweifelhaft; ich vermuthe vielmehr, dass sie von Anfang an flach ist, indem ihr Boden convex gegen die Decke vorspringt (79, 2e). Hierfür sprachen alle meine Beobachtungen. Plate meint, wie gesagt, diese Tirhebung des Bodens, aus welcher die Knospe sich bildet, trete erst allmählich in die anfänglich eiförmige Höhle ein. Dann legt sich in der Peripherie des Bodens der Wimpergürtel der Knospe an; er zieht demnach hier parallel der Basalfläche der Suctorie (79, 2e—d). Nach Plate zeigt sich erst nur eine der späteren ringförmigen Wimperreihen, zu welchen sich noch 3 weitere gesellen. Jetzt entsteht nach ihm die Geburtsöffnung durch Durchbruch der Höblendecke, während Bütsehli, wie gesagt, die Persistenz der Einstülpungsöffnung auf Grund seiner Beobachtungen annahm. Am Ma.N., welcher unter dem Boden der Bruthöhle liegt, sieht man nun Theilungserscheinungen (2d); er ist deutlicher fasrig und schnürt sich allmählich auf der Grenze zwischen der Höhlenperipherie und dem mütterlichen Plasma etwas ein. Nach Plate soll seine Theilung auf diesem Stadium zu Ende gehen. Ich bezweifle dies, weil ich es nie beobachtete und die Theilungserscheinungen der übrigen Suctorien und Öiliaten gegen eine so frühzeitige Durchschnürung des Ma. N. sprechen. Für Stylocometes, dessen Knospung Plate im Wesentlichen wie jene des Dendrocometes, jedoch nur wenig ausführ- lich beschreibt, bemerkt er selbst, dass die Kerntheilung sich erst viel später, bei der defini- tiven Abtrennung der Knospe von der Mutter vollende, wie ich es für Dendrocometes beschrieb und Pl. wenigstens einmal auch bei letzterem beobachtete. Der weitere Sonderungsprocess der Knospe von der Mutter verläuft bei den Dendrocometinen sehr eigenthümlich, da der Sprössling nicht innerhalb der Bruthöhle zur definitiven Ablösung gelangt. Allmählich richtet sich der Boden der Höhle schief auf; dadurch gelangt die Geburts” nung, welche stets am einen Ende der Höhle liegt, auf den Scheitel des Dendrocometes. Nun dringt der Höhlenboden, d. h. die Anlage der Knospe ziemlich rasch durch die Geburtsöffnung heraus. Ist dies vollendet, also die innerlich angelegte Knospe in eine äussere ver- wandelt worden, so ist die Geburtsöffnung natürlich vernichtet (2e). Mutter und Knospe gehen nun durch eimen ziemlich breiten Fortsatz in einander über, in welchem der lang bandförmige Ma. N. liegt, mit einer Endan- schwellung in der Mutter, mit der anderen in der Knospe. Allmählich werden nun die Verbindungsbrücke und der Ma. N. durchgeschnürt und Mutter und Tochter getrennt. In mancher Hinsicht liesse sich der Knospungsvorgang der Dendro- cometinen als ein etwas ursprünglicher betrachten, da die anfänglich innere Knospung später zur äusseren wird. Dass die geschilderte innere Knospung aus der freien hervorging, unterliegt wohl keinem Zweifel. Einige Thatsachen unterstützen dies weiterhin. Bei der freien Knospung der Ephelota gemmipara wird das basale Ende der Sprösslinge aus dem mütterlichen Plasma gewisser- Fortpflanzung (innere Knospung, Dendrocometes, übrige Tokophryen u. Acineta). 1899 massen herausgeschält; dieses Ende bildet sich also durch eine ins Innere einschneidende Furche, demnach in einer Weise, welche der inneren Knospung entspricht. Auch der Knospungsprocess der Sphaerophrya Stentoris scheint nach Stein’s Erfahrungen einen Uebergang zwischen beiden Modi zu bilden, indem die Knospe zuerst im Innern der Mutter (Embryonalkugel Stein) um einen Zapfen des Ma. N. aus dem Plasma „abgegliedert“ wird. Bald tritt sie jedoch frei auf die Oberfläche, um hier Wimpern und Tentakeln zu entwickeln. Auch vollendet sich erst dann die Theilung des Ma. N. Der Vorgang verliefe daher im Wesent- lichen wie bei den Dendrocometinen, während seine äussere Erscheinung mehr an die Verhältnisse von Tokophrya erinnerte. — Bei der zweifellos nahe verwandten, parasitischen Endosphaera ist die Knospung eine ganz innerliche geworden, welche sich daher wesentlich wie bei Toko- phrya quadripartita vollzieht, wenn auch namentlich die Anfangs- stadien noch nicht ausreichend studirt wurden. Von Stein (1854), Clapa- rede-Lachmann, Engelmann (1862) und manchen Anderen wurden innere Knospungsvorgänge noch für viele Tokophryen und einige Acineten erwiesen, weshalb die fast allgemeine Verbreitung bei diesen Gattungen nicht zweifelhaft ist (abgesehen von Ac. patula und event. ‚ihren Verwandten.) Meist dürften die Vorgänge ähnlich wie bei Toko- phrya quadripartita verlaufen. Von Besonderheiten, welche dabei beobachtet wurden, sei bier Folgendes erwähnt. Die Beschreibung, welche Stein von der Geburt der Knospe bei Tokophrya Astaci gibt, erinnert lebhaft an die Vorgänge bei Dendrocometes. Der heraus- gedrungene Sprössling nimmt nämlich viel mehr Plasma aus der Mutter mit, als er zu enthalten schien, solange er sich in deren Innern befand. Die Tokophrya verkleinert sich bei der Entleerung des Sprösslings ganz ungemein, ja dieser ist entschieden viel grösser wie die Mutter. Dazu gesellt sich, dass Stein den Sprössling nie in der Bruthöhle . .iren sah. Alles dies legt die Vermuthung nahe, dass die Lösung der Knospe wie bei den Dendrocometinen erst nachträglich erfolge. Während in den erwähnten, sowie den meisten sonst beobachteten Fällen, die Geburt des Sprösslings durch eine Oeffnung auf dem Scheitel der Suctorie erfolgt, tritt die innere Knospe bei Tokophrya eothurnata und ferrum equinum nach Stein wie Claparcde-L. durch einen langen queren Schlitz in halber Höhe oder etwas mehr apicalwärts auf der einen Flachseite aus (77,5—6). Dies hängt jedenfalls damit zusammen, dass der ganze Rand dieser Arten mit Tentakeln besetzt ist, weshalb ein Austritt der Knospe am Scheitel störend wäre. Ob die Verhältnisse bei Tok. Steinii ähnliche sind, ist unentschieden, doch nicht unwahrscheinlich. Bemerkenswerth ist bei dieser Art, dass der stark verästelte Ma. N. bei der Knospung seine Gestalt nicht zu verändern scheint, also wahr- scheinlich nur einer seiner Aeste an der Knospung theilnimmt (77, 7a). — Bei den letztgenannten drei Tokophryen, doch auch bei Acineta linguifera und Tokophrya Astaeci liegt der ausgebildete, meist sehr grosse und 1900 Suctoria. längliche Sprössling dicht seitlich neben dem Ma. N. Bei den drei ersten folgt dies wohl aus einer seitlichen Anlage der Knospenhöhle; bei den beiden letzteren wird die Höhle dagegen wohl sicher am Apex angelegt, da ja auch die Geburt dort geschieht. Hieraus ergibt sich, dass die Bildung der Bruthöhle und die Ablösung des Sprösslings hier in einer Weise geschehen müssen, welche wesentlich von den Verhältnissen bei Tokophrya quadripartita abweicht. Die Bildung innerer Knospen bei Trichophrya beobachtete zuerst Cienkowsky (1855), später verfolgten sie d’Udekem (1856), Clapa- rede-L., Stein (IL, p. 57, Anm. 3) und Bütschli (1876). Bei der nahe verwandten Dendrosoma radians entdeckte Levick (1850) zuerst die innere Schwärmerbildung, welche Kent bald darauf etwas genauer untersuchte. Der Vorgang ist recht interessant, weil Dendro- soma gleichzeitig an mehreren aufsteigenden Aesten innere Knospen bilden kann, von welchen jede zweiiellos ihre eigene Bruthöhle besitzt. Er scheinen hauptsächlich die basalen Regionen der Aeste zu sein, an welchen die Knospung geschieht. Die Bruthöhlen mit je einem reifen Sehwärmer springen nach Kent stark buckel- oder knieartig vor (78, 7b). Die gleichzeitige Bildung mehrerer innerer Knospen bei Dendrosoma erinnert sehr an die multiple freie Knospung der Epheloten und beruht jeden- falls auf ähnlichen Bedingungen. Auch hier müssen die Aeste des so reich verzweigten Ma. N. eine gewisse Selbstständigkeit hinsichtlich der Knospen- bildung besitzen, so dass die Bedingungen ihres Eintritts an mehreren Stellen erfüllt sein werden. Die innere Schwärmerbildung der Ophryodendren (abietinum und Sertulariae) wurde ziemlich gleichzeitig von Clapar&de-Lachmann und Wright entdeckt. Wir werden auf die besonderen Erscheinungen bei dieser Gattung gleich etwas näher eingehen. Bei einigen Tokophryen und Acineten, bei Trichophrya epi- stylidis und den Ophryodendren kommt es nicht selten vor, dass mehrere Sprösslinge in einer gemeinsamen Bruthöhle liegen und nach ein- ander allmählich ausschlüpfen (78, la u. g, 79, 3a). Diese Erscheinung kann in zweierlei Weise zu Stande kommen; entweder wenn der zuerst erzeugte, relativ grosse Sprössling sich in der Bruthöhle mehrfach theilt und einige kleinere bildet, oder wenn vor dem Austreten des erstgebildeten Sprösslings ein bis mehrere weitere aus der Wand der Bruthöhle hervor- knospen. Den ersten Modus scheinen Claparede-L. bei ‚Ophryo- dendron abietinum ziemlich sicher erwiesen zu haben. Sie beobachteten Individuen mit einem einzigen ansehnlichen kugelförmigen Körper ziem- lich im Centrum der Sucetorie. Derselbe theilte sich bald in zwei; da letztere einige der nessel-kapselartigen Gebilde enthielten, welche sich meist im Plasma dieses Ophryodendron finden, so scheint sicher, dass es sich nicht etwa um den Kern, sondern um Knospen handelte. Ferner konnten sie auch die Theilung an wohl ausgebildeten Schwärmern ver- folgen, welche zu vieren in einer gemeinsamen Bruthöhle lagen. Endlich - f Fortpflanzung (innere Knospung; Trichophrya; multiple innere Knospen). 1901 trafen sie Individuen, deren Bruthöhle nicht weniger wie 16 und 20, ja noch mehr, entsprechend kleinere Schwärmer enthielt. Wright beob- achtete bei O0. Sertulariae 4—9 Sprösslinge, ohne ihre Entstehung genauer zu verfolgen. — Mehrere Schwärmer in gemeinsamer Höhle beobachteten Clap. und L. noch anderwärts, so bei Tokophrya Pyrum zweimal 4, bei einem Copulationszustand dagegen 8, bei Tokophr. Trold 2, bei Tok. Lyngbyei 5 von ungleicher Grösse und bei Acineta Cucullus 6 kleine. In keinem dieser Fälle wurde jedoch ihre Ent- stebung ermittelt. — Dagegen versichert Stein (II, p. 57, Anm. 3) bei Triehophrya epistylidis und Acineta tuberosa häufig mehrere Schwärmer (4—8) gefunden zu haben, welche durch successive Theilung eines ursprünglichen entstanden seien; überhaupt nahm er diese Ent- stehung für alle multiplen inneren Knospen an. Gelegentlich bemerkte Stein (1887, p. 115 und 117) auch 2—3 innere Sprösslinge bei der Endosphaera der Vorticellinen; ebenso hatten Clapar&de-L. zuvor schon (1858—1861, II, p. 181) zahlreiche Sprösslinge in den Endo- sphaeren von Epistylis plicatilis beobachtet. 4 Schwärmer fand endlich Maupas mehrfach bei Ac. tuberosa (= foetida Mp.) und hält Stein’s Ansicht über deren Entstehung für richtig, obgleich er selbst keine ent- scheidenden Beobachtungen anstellte. Für das Vorkommen des zweiten Modus kann ich nur R. Hertwig’s Beobachtung an einer marinen Acinete (welche auf A. Cueullus Clapar.-L. bezogen wurde) anführen. Hertwig fand in deren Inneren häufig mehrere Knospen, um welche zwar eine gemeinsame Bruthöhle nicht gezeichnet wird (gefärbtes Präparat). Auf der Abbildung (78,1g) sieht man 3 kuglige und jedenfalls völlig vom mütterlichen Plasma abgelöste Knospen und daneben eine vierte, welche erst in der Bildung begriffen ist, da ihr Ma. N. noch mit dem der Mutter zusammenhängt. Wie gesagt, lässt sich diese Beobachtung nur so erklären, dass die Knospung mehr- fach und rasch hinter einander aus der Wand der Bruthöhe geschah. Wir berichten schliesslich noch über Claparede-L.s Beobach- tungen, welche das Vorkommen einer zweiten Art kleinerer Sprösslinge bei Tokophrya quadripartita erweisen sollten. Ich halte diese An- gabe jedoch für recht unsicher. Einmal trafen sie Individuen, welche ein blasses rundes „Organ“ enthielten (Brut- höhle?), in dem zahlreiche runde oder ovale „Segmente“ lagen, die z. Th. eine contrac- tile Vacuole enthielten. In einigen Segmenten fand sich eine „Höhle“, welche einen kleinen Sprössling umschloss, der durch seinen Wimpergürtel dem Schwärmer der Tokophrya sehr glich, jedoch viel kleiner war. 16—24 solcher „germes“ gelangten zur Beobachtung. Weiterhin fanden Cl. und L. einige Tokophryen, welche mehrere runde grosse Zellen enthielten, die durch das ganze Entoplasma der Suctorie zerstreut waren und daher schwerlich in einer gemeinsamen Bruthöhle lagen (B.). Diese Zellen entwickelten kleine innere Sprösslinge, etwa so wie eine parasitische Endosphaera. Dass diese Schwärmer, deren Austritt aus der Toko- phrya beobachtet wurde, eine zweite Art von Sprösslingen der T. quadripartita seien, hielten Clap.-L. für sicher. Ich muss gestehen, dass es mir recht zweifelhaft scheint. Das weitere Schicksal der Schwärmer wurde nicht verfolgt. Was über ihre Entstehung bekannt ist, lässt sich sehr wohl mit der Ansicht vereinen, dass sie Sprösslinge parasitischer Endosphären seien, welche 1902 Suetoria. in der Tokophrya quadripartita schmarotzten. Unmöglich wäre ein solcher Parasitismus sicher nicht und der ganze Vorgang würde dadurch viel verständlicher. Auch stimmt der Bau der kleinen Schwärmer ganz mit dem der Endosphärensprösslinge überein, weicht dagegen von jenem der Tokophryaschwärmer mehr ab, als Cl.-L. zugeben wollten. Zwar ist zuzugestehen, dass es auch möglich erscheint, sie als Schwärmer der Tokophrya aufzufassen; in diesem Fall müssten wir annehmen, dass sich die erstgebildeten ansehnlichen Knospen in der Mutter selbst wieder endogen fortpflanzten. Da diese Ansicht jedoch eine grosse Complication in den Ent- wicklungsgang einführen würde und Tokophrya quadrip. regelmässig nur einen grossen Schwärmer bildet, während in diesem Fall zunächst mehrere (bis 6 und mehr) entstehen müss- ten, welche sich in der Mutter selbst wieder durch innere Knospung fortpflanzten, so scheint mir vorerst die Annahme plausibler, dass es sich um parasitische Endosphären und deren Sprösslinge handelte. Erst später werden wir die Erfahrungen anderer Forscher über das Auftreten von zweierlei Schwärmerformen bei gewissen Suctorien besprechen; die Glaparede-L. schen Angaben scheinen mir, wie gesagt, hierfür nicht beweisend *). Historisches über die innere Knospung. Bekanntlich entdeckte Stein 1849 zuerst die innere Knospung bei Acineta Cyclopum Ül. L. (Ac. Lemmnarum Stein). Er trat sofort energisch für die Ansicht ein, dass der Embryo, wie er anfänglich alle inneren Knospen nannte, aus einem abgelösten Theil des Ma.N. entstehe, welcher vom Plasma reichlich ernährt und auf diese Weise entwickelt werde. Seine Beobachtungen über die Entstehung des Schwärmers bei Dendrocometes (1851) bestärkten ihn noch mehr in dieser Aufassung, weil er bei dieser Suctorie dauernd eine Zusammensetzung des Ma.N. aus zwei Abschnitten bemerkt haben wollte, von welchen sich der eine in den Sprössling umbilde. 1854 konnte er aber bei Ac. tuberosa und A.infusionum deutlich wahrnehmen, dass nur der Ma. N. des Schwärmers aus einem zapfenartigen Fortsatz des mütterlichen Kerns entstehe, während das Knospenplasma sich um diesen Zapfen herumlagere, also aus dem der Mutter hervorgehen müsse. Jedenfalls schrieb er dieser Beobachtung keine allgemeine Bedeutung zu, sonst hätte er nicht 1867. (s. p. 57 und 139) das Entstehen des Schwärmers aus einem Theilstück des Ma. N. als den gewöhnlichen Vorgang beschreiben können. An Stein’s An- sicht schloss sich d’Udekem (1856 Tokophr. quadripartita, Trichophrya) an. Lieber- _kühn (1856) beobachtete zwar die Bildung des Sprösslings um einen Fortsatz des Ma.N. sanz Tichtig, vertrat jedoch nichtsdestoweniger sein Hervorgehen aus dem Ma. N. Auch Cla- parede und L. liessen alle beobachteten inneren Schwärmer aus Theilstücken des Kerns ent- stehen und glaubten dies durch zahlreiche Beobachtungen bestimmt erwiesen zu haben. Bei den parasitischen Sphaerophryen und Endosphaeren hatte Stein schon früh- zeitig (1859 und 1867) die Sprösslingshildung ganz richtig verfolgt; da er jedoch stets an der Deutung dieser Parasiten als Embryonen der Ciliaten festhielt, blieben diese Erfahrungen *) Z. b. d. C. Auch Keppen (834) verfolgte die angeblichen kleinen Embryonen der Tokophr. quadripart. Er bestätigte ihre Entstehung in den grossen Kugeln oder Zellen und deutete sie anfänglich (884) wie Cl. und L. als eine Generation kleiner Schwärmer, da er die Entstehung der grossen Zellen durch Knospung in der Tok. nachgewiesen haben wollte. Selbst die wichtige Beobachtung , dass ein ausgetretener kleiner Schwärmer sich am Tentakellappen einer anderen Tokophr. festsetzte und nach Verlust der Gilien in denselben einsenkte, machte ihn anfänglich nicht wankend, indem er diesen Vorgang als eine totale Conjugation (Copulation), analog jener der Vorticellinen, beurtheilen wollte. Erst in einer besonderen Nachschrift (Bemerk. über die Embryonalkugeln der Podo- phrya quadripartita, M&m. de la socitt& des natur. de la Nouv.-Russie T.13. p. 205—6) zieht K. diese Ansicht zurück und deutet jetzt, wie ich, die kleinen Embryonen als parasitische Suctorien. Auch die „diverticules g@n&rateurs“ Fraipont's betrachtet er nun als Parasiten. Ich brauche wohl kaum besonders zu betonen, dass alles, was ich über die kleinen Embryonen der Tok. quadrip. und über die divertic. gener. und Aechnliches oben im Text bemerkte, ganz unabhängig von Keppen ’’s Arbeit entstand, welche mir erst Ende Januar, nach Absendung des Manuscripts, zu Gesicht kam und die ich erst während der Correetur genauer kennen lernte, indem Herr W. Schewiakoff die Güte hatte, sie mir in deutscher Uebertragung vorzulesen. - Fortpflanz. (innere Knospung; angebl. kl. Knospen v. Tokophr., Histor.). Bau d; Schwärmer. 1903 ohne Einfluss auf seine Ansichten über die Bildungsweise der Schwärmer freilebender Suctorien, Mit triftigen Gründen und z. Th. auch Beobachtungen (Tok. quadripartita) trat Engel- mann (1862) für die allgemeine Verbreitung jenes Bildungsmodus der Schwärmer ein, wie ihn Stein nur für Ac. tuberosa und infusionum anerkannte. Wir müssen E. daher auch hauptsächlich das Verdienst zuschreiben, die Irrigkeit der früheren Angaben zuerst klar durch- schaut zu haben, wenn seine Ansicht auch erst durch die neueren Erfahrungen zu allgemei- nerer Anerkennung gelangte. 1876 schloss sich ihm R. Hertwig an, hauptsächlich auf theo- retische Erwägungen gestützt. Kurz darauf lieferte Bütschli ein zusammenhängendes Bild der Knospung von Tokophrya quadripartita und bestätigte dadurch nicht nur Engelmann’s Ansicht, sondern zeigte zuerst überzeugend, dass die innere Knospung als eine Modification der freien Knospung und Theilung betrachtet werden könne. 1877 ent- zog er durch seine Studien über die Schwärmerbildung des Dendrocometes der Stein - schen Auffassung den letzten Halt, denn seitdem dürfte ein Zweifel über die allgemeine Verbreitung dieser Bildungsweise der Schwärmer ganz unberechtigt sein. Dennoch ver- suchte Entz 1879 die Stein’sche Lehre zu retten (speciell für Ac. tuberosa). Eine Widerlegung seiner namentlich gegen Bütschli gerichteten Angriffe dürfte jedoch unnöthig erscheinen, da er seine frühere Ansicht 1884 ausdrücklich zurückzog und sich der richtigen an- schloss (speciell für Trichophrya Salparum). Für letztere traten denn auch Fraipont (1875 Ac. tuberosa), Maupas (18S1 Ac. foetida) und Plate (Dendrocometes und Stylocometes) ein. Nur Pl. verfolgte jedoch auch die Bildung der Bruthöhle, wie sie Bütschli für Tok. quadripartita beschrieben hatte. Seitdem konnte Maupas meine Angaben über die Schwärmerbildung dieser Suctorie in jeder Hinsicht bestätigen (briefl. Mittheilung). D. Bau der Schwärmsprösslinge. Obgleich ein übereinstimmender Bauplan der Schwärmer nicht zu verkennen ist, so herrscht doch im Einzelnen eine grosse Mannichfaltigkeit. Am Besten werden wir uns über den allgemeinen morphologischen Auf- bau, in Rücksicht auf die ausgebildeten Suetorien, orientiren, wenn wir die nahezu reifen, jedoch mit der Mutter noch verbundenen Sprösslinge betrachten. Wir können dann eine Hauptaxe des Sprösslings feststellen, d. h. die der mütterlichen Hauptaxe entsprechende Linie. Häufig ist diese Axe auch am Sprössling die längere; was sogar der gewöhnlichere Fall zu sein scheint. Dennoch kommt auch das Gegentheil vor, dass nämlich der Schwärmer in einer zur Hauptaxe senkrechten Richtung in die Länge gestreckt ist. Letzteres treffen wir bei Sphaerophryamagna (Mp. 76, 7e) und Stentoris (Stein 76, 8a), doch auch bei gewissen Tok o- phryen, so bei cothurnata, ferrum equinum (77, 6), in mässigem Grad auch bei T.quadripartita (77,9e), Acin. tuberosa und wohl noch anderen. Doch ist zu beachten, dass die ausgeschlüpften Schwärmer häufig ihre Gestalt etwas verändern, wobei sogar die ursprünglich längere Axe zur kürzeren werden kann; auch kommen gewisse Abweichungen bei den verschiedenen Sehwärmern derselben Art nicht selten vor, Aus dem Bemerkten folgt, dass die Längsaxe der Schwärmer nicht immer ihre Hauptaxe ist. - Sehr gewöhnlich sind die Sprösslinge etwas zweiseitig comprimirt und zwar scheint dies stets parallel der Hauptaxe stattzufinden. Ist die Abplattung beiderseits gleichmässig, so erhalten wir länglich ovale oder 1904 Suctoria. auch mehr rundliche Formen mit zwei nahezu ebenen Seitenflächen. Diesen Bau zeigen die Sprösslinge von Podophrya (76, 13b—e) und jedenfalls auch die der parasitischen Sphaerophryen der Paramaecien und Hypotrichen. Sind beide Seitenflächen dagegen etwas gewölbt, so wird die Schwärmergestalt mehr oder weniger flach linsenförmig, meist ist dann auch der Umriss in der Seitenansicht annähernd kreisförmig (78, 6b—e). Solche Schwärmer sind häufig bei den Tokophryen unserer Gruppe 2, den Trichophryen, Dendrosomen, Ophryodendron, Dendro- cometes (gelegentlich), wahrscheinlich auch Urnula und Metacineta. Häufig, und auch bei den letzterwähnten schon z. Th., sind beide Seiten etwas ungleich, indem die eine stärker gewölbt ist wie die andere, ja letztere wird dann häufig ganz flach oder sogar concav. Eine ganz flache Seitenfläche (Ventralseite) besitzen die Schwärmer von Tokophrya Carchesii Clp. und L., Dendrocometes (79, 2f—g) und Stylo- cometes (i. d. R.), Ophryodendron Sertulariae (Wright 79, 3g) und wohl noch manche andere. Solche Schwärmer gleichen in ihrer ganzen Erscheinung sehr der Gattung Hypocoma. Bei dem Ephelota- schwärmer endlich ist die flache Ventralseite längs der Medianlinie zu einer Furche oder Rinne eingesenkt, die vorn am tiefsten ist, gegen das Hinterende dagegen allmählich verstreicht, obgleich sie bis an dasselbe reicht (77, i—]). Diejenigen Schwärmer endlich, bei welchen eine der Queraxen dauernd die längere ist, sind theils mehr oder weniger eylindrisch mit abgerundeten Enden (Sphaerophrya), theils mehr oder weniger kreiselförmig, indem das eine Ende (Ventralseite) stärker verjüngt ist, wie das andere breit abge- rundete (Sph. Stentoris annähernd, namentlich aber Ac. tuberosa (78, 1b) und A. Cueullus Cl.-L.)*). Auf gewisse abweichende, resp. noch nicht genügend bekannte Formen kommen wir bei Gelegenheit zurück. Nach der Bewimperung werden gewöhnlich holotriche, hypo- und peritriche Schwärmer unterschieden. Ob thatsächlich holotriche vorkommen, scheint mir vorerst noch zweifelhaft. Fast alle Angaben rühren aus älterer Zeit her; seit aber Maupas (1876), wie schon früher Carter (1865), erkannte, dass die angeblich holotrichen Schwärmer der Podophryen (Cienkowsky, Stein) eigentlich peritriche mit verhältnissmässig breitem Ciliengürtel sind, dürften auch die übrigen, als holotrich be- schriebenen einer neuen Untersuchung bedürfen. Es sind jene der Sphaerophryen von Paramaecium und den Hypotrichen, welche wohl sicher wie die der Podophryen gehaut sind, ‘ferner die Schwärmer von Tokophrya cothurnata, Steinii, der sog. Acineta solaris St. (= ? Podophrya), Acineta lingui- fera Cl. L., Metacineta mystacina und Urnula. Zenker, welcher die Schwärmer der Tokophr. cothurnata gleichfalls als holotrich bezeichnet, bildet dennoch einen mit breitem Wimpergürtel ab. ”) Z. b. d.C. Ganz ähnlich ist auch der Schwärmer der Ac. papillifera Keppen (584), welche überhaupt mit Ac. Oucullus sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch sein dürfte. Bau der Schwärmer (Gestalt, Bewimperung). 1905 Auch an der hypotrichen Bewimperung wäre ich geneigt gewesen zu zweifeln, wenn nicht Gruber und Plate neuerdings die dauernde Be- wimperung der Hypocoma als eine solche erkannt hätten. Bei den hypotrichen Schwärmern stehen die Cilien stets auf der flachen Ventral- seite. Bei Hypocoma erstreckt sich die Bewimperung nicht über die ganze Ventralfläche, vielmehr bleibt ein mässig breiter Randsaum wimper- frei (77, 28). Bei Ephel. gemmipara (Hertwig) und Tokophr. Astaei (Stein) soll dagegen die ganze Ventralseite mit Cilien bedeckt sein. Dies leugnete jedoch Fraipont bestimmt; nach ihm ist nur der Rand der vor- hin erwähnten Längsfurche mit „einer Reihe“ von Cilien besetzt (77, 3k). Auch Robin (1879) fand nur eine ringförmige Cilienreihe im Umkreis der concaven Ventralfläche. Ich halte jedoch die Angaben der beiden letzt- genannten Forscher um so mehr für unsicher, als die ganze Ventralseite (ja sogar die Längsfurche) auch nach Fraipont concentrisch gestreift ist und diese Streifen von der Cilienbedeckung herrühren, wie wir gleich sehen werden. Wahrscheinlich ist die peritriche Bewimperung die verbreiteteste. Sie findet sich bei allen Schwärmern, welche nicht schon als abweichend er- wähnt wurden. Diese besitzen nämlich einen bald schmäleren, bald breiteren Ciliengürtel, welcher den Körper stets in einer durch die Haupt- axe gehenden Mittelebene umzieht, so dass er Dorsal- und Ventral- seite der Schwärmer von einander scheidet. Sind diese beiden Seiten an- nähernd gleich gebildet, so ist der Ciliengürtel ein mittlerer; bei stark abgeflachter Bauchseite umzieht er dagegen deren Rand. Endlich finden sich einige Schwärmer (Sphaerophrya magna 76, 7e, Acineta tuberosa und Cueullus 78, 1b), deren Wimpergürtel ganz an das Ventralende des dorso-ventral stark verlängerten Körpers gerückt ist, so dass ein un- bewimpertes Bauchfeld fehlt. Obgleich solche Formen sich durch ein- seitige Verschiebung des Gürtels ableiten lassen, dürfte man sie doch richtiger direct den Hypotrichen anreihen; sie bilden vielleicht eine Uebergangsstufe von diesen zu den peritrichen Schwärmern. Die Cilien stehen wohl immer in Reihen, obgleich dies für manche, in früheren Zeiten untersuchten, sog. holo- und hypotrichen Schwärmer nicht bestimmt erwiesen ist. Jede Cilienreihe steht ferner in einer deutlichen Furche der Oberfläche und die benachbarten Cilienfurchen sind durch convex vorspringende Rippenstreifen von einander getrennt, ganz wie es früher für zahlreiche Ciliaten geschildert wurde. Hieraus dürfte folgen, dass die Suetorien von derartigen Ciliaten entsprangen. Ferner verlaufen die Cilienreihen oder -Furchen stets längs, also wiederum wie bei den Ciliaten. Dies beweist, dass die Hauptaxe der Schwärmer jener der Ciliaten entspricht, was unsere Annahme bestätigt, dass die Theil- ebene der Suctorien eine quere ist, wie bei den Ciliaten. Da nun die Hauptaxe der Schwärmer fast immer mit der der entwickelten Suectorien zusammenfällt, so entspricht auch letztere der Ciliaten-Hauptaxe. Soweit bekannt, machen nur die Dendrocometinen eine Ausnahme von Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 120 1906 Suetoria. dieser Regel. Wie wir früher sahen, wird der Wimpergürtel ihrer Sprösslinge stets in einer Ebene angelegt, welehe der Basalfläche der er- wachsenen Form parallel liegt (79, 2c—d). Dies beweist wohl sicher, dass die sog. Hauptaxe der Dendrocometinen der Dorsoventralaxe der Schwärmer und demnach auch nicht der Hauptaxe der übrigen Suctorien, vielmehr einer ihrer Queraxen entspricht. Die Dendro- cometinen entsprechen etwa einer Hypocoma, welche sich mit der Ventralfläche dauernd befestigt hat. Der genauere Verlauf der Cilienreihen bei den sog. holotrichen Schwärmern ist nicht sicher bekannt; bei Urnula und Metacineta ziehen sie etwas schief zur Längsaxe (77, 2e; 78, 4a). Sollten die Reihen, wie es nach Stein’s Schilderung für Tokophr. cothurnata scheint, am querlänglichen Schwärmer parallel eine Queraxe der ausgebildeten Toko- phrya streichen, so wäre dies wohl entscheidend für die morphologische Örientirung der fertigen Form, welche dann jener der Dendrocome- tinen ähnlich wäre. Für die Verhältnisse der hypotrichen Schwärmer ist der Bau von Hypocoma sehr wichtig. Nach Plate gleicht die Anordnung der Cilienreihen auf der Bauchseite von Hypocoma der einer hypotrichen Chlamydodontine (Chilodon ete.), d. h. die mittleren Reihen sind etwas bogige Längsreihen, während die äusseren concentrisch parallel dem Rand verlaufen. Der einzige Tentakel der Hypocoma steht vorm auf dem bewimperten Bauchfeld; seine Stellung lässt sich daher recht wohl mit der oben vermuthungsweise geäusserten Hypothese, dass er den Ciliatenmund repräsentire, vereinigen. Dieser Verlauf der Cilienreihen oder -Furchen legt die Ver- muthung nahe, die Urform der Suetorien möchte nicht unter Ciliaten mit terminaler, sondern unter solehen mit etwas ventral verschobener Mundöffnung zu suchen sein. Bei Ephelota ist der Streifenverlauf jedenfalls ziemlich ähnlich dem der Hypocoma. Unrichtig scheint mir, dass die Streifen auf dem ganzen Bauchfeld ringförmig concentrische sind, wie Fraipont angibt; nur die randlichen werden diese Anordnung zeigen. Aus den Einrichtungen der erwähnten hypotrichen Schwärmer dürfte sich der Ciliengürtel der Peritrichen vielleicht unter Vermittlung solcher Zustände, wie sie bei Acineta tuberosa und Cueullus auftreten, her- leiten. Indem die Mittelregion des Bauchfeldes wimperlos wurde, blieben allein die ringförmigen randlichen Cilienreihen übrig und bildeten den Gürtel. Durch stärkere Hervorwölbung des ursprünglich flachen Bauch- feldes wurde der Wimpergürtel schliesslich ein mittlerer. Demnach sind die letzterwähnten Formen wahrscheinlich nicht die ursprünglichen, wie es wohl häufig angenommen wurde. Mit dieser Ansicht scheint auch die Phylogenese in der Reihe der Sucetorien zu harmoniren, soweit sie augen- blicklich zu beurtheilen ist. Bau der Schwärmer (Bewimperune). 1907 Die Zahl der ringförmigen Cilienreihen der peritrichen Schwärmer wurde in wenigen Fällen sicher festgestellt, sie scheint gewöhnlich 3, 4 bis 5 (Ac. tuberosa) zu betragen*). Doch behauptet Entz (1879), dass bei Tokophrya quadripartita gelegentlich Generationen von Schwärmern vorkommen, bei welchen die Zahl der Cilienreihen so wachse, dass nur die beiden Körperpole unbewimpert blieben. Solche Sprösslinge erscheinen nahezu holotrich. Eigenthümlicher Weise will Entz (1579) bei Ac. tuberosa zwei verschiedene Schwärmerarten beobachtet haben, welche sich durch ihre Bewimperung auffallend unter- scheiden. Neben der schon geschilderten Form mit 5 ringförmigen Cilienreihen, welche auch Maupas bei seiner Ac. foetida (= tuberosa) regelmässig traf (78, 1b), fänden sich noch holotriche von etwas variabler Gestalt, die theils deutliche, schief gekreuzte Körperstreifen zeigten (78, 1c), theils ohne solche waren. Ich muss gestehen, dass mir diese Angabe ohne weitere Bestätigung vorerst etwas bedenklich scheint, um so ınehr, als Entz berichtet, bei einer zweiten Untersuchungsreihe nur Sprösslinge der gewöhnlichen Form gefunden zu haben. Auch bei Podophrya fixa glaubt er das Vorkommen von zweierlei Schwärmern beobachtet zu haben ; da nämlich „gewisse Generationen“ neben den flachgedrückten, die wir oben beschrieben, auch cylindrische, mit einem Oilienkranz versehene erzeugten. Wie gesagt, scheinen mir auch diese Beobachtungen, so wenig wie die früher (p. 1901) mitgetheilten von Clapar&de-L. das Vorkommen zweier Schwärmerformen im Entwicklungs- kreis gewisser Suctorien genügend zu erweisen. Noch weniger scheint es jedoch gerecht- fertigt, mit Fraipont (1878) zu vermuthen, dass die beiden Schwärmersorten die Rolle von Makro- und Mikrogonidien, analog denen der Vorticellinen spielten. Was wir von der Con- jugation der Suctorien wissen, spricht vielmehr dafür, dass sie zum mindesten bei den Formen, für welche zweierlei Schwärmer angegeben wurden, zwischen gewöhnlichen Individuen geschieht. Fraipont wollte die concentrische Streifung auf der Ventralfläche des Ephelotaschwärmers auf Muskelfibrillen (Myoneme) zurückführen. Zwar rührt die Streifung zweifellos zunächst von der Anordnung der Wimpern in Cilienfurchen her, doch ist wohl möglich, dass unter diesen zarte Myoneme verlaufen wie bei vielen Ciliaten. Ohne directe Nach- weise zu besitzen, hält Plate das Vorkommen solcher Myoneme auch bei Hypocoma für wahrscheinlich. Jedenfalls ist die bewimperte Bauch- seite bei dieser Gattung recht contractil; ebenso vermag der Epheloten- schwärmer sich in einer Weise zu krümmen, welche auf Contraetionen der Bauchseite hindeutet (Fraipont, Robin). Bei dieser Gelegenheit werde erwähnt, dass sowohl Stein (1854, p. C. p. 167) wie Claparede-L. die ziemlich energische Contractilität der Schwärmer gewisser Suctorien mehrfach beobachteten. Tentakel fehlen den frei umherschwimmenden Schwärmern fast stets. Eine Ausnahme bilden jene der parasitischen Sphaerophryen, welche sie fast immer entwickeln, sobald sie ins Freie treten. Die Schwärmer der ähnlich lebenden Endosphaera sind dagegen stets tentakellos. Dass die Sphaerophryen gerade im Schwärmzustand Tentakel besitzen, ist viel- leicht nicht so überraschend, da die Anheftung an einen neuen Wirth hierdurch erleichtert wird. Dass die Endosphärenschwärmer tentakellos sind, mag «damit zusammenhängen, dass *) Der sehr ähnliche Schwärmer der Ac: papillifera besitzt nach Keppen (S$4) häufig bedeutend mehr Cilienreihen, 6 bis über 11. 120* 1908 Suctoria. sie in festsitzenden Vorticellinen schmarotzen, welche ihren Angriffen weniger leicht ent- wischen können, Die eontractilen Vacuolen finden sich in den Schwärmern häufig in derselben Zahl wie in den Müttern. Dies gilt natürlich für diejenigen Suetorien durchaus, welche nur wenige Vacuolen führen. Doch fand Bütschli, dass auch die Schwärmer deı Tokophr. quadripartita stets 3 Vacuolen hatten, wie die ausgebildete Form; ebenso hatten die Schwärmer der Trichophrya epistylidis eine ungefähr so grosse Zahl wie ihre Mütter (ca. 6). Aehnliches beobachteten auch Clap.-L. bei Tokophr. ferrum equinum. Dennoch ist es wohl sicher, dass die Zahl der Schwärmervacuolen nicht selten viel niedriger ist wie bei den ausgewachsenen, sehr vacuolenreichen Formen. So fand Stein im Sprössling der Tokophr. cothurnata nur 1 Vacuole.. Bei dem der Dendrosoma radians gibt Kent drei an, während die erwachsene Form bekanntlich ungemein viele enthält. Es verdient besondere Erwähnung, dass Maupas auch in den Schwärmern von Acineta tuberosa und Podophrya fixa (briefl. Mittheil.) den Mi. N. auffand, woraus folgt, dass dieser Kern bei der Fort- pflanzung zweifellos ebenso getheilt wird, wie bei den Ciliaten. Besondere Organe. Bei den Schwärmern der Ephelota gemmi- para entdeckte Hertwig eine eigenthiimliche röhrenförmige Einstülpung, welche dicht am Hinterende aus der medianen Furche der Ventralseite entspringt und nach vorn und dorsalwärts schief aufsteigt (77, 31, x). Sie reichte ziemlich tief in den Körper hinein, manchmal bis gegen die Mitte und war häufig deutlich aus 2 Abschnitten zusammengesetzt, einem distalen längeren und bewimperten und einem zuweilen etwas birnförmig ab- gesetzten, unbewimperten, proximalen Theil, dessen inneres Ende blind geschlossen war. Fraipont und Robin konnten diese Einrichtung nicht finden, obgleich die Identität der von ihnen untersuchten Suctorien mit Hertwig’s Art kaum bezweifelt werden kann. Etwas Aehnliches ist wohl auch die schlundähnliche Einbuchtung, welche Claparede-L. bei den Schwärmern ihrer Tokophr. Trold flüchtig bemerkten (77, 4). Stein (1859, p. 105) machte zuerst darauf aufmerksam, dass bei einigen Schwärmern ‚ein kleiner mundähnlicher, runder Saugnapf“ sich finde, der zuweilen auf einem ganz kurzen zapfenartigen Vorsprung sitze. Er diene dem Schwärmer zur Anheftung und scheide hierauf den Stiel aus. BeiAcineta tuberosa und Podophrya (?, Acineta St.) solaris Stein sp. liege der Saugnapf am sog. Vorderende, bei der Tokophr. Astaci Clap.-L. sp. in der Mitte der bewimperten Ventralfläche. Auch bei Metacineta mystaeina und Podophrya fixa finde sich „ein kleines nabelförmiges Saugnäpfehen“ — Maupas (1881) fand wie Stein, die spätere Befestigungsstelle der Schwärmer von Ac. tuberosa am Vorderende, d. h. nach unserer Ansicht an ihrer Bauchseite; sie zeichnet sich als ein rundliches oder ovales körnerreiches Feldehen Schwärmer (Contr. Vac., bes. Organe; Festheftung u. Metamorphose). 1909 aus (78, 1b, st)*). Wenn die Schwärmer nach der Festheftung eine mehr kuglige Gestalt annehmen, wobei sich die sonst ganz kleine wimperlose Bauchfläche stark vergrössert, so bemerkt man, dass die Haftstelie nicht in der Mitte der Bauchfläche, sondern an deren Rand, dicht neben den nun zu einem mittleren Wimpergürtel zusammengedrängten 5 Cilien- ringen liegt (1d). Auch Entz will am Vorderende der holotrichen Schwärmer der Ac. tuberosa ein warzenähnliches Haftorgan, welches dem Mund der Enchelinen gleiche, gesehen haben (le). Wie früher bemerkt wurde, scheinen uns jedoch diese holotrichen Schwärmer etwas unsicher. 1882 (p. 168) berichtet er, dass viele Suctorienschwärmer einen zitzen- förmigen Fortsatz am vorderen Körperpol besässen. — Claparöde undL. fanden, dass die Sprösslinge der Tokophrya cothurnata nach ihrer Geburt das Vorderende tief grubenartig einziehen; auf dem Boden der Grube zeichnen sie eine zitzenartige Erhebung. Endlich erwähnt auch Buck (1884) einen runden Saugnapf am Vorderende der Schwärmer einer Triehophrya (angebl. Podophrya). Hertwig (1876) meint, dass der von Stein beschriebene Saugnapf nichts weiter wie die erste Anlage des Stieles sei, welcher demnach schon am umherschwimmenden Schwärmer auftreten müsste. Bei Ephelota semmipara fand er nämlich im Vorderende der Bauchfurche von Schwärmern, welche sich eben festsetzten, „eine ovale oder kreisförmige Figur“ in einer Vertiefung der Oberfläche (77, 31, st). Dies sei die erste Anlage des Stiels. Wir können auf diese Verhältnisse erst im folgenden Abschnitt näher eingehen. E. Die Festheftung der Schwärmer und ihre Entwicklung in die fertige Suctorie. Nachdem die Schwärmer einige Zeit frei umherschwammen oder krochen, heften sie sich fest. Ihre Bewegungen sind zuweilen recht rasch, häufiger jedoch eher langsam, manchmal sogar nur ein wenig energisches Umhertaumeln. Sie rotiren dabei i. d. R. um ihre Axe ähnlich den Ciliaten. Genaue Beobachtungen über die Körperstelle, mit welcher die An- heftung geschieht, liegen nur wenige vor; wir erwähnten sie z. Th. schon oben. Von besonderer Wichtigkeit erscheint mir in dieser Hin- sicht Maupas’ Angabe, dass die Haftstelle bei Acineta tuberosa ganz dicht neben dem Ciliengürtel liegt. Diese Art der Befestigung ent- spricht nämlich dem, was man sich, auf Grund der morphologischen Örientirung der Mutter zu dem entstehenden Sprössling, darüber theore- tisch vorstellen muss. Wir sahen, dass bei den peritrichen Schwärmern (abgesehen von den Dendrocometinen) der Ciliengürtel stets in einer *) Ganz dieselbe Einrichtung besitzen auch die Schwärmer der Ac. papillifera nach Keppen (884). Der sog. Saugnapf soll aus einem körnigen und einem homogenen Theil bestehen. 1910 Suctoria. Längsebene der Suctorie entsteht. Demnach ist, wenn sich die Regionen von Mutter und Sprössling entsprechen, was doch von vornherein wahr- scheinlich ist, die Anheftungsstelle am Wimpergürtel zu suchen. Wie gesagt, trifft dies nach Maupas für Ac. tuberosa zu. Dass aber die Regionen von Knospe und Mutter sich wirklich genau entsprechen, dürfte auch daraus hervorgehen, dass bei Tokophrya quadripartita die 3 contract. Vacuolen der Mutter in der Knospe in derselben gegen- seitigen Lage entstehen (Bütschli, s. 79, 9), woraus wohl auch sicher folgt, dass sie zu den entsprechenden Vacuolen der ausgebildeten Tokophrya werden. Das ist aber nur möglich, wenn sich die Knospe später mit der Stelle fixirt, welche bei ihrer Entstehung der Befestigungsstelle der Mutter auf dem Stiel entsprach, d. h. mit der Stelle, wo die Abschnürung von der Mutter sich vollendete. Nach Hertwig sollen sich nun die Schwärmer von Ephelota semmipara, wie schon oben bemerkt wurde, mit einer am Vorderende der Bauchfläche gelegenen Stelle festheften (77, 31,st). Demnach würden die Regionen der Knospe bei der Befestigung gerade umgekehrt; die vordere, welche nach ihrer Entstehung der apicalen der Mutter entspricht, würde zum Hinterende der neuen Ephelota und umgekehrt. Ich muss gestehen, dass mir das wenig wahrscheinlich vorkommt. Wenn es sich als un- richtig erwiese, so könnte man daran denken, dass die röhrige Ein- stülpung am Hinterende der Sprösslinge mit der Stielbildung im Zusammen- hang steht. Was dann jedoch die von Hertwig geschilderte erste Anlage des Stiels darstellt (s. oben), erscheint recht zweifelhaft. Ohne erneute Untersuchungen dürfte die Frage nicht zu lösen sein. Fraipont und Robin fanden, dass die Anheftung und Stielausscheidung der Schwärmer von E. gemmipara mit der Mitte der Ventralseite geschehe. Obgleich namentlich Robin ’s Abbildungen diesen Vorgang recht bestimmt darstellen, muss ich ihn doch sehr bezweifeln und wegen der morphologischen Beziehungen von Sprössling und Mutter Hertwig darin zu- stimmen, dass die Befestigung, zum mindesten aber die Stielbildung, an einem der Pole ge- schieht. Was Stein und Entz über die Anheftung bemerkten, wurde schon oben aufgeführt. In der Regel geht der Schwärmer schon nach verhältnissmässig kurzer freier Periode zum sessilen Leben über. So sah Cienkowsky (1855) die Sprösslinge von Podophrya fixa in 20 Minuten in die festsitzende Form übergehen; Clapar&de und L. beobachteten die Festheftung bei Toko- phrya quadripartita sogar schon 7 Minuten nach der Geburt. Dagegen dauerte die Schwärmperiode bei T. cyclopum einmal eine halbe, andere Male ca. 2 Stunden. Bei Trichophrya epistylidis trat nach Cienkowsky die Verwandlung erst nach 5—6 Stunden auf. Hertwigs sah einmal einen Schwärmer der Ephelota gemmipara von der Ablösung bis zur Fixation und Annahme der definitiven Form 10 Stunden gebrauchen. Nach Robin soll dies jedoch gewöhrlich in 5 Stunden geschehen. — Unter Umständen scheint die Schwärm- periode gewisser Formen ganz kurz zu sein. Gewisse Beobachtungen Glap.-L.'s an Tokophr. cothurnata, Lyngbyei und Acineta patula (II. p. 131 136 und 121) sprechen hier- für; in diesen Fällen hatte sich der Schwärmer ganz dicht neben der Mutter, ja gelegentlich an seiner Austrittsstelle auf derselben festgeheftet und umgewandelt. Den eigenthümlichsten — Fall dieser Art fanden die erwähnten Forscher jedoch einmal bei Tokophr. quadrip. Im | Festheftung und Metamorphose der Schwärmer. 1911 Innern eines grossen Individuums lag ein kleineres mit Tentakeln und ziemlich langem, mehr- fach zusammengehogenem Stiel, eingeschlossen in eine Bruthöhle. Obgleich der Fall nicht völlig aufgeklärt scheint, muss ich Olap.-L.’s Deutung vorerst für zutreffend halten, dass es sich nämlich um eine endogene Knospe handle, welche unter Verzicht auf freies Umher- schwärmen ihre Metamorphose eingegangen habe. Bei dieser Gelegenheit erinnern wir an Keppen’s Beobachtung über eine Ac. papillif. im Gehäuse einer anderen (s. o. p. 1895 Anm.). Wenn der Schwärmer zur Ruhe gelangt, stellen die Cilien zunächst ihre Bewegungen ein oder schlagen doch nur noch ganz schwach. Bevor sie aber verloren gehen, treten gewöhnlich die ersten Tentakel auf (78, le, 6e). Letztere erscheinen ziemlich plötzlich als Auswüchse der Körperoberfläche; genaue Ermittlungen über ihre Bildung fehlen bis jetzt noch gänzlich. Das bald eintretende Schwinden der Wimpern wird von den meisten Forschern auf Resorption zurückgeführt. Stein (1859, p. 105) bemerkt, dass sie in wenigen Augenblicken bis zum völligen Ver- schwinden zusammenschrumpften. Maupas (1881) sah die Cilienenden kuglig zusammen- fliessen, worauf die Wimpern pseudopodienähnlich in den Körper eingezogen wurden (78, 1e). Dennoch halte ich es für möglich, dass die Cilien zuweilen abgeworfen werden. Bei Aci- neta tuberosa sah Entz (1879), wie „die Bewimperung sammt einer feinen Outicula“ ab- sehoben wurde; dies geschehe, wie er angibt, durch die hervorsprossenden Tentakel. Letz- teres scheint mir zweifeihaft, sowie auch seine weitere Angabe, dass diese Tentakelchen nicht die definitiven seien; letztere entstünden erst an den beiden Tentakellappen. nach der Ein- ziehung der ersterwähnten. Ich glaube mich zu erinnern, bei den Schwärmern der Trichophrya epistylidis das Abfallen der Cilien bemerkt zu haben; da mir jedoch ge- nauere Aufzeichnungen fehlen, ist die Sache nicht genügend sicher. Nach Keppen (884) sollen die Gilien bei Ac. papillif. in Körnchen zerfallen. Bei den mit zahlreichen Tentakeln ausgerüsteten Formen treten am Sprössling gewöhnlich sofort eine grössere Zahl dieser Organe hervor. Dennoch unterliegt es keinem Zweifel, dass zunächst meist weniger entstehen, als die fertige Suctorie besitzt, weshalb im Laufe der Weiter- entwicklung succesiv neue Tentakel gebildet werden müssen. In dieser Hinsicht erscheint von besonderem Interesse, dass Zenker (1866) bei den kleinsten Individuen von Tokophrya cothurnata nur einen einzigen Tentakel fand. Dasselbe gilt nach Aim& Schneider für die kleinsten Stylocometes; der erste Tentakel hat hier eine ganz bestimmte Stellung, er findet sich nämlich stets am einen Ende des etwas elliptischen Körpers, was lebhaft an die Lage des einzigen Tentakels von Hypocoma erinnert. Für die successive Entstehung spricht ferner Fraipont’s Mittheilung, dass die Saugröhren am festgehbefteten Schwärmer der Ephelota gemmipara erst beträchtlich später wie die Greiftentakel auftreten und zwar zeigen sich zuerst 2, dann treten noch 2 weitere hinzu und später eine grössere Zahl. Es ist ferner ziemlich deutlich wahrzunehmen, dass die Tentakel anfänglich auch bei denjenigen Arten ziemlich gleichmässig über die gesammte Körperoberfläche zerstreut sind, wo sie sich später auf gewisse Stellen (Tentakellappen) beschränken. Dies folgt z. Th. recht klar aus den Schilderungen kleiner Exemplare solcher Acineten und Toko- phryen. Am Schwärmer der Triehophrya epistylidis sah 1912 Suctoria. Bütschli die Tentakeln zunächst ganz unregelmässig über die Ober- fläche zerstreut (78, 6€) und dieser Zustand ist noch bei kleinen Individuen mit schon recht langen Tentakeln erhalten. Auch Engelmann (uned. Skizzen 1561) und Buck (1884) beobachteten dies bei der Umwandlung des Schwärmers einer Trichophrya.*) Erst später müssen sich daher die Tentakel auf die entstehenden Lapren concentriren. Das Gleiche beobachtete Kent an den festgehefteten Schwärmern der Dendro- soma radians. Später wächst nahe dem Rand ein einziger Tentakel- lappen _nervor, auf dessen Ende sich ein Tentakelbüschel entwickelt (78, 7e). Dieser Lappen erhebt sich allmählich unter Verzweigung zum ersten Ast der jungen Dendrosoma, so dass hier die successive Ver- mehrung der Tentakel und Lappen ganz klar ist. Ueber die Stielausscheidung ist wenig zu bemerken. Sie geschieht meist ziemlich rasch. Nach Clapar&de-L. schied ein festgehefteter Schwärmer von Tokophrya quadripartita in 6 Stunden einen Stiel von 1'/,facher Länge des Weichkörpers aus. Aehnliche Beobachtungen liegen noch mehrere vor. Fraipont will beobachtet haben, dass die Schwärmer von Ephelota Benedenii sich gelegentlich auch auf leeren Stielenden ihrer Artgenossen ansiedeln und erklärt sich so das Vorkommen sehr kleiner Individuen auf ungemein dicken Stielen. Wie wir schon oben sahen (p. 1888), hat dies jedoch wohl häufiger eine andere Ursache. Da das Historische über die Verwandlung der Schwärmer und die sog. Acinetentheorie Stein’s schon im histo- rischen Abschnitt ausführlich dargelegt wurde, verweisen wir darauf. 5. Gelegentliche Verwandlung des ganzen Individuums in einen Schwärmer. Hertwig (1876, p. 78 Anmerk.) beobachtete zuerst genauer, dass Individuen von Podophrya fixa gelegentlich die Tentakel einziehen, Cilien entwickeln und in Gestalt eines Schwärmers zum freien Leben übergehen. Zuvor hatte schon Engelmann (1862, p. 361 Anmerk.) Aehnliches an einer stiellosen kleinen Suetorie (Sphaerophrya oder Podophrya) wahrgenommen, doch nicht eingehender dargestellt. Endlich gehören hierher auch Stein’s Erfahrungen (1859) über die parasitischen Sphaerophryen der Stylonychia Mytilus, welche er, nachdem sie herausgefallen und Tentakeln entwickelt hatten, in Schwärmer übergehen sah. Auch bemerkte er, dass die durch fortgesetzte Sprösslingsbildung stark verkleinerten Embryonalkugeln sich schliesslich in Schwärmer um- bilden, was ja ein analoger Fall ist. Maupas (1876) constatirte das Gleiche häufig für Podophrya libera Pt, P. Maupasii (= fixa Mp. 1876) und fixa Ehr. (briefl. Mittheil.). Bütschli (1876) *) Dieselbe ist identisch mit der von Stein 1854, Tf. IV. Fig. 28 abgebildeten Form und dürfte wohl von Trichophrya epistylidis verschieden sein; sie wäre daher als Tr. in- fusionum Stein sp. (s. St. 1859, p. 48) zu bezeichnen. — Z. b. d. C. Auch Keppen (884) fand die jungen Tentakel bei Ac. papillif. anfänglich allseitig auf der Oberfläche; erst später trat Localisation auf die beiden Büschel ein. Die nicht in diese eingehenden sollen eingezogen werden. Umbildung ganzer Individuen in Schwärmer. 1913 sah einmal Metacineta mystacina im Gehäuse in einen Schwärmer übergehen, doch starb dieser vor dem Austritt ab. Endlich konnte er einmal einen Dendrocometes paradoxus sich in seiner Totalität in einen Schwärmer verwandeln seben. Interessanter Weise geschieht dies bei dem endogen knospenden Dendrocometes genau in der Weise, wie sich die inneren Knospen bilden, mit dem Unterschied, dass der Ma. N. nicht getheilt wird, sondern ganz in den Schwärmer eintritt, welcher beim Hervortreten nur die Haftplatte und eine kleine verschrumpfte Blase mit einigen körvigen Resten zurücklässt. Wahrscheinlich ist diese Blase die verschrumpfte alte Pellieula (B.). Bütschli bezeichnete deshalb auch den Vorgang als eine Art Häutung. Plate erkannte später bei Dendrocometes (1886) und Stylo- cometes (1838), dass der Uebergang in den Schwärm - Zustand stets eintritt, wenn die Wirthsthiere (Gammarus, Asellus) sich häuten, die Suctorien also gezwungen sind den Ort zu wechseln. Bei der Ver- wandlung von Dendrocometes werden nach Plate die braunen Pig- mentkörnchen stets ausgeschieden; sie sammeln sich zunächst sämmtlich an der Basalfläche unter dem Ma. N. an und finden sich schliesslich in dem blasenförmigen Rest, welchen der Schwärmer zurücklässt. Auch einige der sog. Tinctinkörner (s. oben p. 1849) werden dabei häufig eliminirt. Wichtig ist, dass bei dieser Metamorphose auch eine neue contractile Vacuole auftritt, gerade wie bei der Knospung (Bütschli, Plate). Da die in Schwärmer übergegangenen Formen stets nur eine einzige besitzen, so dürfte, wie Plate annimmt, die alte Vacuole eingehen *). Den Uebergang der Suctorien in den Schwärmerzustand möchten wir ebenso beurtheilen, wie den entsprechenden Vorgang bei den Vorti- cellinen (s. p. 1576). Wir erkennen darin eine Rückkehr in den ur- sprünglichen bewimperten Zustand, eine Fähigkeit, welche sich die Sprösslinge bei der Fortpflanzung durchaus bewahren. Da sich diese Befähigung, in den phylogenetisch früheren Zustand zurückzukehren, wie bei einem Theil der Sarkodinen und den Vorticellidinen, erhalten hat, so dürfen wir auch vielleicht erwarten, dass gelegentlich dabei noch andere Charaktere wieder auftauchen, welche jenem Zustand eigenthümlich waren. Ebenso ist wohl möglich, dass die Umbildung aus diesem ursprünglicheren Stadium in das fertige zuweilen einen, der phylogenetischen Entwicklung ähnlichen Verlauf nimmt, so dass der Ent- wieklungsgang des Schwärmers zur fertigen Suetorie Aufschlüsse über die Phylogenese an die Hand geben kann. Auf diese Verhältnisse soll im Kapitel über die Verwandtschaft der Suetorien eingegangen werden. Bei Metacineta mystacina beobachtete ich mehrfach, dass der Körper (mit gut ent- wickelten Tentakeln versehen) aus dem Gehäuse hervorkroch und auf dessen Apex sitzen blieb. Weitere Verfolgung solcher Zustände glückte nicht. Vielleicht handelte es sich um den Be- ginn der Metamorphose zum Schwärmer. *, Z.b. d. ©. Keppen (884) beobachtete den Uebergang des ganzen Individuums in einen Schwärmer nach dem Modus der inneren Knospung neuerdings auch einmal bei Toko- phrya quadrip. Die Tentakel schwanden dabei. 1914 Suctoria. 6. Conjugation, Seit Stein 1849 Conjugationszustände bei Podophrya beoh- achtete, wurden sie noch vielfach und bei zahlreichen Arten gefunden. Da eine Uebersicht der bis jetzt vorliegenden Angaben die wohl all- gemeine Verbreitung des Vorgangs am besten erläutern wird, lassen wir eine solche folgen. Siebold bestätigte 1851 die Gonjugation der Suctorien und vermuthete, dass sie die Schwärmerbildung veranlasse. Für Podophrya fixa erweiterte Stein seine früheren Beob- achtungen 1854 und 1867. Die Conjugation wurde ferner erwiesen bei Tokophrya quadri- partita (d’Udekem 1856, Clap. und L. 1858—61, Stein 1867, p. 68); bei Tok. Pyrum (Clap: und L.); T. Cyclopum (= phryganidarum Stein 1867, — mollis Kent 1881; der von K. beschriebene angebliche Theilungszustand, bei welchem der neue Stiel der einen Theil- hälfte aus zwei Tentakeln (!) entstehen sollte, war nämlich wohl sicher eine ÖConjugation). Ferner Acineta Lemnarum Stein (1867); Ac. patula (Clap. und L. 1858—61, Fraipont 1578, A. divisa); A. vorticelloides (Fraipont 1878); A. tuberosa (Fraipont 1878); ? Ac. livadiana Mer. (wahrscheinlich Slack 1864); Ac. papillifera (Keppen 884); Metacineta mystacina (Lieberkühn 1855 uned., Clap. und L. 1858, p. 229); Dendrocometes para- doxus (Wrzesniowski 1877, Aim& Schneider und Plate 1886); Stylocometes (Plate 188$). Wir bezeichneten die Vereinigungen zweier Suetorien durchgehend als Conjugationen, entsprechend denen der Ciliaten und im Besonderen entsprechend der partiellen Conjugation, da Copulationen, obgleich mehrfach behauptet, noch nirgends sicher erwiesen wurden. Wenn auch das Vorkommen der Copulation keineswegs ganz geleugnet werden soll, so kann ich es doch nicht als erwiesen ansehen. Nur die häufig beobachteten Verbindungen zweier oder mehrerer dimorpher Individuen der Ophryodendren könnten- in diesem Sinne aufgefasst werden, wenn sich v. Koch’s Deutung derselben bestätigte. Bekanntlich er- klärten die früheren Beobachter jene Verbindungen der Ophryoden- dren einstimmig für Knospungen; v.Koch’s Beobachtungen haben diese Ansicht zwar etwas erschüttert, jedoch nicht genügend widerlegt. Wir glauben hier am Besten auf die Frage nach der Bedeutung der dimorphen Individuen der Ophryodendren eingehen zu können, da Koch, wie gesagt, wahrscheinlich zu machen suchte, dass sie mit einander eopuliren. Schon die ersten Beobachter der Ophryodendren,Claparede- L. undWright, fanden neben einander zweierlei Individuen, rüsseltragende (A, 79, 3a) und wurmförmige (B, 79, 3d), welche wegen ihres gemeinsamen Vorkommens und ihrer sonstigen offenbaren Uebereinstimmung wenigstens von Cl.-L. anstandslos zu derselben Art gezogen wurden. Die genannten Beobachter bemerkten auch, dass gelegentlich ein Individuum B dicht neben der Rüsselbasis auf der apicalen Region eines A aufsass, ganz ähnlich einer freien Knospe (6e). Dennoch hielten sich Clap.-L. nieht zum Schlusse be- rechtigt, dass die Individuen B durch Knospung aus A entständen, ob- gleich sie die Fortpflanzung der rüsseltragenden Individuen durch freie Knospung behaupteten. In diesem Fall glaubten sie sich jedoch über- zeugt zu haben, dass die Knospen schon eine Rüsselanlage besassen, Conjugation (Vorkommen; Frage nach Copulation, spec. bei Ophryodendron). 1915 also direet wieder zu Individuen A würden. Da nach ihnen Nie- mand einen solchen Knospungsprocess beobachtete, scheint mir kaum fraglich, dass die Angabe irrig sein dürfte, d. h. dass die vermeintlichen Knospen von der Form A wohl nur stark contrahirte Individuen B gewesen sind. — Auch Wright (1859) blieb zweifelhaft, was er von den Individuen B halten sollte. Er kam zum Schluss, dass sie ent- weder durch Knospung aus A entständen oder Parasiten und dann wohl Gregarinen seien. 1861 konnte er mittbeilen, dass 1--4 solcher Individuen B gleichzeitig auf einem Individuum A vorkämen (0. Sertu- lariae), und nun deutete er sie bestimmter als Knospen. Der Knospungs- lehre schloss sich 1875 auch Hincks für O. pedicellatum an; nach ihm sollten die Individuen B sowohl aus A wie aus B hervorknospen können. Ebenso erklärten sich auch Fraipont, Kent und Gruber für die Knospungshypothese. Fraipont hält die Unterscheidung zweier dimorpher Individuen der Ophryodendren für ungerechtfertigt, da er auf wenig beweisende Argumente die Ansicht gründet, dass die Form B nur der Jugendzustand von A sei. Wie gesagt, lassen sich weder in den Er- fahrungen der früheren wie der späteren Forscher Anhaltspuncte finden, welche diese Auffassung einigermaassen unterstützten. Nur Claparcde- L. behaupteten, dass man alle Uebergänge zwischen den beiden Formen finde, ohne dies jedoch eingehender zu begründen. Ihre Angabe bezieht sich vielleicht nur auf die äussere Gestalt. Aus Kent’s Beobachtungen heben wir hier nur hervor, dass er auch bei Ophr. multiecapitatum Kt. gelegentlich 3 Knospen oder Individuen B auf einem A fand (4). Bei Ophr. trinacrium Gr. sp. fand Gruber die Form B (5b) stets dieht über dem Stiel von A befestigt, also basalwärts, während sonst, wie gesagt, eine apicale Befestigung in der Nähe der Rüsselbasis die Regel bildet. Zu der schon von Wright angedeuteten Parasitenlehre, kehrte nur Robin (1879) zurück. Ihm galten die Individuen B (0. Sertulariae) als „parasitische Würmer“, welche den „larves filariennes“ vieler Nematoden am ähnlichsten seien. Eine solche Behauptung konnte nur das Resultat ganz unzureichender Beobachtungen sein und war durch von Koch’s mehrere Jahre ältere Erfahrungen völlig widerlegt. Dieser Forscher hatte zuerst die Kernverhältnisse der Individuen B verfolgt und ge- funden, dass sie einen Ma. N. enthalten; bei den auf A befestigten Individuen war der Kern bald deutlich von dem des A gesondert (6e), bald hingegen ein Anhang desselben A (6d). Hingen die Kerne zusammen, so war das Individuum B nur ein kurzer knospenartiger rundlicher Aus- wuchs von A und das Plasma beider war continuirlich. Von solchen Zuständen ausgehend, fanden sich alle Zwischenstufen in der Streckung und Sonderung des B von A, und Hand in Hand damit auch ihrer Ma.- N. Man sieht also, diese Zustände lassen sich ganz wie eine allmähliche Hervorknospung der Individuen B aus A auffassen, wie es auch Fraipont that, welcher sie theilweise bei seinem O. belgieum bestätigte. — v. Koch neigt dagegen zur Ansicht, dass sie in umgekehrter Reihen- 1916 Suctoria. folge, nämlich als eine fortschreitende Verschmelzung von B mit A, unter Vereinigung der Ma. N., aufzufassen seien. Seine Gründe scheinen mir nicht ganz ausreichend. Einmal betont er, dass er nie Individuen B finden konnte, welche einen kurzen, in Bildung begriffenen Stiel hatten, was doch zu erwarten wäre, wenn sie sich als ungestielte Knospen von A ablösten. Letztere Voraussetzung ist jedoch insofern etwas fraglich, als Robin häufig gestielte B auf A beobachtete. — Zweitens finde man nie B, welche in Entwicklung zu A begriffen seien. Es scheint mir aber keine Bedingung der Knospungshypothese zu sein, dass die Form B in A übergehe, vielmehr deutet wohl Alles darauf hin, dass es sich um zweierlei dimorphe Individuen handelt. Bedenklich macht mich namentlich auch die Erfahrung, dass bei den übrigen Suctorien, wie gesagt, die geschlechtlichen Verjüngungsprocesse partielle Conjugationen sind, während es sich hier entschieden um einfache Copulation handelte, wenn Koch’s Deutung richtig wäre. Wir wissen jedoch, dass bei den Ciliaten gelegentlich auch echte Copulation neben Conjugation vorkommt; aus- zuschliessen wäre die erstere daher auch bei den Suctorien nicht. Gegen die Knospungslehre spricht namentlich, dass bei ihrer Annahme zweierlei wesentlich verschiedene Fortpflanzungsvorgänge bei Ophryo- dendron vorkämen, wofür keine andere Suctorie sichere Analogien bietet. Doch ist auch dieser Umstand nicht so gewichtig, da ja Ophryodendron auch die einzige Gattung mit dimorphen Individuen ist. Ohne Analogie wäre ferner, dass die freien Knospen nicht in den Schwärmerzustand über- gingen. Doch spinnen wir diese, bei der Unvollständigkeit der Beobachtungen doch resultatlosen Erwägungen nicht weiter aus. Hätte sich einer der Beobachter bemüht, die angeblichen Knospen längere Zeit fortdauernd zu verfolgen, so wäre wohl die langathmige Erörterung unnötbig geworden. Hoffentlich wird dies bald nachgeholt. Während Stein ursprünglich (1849) von totaler Verschmelzung der conjugirten Podo- phryen sprach, erblickte er 1854 in den Syzygien nur eine Vereinigung zweier oder mehrerer Individuen, „die äusserlich bleibt, den eigentlichen Herd der Individualität gar nicht berührt und sich am allerwenigsten auf die Nuclei erstreckt“ (p. 162). Dieser Ansicht traten Olapa- rede und Lachmann energisch entgegen; die Conjugation führt nach ihnen zu wirklicher Ver- einigung der beiden Leiber, unter Rückbildung des Integumentes an der Verbindungsstelle. und zu directer Continuität der sog. Leibeshöhlen (Entoplasma). Dass sie die totale Verschmelzung zweier Individuen sicher beobachtet hätten, lässt sich schwerlich behaupten. Ernstlich kommt nur der bei Tokophrya Pyrum beschriebene Fall in Betracht, wo sie ein äusserlich ganz verschmolzenes Paar beobachteten, welches sich durch 2 Stiele, 2 contractile Vacuolen und 2 Ma.N. als eine Syzygie darstellte. Ganz zweifelhaft ist jedoch die Behauptung, welche Stein (1867, p. 140) später auf diese Beobachtung gründete; dass nämlich die Ma. N. in diesem Fall thatsächlich verschmolzen seien. Bei der Weiterverfolgung jener Syzygie sahen Claparede-L. später eine Bruthöhle mit 8 Schwärmern auftreten, die sie natürlich aus den Nuclei ableiteten. Dennoch behaupteten sie selbst nicht, dass die beiden Kerne zuvor verschmolzen seien. Dies betonte erst Stein (l. c.). Dass aber die Bruthöhle mit den Embryonen zunächst nichts für oder gegen die Verschmelzung der Ma. N. beweist, ist nach unseren heutigen Erfahrungen klar. 1867 (s. p. 68 und 140) behauptete Stein ganz allgemein, dass die Conjugation, entgegen seiner früheren Ansicht, stets zu totaler Fusion der beiden Individuen führe. Bei Podophrya fixa verschmölzen nicht nur die Körper völlig, sondern auch die beiden Ma. N., was er selbst Copulation (Ophryodendron ete.) und Conjugation (Art der Vereinigung). 1917 beobachtet habe (p. 68). Diese Angabe dehnte er auf sämmtliche beobachtete Conjugationen aus. Die Copulation erklärte er für einen Geschlechtsact, in dessen Folge die eigentlichen Embryonen, d. h. die kleinen Schwärmer Clapar&de-Lachmann’s, entwickelt würden; letztere entsprächen daher den sog. Embryonen der Ciliaten. Die vorstehenden Erwägungen zeigten, dass Copulationen bis jetzt nicht mit genügender Sicherheit erwiesen sind. Dagegen ist für die Dendrocometinen sicher, dass ihre Conjugation im Wesentlichen wie die partielle der Ciliaten verläuft, woraus wohl geschlossen werden darf, dies gelte auch für die übrigen, nicht genauer untersuchten Conju- gationen. Art der Vereinigung. Die Paarlinge vereinigen sich meist mit den Seiten oder den apicalen Körperregionen und verschmelzen auf eine kürzere oder längere Strecke. Die gestielten Arten und Metacineta müssen sich dabei natürlich mehr oder weniger gegen einander neigen, be- sonders dann, wenn die Vereinigung mit den Scheiteln geschieht (78, 1f, 4d). Auch auf die Stiele und Gehäuse dehnt sich diese Zusammenneigung nicht selten aus. Bei Podophrya fixa scheint sich nach Stein (1854) gelegentlich auch ein gestieltes mit einem stiellosen Individuum zu ver- einigen, doch bedarf dies genauerer Erforschung. In eigenthümlicher Weise vereinigen sich die Dendrocometinen, da sie sich nicht mit dem eigentlichen Körper, sondern mit den Ten- takeln (Stylocometes) oder mit rudimentären Armen (Dendrocometes) ver- binden. Bei Stylocometes wächst an jedem der benachbarten, zur Conjugation schreitenden Individuen ein Tentakel zu abnormer Dicke und Länge aus. Dass es wirklich ein solcher ist, erkennt man an dem Kanal, welcher anfänglich noch gut erhalten ist und an der endständigen Oefinung. Die beiden einander zustrebenden Tentakel stossen schliesslich mit den freien Enden aufeinander und verschmelzen zu einer mehr oder weniger langen Brücke zwischen den beiden Paarlingen. Plate beobachtete auch, dass zuweilen 3 benachbarte Individuen durch 2 Brücken vereinigt waren, dass also auch multiple Conjugation, ähnlich wie bei den Ciliaten vorkommt. — Bei Dendrocometes sind die Conjuganten durch eine ähnliche, theils kurze, theils recht lange Brücke verbunden; dies hängt wie bei Stylocometes natürlich von der Entfernung der festsitzenden Paarlinge ab. Mit Aim& Schneider möchte ich annehmen, dass die Brücke aus zwei kurzen, unvollständigen Armen entsteht. Sicher ist, dass jeder Paarling gewöhnlich die Hälfte der Brücke liefert, da letztere in der Regel von einer zarten queren Linie mitten durchzogen ist, welche die Vereinigungsstelle andeutet. Plate erklärt diese Linie für eine zarte „Hautschicht“ des Plasmas, welche an den Conjugationsarmen entstehe. Mir scheint dies wenig wahrscheinlich, zum mindesten, dass gerade an den Conjugationsarmen eine solche Haut- schicht gebildet werde, welche dem übrigen Körper fehle. Ich möchte die Linie eher für die an der Vereinigungsstelle noch nicht gänzlich zerstörte Pellieula halten, welche später allmählich vergeht. Während nämlich 1918 Suctoria. Schneider angibt, dass die Trennungslinie in der Brücke stets erhalten bleibe, beobachtete Plate jedenfalls richtiger, dass sie allmählich schwindet und das Plasma beider Arme verschmilzt. Wenn dies ge- schehen ist, soll die früher gut sichtbare Hautschicht der Arme undeut- lich oder doch schwächer werden. Die thatsächliche Verschmelzung des Plasmas beweisen auch die schwachen Strömungen in der Vereinigungs- brücke, wodurch Körnchen der einen Hälfte in die andere geführt werden und umgekehrt. Auch bei Stylocometes ist nach Plate’s Untersuchungen an der Fusion nicht zu zweifeln. Für Tokophrya Pyrum bewiesen schon Claparede-L. das Gleiche. Bei Dendrocometes scheint es selten vorzukommen, dass nur das eine Individuum einen kurzen Con- jugationsarm aussendet, welcher auf die Körperoberfläche des anderen stösst und mit ihr verschmilzt. Dies ereignet sich wohl nur dann, wenn zwei dicht zusammensitzende Exemplare conjugiren. Plate will die Conjugationsarme nicht als wirkliche Arme anerkennen, hauptsächlich deshalb, weil ihnen die „streifige Difterenzirung“, d. h. die Kanäle, fehlen. Mir scheint dies nicht hinreichend beweisend zu sein. Jedenfalls handelt es sich nur um kurze, unvoll- ständig entwickelte Arme, welche nur einen oder wenige Kanäle besitzen; dass sie ihnen später, nach der Vereinigung, fehlen, beweist nichts, da die Kanäle auch an den Vereinigungs- tentakeln von Stylocometes eingehen, wie Plate selbst zeigte. Ich halte daher Schneider’s Ansicht für wahrscheinlich, namentlich wegen der Analogie mit Stylocometes. Die Lösung der Syzygien wurde bis jetzt noch nicht direct beobachtet; doch sah Plate bei Dendrocometes Zustände, welche darauf hin- zuzielen schienen; die Vereinigungsbrücke war in der Mitte eingeschnütt, so dass ihre Zerreissung bevorzustehen schien. Für Stylocometes gibt er die Lösung der Syzygien durch Zerreissen der bedeutend verschmälerten Brücke bestimmt an. Jedenfalls trennen sich aber die Paarlinge in der angegebenen oder einer ähnlichen Weise — die Conjugation ist also sicher eine partielle — denn man findet die getrennten Individuen mit den charakteristischen inneren Zeichen stattgehabter Conjugation häufig genug neben einander. Ohne vollständige Daten zu besitzen, schätzt Plate die Vereinigungs- dauer bei Dendrocometes auf „mindestens circa 2 Tage“. Innere Vorgänge bei der Conjugation. Hierüber gaben uns nur Plate’s und Aime& Schneider’s Untersuchungen an den Dendro- cometinen einigen Aufschluss (abgesehen von Stein’s früheren An- gaben über Verschmelzung der Kerne, die, wenn sie z. Th. richtig sein sollten, überhaupt nicht hierher, sondern auf Copulation zu beziehen wären). Leider sind die vorliegenden Mittheilungen noch recht aphoristisch und in vieler Beziehung ohne Zweifel unvollständig. Dennoch scheinen sie mir in hohem Grade wahrscheinlich zu machen, dass die Vorgänge im Prin- eip denen der Ciliaten entsprechen. Voraus ist jedoch zu betonen, dass beide Forscher die Existenz eines Mi. N. bei den Dendrocometinen leugnen, weshalb sie die beobachteten Erscheinungen als Belege für den Verlauf einer Conjugation ohne Mithülfe soleher Kerne betrachten. Ich erachte Öonjugation (Vereinigung und Lösung; innere Vorgänge). 1919 hingegen die Nichtexistenz der Mi. N. bei diesen Suetorien noch als zweifelhaft und halte es vielmehr für wahrscheinlich, dass auch ibnen solche Kerne zukommen, da sie bei einer Reihe anderer Arten erwiesen sind. Bei beiden Gattungen zerfällt der Ma. N. während der Conjugation, respect. auch gelegentlich erst nach der Lösung der Syzygie, in mehr oder weniger zahlreiche Fragmente, wie bei vielen Ciliaten. Bei Den- drocometes wächst der Kern vor dem Zerfall lang bandförmig aus, zeigt Einschnürungen und Anschwellungen, jedenfalls Anzeichen der Fragmentation, wie sie bei vielen Ciliaten geschildert wurden. Gleich- zeitig wird er auch längsfasrig. Nach Plate’s Untersuchungen geht der Fragmentation bei Stylo- cometes eine eigenthümliche Annäherung der Ma. Ni. voraus. Sie treten in die Vereinigungsbrücke der Conjuganten ein, ohne sich jedoch zu berühren oder gar zu verschmelzen. Nach einiger Zeit kehren sie wieder in die Körper der Paarlinge zurück; doch blieb ibre Structur während des Vorgangs unverändert. Nach vollendetem Zerfall der Ma.N. und nach der Trennung der Paarlinge, zeigt sich zwischen den Bruch- stücken des alten Ma. N. die Anlage eines neuen. Aime& Schneider wie Plate nehmen an, dass er aus dem alten hervorgehe, doch gehen ihre Ansichten über den Vorgang seiner Neubildung für Dendrocometes stark auseinander. Ich halte es für unerwiesen, dass der neue Ma. N. aus den Fragmenten oder auch nur aus der Substanz des alten entsteht. Wie bei den Ciliaten dürfte er auch hier viel wahrscheinlicher aus dem vermuthlich nur übersehenen Mi. N. entstehen und die Bruchstücke des alten an seiner Bildung gar nicht theilnehmen. In dieser Auffassung stimme ich sowohl mit Balbiani, welcher diese Vermuthung ge- legentlich schon äusserte (810) wie mit Maupas (briefl. Mittheilung) überein. Natürlich kann sich diese Vermuthung vorerst nur auf die sonstige grosse Uebereinstim- mung zwischen Ciliaten und Suctorien stützen. Doch darf und muss auch betont werden, dass die von Schneider und Plate vertretene Ansicht durch die Thatsachen bis jetzt ganz ungenügend begründet ist. Nach Schneider’s Darstellung wachsen bei Dendrocometes 2 bis 3 der Bruchstücke des alten Ma. N. allmählich stärker aus wie die übrigen, welche all- mählich resorbirt werden sollen. Durch Verschmelzung dieser vergrösserten Stücke entstehe der neue Ma.N. Dass eine solche Verschmelzung wirklich eintritt, erweist jedoch weder die ganz kurze Erwähnung des Vorgangs im Text, noch thuen es die Abbildungen. Dagegen zeichnet Schneider in einem der Conjuganten (s. Fig. 3, Taf. XX) drei sehr deutlich spindelförmige, längsgestreifte Körper, welche auffallend an Mi. N.-spindeln er- innern. Bei Stylocometes hingegen erklärte Schneider später wieder die Frage nach der Herkunft des neuen Ma. N. für eine offene. — Aehnlich wie Schneider lässt Plate den neuen Ma.N. von Stylocometes aus der Verschmelzung sämmtlicher Bruchstücke des alten ent- stehen. Doch wird diese Ansicht so kurz und ohne Belege durch Abbildungen dargestellt, dass von ihrem Beweis keine Rede sein kann; sie erscheint vielmehr als eine auf recht unvollständiger Thatsachengrundlage basirte Vermuthung. Gegen sie sprechen auch Schneider’s Beobachtungen an Stylocometes, deren schon bei früherer Gelegenheit (Tinetinkörper, s. p. 1850) gedacht wurde. Verschiedene Zustände, welche er abbildet, machen es wahrscheinlich, dass der neue Ma. N. zuweilen schon vorhanden ist, bevor der alte zerfiel, weshalb er nicht aus den Fragmenten des letzteren entstehen kann (B.). — Ebenso 1920 Suetoria: muss ich Plate’s Ansicht über die Entstehung des neuen Ma.N. bei Dendrocometes be- urtheilen. Im Gegensatz zu Schneider nimmt er an, dass sämmtliche Bruchstücke des alten Kernes allmählich aufgelöst würden, was ja auch wohl der Fall ist. Der neue Ma.N. soll durch Ausscheidung der gelösten Substanz des alten entstehen, ähnlich wie ein Krystall aus seiner Lösung. Auch diese Ansicht ist nur eine Hypothese, um das nicht näher ermittelte plötzliche Entstehen des neuen Ma.N. zu erklären, eine Hypothese ferner, welche äusserst unwahrscheinlich ist. Einmal sprechen gegen sie alle vertrauenswerthen Erfahrungen bei den Ciliaten und zweitens ist es, wie wir schon früher darlegten, in hohem Maasse unwahrschein- lich, dass die Nucleussubstanz (resp. das Chromatin) einfach aufgelöst und wieder ausgeschieden werden könne. Eine solche Ansicht bedürfte doch ganz anderer Belege, bevor sie annehmbar erschiene. Wir bemerken noch, dass Plate gelegentlich auch die Zerstörung (Auflösung) des alten Ma. N. ohne Fragmentation bei der Conjugation des Dendrocometes beobachtet haben will. Z. b. d. C. Mit der eben vorgetragenen Auffassung der Conjugationsvorgänge stimmen Keppen’s Beobachtungen an Ac. papillifera sehr gut überein. Einmal ist auch hier die Conjugation eine partielle mit vorübergehender Fusion, ferner fand.K. neben den noch un- zerfallenen oder auch den schon fragmentirten Ma. Ni 1—2 Mi. N.-spindeln. Die Ma.N. wachsen lang und vielfach verschlungen bandförmig aus und zerfallen dann in zahlreiche Fragmente. In den aus der Öonjugation hervorgegangenen Thieren finden sich neben den zahlreichen Fragmenten des alten Ma. N. noch 2—4 (oder mehr) schwächer färbbare Körper, welche die Erzeugnisse der Mi. N. sein dürften. Endlich fanden sich auch Exemplare mit einem grösseren, schwächer färbbaren Körper, dem neuen Ma. N., neben zahlreichen Frag- menten des alten und zuweilen auch einigen kleineren, schwächer tingirbaren Körpern ; letz- tere dürften neue Mi. Ni sein (wenigstens z. Th.; B.). 7. Encystirung (Ruhezustand). Bis jetzt wurde die Eneystirung nur in wenigen Fällen (Podophrya, ?Sphaerophrya, Ephelota, ?Triehophrya) verfolgt*), obgleich sie sicher weiter verbreitet sein wird. Vermehrung in. der Cyste wurde nie beobachtet, wie denn auch die Umstände, unter welchen man den Cysten begegnete, soweit sie genauer bekannt sind, für ihre Auffassung als Dauer-Cysten sprechen. Dass Vermehrungs-Cysten den Suctorien ganz fehlen, ist demnach wahrscheinlich, da auch die Fortpflanzungsweise der meisten diese Ansicht unterstützt. Was über die veranlassenden Bedingungen der Encystirung gelegentlich mitgetheilt wurde, lässt wenigstens vermuthen, dass sie im Allgemeinen die gleichen sind wie bei der Dauereystenbildung der Ciliaten. Die Cysten sind einfach kuglig bis ellipsoidisch (Ephelota) oder am einen Pol stielartig ausgezogen (Podophrya, ? Sphaerophrya). Dieser Stiel scheint sicher eine Neubildung, nicht etwa jener der Podophrya zu sein; Cienkowsky (1855) gibt dies für Podophrya fixa be- stimmt an, da der frühere Stiel zuweilen noch an der Cyste zu bemerken ist. Dafür spricht ferner, dass die selten und dann ganz kurz gestielte Podophrya libera stets gestielte Cysten bildet (76, 13d), ganz ähnlich jenen der P. fixa (Carter 1865, Maupas 1876, s. 76, 9e). Auch Sphaero- phrya zeigt höchst wahrscheinlich das Gleiche, denn die von Engel- “) Z. b. d. ©. Keppen (884) beobachtete sie auch, jedoch selten, bei Acin. papillifera. Eneystirung. 5921 mann (1862) in Stylonychia Mytilus neben parasitischen Sphae- rophryen beobachteten Cysten (76, 14d) gehören wohl zu dieser Sphaerophrya. E. hielt sie für gefressene Cysten der Podophrya fixa; mir scheint dagegen die vorhin ausgesprochene Ansicht aus folgenden Gründen richtiger; einmal gibt sie Engelmann auf seinen Skizzen stets in Gegenwart von Sphaerophryen an und dann werden in den Stylo- nychien mehrfach in Bildung begriffene, unfertige Cysten gezeichnet. Letzterer Umstand scheint mir entscheidend zu sein. Gestielt wären zuweilen auch die Cysten der Trichophrya, welche Buck (1884) unter dem Namen Acineta gelatinosa beschrieb, wenn es erlaubt ist, die sog. umhüllten „acinetinenartigen Zustände“ Buck’s als Encystirungen anzusehen, was ich für sehr wahrscheinlich halte, Die Cysten von Ephelota gemmipara sitzen dem Stiel der Suetorie auf (77, 3b); ähnlich verhielt sich die einer unbestimmten Ephelota oder Tokophrya, welche van Beneden (bei Fraipont) beobachtete. Die meisten Forscher schreiben den Cysten eine einzige Hülle zu. Nur Cienkowsky spricht bei Podophrya fixa von einer zweiten inneren Membran, welche dem kugligen Weichkörper dicht aufliege. Unmöglich wäre eine solehe Entocyste nicht, obgleich vorerst nicht sehr wahrscheinlich. Die Hülle ist bei Ephelota gemmipara ziemlich diek, wohl mehr gallertig, innerlich glatt, äusserlich kömig rauh (Hertwig 1876), was vielleicht von anklebenden Fremdkörpern herrührt (B.), wie sie Frai- pont auf der Oyste der sog. Podophr. truncata (wohl sicher —= Ephe- lota pusilla Koch —= coronata Wr.) reichlich beobachtete. Dick, sowie deutlich geschichtet war auch die Hülle der oben erwähnten, un- bestimmten Ephelota oder Tokophrya. — Dagegen ist sie bei Podo- phrya und Spkaerophrya membranös und mässig diek. Abgesehen von dem hohlen Stiel, welcher eine direete Fortsetzung der Membran ist und dem Basalpol der Podophrya entspricht, ist die Cyste durch eine Anzahl aequatorialer Reifen ausgezeichnet, welche scharf vor- springen, während die zwischen ihnen liegenden Membranringe concav eingesunken sind (s. Tf. 76). Die Reifen sind wahrscheinlich stärker ver- diekte Partien der Membran, was bei Pod. libera direet ersichtlich scheint. Condensirt sich dann der Weichkörper in der Oyste, so sinkt die Mem- bran zwischen den Reifen concav ein (B.). Die Zahl der Reifen ist recht verschieden und scheint systematisch wichtig. Bei P. fixa sind es nur 5 (ähnlich auch bei der vermuthlichen Cyste von Sphaerophrya); bei P. libera finden sich 8 (Maupas) und 14—16 bei der wohl identischen Carter’schen Form. Podophrya fixa und die sehr ähnliche Engel- mann’sche Cyste (Sphaerophrya) zeigen noch eine weitere Verzierung, indem die Reifen fein krenelirt sind und zarte meridionale Streifen von ihnen ausgehen, welche bis gegen die Mitte der Zwischenbänder reichen. Bei Pod. fixa (76, 9e) ziehen diese Streifen von den Reifen gegen den Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 123] 1922 Suetoria. hinteren Pol (Maupas, briefl. Mittheil.), bei Engelmann’s Cyste um- gekehrt apicalwärts (76, 14d). Von der Bildung der Cysten wurde wenig bekannt. Cienkowsky betonte, dass die Hülle bei Podophrya fixa anfänglich gallertig sei und allmählich oberflächlich zu der quergereiften festen Membran erhärte. Stein sah die Bildung der Hülle bei dieser Suctorie von der Basis gegen den Scheitel fortschreiten. Während z. B. die basale Hälfte mit dem Stiel und ihren Reifen schon gut entwickelt war, sendete die apicale Region des Weichkörpers noch Tentakeln aus und konnte höchstens eine gallertige Hülle ausgeschieden haben (76, 14c). Allmählich schreitet die Bil- dung der Membran apicalwärts fort und in demselben Maasse werden auch die Tentakel eingezogen. Entsprechende Zustände fand auch Maupas bei dieser Art (briefl. Mittheilung). Engelmann beobachtet das Gleiche für die wahrscheinlichen Cysten der Sphaerophrya (s. oben). Selbst wenn nur noch ein ganz kleines Scheitelloch der Cyste offen war, schaute aus demselben ein Fortsatz des Weichkörpers heraus, welcher häufig noch Tentakeln trug. Eine besondere Eigenthümlichkeit beobachtete Carter mehrfach an den Cysten der Podophrya libera (?); zuweilen trat der Inhalt bald nach der Eneystirung wieder hervor und bildete sofort eine neue Üyste, deren Stiel in der leeren Höhle der alten stak. Sonst wurde das Ausschlüpfen der Cysten kaum verfolgt. — In chemischer Hinsicht gilt für die Cystenmembranen der Suctorien jedenfalls das bei den Ciliaten Mitgetheilte. Historisches. Die ersten Suctoriencysten beobachtete Weisse (Podophrya); während er ursprünglich (1547) möglicherweise eine „Puppe“ darunter vermuthete, erklärte er sie später für eine besondere Gattung „Orcula“. — Auch Stein verfolgte 1854 die Eneystirung deı Podophrya fixa, hielt sie jedoch für einen wahrscheinlich pathologischen Vorgang und wollte daraus schliessen, dass der Podophryenstiel in eine den ganzen Körper bekleiderde Hülle übergehe. Erst Cienkowsky (1855) erkannte die wahre Bedeutung der Cysten von Podophrya. Ueber die späteren Arbeiten wurde schon im Vorhergehenden berichtet. Ss, System, A. Historisches. Schon Ehrenberg unterschied 3 Gattungen der Suctorien, von welchen er Acineta anfänglich (1838) als Anhang bei den Bacillariaceae aufführte, obgleich ihm ihre näheren Beziehungen zu Podophrya nicht entgangen waren. Später (p. 316) hielt er es für rich- tiger, Acineta mit der mittlerweile beobachteten Dendrosoma zu einer Familie der Aci- netina zu erheben, welche zwischen die Bacillariaceen und Vorticellinen zu stellen wäre. Vielleicht liesse sich auch Podophrya zu dieser Familie ziehen; er führte die letztere Gat- tung jedoch noch unter den Enchelina (Familie der Euterodela = Ciliata) neben Actino- phrys auf. Dujardin (1841) hielt den von Ehrenberg schon. im Wesentlichen aufgegebenen An- schluss der Suctorien an Actinophrys aufrecht. Er stellte daher die 3 erwähnten Gattungen in seine Familie der Actinophryens, welche neben den Familien der Amibiens und Rhizo- podes seine 2. Ordnung der Infus. asymmetriques bildete. Podophrya zog er sogar als Synonym zu Actinophrys. — Siebold (1845) führte die Suetorien in seinem System der System. 1923 Protozoen nicht aut. — Wie in vieler anderer Hinsicht schloss sich Perty (1852) innig an Dujardin an. Er adoptirte dessen Familie der Actinophryens unter Wiederherstellung der Gattung Podophrya, reihte die Familie jedoch als Sectio I. seinen Ciliaten unter. Jedenfalls darf man deshalb nicht behaupten, dass er die innigeren Beziehungen der Ciliaten und Suc- torien. richtig herausgefühlt habe. — Wie aus der historischen Einleitung bekannt ist, machte Stein’s Acinetentheorie (1849—54) die selbstständige Existenz der Gruppe einige Zeit zweifel- haft. Seit Glapar&de-L.’s Forschungen (1856—61) war jedoch diese Periode überwunden. CL-L. erhoben die Gruppe zu einer besonderen Ordnung der Suctoria unter den Infusoria, welche sie neben jene der Ciliata stellten; daran schlossen sich die beiden weiteren Ordnungen der Gilioflagellata und Flagellata. Die Zahl der Gattungen wurde auf S erhöht. Ein Bedürfniss zur Errichtung von Familien schien ihnen einstweilen nicht vorzuliegen, obgleich sie hierüber einige Andeutungen machten. Die neuentdeckte Urnula zogen Claparede und L. zu den Rhizopoden, während Stein (1859, p. 102—3) darunter die männliche, acinetenartige Generation von Epistylis ver- muthete. Erst Engelmann betonte ihre Zugehörigkeit zu den Suctorien bestimmt, 1867 schloss sich dann auch Stein dieser Ansicht an. Seit 1859 hatte sich Stein mit der Selbstständigkeit der Gruppe ausgesöhnt und sie als Ordnung der Acinetina in das Infusoriensystem aufgenommen. 1867 (p. 143) betonte er, dass zum mindesten 3 Familien zu unterscheiden seien, nämlich die Acinetea (Acineta [+ Solenophrya], Podophrya, Urnula und Dendrosoma [-+ Trichophrya]). die Ophryoden- drea und die Dendrocometidea (Dendrocometes und Stylocometes). Glapar&de’s Sphaerophrya erklärte er für Embryonen einer Oxytrichine. Häckel unterschied 1866 nur die beiden Familien der Podophryidae und Dendrocometidae (= Dendrocometidea + Öphryodendrea Stein’s), eine Eintheilung, welche Plate 1886 wiederum in Vorschlag brachte, indem er die Zerlegung der Suctoria in die beiden Abtheilungen der Radiformia (— Podophryidae H.) und der Fascieculi- formia (= Dendrocom. H.) befürwortete. Ich halte eine solche Zweitheilung nicht für natür- lich, denn es scheint noch recht unsicher, ob Ophryodendron mit den Dendrocome- tinae inniger verwandt ist; es ist einstweilen eben so gut denkbar, dass diese Gattung keine näheren Beziehungen zu ihnen hat. Jedenfalls wäre aber der Name Fasciculiformia wenig passend, da er für Stylocometes, dessen nahe Verwandtschaft 'mit Dendro- cometes schon Stein gut erkannte, keinerlei Gültigkeit besitzt. Als Plate den Namen errichtete, war ihm letztere Gattung noch unbekannt oder doch in ihren Beziehungen zu Dendrocometes unklar. 1878 wollte Häckel 2 Abtheilungen der Monacinetinae und der Synacetinae (Dendrosoma) unterscheiden. Auch dieser Vorschlag empfiehlt sich nur wenig. Er gründet sich auf die angeblich koloniale Natur von Dendrosoma (einziger Vertreter der Synaci- netinae), welche wir schon früher bestritten haben. Jedenfalls sind die Beziehungen zwischen Dendrosoma und Trichophrya so nahe, dass eine Zerlegung der Suctoria in die ge- nannten beiden Abtheilungen sich nicht empfiehlt. Fraipont (1877—78) erhob sämmtliche 8 Gattungen Clap.-L.’s zum Rang von Familien, was zwar sehr einfach ist, jedoch wohl zu weit gcht. Kent (1881—82) endlich zerlegte die Suctoria (Tentaculifera) in die beiden Unter- gruppen der Tentaculifera-Suctoria und der Tent.-Actinaria. Letztere Gruppe umschliesst die Gattungen Ephelota (im Sinne Kent’s), Actinocyathus Knt, Acine- topsis Rob. und Ophryodendron. Den Grund zur Abtrennung dieser 4 Gattungen von den übrigen bilde die Natur ihrer Tentakel. Dieselben sollen nämlich „non -suctorial, merely ad- hesive“ sein, d. h. also wohl sämmtlich von der Beschaffenheit der Greiftentakel unserer Gat- tung Ephelota. Dass dies jedoch bei einer der obigen Gattungen zutreffe, halte ich für recht unwahrscheinlich. Auch im übrigen Bau der 4 Gattungen spricht sich durchaus keine nähere Zusammengehörigkeit aus, weshalb ich die vorgeschlagene Eintheilung nicht annehmen kann. Neben den 3 Stein’schen Familien errichtet Kent noch die der Rhynchetidae (Rhyncheta + Urnula), Dendrosomidae (Dendrosoma) und Ephelotidae (Ephelota im Sinne Kents + Actinocyathus Kent). 12T * 1924 Suctoria. Obgleich ich mich bemühte, die Zahl der Familien möglichst einzuschränken, muss ich doch nicht weniger wie 8 aufstellen, resp. adoptiren. Wenn überhaupt solche Untergruppen unterschieden und dabei eine gewisse Gleichartigkeit derselben eingehalten werden soll, komme ich nicht über diese Zahl hinaus. Im Allgemeinen scheint unsere Kenntniss der Suctorien noch unzureichend, um ein einigermaassen gesichertes genetisches System zu errichten. Für gewisse Gattungen und zahlreiche Arten ist weder die Fortpflanzung noch der Bau der Schwärmer bekannt und es scheint zweifellos, dass Beides für die Beurtheilung der verwandt- schaftlichen Beziehungen recht wichtig ist, wenn auch nicht allein maassgebend; auch ist der Bau der Schwärmer vielfach noch unsicher. Aus diesen Gründen halte ich es noch für ver- | früht, die Phylogenese in der Reihe der Suctorien eingehender zu discutiren, was um so eher unterbleiben kann, als schon in den vorhergehenden Abschnitten das Wichtigste hierüber bei Gelegenheit betont wurde. B. Umfang der Gruppe. Die Zahl der einigermaassen gesicherten Arten schätze ich auf circa 65 bis einige 70; doch herrscht in der Systematik ziemliche Unsicherheit, da zahlreiche Formen recht ungenügend beschrieben sind. Die Zahl der im Folgenden festgehaltenen Gattungen beträgt 19; darunter sind jedoch einige noch ziemlich unsicher. Ausschliesslich marin sind 6 dieser Genera; von den übrigen finden sich 4 in Süss- und Seewasser, die übrigen sind nur aus ersterem sicher bekannt. C. Vebersicht des Systems bis zu den Gattungen. 1. Familie. Hypocomina Bütschli. Frei beweglich, nicht aufgewachsen, mit dauernd bewimperter Bauch- fläche und einem kurzen Saugtentakel. Fortpflanzung durch Quer- theilung. Hypocoma Gruber 1884. Synon. Acinetoides Plate (S42). Taf.: 77, Kie. 20--B. Klein (Länge bis 0,046). Nicht aufgewachsen. Von ovalem Umriss, mit gewölbter Ober- oder Apicalseite und mehr oder weniger concav ausgehöhlter Unter- oder Basalfläche. Die Concavität der letzteren ist veränderlich, weil sie durch active Contraction vermehrt werden kann; auch kann sich der Körper in der Längsrichtung mehr oder weniger nach der Unterseite zusammenklappen. Ein mittleres ansehnliches Feld der Unterseite, dessen Umrandung dem Körperumriss parallel läuft, ist mit Cilien bedeckt, die in etwas gebogenen Längsreihen an- geordnet sind. Am Vorderende des Feldes findet sich ein kurzer geknöpfter Saugtentakel, welcher ziemlich tief in den Körper ein- dringt. 1 Contractile Vacuole ungefähr im Mittelpankt der Unterseite. Ma. N. kuglig bis band- und hufeisenförmig und dann dem Körperrand parallel ziehend. Vermehrung durch einfache Quertheilung. Marin. Eetoparasitisch auf Zoothamnien (nach Gr. auch auf anderen Vortieellinen); verlässt jedoch die ausgesaugten Vorticellinen, um andere aufzusuchen. 2 Arten. Europäische Meere. System. 1925 2. Familie. Urnulina (Fraipont 1878) Bütschli (= Rhynchetida Kent). Kleine festsitzende Formen, mit oder ohne ungestieltes (ob immer?) Gehäuse. Ein bis wenige, nicht deutlich geknöpfte, jedoch sehr lange Tentakel des apicalen Endes. Fortpflanzung, soweit bekannt, durch schiefe und etwas ungleiche Quertheilung. Schwärmer angeblich holotrich. Rhyncheta Zenker 1866. Ele Klein bis mittelgross (bis 0,09); farblos. Cylindrisch bis lang glocken- förmig, mit verbreiterter Basis aufgewachsen. Pellieula diek. Vorderende in einen rüsselartigen, sehr beweglichen Tentakel ausgezogen, welcher zwei bis viermal so lang wie der Körper wird. Ma. N. oval, ziemlich central. Contr. Vac. zwischen ihm und der Tentakelbasis. Süsswasser; an der Bauchseite von Cyelops (coronatus) zwischen den Füssen. Das Vorderende nach hinten gerichtet. 1. Art. Europa. Urnula Claparede und Lachm. 1858; Engelmann (359); Stein (428, p. 105); Wrzesniowski (546). Synon. Knospen von Epistylis (Stein (322, p. 102). Taf. 77, Fig. 22—c. Klein bis mittelgross (bis 0,08). Ein farbloses, bilaterales, etwa beutel- förmiges Gehäuse bewohnend, dessen zugespitztes, bis etwas stielförmiges Hinterende befestigt ist. Mündung wenig verengt, rundlich bis dreieckig. Der Weichkörper füllt das Gehäuse in sehr verschiedenem Maasse aus und entsendet von seinem Vorderende oder seitlich 1—2, seltener bis 5, mehr oder weniger lange tentakelartige, sehr bewegliche Fortsätze. Ob dieselben als Saugtentakel functioniren, wurde noch nicht festgestellt. Ma. N. oval, ziemlich central. 1 bis mehrere contr. Vac. in der Mittel- region. Vermehrung durch freie Abschnürung einer ziemlich ansehnlichen, vorderen Knospe, welche total bewimpert sein soll. Süssw. 1 Art. Auf den Stielen von Epistylis. Europa. Es wäre wohl möglich, dass die sog. Acinetopsis Robin (s. unten p. 1930) zu dieser Familie gehört. Da sie jedoch noch nicht genügend erforscht, namentlich ihre Fortpflanzung ganz unbekannt ist, muss die Frage oflen bleiben. 38. Familie. Metacinetina Bütschli. Mittelgross, gehäusebewohnend. Das basale, festgewachsene Ende des Gehäuses stielförmig verlängert; das apicale mit strahlig geordneten Spalten zum Durchtritt der zahlreichen, deutlich geknöpften und ent- sprechend geordneten Tentakel. Fortpflanzung durch freie, meist etwas ungleiche Theilung. Schwärmer angeblich holotrich. Metacineta nov. gen. Synon. CGothurnia Ehrb. (129), Acineta p. p. (mystacina) Ehrb. (161), Stein (219, 261), Clap. L. (301), Bütschli (529), Gruber (574), Mereschkowsky (584), Stokes (855, alata, stagnatilis, acuminata, sämmtlich wohl = mystacina). Taf. 78, Fig. 4. Mässig bis ansehnlich (Länge des Gehäuses bis 0,7). Unterscheidet sich von Acineta durch ein rundliches bis lang trichterförmiges Gehäuse, 1926 Suctoria. dessen Basaltheil in einen kurzen bis recht langen stielföürmigen Fortsatz ausgezogen ist. Wie gesagt, ist derselbe eine hohle Fortsetzung des Gehäuses, also von letzterem nicht deutlich abgesetzt wie der Stiel von Acineta. An der vorderen Gehäuseregion gewöhnlich 6 strahlig an- geordnete Mündungspalten, welche vielleicht am Pol in eine gemein- same Oeffnung zusammenfliessen. Aus jeder Spalte tritt gewöhnlich eine Tentakelreihe hervor. Vermehrung durch freie Knospung; der Schwärmer anscheinend total bewimpert. Süsswasser. Europa und N. Amerika. 1 Art. Eventuell liesse sich die von Archer (489) beschriebene eigenthümliche Acinete hier- her rechnen, doch ist dies nicht sicher zu beurtheilen, da Abbildungnn fehlen und die Form nicht ausreichend studirt wurde. 4. Familie. Podophryina Bütschli, Kleine bis ansehnliche Formen von mehr oder weniger kugelförmiger Gestalt. Stiellos oder gestielt. Selten mit gallertigem Ueberzug. Tentakel zahlreich und meist ansehnlich, auf der ganzen Oberfläche oder nur apical; entweder sämmtlich geknöpft oder ein Theil weniger deutlich bis nicht; letztere dann auch länger und als Greiftentakel dienend. Fort- pflanzung gewöhnlich durch freie Theilung oder einfache bis multiple freie Knospung. Selten geht die Knospung in innere über (Endosphaera). Sphaerophrya Claparede u. L., Balbiani (342), Mecznikoff (388), Bütschli (522), Maupas (627), Greef? (870), Engelmann (Zoolog. Anzeiger 3. Bd. p. 152). Synon. Embryonen von Giliaten Focke (198), Cohn (227a), Clap. u. L. (301), Stein (322), Balbiani (298). Taf. 76, Fig. 7, 8, 9a und 10. Klein (bis 0,08). Stiellos; kuglig. Von der ganzen Körperoberfläche strahlen kürzere oder längere, geknöpfte Saugtentakel aus, gewöhnlich 1-2 contr. Vacuolen (bei Sp. hydrostatica nach Engelm. zahlreich). Ma.N. kuglig. Vermehrung durch gleichhälttige oder etwas ungleiche Theilung oder äussere Knospung. Schwärmer länglich elliptisch, entweder das eine Ende bewimpert oder mit mittlerem Ciliengürtel oder angeblich total bewimpert (wahrscheinlich aber auch dann nur mit längsgerichtetem Giliengürtel. Die endoparasitischen Formen sind tentakellos, so lange sie im Körper ibrer Wirthe leben. Süsswasser und endoparasitisch in Ciliaten (zahlreiche Hypotricha, Paramaecium, Nassula und Stentor). Zahl der Arten unsicher. Ca. 3—4. Unter den parasitischen Formen kann ich höchstens 2 Arten unterscheiden, von welchen eine die der Stentoren, die andere, welche wohl mit der Sph. pusilla Clap. und L. identisch ist, alle übrigen umfasst. Ob die von Lachmann, Mecznikoff und Maupas beschrie- benen: Sph. ovata Weisse sp. (identificirt mit Weisse’s Actinophrys ovata), Sph. Sol Mzn. und magna Mps verschieden sind, bedarf genauerer Untersuchung. Keine Sphaerophrya scheint mir Gourret und Roeser’s Sph. pusilla (774) zu sein; ich vermuthe in ihr eine Acanthocystis. Ebensowenig gehört ihre Sph. massiliensis hierher; sie scheint entweder eine Trichophrya, Acineta oder Solenophrya zu sein, da sie wahrscheinlich eine Schale besitzt. Unsicher ist noch die Sph. parva Greelf. Jedenfalls ist es recht schwierig, die frei lebenden Sphaerophryen von ungestielten Podophryen zu unterscheiden; es bedarf System. 1927 weiterer Forschungen, um diesen Punkt und damit die Gattung überhaupt ganz sicher zu stellen. Endosphaera Engelmann 1376. Synon. Embryonen der Vorticellidinen Clap. L. (301), Stein (321 428, p. 100 ff), Engelmann (359). Taf. 76, Fig. 12. Unterscheidet sich von den parasitischen Sphaerophryen nur dadurch, dass die Knospung eine endogene ist und die Schwärmer, welche einen vorderständigen oder mittleren Ciliengürtel besitzen, nie mit Tentakeln beobachtet wurden. Endoparasitisch bei zahlreichen Vorticellidinen (s. p. 1824) und wohl auch bei Suctorien. Vielleicht ist auch der von Balbiani beobachtete eventuelle Embryo von Didinium nasutum hierher zu stellen. Als möglicherweise zu einer der parasitischen Gattungen gehörig ist noch an die sogen. Embryonen von Bursaria truncatella und gewisser Tintin- noinen zu erinnern (s. oben p. 1824). Podophrya (Ehrenb. 1833 u. 1838) Bütschli emend., p. p. Stein (219 und 261): Perty p. p. (240); Cienkowsky (265); Engelmann (359); Carter (404); Quennerstedt (408 ID; Hertwig (528); Maupas (535, 627). Synon. Orcula Weisse (193, 3 u.5); Actinophrys (pedicellata) Dujard. (175), Pineau (192, 207), ? (difformis) Perty (240), ? p. p. Stein (261); ? Acineta (solaris) Stein (322, p. 105 Anm.). Taf. 76, Fig. 9b—c, 13—14. Klein (Dm. bis 0,07). Körper kuglig, mit allseitig ausstrahlenden kürzeren bis sehr langen Tentakeln. Stiel sehr kurz bis mässig lang; gewisse Arten schreiten nur selten zur Stielbildung (P. libera Pert.). Ma. N. central, kuglig bis oval. 1 contractile Vacuole (bis meh- rere?). Vermehrung durch gleiche oder nahezu gleiche Theilung und Umbildung der vorderen Hälfte zum Schwärmer. Letzterer mit sehr breitem Wimpergürtel. Süssw. und wahrscheinlich auch marin. Europa, Indien. 3—4 Arten (P. fixa Ehrb., P. Maupasii (= P. fixa typica Mps. 555), P. libera Pert. und wahrscheinlich die unbenannte Pod. Taf. 19 Fig. 5 bei Maupas 627). Ephelota Str. Wright 1858, non Kent (601). Synon. ? Gonferva Cavolini (74, Taf. 7, Fig. 6d); ? Trichoda fixa 0. F. Müller (76); Acinetenartiges Wesen Fig. I Alder (225); Alderia p. p. Pritchard (177, 2. edit.); Taf. 4, Fig. 39 Lieberkühn (459); Podophrya p. p. Hertwig (528), v. Koch (550), Fraipont (540), Robin (585), Haller (598); Hemio- phrya Kent (599, 601), Maupas (627), Gourret et R. (559), Keppen (884). Taf. 77, Eie. 3. Klein bis mittelgross (Dm. bis 0,2); farblos bis bräunlich. Körper kuglig bis oval oder umgekehrt kegelförmig, zuweilen etwas vierseitig. Stiel mässig bis recht lang (bis über 1 Mm.); seine Dicke relativ beträchtlich, apicalwärts gewöhnlich stark zunehmend; häufig längs und quer gestreift. Tentakel meist auf die vordere Körperhältte be- . schränkt, von zweierlei Art; längere zugespitzte Greiftentakel und kürzere, geknöpfte Saugtentakel (eine Ausnahme bildet Hemiophrya microsoma Maup., deren sog. Greiftentakel gleichfalls sehr kurz und geknöpft sind, 1928 Suctoria. weshalb auch die Stellung dieser Art bei der Gattung noch etwas unsicher erscheint). Eine bis mehrere contr. Vacuolen in der vorderen Körperbältte. Ma. N. ziemlich central, von hufeisenförmiger Grundgestalt, doch häufig unregelmässig bis mehr oder weniger verästelt. Vermehrung durch freie, gewöhnlich multiple Knospung an der apicalen Körperhälfte. Die Schwärmer flach gedrückt linsenförmig, nur auf der planen bis etwas ausgehöhlten Unterseite mit einem Cilienkranz versehen. Europäische Meere. 3—4 Arten. Auf‘ Hydroiden, Bryozoön und Crustacen. Podocyathus Kent 1881 (601). Klein (Höhe des Gehäuses bis 0,04). Der Bau entspricht im All- gemeinen dem von Ephelota, mit dem Unterschied, dass die Erwach- senen auf dem Stiel:noch ein Gehäuse ausscheiden. Dasselbe ist etwa umgekehrt kegelförmig bis becherförmig, sehr dünnhäutig bis gallertig und mit einigen groben Ringfurchen versehen. Die vordere Gehäusewand soll sich nach Innen einstülpen und auf dem Boden dieser mässig tiefen Einstülpung der Körper ruhen. Vermehrung unbekannt. Marin auf Hydroiden und Bryozo@en. 1 Art. Europa. Nach der vorliegenden Beschreibung scheint mir die Gattung noch nicht hinreichend gesichert zu sein. 5. Familie. Acınetina Bütschli. Klein bis mässig gross. Gestalt ziemlich verschieden. Gestielt oder mit gestieltem oder ungestieltem Gehäuse, dessen Mündung fast stets einfach und weit geöffnet ist. Tentakel zahlreich, alle gleich und in der Regel deutlich geknöpft. Fortpflanzung durch innere, einfache oder multiple Knospung. Schwärmer meist peritrich; z. Tb. angeblich holo- und bypotrich. Tokophrya nov. gen. Synon. Glostering polyp Baker (29); Brachionus p. p. Pallas (44); Vorti- cella p. p. O. F. Müller (76); ? Trichoda fixa und Floccus O. F. Müller (76); Peritricha und Volverella Bory (115), Acineta p. p. Ehrenberg (161, 170), Weisse (193, 3.), Stein (261, 322), Perty (240), d’Udekem (285), Zenker (421), Quennerstedt (408, I), Wrzesniowski (546), (Parroceli) Gourret und R. (774); Podo- phrya p. p. Stein (261), Clap. und L. (301), Lachmann (316), Bütschli (529), Mereschkowsky (584), Kent (601), Maupas (627), ? Hartog (624), Möhius (876), Stokes (758, 759), Kellicott (741, 856). Nutting (860), Keppen (884). Taf. 77, Fig. 4—9. Klein bis ansehnlich. Stets gestielt. Den Unterschied von Podophrya finden wir in der endogenen Knospung. Da die Vermehrungsweise mancher hierher gerechneter Arten noch nicht festgestellt wurde, so bleibt der Umfang der Gattung etwas unsicher. Europa und N.-Amerika, Indien (Carter). System. 1929 1. aruppe. Untergattung Discophrya Lachmann (316), Fig. 5—8. Gestalt kuglig bis eiförmig oder etwas unregelmässig, bäufig stark comprimirt. Stiel recht kurz bis sehr lang; seine Dicke meist beträchtlich und nach vorn stark zunehmend; ge- wöhnlich längs und quer gestreift. Tentakel allseitig auf dem ganzen Rande entspringend oder auf das Vorderende beschränkt, nie in Büscheln. Ma. N. oval bis hufeisenförmig oder verästelt. Contr. Vacuolen einfach bis sehr zahlreich. Die Schwärmer wurden meist als total bewimpert geschildert; sollte dies auch nicht der Fall sein, so ist der Ciliengürtel jedenfalls sehr breit, ähnlich Podophrya. Süsswasser und Meer. Hierher ziehen wir Podophrya Lyngbyei (Ehrb.) Olap.-L., conipes Mereschk., limbata Maupas (nähert sich Acineta, sehr ähnlich ist P. macrostyla Stokes), Steinii CL.-L., Discophrya speciosa Lachm., P. cothurnata Weisse sp., ferrum equinum Ehrb, sp., Lichtensteirii Ol.-L. Verwandt mit dieser Gruppe scheint Podophrya Trold Olap.-L. (Fig. 4), welche Kent zu seiner Gattung Ephelota zieht. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass die Stellung dieser eigenthümlichen Form ohne erneute Untersuchungen nicht sicher zu beurtheilen ist. Auch die Ephelota coronata (Wright) Kent schliesst sich hier an, soll sich jedoch durch nicht geknöpfte, fein zugespitzte Tentakel auszeichnen. Sie kann wohl eine echte Ephelota sein, deren Saugtentakel übersehen wurden. 2. Gruppe. Körper rechteckig bis langoval. Stiel ähnlich wie bei Gruppe 1. Tentakel in Büscheln, die jedoch nicht auf das Vorderende beschränkt, sondern über den ganzen Körper vertheilt sind. Ma.N. oval bis bandförmig. Gontr. Vacuolen gewöhnlich zahlreich. Die Schwärmer scheinen denen der ersten Gruppe ähnlich zu sein. Süsswasser. 2 sichere Arten. Auf Schneckengehäusen (P. elongata Ol.-L.) oder Krebsen (P. Astaci Öl.-L., mit welcher P. inclinata Kellic. verwandt sein dürfte). Auch P. eylindrica Perty sp. dürfte wohl hierher gehören, obgleich ihre Tentakel auf einen vorderen Büschel beschränkt sind. 3. Gruppe (77, 9). Körper kuglig bis birnförmig oder vierseitig pyramidal. Stiel fein und nach vorn nicht verdickt. Tentakel in 1—4 deutlichen Büscheln am Vorderende; häufig jeder Büschel auf einem knopfartigen Fortsatz. Vacuolen I—3. — Ma.N. kuglig bis ellipsoidisch. Schwärmer mit deutlichem mittlerem Ciliengürtel. Süsswasser. Hierher: P. Cyclopum Cl.-L., P. quadripartita Cl.-L., P. Infusionum St. sp., P. Pyrum Cl.-L., P. brachiopoda Stok., P. Carchesii Cl.-L. Auch P. fexilis Kellic. mit nur 2—4 langen Tentakeln lässt sich einstweilen hier einreihen. Acineta Ehrenberg 1855 emend. Bütschli, Kichwald (181, ID), Stein p. p. (219, 261, 322), Alder (225, Fig. 2 u. 5), Clap. u. L. (8301), Slack (399), Quennerstedt (408, Il), Grimm (527), Hertwig (528), Mereschkowsky (584), Fraipont (540), Entz (569), Robin (585), Kent (601), Maupas (627), Parona (654), Gruber (693), Entz (694), Stokes (758, 759, 500, 826a, 855), Kellicot (741), Daday (771), Gourret u. R. p. p. (774, 859), Kirk (23a), Maskell (824), Möbius (876), Keppen (884). Synon. Alderia p.p. Pritchard (177, 2. edit); Autacineta Häckel (Generelle Morphologie). Taf. 77, Fig. 10—11 und 78, Fig. 1—2. Klein bis ziemlich ansehnlich. Der wesentliche Unterschied von Tokophrya besteht darin, dass der immer vorhandene dünne und nach vorn nicht verdiekte solide Stiel sich in ein Gehäuse fortsetzt, welches den Körper theilweisse oder völlig umhüllt. Ma. N. rundlich bis läng- lich. Meist eine contractile Vacuole. Knospung soweit bekannt endogen 1950 Suctoria. und Schwärmer mit schmälerem oder breiterem Ciliengürtel (angeblich z. Th. total bewimpert. Europa, N.-Amerika, Indien (Carter), N.-Seeland. 1. aruppe. Gehäuse teller- bis trichter- oder lang kegelförmig , seltener eiförmig. Stets drehrund, nicht comprimirt. Es umschliesst entweder nur einen geringen Theil des Körpers oder der- selbe ragt doch meist anschulich aus der weiten Mündung hervor. Tentakel nicht in Büscheln von der ganzen hervorragenden Körperpartie entspringend. Marin. Hierher A. vorticelloides Fraip., patula Cl. und L.*) — divisa, Fraip., Saifullae Mer. = crenata Fraip.,; wahrschein- lich auch Jivadiana Mer. 2. Gruppe. Gehäuse stets mehr oder weniger comprimirt; von der breiten Seite halblreisförmig bis vasen- oder kelchförmig, gelegentlich auch viereckig. Entweder mit langem vorderen Mündungs- spalt, dessen Enden zum Durchtritt von 2 Tentakelbüscheln erweitert sein können, oder an- geblich mit 2 bis 3 rundlichen vorderen Oeflnungen zum Durchtritt der Büschel. Der Körper füllt das Gehäuse bald völlig, bald nur zum Theil aus und ist dann an der Mündung befestigt. Tentakel entweder an der ganzen Mündungsregion nicht büschelig entspringend (2 bis zahl- reiche) oder in 2 bis 3 deutlichen Büscheln. Süsswasser und Meer. Hierher A. dibdalteria Par., pusilla Mps, emaciata Mps, com- planata Grub., compressa Cl. L., linguifera Cl. L., cuspidata Kell., Oucullus Cl. L., tuberosa Ehrh. (mit foetida Mps), Lemnarum Stein und grandis Kent (mit einer Anzahl wohl hierher- gehöriger amerikanischer Formen von Stokes und Kellicot), Jolyi Mps. Acinetopsis nennt Robin (585), wie schon erwähnt wurde, eine marine Form, die hinsichtlich des Gehäuses unserer 2. Gruppe entsprechen dürfte, sich jedoch durch einen ein- zigen sehr langen Tentakel auszeichnet. Ob es gerathen erscheint, dieses Genus festzuhalten oder es mit Acineta zu vereinigen, unter welcher sich ja auch Arten mit nur 2 Tentakelu finden, bedarf genauerer Untersuchung. Sollte es sich bestätigen, dass der Tentakel von den gewöhnlichen der Acineten so sehr abweicht, wie Robin meint, so wäre das Genus wohl gerechtfertigt und seine Unterbringung bei den Urnulinae vorzuziehen. Zu den Suctorien gehören schwerlich die sog. Acineta stellata Kent (601) und die sehr ähnliche A. lappacea Stokes (855); beide sind der früher (p. 329) erwähnten Heliozoe Hedriocystis pellucida Hertwig und L. so ähnlich, dass ich sie für identisch oder nächst- verwandt mit ihr halte. Dies gilt besonders für die Stokes’sche Form, deren Tentakel nach der Schilderung ganz pseudopodienartig erscheinen, wogegen jene der A. stellata Knt geknöpft sein sollen. Solenophrya Claparede u. L. 1858 — 1861, Alenitzin (488), Stokes (159 und p. p. 855). Synon. Acineta p. p. (Notonectae) Clap. und L. (301) = Calix Fraipont (544), Taf. 78, Fig. 3. Klein bis mittelgross (Dm. des Ghs. bis 0,16). Unterscheidet sich von Acineta durch ein stielloses, direct aufgewachsenes Gehäuse, von flach schüsselförmiger bis napf-, kegelförmiger und länglicher Gestalt. Je nach der Form ist seine Befestigungsfläche bald sehr gross, bald kleiner bis sehr klein, wenn das basale Ende stark verjüngt ist; ebenso ist die Mündung bald sehr weit, bald verengt. Ob gelegentlich auch *) Sollte diese Art freie Knospen bilden, wie Greeff angibt (s. p. 1890), so müsste sie wohl von Acineta abgesondert werden. System. 1951 eine Anzahl Oeffnungen zum Durchtritt der Tentakelbüschel vorhanden sind, erscheint noch fraglich. Tentakel in ein bis zahlreichen Büscheln. Süsswasser. Ca. 3—4 Arten. Europa und N.-Amerika. Die sog. Soleno- phrya odontophora Stokes (826a, 855) gehört jedenfalls nicht hierher und ist wohl sicher keine Suctorie. ? Actinocyathus Kent 13850—81. Zweifelhafte Form (Dm. 0,04), welche im Bau des Gehäuses gewissen Acineten unserer 1. Gruppe, besonders A. patula vollkommen gleicht. Ganz verschieden wären dagegen nach Kent die Tentakel, welche kurze, spindelförmige, mit dornartigen Auswüchsen bedeckte Gebilde sein sollen. Da weder ihre Function noch die Nahrungsaufnahme beobachtet wurden, so bleibt der Verdacht offen, dass es sich möglicherweise gar nicht um Tentakel handelte. Unterstützt wird dies noch dadurch, dass Fraipont bei seiner A. divisa (wohl sicher nur eine Varietät von patula) sog. Brutknospen fand (s. p. 1895), welche in grosser Zahl auf dem Körper stehen können. Möglicherweise beobachtete Kent etwas Aehnliches. Marin. 1 Art. Europa. r 6. Familie. Dendrosomina (Fraip.) Bütschli. Ungestielt und gehäuselos. Tentakel zahlreich, alle gleich und geknöptt, deutlieh büschelig gruppirt; die Büschel häufig sehr zahlreich und die Tentakellappen dann arm- bis astartig auswachsend, ja bis vielfach ver- zweigt. Fortpflanzung durch innere Knospen, Schwärmer peritrich. Triehophrya Clapar&de und L. 1858—61, Lachmann (315, 2), Bütschli (529), Badcock (588), Entz (694). Synen. Actinophrys Sol p. p. Perty (240, Taf. 8, Fig. 6), ? Actinophrys p- p- Stein (233, 261, Taf. 4, Fig. 28), Acinete Gienkowsky (265), Acinete sessile dUdekem (285), Acineta gelatinosa Buck 689), Dendrosoma Astaci Stein (322. p. 93—94; 428, p. 143). Taf. 78, Fig. 6. Klein bis mittelgross (L. bis 0,24). Stiel- und gebäuselos. Gestalt rundlich bis länglich, meist jedoch mehr oder weniger unregelmässig lappig und veränderlich. Tentakel in wenigen bis zahlreichen Büscheln, die gewöhnlich auf lappigen bis knopfförmigen, gelegentlieh auch arm- artig verlängerten Fortsätzen entspringen. Körper stets breit aufliegend. Eine bis zablreiche contr. Vaeuolen. Ma. N. rundlich bis bandförmig oder verästelt. Vermehrung durch endogene Knospung. Schwärmer länglich bis flach linsenförmig mit deutlichem Wimpergürtel. Süsswasser und Meer. Ca. 3 Arten. Auf Wasserlinsen, den Stielen von Epistylis, an Astacus und in der Kiemenhöble von Salpen wie compo- siten Ascidien (Polyelinum). Trichophryenartige Formen, mit einem einzigen Tentakelbüschel finden sich nach Lieberkühn auch auf den Kiemen der Süsswasserfische (s. Taf. 78, 5). Die zuerst von Badcock geäusserte Meinung, dass die Tr. epistylidis (= Dendrosoma Astaci Stein), welche den Typus der Gattung darstellt, zu Tokophrya quadripartita ge- höre, hält auch Entz (694) für wahrscheinlich. Ich kann dem nicht zustimmen, da sie sich durch Zahl der Vacuolen und der Tentakelbüschel, den Bau des Kernes und anderes scharf von T. quadripartita unterscheidet und die Annahme von Verschmelzungen mehrerer Toko- phryen (Entz) zur Erklärung der unregelmässigen Form der Tr. ganz in der Luft schwebt. Dennoch darf die Möglichkeit, dass Tokophryen gelegentlich ihren Stiel verlassen, bei Be- urtheilung der Zugehörigkeit zu Trichophrya nicht ausser Acht gelassen werden. 1932 Suctoria. Dendrosoma Ehrenberg 1835 (170, 358), Olap. und L. (301), Leidy (507), Levick (604), Kent (601). Taf. 78, Fig. 7. Gross (Höhe der Thiere bis 2,4 Mm. Kent). Im Prineip ähnlich wie Trichophrya epistylidis gebaut, doch viel grösser werdend; die lappigeu kurzen Fortsätze der letzteren wachsen hier zu frei und senkrecht auf- steigenden langen Zweigen aus, welche seitlich selbst wieder viele ähnliche Fortsätze entwickeln können und auch diese wieder solche 3. Ordnung. Alle diese Fortsätze oder Aeste tragen an ihren etwas knopfförmig angeschwollenen Enden je einen Tentakelbüschel. Auch der meist langgestreckte, aufliegende Körper, von welchem die Aeste ent- springen, kann sich verzweigen, ja selbst netzartig anastomosirend ge- stalten. Contr. Vacuolen bei den Erwachsenen ungemein zahlreich. Ma.N. vielfach verästelt den ganzen Körper durchziehend. Vermehrung wie bei Trichophrya. Süsswasser. 1 Art. Europa und Nordamerika. Schon früher (p. 1844) versuchten wir zu zeigen, dass der Bau von Dendrosoma leicht von Trichophrya abgeleitet werden kann und kein Grund vorliegt, der Gattung einen kolo- nialen Charakter zuzuschreiben, wie vielfach versucht wurde 7. Familie. Dendrocometina Stein 1867. Mittelgross; Gestalt etwa halbkuglig bis linsentörmig. Entweder mit der ganzen ebenen Basalfläche direct aufgewachsen oder nur mit einem kleinen centralen Theil derselben. Die zahlreichen Tentakel kurz, lang kegelförmig und geknöpft, über die ganze Apicalfläche zerstreut oder auf die Enden grosser, verzweigter Arme lokalisirt. Fortpflanzung durch Bildung einer inneren Knospe, welche sich jedoch erst nach dem Hervor- brechen absehnürt. Schwärmer peritrich. Dendrocometes Stein 1851 (und 261), Lachmann (316), Bütschli (537), Wrzesniowski (546), Robin (585), Maupas (627, p. 328), Kellicott (741), Plate (790), Aime Schneider (793). Taf. '79,-Fig. 2. Mittelgross (Dm. bis 0,1). Körper etwa balbkuglig; die ebene Basal- fläche vermittels einer chitinösen Basalplatte auf der Unterlage befestigt. Der Umkreis des Körpers sendet meist 4 (gelegentlich auch weniger), seltener 5—6 ansehnliche Arme aus, welche sich in ihrem Verlauf gewöhnlich zweimal (doch zuweilen auch dreimal) hinter einander dreigabelig theilen. Alle Armzweige in zwei, drei oder mehr kurze zinkenartige Tentakel endigend.. Ma. N. ellipsoidisch bis länglich. 1 contr. Vac. randlich mit langem, sehr deutlichem Ausführgang. Ver- mehrung durch endogene Knospung. Schwärmer planconvex bis sehr flach biconvex, mit Ciliengürtel auf der Grenze beider Flächen. Süsswasser. 1 Art auf den Kiemenblättern von Gammarus Pulex und puteanus (die von Lachmann auf letzterem gefundene Form, welche er für eine 2. Art zu halten geneigt ist, dürfte sich schwerlich speeifisch System. 1953 von dem gewöhnlichen D. paradoxus unterscheiden). Europa und Nord- Amerika. Stylocometes Stein 1867 (p. 144). Synon. Gefingerte Acinete und Acinetenzustand von Ophrydium versatile Stein (261); Acineta digitata Stein (322); Trichophryap. p. Clap. u. L. (301); Digi- tophrya Kraipont (540); Pericometes Aim& Schneider (793, 825); Aselli- cola Plate (842). Taf. 79; Fig. 1. Mittelgross (Gr. Dm. bis 0,11). Körper halbkuglig bis kegelförmig mit kreisrunder bis elliptischer, flacher oder etwas gewölbter Basalfläche, manch- mal auch mehr scheibenförmig. Bei St. digitata findet sich im Centrum der Basalfläche ein enger, angeblich pellieularer Haftring, welcher der Basal- platte des Dendrocometes wohl sicher entspricht. Die ganze Apicalseite gewöhnlich mit mässig langen, fingerförmigen, nicht geknöpften Tentakeln besetzt, welche die Endzinken der Dendrocometesarme repräsentiren. Seltener beschränken sich die Tentakel auf einen apicalen, durch eine Ringfurche abgegrenzten Theil der Oberseite. Ma. N. oval bis bandförmig und zuweilen etwas gewunden (Stein, ? B.). 1 contr. Vacuole randlich. Vermehrung wie bei Dendrocometes; Schwärmer ebenso. Süsswasser. 1 Art auf den Rändern der Kiemenblätter von Asellus aquatieus und auf den Stöcken von Ophrydium versatile. Ob die Form des letzteren Fundorts vom gewöhnlichen Stylocometes digitatus Stein ver- schieden ist, wie ihr Entdecker annahm, bedarf weiterer Untersuchung. 8. Familie Ophryodendrina Stein 1867. Mittelgross. — Kurz oder länger gestielt (gelegentlich vielleicht auch stiellos). Tentakel mässig lang, zahlreich, selten deutlich geknöpft; auf die Enden eines bis selten mehrerer, kürzerer bis längerer rüsselartiger Fortsätze der Apicalseite (Tentakellappen) concentrirt, Neben rüssel- tragenden Individuen scheinen jedoch bei sämmtlichen Arten rüssel- und tentakellose Individuen vorzukommen (sog. vermi- oder lageniformes). Fortpflanzung durch innere Knospen. Schwärmer peritrich. Freie Knospung zweifelhaft. Ophryodendron Claparede und L. (1858 —61), Wright (353 — 54), Hineks (499), v.. Koch (530), Fraipont (540), Robin (585), Kent (599, 601), Gruber (693). Synon. Corethria Arlidge bei Pritchard (177, IV. ed.), Wright (325); Aci- neta (trinacria) Gruber (695) und Daday (771). Taf. 79, Fig. 3—6. Mittelgross (längster Durchm. bis 0,13). Ausgezeichnet durch das Vorkommen zweierlei verschieden gebauter Individuen, deren Be- ziehungen noch nicht hinreichend aufgeklärt sind (s. hierüber p. 1914): 1) die rüsseltragenden und 2) die wurm- oder flaschenförmigen. Die Gestalt der ersteren ziemlich manniehfaltig, kuglig bis ellipsoidisch, auch flach scheibenförmig oder länglich. Wahrscheinlich stets durch sehr kurzen bis mässig langen Stiel befestigt. Im ersteren Fall scheint er jedoch häufig verdeckt zu werden, indem der Körper sich der 1934 Suctoria. Unterlage flach auflegt. Vom apicalen Körperende entspringen ein bis vier kürzere bis sehr lange sog. Rüssel (bis 50 fache Körperlänge), deren Enden auf eine kürzere oder längere Strecke mit feinen Tentakeln besetzt sind. Letztere sind mit Ausnahme von O. trinaerium Grb. sp. nicht seknöpft. Zuweilen entspringt der Rüssel aus einer Einsenkung des Vorderendes. Contr. Vacuolen etwas unsicher, jedoch wahrscheinlich vor- handen. Ma. N. bandförmig bis verästelt. Vermehrung durch endogene Knospung beobachtet; die Schwärmer flach linsenförmig mit angeblich total bewimperter Unterseite. Fortpflanzung durch freie Knospen, welche zu wurmförmigen Individuen werden sollen, vielfach behauptet, jedoch nicht sicher erwiesen. Die wurmförmigen Individuen sind wohl stets gestielt. Ihre Ge- stalt ist gewöhnlich eine flaschenförmige mit halsartig ausgezogenem Apicalende, an welchem z. Th. eine Oefinung angegeben wird. Einen hüssel oder Tentakel besitzen sie nie. Sie finden sich theils neben den Rüsseltragenden, theils aber zu ein bis mehreren auf ihnen befestigt. Europäische Meere. Zahl der Arten etwas unsicher; von den 9 be- schriebenen halte ich nur 4—5 für begründet. C. Verwandtschaftliche Beziehungen der Suctoria. Wie wir von früher wissen, wurden die Beziehungen der Suctorien in zwei Richtungen gesucht, einmal bei den Heliozo@n und dann bei den Ciliaten. Namentlich Claparede und L. erwarben sich durch die schärfere Scheidung der Suctorien von den Heliozoön wesentliche Ver- dienste; hatte doch Stein noch 1854 Heliozoön und einfachere Suctorien in der Gattung Actinophrys zusammengeworfen. Indem Cl. und L. die Ho- mologie zwischen Pseudopodien und Suctoriententakeln bestimmt leugneten, schieden sie die Gruppe zuerst scharf von der Sarkodinen. Man kann zwar nicht behaupten, dass sie die Verwandtschaft der Suetorien mit den Ciliaten betont hätten; im Gegentheil findet sich (I, p. 377) die Angabe: nur ein einziges, den Flagellaten angehöriges Wesen, die Synerypta Volvox, scheine einen ‚wirklichen Uebergang“ zu den Suctorien zu bilden, da es neben einem Flagellum acinetenartige 'Tentakel besitze. Was Claparede zu dieser seltsamen Ansicht führte, blieb mir unklar, da schon Ehrenberg die Synerypta Volvox ganz richtig beurtheilte. Dass dennoch die Suetorien früher, und in der folgenden Zeit erst recht, den Ciliaten genähert wurden, beruhte theils auf der Bewimperung ihrer Schwärmer, einem ja zweifellos sehr wichtigen Umstand, theils wohl auch darauf, dass sie Stein’s Acinetentheorie, wenngleich irrthümlich, einmal in die nächste Verbindung mit den Wimperinfusorien gebracht hatte. Endlich gesellte sich dazu der suctorienartige Bau der vermeint- lichen Ciliaten-Embryonen. Wir besprachen schon früher, dass die Ten- takel immer wieder den Pseudopodien der Sarkodinen verglichen und Verwandtschaftliche Beziehungen. 1935 so auch nähere Beziehungen zwischen dieser Gruppe und den Suetorien festgehalten wurden. Besonders Maupas betonte dies in späterer Zeit (1881) wieder ernstlicher und kam daher von Neuem zum Resultat, dass die Suetorien die meiste Verwandtschaft mit den Heliozoön besässen. Obgleich er sieh recht vorsichtig und nicht ganz bedingungslos aus- spricht, folgt dieser Schluss doch aus seinen Erörterungen. Maupas kehrte demnach im Wesentlichen zu Ehrenberg’s und namentlich Dujardin’s Ansichten zurück. Sein Hauptargument bildet, wie ge- sagt, die Pseudopodienähnlichkeit gewisser Tentakel. Da wir über diesen Punkt schon früher zu anderen Ansichten gelangten (s. p. 1869), können wir seinen Ausführungen nicht beistimmen. M. erkennt ferner die Uebereinstimmungen zwischen Suctorien und Ciliaten, auf welche die früheren Forscher hinwiesen, grossentheils nicht an, und findet in den Fortpflanzungserscheinungen beider Gruppen wichtige Unterschiede. Die ersterwähnten Punkte werden wir weiter unten erörtern. Was die Unterschiede in der Fortpflanzung angeht, so dürfte genügend erwiesen worden sein, dass alle Vermehrungserscheinungen der Suctorien aus einfacher Quertheilung hervorgingen und dass die Bildung abweichend gestalteter Schwärmer keineswegs eine Erscheinung ist, welche sich auf diese Gruppe beschränkt, sondern auch bei den Ciliaten, wenngleich meist nicht so auffallend, vorkommt. — Die Gründe, welche für eine nähere Verwandtschaft zwischen Ciliaten und Suctorien sprechen, ent- wickelte namentlich R. Hertwig (1876) eingehender. Nach ihm geben in dieser Hinsicht drei Momente den Ausschlag. 1) Der übereinstimmende Bau der Ma. Ni. in beiden Abtheilungen; wozu Bütschli (1876) als be- sonders wichtig noch hinzufügte, die ganz übereinstimmenden Vorgänge bei der Theilung der Ma. N. Weiterhin erhöhte letzterer die Uebereinstimmung in den Kernverhältnissen wesentlich, indem er zuerst einen Mi. N. bei Sphaerophrya auffand. Maupas wendet gegen die Bedeutung des über- einstimmenden Ma. N.-Baues ein, dass ähnliche Kerne zuweilen auch bei Sarkodinen vorkämen, gelegentlich aber auch abweichende bei Ciliaten. Dem ist zu entgegnen, dass nicht die gelegentlichen Abweichungen ent- scheiden können, sondern die Norm und diese spricht für Hertwig. 2) betonte Hertwig die übereinstimmende Fortpflanzung durch endogene Schwärmer in beiden Gruppen. Dies überrascht etwas, da er einige Seiten später die vermeintlichen endogenen Schwärmer (Embryonen) der Ciliaten selbst für parasitische Suetorien erklärt. Dieser Punkt ist also hin- fällig. 3) Die zeitweilige oder dauernde Bewimperung in beiden Gruppen. Gegen die hohe Bedeutung dieses Momentes für die Beurtheilung der Verwandtschaft sprach sich Bütschli (1876) aus, obgleich er an- erkannte, dass die Befähigung des Suctorienplasmas zur Wimperbildung eine Verwandtschaft mit den Ciliaten anzeige. Er wurde bei seinen Er- wägungen wesentlich geleitet durch die so verschiedenartige Bewimpe- rung der Schwärmer, welche nieht den Eindruck eines alten Erbstücks, sondern eher den einer Neuerwerbung mache. Gleichzeitig wies er 1936 Suctoria. auf ähnliche Differenzen der Bewimperung bei den Schwärmsporen der Algen hin. Auch Engelmann (1876) sprach sich gegen die ausschlaggebende Bedeutung der Bewimperung aus und ebenso natürlich Maupas (1881). Wie schon die früheren Abschnitte darlegten, habe ich meine Ansicht jetzt insofern geändert, als ich die Bewimperung der Sehwärmer nun mit Hertwig als ein direetes Erbstück der Vorfahren an- sehe; dazu führte mich aber hauptsächlich die Ueberzeugung, dass sie jedenfalls nicht so verschieden ist, wie es nach den früheren Untersuchungen schien, ihre Modificationen sich vielmehr auf eine Urform zurückführen lassen dürften. Ich betonte bei der Erörterung der Bewimperung zuerst (1876), dass das „biogenetische Grund- gesetz“, welches für die vielzelligen Organismen schon „a priori“ sehr wahrscheinlich sei, bei den Einzelligen nicht gelte; hier sei vielmehr einfache gleichhälftige Theilung das Ursprüng- liche und eine Verschiedenheit der Sprösslinge, wie bei den Suctorien, erst später entstanden. Wenn demnach die vorübergehende Bewimperung der Suctorienschwärmer eine phylogenetische Bedeutung besitze und die Entwicklung der Schwärmer zur ausgebildeten Form mit der Öntogenie eines Metazoon vergleichbar sein sollte, so wäre dies nur möglich, wenn die Schwärmerformn als „Rückschlag zu einer früheren Organisationsstufe“ aufgefasst werden dürfte. Eine solche Auffassung der Schwärmer schien mir aber damals aus den oben dargelegten Gründen unwahrscheinlich. Meine Ansicht über die Ungültigkeit des biogenetischen Grund- sesetzes für die Einzelligen fand theils Zustimmung (Weismann), theils Widerspruch. Ich be- rühre hier nur die Aeusserungen eines Gegners, Plate’'s (1888), welcher sich speciell in der Suctorienfrage gegen mich wendet. - Er bemerkt: „liegt im Organismus wirklich die Tendenz, in der Öntogenie gewisse morphologische Verhältnisse, die in ihrer Aufeinanderfolge der phylo- genetischen Entwicklung entsprechen, zu recapituliren, so bleibt es sich ganz gleich, ob sich diese Verhältnisse an einer Zelle oder an einem Zellencomplex abspielen.“ Bei der Knospen- bildung werde höchst wahrscheinlich auch die „Micellarstructur“ des Knospenplasmas ver- ändert und „es ist ganz gut denkbar“, dass sie der des Vorfahren des betreffenden Infusors ähnlich werde, weshalb sich also das biogenetische Grundgesetz auf die Entwicklung der Knospe anwenden lasse. Diese Aecusserung besagt jedoch eigentlich genau dasselbe, was ich schon 1876 bemerkt habe, nämlich, dass das Gesetz für die Protozoen nur dann Gültigkeit haben könne, wenn die Bildung der Knospe auf einem Rückschlag beruhe. Dass dies der Fall sei, ist nun zwar „ganz gut denkbar‘, jedoch keineswegs nothwendig. Dagegen leuchtet die Noth- wendigkeit des biogenetischen Grundgesetzes für alle Metazoen sofort ein, wenn man die Con- tinuität des sog. Keimplasmas zugibt (von der ich, wie oben p. 1639 angegeben, schon 1876 überzeugt war). Denn ist ein Metazoon durch successive spontane Variationen eines Einzelligen, resp. sobald es mehrzellig geworden, durch derartige Variationen der Eizelle entstanden, so ist es, wie gesagt, „a priori“ überhaupt gar nicht anders möglich, als dass die Ontogenie die Phylogenie recapitulir. Für die Metazoen können wir uns demnach von einer solchen Tendenz der Recapitulation Rechenschaft geben, für die Protozoen hingegen kann sie nicht einfach durch die aprioristische Annahme, es liege in jedem Organismus an und für sich eine solche Tendenz, vorausgesetzt werden. Bei diesen zeigt uns umgekehrt die Erfahrung, dass bei der Fortpflanzung gewöhnlich und ursprünglich keine solche Recapitulation früherer Zustände stattfindet, dass sie vielmehr nur unter der Voraussetzung eines Rückschlags eintreten kann. Wenn uns demnach die Verwandtschaft zwischen Ciliaten und Suetorien zweifellos erscheint, so fragt es sich, wie sie im Beson- deren zu denken ist. So lange man noch an einer näheren Ver- wandtschaft der Heliozoön und Suetorien festhielt, lag es nahe, in den Suctorien ein Verbindungs- oder Mittelglied zwischen Sarkodinen und Ciliaten zu erblicken und eventuell sogar Beziehungen zwischen Verwandtschaftliche Beziehungen. 1937 den Pseudopodien, den Tentakeln und den Wimpern der Ciliaten zu ver- muthen. Eine solche Ansicht wurde von Gegenbaur angedeutet (1870*). Dazu verlockten namentlich auch die angeblichen suctorienartigen Embryonen der Ciliaten; denn diese machten es wahrscheinlich, dass die Ciliaten aus tentakelführenden, suetorienähnlichen Formen entstanden. Namentlich Häckel (1866) gründete auf diese Erwägungen die Ver- muthung, dass die gemeinsame Stammform beider Gruppen etwa den Bau eines Sphaerophryenschwärmers besessen, d. h. mit Wimpern und Tentakeln versehen gewesen sei. Aus einer solcher Stammforın seien dann die beiden Gruppen durch Differenzirung nach zwei verschiedenen Richtungen entsprungen. Mit dem Nachweis, dass die angeblichen Embryonen der Ciliaten parasitische Suctorien sind, wurde dieser An- sicht der Boden entzogen. Schon Hertwig erklärte sich deshalb gegen sie. Dennoch ‚besteht in dieser Hinsicht auch jetzt noch eine erhebliche Schwierigkeit. Wir fanden früher, dass gewisse Enchelinen eigenthüm- liche tentakelartige Organe besitzen (s. p. 1321), welche man häufig den echten Suctoriententakeln direct verglich. Stein (1867), Entz (1882, 1884) und Mereschkowsky (1882, No. 651, 680) betonten diese Be- ziehungen; letzterer wollte sogar für die tentakelführenden Ciliaten eine be- sondere Abtheilung der Suctociliata errichten, welche eine offenbare Mittelgruppe zwischen Ciliaten und Suctorien bilde; doch glaubte er nicht entscheiden zu dürfen, ob diese Mittelgruppe von den Suctorien zu den Ciliaten oder umgekehrt führe, oder ob ihr, wie Häckel wollte, beide Abtheilungen entstammen. Auch Engelmann schlug schon vor (1876, Anmerk. p. 590), für Actinobolus eine Mittelgruppe zu errichten, insofern er wirkliche Saugtentakel besitze. Entz (1882), welcher die Homologie der Tentakel von Aetinobolus mit jenen der Suetorien für sicher hält, erklärt die Frage, ob die Enchelinen aus Suctorien, oder die Suctorien aus ersteren entsprungen seien, vorerst für unlösbar. Er geht jedoch so weit, zu vermuthen (1879 und 1882), manche Enchelinen seien nur „frei gewordene und selbstständig lebende Acinetenschwärmer“. Jeden- falls neigt er daher mehr der Ableitung der Ciliaten aus Suctorien zu. Sogar die Selbstständigkeit des Actinobolus radians scheint ihm nicht ganz sicher, da er ihn mit Metacineta mystacina vergesell- schaftet fand und deren Schwärmer dem Actinobolus sehr ähnlich wären. Letztere Angabe halte ich für unbegründet. Während ich noch bei der Schilderung der Ciliaten die Beziehung ihrer tentakelartigen Gebilde zu den Tentakeln der Suctorien für wahr- scheinlich hielt, neige ich jetzt Maupas’ Auffassung zu, dass diese Beziehungen nur scheinbare sind. Jedenfalls dienen die Organe der Ciliaten nicht zur Nahrungsaufnahme, wie auch früher hervorgehoben wurde. Der Hauptgrund, welcher mich jedoch zu einer solchen *) Grundzüge der vergl. Anatomie. 2. Aufl, 1870. p. 9. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 122 1938 Suctoria. Aenderung meiner Ansicht veranlasste, ist, dass es mir zweifelhaft wurde, ob die Suetorien überhaupt mit den Enchelinen näher ver- wandt sind. Schon früher erörterten wir mehrfach die jedenfalls sehr ursprüngliche Organisation der eigenthümlichen Gattung Hypocoma. Selbst wenn man sie nur als den Schwärmer einer Suctorie betrachten wollte, welcher sich während des freien Lebens ernährt und theilt, müsste man ihr doch eine wichtige Rolle bei der Beurtheilung der Verwandtschaft der Suctorien bei- messen. Ist dies aber sicher, so dürfte zweierlei wahrscheinlich sein: 1) dass die ursprüngliche Bewimperung der Suctorien eine hypotriche war und 2) dass sich die Tentakel anfänglich in der Einzahl fanden und später successive vermehrten. Beide Punkte wurden schon früher ein- gehender erörtert. Weiterhin wurde oben die Hypothese aufgestellt, dass der ursprüngliche Tentakel der Suctorien der Mundöffnung, respect. einem diese tragenden, rüsselartigen Fortsatz, entsprochen haben könnte, wo- durch wir der Schwierigkeit der Neubildung nahrungsaufnehmender Or- gane und der Rückbildung des ursprünglichen Mundes entgehen. Bei Berücksichtigung dieser Momente erachte ich es daher als das Wahrscheinlichste, dass die Suetorien aus eiliatenartigen Urformen ent- standen durch Uebergang zu anfänglich eetoparasitischer Lebensweise und saugender Ernährung, welche nach ansehnlicherer Entwicklung und Vermehrung der Tentakel zu festsitzendem Leben führte. Eine solche Ableitung schien schon Hertwig (1876) und später Plate (1888) die natürlichste. Auch Engelmann (1876, Anmerk. p. 590) hielt die Ableitung der Suctorien aus „nur mit Flimmerhaaren besetzten Formen“ für wahrscheinlicher. Wie erwähnt, erscheint uns das gelegentliche Auf- treten der Bewimperung als ein Rückschlag auf frühere Zustände. Unter diesen Umständen ist es nicht unmöglich, dass dabei auch anderweitige Organe, welche jenem recapitulirten Zustand eigen waren, wieder auf- tauchen. In diesem Sinne betonte Hertwig, dass die hinterständige röhrenförmige Einsenkung auf der Bauchseite des Ephelotaschwärmers vielleicht auf den Mund und Schlund des eiliatenartigen Vorfahren zurück- führbar sei. Auch der knieförmige Spalt (Rinne) der Bauchseite des Dendrocometes-Schwärmers wäre vielleicht ähnlich zu beurtheilen. — Obgleich ich es nicht für unmöglich halte, dass ein verloren gegangener Mund in dieser Weise vorübergehend wiederkehrt, scheint mir Hertwig’s Vermuthung doch einstweilen noch unsicher. Schon früher wurde hierauf hingewiesen (s. p. 1906). Entz vergleicht bekanntlich den warzenartigen Fortsatz mancher Schwärmer mit der Mundöffnung der Enchelinen. Da derselbe jedoch, wie früher bemerkt wurde, die Befestigungsstelle des Schwärmers ist, scheint mir, wie Hertwig (1876) eine solche Deutung nicht wahr- scheinlich. Keiner besonderen Widerlegung bedarf Kent’s Ansicht, welcher in den Suctorien und speciell der Dendrosoma einen „Arche-type“ der Hydroidpolypen erblickt, ihre Schwärmer Contractionen. 1939 mit der Medusengeneration und die vermeintlichen Geschlechtsknospen (Dendrosoma) mit den Gonotheken vergleicht. 9, Biologisch-physiologische Bemerkungen, A. Körpercontractionen. Obgleich einige Suetorien (Dendrocometinen, Tokophryen z. Th.) keinerlei active Veränderungen der Körperform zeigen (abgesehen von den Tentakeln und den sie z. Th. tragenden Lappen oder Armen), oder diese Veränderungen doch so langsam ausgeführt werden und so gering- fügig sind, dass sie nicht auffielen, sind andere ziemlich veränderlich. Wahrscheinlich gilt letzteres sogar für die Mehrzahl. Da wir von den Gestaltsveränderungen der Schwärmer und den Contractionen der Hypocoma schon früher sprachen, berichten wir hier nur einiges über jene der übrigen ausgebildeten Suctorien. Nach ihrem Verlauf müssen wir deren Contractionen zu den metabolischen stellen. Fast nie scheint der Gesammtkörper sich nach Art der typischen contractilen Ciliaten zusammenzuziehen, vielmehr treten hier .und da lokale Zusammenziehungen auf, welche die Körperform mehr oder weniger unregelmässig machen. Bei Tokophrya quadripartita und Cyelopum (Stein 1854, p. 96, Clapar.-L. p. 109, 117, Bütschli 1876) wird der Körper auf diese Weise häufig faltig bis runzlig, indem mehr oder weniger unregelmässige Einschnürungen oder bruch- sackartige Vorwölbungen entstehen. Im Ganzen sind jedoch die Con- traetionen hier wenig energisch. Aehnlichem begegnet man auch beimanchen Acineten. Acineta linguifera kann den apicalen Theil des Weich- körpers mit den beiden Tentakelbüscheln ganz in das Gehäuse ein- ziehen und wieder ausstrecken; doch kann sich auch der Gesammtkörper in der Längsrichtung mehr oder weniger zusammenziehen, wobei am Gehäuse und dem anliegenden Weichkörper eine bis mehrere Ringfalten auftreten (Stein 1854). Aehnliche Ringfalten entstehen durch Zusammen- ziehung häufig bei Acineta tuberosa E. und lemnarum Stein. Sie können, wenn der Weichkörper der Gehäusewand anliegt, letztere er- sreifen, oder auch ‚nur den Weichkörper umziehen, wenn er von der Gehäusewand zurückgezogen ist (Stein 1854). Da jedoch Maupas solch’ quergefaltete Gehäuse bei Acineta foetida abbildet, worin der Weich- körper von der Gehäusewand ganz zurückgezogen ist, so scheint es etwas zweifelhaft, ob die Faltungen stets von Contractionen herrühren. Es scheint ferner, dass die zahlreichen, dicht gestellten Ringfalten, welche Möbius (876) bei der sog. Acineta contorta Gour. et R. (welche jedenfalls eine Podophrya ist) schildert, von ähnlichen Contractionen, wie sie im Vorhergehenden beschrieben wurden, herrühren. Eigenthümlich ist Stein’s Beobachtung, dass die sog. Acineta Lemnarum häufig auf dem Stiel basalwärts umknickt. Lieberkühn bildet das Gleiche für eine marine, auf A. tuberosa bezogene Form ab 122* 1940 Suctoria. (uned. Skizzen), ebenso Engelmann bei einer wohl mit Tokophrya Cyelopum identischen Form (uned. Skizzen. Stein bemerkt ferner, dass das Basalende von Acineta Lemnarum sich ganz über das obere Stielende herüberstülpen könne. Mir scheint dies jedoch für eine gehäuseführende Form, welche Ac. Lemnarum doch wohl ist, kaum wahrscheinlich, vielleicht bezieht sich daher die Angabe auf Tokophrya Cyelo- pum, welche Stein anfänglich (namentlich 1849) wohl mit Ac. Lemnarum zusammenwarf. Langsamere bis ziemlich energische Contractionen wurden seit Clapa- r&de-L. auch an den rüsseltragenden Individuen von Ophryodendron wiederholt beobachtet. Sie geschehen gewöhnlich langsam und unregel- mässig wie bei den zuvor erwähnten Arten. Recht energischen Gestalts- wechsel beobachtete Gruber hingegen bei Ophr. variabile (ob — Sertulariae Wright ?); sie erinnerten an amöboide Bewegungen. Levick glaubt eine Dendrosoma in amöboider Bewegung gesehen zu haben, doch handelte es sich jedenfalls um ähnliche energischere Con- traetionen. Noch beweglicher scheinen die wurmförmigen Individuen der Ophryodendren zu sein, welche mit dem halsartig verlängerten Vorder- ende fortwährend hin- und hertasten, sich krümmen oder pendeln und sich überhaupt wurmförmig bewegen (s. haupts. Clap.-L., Hincks und Robin). Genaueres über die Natur der geschilderten Contractionen wurde noch nicht ermittelt. Es wird sich namentlich darum handeln, zu entscheiden, ob sie allein vom Corticalplasma ausgehen oder ob sich zum Theil auch das Entoplasma durch energischere Strömungserschei- nungen dabei betheiligt. Auf mich machten die bruchsackartigen Her- vorpressungen bei Tokophrya quadripartita den Eindruck, als ob dabei plötzliche, energische Entoplasmaströmungen mitwirken könnten (1876, p. 290). B. Vorkommen und geographische Verbreitung. Die Suctorien sind, wie früher bemerkt, ziemlich gleichmässig in süssen Gewässern und dem Meer verbreitet. In Infusionen fehlen sie nicht ganz, doch finden sich nur wenige Formen unter solchen Bedingungen (Sphaero- phrya, Podophrya, Tokophrya infusionum St. sp., Trichophrya gelegent- lich). Die sessilen Suctorien befestigen sich an den mannichfachsten Orten, wobei sie zweifellos solche bevorzugen, welche ihnen genügende Ernährung sichern. Vor allem trifft man sie auf den verschiedensten Wasserpflanzen, Algen wie höheren der süssen Gewässer und des Meeres. Fast noch häufiger finden sie sich jedoch auf Wasserthieren. Einige befestigen sich ausschliesslich oder doch gelegentlich auf den Stielgerüsten von Vorticellinenkolonien, eine andere Form (Stylocometes sp.) lebt auf Ophrydium versatile. Besonders reichlich findet man verschiedenartige Formen auf marinen Hydroiden und Bryozoän; auch auf einem Kalk- schwamm (Grantia) wurde eine Suctorie beobachtet. Viele Arten des süssen # Contraction. Vorkommen. 1941 Wassers sitzen auf Crustaceen (Cyelops, Gammarus, Asellus, Astacus), doch auch auf Wasserkäfern und -Wanzen, Phryganidenlarven und Schneckengehäusen. Auch auf marinen Crustaceen fehlen sie nicht (Thisbe und Porcellana |Ophryodendron|, Caprella |Ephelota]). Endlich leben gewisse als Eindringlinge in der Kiemenhöhle von Salpen und Ascidien (Polyelinum, Lachmann). Lieberkühn fand eine eigen- thümliche, trichophryaartige, ungestielte Suetorie häufig auf. den Kiemen der Süsswasserfische (Perca, Esox, Acerina). Zu betonen wäre noch, dass zwar einzelne Formen einen bestimmten Standort streng aufzusuchen pflegen, andere hingegen an recht ver- schiedenen Orten vorkommen, gleichzeitig auf verschiedenen Thieren und Pflanzen. Da die Verbreitung der parasitischen Suetorien schon im Ab- schnitt über die Ciliaten geschildert wurde (s. p. 1823), können wir auf das dort Bemerkte verweisen. Dagegen muss ihr Ein- und Aus- dringen, sowie die Art ihres Vorkommens kurz erläutert werden. Schon Balbiani (1860, 329) konnte parasitenfreie Paramaeeium Aurelia (? caudatum) durch Zufügen einiger sphaerophryahaltiger Individuen in wenigen Tagen fast sämmtlich inficiren. Meczni- koff beobachtete 1864, dass ein aus Paramaecium hervorgetretener Sphaerophryenschwärmer sich an ein anderes Paramaecium anhettete und nach Einziehung der Tentakel allmählich in dasselbe eindrang. Bütschli bestätigte und erweiterte (1876) diese Erfahrungen für Par. Bursaria, caudatum (Aurelia genannt) und Stylonychia Mytilus, und beobachtete die Vermehrung und das schliessliche Wiederausschwärmen eingedrungener Sphaerophryen. Engelmann stellte gleichzeitig fest, dass ein Endosphaerenschwärmer oder sog. Embryo (Stein), welcher aus Vorticella mierostoma hervortrat, sich nach einiger Zeit auf dem Diseus eines anderen Individuums niederliess und rasch eindrang. Rees (545) hingegen sah den Schwärmer gewöhnlich in die mittlere Seitenregion jener Vorticelle eindringen. Nach diesen Erfahrungen bedarf es keiner ausführlicheren Nachweise mehr, dass die Parasiten thatsächlich als Schwärmer die Ciliaten äusserlich angreifen und in sie eindringen. Bei Paramaecien und Stylonychien dringen- sie fol- gendermaassen ein. Der Schwärmer, welcher Tentakel und Cilien verloren hat, sinkt allmählich wie in eine oberflächliche Grube des Ciliatenkörpers, welche sich mehr und mehr vertieft, bis die all- mählich herangewachsene Sphaerophrya tief ins Innere eingedrungen ist. Die ursprünglich seichte Grube wurde so zu einer den Para- siten dicht umschliessenden Höhle, welche durch eine mässig weite Oeffnung auf der Oberfläche des Wirthes mündet, die sog. Geburtsöffnung nach Stein (Bütschli 1876). Dass diese Oeffnung hinter dem Durchmesser des eingedrungenen Parasiten und demnach auch jenem der Höhle meist ansehnlich zurückbleibt, erklärt sich wohl daraus, dass die Sphaerophrya, wenn sie einmal eingesenkt ist, stark wächst. 1942 Suctoria. Obgleich bei Stylonychia Mytilus und den Paramaecien eine solche Oeffnung der Höhle immer vorhanden zu sein scheint, und ihre Entstehung durch Einsenkung nach Bütschli’s Erfahrungen sicher ist, könnte es doch zuweilen vorkommen, dass sie sich bei gewissen Ciliaten für einige Zeit nach Aussen abschliesst. Stein versichert nämlich be- stimmt, bei gewissen Ciliaten nie eine Geburtsöffnung gefunden zu haben. So vermisste er sie stets bei Pleurotricha lanceolata und Uroleptus. Weiter- hin behauptet er auch (1867, p. 52), dass sie Euplotes Patella stets fehle; die sog. Em- bryonen träten hier durch den Mund aus. Doch widerspricht er dem selbst auf ». 88, wo bemerkt wird, dass die Embryonen durch eine spaltförmige Oeffnung an der inneren Seite des Peristomwinkels hervorträten (1861 hat er beide Arten des Austretens angegeben, der im letzteren Fall erwähnte Längsspalt sollte sich an Stelle des Mundes finden). — Keine Oeffnung fand er weiterhin bei der sog. freischwimmenden Varietät von Vorticella Campanula, bei welcher der Austritt zwischen „Peristom und Wirbelorgan“ erfolge. — Urostyla grandis zeigt zuweilen, trotz Anwesenheit zahlreicher Parasiten, keine Oeffnung, und bei Stentor coeru- leus gelang es nur einmal, eine auf der rechten Seite zu beobachten. Der Vollständigkeit wegen führen wir noch an, dass eine enge seitliche Geburtsöffnung auch bei Vorticella nebulifera, microstoma und Trichodina Pediculus beobachtet wurde. Im Zusammenhang mit seiner Hypothese über die Bedeutung der Parasiten, behauptete daher Stein allgemein, dass die Geburtsöffnung stets nachträglich durchbreche, während Balbiani schon 1860 ihre Bildung durch Einsenkung gefolgert hatte. Ebenso stand für St. fest, dass die Höhle, welche die Parasiten umschliesst, nachträglich entstehe; anfänglich lägen sie stets wie der Ma. N., aus dem sie ja entstehen sollten, direet im Entoplasma. Beide Angaben halte ich für unrichtig und schliesse mich im Allgemeinen Balbiani’s Vorstellung an. Dennoch ist,. wie gesagt, ein gelegentlicher Verschluss der Höhle möglich. Ein- sehendere Untersuchungen aus neuerer Zeit über diesen Gegenstand liegen nicht vor, weshalb die Detailfragen vielfach unsicher sind. So namentlich auch, ob die Höhle von einer Fortsetzung der Pellieula aus- gekleidet ist, wie Balbiani annahm, oder ob sie wandungslos ist, wie Stein behauptet. Die Stelle, wo die parasitischen Sphaerophryen eindringen, liegt bei Stylonychia Mytilus, fast stets etwas hinter dem Mund auf der linken Bauchseite. Stein schien dies ein gewisser Grund gegen Balbiani’s Deutung. Schon 1862 hatte jedoch Engelmann gezeigt, dass bei dieser Hypotriche gelegentlich auch zwei Oeffnungen vorkommen; er fand nämlich einmal ein Individuum, welches ausser der gewöhnlichen noch eine rückenständige besass. Balbiani (1861) bildet sogar ein Exemplar mit drei Oeffnungen ab, gegen welches jedoch Engelmann (1882) wohl nicht mit Unrecht Bedenken erhob. Engelmann (1876) machte zur Erklärung der constanten Lage der Geburtsöffnung bei Stylonychia Mytilus geltend, dass die kleinen Sphaerophryen-Schwärmer vom Strom der adoralen Zone erfasst und gegen den Peristomwinkel getrieben werden, wo sie sich anhefteten. Durch den fortdauernden Strom würden sie dann allmählich etwas nach hinten auf die Bauchfläche geschoben und drängen ” 4. 4 P # Vorkommen. Geograph. Verbreitung. Nahrung. Parasiten, 1943 hier ein. Diese Erklärung dürfte wohl in der Hauptsache richtig sein. Recht veränderlich ist die Lage der Oeffnung bei den Paramae- cien; auch finden sich hier nicht selten 2—3 an recht entfernten Körperstellen. Bütschli konnte direct feststellen, dass sich zwei Para- siten an verschiedenen Orten einsenkten, weshalb es wohl sicher ist, dass die Mehrzahl der Oeffnungen von gleichzeitigem Eindringen an verschie- denen Stellen herrührt. — Das Gleiche scheint mir jedoch auch für die nicht selten zu 3 und 4 vorhandenen Oeftnungen von Urostyla grandis zu gelten. Ihre Lage ist recht wechselnd, doch scheinen sie der mitt- leren Region der Bauchseite stets zu fehlen. Ueber die Vermehrung der Parasiten in den Wirthen und das Wieder- ausschwärmen, was bei geschlossener Einsenkungshöhle natürlich durch Wiedereröffnung (respect. Durchbruch) geschehen müsste, wurde das Nöthige schon früher mitgetheilt. Betont werde nur, dass namentlich bei Stylonychia Mytilus und Urostyla grandis die Zahl der Parasiten in einem Wirth durch rasche und energische Vermehrung häufig ganz enorm steigt (bis 50 und mehr, Stein 1859), womit natürlich die Bruthöhle, insofern sie deutlich zu unterscheiden ist, ungemein gross wird. Bei Stylonychia vergrössert sich unter diesen Umständen die sog. Geburtsöffnung ansehnlich, zu einem länglichen Spalt. ‘Für die geographische Verbreitung der Suctorien gilt ge- wiss im Allgemeinen das Gleiche, was bei den Ciliaten bemerkt wurde. Die Einzelerfahrungen sind in der systematischen Uebersicht verzeichnet worden. G. Ernährungsverhältnisse. Da der Vorgang der Nahrungsaufnahme mittels der Tentakel schon trüher besprochen wurde, kann es sich hier nur um einige allgemeine Bemerkungen über die Natur der Nahrung handeln. Soweit bekannt, leben die Suctorien fast ausschliesslich von Ciliaten. Die wenigen Aus- nahmen oder gelegentlichen Abweichungen von dieser Regel, welche schon früher angegeben wurden (Dendrocometes, Stylocometes Plate, Ac. tuberosa Entz, Ephelota Wright, s. p. 1864 ff.) sind sämmtlich noch nicht ganz sicher. — Für eine ziemliche Zahl von Arten sind die Ernährungs- verhältnisse noch ganz unbekannt, so namentlich für die Ophryo- dendren. - Selbst kleinere Suetorien können häufig verhältnissmässig grosse Giliaten einfangen, tödten und aussaugen. Nichtbefestigte Arten oder Individuen (Sphaerophrya und zum Theil wohl auch Podophrya und Triehophrya) werden von der angegriffenen Beute nicht selten einige Zeit umhergeschleppt, bis letztere allmählich erlabmt und abstirbt. Die freischwimmenden Hypocomen suchen Zoothamnienkolonien auf, deren Individuen sie aussaugen. Dabei heftet sich nach Plate H. para- sitica Grub. stets zu ein bis zweien an der Basalregion der Zootham- 1944 Suctoria. nien an, das kleinere H. Zoothamnii Pl. sp. dagegen auf dem Peristom zu dreien bis vieren. Die angefallenen Zoothamnien sterben bald ab, werden jedoch nicht völlig ausgesaugt; die Hypocomen verlassen darauf das getödtete Individuum und überfallen meist bald ein neues. Noch etwas unsicher liegt die Frage, ob eine gewisse Auswahl unter der Beute getroffen wird. Während Stein (1867, p.53) eine solche leugnet, nimmt sie Engelmann (1876, p. 601) auf Grund seiner Erfahrungen an. Auch Maupas (1876) sah, dass Podophrya Paramaecium Aurelia und Coleps hirtus verschmähte, dagegen Stylonychia Histrio eifrig aussaugte. D. Parasiten. Im Kapitel über die freie Knospung (s. p. 1894) wurde schon betont, dass gewisse angebliche Knospen einiger Arten möglicherweise kleine para- sitische oder commensalistische Suctorien sind, welche auf grösseren leben. Ebenso fanden wir es nahezu, wenn nicht ganz gewiss, dass endosphaeren- artige Suctorien in grösseren Arten ihres eigenen Stammes schmarotzen. Von sonstigen Parasiten wurden nur Chytridieen bekannt, welche die Suetorien wohl ebenso häufig überfallen wie die Ciliaten. Die erste hierher- gehörige Beobachtung machte Stein (1854) an Metacineta mystacina; er hielt den Vorgang natürlich für eine Fortpflanzungsart der Suctorie. Aehnlich erging es auch zunächst Claparede-Lachmann, welche die Entwieklung von Chytridieen in Urnula epistylidis eingehend ver- folgten (1858—1861). Schon 1859 (p. 106) kam aber Stein zur Ueber- zeugung, dass die angeblichen Fortpflanzungserscheinungen der Meta- cineta von „parasitischen Algen“ herrührten, und Clapar&de nahm 1860 (II, p. 212 Anmerk.) auch für die Vorgänge bei Urnula diese Deu- tung als wahrscheinlicher an. Es verhält sich denn auch sicher so. Stein (1859, p. 106 und 1867, p. 108—109) beobachtete gelegentlich auch 1—2 Chytridieen in abgestorbenen Acineta lemnarum. Da die Verhältnisse bei Urnula am genauesten erforscht wurden, widmen wir ihnen zunächst einige Worte. Im Plasma infieirter Individuen bemerkt man 1 bis mehrere (bis ca. 6) kernartige Körper, welche keine Beziehungen zum Ma. N. haben, wie Clap.-L. ursprünglich annahmen, denn Stein konnte den Nucleus der Urnula neben den Parasiten nach- weisen. Die eingedrungenen Chytridieen wachsen allmählich heran, wobei in ihrem Centrum eine ansehnliche Vacuole mit zahlreichen, in lebhafter Molekularbewegung befindlichen, dunklen Körnchen auftritt, ohne Zweifel das gleiche Centralbläschen, welches Stein auch bei den para- sitischen Chytridieen der Flagellaten häufig beobachtete. Die Entwick- lung der Parasiten führt gewiss allmählich zum Tod der Urnula, denn die infieirten Individuen ziehen die Tentakel stets ein, die Con- tractionen ihrer pulsirenden Vacuole erlöschen allmählich und das Plasma verräth deutliche Zeichen des Absterbens. Schliesslich scheint der Urnula- Parasiten. 1945 körper gänzlich zerstört zu werden, da Clap.-L. die reifen Chytridieen zum Theil frei in dem Gehäuse abbilden. Allmählich beginnt die Fort- pflanzung der Cbytridieen, indem der relativ dünne Plasmamantel um die Centralvacuole in eine einfache Schicht von Sporen zerfällt. Dieselben gerathen nach ihrer Entstehung zum Theil auch in die Flüssigkeit der Vacuole, wo sie sich umherbewegen. Jetzt ist eine Umhüllungshaut der in Sporulation befindlichen Chytridieen deutlich wahrzunehmen; diese sendet nach einiger Zeit einen schlauchförmigen Fortsatz aus, welcher zuweilen sogar die Gehäusewand der Urnula durchbohrt, sich schliess- lich am distalen Ende öffnet und die Sporen entlässt. Man erkennt, dass der Entwicklungsgang der Parasiten jenem der Chytridieen genau entspricht. | Auch bei Metacineta mystacina und Acineta Lemnarum ver- anlasst die Infection wohl immer den Tod. Bei der ersteren Art beob- achtete Stein ebenfalls bis 6 Cbytridieen in einem Individuum; ihre Entwicklung wurde nicht genauer verfolgt. Bei Acineta Lemnarum geschah (1867) die Entleerung der Sporen gleichfalls durch einen hals- artigen Fortsatz, welcher die Acinetenwand durchbohrte. Auch am Körper der Metacineta (1854) bildete St. zwei Schläuche ab; obgleich keine Verbindung mit den Chytridieen angegeben wurde, waren sie doch wohl nichts Anderes als zwei Sporoducte. 1946 Radiolaria. Anhang. Kurze Uebersicht des Systems der Radiolaria nach Häckel’s Clavis in „Die Radiolaria, 2. Theil, Berlin 1887“, sowie „Report on the Radio- laria coll. by H. M. S. Challenger 1873— 76“, in „Report on the scientif. results of the voy. of H. M. S. Challenger“. Zoology Vol. XVIH. 1887. Der Vollständigkeit wegen wurden endlich noch die Ergebnisse der Untersuchung Rüst’s über jurassische Radiolarien (s. Palaeonto- graphica Bd. XXXI. 1885, p. 274 bis 351, 20 Taf.) eingetragen, soweit die Identificirung der Formen möglich war. Ebenso wurden die nöthigen Hinweise auf K. Brandt’s Arbeit: „Die koloniebildenden Radiolarien des Golfes von Neapel“ (in Fauna und Flora des Golfs von Neapel 1885) und K. Möbius’ „Systematische Darstellung der Thiere des Plankton“ (V. Bericht der Commission zur Untersuchung der deutschen Meere 1887) gegeben. Ich habe mir häufig erlaubt, H.s Diagnosen zu verändern, resp. zu erweitern, wo ich dies für angezeigt hielt oder unsere Ansichten differiren. An einzelnen Orten fügte ich auch kritische Bemerkungen zu. Im Ganzen ist dies jedoch spärlich geschehen, da mir die Zeit zu einer eingehenden kritischen Revision des Systems fehlt. H.'s System fordert zu einer solchen Kritik heraus, da es zweifellos sehr künstlich ist, viel mehr, als sein Begründer zuzugeben geneigt ist, der es selbst als einen Compromiss zwischen natürlicher und künst- licher Methode bezeichnet und bei den einzelnen Formen häufig direct auf die Künstlichkeit der Ölassification hinweist. Meine Darstellung der Radiolarien in diesem Werk, welche 1882 erschien, hat H. nicht berücksichtigt, wohl in der Voraussetzung, dass sie eine simple Com- pilation sei. Abgesehen von einer Reihe Originalfiguren und Beobachtungen über Barbados- radiolarien, enthält dieselbe jedoch auch viele eigene Ansichten, Deutungen und Nachweise, weshalb sie wohl Berücksichtigung verdient hätte, die dem Ganzen zu gut gekommen wäre. I. Unterklasse Porulosa H. (= Ordn. Peripylaria unseres Textes). Gentralkapselwand (C. K.) von zahlreichen feinen Poren gleichmässig und allseitig durch- bohrt. Ursprüngliche Grundform homaxon; Hauptaxen, wenn ausgebildet, meist gleichpolig. I. Legion. Spumellaria (oder Peripylea) H. Ohne oder mit kieseligem Skelet. I. Sublegion. Collodaria H. Skelet fehlt entweder ganz oder besteht aus losen Kieselnadeln. I. Ordn. Colloidea H. Ohne Skelet. l. Familie. Thalassicollida H. Einzellebend. Actissa H. 1587. Syn. Thalassolampe primordialis (Hertwig 33). Alveolen ganz fehlend, sowohl in wie ausserhalb der ©. K. Einfacher kugliger Nucleus. 10 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Colloidea u. Beloidea). 1947 Thalassolampe H. 1862 und 1887. Nur mit intrakapsulären Alveolen; Nucleus einfach kuglig. 2 Sp. Thalassopila H. 1881. Unterscheidet sich von Thalassolampe durch papillösen oder verzweigten Nucleus. 1 Sp. Thalassicolla Huxley 1851. Tas 17, A und 182% Nur mit grossen extrakapsulären Alveolen. Nucleus einfach kuglig. 7 Sp. Thalassophysa H. 1881. Syn. Thalassicolla p. p. H. (20), Hertw. (33), Myxo- brachia H. (20). Tat 17, 3 und 18, 2 Nur mit extrakapsulären Alveolen; Nucleus papillös oder verzweigt. 3 Sp. 2. Familie. Collozoida H. 1862. Koloniebildend. Collozoum H. 1862 und 1887, Cienkowsky (23), Hertwig (28, 33), Brandt (36 und 1885). Syn. Thalassicolla p. p. Huxley (5), Sphaerozoum p. p. Müller (12). Tar..13,.6, Ohne Skelet. 13 Sp. (Brandt beschreibt 2 n. sp., davon jedoch eine gelegentlich mit vereinzelten Nadeln.) i Als besondere Gattung Myxosphaera trennt Brandt Colloz. coeruleus H. ab, welche sich in ihrer Sporenbildung den Collosphaerida anschliesse und daher mit diesen zu ver- einigen sei. Ueberhaupt scheint ihm die Gattung Oollozoum unnatürlich. ll. Ordn. Beloidea H. 1887. Mit Skelet aus losen Kieselnadeln. 3. Familie. Zhalassosphaerida H. 1862. Einzellebend. Thalassosphaera H. (1562) emend. 1897. Ohne Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Thalassoxanthium H. 1881. Syn. Thalassosphaera H. p. p. (16). Taf 1184. Ohne Alveolen,; Nadeln verzweigt oder strahlig. 10 Sp. Physematium Meyen 1534, Schneider (13), H. (16). Tat (8309: Zahlreiche grosse intrakapsuläre Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Thalassoplancta H. (1862 Name) 1897. Zahlreiche grosse extrakapsuläre Alveolen; Nadeln einfach unverzweigt. 2 Sp. Lampoxanthium H. 1887. Unterscheidet sich von vorherg. Gattung durch strahlige oder verzweigte Nadeln. 4 Sp. 4. Familie. Sphaerozoida H. 1862. Kolonial. Belonozoum H. 1887. Syn. Sphaerozoum p. p. Müller (12), Häckel (16). ) Taf, 19,.1—2. Mit einfachen unverzweigten Nadeln. 4 Sp. Sphaerozoum (Meyen 1834) emend. H. 1857, Brandt (35 und 1885). Syn. Tha- lassicolla punctatum p. p. Huxley (5). Tara ide: Mit strahligen oder verzweigten Nadeln von einer Form. 20 sp. Br. 1885 In. sp. Rüst (1885) schildert verschiedene Kieselnadeln von Beloiden aus Juraschichten; er zieht sie zu Sphaerozoum; auf Grund des Häckel’schen Systems lässt sich jedoch natürlich nicht fest- stellen, zu welcher Gattung sie gehören. Rhaphidozoum H. 1862. Syn. Sphaerozoum acuferum Müller (12), neapolitanum Brandt (36 und 1885). Tary 19% 3. Mit 2 bis mehreren verschiedenen Nadelformen ; eine derselben einfach, die übrigen strahlig oder verzweigt. 12 Sp. 1943 | Radiolaria. II. Sublegion. Sphaerellaria H. 1887 (= Sphaerideen unseres Textes). Mit zusammenhängender, gegitterter oder spongiöser Kieselschale. III. Ordn. Sphaeroidea H. 1887. Mit einer einzigen bis zahlreichen concentrischen kugligen Schalen. 5. Familie. Liosphaerida H. 1881. Schale ohne radiäre Stacheln der Oberfläche. Einzellebend. a. Einschalig. Genosphaera Ehrenberg 1854. Syn. Heliosphaera H. (16), Uyrtidosphaera H. (16), Ceriosphaera H. (37). Taf. 19, 8 und 15: Eine einzige Schale, deren Gitterlöcher nicht röhrig verlängert. Binnenraum der Schale ohne Radiärstäbe. 34 Sp. Seit Jura. (Rüst 1885 beschreibt noch 13 neue Spec. aus Jura.) Stigmosphaera H. 1887. Wie Öenosphaera, doch der Binnenraum der Schale von Radiärstäben durchsetzt, welche sich im Öentrum vereinigen und mit ihren verzweigten Distalenden an die innere Schalenwand angeheftet sind. 1 Sp. Ethmosphaera H. 1562. Par19) 19: Einfache Gitterschale, deren Löcher nach aussen röhrig verlängert sind. 7 Sp. Sethosphaera H. 1881. Einfache Gitterschale, deren Löcher nach innen kurz röhrig verlängert sind. 2 Sp. b. Zweischalig. Carposphaera H. 1881 (26), Stöhr (35). Syn. Haliomma Ehrh. p. p., Rüst (1885). 7weischalig; eine intrakapsuläre Medullar- und eine extrakapsuiäre Corticalschale, welche durch Radiärstäbe verbunden sind. 18 Sp.; seit Jura. (Rüst noch 7 neue Arten aus Jura.) Liosphaera H. 1881. Mit zwei Schalen, die beide extrakapsulär. 5 Sp. c. Dreischalig. Thecosphaera H. 1881. Syn. Haliomma Ehrh. p. p. (6), Actinomma p.p. H. (16), Stöhr (35). Drei Kugelschalen, 2 intrakapsuläre und 1 extrakapsuläre. 14 Sp. Fossil seit Jura. (R. 1—2 Sp.; ob diese Gattung?) Rhodosphaera H. 1881. Drei Schalen, 1 intrakapsuläre und 2 extrakapsuläre. 4 Sp. d. Vierschalig. Cromyosphaera H. 1881. Mat. 23, +19: Vier Schalen. 2 intra- und 2 extrakapsuläre. 6 Sp. e. Fünf- bis mehrschalig. Caryosphaera H. 1881. Tatı23, 123): Fünf Schalen; 2 intra- und 3 extrakapsuläre. 3 Sp. Seit Tertiär. ’ f. Schale spongiös, mit oder ohne gegitterte Medullarschale. Styptosphaera H. 1881. > Skelet eine Vollkugel aus spongiösem Netzwerk bestehend, ohne innere Medullarschale oder Oentralhöhle. 3 Sp. \ Plegmosphaera H. 1881. Skelet eine Hohlkugel aus spongiösem Netzwerk, ohne Medullarschale. 8 Sp. A nn vi *) Ich fand diese Form bis sechsschalig. Häckel nimmt in seinem System auf mögliche — Entwicklungsstadien gar keine Rücksicht. F \ System nach Häckel 1887 (Ordn. Sphaeroidea). 1949 Spongoplegma H. 1881, Rüst (1885). Skelet eine spongiöse Kugel mit einfacher gitteriger Medullarschale im Centrum. 1 Sp. (R. beschreibt 1 n. sp. aus Jura, deren Hierhergehörigkeit mir jedoch sehr zweifelhaft er- scheint. B.) Spongodictyon H. 1862. Syn. Dictyosoma Joh. M. (12), Dictyoplegma H. (16). Taf. 2273. Unterscheidet sich von Spongoplegma durch 2 concentrische innere Markschalen. 4 Sp. (Was küst 1885 als eine Sp. von Dictyoplegma beschreibt, gehört sicher nicht hierher und scheint mir ganz zweifelhaft. B.) 6. Familie. Collosphaerida (J. M.) H. 1887. Koloniale Sphaeroidea. a. Einschalig. Gollosphaera J. Müller 1555, H. (16 und 1857), Cienkowsky (23), Brandt (1885). - Syn. Thalassicolla p. p. Huxley (5), Trisolenia zanguebarica Ehrh. (25). Tatr 19575. Einfache kuglige Gitterschale, aussen und innen glatt, ohne Röhren und Stacheln. 9 Sp. Tribonosphaera H. 1881. Einfache Gitterkugel; auf der Innenfläche mit centripetalen kadiärstäben, welche sich nicht im Centrum vereinigen. 1 Sp. Pharyngosphaera H. 1881. Einfache Gitterkugel; einzelne grössere Gitterlöcher derselben centripetal in kurze, nicht- gegitterte Röhrchen verlängert. 1 Sp. Buccinosphaera H. 1887. / Unterscheidet sich von Pharyngosphaera dadurch, dass die centripetalen Röhrchen sittert sind. 2 Sp. | Acrosphaera H. 1881, Brandt (1885). Syn. Pyrosolenia Ehrb. (25); Collo- sphaera p. p. Häck. (16), Cienkowsky (23). Einfache Gitterkugel, deren Aussenfläche unregelmässig radiär bestachelt ist. 6 Sp. Odontosphaera H. 1887. Gitterkugel mit verschieden grossen Löchern; der Rand der grösseren mit einem kurzen Stachel. 2 Sp. Chaenicosphaera H. 1887. Einfache Gitterkugel; der Rand ihrer Löcher, oder doch der grösseren, mit Kranz kurzer äusserer Stacheln. 4 Sp. Siphonosphaera J. Müller 1858, Brandt (1885), H. (16, 1887). Syn. Collosphaera tubulosa J. M. (12), Thalassicolla p. p. Huxley (5). Par 197. Einfache Gitterkugel, deren grössere Löcher oder alle centrifugal in nicht gegitterte, am Ende glatt abgeschnittene Radiärröhrchen verlängert sind. 14 Sp. Mazosphaera Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25). Unterscheidet sich von Siphonosphaera dadurch, dass die distale Mündung jedes Röhrchens einen Zahn trägt. 4 Sp. OA gt Trypanosphaera H, 1887. Aehnlich den beiden vorhergehenden Gattungen, doch das distale Ende der Röhrchen mit einem Stachelkranz. 5 Sp. r Caminosphaera H. 1887. Unterscheidet sich von Siphonosphaera durch Verzweigung der Röhrchen. 4 Sp. Solenosphaera H. 1887. Syn. Tetrasolenia und Trisolenia p. p. Ehrb. (25). Taf. 19, 11—12. Wie Siphonosphaera, jedoch die Röhrchen gegitter. S Sp. (Nach den Regeln der Namengebung wäre einer der Ehrenberg'schen Gattungsnamen zu wählen. B.) Otosphaera H. 1887. Wie Solenosphaera, doch mit einem Zahn an der Mündung der köhrchen. 2 Sp. 1950 Radiolaria. Coronosphaera H. 1887. Wie Solenosphaera, doch mit einem Stachelkranz an den Mündungen der Röhrchen. 3 Sp. b. Die Einzelthiere mit 2 concentrischen kugligen Gitterschalen, welche durch solide oder röhrige Radialstäbe verbunden sind. Clathrosphaera H. 1881. Oberfläche der Aussenschale glatt. 3 Sp. Xanthiosphaera H. 1881. Oberfläche der Aussenschale dornig oder stachelig. 3 Sp. 2 7. Familie. Stylosphaerida H. 1881. Einzellebende Sphaeroideen mit 2 gegenständigen Radialstacheln auf der Oberfläche der kugligen Schale. a. Mit einer einzigen Schale. Xiphosphaera H. 1881, Rüst (1885). Die beiden Stacheln von gleicher Länge und Form. 15 Sp. Fossil seit Jura. (1 Sp. bei Rüst.) ; Xiphostylus H. 1881, Rüst 1885. Syn. Lithomespilus H. 1881. Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. 15 Sp. Fossil seit Jura. (1 Sp, bei Rüst.) Saturnalis H. 1881. Syn. Lithocircus mesocaena und Haliomma sp. Bury (15). Die Enden der beiden gleichen Stacheln durch einen kreisförmigen oder elliptischen king verbunden, welcher bald glatt, bald dornig oder stachelig ist. 6 Sp. Fossil seit Tertiär. b. Mit 2 concentrischen Gitterschalen. Stylosphaera Ehrb. 1847 (M. B. und 26). Syn. Haliomma [dixyphos] Ehrb. (6) und Häck. p. p. (16). Die beiden. Stacheln gleich lang und von ähnlicher Form. 16 Sp. Fossil seit Tertiär. Sphaerostylus H. 1881, Rüst (1885). Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (26), Rhabdo- lithis Pipa Ehrb. (26). - Tor 01.8, Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. 8 Sp. Fossil seit Jura. (Rüst 1 Sp.) Saturnulus H. 1881. Die Enden der beiden Stacheln durch einen kreisförmigen oder elliptischen Ring ver- bunden. 4 Sp. \ c. Mit 3 concentrischen Gitterschalen. Amphisphaera H. 1881. Die beiden Stacheln von gleicher Länge und Form. 8 Sp. Amphistylus H. 1881. Die beiden Stacheln von ungleicher Länge und Form. 3 Sp. Saturninus H. 1887. Die Enden der beiden Stacheln durch einen kreisförmigen oder elliptischen Ring ver- f bunden. 1 Sp. d. Mit 4 concentrischen Gitterkugeln, 2intra- und 2extrakapsulären. Stylocromyum H. 1881. ge F Mit 2 gleich langen, ähnlich gebildeten Stacheln. 2 Sp. " Cromostylus H. 18S1. Mit 2 ungleich langen, verschieden geformten Stacheln. 1 Sp. e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterschalen. Caryostylus H. 1881. Mit 2 gleich langen und ähnlich geformten Stacheln. 1 Sp. U Pre a Tre, r ”) Die Ehrenberg’sche Form Rhabdolithis Pipa ist nach meinen Untersuchungen zweis schalig. Sie ist jedoch der von Häckel beobachteten, angeblich einschaligen Xiphostylus s0 k “ A N ähnlich, dass dies, wenn H.’s Beobachtung richtig, gut zeigt, wie wenig Bedeutung die Zahl n 1: .. ® Fri 2 .n . . 5 der Gitterschalen für eine natürliche Classification besitzt. B. Saal # System nach Häckel (Ordn. Sphaeroidea). 1951 f. Mit kugliger spongiöser Schale, mit oder ohne innere gegitterte Medullarschalen. Spongolonchis H. 1887 (s. Errata). Mit solider spongiöser kugliger Vollschale und 2 Radialstacheln. 2 Sp. Spongostylus H. 1581. Syn. Stylosphaera holosphaera Ehrh. (25). Mit spongiöser Cortical- und 1 gegitterter Medullarschale; 2 gegenständige Radial- stacheln. 2 Sp. Spongostylidium H. 1581. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch 2 gegitterte Medullarschalen. 1 Sp. Anhang zur Familie der Stylosphaerida. Triactoma Rüst 1885. Einfache Gitterkugel mit 3 gleichen oder 2 gleichen und 1 ungleichem Stachel. 3 Sp. aus Jura. Die Gattung scheint mir sehr zweifelhaft. Häckel beobachtete keine dreistachelige Sphaerellarie, dagegen gibt es dreistachelige Discoideen, zu welchen Fig. 5 und 7 von R. mög- licherweise gehören könnten. Fig. 7 ist ausserdem wohl sicher mehrschalig, aussen vielleicht spongiös. Die 3. Form ist möglicherweise eine Nasellaria. (B.) >. Familie. Staurosphaerida H. 1881. Einzellebende Sphaeroideen mit 4 senkrecht zu einander stehenden, paarweise opponirten © Radialstacheln. a. Mit einer einzigen Gitterschale. Staurosphaera H. 1881, Dunikowski Denkschr. Ak. Wien Bd. 44, Rüst (1885). Syn. Haliomma p. p. Bury (15); Acanthosphaere (Cenosphaera) Ehrb, (26). Mara1g2 9: Die 4 Stacheln gleich oder doch annähernd so. 16 Sp. Fossil seit Lias. (Rüst noch 3 .n. sp. aus Jura.) Staurostylus H. 1881. Das eine opponirte Stachelpaar grösser wie das andere. 2 Sp. Stylostaurus H. 1881. Ein Stachel viel grösser wie die 3 anderen. 2 Sp. b. Mit 2 concentrischen Gitterkugeln. Staurolonche H. 1881, Rüst (1885). Syn. Haliomma p. p. Ehrb. (6, 26), H. (16). Die 4 Radialstächeln gleich gross und ähnlich geformt. 12 Sp. Fossil seit Jura. (Rüst noch 5 n. sp. aus Jura.) Staurancistra H. 1881. Von vorhergehender Gattung durch verzweigte Stacheln unterschieden. 1 Sp. Staurolonchidium H. 1887. Syn. Haliomma perspicuum Ehrb. (26). Zwei gegenständige Stacheln grösser wie die beiden anderen. 2 Sp. Fossil seit Tertiär. Stauroxiphos H. 1837. Ein Stachel viel grösser wie die 3 übrigen. 1 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gitterkugeln. Stauracontium H. 1881. Syn. Haliomma p. p. Ehrb, (25), Actinomma p. p. Stöhr (35). ua 21,6: Die 4 Stacheln gleich. S Sp. Fossil seit Tertiär. d. Mit 4 concentrischen Gitterkugeln. Staurocromyum H. 1881. Die 4 Stacheln gleich. 2 Sp. Oromyostaurus H, 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch verzweigte Stacheln. 1 Sp. e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterkugeln. Staurocaryum H. 1881. Die 4 Stacheln gleich. 1 Sp. 1952 Radiolaria. ? f. Mit spongiöser Schale: ohne oder mit inneren Gitterkugeln. Staurodoras H. 188], Dunikowsky Denkschr. Ak. Wien, Bd. 44; Rüst (1885). Spongiöse Vollkugel; die 4 Stachein einfach. 4 Sp. Fossil seit Lias. Die Form Staurodoras cingulum Rüst aus Jura müsste nach den Principien des H.'schen Systems eine besondere Gattung bilden. Die Enden der 4 gleich langen Stacheln. sind kurz gegabelt und durch einen Kieselring vereinigt; daher etwa Saturnodoras n. g. 9. Familie. Cubosphaerida H. 1881. Einzellebende Sphaeridea mit 6 senkrecht zu einander gestellten, paarweise zegen- ständigen Radialstacheln. a. Mit einer einzigen Gitterkugel. Hexastylus H. 1851 non Rüst (1885). Syn. Acanthosphaera setosa Ehrh. (25). Die 6 einfachen Stacheln gleich gross. 25 Sp. Hexastylarium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser wie die übrigen. 3 Sp. Hexastylidium H. 1881. Die 3 opponirten Stachelpaare sämmtlich ungleich. 2 Sp. b. Mit 2 concentrischen Gitterkugeln. Hexalonche H. 1881. Syn. Haliomma p. p. J. Müller (12), Häckel (16), Stöhr (35). Die 6 Stacheln gleichgross. 28 Sp. Fossil seit Tertiär, Hexancistra H. 188]. Syn. Hexapitys H. (1881). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte Stacheln. 5 Sp. Hexaloncharium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser wie die übrigen. 3 Sp. Hexalonchidium H. 1881. Sämmtliche 3 Stachelpaare ungleich. 1 Sp. c. Mit 5 concentrischen Gitterschalen. Hexacontium H. 1881. Syn. Actinomma p. p. H. (16), Stöhr (35). Tal217 23; Die 6 Stacheln gleich gross. 24 Sp. HFossil seit Tertiär, Hexadendron H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte Stacheln. 2 Sp. Hexacontarium H. 1887. Ein opponirtes Stachelpaar grösser wie die übrigen. 2 Sp. d. Mit 4 concentrischen Gitterschalen. Hexacromyum (H. 1881) emend. 1887. Syn. Hexacromidium H. (1881). Die 6 Stacheln gleich gross und einfach. 4 Sp. e. Mit 5 oder mehr concentrischen Gitterschalen. Cubosphaera H. 1887. Syn. Hexacromyum p. p. H. (1881). Die 6 einfachen Stacheln gleich gross. 2 Sp. F Hexacaryum H. 1881. y Die 6 gleich grossen Stacheln verzweigt. 1 Sp. f. Mit spongiöser Schale, ohne oder mit inneren gegitterten Me- i dullarschalen. # Cubaxonium H. 1887. e Y Spongiöse kuglige Vollschale ohne Medullarschalen. Die 6 Stacheln gleich gross. 2 Sp. : Hexadoras H. 1881. R Eine gegitterte Markschale; die 6 Stacheln gleich gross. 3 Sp. Hexadoridium H. 18S1. Zwei concentrische Markschalen. Die 6 Stacheln gleich gross. 1 Sp. 10. Familie. Astrosphaerida H. 1881. Einzellebende Sphaeroidea mit zahlreichen (S—12, häufig 20—60) Radialstacheln. \ \ System nach Häckel 1987 (Ordn. Sphaeroidea). 1953 a. Mit einer einzigen Gitterschale. Acanthosphaera Ehrb. (1858 und 25) emend. H. 1887. Syn. Heliosphaera p. p. H. (16), Hertwig (33); Cladococcus p. p. H. (16); Raphidococeus H. (16); Cyrtidosphaera H. (18); Cenosphaera p. p. Stöhr (35); Raphidosphacra H. (1881). Taf. 20, 2—3. Alle Stacheln gleich. 31 Sp. Fossil seit Tertiär. (Rüst 1885 beschreibt 1 Raphido- coccus aus Jura, der hierher gehören kann.) N Heliosphaera (H. 1862) emend. 1887. Die Stacheln von zweierlei Art; grössere Haupt- und kleinere Nebenstacheln. 14 Sp. Gonosphaera H. 1881. Die Stacheln hohl und mit porösen Wänden. 3 Sp. Coscinomma H. 1887. Die Löcher der Schale nach aussen oder innen (resp. beiderseits) in hohle, conische oder cylindrische Röhrchen verlängert. 4 Sp. Gladococcus J. Müller 1856 und 12, H. p. p. (18) und 1887. Stacheln mit meist verzweigten Seitenästen besetzt, jedoch ihr Stamm nie gegabelt. 14 Sp. Elaphococcus H. 1881. Syn. Oladococeus p. p. H. (16). Taf. 20, 4. Stacheln dichotomisch verzweigt. 7 Sp. b. Mit 2 concentrischen Gitterschalen. Haliomma (Ehrb. 1838 und später) H. emend. 1887, J. Müller p. p. (12), Häckel p- p. (16), Stöhr p. p. (35). Mar2l le Stacheln alle gleich und einfach. Eine intrakapsuläre und 1 extrakapsuläre Schale. 33 Sp. Seit Tertiär. Heliosoma H. 1881. Syn. Haliomma p. p. H. (16). Wie Haliomma, doch die Stacheln von zwei verschiedenen Grössen. 6 Sp. Elatomma H. 18837. Wie Haliomma, doch die Stacheln. verzweigt. 5 Sp. Leptosphaera H. 1887. Syn. Diplosphaera spinosa Hertwig (33). Taf. 20. 5b—c. Beide Schalen extrakapsulär. Nur eine Art ansehnlicher Stacheln, keine Nebenstacheln. Die äussere Schale besteht nur aus zarten, zwischen den Hauptstacheln ausgespannten Kiesel- fäden. 7 Sp. Diplosphaera (H. 1560 und 16) emend. 1887. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung dadurch, dass die innere Schale dünne radiale Nebenstacheln trägt. S Sp. Drymosphaera H. 18$1. Wie Leptosphaera, jedoch die äussere Schale mit Nebenstacheln. 5 Sp. Astrosphaera H. 1887. Wie Leptosphaera, doch beide Schalen mit Nebenstacheln. 4 Sp. c. Mit 3 concentrischen Gitterschalen. Actinomma (H. 1862) emend. 1887, Stöhr p. p. (35). Sämmtliche Stacheln gleich. 17 Sp. Seit Tertiär. Echinomma H. 1881. Stacheln von zwei verschiedenen Grössen. 7 Sp. Pityomma H. 1881. Stacheln verzweigt. 3 Sp. d. Mit 4 Gitterschalen. Cromyomma H. 1862 und 1587, Stöhr (35), Syn. Acanthosphaera zonaster Ehrb. (25). Stacheln sämmtlich gleich. 8 Sp. Seit Tertiär. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 123 1954 Radiolaria. Cromyechinus H. 1881. Stacheln von zwei verschiedenen Grössen. 3 Sp. ÖOromyodrymus H. 18S1. Stacheln verzweigt. 2 Sp. e. Mit 5 oder mehr Gitterschalen. Garyomma H. 1887. Gitterwerk der Schalen nicht spinnwebartig, sondern wie gewöhnlich. 2 Sp. Arachnopila H. 1887. Gitterwerk der Schalen spinnwebartig. Innerste Schale mit hexagonalen oder polygonalen, die übrigen mit dreieckigen Maschen. Die concentrischen Schalen nicht durch diagonale (2 B.) Kieselfäden verbunden. 2 Sp. Arachnopegma H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch Diagonalfäden, welche, von den Radialstacheln ausgehend, die concentrischen Schalen verbinden. 3 Sp. Arachnosphaera H. 1862. Taf. 20, 6. . Unterscheidet sich von Arachnopila durch grosse unregelmässige Maschen der äusseren Schalen. 6 Sp. f. Mit spongiöser Schale, ohne oder mit inneren gegitterten Me- dullarschalen. Spongiomma H. 18857. Syn. Spongechinus Dunikowsky Denkschr. Wien. Ak. Bd. 44. Spongiöse Vollkugel ohne Medullarschalen. 7 Sp. Fossil seit Lias. Spongodrymus.H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch verzweigte Stacheln. 2 Sp. Spongechinus H. 1881. Hohles spongiöses Skelet, ohne Medullarschale. 3 Sp. Spongothamnus H. 1887. Wie vorhergehende Gattung, doch mit verzweigten Stacheln. 2 Sp. Spongopila H. 1881. Spongiöses Skelet mit einer gegitterten Medullarschale. 2 Sp. Rhizoplegma H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch einen weiten Zwischenraum zwischen der Medullarschale und dem spongiösen Mantel. 5 Sp. Lycehnosphaera H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur dadurch, dass die Medullarschale zahlreiche frei endigende Nebenstacheln trägt. 1 Sp. Gentrocubus H. 1887. Mit sehr kleiner kubischer Medullarschale und einem dieselbe dicht umgebenden spon- siösen Mantel. S Hauptstacheln, welche von der Medullarschale entspringen und häufig noch secundäre von dem Mantel. 3 Sp. ÖOctodendron. H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehendem Genus wesentlich nur durch ansehnlichen Zwischen- raum zwischen der Medullarschale und dem spongiösen Mantel. 8 Sp. Spongosphaera (Ehrb. 1847 u. später), H. emend. 1887, Joh. Müller (12), Häckel (16). Mate d2le Mit 2 Medullarschalen und direct folgendem spongiösem Mantel. 4 Sp. Rhizosphaera H. 1560, 16 und 1887. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch ansehnlichen Zwischenraum zwischen der äusseren Medullarschale und dem spongiösen Mantel. 3 Sp. IV. Ordn. Prunoidea H. 1887. (Nicht 1885, wie es in H.’s System heisst. B.) (= Zygartidae des Abschn. über die Radiolarien). Einaxige, meist gleichpolige Sphaerellaria, mit ellipsoidischer bis eylindrischer gegitterter Schale, welche häufig ringförmige Einschnürungen besitzt und mit ähnlich gestalteter Centralkapsel. / System nach Häckel 1887 (Ordn. Prunoidea). 1955 11. Familie. ZEllipsida H. 1887. Mit einer einzigen ellipsoidischen Schale ohne äquatoriale Einschnürung. Schalenwand gegittert, nicht spongiös. Cenellipsis H. 1857, Rüst (1885). Syn. Haliomma (?) cenosphaera Ehrb. (26). Ohne Radiärstacheln und Polröhren. 10 Sp. Fossil seit Jura. KRüst beschreibt 10 n. sp. aus Jura, darunter jedoch eine mit mächtigem Stachel am einen Hauptpol, letztere gehört da- her nicht hierher, sondern zu Lithapium (s. u.). Axellipsis H. 1887. Mit einem den Schalenraum in der Richtung der kürzeren Axe durchsetzenden Stab. 2 Sp. Ellipsis H. 1887. Wie Cenellipsis, doch mit zahlreichen Radiärstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Ellipsoxiphus Dunikowsky 1882, Denkschr. Wien. Akad. Bd. 44. Syn. Stylosphaera p- p. Rüst (1585). Die Pole in je einen starken Stachel verlängert. Die beiden Stacheln gleich. 8 Sp. Seit Lias. (R. beschreibt 1 n. sp.) Axoprunum H. 1887. Von Ellipsoxiphus unterschieden durch 4 innere, frei endigende centripetale Stacheln» 2 in der Hauptaxe und 2 in einer Breitenaxe. 1 Sp. Ellipsostylus H. 1857. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (25). Wie Ellipsoxyphus, doch die beiden Stacheln ungleich. 9 Sp. Seit Tertiär. Lithomespilus H. 1881. Syn. Stylosphaera sp. Bury (15). Ein Pol mit einem Stachel, der andere mit einer Stachelgruppe. 4 Sp. Seit Tertiär. Lithapium H. 1587. Syn. Cenellipsis p. p. Rüst (1885). Nur der eine Pol mit einem Stachel. 4 Sp. Seit Jura. Pipetella H. 1887. Beide Pole in je eine hohle gegitterte Röhre ausgewachsen. 4 Sp. 12. Familie. Druppulida H. 1SS7 (1382). Mit 2 oder mehr elliptischen (wenigstens die äusseren), concentrischen Gitterschalen. Medullarschalen ohne Einschnürung. Druppula H. 1857. Syn. Haliomma ovatum Ehrb. (5 und 26), ellipticum Stöhr (35). Ta 2 7°). Eine Öortical- und eine Medullarschale. Erstere ohne Stacheln oder Polröhren, 11 Sp. Seit Tertiär. Druppocarpus H. 1837. Von Druppula unterschieden durch zahlreiche Radiärstacheln der Corticalschale. 5 Sp. Seit Tertiär. Prunulum H. 1887. Syn. Haliomma Ehrb. p. p. (5); Actinomma p. p. Stöhr (35) ; Garyolithis Ehrb. (1847 M. B.). 1 Corticalschale, 2 Medullarschalen, ohne Stacheln oder Polarröhren. 9 Sp. Seit Tertiär. Prunocarpus H. 18837. Von Prunulum durch zahlreiche Radiärstacheln unterschieden. 4 Sp. Seit Tertiär. Cromyodruppa H. 1887. Mit 4 oder mehr concentrischen Schalen; ohne Stacheln oder Polarröhren, 2 Sp. Cromyocarpus H. 1887. { Wie Cromyodruppa, doch bestachelt. 1 Sp. Lithatractus H. 1887, Stylosphaera H. 1881 p. p. Zweischalig, mit 2 starken gleichen Polarstacheln. 14 Sp. Seit Tertiär. Druppatractus H. 1887. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (22 und 26). Wie Lithatractus, doch die beiden Stacheln ungleich. 11 Sp. Seit Tertiär. *) Ich habe gezeigt, dass die sog. Haliomma ovatum Ehrb. (= Druppula ovatum H.) keine ganz dünne Corticalschale besitzt, wie Häckel angibt, sondern eine abnorm dicke. 123 * ae) 1 956 Radiolaria. Stylatractus H. 1887. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (26). 1 Cortical- und 2 Medullarschalen. 2 gleiche opponirte Stacheln. 9 Sp. Seit Tertiär. Xiphatractus H. 1887. Syn. Stylosphaera p. p. Ehrb. (26). 138.21, Wie Stylatractus, doch die beiden Stacheln ungleich. S Sp. Seit Tertiär. Cromyatractus H. 1887. Mit 4 oder mehr Gitterschalen und 2 gleichen Polarstacheln. 5 Sp. Pipetta H. 1887. Zweischalig; die Corticalschale in zwei gegitterte Polarröhren ausgewachsen.. 4 Sp. Pipettaria H. 1887. Wie Pipetta, doch dreischalig. 2 Sp. 13. Familie. Spongurida (H. 1862) emend. 1887. Elliptische bis eylindrische spongiöse Schale ohne äquatoriale Einschnürung; ohne oder mit Medullarschale. a. Ohne Medullarschale. Spongellipsis H. 1887. \ Schale elliptisch bis eylindrisch mit innerer Höhle. Ohne Polarstacheln. 5 Sp. Spongurus (H. 1862) emend. 18S7, Stöhr (35). Syn. Haliomma asperum Joh. Müller (12). Taf. 26, 8. Wie Spongellipsis, doch ohne innere Höhle. Oberfläche zuweilen bestachelt. 8 Sp. Seit Tertiär. Spongocore H. 1887. Unterscheidet sich von Spongurus durch einen äusseren gegitterten Mantel, der durch tadialstäbe mit dem Hauptskelet verbunden ist. 6 Sp. Spongoprunum H. 1887. \ Wie Spongurus, doch mit 2 starken Polarstacheln. 3 Sp. b. Mit gegitterten Medullarschalen. Spongodruppa H. 1887. Syn. Acanthosphaera elliptica Ehrb. (25), Haliomma polyacanthum J. Müller (12). 1 Medullarschale. Polarstacheln fehlen. 6 Sp. Seit Tertiär. Spongotractus H. 1887. 1 Medullarschale. Mit 2 starken Polarstacheln. 3 Sp. Seit Tertiär. "Spongoliva H. 1887. 2 Medullarschalen. Ohne Polarstacheln. 6 Sp. Fossil seit Tertiär. Spongoxiphus H. 1887. Syn. Spongosphaera pachystyla Ehrb. (26) *). Taf 2a 2 Medullarschalen. 2 Polarstacheln. 3 Sp. Seit Tertiär. 14. Familie. Artziscida H. 1881. Mit elliptischer Schale, welche durch eine äquatoriale Einschnürung in 2 communieirende Kammern getheilt wird. Artiscus .H. 1881. Ohne solide Stacheln oder gegitterte Röhren an den Polen der Hauptaxe. 7 Sp. Stylartus H. 1881. Mit 2 starken Polarstacheln oder 2 Bündeln solcher. 4 Sp. a H. 1881. Mit 2 hohlen gegitterten Polarröhren. 3 Sp. 15. Familie. Cyphinida H. 1881. Die einfache oder doppelte Öorticalschale (doch werden Gattungen mit dreifacher u seführt) wie bei vorhergehender Familie beschaffen; dazu noch eine bis mehrere concentrische Me dullarschalen. *), Häckel zieht diese Form zu Spongotractus; ich habe jedoch schon 1882 gezeigt, dass sie 2 Medullarschalen besitzt. Al DE es © System nach Häckel 1887 (Ordn. Prunoidea). 1957 Cyphanta H. 1887. Syn. ?Ommatospyris laevis Ehrb. 1872 (Mon. B.). 1 Gortical- und I Medullarschale. Ohne Polarstacheln De -köhren. 6 Sp. Cyphonium H. 1557. Syn. Ommatospyris Ehrb. (25), p. p. H. 18%1; Didymo- eyrtis p. p. H. (16). ir Ta 2302 Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch 2 Medullarschalen. 11 Sp. Seit Tertiär. Cypassis H. 1887. = Astromma entomocora Ehrb. (1547 und 6), Ommatospyris Ehrh. (26), Didymocyrtis p. p. H. (16). 2 Gortical- und 2 Mieduliarschalen. Ohne Polarstacheln oder -Röhren. 5 Sp. Seit Tertiär. Cyphocolpus H. 1887. 3 Cortical- und 2 Medullarschalen, ohne Polarstacheln oder -Röhren. 2 Sp. Oyphinus H. 1881. Syn. Ommatospyris penicillata Ehrb. (22). 1 Gortical- und 1 Medullarschale; 2 Polarstacheln oder Stachelbündel. 4 Sp. Cyphinidium H. 1887. Syn. Ommatospyris apicata Ehrb. 1872 (M. B.). Von voriger Gattung nur durch 2 Medullarschalen unterschieden. 3 Sp. Uannartiscus H. 1587. 1 Cortical- und 1 Medullarschale. Die erstere mit 2 Polarröhren. 2 Sp. »>eit Tertiär Gannartidium H. 1587, Bury (15 Pl. 20, Fig. 4), ? Haliomma amphisiphon Ehrb. 1844 (M. B.). Wie Cannartiscus, doch 2 Medullarschalen. 6 Sp. Seit Tertiär. 16: Familie. Panartida H. 1887. Die Corticalschale wird durch 3 ringförmige Einschnürungen in 4 Glieder oder Kammern getheilt; 2 concentrische Medullarschalen. (Meine Auffassung der Morphologie dieser Schalen ist, wie schon 1882 (s. p. 375) dargelegt wurde, wesentlich von der Häckel’s verschieden. Die 4 Kammern sind nicht, wie dies Häckel’s Definition besagt, durch 5 Einschnürungen einer Corticalschale gebildet, sondern durch Anfügung einer unvollständigen zweiten Cortical- schale, von welcher nur die polaren Enden ausgebildet sind, an die vollständige erste Cortical- schale. Jedoch kommt es zuweilen vor, dass diese zweite Corticalschale vollständig wird, dann erscheint sie ein wenig, immer jedoch sehr schwach viergliedrig. Häckel's Darstellungen be- stätigen durchaus die von mir zuerst richtig erkannte Morphologie dieser Schalen. Ich modi- ficire daher die Gattungsdiagnosen nach meiner Auffassung. B.) Panartus H. Syn. Ommatocampe p. p. Ehrb. (25). Zwei Medullarschalen, 1 vollständige zweigliedrige Corticalschale und 2 Kammern einer unvollständigen zweiten Corticalschale an den Polen. Ohne Polarstacheln oder -Köhren. 15 Sp. Seit Tertiär. Peripanartus H. Unterscheidet sich von Panartus durch Entwicklung einer unvollständigen oder vollstän- digen dritten Öorticalschale, welche dann die inneren mantelartig umgibt. 5 Sp. (Gewisse Arten gehören jedoch nicht hierher, sondern sind einfach Panartusformen, deren zweite Öorticalschale vollständig geworden ist. Die echten Peripanartus gehören eigentlich zu den Zygartida, doch ist die Scheidung der beiden Familien ohne Bedeutung. B.) Panicium H. 1887. Unterscheidet sich von Panartus durch den Besitz zweier Polarstacheln oder Stachel- bündel. 4 Sp. Peripanicium H. 1887. Wie Peripanartus, doch mit 2 Polarstacheln oder Stachelbündeln. 3 Sp. Panarium H. 1S$1. Wie Panartus, doch mit hohlen Polröhrchen. 5 Sp. Peripanarium H. 1887. Scheint sich von Panarium nur dadurch zu unterscheiden, dass die zweite Gorticalschale vollständig ist. 2 Sp. 1958 Radiolaria. 17. Familie. Zygartida (H. 1881) emend. 1987. Durch. Zufügung weiterer unvollständiger Corticalschalen steigt die Gliederzahl der stab- förmigen Schalen auf 6 oder mehr. (Diagnosen von B.) OÖmmatocampe Ehrb. 1860 (M. B. und 25), emend. H., Stöhr (35). Ohne Polarröhren und ohne eine vollständige äusserste, die übrigen Schalen mantelartig umhüllende Corticalschale. (B.) 7 Sp. Seit Tertiär. Ommatartus H. 1881. Wie Ommatocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 3 Sp. Desmocampe H. 1887. Wie Ommatocampe, doch mit einer äussersten vollständigen Oorticalschale. (B.) 4 Sp. Desmartus H. 1887. Wie Desmocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 2 Sp. Zygocampe H. Mit 2—3 inneren vollständigen Corticalschalen und daran anschliessend noch eine An- zahl unvollständiger. (B.) Die späteren Corticalschalen werden immer unvollständiger. 3 Sp. Zygartus (H. 1881) emend. 1887. Wie Zygocampe, doch mit 2 Polarröhrchen. 2 Sp. V. Ordn. Discoidea« H. 1862 *). Die Schale in einer Axe abgeflacht, daher scheiben- bis linsenförmig. Die Diagnosen der „Familien und Gattungen sind nach meiner Auffassung der Morphologie abgeändert (s..p-. 876 fR.). 18. Familie. Cenodiseida H. 1887. Mit einer einzigen linsenförmigen Gitterschale. a. Ohne äquatoriale Radialstacheln. Genodiscus H. 1887. Ohne Radiärstacheln und ohne äquatorialen Gürtelsaum. 3 Sp. Zonodiscus H. 1887. Mit einer soliden äquatorialen Gürtellamelle. 1 Sp. b. Mit äquatorialen Radialstacheln. Stylodiscus H. 1887. Mit 2 ansehnlichen opponirten äquatorialen Stacheln, die ins Innere fortsetzen oder nicht. 2 Sp. Theodiscus H. 1887. Mit 3 äquatorialen Stacheln. 5 Sp. Wäre identisch mit Tripocyclia Rüst 1885 aus Jura (1 Sp.), ob diese jedoch ohne Medullarschale? B. Grucidiscus H. 1897. Mit 4 kreuzförmig geordneten äquatorialen Stacheln, die ins Innere fortsetzen oder nicht. 4 Sp. Trochodiscus H. 1887. Mit zahlreichen äquatorialen Stacheln, welche zuweilen durch eine zusammenhängende Kieselmembran verbunden sind. 7 Sp. 19. Familie. Phacodiscida H. 1881. Wie die vorhergehende Familie, doch mit 1—2 Medullarschalen. a. Ohne äquatoriale Stacheln. Sethodiscus H. 1881. Syn. Haliomma radians und radiatum Ehrb. (5), echinatum Ehrb. (26). Mit 1 Medullarschale. 9 Sp. Seit Tertiär. *) Für diese Ordnung gilt, wie für die vorhergehende, dass H. meine Bemerkungen über ihre Morphologie übersah. So habe ich schon klar dargelegt, dass die Discoiden nicht spiralig sind, wie Hertwig angab, und auch den Charakter dieser wahrscheinlich überall nur scheinbaren Spiralität erörtert, welchen H. nicht erkannte. EEE WE System nach Häckel 1887 (Ordn. Discoidea). 1959 Phacodiscus H. 18$1, Mit 2 Medullarschalen. 5 Sp. Periphaena Ehrh. 1873 (M. B. und 26), Taf.’22, 6. Wie Sethodiscus, jedoch mit äquatorialer Gürtellamelle. 3 Sp. Seit Tertiär. (Die typische Periphaena decora besitzt jedoch nach meiner Erinnerung 2 Medullarschalen. B.) Perizona H. 1881. Wie Periphaena, doch mit 2 Medullarschalen. 2 Sp. b. Mit einer constanten Zahl von äquatorialen Radialstacheln. Sethostylus H. 1881. 1 Medullarschale; 2 gegenständige Stacheln. 6 Sp. Fossil seit Tertiär. Phacostylus H. 1881. Wie Sethostylus; doch 2 Medullarschalen. 5 Sp. Seit Tertiär. Triactiscus H. 1881. Syn. Haliomma triactis Ehrb. (26). 1 Medullarschale und 3 Stacheln. 3 Sp. Fossil seit Tertiär. Sethostaurus H. 1881. 1 Medullarschale. 4 kreuzförmig geordnete Radialstacheln. 7 Sp. Phacostaurus H. 1881. Wie Sethostaurus, doch 2 Medullarschalen. 3 Sp. Distriactis H. 1887. 1 Medullarschale; 6 Stacheln. 5 Sp. Heliosestrum H. 1881. Syn. Haliomma sol p. p. Ehrb. (26), humboldti var, Bury (15). 1 Medullarschale, 8 Stachela (auch 7—9). 12 Sp. Seit Tertiär. Astrosestrum H. 1881. Syn. Haliomma octacanthum Ehrb. (25) und contiguum (26). Taf., 22, 5. 2 Medullarschalen, 8 Stacheln (7—9). S Sp. Seit Tertiär. (Unsere Figur, welche jeden- falls richtig als die sog. Haliomma contiguum Ehrb. (26) bestimmt ist, die Häckel zu Heliosestrum zieht, hat jedoch nur 5 Stacheln.) c. Mit zahlreichen (10—20) Aequatorialstacheln. Heliodiscus (H. 1862) emend. 1887, Stöhr (35). Syn. Haliomma helianthus, un- honatum Ehrb. (26), sol p. p., humboldti (6), amphidiscus J. Müll. (12). 1 Medullarschale. 20 Sp. Seit Tertiär. Heliodrymus H. 1881. Syn, Heliodiscus p. p. Stöhr (35). Unterscheidet sich von Heliodiscus durch verzweigte Aequatorialstacheln. 6 Sp. Seit Tertiär. 5 Astrophacus H. 18S1, ? Chilomma Ehrb. (25), Haliomma humboldti var. Bury (15). 2a 240 9% 2 Medullarschalen, sonst wie Heliodiscus. 7 Sp. 20. Familie. Coccodiscida (H. 1862) 1887. Mit einer vollständigen inneren Cortical- und 1—2 Medullarschalen, sowie mehr oder weniger zahlreichen weiteren unvollständigen Corticalschalen (,„gekammerte Gürtel“ Häckel), welche sich als aufeinanderfolgende Ringe um den Aequator der ersten Corticalschale herumlegen. a. Rand ohne Aequatorialstacheln oder sog. Arme. Lithocyclia (Ehrhb. 1847 M. B.) H. 1887. Syn. Stephanopyxis Bury (15). 1 Medullarschale.. 5 Sp. Seit Tertiär. Rüst beschreibt (1885) 2 Sp. aus Jura, von denen es jedoch fraglich ist, ob sie zu dieser oder der folgenden Gattung gehören. Ich ver- muthe das letztere. 1960 Radiolaria. Coccodiscus H. 1862. Syn. Lithocyclia Ehrb. 6 und 26°). Alan OR 2 Medullarschalen. 3 Sp. Seit Tertiär. b. Mit Aequatorialstacheln. Stylocyclia (Name von Ehrh. 184°) H. 1887. I Medullarschale; 2 ‚gegenständige Aequatorialstacheln. 3 Sp. Seit Tertiär. Amphicyclia H. 1881. Syn. Stylocyelia Ehrb. (1547 M. B. und 26). Taf. 23, 8—9. "Wie vorhergehende Gattung, aber mit 2 Medullarschalen. 4 Sp. Seit Tertiär. (Die Styiocyclia dimidiata Ehrb. von Barbados besitzt sicher 2 Medullarschalen, gehört deshalh hierher. Also müsste diese Gattung eigentlich Stylocyclia heissen. B.) Trigonocyclia H. 1881. 1 Medullarschale. 3 Stacheln. 1 Sp. Staurocyclia H. 1881. Syn. ? Haliomma sp. Bury (15). | | Medullarschale; 4 kreuzförmig geordnete Stacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. Astrocyclia H. 1880. Syn. Lithoeyclia stella Ehrb. (26). Mat.223,7. ; | 1 Medullarschale. 5 oder mehr (meist 30—60) Aequatorialstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Goccocycelia H. 1881. Wie Astrocyclia, doch mit 2 Medullarschalen, 2 Sp. c. Mit 2 bis mehr (meist 3—5) gekammerten Radialarmen des Ran- Pr des; d. h. die Ringe der unvollständigen äusseren Oorticalschalen _ sind nur in gewissen Radien ausgebildet, so dass die Scheibe in Gestalt von Armen auswächst. Manchmal sind diese Arme durch zwischengeschaltetes Netzwerk (Patagium, p. 369 u. 373) vereinigt. (B.) Diplactura H. 1S$1, ? Rüst (1885). Mit 2 gegenständigen Armen, ohne Patagium. 2 Sp. (R. schildert I n. sp. aus Jura, doch unsicher, da die innere Beschaffenheit der Schale nicht bekannt. PB.) Amphiactura H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch spongiöses Patagium. 1 Sp. Trigonactura H. 1881, ? Rüst (1885). Syn. Astromma pythagorae Ehrb. (26), Stephanastrum sp. Bury (15). Mit 3 Armen, ohne Patagium. 7 Sp. Seit Tertiär. (R.'s n. sp. aus Jura ist unsicher, da die innere Beschaffenheit nicht bekannt. B.) Hymenactura H. 1881. Syn. Hymeniastrum pythagorae Ehrh. (26), sp. Bury (15), _ Astromma sp. Bury (15). Far. 29, 11. Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 6 Sp. Seit Tertiär. Astractura H. 1881. Syn. Astromma aristotelis Ehrb. (26). Bury (15). Taf.’ 23, 10.5 Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen, ohne Patagium. 5 Sp. Seit Tertiär. Stauractura H. 1881. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch ein Patagium. 4 Sp. Pentactura H. 1881. Syn. Astromma pentactis Ehrb. (26). Mit 5 Armen ohne Patagium. 2 Sp. Seit Tertiär, Echinactura H. 1887. Wie Pentactura, doch mit Patagium. 3 Sp. er TE De ee u u he | | | | u j *) In meiner Darstellung der Radiolarien hätte Häckel gefunden, dass Lithoeyclia ocellus Ehrb. 2 Medullarschalen besitzt, also zu seinem Coccodiscus gehört, resp. dass dieser den Namen Lithocyclia zu führen hätte! System nach Häckel 1887 (Ordn. Discoidea). 1961 21. Familie. Porodiseida H. 18S1 (= Trematodiseida + Discospirida H. 1862). An Stelle des coceodisceusartigen Gentraltheils der Schale, wie er für die Coceodiseiden charakteristisch ist, finden sich 1—3 (Bütschli)*) concentrische kleine Gitterkugeln, deren Ab- stände ziemlich gleich sind. Darauf folgt die Scheibe, welche aus Ringen unvollständiger Corticalschalen von derselben Beschaffenheit wie bei den Coccodiseiden gebildet wird. a. Mit einer kugligen bis linsenförmigen vollständigen Oentralschale und darum einem einzigen Ring (unvollständige Corticalschale). (Nach Häckel’s Abbildungen scheint es mir jedoch z. Th. möglich, dass der Ring eine vollständige Corticalschale ist. B.) Archidiscus H. 1887. Ohne Aequatorialstacheln des Randes. 13 Sp. Axodiscus H. 1897. Mit Aequatorialstacheln. 7 Sp. b. Mit 2 bis zahlreichen concentrischen bis spiraligen Ringen (s. über die sog. Spiralität vorn p. 370—72)"*) der Scheibe (unvollständige Cortical- schalen B... Ohne Randstacheln oder kandöffnungen (Oscula H.). Porodiscus H. 1881 und 1887, Rüst (1885). Syn. Trematodiscus H. 1862 (jetzt Suhgenus), Stöhr (35), Flustrella Ehrb. (1838, 6; 26), Perispira H. 1881, Gentrospira H. 1881, Discospira H. (16), Stöhr (35), Rüst (1885); Stylodictya bispirialis Ehrb. (26), Atactodiscus H. (57), Rüst (1885), ? Perispongidium Rüst (1885). Taf. 24, 3—6. Ohne poröse äquatoriale Randlamelle. 21 Sp. Seit Jura. (Rüst führt Sn. sp. aus Jura auf.) Perichlamydium Ehrb. 1847 (M. B.) und 26. Syn. Discospira p. p. Stöhr (35). Taf. 25, 1 und 7. Rand mit einer dünnen porösen Lamelle. 4 Sp. Seit Tertiär. c. Ohne Radialstacheln, dagegen mit I bis 2? gegenständigen kleineren bis grösseren ‚Deffnungen (Oscula) des Randes, jede von einem Stachelkranz umgeben. (Wie ich schon 1882, s. vorn Taf. 25, 9, angab, bezweifle ich, dass Ommatodiscus Stöhr (35) und seine von Häckel 1887 aufgeführten Verwandten zu den Discoideen gehören; ich stellte sie vielmehr in die Nähe der Litheliden. Es handelt sich nämlich hier nicht um eine aus Ringen zusammengesetzte Scheibe, sondern um mehr oder weniger zahlreiche, concen- trische und vollständige Gitterschalen. Auch Häckel’s einzige Abbildung (Taf 48, 8) solcher Ommatodisciden bestärkt mich in der ausgesprochenen An- sicht. B.) Ommatodiscus Stöhr 1580, H. 1887. mar 252.9, Schale kreisförmig bis elliptisch mit einer Randöffnung. 6 Sp. Seit Tertiär. Stomatodiscus H. 1887. Unterscheidet sich durch 2 gegenständige kandölfnungen. 2 Sp. d. Porodisciden mit äquatorialen Radialstacheln. Xiphodictya H. 1881, p. p. küst (1885). Mit 2 gegenständigen Radialstacheln der kreisförmigen oder elliptischen Scheibe. 4 Sp. Seit Jura. (Von.Rüst's 4 n. sp. aus Jura dürften nur X. Knopi und pales hierhergehören. B.) #) Nach Häckel soll sich bei allen Porodisciden nur eine einzige centrale kuglige Gitter- schale finden. In meiner Schilderung von 1882 hätte er gefunden, dass auch 2—3 voll- ständige Centralschalen vorkommen können. B. *#*) Meine, auf eigene Untersuchungen gegründeten Auseinandersetzungen über die schein- bare Spiralität zahlreicher Porodiseiden hat Häckel unberücksichtigt gelassen. 1962 Radiolaria. Tripodictya H. 1881. Mit 3 Radialstacheln. 3 Sp. Staurodictya H. 1881, Bütschli d. Werk, Rüst (1885). Stylodietya p. p. Ehrb. (26), H. (16). Taf, 24, 9: Mit 4 kreuzförmig gestellten Stacheln. 8 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) Stylodictya (Ehrb. 1847 |M. B.] und später) emend. H. 1887; Bailey (7), J. Müller (12); Zittel (29), Rüst (1885), Stylospira H. (16), Hertwig (33). Taf. 24, 8 und 10. Zahlreiche Radialstacheln. 19 Sp. Seit Jura. Stylochlamydium H. 1881. Syn. Perichlamydium p. p. Ehrh. 1847 (M. B. u. 6), Bailey (7), H. (16), Stöhr p. p. (35). Die Stacheln durch eine poröse Randlamelle verbunden. 6 Sp. Seit Tertiär. e. Mit 2 bis mehr radiären Armen (morphologisch entsprechend jenen der Astracturida (Gruppe c) unter den Coccodisciden, s. p. 1960). Mit oder ohne Patagium. Amphibrachium H. 1881, Rüst (1885). Mit 2 gegenständigen Armen ohne Patagium. 8 Sp. Seit ? Jura. (Rüst beschreibt 3 n. sp. aus Jura, doch ist der Bau der Gentralscheibe unsicher.) Amphymenium H. 1881. Syn. ? Ommatogramma Ehrb. (22), Ommatocampe spec. Bütschli*), s. oben Taf. 25, 10. Ebenso wie die vorhergehende Gattung, doch mit Patagium, welches die Arme verbindet. 6 Sp. Seit Tertiär. (B.) Amphirrhopalum H. 1881. Zwei Arme, von welchen einer oder beide distal gegabelt sind. 5 Sp. Amphicraspedum H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch Patagium. 5 Sp. Dictyastrum Ehrb. 1860 (M.B. und 25). Syn. Rhopalastrum Harting (Mikr. Fauna Banda-Zee, Verh. d. Kon. Akad. v. Wetensch. Amsterd. IX.), Rüst p. p. (18$5). Mit 3 gleichen, in Winkeln von 120° entspringenden Armen, ohne Patagium. 7 Sp. Seit Jura. (Rüst hat 7 n. sp. aus Jura, die wohl hierhergehören, obgleich der Bau des Öen- trums nirgends ganz sicher ist.) Rhopalastrum Ehrbh. 1847 (M. B. und 6), H. (16), Stöhr (35), Rüst p. p. (1885). as 25% 3 Arme, 2 gleich, einer ungleich; daher Schale bilateral. 11 Sp. Seit Jura. (Rüst hat 4 n. sp. aus Jura, Bemerk. wie für Dietyastrum.) Hymeniastrum Ehrb. 1547 (M. B. und 6, 26), H. emend. 1887. Syn. Histiastrum Ehrb. p. p. (26), Euchitonia p. p. H. (16), Stylactis Stöhr (35). Mit 3 gleichen Armen und Patagium. 8 Sp. Seit Tertiär. Euchitonia (Ehrh. 1860 M. B. und 25) H. emend. 1887, p. p. H. (16), Stöhr (55); Syn. Stylactis p. p. Ehrb. (25), Stöhr (35); Pteractis Ehrb. (25); Histiastrum H. (1860), Tarw29m3: Wie Rhopolastrum, doch mit Patagium. 14 Sp. Seit Tertiär. Chitonastrum H. 1881. Syn. Dictyastrum H. 1881, Rüst (1885). Mit 3 gegabelten gleichen oder ungleichen Armen; ohne Patagium. 5 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) | Trigonastrum H. 1887. Syn. Euchitonia p. p. H. (16). Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 3 Sp. *) Ich habe diese Form oben p. 375 noch bei den Zygartiden besprochen, mit welehen - sie und ihre Verwandten grosse Aehnlichkeit haben: die Einreihung auf der Tafel neben Euchitonia etc. beweist jedoch, dass mir ihre Beziehungen zu den Porodisciden auch möglich erschienen. i —: System nach Häckel 1887 (Ordn, Discoidea), 19653 Stauralastrum H. 1887. Syn. Rhopalastrum sp. Bury (15), Hagiastrum Rüst (1885). Mit 4 einfachen, kreuzförmig gestellten, gleichen Armen ohne Patagium. 9 Sp. Seit Jura. (Rüst 6 Sp. aus Jura, doch nicht alle genügend sicher.) Hagiastrum (H. 1881) emend. 1887. Mit 4 gekreuzten Armen, die ge Histiastrum (Ehrb. 1847 | Stephanastrum sp. Bury (15). genständigen Paare ungleich. 5 Sp. M.B.] und 26) emend. H. 1887. Syn. Astromma sp., Taf. 25,25; Wie Staurastrum, doch mit Patagium. 9 Sp. Seit Tertiär, Tessarastrum H. 1887. Wie Hagiastrum, doch mit Patagium. 4 Sp. Stephanastrum Ehrb. 1847 und 26, Bütschli s. d. Werk*), H. (1887). Taf. 2504, Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen, deren distale Enden durch ein unvollständiges Patagium verbunden sind. 3 Sp. Seit Tertiär. Dicranastrum H. 1881. Mit 4 gleichen, regelmässig gekreuzten und gegabelten Armen, ohne Patagium. S Sp, Myelastrum H. 1881. 4 gegabelte Arme, ohne Patagium. Bilateral, da die benachbarten Armpaare un- gleich. _ 13 Sp. Pentalastrum H. 1881. 5 einfache Arme, ohne Patagium. 4 Sp. Pentinastrum H. 1SS1, ? Stephanastrum sp. Bury (15). Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 2 Sp. ? Seit Tertiär. Pentophiastrum H. 1897. Mit 5 gegabelten Armen, ohne Patagium. 3 Sp. Hexalastrum H. 1881. 6 einfache Arme, ohne Patagium. 3 Sp. Hexinastrum H. 1881. 6 einfache Arme mit Patagium. 1 Sp. ” 22. Familie. Pylodiscida H. 1887. Um eine kuglige oder linsenförmige gegitterte Medullarschale ein bis 2 ringförmige, unvollständige Corticalschalen, welche in 3 unter 120° geordneten Radien durch weite rand- liche Löcher geöffnet oder unterbrochen sind. (Häckel hat diese Formen 1851 zu den Pylo- niden gezogen und wir mussten sie daher s. Z. s. p. 376 mit diesen besprechen. Daher wurde denn auch unsere Darstellung der hierhergehörigen Gatt. Triopyle eine irrige. Doch bedürfen die Formen wohl überhaupt noch genaueren Studiums. Mir scheint noch keineswegs sicher, ob sie zu den Disciden gehören und ob nicht manche der einfachen Formen, welche als selbst- ständige Species und Gattungen beschrieben werden, nur Jugendzustände der complicirteren sind. B) » a. Mit einem einzigen Corticalring, welcher wegen 3 biszur Medullar- schale reichende Ausschnitte mit 3 weiten Löchern oder Spalten versehen ist Triolena H. 1887. Die 3 Spalten ganz offen, nicht in der Aequatorialebene überbrückt. 5 Sp. Triopyle H. 1881. Jede Spalte durch eine äquatoriale Gitterbrücke überdacht und dadurch je in 2 Löcher zerlegt. Demnach 3 Löcher auf jeder Flachseite des Skelets. 6 Sp. Triodiscus H. 1887. Wie Triopyle, doch die Brücken der 3 Spalten wachsen über die Flachseiten des Skelets jederseits empor und umschliessen dieselben vollständig (dies erinnert doch sehr an die Wachs- thumsverhältnisse gewisser Pylonidae. B.) 3 Sp. *) Meine Originaluntersuchungen über Stephanastrum hat H. nicht berücksichtigt. 1964 Radiolaria. b. Mit einem triodiscusartigen (nicht wie Häckel angibt triopyleartigen) Centraltheil des Skelets, an welchen eine zweite ringförmige Corticalschale mit 3 grossen Spalten angefügt ist. Pylolena H. 1887. Die 3 Spalten der 2. Corticalschale nicht überbrückt. 2 Sp. Hexapyle H. 1881. Die 3 Spalten der 2. Gorticalschale überbrückt wie bei Triopyle. 7 Sp. Pylodiscus H. 1887 Die 3 Brücken zu vollständig einhüllender Schale ausgewachsen wie bei Triodiscus. 4 Sp. c. Wie Pylodiscus, jedoch dazu ein äquatorialer durch Radialstäbe gsekammerter äusserer Gürtel (ohne Zweifel eine unvollständige [?] 3. Cor- ticalschale. B.), welcher jedoch nicht mit Spalten versehen ist. (Nach den Abbildungen sieht es vielmehr aus, als wenn dieser angebliche Ring eine vollständige, den pylodiscusartigen Oentraltheil allseitig einschliessende Schale wäre, B.) Discozonium H. 1887. Am Rand des äusseren sog. Rings keine bestachelte Oellnung. 3 Sp. Discopyle H. 1887. Am Rand des äusseren Rings eine von einem Stachelkranz umgebene Oellnung. 2 Sp. 23. Familie. Spongodiscida H. 1862 emend. 1887. Porodiscidenartiger Centraltheil der Schale, welcher distal früher oder später in unregel- mässiges spongiöses Netzwerk übergeht. Skelet daher stets mehr oder weniger scheiben- förmig. (B.) a. Skelet einfach scheibenförmig, ohne Radialstacheln oder -arme des Randes. Spongodiscus Ehrhb. 1854 (M. B. und 1861), H. (16), Stöhr (35). Syn. Spongo- cyelia H. (16), Stöhr (35), Spongospira H. (16), Stöhr (35). En 20, De Ohne äquatoriale Randlamelle. 9 Sp. Seit Tertiär, Spongophacus H. 1881. Mit poröser oder solider äquatorialer Randlamelle, ähnlich Periphaena. 1 Sp. b. Mit kreisförmiger Scheibe und Randstacheln; seltener auch solche auf der Scheibe. Spongolonche (H. 18S1) emend. 1887, ? Xiphodietya teretispina und acuta Rüst (1885). Mit 2 gegenständigen Randstacheln. 2 Sp. ? Seit Jura. Spongotripus H. 1881. Syn. Spongechinus p. p. Dunikowsky (Denkschr. d. Wiener Akad. Bd. 44). Mit 3 Randstacheln. 5 Sp. Seit Lias. Spongostaurus H. 1881. Mit 4 meist kreuzförmig geordneten Randstacheln. 4 Sp. Stylotrochus H. 1862. Syn. Stylospongia H. (16), Stylospongidium H. (18$1), Spongotrochus H. (16), Stöhr (35), Rüst (1885); Spongosphaera rhahdostyla Ehrb. (26). Mat 26, 2 und 3: Mit zahlreichen Randstacheln. 7 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) Spongotrochus (H. 1860 M. B.) emend. 1887. nicht unsere Taf. 26, 1. Mit zahlreichen Stacheln, welche über die ganze Oberfläche und den Rand zerstreut sind oder auf den beiden Seiten der Scheibe regelmässig vertheilt stehen. 5 Sp. c. Mit 2 bis mehr radialen Armen, mit oder ohne verbindendes Patagium ‚Spongolena H. 1887. Syn. Spongurus Rüst (1885). 2 gegenständige Arme, ohne Patagium. 3 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp.) System nach Häckel 1887 (Ördn. Larcoidea). 1965 Spongobrachium H. 1551. Syn. Spongocyclia p. p. H. (16). PER ONE RG Wie vorhergehende Gattung, doch mit Patagium. 2 Sp. Rhopalodietyum Ehrb. 1560 (Mon. Ber. und 1861) und 25, küst (1885). Syn. Triactinosphaera Dunikowsky (Denkschr. d. Wiener Akad. 44). Par 274 11% 3 Arme; ohne Patagium. 7 Sp. Seit Lias. (Rüst 2 n. sp. aus Jura.) Dietyocoryne Ehrb. 1560 (Mon. Ber. und 22), H. (16), Stöhr (35), Rüst (18$5), Syn. Spongocyclia p. p. H. (16). Taf. 27, 2 und 26, 4 und 5*). 3 Arme; mit Patagium. 8 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) Spongasteriscus (H. 1562) emend. 1887, Rüst (1585). Taf. 26, 6. Mit 4 kreuzförmig geordneten Armen; ohne Patagium. S Sp. (Rüst In. sp. aus Jura.) Spongaster Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25). Syn. Dietyocoryna und Spongocyelia Dep DR (16). Mit 4 Armen und Patagium. 6 Sp. VI. Ordn. Larcoidea H. (1885) 1887. Skelet gitterig und „lentellipsoidisch“, d. h. mit 3 verschieden grossen und verschieden be- schaflenen, senkrecht zu einander stehenden Axen. Oft ist es jedoch modifieirt und manch- mal ganz unregelmässig. . 24, Familie. Larcarida H. (1885) 1887. Mit einer bis mehreren lentellipsoidischen vollständigen Gorticalschalen, wozu sich eine Medullarschale gesellen kann, die durch Radialstäbe mit ersteren verbunden ist. a. Ohne Medullarschale. Genolarcus H. 1887. Ohne Radialstacheln. 5 Sp. Iarcarium H. 1887, Mit Stacheln. 7 Sp. b. Mit einer kugligen oder lentellipsoidischen Medullarschale und einer bis mehreren, sich umfassenden lentellipsoidischen Öortical- schalen. Coccolarcus H. 1887. 1 Medullar- und 1 Corticalschale ohne Stacheln. 2 Sp. Larcidium H. 1887. Von der vorhergehenden Gattung nur durch Bestachelung unterschieden. 6 Sp. c. Mit spongiöser lentellipsoidischer Schale mitoderohne Medullar- schale, Spongolarcus H. 1887. Syn. ? Amphicentria Salpa Ehrb. (25). Mit innerer Gentralhöhle, ohne Medullarschale und ohne Stacheln. 4 Sp. Stypolarcus H, 1887. Ohne Centralhöhle und Medullarschale. 1 Sp. 25. Familie. ZLarnacida H. (1883) 1857. „Larcoidea mit einer (oder mehr) regulären vollständig gegitterten lentellipsoidischen Cor- ticalschale ohne Oeffnungen und ohne ringförmige Einschnürungen ; entweder ist diese Gortical- schale oder die eingeschlossene Medullarschale trizonal, d. h. aus 3 elliptischen gegitterten nach den 3 Dimensionen angeordneten (dimensive) Gürteln verschiedener Grösse zusammen- gesetzt, welche senkrecht zu einander stehen.“ #) Häckel will diese Form (Stylactis Zittelii Stöhr) zu Euchitonia ziehen; mir scheint ‘sie richtiger zu den Spongodisciden zu gehören, 1966 Radiolaria. (Diese Definition H.'s ist schwer verständlich. Auch die genauere Beschreibung scheint mir nicht das Charakteristische der Morphologie dieser Formen zu treffen. Aus H.'s Abbil- dungen und Beschreibungen ergibt sich, dass die Larnaciden ganz ebenso gebaut sind wie Triodiscus unter den Pylodiscida [s. oben p. 1963], mit der Ausnahme, dass nicht drei, sondern nur zwei gegenständige Spalten oder Löcher der Corticalschale vorhanden sind. Diese Löcher sind dann überbrückt und die Brücke ist wie bei Triodiscus zu einer vollständigen Umhüllung ausgewachsen. Hieraus folgt denn auch, dass die den sog. Pylodiscida ursprüng- lich gegebene Stellung bei den Larcoidea wohl richtiger war, wie die ihnen von Häckel jetzt angewiesene. B.) a. Mit einer einzigen sog. trizonalen Oorticalschale, welche nicht spongiös wird; nur 1 Medullarschale, Larnacilla H. 1887. Ohne Stacheln der Oberfläche. 4 Sp. Larnacidium H. 1887. Mit Stacheln. 3 Sp. b. Untercheiden sich von den vorigen dadurch, dass sich der ersten trizonalen Cor- ticalschale eine zweite anfügt, in der gleichen Weise wie diese der Medullar- schale. Auf diese kann dann noch eine dritte folgen. (B.) Lanarcalpis H. 1887. Mit 2 in einander geschachtelten trizonalen Cortical- und 1 Medullarschale. (B.) 5 Sp. Larnacantha H. 18897. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch Bestachelung. 11 Sp. Larnacoma H. 18897. Mit 3 trizonalen Corticalschalen. Ohne Stacheln. 3 Sp. Larnacospongus H. 1887. Ausgezeichnet durch die spongiöse Beschaffenheit der äusseren (zweiten) Corticalschale. Ohne Radialstacheln. 2 Sp. Larnacostupa. Wie vorige Gattung, doch mit Radialstacheln. 3 Sp. 26. Familie. Pylonida H. 18S1. Der Bau ist im Wesentlichen ähnlich dem der Larnacida, d. h. im einfachsten Fall eine vollständige kleine Medullarschale, welche von einer unvollständigen Corticalschale um- hüllt wird, die zwei gegenständige grosse und überbrückte Spaltöffnungen besitzt. Wächst diese Brücke aus, so bildet sie nicht eine vollständige Uebergitterung der 4 Spaltöffnungen wie bei den Larcoidea, sondern nur 2 auf die ersterwähnten Brücken (1. Ordnung) senkrecht aufgesetzte Brücken 2. Ordnung, zu deren Seiten wiederum je 2 Löcher bleiben. I—3 solcher Corticalschalen können um die Medullarschale zur Entwicklung gelangen. (Aus dieser Schil- derung geht hervor, dass die auf p. 376 gegebenen Schemata, welche nur auf den kurzen Diagnosen Häckel’s von 1881 basirten, unrichtig sind, mit Ausnahme desjenigen der Tetrapyle. B.) a. Mit einer einzigen Gorticalschale. Monozonium H. 1887. Die Corticalschale sehr unvollständig; sie besteht nur aus einem Gitterring, welcher sich der Medullarschale beiderseits dicht auflegt und in der dazu senkrechten Richtung weit ab- steht, so dass 4 grosse Löcher offen bleiben (paarweise nach den Enden der 3. Axe ge- richtet). B. 5 Sp. Dizonium H. 1887. Unterscheidet sich von Monozonium dadurch, dass auf die Enden des Rings der 1. Cor- ticalschale (Brücken 1. Ordnung) jederseits eine Brücke 2. Ordnung aufgesetzt ist, so dass jederseits von diesen 2 Löcher bleiben. B. 7 Sp. Trizonium H. 1887. Unterscheidet sich von Dizonium dadurch, dass auf die Mitten der Brücken 2. Ordnung jederseits eine solche 3. Ordnung senkrecht zu den beiden 1. und 2. Ordnung aufgesetzt ist und daher wieder zu der Seite jeder Brücke 3. Ordnung 2 Löcher. B. 11 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Larcoidea). 1967 Zu dieser Gruppe a, resp. zur folgenden b könnte der sog. Heliodiscus inchoatus Rüst’s aus Jura gehören. B. b. Mit 2 Corticalschalen; d. h. von der Brücke 3. Ordnung (s. Trizonium) aus erfolgt die Bildung von 1—3 concentrischen äusseren Brücken, welche jene der 1. Corticalschale wiederholen. (B.) Amphipyle H. 1887. Nur mit der Brücke 1. Ordnung der 2. Corticalschale. (Entspricht also Monozonium der 1. Unterfamilie.) 13 Sp. Tetrapyle Joh. Müller 1855, H. (16), Hertwig (33). Syn. Schizomma Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25). TaR223,4, Mit den Brücken 1. und 2. Ordnung der 2. Corticalschale. (Entspräche also Dizonium der 1. Unterfamilie.) 18 Sp. Octopyle H. 1881. Unterscheidet sich von Tetrapyle nur dadurch, dass die 4 paarweise zu den Seiten der äusseren Brücken 2. Ordnung befindlichen Löcher durch eine meist solide Spange getheilt sind, welche von der Mitte der äusseren Brücken 2. Ordnung zu den Brücken 1. Ordnung der inneren Corticalschale ziehen. 15 Sp. Pylonium H. 1881. Mit vollständiger, aus den 5 Brücken bestehender zweiter Corticalschale. 6 Sp. c. Mit 3 Corticalschalen. Amphipylonium H. 1881. Von der 3. Öorticalschale nur die Brücke 1. Ordnung ausgebildet. 4 Sp. Tetrapylonium H. 1881. Von der 3. Corticalschale nur die beiden Brücken 1. und 2. Ordnung ausgebildet. 5 Sp. Pylozonium H. 1887. Die 3. Corticalschale mit den Brücken 1.—3. Ordnung. 2 Sp. 27. Familie. Z’holonida H. 1887. Leiten sich ab von Formen wie Trizonium (Pylonida) mit einer Medullarschale, welche jedoch z. Th. fehlt und einer aus den 3 Brücken 1.—3. Ordnung bestehenden Gorticalschale. Hierzu gesellt sich jedoch stets eine in verschiedenem Grad entwickelte 2. Corticalschale, welche die Eigenthümlichkeit besitzt, dass ihre einzelnen Brücken sich kammerartig allseitig abschliessen durch Uebergitterung der bei den Pylonidae offen stehenden Löcher. Dies Gitterwerk verbindet sich natürlich mit dem der 1. Öorticalschale.‘ Jede Brücke erlangt daher den Charakter einer kuppelförmigen Kammer, und entsprechend den Brücken 1.—3. Ordnung, welche nach den 3 Richtungen des Raumes sich anfügen, haben wir hier Kammern 1.—5. Ord- nung der 2. Corticalschale, welche sich an das innere Skelet ansetzen. B. (Ich möchte ver- ınuthen, dass diese Formen ursprünglicher sind wie die Larnacida.) a. Nur die beiden Kammern 1. Ordnung (entsprechend den Brücken 1. Ordnung) der 2. Corticalschale ausgebildet. Tholartus H. 1887. Die Medullarschale fehlt, 5 Sp. Tholodes H. 1887. Um das Tholartus entsprechende Skelet eine diesem ähnliche und concentrische, durch Radialstäbe verbundene 3. Corticalschale ausgebildet, von einfachem Bau, nicht etwa dem complieirten der 1. oder 2. Corticalschale (sog. Schleier H.'s). 1 Sp. Amphitholus H. 1897. | Unterscheidet sich von Tholartus nur durch den Besitz einer Medullarschale. S Sp. Amphitholonium H. 1887. Unterscheidet sich von Tholodes nur durch eine Medullarschale. 3 Sp. \ 1968 Radiolaria. b. Die Kammern 1. und 2. Ordnung der 2. Corticalschale ausgebildet (entsprechend den Brücken 1. und 2. Ordnung der Pylonida). Tholostaurus H. 1887. Medullarschale fehlt; ohne eine 3. einfache Corticalschale (Schleier, s. Tholodes). 6 Sp. Tholoma H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Besitz einer einfachen 3. Corti- calschale oder den Schleier. 2 Sp. Staurotholus H. 1887. Wie Tholostaurus, doch mit Medullarschale. 7 Sp. Staurotholonium H. 1887. Wie Tholoına, doch mit Medullarschale. 6 Sp. c. Die Kammern 1.—3. Ordnung ausgebildet (entsprechend den Brücken 1.—3. Ordnung der Pylonida). Tholocubus H. 1887. Ohne Medullarschale und Schleier. 3 Sp. Tholonium H. 1887. Wie Tholocubus, doch mit Schleier. 5 Sp. Gubotholus H. 1887. Wie Tholocubus, doch mit Medullarschale. 4 Sp. Cubotholonium H. 1887. Wie Tholonium, doch mit Medullarschale, oder bei einer Species (provis. Tholotauma MH. 1887) um die 2. Corticalschale noch eine 3. von demselben Bau (mit den 3. Kammer- paaren) und darauf erst die 4. einfache vom Bau des Schleiers. 2 Sp. 28. Familie. Zonarida H. 1887. Schliessen sich sehr nahe an die vorhergehende Familie an, von welcher sie sich nur da- durch wesentlich unterscheiden, dass die Kammern der 2. Corticalschale sämmtlich oder z. Th. eine mittlere Einschnürung besitzen und daher z. Th. oder alle unvollständig verdoppelt er- scheinen. (B.) Zonarium H. 1887. Mit den Kammern 1. und 2. Ordnung (ob auch 3.? B.). Die 2. Ordnung stark vor- sewölbt und unvollständig. verdoppelt; die 1. Ordnung nicht vorgewölbt und daher das Skelet in der durch diese Kammern gehenden Ebene (Ebene der Kammern oder Brücken 1. und 3. Ordnung) ringförmig eingeschnürt. (B.) 4 Sp. Zoniscus H. 1887. Wie Zonarium; jedoch- auch die Kammern 1. Ordnung vorgewölbt, aber nicht verdoppelt. Die Corticalschale ist daher sechskammerig. 5 Sp. Zonidium H. 1887. Sowohl die beiden Kammern 1. wie 2. Ordnung vorgewölbt und eingeschnürt, daher die 2. Öorticalschale achtkammerig. 2 Sp. \ 29. Familie. Zethelida H. 1862. Entweder mit einfacher gegitterter kugliger bis nahezu kugliger Medullarschale und einer ungeschlossenen und spiralig involut auswachsenden Corticalschale (z. Th. auch doppelspiralig, s. vorn p. 378) oder im Centrum des Skelets eine Schale vom Bau der Gattung Larnacilla (s. p. 1966) und darum eine spiralig weiter wachsende Corticalschale. (Schon oben p. 379 wurde betont, dass ich die Spiralität der Lithelida (mindestens eines Theils derselben) bezweifle, da sie bei gewissen Formen ebenso nur eine scheinbare ist wie. jene der spiraligen Discoiden. Häckel hat diesen Bemerkungen, wie den entsprechenden über die Discoideen, keine Beachtung geschenkt. B.) x a. Mit einfacher kugliger bis nahezu kugligser Medullarschale. Spirema H. 18S1. Oberfläche unbestachelt. 5 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Larcoidea). 1969 Lithelius H. 1862 (16); Hertwig (33), Bütschli d. Werk p. 378. Syn. Stylodietya echinastrum Ehrb. (26) und B. Taf.) 25,8. Oberfläche bestachelt. 6 Sp. Seit Tertiär (nach B.). b. Mit larnacilla-artiger Gentralschale. Larcospira H. 1887. Die Spirallamelle der spiraligen äusseren Corticalschale soll von einer Brücke 1. Ord- nung ausgehen und daher die Aufrollung um die Hauptaxe (Axe der Brücken 2. Ordnung) stattfinden. 4 Sp. Pylospira H. 1887. Die Spirallamelle soll von einer Brücke 2. Ordnung ausgehen und die Aufrollung daher um die Sagittalaxe (Axe der Brücken 3. Ordnung) stattfinden. 3 Sp. Tholospira H. 1887. Die Spirallamelle soll von einer Brücke 3. Ordnung ausgehen und die Aufrollung daher um die Transversalaxe (Axe der Brücken 1. Ordnung) stattfinden. 5 Sp. Spironium H. 1887. Von deı beiden Brücken 1. Ordnung sollen gleichzeitig 2 Spirallamellen ausgehen, welche in entgegengesetzter Richtung, diagonal zu der larnacillaartigen Oentralschale, letztere um- ziehen. 4 Sp. (Ein Blick auf die einzige Abbildung Häckel’s scheint mir genügend zu zeigen, dass es sich hier nicht um wahre Spiralität handelt.) 30. Familie. Streblonida H. 1887. „Larcoidea mit asyınmetrischer, spiraler, polythalamer Schale; sie besteht aus einer variablen Anzahl rundlicher Kammern, welche zusammen eine aufsteigende Spirale (d. h. eine Schraube) bilden; die beiden Hälften der Schale ungleich. Anfangskammer entweder einfach oder larnacillaartig.“ (Ich gebe Häckel’s Definition wörtlich, da ich die Morphologie dieser Gruppe nach den vorliegenden Berichten nicht hinreichend verstehe. Dass es sich hier um schraubig aufgereihte Kammern handeln soll, ist insofern von Interesse, als ja nach meiner Ansicht auch die an- gebliche Spiralität auf der eigenthümlichen Zusammenfügung von Kammerabschnitten beruht. B.) Streblonia H. 1887. Mit einfacher, ganz oder nahezu kugliger oder lentellipsoidischer Primordialkammer (Medullarschale B.), welche den Anfang der schraubig aufsteigenden Kammerreihe bildet. Oberfläche ohne Radialstacheln. 7 Sp. Streblacantha H. 1887. Nur durch Anwesenheit von Radialstacheln von vorheriger Gattung unterschieden. 3 Sp, Streblopyle H. 1887. Beginn des Skelets eine Larnacilla ähnliche Schale. Daran schliesst sich die schraubige Reihe der folgenden Kammern; ohne Radialstacheln der Oberfläche, 2 Sp. 31. Familie. Phorticida H. 1881. Um eine wie Larnacilla gebaute Centralschale findet sich eine ganz unregelmässige, je- doch einkammerige Corticalschale (2. Corticalschale B.). Phorticium H. 1881. Die 2. unregelmässige Corticalschale gegittert. 4 Sp. Spongophortis H. 1881. Die 2. Corticalschale spongiös. 3 Sp. 32. Familie. Soreumida H. 1881. „Ganz unregelmässige vielkammerige Larcoidea, deren an Zahl variirende Kammern ohne jegliche bestimmte Anordnung zusammengefügt sind. Primordialkammer einfach oder Larna- eilla ähnlich.“ Soreuma H. 1881. Centralkammer einfach, kuglig oder nahezu so. Mit oder ohne Radialstacheln. 6 Sp. Sorolarcus H. 1881. Centralkammer vom Bau einer Larnacilla. 3 Sp. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 124 1970 Radiolaria. II. Legion. Acantharia H. 1881 (= Acanthometrea Hertwig 1879 und unseres Abschnitts über die Radiolarien). Grundgestalt kuglig. Skelet nicht kieselig, aus sog. Acanthin bestehend, stets vom Cen- trum des Körpers, also auch jenem der ©. K. ausgehend. VII. Ordn. Actinelida H. 1882 (Subordo). Mit variabler Zahl von Radialstacheln, welche gewöhnlich unregelmässig angeordnet sind, nicht nach dem Müller’schen Gesetz. 33. Familie. Astrolophida H. 1881. Die sehr zahlreichen (30-100 und mehr) Stacheln strahlen vom Centrum allseitig aus. Actinelius H. 1865. Alle Stacheln gleich gross. 5 Sp. Astrolophus H. 18S1. Die Stacheln von zweierlei Grösse. 2 Sp. Actinastrum H. 1887. 32 Stacheln von regelmässiger Anordnung. S äquatoriale, 16 Tropen- und S Polar- stacheln. 2 Sp. ; 34. Familie. Litholophida H. 1862. Stacheln nicht allseitig vom Centrum ausstrahlend, sondern auf einen Quadranten be- schränkt. Auch der ganze Körper repräsentirt dementsprechend nur einen Kugelquadranten. ist also etwa konisch. Litholophus H. 1862, 1865 und 1857 Charaktere der Familie. 8 Sp. 35. Familie. Chiastolida H. 1562 (= Acanthochiasmida H. 1862 und unser Text). Je zwei entgegenstehende Radialstacheln im Centrum verwachsen. Daher kreuzen sich ‚die Doppelstacheln im Centrum, ohne feste Zusammenfügung. Chiastolus H. 1887. Mit 16 Doppelstacheln. 1 Sp. & Acanthochiasma Krohn 1860, H. (16), Hertwig (33). Taf. 28, 4. Mit 10 Doppelstacheln. 4 Sp. VIII. Ordn. Acanthonida. Mit 20 nach dem Müller’schen Gesetz angeordneten Stacheln (d. h. 4 Aequatorial-, $S Tropen- und 8 Polarstacheln). 36. Familie. Astrolonchida H. 1881. Mit 20 einfachen, nahezu gleich grossen und ähnlich gebauten, nach dem Müller’schen Gesetz geordneten Stacheln a. Stacheln ohne seitliche Querfortsätze. Acanthometron (Acanthometra) J. M. 1855 (Mon. Ber. und 12) H. emend. 1887, H. (16), Hertwig (33). Syn. Zygacantha p. p. H. (16), Astrolithium p. p. H. (16, jetzt nur Subgenus). a A Der Stachelquerschnitt kreisförmig. 12 Sp. Zygacantha (J. M. 1858) H. emend. 1887, H. (16) p. p. Syn. Acanthometra p. p. Müller (12), H. (16), Astrolithium p. p. H. (16). Stachelquerschnitt elliptisch bis rhombisch. 9 Sp. Acanthonia H. 1881. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), H. (16), Clapar. und Lachm, (14). Taf. 27, 5—6. Stacheln vierkantig, prismatisch oder pyramidal; ihr Querschnitt viereckig. 16 Sp. System nach Häckel 1857 (Ordn. Actinelida und Acanthonida). 1971 b. Jeder Stachel mit 2 gegenständigen seitlichen Querfortsätzen; oder manchmal 2 bis 3 Reihen solcher. Lithophyllium J. M. 18585. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), Xiphacantha px p. H.; (16). Mit 2 nicht verästelten Querfortsätzen. 4 Sp. Phractacantha H. 1881. Mit 2 verzweigten Querfortsätzen. 2 Sp. -Doracantha H. 188]. Mit 2 gegitterten oder gefensterten Querfortsätzen. 1 Sp. Astrolonche H. 1881. Syn. Acanthometra J. M. p. p. (12), Xiphacantha p. p. H. (16), Hertwig (33), Aspidomma p. p. H. (16). Man 20, 9% Mit 4 bis zahlreichen Querfortsätzen, die gewöhnlich in 2, seltener in 3 doppelten Längsreihen an den Stacheln stehen. 5 Sp. c. Stacheln mit 4kreuzförmig geordneten Querfortsätzen, oder 4 ent- sprechenden Längsreihen solcher. Xiphacantha H. 1862, emend. 1887. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12). Mit 4 einfachen Querfortsätzen. 12 Sp. Stauracantha H. 1881. Syn. Dorataspis p. p. H. (16). Mit 4 verzweigten Querfortsätzen. 10 Sp. Phatnacantha H. 1881. Die 4 Querfortsätze gegittert. 2 Sp. Pristiacantha H. 18837. Mit 4 Längsreihen von Querfortsätzen. 3 Sp. 37. Familie. Quadrelonchida H. 1837 (Acanthostaurida H. 18S1). Die 4 Aequatorialstacheln viel grösser wie die 16 übrigen. a. Stacheln ohne Querfortsätze. “Acanthostaurus H. 1862, Hertwig (33). Syn. Acanthometra p. p. Claparöde (14), Staurolithium H. (16) Tat. 270,8: Die 4 äquatorialen Stacheln von gleicher Grösse und Gestalt. Die Tropen- und Polar- stacheln nahezu gleich. 8 Sp. Belonostaurus H. 1887. Wie Acanthostaurus, doch die Tropen- und Polarstacheln sehr verschieden. 2 Sp. Lonchostaurus (H. 1862) emend. 1837. Die gegenständigen Paare der Aequatorialstacheln von sehr verschiedener Grösse und Gestalt. 6 Sp. Zygostaurus H. 1887. Wie Lonchostaurus, doch die beiden grösseren äquatorialen Hauptstacheln verschieden lang. 6 Sp. b. Mit 2 gegenständigen Querfortsätzen an sämmtlichen oder einem Theil der Stacheln. Quadrilonche H. 1887. _Querfortsätze unverzweigt. 4 Sp. Xiphoptera H. 1881. (Querfortsätze verzweigt. 3 Sp. Lithoptera J. M. 1855, H. (16). all) Querfortsätze gegittert. 9 Sp. 38. Familie. Amphilonchida H. 1557 (Acantholonchida H. 1881). Zwei gegenständige Aequatorialstacheln viel grösser wie die 18 übrigen Stacheln. 124 * 1972 Radiolaria. Amphilonche H. 1862. aa Die 18 kleinen Stacheln nahezu gleich. 17 Sp. Amphibelone (Name von H. 1862) s. mut. 1857. Syn. Amphilonche p. p. H. (16). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch ungleiche Länge der beiden äquatorialen Hauptstacheln. 5 Sp. Acantholonche H. 1881. Die 18 kleinen Stacheln ungleich. Die S Polarstacheln viel kleiner wie die übrigen. 2 Sp. IX. Ordn. Sphaerophracta H. 1887. Mit 20 gleichgrossen vierkantigen Stacheln; dazu eine völlig umschliessende gegitterte kuglige Schale, welche entweder von Gitterfortsätzen der Stacheln gebildet wird, oder von den Stacheln ganz unabhängig ist. 39. Familie. Sphaerocapsida H. 1881. Die sphärische Schale, welche die Gallerte (Calymma H.) umschliesst, besteht aus zahl- losen kleinen Plättchen, jedes mit einem Porus. Stacheln vierkantig; selten ganz reducirt. (Die Vereinigung dieser ganz abweichenden Familie mit den beiden folgenden zu einer Ord- nung ist sicher unnatürlich. Die Formen haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den Circoporida unter den Phaeodarien; eine Ableitung der Öircoporida und anderer Phaeodaria von ceno- capsaartigen Formen wäre nicht unmöglich. B.) a. Die Stacheln reichen bis zur Schale, oder treten durch dieselbe hindurch und frei hervor. Sphaerocapsa H. 1881. Die Stacheln so lang wie der Radius der Schale. Das Ende eines jeden vierkantigen Stachels liest in einem kreisförmigen vierlappigen Loch der Schale, mit dessen einspringenden Lappen sich die 4 vorspringenden Kanten des Stachels verbinden (jedes Stachelloch gehört einem #esonderen grösseren, kreisförmigen Schalenplättchen an; ebenso bei den übrigen Sphaerocapsida). Demnach. um jedes Stachelende 4 sog. „aspinale“ Poren (oder besser Löcher. B.). 4 Sp. Astrocapsa H. 1887. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur dadurch, dass die Stacheln länger sind wie der Schalenradius und daher frei hervortreten. 4 Sp. b. Stacheln kürzer wie der Schalenradius. Sie erreichen daher die Schalenwand nicht. Dennoch findet sich in dieser über dem Ende jedes Stachels ein vierlappiges Loch. Porocapsa H. 1887. Die 20 Löcher der Schale nicht in radiäre Röhrchen verlängert. 4 Sp. Cannocapsa H. 1877. Die 20 Löcher distal in hohle Radiärröhrchen ausgewachsen. 3 Sp. c. Die Stacheln ganz zurückgebildet, dagegen die 20 Stachellöcher der Schale vorhanden. Öenocapsa H. 1887. Mit den Charakteren der Abtheilung. 1 Sp. 40. Familie. Dorataspida H. 1862. Die kuglige Schale wird von den meist gegitterten Querfortsätzen der 20 Stacheln ge- bildet, Centralkapsel innerhalb der Gitterschale. a. Jeder Stachel mit 2 Querfortsätzen, durch deren Zusammenstossen die Schale gebildet wird. a‘. Diese Querfortsätze verzweigt, jedoch nicht gegittert. Phractaspis H. 1881. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), Dorataspis p. p. H. (16). Taf. 28, 3: An den Zusammenstossungspunkten der Querfortsätze keine accessorischen centrifugalen Stacheln. 6 Sp. System nach Häckel 1897 (Ordn, Sphaerophracta). 1973 Pleuraspis H. 1881. Syn. Acanthometra p. p. J. M. (12), Dorataspis p. p. H. (16). Von vorhergehender Gattung nur durch accessorische Stacheln unterschieden. 5 Sp. a”. Querfortsätze der Stacheln gegittert. Dorataspis (H. 1860 und 16) emend. 1887. Jede der 20 Schalenplatten (Querfortsätze) nur mit 2 Gitterlöchern. Schalenoherfläche ohne Grübchen und polygonales Leistenwerk oder accessorische Stacheln. 8 Sp. Diporaspis H. 1887. Wie Dorataspis, doch mit zahlreichen accessorischen Stacheln. 3 Sp. Orophaspis H. 1881. Wie Dorataspis, doch jeder Stachel ausserhalb der Schale mit 2 gegenständigen feinen, einfachen oder verzweigten Querfortsätzen. 6 Sp. Ceriaspis H. 18S1. Wie Dorataspis, doch die Schalenoberfläche mit zahlreichen Grübchen, welche durch erhabene, polygonal angeordnete Leisten gesondert sind. Ohne accessorische Stacheln. 6 Sp. Hystrichaspis H. 1897. Wie Ceriaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 10 Sp. Coscinaspis H. 1887. Die Schalenplatten von zahlreichen Gitterlöchern durchbohrt. Ohne accessorische Stacheln. 9 Sp. Acontaspis H. 1881. Wie Coseinaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 4 Sp. b. Jeder Stachel mit 4 kreuzförmig geordneten Querfortsätzen (Schalenplatten). bh‘. Die Querfortsätze sämmtlicher oder eines Theils der Stacheln verzweigt, nicht gegittert. Stauraspis H. 18S1. Die Querfortsätze sämmtlicher Stacheln nur verzweigt. Ohne accessorische Stacheln. 4 Sp. Echinaspis H. 1881. Wie Stauraspis, doch mit accessorischen Stacheln. 3 Sp. Zonaspis H. 1887. Die 4 äquatorialen Stacheln mit vierporigen Platten, die übrigen Stacheln mit verzweigten Querfortsätzen. Mit accessorischen Stacheln. 3 Sp. Dodecaspis H. 1887. Die äquatorialen und die polaren Stacheln mit vierlöcherigen Platten, die Tropenstacheln mit verzweigten Querfortsätzen. Mit accessorischen Stacheln. 2 Sp. b“. Sämmtliche Stacheln mit gegitterten Platten. Tessaraspis H. 1881. Syn. Dorataspis p. p. H. (16). Sämmtliche Platten mit 4 Löchern. Ohne accessorische Stacheln. 13 Sp. Lychnaspis H. 1882. Syn. Dorataspis p. p. H. (16), Haliomma p. p. Müller (12) Haliommatidium p. p. H. (16). Wie Tessaraspis, doch mit zahlreichen accessorischen Stacheln. 14 Sp. Isocaspis H. 1881. Syn. Haliommatidium p. p. H. (16). Die 20 Schalenplatten ausser den 4 Löchern um die Stacheln noch mit 4—12 oder mehr anderen Löchern (Coronalporen H.) ohne accessorische Stacheln. 9 Sp. Hylaspis H. 1837. Wie Isocaspis, doch mit accessorischen Stacheln. 3 Sp. 41. Familie. Phractopeltida H. 1881. Mit 2 concentrischen gegitterten Schalen, die beide’ von verzweigten Querfortsätzen der 20 Stacheln gebildet werden. Die innere Schale in der ©. K., die äussere um dieselbe. Phractopelta H. 1581. Syn. Haliomma p. p. Müll. (12), Aspidomma p. p. H. (16)- 13r928%47 Die Stacheln ohne freie Querfortsätze ausserhalb der äusseren Schale. 11 Sp. 1974 Radiolaria. Pantopelta H. 1887. Jeder Stachel mit 2 äusseren freien Querfortsätzen. 1 Sp. Octopelta H. 1887. Nur die Tropenstacheln mit freien, äusseren Querfortsätzen. 3 Sp. Dorypelta H. 1881. Nur die Tropen- und 4 der Polarstacheln mit freien, äusseren Querfortsätzen. 8 Sp. Stauropelta H. 1881. Die Tropen- und Polarstacheln sämmtlich mit Querfortsätzen. 2 Sp. X. Ordn. Prumophracta H. 1887. Mit ellipsoidischer, linsenförmiger oder doppelkegeliger Schale. Die 20 nach dem Müller’schen Gesetz geordneten Radialstacheln von verschiedener Grösse. 42. Familie. Delonaspida H. 1897. 2 der äquatorialen Stacheln länger wie die übrigen. Die Schale ellipsoidisch. Thoracaspis H. 1881. Jede Schalenplatte mit 2 Löchern. Ohne Grübchen oder accessorische Stacheln der Oberfläche. 4 Sp. Belonaspis H. 1881. Unterscheidet sich von Thoracaspis nur durch zahlreiche accessorische Stacheln. 6 Sp. Dictyaspis H. 1887. Syn. Dorataspis p. p. H. (16). Wie Thoracaspis, doch mit zahlreichen Grübchen oder polygonalen Leisten der Ober- fläche. 3 Sp. Coleaspis H. 1881. Wie Dictyaspis, doch mit zahlreichen accessorischen Stacheln. 6 Sp. Phatnaspis H. 1881. Syn. Haliommatidium H. p. p. (16), Haliomma p. p. Müller (12). Taf. 28,6. . Schalenplatten mit zahlreichen Löchern. Ohne accessorische Stacheln. 12 Sp. 43. Familie. Hexalaspida H. 1887. Schale scheiben- oder linsenförmig. Die 6 in der Mittelebene (= Abplattungsebene) liegenden Stacheln (2 Aequatorial- und 4 Polarstacheln) viel grösser wie die übrigen und da- her stark über den Schalenrand vorspringend. Hexalaspis H. 1887. Alle 20 Stacheln springen über die Schalenoberfiäche vor; ihre vorspringenden Ab- schnitte nicht von Scheiden umgeben. Die 6 Hauptstacheln viel grösser wie die übrigen. 5 Sp. Hexaconus H. 18837. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur dadurch, dass die Basen der vorspringenden Stachelabschnitte von röhrigen, vorspringenden Skeletscheiden umgeben sind. 6 Sp. Hexonaspis H. 1887. Unterscheidet sich von Hexalaspis dadurch, dass die 14 Nebenstacheln ganz rudimentär sind, nicht vorspringen. 4 Sp. Hexacolpus H. 1887. Unterscheidet sich von Hexaconus durch die rudimentäre Beschaffenheit der Neben- stacheln. 5 Sp. 44. Familie. Diploconida H. 1862. 2 gegenständige Aequatorialstacheln sehr gross, umgeben von je einer konischen bis cylindrischen, häufig comprimirten Scheide, welche von einer kleinen centralen Gitterschale entspringt. Die übrigen 18 Stacheln vitl kleiner, häufig rudimentär. Diploconus H. 1862. Var 27.11 Die Nebenstacheln gut sichtbar und über den Centraltheil des Skelets vorspringend; doch die Tropenstacheln zuweilen rudimentär. 7 Sp. Diplocolpus H. 1887. Alle 18 Nebenstacheln ganz rudimentär oder äusserlich atrophirt. 5 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Prunophracta, Nassoidea und Plectoidea). 1975 Il. Unterklasse. Oseulosa H. 1887 (= Monopylea + A dann unseres Textes). Gentralkapsel monaxon bis bilateral mit einem polaren Porenfeld oder einer bis mehreren weiteren Oeflnungen. Im Uebrigen unperforirt. II. Legion. Nasselaria Ehrenberg 1875 (+ Spyridina) (= Monopylea Hertwig 1579, Monopylaria H. 1881 und unser Text). Monaxone bis bilaterale Centralkapsel mit einfacher Wand und polarem Porenfeld mit eigenthümlichem „Pseudopodienkegel‘“ (Podoconus H.). Extrakapsuläres Plasma ohne Pigment (Phaeodium). Skelet kieselig, monaxon, bis zwei- und mehrstrahlig oder bilateral; selten ohne Skelet XI. Ordn. Nassoidea H. 1887. Ohne Skelet. 45. Familie. Nasselida H. 1837. Öharaktere der Ordnung. Cystidium Hertwig 1879, H. 1887. Ohne extrakapsuläre Alveolen. 3 Sp. Nassella H.-1887. Mit extrakapsulären Alveolen. 2 Sp. XII. Ordn. Plectoidea H. 1881 (Plagiacanthida Hertw. 1879 sensu ampliori). Skelet besteht aus drei oder mehr von einem Punkt (welcher stets unter dem Basalpol der ©. K. liegt) oder einem Centralstab ausstrahlenden Stacheln, welche einfach oder verzweigt sind. Durch Verwachsung der Zweige entsteht z. Th. auch ein Flechtwerk, doch nie eine vollständige Gitterschale. Ein Skeletring fehit stets. 46. Familie. Plagonida H. 1881 (= Plagiacanthida s. str. Hertw. 1879). Das Skelet ohne Flechtwerk; es trägt die auf ihm ruhende Öentralkapsel, umschliesst sie jedoch nicht. . a. Mit 5 Radialstacheln. Triplagia H. 1881. Die 5 gedornten bis verzweigten Stacheln entspringen von einem Punkt und liegen in einer Horizontalebene (in Bezug auf die Kapsel). 3 Sp. Plagiacantha Glaparede 1856 (Mon. Ber. und 14), Hertwig (33). Taf.,31, 17a. Wie Triplagia, doch die 3 Stacheln bilden die Kanten einer umgekehrten dreiseitigen Pyramide. 6 Sp. b. Mit 4 Radialstacheln. Tetraplagia H. 1881. Syn. Plagiacantha var. Hertw. (33). Die 4 gleichen gedornten Stacheln entspringen von einem Gentralpunkt und bilden die Kanten einer umgekehrten vierseitigen Pyramide (in Bezug auf die Basis der Ö.K.) 3 Sp. Plagoniscus H. 1887. Der 4. Stachel verschieden von den 3 ührigen; er steigt vertical auf im Gegensatz zu den 3 schief aus- und abwärts gerichteten basalen. 4 Sp. Plagonidium H. 1881. Die 4 gleichen Stacheln entspringen paarweise von den beiden Polen eines gemeinsamen Centralstabs. 2 Sp. Plagiocarpa H. 1881. Wie Plagonidium; einer der 4 ungleichen Stacheln jedoch aufsteigend. 2 Sp. c. Mit 6 Radialstacheln. Hexaplagia H. 1881. Die 6 Stacheln entspringen von einem gemeinsamen Üentralpunkt. 4 Sp. 1976 Radiolaria. Plagonium H. 1881. | Die 6 Stacheln entspringen in 2 Gruppen von den Polen eines gemeinsamen Central- stabs. 5 Sp. d. Mit 7 oder mehr Radialstacheln. Polyplagia H. 1887. Die Stacheln entspringen in verschiedenen Ebenen (d. h. wohl, gehören nicht paarweis gewissen Radialebenen an. B.) von einem gemeinsamen Centralpunkt. 5 Sp. 47. Familie. Plecetanida H. 1881. Die Verzweigungen der Radialstacheln bilden durch ihre Verwachsungen ein Flechtwerk. Das Skelet umhüllt die Kapsel theilweise. a. Mit 3 Radialstacheln. Triplecta H. 1881. Wie Triplagia. 2 Sp. Plectophora H. 1881. Wie Plagiacantha. 4 Sp. b. Mit 4 Radialstacheln. Tetraplecta H. 1881. Wie Tetraplagia. 3 Sp. Plectaniscus H. 1887. Wie Plagoniscus. 5 Sp. Periplecta H. 1881. Wie Plagiocarpa. 3 Sp. c. Mit 6 Stacheln. Hexaplecta H. 1881. Wie Hexaplagia. 2 Sp. Pleetanium H. 1881. Wie Plagonium. 3 Sp. d. Mit 7 oder mehr Radialstacheln. Polyplecta H. 1887. Syn. Acanthodesmia dumetum J. Müll. (12), ? Acanthodesmia polybrocha H. (1865). Wie Polyplagia. 5 Sp. XIII. Ordn. Stephoide« H. 1881 (= Acanthodesmida Bütschli 1881 sensu ampliori). Skelet besteht aus ein bis mehreren verwachsenen Ringen, welche durch loses Netzwerk verbunden sein können. Der ursprünglichste oder Sagittalring umschliesst die Kapsel, er liegt in einer Verticalebene in Bezug auf die C.K. 48. Familie. Stephanida H. 1887 (= Monostephanida H. 1851). Skelet besteht nur aus dem verticalen Sagittalring. Ohne eigentliches Gitterwerk. a. Der Basaltheil des Rings ohne anschnliche Stachelfortsätze (sog. Füsse H.). Archicircus H. 1887. Syn. Lithocircus und Monostephus H. p. p. 1881, Litho- circus p. p. Hertw. (33). Taf. 28, 92. Der Ring ohne deutliche Verschiedenheit einer Ventral- (hintere Seite Bütschli im Text) und Dorsalseite. Sein Basal- und Apicalpol meist schwach verschieden. Glatt oder dornig. 13 Sp. Lithocircus Joh. Müll. 1856 (Mon. Ber. und 12). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch _verzweigte Bestachelung des Rings. 8 Sp. Zygocircus Bütschli 1881. Syn. Lithocircus p. p. Hertwig (33). ’ Tare289: Der Ring deutlich bilateral, d. h. mit differenzirter Ventral- [Hinter- B.] und Dorsal- Vorder- B.] seite. Dornig oder glatt. 12 Sp. Fossil seit Tertiär. System nach Häckel 1887 (Ordn. Stephoidea). 1977 Dendrocircus H. 1881. Unterscheidet sich von Zygocircus durch verzweigte Bestachelung. 7 Sp. b. Der Basalabschnitt desRings mit sog. Basalfüssen, d. h. schief abwärts gerichteten, einfachen bis verzweigten stachelartigen Fortsätzen, welche wohl zweifellos den Stacheln der Plectoiden homolog sind. CGortina H. 1887. Mit 3 sog. Füssen (H.) oder Basalstacheln; zwei seitlichen und einem sog. caudalen (H., von uns früher im Text als vorderer bezeichnet; H. hätte ihn consequenter Weise doch wohl als dorsalen bezeichnen müssen, da er an der von ihm als dorsalen bezeichneten, flacheren Hälfte des Sagittalrings entspringt, unsere Vorderseite, s. oben im Text. B.). 6 Sp. Stephanium H. 1887. Mit 4 Basalstacheln, 2 seitlichen und 2 sagittalen, also zu dem dorsalen (caudalen H.) noch ein ventraler (sternaler H.). 2 Sp. 49. Familie. Semantida H. 1887. Zu dem Sagittalring gesellt sich ein basaler Horizontalring, welcher durch Verwachsung von Aesten der Basalstacheln entstanden ist. a. Die Basalstacheln springen nicht über den Horizontalring frei vor. Semantis H. 1887. Syn. Stephanolithis p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38). Taf. 28, 10. Der durch spangenförmige Verbindung von Seitenästen der beiden seitlichen kurzen Basalstacheln mit solchen der Ursprungsstelle des rudimentären dorsalen Basalstachels ent- standene horizontale Ring (welcher jedoch eigentlich nicht einheitlich ist) umschliesst in jeder seiner Hälften ein sog. Basalloch (B., Jugularporus H.). Die Basalstacheln nicht über den Horizontalring frei vorspringend (daher angeblich Basalfüsse fehlend H.). 6 Sp. Seit Tertiär. Semantrum H. 1887. Syn. Stephanolithis p. p. Bütschli (38). Sehr ähnlich Taf. 28, 11. Wie vorhergehende Gattung, doch durch Zutritt einer spangenartigen Verbindung der seitlichen Basalstacheln mit dem ventralen (hinteren. B.) Ende des Basaltheils des Sagittalrings, 4 typische Basallöcher. 7 Sp. Seit Tertiär. Semantidium H. 1887. Taf 28,112 Wie Semantis, doch jederseits 3 Basallöcher (hinzu gesellt noch ein 3. Paar dorsalster. B.). 4 Sp. Seit Tertiär. Glathrocircus H. 18S1. Die Löcherbildung dehnt sich auch auf die übrigen Partien des Sagittalrings aus, indem dessen seitliche Dornen verwachsen. Ohne vorspringende Basalstacheln, doch natürlich mit Basalporen. 6 Sp. b. Mit frei über den Horizontalring vorspringenden Verlängerungen der Basalstacheln. Die beiden seitlichen scheiden die ventralen (hinteren. B.) und dorsalen (vorderen. B.) Basallöcher. Die Zahl der Basallöcher ist in den Gattungen verschieden. Cortiniscus H. 1887. Mit 3 typischen Basalstacheln. 5 Sp. Stephaniscus H. 1887. Mit 4 Basalstacheln, durch Zutritt eines sagittalen ventralen (hinteren. B.). 4 Sp. Semantiscus H. 1897. Mit 6 Basalstacheln, 2 sagittalen, den 2 ursprünglichen seitlichen und 2 weiteren dor- salen seitlichen. 3 Sp. 50. Familie. Coronida H. 1887 (= Triostephida H. 1581). Zu dem Sagittalring gesellt sich ein senkrecht zu ihm stehender, verticaler Frontalring. Gewöhnlich auch der horizontale Basalring vorhanden; dagegen nie ein horizontaler Apicalring (Mitralring H.). 1978 Radiolaria. a. Nur die beiden verticalen Ringe ausgebildet, ohne Basalring; da- her auch ohne Basallöcher. Zygostephanus H. 1862 und 1887. Charaktere wie erwähnt, die Löcher zwischen den Ringen offen, ohne Gitterwerk. 7 Sp. Zygostephanium H. 1881. Die Löcher zwischen den beiden Ringen von mehr oder weniger Gitterwerk überspannt, welches aus der Verwachsung der Bedornung hervorgeht. 3 Sp. b. 3 Ringe. Sagittal- und Frontalring unvollständig, da sie sich basalwärts auf den vollständigen Basalring aufsetzen, ihn jedoch nicht kreuzen. Coronidium H. 1881. Zwischen den Ringen kein Gitterwerk. 4 Sp. Acanthodesmia J. Müll. 1858. Zwischen den Meridionalringen theilweis Gitterwerk. 4 Sp. c. Sagittal- und Basalring vollständig; der frontale dagegen hasal- wärts unvollständig; daher der Basalring in zwei seitliche Basal- löcher getheilt. Eucoronis H. 1881. Keine Basalstacheln und zwischen den Ringen kein Gitterwerk. 7 Sp. Plectocoronis H. 1881. Wie Eucoronis, doch zwischen den Ringen Gitterwerk. 3 Sp. Podocoronis H. 1881. Wie Eucoronis, doch mit verschiedener Zahl von frei vorspringenden Basalstacheln. 8 Sp. d. Die 3 Ringe complet; daher die typischen beiden Paare von Basal- löchern. Triostephanium H. 18S1. Syn. Acanthodesmia p. p. Bütschli (38). | | Taf. 28, 12. Die Basallöcher viel kleiner wie die 4 grossen Apicallöcher, d. h. der Horizontalring dem Basalpol der Meridionalringe sehr genähert. 4 Sp. Seit Tertiär. Tricyclidium H. 1881. Aehnlich Triostephanium, doch Gitterwerk zwischen den Ringen. 2 Sp. Trissocircus H. 1881. Die Basal- und Apicallöcher von derselben Grösse, d. h. Horizontalring etwa in halber Höhe der Meridionalen. 5 Sp. Trissocyclus H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung dadurch, dass die Löcher theilweis über- gittert sind. 3 Sp. 51. Familie. Zympanida H. 1837 (= Parastephida H. 1881). Mit 2 parallelen horizontalen Ringen, einem basalen und einem apicalen; dieselben sind verbunden durch vollständige oder unvollständige Verticalringe oder durch parallele verticale Stäbe. a. Die beiden Horizontalringe durch einen vollständigen Sagittal- ring vereinigt. Protympanium (non H. 1881) H. 1887. non Protympanium oben p. 401 Holzschnitt Fig. 7. Nur der Sagittalring verbindet die beiden horizontalen. 3 Sp. Acrocubus H. 1881. Zu dem Sagittalring gesellen sich in der Frontalebene noch 2 senkrechte Stäbe zur Ver- bindung der Horizontalringe. 9 Sp. Toxarium H. 1887. Wie Acrocubus, doch vom Apical- und Basalpol des Sagittalrings entspringen 2 verti- cale Stacheln, welche sich in der Frontalebene gabeln. Die Gabelhälften jedes Stachels biegen System nach Häckel 1887 (Ordn. Stephoidea und Spyroidea). 1979 sich gegen die Seitentheile der horizontalen Ringe herab (resp. herauf) und verwachsen mit ihnen da, wo die beiden senkrechten Stäbe an sie herantreten. 9 Sp. Microcubus H. 1881. Wie Acrocubus, doch dazu noch ein äquatorialer 3. Horizontalring. 6 Sp. Öctotympanum H. 1887. Achnlich Acrocubus, doch die seitlichen senkrechten Stäbe oder Columellae so kurz, dass die seitlich gegeneinander zusammenbiegenden Horizontalringe mit ihren seitlichen Polen direct verwachsen. 4 Sp. Tympaniscus H. 1887. Syn. Ceratospyris fibula Ehrb. (26). Achnlich Acrocubus, doch neben dem Sagittalring noch 4 senkrechte Verbindungsstäbe der beiden Horizontalringe. 7 Sp. Seit Tertiär. Tympanidium H. 1881. Syn. ? Lithocubus Rüst (1885). Aehnlich Tympaniscus, doch neben dem Sagittalring noch 6 Verbindungsstäbe, 5 Sp. Seit ? Jura. (R. 1 Sp.) b. DieLumina der Horizontalringe übergittert. Zahlder Verbindungs- stäbe (einschliesslich der beiden vom Sagittalring gebildeten) ver- schieden. Siehe Fig. 5 Holzschnitt 7 p. 401. Paratympanium. Der Apicalring (Mitralring H.) kleiner wie der basale. Verbindungsstäbe zahlreich. 3 Sp. Lithotympanum H. 1881. Die beiden Ringe gleich gross. 2 Sp. c. Nur der Apicalring übergittert, der Basalring offen. Dystympanium H. 1587. Der Apicalring kleiner wie der basale. 3 Sp. (Die Aehnlichkeit dieser Skelete mit gewissen sog. Stühlchen der Holothurien ist z. Th. recht gross. B.) d. Die beiden Horizontalringe offen, auch nicht durch den Sagittal- ring getheilt. Zahl der Verbindungsstäbe verschieden, Parastephanus 11831. Siehe p. 401 Fie. 5, 1. 2 gegenständige Verbindungsstäbe. 4 Sp. Prismatium H. 1862 und 1887. Siehe p. 401 Fig. 5, 3 Verbindungsstäbe. 2 Sp. Pseudocubus H. 1857. Die beiden Horizontalringe verschieden gross. 4 Verbindungsstäbe. 3 Sp. Lithocubus H. 1881. I Siehe p. 401 Fig. 5, 3. Die Horizontalringe gleich gross. 4 Verbindungsstäbe. 4 Sp. Öircotympanum H. 1887. Die Horizontalringe verschieden gross; 6 oder mehr Verbindungsstäbe. 3 Sp. Eutympanium H. 1881. Siehe p. 401 Fig. 5. Wie vorhergehende Gattung, doch die Ringe gleich gross. 5 Sp. XIV. Ordnung. Spyroidea H. 1881 (= Zygoeyrtida H. 1862, Bütschli 1881). Zu dem Sagittalring, welcher wohl stets vorhanden, gesellt sich eine köpfchenartige Gitterschale, welche fast ausnahmslos in der Sagittalebene eingeschnürt ist”). Der Ring liegt *) Dies ist der einzige entscheidende Charakter, welcher diese Ordnung von gewissen Angehörigen der Monocyrtida H.s scheidet; da er jedoch bei den Zygocyrtida manchmal recht undeutlich wird oder ganz verloren geht, halte ich die Trennung jener Monocyrtiden von den Zygocyrtiden für undurchführbar, zumal die Gruppe der Monocyrtida eine ganz unnatürliche ist, wie ich schon 1881 zeigte. 1980 Radiolaria, gewöhnlich mehr oder weniger in der Wand der Gitterschale, wenn nicht, dann nach innen von derselben. Dazu jedoch z. Th. noch ein erstes Schalenglied (oder Thorax H.). 52. Familie. Zygospyreda H. 1887. Ohne blasenförmigen Apicalaufsatz der Schale (Cupola oder Galea H.) und ohne ein Thoraxglied. a. Mit 3 Basalstacheln, einem sog. hinteren oder dorsalen (vorderen B.) und 2 seitlichen. i Triospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris triomma Ehrb. (26), clavata Bütschli (38), Gladospyris tribrachiata Ehrb. (26). Ein Apicalstachel. 16 Sp. Seit Tertiär. Triceraspyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26). Wie Triospyris, doch jederseits neben dem Apicalstachel noch ein sog. Frontalstachel 11 Sp. Seit Tertiär. Tristylospyris H. 1881. CGeratospyris p. p. Ehrb. (26). Ohne Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Gephalospyris H. 1881. Ohne Apicalstacheln, dagegen jederseits am Apex 2 grosse Löcher. 3 Sp. b. Mit nur 2 Basalstacheln (wahrscheinlich die seitlichen). Diospyris H. 1881. Basalstacheln einfach. Ein Apicalstachel. 7 Sp. Brachiospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (25 und 26). 3 Basalstacheln einfach. Ohne Apicalstachel. 2 Sp. Seit Tertiär. Dendrospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26). Ein Apicalstachel. Die beiden Basalstacheln baumartig verzweigt. 7 Sp. Seit Tertiär. Dorcadospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. Die Basalstacheln mit einer Reihe secundärer Stacheln besetzt. 5 Sp. Gamospyris H. 1881. : Die einfachen Basalstacheln zusammengekrümmt und zu einem Ring verwachsen. 2 Sp. Stephanospyris H. 1881. Wie Gamospyris, doch die Basalstacheln mit einer Reihe Stacheln. 3 Sp. c. 4 Basalstacheln; nämlich zu den 3 gewöhnlichen noch ein vorderer sagittaler (hinterer B.). Tetraspyris H. 1881. 1 Apicalstachel. 5 Sp. Tessarospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Stöhr (35). Ohne Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär, d. Mit 6 Basalstacheln; die 3 hinzugetretenen alterniren mit den 3 ursprünglichen. Hexaspyris H. 1887. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38), Petalo- spyris p. p. Ehrb. (26). Stöhr (55). ar 29T: 1 Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Liriospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrh. (26), Diectiospyris p. p. Ehrb. (20), Bütschli (38), Petalospyris p. p. H. (16). Mit 3 Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Cantharospyris H. 1881. Syn. Ceratospyris p. p. Ehrb. (26), Petalospyris p. Pp- IT. (16), Stöhr (85). Ohne Apicalstachel. 4 Sp. Seit Tertiär. e. Mit 5 Basalstacheln; zu den 3 gewöhnlichen noch 1 Paar zwischen dem hinteren und den seitlichen. Glathrospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. 83 Sp. ; System nach Häckel 1887 (Ordn. Spyroidea). 1981 Aegospyris H. 18851. Syn. Geratospyris p. p. Ehrb. (26). 3 Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Pentaspyris H. 1881. Ohne Apicalstachel. 2 Sp. f. Mit 4 Basalstacheln, den beiden seitlichen undeinem Paar zwischen diesen und dem fehlenden hinteren. Zygospyris H. 1881. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Elaphospyris H. 1881. Syn. Öeratospyris p. p. Ehrb. (26), Giraffospyris H. (1881). 3 Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär, Taurospyris H. 1881. Wie Elaphospyris, doch ohne den mittleren Apicalstachel. 2 Sp. Therospyris H. 1881. Ohne Apicalstacheln. 3 Sp. g. Mit mehr wie 6 Basalstacheln. Petalospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26), p. p. Stöhr (35), Bütschli (38). Daß 2926: 1 Apicalstachel. 17 Sp. Seit Tertiär. Anthospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (26). Mit 3 Apicalstacheln. 7 Sp. Seit Tertiär. CGeratospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber, und 25, 26), Stöhr p. p. (35). Mit zahlreichen Stacheln auf der ganzen Schalenoberfläche. 12 Sp. Seit Tertiär. Gorgospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (26). Ohne Apicalstacheln. 9 Sp. Seit Tertiär. h. Ohne Basalstacheln. Circospyris H. 1881. Syn. Dictyospyris p. p. Ehrb. (26). 1 Apicalstachel. 3 Sp. Dictyospyris Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), J. Müller (12), H. (16), Bütschli (38) Taf 2977. Öhne Apicalstacheln. 17 Sp. Seit Tertiär. 53. Familie. Zholospyrida H. 1887. Unterscheiden sich von der vorhergehenden Familie durch eine blasige Auftreibung (Cupola oder Galea H.) des Apex der Schale. Tholospyris H. 1881. 3 Basalstacheln, 1 Apicalstachel. 5 Sp. Lophospyris H. 18$1. Syn. Ceratospyris Hertwig (33). 2 seitliche Basalstacheln, 1 Apicalstachel. 3 Sp. Sepalospyris H. 18S1. 1 Apicalstachel; zahlreiche Basalstacheln. 2 Sp. Tiarospyris H. 1881. Ohne Apicalstachel; zahlreiche Basalstacheln. 4 Sp. Pylospyris H. 1881. Syn. Lithopera p. p. Ehrb. (25), Spiridobotrys H. (16). Taf 29592: 1 Apicalstachel; keine Basalstacheln. 3 Sp. 54. Familie. Phormospyrida (H. 1581) emend. 1887, Ohne Galea, dagegen mit einem einfachen ersten Thoraxglied, das theils durch Ver- wachsung der Zweige der Basalstacheln, theils ohne Betheiligung derselben entsteht. a. Mit den 3 Basalstacheln. Acrospyris H. 1881. Das Thoraxglied durch die Bildung von Gitterwerk zwischen den 3 Basalstacheln ent- standen. 1 Apicalstachel. 5 Sp. 1982 Radiolaria. Phormospyris (H. 1881) emend. 1887. Wie Acrospyris, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Doch rechnet H. hierher Formen, welche sich sehr wesentlich dadurch unterscheiden, dass die Stacheln sich nicht an der Bil- dung der Thoraxwand betheiligen; ein Charakter, welcher mir recht wichtig erscheint und der mehrfach sehr bezeichnend wiederkehrt. B.) b. Mit zahlreichen Basalstacheln, welche stets die Wand des Thorax- gliedes bilden helfen. Patagospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (26), Lithobotrys p. p .Ehrb. (26). 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Tertiär. Rhodospyris H. 1881. 3 Apicalstacheln. 2 Sp. Desmospyris H. 1881. Syn. Petalospyris p. p. Bütschli (38). a2 97: Ohne Apicalstacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. 55. Familie. Androspyride H. 1887. Wie die vorhergehende Familie mit einem Thoraxglied; doch das Köpfchen mit einer sog. Galea oder Öupola. a. Mit 3 Basalstacheln. Androspyris H. 1887. 1 Apicalstachel. Das Gitterwerk der Schale nicht spongiös. 4 Sp. Lamprospyris H. 1881. Gitterwerk der Schale unregelmässiger bis spongiös, Der Apicalstachel nahezu bis zur Spitze umgittert. 5 Sp. b. Ohne frei vorspringende Basalstacheln. | Amphispyris H. 1881. Auf der Ventral- und Dorsalseite der Schale grosse, weite Löcher. Ohne Apical- stachel. 7 Sp. | Tricolospyris H. 1881. | Wie Amphispyris, doch fehlen die erwähnten weiten Löcher. 4 Sp. - Perispyris H. 1881. Wie Tricolospyris, doch Gitterwerk der Schale doppelt oder spongiös. 3 Sp. (Die 3 letzterwähnten Gattungen scheinen mir sicher mit den übrigen dieser Familie keine näheren Beziehungen zu haben; sie dürften überhaupt eine selbstständige aus der Sub- familie der Protympanida entsprungene Gruppe bilden. B.) ee c. Ohne Basalstacheln und ohne äussere Einschnürungen der kugligen oder scheibenförmigen Schale. Sphaerospyris H. 1887. Syn. Dictyospyris sphaera Bütschli (38). Mit kugliger oder nahezu kugliger Schale. 3 Sp. Seit Tertiär. Nephrospyris H. 1887. Syn. Paradictyum H. 1881. Mit scheibenförmiger, d. h. in der Frontalebene stark abgeplatteter Schale, welche am Basalpol nierenförmig eingebuchtet ist. 4 Sp. (Dass die beiden letzterwähnten Gattungen zu dieser Familie gehören, scheint mir sehr fraglich. B.) XV.Ordn. ‚Botryordea H.1881 (—Polyeyrtida H. 1862, Bütschli 1881). Unterscheiden sich von der vorhergehenden Familie dadurch, dass das Köpfchen stets drei- bis viellappig ist. Die Lappenzahl variirt in den Genera selbst. Zum Köpfchen ge- sellen sich häufig noch ein bis mehrere Thoracalglieder. 56. Familie. Cannobotryida (H. 1881) emend. 1887. Ohne Thoracalglieder. Botryopera H. 1887. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (1844 und 6). Ohne röhrige Auswüchse des Köpfchens. 5 Sp. Seit Tertiär. System nach Häckel 1887 (ÖOrdn. Botryoidea und Cyrtoidea). 1983 Oannobotrys H. 18$1. Mit röhrigen Auswüchsen des Köpfchens, welche am distalen Ende geöffnet sind. Zahl der Röhren verschieden (1—5). 7 Sp. 57. Familie. Zithobotryida H. 1887. Mit einem Thoraxglied. . Botriopyle H. 1881. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (25, 26), Lithocorythium Ehrb. p. p. (26). Ohne röhrige Auswüchse des Köpfchens und mit Basalöffnung des Thoraxgliedes. 5 Sp. Seit Tertiär. Acrobotrys H. 18S1. Mit Röhrchen des Köpfchens und offener Basalmündung des Thoraxglieds. $S Sp. Botryocella H. 1851. Syn. Lithobotrys p. p. Ehrb. (22, 26). Ohne Kopfröhrchen; Basalpol des Thoraxglieds geschlossen. 6 Sp. Seit Tertiär. Lithobotrys (Ehrb. 1844 Mon. Ber.) emend. H., Ehrb. p. p. (26), Bütschli (38), Lithocorythium und ? Lithopera p. p. Ehrb. (26), ? Salpingocapsa Rüst (1885). Mal 30,9: Mit Kopfröhrchen. Basalpol des Thoraxglieds geschlossen. 7 Sp. Seit Tertiär, ? Jura (R.). 58. Familie. Pylobotryida (H. 1881) emend. 1857. Mit 2 Thoraxgliedern (Thorax und Abdomen H.). Botryocortys Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25). Tarı30 4, Ohne Kopfröhrchen und mit Basalmündung des 2. Thoraxglieds. 4 Sp. Seit Tertiär. Pylobotrys H. 1881. Mit Kopfröhrchen und Basalmündung. 3 Sp. Botryocampe Ehrh. 1860 (Mon. Ber. und 6, 22). Öhne Kopfröhrchen. Thorax geschlossen. 5 Sp. Seit Tertiär “Phormobotrys H. 1881. Syn. Botryocampe H. (16). NaR#30,79. Mit Kopfröhrchen. Thorax geschlossen. 5 Sp. XVI. Ordn. Cyrtoidea H. 1862. Der einzige Unterschied von den Spyroiden besteht darin, dass dem Köpfchen die sagit- tale Einschnürung fehlt. Entweder besteht die Schale nur aus einem Köpfchen oder besitzt noch eine verschiedene Zahl von Thoraxgliedern. (Da die sagittale Einschnürung auch am Köpfchen zahlreicher Spyroiden H.'s kaum deutlich oder gar nicht mehr sichtbar ist, so erachte ich die Trennung beider Ordnungen für künstlich. B.) 1. Unterordnung Monocyrtida H. 1562 Die Schale besteht nur aus dem Köpfchen oder ist doch einheitlich ohne ringförmige horizontale Einschnürungen. (H. hält die Abtheilung der Monocyrtida aufrecht, obgleich ich schon 1881 und oben im Text darlegte, dass sie unnatürlich ist, insofern wenigstens zahlreiche der hierher- gerechneten Formen aus sog. Dieyrtiden durch Reduction des Köpfchens herzuleiten sind. Andererseits rechnet jedoch H. noch eine Reihe Formen hierher, welche ein einfaches Köpfchen repräsentiren, deren Bau also genau jenem der Spyroidea entspricht, nur fehlt ihnen die sagittale Einschnürung. Wäre die U.-O. der Monocyrtida auf letztere Formen beschränkt, so liesse sich mit derselben rechnen, wenn ich es auch nicht für gerechtfertigt halte, sie von den Spyroi- dea weit zu trennen, wie H. will. So wie sie jetzt beschaflen ist, muss ich dagegen die U.-O. der Monocyrtida für unnatürlich erklären, B.) 59. Familie. Z’ripocalpida H. 1887 (= Archipilida und Archiperida H. 1381). Mit 3 Basalstacheln oder 3 Rippen in der Köpfchenwand (radiäre Apophysen H.). 1984 Radiolaria. a. Mit offener Basalmündung der Schale (dieselbe repräsentirt ein typisches Köpfchen, mit Ausnahme von Tridietyopus). Tripocalpis H. 1881. Syn. Halicalyptra Ehrb. (26). Von der Basis der 3 Stacheln aus ziehen 3 Rippen über die Wand des Köpfchens. 1 Apicalstachel. 5 Sp. Seit Tertiär. Tripodonium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 2 Sp. Tripterocalpis H. 1881. Die 3 Basalstacheln entspringen etwas oberhalb der Mündung, letztere selbst mit zahl- reichen Stacheln. Mündung etwas zusammengezogen. Apicalstachel fehlt. 3 Sp. (Diese Gattung gehört meiner Ansicht nach zu den Dicyrtida, da der Ursprung der Stacheln die basale Grenze des Köpfchens anzeigt. B.) Trissopilium H. 1881. Mit 3 Rippen, doch ohne Basalstacheln. 1 Apicalstachel. 2 Sp. (Gehört wahrscheinlich auch zu den Dicyrtida. B.) Archipilium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Gehört wohl sicher zu den Dicyrtida. B.) Tripilidium H. 1881 und 18S7, Rüst p. p. (1885). Ohne Rippen, mit 3 einfachen bis verzweigten Basalstacheln und 1 Apicalstachel. 9 Sp. (1 der n. sp. Rüst’s aus Jura wohl hierher.) Tripodiscium H. 1851. Syn. Carpocanium Stöhr (35), Tripodiscus Rüst (1885) p. p- \ie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 7 Sp. Seit Jura. (1 der 2 n. sp. von R. wohl hierher.) Tridictyopus H. (bei Hertwig) 1879, Mündung in 3 gegitterte zugespitzte Lappen vorspringend. 1 Apicalstachel. 3 Sp. (Wahrscheinlich keine echte Monocyrtide, sondern durch starke Reduction des Köpfchens aus einer Dicyrtide entstanden. B.) b. Die Basalmündung der Schale übergittert. (Dieser Charakter dürfte in den meisten Fällen werthlos sein, da ohne Zweifel auch die Mündung der echten nur aus dem Köpfchen bestehenden Formen der vorhergehenden Gruppe a übergittert ist, d. h. die bekannte Basalzone aufweist, welche H. nur übersah. B.) Euscenium H. 1887. Mit sog. Columella im Inneren (d. h. dem Dorsaltheil |H.] des Sagittalrings B.), welche sich in den Apicalstachel fortsetzt. Die Basalstacheln ohne seitliche Flügel. S Sp. Cladoscenium H. 1881. Unterscheidet sich nur durch Verzweigung der Columella von vorhergehender Gattung (ein Charakter, der schwerlich von Bedeutung ist, da er Euscenium kaum fehlen dürfte B.) 6 Sp. Archiscenium H. 1881. Columella einfach; 1 Apicalstachel. Die 3 Basalstacheln durch hohe, flügelartige, ge- gitterte Rippen mit der Basis des Apicalstachels verbunden. 5 Sp. Pteroscenium H. 1881. j Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch eine verzweigte Columella (daher gilt hier wohl das schon bei Cladoscenium Bemerkte). 6 Sp. Peridium H. 1831. Ohne Columella (? B.). 1 Apicalstachel. 7 Sp. Archipera H. 1881. Ohne Columella (? B.) mit 2 oder mehr Apicalstacheln. 6 Sp. Archibursa H. 1881. Ohne Columella und ohne Apicalstachel. 1 Sp. 60. Familie. Phaenocalpida H. 1887 (= Archiphormida und Archiphaenida H. 1881. Mit zahlreichen (4 und mehr) Basalstacheln, resp. radiären Stäben der Gitterwand der Schale. A x System nach Häckel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1985 a. Mit offener Basalmündung. (Auch hier ist dieser Charakter bedeutungslos, da er sich bei zahlreichen Formen gar nicht auf die Basis des Köpfchens bezieht, sondern auf ein echtes Thoracalglied. Handelt es sich um die Basis eines eigent- lichen Köpfchens, so ist diese wohl stets übergittert und mit den charakteristischen Poren versehen, welche jedoch H. vielfach übersehen haben dürfte. B.) Bathropyramis H. 1881. Mit pyramidaler Schale, deren Wand aus 6—9 und mehr Radialstäben besteht, welche durch Querstäbe gegittert sind. 7 Sp. (Diese Gattung ist sicher keine Monocyrtide, sondern eine Dicyrtide mit sehr rudimentärem Köpfchen und sehr grossem Thoracalglied. B.) Cinclopyramis H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch feines spinnwebartiges Gitter- werk, welches die Hauptmaschen der Schale durchsetzt. 3 Sp. (Von dieser Gattung gilt das- ‚selbe wie von der vorhergehenden. B.) Peripyramis H. 1881. Wie Bathropyramis, doch mit äusserer spongiöser Umhüllung. 2 Sp. (Keine Mono- cyrtide. B.) Litharachnium H. 1360 (Mon. Ber.), 16. Syn. Carpocanium Ehrb. p. p. (25). Tax 3115. Hauptsächlich ausgezeichnet durch die zelt- oder scheibenförmige, flache Schale. 6 Sp. (Diese Form ist selbst nach H.’s Auffassung durch Reduction des Köpfchens aus einer Dieyr- tide entstanden, wie ich zuerst [38] gezeigt habe. B.) Gladarachnium H. 18$1. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Verzweigung der Radialstäbe -der Gitterwand. 1 Sp. (Gilt dasselbe wie für Litharachnium. B.) Cystophormis H. 1887. Mit ei- oder urnenförmiger längsgerippter Schale und mehr oder weniger verengter Mündung. Kein Apicalstachel. 4 Sp. (Sicherlich keine Monoeyrtide, sondern eine Dieyrtide mit nicht abgesetztem Köpfchen und ohne nähere Verwandtschaft mit den vorhergehenden Gattungen. B.) q Haliphormis (Ehrb. 1847 [Mon. Ber.]) H. 1887. Mit glockenförmiger Schale, deren Radialstäbe sich an der Mündung frei verlängern. 1 Apicalstachel. 2 Sp. (Ist eine ganz sichere Dicyrtide mit kleinem Köpfchen, welches auf H.s Abbildung deutlich zu sehen ist. B.) Archiphormis H. 1881. Syn. ? Halicalyptra cancellata Ehrb. (Mon. Ber. 1854). Aehnlich der vorhergehenden Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (Jedenfalls keine Monoeyrtide. B.) Halicalyptra Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6). Schale glockenförmig oder ovoid. Mündung mit einem Kranz von Stacheln. 1 Apical- stachel. 7 Sp. Seit Tertiär. (Z. Th. wenigstens ganz ähnlich Petalospyris, doch soll die - Columella fehlen und die Mündung ganz offen sein. Scheint mir sehr unwahrscheinlich. B.) Carpocanistrum H. 1887. Syn. Lithocarpium Stöhr (35), Halicalyptra p. p. küst (1585). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch Mangel des Apicalstachels. 6 Sp. Seit Jura. (R. 2 n. sp., 1 davon wohl hierher. B. H. selbst betrachtet diese Form als eine Dieyrtide [Carpocanium] mit verkümmertem Köpfchen; gehört also nicht hierher. B.) Arachnocalpis H. 1881. Schale ellipsoidisch bis nahezu kuglig und doppelt; äussere Schale spinnwebartig oder spongiös. Mündung verengt mit zahlreichen Basalstacheln. Kein Apicalstachel. 2 Sp. b. Die Basalmündung übergittert. Phaenocalpis H. 1887. Syn. Petalospyris p. p. Ehrb. (26). Mit einfacher Columella, welche sich in einen Apicalstachel fortsetzt. 4 Sp. Seit Tertiär. (Die Trennung dieser Form von Petalospyris ist eine recht künstliche. B.) Phaenoscenium H. 1887. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch verzweigte Golumella. 3 Sp. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 125 1986 Radiolaria. Calpophaena H. 1881. Wie Phaenocalpis, doch ohne Columella (? B.). 7 Sp. Archiphaena H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch den Mangel des Apicalstachels. 3 Sp. 61. Familie. Cyrtocalpida H. 1887 (Archicorida und Archicapsida H. 1881). Oharakter: der Mangel von deutlichen Radialstäben in der Gitterwand der Schale und von Basalstacheln. (Auch diese Familie vereinigt wirkliche Monocyrtida, d. h. solche, deren Schale ein Köpfchen repräsentirt, mit solchen, deren Köpfchen redueirt ist und deren Schale daher einem Thoracalglied entspricht. B.) a. Mit offener Basalmündung (was natürlich, da sie wohl durchaus die eines Thoracalglieds ist; sämmtliche Formen dieser Abtheilung dürften nämlich Dieyr- tiden sein, oder sich von solchen herleiten. B.) Cornutella Ehrb. 1835 (Mon. Ber. Berliner Ak. p. 128 und 6, 25, 26) H. emend.; s. Bütschli (38). Schale konisch, ohne Verengerung der Mündung. 1 Apicalstachel. 12 Sp. Seit Tertiär. (Ich glaube hinreichend gezeigt zu haben (38), dass diese Formen zweifellos aus Dieyrtiden durch Re- duction des Köpfchens entstanden; bei einem Theil dürfte seine Rückbildung nicht einmal vollständig sein. B.) Gornutanna H. 1881. Von vorhergehender Gattung unterschieden durch Mangel des Apicalstachels. 3 Sp. Archicorys H. 1881. Schale krug- bis eiförmig; Mündung verengt. 1 Apicalstachel. 5 Sp. (Dürfte wahr- scheinlich eine Dieyrtide mit nieht deutlich abgesetztem Köpfchen sein, dessen Scheidewand segen den Thorax vielleicht auch reducirt ist. B.) Cyrtocalpis H. 1860 (Mon. Ber. und 16). Stöhr (35), Bütschli (38), Rüst (1855). Wie Archicorys, doch ohne Apicalstachel. 10 Sp. Seit Jura. (R. beschreibt S n. sp. aus Jura, von welchen einige wohl hierhergehören. Von dieser Gattung gilt das Gleiche wie von der vorhergehenden. B.) Mitrocalpis H. 1881. 5 Schale eiförmig bis ellipsoidisch, mit doppelter Wand; die beiden sich umhüllenden Wände durch zahlreiche Stäbe verbunden. Ohne Apicalstachel. 1 Sp. (Wahrscheinlich auch keine Monocyrtide. B.) Spongocyrtis Dunikowsky 1882, Denkschr. d. Wien. Ak. Vol. 45. Schale oval; die Wand besteht aus unregelmässigem spongiösem Netzwerk. 2 Sp. Seit Lias, b. Die Mündung übergittert. Halicapsa H. 18$1, ? Rüst (1885). Mit 1 Apicalstachel. 6 Sp. ? Seit Jura. (In dieser Gattung sind sicher unzusammen- gehörige Formen vereinigt, nämlich wirkliche Monocyrtiden und dann solche mit nicht ab- sesetztem Köpfchen und geschlossenem Thoracalglied. B.) Archicapsa H. 1881, ? Rüst (1885). Ohne Apiecalstachel. 3 Sp. (Die abgebildete For ist sicher monoeyrtid. Ob die 3 Rüst'schen n. sp. aus Jura hierhergehören oder dieyrtid sind, scheint mir fraglich. B.) 2. Unterordn. Dieyrtida H. 1862 (= Diocyrtida H. 1881). Mit zweigliedriger Schale, bestehend aus dem Köpfchen und einem Thoraxglied. (Wie ich schon bemerkte, gehört eine grosse Zahl der angeblichen Monocyrtida H.’s hierher, | vergl. hierüber auch oben p. 392. B.) F 62. Familie. 7ripoeyrtida H. 1881 (— Sethopilida und Sethoperida H. 1881). Mit 3 Radialrippen der Schalenwand oder 3 Basalstacheln der Mündung. a. Thoracalmündung offen. Dictyophimus Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), Bailey (7), Bütschli (88). Syn. Lyehnocanium Ehrb. (25 und 26), Lamprotripus H. (1881). Mit 3 divergirenden Basalstachem der Mündung, welche sich als Rippen durch die Thoraxwand verfolgen lassen. 1 Apicalstachel. 22 Sp. Seit Tertiär. W System nach Häckel 1887 (Ordn. Öyrtoidea). 1987 Tripocyrtis H 1887. Aehnlich Dietyophimus, von welchem sie sich dadurch unterscheidet, dass sich das Gitter- werk der Thoracalwand bis an die Enden der Stacheln fügelartig hinabzieht. 3 Sp. Sethopilium H. 18S1. Unterscheidet sich von Dietyophimus durch den Mangel des Apicalstachels. 3 Sp. Lithomelissa Ehrh. 1847 (Mon. Ber. und 25, 26), J. Müller (12), H. (16), Stöhr (35), p. p. Bütschli (38). Die 3 Stacheln oder Flügel entspringen von der Seite des Thoraxgliedes. Mündung ohne Stacheln. 1 bis mehrere Apicalstacheln. 14 Sp. Seit Tertiär. Psilomelissa H. 18$1. Syn. Dietyocephalus p. p. Ehrb. (25), Lithomelissa p. p. Bütschli (3). Taf. 30, 1. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstacheln. 5 Sp. Seit Tertiär. Spongomelissa H. 1887. Syn. Lithomelissa p. p. Bütschli (38). Unterscheidet sich von Lithomelissa nur durch Entwicklung sponeiösen Netzwerks auf der Oberfläche der Schale. 1 Spec. Tertiär. Clathrocanium Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25) H. 1837 emend., Bütschli (38). Theils ähnlich Lithomelissa, theils ähnlich Dietyophimus. Charakter ist: dass in den 3 Seitenwänden des Thorax je eine grosse Oellnung bleibt, d. h. die Gitterwand des Thorax ist nur zwischen den distalen Stacheltheilen vollständig ausgebildet. 6 Sp. ‘ Lamprodiscus Ehrh. 1860 (Mon. Ber. und 25), Bütschli (38). Syn. Eucecryphalus p. p. Hertwig (33). Schale fach; die 5 Rippen der Thoraxwand springen nicht als freie Stacheln über die Mündung vor. 1 Apicalstachel. Mündung ohne accessorische Stacheln oder Dornen, 4 Sp. Lampromitra H. 1881. Syn. Euceeryphalus p. p. H. (16). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch einen Kranz accessorischer Stacheln der Mündung. 8 Sp. Cailimitra H. 1581. i Aehnlich Lamprodiscus, doch erhebt sich von jeder der 3 Rippen des Thorax ein hoher gegitterter senkrechter Flügel, welcher, mit Köpfchen und Apicalstachel, bis zu dessen Ende verbunden ist. 5 Sp. Glathromitra H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung wesentlich durch Anwesenheit eines fron- talen (d. h. ventralen) Stachels des Köpfchens. 2 Sp. Clathrocorys H. 1881. Wie Callimitra, doch mit 3 grossen Oeffnungen der Thoraxwand (ähnlich Clathro- canium. 3 Sp. Eucecryphalus H. 1860 und 16, emend. 1887, Hertwig p. p. (35), s. Bütschli (38) Syn. Pterocodon p. p. Ehrb. (26). Par. 292 18: Das flach konische Thoraxglied ganz ohne Betheiligung der 3 Basalstacheln des Köpfchens gebildet, so dass dieselben direct auf der Grenze zwischen Köpfchen und Thorax vor- springen. 6 Sp. Seit Tertiär. Amphiplecta H. 1881. Mit flachem Thoraxglied, welches die 3 freien Basalstacheln des Köpfchens umhüllt. Köpfchen mit einer weiten Apicalöffnung, die von einem Stachelkranz umgeben ist. 2 Sp. (die ziemlich verschieden. B.). Lycehnocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26), s. Bütschli (38). Ba 30887. Thorax mit 3 Mündungsstacheln, welche nicht als Rippen in seiner Wand fortsetzen. 1 Apicalstachel. Mündung des Thorax meist mehr oder weniger verengt. 21 Sp. Seit Tertiär. Lichnodictyum H. 1881. Syn. Dictyopodium Thomson (the Atlantic Vol. I. Fig. 52). Statt der 3 Mündungsstacheln des Thorax 3 dreieckige Vorsprünge der gegitterten Thoraxwand, 4 Sp. 125° 1988 Radiolaria. b. Die Mündung des Thorax übergittert (geschlossen). Sethopera H. 1881. Syn. Lithopera Ehrb. p. p. (25 und 26). Mit dreirippigem Thoraxglied. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Tertiär. Lithopera Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 25) emend H. 1887, non Bütschli (35). Mit 3 Rippen (Basalstacheln des Köpfchens) in der Höhle des Thorax. Mit 1 Apical- stachel. 5 Sp. Micromelissa H. 1881. Syn. Lithomelissa p. p. Ehrb. (26) und Bütschli (38), ? Dicolocapsa Rüst (1885). Die 3 Basalstacheln des Köpfchens springen etwas unterhalb desselben frei über die Thoraxwand vor. 1 Apicalstachel. 5 Sp. Seit Tertiär. (Geschlossene Lithomelissa. B.) Peromelissa H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. (P. capito Ehrh. sp. von Barbados hat einen Apicalstachel, wie ich [38] zeigte. B.) Sethomelissa H. 1881. Aehnlich Micromelissa, doch statt der 3 Basalstachein gegitterte seitliche Flügel. Mit Apicalstachel oder einem Bündel solcher. 1 Sp. Tetrahedrina H. 1851. Syn. Lithochytris triangula p. p. Bury (15). Thorax dreiseitig pyramidal, die Kanten endständig in 3 Basalstachein verlängert, 1 Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär (geschlossener Dietyophimus. B.). Sethochytris H. 188]. Syn. Lithochytris p. p. Bury (15) und Ehrenberg (26), s. Bütschli (38), ? Podocapsa p. p. Rüst (1885). Aehnlich vorhergehender. Gattung; an Stelle der 3 soliden Stacheln 3 hohle gegitterte kegelförmige Auswüchse der Thoraxbasis. 4 Sp. Seit Tertiär (? Jura). (Steht den Litho- - chytris mit 2 Thoraxgliedern, deren Grenze häufig sehr undeutlich, so nahe, dass die Abson- derung recht unsicher und künstlich. B.) Clathrolychnus H. 1881. Mit 3 sehr deutlichen Rippen des "Thorax, von welchen gegitterte Flügel längs des Köpfchens und des Apicalstachels aufsteigen und diese Theile spongiös einhüllen. Thorax- wände mit 3 weiten Oeflnungen. 2 Sp. (Die nahen Beziehungen dieser Gattung zu Clathro- canium sind so offenbar, dass sie die Künstlichkeit des H.’schen Systems gut illustriren. B.) 63. Familie. Anthocyrtida H. 1887 (= Sethophormida —+ Sethophaenida H. 1881). Mit mehr wie 3 Rippen der Thoraxwand, resp. mehr wie 3 freien Stachelverlängerungen derselben. a. Mit offener Thoraxmündung. B Sethophormis H. 1881. Syn. Tetraphormis, Pentaphormis, Hexaphormis, Octo- phormis, Enneaphormis, Astrophormis H. 1881. Thorax sehr flach bis scheibenförmig mit zahlreichen Rippen. Auch das Köpfchen flach mützenförmig; ohne Apicalstachel. 20 Sp. | Sethamphora H. 1887. Syn. Dictyoprora p. p. 1881, Cryptocephalus H. 1881, Eueyrtidium Ehrb. p. »p. (26). Schale ellipsoidisch bis eiförmig; die Thoraxmündung stark verengt. Mit zahlreichen Rippen der Wand. Ohne Apicalstachel. 10 Sp. Seit Tertiär. (Diese Formen sind meiner Ansicht nach die nächsten Verwandten der angeblichen Monocyrtide Cystophormis H.; siehe oben. B.) ; Sethopyramis (H. 1581) emend. 1887. Syn. Cornutella p. p., Cephalopyramis H. 1881, Litharachnium p. p. Bütschli (38). Mar. 31,16. Thoraxglied lang pyramidal mit deutlichen Rippenstäben, welche nur durch quere Stäbe gegittert sind. Gewöhnlich ohne Apicalstachel des sehr kleinen Köpfchens. 12 Sp. Seit Tertiär. (Diese Formen sind die nächsten Verwandten der angeblich monocyrtiden Bathro- pyramis, von welcher sie sich nur durch bessere Erhaltung des Köpfchens unterscheiden. B.) System nach Häckel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1989 Plectopyramis H. 15851. Syn. Pyramis und Polyceystina Bury (15). Unterscheiden sich nur durch feine Uebergitterung der grossen vierwabigen Maschen der Thoraxwand. 12 Sp. Seit Tertiär. (Verhält ‚sich daher zu der angeblich monocyrtiden ‘Cinclopyramis (s. oben 1985) ebenso wie Sethopyramis zu Bathropyramis. B.) Spongopyramis H. 1887. Wie Sethopyramis, doch mit spongiösen Ueberwachsungen der Schale. 2 Sp. (Stehen daher zu der angeblich monocyrtiden Peripyramis H. in demselben Verhältniss, wie die vor- hergehenden Gattungen zu den entsprechenden Genera der sog. Monocyrtiden. B.) Acanthocorys H. 1851. Syn. Arachnocorys p. p. H. (16), ?? Clathrocanium ehrenbergi Bütschli (38). Die Rippenstäbe der Thoraxwand setzen als freie Mündungsstacheln fort. Thorax pyra- midal. Mündung nicht verengt. Meist mit mehreren Apicalstacheln. 11 Sp. Seit Tertiär. Arachnocorys H. 1860 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33), s. auch Bütschli (38). Mar 2914: Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung wesentlich nur durch spongiöse Uebergitterung der Schale. 5 Sp. Anthocyrtoma H. 1887. Syn. Anthocyrtis p. p. Ehrh. (26). Ohne deutliche Rippen in der Thoraxwand, dagegen mit 6 Stacheln der Thoraxmündung. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Seit Tertiär. Anthocyrtis Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26) emend. H. 1887, s. Bütschli (38). Taf 31.07): Aehnlich wie vorhergehende Gattung, doch mit 9 Mündungsstacheln. 10 Sp. Seit Tertiär. Anthocyrtium H. 1887. Syn. Anthocyrtis p. p. Ebrhb. (26), Stöhr (35), Bütschli (38 und oben im Text). Taf. 31, 5. Wie Anthocyrtoma, doch mit mehr wie 9 Mündungsstacheln. 15 Sp. Seit Tertiär. Anthocyrtidium H. 1881. Unterscheidet sich nur dadurch von der vorhergehenden Gattung, dass die Mündung etwas verengt ist und daher die Stacheln in einiger Entfernung von dem Mündungsrand stehen. 3 Sp. Seit Tertiär. Carpocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 25, 26), Hertwig (35), Stöhr (35). Bütschli (38). Syn. Cryptoprora p. p.. Ehrb. (25), Halicalyptra p. p. Ehrb. (26). Taf. 31, 13. Schale ellipsoidisch bis krugförmig. Um die z. Th. etwas verengte Mündung zahlreiche kurze Stacheln. Kein Apicalstachel, Köpfchen sehr wenig abgesetzt. 21 Sp. Seit Tertiär. (Ist sicher die nächste Verwandte der angeblichen Monocyrtide Carpocanistrum H. und ähn- licher Formen. B.) b. Die Thoracalmündung übergittert (geschlossen). Sethophaena H. 1881. i Mit zahlreichen freien Basalstacheln, welche von den Seiten des Thorax entspringen. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Glistophaena H. 1881. Mit zahlreichen freien Basalstacheln an dem Umfang der geschlossenen Thoraxbasis- 1 Apicalstachel. 6 Sp. (Geschlossenes Anthocyrtidium. B.) 64. Familie. Sethocyrtida H. 1887 (— Sethocorida + Sethocapsida H. 1881). Ohne Rippen der Thoraxwand und ohne freie Stacheln. a. Thoraxmündung offen, nicht übergittert. Sethoconus H. 1881. Syn. Cornutella Ehrb. p. p. (25, 26), Bailey (7), Bütschli (oben im Text), Lophophaena p. p. Ehrh. (26), Eueyrtidium p. p. Ehrb. (26), Oycladophora *) Die Figur (nach Ehrenberg) zeigt nur 7 Stacheln; H. bemerkt, dass die beiden fehlen- den- wohl abgebrochen wären. 1990 Radiolaria. p. p. Ebrb. (25), Conarachnium, Phlebarachnium und Öadarachnium H. 1881; Geratocyrtis Bütschli (38 und oben im Text). Tara innundetz. Thorax lang konisch bis glockenförmig, Mündung weit geöffnet. Köpfchen klein (Häckel stellt jedoch auch Formen mit ansehnlichem Köpfchen hierher) und z. Th. stark redueirt, mit ein bis mehreren Apicalstacheln. Gitterung der Thoraxwand nicht viereckig. 25 Sp. Seit Tertiär. (Ein Theil dieser Formen wenigstens hat die nächsten Beziehungen zu der angeblich monocyrtiden Cornutella (s. oben p. 1986), von welcher sie zu trennen unnatürlich ist. B.) Periarachnium H. 1881. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch spongiöse Ueberspinnung der Schale. 1 Sp, Sethocephalus H. 1881. Mit ansehnlichem fingerhutförmigem Köpfchen (welches jedoch wahrscheinlich ein 1. Thoraxglied mit reducirtem Köpfchen ist. B.) und einem schmalen flach ausgebreiteten 2. Glied. Kein Apicalstachel. 2 Sp. (Gehört vermuthlich zu den Trieyrtida. B.) Sethocyrtis H. 1887. Syn. Eueyrtidium p. p. Ehrh. (25, 26), Cornutella cassis Ehrb. (6) und H. (16). Taf. 31, 7®). Schale eiförmig bis subeylindrisch. Mündung etwas verengt, ohne hyaline ringförmige Peristommembran. Mit Apicalstachel. 8 Sp. Seit Tertiär. Sethocorys H. 1881. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Lophophaena Stöhr (35)., Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch den Besitz einer ringförmigen, nicht gegitterten Membran (Peristom) der Mündung, wodurch diese ein wenig röhrig ver- längert erscheint. 6 Sp. Seit Tertiär. Lophophaena Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26); non Lophoph. tab. 31. Aehnlich Sethoeyrtis, doch mit zahlreichen grossen Apicalstacheln des Köpfchens. 5 Sp. Seit Tertiär. Dictyocephalus Ehrb. 1860 (Mon. Ber. und 25), s. Bütschli (38). Syn. Eucyrti- dium p. p. Ehrb. (25, 26), Lophophaena obtusa Ehrb. (6). Taf. 31, 10. Aehnlich Sethocyrtis, doch ohne Apicalstachel. 16 Sp. Seit Tertiär. b. Mit übergitterter Thoracalmündung (geschlossen). Sethocapsa H. 1881. Syn. Lithopera p. p. Ehrh. (26). Köpfchen deutlich abgesetzt, keine Stachelanhänge des Thorax. 1 Apicalstachel. 7 Sp. Seit Tertiär. Dicolocapsa H. 1881, Syn. Sethocapsa Rüst (1885), Adelocyrtis Pantanelli, Archi- capsa p. p. Rüst (1885). Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. Seit Jura. (R. beschreibt 6 Sp.) Da Uryptocapsa H. 1881. ? Rüst (1885). - Wie Dicolocapsa, doch das Köpfchen nicht deutlich abgesetzt. 2 Sp. (R. beschreibt 1 n. sp. aus Jura.) 3. Unterordnung. Tricyrtida H. 1881. 4 Dreigliederig; 1 Köpfchen und 2 Thoraxglieder (1 Thorax und 1 Abdomen H.). E- 65. Familie. Podocyrtida H. 1887 (= Theopilida + Theoperida H. 188J). Mit 3 Rippen und 3 freien Stacheln des Thorax. Pterocorys H. 1881 = Pterocyrtidium Bütschli (38). Syn. Pterocanium p. p- Ehrh. (25, 26), Stöhr (35), Pterocodon p. p. Ehrb. (26); Eucyrtidium H. p. p. (16), Rhopalo- ki canium Bury (12), Lychnocanium p. p. Ehrb. (26). Tar 31,2. Mit 3 freien Stacheln des 1. Thoraxglieds. Ein bis mehrere Apicalstacheln. 18 Sp. Seit Tertiär. | %,.H. sicht diese Form (Eucyrtidium Ficus Ehrb.) zu den Trieyrtiden EEhesaenei was wohl sicher irrig ist. B. 4 System nach Häckel 1887 (Ordn. Oyrtoidea). 1991 Theopilium H. 1851. ‘Syn. Eucyrtidium p. p. H. (16). Keine freien Stacheln des 1. Thorax, dagegen in dessen Wand 3 Rippen. 3 Sp. (Schliesst sich innigst an die Dicyrtide Lamprodiscus an und beweist wie die folgende Gattung die Künstlichkeit der Eintheilung nach der Zahl der Glieder. B.) ; Corocalyptra H. 1887. Schale flach konisch. 3 Stacheln auf der Grenze vom Köpfchen und 1. Thorax. Apical- stachel. Zweites Thoraxglied kurz. 5 Sp. (Schliesst sich innigst an die Dieyrtide Eucecry- phalus an. B.) Dictyoceras H. 1862 und 18ST. Das 1. Thoraxglied mit 3 gegitterten Flügeln, Apicalstacheln vorhanden. 5 Sp. Pteropilium H. 1881. Syn. Arachnopilium H. 1881. Aehnlich wie Dietyoceras, doch die Flügel durch aufsteigendes (itterwerk mit dem Köpfchen und dem ansehnlichen Apicalstachel zusammenhängend. 4 Sp. Theopodium H. 1881. 3 Rippen durchziehen die Wand der beiden Thoraxglieder und setzen als freie Stacheln über die Mündung fort. 2 Sp. Seit Tertiär. Pterocanium (Ehrb. 1847 Mon. Ber. und 25, 26) emend. H. (ähnlich auch Bütschli (38), Lychnocanium p. p. Ehrb. (25), Dietyopodium H. 1881. Taf. 30, 6. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung dadurch, dass die Gitterwand des 2. Thoraxglieds sich flügelartig bis gegen die Enden der Stacheln herabzieht. 13 Sp. Seit Tertiär. Pterocodon (Ehrb. 1847 Mon. Ber.) emend. H. 1837. s. Bütschli (38). Mit 3 freien Stacheln des 1. Thorax und zahlreichen Mündungsstacheln. 3 Sp. Seit Tertiär. Dietyocodon H. 1881. Mit 3 gegitterten Flügeln des 1. Thorax und zahlreichen gegitterten Auszackungen des Mündungsrandes. 4 Sp. (Scheint wenig verschieden von Dictyoceras, s. oben. B.) Pleuropodium H. 18$1. Syn. Pterocanium J. Müll. (12). Nur das 2. Thoraxglied mit 3 deutlichen Rippen, welche sich als freie Mündungsstacheln fortsetzen. 2 Sp. Podocyrtis Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 25, 26), Bütschli (38), H. 1887. Syn. Thyrsoeyrtis p. p. Ehrb. (26), Theopodium Rüst (1855). Taf. 30, 11—13. Keine Rippen der Thoraxglieder. 3 freie einfache Mündungsstacheln. 1 Apicalstachel. .45 Sp. Seit Jura. (küst 1 n. sp.) - Thyrsocyrtis Ehrb. (1847 Mon. Ber. und 26) emend. H., non Bütschli (38). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung nur durch Verzweigung der 3 Mün- dungsstacheln. 7 Sp. Seit Tertiär. Dictyopodium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. u. 26) H.emend. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrh. (26). Unterscheidet sich von Podocyrtis nur dadurch, dass die Enden der 3 Mündungsstacheln gitterig sind. 5 Sp. Seit Tertiär. b. Mündung des 2. Thoraxglieds übergittert (geschlossen). Lithornithium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 6, 26), Bütschli (38), H. 1887. Mit 3 Stacheln des 1. Thoraxglieds. 6 Sp. Seit Tertiär. Sethornithium H. 1881. 1 Thoraxglied mit 3 gegitterten Flügeln. 1 Sp. Theopera H. 1881. Syn. Lithornithium p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38). Taf. 30, 9. Mit 5 langen Stacheln, welche auf dem 1. Thorax beginnen und mit ihrer Basis auf den 2. Thorax übergreifen. 6 Sp. Seit Tertiär. Rhopalocanium Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), s. auch Bütschli (38), H. 1887. ‘Die 3 Stacheln entspringen von dem 2. T'horaxglied. Das Ende des umgekehrt kegel- förmigen 2. Thorax nicht mit stachelartiger Verlängerung. 5 Sp. Seit Tertiär. Rhopalotractus H. 1881. Wie die vorhergehende Gattung, doch die Endspitze des 2. Thorax mit Stachel. 4 Sp. 1992 Radiolaria. Lithochytris Ehrb. 1847 (Mon. Ber: und 26), Bütschli (38), Rüst (1885). TaraalaeA: ! Zweites Thoraxglied dreiseitig pyramidal an der Basis in 3 kegelförmige, gegitterte oder solide Fortsätze ausgezogen. 10 Sp. Seit Jura. (Rüst 1 n. sp. aus Jura.) 66. Familie. Phormocyrtida H. 1887. Mit zahlreichen (über 4) Rippen der Wand oder entsprechenden Stacheln. ö a. Mündung offen. Theophormis H. 1881. Mit zahlreichen Rippen in der Wand des 1. Thorax und des flach ausgebreiteten zweiten. Gitterwerk fein. 4 Sp. . Phormocyrtis H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Aehnlich der vorhergehenden Gattung, doch das 2. Thoraxglied eiförmig oder eylindrisch ; seine Mündung verengt. 6 Sp. Seit Tertiär. Alacorys H. 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrb. (26), Bury (15), Bütschli (38), Cryptoprora p. p. Ehrh. (26). Die zahlreichen Rippen des 2. Thorax setzen als freie Stacheln über die Mündung fort; letztere weit. 8 Sp. 16 Sp. seit Tertiär. Cycladophora Ehrb. 1847 (Mon. Ber. und 26), s. auch Bütschli (38). Syn. Lan- terna und Podocyrtis p. p. Bury (15). 4 Mit 4—6 oder mehr Rippen des 2. Thorax, welche sich nicht über den Rand der ab- gestutzten Mündung in Stacheln fortsetzen. 15 Sp. Seit Tertiär. Galocyclas Ehrb. (1847 Mon. Ber. und 26), H. 1887, s. auch Bütschli (38). Syn. Gycladophora p. p. Ehrb. (26). Dat. 31,9 Zweites Thoraxglied eiförmig bis cylindrisch, chne Rippen. Mündung abgestutzt, von zahlreichen Stacheln umgeben. 15 Sp. Seit Tertiär. Clathrocyclas H. 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrh. (26). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch das 2. Thoraxglied kegelförmig oder scheiben- förmig erweitert. 14 Sp. Seit Tertiär. Lamprocyclas H. 1881. Syn. Podocyrtis p. p. Ehrbh. (6). Aehnlich Calocyclas, doch einen doppelten Stachelkranz um die Mündung. 7 Sp. Diplocyclas H. 1881. Ein Stachelkranz der Mündung und einer auf der Grenze beider Thoraxglieder. ‘3 8p, b. Mündung übergittert (geschlossen). Hexalatractus H. 1887. Zweites Thoraxglied umgekehrt konisch mit 6 anschnlichen Stacheln seiner Basis. 2 Sp. Theophaena H. 1881. Ganz ähnlich, doch mit 9 Stacheln. 2 Sp. 67. Familie. Theocyrtida H. 1887. Ohne Rippen oder freie Stacheln der Glieder. Theocalyptra H. 1881. Syn. Halicalyptra Bailey (17), p. p. Ehrb. (25), Oychiz phora p. p. Ehrb. (26), Carpocanium p. p. Ehrb. (25), Lophophaena H. (16). Zweites Thoraxglied flach scheibenförmig ausgebreitet. 1 oder 2 Apicalstacheln. 4 Sp. Seit Tertiär. Gecryphalium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 2 Sp. Theoconus H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. J. Müll. (12), Häckel (16), Ehrh, (26 und früher), Thyrsocyrtis p. p. und Podocyrtis p. p- Ehrb. (26). Kegelförmiges, allmählich erweitertes 2. Thoraxglied; Mündung weit ollen. aa stachel. 14 Sp. Seit Tertiär. (Tricolocampe pyramidea Rüst 1581 aus Jura vielleicht hier- N her, doch ob viergliedrig? Apicalstachel fehlt.) System nach Häckel 1887 (Ordn. Oyrtoidea). 1995 Lophoconus H. 1887. Syn. Eueyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch mit 2 bis mehr Apicalstacheln. 6 Sp. »eit Tertiär. Theocyrtis H. 1887, Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26), Thyrsocyrtis p. p. Ehrb. (26), Bütschli (35), Theocorys küst (1885). Mit cylindrischem 2. Thorax. 1 Apicalstachel. 11 Sp. Seit Tertiär. Lophocyrtis H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (26), Bütschli (38). ars Tr . Wie vorhergehende Gattung, doch mit 2 Apicalstacheln oder einem Bündel solcher. 5 Sp. Seit Tertiär. Theosyringium H. 1881, Rüst p. p. (1885). Syn. Eueyrtidium p. p. Ehrh. (26), Lithopera p. p. Bütschli (38). Zweites Thoraxglied lang röhrenförmig und sehr schmal. 1 Apicalstachel. 4 Sp. Seit Jura. (Von Rüst 6 Sp. dürften vielleicht 2 hierhergehören. B.) (Ich halte die Röhre nicht für ein 2. Glied wie H., sondern nur für die ausgezogene Mündung des ersten; H.’s Theosyring. pipetta scheint mir nach seiner Auffassung viergliedrig zu sein. B.) Tricolocampe H. 1881, Eucyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26). Wie Theocyrtis, doch ohne Apicalstachel. 10 Sp. Seit Tertiär. Theocorys H. 1881. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (22, 26). Taf 30,s107. Zweites Thoraxglied eiförmig, Mündung etwas verengt; 1 Apicalstachel. 18 Sp. Seit Tertiär. Axocorys H. 1881. Aehnlich vorhergehender Gattung, doch mit einem axialen Kieselstab, welcher vom Apical- stachel bis ins 2. Thoraxglied herabsteigt und hier verzweigt endigt. 1 Sp. Lophocorys H. 1881, Rüst (1885). Syn. Eueyrtidium p. p. Ehrb. (26). Wie 'Theocorys, doch mit 2 Apicalstacheln oder einem Bündel solcher. 5 Sp. Seit Jura. . (R. beschreibt 2 n. sp. aus Jura.) -Theocampe H. 1887. Syn. Eucyrtidium Ehrb. p. p. (25, 26), Bütschli (38), Dietyo- mitra p. p. Zittel (29). Achnlich Theocorys, doch ohne Apicalstachel. 14 Sp. Seit Kreide. b. Mit übergitterter Mündung (geschlossen). Theocapsa H. 1881, Rüst p. p. (1885), ? Theosyringium amaliae Rust (1585), Uroeyrtis Pantanelli (s. oben p. 473). Achnlich Theocorys, doch Mündung geschlossen. 1 Apicalstachel. 20 Sp. »>eit Jura (R. führt 7 n. sp. aus Jura auf, die jedoch wohl nur z. Th. hierher gehören.) Trieolocapsa H.-1887. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 6 Sp. Seit Tertiär. Phrenocodon H. 1887. I Apicalstachel. Nicht die Mündung des 2. Thorax ist geschlossen, sondern die des ersten, 2 Sp. (Gehört daher nicht hierher. B.) IV. Unterordn. Stichocyrtida H.1862 (Stychocyrtida + Tretracyrtida H. 1881). Mit mehr wie 2 Thoraxgliedern. (1 Thorax, 1 Abdomen und sog. Postabdominal- gliedern. H.) . 68. Familie. Podocampida H. 1887 (= Artopilida + Artoperida + Blicho- pilida + Stichoperida H. 1581). Mit 3 Rippen oder 3 freien Stacheln des 'Thorax. a. Mündung des letzten Thoraxglieds offen. Stichopilium H. 18$1. Syn. Pterocodon p. p. Ehrb. (25), Cycladophora p. P. Ehrb. (25). Eines der Thoraxglieder wit 3 freien Stacheln. 1—2 Apicalstacheln. 9 Sp. Seit Fertiär. > 1994 Radiolaria. Artopilium H. 1851. «Syn. Malropyrgus H. 1881, Stychopterygium H. 1881. Aehnlich vorhergehender Gattung, doch statt der Stacheln gegitterte Flügel. 1 Apical- stachel. 8 Sp. Rhopalocyrtis Bütschli 18S1 = Pteropilium H. 1587. Syn. Pterocanium Ehrb. p. p- (26). Par-e31, 10. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung wesentlich nur durch Mangel des Apicalstachels. Mündung gewöhnlich sehr verengt. 3 Sp. Seit Tertiär. Stichocampe H. 1881. Mit 3 Rippen oder Flügeln des Thorax, welche sich in 3 freie Mündungsstacheln fort- setzen. 1 Apicalstachel. 2 Sp. Stichopterium (H. 1881) emend. 1887. Wie vorhergehende Gattung, doch die 3 Mündungsstacheln gegittert. 3 Sp. Podocampe H. 1881. Syn. Acotripus Rüst (1885). Ohne Rippen oder Flügel des Thorax, doch mit 3 freien Mündungsstacheln. 1 Apical- stachel. 4 Sp. Seit Jura. (R. 1 Sp.) Stichopodium H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch Mündungsstacheln gegittert. 1 Sp. b. Die Mündung übergittert (geschlossen). Stichopera H. 18S1. Thorax mit 3 soliden Rippen oder 3 Längsreihen von Stacheln. 6 Sp. Gyrtopera H. 1881. Syn. Artopera p. p. H. 1881. Thorax mit 3 gegitterten Flügeln oder 3 Längsreihen solcher. 5 Sp. Artopera (H. 18S1) emend. 1887. Syn. Lithornithium loxium Ehrbh. (26). + Mit 3 soliden Rippen oder Flügeln des Thorax und einem Stachel am freien Ende des zugespitzten letzten Thoraxgliedes. 1 Apicalstachel. 3 Sp. Seit Tertiär. 69. Familie. Phormocampida H. 1887. Mit zahlreichen Rippen oder Radiärstacheln des Thorax. a. Mündung des letzten Thoraxglieds offen. Stichophormis H. 18Si. Schale konisch oder pyramidal; Mündung nicht verengt. Mit zahlreichen Rippen, welche sich in freie Mündungsstacheln fortsetzen. 5 Sp. Phormocampe H. 1887. Syn. Anthocorys p. p. H. 1881, Rüst (1885). Achnlich vorhergehender Gattung, doch keine Rippen der Thoraxwandung. 6 Sp. Seit Jura.t ((R. 1.:Sp.) z Artophormis H. 1881. Syn. Calocyclas Ehrb. (26). Schale ei- bis spindelförmig; Mündung verengt. Zahlreiche Rippen, welche sich in freie Mündungstacheln fortsetzen. 3 Sp. Seit Tertiär. Cyrtophormis H. 1887. Syn. Eucyrtidium und Lithocampe p. p. Stöhr (35). Aehnlich vorhergehender Gattung, doch Rippen in der Thoraxwand fehlend. 11 Sp. Seit Tertiär. b. Mündung übergittert (geschlossen). Artophaena H. 1881. Mit 6 Rippen oder Radialstacheln des Thorax. 4 Sp. Stichophaena H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch 9 Rippen oder Radialstacheln. 5 Sp. 70. Familie. Lithocampida H. 1887 (= Artocorida -+ Artocapsida -- Sticho- corida + Stichocapsida H. 1881). Ohne Rippen oder Stacheln des "Thorax. a. Mündung offen. ’ Lithostrobus Bütschli 1881 emend. H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Bailey (7), Ehrh. (25, 26). 1210805224: i Mit kegeiförmiger Schale, die sich gegen die Mündung gleichmässig erweitert. 1 Apical- stachel. 24 Sp. Seit Tertiär, ee A m . A EA DEU Ä System nach Häckel 1887 (Ordn. Cyrtoidea). 1995 Dictyomitra Zittel 1876. Syn. Eueyrtidium p. p. Ehrb. (25, 26), Lithostrobus p. p. Bütschli (38), Siphocampium und Lithocampe p. p. Rüst (1885). Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 9 Sp. Seit Jura. (Einige sp. bei Rüst.) Stichocorys H. 1881. Syn. Lithocampe p. p. Rüst (1585). Schale mit mittlerer Einschnürung, die apicale Hälfte konisch, die basale eylindrisch, 1 Apicalstachel. 7 Sp Artostrobus H. 1887. Syn. Gornutella Bailey (7), Eucyrtidium p. p. Ehrb. (6), Stöhr (35). TMarr30%.- 2: und 25; Schale eylindrisch, Apex abgerundet, die Mündung abgestutzt. 1 Apicalstachel. Thorax- glieder gewöhnlich sehr kurz, häufig nur mit 1 Porenreihe. 5 Sp. Seit Tertiär. Lithomitra Bütschli 1881, H. 1887. Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrhb. (26), Bailey (7), Dietvomitra p, p. Stöhr (35). Lithocampe p p. H. (16), Stöhr (35), Lithocampium und Lithocampe p. p. Rüst (1885), Stichophormis p. p. Rüst. Tat. 307.20: Wie die vorhergehende Gattung, doch ohne Stachel. 14 Sp. Seit Jura. (Einige sp. bei Rüst.) Eucyrtidium (Ehrb. 1847 und 25, 26) emend. H. 1887, p. p. H. (16), Stöhr (35), Bütschli (38). Syn. Lithocampe J. M. (12), Thyrsocyrtis p. p. Ehrb. (26), Eucyrtis p. p. Rüst (1855). | Tatz9ts 19, Schale eiförmig bis spindelförmig; Mündung verengt, doch nicht röhrig verlängert. 1 Apicalstachel. 26 Sp. Seit Jura. Eusyringium H. 18851 Syn. Eueyrtidium Ehrh. p. p. (26), Stöhr (35). Lithopera p- p. Bütschli (38), ? Theosyringium p. p. Rküst (1885). Tat 31,23. Aehnlich der vorhergehenden Gattung, doch die Mündung des letzten Thoraxgliedes zu langer Röhre ausgewachsen. 10 Sp. Seit Tertiär oder Jura (R. Theosyr. tripartitum). (Ich betrachte die sog. viergliedrigen Formen dieser Gattung als dreigliedrig, da ich die köhre nicht als besonderes Glied ansehen kann. S. auch bei Theosyringium oben p. 1195, von welcher mir eine scharfe Trennung unmöglich erscheint. B.) Siphocampe H. 1881. Schale ei- bis spindelförmig. Mündung zusammengezogen, nicht röhrig verlängert. Köpfchen mit einer schiefen offenen Apicalröhre. 6 Sp. Lithocampe (Ehrb. 1838 Mon. Ber. und 2, 6, 26 p. p.) H. emend. 1887, H. (16), Stöhr (35), s. auch Bütschli (38). Syn. Eucyrtidium p. p. Ehrb. (6, 25, 26). Bat 30522. | Achnlich vorhergehender Gattung, doch ohne Apicalröhre oder -stachel. 22 Sp. Seit Tertiär. Spirocyrtis H. 1831. 1 Apicalstachel. Die Einschnürungen zwischen den 'Thoraxgliedern sind zu einer Schraubenlinie verbunden. 6 Sp. (Wie diese eigenthümliche Modification eigentlich zu Stande kommt, lässt sich aus H.’s Darstellung nicht ersehen. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch nicht um eine wirklich schraubige Bildung. B.) Spirocampe H. 1881. Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel. 3 Sp. b. Mit übergitterter Mündung (geschlossen). Cyrtocapsa H. 1881, Rüst (1885). Syn. Eucyrtidium p. p. Stöhr (59). Mit I Apicalstachel und ohne Endstachel des letzten Thoraxglieds. 11 Sp Seit Jura. (Rüst 1 Sp.) f Stichocapsa H. 1881, Rüst p p. (1885). Syn. Lithocampe p. p. Ehrb. 6, €), Stöhr (35), ? Lithobotrys uva Rüst (1885), Lithornithium R., Tetracapsa Rüst. MR 30m23: Wie vorhergehende Gattung, doch ohne Apicalstachel 14 Sp. Seit Tertiär, ? Jura. (R. zahlreiche Species.) 1996 2 Radiolaria. Artocapsa H. 1881. Syn. Eucyrtidium p. p. Stöhr (35), Stichocapsa p. p. Rüst (1955). Mit 1 Apicalstachel und Endstachel des letzten Thoraxglieds. 7 Sp. Seit Jura. (Rüst 2 Sp., doch ob Apicalstachel ?) IV. Legion. Phaeodaria H. 1879 (= Tripylea Hertw. 1879 = Pansolenia H. 1878 [Protistenreich] = Gannopylea H. 1881). Centralkapsel mit doppelter Membran; am einen Pol mit einer röhrig verlängerten Haupt- öffnung auf radiärstreifigem Feld (Astropyle H.); häufig jederseits von der Hauptaxe am segenständigen Pol noch je eine Nebenöflnung, s. oben p. 410 (seltener dagegen 1 gegen- ständige Nebenöflnung oder auch 3—4, vielleicht sogar noch mehr). Zuweilen mehrere Gentralkapseln in einem Individuum vorhanden. Stets mit extrakapsulärer einseitiger Pigment- masse (Phaeodium H.), welche die Region der Hauptöffnung bedeckt. Skelet entweder rein kieselig oder nur schwach verkieselt mit viel organischer Substanz; stets extrakapsulär; selten fehlend.. Ursprünglich monaxon, doch auch homaxon, häufig zweistrahlig bis bilateral. XVII. Ordn. Phaeocystina H. 1879. Theils ohne Skelet, theils mit losen Skeletgebilden. Centralkapsel im Centrum des sphä- rischen Körpers. 71. Familiee Phaeodinrida H. 1879. Ohne Skelet. Phaeocolla H. 1879. Nur die Hauptöffnung der C. K. vorhanden. 1 Sp. Phaeodinia H. 1879. Syn. ? Tripylea sp. Hertwig (33). 1 Hauptöffnung und 2 Nebenöffnungen der ©. K. 2 Sp. 72. Familie. Cannoraphida H. 1879. | Mit losen, nicht radiär angeordneten Skeletgebilden. a. Skeletgebilde zahlreiche hohle cylindrische oder spindelförmige Röhren (Nadeln), welche der Gallertoberfläche tangential auf- gelagert sind. Cannobelos H. 1887. Syn. Thalassoplancta p. p. H. (16). Taf. 31,18. Skeletnadeln ohne Stacheln oder Verzweigungen. 3 Sp. b Gannoraphis H. 1879. Skeletnadeln mit seitlichen Dornen oder Aesten. 4 Sp. b. Skeletgebilde mützenförmig, der Gallertoberfläche tangential aufgelagert. Catinulus H. 1887. Skeletgebilde halbkugelige bis mützenförmige nicht gegitterte Stücke. 3 Sp. c. Skeletgebilde ringförmig; einfacher bis complicirter. Mesocena Ehrb. 1840 (Mon. Ber. und Abhandl. der Berl. Ak. 1841, 6, 25 etc., Bütschli (35 p. 495, der hier zuerst die Zugehörigkeit von Mesocena zu den Phaeodarien zeigte). Syn. Dietyocha p. p. Ehrb. (26), Lithocircus Stöhr (35). Taf. 32, 1—2. ' Skeletgebilde einfache, kreisförmige bis elliptische und polygonale Ringe, mit oder ohne Stacheln. 11 Sp. Seit Tertiär. Dictyocha Ehrb. 1838 (Mon. Ber. und 3, 6) H. emeud. 1887, p. p. H. (16), Hert- wig (33), Möbius (1887). Syn. Distephanus Rüst (1885). Taf. 32, 4—5. Skeletringe mit einem bis mehreren die Ringöflnung auf einer Seite überspannenden und mit einander verwachsenen Bogen, so dass der Ring gegittert erscheint. 12 Sp. Seit Jura. (Möb. I n. sp., etwas unsicher.) System nach Häckel 1887 (Ordn. Phaeocystina und Phaeosphaeria). 1997 Distephanus*) (Name von Stöhr 1881) H. 1887. Syn. Dietyocha p. p. Ehrb. (5). Stöhr (35), Möbius (s. bei Dietyocha), und oben im Text. Taf. 32, 6—7. Vom Ring erheben sich einerseits eine Anzahl convergirender Stäbe, deren Enden durch einen Apicalring verbunden sind. Die Skelettheile daher abgestutzten Pyramiden ähnlich. 13 Sp. Seit Tertiär. (H. erklärt den eigentlichen Distephanus Stöhr’s [s. Taf. 32, 7| nur für ein zufälliges Zusammenhaften zweier Skeletgebilde, wie es auch bei Dietyocha vorkommt [vergl. auch Möbius 1855] und verändert daher den Gattungsbegriff in diesem Sinne. B.) Cannopilus H. 1887. Syn. Dietyocha Ehrb. p. p. (Mon. Ber. 1844 und 6). Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur dadurch, dass der Apicalring der Skeletgehilde übergittert ist. 5 Sp. seit Tertiär. 73. Familie. Aulacanthida H. 1862. Hoble radiär geordnete Skeletnadeln, welche centralwärts der Wand der Kapsel aufgesetzt sind, distal hingegen frei aus der Gallerte hervorragen. a. Öhne äussere Umhüllung tangentialer Nadeln auf der Oberfläche der Gallerte. Aulactinium H. 1887. Die Radialnadeln ganz einfach unverzweist. 3 Sp. b. Mit einer äusseren Hülle von dünnen Tangentialnadeln. Aulacantha H. 1560 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). Bar sale 19: Radialnadeln einfach, ohne Aeste. 6 Sp. Aulographis H. 1879. Die Radialnadeln am distalen Ende gegabelt oder dort mit einem Wirtel von einfachen Acsten. 26 Sp. Auloceros H. 1887. Achnlich vorgehender Gattung, doch die Endäste der Radialnadeln selbst wieder ver- zweigt.” S Sp. Aulospathis H. 1857. Unterscheidet sich von Aulographis durch das Vorhandensein eines zweiten Wirtels von seitlichen Aesten etwas unterhalb des distalen Endes der Radialnadeln (in der Höhe der Gallertobertläche) 10 Sp. Aulodendron H. 1887. Radialnadeln mit zahlreichen, unregelmässig vertheilten seitlichen u. terminalen Aesten. 5 Sp. XVIH. Ordn. Phaeosphaeria H. 1879. Skelet eine einfache oder doppelte Gitterkugel, ohne besondere Mündungsöffnung oder Peristom. Kapsel im Centrum der Schale. 74. Familie. Orosphaerida H. 1887. Mit dickwandiger kugliger bis elliptischer oder polyedrischer Gitterschale. Gitterwerk aus dicken Stäben, mit feinem Axenkanal, bestehend. Die Maschen mässig gross, unregel- mässig polygonal. C.K. tripyl. *) Hinsichtlich der Hertwig schen Deutung der Dietyochen und Verw. als Skeletgebilde, welche die Gallerte gewisser Phaeodarien in grosser Zahl bedecken, kann ich gewisse Zweifel nicht unerwähnt lassen. Ich fand nämlich (1885) im Auftrieb der Kieler Bucht mehr- fach einzelne solche Gebilde, welche von einem blassen Inhalt erfüllt waren, der einen deutlichen, gut färbbaren Kern enthielt. Dies stimmt mit Möbius’ Befunden (1887) gut überein, welcher sowohl von Dictyocha speculum Ehrb. wie von D. fornix Mb. einzelne mit gelblich- körnigem Plasma erfüllte und bewegliche Skeletgebilde beobachtete. Bei der letzteren Art beobachtete er mehrere Kerne im Plasma. Ich muss bei dieser Gelegenheit auch auf die grosse Aehnlichkeit der Skeletgebilde von Dictyocha und Distephanus mit gewissen 'Tympa- niden Häckel's hinweisen. 1998 Radiolaria. ÖOrona H. 1887. Einfache, zuweilen etwas celliptische Gitterschale, ohne Radialstacheln oder zeltartige Erhebungen der Oberfläche. 3 Sp. Orosphaera H. 1887. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch einfache oder verästelte, an- sehnliche und häufig sehr dicke Radialstacheln auf der Oberfläche der Schale 11 Sp. Oroscena H. 1557. Syn. ? Hexatinellida dietyonina M. Duncan (Journ. roy. mier. soc. 1881). Gitterschale polyedrisch oder nahezu kuglig, mit zahlreichen pyramidalen Erhebungen (Ausbuchtungen) der Oberfläche, von welchen jede einen anschnlichen Stachel trägt, der ein- fach oder verzweigt ist. 8 Sp. Öroplegma H. 1857. Wand der Gitterschale spongiös und von einem losen spongiösen Netzwerk umhüllt. Mit zahlreichen Radialstacheln. 5 Sp. 75. Familie. Sagosphaerida H. 1887. Kuglige bis polyedrische Gitterschale, deren Wand aus dünnen und langen soliden Kiesel- fäden besteht, mit grossen dreieckigen Maschen. Oberfläche meist radiär bestachelt. C©.K. tripyl. a. Schalenwand einfach, nicht spongiös Sagena H. 1887. Ohne Radialstacheln der Oberfläche. 4 Sp. Sagosphaera H. 1887. In den Knotenpunkten der Gittermaschen ein bis zahlreiche Radiärstacheln. 5 Sp. Sagoscena H. 1887. Von der Oberfläche der Gitterschale entspringen aus benachbarten Maschenknoten schief aufsteigende, einfache Stacheln, welche gruppenweise convergiren und sich mit ihren Enden vereinigen. Die Spitze dieser pyramidenförmigen Erhebungen mit ein bis mehreren Stacheln, welche die Fortsetzungen der ersterwähnten sind. S Sp. Sagenoscena H. 1887. Jede der Pyramiden von Kieselfäden erhebt sich im Umkreis eines radialen Haupt- stachels, mit welchem sich die convergirenden Kieselfäden vereinigen und der, die Axe der Pyramide durchsetzend, über ihre Spitze mehr oder weniger weit hinausragt. 6 Sp. b. Die Wand der Gitterschale dick und lose spongiös. Sagsmarium H. 1587. Syn. Spongodietyum H. (16). Mat 227028: Ohne Radiärstacheln oder Erhebungen der Oberfläche. 3 Sp. Sagmidium H. 1887. Aehnlich vorhergehender Gattung, doch mit Radialstacheln der Knotenpunkte des Maschen- werls. 5 Sp. / Sagoplegma H. 1887. Mit zahlreichen pyramidalen Erhebungen der Schalenoberfläche. 2 Sp. 76. Familie. Aulosphaerida H. 1862. Gitterschale kuglig bis nahezu kuglig, selten spindelförmig; aus hohlen Kieselfäden be-. stehend. Maschen gross, dreieckig oder polygonal. Gewöhnlich mit Radiärstacheln der Knoten- punkte. a. Mit regelmässigeren oder unregelmässigeren Maschen. Jeder Knotenpunkt durch die Vereinigung von 6 hohlen Kieselfäden gebildet. Aularia H. 1837. Keine Radialstacheln der Knotenpunkte. 3 Sp. Aulosphaera H. 1860 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch hohle Radialstacheln eines Theils oder sämmtlicher Knotenpunkte. 21 Sp. System nach Häckel 1887 (Ordn. Phaeosphaeria und Phaeogromia). 1999 Auloscena H. 1887. Die bestachelten Knotenpunkte über die Oberfläche der Schale erhoben, indem die zu- tretenden 6 Kieselstäbe pyramidal aufsteigen. 10 Sp. Auloplegma H., 1879. Scheint sich von Aulosphaera nur dadurch zu unterscheiden, dass sich unter der eigent- lichen Schalenwand noch ein dickes spongiöses unregelmässiges Netzwerk entwickelt. 2 Sp. Aulophacus H. 1887. Unterscheidet sich von Aulosphaera wesentlich nur durch die linsenförmige Gestalt der Schale. 2 Sp. Aulatractus H. 1887. Unterscheidet sich von Aulosphaera durch ellipsoidisch bis spindelförmig gestreckte Schale. 4 Species. b. Maschen polygonal bis unregelmässig; 3—4 hohle Kieselfäden bilden einen Knotenpunkt. Aulonia H. 1887. Maschen polygonal. Ohne Radialstacheln. 5 Sp. Aulastrum H. 1887. Wie vorhergehende Gattung; doch mit Radialstacheln. S Sp. Aulodictyum H. 1879. Schalenwand verdickt, spongiös (mehrschichtig. B.). Ohne Radialstacheln. 1 Sp. 77. Familie. Cannosphaerida H. 1879. Concentrisch doppelschalig. Die äussere kuglige oder polyedrische Schale sehr ähn- . lich der der Aulosphaerida; die innere kuglig oder nahezu kuglig und mit besonderer Mün- dungsöffnung. Die beiden Schalen durch hohle Radialstäbe verbunden, welche sich in der Mitte der Gitterfäden der äusseren Schale inseriren. C. K. in der Innenschale. Cannosphaera H. 1879. Wand der inneren Schale solid, nicht gegittert. 3 Sp. Coelaeantha R. Hertwig 1879, H. 1587. _ Innenschale gegittert. 2 Sp. XIX. Ordn. Phaeogromia H. 1879. Mit einfacher Gitterschale von sehr verschiedener Gestalt, welche stets am einen Pol (Oral- pol) der Hauptaxe eine Mündungsöffnung besitzt. Kapsel in der aboralen Schalenhälfte. 78. Familie. Challengerida J. Murray 1876. Schale meist oral bis linsenförmig, sie besitzt eine feine regelmässige hexagonale Zeich- nung (Diatomeen ähnlich); jedes Hexagon mit feinem Porus, Mündung gewöhnlich mit zahn- artigen Fortsätzen, doch ohne gegliederte längere Stacheln oder Füsse. a. Mündung einfach, nicht in eine innere Röhre verlängert. Lithogromia H. 1879 (ob Cadium Bailey*) [7] unsere Taf. 32, 15 hierhergehört, ist etwas zweifelhaft, es scheint mir eher, dass es eine einfache Concharide ist. B.). Ohne Zähne der Mündung und Randstacheln der Schale, 3 Sp. "Protocystis Wall. 1869*) (s. oben p. 478) = Challengeria J. Murray 1876, H. 1887, Möbius (1887). (Wallich’s Protocystis ist unzweifelhaft identisch mit Challengeria, weshalb dieser $ Jahre ältere Name die Priorität hat. B.) Dafs 822.16 und 17. Ohne sog. Mundröhre (Pharynx. H.), mit ein bis mehreren Mundzähnen, doch ohne Stacheln des sagittalen Schalenrands. 22 Sp. Challengeron J. Murray 1876 (uned.), H. 1887, Möbius (1857). Syn. Cadium marinum Wallich 1. c., s. unsere Taf. 32, 15a. B. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung nur durch den Besitz von Randstacheln in verschiedener Zahl. 25 Sp. #) Beide von Häckel nicht erwähnt. 2000 Radiolaria. b. Mit sogen. innerer Mundröhre (Pharynx H., ähnlich gewissen Lagenen unter den Rhizopoda). Entocannula H. 1579. Ohne Mundzähne und Randstacheln. 4 Sp. Pharyngella‘H. 1887. Mit Mundzähnen, doch ohne Randstacheln. 4 Sp. Porcupinia H. 1879. Mit Mundzähnen und Randstacheln. 2 Sp. 79. Familie. Medusettida H. 1887. Schale halbkuglig bis mützenförmig, mit weiter basaler Mündung, deren Rand lange, ° häufig verzweigte, hohle und gegliederte Stacheln (sog. Füsse. H.) aussendet, die meist bogig einwärts gekrümmt sind. Schalenwand fein alveolär, ganz ähnlich jener der Challenge- rida; die kleinen Alveolen der Schalenwand hohl und sowohl nach Innen wie nach Aussen durch je einen Porus geöffnet. Der innere Kanal der Mündungsstacheln durch zahlreiche dicht aufeinander folgende quere Scheidewände gekammert (gegliedert), doch communiciren die Kammern durch eine röhrig verlängerte Oeffnung in der Mitte der Scheidewände. Die Stachel- kammern sind von Gallerte erfüllt. Cortinetta H. 1887. Mit 3 einfachen oder reich verzweigten Mündungsstacheln und einem Apicalstachel des aboralen Schalenpols. Daher recht ähnlich gewissen einfachen Cyrtiden. 2 Sp. Medusetta H. 18897. Mit 4 gleichgestalteten, gleichgrossen und regelmässig vertheilten Mündungsstacheln. 7 Sp. Euphysetta H. 1887. Mit 4 ungleichen Mündungsstacheln, einem sehr grossen und 3 rudimentären. 3 Sp. Gazelletta J. Murray 1876 (uned.). Mit 6 Mündungsstacheln. 15 Sp. Gorgonetta H. 1887. Syn. Porospathis H. 1579. Mit 12 Mündungsstacheln, von welchen 6 wie gewöhnlich schief basalwärts absteigen, die 6 alternirenden hingegen schief apicalwärts aufsteigen. Ende der Stachein reich verzweigt. 4 Sp. Polypetta H. 1887. Syn. Porospathis H. (34). Mit zahlreichen („10—20 oder mehr“) Mündungsstacheln. 4 Sp. 80. Familie. Castanellida H. 1879. Schale kuglig oder nahezu kuglig mit gewöhnlicher Gitterwand. Mündung weit, gewöhn- lich kreisförmig und mit Randzähnen. Radialstacheln der Schalenoberfläche ohne Kreise grösserer Porenlöcher um ihre Basen. (Diese Familie leitet sich wohl direct von den Orosphaerida [s. oben p. 1997] her. B.) Castanarium H. 1879. \ Mündung unbezahnt. Schalenoberfläche mit kurzen borstenförmigen Stacheln dicht be- deckt, doch ohne grössere Hauptstacheln. 5 Sp. Castanella H. 1879. Wie vorhergehende Gattung, doch mit bezahnter Mündung. 7 Sp. Castanidium H. 1879. Wie Castanarium, doch mit grossen radiären einfachen Hauptstacheln auf der Schalen- oberfläche. 8 Sp. Castanissa H. 1879. Unterscheidet sich von vorhergehender Gattung durch bezahnte Mündung. 6 Sp. Gastanopsis H. 1879, Wie Gastanidium, doch die Hauptstacheln verzweigt. 3 Sp. Castanura H. 1879. Wie vorhergehende Gattung; doch die Mündung bezahnt. 4 Sp. . 81. Familie. Circoporida H. 1879. Schale kuglig bis polyedrisch. Ihre dieke Wand von eigenthümlichem porzellanartigem Aussehen und nur um die Basis jedes hohlen Radialstachels je ein sternförmiger Kreis von System nach Häckel 1887 (Ordn. Phaeogromia). 2001 grösseren Porenlöchern. Die übrige Schalenoberfläche mit polygonalen Leisten oder Grübchen. Mündung gewöhnlich bezahnt, ziemlich eng, rundlich oder polygonal. In der dicken trüben Schalenwand sind viele einfache Kieselnadeln eingebettet; sie scheint sehr fein porös zu sein und enthält jedenfalls viel organische Substanz, da sie sich mit Karmin färbt und beim Erhitzen bräunt. a. Schale meist polyedrisch; ihre Oberfläche mit polygonalem Leisten- werk verziert. Die Radialstacheln gewöhnlich verzweigt und regel- mässig angeordnet. Circoporus H. 1879. Syn. Challengeria sp. Murray (27). Tas 32.19. Mit kugliger oder octaedrischer Schale, welche dann aus 8 congruenten dreieckigen Flächen besteht. Von den 6 Ecken entspringen die ansehnlichen Radialstacheln in den Axen des Octaeders. Die Mundzähne liegen in der Ebene der Schalenwand. 5 Sp. Circospathis H. 1879. Schale kuglig oder polyedrisch, dann mit 14 dreieckigen Flächen und 9 Ecken, von welchen ebensoviel Radialstacheln entspringen. 4 Sp. Circogonia H. 1887. 1a 325.20. Mit regelmässiger icosaedrischer Schale, die aus 20 dreieckigen Flächen mit 12 Ecken und ebensovielen Radialstacheln besteht. 2 Sp. Circorrhegma H. 1887. Mit regelmässig dodekaedrischer Schale, die aus 12 pentagonalen Flächen, 20 Ecken und ebensoviel Radialstacheln besteht. 1 Sp. Circostephanus H. 1879. Schale polyedrisch oder nahezu kuglig, aus 30—60 oder mehr dreieckigen Flächen mit 24—32 oder mehr Ecken und ebensoviel Radialstacheln bestehend. 3 Sp. b. Schalenoberfläche mit Grübchen bedeckt, nicht aus polygonalen “ Flächen (Platten H.) bestehend. Die Schale ist nie polyedrisch. Die Radialstacheln unverzweigt und meist unregelmässig zerstreut. Haeckeliana Murray (1879 uned.) 1887. Charaktere der Unterfamilie. 6 Sp. 82. Familie. Zuscarorvida H. 1887. Schale (1,4—3,6 Mm. Dm.) annähernd kuglig bis ei- und spindelförmig. Sehr dicht und fein porös (ähnlich zahlreichen Perforata unter den Rhizopoda) und daher recht undurch- sichtig. Dazu gesellen sich einige wenige weitere Poren um die Basen der hohlen Stacheln, welche symmetrisch um die Hauptaxe und die Mündung angeordnet sind. In der Schalen- masse Kieselnadeln wie bei den Circoporida und viel organische Substanz. Schalenoberfläche glatt oder gedornt Mündung spaltartig oder polygonal bis röhrig. Tuscarora Murray (1879 uned.) 1897. Mit 3 aboralen, seitlich oder noch näher an der Mündung entspringenden kurzen bis sehr langen, meist aboralwärts gekrümmten Stacheln und 2, 3 oder 4 Mundstacheln. 7 Sp. Tuscarusa H. 1897. ? Taf. 32, 18 (die hier mit ? 0 bezeichnete Stelle ist jedenfalls nicht die Mündung, sondern vielleicht die Centralkapsel; die Mündung liegt oben auf der Röhre zwischen den 3 kurzen (abgebrochenen ?) Mündungsstacheln) *). Mit 4 Stacheln der Schalenoberfläche und verschiedener Zahl von Mundstacheln. 1 Sp. Tuscaridium H. 1887. Mit einem einzigen Apicalstachel der Schalenoberfläche und einer verschiedenen Zahl von Mundstacheln. 2 Sp. *) Häckel deutet diese und andere Figuren Murray’s von 1576 nicht. ” . » Bronn, Klasson des Thier-Reichs. Protozoa. 126 2002 Radiolaria. XX. Ordn. Phaeoconchia H. 1879. Die Schale besteht aus 2 gegitterten Klappen, einer dorsalen und einer ventralen*), welche die Centralkapsel umschliessen. 83. Familie. Concharida H. 1879. Die beiden Schalenklappen etwa halbkuglig bis halblinsenförmig; die Schale daher kuglig bis linsenförmig, ohne helmförmigen Aufsatz des Apex oder hohlen Stachelröhren der Klappen. Die Kapsel liegt dem Schalenrand (oralen) genähert und zwar so, dass ihre 3 Oeffnungen (tripyl) in der Vereinigungsebene (Frontalebene H.) der Klappen liegen. a. Die Ränder der Klappen glatt ohne Zähne. Concharium H. 1879. Schale meist nahezu kuglig, ohne hornartige Fortsätze des Schlossrandes und ohne mitt- leren (sagittalen) Kiel der Klappen. 5 Sp. CGonchasma H. 1887. Ganz ähnlich vorhergehender Gattung, doch jede Klappe am sog. aboralen Pol ihres Schloss- randes mit einem kurzen zugespitzten hornartigen Fortsatz (Caudalfortsätze oder -Hörner H.). 3 Sp. b. Die Schlossränder mit Zähnen, welche abwechselnd zwischen ein- ander greifen. Conchellium H. 1887. Schale annähernd kuglig; ohne hornartige Fortsätze des Schlossrands und ohne sagittalen Kiel der Klappen. 2 Sp. Conchidium H. 1879. Mit 2 sog. Caudalhörnern der Schlossränder, analog Conchasma. 8 Sp. Conchonia H. 18897. Achnlich Conchidium. Auf dem Apex einer oder beider Klappen ein hohles Horn (Sagittalhorn). 3 Sp. Conchopsis H. 1879. Keine Hornfortsätze der Schlossränder; dagegen jede Klappe seitlich comprimirt und da- her mit scharf vorspringendem, mittlerem sagittalem Kiel. 7 Sp. CGonchoceras H. 1879. Wie vorhergehende Gattung, doch mit 2 ansehnlichen sog. Caudalhörnern des aboralen Schlossrandes. 2 Sp. 84. Familie. Coelodendrida H. 1862. Auf dem Apex jeder Klappe ein konischer oder helmförmiger Aufsatz (Galea H.). Jede Klappe mit 3 bis mehr hohlen Stachelröhren, welche symmetrisch angeordnet sind und deren Verzweigungen manchınal einen äusseren, zweiklappigen Mantel bilden. a. Ohne den erwähnten äusseren Mantel; mit einfachen oder ver- zweigten Stachelröhren, deren Endäste nicht anastomosiren. Coelodoras H. 1887. Die 3—4 Stachelröhren jeder Galea unverzweigt. 2 Sp. CGoelodendrum H. 156 (Mon. Ber. und 16), Hertwig (33). Taf. 32, 12—13. Mit verzweigten Stachelröhren der Galea. 10 Sp. ü b. Mit äusserem zweiklappigem Gittermantel, welcher aus der Ana- stomosenbildung der Zweige der Stachelröhren hervorgeht. Coelodrymus H. 1879. Der äussere Mantel ist kuglig und besteht aus einer einfachen Gitterwand. 3 Sp. Goelodasea H. 1887. Syn. Coelodendrum ramosissimum p. p. H. (16). Der äussere Mantel kuglig, dicker und mehrschichtig spongiös. 2 Sp. ' *) Die Unterscheidung der beiden Klappen der Phaeoconchia als dorsale und ventrale scheint mir insofern nicht sehr empfehlenswerth, da sie in der Regel ganz gleich sind; besser wäre daher wohl von einer rechten und linken zu sprechen. Die Grundform dieser Gruppe ist eine zweistrahlige, nicht eine bilaterale. B. System nach Häckel 1587 (Ordn. Phaeoconchia). 2003 55. Familie. Coelographida H. 1887. Die Hauptauszeichnung liegt in der Beschaffenheit der sog. Galea auf dem Apex jeder Klappe. Dieselbe ist konisch oder helmförmig, gewöhnlich stark aufsteigend und im Um- fang meist gleich oder grösser wie die betreffende Klappe. Aus ihrer Basis entspringt in der Sagittalebene eine Röhre (Rhinocanna H.), welche der Aussenseite der Klappe aufliegt und bis gegen den Oralpol derselben zieht, wo sie geöffnet endigt. Die Mündung dieser Röhre durch 1 bis 2 sog. Frenula (Kieselbändchen oder -stäbchen) mit dem Apex der Galea ver- bunden, Von jeder Klappe (Galea) entspringen 3 bis mehr symmetrisch geordnete Stachel- röhren, deren Verzweigungen zuweilen einen äusseren Mantel bilden. a. Zwei Frenula verbinden jede Galea mit der Rhinocanna,. Die Aeste der hohlen Stachelröhren anastomosiren nicht, sondern enden frei, Die Rhino- canna ist wenig entwickelt. Von der Galea entspringen 3 verzweigte Stachel- röhren ; zunächst eine unpaare aborale (sog. caudale. H., die sich in der Regel von der Klappe direct erhebt), deren Verzweigungen sich nicht als freie Stacheln über die Oberfläche des kugligen Centralkörpers erheben; ferner 1 Paar sog. frontaler zu den Seiten der Rhinocanna, deren Zweige z. Th. in lange von Gallerte umhüllte Stacheln auswachsen, welche sich in verschiedener Zahl über die Oberfläche des kugligen Oentralkörpers radiär erheben. Die feinen Enden aller Stachelästchen sind anker- förmig gestaltet. Coelotholus H. 1837. Mit 8 langen Stachelfortsätzen des Centralkörpers. 3 Sp. (bis 20 Mm. Dm.). Coelothauma H. 1879. Mit 12 Stachelfortsätzen des Oentralkörpers. 1 Sp. (Dm. bis 21 Mm). Coelothamnus H. 1879, Bütschli (38). Taf. 32, 14. Mit 16 Stachelfortsätzen des Centralkörpers. 4 Sp. (Dm. bis 33 Mm.). bh. Mit einem unpaaren Frenulum; wo dieses sich an die Galea ansetzt, ent- springt eine unpaare, sog. nasale Stachelröhre, welche der vorhergehenden Familie fehlt. Dazu von der Galea und der Klappe die 3 verzweigten Stachelröhren der vorhergehenden Familie oder mehr. Die verzweigten Aeste aller Stachelröhren ana- stomosiren und bilden so einen äusseren zweiklappigen Mantel. 6—16 längere Stachel- zweige springen über die Manteloberfläche vor und sind mit Ankerbüscheln besetzt. Coelographis H. 1887. Syn. Coelodendrum gracillimum p. p. H. (16). Mit 3 Stachelröhren jeder Klappe, der nasalen H. und 2 seitlichen aboralen. Daher der Gesammtkörper in Bauch- oder Rückenansicht dreieckig. 4 Sp. (L. bis 6 Mm.). Coelospathis H. 1887. Zu den 3 Stachelröhren der vorhergehenden Gattung gesellt sich noch eine unpaare auf der Mitte der Galea, welche in der Sagittalaxe aufsteigt. 3 Sp. (L. bis 3 Mm.). Coelodecas H. 1837. Jede Galea mit 5 Stachelröhren, der nasalen und jederseits 2 paarigen (welche jedoch nur durch Gablung des seitlichen Paares von Coelographis entstehen; die Abbildungen zeigen jedoch noch eine unpaare, schwach entwickelte caudale Stachelröhre, die überhaupt stets vor- handen ist. B.). Daher der Gesammtkörper, in Bauch- oder Rückenansicht fünfeckig. 3 Sp. (L, bis 3,6 Mm). Goelostylus H. 1887. Aehnlich Coelospathis mit sagittaler Stachelröhre jeder Galea; dazu noch die nasale und 2 Paar seitlicher, also zusammen je 6 Stachelröhren jeder Klappe. Umrisse des Gesammt- körpers in Seitenansicht achteckig, in Bauchansicht abgerundet viereckig. 2 Sp. (L. bis 4,2 Mm.). Coeloplegma H. 1887. Ganz ähnlich Coelodecas, doch dadurch ausgezeichnet, dass sich ein Paar der Aeste der unpaaren Nasalröhre stark entwickeln und daher die Zahl der Hauptstacheln jeder Klappe auf 7 steigt (dazu jedoch noch schwach entwickelter Caudalstachel). Umrisse in Bauchansicht daher mehr oder weniger siebeneckig. Vorderansicht viereckig. 4 Sp. (L. bis 3,2 Mm.). 126: 2004 Radiolaria. CGoelogalma H. 1887. Jede Klappe mit $ Stachelröhren. 1 nasale, 1 sagittale und 3 Paar seitliche, wovon je- doch das aborale Paar wie bei Coelodecas und Coeloplegma durch Bifurcation eines ursprüng- lichen entsteht, dazu eine caudale Stachelröhre. Bauchansicht daher siebeneckig, Seitenansicht achteckig, Oral- oder Vorderansicht sechseckig. 1 Sp. (L. 5,4 Mm.). Umfang der Klasse. Die Zahl der Gattungen beträgt nach Häckel’s System 739, wozu Rüst (1885) noch 2 neue aus Juraschichten gesellte, welche jedoch schwerlich haltbar erscheinen; einige weitere hei R. fungirende Genusnamen, wie Triactoma, Tripocylia, Triprionium kann ich bei Häckel nichtfinden. Es ist daher bis jetzt keine einzige sichere Gattung ausschliesslich fossil bekannt. Arten zählt H. 4318 auf; Rüst beschrieb später noch 236 aus Juraschichten, so dass die Gesammtzahl sich auf 4554 erheben würde. Doch sind Rüst’s Arten vielfach recht unsicher, theils auf unvollständige Skelete, theils gar auf Steinkerne gegründet, so dass häufig nicht ein- mal eine sichere Gattungs-, geschweige eine Artbestimmung derselben möglich ist. Auch müssten sie auf Grund der Challengerradiolarien revidirt werden. Die Zahl der fossilen Species berechnete H. 1584 auf 558, unter Zurechnung der 231 Rüst'schen demnach 789; nicht wenige der lebenden Arten finden sich jedoch auch tertiär. Selbst unter den Jura- formen mögen sich noch lebende finden (B.). Wir ergänzen diese Uebersicht durch den Abdruck einer H.’schen Tabelle, welche den Umfang der Ordnungen und deren fossile Vertreter, namentlich aber die Verbreitung der Ord- nungen in den Meerestiefen berücksichtigt. Zum Verständniss der Columnen der Tabelle sei bemerkt, dass die Zahlen I—V den Grad der Massenhaftigkeit des pelagischen wie abyssalen Vorkommens andeuten sollen; es bedeutet also: I massenhaftes, II zahlreiches, III häufiges, IV spärliches und V vereinzeltes Vorkommen. | = = | Zahl der = 32 2. = r5] De Legionen Ordnungen mm — — — — — m — SICH =, S ae ae Fossilen | $ As = | Familien | Genera | Species Species | & 3= = © RT ee en £ Hu jan | (Colloidea 2 6 a ) ER an ‚ | Beloidea 2 s 56 0 I IV Spumellaria . | 1 Prunciden el og ron. 1 > Baal re en Discoidea | 6 91 502 102 II T | ALarcoidea | ) 5l ! 260 ) Y 1 fActinelida 3 6 | 2) ) IV V : \ JAcanthonida 3 Aa la 0 I ILL Acantharia . \Sphaerophracta 3 27 149 0 a ' \Prunophracta 3 11 63 0 IV II (Nassoidea 1 aan 5 0 N V ' | Plectoidea 2 17 61 Ü) IV IIL Naar ‚ 4}Stephoidea 4 40 205 | 17 IIT II Sa Spyroida 4 45 230.0, 552 1 010 f | | Botryodea 3 10 55 1022 I a ' |Cyrtoidea 12 160 1122 250 DIET rl | {Phaeocystina 3 15 112 24 III II Piiasodarıa | es 4 22 121 0 ILL I © | 1 Phaeogromia > 2A 159 Da, SHE I | (Phaeoconchia 3 2) 13 | N a x Summa s5 739 | 4318 | 558 Iar 7 B Be Nachschrift. Einem Werke wie das vorliegende, dessen allmähliche Vollendung gerade ein Jahrzehnt erforderte, konnte ein Vorwort im gewöhnlichen Sinne nicht wohl vorausgehen. Möge es daher erlaubt sein, in einer Nachschrift Einiges hervorzuheben, was sonst meist im Vorwort mitgetheilt wird. Zunächst eine Entschuldigung. Als ich im Jahre 1880 der ersten Lieferung einige Andeutungen über den muthmaasslichen Umfang des Werkes vorausschickte, geschah dies in gutem Glauben. Bald bemerkte ich jedoch, dass das Werk viel grösser werden müsste, wenn es in der begon- nenen Weise zu Ende geführt werden sollte. Dies schien mir aber, wie die Dinge einmal lagen, das Richtigere. So kam es denn, dass die an- fänglich angenommene Bogenzahl weit überschritten wurde. Dazu gesellte sich eine wohl ziemlich klar hervortretende Aenderung in der Ausführung selbst. Die ersterschienene Schilderung der Rhizopoden, obgleich überall auf ernstem Quellenstudium und hier und da auch auf eigenen Forschungen basirend, ist im Allgemeinen knapper gehalten; namentlich wurde die ältere Literatur nicht in dem Maasse durch eigenes Studium bewältigt und z. Th. auch rectificirt, wie es für die späteren Abschnitte durchgängig geschah. Natürlich wurden die späteren Theile unter diesen Umständen auch eingehender und ausgedehnter behandelt; denn die Ergebnisse des vielfach recht mühsamen Studiums der älteren Literatur ganz zu unter- drücken, schien mir nicht angezeigt. Bei der umfangreichen Anlage des sanzen Werkes hielt ich es für richtiger, auch in dieser Hinsicht eher etwas zu viel, wie zu wenig zu thun. Für Manchen mag das eingestreute Historische doch von einigem Werth sein. Denn Goethe bemerkt wohl nicht unrichtig in einer seiner naturwissenschaftlichen Schriften, dass die Geschichte der Wissenschaft die Wissenschaft selbst sei. Consequenter wie in den früheren Abschnitten wurden später sowohl die geschichtlichen Hinweise wie die kritischen Erörterungen zweifelhafter Fragen durch kleinen Druck als das minder Wichtige unterschieden. 2006 Nachschrift. Dennoch kann ich mich, am Schlusse der Arbeit angelangt, des Ein- druckes nicht erwehren, dass es in mancher Hinsicht besser gewesen wäre, wenn ich weniger ausführlich gearbeitet hätte. In der Natur eines Werkes, welches den Versuch einer möglichst vollständigen Zusammenfassung alles auf einem beschränkten Gebiet Geleisteten wagt, liegt es, dass die Einzelergebnisse nicht nur auf- gezählt, sondern auch auf Bedeutung und Vertrauen geprüft werden. Die Tendenz meiner Arbeit musste daher eine vorwiegend kritische sein. — Ob es mir stets gelungen ist, diese schwierige Aufgabe allseitig glück- lich zu lösen, steht dahin. Dass ich es an aufrichtigem und ernstem Streben, überall gerecht und unparteiisch zu urtheilen, nicht fehlen liess, dürfte schwerlich zu verkennen sein. Wer jedoch lange Jahre eine solche Thätigkeit übt, kommt leicht in Gefahr, aus dem kritischen in den kritte- lischen Ton zu verfallen und sein kritisches Messer wird leicht durch allzugrosse Schärfe schartig. .Möchte dieser Tadel in Hinblick auf das vorliegende Werk nicht allzuhäufig am Platze sein. Ich habe wohl meine besten Lebensjahre dieser Arbeit gewidmet, so dass, wenn dies allein den Ausschlag gäbe, auch etwas Gutes heraus- gekommen sein müsste. In gewissem Sinne könnte ich von der Arbeit auch sagen: „Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle“. Ein Jugendbestreben war es nämlich, welches mich schon ein- mal, im Jahre 1869, veranlasste, unser Wissen von den Protozoen kurz und gemeinverständlich zusammenzufassen, ohne zu ahnen, dass ich dieser Aufgabe in erweitertem Umfang später ein Jahrzehnt meines Lebens wid- men sollte. Im Jahrgange 1871 der populären Zeitschrift „Die Natur“ (herausgegeben von O. Ule und K. Müller) steht dieser Aufsatz unter dem Titel: „Unsere Kenntniss von den sogen. Infusionsthierchen“. Der angeb- liche W. Medicus, welcher als Verfasser figurirt, ist identisch mit dem Autor des vorliegenden Werks. Wie dies kam, wird man fragen? Die Geschichte ist zu eigenthümlich und in mancher Hinsicht charakteristisch, als dass ich mir versagen sollte, sie hier zu erzählen. Von dem erklärlichen Drange beseelt, mit den Ergebnissen meiner jugendlichen Studien einen bescheidenen Erwerb zu erzielen, einen kleinen Ersatz für die Opfer, welche die elterliche Güte meinem Studium bringen musste, zu verdienen, sendete ich s. Z. den fraglichen Aufsatz an den Herrn Herausgeber Dr. O. Ule, mit der höflichen Anfrage, ob und unter welchen Bedingungen er geneigt sei, ihn in seine Zeitschrift aufzunehmen. Den Verfasser hatte ich in der Arbeit nicht genannt, theils aus falscher Bescheidenheit, theils weil ich am Erfolge jenes Erstlingsversuchs natur- gemäss etwas zweifelte..e Der Herausgeber würdigte mich weder einer Antwort, noch erhielt ich das Manuscript, dessen Concept ich noch be- sitze, zurück. Nach meiner Heimkehr aus dem Feldzuge 1870/71 fand ich mit Erstaunen den Aufsatz, schön mit Holzschnitten verziert, im Jahr- sang 1871 der Natur abgedruckt, auch hatte der Herausgeber einen Ver- fasser, Namens W. Medieus, eigens dafür erfunden. Auf diesem jeden- Nachschrift. 2007 falls ungewöhnlichen Wege kam ich zu dem Pseudonym W. Medieus und muss daher bitten, diesen Autorennamen aus den Literaturverzeichnissen über Protozoen zu streichen. Ich hoffe, dass meine Bearbeitung der Protozoen künftigen Erforschern dieses Gebietes einigen Nutzen gewähren wird, und diese Ueberzeugung kann mich allein für die aufgewendete Mühe einigermaassen entschädigen. Denn ich gestehe gern, dass mir die Arbeit, je länger sie währte, um so undankbarer erschien. Was ich wenigstens in meinem Vaterlande, in Jahresberichten oder sonstigen Besprechungen, gelegentlich über sie las, war nicht sehr ermuthigend; das Gleiche hätte recht gut von jeder be- liebigen schlechten Compilation bemerkt werden können. Auch die gelegent- liche Aeusserung von Collegen, dass solche Arbeiten nicht zum Lesen bestimmt seien, klang nicht gerade ermutbigend. Wer einen Abschnitt des vorliegenden Werkes durchgeht, wird sich wohl überzeugen, dass auch da, wo ich den Gegenstand nicht durch eigene Untersuchungen fördern konnte, der Standpunkt, welchen die Arbeit einnimmt, doch den der gewöhnlichen Compilation ein wenig überragt — dass das vorliegende Material kritisch gesichtet und, soweit dies möglich war, zu selbstständigen Schlüssen verwerthet wurde. Es war nicht stets thunlich, an jeder Stelle zu bemerken, dies oder das sei eigene Folgerung des Autors, selbstständige Verwerthung des gegebenen Materials; weshalb dem mit dem Gegenstand nicht näher Vertrauten vieles nur Referat scheinen kann, was in dem Buche zum ersten Mal bervorgehoben wurde. Dass selbst Specialisten auf dem Gebiete der Protozoen das Werk aus dem Gesichtspunkt einer blossen Compilation beurtheilen zu müssen glaubten, ersehe ich aus Häckel’s grossem Buch über die Challenger-Radiolarien ; wenn Häckel meine schon 1882 erschienene Darstellung der Radiolarien gar nicht berücksichtigte, so lässt sich dies eben nur so verstehen, dass er sie von vornherein als eine einfache Compilation beurtheilte, aus welcher Neues nicht zu lernen sei. Mit Dank las ich Ray Lankester’s Besprechung der beiden ersten Abtheilungen meines Werks in der Nature (Vol. 82, 1885); mit Dank nicht etwa deshalb, weil meine Bemühungen darin anerkannt und gelobt werden, sondern weil mir diese aus der Ferne kommende Anerkennung neuen Muth gab, die sauere Arbeit fortzusetzen und endlich zum Ab- schlusse zu bringen. Dieser Abschluss ist nun auch glücklich erreicht, hoffentlich nicht nur zu meinem eigenen Besten, sondern auch zum Vortheil unserer Wissen- schaft. Zum Schlusse danke ich allen den verehrten Fachgenossen aufrichtig, welche mich bei dieser Arbeit gelegentlich in zuvorkommender Weise unterstützten. Leider kann ich einem derselben, N. Lieberkühn, welchem ich besonders verpflichtet bin, diesen Dank nicht mehr dar- bringen; er ist seitdem aus den Reihen der irdischen Kämpfer geschieden. Welch’ grossen Nutzen das vorliegende Werk und besonders der Abschnitt 2008 Nachschrift. über die Ciliaten aus der Verwerthung der herrlichen, nach Hunderten zählenden Tafeln zu Lieberkühn’s Preisarbeit gezogen hat, wird aus Text und Abbildungen hervorgegangen sein. Ich musste dies hier noch- mals besonders betonen. Möge Herr Prof. G Wagener in Marburg, Lieberkühn’s Mitarbeiter an dem schönen Tafelwerke, meinen Dank freundlichst entgegennehmen, denn seine unübertroffene Künstlerhand bat alle die zahlreichen Tafeln gezeichnet. Für die Bearbeitung der Infusorien stellte mir ferner Herr Professor Th. W. Engelmann in Utrecht seine sehr umfangreichen Skizzen über die gesammte Infusorienwelt zur Verfügung. Auch diese Beihülfe war mir in nicht wenigen Fällen von grossem Werth. Ich ergreife daher die Gelegenheit, um dem verehrten Herrn Collegen für seine Liebenswäürdig- keit aufrichtigst zu danken. Ebenso bin ich Herrn Dr. E. Maupas in Algier für mancherlei briefliche Mittheilungen über Infusorien, sowie für die freundliche Ueberlassung der Correcturbogen zu seiner neuesten Arbeit über die Theilung der Ciliaten herzlich verpflichtet. In gleicher Weise unter- stützten mich gelegentlich Prof. G. Balbiani und Dr. Fabre-Do- mergue in Paris. Mancherlei freundliche Beihülfe gewährte mir nament- lich auch mein ehemaliger Schüler und lieber College Herr Prof. Bloch- mann, sei es durch gelegentliche Hülfe bei meinen Untersuchungen, sei cs, dass er auf meine Bitte eines oder das andere betrachtete oder ein- zelne Correeturbogen durchsah, Er unterstützte mich ferner wesentlich bei der Zusammenstellung des Registers. Auch meinem lieben Freunde Prof. E,. Askenasy bin ich für die freundliche Durchsicht der Correeturen einiger Abschnitte dankbar verpflichtet. Bei der Bearbeitung der Infu- sorien gewährten mir ferner zwei meiner Schüler, die Herren Dr. A. Schu- berg und Dr. W. Schewiakoff, vielfache Unterstützung. Besonderen Dank schulde ich zahlreichen Bibliotheken für freundliche Ueberlassung ihrer Bücherschätze ; vor allem der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, deren Verwaltung sich aufrichtig bemühte, mir die z. Th. schwierig zu beschaffende Literatur aufzutreiben. Eine Anzahl seltener Werke erhielt ich auch von der Bibliothek der Roy. miceroscopical soeiety of London, sowie den Antiquariaten Friedländer in Berlin und J. Bär & Co. in Frankfurt a. M. Ebenso unterstützten mich einzelne Herren Fachcollegen durch gefällige Ueberlassung von Literatur. Allen Genannten danke ich dafür nochmals verbindlichst. Indem ich von den Lesern dieser Nachschrift Abschied nehme, kann ich nur nochmals die Hoffnung aussprechen: es möge dieses Werk dazu beitragen, dass unsere Kenntniss der in vieler Hinsicht wichtigen Protozoen- gruppe möglichst gefördert und vervollkommnet werde; dann dürfte die Arbeit vieler Jahre, welche ich auf das Werk verwandte, nicht verloren gewesen sein. Heidelberg, im Januar 1889. 0. Bütschli. ER Systematisches Namenregister. Gattungen und Arten in kleinem, A, Acantharia (Leg.) 1970 Acanthochiasma 1970 Acanthochiasmida (F.) 1970 | Acanthocorys 1989 Acanthocystis 326 Acanthodesmia 1978 Acanthodesmia 1976 —TS Acanthodesmida (0.) 1976 Acantholonche 1972 Acanthometra 1970 —T1 —72 —73 Acanthometron 1970 Acanthonia 1970 Acanthonida (0.) 1970 Acanthosphaera 1953 Acantnosphaera 1951 --59 56 Acanthostaurus 1971 | Acarella 1688 | | | | [07 b) Acervulina 206 (Acicularia) 225 leidophorus 1694 Acineria 1690 Acinete Gienk. 1931 — gefingerte Stein 1933 — sessile d’Udek. 1931 Aeinetenartiges Wesen Alder 1927 ‚JAeinetenzustand von Ophry- dium Stein 1933 Acineta 1929 Acineta 1928 acuminata 1925 alata 1925 digitata 1933 gelatinosa 1951 lappacea 1930 mystacina 1925 notonecta 1930 parroceli 1928 solaris 1927 stagnatilis 1925 stellata 1930 trinacria 1953 alle höheren Abtheilungen in grossem Druck, Synonyme eursiv. Nichtprotozoen eingeklammert. Acinetina Autor. (U. Kl.) 1842 Acinetina (f.) 1928 Aeinetoides 1924 Acinetopsis 1925 —30 Acomia 1702 —13 Acontaspis 1973 Acontractilia (Trib.) 1765 ‚leotrypus 1994 Aerita Owen 1. Abth. VII | Acrobotrys 1983 Acrocubus 1978 | Acrosphaera 1949 Acrospyris 1981 | Actinastrum 1970 Actinelida (0.) 1970 | Actinelius 1970 ı Actinobolidae Kent (t.) 1672 Actinobolina (U. N.) 1685 Actinobolus 1685 \ Actinocephalus 580 Actinocyathus 1931 , Actinocyclina 216 ı Actinolophus 323 Actinomma 1955 Actinomma 1948 —5| —55 Actinomonas S11 52 Aetinophryens Djrd. (F.) 319 ' Actinophryina Pıty (.) 319 — Clap. (F.) 319 — Stein (F.) 319 Actinophrys 321 Aectinophrys 320 —22 —26 19531 brevicirrhis 326 digitata 320 difformis 1927 fissipes 320 pedicellata 1927 | Jletinophrys sol 1931 | — sol, Entwicklungszustand Knut Sıl | — viridis 326 ‚ Actinosphaerium 322 ‚ Actinotricha 1750 | Actissa 1946 ‚ Acystoplast« Gabriel 573 ı Acyttarıa Häck. 176 319 | Adelea 576 Adelocyrtis 1990 | Adelosina 189 'Adinida (U.©.) 1001 | Aegospyris 1981 Aegyria 1698 \ Aegyria 1700 Afterpolyp, birn-, arlesbeer-, clüten- u. mispelförm. Rösel 1766 — kleiner, gesell.becherförm. Rös. 1765 —b4 mit Deckel uw. berbers- beerförm. Rös. 1767 — schalmeiähnl. Rös. 1727 Agastrica Meyen 333 Agathistegia d’Orb. 18 ‚glenophrya 1703 Alacorys 1992 Alastor 1742 Alderia 1927 —2) Allodorina 836 Allomorphina 203 Allotreta Ehrb. (0.) 1667 Allotricha 1747 Alveolina 193 Alveolina 214 Alyscum 1713 Amastiga Dies. 1153 — (dpertistomata Dies. (0.) 1670 Amblyophis 821 Amiba 1693 1707 Amubiens Duj. 172 176 ‚ Amoeba 176 7 2010 Amoeba 177 178 183 320 810 s1il — auerbachii 178 — polypodia 177 — radiosa 177 Amoeba rotatoria Meyer 650 Amoebaea (U. 0.) 176 — Sphrba (6 — lobosa (F.) 176 — retieulosa (F.) 178 Amoebidae Häck. 176 Amöbidium 604 Amoebina Clapar. etc. 176 Ammodiscus 189 Amphiactura 1960 Aımphibelone 1972 Amphibrachium 1962 Amphiecentria 1965 Amphieraspedum 1962 Amphicyclia 1960 Amphidinium 1011 Amphidinium operculatum 1002 Amphidoma 1005 Amphymenium 1962 Amphileptina (U. !.) 1690 Amphileptus 1690 Amphileptus 1691 —92 —93 Amphileptus gutta Cohn 1693 Amphilonche 1972 Amphilonche 1972 Ampbilonchida (F.) 1971 Amphimonadina (l.) 330 Amphimonas S3U Amphimonas 827 Amphiplecta 1987 Amphipyle 1967 Amphipylonium 1967 Amphirrhopalum 1962 Amphisia 1745 Amphisia piseis 1745 Amphisolenia 1010 Amphisphaera 1950 Amphispyris 1952 _ Amphistegina 211 246 Amphistomina (V.) Amphistylus 1950 Amphitholonium 1967 Amphitholus 1967 Amphitrema 188 Amphizonella 178 Amphizonella 183 Amphorella 1734 Amphorina 197 Amygdalina 197 Aneistrum 1709 Ancyromonas 814 Andromedes 212 Androspyrida (F.) 1982 Androspyris 1982 Anentera Ehrb. 625 Anhymenia 1759 —6V s43 188 Systematisches Namenregister. Animalcula infusoria Lederm. 1129 — bell like 1763 — d. polypes Trembl. 1758 — in stercore ranar, Leeuw. al a! — a bulbo Spall. 1763 — a campanelle Spall. 1765 Animali alberetti Spall. 1764 Animalia pisciformia \Wrisb. 1110 Animaluzzo frequ. n. infusioni Gorti 1707 Animauz apathiqwes Lam. 1136 Anisonema 529 Anisonema S30 Anisonema intermedium 828 — Judibundum 828 - Anisonemina (F.) 829 Anomalina 207 Anomalina 206 Anopisthia Ehrb. (0.) 1667 Anophrys 1706 —15 Anophrys maggü 1715 Anoplophrya 1716 Anoplophrya 1109 —1S Anthocorys 1994 Anthoeyrtida (F.) 1955 Anthocyrtidium 1959 Anthocyrtis 1989 Anthocyrtis 1989 Anthocyrtoma 1984 Anthocyrtium 198% Anthophysa 817 Anthophysa 816 817 — solitaria 903 Anthospyris 1981 Anthusa 200 Apgaria 1722 Aphrothoraca (0.) 320 Aphthonia Perty (V.) 1668 Apionidina Perty (F.) 1668 Apiosoma 1767 Apiopterina 197 200 Aporea 832 Arachnidium 1685 1752 Arachnocalpis 1985 Arachnocorys 1989 Arachnocorys 1989 Arachnopegma 1954 Arachnopila 1954 Arachnopilium 1991 Arachnosphaera 1954 Arachnula 321 Arcella 183 Arcella 183 184 157 Arcellina 185 Areellina (F.) 183 — Ehrb. (F.) 6 — composita Ehrb. (F.) 335 Archaediscus 246 Archaediscus 209 | Archaeodiscus 209 | Archais 192 Archezoa Perty 1. Abth. I 1158 \ Archibursa 1984 Archicapsa 1986 Archicapsa 1990 Archicapsida (1) 1986 Archicircus 1976 Archicorida (E.) 1986 Archicorys 1956 ‚ Archimedes 17143 Archidiscus 1961 | Archipera 1954 ' Archiperida (P.) 1953 Archiphaena 1986 Archiphaenida (F) 1984 Archiphormida (W.) 1954 ' Archiphormis 1985 Archipilida (F) 1683 ' Archipilium 1984 Archiscenium 1984 Arenacea (F.) 195 Aristerigina 207 | Aristerospira 206 Arrasgnee, grande Johlot 174) — petite Jobl. 1752 ‚ Arthrodele Flagellata St. 913 998 Arthronia Hill 1128 Articulina 190 ı Artiscus 1956 Artocapsa 1996 ' Artocapsida (7) 1994 Artocorida (P.) 1994 Artopera 1994 Artopera 1994 ı Artoperida (P.) 1993 ‚, Artophaena 1994 Artopilida (P.) 1993 ‚ Artopilium 1994 Artophormis 1994 ' Artostrobus 1995 Aschemonella 195 Ascobius 1730 Ascoglena 522 ı | Asellicolla 1935 Aspidisca 1754 Aspidisca 1752 — bipartita 1710 Aspidiseina (F.) 1667 1671 1754 Aspidomma 1971 —T3 ‚ Aspidospira 206 Aspirotricha (U. 0.) 1701 ' Assilina 213 | Astasia 826 Astasia 810 823 824 — acus 826 costata 824 crassa 826 fusiformis 826 inflata 826 Astasia Jugendform 824 Astasieea Ehrb. (7) 799 Astasiina (F.) 826 Astasiodes 823 Astasiopsis 823 ‚lsteracites 215 ‚Asterigerina 206 207 Asterocyclina 216 Asterosiga 903 Astoma Sieb. 799 997 Astractura 1960 Astrocapsa 1972 Astrococeus 325 Astrocyclia 1960 Astrodisculus 325 Astrodiseulus 325 Astrodiscus 194 Astrolithium 1970 Astrolonche 1971 Astrolonebida (W) 1970 Astrolophida (f.) 1970 Astrolophus 1970 Astromma 1957 —60 —63 Astrophacus 1959 Astrophormis 1988 Astrorhiza 194 Astrosestrum 1959 Astrosphaera 1953 Astrosphaerida (F.) 1952 Astylozoon 1762 Atactodiseus 1961 ‚Atractolina 200 Atractonema 824 Aulacantha 1997 Aulacanthida (t.) 1997 Aulactinium 1997 Aularia 1998 Aulastrum 1999 Aulatractus 1999 Auloceros 1997 Aulodendron 1997 Aulodietyum 1999 Aulographis 1997 Aulonia 1999 Aulophacus 1999 Auloplegma 1999 Auloscena 1999 Aulospathis 1997 Aulosphaera 1998 Aulosphaerida (1.) 198S Aulostomella 200 Autacineta 1929 Autochloe 1765 Aveugles Jobl. 1763 Axellipsis 1955 Axocorys 1993 Axodiscus 1961 Axoprunum 1955 B. (Bacillariacea) 1. Abth. XII XV 805 1001 (Bacteriacea) 1. Abth. XIII 615 616 808 Systematisches Namenregister. (Bacteriacea) Parasit. d. Ciliata 1828 (Bacterioidomonas sporifera) 1. Abth. XIV Balanitozoon 1680 Balantidion 16V Balantidiopsis 1725 Balantidium 1724 Dalantidium duodeni 1725 — medusarum 1725 Balladina 1751 Bathropyramis 1985 Bathybius 179 Bathysiphon 2034 Baum Eichh. 1764 —65 Bdelloidina 213 Bell-animals Baker 1763 Beloidea (0.) 1947 Belonaspida (f.) 1974 Belonaspis 1974 Belonostaurus 1671 Belonozoum 1947 Benedenia (Sporoz.) 576 Benedenia (Gil.) 1718 Bicosoeca 815 Bieosoeca 815 332 Bigenerina 204 Digenerina 200 Bikoeeina (F.) Si5 Biloculina 190 Birnpolyp Eichh. 1768 Blepharisma 1721 Blepharocysta 1003 Boderia 178 Bodo 827 bodo S13 841. — grandis 829 — necator 829 — socialis 817 — urinarius 813 Bodonina (F.) 827 Bohnenthierchen Gleichen 1721 Bolivina 205 Dolivina 205 Borelis 193 214 Botellina 193 Bothriopsis 578 Bothrostoma 1713 Botryocampe 1983 Botryocampe 1983 Botryocella 1983 Botryocortys 1983 Botryoidea (0.) 1982 Botryopera 1982 Botryopyle 1083 Bouteillen Goeze 1724 Brachiospyris 1980 Brachionus 1128 —29 1728 —63 —64 — 66 Brachiurus Hill 1128 Bradyina 211 246 Buceinosphaera 1949 Büschelpolyp Schäffer 1764 Bütschlia 1690 Bulimina 204 205 1683 1928 2011 Bullaria O. F. Müll. 1115 Bursaria 1726 Dursaria 1005 1131 — E27 94797 bullina 1712 cordiformis 1721 fava 1703 intestinalis 1718 ranarum 1718 vorax 1741 truncatella, Eınbryo 1927 vorticella 1725 1703 Bursariens Duj. (F.) 1667 Dursarinea Dies. (F.) 1670 Dursarina Perty (".) 1668 — Cl. u. L. (F.) 1669 — From. (r.) 1671 — Stein (F.) 1671 C Cadium 34 1999 Cadium marinum 1999 Öaenomorpha 1730 Calcanthus 212 Calcaria 1730 Calcarina 207 246 Calcarina 207 216 Calceolidae Kent (1.) 1672 Caleceolus 1711 Calia 902 Calix 1930 Callimitra 1987 Calocycelas 1992 Calocyclas 1994 Calpophaena 1986 Calyptotricha 1714 Camerina 212 Caminosphaera 1949 Campanella 1766 —67 Campanelle Colombo 1763 Campascus 186 Campylopus 1753 Candeina 202 Cannartidium 1957 Öannartiscus 1957 Cannartus 1956 Cannobelos 1996 Cannobotryida (F.) 1982 Cannobotrys 1983 Cannocapsa 1972 Cannopylea (0.) 1996 Cannopilus 1997 Cannorhapbis 1906 Cannosphaera 1999 Cannosphaerida (M.) 1999 Cantharospyris 1980 Cantharus 200 Carchesium 1764 Carchesium 1763 Oarpenteria 202 Carpocanistrum 1985 Carpocanium 1989 2012 Carpocantum 1984 — 85 Uarposphaera 1948 Carteria (Flagell.) 837 Carteria (Rhiz.) 195 Caryolithis 1955 Caryomma 1954 Caryosphaera 1948 Caryostylus 1950 Cassidulina 205 Uastanarium 2000 Oastanella 2000 Castanellida (.) 2000 Castanidium 2000 Gastanissa 2000 Vastanopsis 2000 Uastanura 2000 Catallacta 1677 Catharia 184 Catinulus 1996 Catotreta Ehrb. (Caunopora) 222 Vecryphalium 1992 Cenchridium 197 Genellipsis 1955 Cenellipsis 1955 Genocapsa 1972 Cenodiseida (F.) 1958 Genodiscus 1958 Genolarcus 1965 Genosphaera 1948 Cenosphaera 1955 Ventrocubus 1954 Centropywis 184 Centrospira 1961 Cephalopyramis 1955 Cephalorhynehus 1774 Gephalospyris 1950 Gephalothamnium S17 Ceratidium 17174 Öeratium 1005 Ceratium 1004 —T — macroceras 907 — tetraceras 907 Ceratocorys 1008 Ceratocyrtis 1990 Ceratophorus 1004 —5 Ceratospirulina 190 Geratospyris 1981 Ceratospyris 1979 —S0 —S1 Cercaria 821 —23 1002 —5 1128 —39 1686 —- cyelidium 1708 hirta 1686 tripos 907 turbo 1711 Cercomadina (F.) s12 Cercomonas $12 Cercomonas SI —13 — colubrorum 841 — hominis 841 — intestinalis S43 — vorticellaris 817 Ceriaspis 1973 Ceriosphaera 1948 Gertesia 1752 (0.) 1667 Systematisches Naimenregister. Chaenicosphaera 1949 ı Chaenia 1681 Chaetoglena 822 Chaetomonas constricta 843 Chaetophlya 822 833 ' Chaetoproteus 177 Chaetospira 1743 Chalarothoraca (0.) 325 Challengeria 1998 Challengerida (F.) 1999 Ohallengeron 1999 Chaos Linn& 1128 Chaos fungorum L. 1129 infusoriorum L. 1128 — intestinalis Bloch 1721 —24 — protheus L. 1128 — redivivum L. 1128 — ustilago L. 1129 Chaotisches Gewinmel Bär 1720 Chasmatostoma 1705 Chausson Joblot I710 Chiastolida (.) 1970 Cbhiastolus 1970. Chilifera (P). 1701 Chilocineta Dies. (".) 16570 Chilodon 1695 | Chtlodon 1695 —9T aureus Ehrbg. 1694 aureus From. 1695 depressus 1695 ornatus 1694 (Schwärmsprösslinge) 1713 teratol. Zustand Tateın 1695 Chilodontina (U. N.) 1695 Chilomma 1959 Uhilomonas S44 Chilomonas 845 — volrox 841 Chilostomella 203 Ohilonastrum 1962 Chlamydococeus 836 Chlamydodon 1697 Chlamydodon pachydromus 1699 Chlamydodonta (f.) 1694 Chlamydodonta St. (1.) 1671 Chlamydodontidae Knt. (F.) 1672 Chlamydomonadina (F.) 334 Chlamydomonas 836 Chlamydomonas 835 836 837 S38 Chlamydomyxa 145 Chlamydophora (0.) 324 Chlamydophrys 186 | Chlorangium 835 Chloraster 838 Chlorodesmos 834 Chlorogonium 835 Chloropeltina (F.) 822 Chloropeltis 822 Choanoflagellata Choenia 1681 — teres Kent 1684 Chonemonas 822 Chondropus 324 Chromatophagus 1678 Chromophyton 820 CUhromulina 820 Chrysalidina 205 Chrysolus 212 Chrysomonadina (F.) 832 Chrysomonas 820 Chrysopyxis 833 (Chytridiacea) 1. Abth. XII 605 610 805 572 1025 1827 1944 Chytridium A. Braun 878 — Eberh. 1688 Oibieides 206 Ciliata (Kl.) 1677 — Perty 1668 Ciliatenembryonen 1926 Ciliophrys 321 S11 (0.) 877 Cimaenomonas 842 Cinclopyramis 1985 Oinetochila Dies. (1.) 1670 Cinetochilina VPerty (.) 1668 Oinetochilina St. (F.) 1671 Cinetochilum Perty 1708 Circogonia 2001 Circoporida (F.) 2000 Öircoporus 2001 | Circorrhegma 2001 Circospathis 2001 Circospyris 1981 Gircostephanus 2001 Circotympanum 1979 Citharina 198 Citharistes 1010 Cladarachnium 1985 Ciadarachnium 1990 Cladococeus 1953 Cladococcus 1953 Oladomonas 831 Cladonema 816 Cladopyzida Stein (F.) 998 Cladopyxis 1008 Cladoscenium 1984 Olaparedia 1742 Clathrocanium 1987 Clathrocanium ehrenbergii 1989 Clathrocysta 1007 Olathrocircus 1977 Olathrocorys 1987 Olathrocyclas 1992 Clathrolychnus 1988 Clathromitra 1987 ‚ Clathrospyris 1980 ‚ Clathrosphaera 1950 ‚ Clathrulina 328 ‚ Clausulus 193 Clavulina 205 Olepsidrina 579 Olidostomum 204 Climacammina 204 245 Climacostomum 1727 Climacostomum 1725 | Glistophaena 1989 Closterium acus 821 Clustering polypes Baker 1763 —65 1928 | Önemidospora 559 | Cobalina Perty (P.) 1668 | Coceidiidae (U.0.) 574 | Coceidium 575 | Coceidium 575 | Cocceochloris 17168 Coccocyclia 1960 Coceodiseida (F.) 1959 Goccodiscus 1960 Coccolarcus 1965 Coceolithen 179 Goccomonas 837 Coccosphaeren 179 Coceudina 1752 Cochliopodium 183 Godonella 1736 Codonella 1735 — perforata 1737 — punctata 1737 Codonellidae Knt. (F.) 16 CGodonocladium 903 Codonodesmus 903 Codonoeca 814 Codonoeeina (F.) S14 Codonosiga 903 Codonosiginae (U. F.) 902 Codosiga 903 Codosiga 903 Coelacantha 1999 Coelodasea 2002 Coelodecos 2003 Coelodendrida (F.) CGoelodendrum 2002 Coelodoras 2002 Goelodrymus 2002 Coelogalma 2004 Coelographida Coelographis 2003 Coelomonadina Coelomonas 819 Coeloplegma 2003 Coelospathis 2003 Uoelostylus 2003 Ooelothamnus 2003 Coelothauma 2003 Coelotholus 2003 (Coenostroma) 222 Colacium 821 Colacium 835 Coleaspis 1974 Colepidae Knt. (F.) 1671 Colepina (U. 1.) 1686 54 2 ü 2002 (l.) 2003 (P.) 819 | Cornutella Systematisches Namenregister. Colepina Ehrb. (F.) 1667 — Perty (F.) 1668 = Cl. u- L2(R.) 1669 e&Eromzu(R.)2 1071 Ooleps 1686 Coleps 1656 —S7 — inermis 1686 Collodaria (Subleg.) 1946 Gollodietyon S41 Colloidea (0.) 1946 Collosphaera 1919 Collosphaera 1949 Collosphaerida (F.) 1949 Collozoida (F.) 19497 * Gollozoum 1947 Oolpidium 1704 Colpidium putrinum 1702 ı Golpoda 1707 | Colpoda 1102 —04 —20 eucullio Müller 1696 — cucullus Müller 1696 — depressa 1703 Colpoda pigerrima 1715 — triquetra 1697 Colpodea Ehıb. (F.) 1667 — Cl. u. L. (F.) 1669 Colpodella 828 Colpodinea Dies. (F.) 1670 Colponema 828 Conarachnium 1990 Concharida (F.) 2002 Ooncharium 2002 Conchasma 2002 Öonchellium 2002 Gonchidium 2002 Gonchoceras 2002 Conchonia 2002 Öonchophthirus 1720 Conchopsis 2002 Gondylostoma 1725 Conferva Gavolini 1927 Conferva globosa 1768 Coniocyelis 1735 Öonosphaera 1953 Conorhynchus 577 Contraetilia (Trib.) 1762 Conulina d’Orb. 199 Conulites 208 Corethria 1933 Cornemuse Joblot 1707 Cornuspira 189 Cornuspira 189 210 Cornutanna 1986 Cornutella 1986 1955 —59 —90 —95 Gorocalyptra 1991 Coronida (F.) 1977 Coronidium 1978 Coronosphaera 1950 Cortina 1977 Gortinetta 2000 Gortiniscus 1977 Coryeia 177 2013 | Coseinaspis 1973 , Coscinomma 1953 | Coseinopora 191 | Coseinospira 201 Gothurnia 1769 Cothurnia 1729 —34 1925 — imberbis 1770 Cothurnina (Trib.) 1769 Cothurniopsis 1770 Craspedarium Hill. 1127 1763 Craspedomonadina_ (1) 902 — Stein 877 Craterina 1686 1763 Crateromorpha 1752 Gribrospira 211 246 Cricocoleps 1686 Gristellaria 199 Cristellaria 191 198 Uromostylus 1950 Uromyatractus 1956 Cromyechinus 1954 Uromyodruppa 1955 Gromyodrymus 1954 Urommyomma 1953 Cromyosphacra 1948 Uromyostaurus 1951 Orueidiscus 1958 Urueiloculina 190 Crumenula 821 CUryptocephalus 1988 CUryptochilum 1705 Cryptoglena 820 Cryptoglena 822 837 Uryptomonadina (F.) s44 Oryptomonadina Ehrb. (F.) 799 Uryptomonas 845 Cryptomonas 822 837 — lima 1002 — tetrabaena 839 Cryptoprora 1989 1992 Cryptostegia (U. F.) 203 Otedoctema 1713 Uubaxonium 1952 Oubosphaera 1952 Cubosphaerida (l.) 1952 Gubotholonium 1968 Gubotholus 1968 Cuneolina 204 Cupulites 192 Cyatholithen 179 Cyathomonas 844 Öycladophora 1992 Uyeladophora 1990 —92 —93 ÖOyclammina 212 Oyclidium 1713 Oyclidium 1127 —30 1707 —59 abeissa 825 chrysalis 1713 distortum 823 dubium 1696 elongatum 1714 - glaucoma 1713 2014 Cyelidium lineatum 830 1708 — margaritaceum 1708 — nigricaus 844 — pediculus 1742 Uyeclochaeta 1760 Cyeloclypeus 215 Cyeloelypidae (U.F.) 215] Oyecloeyrrha 1160 Oyclodinea St. (F.) 1671 Cyelodinina (U. F.) 1687 COyclolina 192 208 Cyclosiphon 215 Oyclospora 575 Oyelostegia d’Orb. 182 Oylicomastiges Bütschli S77T (Cylindrella) 226 Cymbalopora 202 (Cymopolia) 227 Cypassis 1957 Cyphanta 1957 Cyphidium 183 Cyphinida (F.) 1956 CGyphinidium 1957 Oyphinus 1957 Uyphocolpus 1957 Öyphoderia 186 Gyphonium 1957 Oypridium 1700 Cyrtidosphaera 1948 —53 Cyrtocalpida (F.) 1986 Oyrtocalpis 1986 Cyrtocapsa 1995 Cyrtoidea (0.) 1983 Cyrtolophosis 1715 Cyrtopera 1994 Cyrtophormis 1994 Cyrtostomum 1703 Uystidium 1975 Cystoflagellata (0.) 1030 Cystopbormis 1985 Oystoplasta Gabriel 573 Cytospermium 575 Oystosporea Schneider BYES) Oytodosporea Schneider 578 Cytozoen, Gaule 567 571 Cyttarocyelis 1736 Oyttarocyclis 1134 —8T — cystellula 1737 D. (Dactylopora) 224 (Dactyloporella) 226 (Daetyloporida) (F.) 224 Dactylosphaerium 177 Dallasia 1702 Dallingeria S2S (Dasyeladea) 226 Dasytricha 1716 Systematisches Namenregister. Decteria Perty (F.) 1668 Deltomonas 530 Dendrella 1765 Dendritina 191 | Dendrocircus 1977 Dendrocometes 1952 Dendrocometina (F.) 1932 Dendromonades (U. F.) 816 Dendromonas S16 Dendrophrya 195 Dendrosoma 1932 Dendrosoma Astaci 1931 Dendrosomina (F.) 1931 Dendrospyris 1950 Dentalina 198 Dentalina 198 199 Desmarella 905 Desmartus 1958 (Desmidiacea) 1001 Desmocampe 1953 Desmospyris 1982 Desmothoraca (0.) Dexiotricha 1707 Diaphoropodon 187 Dicella 1774 Diceras 1680 Diceratella 1686 1728 Dicercomonas 843 Dicolocapsa 1990 Dicolocapsa 1988 Dicranastrum 1963 Dictyaspis 1974 Dicetyastrum 1962 Dictyastrum 1962 Dictyocephalus 1940 Dietyocephalus 1987 Dietyoceras 1991 Dictyocha 1996 Dietyocha 1996 —9T Dietyocodon 1991 Dietyoeoleps 1686 —87 Dietyocoryne 1965 Dietyocoryne 1965 Dictyocysta 1737 Dietyocysta 1736 Dictyocystidae Knt. 1672 328 (F.) \ Dietyomitra 1995 | Dietyomitra 1993 —95 ‚ Dietyophimus 1986 Dictyoplegma 1949 , Dietyopodium 1991 Dietyopodium 1957 —91 ı Dietyoprora 1988 Dictyosoma 1949 Dictyospyris 1981 Dietyospyris 1950 —s1 —82 Dieyrtida (U. 0.) 1986 Didinium 1688 Didinium, Embryo 1927 Didymocyrtis 1957 Didymophyida Stein 485 572 \ Diffllugia 156 \ Difflugia 184 185 186 — cratera 1736 — enchelys 185 Digitalina 1766 ı Digitophrya 1933 Dileptus 1693 Dileptus 1691 —92 — cylindricus 1723 — piseis 1745 — striatus 1722 Dimastis S1T Dimastigoaulax 1005 Dimorpha 811 Dimorphina 200 Dimorphus 843 Dinamoeba 1717 Dinema 826 Dinennympha 1778 Dinifera (U. 0.) 1002 Dinobryinae (U. F.) 817 Dinobryina Ehrb. (F.) 799 Dinobryon 817 Dinobryon 835 Dinoflagellata (0.) 906 Dinomonas 831 Dinophrya 1682 Dinophysida Bergh. (P.) 998 Dinophysida (F.) 1009 Dinophysis 1010 Dinophysis 011 — jourdani 1008 Dinopywis 1002 Diocyrtida (U. 0.) 1986 Diophrys 1753 — norvegicus 1753 Diospyris 1980 Diplactura 1960 Diplagiotricha 1742 Diplocolpus 1974 Diploconida (F.) 1974 Diploconus 1974 Diplocyclas 1992 Diplodinium 17585 Diplodorina 8339 Diplomastax 1702 Diplomastix 828 Diplomestoma 1102 Diplomita 532 Diplomita 82) Diplophrys 188 Diplopsalis 1003 Diplopsyla 1714 Diplosphaera 1953 Diplosphaera 1953 Diporaspis 1975 Discoidea (0.) 1958 Disceraea 836 Discocephalus 1774 Discocyclina 216 Discolithen 179 Discolithes 192 193 212 215 Discophrya 1717 Discophrya 1929 Discopyle 1964 Discorbina 206 Discorbites 206 Discospira 1961 Discostomata - @ymno- zoida Kant. (Sect.) 901 Discostomata-Sarcoerypta Knt. (Sect.) 901 Discozonium 1964 Diselmis 336 Disoma 1680 Distephanus 1997 Distephanus 1996 Distigma 826 Distriactis 1959 Districha 17113 Ditrema 158 Dizonium 1966 Dodecaspis 1973 Doracantha 1971 Dorataspida 1972 Dorataspis 1973 Dorataspis 1972 —T3 Dorbignyina 192 Dorcadospyris 1980 . Dorypelta 1974 Doyerius 17104 Drepanidium Ehrb. (Cil.) 1744 — Lank. (Sporoz) ranarum 567 Drepanoceras 1710 Drepanomonas 1710 Drepanostoma 1694 Drepanostomea Dies. (F.) 1670 Druppatractus 1955 Druppocarpus 1955 Druppula 1955 Druppulida (F.) 1955 Drymosphaera 1955 Dufouria 578 Dujardinius 2034 Dyas 835 Dysteria Huxley 1700 Dysterüdae Knt. (F.) 1672 Dysterina Cl. u. L. (F.) 1669 Dystympanium 1979 E. Ecclissa 16858 1728 —6b5 Echaneustyla 1745 Echinactura 1960 Echinaspis 1973 Echinella 1768 Echinocephalus 550 Echinomma 1953 Echinopyxis 184 Ehrenbergina 205 Eihrenbergius 1174 Eimeria 575 Systematisches Namenregister. | Eithiere Oken 1136 , Elaeorhanis 324 Elaphococcus 1655 | Elaphospyris 1951 Elaster 328 Elatomma 1953 Ellipsida (F.) 1955 Ellipsis 1955 Ellipsoidina 203 Ellipsostylus 1955 Ellipsoxiphus 1955 Elphidium 212 Enallostegia d’Orb. 182 Enantiotreta Ehrb. (0.) 1667 Enchelia Ehrb. (F.) 1667 Encheliidae Knt. (F.) 1671 Encheliens Duj. (F.) 1667 Enchelina 1678 Enchelina From. — 8t. (F.) 1671 (F.) 1671 | Enchelis 1713 — Hill 1127 — pupa O. F. M. 1692 — caudata 1723 Einchelydea Dies. (P.) 1670 Enchelyodon 1682 Enchelys 1680 Enchelys OÖ. F. M. 1130 Enchelys 821 1678 | — triquetra 1705 Endosphaera 1927 Endothyra 211 244 KEuodon Ehrb. 1696 Entocannula 2000 Entodinium 1738 Entodinium 1738 Entomostegia d’Orb. 182 Entosiphon 850 Entosolenia 197 Eozoon 217 Ephelota 1927 Ephelota coronata 1929 Epiclintes 1742 Epitricha Ehrb. (F.) 908 Epipyxis S1S Epistylis 1766 Epistylis S16 81T 903 1764 —67 Knospen, Stein 1925 botrytis 903 umbellaria 1767 Ervelia 1700 Erviliens Duj. (F.) 1667 Erviliina (U. F.) 1698 Erviliima Dies. (F.) 1670 ES 1 — Brom. (E)1671 Erythropsis 1772 Ethmosphaera 1948 Euceeryphalus 1987 Euceeryphalus 1957 2015 Euchitonia 1962 Euchitonia 1962 Eucoronus 1978 Eucyrtidium 1995 wueyrtidium 1989 —90 —H1 —92 —93 —94 —95 — ficus 1990 Eueyrtis 1995 Eudorina 840 \ Euglena 821 Euglena 822 823 | — curvata 823 Euglenina (F.) 520 Euglenina From. (F.) 501 — Dujard (F.) 799 Euglypha 185 Euglypha 185 186 — pleurosoma 185 'Euglyphina (F.) 185 \ Euphysetta 2000 ı Euploea 1752 Euplota Ehrb. (F.) 1667 ' Euplotes 1752 | Euplotes 1700 —53 —54 ' Euplotidae Knt. (F.) 1672 Euplotina (F.) 1668 —71 1751 , Euscenium 1954 Euspora 579 Eusyringium 1995 Eutreptia 821 Eutympanum 1979 Explanatae 213 Exuviaella 1002 | F. Fabularia 190 Faujasina 212 | 1. - = ı Filigera Perty 799 997 Fischpsorospermien 590 Fissurina 197 Flabellina 198 Flagellata (0.) 620 Flagellata Cohn S00 — KEustomata Kent (0.) s02 — Pantostomata Kent (0.) 502 Flagellaten, parasit. d. Ciliata 1826 Flimmerquadrate Goeze 1718 Flimmerwalzen Goeze 1718 Florilus 212 Flustrella 1961 Folliculina 1728 Follieulina 1770 Foraminifera d’Orb. 5 15725173 Freia 17129 Frondieularia 198 2016 Frontonia 1703 Frumentaria 189 Fucus subglobosus 1168 Fumnel animal Baker 1727 Furcocerca 821 Fusulina 214 247 Fusulina 214 Fusulinella 214 248 Fusulinidae (U. F.) 213 [PR Gamocystis 577 Gamocystis Francisi 577 (Gamospyris 1950 Gasterochaeta 1700 Gasterotricha 1681 Gastronauta 1696 Gastrostyla 1747 Gazelletta 2000 Gemmaulina 204 (reneiorhynchus 580 (reophonus 212 (Geoponus 212 Gerda 1762 Gerda caudata 1762 — fixa 1762 — inclinans 1762 — sigmoides 1762 — vernalis 1762 Gervasius 1774 Giraffospyris 1981 Glandulina 197 Glaucoma 1702 Glaucoma 1,04 1708 Glenodinium 1007 Glenodinium 1004 —5 — lentieula 1003 — triquetrum 1007 — trochoideum 1007 (Grlenogonium 839 Glenomorum 835 — aegyptiacum 836 (rlenopanophrys 1703 Grlenopolytoma 835 Glenotrochilia 1698 Glenowvella 833 Globigerina 201 (Globigerina 202 206 Globigerinae (U. F.) 201 Globigerininae (F.) 200 Globularia S11 Globulina 200 Glockenpolyp, einzelner Schäll. 1763 Grlockenthierchen, Gleichen 1763 Gloidium 176 Glossatella 1706 Grlyphidium 845 (soniodoma 1004 (roniomonas 544 Gonium 839 Gonium corrugatum 844 — obtusangsulum 825 — rTectangsulum 825 Systematisches Namenregister. | Gonospora 577 Gonostomum 1748 Gonyaulax 1004 Gonyostomum 819 Gorgonetta 2000 Gorgospyris 1981 (Grammobotrys 205 Grammostomum 204 Grammostomum 200 Grassia 1675 Gregarina 577 579 580 — faleiformis 575 — locustae 580 — nemertis 578 — rubecula 580 — saenuridis 575 — sagittata 578 — sipuneuli 578 — terebellae 577 — virgula 578 Gregarinaria Stein 572 Gregarinidae (U. Abth.) 503 807 Gromia 187 Gromia 186 — socialis 187 Gromidea Cl. u. L. ete. (F.) 176 186 Gromiina (F.) 186 GFrymaea 844 Gruttulina 200 Gymnamoebae Häck. ete. 176 Gymnia Hill. 1127 (Fymnica Stein 176 319 Gumnodinida Bergh. (F.) 998 Gymnodinium 1007 Gymnodinium pseudonocti- luca 1078 Gymnomoneres Häck. 176 (Fymnopharyns 1682 Gymnophrys 178 Gymnostomata (0.) 1677 Gyrocoryda St. (F.) 1671 Gyrocorydae Kent (F.) 1672 Gyrocoryna (F.) 1730 Gyrocorys 1730 Gyroidina 206 207 (Gyroporella) 226 H. Haarpsorospermien 44 Habrodon 1680 Haeckeliana 2001 Haeckelina (Helioz.) 323 Haeckelina (Rhizop.) 194 Haematococcus 836 IHaematomonas 811 Hagiastrum 1963 Hagiastrum 1963 Halicalyptra 1985 | Halicalyptra 1984 —85 —8Y —92 Halicapsa 1986 , Haliomma 1955 | Haliomma 1948 —50 | Haliommatidium ‚ Haliphormis 1985 Haliphysema 194 | Halteria 1732 Halteria 1688 Halterina (F.) 1731 — Cl. u. L. (P.) 1669 | — St. (F.) 1671 — From. (F.) 1671 Haplophragmium 192 243 (Haploporella) 226 Haplostiche 199 Haptophrya 1717 | Harmodirus 1692 | Hastigerina 202 Hauerina 190 Hedraeophysa 815 Hedriocystis 329 | — pellucida 1930 Helenis 192 Helicostegia d’Orb. 182 Heliodrymus 1959 Helicites 212 Helicostoma 1720 | Heliochona 1756 Heliodiscus 1959 , Heliophrynella 1675 ı Heliophrys 320 | Heliosestrum 1959 | Heliosoma 1953 Heliosphaera 1953 Heliosphaera 1948 —53 ' Heliozoa (U. K.) 261 Hemicyelostyla 1741 | Hemiceyelium 1708 | Hemieristellaria 198 199 Hemidinium 1008 Hemifusulina 214 248 Hemiophrya 1927 | Hemirobulina 199 | Hemispeira 1761 Herpetomonas S13 Heteraulacus 2035 Heterocapsa 1007 Heteromastigoda (U. O.) 827 ‚ Heteromastigodae Kent (F.) 997 Heteromastix 830 | Heteromita 827 \— caviae $42 — cylindrica 830 — oyata 829 — pusilla 843 — sulcata $30 | — 92 39 598 HT —58 —59 —60 —73 — 74 1973 —iA Halterüdae Kent (F.) 1672 Heteromonadina (F.) S15 Heteronema 826 Heterophrys 324 Heterophrys 320 — Fockii 325 Heterostegina 215 Heterotricha (Sect.) 1719 Heterotricha St. (0.) 1671, — Kent (0.) 1672 Hexacaryum 1952 Hexacolpus 1974 Hexacontarium 1952 Hexacontium 1952 Hexaconus 1974 Hexacromidium 1952 Hexacromyum 1952 Hexacromyum 1952 Hexadendron 1952 Hexadoras 1952 Hexadoridium 1952 Hexalaspida (F.) 1974 Hexalaspis 1974 Hexalastram 1963 Hexalatractus 1992 Hexaloncharium 1952 Hexalonche 1952 Hexalonchidium 1952 Hexamitus 843 Hexancistrum 1952 Hexaplagia 1975 Hexaplecta 1976 Hexaphormis 1958 Hexapyle 1964 Hexaspyris 1950 Hexastylarium 1952 Hexastylidium 1952 Hexastylus 1952 Hexinastrum 1963 Hexonaspis 1974 Himantophorus 1746 —52 Himantopus O. F. M. 1131 Hippocrepina 195 Hirmidium 903 Hirudo intestinalis Bloch 1718 | Hirundinella 1005 | Histiobalantium 1713 | Histiastrum 1963 Histiastrum 1962 Histioneis 1010 Histrio 1750 Fistrio inquietus 1749 Holophrya 1678 Holophrya 1680 —86 1724 — coleps 1686 Holophryina (U. F.) 1678 Holophryina Perty (F) 1668 Holosticha 1744 Holosticha 17145 — caudata 1745 Holotricha St. — 177 — Kent (0.) 1671 Hoplitophrya 1717 (0.) 1671 Bronn, Klassen des Thier-Reichs. ı Hyalosphenia 1S4 ı Hyalospora 579 Jaculella 193 Ichthyophthirius 1678 ‚ Iduma 1700 Infusor auf Planarien Hallez Systematisches Namenreeister. fe) Hoplorhynchus 580 Hormosina 199 Hausxleya 1700 | Hyalodiscus 177 | Hyalodiscus 177 Hyalolampe 325 Hydra 17285 —63 — 66 —67 Hylaspis 1973 Hymenactura 1960 Hymeniastrum 1962 Hymenocyclus 215 Hymenomonas 854 Hhymenostoma 1712 Hyperammina 193 Hypocoma 1924 Hypocomina (F.) 1924 Hypotricha (Sect.) 1739 Hypotricha St. (0. 1671) — Kent (0.) 1672 | Hysterocineta 1709 Hiysterocinetina Dies. (F.) 1670 Hysteroplasta Gabriel 573 Hystrichaspis 1973 | I. 3: Ichthyophthiriidae Kent (F.) 1671 Ileonema 1685 Ilotes 192 Imperforata (Tribus) 182 Infusionsthiere, eigentliche O=ESM. 1113 Infusoires Lamareck 1136 Infusoires asymetriques Duj. 172 319 1667 Infusoires symetriques Duj. 1668 Infusoires avec filaments Duj. 799 Infusor aus Austermwasser Certes 1709 Infusor, parasit. Hilgend. u. Paul. 1678 1759 Infusoria (K.) 1098 Infusoria Cuvier 1136 — Goldfuss 1136 — Oken 1136 — homogenea Cuv. Infusoria rhizopoda 1136 J. Müll. 173 176 319 Protozoa, ‚Infusorien Graby u. Delafond 15 2 U0 3, Art l73 7 AR At 1.2.19 ı Involutina 209 | Involutina 189 211 'Involutinae (U. F.) 209 Joenia 1776 Isis anastatica 1764 65 Isocaspis 1973 Isomastigoda (U. 0.) 830 Isomita 828 Isoplasta Gabriel 573 Isospora 575 Isotricha 1715 \ Isotricha 1694 Isotrichina (F.) 1715 K. Kerobalana 1763 Kerona 1742 Kerona OÖ. F. M. 1131 calvitium 1747 histrio 1750 lyncaster 1754 multipes 1741 mytilus 1749 patella 1752 pullaster 1743 pustulata 1749 rastellum 1754 rotund, 1754 silurus 1746 —-47 urostyla 1741 Keroniens Du). (F.) 1667 Keronina From. (F.) 1671 Klossia 576 Kolpoda 0. F. M. 1131 Kolpoda 1683 — lamella 1683 meleagris 1692 — ren 1704 — rostrum 1694 ı Kondyliostoma 17125 Kribelkugeln Goeze 1724 Kugel, gespitzte Eichh. Künckelia yyrans 1080 1692 L. Labyrinthula 145 Labyrinthuleas Häck. 1. Abtlı. VIII Lacrimatoria 821 1623 — 84 Lacrymaria 1682 —-83 Laerymaria 1680 —83 —92 Lacerymarina From. (F.) 1671 Lada 1717 Lagena 197 244 Lagena 190 127 83 2015 Lagenella 522 Lagenidae (Gruppe) 196 Lagenoeca 904 Lag genophryina (U. F)17 Lagenophrys 1771 Lagenula 190 197 Lagotia 17129 Lagymis 186 Lagynus 1683 Lagynus elongatus 1681 Lampox: anthium 1947 Lampozoidia Peiıty (Sect.) 637 S00 Lamprocyclas 1992 Lamprodiscus 1987 Lampromitra 1987 Lamprospyris 1982 Lamprotripus 1986 Lanterna 1992 Larcarida (F.) 1965 Larcarium 1965 Lareidium 1965 Larcoidea (0.) 1965 Larcospira 1969 Larnacalpis 1966 Larnacantha 1966 Larnacida (F.) 1965 Larnacidium 1966 Larnacilla 1966 Larnacoma 1966 Larnacostupa 1966 Larnaspongus 1966 Leequereusia 185 Leeythia 188 Leeythium 187 Leionota 1691 Leiotrocha 1T6V Lembadion 1712 Lembadion 1715 Lembidae Kent (F.) 1672 Lembus 1714 Lenticulina 199 212 Lenticulites 199 212 215 Lepidoeyclina 216 Lepocinelis 822 Lepocinelis 823 Leptodiscus 1080 Leptomonas 813 Leptophrys 320 Leptosphaera 1953 Leucophra OÖ. F. M. 1131 Leucophra 1678 —S2 1702 —21 — fluida 1720 Leucophra Auxa 1720 —- notata 1694 — nodulata 1716 Leucophryens Du). (F.) 1667 Leucophrys 1701 Leucophrys 1680 1716 — 24 Leucophrysart. Infusor. Sieh. 1721 Leucophrys anodontae 1720 — carmium 1702 Systematisches Namenregister. Leucophrys elavata 1717 cornuta 1728 curvilata 1727 — echinoides 332 — marginata 1727 patula. 1726 —27 pyriformis 1702 sanguinea 1741 —45 Lichenopora 199 Lichnaspis 1973 Lienophorina (F.) 1757 Licnophora 1757 Lieberkühnia 186 Lieberkühnina (F.) 1731 Limnias 17169 Linckia 1768 Lingulina 197 Linza 1728 1765 Lionotidae Kent (F.) 1672 Lionotus 1691 Liosiphon 1694 Liosiphonidae Dies. (F.) 1670 Liosphaera 1948 Liosphaerida (F.) 1948 Liriospyris 19S0 Lithamoeba 177 Lithapium 1955 Litharachnium 1985 Litharachnium 1988 Lithatractus 1955 Lithelida (F.) 1968 Lithelius 1969 Lithobotryida (F.) 1953 Lithobotrys 1983 Lithobotrys 1982 —S3 — uva 1995 Lithocampe 1995 Lithocampe 1994 —Y5 Lithocampida (F.) 1994 Lithocampium 1995 Lithocarpium 1985 Lithochytris 1992 Lithochytris 1988 Lithoeircus 1976 Lithoeircus 1950 —T76 —U6 Lithocolla 324 Lithoerythium 1953 Lithocubus 1979 Lithocubus 1979 Lithocyclia 1959 Lithoeyelia 1960 Lithocystis 590 602 Lithogromia 1999 Litholophida (r.) 1970 Litholophus 1970 Lithomelissa 1957 Lithomelissa 19857 —YS Lithomespilus 1950 Lithomitra 1995 Lithopera 1988 Lithopera 1981 —S3 —SS —90 —93 —95 Lithophyllum 1971 | Lithostrobus 1995 ' Lithotympanum 1979 | Lituola 192 | Lobatula 206 | Loftusia 214 ı Lophocorys 1995 Lithoptera 1971 Lithornithium 1991 Lithornithium 1991 —94 —95 Lithostrobus 1994 Litonotus 1691 asciola 1710 — helus 1692 — vermicularis 1681 244 Lituola 191 192 199 202 211 211 Lobosa Carp. 173 176 Lonchostaurus 1671 Lophoconus 1995 Lophoeyrtis 1993 Lophomonas 1775 Lophophaena 1990 Lophophaena 1989 —Y0 —: Lophospyris 19S1 Loporhynchus 589 Loxocephalus 1707 Loxocephalus luridus 1707 Loxodes 1694 | Loxodes 1696 1704 —11 | — cithara 1722 | — plicatus 1754 | Loxodina (U. F.) 1693 Loxophyllum 1692 Loxophyllum 1691 Loxostomum 204 Lychnocanium 1957 Lychnocanium 1956 — 90 j —91 j Lychnodietyum 1987 2 Lychnosphaera 1954 Lycophrys 212 215 | — marinus 1697 | l M. Maerocercus 1128 1163 Madreporites 192 Magosphaera 1676 | Makropyrgus 1994 Mallomonas 853 Mallomonadınea (F) 997 Mallomonadinidae Kent ! (EP) 997 Mammaria adspersa 332 Mandlius 2034 Dies. Pe , Marginopora 192 \ Marginulina 195 Marsipella 194 } Maryna 1739 Mastigamoeba S10 Mastigophora (Klasse) 617 Mastigophora atrichoso- a mata Dies. S00 ji P Re 2 Mastigophora trichoso- | mata Dies. S00 Mawuerseege Eichh. 1749 Mazosphaera 1949 Medusa sp. Slabber 1079 Medusetta 2000 Medusettida (F.) 2000 Megastoma 843 Megatricha 1688 Melonia 193 214 Melonis 212 Melonites 193 Meniscostomum 170 Menoidina (F.) S23 Menoidium 824 Merotricha S19 Mesocaena 1996 Mesodinium 1688 Mespelina 17166 Metabolica Perty (Gruppe) 1668 —69 Metacineta 1925 Metacinetina (F.) 1923 | Metacystis 1684 | (Metazoen Bezieh.zu Protoz)| 1. Abth. XVI | — (Bezieh. zu Ciliaten) 1673 | Metopides 1722 Metopus 1722 Metopus 1711 Micrococci psorospermici Ri-, volta 569 Microcometes 201 Microcubus 1979 Microcystis 821 Microglena 820 Microglena 821 — monadina 856 Microgromia 156 Micromelissa 1988 Mieroscopica Bory 1. Abth.I Mierosporidia 614 Microthoraeina (U. F.) 1708 Microthorax 1708 Mierozoa vorticosa From. (0.) 1671 Mierozoaires From. 12. Abthial Miescher’sche Schläuche 604 Milen Oken 1136 Miliola 189 Miliola 197 Miliolida (Gruppe) 18$ Miliolidina (F.) 189 Miliolina 159 190 Miliolites 193 Millepora 208 Milleporites 192 Misilus 200 Mitophora 998 1774 Mitra vradiosa 1744 | — spreinging Dall. u. | Monade, eiförmige, Dall. u. ıMonades (U. F.) 816 '— aloricata Dies. 300 ı— loricata Dies. 800 'Monoeyrtida (U. 0.) 1983 ‚Monosporea (Trib.) 574 | Myrtilina 1766 , Myxidium Erklär. v. Tf. 38 | Myxobrachia 1947 | Myxodictyum 175 ‚Myxosporidia (0.) 590 Systematisches Namenregister. Mitrocalpis 1986 Monad, calycine Dall. u. Dr. sa — hooked Dall. u. Drysd. 828 Drysd. 823 Drysd. S14 Monadina (U. 0.) s10 Monadina Dies. (F.) S00 — From. (F.) 801 — Ehrb. (F.) 799 Monas 816 Monas 810 811 813 833 835 S36 — consociata S31 902 — excavata $19 grandis S19 irregularis S13 ochracea 820 pileata 825 semen 819 —- tuncata 844 urceolaris S44 Monere delle raganelle 1675 Moneres Häck. 1. Abth. XI 14 176 Monima Perty 168 Monobia 321 Monocercomonas S41 Monocystidae (U. 0.) 576 Monocystidea (0.) 574 Monoecystidea Stein 572 Monoeystis 576 Monoeystis aphroditae 578 Monodinium 1688 Monomita 813 Monosiga 902 Monostegia d’Orb. 182 MonothalamiaM.Sehultze etc. 182 Monostephus 1976 Monostylus 1754 Monozonium 1966 Mucronina 198 Multieilia 1675 Myelastrum 1963 Myxastrum 321 Myxobolus Erklär. v. Tf. 38 (Myxomycetes) 1. Abth. XII 603 8506 Myxosphaera 1947 ' Nassulina From 2019 N, Nassela 1975 Nasselaria (Leg.) 1975 Nasselida (F.) 1975 Nassoidea (0.) 1975 Nassula 1694 Nassula 1703 Nassula dentata 1696 Nassulina (U. F.) 1694 . (F.) 1671 Nautilus 191 193. 197 199 207 212 Nebela 134 Nephroselmis 533 Nephrospyris 1982 Netzthierchen, Gleichen 1721 Noctiluca 1079 Noctilueidae Autor. (0.) 1050 Noctilucida Stein (F.) 998 192 ı Nodosaria 197 ı Nodosaria 198 , Nodosarina 197 Nodosinella 244 Noniona 212 Nonionina 212 Nonionina 192 202 2 Nosema 615 Nothopleurotricha 1747 Nubecularia 191 Nuclearia 320 Nuda M. Schultze 173 176 Nummnularia 199 212 Nummaulella 1759 Nummulina 199 212 Nummulina (S. G.) 213 Nummulinida Carp. (F.) 209 Nummulites 212 247 Nummnulites 215 Nummulitidae (UV. F.) 211 Nummnulitinae (F.) 209 Nyctotherus 1721 207 210 ®, Obliguina 197 Octodendron 1954 Octopelta 1974 Oectophormis 1955 Octopyle 1967 ı Octotympanum 1979 Odontoholotricha Dies. 1670 —94 —95 Odontohypotricha Dies. (P.) 1670 Odontosphaera 1949 Oikomonas 813 Oligosporea (Trih.) 575 127* 2020 Oligotricha (Sect.) 1731 Ommatartus 1958 Ommatocampe 1958 Ommatocampe 1962 Ommatodiscus 1961 Ommatogramma 1962 Ommatospyris 1957 Omphalocyelus 192 Onychaspis 1755 Onychodactylus 1699 Onychodromopsis 1147 Onychodromus 1746 Oolina 197 Oolis 210 Opalina 1718 Opalina.1709 —16 —17 —21 — naidum 1717 Opalinenartiges Thier Steenst. 1720 Opalinidae Kent (F.) 1672 Opalinina (F.) 1716 Opalinina St. (F.) 1671 Opalinopsis 1718 Opercularia 1767 Operculina 212 Operculina 1859 210 Ophrydia 17163 | Ophrydiina Ehrb. (F.) | 1667 1769 | Ophrydina Perty (F.) 1665 | — Stein (F.) 1670 1769 Ophrydium 1768 Ophryocerca 1692 Ophryocereina Ehrb. (2), __ 1667 — Perty (F.) 1669 Ophryodendrina (F.) 1953 - Öphryodendron 1933 ÖOphryoglena 1703 Ophryoglena acuminata 170% — atra 1703 Ophryoglenidae Kent (F.) 1672 Ophryoscolecidae Kent (F.) 1672 Ophryosecoleeina (F.) 1670 1735 Öphryoscolex 1755 Ophthalmidium 2033 Öpisthodon 1697 Opisthostyla 1767 Opisthotricha 1749 Oplaria 2035 Orbieulina 192 Orbitolina 208 216 Örbitolites 192 Orbitolitina (F.) 192 Orbitoides 215 Orbitulites 215 Orbitulitidea Reuss (F.) 192 Orbulina 201 Orbulinella 328 Systematisches Namenregister. Orbulites 192 Orcula 523 1927 Örnithocercus 1011 ı Orobias 212. Orona 1995 ÖOrophaspis 1975 Oroplegma 1995 ÖOroscena 1998 ÖOrosphaera 1998 'Orosphaerida (F.) 1997 Orthocera 19T 195 Orthoceras 197 195 Orthoceratium 200 ÖOrthocerina 198 Orthocerina 198 ' Örthodon 1695 Orthospora 575 ÖOseulosa (U. Kl.) 1975 Otosphaera 194% | Otostoma 1703 Ouramoeba 1717 | Ovales Joblot 1702 Ovalthierchen, grosse Gruith. 1702 Ovalthierchen, kleine Gruith. 1691 Ovulina 197 (Ovulites) 225 Oxitricha 1745 1749 Oxyrrhis S45 Oxytoxum 1006 ı Oxytricha 1749 Oxytricha 1141 —45 acuminata 1748 aflınis 1748 — auricularis 1742 — capitata 1744 — caudata 1745 —48 ——eicadanl7d2 — crassı 1745 — longicaudata 1744 — incrassata 1750 — macrostyla 1750 — micans 1745 — mystacea 1747 — pullaster 1743 — retractilis 1744 — ubras AA — strenua 1748 — tubicola 1748 — velox 1745 — viridis 1744 Ozxytrichidae Kent (F.) 1672 Oxytrichina (F.) 1740 Ozxytrichina Ehrb. (F.) 1667 — Perty (F.) 1668 — Ch ur.) 1669 St. 9er Oxytrichinea Dies. (®.) 1670 P, Pachymyza 20533 (Pachystroma) 222 Pachytrocha 1769 (Palmellacea) s04 Palmellaria Meyen 333 Pamphagus 157 Panarium 1957 Panartus 1957 'Panartida (F.) 1957 Pandorina 839 Pandorina S40 Panhystophyton 615 Panicium 1957 Panophrys 1703 Pansolenia (0.) 1996 Pantoffeln Goeze 1721 Pantopelta 1974 Pantotricha 1679 | Paramaecida From. (U. O.) 1671 Paramaecidae Kent (F.) 1671 Paramaecica Dies. (F.) 16570 Parameciens Du). (F.) 1667 Paramaeciina Perty (F.) 1668 Paramaecina (F.) 1710 Paramaecina St. (F.) 1671 —— HKıom. B)rdeni Paramoecioides S11 Paramaecium 1710 Paramaecium Hill 1127 — 0 E2 Müller21481 Paramaecium 1682 —91 1707 —20 — a Eh — colpoda 1704 — compressum 1720 —21 — flavum 1722 — incubus 1721 — nucleus 1724 — marginatum 1682 — miecrostoma 1694 — roseum 1722 — stomoptychia 1703 Paramonas 816 Parasitische Schläuche 604 611 Parastephanus 1979 Paratympanum 1979 Parkeria 208 Parrocelia 1002 Patagospyris 1982 Patellina 208 Pavonina 204 Pebhrilla 1750 Pectoralina 839 Pelecida 1694 Pelekydion 1650 —Y1 Pelobius 1717 Pelomyxa 177 Mr Pelorus 212 Pelosina 194 Peltierius 1723 Pendelogquen, grosse Gruithuis. 1711 PendeloguenthierchenGleichen 1707 Peneroplidina (F.) 190 Peneroplis 191 Pentactura 1960 Pentalastrum 1963 Pentaphormis 1988 Pentaspyris 1981 Pentinastrum 1963 Pentophiastrum 1963 Peprinekörperchen 614 Peranema 824 Peranema globulifer 826 — globulosa 825 — protracta 825 Peranemina (F.) 524 Perforata (U. 0.) 196 Periarachnium 1990 Perichlamydium 1961 Pericometes 1933 Peridinaea Siebold (F.) 397 Peridinea Dies. (F.) 997 Peridinida (F.) 1002 Peridinida Perty (F.) 997 — Stein (F.) 998 — Bergh. (F.) 998 Peridinidae Kent (F.) 997 Peridinium 1004 — delitiense 1028 — pyrophorum 1025 Peridinium 1003 —04 —05 —07 1711 — divergens Larve 1009 — polyedricum 1004 — reticulatum 1007 Peridinopsis 1711 Peridium 1984 Peripanarium 1957 Peripanartus 1957 Peripanicium 1957 Periphaena 1959 Peripheres 1720 Periplecta 1976 Peripylaria (U. Kl.) 1946 Peripylea (U. Kl.) 1946 Peripyramis 1985 Peristomatophora Dies. (0.) 1670 Perispira St. (Cil.) 1679 Perispira 17122 — Häck. (Rad.) 1961 Perispongidium 1961 Perispyris 1982 Peritricha (Sect.) 1755 Peritricha St. (0.) 1670 — Kent (0.) 1672 | Petalospyris 1980 —81 —82| | (Petrascula) 226 | Phacotus S37 | Phaenocalpis 1985 | Phalacroma 1009 ı Phascolodon 1697 Phormospyris 1952 'Phortieida (F.) 1969 Systematisches Namenregister. Peritricha 321 1.758. %| 1928 | ı Peritromus 1740 | 'Peritromidae Kent (®) | 1672 Peritromina (F.) 1671 1740 Perizona 1959 Peromelissa 195 Petalomonadina (F.) 525 Petalomonas 825 Petalopus 185 Petalospyris 1981 BICE Petalotricha 17136 Phacelomonas 837 Phaeodiseida (F.) 195 Phacodiscus 1959 Phacostaurus 1959 Phacostylus 1959 Phacus 823 Phacus S21 822 Phaenocalpida (F.) 1954 Phaenoscenium 1985 Phaeocolla 1996 Phaeodina 1996 Phaeodinida (F.) 1996 Phalansterina (F.) 902 Phalansterium 902 Phalansterium 831 Pharyngella 2000 Pharyngosphaera 1949 Phatnacantha 1971 Phatnaspis 1974 Philaster 1705 Phialina (Rhizop.) 197 — (Ciliata) 1683 Phialonema S25 (Philozoon) 460 Phlebarachnium 1990 Phonergates 187 Phormobotrys 1953 Phormocampe 1994 Phormocampida (F.) 1994 Phormoeyrtida (F.) 1992 Phormocyrtis 1992 Phormospyrida (F.) 1981 Phorticium 1969 Phractacantha 1971 Phractaspis 1972 Phractopelta 1973 Phractopeltida (F.) 1973 Phragelliorhynchus 1693 Phrenocodon 1993 Phyllomitus 828 Phylotrichum 1696 Physematium 1947 2021 Physematium Meyen 333 Physomonas 816 Phytomastigoda 804 832 Phytozoidea Perty (0.) 799 Pileocephalus 579 ‘ Pillulina 2034 Pinaciophora 326 Pinacoleps 1686 Pinacocystis 326 Pipetta 1956 Pipettaria 1956 Pipetella 1955 Pityomma 1953 Placentula 212 Placopsilina 191 Placus 1706 Plagiacantha 1975 Plagiacanthide Plagiocarpa 1975 Plagiomastiw 844 Plagioniscus 1975 — 0.) 1975 | Plagiophrys 157 Plagiopogon 1686 Plagiopyla 1704 Plagiopyla 17038 —04 —2U — nasuta 1720 Plagiotoma 1720 —21 Plagiotoma 1720 —22 —24 — acuminata 1721 Plagiotomina {F.) 1719 Plagiotricha 1721 —48 —63 Plagonida (F.) 1975 Plagonidium 1975 Plagonium 1976 Plakopus 177 Planicola 1769 — 70 Planiplotes 1753 Planispirina 2035 Planorbulina 206 Planorbulina 206 207 Planularia 199 Planulina 207 Planulina 206 Plantae sensit. Unger 1764 Plant with sensibel. Brady 1765 Platoum 186 Platycola 1770 Platytheca 814 Platytrichotus 1745 Pleetanida (F.) 1976 Plectaniscus 1976 Plectanium 1976 Plectocoronis 1978 Plectoidea (0.) 1975 Plectophora 1976 Plectophrys 187 Plectopyramis 1989 Plesmosphaera 1948 Pleuraspis 1973 Pleurites 200 Pleurochilidium 1705 Pleuromonas 827 , Pleuronema 1713 Pleuronema 1713 2022 Pleuronemidae Kent (F.) | 1672 Pleuronemina Pleurophrys 187 Pleuropodium 1991 | Pleurotrema 207 Pleurotricha 1747 | Pleurotricha 17150 — setifera 1747 Pleurotrichina (U. F.) 1746 | Ploeotia 329 S30 Ploesconia 1752 —53 (F.) 1712 | Ploesconiens Du). (F.) 1667 | Podocampe 1994 | Podocampida (F.) 1993 Podocapsa 1988 Podocoronis 1978 Podocyathus 1928 Podoeyrtida (F.) 1990 Podocyrtis 1991 Podocyrtis 1992 Podolampas 1002 Podophrya 1927 Podophrya 261 1927 —28 — trold 1929 Podophryina (F.) 1926 Podosphaera 328 Podostoma 177 Polyeyrtida (0.) 1982 Polyeystidea (0.) 578 Polyeystina Ehrb. (F.) 335 1989 Polydexia 201 Polydinida (F.) 1011 Polykrikos 1011 Polymastigina (T.) s42 Polymastix Bütschli 843 Polymastiw Gruber 1675 Polymorphina 200 Polymorphininina (F.) 200 Polymorphium 200 204 Polyoeca 904 Polypetta 2000 Polyplagia 1976 Polyp mit Deckel Baker 1767 —68 Polyp mit Klappe Eichhorn 1767 Polype & bulbe Trembley 1765 Polypes & bouquet '"Trembley 1766 Polypenläuse Rösel 1742 Polypenläuse 2. Art Rös. 1758 Polypenläuse, grosse Gruith. 1749 — kleine Gruith. 1696 Polyplecta 1976 Polypi, tunnel like 'Trembley 1727 (Polyphagus euglenae) 873 ' Prorodontca Dies. Polyphragma 199 Systematisches Namenregister. Polypus Wrisberg 1763 Polyselmis 837 Polysporea (Trib.) 576 Polystomateum 212 Polystomella 211 212 Polystomella 199 Polythalamia 3 7 176 182 Polytoma 835 ı Polytrema 208 Polyxenes 206 Pompholyxia 1689 ı Pompholyxophrys 325 ı Poreupinia 2000 Porocapsa 1972 Porodiseida (F.) 1961 Porodiscus 1961 Porospathis 2000 Porospora 579 Porpostoma 1722 Porulosa (U. Kl.) 1946 ı Postprorocentrum 1002 ' Poteriodendron 815 Primalia Wilson u. C. 1. Abth. VII Prismatium 1979 \ Pristiacantha 1971 ı Protomonas 828 (Probien) Nägeli 1. Abth. XI Proboscella 1714 'Prorocentrina (F.) 1002 Prorocentrum 1002 Prorocentrum 1002 Prorodon 1682 Prorodon marinus. 1679 (F.) 1670 Prorodontidae Kent (F.) 1671 Prorotriehina (U. F.) 1689 Proroporus 200 204 Protamoeba 176 Protastrum 2033 Proteina Clp.u.L.(0.) 173 Proteonina 192 194 Proteroplasta Gabriel 573 Proteus 177 1683 — tenax 483 826 Protista 1. Abth. VII Protoceratium 1007 Protoceratium 1004 (Protocoecoidea) 1. Abth. XV 803 Protococcus 836 Protoctista Hogg. 1. Abth. VII Protocystis 1999 Protogenes 178 Protomonas 828 Protomyxa 178 Protomyzomyces S41 Protoperidinium 1004 — digitale 1004 — pyrophorum 1004 Protoplasta Häck. 176 Protospongia 904 Protympanium 1978 Protozoa Goldf. 1. Abth. 1214136 — ÖOken 1136 — Owen 1. Abth. VI — >Siebold 1. Abth. I. Prunocarpus 1955 Prunoidea (0.) 1954 Prunophracta (F.) 1974 Prunulum 1955 Psammosphaera 202 Psilotrichina (U. F.) 1750 Pseudobursarinea Dies. (F.) 1670 Pseudocubus 1979 Pseudochlamys 183 Pseudochlamys 183 Pseudodiffllugia 187 Pseudospora 831 Pseudospora nitellarum 813 —- parasitica S13 | Psilomelissa 1987 | Psilotricha 1751 ı Psorospermien 489 ı Psorospermien der Articu- laten 614 Psorospermium 575 |— avium Rivolta 563 570 Pteractis 1962 Pterocanium 1991 Pterocanium 1990 —91 —94 Pterocodon 1991 Pterocodon 1987 —90 —93 | Pterocorys 1990 , Pterocyrtidium 1990 Pteropilium 1991 Pteroscenium 1984 ı Ptychodiscus 1007 Ptychostomum 1709 Piychostomum paludinarum 1709 Ptysidium 1702 Pullenia 210 Pulleninae (U. F.) 210 Pulvillus 212 Pulvinulina 207 246 Pustularia 208 Pylobotryida (F.) 1983 Pylobotrys 1983 Pylodiseida (F.) 1963 Pylodiscus 1964 Pylolena 1964 Pylonida (F.) 1966 Pylonium 1967 Pylospira 1969 Pylospyris 1981 Pylozonium 1967 Pyramidomonas 838 Pyramimonas 538 2 u a Den Pyramimonas S41 Pyramis 1989 P’yrgo 190 Pyrgidium 1006 Pyrocystis fusiformis 1062 — pseudonoctiluca 1062 Pyvrosolenia 1949 Pyrulina 200 Pyısonympha 1775 Pyrophacus 1006 Pıwicola 1769 Pyxidieula 183 Pyxidicula prisca 1029 Pyxidieula 1002 Pyxidium 1768 Pyxinia 50 12 Quinqueloculina 159 (uadrilonche 1971 Quadrilonchida (F.) 1971 (uadrula 1854 R. Radiaria F. E. Schulze 265 Radioflagellata Kent 01 Radiolaria (U. Abth.) 332 — (Syst.) 1946 Rainey'sche Schläuche 604 Ramulina 2034 Raphanulina 200 Ratulus 1754 (Receptaculites) 226 RegnumneutrumMünchh. 1129 Renoidea 190 200 Renulina 190 Renulites 190 Reophax 199 (Reteporites) 225 Reptomonas S12 Retieularia Carp. 173 176 Rhabdammina 194 vhabdodon 1695 Rhabdogonium 195 Rhabdoina (F.) 197 Rhabdolithen 179 Rhabdolithis 1950 Rhabdomonas 824 Rhabdopleura 195 Rhabdosphaeren 17) Rhabdostyla 1767 Rhabdostyla 1763 Rhabdotricha 1755 Rhaphanella 1768 Rhaphidiophrys 326 Rhaphidococeus 1953 Rrhaphidodendron 202 Systematisches Namenregister. vhaphidomonas S19 | Rhaphidosphaera 1953 Rhaphidozoum 1947 | Rheophax 199 Rhipidocyclina 216 ‚ Rhipidodendron 532 Rhizammina 195 Rhizoflagellata Kent (0. s01 s10 Rhizomastigina (F.) S10 Rhizomonas S1V Rhizoplegma 1954 Rhizopoda 3 176 — Siebold 172 — M. Sehultze 172 — J. Müller Clap. u. L etc. 172 — asphyeta Häckel — genwina J. Müll. — innucleata F. E. Schulze 176 — proteina Stein 173 — radiaria J. Müll. — sphygmica Häck. Rhizopodes Duj. (F.) 172 176 Rhizopode, geisseltragender Bütschli S10 Rhizosphaera 1954 Rhodosphaera 1948 Rhodospyris 1952 Rhopalastrum 1962 E Rhopalastrum 1962 63 Rhopalocanium 1991 Rhopalocanium 1990 Rhopaloeyrtis 1994 Rhopalodiectyum 1965 Ropalotractus 1991 thyncheta 1925 Rhynchetidae Kent (F.) 1925 Ichynchoplecta 204 Rhynchospira 201 Rimulina 198 Rinella 1655 1763 Robertina 205 Robertina 205 Robulina 199 Rogmons argentes Joblot 1707 Rosalina 202 206 207 Rostrolina 200 Rotalia 207 Rotalia 206 207 211 Rotalinae (U. F.) 206 Rotalites 212 Rotifera ad astuccio Colombo 1770 Roulea 1004 Rupertia 210 17T 173 38 = {37 1 UoO url 15 2023 N, Sablier proteiforme Suriray 485 Saccammina 195 244 Saenolophus 2034 | Sagena 1995 Sagenella 195 Sagmarium 1998 | Sagmidium 1995 Sagoplegma 1995 Sagoscena 1995 Sagosphaera 199S Sagosphaerida (F.) 1998 Sagrina (Sagraina) 200 Salpingocapsa 1983 Salpingoeca 904 Salpingoecina (U. F.) 904 Salpistes 1728 Saprophilus 1705 Saracenaria 199 'Sareodina (Kl.) 1 ı Sarcocystis 604 Sarcosporidia (0.) 604 Sarkodina Hertw. u. L. 176 Saturnalis 1950 Saturninus 1950 Saturnodoras 1952 Saturnulus 1950 Scaphidiodon 1695 Sceelastus Hill 1125 Schedoacercomonas S41 Schizomma 1967 (Schizophycea) 1. Abth. XI Schizopus 17155 Schizosiphon 1743 (Schizosporeae) SS Schleuderthier, Schrank 1723 ı Schultzia 2034 Schwagerina 214 248 Sceyphidia 1761 Scyphidia 1766 —67 Seyphidina (Trib.) 1761 Scytomonadinae St. (V.) 829 Scytomonas $25 Semantida (F.) 1977 Semantidium 1977 Semantis 1977 | Semantiscus 1977 Semantrum 1977 | Sepalospyris 19S1 Serpula 189 191 197 200 Sethamphora 1988 Sethocapsa 1990 Sethocapsa 1990 Sethocapsida (F.) 1989 Sethocephalus 1990 Sethochytris 1988 Sethoconus 1989 Sethocorida (F.) 1989 2024 Sethocorys 1990 Sethoeyrtida (F.) 1989 Sethoeyrtis 1990 Sethodiscus 1958 Sethomelissa 1958 Sethopera 1988 Sethoperida (F.) 1956 Sethophaena 1989 Sethophaenida (F.) 1958 Sethophormida (F.) 1988 Sethophormis 1958 Sethopilida (F.) 1986 Sethopilium 1987 Sethopyramis 1988 Sethornithium 1991 Sethosphaera 1948 Sethostaurus 1959 Sethostylus 1959 Sexloculina 210 Siagonophorus 1652 —YS Sichelthier Göze 1695 Siderolina 207 Siderolithes 207 Siderospira 207 Signes Joblot 1691 Siphocampe 1995 Siphocampium 1995 Siphonia 206 (Siphoniata) 227 Siphonifera d’Ork. 5 Siphonosphaera 1949 Sisyriodon 17103 Slabberia 1079 Solenophrya 1930 Solenophrya odontophora 1951 Solenosphaera 1949 Soreuma 1969 Sorites 192 Sorolarcus 1969 Sorosphaera 203 Sparotricha 1746 Spastica Perty 1668 Spastostyla 1763 Spathidium 1680 Sphaerastrum 325 Sphaerellaria (Subleg.) 1945 Sphaerocapsa 1972 | Sphaerocapsida (F.) 1972 Sphaeroidea (0.) 1948 Sphaeroidina 210 Sphaeroidina 200 Sphaerophracta (0.) 1 Sphaerophrya 1926 — massiliensis 1926 — pusilla 1926 Sphaerosira S40 Sphaerospyris 1982 Sphaerostylus 1950 Sphaerozoida (F.) 1947 Sphaerozoum 1947 Sphaerozoum 1947 972 Systematisches Namenregister. Sphaerozoum Meyen 333 Sphaerula 187 201 Sphenoderia 185 ' Sphenomonas 827 Sphenomonas 827 Spheroides Joblot 1702 Spinosi grossi Gorti 1650 Spirema 1968 Spiridobotrys 1951 Spirigera Blochm. 1719 Spirillina 210 246 ‚Spirocampe 1995 Spirochona 1756 Spirochona tintinnabul. 1766 Spiroehonina (F.) 1670 1756 Spirocyrtis 1995 Spirolina 191 192 198 Spiroloeulina 159 Spiromonas 827 Spironium 1969 Spiroplecta 2034 Spirostomea St. (F.) 1671 Spirostomina 1740 Spirostomum 1723 Spirostomum virens 1727 Spirostomum (Jugendf.) 1722 Spirotricha (U. ©.) 1719 ‚Spondylomorum 837 ‚ Spongaster 1965 ı Spongasteriscus 1965 Spongechinus 1954 Spongechinus 1964 Spongellipsis 1956 (Spongia) 1. Abth. XVI 902 Spongiomma 1954 Spongobrachium 1965 Spongocore 1956 Spongocyclia 1964 65 ‚ Spongocyrtis 1986 Spongodictyon 1949 Spongodietyum 1998 ‚Spongodiseida (F.) 1964 Spongodiscus 1964 ‚Spongodruppa 1956 ‚Spongodrymus 1954 Spongolarcus 1965 ‚Spongolena 1964 | Spongoliva 1956 Spongolonche 1964 Spongolonchis 1951 Spongomelissa 1937 Spongomonadina (F.) 831 | Spongomonas 831 Spongophacus 1964 ‚Spongophortis 1969 Spongopila 1954 Spongoplegma 1949 Spongoprunum 1956 Spongopyramis 1989 ‚ Spongosphaera 1954 ı Spongosphaera 1956 64 Spongospira 1964 ‚ Spongostaurus 1964 Spongostylidium 1951 | Spongostylus 1951 Spongothamnus 1954 Spongotractus 1956 Spongotripus 1964 Spongotrochus 1964 Spongotrochus 1964 Spongoxiphus 1956 Spongurida (F.) 1956 Spongurus 1956 ı Spongurus 1964 Sporadina 5T2—13 Sporilus 212 Sporozoidia Perty 800 637 Sporozoidie Perty 837 Sporozoa (Kl.) 479 Spumella 813 816 544 Spumellaria (Leg.) 1946 Spyroidea (0.) 1979 Sgqamulae pellucidae OÖ. F.M. 877 Squamulina 188 Squamulina 194 Stacheia 248 Stauracantha 197] Stauracontium 1951 Stauractura 1960 Stauralastrum 1963 Stauraneistra 1951 Stauraspis 1975 Staurocaryum 1951 Staurocromyum 1951 Staurocyclia 1960 Staurodietya 1962 Staurodoras 1952 Staurolonche 1951 Staurolonchidium 1951 Stauropelta 1974 Staurosphaera 1951 Staurosphaerida (F.) 1951 Staurostylus 1951 Staurotholonium 1968 Staurotholus 1968 Stauroxiphos 1951 Steinia 17149 Stenocephalus 579 Stentor 1727, Stentor albus 1732 ee Stentorina St. (F.) 1671 — From. (F.) 1671 Stephanastrum 1963 Stephanida (F.) 1976 Stephaniscus 1977 Stephanium 1977 Stephanolithis 1977 Stephanoma 839 Stephanomonas 997 Stephanomonadidae (F.) Kent 997 Stephanopogon 1687 Stephanopyzis 1959 Stephanosphaera 83) Stephanospyris 1980 Stephoidea (0.) 1976 Sterreonema S17T Stern, Der, Eichhorn 322 Sterromonas S16 Sterromonas S11 Stichocampe 1994 Stichocapsa 1995 Stichocapsa 1996 Stichocapsida (P.) 1994 Stichochaeta 1743 — pediculiformis 1748 Stichocorida (F.) 1994 Stichocorys 1995 Sticholonche 327 Stichopera 1994 Stichoperida (P.) 1993 Stichophaena 1994 Stichophormis 1994 Stichophormis 1995 Stichopilida (F.) 1993 Stichopilium 1993 Stichopodium 1994 Stichopterium 1994 Stichopterygium 1994 Stichostegia d’Orb. 182 Stichotricha 1743 Stigmosphaera 1948 Stomatoda Sieb. (Kl.) 1668 Stomatodiscus 1961 Stomophyllum 1692 Stortosphaera 202 Strausspolyp Kästner 1764 Streblacantha 1969 Streblonia 1969 Streblonida (F.) 1969 Streblopyle 1969 (Stromatocerium) 222 (Stromatopora) 222 (Stromatoporida) (F. Strombidinopsis 1682 Strombidium 1732 Strombidium 1722 1730 — Claparedei 1734 Strongylidium 1744 Strophoconus 200 Stylactis 1962 Stylartus 1956 Stylatractus 1956 Stylobryon 815 Stylochlamydium 1962 Stylochona 1756 Stylochrysalis 833 Stylocola 1769 Stylocoma 1751 Stylocometes 1933 Stylocromium 1950 Stylocyclia 1960 Stylocyelia 1960 Stylodictya 1962 Stylodietya 1961 —62 —69 (Stylodietyon,, Stromatoporida) 324 - [ et 1734 Stylodiscus 1958 Systematisches Namenregister. Stylohedra 1772 Stylonethes 1746 Stylonychia 1749 Stylonychia 1745 53 — echinata 1750 histrio 1750 lanceolata 1747 pulchra 1747 regularis 1746 similis 1750 Si/yloplotes 17153 Stylorhynchus 580 Stylosphaera 1950 Stylosphaera 1950 —51 —55 56 Stylosphaerida (P.) 1950 Stylospira 1962 | Stylospongia 1964 | Stylospongidium 1964 Stylostaurus 1951 Stylotrochus 1964 Stypolarcus 1965 Styptosphaera 1948 Suetoria (U. Kl.) 1823 1842 Süsswasserradtolarie No. I Focke 325 — No. II. 326 Symphytes Stein 485 Symplectomeres Duj. 6 Synaphia 8539 (Synchytrium) 610 Synehytrium Miescherianum 610 Synerypta 854 Synura 833 (Syringostroma) 224 T. Tabulata Ehb. 335 (Tachymonera) 1. Abth. XIL Tachysoma 1749 Tapinıa Perty (F.) 1668 Taurospyris 1981 Telotrochidium 1764 Tentaculifera Huxley ete. 1842 Tessaraspis 1973 Tessarastrum 14963 Tessarospyris 1980 Testacea (U. 0.) IS1 Tetrabaena 839 Tetracapsa 1995 Tetracyrtida (F.) 1993 Tetragonulina 197 Tetrahedrina 1988 Tetramitina (F.) 841 Tetramitus S41 Tetramitus salcatus S41 Tetraphormes 1988 Tetraplagia 1975 | 2025 Tetraplecta 1976 Tetrapyle 1967 Tetrapylonium 1967 Tetrasolenia 1949 Tetraspyris 19S0 Tetrataxis 245 Tetratoma 838 Textilaria 203 Textularia 203 204 Textularidae (U. F.) 203 Thalamophora R. Hertw. (U OH)r1Sl Thalassicolla 1947 Thalassieolla 1947 49 Thalassieollida (T.) Thalassolampe 1947 Thalassolampe 1946 Thalassophysa 1947 Thalassopila 1947 Thalassoplancta 1947 1946 ° Thalassoplancta 1996 Thalassosphaera 1947 Thalassosphaera 1947 ‚ Thalassosphaerida (l.) 1947 | Thalassoxanthium 1947 Thecomonadina Duj. (".) 799 —. Perty (F.) 800 T'hecomonadine Bergh 1002 Thecosphaera 1948 Themeon 212 Theocalyptra 1992 Theocampe 1993 Theocapsa 1993 Theoconus 1992 Theocorys 1993 Theocorys 1993 Theocyrtis 1995 Theodiscus 1955 Theopera 1991 Theoperida (P.) 1990 Theophaena 1992 Theopihida (F.) 1990 Theopilium 1991 Theopodium 1991 Theopodium 1991 Theophormis 1992 Theosyringium 1995 Theosyringeum 1995 — amaliae 1993 Therospyris 1981 Tholartus 1967 Tholocubus 1968 Tholodes. 1967 Tholoma 1968 Tholonida (F.) 1967 Tholonium 1968 Tholospira 1969 Tholospyrida (F.) 1981 Tholospyris 1981 Tholostaurus 1968 Thoracaspis 1974 2026 Thurammina 202 Thuricola 1769 Thuricolopsis 1769 Thyısocyrtis 1991 Thyrsocyrtis 1991 —Y2 —95 (Thyrsoporella) 226 Tiarina 1687 Tiarospyris 1981 Tillina 1704 1720 — campyla 1707 — flavicans 1707 — inflata 1707 — saprophila 1707 Tinoporus 216 Tintinnidium 1754 Tintinnodea Cl. u. L. (F.). 1669 — Stay — Kent (F.) 1672 Tintinnoina (F.) 1733 Tintinnoinen, Embryo 1927 Tintinnopsis 1735 Tintinnus 1754 TVintinnus 178 — lagenula 1735 Tokophrya 1928 Topfförmige Körper von Sipunculus 1689 Torquatellidae Kent (F.) 1672 Torquatella 17152 Torquatina 1759 Toxarium 1978 —56 Trachelüidae Kent (F.) 1671| Traehelina (F.) 1690 —)) | Trachelina Ehrbg. (F.) 1667 — Perty 1668 Cl. u. L. (F.) 1669 — St. (F) 1671 Trachelius 1692 Trachelius 16831 1683 1684 1690 — falx 1691 — filarina 1684 — globulifer 826 — laticeps 825 1774 — trichophorus 824 Trachelocerca 1684 TVrachelocerca 1683 —I1 —92 —93 1745 — tenuicollis 1691 Trachelocereidae (F.) 1671 Trachelomonas 822 Trachelomonas acuminata 837 Trachelophyllidae Kent (F.) 1671 Trachelophyllum 1683 (Traquairia) 474 Trematodiscus 1961 Kent | Trichoda O. F. Trichoda 321 1683 S4 1714 Systematisches Namenregister. Tremella pruniformis 1768 Trepomonas S14 Trepomonadina (F.) S Triactinosphaera 1965 Triactiscus 1959 ' Triactoma 1951 Tribonosphaera 1949 | Tribulina 1754 Triceraspyris 1950 Trichamoeba 1717 — radiata 320 M. 1151 —49 —50 —52 acumimata 1696 ambigua 1742 aurantiaca 1721 bomba 1732 felis 1742 fixa 1927 —2S floceus 1928 gallina 1745 gibba 1745 grandinella 1732 ignita 1721 ingenita 1769 innata 1769 inquilinus 175 lyncaster 1754 lynceus 1754 lynceus (Jugendf.) 1749 — navicula 1700 patens 1725 patula 1727 1741 pellionella 1749 praeceps 1745 pura 1702 Se1722 — sol 261 — striata 1721 — transfuga 1753 Trichodiens Du). (F.) 25 2 == \ ß | Trichodina 1755 Trachelinea Dies. (F.) 1670 -o.) Trichodina 1732 —5T —bV — tentaculata 1730 ‚ Trichodinopsidae Kent (F.) 1672 | Trichodinopsis 1760 Trichodiseus 262 320 | Trichogaster 1741 , Tricholeptus 1745 ı Trichomastix 842 Triehomecium 17122 ı Trichomonas 812 Trichomonas 545 1825 — intestinalis S41 Triehonema 997 — hirsuta 833 Trichonemidae Kent (F.) 997 Trichonympha 1 Triehonymphidae 1774 Triehonymphidae Kent (F.) 1672 um “dd 1667 Trichophrya 1931 | Drichophrya 1933 ı Trichopus 1699 ' Trichorhynchus Schneid. (Greg.) 72589 | Trichorhynchus Balb. (Cil.) | 1706 'Trichosomata (Typ.) | Dies. 997 Trichosphaerium 2033 Triehostomata (0.) 1700 ı Tricolocampe 1993 ı Tricolocapsa 1993 | Trieolospyris 1982 ı Trieyclidium nn Trieyrtida (U . 0.) 1990 Tridictyopus er | Trigonactura 1960 Trigonastrum 1962 ‚ Trigonocyclia 1960 Trigonulina 197 Triloculina 190 Trimastix 829 ' Trinema 185 | Triodiscus 1963 Triolena 1963 Triopyle 1965 Triospyris 1950 Triostephanium 1975 Triostephida (F.) 1977 Tripilidium 1984 Triplagia 1975 Triplasia 195 Triplecta 1976 Tripocalpida (F.) 1983 ' Tripocalpis 1984 Tripoeyrtida (r.) 1956 Tripoeyrtis 1987 Tripodietya 1962 Tripodiscium 1984 Tripodiscus 1954 , Tripodonium 1984 Tripos 1005 eo 1954 Tripylea (0.) 1996 Trisolenia or Trissocircus 1975 Trissocyclus 1978 Trissopilidium 1984 Tristylospyris 1980 Tritaxia 204 Trizonium 1966 | Trochammina 196 244 Trochammina 189 195 Trochilia 1699 Trochodiscus 1958 Troglodytes 186 Trompetenthier Eichh. 1728 | Tropidoseyphus 827 Truncatulina 206 245 Truncatulina 206 Trypanosoma 811 Trypanosomata Kent (0.) 801 Trypanosphaera 1949 Trypemonas 822 Turbellarienlarve Ouljanin 1011 Turbinella 1711 Tubularia vaga 1770 Turpinius 1774 Tuscaridium 2001 Tuscarora 2001 Tuscarorida (F.) 2001 Tuscarusa 2001 Tympanida (F.) 1975 Tympanidium 1979 Tympaniscus 1979 U. Ulwa pruniformis 1768 Undella 1734 Undulina S11 Uniloculina 190 Urceolaria 17128 1761 —63 —68 Urceolariens Duj. (W.) 1667 Urceolariidae Kent (F.) 1672 Urceolarina (U. F.) 1758 Urceolarina Perty (r.) 1668 — St. (F) 1670 Urceolus 825 Urnula 1925 Urnulina (F.) 1925 Urocentrina (F.) 1669 1711 Urocentrum 1711 Urocyrtis 1993 Uroglena S18 Urogleninae (U. F.) sıs Uroleptus 1745 — agilis 1746 —49 Uroleptus 1683 — filum 1723 — lamella 1683 — musculus 1722 — patens 1725 Uronema 1705 Uronema 1715 — marina 1706 Uronychia 1753 Urosoma 1748 Urospora 578 Urostyla 1741 Urostylinae (U. F.) 1741 Urotricha 1679 Urotricha 1705 Urozona 1706 (Uteria) 226 Uvella 834 — atomus SI7 — bodo 837 - -—— chamaemorus 817 —32 —5S Systematisches Namenregister. Ürella disjuncta 903 | — glaucoma 817 | I RUva sl | — virescens S35 | Uvigerina 200 | Y. | | Vacuolaria S19 ı Vaginicola 1770 | | Vaginieola 1725 —34 —6S | ge 1) ı Vagimieolina From. (N.) 1671 | Vaginifera Perty (1. 1668 Vaginulina 198 | | Vaginulina 200 | Valvularia 1767 | | Vaivulina 205 245 | Valvulina 206 207 Vampyrella 320 806 Vasia 1763 Vasicola 1684 Vermiculum 189 197 Verneuilina 204 Vertebralina 190 Vibrio OÖ. F. M. 1139 821 1683 —90 —91 anser 1693 sagitta 1684 verminus 1714 | Virgulina 205 ı Virgulina 205 823 | Volverella 1928 Volvoeina (F.) S3S Volvocina (F.) Ehrh. 799 — Dies. (F.) s00 — From. (F.) 801 | Volvox 840 | Volvox 817 833 839 840 1702 | — dimidiatus 1758 — lacustris 836 | — terebella Ellis 1710 ‚— torquilla Ellis 1704 |— ulva Girod 2034 — volutans Ellis 1707 | — vorax 1691 Vorticella 1763 Vorticella O. F. M. 1131 S17 1686 1764 —65 —66 I Gaons ampulla 1728 brevistyla 1763 cincta 1004 - cornuta 1725 | cucullus 1728 discina 1758 Entwicklgsf. (Everts) 1732 flosculosa 1727 folliculata 1770 limacina 1761 | multiformis 1728 | nasuta 1688 | polymorpha 1728 | 2027 Vorticella polypinum 1765 punctata 1686 racemosum 1764 stellina 1758 stentorea 1728 vaginata 175 versatilis 1768 Vorticellida 1765 Vorticellida From. (U. 0.) 1671 Vorticellidae Kent (".) 1672 ı Vortieellidina (U. F.) 1761 \ Vortieellidinen- Embryonen 1927 Vorticelliens Du). (F.) 1667 ı Vortieellina (F.) 1758 Vorticellina Ehrbg. (t.) 1667 | — Perty (F.) 1668 |— Cl. u. L. (F.) 1669 |— St. (F.) 1670 | — From. (F.) 1671 | Vortieialis 212 Vulvulina 204 W, Wagnerella 327 Wagneria 1688 Wasserkatze Eichh. 1749 Wasserthier auf Cyeclops Degeer 1764 Wasserschwan Eichh. 1683 | — kleiner Eichh. 1691 ı Webbina 195 | Webbina 191 X, | Xanthidium 1008 1029 ı Xanthiosphaera 1950 Xiphacantha 1971 XAiphacantha 1971 Xiphatractus 1956 Xiphodictya 1961 XAiphodietya 1964 Xiphoptera 1971 Niphosphaera 1950 Xiphostylus 1950 Y. ı Ypsistoma 1721 I. Zonarida (F.) 1968 Zonarium 1968 Zonaspis 1973 Zonidium 1968 2028 Zoniscus 1968 Fonodiseus 1958 (Zoochlorellen) 1932 Zoocladium 17165 Zoophytes infusoires Duj. 1. Abth. I. Zooteirea 323 Zoothamnia 1765 Zoothamnium 1765 — pictum 1765 Zoothamnium wacrostylum 1766 Systematisches Namenregister. (Zooxanthellen) 456 815 1838 Zygacantha 1970 Zygartida (0.) 1954 Zygartida (F.) 1958 Zygartus 1958 Zygocampe 1958 Zygoecircus 1976 Zygoeyrtida (0.) 1979 Zygocystis 517 — ephemerae 577 Zygoselmis 826 Zygoselmis 821 — angusta 836 — leucoa 836 — nebulosa From. S14 /ygospyrida (F.) 1950 Zygospyris 1981 /Zygostaurus 1971 Zygostephanium 1975 Zygostephanus 1978 Register der Autorennamen zu den historischen Abschnitten. A: | Bornemann 9 Bory de Vincent, J. B. M. de Abildgaard, P. C. 1114 1. Abth. VI 6 877 907 1116 | Adams, G. 1151 —35 —36 —45 —47 | Bose, 1. AG. 103271145 Boys, W. u. Walker, G. 3 Brady, H. B. 9 Agardh, C. A. 631 Agassiz, L. 1. Abth. Alder, J. 1156 —66 V 1156 Alenitzin, W. 1193 3rady, T. u. Mitchell 1118 Allman, G. J. 911 1037 1166 | Brandt, K. 265 340 1195 —S7 Brauer, A. I | Andrussowa, J. 1193 Braun, Al, 877 Archer, W. 9 264 265 647 Breyn, J. PB D’Archiac und Haime 9 Brightwell, ne 1035 1165 Broeck, E. van den 9 Arlidge, J. T. 1165 Brown-Sequard, E. 496 Armstrong 9 Auerbach, L. 1165 | Bruch, C. 485 - IErgnl 2e, 1.6.1037 1131 | Bütschli, ©. 342 493 495 646 BD. en, 1037 1189 —91 Ing: Baddeley 10535 Bulfon, G. L. Bär, C. E. von 1158 | 1107 Bailey, J. W. 335 630 910 1146 Be ER: 21153 Baird, W. 332 | Burnett, \. 630 1156 Baker, H. 622 1030 1118 —21 | Busch, W. 1034 1166 Balbiani, G. 492 650 914 1060 Busk, G. 639 1176 —ST —91 —92 —94 Barfurth, D. 1195 | Barrett, ©. A. 1192 ), Barry, M. 1153 Baster, J. 1119 —21 Bastian, H. ©. 1160 Batsch, A. J. 3 Beccarius 3 Belfrage, F. 1182 Beneden, E. van 488 Beneden, P. van 10553 de 1. Abth. VI Carpenter, W. B. 5 263 \ Carswell 490 | Garter, H. J. 8 263 641 644 | | 645 911 1166 —72 Carus, G. G. 1116 —36 —3S —47 | Carus, V. 1. Abth. V 1035 Bergh, R. S. 914 Cattanco, G. 1193 —95 Bergonzini, ©. 1160 —93 | Cavolini, F. 480 1114 Bernard, Ol. 1160 | Certes, A. 644 1194 —95 Bessels, E. 493 Cienkowsky, L. 9 265 643 645 Bianchi 3 S7S 914 1036 1165 —67 Binz, C. 1184 | —93 Blanchard, R. 1192 Claparede, E. R. 265 485 1166 Blainville, H. de 1052 1116| —82 —87 —36 en E. R. u. Lachmann, Boeck, ©. P. B. 1138 —55 “2 de 1.2 Abtn2 2 92263 Bonnet, Ch. 1121 er 645 910 1153 —67 | Glaus, C. 1. Abth. —52 —SS Glivio, J. 1193 Cohn, 1. 263 630 640 641 643 645 1164 —65 —S2 VVE.1180 | Colin 1165 Colombo, M. 1120 Corti, B. 1122 Coste, P. 1160 Creplin, F. C. H. 491 Cuningham, D. D. 644 Cuvier, G. de 1136 Czermak, J. N. 1166 Ozjzek, J. B. 9 D. Daday, E. von 1192 Dallinger, W. H. u. Drysdale, J. 647 | Davaine, ©. 496 643 1165 Dawson, J. W. 9 | Desgouttes 1179 Dicquemare, J. F. 1051 Diesing, K. M. 486 647 913 1156 —83 Doenitz, W. 1035 Donn&, A. 630 1160 Doyere, M. P, L. N. 1058. Dressler 494. Dufour, L. 481 Dujardin, F. 1. Abth. 262 483 491 623 910 1148 —51 Dumas, J. B. 1117 —60 Dunal, F. 632 17679 627 632 | Duplessis, G. 1184 Dutrochet, R. J. H. 1155 E. Eberhard, E. 1182 Eberth, J. 494 497 644 Ecker, A. 483 Eekhard, Conr. 1155 Eckekrantz 644 1182 2050 Ehrenberg, Chr. G. 1. Abth. I V 6 266 333 623 630 817 908 1030 —32 1139 —52 Eichhorn, J. C 262 622 1120 —23 Eichwald, E. 9 630 1146 Eimer, Th. 497 Ellis2I.. Engelmann, Th. W. 1035 1179 —90 —91 —94 —95 Eentz, G. 649 913 1185 —91 —94 —95 Erdl, M. P. 1147 Eschweiler 1150 Evarts, H.. €. 1193 Everts, E. 1187 —94 rF x ® Fabre-Domergue, P. 1192 Fabrieius, O. 1125 Fichtel, L. u. Moll, J.P. C. 4 Finck, H 495 Fischer von Waldheim, G. 9 Fiszer, Z. 1191 Flotow, J. v. 633 Focke, G. W. 264 —54 Foettinger, A. 1194 Fol, H. 1194 Forrest, H. E. 1192 Forster, G. 1031 Fouquet, D. 1194 Fraipont, J. 1195 Frantzius, A. v. 454 1165 Kray, JB. 11:16 Fresenius, G. 641 642 645 S7S 1182 Frey, H. 1173 Fromentel, E. de 1. Abth. I 646 878 913 1192 639 &. Gabriel, B. 489 493 Gaede, H. M. 481 Geer, C. de 622 1118 Gegenbaur, C. 1. Abth. V 1150 —S6 Geinitz, H. B. 9 Gerbe, Z. 1160 Gervyais, P. 9 Giard, A. 489 495 1194 Girod de Ohantrans 623 Gleditsch, J. G. 1119 Gleichen, W. F. von 6 622 1112 —20 —23 —41 Gluge, C. 630 Gmelin, J. Fr. 3 Göze,. J. A.E. 622 1111 —20 —22 Goldfuss, G. A. 1. Abth. I 1116 —56 (soroshankin, I. 641 642 Gosse, Ph. H. 1035 1166 1133 | Gottlieb, J. 1147 | Autoren-Register. 727 Gourret, P. 915 Gourret, P. u. Roeser, P. 1192 Grassi, B. 644 1193 | Greeff, R. 9 263 878 1186 —S7 Grenacher, H. 264 | Griffith, J. W. 1153 Grimm, O. 648 1193 Gronovius, L. Th. 3 | Gros, G. 1159 —61 | Gruber, A. 646 1191 —95 ı Gruby 630 Gruby u. Delafond 630 1165 Gruithuisen, Fr. v. P. 1116 —34 —35 —38 | Gümbel, C. W. 9 342 | Gualtieri, N. 3 | Guanzati, L. 1133 Gubler 496 | Györy, A. v. 1165 | H. Häckel, E. 1. Ahth. VI VII 9 265 338 340 341 648 1181 9A | Hagenow, F. v. 9 Haime, J. 1161 —79 | Hake, A. 490 ı Hall, James 9 Halliburton, W. D. 1194 ' Hammerschmidt, K. E. 452 650 ' Handfield, J. 495 Harker, A. 1194 | Harris, S. 620 Hartsoeker 1103 ‚ Hassal 643 Hausmann, D. 643 Henle, J. 482 485 | Henneguy, L. F. 1192 Hennig 643 Heuschen, S. 1182 Hermann, J. 1124 Hertwig, R. 9 264 340 1057 1194 Hertwig. R. u. Lesser, E. 9 264 Hicks, J. Br. 645 Hilgard, Th. ©. 1161 Hilgendorff, F. u. Paulicki, A. 1194 Hincks, Th. 1194 Hill, J. 1109 —27 Hogg, J. 1. Abth. VII Houzeau 1160 Huxley. Th. 1. Abth. V 1035 1155 —66 Huygshens, Chr. 1105 J. Jackson, W. H. 1194 Jacob 3 James-Clark, H. 646 875 1185 Jiekeli, GE. 1191795 Joblot, L. 261 622 1104 336 912 Johnston, M. 1161 | | | Leydig, Joly u. Leymerie 9 Joly und Musset 1160 Jones, Th. Rymer 1152 Joseph, G. 914 K. Karrer 9 Kästner, A. G. 1118 Kauffmann, J. 445 496 Keferstein, W. M. 496 1182 Kellicott, D. S. 1193 Kent, W. S. 1. Abth. V 646 649 878 914 1037 1182 —93 —95 Kerbert, C. 1194 Kjellberg 494 King, E. 1105 Klebs, E. 494 650 915 Kloss, H. 494 497 Knoch 494 Koch, G. von 1195 Kölliker, A. 262 483 486 643 1155 —55 —S0 —S1 Köhler, J. G. 1124 Korschelt, E. 1195 Kowalewsky, M. 1194 Krasan, F. 1160 Krassilstschik, J. Krohn, A. 1034 Küchenmeister, G. F. H. 496 Kühne, W. 1183 Künstler, J. 1. Abth. V 649 1192 Kützing, F. T. 635 Kutorga, S. 1146 L. Lachmann, K. F. J. 1166 —6S —12 645 |Lamarck, J. de 4 1032 1116 — 35 —45 Lambl, W. 643 Lang, G. 495 Lankester, E. Ray 455 459 644 1158 —94 Laurent, P. 637 1161 Leclere 6 Ledermüller, M. F. 3 622 1119 —29 Leidy, J. 456 630 1165 —Y3 Leo 1147 Lesser, Fr. Chr. 1106 Leeuwenhoek, A. van 620 1101 | Leuckart, F. S. 1138 Leuckart, R. 485 494 495 497 1152 | Levick, J. 1192 —95 Lewis, T. R. 644 F. 485 492 630 644 1172 —S3 | Lieberkühn, N. 263 487 48S 494 496 1167 — TI —N1 | Lindemann, K. 494 1161 —79 | Linn, C. von 3 1128 Lorent, J. A. 1150 Losana, M. 1138 Loven, S. 1182 a 9 Te ee Tr EFT, M. | | Macartney, J. 1031 | Maggi, L. 914 1195 —94 Magretti, P. 1193 | Malmsten, P. W. 1182 | Mandl, L. 1146 | Marchand, F. 644 | Martins, Oh. 632 Maupas, E. 649 —94 —95 Mayer, A. F. J. C. 491 630 Mc Murzich, J. BP. 1193 Mecznikoff, E. 1150 —83 —94 Mereschkowsky, C. von 649 | 1193 Mettenheimer, ©. 1182 Meyen,.E. 2. E} 333 | Meyen, J. 632 1152 Meckel, H. 483 Michaelis, G. A. Michelotti, G. 9 Miller 9 Milne-Edwards, H. de 1. Abhth. V 1160 Mitrophanow, P. 644 Modeer, A. 1132 Möbius, K. 1194 Möller, V. von 9 Montague 4 Montfort, Denys de 4 Morren, A. 632 Morren, Ch. 632 Moxon, W. 1192 Müller, J. 1. Abth. II 490 1035 | 1661 —70 Müller, ©. F. 1. Abth. I 261 | 622 87T 906 1112 —24 | Münchhausen, O. von 1. Abth. VE 1128 Muncke 1150 Murray, J. 10 341 915 1191 pl 907 | Reaumur, R. N. Nägeli, ©. 1. Abth. IX, 636 Nasse, H. 495 Necker, N. J. de 1114 Needham, J. T. 1107 Newland 1031 Nicolet 1161 Ninni, A. P. 1183 Nitzsch, Ch. L. 907 Norsa, G. 1193 Nüsslin, O0. 1194 Nussbaum, M. 1191 v. Abth. Oken elle VI 1114 —36 Orbigny, A. de 4 Ormancey, P. 1147 Owen, R. VI 1153 "Beltierr I. OA, | Quennerstedt, A. Anutoren-Register. | Ballas Bes: 1129 Panceri, P. 1183 Parietti, E. 1193 Parona, C. 1193 Parker, W. K. u. 89 Pasteur, L. 1160 Payen, A. 1160 Jones, T. R. 1151 —54 Pennetier 1160 Perejaslawzewa, S. 1193 Berty.. M.% 1, Aibth. m 97637 910 1157 —58 — 66 | Pfitzner, W. 1195 | Phillips, F. W. 1192 Pineau, F. oder J. 1158 Plancus; J. 3 Blater Le 11012942095 Pouchet, F, A. 1156 —59 —84 Pouchet, G. 915 1038 Pring, J. W. 1033 Pringsheim, N. 641 645 | Pritchard, A. 1146 Purkinje, J. E. und Valentin, G. G. 1165 Q. Quatrefages, A. de 1033 —34 1160 —68 1182 R. Rättig, A. 644 | Ramdohr, K. A. 481 Raspail, F. A. 1135 Kayer.T. 5 02 495 A. FE. de 1105 Redi, F. 480 Rees, E. van 1191 —92 | Regel, E. 645 Reichenbach, H. G. L. 1138 | e | Reincke 497 | Reisseck, 8. 1159 Ikemak, R. 494 496 | Retzius, A. 490 Reuss, A. E. S Richter, R. 9 Riess, F. 1146 Rigault 1030 Rivolta, S. 495 497 | Robin, Ch. 492 1037 Römer, F. Ad. 9 Rösel, A. J. 6 622 1119 ı Rolofl, F. 495 Rooa, O. 11605 Rossbach, M. J. 1191 Rosseter, T. B. 1192 Rostafinski, J. 642 kouget, Ch. 1183 | kütimeyer, L. 9 | Ryder, J. A, 11953 2031 Sallit, J. A. 1195 Samuelson, J. 1161 Saussure, H. B. de 1121 Scanzoni, F. W. 643 Schaallhausen, H. 1160 —79 —83 Schäffer, J. Ch. 1118 Schlicht von 9 Schlumberger, P. 9 Schmarda, L. K. 630 910 1146 Schmidt, Ad. 487 488 494 Schmidt, Oscar 1156 —82 Schneider, Aim@ 489 493 495 497 1191 —94 —95 Schneider, Ant. 264 340 488 642 643 1165 Schrank, Fr. von Paula 622 907 1114 —31 Schröter, J. S. 3 Schuberg, A. 1194 Schultz, ©. H. 1147 —50 Schultz, M. 8 9 263 —65 — 80 Schulz, A. 1147 Schulze, F. E. 9 265 646 Schumann 1147 Schwager, 0. 9 Schwalbe, G. 1183 1158 | Schweigger, A. Fr. 1116 —35 Seguenza, G. 9 Shuttleworth, R. J. 632 Siebold, Th. von 1. Abth. I V 263 482 485 636 1154 —65 ı Simroth, H. 1195 Sismonda, E. 9 ' Slabber, M. 1030 1119 Soldani, A. 4 Solger u. Gabriel. B. 495 Sonneberg, S. 1150 | Spallanzanı, L. 622 1109 —20 —22 —23 Sparshall, J. 1030 | Spengler, L. 3 | Steenstrup, J. J. S. 1158 Stein, Fr. 1. Abth. V 263 484 456 640 644 646 648 877 819 9137 1037. 1158 —62 —T75 — 54 Sterki, V. 1194 Stieda, L. 497 1182 Stöhr, 12 342 Stokes, A. 1193 Strabo 3 Stuart. A. 488 Sturm 1106 Suriray 453 1031 | Swaving, A. 6. 1115 —33 T. | Tatem, J. G. 646 878 1192 Tereschowsky, M. 1111 | Terquem, O. 9 | Tham, P. V. 8. 614 Autoren-Register. 2032 Thomson, W. 10 341 ı Vogel 495 Thuret, G. 635 ı Vogt, C. 632 1194 Tilesius v. Tilenau, W. G. 332 Trembley, A. 877 1117 W, Treviranus, G. R. 1114 Turpin, DB. J.2122625 Waagen 342 Wagener, G. 1168 Ü Wallich, 'G. C. 9 10 ; Warming, E. 641 913 d’Udekem, J. 1167 Waldenburg, L. 497 Unger, Fr. 634 Walderström, J. A. 1182 | Wilson u. Cassin 1. Abth. VII ' Windbladh, J. Th. 1182 BR Wright, Str. 9 1183 Wrisberg, EI. ASEH22 rg ı Wrzesniowski, A. 1191 —95 ' Woodward, Bi: 1032 : Wyman, I 1160 | -Y, | ' Young 9 1105 2. Unger, J. Fr. 1118 | Watervliet, J. 1133 Uljanin 1193 ‚ Webb, W. 1035 Wedl, C. 630 An —63 V, Weisse, J. Fr. 630 1146 65 Weston, J. 263 Wiegmann, A. F. A. 1155 Wising, J. 1182 Wilcke, J. C. 1119 Valentin, G. G. 630 Velten, W. 643 Vejdowsky, Fr. 1194 Verhaeghe 1033 Vignal, W. 1037 Virchow, R. 494 496 Williamson, W. C. 7 639 Willemoes-Suhm. R. von 913 Werneck 629 910 1146 —53 Zacharias, E. 1195 Zborezewsky, A 2 | Zeller, E. 1194 | Zenker, J. C. 486 Zenker, W. 1183 | Zittel, K. 10 342 , Zunker, E. 644 Hinweise auf Stellen, die einige allgemeine Fragen berühren. Biogenetisches Grundgesetz . Oontinuität des Keimplasmas AB Copulation und Befruchtung, Bedeutung Geschlechtiiche Fortpflanzung der Metazoön Nucleus, indirecte Theilung . Erhaltung der Membran den Einfluss auf die Theilung der Zelle . Plasma, Schaumstructur . Psychologisches über Ciliata und Prolen aheshaupt Tod der Metazoön Unsterblichkeit der Protozoön Variation der Einzelligen der Metazoön 1575 193 1639 1642 1587 1537 1531 1564 1392 1187-91 1591 1591 1639 1639 Berichtigungen und Zusätze, Obgleich ich auf eine ausführlichere Zusammenstellung von Berichtigungen und Nach- trägen bezüglich übersehener oder falsch referirter Arbeiten schon viel Mühe verwendete, ver- zichte ich wegen des grossen Umfangs des Werkes doch auf deren Wiedergabe. Ich be- schränke mich daher auf die Correctur von Druckfehlern und wenige ganz kurze Zusätze. pag. I sowie später mehrfach. Lies „Fromentel“ statt „Frommentel“, pag. 3. Abbildung einer Rotaline schon bei Hooke (Micrographia 1665). pag. 6. Ueber Süsswasserrhizopoden vergl. noch Schrank (Fauna boica 3. pag. 24 2). 1505) 3 Arten von Amöben. Schrank’s Cercaria tricaudata (Briefe an Nau 1802) — Arcella oder Diftlugia. Gruithuisen (s. p. 1201, No. 108) 2 Formen be- schalter Süsswasserrhizopoden, die 2. = Arcella. Die Pseudopodien nannte G. Fühlhörner oder Füsse; er möchte sie „als erstes Beispiel reinen Zellstofls auf- stellen“. pag. 10. Nr. 9. Lies „Schröter, J. S., Einleitung in die Conchylienkenntniss nach Linne“ statt Schröder etc. pag. 24. Wurde irrthümlich angegeben, dass die Schalensubstanz von Carpenteria rapbi- dodendron blau sei; sie ist farblos, resp. weiss.! pag. 39. Lies „Squamulina“ statt Squammulina“ (hier und später). pag. 39. Z. 1 von unten und pag. 193. Lies „Jaculella“ statt Jacullela. pag. 66 u. 204. Lies „Climacammina‘“ statt „Climacimma“. pag. 111. Ueber die Fortpflanzung der Milioliden vergl. noch Ant. Schneider (Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. 30, Supplem. 1878). pag. 140. Anm. **. Lies ‚‚Ann. m.n. h. (4) XIX p. 214“ statt „Ann. m.n. h. (4) XVIp. 420“. pag. 167. Die angebliche Sarkodeerfüllung, welche Ehrenberg (Monatsber. Berliner Akad. 1854, p. 73 u. 315, sowie 1860, p. 773) gefunden hat, scheint keine solche ge- wesen zu sein, sondern das nach der Entkalkung zurückbleibende Schalenhäutchen. Schon M. Schultze (1854, No. 53, p. 15) und Häckel (1862, s. p. 343 No. 16, p- 181—82) wiesen auf diesen Irrthum hin. pag. 170. Anm. * schon Ehrenberg (Monatsb. Berl. Akad. 1855, p. 176 u. 1861, p. 12). pag. 172. Bezüglich des Systems der beschalten Rhizopoden vergl. Schwager, O., Saggio di una classificaz. dei Foraminiferi. Bollet. comit. geol. Ital. Vol. 7, 1576, pag. 177. Hinter Chaetoproteus fehlt Trichosphaerium, Schneider 1878 1. s. eit. Vgl. ferner Gruber, Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 38, 1852 (Pachymyxa) u. Möbius (Abh. d. Berl. Ak. a. d. J. 1888). pag. 177. Lies „Dactylosphaerium“ statt „Dactylosphaera‘“,; hieher wahrscheinlich auch Protastrum Grimm (s. p. 1217, No. 527). pag. 178. Lies „Myxodictyum“ statt Myxodyctium. pag. 179. Dass Ehrenberg Coccolithen im Meeresschlamm nachgewiesen habe, ist Irrthum (sep% 19, No. 97a), pag. 188. Amphitrema. Wahrscheinlich zuerst gesehen von Brishtwell 1848 (s. p. 1204, No. 204, Taf. XII, Fig. 2). pag. 159. Fehlt „Ophthalmidium“, Kübler 1570 (Die Foraminiferen des schweizerischen Jura, Winterthur 1870). Brady adoptirt diesen Namen jetzt für eine zwischen Cornuspira und Spiroloculina vermittelnde Gattung (Subgenus nach unserem System). Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Protozoa. 128 2084 pag Pag. pag. : pag. : Pag. pag. © Pag. pag. pag. pag. Pag. pag. pag. Pag. pag. Pag. pag. Pag. pag. Pag. Pag. pag. pag. 5.1lSI0R 261. s11. 821. Berichtigungen und Zusätze. Hinter Hauerina fehlt „Planispirina“ Seguenza 1879 (Atti R. Ac. d. Lincei (3) VI): Vergl. bei Brady, Report on Foraminifera, Voyage of H. M. S. Chal- lenger. Zoology, Vol. IX, 1884. . Vor Marsipella fehlt „Bathysiphon“ Sars 1871 (Christiania Vidensk. selsk. For- handl.). Vergl. bei Brady,l. c. . Vor Saccammina fehlt „Pillulina“ Carpenter 1870 (Descript. catalogue of obj. fr. Deap-sea Dredg. London 1870). Vergl. bei Brady 1SS4. . Hinter Uvigerina fehlt „Ramulina“. Wright 1573—74 (Report and Proceed. of Belfast nat. fieid club, ferner Brady 1569, Quarterly journ. mier. sc. N. S. 19.) Vergl. bei Brady, 1884. . Hinter Textularina fehlt „Spiroplecta“, Ehb. 1844 und Mikrogeol. 1851. Vergl. bei Brady, 18S4, welcher die Gattung aufrecht erhält. . 2. 6 von oben lies „Stylodictyon‘ statt „Stylodyctyon‘. 9. Nicht in 8000° sondern in 18000‘ Höhe auf den „Milumpass“ (Himalaya) con- statirte Ehrenberg die Schalen von Arcella, Euglypha, Trinema, Assulina und Difflugia (Abh. Berliner Ak. a. d. J. 1858). Vielleicht ist auch Trichoda granata O.F. Müller's eine Heliozoe. Ueber Tri- choda sol s. auch Schrank (Fauna boica 1805). Ob seine Tr. chaetophora —= Acanthocystis ist, wie Leidy meint, scheint mir fraglich. . Zeile 21 von oben. Lies „K. Brandt“ statt A. Brandt. . Bei Actinosphaerium vergl. noch Ant. Schneider, Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. 30. Suppl. 1878. . Lies „Zooteirea‘ statt „Zooteira“. Zuerst beschrieben 1859 in Edinbursh new philos. jour. V. X. j. Za Raphidiophrys Synon. „Schultzia“ pelagica 0. Grimm 1876 (Das caspische Meer u. seine Fauna. 1. Thl. Petersb. 1876). Zuerst beobachtet von Brishtwell 1848 (s. p. 1204, No. 204, Taf. XI, Fig. 22). . Baird hat sicher Radiolarien beobachtet, wie die genauere Vergleichung ergab; sowohl 1851 in Loudon’s magaz. (nicht London’s magaz., wie es in der Anm. heisst) wie auch 1830. . 2. 1 von oben lies „Dietyocha“ statt „Dyctiocha“., . No. 157lies „Bury-” statt „.Buryası. Zeile 7 von unten lies „Cricoidskelete‘ statt Cricioidskelete. Zeile 2 von unten und pag. 372 lies „Stylospira“ statt Stylospyra. 5. Zeile 3 von oben lies „älteste“ statt „‚jugendlichste“. Zeile 3 von unten lies „Trissocyclidae“ statt Trissocylidae. ; Zeile 14 von unten und pagg. 429 und 437 lies „Tridictyopus‘ statt Trictyopus. Zeile 10 von oben, pag. 423 Anm, und pag. 456 Z. 1 von unten lies „Stylo- dietya“ statt Stylodyctia. . Giglioli (La fosforeszenza del mare, Atti d. R. Accad. d. sc. d. Torino. Vol. V. 1870) constatirte das Leuchten von Thalassicolla, Collozoum und Sphaerozoum mehrfach. . Der Entdecker der Gregarinen ist Gleichen (Auserlesene mikroskop. Entdeck. bei ... Pflanzen etc. 1777); er beobachtete die Monocystiden des Regenwurmhodens recht gut. . Anm. lies „Goeze“ statt „‚Goetze“. 3. Anm. Es ist falsch, dass Girod die pflanzliche Natur des Haematococcus betont habe; im Gegentheil erklärte er ihn und Gonium für thierisch. Girod’s Arbeit ist interessant und wichtig. u. 656. Zeile 2 von oben lies „Zunker“ statt „Zencker“. . Stein’s zahlreiche und gute ältere Beobachtungen über Flagellaten (1859 u. 1867) wurden hier nicht genügend betont. Zu Trypanosoma. Syn. „Saenolophus“ Leuckart (Jahresber. für 1861—62, Arch. f. Naturgesch. 1864, II, p. 209). Zu Euglena. Synon. noch Brachiurus p. p. Hill 1748—52 (s. p. 1197, No. 27). . 845. Ir. . 1001. . 1004. 1007. „ 1022. . 1031. . 1084. g. 1096. . 1150. 11:93: 1204. 123. 1243. > 1159. . 1800. . 1841 . 1883. Berichtigungen und Zusätze. 2055 . Zn Lepocinclis. Synon. noch Mandlius Ormancey (s. p. 1206, No. 238—39). . Zu Phacus; nicht Nitzsch 1816, sondern „1827“ (Artikel Cercaria in Ersch u. Gruber’s allgem, Encyclopädie, 16. Thl, p. 68). Syn. noch Dujardinius Orman- cey (s. p. 1206, No. 238—39). - . Zu Entosiphon. Unter den Synonyma zu streichen „Oyclidium“ (margaritac.) Ehrenberg. . Zu Haematococcus. Girod's Volvox lacustris ist sicher identisch mit Hae- matococcus pluvialis Flotow; Cohn’s Zweifel waren daher unberechtigt. Auch Girod’s ? Volvox Ulva Linne ist = Haematoc. lacustris Gir. sp. . Zu Gonium. Synon. ?Oplaria p. p. Losana (s. p. 1201, No. 119). . Zu Stephanosphaera. Lies „Stephanoma“ statt „Stephonoma“ Werneck. 9). Zu Eudorina. Syn. ?Oplaria p. p. Losana (s. p. 1201, No. 119). Zu Volvox. Lies „L. 1758 (Syst. nat. X. edit.)* statt „1788“, Synon. Pan- dorina p. p. Bory (Encyclop. meth.), non Volvox Bory. Fehlt Daphnidium Cienkowsky 1881 (s. p. $45, Anmerk. **), Nach Cienk.'s Schilderung vermag ich die systematische Stellung dieser Forın nicht zu beurtheilen. Fig. 5 ist die Linie auf der linken Seite, welche die postäquatorialen Platten (3.2) und (4,5) scheidet, falsch gezeichnet; sie muss ebenso verlaufen wie die entsprechende Linie in Fig. 4b. Ueber die verwandtschaftl. Beziehungen zwischen Dinoflagellaten und Bacillariaceen vergl. auch K. Brandt (Mittheil. der zoolog. Stat. Neapel, IV, 1883, p. 294—96). Zu koniodoma. Syn. Heteraulacus Dies. p. p. (Dinofl., No. 23). Zu Gymnodinium. Syn. Heteraulacus p. p. Dies. (23, Dinofl.). Das Leuchten bestätigte schon R. S. Bergh (Vidensk. Medd. fra Naturhist. Foren. Kjöbenh. 1881). Die in Anm. *“* ausgesprochene Vermuthung ist nach erneuter Vergleichung von Slabber und Bruguicre richtig. Zeile 11 von unten. Lies „Pyrocystis pseudonoctiluca‘ statt P. noctiluca. Mecznikoff’s Arbeit findet sich in „Berichte über die Versammlungen russischer Naturforscher und Aerzte. I. zu Petersburg 1868. Zoologie. RD. 260. . 1100. Zeile 2 von oben lies „Magosphaera“ statt „Catallacta‘. . 1104. 1129. ell3s: Zeile 6 von oben lies „Huyghens‘“ statt „Huguens“. Zeile 2 von oben und später mehrfach lies „Stylonychia‘ statt „Stylonichia“, Zeile 11 von oben und später mehrfach lies „Gonchophthirus‘“ statt „Concho- phtirus“. Zeile 7 von unten. Lies „Lorent‘ statt Laurent. Zeile 16 von unten. Lies „Magretti‘ statt Magri. Fehlt Gravenhorst J.L. C. Naturgeschichte der Infusionsthierchen. Breslau 1844. No. 806 zu streichen, die nur Flagellaten behandelnd. Zeile 12 von unten lies „Epiclintes“ statt „Epliclintes“, Zeile 1 von oben lies „Nummulella“ statt „Numullela. Anmerk. ** lies „Jenaische‘‘, Zeitschr. f. Medic. u. Naturw. statt „wiss. Zeitschr. f. Med. u. Naturw.“. und später lies „Keppen“ statt Keppene. Zeile 21 von unten. Eine Bursaria chlorostigma beschrieb Stein kurz (Orga- nismus der Flagellaten I. p. 28, Anm.) Dieselbe enthält Zoochlorellen und soll sich durch einen kleinen runden Ma.N. von B. truncatella unterscheiden. Ich bitte diese Berichtigung auch bei der Beschreibung der Gattung Bursaria zu beachten. Erklärung von Tafel LV1. Bedeutung der für die Ciliata, Taf. 56—76, verwendeten allgemeinen Buchstabenbezeichnung. a. After oder Afterstelle. az. Adorale Zone. c. Oystenhülle. c’ innere Oystenhülle. ch. Zoochlorellen (Chlorophyllkörper). ck. Zufahrkanäle der contractilen Vacuole. cv. Contractile Vacuolen. ec. Alveolarschicht des Ectoplasmas. ec‘ Tiefere oder corticale Schicht des Ecto- plasmas. g. Gallertmantel. H. Hülle oder Gehäuse. mb. Membranellen. 4 N. Aufgenommene Nahrung. n. Nucleus. n‘. Mikronucleus (früher Nucleolus). o. Mund. oes oder os. Schlund (Oesophagus). p. Porus der contractilen Vacuole. pl. Pellicula (früher Outicula). ıs. Reservoir der Vorticellidinen. st. Trichocystenartige Stäbchen Schlund oder im Körper. ‘tr. Trichocysten. um. Undulirende Membran, vst. Vestibulum der Vorticellinen. um den Fig. 1a—b. Grassia Ranarum Fisch aus dem Magen von Rana esculenta. 1a. Gewöhnliches Exemplar. 1b. Ein Theilungszustand. Vergr. 1700. 2a—b. Multicilia marina Cienkowsky. 2a. Gewöhnliches Exemplar. 2b eines, das seine Gestalt durch Contraction verändert hat. Vergr. 380. 3a—b. Actinobolus radians St. (Süsswasser). 3a. Gewöhnliches schwimmendes Indivi- duum mit langausgestreckten Tentakeln (t). 3b. Cyste mit zweigetheiltem Thier. Vergr. ? 4. Ileonema dispar Stokes (Süsswasser). Vergr. 220. t Der Tentakel neben dem Mund. 5a—b. Holophrya discolor Ehrbg. (Süsswasser). 5a. Seitliche Ansicht. Vergr. 270. 5b. Der Nucleus ısolirt. 6a—b. Holophrya Coleps Ehrbg. (Süsswasser). 6a. Orale Ansicht; nur die Oberfläche gezeichnet. 6b. Der isolirte Nucleus. 7. Holophrya discolor Ehrbg. (Süsswasser). Längliches Exemplar mit zitzenförmig er- hobenem Mund. 8. Holophrya Lieberkühnii n. sp. (Süsswasser). Orale Ansicht. Der Mund (o) ist merklich aus dem Pol auf die Bauchseite gerückt und damit die Körperstreifung der Bauchseite vor dem Mund in der bekannten Weise verändert worden. 9a—c. Enchelys tarda Quennerst. sp. (— E. nebulosa Entz). Marin, Salzteiche. 9b. Seit- liche; 9a hintere Ansicht. 9c. Üyste mit viergetheiltem Inhalt in dem Gehäuse einer Cothurnia. Vergr. von a—b ca. 250. 10a—d. Holophrya multifiliis Fouquet sp. (= Ichthyophtirius Fouq.) aus der Haut von Süsswasserfischen. 10a. Erwachsenes Exemplar in Seitenansicht. 10b. Cyste am Boden der Gefässe, in welchen die inficirten Fische gehalten werden; das encystirte Thier hat sich durch successive Zweitheilung zu einer sehr grossen Zahl kleiner Sprösslinge ver- mehrt, welche schon im Ausschwärmen begriffen sind (I). 10c. Ein solcher Sprössling bei stärkerer Vergrösserung. 10d. Der Mund und Schlund bei stärkerer Vergrösserung. Vergr. von 10a und b ca. 75. Fig. 1 nach Fisch (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1885); Fig. 2 nach Cienkowsky (Arbeit. St. Petersb. naturf. Gesellsch. XII); Fig. 3 nach Entz (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1883); Fig. 4 nach Stokes (Amer. Journ. of sc. [3] 28); Figg. 5—8, 10a und d nach Lieberkühn’s Originalen; Fig. 9 nach Entz (Terme£szetrazii Füzetek Vol. 3); Figg. 10b—c nach Fouquet (Arch. zoolog. experim. 1876). RIESTER Tas Ciliata. Lith-Ansti.Werner & Winter: Frankfurt H. T L = re Erklärung von Tafel LV1. Fig. 1. Urotricha farcta Clap. L. (Süsswasser). Seitliche Ansicht. Vergr. 700. 2. Balanitozoon agile Stokes (Süsswasser). Seitliche Ansicht. Vergr. 800. 3a—d. Prorodon teres Ehrbg. (Süsswasser). 3a. Seitenansicht eines Individuums. Vergr. 160- 3b. Orale Hälfte in Seitenansicht, um die Verhältnisse des Mundes und Reusenapparats zu zeigen; tr die Alveolarschicht, nicht Trichoeysten. 3c Mundregion in theilweiser Aufsicht; zeigt denMund und Reusenapparat schief von vorn. 3d. ÖOyste mit zweigetheil- tem Inhalt. 4a—b. Prorodon farctus Clap. L. sp. (Enchelyodon Clap. L.) Süsswasser. 4a. Individuum in seitlicher Ansicht. 4b. Hinterende eines Thieres. cv‘ Die um die contractile Vacuole (cv) auftretenden kleinen, welche sich nach der Systole zu einer neuen contractilen Vacuole vereinigen. Vergr. von 4a 227. 5. Prorodon sp. (Süsswasser). Seitenansicht. Vergr. ? 6. Prorodon Lieberkühnii n. sp. (Süsswasser). Seitliche Ansicht. Vergr. 80. 7a—h. Dinophrya Lieberkühnii n. g. et sp. (Süsswasser). 7a. Seitliche Ansicht; die Körperbewimperung ist viel spärlicher als auf der Figur angegeben, dagegen sind die Gilien relativ länger. 7b. Vorderregion im Längsschnitt. Der Mundkegel ist fälschlich bewimpert gezeichnet, die Längenverhältnisse der Cilien sind richtiger wie in Ta. Vergr. von 7a 450. $. Lacrymaria coronata Ölap. L. (marin) in seitlicher Ansicht. Vergr. ca. 400. 9. Laerymaria Olor O. F. M. sp. (Süsswasser). Seitliche Ansicht. Vergr. 170. 10a—d. Lacrymaria (Trachelocerca) Phoenicopterus Cohn (marin). 10a. Cyste mit zweigetheiltem Inhalt. 10b. Stark contrahirtes Individuum. 10c. Gestrecktes Individuum. 10d. Getödtetes Thier mit gefärbten Kernen; die Cilien sind nur z. Th. gezeichnet. Vergr. von 10c und d ca. 100. 11. Lacrymaria (Lagynus) laevis Engelm. (Süsswasser). Conjugationszustand in seitlicher Ansicht. Vergr. 200. 12a--c. Lacrymaria (Trachelophyllum) appiculatum Perty sp. 12a. Individuum in seit- licher Ansicht, im Begriffe sich von der einen auf die andere Seite zu drehen. 12b. Ein Theil des Seitenrandes im optischen Längsschnitt. 12c. Conjugationszustand. Vergr. von 12a 430. 13a—b. Stephanopogen Colpoda Entz (marin). 13a. Ansicht von der linken, hauptsäch- lich bewimperten und gestreiften Seite. 13b. Ansicht von der Ventralseite. Vergr. von 13a ca. 500. 14. Bütschlia neglecta Schuberg aus dem Rumen der Wiederkäuer. Seitliche Ansicht. k Vacuole mit Häufchen stark lichtbrechender Körnchen. Vergr. ? Figg. 1, 3a, 4a, 5—7 und 9 nach Originalen Lieberkühn’'s; Fig. 2 nach Stokes (Ann. of nat. hist. [5] 17); Figg. 3b—c und 12a—b Originale von mir aus d. Jahre 1876, 12a mit theilweiser Benutzung eines Lieberkühn’schen Originals angefertigt; Ab nach Wrzes- niowski (Arch. f. mikr. Anat. 1869); Figg. 10a—c und 13 nach Entz (Mittheil. der zool. Station Neapel V); Figg. 8 u. 10d Originale von 1883; Fig. 11 nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zoologie XI); Fig. 14 Original von Schuberg. Taf: VI. Ciliata. Werner & Winter, Frankfürt FM. Lith Anser Er Erklärung von Tafel LVII. Fig- 1a—f. Coleps hirtus Ehrhg. (Süsswasser). Vergr. 900. 1a. Linksseitige Ansicht. 1b. Eine der 15 Plattenreihen des Panzers. 1c. Der Panzer in oraler Ansicht. Id. Derselbe in hinterer Ansicht. In diesen Figuren bedeutet o die Oralplatten, po! die vordern, po? die hinteren Polarplatten, ae! die vorderen, ae? die hinteren Aequatorialplatten, an die Anal- platten, a. die Afterlücke des Panzers; ar in Ic und d die Zusammenstossungslinie der- jenigen beiden Plattenreihen, in welcher die Afterlücke liegt; nach dieser Linie lassen sich die entsprechenden Reihen in den Figuren feststellen. ie. Abgetödtetes und des Panzers beraubtes Exemplar. K Körnige Einschlüsse des Entoplasmas. 1f. Ein der Vollendung naher Theilungszustand; Vergr. geringer. 2a—b. Tiarina Fusus Cl. L. sp. (marin.. 2a. Ein Exemplar, wesentlich nur den Panzer zeigend. Vergr, ca. 320. 2b. Eine Längsreihe der Panzerplatten stärker ver- grössert. Die Bedeutung der Buchstaben wie bei CGoleps. 3a—e. Didinium nasutum O. F. M. sp. (Süsswasser). 3a. Ein gewöhnliches Exemplar in Seitenansicht. 3b. Ein beginnender Theilungszustand; nur die Wimperkränze sind ver- doppelt. 3c. Ein Individuum, im Begriff ein Paramaecium Aurelia zu fangen. 3d. Ein ebensolches, das Paramaecium verschlingend, wobei der vermeintliche Darmkanal in ganzer Länge sichtbar werden soll. 3e. Oyste. Vergr. von 3a—b ca. 170. 4a—b. Didinium Balbianii n. sp. (Süsswasser). 4a. Seitliche Ansicht. 4b. Orale An- sicht. Vergr. ca. 430. 5ja—c. Mesodinium Pulex Clap. L. sp. (marin). 5a. Seitliche Ansicht, t die 4 tentakel- artigen Gebilde um die Mundöflnung; c' die 4 nach vorn gerichteten Cilien, c? die nach hinten gerichteten Cilien des Gürtels, von welchen die hintersten gewöhnlich eine schein- bare Kapsel um den hinteren Körperabschnitt bilden. 5b. Orale Ansicht. Die Cilien c?, welche die scheinkare Umhüllung bilden, schimmern im optischen Querschnitt durch. 5c. Ein der Trennung naher Theilungszustand. Vergr. von 5a ca. 660. 6a—c. Chaenia teres Dujard. sp. (marin). 6a. Exemplar in seitlicher Ansicht. 6b. Oraler Theil eines Exemplars, das soeben eine ansehnliche Beute (N) verschlungen hat, weshalb der Mund noch geöffnet ist. 6c. Abgetödtetes und gefärbtes Exemplar; zeigt die un- gemein zahlreichen Nucleusfragmente. Vergr. von 6a und c ca. 280. . ?Chaenia elongata Ölap. L. sp. (Enchelyodon Clap. L., Lagynus Maupas). Marin. Exemplar in seitlicher Ansicht. Vergr. 250. 8. ?Enchelys Pupa Ehrbg. (Süsswasser). Seitliche Ansicht. Vergr. 110. 9. Enchelys sp. (? Farcimen Ehrbg.). Süsswasser. Conjugationszustand. Vergr. 250. 10. Spathidium Spathula O. F. M. sp. (Leucophrys Ehrbg.). Süsswasser. Seitliche Ansicht. Vergr. 150. Fig. 1a—f nach Maupas (Arch. zoolog. experiın. [2] Vol. II); Fig. 2 nach R. S. Bergh (Vidensk. Medd. naturhist. Foren. Kjöbenh. 1879—80); Fig. 3 nach Balbiani (Arch. zool. experim. T. 1); Fig. 4 Originalia von 1876; Fig. 5 nach Entz (Mittheil. zool. St. Neapel V); Fig. 6a—b nach Quennerstedt (Sverig. infusor. II); Fig. 66 nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. 33); Fig. 7 nach Maupas (Arch. zoolog. experim. [2] T. I); Figg. S—10 nach Originalien Lieberkühn’s. Ciliata. SI MURRNETT Lith Instv.Werner& Winter, Frankfart FH. v Erklärung von Tafel LIX. Fig. 1a—b. Spathidium Lieberkühnii n. sp. (Süsswasser. 1a. Rechtsseitige Ansicht. 1b. Ventrale Ansicht. Vergr. ca. 220. 2a—hb. Amphileptus Claparedii Stein (Süsswasser und marin). 2a. Linksseitige An- sicht. Vergr. 230. 2b. Eine junge, nur 2 Individuen zählende Kolonie von Zoo- thamnium Mucedo Entz; das rechte Individuum (Zo) ist von einem Amphileptus verschlungen worden, der sich sofort auf dem Stiel desselben encystirte. Man erblickt noch das wohl erhaltene Zoothamnium in dem Amphileptuskörper; ncl der Nucleus dieses Zoothamnium. 3a—e. Trachelius Ovum Ehrbg. (Süsswasser.. 3a. Encystirtes Thier im Begriff aus der Cyste zu schlüpfen; das Thier in linksseitiger Ansicht; R der Rüssel. Vergr. 160. 3b. Ein Individuum in nahezu ventraler Ansicht; x die sog. hintere Oeffnung, welche Balbiani für den Mund hielt; wahrscheinlich ist es nur eine nicht constante gruben- förmige Einsenkung. 3c. Isolirter Mikronucleus stark vergrössert. 3d. Ein kleiner Theil der Alveolarschicht in optischem Durchschnitt. 3e. Eine contractile Vacuole mit 3 dicht bei einander stehenden Pori. 3f. Conjugationszustand; x wie in Fig. 3b. 4a—g. Dileptus Anser Ö. F. M. sp. (= Dil. gigas Wrzesniowski = Amphileptus mar- garitifer +4 moniliger und longicollis Ehrbg. = A. gigas Olap. L.). Süsswasser u. marin. 4a. Rechtsseitige Ansicht, etwas skizzenhaft; hauptsächlich um den bei diesem Individuum rosenkranzförmigen Nucleus und die Anordnung der contractilen Vacuolen zu zeigen. Vergr. ca. 100. 4b. Rechtsseitige Ansicht eines Individuums mit aufgerolltem Rüssel (R). 4c. Öonjugationszustand in _Umrissen; n die Fragmente der zerfallenen Nuclei, n! zwei jedenfalls aus den Mikronuclei hervorgegangene Kugeln. Ad. Isolirter Theil eines rosen- kranzförmigen Nucleus mit anliegenden Mikronuciei (n!). 4A4e. Nucleusfragmente eines der gewöhnlichen Individuen mit völlig zerfallenem Nucleus. 4f. Rüssel (R) und orale Region eines Individuums in ventraler Ansicht, um das Trichocystenband (tr) und die adorale Zone dichter gestellter Cilien zu zeigen; letztere zieht jederseits neben dem Band hin und umläuft hinten den Mund (o). Auf der Figur ist fälschlich das Trichocysten- band nur als eine Reihe von Trichocysten und die adorale Zone nur auf der rechten Seite des Bandes angegeben. 49. Öyste; c äussere Hülle, c‘ innere Hülle, welche sich an zwei Punkten der ersteren befestigt. 5a—b. Lionotus Anser Ehrbg. sp (= Amphileptus Anser Ehrbg. — Lionotus folium [Duj.] Wrzesn.). Süsswasser und marin. 5a. Ansicht eines völlig gestreckten Individuums von der Dorsalseite. 5b. Linksseitige Ansicht desselben. Vergr. ca. 200. 6. Lionotus Fasciola Ehrbg. sp. (Süsswasser und marin). Conjugationszustand. Vergr. ca. 450. 7. Loxophyllum setigera Quennerst. (? — rostratum Cohn). Marin. Ansicht von der Schmalseite (Bauch oder Rücken). Die Borsten am Rand sind ausgesprungene Tricho- cysten. Vergr. ca. 300. Figg. 1, 3a und 7 nach Originalien Lieberkühn’s; Fig. 2 nach Entz (Mitth. zool. St. Neapel V); Fig. 3b nach OÖ. Schmidt (Supplement der adriat. Spongien, Leipzig 1864); Figg. 3c—e, 4a, 4c—e eigene Originalia von 1876; Figg. Ab u. 5 nach Wrzesniowski (Ztschr. für. wiss. Zool. XX); Fig. 4f ebendaher, doch nach eigenen Erfahrungen von 1876 etwas modi- ficirt; Fig. 4g nach Cienkowsky (Zeitschr. f. wiss. Zoologie V); Fig. 6 nach Entz (Termes- zetrazii Füzetek Bd. IID. Lith Anst.vWerner Winter, Frankfurt FM. I = aaoan»sn i ya FSSSIISS DEN 2 Erklärung von Tafel LX. Fig. s 1. Loxophyllum setigera Quennerst. (marin), linksseitige Ansicht. Die borstenartigen Gebilde (tr), welche zwischen den Cilien hervorragen, werden gewöhnlich als entladene Trichocysten gedeutet. Vergr. 270. 2a—b. Loxophyllum Meleagris OÖ. F. M. sp. (Süsswasser). Vergr. ca. 160. 2a. Linksseitige Ansicht eines lebenden Exemplars. Die Trichocysten (tr) erstrecken sich bei demselben nur über die Bauchkante; die Papillen der Rückenkante entbehren derselben. 2b. Mit Essigsäure getödtetes Exemplar der Varietät mit Trichocysten führenden Rücken- papillen (trh), hauptsächlich um den rosenkranzförmigen Nucleus und die Micronuclei zu zeigen. Die Stäbchen im Rüssel sind ebenfalls Trichocysten. 2c. Loxophyllum armatum Ulap. u. L. (Süsswasser) in rechtsseitiger Ansicht; der küssel hat sich umgeschlagen, so dass er dem Beschauer seine linke Seite zukehrt. Versr. 130. 3a—d. Loxodes Rostrum ©. F. M. sp. (Süsswasser). 5a. Kleines Individuum in Theilung, von der rechten Seite; zeigt deutlich. dass die Nuclei dabei keine Veränderung erfahren. 3b. Lebendes Exemplar in rechtsseitiger Ansicht, ev die dorsale Reihe von Vacuolen mit dunkeln Körpern (wahrscheinlich Excretkörnern); Vergr. ca. 200. 3c. Eine kleine Partie der bewimperten rechten Körperseite an einer Umbiegunesstelle des Thieres gesehen. Zeigt deutlich die Einpflanzung der Cilienreihen in den hellen schmalen Längsfurchen und dazwischen die breiten, fein längsstreifigen, cilienfreien Bänder. 3d. Ein isolirter Nucleus mit anliegendem Micronucleus. 4a—f. Nassula aurea Ehrhg. (Süsswasser). Aa. Ansicht von der Bauchseite. } Meyer. «a. 180) 4b. Ansicht von der linken Seite. 2 4c. Der Reusenapparat bei stärkerer Vergrösserung. 4d. Die contractile Vacuole mit dem röhrenförmigen Porus excretorius (p) und dem Kranz kleiner neuer Vacuolen (cv‘). 4e, Zwei isolirte Trichocysten. 4f. Randpartie eines isolirten Nucleus mit vier dicht zusammenliegenden Micronuclei. 5a—b. Nassula microstoma (ohn (marin). 5a. Ansicht von ‘der Bauchseite; die zum Mund führende adorale Zone (az) feiner Cilien gut sichtbar. Vergr. ca. 270. 5b. Die adorale Zone sowie der Reusenapparat stärker vergrössert. 6a—b. Orthodon hamatus Gruber (— Rhabdodon falcatus Entz). Marin. Vergr, ca. 240. 6a. Linksseitige Ansicht. 6b. Exemplar, das im Begrilf ist eine Bacillariacee zu verschlingen, wobei sich die lange Mundspalte öffnet. Gleichfalls linksseitige Ansicht. 7a—b. Chilodon dentatus Fromm. (= Ch. curvidentis Gruber). Süsswasser. 7a. Unvollständig dargestelltes Exemplar in dorsaler Ansicht. Vergr. ca. 400. 7b. Der Nucleus in Knäuelform, bei Beginn der Theilung. Sa—d. Chilodon Cucullulus OÖ. F. M. sp. (Süsswasser und marin). Sa. Exemplar in Bauchansicht. Die Bewimperung der Bauchfläche ist nur links und vorn theilweise angedeutet. Vergr. 150. Sb. Exemplar in "seitlicher Ansicht, um die Differenz von Bauch und Rücken zu zeigen. Sc. Isolirter Nucleus. Be Sd. Encystirtes Exemplar. Figg. 1, 2c, da—b nach Originalien Lieberkühn’s; 3a—d, d4c—d und Se Originalia von 1876 (3b mit Benutzung der Abbildung von Wrzesniowski, Ztschr. f. w. Z. Bd. 20); 4e nach Bütschli, Arch. f. mikr. Anat. IX; 4f nach Bütschli, Abh. Senckenb. naturf. Ges. Bd. X: 5, 6 nach Entz, Mitth. zool. St. Neapel V; 7 nach Gruber, Festschr. (Nr. 670): b und d nach Stein, Organismus I (Sa die Körperstreifung corrieirt). Taf.ıx. Ciliata. 2. AnstvWerner &Winter Frankfurt? A AAN SIT Erklärung von Tafel LX1. Fig. 2 la—d. Chilodon Oucullulus OÖ. F. M. sp. (Süsswasser). 1a. Theilungszustand in ventraler Ansicht. Ib. Uonjugationszustand zweier Thiere, derart, dass dieselben sich in verwendeter Stellung mit ihren Mundöllnungen auf einanderlegen. Ic. Zweite Art der Conjugation, wobei die beiden Thiere sich in harmonischer Stellung mit den üngleichnamigen Seitenrändern vereinigen. Id. Aus der Öonjugation hervorgegangenes Thier in Umrissen; (n) der neue Nucleus, ı der neue Micronucleus, un der alte Nucleus. 2. Phascolodon Vorticella Stein (Süsswasser). Ventrale Ansicht. Vergr. 250. 3. Opisthodon niemeccensis Stein (Süsswasser). Ventrale Ansicht. Vergr. 200. 4a—d. Scaphidiodon Navicula Stein (marin). 4a.- Ventrale Ansicht. 4b. Dorsale Ansicht. 4c. Theilungszustand in ventraler Ansicht. 4d, Conjugationszustand in seitlicher Ansicht. Vergr. von 4a—c 200, 4d 300. 5a—b. Chlamydodon Öyclops Entz (sehr wahrsch. = Colpoda triquetra OÖ. F. M.) marin. 5a. Ventrale Ansicht, da das quergestreifte Band der Dorsalseite. 5b. Ansicht von der linken Seite, der Mundspalt geöffnet. Vergr. ca. 350. 5c. Chlamydodon Mnemosyne (Ehrbg.) Stein. Verschiedenheit von Chl. Cyelops nicht sanz sicher (marin). Theilungszustand in Ventralansicht. Vergr. 300. 6a—b. Onychodactylus Acrobates Entz (marin). Vergr. ca. 270. sg der Schwauz- sriftel. 6a. Ventralansicht. 6b. In linksseitiger Ansicht. 1 Ta—b. Aegyria Oliva Cl. et L. (marin). -Vergr. ca. 350. 7a. Ventralansicht eines nicht zusammengeklappten Exemplars. 7b. Ventralansicht eines zusammengeklappten Individuums, welches die linke Hälfte der Rückenfläche bauchwärts umgeschiagen hat. Sa—hb. Dysteria monostyla Ehrbg. sp. (Eıvilia Duj., Stein etc.). Marin.Vergr. 300. Sa. Ventralausicht. Sb. Theilungszustand in Ventralansicht. 9a—b. Dysteria armata Huxley (marin). Vergr. ca. 350. 9a. Ventralansicht. )b. Rechtsseitige Ansicht. 10. Trochilia palustris Stein (Süsswasser). Die Bewimperung des gestreiften Bandes der Bauchseite ist nicht gezeichnet. Vergr. 300. I1a—c. Ophryoglena flava Ehrbg. sp. (= Bursaria flaya Ehrbg.). Süsswasser. 11a. Mund und Schlund in seitlicher Ansicht. 2 I1b. Der uhrglasförmige Körper in zwei Ansichten. 1lc. Der Nucleus mit anliegendem Micronucleus. Fig. 1a nach Balbiani, Journ. physiol. III; Ib nach Engelmann, Z. f. wiss. Zoo- logie XI; 1d nach Bütschli, Abh. Senckenberg. Gesellsch. X; 2, 3, 4, 5c, 8a-—b und 10 nach Stein, Organismus Bd. I; 5a—b, 6, 7 und 9 nach Entz, Mittheil. zool. Stat. Neapel V; 11 nach Lieberkühn’s Originalen. a ae ee pr > EHI Fra IanzRı _ Ö > | ee a) TI dr „r nern Anst.ırWe vr Dü EN > N a f i FIERDIDR DL 7 S x 2 ah re a a = ent 4 BEA a EL nn.) Ana ui Done Erklärung von Tafel LXL. Fig, 1. Ophryoglena atra Lieberk. (non O. atra Ehrbg.). Süsswasser. Ansicht eines Thieres von der linken Seite; u der uhrglasförmige Körper auf der linken Seite des Mundes. Vergr. 110. - 2a—c. Ophryoglena flava Ehrbg. sp. (= Bursaria flava Ehrbg., = Ophryogl. flavicans Lieberk.). Süsswasser. Vergr. 110. 2a. Ansicht von der Bauchseite, u der uhrglasförmige Körper. 2b. Ansicht eines Exemplars mit nur einer contractilen Vacuole von der linken Seite; speciell die contractile Vacuole und das System der zuführenden Kanäle dargestellt. 2ce. Cyste mit viergetheiltem Inhalt. 3a—c. Frontonia leucas Ehrbg. (Süsswasser). 3a. Ansicht von der Dorsalseite, die rechte Seite mit der contractilen Vacuole etwas gegen den Beschauer gekehrt, mit dem System der zuführenden Kanäle. Der Mund und die von demselben nach hinten ziehende Rinne schimmern durch. Vergr. ca. 280. 3b. Ein isolirter Nucleus mit anliegenden Mikronuclei. 3c. Der Mund mit dem oralen Theil der von ihm ausgehenden Rinne; tr? nach Maupas eine Reihe stärkerer Trichocysten, welche den Mund und die Rinne jederseits um- zieht; Schewiakoff und ich bemerkten nichts von dieser Zone stärkerer Tricho- cysten. 4. Frontonia acuminata Ehrbg. sp. (= Ophryoglena acuminata + atra Ehrbg.). Süss- wasser. Ansicht von der Bauchseite. Schwarzpigmentirte Varietät (atra Ehrbg.). Vergr. 250. 5a—b. Glaucoma scintillans Ehrbg. (Süsswasser). 5a. Exemplar in ventraler Ansicht. Vergr. 370. ıL die ansehnliche, am Rande des Mundes befestigte rechte Lippe oder undulirende Membran; IL die sog. linke Lippe, welche auf der Dorsalwand des Schlundes befestigt ist und in diesen hinabsteigt. 5b. Ein aus der Conjugation hervorgegangenes Thier in Umrissen. n der alte, stark ge- schrumpfte Nucleus, nn die beiden aus dem Mikronucleus hervorgegangenen Körper, von welchen der eine jedenfalls zu dem neuen Nucleus, der andere zum neuen Mikro- nucleus wird. 6a—h. Colpidium Golpoda Ehrbg. sp. (Süsswasser). 6a. Liuksseitige, 6b. ventrale An- sicht. rL und IL die beiden Lippen der Mundöflnung. Vergr. 410. 7a—d. Colpoda Gucullus O. F. M. (Süsswasser). Ta. Rechtsseitige, 4b. linksseitige, 7c. ventrale Ansicht. Vergr. ca. 400, 7d. die Mundregion von 7a bei stärkerer Ver- grösserung, „am“ wahrscheinlich eine undulirende Membran, möglicherweise jedoch auch eine Reihe von Cilien oder Membranellen an der Dorsalwand des Schlundes. Sa—d. Cysten von Colpoda Steinii Maupas (= ? Colp. parvifrons Cl. L.). Süsswasser. 8a. Eine solche mit zweigetheiltem Inhalt; die beiden Sprösslinge haben wieder Cilien entwickelt und bewegen sich lebhaft in der Gyste. 8b. Eine Öyste mit dreigetheiltem Inhalt nach Behandlung mit Alkohol, wodurch die Nuclei sehr deutlich geworden sind. Sc. Eine Oyste mit viergetheiltem Inhalt, jeder Sprössling hat sich mit einer Specialeyste umgeben. $d. Eine ähnliche Oyste mit 7 Specialeysten. Vergr. 3—4UV. 9, Chasmatostoma reniforme Engelm. (Süsswasser). Exemplar in ventraler Ansicht. Vergr. 600. Figg. 1, 2, 3a nach Lieberkühn’s Originalen; 3b und 5b nach Bütschli, Abh. Senckenberg. Ges. X; 3c, 7 nach Maupas, Arch. zool. exper. (2) I; 5a und 6 nach Origi- nalen von stud. Schewiakoff; 8 nach Stein, Infusionsth. auf ihre Entwickl. unters. 1854; 9 nach-Engelmann, Ztschr. f. wiss. Zool. XI. Ciliata. Jh Änst. vWerner eWiuer Franktart MT. Erklärung von "Tafel LXII. £ Fig. 1a—k. Paramaecium caudatum Ehrbg. (Süsswasser). 1a. Ansicht von der Ventralseite. Vergr. 230. 1b—d. Drei aufeinanderfolgende Phasen der Theilung. { 1e. Zwei nicht entladene und zwei entladene Trichocysten. 1f. Mund und Schlund in seitlicher Ansicht bei stärkerer Vergrösserung. g. Individuum mit schr vergrössertem, von Bacterien inficirtem Nucleus !h. Nucleus eines ähnlichen Exemplars; derselbe bildet eine mit Flüssigkeit erfüllte Blase, an deren Wand sich nur noch Reste der Nucleussubstanz erhielten. Die Hauptmenge der Bacterien ist schon aus dem inficirten Nucleus ausgetreten, nur relativ wenige sind noch in der Biasenflüssigkeit suspendirt. . Isolirte Bacterien eines Nucleus. 1k. Umrisse eines Exemplars, dessen Nucleolus mit Bacterien infieirt und sehr ver- grössert ist. 11. Isolirter Mikronucleus. . 2a—d. Paramaecium Bursaria Ehrbg. sp. (Süsswasser). 2a. Getödtetes Individuum in Ventralansicht, die Trichocysten sind allseitig entladen worden. Vergr. ca. 300. 2b. Conjugationszustand. Vergr. ca. 300. 2c. Isolirter Nucleus mit anliegendem Mikronucleus; die Membranen beider durch Wasser- einwirkung ziemlich stark abgehoben. 2d. In Theilung begriffener, faserig differenzirter Nucleus; die Theilung des Mikronucleus n’ und (n‘) ist schon vollendet. 3a—b und d—g von Paramaecium Bursaria, 3c von P. caudatum; zur Erläuterung der Umbildungen des Mikronucleus bei der Conjugation. 3a. Anfangsstadium des Auswachsens des Mikronucleus. 3b—c. Daraus hervorgegangener Zustand der gekrümmten Kapsel 3d. Folgendes Spindelstadium. 3f. Theilungszustand einer solchen Spindel. 3g. Die eine Hälfte einer getheilten Spindel mit stark abgehobener Membran. Sämmtlich nach Wasser- oder 1°/, Essigsäureeinwirkung. 4. Aufeinanderfolgende Theilungsstadien einer Mikronucleusspindel &ines conjugirten Para- mäaecium putrinum Ül. et L., wie sie sich im lebenden Thier verfolgen lassen. 5a—e. Paramaecium Bursaria Ehrbg. sp. Zur Erläuterung der Vorgänge nach auf- gehobener Conjugation. 5a. Ein Thier kurz nach aufgehobener Conjugation. Der Nucleus ist noch unverändert, n* vier Mikronucleusspindeln. - 5b. Ein Thier vom 2. bis 3. Tag nach aufgehobener Conjugation, (n?) die zwei rück- gebildeten, n* die beiden weitergebildeten Mikronucleusspindeln. 5c. Thier vom 5. Tag nach aufgehobener Oonjugation, die beiden rückgebildeten Spindeln sind ganz geschwunden, die beiden andern n* sind zu ansehnlichen nucleusartigen Körpern ausgewachsen. 5d. Thier etwa vom 7. Tag nach aufgehobener Conjugation, der eine der beiden Körper (n®) ist in der Ausbildung zu dem neuen Mikronucleus begriffen. 5e. Thier vom 11. Tag nach aufgehobener Gonjugation. Ein neuer Nucleus ist durch die Vereinigung des alten mit dem Körper n* entstanden, während der Körper (nt) zu dem neuen Mikronucleus definitiv umgebildet ist. 6. Conjugationszustand von Paramaecium putrinum Ül. et L. gegen Ende der Conju- gation. Umrisszeichnung, in welche das Verhalten der Kerne eingetragen ist. n der in Zerfall begriffene Nucleus, n® die acht Mikronucleusspindeln jeder Gamete. Essigsäure- präparate. Figg. 1a Originalzeichnung von stud. Schewiakoff; 1b—d und 1g—h nach Bal- biani, Journ. physiol. II; 1e—f nach Maupas, Arch. zool. exper. (2) I; li, 2c—d, 3—6 nach Bütschli, Abh. Senckenb. Ges. X; Ik nach Kölliker, Icones zootomicae I; 2a Ori- ginalzeichnung mit theilweiser Benutzung einer Zeichnung von Kölliker (Icones zootom.); 2b nach Balbiani, Journ. physiol. 1. Taf. LXM. Cıiliata. It Anstv Werner eWinter, Frescktart? Erklärung von Tafel LXIV. Uronema marina Dujard. (= Öryptochilum nigricans Maupas). Marin. Vergr. 900. 1a linksseitige, 1b ventrale Ansicht. 2. Uronema griseola Maupas sp. (Öryptochilum Mps.). Süsswasser. Ventralansicht Vergr. ca. 600. Uronema torta Mps sp. (Oryptochilum Mps.). Marin; rechtsseitige Ansicht. Vergr. 580. Loxocephalus granulosus Kent. Süsswasser. 4a. Linksseitige Ansicht nach Stokes. Vergr. 530. 4b. Rechtsseitige Ansicht nach Lieberkühn. 5. Lembadion bullinum Perty. Süsswasser. Vergr. ca. 300. 5a. Ventralansicht; 5b Optischer Querschnitt in der Mittelregion des Körpers; um linke, um‘ rechte. eom endorale undulirende Membran. Auch bei den übrigen Pleuro- neminen und Microthoracinen ist die linke Membran mit um, die rechte mit um‘ bezeichnet. 6. Pleuronema Ghrysalis Ehrbg. Süsswasser und marin. Vergr. ca. 600. 6a. Linksseitige, 6b. ventrale Ansicht. 6c. Gontractile Vacuole mit zuführendem Kanal und Ausführröhrchen nach Lieberkühn. 7. Trichorhynchus tuamotuensis Balbiani. Süsswasser. Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 550. Sa—c. Cyclidium Glaucoma Ehrbg. Süsswasser und marin. Sa. Linksseitige, Sb. ventrale Ansicht. Vergr. 800. Sc. Conjugationszustand. Vergr. 300. 9a—b. Sog. Anophrys sarcophaga Cohn. Marin. Vergr. ca. 700. 9a. Rechtsseitige Ansicht nach Rees. Yb. Linksseitige Ansicht nach Cohn. 10. Lembus elongatus Clap. L. sp. Marin. 19a. Nahezu linksseitige Ansicht nach Quennerstedt; 10b. Nahezu ventrale Ansicht nach Rees; 10c. Gonjugationszustand. 11. Ptychostomum Saenuridis Stein (Darm von Oligochaeten). Iechtsseitige Ansicht. Vergr. ca. 350. 12. Cinetochilum margaritaceum Ehrbg. sp. Süsswasser. Vergr. 420. 12a. Linksseitige, 12b. ventrale Ansicht. 13. Microthorax sulcatus Engelm. Süsswasser. Vergr. 350. 14. Drepanomonas dentata Fresenius. Süsswasser. Vergr. 330. 14a. Rechtsseitige An- sicht; 14b. Ventralansicht. 15. Urocentrum Turbo O. F. M. sp. Süsswasser. Vergr. ca. 300. Nahezu ventrale, etwas linksseitige Ansicht. 16. Anoplophrya branchiarum Stein (eirculans Balbiani). Blut von Gammarus und Asellus. 16a. Grösseres Exemplar nach Schneider. Vergr. ca. 400. 16b. Theilungszustand nach Balbiani. 16c. Conjugationszustand kleiner Thiere. 16d. Cyste auf einer Oladophora befestigt, der Inhalt abgestorben. 17. Urozona Bütschlii Schewiakoff. Süsswasser. Etwas linksseitig ventral. Verer. 500. oO to} = Figg. 1—3 und 11 nach Maupas (Arch. zool. experiment. [2] 1); 4a nach Stokes (755); 4b, 6c und 14 nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855; 5a—b, 8, 12, 15 und 17 Ori- sinale von Schewiakoff; 6a nach Fabre-Domergue (Journal Anat. et physiolog. 21); 7 Original von Balbiani; Sc und 13 nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zoologie XD; 9a und 10b nach Rees (Tijdschr. Neederl. Dierk. Vereenig. Suppl. D., 1 Afl., 2. 1884); 9b und 106 nach Cohn (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 16); 10a nach Quennerstedt (Sveriges Infusorier III); 16a und c nach Aim“ Schneider (Tablettes Zoologiques ID); 16b und d nach Balbiani (Rec. zoolog. suisse II). Ciliata. Iıtl, Inst. vWerner & Winter, Frankfurt ?H.. Erklärung von Tafel LXV. [8 Anoplophrya nodulata O. F. M. sp. Darm von Öligochaeten. Exemplar mit Kette von Sprösslingen am Hinterende. Vergr. ca. 200. Discophrya Planariarum Sieb. sp. Darm von Süsswasserplanarien. Seitliche An- sicht. Vergr. ca. 120. Hoplitophrya uncinata M. Schultze sp. Darm von Planaria Ulvae. h Die beiden Haken des Vorderendes. 3a. Ventrale; 3b. rechtsseitige Ansicht. Vergr. ca. 300. 4a—b. Hoplitophrya (?) secans Stein. Darm von Oligochaeten. 4c. n 4a. Grosses Exemplar, wahrscheinlich mit Kette hinterer Sprösslinge (aus Darm von Nais). Vergr. 150. 4). Isolirter Stachelapparat (h) des Vorderendes. Hoplitophrya clavata Leidy sp. (= Hoplitophr. securiformis Stein 1861 = Leucophrys clavata Leidy 1855). Darm von Oligochaeten. h Leiste oder Stachel- apparat. Vergr. ca. 300. Hoplitophrya Lumbrici Dujard. sp. (= armata Stein 1854). Darm von Lum- bricus. Theilungszustand; Ansicht von der Bauchseite. h Der Hakenapparat. Vergr. ca. 150. Opalinopsis (Benedenia) elegans Foetting. sp. Aus den Venenanhängen von Sepia elegans. ba. Exemplar nach dem Leben gez., mit zahlreichen Vacuolen; die Nuclei nicht sichtbar. ‚Verst. ca. 10. 6b. Gefärbtes und präparirtes Exemplar mit lang bandförmigem, stellenweis etwas ver- zweigtem Makrenucleus. 6c. Gefärbtes und präparirtes Exemplar, dessen Makronucleus in zahlreiche Fragmente zer- fallen ist. 6d. Hinterende eines Exemplars mit einer Kette von $ Sprösslingen. Ta—c. Öpalinopsis Sepiolae Foett. Aus der Leber von Sepiola Rondeletii. Vergr. S)- 10. 15. ca. 200. 7a. Exemplar mit bandförmigem, kurzem Makronucleus. Nach Präparat. 7b. Exemplar nach dem Leben. Die Kerne nicht sichtbar, dagegen zahlreiche Vacuolen. 7c. Exemplar, dessen Makronucleus in zahlreiche Fadenstücke zerfallen ist. Opalina Ranarum (Ehrbe. sp.) Stein. Enddarm von Rana temporaria hauptsäch- lich. Vergr. von 8a—d ca. 100, Se—g ca. 200. Sa. Grosses Exemplar in Seitenansicht. Sb. Umrisse der Ansicht auf die Schmalseite (ventral oder dorsal). Sc. Angeblich schiefe Theilung nach Zeller; höchst wahrscheinlich Conjugationszustand. Sd. Quertheilungszustand. Se. Kleines, durch viele successive Zweitheilungen entstandenes Individuum, kurz vor der Eneystirung. Sf. Cyste eines solchen Thieres. Sg. Eben aus der Öyste ausgeschlüpftes, einkerniges Exemplar. Sh. Mittelgrosses Entwicklungsstadium, aus einem der kleinen wie Sg. durch Wachsthum und Kernvermehrung hervorgegangen. Opalina dimidiata Stein. Enddarm von Rana esculenta. Vergr. 100. 9a. Angeblicher Längstheilungszustand ; jedenfalls Conjugation. 9b. Quertheilung. Opalina intestinalis (Ehrbg. sp.) Stein (= ? Bursaria int. Ehrbg. = Anoplo- phrya intestinalis Stein = Opalina similis Zeller). Enddarm verschiedener Anuren. Vergr. ca. 130. 10a. Gewöhnliches Exemplar in seitlicher Ansicht. 10b. Angeblicher Längstheilungszustand, jedenfalls Conjugation. Sieben aufeinander folgende Stadien der Kerntheilung von Opalina Ranarum. Isotricha prostoma Stein. Rumen der Wiederkäuer. Vergr. von 12a—b ca. 330. 12a. Linksseitige Ansicht. kst Kernstiele (Karyophoren). 12b. Rechtsseitige Ventralansicht. 12c. Künstlicher Schnitt durch eine oberflächliche Partie des Thieres in der Nähe des Makronucleus. kst Kernstiel. Dasytricha Ruminantium Schuberg. Rumen der Wiederkäuer. Eigenthümlicher Theilungszustand (sog. Knospung nach Schuberg). Vergr. ca. 150. Fig. 1 nach Glapar&de und L. (Kitudes sur les infusoires); 2, 3 und 4 nach Lieber- kühn’s Tafeln von 1855; 5 nach Stein (Infusionsthiere auf Entwicklung untersucht 1854); 6 und 7 nach Foettinger (Archives de Biologie 2); 8—10 nach Zeller (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 29); 11 nach Pfitzner (Morpholog. Jahrb. 11); 12—13 nach Schuberg (Zoolog. Jahrbücher 3. 1888). Ze ai u Harktart#H.: Ah. Anst. vWerner &Wänter, Erklärung von Tafel LXV1. or vb. 10. Ancistrum Veneris Maupas, auf Venus gallina. Verer. 420. la. Linksseitige; Ib. Ventrale Ansicht. hc Die Gruppe von Hafteilien am Vorderende. Gonchophthirus Anodontae (Ehrbg. sp.) Stein. Auf Najaden. 2a. Rechtsseitige; 2b. Ventrale Ansicht. Vergr. ca. 200. Oonchophthirus Steenstrupii Quenn. Auf Landpulmonaten. 3a. Rechtsseitige; 3b. Linksseitige Ansicht. Vergr. ca. 200. Gonchophthirus (Tillina) magna Gruber. Süsswasser. Öyste mit 4 Theilsprösslingen. Nyctotherus cordiformis Ehrbg. sp. Enddarm verschiedener Anuren. Ver: ca. 170. 5a. Rechtsseitige; 5b. Linksseitige Ansicht. kf Körnerfeld; r sog. Afterröhre; v auf Fig. 5a grosse, durch den Schlund eingestrudelte Wasservacuole. 5c. Theilungszustand von der rechten Seite, az‘ und cv‘ die neue adorale Zone und die neue contractile Vacuole. dd. Zweifellos aus der Conjugation hervorgegangener Zustand. nn der neue, sehr lichte und deutlich knäuelförmige Makronucleus; das Entoplasma um denselben durchaus radiärstreilig. ’ 5e. Aechnlicher aus der Conjugation hervorgegangener Zustand. Mit zwei neuen Makro- nuclei (n‘n‘) und (nn), resp. ausgewachsenen Mikronucleusproducten; daneben noch zahlreiche Bruchstücke des alten Makronucleus (n). Nycetotherus ovalis Leidy. Enddarın von Blatta orientalis. 6a. Linksseitige Ansicht. 6b. Cyste. Vergr. ca. 170. Plagiotoma Lumbrici Dujard. Darm von Lumbricus. Vergr. ca. 250. 7a. Rechtsseitige Ansicht. ik Streifen dunkler Körnchen. 7b. Theilungszustand. Rechtsseitige Ansicht. Der Makronucleus concentrirt; die neue adorale Zone (az‘) schon angelegt. Blepharisma lateritia Ehrbg. sp. Süsswasser, Vergr. 200. Sa. Theilungszustand in rechtsseitiger Ansicht. Sb. Linksseitige Ansicht. Sc. Weiter vorgeschrittener Theilungszustand von der rechten Seite. Sd. Conjugationszustand. Jedes der Thiere enthält eine grössere Anzahl Mikronuclei n‘. Se. Aus der Conjugation hervorgegangenes Individuum. n Der sehr verdichtete, wahr- scheinlich degenerirte Rest des alten Nucleus. nn Zwei lichte Kugeln, die ohne Zweifel aus den Mikronuclei entstanden sind. Blepharisma Musculus Ehrbg. sp. (= Uroleptus Musculus Ehrbg. p. p.). Süsswasser. Vergr. 300. 9a. Linksseitige Ansicht. 9b. Peristom in ventraler Ansicht. Metopus sigmoides Cl. u. L. Süsswasser. Cyste. Vergr. 200, » r. Fig. 1 nach Maupas (Arch. zool. experim. [2] 1); 2a nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 11); 2b und 9 nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855; 3 nach Quenner- stedt (Sveriges Infusorier III); 4 nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 33); 5a—d, 6, 7, Sa—c und 10 nach Stein (Organismus der Infusionsth. II); 5e nach Aim& Schneider (Tablettes zoologiques D); Sd—e nach Bütschli (Studien 1876). Ciliata. ‚Tith Inst uWerner «Winter, Fransiklurt?M.. Erklärung von Tafel LXVI. Fig. 1. Metopus sigmoides Cl. und L. Süsswasser und wohl auch marin. Vergr. ca. 200. la. Gestreckte Form. Ansicht von der Bauchseite. 1b. Mässig tordirte Form. Nahezu von der linken Seite. lc. Sehr stark tordirte Form. Ventralansicht. 2. Spirostomum ambigwum Ehrbg. Süsswasser. Vergr. ca. 120. 2a. Oonjugationszustand. Die Makronuclei in zahlreiche Fragmente zerfallen. 2b. Sehr stark schraubig contrabirtes Exemplar, mit mehrfacher schraubiger Aufrollung der Zone etc. 2c. Gestrecktes Exemplar in rechtsseitiger Ansicht. 2d. Theilungszustand in ziemlich rechtsseitiger Ansicht. Der Makronucleus stark concen- trirt, jedoch schon wieder iu Auswachsen begriffen. Die neue Zone nebst Mund (az‘ und o‘) angelegt. Die spindeligen längsgestreiften Körper sind jedenfalls nicht die Mikronuclei. 3. Spirostomum teres Ehrbg. Süsswasser. Theilungszustand. Weiter fortgeschritten wie Fig. 2d. Der Makronucleus schon getheilt. Die neue contractile Vacuole (cv‘) deutlich. Die Einschnürung des Körpers hat begonnen. - Vergr. 150. 4. Gondylostoma patens OÖ. F. M. sp. Marin. Vergr. von da—c ca. 120. 4a. Ventralansicht. N Die Nahrung, bestehend in 2 Diatomeen und I Prorocentrum. 4b. Dorsalansicht. Der After (a) entleert gerade Excremente. 4e. Theilungszustand. Der Kern stark concentrirt und die währscheinlich schon fertig gctheilten Mikronuclei um ihn angehäuft. az‘ Die neue adorale Zone. 4d. Optischer Längsschnitt einer kleinen Strecke des Randes. ec Die Alveolarschicht; ec‘ Das Corticalplasma. en Entoplasma mit ek Excretkörnchen. 4e. Zwei Körperstreifen in Flächenansicht. ec Alveolarschicht des rechten Streifens; ec’ Corticalschicht des linken Streifens. mf Myonem, von welchem feinste Fädchen zu den Basen der Cilien aufsteigen. An der rechten Grenze des rechten Rippenstreifens ist die Oilienreihe mit den Cilienpapillen gezeichnet. 5. Gondylostoma Vorticella Ehrbg. sp. Süsswasser. 5a. Ventralansicht. poc Parorale Cilien. Vergr. 320. 5b. Gonjugationszustand. Aus dem Beginn der Üonjugation. 6. Bursaria truncatella OÖ. F. M. Süsswasser. 6a. Ventralansicht. msp Der lange Mundspalt, rechtsseitig durch die gesammte Peristom- höhle bis an das Ende (o) des Schlunds führend. sph Sogen. Peristomband. spt Septum (vergl. Fig. 1 auf T. 68). ec Alveolarschicht. Vergr. ca. 50. 6b. Kleine Partie der Alveolarschicht in Flächenansicht, stärker vergrössert. Die 3 dun- keln. Längslinien stellen die Cilienfurchen, resp. die Ansatzlinien dreier Gilien- reihen vor. Figg. 1a—c, 2a, c—d, 3 und 4a nach Stein (Organismus d. Infus. II); 1e Original von 1875: 2b nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855; 4c—d nach Bütschli bei Schuberg 1556; 4b—c nach Maupas (Archiv. zool. experim. [2] 1); 5a—b nach Bütschli (Studien 1876, z. Th. verbessert); 6 nach Schuberg (Morpholog. Jahrbuch 12). DEN ., d ... RIESE = \ mn nA III n Winter, Franktart®l- Jh Anst.uWerner& Erklärung von Tafel LXVI. Fig. [9] [ST] Bursaria truncatella OÖ. F. Müller (Süsswasser). la. Querschnitt in der Region der hinteren Umbiegung des Peristombands (sph, vergl. Fig. 6a auf T. 67). spt Das in den hinteren Theil der Peristomhöhle vorspringende Septum. welches die linke Partie der Höhle in dieser Region als sog. „Septal- höhle“ abtrennt. 1b. Ein Individuum, dessen Entoplasma von grossen Mengen eines nicht näher bekannten parasitischen Infusors (Pa) dicht erfüllt ist. Peristom und Mund sind ganz zurück- gebildet. ic. Ein solcher Parasit bei stärkerer Vergrösserung. 1d. Conjugationszustand. Die Makronuclei beider Thiere in eine Anzahl Kugeln (n) zer- fallen. Nach dem Leben gezeichnet. le. Isolirte, mit Essigsäure (1°/,) behandelte Mikronucleuskapsel des Paares Fig. 1d. 1f. Cyste. © Die äussere Öystenhülle, welche durch radiäre Fäden mit der dem Inhalt dicht aufliegenden inneren (C‘) verbunden ist. Bei x ist ein solcher Verbindungs- faden zu einem dicken stielartigen Gebilde entwickelt. Vergr. ? Balantidium Entozoon Ehrbg. sp. Enddarm von Rana. Vergr. von 2a-—b ca. 120. 2a. Ventrale Ansicht. hy Das sog. Hypostom. 2b. Linksseitige Ansicht nach Lieberkühn (uned.). L. zeichnet eine von dem ganzen Peristomfeld ausgehende schlundartige Bildung, welche bis zum Hinterende reicht. x Eine Vacuole, welche zahlreiche kleine Ciliaten (sog. Embryonen Siebold) enthält. Der Höcker am Hinterende ist wahrscheinlich der After. 2c—d. Zwei aufeinanderfolgende Theilungszustände. az‘ Die neue adorale Spirale. 2e. Cyste. 2f. Conjugirtes Paar. Balantidiopsis duodeni Stein sp. Mitteldarn von Rana esculenta. Vergr. ca. 250. 3a. Etwas rechtsseitige Ventralansicht; A Die ausgehöhlte Fläche auf der rechten Seite. 3b. Linksseitige Ansicht. Kf Das sog. Körnerfeld; a Der After, Excremente entleerend. 4a—b. Climacostomum virens Ehrhg. sp. (Süsswasser ) Vergr. ca. 150. 4a. Ventrale Ansicht. Am Schlundende (os) eine Nahrungsvacuole, die ein gefressenes Infusor umschliesst. Im Entoplasma noch eine grosse Nahrungsvacuole mit drei ge- fressenen Infusorien und eine andere mit der Schale einer Arcella (N). 4b. Das Hinterende in etwas schiefer Ansicht. Man erblickt das polare Feld, auf welches sich die Körperstreifen nicht fortsetzen und das den After sowie den Porus der con- tractilen Vacuole enthält. 4c. Wahrscheinlich Oyste von Spirostomum ambiguum Ehrbg. sp. Ansicht von der si Schmalseite. Vergr. ca. 150. Stentor Roeselii Ehrbg. (Süsswasser). Vergr. ca. 100—150. 5a. Ausgestrecktes Exemplar in seinem (Gehäuse (H), von der Ventralseite. rk Der vor- dere oder Ringkanal der contractilen Vacuole (derselbe ist jedenfalls nicht ganz rich- tig gezeichnet, da ihn Stein, von welchem das Original herrührt, nicht als solchen anerkannte). b Die Tastborsten. 5hb—c. Zwei aufeinanderfolgende Theilungszustände. az‘ Die neue adorale Zone des hin- teren Sprösslings. cv‘ Die neue contractile Vacuole. In Fig. 5c ist die Bildung des hinteren Kanals (ck) der contractilen Vacuole aus einer Reihe Vacuolen recht deutlich. Vergr. ca. 120. Cyste von Stentor coeruleus Ehrbg. (Süsswasser). Vergr. nahe 150. ec Die dicke Cystenhülle, de deren Deckel. Stentor Barrettii Barrett. Süsswasser. Ausgestrecktes Exemplar in seinem Gehäuse. Dorsalansicht. b Die sehr grossen Tastborsten. Vergr. ca. 60. Fig. 1a nach Schuberg (Morphol. Jahrb. 12); 1b--c, 2a, c—f, 3, 4, 5 und 6 nach Stein (Organismus der Infusionsth. ID); Id und e nach Bütschli (Studien 1876); 2b nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855. a u u nn a a a u Mn wu Ze a = Mm N MT 5 U, “ a) 4 2 Er p5 ur ieh Ast v Werner & Winter Franckfart FH. =, Erklärung von Tafel LXIX 1. Conjugationszustand von Stentor coeruleus O. F. M. sp. (Süsswasser). Vergr. ca. 80. Der Makronucleus beider 'Thiere in viele Kugeln (n) zerfallen. Die Mikro- nuclei (n‘) zu zahlreichen Kapseln ausgewachsen, welche z. Th. einen radiär-faserigen Bau deutlich zeigen, ähnlich Fig. 1e Taf. 68. 2. Beginnender Theilungszustand von Stentor Roeselii Ehrbg. in seinem Gehäuse (H) contrahirt. az‘ Die neue adorale Zone. Vergr. ca. 120. 83a—e. Folliculina (Freia Clap. L.) Ampulla O. F. Müll. sp. (marin). 3a. Exemplar im Gehäuse, mit entfaltetem Peristom, welches sich von der Rückenseite präsentirt. Vergr. ca. 150. 3b. Entfaltetes Peristom in nahezu rechtsseitiger Ansicht nach Lieberkühn. 3c. Sogen. Folliculina producta Wright sp. (wahrscheinlich nur Varietät der F. Am- pulla) mit ungemein langer Mündungsröhre des Gehäuses (H). Rechtsseitige An- sicht. Der stark vorspringende Ring in einiger Entfernung hinter der Mündung ist eine frühere Mündung; die etwas verdickte Stelle des Thierleibs dicht hinter der Mündung soll nach Wright die Substanz zum Weiterbau der Röhre ausscheiden. Vergr. etwas über 200. 3d. Ein kleines Stück der Wand der Mündungsröhre (von F. producta) im optischen Längsschnitt. a Die äussere, b Die innere Lamelle der Wand. 3e. Mund und Schlund von Folliculina Ampulla nach Möbius. 1 die sog. Mund- höhle (Schlund Bütschli); 2 Der Schlund (Schlundröhre Btschli), welcher soeben an seinem inneren Ende eine Nahrungsvacuole in das Entoplasma treibt. Man sieht die beiden Enden der adoralen Zone, welche nach Möbius beide bis zum Mund reichen. -Am Munde selbst eine schmale halbmondförmige Klappe, die sich zuweilen bewegt. 4a. Caenomorpha Medusula Perty (= Gyrocorys oxyuris Stein). Süsswasser. Nahezu von der Ventralseite, etwas rechtsseitig. Vergr. 300. 4b. Maryna socialis Gruber. Süsswasser. Von der Ventralseite. Vergr. ca. 200. 5. Vertreter der Familie Lieberkühnina (Süsswasser). Sog. Jugendformen von Stentor (Glapar&de-Lachmann und Lieberkühn). 5a und c. Von der Ventralseite. 5c ganz grün durch reiche Erfüllung mit Zooxanthellen. Vergr. von 5a 250, 5c 160. 5b und d. Ansicht von vorn auf das Peristom. 5d Vergr. 220. . Halteria grandinella OÖ. F. M. sp. (Süsswasser). Vergr. 400. 6a. Von der Ventralseite mit unregelmässig zerstreuten Tastborsten bh. 6b. Theilungszustand in Ventralansicht. az‘ Die neue adorale Zone, a‘ Der neue Mund. Strombidium typicum R. Lankester sp. (= Torquatella typica R. Lkst. = Strom- bidium tintinnoides Entz). Marin. Ventralansicht. N Gefressene Diatomee. Vergr. ca. 800. Strombidium sulcatum Öl. u. L. (marin). Sa. Ventralansicht. Vergr. ca. 600. 8b. 2 isolirte Trichocysten mit ausgeschnelltem Faden. 9. Tintinnopsis beroidea Stein (marin). Dorsalansicht. Die dem Beschauer zugewen- deten Membranellen (mb) der Dorsalseite weggelassen. paoc parorale Cilien. st der sog. Stirnzapfen. Die Fremdkörper auf der Gehäusewand nicht gezeichnet. Vergr. 430. 9a. Godonella Ampulla Fol; marin (= Petalotricha Amp. Kent u. Daday 1887). Con- jugationszustand; Ansicht von. vorn auf das Peristom. mb die Membranellen der Zone; poc Sogen. paroraie Oilien; nach Daday gleichfalls membranellenartig. st der Stirn- zapfen. Vergr. ca. 150. 10a—b. Tintinnidium fluviatile Stein sp. Süsswasser. 10a. Ansicht von vorn auf das etwas zusammengezogene Peristom. Die Gallerthülle deut- lich, sowie die unregelmässigen Reihen steifer Borsten. 10b. Eine Membranelle (mb) der Zone und an ihrer Basis einige parorale Oilien paoc. fer} — an Fig. 1 nach Balbiani (Röcherches s. les phenomenes sex. 1861); 2 und 3a nach Stein (Organismus II); 3c nach Wright (Quarterl. journ. microscop. sc. N. s. II); 3d nach Wright (Edinb. new philosoph. journ. N. s. Vol. X); 3e nach Möbius (Abhandl. aus dem Gebiet der Naturwissensch. Hamburg. Bd. X); 4a nach Blochmann (Mikroskopische '"Thier- welt des süssen Wassers. 1886); Ab nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zool. 33); 5 nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855; 6 Originale von Schewiakoff; 7 Original von Bütschli (1883); 8 und 9 nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel V); 9a nach Fol (Arch. sc. phys. hist. natur. Geneve V); 10 nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel VI). | | 4 N Sa Er SS == ts ZZ SERRERE I == GE Ih. Anst vWernera Minter, Frankdliurt IM Erklärung von Tafel LXX. Fig. 1. Tintinnidium fluviatile Stein. Süsswasser. Vergr. ca. 240. la. In seinem Gallertgehäuse zusammengezogenes Thier von der Dorsalseite. Im Begrill eine Chlamydomonas (N) zu fressen, welche gerade den Schlund passirt. 1b. Ausgestrecktes Thier, im Grund des Gehäuses durch Pseudopodien befestigt. Von der Ventralseite, bei beginnender Theilung. p‘ Anlage des neuen Peristoms, dahinter auch schon die neue contractile Vacuole des hinteren Sprösslings. Tintinnopsis beroidea Stein. Marin. Zwei successive Theilungszustände. Vergr. ca. 400. 2a. Von der Ventralseite; az‘ Die neue adorale Zone. 2b. Die Theilung nahezu vollendet. Von der Dorsalseite. 3. Tintinnus subulatus Ehrbg. Marin. Mündungsregion des Gehäuses. Dasselbe ver- schmälert sich nicht so rasch nach hinten, wie die Figur es darstellt. Vergr. 600. 4. Tintinnus Amphora Ül. und L. Marin. Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vergr. 550. 5. Godonella Lagenula Ül. u. L. sp. Das Infusor im Gehäusegrund zusammengezogen; d Der Verschlussapparat aus 12 stachelartigen Platten bestehend. Vergr. 360. b. Dictiocysta Tiara Häckel. Marin. Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vergr. 420. Bezüglich der folgenden Abbildungen von Hypotrichen ist vorauszu- schicken, dass dieselben grossentheils aus einer Zeit stammen, welche die Membranellen der Zone noch für einfache Cilien hielt und dementsprechend darstellte. Besonders gilt dies für die zahlreichen von Stein (1859) entliehe- nen Figuren. Bei diesen ist ferner zu beachten, dass Stein die sog. Störnplatte (Oberlippe nach ihm) hinter (dorsal) der Zone liegend dachte und seine Figuren dementsprechend zeichnete. Auch manche Abbildungen Anderer sind in dieser Hinsicht verbesserungsbedürftig. Fig. 7. Peritromus Emmae Stein. Marin. Vergr. ca. 420. Ta. Ventralansicht. 7b. Linksseitige Ansicht (die auf dem Rücken gezeichnete Bewimperung ist falsch, inso- fern sie sich nicht etwa auf die Cilien des rechten Seitenrandes beziehen soll. S Urostyla grandis Ehrbg. sp. Süsswasser. 8a. Ventralansicht. N parasitische Sphaerophrya (sog. Keimkugel Stein’s). Vergr. ca. 180. Sb. Peristom in Ventralansicht. pr der rechte Peristomrand; darunter springt die prä- orale undulirende Membran (pom) vor, längs deren Basis die Reihe der präoralen Cilien (poc) hinzieht. Weiter nach links die sog. endorale Membran (com), dann die Reihe der endoralen Cilien (eoc). Innen an der Membranellenreihe der adoralen Zone (az) die Reihe der paroralen Cilien (paoc). 8c. Cyste. 9. Urostyla flavicans Wrzesn. Süsswasser (vielleicht nur Varietät der U. Weissei S$t.). Ventralansicht. Vergr. ca. 240. 10. Kerona Pediculus OÖ. F. Müll. sp. (= K. polyporum Ehrbg.). Auf Hydra. Ventral- ansicht. Im Entoplasma viele ansehnliche Nahrungskörper N (i Diatomee, 2 Trache- lomonas, 1 Phacus, 1 Euastrum). Ila. Stichotricha secunda Perty. Süsswasser. Ventralansicht nach Stein. Vergr. 300. 11b—c. Stichotricha socialis Gruber (fraglich ob verschieden von St. secunda). Süsswasser. 11b. Ventralansicht eines Individuums. 11c. Vom Wasserspiegel herabhängendes, baumartig verzweigtes Gallertgehäuse, dessen Endröhren von je einem Individuum bewohnt werden. Vergr. ca. 25. 12. Epiclintes ambiguus O. F. M.sp. (= Trichöda ambigua 0. F. M. —= Oxy- tricha auricularis Glap. u.L. = Epicl. auricularis Stein u. A.). Marin. Vergr. 230. 12a. Ventralansicht. 12h. Linksseitige Ansicht. 13. Sog. Öxytricha retractilis Clap. u. L. (marin). Ventralansicht. Vergr. 340. 13a. Mit ausgestrecktem Schwanz. 13b. Mit zusammengezognem Schwanz. [892 Figg. 1 und 5 nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel VID); 2 nach Entz (ibid. V); 3 und 4 Öriginalia; 6 nach Häckel (Jen. Zeitschr. VII); 7 und 12 nach Lieberkühn’s Tafeln von 1855: Sa, Sc, 10 und 11a nach Stein (Organismus I); Sb nach Kowalewsky (647); 11b und c nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zool. 33); 13 nach Claparede und L. (Etudes sur les infusoires). Taf. Lxx. Ciliata. AS LER. Werner &lnter Kearkfart?M. ZEV BE Erklärung von Tafel LXX1. nV 10. 10£. Uroleptus Musculus (Ehrbg.) Stein. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 200. Uroleptus (Amphisia Kowalewsky) Piscis Ehrbg. sp. Süsswasser. Ventralansicht. ac Aftereirren. Vergr. 150. Holosticha rubra Ehrbg. sp. (= flavorubra Entz), var, rubra. Marin. Dorsalansicht. pi die in Längsreihen geordneten rothen Pigmentkörner. Vergr. 160. Amphisia Kessleri Wrzesn. Marin. Ventralansicht. Vergr. 350. Pleurotricha grandis Stein. Süsswasser. 5a. Ventralansicht. Vergr. 180. 5b. Oon- jugationszustand in Ventralansicht. 5c. Oyste 0%. OÖnychodromus grandis St. Süsswasser. 6a. Ventralansicht. Vergr. 140. N Nah- rungskörper (2 Arcellaschalen und 1 Paramaecium). 6b. Das Peristomfeld mit dem trichterförmigen Spalt (sp) nach Engelmann. . Gastrostyla Steinii Engelm. Süsswasser. Ventralansicht. kv Körneryacuole (Excret- korn?). Vergr. 150. . Cyste von Gastrotricha mystacea Stein sp.; Ö Die äussdre, C! Die innere Oysten- hülle. Der Inhalt ist von Chytridieen infieirt, welche schon 2 Sporenschläuche (ch) durch die Cystenhülle getrieben haben. Vergr. 200. Gonostomum affine Stein sp. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 300. Oxytricha Pellionella O. F. M. sp. Süsswasser. Ventralansicht, Vergr. 300. Stylonichia Mytiius OÖ. F. M. sp. Süsswasser. 10a. Ventralansicht. Durch den dorsal gelegenen After wird gerade die Kieselschale einer Bacillariacee entleert. ?7%/.. 10b. Theilungszustand in Ventralansicht. '°°/,. Die Einschnürung des Körpers hat gerade begonnen. Einwärts von den beiden Randeirrenreihen sind schon zwei neue ange- legt. In der Vorderregion jedes Sprösslings die dicht zusammengedrängten Anlagen der neuen Cirren der Bauchseite in 6 schrägen Reihen. Die Mikronuclei und der Makronucleus schon getheilt. Die beiden, jedenfalls noch durch einen Verbindungs- faden zusammenhängenden Hälften des letzteren aber noch nicht in die beiden Glieder zerlest. 10c. Peristom und seine Wimperorgane in Ventralansicht. Umrisszeichnung. pr Der lamellenartig vorspringende rechte Peristomrand. poc Präorale Cilien; pom präorale Membran; um sogen. innere undulirende Membran; eom endorale Membran; eoc endorale Cilien; az adorale Zone mit 2 Membranellen (mb). Nucleus im ruhenden Zustand; jedes seiner Glieder mit gut entwickeltem sog. Spalt. Die Membran etwas abgehoben. An jedem Glied ein Mikronucleus. Essigsäurepräparat (1 °/,). 10f—g. Zwei successive Theilungsstadien der Kerne. 10f. Der faserig differenzirte Nucleus hat sich nach vorheriger völliger Öoncentrirung in zwei Portionen getheilt, welche noch durch einen feinen Faden verbunden sind (Zustand, welcher dem der Fig. 10b gerade vorausgeht). Die beiden Mikronuclei im Stadium der sich theilenden Spindel, mit an die Pole gerückten Hälften der Kernplatte. 10g. Jede der Hälften des Nucleus zu zwei Gliedern eingeschnürt; deren Verbindungs- faden noch nicht die spätere Dünne erlangt hat. Die Theilung der Mikronuclei vollendet. 10h. Cyste. C Aeussere; C! Innere Oystenhülle. '70].. 10i—l. 3 aufeinanderfolgende Conjugationsstadien. Nach Essigsäurepräparaten. hal 10i. Die Makronuclei in je 4 Stücke zerfallen, resp. im Begriff hierzu. Die beiden Mikro- nuclei (n‘) jedes Thiers zu ansehnlichen radiär-strahligen Kapseln angeschwollen. 10k. Neben den 4 Bruchstücken des Makronucleus finden sich 4 mässig grosse Mikro- nucleusspindeln n. 10]. Die 4 Bruchstücke des Makronucleus (n) in Rückbildung (Absterben) begriffen, ebenso eine der Mikronucleusspindeln [n?]; eine zweite derselben n* im Auswachsen zu dem neuen Makronucleus, die beiden anderen (n*) in der Umbildung zu zwei neuen Mikronuclei begriffen. Idealer Querschnitt durch eine Stylonichia in der Peristomgegend. Ansicht von vorn. Die Bedeutung der Buchstaben wie in Fig. 10c. b Die dorsalen Borstenreihen. Die Cirren der Ventralseite sind nicht gezeichnet. Figg. 1, 5a, 6a, 7b, S, 9, 10a—h, 10h nach Stein (Organismus I, 1859); 2, 10c und 1] nach Kowalewsky (647); 3 nach Entz (Mitth. zool. Station Neapel V); 4 nach Wrzes- niowski (Zeitschr. f. wiss. Zool. 29); 5b—c, 6b, Ta nach Engelmann (Zeitschr. f. wiss. Zool. 11); 10e—g, 10i—1 nach Bütschli (Studien 1876). PT EL, EEE N Taf, ıxxl. Ciliata. ROLL ERTEILEN: E TS RINDE DS Pe Krklärung von Tafel LXXI. lig. 1a—e. Stylonychia (Histrio Sterki) Histrio O. F. M. sp. Süsswasser. Vergr. ca. 200. 1a—b. Zwei Conjugationszustände von der Ventralseite. 1a. Früherer Zustand mit der Anlage der neuen Bauchbewimperung der Gonjuganten. 15. Späterer Zustand, nicht lange vor der Trennung. Die Anlagen der neuen Bauchbewimperung haben sich weit über die Bauchflächen der Gonjuganten ausgedehnt und die alten Cirren schon grossen- theils verdrängt. az‘ die neuen adoralen Zonen. sph in Fig. 15 parasitische Sphae - rophryen, sog. Embryonalkugeln Stein ’s. 1c—e. Copulation der Styl. Histrio. lc. Beginn der Copulation. 1d. Sechs Stunden später; die Verschmelzung ist nahezu vollendet. 1e. Die Zygote 10 Stunden später. Neben dem strangförmigen Ma. N. 3 Mikronuclei. 2a. Euplotes Patella OÖ. F. M. sp. Süsswasser. Von der Ventralseite. Vergr. 250. 2b. Euplotes Charon O. F. M. sp. Süsswasser und Meer. (yste. Vergr. nahe 300. a Diophrys (Styloplotes St.) grandis Rees sp. (= 7 St. norvegicus Cl. L. und Quenn.). Marin. Ventralansicht. Vergr. 300. 4a—b. Uronychia transfuga OÖ. F. M. sp. Marin. 4a. Ventrale, 45. dorsale Ansicht. Versr. 250. >» Aspidisca Lyncaster O. F. M. sp. Marin. Ventralausicht. Vergr. 300. 5e. Aspidisca Lynceus OÖ. F. M. sp. Süsswasser und Meer. Theilungszustand. cv‘. Die neu angelegte contractile Vacuole des vorderen Sprösslings. Vergr. 300. 6. Aspidisca turrita Ehrbg. sp. Marin. Seitlich-dorsale Ansicht. Vergr. 300. 7. Actinotricha saltans Cohn. Marin. Ventralansicht. Vergr..ca. 300. Ss. Psilotricha acuminata St. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 230. 9. Balladina parvula Kowal. Süsswasser. Ventralansicht. Vergr. 600. 10«—b. Entodinium caudatum St. aus dem Rumen der Wiederkäuer. 10a. Exemplar in Ventralansicht. Vergr. 500. 105. Kleiner Theil des Peristomrandes im optischen Längsschnitt mit einigen Membhra- nellen (md) der adoralen Zone. 10e. Hinterende von Enfodinium Bursa St. mit der Afterröhre, durch welche eben Ex- eremente entleert werden. 11a-—b. Ophryoscolex Purkinjei St. aus dem Rumen der Wiederkäuer. Vergr.? 11a. Exemplar in linksseitiger Ansicht. © Der seitlich -dorsale Membranellengürtel. 115. Ansicht auf das bestachelte Hinterende. 12«—c. Licnophora Cohnii Clip. Marin auf Psyrmobranchus (Polychaete). Vergr. ca. 300. 12a. Ventralansicht mit nach dem Hinterende gewendeter Haftscheibe. 122. Seitliche Ansicht. 12c. Ventralansicht. In 122 und e ist die Haftscheibe nach der Ventralseite gewendet. ck Der untere Cilienkranz. 12d. Licnophora Asterisci Grub. (wahrsch. = L. Auerbachii Cohn) auf der Haut von Asteriscus. Gefärbtes Präparat mit deutlichem Ma. N. Ventralansicht. 13. Trichodinopsis paradoxa Ülp. L. aus der Athemhöhle von Cyelostoma elegans. o Schlund. Ah Der Haftring. ? Fraglicher Körper. Vergr. 200. 14a—b. Trichodina Pediculus Ehrbg. Süsswasser auf Hydra. 14a. Ansicht der Haftscheibe von unten. «2 Das sog. Velum. c/k Der untere Cilien- kranz, welcher etwas einwärts auf der Unterseite des Volums entspringt. rm Das Ringband; links dessen oberflächliche feinere, oben seine tiefere gröbere Radiär- streifung dargestellt. % Die Haken oder Zähne des Haftrings, ” die nagelförmigen inneren Stücke. Vergr. 450. 145. Ein isolirter Haken % mit dem zugehörigen Nagelstück r ; stärker vergrössert. Figg. 1a—b, 2b, A, 5, 6 und 8 nach Stein (Organismus d. Inf. I); 1c—e nach Engel- mann (Zeitschr. f. wiss. Zool. 11); 2@ und 3 nach Rees (Zur Kenntniss der Bewimperung der hypotr. Infus. 1881); 10 nach Schuberg (Zoolog. Jahrbücher 3, Abth. f. System.); 7 nach Maupas (Arch. zool. exper. 2. s. I); 9 nach Kowalewsky (Physiograph. Denkschr. Warschau Bd. 2); 12a—c nach Clapar&de (Ann. sc. nat. 5. s. Zool. VII); 12d nach Gruber (Nova Acta 46); 13 nach Ulapar&de und Lachmann (Et. s. les infus.); 14 nach James-Clark (Mem. Boston soc. nat. hist. T). U. ar Ciliata. Lich. Anst. v.Werner «Winter Frankfürt®M. Erklärung von Tafel LXXIH. Fig. 1. Trichodina (Urceolaria [Lam.] Stein) Mitra Sieb. oder doch nächstrerwandt. Angeb- lich von den Kiemen des Hechts (Esox_lucius). Seitliche Ansicht. ck Der untere Cilienkranz. Vergr. 220, 2a—b. Trichodina Pediculus Ehrbe. von Hydra. Vergr. 430. 2a. Ansicht von der Vestibularseite. zum Die undulirende Memhran, welche wie eine Borste aus dem Vestibulum (vs?) hervorschaut. Aha Der Haftring. ek. Der untere Cilienkranz. ®2 Das sog. Velum (J.-CL), unter welchem der untere Cilienkranz' ent- springt. 25. Ansicht auf das Peristom. Die vollständig zu überschauende advrale Zone beginnt bei az und senkt sich bei «z* in das Vestibulum hinein. «? Angebliche Afterstelle im Vestibulum (nach James-Cl.). 5a—b. Trichodina sp. von den Kiemen der Quappe (Gadus Lota). 3a. In seitlicher Ansicht. Vergr. 300. 35. Theilungszustand von der Unterseite. Der Haftring (ha) ist schon nahezu halbirt. 3c. Eigenthümliche Zustände, welche Lieberkühn auf seinen uned. Tafeln mehrfach von einer /Drichodine der Kiemen des Kaulbarschs (Acerina cernua) abbildet. In einer ge- meinsamen und, wie es scheint, nicht umhüllten Plasmamasse liegen 3 vollständige Tricho- dinen. Es scheint sich um einen protozootischen Organismus zu handeln, welcher die Trichodinen gefressen hat. Zunächst wäre vielleicht an den räuberischen Amphileptus Claparedei St. zu denken, doch sprechen die Zeichnungen nicht recht dafür. Vergr. 250. 4a. Cyclochaeta Spongillae Jacks. von Spongilla. Seitliche Ansicht. Aha Der Hatft- ring; Ö der Kranz ansehnlicher Borsten, welche etwas oberhalb des unteren Cilienkranzes (ck) entspringen. Vergr. 450. 456. Makro- und Mikronucleus der Cyclochaeta Asterisci Grub. sp. von Asteriscus (marin). Vergr. ? 5. Scyphidia Physarum Lachm. auf Physa und Neritina. In seitlicher Ansicht. Vergr. 300. ba—b. Gerda Glans Glap. u. L. Süsswasser. «@. Ein kriechendes Individuum ohne unteren Cilienkranz in seitlicher Ansicht. d. Ein schwimmendes mit dem unteren Cilienkranz (ck) und deutlicher Absetzung des unteren Körperabschnitts, was die Gestalt eichelartig macht. ag Das von Clap. und L. in Verbindung mit der contract. Vacuole beobachtete Gefäss, welches wohl sicher einem kanalartigen, in das Vestibulum (est) mündenden Reservoir entspricht. Vergr. ca. 200. Glossatella n. g. (Spirochona Kent) tintinnabulum Kent sp. auf jungen Tritonlarven. Ausgezeichnet durch die kolossale Ausbildung der undulirenden Membran (wm). v Heller, dreieckiger Raum, welcher gewöhnlich im Unterende beobachtet wurde; seine Bedeutung blieb unklar (ob Vacuole ?). Vergr. 600, 8. Astylozoon fallax Engelm. Süsswasser. Seitliche Ansicht. sd Die angeblichen Springborsten des Unterendes. Vergr. 260. 9a—b. Vorticella nehulifera OÖ. F. M. Süsswasser. 9a. Ausgestrecktes Individuum mit dem oberen Theil des Stiels; seitliche Ansicht auf den Eingang des Vestibulums (vst). Etwas schematisch, um den Bau der Vorticellidinen zu erläutern. « Die Afterstelle im Vestibulum; etwas nach innen davon mündet das Reservoir (rs) der contractilen Vacuole in das Vestibulum. os Schlund. 2% Der sog. Wimperring, d. h. die stets sichtbare ringförmige Linie, aus welcher sich der untere Wimperkranz entwickeln wird. Zu diesem Wimperring strebt das Büschel der Myo- neme, welches vom contractilen Stielfaden herkommt, hin; der weitere Verlauf der Myoneme gegen den Peristomrand (per) ist deutlich zu schen. Vergr, 600. 95. Angeblicher Copulationszustand, möglicherweise jedoch eine Zwillingsbildung (s. p. 1600). Die beiden Ma. N. bilden ein zusammenhängendes Band. Zi Fig. 10a—b. Vorticella monilata Tatem. Süsswasser. 10«. Exemplar von der Vestibularseite, mit dem oberen Stielende. Wa Die oberfläch- lichen Protuberanzen auf der Pellicula. Vergr. 440. 102. Ein kleiner Theil zweier (uerreihen der Protuberanzen bei stärkerer Ver- grösserung. Ila—e. Vorticella microstoma Ehrbg. Süsswasser. 11a. Vom Stiel abgelöste Cyste nach Stein. Vergr. 300. 112. Junge Öyste, noch auf dem Stiel befestigt. Peristom etc. noch vorhanden. Vergr. 300. Ile. Abgelöste Cyste nach d’Udekem. 12«—c. Drei successive Theilungsstadien von Vorticella nebulifera. Etwas schematisirt; hauptsächlich um die Theilung der Kerne zu zeigen. 3a—b. Vorticella microstoma Ehrbg. 13a. Knospungszustand. 13. Ein dreifacher, frei umherschwimmender, sog. Copulationszustand nach Clap. und L. 14a—ec. Drei aufeinanderfolgende Stadien der totalen Conjugation von Vorticella nebuli- fera OÖ. F. M. (= marina Greeff). 14a. Die Mikrogonidie (mg) kurz nach ihrer Befestigung auf der Makrogonidie. 14. Der untere Wimperkranz der Mikrogonidie ist geschwunden;; dieselbe hat ihr Unter- ende saugnapfartig eingezogen und sich damit inniger auf der Makrogonidie be- festigt. [ 14c. Die Verschmelzung ist vollzogen. Der borstige Rest der Mikrogonidie (29) wird gerade abgestossen. Figg. 1 und 3 nach Lieberkühn (uned. Tafeln 1855); 2 nach James-Ülark (Mem. Boston soc. nat. hist. Vol. DD; 4@ nach Jackson (Quart. journ. mier. sc. N. s. Vol. 15); 4b nach Gruber (Nova Acta 46); 5 nach Quennerstedt (Sveriges infus. III); 6 und 135 nach Claparede und L. (Et. s. les infus.); 7 nach Kent (Manual of Infus.); 8 nach En gel- mann (Zeitschr. f. wiss. Zool. 11); 9, 10 und 12 Originalia von 1875; 11a—D nach Steiu (Archiv für Naturgesch. 1849); 11c nach d’Udekem (Mcm. Ac. Belgique 34), 14 nach Greeff (Arch. f. Naturgesch. 1870—71). u 0 a a En U ul 2 el De u Taf.LxXI 5 U | 9a. Il) / HH; Zıuh. Anstvi 74 Wanter: Frankfurt. Erklärung von Tafel LXXIV. Fig. 1a—b. Carchesium polypiaum Elrbe. Süsswasser. la. Eine Kolonie im ausgestreckten, 12. Eine solche im contrahirten Zustand. Vergr. von I« 60, von 15 100. 2. Zoothamnium Arbuscula Ehrbg. Süsswasser. Eine Kolonie im ausgestreckten Zu- stand. A/g Die Makrogonidien oder sog. knollenförmigen Individuen. stf Der contractile Stielfaden im Grundstamm des Gerüstes. Vergr. 60. 3. Zoothamnium alternans Ülap. und L. Marin. Ein kleines Stück des Stammes einer Kolonie, dessen Stielfaden (sif) fasıig aufgelöst ist. /s Die Fadenscheide. 4. Zoothamnium Oienkowskii Wrz. Marin. Eine Kolonie. Vergr. 350. 5a—b. Epistylis plicatilis Ehrbg. Süsswasser. 5a. Eine Cyste auf einem niederen Stiel (st). 55. Eine leere Öystenhülle, deren ausgetretener Insasse seinen neuen Stiel (si) auf dem Boden der Cyste befestigt und durch Theilung eine Kolonie gegründet hat. 6. Epistylis plicatilis Ehrbg. Ein Individuum von der Vestibularseite. Vergr. 300. Ta—e. Epistylis Umbellaria L. sp. (= flavicans und grandis Ehrbg.). Süsswasser. 7a. Theil einer Kolonie mit mehreren KRosetten von Mikrogonidien (m2y) und einigen Conjugationszuständen. . Ein Individuum von der Vestibularseite. osr Die hier sehr lange und deutliche Schlundröhre. ret Die zur Retraction des Peristoms dienenden Myoneme. z/ Die Paare von Nesselkapseln. A Der scheinbar‘ dem Stiel zugehörige unterste Abschnitt des Thieres (Pellicularscheibe?), welcher bei der Ablösung vom Stiel am Infusor verbleibt. Vergr. ca. 150. Te. Ein kleines Stück der Oberfläche mit 3 Myonemen (contractilen Fibrillen) und da- zwischen die sehr deutlich wabige Alveolarschicht, Stärkere Vergrösserung. 7d. Ansicht auf die Peristomscheibe. Schematisch, um den Verlauf der über 4 Win- dungen (/—#) beschreibenden adoralen Zone, sowie die eigenthümliche Structur längs deren Befestigungslinie zu zeigen. Te. Ein isolirtes Paar von Nesselkapseln. Die eine im nicht explodirten Zustand mit dem schraubig aufgerollten Faden im Innern; die andere mit ausgeschnelltem Faden. 85. Oberer Theil eines Individuums von Epistylis ophrydiiformis Nüsslin. Süsswasser. Ansicht auf die Vestibularseite. Bemerkenswerth ist das lange kanalartige Reservoir (rs) der contractilen Vacuole. Vergr. 500. Ya—b. Opercularia articulata Goldf. Süsswasser. 9a. Ein ausgestrecktes Individuum von der Vestibularseite. Vergr. ca. 350. 9b. Eine vollständig ausgebildete Oyste. 10. Operceularia sp. noy.? Süsswasser Der obere "Theil eines ausgestreckten Exemplars. Das Vestipulum (vst) etwas nach links gewendet. znyn Dicke Myoneme zur Einziehung des sehr hohen Discus. Vergr. ca. 300. 11. Cothurniopsis Sieboldii St. sp. von den Kiemen des Astacus fluviatilis. An- sicht auf die Breitseite des Gehäuses. Vergr. 300. 12. Cothurniopsis Astaci St. sp. von Astacus fluviatilis. Ein in Abscheidung des (Gehäuses begriftenes Individuum (vergl. p. 1559). Vergr. 300. Tb Figg. 1—2 nach Ehrenberg (Die Infusorien 1838); 3 und 5 nach Claparede undL. (Et. s. les infus.); 4 nach Wrzesniowski (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 29); 6, 76&—e, 9a und 10 Originalia von 1875--76 (7Ö mit Benutzung einer Figur von Wrzesniowski l. eit.); 7a nach Greeff (Arche r. Naturgesch. 1870— 71); 8 8 nach Nüsslin (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 40); 95, 11 und 12 nach Stein (Die Infus. auf ihre Entw. unters. 1854). ZA ERRUNg Nu )))) Lih, Anst.v Werner & Wiruer,Frankfart®M. Erklärung von Tafel LXXV. Fig. 1. Cothurnia maritima Ehrbg. (= nodosa Cl. L. und Entz). Ein Gehäuse mit 2 aus der Theilung hervorgegangenen Individuen. Vergr. 270. 2a—b. Cothurnia erystallina Ehrbg. Süsswasser und Meer. 2a. Ein Gehäuse mit 2 Individuen, welche in diesem Fall einem kleinen Stiel aufsitzen, der sich im Gehäusegrund erhebt. Vergr. ca. 200. 25, Unterer Theil des Gehäuses sammt dem entsprechenden Theil des Ciliatenkörpers (s) der mit einem Deckelapparat versehenen Varietät (Coth. valvata Wright = opercu- lata Grub., Gatt. Thuricola Kent). «dl Der an der Wand des Gehäuses beweslich be- festigte Deckel; % das Band, welches ihn mit dem untersten Ende der Cothurnia ver- bindet und bei der Contraction des Infusors herabzicht. 3. Gothurnia socialis Grub. Marin (fraglich, ob nicht nur Varietät von Coth. maritima Ehrbg., Gatt. Pyxicola Kent oder Pachytrocha Kent). Ausgezeichnet durch einen am Peristomrand befestigten Deckel d, welcher bei der Zurückziehung die Gehäuse- mündung schliesst. Der Stiel ist fälschlicher Weise um die Hälfte zu kurz angegeben. Vergr. ca. 150. 4a. Vaginicola decumbens Ehrbe. (Platycola Kent). Süsswasser. Ein Gehäuse, welches 2 Individuen enthält; Ansicht auf die obere oder Mündungsseite. Vergr. ca. 150. 4b. Vaginicola longicollis Kent sp. Süsswasser. Seitliche Ansicht eines auf einem Alsenfaden befestigten Exemplars. Vergr. 200. 4c. Vaginicola tincta Fromment. Süsswasser (fraglich, ob von V. decumbens ver- schieden). Leeres Gehäuse mit deutlichem Saum im Umkreis der Befestigungsfläche. Vergr. 200. 5a—c. Ophrydium versatile OÖ. F. M. sp. und Eichhornii Ehrbg. Süsswasser. 5a. Eine kleine Kolonie (Stock) von Ophryd. versatile. Natürliche Grösse. 5. Radialer Durchschnitt durch einen kleinen Theil einer lebenden Kolonie von Ophr. versatile. g Die Gallerte; st das dichotomisch verzweigte Stielgerüst einer Gruppe von Individuen, welche über die Oberfläche der Gallerte hervorragen. Vergr. ca. 35. 5c. Ein Individuum von Ophr. Eichhornii Ehrbg. Seitliche Ansicht; der Vestibular- eingang nach rechts gewendet. Vergr. ca. 450. 6a—e. Lagenophrys Ampulla Stein von den Kiemen des Gammarus und Asellus. Vergr. 300. ba. Exemplar von der Oberseite. Im Gehäuse finden sich ausser dem eigentlichen Be- wohner noch 2 Mikrogonidien (mzg). 6b. Theilungszustand. 6c. Die beiden durch Theilung entstandenen Sprösslinge haben einen unteren Wimper- kranz entwickelt. Der linke, welcher früher am Mündungsrand des Gehäuses befestigt war, hat sich unter Zurücklassung eines Theils seines Plasmas (A?) von diesem ab- gelöst. 6d. Ein frei umherschwimmender Sprössling mit unterem Oilienkranz in seitlicher Ansicht. be. Totale Conjugation im Gehäuse. Die Mikrogonidie ist schon theilweis mit der Makrogonidie verschmolzen und die Ma. N. beider Individuen sind in zahlreiche Fragmente zerfallen. Fig. Ta—l. Spirochona gemmipara Stein von den Kiemen des Gammarus Pulex. Vergr. von Ta—c und d ca. 450. 7a. Exemplar in seitlicher, nahezu ventraler Ansicht, die Oral- oder Ventralflläche ein wenig nach links gewendet, A Das pelliculare Haftscheibchen. ptr Der Peristom- trichter. 7b. Der Peristomtrichter in dorsaler und ctwas vorderer Ansicht; stärker vergrössert. fa Die in sein Inneres vorspringende Falte, welche etwas links vom Munde liegt. 7c—d. Zwei successive Stadien der Knospung; beide von der Dorsalseite. Te. Die Kerne in der Vorbereitung zur Theilung; 7d. die Theilung der Kerne vollzogen und die Knospe der Ablösung nahe. per‘ Das Peristom der Knespe. Te—f. Zwei freischwimmende Knospensprösslinge von der Bauchseite. Te. nach R. Hert- wig; 7/ nach Bütschli. A Die Stelle, mit welcher sich der Sprössling später fest- heften wird. Vergr. ca. 700. 7g. Eben festgehefteter Sprössling in seitlicher Ansicht. Er ist vom. Lithographen un- nöthiger Weise mehr aufgerichtet gezeichnet worden, als dies in der Natur der Fall ist, indem die Haftscheibe A sich der horizontal gedachten Unterlage flach auf- lest. Die Abbildung ist daher nach links zu drehen, bis die Haftscheibe horizontal steht. > Th. Weiterer Entwicklungszustand des festgehefteten Sprösslings; derselbe hat sich auf- gerichtet und den ventralen Theil des Peristoms verloren. Der am Vorderende ver- hliebene Peristomrest ist im Begriff zum Trichter auszuwachsen. i—k. Zwei Stadien der totalen Conjugation. ‘. Beginn der Vereinigung. . Das eine der Individuen ist nahezu völlig mit der Peristomregion des anderen ver- schmolzen. Sein Makronucleus [»] ist in das letztere herübergewandert und eigen- thümlich verändert. » Der Ma.N. des erhaltenen Individuums, dahinter einige Mi.N. 72 1— 1. Sieben aufeinanderfolgende Theilungsstadien des Ma. N. während der Knospung. Nach Beobachtungen am lebenden Object. Ss. Spirochona (Stylochona Kent) Scheutenii St. (— coronata Kent sp.), auf den Borsten eines marinen Gammarus. Ventralansicht. Vergr. ca. 400. - 4 v 7 Figg. 1 und 2a nach Entz (Mittheil. zool. Stat. Neapel 5); 2% und 3 nach Gruber (Zeitschr. f. wiss. Zool. 35); 45—e nach Frommentel (Et. s. les microzoaires); 4a nach Claparede und L. (Et. s. les infus.); 5a nach Ehrenberg (Die Infus. 1838); 55—e nach Wrzesniowski (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 29): 6a—d nach Stein (Die Infus. auf Entw. unters. 1854); 6e nach Plate (Zeitschr. f. wiss. Zoologie 45); Ta—h und 7! nach R. Hert- wig (Jenaische Zeitschr. 11); 7@—%k nach Plate (l. eit.); $S nach Kent (Manual of infusoria). Alt re et Y u allen ler) \ TR RN \1 i u - Lith Anst vWernersWinter, Frankfurt Erklärung von Tafel LXXVI. Fig. 1. Lophomonas Blattarum Stein aus Enddarm von Periplaneta orientalis. la. Seitliche Ansicht eines mittelgrossen Exemplars. Vergr. ea. 1000. n Nucleus; & homogenes, dunkleres Plasma, welches den Kern (n) becherartig umgibt; y axiales helles stabartiges Gebilde, wohl dem Stab von Joenia entsprechend; N gefressene Amylumkörner. 1b. Vorderansicht im Umriss; c die Basis des Wimperbusches in dem etwas ein- gesenkten Wimperfeldehen. Ic. Unregelmässige Form mit drei Nuclei und ebenso vielen Wimperbüschen ete. Ob Theilung oder Copulation ? 3. Joenia anneetens Grassi aus Enddarm von Callotermes flavieollis (Sieilien). 3a. Seitliche Ansicht. «al Alveolarschicht (Hautschicht); o vielleieht Mund mit davon entspringender feiner Schlundröhre; » Nucleus; % der innere Skeletstab mit dem Kranz keulenförmiger Gebilde am Vorderende; N gefressene Holzfragmente. 3b, Hinterende stärker vergrössert, um die Alveolarschicht (al) und die steifen borsten- artigen Haare zu zeigen. Im Verhältniss zur Dicke der Alveolarschieht zu schmal gezeichnet. da. Tricehonympha agilis Leidy aus Enddarm von Termes flavipes (N.-Amerika). Mässig contrahirtes Exemplar in seitlicher Ansicht. n Nucleus; N gefressene Holz- fragmente. Vergr. 340. 4b—c. Angebliche Jugendformen von Trichonympha agilis (Enddarm von Termes flavipes). Seitliche Ansicht. Vergr. von 4b 470, von Ace 300. 5. Dinenympha gracilis Leidy aus dem Enddarm von Termes flavipes. Ziemlich stark contrahirtes Exemplar in seitlicher Ansicht. N wahrscheinlich gefressene Holz- fragmente. Vergr. 480. b. Pyrsonympha vertens Leidy aus Enddarm von Termes flavipes. Seitliche An- sicht. n Nucleus; N gefressenes Holzfragment; «us sog. undulirender Strang (cord). Vergr. 500. 7. Sphaerophrya magna Mps aus Süsswasser. Vergr. 240. 7a. Ein Exemplar, welches 5 Cyelidium Glaucoma ergriffen hat und aussaugt. Die dunkle, geschwungene Linie im Innern des Körpers bezeichnet den Weg, welchen der durch den Tentakel, von dessen Basis die Linie ausgeht, eintretende Strom nimmt. 7b—ec Zwei aufeinander folgende Theilungsstadien. 47 die Mutterhälfte; 5 die zum Schwärmer werdende Hälfte. $a—b. Sphaerophrya Stentoris Mps aus Stentor Roeselii. Sa ein in Knospung begriffenes Exemplar, mit nahezu ausgebildetem Schwärmer. 8b ein frei umher- schwimmender Schwärmer. Vergr. ca. 230. 9a. Ein Paramaecium eaudatum mit einer Anzahl Sphaerophryen (Sph, Sphaero- phrya paramaeeiorum Mps wohl = Sph. pusilla Clp. L.). Vergr. 250. Dieselben sind an zwei Stellen eingedrungen, einmal etwas vor dem Mund und dann ungefähr auf der Mitte des Rückens, so dass sich zwei sogen. Geburtsöffnungen finden. Aus der dorsalen Oeffnung tritt eben ein Schwärmer (Embryo Stein) aus, In der zu dieser Oefinung gehörigen Höhle liegen 4 Sphaerophryen, ohne Zweifel das Vermehrungsproduet einer ursprünglich eingedrungenen. Am Vorderende des Rückens sucht sich ein Schwärmer einzubohren. 9b—c. Podophrya fixa Ehb. Süsswasser. 9b. Seitliche Ansicht t, # und #“ die drei Sorten von Tentakeln. Ye. Cyste. Fig. 1da—d. Sphaerophrya pusilla Clap. u. L. (= Sph, paramaeeiorum Mps.) parasitisch in Stylonychia Mytilus, 10a. Eine Stylonychia (von der Bauchseite) mit zahlreichen Sphaerophryen (Sph) auf verschiedenen Entwicklungsstufen, darunter auch Schwärmer. Eine deutliche Höhle, in welcher die Parasiten liegen, ist nieht zu erkennen, dagegen die sog. Geburtsöffnung Oe, aus welcher gerade ein Schwärmer hervortritt. Vergr. ca. 120. 10b. Theilungszustand einer Sphaerophrye. 10c. Aus der Geburtsöffnung herausgefallene Sphaerophrye, welche im Wasser Tentakel entwickelt hat. 10d. Schwärmerbildung einer solchen Sphaerophrye. 1. Sphaerophrya aus Urostyla grandis (Sph. Urostylae Mps.). Frei umherschwim- mender Schwärmer. Vergr. 300. 12. Epistylis plicatilis mit einigen Endosphaeren (Sph), welche zum Theil Schwärmer- gestalt besitzen. Was der seitliche Zapfen der Epistylis bedeutet, ist nieht ganz sicher; wahrscheinheh spielt er die Rolle einer Geburtsöffnung. I3a—d. Podophrya libera Perty (Süsswasser). 13a. Ein Exemplar mit lang ausgestreckten Tentakeln. Vergr. 220. 13b—c, Der Schwärmer, b von der Breitseite, im Beginn der Umwandlung zur Podo- phrya, e von der Schmalseite. Vergr. ca. 210. 13d. Cyste. Vergr: 270. 14a—c. Podophrya fixa Ehb. (Süsswasser). Vergr. ca. 220. 14a—b. Zwei aufeinander folgende Theilungsstadien. 4c. Ein in Eneystirung begriffenes Individuum. 14d. Nach Engelmann angeblich Cyste von Podophrya fixa, welche vom Stylonychia gefressen wurde; wahrscheinlicher jedoch Cyste von Sphaerophrya p usilla CL. L. Vergr. 200. Fig. 1 u. 3 Originalia (1b—e u. 3 nach Skizzen von Prof. Blochmann); 4—6 nach Leidy (Journ. of Ac. nat. sc. Philadelphia n. s. V. 8); 7 nach Maupas (Arch. zool. experim. T. 9); 8, 10 und 11 nach Stein (Org. d. Infus. I. u. IL); 9a nach Balbianı (Journ. d. 1. physiol. T. 4); 9b—e nach Originalien von Maupas; 12 nach Clap. u. L. (Etud. s. les inf. II); 13 nach Maupas (Arch. zoolog. exper. T. 5); 14a—ec nach Cien- kowsky (Bull. phys.-math. Ac. Petersbourg T. 13); 14d nach Engelmann (Z. f. wiss. Zool. Bd. 11). „eo C) IMS EI@'E Er x Ss ON Ciliata u. Suctoria. Tat. DM. .o oe Role o it AnstrWerner & Winter Frankfurt ZM. Erklärung von Tafel LXXVL. Fig. 1. Rhyncheta Oyelopum Zenk. von Cyelops eoronatus (Süsswasser). Vergr. ca. 170. 2a—c. Urnula Epistylidis Clap. L. auf den Stielen von Epistylis (Süsswasser). Vergr. 200. 2a—b Exemplare in seitlicher Ansicht mit mässig ausgestreckten Ten- takeln (24 nach Engelmann, 2b nach Clapar.); 2c Exemplar, welches einen Schwärmer ($) durch schiefe Theilung abgeschnürt hat: [ev] die eontr. Vacuole des Schwärmers. 2c—ß. Hypocoma parasitica Grb. (— Acinetoides Greeffii Plate). Marin auf Zootham- nium. Vergr. ca. 550. 2«. Seitliche Ansicht; t der tief eindringende einzige Tentakel. 2%. Ventrale Ansicht. 3a—l. Ephelota gemmipara Hertwig sp. (Podophrya Hertw., Hemiophrya Kent; ein- schliesslieh Podophr. Benedenii Fraip.). Marin. 3a. Exemplar in seitlicher Ansicht; vom Stiel ist nur das Apicalende gezeichnet. t Greif-, t' Saugtentakel. Vergr. ca. 100. 3b. Cyste auf dem Stiel. 3c, Kleines Stück des Stiels bei starker Vergrösserung. 3d. Basalende des Stiels nach Hertwig. 3e. Ein Stück der apicalen Region eines langen Stiels, vierkantig; nach Fraipont (sog. Podophrya Benedenii). 3f. Einige Greiftentakel nach dem Leben. & im ausgestreckten Zustande; links daneben ‚varieöse und geknickte Tentakel nach Misshandlung; $ verschiedene Contractions- zustände. 39. Kleines Stück der Oberfläche eines mit verdünnter Chromsäure behandelten Exempl. pe die abgehobene Pellieula; E Entoplasma; t' Saugtentakel, ausserdem noch drei Greiftentakel. 3h. In Knospung begriffenes Exemplar, S die Knospen. Tingirtes Chromsäurepräparat. 3?—k. Zwei Schwärmer nach Fraipont; ö seitliche, k ventrale Ansicht. ' 31. Schwärmer in Ventralansicht nach Hertwig. st Anlage des Stiels; & bewimperte, röhrenförmige Einstülpung (Cytostom? Hertw.). 4. Podophrya Trold. Clap. L. Marin. Seitliche Ansicht. 5 zwei endogene Knospen, welche aus dem Innern auf die Oberfläche der Suctorie getreten sind. Vergr. ca. 170. 5. Tokophrya cothurnata Weisse sp. Süsswasser. Exemplar von der Breitseite. Ans der langspaltenförmigen Geburtsöffnung (0) tritt gerade ein endogener Schwärmer hervor. Vergr. 200. 6. Tokophrya Ferrum equinum Ehb. sp. Süsswasser. Exemplar von der Breitseite mit eingezogenen Tentakeln und einem endogenen, schon gut ausgebildeten Schwärmer. o die Geburtsöffnung. a—b, Tokophrya Steinii Cl. u. L. Süsswasser. 7a. Exemplar von der Breitseite. Neben dem Ma. N. (n) ein schon wohl entwickelter, endogener Schwärmer. Vergr. 200, 7b. Ein Schwärmer. Ss. Tokophrya eonipes Mereschk. Marin. Vergr. 160. 9a—d. Tokophrya quadripartita Cl. L. Süsswasser. Vergr. ca. 300. 9a. Exemplar in seitlicher Ansicht mit der ersten Anlage einer inneren Knospe. 0 die Geburtsöffnung. Die Knospenhöhle ist noch wenig ausgewachsen, doch der Cilien- gürtel schon angelegt. Der Ma. N. noch unverändert. 9b—c. Zwei weitere Entwicklungsstadien derselben Knospe; [ev] ihre contractile Vacuolen. 9d. Ein ausgetretener, frei umherschwimmender Schwärmer. 10a—b. Acineta emaciata Mps. Marin. 10a. Ansicht von der Breitseite, S endogener Schwärmer. Vergr. ca. 300. 105. Apiealansicht. Ila. Acineta vorticelloides Fraip. Marin. Seitliche Ansicht. Vergr. 420. 11b. Acineta divisa Fraip. (wohl = patula Clap. L.). Marin. Seitliche Ansicht eines Individuums, welches zwei sog. „divertieules generateurs“ (2) trägt; n’ deren Nucleus. Der eine der Knospenschläuche enthält eine endogene Knospe (8). Die Acinete soll einen Wimpergürtel entwickelt haben. Vergr. 400. Fig. 1 nach Zenker (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 2); 2« nach Engelmann (Z. f. wiss. Zoolog. 11); 2d—c, 4 u. 6 nach Clap. u. L. (Et. s. les infus. IT); 2«—ß nach Plate (Zoolog. Jahrbücher Bd. 3); 3a—d, f—h u. ! nach R. Hertwig (Morpholog. Jahrb. Bd. 1.): 3e, i, k u. 11a—b nach Fraipont (Bull. Ac. Belg. T. 44 u. 45); 5 u. 7 nach Stein (Die Infus. auf Entwickl. unters. 1854); Ss nach Mereschkowsky (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 16); 9 nach Bütschli (Jen Zeitschr. Bd. 10); 10 nach Maupas (Arch. zoolog. experim. T. 9). IRRE Taf Suctoria. Aal IERTRRDERBEARRN 2} Zu. art ith.Änst. vWerner ZWhnter Frankı - bi Erklärung von Tafel LXXVII. Fig. 1a—f u. h. Acineta tuberosa Ehb. (— foetida Mps) Marin. ; ia. Ausicht von der Breitseite; in der Bruthöhle 4 reife Schwärmer (5). Vergr. 300. 1b. Ein Schwärmer in seitlicher Ansicht. st Das Körnerhäufehen, welches die Stelle der Stielbildung bezeichnet (nach Maupas). Ic. Schwärmer nach Entz. Id. Zwei aufeinander folgende Stadien der Festheftung und Metamorphose des Schwär- mers. st der Stiel. 1f. Conjugation. Ih. Apiealansicht. Der Weichkörper ist nur am Mündungsspalt und längs 4 auf- steigenden Linien an der Gehäusewand befestigt, weshalb “der Querschnitt des (zehäuses sechseckig geworden ist. Ig. Acineta Cuceullus Clap. L. ? B.). Marin. Gefärbtes Präparat eines Individuums mit 4 endogenen Knospen (S), von welchen eine noch in Abschnürung begriffen ist. 2. Acineta Jolyi Mps. Marin. Ansicht von der Breitseite. Vergr. 180. 3. Solenophrya erassa Clp. L. Süsswasser. Vergr. ca, 150. 4a—d. Metacineta mystacina Ehb. sp. Süsswasser. 4a. Seitliche Ansicht eines Individuums, welches durch schiefe Theilung einen Schwärmer entwickelt hat. Derselbe besitzt schon Cilien und eine eontractile Vacuola |ev], doch ist er noch nicht völlig abgeschnürt,. was aus dem Zusammenhang der Ma.N. hervorgeht. Vergr. ca. 300. 4b. Vorderende desselben Individuums, etwas später. Der Schwärmer (S) hat sich vollständig von der Mutterhälfte getrennt und ist allmählich gegen den Apex des (sehäuses emporgerückt. 4c. Etwas umgeknicktes, kurzgestieltes Individuum, welches dem Beschauer die Apical- fläche des (rehäuses zuwendet, auf welcher die 6 Mündungsspalten mit den aus- tretenden Tentakelbüscheln zu sehen sind. 4d. Gonjugationszustand. 5. Triehophrya (?) piscium n. sp. von den Kiemen verschiedener Süsswasserfische. Exeniplar mit einer in der Abschnürung begriffenen inneren Knospe. Veregr. ca. 300. ba—e. Triehophrya Epistylidis Clp. u. L. Süsswasser. Ga. Mittelgrosses, flach aufliegendes Individuum. Vergr. ea. 150. 6b. Frei umherschwimmender Schwärmer; be. Derselbe ist zur Ruhe gelangt und hat Tentakel entwickelt, doch die unbeweglich gewordenen Cilien noch nicht verloren. Ta—d. Dendrosoma radians Ehb. Süsswasser. Ta. Sehr grosses Exemplar, Bei $ an einigen der aufsteigenden Aeste innere Knospen; bei = angebliche freie, äussere Knospen (s. Fig. 7d). . Vergr. 24. 7b. Theil eines aufsteigenden Astes mit einer endogenen Knospe ($) in einer bruch- sackartigen Hervorwölbung. Die Knospe hat sich schon abgelöst und zum Schwärmer entwickelt. » der lang bandförmige, vielfach verästelte Ma. N. der Mutter. Der Ast, von welchem sich der Ma. N. der Knospe abschnürte, ist deut- lich zu erkennen. Te Sehr jugendliche Dendrosoma, kurz nach der Metamorphose des Schwärmers. Es hat sich erst ein kurzer Tentakelast erhoben. Vergr. 470. Fig. 1a, db, d—e und 2 nach Maupas (Arch. zoolog. experim. T. IX); 1c nach Entz (Termez. Füzetek Vol. IIL); 1f und % nach Fraipont (Bullet. Ace. Belgique T. 44 u. 45); 1g nach R. Hertwig (Morphol. Jahrb. D; 3 nach Clapar. u. L. (Et s. les infus, DD); 4a—b und 6 Originalia von 1876: Ac—d und 5 nach Lieberkühn’s uned. Tafeln von 1855: T nach Kent (Manual of infusoria). Suctorıa. u —) Tith Anst.v.Werner & Winter, Frankfart” M. Gas - ee TE ET He Erklärung von Tafel LAXIX. Fig. ta— ec. Stylocometes digitatus Cl. u. L. sp. Von den Kiemen des Asellus aquaticus (Süsswasser). la. Exemplar in halbseitlicher Ansicht, auf der Kante eines Kiemenblatts. hs Die kleine Haftscheibe; tz sog. Tinetinkörper. Vergr. ca. 300. 1b. Ende eines Tentakels mit ausgestülptem Endabschnitt (sog. Tentakelchen Plate); /; der Tentakelkanal. Ic. Verkürzter Tentakel, welcher eine kleine Flagellate ergriffen hat und aussaugt. - 24-—h. Dendrocometes paradoxus Stein von den Kiemen des Gammarus Pulex. (Düsswasser). 2a. Zweiarmiges Exemplar auf einem Kiemenblatt aufsitzend. As Die Haftscheibe. Vergr. ca. 300. 2b. Ende eines Armzweiges mit 3 Tentakeln (Endzinken Stein). & Der einziehbare Endabschnitt (Tentakel Plate); am Tentakel * ist derselbe eingestülpt; % Tentakel- kanäle, welche sich durch die Arme fortsetzen 2c. Seitliche Ansicht eines Exemplars, welches eine innere Knospe (5) erzeugt. Die Knospenanlage bildet den Boden der Bruthöhle, welche durch eine excentrisch gelegene Oeffnung nach aussen mündet. Der Cilienkranz der Knospe schon angelegt. 2d, Achnliches Stadium wie Fig. 2c, von der Apicalseite gesehen. o Die Oefinung der Bruthöhle; [ev] die contractile Vacuole der Knospe, cv jene der Mutter mit Aus- führrohr und Porus (p). Der Ma. N. fasrig und in Theilung begriffen. 2e. Abschnürung der aus der Bruthöhle hervorgebrochenen Knospe von der Mutter. 2f—g. Freischwimmender Schwärmer. 2 Ventralansicht; p Porus mit Ausführgang der eontract. Vacuole; 29 Seitenansicht. 2h. Conjugationszustand. n die Fragmente der alten, [”] die neuen Macronuelei. 3. Ophryedendron abietinum QClap. L. (einschliesslich O. Sertulariae Wright). Marin auf Hydroiden ete. 3a Rüsseltragende Form. Aufrechtstehendes Exemplar (Typus von O. abietinum Cl. L), mit einer Anzahl endogener Schwärmer (S) in emer grossen Bruthöhle. tr trichocystenartige Körperchen. Vergr. ca. 250. 3b. Rüsseltragende Form. Flach auf der Unterlage aufliegende Varietät (©. Sertulariae Wright); der kurze Stiel ist verdeckt. Seitliche Ansicht. 3c. Aehnliches Exemplar mit dem Ma. N. und 2 contract. Vacuolen. Ansicht von oben. Vergr. ca. 140. 3d. Rüsselloses, sog. flaschen- oder wurmförmiges Individuum (typ. ©. abietinum). Seitliche Ansicht. tr trichoeystenartige Körperehen. st Stiel. Vergr. ca. 200. 3e. Basalende eines flaschenförmigen Individuums nach Robin. st Stiel. 3f—g. Zwei Schwärmer. 3f von typ. O. abietinum, seitliche Ansicht (nach Clap. L.); 39 von dem sog. ©. Sertulariae nach Wright (Ventralansicht). 4. Ophryodendron multicapitatum Kent. Marin auf Isopode. Seitliche Ansicht. Erwachsene, angeblich ungestielte Form; wahrscheinlich ist aber der Stiel, welcher bei kleineren Individuen deutlich vorhanden ist, nur überdeckt. g drei sogen. freie Knospen, welche sich nach der einen Ansicht zu wurmförmigen Individuen entwickeln, nach der anderen aus Copulation mit solchen entstanden sein sollen. Vergr. ea. 160. 5a—b. Ophryodendron trinaerium Grub. sp. Marin auf Copepode (Tisbe). Vergr. ? 5a. Küsseltragende Form. 5b. Wurmartige Form. 6a—d. Ophryodendron pedicellatum Hincks (= peduneulatum v. Koch). ba. Der Rüssel nach einem tingirten Präparat. 6b. Wurmartige Form, seitliche Ansicht Vergr. 150. 6ec—d. Zwei rüsseltragende Individuen, auf deren Apicallläche je ein wurmförmiges Individuum befestigt ist. Je nach der Auffassung dieser Zustände als freie Knospung oder Copulation wird die eine oder die andere der Figuren als. die frühere Entwieklungsstufe zu betrachten sein. (Vergl. im Text). Vergr. ca. 240. Fig. 1 und 2b—e nach Plate (Zoolog. Jahrbücher Bd. IID; 2a, d—g nach Bütschli (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 28); 2% nach Aime Schneider (Tablettes zoolog. I); 3a, du. f nach Clapar. u. L. (Etud. s. les infus. ID); 5b u. e nach Robin (Journ. anat. et physiolog. 1879); 3e u. 4. nach Kent (Manual of Infusoria); 39 nach Wright (Ann. mag. nat. hist. [3] 9; 5 nach Gruber (Nova Acta Ac. C. L.C. Vol. 46); 6 nach von Koch (2. Acineten auf Plumularia setacea. Jena 1876). Sucetoria. m ARLDER MIN Ss Lam Jh Anstvlverner Winter, Frankfurt? M. 1824 RD BERN Lu OR N 2 DRS '6 5 ” a } D E \ Dar a D ke =E = 1; TEA AK RAM Ad Ser ar nenimen mare ae {N KERNE Pe ararz ERREICHT RR > Er) Da ae IR U KERN lee hey ch N k Y Ah e HR SR N NT rs ir een “ Renee vb Bee EN ER RURAUN Kal UTION LIB ee t, 3 a en DR RU I DEI ER TUE en in ne Ather ms EN RN ah alt 2 heten ur, en De DE I Er Sure ram a ae N EUCH ME SENE ? ER, ; aD TE naeh EN av AN | et # EHEN Wale nn ah EN 1 ber dr! N Euryy [22 In \ NN hal plan nn RER BE NN \ IWOUIENEE FUN ROW EEN WARE URU EI AFI ARTE ner v An BROKER TEL N UI ji ante Ve DR 2} N} neh he hninen Kr 5 hs hand ra N a rien liegen VER ISEFRG A En che oyıh (mine hr, APIS A N ENTER T KEN inr np Kun { Rare } DryeN NR ANRN . RN keniereit: SR Kury Lase JE E ne Daran ne ,‘ EFUERT. 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N 4 / N Ei‘ A BU GERT FE TE RE ALLAN RR A Pad t iv R NER N IN REBEL RITTER KENT UE U OENLRLIE RT ART VEREUT.E eh Bert DER FREU NEST I RAR RO Ad var I) KUN lit ae \ TEE AN FA RE ta BILDEN ‘ { a ” Inh Hi Fu) Ran ann IRB K AN AN IA CARE EEE DT NR U A ; K kr a! use NR BECHADENMLEN [RU Eu \ [; r a Rene man U) PN IN AR LNE TED LU Rh EHFR Se AR HUN NER, \ } DK Ara A DE DEAN Bm I IND BE LTE IE IR BLENE DET TETD DIR Ur RE aa PU ERaR RATE BLLETIE N) BRENNEN DENE NIE EINER FT a NE AN ERDE Sn aa eh a ia NUR ER N USERN RL TRUE LAR DRG TREE ON LUD AR ER i t ten, ae N AUIRARRLRBE TE BEN ED DE DT N KB REBERTREBERR ERE R IEHER RER KEROUTR NE DEU GLENN TA NN \ i ran Hash rd acine REN SUPRN PER BERSACNNEN ENCRN dcr Anal Go il hr EN i ! KLEE KB BE DEIN A} Dinen a A aha Da RL Ba ATI a DT A TEE TE a Tue LURRLTE IR SO TREU LTE IE BE LITER TR RE RE ZT TR ar ce har ( L La ar Ru hun ‘ Pre! r 7 AL DIE TEE AN EEE RL ER E AB AH RER ET AN v \ LT MERKEN ART A Alu EEE ER EN NEN A a a ar DENVER. 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