Bammlung 4 neuer und merkwuͤrdiger zu 1ſt und zu Bande, aus verſchiedenen Sprachen uͤberſetzt, und mit vielen Kupfertafeln und Landkarten verſehen, Erſter Theil. 4 0 . 0 | 2 4 Hudſons Meerbuſen. welche von zweyen Engliſchen Schiffen, der Dobbs⸗ Galley und California, in den Jahren 1746 und 1747. f | wegen Entdeckung einer nordweſtlichen Durchfahrt in die Suͤd⸗See verrichtet worden, nebſt einer richtigen Abzeichnung der Kuͤſte, und einer kurzen Naturgeſchichte des Landes, Beſchreibung der Einwohner, auch einer wahren Vorſtellung der Umſtaͤnde und Gruͤnde, welche die kuͤnftige Erfindung einer ſolchen Durchfahrt wahrſcheinlich machen, beſchrieben von i Heinrich Ellis, Agenten der Unternehmer in dieſer Schiffahrt; aus dem Engliſchen uͤberſetzt und mit Anmerkungen aus 1 hieher gehoͤrigen Schriftſteller verſehen. Mit Kupfertafeln und zwoen neuen Karten bon Hudſous Meer⸗ buſen und den angraͤnzenden Landern. GO ET TJ N GEN Verlegts Abram Vandenhoeck, 1750. ‚FE BL . N Mit Boͤnigl. Pohln. und Churf. Sicht, allergnd. Privilegio» A a Perle 40 S Etesqee ge N "2797, Vorrede, 0 Ich nehme hier die Gelegenheit, dem ge: 8 neigten Leſer die Gruͤnde und die Abſicht der angefangenen Sam̃ſung — von Reifen zu eroͤfnen. Ich habe zu allen Zeiten für die Aufſaͤtze vernünftiger und wiſſensbegieriger Reiſenden eine beſondre Nei⸗ gung gehabt. Ich fand in denſelben die Natur⸗ geſchichte im groſſen, die Kenntniß der Erd⸗ kugel und des Menſchen. Ich lernte von jener die wahre Ertragenheit eines jeden Landes und ſeiner Fruͤchte aus den dreyen Reichen, die wir aus dem bloſſen Anſehen der Himmelsſtriche nicht erlernen koͤnnen, indem die geſamlete Er⸗ fahrung aller Reiſenden beweiſet, daß Europa in Anſehung der kleinen Entfernung vom Pol das waͤrmſte Land in der Welt, Aſien im gleichen Abſtand vom Nordpol ſchon kaͤlter, America im Nordtheile ſehr kalt, und im Suͤdertheile am al⸗ lerkaͤlteſten iſt. Ich lernte aus denſelben die Uebereinſtimmung und die Verſchiedenheit der Gewaͤchſe, und Thiere, davon ſehr viele, und je länger man ſucht, je mehrere ſich in beyden gro⸗ ßen Welttheilen befinden. Man hat auf Ja⸗ maica ſchon ziemlich viele Ane ee 9 3 i up AN in Nordamerica aber mehrere gefunden, und die von den waͤrmeren Gegenden findet man mehr und mehr ſo wohl in den heißen Inſeln unter Aſten, als in den Antilliſchen. Die Thiere fin⸗ den ſich auch jemehr uud mehr in beyden großen Strichen des feſten Landes. Der Baͤr, der Lö- we, das Elend, der Luchs, der Strauß, das Pferd/ der Bieber und die meiſten andern find in beyden anzutreffen, und die Lama hat man nun⸗ mehr auch in Bengalen entdeckt. Ich erfuhr auß der allgemeinen Uebereinſtimmung der Rei⸗ ſenden, daß in allen Bergen der Welt ſich Verſtei⸗ nerte Muſcheln fanden. In Carolina, im Cau⸗ caſus, im Taurus, in Arabien, und in allen Landern, die wir kennen, hat die Er fahrung die⸗ ſen Satz beſtaͤtigt. Dann die Andiſchen Ge⸗ buͤrge, worauf die Parififchen Weltmeßer keine gefunden haben, ſind zu hoch, und auf einer ge⸗ wißen Höhe haben die Alpen ebenfals keine. Ich bemercke aus allen Nachrichten, daß uͤber den ganzen Erdboden uͤberhaupt die See abnimmt, und ſchwindet:; die Caroliniſche Ufer und die Schwediſchen nehmen zu, und ſelbſt die ſußen Seen in den Gebürgen nehmen ab, welches beweiſet, daß dieſe Abnahme des Waſſers nicht von den Winden, ſondern von einer viel alge⸗ meinern Urſache herkommt. Ich finde, daß das Gold in heißen Gegenden am haͤuffigſten/ in gemäßigten minder, in kaͤltern mehr Silber, das Eiſen aber faſt uͤber die gantze Welt zerſtreuet ii, worauß jenes Erg zur Seltenheit a: en reife Lo 9 Preiſe der Waaren, dieſes aber zur Nothdurft der Menſchen hergegeben zu ſeyn ſcheinet. Ich mache tauſend andere Betrachtungen von dieſer Art, die alle auf die Nachrichten der Reifenden gegründet find, und die mir die Wohnung des menſchlichen Geſchlechts bekannt machen. Aber die groͤſte Bemuͤhung der Menſchen iſt das Kenntniß ſeiner ſelber, und dieſes ſind wir großentheils den Reiſenden ſchuldig. Wir werden in einem Lande unter Buͤrgern erzo⸗ gen, die alle den gleichen Glauben, die gleichen Sitten, und überhaupt die gleichen Meinun⸗ gen haben: dieſe flechten ſich nach und nach in unſre Sinnen ein, und werden zu einer falſchen Ueberzeugung. Nichts iſt faͤhiger dieſe Vor⸗ urtheile zu zerſtreuen, als die Kenntniß vieler Voͤlker, bey denen die Sitten, die Geſetze, die Meinungen verſchieden ſind, eine Verſchieden⸗ heit, die durch eine leichte Bemuͤhung uns lehrt, dasjenige wegzuwerffen, worinn die Menſchen uneinig find, und das für die Stimme der Natur zu halten, worinn alle Volker mit einander uübereinſtimmen: So wild, fo grob die Ein⸗ wohner der in der friedlichen See zer⸗ ſtreuten Inſuln find, fo weit der Grönländer von Braſtlien oder vom Vorgebuͤrge der guten Hofnung abliegt, ſo algemein ſind doch die erſten Grundſaͤtze des Rechts der Natur bey allen Voͤlkern. Niemand beleidigen, einem jeden das ſeine laſſen, in ſeinem Beruffe vollkom⸗ men fein, find der Weg zur Ehre bey 1 „ | Ka A ten Römern, bey den Anwohnern der Straße Davis, und den en Eben diefe Reifen decken uns eine unendli⸗ che Verſchiedenheit in der Herrſchaft des Ver⸗ derbens auf, die ſich uͤber alle Einwohner der Welt außgebreitet hat. Wir finden uͤberhaupt die Einwohner ſuͤdlicher Laͤnder faul, geil, grau⸗ ſam und verraͤhteriſch: Gegen den Pol nehmen dieſe Laſter immer mehr ab, und die aͤußerſten Theile gegen den Nordpol find mit ſolchen Voͤl⸗ ckern vom Eiß Cap biß zur Wagersbay bewohnt, die faſt ohne Leidenſchafften ſind. In den war⸗ mern Laͤndern herrſcht faſt ohne Ausnahme eine Monarchiſche Herrſchafft, auch auf den kleinen Inſeln der friedlichen See. Die freyen Staaten nd mit wenigen Außnahmen an das einzige Europa gebunden, und ſcheinen alſo eine Erſin⸗ dung der durch die Wißenſchaften erleuchteten und uͤber die Fehler der Koͤniglichen Regierung nachdenkenden Menſchen. Beyde aͤußerſten Thei⸗ le der alien Welt zeigen uns kuͤnſtliche und geſit⸗ tete Voͤlker, auf einer Seite die Europäer, auf der andern China und Japan, faſt unter dem gleichen Himmels: Strich, da hingegen die ſchoͤnen Kuͤnſte, und die innerliche ordentliche Eintheilung der Regierung von dem uͤbrigem Erboden verbannt zu ſein ſcheint. Das Alter der Menſchen iſt uͤberhaupt ziemlich gleich, doch laͤnger in den kalten Gegenden, und ohne Zweifel am allerkuͤrtzeſten in den heißen, wo die Menſchen eher zu ihrem Wachsthum unn 5 | W zur Krafft zu zeugen, und vermuthlich alſo auch am eheſten zu den uͤbrigen und zur letzten Stuffe des Lebens gelangen. In der Bildung der Menſchen finden ſich einige geringe Verſchiedenheiten, wovon die groͤ⸗ ſte die Schwartze iſt, die in Africa hauptſächlich in den heißeſten Gegenden herrſchet, hingegen in Amer ica unter eben der Linie gar nicht, und in Aſien viel geringer angetroffen wird. Die andere eben ſo merkliche, iſt die von den Wei⸗ ßen in dem innern Africa und in der Darieni⸗ ſchen Meerenge befindlichen Menſchen, deren Haut pferdweiß, und die Augen zu bloͤde ſind die Sonne zu vertragen. Alle dieſe Menſchen kommen dennoch in ihren Haupteigenſchaften uͤberein, und die letzte allereinfaͤltigſte Art hat doch ihre Sprache, ihre geſellige Lebens Art, und iſt der Unterweiſung faͤhig, und nimmt ſich alſo von dem allerkluͤgſten Orang Outang noch betraͤchtlich aus. | Doch wir haben bisher nur einige kleine Pro⸗ ben von den Gedanken gegeben, die die Reiſe⸗ Beſchreibungen bey uns erweckt haben, und die ohne Ende haͤuffig und verſchieden ſind. Mit einem Worte, wir lernen durch ſie die Welt kennen, und erſetzen einiger maßen den Man⸗ gel eigner Reiſen und eigner Erfahrung. Wir bereichern uns mit tauſend nuͤtzlichen Wahrhei⸗ ten, wir legen unſre Vorurtheile ab, und wir genieſſen die Frucht der Lebens⸗Gefahren und der langwuͤhrigen Bemühungen anderer Maͤn⸗ a 7 ner, * — —„— m . u en Ko.‘ ner, die in verſchiedenen Zeiten und an verſchie⸗ denen Orten fuͤr uns gearbeitet haben. Der Artzt, der Kraͤuterkenner, der Mineralien⸗Lieb⸗ haber, der Naturkuͤndiger, der Sittenlehrer, der Staatsgelehrte, der Patriot, der Gottes⸗ gelehrte, der Kauffmann, der kuͤnſtler lernen auf tauſenderley Arten, ſie erweitern ihre Be⸗ griffe, und kommen auf Spuren, auf die ihr eigner Verſtand ſie niemahls haͤtte fuͤhren koͤnnen. ern, Sollen aber alle dieſe Vortheile wuͤrklich ſein, ſo muß man ſolche Nachrichten leſen, die von wahrhafften, und kuͤndigen Maͤnnern herſtammen, bey welchen das Vermoͤgen und der Wille die Wahrheit zu ſagen ſich vereinigen. In einem Thevet, einem Lucas, einem le Blanc, einem Pinto lernet man nicht die von G Ott erſchaffne Welt, ſonder eine Fabelwelt kennen, die nirgend als in dem Gehirne ihrer Verfaßer eine Wuͤrcklichkeit hat. 11 Man ſieht, wohin dieſe Betrachtung fuͤhrt. Nicht alle Reiſebeſchreibungen ſind nuͤtzlich, und viele konnen wuͤrklich ſchaden. Gegen einen Kaͤmpfer, einen Tournefort, einen Rauwolf findet man hundert trockne Seefahrer oder abentheurliche Helden, die weder die Sprache noch die Geſetze, noch die Natur der Länder kennen, wo ie geweſen find, und deren Reiſen dem Leſer eben ſo wenig Nutzen ſchaffen, als ihnen ſelber. Dieſe Wahl iſt nun eben ſo ſchwer nicht, und wir hoffen verſprechen zu 8 90 0 daß man ſie in unſrer Sammlung finden werde. Wir ſetzen uns alſo vor, aus allen Sprachen und Zeiten doch aber vornemlich aus den aller⸗ neuſten Schrifftſtellern, die zuverlaͤßigſten und die reichſten an Erfahrung auszuleſen, und die⸗ ſelben in einer getreuen Ueberſetzung dem Leſer zu liefern. Alle Jahre wollen wir zwey Baͤnde herausgeben, und der Stoff wird uns ſehr ſvaͤte mangeln, indem wir ſchon vor mehrere Jahre Vorraht haben, als die Unbeſtaͤndigkeit weltlicher Dinge uns hoffen laͤſt, daß unſre Aus⸗ gaben dauren werden, ohne zu gedenken, daß durch neue Reiſen dieſer Vorraht beſtaͤndig an⸗ waͤchſet. Der Ueberſetzer wird eben derjenige geſchickte Mann ſein, dem man des Anſons Reiſe um die Welt zu danken hat, und man wird fuͤr die Sauberkeit des Drucks und der Kupfer alle Sorge tragen. i Man wird hierbey allemahl des Verfaßers Ordnung und Worte beybehalten. Ich geſtehe, daß es mich duͤnkt, deß Salmons und andrer Weiſe aus verſchiedenen Reiſebeſchreibungen ei⸗ ne zuſammenhaͤngende Geſchichte zuſammen zu tragen, ſeye nicht ſo nuͤtzlich, nicht ſo angenehm, als wenn man bey der Urkunde bleibt. Die⸗ ſe hat mehr Glauben, der Leſer lernt aus dem ganzen urtheilen, ob die Verfaßer ſein Zutrauen verdienen, ſie iſt auch angenehmer, weil fie die Natur abmahlt. Wir haben bey der algemei⸗ nen Reiſe⸗Geſchichte uͤberall alles truckner, und manchmahl eine Menge von Widerſpruͤchen ver⸗ Ko 0 verſchiedener Neife_ + Befchreiber bemerkt, aus welcher fich der Leſer auf keine Weiſe hel⸗ fen kan. Man hat dieſe Fehler durch die ſchlech⸗ ten Quellen vermehrt, woraus man gefchöpft hat. Die Natur⸗Geſchichte iſt zumahl mehren⸗ theils unzureichend, und mit unaͤhnlichen zu⸗ ſammen geſtoppelten Kupfern mehr verſtellt als bereichert worden. Wieder dieſe Fehler wollen wir uns ſicher genug ſtellen. Kein ſchlechter, kein mittelmaͤßiger, kein unzuverlaͤßiger Schrift⸗ ſteller ſoll in unſrer Sammlung Raum finden. Diejenigen, die nach deß Hrn Ellis Reiſe un⸗ mittelbar folgen, werden die Hrn de la Conda⸗ mine und Barrere ſein, wovon jener Peru und den Amazonen Fluß, dieſer Guiana be⸗ ſchrieben hat. Die erſtere Nachricht werden wir mit des Hrn. Bouguer in den Memoires de Academie des ſciences eingedruckter Abhand⸗ lung vermehren. In andern Theilen werden wir aus den Philoſophiſchen transactions die eingeruͤckten nuͤtzlichſten Reiſen, und andre aus denjenigen ausleſen, die eigene Buͤcher aus⸗ machen. | | Gegeben in Göttingen d. 17 Jan. 175% A. v. Haller. Vorrede des Ueberſetzers. gift bekannt/ was die Engländer ſich & große Mühe gegeben und war für uns gemeine Unkoſten fie bereits aufge⸗ wandt haben um in Nordweſten einen Weg in die ſo genannte Suͤd⸗See und von da nach Oſt⸗ Indien zu entdecken. Die Begierde dieſen wich⸗ tigen Endzweck zu erreichen hat ſie in den neuern Zeiten, da faſt unter allen Europaͤifchen Voͤl⸗ kern ein ſo außerordentlicher Eifer herrſchet die Handlung und Schifffahrt in Aufnahme zu brin⸗ gen, zu einem neuen Verſuche aufgemuntert, nachdem das Unternehmen eine lange Reihe von Jahren geruhet hatte. Eine geſellſchaft von ei⸗ nigen vornehmen und angeſehenen Perſonen, die das gemeine Beſte in dieſem Punkte beherzigten, vereinigte ſich im Jahre 1746. und ruͤſtete mit großen Koſten zwey Schiffe aus, welche nach Hudſons Meerbuſen abgeſchickt wurden um die weſt⸗ r bey nahe zwey hundert Jahre her fuͤr ::: Ä?21E!. — 2 u Vorrede weſt⸗ und nordlichen Gegenden deſſelben zu unter; ſuchen und die dort vermuthete Durchfahrt in das weſtliche Welt: Meer ausfindig zu machen. Die Hoffnung welche man von dieſer Reiſe hatte, war ſehr groß. Denn da die Schiffe in demſel⸗ ben Jahre nicht zuruck kamen, und von ihnen nichts gehoͤret ward: ſo vermuthete man in England, daß ſie ihre Unternehmung gluͤcklich zu Ende gebracht haͤtten. Es gab Leute, wel⸗ che mit ziemlicher Zuverſicht glaubten, daß ſie durch den neuentdeckten Weg nach Oſt⸗Indien geſegelt waͤren, und welche uit den erſten dort⸗ her kommenden Schiffen Nachricht von ihnen er⸗ warten wollten. Allein der Ausgang ſtimmete mit dieſer ſtar⸗ ken Hoffnung nicht uͤberein, und die beyden Schiffe kamen im Jahr 1747. auf eben dem Wege wieder nach Hauſe, auf welchem ſie zu dieſer Entdeckung abgegangen waren. Jedoch muß man dieſem ohngeachtet ſagen, daß dieſe Schifffahrt fo wohl in Anſehung der Abſicht, zu welcher ſie unternommen war, als in manchem andern Betracht von großem Nutzen geweſen ſey. Die zwo Reiſebeſchreibungen werden dieſes be zeugen, welche die Welt bey dieſer Gelegenheit bekommen hat; zumahl ſich auf jedem dieſer bey: | den * Man fohermanveL BOVENs compler Syſtem of Geography. Vol. II. p. 799. des Ueberſetzers den Schiffe ein Mann befunden, der ſich die Muͤhe gegeben hat, ſeine Landsleute von den wichtigſten Begebenheiten in dieſer Schifffahrt und den darin gemachten Entdeckungen zu nnter⸗ richten. Die erſte von dieſen Reiſebeſchreibun⸗ gen trat zu London 1748. unter dieſem Titel an das Licht: A Voyage to HVDSON’S BAY; by the Dobbs - Galley and California, in the Years 1746 and 1747, for the difcovering a Nord Weft Paſſage; with an accurate Survey ot the Coaſt, and a fhort Natural Hiftory of the Country &c. by HENRY ELLIS, Gent. Agent for the Proprietors in the ſaid expe- dition. in 8. | Die andere, welche nicht lange hernach er⸗ ſchien, iſt folgende: An Account of a Voyage for the Diſcovery of a North- Well Paſſage by HVDSONS STREIGHTS tothe Weltern and Southern Ocean of AMERICA, perfor- med in the Year 1746 and 1747. in the fhp California, Capt. Francis Smith Commander, by the CI ERK of the California. 2. Vol. in 8. Ich will mich nicht lange mit der Beurthei⸗ lung dieſer beyden Buͤcher aufhalten, ſondern nur dieſes kuͤrzlich anmerken, daß der Verfaſſer des letztern gegen den Urheber des erſtern ſehr aufgebracht iſt und bey aller Gelegenheit mit den heftigſten Ausdrücken auf ihn losziehet. Er | | ee beſchul⸗ * Vorrede beſchuldiget ihn nicht allein verſchiedener Fehler und Irrthuͤmer, die er in ſeinem Werke began⸗ gen haben ſoll, ſondern macht ihm auch oͤfters wegen wuͤrklicher und wenig bedeutender Kleinig⸗ keiten die bitterſten Vorwürfe. So kan er es ihm z. E. nicht vergeben, daß er ſich den Titel eines Agenten in dem Werke beygelegt, und daß er den Rang bey den Namen der Hauptleute nicht allezeit gehoͤrig beobachtet habe. Hier⸗ naͤchſt iſt er mit ihm in Anſehung gewiſſer Grund⸗ ſaͤtze, welche die Entdeckung, zu der ſie ausge⸗ ſchickt waren, betreffen, ganz verſchiedener Mey nung. Der erſte iſt ein eifriger Verfechter der Wahrſcheinlichkeit, daß eine nordweſtliche Durch⸗ fahrt vorhanden ſey, und gründet feinen vor⸗ nehmſten Beweis, um ſolches darzuthun, auf die Beſchaffenheit der Ebbe und Flut in Hud⸗ ſons Meerbuſen; der andre hingegen ſtellt dieſe Wahrſcheinlichkeit als eine ſehr zweifelhafte Sa⸗ che vor, und ſucht die von der Ebbe und Flut hergenommene Beweisthuͤmer fo viel als moͤglich zu entfräften und umzuſtoßen. Außerdem giebt es noch manche andre Umſtaͤnde in in ſeinem Werke, woraus man ſchließen moͤgte, daß zwi⸗ ſchen dieſen beyden Schriftſtellern und villeicht auch zwiſchen den Haupleuten der Schiffe eine gewaltige Eiferſucht regiert habe; wenigſtens ſcheinet dieſelbe bey dem letzten Verfaſſer der ftärfefte Bewegungsgrund geweſen zu ſeyn mit ſeinem Werke, das die Verkleinerung des erſtern des Ueberſetzers. erſtern offenbar zur Abſicht hat, an das Licht zu treten. Allein ſo viele Mühe er ſich auch gegeben: hat feinen Vorgänger zu tadeln, fo kan man doch von ihm nicht ruͤhmen, daß er es demſelben weit zuvor gethan habe. Denn wofern eine Vergleichung zwiſchen beyden Buͤchern ange⸗ ſtellet werden ſollte, ſo iſt es zwar an dem, daß das andere groͤßer iſt, und die darin enthaltene Nachrichten hie und da weitlaͤuftiger und volle ſtaͤndiger ſeyn: allein das erſtere iſt in einer weit beſſeren Ordnung geſchrieben, und man fin⸗ det darin eine geſchickte Abwechſelung von man⸗ cherley Sachen, wodurch die Erzaͤhlung zuwei⸗ len auf eine angenehme Weiſe unterbrochen wird. Der Verfaſſer hat bey Gelegenheit verſchiedene ſo lehrreiche und nuͤtzliche Anmerkungen, z. E. von den Eisbergen in den nordlichen Meeren, von den Eigenſchaften des Magnets, von dem Urſprunge des Nebels und des Roſtes ꝛc. mit einfließen laſſen, welche einen Ichrbegierigen Leſer nothwen⸗ dig vergnuͤgen muͤſſen. Der letztere Schrift⸗ ſteller bleibt meiſtentheils in den Schranken eines bloßen Geſchichtſchreibers ſtehen; denn ſeine Aus⸗ ſchweifungen, worin er die nordlichen Indianer mit andern Voͤlkern vergleicht, und welche er mit vielen groͤſtentheils aus andern Büchern herz genommenen Anziehungen alter Griechiſcher und Roͤmiſcher e ausſchmuͤckt, ſind etwas Vorrede etwas ſehr entbehrliches und thun wenig zur Sache: der erſtere hingegen zeiget ſich zugleich als einen in den allgemeinen Gründen der Wiſ—⸗ ſenſchaften geuͤbten und vernuͤnftig urtheilenden Philoſophen. Sein Werk hat alſo vor dem an⸗ dern in manchem Betracht einea unſtreitigen Vorzug, und man ſchmeichelt ſich daher um ſo viel mehr durch die Überſetzung deſſelben, die ich hier in unſerer Sprache liefere, den Beyfall der Leſer zu verdienen. Unterdeſſen habe ich mir die Arbeit des letz⸗ tern Verfaſſers, ſo viel ich konnte, gleichfalls zu Nutze gemacht. Denn gleichwie ich beyde Werke zur Hand hatte, und folglich im Stan⸗ de war ſie gegen ein ander zu halten: alſo habe ich auf Anrathen eines hieſigen großen Gelehr⸗ ten, aus dem letztern einige Anmerkungen zu meiner Überſetzung an verſchiedenen Stellen bey⸗ gefuͤgt, und dadurch dasjenige vollſtaͤndiger ge⸗ macht, was unſer Verfaſſer nur mit wenigen Worten abgehandelt hatte. Inſonderheit habe ich dieſes allenthalben beobachtet, wo die beyden Schriftſteller nicht uͤbereinſtimmen, ſondern ſich Wiederſprechen, und zu dem Ende iſt auch aus dem letzteren eine Karte von Hudſons Meerbuſen und den in dieſer Reiſe darin ge— machten Entdeckungen mit eingeruͤckt worden. Alles dieſes iſt in der Abſicht geſchehen um das Werk deſto nuͤtzlicher und brauchbarer zu ae enn des Ueberſetzers. Denn von den nordweſtlichen Laͤndern in America ſind bisher noch nicht viele zuverlaͤßige und aus⸗ fuͤhrliche Nachrichten bekannt: man hoffet alſo, daß die hier befindlichen ſich nicht nur durch ihre Neuigkeit den Leſern anpreiſen, ſondern auch wuͤrklich etwas beytragen werden um die Geogra⸗ phie dieſer nordlichen Gegenden immer mehr und mehr in Richtigkeit zu bringen. Allem Anſehen nach wird die Welt auch in Betracht der nord⸗ weſtlichen Durchfahrt in den weſtlichen Ocean, von deren Wahrſcheinlichkeit in dieſer Schrift ſo weitlaͤuftig gehandelt wird, nicht mehr lange in der Ungewißheit bleiben; zumahl ſichern Nachrichten zufolge unſer Verfaſſer, Herr Ellis kuͤnftigen Fruͤhling wieder mit dreyen Schiffen als Befehlshaber ausgeſchickt werden ſoll um ei⸗ nen neuen Verſuch zuthun. Und ſo dann wird der bisher zweifelhafte Punkt ob eine ſolche Durch⸗ fahrt wuͤrklich vorhanden ſey, oder nicht, vermuth⸗ lich auf eine oder die andre Weiſe völlig ausge⸗ macht werden. 1150 e Ich muß noch etwas weniges von dem die⸗ ſem Werke vorgeſetzten allgemeinen Titel erinnern. Der Herr Verleger hat ſich entſchloſſen kuͤnftig noch mehrere von den neueſten und merkwuͤrdig⸗ ſten Reiſebeſchreibungen, die in fremden Spra⸗ chen bekannt gemacht worden, uͤberſetzen zu laſſen, und davon wo moͤglich jede Meſſe einen Band herauszugeben. Von dieſer fortzuſetzenden Sammlung nun macht das gegenwaͤrtige Werk | | wa. den Vorrede des Ueberſetzers. den erſten Theil aus. Der andre, welcher mit Gottes Huͤlfe kuͤnftigen Michaelis erſcheinen wird, ſoll folgende zwey Werte, als 1) Nouvelle Relation de la France Equino- xiale, contenant la defcription des Cötes de la Guiane; de I’ Isle de Cayenne; le Com- merce de cette Colonie, les divers change- mens arrives dans ce Pays; & les Moeurs & Coütumes des differens Peuples Sauvages qui V habitent, avec des Figures, à Paris 1743. par PIERRE BArREre. | 2) Relation abreg&e d un Voyage fait dans Interieur de? Amerique Meridionale depuis la cöte de la Mer du Sud, jusqu’ aux cötes du Bresil & de la Guiane en defcendant la Riviere des AMA ZZ ONEs, à Paris 17 4 6. par Mr. DE LA CON DAMINE, enthalten und dieſem an Sauberkeit des Dru⸗ ckes und Papiers vollkommen gleich ſeyn. Man wird ſich mit allem Fleiß bemuͤhen al⸗ lezeit eine gute Wahl zu treffen und ſo wohl was lehrreiches als angenehmes zu liefern. Ich wuͤnſche inzwiſchen, daß ich auch mit meiner gegenwaͤrtigen Arbeit dieſen Endzweck erreichen und durch ſolche zum Vergnuͤgen und zum Nutzen des geneigten Leſers etwas beytragen moͤge. Göttingen am ziſten December 1749. Zu Zuſchrift des Verfaſſers. an Seine Koͤnigliche Hoheit, Hrlebrich, en von Walls ꝛc. . Durchlauchtigſter Fuͤrſt, 95 eee Herr. N folgenden Blätter haben fo vielte und verſchiedene Anſpruͤche auf Eurer at D a I Kent Hoheit Schutz, daß ich in mit 00 darf, Hoͤchſt Diefelben werden 12 es nicht als eine Verwegenheit anſehen, daß ich mit der tiefſten Erfurcht Ihnen ſolche zum Durchleſen uͤberreiche. Ich werde mich glück: lich ſchaͤtzen, wenn fie Eurer Koͤnigl. Hoheit Aufmerkſamkeit verdienen und Ihrer Betrach⸗ | a tung Sufchrift x tung einen in Anſehung der Handlung dieſer Nation fo wichtigen Gegenſtand aupreiſen ſoll⸗ EW Ich habe geſagt, daß ſie verſchiedene An⸗ ſpruͤche auf Eurer Königl. Hoheit Schutz har ben; und Dero Huld wird mir erlauben die Gruͤnde anzufuͤhren, aus welchen ich mir dieſes zu ſagen getraue. Erſtlich betreffen ſie eine Entdeckung, welche, wenn ſie vollendet iſt, nicht allein der Brittiſchen Nation zur Ehre gerei— chen, ſondern auch zu einem Mittel dienen wird, die Schiffahrt zu befördern , die Handlung aus⸗ zubreiten und unſre Seemacht zu vergroͤßern; fie koͤnnen dahero keinem, als Eurer Koͤnigl. Hoheit fuͤglicher zugeeignet werden, da Hoͤchſt Dieſelben, wie es wohl bekannt iſt, eine ſo große Neigung haben alles dieſes ins Werk zu richten. Hiernaͤchſt nehme ich mir die Freyheit Eurer Koͤnigl. Hoheit zu Gemuͤthe zu fuͤhren, daß ſie auch um 3 viel mehr Hoͤchſt Denenſelben zu⸗ gehören, des Verfaſſers. g gehören, als Dero Durchlauchtigſter Vorgänger, der Prinz Heinrich eben dieſer Unternehmung ſeinen Schutz angedeihen ließ. Der Ritter Thomas Button, der in feinen Dienſten ſtund, that eine beruͤhmte Reiſe wegen der Entdeckung einer nordweſtlichen Durchfahrt, und war vollig verſichert, daß er feinen End zweck in einer andern Reiſe erreicht haben wuͤrde, an welcher er durch den Verluſt ſeines königlichen Patrons gehindert ward. Endlich muß ich auch anführen, daß ſo wohl die hohe Ehre, deren Eure Koͤnigl. Hoheit mich in dem gleich nach der Zuruͤckkunft von meiner Reiſe mir gegebenen gnaͤdigſten Verhoͤr würdig: ten; als auch die vielen ſcharfſinnigen Fragen, die Hoͤchſt Dieſelben mir vorzulegen geruheten, und die großmuͤthige Sorge, welche fie wegen des gluͤcklichen Fortganges dieſer Unternehmung an den Tag legten, mir einen Muth machen Eurer Koͤnigl. Hoheit mich bey e Gelegenheit zu e 11 Wo⸗ Juſchrift des Verfaſſers. Wofern die Betrachtung dieſer Bewegungs⸗ gruͤnde mich von dem Vorwurf einer Verwegen⸗ heit freyſprechen wird, daß ich Eurer Koͤnigl. Hoheit Durchlauchtigſten Namen einem Verſu⸗ che von dieſer Art vorgeſetzet habe: ſo wird da⸗ durch ſo wohl die hoͤchſte Zufriedenheit, als die groͤßeſte Ehre, die gewuͤnſchet werden kan dem⸗ jenigen zu Theile werden, der mit der ſchuldig⸗ ſten Ehrfurcht iſt | Eurer Koͤnigl. Hoheit unterthaͤnigſter und gehorſamſter Diener Heinrich Ellis. Vorrede des Verfaſſers. 5 iſt der kroftigſte Beweis von der Ger Se, ſundheit und Staͤrke des Staats⸗ Koͤrpers, wenn ſich der Eifer, wel⸗ ger, wie es bekannt iſt, in vergan⸗ genen Zeiten das meiſte zu ſeiner Wohlfahrt und Erhaltung beygetragen hat, darin auf eine Ich; hafte Weiſe aͤuſert. Ich verſtehe hier den Eifer, welcher den Fleiß aufmuntert, die Handlung be⸗ foͤrdert und die Schifffahrt erweitert; den Eifer, deſſen Einfluſſe wir den erworbenen herrlichen Ti⸗ tel einer Seemacht, und die Hochachtung, die uns in dieſem Betracht nicht allein von unſern naͤchſten Nachbaren, ſondern auch von den am s Ende der Erde wohnenden Volkern erwieſen wird, | zu danken haben. Von feinen Wuͤrkungen muͤſ⸗ ſen wir nicht allein die Dauer, ſondern auch den 2 90 Wachs⸗ 2 N Wachsthum unſers Gluͤckes erwarten. Man hat alſo billige Urſache zu hoffen, daß alles dasjeni- ge, welches die Abſicht hat dieſen Eifer aufzu⸗ muntern und lebendig zu erhalten, nicht nur ſchlechthin werde gebilliget, ſondern auch von der ganzen Nation einer hoͤchſt guͤnſtigen Aufnahme gewuͤrdiget werden; und dieß um ſo viel mehr in den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden, da dieſer Eifer in andern Laͤndern augenſcheinlich zunimmt, und die Handlung, unſre gemeine Buhlſchaft ſehr viele, und unter denſelben ſehr maͤchtige Mitwerber hat, die ihre Freundſchaft zu erlangen ſuchen. Es iſt offenbar, daß obgleich dieſes durch ver; ſchiedene Mittel geſchehen koͤnne; und obgleich alle dieſe verſchiedene Mittel wegen des Endzwecks, den ſie haben, Aufmerkſamkeit und Belohnungen verdienen; jedoch kaum ein einziges darunter ſey, welches von Rechtswegen mehr in Betrachtung gezogen werden ſolle, als neue Entdeckungen; weil diefe den ganzen Inbegriff von dem, was zu— vor entworfen worden, in ſich faſſen und jeden Theil dieſes großen Endzweckes auf gleiche Weiſe befördern. Die Hoffnung zu Entdeckungen feu⸗ ret den Fleiß mehr, als ſonſten etwas an. Denn gleichwie fie die ſcharfſinnigen und lebhaften Ge⸗ | muͤther muͤther reizet, welche ſich durch andre Abſichten nicht leicht bewegen laſſen ſich mit einer Sache emſig zu beſchaͤftigen: alſo ermuntert fie durch die Vorſtellung eines ungemeinen Gewinns Leute von einer andern Gemuͤthsneigung, welche allein we; gen der Vorherſehung einer Belohnung, und folg⸗ lich, nachdem dieſelbe unterſchieden iſt, mit meh⸗ rerm oder wenigerm Fleiße arbeiten. Sie befoͤr⸗ dert inſonderheit die Handlung, nicht allein weil fie neue Arten davon entdecket und das Gewerbe dadurch augenſcheinlich vergrößert, ohne dasje⸗ nige in einer Gattung zu verlieren, was in der ans dern gewonnen wird; ſondern auch, weil fie vie⸗ len alten Arten wieder empor hilft, und fie volle kommener macht und erweitert. Denn dieſes iſt of fenbar, daß in der Handlung ein beſtaͤndiger Um lauf ſey; und daß alles dasjenige, was auf einer Seite eine Aus fuhre veranlaſſet, auf der andern die Manufacturen vergroͤßert und die Einfuͤhrung fremder Waaren vermehret. Aber vornehmlich tragen neue Entdeckungen auf die kraͤftigſte Wei⸗ ſe das ihrige zu der Erweiterung der Schifffahrt bey. Eine neue Handlung erfodert unmittelbar eine großere Anzahl Schiffe, nach der Verhaͤlt niß unſrer eigenen Waaren und Manufacturen; 1 70K 2 ble des Verfaſſers. ee a | * f 4 4 4 Mi. 1 ‚ah ! 4 & Vorrede die zu dieſer Handlung nöthig find, oder auch derjenigen Sachen, welche die neu entdeckten Laͤn⸗ der hervorbringen, und welche von andern Natio⸗ nen verlanget werden; daß wir alſo in dieſem Betracht daraus offenbar gedoppelte Vortheile haben. 5 | Nach dieſer kurzen Beſchreibung des aus neu⸗ en Entdeckungen entſtehenden Nutzens dürfen wir uns nicht verwundern, daß die beſten Freunde der Handlung, welche zugleich die beſten Freunde ihres Vaterlandes ſind, dieſe Entdeckungen allezeit auf einer ſo guten Seite betrachtet haben. Inzwi⸗ ſchen muß man geſtehen, doß ihnen zuweilen wies derſprochen worden; denn welche Wahrheit hat man nicht geleugnet? welchen nuͤtzlichen Unterneh⸗ mungen hat man ſich nicht wiederſetzet? Allein, der einzige Grund, den diejenigen, die ihnen wie— derſprechen, anführen konnten, iſt nunmehro aus dem Wege geraͤumet; denn ſie ſchienen wegen des Ausganges zweifelhaft zu ſeyn; ſie fragten, was die Entdeckung für Wuͤrkungen haben koͤnnte; fie hielten dafür, daß Colonien das Land von Ein⸗ wohnern entblößen, daß eine allzugroße Hand— lung es arm machen, und daß lange und gefaͤhr⸗ liche Reiſen unſre Kraͤfte vermindern und ſchwaͤ⸗ | chen chen wuͤrden. Aber alle dieſe Einwuͤrfe, welche man leicht mit Gruͤnden haͤtte beantworten koͤn⸗ nen und auch wuͤrklich vollkommen beantwortet hat, ſind nunmehro durch die Erfahrung auf ewig wiederlegt worden. Verſtaͤndige Leute wurden durch die erſtern hinlaͤnglich uͤber⸗ zeugt: allein die letztere muſte fo gar Thoren uͤ⸗ berführen, in deren Betracht mit Wahrheit geſagt wird, daß die Erfahrung die Lehrmeiſte⸗ rinn ſey. Wir ſehen jetzo aus den Folgen, daß die Colonien unſre Einwohner vermehrt, daß der Wachsthum der Handlung die Vergrößerung un ſers Reichthums veranlaſſet, und daß die auf die Schifffahrt gewandte Sorgfalt uns eine Seemacht zuwege gebracht hat, welche in Betrachtung un⸗ ſers Anſehens und unfrer Sicherheit von weit größerer. Wichtigkeit iſt, als vielleicht ſonſt etwas hat ſeyn koͤnnen. Hieraus iſt leicht abzunehmen, daß nunmehro keine dergleichen Einwuͤrfe wieder neue Entdeckungen angebracht werden koͤn⸗ nen, ſondern, daß ſie auf einem andern Grunde gebauet ſeyn muͤſſen. Und wenn dieſelben unter⸗ ſucht werden, ſo wird man ſie eben ſo ſchwach, als die vorigen befinden. Sie laufen darauf hin⸗ aus, daß man zweifelt { ob noch etwas, das ſich e 3 ul des Verfaſſers. 5 der 16 6 Vorrede der Muͤhe verlohne, zu entdecken uͤbrig gelaſſen worden? Dieß iſt das vornehmſte, welches man wieder die Unternehmungen eingewandt hat, welche an⸗ gen ellet worden find um die Entdeckung, wovon in den folgenden Blaͤttern gehandelt werden ſoll, auszufuͤhren. Ich werde demnach in dieſer Vor⸗ rede zu zeigen ſuchen, daß aller vernuͤnftigen Hoffnung nach die Erfindung einer nord- ⸗weſtlichen Durchfahrt eine ſehr ſchaͤtzbare Entdeckung in Bez tracht der Brittiſchen Nation ſeyn wuͤrde. Die letzten Worte find hinzugefügt um dieſe Sache in ihr gehöriges Licht zu ſetzen. Denn wenn die Er⸗ findung dieſer Durchfahrt nur zum Nutzen einer einzelnen Geſellſchaft gereichte, oder wenn fie bloß ein Mittel ſeyn ſollte den Reichthum, der jetzo einer gewiſſen Anzahl Perſonen zuwaͤchſt, andern zuzuwenden: ſo wuͤrde ſie, wie große Vortheile ſie auch denen, die dadurch etwas gewinnen koͤnn⸗ ten, bringen moͤgte, doch in Anſehung des ges meinen Beſten nicht von der Wichtigkeit ſeyn, daß das Parlament fie zu befördern ſuchen ſollte. AL lein wenn man mit einer moraliſchen Gewißheit 15 1 105 daß durch dieſe Entdeckung die Aus⸗ führe. des Verfäffers: 7 fuhre unſrer Waaren und Manufacturen ſehr ver groͤßert, daß verſchiedene Arten der auswaͤrtigen Handlung mehr in Aufnahme gebracht, daß die Schiff fahrt uͤberhaupt dadurch erweitert und unſre Seemacht vermehret werden koͤnne: ſo verdienet ſie gewißlich als eine in Anſehung des gemeinen Weſens hoͤchſt wichtige Sache und als ein Ge⸗ genſtand betrachtet zu werden, welcher der Auf- merkſamkeit, des Schutzes und der Belohnung unſrer Nation wuͤrdig iſt. Wenn dieſe Durchfahrt dermahleinſt entdeckt En, fo muß fie nothwendig eine Handlung auf beyden Seiten derſelben eröffnen; und daß dieſe in der That ſehr betraͤchtlich ſeyn muͤſſe, wird ſich ge⸗ nugſam zu Tage legen, wenn wir die Lage und die Groͤße dieſer Laͤnder betrachten. Auf der linken oder der ſuͤdweſtlichen Seite des Canals und der See, in welche er gehet, liegt ein Strich Landes, der einen Theil von America ausma⸗ chet und ſich von dem Willkommen oder dem Ne ultra bis zu Capo Blanco in C alifornien, d. i. von dem 65ſten bis zum 4zſten Gr. nordli⸗ cher Breite erſtrecket, ſo daß er zwey und zwan⸗ zig Grade der Breite, und nicht weniger als drey⸗ N 7 ßig 8 Vorreoe ßig Grade der Laͤnge in ſich faßt, und eine uͤber ſechs hundert Meilen lange Kuͤſte hat, außer den vielen dort vielleicht befindlichen Meerbuſen, die natuͤrli⸗ cher Weiſe ſehr vortheilhaft ſeyn muͤſſen. Wir koͤnnen uns zwar keiner großen Kenntniß dieſes Landes ruͤhmen, deſſen Kuͤſten gaͤnzlich, und die inwendigen Theile groͤſtentheils unbekannt ſind; allein wir wiſſen gar wohl, daß viel Kupfer, Fel⸗ le und Pelze in den zunaͤchſt an der Fahrt liegen⸗ den Gegenden ſeyn muͤſſen; und in den Laͤndern unter einem beſſern Himmelsſtriche laſſen ſich noch beſſere Sachen vermuthen. Zum wenigſten ſind wir ziemlich verſichert, daß ſie wohl bewohnet ſind; und wenn die Einwohner der Kuͤſten von Hudſons Meerbuſen, die nur ſchlecht bevoͤlkert find, uns eine große Menge Waaren abnehmen, und uns ungeachtet des Verkehrs, ſo ſie mit den Franzo⸗ ſen haben, noch mehrere abnehmen wollen: war⸗ um ſollten wir nicht glauben, daß mehr bevoͤlker⸗ te Laͤnder eine groͤßere Menge handeln wuͤrden? Wir koͤnnen noch hinzuſetzen, daß, wenn man den beſten Spaniſchen Geſchichtſchreibern von den Americaniſchen Angelegenheiten, dem Baron Lahontan, einem Franzoſen, oder unſerm Lands⸗ manne, dem Doetor en der genugſame Gele⸗ genheit des Verfaſſers. 9 genheit hatte, ſich in den Sachen, wovon er ſchrieb, wohl zu unterrichten, einigen Glauben beymeſſen darf, wir ſicher ſchließen koͤnnen, daß in dieſem Striche verſchiedene zahlreiche und ziemlich geſit⸗ tete Voͤlker wohnen, welche gerne mit uns handeln wuͤrden, ob ſie gleich vor den Spaniern, als mit denen die meiſten unter ihnen beſtaͤndige Krie⸗ ge geführet, einen großen Abſcheu haben. Wenn wir unſrer Hoffnung kein weiteres Ziel, als die Gewißheit von Entdeckung dieſer Länder fegen duͤrften, in Anſehung deren weder ein Streit iſt, noch ſeyn kan: fo wuͤrde dieſes ſchon eine ſehr wichtige Sache ſeyn; zumahl wir, wenn die Schifffahrt einmahl in Gang gebracht und die Handlung feſtgeſetzet waͤre, jaͤhrlich eine große Menge wollener Manufaoturen und anderer Waa⸗ ren verkaufen, und ſehr koſtbare Sachen, auch vielleicht gar Gold und Silber zur Bezahlung zu⸗ ruͤck bringen koͤnnten. Es iſt nicht noͤthig hievon weitlaͤuftiger zu handeln; denn die Sache iſt ſo klar und deutlich, daß die bloße Erzaͤhlung der⸗ ſelben zu unſrer Abſicht zureichend iſt, und voll- kommen zeigt, daß der Handel auf der nordweſt⸗ lichen Seite von America alle Sorge, Mühe e URS — 2 —— — Ger une ** * 10 Vorrede und Unkoſten, welche dieſe Entdeckung erfordern moͤgte, reichlich belohnen müffe. | Gleichergeſtalt ift es überaus wahrſcheinlich, daß auf der nordweſtlichen oder rechten Seite der Fahrt und der See, worin ſie geht, viele große Laͤnder in einem uͤber dreyzehn hundert Meilen langen Striche zwiſchen Ne ultra und Japan, welches unter dem 38ſten Grade liegt, ſeyn muſ⸗ ſen. Es iſt zwar an dem, daß dieſe Laͤnder ganz unbekannt ſeyn, und daß wir nicht die geringſte Spur haben, ob ſich an dieſer Seite ein großes feſtes Land, oder nur Inſeln befinden. Allein wenn etwas wahres in den Nachrichten iſt, daß aus dieſen Laͤndern große Schiffe nach der nord-weſt⸗ lichen Seite von America kommen, um mit den Einwohnern zu handeln: ſo koͤnnen wir verſichert ſeyn, daß fie wohl bevoͤlkert, und daß dieſe Völker wohlgeſittet ſind, folglich daß die Handlung mit ihnen ſehr vortheilhaft ſeyn muͤſſe, ob es gleich unmöglich iſt zu ſagen, aus was fir Waaren der Vortheil entſtehen koͤnne. Jedoch dieſes konnte in wenigen Reifen entdeckt werden, und der Muth, den dieſe neuerfundenen Laͤnder uns machen wuͤrden, würde unſerm Vaterlande ungemeine Vortheile verſchaffen. Sonder Zweifel wuͤrde aller des Verfaſſers. 11 aller unſer Eifer und Fleiß dadurch wieder aufle⸗ ben, welcher ſich in den Zeiten ſo hervorthat, da man zuerſt einen Weg nach Oſt⸗ und Weſt⸗ In⸗ dien eröffnete; da alle Stände einen Trieb hat⸗ ten unſre Schifffahrt zu befoͤrdern, und da faſt je— der Hafen in England Fahrzeuge ausruͤſtete, um an der Handlung Antheil zu nehmen, durch welche ſich die Spanier und Portugieſen ſo ge⸗ ſchwinde und ſo ungemein bereichert hatten. Was | wir jetzo nur durch Muthmaßungen ſehen, würde alsdenn eine Gewißheit werden; und diejenigen, welche die nordweſtliche Durchfahrt nun als ein Gedichte betrachten, nebſt denen, welche ſich nicht darum bekuͤmmern, ob etwas an der Sache ſey, oder nicht, wuͤrden andere Begriffe bekommen und nach andern Grundſaͤtzen handeln. Kurz, fie wuͤr⸗ den ſo eifrig ſeyn ſich die Vortheile dieſer Entde⸗ ckung zu Nutze zu machen, als diejenigen, welche ſie zuerſt ſuchten; und die Liebe zu dieſer neuen Handlung wuͤrde ſo ſtark, als zu allen andern neuen Dingen ſeyn. Wir wuͤrden ſo dann von nichts als von dem Schiffbau und Ausruͤſtung ganzer nach dem nordlichen Indien beſtimmter Geſchwader hören, und die Hoffnung einen Antheil an den Vortheilen dieſes Handels zu haben, wuͤrde eben ſo 12 Vorrede ſo gewiß als unſre ehemaligen Entdeckungen und Colonien einen Haufen Fremde zu uns ziehen. Daß dieſes in Anſehung unſer, als einer Nation, wuͤrk⸗ liche und große Vortheile ſeyn wuͤrden, kan Nie⸗ mand leugnen, und daß man ſie vernuͤnftiger Weiſe, wofern dieſe Durchfahrt dereinſten gefunden wird, hoffen koͤnne, wird Niemand ſtreiten, der faͤhig iſt von dergleichen Sachen zu urtheilen. Allein außer dieſem Haupt-Nutzen, welcher, wie bereits angemerket worden, nothwendig aus der Erfindung einer ſolchen Durchfahrt entſtehen würde, giebt es noch andre zufällige Vortheile, die fo wohl beträchtlich, als unleugbar ſind; 3. E. die Eroͤffnung eines neuen und leichten We⸗ ges in die Suͤd⸗See, welcher von den Beſchwer⸗ lichkeiten, die man in der Schifffahrt um das Borges buͤrge Horn antrifft, befreyet iſt, und in Betracht der Länge mit der Fahrt aus Oſt-Indien gar sicht in Vergleichung kommt, welches die einzi— gen beyden bisher bekannten Wege dahin ſind. Dieſe Entdeckung wuͤrde uns gleichergeſtalt Mit⸗ tel an die Hand geben den großen zwiſchen Ame⸗ rica und Aſien liegenden Ocean zu unterſuchen, worin, wie wir gewiß wiſſen, viele ſehr reiche und anſehnliche Inſeln ſind, mit denen bisher Eu u⸗ des Verfaſſers. | 13 Europaͤiſche Nation einiges Verkehr hat. Mittelſt dieſer Durchfahrt wuͤrden wir auch eine kuͤrzere, ſicherere und beſſere Reiſe nach den reichen Inſeln welche oſtwaͤrts von Japan liegen, nach Japan ſelbſt, und nach den jenſeit derſelben liegenden Laͤn⸗ dern fo wohl als nach Corea und Ching bekommen. Dieß iſt keine mittelſt der Einbildung gemachte Be⸗ ſchreibung erdichteter Vortheile, ſondern eine auf⸗ richtige Erzaͤhlung der Folgen, welche eine ſolche Ente deckung nothwendig haben muß, und welche ſo wohl Feinde als Freunde zugeben muͤſſen. Was die Traͤume der erſteren in neuern Zeiten, von der Gefahr und der Schwuͤrigkeit der Schifffahrt durch Hudſons Meer⸗Enge und Meer: Buſen, und von der unertraͤglichen Kaͤlte in dieſen nordlichen Gegenden anlanget: ſo iſt davon gar nicht mehr die Frage. Wir wiſſen, daß diefe Schifffahrt bey weitem nicht ſo gefaͤhrlich iſt, als man ſie beſchrie⸗ ben hat; und bey dem Beſchluß der folgenden Bogen ſollen die Gruͤnde gezeiget werden, nach welchen man vermuthen kan, daß dieſe Durchfahrt weder enge noch mit Eiſe angefuͤllet ſey, ſondern daß man dieſelbe in einem Sommer hin und her * koͤnne. Nach i ll 14 Vorrede Nach dieſer kurzen Erklaͤrung der nothwendi⸗ gen Folgen aus der Erfindung der nordweſtlichen Durchfahrt, darf man ſicher behaupten, daß dies felben die Betrachtung derjenigen wohl verdienen, welche der Handlung und Schifffahrt, d. i. der Sicherheit, der Ehre und Wohlfahrt von Groß britannien wohl wollen. Dieſe Folgen ſind ſo beſchaffen, daß ſie uns gewißlich aus der Schlaͤf⸗ rigkeit und Traͤgheit, worin wir durch Nachlaͤßig⸗ keit und eine allzugroße Liebe zu den Ergoͤtzlich⸗ keiten augenſcheinlich gerathen ſind, aufwecken muͤſſen. Sie ſind ſo beſchaffen, daß ſie uns die Mittel anzeigen, wodurch wir uns aus allen un⸗ fern Beſchwerlichkeiten herauswickeln und unfre Handlung dergeſtalt vergrößern koͤnnen, daß wir neue Capitalien bekommen um alte Schulden zu tilgen und dadurch die Landguͤter und unſre Hands werksleute von der Laſt der Auflagen zu befreyen, woruͤber ſie ſich ſo lange beklagt haben, und wor⸗ uͤber ſie ſich, wofern ihnen nicht durch ein der⸗ gleichen Mittel eine Erleichterung verſchaffet wird, vielleicht noch viel laͤnger beklagen werden. Sie ſind endlich ſo beſchaffen, daß ſie das Anliegen aller und jeder in einer gluͤcklichen Uebereinſtimmung zu vereinigen ſcheinen, und die Bemuͤhungen der⸗ jeni⸗ des Verfaſſers. 15 jenigen befördern, welche ihr eigenes Vermögen an⸗ zuwenden wuͤnſchen, in der Abſicht dem gemeinen Weſen einen ſo großen Dienſt zu erweiſen , als die Ausführ. 1g dieſer Entdeckung gewißlich ſeyn wuͤrde. Aus was fuͤr Gruͤnden die Unterneh⸗ mung urſpruͤnglich angefangen; wie ſie von Zeit zu Zeit mit einiger Gefahr, vieler Arbeit und nicht wenigen Koſten fortgeſetzt; wie dieſelbe, nachdem man ſie viele Jahre hindurch aufgegeben hatte, wieder erneuret, wieder fortgeſetzt und wie⸗ der bey Seite gelegt worden; wie ſie der Hudſons⸗ Baͤy⸗Geſellſchaft den Anfang gegeben, und wie man ſeit der Errichtung dieſer Geſellſchaft, wel⸗ che nunmehro uͤber achtzig Jahre gedauret hat, davon ſo wenig bis vor weniger Zeit gehoͤret ha⸗ be, iſt in dem erſten Theile diſes Werks zum Un⸗ terricht des Leſers, in der Abſicht ihm ein Licht zu geben, und keinesweges ihn in Irrthum zu führen, hiſtoriſcher Weiſe erörtert worden. In dem andern Theile werden die Urſachen, aus welchen die letzte Reiſe beſchloſſen worden, deut- lich und umſtaͤndlich erzaͤhlet; es wird darin die Reife ſelbſt, nebſt der Ueberwinterung der beyden Schiffe in Hudſons Meerbuſen und den von ihnen hernach gemachten Entdeckungen dee nd 16 Vorrede Und obgleich dieſelben den Ort, wo die Durch⸗ fahrt iſt, nicht vollkommen zeigen: ſo ſcheinen ſie doch die Gewißheit derſelben feſtgeſetzet zu haben. Denn gleichwie wir aus dem erſten Theile klar erſehen, daß Johann Cabot, welcher der erſte Urheber dieſer Unternehmung, eben ſo wie Co⸗ lumbus es von derjenigen war, durch welche Weſt⸗ Indien entdeckt worden, dafür hielte, daß dieſe Fahrt nicht weit nordwaͤrts, ſondern / wie er, oder aus ſeinen Nachrichten ſein Sohn Sebaſtian fie in feiner Karte verzeichnete, zwi ſchen dem öiſten und 64ſten Gr. der Breite läge: alſo erhellet auch daraus, daß alle fernere Verſuche durch die Straße Davis und Lumleys⸗Meer⸗ Enge zu nichts anders dieneten, als offenbar zu zeigen, daß Zeit und Arbeit auf dieſe Reiſen ver⸗ geblich angewandt waͤre, und daß die Unternehmung bloß innerhalb den von ihm angezeigten Graͤnzen mit einem wahrſcheinlichen guten Erfolge fortges ſetzet werden koͤnnte. Hiezu eröffnete Hudſon den Weg, indem er die Meer-Enge, die feinen Namen fuͤhret, entdeckte und in dem Meer⸗Bu⸗ ſen herumſchiffte, worin er ſein Leben verlohr. Der Ritter Thomas Button, welcher ihm zuerſt nachfolgete, hatte von der Art und Weiſe | die des Verfaſſers. e die Fahrt zu ſuchen einen ſehr richtigen Begriff, ob er ſich gleich daruͤber nicht ſo deutlich erklaͤret hat, als er billig haͤtte thun ſollen. Der Haupt⸗ mann Lucas Fox iſt ziemlich ſcharf beurtheilet worden: allein dem ungeachtet war er gewiß ein guter Seemann, ob er gleich ein ſehr ſchlechter Schriftſteller geweſen iſt. Seine Anmerkungen ſchicken ſich wohl zur Sache, und leiten uns nach den vernuͤftigſten Gruͤnden zu der einzigen Ge⸗ gend der Kuͤſte von Hudſons Meerbuſen, wo Zeit und Mühe nuͤtzlich angewandt werden kan. Und gleichwie nach den Gruͤnden, die aus der Vergleichung dieſer Reifen hergenommen find, und nach denen, die man aus des Hauptmann Middletons Nachrichten vor ſeiner Reiſe, und aus den in ſeiner Reiſebeſchrei bung angefuͤhrten Umſtaͤnden angemerkt hat, die letzte Reiſe ange⸗ ſtellet worden: alſo hat diefelbe einen jeden Punkt, worauf die Wuͤrklichkeit dieſer Fahrt beruhete, klar erwieſen und dadurch unſre Hoffnung gewiß gemacht, obgleich der Ausgang damit nicht vollig uͤbereinſtimmte. | Alles dieſes iſt in dem dritten Theil, wie man befinden wird, völlig ins Licht geſetzt und genug⸗ ſam dargethan; e hat darin die Gruͤnde kuͤrz⸗ 0 18 Vorrede kuͤr lich angefuͤhret, welche dienlich ſind uns zu einer neuen Unternehmung in Betracht dieſer Fahrt aufzumuntern: immaßen ſo viele Urſachen vorhanden ſind ſie zu ſuchen, und zu vermuthen, daß ſie ungeachtet ſo vieler mißlungenen Verſuche nicht lange vergeblich werde geſucht werden. Und gleichwie man, wie der Leſer bey dem Durchleſen dieſes Werks befinden wird, billig bedauret hat, daß wir keine beſondre Nachrichten von den ehr⸗ wuͤrdigen Perſonen haben, welche dieſes Unter⸗ nehmen in den vergangenen Zeiten ſo lange und mit ſolcher Emſigkeit fortgeſetzt haben: alſo habe ich, um einen dergleichen Vorwurf bey der Nach⸗ welt zu vermeiden, ein Verzeichniß derjenigen beygefuͤget, die ſich zu Beſtreitung der Koſten bey der letzten Unternehmung unterzeichnet ha⸗ ben, und die ſich wegen des gluͤcklichen Fort⸗ gangs dieſes ruhmwuͤrdigen Werks noch alle Muͤhe geben, welches ungeachtet der von dem Parlament darauf geſetzten Belohnung und eini⸗ ger anderer Vortheile, die daher entſtehen möge ten, im Fall eines gluͤcklichen Erfolges, dem ge⸗ meinen Weſen doch einen unendlich groͤßern Nutzen, als ihnen ſelbſt verſchaffen muß. In eben ſol⸗ cher Abſicht iſt auch dieſe Abhandlung ace welche * | des Verfaſſers. 19 welche eine ſo kurzgefaßte und ſo vollſtaͤndige Vor⸗ ſtellung der ganzen Sache vom Anfange bis zum Ende, fo wohl in Betracht der Nachrichten, als der Beweisgruͤnde enthaͤlt, als man nur hat zu⸗ ſammenbringen koͤnnen. Der Haupt⸗Endzweck, den ich mir vorgeſetzet habe, beſtehet darin, daß man zur Wahrheit gelangen und dieſelbe hiernaͤchſt in das helleſte Licht ſetzen moͤgte; und wofern ich dieſes dergeſtalt verrichtet habe, daß es der Brit⸗ tiſchen Nation zum Vortheil gereichen koͤnne: ſo iſt dieſes alles, was ich gewuͤnſchet oder verlan⸗ get habe. Mit dieſer Verſicherung wird das Werk dem Urtheile und dem Schutze des aufrich⸗ tigen Leſers uͤberlaſſen, welcher die Muͤhe, die man ſeinentwegen angewandt hat, nothwen— dig in einige Betrachtung ziehen muß. Inhalt Inhalt des Werkes, Der erſte Theil enthaͤlt die Geſchichte der vort⸗ gen Reiſen. Johann Cabots Reife im Jahre 1499 3 g Irrthümer, welche dabey verbeſſert werden 4 hf Nachricht von Sebaſtian Cabo = 6 des Ritters Martin Irobishers erſte Reiſe - 9 zweyte Reiſe 10 dritte Reiſe 11 Anmerkungen über dieſe Reifen a = 12 Hör; Hauptmann Fentons Verhaltungs⸗ Befehle f | 13 * wegen einer nordweſtlichen Durchfahrt ee z 0 * Hauptmann Daviſens erſte Reiſe 10 ach zweyte Reife e,, e 9 8 dritte Nee = . 10 A. Hauptmann Jacob Laneaſters cht 1. von dieſer Durchfahrt . „ N N Hauptmann Weymuths Reiſe n 0 anni von Hauptmann Bud ſon und ſeinen 15 3 N = N Nik 008 ) Seite Seine letzte ungluͤckliche Reiſe s a 29 des Ritters Thomas Buttons 5 und Entdeckung s = 32 Merkwuͤrdige Vögel und Thiere kur der Kuͤſte von Hudſons Meerbufen . s 35 Gibbons und Bylots Reifen + ⸗ 46 Baffins Reiſe 7 3 75 48 Hauptmann Lucas Sorens Reiſe : 54 Hauptmann Jacobs von Briſtol Reiſe 5 62 Anmerkungen über feine Reiſe⸗Beſchreibung 65 Ein Verſuch wegen dieſer Entdeckung aus Neu : England . . ie. Urſprung der Hudſons⸗Baͤy⸗ Geſelſchaft 76 Nachricht von Barlows Reiſe s a 77 des Hauptmann Scroggs Reiſe P 79 Hauptmann Middletons Gruͤnde für eine nordweſtliche Durchfahrt 5 P 82 Seine Reife um diefelbe zu entdecken 84 Schluͤſſe, die aus diefem Theile des Werks gezogen ſind. 2 a s 98 Der zweyte Theil Enthaͤlt die Geſchichte der in der Dobbs⸗ Gallen und California in den Jahren 1746 und 1747 geſchehenen Reifen. Bewegungsgruͤnde zu dieſer Neife . 107 die Verhaltungs- Befehle der Haupleute 113 o S 9 9) des Verſaſſers Abreiſe N N Anmerkungen über das Triebholz in den nord» lichen Meeren 2 , über die in der See ſchwimmende Eisberge Nachricht von den Eskimaux⸗ Indianern Entſchluß in Hudſons Baͤy zu überwintern Ankunft zu Port⸗Nelſon . . Nachricht von unſerm 1 Aufenthalt i im Winter ⸗ Beſchreibung des 1 5 ⸗ der Einwohner . 5 Betruͤbte Wuͤrkungen des Scharbocks Beſchreibung von Nork- Sort 5 ⸗ Abreiſe um die Entdeckung fortzuſetzen Betrachtung uͤber des Magnet⸗ Steins Eigen⸗ ſchaften . s . Beſchreibung der nordlichen Eskimaur Beobachtung der Ebbe und Flut zu Cap Fry Wagers Straße unterſuchet - welche ein Meerbuſen zu feyn befunden ward Nachricht von dem Streit zwifchen Herrn Ar⸗ thur Dobbs und dem Hauptmann Middle⸗ ton wegen der Fluten in dem Willkommen Unterſuchung dieſer Fluten s 2 P Urſachen des Nebels in dieſen Gegenden Wahre Urſachen des Roſtes > NN 4 — nnn nn nn Pe = Te n a 3 27 1 S 9 0 Eu TR 4 AQauruͤckreiſe der Dobbs⸗Galley und der Cali⸗ | 2 ffeornia nach England a * 314 | Der dritte Theil | Enthält die Beweisgruͤnde fuͤr eine d Surchfähet. Gründe, welche von den Gewaͤchſen, den Winden, der Witterung und der Geſtalt des Landes, if: * ferner von dem Zeugniſſe der 1 her⸗ 5 AR genommen find. s 320 125 Die Beſchaffenheit der Ebbe und Flut wird x unterſucht = . 326 I Sie reimet fih in Hudſons Meabuſen nicht mit * 525 den gemeinen Regeln s = 321 - F 1 Einwuͤrfe gegen die Meinung, daß fie aus der 5 Sid: See komme, werden beantwortet 341 Beweis fuͤr die Wuͤrklichkeit einer Durchfahrt, der von den dort befindlichen Wallfiſchen her⸗ genommen iſt. ⸗ 349 Dieſe Durchfahrt iſt nicht weit gegen Norden 351 Sie iſt weit und offen 5 5 353 Wo ſie zu vermuthen ſey 4 4 355 Beſchluß 3 * 361 8 90 EM * * De * K re, EINE NEUE KARTE von den Gegenden, wrırgö,und 1747. UN- Reiſe nach 4 Hudſons Meerbuſen. | Der erſte Theil, Ane ſtatt der Einleitung dienende Nachricht von den verſchiedenen zu Entdeckung einer nordweſtlichen Durchfahrt angeſtelleten Schiff⸗ fahrꝛen, worin die merkwuͤrdigſten Umſtaͤnde, die in allen verhandenen Beſchreibungen dieſer Reiſen vorkommen, enthalten find, und worin ausführ- 2 licher gezeigt wird, in voie weit dieſe Verſuche et⸗ „ was beygetragen um die Wahrſcheinlichkeit einer 9 ſolchen Durchfahrt zu bekraͤftigen, auf welcher die letzte in dieſer Abſicht geſchehene Unterneh⸗ 1 * mung gegruͤndet war. 1 . x N 15 her ruhmwuͤrdige Trieb zu Entdeckungen, welcher durch Befoͤrderung der Schifffahrt 0 15 und Erweiterung der Handlung in den * | letzten zwey hundert und funfzig Jahren fo unendlich groſſe Reichthuͤmer in Europa gebracht und inſonderheit die Seemacht dieſes Welt ⸗Theils zu einer ſo anſehnlichen Hoͤhe erhoben hat, daß die Europäer da⸗ durch unſtreitige Herren über den gröͤßeſten Theil der Erd⸗ kugel geworden find, hatte feinen Urſprung in dem Rd nigreich Portugall in den erſten Jahren des funfzehenten Jahrhunderts; und die erſten Verſuche, ſo wie ein jeder Anfang geringe iſt, geſchahen laͤngſt den Kuͤſten des erſter Theil. 2 großen * — — _ 2 Reife nach Sudſons Meerbufen. großen feſten Landes von Africa. Allein da die Portu⸗ gieſen. allmaͤhlig kuͤhner wurden, und durch einige gluͤck⸗ liche Unternehmungen Muth und Erfahrung bekamen; ſo entdeckten ſie im Jahr 1419. Madera, 1448. die ſo ge⸗ nannten Azoriſchen, 1449 die Capoverdiſchen In⸗ ſeln, und 1486. das Vorgebuͤrge der guten Hoffnung, welchem ſie daher dieſen Nahmen beylegten, weil ſie nun⸗ mehr Hoffnung hatten um daſſelbe einen Weg nach In⸗ dien zu finden. Das Geruͤchte von dieſer Entdeckung, welche mehr durch Fleiß und Standhaftigkeit, als mittelſt einer wuͤrcklichen Kenntniß von den Regeln der Schiff⸗ fahrt geſchehen war, veranlaßte den Columbus, einen Mann, der ſo wohl eine groſſe Wiſſenſchaft, als eine voll⸗ kommene natuͤrliche Geſchicklichkeit beſaß, auf ein edleres und vernuͤnftigeres Mittel zu denken, wodurch eben die⸗ ſelbe Abſicht befördert werden koͤnnte. Er gelangte auch endlich, nach Ueberwindung vieler und fehr groſſer Schwuͤ— rigkeiten, mit ſeinen Entwurf zum Zwecke, und begab ſich am nıten October 1492 auf die Reiſe, deren Folge die Etdeckung von America war. Es iſt der Welt genungſam bekannt, daß er zu eben dieſer Unternehmung unſerm Koͤnige Heinrich VII. durch ſeinen Bruder Bartholomaͤus Vorſchlaͤge thun laſſen, welche dieſer weiſe Fuͤrſt annahm; obgleich dieſes dem Columbus nicht eher bekannt ward, als nachdem er die vorgeſchlagene Entdeckung ins Werck gerichtet hat⸗ te. Wiewohl nun die Abſicht des Monarchen fehlſchlug, ſo hatte doch die R „ welche er hatte blicken laſſen Erſter Theil. 3 laſſen Dinge von dieſer Art zu befoͤrdern, fo eine gute Wuͤrkung, daß Johann Cabot, ein Venetianer, der ein ſehr geſchickter Seemann war, und ſich verſchiedene Jahre in England aufgehalten hatte, dadurch aufge⸗ muntert ward dieſem Koͤnige ſeine Dienſte zu Entdeckung eines nordweſtlichen Weges nach Indien anzutragen. Er erhielte auch zu dem Ende einen koͤniglichen im rıten Jahre der Regierung Heinrichs VII. ausgefertigten Brief, worin ihm nebſt vielen andern vorzuͤglichen Rechten die Gewalt ertheilet ward unbekannte Laͤnder zu entdecken, ſie einzunehmen und anzubauen, mit der einzigen Bedingung, daß er mit ſeinen Schiffen nach dem Hafen Briſtol zu⸗ ruͤckkommen ſollte. Im Fruͤhlinge des 149 7ſten Jahres lief er von Bri⸗ ſtol mit einem Schiffe, das auf des Koͤnigs Unkoſten ausgeruͤſtet, und drey oder vier kleinen Fahrzeugen, wel⸗ che von den dortigen Kaufleuten mit groben Huͤten, Tuch, Schnuͤren ꝛc. geladen waren, auf ſeine Entde⸗ ckung aus. Den ꝛ2aſten Junius um fünf Uhr des Mor⸗ gens ſahe er Land, welches er aus dieſer Urſache Prima Viſta oder das zuerſt geſehene Land nannte und welches ein Stuͤck von Neuland war, und hernach entdeckte er noch ein kleines Eyland, welchem er den Namen St. Jo⸗ hann gab. Er brachte drey Wilden und eine eintraͤgliche Ladung mit ſich nach Haufe, wofür er auch auſſer der Rit⸗ ter⸗Wuͤrde, fo er erhielte, anſehnlich belohnet ward. Gleichwie er in dieſer Reiſe bis zu dem Vorgebuͤrge von Florida ſegelte; alſo wird er mit Recht als der erſte Erz u A 2 finz 4 Reife nach Sudſons Meerbuſen. finder von Nord - America angefehen‘; und hieraus leiten unſere Koͤnige, wie der Ritter Wilhelm Monſon aumerkt, ihre Unfprüche auf die Oberherrſchaft dieſes Landes her, welche fie ſeither mit fo gutem Fortgange fo wohl in Betracht ihrer eigenen Ehre, als des Vor⸗ theils ihrer Unterthanen ausgefuͤhrt haben. Wir ſehen alſo, daß der Urſprung unſrer Colonien und folglich unſ— rer weitlaͤuftigen Handlung und unſrer Seemacht von dieſem Plan eine Durchfahrt in Nord- Welten nach Indien zu entdecken, herruͤhre. Ob nun dieſes einen ſol— chen Plan der allgemeinen Gewogenheit und Schutze nicht auf eine auſſerordentliche Weiſe anpreiſen ſolle muß der Entſcheidung des Leſers anheimgeſtellet werden; und ob die fortgeſetzte Bemuͤhung dieſen Weg zu finden nicht ins kuͤnftige, wenn man auch den groſſen Endzweck, den man dadurch zu erhalten ſucht, nicht in Betrachtung zieht, ſehr vortheilhafte Folgen haben duͤrfe, iſt der Zeit, die es entdecken wird, zu uͤberlaſſen. Aber es mag da- mit gehen, wie es wolle, ſo muß man geſtehen, daß diefes kein ſchlechter Anfang geweſen ſey. g Die geringe Kenntniß, welche unſre heutigen Schrifte ſteller von dieſer Sache beſitzen, iſt Urſache, daß wir ſo⸗ wohl von der Abſicht dieſer Schifffahrt, als von den damit verbundenen Umftänden, ſehr dunkle, wiederſprechende und verrwirrete Nachrichten haben. Viele ſchreiben dieſelbe dem Sebaſtian Cabot zu, ohne ſeines Vaters im geringſten Erwehnung zu thun; und Ramuſto, wie⸗ wohl Erſter Theil. 5 wohl er ſonſten ſehr richtig ift, hat in demjenigen, was er in dieſem Punkte meldet, ſehr viele Fehler begangen, ob er gleich ſagt, daß er es aus einem Briefe des Se⸗ baſtian Cabots hergenommen habe. „Unſer Lands⸗ „ mann, ſagt er, welcher eine groffe Erfahrung und voll⸗ „ kommene Geſchicklichkeit ſo wohl in den Regeln der „Schifffahrt, als in der Welt⸗Beſchreibung hatte, ſe⸗ V, gelte laͤngſt der Kuͤſte von Weu⸗ Frankreich und „„ noch weiter, da er in den Dienſten Heinrichs VII. „ von England war, und er meldet mir, daß, nach⸗ „ dem er lange in Weſt gen Norden über dieſe Inſuln „ in den 67. Gr. 30 Min. geſegelt und am zıten Jun. „ eine offene See ohne einige Verhinderung gefunden „ huͤtte, er gar nicht zweifelte auf dieſem Wege nach „ Cataſa, welches in Oſten liegt, zu kommen, und es „, auch gethan haben würde, wenn er nicht durch einen „ Aufſtand unter den Bots Leuten, die ihn zwangen nach „ Haufe zu gehen, daran verhindert worden wäre. , Fuͤr das erſte war Sebaſtian Cabot kein Venetianer, ſondern ein zu Briſtol gebohrner Engloͤnder; und ob es gleich wahr iſt, daß er die Reiſe mit ſeinem Vater that, fo war er doch damahls nur ein Knabe, und folglich konn⸗ te er zu der Zeit keine große Geſchicklichkeit in der Schiff⸗ fahrt haben, ſondern erlangte fie erſt hernach. Ferner iſt in der Breite ein Irrthum von 1o Graden. Unter⸗ deſſen erhellet aus dieſer Erzehlung offenbar, daß die Reiſe wegen Entdeckung eines nordweſtlichen Weges un⸗ A 3 ter⸗ Ser — . —— — . Be = = „„ SE BRETT, ST ee ee — — — — — — = — > Se er IR EEE ee ir — ee — * m — i | 9 Wi} Nail A ID; 6 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ternommen worden, welches die Urſache iſt, warum ich dieſelbe angefuͤhrt habe. Allein Sebaſtian Cabot ſelbſt giebt in einem Brie⸗ fe an den Paͤbſtlichen Geſandten in Spanien noch eine klaͤrere Nachricht von dieſer Sache; denn er meldet darin, daß der Plan nach Indien mit einem nordweſtlichen Laufe zu gehen aus der Betrachtung der Form der Erdku⸗ gel entworfen worden. Er merkt ferner an, daß da er unvermuthet Land angetroffen, (denn er haͤtte geglaubt keines zu finden, als bis er die Kuͤſte der Tartarey er⸗ reicht haben wuͤrde, ) er laͤngſt der Kuͤſte bis zur Hoͤhe von 56 Gr. geſegelt, und wie er befunden, das ſolches Land oſtwaͤrts ging, er die Unternehmung aufgegeben und fich ſüͤdwaͤrts gewandt hätte. Es iſt mehr als wahrſcheinlich, daß dieſer mißlungene Anſchlag den Sebaſtian Cabot, welcher, wie wir angemerkt haben, mit ſeinem Vater dieſe Reiſe verrichtete, ſo kleinmuͤthig gemacht, daß er von da an alle Hoffnung aufgegeben dieſes Unternehmen gluͤcklich auszuführen, und folglich alle Gedanken fahren laſſen ſich damit weiter zu beſchäftigen. Es iſt ſehr glaublich, daß er hernach auf einen füdlichen Weg nach Indien gedacht; denn im sten Jahre Königs Heinrichs VIII. that er eine Reiſe nach Braſilien, und ward bald darauf verleitet in Spaniſche Dienſte zu gehen. Im⸗ mittelſt daß er ſich dort aufhielte, ward er von einer Ge⸗ fellſchaft von Kaufleuten beſtellet ein Geſchwader durch die neuentdeckte Magellaniſche Meerenge nach Oſt⸗In⸗ dien \ Erſter Theil. . dien zu fuͤhren: allein ſtatt dieſes zu thun, lief er in den Fluß dela Plata ein, entdeckte das Land an beiden Sei⸗ ten, that eifrige Vorſtellungen, daß man daſelbſt oder in Paraguay eine Colonie anlegen ſollte, und blieb in die⸗ fen Gegenden auf fuͤnf Jahre. Die uͤble Begegnung des Spaniſchen Hofes veranlaßte ihn zu den Gedanken wie⸗ der nach England zu gehen, welches er ſolglich auch be⸗ werkſtelligte und befoͤrderte hier verſchiedene See⸗Reiſen zu Entdeckung eines nordoͤſtlichen Weges. Und ob er gleich darin eben ſo wenig gluͤcklich war, als ſein Vater, da er einen Weg in Nordweſten ſuchte: ſo haben wir doch dieſen Unternehmungen unſre Ruſſiſche Handlung, die der Nation ſo wichtige Vortheile gebracht, und die groͤn⸗ laͤndiſche Fiſcherey zu danken, welche viele Jahre mit ſehr groſſem Nutzen getrieben worden. Es war aus zwey Urſachen noͤthig dieſer Umſtaͤnde, die das Leben und die Verrichtungen Sebaſtian Cabots betreffen, Erwehnung zu thun; erſtlich, um zu zeigen, daß, obgleich dieſe Entwuͤrfe eine nordöftliche und nordweſtliche Durch⸗ fahrt zu entdecken, einige Unkoſten verurſachet und keine von beiden der Hoffnung, die man davon hatte, bisher ein Genuͤgen gethan, ſie dennoch in ihren Folgen der Engliſchen Nation ſo groſſe Vortheile zuwege gebracht haben, daß keine Urſache vorhanden iſt uns von der Fort⸗ ſetzung dieſer Unternehmungen abſchrecken zu laſſen, ſo lange noch einige Hoffnung eines gluͤcklichen Erfolges uͤbrig bleibt. Zum andern, weil wir aus dieſen Nachrich⸗ ten die wahre Urſache deutlich erſehen, warum man bey A 4 nahe en — — . x EEE unge —— - _. . _ — „ 5 nn . De a — 8 Reife nach Audfons Meerbuſen. nahe achtzig Jahre lang alle Gedanken von einem nord⸗ weſtlichen Wege bey Seite geſetzet habe. Denn zu dieſer Zeit war groͤſtentheils Sebaſtian Cabot, als Director der Ruſſiſchen Handlungs-Geſellſchaft, der Ober⸗ Aufſeher und faſt der einzige Rathgeber bey allen unſern See⸗Reiſen, die um Entdeckungen zu machen an⸗ geſtellet worden, wie fo wohl aus den von ihm aufgeſetzten und den EN welche einen nord = öftlichen Weg ſuchen follten , ertheilten Anweiſungen, als auch aus verſchiedenen koͤniglichen Briefen, Vollmachten und andern öffentlichen Urkunden klar iſt, in welchen ſeiner mit groſſen Ehren gedacht und er als der Vater und Stif⸗ ter der Engliſchen Schifffahrt betrachtet wird. Es er⸗ hellet zwar nicht, daß er ſich jemahls mit ausdrücklichen Worten wieder die ferneren Anftalten in Nord-Weſten eine Durchfahrt zu ſuchen erklaͤret habe: allein gleichwie es aus ſeinem oben angefuͤhrten Schreiben offenbar iſt, daß er die Hoffnung voͤllig aufgegeben hatte ſolche Durchfahrt zu finden; alſo kan man gar wohl vermuthen, daß waͤhrend ſeinem Leben, und wenn man den groſſen Einfluß, den er in Sachen von dieſer Art hatte, betrachtet, kein Plan zu einer ſolchen Entdeckung würde angenommen und be⸗ foͤrdert worden ſeyn; und daher dürfen wir uns nicht wun— dern, daß eben zu der Zeit, da kaum ein Jahr verging, daß nicht ein oder der andre Entwurf zu Beförderung der Hands lung und der Schifffahrt gemacht wurde, von dieſem ganz ſtille geſchwiegen und ſo wenig daran gedacht ward, als wenn derſelbe niemahls in Vorſchlag gebracht wor⸗ Erſter Theil. * worden, oder ein einziger ungluͤcklicher Verſuch auf einer ſonſt niemahls beſuchten Kuͤſte, hinlaͤnglich geweſen wäre alle Hoffnung zu vernichten und eine gaͤnzliche Verzweife⸗ lung zu würfen, daß man in einer fo wichtigen Sache et⸗ was ausrichten wuͤrde, deren Folgen den damahligen zu allerhand Unternehmungen ſo geneigten Seefahrern ſo wohl bekannt waren. | Allein nach feinem Tode that der Hauptmann Mar⸗ tin Frobisher, ein ſehr geſchickter Seemann, der ſei⸗ ‚nem Entwurfe funfzehn Jahre nachgeſonnen hatte, den Vorſchlag zu einer Reif um in Nord-Weſten neue Ent⸗ deckungen zu machen. Und weil er von dem Grafen Am⸗ brofius von Warwick, einem Herrn, der bey der Koͤ⸗ niginn Eliſabeth in groſſen Anſehen ſtund, unterſtüͤtzt ward, ſo wurden fuͤr ihn zwo Barken, der Gabriel und der Michael, jede von fuͤnf und zwanzig Tonnen, nebſt ei⸗ ner Pinaſſe von zehn Tonnen ausgeruͤſtet. Er ſegelte von Blackwall den ısten Jun. 1576, und als er ungefehr ei- nen Monat in der See geweſen war, riſſen die Botsleute auf dem Michael aus, giengen zuruͤck nach Haufe und. 5 berichteten, daß er verlohren waͤre. Der Hauptmann ſetzte dem ungeachtet ſeine Reiſe fort und gieng durch eine Meer⸗Enge zwiſchen zwoen Inſeln, welcher er feinen eis genen Namen gab. Er lief bis in die Breite von 63 Gr. 8. Min. herauf, und weil er das Unglück hatte fünf von feinen Botsleuten, die er an das Land fegte, zu verlie⸗ ren; fo entſchloß er ſich nach England zuruͤck zu kehren, und brachte einen Wilden, welchen er gefangen genommen ) boce, — 2 > en m N — * 2 _ = . * > B See RER en 75 > I hi), | il N 10 Reife nach Hudſons Weerbuſen. hatte, mit ſich. Er verließ die Inſel, wo ihm dieſes Ungluͤck begegnet war, den 20ſten Auguſt, und am iſten October kam er gluͤcklich zu Narmuth an. Unter an⸗ dern Seltſamkeiten, welche er mit ſich brachte, befand ſich auch von ungefehr ein Stuͤck von einem ſchwarzen Steine, welches als eine nichtswuͤrdige Sache einer von ſei⸗ ner Rheeder Frauen geſchenket ward. Dieſe warf es ins Feuer, und wie es darin gluͤend, und hernach in Wein⸗ eßig abgeloͤſchet ward; fo bemerkte man darin, als es kalt war, einige Funken, welche wie Gold glaͤnzten. Hierauf wurden Proben damit angeſtellet, und die Gold⸗ ſchneider verſicherten, daß es Gold hielte; worauf man Anſtalten zu einer neuen Reiſe machte und von den da⸗ durch zu erhaltenden e ſehe groſſe Hoffnung hatte. In dieſer andern Reiſe hatte Hauptmann Frobisher ein koͤnigliches Schiff, die Huͤlfe genannt, von zwey hundert Tonnen, und die zwey Barken Gabriel und Michael. Er ſegelte den zıften May 1577. ab, und entdeckte den 16ten Jul. die Landſpitze, welche an dem Eingange von Frobishers Meer + Enge liegt, und wel⸗ che er das Vorgebuͤrge der Königinn Eliſabeth nannte. Es ſcheinet nicht, daß er ſich viele Muͤhe gege⸗ ben etwas in dieſer Reiſe zu entdecken, ſondern ſich nur begnuͤgt habe, ungefehr zweene Centner von dem vermeyn⸗ ten Gold⸗Erz an Bord zu nehmen, welches hernach nichts nutze befunden ward. Ob er gleich ſeine verlohrne Bots⸗ Leute mit allem Fleiſſe 185 ; ſo war es doch umſonſt. m nahm Erſter Theil. f 11 nahm darauf zwey Wilden, einen Mann und ein Weib mit fi) und gieng den 24ten Auguſt nach England unter Segel, wo er den r7ften September zu Padſtow in Cornwall auf dem königlichen Schiffe ankam. Die Barken wurden unterwegens getrennet, und der Gabriel lief zu Briſtol ein, der Michael aber kam, nachdem er um Schottland geſegelt war, gluͤcklich zu VNarmuth an. Die Koͤniginn Eliſabeth war mit den Nachrichten, die ſie von dieſer Reiſe empfieng, ſo wohl zufrieden, daß ſie zu einer dritten allen Vorſchub that, und dem nun entdeckten feſten Lande den Namen Meta incognita beylegte. | Die Hoffnung, welche man fo wohl von dieſem be⸗ reits entdeckten neuen Indien, als auch von der Durch⸗ fahrt nach dem alten hatte, welche faſt fuͤr gewiß gehal⸗ ten ward, thaten eine ſolche Wuͤrkung, daß man den Ent⸗ ſchluß faßte ein Geſchwader von funfzehn Segeln das fol⸗ gende Jahr auszuruͤſten, welches eine Colonie von hun⸗ dert und zwanzig Perſonen dorten zuriick laſſen und drey Schiffe an die Küfte zu ihrer Verwahrung legen ſollte. Die Koͤniginn beſchenkte auch den Hauptmann, um ihm eine deſto gröͤſſere Ehre zu erzeigen „ mit einer goldnen Kette. Er ſegelte den zıften May 1578. von Harwich und kam auf den Kuͤſten ſeines neu entdeckten Landes an, allwo fie von einem Sturm uͤberfallen wurden, in welchem das Schiff zu Grunde gieng, worauf der Bauzeug zu ih⸗ rem Hauſe war. Es ward alſo keine Pflanz⸗Statt in dem Lande angelegt, und man konnte auch weder 1 1 ers ee — — u — N x 12 Keife nach Hudſons Meerbuſen. ſhers Meer⸗Enge, noch die Goldgrube finden; ſondern ſie kamen nach vielem Ungemach, ohne was wichtiges ver⸗ richtet zu haben, am Ende des Septembers nach Eng⸗ land zuruͤck. Man ſagt, daß der Hauptmann Frobis⸗ her bey ſeiner Meynung in Betracht der Entdeckung ei⸗ ner nordweſtlichen Durchfahrt geblieben ſey, ungeachtet er zu ſolchem Ende niemahls eine Reiſe mehr gethan hat. In dem berühmten See⸗Gefechte mit der Spaniſchen Flotte 1588. war er Hauptmann des Kriegs⸗Schiffes, der Triumph, und verhielte ſich ſo wohl, daß er mit der Ritter⸗Wuͤrde beehret ward. Sechs Jahre hernach bez kam er eine Wunde bey der Einnahme von Breſt, und ſtarb gleich nach feiner Zuruͤckkunft zu Plymuth durch die Ungeſchicklichkeit feines Wundarztes. Hauptmann For merkt hiebey mit Recht an, daß es aus den Nachrichten, die wir von dieſen dreyen Reiſen haben, das Anſehen hat, als ob Frobisher und die mit ihm waren, dieſes Goldland fuͤr ſich ſelbſt haͤtten behalten wollen. Denn auſſer der Breite von Frobishers Meer⸗Enge iſt keine von ihnen verzeichnet worden; und was Meta incognita betrifft, ſo iſt nunmehro wohl be⸗ kannt, daß es Groͤnland ſey. Herr Egede, welcher uns die beſte Beſchreibung, die man hat, von piefem Lande gegeben, redet von diefen Entdeckungen alſo. „In „Kallen See⸗Karten, ſagt er, wird man Frobishers „ Meer⸗Enge und den Baͤren⸗Sund abgezeichnet fin⸗ „den, welche zwey groſſe an dem feſten Lande liegende „ Inſeln formiren ſollen, und welche, wie ich dafür hal⸗ | te, », laͤndiſchen Küfte zu finden find. Denn ich konnte » nichts dergleichen in meiner im Jahr 1723. unternom⸗ es menen Reiſe antreffen, da ich ſuͤdwaͤrts um Entde⸗ „ ckungen zu machen gieng, ob ich gleich auf dieſem Wege »> bis zum 6often Grade kam. Aber jetzo ſetzen die neuern „ Karten die nordliche Meer-Enge unter den Szften und o die ſuͤdliche unter den Gaften Grad. Es ſcheinet nicht ganz unwahrſcheinlich zu ſeyn, daß Frobishers Meer ⸗ Enge und Inſel, welche er das Vorgebuͤrge der Koͤniginn Eliſabeth nannte, (denn er befand hernach, daß es eine Inſel war,) an der oͤſtli⸗ chen Seite von Groͤnland und vielleicht nicht in einer ſo hohen Breite liegen, als er ſie abgezeichnet hat. Auſſer einigen andern Gruͤnden, die ich habe dieſes zu behaupten, und welche mir zu viel Zeit wegnehmen wuͤrden, wenn ich ſie hier anfuͤhren wollte, duͤrfte vielleicht die folgende Stel⸗ le aus Herrn Egedes Buch den Leſer auf gleiche Gedan⸗ ; cken bringen. „In meiner Reiſe, die ich vornahm um Entdeckun, 5 „ gen zu machen, fand ich auf einer kleinen Inſel, wo >» wir anlandeten, einen gelben Sand, der mit einigen Zin⸗ „ Nober = oder roͤthlichen Strichen vermiſcht war, und „ wovon ich den Ober⸗Aufſehern der Groͤnlaͤndiſchen 5 „ Geſellſchaft zu Bergen etwas uͤberſandte, um damit », eine Probe zu machen. Sie meldeten mir darauf zur „ Antwort, daß ich mich bemühen ſollte von dieſem San. » de fo viel als mir möglich wäre, zu bekommen. Al⸗ 8 lein Erſter Theil 1 3 fe, gar nicht, zum wenigſten nicht auf der Groͤn⸗ — . — - a SEELEN es = Reife nach Hußfons Meerbuſen. lein fo wohl zu ihrem, als meinem Ungluͤck konnte ich die Inſel, wo ich dieſen Sand bekommen hatte, nicht „wieder finden, weil es nur ein kleines und wenig bedeu⸗ tendes Eyland war, welches zwiſchen ſehr vielen andern lag; und das Zeichen, welches ich daſelbſt aus Vorſicht aufgerichtet hatte, war von dem Winde niedergeriſſen worden. Dem ungeachtet iſt eine genugſame Menge von eben der Art hin und wieder in dem Lande gefun⸗ den worden. Wenn daſſelbe verbrannt wird, veraͤn⸗ dert es feine vorige Farbe in eine roͤthliche, welches auch geſchicht, wenn es eine Zeitlang dicht verſchloſſen gehal⸗ ten wird. Ob dieſes von eben der Art Sand ſey, oder nicht, von welchem der Ritter Martin Frobisher einige hundert Tonnen nach England mitgenommen, und welches viel Gold in ſich gehalten haben ſoll, von dem auch ferner einige Daͤniſche der Brönländifchen Geſellſchaft gehörige Schiffe im Jahr 1636. eine dadung nach Copenhagen gebracht haben, iſt eine Frage, die ich nicht zu entſcheiden gedenke. Unterdeſſen kan ich fo viel verſichern, daß ich nach meiner wenigen Erfah⸗ rung in der Chymie einen Verſuch gethan habe, ob ich „etwas daraus abziehen oder abſondern koͤnnte: allein meine Arbeit iſt allezeit vergeblich geweſen. Ueber haupt muß ich ſagen, daß ich niemahls eine andre Art „ Sand finden konnte, die entweder Gold oder Silber in „ ſich hielte. In einer andern Stelle ſeines Buchs ziehet er die Wahrheit von Frobishers Beſchreibung dieſes Landes in Zweifel, und ſcheinet aus dem Gold⸗ Sande, Erſter Theil. | 15 Sande, welches er von daher brachte, wenig zu machen. Dem ungeachtet geſtehet er, daß ein Daͤniſcher Haupt⸗ mann im Jahr 1636. zwey Schiffsladungen von dieſem Sande aus der Straße Davis auf Unkoſten des Groß⸗ Canzlers von Daͤnnemark nach Hauſe gebracht habe. Als die Gold⸗ Schmiede zu Copenhagen damit die Probe machten, fo thaten fie den Ausſpruch, daß es bloſſer Sand und nichts werth wäre, worauf man denfelben in die See warf. Der arme Hauptmann zog ſich dieſes aus Scham dergeſtalt zu Gemuͤthe, daß er aus Verdruß ſtarb. Al⸗ lein nach feinem Tode fiel etwas weniges, welches der Groß⸗Canzler davon aufgehoben hatte, in die Hände eines geſchicktern Kuͤnſtlers, welcher daraus gutes Gold, und dieſes noch dazu in einer betraͤchtlichen Menge zog. Des Ritters Frobishers glänzender Sand hatte dieſes Glück nicht, welches ihm in ſeinen ferneren Abſichten zu Entde⸗ ckung eines nordweſtlichen Weges einigen Nachtheil brachte. | | In Frobishers anderer Reiſe war ein gewiſſer Eduard Fenton, ein Mann von einer guten Familie und ein groſſer Liebling des Grafen von Warwick, Hauptmann auf dem Gabriel. In der dritten Schiff⸗ fahrt war er Befehlshaber auf der Judith und Contra⸗ Admiral der Flotte. Er hatte von der Unternehmung ei⸗ ne ſo gute Meynung „daß, da er auf einen Kriegs⸗Zug nach Weſt⸗Indien ausgeſchickt ward, er in feine Verhal⸗ tungs⸗Befehle, welche den gten April 1582. ausgefertiget waren, einen Articul einruͤcken ließ, worin ihm aufgege⸗ | ben 16 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ben ward, daß er aus der Suͤd⸗See einen nord⸗weſtlichen Weg zu entdecken ſuchen ſollte. Allein da die wuͤrkliche Abſicht dieſer Reiſe war auf die Spanier zu kreuzen; fo ſegelte er nach der Braſiliſchen Kuͤſte, allwo er ein Spaniſches Geſchwader antraf, welches er ſchlug und bald darauf nach Hauſe zuruͤckkehrte, ohne weiter zu ge⸗ hen, obgleich der Ritter Wilhelm Monſon meldet, daß eines von ſeinen Schiffen abgegangen und wuͤrklich durch die Magellaniſche Meer⸗Enge geſegelt fen. Unter andern, welche mit Herrn Fenton in feiner un⸗ ternehmung zu Schiffe gegangen waren, befand ſich auch Herr Johann Davis, ein ſehr verftändiger und geſchick⸗ ter Seemann. Gleichwie er ein eifriger Verfechter der Wahrſcheinlichkeit einer nordweſtlichen Durchfahrt war: alſo ſchickte ihn eine Kauſmanns⸗Geſellſchaft von London und andern in den weſtlichen Theilen Englands gelegenen Oertern auf die Entdeckung aus und ließ zwey Barken, die eine genannt der Sonnenſchein von funfzig Tonnen, und die andere der Mondſchein von fuͤnf und dreyßig Tonnen ausruͤſten. Er ſegelte von Dartmuth den 7ten Jun. 1585, und den 2zoften Jul. entdeckte er bey dem Ein⸗ gange der Meer⸗Enge, welche ſeinen Namen fuͤhrt, das Land, welches er die Verwuͤſtung (Defolation) nannte. Am 20ſten deſſelben Monats ſahe man wieder Land in der Breite von 64 Gr. 15 Min. und hier ſtieg er auf der Kuͤſte aus und machte ſich mit den Einwohnern bekannt, welche er ein ſehr hoͤfliches, umgaͤngliches und ehrliches Volk zu ſeyn befand. Den ten Auguſt war er Erſter Theil, | 17. er in der Breite von 66 Gr. 46 Min. in einer offenen See, und legte ſich in einer ſchoͤnen Bay vor Anker, na⸗ be bey einem großen Gebuͤrge, deſſen fteile Felſen eine Gold⸗Farbe hatten, und welches er das Gebuͤrge Raleigh nannte. Die Rheede hieß er Totneß, das nordliche Vorgebuͤrge Dyers Cap, und das ſüͤdliche Cap Walſingham. Den uten deſſelben Monats gab er der ſüblichſten Landſpitze den Namen Cape of Gods Mercy, b. i. das Vorgebuͤrge der göttlichen Barmherzigkeit „und gieng hernach in eine ſchoͤne Meer⸗Enge, durch welche er nord ⸗ nord- weſtwaͤrts ſegelte. Obgleich in der Mitte Eylande lagen; ſo war doch der Weg an belden Seiten gut. Er fand auf dem Lande Merkmahle von deuten und beobachtete, daß die Flut ſechs oder ſieben Klaftern hoch gieng, konnte aber nicht entdecken, woher ſie kaͤme. Den aıften fegelte er nach England, und den zoten Sept. kam er zu Narmuth an. Es ſcheinet, daß er der erſte geweſen fen, der die weſtliche Seite von Groͤnland unterſuchet hat, an welcher er bis zur Höhe von 64. Gr. 15. Min. ſegelte, und auf der andern Seite machte er Etndeckun⸗ gen bis zu der Höhe von 66. Gr. 40. Min. und kam gluͤcklich nach Haufe, 6 | | | Dieſe Reife brachte den Hauptmann Davis in ſo großes Anſehen, daß er aufs neue mit vier Schiffen aus: _ geſchickt ward. Dieſe waren die Sirene von hundert Tonnen, der Sonnenſchein, der Mondſchein und der Nord Stern von zehn Tonnen. Er ſegelte von Dart⸗ muth den 7den ip 1586. und den sten Jun. entdeckte erſter Theil. g 1.3 er * 18 Reife nach Hudſons Meerbuſen er Land unter dem 60. Gr. nordl. Breite und dem 47. Gr. weſtl. Länge von London. Allein da das Eis ihn hin⸗ | derte ſich demſelben zu nähern, fo ſahe er ſich genöthiget bis zum 57ſten Gr. zuruͤckzugehen, in der Abſicht daſſelbe vorbey zu ſegeln und die offene See wieder zu gewinnen, welches er auch that. Den 29ſten deſſelben Monats entdeckte er wieder Land unter dem 64 Gr. nordl. Breite und dem 58. Gr. 30 Min. weſtlicher Laͤnge von London. Er gieng hier an das Land und handelte mit den Eins wohnern, von welchen er weitlaͤuftige Nachrichten giebt, die wenig von denen unterſchieden find, die der Leſer auf einigen der folgenden Blätter finden wird. Er merkte an, daß dieſes Land durch viele groſſe Meer⸗Engen und Buch⸗ ten unterbrochen war. In der Mitte des Julius ſandte er die Sirene nach Hauſe und ſetzte ſeine Reiſe in dem Mondſcheine fort. Am iſten Auguſt entdeckte er Land unter dem 66. Gr. 33. Min. nordl. Breite, und dem 70 Gr. weſtl. Laͤnge von London. Er ſahe viele Buchten, wagte ſich aber in keine, und den ıgfen deſſelben Monats begab er fich auf den Weg nach Haufe und kam im An⸗ fange des Gctobers gluͤcklich in England an; daß er alſo in dieſer andern Reiſe nicht ſo viel, als in der erſten ausrichtete, welches vieleicht daher ruͤhren mogte, daß er Befehlshaber uͤber ein Geſchwader war. Ben ſeiner Zuruͤckkunft ſchrieb er einen Brief an Herrn Sanderſon, welcher Schatzmeiſter der Geſell⸗ ſchaft war, worin er ausdrücklich ſagte, daß er die Durch⸗ fahrt zu einer Gewißheit gebracht hätte, und daß fie an ei⸗ 5 nem heilen sit 9 nem von vier Oertern, die er bemerkt haͤtte, oder ganz und gar nicht vorhanden fern muͤſſe. Er fügte noch hin⸗ zu, daß kuͤnftige Entdeckungen ohne weitere Unkoſten ge⸗ macht werden koͤnnten, immaſſen die Fiſcherey mehr, als dieſelben ausmachten, abwerfen wuͤrde. In dieſer Hoffe nung ward er zum drittenmahl ausgeruͤſtet und hatte den Sonnenſchein, die Eliſabeth von Dar tmuch und die Helena von London bey ſich. Er ſegelte von Dart⸗ much den igten May; den naten Jun. entdeckten fie Land und den ıöten ankerten fie in einem Hafen, wo ſie mit den Einwohnern handelten. Den zöſten deſſelben Monats war er in der Breite von 72 Gr. 12 Min. auf der Weſt⸗Seite von Groͤnland. Die noͤrdlichſi. Spitze des Landes, welches er ſahe, nannte er Hope Sanderſon; er lief darauf 48 Meilen und weiter weſtwaͤrts ohne Land zu Geſichte zu bekommen. Den izten Jul. erblickte er das Gebuͤrge Kaleigh. Den 23ſten warf er an dem En⸗ de des Meer- Bufens Anker und nennete die dortigen In⸗ ſeln Cumberlands Eylande. Den 25ſten ſtund er ei⸗ nen groſſen Sturm aus und den 3often entdeckte er zwi⸗ ſchen dem 62 und 6zſten Gr. eine Bucht, welche er Lum⸗ leys Inlet nannte. Den ısten Sept. kam er nach Dartmuth zuruͤcke, und in einem an Herrn Sander fon von ihm geſchriebenen Briefe behauptet er die Wahrſcheinlichkeit einer Durchfahrt durch die Strafe, welche feinen Namen führte, In dieſer Meynung iſt er auch, wie der Ritter Monſon uns meldet, Lebens⸗ lang geblieben. Obgleich dieſer nicht glaubte, daß man 2 bie FREE nn er — acer — — — — — — — 2 . 3 2 » — == re SE 20 Reife nach Hudſons Meerbuſen. die gedachte Durchfahrt ausfindig machen wuͤrde; ſo ge⸗ ſtehet er dennoch, daß des Hauptmanns Davis Beweis⸗ Gründe für dieſelbe ſehr ſcheinbar wären. | Nach diefer dritten Reiſe des Hauptmanns Davis wurden die Schifffahrten zu Entdeckung eines nord - weſt⸗ lichen Weges einige Jahre bey Seite geſetzt: aber die Meynung, daß derſelbe irgend einmahl gefunden werden konnte oder würde, erhielte ſich allezeit in ihrem Anſehen, und der Ritter Humfred Gilbert, ein wackerer und ge⸗ lehrter Edelmann, der ein Halb⸗Bruder des eines ewigen Andenkens wuͤrdigen Ritters Walter Baleighs war, ſchrieb eine ſehr artige und nach Beſchaffenheit der da⸗ mahligen Zeiten ſehr vernünftige Abhandlung von dieſer Sache und wuͤrkte einen koͤniglichen Brief zu Anbauung des weſtlichen Theils von America aus, allem Vermuthen nach in der Abſicht dieſe Entdeckung fortzuſetzen. Es ka— men zu eben der Zeit einige andere Schriften von gleichem Inhalt zum Vorſchein, und aus den darin erwehnten Schriftſtellern erhellet ganz klar, daß der Begriff von eis nem nord weſtlichen Wege damahls unter den geſchickteſten Weltbeſchreibern und den verſtaͤndigſten Seeleuten in Spanien, Portugall und Italien allgemein geweſen, der Verſicherungen nicht zu gedenken, wodurch einige als ganz gewiß zu behaupten ſuchten, daß wuͤrklich Schiffe aus Oſt⸗Indien durch dieſen Weg zuruͤckgekommen waͤ⸗ ren. Es wuͤrde ein ganz Buch noͤthig ſeyn, wenn man eine deutliche und vollſtaͤndige Nachricht von allen dieſen Sachen geben wollte; und daher mag es zu unferm Vor⸗ | haben ster Shell ert An > m haben genung ſeyn ein einzelnes und in der That recht ſon⸗ derbares Exempel von dem Anſehen zu geben, worin dieſe Meynung bey ſehr verſtaͤndigen Leuten, welche Schifffahr⸗ ten nach Oft: Indien gethan haben, geſtanden hat. ö Der Hauptmann Jacob Lancaſter war im Fruͤh⸗ linge des Jahrs 1600 mit vier groſſen Schiffen dahin ge⸗ ſchickt worden, welches die erſte Flotte war, die eine Engliſche Oſt Indiſche Geſellſchaft jemahls in dieſe Gegenden geſandt hatte. In ſeiner Zuruͤckreiſe auf dem Drachen ward er von einem Sturm auf der Hoͤhe des Vorgebuͤrges der guten Hoffnung uͤberfallen, worin fin Schiff das Steuer-Ruder verlohr, und auch ſonſten dergeſtalt beſchaͤdiget ward, daß man ihn zu bereden ſuchte ſich zu feiner Sicherheit auf den Hector, ein anderes von der Geſellſchaft Schiffen, zu begeben. Allein dieſer wackere und ſorgfaͤltige Officier, welcher glaubte, daß ſeine Gegenwart mehr, als alles andre zu Erhaltung des Schiffs, worin er ſich befand, beytragen wuͤrde „ wegerte ſich es zu verlaſſen und begnuͤgte ſich einen Brief an die Geſellſchaft zu ſchreiben, worin er ihr meldete, fie mögte verſichert ſeyn, daß er alles moͤgliche thun und ſo wohl fein eigenes, als das Leben derjenigen, die bey ihm wären, aufſetzen wuͤrde um das Schiff nebſt der Ladung zu retten. Zuletzt fuͤgte er noch dieſen merkwuͤrdigen Anhang mitten in feinen betruͤbten Umſtaͤnden hinzu: die Durchfahrt nach Oſt; Indien iſt unter dem 62 Gr. 30 Min. in Nord⸗Weſten an der Americaniſchen Seite. Hieraus kan man ſchlieſen daß dieſer Mann, welcher wegen feines. treffli⸗ B 3 s 35 Es — — — — = u u 22 | Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. chen Verhaltens und wegen feiner Herzhaftigkeit und Redlichkeit hernach zum Ritter geſchlagen ward, dieſes fo wohl als eine Sache von groſſer Gewißheit, als groſſer Wichtigkeit anſahe; denn ſonſten wuͤrde er deſſen nicht in einem ſolchen Briefe, zu einer ſolchen Zeit und unter ſol— chen Umſtanden Erwehnung gethan haben. Es iſt ganz und gar nicht unwahrſcheinlich, daß dieſes zu folge der von der Geſellſchaft ihm ertheilten Anweiſung geſchehen ſeyn mag. Denn wer die Sache reiflich erwegt, wird der Meynung ſeyn, daß an einer ſolchen Entdeckung nieman⸗ den unter dieſer Nation mehr gelegen war, als der Oſt⸗ Indiſchen Geſellſchaft. Die Betrachtung aller dieſer Umſtaͤnde und vielleicht dieſe Stelle in des Hauptmanns Lancaſters Schreiben, welches damahls viel Redens verurſachte, bewegte die Buſſiſchen und Tuͤrkiſchen Handlungs⸗Geſellſchaften ungefehr funfzehn Jahre nach der Zuruͤckkunft des Hauptmanns Davis von ſeiner letzten Reiſe, zu dem Entſchluß noch einmahl zwey Schiffe zu Aufſuchung eines nord⸗weſtlichen Weges auszuſchicken. Dieſe wurden von dem Hauptmann Georg Weymouth, einem geſchickten Officier und erfahrnen Seemann, gefuͤhret. Er gieng den zten May in einem Schiffe, genannt die Entdeckung von ſiebenzig Tonnen, nebſt einem andern, von ſechzig Tonnen, welches Gottgeleite hieß, und worauf Herr Johann Drew Befehlshaber war, unter Segel. Den aten Junius bekam er die Orcadiſchen Inſeln zu Geſichte; den Sſten war er in der Breite von 62 Gr. 30 W er ar⸗ Erſter Theil. a Warwicks Vorgebuͤrge entdeckte; und wie er laͤngſt der Kuͤſte weiter ſegelte, fand er groſſe Urſache zu glauben, daß es eine Inſel waͤre. Da er alſo dieſes muthmaßlich vorausſetzte; fo folgerte er daraus, daß Lumleys ⸗ und die naͤchſte ſuͤdliche Bucht nothwendig eine See ſeyn muͤ⸗ ſten. Und gleichwie dorten ein groſſer Strom weſtwaͤrts gehet, ſo hielte er die Hoffnung eine Durchfahrt zu finden für ziemlich gewiß. Er merkte ferner an, daß das ganze Americaniſche Land in verſchiedenen Stuͤcken beſtund. Den ıgten Julius machten feine Botsleute einen Auf⸗ ſtand und faßten den Entſchluß aus gewiſſen Urſachen, die ſie ihm anzeigten, nach England zurück zu gehen: jedoch erboten fie ſich zugleich, daß, wenn er mittelſt eines Nord⸗ Welt: Windes, welchen fie damahls hatten, in die Breite von 60 oder 57 Graden ſegeln und dort Entdeckungen machen wollte, ſie mit ihm alle Gefahr zu laufen ent⸗ ſchloſſen waͤren; hieraus ſchließt der Hauptmann Ser, daß er einige am Bord hatte, welche klüger, als er ſelbſt waren: allein da er ſich, (wie er ſagt) in der Breite von 68 Gr. 33 Min. befand, ſo wegerten ſich die Botsleute ſchlechterdings weiter zu gehen. Den 26ſten war er nach feiner Rechnung unter dem 61 Gr. 40 Min. in dem Ein⸗ gange eines Meerbuſens, in welchem er feiner Erzehlung nach hundert Meilen in Weſt gen Suͤden ſegelte, und er fügt hinzu, daß dieſer Meerbuſen vierzig Meilen breit, daß wenig Eis darin waͤre, und daß man dort mit mehr Wahrſcheinlichkeit als in der Straſſe Davis einen Weg | B 4 vermu⸗ x 24 Reife nach Audfons Meerbuſen. vermuthen konnte. Allein da die Kahres-Zeit ſchon weit verſtrichen und viele von feinen Botsleuten in beiden Schiffen krank waren; fo hielte er es fir gut nach Eng⸗ land zuriick zu gehen und kam den sten Auguſt glücklich zu Dartmuth an. Der Hauptmann Lor iſt der Mey⸗ nung, daß die von Davis und Weymouth gegebene Nach⸗ Der Berfaffer der unten angeführten Neiſe-Beſchreibung in Hudſons Meer⸗Enge glaubt aus dieſen Umſtaͤn⸗ den, „daß weymouth der erſte geweſen, der in die „ Meer-Enge, welche nachgehends von Zudſon den „Namen bekam, geſegelt iſt, und nicht Budſon. „ Ich ſehe nichts, ſagt er, was hiewieder eingewandt „ werden koͤnne; weder die Umſtaͤnde feines Laufs, 3 hoch die Breite der Meer-Enge, wenn man etwas 3, weiter hinein die Weite zwiſchen der ſuͤd- und nordli⸗ „chen Kuͤſte betrachtet, find dieſem entgegen. Da „ auch das Waſſer am zoſten Jul. frey von Eife „ war: ſo trifft dieſes gleichfalls mit sudſons Meer-En⸗ e ge zuſammen; zudem fo findet man in dieſer Breite „ keine andere Meer-⸗Enge als dieſe, und Aumleys „„ Inlet. Die angegebene Abweichung der Magnet⸗ „„ Nadel (von 35 Min.) kommt auch mit der überein, „ die man in Zudſons Mrer-Euge wahrgenommen „hat., An Account of a voyage for the Difcovery of a North _ Wet - Paſſage by Hudſons Streights to te Weſtern and Southern Ocean of America, per form'd in the Year 1746. and 1747. in the Ship California, by the Clerk of the ſaid Ship, Vol. 2. p. 103. Erſter Theil. | 25 Nachrichten dem Hauptmann Hud ſon in ſeiner Entde⸗ ckung vornehmlich zu Wegweiſern gedienet haben. Wir werden nun von dieſem groſſen, aber ungluͤckli⸗ chen Seemann etwas melden, der an Geſchicklichkeit we⸗ nigen nachgab, der in Betracht der Herzhaftigkeit von keinem uͤbertroffen ward, und dem es, was den Fleiß und Arbeit betrifft, kaum jemand gleichthat. Er ward von einer Geſellſchaft ſehr anſehnlicher Kaufleute, welche ent⸗ ſchloſſen waren einen kuͤrzern Weg nach Oſt⸗ Indien entweder in Norden, Nord⸗Oſten oder Nord⸗Weſten zu ent⸗ ** Eine neue Schifffahrt ward hieher im Jahr 1606. um: ternommen, da Herr Johann Knight, welcher das Jahr zuvor zu einer Reife nach Grönland von dem Koͤnige in Daͤnnemark war gebraucht worden, mit eis nem Schiffe von den Moſcowitiſchen und Oſt⸗Indi⸗ ſchen Handlungs: Gefelfchaften ausgeſchickt ward. Das war eine ſehr ungluͤckliche Reiſe. Als fie unter den Jo ſten Gr. an der Americaniſchen Kuͤſte waren, ſtieß ihr Schiff auf eine Klippe; und da der Hauptmann nebſt fünf andern an das Land gieng um einen Hafen zu ſuchen, worin fie das Schiff ausbeſſern konnten ka⸗ men nur zweene von ihnen, welche bey dem Bote zur Wache gelaſſen waren, wieder zurück; von dem Haupt⸗ mann aber und den dreyen, welche mit ihm auf einen Berg gegangen waren um ſich umzuſehen, ward nie⸗ mahls etwas mehr gehoͤret. Das Schiff kam mit ge⸗ nauer Noth nach Neuland, von da es, nachdem es ausgebeſſert worden, nach England zurüͤcke gieng, cit. Vol. II. p. 195. c P. 195 B : . ze — 26 Reife nach Sudſons Meerbuſen. entdecken, in Dienſte genommen. In dieſer Beſtallung ſuchte er einen jeden von dieſen Wegen, und es erhellet aus keinen jetzo am Tage liegeuden Nachrichten, daß jemahls eine Geſellſchaft fo groſſe Unkoſten aufgewandt, fo lange in ihrem Vorhaben ausgehalten oder ſo viel gethan habe, als die Kaufleute, in deren Dienſten Hudſon ſtund: und gleichwol kan man nicht wahrnehmen, daß fie dabey einige beſondre oder eigennuͤtzige Abſichten hatten, ſondern ſie nahmen alle dieſe Sorgen wegen der Vorthei⸗ le auf ſich, die dem gemeinen Weſen zu gute gekommen ſeyn wuͤrden, wofern fie in ihren Bemühungen gluͤcklich geweſen waͤren. Es iſt mit Recht zu bedauren, daß die Namen dieſer großmuͤthigen Perſonen der Nachwelt nicht aufbehalten worden. Denn alles, was man von ihnen weiß, iſt dieſes, daß es gewiſſe ehrwuͤrdige Kaufleute zu Londen geweſen. Damahls ſonder Zweifel, und lange hernach, als Purchas feine Sammlung ausfertigte, war es eine fo wohl bekannte Sache, daß es unndthig ſchien ihre Namen kund zu machen: daher kommt es ungluͤckli⸗ cher Weiſe, daß dasjenige, was man damahls aus der Acht ließ, bey den kuͤnftigen Zeiten in einer ewigen Ver⸗ geffenheit bleiben muß. | Die erſte Reife, welche der Hauptmann Hudſon in den Dienſten der Geſellſchaft zu Entdeckung eines Weges nach Oſt⸗ Indien vornahm, war diejenige, da er gerade nordwaͤrts ſegelte. Er brachte darauf nicht völlige fünf Monate zu: denn er reiſete von Erſter Theil. beer von Graveſand den ıflen May 1607. ab, und kam da⸗ hin den ten September deſſelben Jahres zuruͤck. In dieſer Reiſe ſind verſchiedene Dinge ſehr merkwuͤrdig. Den izten Junius ſahe er Land, welches ein Stuck der öſtlichen Küfte von Grönland geweſen zu ſeyn ſcheinet. Den aıften deſſelben Monats ſahe man wieder Land in der Breite von 73 Gr. welches er Hold with Hope nannte, und man fand das Wetter maͤßig und angenehm; dahin⸗ gegen ſie unter dem 63 Gr. eine ſtrenge Kaͤlte ausſtunden. Den 27ſten waren fie in der Breite von 78 Graden, wo man auch ein gemaͤßigtes oder vielmehr warmes Wetter antraf: allein den 2ten Jul. ob fie ſich gleich in eben der Breite befanden, war es ſehr kalt. Den gten Jul. da fie noch in der Breite von 78 Gr. waren, hatten fie ſtil⸗ les Wetter und eine offene See und ſahen eine groſſe Men⸗ ge Treib⸗Holz. Man merkte an, daß eine blaue See insgemein voll Eis, ein gruͤnes Gewaͤſſer aber offen war. Den rqten Jul. ſandte der Hauptmann Sudſon feinen Schiffer und den Ober⸗Botsmann an das Land in dem 80 Gr. 23. Min. da er auf der Küfte von Spitzbergen oder Gruͤnland war. Sie fanden hier Spuren von Thieren, ſahen einige Wafler : Voͤgel und trafen einen oder zwey Baͤche mit friſchem Waſſer an, von welchem fie herzlich tranken, weil es heiß Wetter war. Wie fie die Sonne zu Mitternacht beobachteten, ſo befand man, daß fie 10 Gr. 40 Min. über dem Horizont war. Er ſe⸗ gelte noch bis zur Breite von 82 Graden herauf, und wuͤrde | weiter ee SE Seren — r PPP nn WE BE Ferne E - a — gen: —— EZ Se ee EZ — .- 3 Beiſe nach Hudſons Meerbuſen weiter gegangen ſeyn, allein er ward von dem Eiſe ger hindert. Er that hernach einen Verſuch um Groͤnland in Nord⸗Weſten zu ſegeln und alſo durch die Straße Davis nach Haufe zu gehen; aber er fand dieſes auch unmoͤglich. | Nach feiner Zuruͤckkunft ward ihm aufs neue aufge: tragen eine nord ⸗oͤſtliche Durchfahrt zu ſuchen. Er ſe⸗ gelte den 22ften April 1608. ab, und kam den ꝛaſten Au⸗ guſt deſſelben Jahrs zurück, Er that anfaͤnglich einen Verſuch zwiſchen Spitzbergen und Nova Zembla durchzugehen, aber das Eis hinderte ihn daran. Er ſe⸗ gelte darauf längft dem letztern Lande herunter und fand die Kuͤſte ziemlich angenehm; er hatte auch einige Hoffnung einen andern Weg, als durch die ſo genannte Meer⸗En⸗ ge Weygatz zu finden: allein da ihm dieſes auch fehl⸗ ſchlug, fo gieng er zurück um einen Verſuch zu thun, ob er einen nordweſtlichen Weg finden koͤnnte, wenn er in Lumleys Inlet ſegelte. Da er es aber unmoͤglich fand daſelbſt zeitig genug anzulangen; fo ſetzte er dieſes Vorhaben bey Seite und nahm ſeinen Weg nach Haufe. Im Jahr 1669. lief er wieder aus um einen nord ⸗oͤſtli⸗ chen Weg zu ſuchen; und nachdem er die Kuͤſte von No⸗ va Jembla vergebens unterſucht hatte, fo gieng er nach Meuland zuruͤcke, allwo er eine Zeitlang mit den Wil⸗ den handelte und von da nach Virginien ſegelte. Man kan billig vermuthen, daß er dieſes that um die Unkoſten der Reiſe zu mindern, damit die Geſellſchaft nicht uͤber⸗ druͤßig werden mögte, da fie, ohne daß etwas ausgerich⸗ tet Erſter Ebel 0.1.7 29 tet wuͤrde, einen beſtaͤndigen Verluſt hatte. Und nach ſeiner Zuruͤckkunft von hier unternahm er ſeine letzte und ungluͤckliche Reiſe recht i in der Abſicht einen 10 in Nord⸗ Weſten zu entdecken. | Er fegelte von Blackwall den 11 Ae rat und da er den Fluß nach der Rheede bey Lee herunter lief, fo ergriff er die Gelegenheit ſich eines gewiſſen Coleburne, eines ſehr geſchickten und erfahrnen Seemans, welchen ſeine Rheeder ihm als ſeinen Beyſtand an Bord gegeben hatten, zu entledis gen, indem er ihn nach London in ei⸗ ner Pinke mit einem Briefe zuruͤck ſchickte, worin er ſon⸗ der Zweifel dieſem ungewoͤhnlichen Verfahren die beſte Farbe anſtrich, die er nur konnte. Dieß war ein ſchlim⸗ mes Exempel fuͤr diejenigen, die ihn hernach an einem viel aͤrgern Orte aus dem Schiffe an das Land ſchickten. Am Ende des May ⸗ Monats erreichte er die Inſel Island, und lief an der nod - öftlichen Seite derſelben in einen Ha⸗ fen ein, wo er freundlich aufgenommen ward: allein hier eitffünden einige Streitigkeiten unter. feinem Volke „ wel⸗ che er nicht ohne Mühe beylegte. Den ıften Jun. ſegel⸗ te er von Island; den gten deſſelben Monats war er, wie er dafuͤr hielte, auf der Höhe von Frobishers Meer- Enge; den 1sten ſahe er das Land, welches Hauptmann Davis die Verwuͤſtung Deſolation) nannte; den 2aften kam er zum erſten in die Meer - Enge, welche ſeit der Zeit ſeinen Namen gefuhrt hat. Den sten Jul. war er in der Höhe von 60 Graden und gab dem Lande, welches er an ber ſuͤdlichen Seite der Meer⸗ Enge ſahe, den Na⸗ men U IM Inh) a SEE ee — * 1605 J 1 00 H 30 Reife nach Aubdfons Meerbuſen. men Deſire provoked, d. i das erweckte Verlangen. Den uten war er zwiſchen einigen Inſeln, welche er die Eylande von Gottes Barmherzigkeit (of God's Mer⸗ ey) nannte. Er befand in der Breite von 62 Gr. 9 Min- daß die Flut uͤber vier Klaftern ſtieg, und aus Norden kam; das Hohe Waſſer war um acht Uhr in dem neuen Monde. Den zten Auguſt gieng er durch die Meer⸗ Enge und merckte an, daß die Flut von Norden kam und fünf Klaftern auf dem Lande ſtieg. Das Vorgebuͤrge an dem Ausgange der Durchfahrt auf der oͤſtlichen Seite nannte er Cap Wolſtenholm, und das auf dem ſuͤd⸗ weſtlichen Ufer Cap Diggs. Er ſegelte bis an das En⸗ de der Bay und ſuchte mit groſſer Sorgfalt die Weſt⸗ Seite, womit er die Zeit bis zu Anfange des Septem⸗ bers zubrachte, da er ſeinen Schiffer Robert Ivett wegen feiner aufruͤhriſchen Aufführung abſetzte. Waͤrend der ganzen Reiſe fuhr er beſtaͤndig fort die Bay durch zu ſuchen, vermuthlich in der Abſicht eine Stelle zu finden, wo er uͤberwintern koͤnnte, und im Anfange des Novem⸗ bers fand er einen Ort an der ſuͤdweſtlichen Seite, wel⸗ chen er fuͤr ſehr bequem zu ſeinem Vorhaben hielte, und wo er das Schiff an das Ufer ziehen ließ. Gleichwie er bey ſeiner Abreiſe von England nur auf ſechs Monate mit Lebens⸗Mitteln verſehen, und er nunmehro ſolche Zeit voͤllig ausgeweſen war; alſo iſt leicht zu erachten, daß ſeine Seeleute groſſe Noth ausgeſtanden, worin er doch, wie es klar genung iſt, ſeinen Antheil zugleich mit ihnen ertragen hat. Im Anfange des folgenden Fruͤh⸗ | | lings A Erſter Theil. | 31 lings verrichtete er neun Tage lang eine kurtze Reiſe in ei⸗ ner Schalupe um einen Verſuch zu thun, ob er einige Wil⸗ den antreffen und Proviant von ihnen bekommen koͤnnte. Und wie ihm dieſes fehlſchlug, ſo kam er zuruͤck und ſetzte ſein Schiff in fertigen Stand um nach England zu ſe⸗ geln. Er theilte das Brodt unter die Leute „welche am Bord waren, aus, und gab ihnen ein ſchriftliches Zeugs niß, kraft deſſen ſie berechtiget wurden ihre Beſoldung zu fordern, im Fall er mit Tode abgehen ſollte, wobey er aus Mitleiden uͤber ihre Noth weinte. Aber es ſcheint, daß feine leutſeelige Gemuͤths⸗ Art bey denenjenigen ohne Wuͤrkung war ‚ mit welchen er zu thun hatte. Denn ein gewiſſer Heinrich Green, ein ruchloſer junger Menſch, welchen er in ſein Haus aufge⸗ nommen und vom Verderben errettet, auch ihn ohne Vor⸗ wiſſen ſeiner Rheeder an Bord gebracht hatte, machte ein heimliches Verſtaͤndniß mit dem vom Hauptmann Hud⸗ ſon abgeſetzten Schiffer Robert Ivett; und wie fie ſegel⸗ fertig waren; ſo ſetzten ſie den Haupmann nebſt ſeinem Sohn Johann Sudſon, der noch ein Knabe war, dem Herrn Woodhouſe, der die Mathematik ſtudierte und die Reiſe als ein Freywilliger that, und auſſer dieſen den Zimmermann mit fuͤnf andern in die Schalupe. Sie gaben ihnen wenige oder gar keine Lebens⸗Mittel, und kaum einiges Gewehr, und lieſſen fie auf eine höchſt bar⸗ bariſche Weiſe an dem elenden Ort, wo fie entweder vor | Hunger geſtorben oder von den Wilden ermordet worden. | | Die 32 Reife nach Zudſons Meerbuſen. Die Schiffleute ſtunden auf ihrer Rückreiſe alles Unges mach aus, welches ſie verdienten. Denn in einem Streit, welchen ſie mit den Wilden hatten, wurden Green und zwey feiner Gehuͤlfen getödtet; Robert Ivett, welcher verſchiedene Reiſen mit Hudſon gethan hatte, und der erſte Anſtifter aller dieſer Bosheit war, ſtarb unterwegens, und die uͤbrigen langeten mit unendlicher Muͤhe erſt in Irrland und endlich in England an. Abacue Pri⸗ cket war auch einer von ihnen. Er hat alle Nachrich⸗ ten, die wir von dem letzten Theil der Reiſe haben, ge⸗ ſchrieben, und war ein Bedienter des Ritters Dudley Diggs, durch deſſen Anſehen er vermuthlich der Strafe entgieng. Der Hauptmann Fox muthmaſſete, und Dies ſes mit gutem Grunde, daß derſelbe ſo tief als einer von ihnen in dieſem ſchaͤndlichen Handel verwickelt geweſen: allein bey feiner Zuruͤckkunft gab er vor, daß, da das Schiff bey Diggs Inſel in der Breite von 62 Gr. 44 Min. auf den Grund gekommen, eine groſſe Flut von Weſten es wieder flott gemacht, welches eine ſolche Hoff: nung zu Entdeckung des Weges gab, daß die Geſellſchaft ſo gleich beſchloß noch einen Verſuch zu thun, viel⸗ leicht in der Hoffnung den Hauptmann Hudſon, woſern er noch lebte, zu retten. Die Perſon, welche zum Anfuͤhrer in dieſer neuen Reiſe erwehlet ward, war Hauptmann Thomas But⸗ ton, der damahls in des Prinzen Heinrichs Dienften Aush, und der fo wohl ein geſchickter Seeman, als in an⸗ ; dern 2 Erſter Theil. 33 | dern Sachen ſehr erfahren war „ wie er denn auch nach⸗ gehends wegen ſeiner der Crone geleiſteten Dienſte zum Ritter geſchlagen worden. Er hatte zwey Schiffe, wo⸗ von das eine, worauf er ſelbſt war, die Reſolution, und das andere, welches der Hauptmann Ingram fuͤhrte, die Entdeckung hieß. Sie waren auf achtzehn Monate mit Lebensmitteln verſehen, worauf ſie im Anfange des Mayen 1612. unter Segel gingen und in Hudſons Meer⸗ Enge auf der ſuͤdlichen Seite der fo genannten Beſolu⸗ tion ⸗Eylanden einliefen, wo fie eine Zeitlang zwiſchen dem Eiſe feſt lagen. Er ſegelte darauf nach Diggs In⸗ ſel, wo er ſich eine Woche aufhielte, und während ſolcher Zeit eine Pinaſſe ausruͤſtete, welche er aus England in Stuͤcken mit ſich gebracht hatte. Als er darauf weſtwaͤrts ſegelte, entdeckte er Land, welches er Cary⸗ Swans Neſt nannte; von da gieng er ſudwaͤrts und ſahe in der Breite von 60 Gr. 40 Min. wieder Land, welchem er den Namen Zopes Checked, d. i. die gedaͤmpfte Hoffnung, gab. Hier ſtund er einen groſſen Sturm aus, welcher ihn ſuͤdwaͤrts trieb und ihn noͤthigte einen Hafen zu ſuchen, wo er den dadurch erlittenen Schaden ausbeſſern koͤnnte. Den ißten Auguſt lief er in eine Bucht ein, auf der nordlichen Seite des Fluſſes, welchen er von dem Namen feines Schiffers, welchen er dort begrub, Port⸗Nelſon nannte, und entſchloß ſich hier zu uͤberwintern. Dieſem⸗ nach legte er ſein kleineres Schiff voran und hernach die Reſolution, welche beide er mit Pfaͤhlen, die von Tan⸗ erſter Theil. C | nen 34 Reife nach Hudſons Meerbuſen. nen gemacht und mit Erde befeſtiget wurden, verwahrte, um ſie gegen Schnee, Eis, Regen oder Fluten ſicher zu ſtellen. Er brachte den Winter auf ſeinem Schiffe zu, in welchem er drey Feuer hielte: und ob er gleich, wie man nicht zweifeln darf, alle moͤgliche Vorſorge fuͤr ſeine Bots⸗ leute trug; ſo verlohr er dem ungeachtet viele von ihnen, und befand ſich ſelbſt die erſten drey oder vier Monate des Winters, der recht ſtrenge war, ſehr unpaͤßlich. Es iſt ſehr zu bedauren, daß wir kein ordentliches oder vollſtaͤndiges Tagebuch von feiner Reiſe haben; ob es gleich gewiß iſt, daß der Ritter Thomas Button ein ſehr voll- kommenes gehalten hat. Der Hauptmann For hat einen Auszug aus einem Theil deſſelben, der ihm vom Ritter Thomas Boe mitgetheilt worden, drucken laſſen: ar | lein da der Ritter Button uͤberaus ſtarke Hoffnung hatte die Durchfahrt zu finden, und ein groſſes Verlangen trug die Ehre der Entdeckung fuͤr ſich ſelbſt zu behalten, ſo ver⸗ helete er mit beſonderem Fleiß dasjenige, was billig haͤtte bekannt gemacht werden ſollen. Alles, was wir von dem erſten Theil ſeiner Reiſe wiſſen, iſt aus verſchiedenen Nach⸗ richten zuſammen getragen, die von verſchiedenen Haͤnden geſchrieben ſind, und aus denſelben ſiehet man, daß der Fluß ungeachtet der kalten Jahrs-Zeit bis zum roten Sebruar. nicht ganz zugefroren war, welches von den ſich öfters verändernden Winden herruͤhrte, fo daß es einige Tage warmes Thauwetter war, in andern aber eine ſcharfe und ſchneidende Kaͤlte verſpuͤret ward. An Lebens⸗Mit⸗ | teln Erſter Theil. © teln litten fie keine groſſe Roth, zumahl verſichert wird, daß ſie waͤrend dem Winter nicht weniger, als achtzehen hundert Rebhuͤhner und andres Geflügel erlegt haben. Dieß giebt mir Gelegenheit etwas von den Voͤgeln in Die: ſem Lande zu ſagen, welches dem Leſer fo wohl zum Ver⸗ gnuͤgen, als zum Unterricht gereichen duͤrfte. Das braune und fleckigte Birkhuhn, welches ſich das ganze Jahr hindurch in dem Lande um Hudſons Meer⸗ Buſen aufhält, iſt etwas dicker und länger von Leibe als ein Engliſches Rebhuhn, hat auch nach Verhaͤltniß ei⸗ nen laͤngern Schwanz. Der Schnabel iſt ſchwarz, und mit braunen Federn bedeckt; die Haut über dem Auge iſt roth. Die Federn auf dem Kopf, oben auf dem Halſe und den Ruͤcken herunter ſind dunkelbraun und mit an⸗ dern von einer dunkeln Pomeranzen⸗ und Aſchen⸗Farbe vermiſchet; die Kehle unter dem Schnabel hat eine gelb⸗ licht⸗weiſſe, der Hals und Bruſt eine dunkle Pomeran⸗ zen Farbe, mit ſchwarzen Flecken in der Form eines hal⸗ ben Mondes; unter der Bruſt und dem Leibe bis zum Schwanz ſiehet der Vogel weiß aus, welche Farbe aber von einer andern, die dem Milchrahm aͤhnlich iſt, ver⸗ dunkelt wird und mit ſchwarzen halben Monden geſorenkelt iſt; die Schenkel von dem Kniegelenke herunter bis zu den Fuͤſſen ſind mit einer Art von haarigten braunen Fe⸗ dern bedeckt und mit ſchwarzen untermiſcht; die Fuͤſſe ſind roͤchlich braun, und die drey Vorder ⸗ Klauen sen lang und ſchwarz; dieſe Klauen find zackigt, C2 die Seesen Re: REES ee » 36 Reife nach Sudſons Meerbuſen. die hinterſten aber an den Seiten glatt. Es iſt merk⸗ wuͤrdig, daß dieſe Voͤgel in dieſen Gegenden auf dem nie⸗ drigen Lande wohnen, obgleich eben dieſelbe Art bey uns nur auf den Gebuͤrgen und auf den Gipfeln der Berge ge— funden wird. | Das weiſſe Rebhuhn iſt von einer mittlern Größe zwiſchen unſern gemeinen Rebhuͤhnern und den Faſanen, und ſiehet dem vorigen ſehr aͤhnlich, auſſer daß ſein Schwanz etwas laͤnger iſt. Im Sommer ſind dieſe Voͤ⸗ gel meiſtentheils braun, aber im Winter werden ſie voll⸗ kommen weiß, wenn man die aͤuſſern Federn des Schwan⸗ zes ausnimmt, welche ſchwarz und weiß geſprenkelt ſind. In der kalten Jahres » Zeit ſetzen fie ſich die ganze Nacht in den Schnee nieder, und des Morgens fliegen ſie gerade in die Höhe um den Schnee abzuſchuͤtteln. Zu Mittage ſonnen ſie ſich und eſſen nur des Morgens und Abends. Sie brüten und bleiben das ganze Jahr hindurch in dieſen Gegenden, welches denen, die in dieſem Lande wohnen, ſehr zu ſtatten kommt. Aber uͤberhaupt iſt dieſer Vogel, wie der ſcharfſinnige und fleißige Herr Edwards anmerkt, ei⸗ gentlich kein Rebhuhn, ſondern gehöret zu einer Art von Birkhuͤhnern, welche ſo wohl in America als Europa gefunden werden, indem man ſie auf den Gebuͤrgen in Italien, der Schweiz und in Spanien, aber nirgends N in ſolcher Menge als in den Landschaften um Sudſons Meer⸗Buſen antrifft. * N . der I. 22 . N 2. 2 er ir FP rn ET reer ö ; j a Bl . Erſter Theil. u, 37 Der Pelican iſt in dieſem Lande auch ein gemeiner Vogel und etwas groͤſſer, als eine groſſe zahme Gans; der Ober⸗Kinnbacken des Schnabels iſt ſchmaler in der Mitte, als an beiden Enden, und ſchließt ſich in den un⸗ tern, auſſer gegen die Spitze, wo er ſich erweitert und den untern einſchließt. Die Spitze iſt roth, aber der Ober⸗ und Untertheil gegen den Kopf hat eine gelbe Farbe⸗ Wenn der Sack, den er unter dem Schnabel hat, trucken iſt, ſo gleicht er einer aufgeblaſenen Ochſen⸗Blaſe, und iſt erſtaunend groß, fo lange das Thier lebt. Der Kopf und Hals find mit weiten Federn bedeckt, der Leib hat eis ne unreine Aſch⸗Farbe; die Kiele an den Fluͤgeln ſind ſchwarz und alle Untertheile dunkel aſchenfaͤrbig, die Schenkel ſind kurz mit vier mittelſt einer Haut an einan⸗ der gefuͤgten Spitzen, die mittelſte davon iſt laͤnger als der Schenkel; ſo wohl die Schenkel als Fuͤſſe ſind von einer unreinen gelben Farbe, die gruͤn untermiſcht iſt, und die Klauen ſind dunkel. Dieſe Voͤgel ernaͤhren ſich vor⸗ nehmlich von Fiſchen und ſollen ſich faſt in allen Theilen der Erdkugel aufhalten; zum wenigſten iſt es gewiß, daß ſie hier und in den nordlichen Gegenden von Rußland gemein ſind. In Egypten giebt es deren auch viele, und zuweilen trifft man ſie bey dem Vorgebuͤrge der guten Hoffnung an, wo ſie weit groͤſſer find. Einer, der von aher gebracht worden, ward in England oͤffentlich ge- zeigt. Er war zweymahl fo groß, als ein groſſer Schwan, N e t und \ en esse — — — — — - 2 — — oa * — 38 Beiſe nach Zudſons Meerbuſen. und der Sack unter dem Schnabel fo weit, daß fein Huͤ⸗ ter mit leichter Mühe feinen Kopf darein ſtecken konnte. Es ſind in dieſem Lande auch einige beſondre Voͤgel in Anſehung ihrer Größe und Starke. Dahin gehöͤret der Adler mit dem weißen Schwanze, welcher ungefehr fo: groß als ein welſcher Hahn iſt. Sein Kopf iſt oben flach, der Hals kurz, die Bruſt voll. Er hat ſtarke Schenkel und nach Verhaͤltniß feines Leibes ſehr lange und breite Fluͤgel, welche dunkler am Rücken und lichter an den Seiten ſind. Die Bruſt iſt weiß geſprenkelt, die Kiele an den Fluͤgeln find ſchwarz, der Schwanz, wenn er zu⸗ ſammen gelegt iſt, ſo wohl oben als unten weiß, auſſer den rechten Spitzen der Federn, welche ſchwarz oder braun ſind; die Schenkel ſind mit dunkelbraunen Federn, durch welche an einigen Stellen weiße Pflaumfedern hervorſchei⸗ nen, und die Keulen bis recht auf die Fuͤße mit weichen Federn von einer roͤthlich braunen Farbe bedeckt. Er hat vier ſehr dicke und ſtarke Zehen an jedem Fuß, da⸗ von drey vor⸗ und einer hinterwaͤrts ſtehen; ſie ſind mit gelben Schuppen bedeckt und haben ſehr ſtarke Klauen von einer glänzenden ſchwarzen Farbe mit ſehr ſcharfen Spitzen. Außer dieſem giebt es noch verſchiedene Arten von Falken oder Habichten und andern Raubvoͤgeln. Die große gehoͤrnte Eule wird in dieſem Lande auch gefunden. Dieß iſt ein ganz beſondrer Vogel; er hat einen Kopf, we cher an Größe einem Katzenkopf ſehr wenig nachgiebt; die fo genannten Hörner beſtehen aus Federn, welche ſich recht * Aula mit Bam enge NE ** nacht uͤber dem Schnabel erheben; ff find unten weiß uns termiſcht, werden nach und nach rothbraun und die Spi⸗ ben find ſchwarz. Die groſſe weiße Eule, welche eine hellglaͤnzende Farbe hat, fo daß ſie kaum von dem S nee unterſchieden werden kan, trifft man hier gleichfalls an; fie bleibt das ganze Jahr hindurch in dieſem Lande, wo man ſie oft bey Tage fliegen ſieht, und frißt die weißen Reb⸗ huͤhner. Es giebt noch einige ſehr ſonderbare Thiere, welche, wie man insgemein dafür hält, dieſem Lande beſonders ei⸗ gen ſeyn ſollen. Unter denſelben iſt der weiße Baͤr merkwuͤrdig, welcher von dem gemeinen Bären ſehr un⸗ terſchieden iſt. Er hat einen langen Kopf und einen weit duͤnnern Hals, als andre Thiere von dieſer Art. Man ſagt, daß er ein Geſchrey macht, welches dem Bellen ei⸗ nes Hundes, der heiſer iſt, nicht ungleich ſeyn ſoll. Man findet ihrer ſo wohl große als kleine; ihr Haar iſt lang und weich, als Wolle; ihre Naſen und Maͤuler gleichwie auch die Klauen ſind ſchwarz; ſie ſchwimmen von einer großen Eisſcholle auf die andere und tauchen lange unter Waſſer. Nahe an der Seekuͤſte ernähren fie ſich vor⸗ nehmlich von todten Wallfiſchen; allein im Lande Bi. alles, was fie bekommen können. { Meerbuſen antrifft, gleicht an Geſtalt und Groͤßs einem ieber; der Kopf iſt eines Kaninchen ſeinem nicht unaͤhn⸗ C 4 bedeckt Erſter Theil. Hr 39. Das Stachelſchwein, welches man bey Zudſons lich; es hat eine platte Naſe, die ganz mit kurzem Haar Alan) N 49 Reife nach Sudſons Meerbuſen. bedeckt iſt; die Vorder-Zaͤhne, zweene oben, und zweene unten, ſind von einer gelben Farbe und ungemein ſtark es hat ſehr kleine Ohren, welche man kaum außer dem Fell ſehen kan; die Beine ſind auch ſehr kurz, allein die Klauen, deren es vier an den Vorder-und fünfe an den Hinter Fügen hat, find lang, inwendig hohl wie Schau⸗ feln, und ſehr ſcharf geſpitzt. Es iſt uͤber den ganzen Leib mit einem ziemlich weichen und ungefehr vier Zolle langem Fell bedeckt. Unter dem Haar oben auf dem Kopf, Leibe und Ruͤcken iſt es ſehr dicke, mit ſcharfen ſteifen Kie⸗ len beſetzt, welche weiß ſind. Dieſe haben ſchwarze Spitzen und find mit Haaren bewachſen; ſie laſſen ſich nicht leicht aus ziehen, wenn ſie in die Haut gegangen ſind. Dieſes Thier macht gemeiniglich ſein Neſt unter den Wurzeln großer Baͤu⸗ me undbringt viele Zeit mit Schlafen zu; es ernaͤhrt ſich vornehmlich von Baumrinde, frißt Schnee im Winter und ſaͤuft Waſſer im Sommer, huͤtet ſich aber forgfältig in daſſelbe zu gehen. Die Wilden eſſen es, und halten ſein Fleiſch fo wohl fuͤr eine geſunde als angenehme Speiſe. Der Quick ⸗ Hatch oder Wolverene * iſt ein ander ſehr außerordentliches Thier von der Größe eines ſehr großen Dieſen Namen geben die Engländer in den Factoreyen der 1 Budſons Bay eigentlich den Fellen von dieſen Thieren. Der Guick⸗Zatch, oder wie ſie ihn ſonſt ſchreiben, Gueequcehatch iſt ein Schrecken der Bären und Wölfe, als welche ihm, wenn er lebt, beſtaͤndig aus . dem Wege gehen, und wenn er todt iſt, nicht 5 4 1 0 — * f E 8 | | N * Erſter Theil. 41¹ großen Wolfes; die Schnauze von dem Ober- und Unter- Kinnbacken bis zu den Augen iſt ſchwarz, der Kopf oben weißlicht, die Augen dunkel, die Kehle und der Untertheil des Halſes iſt weiß mit ſchwarzen Flecken; die Ohren find klein und rund; der ganze Leib hat eine roͤchlichbraune Farbe, welche 9 3 & ’ dunkler an dem Bug und dem Rumpf, und lichter auf dem Ruͤcken und den Seiten iſt. Der Balg des ganzen Leibes iſt ziemlich lang, aber nicht ſehr dicht; die Fuͤße find bis zum erſten Gelenke mit kurzen ſchwarzen Haaren bedeckt, die Schenkel aber braun, und die Klauen von ei⸗ ner lichten Farbe; der Schwanz iſt groͤſtentheils braun, aber gegen die Spitze zottigt und ſchwarz. Dieſes Thier traͤgt feinen Kopf, wenn es gehet, ſohr niedrig, fo daß der Ruͤcken ſich wie ein Bogen erhebt; wenn es ange⸗ griffen wird, wehrt es ſich ſehr heftig und hartnaͤckig, und man ſagt, daß es die Fallen und Stricke und andre der⸗ gleichen Erfindungen auf eine recht bewundernswuͤrdige Weiſe in Stuͤcken reißen ſoll. Aüobbr damit ich wieder zu dem Hauptmann Button zuruͤck komme, ſo nahm er auf dieſer Reiſe verſchiedene Perſonen von großem e und Geſchicklichkeit mit ſich, fein Fleiſch freſſen mögen, ob fie gleich der Aeſer ihres eigenes Geſchlechts nicht ſchonen, und ſonſt alle andre todte oder lebendige Thiere freſſen. An Account of a Voyage for the Diſcovery of a N, W. Paflıge &c. ‚Vol. II. p. 3. RR REIT EEE gene — 2 — ä ——— T —— — Se 8 * 9 oo — ze * 22 . . - 9 42 Reiſe nach Zudſons Meerbuſen. ſich, als den Schiffer Nelſon, auf der Beſolution, welcher ein ſehr erfahrner Seemann war und ihm die mei⸗ ſten von den vorſichtigen Maaßregeln an die Hand gab, welche zu Erhaltung ſeines Volks im Winter genommen wurden. Der Hauptmann Ingram, welcher die Ent⸗ deckung fuͤhrte, war fo wohl als Hauptmann Gibbons, ein Mann von großer Geſchicklichkeit. Von dieſem letz⸗ tern ſagt Button in ſeinem Tagebuche, daß er ſein Le⸗ benlang keinen beſſern Seemann bey ſich gehabt habe. Es war auch ein gewiſſer Hauptmann Hawkridge bey ihm, der einige Anmerkungen uͤber die Reiſe machte, und welcher, als er die Ebbe und Flut bey den wilden In⸗ ſeln unterſucht hatte, befand, daß fie von Suͤd⸗Oſten kam und drey Klaftern ſtieg. Von ihm wiſſen wir, daß er bey dem Vorgebuͤrge Wolſtenholm einen Scharmuͤtzel mit den Wilden hatte, welche in zwey Canven oder In⸗ dianiſchen Fahrzeugen kamen um ihn anzugreifen. Es waren darin ungefehr achtzig Perſonen, welche ſeine Leute, da fie auf dem Lande Waſſer einnahmen, uͤberfielen und fuͤnfe davon aus Rache todtſchlugen, weil er ihnen vier von ihren großen Canoen weggenommen und nur zwey davon wieder gegeben hatte. Er hatte auch einen Na⸗ mens Joſias Subart bey ſich, welcher fein Steuermann war, und wir werden hernach ein beſonders Exempel von feiner Geſchicklichkeit anfuͤhren, woraus zu erſehen ſeyn wird, daß er einen richtigen Begriff von der Erfindung der geſuchten Durchfahrt hatte. Um den Leſer nicht länger in Erſter Theil. | 43 in dieſem Punkt aufzuhalten, wollen wir nur noch des ein- zigen Abacuc Pricketts gedenken, welcher mit dem Hauptmann Hudſon die letzte ungluͤckliche Reiſe gethan hatte, worin er von feinem aufruͤhriſchen Schiffs⸗Volke ſchaͤndlicher Weiſe war aufgeopfert worden. Immittelſt daß ſie im Winter ſtille lagen, erſann der Hauptmann Button ſehr kluͤglich ein Mittel den vor⸗ nehmſten Perſonen, die bey ihm am Bord waren, zum Nutzen der Unternehmung und zu feinem eigenen Vergnuͤ⸗ gen etwas zu thun zu geben. Dieſe Befchäftigung nahm ihnen zugleich alle Gelegenheit zum Murren und Misver⸗ gnuͤgen. Denn wenn ſie waͤrend ſolcher Zeit muͤßig ge⸗ weſen waͤren; fo hätten fie auf andre nicht fo nuͤtzliche Dinge, und welche Zank und Streit erregt haben moͤgten, verfallen koͤnnen. Einigen trug er auf ihren Lauf und die Weite eines Orts von dem andern zu verzeichnen. Den andern legte er, wie es ſcheint, folgende Fragen vor, naͤm⸗ lich, was fie an dem gegenwärtigen Orte wohl thun koͤnn⸗ ten, wenn das Wetter aufgienge? und auf was Weiſe die Entdeckung, um derentwegen ſie ausgeſchickt worden, am beſten fortgeſetzet werden konnte, wenn fie im Stande wären wieder in See zu gehen? Auf dieſe Fragen ſchrieb der vorerwehnte Hubart folgende Antwort. „Meine Antwort auf die erſte Frage iſt dieſe. Ich „ halte es nicht für uneben dieſen Fluß, wenn Gott un, » fern Leuten Geſundheit giebt, vor unfrer Abreiſe zu » r damit man in Erfahrung bringe, wie weit F... a EEE REEL ETEL re ä 2 kr 44 Reife nach Hudſons Meerbuſen. 5 weit er fich erſtrecke, und damit wir einige Einwohner „ finden mögen, welche unſern Abſichten befoͤrderlich ſeyn „koͤnnen: allein ich glaube nicht, daß uns dieſes einigen Vortheil bringen werde. „ „Auf die andre Frage antworte ich, daß man nord⸗ wätts bey dieſem weſtlichen Lande nachſuchen muͤſſe, bis wir vielleicht eine von Weſten kommende Flut finden moͤgten, gegen welche wir hernach ſteuren, und indem wir der Ebbe folgen, die nordweſtliche Durchfahrt ſuchen könnten. Denn was dieſe Flut betrifft, welche wir von Oſten gehabt haben, ſo kan ich nicht anders glauben, als daß es die Waſſer-Adern eines oder des andern nordwaͤrts von den Meerbuſen und bey den Buchten der Fluͤſſe liegenden Vorgebuͤrges find, in welche die Flut hinein laͤuft. Und wenn man dieſe Vorgebuͤrge gefunden hat, fo werden wir, wie ich ver⸗ f „ ſichert bin, wahrnehmen, daß die Flut von Weſten ee, 8 | „Hierin beftehet meine Meynung, in ſo weit ich die „ Sache einſehen kan, bis andere Gruͤnde mich bewegen „ werden das Gegentheil für richtiger zu halten. „ Joſias Subart. Wer im Stande iſt von dergleichen Dingen gehoͤrig zu urtheilen, der muß geſtehen, daß dieſer Mann voll⸗ kommen Recht hatte und das einzige wahre und vernuͤnftige Mittel angegeben hat den geſuchten Weg zu finden. Der Fluß fieng ee den zıften April an aufzugehen: allein es EE Erſter Theil. | 45 es iſt gewiß, daß Hauptmann Button mehr als zwey Miognaee hernach erſt wieder in See gieng, und der Auszug, den wir von ſeinem Tagebuch haben, zeiget, daß er die weſtliche Seite der Baͤy unterſucht und verſchiedenen merkwuͤrdigen Plaͤtzen darin Namen gegeben habe, welche fie noch jetzo führen. Seinen eigenen Namen gab er der Baͤy, worin er uͤberwinterte, und das daran liegende Land nannte er Neu⸗Wallis. Als er in der Breite von 60 Gr. eine ſtark laufende Flut antraf, welche zuweilen oſt⸗ und zuweilen weſtwaͤrts gieng, fo verzeichnete Hubart ſolche in feiner Karte unter dem Namen Subarts Zoff? nung. Die hoͤchſte Breite, bis zu welcher er nordwaͤrts ſegelte, ſcheinet 65 Gr. zu ſeyn, und die Anmerkungen, die er dorten noch genauer von der Ebbe und Flut machte, | machten ihn glauben, daß eine nordweſtliche Durchfahrt ge⸗ funden werden koͤnnte. Er kam mit dieſer voͤlligen Ver⸗ ſicherung zu Haufe, und erzehlte dem berühmten Mathe⸗ matiker Herrn Briggs, daß er den Koͤnig Jacob von der Wahrheit dieſer Meynung überführt hatte. Allein es wuͤrde der Nation vortheilhafter geweſen ſeyn, wenn er fein Tagebuch an das Licht ſtellen laſſen oder der Welt zum wenigſten die Gruͤnde angezeigt haͤtte, worauf ſeine Meynung gebauet war. Denn er lebte noch viele Jahre hernach, ward ein reicher Mann und denjenigen auf alle Weiſe beſoͤrderlich, welche die Guineiſche Handlung anfiengen. Wegen Ermangelung ſeines Tagebuchs koͤnnen wir nicht anzeigen, wenn er zu Haufe gekommen ſey. Alles, ä 2 „FT. ne ae 2 en „ 2 = — — Si Fre un — — — — —ꝛ ge un — —— se ae FE = lb 2 m — rw“ - . ya 45 Reife nach Audfons Meerbuſen. Alles, was wir davon wiſſen, beſtehet in Prickets Bericht, welcher ſagt, daß fie kein Eis angetroffen haͤtten, als bis fie in Hudſons Meer⸗Enge waren, und daß fie in ſechs⸗ zehn Tagen nach Hauſe gekommen waͤren. Es wird geſagt, daß Hauptmann Button deswe⸗ gen keine andere Reiſe wegen dieſer Entdeckung gethan habe, weil der Prinz Heinrich fein Herr wärend feiner Abweſenheit geſtorben war: aber es iſt zu vermuthen, daß er feine Anweiſungen feinem Anverwandten und großen Liebling dem Hauptmann Gibbons gegeben habe, welcher in eben demſelben Schiff die Entdeckung genannt, im Jahr 1614, zu eben der Abſicht ausgeſchickt ward. Allein er war ſehr ungluͤcklich; denn weil er den Eingang in Hudſons Meer-Enge verfehlte, fo ward er von dem Eiſe in eine Baͤy unter dem 57 Gr. an dem nordöftlichen feſten Lande getrieben, welche man Gibbons Sole nannte, wo er zwanzig Wochen in ſehr großer Gefahr lag und wo ſein Schiff fo vielen Schaden bekam, daß er aus dieſer Urſache, und weil die Jahreszeit verſtrichen war, es fuͤr gut befand nach Hauſe zu gehen. Doch eben dieſelbe Handels-Geſellſchaft, oder zum wenigſten einige darunter wurden durch dieſe oftmahligen Ungluͤcks⸗Faͤlle im geringſten nicht kleinmuͤthig, ſondern ruͤſteten gleich im folgenden 1615ten Jahre ein Schiff von fuͤnf und funfzig Tonnen, die Entdeckung genannt, unter Anfuͤhrung des Hauptmanns Bobert Bpylot aus, welcher ein ſehr erfahrner Seemann war und alle drey Rei⸗ Erſter Theil. 47 Reiſen mit Sudſon, Button und Gibbons gethan hatte. Er hatte den beruͤhmten Wilhelm Baffine zum Steuermann bey ſich, der ſein Handwerk wohl verſtund und der nordlichen Schifffahrt und der Groͤnlaͤn⸗ biſchen Fiſcherey fo wohl kundig war, daß man ſonder Zweifel große Hoffnung von dem gluͤcklichen Fortgang dieſer Reiſe hatte. Der Hauptmann Bylot gieng den 18ten April unter Segel; den 6ten bekam er Grönland auf der oͤſtlichen Seite des Vorgebuͤrges Farewel zu Geſichte. Er entdeckte die Reſolution den 27ſten deſſelben Monats, und auf der nordlichen Seite fand er einen guten Hafen, allwo ein oͤſt ⸗ſuͤd ⸗ o ſtlicher Mond hohes Waſſer machte, und die Flut vier Klaſtern ſtieg. Auf den wilden Inſeln (Savage Islands) fand er einen großen Haufen Einwohner und handelte mit ihnen. Er ſetzet fie unter den 62fien Gr. 30 Min. und ſagt, daß die Flut dort fo hoch gienge als bey Reſolution. Von da gieng er weiter nach der Muͤhl⸗ Inſel, ( Mill. Island) | welche er von dem Krachen des Eifes alſo nannte. Sie | Hy unter der Breite von 64 Graden und die Flut kam dorten von Suͤd⸗Oſten. Den roten Jul. ſahe er in Weſten Land, und ſeine Leute, welche ausgeſchickt waren die Flut zu unterſuchen, meldeten, daß ſie von Norden kaͤme, welches ihm einige Hoffnung zu Entdeckung einer Durchfahrt gab. Er nannte demnach dieſes Land, welches unter dem ösflen Gr. nordl. Breite und dem göften Gr. 10 Min. weſtl. Lange von London lag, das Vorgebuͤrge | des en N N 11 b 1 h * 165 er 1 0 17379 1 ur I j N an ne — 1 2 — a 8 — = — — * „ — — By - . . a % v 48 Reife nach Hudſons Weerbuſen. des Troſtes, (Cape Comfort). Allein nachdem er um dieſes Vorgebuͤrge geſegelt und zwölf oder dreyzehn Meilen weiter gegangen war: ſo ſahe er, daß das Land nach Nord⸗Oſt gen Oſten lief, welches feiner Hoffnung ein En⸗ de machte. Daher begab er ſich nach Hauſe und ankerte den gten Septemb. in der Rheede bey Plymuth, ohne einen Mann zu verlieren. Es ſcheinet, daß er durch dieſe Reiſe abgeſchreckt worden ferner in Zudſons WMeerbuſen nachzuſuchen, wiewohl er in dem am wenigſten dazu bequemen Theil deſſelben geweſen war, und that den wuͤrdigen Per⸗ ſonen, die ihn zu dieſen Verrichtungen gebrauchten, den Vorſchlag eine andre Reiſe durch die Straße Davis zu uns ternehmen. Hauptmann Robert Bhlot, oder wie Purchas ihn nennet, Bpleth, ſegelte in der Entdeckung, eben demſelben Schiffe, welches nunmehr in fuͤnf Reiſen war gebraucht worden, den 26ſten Werz von Graveſand, und hatte Wilhelm Baffine als feinen Steuermann bey ſich. Den ızten May gieng er in die Straße Davi und wie er in der Breite von 70 Gr. 20 Min. war, 15 er eine große Anzahl Einwohner, welche ihm aus dem Wege giengen. Eben hier fieng er an zu zweifeln, daß es ihm gelingen wuͤrde eine Durchfahrt zu finden, und die Gruͤnde waren in ſeinen eigenen Worten dieſe: weil die Ebbe und Flut ſo klein war, daß ſie nicht uͤber acht oder neun Fuß ſtieg, und weil fie keinen gewiſſen Lauf hielte, außer daß die nächſte Zeit des hohen Waſſers am neuen | Monds⸗ . 1 5 Erſter Theil. 40 Monds- Tage ein Viertel nach neune war und die Flut von Suͤden kam. Den zoften deſſelben Monats kam er zu dem Vorgebuͤrge Zope Sanderſon unter dem 7eſten Gr. 20 Min. welches die weiteſte nordliche Breite war, wohin Davis geſegelt; und Herr Baffine geſtehet, daß, fo wie daſſelbe auſſahe, ſein Vorgaͤnger wohl entſchuldiget werden koͤnnte, daß er fich mit guter Hoffnung unterhal⸗ ten haͤtte, weil die See offen und die Fahrt welt wäre, nur daß die Flut einen beftändigen Lauff gehalten habe und nur acht oder neun Fuß geſtiegen ſey, welches ihren Muth ſehr verkleinert haͤtte. Dem ungeachtet ſetzte er feinen Weg fort und den ıjten Jun. kam er zu einer klei⸗ nen Inſel, wo er Kähne, Gezelte und zweh oder drey Weiber ſahe. Sie lag in der Breite von 72 Gr. 45 Min. und er nannte fie Weiber⸗Inſel (Women Island). Gleichwie das Eis ihm ſehr viele Verhinderungen verur⸗ ſachte: alſo fand er es für gut ſich ſo lange in einen Ha⸗ fen zu begeben, bis es einiger Maßen weggetrieben ſeyn wuͤrde; und ſolches that er am ızten Jun. in der Breite von 73 Gr. 45 Min. Und weil er dort mit den Einwoh⸗ nern handelte, welche in großer Menge mit Seehunde⸗ Fellen und Einborn⸗Hoͤrnern zu ihm kamen; ſo nannte er dieſen Ort Horn⸗Sund. Nachdem er ſich hier nur wenig Tage aufgehalten hatte „gieng er wieder in See; allein das Eis war ihm ſehr hinderlich. Er ſahe auf ſei⸗ ner Reiſe viele See⸗Einhoͤrner. Den ıften Jul. befand er ſich in einer offenen See in der Breite von 75 Gr. 40 Min. welches ihm wieder neue Hoffnung machte. Den erſter Theil D ee, 50 Reife nach Hudſons Meerbuſen. sten ſegelte er um ein feines Vorgebuͤrge unter dem 76ſten Gr. 35. Min. welches er Cap Diggs nach dem Ritter Dudley Diggs nannte; und wie er eine ſchoͤne Meer⸗ Enge in einer Weite von ungeſehr zwoͤlf Meilen vorbey fuhr, ſo gab er ihr den Namen Wolſtenholm⸗Sund. Den sten war er in einer andern feinen Meer Enge in der Breite von 77 Gr. 30 Min. welche er von der großen Menge Wallfiſche, die er dort ſahe, den Wal'fiſch⸗ Sund (Whale⸗Sound) nannte. Von da gieng er nach Thomas Smiths Sund, welcher ſich über den 78ſten Gr. erſtreckt und recht an dem Ende der ſo genannten Baffins⸗ Baͤy iſt, welche, wie ich muthmaße, bey dem Vorgebuͤr⸗ ge Hope Sanderſon anfängt und ſich bis hieher erſtreckt. Alle jetzt genannten Oerter ſind an der oͤſtlichen Seite, oder an dem feſten Lande, welches Frobiſ her oder vielmehr die Koͤniginn Eliſabeth Meta incog nita nennete, und welches in der That nichts anders, als die oͤſtliche Kuͤſte von Groͤnland it. In Smiths Sund wor eine große Menge Wallſiſche, und welches ſehr merkwuͤrdig iſt, fo waren es die größeften Wallfiſche, welche er geſe⸗ ben hatte. Außer dem war noch ein anderer Umſtand in Anſehung dieſer Baͤy, welcher angemerkt zu werden ver⸗ dienete, nämlich die Abweichung der Magnet⸗Nadel zu 56 Gr. oder mehr als fünf Striche weſtwaͤrts, welches, wie Baffine ſagt, die groͤßeſte Abweichung ift, welche man jemahls angemerkt hat. Da er nach der Weſt⸗Seite fer gelte, ſahe er einige Inſeln, welche er Carys Inſeln nennete. Die Ake ſchoͤne Meer-Enge, welche er auf die⸗ Erſter Theil. 91 dieſer Seite antraf, nennete er Alderman Jones Sund; und wie er feinen Lauf fortſetzte, kam er den neten in eine andere große Meer⸗Enge welche er Jacob Lancaſters Sund hieß. Auf dieſe Weiſe ſteurete er laͤngſt der Werk Seite der Straße Davis, bis er am 27ſten Jul. nahe bey Cumberlands Inſeln war. Hier zweifelte er gaͤnz⸗ lich an einiger fernern Entdeckung; und weil Herr Hubert, einer von feiner Schiſfs-Geſellſchaft, ſehr krank war; ſo gieng er nach der Groͤnlaͤndiſchen Kuͤſte zuruͤck, und lief in Rockin Sund ein, unter dem 6sften Gr. 45 Min. wo ſeine Kranken innerhalb einer Woche geſund wurden⸗ da er ihnen Löffel⸗Kraut gab, welches in Bier gekocht war. Er handelte daſelbſt mit den Einwohnern und merkte an, daß ſie einen wunderſchoͤnen Lachs⸗Fang har⸗ ten. Das hohe Waſſer war hier um fieben Uhr bey dem vollen und neuen Mond; und ſtieg über achtzehn Fuß. Den zoften Auguſt kam er auf der Rheede bey Dover an. g un) Bey feiner Zurüͤckkunft ſchrieb er einen langen und ſehr vernuͤnftigen Brief an den Ritter Johann Wol⸗ ſtenholm, worin er ihm eine deutliche und feine Nach⸗ g richt von ſeiner Reiſe und der klaren Entdeckung gab, die er gemacht hatte, daß in Betracht der geſuchten Durchfahrt in der Straße Davis nichts zu hoffen waͤre, allein daß zur Lachs Fiſcherey und zum Meer⸗Ochſen⸗ und Wallfiſch⸗Fang kein bequemerer Ort gefunden werden koͤnnte, welches die Er⸗ fahrung beſtaͤttiget hat; denn die Sollaͤnder haben hier ei⸗ nen jaͤhrlichen ſehr eintraͤglichen Wallfiſch⸗Fang angelegt. D 2 i Allein — 2— — — r ee —ů— Q * rc = 2 nr en 1 > 1 emo — - — — — — 92 * TE .. raue — TRIERER BT N Er a — 52 Reiſe nach udſons Meerbuſen. Allein es ſcheinet, daß die Gedanken dieſer ehrlichen Leute ganzlich auf die oft erwehnte Durchfahrt gerichtet waren, und daß ſie, da ſolche nicht gefunden ward, ſonſt auf nichts Acht hatten, ſo daß ſie nach dieſen fuͤnf Reiſen, welche al⸗ le Bylot mit gethan hatte, ihr Vorhaben fahren lie⸗ ßen, welches hernach ungefehr zwanzig Jahre ruhete. Wilhelm Baffine war allezeit der gewiſſen Meynung, daß die Durchfahrt vorhanden ſeyn muſte, ob er gleich vollig verſichert war, daß ſie in der Straße Davis nicht ſeyn konnte. Und dieſe Gedanken aͤußerte er kurz vor ſei⸗ nem Tode in Oſt-Indien, allwo er an einer Wunde ſtarb, die er in der Eroberung der Stadt Ormus be⸗ kommen hatte. Er hatte ein groß Verlangen einen Ver⸗ ſuch aus dieſem Welt⸗Theile anzuſtellen um dieſe Durch⸗ fahrt zu finden, wo er darin gluͤcklicher zu ſeyn hoffte. Von dieſem großen Seemann empfieng der Mathematiker Herr Briggs feine beſten Nachrichten in Anſehung eines norbweſtlichen Weges, deſſen Möglichkeit er nach all m Vermoͤgen behauptete. Er erholete ſich zwar auch bey dem Ritter Thomas Button Naths; allein wie er ſelbſt meldet, ſo bekam er von ihm, wenn man die ſtarken Ver⸗ ſicherungen, ſchoͤne Worte und feine Verſprechungen hin⸗ wegnimmt, wenig oder faſt gar keinen Unterricht, außer von der Ebbe und Flut, und daraus allein ſchloß er die Gewißheit der Durchfahrt, und daß die wahrſcheinlich⸗ ſten Mittel dieſelbe zu finden darin beruheten, daß man die Küften um Sudſons Meerbuſen genau unterſuchte. Er machte auch hievon einen ziemlich weitlaͤuftigen Auf⸗ ſaß, Erſter Theil. 53 ſatz, deſſen Hauptſtuͤcke, wiewohl ſehr unvollkommen, bey dem Purchas und For zu finden find, Allein das gan⸗ ze Werk nebſt ſeiner Karte iſt niemahls an das Licht ge⸗ ſtellet worden, welches billig ſo wohl in Betracht der da⸗ mahligen als jetzigen Zeit fuͤr einen ſehr großen Verluſt geſchatzet werden mag. Wir Die naͤchſte Schifffahrt hieher geſchahe auf Befehl des Königs von Daͤnnemark Chriſtians 17. welcher den Hauptmann Wonck mit zweyen Schiffen, d von das eine mit acht und vierzig und das andere mit ſechszehn Mann beſetzt war, nach Zudſons Meer Enge zu Ent⸗ deckung einer nordweſtlichen Durchfahrt abſchickte. Er ſegelte den 16ten Maͤyh 1619. aus dem Sunde. Den 20ſten Jun. war er auf der weſtlichen Seite der ſuͤd⸗ weſtlichen Gegend von Grönland, und gab dorten unter dem 62ſten Gr. 30 Min. einem Vorgebuͤrge den Na⸗ men Vaarwell (Fahre wohl) als er von da nach Re ſolution ſegelte. Er kam nicht eher, als den 1ten Jun. in Zudſons Straße an, welche er nach feinen Herrn, dem Koͤnige von Daͤnnemark Chriſtians Stra⸗ ße nannte. Er landete an verſchiedenen Oertern in der Meer Enge, von welchen er in des Königs Namen Beſitz nahm. Den 20ſten Auguſt war er aus der Meer⸗Enge und gieng in die Baͤy (wiewohl er ſolche g nicht dafür hielte). Den Theil derſelben naͤchſt Groͤn⸗ land nannte er Chriſtians See, und den knaͤchſt Ame⸗ rica die neue See. In der Breite von 6 3 Gr. 20 Min. konnte er wegen des Eiſes nicht weiter fortkom⸗ men, und lief ſo weit Suͤdwaͤrts, als Churchill liegt, D 3 | herun⸗ a 8 K age ne een, Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. Wir kommen nun zu dem Hauptmann Lucas For, einem Mann, der von ſeiner Jugend an auf der See gelebet, und welcher fuͤnf und zwanzig Jahre lang, ehe er dieſe Reiſe unternahm, auf etwas von der Art geſonnen und ſo dann Luſt bekommen hatte als Schiffer mit Herrn Jo⸗ hann Knight zu gehen, welcher wegen feiner Geſchick⸗ lichkeit in der Schifffahrt in den nordlichen Gewaͤſſern be- ruͤhmt war: allein ob ihm gleich damahls fein Vorhaben fehl ſchlug; fo fuhr er dennoch beſtaͤndig fort dergleichen Sa⸗ herunter um dort zu uͤberwintern. Allein weil er nicht genugſamen Proviant hatte, fo farb der gröfte Theil feiner Mannſchaſt, und er blieb allein mit zween leben dig. Am 1 Sten Jul. 1620, giengen fie auf dem klei— neſten Schiffe nach Haufe, Ungeachtet alles deffen, was er ausgeſtanden hatte, bezeigte er Luſt eine andere Reiſe dahin zu thun. Sein Vorhaben ward von ei— nigen vornehmen Leuten gebilliget, und es wurden wie— der zwey Schiffe ausgeruͤſtet. Da alles fertig war, ließ ihn der Koͤnig zu ſich rufen; und da derſelbe von feiner vorigen unglücklichen Reife ſprach und ihm ſagte, daß er zwey Schiffe aus feinem Verſehen verlohren härter ſo antwortete der Hauptmann etwas trotzig, worauf der Koͤnig ſein Spaniſch Rohr nahm und es im Zorn gegen ſeine Bruſt ſtieß. Der Hauptmann zog ſich dieſe Beſchimpfung ſo ſehr zu Gemuͤthe, daß er nach Hauſe gieng und zehn Tage darauf ſtarb. An Account of a Voyage for the Difcovery of a N. W. Paſſage &c. Vol. II. p. 143 - 145. Erſter Theil. | 79 6 55 Sachen ſorgfaͤltig und fleißig zu unterſuchen, unterhielte einen Umgang mit Baffine, Pricker und andern, wel⸗ che in der Entdeckung waren gebraucht worden, und ſammlete mit großem Fleiß alle Tagebuͤcher und Hiſto⸗ rien von ſolchen Reiſen, die er nur auftreiben konnte. Seine Liebe zu ſolchen Nachrichten brachte ihn in die Be⸗ kanntſchaft des vorerwehnten Herrn Heinrich Briggs, welcher ihm ſeinen Beyſtand anbot um ein Koͤnigliches Schiff zu erhalten, auf welchem er eine Reiſe zu Aufſu⸗ chung des nordweſtlichen Weges unternehmen koͤnnte. Solchemnach ward im Jahr 1629 oder 1630. nach dem Gutachten und unter dem Beyſtande des Ritters Jo⸗ hann Brooke dem Koͤnige Carl I. zu dem Ende eine Bittſchrift uͤbergeben, welche gnaͤdig angenommen und ihm ſein Anſuchen bewilliget ward. Allein weil die Jahres ⸗ Zeit verſtrichen war, ehe das Vorhaben zu Stande gebracht werden konnte; fo ward man genoͤthiget daſſelbe bis in das kuͤnftige Jahr zu verſchieben, und mittlerweile ſtarb Herr Dig. Waͤrend vier Zeit machten die Kaufleute zu Briſtol auf das Anſuchen des Hauptmann Jacobs einen Ent⸗ wurf von eben der Akt und ſuchten mit den Kaufleuten zu London, welche die Unkoſten zu des Hauptmanns For Reife hergaben, einen Vergleich zu treffen, daß ſie ei⸗ nen gleichen Antheil au der Ehre und den Vortheilen ha⸗ ben ſollten, welches von beiden Schiffen auch das Gluck haben moͤgte den Weg zu finden; und dieſes ward ihnen . D 4 von 305 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. von den Londonſchen Kaufleuten willig zugeſtanden. Als der Ritter Thomas Roe, ein Mann von fo hohen Verdienſten, als Klugheit, und ein großer Patriot da⸗ mahls von ſeiner Geſandtſchaft aus Schweden zuruͤckkam; fo erhielte der Hauptmann For bey ihm einen Zutritt, und ward ſo wohl mit ſeinem als des Ritters Johann Wol⸗ ſtenholmes des aͤltern Schutze beehret. Dieſer war viele Jahre hindurch ein beſtaͤndiger Freund und Beförderer dies ſer Entdeckung geweſen, und ſein Sohn Herr Johann Wolſtenholm, nachgehends Ritter Wolſtenholm ſollte a Schatzmeiſter ſeyÿn. Nachdem nun Hauptmann For bey dem Könige ein Verhoͤr erlanget und einen königlichen Frey⸗ brief, worin alle vorige Entdeckungen angezeiget waren, nebſt Sr. Majeſtaͤt Verhaltungs- Befehlen und einem Schreiben an den Kaͤyſer von Japan empfangen hatte; fo machte er ſich im Anfange des Maymonats 1631. rei⸗ ſefertig. 75 4 Das Schiff, worin er abſegelte, war eine koͤnigliche Pinaſſe, welche Carl hieß, von zwanzig Tonnen, mit zwanzig Botsleuten und zwey Jungen. Man hatte ſie auf achtzehn Monate mit Proviant verſehen und in allem Betracht vollkommen ausgeruͤſtet. Den sten Map ſe⸗ gelte er von der Rheede zu Narmuth, und den ızten Jun. war er in der Breite von 58 Gr. 30 Min. Den 2aften deſ⸗ ſelben Monats kam er in Hudſons Meer⸗Enge, und wie er Cary⸗Swans Neſt vorbey gieng, fo bekam er das erſte Land unter dem 64ſten Gr. 1 Min. zu ſehen, fo eben daſſelbe war, welches der Ritter Thomas Button | Ne \ Erſter Theil. | 57 Me Ultra nannte, welchem er aber den Namen Tho— mas Roes Willkommen gab, den es auch, wie ich dafuͤr halte, ſeit der Zeit immer behalten hat. Er ſagt, es waͤre eine Inſel mit unterbrochenen Gebuͤrgen. Er hatte ſchoͤnes und klares Wetter, eine offene und vom Eiſe befreyete See; er fand auch keinen Schnee am Lande z aber die Kuͤſte ſahe ſehr wild und rauh aus, gleichwie die Vor⸗ gebuͤrge am groſſen Welt⸗Meer, und man traf daſelbſt Meer⸗Gras und Binſen nebſt einer großen Menge Fiſche an. Die Flut ſtieg hier vier Klaftern, dahingegen feine Leute, welche dieſelbe bey Cary Swans Meſt unterſuch⸗ ten, ſie nur ſechs Fuß hoch gefunden hatten. Als er von da ſuͤdwaͤrts in die Breite von 63 Gr. 37 Min. ſegelte, ſahe er ſuͤdwaͤrts von ſich ein anderes Vorgebuͤrge mit kleinen Inſeln und ein unebenes feſtes Land; hier ſahe er auch viele Fiſche und Meerkaͤlber und einen ſchwarzen Wallſiſch. Wie er noch immer ſuͤdwaͤrts ſegelte, kam er zu einer Inſel unter dem 6zſten Gr. welche er feinem Pa⸗ tron, dem Ritter Johann Brooke zu Ehren, Brook⸗ Cobham nannte. Den zoſten Jul. entdeckte er eine andre kleine Inſel ungefehr zwölf Meilen von Brook⸗ Cobham, welcher er den Namen Dun⸗For⸗Eyland gab. Hier, ſagt er, kam die Flut von Nord⸗Oſten und . ſtieg auf zwoͤlf Fuß. In der Breite von 62 Gr. 5 Min. kam er zu einigen kleinen Eylaͤndern, welche er Briggs Mathematik nannte, und merkte an, daß der Nord⸗Wind die Flut in die Höhe trieb. Er meldet in feinem Tage⸗ buch unterm zten Auguſt, daß, je weiter er von des | D 5 1 Ritters 58 Reife nach Zudſons Meerbuſen. C Ritters Thomas Roe Willkommen gieng, deſto Flel- ner das Waſſer und die Flut weniger merklich geweſen; und eben dieſelbe Anmerkung wiederholet er mehr als ein⸗ mahl. Er unterſuchte dieſelbe ferner bey Port-Melſon und befand, daß ſie neun Fuß ſtieg. Den agften Au⸗ uff begegnete er dem Hauptmann Jacob; er begab ſich zu ihm an Bord und ward wohl bewirthet, verließ ihn aber am letzten dieſes Monats wieder. Der aus ſeiner ganzen Entdeckung gezogene Schluß war dieſer, daß zu folge der Anmerkungen, die man aus der Flut und den Wallfiſchen gemacht hatte, die Durchfahrt nach der groͤ⸗ ſten Wahrſcheinlich keit in Thomas Roes Willkommen oder dem Ne Ultra, wie der Ritter Thomas Button ihn nannte, ſeyn muͤſte. Im Anfange des Oetobers gieng er durch Fudſons Meer⸗Enge zurück und kam am | letzten dieſes Monats gluͤcklich in den Dünen an. Bey ſeiner Zuruͤckkunft ſtellete er feine Reiſe an das Licht, welche er dem Könige zuſchrieb; und fo wohl in der Zuſchrift, als in dem Beſchluß behauptet er als etwas gewiſſes, daß die hohen Fluten, welche er in dem Will⸗ kommen angetroffen, durch Hudſons Meer- Enge un⸗ moͤglich kommen koͤnnten, ſondern aus dem weſtlichen Welt⸗Meer, oder der Suͤd-See, wie es insgemein ge- nannt wird, herſtammen muͤſten, und er unterſucht die Beſchaffenheit dieſer beiden Fluten ſehr genau und vers nuͤnftig. Er zeigt, daß die durch Zudſons Meer-En⸗ ge kommende Flut, in dem Eingange derſelben, d. i. bey Beſolution fünf Klaftern ſenkrecht ſteigt; er bemerkt, 5. le⸗ Erſter Theil. 889 dieſelbe, wie Herr Hudſon es befunden, bey der Inſel Gods Mercy etwas uͤber vier Klaftern, und bey der Muͤhl⸗Inſel etwas weniger als vier Klaftern geſtiegen ſey. Weiter ſteigt fie von Sea-Horſe⸗ Point, d. i. von der See⸗Pferde⸗Landſpitze bis zu Cary⸗Swans⸗Neſt nur ſechs Fuß. Aber in der Breite von 64 Gr. 10 Min. befand er, daß die Flut von Norden kam und in dem mittelſten und letzten HR des Mondes über zwanzig Fuß flieg; und wie er laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte fortſe⸗ gelte, befand er, daß ſie immer abnahm, bis ſie bey Port⸗ Nelſon bis auf neun Fuß kam. Er merkt demnach an, daß, wenn man die Weite, welche uͤber zwey hundert und funfzig Meilen betraͤgt, betrachtet, und da die Flut unterwegens zwiſchen Inſeln und Untiefen fo ſehr aufgehal⸗ ten und gehemmet wird, es unbegreiflich ſey, wie eine ſo große Menge Waſſer ſich alle zwölf Stunden wieder ein⸗ finden ſollte, wenn es nicht aus einem großen Meere ei⸗ nen Zufluß hätte. Es moͤgte fo wohl lehrreich, als an⸗ genehm ſeyn, wenn wir uns noch ferner bey dieſes Man⸗ nes Anmerkungen aufhalten wolten, welche nicht allein aus feiner Wiſſenſchaft, die er als ein Seemann hatte, ſondern auch aus ſeiner eigenen Erfahrung hergeleitet ſind, und wenn wir eine Vergleichung zwiſchen ſeinen und den von ſeinen Vorfahren gemachten Beobachtungen anſtellen wollten: allein gleichwie man alle dieſe Dinge füglicher i in dem Beſchluß erwegen wird, wo wir auch neuere Umſtaͤn⸗ de, worauf wir bauen koͤnnen, haben werden; ſo iſt es beſer ſolche bis dahin zu verſparen, und dem beſer nicht mit 60 Reiſe nach Sudſons Weerbuſen. mit unnoͤthigen Wiederholungen beſchwerlich zu ſeyn. Dieß einzige mag hier noch angemerket werden, daß Haupt⸗ mann Fox nicht allein in Anſehung der Wuͤrklichkeit der Durchfahrt feſt bey ſeiner Meynung blieb, ſondern auch den Ort, wo fie geſucht werden muͤſte, ſehr deutlich an— zeigte und mit großer Gewißheit meldete, daß man ſie weit und offen und in einem gemaͤßigten Himmelsſtriche finden würde. Hierin gruͤndete er ſich auf ſeine eigene Erz fahrung; weil, je weiter er nordwaͤrts in Zudſons Meer⸗ buſen ſegelte, er deſto waͤrmeres Wetter nebſt einer von Eife freyen See antraf. Wir haben des Hauptmanns Jacob von Briſtol bereits erwehnet, welcher in demſelben Monate und Jahre mit dem Hauptmann Lucas Fox, und in eben der Ab⸗ ſicht unter Segel gieng. Er war in der That ein geſchick⸗ ter und in den Rechnungen, welche Seeleute verſtehen muͤſſen, ſehr erfahrner Mann; allein es ſcheinet, daß er von den gegen Norden gethanen Reiſen nicht ſo wohl un⸗ terrichtet geweſen, als er billig haͤtte ſeyn ſollen, um einen Befehlshaber bey einer ſolchen Schifffahrt abgeben zu Fön nen. Denn wofern er davon genugſame Nachrichten gehabt haͤtte; fo wuͤrde er viele Dinge nicht vorgetragen haben, die wir in ſeiner Reiſe⸗Beſchreibung, und ins beſondere in dem Schluß derſelben finden. Er lief in Hudſons Meer⸗En⸗ ge ungefaͤhr in der Mitte des Junius ein, und ſtund ſehr große Noth von dem Eiſe aus, wovon er ſehr lange und hoͤchſt betruͤbte Nachrichten giebt, die nach aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit ganz richtig find. Allein dieß ruͤhrte = a Erſter Theil. ei daß er fo viele Zeit am Ende des Meerbuſens zubrachte, wo er ungeachtet ſeiner Unterredung mit dem Hauptmann Jox zu überwintern beſchloß. Wie es ſcheinet, fo erkann⸗ te er gar wohl, daß man von ihm vieles bey ſeiner Zu⸗ ruͤckkunft erwartete; und man kan genugſam ſehen, daß zwiſchen ihm und dem Hauptmann Fox eine große Eifer- ſucht regierte, welche ihn vermuthlich mogte bewogen ha⸗ ben dort zu bleiben und im Fruͤhlinge ſeine Entdeckungen ſo weit zu treiben, als es moͤglich waͤre. Jedoch dem 0 wie ihm wolle, ſo viel iſt gewiß, daß der Ort, den er zu dem Ende erwehlte, Charlton ⸗ Inſel war, die unter dem zajten Gr. liegt; und hier ward er genoͤthiget ſich im Anfange des Octobers wieder das Wetter in Sicherheit zu begeben, weil es um dieſe Zeig anfieng ſehr ſtark zu ſchneyen; jedoch waͤrete es bis zu der Mitte des Decembers, ehe die See dicht bis zu der In⸗ ſel zufror. Die Kälte war bis mitten in den April ſehr ſcharf und ihnen uͤberaus beſchwerlich, da ſie zu ihrer Wohnung nur ein Gezelt hatten, welches mit Segeln und den Zweigen von den kleinen Fichten, dergleichen man auf der Inſel fand, bedeckt war; folglich ſtunden ſie bey dieſen Umſtaͤnden große Noth in einem ſo langen Winter aus, und waren von einer ganz mit Eiſe bedeckten See noch lange hernach umgeben, da daffelbe ſchon auf dem an dem Meerbuſen liegenden Lande aufgethauet war. Den 29ſten April regnete es den ganzen Tag. Den zten May war der Schnee an vielen Stellen auf der Inſel geſchmol⸗ zen. Den izten war das Wetter ſehr warm aber in der a Su 62 Reiſe nach Zudfons Meerbuſen. Nacht fror es noch immer. Den 24fen war das Eis laͤngſt der Kuͤſte vergangen. Es brach mit großem Knal⸗ len über dem ganzen Meerbuſen, und fieng an bey dem Schiffe herum zu treiben. Den goften war das Waſſer zwiſchen der Kuͤſte und dem Schiffe von dem Eiſe frey, und man fahe einige Wicken. Den ısten Jun. war die See noch gefroren und der Meerbuſen voll is. Den 16ten war es ſehr heiß und donnerte. Den ıgten fand man die See etwas offen, und. den ꝛ20ſten war alles Eis nord⸗ waͤrts getrieben. Dieſe Inſel war ein truckenes mit weiſ⸗ ſem Moos und kleinen Geſtraͤuchen und Buͤſchen bedecktes Land, zumahl man dort ſonſt keine Bäume, außer Ame⸗ ricaniſchen Fichten und Wacholdern antraf, davon die langſten etwas uͤber anderthalb Fuß hatten. Die See war nordwaͤrts voller Trieb - Eis bis zum 22ften Jul. In der langen Nachricht, welche Hauptmann Jacob uns von ſeinem Aufenthalt waͤrendem Winter gegeben hat, iſt eine ſolche ausfuͤhrliche Beſchreibung von Elend und Noth vorhanden, welche alle und jede genugſam abſchre⸗ cken konnte ſich wieder in dieſen Meerbuſen zu wagen; und dieß war ſonder Zweifel eine von den vornehmſten Urſa⸗ chen, daß man alle Gedanken ein Vorhaben von dieſer Art fortzuſetzen nach der Herausgabe dieſer Reiſe mehr als dreyßig Jahre lang fahren ließ. Nachdem er Charlton - Inſel verlaffen hate, ſegelte er nordweſtwaͤrts und unterſuchte dieſe Seite der Kuͤſte bis zur Höhe von der Marmor⸗Inſel. So dann gieng er nach dem gegen über liegenden feften Sande und fegelte bis 4 zur * * Erſter Theil. 63 zur Hoͤhe von Nottingham⸗Inſel. Allein weil der Auguſt ſchon meiſtentheils verſtrichen und er vollig vers ſichert war, daß man keinen Weg, außer nordwaͤrts uͤber dem 66ſten Grade finden wuͤrde, fo entschloß er ſich auf das einmuͤthige Verlangen ſeiner Schiffleute umzukehren und nach Hauſe zu gehen. Er hatte eine leidliche Reiſe durch Zudſons Meer⸗Enge, und dem ungeachtet daurete es bis zum zaften October, ehe er den Hafen zu Briſtol erreichte. Er gab eine weitlaͤuftige Reiſebeſchreibung her⸗ aus, werin eine Menge artiger Sachen iſt, welche dieſelbe dem groſſen Weltweiſen Herrn Dople ſehr beleibt mach⸗ ten; ſo wie hingegen der Gebrauch, den er davon gemacht und das Lob, ſo er ihr beygelegt hat, das Werk in kein geringes Anſehen gebracht haben. Unterdeſſen iſt zu muth⸗ maßen, daß entweder Schwuͤrigkeiten, welche Haupt⸗ mann Jacob antraf, oder die Gefahr, die er ausgeſtan⸗ den, ſeine Meynung geaͤndert haben; denn zuvor verthei⸗ digte er die Wahrſcheinlichkeit einer nordweſtlichen Durch⸗ fahrt ſehr eifrig; nunmehr aber ſchrieb er ausdruͤcklich da⸗ wieder, und behauptete mit klaren Worten, daß entweder keine Durchfahrt vorhanden ſey, oder wenn fie auch vor⸗ banden waͤre, ſie doch ſo gelegen ſeyn muͤſte, daß es ſich der Muͤhe nicht verlohnte ſie zu finden. Der Beweisgruͤnde, die er zu Behauptung ſeiner Meinung beybringt, daß kein Weg vorhanden ſey, ſind drey, oder wie er fie vortraͤgt, vier: allein der letzte ſcheinet mehr eine Folge aus den andern, als ein neuer Grund 1 * 64 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. Grund zu ſeyn. Wir wollen ſie alle kuͤrzlich anführen, zu⸗ mahl, wenn man ſie erwegt und mit dem „was ſeit der Zeit entdeckt worden, vergleicht, fie vielleicht fo ſtarke Be⸗ weisgruͤnde für die Wuͤrklichkeit der Durchfahrt find, als alle, die man ſonſt ausfindig machen kan. Erftlich, ſagt er demnach, geht beſtaͤndig eine Ebbe und Sue in Hudſons Meer⸗Enge, und die Flut kommt al- lezeit von Oſten: Gleichwie fie ſich nun in ihrem weitern Lauf nach der Entfernung richtet; alſo andert fie die Zeit des vollen Waſſers. Wenn dieſes in Neerbuſen und unebenen Grund fließt, fo wird fein Lauf gehemmt und es ſchlaͤgt mit hal⸗ ben Fluten über. Man giebt zu, daß die hier ange- zeigten Umſtaͤnde vollkommen wahr ſind, und die Folge, die er daraus zieht, iſt ganz richtig; allein dem ungeachtet hilft ihm dieſes nichts zu ſeiner Abſicht. Er hat niemahls die Ebbe und Flut bey Thomas Roes Willkommen un: terſucht; denn hätte er dieſes gethan, fo haͤtte er aus eben den Urſachen, die er anfuͤhrt, uͤberzeuget werden muͤſſen, daß dieſelbe nicht aus dem Atlantiſchen Meere fäme, und daß folglich eine Durchfahrt da ſeyn muͤſſe. For, wel⸗ cher ſich in dieſem Meerbuſen in eben demſelben Jahr be: fand, der die Fluten eben daſelbſt unterſuchte, wo es Hauptmann Jacob that, aber der dieſelben auch in dem Willkommen unterſuchte, ſchloß ganz richtig, daß die letzteren mit den erſteren nicht aus einem Meer kommen konnten, und alſo ſehen wir klar und deutlich, warum dies ſe an 2 65 Erſter Theil. 65 ſe beiden geſchickten Seeleute zwey gerade gegen einander laufende Meynungen, und doch beide Recht hatten, ſo weit ihre Erfahrung gieng. Denn es iſt gewiß, daß Hauptmann Jacob in dieſem Betracht nichts wahrnahm, welches ihn veranlaſſen konnte die Wuͤrcklichkeit einer Durch⸗ fahrt zu ſchließen; und es iſt nicht weniger gewiß, daß Hauptmann For aus den Einſichten, die er hatte, gar wohl folgern konnte, daß dieſelbe vorhanden waͤre. In dieſem einzigen war Hauptmann Jacob tadelnswuͤrdig, daß er behauptete, es wäre ſuͤdwarts unter 66 Gr. keine Durchfahrt, obgleich ein großer Theil der Küfte von Hud⸗ ſons Meerbuſen innerhalb dieſer Breite lag, welche er niemahls unterſucht hatte. Aber laßt uns nun zu feinen zweyten Grunde kommen. Es giebt hier, ſagt er, keine kleinen Fiſche, als Stockfiſch ꝛc. und ſehr wenig große, die man ſehr ſelten zu ſehen bekommt. Man findet auch an der Ruͤſte keine Beine von Wallfiſchen, Meerpferden oder andern großen Fiſchen, noch einiges Trieb⸗ Holz. Dieſes kan eben ſo, wie das vorige beantwortet werden. Die Sache iſt wahr und der Schluß ganz rich⸗ tig; aber weiter nicht, als in Betracht des Theils von dem Meerbuſen, welchen er unterſucht hat. Und wenn der Schluß richtig iſt, ſo iſt es ein gewiſſer Beweis daß wenn er das Gegentheil von dieſem allen gefunden haͤtte⸗ er ohne Zweifel auch einen andern dieſem ganz entgegen geſetzten Schluß wuͤrde gemacht haben. Der Hauptmann erſter Theil. E 5 Fox Sn B ——. —— en ern = 66 Reife nach Zudſons Meerbuſen. Hor traf in der Nachbarſchaft von Thomas Boes Will⸗ kommen ſo wohl kleine, als große Fiſche an, von denen er uns, und inſonderheit von den Wallfiſchen eine beſon⸗ dre Nachricht giebt; denn wie es ſcheint, ſahen ſeine Leu⸗ te bey Brook⸗Cobham deren nicht weniger, als vier⸗ zig auf einmahl. Man hätte zwar zu der Zeit, da dieſe Tagebuͤcher ans Licht geſtellet wurden, mit gutem Grun⸗ de darüber ſtreiten koͤnnen, auf welches man ſich in Anſe⸗ hung der Wahrheit am meiſten verlaſſen ſollte: allein jetzo fälle aller Zweifel weg, da dieſe Gegenden aus den zu wiederholten mahlen dahin angeſtelleten Reiſen wohl be⸗ kannt ſind; und mittelſt derſelben iſt es eine unſtreitige Sache, daß alle Gattungen von Fiſchen, inſonderheit aber die groͤßern Arten, als See-Einhoͤrner und Wallfi⸗ ſche in dieſen nordlichen Gegenden in großer Anzahl gefun⸗ den werden; folglich faͤllt des Hauptmann Jacobs Be⸗ weisgrund nicht allein in Anſehung dieſer Gegenden des Meerbuſens weg, wo neulich die Durchfahrt geſucht wor- den iſt, ſondern es hat auch nunmehr das Gegentheil Statt. Denn wenn man wegen Ermangelung dieſer Zeichen an der Wuͤrklichkeit der Durchfahrt zweifelte; ſo ſo muß man ſie gewißlich hoffen, wenn ſich dieſe Zeichen irgendwo erblicken laſſen. Sein dritter Beweisgrund iſt dieſer. Wir finden, ſagt er, daß das Eis in der Breite von 65 Gr. 30 Min. ganz uͤber der See in Schollen liegt, und ich bin voͤllig verſichert, daß ſolches in den Untie⸗ fen Erſter Theil. 67 fen und ſeichten Meerbuſen feinen Urſprung habe. Wenn jenſeit derſelben ein groſſes Meer geweſen waͤre, ſo würde es alles in Stücken zerbrochen ſeyn; denn wir befanden, daß es durch die Meer⸗Enge oſtwaͤrts in die See kam. Er fuͤgt noch folgendes hinzu und nennt ſolches einen vierten Beweisgrund, daß das Eis feinen Weg oſtwaͤrts ſucht und alſo durch Hudſons Meer ⸗Enge in die See treibt. Es erhel⸗ let hieraus augenſcheinlich, daß ſeiner Meynung nach die nordlichſten Gegenden des Meerbuſens ganz und gar mit Eiſe angefuͤllet ſeyn muͤſſen; dahingegen es aus dem, was Foy meldet, klar iſt, daß nordwaͤrts weniger Eis gefun⸗ den worden; und in den folgenden Bogen wird man zei⸗ gen, daß allda ſehr wenig Eis vorhanden ſey, hingegen aber das Eis in den ſuͤdlichen Gegenden des Meerbuſens von der großen Menge Waſſer, ſo aus Norden kommt, in Stuͤcken zerbrochen und herausgetrieben werde. Daher iſt dieſes nach ſeinem eigenen Grundſatz ein rechter und uͤberzeugender Beweis, daß dort eine Gemeinſchaft mit einem andern Meere ſeyn muͤſſe. Zu ſeinem angehaͤngten Beweisgrunde, deſſen er insbeſondre als eines ſolchen erwehnt, der auf feiner eigenen Beobachtung beruhet, Fon, nen wir noch hinzufügen, daß eine große Menge Eis in Hudſons Baͤy durch die Meer-⸗Enge von der Flut ge⸗ fuͤhrt wird, und ganz natuͤrlicher Weiſe mit der Ebbe wie⸗ der heraus kommt, ſo wie es auch mit dem uͤbrigen in der Baͤy entſtandenen Eiſe aus den von ihm ſelbſt angefuͤhr⸗ ten Urſachen geſchicht. Was demnach übrigens des Haupt⸗ \ E 2 mann * 3 68 Reife nach Sudſons Meerbuſen. mann Jacobs Zeugniß und Anſehen fuͤr ein Gewicht in vorigen Zeiten haben mogte, da es zweifelhaft ſeyn konnte, ob er, oder For die Wahrheit meldete: fo kan es doch jetzo nichts mehr bedeuten, da die Umſtände, worauf ſich ſeine Schluͤſſe gruͤnden, in Anſehung des nordlichen Theils von dem Meerbuſen durch eine unſtreitige Erfahrung gaͤnz⸗ lich uͤber den Haufen geworfen ſind. Es iſt bereits angemerket worden, daß man nach Sorens und Jacobs Schifffahrt alle Gedanken von Er⸗ findung eines nordweſtlichen Weges fahren laſſen: allein da die vornehmſten Perſonen in unſrer Colonie in Neu⸗ England zu dieſer Zeit oder bald hernach anſiengen eini⸗ ge Reiſen zu Entdeckung und Verbeſſerung ihrer Fiſche— rey und Handlung anzuſtellen; ſo darf man ſich nicht wun⸗ dern, daß ſie in Betracht der großen Vortheile, welche aus der Erfindung eines nordweſtlichen Weges entſtehen koͤnnten, und wegen ihrer eigenen vortheilhaften Lage wie⸗ derum eine Unternehmung von der Art wagten. Hierin iſt, wie man ſicher ſagen kan, nichts ungereimtes oder unvernuͤnftiges. Was daher in dem Auszuge, den wir von des Admirals de Fonte * Reiſe haben, von dem Haupt⸗ * Als die Unterkoͤnige von Ken: Spanien und peru von dem Spaniſchen Hoſe Nachricht erhalten hatten, daß der Verſuch , welchen die Hauptleute Zudſon und Ja⸗ cob vormahls gethan hatten um einen nordweſtlichen | Weg A. Ebſter Theil! 609 Hauptmann Shapley geſagt wird, daß er nämlich in einem Schiff von Boſton genommen worden, das hat nichts ſehr unglaubliches in ſich. Herr Dobbs bemerkt in ſei⸗ nen Anmerkungen uͤber dieſe Erzaͤhlung die Wahrſchein⸗ lichkeit, daß dieſes Boſtoniſche Schiff durch eine von den Oeffnungen bey der Wallfiſch⸗Bucht Whale Cove) welches ein Meerbuſen in Hudſons Bär iſt, gegan⸗ gen ſeyn moͤgte; und vielleicht wuͤrde dieſer ſcharfſinnige Mann geurtheilt haben, daß ſeine Muthmaßung gewiſſer Maſſen bekraͤftiget werde, wenn er ſich erinnert haͤtte, daß dieſer Meerbuſen gerade in der Breite liegt, in welcher der Haupt⸗ Weg in die Suͤd⸗See zu finden, von einigen Seeſah⸗ renden im Jahr 1639. von Boſton in Neu⸗England aufs neue unternommen worden: ſo wurde de Fonte, welcher damahls Dir» Admiral von Peru und Mexico war, befehliget mit vier Krigs⸗Schiffen aus zu laufen und { ſich dieſen Unternehmunge u zu wieder ſetzen. Er gieng auch zu dem Ende am zten April 1640. in See, und hat ſeine Reiſe in einem Briefe beſchrieben, woraus Herr Arthur Dobbs in the Account of the Countries adjoi- ning to Hudſon's Bay p. 123. ſeqq. einen Auszug gege⸗ * ben hat, woraus zu ſehen iſt, daß der Admiral b de Fonte im Monate Julius deſſelben Jahrs das Boſtoniſche Schiff, und darin den Haupt⸗ mann Shapley augetroffen, jedoch ſolches nicht wegge⸗ nommen, ſondern dem Hauptmann fuͤr einige Lebens⸗ mittel und ſein Tagebuch und Karten anſehnliche Ge⸗ € 3 | ſcheuke — . Ee — — r — ]—ꝛ:— —¼ — Fe A, — ** . Er E - — 2 — = . * 70 Reiſe nach Hudſons Weerbufen. Hauptmann Lancaſter, wie bereits oben auf der 2rſten Sei⸗ te gemeldet worden, den Eingang der nordweſtlichen Durch⸗ fahrt verzeichnet, zu deſſen Wiſſenſchaft er in Oſt⸗In⸗ dien gelanget war. Allein obgleich die beſondre Uebereinſtimmung dieſer beiden Umſtaͤnde dieſe kurze Ausſchweifung von den Un⸗ ternehmungen aus Neu- England wohl rechtfertigen mag, welche uns vielleicht in dieſem Punkt noch fonften - Licht geben koͤnnen: fo findet ſich doch uͤberdem etwas da⸗ bey, welches vielleicht noch ſonderbarer ſcheinen duͤrfte; zumahl daraus die Moͤglichkeit erhellen wird, daß die ge⸗ genwaͤrtige Handlungs-Geſellſchaft in der Hudſons⸗ Day entweder dieſer oder einer andern von Boſton un? ternom⸗ ſchenke gegeben habe. Herr Dobbs vermuthet Lk. 130. daß dieſes Schiff in einen Arm vom Meere bey whale⸗ Cove gegangen und in den 59 oder Koflen Gr. ger kommen, und vielleicht hernach von den Eskimaux uͤberfallen worden, zumahl aus Boſton niemahls einige Nachricht von dieſer Reiſe uͤberſchickt worden. Er fügt hinzu, daß auf Befehl des Herrn Admiral war gers zu Boſton Nachfrage geſchehen ſey, ob einer Pa: mens Shapley, welches der Name des Hauptmanns war, daſelbſt zu der Zeit gelebet habe, und daß es aus einigen Briefſchaften erhelle, daß einige Leute dieſes Namens damaßls zu Boſton geweſen wären, welches dem Briefe des Admirals de Sonte eine größere Kraft gäbe und die Meynung, daß ſolcher ein wahrhaftes Tagebuch ſey, bekraͤftigte. Erſter Theil. ä 71 ternommenen Reiſe die Entdeckung zu danken habe, welche g derſelben ihren koͤniglichen Freybrief verſchaffte und fie in den Beſitz derjenigen Oerter in der Bay ſetzte, in welchen ſie jetzo ihre Handels- Plaͤtze hat. Herr Jeremie, welcher Statthalter zu Port⸗MWelſon war, da dieſer Ort ſich in Franzoͤſiſchen Haͤnden befand, und welcher ohne Zwei⸗ fel beſſere Gelegenheit als ſonſt jemand hatte ſich von den Sachen, wovon er ſchreibt, zu unterrichten, giebt uns davon dieſe Nachricht. Er ſagt, daß ein gewiſſer Ein⸗ wohner in Canada Herr von Groiſeleiz * genannt, ein beherzter und zu kuͤhnen Unternehmungen geſchickter Mann, welcher in dieſen Gegenden ſehr gereiſet war, feine Ent⸗ deckungen endlich ſo weit getrieben, daß er aus den Fran⸗ zoͤſiſchen Colonien zu ande die Küfte von SHudſons Meer⸗ bufen erreicht hätte. Bey feiner Zuruͤckkunft beredete er feine Landsleute zu Quebec eine Barke auszuräften, damit man dieſe Entdeckung zur See zur Vollkommenheit brin⸗ gen moͤgte. Als dieſes geſchehen war, und er auf der Kuͤſte landete, wo ſeiner Vermuthung nach kein Euro⸗ paͤer zuvor geweſen war, ſo ward er recht mitten im Win⸗ ter in große Verwunderung geſetzt, da er vernahm, daß einige von ſeiner Geſellſchaft eine Engliſche Colonie, wie ſie ſolche nenneten, bey Port⸗Welſon angetroffen hatten. Er begab ſich mit ent Vorſatz dahin dieſelbe anzugreifen; aber bey ſeiner Ankunft fand er nichts als eine armſeelige und elende Huͤtte, welche mit Raſen gedeckt war, worin end ſich * oder Gruſſeliers, wie er ſonſten genannt wird. 72 Reife nach audſons Meerbuſen. ſich ein halb Dutzend halb verhungerte ungluͤckliche Leute befanden, die ohne Gewehr und ohne Kraͤfte waren daſ⸗ ſelbe zu gebrauchen, wenn ſie dergleichen gehabt haͤtten. Dieſe Leute meldeten ihm, daß ſie einen Theil von der Mannſchaft eines Schiffs von Boſton ausmachten; daß fie an das Land geſetzet worden um einen Platz zu ſuchen, wo das Schiff überwintern koͤnnte, und daß das Eis den folgenden Morgen das Schiff aus dem Hafen getrieben, welches fie niemahls wieder geſehen hatten. Da in die ſer Nachricht keine Zeit gemeldet wird, ſo iſt es unmoͤglich zu ſagen, ob es das Schiff von Boſton, deſſen der Ad⸗ miral de Fonte Meldung thut, geweſen ſey, oder nicht. Aber wenn es daſſelbe geweſen und das Schiffs⸗Volk um⸗ gekommen iſt, wie es vermuthlich in dieſem unbewohnten Lande geſchehen ſeyn mag; ſo kan aus dieſem Umſtande die ſonſt unbeantwortliche Schwuͤrigkeit auf eine deutliche und leichte Art aufgelöfet werden, nämlich, wie der Haupt⸗ mann Shapley eine ſolche Reiſe thun, und eine ſo be— traͤchtliche Entdeckung machen konnen, ohne daß es weder in Neu⸗ noch Alt⸗ England bekannt worden waͤre. Allein wenn wir uns gleich in dieſer Muthmaßung betruͤ⸗ gen ſollten: ſo wuͤrde es doch immer ein unſtreitiger Be⸗ weis ſeyn, daß von Boſton zu der Zeit einige Verſuche unternommen worden, da man ſie zu London und Bri⸗ ſtol bey Seite geſetzt und vergeſſen hatte. Dieſe Aus⸗ ſchweifung hat uns nicht weit von unſerm Vorhaben ge⸗ fuͤhrt, wie jetzo gleich erhellen wird. Als Erſter Theil. 73 Als Herr von Groiſeleiz das Land genugſam unter⸗ ſucht hatte, ließ er ſeiner Schweſter Sohn Chouart zu Port-⸗Nelſon, und gieng mit feinem Schwager, Herrn Rattiſſon und acht andern nach Quebec zuruͤck, allwo er mit ſeinen Principalen einige Streitigkeiten bekam. Dieſe wurden zuletzt ſo groß, daß, da er ſich im hoͤchſten Grad beleidiget hielte, er den Herrn Kattiſſon nach Frankreich ſchickte, um bey dem Hofe wegen ſeiner geleiſteten Dien⸗ ſte und des uͤblen Bezeigens, ſo man gegen ihn beobach— tet hätte, Vorſtellung zu thun. Allein es ſcheint, daß ſei⸗ ne Klagen eben fo ſchlecht in Frankreich, als in Cana⸗ da aufgenommen, und die Vortheile, welche, wie er be⸗ hauptete, aus ſeiner Entdeckung gezogen werden koͤnnten, als eine Sache, die bloß in einer ausſchweifenden und verwirreten Einbildung beruhete, angeſehen worden, weil man fie nicht verſtund. Herr von Groiſeleiz ward durch die Nachrichten, die er von ſeinem Schwager empfing, im geringſten nicht kleinmuͤthig; und weil er zugleich ein großes Verlangen trug durch eine Sache ſein Gluͤck zu machen, wodurch, wie er urtheilte, er es verdiente; ſo begab er ſich ſelbſt nach Frankreich, und legte den Mi⸗ niſtern die Wichtigkeit ſeiner Entdeckung auf das deutlich⸗ ſte, als er nur konnte, vor Augen; (worin ſie beſtund, werden wir hernach ſehen,) allein ob er gleich ein ſehr ge⸗ ſchickter Mann war und feine Sache fonder Zweifel wohl vorſtellete: fo gewann er doch damit nicht mehr Glauben, als Rattiſſon in feinem Anſuchen gethan hatte. Eben | i E 5 damahls 74 Reife nach Hudſons Meerbuſen. damahls war der Herr Montague, nachmahliger Herzog von Montague, ein Vater des vortrefflichen Mannes, welcher jetzo dieſen Titel fuͤhrt, unſer Abgeſand⸗ ter in Frankreich; und wie er einige dunkle Nachrichten von Groiſeleizens Vorſchlaͤgen hoͤrte; fo ließ er ihn zu ſich kommen, um ihm dieſelben zu eröffnen, welches er auf eine ſolche Weiſe that, daß dieſer vernuͤnftige Herr, der ſich nach den Umſtaͤnden genau erkundigte, damit vollkommen zufrieden war. Er ſchickte ihn darauf nebſt ſeinem Schwager ſo gleich nach England mit einem Em⸗ pfehlungs-Schreiben an den Prinzen Rupert, der da⸗ mahls ein groſſer Befoͤrderer aller Unternehmungen von dieſer Art, und ein vortrefflicher Kenner ſo wohl von Leuten, als Sachen war. f Nachdem Herr von Groiſeleiz in England ange⸗ kommen war, und Sr. Hoheit alles vorgeſtellet hatte, was er ſeinem Vermoͤgen nach zu thun glaubte; ſo erhielte er allen Vorſchub, welchen er billiger Weiſe nur hoffen konnte. Es ward auch unverzüglich der Entſchluß gefaßt ein koͤnigliches Schiff auszuräften um ihn nach Hudſons Meerbuſen zu führen, damit er dort einen Verſuch zu fol⸗ ge der ihm ertheilten Gewalt anſtellen moͤgte, um die großen Dinge, die er verſprach, zu erfuͤllen. Es iſt ein großes Gluͤck, daß wir eine bewaͤhrte Denkſchrift von der Hoffnung, die man ſich von dieſer Unternehmung machte, haben, die zu eben der Zeit verfaſſet worden. Sie iſt in einem Briefe von dem erſten Secretar der koͤniglichen Geſellſchaft, Herrn Oldenbur gb an den berühmten Herrn Boyle enthalten, welche Erſter Theil. 75 welche der Leſer in ſeinen eigenen Worten zu ſehen belieben wird. „Es iſt ſonder Zweifel nicht noͤthig Ihnen zu „ melden, was hier mit großer Freude von der Entde⸗ „ ckung eines nordweſtlichen Weges geſprochen wird, wel⸗ „che von zweenen Englaͤndern und einem Franzoſen ge⸗ „ ſchehen iſt, und wovon fie neulich Sr. Majeſtat zu „ Oyford Bericht abgeſtattet haben. Es iſt ihnen auch „ durch koͤnigliche Verwilligung ein Schiff zugeſtanden worden, um damit in Sudſons Meerbuſen, und von „ da in die Suͤd⸗See zu ſegeln. Dieſe Leute ſagen, wie 32 „ nada in einen Fluß gegangen, der ſich in Nordweſten „ in die Suͤd⸗See ergoſſen habe. Sie waͤren in dieſelbe „ hinein, und nord ⸗ oſtwaͤrts in Hudſons Meerbuſen zu „ ruͤck gegangen. Zufolge einer ſolchen Hoffnung ward Hauptmann Facharias Gillam auf einem Schiff ge⸗ nannt Non ſuch Ketch nebſt dem Franzoſen auf dieſe Entdeckung ausgeſchickt. Er ſoll bis zum 75ſten Gr. in Baffins Bay, und von da in Sudſons Meerbuſen zu⸗ ruͤckgeſegelt ſeyn, auch daſelbſt 1668 uͤberwintert haben, nachdem er den 29ſten Sept. in Ruperts Strom ange- langet, wo er in einer Tiefe von drittehalb Klaftern An⸗ ker geworfen haͤtte, zumahl der Strom eine halbe Engliſche Meile breit geweſen. Den gten December waren ſie in dem Fluß eingefroren und giengen auf dem Eiſe nach einer kleinen Inſel, welche voller Pappelbaͤume war; alles andre Holz beſtund in Americaniſchen Fichten. Im April \\ ich höre, daß fie mit einem Bot aus einer See in Ca⸗ 76 Reife nach Hudſons Meerbuſen. April 1669. war die Kälte faſt vorbey, und die India⸗ ner kamen zu ihnen. Sie ſahen dorten kein Korn, aber viele Johannes⸗Beeren, Erdbeeren und Brombeeren. Die Indianer um dieſen Fluß ſind einfaͤltiger, denn die in Canada. Die Nodwaͤys oder Eskimauxiſchen Indianer bey Sudſons Meer⸗Enge find wild und barbariſch. Hier ward damahls die erſte Engliſche Colonie mittelſt Erbauung einer Veſtung von Steinen an⸗ gelegt, welcher Hauptmann Gillam den Namen Fort⸗ Carl gab. Hierauf bekamen diejenigen, welche dieſe Reife unternommen hatten, einen am 2ten Maͤy 1669. ausgefertigten koͤniglichen Freybrief, kraft deſſen ſie zu ei⸗ ner Handlungs⸗Geſellſchaft erklaͤret wurden. In dem Eingange dieſes Freybriefes heißt es „daß „ weil unſer werthe und innig geliebte Vetter, Prinz „ Bupert ꝛc. ꝛc. auf ihre eigene große Koſten und Auf⸗ „ wand eine Reiſe nach Hudſons Meerbuſen in den nordweſtlichen Theilen von America zu Entdeckung ei⸗ „nes neuen Weges in die Suͤd⸗See und zu Anlegung „ eines Handels mit Pelzen, Mineralien und andern be- traͤchtlichen Waaren unternommen, und mittelſt ſolcher „ ihrer Unternehmung ſchon ſolche Entdeckungen ge⸗ „ macht haben, welche ſie aufmuntern in Fortſetzung ihres „ befagten Vorhabens weiter zu gehen, als welches uns „„ und unſern Koͤnigreichen zum großen Vortheil gereichen „ekoͤnnte.,, Auf das Anſuchen dieſer Unternehmer und zu mehrerer Befoͤrderung ihrer Bemuͤhungen bewilligte ihnen demnach der König zum allgemeinen Beten feiner Unter⸗ Unterthanen die Handlung und die Landſchaften in Hudſons Meerbuſen, nebſt allem andern Handel, welchen ſie ferner erwerben moͤgten, dergeſtalt, daß alle andre davon ausgeſchloſſen ſeyn ſollten. Auf ſolche Wei⸗ fe und zu dieſem Ende ward die nach Sudſons⸗Baͤy handelnde Geſellſchaft errichtet. | Man hätte denken ſollen, daß hierauf zufolge der Abſicht des Freybriefes beträchtliche Colonien angelegt, und Ruperts Land, denn alſo befahl Se. Majeftät die neue Pflanzſtatt zu nennen, damahls keine von den ges g ringſten Colonien in America geworden ſeyn wuͤrde; zum wenigſten haͤtte man glauben ſollen, daß man den großen und wichtigen Punkt in Anſehung der Entdeckung eines nordweſtlichen Weges allezeit vor Augen gehabt ha⸗ ben wuͤrde; denn wie der Freybrief deutlich anzeigt, ſo hatte die Verleihung dieſer ausſchließlichen Handlung und die zu entdeckenden neuen Laͤnder das gemeine Beſte der Unterthanen dieſer Königreiche zum Endzweck: allein fo haben wir wenige Nachrichten von einigen Unternehmun⸗ gen, welche wegen ſolcher Entdeckung entweder zu Lande oder zur See geſchehen wären. Es ward zwar ungefehr im Jahr 1719 und alſo bey nahe vor dreyßig Jahren ein gez wiſſer Hauptmann Barlorv ausgeſchickt um die Durch⸗ fahrt zu ſuchen; aber es iſt ſehr ungewiß, wo er geblieben ſey: zumahl man ſeitdem weder von ihm noch von ſeiner Mannſchaft etwas gehoͤret hat, außer daß unter den in den Factoreyen der Geſellſchaft befindlichen Englaͤndern die Rede gehet, ſein Schiff ſey verlohren gegangen und er Erſter Theil. 1 78 Reife nach Hudſons Meerbuſen. er ſelbſt nebſt feinen Leuten von den Einwohnern des Lan⸗ des unter dem 6zſten Gr. aufgerieben worden, wie denn, um dieſes zu beflättigen, auch geſagt wird, daß einige. Stuͤcke von dem verunglückten Schiffe in dieſen Gegenden gefunden worden. Dieſes mag vielleicht wahr ſeyn, und vermuthlich iſt das ungluͤckliche Schickſal dieſes Mannes und der unter ſeinem Befehl ſtehenden Schiffleute zum Vorwande gebraucht worden diejenigen herzhaften Gemuͤ⸗ ther abzuſchrecken, welche eine Neigung haben moͤgten dieſe gefaͤhrliche Schifffahrten zu unternehmen, an ſtatt in der Geſellſchaft Dienſten ein Amt, wobey mehr Sicher⸗ heit waͤre, zu bekleiden. Bey fo geſtalten Sachen gehoͤret 0 Meerbu⸗ fen und das daran liegende Land ganz und gar einer Elei- nen Geſellſchaft; und wie ſtark auch der Trieb zur Hand⸗ lung bey der Nation ſeyn mag, ſo konnte derſelbe doch Niemand wie vormahls, ermuntern einen Verſuch zu die⸗ fer Entdeckung zu thun, welches die offenbare Urſache iſt, daß alle Anfchläge zu Erfindung eines nord-weſtlichen We⸗ ges ſeit funfzig Jahren begraben und ungeſtoͤrt liegen, ohngeachtet man zu beſtaͤndiger Fortſetzung dieſes Unter⸗ nehmens bis man ſolches ausfuͤhren wuͤrde, wuͤrkliche An⸗ ſtalten gemacht hatte, oder wenigſtens der Meynung war ſie zu machen. Wir haben von Barlow und deſſen un⸗ gluͤcklichem Schickſal Erwehnung gethan; die Perſon, welche naͤchſt nach ihm zu dieſer Verrichtung gebraucht ward, war Hauptmann Scroggs, und alles was wir von ihm wiſſen, beſtehet in folgenden Umſtaͤnden. Wir ö koͤn⸗ Erſter Theil. 79 koͤnnen auch nicht ſagen, wo man dieſelben wuͤrde gefun⸗ den haben, wenn ſie Herr Dobbs nicht bekannt gemacht hätte. Denn obgleich die alten wegen dieſer Unterneh⸗ mung angeſtellete Schifffahrten auf Unkoſten gewiſſer Geſellſchaften geſchahen: ſo wurden doch uͤberhaupt zu re⸗ den, die Tagebuͤcher davon, wenn man des Ritters Thomas Buttons ſeines ausnimmt, ans Licht geſtellet, damit die Nachwelt ſehen moͤgte, was vormahls ausge⸗ richtet, und wie weit die Entdeckung befördert worden ſey. Allein in neuern Zeiten ward dieſe Weiſe aus der Acht ge⸗ laſſen; und wenn Herr Dobbs, wie wir ſchon vorher angemerkt haben, nicht einen Auszug aus Scroggs Reiſe zu ſeiner eigenen Vertheidigung heraus gegeben hätte; fo würde die Welt davon ſehr wenig gewuſt haben; ja vielleicht moͤgte in funfzig Jahren keine Spur oder Nachricht übrig geweſen ſeyn, daß jemahls eine verglei- chen Reiſe geſchehen ſey. Dieſes iſt demnach ſein Bericht. Herr Scroggs ſegelte aus Churchill⸗River den azſten Jun 1722. In der Breite von 62 Gr. handelte er von den Einwohnern ungeſchnittenen Fiſchbein und See⸗ Pferd⸗Zaͤhne. Den gten Jul. ward er in einem dunklen nebeligten Wetter bis zum 64ſten Gr. 55 Min. getrieben, wo er in zwölf Klaftern Anker warf. Als es ſich wieder aufklaͤrte, befand er ſich drey Meilen von der nordlichen Kuͤſte. Das Vorgebuͤrge, welches von ihm in Oſt⸗ Nord⸗Oſten lag, nannte er die Wallfiſchbein⸗ Spitze | (Whale⸗ 80 Reife nach Hudſons Meerbuſen. (Whalebone⸗Point). Er ſahe zu gleicher Zeit verſchie⸗ dene Inſeln, die von ihm in Suͤd-Weſt gen Weſten ge⸗ gen Suͤd⸗Weſt gen Suͤden lagen, welches, wenn die Ab⸗ weichung der Magnet⸗Nadel abgerechnet wird, in Suͤd⸗ Welt gen Suͤden gegen Suͤd⸗Suͤd⸗Weſten war. Er entdeckte Land in Sid - Welten. Der Willkommen war ein fo hohes Land, als ſonſt eines in Hudſons Meer⸗ Enge ſeyn mag. Die ſuͤdlichſte Inſel nannte er Cap Fullerton. Hier ſahe er viele ſchwarze Wallfiſche nebſt einigen weiſſen. Er ſchickte ſein Bot an das Land, und man bekam viele Hirſche, Gaͤnſe, Enten ꝛc. zu ſehen. Er ſagte, daß die Flut allhier fünf Klaftern nach feiner Bley⸗ ſchnur ſtiege, zumahl er die Tiefe bey niedrigem Waſſer nur ſieben, und bey hohem Waſſer zwoͤlf Fuß befand. Er hatte zwey nordliche Indianer bey ſich, welche zu Churchill uͤberwintert und ihm von einer reichen Kupfer⸗ Grube, die ſich an einem gewiſſen Orte auf der Kuͤſte und nahe an der Oberflache der Erde befinden ſollte, Nachricht gegeben hatten; und fie konnten mit der Schalupe fo na- he herzu kommen, daß ſie im Stande waren ſich mit der Seite daran zu legen und davon alsbald eine Ladung ein⸗ zunehmen. Sie hatten von daher einige Stuͤcken Kupfer nach Churchill gebracht, welches zu einem klaren Be⸗ weiſe diente, daß dort herum eine Erzgrube wäre. Sie hatten das Land mit Kohlen auf ein Pergament: Fell ge⸗ zeichnet, ehe ſie Churchill verließen, und ſo weit als ſie kamen, traf ſolches ſehr richtig zu. Einer von den Tinte dianern bat ihn, daß er ihn moͤgte gehen laſſen und ſagte, i daß e n Erſter Theil. 80 daß er nicht voͤllig drey oder vier Tagereiſen von ſeinem Vaterlande wäre; allein er wollte ihn nicht von ſich laſ⸗ ſen. Er meldete ferner, daß er an dem Ende des Meer⸗ buſens geweſen ſey, und daß ſich dorten eine Barre oder Reihe Klippen befaͤnde; allein ſeine Botsleute behaupte⸗ ten, daß er zehn Meilen von der ſo genannten Barre entfernt geweſen. Er ſegelte ſuͤd⸗oſtwaͤrts, und den ısten fuhr er durch den Willkommen in der Breite von 64 Gr. 15 Min. Unter dem 64ſten Gr. 3 Min. ſahe er wieder viele Wallfiſche, aber er fand kein Eis, als er dort war. Das Land von der Wallfiſchbein Spitze lief weſt⸗ ſuͤd⸗weſtwaͤrts und die Botsleute, welche an das Land ge⸗ gangen waren, meldeten, daß ſie nichts geſehen haͤtten, was fie verhindern koͤnnte weiter zu gehen. Sie hatten dorten eine Tiefe von vierzig bis fiebenzig Klaftern. Der Hauptmann Norton, der unlaͤngſt Statthalter zu Churchill geweſen war, befand ſich bey ihm und bekraͤf⸗ tigte dieſe Nachrichten; er fagte, daß er am Lande auf der Spitze eines Gebuͤrges geweſen waͤre, allwo er geſehen, daß das Land weſt⸗ſüd-weſtwwaͤrts gienge, ſonſt aber nichts wahrgenommen hätte, welches fie verhindern moͤgen wei⸗ ter zu gehen. 4 Bir find nun ſehr nahe zu der merkwuͤrdigen Reiſe gekommen, welche wegen Entdeckung eines nordweſtlichen Weges unlängft untsrnommen worden. Und obgleich dieſelbe nicht fo glücklich abgelaufen und nur eine Urſache erſter Theil, . 5 vie: 82 Reife nach Hudſons meerbuſen. vieler Streitigkeiten geworden iſt, die zwiſchen dem Mann, durch deſſen Bemuͤhung ſie beſchloſſen ward, und demjeni⸗ gen, welcher Anführer dabey war, entſtanden find: fo hat fie doch einen Parlaments⸗Schluß zuwege gebracht, wel⸗ cher unfehlbar die Hoffnung zu Erfindung eines nordweſt⸗ lichen Weges fo lange beſtaͤndig bey Kräften erhalten wird, bis man ſie gefunden hat. Herr Arthur Dobbs hat ſich, wie aus verſchiedenen Stellen feines Buchs er— hellet, zuerſt an die Handlungs-Geſellſchaft in der Hud⸗ ſons⸗Bay gewandt; und es ſcheint, daß auf fein Anſu⸗ chen zwey Schiffe auf die Entdeckung ausgeſchickt worden, welche dem Anſehen nach nicht Höher, als in die Breite von 62 Gr. 5 Min. gekommen und ohne etwas merk— wuͤrdiges geſehen zu haben zuruͤck gekehret ſind, wenn man einen Haufen Inſeln und eine Menge weißer Wallfiſche ausnimmt. Die Ebbe und Flut iſt nicht ſehr groß gewe⸗ ſen, indem die hoͤchſte nur zwey Klaftern geſtiegen, und die Flut iſt von Norden gekommen. Es war im Jahr 1737. als Herr Dobbs einen geheimen Brieſwechſel mit dem Hauptmann Middleton unterhielte, welcher ihm in ver- ſchiedenen Schreiben, aus welchen Auszuͤge gedruckt ſind, mancherley Umſtaͤnde an die Hand gab, die in Betracht der geſuchten Fahrt buͤndig zu ſeyn ſcheinen, als z. E. daß ein Nord- und Nord⸗Weſt⸗Wind die ſeichte Ebbe und Flut höher machte, als der groͤßeſte Zufluß des Meeres bey ei⸗ nem ſuͤblichen oder weſtlichen Winde zu Churchill oder Albany war; daß zwiſchen Mansfields Inſel und Cary Swans Neſt nur eine kleine oder faſt gar Ka Erſter Theil. | 83 Ebbe und Flut ſey; daß uͤberhaupt keine Ebbe und Flut nord⸗und nord⸗weſtwaͤrts von den Muͤhl⸗Inſeln wäre; und daß folglich die vorgemeldete hohe Ebbe und Flut von dem Willkommen kommen muͤſte; daß aus dieſer Urfa- che der Willkommen nicht weit von dem großen Welt⸗ deer ſeyn koͤnnte; daß dasjenige, was Herr Johann Scroggs in der Breite von 64 Gr. 50 Min. ſo wohl in Betracht der Wallfiſche, als der Ebbe und Flut beobach⸗ tet hatte, dieſes bekräftigte; daß die mit Herrn Seroggs gekommenen Indianer ihm (dem Hauptmann Middle⸗ ton) geſtunden, daß, wie ſie acht oder zehn Engliſche Meilen von der Wallfiſchbein⸗Spitze geweſen, die oſt⸗nord⸗oſtwaͤrts von ihnen gelegen haͤlte, ſie eine offene See geſehen hätten, und daß das Land weſt- ſuͤd⸗weſtwaͤrts gienge. Dieſes behaupteten ſie in Seroggs Gegen⸗ wart, als ſie auf des Hauptmanns Middletons Schiffe zu Churchill waren, ob fie gleich, wie fie unter Seroggs Befehl ſtunden, ganz anders redeten und dasjenige ſagten, was er haben wollte. Außer dieſem beſtäaͤttiget Love⸗ grove, der ſich in der Factorey zu Churchill aufhielte, und öfters zu Whale⸗Cove in der Breite von 62 Gr. 30 Min. geweſen, daß die ganze dortige Kuͤſte unterbro⸗ chen Land und Inſeln waͤren, und daß, da er ſich auf ei⸗ ne von dieſen Inſeln begeben, er weſtwaͤrts eine offene See geſehen haͤtte. Einer Namens Wilſon, welcher von der Geſellſchaft ausgeſchickt war um zu Whale⸗Cove von den Einwohnern Fiſchbein zu handeln, ſagte zu | 52 Chur⸗ EEE TREE" r . ur 3 — 2 ae e 3 an wu. — — 84 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ' Churchill aus, daß wie er aus Neugierigkeit durch dieſe Inſeln nahe nach Whale⸗Cove geſegelt wäre, er beſun⸗ den hätte, daß der Eingang ſich ſuͤt-weſtwaͤrts vergrößert haͤtte und zuletzt ſo groß geworden waͤre, daß er auf kei⸗ ner Seite Land ſehen konnen. Da dieſe Umſtaͤnde wohl bekannt find, und da alle Nachrichten, weſche Herr Dobbs erhalten konnte, mit der Meynung uͤbereinſtimmeten, die dieſer Mann damahls hatte, daß es ſehr wahrſcheinlich waͤre eine Durchfahrt in dem Willkommen zu finden; fo verſchaffte er dem Hauptmann Middleton mit unend⸗ lichem Fleiß und Muͤhe Gelegenheit ſolche zu ſuchen, und derſelbe gieng mit einem Schiffe, Furnace Bomb⸗ Ketch genannt, in See. Er nahm dieſe Verrichtung zum gemeinen Beſten uͤber ſich und wiederſtund vielen Ver⸗ ſuchungen, welche ihm in den Weg gelegt wurden um das Vorhaben aus Eigennutz zu vernichten. Die beſte Nachricht, welche wir von feiner Unternehmung haben, iſt in dem folgenden Auszug aus verſchiedenen Briefen und aus ſeinem Tagebuch enthalten. a Er konnte nicht eher als den iſten Jul. aus Churchill⸗ River unter dem 58 Gr. 56 nordl. Breite kommen um die Durchfahrt zu ſuchen; den zten um fünf Uhr des Morgens ſahe er drey Inſeln in der Breite von 61 Gr. 40 Min. Den sten ſahe er Brook⸗Cobham unter dem | 6zſten Gr. nordl. Breite und dem gzften Gr. 40 Min. weſtl. Länge von London. Die Abweichung der Mag⸗ net⸗Nadel war 21 Gr. 10 Min. Auf dieſer Inſel war viel | Schnee, Erſter Theil. 85 Schnee. Den 6ten des Morgens fahe er ein Vorgebuͤr ge unter dem 63 Gr. 20 Min. nordl. Breite und dem 9zſten weſtlicher Länge; die Tiefe war von fünf und dreyßig bis zu zwey und ſiebenzig Klaftern; um fuͤnf Uhr gieng der Strom nord⸗nord⸗oſtwaͤrts, welches etwas über zwo Eng⸗ liſche Meilen betrug. Die Flut kam von Nord Oft gen Norden, die Abweichung der Magnet⸗Nadel war 30 Gr. weſtlich; ein nordlicher Mond machte hohes Waſſer. Den sten war er in der Breite von 63 Gr. 39 Min. er ſahe keine Wallfiſche noch andre Fiſche, außer einem weiſſen Wallfiſch, der ſo groß als ein Grampus war, und einige Meerkaͤlber. Nordwaͤrts von ihnen fanden ſie ver⸗ ſchiedene Meilen dicht an der Kuͤſte vieles Eis; die Tiefe war von ſechzig bis zu neunzig Klaftern; das Land lag von ihnen ſieben oder acht Meilen in Nordweſten. Den roten befand er ſich unter dem 64 Gr. 5 Min. der Breite und dem ggften Gr. 34 Min. der Laͤnge. Der Will⸗ kommen war bier eilf oder zwölf Meilen weit. Die oͤſtliche Kuͤſte war ein niedriges und flaches Land, und der ganze Willkommen voller Eis. Sie nahmen friſch Waſſer von dem Eiſe ein; und waren bis zum ızten in dem Eiſe eingeſchloſſen. Den ı3ten giengen fie durch das Eis nordwaͤrts von Cap Dobbs einem neu entdeckten Vorgebuͤrge an der nord⸗weſtlichen Seite des Willkom⸗ mens unter dem 6sften Gr. 12 Min. nordl. Breite und dem gelten Gr. 6 Min. weſtl. Lange, und ſahen einen ſchoͤnen Eingang nord⸗weſtwaͤrts davon; fie ſegelten in | | F 3 die⸗ 86 Reife nach udſons Meerbuſen. dieſen Eingang oder Fluß um die Schiffe vor dem Eife in Sicherheit zu bringen, bis daſſelbe in dem Willkommen vergieng. b Der Eingang dieſes Fluſſes war ſechs oder acht Engliſche Meilen breit, ſo longe man nicht uͤber vier oder fuͤnf Engliſche Meilen herauf lief. Vier oder fuͤnf Meilen hoͤher war er vier bis fünf Meilen breit. Er warf auf der noͤrdlichen Seite über einigen Inſeln in einer Tiefe von vier und dreyßig Klaftern Anker. Die Flut gieng in der Enge fuͤnf Engliſche Meilen in einer Stun⸗ de, aber weiter hinauf nicht fo ſtark; mit der Ebbe kam viel Eis herunter. Die Tiefe war, als fie herauf gien» gen, vierzehn bis vier und vierzig Klaftern mitten in dem Canal. Den folgenden Tag kamen verſchiedene Eski⸗ maur⸗Indianer an Bord, welche nichts als ihre alten Kleider und achzig Maaß Thran zu vertauſchen hatten; er gab ihnen verſchiedene Kleinigkeiten. Er gieng unge⸗ fehr vier Engliſche Meilen hoher herauf über einige In⸗ ſeln, und ankerte in einem Sunde zwiſchen denſelben und der nördlichen Kuͤſte in einer zuruͤckſchießenden Flut um dem Trieb⸗Eiſe aus dem Wege zu kommen, welches mit der Ebbe und Flut aus und eingieng; die Tiefe, wo er Anker warf, war ſechszehn Klaftern. Er nannte dieſen Ort den Wilden Sund. (Savage Sound) Der Fluß war oben und unten voll Eis. Den ısten fehickte er den Lieutenant und neun wohlbewaffnete Botsleute mit Le⸗ bens⸗Mitteln auf acht und vierzig Stunden in dem acht⸗ ruderigten Erſter Theil. | 37 ruderigten Bot aus, um den Fluß zu unterſuchen, welche am 17ten wieder kamen. Er war ſo weit herauf geweſen, als es das Eis hatte erlauben wollen, und wie er oben auf beiden Seiten feſt ſaß, ſo fand er eine Tiefe von etlichen ſiebenzig bis zu achzig Klaftern. Den 16ten gieng der Hauptmann auf einigen Inſeln ans Land, und fand darin gar keine Gewachſe, auß er etwas kurzes Gras und Moos in den Thaͤlern und ein wenig Sauerampfer und Lörfel- kraut uͤber der Stelle, wo das hohe Waſſer hin zu kom⸗ men pflegt. Sie warfen ihre Fiſch⸗Netze aus; allein fie ſiengen keinen Fiſch. Viele von feinen Leuten bekamen den Scharbock wieder, ſo daß mehr als die Helfte von ih⸗ nen keine Dienſte thun konnten. Die Flut gieng in der Muͤndung des Fluſſes im Neumond vier Stunden, und flieg von zehn bis zu funfzehn Fuß; die Abweichung der Magnet⸗Nadel war 33 Gr. weſtlich. Da wo der Lieute⸗ nant war, kam die Flut von Süden und flieg dreyzehn Fuß in den Monds⸗Vierteln. Die nordiſchen India ner, welche er von Churchill mit ſich genommen hatte, kannten dieſes Land gar nicht. Den ıgten kamen die Schiffe in eine ſichre Bucht und legten ſich in einer Tiefe von neunzehn und einer halben Klafter vor Anker. Der Hauptmann gieng des Morgens mit acht Mann und den zweyen Indianern den Fluß herauf, und um acht Uhr des Abends war er funfzehn Engliſche Meilen weit ge⸗ kommen. Er befand, daß die Flut zwölf Fuß flieg, und daß ein weſtlicher Mond das hohe Waſſer machte; fie kam „ von 88 Reiſe nach Sudſons Weerbuſen. von Suͤd⸗Suͤd⸗Oſten. Die Indianer erlegten einen Hirſch; in der Nacht hörten ſie ein ſeltſames Geſchrey, ergleichen die Wilden insgemein zu machen pflegen, wenn fie Fremde ſehen; den roten um zwey Uhr des Morgens giengen fie fünf Engliſche Meilen weiter herauf, und kamen in einen Fluß oder Sund, der ſechs oder ſieben Engliſche Meilen breit war, allein wie weit ſich derſelbe erſtreckte, war ihnen unbekannt. Der große Fluß war dort ſechs oder ſieben Meilen breit, aber ſo voll Eis, daß ſie nicht viel weiter gehen konnten. Das Land war an beiden Seiten ſehr hoch; er ſtieg auf einen von den hoͤch⸗ ſten Bergen vier und zwanzig Meilen uͤber der wilden Bucht (Savage ⸗Cove) wo die Schiffe lagen. Er konnte von dort die Gegend, wo die Schiffe lagen und uͤber acht oder zehn Meilen hoͤher herauf ſehen, als der Ort, wo er war. Er merkte an, daß der Fluß gegen Norden gen Weſten nach dem Compaß gieng, welches, da die Abwei⸗ chung der Magnet-⸗Nadel abgerechnet ward, weſt⸗nord⸗ weſtwaͤrts war; aber in ſeinem Lauf weiter aufwaͤrts ward er ſchmaler und war voll Eis. Den zoften um acht Uhr des Abends kam er an Bord zuruͤcke mit ſechs Hir— ſchen, welche die Indianer waͤrender Zeit, da er auf dem Lande war, geſchoſſen hatten. Er nannte dieſen Ort den Hirſch⸗Sund. (Deer⸗Sound.) Das Land iſt fehr ber⸗ gigt und unfruchtbar, voller Felſen von einer Marmor⸗Art. In den Thaͤlern find viele Seen nebſt einigem Graſe, und ein Haufen große Hirſche von der Groͤße eines kleinen Pfer⸗ — vierzig Stunden bey dem Hirſch⸗Sund die Tiefe ergruͤn⸗ Erſter Theil. 89 Pferdes und dreyzehn Haͤnde hoch. Auf den Inſeln, die nicht eine halbe Engliſche Meile im Umkreiſe hatten, ſahen ſie insgemein eine kleine Heerde. I Den zıften fuhr er den Fluß herunter, der noch alle⸗ zeit voll Eis war; vier Engliſche Meilen weit von dem Eingange begab er ſich auf einen erhabenen Ort und ſahe, daß der Willkommen an allen Seiten noch immer voll Eis war. Den 2aſten war der Fluß oben und unten mit Eis angefuͤllt, und mit jeder Flut trieb noch immer mehr herein, wenn der Wind von dem Willkommen kam. Er ſchickte feinen Lieutenant mit dem ſechsruderigten Bot den Fluß herauf. Den 2gften war mehr Eis in dem Fluß, als jemahls; er ſchickte kein Bot herunterwaͤrts. Den 25ſten kam der Lieutenant zuruͤcke, nachdem er acht und det und den Fluß voll Eis gefunden hatte; er brachte drey Hirſche mit. Den 256ſten ſchickte er den Lieutenant und den Schiffer herunter, um zu ſehen, ob das Gewaͤſſer unten und in dem Willkommen vom Eife freyer wäre. Der wil⸗ de Sund liegt in dem goften Gr. 28 Min. weſtl. Lange; die Abweichung der Magnet- Nadel iſt 35 Gr. weſtl. der Eingang von Wagers Fluß liegt unter dem 65ſten Gr. 23 Min. und der Hirſch Sund unter dem 6sften Gr. 50 Min. nordl. Breite. Die Fahrt von der wilden Bay iſt nach dem Compaß nord⸗weſtlich, welches, wenn die Abweichung abgerechnet wird, Weſt gen Norden iſt. Den 27ſten kam der Lieutenant zuruͤck; er war von dem Eiſe F 5 und 9⁰ Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. und der Ebbe und Flut ſechs oder ſieben Meilen heraus getrieben worden, und fand den Fluß unten ganz mit Eiſe angefuͤllet, jedoch nicht ſo ſtark, als da er in den Will⸗ kommen kam. Den 28ſten um ein Uhr nach Mittage gieng der Lieutenant und der Schiffer den Fluß hinauf, um zu verſuchen, ob ſie einen andern Weg in den Will⸗ kommen, außer demjenigen, worauf ſie gekommen waren finden könnten, zumahl fie viele Wallfiſche und andre Fiſche geſehen hatten, als ſie unlaͤngſt herauf gefahren, und gar keine an dem Orte, wo die Schiffe lagen, noch ſonſten wo unten geſehen wurden. Er hatte auch Befehl den Hirſch⸗ Sund und eine jede Oeffnung zu unterſuchen, um ausfin⸗ dig zu machen, ob die Flut einen andern Weg hinein kaͤ⸗ me, als denjenigen, auf welchem fie kamen. Dieſes konnte er mittlerweile thun, bis das Eis in der Muͤndung des Fluſſes und des Willkommens abgieng. Den 29ſten ſandte er ein Bot mit acht kranken Schiffleuten und verſchiedenen, die von dem Scharbock angegriffen waren, auf eine ungefehr fuͤnf Engliſche Meilen entfernte Inſel, wo eine Menge Sauerampfer und Loͤffelkraut war, und gab ihnen Gezelte und andre Nothwendigkeiten mit. Die Flut ſtieg zwoͤlf Klaftern ſechs Zolle. Der Haupt⸗ mann gieng auf eine von den groͤßeſten Hoͤhen, und fand den Fluß unten voll Eis, aber oben etwas weniger. Den zoſten bemerkte er, daß alles Eis unter ihnen, und acht oder zehn Engliſche Meilen oben ihnen außerhalb den Inſeln feſt war; außerhalb der Bucht aber fand er das | Gewaͤſ⸗ — ? Erſter Theil. | 9¹ Gewaͤſſer davon ziemlich frey. Den zıflen trieb eine Menge Eis in den Willkommen und füllete die vor ih⸗ nen liegende Bay faſt ganz an. Den ıften Auguſt kam der ieutenant und der Schiffer an Bord, nachdem ſie vier Tage aus geweſen waren. Sie meldeten, daß fie zehn oder zwölf Meilen oberhalb des Hirſch Sundes geweſen wären, daß fie eine große Menge ſchwarzer Wallfiſche von der Fiſchbein⸗Art geſehen, daß fie eine jede Oeffnung, die fie entdeckten, unterſucht und beſtaͤndig befunden haͤtten, daß die Flut in oder bey der Muͤndung von Wagers Fluſſe von Oſten kaͤme. Den aten lichteten fie den Anker und boogſirten ſich heraus in den wilden Sund, und den qten um zehn Uhr des Abends kamen ſie aus dem Fluß, zumahl die Ebbe ſie fuͤnf Engliſche Meilen in einer Stunde forttrieb, und ſie auch vom Eiſe frey waren, bis ſie herauskamen. Weil die See faſt ganz ſtille war, legten ſie die Pinnaſſe voraus und zogen das Schiff mit Rudern fort. Sie befanden ſich damahls unter dem 65ſten Gr. 38 Min. nordl. Breite und unter dem 87ſten Gr. 7 Min. weſtl. Laͤnge. Die Abwei⸗ chung der Magnet⸗Nadel war 38 Gr. Hier giengen ſie in eine neue Meerenge, die nord⸗weſtlich von Wagers Fluß lag und dreyzehn Meilen breit war. Der Eingang von Wagers Fluß iſt in dem 65ſten Gr. 24 Min. der Breite und dem 8gſten Gr. 37 Min. der Laͤnge. Den zfen waren fie in dem 6öften Gr. 14 Min. nordl. Breite und dem 86 Gr. 28 Min. weſtl. Lange. Die Meer⸗ e war 1 acht nl — — — San — 92 Reife nach Hudſons Meerbuſen. acht oder neun Meilen weit. Den 17ten ſegelten fie zwi⸗ ſchen Eiſe; die füd-öftlicye Kuͤſte war niedrig und ſteinigt, und dem Anſehen nach ſieben Meilen lang. An dem nord⸗oͤſtlichen Ende des Ufers fahen fie ein bergigtes unebe⸗ nes Land, gleichwie ein Stück von Hudſons Meere Enge. Der Grund war hier gut von fuͤn und zwanzig bis zu vier und vierzig Klaftern, und die Abweichung der Mag- net⸗Nadel 40 Gr. weſtlich. Die Flut kommt nach dem Compaß von Oſten gen Norden, und gehet hier ſehr ſtark mit einem zuruͤckſchießenden und ſich in Würbein bewegen⸗ den Waſſer. Den öten unterſuchten ſie die Flut und be⸗ fanden, daß ſie von Oſten gen Suͤden kam; die Spitze des Ufers, wo die See eingebrochen war, lag um zwey Uhr vier oder fuͤnf Engliſche Meilen von ihnen. Um halb drey ward der Lieutenant mit dem ſechsruderigten Bote an das Land geſchickt, um den Ab- und Zufluß des Meers zu unterſuchen, und er befand, daß die Ebbe zwey Fuß abge⸗ laufen war. Um drey Uhr kam die Flut von Oſten und man gab dem Bot ein Zeichen um an Bord zu kommen. Um vier fahen fie ein feines Vorgebuͤrge an der weft - oder nordlichen Kuͤſte, welches in Suͤd⸗Weſt — Süden ſechs oder ſieben Meilen von ihnen lag; das Land erſtreckte ſich von Oſten gen Norden nach Norden gen Weſten, in gera⸗ den Compaß⸗Strichen. Dieſes verurſachte bey ihnen viele Freude, weil ſie es fuͤr die nordliche Spitze von America hielten, und der Hauptmann nannte es daher das Vorgebuͤrge der Hoffnung (Cape Hope). Die gan⸗ ganze Nacht arbeiteten fie fich durch viel herumtreibendes Eis; des Morgens, da die Sonne den Nebel vertrieben hatte, ſahen fie rund herum Land, ganz von dem niedrigen Ufer an nach Weſt⸗Nord⸗Weſten, und fanden die weſtli⸗ che Kuͤſte, entdeckten auch eine große Baͤy: allein um ſich deſſen recht zu verſichern, ſetzten fie ihren Lauf gegen das Ende derſelben bis um zwey Uhr fort. Weiter nach Mit⸗ tage, als jedermann deutlich ſahe, daß es eine Baͤy war, und d ß ſie nicht uͤber ſechs oder acht Engliſche Meilen weiter gehen konnten, und als ſie die Ebbe und Flut ver⸗ ſchiedene Mahle unterſuchten und allezeit ein langſam flie⸗ ßendes Waſſer antrafen; ſo befanden ſie, daß ſie die Oeffnung vorbey gegangen waren, allwo die Flut von Oſten einkam. Die Abweichung der Magnet⸗Nadel war 50 Gr. Dieſe Baͤy war am Ende von einer Seite zur an⸗ dern ſechs oder ſieben Meilen breit. Von dorten gegen die gefrorne Meer⸗Enge oſtwaͤrts von ihnen war ſehr hohes Land. Die Tiefe fanden ſie von funfzig bis hundert und fuͤnf Klaftern. Sie ſegelten aus der Baͤy oſtwaͤrts, allbo ſie viel Eis antrafen. Den dten um zehn Uhr des Morgens gieng der Haupt⸗ mann mit dem Bote an das Land und nahm den Buͤch⸗ ſen⸗Meiſter, den Zimmermann und ſeinen Schreiber mit ſich um einen Verſuch zu thun, ob man ausfindig machen koͤnnte, von wannen die Flut in dieſe Meer⸗Enge oder 5 koͤme. Um Mittage lag das Vorgebuͤrge der Hoff⸗ nung Erſter Theil. 33 | — — — * . — nr BE RE} u ER chen Kane 94 Reife nach Sudſons Weerbuſen. 1 nung ihnen in Norden = Oſten fünf oder ſechs Meilen, und die Baͤy in Weſt⸗Suͤd⸗Weſten vier Meilen von ihnen. Der Eingang der gefrornen Meer-Enge zwiſchen den In⸗ fein auf der oͤſtlichen Seite war in Oſten zwey Meilen von ihnen, und um vier Uhr lag die Mitte der gefrornen Meer⸗ Enge ihnen in Oſt⸗Suͤd-⸗Oſten in einer Entfernung von drey Meilen. Um halb zehn des Abends kam er wieder an Bord. Erſwar ungefehr funfzehn Engliſche Meilen weit auf den hoͤchſten Berg gegangen, auf welchem man die Meer⸗Enge und die oͤſtliche Baͤy auf der andern Seite überfehen konnte, und ſahe den Weg, welchen die Flut hinein kam. Der ſchmaleſte Theil dieſer Meer-Enge iſt vier oder fünf Meilen, und der breiteſte fünf, ſechs oder ſieben; fie iſt faſt ganz mit großen und kleinen Inſeln ans gefüllt, und ihre Länge betragt ungefehr ſechszehn oder achtzehn Meilen. Sie gehet von Suͤd⸗Oſten nach Suͤden herum, und weſtwaͤrts war ſie voll Eis, welches nicht von einander gegangen war, ſondern alles in den Untiefen und an den Inſeln feſte lag. Funfzehn oder zwanzig Meilen ſuͤdwaͤrts von dem Orte, wo er war, ſahe er ſehr hohes Land, welches feiner Meynung nach fich gegen das Vor— buͤrge des Troſtes (Cape Comfort) und die Bay erſtreck⸗ te, welche zwiſchen demſelben und Wilſons Portland liegt, und ein Theil von Zudſons nordlichem Meerbufen iſt. Weil das Eis noch nicht aufgegangen war, ſo ward im Rath beſchloſſen die andre Seite des Willkommens von Cape Dobbs bis zu Brook⸗Cobham zu unterſu⸗ chen Erfter Theil. 95 chen um zu ſehen, ob dort eine Oeffnung wäre, und fo dann nach England zuruͤck zu gehen. Den gten um zwey Uhr des Morgens giengen ſie weg; um drey fanden ſie eine Tiefe von fuͤnf und dreyßig Klaf⸗ ter innerhalb einer Engliſchen Meile von dem Ufer, von da es ſechs Meilen bis zum Vorgebuͤrge der Hoffnung, und drey bis zu der Uferſpitze war. Sie ſegelten laͤngſt der füd - öftlichen Kuͤſte in einer Entfernung von drey Mei⸗ len, zumahl weſtwaͤrts viel Eis und faſt mehr als ein Drit⸗ tel des Waſſers damit bedeckt war. Um vier Uhr nach Mittage lag ihnen Cape Dobbs in Nord- Welten = Weſten nach dem Compaß in einer Weite von ſechs Mei⸗ len. Um zehn Uhr war die Tiefe funfzig, um zwoͤlfe ſech⸗ zig bis fuͤnf und ſechzig Klaftern. Den .ıcten um vier des Morgens hatten ſie drey und vierzig bis fuͤnf und zwanzig Klaftern, da fie fünf Meilen von dem weſtlichen Lande waren, und um achte ſechzig bis ſiebenzig. Sie befanden ſich damahls unter dem 6aſten Gr. 10. Min. nordlicher Breite und unter dem 8sſten Gr 6. Min. weſt⸗ licher Laͤnge. Der Willkommen war hier ſechszehn oder achtzehn Meilen breit. Das aͤußerſte Stuͤck von der füd- öftlichen Kuͤſte, welches ſie beftändig im Geſichte hatten, lag ihnen in Suͤd⸗Suͤd⸗Oſt gen Oſten in einer Entfer⸗ nung von ſechs oder ſieben Meilen. Den uten um vier Uhr des Morgens war die Tiefe von fuͤnf und vierzig bis zu fuͤnf und dreyßig Klaftern; die nordliche Kuͤſte von Nord⸗Oſten nach Nord + Nord » Welten lag vier 1 f | un 96 Beife nach udſons Meerbuſen. fünf Meilen von ihnen, ungefehr in dem 6aſten Gr. der Breite und dem goften Gr. 53 Min. der Lange, nicht weit von dem Vorgebuͤrge. Sie hielten ſich ſo nahe, als ſie konnten, an der Kuͤſte, um zu ſehen, ob daſelbſt eine Oeff— nung in das Land wäre. Die Tiefe war fünf und zwanzig bis fuͤnf und dreyßig Klaftern. Sie ſegelten darauf wei⸗ ter im Geſicht der nordlichen Kuͤſte von dem Vorgebuͤrge der Hoffnung. Um vier Uhr nach Mittage giengen fie weiter von der Kuͤſte in tieferes Waſſer, welches von ſechs und dreyßig bis zu acht und zwanzig Klaftern war; um acht Uhr fanden fie es von dreyßig bis zu vierzig zu ſeyn. Dar⸗ auf legten ſie bey bis zu Anbruch des Tages und hatten die Nacht hindurch eine Tiefe von vier und vierzig bis zu ſechzig Klaftern. Den 1ꝛten um vier Uhr fegten fie die Segel bey und giengen neben dem Vorgebuͤrge fort, neun oder zehn Meilen oſtwaͤrts von Brook -Cobbam. Es lag damahls fünf oder ſechs Meilen von ihnen in Nord⸗ Weſten gen Norden, und fie fanden eine Tiefe von fech- zig bis zu neun und vierzig Klaftern. Um zehn Uhr war ſie von neun und vierzig bis zu neun Klaftern, wie ſie nahe zu dem Vorgebuͤrge fortliefen. Um zwoͤlfe giengen ſie zu⸗ ruͤck in ein tieferes Waſſer, und waren damahls in dem 6ziten Gr. 14 Min. nordlicher Breite und dem gaften Gr. 25 Min. weſtlicher Länge. Wie der Hauptmann meldet, ſo fanden ſie, da ſie laͤngſt der Kuͤſte des Willkommens von der gefrornen Meer-Enge zu dieſem Orte herunter liefen, daß es feſtes Land war, obgleich dorten verſchie⸗ dene kleine Inſeln und große Meer-Buſen ſind. Dieſes 0 Vor⸗ - macht einen großen Meerbuſen. Als fie von dort herausgien⸗ gen, ſahen fie deffen Ende nicht, fo wie fie bey ihrer Zu ruͤckkunft thaten; und wie fie dicht laͤngſt der Küfte fort⸗ ſegelten, ſahen fie viele ſchwarze Wallfiſche von der rech- ten Fiſchbein⸗ Art. Sie hatten eine Tiefe von zwanzig bis zu vierzig Klaf⸗ kern auf der Höhe von Brook⸗Cobham, welches um vier Uhr nach Mittage vier Meilen von ihnen in Weſt⸗Nord⸗ Weſten lag. Den i1zten ſchickte er an das Land um zu ſe⸗ hen, ob er Waſſer für die Schiffe bekommen koͤnnte⸗ Die zweene nordiſchen Indianer fuhren in dem Bot an die Kuͤſte. Die Inſel liegt drey Meilen von dem feſten Lande, ſie iſt ſieben Meilen lang und drey breit, und be⸗ ſtehet aus einem harten weiſſen Steine, der dem Marmor Den igten kam der Lieutenant mit dent Bote zuruͤck, und brachte einen Hirſch, den die India⸗ ner geſchoſſen hatten, nebſt einem weiſſen Bären mit ſich; ſie ſahen auch verſchiedene Schwaͤne und Enten. Den ısten ſchickte er das Bot nach mehrerem Waſſer mit den zweenen nordiſchen Indianern, welche verlangten, daß man fie nahe bey ihrem Vaterlande laſſen moͤgte. Er gab ihnen ein kleines Bot, zu deſſen Gebrauch er ſie abrichte⸗ te, und ließ es mit Pulver und Bley, Proviant, Aexten, Taback und allerley Spielzeuge, ſo er am Bord hatte, la⸗ den. Nach Mittage kam das Bot zuruͤck und brachte die Nachricht, daß nach den an dem Ufer gelaſſenen Zeichen die Flut zuweilen zwey und zwanzig Fuß fliege. Sie ließen erſter Theil. G die Erſter Theil. 97 Vorgebuͤrge und das andre unter dem 64ſten Gr. der Breite | 1 98 Reife nach Hudſons Meerbuſen. die zweene Indianer auf der Kuͤſte, welche Willens wa⸗ ren mit eheſtem nach dem feſten Lande zu gehen. Weil der eine Indianer ein Verlangen hatte England zu ſe⸗ hen, ſo nahm er ihn mit ſich und gieng nach England, unter Segel. denſelben Tag Gleichwie der Streit, welchen dieſe Reiſe verurſachte, mehr als einmahl in den folgenden Blaͤttern erwehnet wird, und verſchiedene von den wichtigſten Punkten daſelbſt an⸗ gezeiget und erörtert werden: alſo iſt es gar nicht noͤthig dem Leſer damit allhier beſchwerlich zu fallen. ſeyn anzumerken, daß dieſe Reiſe mit den Es kan genug Abſichten, die man dabey hatte, nicht uͤbereinſtimmete, weil ſie den Streit recht dorten ließ, wo er zuvor war. auf einer Seite keine Fahrt entdeckt ward: Denn wie alſo ward auf der andern von der hohen Flut in dem Willkommen gar keine Urſache angefuͤhret, weil unbekannte Fahrten und gefrorne Meer -Engen Dinge waren, die geben konnte; oder wenn man ſie zugaͤbe, man nicht zu⸗ ſo wuͤrden ſie die Schwuͤrigkeit nur auf einen Augenblick heben. Denn wir muͤſſen hiernaͤchſt unterſuchen, woher die Flut kommt, welche durch dieſe Fahrten laͤuft. Und gleichwie dieſe Un⸗ terſuchung uns zu einer Urſache fuͤhren wuͤrde, welche, wie leicht dargethan werden kan, nicht vermoͤgend iſt eine ſolche Wuͤrkung hervor zu bringen: alſo leitet ſie uns nur auf einem neuen Wege in eben daſſelbe Labyrinth, an ſtatt uns aus demſelben zu helfen. Solchemnach war eine andre Reiſe nöthig, und fie ward auch unternommen. Von die⸗ Erſter Theil. 5 99 dieſer werden wir jetzo Nachricht geben. Unterdeſſen wird es nicht undienlich ſeyn dieſen Theil mit etlichen Anmer⸗ kungen uͤber dasjenige, was darin iſt vorgetragen worden, zu beſchließen. Es iſt aus dem erſten Anblick dieſer Geſchichte ganz klar, daß mehr als drittehalb hundert Jahre hindurch die Meynung unter den geſchickteſten und erfahrenſten Leuten allgemein geweſen, daß eine Durchfahrt in Nord-Weſten vorhanden ſey. Dieſe Meynung gruͤndet ſich theils auf der Wiſſenſchaft, theils auf einer gemeinen Erzaͤhlung. Unter der Wiſſenſchaft verſtehe ich Vernunft und Erfah⸗ rung, und unter der gemeinen Erzaͤhlung diejenigen Nach⸗ richten von dieſer Fahrt, welche aus ungewiſſen Gruͤnden angenommen worden find; denn wären fie gewiß geweſen, fo wiirde es eine Hiſtorie ſeyn. Nun iſt es ſehr ſchwer zu begreifen, wie eine ſolche Meynung ſich in ihrem Anſehen erhalten ſollte, wofern ſie nicht in der Sache ſelbſt gegruͤn⸗ det wäre. Denn es iſt eine alte und wahre Regel, daß feheinbare Meynungen nur eine kurze Zeit dauren, dahin⸗ gegen die Wahrheit ewig iſt. Hiernaͤchſt iſt es klar, daß Frobisher, Davis, Hudſon, Button und Baffine völlig verſichert blieben, daß eine ſolche Fahrt vorhanden waͤre, ob es ihnen gleich nicht gelungen war dieſelbe zu fin⸗ den; und wir muͤſſen, wofern wir ihrem Andenken nicht offenbahres Unrecht thun wollen, nothwendig behaupten, daß fie fo geſchickte Richter in der Sache geweſen find, als jemand immer ſeyn kan. Unterdeſſen muß man auch geſte⸗ | G 2 | ben, — 11 . S — — — — r — — 1000 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. hen, daß es einige kluge Leute gegeben hat, welche nicht hrer Meynung waren, als z. E. der Ritter Wuhelm Monſon, der Hauptmann Jacob und Hauptmann Middleton. Allein gleichwie fie alle der Welt ihre Grün, de davon bekannt gemacht haben: alſo iſt es auch unſtrei⸗ tig, daß dieſe Gruͤnde Leuten, die nach Recht und Billig⸗ keit urtheilten, kein Genuͤgen gethan haben; und die offen⸗ Dave Urſache davon iſt dieſe, daß die meiſten Umſtaͤnde, aus welchen fie ihre Schluͤſſe machten, bey der Unterſu⸗ chung entweder ungewiß oder falſch befunden worden ‚sv daß man, wie richtig fie auch daraus ſchließen moͤgten, ihren Beweisgruͤnden doch kein großes Gewicht zuſchrei⸗ ben kan Endlich ſehen wir aus dieſer hiſtoriſchen Erzaͤh⸗ lung, daß keine Durchfahrt in der Straße Davis zu hof⸗ fen ſey; und die Gruͤnde, welche dieſes zeigen, beweiſen zugleich, daß man eine Fahrt auͤf der Weft- Seite von Hudſons⸗Bapy hoffen konne; daß daher dieſelbe dort, und zwar dort allein zu ſuchen ſey, und daß, wenn man in einem ſo kleinen Raum nur wenige Jahre fortfaͤhret die verſchiedenen darin befindlichen Meerbuſen zu unterſu⸗ chen, das Geheimniß entdecket werden muͤſſe. | Man dürfte vielleicht einwenden, daß dieſem zu folge einige von dieſen Meerbuſen, welche die groͤſte Hoff- nung machten, unterſucht worden, und entweder Fluͤſſe oder Arme der See geweſen ſind. Und wenn diejenigen, wel⸗ che nach dem Urtheil der Freunde dieſer Unternehmung das meiſte hoffen ließen, der Hoffnung, die man davon hatte, nicht — Erſter Theil. u 101 nicht gemaͤß befunden worden ſind: warum ſolten dieſe Leute denn auf ihrer Meynung beſtehen und hoͤchſt eigenſin⸗ niger Weiſe die Unterſuchung der uͤbrigen verlangen? Man ſagt, dieſer Einwurf koͤnne gemacht werden; man haͤtte ſagen mögen, daß er gemacht und darauf als auf eine ent⸗ ſcheidende Sache ſtark gedrungen worden, welche unei⸗ gennuͤtzigen und redlichen Richtern ein Genuͤgrn thun muͤſte. | | Allein um hierauf zu antworten, muͤſſen drey Dinge in Betrachtung gezogen werden. Erſtlich, daß die Freunde dieſer Unternehmung auch in ſolchem Betracht Freunde der Nation ſind. Was ſie verlangen, gereicht dem gemeinen Weſen zum Beſten, welches, wie zuvor ſehr klar dargethan worden iſt, durch die Entdeckung mehr gewinnen wird, als ſie durch alle Huͤlfsmittel, die man ihnen geben, oder mittelſt der Belohnungen, die ſie billig erwarten moͤgten, zu gewinnen hoffen koͤnnten. In dieſem Betracht alſo iſt 6 es die Sache der Nation und nicht die ihrige. Und wer hat wohl gezweifelt, daß das gemeine Beſte dem Eigen⸗ nutz einiger Privat- Leute vorgehen ſollte? Zaum andern, wenn es einen Haufen Leute giebt, wel⸗ chen dieſe Nachſuchung nicht gefaͤllt; ſo muß es aus einem von dieſen beiden Gründen geſchehen; entweder weil ſie überzeugt find, daß eine dergleichen Fahrt nicht vorhanden ſey, und weil fie es alſo für ungereimt halten dieſelbe zu ſuchen und eine vergebliche Muͤhe anzuwenden; oder weil i ſie wiſſen, daß eine ſolche G vorhanden ſey, und weil 7 3 fie I ul SIE] 102 Reiſe nach Zudfons Meerbuſen. fie entſchloſſen find fie zu verbergen. Der letzte iſt ſonder Zweifel ganz und gar kein Grund, und der erſtere iſt nicht beſſer, es wäre denn, daß wir ihr Wort dafür anzuneh⸗ men gedaͤchten, welches ſie doch keine Urſache zu hoffen baben; und dieſes um ſo viel weniger, weil es in ihrer Gewalt ſtehet dieſe Sache in einem Sommer durch eine über Land zu machende Entdeckung ſchlechterdings außer Streit zu ſetzen. Und wenn ſie dieſes zum allgemeinen Nutzen nicht thun wollen: wie koͤnnen fie denn fo unbillig ſeyn diejenigen, die zum wenigſten einen guten Willen ha⸗ ben das gemeine Beſte in dieſem Stuͤck auf eine andere Weiſe zu befoͤrdern, daran zu hindern? Außerdem aber gereicht es ihnen ſelbſt zum Nachtheil, daß ſie ſich hierin wiederſetzen; denn fo lange dieſe Meer-Buſen nicht un⸗ terſucht find, wird der Vorwand einer Entdeckung fie alle⸗ zeit beunruhigen; dahingegen, wenn ſie einmahl unter⸗ ſucht ſind, und keine Fahrt gefunden worden iſt, der Streit nicht allein vor jego, ſondern auf ewig, zum we⸗ nigſten fo viel dieſen Punkt betrifft, ein Ende haben wird. Denn, ob eine Geſellſchaft, welcher in der Hoffnung eine nordweſtliche Fahrt zum allgemeinen Beſten dieſer Nation zu finden, die Freyheit zu handeln gegeben und Lander ein- geraͤumet worden ſind, dieſelben den Rechten nach behal⸗ ten ſolle, wenn es ſich zu Tage legen wuͤrde, daß eine ſol⸗ che Fahrt nicht gefunden werden koͤnnte, iſt eine andere Frage, welche ſie zwar ſehr nahe angehet, aber unfern jetzigen Gegenſtand nicht betrifft; und daher wollen wir ie Erſter Theil. | 103 fie hier nicht erörtern, ſondern nur dieſe einzige Ans merckung machen, daß derjenige, welcher das bis⸗ her geſagte aufmerkſam betrachtet, im Stande ſeyn wird, eine Frage, die bisher noch nicht beantwor⸗ tet worden iſt, aufzuloͤſen; und das iſt die folgende: was ein gewiſſer Haufen Leute für ein Anliegen dabey habe, daß dieſer Punkt beſtaͤndig unausgemacht bleiben und die Welt verhindert werden ſollte aus dem Zweifel zu kommen, — ob ein nordweſtlicher Weg wuͤrklich ſey oder nicht? Endlich, obgleich dieſe Gewaͤſſer unterfucht worden find, ohne eine Fahrt zu finden: fo wird doch die Wahrſchein⸗ lichkeit, daß dieſelbe vorhanden ſey, dadurch vergroͤßert, weil es unmoͤglich iſt einen Haufen Waſſer zu finden, der die Flut in dieſen Fluͤſſen und Meerbuſen zu einer ſolchen Höhe heben koͤnne, wofern man nicht eine Gemeinſchaft mit einem andern Ocean zum Grunde ſetzet. ſollen dieſe ungluͤcklich abgelaufene Verſuche uns im gering⸗ ſten nicht von ferneren Unternehmungen abhalten, ſondern uns vielmehr aufmuntern davon nicht abzuſtehen, bis man zufolge gluͤcklicher und wohl ausgefuͤhrter Unterſuchungen dieſe nordweſtliche Durchfahrt gefunden haben wird. BC 85 Und daher RI % EB 105 Andere Theil, enthaltend Eine deutliche und umſtaͤndliche Erzaͤhlung von der letzten durch die Dobbs-Galley und die California in den Jahren 1746 und 1747 gethanen Reiſe. ie große Hoffnung, welche die Welt von der letz⸗ 22 ten wegen Entdeckung einer nordweſtlichen Durch- fahrt unternommenen Reife geſchoͤpft hatte, die Wichtig⸗ keit der Sache ſelbſt in Betrachtung der Wahrheit und der Ehre dieſer Nation, und der zu Fortſetzung eines ſolchen Plans, obgleich die Reiſe den gewuͤnſchten Ausgang nicht hatte, bezeigte Eifer laſſen uns mit Grunde vermuthen, daß viele begierig ſeyn werden eine aufrichtige und voll⸗ ftändige Erzählung von allem dem, was ſich darin zuge⸗ tragen hat, zu ſehen. Einige moͤgten es vielleicht aus ihrer Aufmerkſamkeit auf das gemeine Beſte und aus der Be⸗ trachtung der Vortheile, welche vernuͤnftiger Weiſe von G 5 dieſer 106 Reife nach Sudſons Meerbuſen. dieſer Entdeckung zu hoffen find, wuͤnſchen; andere aus Gruͤnden, die mehr aus beſondern Betrachtungen herruͤh⸗ ren, als z. E. die Kenntniß iſt, die ſie von den Rheedern und denjenigen, die ſie zu Ausfuͤhrung der Sache brauch⸗ ten, haben moͤgten; aber die meiſten moͤgten vielleicht nach ſolcher Erzählung aus der natürlichen und lobenswuͤr⸗ digen Neugierigkeit ein Verlangen tragen, welche einen jeden verſtaͤndigen Menſchen antreibt die beſten Nachrich⸗ ten in Betracht derjenigen Dinge zu ſuchen, von welchen er es noͤthig halt eine Wiſſenſchaft zu erlangen. Um ihrer Hoffnung ein Genuͤgen zu thun; um allen, die es ange⸗ het, Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen, und die Sache, fo weit es in meinem Vermoͤg en iſt, in ihr wahres Licht zu ſetzen, bin ich ein Schriftſteller geworden, mit dem aufrichtigen Vorſatz nichts, als was ich weiß, und alles ſo viel moͤglich, ſo genau, als ich es weiß, ohne Liebe oder Gunſt, ohne Vorurtheil oder irrige Einbildung, zu erzaͤh⸗ len; zumahl ich keine andre Abſicht habe als mittelſt die⸗ ſer an das Licht geſtellten Nachrichten das 99 Beſte zu befoͤrdern. Allein, ehe ich meine Erzaͤhlung anfange ‚tes ſchlechterdings nothwendig den Leſer von den Mitteln eini⸗ ger Maßen zu unterrichten, wodurch ich in den Stand geſetzt worden bin, dieſe ganze Sache ſo vollkommen und umſtaͤndlich, als ich verſprochen habe, auszufuͤhren. Zu der Zeit, da die Reiſe beſchloſſen ward, war ich in 1 „und bey meiner Zuruͤckkunft auch England bekam Andrer Theil. 0 107 bekam ich davon nicht eher Nachricht, als ungefähr vier Tage vor der wuͤrcklichen Abreiſe der Schiffe. Zufaͤlliger Weiſe hörte ich davon etwas zu Hertford; aber zugleich ers fuhr ich auch, daß alles ſchon eingerichtet, alle Officiere beſtellt, und wenig oder faſt gar nicht zu hoffen waͤre, daß ich möglicher Weiſe einen Antheil an der Ausführung ei- nes Plans bekommen wuͤrde, der mir meiner Neigung nach ſo ſehr angenehm war, als ſonſt etwas ſeyn konnte. Als die Bekuͤmmerniß, die ich bey dieſer Gelegenheit bli⸗ cken ließ, und die heftige Begierde die ich bezeigte zu eis nem ſo ruͤhmlichen Vorhaben auch das meinige beyzutragen, einigen von den vornehmſten Rheedern zu Ohren kam: fo befanden fie vor gut mich holen zu laſſen und von der Sa⸗ che mit mir zu ſprechen. Hier bekam ich von allen ihren bis hieher geſchehenen Unternehmungen eine deutliche und ausfuͤhrliche Nachricht, deren Inhalt ich nothwendig an⸗ fuͤhren muß, weil derſelbe viele Erlaͤuterungen an die Hand geben wird, die zum vollkommenen Verſtaͤndniß desjenigen, was in den folgenden Blaͤttern vorgetragen wird, hoͤchſt noͤthig ſind. Der lange und hitzige Streit zwiſchen Herrn Arthur Dobbs und dem Hauptmann Middleton wegen der Rei⸗ ſe, die zu Entdeckung einer nordweſtlichen Fahrt in die Suͤd⸗See auf eifriges Anhalten des erſtern und unter der An⸗ führung des letztern geſchehen war, iſt Urſache geweſen, daß die Sache genau und auf das umſtaͤndlichſte unterſucht worden. Bu Folge dieſer Unterſuchung beſtund darin, N a daß 4 x re SEES ae 2 — Dur mm en — Te Et 108 Reife nach Sudſons Meerbuſen. daß die Gründe, wodurch Herr Dobbs die Fahrt behaup⸗ tete, ſo wichtig ſchienen, daß viele großmůͤtige und für das ge⸗ meine Beſte eifrige deute geneigt waren die Fortſetzung eines ſolchen Unternehmens zu befördern‘; und es ward für ſo wahrſcheinlich gehalten, daß das Parlament nach reifer Ueberlegung ſich gefallen ließ die Unternehmer dazu anzu⸗ friſchen und ihnen eine Belohnung von zwanzig tauſend Pfunden zu verſprechen, im Fall die Entdeckung geſche⸗ hen ſollte. Als die Sachen ſo weit gediehen waren, und diejenigen welche von der Beſchaffenheit der Unternehmung ſo wohl am beſten urtheilen, als ſie auch am meiſten befördern konnten, einen großen Eifer bezeigten: ſo ward eine Unterzeichnung eroͤffnet um Abe derſelben zehn tauſend Pfund zu heben; denn dieſe Summe hielte man für hinlaͤnglich die nothwendigen Koſten der vorhabenden Reiſe zu beſtreiten, und es ward beſchloſſen das ganze in hundert Theile, einen jeden von ein hundert Pfunden, zu theilen. Der alſo feſtgeſetzte Plan ward willig und gerne angenommen, und gewiſſe Perſonen wurden bevollmaͤch⸗ tiget denſelben zur Wuͤrcklichkeit zu bringen und zwey zu ſolcher Abſicht dienliche Schiffe mit ſo großer Eile, als es ſich thun ließe, zu kaufen und auszuruͤſten, damit man einen Verſuch anſtellen und die Brittiſche Nation in dem Fall eines gluͤcklichen Erfolges ſo bald als moͤglich in den Beſiß der eintraͤglichen und weitlaͤuftigen Handlung geſetzt werden moͤgte, welche nach aller Gewißheit aus der Ent⸗ 8 deckung dieſer neuen Fahrt faſtehen muſte. Die Andrer Theil. | 109 Die von den Gevollmaͤchtigten gekauften Schiffe wa⸗ ren die Dobbs⸗Gallep von hundert und achtzig, und die California von hundert und vierzig Tonnen. Bei⸗ de Schiffe waren vollkommen ausgebeſſert, und in al⸗ lem Betracht ſo gut, als man es zu der vorhabenden Rei⸗ fe wuͤnſchen konnte, ausgeruͤſtet. Sie hatten auch eine hinlaͤngliche Menge von Kriegs- und Schiffs: Beduͤrfniſ⸗ ſen, nebſt einer Menge von ſolchen Waaren am Bord, die man für dienlich hielte die Einwohner der zu entdeckenden Lander damit zu beſchenken; und alles dieſes war in feiner Art ſo gut, als man es nur bekommen konnte. Der auf die Ausruͤſtung dieſer Schiffe angewandte Fleiß war ſo groß, daß die Gevollmaͤchtigten damit geſchwinder fertig wurden, als die unterzeichneten Geld-Summen einliefen, ſo daß fie an den noͤthigen Beduͤrfniſſen etwas zu kurz ka⸗ men. Jedoch dieſes machte ſie in ihrem Eifer ſo wenig klein⸗ muͤthig oder niedergeſchlagen, daß fie vielmehr den voli⸗ gen Entſchluß faßten die Jahres⸗Zeit nicht verſtreichen zu laſſen; und daher ſchoſſen ſie dasjenige, was an den unter⸗ zeichneten Summen noch fehlte, aus ihrem eigenen Beu⸗ tel her, um die Unkoſten zum Sarthenge der Reiſe zu be⸗ ſtreiten. Nachdem alles ſo weit eingerichtet war, ſo ward es unumgaͤnglich noͤthig erachtet Befehlshaber über die Schif⸗ fe zu ernennen; und ſolchemnach ward Herr Wilhelm Moor Hauptmann uͤber die Dobbs Galley, und Herr Franz Smith uͤber die California. Es ward auch bey 110. Beife nach Hudſons Meerbuſen. bey den Herren der Admiralitaͤt zum Beſten der Officiere und Seeleute, welche ſich zu dieſer Reiſe wuͤrden anneh⸗ men laſſen eine Vorſtellung gethan. Und gleichwie die Admiralitaͤt vormahls allezeit in Betracht dieſer Unter nehmung eine beſondre Aufmerkſamkeit bezeigt und dazu allen möglichen Vorſchub gethan hatte: alſo nahmen ihre Herrlichkeiten alle diejenigen, welche ſich auf dieſe Schiffe begeben würden, auf drey Jahre in ihren Schuz. Da⸗ mit es auch an keiner Aufmunterung fehlen moͤgte um die Seeleute unter den vielen Schwuͤrigkeiten, welchen ſie durch die Natur der Unternehmung unumgänglich ausge: fest feyn muſten, bey gutem Muth zu erhalten; und da⸗ mit kein Mittel unverſucht gelaſſen wuͤrde um ihren Fleiß zu Entdeckung der Fahrt anzufriſchen; ſo wurden im Fall eines guten Erfolgs außer dem ungewöhnlich großen Sol, de noch Belohnungen fuͤr alle Leute am Bord nach Ver— haͤltniß des Rangs, den ein jeder hatte, beſtimmt. Alſo ſollte der Hauptmann fuͤnf hundert Pfund, der Schiffer zwey hundert Pfund, und ein jeder anderer Officier und Bots⸗ mann eine ſeinem Poſten gemaͤße Belohnung bekommen. Wenn ſie noch uͤberdem ſo gluͤcklich waͤren einige Priſen zu machen, ſollten ſie ihnen ganz eigenthuͤmlich zugehören; ſo daß man ſich nicht leicht vorſtellen kan, wie groͤßere Belohnungen gegeben oder beffere Mittel erfunden werden koͤnnten um die Reiſe in ihrem Erfolge gluͤcklich zu machen. Es iſt ſchon angemerket worden, daß die Herren Ge⸗ vollmaͤchtigten ſehr kluge und großmuͤthige Maaßregeln ergriffen Andrer Theil. 111 ergriffen um den Vortheil der Jahres⸗ Zeit nicht zu verlie⸗ ren. Und damit dieſe ihre völlige Wuͤrkung haben mög⸗ ten, ſo wandten ſie in Betracht der Unternehmung einen ſolchen Fleiß an, daß im Anfang des Mayen alles voll⸗ kommen in Bereitſchaft und die Schiffe reiſefertig waren. Den ıoten giengen fie den Fluß nach Graveſand herun⸗ ter, wo die Hauptleute ihre Verhaltungs⸗Befehle em⸗ pfangen ſollten, und wo die Schiffe wuͤrklich lagen, als ich die erſte Zeitung von dieſer Reiſe und von den Anſtal⸗ ten erhielte, welche gemacht waren um ſie ins Werk zu richten. Man Fan fich leicht vorſtellen, daß, ob ich gleich dieſes alles mit dem groͤſten Vergnuͤgen in einem Betracht hoͤrte, es mir dennoch in dem andern einen empfindlichen Verdruß verurſachte, von welchem ich jedoch bald befreyet und mir der unvermuthete Antrag gethan ward, nicht al⸗ lein die Reiſe mit zu verrichten, ſondern dabey auch ein Com⸗ mando zu haben. Das erſtere nahm ich willig an; denn die Neuigkeit, der Vortheil und vornehmlich die mit die⸗ ſer Reiſe verbundene Ehre erregten in mir ein ſehr heftiges Verlangen daran einen Antheil zu haben; allein das letz⸗ tere ſchlug ich, wiewohl ich zu dem Seeleben ſchon ge⸗ wohnt war, ſchlechterdings aus, weil ich nicht ſo eitel war um mich, da ich noch keine Erfahrung in den nord» lichen Meeren und Gegenden hatte, eines ſo wean i Amts wuͤrdig zu halten. Es ward demnach beliebet, daß ich die Reiſe unter dem Namen eines Agenten der Unternehmer thun ſollte, ohne 112 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ohne zu einigen Dienften verbunden oder einem Befehle unterworfen zu ſeyn, außer demjenigen, der mir in ihren Verhaltungs-Befehlen war ertheilet worden. Be⸗ ſage der vornehmſten Punkte derſelben war mir auf⸗ gegeben richtige Riſſe von allen neu entdeckten Laͤndern zu machen und die Lagen und Entfernungen der Vorgebirge zu bezeichnen; ferner die Tiefen, Klippen und Untiefen auf den Kuͤſten anzumerken, bey Beſtimmung der ver⸗ fehiedenen in der Ebbe und Flut ſich aͤußernden Umſtaͤnde, als ihrer Zeit, Hoͤhe, Stärke, Laufes ꝛc. welches alles ſehr wichtige Sachen ſind, mein Gutachten zu geben, die Salzigkeit des Waſſers zu unterſuchen, die Abweichung der Magnet-Nadel zu beobachten, von der verſchiedenen Beſchaffenheit des Erdreichs Nachricht einzuziehen, und nach meinem aͤuſſerſten Vermoͤgen, Metalle, Mineralien und allerley Arten von natuͤrlichen Seltenheiten zu ſamm⸗ len. Der Leſer wird hieraus urtheilen, in wie weit es in meinen Kraͤften ſtehe dasjenige, was ich durch Heraus⸗ gabe dieſer Nachrichten unternommen habe, auszufuͤhren, als auch, wie eigentlich es ſich fuͤr mich ſchicke eine ſolche Arbeit zu unternehmen. Er wird leicht erachten, was fuͤr Verdruß mir der Mangel eines guten Erfolgs verur⸗ ſacht habe; ich will nicht ſagen, daß die Sache gaͤnzlich mißlungen ſey, weil meine Hoffnung noch eben ſo groß iſt, wie ſie vorher war. Er wird von ſolchem meinem Ver⸗ druß deſto beſſer aus dem folgenden Umſtande in meinem Betragen urtheilen, daß ich naͤmlich in achtzehn Stun⸗ den von der Zeit an, da ich von der Sache Nachricht be Anderer Theil. 8 113 bekommen hatte, mich wuͤrcklich zu Graveſand am Bord befand. Nun muß ich dem Leſer die den Hauptlenen ertheilten Verhaltungs⸗ Befehle vorlegen, auf welche fie, wie ich ſchon gemeldet habe, zu Graveſand warteten und dor- ten empfingen. Sie waren folgender Maßen abge⸗ faßt. | Anweiſung für den Hauptmann Wilhelm Moor von der Dobbs⸗Galley, und den Haupt⸗ mann Franz Smith von der California, welche zu Entdeckung einer Fahrt nach dem weſt⸗ und ſuͤdlichen Americaniſchen Meere durch Hudſons Meer ⸗Enge ausgeruͤſtet worden find, »» Sie ſollen zuſammen mit der groͤſten Eile aus der „ Themfe die Orcadiſchen Inſeln nordwärts vorbey, „ nach den ſuͤdwaͤrts von dem Dorgebürge Sab: „ tewohl in Groͤnland befindlichen Gegenden ſegeln „ und das Eis bey dieſem Borgebürge vorbey fahren, „ ſo dann aber ihren Lauf nach dem Eingange von Hud⸗ „ ſons Meer⸗Enge zwiſchen der Reſolutton und But⸗ „tons ⸗Eilanden richten., „ Im Fall fie getrennet werden ſollten, ehe fie von „ der Britanniſchen Kuͤſte kamen, ſoll der erſte Sam⸗ melplatz zu Cairſtown in den Orcadiſchen Inſeln, „ oder an einem andern Orte ſeyn, welchen das zu ihrer Bedeckung mitgehende Krieges⸗Schiff beſtimmen wird; jedoch follen fie dort nicht länger als acht und vie; ig anderer Theil. H Stun⸗ * = . 2 * 3 . ee ze: * rn IE Eee — Bere ENT HET m — 2 ———————ñ—ñ' — ER — 114 Reiſe nach Sudſons Meerbuſen. er) 22 * 5 E 22 22 20 29 22 5 22 22 > 22 > 2 7 Stunden ſtill liegen, im Fall Wind und Wetter es ihnen erlauben weiter zu gehen. „Der andre Sammelplatz ſoll Oſtwaͤrts von den Reſolution⸗Eylanden ſeyn, woſern das Eis nicht genungſam aufgegangen wäre um ſicher in die Meer⸗ Enge zu ſegeln: allein wenn die Fahrt ſicher iſt, ſollen fie nicht über einen oder zweene Tage warten, es fey denn, daß es eben um die Zeit der hohen Flut wäre, da es wegen des ſchnellen Zufluſſes des Meers nicht ſicher iſt einzulaufen, in welchem Fall fie lieber etliche Tage warten muͤſſen, bis die Fluten und Ströme langſamer gehen. In dem Lauf durch die Meer-Enge ſollen ſie ſich bis fie die wilden Inſeln (Savage⸗ Islands) vorbey gehen, an der nordlichen Kuͤſte und in einer nicht gar zu großen Weite von einander halten, ſo daß ſie ihre Canonen oder Glocken, wo moͤglich, hören und ſich einander Beyſtand leiſten koͤnnen, wo⸗ fern ſich ein Unfall in dem Eiſe ereignete. „ Im Fall einer Trennung in der Meer-Enge ſoll der naͤchſte Sammelplatz bey Diggs Inſeln oder bey Carys⸗Swans⸗VNeſt ſeyn, und der erſtere auf den andern nur zweene Tage warten. Und wenn ſie ſich dorten nicht antraͤfen, ſoll der erſtere einen Pfahl oder einen Haufen Steine bey dem merkwuͤrdigſten Vorge⸗ buͤrge mit einem Briefe aufrichten, worin dem andern gemeldet wird, daß der erſtere dorten vorbey geſegelt, und zu welcher Zeit er von da nach dem naͤchſten Sam⸗ melplaͤtz gegangen ſey. Wenn 2 29 w “= * Anderer Theil. | 115 „Wenn ſie Carys⸗Swans⸗Neſt entdecken und der Wind wiedrig waͤre, ſollen ſie waͤrend einer oder zwoen Abwechſelungen der Ebbe und Flut Anker werfen, und den Lauf, die Geſchwindigkeit, die Hoͤhe und die Zeit der Flut ſorgfaͤltig bemerken, im Fall ſie bey einander find: allein wenn der Wind guͤnſtig ſeyn ſollte um einen Theil der nordweſtlichen Küfte von Piſtol⸗Baͤy unter dem 6aften Gr. 30 Min. nach Wagers Straße zu entdecken: fo ſollen fie ihren naͤchſten Sammelplatz, ſo wie ſie ſich daruͤber in dem Rathe vergleichen werden, entweder bey dem Hirſch⸗Sunde in Wagers Straße beſtimmen, wofern fie dieſen Lauf halten, oder bey der Marmor -⸗Inſel, im Fall die Winde guͤnſtiger find, und die See vom Eiſe frey iſt. Aber ſo oft ſie ſich dem Lande, an dieſer Kuͤſte naͤhern, ſollen ſie den Lauf und die Zeit der Ebbe und Flut unterſuchen; und wofern die Flut von Weſten kaͤme und ſie eine gute und von Eiſe befreyete Oeffnung faͤnden, ſollen ſie in dieſelbe mit Vorſicht hinein ſegeln und das Bot voran gehen laſſen, ohne ſich zu verweilen um entweder Magers Straße oder Piſtol⸗Baͤy zu entdecken., N „Aber wenn ſie Wagers Straße zuerſt entdeckten und ſich auf ihrem letzten Sammelplatze bey dem Hirſch⸗Sunde, (denn ferner kan keiner beſtimmet werden) anträfen; fo ſollen fie gerades Weges nach der weſtlichen Landſpitze, wo Rankin war, ſegeln und ſich in dem großen Canal, nordwaͤrts von den Inſeln, die N, er 116 Reife nach Hudſons Meerbuſen. >, er vorbey lief, halten, auch daſelbſt wiederum den Lauf „ die Höhe und die Zeit der Ebbe und Flut ſorgfaͤltig unterſuchen; und wenn ſie befaͤnden, daß fie früber ka⸗ me oder die Flut von Weſten oder von Suͤd⸗Weſten gienge, ſollen ſie dreiſt in die Oeffnung einlaufen und ihr folgen, nach welchem weſtlichen Strich dieſelbe ſie auch immer führen moͤgte. Wenn die Fahrt enge iſt, ſollen fie ihre Bote forgfältig voran ſchicken und durch ſie den Strom unterſuchen, ferner die Ebbe und Flut, die Tiefe und die Salzigkeit des Waſſers, die Abwei⸗ chung der Magnet- Nadel beobachten, auch in ihren Karten die Breite und alle Vorgebuͤrge anmerken, die Lagen des Landes und deſſen Auſſichten von ihren Schiffen abzeichnen, und endlich einige Buchten oder Hafen fischen , worin fie im Fall eines ungeſtuͤmen, Wetters oder wiedriger Winde ſicher liegen koͤnnen. „Im Fall ſie der Flut begegnen und durch den engen Theil von Wagers Straße gehen; ſo koͤnnen ſie, „ wenn fie in eine offene See kommen, auf eine freye „Fahrt ſicher bauen, und dreiſt ſuͤd⸗weſtwaͤrts, oder mehr ſüͤd⸗ oder weſtwaͤrts laufen, fo wie das Land liegen moͤgte, wobeh fie die Americaniſche Kuͤſte auf der lin⸗ ken Seite im Geſicht haben muͤſſen, und wofern fie herz 22 22 5 > 292 22 E E 2 22 PR) 22 22 » „ Land fehen können: fo follen fie ſorgfaͤltig auf die Ebbe „und Flut Achtung geben, ob fie der Flut begegnen, oder „ob fie ihnen folge, damit fie erkennen mögen , ob fie in „einer Baͤy ſeyn, oder ob es eine Fahrt durch 9 an⸗ 2 2 \ nach in eine Oeffnung kaͤmen, wo fie auf beyden Seiten eb Anderer Tbeil. | 117 „ Landes oder Inſeln ſeyÿ. Nach Befinden dieſer Umſtaͤn⸗ de muͤſſen ſie entweder weiter laufen oder zuruͤck gehen „und ſich mehr weſtwaͤrts halten. Wenn fie eine ſuͤd⸗ „ weſtliche Flut antreffen, nachdem fie bis zum 6aften „Gr. nordlicher Breite jenſeit Wagers⸗Straße gegangen , find; fo koͤnnen fie verſichert ſeyn, daß ſie um das nord⸗ „ lichſte Vorgebuͤrge von dem nordweſtlichen America IE ‚gefegelt find, und fo dann dreiſt nach einer waͤrmern „ ſüͤdlichen Breite von 50 Gr. gehen um daſelbſt zu uͤber⸗ | 9 wintern, wobey ſie die Klippen, Untiefen ꝛc. in ihrer „ Fahrt ſorgfaͤltig beobachten auch in ihren Karten die „Breiten von allen Vorgebuͤrgen, und die ausgerechneten gen, 9 5 Langen nach dem Parallel Zirkel, worin ſie ſich befin⸗ > ben 1 muͤſſen. „Im Fall ſie lieber zuerſt einen . Bech in Piſtol⸗ „Bap oder Rankins Meer⸗Enge bey der Marmor⸗ „ Inſel thun wollten und dort eine weſt⸗oder nordweſtliche „ Flut faͤnden, die Oeffnung auch weſtwaͤrts liefe; „ wird es dienlich ſeyn eben derſelben Anweiſung, die „ ihnen hier bey der Fahrt durch Wagers Straße ge „ geben worden, in dieſer Oeffnung gleichfalls zu folgen; „ zumabl beide unter dem baſten Gr. zuſammen laufen „ muͤſſen. Denn allenthalben wo fie bey Unterſuchung „ der Ebbe und Flut gewiß verſichert find, daß die Flut „ von Weſten kommt, und wo ſie dieſelbe am erſten antreffen, „da koͤnnen fie auf eine offene und weite Fahrt gewlſſe 5 Rechnung maageN, weil der Ocean nicht weit entferne H 3 ſeyn — r 2 — = ke —— — — — 11 29 22 2 A = “= * w E 22 23 8 Reiſe nach udſons Meerbuſen. ſeyn kan, um ſo große Fluten von Nord ⸗Weſten in der Baͤy zu verurſachen „ | „Wenn fie nach der Fahrt durch eine von den Oeffnungen eine reine See und keine Hinderniß finden bis fie in den soften Gr. nordlicher Breite kommen, ſo ſoſſen ſie dort den Winter hindurch bleiben, wofern er fie uͤberfiele, ehe fie weiter ſuͤdwaͤrts gehen koͤnnen: allein wenn Wind und Wetter es erlauben, ſollen fie zum wenigſten bis zum 40ſten Gr. ſuͤdwaͤrts ſegeln, welches eine feinere und beſſere Gegend ſeyn wird um dort zu überwintern, und fo dann wird auch die Ent- deckung völlig geſchehen feyn. In dieſem Fall muͤſſen ſie einen ſchiffbaren Fluß oder eine ſichre Bucht oder Hafen ſuchen, wenn ſie nichts von den Einwohnern des Landes befuͤrchten, und dieſelben leutſeelig und wohl geſittet zu ſeyn ſcheinen. Allein wenn ſie beſorgen ſollten mit ihnen in Streitigkeiten zu gerathen, welches fie forgfältig zu vermeiden haben: fo muͤſſen ſie in einem ſichern Hafen auf einer fruchtbaren und waldigten Inſel, die in einer gehörigen Weite von dem feſten Lande liegt, uͤberwintern, wo fie vor einem Ueberfall der Einwohner ſicher ſeyn koͤnnen. Jedoch müffen ſie allezeit eine ſo ordentliche Wache, als in einem feindlichen Lande halten. Im Fall fie einige Wilden in der Fahrt durch Hud⸗ ſons Meer-Enge antreffen, ſollen fie ſich nicht aufhal⸗ ten um mit ihnen zu handeln, ſondern ihnen einige Kleinigkeiten, die ihnen lieb ſeyn moͤgten, zum Geſchen⸗ ke Anderer Theil. 19 ke geben. Wofern fie nach der Reiſe durch die Baͤh ei⸗ nige Eskimaux⸗ Indianer in den Oeffnungen fanden ſollen ſie ihre Freundſchaft durch Geſchenke zu erwerben „ ſuchen: und im Fall dieſelben etwas zu handeln hätten, „ ſollen fie es nicht ausſchlagen, ſondern dieſelben vielmehr „ in der guten Meynung, die fie von ihnen haben, beſtaͤr⸗ „ ken und ihnen mehr für ihre Pelze geben, als die Hud⸗ „ ſons⸗Baͤh⸗Geſellſchaft zu thun pflegt, und zwar in folz „chen Waaren, die fie gerne haben mögen, damit ſol⸗ „, chergeſtalt für das kuͤnftige eine Freundſchaft mit ihnen „ errichtet werde. Inzwiſchen muͤſſen ſie ſich allda nicht „ länger aufhalten, als nöthig iſt die Beſchaffenheit der „Ebbe und Flut zu erforſchen. in „Wenn ſie in der Fahrt bey den Stuͤcken Landes an „ der nordweſtlichen Seite der Baͤy, weiter als 60 Grade „ ſuͤdwaͤrts kommen und andre wilde Nationen, die „ geſitteter als die Eskimaur waͤren, faͤnden, wie z. E. „ die nordiſchen Indianer ſind, ſo ſollen ſie derſelben „ Freundſchaft kraͤftiger durch Geſchenke zu gewinnen ſu⸗ „ chen und eine zufällige Handlung nicht ausſchlagen, im „Fall fie durch ungeſtuͤmes Wetter genoͤthiget wuͤrden in „ einen Hafen einzulaufen. In dieſem Fall ſollen fie ih⸗ „ nen zu erkennen geben, daß ſie bey ihrer Wiederkunft in „ kuͤnftigem Fruͤhlinge mit ihnen einen zu ihrem Vortheil „ gereichenden Handel treiben und ein Buͤndniß oder ei⸗ „nen Freundſchafts⸗Vertrag errichten wollten. Allein „ die Hauptleute muͤſſen ſich nicht aufhalten um mit die⸗ „ fen Wilden zu handeln, fo lange Wind und Wetter ih⸗ 9.4 nen 22 2 22 120 Beife nach Hudſons Weerbuſen. nen erlauben weiter zu gehen. In allen unbewohnten Gegenden, wo die Schiffe eine Zeitlang ſtill liegen, ſollen fie von dem Lande im Namen Sr. Großbritan⸗ niſchen Majeſtaͤt als erſten Beſitzers Beſitz nehmen und zu dem Ende ein Denkmahl von. Holz oder Stei⸗ nen mit einer Inſchrift aufrichten, auch einem jeden Hafen, Fluß, Borgebürge oder Inſel, wo fie hinkom— men, einen Namen geben., „Allein, wenn ſie irgend wohlgeſittete und beſtaͤndige Einwohner antreffen, ſo ſollen ſie ſich huͤten ihnen durch die Beſiznehmung Unruhe zu erwecken, es ſey denn, daß dieſelben ihnen bey ihrer Zuruͤckkunft den Beſiß mittelſt ihrer Einwilligung gaͤben um dadurch den Grund zu einer kuͤnftigen Handlung zu legen. Sie ſollen keinen von den Einwohnern mit Gewalt an Bord bringen um ihn mit nach Hauſe zu nehmen; aber wenn ſie ſich dazu freywillig erboͤten, ſo daß dagegen einige von dieſer Seite in das Land geſchickt und dort gelaſſen wuͤrden, um hernach Dolmetſcher abzugeben und die Freundſchaft zu erhalten: ſo ſollen ſie es nicht ausſchla— gen dieſelben nach England zu nehmen. Im Fall fie nun einige Leute im Lande ließen, fo müffen fie ihnen ſolche Kleinigkeiten geben, wodurch fie ſich bey den Ein— wohnern beliebt machen koͤnnen, ferner ſolche Saamen oder Wurzeln, von Korn, Huͤlſen-Fruͤchten, Garten⸗ Gewaͤchſen oder Baͤumen, die in dieſen Gegenden nicht gefunden werden; wie ſie denn ihnen auch Papier, Feder und Tinte laſſen muͤſſen, damit fie Anmerkungen über, die 55 ” 77 * 2 w 2 2 * 2 22 EL 3 Anderer Theil. 121 die Witterung, der Handel in dem Lande ꝛc. machen koͤnnen. „Wofern ſich nach der Fahrt blech die Stuͤcken Lan⸗ des noch ſchwarze Wallfiſche ſehen ließen und im Au⸗ guſt oder September ſuͤd⸗weſtwaͤrts giengen: ſo wuͤr⸗ de dieß ein fernerer Beweis von einer Fahrt in den weſtlichen Ocean ſeyn, wohin ſo dann die Hauptleute auch ihren Lauf zu richten haben. „ „Im Fall ſie gluͤcklich ſuͤdwaͤrts von dem Goften zu dem zoften Gr. ſegelten und in einem Hafen oder Fluß landeten, wo geſittete Einwohner waͤren, die in Staͤd⸗ ten und Doͤrfern wohnten und kein herum ſchweifendes Leben fuͤhrten: fo muͤſſen fie eine große Vorſicht und Klugheit brauchen und ihnen keine Urſache zum Wie⸗ derwillen geben; und wenn ſie ſich als Freunde bezeigen und Freundſchaft ſuchen, ſollen die Hauptleute ſolche durch Geſchenke unterhalten, ohne ſich in ihre Gewalt zu liefern. Allein wenn fie feindfeelig handeln, fo follen fie nicht anlanden, ſondern die Kuͤſte verlaſſen, jedoch ohne ein Zeichen einer Furcht blicken zu laſſen; und im Fall die Einwohner ſich unterſtehen follten fie anzugreifen, fo ſollen fie dieſelben zu erſt mit dem gro- ßen Geſchuͤtze zu ſchrecken ſuchen, ehe ſie einen toͤdten, welches fie allein in dem Fall einer abgedrungenen Ge- genwehr thun und ſo dann die Kuͤſte verlaſſen muͤſſen, bis fie weiter ſuͤdwaͤrts zu ſolchen Indianern kommen, die ſich freund ſchaftlicher bezeigen. Wofern fie zu zahl⸗ reichen Nationen kaͤmen, welche mit großen oder be⸗ H 5 waffneten r .. — u rn 2. ————— — ze - —— Free ur üc Ki u 3 7 — — ar 8 — — ze 122 Reife nach Sudſons Meerbuſen. „ waffneten Schiffen Handlung treiben, und wenn fie ſich „ als Feinde bezeigten: fo ſollen die Hauptleute im Fall „ fie eine offene See haben, die Kuͤſte vermeiden. Allein „wenn fie ſich zwiſchen Inſeln befinden ſollten, wo es ih⸗ >, nen ſchwer fiele fie zu vermeiden, oder fo weit zu ſegeln, >, als es noͤthig wäre um die Entdeckung zu vollenden: „ fo muͤſſen fie alsdenn, wenn es nicht zu ſpaͤte in der „„ Jahres⸗Zeit iſt, mit ſolcher Nachricht zurück kehren, „ welche hinlaͤnglich ſeyn wird darzuthun, daß fie in ei- „ nem Meere, welches von dem unſrigen unterſchieden „ iſt, geweſen find, damit ihnen nicht, wenn fie zwiſchen „ denſelben uͤberwinterten, ein Unfall begegnen moͤgte, der o fie außer Stand ſetzte zurück zu kommen. „Allein wenn ſie ſo weit ſuͤdwaͤrts gegangen waͤren, „ daß fie in einem warmen Sande überwintern koͤnnten: „ ſo ſollen fie zu dem Ende, und um ihre Schiffe in Si⸗ „ cherheit zu bringen, eine Inſel ausfindig machen, welche „ von den Einwohnern des feſten Landes nicht beſucht „ wird. Wenn es eine mit Holz bewachſene fruchtbare „ Inſel wäre, ſollen fie, um den Botsleuten was zu thun „ zu geben, in Fruͤhlinge ein Stuͤck Landes zu einem Gar⸗ „ ken rein machen und darin zum Nutzen der Einwohner, „ wofern einige da find, oder derjenigen, die kuͤnftig aus „England dahin gehen dürften, den Saamen von „ Korn, Huͤlſen⸗Fruͤchten oder Bäumen fäen, fo fie etwan „ von hier mitnehmen moͤgten, auch zahmes Feder⸗Vieh, „ junge Schweine ꝛc. wenn fie ſolche am Bord haben, 5 allda laſſen und die verſchiedenen Arten von Baͤumen und 2 9 2 * u * 22 2 Anderer Theil. j 123 und Pflanzen, die hier zu Lande unbekannt oder von den Europaͤiſchen unterſchieden find, ſorgfaͤltig an⸗ merken. Woſfern fie auf der weſtlichen Kuͤſte von America noch weit von Capo Blanco unter dem gzſten Gr. nordl. Breite uͤberwinterten; fo ſollen fie zeitig im Fruͤhlinge, im Merz nach der Tag - und Nacht⸗Gleiche, wenn Wind und Wetter guͤnſtig find, die Entdeckung fortſetzen, bis fie zum goften Gr. ſuͤd⸗ waͤrts kommen, da denn dieſelbe zur Vollkommenheit gebracht ſeyn wird. Bey ihrer Zuruͤckreiſe nach Nord⸗ Oſten ſollen ſie, weil der Sommer herankommt, ge⸗ maͤchlich fortſegeln und die ganze Kuͤſte auf der nord⸗ weſtlichen Seite von America in Augenſchein nehmen, auch fleißige Anmerkungen von allen Fluͤſſen, Meerbu⸗ ſen, Vorgebuͤrgen ꝛc. machen, Karten verfertigen, die Lagen des Landes und die Auſſichten deſſelben von den Schiffen abzeichnen, die Ebbe und Flut, die Tiefen nebſt der Abweichung der Magnet- Nadel anmerken, und mit den Einwohnern Buͤndniſſe und eine Hand⸗ lung unter Bedingungen, die Großbritannien vor⸗ theilhaft und in Anſehung ihrer billig ſind, nach dem Werth ihrer Waaren gegen die unfrigen errichten. Dieß wird ihnen in den Monaten April, Maͤy und Junius volle Arbeit geben, ſo daß ſie um das Ende des Julius in den 6aften Grad und von da im Anfange des Auguſts durch die Day und Meer⸗Enge werden zuruͤck gehen koͤnnen. Im Fall die Schiffe nach ihrem letzten Sammelplatz bey dem ee Sunde oder der Marmor⸗ 124 Reife nach Audfons Meerbuſen. 29 22 u iv} w “= > > Marmor ⸗Inſel, wenn fie durch die Oeffnungen weſt⸗ waͤrts gegangen ſind, getrennet werden ſollten, ſo kan ein jedes für fich allein, ohne auf das andre zu warten, die Fahrt ſuchen, wobey ſie ihren naͤchſten Sammelplatz bey einem dem goften Grade am naͤchſten und auf der andern Seite von Californien liegenden Eylande oder Hafen zu beſtimmen haben. Im Fall einer von ihnen nicht ſo weit kommen koͤnnte und hoͤher als 54 Grade nordwaͤrts zu überwintern genoͤthiget ſeyn ſollte, fo muß er ſuchen einige Indianer um Lohn zu miethen und ſie zu Lande nach Churchill⸗River oder Nork⸗Fort oder Nelſons⸗Kiver mit Briefen an die Herren von der Admiralitaͤt und den Secretaͤr der nordweſtlichen Commiſſion abzufenden und darin einen kurzen Bericht von ihren bisherigen Entdeckungen zu geben. Es ſoll auch einem Botsmann eine gute Belohnung verſprochen werden, welcher die Indianer begleiten und die Briefe in der Hudſons⸗Baͤy⸗Geſellſchaft Schiffe nach England wird bringen wollen, damit man dadurch verhuͤte, daß ſie in der Factorey nicht untergeſchlagen werden moͤgen, wenn ſich ein Ungluͤck ereignete, wodurch die Schiffe verhindert wuͤrden in der naͤchſten guten Jahres-Zeit zuruͤck zu kommen. Wenn die Schiffe wegen eines Unfalls oder einer unvermutheten Schwuͤ⸗ rigkeit nicht im Stande ſeyn ſollten weiter weſtwaͤrts von Piſtol⸗Baͤy oder Wagers Straße zu ſegeln, ſo daß ſie nicht weiter ſuͤdwaͤrts als bis zum 58 oder 6often Grade — — Anderer Theil. 125 „Grade nordl. Breite kommen konnten; oder wenn fie 25 22 “2 2 55 * 7 2 “= 85 unnoͤthige Unkoſten erſparet werden mögen. bey einem Verſuch keine Oeffnung oder Fahrt durch die weſt⸗oder ſuͤd⸗weſtwaͤrts liegenden Stuͤcken Landes faͤn⸗ den, oder nach der Reiſe durch dieſelben keine von We⸗ ſten kommende Flut antraͤfen: ſo ſollen ſie ſo dann nach geſchehener Unterſuchung, und wenn der Schiffs⸗Rath oder der groͤſte Theil deſſelben davon völlig verſichert iſt, alsbald nach London zuruͤckgehen, ohne irgendwo in der Baͤy zu uͤberwintern, damit den Unternehmern Wenn ſie einige Eskimaux⸗oder nordiſchen Indianer nach der Fahrt durch Wagers Straße oder Piſtol⸗Baͤy an⸗ trafen: ſollen fie fi vornehmlich bey denſelben durch Zeichen erkundigen, ob fie wuͤſten, um welche Gegend die Kupfer⸗Grube waͤre. Und wofern ſie die Entde⸗ ckung der Durchfahrt völlig ins Werk richteten und daſelbſt uͤberwinterten: fo ſollen fie bey ihrer Zuruͤck⸗ reiſe im Monat Julius, wenn fie nahe bey dem 6oſten Grade ſind, deswegen genauer nachfragen und nachſu⸗ chen, und wofern fie ſolche fanden, ſollen fie etwas von dem Erz mit ſich nehmen, damit man es hier ſchmelzen und damit die Probe machen koͤnne. „In allen Schwuͤrigkeiten, wo ein Zweifel wegen der Elügften Maßregeln entſtehen kan, welche um die Ent⸗ deckung zum erwuͤnſchten Ende zu bringen zu beobachten ſind, ſoll Rath gehalten werden und ſolcher aus den Hauptleuten, dem Herrn Heinrich Ellis, den 0 i a b tz en — . ICE TT KIEL We ie de m Gi — ” Klug 7 _ 2 Pe ” 5 — 126 >» 22 ‚Reife nach Audfens Weerbuſen. ärzten und Schiffern von beiden Schiffen beſtehen, wenn ſie zuſammen kommen koͤnnen. Wenn ſie ge⸗ trennet ſind, ſollen die gedachten Officiere eines jeden Schiffs den Rath ausmachen und die Mehrheit der Stimmen den Ausſchlag geben. Und wofern ſich ein weſentlicher Unterſcheid in ihren Meynungen äußerte, welcher die Fortſetzung der Entdeckung beträfe: fo koͤn⸗ nen diejenigen, welche uͤberſtimmet werden, die Gruͤnde, weswegen ſie mit den andern nicht gleicher Meynung „ ſind, ſchriftlich abfaſſen und unterzeichnen, um ihren Wiederſpruch zu rechtfertigen. „Die Hauptleute werden erſucht ihre Berathſchla⸗ gungen ordentlich zu Papier zu bringen, welche auch von vieren aus der Verſammlung, ehe ſie aus on, unterzeichnet werden muͤſſen, und naͤchſt⸗ dem richtige Aufſaͤtze von allen ihren Verrichtungen zu verfertigen, welche bey ihrer Zuruͤckkunft, oder noch eher, wenn ſich mittelſt der Hudſons⸗Baͤy⸗Schiffe ei⸗ ne Gelegenheit dazu finden miögte, von dreyen Perſonen aus dem Schiffs⸗Rath verſiegelt und mit der Poſt an. den Secretaͤr der Commiffion, Herrn Samuel Smith in der Cateaton⸗Straße uͤberſandt werden ſollen, ſo bald als ſie an einem Orte in Großbritan⸗ nien oder Irrland angelanget ſind.,, Ich habe dieſe Verhaltungs-Befehle aus verſchiede⸗ nen Urfachen völlig hieher geſetzt. ſehen, wie wohl dieſelben eingerichtet waren um dem dabey Der Leſer wird daraus gehabten Endzweck ein Genuͤgen zu thun und den Befehls⸗ habern | Anderer Theil. 127 habern in dieſer Reife wegen ihres Verhaltens eine genaue Anweiſung zu geben. Er wird ferner daraus erkennen, wie deutlich die eigentliche Beſchaffenheit dieſer Schifffahrt nebſt den Mitteln dieſelbe auf das beſte zu verrichten darin angezeiget find, und wie aufrichtig die Abſichten derjenigen geweſen ſeyn, welche dieſe Mittel erfanden, um dasjenige auf die kraͤftigſte Weiſe auszuführen, was zum gemeinen Beſten ſo weislich beſchloſſen worden. Allein es iſt nunmehro Zeit wieder in meiner Erzaͤh⸗ lung fort zu fahren. | Die zu dieſer Reife ausgeruͤſteten Schiffe giengen den zoften May 1746, von Graveſand nach Hope her⸗ unter, und lagen daſelbſt bis zum 24ſten dee gen Monats. . zwiſchen aber waren die Schiffe der & Geſellſchaft und das Kriegs⸗Schiff, der nonen, welches zu unſrer Bedeckung beſtifimt war, von More unter Segel gegangen. Auf dieſe Nachricht folg⸗ ten die auf die Entdeckung ausgehenden Schiffe ihnen mit moͤglichſter Eile nach, in der Hoffnung zu Narmouch zu ihnen zu ſtoßen, und hohlten ſie auch zu Souſeley⸗Baͤy ein, wo wir unſre Anweiſung von dem Kriegs Schiff, das uns bedeckte, empfiengen. Am 27ſten warfen wir auf der Rheede von Narmouth Anker; und weil die California auf ihrer Reiſe etwas beſchaͤdiget worden, ſo blieb ſie, um ſich auszubeſſern, bis zum zıften liegen, da der Befehls⸗ haber ein Zeichen gab den Anker zu lichten, welches wir auch nebſt den vier nach Hudſons Say, und einigen an⸗ . dern * 2 Ban en Rn FE, 7 8 —— ee 7 — 8 Pen mern 128 Reife nach Aubdfone Meerbuſen. dern nord-und weſtwaͤrſts gehenden Schiffen tha⸗ ten. em Den ıften Junius giengen wir Scarborough vor- bey, und den 2ten warfen wir gegen Tinmouth⸗Caftle Anker. Hier verließ uns unſer Schiffer, oder vielmehr, wir verließen ihn. Denn er gieng an das Land, und mitterweile lichtete das Kriegs⸗Schiff den Anker. Wir machten Zeichen und feureten Canonen ab, daß er an Bord kommen ſollte: aber es war alles umſonſt, und alfo ſegelten wir ohne ihn davon. Den zten begegneten wir zweyen Hollaͤndiſchen Kriegs-Schiffen, welche den Loo gruͤßeten, und er antwortete ihnen gewoͤhnlicher Maßen. Weil es ſehr ungeſtuͤmes Wetter, und der Wind wiedrig war; fo gieng das Kriegs Schiff und die Flotte nach Sam- in den Orcadiſchen Inſeln, und ankerten dieſen Abend in Kirkwall⸗Baͤy, und den folgenden Morgen zu Carſton auf der Inſel Pomona, wo wir die Shark - Schslupe mit dem Hauptmann Middleton und die California vor Anker fanden; von der letzten waren wir die Nacht vorher, da wir in Ham ⸗Sund ein⸗ liefen, getrennet worden. Wir verſahen uns hier mit Waſſer, friſchen Lebens- Mitteln und andern Nothwendig⸗ keiten, die wir bekommen konnten. Den ı2ten gab der Hauptmann Middleton (welcher nunmehro von dem Ober-Befehls haber Smith bey ſeiner Ankunft zu Carſton, zu unſrer Bedeckung beſtellet war,) ein Zeichen den Anker zu lichten. Da alles fertig und der Wind | Anderer Te. 229 Wind guͤnſtig war, gieng die Flotte unter Segel und den⸗ ſelben Abend war fie ſchon völlig von dem Sande, Den isten liefen wir die weſtwaͤrts von Hoyhead liegende In⸗ ſeln, Roan und Burra genannt, vorbey. Den 17ten, da wir ungefehr 60 Meilen weſtwaͤrts von dieſen Inſeln wa⸗ ren, verließ uns das Kriegs⸗Schiff, nachdem wir es ge gruͤßet, und es uns geantwortet hatte, und gieng 5 den rcadiſchen Inſeln zuruͤck. Den 18ten wurden wir von den Hudſons⸗ Baͤy⸗ Schiffen getrennet, welches die letzten waren, die wir dieſes Jahr ſahen. Da alſo die California und wir allein blieben, fo verglich man ſich wegen gewiſſer Zeichen „ um die Schiffe deſto beſſer beyſammen zu halten, welches uns in dem Verfolg der Reiſe ſehr nüslich war, Außer den gemeinen Umſtaͤnden der Winde und des Wetters begegnete uns bis zum 2ıften nichts merkwuͤrdiges. Aber damahls brach in der Nacht ein erſchreckliches Feuer in der großen Kajäte auf der Dobbs⸗Galley aus, und gieng ſchnell nach der Pulver⸗ „Kammer fort, welche gerade darunter war „und worin ſich nicht weniger als dreyßig oder vierzig Faͤßer Pulver, außer den Lichtern, Spiritus, $unten und aller ley anderem Brennzeuge befanden. Es it unmöglich die Verwirrung und Beſtuͤrzung auszudrucken, welche dieſer Ungluͤ gal verurſachte. Die gefährliche Stelle, worin das Feuer war, ließ einen jeden am Bord mit de befürchten, daß dieſer oder der folgende Augenblick fein letzter ſeyn wuͤrde. Man konnte bey dieſer Gelegenheit anderer Theil. J 5 alle . 130 Reife nach Audfons Meerbuſen. alle verſchiedene Arten der See⸗Beredſamkeit, Schreyen, Beten, Fluchen, Schelten durch einander hoͤren. Jedoch hinderte uns dieſes nicht die gehörigen Mittel zu ergreifen um das Schiff und unſer Leben zu retten. Das Waſſer ward in großer Menge berzugetvagen und geſchicklich ge⸗ braucht, und es wurden ſonſten auch von denen, welche, dieſer Beſtuͤrzung ungeachtet, ihre Vernunft behalten hatten, alle andre Mittel angewandt. Aber, was die Schiffleute überhaupt betraf, fo gab ihre Furcht ihnen ſehr viele verſchiedene Rettungs⸗Mittel an die Hand, wel- che ſie ohne Ueberlegung den einen Augenblick ins Werk zu richten ſuchten, und den folgenden aus Verwirrung oder Verzweiflung wieder verließen. Einige wollten die Bote ausſetzen; und zu dieſem Ende wurden die Taue, womit ſie angebunden waren, abgeſchnitten: allein keiner hatte genungſame Geduld um Hand anzulegen und ſie auszuſe⸗ ten. Andre wollten mehr Segel beyſetzen, um die California, welche einen großen Weg voraus war, einz zuholen, damit, wenn noch einige, nachdem das Schiff en ſeyn würde, am Loben blieben, fie fich auf die— ſelbe retten könnten. Obgleich dieſes in Betrachtung un: ſers Zuſtandes wunderliche Einfaͤlle waren: ſo wurden doch die Mars-Segel, die man mit großer Muͤhe gehörig eingerefft hatte, voͤllig beygeſetzet. Mitten in dieſer Un⸗ ordnung ward der Botsmann bey dem Steuerruder, wel⸗ cher ſeinen Zuſtand betrachtete, und denſelben fuͤr erſchreck⸗ licher, als aller andern ihren hielte, weil er das Feuer und Pul⸗ + Anderer Theil. 131 Pulver unmittelbar unter ſich hatte, ganz verwirrt und beſtuͤrzt, und dachte an fein Amt im geringſten nicht mehr, ſo daß keine Einbildungs⸗Kraſt fi) einen erſchrecklichern Anblick vorſtellen konnte, als wir ihn jeso am Bord vor uns hatten. Das Schiff lag bald mit dem Vordertheile gegen den Wind, und die Segel, welche hin und her geſchuͤttelt wur⸗ den, machten ein Getoͤſe, gleich als wenn es donnerte; bald gieng es gerade vor demſelben und waͤlzte ſich von ei- ner Seite zur andern, da inzwiſchen jedermann auf dem Verdecke mit einer Todes⸗Angſt, die mit einer Art von Ungeduld vermiſchet war, darauf wartete, daß es in die Luft fliegen und alfo unfee Furcht und Ungewißheit endigen ſollte. Jedoch zuletzt ward das Feuer und mit ihm unfer Schrecken gluͤcklich gedämpft. Nichts erfordert gewißlich auf einem Schiffe mehr Aufmerkſamkeit, als die Sorge einen Ausbruch des Feuers zu verhuͤten, wie wir es un⸗ gluͤcklicher Weiſe erfahren hatten, und wie viele es täglich empfinden. Dieſes Ungluͤck ereignete ſich durch die Nach⸗ laͤßigkeit des Kajuͤten⸗Jungen, welcher auf das Licht Achk haben ſollte. Da der Hauptmann und die Officiere auf dem Verdecke waren; ſo vergaß er es, und der Erfolg war fo, wie ich erzaͤhlet habe. Von Her an bis zum alten trug ſich nichts merkwuͤrdiges zu. Wir geriethen fo dann an eine große Menge Grundeis in dem saften _ Gr. 30 Min. nordl. Breite oſtwaͤrts von dem Vorgebuͤr⸗ ge Fahrewohl in Grönland. Und weil auch das Wet⸗ 1 „ ter 132 Reife nach udſons Meerbuſen. ter ſehr nebelicht war: fo wären wir bald von der Cali⸗ fornia getrennet worden. Allein wir ſtießen wieder gluͤck⸗ lich zu ihr, da das Wetter fi) aufklaͤrte, und beide Schif⸗ fe machten ſich, indem ſie ſuͤdwaͤrts giengen, bald von dem Eiſe frey. Wir ſegelten eine Zeitlang hernach durch eine Menge Trieb: Holz, welches in der See ſchwimmende Stuͤcken von ziemlich großem Bauholz ſind; eine Sache, welche, wie ich nicht umhin kan anzumerken, ein Menſch der eine etwas ernſthafte Gemüths - Neigung hat, unmöglich wahr⸗ nehmen kan, ohne dabey in eine lange Reihe von Betrach⸗ tungen zu gerathen; weil bisher noch keine hinlaͤngliche Urſache iſt gegeben worden, woher dieſes Triebholz kom⸗ me. So ſehr auch die Nachrichten, die wir von Groͤn⸗ land, von der Straße Davis und Sudſons Meer⸗ Enge haben, in andern Dingen unterſchieden ſeyn mögen: ſo ſtimmen ſie doch hierin alle mit einander uͤberein, daß keine Baͤume von der Groͤße, wie dieſes Triebholz iſt, in einem von dieſen Laͤndern wachſen, und daher hat man geurtheilt, daß, woher es auch immer kommen moͤgte, es doch aus keinem von dieſen Herten kommen koͤnnte. Einige haben geglaubt, daß es aus Norwegen, und andre, daß es von der oͤſtlichen Kuͤſte von Terra de La⸗ brador hieher getrieben werden muͤſte. Allein ich muß geſtehen, daß keiner von dieſen Gründen mir wahrſchein⸗ lich vorkomme. Denn gleichwie die nordweſtlichen Win- de in dieſen Gegenden ungemein ſtark find: alſo wuͤrden fie N es Andrer Theil, 133 es hindern von Worwegen hieher zu kommen; fo wie auf der andern Seite die heſtigen Stroͤme, welche aus der Straße Davis und Hudſons Meer⸗Enge ſuͤdwaͤrts gehen, ihm, wenn es von der ieee Kuͤſte kaͤme, im Wege ſeyn muͤſten. i Die Nachricht des ehrwuͤrdigen Amis BERNER wel⸗ cher ſich verſchiedene Jahre bey der Daͤniſchen Colonie auf der weſtlichen Seite von Groͤnland aufgehalten hat, ſcheint uns einen Grund an die Hand zu geben, wieder welchen unter allen andern das wenigſte einzuwenden iſt. Er ſagt, daß er an der oͤſtlichen Kuͤſte von ſolchem Lande in dem 67ſten Gr. der Breite Birken » Ulmen - und andre Arten Bäume gefehen hätte, die achtzehn Fuß hoch und ſo dick, als ſein Schenkel geweſen waͤren; daher ſchließe ich, daß ſie von dorther kommen muͤſſen. Er merket fer⸗ ner an, daß ſo wohl in Worwegen als Groͤnland die doͤſtliche Kuͤſte wärmer als die weſtliche iſt, und daß es folglich dorten etwas beſſer und zu einer betraͤchtlichern Groͤße waͤchſet. Wir muͤſſen alſo ſo lange, bis etwas wahrſcheinlicheres von dieſer Sache an die Hand gegeben wird, dieſes als glaubwuͤrdig annehmen, daß das Trieb⸗ | bel aus Grönland komme. Dien sten Julius an wir an uns den Eisgebuͤrgen zu nähern, welche man allezeit bey Hudſons Meer - Enz ge antrifft. Dieſe find von einer erſtaunlichen Große; a wenn ich ſagte, daß man ſie zuweilen fuͤnf oder ſechs J 3 . Bun 134 Reife nach Hudſons Meerbuſen. hundert Pards * dick finde: fo bin ich völlig verſichert, daß ich die Wahrheit nicht uͤberſchreite. Allein obgleich die Sache ſelbſt durch Anfuͤhrung einer Menge von Schrift: ſtellern außer Zweifel geſetzt werden moͤgte: ſo wird doch dieſes nicht das geringſte beytragen um die Schwuͤrigkei⸗ ten bey der Frage zu heben: wie dieſe erſchrecklichen Eis⸗ gebuͤrge entſtehen, ſondern die Beantwortung wird dadurch vielmehr ſchwerer. Unterdeſſen find verſchiedene Verſüche geſchehen um die Frage auszumachen, und unter andern hat der Hauptmann Middleton die Sache alſo zu erklaͤren geſucht. „ Laͤngſt der ganzen Kuͤſte von Baffins⸗Baͤy und „ Sudſons Meer -Enge ꝛc. ſagt er, iſt das Land hun⸗ >, dert Klaftern oder noch dichter an der Kuͤſte ſehr hoch, s und hat ein fuͤrchterliches Anſehen. Dieſe Kuͤſten ha⸗ > ben viele Buchten oder Anfuhrten „die inwendig wegen , des hier faſt beſtaͤndigen Winters mit Eis und Schnee „ angefuͤllet und bis auf den Grund zugefroren ſind. » Dieſes Eis wird wärend vier, fünf oder ſieben Jah⸗ „ ten immer größer, bis eine ſtarke Waſſer⸗ Flut, oder „ Ueberſchwemmung, welche gemeiniglich in dem Ver⸗ „ lauf dieſer Zeit allenthalben in dieſen Gegenden entſte⸗ „, het, es losbricht und in die Meer⸗Enge oder den Ocean „ herunter wirft, wo es von den veränderlichen Winden » und den Stroͤmen in den Monaten Junius, Julius und Auguſt herumgetrieben wird, und in der Dicke mehr 2 “= Ein Yard ik drey Fuß lang. Andrer Theil. | 135 mehr zu⸗ als abnimmt, weil es außer vier oder fünf Com⸗ paß⸗ Strichen, viele hundert Meilen herum mit kleinem Eiſe umgeben, und das Land das ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckt iſt; denn das Netter ift hier den groͤſten Theil der Sommer : Monate überaus kalt. Das kleinere Eis, welches die Meer-Engen und Meerbuſen faſt ganz anfüllet und die See viele Meilen längft den Kuͤ⸗ ſten bedecket, iſt von vier 15 nn Klaftern dick und era kaltet die zuft dergeſtalt, daß die großen Eis⸗Inſeln, durch das Meer: 1 Ab Iches auf dieſelben anlaͤuft, und durch den immerwaͤrenden und einem kleinen Re⸗ gen gleichenden Rebel, der ſo bald als er auf das Eis fälle, frieret, beftändig größer werden. Und weil fie fo tief unter dem Waſſer liegen, und ein fo kleiner Theil davon oben iſt, ſo werden die ſtarken Winde dadurch verhindert ſie fortzutreiben. Denn obgleich dieſelben faſt neun Monate im Jahr von Nordweſten gehen, und folglich dieſe Inſeln gegen einen waͤrmeren Himmels - Strich treiben; fo iſt doch ihre Bewegung ſo langſam, daß viele Jahre vergehen muͤſſen, ehe ſie fünf oder ſechs hündert Meilen ſuͤdwaͤrts kommen koͤn⸗ nen. Ich halte dafuͤr, daß einige hundert Jahre da⸗ zu erfordert werden. Denn wie ich glaube, fo koͤnnen fie nicht zergehen, ehe fie zwiſchen den zoſten und 40ſten Grad der Breite kommen, allwo die Sonnen-Hitze ihre Ober⸗ Theile verzehrt, fo daß ie allmaͤhlig abneh⸗ men und zerſchmelzen. „ e Dage⸗ 136 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Dagegen behauptet Herr Egede, deſſen ich zuvor x gedacht habe, ausdruͤcklich, daß das Eis, womit die See bey nahe ganz angefuͤllet iſt, und welches, wie er ver⸗ ſichert, zu erſtaunlich hohen Bergen anwaͤchſer, die fo tief unter dem Waſſer liegen, als ſie uͤber demſelben her⸗ vorragen, nichts deſto weniger von den Eisbergen auf dem Lande ſeinen Urſprung habe. Denn da dieſelben nahe an der See laͤgen, ſo ſielen groſſe davon abgeberſtene Stuͤcken in das Waſſer, von dem ſie hernach weggetrie⸗ ben wuͤrden. Es iſt offenbar ‚ daß er dieſes nicht aus ei- ner Muthmaßung, oder vom Hörenfagen „ fonvdern aus jeiner eigenen Erfahrung meldet: und daher wollte ich faſt glauben, daß man die Frage: wie dieſe Eisgebuͤrge entz ſtuͤnden? am beſten aufloſen koͤnne, wenn man beide obige Erklaͤrungen mit einander verbindet. Kurz, ich nehme ihren Urſprung ſo an, wie Herr Egede ihn beſchreibet: aber ich halte es zugleich fuͤr gewiß, daß die Menge des Stoffs, der erfordert wird, damit die Eisberge zu einer fo ungeheuren Größe anwachſen konnen, ſich auf die Weiſe verſammle, als der Hauptmann Middleton meldet. Denn ich muß nothwendig glauben, daß, wenn ſie zuerſt in die See ſtuͤrzen, ſie eine ungemeine und vielleicht die halbe Größe haben müffen, zu welcher ſie hernach gelan- gen; und des Herrn Egedens angenommener Grundſatz, daß fie von dem Sande berſten, ſcheinet mir wegen der ent⸗ ſetzlichen Gewalt wohlgegruͤndet zu ſeyn, welche eine fols che Waſſerflut oder Ueberſchwemmung, als die von dem Hauptmann Middleton erwehnte haben muͤſte, um die⸗ ſe — — — Die Haid (lerllale, Suite Ne. Rfelutien Tafeln . mm! N 5 H a aan a ER RE a ee en EEE EEE REEL RER TR TR a a i 5 u & 8 . 5 155 ar t i *. > Wr ie 4 22 8 f 41 . — £ r Andrer Theil. 137 ſe Berge in die See zu treiben. Dieſe Waſſerflut ſehe ich, um die Wahrheit zu ſagen, als ein Umſtand an, der ohne Beweis angenommen wird; zumahl es in dieſen Ge⸗ genden nicht geſchwinde und heftig, ſondern vielmehr ſehr langſam und nach und nach aufthauet. Denn wenn die Sonne bey Tage am höchften iſt, fo ſchmiltz das Eis und der Schnee; hingegen des Abends, wenn ſie am niedrig⸗ ſten ſteht, frieren fie wieder, fo daß es lange dauret, ehe fie völlig zerſchmelzen und vergehen. Dieſer Betrachtung gemaͤß finden wir auch, daß die ſuͤdlichen Factoreyen in Hudſons⸗Baͤy dieſen Waſſerfluten oder Ueberſchwem⸗ mungen unterworfen, die nordlichen aber davon befreyet ſind, welches alſo aus den bereits angefuͤhrten Urſachen geſchicht. Ich werde um deſtomehr in der Meynung, daß es mit der Sache wuͤrklich alſo zugehe, durch die An⸗ merkungen beſtaͤrket, welche ich von dem Unterſcheid zwi⸗ ſchen dem niedrigen Eiſe und den Eisbergen gemacht ha⸗ be, zumahl die letztern nicht ſo dichte und von einer hellern Farbe ſind, als das erſtere. Jedoch ich habe von dieſem Punkt genug geſagt, und will daher in der Geſchichte unſrer Reiſe fortfahren. Den sten Julius entdeckten wir die Reſolution⸗ Inſeln in einer Weite von ungefehr einer halben Engli⸗ ſchen Meile. Das nebelichte Wetter war Schuld daran, daß wir ſie nicht eher ſahen, und es war unſer Gluͤck, daß es ſich eben aufklaͤrte. Denn wofern dieſer Nebel nur et⸗ was laͤnger angehalten haͤtte, ſo wuͤrden wir aller Wahr⸗ ua J5 ſchein⸗ 158 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ſcheinlichkeit nach auf den Strand gelaufen und unſre Schiffe auf den Klippen zerſcheitert ſeyn. Unterdeſſen entfernten wir uns davon mit ſehr großer Muͤhe; denn weil der Wind nachließ, und die Wellen nach der Kuͤſte gien⸗ gen: fo wurden wir genoͤthiget die Ruder zu Hülfe zu nehmen z und mittelſt derſelben und der Bote, die das Schiff mit Tauen fortſchleppten, befreyten wir uns mit genauer Noth aus dieſer Gefahr. In unſerer Fahrt von hier nach den öberfien wilden Inſeln trafen wir ſehr wenig Eis an, welches uns hinderlich geweſen waͤre. Bey dieſen Inſeln kamen drey große und ſechs und zwanzig kleine Kaͤhne mit Eskimaur⸗ Indianern zu uns an Bord in der Abſicht mit uns zu handeln. Die Waaren, welche ſie mitbrachten, waren Fiſchbein und Seehunde-Felle, wofuͤr wir ihnen Beile, Sägen, Boh⸗ rer ꝛc. gaben. Ihr Vorrath war nicht groß; allein wir zogen einen anſehnlichen Vortheil aus dem Handel mit ihnen. Ihrer Seits bezeugten fie ſich mit unſrer Begeg—⸗ nung ſo wohl zu frieden, daß ſie ihr Gewerbe ſo lange als moͤglich, fortzuſetzen ſuchten, und zu dem Ende zogen ſich Männer und Weiber, nachdem fie alle ihre Waaren ver⸗ handelt hatten, mit großer Begierde faſt nackend aus, um ihre Kleider zu verkaufen, welche ſie fuͤr Meſſer, Stuͤcke Eiſen und dergleichen Sachen weggaben. Wir beobachte⸗ ten bey ihnen eine ſeltſame Gewohnheit, die ſie hatten und die darin beſtund, daß ſie alles, was ſie kauften, beleckten, ehe ſie es in ihre Kaͤhne legten. Eine umſtaͤndlichere Be⸗ | ſchrei⸗ Andrer Theil. | 139 ſchreibung dieſes Volks duͤrfte dem Leſer vielleicht ange⸗ nehm ſeyn; und da ſich dieſelbe an keinen Ort beſſer ſchickt: ſo will ich fie hier fo kurz und richtig, als es mir möglich iſt, ertheilen. Dieſe Leute find von einer mittlern Größe, ſtark und zur Fertigkeit geneigt; fie haben große Köpfe, runde und platte Geſichter, eine ſchwarzbraune Geſichts⸗ Farbe, ſchwarze, kleine und funkelnde Augen, platte Na⸗ ſen, dicke Lippen, ſchwarze und ganz gerade Haare, breite Schultern, wohlgebildete Glieder, aber uͤberaus kleine Fuͤße. Ihre Geberden ſind munter und lebhaft: allein ſie ſchei⸗ nen ſehr ſpitzfindig, heimtuͤckiſch, argliſtig und betruͤgeriſch zu ſeyn; ſie ſind große Schmeichler und moͤgen die Frem⸗ den gern beſtehlen; fie laſſen ſich leicht zu einem gewiſſen Grade der Verwegenheit i „aber eben ſo 1 2 erſchrecken. Sie ſind ungemein, und ich ok faſt ſagen, hart⸗ naͤckig auf ihre eigene Gewohnheiten und Lebens - Art er⸗ picht. Einige von ihnen, welche die ſuͤdlichen India⸗ ner in ihrer Kindheit zu Gefangenen gemacht und nach den Factoreyen gebracht hatten, wo ſie verſchiedene Jahre geweſen waren, haben allezeit ihre Entfernung von ihrem Vaterlande bedauret. Als einer von dieſen, welcher nach Engliſcher Weiſe war geſpeiſet worden, einſten zuſahe, wie ein Englaͤnder einen Seehund aufſchnitte, woraus eine Menge Thran lief: ſo leckte er denſel lben, fo viel er mit der Hand bekommen konnte, auf, und ſagte: Ach! ich lobe mir mein liebes Vaterland, wo ich mei⸗ nen 140 Reife nach Audfons Meerbuſen. nen Magen hiemit anfuͤllen konnte. Es wuͤrde nicht ſchwer ſeyn fie zu einem geſitteten Leben zu gewoͤhnen, wenn ihre Handlung der Muͤhe werth waͤre, die jetzo nur geringe iſt; wiewohl ſie ſehr vermehrt werden koͤnnte, wenn ſie dazu angefriſcht und mit gehoͤrigen Werkzeugen, um Wallfiſche, Seehunde ꝛc. zu fangen, verſehen wuͤrden. Sie ſind ſehr geſchickt in dem Gebrauch ihrer Kaͤhne, wel⸗ che zu ihrer Nothdurft ſehr geſchickt gebauet, leicht zu fah⸗ ren und ſehr geſchwinde in ihrer Bewegung ſind. Die⸗ ſelben ſind von Holz oder Fiſchbein gemacht, ſehr duͤnne, und ganz mit gegerbten Seehunde-Haͤuten uͤberzogen, ein Loch in der Mitte ausgenommen, welches rund herum einen Rand von Fiſchbein oder Holz hat, um zu verhuͤten, daß kein Waſſer von der Decke hereinlaufe. In dieſem Loche hat nur ein Menſch Raum zu ſitzen; deſſen Fuͤße ſind vorwaͤrts ausgeſtreckt, und zuweilen iſt ihm mitten um den Leib, von dem obgedachten Rande an, ein Fell ge⸗ ſchnüret, welches wuͤrklich alles Waſſer abhält. Die Fugen vermachen ſie mit einer gewiſſen Art von Pech oder Leim, welcher, wie man fagt, von Seehunde-Fett gemacht wird. In dieſen Fahrzeugen führen fie ihre kleine Ge⸗ raͤchſchaften und Werkzeugen mit ſich, womit ſie Wallfi⸗ ſche, See-Pferde, See⸗Einhoͤrner, Seehunde ꝛc. toͤdten, und in dieſem allen ſind ſie ſehr erfahren. Sie nehmen auch Schleudern und Steine in ihren Kaͤhnen mit ſich, mit welchen ſie ſehr geſchickt umgehen und in einer großen Weite treffen koͤnnen. Ihre Harpunen ſind mit | Sees ng — P 22 * — — >» w * u 1 . Feuer machen, und f. EL Leuten — 8 3 0 8 — me = E | „ — . 0 x == — = KR. F } 2 = == = = * Ae 0 = 5 E = = a 2 ui 0 * F 0 7 4 " 1 4 „a 1 \ . Sr RI bil \ h ’ 4 W 8 0 e N 8 y 7 — ö RT X N 7 N. BERRY 8 90 180 2 . 5 FN e I = 2 E - = 1 * RN \ = 8 SE z * 0 N N > \ \ — . a e = \ 8 — IN - = 1. Wee 8 S Te NN I NO 8 4 8 8 5 N 5 3 3 r . m. * „ N SS SAH ? : TI NN \ s . ä BE, N N N INN \ R ae A 2 3 N IN ER NN N Br NN NN 2 ö > — i W = = = Au * » 7 e Ne N en 2 7 — . ‚die grosfe Harpune womit Wallfische gelöötet werden, mit F fein 0 egen, und Heil. ©. HeneHarpune mal. dem Wiederhaken u Alafe nebst DemWerxzeuge,wemik 2 den Se den geworfen wird. N. ie Schnee Augen E ‚Brust Sıhmus von Selferde: en. N Nan nnn n 11. 2 (eh. . 7 . 7 7741-7 x hund zul ein S N \ N N RER) N nn —— —fZ—ä—06 . er; "ET 4 4 2 — Er 2 7 y — — > * — — = —— — = — . BE - > — — — s — ELITE — —— j 2 3 e 2 — — . TT ] ͥ— —— —— — oͤberſtes Ende iſt wie ein Speer, um die Wallfiſche und u andere große Thiere, wenn fie getroffen find, damit zu ſpießen und ſie deſto geſchwinder zu toͤdten; das untere Ende wird gebraucht um den Fiſch damit zu wer⸗ . fen und ihm einen mit Eiſen geſpitzten Wiederhaken in den za Leib zu jagen, welcher darin ſtecken bleibt, da inzwiſchen e der andre Theil der Harpune ſich gleich wieder losmacht und herausgehet. An dieſem Wiederhaken iſt ein Riemen von einer See⸗Pferde-Haut befeſtiget, und an deſſen Ende ein aufgeblaſenes Seehunds-Fell. Solches dienet ſtatt eines Waͤchters, um zu zeigen, wo der Wallliſch iſt, wenn er in die Tiefe gehet, und mattet ihn, indem er ſchwimmt, entſetzlich ab. Endlich wenn er ſeine Kräfte ganz erſchoͤpft hat, wird er ohnmaͤchtig und ſtirbt, indem er ſich noch ein wenig hin und her bewegt. Darauf ziehen ſie ihn mit ihren Kaͤhnen an das Land, und nehmen das Fett oder den Thran heraus, welchen ſie ſo wohl zu ihrer Speiſe brauchen, als im Winter in Lampen brennen. Dieſer kleinen Kaͤhne bedienen ſich nur die Maͤnner. Sie ſind an beiden Enden ſpitzig, ungefehr zwanzig Fuß lang und achtzehn Zolle oder zweene Fuß breit; ſie werden mit einem Ruder fortgetrieben, welches an jedem Ende breit iſt, und an beiden Seiten, ohne es umzuwechſeln, gebraucht wird. Aber außer dieſen haben ſie auch weit groͤßere Bote, welche offen ſind und von den Weibern ge⸗ rudert werden. Sie ſind aus eben dem Bauzeuge, als die ' Andrer Theil. 141 N See- Pferde - Zähnen an den Spitzen beſchlagen; deren if — —— 142 Reife nach Hudſons Meerbuſen. die erſteren gemacht und koͤnnen uͤber zwanzig Perſonen tragen. a . Was die Kleidung dieſer Leute betrifft, ſo könnte vie⸗ les, ſo nicht unangenehm ſeyn duͤrfte, davon geſagt wer⸗ den: jedoch ich werde davon ſehr kuͤrzlich handeln. Die Manns-⸗Kleider find von See-Hunde- und Hirſch-Fel⸗ len, und zuweilen auch von zuſammen geneheten Haͤuten der Land- und See- Vögel gemacht. Alle ihre Roͤcke ha⸗ ben Kappen gleich denjenigen, welche die Capuciner tra⸗ gen; ſie werden vorne an der Bruſt gleich einem Manns⸗ hemde zugemacht und reichen nicht weiter herunter als bis zur Mitte des Schenkels; ihre Beinkleider werden vorne und hinten wie ein Beutel mit einen Schnur dichte zu⸗ ſammen gezogen und mitten um den Leib feſtgebunden. Sie tragen verſchiedene Paar Stiefeln und Struͤmpfe uͤber einander um ſich warm zu halten, und dieſe laſſen kein Waſſer ein. Der Unterſcheid zwiſchen der Manns: und Weibes Kleidung beſtehet darin, daß die Weiber eine Schleppe an ihren Jupen haben, welche bis auf die Ser. ſen herunter geht. Ihre Kappen ſind groͤßer und weiter an den Schultern, damit fie darin ihre Kinder gemaͤchli⸗ cher auſ dem Ruͤcken tragen koͤnnen. Ihre Stieſeln ſind auch um ein großes weiter und gemeiniglich mit kleinen Stuͤcken Fiſchbein ausgeſteckt, weil fie ihr Kind „wenn fie nöthig haben es von dem Arm zu thun, in einen von ihren Stiefeln ſtecken, bis fie es wieder aufnehmen koͤnnen. Etliche wenige unter ihnen tragen Hemden von Seehunde⸗ Blaſen, Andrer Theil. | 143 Blaſen, welche faſt auf eben die Art, als die in Europa zuſammen genehet ſind. Gemeiniglich ſind ihre Kleider ſehr ſauber genehet, welches fie mit einer elfenbeinern Na⸗ del und den Spannadern von Hirſchen verrichten, welche fein zerſpalten und ſtatt des Zwirns gebraucht werden. Man bemerkt auch einen ziemlichen Geſchmack und Ver⸗ ſtand in ihrer Art ſich mit Streifen von verſchiedenen bun⸗ ten Fellen auszuputzen. Dieſe ſind gleichwie ein Saum, oder Aufſchlag und Einfaſſung an die Kleider genehet, und dieſes alles ſtehet ſehr ſauber und nett ja fo gar ſchoͤn, oder zum wenigſten fo wohl artig, als anſtaͤndig aus. Wenn ihre Kleider und andre Beduͤrfniſſe wohl aus⸗ geſonnen find, fo find es ihre Schnee⸗Augen, wie ſie die⸗ ſelben recht fuͤglich nennen, nicht weniger. Dieß ſind Stuͤcken Holz oder Elfenbein, die niedlich gemacht ſind das Geſicht zu bedecken, und welche hinten an Kopfe feſt ge⸗ bunden werden. Es find zwey Loͤcher darin, die eben fo lang als die Augen, aber ſchmahl ſind. Hierdurch ſehen ſie ſehr deutlich und ohne einiges Ungemach zu empfinden. Dieſe Erfindung verwahret fie gegen die Schnee⸗Blind⸗ heit, eine ſehr beſchwerliche und ſchmerzliche Kranckheit, die durch das Licht, welches von dem Schnee auf die Au⸗ gen zuruͤckſtrahlet, verurſachet wird, inſonderheit im Fruͤhlinge, wenn die Sonne ziemlich hoch iſt. Der Ge⸗ brauch dieſer Schnee- Augen ſtaͤrket das Geſicht ungemein } und fie haben ſich dergeſtalt dazu gewoͤhnet, daß, wenn ſie etwas in einer großen Weite beobachten wollen, ſie ge⸗ meiniglich „ 7 fi 2 SE * B . in‘ 1057 9 1 en ZEN — * 2 zen — —— 3 82 ere rn 2 — Te 17 e 144 Reife nach udſons Weerbuſen. meiniglich dadurch ſehen, ſo wie wir durch Fernglaͤſer thun. N 5 Derfelbe Geiſt der Erfindung zeigt ſich eben fo voll⸗ kommen, oder ſo gar noch mehr in ihren Werkzeugen zum Fiſch⸗ und Vogelfang. Ihre Wurfſpieße und Harpunen ſind ſehr wohlgemacht und zu ihren Abſichten völlig ge⸗ ſchickt. Aber die gröfte Scharfſinnigkeit beweifen fie in Verfertigung ihrer Bogen, welche gemeiniglich aus dreyen Stuͤcken Holz beſtehen, deren jedes einen Theil von dem Bogen ausmacht, und ſehr niedlich und genau zuſammen geſetzet ſind. Gemeiniglich find fie von Tannen ⸗ oder Lerchen-Holz, welches die Englaͤnder dort Wachholder nennen. Und da dieſes keine Staͤrke und ausdehnende Kraft hat, ſo 1 ſie beydes dadurch, daß ſie hinten an den Bogen eine Art von Drat oder Schnuͤren befeſtigen, wel⸗ che von den Spannadern ihrer Hieſche, ſo wie auch die Sehnen des Bogens gemacht find. Damit dieſelben de⸗ ſto ſteifer ziehen mögen, fo tauchen fie ſolche ins Waſſer, welches beides den hinterſten Theil des Bogens und die Sehne zuſammen ziehet und folglich denſelben verſtärket. Weil ſie von ihrer Jugend an damit umgehen; ſo ſchießen ſie mit großer Geſchicklichkeit. So viel kan ich von die⸗ ſem Volke aus meiner eigenen Erfahrung anfuͤhren, und ich werde nach dieſem noch einige wenige Umſtaͤnde aus den beſten Nachrichten, die ich bekommen konnte, hinzufuͤgen. | Das Andrer Theil. 145 Das Wort Eskimauf zeiget nach feiner Rechtſchrei⸗ ung an, daß es ein Indianiſches gemeines Nennwort mit einer Franzoͤſiſchen Endigung ſey; und ein beruͤhm⸗ ter Schriftſteller von dieſer Nation meldet, daß es von den Worten: Abenaqui Esquimantſie, welche fo viel bedeuten, als einer der roh Fleiſch ißt, herſtamme; und in der That ſcheinet dieſes eine fehr vernünftige Ableitung zu ſeyn. Denn ſo viel bisher bekannt iſt, ſind die Eski⸗ maux das einzige Volk, welches das Fleiſch von den Thie⸗ ren ganz roh ißt. * Hieraus ſo wohl, als aus ihrer | weißen * Viele haben geglaubt, daß fie allezeit rohes Fleiſch effen, und dafuͤr gehalten, daß ſie aus Ehrerbiktigkeit gegen das Feuer, welches fie für eine Gotſzeit gehalten, fein Feuer machen. Allein das Gegenkheil iſt jetzo wohl bekannt. Die Gewohnheit rohes Fleiſch zu eſſen ruͤhrte aus der Noth her; denn wenn ſie auf der Jagd waren, fanden fie im Lande kein Holz das Wild zuzu, richten; fie waren auch ſehr weit von ihren Hüften; und weil fie es in dieſen Umſtaͤnden alſo aßen: fo war es ihnen daher zu einer andern Zeit, wenn ſie hungrig waren, nicht ganz zuwieder. Allein, wenn ſie ſich in ihren Huͤtten befinden: ſo machen ſie ein Feuer von gedoͤrretem Meergraſe und richten ihre Speiſen bey dem ſelben zu, wie fie denn auch das ſolchergeſtalt zugerich⸗ tete Fleiſch dem rohen vorziehen. An Account ot a Voyage for the Diſcovry of a N. W. Paſſzge Vol, I. p. 33° 34. andrer Theil. K — 2 r 2 — 7 5 ar! — 3 — n nn Fe ai — 2 * . 7 . „ a — —— ——- = € 146 Reife nach Sudſons Meerbuſen. weißen Haut und aus ihren Baͤrten, welche die India⸗ ner nicht haben, hält man fie mit den Groͤnlaͤndern fuͤr ein Volk. Dieß iſt auch gar nicht unglaublich, wenn man die Enge der Straße Davis und die herumſchwei⸗ fende Lebens- Art betrachtet, zu welcher die ganze Marion gewohnet iſt. Der Charakter, welchen man insgemein von ihnen macht, iſt nicht der beſte. Denn wir finden ſie von Reiſenden aller Nationen als argliſtige, diebiſche, treuloſe, grauſame, ſchmeichleriſche und argwoͤhniſche Leute abgebildet. Allein, wenn ſie wuͤrklich von den Groͤnlaͤndern abſtammen, fo werden wir fie vielleicht, wenn wir ſie beffer kennen lernen, auf einer andern Seite betrachten. Denn die Daͤniſchen Coloniſten in Groͤn⸗ land haben von den Einwohnern angemerkt, daß, ob ſie gleich einen ſtarken Anſatz zu allen dieſen Laſtern haben, die boͤſen Wuͤrkungen derſelben jedoch nur von den Frem⸗ den empfunden werden, und daß ſie unter ſich ſelbſt recht ehrlich, keuſch, maͤßig und mitleidig ſeyn: aber weil ſie glauben, daß die uͤbrigen Menſchen von einem andern Geſchlechte, und daher ihre natürlichen Feinde find; fo üben fie alle ihre geſellſchaftliche Tugenden nur allein gegen ihre eigene Nation aus, und ſehen die uͤbrigen Menſchen in der Welt, nicht nur als Fremde, ſondern auch als Feinde an. Vielleicht geſchicht es, daß wenn wir eine beſtaͤndi⸗ ge Handlung mit den Eskimaur haben werden, fie von ihrer Barbarey etwas nachlaſſen: zumahlen die Groͤn⸗ laͤnder nunmehro fo gute Freunde der Daͤniſchen Colo⸗ niſten Andrer Theil. 147 niſten geworden ſind, daß ſie aufhoͤren ſie zu beſtehlen, und von vielen andren boͤſen Gewohnheiten ablaſſen, um derentwillen fie ehemahls übel beſchrien waren. Dieſe Anmerkungen mögen in Betracht der Eskimaurx genung ſeyn, und daher will ich nun das Tagebuch unſrer Reiſe wieder zur Hand nehmen. ö 0 Den ıgten Julius kamen wir zu einem Haufen Grund⸗ eis, welches von fuͤnf bis zehn Klaftern dicke war. Wir ſegelten durch daſſelbe mit großer Vorſicht und ohne viele Gefahr oder Schwuͤrigkeit, außer wo die Stuͤcken ſehr dick und dicht zuſammen waren. Wenn man zwiſchen ſolche gerathen ſollte, fo iſt es ſehr gefährlich gegen ein großes Stuͤck, inſonderheit mit großer Gewalt zu laufen; denn es iſt eben fo, als wenn man gegen eine Klippe läuft, wo⸗ fern es von dem Stoß nicht zerbricht. Dieß iſt die Urſache, warum alle Schiffe, die in Gewaͤſſern, wo vie⸗ les Eis iſt, fahren, ſehr ſtark und dick von Balken, in⸗ ſonderheit um den Bug gebauet werden. Und dieſem allen ungeachtet hat man häufige Exempel, daß Schiffe auf den Groͤnlaͤndiſchen Kuͤſten und in der Straße Davis an dem Eiſe zerſcheitert find. Herr Cotes, welcher Hauptmann in der Hudſons⸗ Baͤy⸗Geſellſchaft Dienſten iſt, hat zwey Schiffe verloh⸗ ren, das eine auf der Hoͤhe des Vorgebuͤrges Fahrewohl, wo es in der Nacht gegen ein Stuͤck Eis lief und durch den Stoß zu Grunde gieng; das andre in Sudſons Meer⸗Enge, allwo zwey große Stücken Eis durch ſtarke K 2 Fluten 148 Reife nach Audfons Meerbuſen. Fluten, die einen verſchiedenen Lauf hatten, mit großer Gewalt zuſammen getrieben wurden, ſo daß das Schiff, welches zwiſchen ihnen war, in einen Klumpen zuſammen gedruckt ward, und ſo gleich als das Eis von einander gieng, in die Tiefe ſank. Doch wurden in beyden Un— gluͤcksfaͤllen die Leute durch ein anderes Schiff der Hud⸗ ſons⸗Baͤy Geſellſchaft glücklich gerettet; denn fie bleiben bey ihrer Ausfahrt beſtaͤndig zuſammen. Es wird auch auf ein glaubwuͤrdiges Zeugniß erzaͤhlet, daß eine von den Schalupen der Geſellſchaft, welche zwiſchen Nork⸗Fort und Churchill in der See war, auf gleiche Weiſe zwi⸗ ſchen zwo Eis-Schollen gerathen, und wie dieſelben zu⸗ ſammen geſtoßen, ganz aus dem Waſſer gehoben worden und auf einer von denſelben trucken liegen geblieben ſey. Weil ſie aber durch dieſen beſondern Zufall keinen Scha⸗ den bekommen hatte, ſo ſtießen die Botsleute ſie, da das Eis ſich oͤffnete, wieder in das Waſſer, und ſetzten ihre Reiſe fort. f Es iſt ſehr leicht zu entdecken, wenn man ſich dem Eiſe nähert; denn die Witterung verändert ſich fo gleich, und die warme Luft wird kalt. Außerdem begleitet daſſelbe ein dicker Nebel: aber dieſer liegt niedrig auf der Flaͤche des Meers, und wird oftmahls nicht ſo hoch als der Gipfel von den Maſten geſehen, ſo daß zuweilen die Eskimaur vom Lande uͤber das Eis zu den Schiffen gegangen ſind, ehe man ſie am Bord entdeckt hat. Gemeiniglich ſiehet man das Eis über dem Horizont, wenigſtens ſechs Gra— de, ſo daß man es in einer viel groͤßern Weite wahrneh⸗ men Anderer Theil. 149 men wuͤrde, wenn die Lichtſtrahlen nicht ſo ſehr von der Luft gebrochen wuͤrden. Als den 17ten das Eis ſehr dick um uns war, fo leg⸗ ten wir uns an eine ſehr große Scholle mittelſt verſchiede⸗ ner Eis-Anker und Taue feſt. In ſolchen Faͤllen iſt es noͤthig zu dem Ende das groͤſte Stuͤck, das man finden kan, zu waͤhlen, weil daſſelbe, da es feſter in dem Waſſer liegt, von dem Winde und den Stroͤmen (welche insgemein über feine Flaͤche laufen, nicht fo leicht bewegt werden kan, ſo daß das kleine Eis um das Schiff bey Zeiten wegge⸗ trieben wird, und man die Freyheit behaͤlt weiter zu ge⸗ hen. Wir nahmen hier unſer Ruder ab, welches ſich ſehr ſchwer hin und her drehen ließ, und brachten es in einen leichtern Gang; und das Schiffs-Volk auf der California ſeoo wohl als wir auf der Dobbs⸗Galley fuͤlleten unſre leeren Faͤſſer mit friſchem Waſſer aus den Teichen, welche man gemeiniglich auf dem Eiſe findet. Den ꝛ8ten blitzte und donnerte es ziemlich ſtark, welches jedennoch hier was ſeltenes iſt. Sollte die Urſache hievon nicht vielleicht die. ſe ſeyn, daß das Nordlicht, welches hier ſo wohl im Som⸗ mer, als im Winter gewoͤhnlich iſt, die ſchwefeligten Duͤnſte anzuͤndet und zerſtreuet, welche ſonſten Blitz und Donner verurfachen würden? Wir befanden jetzo, daß die kleinen Teiche auf dem Eiſe faſt jede Nacht zufroren, inſonderheit, wenn der Wind nordlich war. Den igten gieng die große Eisſcholle, an welche wir uns gelegt hatten, an verſchiedenen Stellen von einander und rieb fort; daher wir das Schiff an eine andere befe⸗ K 3 I — — 150 Reiſe nach Zudſons Meerbuſen. ſtigten: allein, weil das Eis bald aufgieng, ſo ſegelten wir gemaͤchlich weiter, und liefen bis gegen Abend durch eine große Menge deſſelben. So dann aber ankerten wir wie⸗ der, und hatten die Inſel Cap Charles im Geſichte, die ungefähr ſieben Meilen ſuͤdwaͤrts von uns lag. Auf die⸗ ſe Weiſe ſetzten wir unſern Weg fort und wurden darin von dem Eiſe ſehr gehindert, welches umſtaͤndlich zu er⸗ zählen verdruͤßlich feyn würde, Denn bald legten wir uns daran feft, bald machten wir uns wieder los und ſegelten mitten durch daſſelbe bis zum goften, da wir gegen der Inſel Salisbury faſt an dem weſtlichen Eingange von Sudſons Meer⸗Enge in reines Waſſer kamen. Wenn ich eine Anweiſung, um das dickeſte Eis in dieſer Meer⸗ Enge zu vermeiden, geben ſollte: fo wuͤrde es dieſe ſeyn, daß man ſich ziemlich nahe an der nordlichen Kuͤſte halten muͤſte. Denn wir fanden allezeit, daß dieſe Seite davon am meiſten frey war, weil nicht allein die Winde groͤſten⸗ theils von daher gehen, ſondern auch aus den meiſten gro⸗ ßen Buchten, welche an dieſer Seite ſind, Stroͤme her⸗ kommen. Den zten Auguſt ſegelten wir um Diggs Vorge⸗ bürge und den gten giengen wir die Inſel Manſel vorbey. Zwiſchen derſelben und dem Vorgebuͤrge Southampton fanden wir einen todten Wallſiſch ſchwimmen, worin ein Eskimauxiſcher Wiederhaken ſteckte nebſt einem daran befeſtigten Riemen von einer See-Pferde-Haut. Er war vor einiger Zeit von dieſen Leuten getoͤdtet worden und ſchon guten Theils verfaulet. Ein Theil des Fiſchbeins war war ſchon weg; aber den Reſt retteten wir, gleichwie auch zwey Faͤſſer Thran, und darauf lieſſen wir ihn fahren. Den ırten entdeckten wir das Land an der weſtlichen Seite des Willkommens unter dem Gaſten Grade nord⸗ licher Breite. Weil es ſchon ſpaͤte nach Mittage war, und wir ziemlich weit davon lagen, ſo befand der Hauptmann nicht fuͤr gut das Bot von den Schiffen zu einer Unterſu⸗ chung abzuſchicken, ſondern ſchob es auf in der Hoffnung es den folgenden Tag zu thun. Mittlerweile fieng der Wind an ſehr ſtark ſuͤdlich zu gehen, fo daß wir genoͤthi⸗ get waren uns von der Kuͤſte zu entfernen, damit wir nicht in eine Bäy gerathen moͤgten. Den ı2ten hielte er an; allein er wandte ſich nordwaͤrts, ſo daß wir nicht an den Theil der Kuͤſte kommen konnten, welchen wir verlaſ⸗ ſen hatten. Der erſte Ort, den wir hernach zu ſehen be⸗ kamen, war die Marmor ⸗Inſel. Man ſchickte die langen Bote dahin, welche von den Schiffern gefuͤhrt wur⸗ den, und ich gieng mit ihnen. Unſre Abſicht war eine Kenntniß von der Zeit, dem Lauf, der Geſchwindigkeit, und der Hoͤhe der Fluten zu bekommen und alle andre Um⸗ ftände anzumerken, welche uns ein Licht in Betracht der Entdeckung einer Fahrt geben koͤnnten. Dieſes ward ins Werk gerichtet und den 16ten bey unſrer Zuruͤckkunft dem Schiffs⸗Rathe ein Bericht abgeſtattet, des Inhalts, daß wir verſchiedene Oeffnungen weſtwaͤrts von der Inſel ge⸗ ſehen haͤtten; daß die Flut von Nord⸗Oſten laͤngſt der Kuͤſte kame; daß das hohe Waſſer um vier Uhr bey dem . vollen Anderer Theil. 151 152 Reife nach udſons Meerbuſen. vollen und neuen Monde geweſen und ungefähr zehn Fuß geſtiegen fey, In dieſem Jahre ward ferner nichts in der Entdeckung gethan, ſondern durch die meiſten Stim⸗ men des Raths der Entſchluß gefaßt nach einen Orte, wo wir uͤberwintern koͤnnten, zu gehen, welcher alſo lautete: l | „Daß, weil die Jahres⸗Zeit weit verſtrichen, der „ Wind wiedrig, und zu einer fernern Unterſuchung der „ weftwärts von der Marmor⸗Inſel gelegenen Stuͤcken „Landes gar nicht guͤnſtig, folglich die Gewißheit der „ Fahrt noch nicht ausgemacht wäre, man es für gut be⸗ „ funden hätte irgendwo in Hudſons⸗Baͤy zu uͤberwin⸗ „ tern, in der Hoffnung kuͤnftiges Jahr die Entdeckung bey „ günftigern Umſtaͤnden fortzuſetzen. Port YIelfon „ ward in dieſer Abſicht vorzüglich vor allen andern Oer⸗ „ tern erſehen, weil derſelbe am erſten vom Eiſe frey wuͤr⸗ „de, und eine große Menge Holtz, Wildpret und Ge⸗ » flügel hätte, welches alles zu Erhaltung der Geſundheit „ des Schiffs⸗Volks noͤthig wäre. Dieſer Schluß des 5 Schiffs⸗Raths ward unterzeichnet, und ſolchem zu fol: „ ge giengen die Schiffe den ı7ten nach ihrem Winters „ Lager ab. f Ehe wir dieſe Inſel gaͤnzlich verlaſſen, will ich eine kurze Beſchreibung davon, fo wie fie mir in das Auge fiel, zu geben ſuchen. Der Mittelpunkt derſelben liegt unter dem 62ſten Gr. 35 Min. nordl. Breite und dem gaften Gr. weſtlicher Laͤnge von London. Ihre groͤſte Lange von Oſten Anderer Theil. 153 Oſten nach Weſten iſt ſechs Meilen und die Breite zwo oder drey Engliſche Meilen. An der weſtlichen Spitze iſt fie hoch und an der öftlichen niedrig. Das Land beſtehet aus einem Felſen, der in einem fortgehet, von einer harten und weißen Marmor- Art, wiewohl er hie und da mit Flecken von vielfaͤrbigten Steinen, als gruͤn, blau und ſchwarz, untermiſcht iſt. Die Spitzen der Berge ſind ent⸗ ſetzlich zerriſſen und zertruͤmmert, und eine Menge uͤberaus großer Felſen iſt unordentlich mit einander vermiſcht, gleich als wenn es durch einen Einfall geſchehen waͤre; denn darunter ſind tiefe Hoͤlen, in welchen man ein ſtarkes Ge⸗ raͤuſch hoͤren kan, als wenn große Stroͤme uͤber Felſen laufen. Aus dem Waſſer, welches aus den Kluͤften der Felſen an manchen Orten hervorſprudelte, muchmaßite ich, daß dorten Kupfer⸗oder andre Erzgruben ſeyn moͤgen. Denn an einem Orte hatte es eine gruͤne Farbe und einen Geſchmack wie Gruͤnſpan; an einem andern war es voll: kommen roth und gab den Steinen, uͤber und durch wel⸗ che es lief, eben dieſelbe Farbe. In den Thaͤlern war ein trockener Torf⸗Boden, aber ſehr wenig Gras, und einige Teiche mit friſchem Waſſer, worin Schwaͤne, Enten ꝛc. waren. Dichte dabey weideten einige Hirſche, welche von dem vier Meilen nordwaͤrts liegenden feften Lande entwe⸗ der uͤber das Eis im Winter kommen, oder im Sommer uͤberſchwimmen. Dieſes konnen fie ſehr geſchwinde thun und es bis zu einer großen Weite aushalten. Wir fan⸗ den viele Spuren der Eskimaur, als Steine, welche ent⸗ K 3 weder 14 ri Nr 1 Id * * 10 Ni > 1 Ki 154 Reife nach Sudſons Meerbuſen. weder als Graͤnzſteine oder aus einer aberglaͤubiſchen Ge⸗ wohnheit auf einander waren geſetzt worden. Außerdem waren noch viele Graͤber oder große Haufen Steine da, worunter ihre Todten begraben liegen, nebſt den Grund⸗ lagen einiger von ihren Huͤtten, welche Zirkelrund wie Bienenkoͤrbe von Steinen und Moos gebauet ſind. Zwiſchen dieſer Inſel und dem nordlichen feſten Lande kan man in acht, zehn oder zwölf Klaftern Waſſer ziemlich gut vor Anker liegen. Der Grund iſt rein und feſte: allein der einzige Hafen iſt an der ſuͤdweſtlichen Seite. Der Eingang iſt nur ſchmal und ſeichte, weil er nicht mehr als dreyzehn Fuß Waſſer bey der höchften gemeinen Flut hat: aber inwendig iſt er fuͤr hundert Schiffe geraͤumig genug. Es iſt ſehr ſchwer ſeine Muͤndung zu finden, weil er von einer niedrigen felſigten Inſel bedeckt wird, uͤber welche die See ziemlich hoch ſchlaͤgt, und dieſe muß man zur linken Hand liegen laſſen, wenn man hinein laͤuft. Ich hielte es um ſo viel nothwendiger dieſes Hafens zu gedenken, weil er dem Herrn Dobbs ſo gut war beſchrieben wor⸗ den. Er wuͤrde es auch in der That ſeyn, wenn ſein Ein⸗ gang tiefer waͤre; allein ſo wie derſelbe beſchaffen iſt, kan er nur kleinen Schiffen zum Aufenthalt dienen. So viel mag von der Marmor- Inſel genung ſeyn. Jetzo wollen wir zu unſrer Reiſe zurück kehren. Auf unſrer Fahrt von dieſem Orte nach Port⸗Welſon haften wir fehr ungeſtuͤmes Wetter mit Schnee, vermiſch⸗ tem Schnee und Regen und dicken Nebeln. Den 2zſten | Aus — Anderer Theil, 155 Auguſt bekamen wir die Untiefen dieſes Fluſſes zu Ge⸗ ſichte, und ankerten waͤrend der Ebbe ungefaͤhr zwo Mei⸗ len davon. Dieſe Untiefen ſind ſehr gefaͤhrlich, weil ſie vier oder fuͤnf Meilen von der Kuͤſte liegen und ſich auf zehn Engliſche Meilen von Norden nach Suͤden erſtre⸗ cken. Da ſie bey halben Fluten trocken ſind, ſo bricht die Seer ſehr hoch auf ſie. Ihr Mittelpunkt liegt in dem 57ſten Gr. 50 Min. nordl. Das beſte Mittel zu erfahren, wenn man ſich ihnen naͤhert, beſtehet darin, daß man be⸗ obachte, wo das Waſſer ſeichte und der Grund harte wird: aber aus dem Gegentheil erkennt man, daß man ſich davon entfernet. Als am 26ſten das Wetter fein und maͤßig war, ſo wurden die Bote von beyden Schiffen voran geſchickt um die Tiefe zu ergruͤnden und eine Flagge als ein Zeichen aufzurichten, nach welchem wir uns in der Fahrt uͤber die Sandbaͤncke bey der Muͤndung des ſuͤdlichen Arms oder Haͤyes⸗Fluſſe richten koͤnnten. Dieſe ſollte bey einer gu= ten Anker Stelle die fuͤnfRlaftern⸗ Hole (Five Fathom⸗ Sole) genannt, ungefähr fieben Meilen von Nork- Fort aufgeſteckt werden, welches auch alſo geſchahe. Die Ca⸗ lifornia kam daſelbſt gluͤcklich vor Anker: allein die Dobbs⸗Galley gerieth in den Sandbaͤnken auf den Grund, und wenn der Wind ſtark geblaſen hätte, fo wäre ſie ſonder Zweifel verlohren gegangen. Als der Statt⸗ halter uns in dieſer Noth ſahe, fo ſchickte er, um dieſelbe volkommen zu machen, ſein Bot mit deuten ab und ließ die A: 156 Reife nach Zudſons Weerbuſen. die Bake umhauen, welche das einzige rechte Merkmahl war, welches uns in einen ſichern Ort leiten konnte, wenn das Schiff wieder flott würde. Alles, was Herr Holding, des Hauptmann Smiths Lieutenant, ſagen mogte, um fie davon abzuhalten, war ohne Wuͤrkung. Sie hieben die Bake um, und geſtunden zugleich, daß, wie ſie den Be⸗ fehl dazu empfiengen, der Statthalter wohl wuſte, wer wir waͤren. Dieſer Anfang gab uns nur gar zu wohl zu erkennen, was wir dort fuͤr eine Begegnung zu hoffen hätten, Mittlerweile ward die Dobbs-Galley flott und kam den 27ſten bey der California vor Anker. Wir empfien⸗ gen daſelbſt ein Schreiben von dem Statthalter, worin er von uns verlangte der Factorey nicht naͤher zu kommen, es ſey denn, daß wir ihm einen eigenen Befehl von der Re⸗ gierung oder der Hudſons⸗Baͤy⸗Geſellſchaft, wodurch uns ſolches erlaubet wuͤrde, zuſchickten; und wiedrigen Falls würde er feine aͤußerſte Macht und Kräfte gebrau⸗ chen um uns daran zu verhindern. Die Antwort, welche wir ihm auf dieſe beſondre Bothſchaft ertheilten, war fol⸗ gendes Inhalts: daß wir uns genoͤthiget ſaͤhen an einem Orte der Baͤy zu überwintern, zu welchem Ende wir die⸗ fen, als den bequemſten erwaͤhlet haͤtten, und daß wir von ihm Schutz und Beyſtand erwarteten, weil wir Untertha⸗ nen von Groß ⸗Britannien und Leute wären, die im ge⸗ ringſten nicht die Abſicht hätten der Hudſons⸗Baͤy⸗ Ge⸗ ſellſchaft in ihrem Handel Eintrag zu thun, und die aus kei⸗ Anderer Theil, | 157 keiner andern Urſache bewogen worden hieher zu kommen, als die Schiffe in Sicherheit zu bringen und die Geſund⸗ e unſrer Leute zu erhalten; und mit einem Worte, daß wir entſchloſſen waͤren in dieſer Gegend zu uͤberwintern. ar Holding und ich begaben uns mit dieſer Antwort zu dem Statthalter, und wurden von ihm auf eine uͤbermuͤ⸗ thige und veraͤchtliche Weiſe empfangen. Nachgehends wurden noch verſchiedene Briefe zwiſchen uns und dem Statthalter gewechſelt, und er ſuchte uns zu bereden, daß wir uns die Gedanken ſollten vergehen laſſen in ſeiner Nachbarſchaft zu uͤberwintern. Allein da dieſer Brief⸗ wechſel zu nichts diente als uns mit leeren Worten aufzu⸗ halten und Sorgen zu machen: fo ward er bald abgebro⸗ chen und verdient auch in der That kaum, daß man deſſel⸗ ben gedenke. Gleichwie es unſre Abſicht und der Schl aß des Schiffs⸗Raths geweſen war zu Port Nelſon und nicht hier zu uͤberwintern: alſo veranlaßte dieſes beyde Haupt⸗ leute und verſchiedene Officiere mit den Boten von bey⸗ den Schiffen eine kurze Reiſe zu thun um den Fluß zu un⸗ terſuchen. Wir giengen zu dem Ende den ‚often ab und kamen dort denſelben Tag an. Wir befanden denſelben in allen Stuͤcken unſrer Hoffnung gemaͤß, zumahl dieſes der ſchoͤnſte Fluß in Hud ons Baͤy und viele Meilen weit ſchiffbar iſt. Er hat auch eine e mit den großen Seen hinter Canada, und es koͤnnte darauf vor allen andern eine vortheilhafte Handlung 1 wer⸗ den, wenn ungefahr dreyßig Meilen weiter herauf Colo⸗ nien 158 Reife nach Audfons Weerbuſen. nien angelegt wuͤrden. Der dortige Himmelsſtrich kan mit Recht mäßig genannt werden. Die Indianer find nicht fo weit entlegen, und die Gefahr und Schwuͤrigkeit ihre Güter auf kleinen Kaͤhnen uͤberzufuͤhren iſt geringer; und anſtatt daß fie jego nur einmahl im Jahr zu den Factoreyen kommen; ſo moͤgten ſie, wofern die Colonien hoͤher herauf waͤren, wohl zwey oder dreymahl, und in groͤßerer Anzahl dahin kommen. Die Ungemaͤchlichkeiten und Schwuͤrigkeiten, worin ſie ſich befinden, ſich auf einer fo langen Reiſe zu unterhalten, die Kälte, welche fie bey der Annäherung gegen dieſe Eis- Bay ausſtehen, die Ar⸗ beit in einer fo langen, fo mißlichen uud fo gefährlichen Ueberfahrt, welches alles Sachen find, die fie abſchrecken, und worüber fie ſich fo wohl heftig als mit Recht beklagen, wuͤrden ſo dann aus dem Wege geraͤumet ſeyn. Dieſer Fluß iſt ungefähr zwo Meilen bey der Muͤn⸗ dung breit und hat einen ſehr guten Canal, der ungefaͤhr eine Engliſche Meile breit und von fuͤnfen bis funfzehn und zwanzig Klaftern tief iſt. Er liegt unter dem z7ften Gr. 30 Min. nordlicher Breite. Seine Ufer ſind niedrig und mit großem Holze, inſonderheit mit Fichten, Tannen, Pappeln, Birken, Lerchenbaͤumen „Weiden ıc. bedeckt. Es giebt auch dorten eine große Anzahl, Hirſche Haſen, Caninchen, Gaͤnſe, Enten, Rebhuͤner, Faſanen, Waſ⸗ ſerhuͤner, Schwäne und vieles andre Geflügel in der eis gentlichen Jahres» Zeit, fo wie auch Fiſche in einer fo großen Menge, als Verſchiedenheit der Gattungen. Die⸗ ſe Vorzuͤge waren nicht zureichend den Haupleuten eine III US N „„ Flusfe. wo die Schafe übern intenten. BI Ba Monlagu Kaue. A EEE —— — | * 1 j u un An nd Andrer Theil. 159 zuſt zu machen über die Untiefen zurück zu gehen oder die Schiffe in einige Gefahr zu ſetzen, wenn ſie in der See 1 um dieſelben ſegelten um in den eigentlichen Canal des Fluſſes einzulaufen. fe an einem Orte in Saͤyes Fluſſe waͤhrend dem Winter Sie entſchloſſen ſich daher die Schif⸗ aufzulegen. In dieſer Abſicht giengen wir den zten Se⸗ ptember in demſelben drey Engliſche Meilen weiter her⸗ auf und brachten verſchiedene Sachen an das Land um die Schiffe zu erleichtern. Officieren aus, um eine ſichre Bucht, wo wir uns vor Anker legen koͤnnten, zu ſuchen, welche endlich fünf Eng⸗ liſche Meilen über Vork⸗ Fort an der ſuͤdlichen Seite des Fluſſes gefunden ward. Der Statthalter, welcher nun von unſerm Vorhaben dort zu überwintern überführt ward, ſuchte uns mit feinem aͤußerſten Fleiß zu vermoͤgen, daß wir unſre Schiffe unter dem Fort an einer Stelle, welche gegen die See offen war, vor Anker legen moͤgten, wo ſie aller Wahrſchein⸗ lichkeit nach entweder von den hereinſchlagenden Wellen des Meers oder von dem auseinander gehenden Eiſe wuͤr⸗ den zertruͤmmert worden ſeyn. Allein da ſeine Gruͤnde nicht ſo kraͤftig waren uns zu uͤberreden, und er ſich ſo wohl in dieſem als feinen vorigen Entwuͤrfen betrogen fand; gleich⸗ wohl aber beſtaͤndig bey ſeinem Vorſatze blieb uns ſo viel Herzeleid als moͤglich waͤre, zu verurſachen: ſo ſchickte er die meiſten Indianer, welche ſich vornehmlich befchäfti- gen Hirſche, Ganſe ꝛc. zu ſchießen, in das Land, damit wir Wir ſchickten die Bote mit den B 0 wi — — — — Serre ——— 35 _ 5 — ie Pe = Aug — 160 Reife nach Hudſons Weerbuſen. wir uns derſelben zu dem Ende nicht bedienen oder ſonſt von ihnen einigen Beyſtand haben moͤgten. Wir wandten unfre Zeit bis zum ııfen an um die Schiffe zu ihrem Winter- Lager zu erleichtern und fertig zu machen. Den ı2ten liefen wir gegen das Fort herauf und ankerten daſelbſt, brachten auch unſern uͤbrigen Pro⸗ viant und Vorrath an das Land. Hier machten wir eine zwoͤlf Fuß tiefe Grube um unſer ſtarkes und ſchwaches Bier darin zu legen und es vor der Kälte zu ver- wahren. 8 Es daurete alles unſres Fleißes ungeachtet bis zum 26ſten, ehe wir die Schiffe in die Bucht brachten. Nach⸗ dem dieſes geſchehen war, ſo richteten wir unſre Gedanken auf die zu unſerer eigenen Erhaltung noͤthigen Mittel, in⸗ dem es, wie wir verſichert waren, wegen der Kaͤlte nicht moͤglich war auf den Schiffen zu bleiben; daher einige von unſren Leuten beſchaͤftiget waren Feuerholz zu hauen, andere Huͤtten aufzurichten. Dieß iſt eine Erfindung, welche, wie ich muthmaße, von den Einwohnern entleh⸗ net worden. Die unſrigen wurden aus ungefähr ſechs zehn Fuß langen Staͤmmen gemacht, die dichte neben einan⸗ der aufgerichtet wurden, ſo daß die Enden an der Spitze gegen einander lagen, auf dem Grunde aber weit von ein- ander ſtunden, ſo wie das Dach auf einem Landhauſe auszuſehen pflegt. Zwiſchen dieſen Staͤmmen war der leere Raum mit Moos ausgeſtopft und ſolches mit Leim beworfen, daher die Hütte recht warm war. Die Thuͤre war war niedrig und enge; in der Mitte befand ſich ein Feuerheerd und ein Loch daruͤber um den Rauch auszu⸗ laſſen. Bi | Allein die wichtigſte Arbeit, und die unſre meiſte Auf⸗ merkſamkeit auf ſich zog, war die Erbauung eines Wohn⸗ hauſes fuͤr den Hauptmann und die Officiere. Die Stel⸗ le, die wir dazu erwehlten, war ſo wohl angenehm, als bequem, und auf einer mit Baͤumen umgebenen Hoͤhe. Der große Fluß war eine halbe Engliſche Meile davon in Nordweſten, und die Bucht, worin unſer Schiff lag, faſt eben fo weit. In Suͤd⸗Weſten hatten wir ein arti⸗ ang Ä ges * Dergleichen Hütten werden allezeit in Wäldern gebauet, nicht allein wegen der Wärme, ſondern auch um deſts leichter Holz zu bekommen. Und daher werden ſolche Gegenden ausgeſucht, wo das meiſte truckne Holz zu haben iſt. Wegen der Jagd ſind fie in einer gewiſſen Weite von einander angelegt, weil, wenn zwo Huͤtten nahe zuſammen waͤren, ſie ſich einander das Wild weg⸗ fangen wuͤrden. Sie ſind auch deswegen von einander abgeſondert, damit keiner des andern Brennholz ſtehlen oder deſſen Baͤume faͤllen moͤge: denn die Erbauung einer jeden Hütte fuͤhret eine Art von Eigenthum mit ſich, und Niemand hat das Recht in einer ſolchen Weite von einer andern Huͤtte ein dergleichen Stuͤck Holz zu hauen, als jemand in dieſer Hütte auf feiner Schulter, ohne zu ruhen, nach Hauſe tragen kan. An Account of a Voyage &c. Vol. I. p. 138. andrer Theil. L Andrer Theil. a 161 Fa IE 162 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ges Waſſer⸗Behältniß, die Bieber-Kriek genannt, wel⸗ ches ungefähr 150 Pards gerade vor uns lag und als ein großer Canal auſſahe; und wir wurden von dicken und hohen Bäumen vor den Nord- und Nord-Oſt-⸗Winden beſchuͤtet. Nachdem wir die Stelle erwaͤhlet hatten; fo machte ich einen Riß von unſrer zu bauenden Wohnung, welchen die Hauptleute billigten. Nach demſelben ſollte das Haus acht und zwanzig Fuß lang und achtzehn Fuß breit werden; es ſollte zwey Stockwerke haben, und das unterſte ſechs, das oͤberſte aber ſieben Fuß hoch ſeyn; der Hauptmann und einige von den vornehmſten Offieieren ſollten oben, und die andern nebſt den Unterofficieren und - Bedienten unten wohnen. Die Thuͤre ſollte in der Mitte der Border - Eeite fünf Fuß hoch und drey breit ſeyn und vier Fenſter in dem andern Stockwerke darin geſetzt werden, naͤmlich eines in dem Gemach eines jeden Hauptmanns, und eines an jedem Ende, um den Gang und die Offi⸗ cier⸗Kaminern zu erleuchten. Der Giebel des Dachs ſollte nur einen Fuß hoͤher, als die Seiten-Waͤnde ſeyn, um die Feuchtigkeit ablaufen zu laſſen und das Haus, in⸗ . dem es dichte und niedrig wäre, deſto wärmer zu halten. Der Ofen ſollte in der Mitte ſtehen, damit alle einen glei⸗ chen Antheil von der Hitze haben moͤgten. Nachdem dieſes alſo eingerichtet worden war: ſo gieng ein jeder zu ſeiner Arbeit. Man faͤllete Baͤume und be⸗ hauete fie; man ſaͤgte Bretter; man fieng an die Wände zu verfertigen, indem man einen großen Stamm auf den andern Andrer Theil. 163 andern legte, zwiſchen welche man Moss ſtopfte und ſie zuſammen nagelte: mit einem Worte, das Haus war aufgeführt, gedeckt und den ıften November bey nahe fertig. Mittlerweile war es ungemein kalt geworden, ob⸗ gleich das Wetter offen und die Jahreszeit guͤnſtiger, als ſie insgemein pflegt, geweſen war. Der Winter ſtellte ſich am Ende des Septembers mit vermiſchtem Schnee und Regen ein; es fielen große Schnee- Flocken und die Naͤchte wurden uͤberaus kalt. Alles dieſes war beſchwer⸗ lich genug, jedoch nicht dergeſtalt, daß es die entſetzli⸗ chen Nachrichten, die einige Schriftſteller von dieſen Win⸗ tern gegeben haben, zu verdienen ſcheinet. Den sten October hatten wir viel Eis in der Bucht, und den Sten war fie zugefroren. Bis zum zoften hatten wir wechſelsweiſe Schnee, Froſt und gelindes Werter. Und weil dieſer Tag Sr. jetzt regierenden Majeſtaͤt Geburts⸗ Tag war, fo ſteckten wir unfte Flaggen auf und feureten ein und zwanzig Canonen ab. Den zıften war Hayes Fluß ganz dichte zugefroren, ſo daß wir nunmehro einige Erfahrung bekamen, was man von einem Winter in der Hudſons Bay zu hoffen hätte, Den zten November war es fo kalt, daß die Tinte bey dem Feuer fror. Den zten fanden wir, daß alles Bier in den Flaſchen gefroren war, ob man es gleich in Werk eingepackt hatte und dabey ein ziemliches Feuer hiel⸗ te. Den 6ten ward die Kälte am Bord unertraͤglich: daher die Botsleute in verſchiedene Gezelte, die ihnen zu 5 2 2 ihrer ge E 24 . * 7 Fi 2 — 164 Reife nach Sudſons Weerbuſen. ihrer Bequemlichkeit und Erhaltung in dem Holze ange⸗ wieſen waren, vertheilst wurden; und die Haupleute neoſt den Officieren begaben ſich in ihr neues Haus, welches jego fertig war. Man gab ihm (wie es bey Seeleuten gewoͤhnlich iſt,) den Namen Montagues Saus, und zwar Sr. Gnaden dem Herzoge von Montague, dieſem >. Erin AT e * 5 > 7 5 verehrungswuͤrdigen und großmuͤthigen Beforderer aller nuͤtzlichen Unternehmungen zu Ehren, welcher dieſe Reiſe in ſolcher Abſicht betrachtete und ſich dazu mit unterzeich⸗ net hatte. Um dieſe Zeit fingen wir auch an unſre Winters Kleidung anzuziehen, welche aus einem, bis auf die Ab⸗ ſaͤtze gehenden Bieber-Pelze und zwoen Weſten, die wir darunter trugen, beſtund. Naͤchſt dem hatten wir eine Muͤtze und Handſchuhe von eben der Art, mit Flanel ge⸗ fuͤttert, ein paar Indianiſche Strümpfe über unſre lei⸗ nenen, die aus breitem Tuch oder Leder gemacht waren und bis zur Mitte des Schenkels reichten; ferner Schuhe von weich gegerbetem Elends- Leder, worunter wir zwey oder drey paar wollene oder Filz- Socken trugen, um die Fuͤße vor dem Froſt zu verwahren, welches dem ungeach⸗ tet doch öfters geſchicht. Ein paar Schnee-Schuhe uns gefehr fünf Fuß lang und achtzehn Zolle breit machten die- ſen Winter- Anzug vollſtaͤndig und dienten uns „um nicht in den Schnee zu ſinken. Dieß iſt eigentlich die Kleidung der Indianer in dieſem Lande, von denen ſie die Eng⸗ laͤnder gelernet haben; und es kan nichts beffers zur Be⸗ quemlichkeit oder zum Gebrauch erdacht werden. Denn wenn Andrer Theil. 165 wenn wir alſo ausgerüfter waren, fo konnten wir die ſchaͤrfſte Kalte (nur wenige Tage ausgenommen) ertragen, welche ſich waͤrend dem Winter ereignete. Gleichwie in einem jeden Lande verſchiedene Jahres⸗ Zeiten die Menſchen zu verſchiedenen Verrichtungen ver⸗ anlaſſen oder vielmehr antreiben: alſo wandten wir allhier unſre außerfte Geſchicklichkeit und Fleiß an um Caninchen und Rebhuͤner zu erlegen, welches das vornehmſte Wild⸗ pret iſt, welches man in dieſer Jahreszeit antrifft. Die erſteren fiengen wir auf folgende Weiſe. Wir haueten verſchiedenes Geſtraͤuch nieder; von dieſen machten wir einen zween Fuß hohen Zaun fo lang, als es uns be- liebte, und ließen je zwanzig Pards von einander kleine Locher darin, durch welche die Caninchen laufen koͤnnten: denn mir merkten, daß ſie niemahls daruͤber zu ſpringen ſuchten. In denſelben waren Schlingen von Garn gelegt, deren Ende an der Spitze eines Pfahls befeſtiget war, welcher alſo uͤber einer Kruͤcke lag, daß wenn die Canin⸗ chen darein kamen und anfiengen ſich hin und her heftig zu bewegen, er in die Hoͤhe gieng und ſie zween oder drey Fayuß von der Erde aufhaͤngete. Dieſe Erfindung hatte einen doppelten Nutzen, weil ſie uns ſo wohl das verlang⸗ te Wildpret verſchaffte, als auch verhinderte, daß wenn es alſo hieng, es von andern Thieren nicht gefreſſen wer- den konnte. Bey den Factoreyen bedienen ſie ſich keines andern Mittels die Nebhüner zu erlegen, als daß fie die⸗ ſelben ſchießen, und hierin find fie ſehr glücklich, weil es | 4 3 ihrer — — — 2 a Ten 2 — . - - 1 17. 2 5 u En. 22 a ee ee 2 — 1 N r 8 —̃ — \ 166 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ihrer allda eine ſehr große Menge giebt, dergeſtalt, daß einige Leute deren ſechszig oder achtzig in einem Tage fehief fen konnen; und dieſes macht einen ziemlichen Punkt in dem Magazin⸗Regiſter unter dem Titel des Winter⸗ Vorraths aus. Alle mit rauhen Fellen verſehene Thiere werden in Fallen oder verſchiedenen Arten von Netzen gefangen; und auf dieſe Weiſe faͤngt man auch gemeiniglich den Bieber. Der Bau der Holen und Gruben, oder wie fie insgemein genannt werden, der Haͤuſer dieſer Thiere iſt ſehr artig und ſtark, indem fie von Holz, Steinen und Leim gemacht, und verfchiedene Gemaͤcher zu einem mannigfaltigen Ge⸗ brauch darin befindlich ſind. Dieſe Bieber⸗Haͤuſer find allezeit an der Seite einer See oder eines Teiches zu ihrer größern Bequemlichkeit oder kraͤftigern Sicherheit angelegt. Es wuͤrde was unnoͤthiges ſeyn, wenn ich mehr davon fagen - wollte, zumahl die Sache von vortrefflichen Schriftftellern ſchon fo wohl abgehandelt worden iſt; und was ich geſagt ha⸗ be, hat nur die Abſicht dasjenige zu bekraͤftigen oder zu be⸗ ſtaͤrken, was fie weitläuftiger ausfuͤhren. Allein gleichwie die Art und Weiſe ſie zu fangen, de⸗ ren ſich die Indianer bedienen, in verſchiedenen Landern vielleicht nicht einerley, oder überhaupt nicht fo bekannt ſeyn mag, als andre Umſtaͤnde, welche fie betreffen: alſo werde ich darin ausführlicher ſeyhn. Die Art und Weiſe, welche die Indianer gebrauchen ſie zu fangen, beſtehet darin, daß ſie zuerſt das Waſſer um ihre Haͤuſer, ſo viel als Anderer Theil. / 167 als möglich ift, ableiten. Wenn dieſes geſchehen und die Thuͤre mit einem ſtarken Netze bedeckt iſt: ſo brechen ſie von oben in das Haus ein. So bald die Bieber dieſes merken , ſuchen fie durch die Thuͤre die Flucht zu nehmen; ſie verwickeln ſich aber daſelbſt in den Retzen und wer⸗ den von den Indianern gefangen, die ihnen ſogleich das Fell abziehen. Dieſe Felle breiten ſie ſo gleich an der Sonne aus um ſie zu trucknen, und eſſen ihr Fleiſch, wel⸗ ches ſehr fett und von einem angenehmen Geſchmack iſ. | Dahn So wie der November mit einer fharen Kälte an⸗ fing: alſo daurete diefelbe auch dieſen ganzen Monat hin⸗ durch, ohne eine andre Veraͤnderung, als daß ſie mehr oder weniger ſtrenge war, nachdem die Winde ſich aͤnder⸗ ten. Wenn der Wind weſt⸗oder ſuͤdlich war, fo hatte man eine ſehr ertraͤgliche Kaͤlte: allein wenn er ſich nach Nordweſten oder Norden wandte, ward ſie den Augenblick überaus ſcharf, und brachte öfters eine Art von Schnee mit, welcher nicht groͤßer als Sandkoͤrner war, und von dem Winde gleich als eine Wolke von einer jeden Flaͤche oder Ebene, die ihm ausgeſetzt lag, fortgetrieben ward. Daher war es ſehr gefaͤhrlich, wenn man ſich alsdenn in ſolchen Ebenen, oder auf dem Fluſſe draußen befand, weil dieſer Schnee gemeiniglich ſo dicke iſt, daß man kaum zwanzig Pards weit ſehen kan. Es bleibt auch keine Spur oder Fußſtapfe, wornach man ſich richten koͤnne, e von eben alles ſehr geſchwinde bedeckt und 8 24 eben — 2 ä2ͤ— — _ - 3 168 Reife nach Hudſons Meerbuſen. eben gemacht wird. Wenn das Wetter die Leute zuwei⸗ len alſo uͤberſiel: ſo ſind ſie viele Stunden lang in der aͤußerſten Gefahr todt zu frieren, auf dem Eiſe des Fluſſes, nicht eine halbe Engliſche Meile von der Factorey ber- umgegangen, und haben doch aus oberwaͤhnten Weſachen den Weg nicht dahin finden konnen. Allein dieſe ſtrenge Kälte hält nicht uͤber vier oder fünf Tage in einem Monate an, und gemeiniglich empfindet man ſie im vollen und neuen Monde, welcher, wie ange⸗ merkt wird, einen ſtarken Einfluß in das Wetter in die⸗ ſen Gegenden hat. Alsdenn iſt es ſehr ſtuͤrmiſch; der Wind gehet zu dieſen Zeiten faſt beftändig im Winter, und auch gemeiniglich im Sommer, von Nord-Weſten. Aber obgleich ſonſten auch eine harte Kälte anhält: fo ift es doch dabey ziemlich angenehm. Die Winde ſind veraͤnderlich und maͤßig, ſo daß man gar wohl ausgehen kan um Wild zu ſchießen oder zu fangen. Die Botsleute fiengen nunmehro an wöchentlich Pro- viant aus dem Schiffe in ihre Gezelte zu holen, davon ſie im Anfange des Winters nur ſehr wenig gebrauche weil ein Ueberfluß an Caninchen vorhanden war, und ſie uns ſo gar damit in Montagues Hauſe verſahen. Wenn ſie etwas hin oder herfuͤhrten, ſo bedienten ſie ſich dazu klei⸗ ner Schlitten, welche aus ungefähr einem Dutzend dünner Faßſtaͤbe gemacht waren, deren fie vier in der Breite zu⸗ ſammen gefuͤgt und an einem Ende aufwaͤrts gebogen hat⸗ ten, damit ſie deſto leichter uͤber den Schnee glitſchen moͤg⸗ Anderer Theil. 169 moͤgten. Ein Menſch kan in einem Winter-Tage ein groͤßer Gewicht, als einen Centner funfzehn oder ſechszehn Engliſche Meilen weit gemaͤchlich auf einem ſolchen Schlitten fahren. Die Hunde in dieſem Lande ſind ſo groß, wie die gemeinen Schaͤfer-Hunde; fie bellen von Natur nicht, ſondern brummen, wenn ſie gereizet wer⸗ den. | Dieſe Hunde, welches die einzigen Laſtthiere find, welche dort von den Englaͤndern oder Indianern ge⸗ braucht werden, koͤnnen noch mehr und weiter ziehen, wenn es noͤthig iſt. In langen Reiſen durch tiefen Schnee gehen die deute gemeiniglich vor ihnen her um einen Fuß⸗ ſteig mit ihren Schnee⸗Schuhen zu machen. Die Hun⸗ de gewoͤhnen ſich bald zu allem, wozu man ſie abrichtet; und weil ſie ſehr gelehrig ſind, und wohl mit ſich umgehen laſſen, fo find fie ſehr nuͤtzlich. Die Engländer ernaͤh⸗ ren ſie auf eben die Weiſe, als die Menſchen: allein die Indianer bekuͤmmern ſich in dieſem Stuͤcke gar nicht um fie, daher die ihrigen von demjenigen leben muͤſſen, was fie bekommen konnen. Auſſer dieſen kleinen Schlitten hatten wir noch meh⸗ rere große und ſtarke, um ſchwerere Laſten damit fortzubrin⸗ gen. Dieſe waren eben ſo beſchaffen, als die zuvor be⸗ ſchriebenen, aber zehn oder zwoͤlf Fuß lang und drey breit; es find zwanzig oder dreyßig Mann noͤthig um fie zu ziehen. Den sten December giengen die Botsleute zum erſten mahl nach der Factorey und brachten von da zwey Faͤſſer Brandt⸗ | L 5 wein = - - — — { N J A. ö „ 1 170 Reife nach Sudſons Meerbuſen. wein zum Weihnacht⸗Feſte mit, welches in dieſem Lande von den Englaͤndern gemeiniglich (ſo leicht werden die beſten Anordnungen gemißbraucht,) mit unmaͤßigem Sau⸗ fen und aller Thorheit und Unſinnigkeit, die daraus ent— ſtehet, gefeyret zu werden pflegt. Zu dieſer Zeit ward in Montagues Hauſe ein ge⸗ meiner Schiffs- Rath gehalten, worinn der Hauptmann Moor den Vorſchlag that das lange Boot zum Gebrauch bey der Entdeckung zu verlaͤngern, und es hoͤher zu ma⸗ chen auch mit einem Verdecke zu verſehen, welches nach einiger Ueberlegung durch die Mehrheit der Stimmen be: ſchloſſen ward. Es iſt gewiß, daß kein Mittel, welches ſich mehr zur Sache ſchickte, ergriffen werden konnte. Denn es wuͤrde ſehr gefaͤhrlich geweſen ſeyn eine ſo genaue Unterſuchung, als nötbig war, mit dem Schiffe auf einer unbekannten Küfte zu verrichten, wo öfters veraͤnderliches Wetter, ein dicker Nebel und vieles Eis in den Meerbu⸗ fen und Buchten war, und wo die Fahrt zwiſchen Stuͤ⸗ cken Landes und Inſeln, Klippen und Untiefen ohne die geringſte Kenntniß der Hafen, Fluten, Stroͤme oder der Lage der Kuͤſte geſchehen muſte; wogegen die Gefahr, die man mit einem kleinen Fahrzeuge zu befuͤrchten hatte, nichts zu achten war. Denn es iſt unſtreitig, daß man ſich damit innerhalb einer Engliſchen Meile dem Lande naͤ⸗ bern, zwiſchen den Klippen durchſegeln und über Untiefen gehen Fönne, wo ein etwas ſchweres Schiff auf den Grund gerathen wuͤrde. Außerdem, wenn auch ein dergleichen klei⸗ 8 Anderer Theil. 171 kleines Fahrzeug auf den Grund geriethe: fo konnte man es wieder davon losmachen; oder wenn es verlohren gien⸗ ge: fo hatte man auf dem Schiffe eine ſichere Rettung. Das vermuthliche Gluͤck ſich in ſolchen Zufaͤllen retten zu koͤnnen gab uns mehr Muth und Dreiſtigkeit, als wir vielleicht ſonſten wuͤrden gehabt haben. Als man wegen dieſer wichtigen Sache einig geworden war: ſo ward das Boot am einem bequemen Platze an der Seite der Bucht auf ein hohes Ufer gebracht, welches von Baͤumen beſchirmet ward. Hier bauete man eine Huͤtte von Holz daruͤber, und bedeckte ſie mit Segeln, in der Mitte aber machte man eine Feuerſtelle. Dieß ward fuͤr noͤthig erachtet, damit die Zimmerleute waͤrend dem Winter daran arbeiten und es in fertigen Stand ſetzen moͤgten, wenn wir deſſelben in dem Fruͤhlinge benoͤthiget ſeyn wuͤrden. Der Leſer wird ſehen, daß mittelſt dieſer Anſtalten alle Mittel, welche die Vernunft an die Hand geben konnte, angewandt wurden um den Winter ertraͤg⸗ lich zu machen, und ich werde hernach zeigen, daß unſre Vorſicht eine jo gute Wuͤrkung hatte, als wir davon er⸗ warten konnten: ſo daß man fuͤr das kuͤnftige nicht eine ſo erſchreckliche Furcht haben darf, als wenn man das Schiffs⸗ volk einem ſo unertraͤglichen Ungemach bloß ſtellen wuͤrde, im Fall man genoͤthiget wäre in dieſen Gegenden wärender. Reiſe zu uͤberwintern. Allein damit ich dieſes kraͤftiger bewerkſtelligen, und damit der Leſer ſich ſowohl von dem, was ich ſchon geſagt habe, als was ich noch ferner hievon werde ſagen muͤſſen, einen beſſern und klaͤrern Begriff l . machen — EI = —— * * — ee nn nn At re — — — 4 - 2 — — EEE * — 22 — eu —— — 172 Reife nach Sudſons Weerbuſen. machen möge: fo wird es dienlich ſeyn allhier eine fo um- ſtaͤndliche Nachricht, als es mir moͤglich ſeyn wird, von dieſem Lande und allen dahin gehörigen Dingen zu geben. Dieſes werde ich mit der groͤßeſten Deutlichkeit und der genaueſten Aufmerkſamkeit auf alle Umſtaͤnde zu thun ſuchen. Ich werde zwar, um eine ſo vollſtaͤndige und aus⸗ fuͤhrliche Beſchreibung zu machen, genoͤthiget ſeyn, man che Dinge, welche bereits von andern geſagt find, zu wie— derholen: allein dieſer Fehler wird, wie ich hoffe, bey mir entſchuldiget werden, weil es zu meinem Vorhaben durch⸗ aus noͤthig iſt; und weil ich fie weder mit den Worten die⸗ ſer Schriftſteller, noch auf ihr Zeugniß, ſondern aus mei⸗ ner eigenen Erfahrung wiederhole. Ich werde auch ges muͤſſiget ſeyn etwas von der Aufführung und dem Ver⸗ halten unfrer in dieſen Gegenden befindlicher Landesleute zu gedenken; und wenn ich, indem ich dieſes thue, jeman⸗ den vor den Kopf ſtoßen ſollte: ſo kan man verſichert ſeyn, daß ſolches nicht aus einem unbilligen Vorurtheiſe, oder aus einer perſoͤnlichen Empfindlichkeit, ſondern aus Ach⸗ tung für die Wahrheit herruͤhre, welche einer haben muß, welcher aus keinem andern Bewegungs-Grunde, als zum Unterricht des gemeinen Weſens ſchreibet. Ich muß mir ferner die Erlaubniß ausbitten noch dieſes hinzu zu ſetzen, daß, gleichwie ich von keinem heimlichen Groll getrieben werde, ich alſo eben fo weit entfernet bin mich in meiner Schrift nach einigen fremden Abſichten zu richten. Denn mein Andrer Theil. 173 mein Vorhaben iſt im geringſten nicht mich durch dieſe Erzaͤhlung bey gewiſſen Perſonen, wer ſie auch immer ſeyn moͤgen, weiter beliebt zu machen, als mittelſt der Aufrichtigkeit meiner Erzaͤhlung und der Freymuͤthigkeit geſchehen kan, mit welcher ich dieſe Anmerkungen zu Pa⸗ pier bringe, die ich wegen des Amts, ſo ich in dieſer letz⸗ ten Reiſe bekleidete, Gelegenheit zu machen hatte. Das gemeine Weſen ſcheinet zu denſelben ein Recht zu haben; und dieſes o wohl wegen der wichtigen Folgen, welche mit der nord⸗weſtlichen Durchfahrt, wofern ſie entdeckt wird, in Betracht der Nation überhaupt und derjenigen, welche ſich die Entdeckung derſelben unmittelbar angelegen ſeyn laſſen, verbunden find, als auch wegen der großen Auf merkſamkeit, welche in Anſehung dieſer Unternehmung bezeiget worden, und der betraͤchtlichen Belohnung, welche das Parlament, um dieſelbe zu befoͤrdern, verſprochen hat. Wenn ſolche Maaßregeln, als dieſe, von der großen Raths⸗Verſammlung der Nation genommen worden, und wenn aus Hochachtung gegen ihr Verhalten alle öffentlichen ' Collegien in dieſem Koͤnigreiche, auf bey ihnen geſchehe⸗ nes Anſuchen alle Huͤlfe, Schutz und guten Willen, ſo man von ihnen billiger Weiſe hoffen oder verlangen konn⸗ te, gegeben und bezeiget haben: ſo ſetzt dieſes einen jeden im Privat ⸗Stande lebenden Mann, welchem das Glück dazu nur einiger Maßen das Vermoͤgen giebt, in die ſtaͤrkſte | Verbindlichkeit alles, was er nur kan, beyzutragen, um ein ſo großes Vorhaben zu befoͤrdern. Die Ehre, die er da⸗ 9 — 5 —— — 174 Reife nach Sudſons Meerbuſen. dadurch erwirbt, muß gewiß alle Sorge oder Furcht uͤber⸗ wiegen, die bey ihm entſtehen könnte, daß er es mit den⸗ jenigen verderben moͤgte, welche vielleicht ein gewiſſes ei⸗ gennuͤtziges Anliegen haben die Entdeckung der nord-weſt⸗ lichen Durchfahrt zu verhindern, und welche ſonſt nichts als ihren Eigennutz anfuͤhren koͤnnen um ſich wegen der von ihnen gebrauchten Kunſtgriffe, wodurch ſie die Unter⸗ nehmung hintertreiben wollen, zu entſchuldigen. Die Kuͤſte dieſes Landes, welche nunmehro ziemlich wohl bekannt iſt, erſtreckt ſich ungefähr vom 5uſten bis zum 68ſten Gr. nordl. Breite, und Sudſons⸗Bay liegt ihr in Oſten, Canada in Suͤden: allein was die Granzen gegen Weſten und Norden betrifft: ſo ſind ſie bis jetzo noch unentdecket. In den ſuͤdlichen Gegenden und wo wir uͤberwinterten, iſt der Boden ſehr fruchtbar, und die Ober⸗Flaͤche beſteht aus einer lockern ſchwarzen und fetten Erde, worunter einige Striche Thon-Erde von verſchiede⸗ nen Farben ſind, als bleich, gelb ꝛc. Nahe an der Kuͤſte iſt das Land niedrig und moraſtig und mit Baͤumen von verſchiedenen Arten, als Fichten, Lerchenholtz, Pappeln, Birken, Erlen und Weiden bedeckt. In dem Lande ſind große Flaͤchen, worauf man wenig Kraͤuter, ausgenom⸗ men Mooß, findet. Hie und da ſind dieſelben mit Buͤ⸗ ſchen, einigen Seen und Bergen oder Inſeln, wie man ſie nennet, untermiſcht. Dieſe letztern ſind mit kleinem Ge⸗ ſtraͤuch und großem Mooß bedeckt, und das Erdreich iſt von einer torfigten Art. Es Andrer Theil. 175 Es giebt hier eine Menge Stauden und Gewaͤchſe, und viele unter denſelben, die in Europa bekannt ſind, als Johannes⸗Beeren, Corinthen, ſchwarze Heidel-Veeren, Stauden, welche rothe und ſchwarze Beeren tragen, wel⸗ che die Rebhuͤner eſſen, und daher Rebhuͤnner⸗Beeren ge⸗ nannt werden. Ferner findet man hier auch eine Pflanze, welche die Indianer Wiz zekapukka nennen, und von ihnen fo wohl, als den Englaͤndern, als eine Arzeney in Krankheiten, welche die Nerven angreifen und in denen die aus dem Scharbock herruͤhren, gebraucht wird. Ihre ſcheinbarſte und unmittelbare Wuͤrkung beſtehet darin, daß fie die Verdauung befördert und ſtarke Luſt zum Eſſen macht. Die in den Factoreyen ſich aufhalten⸗ de Aerzte ſchreiben dieſer Pflanze alle Eigenſchaften der Rhabarbara zu; ſie hat ein ſtarkes gewuͤrzartiges Weſen, und ſchmeckt ziemlich angenehm, wenn fie als Thee getrun⸗ ken wird, ſo wie man ſie auch insgemein gebrauchet. Man findet hier auch Erdbeeren, Angelica⸗Wurzel, Huͤh⸗ ner⸗Darm, Neſſeln, Butter⸗Blumen, wilde Aurikeln, den Sieben⸗Baum, viele Lapplaͤndiſche und andre Gewaͤch⸗ ſe, die uns unbekannt ſind. An den Seiten der Seen und Fluͤſſe iſt viel wilder Reis, welcher, wofern man ihn recht bau ste, gut zu eſſen ſeyn würde, Es giebt auch allda langes Gras und gute Wieſen; und bey den Facto⸗ reyen find ziemliche Gärten inſonderheit bey Nork⸗ Sort zu Albany und Mooſe River, wo die meiſten Engli⸗ ſchen Garten⸗Fruͤchte, als Erbſen, Bohnen, Kohl, Rü- ben 176 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ben und mancherley Salate ſehr gut wachſen. Aber wei⸗ fer in das Land hinein iſt es noch weit fruchtbarer, als an dieſen Oertern; denn allda iſt es im Sommer viel waͤr⸗ mer, der Winter hingegen iſt kuͤrzer und die Kälte nicht fo ſtrenge; ſo daß das Erdreich weder ſo tief frieret, noch ſo lange unaufgethauet bleibt. Was die Mineralien anlanget, ſo giebt es deren ſon⸗ der Zweifel allhier eine Menge von verſchiedenen Arten. Ich ſelbſt habe Eiſen⸗Erz angetroffen, und man hat mir glaubwürdig gemeldet, daß Bley - Erz haufig auf der Ober⸗Flaͤche der Erden zu Churchill gefunden werde; einer ſehr reichen Kupfer-Grube nicht zu gedenken, woraus die nordiſchen Indianer oͤfters Stuͤcken nach Churchill bringen, von denen ich eines beſitze. Ferner ſind hier vie⸗ le und verſchiedene Arten von Talk, Moſcowiſchem Glaſe, Berg-Cryſtall von verſchiedenen Farben, als roth und weiß. Der erſtere gleicht dem Rubin, der andre, welcher größer und ſehr durchſcheinend iſt, waͤchſet in fuͤnfeckigten priſmatiſchen Figuren aus. Etwas den Kohlen aͤhnliches, elches brennet, wird auch in den nördlichen Gegenden gefunden. Gleichergeſtalt findet man hier vielen Asbeſt oder Stein-Flachs, ſo wie auch einen Stein mit einer ſchwarzen, glatten und ſcheinenden Ober-Flaͤche. Er laͤſt ſich leicht in duͤnne und durchſcheinende Blätter zer- theilen, welche dem Moſcowiſchen Talk aͤhnlich ſehen, und deren ſich die Einwohner ſtatt der Spiegel bedienen. Es ſind hier auch ſehr viele und verſchiedene Arten von Mar⸗ N mor, Andrer Theil. 177 mor, davon einige vollkommen weiß, andre aber auf ver- ſchiedene Weiſe mit rothen, gruͤnen und blauen Flecken geſprenkelt ſind. Fiſch-Schalen findet man hier ſelten; die einzigen, welche ich ſahe, waren Muſcheln und Meer⸗ ſchnecken; die andern, deren es noch verſchiedene giebt, be⸗ kommt man wenig zu ſehen. Denn alle Arten von Scha⸗ len⸗Fiſchen ſuchen hier das tie! Waſſer; denn ſonſten wuͤrden ſie im Winter erfrieren. Die Luft iſt in dieſem Lande niemahls, oder zum we⸗ nigſten ſehr ſelten helle; im Fruͤhlinge und Herbſte ſind hier dicke und feuchte Nebel, und im Winter iſt die Luft mit einer unendlichen Menge von kleinen Eis⸗Spitzen an⸗ gefuͤllet, die man mit bloßen Augen ſehen kan, inſonder⸗ heit, wenn der Wind nord oder oͤſtlich und die Kälte ſtrenge iſt. Die Urſache hievon iſt dieſe, daß 1 ben, wo das Waſſer vom Eiſe frey iſt, in dem Winter ein ſehr dicker Dampf, den man insgemein Froſt⸗Rauch nennet, aufſteiget. Dieſer Dampf frieret, und wird in der Ge ſtalt, als man ihn ſiehet, von dem Winde fortgetrieben. Im Anfange des Winters war der Strom zu Port Melſon nicht zugefroren. Weil derſelbe nordwaͤrts von uns lag, ſo brachte der Wind, wenn er aus dieſer Gegend ſtund, beftändig ganze Haufen von dieſen Eisſtuͤckchen mit ſich, welche man aber nicht zu ſehen bekam, wenn der Fluß äugelvoren war. f Daher kommen auch die haͤufigen Neben⸗Sonnen und Kraͤyſe um den Mond und die Sonne, welche ſehr helle Andrer Theil. M we: | 1 f hi 1 1 178 Reife nach Zudſons Meerbuſen. waren und mit allen den verſchiedenen Farben des Regen bogens auf das ſchoͤnſte glaͤnzten. Ich habe ſechs ſolcher Neben⸗Sonnen auf einmahl geſehen, welches uns in gro⸗ ße Verwunderung ſetzte. Die rechte Sonne gehet hier auch mit einer großen kegel⸗ ähnlichen Figur von einem gelben Licht, welche daran ſenkrecht erſcheinet, auf und unter; und kaum verſchwindet dieſelbe, da der Mordſchein tauſend verſchiedene Lichtſtrahlen und Farben über das gan⸗ ze Gewoͤlbe des Himmels mit einer fo glaͤnzenden Schoͤn⸗ heit ausbreitet, daß fo gar der volle Mond ihren Glanz nicht unkennbar macht. Allein, wenn der Mond nicht ſcheinet; fo iſt dieſes Licht viel heller. Denn man kann alsdenn deutlich dabey leſen, und die Schatten der Dinge laſſen ſich auf dem Schnee erblicken und bewegen ſich nach Suͤd⸗Oſten, weil das Licht auf der Seite gegen uͤber am helleſten ſcheinet, wo es entſtehet, und von wannen ſich ſei⸗ ne Strahlen über die ganze Fläche des Himmels mit einer wallenden Bewegung ausbreiten. Die Sternen ſcheinen in dieſem Lande mit einer feurigen Roͤthe zu flammen, in⸗ ſonderheit diejenigen, welche nahe an dem Horizont ſtehen. Dieſe find einem Feuer oder einem Schiffs-Licht von wei⸗ tem überaus ähnlich. Donner und Blitz find, wie ſchon angemerkt worden, allhier nicht ſehr gemein; obgleich die Jahres⸗Zeit unge⸗ faͤhr ſechs Wochen oder zween Monate hindurch ſehr warm iſt: aber wenn dergleichen Gewitter entſtehen, ſind ſie auch erſchrecklich genug. Ich habe einen ziemlich | gro⸗ Andrer Theil. 179 großen aneinander hangenden Strich geſehen, wo die Rin⸗ de und die Aeſte von den Baͤumen verbrannt waren, und man meldete mir, daß der Blitz es gethan haͤtte. Die Baͤume koͤnnen hier leicht in Flammen geſetzt werden, und daher glaubte ich ſolches deſto leichter: denn die unterſten Seiten der Aeſte an den Fichten und Lerchen⸗Baͤumen ſind mit einem ſchwarzen und weißen haarigten Mooße bedeckt, welches wie trockner Flachs aubrennet, und das Feuer lauft von einem Baum zum andern mit einer ungemeinen Geſchwindigkeit zufolge des Striche, den der Wind gehet, bis der ganze Wald rund herum in Flammen ſtehet. Dieſe machen die Bäume dürre, fo daß fie vortreffliches Feuer⸗Holz abgeben; und man iſt deſſen in der That auch ſehr benoͤthiget, weil der Winter ſo kalt iſt, daß man alles braucht, was man nur bekommen kan. Wir pflegten zum wenigſten eine Pferde = Laſt Holz auf einmahl in unſern Ofen zu legen, welcher aus Ziegel⸗ ſteinen ſechs Fuß lang, zween breit und drey hoch gemacht war. Wenn das Holz bey nahe verbrannt war: ſo wur⸗ den die glüenden Kohlen abgeſchlagen, die Brände wurden herausgezogen und der Schorſtein ward oben zugemacht, welches einen ſchwefelichten und erſtickenden Geruch nebft einer fo großen Hitze zu verurfachen pflegte, daß wir une geachtet der ſtrengen Kälte öfters ſchwitzten. Der Un⸗ terſcheid zwiſchen der Hitze drinnen und der Kaͤlte draußen iſt ſo groß, daß Leute, welche in der Kälte außerhalb des Hauſes geweſen find, öfters, wenn fie in daſſelbe hin⸗ M 2 ein = 180 Reife nach Zudſons Meerbuſen. 1 ein gehen, in Ohnmacht fallen und eine Zeitlang ohne Empfindung bleiben. Wenn nur eine Thuͤre oder Fenſter geöffnet ward: fo drang die kalte Luft mit großer Macht hinein, und verwandelte die inwendig befindlichen Duͤnſte in kleinen Schnee; und dennoch war alle die Hitze, welche wir zuwege bringen konnten, nicht zureichend unſre Fen⸗ ſter und die Seiten des Hauſes von Schnee und Eis frey zu halten. Die Bettlaken, welche die Waͤnde beruͤhrten, waren des Morgens daran gemeiniglich feſt gefroren; und unſer Athem hatte ſich wie weißer Reif auf die Bettdecken geſetzt. Alles dieſes geſchahe bald, nachdem das Feuer ausge⸗ gangen war. Wenn das Haus kalt ward, ſo fror der Saſt, welcher in dem Bauholze von der Hitze aufgethauet war, und zerſpaltete es mit großem Krachen, welches nicht viel geringer war als der Knall einer Flinte. Nichts fluͤſiges kan der Kälte wiederſtehen, wenn es ſich darin befindet; ſtarke Salzbruͤhen, Brandtweine und ſo gar die aus Weine abgezogene Spiritus frieren; jedoch werden die letzteren nicht in einen feſten Klumpen, ſondern in ein dickes dem Oele gleichendes Weſen verwandelt, wenn das Wetter zwiſchen einem mäßigen und großen Grad der Kälte ſtehet. Alle fluͤſſige Sachen, die nicht fo ftarf, als die gemeinen Spiritus ſind, frieren vollkommen dichte zuſammen, und zerſprengen die Gefaͤße, worin ſie verwah⸗ ret werden, ſie moͤgen von Holz, Zinn oder ſo gar Kupfer ſeyn. Das Eis in den um uns herum befindlichen Fluͤſſen, war uͤber acht Fuß dick, und der Schnee drey Fuß tief; aber Andrer Theil. | 181 aber an den Oertern, wo er zuſammen getrieben worden, weit tiefer. Alle friſche Eßwaaren, die wir bekommen konnten, als Hirſche, Caninchen, Rebhuͤhner, Faſanen, Fiſche ꝛc. erhielten wir fo lange unverdorben, als es uns beliebte, ohne daß wir Salz dazu brauchten. Denn ſie frieren den Augenblick, wenn ſie getoͤdtet werden, und bleiben alfo von dem October bis zum April. So dann aber thauen ſie auf, und folglich werden ſie feuchte und verderben. Die Caninchen, Haſen und Rebhuͤhner verwandeln ihre gemeine braune und graue Farbe, die ſie im Som⸗ mer haben, des Winters in eine weiße. Einige ſind der Meynung, daß fie ihre Federn und Haare mit der Farbe verlieren: allein alle diejenigen find des Gegentheils ver- ſichert, welche ſich Muͤhe gegeben haben davon eine Ge⸗ wißheit zu bekommen; zum wenigſten kan ich dieſes, was mich betrifft, ſagen: denn ich habe angemerkt, daß im Anfange des Winters nur die Spitzen der Haare bey den Caninchen weiß waren, da die unterſten Enden, welche ſich der Kaͤlte weniger ausgeſetzt befanden, eine graue Farbe hatten. Wenn fie aber ihre Haare verändert hät: ten; ſo wuͤrde man zu ſolcher Zeit gerade das Gegentheil wahrgenommen haben. Weil ich nun angefangen habe etwas von den beſon⸗ dren Wuͤrkungen der Kälte zu melden: fo laßt uns auch davon in Abſicht auf den menſchlichen Coͤrper ſprechen. Verſchiedenen von unſren Botsleuten erfroren die Geſich⸗ M 3 Fire ZEN 182 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ter, Ohren und Zehen, jedoch nicht gefaͤhrlich. So Tanz ge ſich das Fleiſch in dieſem Zuſtande befindet, iſt es weiß und ſo hart wie Eis: allein wenn man es mit einer war⸗ men Hand, oder vielmehr mit Bieber⸗Handſchuhen reibet, ſo thauet es auf und hat keine ſchlimmere Folge, als daß eine Blaſe zuruͤcke bleibt. Allein, wenn der Froſt tief hinein gehet und lange ſo bleibt, ſo erſtirbt das Fleiſch. Wir finden, daß eine recht große Kaͤlte in dieſem Falle eben dieſelben Wuͤrkungen hat als eine recht große Hitze; und eben dieſelben Mittel heilen ein erfrornes Glied, welche es heilen wuͤrden, wenn es verbrannt waͤre. Es iſt ſehr beſchwerlich, wenn jemanden im Anfange des Winters ein Glied erſrieret. Denn die Stelle wird dadurch ſehr zart und kan wieder leichter als ein anderes Glied erfrieren. Als wir unſre Neife antraten, nahmen wir von Eng⸗ land ein Wetterglas mit, welches aber zerbrach. Die: ſes war ein großer Verluſt, weil man durch Hülfe dieſes Werkzeuges ein Haufen Beobachtungen haͤtte anſtellen und die Grade der Kälte beſtimmen koͤnnen, welches zu einer weit größern Ueberzeugung, als alle Nachrichten von ih⸗ ren Wuͤrkungen vielleicht thun koͤnnen, gedienet haben wuͤrde. Allein, wo dieſe Gewißheit fehlet, da muß man dasjenige, was derſelben einiger maßen nahe kommt, als nothwendige Hülfsmittel anſehen, wodurch die Unter— ſuchungen und Muthmaßungen fcharffinniger Leute ſehr befoͤrdert werden können. Man darf ſich ganz und gar nicht wundern, daß Hauptmann Middletons Leute, als er 7 zu Churchill uͤberwinterte, fo große Roth und fo | viel Andrer Theil. g 183 viel Ungemach ausſtunden, wenn man den Ort, wo er ſich auf hielte, betrachtet, als s welches eine kleine kalte und mit einer großen Eis⸗Flaͤche umgebene Landenge war. Außer dem hatten ſeine Leute keine andere Kleider, als die ſie in andern Reiſen gewöhnlicher Maßen zu tragen pfle⸗ gen. Wenn fie aber ſtatt deren große Bieber⸗Pelze ge⸗ habt und Hütten in den Wäldern gebauet haͤtten: fo wür- den ſie in Betracht desjenigen, was ſie ausſtunden, ſehr wenig gelitten haben. Denn was das Ungemach betrifft, was unſre Leute ausſtunden: ſo ruͤhrte es vielmehr von dem Mangel dienlicher Speiſen und von der unverantwort⸗ lichen Unmaͤßigkeit in dem Gebrauche ſtarker Öetrände, als von der ſcharfen Kälte her; und dennoch waren wir, wie bereits gezeiget iſt, von der gewoͤhnlichen Rauhigkeit der Witterung in Hudſons⸗Baͤy bey weitem nicht gaͤnz⸗ lich befreyet. Wi Die Natur verſiehet hier alle Thiere mit befondern Fellen um der Kaͤlte zu wiederſtehen. Dieſe fallen alls maͤhlig ab, ſo wie das warme Wetter wiederkommt; und welches ganz was wunderbares iſt, ſo begegnet ſolches auch den Hunden und Katzen, welche aus Europa hieher ge⸗ bracht worden ſind. Gleichwie in allen Theilen des Coͤr⸗ pers der Thiere, welche am weiteſten von dem Herzen ſind, als in den Fuͤßen, Klauen, Schwaͤnzen das Blut kaͤlter und deſſen Kreislauf langſamer iſt: fo kommt es daher, daß dieſe aͤußerſten Theile leicht erfrieren konnen. Allein es iſt in der That ſehr merkwuͤrdig, daß wenige Thiere in dieſem Lande lange Schwaͤnze oder Schenkel M 4 | ha⸗ r. nn re — vr 184 Reife nach Hudſons MPeerbuſen. haben; z. E. die Bären, Caninchen, Hafen, America⸗ niſche Katzen, Stachelſchweine haben alle kurze; und bey denjenigen, welche lange Schwänze haben, als den Fuͤch⸗ fen find dieſe Theile mit einem langen dicken Haar bedeckt, welches fie keine Kälte empfinden laͤſt. Wenn man Eifen oder einen andern Coͤrper von einer glatten und dichten Ober⸗Flaͤche im Winter beruͤhret: fo frieren die Finger daran feſt. Wenn man einen Schluck Brandtwein aus einem Glaſe trinket und die Zunge oder Lippen daſſelbe beruͤhren: ſo bleibt, indem man dieſelben wegzieht, die Haut daran ſitzen. Ein ſeltſames Exempel hiervon hat⸗ ten wir an einem Botsmann, welcher eine Flaſche Spiri⸗ tus aus dem Hauſe nach dem Gezelt brachte; denn weil er keinen Pfropfen hatte um die Flaſche zu zu machen: ſo errichtete er dieſes mit feinem Finger, welcher alsbald fe⸗ ſte fror, und er verlohr durch dieſen Zufall einen Theil davon um eine Cur moͤglich zu machen. Allee dichten Coͤrper, als Glas, Eiſen, Eis und dergleichen nehmen ei⸗ nen Grad von einer ſo ſcharfen Kaͤlte an, daß ſie ſo gar den Wuͤrkungen einer ſtarken Hitze, und dieſes eine gute Zeitlang, wiederſtehen. Ich brachte von draußen eine Art, welche allda in der Kälte gelegen hatte, herein und hielte fie einen halben Schuh weit von einem ziemlichen Feuer. Hernach goß ich Waſſer darauf, welches darauf ſo gleich zu Eiſe ward und auch eine Zeitlang ſo blieb. Alſo mögen ſich vielleicht die großen Eis ⸗In⸗ ſeln vergroͤßern, da inzwiſchen die Luft um dieſelben gelin⸗ de iſt; und alſo fror auch der Erdboden ſo tief, als 8 es efan⸗ Andrer Theil. ö 185 befanden, da wir eine Grube machten um unſer Bier darein zu legen. Denn da man eine Höle vier Fuß tie⸗ fer als die Grube war, dieſe war zwölf Fuß tief) verfer⸗ tigte: ſo war der Grund daſelbſt ſehr hart gefroren. Ehe man das Bier hineinlegte, ward ein Lager von Weiden und Gras einen Fuß dick darunter und daruͤber gemacht, ſo wie auch eine ferte Erde zwoͤlf Fuß hoch dar⸗ über lag; und dennoch waren einige Faͤſſer ſchwach Bier, die zu naͤchſt an den Seiten lagen, gefroren und die ſtarken mit eiſernen Bänden beſchlagene Faͤſſer geborſten. Mitten in dem Eiſe blieben die geiſtigen Theile fluͤſſig, und dies Getraͤnke war ſtark: allein wenn das Eis geſchmolzen war: fo hatte es allen Geſchmack verlohren. Einige an⸗ dre Faͤſſer waren nicht geborſten oder inwendig uͤber die Haͤlfte gefroren; und weil die waͤſſerigten Theile mit der Zeit wieder aufthaueten und ſich mir den geiſtigen ver⸗ miſchten: ſo ſchmeckte es uns, wenn wir davon trunken, ſehr gut, ja, wie wir uns einbildeten, beſſer, als wenn es niemahls waͤre gefroren geweſen. Aus dieſer langen Be⸗ ſchreibung des hieſigen ſtrengen Winters werden meine Le⸗ ſer natuͤrlicher Weiſe ſchließen, daß dieſes Land das unan⸗ genehmſte in der Welt und ſeine Einwohner die ungluͤck⸗ lichſten Leute ſeyn muͤſten. Aber dem ungeachtet ſind ſie es bey weitem nicht. Wenn es gleich dorten kalt iſt: ſo haben fie eine Menge Bieber⸗Felle um ſich zu kleiden nebſt vielen andern Bequemlichkeiten, welche ſie denjeni⸗ ER) | gen, 5 186 Reife nach Hudſons M Meerbuſen. gen, die in einem mildern Himmelsſtriche wohnen, zum wenigſten einiger Maßen gleich machen. Allein, was in dieſem Betracht noch weit ſonderbarer ſcheinen wird, iſt dieſes, daß Leute aus Europa, welche allhier einige Jahre gelebt haben, dieſes Land allen anz dern Dertern vorziehen, und daß, wenn ſie es verlaſſen und mit den Schiffen nach Hauſe kommen, ſie in weni⸗ gen Monaten einer maͤßigern Witterung uͤberdruͤßig wer⸗ den und mit Ungeduld die bequeme Jahres⸗Jeit wuͤnſchen, in welcher fie Gelegenheit haben mögten dieſe kalten Län- der wieder zu beſuchen. Die hieſigen Einwohner haben eine mittlere Größe, eine kuͤpferigte Farbe * mit ſchwar⸗ zen Augen, langes gerades Haar von eben der Farbe, allein ihre Geſichts-Zuͤge find fo verſchieden als in Euro⸗ pa. Sie find von einer luſtigen Gemuͤths⸗-Neigung, gut geartet, geſpraͤchig, freundlich und in ihrem Verkehr ehr⸗ lich. Sie leben in Gezelten, welche mit Mooß und zu⸗ ſammen geneheten Elends-und Hirſch⸗ len bedeckt find. Weil fie ihre Zeit vornehmlich mit Jagen, Fiſchen . O⸗ * Diefe Indianer werden weiß gebohren: aber weil fie in ihrer Kindheit faſt immer nackend gehen, und ſich mit Fette ſchmieren, auch uͤberdem in den heißen Som mer » Tagen ſo viel an der Sonne und der freyen Luft liegen: ſo trägt alles dieſes nebſt dem Rauche, den fie in ihren Gezelten ausſtehen, etwas bey, um ihnen die braune Zigeuner-Farbe zu geben, welche fie haben. Avoyage for the difcovery of a N. W. Paflage &c. Vol. J. p. 183. Andrer Theil. 187 Voͤgelfangen zubringen: fo verändern fie ihre Wohnun⸗ gen, nachdem fie viel oder wenig Wildpret finden. Aus eben dieſer Urſache leben fie nicht in einer gro— ßen Anzahl bey einander; weil es ihnen ſchwerer fallen würde das benöthigte zu ihrem Unterhalt und zu ihrer Kleidung anzuſchaffen. Daher haben ſie keine Geſetze um ihr Betragen darnach einzurichten, ſondern handeln nach einer natuͤrlichen Neigung, welche ſie zu Recht und Billigkeit haben, und welche fie fo kraͤftig als die ſtrenge— ſten Geſetze von allen Gewaltthaͤtigkeiten und Ungerechtig⸗ keiten gegen einander abhaͤlt. Die Haͤupter in einer je⸗ den Familie oder Geſchlechte,“ welche insgemein aus f den * Weil dieſe Indianer von keiner Regiments⸗Verfaſſung etwas wiſſen: fo erkennet kein Hausvater oder Haupt der Familie einen Obern. Allein wenn ſie ihres Han⸗ dels wegen Reiſen vornehmen und ihrer verſchiedene Fa— milien beyſammen find: ſo iſt es noͤthig, daß jemand der Befehlshaber und Wegweiſer einer ſo vermiſchten Geſellſchaft ſey. Wenn alſo ein Indianer, der wegen ſeiner Reiſen und ſeiner Geſchicklichkeit im Handel be⸗ kannt iſt, ſich anbietet fie als Wegweiſer zu der Facto— rey zu ſuͤhren: ſo unterwerfen ſich die uͤbrigen India⸗ ner, die fi) mit ihm vereinigen, feiner Anleitung waͤ⸗ rend der Reife, waͤrend ihres Aufenthalts in der Factor rey und auf der Zuruͤckreiſe: Laͤnger aber waͤret dieſe Verbindlichkeit nicht. Dieſe Anfuͤhrer werden von den Leuten in der Factorey Hauptleute genannt: und wenn ſie dorten ſind, wird ihnen von dem Statthalter ein mit Schnuͤren beſetzter Rock, der eines Trommeiſchlaͤgers ſeinem 183 Reife nach Zudſons Meerbuſen. den aͤlteſten Leuten, aber vornehmlich wegen ihrer Ge— ſchicklichkeit in der Jagd und Erfahrung im Handel und haͤuslichen Angelegenheiten, oder wegen ihrer Tapferkeit in Kriegen, welche fie oft mit den Eskimaur fuͤhren, “ * erweh⸗ feinem ſehr aͤhnlich iſt, nebſt einem eben fo ausſtafierten Hut und einer darauf geſteckten gemahlten Feder ge— ſchenket; fie haben auch wohl Engliſche Strümpfe von zwo Farben, und vielleicht einen Indianiſchen Schuh auf einem Fuße und einen Engliſchen an dem andern. Er wird in die Factorey gelaſſen, wenn ſolches den andern Indianern nicht erlaubet iſt; er ſchmaucht mit dem Statthalter Taback, und iſt mit ihm waͤrend dem Handel in der Stube; dahingegen die andern India⸗ ner außerhalb der Factorey ihre Waaren durch ein Fenſter empfangen. Alles dieſes dienet die Haupleute in den Augen ihrer Gefahrten anfehnlich zu machen; und dieſe Gnadenbezeigungen erhalten fie nicht umſonſt. L. c Vol. I. p 228. 229. Wenn ſie zur Winterszeit keine gute Jagd haben, oder wenn einer von den ihrigen vermiſſet wird, oder wenn eine Krankheit unter ihnen iſt: ſo machen ſie ſich im Fruͤhlinge fertig die Eskimaux aufzuſuchen und hinzu⸗ richten. Denn dieſen ſchreiben fie die Urſache ihres Un: gluͤcks zn. Die Eskimaur find es, welche ihren Freund getoͤdtet, die Hirſche weggeſchafft und die Krankheit durch eine Zauberey verurſachet haben. Dieſe und der, gleichen Dinge wenden ſie vor, wenn ſie einen Feldzug wieder dieſes arme Volk vorhaben; wiewohl jetzo dieſe Kriege durch die Vorſorge der Statthalter in den Fa— ctoreyen gänzlich bey Seite geſetzt find, Wenn erwehlet werden, führen diejenigen, die bey ihnen wohnen, Andrer Theil. 189 in Wenn der Schluß gefaßt worden die Eskümaux zu bekriegen , fo ernennen fie einen Befehlshaber, welches | einer von den Indianern iſt, der fie auf ihren Reiſen fuͤhret. Sie ſtellen keine foͤrmliche Wahl an, ſondern wenn ein Indianer ſehr beliebt iſt, fo folgen die andern ihm allezeit; wofern ſich aber ein anderer , dem fie nicht ſo wohl wollen, dazu aufwerfen ſollte, fü machen 15 ſie gegen ihn Einwendungen und erklaͤren ſich, daß ſie nicht marſchieren wollen, wofern nicht derjenige, den ſie wollen, ſie fuͤhrte. Sie erweiſen ſich den Befehlen ihres Anführers ſehr gehorſam. Er führe eine Stan darte oder vielmehr eine Klapper, die an einer langen Stange befeſtiget iſt, und mit welcher er die Indianer zum Kriegsrath zuſammen ruft. Sie gehen erſt ſpaͤt im Jahr, und wenn die handelnden Indianer ange— kommen ſind, zu Felde. Wenn dieſe bey den Factoreyen ankommen, ſo wird mit der Standarte geklappert; fo dann machen die Indianer anf dem Lande ein beſon⸗ deres Geſchrey zu denen in den Kaͤhnen, ſie laufen zu ihnen herunter, und fo bald ein Kahn an das Ufer ge⸗ bracht iſt, feuren ſie ihre Flinten uͤber die andern ab, und wenn die in den Kaͤhnen ſolches beantworten, fo geben ſie dadurch ihre Einwilligung zu dem Kriegszuge. Sie gehen demnach, wenn ſie ihren Handel verrichtet. haben, nicht wieder nach Haufe, ſoadern ſchicken ihre Weiber und Kinder zuruͤck, welche waͤrend ſolcher Zeit in große Noth gerathen, indem fie kein ander Mittel haben ſich zu ernähren, als daß fie fiſchen und Beeren pfluͤcken. Nachdem fie ſo viele Indianer, als möglich war, a > > — — 8 na — e . 2 . a 2 — TR Be 2 —— — = f3 8 * Pi: 5 8 ö 8 — — ie. 7 N 0 2 EEE T —— — Reife nach Judfons Meerbuſen. in ihren verſchiedenen Verrichtungen bey der Jagd, dem Vogel⸗ war, zuſammen gebracht, ſo treten ſie, nachdem ſie ſich mit Triucken und Tanzen luſtig gemacht haben, den Marſch an und nehmen etliche wenige Weiber mit ſich. Die Kaͤhne, welche ſie bey dieſer Gelegenheit gebrauchen, find leichte, lang und enge gebauet, damit ſie deſto geſchwinder gehen mögen. In einem jeden find ihrer zweene, und ſie fuͤhren getrucknetes Fleiſch zu ihrem Proviant mit ſich. Wenn ſie zufaͤlliger Weiſe mit den Eskimaux , indem dieſe fiſchen, an ein ander gerathen, fo ſeuren fie auf dieſelben, und weil fie kein Schießge— wehr haben, muͤſſen fie die Flucht ergreifen. Wofern fie dieſelben zu Lande angreifen, ſo geſchicht es gemei— niglich durch einen nächtlichen Meberfall , indem fie auf dieſelben in ihre Huͤtten feuren, wenn fie im Schlaſe liegen. Wenn der Proviant dieſer kriegeriſchen India⸗ ner zu Ende iſt; ſo werden ſie entweder aus Faulheit, oder, welches wahrſcheinlicher iſt, aus Furcht nicht auf die Jagd gehen, um ſich wieder einen Vorrath zu verſchaffen, weil fie zerſtreuet oder einzeln jagen muͤſten, und es in dieſen Umſtaͤuden gefährlich ſeyn wuͤrde den g Eskimaux zu begegnen. In dieſer dringenden Noth nun und in dieſem Mangel an Lebensmitteln eſſen fie das Fleiſch der Eskimaux. Sie geſtehen ſolches, aber fie ſchaͤmen ſich deſſen , und man wird niemahls hoͤren, daß einer unter ihnen etwas mehr zugeben werde, als er habe es gekoſtet, ob er gleich ſagen wird, daß die ans dern ziemlich viel davon gegeſſen haben. Sie ſuchen alle Maͤnner, aber nicht die Weiber unter ihren Fein⸗ den aufzureiben. Die Knaben bringen fie als Gefange— ne Andrer Theil. 191 Vogelfange und der Fiſcherey ꝛc. an. Jedoch wird ihrem Rath ne zu den Factoreyen und verkaufen fie daſelbſt fir Brandtwein. Ein Indianer, welcher einen Es kimaux erlegt, ziehet ihm das Fell mit den Haaren uͤber der Hiruſchale ab; er nehet ſolches fo dann an ein rundes Stück Weidenholz, und hänge fo viel ſolcher Felle, als er hat, hinten an feinem Kahne au einen Stock, wenn er nach Hauſe faͤhrt. Iſt er zu Hauſe, ſo nimmt er ſie zu allen Luſtbarkeiten mit ſich, und tanzet dieſelben in den Haͤnden tragend herum. Außer den Kriegen, welche dieſe Indianer mit ihren Nachbaren führen , gehen fie auch wieder weit entlege— ne Voͤlker zu Felde. Es iſt ſchwer die Urſache dieſer Kriege, die mit ſo großer Beſchwerlichkeit unternom⸗ nomen werden, anzuzeigen. Die Verbitterung iſt ſo groß, daß fie keine geringere Abſicht haben als die Fein⸗ de gaͤnzlich zu vertilgen. Ihr Marſch dauret ein, auch wohl zwey oder drev Jahre. Sie nehmen ihre Fam lien mit ſich, und laſſen ſie an einem von dem Feinde entfernten Orte zuruͤcke, um daſelbſt den Ausgang des Geſechtes abzuwarten, oder mit den alten Männern, welche fuͤr ſie jagen und ſchießen ſollen, nach Hauſe zu gehen. Da ihr Weg durch große Striche Landes vol— ler dicken Wälder und unangebaueter Flächen gehet, wo nur wenig Einwohner und dieſe noch dazu viele Meilen von einander auf der Jagd zerſtreuet ſind: fü kan ein kleiner Haufen Indianer, wenn ſie die gehoͤri— ge Sorgfalt beobachten, viele Meilen fortruͤcken ohne einen andern Indianer anzutreffen. Und gleichwie der Fortgang ihres Unternehmens auf der Ge eimhaltung deſſel⸗ 102 5 Ir * Rath mehr aus Ehrerbietung, als Verbindlichkeit nach⸗ Reife nach udſons Meerbuſen. gelebt; deſſelben und auf der Sorgfalt beruhet, die ſie anwen⸗ den um ihren Marſch zu verbergen: ſo laſſen ſie kein Mittel unverſucht um zu entdecken, was für Parteyen im Lande ſind, und um ſich ſelbſt verborgen zu halten. Wenn einige Huͤtten da ſind, ſo werden ſie dieſelben in einer großen Weite durch den Geruch des Feuers entdecken; fie geben genau Acht um zu ſehen, ob uicht Spuren von Leuten, die dieſen Weg gegangen, vor handen ſind; und ſie ſind hierin ſo geſchickt, daß ſie einen Fußſtapfen beobachten, wo ein Europaͤer nicht das geringſte Merkmahl davon ſehen wuͤrde. Sie werden bey dem erſten Anblick, ohne darin zu fehlen, alsbald anzeigen, von welcher Nation, Geſchlecht und Leibeslaͤnge die Perſon fey, deren Fußſtapfen fie ſehen, und wie lange es ſey, daß ſie da geweſen. Wofern es ihnen bekannte Perſonen ſind: ſo werden ſie ſo gleich ſagen: dieß iſt dieſes, und dieß iſt jenes Fußſtapfe. Wenn ſie den Feinden naͤher kommen, ſo gebrauchen ſie dieſe Vorſicht: allein wenn ſie entfernt ſind, ſo ge— hen mittlerweile, daß einige die Schlitten ziehen, oder die Kaͤhne regieren, die andern auf die Jagd; ſie neh— men verſchiedene Wege und trennen ſich von einander, ſo daß ein jeder nach einem beſondern Windſtriche gehet, damit ſie nicht auf eben daſſelbe Wild ſtoßen moͤgen. Dem ohngeachtet kommen ſie des Abends an dem beſtimmten Orte, ohne darin zu fehlen, wieder zuſammen, welches ſie mittelſt Beobachtung des Son, nenlaufs ins Werk richten. Sie Eönnen eben daſſelbe mittelſt Beobachtung der Sternen thun, und zuweilen, wenn dier Theil, N Andrer Theil. 193 e denn in Anſehung der Unabhaͤnglichkeit von menſch⸗ wenn weder Sonne noch Sterne ſcheinen. Die Baͤu⸗ me in den Waldern find ihnen ein natürlicher Compaß, weil ſie ihnen durch untruͤgliche Kennzeichen weiſen, wo Norden iſt. Das erſte iſt der Wipfel des Baums, welcher allezeit gegen Suͤden gebogen iſt, wohin die Sonne ihn ziehet. Das andere beſtehet darin, daß die 5 duͤnner an der nordlichen, als an der ſuͤdlichen Seite ſind. An der nordlichen Seite iſt kein Mooß, wie an der ſdlichen, und die Ride an jener iſt dunk⸗ ler, als an dieſer. Ob fie nun gleich dieſe Zeichen ha— ben, ſo brechen ſie doch, im Fall ſie nach dem Orte, von dem ſie kommen, zuruͤck gehen müſſen, Zweige ab und legen fie in den Weg, fie hauen auch Merk; mahle in die Bäume, um ſich darnach richten zu En nen; und wenn einige nach ihnen kommen, ſo thun ſie eben daſſelbe, damit fie ihren Weg nicht verlieren m) gen, woſern Wind oder Schnee die Jußſtetze be⸗ deckte. Sie beobachten den Weg auf ihren steif ſehr ge nau, und beſchreiben ſolchen einer dem andern in ihren Feſttagen auf der Erde mit einem Stock, wobey ſie die Wälder, das Meer, die Fluͤſſe und ſtehende Seen, welche ſie angetroffen haben, unkerſcheiden, und dieſe Wiſſenſchaft halten ſie ſehr hoch. So wie fie dem Feinde näher kommen / vermehren | fie auch die obgemeldete Vorſicht. Sie gebrauchen die Feuer⸗ 194 Paflage Vol. II. p. 43 St. Reife nach Sudſons Meerbuſen. Feuerroͤhre nicht mehr, ſondern leben von truckenem Proviant; fie zünden kein Feuer an, fie gehen einer hinter dem andern auf ihrem Marſche, und der letzte bedecket die Spur mit Blaͤttern von den Bäumen Wenn fie an einen Bach oder kleinen Fluß kommen, ſo gehen ſie eine Zeitlang in dem Waſſer. Wenn ſie aber den Quartieren der Feinde ſehr nahe kommen, ſo marſchiren ſie allein des Nachts. Ihr Angriff iſt den Feinden erſchrecklich; fie überfallen ſie (gleichwie die Eskimaux) des Nachts in hren Hütten. Des Tages kommen ſie ſelten um einen Angriff zu thun, wofern ſie nicht einer großen Ueberlegeuheit verſichert find, ſon— dern liegen in den Gebuͤſchen und Waͤldern und ſchießen auf die Indianer, wenn fie jagen und ſich nichts boͤſes verſehen. Insgemein machen fie alle Männer nieder / vermuthlich aus Furcht, daß dieſe ihnen, da ſie ſelbſt nicht zahlreich ſind, die Spitze bieten duͤrſten. Sie ſchonen die Weiber und Kinder und nehmen einige der’ ſelben als Gefangene mit ſich, und diejenigen, welche ſie zuruͤck laſſen, ſterben gemeiniglich Hungers, weil keine Maͤnner da ſind, welche ſie verſorgen. Wenn der Indianer aus dem Kriege zuruͤck kommt, ſo mahlt er an dem Orte, wo er den Feinden begegnet iſt, oder um ſeinen Sieg an andern Oertern bekannt zu machen, ſich ſelbſt auf einem Stuͤck Rinde ab, welches er an dem Enöe einer Stange befeftiget, oder auf einer Stelle an einem Baume den er mit feinem Beil eben ges hauen. Uud da er keine Buchſtaben hat, ſo braucht er hieroglyphiſche Zeichen um ſeine Gedanken auszudrucken. An Account ot a Voyage for the Diſcovery of a N. W. Anderer Theil, | 195 menſchlicher Gewalt kan man fie mit Wahrheit ein freyes Volk nennen. Sie ** Wenn daher von einem Indianer an einem andern ein Mord begangen wird, und dieſelben von verſchiedenen Familien find: fo iſt kein Mittel den Mörder öffent lich vor Gericht zu bringen und zur Strafe zu ziehen. Eine jede Privat⸗Perſon verſchafft ſich in ſolchen Fällen ſelbſt eine Genugthuung, und der naͤchſte Anverwandte des getoͤdteten Indianers ſucht eine Gelegenheit den andern Indianer, welcher den Mord begangen, aus einem Gebuͤſche todt zu ſchiefen. So dann wird ein Anverwandter des Moͤrders den Indianer, der den Moͤrder toͤdtete, wiederum zu erſchießen ſuchen, und der Anverwandte des zuletzt getoͤdteten wird ebenfalls eine Gelegenheit ſuchen deſſen Tod zu raͤchen; und viclleicht duͤrfte zuletzt das Morden allgemein werden, weil die Maͤnner beider Familien Gelegenheit ſuchen ſich unter einander auſzureiben Die Weiber muͤſſen inzwiſchen aus Man gel des Beyſtandes ihrer Männer die groͤßeſte Noth ausſtehen und oft vor Hunger ſter⸗ ben. Iſt der getoͤdtete aus einer Familie oder Huͤt⸗ te mit dem Moͤrder: ſo werden die von der Familie Gelegenheit ſuchen den Moͤrder, wenn er trunken iſt, (denn zu dieſer Zeit follen alle Indianer, wie man da, für halt, die Wahrheit ſagen,) um die Urſache des Mordes zu befragen. Wofern er ſagt, daß er es in Trunkenheit gethar, oder darthun kan, daß es zufaͤlliger Weiſe und nicht aus Vorſatz geſchehen ſey: ſo wird er in der Huͤtte eben ſo wie vorhin angeſehen. Allein, wofern er ſich nicht entſchuldigen kan, ſondern es ſich N 2 aͤußert, 195 Reife nach Sudſons Meerbuſen. Sie gebrauchen die Früchte der Erde zu ihrem Un⸗ terhalte nicht, weil fie ganz und gar von den Thieren le⸗ ben, die ſie auf der Jagd oder mittelſt der Fallen fangen, als worin ſie ſehr geſchickt ſind. Sie reiben alle Jahre eine erſtaunliche Menge Hirſche auf, und ſolches thun ſie aus einer wunderlichen Einbildung, kraft deren fie glau— ben, daß, je mehr ſie davon toͤdten, deſto mehr ſich ihre Anzahl vermehren werde. Daher laſſen fie zuweilen drey oder vier hundert todt auf dem Felde liegen, von denen ſie nur die Zungen nehmen, ſo daß ihr Fleiſch entweder verfaulet oder von den wilden Thieren gefreſſen wird. Zuweilen greifen ſie dieſelben in dem Waſſer an und erle⸗ gen ihrer eine große Menge, die ſie auf Floͤßen nach den Factoreyen bringen. Dieſe Thiere durchſtreichen i Fruͤhlinge einen großen Strich Landes von Suͤden nach Norden, um ihre Jungen an ſichern Oertern zu werſen, nämlich in den noͤrdlichern Gegenden, die entweder ganz unbewohnet oder zum wenigſten nur ſchlecht angebauet ſind. | Auf ihrem Wege hieher werden fie von großen Muͤ⸗ cken und Fliegen uͤberaus ſehr geplagt, womit dieſes Land f in aͤußert/ daß es boshafter Weiſe geſchehen, fo iſt ihm zwar immer erlaubt bey ihnen zu wohnen: allein er wird ſo veraͤchtlich gehalten, daß fein ganzes uͤbriges Leben daher ungluͤckſeelig iſt; und man hat Exempel von einigen gehabt, die eine ſolche Verachtung nicht haben ausſte⸗ hen koͤnnen, ſondern davon gegangen ſind. Lib. cit. Vol. I, p. 229. 230. Andrer Theil. | 197 in dem kurzen Sommer, den es genießt, angefuͤllet iſt. Dieß veranlaſſet die Hirſche in den Fluͤſſen und Seen Schutz zu ſuchen, und giebt den Indianern eine bequeme⸗ re Gelegenheit ſie zu toͤdten. Es wuͤrde ſchwer ſeyn zu zeigen, von wannen eine ſo unendliche Menge dieſes Un⸗ geziefers fo geſchwinde herkame, oder wie es fortgepflanzt werde, wenn nicht die Erfahrung lehrte, daß es den Win⸗ ter hindurch lebte oder vielmehr in einem gewiſſen lebloſen Zu⸗ ftande bliebe, woraus es bey der wiederkommenden warmen Jahres⸗Zeit ſich wieder erholete. Ich werde ein klares Beyſpiel anführen um die Wahrbeit hievon zu zei⸗ gen. Ein gewiſſer Mann, der im Winter uͤber einen flei- nen Arm von der See auf einem darüber gelegten Baum gieng, glitſchte von ungefähr mit einem Fuß an einer Seite aus und brach dadurch von dem Baum einen ſchwarzen Klumpen herunter, welchen er bey der Unterſu⸗ chung nichts anders, als einen großen Haufen Fliegen zu ſeyn befand, welche zuſammen gefroren waren. Er brach⸗ te ſie zum Feuer, welches den Lebens- Saft in dieſen Un⸗ geziefern wieder aufthauete, ſo daß fie ſo gleich anfiengen ſich zu regen. Als er ſie darauf in die kalte Luft heraus brachte, geriethen fie alsbald wieder in ihren vorigen fuͤhl⸗ loſen Zuſtand und man konnte ſie hernach auf keine Weiſe wieder zum Leben bringen. Ohne Zweifel liegen viele an⸗ dre Thiere, welche in dem Winter verſchwinden, eben ſo erſtarrt und unempfindlich. Ich werde dieſes durch An⸗ fuͤhrung eines Umſtandes beftärfen, welcher den Englaͤn⸗ dern die in den nordlichen Colonien von America 5 | N 3 nen U 1 0 198 Reife nach Hudſons Meerbuſen. 17 nen, gar wohl bekannt iſt. Es werden naͤmlich an den Seiten der ſtehenden Seen, auf den Ufern oder in Holen und an den Wurzeln der Baͤume im Winter öfters Frö- ſo hart als Eis iſt. Allein wenn man dieſelben bey einer gelinden Hitze auftauen laͤſt: fo leben fie auf und koͤnnen herum kriechen; aber wenn man fie darauf plotzlich in die le auf keine Weite wieder auf, eben fo wie es vorgemeldeter 171733 Maßen mit den Fliegen geſchahe. Die Indianer leben nicht allein von dem Fleiſch der Thiere, welche ſie auf der Jagd erlegen, ſondern auch von den Voͤgeln, die zu einer gewiſſen Zeit ankommen und wieder wegziehen, als da ſind Schwaͤne, wilde Gaͤnſe, N; 1 gehen um zu hecken, und im Herbſte nach Süden zurück „ kommen; fie effen ferner auch Adler, Kraͤhen, Eulen, Ha⸗ a a bichte und Rothgaͤnſe, imgleichen Rebhuͤhner und Faſanen, nern 1 ſche gefunden, die dergeſtalt gefroren ſind, daß ihr Fleiſch Kälte bringt und fie aufs neue frieren läſt: fo leben fie Enten, Waſſer-Huͤhner, welche im Fruͤhlinge nordwaͤrts U — | welche im Winter da bleiben. Insgemein kochen fie de- 1 ren Fleiſch und effen es allein, und fo dann trinken ſie das I 1. Waſſer, worin ſie es gekocht haben „welches ſie fuͤr etwas HE ſehr geſundes halten. Auf gleiche Weiſe richten ſie ihre 1 Jiſche zu, deren fie eine Menge von verſchiedenen und ſehr a Me guten Arten haben. In ihren Fluͤſſen und ſtehenden hi 1 5 Seen fangen fie große Störe, Karpfen, Forellen, Hechte 12 und zwo ſehr niedliche und ſchmackhafte Gattungen, davon I f 4 die eine von den Franzoſen Weißfiſch, von den India⸗ Andrer Theil. 199 nern und Englaͤndern aber Titymagg genannt wird. Der andre iſt einem Aal aͤhnlich, aber gelb und weiß ge⸗ ſorenkelt, und die Einwohner nennen ihn Muthop. Man glaubt, daß dieſe im Winter am fetteſten ſind, zu welcher Zeit man ſie in Loͤchern, die in das Eis gehauen werden, faͤngt, indem man einen mit Koͤder verſehenen An gel euer laͤſt, wo fie begierig anbeißen. Bey den Muͤndungen der Fluͤſſe, inſonderheit der nord⸗ lichern giebt es viele Laͤchſe, Forellen und einen andern ziemlich guten Fiſch, der einem Karpfen aͤhnlich iſt und der Sauger genannt wird. Mit der Flut finden ſich auch ein Haufen weiße Wallfiſche ein, welche leicht zu fangen ſind und aus deren Thran ein großer Vortheil gezogen werden kan. Seehunde kommen zwar auch auf dieſe Kuͤ⸗ ſte, aber nicht in großer Anzahl, außer weiter herauf, unter dem 6often Gr. nordwaͤrts. Die Maͤnner tragen im Sbm einen weiten von weißem wollenen Zeuge gemachten Rock,“ welches ſie ent⸗ weder von den Franzoſen oder Englaͤnde rn, die ſich in ihrer Nachbarſchaft niedergelaſſen haben, kaufen; ferner ein paar lederne Struͤmpfe, welche ſo hoch herauf gehen, daß fie ihnen zugleich ſtatt der Beinkleider dienen, und fie machen ſich auch Schuhe von Leder. Die Kleidung der i Wei⸗ * Der ſchon angeführte Schriftſteller UN hier den Herrn Ellis. Seine Worte find: Er (Herr Ellis) vergißt, daß die Maͤnner einen N, baben, obs ne welchen; weil der äußere Rod keine Arme N 4. 9 a hat —n — . * * Tee) N — — — Gau 2 2 30 „ - — A — . - * 200 Reife nach Andfons Weerbuſen. Weiber iſt von der Männer ihrer allein darin unterſchie⸗ den, daß ſie einen kurzen Rock, der ein wenig uͤber die Knie gehet, tragen.“ Im Winter beſtehet ihre ordent⸗ liche Tracht aus Pelzen von Hirſchen, Ottern oder Biebern; die Aermel des Oberkleides find öfters nicht feſte an dem Rumpfe, und werden nach Belieben davon genommen und angeſetzet, weil ſie nur mit Schnuͤren an den Schultern zuſammen gebunden ſind, ſo daß ihre Achſeln fo gar mitten im Winter der Kälte bloß geſtellet feyn, welches fie ihrer Ge⸗ ſundheit zutraͤglich zu ſeyn erachten. Man muß geſtehen, daß nur wenige Krankheiten unter ihnen angetroffen werden, und dieſe rühren gemeiniglich aus der Kalte her, von wel- cher ſie, nachdem ſie ſtarke Getraͤnke zu ſich genommen ha⸗ ben, uͤberfallen werden. Sie kaufen dieſe Getraͤnke von den Englaͤndern; die Franzoſen aber handeln hierin vorſichtiger und verkaufen ihnen keine. Sie halten dieſel⸗ ben nicht allein der Leibesbeſchaffenheit der Einwohner, ſondern auch der Handlung, welche ſie mit ihnen treiben, nachtheilig. Den gleich wie es in Anſehung derſelben auf die Lei⸗ besſtaͤrke und Geſchicklichkeit dieſer Leute in der Jagd an⸗ kommt: alſo muß ſie nothwendig abnehmen, nachdem die⸗ hat und los um die Schultern hoͤnget , ihre Bruſt nackend ſeyn würde, Vol. 2. p. 57. f ** Die Weiber tragen niemahls eine Juppe oder derglei⸗ chen etwas: ſie tragen eben ſo einen Kittel als die Maͤnner, nur, daß er ein wenig laͤnger iſt, und dieſe Kittel werden von ihnen allezeit getragen. e ‘ | Anderer Theil. 201 dieſe Eigenſchaften ſich vermindern. Dieſes bezeugt auch die Erfahrung unter denjenigen Indianern, welche mit den Englaͤndern ein Verkehr haben, augenſcheinlich. Die weiter in das Land hinein wohnende Indianer wol⸗ len keinen Brandtwein trinken, weil ſie in der Meynung ſtehen, daß er ſehr boͤſe Wuͤrkungen habe. Dieß ſind geſunde, große, muntere und ſtarke Leute, welche ſo viel Felle als die Bequemlichkeit ihres Fuhrwerks es leidet, mit ſich bringen und noch viel mehrere zuruͤck laſſen. Da⸗ hingegen ſind die der Trunkenheit ergebene Indianer, als wie die einheimiſchen oder in der Nachbarſchaft der Sudſons⸗Baͤy⸗Colonien wohnenden Indianer find, ein magres kleines und traͤges Volk, welches kaum das rauhe Wetter des Landes ausſtehen kan und vielen Krankheiten unterworfen iſt. Außerdem iſt gar kein Vergleich in der Anzahl der Felle, welche die erſtern und die andern zum Verkauf bringen. Dieſe letztern ſind in der That weit un⸗ tauglicher und ungeſchickter geworden, als ſie wuͤrden ge⸗ weſen ſeyn, wenn ſie den Gebrauch dieſes ee Ge⸗ traͤnkes niemahls gekannt haͤtten. „Sie find ſehr zu Bruſt⸗ Krankheiten geneigt, aber zu keinen anſteckenden Seuchen. So oft als ſie den Anfang der Krankheit merken, trinken ſie den Saft eines gewiſſen Krauts, genannt Wizzekapukka, oder eine Fiſch⸗Bruͤhe, welche ſie Schaggamitie heißen, oder ir ae, ie⸗ Dieſer Nupe iſf, hie, der oft eh! Schriftfieller N 5 (Vok „ — . oe 9 Er — . — — —ͤ — — nn zn ur. — a — — — — —— — — — ̃ — nr . = pi 202 Reife nach Hudſons meerbuſen. Dieſes letztere verrichten ſie auf folgende Art. Sie neh⸗ men einen großen runden Stein, an welchem ſie ein Feuer machen und es fo lange brennen laſſen, bis der Stein glü- end wird. Ueber denſelben machen ſie ein kleines Gezelt, welches an allen Seiten dicht bedeckt iſt, und gehen fo dann nebſt einem Gefaͤße voll Waſſer nackend hinein. Mit dieſem beſprengen ſie den Stein, welcher das kleine Gezelt mit einer großen Menge feuchter und warmer Daͤmpfe er⸗ fuͤllet, welche bey dem Kranken ſehr geſchwinde einen ſtar⸗ ken Schweiß erregen. Wenn der Stein kalt wird, und die Schweißloͤcher noch offen ſind, gehen ſie aus dem Gezelt und tauchen ſich den Augenblick in das Waſſer, oder, wenn ſie im Winter zu keinem Waſſer gelangen koͤnnen, waͤlzen ſie ſich im Schnee herum; und dieſes halten ſie fuͤr ein Huͤlfsmittel wieder die meiſten in dieſem Lande gewoͤhnli⸗ chen Krankheiten. Sie haben auch ein ſeltſames und ſonderbares Arzeneymittel wieder die Colik und alle Schmerzen in den Gedaͤremen. Dieß beſtehet darin, daß fie eine große Menge Tabacks⸗Rauch niederſchlucken, wo⸗ durch fie, wie fie ausdruͤcklich behaupten, eine große und geſchwinde Erleichterung bekommen. Wenn ſie zuweilen mit (Vol 2. p. 58.) anmerket, nicht der Fiſch⸗Bruͤhe eigen, ſondern wird von einer jeden Bruͤhe uͤberhaupt ge⸗ braucht. * Der mehr erwehnte Schriftſte fler wiederſpricht dieses gleichfalls und ſagt, daß ſolche Art zu ſchwitzen bey Die: fen Nationen gar nicht gebraͤuchlich ſey. Vol. II. p. 58. Andrer Theil. 8 203 mit dem Schnupfen geplagt ſind: ſo treiben ſie eben den⸗ ſelben Rauch durch ihre Nafenlöcher heraus. Im Fruͤh⸗ linge werden ſie oftmahls ſchneeblind, und es ſoll, wie man mir geſagt hat, um dieſe Zeit eine kleine Haut uͤber den Augapfel wachſen, welche ſie, wie ich gleichfalls ge⸗ hört habe, auf eine geſchickte Weiſe mit dem ſcharfen En⸗ de eines Flinten⸗Steines wegſchneiden. In ihrer Trunkenheit begehen ſie oft ſehr große Aus⸗ ſchweifungen; ſie fangen unter ſich Zaͤnkereyen an, ver⸗ brennen ihre Gezelte, handthieren ihre Weiber übel, und fo dann legen fie fich von ungefähr bey dem Feuer ſchlafen wo ſie ſich öfters entſetzlich verbrennen; oder wofern fie davon et⸗ was entfernt liegen, ſo frieren ſie, wenn es im Winter iſt, eben fo jaͤmmerlich. Wenn fie nüchtern find, fo bezeigen fie ſich ſehe höflich und mitleidig,“ und dieſes fo wohl ge⸗ gen ganz fremde Leute, als ihre eigene Familie; und ihre Liebe zu ihren Kindern iſt inſonderheit uͤberaus groß. Ein ganz fonderbares Exempel davon ereignete ſich unlaͤngſt zu Nork⸗Fort. Zween kleine Kaͤhne fuhren uͤber Hayes⸗ | Stuß, und als fie bis zur Mitte deſſelben gekommen wa⸗ ren, * Die Liebe, ſo dieſe Indianer zu einander 1 iſt ſehr groß, welches daraus abzunehmen iſt, daß wenn einer verſchiedene Kinder hat, derſelbe eines davon dem an⸗ dern Indianer, der die ſeinigen verlohren bat, ab— giebt, um ihn wegen ſeines Verluſtes zu troͤſten; und dieſer nimmt das ihm ſolchergeſtalt geſchenkte Kind ſtatt des ſeinigen an, und es wird in allem Betracht als fein eigenes angeſehen. An Account of a Voyige for the Difcovery of aN. W, Paflage Vel. I. p. 223. 204 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ren, gieng einer davon, welcher von Birfen = Rinde gemacht war, zu Grunde. Es befand ſich darin ein Tju- dianer nebſt ſeinem Weibe und Kinde. Weil der andre Kahn klein und nicht im Stande war mehr als einen von den Eltern und das Kind aufzunehmen: ſo veranlaßte dieſes einen recht ſonderbaren Streit zwiſchen dem Mann und ſeinem Weibe, nicht, daß ſie beide Willens waren ſich aufzuopfern um den andern zu retten, ſondern die Schwuͤrigkeit beſtund in der Entſcheidung, welches der gröfte Verluſt für das Kind ſeyn würde. Der Mann wollte durch verſchiedene Beweisgruͤnde darthun, es waͤre der Billigkeit gemaͤßer, daß er ertraͤnke, als die Frau. Allein fie führte dagegen an, daß es dem Kinde vortheil- hafter waͤre, wenn ſie umkaͤme, weil er als ein Mann beſſer jagen und folglich das Kind cher ernähren koͤnnte⸗ Die wenige Zeit, die noch uͤbrig war, ward mit zaͤrtlichen Ausdruͤcken, die ſie gegen einander gebrauchten, zugebracht, und die Frau empfahl dem Mann gleich als zum letzten mahle die Sorge für ihr Kind. Nachdem dieſes geſche⸗ hen war, nahmen fie von einander Abſchied in dem Waf- ſer. Die Frau, welche den Kahn verließ, ertrank; der Mann aber kam mit dem Kinde gluͤcklich an das Land, und iſt bey den Leuten in dortiger Gegend jetzo gar wohl bekannt. Wenn man dieſes alles genau betrachtet * fo ſiehet man, daß die Abſicht, die ein jeder von dieſen bey⸗ den Leuten hatte, die Erhaltung des Kindes war. Denn ob der Mann ſich gleich erbot fein Leben aufzuopfern: fo kan 5 Andrer Theil. 208 kan man doch ganz wohl vermuthen, daß es mehr wegen des Kindes als wegen des Weibes geſchehen ſey, weil ſie in andern Faͤllen eben keine große Hochachtung fuͤr das ſchoͤne Geſchlecht bezeigen. * Es wird den Weibern als eine große Beleidigung zugerechnet über die Beine der Männer zu ſchreiten, wenn fie auf der Erde ſitzen, und fie halten es fo gar für eine ih⸗ ua rer Ehre nachtheilige Sache mit ihren Weibern aus einem St Gefaͤ⸗ ia Die Weiber muͤſſen die ſchwerſte Arbeit in der Haushal⸗ tung thun. Die einzige Verrichtung des Mannes in einer jeden Familie iſt die Jagd; dagegen die Weiber Huͤtten bauen, Feuerholz auſchaffen, das Eſſen zubes reiten, und wenn ein Hirſch erlegt iſt, ſich nach des Mannes Anweiſung zur Stelle begeben, es ausweiden l und nach Haufe bringen. Die Weiber fegen auch den u Mardern und Caninchen Fallen, und fiſchen in den ges 8 . hoͤrigen Jahreszeiten; fie machen Schnee-Schuhe und | ö nehen ihre Kleider. Wenn ſie ſich von einem Orte 15 wegbegeben ziehen die Weiber den Schlitten; der Mann Bi | € N zeigt ihnen an, wo er die Huͤtte gebauet haben will, ul und fie machen dieſelbe gegen die Zeit, daß er von der 1 Jagd zuruͤck kommt, fertig. Wenn er gegenwärtig iſt, a hilft er ihnen im geringſten nicht bey dieſer Arbeit. 100 1% Den Weibern iſt niemahls vergoͤnnt ihre Socken oder ji Schuhe, die fie im Winter tragen, vor ihren Ehrmän: 9 nern auszuziehen, ſondern fie muͤſſen aus der Hütte ge⸗ 7 hen und ſie dorten ablegen; ſie bringen ſie aber ſo dann herein und hangen dieſelben auf um ſie zu trocknen. 0 An Account of a voyage for the Diſcovery of a N. W. un Paſſage. Vol. I. p. 211. — . E da u — — 2 — — — in X - _ — —— — r 7 —— w 1 . nnd . 8 * 2 —— 133 - x * 1 * - 2 . A “% . - > — 1 — - 2 E — 5 — — — — 2 ET vr. — — * „Pr — —— - 206 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Gefaͤße zu trinken. Eine ganz ſonderbare Gewohnheit haben ſie noch, welche darin beſteht, daß wenn die Eltern ſo alt werden, daß ſie ſich nicht mehr durch ihre eigene Ar⸗ beit erhalten konnen, fie von den Kindern verlangen fie zu erwuͤr⸗ »Ich will hier noch etwas von ihren Heiraten anführen; denn es iſt zu merken, daß dieſelben unter dieſen In: dianern gebraͤuchlich ſind, und es iſt ein beſondrer Nu⸗ tzen vorhanden, welcher ſie dazu beweget; weil ſie ſich dadurch Kinder verſchaffen, welche ihnen in ihrem Alter ſtatt eines Huͤlfsmittels gegen Noth und Mangel die: nen. Denn fo viel Kinder ein Indianer hat, fo viel Leute hat er, die fuͤr ihn jagen muͤſſen, wenn er ſelbſt dazu untuͤchtig iſt, da er hingegen ohne dieſen Beyſtand in Gefahr ſtehen wuͤrde, Hungers zu ſterben. Die jungen Weibesbilder laſſen ſich in Betracht ihrer Ver⸗ heiratung gaͤnzlich nach dem Willen ihrer Eltern len ken. Sie zeigen keine Neigung dazu, oder eine beſon— dere Achtung gegen dieſen oder jenen Indiauer. Die Eltern werden öfters unter ſich wegen der Heirath ih; rer Kinder einig, ehe ſie gebohren werden, dergeſtalt, daß wenn des einen Weib mit einer Tochter ſchwanger geht, des andern Sohn fie heirathen ſolle. Wofern darauf eine Tochter gebohren wird, fo nimmt der, wel, cher den Sohn hat, fie in jfeine Hütte und erziehet fie, bis ſie mannbar iſt. Andere ſchließen die Heirath ihrer Tochter, wenn ſie noch nicht acht oder zehn Jahr alt iſt; der Fünftige Mann nimmt fie darauf in feine Huͤt— te und behaͤlt ſie ſo lange bey ſich, bis ſie erwachſen iſt. Ein friſcher junger Kerl und ein guter Jäger darf nie— mahls Andrer Theil. 207 erwuͤrgen, und es wird bey den Kindern als eine Pflicht ihres Gehorſams angeſehen ſolches zu thun. Dieſer letz⸗ ten Schuldigkeit entledigen ſie ſich auf folgende Weiſe. Wenn mahls fuͤrchten einen Korb zu bekommen. Er wendet ſich an den Vater derjenigen Perſon, auf welche ſein Abſehen gerichtet iſt, oder an ihren Bruder, wofern er das Haupt der Familie ſeyn ſollte, bittet ihn um feine Einwilligung, und beſchenket ihn nach Gewohnheit des Landes mit einem Bieber⸗oder andern Fellen. Wenn er das Jawort erhalten hat, ſo kommt er zu ei— ner ſolchen Zeit zu der Hütte, wenn die Braut da iſt, und wirft ihr ein Geſchenke in den Schooß, welches, wo: ſern ſie nahe bey den Factoreyen ſind, insgemein aus einem Stuͤcke Tuch beſteht; und wenn ſie ſolches an⸗ nimmt, wird es als ein Zeichen ihrer Einwilligung an⸗ geſehen. Die Heirath iſt ſo dann geſchloſſen und der Contract hat ſeine Richtigkeit. Hierauf kommt er nachgehends einſten in der Nacht zu ſeiner Braut, und liegt unter ihrem Oberkleide. Er hat die Erlaubniß fie bey der Hand zu faſſen, er ſingt ihr etwas vor und ſtattet vielleicht verſchiedene dergleichen Beſuche ab, ehe ſie mit ihm ſpricht. Zuweilen gehet der Braͤutigam, nachdem die Braut ſein Geſchenke angenommen hat, mit der Familie, zu welcher ſie gehoͤret, auf die Jagd und bleibt bey ihr in der Huͤtte. Es dauret einen oder zween Monate, ehe die Heirat vollzogen wird; und die Zeit, da dieſes geſchehen ſoll, iſt allen, außer ihnen ſelbſt ein Geheimniß. Der Ehemann pflegt ins⸗ gemein ſeine Frau in ſeines Vaters Huͤtte, oder zu ſeinen Anverwandten, unter welchen er zuvor I zu . übe u 1 er u n - N u 8 —— — rr > ar ne | fs — A 208 Reife nach Sudſons Weerbuſen. Wenn das Grab des alten Menſchen gemacht worden: M fo begiebt er ſich in daſſelbe, und nachdem er ſich mit fei- nen Kindern unterredet und eine Pfeife geſchmaucht, oder auch führen, oder auch eine eigene Huͤtte für ſich zu bauen; wiewohl fie zuweilen bey des Weibes Anverwandten wohnen. Es wird weder zu der Zeit, da die Heirat geſchloſſen, noch da fie vollzogen wird, ein Gaſtmahl gegeben. Aber wenn der Mann ſein Weib heimfuͤhret und er Gelegenheit hat etwas zu ſchießen: ſo giebt er feines Weibes Anverwandten und Bekannten eine Mahlzeit. N Wenn ein Indianer ein ſo guter Jaͤger iſt, daß er ſich im Stande befindet mehr, als ein Weib zu unter: halten, ſo nimmt er noch das andere und vielleicht das dritte. Dieſe Zahl aber uͤberſchreiten fie felten, Keines von ihnen hat dem andern etwas zu befehlen, und es ſcheinet kein Vorzug oder Unterſcheid unter ih⸗ nen zu ſeyn. Sie verrichten alle auf gleiche Weiſe die Arbeit in der Huͤtte, und man ſpuͤret unter ihnen gar keine Eiferſucht oder Zaͤnkereyen. Wenn aber der Indianer ausgehet um in einer andern Hütte einen Beſuch abzulegen, ſo nimmt er gemeiniglich die juͤngſte mit ſich. Was ihre Kinder anlanget, ſo iſt unter den— ſelben ebenfalls kein Unterſcheid. Der aͤlteſte Sohn (er mag von dem erſten oder zweyten Weibe gebohren ſeyn,) wird nach dem Tode des Vaters das Haupt der Familie. Die vornehmſte Urſache der Vielweiberey bey dies fen Indianern ſcheinet darin zu beftehen „ daß fie eine große Andrer Theil. 209 auch vielleicht einen Schluck oder zween mit ihnen getrun⸗ ken hat: ſo deutet er ihnen an, daß er fertig ſey. Hierauf legen ihm zwey von den Kindern, deren eines auf einer und * große Anzahl Kinder zu zeugen hoffen. Denn es iſt zu merken, daß, obgleich die Weiber von einer ſtarken Leibesbeſchaffenheit ſind, ſie doch nicht viele Kinder haben. | | Wenn der Mann, welcher der Frauen von ihren Anverwandten angeprieſen worden iſt, ihr nicht gefaͤllt: ſo verläßt fie ihn und gehet wieder zu ihren Anverwand⸗ ten, welche fie niemahls noͤthigen zu ihm zuruͤck zu ge⸗ hen, ſondern ſie vielmehr mit einem andern verheiraten. Zuweilen, wenn Mann und Frau ſich nicht vertragen koͤnnen, oder der Mann die Frau nicht ernaͤhret, gehet ſie zu einem andern Indianer, der ſie heirathet. Und wofern ſie ein oder mehrere Kinder hat, ſo nimmt ſie dieſelben init ſich, zumahl fie ihr Reichthum und ihre Sicherheit in Anſehung ihrer künftigen Verſorgung ſind. Der Mann muß ſich zufrieden geben, außer, daß nach der Gewohnheit der noͤrdlichen Indianer, derſelbe (wie man mir gemeldet hat, hingehet und ſich mit dem Mann, zu dem das Weib gegangen if, herumſchlägt, und wofern er ihn uͤberwaͤltiget, daſſelbe wieder mit ſich nimmt Zuweilen verläßt der Mann das Weib, und alsdenn muß ſie ſich au ihren Anverwandten hal⸗ ten. Allein diefe Eheſche dungen tragen ſich ſelten zu, wenn fie einmahl Kinder gebb habem Die Belohnung en er ehelichen Untreue oder fremder Liebeshaͤndel (wievöhl dieß ſich ungemein f ſelt dl Andrer Theil. O _ ng es u... - " — nn. 88 1. — — — an ne ass Reife nach Sudſons Meerbuſen. und das andre auf der entgegen geſetzten Seite ſteht, einen Riemen um feinen Hals, und ziehen denſelben fo gewal- tig, bis er erwuͤrget if. So dann bedecken fie ihn mit Erde und richten auf derſelben eine Art von einem ſchlech⸗ ten und groben ſteinernen Denkmahle auf, * Diejenigen alten ſelten ereignet) iſt eine Tracht Schlaͤge, oder, daß dem Weibe, die Haare bgeſchnitten werden, welches die groͤßeſte Beſchimpfung if. Die nördlichen India— ner sollen der Ehebrecherinn, wie geſagt wird, ſo gleich den Hals abſchneiden; und der Mann ſucht eine Ge, legenheit denjenigen, der ihn alſo beſchimpfet hat, zu erſch ießen. Wenn das Weib oder die Weiber ſterben, pflegen die Indianer ſich wieder zu verheiraten, indem fie fels ten eine Zeitlang Wittwer bleiben. Sie verheiraten fich niemahls in gerader Linie, als der Vater die Toch⸗ ter, oder der Sohn die Mutter, noch im erſten Grade der Seiten⸗Linie, als leibliche Brüder und Schweſtern. An Account of a voyage & c. &c. Vol I. p. 203. 205. Von der Begrabung ihrer Todten überhaupt ift noch fol: gendes anzumerken. Sie ziehen dem Leichnam die be— ſten Kleider an, welche der Verſtorbene hatte, und zweene von feinen naͤchſten Anverwandten oder Freuns den bringen ihn in einem Laken oder Rocke von B cher fellen wenige Stunden nach feinem Tode zu dem Be— graͤbniß Platze. Sie geben dem Todten auch feinen Keſſel, Beil, Flinte, und alles uͤbrige was ihm ſchaͤtzbar oder nuͤtzlich ge weſen war, mit ins Grab. Die Gräber ſind nicht in die Laͤnge, ſondern rund als ein Brunn b gemacht alten Leute, welche keine Kinder haben, erſuchen ihre Freunde um dieſen Liebesdienſt; allein es wird ihnen darin nicht allezeit gewillfahret. Wenn ein Indianer auf der Reiſe ein Grab antrifft: fo ſiehet er es als eine Vorbedeutung eines bevorſtehen⸗ den Ungluͤcks an. Um nun ſolches zu verhuͤten, legt er ei⸗ gemacht. Der Leichnam wird als wenn er ſaͤſße, hinein gelegt. Die Beine und Schenkel ſind zuſammen gebo⸗ gen, die Haͤnde ſind vor die Knie gelegt, und der Kopf ruhet auf den Knien. Dieſes geſchicht aus keiner ane dern Abſicht, als daß der Coͤrper in dieſer Stellung ei⸗ nen kleinern Raum einnehmen moͤge. j Wenn der Leichnam beerdiget und das Grab zuge⸗ ſcharret iſt, ſo pflanzen fie darauf insgemein einen jun gen Tannenbaum, der ſeine oberſten Zweige hat, und ſetzen um denſelben einen Haufen Stecken, davon der laͤngſte ungefähr acht Fuß lang iſt, und die Dicke eines gemeinen Spazier⸗Stockes hat; mit dem einen Ende ſind ſie an den Baum gelehnet, und mit dem andern ſtehen fie in der Erde, daß fie alſo gleichſam eine Pyra⸗ mide machen. ö Sie haben keinen beſondern Platz zu Begraͤbniſſen, ſie machen dieſelben insgemein auf dem Ufer eines Fluſſes, in deſſen Nachbarſchaft der Menſch geſtorben iſt. Dieſe Graͤber werden bey ihnen (ſo wie bey den f Alten) heilig gehalten, und es wird als die groͤßeſte Gewaltthaͤtigkeit angeſehen, wenn jemand dieſelben aufbricht. an Account of a voyage for the Difcovery of a North · Weſt· Paſſage & c. Vol, II. P- 52. 53, O 2 Andrer Theil. e 212 Reife nach Zudſons Meerbuſen. einen Stein auf das Grab und ſetzet ſo dann ſeine Reiſe fort. Es giebt viele unter ihnen, inſonderheit denjenigen, welche an den Ufern der großen Seen im Lande wohnen, welche mit Waaren, ſo ſie von den Englaͤndern kaufen, As Zucker, Ingwer, Gerſten, Jamaicaniſchen Pfeffer, Garten⸗Samen, Spaniſch Suͤßholz, Schnupf Taback ze. Quackſalberey treiben. Alles dieſes wird in kleinem Maaß, entweder als Arzeneyen wieder Krankheiten, oder als Mittel, wodurch ſie eine ausnehmende Geſchicklichkeit im Jagen, Vogelfangen, Fiſchen, Fechten ꝛc. erlangen koͤnnen, gebraucht: denn dergleichen Eigenſchaften wer⸗ den dieſen Lumpereyen von den Englaͤndern in der Hudſons Baͤp zugeſchrieben, und mit ſolchen Waaren wird ein Drittel der Handlung mit dieſen Quackſalbern getrieben, welche Felle dafür liefern, die fie von dem ge: meinen Volk bekommen, oder vielmehr, um welche ſie daffelbe betruͤgen. | | | Die iſt ein großer, aber zugleich ſehr einträglicher Betrug, ob es gleich Großbritannien weit vortheilhafter ſeyn wuͤrde den Verkauf ihrer wollenen und eiſernen Ma— nufacturen zu befördern, als ein ſolches Gewerbe zu erlau⸗ ben, welches außer dem, daß es feiner Natur nach aͤrger⸗ lich iſt, in ſeinen Folgen ſo wohl uns, als den Einwoh⸗ nern auf gleiche Weiſe zum Nachtheil gereicht. Vielleicht wird man von mir einige Nachricht von der Religion dieſer Leute erwarten; und um dieſer Hoff- nung ein Genuͤgen zu thun, will ich alles, was ich davon weiß, bekannt machen, ohne etwas aus Muthmaßungen bin: Andrer Theil. | 23 hinzu zu fügen. Es iſt gewiß, daß ihre Begriffe in Dies ſem Stuͤcke ſehr mangelhaft und unvollkommen ſind. Sie erkennen ein unendliches guͤtiges Weſen, welches ſie Ukkewma nennen, und dieſes bedeutet in ihrer Sprache den großen Befehlshaber. Sie betrachten daſſelbe als den Urheber alles guten, welches ſie haben, und ſprechen von ihm mit großer Ehrerbietung. Sie ſingen auch eine gewiſſe Art von Liedern zu ſeinem Lobe in einem ernſthaf⸗ ten und feyerlichen Tone, welches eben nicht ganz unan⸗ genehm klinget. Jedoch ihre Gedanken, die ſie dabey haben, ſind ſehr dunkel und verwirrt, ſo daß es nicht leicht zu ſagen ift, was fie bey dieſem öffentlichen Gottesdienſt für eine Abſicht haben. Sie erkennen gleichergeſtalt | noch ® Sie glauben die Unſterblichkeit und einen Zuſtand kuͤnfti⸗ ger Belohnungen und Strafen. Sie ſagen, ein India⸗ ner ſtehet eine Zeitlang, nachdem er begraben worden, wieder auf, nimmt ſeine Flinte und andre Sachen, die mit ihm begraben worden, mit ſich, gehet zu einem großen Fluß, trinkt von deſſen Waſſer; und wenn er fein Weib und Kinder geliebt, für fie gejagt, feinen Nachbaren allezeit und nach feinem Vermoͤgen mit Le⸗ bensmitteln ausgeholfen, Niemanden getoͤdtet, oder am Leibe verſtümmelt, ſondern friedlich gelebet hat: ſo wird ihm das Waſſer angenehm ſchmecken. Ein Kahn wird heruͤber kommen und ihn nach der andern Seite fuͤhren, allwo er ein herrliches Land voller arg; ßen Wälder und angenehmer grünen Ebenen finden, und wo die Witterung allezeit gemaͤßiget und niemahls O3 I heiß 214 Reife nach Sudſons Meerbuſen. noch ein anderes Weſen, welches ſie Wittikka nennen, und dieſes ſtellen ſie ſich als das Werkzeug alles Ungluͤcks und alles Böfen vor. Vor demſelben fuͤrchten fie ſich un⸗ gemein: * allein dem ungeachtet weiß man nichts von 4 den heiß oder mit Fliegen geplagt, noch kalt ſeyn wird, indem Schnee und Froſt daſelbſt unbekannte Dinge ſeyn werden. Der Indianer kan auch nie Hunger leiden; denn die Voͤgel werden nicht wegfliegen, noch die Hirſche davon laufen, ſondern ſich in ſo großer An⸗ zahl, als es ihm gefallt, ſchießen laſſen. Er wird nie⸗ maͤhls mehr ſterben, ſondern in feinem Weide und Kindern beſtaͤndig gluͤcklich ſeyn. Wenn aber ein boͤſer Indianer zu dieſem Fluſſe kommt: ‚fo ſchmeckt das Waſſer ihm bitter, und wenn er über den Fluß gefuͤh— ret iſt, ſo findet er dorten ein felſigtes und unfruchtba⸗ res Land, wo das Wetter ſich oft verändert, indem es einen Tag ungemein heiß und voller Fliegen, den an⸗ dern aber erſchrecklich kalt und voller Schnee if. Er leidet beſtaͤndig Hunger. Hirſche und Voͤgel bekommt er zwar zu ſehen, er kan ihnen aber nicht beykommen. Seine Weiber und Kinder ſind ihm eine beſtaͤndige Plage, und er ſtrͤet niemahls. An Account ofa voyage for the Difcovery of a North. Welt-Paflage &c. Vol. II. p. 42. 43. RR: Es giebt unter dieſen Indianern Schwarzkuͤnſtler oder vielmehr Gaukler. Dieſe ruͤhmen fi) mit dem wit⸗ tikka in einer großen Vertraulichkeit zu ſtehen; ſie ma⸗ chen ſich ein Gezelt, worin ſie nur eben Raum haben, und welches faſt wie ein Bulterſaß ausſiehet; ſie ſchwaͤn⸗ ſchwaͤrzen ihre Geſichter, und gehen fo dann alleine in ſolches Gezelt, worin ſie ein großes und verſchiedenes Geraͤuſche, gleich als wenn fie es den Thieren nach— thaͤten, machen und mit einem gewaltigen Laͤrmen herumſpringen. Waͤrender Zeit beobachten alle in der Nahe ſeyende Indianer ein tiefes Stillſchweigen, und wenn der Zauberer heraus kommt, ſo erzaͤhlet er ihnen vielleicht, daß Wittikka oder Vitico nicht kommen wolle, oder daß er ihn geſehen haͤtte; daß Vitico fo und fo in Anſehung desjenigen ſagte, was die Indianer, die ihn gemietet hatten um ſeine Zauberkuͤnſte ins Werk zu richten, zu wiſſen verlangten. Dieß ſind zuweilen einzelne Perſo⸗ nen zuweilen die Einwohner aus einer Huͤtte, und zuweilen aus verſchiedenen Hüften, Wenn einige von feinen Propheceyungen von ungefehr erfuͤllet werden: fo iſt er in Anſehen: wo nicht, fo leidet er nur in Betracht ſei— nes Carakters, aber nicht der Kunſt. Dieſe Zauberer ruͤhmen ſich auch eine ſolche Gew alt über den Victieb zu haben, daß er, wenn fie es verlan—⸗ gen, dieſem oder jenem einen ſchlimmen Poſſen ſpielen muͤſſe, und fie bekommen oͤfters Geſchenke von Leuten, welchen ſie damit gedrohet haben, daß ſie die Gewalt, welche fie über deu Vitieb haben, nicht zu ihrem Scha⸗ den brauchen mögen, Sie prahlen ferner, daß ſie durch ihre Zauberey alles erhalten koͤnnen, was ſie verlangen. Einer von ihnen glaubte fo geſchickt zu ſeyn, daß er ſich unternahm die Leute iu der Factorey zu betruͤgen, indem er zu dem Statthalter ſagte, daß er ſo guten Brafilifchen Taback mittelſt feiner Zauberey machen koͤnnte, als er O 4 | in Andrer Theil. | 2157 — - 44 une, — 8 > E an ——— 14988 \ — « = 1 K * 2 Pe — > * — 4 e 8 R IV a Zr 1 1 =: . * 7 . > PN 1 nr Bm 5 — 5 x — me \ in “ 5 ne 2 * —ͤ—— — — 5 N = 2 — = — 2 — — — — - 2 .. u > — Ei SE 22 2 — — * * — . — “ — * * 2 n 2 x 3 A 2 — — 2 z - En K 2 — — = x — * 1 Da > ui = . . 216 Reife nach udſons Weerbuſen. in der Factorey verkaufte, und beſtimmte einen Tag ihm davon eine Probe zu geben. Der Statthalter kam ſolchemnach mit zwo andern Perſonen zu des In⸗ dianers Gezelt. Dieſer gieng in ſolches hinein und war am ganzen Leibe nackend, außer daß er die Scham bedecket hatte. Er ſprang und tanzte ſo dann faſt zwey Stunden mit großen Verdrehungen des Leibes herum; Zuletzt fuhr er mit der Hand geſchwinde unter feine Achſelgrube, und nahm ein Stuͤck Taback, welches er daſelbſt verſteckt hatte, hinweg. Darauf rieb er feine Hand mit aller Gewalt an der Bruſt und ſagte, daß der Taback kaͤme. Der Statthalter und die andern, welche ein genaues Auge auf ihn gehabt hatten, ſagten ihm, fie hätten geſehen, daf er den Taback unter ſei— nem Arm weggenommen haͤtte, worauf der Indianer fo böfe ward, daß fie alsbald das Zelt verließen. Dieß ward den Indianern erzaͤhlet: allein er ſtund in fol; chem Anſehen, daß es keine Wuͤrkung zu ſeinem Nach⸗ theil hatte. Denn einige Zeit hernach befand ſich ein Indianiſches Weib ſehr krank. Der Arzt in der Fa ctorey trug alle gehoͤrige Sorge fuͤr ſie: allein ſie glaubte, daß ſie ohne einen Zauberer nicht geheilet wer⸗ den koͤnnte, und erwaͤhlte dieſen Indianer dazu. Er kam zu der Kranken, ſog ihre Bruͤſte, Schenkel, und Beine, und nachdemſſer drey oder vier Stunden mit dieſer Beſchaͤſti ung zugebracht hatte, ſagte er, daß fie faft curiret wäre, und bald darauf nahm er aus feinem Munde eine Menge Habichts -Klauen und Rebhuͤner⸗ Füße, fo viel als ungefehr in feiner Hand Naum hat⸗ ten. Dieſe hatte er feinem Vorgeben nach heraus: gezogen, und ſie waren die Urſache der Krankheit gewe⸗ fen. Das Weib ward bald darauf geſund. IL. C. Vol. I. p. 235. 236. Andrer Theil. 217 den Mitteln, welche fie gebrauchen um es zu beſaͤnfti gen. | Der Zuſtand diefes armen Volks iſt betruͤbt genug; ob er gleich bey ihnen nicht einen ſolchen Eindruck macht, als man wohl vermuthen moͤgte. Denn ob ſie ſchon den beſten Theil ihres Lebens mit der Bemuͤhung zubringen ſich In einem großen Mangel an Lebensmitteln oder in Krauk⸗ heiten machen die Indianer ein Feuer, an welchem ſie ei, nen Hund, dem ſie das Maul zugebunden haben, ver— ſengen; hernach binden ſie ihn an einen auf der Erde liegenden Pfahl, woran ein weißes Tuch oder einige zu⸗ ſammen genehete Bieberfelle befeſtiget ſind. So dann richten ſie den Pfahl auf, und einer von den aͤlteſten Indianern wendet ſich an den wittikka oder Vitico, er⸗ wehnet ihr Ungluͤck, und bittet, daß er ihnen Geſundheit, oder nach Befinden der Umſtaͤnde mehr Lebensmittel geben möge, Wenn der Indianer aufgehoͤret hat zu ſprechen, ſo machen die andern, welche aufmerkſam und ſtille dabey ſtunden, ein lautes Geſchrey und gehen ſo dann ihres Weges, indem ſie den Hund auf dem Pfahle laſſen und dieſen gar nicht mehr anruͤhren, bis daß er niederfaͤllt. Allein wenn ſie trunken find, ſo bezeigen fie ſich ganz anders gegen dieſen boͤſen Gott. Sie gehen alsdenn aus ihren Hütten um ihn zu er⸗ ſchießen, toben fie zu einander ſchreyen: da iſt er, und in einen Buſch oder Baum ſchießen, hernach aber unter fh zanken, wer den Vitieo erlegt habe. An Account of a voyage for the Diſcovery of a N. W. Paflage Vol. II. p. 41. 4% 5 O 5 218 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ſich die Beduͤefniſſe zu ihrem und ihrer Familien Unter⸗ halt zu verſchaffen: fo haben ſie doch keinen großen Be⸗ griff von der Sparſc umkeit, und denken auch auf keinen Vorrath gegen die Noth, welche ſie aller Gewißheit nach jeden Winter auszuſtehen haben. Sie ſind daher mit ihren Lbens-Mitteln, wenn fie deren eine Menge haben, ſehr freygebig, und außer einigem Wildprete und Fiſchen, die ſie trucknen, bekuͤmmern ſie ſich auf den Fall einer Theurung um keinen Vorrath. Es hat ſich zuweilen zu⸗ getragen, daß die Indianer, welche der Handlung we⸗ gen im Sommer nach den Factoreyen kommen, ſich ge⸗ nöthiget geſehen haben das Haar von einigen tauſend Bieber⸗Fellen zu ſengen, um das Leder zu eſſen, weil ihnen die Hoffnung unterwegens Lebens-Mittel zu bekommen fehl geſchlagen. Jedoch behalten fie in ſolchen Zufaͤllen ihren Muth ziemlicher Maßen, und unterlaſſen nichts, was in ihrem Vermoͤgen iſt um ihren Familien Unterhalt zu verſchaffen; und wenn ſie in die aͤußerſte Noth gera⸗ then ſind: ſo ertragen ſie dieſelbe mit einer abgehaͤrteten und ſtandhaften Geduld, welche viel leichter zu Be als nachzuahmen ift, Allein das groͤßeſte Elend und Ungemach, welches ſie ſo wohl durch Hunger, als Kaͤlte ausſtehen muͤſſen, haben ſie auf ihren Reiſen zu befuͤrchten. Denn es iſt ihnen nichts ungewoͤhnliches zwo oder drey hundert Meilen mit⸗ ten im Winter durch ein wuͤſtes und offenes Land zu rei⸗ fen, ohne ein Haus, welches fie beherbergen koͤnnte, anzu⸗ treffen, und ohne ein Gezelt, das ihnen zum Schutz dien⸗ te, Andrer Theil. 219 te, bey ſich zu fuͤhren. In ſolchen Reiſen pflegen ſie bey dem Anbruch der Nacht einen kleinen Zaun von Geſtraͤuche, und an deſſen dem Winde entgegen geſetzten Seite ein Feuer zu machen. So dann raͤumen ſie den Schnee weg und legen ſich auf die Erde zwiſchen dem Feuer und dem Zaune ſchlafen. Wenn ſie aber, wie es zuweilen geſchicht, von der Nacht auf einem wuͤſten Felde uͤberfallen werden, allwo ſie aus Mangel des Holzes einen ſolchen Zaun nicht N machen koͤnnen: fo find fie alsdenn genoͤthiget ſich unter den Schnee niederzulegen, welcher fie einiger Maßen ge⸗ gen die Kaͤlte beſchuͤtzet. Dieſe Gewohnheit wird, wie aus neuern Schriftſtellern erhellet, auch in dem aͤußerſten En⸗ de von Siberien, wo die Witterung im geringften ale mäßiger iſt, ebenfalls beobachtet. | 90 So groß nun das Ungemach iſt, welches aus der 1 ſtrengen Kaͤlte entſtehet: ſo kan man doch mit Wahrheit ‚ah 2 behaupten, daß es mit demjenigen, welches fie wegen Man⸗ ER gel an Lebens⸗Mitteln und der Schwuͤrigkeit ſich dieſelben | zu verſchaffen, ausſtehen müffen, bey weitem nicht zu ver⸗ gleichen ſey. Eine Hiſtorie, die in den Factoreyen erzaͤh⸗ let wird und deren Wahrheit bekannt iſt, wird dieſes hin⸗ laͤnglich beweiſen und dem mitleidigen Leſer einen richtigen Begriff von dem Elende geben, in welches dieſe ungluͤck⸗ feeligen Leute zuweilen gerathen. Ein Indianer, welcher mit ſeiner Familie von einem weitentlegenen Orte nach der Factorey zu handeln kam, hatte das Unglück unter: wegens wenig Wild anzutreffen, ſo daß er, ſein Weib und feine Kinder in kurzer Zeit zur aͤußerſten Noth gebracht wa⸗ ur — Ne . * 2 e - ers. * * * 8 — 2 A — 8 N N 2 y ene « 7 a „ —— * - 1 7 * — 4 — 1 N — er; nr / — — = — — pi u — — * 2 — — u E23 * — — — ä En TE —— ——— — RL 7 2 22 22⁰ Reife nach Hudſons Meerbuſen. waren. In dieſen Umſtaͤnden pfluͤckten fie die Haare von ihren Kleidern, und erhielten ihr Leben ſo lange, als ſie konnten von den Fellen, welche ſie auf dem Leibe trugen: aber auch diefe elende Huͤlfe hatte bald ein Ende; und fo dann erhielten dieſe armen Menſchen ſich, welches man ſich ohne Schrecken nicht vorſtellen und ohne Entſetzen nicht erzaͤhlen kan, mit dem Fleiſche von zweyen ihrer Kinder, welches ſie aßen. Bey ihrer Ankunft in der Fa⸗ ctorey erzählte der Indianer, der faſt von Sinnen ge⸗ kommen, und deſſen Herz ganz mit Gram erfuͤllet war, dem Engliſchen Statthalter dieſe Begebenheit mit allen ihren beweglichen Umſtaͤnden: allein man hoͤrte ſie mit einem lauten Gelaͤchter an. Der ungluͤckſeelige Wilde ſa⸗ "He mit einem Blicke, der fein Erſtaunen andeutete, um ſich, und ſprach in gebrochenem Engliſchen: This is no laughing Talk! dieß iſt kein Maͤhrchen um daruͤber zu lachen! So dann gieng er fort und war ſonder Zweifel durch dieſes Chriſtliche Bezeigen ungemein erbauet worden. ee Was die Sprache dieſer Leute betrifft: ſo ſprechen ſie die Woͤrter etwas im Halſe aus: aber dem ungeachtet iſt ſie weder ſehr rauh noch ganz unangenehm. Sie haben nur wenige Worte; allein dieſelben ſind ſehr nachdruͤcklich, und ihre Weiſe neue Begriffe durch Wörter auszudrü- cken, welche aus der Zuſammenſetzung der Eigenſchaften derjenlgen Dinge gemacht werden, welchen ſie Namen geben wollen, iſt ſehr leicht und verſtaͤndlich, ſo daß es den Englaͤndern gar nicht ſchwer fällt ihre Sprache zu ler⸗ nen * Andrer Theil. 221 nen oder zu ſprechen. Es iſt daher kein Zweifel, daß, wenn ſie dazu Luſt haͤtten, fie dieſen armen Leuten den Ge⸗ brauch der Buchſtaben“ nebſt den Grundſätzen der Sit⸗ tenlehre und der Religion beybringen koͤnnten; welches fo wohl was liebreiches, als großmuͤthiges ei wuͤrde. Denn wofern ſie alſo unterwieſen wuͤrden: ſo wuͤrden ſie ſelbſt nicht allein viel beſſer leben, ſondern die Handlung mit ihnen wuͤrde auch weit wichtiger werden; und es muͤ⸗ ſte dieſes ihren Gemuͤthern nothwendig eine ſehr große Ehrerbietung und eine zaͤrtliche Zuneigung gegen die Brit⸗ tiſche Nation einpraͤgen. Bey dieſer Gelegenheit kan ich 109 umhin eines ſehr ſeltſamen Grundſatzes ihrer haͤuslichen Klugheit zu geden⸗ ken, welcher bey ihnen üblich iſt, und darin beſtehet, daß fie ihren Weibern erlauben, oder fie vielmehr noͤthigen durch den Gebrauch eines gewiſſen bey ihnen ſehr gemei⸗ nen * Sie haben keine Buchſtaben oder Alphabet um dasjeni⸗ ge, was fie handeln wollen, anzudeuten; fie bilden die Sache, welche ſie verlangen, auf ein Stuͤck Birkenholz, welches an einen kleinen Stecken gebunden iſt, ab, derge— ſtalt, daß wenn ſie eine Flinte wollen, ſie eine Flinte, und wenn ſie ein Beil verlangen, ſie ein Beil abzeich⸗ nen. Zuweilen mahlen ſie dasjenige, was ſie begeh⸗ ren, auf ein Fell ab, welches ſie dafuͤr zu vertauſchen gedenken. Wofern ſie mehr als ein Stuͤck von derſel⸗ ben Art verlangen, fo deuten fie die Anzahl durch fü viele Striche an, als fie zu dem Abriß hinzuſetzen. An Account of a Voyage Re, &c. Vol. II. p. 36. — Tu — ug —— e * — . 15 a j | Reife nach Hudſons Meerbuſen. nen und hier zu Lande nicht unbekannten Krautes ihre Frucht abzutreiben. Dies geſchicht in der Abſicht ſich der ſchweren Laſt zu entledigen, welche ihnen dadurch zu⸗ waͤchſt, daß fie eine huͤlfloſe Familie verſorgen muͤſſen.“ Etwas dergleichen haben auch die Holländer von den Einwohnern der Inſel Formoſa angemerket, als fie dies ſelbe beſaßen. Es iſt dieſes auch im geringſten nicht bar⸗ bariſcher, als eine noch jetzo bey den Chineſern gebraͤuch⸗ liche Gewohnheit, welche ihre neugebohrnen Kinder aus Mangel der Nahrung, nach eben demſelben Grundſatz ei⸗ ner unmenſchlichen Haushaltung ſterben laſſen. Dieſe Indianer ſind auch faſt von allen andern Nationen in der Art und Weiſe ihr Waſſer zu laſſen unterſchieden. 5 — 0 * Denn hiebey ſetzen ſich die Maͤnner allezeit gebuͤckt nieder, und die Weiber verrichten es aufrecht ſtehend. Nunmehr iſt es hohe Zeit zu unſern eigenen Angelegenheiten zuruͤck zu kehren und den Leſer zu unterrichten, was wir in fo ei nem Lande, als das beſchriebene iſt, vornahmen, und wor⸗ in wir aller unſrer Vorſicht ungeachtet viele Ungemaͤchlich⸗ keiten ausſtunden. Es * Der öfters angeführte Schriftſteller leugnet dieſes und ſagt: die Nachricht von der Abtreibung der Kinder iſt der häuslichen Klugheit und dem Gebrauch dieſer BL: ker ſchlechterdinas zuwieder, weil fie in Betrachtung ziehen, daß je groͤßer die Anzahl ihrer Kinder iſt, deſto größer auch die Gewißheit ſey ſich zu erhalten. Außer die; ſem wird eine unfruchtbare Weibes: Perſon bey ihnen uͤberaus veraͤchtlich gehalten. vol. 2, p 58. 59 Andrei Theil. 223 Es iſt bereits gemeldet worden, daß man zwey Faͤſ⸗ ſer Brandtwein von Nork⸗ Fort zum Weihnacht⸗Feſt geholet habe, in der Abſicht ſich dabey luſtig zu machen: allein die Folgen davon waren uͤberaus ungluͤcklich. Die Botsleute waren vor dieſer Luſtbarkeit ziemlich geſund; aber wie ſie darin ausſchweiften, wurden ſie alsbald von dem Scharbock, der ein beftändiger Gefehrte ſtarker Ge⸗ traͤnke iſt, angegriffen. Es iſt eine betruͤbte, aber zugleich noͤthige Arbeit den Fortgang dieſer garſtigen und ſchaͤdli⸗ chen Krankheit zu beſchreiben. Wenn ſie ſich bey unſern Leuten zuerſt äußerte, fo empfanden fie eine große Mattig⸗ keit; fie wurden ſchwermuͤthig, fehläftig und bis zum hoͤchſten Grad unempfindlich. Darauf folgte eine Be⸗ klemmung und Schmerzen in der Bruſt nebſt einem ſchweren Athem, ferner ſchwarzgelbe Flecken auf den Schenkeln, geſchwollene Beine, eine Laͤhmung in den Gliedern, faules Zahnfleiſch, lose Zaͤhne; das Blut ge⸗ rann auf und bey dem Ruͤckgrade, und die Geſichter ſchwollen auf und wurden bleich. Dieſe Zufaͤlle vergroͤ⸗ ßerten ſich beftändig, bis fie zuletzt der Tod entweder durch den Durchfall oder die Waſſerſucht endigte. Die Arze⸗ neyen, welche gemeiniglich in andern Laͤndern mit guter Wuͤrkung gebraucht werden, waren hier ganz unkraͤftig; und die Salben und erwaͤrmenden Mittel verſchafften den gelaͤhmten Gliedern, worauf ſie gelegt wurden, keine Er⸗ leichterung. Die friſchen Lebens⸗Mittel halfen zwar etwas, wenn man ſie bekommen konnte: allein die einzige kraͤftige und u 6547 0 64. Nen W kan 1 M ah i I 1 % I M 60 7 Hell 1 Bi 1? | hr) Du il — 9090 alla 005 e 7 \ 824 Reife nach udſons Meerbuſen. und huͤlfreiche Arzeney war das Teer⸗Waſſer, und der beftändige Gebrauch deſſelben rettete viele, auch fo gar, nachdem die Krankheit ſchon weit eingeriſſen war; da⸗ hingegen, wie ich eben angemerkt habe, alle andre Arzeneyen ihre Kraft verlohren und vergeblich gebraucht wurden; und dennoch wuͤrkte dieſer heilſame Trank, ſo viel wir wahrnehmen konnten, nur allein durch den Urin. Die Engländer, welche hier beftändig wohnen, find dieſer grauſamen Krankheit wenig oder faſt gar nicht un⸗ terworfen. Dieß ſchreiben fie dem beftändigen Gebrauch des Fichten⸗Biers zu; * ein Getraͤnke, welches eben die⸗ ſelben, oder vielleicht noch groͤßere Eigenſchaften, als das Teer⸗ Die Engländer nennen es Spruce - Beer, und machen es folgender Geſtalt. Sie kochen die Spitzen von Americaniſchen Fichten, oder in deren Ermangelung von kleinen Tannen ſo lange im Waſſer, bis dieſelben gelbe werden und die Rinde abgehet. So dann neh⸗ men ſie ſolche aus dem Waſſer, und thun zu ungefehr vier Maßen dieſes abgekochten Waſſers ein halbes Noͤ⸗ fel Syrup. Mit dieſem wird es noch einmahl gekocht, bis ſich ein Schaum darauf ſetzet, und ſo daun in ein Faß gegoſſen, worin zuvor etwas kaltes Waſſer gethan worden, und zwar zwey Gallons, wofern das Faß des - ren zwoͤlſe hält. Wenn das Faß voll iſt, feuren fie eine Flinte, die mit fehr wenigem Pulver ohne Schieß⸗ pfropfen geladen worden, in das Spundloch ab; dieſes bringt es zur Gaͤhrung, und innerhalb vier und zwanzig Stunden iſt der Trank fertig und kan getrunken werden. An Account of a Voyuge &c. P. I. P. 169, 170, Andrer Theil. 225 Teer⸗Waſſer hat. Die Leute in den vier Fackokehen zu Churchill, Nork⸗Fort, Albany, Mooſe River trin⸗ ken es häufig und befinden fich dabey ſo wohl, daß, ob fie gleich auf hundert Koͤpfe ſtark ſind, dennoch zuweilen ſie⸗ ben Jahre vergangen ſeyn, ohne daß ihnen ein Mann ge⸗ ſtorben waͤre; welches ein ſo merkwuͤrdiger Umſtand iſt, daß ich glaube, keiner von meinen Leſern werde mich ta⸗ deln, daß ich ihn angefuͤhrt habe. Als die Botsleute beyder Schiffe in dieſemt erbaͤrmli⸗ chen Zuſtande waren: ſo ſparte man bey dem Statthalter zu Nork⸗Fort keine Vorſtellungen, damit er uns Bey⸗ ſtand leiſten mögte; und wir hatten um fo vielmehr Urſa⸗ che zu hoffen, daß dieſelben nicht fo vergeblich ſeyn wuͤr⸗ den, als fie waren, weil alles, was wir von ihm verlaͤng⸗ ten, allein darin beſtund, daß er den Indianern erlau⸗ 19 moͤgte uns mit friſchen Lebensmitteln zu verſehen. Ich ſage erlauben; denn ſie wuͤrden es gerne gethan ha⸗ ben, wenn nicht böfe Kunſtgriffe wären gebraucht worden um ſie daran zu hindern. Es iſt gewiß was unerhoͤrtes, daß die Grauſamkeit der Chriſten die Ehriſten nicht den Beyſtand genießen ließ, welchen die Indianiſche Leut⸗ feeligfeit ihnen ſonſten gewiß geleiſtet haben wiirde, Allein, was ſoll ich ſagen? Den Indianern war ver⸗ boten uns nahe zu kommen, oder uns mit dem geringſten zu verſehen; und dieſes aus einer zaͤrtlichen Neigung ge⸗ gen ſie, weil eine anſteckende Krankheit unter uns waͤre welche ſich unter ſie und ihre Familien ausbreiten moͤgte; andrer Theil. P und 5 rn y Fi -, — 3 — a Ma mean * — —— ——— 2 r r „yo u” . ie Di ee ee a > ” 2 — — — u —üU4E : Seen = 8 — — u EEE a gen 3 -. rem — IE Br 2 2 — u — — — gr — * 7 0 — 0 - 2 - Ban ——— 5 — . — > 222 4 — * . 226 Reife nach Sudſons Meerbuſen. und naͤchſtdem, weil wir ſo wohl ihre als der Englaͤnder Feinde waͤren. Durch dergleichen Vorgeben wurden die Indianer abgeſchreckt und wollten ſich unſrem Aufent⸗ halt nicht naͤhern. Allein, warum dergleichen Geruͤchte ausgeſprenget worden, les ſey denn, daß der Statthalter zu folge ſeiner Befehle nicht ungehorſam ſeyn durfte,) iſt nicht leicht zu entdecken. Aus Furcht eines Mangels konnte es nicht geſchehen; denn mit Wildpret, Rebhuͤh⸗ nern, Fiſchen ꝛc. hätten die Indianer uns ohne Nach⸗ theil der Factoreyen uͤberfluͤßig verſehen koͤnnen und wollen. Eben ſo wenig konnte es aus einem eigennuͤtzigen Bewe⸗ gungs⸗Grunde in Anſehung des Handels herruͤhren; denn dieß waren keine handelnde, ſondern einheimiſche Indig⸗ ner. Die erſtern waren zu dieſer Zeit weit in dem Lan⸗ de; die letztern wohnen beſtaͤndig um die Factoreyen, und ihre eigentliche Arbeit iſt Lebensmittel zu verſchaffen. Allein dieſe Dinge, die man ihnen eingebildet hatte, waren hernach ſo wohl der Handlung als uns ſchaͤdlich; denn weil fie ſich weit ausbreiteten, thaten fie eine ſolche Wuͤr— kung in den Gemuͤthern dieſer ſchlecht urtheilender Leute, daß im folgenden Jahre ihrer nur wenige nach Nork— Fort kamen. Die einzige Abſicht hiebey war demnach uns Elend und Noth zu verurſachen, und dieſe erhielten fie vollkommen. Die iſt der Beyſtand, welchen alle, die eine nordweſtliche Fahrt ſuchen wollen, von ſolchen Nach⸗ baren zu gewarten haben. Es erhellete ſolches auch noch klaͤrer, da ſich der Statthalter endlich theils durch Sue Andrer die Erlaubniß zu geben, daß ſie uns zehn Stuͤcke Wild liefern durften, wofür wir mehr als den zehnfachen Werth, den ſie ihm koſten, in geſalzenen Eßwaaren be⸗ zahlten. | Den ganzen Monat Januarius hielte der Winter beſtaͤndig an; das Wetter wechſelte zwar ein wenig ab; es war zuweilen dunkel und ſtuͤrmiſch, wobey der Wind eine große Menge Schnee vor ſich hertrieb; und ein an⸗ der mahl hatten wir ziemlich helle Tage: allein der Froſt daurete in einem fort und war ſehr ſtark. Die Rebhuͤh⸗ ner und Caninchen, deren wir bisher eine ziemliche Anzahl bekommen hatten, fiengen nunmehro an rar zu werden. Unſre Leute wurden auch allmaͤhlich krank, und es befand ſich kaum einer unter unſerm Schiffs⸗Volke, der nicht mehr oder weniger mit dem Scharbock behaftet war, ſo daß am Ende des Monats auf unſerm Schiffe einer, und auf der California zween Botsleute an dieſer Krankheit ſtarben. Im Monat Februarius blieb das Wetter bis zur Mitte deſſelben faſt eben fo; fo dann aber ward es gelinder, und weil der Wind ſich nach Suͤd⸗Weſten wand⸗ te, ſo thauete der Schnee ſehr geſchwinde auf. Von da an hatten wir veraͤnderliches Wetter; zuweilen war es ſehr leidlich, und ein andermahl recht grimmig kalt. Jetzo ſtarb ein Botsmann von der California, und einer von unſern Leuten hatte das Ungluͤck, daß er durch den Schuß einer Flinte, welche unvermuthet los gieng, drey Finger P 2 Theil. be, theils durch andre Mittel bewegen ließ den Indianern verlohr, 223 Reife nach Hudſons Meerbuſen. verlohr. Den 23ſten dieſes Monats ward der Befehl ers tbeilet das Eis um die Schiffe wegzuhauen, welches mit Eis⸗Scheeren und Hacken verrichtet ward. Man glaub⸗ te, daß es eine beſchwerliche Arbeit ſeyn wuͤrde: allein da man ſie unternahm, ſo fand man alsbald, daß ſie nicht bis auf den Boden eingefroren waren; daher die Arbeit eine geſunde und angenehme Bewegung war, wobey das Volk taͤglich nur eine kleine Weile Hand anlegte, und den⸗ noch ward es ſo wohl bequemlich als geſchwinde verrich— tet. Unſre Canonen und die meiſten andern ſchweren Sachen wurden nach Nork-Fort auf einem großen Schlitten herunter geſchickt, damit das Schiff deſto leich⸗ ter ſeyn moͤgte, wenn das Eis aufgienge, welches wir dem aͤußerlichen Anſehen nach ſehr geſchwinde vermutheten. Im Monate Werz hatten wir Proben von allen Arten des Wetters, welches man in dieſem Lande antrifft. Zuweilen war es nicht allein maͤßig, ſondern auch gewiſſer Maßen warm; und ein ander mahl wieder ſo kalt, als es jemahls geweſen, jedoch groͤſtentheils leidlich und ange⸗ nehm, ſo daß der Schnee allenthalben, wo er an der Sonnen lag, ſchmolz; und gegen das Ende des Monats fieng einiges Gras an auf den gegen Suͤden liegenden Ufern hervor zu wachſen. Um dieſe Zeit wurden auch die Fluͤſſe und Flaͤchen mit Waſſer bedeckt, ſo daß wir ſehr befuͤrchteten, das Eis würde plotzlich und mit Gewalt aufbrechen, welches in dieſen Gegenden gar nichts ungez woͤhnliches iſt. Um nun allen uͤblen Folgen vorzubeugen, welche wir in dieſem Fall vorher ſehen konnten, ward Befehl Andrer Theil. | 229 Befehl gegeben alles auf dem Schiffe in fertigen Stand zu ſetzen; und nachdem man es mit Feuer wohl erwaͤrmet hatte, ward eine hinlaͤngliche Anzahl Botsleute nebſt den gehoͤrigen Officieren an Bord geſchickt um darauf Acht zu haben. Dieſen Monat ſtarb uns noch ein Mann, und verſchiedene von unſern Leuten befanden ſich in einem ſehr ſehr ſchlechten Zuſtande: allein mit dem Volke auf der California beſſerte es ſich um dieſe Zeit ziemlicher Maßen. Der April fieng auf eine ſolche Weiſe an, daß wir von der Furcht, welche wir wegen des aufgehenden Eiſes hat⸗ ten, ziemlich befreyet wurden. Denn die Winde wandten ſich nach Nord⸗Oſten, welche eine ſtrenge und ſcharfe Kaͤl⸗ te nebſt Schnee und Hagel mit ſich brachten; welches je⸗ doch allhier in dieſer Jahrs⸗Zeit gar nichts ungewoͤhnliches iſt. Allein dieſer Veraͤnderung ungeachtet ließen wir uns die Anſtalten, die wir gemacht hatten, im geringſten nicht leid ſeyn, weil ſie, wie wir wuſten, nach der Beſchaffen⸗ heit der Sachen eingerichtet und folglich ſehr noͤthig wa⸗ ren. Um dem Leſer dieſes verſtaͤndlich zu machen, muß ich anmerken, daß, wenn das warme Wetter ſich eher, als gewöhnlich, einfindet, der Schnee in den ſuͤdlichen Ge⸗ genden des Landes um Hudſons Bay ſchmilzt und in großen Fluten herunter kommt, welche das Eis, ehe es N | durchgehends aufgeloͤſet iſt, fortreißen, bis es einen ſolchen A | Wiederſtand findet, der es eine Zeitlang aufhält; und ſo dann wird das oberfte Eis und das Waſſer, worin es ſchwſanmt ‚ in feinem Lauf gehemmet, bis es ein ſolche 7 3 | Staͤr⸗ — * a * f » P- 1 . rt € 1 7 — — — — ne ee .r * ur ee er N —— * * 3 . ²˙ VNA EEE TT S — FE N — or x r us — — ee — — > — can — meer ten - - — = 2 —— — — * 2 230 Reiſe nach Audfons Meerbuſen. Staͤrke bekommt, welche allenthalben mit Gewalt durch⸗ bricht und ſo wohl das anliegende Land unter Waſſer ſetzt, als auch die Ufer, Baͤume und alles, was ſeiner Wut im Wege iſt, mit ſich fuͤhret. Die nennen die hieſigen Englaͤnder eine Suͤndflut; und aus die ſer Urſache iſt es ſehr gefaͤhrlich ein Schiff an einem Orte, wo ein Strom fließt, uͤberwintern zu laſſen. Denn ob wir gleich den Wuͤrkungen deſſelben glücklich entgiengen: fo fol dieſes doch nicht zum Exempel dienen; und die oberwehnte Vorſicht iſt gewißlich ſehr wohl gegruͤndet. Den ısten April begruben wir einen von unſern Bots⸗ leuten. Er war ein großer Brandtwein⸗Saͤufer geweſen, und daher hatte der Scharbock feiner auch nicht geſchonet. Die Erde war ſo hart gefroren, daß es drey oder vier Ta⸗ ge Arbeit koſtete um ein Grab zu machen: allein wenn die Leichen einmahl wohl hinein gelegt waren: ſo blieben fie unbeſchaͤdigt und unverweſet, und werden dem Anſehen nach bis an das Ende der Welt alſo bleiben, wo⸗ fern nicht eine große Veraͤnderung in dieſer Gegend vor- gehet. Den ıgten ſieng das Wetter an beſſer zu werden, und da der Wind ſich nach Suͤden wandte, bekamen wir ei⸗ nen feinen und angenehmen Regen, den wir in den ver⸗ gangenen ſechs Monaten nicht geſehen hatten, und der uns daher deſto mehr willkommen war. Die Voͤgel beſuchten uns nunmehr nach einer Abweſenheit von ſechs Monaten auch wieder, namlich diejenigen, die in dieſem Lande gewöhnlich ſindz / Andrer Theil. ſind; und mit denſelben kam eine Menge wilder Voͤgel 23¹ von allen denen Arten, die man in den nordlichen Theilen von Europa ſiehet, als Ganfe, Enten ꝛc. ꝛc. Es ſtellte ſich auch ein großer Flug kleiner Voͤgel ein, die meiſten⸗ | theils eine ſchwarze unangenehme Farbe hatten; allein ihr lieblicher Geſang erſetzte alles dasjenige hinlaͤnglich, was ihnen an ihrem Gefieder fehlte, ſo daß ihre Geſellſchaft war. Nach dieſem hatten wir wieder einen kurzen Winter mit kalten Winden, ſtrengem Froſte, vielem Schnee und ſehr ungeſtuͤmen und ſtuͤrmiſchem Wetter, welches unge⸗ faͤhr bis zum 6ten Maͤy daurete. Alsdenn fand ſich das warme Wetter wieder ein, und die Bucht, worin die Schiffe lagen, war völlig von dem Eiſe frey, welches un⸗ vermerkt vergieng, obgleich der Fluß noch immer hart ge⸗ uns wegen ihrer wohlklingenden Stimmen höchft angenehm froren war. Dieſes trieb die Fiſche in die Bucht, wo wir eine Menge derſelben mit unſern Netzen fiengen. Die Refolution (denn dieſen Namen gaben wir dem langen Bote, als wir es verlängert hatten,) war nunmehro völlig fertig, ſo daß wir es den 10ten zu großer Freude aller derjenigen in das Waſſer ließen, welche einen gluͤcklichen Fortgang der Entdeckung wuͤnſchten und welche ſich von dem, was man mittelſt dieſes Fahrzeuges ausrichten wuͤr⸗ de, große Hoffnung machten. Vom gten bis zum ı6ten hatten wir veraͤnderliches Wetter mit ſcharfem Froſt, Schnee, Schloſſen, Hagel und Regen, welcher, ſo wie er P 4 fiel » 232 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ſiel, fror, ſo daß alle Baͤume mit Eis bedeckt waren. Den 1öten gieng das Eis in dem Canal von Hayes Fluſſe ab und floß allmaͤhlig mit dem Strome fort. Unſer Schiffs⸗ Volk war dieſe ganze Zeit hindurch beſtaͤndig beſchaͤftiget die Schiffe in den Stand zu ſetzen, damit ſie den Fluß herunter gehen koͤnnten; und am 29ſten darauf zogen wir dieſelben auch mit Huͤlfe einer ſehr hohen Flut, die von eis nem nordweſtlichen Winde verurſacht worden war, recht bis zur Muͤndung der Bucht, allwo wir auf den Grund geriethen und daſelbſt bis zum 2ten Junius lagen. Und ob wir gleich das ſonderbare Gluͤck hatten, daß die Flu⸗ ten hoͤher als ſonſt, ſtiegen: ſo koſtete es uns doch keine geringe Arbeit uns davon ſo bald los zu machen. | Den zten und zten dieſes Monats fiel noch etwas Schnee, und das Wetter war rauh und kalt, welches man den Abſchied des Winters nennen moͤgte. Denn von der Zeit an war das Wetter allezeit ziemlich warm. Den sten fuhren uns neunzehn Indianiſche mit Fellen bela⸗ dene Kaͤhne in ihrem Wege nach Nork⸗Fort vorbey, und den folgenden Tag folgten ihnen noch ſiebenzig. Dieſe Leute kamen aus den weiter in das Land hinein liegenden Gegenden und giengen nach unſern Factoreyen um ihre Waaren zu verkaufen. Den gten kamen unſre Schiffe den Fluß bis zur Factorey herunter, allbo wir unſren Schiffs⸗Vorrath und Proviant x. einnahmen, in der Abſicht unter Segel zu gehen und die Entdeckung, zu welcher wir ausgeſchickt waren, zu verfolgen. | | Ehe Anderer Theil. 233 Ehe ich mich in die Erzählung unſrer Begebenheiten in dieſer Reiſe einlaſſe, halte ich es für dienlich eine Nach⸗ richt von dieſer Colonie, von der anliegenden Kuͤſte und von der Beſchaffenheit der Handlung zu geben, um de- rentwegen ſie angelegt worden iſt. Und dieſes thue ich um deſto lieber, weil ich vermuthe, daß meine Nachrichten allen Arten von Leſern fehr angenehm ſeyn werden, weil fie fo wohl das angenehme der Neuigkeie, als dieſen noch wich⸗ tigern Vorzug haben, daß fie überaus nuͤtzlich ſeyn koͤn⸗ nen; zumahl in Betracht der Ausfuhre unſrer Landes- Manufacturen, welche dadurch in einem weit groͤßern Grade, als bisher geſchehen iſt, und ſo gar vor der Ent— deckung der nordweſtlichen Fahrt befoͤrdert werden kan; ſo daß daraus ein unmittelbarer Vortheil fuͤr die Nation und inſonderheit für die Armen, welche vornehmlich mit Verfertigung der groͤbern Arten 0 unſern wollenen Waa⸗ ren beſchaͤftiget find, entſtehen dürfte. Nork⸗Fort liegt an dem füdlichen Arm des Fluſſes bey Port Nelſon, welcher Haͤyes Fluß genannt wird, ungefaͤhr fuͤnf Engliſche Meilen von ſeinem Einfluß in die See, unter dem syften Gr. 20 Min. nordlicher Breite, und dem gzften Gr. 58. Min. weſtlicher Lange von dem Londonſchen Mittags - Zirkel, welche ich mittelſt einer den ıgten Febr. 1747. eingefallenen und hier ſorgfaͤltig beobachteten Mond⸗Finſterniß ausgerechnet habe. Die Wahrheit zu ſagen iſt es nur ein viereckigtes Haus, wel⸗ | ches auf den Seiten von vier kleinen Bollwerken befchii- J 3 hel es 2 x — * # — — 2 2 ri — * B 2‘ Tu nn pie * 7 5 2 nr 1 9 e 4 . N — N ke — £ — — — , _ * — . ne nl nn — ns - > u 2 — ae * Fr u. N zw m cc N un en ee EN EEE LT .. m — — — 2 Ze Face . — E _ — = = 2 2 = u — ee ——— - a — —— RE Eu u EU Bin te 234 Reife nach Sudſons Meerbuſen. "Get wird. Di.ieſe find alle gedeckt und jetzo in Wohn⸗ oder Vorraths-Haͤuſer verwandelt. Auf jeder von den Cortinen find drey kleine Steinſtuͤcken aufgeführt, und al⸗ les iſt mit Palliſaden verwahret; eine Batterie von ziem⸗ lich großen Canonen beſtreicht den Fluß; zu Beſchuͤtzung dieſer Batterie iſt eine kleine Bruſtwehre von Raſen auf⸗ geworfen, und zu Krieges-Zeiten beläuft ſich die Anzahl der dort befindlichen Leute ungefaͤhr auf drey und dreyßig. Man wird aus dieſer Beſchreibung leicht erſehen, daß wie ſuͤrchterlich auch Nork-Fort den Wilden ſcheinen mag, es jedoch gar nicht vertheidiget werden koͤnne, wenn es einmahl von einem Europaͤiſchen Feinde foͤrmlich an⸗ gegriffen werden ſollte. Ungefähr ſieben Eugliſche Meilen von dieſem Fort iſt ein großer Haufen auf einander gelegter Steine und unter denſelben befinden ſich ſehr viele vollkommen runde und an Große den fechepfündigen Kugeln gleichende Feuer⸗ ſteine; und die hier wohnenden Englaͤnder glauben weis⸗ lich, daß die Franzoſen ſie in dieſe Form gebracht haͤt⸗ ten, um damit ihre Canonen zu laden, als ſie den Platz angriffen. Ich fuͤhre dieſes als was merkwuͤrdiges in der Natur-Geſchichte und als ein deutliches Kennzeichen an,“ daß dieſes Land einen Haufen Metalle, und zwar von den koſtbarſten Arten habe. Denn die Feuerſteine halten alle⸗ zeit ein wenig Gold in ſich, und ſind oft ziemlich reich an Silber; aber fo viel man weiß, führen fie kein Bley oder Zinn bey ſich. Dieſer Andrer Theil. 235 Dieſer Ort wird in allem Betracht für die wichtigſte Colonie der Sudſons⸗ Baͤy⸗Geſellſchaft gehalten: zus mahl allhier ihr wichtigſter Handel getrieben wird, und man rechnet, daß fie jährlich zwiſchen vierzig und funfzig tauſend koſtbare Felle einkaufen; und nach den Berichten, die ich von verſchiedenen Perſonen empfieng, die wegen ihrer Ueber⸗ einſtimmung mit einander mir deſto glaubwuͤrdiger ſchie⸗ nen, moͤgte dieſer Handel mit ſehr geringem Fleiß fünf mahl uͤber ſeinen jetzigen Werth vergroͤßert werden. Al⸗ lein die Geſellſchaft handelt hiebey nach einer wunderlichen Staatskunſt, zum wenigſten, wenn man ſie in Abſicht auf die Nation betrachtet, weil fie die Factoreyen abſchreckt die Handlung zu erweitern, und ſich nicht die geringſte Muͤhe giebt ſich den Franzoſen zu wiederſetzen, welche ihnen täglic, Eingriff thun, indem fie ſich bey ihren Fluͤſſen niederlaffen und bie ee Arten von Fellen, als Des - tern, Marder oder Zobel, auffangen, welche ſie deswegen kau⸗ fen, weil ſie die leichteſten ſind und folglich am bequemſten durch ein Fuhrwerk fortgebracht werden koͤnnen. Denn die Oerter, wo ſie dieſelben kaufen, ſind von den Fran⸗ 2 zoͤſiſchen Colonien fo weit entfernt, daß ſchwere und grobe Waaren ihnen wenig Vortheil bringen würden, Sie haben auch zu dieſem Gewerbe die ſchoͤnſte Gelegen⸗ heit, weil die Einwohner allezeit lieber mit ihnen als den Englaͤndern handeln moͤgen. Die Urſache dieſes Vorzuges, den ſie den Sinscfe geben, iſt fehr handgreiflich und beſtehet darin, daß fie ö | die — —— 8 ee 2 . 6 — — dee - TE ET ar 2 dr) > En 4 — Some 82 — Bars 2 L Pan — — — — — — — 2 2 — — — — dr * — * 9 2 “ - — — — — — 2 —— r — * > —— * * — rer. — 22—— — 236 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. die Waaren beſſer bezahlen, als die Englaͤnder, wie es | offenbar erhellen wird, wenn man den Preis betrachtet, welchen die Geſellſchaft bey ihrer Handlung feſtgeſetzet hat. Bey dieſem Preiſe kommt es darauf an, daß alle Felle in Bieber verwandelt werden; alſo rechnen ſie z. E. zween Otter auf einen Bieber, eben ſo drey Marder, und mit den andern Fellen wird die Rechnung auf gleiche Wei⸗ ſe gemacht; abgleich ein jedes von dieſen Fellen wuͤrklich mehr werth iſt, als ein Bieber; und folglich bezahlen die Einwohner unſre Waaren dreymahl ſo theuer, als ſie die⸗ ſelben von den Franzoſen kaufen koͤnnen. Die India⸗ ner haben zwar Bieberfelle genug, um dasjenige, was ſie beduͤrfen, dafuͤr zu handeln: allein, da dieſe ſchwer und nicht gut fortzubringen ſind, ſo ſehen ſie ſich genoͤthiget die leichteſten und die am beſten abgehen, mit ſich zu führen, welches für fie ein großes Ungemach iſt; und wenn die Franzoſen den nordlichen Colonien ſo nahe waͤren, als fie den ſuͤdlichen ſind, fo würde gewißlich die Handlung der Geſellſchaft bey weitem nicht ſo betraͤchtlich ſeyn, als ſie iſt. Denn zu Mooſe-River und Albany koͤnnen die Factoreyen ſchwerlich etwas zu kaufe bekommen, außer was die Franzoſen nicht haben wollen. Und dennoch konnte dieſem Uebel leicht abgeholfen werden, wenn fie in dem Handel ein wenig billiger verfuͤhren. Denn gleichwie es auf einer Seite gewiß iſt, daß die Einwohner keine be⸗ ſondere Neigung zu den Franzoſen haben: alſo iſt es auf der andern nicht weniger unſtreitig, daß wir nicht allein im im Stande find eben fo wohlfeil, als fie, ſondern noch wohlfeiler zu verkaufen, welches wir auch ohne Zweifel thun würden, wenn dieſer Handel kein Monopoliüm waͤre. Die Geſellſchaft beobachtet noch eine andre ſonderbare Regel in ihrer Verfaſſung, welche darin beſteht „daß ſie ihre Factoren gemeiniglich aus den ſchlechteſten und uns wiſſendſten unter ihren Kauf- Dienern erwählen, und es iſt leicht zu erachten, daß ſolche Leute am wenigſten ge⸗ ſchickt find die Handlung in Aufnahme zu bringen, inſon⸗ derheit, da fie es mit fo verſchlogenen und wohlerfahrnen Mitwerbern, als die Stanzofen find, zu thun haben. Jedoch muß man geſtehen, daß ſie Spitzfuͤndigkeit genug befigen die armen Indianer zu betruͤgen, und daß fie ſich kein Gewiſſen machen dieſe Geſchicklichkeit auf das aͤußer⸗ ſte zu treiben, indem ſie ihren Daumen in das Maaß halten, wenn fie ihnen Schieß- Pulver verkaufen; und den Brandtwein um die Haͤlfte mit Waſſer vermiſchen, wenn fie ihnen ſolchen überlaffen. Sie verkaufen auch un- ter dem von der Geſellſchaft geſetzten Preis; und mittelſt dieſer Kunſtgriffe und des Verkehrs mit mit den obge⸗ dachten Quackſalbern, welche fie mit den- Mitteln ihre Landsleute zu betrugen verſehen, bringen ſie, wenn man noch die Geſchenke der Indianer dazu rechnet, den ſo genannten Ueberſchuß in dem Handel heraus, welcher bey nahe ein Drittel des ganzen ausmacht. Wenn man dieſe Umſtaͤnde erwegt, ſo wird es einem gar nicht wunderbar Anderer Theil. 27 vor⸗ dl —— — en N r ” > 2. u a) > — —y—ñ — — a ie - u x are ir n — A ———— Br — — — — 2 u — 9 r u — 238 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. vorkommen, daß die von der Geſellſchaft ausgefuͤhrte Waaren wenigſtens insgemein ſich nicht über drey oder vier tauſend Pfund jährlich belaufen; oder daß faſt inner⸗ halb vierzig Jahren, naͤmlich von 1699 bis 1738. von ihnen nicht mehr als ſechzig tauſend Pfund an Waaren aus dem Koͤnigreich geſchifft worden, welches in Betracht des ge⸗ meinen Beſten mit Wahrheit eine Kleinigkeit genannt werden mag, obgleich, wenn man die Sache allein in Anſehung der wenigen Perſonen betrachtet, die an dieſem Handel und dem uͤberaus großen Vortheile, * der dadurch mittelſt eines kleinen Capitals gewonnen wird, Antheil haben, ihr Betragen fuͤr nicht ſo ungereimt gehalten wer⸗ den dürfte, als es bey dem erſten Anblick ſcheinet. Es iſt auch keine neue Entdeckung in dem Handel, wenn ein gez wiſſes Gewerbe ſo getrieben wird, daß es nur wenigen Leuten einen großen Vortheil bringe, und zugleich einer ganzen Nation ſchaͤdlich ſey. Daß ſich dieſes in dem gegenwaͤrtigen Fall wuͤrklich alſo befinde, wird ein unparteyiſcher Richter handgreiflich einſehen, der auf die bequeme Lage ihrer Handels-Plaͤtze, die zahlreiche Voͤlker in ihrer Nachbarſchaft, die große Menge Felle, welche fie haben, und ihre Bereitwillig⸗ keit 4 * Durch den unmaͤßig hohen Preis, für welchen die Ge ſellſchaft ihre Wagren den Indianern verkauft, ge— winnt ſie 2000 pro Cent. An Account of the Countries adjoining to Hudfon’s Bay, by Arthur Dobbs. p. 3. 1 Andrer Theil. 2:9 keit fie uns fin unſre Waaren zu uͤberlaſſen, Acht haben und zugleich die große Handlung in Betrachtung ziehen will, welche die Franzoſen mit dieſen Völkern treiben, ohne ſolche bequeme Handels⸗Plaͤtze zu haben, und ungeachtet fie dabey fo viele andre Ungemächlichkeiten ausſtehen müf: ſen. Wer alles dieſes erwegt, wird auch leicht wahrnehmen, daß, wenn weiter herauf bey den Fluͤſſen Handels- Platze angelegt, die Einwohner gehoͤrig angefriſcht und die Hand⸗ lung auf einen guten und billigen Fuß geſetzet wuͤrde, wel⸗ ches ſo gar auch den Englaͤndern zum großen Vortheil gereichen muͤſte, aller dieſer Unfug gar bald abgeſtellet werden koͤnnte. Es würden fo dann zehamahl mehr von unſern Manufacturen an den Mann gebracht, und der Handel den Franzoſen, welche kein Recht dazu haben, wieder aus den Händen geſpielet werden. Unſre Kuͤnſtler wuͤrden zu Hauſe, und unſre Seeleute draußen mit einer betraͤchtlichen Anzahl Schiffen beſchaͤftiget ſeyn, und auf dieſe Weiſe wuͤrden die Reichthuͤmer in unſer Vaterland gebracht werden, welche dieſe Handlung gewiß zuwege bringen kan, und wovon jetzo nur ein kleiner Theil in den Beutel einer Handvoll Leute kommt, welche zufrieden ſind, daß ſie nur wenig einbringt, wenn ſie nur alles, was ſie ihren Anſtalten zu folge einbringt, genießen. So moͤgte die Handlung der Engländer in Hudſons⸗Baͤy beſchaf⸗ fen ſeyn, und ſo iſt ſie wuͤrklich beſchaffen! Da ich nun mein Verſprechen gewiſſer Maßen, und wie ich hoffe, zu des Leſers Vergnuͤgen erfuͤllet habe: fo n "N Wok ——— Ti — — no n 1 — - — 1 « . ER 2 — * * gs DE - — 8 1 - de . \ \2 — — — — . tg . E 2 — “ 1 8 ra * * u. — n 7 u | 22 r er * Ar. eren Ps — — ’ a — — m en N —ů > a u’. & > 2 1 * 8 * - N RO De 2 Bl > 2.0 Reife nach Sudſons Meerbuſen. wollen wir zu unſrer Reiſe zurückkehren. Den 22ftett Junius giengen wir auf drey Engliſche Meilen unter⸗ halb der Engliſchen Factorey herunter, wo wir uns vor Anker legten und unſren übrigen Schiffs-Vorrath ein⸗ nahmen. Hier begrub die California den andern von ihren Botsleuten, welcher ſich ſeit unſrer Abreiſe aus England uͤbel befunden und ſich immer verſchlimmert hatte. Den 23ſten liefen wir weiter nach einem Orte herz unter, welcher die fünf Klaftern Soͤle genannt wird, und wo wir dieſelbe Nacht ankerten. Als wir den 24ſten guten Wind hatten, lichteten wir den Anker und giengen uͤber die Untiefen, ſo dann aber nordwaͤrts auf die Ent⸗ deckung. Den 25ſten ſegelten wir durch viel gebrochen Eis: allein da wir uns dicht am Lande hielten, vermieden wir die geößeften Stücken deſſelben, ob wir fie gleich grö- ſtentheils immer im Geſichte behielten, bis wir nordwaͤrts von Cap Churchill kamen, allwo wir eine reine See fanden und bis zum letzten dieſes Monats ohne Schwuͤrig⸗ keit fortgiengen, da wir die Centry-Inſel in dem Sıften Gr. 40 Min. nordlicher Breite entdeckten. Den ıften Julius kam die Reſolution der Dobbs⸗ Galley an die Seite und nahm Proviant und See: Be duͤrfniſſe für zehn Mann auf zween Monate ein. Als dieſes geſchehen war, gieng der Hauptmann Moore mit acht Botsleuten und mir an Bord in der Abſicht die Kuͤ⸗ ſte Andrer Theil. 241 ſte zu unterſuchen.“ 1 wir das Schiff verließen, gab der * Hier wird dem Verfaſſer und dem Hauptmann Moor verſchiedenes zur Laſt gelegt, wovon der oſt angeführte U Schriſtſteller ſich alſo verlauten Lift: Er (der Hauptmann Moor) hatte auf Zureden des Zeichners Ellis (denn alſo nennt er ihn beſtaͤndig /) einen Entwurf gemacht von feinen Verhaltungs⸗Befehlen abzugehen. Und um den: felben auszuführen Hatte er fein langes Boot an das Land bringen und verlängern laſſen, welches er nun einen Schooner nennete. Dieſer Entwurf war nord⸗ waͤrts von Cap Eskimaux ſich dem Lande zu naͤhern und dichte laͤngſt demſelben bis der Marmor ⸗Inſel gegen über zu laufen, woſelbſt das ©: chiff liegen blei⸗ ben ſollte. Wiewohl dieſer Entwurf an ſich ſelbſt nicht übel feyn mogte: ſo war er doch der Abſicht der Der haltungs⸗Befehle ausdrücklich zuwieder, welche deut— lich anzeigten, daß wir in die Piſtolen- Bay / Ran ins Inlet oder wagers Sluß einlaufen ſollten, wo⸗ gnderer Theil. | g ſten fern wir nicht zufaͤllger Weiſe in einen dazwischen lie, genden Arm von der See geriethen. Außerdem war es auch dem Schluſſe zuwieder, den ſie gemeinſchaftlich bey Anfange des Winters gemacht hatten Rankins Inlet zu unterſuchen. Die Hindauſetzung der Ber haltungs⸗ Befehle, für deren Beobachtung und Aus⸗ richtung Hauptmann Moor eine Sicherheit von fuͤuf hundert Pfund beſtellet hatte, war, meiner Meynung nach, für ihn eine ſehr wichtige Sache, weil, wenn die Unternehmung mißlingen ſollte, er dadurch in die Strafe verfallen konnte, welcher der e im gering⸗ Reife nach Hudſons Meerbuſen. der Hauptmann dem Schiffer Befehl nach der Marmor⸗ Inſel zu gehen und daſelbſt ſo lange zu warten, bis wir 2 et 222 — 1 I nu Lee ne rt et np — 2 er — "er A hi * * — ; — 4 * * 9 zu ſten nicht unterworfen war. Der Hauptmann Moor konnte nicht ſagen, was für Schwuͤrigkeiten er antref— fen und wie viele Zeit er verlieren moͤgte; und ſo viele Zeit, als auf dieſe Unterſuchung verwandt ward, fo viel muſte ihm unſtreitig abgehen um die in den Verhal; tungs⸗Befehlen beſtimmte Unterſuchung zu verrichten; worin er hoͤchſtens zu tadeln war, vornehmlich, da er keine beſondre Urſache hatte dieſen Weg lieber, als den andern zu nehmen, welchen zu ſegeln ihn ſeine Verhal⸗ tungs Befehle ausdruͤcklich anwieſen. Er konnte auch mittlerweile, daß er dieſem Vorhaben in dem Boote nachgieng, nicht verſichert ſeyn, ob ſein Schiff unbe⸗ ſchaͤdiget davon kommen wuͤrde. Dieſe Urſachen ſtellete Hauptmann Smith dem Hauptmann Moor ernſtlich vor, als er nach Mittage zu ihm an Bord gieng, um ihn von feinem Vornehmen abzuhalten. Hauptmaun Moor war unbeweglich, und es verdroß ihn ungemein, da er ſahe, daß Hauptmann Smith ganz verſchiedene Gedanken hatte; zumahl er hoffete, daß Hauptmann Smith, welcher, wie er wuſte, ein guter Pilot auf dieſen Kuͤſten war, ſeiner Meynung beypflichten wuͤr⸗ de, dahingegen er derſelben ganz unkundig war. Es war auch noch eine andere Urſache, welche den Haupt- mann Moor veranlaſſen mogte des Hauptmann Smiths Geſellſchaft zu wuͤnſchen, welche darin beſtund, daß wenn Hauptmann Smith ſich dieſen Entwurf hätte gefallen laſſen, er dadurch gehindert worden waͤre den Verhaltungs⸗ Befehlen nachzuleben und die * N un zu ihm ſtießen. * Die Schiffe ſegelten darauf nordwaͤrts und wir giengen nach der Kuͤſte, wo wir dieſelbe Nacht Anker warfen. N an Den aten Julius ſetzten wir unſern Lauf der A durch viele Eisſchollen nordwaͤrts fort, welche | und beſtimmten Oerter zu unterſuchen. An Account Fr of a Voyage for the Difcovery of a N. W. Paflage Vol - II. p. 201. 202. Der Verfaſſer der eben angeführten Neiſe⸗Beſchrei— bung macht hierbey dem Hauptmann Moor einen heftigen Vorwurf. Er ſagt: der Lieutenant und der Wundarzt von der Dobbs Galley meldeten dem Haupt⸗ mann Smith, da fie zu ihm bey der Marmor Inſel an Bord kamen: daß ſie kraft der ihnen von dem Hautpmann Moor gegebenen Befehle daſelbſt nicht länger, als bis zum 20ſten Julius bleiben ſollten, daſt ſie alsdenn gehen koͤnnten, wohin ſie wollten, nur daß fie nach der Marmor- Inſel zuruͤckkehren muͤſten; und wenn ſie das Lange But dort nicht antraͤfen, duͤrften ſie ſich daſelbſt nicht länger auſhalten. Dieſe Befehle; Liegt obgedachter Verfaſſer hinzu,] waren dem Haupt⸗ mann Smith und ſonſten jedermann gänzlich verbor⸗ gen, und legten deutlich an den Tag, daß Hanptmann Moor zu feinem Schiffe nicht zuruͤckkommen wolte, wofern er die Durchfahrt entdeckte, und daß, wenn er fo glücklich wäre dieſes zu verrichten, er fo denn Bloß deswegen zu dem Schiffe zuruͤckgehen wuͤrde, um dar; auf nach Haufe zu fegeln und die ganze Ehre und Be lohnung fuͤr die Entdeckung allein zu erlangen, Vol. IL, P-. 224. 225. ö 2 Anderer Theil. 243 . 8 — ER ae 2 = — x - “x, — ann es 5 * * 5 — 5 = > vr rn -.. — g — nn ei A —— — — —Ä—̃ nn “ et ade j - .< N mg * rn — 8 * - — — — 244 Reife nach Hudſons Meerbuſen. welche nebſt den felſigten Untiefen, die ſich zwo oder drey Meilen in die See erſtreckten, ihn ſehr gefaͤhrlich mach⸗ ten. Die an der Seekuͤſte nordwaͤrts von den Handels⸗ Plaͤtzen der Geſellſchaft wohnenden Eskimaur ließen ſich von einer Zeit zur andern in kleinen Haufen von vierzig oder funfzig beyeinander auf den Hoͤhen der Inſel an der Kuͤſte ſehen. Sie ſchrien und gaben uns durch Zeichen zu verſtehen, daß wir näher kommen ſollten: al» lein wir giengen unſern Weg fort ohne uns an ſie zu kehren, bis wir bey Knights ⸗Inſel in dem 62jten Gr. 2 Min. nordlicher Breite ankamen, wo wir dieſelbe Nacht anker⸗ ten. Wir unterſuchten hier die Flut und fanden, daß ſie bey hohem Waſſer zehn Fuß ſtieg, welches bey dem vollen und neuen Monde um halb fuͤnfe geſchahe. Wir lichteten den Anker und ſuchten nach der weſtli⸗ chen Kuͤſte zu gehen, wo ſich eine große Oeffnung zeigte, allein das Eis hinderte uns derſelben nahe zu kommen. Weil das Wetter ſtuͤrmiſch ward und große Eisſchollen in der See herumtrieben: ſo fanden wir uns genoͤthiget wie⸗ der nach Knights -Inſel zurück zu gehen, allwo wir uns bis zum sten in Sicherheit begaben, da die See viel reiner war. Mittlerweile kamen zween Kaͤhne voller Eskimaur von der weſtlichen Kuͤſte zu uns; und wie wir ihnen zu verſtehen gaben, daß wir Fiſchbein ver⸗ langten, verließen fie uns den Augenblick, kamen aber mit einer betraͤchtlichen Menge deſſelben und einem Hau⸗ fen Blaſen, die mit Thran angefüllet waren, geſchwinde zuruͤck. Andrer Theil. 245 a zuruck. Wir kauften das erſtere für Beile, Meſſer, Stuͤcken von eiſernen Faß-Reifen und andere Dinge; 9 aber weil wir uns mit dem Thran nicht beladen wolten: 10 ſo ließen wir ihnen denſelben, ob ſie ihn gleich gerne ver⸗ kaufen wollten und ihn ſonder Zweifel um ein billiges wuͤrden losgeſchlagen haben. Denn ſie gaben uns außer⸗ dem zu verſtehen, daß ſie ſo wohl davon, als von Fiſch⸗ e beine einen anſehnlichen Vorrath auf den Inſeln hatten, a 0 welche uns gegen Weſten im Geſichte waren, und lagen 1 uns ſehr an, daß wir dahin gehen moͤgten: aber wir fan⸗ 1 den fuͤr gut dieſes abzulehnen, weil wir wegen der Hand na 4 lung nicht dahin gekommen waren. Wir fahen hier große 1 Haufen Seehunde und weiße Wallfiſche. Es lagen uns | N auch verſchiedene Inſeln, als Bibys, Merrys, Jones ıc. 0 im Geſichte „ die alle felſigt und unfruchtbar waren, und * worauf ſich kein einziger Baum, ja nicht einmahl ein we⸗ N nig Gras befand, wenn man das Loffelkraut und etliche 5 \ wenige andre Gewaͤchſe, die man insgemein in Grön- . | land und Lappland findet, ausnimmt. Auf dieſen, ja 5 1 auf allen Inſeln bey dieſer Kuͤſte ſind Graͤber der Eski⸗ | maur und Steine, welche fie fonder Zweifel aus einer ge- in wiſſen Urſache aufrichten; was aber dieß für eine Urſache EN * g ſeyn mag, weiß man bisher noch nicht, obgleich die Sa⸗ 16 42 che ſchon von der Zeit an, da die Englaͤnder dieſe Küften 1 13 wegen der Handlung oder wegen der Entdeckung befucht Ä 17 haben, angemerkt worden iſt. 5 2. Ich — — / — 2 a nn. « ri 4 * 1 — = — 2 — — — run a * ann — ee JS 1 ——— II - F — nn -. — arme mer, 246 Reife nach Audfons Meerbuſen. Ich kan nicht umhin allhier eines Zufalls zu gedenken, der uns begegnete, und der damahls der Gegenſtand unſrer Verwunderung war, ſo wie er hernach der Vorwurf mei⸗ ner ernſtlichen Betrachtungen geworden iſt. Mit einem Worte, als wir zwiſchen dieſen Inſeln und durch das Eis ſegelten, verlohren die Nadeln unſrer Compaſſe ihre ma⸗ gnetiſchen Eigenſchaften; die eine ſchiene ſich nach dieſer, und die andere nach jener Richtung zu bewegen; und den⸗ noch ſtunden ſie gar nicht lange in einer gewiſſen Gegend beſtaͤndig. Wir ſuchten dieſem Ungemach dadurch abzu⸗ helfen, daß wir ſie wieder mit einem kuͤnſtlichen Magnet beſtrichen: allein dieß half uns wenig. Denn wenn ſie gleich ihre Kraft durch dieſes Mittel wieder bekamen: ſo verlohren ſie doch dieſelbe augenblicklich aufs neue; und wir wurden alſo vollig uͤberfuͤhrt, daß dieſes Mittel dem Fehler nicht aus dem Grunde abhelfen wuͤrde. Inzwiſchen bin ich es nicht allein, der die Begebenheit beobachtet hat, weil ein jeder am Bord ſie ſehen konnte; und daher iſt ihre Wuͤrcklichkeit als etwas unſtreitiges zu betrachten: aber das wichtigſte bey der Sache kommt darauf an, daß man von einer Wuͤrkung, die in ihrem erſten Anblick ſo ſeltſam iſt, eine vernuͤnftige und glaubwuͤrdige Urſache anfuͤhre. Die Erörterung ſolcher Fragen, und ſo gar der Verſuch dieſelben zu erörtern iſt hoͤchſt erſprießlich, weil dieſes zu "Beförderung einer nuͤtlichen Erkenntniß dienet und das Capital der Wiſſenſchaft vermehret, in deſſen Beſitz die Gelehrten jetzo ſind. . | Die K. Andrer Theil. | 2047 Die Begriffe, welche die Alten von der Kraft des Magnetſteins hatten, waren ſehr unvollkommen, und da⸗ her duͤrfen wir uns nicht wundern, daß ſehr viel dunkles und verwirretes in den Erklaͤrungen vorhanden iſt, welche fie uns von den Urſachen dieſer Kraft zu geben geſucht has ben. Bey den Neuern behaͤlt vornehmlich die Meynung des de Cartes die Oberhand, und ſolche wird auch von dem Malebranche, Bohault, und andern Schrift⸗ ſtellern behauptet; ja fo gar Herr Boyle und die neuern Weltweiſen nehmen dieſelbe an und bekraͤftigen jie. In dieſer wird zum Grunde geſetzt, daß eine duͤnne, unfuͤhl⸗ und unſichtbare Materie gleich als in Roͤhren aus den Polen der Welt beſtaͤndig fließet, welche ſich um die Erde in den Flaͤchen der Mittags⸗Zirkel bewegt und wieder in den Pol gehet, der demjenigen, aus welchem ſie herkommt, entgegen geſetzt iſt, ſo dann aber aufs neue durch die Po⸗ le parallel mit ihrer Achſe laͤuft; daß der Magnet zwey Pole hat, die der Erde ihren gleichfoͤrmig ſind, und aus welchen eben ſo, wie nur jetzo erwehnet worden, eine Materie gehet; daß dieſe Materie, welche in einen von den Polen einfließt, den Trieb wuͤrket, wodurch das Eiſen ſich nach dem Magnet lenkt, und die Anziehung ver⸗ urſacht. Nun iſt außer der magnetiſchen Materie, wel⸗ che wieder in die Pole des Magnets gehet, beſtaͤndig noch eine Menge derſelben, welche rund um den Magnet fließet und eine Art von Wirbel um denſelben macht. Der Raum, worin ſich dieſe Materie bewegt, iſt die Sphäre D. 4 N der * a 1 } 0 — — | } | iM — > 7 — ————— Ie BZ nn I ea Tr . 248 Reife nach Sudſons Meerbuſen. der Wuͤrkung des Magnets, innerhalb welcher ſeine an⸗ ziehende Kraft eingeſchraͤnket iſt. Was aber feine Rich⸗ tung oder die Wendung einer damit beſtrichenen Nadel nach den Welt-Polen und ihre Senkung zu einem Punkt unter dem Horizont berifft: ſo folgen ſie aus eben dem Grundſatze; denn wenn der Magnet oder die Nadel eine andre Lage hätte: fo würde die magnetiſche Materie auf feine andre Flaͤche umſonſt ſtreichen; und weil fie nicht zu ihm kommen koͤnnte, ſo wuͤrde fie allmähtig feine Lage ver⸗ andern, bis feine $uftlöcher mit dem Lauf der magneti⸗ ſchen Materie uͤbereinſtimmeten: und wenn er einmahl in dieſer Sage wäre, fo würde er aufhören ſich zu bewegen, weil die magnetiſche Materie alsdenn aufhoͤrte feine Ruhe zu ſtoͤren. Die Form oder das Weſen des Magnets be⸗ ſtehet alfo vermuthlich darin, daß er von einer unendlichen Aazahl paralleler Luftlöcher durchbohret iſt, von denen ei⸗ nige die in Streifen gehende Materie von dem Nord ⸗Pole der Welt, und andere die von dem Suͤd⸗Pole zu em⸗ pfangen geſchickt ſind. Daher entſtehen alſo der Nord⸗ und⸗Suͤd⸗Pol des Magnets; und daher ruͤhrt vielleicht die erſte Anleitung kuͤnſtliche Magneten zu verferti⸗ gen. Man koͤnnte zwar den Einwurf machen, daß alles dieſes nur Muthmaßungen ſeyn, und daß es nicht moͤg⸗ lich ſey daſſelbe durch einen rechten Beweis darzutbun: al⸗ lein ein jeder, der dieſes aufmerkſam betrachtet, wird urthei⸗ len, daß, wo man einen ſolchen Beweis nicht haben kan, wahr⸗ Andrer Theil. 240 wahrſcheinliche Muthmaßungen ſo lange Statt haben muͤſſen, bis es ſich durch kuͤnftige Entdeckungen zu Tage legt, daß fie falſch ſind; und folglich, daß wo ein rech ter Beweis nicht gegeben werden kan, es ganz unbillig iſt denſelben zu verlangen. Wenn wir dieſe Saͤtze auf die Sache, wovon hier die Frage iſt, anwenden: fo muͤſſen wir unterſuchen, welchen Urſachen dieſe ſonderbare Bege⸗ benheit zugeſchrieben werden koͤnne, unb hiernaͤchſt erwe⸗ gen, welche von ihnen ſich mit dieſem angenommenen Grundſatze am beſten reimen? Z. E. man moͤgte zuerſt ſagen, daß dieſe plötzliche Veraͤnderung der Magnet⸗Na⸗ deln von unſrer Annaͤherung zu dem magnetiſchen Nord⸗ Pole, nach dem Lehrgebaͤude des Doctor Halleys, her⸗ ruͤhre. Und dieſer wuͤrde ich dieſelbe mit Freuden zuge⸗ ſchrieben haben, weil wir ſo dann einige Gewißheit be⸗ kommen hätten, die dieſem gehrgebäude zum Vortheil ge⸗ reichen muͤſte, welches in ſeiner Erfindung gewiß ſehr ſinnreich iſt. Allein verſchiedene aus den vorgemeldeten Umſtaͤnden herruͤhrende Gruͤnde erlauben uns nicht dieſe Urſache anzunehmen; und ich werde deren drey anfuͤhren, die mir die wichtigſten zu ſeyn ſcheinen. Der erſte iſt dieſer, daß wir dem Pole nicht nahe waren; zum wenig⸗ ſten, wie Doctor Halley ihn zuerſt beſtimmt hatte; zu⸗ mahl er ihn muthmaßlich 13 Gr. 30 Min. (denn was die Pole betrifft, ſo hielte er nachmahls dafür, daß ſie noch weiter entfernt waͤren) von dem Pole der Erde ſetzte: dahingegen wir faſt 28 Gr. von demſelben waren ; er ſetzt Q 5 ihn 250 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ihn auch in den zoſten Gr. oͤſtlicher Laͤnge von dem Lon⸗ donſchen Mittags⸗Zirkel: dahingegen wir uͤber 90 Gr. weſtlich davon waren. Zum andern, wenn dieſes die Ur⸗ ſache geweſen waͤre, wuͤrde ſie auf gleiche Weiſe gewuͤrkt, und die Compaſſe wuͤrden einerley Richtung gehabt haben, welche ſie doch nicht hatten. Zum dritten, eben derſelbe Fall hat ſich in andern Gegenden von Hudſons Meer⸗ Enge, ja in verſchiedenen andern Gegenden der Welt er⸗ eignet, und folglich konnte die Nähe des magnetischen Pols hier und dorten nicht zugleich die Urſache ſeyn; ob es gleich nichts ungereimtes iſt, zu muthmaßen, daß ſie nirgends wo die Urſache ſeyn moͤgte. Es ſtellete ſich noch ein anderer Weg dar dieſe Schwuͤrigkeit aufzuloͤſen; und dieß war die Nähe eines großen mineraliſchen Coͤrpers, welcher die gewöhnliche Richtung der Magnet⸗Nadel in Unordnung gebracht und anders wohin gelenkt haben moͤgte. Wenn wir nun zugeben wollen, daß dieſes nicht allein möglich, ſondern auch wahrſcheinlich ſey, welches vielleicht mehr iſt, als man entweder nach den Grundſaͤtzen der jetzigen Weltweis⸗ heit, oder aus ſonnenklaren Verſuchen davon ſagen kan: fo konnte es doch nicht als eine Urſache in dieſem Fall an⸗ geſehen werden, zumahl ſie auch auf gleiche Weiſe ge⸗ wuͤrket haben muͤſte; und wenn ſich gleich die Bewegung der Radeln geändert hätte: fo würde ihnen doch dieſer mi“ neraliſche Coͤrper, wofern er die wahre Urſache dieſer Ver⸗ aͤnderung geweſen waͤre, eine gewiſſe Richtung gegeben haben, — . ’ — * — . Kurs BEZ — r = — NE 4 u * x ui» — ** — — 1 — — — urn .- r — — — nn — [3 . 2 . ie . Arc . en — — 44 > n = er nne 2 — Andrer Theil. 251 haben, welches aber, wie wir zuvor angemerket haben, nicht geſchehen iſt. Und außer dem, wenn es geſchehen waͤre: ſo haͤtte man gar kein anderes als dieſes handgreif⸗ liche und natuͤrliche Mittel dagegen finden koͤnnen, daß man ſich aus der Sphäre der Wuͤrkung entfernet hätte, welche ein ſolcher mineraliſcher Coͤrper nach aller Vermu— thung haben muß; und gleichwohl fand man, wie wir her⸗ nach ſehen werden, ein ander Mittel, welches weder mit dieſer noch der erſteren Urſache die geringſte Verwandt⸗ ſchaft haben konnte. Die letzte Urſache, welcher dieſe Begebenheit zuge⸗ ſchrieben worden, iſt die Kaͤlte, welche aus der Naͤhe und Menge des Eiſes entſtund. Denn gleichwie dieſelbe eine bekannte und empfindliche Wuͤrkung in die Luft hat: alſo iſt glaublich, daß ſie dieſelbe auch in den magnetiſchen dar⸗ in fließenden Theilchen, oder auch vielleicht in der Madel ſelbſt durch Verſtopfung ihrer Luftlöcher geaͤußert habe. Doch auf was fuͤr eine Weiſe man auch annehmen mag, daß ſie wuͤrke: ſo wird die Folge faſt einerley ſeyn und zu Aufloſung der gegenwärtigen Frage auf gleiche Weiſe et⸗ was beytragen. Wenn aber ungeachtet desjenigen, was man von der Billigkeit in ſolchen Fällen wahrſcheinliche Muthmaßungen anzunehmen, geſagt hat, dennoch ein fernerer Beweis erfordert werden ſollte: ſo glaube ich, daß man denſelben in dem einzigen und einfaͤltigen Mittel finden konne, wodurch wir von dieſer Verwirrung befreyet wourden. Und dieſes beſtund bloß darin, daß wir die Com⸗ rn * , — — Gm I N 2 8 — — dr rr — — — — — 2 er — 2227 2 2 2 9 2 252 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Compaſſe an einen warmen Ort brachten, allıyo die Mag⸗ net⸗Nadeln alsbald ihre Kraft und gewoͤhnliche Richtung wieder bekamen, weil die duͤnne magnetiſche Materie aufs neue durch ſie gieng. Man kan zum Vortheile dieſer Ur⸗ ſache anfuͤhren, daß, wenn wir fuͤr gut erachten die ſelbe anzunehmen, wir befinden werden, daß fie alle Umſtande in ſich begreift, welche wir wahrnahmen. Denn erſtlich ſehen wir, daß, da ſich eben daſſelbe in andern Gegenden von Hudſons Meer-Enge zutraͤgt, dieſes im geringſten kein Einwurf wieder die Wahrheit dieſer Muthmaßung, ſondern wuͤrklich eine Bekraͤftigung derſelben ſey; zumahl eben dieſelbe Urſache ſo kraͤftig dort, als hier wuͤrken kan. Zum andern erklärt fie die Ungewißheit, Unbeſtändigkeit, und wenn ich ſo ſagen darf, die Verwirrung ſehr wohl, in welcher ſich die Nadeln befanden; weil, wenn wir ſolche der Kalte zuſchreiben, wir uns zugleich nichts anders vor⸗ ſtellen können, als daß fie nach Verhaͤltniß der Größe der kaltmachenden Kraft, der Bildung der magnetifchen Theilchen und der Geſtalt der Luftloͤcher in den Radeln auf verſchiedene Weiſe wuͤrken muͤſſe; zum dritten reimet ſie ſich damit vollkommen, daß die Nadeln ihre Kraft in der warmen Luft durch die beyderſeitigen wiebrigen Eigenſchaf— ten, welche ſich in allen Wirkungen der Hitze und Kälte äußern, wieder bekamen. Dieſem ungeachtet mögte man hier nicht unfuͤglich anmerken, daß obgleich dieſe Urſache ben dieſer Gelegenheit ſtatt haben koͤnne, doch dadurch die Wuͤrkungen andrer Urſachen in andern Gegenden nicht ausge⸗ Andrer Theil. „ ee ausgeſchloſſen werden. Denn wenn man die Duͤnne der magnetiſchen Ausfluͤſſe, und die Art und Weiſe, mit wel⸗ cher ſie unſerm Befinden nach wuͤrken, betrachtet: ſo iſt es nichts ungereimtes, wenn man muthmaßet, daß ihre Wuͤrkungen durch verſchiedene Urſachen geſtoͤret werden koͤnnen; und je mehr wir deren finden koͤnnen, deſto mehr Gewißheit werden wir daher zu Beſtaͤrkung des in Anſe⸗ hung der magnetiſchen Kraft heutiges Tages angenomme⸗ nen Grundſatzes bekommen. Jedoch alles, was ich hier angefuͤhret habe, es mag nun richtig oder nicht, wahr⸗ ſcheinlich oder anders, wohl oder übel gedacht, klar oder dunkel ausgedruckt, oder uͤberhaupt, es mag beſchaffen ſeyn wie es wolle, wird der Beurtheilung des aufrichtigen und verſtaͤndigen Leſers uͤberlaſſen. Denn wenn es ihm einiger Maßen als eine Anleitung zu Entdeckung der Wahrheit dienet, es fen nun, daß meine Begriffe dabey angenommen oder verworfen werden: ſo ſtimmt dieſes mit der Abſicht, die ich mir in dieſer Ausſchweifung vor⸗ geſetzet habe, vollkommen uͤberein. Und da ich hoffe, daß dieſelbe hiedurch hinlaͤnglich entſchuldiget feyn werde: fo will ich meine Erzaͤhlung da wieder anfangen, wo ich ſie verlaſſen habe. | Den sten lichteten wir den Anker und fuhren nach der ſuͤdlichen Seite von Bibys; Inſel herüber in der Hoffnung, daß wir dort in die Oeffnung wuͤrden einlaufen koͤnnen, welches wir vorher zu thun geſucht hatten; allein wir hat⸗ ten noch einmahl eben daſſelbe Ungluͤck; denn weil ſehr = 3 — — 8 . er — - x ET “Ion N 3 en n * = — 254 Reife nach Sudſons meerbuſen. große Eisſchollen aus und eintrieben, ſo ſahen wir uns auf neue genöthiget davon abzuſtehen. Hier kamen ſechs Kähne voller Eskimaux zu uns mit einer großen Menge Fiſchbein, und wir trafen mit ihnen einen Kauf, der fo wohl zu ihrem Vergnuͤgen, als uns zum Vortheil gereichte. Allein ob ſie uns gleich ſehr anlagen, daß wir naͤher an das Land kommen moͤgten und zu dem Ende alle ihre vo- rigen Zeichen wiederholeten: ſo kehreten wir uns doch, weil unſer Hauptwerk die Entdeckung und nicht der Handel war, an dieſes Anſuchen nicht, und giengen nordwaͤrts bis in die Breite von 62 Graden 12 Minuten. Darauf ſteureten wir nordweſtwaͤrts; und nachdem wir uͤber ver⸗ ſchiedene Untiefen und zwiſchen manchen kleinen Eylanden durchgegangen waren, liefen wir in Nevills Bäy ein, welches eben dieſelbe war, in die wir am ſuͤdlichen Ende von Bibys⸗Inſel zu gehen ſuchten. Dieſe Inſel bedeckt ſie gewiſſer Maßen, und ſie liegt davon ungefaͤhr fuͤnf Meilen in Suͤd⸗Oſten. Wenn man darin iſt, ſcheinet fie ein ſehr großer und gegen die See wohl geſicherter Meer⸗ buſen zu ſeyn, und am Ende beſſelben iſt ein ziemlich gro— ßer Fluß, welcher weſtwaͤrts gehet. Das feſte Land um denſelben erſtreckt ſich allmaͤhlig in die Höhe, und beſtehet vornehmlich aus einem ebenen Felſen, der mit Mooß und hie und da mit einigen kleinen Gewaͤchſen bedeckt iſt. Der gemaͤchlichſte Eingang in Nevills Bay iſt zwiſchen dem Bel ichen Ende von Bibys A und dem feſten ande. Den Andrer Theil. 255 Den sten giengen wir unter Segel in der Abſicht nordwaͤrts an der Kuͤſte herauf zu laufen: allein als wir wieder uͤber die Untiefen giengen, trieb uns die Flut auf eine Reihe Steine, wo unſer Schiff bald in Stuͤcken zer⸗ ſcheitert waͤre. Als wir uns in dieſem gefährlichen Zuſtan⸗ de befanden, kamen ſechs Kaͤhne voller Eskimaur zu uns vom Lande mit Fiſchbein, welchen wir von ihnen kauften. Sie ſahen die Noth, worin wir waren, gar wohl, aber fie hatten im geringſten die Gedanken nicht ſich dieſelbe zu Nutze zu machen, ſondern waren vielmehr ſo wohl ſehr freundlich als dienſtfertig. Denn als die Flut das Schiff wieder flott machte: ſo ruderte ein alter Mann, welcher des Orts beſſer als die andern kundig zu ſeyn ſchien, in ei- nem Kahne vor uns her, er zeigte die Untiefen an, und hielte ſich im tiefem Waſſer, fo daß wir es gewiſſer Ma⸗ ßen feinem Beyſtande zu danken hatten, daß die Reſo⸗ lution nicht allein von dem Untergange gerettet ward, ſondern auch ohne einigen Schaden davon kam. Was alſo die Franzoͤſiſchen Schrifſteller, oder auch einige von den unſrigen dem Charakter dieſer armen Leute zum Nach⸗ theil ſagen mögen: fo müffen wir doch, wenn wir billig ſeyn wollen, geſtehen, daß fie. uns nicht allein leutſeelig, ſondern auch mit großer Liebe und Seaöfehaf bes gegneten. Ich muß bekennen, daß ich nicht ah kan 0 wohl den Fleiß, als auch die Scharfſinnigkeit dieſer Leute zu bewundern, welche aus Mangel an Eiſen oft genöthiger ſind * 5 1 4 256 | Reife nach Sudſons Meerbuſen. | find nicht allein die Wiederhaken ihrer Pfeile, Wurfſpieße und Harpunen, ſondern auch Beile und Meſſer aus Steinen, See⸗Pferde⸗Zaͤhnen oder See⸗Einhoͤrnern, wel⸗ che Thiere hier in großer Menge ſind, zu machen; und es iſt nicht zu ſagen, wie geſchickt fie dieſe Sachen gebrau⸗ chen, welche uns zu dem Endzweck, wozu ſie dieſelben anwenden, ſo ſehr untuͤchtig zu ſeyn ſcheinen. Ihre Na⸗ deln ſind auch von eben dem Stoff gemacht, und dem un⸗ geachtet ſind ihre Kleider vollkommen gut genehet, als welche nicht allein ſtark und dichte, ſondern auch ſehr nett, und eben ſo wie die ſchon oben beſchriebene Kleidung der Leute, die wir in Hudſons Meer⸗Enge antrafen, verfer⸗ tiget ſind; daher wir dem Leſer die Muͤhe allhier wieder⸗ holete Dinge zu leſen erſparen wollen. So wohl hieraus, als aus der großen Gleichfoͤrmigkeit ihrer Sprache, Per⸗ ſonen und Sitten ſchließen wir, daß ſie urſpruͤnglich ein Volk geweſen ſeyn; zugleich aber muß man geſtehen, daß dieſe ſo wohl leutſeeligere, freundlichere und beſſer geartete Menſchen, als auch vollkommenere Kuͤnſtler in verſchiede⸗ nen Gattungen mechaniſcher Arbeiten ſind, welche ſie von der gemeinen Lehrmeiſterinn, der Nothwendigkeit, ſo die einzige Mutter der Erfindung unter ihnen iſt, gelernet haben. Dieſe Anmerkung wird ſich einiger Maßen rechtferti⸗ gen, wenn ich noch anfuͤhre, daß ihre Kleider am Rande insgemein mit Franzen von geſchnittenen Leder beſetzt und zuweilen mit Zähnen von Hirſchkaͤlbern behangen ſind, und daß IIIÜIII III II. 04 S I Ki SS | N IS skımaun aufoer vu Lucene, Il can bil reit ER = } — N IN Ce Essumauz an jfeunem Nahne . | 5 N * * 2 5 e vr . f \ — — — — — L— 2. —— — — Andrer Theil. a 257 | daß die Weiber ihre Stiefeln nicht mit Fiſchbein ausſte⸗ * 1 5 } { cken, fo wie die andern Eskimaur thun, deren Sitten ſchon oben beſchrieben find, Es iſt noch ein anderer Um: ſtand, wodurch ſich dieſes Volk von dem vorerwehnten unterſcheidet, und ſolcher beſtehet darin, daß fie eine Kappe, die aus der Haut eines Buͤffel⸗Schwanzes gemacht iſt, tragen. Und obgleich dieſelbe graͤßlich ausſieht: fo iſt fie doch ſehr dienlich um die Fliegen abzuhalten, welche in dieſem Lande uͤberaus beſchwerlich ſind. Zwar verdecken die Haare, welche uͤber ihr Geſichte hangen, ihnen einiger Maßen die Augen: allein fie koͤnnen fie fo dann leicht mit der Hand wegſtreichen. Wenn ſie ſich nicht auf dieſe Weiſe verwahrten: fo würde dieſes Ungeziefer unertraͤg⸗ lich ſeyn, ſo wie es in einigen Gegenden von Lappland iſt, wie der Herr von Maupertuis in feinem vortreffli⸗ chen Buche von der Figur der Erde meldet. Zu dem Ende tragen ihre Kinder ſie ſchon, wenn ſie noch ihren Muͤttern auf dem Ruͤcken haͤngen, und man muß zuge⸗ ben, daß fie fehr greulich ausfehen und einen wiedrigen Begriff von der Barbarey dieſer Wilden erwecken koͤnnen, ob fie gleich dem ohngeachtet ein recht unſchuldiges Volk ſeyn, welches keinen Menſchen beleidiget. Wenn ſie in die See auf die Fiſcherey gehen, ſo neh⸗ men fie in ihren Boten ins gemein eine Blaſe voll Thran, ſo wie unſre Botsleute eine Flaſche Brandtwein, mit ſich, und ſcheinen denſelben mit eben ſolcher Luſt zu trinken; ja wir haben zuweilen geſehen, daß ſie, wenn der Vorrath Andrer Theil. R zum Br A 5 258 Reife nach Sudſons Meerbuſen. zum Ende war, die Blaſe ſelbſt dem Anſehen nach u, | vielem Vergnügen durch die Zähne gezogen haben. Aller Wahrſcheinlichkeit nach ſind ſie durch die Erfahrung von \ | den heilſamen Wuͤrkungen diefer ſchlechten Art von Oel in } \ | dieſem rauhen Himmelsſtriche überführt, welches die Ur⸗ i fache ſeyn mag, daß fie darnach fo begierig find; und ich 7 5 bin um fo viel mehr geneigt dieſes zu glauben, als ich ge⸗ A hört habe, daß die Einwohner von St. Kilda, einer fel- f ſigten Inſel an der Schottlaͤndiſchen Küfte, ſich nicht weniger den Thran, der von dem Fett der Soland-Gänfe J gemacht wird, wohl ſchmecken laſſen, ob er gleich bey na⸗ | he eben fo ſtinkend ſeyn muß. Sie brauchen dieſen Thran ; |, auch in ihren Lampen, welche aus Steine gemacht und 1 mit einiger Schwierigkeit, aber doch ſo kuͤnſtlich ausgeh⸗ 0 let ſind, als man es im Betracht der Werkzeuge, womit ſie arbeiten, hoffen kan. Zum Dachte nehmen ſie ſtatt der Baumwolle, die wir gebrauchen, getruckneten Ganz ſe⸗Miſt; ein zwar ä Mittel, aber doch beſſer, | f als Feines. & Das Feuer wiſſen fie auf eine ſehr geſchickte Weiſe anzuzuͤnden. Sie bereiten dazu zwey kleine Stuͤcken | | trucken Holz, welche fie flach und in jedes ein Loch ma= Fi chen. In dieſe Löcher thun fie ein kleines cylindrifcheg 1 Stuͤck Holz, woran ein Rieme befeſtiget iſt, und drehen es dadurch mit ſolcher Geſchwindigkeit herum, daß, indem die Stuͤcken Holz an einander gerieben werden, dieſe Bene: Bi | gung fie en in Feuer ſetzet. So dann halten fie das N. | I: ; angezuͤn⸗ | Andrer Theil. 259 angezindete Stuͤck Holz an trucknes Mooß, eben fo wie wir den Zunder gebrauchen, und machen ein fo großes Feuer, als ihnen gefaͤllt. Ich muß noch hinzufuͤgen, daß das wenige Holz, was ſie haben, alles Triebholz iſt; und wenn fie daran im Winter Mangel leiden, find fie genöͤ⸗ ! benen Lampen zu gebrauchen. Man hat faft überall ge⸗ glaubt, als wenn dieſe Leute im Winter unter der Erde g wohnten; allein, daß dieſes ſchlechterdings ein Irrthum ſey, wird hieraus erhellen, daß das Land, worin ſie leben, | groͤſtentheils ein an einanderhangender Fels iſt; und ob⸗ . gleich ein ziemlich tiefes Erdreich in einigen Thaͤlern ges funden werden mag: fo muß es ihnen doch, weil ſolches eben ſo hart als die Felſen iſt, unmoͤglich ſeyn darln zu wohnen. Nachdem ich einige Exempel von ihrer Scharf⸗ ſinnigkeit gegeben habe: ſo moͤgte es dem Leſer vielleicht * zum Vergnuͤgen gereichen, wenn ich auch eins von ihrer Einfalt anfuͤhre. Dieſe armen Leute waren wegen ihrer Weiber ſo wenig eiferſuͤchtig, daß ſie uns dieſelben gerne würden geliehen haben, in der Meynung, daß unſre mit ihnen gezeugten Kinder ihre Nation in allem Betracht fo ſehr übertreffen würden, als fie uns über ſich erhoben zu ſeyn glaubten. Denn ſie bilden ſich ein, daß in recht buch⸗ ftäblichem Verſtande jedermann feines gleichen zeuge, und daß der Sohn eines Hauptmanns ein Hauptmann werden muͤſſe; und eben fo verhielte es ſich auch mit den andern. * | Bon * Aus dieſem Grundſatze glauben vielleicht auch die andern R 2 mehr — tthiget zu ihren häuslichen Verrichtungen ihre vorbeſchrie⸗ * 22 * ur. u — 2 > * * — za nz > u - — * — = * — . —ů— ¶ ͤ — — — — — — —— — En Be 260 ‚Reife nach Sudſons Meerbuſen. Von hier richteten wir unſern Lauf nach Oſten, und N am gten Julius ankerten wir bey der See-Pferde⸗In⸗ ſel, (Sea-Horſe-⸗Island) welche recht eigentlich alſo ger nannt wird, weil ſich dort eine erſtaunliche Anzahl dieſer Creaturen verſammlet. Und weil dieß ihre Brunft - Zeit war, fo tobten fie entſetzlich und bruͤllten auf eine erſchreck⸗ liche Weiſe; viele davon ſprungen mit großem Geraͤuſche auf dem Strande herum, und noch weit mehrere in dem Waſſer an der Kuͤſte. Ich will den Leſer nicht mit einer Beſchreibung dieſes Thieres, welches fo oft beſchrieben iſt, aufhalten, fondern ihn zu dem Kupferſtiche verweiſen, worin er es ſehr richtig abgebildet finden wird. Da dieſe die oͤſtliche von allen vorerwehnten Inſeln iſt: fo wird fie am wenigſten von den Wilden beſucht, weil ſie ihnen am weiteſten aus dem Wege liegt. Und gleichwie dieſes ver⸗ muthlich die See-Pferde veranlaßt ſich hier in fo großer Anzahl in der Brunſt⸗Zeit zu verſammlen: alſo iſt dieß auch die Urſache, daß fie fo häufig von See-Voͤgeln, als Tauben,“ Rotgaͤnſen, Mewen, braunen Enten ꝛc. be⸗ ſucht mehr ſuͤdwaͤrts wohnenden Indianer, daß die Arzeney⸗ kunſt nicht erlernet werden oͤnne, o dern erblich ſey, und daß daher keiner ein Arzt ſeyn koͤnne, als der Sohn eines Arztes. an Account of a voyage for the Difcovery of a N W. Paſſage Vol 1. p 235. ** Die Seetauben find obngeſehr ſo groß und von eben der Geſtalt, als die wilden Tauben; ſie haben auch faſt eben ſolche / jedoch glänzendere Farbe mit etlichen wer Andrer Theil. f 261 ſucht wird. Und dieß iſt alles, was ich von einem Orte, den wir nur eben beruͤhrten, ſagen kan. Den icten lichteten wir den Anker und ln laͤngſt der Kuͤſte zwiſchen vielen kleinen Inſeln und Stuͤcken Trieb⸗Eis durch, bis wir in der Wallfiſch⸗Bucht une ter dem Gaften Gr. 30 Min. noͤrdl. Breite anlangten. Wir entdeckten weſtwaͤrts davon einen Meerbuſen, worin viele Inſeln waren, von denen etliche Indianer zu uns kamen. Denn es iſt zu merken, daß fie allezeit im Som⸗ mer die wuͤſteſte Inſel zu ihrem Aufenthalt erwehlen, weil ſie dort die meiſte Bequemlichkeit zur Fiſcherey haben. Der Hauptmann befand fuͤr gut in einem kleinem Boote, welches wir bey ſolchen Gelegenheiten gebrauchten, auf einer von dieſen Inſeln an das Land zu gehen, wohin ich 5 ihn weißen Federn in den Fluͤgeln, und auf ihren Schenkeln und Nuͤcken eine ſehr ſchoͤne Roͤthe. Allein dieſer Glanz und Annehmlichkeit der Farben wird alsbald todt und blaß, fo bald fie getoͤdtet find. Und ſo gehet es auch mit allen Fellen. Wenn der Glanz der Farbe, welche die Thiere im Leben haben, aber nach ihrem Tode fü gleich verlohren geht, erhalten werden koͤnnte: ſo wuͤr⸗ de es deren Schönheit ſehr vermehren. Die Seetau⸗ ben haben ein fo ſcharfes Auge, daß fie ſehr ſchwer zu erlegen find; man legt ein Stuͤck Papier vor die Pfan, ne der Flinte, damit ſie das Feuer nicht ſehen moͤgen; denn ſonſten kauchen fie den Augenblick unter. Sie haben ſaftiges Fleiſch und geben ein ziemliches Eſſen ab. L. c Vol. 2. p. 212. 213. R 3 263 Reife nach Sudſons Meerbuſen. ihn mit zweenen Botsleuten begleitete. Kaum waren wir an das Land getreten, da ungefaͤhr zwanzig Eskimaur, * von denen die meiſten Weiber und Kinder waren, uns 1 j entgegen kamen; denn die Männer waren auf die Fifcherey Ber ausgegangen. Wir verließen fie alsbald in der Abſicht EA | den Ort in Augenſchein zu nehmen; und nachdem wir zu "a der höchften Gegend der Inſel gekommen waren: fo fien= A BE gen wir an eine anſehnliche Oeffnung zu füchen , allein f vergebens. Aus dieſer Urfache fo wohl, als auch weil wir wahrnahmen, daß die Flut von Oſten kam, begaben wir uns wieder auf die Keſolution, ohne uns lange aufzu⸗ halten. „ Wir ſegelten den rrten weiter und kamen denſelben | Tag zu einer Sandfpige in dem 6aften Gr. 47 Min. noͤrdl. Breite, von da wir eine weite weſtwaͤrts gehende Oeffnung entdeckten, welche ich Corbets Inlet nannte. Wir gien⸗ gen aus zwoen Urſachen in dieſelbe nicht hinein; erſtlich, weil die Flut von Oſten kam, und zum andern, weil Hauptmann Moor deren Ende zu ſehen glaubte. Nach⸗ dem wir alſo einen kurzen Verkehr mit den Eskimaur | ge habt, welche in dieſen Gegenden ziemlich zahlreich find, und nachdem wir uns mit friſchem Waſſer verſehen hat- ten, deſſen wir eine große Menge, welche aus dem ge⸗ ſchmolznen Schnee entftanden war, in den Hoͤlen der Fel⸗ fen antrafen: fo beſchloſſen wir nach den Schiffen zuruͤck zu kehren, welches wir auch den izten ins Werk richteten N) und fie beyde auf einer ziemlich guten Rheede zwi⸗ 0 ſchen — an nm —— Kae — — — eier 85 > — Ser . — — Andrer Theil. 97 263 ſchen der Marmor ⸗Inſel und dem feſten Lande ans trafen. Das erſte neue, was wir hörten, war dieſes, daß in unſrer Abweſenheit die Dobbs⸗Galley eine große Ge⸗ fahr von dem Eiſe ausgeſtanden hatte, welches aus Ran⸗ kins Inlet, ſo ungefaͤhr vier Meilen weſtwaͤrts liegt, und wo damahls das Eis aufgegangen war, auf fie ges trieben worden. Der Hauptmann Smith hatte feinen Schiffer und Unterſchiffer in dieſen Ort abgeſchickt um denſelben zu unterſuchen, und zufolge des von dem erſte⸗ ren abgeſtatteten Berichts hatten ſie, nachdem ſie dreyßig Meilen in verſchiedenen Strichen von Weſten herum nach Nord⸗Oſt⸗Norden geſegelt waren, befunden, daß ſich der⸗ ſelbe in einem Meerbuſen endigte, und daß das dort her⸗ um liegende Land faſt eben ſo, wie das vorbeſchriebene be⸗ ſchaffen wäre. Den Nachrichten zufolge, welche der Un⸗ terſchiffer Weſtoll von dieſer Unterſuchung gegeben hats te, war dort einige Wahrſcheinlichkeit zu einer Durchfahrt vorhanden, welches den Hauptmann Smicb bewegte mit ſeinem Schiffe einen Ver ſuch zu thun und dorten hinein⸗ zugehen: allein weil er bald von gefaͤhrlichen Klippen und Untiefen verhindert ward, ſo ſtund er davon ab und gieng nach der PNarmor⸗Inſel zuruͤck. Eben denſelben Mor⸗ gen, da wir auf der Dobbs⸗Galley an Bord kamen, hatte der Hauptmann Smith von der California 55 Langes Bot mit dem Unterſchiffer ausgeſchickt um die ganze Kuͤſte zwiſchen Cap Jalabert unter dem 6zſten Gr. n 15 Min. tn — - — >> — ä — — —— ——— — a pr „ir v 1 - — - —— u —— en u en 1 a . — Ey = 7 — Sa > — > Te — — — — ir 8 — 3 N 2 nn Ei — 2 — — — * —— DE EEE een — — .- SS er - Da ——— — = — — — — — — - Gaſten Gr. 15 Min. zu unterfuchen. 264 Reife nach Sudſons Meerbuſen. 15 Min. noͤrdl. Breite bis zu Cap Fullerton unter dem Inzwiſchen daß wir hier lagen, kamen ſechs Esktmaur zu uns an Bord, von welchen wir das Fleiſch von vier Seehunden um Thran zu machen kauften, und ſie darauf wieder gehen ließen. Bey ihrer Abfahrt feureten wir eine Canone ab, deren Knall, welcher von allen in der Nähe liegenden Felſen wiederſchallete, ein fo entſetzliches Getoͤſe machte, daß ſie davor uͤberaus erſchracken und uns era nie⸗ mahls wieder nahe kamen. Den ızten lichteten wir nebſt der California den Anker und ſteureten nordwaͤrts; Wir ſchickten zugleich die Beſolution unter unſerm Schiffer ab, um eben dieſelbe Reiſe, welche das lange Bot von der California thun ſollte zu verrichten, mit dem Befehle bey Cap Fullerton wieder zu uns zu ſtoßen. Wir ſegelten den ganzen folgen⸗ den Tag durch ſehr dicke Eisſchollen, durch welche wir zuletzt nicht mehr gehen konnten; ſo daß ſo wohl wir, als die Califor nia genoͤthiget waren, uns an ein ſehr großes Feld, wie die Seeleute in dieſer Welt-Gegend es nennen, vor Anker zu legen, bis wir, wenn es von einander gien⸗ ge, eine ſichere Fahrt erhalten koͤnnten. Mittlerweile daß wir hier lagen, ſahen wir eine große Anzahl See⸗ Hunde und See⸗Pferde auf dem Eiſe liegen und ſich an der Sonne wärmen, worin wir ſie auch nicht ſehr ſtoͤ⸗ reten. Als Andrer Theil. 265 Als das Eis den 16ten fortgieng, machten wir uns los und fuhren gegen die Kuͤſte, wo wir davon bald ziem⸗ lich frey wurden. Allein indem wir einer Schwuͤrigkeit entgiengen, fanden wir uns in eine andre verwickelt. Denn laͤngſt dieſer Kuͤſte kan man ohne die aͤußerſte Vor⸗ ſicht nicht ſegeln, weil es daſelbſt viele felſigte Untiefen giebt, welche fich auf eine oder zwo Engliſche Meilen weit erſtrecken, und bey halben Fluten trocken find, Den ıgten trafen wir noch mehr Eis an, und um daſſelbe zu vermei⸗ den, lavirten wir hin und her, um ſo viel mehr, weil dieſes der eigentliche Poſten war um auf die Boote zu Freu: zen, und alſo keine Zeit dadurch verlohren gieng. Aber da ſie nicht ſo bald zu uns ſtießen, als wir vermutheten, fo wurden wir ungeduldig und unruhig, und daher beſchloſ⸗ fen wir zuletzt, daß die Schiffe ſich trennen und fie auf⸗ ſuchen ſollten. Solchemnach gieng die California ſuͤd⸗ und wir nordwaͤrts. Mittlerweile gieng ich mit der Pin- naſſe bey einem Vorgebuͤrge unter dem öaſten Gr. 32 Min. nördlicher Breite an das Land, welches wir dem Herrn Rowland Fry, einem Mitgliede der nordweſtlichen Commiſſion zu Ehren, Cap Fry nannten. Als wir da⸗ bin fuhren, ſahen wir verſchiedene Wallfiſche, die ſich nahe an der Kuͤſte beluſtigten, und wie wir die Flut un⸗ terſuchten, befanden wir, daß ſie von Norden kam, daß ſie auf dem Ufer ungefaͤhr zehn Fuß ſtieg, und daß im vollen und neuen Monde das hohe Waſſer um drey Uhr war. Die hieſige Kuͤſte erhob ſich allmählig zu einer ziem⸗ R 5 | lichen — .. — mr * A v Auen ——— —ñ[„—' —ę— we rt A - — — — —Eiù««&« — —— — — — — * By „e Hirſche, Reife nach SZudſons Meerbuſen. lichen Hoͤhe. Etwas von dem Uſer beſtunden die Berge aus einem roͤthlichen Felſen, der ſehr eben und ganz un⸗ fruchtbar war. Das Erdreich in den Thaͤlern zwiſchen denſelben war eine Art von Torf mit ziemlich langem Gra⸗ ſe, und hie und da befanden ſich einige Gewaͤchſe, die gelbe Blumen hatten, ſo wie auch eine Gattung Wicken, die damahls bluͤhete, und blaue und rothe Blumen tr eig. Bey den Teichen, deren wir viele fanden, war eine große Menge derſelben. Wir fanden auch verſchiedene Huͤgel von weißem Sande, worauf ein dem Hühner - Darm aͤhnliches Kraut Es das fehr gut im Salat ſchmeckte, und eine große Menge Loͤffelkraut, von dem ſich in dieſen nördlichen Gegenden, und fo gar nahe bey dem Pole, als z. E. auf Spitzbergen, eine große Menge findet: allein es iſt feiner Geſtalt nach etwas von dem Löffelkraut, das hier waͤchſet, unterſchieden, fo wie es auch in feinem Ge⸗ ſchmack viel lieblicher iſt. Wir ſahen verſchiedene Haufen welche an den Seiten der Berge weideten: aber wir hatten nicht ſo viel Zeit, daß wir ſie haͤtten jagen oder erlegen koͤnnen, weil wir uns wieder an Bord der Dobbs⸗ Galley begeben muſten, welche auf uns in der See war⸗ tete. In unſrer Zuruͤckfahrt bemerkten wir, daß das Waſſer ſehr dick voll Seeſpinnen oder Wallfiſch⸗ Fraß war, wie die Seeleute es nennen, ſo wohl von der Gal⸗ lert-Art, als von einer andern Gattung, die ungefähr fo groß als eine große Fliege und ſchwarz von Farbe iſt. Das Meergras waͤchſt hier ungemein ſtarck,! und einiges n wird 266 Andrer Theil. 267 wird dreyßig Fuß lang, welches ich deswegen anfuͤhre, weil es mir zum wenigſten was außerordentliches zu ſeyn ſcheinet, indem hier wegen der rauhen Witterung nur we⸗ nige Gewaͤchſe auf dem Lande ſind. Den 2ıften ſegelten wir zufolge des obgemeldeten Schluſſes fort um unſre Boote zu ſuchen, welches um ſo viel noͤthiger war, weil die gelegenſte Zeit zur Entdeckung jetzo verſtrich, ohne daß wir fie gebrauchen konnten, wel⸗ ches von dem Mangel der Boote herruͤhrte. Den folgen⸗ den Tag kamen wir mit der California zuſammen, und nach reifer Ueberlegung unſers gegenwaͤrtigen Zuſtandes ward beſchloſſen nicht laͤnger als bis zum 28ſten zu war⸗ ten, und daß mittlerweile die California bis zum baſten, und die Dobbs⸗Galley bis zum 65ſten Gr. nordlicher Breite gehen ſollte. Wir brauchten auch alle nöthige Vorſicht um alle Zufälle zu verhuͤten, welche ſich ereignen konnten, wenn die Boote uns wärender Zeit, da wir ſolchergeſtalt bez ſchaͤftiget waren, vorbey liefen und nicht wuͤſten, wohin ſie uns folgen, oder wo ſie zu uns ſtoßen ſollten. In dieſer Ab⸗ ſicht wurden die Pinnaſſen von jedem Schiffe mit den ge⸗ hoͤrigen Officieren abgeſchickt um einen Pfahl mit einer Flagge bey Cap Fry aufzurichten, bey deſſen Fuß ein Brief verſcharret war, welcher eine Anweiſung, nach wel⸗ cher die Leute in den Booten ſich verhalten ſollten, und eine Nachricht, wohin wir gegangen waren, in ſich hielte. Gleichergeſtalt ward auch aus Beyſorge, daß ſie dieſes nicht beobachten moͤgten, ungefaͤhr anderthalb Engli⸗ | ſche — . — —— — * 2 TIER mn de EP — erer - — Ian: e at - 268 Reife nach Hudſons Meerbuſen. ſche Meilen von der Kuͤſte, wo unſerm Erachten nach die Boote gewiß vorbey gehen muſten, ein großes Faß an einen Anker gelegt und darauf eine kleine Flagge befeſtiget, mit der Anzeige, daß ſie nach Cap Fry gehen ſollten, wo fie fernere Nachricht bekommen würden. Nachdem alles dieſes ſolchergeſtalt eingerichtet war, ſegelten wir den 23ſten nord- und die California ſuͤd⸗ waͤrts. Als wir die Breite von 65 Gr. 5 Min. erreicht hatten, gieng ich in der Pinnaſſe mit dem Unterſchiffer und ſechs Mann auf der Weſtlichen Kuͤſte des Willkom⸗ mens an das Land um die Ebbe und Flut zu unterſuchen, und wir befanden hier, daß die Flut noch immer von Norden kam, und daß das hohe Waſſer faſt um eben die Zeit, als bey Cap Fry eintrat: allein es ſtieg drey Fuß hoͤher auf einem Pfahle, welchen wir bey dem Merkzei⸗ chen des niedrigen Waſſers aufrichteten, um den Verſuch mit größerer Gewißheit anzuftellen. Das Land war von dem bey Cap Fry wenig unterſchieden, außer, daß es etwas hoͤher zu ſeyn ſchiene; und wir ſahen ſo wohl hier als dort große Haufen Hirſche auf der Weide. Unter⸗ wegens nahmen wir auch verſchiedene ſchwarze Wallſiſche wahr; und ich muß hier nothwendig anmerken, daß wenn man die Anzahl derſelben auf dieſer Kuͤſte betrachtet, hier wahrſcheinlicher Weiſe eine ſehr einträgliche Fiſcherey von den Factoreyen angeſtellet werden konne, welches in An ſehung der Nation eine Sache von großer Wichtigkeit ſeyn wuͤrde, Andrer Theil. 269 wuͤrde, weil wir viele Jahre her wenig oder nichts in dem Wallfiſch⸗Fang ausgerichtet haben, ungeachtet das Par⸗ lament ſich die Befoͤrderung deſſelben auf eine außerordent⸗ liche Weiſe hat angelegen ſeyn und es an keiner Aufmunte⸗ rung fehlen laſſen um der Nothwendigkeit abzuhelfen, worin wir uns befinden ſo wohl Fiſchbein, als Thran auswaͤrts zu kaufen. Es ſcheinet auch den Umſtaͤnden gemaͤßer zu ſeyn allhier einen Verſuch damit zu thun, als in der Straße Davis oder auf den Kuͤſten von Spitzbergen, weil der Willkommen nicht fo voll Eis, und das Waſſer ſeichter iſt, welches, wie diejenigen, denen die Beſchaffenheit die⸗ ſer Fiſcherey bekannt iſt, gar wohl wiſſen, alle beyde wich⸗ tige Sachen find, Nachdem wir unſre Gefihäfte am Lan⸗ de verrichtet, und unterwegens alles, was wir konnten, angemerkt hatten, giengen wir denſelben Tag auf der Dobbs⸗Galley wieder an Bord. Den 26ſten ſegelten wir wieder nach Cap Fry zuruͤcke, und hatten das Vergnuͤgen daſelbſt die California nebſt den zweyen Booten anzutreffen, welche in dem 6aften Gr. 10 Min, nordlicher Breite zu ihr geſtoßen waren. Die Officiere auf denſelben berichteten, daß fie in dem Gaften Gr. nordlicher Breite und dem 32ſten oͤſtlicher Länge von der Marmor-⸗Inſel eine Meer- Enge gefunden haͤtten, welche bey dem Eingange drey oder vier Meilen breit ge, weſen waͤre, hernach aber ſich bis ſechs oder ſieben Mei⸗ len vergrößert hätte; daß fie bis dahin nach dem Compaß einen nord- nordweſtlichen, hernach aber einen mehr weſt⸗ lichen 2 — — * 1 1 - w . * 2 BL 1. BE a a ee es ame N re rn 2 . — Sy > — 2 — — > — — — —— —— * 270 Reife nach Hudſons Meerbuſen. lichen Lauf gehalten hätten; daß, wie fie zehn Meilen wei⸗ ter geſegelt, die Meer- Enge allmählig enger und endlich nur vier Meilen breit geworden ſey; daß ob ſie gleich wie⸗ der eine offene Kuͤſte haͤtten fehen koͤnnen, fie doch wären abgeſchrecket worden weiter zu gehen, weil das Waſſer, welches bisher ſalzig, klar und tief geweſen, in dieſer Ge⸗ gend, wo fie ſteile Ufer und ſtarke Ströme gefunden haͤt⸗ ten, friſcher, dicker und ſeichter geworden waͤre; daß ſie unterwegens viele Eskimaux angetroffen, welche ihnen um einen geringen Preis eine Menge friſches Wildpret zugefuͤhret haͤtten, und daß ſie ihnen noch mehr, ſowohl als Thran, davon ſie einen Ueberfluß hatten, wuͤrden ge⸗ bracht haben, wenn ihre Zeit es gelitten haͤtte. Dieß war die ganze Nachricht, die fie uns gaben oder geben konnten, und folglich iſt das Ende dieſer Bucht ſchlechter⸗ dings unbekannt. Dennoch hinderte uns dieſes nicht dar⸗ über unſre Betrachtungen aus den zuvor angeführten Um⸗ ſtaͤnden anzuſtellen, welche in der That fehr fonderbar und merkwuͤrdig ſind, wenn man ſie in Anſehung der Entde⸗ ckung, zu welcher wir ausgeſchickt worden, erwaͤget. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Bucht eine Ge⸗ meinſchaft mit einer großen See im Lande, und dieſe viel- leicht einen eben dergleichen Ausfluß in den großen weſtli⸗ chen Ocean haben moͤge; und ein Umſtand, welchen ſie, als ſie darin herauf ſegelten, wahrnahmen, giebt dieſer Muthmaßung ein groß Gewichte. Dieſer Umſtand be⸗ ſtund Andrer ſtund darin, daß die Ebbe noch ein halb mahl fo. ſtark, als in der Theme zehn Stunden lang in zwoͤlfen gieng, ob⸗ gleich das Waſſer über zwölf Engliſche Meilen breit war, und in den zwoen letzten Stunden die Flut daſſelbe ſtilleſte⸗ hen machte. Und ob ich gleich hiernaͤchſt mir nicht zu ſagen getraue, daß dort eine unmittelbare Durchfahrt ſey: ſo glaube ich doch ficher behaupten zu koͤnnen, daß in dieſem Be⸗ tracht nichts vorhanden ſey, welches das Gegentheil dar⸗ thue; allein dieſes ſoll in der Folge in weitere Betrachtung gezogen werden. Es iſt wahr, bey dem erſten Anblick moͤgte das friſche Waſſer ein buͤndiger Schluß wieder die Fahrt zu ſeyn ſcheinen; allein wenn es auch oben ganz friſch geweſen waͤre: ſo wuͤrde man doch im geringſten nicht be⸗ haupten koͤnnen, daß es damit uͤberhaupt die Beſchaffen⸗ heit habe. Denn weil es in der Jahrszeit war, da der Schnee ſchmalz und von dem Lande gieng: ſo muſte man dieſes nothwendig vermuthen, und es wuͤrde nicht friſcher geweſen ſeyn, als man es in der Oſt⸗See und an den weſtlichen Kuͤſten von Africa, nach den regnigten Mo⸗ naten findet. Endlich moͤgte man hier noch fuͤglich an⸗ 5 merken, daß, obgleich eine von Weſten kommende Flut ein richtiger und vollkommener Beweis von der Wuͤrk⸗ lichkeit der Fahrt in eine andre See geweſen ſeyn wuͤrde; jedoch eine öftliche Flut keinesweges das Gegentheil fo vol: kommen und richtig erweiſe, zumahl es wohl bekannt iſt, daß ſich die Fluten in der Magellaniſchen Meer⸗Enge ein ander begegnen; und man kan mit gutem Grunde glauben, Theil. 271 1 u BE — . TE TER 2 — An - iq De — 2 3 — * — — ä —— —— — 272 Reife nach Hudſons Meerbuſen. glauben, daß, wenn jemahls eine nordweſtliche Durchfahrt entdeckt wird, es dorten eben ſo werde befunden wer⸗ den. NAL Da wir jetzo fo nahe bey Wagers Gewaͤſſer waren, und da es außer Zweifel war, daß die große Flut in dem Willkommen von Norden kam: ſo hielten beyde Haupt⸗ leute es für ihre Schuldigkeit von der Beſchaffenheit die⸗ ſes Orts genaue Nachricht einzuziehen, und dieſes ſo wohl in Betracht des hitzigen Streits, welcher deswegen zwi⸗ ſchen Herrn Arthur Dobbs und dem Hauptmann Middleton entſtanden war, als auch der großen Hoff⸗ nung, welche dieſer Streit in der Welt erregt hatte, und der nahen Verbindung, worin derſelbe mit der gegenwaͤr⸗ tigen Reiſe ſtund. Denn wenn ſie dieſe Unterſuchung nicht angeſtellet hätten: fo hätte man es als eine unver⸗ antwortliche Nachlaͤßigkeit anſehen koͤnnen, und die Welt wuͤrde immer in der Ungewißheit geblieben ſeyn, ob es eine Meer-Enge, wie der erſte von dieſen beyden Männern aus verſchiedenen ſehr wahrſcheinlichen Gruͤnden geſchloſſen hatte; oder ein friſcher Waſſer-Strom waͤre, als der Hauptmann behauptet hatte? Aber ungeachtet dieſer buͤndigen Gründe und der ſtar⸗ ken Neigung, die jedermann bezeigte dieſen Punkt aus zu⸗ machen, daurete es doch bis zum 29ſten dieſes Monats, ehe wir in dieſen Ort einliefen. Wagers Andrer Theil. 274 Wagers Meer⸗Enge, wie fie damahls genaunt ward, liegt unter dem ösften Gr. 33 Min, nordlicher Breite, und dem gsſten Gr. weſtlicher Laͤnge von Lon⸗ don. An der nordlichen Seite ihres Eingangs it Cap Montague, und an der ſuͤdlichen Cap Dobbs. Un⸗ gefahr fünf Meilen weſtwaͤrts von dem letztgedachten Vor⸗ gebürge iſt fie am engeſten und nur etwan fünf Engliſche Meilen breit, oder kaum ſo viel. Die Flut gehet hier ſo ſtark als eine Schleuſe, und man kan ſicher behaupten, daß fie bey dem groß en Zufluß des Meers acht oder neun Engliſche Meilen in einer Stunde laͤuft. So lange unſre Schiffe hier lagen, konnten wir ſie wenig regieren, weil der Strom ſo ſchnell gieng, daß die California vier oder fuͤnf mahl herumgedrehet ward, obgleich das Volk auf derſelben ſich mit aͤußerſten Kraͤften bearbeitete dieſes zu verhindern. Die Wahrheit zu geftehen, fo kan man ſich keinen erſtaunlichern Anblick vorſtellen, als man hier ſahe. Denn das Waſſer tobte, ſchaͤumte, kochte und lief der⸗ geſtalt in Wuͤrbeln herum, als wenn es ein großer Strom geweſen waͤre, deſſen Lauf von vielen Felſen unterbrochen worden. Unterdeſſen ſchien der Canal von dieſem allen die Urſache zu ſeyn, als welcher in Verhaͤltniß der großen Menge Waſſers, welche durch denſelben gieng, zu enge war. Hie und da trieben ſehr viele Stuͤcken Eis herum, welche mit uns von dem Willkommen hereinkamen. Und ob wir gleich geſchwinde durch das Waſſer liefen: ſo giengen doch dieſe Stuͤcken Eis durch die Heftigkeit der andrer Theil. 8 unor⸗ u * „ R 12 en rn — — * ——ͤ— — — KH — —— — r 1 * 0 m n — vr r . 2 — en —u—b—— 2 Fach 22 = — — — re En — — = —_ * _ —— — — — * „ *. wo en >= aa * vr 7 — ML in ER EN —— © FELL TERFINE a * — 332 — —äh —2E˖j1j4102. —— u N — 3 — — BE at ar ver 7 9 En a. 7 2 — — — — TEEN * =, 82 nee * * — = E y 274 Beiſe nach Audfons Meerbuſen. befanden wir uns ungefähr drey Stunden: allein nachdem | che nicht gar zu weit von der nordlichen Kuͤſte entfernet iſt, unordentlichen Stroͤme zuweilen vor uns her, und bald darauf waren fie wieder hinter uns. In dieſem Zuſtande wir endlich durch den wilden Sund gegangen waren, allwo die Ebbe und Flut, weil der Canal breiter wird, nicht ſo heftig iſt: ſo hatten wir hier weniger Arbeit und waren in größerer Sicherheit. Dieſer Sund oder Meer⸗ Enge wird von einer Reihe kleiner Inſeln formiret, wel⸗ und ſich laͤngſt derſelben erſtrecket. Hinter dieſen Inſeln 1 lag der Hauptmann Middleton, als er ehemahls hier war. Den zoſten befanden wir uns auf der Hohe des Hirſch⸗Sundes, welcher eine ziemlich gute Rheede un⸗ gefaͤhr acht oder zehn Meilen hoͤher herauf an eben derſel⸗ ben Seite der Meer-Enge iſt. Bald hernach entdeckten wir eine fuͤr Schiffe ſehr ſichere Stelle, die mit hohen fel⸗ ſigten Eylanden dergeſtalt umgeben war, daß ſie dadurch gegen alle Winde bedeckt ward. Dieſe nannten wir den Herren Jacob und Heinrich Douglaſſen, welche Mit⸗ glieder der nordweſtlichen Commiſſion waren, zu Ehren Douglas⸗Hafen. Nachdem ſich unſre Schiffe in ei⸗ ner Tiefe zwiſchen zwoͤlf und achtzehn Klaftern vor Anker gelegt hatten: fo berathſchlagten wir uns wieder wegen dern zunehmend en eigentlichen Maaßregeln, um mit Gewißheit auszumachen, ob der Wager ein Fluß, eine Meer⸗ Enge oder Meerbuſen waͤre; und dieſes veranlaßte den folgenden Schluß, welcher der Grund unſerer nachheri⸗ gen Verrichtungen war. Schluß e . ,, Wasferfall an dem obersten Theile Ar ZB 0% 74 I 1 n N An FIN) a A 1 5 15 . 4 2 N 3 —— —— — r ug 23 Andrer Theil. 275 Schluß des Schiffs: Rarhs, welcher auf der Dobbs⸗Galley in Douglas - Hafen in Wagers Straße den often Julius 1747. in Gegenwart der Hauptleute Wilhelm Moore, und Franz Smith gehalten worden. „Da wir jetzo in einem ſichern Hafen ungefaͤhr » dreyßig Meilen herauf in der beſagten Straße vor „ Anker liegen, und die Umſtaͤnde uns aufmuntern weiter » zu gehen: fü haben wir uns verfammlet um die kraͤf⸗ ; „ tigſten und geſchwindeſten Maaßregeln, welche dabey e, zu nehmen find, zu erwaͤgen; und nach reifer Ueberle⸗ gung iſt einmuͤthig beſchloſſen worden, daß die Schiffe „ an dem Orte, wo ſie jetzo find, bleiben, und daß die Boote von beyden morgen fruͤhe mit der erſten Flut in beſagter Straße ſo weit als moͤglich, heraufgehen und „ ausfindig machen ſollen, ob daſelbſt eine Durchfahrt in den » weſtlichen Americaniſchen Ocean ſey, oder nicht, wel⸗ „ ches mit aller Geſchwindigkeit und einem fo großen Fleiß / s als die Beſchaffenheit der Sache erlauben will, geſche⸗ „ ben muß. Damit aber die Schiffe in dieſer nordlichen „Breite nicht länger, als es mit ihrer Sicherheit ge⸗ » ſchehen kan, aufgehalten werden und auf die Boote „„ warten mögen: fo iſt beliebet worden, daß, wenn ſie nicht gegen den kuͤnſtigen 2sften Auguſt zuruͤck kaͤmen, „„ alsdenn die Befehlshaber beyder Schiffe mit der „ Dobbs⸗ Galley und der ferne nach N o zurück kehren ſollen ꝛc. S 2 Zul 7 . vie — 270 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Zufolge dieſes Entſchluſſes giengen die Hauptleute von der Dobbs⸗Galley und der California mit tuͤchtigen Officieren und einer hinlaͤnglichen von jedem Schiffe ge— nommenen Mannſchaft den letzten Tag dieſes Monats in den Booten mit einem feinen und guten Winde unter Se⸗ vr gel und nahmen ihren Lauf gegen Nord- Weſt gen Weſten, . bis ſich die Breite der Meer - Enge von zehn bis zu kaum 1 0 einer Meile verminderte. Zu dieſer Zeit, welches ziem⸗ 4 lich nahe bey Anbruch der Nacht war, wurden wir durch | ein ſehr lautes und ungewöhnliches Getoͤſe, welches dem N Geraͤuſche eines ſehr groſſen Waffer- Falls gleich war, | in Beſtuͤrzung geſetzt; aber wir konnten nicht entdecken, woher es kame. Wir befanden alſo für gut uns jo gleich 1 N vor Anker zu legen, damit einige von uns an das Land . gehen und zuſehen moͤgten, was man dort entdecken koͤnn⸗ Ri te. Dies ward auch bewerkſtelliget; allein ehe wir die Höhe erreichen konnten, denn die Kuͤſte war ungemein felſigt und ſteil,) war es ſo finſter geworden, daß alle unſre Mühe vergeblich war, und wir uns genoͤthiget ſa⸗ hen wieder auf unſre Boote zu gehen, nachdem wir uns ſehr abgemattet hatten, und doch im geringſten nicht kluͤger geworden, als wir dahin gekommen waren. Jedennoch kan ich nicht umhin anzumerken, daß, indem wir auf dieſe Gebuͤrge ſtiegen, wir auf einmahl eine fo große, betruͤb⸗ te und fuͤrchterliche Ausſicht hatten, als vielleicht jemahls ſterbliche Augen erſchreckt haben mag. So lange wir laͤngſt dem Ufer giengen, ſchienen die oben befindlichen rauhen — — — * 7 2 » + —— nun a 32 — n 22 un. 2 * — ne Se Anderer Theil, 277 * tauhen Felſen recht über unſern Köpfen zu haͤngen. An einigen Stellen waren Waſſer⸗Faͤlle, welche ſich von ei⸗ ner Klippe auf die andre ſtuͤrzten; von andern biengen entſetzlich große Eiszapfen reihenweiſe einer hinter dem andern als große Orgelpfeifen herunter. Aber den ſchreck— lichſten Anblick verurſachten uns die hin und her zerſtreue⸗ ten Stuͤcke von den Felſen, die zu unſern Fuͤßen lagen, und an welchen man deutlich ſehen konnte, daß ſie von den Spitzen der Gebuͤrge durch die ausdehnende Kraft der ſtrengen Kaͤlte abgeborſten und mit einer unbeſchreiblichen Heftigkeit von den Seiten herunter gerollet waren, bis ſie die Stellen erreicht hatten, wo fie jetzo lagen. Wenn unſte Gemuͤther ſtark geruͤhret werden, indem wir entwe⸗ der die Verwuͤſtungen des Krieges, oder die Zerſtoͤrung der Zeit betrachten: fo kan man ſich leicht vorſtellen, daß man noch etwas entſetzlichers bey dem Anblick dieſer er⸗ ſtaunlichen Ueberbleibſel von den zertruͤmmerten Werken der Natur empfinden muͤſſe. | Wir brachten die Nacht, wie der Leſer glauben kan, nicht ſehr vergnuͤgt zu, und giengen am Morgen zeitig an das Land. Wir entdeckten bald darauf, daß das große Geraͤuſch, welches wir hoͤrten, von den Fluten verurſacht ward, die durch eine enge und ungefähr nur ſechzig Wards weite Stelle laufen muſten, da doch die Menge und Schnelle des Waſſers uͤberaus groß war. Und ob wir gleich nunmehro hundert und funfzig Engliſche Meilen S 3 von 4 ir — n u: — ce cl En * ä nN 2 N. — 278 Reife nach Zudſons Meerbuſen. von dem Eingange der Meer-Enge waren: ſo war doch ſeine Farbe vollkommen helle und ſein Geſchmack ſehr ſal⸗ zig. Die Flut ſtieg hier gemeiniglich vierzehn und einen halben Fuß, und das hohe Waſſer war um ſechs Uhr in dem vollen und neuen Monde. Weil wir deutlich ſahen, daß die Meer⸗Enge ſich jenſeit des Falls auf fünf oder ſechs Engliſche Meilen erweiterte und verſchiedene Meilen weſtwaͤrts gieng: fo hatten wir noch immer Hoffnung zu einer Durchfahrt. Die große Schwuͤrigkeit beſtund nun ?? mehro darin, wie wir uͤber den Fall gehen ſollten: jedoch war dieſes, wie wir es unternahmen, weder ſo ſchwer, noch ſo gefaͤhrlich, als wir bey dem erſten Anblick beſorg⸗ ten. Denn ich fuhr mit einem kleinen Boote daruͤber, da das Waſſer mit der gröften Gewalt gieng; und wir befan⸗ den bald darauf, daß man ohne die geringſte Gefahr die Fahrt daruͤber verrichten koͤnne. Denn bey einer halben Flut ſtieg das Waſſer unter dem Fall zu einer gleichen Hoͤhe mit demjenigen, ſo uͤber demſelben war; und bey einer halben Ebbe ward das Waſſer über dem Fall wies der mit dem darunter befindlichen gleich. Es war auch damahls ganz eben und ſtill, ſo daß man ohne die gering⸗ ſte Schwuͤrigkeit oder Gefahr Darüber gehen konnte. Inzwiſchen daß wir hier lagen, kamen drey Indianer in ihren Kaͤhnen zu uns, und ſchienen aus ihren Geber: den eben die Art von Leuten zu ſeyn, welche wir in andern Gegenden dieſer Kuͤſte angetroffen hatten; allein ſie wa⸗ ren von einer weit kleinern Leibes-Geſtalt: denn es war recht Andrer Theil. 279 recht was merkwuͤrdiges, daß, wie wir von Vork⸗Fort nordwaͤrts ſegelten, alles abnahm und kleiner ward, fo daß in dem Gıflen Gr. nordlicher Breite die Bäume ſich in kleines Geſtraͤuche verwandelten; und uͤber dem 67ſten Grade ſahe man keine Menſchen mehr. Dieſe India⸗ ner ſchienen im Anfange ein wenig furchtſam zu ſeyn, weil wir vermuthlich die erſten Europaͤer waren, die ſie je⸗ mahls geſehen hatten. Allein da wir ihnen durch Zeichen zu verſtehen gaben, daß wir Freunde waͤren, wurden ſie dreiſter und kamen herauf und verkehrten mit uns. Wie wir ihnen bedeuteten, daß wir Tuktoa, welches in ihrer Sprache Wildpret heiſt, verlangten, ſo giengen ſie gleich an das Land und brachten uns etwas, das ſie nach ihrer Art getrucknet hatten, nebſt einigen Stuͤcken Buͤffel⸗ Fleiſch, welches erſt unlaͤngſt geſchlachtet zu ſeyn ſchien; und nachdem wir ihnen dieſen kleinen Vorrath fuͤr was geringes abgekauft hatten, ließen wir ſie fehr vergnuͤgt von uns. Den aten Auguſt giengen wir über den Fall, über welchen die Flut nur vier Fuß ſtieg; aber das Ufer war an beyden Seiten ſehr ſteil, und wir konnten mit einer Schnur von hundert und vierzig Klaftern keinen Grund finden. Es ließen ſich noch immer Seehunde und weiße Wallfiſche ſehen; aber dem ungeachtet ließen die meiſten von unſrer Geſellſchaft den Muth nicht wenig finfen, da - ſie das Waſſer auf der Ober⸗Flaͤche faſt friſch befanden. Allein, da ich dafür hielte, daß dieſes ſriſche Waſſer nur allein auf der Ober⸗Flaͤche waͤre: ſo entſchloß ich mich N S 4 einen 4 4 ar Br Pa er za 2 2 2 2 - u: e >. e or u nn et Er ER LTE — e a nnn * — — De = An Ss — Zw 1 — — — ————ů—ů— —— — — 2 zer 280 Rerfe nach Sudſons Meerbuſen. einen Verſuch anzuſtellen, ob die Sache ſich ſo verhielte, oder nicht. Zu dem Ende ließ ich eine ſtark zugemachte Flaſche bis zu dreyßig Klaftern herunter, allwo der Sto pfer hinein getrieben ward, und die Flaſche kam voll Waſ⸗ fer herauf, welches eben fo ſalzig, als das in dem Atlan⸗ tiſchen Ocean war. Hierdurch ward unſre Hoffnung wieder ſo geſchwinde lebendig, als ſie zuvor vergangen war. Aber dieſer Schein eines gluͤcklichen Fortganges daurete dem ungeachtet nur eine ſehr kurze Zeit. Den zten Auguſt gegen das Ende der Nacht ward das Waſſer unvermuthet ſeichte; worauf wir Anker warfen, bis wir am Morgen die Urſache entdecken wuͤr⸗ den. Kaum brach der Tag an, da wir an das Land gien⸗ gen, und wir hatten den Verdruß von den Hoͤhen, welche nicht weit von dem Ufer waren, deutlich zu entdecken, daß unſre bisherige eingebildete Meer-Enge ſich mit zweenen kleinen unſchiffbaren Fluͤſſen endigte;“ davon der eine aus einer großen See herkam, welche einige Engliſche Mei⸗ len weit ſuͤd⸗weſtwaͤrts lag. Alſo verſchwand unſre Hoff- nung, und wir hatten nichts, womit wir uns megen der angewandten Muͤhe, der verſchwendeten Zeit und der aus⸗ geſtan⸗ Der Verfaſſer der oft angefuͤhrten Reiſe-Beſchreibung macht hie, bey folgende Anmerkung: was den andern Fluß anlanget, ſo hat er (Herr Ellis) uns nicht gemeldet, wo er liegt, oder, wo er ſich in die See ergießet; in ſeiner Karte aber hat er für gut befunden drey Fluͤſſe zu zeichnen. Vol. 2 p. 246. Anderer Theil, 281 geſtandenen Gefahr troͤſten konnten, als das Vergnuͤgen, daß wir in dieſem Betracht alles, was man von uns for⸗ dern konnte, gethan und von dieſem Punkte eine gewiſſe Nachricht eingezogen hatten, ſo daß kein Zweifel wegen der Beſchaffenheit dieſes Gewaͤſſers übrig blieb, welches ſonſt ſo einen hitzigen Streit künftig" veranlaſſet haben moͤgte, als ſchon zu unſren Zeiten geſchehen war. Außer⸗ dem werden auch, wie Hauptmann For vorlaͤngſt ſehr wohl angemerkt hat, die Schwuͤrigkeiten bey dieſer Unterneh⸗ mung vermindert, und die wichtige Frage, ob eine Durch⸗ fahrt vorhanden ſey, oder nicht, wird zu einer nähern Ge⸗ wißheit gebracht, wenn eine jede Oeffnung, die etwas hoffen laͤſt, richtig und genau unterſucht, und ſolche Un⸗ terſuchung deutlich und aufrichtig aufgezeichnet wird. Waͤrend unſerm kurzen hieſigen Aufenthalt kamen ſechs Indianiſche Kaͤhne zu uns, und die Leute darin brachten uns ein wenig Hirſch-und Büffel ; Fleiſch nebſt etwas getrucknetem Lachs, welches wir von ihnen kauften und ihnen anzeigten, daß wir mehr davon verlangten. Sie verſtunden dieſes alsbald und erwieſen ſich fo gleich willfaͤhrig, indem fie nach dem Orte, woher ſie gekommen waren, zuruͤckkehrten und uns ſehr geſchwinde einen weit größern Vorrath von dergleichen Lebens⸗ mitteln brachten. Wir kauften nicht allein dieſe, ſondern auch aus Neugie⸗ rigkeit einige von ihren Kleidern, Bogen und andern Sa- chen, die ſie uns zu uͤberlaſſen Luſt bezeigten. Ich ſuchte alles, was ich konnte von dieſen Leuten zu lernen; erſtlich 5 in — * : KR HE — x’ n 44 7 er 22 7 — N 1 — 2 Wr En > * « > 27 d — . — — — er — — 3 1 7 u ds — 3 — 2 2 74 ar 3 u A DR RE aa — * — 5 — 282 Reife nach Sudſons Meerbuſen. in Betracht der Kupfer-Grube, und hernach in Anſehung einer andern See, von welcher ich ihnen zu verſtehen ge⸗ ben wollte, daß ſie vielleicht weſtwaͤrts laͤge. Um ihnen dieſes begreiflich zu machen, machte ich mit Kreide einen groben Abriß von der Kuͤſte, in der Hoffnung, daß ſie ihn fortfogen würden: aber alles dieſes war vergebliche Ar⸗ beit. Denn ſie ſchienen mich nicht im geringſten zu ver⸗ ſtehen, und dieß vergrößerte, wie der Leſer leicht erachten wird, den Verdruß wegen unſerer nur neulich mißlunge⸗ nen Unternehmung nicht wenig. Unter dieſen Indianern befand ſich auch ein Mann, deſſen Kleidung und Sprache zwar mit der ihrigen überein kam, der aber wegen ſeiner Geſichtsfarbe, die weit ſchö⸗ ner war, und wegen ſeiner gaͤnzlichen Unwiſſenheit einen Kahn zu regieren offenbar von einer andern Nation, und von ihnen nur hieher gebracht zu ſeyn ſchien, damit er uns ſehen moͤgte. Unſer Hauptmann hielte dafuͤr, er moͤgte vielleicht ein Sklave ſeyn; und weil er ſahe, wie willig die⸗ ſe Leute waren, alles was ſie hatten, zu verhandeln: ſo gerieth er daher auf die Gedancken, daß es nicht unmoͤg⸗ lich ſeyn mögte ihn zu kaufen. Und gewißlich, wenn die: fes ſich hätte thun laſſen, würde es ein guter Anſchlag ge⸗ weſen ſeyn, weil wir von ihm vielleicht etwas hätten ler? nen koͤnnen. In dieſer Abſicht ward der Wundarzt Herr Thompſon mit einigen Waaren an das Land geſchickt, um einen Verſuch zu thun, ob er die Indianer dazu be⸗ wegen koͤnnte: allein fie verwarfen nicht allein den Vor⸗ ſchlag 5 Andrer Theil. 283 ſchlag, ſondern thaten es auch auf eine Weiſe, welche ihr Mißfallen ganz deutlich an den Tag legte. Den aten lichteten beyde Boote den Anker, und wir nahmen unſern Weg ſo geſchwinde, als wir konnten, nach unſern Schiffen zuruͤck. Allein, weil der Wind wiedrig und zugleich fehr ſtark war: fo ſahen wir uns genoͤthiget des Abends unſrer Sicherheit wegen in einer Bucht unter der ſuͤdlichen Kuͤſte, ungefähr vier Meilen davon einzu⸗ laufen. Aber da der Wind ſich gegen Mitternacht wand⸗ te und uns guͤnſtig ward, machten wir uns dieſen Vortheil zu nutze und giengen unter Segel; wir waren aber nicht weit gekommen, da uns die Seeleute von dem zur Cali⸗ fornia gehörigen Boote zuriefen und meldeten, daß ſie ei⸗ nen Bootsmann verlohren haͤtten, welcher durch das große Segel, als es ſich geſchwinde von einer Seite zu der an⸗ dern gedrehet haͤtte, ungluͤcklicher Weiſe uͤber Bord waͤre geworfen worden. Weil das Boot ſchnell gieng und die Nacht ſehr dunkel war: ſo hoͤrten ſie weiter nichts von ihm. b Da wir nunmehro uͤberfuͤhret waren, daß kein an⸗ derer Ruͤckweg vorhanden wäre, als derjenige, auf dem wir hieher gekommen: fo machten wir uns fertig über den Fall zu gehen, welches wir auch den öten thaten, und uns dieſelbe Nacht bey einer Inſel acht oder zehn Meilen wei⸗ ter herunter vor Anker legten. Weil wir von dort einen ſtarken Fühlen Wind mit vielem Schnee, auch vermiſchtem Regen und Schnee hatten: fo kamen wir bald zu unfern | Schif⸗ — * E 2 — - * —— —— 4 — — KKK A — —— ar — 2 * . * 12 u - * f \ ads ME Tan Al K ——— Da - 9 .. — 2 1 — — — * 13 * 5 . > . ee ne ů —·——ů 284 Reife nach Sudſons Meerbuſen. Schiffen, ohne weiter etwas merkwuͤrdiges auf unſerer Reiſe anzutreffen; und ich gedenke nur noch, daß ein jeder ſeinen Verdruß wegen der mißlungenen Unternehmung mit mehrerm oder wenigerm Eifer, nach dem Verhaͤltniß feiner Sorge, die er wegen des Fortgangs der Reiſe hat- te, an den Tag legte; ſo daß, ob wir gleich uͤber unſre glückliche Zuruͤckkunft recht vergnuͤgt waren, dennoch unſre erſte Bemuͤhung jetzo dahin gerichtet war ein Mittel zu erſinnen, um dieſes Ungluͤck durch einen andern Verſuch zu erſetzen, in der Hoffnung daß der Erfolg deſſelben bef- ſer ſeyn wuͤrde. Als nun ein Schiffs⸗ Rach, worin wir unſern Be⸗ richt wegen der letzten Unternehmung abſtatteten, gehalten ward: ſo zeigte der Wund⸗Arzt Herr Thompſon einige ihm bengefallene Zweifel an, und vermeynte, daß, da die See hoch gegangen, und das Wetter bey weitem nicht helle, die Boote aber ziemlich weit von der nordlichen Kuͤ⸗ ſte geweſen, es gar nicht unmoͤglich ſey, daß wir einige Oeffnungen an dieſer Seite unvermerkt vorbey gelaufen wären, welches er deſto mehr befürchtete, weil, wie er dafür hielte, das Land, fo weit er es erkennen konnte, ſehr hoch und unterbrochen ausſaͤhe, und daß zwiſchen den Bergen immer ein großer Raum vorhanden ſey. Ich unterſtuͤtzte ſeinen Vortrag mit Freuden, ob ich gleich von andern Bewegungs⸗Gruͤnden dazu angetrieben ward, in⸗ ſonderheit aber von den ungewoͤhnlichen Fluten, die wir wahrgenommen hatten. Denn in Douglas- Hafen flieg ſie Andrer Theil. 285 ſie ſechszehn und einen halben Fuß ſenkrecht; dahingegen ſie nach des Hauptmann Middletons Bericht bey dem Hirſch⸗Sunde, obgleich derfelbe acht oder zehn Meilen naher bey dem Willkommen liegt, nur zehn Fuß hoch war. Und da außerdem die Zeit des hohen Waſſers viel fruͤher bey dem Fall, ob er gleich neunzig Engliſche Meilen weiter weſtwaͤrts liegt, als bey dem gedachten Sunde war: fo konnte ich dieſe Umſtaͤnde nicht reimen, wenn ich annahm, daß dort keine Durchfahrt befindlich wäre. Ob ich nun gleich zu demjenigen, was Herr Thomp⸗ ſon vorgetragen hatte, nichts ſagen konnte: ſo glaubte ich doch, daß dieſe Betrachtungen die nochmahlige Unter⸗ ſuchung, die er vorſchlug, gar wohl rechtfertigen koͤnnten; denn in dergleichen Sachen kan man unmöglich zu ſorg⸗ fältig und fleißig ſeyn: zumahl der gluͤckliche Erfolg der Reiſe darauf beruht; und welches noch mehr iſt, ſo die⸗ nen die davon gegebene Nachrichten der Nachwelt, wo nicht zu einem Geſetze, doch zum wenigſten zum Wegwei⸗ ſer und zur Richtſchnur. Dieſe Gruͤnde wurden in ihrer völligen Stärke in dem Schiffs⸗Rath, nachdem der Be⸗ richt gemacht worden, vorgeſtellet, und nach einem lan⸗ gen und hitzigen bey dieſer Gelegenheit entſtandenen Wort⸗ wechſel, machte man den folgenden Schluß, um den Irr⸗ thum, der in der obgemeldeten Unternehmung vorgegan⸗ gen ſeyn moͤgte, zu verbeſſern, | Schluß mir. un ͤ —́äz— — 22 — . BER — — . 1 — — —.— — >. 2 ine rein ———— — — ET — — — 2 er - r — — ee 2932 — . EEE HT =). — * 286 Reife nach Sudſons Meerbuſen. Schluß des Schiffs⸗Raths, welcher auf der California in Douglas Hafen den ten Au⸗ guſt 1747. in Gegenwart der Hauptleute Wilhelm Woore und Franz Smith gehalten worden. „ Da den 7ten am Freytage die Boote von der Un⸗ „ terſuchung der wahrſcheinlichſten Oeffnung zu einer „Durchfahrt oder Meer⸗Enge zuruͤck kamen, und an den „ Orten wo fie geweſen waren, mit ihrem größeften Fleiß „ keine hatten ausfindig machen koͤnnen; inzwiſchen aber „ die Hauptleute Wilhelm Moore und Franz Smith, „ wiewohl fie völlig verſichert waren, daß man ſich zu kei⸗ „ ner andern Oeffnung, als von Oſten, durch welche die » Schiffe einliefen, Hoffnung machen koͤnnte, dennoch „ willig waren den Wund⸗Arzt, Herrn Eduard Thomp⸗ „ fon und Herrn Heinrich Ellis von der Dobbs⸗ », Galley zu vergnügen, welche glauben, daß die Boote „ bey ihrer Zuruͤckkunft, (weil der Wind ſtark war,) ſich „ richt nahe genug an der nordlichen Kuͤſte, die ihnen „ unterbrochen Land zu ſeyn ſchien, gehalten haͤtten, und „in den Gedanken ſtehen, daß die ungemein ſtarken „ Fluten, die man dort fand, nicht durch den Eingang „ dieſes Fluſſes oder Meer-Enge herkommen koͤnnten, „ ſondern dieſelben vielleicht einen Weg durch die nordliche „ Kuͤſte ſieben oder acht Meilen von hier haben moͤgten, „ welcher nach Herrn Thompſons und Ellis Meynung o nicht beobachtet worden: fo hat man aus dieſen Urſa⸗ chen Anderer Theil. 287 „ chen den Entſchluß gefaßt den Dobbs⸗Schooner, die „Beſolution fo gleich dahin zu ſchicken und von dieſen Gegenden gewiſſe Nachricht einzuziehen. Unterzeichnet von dem Rath. In dieſem Rath machte ich die Anmerkung, daß viele und mancherley und darunter ſehr triftige Umſtaͤnde vor⸗ handen waͤren, welche faſt einen völligen Beweis von ei⸗ ner in der von dem Hauptmann Middleton ſo genannten Kepulſe⸗Baͤy befindlichen Fahrt in ein anderes nord- waͤrts liegendes Meer abgaͤben: als z. E. daß die Fluten allezeit hoͤher waͤren und die Zeit des hohen Waſſers ge⸗ ſchwinder kaͤme, je weiter wir nordwaͤrts ſegelten; ferner daß das Waſſer in dem Willkommen ſalzig und ſo helle wäre, daß man den Grund in einer Tiefe von zwölf oder vierzehn Klaftern ſehen konnte; wozu auch noch die Menge Wallfiſche, die man beſtaͤndig an den Küſten ſaͤhe, und die oftmahligen Exempel kaͤmen, daß die Nord⸗Weſt⸗Winde die höchften Fluten verurſachten. Und wie ich außerdem durch die Verſicherungen, welche mir der Hauptmann Moore von einer Zeit zur andern von einer in der Re⸗ pulſe⸗Baͤy vorhandenen Durchfahrt gegeben hatte, in meiner Meynung geſtaͤrkt ward: alſo that ich daher den Vorſchlag, daß die Dobbs⸗Galley fo gleich unter Segel gehen und dieſelbe ſuchen ſollte, da mittlerweile die Cali⸗ h fornia den Ort, wo wir uns gegenwärtig befanden „und alle ſüͤdwaͤrts befindlichen und noch nicht vollig beſichtigten Plaͤ⸗ 2 .- nn. — * Da Te Per 1 d 0 GEH a — — Den > 4 — — \ u, B 2 1 W —-— . LA £ “ 9. 290 — u. een 1 — * — . 288 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Plaͤtze, unterſuchen koͤnnte. Hiergegen machten einige ſehr ſtarke Einwendungen und fuͤhrten an, daß wir keine Befehle hätten dahin zu gehen, und daß es uns auch nicht erlaubet waͤre unſre Schiffe zu trennen; daß ferner einige Bootsleute auf der California und einige von den unſri⸗ gen ſehr unpaͤßlich und faſt nicht im Stande wären laͤn⸗ ger in dieſer See zu bleiben; und endlich daß die Jahres- Zeit ſchon zu weit verſtrichen ſey aufs neue nordwaͤrts zu gehen. Ich beantwortete dieſe Einwuͤrfe ſo gut als ich immer konnte, aber vergebens; denn wie die Umfrage geſchah, ward mein Vorſchlag durch die Mehrheit der Stimmen verworfen, und ich ſchloß daher, daß einige durch ſo viele Arbeit und Ungemach verdruͤßlich geworden und daher geneigt waͤren die Reiſe ſo bald als moͤglich zu endigen, oder zum wenigſten dergleichen beſchwerliche Un⸗ ternehmungen, als die letzte geweſen war, zu hintertrei⸗ ben. Die darin gemachte Entdeckung diente auch dieſes Vorhaben zu unterſtuͤtzen; und ob ich es gleich nicht bilz ligen konnte, ſo ſtund es doch nicht in meinem Vermoͤgen es zu verhindern. Bey allen Unternehmungen von dieſer Art iſt es ge⸗ wiß eine hoͤchſt wichtige Sache alle diejenigen, denen an dem glücklichen Erfolge derſelben etwas gelegen iſt, fo wohl in Anſehung des Vortheils, als ihrer Ehre, ſo viel als moͤglich zu gewinnen, damit ſie ihre Dienſte mit Fleiß und Eifer verrichten moͤgen. Denn ſonſten wird eine kleine Arbeit ſie verdrießlich machen, und die erſte an⸗ ſcheinende > Andrer Theil. 239 ſcheinende Gefahr ihnen den Muth nehmen. Es iſt auch ſehr dienlich, daß diejenigen, welche die Auſſicht und die Einrichtung bey einer ſolchen Sache haben, mit jedem Officier vor feiner Abreiſe ſprechen, ihm fo wohl muͤndliche als ſchriftliche Anweiſung geben und ihn ihrer Gewogen⸗ heit und ihres Schutzes verſichern, wofern er ſeine Schuldigkeit, wie es ſich gebuͤhrte, verrichten wuͤrde. Dieſes wuͤrde die niedrigen Officiere nicht allein zur Wach⸗ ſamkeit und zum Fleiß bewegen, ſondern ſie auch zu ge⸗ faͤhrlichen Unternehmungen muthig und munter machen, wenn ſie wuͤſten, fuͤr wen und auf welche Bedingungen fie fi wagten; fie wuͤrden alsdenn die Befehle ihres Be⸗ fehlshabers nicht allein genau, ſondern auch mit Freuden ausrichten, wenn er ſich in Betracht der Entdeckung eif⸗ rig erwieſe, und ihm einen großen Vorwurf machen, wenn er dieſes nicht thaͤte. Ja man ſollte dieſes auch in Anſe⸗ hung der gemeinen Bootsleute nicht aus der Acht laſſen, ſondern ſie zu ihrer Schuldigkeit durch Geſpraͤche, die ſich fuͤr ihre Faͤhigkeit ſchicken, aufmuntern und zu Beobach⸗ tung derſelben durch einige ihrer debens-Art gemaͤße Be⸗ lohnungen anfriſchen. Dieß geſchah beſtaͤndig auf un ſerm Schiffe, und ich kan nicht umhin dieſes Betragen, wegen der guten Wirkungen, die es hervor brachte, anzu⸗ preiſen. Denn unſre Seeleute verrichteten dasjenige, was ihnen befohlen ward, ſehr munter und willig; ſie ſtunden das Ungemach und die ſchwere Arbeit geduldig aus, und fuͤrchteten ſich nicht der Gefahr unter Augen zu kreten. Andrer Theil. T | Es 299 Reife nach Sudſons Weerbuſen⸗ Es war ein Vergnügen fie bey muͤſſigen Stunden von al⸗ len Punkten, die in Betracht des Erfolges unſrer Reiſe ſehr wichtig waren, ſprechen zu hoͤren, als z. E. von der Beſchaffenheit der Ebbe und Flut, von den Anzeigen, die man daraus nehmen koͤnnte, und den Umſtaͤnden, die da— bey beobachtet werden muͤſten; ferner von der Figur der Erdkugel, von der Beſchaffenheit des Landes und des Waſſers, von den Vortheilen, welche Großbritannien durch die Entdeckung der nordweſtlichen Durchfahrt er— halten wuͤrde, und dergleichen. Ja ſo gar die Einwohner der Orcadiſchen Inſeln, welche ſo wenig gute Seefah⸗ rer, als Staatsleute ſind, haben leicht einſehen koͤnnen, daß die Entdeckung einer ſolchen Durchfahrt ihren Inſeln ſehr zuträglich ſeyn und viele Schiffe dahin ziehen wuͤrde. Allein das ſeltſamſte, was ich in dieſem Betracht habe anmerken koͤnnen, ereignete ſich auf unſerm Schiffe. Es befand ſich auf demſelben ein ehrlicher Seemann, deſſen einziges Ergoͤtzen ein guter Schluck Brandtwein war. Dieſer hatte ihn einften, wie er von den unſre Unterneh⸗ mung betreffenden Sachen ſprach, dergeſtalt erhitzet, daß er nicht umhin konnte in ſeiner trunkenen Aufrichtigkeit mit einem treuherzigen Schwur zu ſagen: Nun wollte ich lieber die nordweſtliche Durchfahrt, als ein halb Anker Brandtwein finden. Wir hatten dieſe ganze Zeit hindurch ſehr ſchlechtes Wetter; denn es war öfters ungeftüm, wobey viel Schnee und zuweilen vermiſchter Schnee und Regen fiel, und ein fü: Andrer Theil. 291 ſtarker Nord⸗Nord⸗Weſt⸗Wind wehete, welcher zwey Anker⸗Taue von der California entzwey ſprengte; und ſie entgieng dem Ungluͤck auf einer von den Inſeln zu ſtranden mit genauer Noth: allein mit der Huͤlfe des gez ſammten Volks von beyden Schiffen legte ſie ſich zu un⸗ ſerm groͤſten Vergnuͤgen wieder gluͤcklich vor Anker; weil wir ſehr beſorgten, daß, wenn ſie bey einer von den In⸗ ſeln auf den Strand gelaufen waͤre, ſie davon vielleicht nicht, ohne einen betraͤchtlichen Schaden zu leiden, haͤtte herunter gebracht werden koͤnnen. Weil am ızten das Wetter guͤnſtig ward; ſo begab ſich Herr Thompſon nebſt dem Schiffer und mir auf ein Boot um den Schluß des Raths, welcher dem Leſer oben vorgelegt worden, in Betracht der Oeffnung zu vollſtrecken, die wir, wie man muthmaßte, an der nordlichen Küfte auf der Zuruͤckreiſe von unſrer letzten Unternehmung on gelaufen feyn moͤgten. Unterwegens ſahen wir viele ſchwarze Wallfiſche und eine uͤberaus große Menge Seehunde: allein um Mitter⸗ nacht, da wir uns zwiſchen der Kuͤſte und den davor lies genden Inſeln eingeſchloſſen ſahen „ erforſchten wir die Tiefe und fanden mit dreyßig Klaftern Grund; und weil die Tiefe immer mehr abnahm, hielten wir es fuͤr gut uns vor Anker zu legen, welches auch alſo ins Werk gerichtet ward. Am Morgen ſtiegen wir an das Land, und entdeck⸗ ten von einer Höhe deutlich, daß dieſe Oeffnung verfchie- dene Meilen n weſtwaͤrts gieng, aber daß es uns T 2 unmoͤglich | . I 292 Reife nach Sudſons Weerbuſen. ö unmöglich wäre viel weiter zu fahren, weil verſchiedene Reihen Klippen queer durch dieſelbe giengen, die man ben niedrigem Waſſer offenbar ſehen konnte. Wir entdeckten auch nordwaͤrts von dieſer eine andre Oeffnung, welche ſich gleichfalls ungefähr drey Meilen von ihrem Eingange fat auf gleiche Weiſe endigte. Weil alle Hoffnung zu einer „ Durchfahrt in Anſehung des Orts, wo wir uns befanden, 1 nunmehr verlohren war: ſo erachteten wir es fuͤr das be⸗ ſte ſo bald als moͤglich zu den Schiffen zuruͤck zu gehen, welches wir den ıgten thaten, fo daß wir mit dieſer Ver⸗ richtung nur einen Tag zugebracht hatten. So bald als wir zurück kamen, ward der geſammte Schiſſs⸗Rath zu Anhörung unſers Berichts und zu Ab- ſaſſung eines Schluſſes wegen unſerer ferneren Unterneh⸗ mungen zuſammen berufen. In dieſem Rath ergriff ich — * er k Hi: die Gelegenheit meinen ehemahligen Vorſchlag zu wieder⸗ 1 u holen und die neuen Gründe, welche mir bey oftmahliger * Erwägung der Sache in dieſer kurzen Zeit noch beygefal⸗ | Er len waren, anzubringen: allein er hatte dieſem ungeachtet 1 eben das Schickſal, wie zuvor, weil die meiften ihre Stim- wit: men dawieder gaben und fo feft auf ihrer Meynung be⸗ 1 ſtunden, als ich auf der meinigen. Jedoch da die Jah. 1 reszeit noch nicht gänzlich verſtrichen war, und folglich noch MR etwas unternommen werden konnte: fo ward der folgende 1 Schluß gemacht und einmuͤthig beliebet. Und gleichwie . derſelbe ein entſcheidendes Zeugniß in Anſehung der Um⸗ 1 ftände enthalt, welche eine Durchfahrt anzeigen, und 3. woruͤber Andrer Theil. 293 woruͤber zwiſchen dem Herrn Dobbs und Herrn Midd⸗ | leton fo eifrig geſtritten worden: alfo glaube ich, daß es dem beſer fo wohl zum Vergnügen als zur Ueberfͤͤhrung dienen werde denſelben zu leſen; und aus dieſer Urſache will ich ihn allhier beyfuͤgen. 10 Schluß des Schiffs⸗Raths, welcher auf der Dobbs⸗Galley in Douglas⸗Hafen den iaten Au⸗ guſt 1797. in Gegenwart der Hauptleute Wilhelm Moore und Franz Smith gehalten worden. „Nach einer ſehr genauen Unterſuchung des insge⸗ „ mein fo genannten Wager ⸗Fluſſes oder Wagers „Meer- Enge befinden wir, daß dieſelbe gar keine Ge⸗ » meinſchaft mit einem andern Orte, außer dem Will⸗ „ kommen habe. Und da wir fie wegen der außeror⸗ „ dentlichen Fluten, wegen ihrer großen Breite und Tiefe, „ ferner wegen ihres ſalzigen Waſſers, welches ſo gar „ funfzig Meilen von ihrem Eingange noch fo beſchaffen „ it, für einen Arm von dem Willkommen hielten, je⸗ „doch aber befinden, daß die Fluten an der weſtlichen „ Seite deſſelben und inſonderheit allhier fehr hoch ſteigen, „ohne daß wir gewiß wiſſen, woher ſie kommen; und da „ wir ferner gefunden haben, daß die Flut in allen Oer⸗ „s kern, wo wir ſie auf unſrer Herreiſe unterſucht haben, „ längft der Kuͤſte von Norden kommt „und daß Nord⸗ „Weſt⸗Winde den hoͤchſten Zufluß des Meers verurſa⸗ „ chen: ſo haben wir, da wir gerne wiſſen mögten, wo⸗ „ her die große Flut komme, dafür gehalten, daß eine N T 3 Kennt⸗ * 2 vo - ——. — REG e r * - — 1 k 4 294 Reife nach Sudſons Meerbuſen. Kenntniß von ihrem Lauf an der oͤſtlichen Seite des Willkommens dazu etwas beytragen werde, und daher be⸗ ſchloſſen (wenn Wind und Wetter es erlauben, einen Verſuch fo wohl bey der niedrigen Oeffnung, die dieſem Orte bey nahe gegen über liegt, als auch bey Cary - Swans Neſt und allen andern Oertern anzuſtellen, welche zu Entde⸗ ckung der nordweſtlichen Durchfahrt etwas beytragen koͤnnen. Zu beſſen Beglaubigung wir unſre Namen er unter geſetzet haben. Unterzeichnet von dem Schiffs⸗ Rath. Vielleicht dürfte es nicht undienlich ſeyn hier eine kur⸗ ze Nachricht von den vornehmſten Punkten beyzufuͤgen, in welchen Herr Dobbs und Herr Middleton uneinig wa⸗ ren. Herr Dobbs behauptete, daß die Flut von Weſten durch verſchiedene Oeffnungen zwiſchen dem baſten und 65ſten Gr. nordl. Breite herkaͤme, und von da nach dem Willkommen und der Repulſe⸗Baͤy fortgetrieben wuͤrde. Seine Meynung war auch, daß in Wagers WMeer-Enge, als wofür er fie hielte, die Flut von We⸗ ſten kaͤme und bey der ſuͤdweſtlichen Landſpitze der öftlichen Flut be jegnete. Herrn Middletons Begriffe von die⸗ fen benden Punkten waren ganz anders und er hatte darin Recht. Jedoch muß man geſtehen, daß Herr Dobbs in Betracht des letztern von dem Lieutenant Rankin war irre gemacht worden. Denn weil dieſer einen ſtarken von Welten gehenden Strom an der ſuͤdlichen Seite fand, wo * 5 Andrer Theil. 29 er waͤrender Zeit lag, da das Waſſer auf die Kuͤſte trat: ſo ſchloß er daher, daß die Flut von Weſten kaͤme; da doch dieſes nichts anders, als eine zuruͤckſchießende Flut war, und der große Strom mitten in dem Canal kam von Oſten; eine Sache, die gar nicht ſeltſam iſt; denn man kan durch viele Exempel zeigen, daß eben dieſes an andern Orten geſchicht. Herr Dobbs urtheilte alſo recht, aber aus unrichtigen Grundſaͤtzen. N Herr Middleton behauptete dagegen, daß das Waſ⸗ ſer ganz frifch waͤre, daß es nicht zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe ſtiege, daß der Strom nicht ſehr ſchnell gienge, und daß Suͤd⸗Oſt⸗Winde die höͤchſte Flut verurſachten. Dieſe Umſtaͤnde insgeſammt find durch die klare Erfahrung voll⸗ kommen wiederlegt, die wir durch wiederholte Verſuche erlanget haben, welche nach dem Schluß des Schiffs⸗ Raths zu Papier gebracht und von mir abgeſchrieben ſind. Naͤchſtdem ſagte er auch, daß das feſte Land von dem ‚özften Gr. 20 Min. nordl. Breite bis zu Cap Dobbs in einem Striche fortgienge, welches ſich nicht fo verhielte, weil wir unter dem 6aſten Gr. eine große Oeffnung entdeck⸗ ken. Einige andre Punkte, worin ſie uneinig und die nicht ſo wichtig ſind, uͤbergehe ich, um dem Leſer nicht be⸗ ſchwerlich zu fallen, mit Stillſchweigen. i Allein es iſt zu merken, daß Herr Dobbs ſich aus ei⸗ nem loͤblichen Eifer für das gemeine Beſte und die Ehre ſeiner Nation in dieſer Sache ſo viel Muͤhe gegeben hat. Man muß auch in Erwägung ziehen, daß man von ihm g T 4 N keine 296 Reife nach Sudſons Meerbuſen. 1 keine richtigere Nachrichten erwarten durfte, als er ſie “| ſelbſt bekommen hatte; und man muß geſtehen, daß er, wiewohl aus unrecht angegebenen Umſtanden ſehr richtig und vernünftig geſchloſſen habe; fo daß feine Irrthuͤmer, k wenn man fie eigentlich fo nennen kan, nicht nur von ſei⸗ RN nem Willen nicht herruͤhrten, ſondern auch unvermeidlich I waren. Denn weil er aus den ihm von andern an die | Hand gegebenen Anmerkungen ſchloß: fo konnte er allein ſuͤr die Richtigkeit ſeiner Schlüffe, aber nicht für die Ge⸗ wiß heit der Foͤrder⸗Saͤtze ſtehen, welche er unmoͤglich 9 entdecken konnte: dahingegen war Herr Middleton ver⸗ Kr bunden feine Säge genauer und mit geößerm Fleiß zu be {N ſtimmen, weil fie nicht auf anderer Leute Berichten be i ruheten, fondern vornehmlich auf feiner eigenen Erfahrung 0 gegruͤndet waren. Jedoch kan man gar wohl zu feiner Ent⸗ ſchuldigung anführen, daß, da er ſich oͤffentlich angegrif⸗ fen ſahe, es ihm ſehr natürlich war ſich mit allen Gruͤn⸗ \ den und Mitteln, die ihm zur Hand kamen, zu verthei⸗ } digen. Ich getraue mich nicht dieſen Streit zu entſchei⸗ 5 | den, ſondern uͤberliefere die Sachen nur fo, wie fie mir u —— ee EEE ET” | vorkommen. Und wenn ich meine Meynung fage: fü 10 fuͤhre ich auch den Beweis an, worauf ſie ſich gruͤndet, 5 und überlaffe die ganze Sache dem Ausſpruche des Leſers Ich würde mich auch ganz und gar nicht darin eingelaſſen | | haben, wofern fie nicht unmittelbar den Gegenſtand, wo: | mit ich befchäftiget bin, beträfe, und wenn fie nicht von 10 fo großer Wichtigkeit wäre um die Abſicht und den Aus- 170 gang 0 . 4 a EEE Br 7 Sn 22 * N — — Andrer Theil. 2097 gang fo wohl dieſer, alst aller wegen dieſer Entdeckung kuͤnf⸗ tig anzuſtellenden Reifen vollig zu verſtehen. Denn wofern alle Irrthuͤmer, fie mögen herkommen, woher fie wollen, nicht entdeckt und aus dem Wege geraͤumet werden, ſo daß diejenigen, welche künftig zu dergleichen Unterneh⸗ mungen gebraucht werden duͤrften, den volligen Nutzen der ehemahligen Erfahrung haben moͤgen: ſo kan dieſe in Anſehung der Brittiſchen Nation ſo wichtige Entde⸗ ckung dadurch weit länger, als ſonſten geſchehen wuͤrde, aufgehalten werden; und daher hat das gemeine Weſen ein Recht den groͤſten Fleiß und Richtigkeit in allen Er⸗ zahlungen von dieſer Art zu erwarten. Dien ısten Auguſt giengen wir von Douglas; Ha⸗ fen nebſt der California mit einem ſtarken, aber guͤnſtigen Winde, der jedoch zuweilen etwas ungeſtuͤm war, unter Segel. Als wir in Wagers Gewaͤſſer liefen, be⸗ gegneten wir in den engen Stellen einer Flut, welche uns verſchiedene Stunden aufhielte, ob wir gleich damahls mehr als acht Engliſche Meilen in einer Stunde fegelten. Als wir in dem Willkommen angelangt waren und der Wind beſtaͤndig ſtark blieb „legten wir bey. Und weil den 17ten das Wetter ſehr ſchoͤn und mäßig und der Him⸗ mel heiter war, ward in Vorſchlag gebracht, nach dern niedrigen Oeffnung, welche die See in dem Ufer gemacht hatte, und von welcher wir ungefaͤhr drey oder vier Meilen lagen, zu gehen und ſo wohl unſerm letzten Rath⸗ ſchluſſe, als auch dem in Betracht dieſer Reiſe uͤberhaupt m Fa RE gemachten 1 0 | RE; 208 Reife nach Yudfons Meerbuſen. gemachten Plane und den von den Herren Commiffarien unſern Verhaltungs- Befehlen einverleibten beſondern Punkten zu folge, die Ebbe und Flut zu unterſuchen. Des Abends begab ich mich demnach mit unſerm Un⸗ terſchiffer Metcalfe zu dem Ende auf den Weg. Allein ehe wir die Kuͤſte erreichen konnten, ward es finſter, und kurz darauf trat das hohe Waſſer ein, ſo daß wir, um un⸗ ſer Geſchaͤfte mit Gewißheit zu verrichten, genoͤthiget wa⸗ ren ſo lange zu warten, bis das hohe Waſſer wieder kam. Unterdeſſen legte das Schiff in dem weiten Meer bey, und that jede halbe Stunde einige Canonen-Schuͤſſe: allein weil entweder der Wind oder die Ebbe es verſchiedene Meilen nordwaͤrts trieb: ſo kam es bald ſo weit von uns, daß wir ſeine Canonen nicht hoͤren konnten, und als der Morgen ankam, war es uns aus dem Geſichte. Inzwi⸗ ſchen verrichteten wir, da der Tag anbrach, unſer Ge⸗ ſchaͤfte, und befanden, daß die Flut allhier von Norden kam und bis zu funfzehn Fuß ſtieg. Wir bemerkten auch, daß das hohe Waſſer bey dem vollen und neuen Monde etwas vor drey Uhr kam, welches etwas eher war, als es auf der gegen uͤber liegenden Kuͤſte zu geſchehen pflegt. Da wir nun das aufgetragene verrichtet hatten: fo war unſre erſte Sorge, wie wir wieder zu dem Schiffe kommen moͤgten, als wobey ſich uns viele und große Schwuͤrig⸗ keiten vorſtelleten, die mit ſolchen ſchrecklichen Umſtaͤnden vergeſellſchaftet waren, die nothwendig den ſtaͤrkſten Ein⸗ druck \ | | Andrer Theil. 10 N 299 druck in unſern Gemuͤthern machen muſten: und daher wird der Leſer es mir verzeihen, wenn ich eine erde Nachricht davon ertheile. Das Schiff war, wie bereits angemerket worden, uns nunmehr aus dem Geſichte; und wir konnten mit gar kei⸗ ner Gewißheit erkennen, wohin wir ihm folgen follten, Der Wind ward ſehr ſtark und das Wetter dunkel, wo⸗ bey es auch ſchneyete; unſer Boot war klein und tief, die meiſten von unſerer Mannſchaft waren keine Seeleute und dazu ſehr unwillig, ſo daß, wenn man alle dieſe Dinge erwaͤgt, man mit Wahrheit ſagen konnte, daß wir uns in einem erbaͤrmlichen Zuſtande befanden. Ich ſuchte die Leute auf das beſte, als ich konnte, aufzumuntern, und ſtellere ihnen vor, daß es, die Sache moͤgte ablaufen, wie fie wollte, für uns beſſer wäre in See zu gehen und das Schiff zu ſuchen, als auf dieſer wuͤſten Kuͤſte zu blei⸗ ben und darauf umzukommen: zumahl dort nicht die ge⸗ ringſte Spur von Menſchen oder Thieren, noch ein Ort, wo man vor dem rauhen Wetter ſicher ſeyn koͤnnte, noch ein Tropfen friſches Waſſer zu finden waͤre, ſo daß es uns bey allen dieſen Ungemaͤchlichkeiten um ſo viel mehr un⸗ moͤglich fallen würde unſer Leben eine zeitlang zu erhalten, | weil wir kaum auf einen Tag Proviant bey uns hatten. Die Bootsleute, welche ſich durch dieſe Gruͤnde hatten be⸗ reden laffen, befanden für gut in See zu gehen, welches wir auch in dieſen fo erſchrecklichen Umſtaͤnden mit ei⸗ ö ner 300 Reife nach Hudſons Weerbuſen. ner noch erſchrecklichern Furcht thaten. Weil der Wind ſtark ward und die See ſehr hoch gieng, ſo bekamen wir viel Waſſer in das Boot, und es koſtete uns viele Zeit und Arbeit es wieder heraus zu bringen, ſo daß wir es unmoglich lange hätten aushalten koͤnnen. Jedoch, da wir ungefähr zwölf Meilen von dem Lande fortgeſegelt was ren, entdeckten wir zu unſrer großen Freude die Schiffe; und weil dieſes uns neuen Muth machte: ſo verdoppelten wir unſre Kräfte, und kamen in kurzer Zeit gluͤcklich an Bord. Dieß war damahls in der That für uns ein groſ⸗ ſes Gluͤck; denn ſonſten wuͤrden wir ſie niemahls wieder geſehen haben, weil der Wind anfteng ftärfer zu werden und folglich die See auch hoͤher gieng. Hiernaͤchſt ward das Wetter ſo dick und finſter, daß es unmoͤglich war das Schiff oder die Kuͤſte zu unterſcheiden: allein es geſiel Gott uns zu erloͤſen, ehe wir in dieſe aͤußerſte Noth ges rathen waren, aus welcher uns nichts als ein Wunder⸗ werk hätte erretten koͤnnen. 156 Weil der Wind aus Suͤden blies, ſo wurden wir in dem Willkommen bis zum. ıgten aufgehalten, da er ſich umſetzte, welches wir uns zu nutze machten und ſuͤdwaͤrts ſegelten. Allein weil fh ungeftümes Wetter aus Nordwe⸗ ſten einfand, und die Reſolution, welche wir, ſeit dem wir aus Wagers Meer⸗Buſen zuruͤck gegangen waren, an dem Tau fortgeſchleppt hatten, uns fo wohl eine Verhin⸗ derung verurſachte, als auch die darin befindlichen Leute e — Andrer Theil. . 301 in Gefahr ſetzte: ſo ward es fuͤr beſſer erachtet alles dar⸗ aus zu nehmen und ſie in der See treiben zu laſſen, als länger in dieſem Zuſtande zu bleiben; und ſolches ward auch alſo ins Werk gerichtet. Den zoften und 21ſten hatten wir ſchoͤnes Wetter: allein da wir etwas von Cary⸗Swans⸗Neſt entfernet waren, bedienten wir uns deſſelben nicht um dorten die Ebbe und Flut zu unter⸗ ſuchen; obgleich dieſes, wie der Leſer ſich erinnern wird, ei- ne von den Sachen war, welche man zu bewerkſtelligen in dem letzten Rathſchluß fuͤr noͤthig erachtet hatte. Da das Wetter hernach fehr ſchlecht war, fo ward auf der California der Rath zuſammen berufen, und darin der völlige Entſchluß gefaßt ohne ferneren Verzug nach England zuruͤck zu gehen, welches auch ſo gleich ins Werk gerichtet ward. Den 27ſten ſahen wir das Vorgebuͤrge Pembroke an der oͤſtlichen Kuͤſte von Sud» fons Meer⸗Buſen. Den 28 ſten ſegelten wir die Inſel WManſel und einiges Eis vorbey, wovon uns viele große Stuͤcke im Geſichte lagen, bis wir in den Cap Charles gegen über liegenden Gegenden ankamen. Den 29ſten giengen wir in Hudſons Meer⸗Enge und hatten ſehr an⸗ genehmes und warmes Wetter, welches bis zum zten September daurete; ſo dann aber ward es wieder un⸗ geſtuͤm, und wir hatten zugleich einen ſtarken Wind von Oſten. Am sten trafen wir zwey der Hudſons⸗ Baͤy⸗ Geſelſchaft zugehörige Schiffe an, mit welchen 80 1 efell- “0. _ * * * 4 1 902 Reife nach Sudſons Meerbuſen. Geſellſchaft zu gehen beſchloſſen; jedoch den öten in der Nacht wurden wir von ihnen getrennet: allein wir waren ſo gluͤcklich den folgenden Tag wieder zu ihnen zu ſtoßen. Das unangenehme Wetter, welches wir hatten und wel⸗ ches vornehmlich aus den dicken und ſchaͤdlichen Nebeln entſtund, war Urſache, daß viele von unſern Leuten wie⸗ der in ihre alte Krankheit, den Scharbock fielen, welches in den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden ein deſto groͤßeres Ungluͤck war, weil wir damahls die gefaͤhrlichſte Schifffahrt in dieſer ganzen See vor uns hatten. Dieſe ruͤhrte daher, daß die Meer⸗Enge ſo ſchmal iſt, und weil wir die Tie⸗ fe und den Grund des Waſſers nicht kannten. Hiezu kamen noch die uͤberaus großen Eisberge, welche man gar fuͤglich mit ſchwimmenden Felſen vergleichen kan, und das ſchrecklich truͤbe Wetter, welches es ſo ſchwer macht ſie zu vermeiden. Jedoch ſo fuͤrchterlich und beſchwerlich auch dieſe Umſtaͤnde ſind: ſo wurden wir doch ihrer bald ſo gewohnt, daß wir ſie uns nicht ſehr anfechten ließen; und die Gefahr wird durch Ausſtellung einer beſtaͤndigen Wache und die gehoͤrige Mannszucht unter den Seeleuten dergeſtalt vermindert, daß man ſelten etwas von einem Ungluͤcksfall hoͤret. Dieß erhellet offenbahr aus Bege⸗ benheiten, deren Wahrheit unſtreitig iſt; denn die der Hudſons-Baͤy-⸗Geſellſchaft zugehörigen Schiffe kommen ein Jahr wie das andere ohne einigen Schaden zuruͤck: und wir koͤnnen daraus vielleicht den Schluß machen, daß, wenn eine beftändige und anhaltende Gefahr eine beſtaͤndige Auf⸗ | Andrer Theil. 303 Aufmerkſamkeit erweckt, ſich ihre Natur dadurch veraͤndere, und dieſelbe, wenn mir der Ausdruck erlaubt iſt, eine Urſache der Rettung werde. Weil wir öfters der ſehr großen Nebel haben gedenken müffen, welche man hier faſt beftändig antrifft, und die öfters Urſache der Gefahr find, welche die Schiffe ausſtehen; da ferner viele, die ſich darin auf der See befunden haben, es der Muͤhe werth geachtet den Urſprung derſelben zu unterſuchen, welches auch der Endzweck der verſtaͤndigſten Perſonen geweſen iſt, welche durch diejeni⸗ gen nordlichen Gegenden, worin ſie gleichfalls gefunden werden, gereiſet ſind: ſo duͤrfte es dem Leſer vielleicht zum Vergnuͤgen gereichen, wenn wir ſolchen Beyſpielen folgen und einige Muͤhe und Zeit auf die Eroͤrterung eines Punkts wenden, welcher, obgleich viele Betrachtungen daruͤber angeſtellet worden find, bey weitem noch nicht in fein völe liges Licht geſetzet iſt; da doch, wenn dieſes geſchicht, daraus ſo wichtige Folgen entſtehen muͤſſen, die mehr als hinlaͤnglich ſeyn dürften die auf die Unterſuchung gewandte Mühe zu vergelten. Denn obgleich Hudſons Meer⸗ Enge, die Kuͤſten von Weuland und andre nordliche Landſchaften wegen der dort gewöhnlichen großen Nebel bekannt find: fo find doch auch viele andre Gegenden ih⸗ nen mehr oder weniger unterworfen, und daher kan die mit einem ziemlichen Grade der Gewißheit zu machende Entdeckung ihrer Urſachen in mannigfaltigem Betracht nuͤtzlich ſeyn ind das Capital der Erkenntniß anſehnlich ver: 304 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. vermehren, womit der Fleiß der Gelehrten die Welt in allen Zeiten bereichert hat. en Der Herr von Maupertuis fuͤhrt dieſe Muthmußung zum fernern Nachdenken an, daß die Sonne, welche in den nordlichen Gegenden fo lange über dem Horizont ſte⸗ het, vielleicht mehr Duͤnſte in die Hoͤhe ziehen mag, als die Nacht zuſammendrucken kan. Allein Herr Boyle hat, wie er meldet, gewiſſe Nachricht, daß man in ge⸗ wiſſen Jahres-Zeiten auf der Küfte von Coromandel in Oſt⸗ Indien ſehr dicke und faſt beſtaͤndige Nebel wahr⸗ genommen habe, welche man dem langen Aufenthalt der Sonne uͤber dem Horizont deswegen unmoͤglich zuſchrei⸗ ben kan, weil in dieſen Gegenden der Unterſcheid der Ta⸗ ge das ganze Jahr hindurch nicht ſehr betraͤchtlich iſt. Naͤchſt dem aber wuͤrde, wenn dieſes die Urſache waͤre, daraus folgen, daß es auf Spitzbergen, wenn die Sonne am hoͤchſten ſteht, ja den ganzen Sommer hin⸗ durch, da fie beftändig über dem Horizont ift, ſehr ſtarke Nebel geben muͤſſe: allein die Erfahrung zeigt gerade das Gegentheil, und man weiß, daß diejenigen, welche mit dem Wallfiſch-Fang auf dieſer Kuͤſte beſchaͤftiget find, alsdenn hell und klares Wetter haben, welches, wie Marten in ſeiner Reiſe anmerket, das beſte zu dieſer Fi⸗ ſcherey iſt. f Mir kommt es wahrſcheinlicher vor, daß die Kaͤlte der Luft die naſſen Duͤnſte, ſo wie ſie aufſteigen, verdicket und ſie ſchwebend auf der Oberflaͤche erhaͤlt, welches dem An⸗ Anſeßen nach dadurch bekraͤftiget wird, daß wir die dicke⸗ ſten und haͤufigſten Nebel hatten, wenn wir den Eis⸗ Feldern, wo die Luft am kaͤlteſten iſt, nahe waren. Man bat auch angemerkt, daß die Sid -und Suͤd⸗Weſt⸗ Winde viele feuchte Duͤnſte mit ſich bringen, woraus in den nordlichen Gegenden naſſe Nebel entſtehen, nicht al⸗ lein, weil die Luft kalt iſt, ſondern auch, weil ihre Kraft geſchwaͤchet und dadurch untuͤchtig gemacht wird dieſe Duͤnſte zu halten und zu tragen. Im Gegentheil nimmt man wahr, daß alle aus einer nordlichen Gegend kom⸗ menden Winde ſchoͤn Wetter mit ſich bringen: und ſolches f ruͤhrt auch aus einer doppelten Urſache her; erſtlich „ weil ſie über einen trockenen Strich blafen und folglich wenige oder gar keine Duͤnſte mit ſich fuͤhren; und ferner, weil ſie die ausdehnende Kraft der Luft vergrößern, fo daß die Duͤnſte in der Hoͤhe erhalten werden, ohne daß fie nieder⸗ fallen oder in der Luft ſchweben. Ich muß hier noch anmerken, daß 17 der Abhand⸗ De dieſer Sache der gemeine g im Reden eine große Verwirrung in unſern Begriffen verurſachet, indem derſelbe verſchiedene Dinge zuweilen unter eben denſelben, und zuweilen unter verſchiedenen Namen vorſtellet. Als z. E. wir machen ſelten einen Unterſcheid zwiſchen Duͤn⸗ ſten und Daͤmpfen, oder zwiſchen Daͤmpfen und Aus⸗ duͤnſtungen; und gleichwohl wuͤrden wir, wenn wir dieſen Unterſcheid beobachteten, , nicht allein zierlicher reden, ſon⸗ Andrer het u | dern % Andrer Theil. 303 306 Reife nach Hudſons Weerbufen. dern auch richtiger, d. i. auf eine mit den Würfungen der Natur mehr uͤbereinſtimmende Weiſe denken. Ausduͤn⸗ ſtungen find, wie ich dafür halte, eigentlich zu reden, Dies jenigen zuſammengehaͤuften Ausfluͤſſe, welche aus der Erdkugel durch ihre eigene innerliche Hitze herausgetrieben werden. Daͤmpfe ſind dagegen kleine Theilchen, welche von feuchten und trockenen Coͤrpern durch die Wuͤrkungen der Hitze, als z. E. durch die Sonnenſtrahlen abgeſondert werden. Und endlich werden ſo wohl Ausduͤnſtungen als Daͤmpfe in Duͤnſte verwandelt, wenn fie bis zu einem gewiſſen Grade verduͤnnet werden und in die Luft aufſtei⸗ gen, allwo aus ihnen, wenn fie ſich weiter in die Hohe heben, Wolken werden: Allein wenn die Luft ſo beſchaf— fen iſt, daß ſie dieſelben nicht heraufſteigen laͤſt, ſondern fie vielmehr gegen die Erde niederdruckt: fo verwandeln fie ſich ſo dann in Reif und Nebel. Aus dieſer Betrachtung laͤſt ſich leicht begreifen, daß ſehr ſtarke Nebel in verſchiedenen Himmelsſtrichen von verſchie⸗ denen Urſachen entſtehen koͤnnen. Denn in warmen Laͤn⸗ dern, wo die Erde gewiſſer Maßen allezeit offen iſt, koͤn⸗ nen die Ausduͤnſtungen, welche ſie zu gewiſſen Jahres⸗ Zeiten in großer Menge heraustreibt, große Nebel her— vorbringen; dahingegen in kalten Laͤndern, wo die Erde durch einen beſtaͤndigen Froſt groͤſtentheils verſchloſſen iſt, dieſe Urſache, zum wenigſten in einem großen Grade, nicht Statt haben kan. Gleichwohl erheben ſich ſolche Aus⸗ Ausduͤnſtungen von dem Waſſer, fo lange es nicht gefro⸗ ren iſt, ſehr häufig, welches aus dem fo genannten Froſt⸗ Rauche offenbar iſt, der in den haͤrteſten Wintern, wie man deutlich ſehen kan, an den Stellen, wo das Eis ge- brochen iſt, heraufſteiget. Nun aber find in den nordli⸗ chen Ländern die Dämpfe und die Ausduͤnſtungen in den Sommer Monaten ſehr groß, und die Kälte der Luft, welche vornehmlich von dem vielen herumſchwimmenden Eiſe und den Eisbergen auf dem Lande entſtehet, hindert die Zerſtreuung dieſer Daͤmpfe, und iſt folglich die Urſache der großen Nebel, von denen in allen Nachrichten von Hudſons Meer⸗ Rufen und Meer Enge, ae ꝛc. ſo viel geſagt wird. Dieſer verdickten Luft möffen wir auch die Erſchei⸗ nungen zufchreiben, welche die Gelehrten Neben⸗Sonnen Andrer Theil. 307 und Neben⸗Monden nennen; und bey dieſer Gelegenheik kan ich nicht umhin anzumercken, daß man dieſer Urſache auch gewiſſe lichte Flecken beymeſſen muͤſſe, welche dem Schweife eines Regenbogens aͤhnlich find, und insgemein nahe bey dem Horizont geſehen werden, wenn der Nebel faſt ganz zerſtreuet iſt, und die Sonnenstrahlen ohne Hin⸗ derniß durch die Luft gehen. Unſre Botsleute bilden ſich ein, daß dieſe Flecken den Nebel vertreiben, und haben ihnen daher den Namen Fog ⸗Scoffers d. i. Nebel Spoͤtter gegeben; da fie doch in der That der letzte Neff des Nebels ſind, welcher mittelſt der zuruͤckſchlagenden Sonnenſtrahlen dieſe Erſcheinungen hervorbringt. Ich U 2 will 9 . Seen 2 — - ort 2 7 ——— — ] —⁰—— 2 * vr 2 - — \ — r RER * une ne 308 Reife nach Hudſons Meerbuſen. will von der Figur der Luft und ihrem beſtaͤndigen Um⸗ laufe, welcher mit gutem Grunde von einigen großen Leu⸗ ten behauptet wird, nichts ſagen, ſondern mich mit die⸗ gen Anmerkungen begnügen, welche vornehmlich auf mei⸗ ner eigenen Erfahrung gegruͤndet ſind, und daher natuͤr⸗ licher Weiſe einen Theil dieſer Erzaͤhlung ausmachen: zus mahl fie einen Gegenſtand betreffen, der mehr oder wenis ger von allen Schriftſtellern abgehandelt iſt, die von den in dieſer See vorkommenden Merkwuͤrdigkeiten eine Nach⸗ richt zu geben geſucht haben. N Dieß, was ich von den Nebeln geſagt habe, erinnert mich eines andern Umſtandes in Anſehung der Luft in die⸗ ſem Lande, oder zum wenigſten in den Gegenden, die ich beſucht habe, der mir ſehr ſonderbar zu ſeyn ſcheinet. Er beſteht darin, daß die Metalle hier weniger, als in allen andern Oertern, wo ich geweſen bin, roſten; und dieß iſt eben⸗ falls eine Sache, welche, wie geringe ſie auch manchem ſcheinen duͤrfte, eine Unterſuchung verdienet. Denn wenn ſich ein großer Unterſcheid in dem Roſten der Me⸗ talle in verſchiedenen Himmelsſtrichen befindet: ſo kan ſolches als ein Zeugniß von den gleichen oder ungleichen Eigenſchaften der Luft in dieſen Oertern angeſehen und zu verſchiedenen nuͤtzlichen Abſichten angewandt werden. Herr Richard Ligon, welcher Nachrichten von der Inſel Barbados vor ungefaͤhr hundert Jahren, (denn er fieng im Jahr 1648. an den Stoff zu feiner Hiſtorie Andrer Theil. Jog Hiſtorie zu ſammlen,) zuſammen getragen hat, meldet darin, daß die Feuchtigkeit der Luft damahls ſo groß ge⸗ weſen ſey, daß Meſſer, Schluͤſſel, Nadeln, Degen ꝛc. fo gar in einem Augenblick verroſtet waͤren; denn man halte, ſagt er, fein Meſſer an den Schleifitein und ſchleife allen Roſt weg; man wiſche es darauf trucken ab und ſtecke es in die Scheide, und ſo dann in die Taſche; man ziehe es nach einer kurzen Zeit wieder heraus, ſo wird man finden, daß es uͤberall zu roſten She habe; und wenn es noch etwas laͤnger dauret, wird der Roſt tief in den Stahl freſſen und die Klinge verderben. Er ſetzt noch hinzu, daß auch Schloͤſſer, welche man nicht öfters braucht inwendig roſten und unbrauchbar werden, und daß große und Taſchen⸗Uhren ſelten oder niemahls richtig gehen, welches alles von der Feuchtigkeit der Luft herruͤh⸗ re. Er merkt ferner an, daß ſie vor ihrer Ankunft auf dieſer Inſel eben dergleichen Wuͤrkungen auf der See wahrgenommen haͤtten, wenn das Wetter vier oder fünf Tage nach ein ander nebelicht geweſen waͤre, welches er ſehr umſtaͤndlich beſchreibt und es als einen Beweis an⸗ fuͤhrt, daß dieſes Roſten der Metalle ganz und gar in der Feuchtigkeit der Luft feinen Grund habe. Man muß geſtehen, die Meynung, daß die Feuch⸗ tigkeit die Urſache des Roſtes ſey, kan nicht nur eine herr⸗ ſchende, ſondern gewiſſer Maßen eine allgemeine genannt werden, und dieſe weitlaͤuftige und umſtaͤndliche Nachricht, | U 3 welche — 1 41 — . I > — — — — . . — EEE Im rn — 2 W... 5 2 23 * N 2 —„—̃ — —— 2 . —ͤä—z᷑— - n 3 * Fr . 2 8 310 Reife nach Hudſons Meerbuſen. welche Herr Ligon mit ſolcher Gewißheit davon gegeben bat, iſt ohne Zweifel als ein völliger Beweis derſelben angeſehen worden. Ich erinnere mich, daß, wie ich ein⸗ ſten meiner Anmerkung, daß die Metalle in den Laͤndern um HHudſons Meer = Bufen dem Roſte weniger als ſonſt wo unterworfen ſind, gegen einen ſehr ſcharfſinnigen und verſtaͤndigen Mann Erwehnung that, er darauf fo gleich anführte, daß er eben dieſes in Rußland wahrgenommen haͤtte; und er fuͤgte noch hinzu, daß er glaubte, dieſes ruͤhre von der Trockenheit der Luft her. Ich zweifle nicht, daß dieſe beyden Maͤnner Recht haben, und daß die Me⸗ talle auf der Inſel Barbados von der Feuchtlgkeit roſten, und in Rußland wegen der trockenen Luft von dem Roſt befreyet find, Aber hieran zweifle ich ſehr, ob man aus dieſem allgemeinen Begriffe von der Feuchtigkeit, wenn ſie die Urſache des Roſtes iſt, einen Grund von demjenigen, was ich angemerket habe, geben koͤnne, oder auch nur den Wiederſpruch mit demſelben heben koͤnne. Es iſt ge⸗ wiß, daß die Luft in den Laͤndern um Sudſons Meer⸗ Buſen mehr feucht als trocken iſt, und was ich zuvor von dem häufigen Reif und Nebel geſagt habe, kan genugſam darthun, daß es ſo ſeyn muͤſſe. Dem ungeachtet roſten Metalle hier nicht, gleichwie an andern Orten. Sollten wir daraus nicht ſchließen, daß die bloße Feuchtigkeit nicht die Urſache des Roſtes iſt, ob er gleich ſelten oder niemahls ohne Feuchtigkeit entſtehet? Wer Andrer Theil. 31 Wer den Roſt forgfältig unterſucht, wird befinden, daß er eine Aufloͤſung der oͤberſten Theile des Metalles ſey, auf dem er durch eine fluͤſſige feharfe Materie her⸗ vorgebracht wird. Jedennoch folget hieraus nicht, daß alle fluͤſſige Sachen Roſt hervorbringen, oder welches ei⸗ nerley iſt, die oberſten Theile des Metalles zerfreſſen und auflöſen; denn wir wiſſen, daß das Oel dieſe Eigenfchafe gar nicht hat, ſondern vielmehr gebraucht wird um den Roſt abzuhalten. Wenn wir dieſe Unterſuchung ein wer nig weiter fortſetzen und nachforſchen, woher es denn kom⸗ me, daß Del oder ſonſt etwas fettiges dieſe Wuͤrkung thue; ſo werden wir etwas mehr hinter das Geheimniß kommen; denn man wird ſo dann ſehen, daß Oel die Metalle verwahret und verhindert, daß ſie von denjenigen Theilchen in waͤſſerigten fluͤſſigen Sachen, welche die wuͤrcklichen Urſachen des Roſtes ſind, nicht beruͤhret wer⸗ den. Iſt es aber aus dieſem allen nicht ungemein wahr⸗ ſcheinlich, daß dieſe Theilchen keine audre als ſcharfe Salze ſind? Sollten wir dieſe Meynung nicht annehmen, oder zum wenigſten darin bekraͤftiget werden, wenn wir erwägen, daß die Auflöfung aller Metalle durch ſcharfe und aͤtzende Sachen geſchicht, und inſonderheit wenn man das bekannte und gemeine Mittel Bleyweiß zu machen betrachtet, als welches nichts anders als der Roſt oder. Auflosung ſolches Metalls iſt, welche durch Wein⸗Eſſig verrichtet wird? Sehen wir hieraus nicht, daß Del die Metalle BD feine bekannte Eigenſchaſt erhält, mittelſt N 1 4 welcher 12 Reife nach Sudſons Weerbuſen. welcher es den ſcharfen Salzen ihre Kraft nimmt und ſie ſtumpf machet? Gewißlich wir koͤnnen hieraus ſicher ſchließen, daß nicht eine bloße Feuchtigkeit, ſondern eine flüffige ätzende Materie von einer gewiſſen Art den Roſt verurſachet. Aber um die Sache nch deutlicher zu e oder fie vielmehr in ein fo großes Licht zu feßen, als durch mei⸗ ne Anmerkungen geſchehen kan: ſo will ich noch anfuͤhren, daß, da die Luft was fluͤſſiges iſt, und zuweilen auf die Metalle wuͤrket, ſie gemeiniglich auf dieſelben dergeſtalt wuͤrket, daß ſie die oberſten Theilchen derſelben aufloͤſet; und eben dieſes wird verſtanden, wenn man ſagt, daß fie ſolche roſten macht: jedennoch aber thut fie dieſes nicht bloß als etwas fluͤſſiges; denn ſonſten wuͤrde die Luft als lenthalben eben dieſelbe Wuͤrkung thun, und die Metalle wuͤrden in Rußland eben ſo ſehr, als in einem Lande nahe bey der Linie roſten. Sie iſt auch nicht vermoͤgend dieſes zu thun, (ob man gleich insgemein das Gegentheil glaubt,) weil ſie mit waͤſſerigen Theilchen angefuͤllet iſt; denn ſonſten wuͤrde die feuchte Luft eben dieſelbe Wuͤrkun⸗ gen in Sudſons Meerbuſen haben, die fie auf den Kuͤ⸗ ſten der Inſel Barbados hat. Allein, wenn dieſe waͤſ⸗ ſerigen Theilchen, die in der Luft ſchwimmen, mit ſchar⸗ fen Salzen beladen ſind: ſo werden ſie dieſe Wuͤrkung hervorbringen, und ſonſten keinesweges. Wir ſehen alſo, daß die Metalle in dieſem Betracht die Beſchaffenheit der Luft gewiſſer Maßen anzeigen koͤnne; zumahl ſich daraus, wie Andrer Theil. 313 wie klaͤrlich dargethan worden, gar wohl erkennen laͤſt, ob ſie eine gewiſſe Art von Salz habe, oder nicht? Ich wollte in einer Sache von dieſer Art nicht gerne weiter ge⸗ hen, als meine Erkenntniß zureichet: allein ich hoffe, man werde es mir nicht uͤbel auslegen, wenn ich den Leſer an eine vorige Anmerkung erinnere, daß ſtarke Nebel in ſehr heißen Laͤndern von den Ausduͤnſtungen der Erde koͤnnen verurſachet werden, und bey dieſer Gelegenheit noch eine andre Muthmaßung hinzufuͤge, daß es naͤmlich gar nicht unglaublich ſey, daß dieſe Ausduͤnſtungen die Luft mit ei⸗ ner ungewoͤhnlichen Menge von dieſen ſcharfen Salzen er⸗ fuͤllen, welche vielleicht im Gegentheil nicht fo häufig in den nordlichen Gegenden aufſteigen mögen, wo das Waſ⸗ fer oft, und die Erde allezeit von der Kaͤlte zugeſchloſſen iſt, und wo die Hitze der Sonne vermuthlich nur die waͤſſerig⸗ ſten Theile in die Höhe ziehen mag. 2 Dieſe Betrachtung ſcheinet durch einen Verſuch be- kraͤftiget zu werden, welchen der fleißige und forgfältige Erforſcher der Wahrheit, der gelehrte und ehrwuͤrdige Doctor Hales angeſtellet hat. Denn als er Salzwaſſer in der Abſicht es friſch zu machen, diſtillirte: ſo befand er, daß eine maͤßige Hitze dazu weit befoͤrderlicher war als ei⸗ ne heftigere und ſtaͤrkere; weil das Waſſer, welches durch die erſtere uͤber den Kolben kam, vollkommen friſch, das andre aber noch etwas ſalzig war. Es iſt alſo ſehr moͤg⸗ lich, daß die Hitze der Luft gewiſſer Maßen auf die Me⸗ talle und ins beſondre auf ihre Oberflächen wuͤrke, indem U 5 fie 1 ne — x u ˙— — — = — — — K— 2 * * — . 2 2 Pr u > 4 * rs 4 2 ‘ - y 2 rere — nn an. a — mem "1 = 314 Reiſe nach Hudſons Meerbufen. fie ihre Luftlöcher öffnet und fie fo einrichtet, daß fie eine größere Menge von den ſcharfen Salz⸗Daͤmpfen einlaſſen können, welche, wie zuvor gedacht iſt, von der ſtarken Kraft der Sonne in die Luft gezogen worden ſind. Nachdem ich alſo das meinige zu Verbeſſerung der Hiſtorie der Luft, welche in der Naturlehre eine Sache von fo großer Wichtigkeit iſt, beygetragen habe: fo kom⸗ me ich nun zu der Erzaͤhlung der wenigen Dinge zuruͤcke, die in dem uͤbrigen Theile unſrer Reiſe noch merkwuͤrdig ſind. Den gten September bey Anbruch des Tages ka⸗ men wir in ein überaus heftig wallendes Waſſer, und die See ſchlug von allen Seiten erſchrecklich auf die Schiffe. Dieß ruͤhrte von den Fluten her, welche wieder einen ziemlich friſchen Wind ſtark giengen; und dergleichen Auf⸗ wallungen des Meers findet man aus eben der Urfache öf- ters an andern Oertern, als z. E. bey Holyhead in un⸗ feer See; in dem Meerbuſen von Florida in Nord⸗ America und in vielen andern Oertern, aber in einem ge- ringern Grade, als wir ſie wahrnahmen. Ich erwehne dieſes deswegen, weil wir daraus urtheileten, daß wir den Reſolution⸗Inſeln nahe wären, und ſolchemnach gien- gen wir von hier fort, ob wir gleich das Land nicht wuͤrk⸗ lich ſahen. Wir hatten jetzo viele ſchwimmende Eisberge im Geſicht; allein wir ließen fie bald hinter uns, weil wir nunmehro in einen wärmern Himmelsſtrich kamen. Ich kan ihn aber nicht gelinder nennen, weil wir bald hernach ſo Andrer Theil. 6 315 fo ſtuͤrmiſches Wetter ausſtunden, als wir jemahls in die⸗ ‚fen nordlichen Gewaͤſſern angetroffen hatten, von welchem einige Schriftſteller fo entſetzliche Beſchreibungen gemacht haben. | | | N Den loten wurden wir von den Zudſons Bay Schiffen aufs neue getrennet. Den rten ſtarb einer von unſern Bootsleuten, welcher ſich lange mit einem ein- gewurzelten Scharbock geſchleppet und die heftigſten Schmerzen darin ausgeſtanden hatte. Den ıaten in der Nacht hatten wir einen erſchrecklichen Sturm, in welchem unſer Tau⸗ und Segelverk ſehr litte, und durch welchen wir bey nahe alle unſre Maſten verlohren haͤtten, weil we⸗ nige von dem Volk auf der Dobbs⸗Galley im Stande waren auf dem Verdeck zu arbeiten, welches die Urſache war, daß man, wie ſonſt geſchehen ſeyn würde, die gehoͤri⸗ gen Mittel nicht ergreifen konnte um einem ſo großen Un⸗ fall vorzubeugen. Allein zu gutem Gluͤcke blieben die Maſten wieder unſer Vermuthen ſtehen; und wir kamen mit den bloßen Empfindungen der Furcht davon, die uns einige Stunden ſchwermuͤthig genug machten. Dieſe Be⸗ truͤbniß ward dadurch nicht wenig vergroͤßert, daß wir von der California mitten in dieſem Sturm getrennet wur⸗ den; und wir bekamen ſie auch nicht eher wieder zu ſehen, als bis wir bey den Orcadiſchen Inſeln anlangten. Das gute Wetter, welches ſich darauf wieder einfand und un⸗ gefähr zehn Tage waͤrete, troͤſtete uns einiger Maßen we⸗ gen dieſer Ungluͤcksfaͤlle, und ſetzte, wie der Leſer ſich leicht | vorſtel⸗ 316 Reife nach Sudſons Weerbuſen. vorſtellen kan, die Bootsleute in ein großes Vergnuͤgen, welche durch das beſtaͤndige Ungemach faſt ganz entkraͤftet und außerdem durch die Heftigkeit des Scharbocks in di aͤußerſte Noth gerathen waren, der, wie es eine , Sache iſt, Leute mehr, als ſonſt eine Krankheit abmattet, welcher der menſchliche Coͤrper unterworfen iſt. a Den aıften ſtießen wir wieder zu den zweyen Hud⸗ ſons· Baͤy⸗Schiffen, von welchen wir, wie ich angemerkt habe, am ııten waren getrennet worden, und beſchloſſen in ihrer Geſellſchaft, fo lange unſte Reiſe noch daurete, zu bleiben, welches auch geſchahe. Den 25ſten begegneten wir einer kleinen Flotte, welche von den Orcadiſchen In⸗ fein weſtwaͤrts gieng. Den 28ſten kamen wir zu Car⸗ ſtown in der Inſel Pomona an und warfen daſelbſt An» ker. Den folgenden Tag fand ſich hier auch die Califor⸗ nia zu unfrer groͤſten Freude ein, von welcher wir unge⸗ fähr vierzehn Tage lang waren getrennet geweſen. Wir blieben in dieſem Hafen ungefähr eine Woche, und den Gten Oetober giengen wir von dannen nebſt der Califor⸗ nia und den Hudſons⸗Baͤy⸗Schiffen unter der Bede⸗ ckung des Kriegs⸗Schiffes der Mercurtus von zwanzig Canonen, unter Segel, und kamen den raten deſſelben Monats nach einer Abweſenheit von einem Jahre, vier Monaten und ſiebenzehn Tagen gluͤcklich auf der Rheede zu Varmuth an; denn von derſelben waren wir den 27ſten Map 1746. in See gegangen. ae EEE 111111111 RER 1111111111 MEN 1111111 mE 111 III imme MEERBUSEN os W. Pens j 8 E. Pe Belchers 9 > — LABRADOR ä TAG On oder BJ Bear Islands g. En, NEU BRITANNIEN — DS m en mo Egg SIT _____ IIIIII . IIſiliiſiſiſ Illi KARTE von HUDSONS MEERENGE und MEER BUSEN zufolge den in den lahren ı74+6'u .ır+7 gemachten ndeckungen. 2 eim II EIN —— mm „ h ne e eee en . Imre mm 11 2 ͤ—— ß. 89 K2K —— ——ré — — j £ [? F = g C. Elizabeth b 1 I I IT I Illi IM uu Inn E H. IHN —-IIIIIIHIN Illi. —-IliſiiniIIHI-IIIIIIiiiſiſſ.— IiIIſſiſiiſ—-Iſiliſſiiiſ— Iii —— —— 8 II z . j —— — ee Ten Sn 5 ai ihn —— — ——H I . 1 8 Te P . en ne nn nt pp rn wie * — 75 > - re een rr 25 RER Wund. — — a . 2 S LI ER. Ban} 923 „ 3 * - 1 5 0 1 5 N - { i + ! i | $ H > A + x 3 5 13 h j 9 wi vr r . —— - — — — ar Dr D f — 8 —— er Andrer Theil. 317 Alſo endigte ſich eine Reiſe, von welcher man nicht allein hier, ſondern in dem groͤßeſten Theile von Europa und inſonderheit in den Ländern, wo eine ſtarke Schifffahrt getrieben wird, eine ſehr große Hoffnung batte, weil in dieſen das Vorhaben nebſt deſſen Beſchaffenheit, Folgen und großer Wichtigkeit am beſten eingeſehen ward. Dieſe Reiſe endigte ſich alfo zwar ohne einen glücklichen Erfolg; aber fie war doch nicht ganz vergeblich geweſen. Denn ob wir gleich eine nordweſtliche Durchfahrt nicht entdeckten: ſo haben wir doch bey weitem die Unmoͤglichkeit derſelben nicht gefunden, ſondern wir kamen im Gegentheil mit deutlichern und vollkommenern Gruͤnden zuruͤck, welche auf richtigen Umſtaͤnden und gewiſſen Verſuchen, als dem ein— zigen Beweiſe, der in einer Unterſuchung von dieſer Art nur billig Statt haben muß, beruhen und die Moͤglichkeit einer ſolchen Durchfahrt deutlich zeigen. Was nun dieſes für Umſtaͤnde und Verſuche ſeyn, und auf welche Weiſe ſie zu den vorerwehnten Abſichten angewandt werden muͤſſen, will ich in den folgenden Blaͤttern zeigen, welche dem Le⸗ ‚fer, wie ich hoffe, ein voͤllges Genügen thun wer⸗ den. — — 22 ” — — — ar 6 * 1 | 319 Den Dritte Theil, Worin die aus verſchiedenen Begebenheiten hergeleiteten Gruͤnde enthalten ſind, welche die große Wahrſcheinlichkeit einer nordweſtlichen Durchfahrt in die Suͤd⸗See zeigen koͤnnen, un⸗ geachtet dieſelbe in der letzten Reiſe nicht entdeckt worden iſt. 90 | Ä A leichtoie in dem erſten Theile die Urſachen, welche die Hoffnung zu Entdeckung einer nordweſtli⸗ chen Durchfahrt zum erſten erregten, genugſam erklaͤret und abgehandelt ſind; und wie man in dem andern eine ausfuͤhrliche Nachricht gegeben hat, wie weit die gehegte Vermuthung in gewiſſen Gegenden ſolche Durchfahrt zu entdecken, unterſucht und ungegruͤndet befunden wordent alſo will ich jetzo die Gruͤnde ausfuͤhren, die uns noch im⸗ mer zu verſichern ſcheinen, daß die gedachte Durchfahrt dennoch gefunden werden koͤnne, und daß es nichts unge⸗ reimtes oder gar unwahrſcheinliches ſey, wenn man muth⸗ maßet, es koͤnne dieſe Entdeckung ohne große Koſten und mit gutem Fortgange, ja auch ohne diejenigen, die auf Res: dieſe 920 Reiſe nach Sudſons Weerbuſen. dieſe Reiſe ausgeſchickt werden, einer ungewoͤhnlichen Ge⸗ N fahr und gar zu großen Beſchwerlichkeiten bloß zu ftellen, unternommen werden. Dieſe Gruͤnde werde ich vornehm⸗ lich aus gewiſſen Umſtaͤnden herleiten, die in dieſer letzten Keife unmittelbar zu meiner Kundſchaft gekommen ſind, und die ich ſelbſt angemerkt habe. Und gleichwie ich Dies ˙ſelben aufrichtig erzaͤhlen werde: alſo wird daraus, wie ich mir ſchmeichle, erhellen, daß ich keines weges durch eine ſtarke Hoffnung eines Vortzeils bin verleitet worden, ſo wie ich mit aller Wahrheit verſichern kan, daß ich im geringſten nicht die Abſicht habe andre zu verleiten. | Es iſt eine überall für richtig erkannte und außer Zweifel geſetzte Sache, daß es in Ländern von einer ſchmalen Breite, die entweder Halb- Inſeln oder Inſeln ſind, keine Baͤume, ſondern nur eine Art von Gebuͤſchen und Sträuchen gebe; ungeachtet auf dem feften Lande in eben derſelben Breite fo ſchoͤnes Bauholz, als in der Welt ſeyn kan, waͤchſet. Man konnte die Anmerkungen des | Ritter Narboroughs in feiner mit großem Fleiß ges machten Reiſe⸗Beſchreibung, und viele andre Zeugniſſe an⸗ führen: allein diejenigen, welche die Schetlaͤndiſchen und Orcadiſchen Inſeln kennen, werden es fuͤr unge⸗ reimt halten die Beweiſe hierin zu haͤufen. Hieraus moͤgte man dieſes als einen vernünftigen Grundſatz feſte⸗ gen, daß ein Land, welches man nach völliger Unterſu⸗ chung von Holze entbloͤßt findet, und welches in einem Himmelsſtriche liegt, wo bekannter Maßen ſonſt große ME Baume Dritter Theil. 321 ‚ Bäume wachfen, an beiden Seiten mit der See umgeben iſt. Nun hat man dem deſer ſchon gemeldet, daß von dem ein und ſechzigſten Grade nordlicher Breite alle Gewaͤchſe ſichtbarer Weiſe immer kleiner wurden, und daß wir an ſtatt der Baͤume und des Holzes nur Geſtraͤuche und Duͤſche, die noch dazu ſehr klein waren, antrafen: dage⸗ gen iſt ganz wohl bekannt, daß in hoͤhern Breiten anſehn⸗ liche Waͤlder voller hohen und vortrefflichen Baͤume ſind, als in Norwegen, Schweden, Lappland und allen Provinzen des Ruſſiſchen Reichs durch den ſo weitlaͤufti⸗ gen Strich Landes, der ſich bis an die Japaniſche See erſtreckt. Wenn demnach auf der andern Seite keine See, ſondern weſtwaͤrts ein großer Strich Landes wäre: follte denn nicht eine} gleiche Menge gro⸗ ßes Holz in dieſen Laͤndern ſeyn, die um Hud⸗ ſons Meerbufen liegen? Wenn aber dorten, wie es eine ausgemachte Sache iſt, ſich keines befindet: kan man denn wohl von einem ſo offenbaren Unterſcheide zwichen Ländern, die unter einem Himmelsſtriche liegen, eine beſſere oder wahrſcheinlichere Urſache, als die Nahe eines weſtlichen Meers angeben? Man kan auch dis große Kälte in dieſem Himmelsſtriche nicht als eine Antwort anfuͤhren, wodurch desjenige, was ich geſagt habe, wiederleget wuͤrde; zumahl es aus einem unlängft zu Petersburg von einem Mit⸗ gliede der kaͤyſerlichen Academie der Wiſſenſchaften und unter ihrer Aufſicht an das Sicht geſtelleten Werke klar erhellet, daß nicht nur Pflanzen, ſondern auch Getraide in einem Theile von Ramſchatska wachſen, obgleich dorten die Kaͤlte dritter Theil. 2 gros 3²⁴² Reife nach Hudſons Meerbuſen. größer iſt, als auf den Kuͤſten von Hudſons Meerbuſen. Ich bitte mir die Erlaubniß aus hier eine andere An⸗ merkung beyzufuͤgen. So lange wir uns in Nontagues Haufe aufhielten, nahmen wir beſtaͤndig wahr, daß die Nord⸗Weſt⸗Winde eine Menge von dem ſtaͤubigten Schnee mit ſich brachten, in welchen, wie uns bekannt war, die Kälte der Winter⸗Luft den Froſt-Schmauch oder die aus offenen Waſſern aufſteigende Daͤmpfe verwandelte. Kan dieſes nicht als eine andere wahrſcheinliche Urſache angeſe⸗ hen werden, aus welcher man ſchließen moͤgte, daß in Nord- Weſten von dieſem Lande ein großes offenes Ges soäffer, oder kurz, ein weſtliches Meer nicht weit davon ſeyn muͤſſe? Stimmen dieſe Gruͤnde nicht mit allen an⸗ dern ſo wohl, als mit der gewoͤhnlichen Kraft der Natur an andern Orten uͤberein, allwo die hier vorausgeſetzten Urſachen bekannter Maßen ſolche Wuͤrkungen, als dieſe ſind, hervorbringen? War es uns, da wir uns in dieſen Gegenden und auf ſo einer Reiſe befanden, nicht natuͤrlich alle moͤgliche Anmerkungen von dieſer Art zu machen, und kan man einen tadeln, wenn er ſeine Meynungen ſo ein⸗ richtet, als feine Vernunft es ihm befielt, nachdem er ſol che Anmerkungen mit der aͤußerſten Sorgfalt unterſucht, verglichen und erwogen hat? Iſt dieſes nicht das natuͤr⸗ lichſte und ſicherſte Mittel in ſolchen Faͤllen hinter die Wahrheit zu kommen, und lehrt nicht die Erfahrung, daß die groͤßeſten und ſchaͤtzbarſten Entdeckungen auf dieſe En. Weiſe gemacht find? Oder wenn dieſem zuwiederlaufende Um⸗ Dritter Theil, 323 Umſtaͤnde wären angemerkt worden, würden nicht diejeni⸗ gen, welche ſich dieſer Unternehmung wiederſetzten, ſolche angefuͤhrt haben, um daraus zu beweiſen, daß es ungereimt oder unwahrſcheinlich waͤre ein weſtliches Meer zu ver⸗ muthen? Das andere, welches hier in Betrachtung kommt, iſt die aͤußerliche Geſtalt des Landes, woraus auch einige wahrſcheinliche Muth maſſungen gezogen werden koͤnnen: zumahl wir aus der Erfahrung wiſſen, daß die meiſten Laͤnder in der Welt, welche zwiſchen zweyen Meeren liegen, in der Mitte eine Reihe Berge oder hoher Gebuͤrge, und an beyden Seiten einen Abhang haben. Dieſes traf, ſo weit wir es zu beobachten im Stande waren, allhier auch richtig ein, und die Auſſicht, die wir in unſrer Schifffahrt in Wagers Bay hatten, gab hievon den ſtaͤrkſten Bes weis. Denn bey unſerm erſten Eingange in dieſelbe war das Land nur niedrig; allein allmaͤhlig ward es immer hoͤher und ein Gebuͤrge erhob ſich hinter dem andern. Wie wir ziemlich weit in dem Meerbuſen fortliefen, konn⸗ ten wir deutlich ſehen, daß auf der andern Seite ein or⸗ dentlicher Abhang war, und das ganze Land ſahe unſrer Auſſicht nach den Abriſſen von der Sand- „Enge in Darien, welche Nord⸗und Suͤd⸗America verbindet, nicht unͤhn⸗ lich. Dieſes ſtimmt auch mit den Nachrichten überein, welche von den ſuͤdlichen Indianern in den Factoreyen gegeben worden ſind. Denn dieſe ſagen beſtaͤndig, daß ein großes Meer nicht weit von ihrem Vaterlande gegen Abend liege, worin ſie le und auf denfelben Leute, die Er up Zu; x 324 Reife nach Audfons Weerbufen. die große Baͤrte hätten und Muͤtzen truͤgen, gefehen haͤt⸗ ten. Ja einige von dieſen Indianern, welche niemahls ein Engliſches Schiff geſehen hatten, haben die Geftalt von einem auf den Felſen zu Churchill abgezeichnet, wel⸗ ches dem verſtaͤndigen Leſer nicht ſo wunderbar vorkommen wird, wenn er betrachtet, daß bey den meiſten Voͤlkern, welche von dem Gebrauch der Buchſtaben nichts wiſſen, dieſe Mahlerey oder Vorſtellung der Aehnlichkeit der Din⸗ ge, woruͤber ſie ſich verwundern, was naluͤrliches ſey; wie aus demjenigen erhellet, was ein Spaniſcher Ger ſchichtſchreiber von den Indianern in Mexico meldet, welche ihrem Kaͤyſer Montezuma die Abbildung von Serdinand Cortes und von feinen Schiffen und Leuten, als ſie zuerſt auf ihren Kuͤſten ankamen, uͤberſandten. Man erlaube mir hiezu noch das beyzufuͤgen, was der Ritter Narborough von den Wilden bey der Magel⸗ laniſchen Meer⸗Enge meldet; dieſe machten die Figur feines Schiffs von Erde und Geſtraͤuchen nach, und ſteck— ten Stuͤcken von kleinen Aeſten ſtatt der Maſten darein, welches ſie ſeiner Meynung nach thaten um das Andenken, daß ſie es geſehen haͤtten, zu erhalten; denn ſie koͤnnen, wie er ſehr vernuͤnftig ſagt, das Gedaͤchtniß einer Sache nicht anders, als durch die Nachahmung erhalten. Wenn alſo jene Wilden es ſo machten, warum ſollten es dieſe nicht ebenfalls thun? und wenn dieſe Indianer ein Schiff mahlen konnten, ſo muſten ſie nothwendig eins ge⸗ ſehen haben. Andere haben nach den Factoreyen weißes ! Salz re Dritter Theil. 325 Salz gebracht, welches, wie fie ſagten, die Hitze der Sonnen an den Klippen auf den Kuͤſten des andern Mee⸗ res hervorgebracht hatte. Ich habe dieſe Zeugniſſe mit einander verbunden, weil ſie ſich unter einander beſtaͤrken und befräftigen, und ich kan nicht ſehen, was wir in der⸗ gleichen Fällen für einen beſſern Beweis haben konnen, als die aͤußerliche Geſtalt des Landes, welche die Einwohner ſelbſt deutlich beſchrieben haben. N | Allein dieſem allen ungeachtet muß man geſtehen, daß, wenn meine Muthmaßungen auch noch ſo wahr waͤren, fie doch weiter nichts, als einen wahrſcheinlichen Beweis ab⸗ geben wuͤrden, daß dieſes Land auf beiden Seiten mit der See umgeben iſt. Hieraus aber wird die Durchfahrt aus einer See in die andere noch nicht erwieſen, um welche es uns hier vornehmlich zu thun iſt. Denn wenn keine der⸗ gleichen Durchfahrt vorhanden, oder wenn ſie ſehr lang und in einer hohen nordlichen Breite waͤre, oder wenn ſie mit großen Schwuͤrigkeiten und Ungemaͤchlichkeiten verknuͤpft ſeyn ſollte: ſo duͤrfte man die Entdeckung fuͤr keine Sa he von großer Wichtigkeit halten. Und ob es vielleicht nicht ſchwer fallen ſollte zu zeigen, daß dieſer Schluß uͤbereilt und ungegruͤndet ſeyn wuͤrde, weil es der Nation in Betracht ihrer Handlung große Vortheile bringen konnte, wenn ein kurzer Weg von einer See zur andern uͤber Land ge⸗ funden wuͤrde: ſo will ich doch, ohne mich hierbey vorjetzo aufzuhalten, nur diejenigen Gründe anführen, welche mir am meiſten klar und uͤberzeugend ſcheinen, und woraus g 73 erweis⸗ .u> * = —— Tg > * * G 326 Reife nach Sudſons Meerbuſen. erweislich iſt, daß nicht allein eine Durchfahrt von einer See zur andern verhanden, ſondern daß fie auch kurz und bequem ſey. Dieſes moͤgte daher etwas ſeltſames fehei- nen, weil wir geſtehen, daß man kein deutliche Kenntniß von dem Orte habe, wo dieſe Durchfahrt befindlich iſt; allein wenn der Leſer dasjenige, was ich ihm vorzulegen habe, unterſucht hat: ſo wird er ſelbſt urtheilen, in wie weit ich dieſem Verſprechen ein Genuͤgen gethan habe. Jetzo erſuche ich ihn nur dieſes einzige in Betrachtung zu ziehen, daß die Entdeckung einer neuen Welt weit un⸗ wahrſcheinlicher war, als Columbus ſie unternahm und ins Werk richtete, und daß die Erd⸗Beſchreibung und Schifffahrt ſeit der Zeit zu einer weit geögern Vollkom⸗ menheit gelanget ſind. Gleichwie meine verſprochenen Gruͤnde gaͤnzlich auf | | gewiſſen Grundſaͤtzen von der Ebbe und Flut beruhen: fo iſt es unumgänglich noͤthig hiervon, ehe wir zu denſelben kommen, uͤberhaupt etwas zu ſagen. Denn ſonſten wird der Leſer, wie gewiß auch dieſe Gruͤnde immer ſeyn mögen, ihre Staͤrke nicht empfinden. Unterdeſſen iſt es meine Abſicht gar nicht, fo wie es auch über meine Kräfte geht, mich in eine weitlaͤuftige Erklaͤrung der Urſachen der Ebbe und Flut und der verſchiedenen Veränderungen, welchen ſie unterworfen iſt, einzulaſſen: ſondern mein Vorhaben iſt nur etwas bey etlichen wenigen Punkten anzumerken, welche den Seeleuten insgemein bekannt find, und von ih⸗ nen als wahr zugeſtanden werden; weil es ihnen ohne dee ren Dritter Theil, 17 * 327 ren Kenntniß unmoͤglich ſeyn wuͤrde ihre Schiffe zu regie⸗ ren, und weil ſie durch eine beftändige Beobachtung und Ausübung derſelben alle Gewißheit davon erlangt haben, welche erfordert wird, um daraus in ſolchen Faͤllen, als der gegenwärtige iſt, Schlüffe zu machen. Zum erſten iſt es alſo gewiß, daß die Fluten aus dem großen Welk⸗ Meere oder dem allgemeinen Waſſer⸗Behaͤltniß in die be⸗ ſonderen Seen, nach Verhaͤltniß der Nähe und Oeffnung dieſer Seen zu dem Welt⸗Meere, aus dem die Fluten kommen, fortgepflanzet werden. Dieß iſt die Urſache, daß in den ſo genannten inlaͤndiſchen Seen, welche keine ſicht⸗ bare Gemeinſchaft mit dem Welt⸗Meere oder nur eine einzelne und enge Oeffnung in daſſelbe haben, gar keine Ebbe und Flut, oder dieſelbe doch kaum merklich iſt. Alſo ſpuͤret man z. E. in dem mittellaͤndiſchen Meer, welches von Weſten nach Oſten fließt, und durch die Straße bey Gibraltar gar keinen Zu- und Abfluß der See. Vielleicht mag das Waſſer zwar ein wenig größer werden: allein in dem weiten Meer iſt ſolches unmerklich, außer in dem Venetianiſchen Meerbuſen, wo eine klei⸗ ne Bewegung verſpuͤret wird, welche der länge und Enge des Weges zugeſchrieben werden kan: allein eben dieſe entſtehet nur bey beſondern Winden, und in den breitern Gegenden des mittellaͤndiſchen Meers wird davon nichts empfunden. | Der Zu⸗und Abfluß des Meers war alſo den Grie⸗ chen, wenn man den Strudel Euripus ausnimmt, unbe⸗ aA, fannt 3 2 328 Reife nach Sudſons Meerbuſen. kannt; und daher war Alexanders des Großen Armee uͤber die Ebbe in der Muͤndung des Fluſſes Indus ſo erſtaunt, daß fie es für ein Wunder hielte. Die Roͤmer wuſten zu den Zeiten des Scipio Africanus auch nichts von der Ebbe und Flut: allein nach den Kriegen mit Carthago nahm ihre Erkenntniß mit ihren Eroberungen zu. Ich fuͤhre dieſe Exempel an, um dem Leſer die Wahrheit dieſes Umſtandes zu zeigen, daß die Ebbe und Flut in inlaͤndiſchen Seen nicht merklich iſt; denn ſonſten koͤnnen wir gewiß verſichert ſeyn, daß dieſelbe und ihre Urſachen ſo neugierigen und gelehrten Leuten, als die Griechen, und einem ſo nachdenkenden und vernuͤnftigen Volke, als die Römer waren, nicht haͤtten unbekannt ſeyn koͤnnen. Daß ſie ihnen aber unbekannt geweſen ſeyn, er⸗ heller aus der Beſtuͤrzung, worin fie geſetzet wurden, als ſie dieſelbe zum erſten mahl ſahen. Was ich von der mittellaͤndiſchen See geſagt habe, kan man aus eben der Urſache auch von der Oſt-See, und überhaupt von allen inländifchen Seen ſagen, die wir kennen. Hiernaͤchſt iſt von der Ebbe und Flut vornehmlich an⸗ zumerken, daß dieſer unwiederſprechliche philoſophiſche Grundſatz dabey Statt habe: Je naͤher die Urſache iſt, deſto ſtärker iſt dee Wuͤrkung; das iſt, die Fluten ſteigen höher und kommen zeitiger in die Oerter, die nicht weit von dem Welt-Meere liegen, und find niedriger und kom— men ſpaͤter in diejenigen, die weiter davon entfernet ſind, wie es aus dem gewoͤhnlichen Lauf der Ebbe und Flut längft Dritter Theil. 8 329 laͤngſt den Groß britanniſchen Kuͤſten bekannt iſt. Alſo iſt im vollen und neuen Monde das hohe Waſſer zu Tinmouth-Bar um drey Uhr des Morgens; von da lauft die Flut ſuͤdwaͤrts und macht das hohe Waſſer zu Spurn ein wenig nach fünfe, zu Hull aber nicht vor ſechs Uhr, wegen der Zeit die es braucht den Humber herauf zu laufen. Auf der Rheede zu Narmouth iſt das hohe Waffer ein wenig nach achte; zu Harwich halb eilfe, zu Nore um zwoͤlfe; zu Graveſend halb zwey, und zu London um drey Uhr an eben dem Tage. Eben ſo ſind die Fluten zu gleicher Zeit in verſchiedenen Gegenden der Kuͤſte nach Verhaͤltniß ihrer Entlegenheit von dem Welt⸗ Meere hoͤher oder niedriger. Man hat auch angemerket, daß ſtarke mit der Flut gehende Winde ſie hoͤher machen, als ſie nach den gemeinen Regeln ſteigen ſoll, und daß große Winde, die der Flut zuwieder ſind, ſie in ihrem Laufe aufhalten oder ſie niedriger machen. Nachdem wir nun dieſe unſtreitigen und allgemeinen Grundſaͤtze ange⸗ fuͤhret haben: fo wollen wir jetzo mittelft derſelben einen Verſuch thun, was wir von Hudſons Meerbuſen aus den Anmerkungen, die von der Ebbe und Flut in ver- ſchiedenen Gegenden dieſer Kuͤſte gemacht find „ ſchließen koͤnnen. 5 Zum erſten muß ich anmerken, daß, wenn wir nach den jetzt bekannten Umſtaͤnden nicht zugeben wollen, daß mittelſt einer nordweſtlichen Durchfahrt eine Gemeinſchaft mit der Suͤd⸗See en ſey, Hudſons el 5 0 u De — a W Dez 2 * > 330 Reife nach Sudſons Weerbufen. fo wohl eine inländiſche See, als die mirtelländifche, und noch in eigentlicherm Verſtande, als die Oſt-See, alſo genannt werden konne; zumahl fie mit dem Welt Meere keine andre Gemeinſchaft, als durch Sudſons Meer⸗Enge hat. Ich weiß gar wohl, man nimmt es als wahr an, daß dieſelbe mit Baffins⸗ Bay und der Straße Davis zuſammen haͤnge, und mir iſt bekannt, daß viele, wo nicht die meiften Karten alſo gezeichnet find: allein ich muß frey geſtehen, daß ich nicht weiß, aus was für Zeugniſſen dieſes theils vorgegeben, theils in den Land⸗ Karten vorgeftellet werde; obgleich, wenn die Sache ſich ſo verhielte, meine Gruͤnde allezeit ihre Staͤrke behalten werden. Inzwiſchen glaube ich, daß man eher keine Ur⸗ ſache habe es einzuraͤumen, als bis es erwieſen worden; und daher wiederhole ich meinen Satz, daß wenn es keine nordweſtliche Durchfahrt giebt, Judſons Meerbuſen eine inlaͤndiſche See iſt und als eine ſolche betrachtet werden muß. a | Jedoch ift meine Meynung nicht zu behaupten, daß, weil ſie ſo wohl eine inlaͤndiſche See, als das Mittel⸗ Meer iſt, keine Ebbe und Flut darin ſeyn muͤſſe. Denn weil Hudſons Meer - Enge breit iſt, und der Meerbuſen ſich weit von Oſten nach Weſten erſtreckt: ſo laͤſt ſich mit Grunde vermuthen, daß die Ebbe und Flut darin ſehr merklich ſeyn muͤſſe: aber ſo dann muß ſie auch ſo be⸗ ſchaffen ſeyn, daß ſie in anderm Betracht der Urſache nicht wiederſpreche, aus welcher ſie der gemeinen Meynung nach Dritter Theil. 331 nach entſtehet; oder kuͤrzer: die Ebbe und Flut in Hud⸗ ſons Meerbuſen muß von der Art ſeyn, daß ſie aus dem Welt⸗Meer in Hudſons Meer-Enge kommen konne. Und wenn es ſich damit nicht alſo verhält : fo wird der Leſer leicht ſehen, daß nichts ungereimters ſeyn koͤnne, als auf dieſer Urſache zu beſtehen, und daß es faſt eben ſo un⸗ gereimt ſey ſich auf die Muthmaßung von einer gefrornen Meer⸗Enge“ und auf andere verborgene Urſachen zu beru⸗ fen, um einen von der Unterſuchung der wahren Urſache abzuhalten, oder ein ſolches Unternehmen zu bintertreiben. Dieſes allein bitte ich mir einzuraͤumen und, wie ich hoffe, wird kein vernünftiger oder aufrichtiger Erforſcher der Wahrheit es mir abſchlagen. | Um alſo zur Sache zu kommen, fo ward in der letzten Reiſe für noͤthig erachtet, die Flut bey Cary Swans⸗ Left, fo nicht weit von Hudſons Meer⸗Enge liegt, zu unterſuchen, wo dieſelbe, wofern ſie dadurch aus dem Ocean kaͤme, am höchften ſeyn muſte. Dieſer Schluß ward auch zu dem Ende in einem Schiffs⸗Rath zu Papier Der Verfaſſer der oft angeführten Reiſe⸗Beſchreibung behauptet die Wuͤrklichkeit derſelben und ſagt: Daß es mit Hauptmann Middletons gefrorner Meer⸗Enge ſeine Richtigkeit habe, kan aus dem Eiſe geſchloſſen werden, welches ſich, wie wir in Douglas Boͤy wahrnahmen, zwiſchen dem nördlichen feſten Lande und den Seehunde Inſeln (Seal: Islands) feſtgeſetzet hatte. Vol. II. p. 230. a 2 332 Beiſe nach Sudſons Meerbuſen. gebracht, aber nicht vollzogen, und daher muſten wir uns auf die von dem Hauptmann Fox gegebene Nachricht verlaſſen, welcher meldet, daß dieſelbe, wie man bey dem Verſuch befunden haͤtte, ſechs Fuß ſtieg. Dieß wollen wir jetzo mit den in der letzten Reiſe gemachten Anmer⸗ kungen vergleichen. Ich unterſuchte die Flut auf einer Inſel unter dem 6aften Gr. 2 Min. nordl. Breite, und fand, daß ſie zehn Fuß ſtieg. Ich unterſuchte ſie auch unter dem ösften Gr. an der weſtlichen Kuͤſte des Will⸗ kommens, wo ſie dreyzehn Fuß ſtieg; und nordwaͤrts davon ſtieg ſie ſiebenzehn Fuß,“ welches ein deutlicher Der * Der eben angeführte Verfaſſer wiederlegt dieſes folgender Maßen: Der Lefer wird den Betrug leichte ſehen und erkennen, daß der Unterſcheid der Höhe der Fluten daher ruͤhrte, weil fie in vers ſchiedenen Tagen waren uuterſucht worden. Wenn die Unterſuchung an einem jeden von dieſen Oertern an eiuem und an eben demſelben Tage geſchehen waͤre: ſo wuͤrde man die Hoͤhe der Flut an allen dieſen Oer— tern auch vollkommen gleich befunden haben. Als ſie bey Knights Inſel oder in der Breite von 62 Gr. unterſucht ward, war es zween Tage vor dem Vier— tel; und ais die Unterſuchung zu Cape Fry unter dem 64ſten Gr. 20 Min. angeſtellet ward, fo ſtim⸗ mete ſolche mit der Hoͤhe der Flut auf Knights Inſel überein; und es war zweene Tage nach dem Viertel. Als die Flut unter dem Ssften Gr. unterſucht ward, ob es gleich an einem weiter gegen Suͤden liegenden 5 Orte Dritter Theil. 333 Beweis iſt, daß dieſe Flut nicht aus derjenigen entſtehen koͤnnte, welche durch Hudſons Meer⸗Enge aus dem Ocean kommt. Denn wofern die Fluten in dieſen Gra⸗ den der Breite von ſolcher Urſache hergeruͤhret hätten: fo haͤtten ſie nach einer richtigen Verhaͤltniß niedriger, als die zu Cary Swans. Neſt ſeyn muͤſen. Da ſie aber im Gegentheil laͤngſt dem ganzen Willkommen viel höher finds fo läft es fich mit Vernunft und Erfahrung durch⸗ aus nicht reimen, daß eine Flut, die fo weit geht, die fo viele Meerbuſen anfüller, und die in ihrem Lauf fo oft ges hindert wird, immer hoͤher und höher ſteigen ſollte. Allein was hierin faſt einen völligen Beweis ausmacht, das Orte war, als dorten erwehnet iſt, ſo war es der Tag vor dem neuen Monde. Allein an welchem Orte und an welchem Tage die Flut ſiebenzehn Fuß geſtiegen, das weiß ich nicht, und fordere ihn (Herrn Ellis, ) her; aus es zu beſtimmen, da er gar wohl weiß, daß kei— ne andere Verſuche, als die ich erwehnt habe, ange— ſtellet worden; und in keinem Verſuch nordwaͤrts von Cap Sry hat mau jemahls befunden, daß die Flut ſiebenzehn Fuß geſtiegen ſey. Es iſt offenbar, daß der gemeldete Unterſcheid der Hoͤhe von den Fluten in Budſons Meerbuſen und dem willkommen (wie er genannt wird,) allein daher ruͤhret, daß ſie in verſchie⸗ denen Zeiten des Monds find unterſucht worden. Allein wenn fie zu einer und faſt zu eben derſelben Zeit unterſucht werden ſollten, und kein beſonderer Wind gienge: ſo wird man finden, daß ſie gleich hoch ſteigen. Vol. 2. P. 291. 334 Peife nach Sudſons Meerbuſen. das find die Anmerkungen, welche von der Hoͤhe der Flut in dem Atlantiſchen Meere, ehe ſie in Hudſons Meer⸗ Enge kommt, gemacht worden ſind. Denn dort iſt ſie, wie man befunden hat, fuͤnf Klaftern geſtiegen, dagegen ſie ein wenig weiter in dem Meerbuſen kaum zwo Klaftern ſteigt. Es würde unnoͤthig ſeyn ſich hierbey laͤnger auf— zuhalten; zumahl alles, was man auch ſagen moͤgte, die Sache doch nicht klaͤrer machen wuͤrde, wofern nicht die⸗ jenigen, welche die Gemeinſchaft zwiſchen Hudſons Meerbuſen und der Suͤd⸗See leugnen, genoͤthiget wär ren ihre Zuflucht zu einer unentdeckten Meer-Enge zu neh⸗ men, welche ihrer Meynung nach aus Baffins⸗Baͤy in Hudſons Meerbuſen gehen ſoll; wodurch offenbar zuge— ſtanden wird, daß man die Fluten in dem Willkom⸗ men nicht aus dem Atlantiſchen Meer durch Hud⸗ ſons Meer⸗Enge herleiten koͤnne. Es iſt nicht noͤthig hierauf vorjetzo etwas mehr zu antworten, als daß man nicht verbunden ſey dieſe Sache eher in Betrachtung zu ziehen, als bis ſolche unbekannte Meer-Enge entdeckt iſt; und wer weiß, wenn ſolches geſchehen wird. Allein ob man gleich, wie ich nur eben angezeigt habe, nicht ver— bunden iſt, eine andere Antwort zu geben: ſo ſoll doch hernach eine, die mehr zureichend iſt, erfolgen. Wir wollen hiernaͤchſt die Zeit des hohen Waſſers und den Lauf der Fluten betrachten. Denn weil wir ſchen gezeigt haben, daß ihre Hoͤhe allein ein hinlaͤnglicher Be⸗ weis ſey, daß ſie durch Hudſons Meer⸗Enge aus dem Atlan⸗ Dritter Theil. 975 Atlantiſchen Ocean nicht kommen koͤnnen: ſo iſt es bil⸗ lig unſce Unterſuchungen alſo einzurichten, daß wir erfah⸗ ren moͤgen, woher ſie kommen. Ich muß demnach an⸗ merken, daß, wie ich unter dem baſten Gr. 2 Min. die Flut unterſuchte, ich auch zugleich ausfindig machte, daß die Flut von Norden kam und das hohe Waſſer um fuͤnf Uhr war. Zu Cap Fry befand ich, daß fie von Norden nach der Lage der Kuͤſte ihren Lauf hielte, und die Zeit des hohen Waſſers war in dem vollen und neuen Monde um drey Uhr. Unter dem 6sſten Gr. nordl. Breite ward e= ben derſelbe Verſuch angeſtellt, und man befand immer, daß ſie von Norden kam. Wenn man alſo entweder aus dem Lauf oder aus der Zeit der Flut in dieſen Gegenden von Zudſons Meerbufen einen Schluß mochen kan: fo iſt es ganz offenbar, daß fie von Norden und Nord⸗We⸗ ſten kommt, und daß fie aus dem Atlantiſchen Meer durchaus nicht kommen kan; denn ſo dann wuͤrde das ho⸗ he Waſſer in den hoͤhern Breiten ſich immer ſpaͤter einfin⸗ den, wovon wir doch, wie der Leſer anmerken wird, ges rade das Gegentheil gefunden haben. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, dieſer Lauf der Flut mag die Meynung zuerſt veranlaſſet haben, daß Sudſons Meerbufen mit einem nordlichen Oeean mittelſt Baffing- Day und der Straße Davis vereiniget wäre, Dieſe Meynung mogte vor Alters, und ehe dieſer Meerbuſen ſo wohl bekannt war, gar wohl entſchuldiget werden: aber jezo, da man davon fo gute Nachrichten hat, iſt es un- vernuͤnf⸗ 336 Reife nach Hudſons WMeerbuſen. | vernünftig davon zu ſprechen; und ſich auf eine gefrorne oder unbekannte Meer-Enge zu berufen, iſt eine Sache, welche noch weniger zu vergeben iſt. Denn wofern ver⸗ borgene Eigenſchaften von Rechts wegen aus der Welt⸗ weisheit verbannet find: fo ſollten auch alle falſche Urſa⸗ chen in ſolchen Fällen, wie dieſer iſt, verworfen werden, weil ſie zu nichts anders dienen, als der Unwiſſenheit einen Schlupfwinkel zu geben und die Wahrheit zu verdunkeln. Um nun einen dergleichen Vorwurf zu vermeiden und das dem Leſer gethane Verſprechen zu erfuͤllen, will ich deutlich darthun, daß die Fluten nicht von Baffins⸗Baͤy oder der Straße Davis herkommen koͤnnen. Wir wiſſen ge⸗ wiß, daß die Flut in der erſtern kaum ſechs Fuß geſtiegen ſey; und Baffin ſelbſt ſagt in ſeinem Schreiben an den Ritter Wolſtenholm ausdruͤcklich, daß die Ebbe und Flut in der Straße Davis einen gewiſſen Lauf halte, aber gar nicht hoch, ſondern nur etwan acht oder neun Fuß ſteige, und daß die Flut von Suͤden komme. Da nun alle Fluten, indem ſie aus dem Ocean, der ihre Quelle iſt, gehen, allmaͤhlig kleiner werden, weil ſie die Meerbuſen und Buchten in ihrem Laufe anfuͤllen: ſo iſt hieraus of⸗ fenbar, daß, wenn die Flut drey Klaftern in Baffins⸗ Baͤy ſtiege, ſie dennoch, wenn man auch die Gemein⸗ ſchaft als wahr annaͤhme, das Waſſer in dem Willkom⸗ men nicht eine Klafter hoch machen koͤnnte. Diefes kan alſo nicht die Urſache ſeyn; denn es iſt nicht allein eine größere Wuͤrkung, als die Urſache hervorbringen kau; ſon⸗ Dritter Theil. 337 ſondern auch ſo gar groͤßer, als die Urſache ſelbſt; wel⸗ ches eine offenbare Ungereimtheit ift Zu dieſem koͤnnen wir noch beyfuͤgen, daß zufolge allen Nachrichten, die wir von der Ebbe und Flut in den nordlichen Gewaͤſſern, als z. E. an den Kuͤſten von Nova Jembla Spitz⸗ bergen und Groͤnland haben, dieſe niedriger iſt, als wir ſie wuͤrklich in dem Willkommen fanden. Daher muͤſſen wir entweder alle Grundſaͤtze der Erkenntniß fah⸗ ren laſſen, welche die Scharfſinnigkeit der kluͤgſten Maͤnner und die beſtaͤndige Erfahrung der geſchickteſten Seeleute in einer ſehr langen Zeit feſtgeſetzt haben; oder wir muͤſſen dieſen Begriff von den aus der Straße Davis durch Baffins Baͤy in Hudſons nordlichen Meerbuſen kom⸗ menden Fluten verwerfen. Man moͤgte fagen, daß dieſes nur ein verneinender Beweisgrund ſey, und daß er eine Gemeinſchaft mit der Suͤd⸗See nicht unmittelbar beweiſe, wie man doch ver⸗ ſprochen hätte, Um hierauf zu antworten, haben wir weiter nichts noͤthig, als den Leſer zu bitten, daß er ſeine Augen auf die Karte werfen und ſich ſelbſt uͤberzeugen möge, ob dieſe Flut, wenn fie nicht aus dem Altlanti⸗ ſchen oder nordlichen Oeean kommt, anders woher, als aus der Suͤd⸗See, und ob ſie von dorten auf eine andre Weiſe, als durch einen nordweſtlichen Weg kommen konne. Jedoch um zu zeigen, daß es dieſer Wahrheit an einem tuͤchtigen Beweiſe, den man fordern moͤgte, gar nicht fehle: ſo will ich es hier bey dieſer Antwort „welche zwar dritter Theil. N an 333 Reife nach Sudſons Meerbuſen. an ſich bündig iſt, aber doch nicht fo beſchaffen zu ſeyn ſcheinen moͤgte, als man ſie vielleicht vermuthet hat, nicht bewenden laſſen, ſondern weiter gehen und zu Behaup⸗ ——— tung meines Satzes unſtreitige und augenſcheinliche Gruͤn⸗ J de anfuͤhren. Diẽeſe giebt mir ein Umſtand an die Hand, | | welcher durch die Unterſchrift aller derjenigen, die Mit? glieder des Schiffs⸗Raths in der letzten Reiſe waren, bez | 1 zeuget worden, * und er beſtehet darin, daß Morde | Weſt⸗ * Der Verfaſſer der Reiſebeſchreibung wiederſpricht dieſes. Seine Worte ſind: Sie bezeugten dieſes nicht; und wenn fie es gethan hätten: fo würden fie keinen Grund dazu gehabt haben, weil alle nordwaͤrts angeſtelleten Verſuche das Gegentheil zeigten. Sie bezeugten allein, daß fie befunden haͤtten, die Nord⸗Weſt Winde mach⸗ ten die hoͤchſten Fluten in Zudſons Baͤy, welche Worte Herr Ellis in der auf der 272ſten Seite befindlichen Abſchrift des Schiffsraths auszulaſſen für gut befunden, indem er ihre Staͤrke wohl erkannte, und daß fie ger rade das Gegentheil von dem anzeigten, was er darthun 1 wollte. Unter Budſons Baͤy wird allezeit das Ges waͤſſer verſtanden, welches ſuͤdwaͤrts von der Mar⸗ mor- Inſel liegt: allein wenn man von den nordwaͤrts von dieſer Inſel befindlichen Gewaͤſſern redet, ſo ge— 1 ſchicht es niemahls anders, als unter dem Namen des ) willkommen; welcher Unterſcheid in den Schriftftellern . zu beobachten iſt, welche etwas, das dieſe Gewaͤſſer bes 1 trifft, geſchrieben haben. Und dieſes iſt hier der Fall. 1 Denn da fie die Worte: Zudſons hy eingeruͤckt has ; ben: „ 2 2 — Dritter Theil. 339 Weſt⸗ Winde allenthalben auf dieſer Küfte die hoͤchſten Fluten machen. Dieſer Umſtand aber, welcher, wie ich dreiſt ſagen darf, feine ungezweifelte Richtigkeit hat, . e zeigt ben: ſo zeigen fie dadurch forgfältig an, daß, wenn fie ſagen, die hoͤchſten Fluten wuͤrden von Nord⸗Weſt⸗ Winden verurſachet, fie allein fo verſtanden ſeyn wollen, daß ſich dieſes in den ſuͤdwaͤrts von der Marmor⸗Inſel liegenden Gewaͤſſern oder vielmehr zu Mork Sort, Churchill ꝛc. alſo verhalte, allwo ſie die Fluten beſag⸗ ter Maßen gefunden hätten: Sie konnten auch ver⸗ nuͤuftiger Weiſe keinen andern Verſtand mit dieſen Worten verbinden, weil ſie dergleichen Fluten in dem Willkommen nicht ein einzig Mahl verſpuͤret hatten · | Vol. II. p. 293. 294. . *Der eben angeführte Verfaſſer leugnet dieſes durchge⸗ hends. Die Scche beſtehet darin, (ſagt er,) wie aus den zweenen in wagers Baͤy augeſtellten Verſuchen offenbar iſt, daß die Flut, wenn ſuͤdliche Winde wehe— ten, am hoͤchſten war, und daß ein Nord⸗Weſt⸗Wind dieſelbe dort wuͤrklich aufhaͤlt und niedriger macht, gleichwie es auch bey der Flut geſchicht, welche zwiſchen Cap wolſtenholm und Cary Swans ⸗Neſt herkommt, fo wohl bey ihrem erſten Eingange , als wenn fie durch 100 die Baͤy weft» und nordwaͤrts geht. „ Uud wenn man allein betrachtet, wie das Land von der großen Landspitze nordwaͤrts von der Marmor Inſel ganz bis nach Jalaberts Baͤy lieget, ſo wird man leicht merken, was für ein ſtarker Nord- oder Nord, Weſt⸗Wind anf eine Flut wirken muͤſſe, welche in und durch u 0 2 N 340 Reife nach Audfons Weerbuſen. zeigt offenbar, daß diefe hohe Fluten nicht aus dem At⸗ lantiſchen Ocean durch Zudfons Meer z Enge kommen koͤnnen; denn wenn dieſes geſchaͤhe, würde ein füd-oftlis cher Wind ſie am hoͤchſten machen; weil aus dem oben angeführten Grundfage erhellet, daß ein Wind, der eben denſelben Strich mit der Flut haͤlt, dieſelbe hoͤher macht. Ein Nord⸗Weſt⸗Wind wuͤrde dieſes alſo unmöglich thun, ſondern ſie viel mehr wuͤrklich auf halten und niedriger machen, weil er ihrem Laufe zuwieder iſt. Und da wir aus der Erfahrung wiſſen, daß das Gegentheil hievon wahr durch die Bay ſolchergeſtalt laͤuft, als ſie zwiſchen Cap wolſtenholm und Cary Swans⸗Neſt thut. Man wird auch wahrnehmen, daß gleichwie dieſe Winde die, fe Flut niederdruͤcken, daß fie nicht fo weit nordwaͤrts laufen koͤune, fie alſo folglich dieſelbe ſüd waͤrts höher heben aber doch nicht hindern weſtwaͤrts zu ihrer Hoͤhe zu ſteigen. Da alſo der Nordwind ganz andere Wuͤr⸗ kungen ſuͤdwaͤrts als nordwaͤrts hat: ſo iſt dieß ein fernerer Beweis, daß dorten zwo Fluten find. Denn wenn es die von Norden kommende Flut waͤre,, welche der Nord-Weſt Wind ſo ungemein zu Port Nelſon, | Churchill ꝛc. ꝛc. in die Höhe treibt: ſo wuͤrde eben dieſelbe Wuͤrkung allenthalben unterhalb des willkom, mens und der Baͤy verſpuͤret worden ſeyn. Allein wenn wir zugeben, daß ſuͤdwaͤrts eine von der nordli— chen unterſchiedene Ebbe und Flut iſt: fo iſt die Wuͤr⸗ 4 kung natürlich, daß die Flut ſuͤdwaͤrts fleiget, wenn fie durch den Wind vom Lande weſtwaͤrts niedergedrucft wird. Vol. II, p. 295. 290. Dritter Theil. 305 wahr ſey: fo muͤſſen wir nothwendig ſchließen, daß die Flut aus einem weſtlichen Ocean komme; zumahl wir keine andre Urſache anführen konnen, warum dieſe Winde die hoͤchſten Fluten machen. i Man darf diefes auch nicht als einen Einwurf hie⸗ wieder anſehen, daß der weſtliche Ocean oder die Suͤd⸗ See hinter dieſen Landern liegt, und daß man daher ver⸗ muthen koͤnnte, ein Suͤd⸗Oſt⸗Wind müffe die hoͤchſte Flut machen, indem er die Wellen auf die gegen uͤber liegende Suͤſte triebe. Dieſe Meynung muß keinen irre machen, weil ſie weiter nichts als ein falſcher Satz iſt, deſſen Unrich⸗ tigkeit durch Gruͤnde leicht entdeckt und durch die Erfah⸗ rung handgreiflich gezeiget werden kan. Was nun die erſteren betrifft, ſo iſt dieſer Satz unſtreitig: Derjenige Wind macht die Flut am hoͤchſten, welcher mit ihr in ei⸗ nerley Richtung geht, was fuͤr eine Lage auch die Kuͤſte, auf welcher ſie entſteht, immer haben möge; weil ein fol cher Wind eine große Menge Waſſer mit ſich fuͤhrt, wel⸗ che allein die Flut höher machen kan. Eben dieſes lernen wir aus der Erfahrung auf der oͤſtlichen Kuͤſte von Eng⸗ land. Denn obgleich die Nord ⸗See oſtwaͤrts liegt: ſo machen doch die Nord⸗Weſt⸗Winde die hoͤchſten Fluten, weil das große Welt⸗Meer, aus welchem ſie herkommen, auf ſolcher Seite liegt. Der Zweifel, welcher durch die⸗ ſen Einwurf gemacht worden, iſt demnach ſo voͤllig auf⸗ geloſet, daß ich dieſen Satz nunmehro, da er durch einen Umſtand, der einem jeden Seemann bekannt iſt, deutlich | N 3 gemacht — — ... * * 3⁴² Reife nach Hudſons Meerbuſen. gemacht worden, als einen neuen Beweis anfuͤhren kan. Denn wenn einem unparteyiſchen und geſchickten Richter von dergleichen Vorwuͤrfen die Sache aus der Karte von Huödſons Meerbuſen nebſt der offenen Fahrt durch denſelben vorgelegt und er gefragt wuͤrde, welcher Wind die hoͤchſten Fluten verur ſachen muͤſte? fo würde er gewiß antworten: ein nordweſtlicher. Wie nun der Umſtand ſeine Richtigkeit hat, daß der Nord⸗Weſt⸗Wind die hoͤch⸗ ſten Fluten auf beiden Seiten des Meerbuſens macht: ſo iſt dieß ein anderer und gewiß ſehr uͤberzeugender Beweis⸗ grund, daß dieſe Flut aus dem weſtlichen Ocean, oder der insgemein fo genannten Suͤd⸗See herkomme. Aber In der mehr angeführten Reiſe-Beſchreibung wird dieſes folgender Maßen wiederlegt: Wir wollen, heißt es dort, | den großen Beweisgrund für eine nordweſtliche Durch— fahrt betrachten, welchen man zu allen Zeiten angefuͤh— ret hat, naͤmlich, daß die Nord Wet Winde die hoͤchſten Fluten machen, und daß folglich dieſe Fluten aus dem weſtlichen Ocean herkommen. Es iſt eine ungezwei⸗ felte Sache, daß die Nord⸗Weſt⸗Winde die hoͤchſte Flut zu Churchill, zu Nork Sort und ſo gar zu Albany machen: aber dies geſchah nicht nordwaͤrts uͤber dem 62ſten Gr. nordl. Breite, als der Lieutenant von der California die Flut in einer Bucht an dem Ende von Douglas Boͤy unterſuchte. Der Wind war mehr als vier und zwanzig Stunden zuvor nord -und nordweſt⸗ lich, und dennoch flieg di Flut wicht höher, als vier⸗ zehn Fuß, ob es gleich an einem neuen Monds⸗ Tage war, — J 9. Dritter Theil. 348 Aber aufer dieſen fehlt es auch nicht an andern Gruͤn⸗ den; und weil der Verſtand der Menſchen fo unterſchie⸗ den, als ihr Geſchmack iſt: ſo duͤrfte es nicht undienlich eyn einige davon anzufuͤhrenz ungeachtet dasjenige, was wir 8 10 war, dagegen die Flut su Nork Fort mit eben dem⸗ ſelben Winde nicht unter achtzehn Fuß hoch war. Wir hatten keine andere Gelegenheit die Flut bey einem Nord⸗Weſt⸗Winde zu unterſuchen, außer bey unſerer Zurxückkunft in den Booten von wagers Baͤy, deren Ende wir unterſucht hatten, und wo wir in einen Eingang gelangten. Es war damahls zwey Tage in dem vollen Mond, und die Flut ſtieg nur zwoͤlf Fuß; dahingegen war ſie den erſten Auguſt, als wir drey⸗ ßig Stunden zuvor einen ſuͤd und ſiͤd⸗oͤſtlichen Wind hatten, in wagers⸗Baͤy bey dem Waſſerfall vierzehn Fuß vier Zolle hoch, und es war nur einen Tag vor dem Viertel. Als den zten Auguſt ein Verſuch in Douglas Hafen angeſtellet ward, und der Wind ſüͤd und ſuͤd oͤſtlich in vier und zwanzig Stunden zuletzt ziemlich ſtark gegangen war: ſo ſtieg die Flut vierzehn Fuß ſechs Zolle, und dieſes einen Tag nach dem Wien, tel Aus dieſen Umſtaͤnden erheller, daß die Nord, Weſt⸗Winde nordwaͤrts oder in dem nordlichen Theile der Baͤy nicht eben die Wuͤrkung haben, die ſie fiip, waͤrts thun. Es iſt auch offenbar, daß der Anwachs der Flut in den ſuͤdlichen Gegenden der Baͤy bey einem Nord⸗Weſtwinde nicht die Folge eines Zuffuſſes des Meers aus dem weſtlichen Ocean ſey, ſondern eine andre Urſache habe; denn wenn dieſe Flut aus dem 4 weil 15 3 Zr Dun TAB Reife nach Sudſons Meerbuſen. wie bereits geſagt haben, vollkommen bündig iſt. Je⸗ doch will ich der Kürze wegen nur drey in Erwaͤgung zie⸗ hen. Der erſte iſt die Klarheit und Salzigkeit des Waf ſers in dem Willkommen, welche, als ich die Flut zu Cop weſtlichen Ocean kaͤme: fo kan fie nirgends anders her kommen, als von Norden, da es nunmehro wohl bes kanut iſt, daß keine Flut von Weſten, oder welche von der weſtlichen Seite des Meerbuſens herkaͤme, vor⸗ handen ſey. Es wuͤrde hieraus ſolgen, daß die Fluten nordwaͤrts hoͤher, als ſuͤdwaͤrts ſteigen muͤſten. Und da dieſelben nordwaͤrts bey einem Nord⸗Weſt⸗Winde nicht hoͤher werden: ſo iſt dieſes ein Beweis, daß ſolche nordliche Fluten mit dem weſtlichen Ocean keine Ge: meinſchaft haben. Vol. II. p. 292. 293. Er handelt hierauf noch weitlaͤuſtig von dieſen nördlichen Fluten, und zeigt, daß fie nicht aus einem weſtlichen Meere kommen koͤnnen. Seine Worte ſind folgende, Ich will hiernaͤchſt betrachten, warum nicht die Nord⸗Weſt, ſondern Suͤd⸗Oſt⸗Winde die nordliche Flut höher machen. Allein dieß kan nicht' geſchehen ohne deu Urſprung der von Norden kommenden Flut zu unterſuchen. Es iſt wohl bekannt, daß ſie aus der Repolſe Boͤy herruͤhre; aber die Frage iſt, ob ſie oͤſt⸗ lich oder nordweſtkich ſey und aus dem Atlantiſchen oder weſtlichen Ocean komme. Alle diejenigen, wel che mit dem Hauptmann Widdleton in dieſen Ge genden waren, Rimmen darin uͤberein, daß fie bey Cap Bope Ebbe und Flut hatten, und als fie in die Breite — ů —* i Q ͤ ͤͤ Dritter Theil. 845 Cap Sıy un ute ‚ fo groß war, daß ich den Grund in einer Tiefe von eilf Klaftern oder ſechs und ſechszig Fuß vollkommen ſehen konnte. Jederman weiß, daß die 12125 ö Durchſichtigkeit und Salzigkeit dem Begriff von einer Breite von 66 Gr. 40 Min kamen, ſo befanden, fe ſich in einer Bay. Sie konnten nicht über drey Meilen weiter gehen, und fanden an dem Orte wo fir waren, wedder Ebbe noch Flut. Dieſer Umſtand, daß fie fol che in dem nordweſtlichſten Theile der Repulſe⸗Baͤy nicht fanden, iſt ein ſtarker Beweis, daß die nordliche Flut nicht aus einem weſtlichen Oeean komme. Denn wenn fie daher kaͤme , jo muͤſte fie von ihren Strudeln und dem wallenden Gewaͤſſer kennbar ſeyn, weil fie von Norden oder Weſten durch einen engen Canal haͤtte kommen muͤſſen; wenn ſie aber nicht durch einen engen Canal kaͤme, fo hätten fie dieſelbe innerhalb drey Mei, len von dem Lande wahrnehmen muͤſſen. Allein weil fie keine Meer⸗Enge noch das wallende Gewaͤſſer der Flut wahrnahmen: ſo hatte dieſelbe folglich eine andere Quelle, als von den nord⸗oder weſtlichen Gegenden der Repulſe⸗Boͤy oder aus einem weſtlichen Ocean. Weil der Hauptmann Middleton dafılr hielte, daß er die Meer⸗Enge an der nord- öſtlichen Kuͤſte, von da die Flut kame, vorbeygelaufen wäre: fo beſchloſſen fie zurück zu kehren und die Oeffnung oder Meer⸗Enge zu ſuchen, bey welchen fie die ſtarken Fluten gefunden hatten, und da fie die nordweſtliche Seite der Re pulſe⸗Soͤy heraufgelauſen waren, fo giengen fie ſo Y 5 dans 346 Reiſe nach udſons Meerbuſen. einer See, worin ſich Fluͤſſe, geſchmolzener Schnee und Regenbaͤche ergießen, wiederſprechen und die Gemein⸗ ſchaft mit dem Ocean fo ſehr, als etwas, darthun. Den andern Grund nehme ich von den ſtarken Strömen her, welche dann oſtwaͤrts, und der Hauptmann Middleton entdeckte dorten eine Meer-Enge oder Oeffnung, wodurch die Flut in die Repulfe » Bay von Cap Comfort uud den mübl⸗Inſeln kam. Dieß ward auf der audern Sei⸗ te geleugnet und dagegen behauptet, daß es nur eine Meer⸗Enge um eine Fufel waͤre, und daß die Flut, welche man ſtark zu ſcyn eingeſtund, von Suͤd⸗We⸗ ſten kame. Da aber im Ge entheil nuumehro wohl bekannt iſt, daß dorten eine Flut von Norden ſey, ſo verlieret hiedurch ihr Vorgeben, daß es ſouſt nichts als eine Meer Enge um eine Inſel ſey, vieles von ſei— ner Stärke, Und da keine Merkmahle von der aus dem Obertheile der Bay kommenden Flut, und ein Haufen Umſtaͤnde vorhanden ſind, welche die Mey— nung wahrſcheinlich machen, daß ſie ihren Urſprung durch obgedachte Meer: Enge habe: fo iſt es daher hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dort eine ſolche Meer-En⸗ ar ſey. Die Umſtaͤnde ſind: ein ſuͤdweſtlicher Mond macht in dem Eingange der Meer-Enge zunaͤchſt bey der Re⸗ pulſe⸗Boaͤy das hohe Waſſer an dem vollen und New monds⸗Tage, welches zeitiger, denn in Jalaberts Baͤy iſt; man geſtehet, daß eine ſtarke Flut um die niedrige Spitze des Ufers iſt; Bylot / awkbridge und 1 Zar Dritter Theil. e — welche durch den Meerbuſen gehen und ihn frey vom Eiſe erhalten, fo daß der nordliche Theil beſſelben, wie es eine bekannte und unſtreitige Sache iſt, völlig frey und offen, ber ſuͤdliche hingegen damit ſehr angefuͤllet iſt; oder kuͤrtzer: man und Fox ſtimmen darin alle uͤberein, daß hinter dem Lande, wodurch nach Hauptmann Middletons Be⸗ richte die Meer⸗Enge geht, oder hinter dem feſten Lande von Cary Swans Veſt ſehr ſtarke Fluten find. Der Hauptmann Bawkbridge fand unter dem 64 Gr. 57 Min. nordlicher Breite eine Flut, die etliche zwanzig Fuß flieg. Hauptmann Fox ſagt, daß ſie bey den Muͤhl⸗Inſeln vier Klaftern ſtiege. Bylot merkt an, daß dicht an der weſtlichen Kuͤſte tiefes Waſ— fer iſt, fo daß, als er naͤher nordwaͤrts kam, das Waſſer ſeichte und die Flut kleiner ward, und er alſo dafür hielte, er waͤre in eine Bäy gerathen. Fox und Bawkbridge nahmen wahr, daß an der oͤſtlichen Kuͤſte eine Untiefe waͤre; und weil ſie aus dem ſtillen Waſſer und andern Umſtaͤnden muthmaßeten, daß fie entwe⸗ der Land oder Eis antreffen würden: ſo kehrten ſie wieder zuruͤcke. Als Sox bis in die Breite von 66 Gr. 47 Minuten gekommen war, glaubte er, daß die Flut, welche hinter Cary Swans Neſt kam und die Muͤhl⸗Juſeln vorbey lief, irgendwo verſchwinden muͤſte, und dachte daher, daß ihr Waſſer durch Cum⸗ berlands Straße in die Straße Davis zuruͤckgienge, weil die Flut in Cumberlands Straße, wie er dafür hielte, nicht groß war, indem ſie von den Inſeln, wo Davis eine ſüͤdweſtliche Flut antraf, gehindert würde, . a Allein 348 Reife nach Hudſons Meerbuſen. man findet in der Breite von 64 oder 65 Graden ſehr we⸗ nig Eis, ob man gleich daſſelbe in dem F ꝛſten und saften Grade in großer Menge antrifft. Nun aber iſt unbe⸗ greiflich, woher dieſe ſtarken Stroͤme, die mit ſolcher | Heſtig⸗ Allein es iſt natuͤrlicher Weiſe eher zu vermuthen, daß dieß die Flut aus der weißen Bären » Bay, oder ſonſt einem Gewaͤſſer war, welches in Cumberlands Straße lief, und in welchem die Flut, weil es ſuͤd⸗ licher iſt, eher anfieng, als bey der Muͤndung von Cumberlands Straße, und alſo der Flut, welche in die Mündung der Straße herauflief begegnete; worauf fo dann beide Fluten ſich vereinigen und ihren Lauf in die See hinter Cary Swans Neſt nehmen. Hieraus laͤſt ſich einiger Maßen eine Urſache von dem dortigen großen Ab- und Zufluſſe des Meers geben, welches ſonſten ſehr ſchwer fallt, und gleichwohl iſt es unſtrei⸗ tig / daß derſelbe allda ſo groß iſt. Natuͤrlicher Weiſe laͤſt es ſich alſo am meiſten vermuthen, daß die Ebbe 4 1 und Flut ſich verlieret, indem ſie durch die von dem Hauptmann Middleton entdeckte Meer: Enge läuft und alſo in den vermeynten willkommen geht. Das ſeichte Waſſer au der oͤſtlichen, und die Tiefe deſſelben an der weſtlichen Kuͤſte, der kleinere Ab- und Zufluß des Meers jenſeit Cap Comfort, wie Bylot meldet, und die Untiefe des Gewaͤſſers, welche er, je weiter er noröwärts kam, antraf, find Umſtaͤnde, welche die Muth maßung beſtaͤrken, daß die Ebbe und Flut von einer ſolchen Meer : Enge dahin geriſſen werde. Daß die Meer-Enge die Quelle ſey, aus welcher die Flut in den vermeynten willkommen kommt, si an Dritter Theil. 349 Heftigkeit durch den Meerbuſen laufen, ſonſten, als aus einem weſtlichen Meere kommen ſollen. Der dritte und letzte Grund, deſſen ich erwehnen will, iſt die Menge der Wallfiſche, die hier inſonderheit am Ende des Sommers 5 Ei geſehen aus der Wuͤrkung offenbar, welche die Winde darauf thun, indem der Nord Weſt-Wind fie niederdrückt, und der Suͤd⸗Oſt⸗Wind fie Höher macht, wie das Exempel in wagers Boͤy darthut, wovon man ſonſt keinen Grund angeben kan. Jedermann kan dieſes auch bey dem erſten Aublick der Karte ſehen, daß ſuͤd⸗oͤſtliche Winde eine größere Menge Waſſer in den Canal hinter Cary Swans Neſt als ſonſt ein Wind treiben, und den Canal ſuͤdwaͤrts, oder wo er in Zud⸗ ſons Bay gehet, feines häufigen Waſſers berauben, ſolglich, daß ſolche Winde die niedrigſten Fluten in Budſons Bay, und die hoͤchſten in den Gewaͤſ⸗ fern hinter Cary Swans Neſt machen muͤſſen. Und gleichwie man dieſe Wuͤrkung in wagers Hay wahr. genommen hat, indem ein fuͤd⸗ oͤſtlicher Wind eine ſol⸗ che Flnt Höher machte: fo iſt es offeubar, daß dieſes Waſſer eine Gemeiuſchaft mit dieſem Canal oſtwaͤrts von Cary Swans Neſt habe, oder daß es ſeine Flu⸗ ten aus demſelben bekomme, ſolglich daß es nicht eine Flut mit derjenigen ſey, welche in die Baͤy kommt. Die Urſache iſt, daß dieſer Wind die hohen Fluten in der Bay niedriger macht. Weil hingegen ein Nord: Weſt Wind die Flut in ihrem Lauſe hindert, wenn fie den Canal herauf gehet, ſo wird foiglich die Flut in Wudſons Väy größer und in dem vermeynten will | | Tom: 1 * Reife nach Hudſons Meerbuſen. geſehen werden, da alle dergleichen Fiſche, wie es be⸗ kannt iſt, ſich in eine wärmere Gegend begeben, und folglich läft ſich gar wohl vermuthen, daß fie in der Ab⸗ ſicht hieher gehen; und wenn dem alſo iſt, muß dorten eine Durchfahrt, und zwar nicht in einen nordlichen, fondern einen weſtlichen Ocean ſeyn; denn der natuͤr⸗ liche Trieb iſt bey dieſen Thieren ein untruͤglicher Weg⸗ weiſer. kommen kleiner. Ein nord oͤſtlicher Wind thut eben daſſelbe; denn als die Flut in der Sugar ⸗Loaf⸗In⸗ ſel unterſucht ward, ſtieg fie zwölf Fuß, ob es gleich nur ein Tag nach dem Viertel war; zu eben der Zeit aber ſtieg ſie bey der Marmor :Infel nur acht und eis nen halben Fuß, und die Urſache davon war, daß wir zuvor einige Stunden lang nord ⸗oͤſtliche Winde gehabt hatten, welche die Flut bey der Marmor In⸗ ſel niedriger machten, oder queer uͤber dieſelbe in ihrem Laufe blieſen, als fie hinten Cary Swans Neſt vor⸗ bey gieng, und ehe ſie durch die Straße nordwaͤrts lief. Aber eben dieſelben Winde vergroͤſſerten die Flut zwiſchen Cary Swans Neſt und wolſtenholm, welche nach der Sugar - Koaf : Infel kam. Es find alfo ein Haufen Umplauıe vorhanden, wel: che die Meynung beſtaͤrken, daß eine Meer-Enge durch das an Cary Swans Leſt ſtoßende Land nordwaͤrts gehe, und daß die nordliche Flut aus dem Atlantiſchen Ocean komme: aber man findet keinen Umſtand, wenn dasjenige, was durch die Erfahrung beobachtet worden, richtig beſtimmt wird, daß die nordliche Flut aus dem weſtlichen Ocean komme. Vol, II. p. 296 301. Dritter Theil. 7° zr Wir haben nunmehro den groͤßeſten Theil unfers - Werkes mit folder Klarheit und Deutlichkeit ausgefüg, ret, als die Sache es hat erlauben wollen. Wir haben mit der hoͤchſten Wahrſcheinlichkeit aus dem Himmels⸗ ſtriche, den Gewaͤchſen und der Geſtalt des Landes auf der weſtlichen Seite von Zudſons Meerbuſen gezeiget, daß gleichwie ein Theil des Atlantiſchen Meers deſſen eine Seite, alſo die Suͤd⸗See die andere umfließe; wir haben aus der Höhe der Fluten gewieſen, daß dieſes faſt gewiß ſey; und aus der Zeit, in welcher ſie entſtehen, aus ihrem Laufe und der Wuͤrkung der Winde auf dieſelben hat man ferner dargethan, daß es ſich ſchlechterdings ſo verhalte, und daß man davon keine Urſache geben konne, als wenn man eine Gemeinſchaft zwiſchen den Gewaͤſſern in dem Willkommen und der Suͤd⸗See mittelſt einer nord⸗ weſtlichen Durchfahrt einraͤumet. Es iſt alſo nur noch uͤbrig zu zeigen, wo dieſe Durchfahrt wahrſcheinlicher Weiſe zu vermuthen ſey, und aus welchen Gruͤnden man glauben koͤnne, daß dieſelbe, fie ſey auch wo fie wolle, kurz, offen und bequem ſeyn muͤſſe. Allein, wenn wie dieſes deutlich darthun ſollen: ſo muͤſſen wir mit dem letz⸗ zern Punkte anfangen, weil wir mittelſt deſſelben allein den erſtern beſtimmen koͤnnen. ; Es ſcheinet demnach erſtlich ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, daß dieſe Durchfahrt nicht ſehr weit gegen Norden ſey ; zumal in dem Willkommen oder der Repulſe⸗ Baͤp keine Eisberge, ſo wie in der weißen Baͤren Baͤy, . Lum. 9 2 vo seh 352 Reife nach Hudſons Meerbuſen. Lumlets Bucht, Baffins Baͤy oder der Straße Da⸗ | vis gefunden werden, welche daher zu einem andern feſten Land zu gehören ſcheinen, welches entweder unter oder nahe bey dem Pole liegt. Einen andern Beweisgrund giebt auch die Höhe der Fluten ab, welche, wie wir zuvor angemerkt haben, denen in den nordlichen Meeren gar nicht gleich kommen; denn dieſe ſteigen zu Nova Zembla nur eine Klafter, und zu Spitzbergen nicht halb ſo hoch. Daß dieſe Durchfahrt, ſie befinde ſich auch, wo ſie wolle, kurz ſey, kan mit vielen Gruͤnden erwieſen werden. Denn erſtlich finden wir auf der weltlichen Kuͤſte von Hudſons Meerbuſen keine große, ſondern im Gegentheil fee geringe und kleine Fluͤſſe, welches offenbar beweiſet, daß ſie nicht weit laufen, und daß folglich das Land nicht ſehr breit ſey, welches die beyden Seen von einander ſcheidet. Naͤchſt diefem machen die heftigen und or⸗ dentlichen Fluten einen andern ſehr ſtarken Beweis aus. Denn wo die Ebbe und Flut faſt gleich lange dauret, den Unterſcheid ausgenommen, welchen der Mond dadurch verurſachet, daß er alle vier und zwanzig Stunden ſpaͤter in den Mittags⸗Zirkel kommt: da haͤlt man es fuͤr ein Merkmahl, daß der Ort dem Ocean nahe ſey, aus wel⸗ chem dergleichen Fluten herkommen; und dieß iſt in der That eines von den ſicherſten und gewiſſeſten Merkmah⸗ len, die wir haben. Es iſt noch ein dritter Grund vor⸗ handen, den ich nur allein noch anfuͤhren will, und ſolcher beſtehet darin, daß die Wallſiſche hieher gehen; denn wenn Peer — eu 5 89 Dritter Theil. 353 wenn man die Jahreszeit betrachtet, in welcher man ſie ier in großer Anzahl findet: ſo kan man unmoͤglich be⸗ greifen, wie fie Zeit genug hätten in eine waͤrmere Gegend zu gehen, wofern nicht der Weg, welchen ſie gehen, ſehr kurz iſt. Alle dieſe Gruͤnde zuſammen genommen ſtaͤrken und helfen ſich einander, fo daß man fie als fü viele uͤber⸗ einſtimmende Zeugniſſe zur Bekraͤftigung einer Wahrheit anſehen kan. Wenn dieſe Durchfahrt nicht weit nord⸗ waͤrts iſt, welches die bereits angefuͤhrten Gruͤnde klar zu beweiſen ſcheinen; und wenn wir aus den obgedachten Ur⸗ ſachen mit gutem Grunde ſchließen koͤnnen, daß ſie nur kurz iſt: ſo koͤnnen wir daher auch muthmaßen, daß fie fo wohl offen als bequem ſey; und dieſes wird ferner durch die ſtarken dadurch gehenden Stroͤme offenbar, welche Ur⸗ ſache find, daß kein Eis darin ſeyn kan. Wofern man al⸗ ſo alle dieſe Umſtaͤnde zuſammen nimmt, ſo wird man, wie ich glaube, zugeben muͤſſen, daß es nichts ungereimtes oder vergebliches ſey die Durchfahrt zu ſuchen, und daß die letzte Reiſe, in Betrachtung der angewandten Muͤhe und der dadurch erhaltenen Nachrichten unter keinem bil⸗ ligen Vorwande unnuͤtz genannt werden koͤnne, ob ſie gleich, ſo viel die Haupt⸗Abſicht betrifft, ohne glücklichen Erfolg geweſen iſt. Man kan noch hinzufuͤgen, daß viele andere große Unternehmungen nach verſchiedenen mislungenen Verſuchen, und wieder die Meynung ſehr er⸗ fahrner und verſtaͤndiger Leute ins Werk gerichtet worden, die ihre Gedanken durch den Ancheil, den fie in ſolchen dritter Theil. 3 fehl⸗ a... — 22 . — — 2 — - m + * 85 — — _ . 4 8 — 4 * — a ——— — — 354 Reife nach Zudfons Meerbuſen. fehlgeſchlagenen Verſuchen gehabt, zufaͤlliger Weiſe geaͤn⸗ dert hatten. Ich will nur ein Exempel anfuͤhren, und dieſes bloß deswegen, weil es mit dem gegenwaͤrtigen Falle eine große Aenlichkeit zu haben ſcheint. Man hatte lange Zeit Hoffnung gehabt einen Weg in die Sůͤd⸗See zu finden, wenn man laͤngſt der drafilifchen Küfte und fo weiter jenſeit des Fluſſes de la Plata herauf liefe. Man ſtellete in dieſer Abſicht verſchiedene Verſuche an, bis zuletzt Americus Veſpu⸗ tius, von dem die neue Welt ihren Namen bekam, und der ſonder Zweifel ſo wohl in der Schifffahrt, als in der Geographie ungemein wohl erfahren war, in dieſe Gegen⸗ den geſchickt ward. Wie nun derſelbe weit gegen Suͤden, und wie einige ſagen, ſo gar bis zu zwey und funfzig Graden herauf gieng und keine Durchfahrt entdeckte: ſo ſchloß er, daß dort keine vorhanden ſeyn koͤnnte. Dem ungeachtet bewies Ferdinand Magellan das Gegentheil; er entdeckte und ſegelte durch die Meer-Enge, die mit dem groͤßeſten Rechte ſeinen Namen fuͤhrt und ſein Gedaͤchtniß, ſo lange die Welt ſtehet, erhalten wird. Nachdem dieſe Meer⸗Enge war gefunden worden: ſo hielte man es fuͤr eine ausgemachte Sache, daß ſie der einzige Weg in die Suͤd⸗See wäre, und daher fiel der König von Spanien auf die Gedanken eine Stadt und Feſtung darin zu bauen um andern Nationen die Durchfahrt durch dieſen neuen Weg nach Oſt· Indien zu verwehren. Jedoch dieß war eine a ae eee eine vergebliche Arbeit, weil die Hollͤͤnder eine Durchfahre um das Vorgebuͤrge Horn fanden, und alſo wurden nach vielen mißlungenen Verſuchen nicht allein eine, ſondern viele Durchfahrten entdeckt. Mit Hudſons Meerbusen mag es vielleicht eine gleiche Bewandtniß haben; zumahl es an einigen ſehr wahrſcheinlichen Muthmaßungen nicht fehlet, daß ſich darin verſchiedene Durchfahrten, die mit einander eine Gemeinſchaft haben, befinden moͤgen. Und der Hauptmann For hat bereits vor langer Zeit erwaͤhnt, daß dort ſo wohl eine offene See, als zu Cap Finmarke ſeyn moͤgte, welches auch bisher noch nicht wiederlegt worden iſt. | | Jedoch darf man zufolge deſſen, was ich angefuͤhrt habe, nicht hoffen, daß ich mit einer gewiſſen Zuverlaͤßig⸗ keit den Ort beſtimmen werde, wo die Durchfahrt zu finden iſt; und der Leſer würde ſich gewiß kei⸗ nen beſſern Begriff von meiner Einſicht machen, wenn ich ſolches ſchlechterdings thate; zumahl ſich die kluͤgſten und geſchickteſten Leute in dergleichen Sachen be⸗ truͤgen konnen, und einige ſehr verftändige und ſcharſinni⸗ ge Perſonen ſich darin ſchon einiger Maßen geieret haben. Man wird derowegen mit mir zufrieden ſeyn, wenn ich. aus meiner eigenen Erfahrung dasjenige anzeige, was mich veranlaſſet die Wuͤrklichkeit einer ſolchen Durchfahrt zu glauben; und wenn ich meine Muthmaßungen in Anſehung der Oerter, wo fie mit einiger Wahrſcheinlichkeit geſuchr ” 32 wet⸗ — u u un — ade e— — 9 3 — — — BE — 356 Reife nach Zudſons Meerbuſen. werden mag, anführe; obgleich in einer andern Reiſe die Durchfahrt anderswo, oder zum wenigſten bisher noch nicht unterſuchte Oerter entdeckt werden moͤgten, die uns eine beſſere und gruͤndlichere Hoffnung geben koͤnnen. Dieſes melde ich zum voraus, damit man es nicht fuͤr die Wirkung eines Vorurtheils oder einer zu großen Zuverſicht halten möge, daß ich mich unterftehe zweener Derter zu gedenken, in welchen beyden eine Durchfahrt aus ſehr vernuͤnftigen Gruͤnden und mit gutem Fortgange geſucht werden kann. Erſtlich muß ich anmerken, daß ich aus dem Bericht von einer Meer-Enge in dem Caſten Gr. der Breite, wel⸗ che ich Cheſterfields Meer- Enge nannte, eine große Hoffnung geſchoͤpft habe. Diejenigen, welche ſie unter⸗ ſuchten, meldeten, daß die Ebbe acht Stunden lang ſehr ſtark von Weſten gelaufen, und daß die Flut dagegen nur zwo Stunden mit einer ungleich langſamern Bewegung gegangen ſey. Sie verſicherten auch, daß neunzehn Eng⸗ liſche Meilen von dem Eingange, das Waſſer, ob es gleich friſcher, als in dem Meer geweſen ſey, dennoch ei⸗ nen ſehr ſtarken Salz⸗Geſchmack gehabt habe. Wenn nun dorten keine Durchfahrt waͤre, und die Ebbe acht Stunden, und zwar in jeder ſechs Engliſche Meilen, die Flut aber nur zwo Stunden, und in jeder zwo Engliſche Meilen gelaufen wäre: fo hätte das Waſſer vollkommen ſriſch ſeyn müffen. Denn gleichwie das ſalzige Waſſer nicht * vi Ne 8 IX N N Dritter Theil. 357 nicht länger als zwo Stunden mit der Flut zufloß: alfo hätte auch keines nach zwoen Stunden mit der Ebbe ab⸗ laufen koͤnnen, wenn dieſe auch ſo gar eben ſo langſam als die Flut gegangen wäre; allein da fie weit ſchneller lief, fo hätte das Waſſer auch eher friſch ſeyn muͤſſen. Dieß iſt gewiß, wenn man eine von Weſten kommende Flut an⸗ getroffen hätte, fo wuͤrde ſolche einen unſtreitigen Beweis von einer Durchfahrt abgegeben haben: jedoch die öftliche Flut beweiſet nicht das Gegentheil; denn in der Ma⸗ gellaniſchen Meer⸗Enge läuft die Flut, wie der Ritter Narborough mit feiner gewöhnlichen Sorgfalt meldet, den halben Weg von Oſten, und dorten begegnet ihr eine, die von Weſten oder aus dem ſtillen Meere kommt. Ich koͤnnte noch viele Gründe hinzuſetzen um die Wahrſchein⸗ lichkeit einer hier befindlichen Durchfahrt zu zeigen: allein ich uͤbergehe ſie mit Stillſchweigen, um keinen Anlaß zu neuen Streitigkeiten zu geben. Die Sache muß, wenn man auch alles moͤgliche davon geſagt hätte, in einem andern Verſuch ausgemacht und ſolcher von Leuten an⸗ geſtellet werden, die geſchickt in der Schifffahrt, ſorgfaͤltig in ihren Anmerkungen und aufmerkſam auf die Erfahrung ſind, die ſie auf der Stelle mittelſt desjenigen, was ſie dorten wahrnehmen, erwerben koͤnnen. Denn dieſe muß ſie in den Stand ſetzen entweder die geſuchte Durchfahrt 5 zu finden, oder eine Urſache von den Dingen zu geben, welche, ohngeachtet ſie dorten nicht ſeyn ſollte, dieſelbe dennoch dem aͤußerlichen Anſehen nach vermuthen laſſen. 0 3 3 | Dieß 958 Reife nach Audfons Meerbufen. 14 Dieß wuͤrde an ſich ſelbſt eine vortreffliche und ſehr nuͤtzli⸗ il che Entdeckung ſeyn, weil man daraus die Begriffe, wel⸗ | che man fo lange von dieſer Sache gehabt und insgemein noch hat, verbeſſern koͤnnte. Der andre Ort, den ich erwähnen wollte, iſt die Kepulſe⸗Baͤy. Die Gründe, welche allhier Hoffnung zu einer Durchfahrt machen koͤn⸗ nen, ſind ſchon oͤfters angefuͤhrt worden, naͤmlich die Tiefe, der Salz-Geſchmack und die Durchſichtigkeit des Waſſers nebſt der Höhe der daher kommenden Flut; wel? ches alles Umſtaͤnde find, die eine ſolche Hoffnung fer unterhalten. r 1 * Man muß mich aber nicht ſo verſtehen, als ob ich eine vollkommene Hoffnung meynete hier die Durchfahrt zu finden; ſondern ich verſtehe nur eine große Wahr⸗ ſcheinlichkeit der Entdeckung immer naͤher zu kommen, in⸗ dem man ihr gleichſam bis zu ihrer Quelle nachſpuͤrete. Ich * Der oft angezogene Schriſſteller hält dieſe Durchfahrt | für ſehr gefährlich und nicht rathſam fie zu unterneh⸗ di men. Er fage: Wenn in der Repulfe » Bay eine Straße wäre, welches man keinen Grund hat zu glau⸗ 7 ben: fo wuͤrde eine ſolche Durchfahrt kaum thunlich, und es beſſer ſeyn dieſelbe geheim zu halten, weil fie gewinnſuͤchtige Leute anreisen koͤnnte dort einen Verſuch anzustellen und dadurch Mannſchaft und Schiffe zu vers lieren. Vol. II. p. 303. — — —U— — — —̃ 1 — — —— K —— > * — — —̃ ¼ë u —-— — — n v . ee -- Dritter Theil. 359 Ich erkenne gar wohl, daß dieß ein dunkler und gewiſſer Maßen ein uneigentlicher Ausdruck iſt; und um ſolcher⸗ wegen von dem Leſer Vergebung zu erlangen, will ich dieſen Gedanken in ein helleres Licht zu ſetzen ſuchen. Wir koͤnnen Hudſons Meerbuſen als eine Art von La⸗ byrinth betrachten, in welches wir durch Hudſons Meer⸗ Enge eingehen, und aus welchem wir auf der andern Seite wieder auszugehen gedenken. Wir koͤnnen auch hoffen dieſes ins Werk zu richten, wenn wir es ſo oft ver⸗ ſuchen, bis wir den Ausgang finden. Aber dieſes würde ein muͤhſeeliges, verdrießliches und unvollkommenes Mittel ſeyn. Die Geduld allein wuͤrde ohne einige Huͤlfe der Geſchicklichkeit, die Sache zuweilen verrichten, doch aber Niemand ſagen koͤnnen, wenn es geſchehen ſollte. Allein laßt uns nun erwägen, wie viele Merk⸗ mahle einer Durchfahrt bereits beſchrieben und erklaͤret ſeyn; laßt uns ferner bedenken, daß die Ebbe und Flut eine Art von Leitfaden ſey, der uns durch alle krumme und verwirrete Gänge dieſes Labyrinths hindurchzufuͤhren ſcheinet, und uns, wenn wir ihm ſorgfaͤltig und beftändig folgen, gewiß daraus helfen muß. Da nun die Flut in der Kepulſe⸗Baͤy, (Meerbuſen der abſchlaͤgigen Ant“ wort,) wie dieſelbe, wiewohl ohne Grund genannt wird, ſehr hoch ſteigt und von Norden kommt: ſo iſt dieſes ein rechtmaͤßiger Bewegungsgrund dort einen andern Ver⸗ ſuch anzuſtellen, welcher uns ſonder Zweifel ein mehreres, wo nicht alles zeigen würde. Dieſes wird meine Mey⸗ 34 nung, — 360 Reiſe nach Hudſons Meerbuſen. ming, wie ich hoffe, vollkommen deutlich machen, und alles, was ich verlange, rechtfertigen, naͤmlich die Fort⸗ ſetzung dieſer Unterſuchung, bis eine Durchfahrt gefunden iſt, oder die fuͤr dieſelbe ſtreitenden Beweisgruͤnde durch eine andre Entdeckung beantwortet worden ſind. Ich koͤnnte hier noch verſchiedene Gruͤnde ſo wohl in Betracht des Orts, als der Sache hinzufegen: allein ich werde ſie weglaſſen, um einem andern Grunde Raum zu machen, welchen ich fuͤr den buͤndigſten unter allen an⸗ dern halte. Die Hoffnung eine nordweſtliche Durch⸗ fahrt zu finden hat uns nunmehro viele Jahre hindurch geſchmeichelt. deute, die durch eine große Geſchicklichkeit und weitlaͤuftige Wiſſenſchaft ſo wohl in der Theorie als in der Ausuͤbung bekannt ſind, haben ſie fuͤr glaublich gehalten und viele ſcheinbare Gründe angebracht, um fie wenigſtens als eine wahrſcheinliche Sache vorzuſtellen. Man hat viele Reiſen, um dieſe ſo ſehr gewuͤnſchte Durchfahrt zu ſuchen, unternommen; und obgleich die⸗ ſelben eines Theils in Anſehung des Haupt⸗Endzweckes ſie zu finden, mißlungen ſind: ſo hat man doch auch keine ſolche Entdeckungen gemacht, welche bey vernünftigen und mit keinen Vorurtheilen eingenommenen Leuten die Kraft der zum Beweiſe der Durchfahrt angefuͤhrten Gruͤnde umgeſtoßen haben; ſondern ſie ſind darin im Gegentheil geſtaͤrkt worden, wie aus dem letzten Entſchluß erhellet, den ich in den andern Theil dieſes Werkes eingeruͤckt ba- be, * 9 Dritter Theil. 301 be. Durch dieſe wiederholeten Verſuche ſind wir der Haupt⸗Abſicht immer näher und näher gekommen; und wenn eine neue Reiſe gehoͤrig angeſtellet wird: ſo muͤſſen wir nothwendig eine voͤllige Gewißheit erlangen, ob eine Durchfahrt vorhanden ſey oder nicht. Und da dieſes was unſtreitiges iſt: fo ſcheinet es ſo wohl wieder unſre Ehre, da wir eine Seemacht find, als auch wieder unſre Bor- theile, da die Nation eine ſtarke Handlung treibet, zu lau⸗ fen, wenn wir eine Unternehmung, welche ſo weit fortge⸗ ſetzet worden, und an deren völligen Ausfuͤhrung nur noch etwas ſehr weniges mangelt, aufgeben wollten. Ich bitte mir die Erlaubniß aus noch hinzuzuſetzen, daß wir auch betrachten muͤſſen, wie nachtheilig es ſo wohl der Handlung, als der Ehre der brittiſchen Nation ſeyn wuͤrde, wenn wir, nachdem die Sache ſo weit getrie⸗ ben worden, uns von Fremden den Nutzen aller unſrer Muͤhe und Arbeit nehmen, und ſie mittelſt des Lichts, das wir ihnen gegeben haben, dieſen neuen Weg nach der Sud ⸗See und nach Oſt⸗Indien ſollten finden laſſen / deſſen Entdeckung, wofern er gefunden werden kan, nicht allein in unſerm Vermoͤgen iſt, ſondern von dem wir uns auch Meiſter machen koͤnnen. Und obgleich ein Handel, der mit Ausſchließung anderer geführe wird, in den Haͤn⸗ den gewiſſer Privatleute ſchaͤdlich und gefaͤhrlich ift: fo wird er doch allezeit und mit dem groͤſten Rechte für eine Sache gehalten, die einer Nation ungemeine Vortheile ix | 35 bringt; = | ı |! 9 10 10 | 9 ji 10 Ale a 10 100 N Anl int 100 1 Mi N | 4000 I N il 1 A u Mi il ii N N 1 5 Hi | 1 ) 1 1 Ä 1 1 N — — == TE — Le. — —— Be s — 362 Reife nach Sudſons Meerbuſen. bringt; wovon man viele Exempel geben koͤnnte, wenn nicht der Nutzen, den wir von unſern Colonien haben, es fo deutlich und unſtreitig darthaͤcte, daß man aller ans dern Beweisgruͤnde ganz und gar nicht noͤthig hat. Allein» ehe ich dieſe Anmerkung beſchließe, wird es nicht undien- lich ſeyn noch beyzufuͤgen, daß dieſe Sorgen einen deſto groͤßern Grund zu haben ſcheinen, da ſich der Trieb die Handlung zu erweitern und neue Entdeckungen zu machen jetzo in ſo vielen und ſo gar in einigen Landern, wo man noch vor wenig Jahren an nichts dergleichen gedacht hat— te, auf eine ausnehmende Weiſe aͤußert. Und weil die Ruſſen mit fo großem Eifer und Fleiße einen Weg nach America aus ihren Staaten ſuchen: ſo wuͤrde es bey uns gewiß eine mit nichts zu entſchuldigende Nachlaͤßig⸗ keit feyn, wenn wir dergleichen Dinge, die wir weit mehr in unſrer Gewalt haben, aus der Acht ließen. Wir hab en dieſem bey andern Nationen ſich aͤußern⸗ den Tiebe einige geheime Nachrichten zu danken, die uns in Betracht dieſes Unternehmens zu einer großen Auf- munterung dienen muͤſſen; und da ich glaube, daß bis hieher keine davon der Welt bekannt geworden ſey: fo will ich nur eine anfuͤhren. Ein Mann von großem Ver⸗ ſtande und einer ungezweifelten Aufrichtigkeit, der vor nicht vielen Monaten aus Portugall angekommen iſt, berichtet, daß dorten kurz vor ſeiner Abreiſe jem and angelanget waͤre, welcher in einer Reiſe aus einer gewiſſen Hollaͤndiſchen Colonie in Oſt-Indien, (ob dieſelbe wegen einer Ent: deckung r Dritter Theil. 363 deckung oder eines heimlichen Handels unternommen ſey, iſt unbekannt und thut auch zur Sache nichts,) an der nordlichen Kuͤſte von Californien Schiffbruch gelitten haͤtte. Dieß haͤtte ihm Gelegenheit gegeben anzumerken, daß ſolches Land ſo wohl eine Inſel, als eine Halb-Inſel ſey, weil die ſchmale und kurze Erd⸗Enge, die es mit dem feſten Lande verbaͤnde, von hohen Fluten uͤberſchwem⸗ met würde. Er nahm ferner wahr, (welches ein zu uns ſerm Vorhaben ſehr weſentlicher Umſtand iſt,) daß die Kuͤſte des feſten Landes ſich gerade nach Nord⸗ Oſten erſtreckte; eine Sache, die man vorher nicht gewiß wuſte, und welche denen, die fie aufmerkſam betrachten, kein geringer Beweisgrund der nordweſtlichen Durchfahrt ſcheinen wird. Denn wofern das feſte Land von America hier an Aſien, oder an ein ander Land zwiſchen ihnen ſtieße: ſo wuͤrde die Kuͤſte eher nordweſtwaͤrts gehen. Zu dieſem koͤnnen wir noch hinzuſetzen, daß es aus der Ueberſchwemmung der Erd⸗Enge bey hohem Waſſer of⸗ fenbar erhelle, daß hier eine hohe und ſtarke Flut gehe, welches auch mit dem, was man in dem Fall einer vor⸗ handenen Durchfahrt vermuthen könnte, ſehr uͤbereinſtimmt. Allein, wenn man auch dieſes alles bey Seite ſetzt: ſo iſt es eine Sache von einiger Wichtigkeit, wenn man ſie auch nur bloß als einen die Geographie eines Landes betreffen⸗ den Umſtand betrachtet, woruͤber ſo oft iſt geſtritten wor⸗ den, und wovon der Herr de l' Isle, einer von den ge- ſchickteſten Leuten in Frankreich, eine ſehr merkwuͤrdige und na —— a — — 364 Reife nach Sudſons Meerbuſen Dritter Theil. und beſondre Abhandlung geſchrieben hat, jedoch ohne daß er ſich anmaßte die Schwuͤrigkeit in ein Licht zu ſetzen ſon⸗ dern er ſuchte im Gegentheil nur zu zeigen, daß man da⸗ mahls mit keiner Gewißheit ſagen koͤnnte, ob California Ei eine Inſel oder Halb Inſel fey. Der Leſer ſiehet alſo in einem fo kurzen Begriffe, als mir zu machen möglich geweſen, die Bewegungsgruͤnde, welche mich veranlaſſet haben mit fo großer Zuverlaͤßigkeit 270 r 2 4 — Ta ae 1 —1— 2 — —.—— 2 EI P daß mittelſt einer neuen Reiſe ein Punkt ausgemacht wer⸗ den koͤnne, der in Betracht der Nation fuͤr ſo wichtig iſt gehalten worden, daß das Parlament ihn in Ecwaͤgung gezogen und eine Belohnung darauf geſetzet hat. Ich 14 keine beſſere Begegnung von der Welt, als die Treue | meiner Erzaͤhlung, die Freymuͤthigkeit meiner Anmerkun⸗ gen und die Aufrichtigkeit meiner Abſichten verdienen kan. von der Wahrſcheinlichkeit und Möglichkeit zu ſprechen, uͤberlaſſe dieſes ſeiner redlichen Beurtheilung, und verlange 3 - der merkwuͤrdigen Sachen. A. Aber um Hudſons Baͤy werden beſchrieben 39. Azoriſchen Inſuln, wann ſie entdeckt worden? 2 B. Baͤr, weißer, um Hudſons Meerbuſen wird beſchrieben 985 Baͤren⸗Sund, 12. Boͤume, große, ſollen nicht auf Inſuln oder Halb⸗Inſeln von einer ſchmalen Breite wachſen, 320. 321. Haffine, wilhelm ein ſehr erſahrner Steuermann 47. glaubte, daß eine nordweſtliche Durchfahrt vorhanden fey und der Mathematicker Briggs empfing ſeine beſten Nachrich⸗ ten dieſerwegen von ihm 52. Barlowe, Hauptmann, wird wegen der nord weſtlichen Durchfahrt ausgeſchickt, 77. Bieber, ihre Haͤuſer 166. wie fie in Hudſons Bay gefan⸗ gen werden 166. 167. Birkhuͤner, um Hudſons Meerbuſen werden beſchrieben 35. 36. Boſton/ in Neu⸗England, einiger dortigen Seefahrenden Unternehmungen einen nord⸗ weſtlichen Weg zu finden, 68. 6. 70% Hrandtwein iſt den India⸗ nern um Hudſons Baͤy ſchaͤd⸗ lich 200. 201. verurſacht den Scharbock, 223. Briggs ö * 1 8 — Re giſter. Briggs Mathematik eini⸗ ge kleine Eylande 57: Briſtol, Kaufleute daſelbſt machen einen Vergleich mit den Londenſchen wegen der Entdeckung des nordweſtlichen Weges, 57. Brook Cobham eine us ſel 57. Button, Thomas, Haupt⸗ mann, deſſen Schiffahrt 32. 33. Entdeckt ein Land das er Cary-Swans Neſt nennt, und ein anders, welches er Hopes Checked heißt 33. ferner Bub tons- Bay und Neu Wallis 47. komt mit der voͤlligen Verſiche⸗ rung von der nordweſtlichen Durchfahrt nach Haufe, 45. Bylot, Robert, Haupt⸗ mann wird zur Entdeckung der nordweſtlichen Durchfahrt aus⸗ geruͤſtet 46. Entdeckt des Vor⸗ gebuͤrge des Troſtes 47. See: gelt zum andernmahle aus 48. und eutdeckt die Weiber⸗Inſel und Horn-Sund 49. Cap Diggs 50. Carys Juſeln So, deſſen Brief an den Ritter Johann Wolſtenholm von die; ſer Reiſe 51. C. Cabot, Johann / thut dem Könige Heinrich dem VII. Bor; ſchlaͤge wegen Entdeckung eines Nordweſtlichen Weges nach Jadien 3. Entdeckt Prima Viſta und das Eyland St. Johann 3. Wird mit Recht fuͤr den erſten Erfinder von Nord Ameriea angeſehen, 3.4. Cabot, Sebaſtian, ihm wer⸗ den ſeines Vaters Entdeckun⸗ gen von vielen zugeſchrieben 4. J. deſſen merkwuͤrdiger Brief an den Paͤbſtlichen Ges ſandten in Spanien 6 thut eine Reiſe nach Braſilien, geht in Spaniſche Dienſte und darauf wieder nach England 7. Ihm haben die Engländer die Ruſſiſche Handlung und die Groͤnlaͤndiſche Fiſcherey zu danken 7. Wird als der Vater und Stifter der Engliſchen Schiffahrt betrachtet, 8 California ſoll eine Inſel und zugleich eine halb Inſel ſeyn / 363 2 Caninchen / wie die Englaͤn⸗ der ſie um Hudſons Baͤy fan⸗ gen 167. Cap Diggs 30. 50. Cap Sry wird beſchrieben 265% 266. Cap wolſtenholm 30. Capoverdiſchen Inſeln, wann ſie entdeckt worden? 2. Cary Swans Neſt 33. Columbus thut Heinrich Vll durch feinen Bruder Bartholomaͤus Vorſchlaͤge we⸗ gen der Entdeckung von Ame⸗ rica, 2. D. „Davis, Johann, ein ver: ſtaͤndiger Seemann 16. Ent⸗ deckt Regiſter. deckt ein Land, welches er Verwuͤſtung (Deſolation ) neunt 16. wie auch das Ge— bürge Raleigh, Dyers Cap, Cap walſingham Cape of Gods Mercy 17. Iſt der er; ſte geweſen, der die weſtliche Seite von Grönland unterſucht hat 17. Schifft zum zweyten mahl aus 17. 18. ſeine dritte Reiſe / 19. \ Dobbs, Arthur, auf deſſen fi Auſuchen wird Hauptmann Widdleton zu einer Reiſe in Huvfons Baͤy wegen Eutde⸗ ckung der nordweſtlichen Durchfahrt ausgeruͤſtet 84. deſſen Streitigkeit mit Midd⸗ leton über die nordweſtliche Durchfahrt 294 295. Urtheil daruͤber 295 296, Dobbs Galley, auf derſel⸗ ben koͤmmt Feuer aus 129. wird aber glücklich gedämpft, 1 39. Donner und Blitz ſind um Husſons Bay ſelten, aber de ſto ſtaiker, 178. 179. Douglas Zafen 274. Dünfte, ihre Verſchiedenheit von den Daͤmpfen und Aus⸗ duͤnſtungen 305. 306, E. Ebbe und Slut, von derſel⸗ ben wird gehandelt 326.342 iſt den Griechen unbekannt ge⸗ weſen 327 wie auch den Roͤ⸗ mern zu den Zeiten des Scipio Africanus 328. die Urſache ihrer Größe und Starke 328. 329 ihre Verſchiedenheit in den Engliſchen Seeſtaͤdten, 329. ihre Beſchaffenheit in Hudſons Meerbnfen 329,342 dieſelbe kan nicht durch Hud⸗ fung Meer-Enge ſondern muß aus dem weſtlichen Ocean kommen 333. die Fluten be⸗ gegnen ſich von Oſten und We⸗ en in der Magellaniſchen Meer⸗Enge, 357 Egedes Beſchreibung von Grönland, Stellen daraus werden angeführt 12. 13. Eisberge von ungewöhnli⸗ cher Groͤße bey Hudſons Meer⸗ Enge 133. des Hauptmann Middletons Meynung von ih⸗ rem Urſprung 134. 135. Sgedes Meynung davon, ı 36. Beyde werden vereiniget 136. 137. Eliſabeth, Koͤniginn, giebt einem entdeckten Stücke feſtes Dudes den Nahmen Meta Incognita, II. Engliſche Handlung und Seemacht ruͤhret von dem Pla⸗ ne her eine nordweſtliche Durchfart nach Indien zu ent⸗ decken, 4. N Eskimaux Indianer 86. werden meitläuftig beſchrieben 138 147. Was des Wort Eskimaux bedeute 145. Ihre Gräber 245. Proben ihrer Scharfſinnigkeit 25 6. trincken Thran 257. Ihre Schnee: gen X i Regifer. gen 143. Ihre Bogen 144. wie fie die Wallßſche fangen 141. ihre Kahne 140. 141. Kleidung 142. 143. wie ſie Feuer anzinden 298. Proben ihrer Einfalt. Eule große gehoͤrnete um Hubſous-Bay wird beſchrieben S. Senton, Eduard, Contre Admiral begleitet Frobishern auf feiner zweyten Reiſe 15. Sichten ⸗ Bier machen die Engländer um Hudſons Baͤy 224. hat eben die Eigenſchaft als das Teer⸗Waſſer 225» Fliegen / ein gefrorner Klum⸗ pe derſelben lebt von der Wär: me wieder auf, 197. de Conte Spaniſcher Vice Admiral widerſetzt ſich der Un⸗ ternehmung der Seefahrenden von Boſton wegen eines nord⸗ weſtlichen Weges 69. Sort Carl, die erſte Engli- ſche Colonie bey Hudſons Meer⸗Euge 76. Fox Lucas, Hauptmann, bemuͤht ſich eine Schifffahrt wegen des nordweſtlichen We— ges zu thun 54. JJ. Wird von den Londenſchen Kaufleuten dazu ausgeruͤſtet ss. 5 J. Stellt feine Reife an das Licht 58 von welcher Nachricht gegeben wird, 59. 60. Sranzofen thun der Hud⸗ ſons⸗Baͤy⸗Geſellſchaft in ihrer Handlung großen Eintrag, 237238 n Frobisher Martin, Haupt⸗ mann ſegelt von Blackwall und geht nach England zuruͤck 9. 10. ſegelt von neuem ab und entdeckt das Vorgebuͤrge der Königin Eliſabeth 10. Koͤmmt wieder in England an U. Geht zum dritten mahle unter Se⸗ gel II. Koͤmmt aber bald wie⸗ der zuruͤck, wird Ritter und ſtirbt 12. Frobishers Meer⸗ Enge, wo fie liege 12 13. Froͤſche gefrorne leben von der Waͤrme wieder auf, 198. g Sroſt- Rauch in Hudſons⸗ Bay 177. G. Gibbons / Hauptmann wird zur Entdeckung der nordweſt⸗ lichen Durchfahrt ausgeſchickt 6 ö 40. | Gilbert, Zumfred ſchreibt eine artige Abhandlung von der nordweſtlichen Durchfahrt 20 Gillam, Facharias wird mit Groiſeleiz auf die nord⸗ weſtliche Durchfahrt ausge⸗ ſchickt 75. legt die erſte Engli⸗ ſche Colonie bey Hudſons Meer-Buſen Fort Carl an.76. Goldſand 13. 14 ete. Gottes Barmhe rzigkeit Inſeln 30. g Green ** Re giſter. Green, Zeinrich deſſen auf ruͤheiſches Betragen gegen Hud⸗ foa 3 1. ſein Tod 32. von Groiſeleiz, deſſen Reiſe zu bande nach Hudſons Meer: buſen 71.72. Vorſtellung des; wegen am Franzoͤſiſchen Hoſe, die aber nichts fruchtet 73. Geht nach England und wird endlich nach Hudſons Meerbu⸗ ſen geſchickt 74. 3. Bales, Doctor, deſſen Ber: ſuch das Salz Waſſer friſch zu machen 313. 8 Bawkbridge, ein geſchickter Seemann 42. Bayes Sluß 159. Bubart, Joſias, ein ges ſchickter Steuermann, deſſen Meynung von der nordweſtli⸗ chen Durchfahrt 43.44. Hudſon ein großer Seemann 25. deſſen erſte Reife 26. 27. zweyte und dritte Reiſe 28. letzte und ungluͤckliche Reiſe 29. kommt in die Meer⸗Enge, wel⸗ che nachgehends ſeinen Nahmen gefuͤhrt hat 29. Entdeckt In⸗ ſeln, die er von Gottes Barmherzigkeit nennt 30. hat ein betruͤbtes Schickſahl, 31. Budſong Baͤy, Beſchreibung des Landes um dieſelbe 174. 175. Einige Thiere verwan⸗ delu daſelbſt im Winter ihre braune Farbe in eine weiſſe, 181. Engliſche Colonie da: ſelbſt wird beſchrieben 233. Budſons⸗Baͤy⸗Geſellſchaft bekoͤmmt einen koͤniglichen Frey⸗Brief 76. deſſen Inn⸗ halt 76. ihre Factoren find die ſchlechteſten und unwiſſendſten Kaufdiener 237. wie ſie die Indianer betruͤgen 237. Nimmt uͤbermaͤßigen Gewinſt 238. Beſchaffenheit ihrer Handlung 239. Hutten der Seeleute um Hudſons Baͤy werden beſchrie⸗ ben 160. 161. Hunde find die einzigen Laſtthiere in dieſen Laͤndern 169. J. Jacobs, Hauptmann, wird von den Kaufleuten in Briſtol zur Entdeckung eines nord⸗ weſtlichen Weges abgeſchickt 5. Begegnet dem Hauptmann or 58. Nachricht von feiner Reiſe 60. 61,62, ſchreibt ge: gen die Wahrſcheinlichkeit der Nordweſtlichen Durchfahrt 63. Seine Gruͤnde dawider 64. 65. 66. 67. 68. 1 Indianer um Hudſons Bay werden beſchrieben 186. etc, ihre Kriege mit den Eskimaux 189. 190. und andern India⸗ nern 191. 194. wie fie den Mord beſtrafen 195. 196. A a wie Regiſter. wie fie ſich ernähren 196,198. Ihre Kleidung 199. 200. ie ſie ihre Krankheiten heilen 201. 202. Ausſchweifungen in ihrer Trunkenheit 203. Merkwuͤrdiges Exempel von ihrer zaͤrtlichen Liebe zu ihren Kindern 204. Ihre Weiber werden von ihnen nicht ſonder⸗ lich geachtet 205, Wie fie ſich verheyrathen 2065208. die alten zur Arbeit untuͤchtigen Indianer laſſen ſich von ihren Kindern erwuͤrgen 207. 208. wie ſie ihre Todten begraben 210, 211, Ihre Religion 212,217. Quackſalber unter ihnen 212. von ihren Zaube⸗ rern 214. 215, 216. Ihre Act zu reiſen 218. 219. Ih⸗ re elende Lebens: Art durch eis ne ſonderbare Begebenheit bes ſtaͤrket 219. 220, ihre Spra⸗ che 220, 221. Ihre Gewohn⸗ heit die ihnen ungewoͤhnliche Dinge abzuzeichnen und in Fi- Beſch guren vorzuſtellen 324 Ingram ein erfaͤhrner See; mann 42 Ivett, Robert / macht einen Aufruhr wider Hudſon 30, 31. K. Koͤlte iſt ſehr ſtreng um Hudſons⸗Bay 167. halt aber nicht länger als 4 oder 5 Tage in einem Monate an 168 Große derfelben 179,185 Bnigbte, Johann, deſſen ungluͤckliche Reiſe 25 4. Lancaſters, Jacob, Haupt: mann merkwuͤrdige Nachricht die nordweſtliche Durchfahrt betreffend 21. 22. wird Rs ker 22. Ligon, Richard, Nachrich⸗ ten von der Iuſel Barbados, aus derſelben wird eine merk wuͤrdige Stelle angefuͤhrt. 8 O8. Luft, Beſchaffenheit derſel⸗ ben um Zudſons Bay 177 Kumleys Inlet 19. M. Madera, wann es entdeckt worden? 2 Magnetiſche Materie ihre eſchaffenheit wird unterſucht 247. 248. de Cartes Mey⸗ nung davon 247 Magnet⸗Nadeln verlieren ihre magnetiſche Eigenſchaſt 246. Urſache davon wird uns terſucht 249253. Marmor Inſel, Beſchrei⸗ bung derſelben 152.153.154. Meta incognita 10. iſt Groͤnland 12. So Middletons / Hauptmann Schifffahrt wegen Entdeckung des nordweſtlichen Weges wird 84 : 98 1 von beſchrieben Regiften - von dieſer Reiſe 98, iſt der Meynung, daß es keine nord⸗ weſtliche Durchfahrt gebe 100. Sein Streit mit Herrn Dobbs wegen der Ebbe und Flut in den nördlichen Gegenden von Hudſons Meerbuſen, 294 Mineralien in dem Lande um Hudſons Bay, 176 Monk, Hauptmann, wird von Daͤnnemark nach Hudſons⸗ Meer⸗Enge zu Entdeckung ei⸗ ner nordweſtlichen Durchfahrt abgeſchickt 53. 54 | Montagues Haus wird in Hudſous Bäyfürdie See⸗Offi⸗ eiere um darinn zu uͤberwin⸗ tern aufgebauet 164 ö Moor, wilhelm, wird Hauptmann uͤber die Dobbs Galley 109. geht nach Hud⸗ ſons Baͤy unter Segel 127. wird beſchuldiget ‚er ſey von ſeinen Verhaltungs Befehlen abgewichen, 241. 242 Muͤhl⸗Inſel, 47. N. Nebel, Unterſuchung über deſſen Urſprung und Beſchaf— fenheit 304. 307 | a Nebelſpoͤtter, was fie ſeyn, Neben Monden und Ne⸗ ben⸗ Sonnen, woher fie entſte⸗ hen, 307 Nordlicht um Hudſons Meerbuſen 175. iſt daſelbſt ſowohl im Sommer als Wins ter 149 Nordweſtliche Durchfahrt aus dem Atlantiſchen Meer in die Suͤd⸗See, daß ſie vorhan⸗ den ſey, iſt ſeit 270. Jahren eine allgemeine Mevnung der erfahrenſten Seeleute 99. in der Straße Davis iſt ſie nicht zu hoffen, wohl aber auf der Weſtſeite von Hudſons Baͤy 100, Gruͤnde fir dieſelbe 99, 103. das Parlament ſetzt auf die Entdeckung derſelben eine Belohnung von 20000 Pfund 108. Gruͤnde fuͤr ihre Wuͤrk⸗ lichkeit 319. Iſt allem Anſe⸗ hen nach kurz und bequem 371. 353. Der eigentliche Ort, wo ſie iſt, kan nicht gewiß beſtimmet werden 355. Muth⸗ maßungen davon 356. 358. Geheime Nachricht davon, 362 G. Gldenburghs Brief an den beruͤhmten Voyle wegen der nordweſtlichen Durchfahrt 79 f | pP. Pelican um Hudſons⸗Baͤy wird beſchrieben, 37 | PorvYielfen 33. wird be: ſchrieben 157. 158 Portugall hat den Anfang zu Entdeckungen und Befoͤrde⸗ Aa 2 | rung nah der San ge⸗ macht, I. G. Guackſalber unter den J In⸗ dianern um Hudſons-Baͤy 212. Guick Batch / ein außeror⸗ dentliches Thier, wird beſchrie— ben, 40. 41. R. Ramufio hat viele Fehler in feiner Erzehlung von Ser baſtian Cabots Entdeckungen begangen Sr Rebbüner weiße um Hud⸗ 900 Day werden beſchrieben, 36 Repulſe⸗Baͤy, Muthma⸗ ßungen von einer dort befind⸗ lichen Durchfahrt in ein nord» liches Meer, 287. 358 Roſt, die Metalle werden von demſelben um Hudſons Meer-Enge nicht fo leicht an: gegriffen 308. Urſache deſſel— ben wird unterſuchet 309; 314. Ruperts Land 77 Ruſſiſche Bandlung der Engländer ruͤhrt von dem Plane her einen nordsoͤſtlichen Weg nach Indien zu entde⸗ cken, 7. | Regiſter. S. Scharbock, Beſchreibung dieſer Krankheit 223. Hilfsmittel dawider 224 Schnee Augen der Eski⸗ maur werden beſchrieben 143. N Schnee Blindheit der In⸗ dianer um ee Baͤy 203. Schnee⸗Schuhe der India⸗ ner 164 Scroggs , Hauptmann / Schifffahrt nach Hudſons⸗ Baͤy wird beſchrieben 79-8 1* Seetauben. Einige Merk wuͤrdigkeiten davon 260. 261. 8 Shapley, Schiffs⸗Haupt⸗ mann von Boſton in Neu⸗ England; Einige Umſtaͤnde von deſſen Reiſe zur Entde⸗ ckung einer nordweſtlichen Durchfahrt, 6972. Smith, Sranz, wird Haupt⸗ mann uͤber das Schiff Cali⸗ fornia 109. Geht nach Hud⸗ ſons⸗Baͤy unter Segel 127 Stachelſchwein bey Hud⸗ ſons Meerbuſen wird beſchrie— ben, 39 Stein, ein ſchwarzer, wel⸗ cher Gold hielte, 10 Straße Davis iſt zum Wallſiſchfang bequem, 51 Stroͤ⸗ Regifter. Ströme, ſtarke in Hud⸗ ſons Meerbuſen beſtaͤrken die nordweſtliche Durchfahrt 346 ' T. Thomas Roes Willkom⸗ men eine Inſel, ſonſt Ne Ul⸗ tra, ihre Beſchaffenheit 57 Triebholz, welches ohn⸗ weit Groͤnland in einer großen Menge in der See ſchwimmet, 132. wo es herkommt 133 V. U. Verbaltungs ; Befehle fuͤr die Hauptleute Wilhelm Moor und Franz Smith wegen Ent⸗ deckung einer nordweſtlichen Durchfahrt, 113126 Vorgebuͤrge der guten Hoffnung, wann es entdeckt worden? 2. Vorgebuͤrge der Hoffnung 92 der Königin Eliſabeth, 10. des Troſtes, 17. Hope Sanderſon, 19. Siehe Cap. Ukkewma. Ber gute GOtt der Judianer um Hudſons⸗ Baͤy 213. W. 18. Wagers Fluß, Merkwuͤr⸗ digkeiten von demſelben 273 ete. wallfiſche, Menge derſel⸗ ben um Hudſons Bay beſtaͤr⸗ ken eine nordweſtliche Durch; fahrt 349. gehen am Ende des Sommers in eine waͤrme⸗ re Gegend 349.3 50 5 7 weiber Inſel, 49 weymuth, Georg, Haupt⸗ maun, deſſen Schifffahrt 22. 23. Soll eher in Hudſons Meer⸗Enge geſegelt ſeyn, als Hudſon ſelbſt, 24 wilde Inſeln, 47 willkommen der, liegt ſehr geſchickt einen guten Wallfiſch⸗ fang daſelbſt anzuſtellen 268. 269. die Klarheit und Sal⸗ zigkeit ſeines Waſſers beſtaͤrkt die erde Durchfahrt, 34434 Winter in Hudſons Baͤy beſchrieben, 177 wittikka. Der boͤſe Gott der Indianer ſum Hudſons⸗ Bay 214. etc. Wie fie ihn zu beſaͤnftigen ſuchen, 217 Wizzekapukka, eine Ameri⸗ kaniſche Pflanze, wird beſchrie⸗ ben, 175 ö wolverene / ſiehe Guick⸗ atch. f | N. Nork Fort wird beſchrie⸗ ben 233235. iſt die wichtigſte Colonie der Zudſons⸗Baͤy⸗ Geſellſchaft 235. Nachricht von dem Handel, der dort mit den Indianern getrieben wird. 236%, ZU) 8 pP 7 — — weiſung an den Buchbinder wegen Di Kupfertafeln. N. 1. Eine neue Karte von den Gegenden, in welchen die nordweſtliche Durchfahrt in den Jahren 1746. und 1747. geſucht worden, nebſt dem Striche, den die Schiffe in dieſer Reiſe gehalten haben, von Heinrich Ellis. zu dem Titel des Werks. N. 2. Der Pelican, imgleichen der Birkhahn Seite und das Rebhuhn. 36 N. 3. Die gehoͤrnete Eule und der Adler mit dem weißen Schwanze. 38 N. J. Das Stachelſchwein und der Quickhatch. 40 N. 5. Die ſuͤd⸗oͤſtliche Spitze von den Reſolution⸗ Inſeln und Auſſicht von Cap Walſingham von Nord⸗ oſten. 137 N. 6. Eskimaux⸗Indianer, wie fie Feuer machen und Seehunde toͤdten. 140 N. 7. See⸗Einhoͤrner, Wallfiſche, See⸗ Pferde ete. 141 N. 8. Die Bucht in Haͤyes Fluſſe, worin die Schiffe uͤberwinterten. Auſſicht von Montagus Hauſe von der Bie⸗ ber⸗Kriek. 159 N. 9. Ein Eskimaux auf der nordweſtlichen Seite von Hudſons⸗Baͤy | Ein Eskimauf in feinem Kahn 257 N. 10. Douglas⸗Hafen Der Wafler-Fall in dem oberſten Theil von Wo gers Baͤy 274 N. 11. Kate von Hudſons Meerbuſen und den darin 1746 und 1747. gemachten Entdeckungen. 317 | Druckfehler. Seite Zeile an ſtatt wird geleſen 11 1 zwey zweene 105 11 beit Wohlfahrt 121 1 den 33 ˖ͤ Esgebürgen Eisbergen 437 2 ein einen. 2 — Ale: © TTS SD PP a;