£ ’ nme un ern em nr un mie Sie nam an nee nn es nes . din aha ee m N a m a a a er kn a m En ana samen ns a a nennen u an nn DE ir = EL EEE nn ehe ann ana m nenn Terran ee ar u TEE ERNELEREEEEE FR A LIET, / IR u da vn AT ran o Er n > N - De 7 - > F n r nr in 5 ” ” _ x 'E Y ” w un! Ha y y or N a WER ru f REISEN IM # SUDEN VON OST-SIBIRIEN DEN JAHREN 1855-1859 mon.) IM AUFTRAGE DER KAISERLICHEN GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT AUSGEFÜHRT ar von Am, 2 IN AN", GUSTAV RADDE, BAND I. | DIE FESTLANDS-ORNIS DES SÜDÖSTLICHEN SIBIRIENS. Hierzu 15 chromolithographische Tafeln. ST. PETERSBURG. BUCHDRUCKEREI VON W. BESOBRASOFF & 0%. 1869. vers MEN } | . Nosso.seno nensypow. C.-Ierep6yprs. 3 Imıa 1863 r. i Seiner Erlaucht Herrn Grafen ALEXANDER von KEYSERLING ehrfurchtsvoll gewidmet vom Verfasser, BAND II. DIE FESTLANDS-ORNIS DES SÜDÖSTLICHEN SIBIRIENS bearbeitet von Gustav Radde. Erklärung der Titel-Tafel. (Durch ein Versehen des Lithographen wurden die Tafelzahlen auf diesem Blatte und auf Tafel XTV mit arabischen, anstatt mit römischen Zeichen geschrieben.) Die nebenstehende Tafel, welche uns, wie die Titel-Tafel des 1sten Bandes, an das Nordost-Ende der Mongolei versetzt, giebt eine Anschauung von den Brutplätzen des Syrrhaptes paradoxus am Tarei-nor, unweit der Grenzwacht Kulussutajefsk, eirca 60 Werst südlich vom mittlern Onon-Laufe. Man vergleiche, um nähern Aufschluss über diese Tafel zu erhalten, den betreffenden Artikel über Syrrhaptes in diesem Werke. Jedenfalls wird diese Abbildung dem ornithologischen Publikum gegenwärtig insofern recht erwünscht sein, als gerade ganz neuerdings das Fausthuhn westwärts von seiner eigentlichen Heimath (namentlich in Deutschland) mehrfach gefunden wurde und somit diese interessante Form, welche in vieler Hinsicht als verbindendes Mittelglied zwischen den Hühnern und den Tauben zu betrachten ist, zum Gegenstande mannichfacher Erörterungen werden dürfte. Ueberdies existirte bis jetzt noch keine Abbildung des Weibchens. Tafel XIV dieses Bandes zeigt in Fig. 3, als Vervollständigung für die Form und Farbe der Eier des Fausthuhns, dieselben in vier verschiedenen Modificationen. Auf unserer Titel-Tafel konnten die Vögel sowohl, wie auch die Eier, nur in ?/s ihrer natürlichen Grösse dargestellt werden. Tafel XIV dagegen zeigt die vier Eier in natürlicher Grösse. YON-IAUVL m Naf snoymınd SrÄypLuhg uv0a din: I 210 "Tr :MT VORWORT. In der That hat sich im Verlaufe der letzten Jahre, wie im Allgemeinen für die Naturhistorie, so auch speziel für die Ornithologie, ein recht grosses Material aus jenen fernsten Gebieten des asiatischen Russlands zusammenbringen lassen, welches wir theils dem Fleisse direct dorthin gesendeter Naturforscher, theils dem lebhaften Interesse einiger dort angestellten Beamten verdanken, die ihre Musse der Acquisition jenes Materials opferten. Dadurch wird es denn auch ermöglicht, jetzt schon, nach Verlauf von wenigen Jahren, nachdem früher durch die Herren Akademiker v. Brandt !) und L. v. Schrenck ?) die ersten Grundlagen zur Kenntniss der Ornis des Amurlandes begründet wurden, eine soweit vervollständigte Uebersicht der geflügelten Bewohner des Südens von Ost-Sibirien zu veröffentlichen, dass ein eingehender Vergleich aller aufgeführten Arten dieser Fauna zu denen der Nachbarländer ebenso gerechtfertigt sein dürfte, wie auch die Prüfung der numerischen Verhältnisse der einzelnen Gruppen und Ordnungen zu einander und zum (resammtbestande der ornithologischen Fauna für diese Gebiete zulässig wird. Bevor der Verfasser nun zu den eingehenden Erörterungen schreitet, die dem von ihm vornehmlich 1) Pallas erwähnt nur in wenigen Fällen das Vorkommen einzelner Arten am Amur nach Mittheilungen. Herrn Akad. v.Middendorff’s Angaben, die wir in der «Sibirischen Reise» Bd. II, Th.2 finden, berühren für viele Arten schon direct die Thierwelt des südlichen Ost-Sibirien. Das erste vollständigere Verzeichniss, welches in einer Uebersicht der ostsibirischen Vögel, die Herr Maack erbeutete, auch diejenigen vom Amur (1855) mitge- brachten einschliesst, finden wir in der «IIyremecrsie ua Auyp» »% 1855 rony P. Maakomns»; es ist begründet auf die Bestimmungen, die Herr Akad. v. Brandt an den betreffenden Exemplaren vornahm. 2) Die 2-te Lieferung zu Band I der «Reisen und Forschungen im Amur-Lande» von Dr. L. v. Schrenck enthält sehr eingehende systematisch ornithologische Untersuchungen, die an 190 Vogelarten aus dem Amurlande und vom angrenzenden Meere vollzogen wurden. Es sind diese Untersuchungen das solide Fundament, auf welchem der Autor dieses Werkes den weitern Ausbau des ornithologischen Gebäudes unternehmen konnte. 9 Vorwort. mitgebrachten Materiale gelten sollen, hält er es für geeignet, an die Spitze dieser sy- stematischen Untersuchungen ein Verzeichniss der gesammten ÖOrnis des Südens von Ost-Sibirien zu stellen, dem er die Vollständigkeit zu geben gedenkt, wie sie durch, alle darauf bezüglichen Angaben geboten wird. Diesem Verzeichnisse fügt er in tabellari- scher Uebersicht die bis jetzt überhaupt für den Süden von Ost-Sibirien an den betref- fenden Arten ermittelten Zugzeiten an, die ihn selbstverständlich zu einer genaueren Be- trachtung der periodischen Wanderungen der Vögel in seinem Reisegebiete leiten müssen. Ob nun gleich voraussichtlich ist, dass in Bezug auf die artliche Selbstständigkeit oder Identität gewisser, oft recht constant und bedeutend abweichender Formen, nicht immer die Meinung berühmter ornithologischer Autoren des westlichen Europa’s mit der- jenigen des Verfassers übereinstimmen wird, so hielt derselbe doch treu an dem Grund- satze fest, welchem der wissenschaftliche Begründer der Kenntniss der sibirischen Ornis vor bald hundert Jahren huldigte und dem alle späteren Nachfolger, die auf dem Ge- biete systematisch -zoologischer Forschung für Sibirien namhaft sind, sich anschlossen. Pallas erweiterte in seiner vorurtheilsfreien Auffassung der einflussreichen physikalischen Momente, die auf die mehr oder weniger flexible Natur der belebten Organismen einwir- ken kann, den Artenbegriff bedeutend.— Gerade auf dem Gebiete der Ornithologie hat er dem Prinzip einer oftmals ungerechtfertigten Artensplitterung entschieden entgegengear- beitet. Der continentale Zusammenhang des Russischen Reiches, dessen oft auf weite Strecken hin gleichmässig geformte Erdoberflächen dennoch nicht geringe klimatische Dif- ferenzen bieten, wodurch auch manche Abänderungen der nutritiven Verhältnisse für weitverbreitete Thierformen bedingt sind; dieser continentale Zusammenhang, ' dem wir Rechnung tragen müssen, eröffnet eben bei den stufenweise sich folgenden Betrachtun- gen, die wir über die Veränderlichkeit einer Art anstellen, andere Gesichtspunkte, als die in der systematischen Ornithologie herrschenden und modernen sind. Wer Beispiels halber die Varietät amurensis vom F. vespertinus L. in einem bejahrten männlichen Vo- gel vor sich hat und ihr daneben die typisch europäische Form dieser Art zur Seite stellt, wird zwar zugeben müssen, dass in den plastischen Verhältnissen beider Individuen gar keine, oder doch nur höchst geringfügige, nur individuelle Differenzen obwalten; er wird aber darauf hin, dass am ostsibirischen Vogel die unteren Flügeldecken weiss, bei dem europäischen tief schiefergrau sind, doch eine artliche Trennung vornehmen dürfen. Jüngere Vögel thun die Unhaltbarkeit einer solchen Trennung genugsam dar. Bei ihnen waltet das Weiss auf der unteren Flügelseite ebenfalls schon bedeutend vor und wir beobachten an ihnen den vermittelnden Uebergang vom typisch europäischen Vogel, Vorwort. 3 der bekanntlich ausserordentlich wenig abändert. zu jener östlichsten, so abweichend ge- färbten Varietät. Wir glaubten den Standpunkt, den wir bei der Abschätzung des Artenwerthes ein- nahmen, ausdrücklich dem beurtheilenden Publicum vorführen zu müssen, da von diesem Standpunkte aus ja gerade die Zahlenbestände des nächstfolgenden Verzeichnisses und der numerischen Vergleiche abhängen. Berechtigt fühlten wir uns nur da zum Zusammenziehen der sogenannten Arten, wo directe Uebergänge in Form, Zahl und Farbe uns vorlagen. oder wo wir den Weg consequenter Analogie betreten durften. Unberechtigt erschien uns da- her in dieser Beziehung Manches Anderer, denen dieser Weg, sei es aus Mangel an reichen Materialien, sei es aus einmal erfassten Vorurtheilen, nicht zugänglich war. Die alte Frage: „Was ist Art und was ist Varietät?“ geht ihrer scharfen, allendlichen Lö- sung nur langsam und nur in Bezug auf solche Thiergestalten entgegen, die gerade das eingehendste Studium ihres ganzen Seins ermöglichen. Und wie gering ist bis jetzt die Anzahl solcher Gestalten! Indem wir bei Abschluss dieser einleitenden Worte zum 2-ten Theile unseres Werkes nochmals der Verdienste gedenken, welche die Herren Maximowiez und Dr. Wulffius sich um die Kenntniss der ostsibirischen Ornis erwarben, da sie vom Ussuri sowohl, wie auch vom südlichen Hafencomplexus der Mandshurei Sammlungen sendeten, können wir nicht umhin, dafür zu danken und zugleich der gütigen Erlaubniss zu erwähnen, durch welche uns Herr Akad. v. Brandt zur Benutzung dieser Sendungen und der Sammlungen des akademischen Museums autorisirte. Gleichfalls fühlen wir uns auch Herrn Professor Blasius in Braunschweig, der uns seinen Rath bei Gelegenheit einiger kleinen Singvögel zu Theil werden liess, zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Gustav Radde. r r > ! ri iv tea e ’ { h LE Te JE RR A W . + ’ hy c y4 BT ‚ MR ER ORTEN 28 r a SD N DARM A ed! EN u i KREIEREN = GET RN £ PR, Ha | } ira | en 1 { i 1 et FR g h } KR En a fra gm Er A Fi han f ) ! r 5 N ae / ; . Aue | REN, Ne TOO NT mr EN TTEe Bi 5 a EN, Bu if Ins vr I SR 2 SL rn ee Nye rs TE a REN ANAL 19 BD AL TE H ET MT RUN, RESTE aaa . h { Ben a u i . ME a Tr En N . y ia " y . TER ra ar ur ar Be TR 792 „ . \ c ” r /, 2 EL En N) J PA. 7ER) 4 i ) ” 3 ee" Mr a Eur h 7 EEE HRN Bestätigend für meine Ansicht, die ich bereits am Schlusse des 1-sten Bandes bei den Erörterungen der gesammten Säugethierfauna aussprach, dass nämlich diese Fauna ihren durchgreifenden Charakteren gemäss in drei natürliche grosse Gruppen zerfällt, sehe ich ganz dasselbe auch unter den Vögeln derselben Länderstrecken sich wiederholen. Jene waldbedeckten Gebirgsländer, die östlich vom Jenesei sich zum Baikal- see dehnen, von hier im Norden des Kentei gelegen, ostwärts dann durch das Apfel- und Stanowoi-Gebirge abgegrenzt erscheinen, schliessen in ihren so schweigsamen, meistens düstern Einöden eine verhältnissmässig überhaupt nur geringe, in den Arten nicht reich vertretene Ornis ein. Das gilt ebensowohl für die brütenden Species, wie auch für die Standvögel und winterlichen Bewohner dieser Gegenden. Die sich im Süden dieser Land- schaften an sie, meistens unter dem 50° n. Breite mit ihrem Nordrande lehnenden, nackten Hochsteppen Centralasiens, deren so eigenthümliches Gepräge oft in ganzer Klarheit er- halten blieb und die Waldgebiete der hohen nördlichen Randgebirge scharf tangirte, bald auch mit allmählich verschwindender Deutlichkeit sich nach und nach zum Charakter jener Waldgebiete abschwächte; diese Hochsteppen besitzen ihre eigenthümliche Fauna und Flora. Hier grenzen sich Thiere und Pflanzen in ganz bestimmte, im Allgemeinen wenig variable Formen ein, deren oft sonderbare Lebensweise in allen ihren Aeusserungen sich der Ei- genthümlichkeit der eigenen Organisation und der gleichartigen Beschaffenheit der Natur- verhältnisse genau anschliesst. Die beiden Gegensätze in den allgemeinen Grundzügen der sibirischen südlichen Landschaften und ihrer Naturerzeugnisse lernten schon die frühe- ren Reisenden kennen und namentlich brachte Pallas durch eine Reihe neuer Ent- deckungen im Gebiete der Zoologie und Botanik eine bedeutende Anzahl spezieller Be- weise dafür bei. Nordwärts blickend von jener Contactlinie zwischen dem gebirgigen, be- waldeten Süden Ost-Sibiriens und den kahlen, trockenen Hochsteppen der Mongolei, eröffnet sich dem untersuchenden Auge erst in der kalten, mehr noch in der arctischen Zone des Festlandes ein weites, ebenfalls höchst einförmiges Gebiet, welches zumal in seinen befiederten Bewohnern eine grosse Anzahl hochnordischer, meistens an das Wasser gebundener Arten besitzt. Südwärts aber sehend, umfasst der Blick die hohe Gobi und muss bis zu den äussersten Vorbergen des Himalaya schweifen, um gegründeter Weise hier erst eine andere Schöpfung vermuthen zu dürfen. Anders freilich konnte & priori das Urtheil über die im Osten Dauriens gelegenen Gegenden ausfallen. Auch ohne ir- gend eine Anschauung von diesen Ländern der nördlichen Mandshurei zu besitzen, wusste man doch, dass sie von einem Riesenstrome, der seine Fluthen dem Stillen Oceane 6 zuwälzt, durchströmt wurden. Man konnte hieraus schon schliessen, dass wenigstens in der gewiss breiten Thalsohle eines solchen Stromes, bei ihrer allmählichen Senkung zum Niveau des Meeres, sich die klimatischen Factoren ändern mussten, dass ferner gewiss der ausschliesslich gebirgige Uharakter des Quelllandes dieses Stromes, wenigstens strecken- weise, sich verlieren werde und dass endlich mit dem Näherrücken zur Küste zweifels- ohne ein grosser Theil der Eigenthümlichkeiten der nahe gelegenen Eilande auch auf dem Continente vorhanden sein werde. Es lagen bis vor wenigen Jahren kaum Andeu- tungen über dies interessante Land vor. Dank sei dem lebhaften Interesse, welches Russland ihm schenkte; die jüngsten Zeiten haben gerade zum Studium und zur soliden Basis einer naturhistorischen genauen Kenntniss der Amurländer ein so reiches Material geliefert, wie es aus den meisten der anderen Provinzen des Reiches nicht vorliegt. Wir kommen später in ausführlicheren Erörterungen auf die oben angedeuteten drei Faunen-Gruppen des südlichen Ost-Sibiriens zurück, indem wir genauer in ihre ornitholo- gischen Details eingehen wollen. Jetzt erst folge das Verzeichniss des Gesammtbestandes der Ornis dieser Länder und ihrer Küsten, soweit die bis jetzt darüber erstrebte Kennt- niss es zusammenzustellen erlaubt. Ich nehme in dieses Verzeichniss jedoch nur die thatsächlich nachgewiesenen Arten auf und komme auf solche, deren Vorkommen hier ebenfalls wahrscheinlich ist, später zurück. Bei der Anführung der beobachteten Zug- zeiten folge ich in der Anordnung der Richtung von West nach Ost, sehe mich genö- tligt, in die grössern Rubriken die betreffenden Beobachtungen unterzubringen und jedesmal dazu den Namen des Beobachters, wie auch den Ort, wo dieser sich zur Zeit der Be- obachtung befand, daneben zu setzen. Des beschränkten Raumes wegen mussten hier manche Abkürzungen stattfinden, deren Erklärung hier folgt: M. bedeutet v. Middendorf, Mk. » Moaack, Mx. » Maximowicz, S. » L. v. Schrenck, R. » Radde, 19, > Pallas, Trn. » Tarei-nor, Brj. Gh.» Bureja-Gebirge. Steht hinter der Monatsziffer des Zugjahres ein A., M. oder E., so heisst dies Anfang, Mitte oder Ende. Ein in die Beobachtung eingeschalteter * soll andeuten, dass zwar an diesem Tage zuerst der Vogel gesehen oder geschossen wurde, dass dieser Termin aber nur dem ersten Auffinden der Art gelte; möglicherweise konnte der Vogel ja aber schon früher an den betreffenden Orten gelebt haben und nur nicht bemerkt worden sein. Anderweitige unwesentliche Abkürzungen werden dem Leser wohl ver- ständlich sein. VERZEICHNISS DES GESAMMTBESTANDES DER ORNIS VON SUÜD-OST-SIBIRIEN. _ | _ = — = _ | Isqoag SIIBSINA 09Ing ° | | "yy ul), PXI85 IA BE "u en | = _ I 'ULL "III BE BduR[ag 48— 1 ATL’SE a 1 OST Tun) X04197 099ng ‘BL | | e =, | an = — x ee "T snaoAarde studad "ZI x 22 | ER = | ar | 2 | a LE SOSIN AnISY “or a9 lg | a Toug U Fa SUP -ougote | | == | = puowwoy "y ‘X *&& puayaız 08 “III "IE puaygaız 8 ‘XI og _ | ER: "j snmeguunped anysy ‘ST | | | upn | | I ö DULV XI’EE | 19 I 6TXIL’SEMUILSI-F XD AEISWLIESTIUGE | "Ayag PP ua L sYoUDJaW 7.4 = | — "EI ALSSTII"SE SE ULL 08 DE EAISWISTIIISE = we: („str dOStu SMAIIN PT "LLC 'XI°DE | "EL UUQwgTII’dE | | = == ‚| ‘qglag [’AL’Se "s HEN „PS ALTE — == \ 0° (a TE Sopmdunuum 09]84 'EL | | | Oppey sısuaımum 7.00% — | _ | —_ | _ | _ _ | "97 d44 7 smumaadsoa oje 'zı 5 "U UL VXLDE | = "Hal uepIv SL ALT _ | “ul 6 AL DE _ _ |. 0.0. 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Wir finden solche Arten, von denen das Vor- kommen theils in Westsibirien, Kamtschatka, theils auch in Japan und auf denKurilen nachgewiesen ist, bereits in dem Reisewerke des H. Dr. L. v. Schrenck erwähnt (l. ce. p- 520 et seqt.). Es sind folgende 40 Species: 1. Strix flammea L. Japan. 21. Phalaropus rufescens Briss. Kamtsch., Ku- 2. Strie Aluco L. Japan. rilen. 3. Strix Scops L. Westsib., Japan (vart.). 22. Tringa maritima Brünn. Kurilen. 4. Coracias Garrula L. Westsib., Japan. 23. Ardea purpurea L. Westsib., Japan. 5. Emberiza variabilis Temm. Kamtsch. 24. Ardea Garzetta L. Westsib., Japan. 6. Fringilla flavirostris L. Japan. 25. Ardea russata Wagl. Indien, Japan. 7. Parus coeruleus L. Westsib., Japan. 26. Ardea minuta L. Japan. 8. Corvus frugilegus L. Westsib., Japan. 27. Ardea Nycticorax L. Westsib., Japan. 9. Anthus aquaticus Bechst. Westsib., Kamtsch., 28. Anser Brenta Pall. Kamtsch. Japan. 29. Anas spectabilis L. Kamtsch., Kurilen. 10. Troglodytes parvulus Koch. Westsib., Ja- 30. Phalacrocorax bicristatus Pall. Kamtsch., pan (vart.). Kurilen, Japan. 11. Turdus Merula L. Westsib., Japan. 31. Pelecanus Onocrotalus L. Japan. 12. Turdus pilaris. L. Ostsibirien. 32. Colymbus glacialis L. Kamtsch., Kurilen. 13. Accentor modularis L. Japan (vart.). 33. Uria Columba Pall. Kamtsch. 14. Sylvia atricapilla Briss. Japan. 34. Uria Lomvia Brünn. Kamtsch., Kurilen. 15. Salicaria turdoides. Westsib., Japan (vart.). 35. Phaleris mystacea Pall. Kurilen, Japan. 16. Salicaria eisticola Temm. Japan (vart.). 36. Mormon Fratercula Briss. Kamtsch. 17. Perdix rubra Briss. Japan. 37. Alca Torda L. Kamtsch. 18. Ortygometra pygmaea Naum. Japan. 38. Thalassidroma furcata Gm. Kurilen. 19. Gallinula chloropusL.Westsib., Japan (var‘.). 39. Larus Ichthyaetus Pall. Japan. 20. Haematopus niger Pall. Kurilen. 40. Larus tridactylus L. Kamtsch. Ganz unerwähnt lasse ich solche in der Zoographie aufgeführte Arten, deren richtige Deutung noch nicht erfolgen konnte. Einige derselben fanden bereits in den Anmerkungen zu dem Verzeichnisse an gehöriger Stelle ihren Platz. Es sind dies folgende: Lanius brachyurus Pall. Museicapa grisola L. (vart. daurica Pall.). Muscicapa albicilla Pall. Motocilla (Phyllopneuste) Trochilus Pall. Columba rupicola Pall. Fulica pullata Pall. Grus Vipio Pall. Tringa salina Pall. Procellaria aeguwinoctialis Pall. Procellaria pelagica Pall. 26 Allgemeine Folgerungen. | Somit hätten wir nach dem Standpunkte unserer bis jetzt erreichten Kenntniss der Ornis des südöstlichen Sibiriens die Gesammtzahl aller erwiesenen Arten auf 328 fest- zusetzen, die aber mit begründeter Wahrscheinlichkeit in Aussicht zu stellende, würde | sich bis auf 368 Arten steigern. Von jenen 328 Vogelarten sind nun: Rapaces. Scansores. Oseines,. Gallinaceae. Grallatores. Natatores. | nn nn nennen nn _— — — — — | 33. 18. | 128. 17. 64. 68. 1. Geier. . 1|4. Segler ..... 2|10.Lerchen .... 6/15. Tauben... .. 4| 18. Rennvögel. . . 1/28. Enten. . .. .35 | 2. Falken . 22) 5. Nachtschwalben 2| 11. Finken: 16. Sandhühner . 1/19. Trappen. .... 1/29. Pelikane.. . 3 83. Eulen. . 10/6. Cuculinen. .... 8) a)Ammern . 15 |17. Hühner: 20. Wasserhühner 4) 30. Taucher . . 6 7. 8pachte. sa. 8 b)Finken... 18 a) Waldhühner7 21. Kraniche ... . 6 31. Alken. .. . 8 | 8. Eisvögel ....2 Teamaemans 33| b)Fasanen ...2 |22. Regenpfeifer .10| 32. Sturmvögel. 2 9. Wiedehopfe. . . 1] 7, Meise R 8 e) Feldhühner.3 23. Schnepfen. . .32| 33. Seeschwal- a Enn EL | 1224. Sichler .... 1] ben..... 14 a re nz 25. Reiher. . ... 5 : kn 26. Störche ... . . 3 RNTEE TRraR 20 27. Flamingo’s . . 1 15. Sänger: a) Staare ... 3 | b) Baumläufer 1 | N Wasser- | amseln. . . 2 | gi Bachstelzen 8 | ' e) Drosseln !) .12 | ‚ f) Sänger. . .39 | | | 65) | | 14. Schwalben . . 4| | 33 18 128 17 64 68 Diese Ziffern erliegen folgender Veränderung, wenn wir die vorher namhaft ge- machten 40 Arten, die der ostsibirischen Ornis wohl jedenfalls zuzuzählen sind, in Rech- nung bringen. Dann erhalten wir folgende Tabelle, indem wir die soeben befolgte An- ordnung auch hier gelten lassen: Rapaces. Scansores, Osecines. Gallinaceae, Grallatores. Natatores. 36. 19. Four 140. ur 18. 74. 81. 1.Geier.. 14. Segler ..... 2\10.Lerchen . .. 6 15. Tauben... . 4|18. Rennvögel. . . 1 28. Enten Ba 2. Falken . 22) 5. Nachtschwalben 2| 11. Finken: 16. Sandhühner . 1/19. Trappen. ... . 129. Pelikane. . 5 83. Eulen. . 13) 6. Cuculinen. ..... 8! a)Ammern . 16 17. Hühner: 20. Wasserhühner 6 30. Taucher ... 7 7.Spechte... ... 8| b)Finken .. 19 a) Waldhühner7 ‚21.Kraniche ..... 6/31. Alken .. .13 8. Eisvögel .... 3 19. Heher: — 35 b)Fasanen ...2 22. Regenpfeifer .11| 32. Sturmvögel. 3 9. Wiedehopfe. . . 1] ur: R e) Feldhühner. 4 |23, Schnepfen. . .34| 33. Seeschwal- | a)Meisen .. 9 s |») Seid —— 13! 24. Sichler. . . . » l hen..shunl6 | Deiden- | Q | Burn B) 125. Reiher. ...... 10 schwänze. 2 : 6) Raben u 26. Störche ..... . 3 | ; RE ‚27. Flamingo's ... 1 , 13. Sänger: In a)Staare....8 | b) Baumläufer 2 \ e) Wasser- | | .amsen...2 | | d) Bachstelzen 9 | e) Drosseln . .14 f) Sänger. . .48 | — 18 | | 14. Schwalben . . 4 | 36 19 140 18 74 81 „2 Die Salicarien und Accentor- Arten ziehe ich zur Gruppe der Sänger im engern Sinne des Wortes. In den Wirbelthieren E uropa’s von Keyserling und Blasius sind sie den 7urdinen beigezählt und vermitteln den Uebergang von diesen zu den ächten Sängern. Allgemeine Folgerungen. 27 Wir werden bei dem Vergleiche (dieser beiden Tabellen zunächst darauf geführt, dass in den Familien der Sänger und der Stelzer, den ohnedies zahlreichen Vertretern, in Zukunft durch andere Arten noch Zuwachs bevorsteht, und zwar vornehmlich in europäischen Species. Wie weit sich überhaupt die südasiatische Ornis in einzelnen ihrer eigenthümlichen, weit nach Norden vordringenden Arten im Süden der sibirischen Ge- biete noch wird nachweisen lassen, kann man jetzt auch nicht einmal annäherungsweise sagen. Gewiss aber ist es. dass alle jene Anklänge der südasiatischen Fauna überhaupt mit dem 50° nördl. Breite ihre äusserste Grenze gefunden haben und dass dieselben nur in dem Amurlande bis jetzt gefunden sind. Wir müssen daher ebensowohl in Be- zug auf das Auffinden jener europäischen Stelzer, wie auch in Bezug auf die noch in Aussicht stehenden Bereicherungen durch südasiatische Vogelarten, gerade auf den mitt- leren Lauf des Amur und auf seine grossen beiden Wasserstrassen von Süden her, den Sungari und Ussuri, hinweisen. Der hier zur Zugzeit weilende Ornithologe wird zwei- felsohne Gelegenheit finden, neue werthvolle Beiträge und Aufschlüsse zur Kenntniss der Ornis des südlichen Sibiriens zu liefern. Gehen wir jetzt jede der erwähnten 33 Familien durch und gedenken in möglichster Kürze der besonders auffallenden Erscheinungen, die wir in ihnen wahrnehmen. Die Familie der Geier, bekanntlich dem warmen und heissen Klima angehörend, findet nur einen Repräsentanten, der noch überdies seit den letzten Decennien die nörd- lichsten Grenzgebirge Innerasiens mehr und mehr räumte und südlicher (im Kentei beson- ders) lebt. Nur Benennungen, Lokalitäten, die er früher bewohnte; Sagen, die sich er- hielten, knüpfen jetzt noch an die frühere Existenz der Bartgeier in Daurien. Die Familie der Falken, in 22 Arten vertreten, besitzt als vorwiegendes Element europäische Species. theils solche, die eine eircumpolare Verbreitung haben, theils auch solche, deren vorzüglichste Aufenthaltsorte im südlichen Europa liegen, von wo her sie quer in nordöstlicher Richtung bis in die mongolischen kahlen Hochländer vordringen. Zu solchen müssen wir vornehmlich Agwla naevia, Milvus niger und Buteo ferox rechnen. Nur durch eine schöne, seltene Weihe gewannen die Falconen einen ebenso interessanten, als unerwarteten . Zuwachs. nämlich durch Circus melanoleucos Gml. In diesem Vogel sehen wir den direeten Hinweis auf die ostindische Fauna und dieser hält denn auch in seiner Verbreitung genau den südlichsten Grenzstreifen am mittlern Amur und in Daurien im Sommer inne und meidet die nördlichern Gegenden ganz. In der Familie der Eulen, die wir in 10 Arten nachgewiesen haben, dürfte nur Surna Noctua Retz einiges Bedenken erregen, insofern nämlich, als diese südliche kleine Eule zwar wohl auch die mittleren Breiten Europa’s bewohnt, jedoch in Ostsibirien noch nicht gefunden wurde. Der betreffende Text giebt hierüber die nöhtige Auskunft. Unter den Klettervögeln wird uns zunächst in der Familie der Segler, die wir nur aus 2 Arten zusammengesetzt finden, wiederum das Herüberreichen weitentfernter süd- asiatischer Formen, ja sogar australischer, bis weit in das Herz Asiens constatirt. Acanthyl. * 28 Allgemeine Folgerungen. caudacuta liefert uns daiür den unabweisbaren Beleg. Andererseits eröffnet die Variabi- lität in der Farbe des Gefieders vom gemeinen Mauersegler, welcher bekanntlich in dem grössten Theile der alten Welt vorkommt, die nöhtigen Gesichtspunkte, von denen aus wir diese Art als solche aufzufassen haben. Ganz ebenso verhält es sich mit den Nachtschwalben des etlichen Sibiriens. Zwar besitzen wir durch die Untersuchungen des H. Dr. L. v. Schrenck noch nicht die vollkommenen Nachweise über die Identität des japanischen und gemeinen Ziegenmel- kers, jedoch ersehen wir aus ihnen, dass die sogenannten artlichen Difterenzen beider auf einigen unwesentlichen Verschiedenheiten in der Zeichnung und Färbung beruhen. Die Kukuke, deren vornehmlichste Vertreter dem Süden der alten Welt angehören, von denen aber der gemeine Kukuk über ganz Europa und Asien, so wie auch über: Afrika verbreitet ist, finden sich in den südlichen Grenzländern Sibiriens in drei Ar- ten vor, von denen die eine die europäische, die zweite eine Himalayatorm, und die dritte eine australische ist. Ob nun gleich für die letztere, bei dem zur Zeit noch sehr mangel- haft vorliegenden Material, die artliche Trennung vom C. canorus nach Gould un- sererseits durchgeführt wurde (man sehe den betreffenden Text), so gestehen wir doch um so lieber ein, dass in der Folge eine solche Trennung vielleicht unnöthig erscheinen dürfte, als im © cantor N. Australiens wir den C©. canorus L. Europa’s nachweisen kön- nen!). Jedenfalls aber dürfen wir behaupten, dass in der Gesammtornis des südöstlichen Sibiriens die (uculinen jenes charakteristische Hinneigen zu südasiatischen Formen be- kunden und dass diese südlichen Arten sich wiederum nur auf die nördliche Mandshurei und das Amurthal beschrenken. Suchen wir unter den Spechten (8 Arten) nach ähnlichen Erscheinungen, so werden wir uns überzeugen, dass, dem gemeinen Kukuke entsprechend, der Wendehals, als ein Bewohner der alten Welt überhaupt, auch auf unserem Reisegebiete nicht fehlt, dagegen wiederum eine kleine Spechtart, bis jetzt in Nepal und im Himalaya gefunden, auch im Quelllande des Ussuri und an den Küsten des südmandshurischen Hafencomplexus lebt. Dass ebenhier wohl noch andere der kleinen naheverwandten Spechtarten, welche mehr oder weniger den Picus moluccensis Gml. wiederholen und Südasien bewohnen, existiren dürften, oder der japanische Picus Kisuki zu vermuthen sei, unterliegt kaum einem Zwei- fel. Von den europäischen Spechten fehlen nur zwei gänzlich in unserm Reisegebiete; sie bewohnen beide vornehmlich den Westen Europa’s und finden schon im osteuropäi- schen Russland ihre östlichen Verbreitungsgrenzen. Nicht weniger interessant werden uns die beiden Vogelarten, welche zur Familie der Eisvögel gehören. Bietet die eine (Alc. ispida) uns nun wieder einen Beleg mehr für die Veränderlichkeit weit verbreiteter Vogelarten, und wurden die asiatischen Exem- Ba des Eisvogels bereits durch H. L. v. Schrencks Untersuchungen nur als klein- 1) Die; ist wenigstens an rs Ansicht; vergl. dessen Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, Th. I, p. 446. Allgemeine Folgerungen. 29 wüchsige Varietät des Alec. ispida erwiesen, so tritt uns dagegen in dem blaurakenartigen Eurystomus orientalis L. im Amurlande ein Bewohner Ostindiens entgegen, den wir keineswegs als einen weit nach Norden hin verschlagenen Irrling zu betrachten haben, sondern vielmehr als brütenden Sommervogel aufführen können. Auch dieser schöne Vogel lebt nur im südlichsten Theile der neuesten russischen Acquisitionen der mandshurischen Küste. Es ist bei Gelegenheit der Coraciadeen noch zu erwähnen, dass bis jetzt auf dem ungeheuren Gebiete, welches ostwärts vom südlichen Altai sich bis zum Stillen Oceane erstreckt und nordwärts vom 45° nördl. Breite gelegen ist, kein Repräsentant dieser Gruppe aufgefunden wurde. Die im Allgemeinen hohe Lage dieser Länderstrecken, ihre meistentheils gebirgige Beschaffenheit, die Rauhheit ihres Klima’s, die verhältnissmässig geringe Länge des Sommers, mögen einem solchen Mangel zu Grunde liegen. Wir erin- nern daran, dass auch die Säugethiere ähnliche Beispiele liefern. So wäre in dieser Beziehung z. B. der Mangel der Maulwürfe in Transbaikalien, Daurien und dem grössten Theile des Amurlandes zu erwähnen‘). . Die Familie der Wiedehopfe besitzt nur einen Repräsentanten, der zugleich als ein Bewohner Europa’s, eines grossen Theiles Afrika’s und Asiens genannt werden kann, es ist Up. Epops. Wir kommen jetzt zur Ordnung der reichvertretenen Singvögel. Bei dem Vergleiche zum Bestande dieser Ordnung in der europäischen Ornis müssen wir freilich zuge- stehen, dass hier noch Manches aufzufinden sein wird. Europa besitzt nach Keyserling und Blasius 186 Arten Singvögel. Wir wiesen in Ostsibirien 128 nach und dürfen mit Gewissheit auf 140 schliessen, wie solches aus der 2-ten Tabelle, Seite 26, hervorgeht. Aber die Elemente, welche der südsibirischen Ornis in Zukunft einen Zuwachs bringen dürf- ten, werden wohl andere sein, als diejenigen, die das numerische Uebergewicht der euro- päischen Singvögel hauptsächlich hervorrufen. Die Mittelmeersänger, im engern Sinne des Wortes, betheiligen sich dabei am wesentlichsten, und diese sind gewiss nicht in Sibirien zu erwarten. Was zunächst die Lerchen anbelangt, so sind wir in ihrer Familie vorzüglich auf die Steppen der Mongolei angewiesen. In diesen dürfte man neben der ihnen eigen- thümlichen AZ. mongolica wohl mit einigem Rechte, wenn man der geographischen Ver- breitung vieler anderer Arten Rechnung trägt, auch Al. tatarıca und sıbirica vermuthen, jedoch scheint es unzweifelhaft, dass diese beiden Vögel nicht so weit ostwärts vorkommen. Sie befolgen in ihrer Vertheilung, ausgehend von den Aralo-Caspischen Steppen, eine mehr nordnordöstliche Richtung, leben so in den Ischim-Gebieten, in der barabin- skischen Fläche, gelangen aber nicht in die hohe Mongolei. Anders verhält es sich in dieser Beziehung mit Al. dbrachydactyla Leisl. Dieselbe ist bis in den äussersten N.O.- Winkel der Mongolei verbreitet. 1) Vergl. den 1-sten Band meiner Reisen, p. 116. it 30 Allgemeine Folgerungen. Die Familie der finkenartigen Vögel (es wurden 33 Arten nachgewiesen), bietet in ihren beiden natürlichen Hauptgruppen (Ammern 15 und Finken 18) recht viel Ei- genthümliches. Sind es gerade die Ammern, welche der sibirischen Ormis im Allgemei- nen, in Folge artenreicher Vertreter, als ein auszeichnender Charakter zuerkannt wer- den müssen, so dürfen wir diesen doch im Speciellern nur auf die Länder östlich vom Apfelgebirge beziehen. In Daurien erst treten wir zu jenem eigenthümlichen Arten- reichthum, den die Ammerngruppe bietet, und können denselben bis nach Japan hin ver- folgen. Dabei ist, wenn auch nicht ein gänzliches gegenseitiges Ausschliessen einzelner Arten dieser Gruppe, so doch das entschiedene Vorwalten einer oder der andern Spe- cies auf weite Strecken hin wahrzunehmen. Wir erinnern hier besonders an Zmb. aureola für die westlichen Theile unseres Reisegebietes, an Emb. pusilla für Daurien und an Emb. spodocephala für den mittlern und untern Amurlauf. Als eine Bereicherung für die Zahl der Festlandsbewohner unter den Ammern ist noch der schönen Zmb. elegans zu gedenken, die bis dahin als ausschliesslich japanische Art betrachtet wurde. Ebenso willkommen muss das Wiederauffinden von Emb. chrysophrys in Daurien sein, die wir seit Pallas Zeiten nur einmal durch Selys-Longchamps erwähnt finden. Ein näheres Eingehen in die geographische Verbreitung der 18 Finkenarten Ostsibiriens, welche den Genera Passer, Pyrrhula, Fringilla, Coccothraustes und Loxia angehören, wird dar- thun, wie hier abermals sich solche Arten, zeitweise wenigstens, beisammen finden, die anderweitig nicht in denselben Gebieten vorkommen. Die Fringillen Ostsibiriens sind bunt zusammengewürfelt. Hochnordische, eigenthümlich asiatische Arten ziehen im Winter dort umher, wo wenige Monate früher Zeisige schwärmten, und nordafrikanische, die zu- gleich in Vorderasien (F. petromia) gefunden werden, treffen am N.O.-Ende der hohen Gobi mit den Leinfinken zusammen. Andererseits liefert das Vorkommen von Fr. Ka- warahıba am mittlern Amur auch in dieser Gruppe dafür den Beweis, es sei diese Art keine ausschliesslich japanisch insuläre. Sie tummelte sich in den Ebenen, die oberhalb des Bureja-Gebirges gelegen sind, mit Bergfinken umher. Die Familie der Heher (in 3 Gruppen mit 20 Arten) bietet zunächst unter den Meisen 8 Arten, die alle auch Europa angehören. Die kleine Gruppe der Seiden- schwänze gewinnt durch Bomb. phoenicoptera einen reizenden Zuwachs, und zwar muss diese Art brütender Vogel am mittlern Amur sein, da er familienweise, mit jungen Vö- geln im Herbste zog. Sein Vorkommen war bis jetzt im Himalaya und in Japan nachgewiesen; auch er hält die Grenzen der nördlichen Mandshurei in seiner geogra- phischen Verbreitung nach Norden und Westen strenge ein. Unter den Raben muss Corvus Japonensis erwähnt werden, der als eine wohlbegründete Art, von Osten her kom- mend, der Festlandsornis einzuverleiben ist und abermals einen Beleg dafür liefert, dass viele der als für Japan eigenthümlich betrachteten Vogelarten auch weit westwärts auf dem Continente leben. Dennoch bleibt es darum ebenso wahr, dass diese eigenthüm- lichen Vögel eine gewisse Abgrenzung gegen Westen hin sicher fanden und dass das Allgemeine Folgerungen. 31 Chingan-Gebirge als solche zu nennen ist. Von einer so allgemeinen Verbreitung, wie sie viele europäische Vögel besitzen, die wir von West nach Ost, also von Europa aus durch ganz Sibirien bis nach Japan hin verfolgen können, ist bei den japanischen, wirklich guten und eigenthümlichen Arten nicht die Rede. Sie sind im untern und mittlern Amurthale mehr oder weniger grosse Seltenheiten und erreichen den Ostfuss des Chingan-Gebirges meistens nicht. Die kleine Gruppe der staarartigen Vögel in der Familie der Sänger (65 Arten) vereinigt in sich 3 Repräsentanten. Von ihnen ist der eine der gemeine Staar, dessen “Vorkommen ostwärts mit dem Selenga-Thale, d. h. mit dem Meridian von 105° östl. L. v. Paris aufhört. Die 2-te Art, Pastor sturnmus Pall., welche schon von Pallas ent- deckt wurde, zieht sich, von Südosten kommend und sowohl die tropischen Inseln (Sunda, Philippinen), wie auch das Festland bewohnend, bis zum Westfusse des Chingan- Gebirges, wird aber erst am mittlern Amur häufiger'). Die dritte Art endlich ist ein japanischer Staar, St. cineraceus Temm., welche mit der zweiten gemeinschaftlich die mittleren Amurgebiete bewohnt. Im Baumläufer Ostsibiriens können wir nur den europäischen Vogel wiedersehen und die beiden Cinclus-Arten, welche wir mitbrachten, mussten trotz der Wahrscheinlichkeit, sie als Varietäten mit (. aquaticus Bechst. ver- einigen zu können, für jetzt noch gesondert aufgeführt werden, weil für den ©. Pallası noch keine directen Uebergänge zum (©. aquaticus gefunden wurden. In der Gruppe der Pieper und Bachstelzen darf man in Zukunft nicht viel zu entdecken hoffen. Es sind uns aus Ostsibirien überhaupt nur 4 Pieper, die zugleich mn Europa vorkommen, be- kannt geworden, während Europa deren zwar 7 besitzt, von denen jedoch 2 ganz ent- schieden südliche Formen sind und die dritte die westlichen Küsten bewohnt. Ebenso verhält es sich mit den Bachstelzen. Es ist nur zu bemerken, wie M. flava ostwärts immer seltener wird, dagegen für Mot. citreola Pall. das häufigste Vorkommen in die daurischen Steppengebiete fällt. Waren es unter den finkenartigen Vögeln die Ammern, welche einen auszeichnenden Grundzug der Vogelwelt Ostsibiriens verliehen, so thun ein Gleiches unter den Singvögeln die Drosseln, welche wir in 12 Arten nachweisen konnten. Hier stossen wir, wie bei den Ammern, auf eine Suite ächt sibirischer Vögel, aber auch hier macht sich das ostasiatische insuläre Faunenelement, wie das südasiatische des Festlandes, wie endlich auch das europäische noch geltend. Von Osten her ist Turd. daulias zu nennen, von Süden Oriolus cochinchinensis Briss. und von den euro- päischen Drosseln kommen die Sing- und Weindrossel auch im Süden Ostsibiriens vor. Die Sänger endlich bieten zunächst in ihren Gattungen nachstehende Werthe für die Zahl der Arten: Accentor 2, Sazxicola 5, Sylvia 16, Regulus 1, Zosterops 1, Salıcarıa 4, Muscicapa 7, Lanius 3. Eigenthümlich sibirisch ist in den beiden ersten dieser Gat- 1) Hierbei ist zu bemerken, dass nur Pallas diesen Vogel zwischen Onon und Argunj fand. Die neueren Reisenden lernten ihn jedoch nur am mittlern Amur kennen. 32 Allgemeine Folgerungen. tungen nur Accentor montanellus, die übrigen 6 Vögel sind als europäisch-asiatische Formen zu bezeichnen. Unter den Sylwen sind 4 ausschliesslich nur in Sibirien bis jetzt gefunden (Zusc. cyane Pall., Rutiell. aurorea Pall., Phylip. sibirica Mddf. und Phylip. Schwarzi Radde); mehrere gehören Japan und Sibirien an, z. B. Zusc. kamtschatkensıs Gm., Sylv. cyanura Pall., Phylip. coronata, Phylip. supercihosa; noch andere endlich, z. B. Rut. phoenicura, erythrogastra, erythronota, Lus. suecica, Sylvia Curruca Lath., Phylip. rufa L., sind als europäisch-asiatische Species zu bezeichnen. Durch Zosterops chloro- notus Gould. werden wir, da dieser Vogel nach H. L. v. Schrencks') Urtheil mit dem Zost. jJapomieus identisch ist, vom mittlern Amur (49° n. Br.) über Japan nach Au- stralien hingewiesen, um einigermaassen das bis jetzt ermittelte Vorkommen dieses Vö- gelchens anzudeuten. Die Salicarien dürften zumal in den Prairiengebieten des mittlern Amur, östlich vom Bureja-Gebirge bis zum Ussuri noch viel versprechen. Diese Ge- genden harren noch einer gründlichen Untersuchung; aus ihnen erhielten wir einen neuen Rohrsänger (Calamodyta Maackü, vergl. Dr. L. v. Schrencks Reisen und Forschungen etc., p. 370), während Calamoherpe Aödon wohl dem gesammten A'murlande zuzurechnen ist. Die beiden andern Rohrsänger bieten recht bedeutende Abweichungen im Colorit ihres Gefieders, jedoch glauben wir nicht, dass diese ausreichend sind, um artliche Trennungen zu rechtfertigen. In dem Geschlechte der Fliegenfänger sehen wir ganz deutlich das Hinneigen zur Vogelwelt Japans. Im westlichen Theile meines Reisegebietes wurden nur 2 ächt sibirische Arten, Aequivalente für die europäische Muse. grisola und Muse. luctuosa, gesehen; jedoch gesellten sich dazu schon im Quelllande des Amur noch drei Arten, von denen die eine (Musc. parva) als europäisch-asiatisch, die zweite (Muse. lu- teola) als sibirisch und die dritte (Muse. narecissina) als japanisch zu bezeichnen sind. Endlich wurde auch Musc. hylocharis, ebenfalls bis jetzt nur aus Japan bekannt, am mittlern und untern Amur entdeckt, und so stellt es sich heraus, dass von den sechs Fliegenfängern Ostsibiriens nur einer zugleich m Europa vorkommt, zwei andere als nur sibirische Vögel genannt werden dürfen und drei ebensowohl Japan wie auch dem Festlande angehören. Bei dem weitern Verfolge unserer Uebersicht der Vögel von Ost- sibirien gelangen wir nun abermals zu einem Südasiaten, und zwar zu einem bis jetzt nur als Inselbewohner bekannten Vogel. Wir meinen den Pericrocotus ceinereus Lfr., den wir nur vom mittlern Amur erhielten. Die Würger, im Ganzen nur spärlich vertreten, haben im Z. phoenicurus Pall. eine eigenthümliche sibirische Form, welche im Sommer die alleinherrschende in den Junghölzern und Buschwerken der Waldränder ist. Für das Vorkommen des Z. Collurio L. fehlen aus jüngerer Zeit die Beweise. Auch bleibt der von Pallas als Z. brachyurus beschriebene Würger, den er in Ostsibirien ge- funden, aber leider auch verloren hatte”), ganz unerwähnt. 1) Reisen und Forschungen etc., p. 366. 2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 405. EEE Allgemeine Folgerungen. 33 Die Familie der Schwalben mit 4 Species bietet, ausser einer recht auffallenden, im Osten Asiens ganz typisch gewordenen Varietät der Rauchschwalbe, auch die über ganz Asien und einen grossen Theil von Afrika verbreitete Z. alpestris Pall. Wie wir in den bis jetzt besprochenen 3 Ordnungen und ihren Familien genug- sam darauf hingewiesen wurden, dass die Ornis Ostsibiriens, obschon vorwaltend aus europäisch-sibirischen Elementen zusammengesetzt, doch noch ausser diesen und ihren Eigenthümlichkeiten manches Glied der südasiatischen Vogelwelt in sich schliesst, so werden wir auch jetzt, bei einem Ueberblicke der letzten drei Ordnungen, ein Gleiches ermitteln können. Zunächst also erörtern wir die Gallinaceen, deren Familie der tauben- artigen Vögel zwar nur 4 Repräsentanten besitzt, von denen jedoch 2 ganz südliche Vögel sind. So wurde die zierliche (ol. humilis im Quelllande des Amur am West- abhange des Chingan nachgewiesen und C. risoria im Mündungslande des Stromes. Suchen wir nach dem vermittelnden Bindegliede der Tauben und Hühner, und werden dadurch auf die so eigenthümlichen Familien der Sand- und Fausthühner hingewiesen, so betreten wir zugleich das Gebiet der Hochsteppen der Mongolei, denn anderweitig darf man die Repräsentanten dieser Familie nicht gut in unserm Reisegebiete vermuthen. Hier nun lebt im Sommer in gesellschaftlichen Banden das sibirische Fausthuhn (Syrrkaptes paradoxus), aber sehen wir dieses, zeitweise wenigstens, bis in den nordöstlichen Winkel der hohen Gobi (Aginskische Steppe) dringen, so folgen ihm hierher doch nie die sonst nahe stehenden Pferocles-Arten. Dieselben sind vom Ostende der hohen Gobi ganz aus- geschlossen. Die Waldhühner, als erste Gruppe der Familie der ächten Hühner (12 Arten), spielen in der sibirischen Waldornis ohne Zweifel die erste Rolle. Wir lernen neben dem grossen Auerhahne eine 2te Art kennen, die ein Aequivalent für die öst- lichen Gebirge (Apfelgebirge) zu sein scheint. Die Schneehühner bieten nichts Ausser- gewöhnliches und die Angelegenheit, welche den Tetrao falcipennis und T. canadensis be- trifft, kann ich, da mir Materialien von meiner Reise nicht vorliegen, auch nicht in’s Reine bringen. Südasien sendete aus der Gruppe der Fasanen, die ihm bekanntlich allein angehört, einen schönen Repräsentanten dem Amurgebiete zu (Ph. torquatus), der daselbst den strengen Winter nicht fürchtet. Ueber das Vorkommen des Goldfasans in Daurien liegen aus neueren Zeiten keine Daten vor. Pallas allein führt ihn als am Argunj, ja selbst bei Nertschinsk vorkommend, auf. Die den asiatischen Hochgebir- gen ausschliesslich zukommenden grossen Felsenhühner (Megaloperdix) bewohnen in der altaischen Art auch die östlichsten Gliederungen des Altai-Gebirges, fehlen jedoch, so weit man bis jetzt weiss, dem Apfel- und Stanowoi-Gebirge vollständig. Durch sie, wie durch den Fasan, müssen wir die nur Asien eigenthümlichen Hühnerformen der sibiri- schen Ornis bezeichnen. Sowohl in dem gemeinen Feldhuhn, wie auch in der Wachtel, lernen wir in unserem Reisegebiete oft wohl recht abweichende Varietäten von den ent- sprechenden europäischen Arten kennen. In der Ordnung der Grallatores nehmen die Familien der Rennvögel und Trappen 5 34 Allgemeine Folgerungen. eine sehr untergeordnete Stellung ein; eine jede dieser Familien hat nur eine Art auf- zuweisen. Jedoch wurde durch das Auffinden von Glareola pratincola in typisch euro- päischer Tracht nicht nur das bis jetzt ermittelte Verbreitungsgebiet für diesen Vogel in nordöstlicher Richtung hin bedeutend erweitert, sondern auch der Ansicht, es sei G@lareola Nordmanni eine ausschliesslich östliche Varietät für Gl. pratincola, unhaltbar gemacht. Unter den Suiten der Wasserhühner und Kraniche finden wir wiederum japanische For- men. Die Mongolei besitzt im Sommer eine ganz ausgezeichnete Anzahl von schönen Kranichen. Zwar gelang es neuerdings nicht, den dort (nach Pallas) lebenden Gr. Antı- gone wiederzufinden, dahingegen wurde nicht nur @r. leucauchen, sondern auch Gr. Monachus hier entdeckt, die beide früher nur in Japan gefunden worden waren. Zwei- felsohne bewohnen diese Vögel ebensowohl das östliche China, wie auch das mittlere Amurland. Die Familie der Regenpfeifer, aus welcher 10 Arten nachweisbar sind, ist durch diese in Ostsibirien zum grössten Theil aus europäisch-sibirischen Vögeln zusammen- gesetzt; nur eine Species unter ihnen ist bis jetzt nur in Sibirien gefunden worden (Chard. mongolicus Pall). Auch in der Familie der Schnepfen, die wir, beiläufig gesagt, sich aus 32 Arten zusammensetzen sehen, sind es immer die europäisch-sibirischen Arten, welche praedo- miniren; es geschieht dies in folgendem Verhältnisse: Europäisch-sibirische Arten. . . . . 26 Von Neuholland, den Sunda- Te I: Sa. aus Ost- ündiweitibierehn her bekannt gewordene Arten. . . . a Aus Indien, Japan, Ost- und Woskikinien Kekazaı a aan SR ‚Ausschliesslich'ostsibirische Arteny 2 7.7 1a. sa a le) Obgleich die Familie der Sichler nur eine Art aufzuweisen hat, so wird durch diese, Ibis (Geronticus) Nippon, wiederum die Verwandtschaft der Ornis der Landschaften am mittleren Amur mit der japanischen dargethan. Die Reiher bekunden, obgleich von ihnen nur 5 Species nachgewiesen wurden, eine solche Verwandtschaft mit der Vogel- fauna Südasiens durch Ardea cinnamomea und schliessen in ihre Reihe auch die weit- verbreitete, wenngleich in Europa und dem ganzen übrigen Sibirien, mit Ausnahme der mittleren Amurgebiete, fehlende Ard. virescens ein. Ist unter den Crcomien das Vorkommen des weissen Storches am mittleren Amur eine überraschende, jedoch durch H. L. v. Schrenck 4) genugsam festgestellte That- sache, so darf uns dasjenige von Platalea weniger befremden. Die Löffelreiher waren bereits durch Pallas in Daurien gefunden worden und bewohnen ohne Zweifel den 1) Totan. pulverulentus, Tringa erassirostris, Numenius australis. 2) Scolopaz solitaria, Scol. stenura. 3) Tringa subminuta. 4) Reisen und Forschungen ete. 1. e. p. 454. Allgemeine Folgerungen. 35 gesammten steppenartigen Centraltheil Asiens im Sommer. Bedeutungsvoller werden die ostsibirischen Exemplare des Löffelreihers für die systematisch-zoologischen Untersuchun- gen, da sie auf die Pl. major Japans hinweisen, worüber im Texte das Nöthige an betreffender Stelle gesagt wird. ; Unter den Flamingos haben wir nur den ganz isolirt dastehenden Fall zu erwäh- nen, welcher das Verirren einzelner dieser Vögel bis zum Baikalsee statuirt. Die letzte Ordnung (Natatores) hat 68 Arten aufzuweisen; davon sind unter den Anatiden einige bis jetzt nur in Sibirien gefunden worden; andere, neuer- dings am Amur entdeckte, waren früher schon aus Japan, China oder Indien be- kannt. Zu den ersteren sind zu zählen: Anser grandıs, Anas glocitans und An. falcata und die von uns als neu erkannte Fuligula Baeri. Zu den letztern ist Anas gale- riculata und An. poecilorhyncha zu rechnen. Die Pelikane und Taucher setzen sich in 9 Arten nur aus europäisch-asiatischen Vögeln zusammen, dagegen charakterisiren die meistens nordischen Alkenvögel auch noch die östlichen Küstenmeere des gemässig- ten Asiens. Verhältnissmässig in nur geringer Artenzahl finden wir die Möven und Seeschwalben zumal an den Meeresküsten leben. Das Erscheinen von ZL. glaucus im Sommer am Baikalsee gehört zu den auffallenderen Facten, die ermittelt wur- den. Es dürfte sich namentlich in Zukunft für die Zarus- und Sterna-Arten an der mandshurischen Küste noch manche Bereicherung finden lassen. Stellen wir nun diejenigen, besonders in die Augen fallenden Vogelarten zu- sammen , welche als eigentlich dem Süden und Südosten Asiens, der nahe gele- genen Inselwelt, oder dem australischen Continente angehörend betrachtet werden müs- sen, und fügen diesem Verzeichnisse die von Japan her über die mandshuri- schen Gebiete verbreiteten Vögel hinzu, so erhalten wir folgende Uebersicht: 1. Circus melanoleucos Gml. 18. Turdus chrysolaus Temm. 2. Acanthylis caudacuta Lath. 19. Sylvia coronata Temm. et Schlgl. 3. Caprimulgus Jotaka Temm. et Schlegl. 20. Zosterops chloronotus Gould. 4. Ouculus sparverioides Vig. 21. Muscicapa narcissina Temm. et Schlgl. 5. Ouculus optatus Gould. 22. Muscicapa cinereo-alba Temm. et Schlegl. 6. Picus Michelli Malh. 23. Muscicapa hylocharis Temm. et Schlegl. 7. Eurystomus orientalis L. 24. Perierocotus einereus Lfrn. 8. Emberiza fuscata Pall. 25. Columba humilis Temm. 9. Emberiza personata Temm.et Schlegl. 26. Phasianus torquatus Gml. 10. Emberiza elegans Temm. 27. Crex(Rallina)erythrogastra Temm.etSchlgl. 11. Fringilla Kawarahiba Temm. 28. Grus leucauchen Temm. 12. Bombyeilla phoenicoptera Temm. 29. Grus Monachus Temm. 13. Corvus japonensis Bnpt. 30. Totanus pulverulentus Müll. 14. Sturnus ceineraceus Temm. 31. Tringa erassirostris Temm. et Schlgl. 15. Pastor sturninus Pall. 32. Scolopazx solitaria Hodgs. 16. Oriolus cochinchinensis Briss. 33. Scolopax stenura Temm. 17. Turdus daulias Temm. 34. Numenius australis Gould. 36 Allgemeine Folgerungen. 35. Ibis Nippon Temm. 38. Anas galericulata L. 36. Ardea virescens L. 39. Anas poecilorhyncha Gml. 37. Ardea cinnamomea Gml. 40. Larus melanurus Temm. Gedenken wir nun noch der wenigen von Pallas schon erwähnten Arten, die als Zugvögel jedenfalls auch im südlichen Asien leben, dort nur noch nicht gefunden wur- den, nämlich Syl. cyane, Emberiza chrysophrys und Thaumelea picta ') und bringen sie mit in Rechnung, so erhalten wir folgendes Verhältniss: Erwiesener Gesammtbestand aller Vogelarten in Ost-Sibirien 328; davon japanisch und südasiatische Arten 43, oder, wenn wir dieses Verhältniss in einfachern Ziffern ausdrücken wollen, so können wir sagen: Es verhält sich die Anzahl der japanischen und südasiatischen Vogelarten zu dem erwiesenen Gesammtbestande der ostsibirischen Ornis wie 1 : 7,6. Bedenken wir aber, dass von jenen 43 Vögeln nur 2 (Totanus pulverulentus und Scolopax solitaria) ?) auch in Westsibirien gefunden wurden, alle übrigen aber nur im Amurlande ent- deckt worden sind, so werden wir damit zugleich die Eigenthümlichkeit der Vogelfauna die- ses Landes genugsam angezeigt haben. Ja, gehen wir noch weiter und sondern das Quell- land des Amur vom eigentlichen Laufe des Stromes selbst, d. h. treten wir bis zum Ostabhange des Chingan-Gebirges vor, so müssen wir abermals zugestehen, dass die bedeutendere Anzahl jener Vögel nur östlich vom Chingan-Gebirge gefunden wurde; es sind dies 26 Arten. Entsprechend unserer Auffassung, die wir bei Gelegenheit der Säugethierfauna be- reits im ersten Bande dieses Werkes geltend zu machen suchten, grenzen wir nunmehr das gesammte Amurland, mit Ausschluss nur seiner Quellen auf sibirischem Boden, in Bezug auf seine Vogelfauna zu einem gesonderten ornithologischen Gebiete ab. Selbstverständlich kann hierbei aber nicht jene scharfe Abgrenzung erzielt werden, wie sie bei den Säugethieren möglich war, da die flüchtigen Vögel weniger an die Erde gebunden sind, als die Säugethiere, und ihre periodischen Wanderungen manche Ab- schweifungen ermöglichen. Man würde z. B. irren, wenn man der gleich zu besprechen- den Vogelwelt der Mongolei eine Anzahl südasiatischer Vögel zuzählen wollte, die auf dem Durchzuge eine kurze Rast hie und da in den Hochsteppen halten. Solche freilich sehr auffallenden Erscheinungen sind von so kurzer Dauer und so rasch vorüber- gehend, dass wir sie keineswegs als bezeichnend für die gesammte Ornis dieser Länder ansehen dürfen. Diese ‘Vögel folgen der wohlbedingten Zugstrasse und brüten in den Wäldern des südlichsten Dauriens, stehen aber zu der mongolischen Vogelwelt in gar keinem innigern Verbande. Fassen wir nun die ornithologischen Charaktere der Nordmandshurischen Fauna 1) Auch hierbei schliessen wir die fraglichen Species der Zoogr. ross.-ast. aus. 2) Acanthylis caudacuta kann, da es nicht fest steht, ob H. Ciris Pall. mit diesem Vogel identisch ist, auch nicht erwähnt werden. Allgemeine Folgerungen. 37 (um bei derselben Bezeichnung zu bleiben, wie wir sie bei Abhandlung der Säugethiere wählten), kurz zusammen, so kommen wir zur nachstehenden schliesslichen Behauptung: Diese Fauna setzt sich im Winter vornehmlich aus europäisch-sibirischen Elementen zusammen, nur der Fasan (Ph. torquatus) repräsentirt Südasiens Vögel auch im Winter am mittlern Amur. Dagegen mischt sich im Sommer in die ebenfalls vorzüglich euro- päisch-sibirischen Elemente das japanische und südasiatische in so hohem Grade hinein, dass im Verhältnisse zur gesammten Artenzahl der Ornis Ostsibiriens hier fast Is auf jene östlichen und südlichen Vögel kommt. Jedoch treten die meisten dieser, dem nörd- lichern Sibirien ganz fehlenden Arten, in der nördlichen Mandshurei nur als Selten- heiten auf. Ihre hauptsächlichste Anzahl trifft man am mittlern Amur an. Einzelne wenige berühren aber auf dem Zuge den gesammten Süden Dauriens und vertheilen sich zum Brüten selbst bis in die östlichen Vorberge des südlichen Apfelgebirges. Die meisten befinden sich hier zwischen dem 47° und 50° n. Breite an der äussersten Polargrenze ihrer Verbreitung, wenige nur wurden noch bis zum 51° n. Br. ermittelt. Dieser ornithologischen Fauna stellen wir zunächst die sibirische im engern Sinne des Wortes, ohne der nördlichen und hochnordischen zu gedenken, gegenüber. Sie setzt sich vorwaltend aus europäisch-sibirischen Arten zusammen. Von den ermittelten 328 Species, die im südöstlichen Sibirien überhaupt bis jetzt entdeckt wurden, sind zunächst jene 43, die wir als bezeichnend für die nordmandshu- rische Ornis erkannten, auszuschliessen. Es bleibt also für das übrige Sibirien eine Ge- sammtzahl von 285 Vogelarten übrig, die sich naturgemäss in zwei Gruppen theilen lassen, nämlich erstens in solche, welche ausser in Sibirien auch in Europa gefun- den wurden, und zweitens in vornehmlich sibirische '). Diese letzteren sind bei weitem die weniger zahlreichen und ergeben ihre Namen, wenn wir sie nach unserm Verzeich- nisse aufsuchen, folgenden Catalog: 1. Haliaötos pelagicus Pall. 12. Pica cyana Pall. 2. Alauda mongolica Pall. 13. Cinclus Pallasii Temm. 3. Emberiza rutila Pall. 14. Motacilla eitreola Pall. 4. Emberiza spodocephala Pall. 15. Turdus rufieollis Pall. 5. Emberiza pusilla Pall. 16. Turdus fuscatus Pall. 6. Emberiza rustica Pall. 17. Turdus sibiricus Pall. 7. Emberiza fuscata Pall. 18. Turdus obscurus Gml. 8. Emberiza cioides Pall. 19. Accentor montanellus Pall. 9. Pyrrhula sibirica Pall. 20. Lusciola kamtschatkensis Gm. 10. Pyrrhula rosea Pall. 21. Sylvia aurorea Pall. 11. Fringilla arctoa Pall. 22. Sylvia sibirica Mddf. 1) Der seltenen'Fälle, welche das bisweilige Vorkommen einzelner der sibirischen Arten in Europa erwei- sen, gedenken wir hier nicht. Einzelne Irrlinge unter den Vögeln, die hie und da sich zeigen, sind ja Jedermann bekannt. 38 Allgemeine Folgerungen. 23. Sylvia Schwarzi Radde. 35. Anas glocitans Pall. 24. Sylvia supereiliosa Gm. 36. Anas falcala Pall. 35. Salicaria certhiola Pall. 37. Ombria psittacula Pall. 26. Muscicapa luteola Pall. 38. Uria Carbo Pall. 27. Muscicapa sibirica Gml. 39. Uria antigqua Gm. 28. Lanius phoenicurus Pall. 40. Phaleris tetracula Pall. 29. Syrrhaptes paradoxus Pall. 41. Phaleris eristatella Pall. 30. Tetrao wrogalloides Mddf. 42. Mormon corniculatum Kittl. 31. Megaloperdix altaica Gbl. 43. Mormon glaciale Leach. 32. Charadrius mongolicus Pall. 44. Mormon cirrhatum Pall. 33. Anser cygnoides Pall. 45. Sterna longipennis Mus. Berl. 34. Anser grandis Pall. Hieraus dürfen wir also das Resultat ziehen, dass es 240 europäisch-sibirische Vogelarten sind, die wir überhaupt in Ostsibirien finden, und dass ferner diese Artenzahl zu der ermittelten Südasiens und zu derjenigen der ausschliesslich sibiri- schen Species sich verhält wie 240 : 43 und : 45. Es ist also das südasiatische Element dem Sibirien eigenthümlichen fast ganz gleich, und wir dürfen in Bezug auf das letztere nicht vergessen, daran zu erinnern, dass eine nicht geringe Zahl der 45 Vogelarten, die wir nannten, als Seltenheiten auch m Europa dann und wann vor- kommt und theilweise ebenso auch in Japan entdeckt wurde. Durchmustern wir aber das letzte Verzeichniss, so stossen wir auf 2 Vögel, denen ein ganz bestimmtes Gebiet für ihr Vorkommen in Sibirien angewiesen ist; es sind diese beiden Arten Syrrhaptes paradorus und Alauda mongolica. Beide bleiben lediglich auf die mongolischen Hochsteppen angewiesen und so gering an und für sich die Zahl der eigenthümlichen Vogelarten des Nordost-Endes der hohen Gobi ist, so bezeichnend sind diese Arten doch für die dortige Fauna. Untersuchen wir die Vogelwelt der nörd- lichen Mongolei genauer und zwar in den Stadien, wo sie gewissermassen fixirter ist, als während der Zugzeit, so können wir folgende Arten als dort im Sommer oder im Winter lebend aufführen. Wir setzen zu denjenigen Species, welche Stand- vögel sind, ein Stv. an das Ende ihres Namens. Im Sommer. 1. Aquila imperialis. 11. Circus aeruginosus. 21. Alauda arvensis. 2. Aquwila Chrysaetos. Stv. 12. Circus melanoleucos. 22. Emberiza aureola. 3. Aquila naevia. 13. Strix brachyotus. 23. Emberiza pusilla. 4. Falco subbuteo. 14. Strix Tengmalmi. 24. Emberiza Schoeniclus. 5. Falco aesalon. 15. Strix Bubo. Stv. 25. Passer montanus. Stv. 6. Falco tinnunculus. 16. Oypselus Apus. 26. Corvus Monedula. 7. Milvus niger. 17. Upupa Epops. 27. Corvus Corone. 8. Astur nisus. 15. Alauda mongolica. Stv. 28. Corvus Corax. Stv. 9. Buteo ferox. 19. Alauda brachydactyla. 29. Anthus campestris. 10. Circus cyaneus. 20. Alauda alpestris. Stv. 30. Motacilla alba. Allgemeine Folgerungen. 39 31. Motacilla citreola. 54. Grus Monachus. 77. Anser grandis. 32. Motacilla sulphurea. 55. Grus Vürgo. 78. Anser segetum. 33. Motacilla flava. 56. Vanellus cristatus. 79. Anser cinereus. 34. 35. 36. Accentor montanellus. Saxicola Oenanthe. Sazxieola saltatrix. 57. 58. 3% Charadrius mongolieus. Charadrius cantianus. Charadrius Hiaticula. 80. 31. 82. Anas Boschas. Anas Crecca. Anas gloecitans. 37. Suxicola rubicola. 60. Recurvirostra Avocetta. 83. Anas querquedula. 38. Salicaria certhiola. 61. Totanus calidris. 84. Anas falcata. 39. Salicaria locustella. 62. Totanus stagnatilis. 85. Anas strepera. 40. Lanius phoenicurus. 63. Totanus Glareola. 86. Anas acuta. 41. Hirundo rustica. 64. Totanus ochropus. 87. Anas clypeata. 42. Hirundo urbica. 65. Limosa aegocephala. 88. Anas fusca. 43. Syrrhaptes paradoxus. 66. Tringa Temminckü. 89. Anas Clangula. 44. Starna cinerea. Stv. 67. Tringa minuta. 90. Anas Fuligula. 45. Ortygion Coturniwx. 68. Scolopax Gallinago. 91. Anas Tadorna. 46. Glareola pratincola. 69. Scolopax stenura. 92. Anas rutila. 47. Otis Tarda. 70. Numenius australis. 93. Podiceps suberistatus. 48. Ortygometra minuta. 71. Ardea cinerea. 94. Larus argentatus. 49. Fulica atra. 72. Ardea alba. 95. Larus canus. 50. Grus leucogeranus. 73. Ardea stellaris. 96. Larus ridibundus. 51. Grus leucauchen. 74. Platalea leucorodius. 97. Sterna macrura. 52. Grus Antigone. 75. Cygnus Bewickü. 98. Sterna anglica. 53. Grus cinerea. 76. Anser cygnoides. 99. Sterna longipennis. Im Winter. 1. Astur palumbarius. 2. Strix nyctea. 3. Fringilla linaria. 4. Fringilla montifringilla (selten und vereinzelt). Betrachten wir nun, dem oben stehenden Verzeichnisse folgend, die Elemente, aus denen die Vogelwelt der nördlichen Mongolei sich im Sommer zusammensetzt, so finden wir zunächst folgende Verhältnisszahlen, die durch die Vertreter der Ordnungen bedingt. werden. Rapaces. Scansores. Oscines. Gallinaceae. Natatores. zu ——- | | Grallatores. 28 3. 29. 25. Der Reichthum an Raubvögeln fällt ebenso sehr in die Augen, wie die Armuth an Klettervögeln und Sängern. Der erstere ist begründet durch nutritiv-animale Verhältnisse, die letztere durch vegetative. Gesellschaftlich lebende Nager bieten den Raubvögeln eine 40 Allgemeine Folgerungen. unversiegbare, leicht zugängliche Nahrungsquelle im Sommer; vollständiger Mangel der Strauch- und Baumvegetation verhindert die Klettervögel und Sänger, hier zu bleiben, ob- gleich die letzteren ihren Weg im Herbst und Frühling direct durch die kahlen Hoch- steppen nehmen. Im Vergleiche zu der Zahl der hühnerartigen Vögel des übrigen Sibi- riens sind in diesen Hochsteppen dieselben ebenfalls nur sehr gering vertreten. Indes- sen steht neben den beiden europäischen Formen des Feldhuhns und der Wachtel ein für Centralasien charakteristischer, höchst eigenthümlicher Vogel. Die Grallatores und Natatores sehen wir das Massiv im ornithologischen Sommerbilde der nördlichen Mon- golei bilden. Keiner der Vögel dieser beiden Ordnungen bleibt im Winter hier, die mei- sten leben auch in den Steppengegenden Europa’s. Indem wir nun noch in dieser letz- ten Beziehung das Verzeichniss der mongolischen Vogelarten mustern, gelangen wir zu folgendem Resultate: Von den 103 Vogelarten, welche das nordöstliche Ende der mon- golischen Steppen bewohnen, sind 84 zugleich europäische und 19 asiatische. Von diesen 19 aber sind 11 als Sibirien eigenthümliche, 6 aber als theils in Japan, theils in Indien gefundene und 2 als den Hochsteppen nur zukommende zu bezeichnen. Zur Zeit des Zuges jedoch werden diese Zahlenwerthe durchaus ganz verändert. Wir lassen daher hier ein Verzeichniss derjenigen Vögel folgen, welche im Jahre 1856 auf dem Durchzuge wohl beobachtet, in den Sommermonaten jedoch nicht aufgefunden wurden. 1. Falco peregrinus. 19. Turdus ruficollis. 37. Hirundo riparia. 2. Astur palumbarius. 20. Turdus fuscatus. 38. Squatarola helvetica. 3. Ouculus canorus. 21. Turdus obscurus. 39. Charadrius plwialis. 4. Picus major (zeitweise). 22. Turdus sibirieus. 40. Charadrius curonicus. 5. Pleetrophanes nivalıs. 23. Lusciola kamtschatkensis. 41. Totanus Glottis. 6. Plectrophanes lapponica. 24. Luseiola eyane. 42. Totanus fuseus. 7. Emberiza chrysophrys. 25. Luseiola sueecica. 45. Machetes pugnax. 8. Emberiza rutila. 26. Sylvia cyanura. 44. Tringa subminuta. 9, Emberizau spodocephala. 27. Sylvia Eversmanni. 45. Ciconia nigra. 10. Emberiza pithyornus. 28. Sylvia sibiriea. 46. Uygnus musicus. 11. Emberiza rustica. 29. Sylvia Schwarzi. 47. Oygnus Olor. 12. Emberiza cioides. 30. Sylvia coronata. 48. Anser albifrons. 13. Pyrrhula erythrina. 31. Sylvia superciliosa. 49. Anser Temminckü. 14. Fringilla petronia. 32. Muscicapa parva. 50. Anas Penelope. 15. Coccothraustes vulgaris. 33. Muscicapa narcissina. 51. Mergus albellus. 16. Anthus pratensis. 34. Muscicapa einereo-alba. 52. Phalacrocorax Carbo. 17. Anthus arboreus. 35. Museicapa sibirica. 53. Oolymbus arcticus. 18. Turdus varius. 36. Lanius Exeubitor. 54. Sterna leucoptera. Bringt man diese 54 Arten in den schon oben angestellten Vergleichen in Rech- nung, so ergiebt sich nachstehende numerische Uebersicht. Von den 157 Vogelarten, die aus der nordöstlichen Mongolei nachgewiesen wurden, sind: Allgemeine Folgerungen. 41 Rapaces. Scansores. Oseines. Gallinaceae, Grallatores. Natatores. 18. | 4. 61. 3. | 37. | 34. | | | | davon sind zugleich europäische Formen 113, und 41 asiatische. Wenn sich nun auch nicht überall ganz scharf die Grenzen scheiden lassen werden, welche wir bei dem Gesammt-Ueberblicke der Ornis des südöstlichen Sibiriens für die angedeuteten drei Hauptgruppen fanden, so halten wir sie nichts desto weniger für na- türlich bedingte und müssen es nur der grössern Beweglichkeit der Vögel zuschreiben, wenn wir hier nicht, wie bei den Säugethieren, an scharfe graphische Darstellungen des Ermittelten gehen können. Dagegen lassen wir zum Schlusse dieser Mittheilungen einige Skizzen folgen, die uns die ornithologischen Gesammtbilder der drei erwähnten Gruppen vorführen und auf ihre vorzüglichsten gegenseitigen Differenzen aufmerksam machen sol- len. Zunächst aber müssen wir hier des Vogelzuges in Ostsibirien eingehender gedenken. Von den ermittelten 328 Arten sind nur 50 Standvögel '), von den übrigen strei- chen einzelne zeitweise, die meisten jedoch sind Zugvögel. Jene 50 Standvögel wollen wir namhaft machen: 1. Gypaötos barbatus. 20. Pyrrhula sibirica theilweise. 2. Aquwila Chrysaötos nee 21. Lowia curvirostra. 3. Astur palumbarius i 22. Loxia leucoptera. 4. Strix barbata. 23. Parus caudatus. 5. Strix wralensis. 24. Parus major. 6. Strix Tengmalmi. 25. Parus palustris. 7. Strix passerina. 26. Parus sibirieus. 8. Strix funerea. 27. Parus ater. 9. Strix Bubo. 28. Parus cyanus. 10. Picus Martius 29. Sitta europaea. 11. Picus leuwconotus | im Winter auch 30. Garrulus infaustus. 12. Picus major streichend, je- 31. Garrulus glandarius En h i 3 | streichend. 13. Picus minor doch nicht ganz 32. Nucifraga ah 14. Picus Mitchelli fortziehend. 33. Pica caudata. 15. Pieus tridactylus 34. Corvus corone 16. Alauda mongolica zarllyh 35. Corvus Corax’ theilweise. . + theilweise. 3 : \ 17. Alauda alpestris 36. Corvus japonensis 18. Passer domesticus. 37. Fregilus Graculus. 19. Passer montanus. 38. Certhia familiaris. 1) Hierbei sehen wir uns genöthigt, die Alken durchweg als Zugvögel zu betrachten, obwohl manche vpn ihnen an der mandshurischen Küste beständig leben mögen. Es liegen uns für diese Vogelfamilie, was ihren Zug anbelangt, keine ‚Daten aus jenen Gegenden vor. 6 42 f Allgemeine Folgerungen. 39. Cinehus aquaticus. 45. Tetrao Tetriw. 40. Cinclus Pallasüi. 46. Tetrao camadensis. 41. Lagopus albus. 47. Tetrao Bonasia. 42. Lagopus alpinus. 48. Phasianus torquatus. 43. Tetrao Urogallus. 49. Megaloperdix altaica. 44. Tetrao urogalloides. 50. Starna cinerea. Nur 9 dieser Arten gehören den mongolischen Hochsteppen als Standvögel an und bedenkt man, dass sich zu diesen im Winter nur noch einige wenige gesellen, die wir sogleich näher bezeichnen wollen, so wird man die grosse Oede und Verlassenheit, welche jene Länder überhaupt im Winter kennzeichnet, auch in ihrer beflügelten Schöpfung wiederfinden. Zu den 9 Standvögeln der nördlichen Mongolei, welche wir folgender- maassen bezeichnen: Ag. Chrysaetos, Striv Tengmalmi, Striv Bubo, Alauda mongolica (theil- weise), Alauda alpestris (theilweise), Passer domesticus, Passer montanus, Corvus Coraz (theilweise), Starna cinerea, gesellen sich im Winter noch: Astur palumbarius selten, Striv nyctea in grosser Häufigkeit, Alauda brachydactyla in einzelnen Exemplaren, Plectro- phanes mivalis selten und nur in der Nähe menschlicher Ansiedelungen, Fringilla linaria häufig, Zamus major selten, Ortygion Coturniv ausnahmsweise. Wir haben also für den artlichen Gesammtbestand der winterlichen Ornis der daurischen Hochsteppen nur die Ziffer 19 ermittelt‘) und müssen noch zugeben, dass von diesen 19 Arten 6 vielleicht nur zufällige Gäste sind, ja der Hausspatz wahrscheinlich ganz fehlt. Viel bedeutender ist dagegen die Zahl derjenigen Vogelarten, die im übrigen, wald- bedekten, südöstlichen Sibirien theils Standvögel sind, theils zum Winter erscheinen und so mit jenen die Winter-Ornis bilden. Es ergiebt sich diese Zahl ganz einfach, wenn wir den einzigen, die mongolischen Hochsteppen in den Standvögeln charakterisirenden Vogel, Alauda mongolica, aus dem oben gegebenen Verzeichnisse fortlassen. Auch werden wir bemerken, dass die winterliche Ornis der nördlichen Mandshurei fast ganz die- selbe Zusammensetzung besitzt, wie die des übrigen waldbedeckten östlichen Sibiriens. Unter den oben angeführten Standvögeln finden darin nur folgende Unterschiede statt: Die nördliche Mandshurei besitzt in Picus Mitchelh, Cinclus Pallasi und Phasia- nus torquatus drei ihr nur zukommende Standvögel in Ostsibirien. Dagegen haben die daurischen Gegenden, die Baikal- und östlichen Sajan-Gebiete aufzuweisen: G'ypaötos barbatus (wenigstens sicher im Kentei lebend), Passer domesticus, Fregilus graculus und Megaloperdix altaica ?). Auch unter denjenigen Vögeln, welche sich zum Winter in diesen Gebieten einfinden, sind nur zwei zu nennen, die dem Amurlande fehlen, nämlich Pringilla arctoa« und 1) Dabei ist noch zu erwähnen, dass Al. brachydactyla, Lanius major und Coturnix jedenfalls so selten im Winter sind, dass man sie nur ausnahmsweise antrifft und dass die Schneeammern nur in der unmittelbarsten Nähe der Kosakendörfer gefunden wurden. Mithin würde sich die Zahl der Vogelarten, die hier im Winter sicher- lich leben, auf nicht mehr als 15 beschränken. 2) Lagop. alpinus kommt nach v. Middendorff auch im Stanowoi (Döp System.) vor; 1. ce. p. 191. Allgemeine Folgerungen. 43 die Goldammer, welche letztere nur am Jenisei bei Krasnojarsk von mir beobachtet wurde. Die zum Winter sich einstellenden Arten sind: Falco Gyrfalco, Strix nyctea, Plectro- phanes nivalis, Plectrophanes lapponica, Emberiza Oitrinella (nur der westlichen Grenze meines Reisegebietes zukommend), Pyrrhula vulgaris, Pyrrhula rosea, Pyrrhula Enucleator, Fringilla linaria, Fringilla arctoa, Bombycilla Garrula. Auf diese Weise erhielten wir für die im Winter im Süden des östlichen Sibi- riens existirende Vogelfauna eine Zahl von 61 Arten. Wir machen nun in Bezug auf die Zugzeiten der Vögel im östlichen Sibirien zu- nächst darauf aufwerksam, dass die weitere Bestätigung der durch Herrn von Midden- dorff in seinem Werke: «die Isepiptesen Russlands» ausgesprochenen Behauptungen sich durch eine grosse Anzahl der von uns namentlich in Daurien, dann auch im Bureja- Gebirge und im östlichen Sajan gemachten Beobachtungen auf das Entschiedenste er- giebt. Herr Dr. L. v. Schrenck brachte seinerseits dafür die Beweise, soweit sie das Mündungsland des Amur betreffen konnten, gleichfalls bei'). Jene Behauptungen aber lauten folgendermaassen: 1. Die Scheitelfläche Asiens und die begrenzenden Altaischen, Sajanischen und Daurischen Gebirge lassen die Ankunft der Zugvögel verspäten. 2. Ost von der oberen Lena bis an die Ostküste Sibiriens ist wiederum 'eine beträchtliche und plötzliche Verspätung der Zugvögel bemerkbar. Und fügen wir dazu die von uns selbst im Süden Sibiriens erwiesenen Thatsachen hinzu, so würden diese in folgenden Behauptungen ihren Ausdruck finden: 3. Im östlichen Sajan- Gebirge ist trotz der räumlich so bedeutenden An- näherung desselben an die stark frequentirte Selenga- Baikal- und Angara-Zugstrasse ebenfalls die Verspätung der Ankunftszeiten sehr in die Augen fallend. 4. Die Ankunftszeiten am Nordrande der mongolischen Hochsteppen müssen östlich und westlich vom Kentei-Gebirge ganz dieselben für dieselben Arten sein, oder nur um ein Geringes in den westlichen Gegenden verspäten. 5. Diese Ankunftszeiten fallen durchgängig in eine viel frühere Früh- lingsperiode, als die am untern Amur für die gleichartigen Species ermittelten. ü 6. Die mittlern Amurgebiete erhalten den grössten Theil ihrer Zugvögel gleichfalls von jener stark frequentirten, durch dieMongolei führenden Zugzone, jedoch treffen die meisten Ankommenden, nachdem sie das niedrige Chingan-Gebirge passirten, am mittlern Amur noch etwas zeitiger ein, als in Daurien. 1) Reisen und Forschungen 1. c. p. 558 et segqt. 44 Allgemeine Folgerungen. Zur nähern Erläuterung zu dem unter N& 1 und 3 Gesagten, müssen wir nun zunächst einen Blick auf unsere, bei dem Beginne dieses Bandes mitgetheilten Ta- bellen werfen. Die besonders erwähnenswerthen Arten, welche an der westlichen und östlichen Grenze unseres Reisegebietes auffallend verspäten, lassen sich in nachstehender tabellarischer Uebersicht aufführen: Cuculus canorus. Die Unterschiede sind nicht sehr bedeutend. VreR Epops trifft am mittlern und untern Amur fast um einen Monat früher ein, als im östlichen Sajan. Emdseh pithyornus erscheint in seinen Vorzüglern am mittleren Amur um mehr als 1'/; Monat früher, als im Stanowoi; die Ankunftszeiten in Amurmündungs- lande schliessen sich recht genau an die im westlichen Theile meines Reise- gebietes beobachteten, diejenigen am mittlern Amur notirten dagegen stimmen besser zu denen für Daurien ermittelten. Emberiza rustica. Auch bei dieser Art werden die Ankunftszeiten in den betreffenden Gebieten bis auf Monatsfrist geschieden; weniger auffallend ist dies bei Zmb. aureola und Emb. pusilla. Pyrrhula erythrina erscheint in Daurien 10—14 Tage früher, als im Sajan- und Sta- nowoi-Gebirge. Corvus Monedula vart. daurica kommt etwa 14 Tage früher zum mittlern Onon, als nach Irkutsk. Anthus arboreus. Der Unterschied ist nicht sehr beträchtlich; ebenso kommen die gelben Bachstelzen im Süden Sibiriens überall fast zu gleicher Zeit an. Motacilla alba. Am Nordrande der Mongolei und auf der Angara-Zugstrasse er- scheinen die ersten Vorzügler um mehr als 2 Wochen früher, als im Sta- nowoi- und Sajan-Gebirgee Am mittlern Amur, wo sie ziemlich selten waren, verspäteten sie 1858. Turdus ruficollis wurde im Bureja-Gebirge einen Monat früher ziehend getroffen, als im Stanowoi-Gebirge. Sazicola saltatrix. Die Difterenz der Ankunftszeiten am Tarei-nor und am mittlern Irkut beläuft sich auf mehr als drei Wochen. Lusciola kamtschatkensis wurde bei Udskoi-Ostrog 14 Tage später angetroffen, als am Tarei-nor. Am oberen Ussuri indessen wurde sie durch Herrn Maxi- mowicz schon am 6. April beobachtet, falls dieser Notiz nicht ein Schreib- fehler zu Grunde liegt. Sylvia aurorea erschien am mittlern Amur mehr als 2 Wochen früher gegen die An- kunftszeit im östlichen Sajan. Sylvia cyanura verspätet im südlichen Stanowoi am bedeutendsten, stellt sich am mittlern Amur dagegen am zeitigsten ein, die Ankunftszeiten dieser Art in Daurien und Allgemeine Folgerungen. 45 am untern Amur fallen zusammen. Für Syl. sibirica lassen sich keine erwähnens- werthen Differenzen aufführen; eben dasselbe gilt für die wenigen Beobach- tungen, die wir bei der Syl. supercilosa in unserer Tabelle zusammenstellen konnten. Die Ankunftszeiten der Rauchschwalbe unterliegen auf unserm ge- sammten Beobachtungsfelde kaum erheblichen Schwankungen. Auffallend ist es, dass gerade diese Vögelchen am mittlern Amur etwas später sich einstellen, als im übrigen Sibirien. Bei Zirundo urbica beträgt die Verspätung im Stanowoi-Gebirge volle 14 Tage. Columba Turtur vart. gelastis liefert für die Verspätung der Ankömmlinge im Stanowoi und am untern Amur wiederum einen neuen Beweis. 14 Tage später er- scheint diese Taube an der Amurmündung und circa 5 Wochen später im Stanowoi, als am mittlern Amur. Fulica atra verspätet nur um wenige Tage im östlichen Sajan, wenn wir ihre An- kunftszeit dort mit der in Daurien vergleichen. Totanus ochropus trifit gleich- zeitig in Daurien, am untern Amur und im Stanowoi ein. Scolopav Gallinago erschien am Tarei-nor eine Woche früher, als im Stanowoi-Ge- birge und 2 Wochen zeitiger, als am mittlern Irkut. Ardea stellaris lässt einen fast ebenso grossen Unterschied der Ankunftszeit erkennen, wenn wir die Beobachtungen in Daurien und vom Amurmündungslande da- rauf hin vergleichen. Für den Singschwan kann man das nicht behaupten, seine Ankunftszeiten in Mariinsk vom Jahre 1855 sind die zeitigsten, welche in Ostsibirien ermittelt wurden. Anser Cygnoides trifit am frühesten am mittlern Amur ein. Anser grandis verspätet östlich und westlich von der Mongolei um 21/a—4 Wochen. Anser segetum thut ein Gleiches. Anas Boschas. Die Verspätung (ostwärts) ist nur gering. Anas Crecca und Anas glocitans treffen, die erste am mittlern Irkut, die letztere im Amurmündungslande 14 Tage später ein, als in Daurien und am mittlern Amur. Anas falcata verspätet namentlich im südlichen Stanowoi um 3—4 Wochen. Anas acuta lässt ein Gleiches wahrnehmen. Anas rutila erweist solches für die westlichsten Beobachtungsorte. Larus canus zog am 28. März 1856 schon zum Tarei-nor, während sie erst am 26. April 1844 im Stanowoi-Gebirge eintraf. Haben nun schon bereits die Herren v. Middendorff ') und L. v. Schrenck ?) diese so auffallende Erscheinung des Verspätens der Zugvögel im östlichen Küstengebiete 1) Isepiptesen p. 12. 2) Reisen und Forschungen |]. c. p. 563. 46 Allgemeine Folgerungen. des südlichen Sibiriens erklärt, indem sie der orographisch-klimatischen Elemente ge- dachten, welche auf die Wanderungen der Vögel dort influiren müssen; so bleibt es mir vorbehalten, meine Meinung über den Grund des Verspätens der Zugvögel im östlichen Sajan mitzutheilen und sie näher zu begründen. Wie wir wissen, setzt sich der Süd- fuss des östlichen Sajan-Gebirges in ein Hochplateau nach Süden fort, welches um die Quellen des Selengasystems eine durchschnittliche Höhe von 4000—5000° haben mag. Dasselbe wird, wie die gesammte Mongolei, von langanhaltenden Wintern, die aber schneearm sind, heimgesucht. Erst im oberen Selengalaufe verflachen sich die Hoch- steppen der Mongolei mehr und mehr und fällt die Thalsohle des Stromes dann auf einer verhältnissmässig kurzen Strecke zum Niveau des Baikalsees rasch ab. Dieses Thal bietet den Ankömmlingen aus Süden, welche die Reise über das cen- trale Hochasien nur foreirt machen konnten, weil sie öde, schutzlose, höchst einseitig und arm von der Natur ausgestattete Länderstrecken zu durchwandern hatten, zuerst eine bequeme, geschützte Strasse zum Rasten und Weiterwandern. Wir müssen es ganz den Naturverhältnissen dieses Theiles von Südsibirien entsprechend finden, wenn sich durch das Selenga-Thal, über den Südwestwinkel des Baikalsees und in der eigentli- chen Fortsetzung der Selenga, der untern Angara, eine stark besuchte Hauptstrasse für die Wandervögel eröffnet. Denn westlich von dieser gelangen wir stufenweise zu dem erwähnten Hochplateau und an dem Nordrande desselben befinden wir uns zugleich an den jähen Absteilungen eines Hochgebirges von 7—9000’ hoher mittlerer Kammhöhe. Diese Gegenden erhalten vorzugsweise ihre Zugvögel durch die natürlichen Nebenwege, welche sich von der Selenga und Angara zu ihnen bahnen, und als solche sind die Thäler der Dshida und des Irkut zu nennen. Aber nur langsam verbreiten sich auf die- sen Wegen die Zugvögel aufwärts und zwar geschieht das in dem Maasse, als der win- terliche Charakter sehr allmählich von ihnen schwindet. Würden die Ankömmlinge direct überall in der nördlichen Mongolei nach Norden ziehen und sich nicht auf jenem, in der Selenga sich ihnen zunächst bietenden bequemern Wege zusammendrängen, so könn- ten für die räumlich so wenig entfernten Länder am Südfusse des östlichen Sajan die Verspätungen vieler Arten nicht so bedeutend sein. Ueberdies lehrt auch die directe Be- obachtung, dass gerade hart am Rande des Hochgebirges vornehmlich Kraniche und Gänse von Ost nach West wandern und nur selten sah ich die grössten und stärksten unter den Wandervögeln in einer Höhe von 8—9000’ über dem Meere die Richtung nach Norden über das Gebirge einhalten '). Suchen wir, dies festhaltend, weiter im Westen nach solchen natürlichen Heerstrassen für die Zugvögel, so werden wir auf die Lokalität hingewiesen, an welcher der Jenisei die Sajankette durchbricht. 1) Der Ort meiner Beobachtungen war in der Tunka-Ebene circa 2300’ über dem Meere gelesen. Die Zugvögel, welche die Sajankette passiren wollten, hoben sich erst, nachdem sie dem Gebirge sehr nahe ge- kommen waren, zu jener oben angedeuteten Höhe. Allgemeine Folgerungen. 47 Das eigentliche Daurien bietet dergleichen orographische Schwierigkeiten, wie wir sie so eben kennen lernten, den Vögeln während ihres Zuges nicht. Die Abflachung der Scheitelfläche der Mongolei findet von Süden her hier in sehr allmählicher Abnahme zum mittlern Onon statt. Nur im Westen tritt der hohe Kenteiknoten tief südwärts vor und im Osten grenzt ein Meridian-Gebirge, dem man kaum 2500. mittlere Höhe über dem Meere beilegen darf, die Mongolei gegen die Mandshurei ab. Das dazwischen liegende Terrain ist sehr gleichförmig gebildetes, von unbedeuten- den nackten Höhenzügen vielfach durchsetztes Hochsteppenland, dessen mittlere Höhe wir auf circa 2000—2500’ schätzen dürfen. Auch diese Gebiete muss der Zugvogel auf foreirten Reisen durchfliegen. Die grosse Müdigkeit unmittelbar nach dem Zuge der klei- nen Vögel spricht für die mächtige Anstrengung, der sie sich unterziehen mussten, um die unwirthbaren, rauhen Länder zur Zeit der ungünstigsten Wetterverhältnisse zu durch- wandern. Die kleinen Sänger wurden oft so kraftlos am Tarei-nor getroffen, dass ich sie ohne weitere Mühe lebendig aufnehmen konnte. Bedingten die angedeuteten Verhältnisse einerseits die Eile der Ziehenden, so ermöglichte der Mangel hoher Gebirge dieselbe in gleichem Grade und erst am Fusse des Apfelgebirges findet der Wandervogel die win- terliche Natur oft noch in ganzer Kraft, da hier der Schneefall mächtig ist und Eis und Schnee sich in den immensen Wäldern, welche auf weite Strecken das Gebirge de- cken, lange erhalten. Der in Daurien zeitig eintreffende Zugvogel wird daher in sehr allmählichem Fortschreiten gegen Norden nach und nach nur das Apfelgebirge passiren können, um so in das Gebiet der östlichen Lenazuflüsse zu gelangen. Die Bevölkerung aber des Kentei und südlichen Apfelgebirges mit Sommervögeln glauben wir, wie jene der Baikal-Höhen und des östlichen Sajan, als seitwärts hier von der Hauptzug- zone herkommend, annehmen zu müssen. Gedenken wir nun noch des so zeitigen Eintref- fens der Zugvögel am mittlern Amur, so glauben wir dasselbe dadurch vollständig erklä- ren zu können, dass ein Theil der durch die Mongolei ziehenden Vögel in der verhältniss- mässig unbedeutenden Chingankette kein Hinderniss findet, um auf die so günstig ge- legene Sungari-Strasse zu stossen, und dass dem mittlern Amur von hier seine Zug- vögel kommen. An jener Verspätung im unteren Amurlande sowohl, wie auch im Sta- nowoi, mag sich denn einmal der diesen Gebieten viel länger bleibende winterliche Cha- rakter, der tiefe Schneefall, die nördlichere Lage, die langsamere Erwärmung im Früh- linge etc. betheiligen, oder zweitens, indem wir an das im Süden gelegene Shan-alin- Gebirge errinnern, mag hierdurch den dort ziehenden Vögeln ein besonderes Hinderniss geboten werden. Wir haben hiermit zugleich die bei dem Beginne unserer Betrachtungen über den Zug der Vögel in Ostsibirien aufgestellten Behauptungen näher erläutert und stellen hier nur noch die darauf nach unsern Tabellen zusammengehörenden Thatsachen zusam- men. In Bezug auf N 4 unserer Behauptungen sind folgende Arten mit nahezu gleicher Zugzeit westlich und östlich vom Kentei zu nennen: 48 Allgemeine Folgerungen. Vom Kentei: Westlich (Selenga-Angara- Strasse). Oestlich (Nordgrenze der Mongolei in Daurien). Milvus niger 57. II, 28; 59. III, 29. 56. III, 30; 58. II, 25. Cuculus canorus 1772. V, 8; 51. V, 8. 56. IV, 23; 58. \V, 7. Emberiza pithyornus 59. IV, 13. 56. III, 30—IV, 18. Emberiza rustica 57. IV, 5. 56. II, 26—IV, 12. Pyrrhula erythrina 59. IV, A. 56. III, 25. Coceothraustes vulgaris 46. II, E. 1772. II, 20. Corvus Monedula vart. daurica 1772. II, E.; 1772. III, 20;: 56. II, 3 Tarei-nor; 59 II, 25. 56. III, 6 Uda- Thal. Motacilla alba 1772. II, 20; 57. II, 27. 56. III, 25. Motacilla sulphurea 59. V, 8 mttl. Irkut. 56. V, 5. Motaeilla eitreola 59. IV, 23 mttl. Irkut. 56. IV, 18. Sazxicola saltatrix 57. IV, 8. 56. II, 29. Sylvia sibirica 59. V, 19 mttl. Irkut. 55. V, 16. Hirundo urbica') 53. IV, 23; 54. IV, 24; 57. IV, 26. 56. IV, 30. Fulica atra 59. V, 5 mttl. Irkut. 55. IV, 29; 56. IV, 30. Oygnus Bewickii 59. IV, 20 mttl. Irkut. 56. IV, 21. Anas falcata 1772. IV, 15. 56. IV, 13. Anas rutila 1772. II, E. 56. II, 19. Ich komme jetzt zu den ornithologischen Skizzen und werde bei dieser Gelegen- heit des Zuges am Tarei-nor, den ich in seiner ganzen Vollständigkeit im Jahre 1856 beobachten konnte, noch besonders gedenken. Machen wir uns zunächst ein Bild von dem Leben überhaupt der wenigen Wintervögel, die am Nordrande der östlichen Mongolei bleiben und geben wir diesem Bilde den nöthigen, wenn auch nur in flüchtigen Zügen angedeuteten Rahmen, den es zu einer landschaftlichen Umgrenzung nöthig hat. Mit dem Legen der Nager zum Winterschlafe tritt sehr rasch die Hochsteppennatur Innerasiens in das ihr eigenthümliche ärmliche Winterstadium; es fällt diese Zeit in die Mitte des Septembermonats und wennschon auch nach dem 15-ten Tage desselben wir noch hie und da an den Süsswasserpfützen der Mongolei eine Kiebitzbande, oder auf den weiten rothbraunen Ebenen, deren Salzkräuter den Nachtfrösten trotzten, Saatgänse gruppirt sehen; so schwanden doch schon früher die letzten kleinen Sänger, die Ammern, und Sylvien vollständig und selbst von den lange weilenden Totanus- und ‚Scolopax-Arten 1) Besonders früh erscheinen nach den vorliegenden Beobachtungen die Schwalben (H. rustica vart. rufa) auf der Selenga-Angara-Strasse, während sie in Daurien und selbst am mittlern Amur verspäten. Fast um einen Monat später, als in Irkutsk, treffen diese Vögelchen im Sajan-Gebirge, wie auch in Daurien ein. Beobachtungsfehler scheinen nicht vorzuliegen; einen Grund für die Verfrühung der Schwalben im Selenga- Thale kann man aber nicht gut angeben. Ornithologische Skizzen. 49 lässt sich jetzt keine Spur mehr finden. Wo im Sommer am Murmelthierhügel zwischen den blaugrünen Zlymus-Gräsern plumbe Bussarde (Buteo ferox) stundenlang in nachlässiger Haltung und mit aufgetriebenem, lockern Gefieder sassen, um die vorüberhuschenden Jun- gen der Pfeifhasen oder der Bobacs gelegentlich zu erhaschen, da ist die Stätte jetzt leer. Früher kreisten in Schraubenlinien die Schreiadler in den Lüften, oder wechselten im niedrigen Fluge vom Neste zu den nahe gelegenen Seen aus, und die Milane und Weihen schweiften in geschickten Wendungen niedrig über dem Boden, um Zwerghamster und Wühl- mäuse, oder die noch nicht flügge Brut der Lerchen und Bachstelzen zu würgen; jetzt hebt sich vom hellblauen Himmelsgewölbe keine beflügelte Räubergestalt ab und soweit das Auge die nackte Hügellandschaft erfasst, sieht es über ihr in der Luft keine Be- wegung und am Boden will dieselbe sorgfältig gesucht werden. Allenfalls machte der Steinadler sich zeitweise auf und verliess die ihm lieben Waldgebiete am mittlern Onon, wohin die Rehe noch nicht eingewandert waren, um im October die oft zahlreichen An- tilopen-Banden, die sich im Nordwinkel der hohen Gobi zusammendrängen, heimzusuchen, oder es schweifte auf kurze Zeit der Hühnerhabicht zu den Kosakenansiedelungen am Nordrande der Mongolei ab, um hier die Haustauben und in den Steppen die hülflosen Feldhühner zu jagen. Nur von Norden her nehmen diese Länder hauptsächlich zwei Vo- gelarten für den Winter auf, von denen die eine in dem Grade die Waldgebiete meidet, wie die andere sie, falls sie nicht gar zu sehr zusammenhängend sind und menschlicher Ansie- delungen entbehren, liebt. Es sind dies Strix nyctea und Fringilla linaria. Wurde die erstere an die Hochsteppen durch die hier häufigen Pfeifhasen gefesselt, so liefert den Leinfinken die Dreschtenne und der Streusaamen auf den frühern Hanffeldern das schicklichste Ter- rain, wo sie sich am heitern Tage fleissig tummeln. Aber die Dreschtenne sowohl, wie auch das Hanffeld trifft man nur selten und dürftig ausgestattet am Nordende der Mon- golei; hier müssen sie die wenigen Saatplätze für Buchwaizen, auf denen später hohe Artemisien wuchsen, aufsuchen, um sich zu ernähren. Die Schneeeule verräth, trotz ihrer Häufigkeit, am Tage in diesen Gegenden kaum ihre Existenz. Zusammengekauert sitzt sie am Boden, meistens am Abhange eines Murmelthierbaues, wo der wenige Schnee, der hier fällt, zusammengeweht wurde. Sie sucht die windgeschützte Seite und fliegt erst gegen Mittag auf die Spitze des Hügels, wo sie mit halbgeschlossenen Augen harrt und ab und zu einen lauten schnalzenden Ton hören lässt. Gegen Abend beginnt sie die Jagd, schwingt sich mit leichtem Fluge und ziemlich raschem Flügelschlage nahe dem Boden über die Steppen und überfällt die harmlosen Pfeifhasen (Zagomys Oyotona). Auch den Feldhühnern wird sie gefährlich und jagt sie bald müde. Diesen mangelt hier näm- lich jeglicher Schutz, den sie in bestrauchten Gegenden leicht und bequem in den Ge- büschen finden. Sie begeben sich daher auch für den Winter vornehmlich in die step- penartigen Uferstrecken am mittlern Onon. Bevor dies geschehen, stellt man ihnen, so lange sie in den kahlen Steppen bleiben, eifrig nach und zwar werden sie so lange auf- getrieben und verfolgt, bis sie müde geworden sind und man sie dann lebendig ergrei- 7 50 Ornithologische Skizzen. fen kann. Suchen wir nach anderen Vögeln, die hier jetzt leben, so sind wir, um sie zu finden, auf die Ufer der Salzseen und die flachen Thalgründe angewiesen. Die Berglerchen (Al. alpestris) beleben diese. Nie schaaren sie sich zu solchen Banden, wie z. B. A. Calandra und sibirica sammt brachydactyla in den Steppen Südrusslands im Winter es thun. Aus 6—10 Vögelchen besteht der kleine Trupp, den wir sehen. Sie laufen eilig über den Bo- den, ab und zu vernimmt man ihre leise pfeifende Stimme, der lange Nagel an ihrer Hin- terzehe lässt Spuren im Schnee zurück, beunruhigt fliegen sie, immer dem Boden nahe bleibend, im weiten Bogen fort, um an der nächsten ähnlichen Lokalität sich niederzulassen. Selten besuchen sie nur die einsame Grenzwacht, wo die Feldspatzen unter den Planken- dächern zur Nacht ruhen und wo sich Abends auch die wenigen Raben gerne einfinden, um am Gesimse der Kirche oder Kapelle, die meistens etwas abgelegen dastehen und un- bewohnt sind, zu schlafen. Gedenken wir nun noch der mongolischen Lerchen, die so zu sagen das Aequivalent für die im Südosten Europa’s vornehmlich lebenden Calander-Ler- chen sind. Diese weilen zwar auch im Sommer "hier, zerstreuen sich dann aber über die weiten Gegenden dergestalt, dass man sie nur selten zu Gesichte bekommt. Im Winter aber leben sie gerottet, meiden gerade diejenigen Lokalitäten, wo Phuleremos alpestris gerne ist und ziehen sonnige Abhänge, an denen zeitig die Schneeschmelze eintritt, jedem andern Aufenthaltsorte vor. Mit dem Erwachen des Frühlings thun sie sich auch wohl mit Fringilla linaria zusammen, besuchen alte Brachen, schwärmen gegen Abend und zwitschern dann recht munter, jedoch bei weitem nicht so anhaltend und schön, als zur Zeit der Begattung. Was sonst im Winter hier von Geflügel anzutreffen ist, muss entweder als sehr verspäteter In- valide (ein baldiges Opfer), oder als höchst seltener Gast angesehen werden. Das Ver- weilen der Wachteln in Daurien und in den Hochsteppen ist zwar gewiss, jedoch findet es, wie auch jenes von ©. Turtur vart. gelastis, nur ausnahmsweise und selten statt. Die Schneeammern erscheinen zwar, aber die Hochsteppe selbst behagt ihnen ebenso wenig, wie der dichte Urwald. Sie sind auf die Menschen angewiesen, oder doch wenigstens auf die Nähe ihrer Ansiedelungen und aut die Strassen, welche dieselben verbinden. Der rauh- füssige Kauz lebt zwar im Winter in Daurien, allein er ist so selten, dass es den neueren Reisenden nicht gelang, ihn dort nachzuweisen und wir dem Zeugnisse Pallas folgen müssen, wenn wir ihn überhaupt der Vogelfauna dieser Länder beizählen wollen. Es fehlt fast gänzlich an Stimmen im Winter in den Hochsteppen. Wir hören dort wenig. Der scharfe Luftzug saust über die trockenen, bleichen Zlymus-Gräser und die zerfetzten braunen Lappen der Rhabarberstauden klappern an einander. Die Absynthienfelder, welche sich zunächst um den ächten Salzkräuterwuchs lagern, sind starr und todt — es ist Alles stumm. Der Himmel ist ganz wolkenlos und die Sonne scheint auf die weiten leeren Länder; duftig tauchen am Horizonte kahle Bergzüge auf, andere, die uns näher gelegen, zeigen ihre scharfen Umrisse und Schatten. Das Himmelblau wird, dem Horizonte näher, immer heller und ändert zuletzt in ein zartes, dünnes Gelb ab. Antilopenschaaren tum- meln sich hier und dort; ihre Umrisse schwanken am dunklern Hintergrunde, den ein Ge- Ormitholngische Skizzen. 51 birgszug bildet, hin und her. Wir sehen Bewegungen, aber wir hören die Thiere nicht. Wenn nicht ein eiliger Rabe den zweisylbigen, hohlklingenden Ruf uns zusendet, oder gegen Abend die mongolischen Lerchen und Leinfinken, bevor sie zur Ruhe gehen, gemeinschaft- lich zwitschern, so würden wir allein noch auf den Lärm der Feldspatzen in den Dörfern angewiesen sein, um Vogelstimmen zu vernehmen. Wie ganz anders verhält sich das in den Waldgebieten des südlichen Sibiriens. Der Blick des Beobachters ist hier beengt. Bald sind es himmelanstrebende Zapfenbäume, bald Birkenwälder und am mittlern Amur ein Gemisch fremdartiger Baum- und Strauch- formen, die dem Auge eine gewisse Grenze aufnöthigen. Nicht immer ist der Himmel hei- ter, hohe Schneelagen liegen am Boden. In diesen geschützten Räumen blieb eine Anzahl der Standvögel, welche mehr oder weniger auf die Baumvegetation angewiesen sind. Die Spechte und Meisen . streichen, die Nuss-, Fichel- und Unglückshäher thun ein Gleiches und wo man sie auf ihren muntern Ausflügen antrifit, lassen sie ihr Geschwätze hören. Dompfaften, Rosen-Spatzen und die zierlichen sibirischen Karmingimpel (Pyrrh. longicauda) beleben die dichten Unterhölzer in den sumpfigen Thälern und lassen, wenn sie unermüdlich hin und her fliegen. ihre Flötenstimmen im kurzen einsylbigen Rhytmus erschallen. Kreuz- schnäbel und Hakengimpel bewohnen die Kronen der alten Coniferen und die Kleiber und Baumläufer machen ihre Wanderungen an den Stämmen. Diese kleinern Waldbewohner finden in der Sperbereule, dem Zwergkauz und der Ural-Eule ihre vornehmlichsten Feinde. Der Hühnerhabicht wintert nur in den südlichsten Distrikten, zumal im Amur- lande, und hier betreibt er ausschliesslich im Winter die Jagd auf Eichhörnchen. Der Edelfalke hingegen macht sich gerne an die grossen Waldhühner, wenigstens habe ich im Apfelgebirge bemerkt, wie er im Winter den Birkhühnern erfolgreich nachstellt, obschon ich nicht glaube, dass er mit den Auerhähnen fertig wird. ‘Vom Hochgebirge, wo es seit dem September ganz unwirthbar wurde, liessen sich die Alpenkrähen in ein- zelne breite Thäler hernieder und hielten dabei immer sehr genau dieselben Lokalitäten ein, welche von ihnen früher schon besucht wurden. Die Schneehühner, Alpenhühner und, wo sie vorkommen, auch die grossen altaischen Felsenhühner, die im Sommer an den Grenzen der alpinen Vegetation leben, steigen ebenfalls thalwärts und aus den nördlicheren Landschaften wandern Seidenschwänze, Sporn- und Schneeammern hier für die Winterzeit ein. Nur geringe Modificationen werden wir wahrnehmen, wenn wir das winterliche Le- ben der Vögel am mittlern Amur mit dem in den Waldgegenden des übrigen südlichen Sibiriens vergleichen. War es hier vornehmlich in dem dichten Unterholze der Spiraeen und Salices der langgeschwänzte sibirische Karmingimpel, welcher in sanften Bogenlinien mit schnurrendem Fluge in kleinen Gesellschaften hin und her schweifte, so wandern dort in den entlaubten Eichenhainen die trägen, einfältigen Rosensperlinge (P. roseus) von Baum zu Baum und halten vertheilt in den Kronen nahestehender Stämme eine be- dächtige Mittagsruhe. Lebte in jenen Wäldern des ebeneren Terrains, wo riesige Lär- * 59 Ornithologische Skizzen. chenstämme in lichter Vertheilung ihren kräftigen Wuchs nach allen Seiten hin gleich- mässig entwickeln und jetzt am Tage die mächtigen Schatten über die blendende Schnee- fläche werfen konnten, die Sperbereule häufig in den Gipfeln solcher Bäume, so finden wir hier auf den äussersten Spitzen alter Lindenstämme den Zwergkauz einsam am Tage ruhen. Hier wie dort vernehmen wir in der ungeheuren Ruhe des Urwaldes das zarte Geräusch, welches die Meisen und Kleiber bei dem Anschlagen der Baumrinde verursachen, oder den hämmernden Lärm, welchen die Spechte hervorbringen. Am trüben Tage lässt sich, zumal in den Beständen alter Birkenwälder, der klagend melancholische, langgezogene Ruf des Schwarzspechtes hören, dem nicht selten ein an die Katzenstimme erinnernder Ton folgt. Auch in diesen Waldgebieten heben sich mit Sonnenaufgang ein- zelne, meistens in ganz bestimmten Revieren lebende Rabenpaare hoch in die Lüfte und spähen eifrig dem angeschossenen und später verreckten Wilde nach; welches dem Jäger und seinen Hunden entkam. Ist es einmal aufgefunden, so lockt der Ruf der Vögel wohl die zunächst wohnenden Raben herbei und gemeinschaftlich wird dann die Arbeit des Scal- pirens vollbracht. Sehen wir in dieser Weise das Leben der Vögel im Winter in den be- waldeten Gegenden des südlichen Sibiriens in weit höherem Grade entwickelt, als in den Hochsteppen, so bemerken wir zugleich, dass es durchaus ganz den Charakter hat, wie ihn die Wälder Europa’s zu gleicher Zeit in dieser Hinsicht besitzen. Nur einige eigenthümlich sibirische Formen der Passeres, eine grössere Anzahl von Eulen und Spechten, eine geringe Abweichung unter den Meisenarten und der Ueberfluss an Tetraonen dienen zum Unterschiede von der winterlichen Ornis Sibiriens im Vergleiche zu der Europa’s. Es muss aber noch erwähnt werden, dass bei stark einsetzender und anhaltender Kälte sich viele der winterlichen geflügelten Waldbewohner zeitweise in bestimmte, geschützt gelegene Thäler concentriren. Zumal gilt das von den streichenden Häherarten. Waren im Winter, wie wir gesehen haben, die mongolischen Hochsteppen an Geflügel arm, so sind es die prairienartigen Ebenen am mittleren Amur in wohl nach höherem Grade. Wo diese Ebenen, ohne jegliche menschliche Ansiedelung auf weite Strecken hin sich dehnen, ihre 2— 3° hohe Calamagrostis-Vegetation besitzen, die oft so dicht wächst, dass die ungeheure Last einer über 1’ dicken Schneelage von ihr getragen wird, da wüssten wir kaum einen winternden Vogel zu nennen. Die Lasurmeise hat sich in die hohen und dichten Weiden- gebüsche der Inseln oder Bachufer begeben und die durchaus nicht zahlreichen Flüge der Leinfinken halten sich in den oft 6° hohen Artemisien dort auf, wo in einzelnen Lich- tungen die abgestorbenen hohlen Stengel einer Riesenumbelle (Calisace daurica) stehen. Nur ein Vogel, welcher dem übrigen Sibirien fehlt, haust in den Prairien gerade zur Win- terzeit häufiger, als im Sommer; es ist der prächtige Ringfasan. Wir stellen dieser Skizze des winterlichen Lebens der Vögel die ihrer Existenz im Sommer entgegen, vermeiden jedoch dabei zunächst ganz die so mannichfaltigen Erschei- nungen, welche durch die Zugzeit bedingt werden. Das Brutgeschäft hat die Vögel gefesselt. Mit dem Nestbau erlöschte auch die unstäte Ornithologische Skizzen. 53 Lebensweise vieler Arten. Alle Lebenserscheinungen sind durch die Familien-Bande in gewisser Hinsicht und bis zu einem gewissen Grade stabil geworden. Nur Sonderlinge, oftmals die alten Vögel in geschlechtlich getrennter Gesellschaft, nicht selten auch ein- zelne von der Natur stiefmütterlich bedachte Individuen, setzen das frühere Treiben fort. Sehen wir, wie im normalen Zustande in allgemeinen Umrissen das Leben der Vögel zu dieser Zeit sich abgrenzt und welche Gegensätze wir hierbei in der Mongolei, der Mandshurei und dem übrigen südlichen Sibirien bemerken. Von den schneegekrönten Höhen der Hochgebirge nehmen wir den Ausgangspunkt unserer Betrachtungen. Unmit- telbar bis zur Grenze des ewigen Schnees, oder bis zum Fusse des Gletschers (wir kön- nen dabei nur an das östliche Sajan-Gebirge denken, da nur in diesem über 10,000’ hohe Punkte vorhanden sind), treten im Sommer ebensowohl die schwatzhaften Fregilus-Banden, wie auch die Alpenschneehühner. Jene sammeln selbst im Gletscherwasser die Larven eines zarten Neuropteren oder das vollkommene Insect, welches auf dem Eise lebt; gehen auch emsig den Insecten nach, welche in diese alpinen Gebiete durch den aufsteigenden Luft- strom überführt wurden und auf dem Gletscherfusse in nicht geringer Anzahl todt liegen. Diese dagegen bereiteten das kunstlose Nest unweit der alpinen Potentillenrasen, welche auf den Felsentrümmern sporadisch wuchern. Tiefer erst, wo die Säugethiere schon drei Repräsentanten durch Zagomys alpinus, Spermophilus Eversmanni und Arvicola macrotis ') besitzen, schweift hie und da Pyrrhula erythrina über die nielrigen Gebüsche, welche durch kriechende Weidenarten und Juniperus Sabina gebildet werden und auf den unzugänglichsten Felsenparthien in der alpimen Vegetationsregion stellen die grossen Felsenhühner (Megaloperdix), eine Gruppe, welche nur den asiatischen Hochgebirgen zukommt, die vorsichtige Wache im Spätsommer aus, um die Brut vor Gefahr zu sichern. Mit dem Hintreten zum Knieholze und zur Baumgrenze begegnen wir dem grossen Würger und dem Nusshäher, so wie auch Muscicapa sibirica, obschon selten, hier zu finden ist. Die weiten, sumpfigen Abhänge und Thalgründe, welche im Hoch- gebirge, über der Baumgrenze gelegen, oft den Rhododendronflor ganz ausschliessen und vornehmlich eine alpine Cryptogamen- und gleichartige Gramineenflora ernähren, bewohnt im Sommer wohl hie und da der Morinell-Regenpfeiier oder die kleine Haar- schnepfe; auch scheuchen wir vom Ufer der Bäche bisweilen einen Totanus auf. Erst in einer Höhe von circa 5000’ über dem Meere, wo Birkengestrüppe und Wer denbüsche oft in grosser Ausdehnung zwischen Pedicularıs, Trollius, Parnassia und kleinen Alsineen wuchern, leben und brüten im Sommer einige Ammern. In den west- lichen Theilen meines Reisegebietes schallt von den Spitzen der Weiden am Sommer- tage und vor Sonnenuntergang der liebliche Gesang von Emb. aureola, und zwar ant- worten sich gewöhnlich je zwei Männchen abwechselnd. Die nähere Untersuchung der Waldvögel im Sommer wird uns lehren, dass verhältnissmässig auch zu dieser Zeit nur 1) Man vergl. Bd. I, p. 196. 54 Ornithologische Skizzen. wenig Geflügel in ihnen aufzufinden ist. Die kleinen Sänger verlieren sich in den col- lossalen Waldbeständen so sehr, dass man eifrigst nach ihnen suchen muss. Die Tetraonen ziehen sich schon mit dem Beginne des Frühlings an die entlegensten Brutplätze zu- rück. Die Spechte sind vornehmlich nur am frühen Morgen thätig. Emberiza pithyornus brütet in Birkenhainen und von den Spitzen krüppelnder Weissbirken, die im Thale stehen, erschallt der angenehme Lockgesang von Sylvia kamtschatkensis. In der nördli- chen Mandshurei und in geringerem Grade auch schon in Daurien werden wir im Sommer sehr bald auf eine vielgestaltetere Ornis der Wälder hingewiesen. War es in Daurien und am Baikalsee nur der gemeine Kukuk, der die sonnigen bestrauchten Abhänge vornehmlich liebte und seinen Ruf hören liess, so erschallt dagegen am mitt- lern Amur der sonderbare Ruf von noch zwei andern Kukuksarten. Hier auch machen sich die Nachtstimmen der Vögel, wie sie dem Süden so eigenthümlich, schon kenntlich, wenn gleich wir immer bedenken müssen, dass die Zahl der Vertreter der südasiatischen Or- nis, die sich an diesen Nachttönen betheiligt, immerhin nur gering ist und von dem europäisch-sibirischen Elemente des Geflügels ganz beherrscht wird. In den gemischten Wäldern des Bureja-Gebirges vernimmt man Nachts im Juli, wenn leichte Nebel über den Waldlichtungen und auf den sumpfigen Wiesen lagern, von allen Seiten her den leisen, pfeifenden Ruf junger Rehe, die mit der Mutter zu den feuch- ten Sumpfrändern kamen, und dazwischen klingt es, als ob kleine Luftblasen rasch hinter einander im Wasser auigeworfen würden. Dieses sanite Trommeln verursacht ein Sumpf- huhn (Kallına erythrogastra), welches vor dem Jäger mit vorwärts geneigtem Körper so geschickt und leise zwischen den hohen Carexgräsern himläuft, dass er selbst bei ange- strengtestem Suchen es doch nur sehr selten gewahr wird. Von den Bäumen erschallt allnächtlich, besonders im Mai und Juni, der leise gluckende und rasch sich folgende Ruf der Nachtschwalbe (Cap. Jotaka), welchem dieser Vogel den populären Namen Kus- netz (Schmidt) verdankt, und dazu donnert von naher Felsenwand der dumpfe Ruf des Uhw’s im langsamen Tempo. Ich habe die Wälder um den Baikalsee und im Apfelgebirge im Gegensatze zu denen des Bureja-Gebirges ganz ausserordentlich schweigsam gefun- den. Dort tummeln sich nach vollendetem Brutgeschäfte im zarten Laube der Lärche die sibirischen Fliegenfänger und schlagen nur ab und zu schnarrend an, hier sonnt sich im Gipfel der mongolischen Eiche eine lärmende Pericrocotus-Bande, die, aufgescheucht, im eif- rigsten Geschwätze davon zieht; oder es steigt aus den Uferweiden eine förmliche Wolke von Sturnus cineraceus auf, in der sich fast immer einige Exemplare des Pastor sturm- nus befinden. Auch diese Vögel verrathen sich schon aus weiter Ferne durch die zwar grossartigen, aber stark monotonen Concerte, bei welchen sich besonders die Jungen mit heisern Stimmen betheiligen. Dazu vernehmen wir das Kollern der Turteltaube und vom nahestehenden Zespedeza-Strauch, dessen schön rothe Blüthenstände leicht im Bogen abwärts hängen, flötet Zimb. elegans seine sanften Lieder. Ueberall, wo sich die Sonne in diesen Wäldern eine Bahn im dichten Laube der Baumkronen brach, wurden sie auch Oruithologische Skizzen. 55 mehr oder weniger durch Singvögel belebt. Nur den schattigen, düstern Nordabhängen der Gebirge, den ganz bewachsenen Thalhöhen fehlen sie. Finden wir aber in den Ebenen, welche oberhalb und unterhalb des Bureja-Gebirges sich dehnen, aus denen nur hie und da in weiter Ferne niedrige, bisweilen ganz isolirte Höhenzüge auftauchen, oder im grössern Zusammenhange bis in den Vordergrund der Landschaft zum Amur mit bewalde- tem Vorgebirge treten, finden wir hier einen grossen Theil der eigentlichen Waldvögel nicht, so bietet sich uns dagegen viel Uebereinstimmendes im ornithologischen Gesammtbilde mit dem der daurischen Hochsteppen. In den seichten Armen und Buchten des Amur wan- dern die Löffelreiher umher und auf dem weichen Sandufer, welehes bei rücktretendem Was- ser entblösst wurde, laufen die kleinen Strandläufer umher, oder es drückten sich die kräfti- gen Zehen eimzeln lebender Totanus-Arten ab. Ernst und unbeweglich steht der graue keiher zum Fischfange bereit am langsam dahinfliessenden Strome, aber in oft höchst possir- licher Haltung klammert sich, wie die kleine Rohrdommel bei uns es zu thun pflegt, Ardea virescens bald an das hohe Rohr, bald an die Weidenruthen, bis ihn unser Nahen zur Flucht in die nächste Bucht treibt. Die hohen Geröhre, weiche dem fadenhohen Uter entlang an vielen Stellen des mittlern Amur ein förmliches Band bilden, welches steif und undurch- dringlich ist, dienen den Rohrsängern zum beliebten Aufenthaltsorte und auf weit vorra- gendem Luftwurzeltriebe sitzt in unveränderlicher Haltung der europäische Eisvogel und fixirt die trübe Fluth, welche unter ihm dahin schleicht. In dieser Jahreszeit wird man weder hier am Amur, noch anderweitig in Sibirien das rege gesellschaftliche Leben gewahr, welches brütende Zarus-, Sterna-, Totanus-Arten und andere kleine Stelzer zur Zeit der Brut führen, wenn wir ihnen dahin folgen, wo sie in unzähliger Menge dem Brutgeschätfte gemeinsam nachgehen. Aehnliche Bilder, wie ich sie vor Jahren während des Sommers an den Mündungen der grossen südrussischen Ströme, oder in noch grösserm Umfange am faulen Meere an der Ostküste Tauriens kennen lernte, iehlen in den bewaldeten Gegenden Ostsibiriens gänzlich. Die Hoch- steppen der Mongolei aber bieten sie in etwas abweichenden Farben auch im Sommer an einzelnen, ganz bestimmten Lokalitäten und gedenke ich des Spätsommers am obe- ren Baikalsee, wo der Zug schon Ende Juli beginnt, so weilen im Delta der nördli- chen Angara meine Blicke ebenfalls auf einem stark belebten, concer!irenden Ornisbilde, welches aber, beständig abändernd, nicht mehr der Sommerperiode angehört, sondern die Elemente des zeitigen Herbstzuges in sich schliesst. Es scheint, wie im Süden Russ- lands, so auch im Norden Sibiriens, das Brutgeschäft der meisten Grallatores und Na- tatores vornehmlich in der Nähe der grossen Strommündungen vollführt zu werden. Dort mag die nahe gelegene Tundra, oder die jüngst angeschwemmte Landzunge, die kaum aus dem Wasserspiegel hervortauchende Sandbank den Sammelplatz für brütende Auatı- den und Scolopaciden bilden; die südlicheren Landstriche Sibiriens besitzen ebenfalls ächte Tundern, Moore und Sümpfe in weiter Ausdehung, mitten in Wäldern gelegen, welche Schutz gewähren und wo das Brutgeschält ungestört vollzogen werden könnte, 56 Ornithologische Skizzen. aber diese Lokalitäten sind ausserordentlich todt. Vereinzelt nur leben hie und da die brütenden Paare der Schell- und Reiher-Ente oder des Wasserhuhns an ihnen, und über die jüngsten Geröll- und Sand-Ablagerungen der Gebirgsbäche läuft mit grosser Un- ruhe der kleine Regenpfeifer (Chard. curonicus), dessen langgezogenen Pfiff man auch oft in der Nacht vernimmt. Ich gedenke aber, bevor ich den Zug durch die Mongolei eingehender erörtere, jenes bei dem Beginne des Herbstzuges so stark animirten Lebens der Vögel im Delta der oberen Angara. Die landschaftlichen Grundzüge unseres Bildes würden folgendermaassen zu zeich- nen sein: Unser Standpunkt ist auf dem sandigen Ufer der nordöstlichsten Bucht des Baikalsees gewählt. Eine niedrige Dünenkette, deren höchste, sanft gerundete Rücken hie und da von strauchender Zirbelkiefer bedeckt sind, während in den flachen Satteltie- fen breit sich lagernde Speraea sorbifoha wuchert, dies bietet dem Auge die zunächst lie- genden Haltpunkte, die bei sinkender Sonne in ihrer ganzen Schärfe daliegen und roth angehaucht werden. Diese Dünenkette verhüllt uns das breite Deltaland der oberen An- gara ganz, wir sehen gar nicht die flachen, stark sumpfigen Niederungen, die den eigent- lichen Schauplatz des Lebens der Vögel am Abende bilden werden. Ueber das Dunkelgrün der Zirbelkiefergebüsche fort eilt der Blick links und rechts den beiden Gebirgsketten entlang, die sich unmittelbar von den Baikalufern in der Hauptrichtung N.-O. fort- setzen und, in weiter Ferne näher und näher tretend, in sich das spitze Dreieck des Delta’s schliessen. Jene Gebirge bieten keine besonders pitoresken Formen; in fast überall gleichmässiger Höhe fortlaufend, zeigen sie meistens gut mit Nadelholz bestandene Seiten- flächen, aus denen hie und da die dunklen Massive der Gesteine hervortreten. Ihr Co- lorit schwächt sich mit zunehmender Ferne Abends vom dunklen Grünschwarz bis zum sanften Grauviolet ab. Ersteigt man die Höhe einer Düne, so liegt vor dem Auge das Delta selbst. Der ruhige Spiegel eines breiten Sees, welcher beide Mündungsarme der nördlichen Angara verbindet und den die Eingebornen als Talar-See bezeichnen, be- spült in unserer Nähe den weissen Sand des Dünenufers, während er am jenseitigen Ufer in oft bogig einlaufenden Umrissen die üppig grünen, aber nicht hohen Gräser und Sumpfpflanzen des Deltarandes tränkt. Auf der unbewegten Wasserfläche ruhen die Blätter kleiner Nuphar- und Nymphaea-Arten; grosse Flecken, die auf das dichteste mit Polygonum Amphibium bedeckt sind, erscheinen jetzt, da diese Pflanzen blühen, röthlich weiss und an anderen Stellen schoben sich die schmalen, langen Blätter einer Potamogeton-Art in einander, oder die Spitzen der Myriophylien ragen hervor. So weit der Blick dem Delta folgt, trifft er vornehmlich das frische Grün einer nordischen Sumpf- vegetation; nur hie und da tauchen niedrige bläuliche Weidengebüsche aus ihm auf. Die beiden Angara-Mündungsarme sind in diese niedrigen Ebenen eingebettet, ihr Wasser- spiegel wird nur wenig von den Gewächsen überragt, ihre Fluthen wälzen sich in gleich- mässiger Schnelle dem Baikalsee zu; das mitgeführte Treibholz dreht sich hie und da in den Strudeln und wird erst im Baikalsee abgesetzt. Am Tage bemerkt man hier kaum Ornithologische Skizzen. 57 Etwas von dem Reichthum an Anatiden, der sich Abends hören und sehen lässt. Versteckt zwischen den Binsen, Butomus- und Menyanthes- Pflanzen warten die Süsswasserenten, die hier in grosser Zahl brüteten, ihrer Jungen, oder es verbergen sich an den entlegensten Plätzen die flügellahmen Gänse, denen der Tunguse zur Zeit der Schwingenmauser eifrigst nach- stellt. Auf den angeschwemmten Baumstämmen sitzen die Rabenkrähen und harren der Auswürfe des Stromes, oder es schrillt das Pfeifen des schwarzen Milans von dort her, wo der Vogel mit aufgeblähtem Gefieder und nachlässig hängenden Flügeln ruht. Ueber dem Talarsee schweben auch wohl kleine Seeschwalben und auf seinem san- digen Ufer jagen Bachstelzen nach den Insecten. Erst wenn die Dämmerung einbricht, beginnen die ersten Klänge. Sie wachsen und steigern sich sehr bald. Es giebt gewisse Versammlungsplätze im Delta, wohin die Ge- sellschaften ziehen; von dort her verbreitet sich der Lärm. Die wichtige Periode des Herbstzuges naht ja, die Brut wird tlügge, es giebt unendlich viel sich mitzutheilen. Die Dunkelheit schützt vor der Verfolgung, den Anforderungen des Tages ist Genüge geleistet. Die geflügelten Bewohner geniessen die ungehinderte Musse. Sind es nicht geistige Interessen, denen sie in ihren so angeregten Concerten einen Ausdruck geben? Warum lärmen sie in so bestimmter Weise und in so bestimmter Zeit? Der Grund dieser Lebensäusserung muss ein psychischer sein! Vom Baikalsee heimkehrend, wo am Tage eifrig getaucht und gefischt wurde, zieht über uns, meistens nur einzeln, der grosse Taucher (Colymb. arcticus), sein eiliges, kurzartieulirtes Gakern, dem er den volksgebräuchlichen Namen Gagara verdankt, lässt sich oft hören, er wiederholt es auch, nachdem er den Platz zur Nachtruhe im Delta erreichte, und seine Stimme spielt eine bedeutende Rolle im Concerte mit. Sie beginnt dasselbe nämlich. Wenig später, als Colymbus begann, erschallen dann die gewisser- maassen classischen Anschläge alter Märzenten-Erpel. Sie sind nach bereits eingetretener Dunkelheit die Signale für alle übrigen Vögel, welche dem Lärm beistimmen; sie auch ver- nimmt man nach eigetretenen Pausen immer wieder zuerst. Bald nun fallen alle Enten mit ein. Hoch durch das wirre Getöse klingen die Sopranstimmen alter Schwanengänse, oder wenn in allmählich abnehmender Intensität der Ruf der eigentlichen Anatiden nach und nach schwächer wird und man schon ab und zu das bescheidene Quaken nahe vorbeifliegender Krick- oder Knäkenten unterscheiden kann, setzt mit förmlich jauchzendem Ausdrucke eine Saatgans ein, und augenblicklich folgen ihr die Entenarten. Unmittelbar in unserer Nähe wurde schon viel früher Alles still. Der Milan begab sich zur Nachtruhe sammt den Raben- krähen in die Wipfel hoher Kiefern, die Bachstelzen verbargen sich an den hohen Carex- Humpen der Sümpfe und auf den vordersten Spitzen kleiner Sandbänke concentrirten sich die Seeschwalben, um zu ruhen. Der Mond schwankt über die dunkle, schweigende Waldung empor. Der ruhige Wasserspiegel des Baikals erglänzt, es herrscht überall absoluter Friede. Ein verspäteter Flug Pfeifenten schiesst an uns vorbei, er wird im Delta von den gemeinschaftlich ruhenden Enten mit wildem Geschrei begrüsst; eine Pause tritt ein, 8 58 Ornithologische Skizzen. wiederum lassen sich die Soprane einzelner Schwanengänse hören, wiederum ertönt der bedächtige, warnende Anschlag alter Märzenten-Erpel. So geht es fort. Erst gegen Mitternacht beruhigt sich die Gesellschaft nach und nach. Man hat sich verstanden. Die nahe bevorstehende heise musste besprochen werden. Jetzt muss geruht werden. Im Delta ist es still. Die Strudel der Angara rauschen leise. Die Nacht ist kühl. Der Mond steigt höher. Fern umhüllt die Gebirge ein sanfter mildernder Schleier und über den Sand am Baikalufer läuft auch jetzt noch der kleine Regenpfeifer, dessen langanhaltendes Pfeiten allein die nächtliche Ruhe ab und zu unterbricht. In unserer letzten, nunmehr folgenden Betrachtung soll der Zug durch den nördlichen Theil der Mongolei genauer besprochen werden. Derselbe liegt in ganzer Klarheit vor uns. Diese Deutlichkeit desselben und die Unfehlbarkeit der darauf bezüglichen Beobach- tungen konnten nur dadurch erzielt werden, dass das Terrain, auf welchem ich mich zur Zeit des Zuges befand, so aussergewöhnlich güustig für diesen Zweck beschaffen war, wie es wohl nur selten anderweitig der Fali ist. Wir müssen also dieses Terrain näher erst beschreiben. Verfolgt man die Reiseroute, vom Apfel-Gebirge kommend, über Tschita gegen Süden und gelangt im Ilja-Thale bei Akschinsk und Mogoitui zum Onon-Flusse, so befindet man sich hier noch in einer Landschaft, welche ganz dem bewaldeten Theile Dauriens ent- spricht und man verspürt nur hie und da im Ilja-Thaie selbst einige Andeutungen der wenig südlicher gelegenen kahlen Hochsteppen. Es treten nämlich schon im untern und mittlern Thale des Ilja-Flüsschens auf recht bedeutende Strecken hin die Wälder weit seitwärts zurück und ganz so, wie am oberen Selengalaufe, oder an der Uda in Trans- baikalien, weilt das Auge auch hier ab und zu aui den harten Conturen kahler Höhen- züge. Sehr bald, wenn wir von jenen oben erwähnten Orten am Onon dem Laufe dieses Quellflusses des Amur folgen, schwindet die Wald-Landschaft mehr und mehr. Die hüge- ligen, oft stark verwitterten Ufer, welche von vielen kleinen Querthälchen durchsetzt sind, bieten nur hie und da dürftiges Gestrüpp und nur als breiter Saum legt sich bei der Grenzwacht S’asutsche ein dichter Kiefern-Hochwald zwischen das rechte Onon-Ufer im Norden und der baumlosen Mongolei im Süden. Einige dreissig Werste südwärts von diesem Walde befinden wir uns am Nordrande des Tarei-nor, eines jetzt fast ganz ausgetrock- neten, grossen Salzsees, dessen gleichmässig flaches Bette sich bis zur mongolischen Grenze strecktund dessen Ufer besonders im nordöstlichen Winkel allmählich zu niedrigen Hügelketten auslaufen. Hier stehen wir auf dem Felde unserer Beobachtungen im Frühlinge 1856. Die Grenzwacht Kulussutajefsk mit ihren meistens dürftigen, hölzernen Häusern steht im Norden des Tarei-nor auf der Höhe, von welcher aus der Blick das öde, leere, grauweisse Tarei-Bette umfasst und südöstlich über die Höhen der sogenannten Blauen Berge (Kuku- chada) irrt. Im Vordergrunde, gleich am Fusse der Höhe, auf welcher die Grenz- wacht erbaut wurde, legten die Kosaken im lockern Sandboden einige dürftige Gemüse- Gärten an, welche sie sorgsam mit herbeigeholtem Strauchwerk einheckten. Die jungen Ornithologische Skizzen. 59 Zitterpappeln aus dem Walde von S’asutsche geben dazu das vornehmlichste Material und nicht selten sieht man diese todten, oft 5—6’ hohen Strauchwände auch mit Rohr durchsetzt und hie und da sind einige Kiefernbäumchen zwischengesteckt. In dieser Weise sind die neben einander liegenden Gemüsegärten vortheilhaft vor den heftigen Stürmen, die oft anhaltend einsetzen, geschützt. So unwesentlich nun dergleichen in bebuschten Gegenden sein mag, hier wird es während der Zugzeit für die kleinern Zugvögel von höchster Bedeutung. Gerade an und in diesen Hecken fand ich ohne Ausnahme stets die neuen kleinen Ankömmlinge. Hier ruheten sie, oder konnten sie bis hierher nicht gelangen, so musste man sie zwischen den hohen Carexhumpen und Hügelchen suchen, die in einiger Entfernung von den Gemüsegärten die sumptigen Ufer einiger Süsswasserlachen bedecken. Es befinden sich nämlich im Nordostwinkel des Tarei- beckens einige Quellen süssen Wassers, welche zusammensickernd neben einigen kleinen Dümpeln auch eine grössere Lache bilden, deren Ufer theilweise mit hohem Rohr be- wachsen ist. Eben diesem Rohr verdankt die Gegend und das Grenzdorf den Namen Kulussutai, da Kulussun im Mongolischen gleichbedeutend mit Rohr ist. Das süsse Wasser aber, welches sich hier in einem förmlichen kleinen Teichcomplexus sammelt, wird für die Rast der Zugvögel im Frühlinge von ebenso grosser Bedeutung, wie es über- haupt entscheidend wurde für die Ansiedlung der Russen und für die Concentrirung der No- maden in dieser Gegend. Denn bleibend süsses Wasser ist in der Mongolei selten nur zu finden und wir müssen nordwärts, wie auch südwärts von Äulussutai an 40 Werste reisen, ehe wir darauf stossen. Dort gelangen wir dann zum Onon, hier zur Uldsa und Imalcha. Erinnere ich nun noch daran, dass die hügeligen, nackten Steppen durchweg sehr spärlich nur mit Kräutern bewachsen sind, dass überall in ihnen der kiesige Boden ganz deutlich und unverdeckt dem Blicke sich zeigt, dass über diese Länder meistens ein frischer Luftzug weht, der Winter lange anhält, wenig Schnee bringt und erst im Mai die Flora erwachen kann, so habe ich damit im Allgemeinen genug über die Verhältnisse gesagt, die der Zugvogel hier trifft und kann nun die Beobachtungen selbst folgen lassen. März 6 '). Corvus Monedula vart. daurica und Otis Tarda, beide direct aus Süden anziehend. März 9. Tags zuvor und heute ziehen einzelne Thurmfalken (F. tinnunculus). März 10. Syrrhaptes paradoxus in kleinen Gesellschaften. Die ein- zelnen Paare trennen sich bald. Die Hoden der Männchen sind schon stark geschwollen. Das Brutgeschäft beginnt sehr 1) Alle Daten werden nach altem Styl aufgeführt. Die Temperaturen gebe ich am Rande an, sie wurden täglich dreimal, 6 Uhr früh, 2 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends abgelesen. Bis zum 14. März wurden keine meteorologischen Beobachtungen notirt. Man vergleiche übrigens meine Angaben in Bd. 23 der «Beiträge zur Kenntniss des Russ. Reiches>, p. 372 et seqt. * 60 Zug am Turei-nor. zeitig. Alauda brachydactyla stellt sich in grössern Schwär- men ein. 6 —12 0. stark. März 16'). Die ersten Vorzügler von Accentor montanellus erschei- 1 H sn.} Dub nen, man trifit sie nur sehr vereinzelt und ermüdet an. Sie 0 Sr suchen Schutz an den Hecken der Gemüse-Gärten. Ge still. März 17. Die ersten Feldlerchen lassen sich hören. Alauda brachy- n Fa sn.} Muschnach: dactyla und Al. mongolca schwärmen stark, namentlich rotteten Die Pe. sie sich gegen Abend bei Sonnenuntergang. Zur Mittagszeit lö- sten sich die Banden in kleinere Gruppen, besuchten dann die Schneeschmelzen, besonders an den Südseiten der Murmelthierbaue. 6 —8 NO. stark. März 19. Nördlich von Kulussutai auf dem 7 Werst von der ? Han sn.} ua Grenzwacht entfernten Salzsee werden die ersten Paare von 10 —8,5 N. schwach. Anas rutila gesehen. Am 22sten trafen abermals einzelne Paare der rothen Enten ein. Sie wechselten nach kurzer Rast am Ta- rei-nor von N.-O. nach S.-W., wahrschemlich um zu den entle- genen alten Bruthöhlen zu gelangen. 6 = still. März 23. Das erste Paar von Anas boschas wird erlegt. Weit und f } DErhgach. breit siebt man aber weder Stockenten, noch andere Süsswasser- Wine Den anatiden. Schon am 21sten hatte ich den ersten Schreiadler erlegt (Ag. naevia). cn 0: achapan. März 25. Die ersten weissen Bachstelzen werden gesehen. Es wa- 10 +45 still. ren ihrer nur wenige. Trotz des bedeckten Himmels sank die Temperatur an diesem Tage doch nicht bis zum Gefrierpunkte. In der Nacht vom 24sten zum 25sten fiel etwas Schnee, der aber am Tage ganz fortthaute. Ir still. März 26. In der Nacht vom 25sten zum 26sten war der Zug u N SW.schwach. der Vögel auffallend stark. Es war windstill. Anser grandis 10 +5,4 0. stark. und Anser cinereus trafen in ihren Vorzüglern ein. Anas gloci- Zans ruhete an den Süsswasserpfützen, begab sich aber schon Tags darauf zum Onon. Vanellus eristatus vermied jetzt noch die ihn später besonders fesselnden Ufer dieser Lachen, da hier noch überall dicke Eismassen lagen. Die Kiebitze zogen auf die hohe Steppe, um sich dort spärliche Nahrung zu su- chen. Sie flogen alle in östlicher Richtung, kehrten aber zur Nacht zum Tarei-nor zurück. In den Hecken der Gemüse- 1) Wir geben die Temperaturen natürlich als im Schatten ermittelt; wo ausserdem auch die Wärme in der Sonne abgelesen wurde, stelle ich neben die Ziffer die Buchstaben Sn. Die Angaben der Windrichtungen folgen unmittelbar nach den Temperaturen. Alle Temperaturen sind nach Reaumur’scher Skala notirt. Zug am Tarei-nor. 61 gärten bemerkte ich zuerst eine Pyrrhula erythrina und meh- rere vorzüglich alte Männchen von Zimberiza rustica. März 27. Nach einer sehr stürmischen Nacht (aus Osten) sah ich Sr en , ) : B N SO.-Sturm. am folgenden Morgen die ersten grauen Reiher und (die ersten 10 +7 SO.-Sturm. Schwäne (Ard. cinerea und Cygnus musieus), Kiebitze und weisse Bachstelzen trafen in grösseren Banden ein. März 28. Der Wind ging über Nacht nach N.-O. Es stiemte stark. s ee re = - } \ : Die ersten Exemplare von Anas acuta wurden angetroffen. Ausser- 10 +2 WNW. dem sah ich Cygnus Bewieküi in 3 Exemplaren, einige wenige von Larus canus. Anas boschas und acuta bildeten schon grosse Schwärme. Die Kiebitzbanden erhielten Zuwachs. Eimb. rustica wurde häufiger. Abends fällt das Barometer sehr stark (551,7 Ball). März 29. Die ersten Vorzügler von Stxicola saltatrie sind über Se NNO. stärk. Nacht angelangt. Anas acuta wird sehr gemein. Das Wetter +15 Sn. BEST 0 Me 10425 still. bleibt sehr ungünstig für die Zugvögel. ö März 30. Buteo ferox, Circus cyaneus und Milvus wiger sind da. 847, still. Auch die Schreiadler werden jetzt erst häufiger bemerkt. Die _ +12 Sn. |NW.schwach. 710 4830 % still. erste Bande von Zmb. pithyornus, welche nur aus alten Männ- chen besteht, hält sich bei den Häusern des Dorfes, namentlich in der Nähe alter Kehrichthaufen auf. Die beiden Geschlechter dieser Ammernart ziehen in gesonderten Schaären. März 31. Die ersten Saatgänse ziehen. Am Tage war der Himmel $+03 _ NO.schwach. bis gegen Mittag leicht bezogen. Nachmittags gruppirten sich in sn} Ei Wolkenmassen. Abends nach Sonnenuntergang setzten zweimal j De starke Windstösse aus N.-W. ein. April 3. Seit dem Abend des 2ten wehte es stark aus O. In der ale a Nacht steigerte sich dieser Wind zu heftigem Sturm, welcher a os na im Verlaufe des Tages etwas nach S. umging und in gleicher / j Stärke anhielt. In der Nacht vom 2—3ten kamen die ersten Vorzüglerbanden von Anser cygnoides an. April 4. In der Nacht vom 3—4ten ging der Wind aus O.-S.-O.nach 81? W-schwach. W. über. Am 4ten früh trafen die ersten Brandenten (A. Ta- yofPxeursion. dorna) und die ersten schwarzen Störche (Cie. nigra) ein. Jetzt erst wanderte Falco aesalon durch diese Gegenden. April 6. Es hielt der Sturm, welcher in der Nacht vom 4—-dten el Ei de aus N.-W. plötzlich begann, dann nach N. eing, bis gegen Rn is Sn. sarah en Abend des 5ten an. Dann folgte schwacher W.-Wind, der sich aber bald zu N.-W.-Sturm steigerte und bis gegen Abend des 62 Zug am Tarei-nor. 6ten wüthete. Am Ödten las ich 2 Uhr Nachmittags nur +2° und Abends 10 Uhr nur +1° ab. Am Morgen dieses Tages mag sich die Kälte wohl bis auf S° belaufen haben (es wurde die Beobachtung nicht abgelesen, aber die betreffende Notiz er- wähnt in dem meteorol. Journal der auffallenden Kälte am 5ten früh). Endlich muss noch erwähnt werden, dass in der Nacht von 5-- 6ten etwas Schnee fiel. Trotz dieser so widerwärtigen Wetterzustände, trafen die Krickenten in der Nacht vom 5 — 6ten in grosser Anzahl am Tarei-nor ein. Sie hielten sich jedoch sehr versteckt zwischen den Carexhügelchen, welche die sum- pfigen Ufer der Süsswasserlachen dicht bedecken. Die grauen Reiher sind besonders am Uldsabache sehr gemein geworden. 6—1 0. stark. April 7. In der Nacht zum 7ten iror das Wasser der Pfützen 2 +0,22 O.-Sturm. 10 —1,5 still. noch zu °/, Zoll dickem Eise und der anhaltende O. liess selbst um Mittagszeit das Quecksilber sich kaum über den 0-Punkt erheben. Am Uldsabache wurden die ersten Exem- plare von Grus leucauchen gesehen. 225 N.-Stum. April 12. Das Wetter verändert sich nicht zum Vortheile, der Be 2 +4,3 N.-Sturm. 0 +1,75 NW.schwach. 6 +1,75 still. 2 +12 i +155 Sn. Js 10 +4 OSO.schwach. meistens aus N. und N.-W. wehende Wind wird nicht selten zum Sturm. Abends und Morgens sinkt die Temperatur meistens bis unter den Gefrierpunkt. Am Uldsabache sind Tags zuvor die ersten weissen Kraniche (@rus leucogeranus) angekommen. Seit 3 Uhr Nachmittags fiel am 1I1ten Schnee. Am 12ten stellten sich neue Züge von Emberiza rustica ein. Die sehr ermüdeten Vögelchen ruheten in den Verstecken am Fusse der Hecken. Die untersuchten Magen derselben waren schlaff zu- sammengesenkt und ganz leer. April 13. In der Nacht vom 12—13ten beruhigte sich der am Abend aus N.-W. noch schwach wehende Wind vollkommen. Viele Zugvögel stellten sich ein. Die kleinern unter ihnen waren alle sehr ermüdet. So z. B. Sylvia cyanura. Dieser schöne Sänger, welcher auch in der blauen Varietät zu- gleich mit der gewöhnlichen Form ankam, versteckte sich auf das Sorgfältigste zwischen den vorjährigen Gräsern und Binsen. Auch diese Art hatte unmittelbar nach dem Zuge nichts im Magen und war so ermattet, dass man sie bisweilen ohne Weiteres mit der Hand greifen konnte. Die weissen Bach- stelzen und Zmb. pithyornus waren nun ganz gemein geworden. Das erste Exemplar von Turdus ruficollis, welches ausseror- Zug am Turei-nor. 63 dentlich scheu war, wurde in den Gemüsegärten bemerkt. Es war ein jüngerer Vogel. Zmb. pithyornus bleibt als ein ächter Wald- vogel gar nicht lange hier, schon am 14ten früh sah ich diese Ammern weit weniger, als am 13ten. Zu den bis dahin am Tarei-nor noch nicht bemerkten Arten gehörte noch Zarus argentatus vart. cachinnans, Anas falcata und Anas Querquedula. Die Sichelente hatte nur am Magenmunde einige frische Gras- keime, übrigens war ihr Magen straff mit grobem Quarzsande gefüllt, wie ich das bei fast allen frisch angekommenen Gralla- tores und Natatores gefunden habe, und worauf ich später noch- mals zurückkomme. Interessant aber war es im Magen einer Knäkente, zwischen den Quarzstückchen auch eine gute Anzahl einer Süsswassermolluske zu finden'). Diese Muscheln konnte der Vogel nicht gut in dieser Gegend gefressen haben, da hier noch dicke Eismassen auf dem süssen Wasser lagen. Er mag sie wohl weit aus dem Süden mit sich geführt haben. April 15. Die ersten grossen Flüge von Corvus corone ziehen in Sa N. stark. der Richtung N.-W. durch. Sie lassen sich hier nicht nieder, +178n.| NO- stark. fliegen nicht sehr hoch. Alte Männchen von Turdus ruficollis ae ee stellen sich ein. Die Bergtinken (Fr. montifriugilla) werden in kleinen Banden heute zuerst hier bemerkt. Gere ruhen sie auf den Höhen der trockenen Strauchhecken und sammeln in den ehemaligen Gemüsegärten allerlei Sämereien. Die ersten Eier von Anser cinereus werden jetzt schon am Uldsaflüsschen gefunden. April 18. Das Wetter blieb bis zu diesem Tage ziemlich beständig, es 6 +3 still. ner 3 Sa ga = 21125 still. gab keine Nachtfröste mehr. Nur in der Nacht vom 16 —17ten 10 +5 W. schwach. brach ein furchtbarer Orkan von O. her aus, und am 17ten fiel Regen und Schnee am Vormittage. Die Nacht vom 17—1Sten war still und der Himmel leicht bezogen. Die weissen Bach- stelzen sind ganz gewöhnlich geworden. Sie besammeln die bei dem Bersten der Eisschollen hervorgehobenen Schlammmassen, welche hie und da an den Rändern des Eises sich finden, und leben am Tage vornehmlich auf dem Eise. Neu angekommen ist unter anderen Charadrius cantianus. Die Schwärme, welche aus 20—30 Individuen bestehen, begeben sich am Tage auf die oft sandigen Stellen zwischen den Iris-Pflanzen (Iris ha- lophila), wo sie sehr eifrig und scheu hin und her laufen. Die Löffelenten (Ar. clypeata) und Anas Fuligula sind angekommen, 1) Näheres darüber -wird H. Dr. L. v. Schrenck seiner Zeit veröffentlichen. BR u 64 Zug am Tarei-nor. die ersteren in grosser Zahl, die letzteren in kleinen Banden. Von Anas Fuligula sah ich schon am 16ten einige Exem- plare. Die zu dieser Zeit eintreffenden Flüge von Emb. pithyornus bestehen nur aus weiblichen Vögeln. Ausserdem sah ich an diesem Tage zuerst emige Tofanus, die ich für F. calıdris und @lareola hielt. Das Brutgeschäft wird von einigen Vögeln schon stark betrieben. So z. B. sind die Eier von Buteo ferox zu finden. Anser cygnordes legt eifrig unweit des Uldsabaches und die hellgelben Bachstelzen (Mot. citreola) werden ver- einzelt am Tarei-nor bemerkt. Al R April 19. Numenius (wahrscheinlich «ustralis) zieht, ist aber so . stark. . x h still. scheu, dass man gar nicht zu Schuss kommen kann. In den Niederungen des Onon-borsa-l"lüsschens wird Plataleu leuco- rodius geschossen. Nach der Aussage der dort lebenden Burjäten soll der Löftelreiher schon am 16ten angekommen sein. en April 22. Bis zu diesem Tage weheten vorwaltend starke und kalte stull. r* a . . - still. N.-W.-Winde. In Folge dessen fiel in der Nacht vom 20 —21sten die Temperatur bis fast zum Gefrierpunkte. Am Morgen des 22sten fiel Schnee, der aber gegen Mittag schon fortthaute. Die Inseceten-Welt erwacht mehr. Heute wurden einige Exem- plare von Biston (Nyssia) Zonarius gefangen. Turdus varıus ist angekommen (selten), hält sich in den Gemüsegärten auf. Strir Otus wird zuerst bemerkt. Die ersten Exemplare von Sylvia au- rorea und von Anthus arboreus werden erlegt, 3 Wiedehopfe sind da. Die Eier von G@rus leucauchen werden gefunden. Die grauen Reiher haben ihre Nester auf den Aral-Inseln restaurirt und Eier gelegt. Turdus ruficollis wird häufiger. Gegen Abend sah ich die ersten kleinen Banden von Charadrius curonicus, Tags darauf hatten sich schon die Paare getrennt, frühere Acker- felder wurden von ihnen besammelt. Die erste Bekassine (Se. gallinago) wird geschossen. NO.schwach. April 23. Zarus ridibundus im ausgefärbten Sommerkleide wandert nordwärts. Einige graue Kraniche, die hier recht selten sind, werden am Tarei-nor zuerst bemerkt. Vom Wiedehopfe waren jetzt mehr als 20 Exemplare in Kulussutai. Diese Vögel sollen den Termin ihrer Ankunft nach der Aussage hiesiger Jäger und Nomaden stets sehr genau einhalten, nämlich vom 22—23sten eintreffen. Cuculus canorus wird in wenigen Exem- plaren gesehen, sehr bald verlassen die Kukuke diese buschlosen Zug am Tarei-nor. Gegenden und begeben sich zum mittlern Onon. Auch hier verfolgen die kleinen Sänger den Kukuk eifrig. Die erste Zmb. pusilla wird erlegt. April 24. Trotz der nun schon so vorgerückten Zeit der Früh- lingsperiode bleiben die Wetterverhältnisse doch recht ungün- stig. So fiel das Thermometer am 23sten Abends 10 Uhr noch bis zum Gefrierpunkte bei windstiller Atmosphäre. Die Jungfrauenkraniche (@r. Virgo) hatten sich in grosser Häufig- keit eingestellt. Der Zug der Schwäne findet besonders stark an diesem Tage statt und zwar nicht von 8. nach N., sondern von S.-W. nach N.-O. Die hier lebenden Jäger wollen be- merkt haben, dass die Schwäne stets diese Richtung auf dem Zuge einhalten. Turdus ruficollis erscheint in neuen, zahl- reichern kleinen Banden. April 25.. Die kleinen Gänse (Anser Temmincki) erscheinen jetzt erst. In diesem Jahre sind sie gar nicht häufig. Numemius wird ungleich häufiger. Anthus arboreus ist über Nacht in grosser Anzahl angezogen. Die Vögelchen tummeln sich zwischen den dürren Juncuspflanzen an den Süsswasserlachen. Die Lach- möven lassen sich öfter wahrnehmen. April 27. Jetzt findet man viele Aphodien und kleine Staphilinen, die beiden letzten warmen Tage waren überhaupt für die Ent- wickelung der Insecten und Pflanzen sehr fördernd. Es treffen um diese Zeit besonders Süsswasserenten in grossen Zügen ein. Arten, die bis dahin nicht schon erwähnt wären, wurden auch nicht bemerkt. u April 28. ZRecurvirostra Avocetta zieht in kleinen Banden gegen den Wind. Anas Tadorna lebt nicht selten schon in Paaren. ‘ Man sieht indessen auch noch ungetheilte Banden, die gemein- schaftlich sich auf die hohe Steppe am Tage begeben, um Nah- rung zu suchen. Die Hauptzüge von Anas Crecca und Anas Querquedula fallen am Tarei-nor ein, sie bedecken buchstäb- lich die sumpfigen Ufer der Süsswasserlachen. April 29. Man sieht oftmals die Numenius-Züge in Keilform gegen N. wandern. Die Avocetten werden häufiger und halten sich vornehmlich am salzigen Wasser des Tarei-nor auf (am so- genannten Bjelloje osero). Seit einigen Tagen werden jetzt die wenigen Saatfelder hergestellt, welche man besonders mit Buchwaizen besät. Die Jungfrauenkraniche besuchen diese Felder 6 +1,25 2 +10,5 +13 Sn. 10 +4 6 +7 2 4115 10 +6 6 +4 2 +10 +12 Sn. 10 +1,75 65 W. stark. NO. stark. 0. schwach. 0. } NNO. O. schwach. W. kalt. still. still. N. kalt. NNW. sehr stark. NW. kalt. 66 Zug am Tarei-uor. und beginnen sich zu paaren.: Man sieht ihre graziösen, förm- lich tanzenden Bewegungen. Ne a April 30. Motacilla citreola wird häufiger ‘bemerkt. Auch diese 10 +4 W. schwach. Art besammelt die nun theilweise schon stark abgethauten Eis- schollen, ‚auf «denen die Schlammlagen zusammenfielen. ° Fulica atra lebt recht häufig auf dem süssen Wasser. Der grösste Theil der Krickenten ist gepaart. Die erste Hausschwalbe (Z. urbie«) wird Abends an den hohen Geröhren, welche um die Süsswasserquellen ‚wachsen, gesehen. Syrrhaptes paradoxus sind zu finden. Nest fast ganz vollendet. Die fortlaufenden meteorologischen. Beobachtungen, welche ich überhaupt am Tarei- nor machte, werden in extenso im 3ten Bande dieses Werkes abgedruckt werden; ich glaube mich hier nur auf einige, besonders in die Augen fallende Facta beschränken zu müssen. Diese Facta werden aber zur Genüge darthun, wie gross und plötzlich die Schwankungen der Luftteınmperaturen hier sind. Folgende beide Tabellen mögen dafür sprechen: Die ersten Jungen von Circus cyaneus hat das Temperatur Temperatur Alter Styl. | Stunde. im Sakntlen. under Kennel Barometer. | Wind. Bemerkungen. | \ | Mai. 1. 6 früh. + 2 + 825 | 5544.80. klar. 2 N.-Mitte.‘| + 13,5 + 16 555, +125|8. mässig bezogen. Mai 4. 6 früh. 4290,5 + 16,75 ı 555,3-+17 SO. ‚ klar. |2 N.-Mitte. | + 27,5 + 30,5 551,7 +17 |S.-Sturm. klar. 10 Abd. | +7 2 553,5 +17 | NO.schwach.| klar. SERIEN TSEREHBEN . 12:5 " N atom Mai 10. |6 früh. | -40225 fehlt. 547,5 + 8 |NO.-Sturm. | bezogen. 2 N.-Mitte. | + 17 _ 546,1 + 11 | N.-Sturm. ab und zu Regen. 10 Abd. + 235 = \ „346,1 + 10,5 | W. stark. bei Sonnenuntergang klar. Mai ll. | 6 früh. | + 35 +8 | 5442 + 7° | dito. | einzeln Gewölk. || 2 N.-Mittg. + 875 —_ 542,8+12 | dito | bezogen. 10 Abd. | +3 — | 543,9 + 10 | — , nur im W. bezogen. Jener Südsturm, der unter dem 4. Mai 2 Uhr Nachmittags notirt wurde, begann gegen 3 Uhr plötzlich sich sehr zu steigern. Schon seit 12 Uhr Mittags war die Hitze ausser-- ordentlich drückend, sie wurde mit dem Einsetzen des Orkans unerträglich. Dieser Sturm erfasste auf seinem Wege über die trockene Tareifläche so viel vom salzigen Staube, dass er wahre Wolken davon vor sich trieb, durch welche man die Sonnen- scheibe nur feuerroth erblickte. Gegen dieses Beispiel so gesteigerter Hitze zu Anfang des Mai-Monats bietet nun das vom 10Oten und l1ten aufgeführte, welches sehr niedrige Temperaturen um die Mitte dieses Monats constatirt, einen recht auffallenden Contrast. Im Adontscholon-Gebirge war in der Nacht vom 10—11. Mai 11g—2’ Schnee ge- fallen. Dieses Gebirge dürfte aber kaum 700° höher mit seinen Gipfeln gelegen sein, als unser Beobachtungsort am Tarei-nor. Zug am Tarei-nor. über den Zug des Geflügels fort. Mai 1-2. In der Nacht kamen die Hauptzüge der gemeinen Be- Mai Mai kassine an. Abends wechselten sie auf dem Striche. Ich sah sie eine mehr westliche als südliche Richtung auf dem Zuge einhalten. Am Abend nämlich brechen «die Fortziehenden, wenn die Dämmerung bereits eingetreten ist, auf. Dergleichen sah ich besonders auch im Herbste. Die Hauptschaaren von 7o- tanus calidris sind erschienen. Zu ihnen gesellten sich die er- sten kleinen Tringa (T. Temminckü). Ardea stellarıs, für die hiesigen Gegenden eine grosse Seltenheit, wird in den Sümpfen angetroffen. Um diese Zeit versammeln sich die Jungfrauen- kraniche zur Nacht an den Ufern des Tarei-nor zu grossen Gesellschaften. Sie lärmen und schreien dann beständig und kämpfen wahrscheinlich um die Weibchen. Das Eis der Süss- wasserlachen ist grösstentheils verschwunden. Die Frösche lassen sich nun hören (Rana vespertina?). 3. Sowohl Turdus ruficollis, wie auch besonders Scolopaz gallı- nago und Fulica atra stellen sich in neuen Zügen ein. Zmbe- riza pusilla ist nun in den Hecken der Gemüsegärten sehr ge- mein. Auf den frisch hervorkeimenden Grastrieben sieht man die gelben Bachstelzen (M. flava) sich tummeln. Larus argen- tatus vart. cachinnans brütet gesellschaftlich auf den Aral- Inseln. In der Vegetation der Steppen lassen sich bedeutende Fortschritte wahrnehmen. @agea uniflora und kleine Frühlings- potentillen blühen. Curculiomiden und kleine Laufkäfer werden oft unter Steinen gefunden. 4. Turdus varius erscheint wieder. Ausserdem sieht man die ersten Vögel von T. obscurus. 5. Nach dem Orkane aus Süden (siehe obige Tabelle) bemerkte man am 5ten früh Mof. sulphurea in wenigen Exemplaren. In den Hecken der Gemüsegärten tummelten sich einzelne Paare des kleinen Fliegenfängers (Musc. parva). Die meisten Bekas- sinen, welche sich bis zum 4ten am Tarei-nor aufhielten, sind nun fortgezogen. Totanus calidris, Glareola und ochropus im Vereine mit Tringa Temminckii beleben nun die Ränder der Süsswasserlachen. 6. Sylvia kamtschatkensis ist angekommen. Ein Zug, aus etwa 67 Wir fahren nun in unsern Mittheilungen Die Beobachtung siehe oben in der 6 +6,75 2 +21 +25 Sn. 10 +10 Tabelle. still. \ still. O. schwach. Die Beobachtung siehe oben. 6 +14 2 +17,5 10 +11,5 6 +145 2 +14,5 10 Vögelchen bestehend, ruht in den dichtesten Hecken der 10 +8 ONO. stark. O. schwach. still. SO.-Sturm. W. stark. N. mässig. 63 6 +8 N. stark. Mai 2 1145 N. 10 4925 still. 6 +8 0. stark. Mai 2 4145 YANn +16 Sn. ne 10 +3 W. mässig. 6+25 N.mäsig. Mai DCIEIO IDEEN! 0 + 5,5 NNO.schwach. Die Beobachtungen ver- Mai gleiche oben in der Ta- belle. Zug am Tarei-nor. Gärten. Die Männchen ziehen von den Weibchen gesondert, 9 der angekommenen Männchen wurden heute und in den näch- sten Tagen erlegt. Das 10te Männchen liess ich absichtlich leben. Es war nach wenigen Tagen verschwunden. Erst am 22. September desselben Jahres sah ich in derselben Hecke, wo im Frühlinge die 10 Vögel gelebt hatten, ein altes Männ- chen wieder. Ich glaube, dass viele Zugvögel sehr genau die Lokalitäten, welche sie auf dem Hinzuge berührten, auch im Herbste wieder besuchen. Sowohl diese Sylvia, wie auch die nunmehr häufigeren kleinen Fliegenfänger, hatten stark ge- schwollene, blaugraue Hoden. Am heutigen Tage erst kam mir das erste Pärchen von Zmb. aureola zu Gesichte und: das erste Männchen von Sylv. coerulecula wurde erlegt. Sonder- barer Weise tummelten sich heute auch 3 Kirschkernbeisser (Coccothraustes) und ein grosser Buntspecht in den Hecken herum und zwar da, wo man junge Kiefern neuerdings dazu verwendet hatte, um schadhafte Stellen auszubessern. Es ist wahrscheinlich, . dass diese Vögel, wenigstens der Buntspecht sicherlich, aus dem Kiefernwalde bei S’asutsche hierher be- suchsweise gekommen waren. 7. Drei bis dahin hier noch nicht bemerkte Singvögel wurden an diesem Tage zuerst gesehen. Es sind Sylvia cyane Pall., Saxicola rubicola vart. Hemprichi und Muscicapa cinereo-alba. Alle drei waren recht selten. 8. Der heutige Tag lieferte mir eine wichtige Beobachtung. Zum ersten Male sah ich hier einen Schwarm, aus etwa 80 In- dividuen bestehend, vom hochnordischen Pleetrophanes lapponica im vollkommenen Sommerkleide. In so südlichen Breiten, bei so vorgeschrittener Jahreszeit und den angedeuteten Witterungs- verhältnissen musste das befremden. Die Vögel schwärmten erst Abends aus den Salzsteppen des Tarei-nor zum süssen Wasser, um zu trinken; sie waren ausserordentlich schen. 9. Anthus campestris wird heute zum ersten Male gesehen und erlegt. 10—11. In Folge der heftigen N.-O.- und W.-Winde und der zugleich eintretenden Kälte kommen kleine Singvögel um. Besonders litt dabei Motacilla sulphurea. Dergleichen hat Pal- las schon in Daurien wahrgenommen; er erwähnt davon im II. Bande seiner Reise, p. 186. Zug am Turei-nor. Mai 12. Besonders zahlreich waren die grossen Pfuhlschnepfen (Lim. Mai Mai aegocephala) jetzt hier eingetroffen. Sie zogen aber in den nächsten Tagen davon, und nur wenige Paare verblieben hier und schickten sich zum Brutgeschäfte an. Die früher so häufigen Saatgänse waren nun schon gar nicht mehr am Tarei-nor anzutreffen. Charadrius mongoleus wird zuerst auf den salzdurchdrungenen Ufern des sogenannten Weissen Sees (Btı0oe o3epo) in zwei Schwärmen gesehen. Die Vögel waren ungewöhnlich scheu. Sie schwärmten Abends an den Ufern des Tarei-nor und einzeln kamen sie auch zur hohen Steppe und liebten hier die zwischen den Caraganen-Gebüschen gelegenen Vertiefungen des Bodens, welche nicht selten mit losem Flugsande gefüllt waren. Zm- beriza spodocephala wird jetzt erst bemerkt. Die hohen Geröhre zieht diese Ammerart jedem andern Aufenthaltsorte vor. Die kleinen Banden von Oygnus Bewicküi halten sich ebensowohl in den Niederungen des Onon-borsa-Baches, wie auch am Dsün-Tarei auf. Die Süsswasserenten sind fast alle gepaart. Nur Pfeif- und Spiessenten sieht man noch geschaart, namentlich sind die letztern ausserordentlich gemein. Von Anas Tadorna giebt es hier, wie auch am faulen Meere gewisse Banden, die dem Brutgeschäfte gar nicht nachgehen und während des Som- mers beisammen bleiben. 13. Jetzt erst sind die Süsswasserpfützen ganz vom Eise befreit. Nun verschwinden von diesen Lachen auch die wenigen Exem- plare des Podiceps suberistatus, welche seit dem Beginne des Mai-Monats darauf gelebt hatten. Ebenso verliess nunmehr auch der kleine Säger (Mergus albellus) den Tarei-nor. Man sah ihn überhaupt nur Ende März bei Kulussutajefsk häufig. Später frequentirte er vornehmlich die seichtern und ruhig fliessenden Nebenarme des Ononflusses. Dagegen fiel es mir sehr auf, wie auf der grossen Süsswasserlache sich einige Weibchen von Anas fusca eingefunden hatten, die, wic es schien, hier ganz bleiben wollten. Männchen sah und erhielt ich nicht. Die Jäger versicherten, es bliebe diese Tauchente wirklich hier. 14 und 15. In der Nacht vom 14—-1l5ten trafen trotz des widerwärtigen Wetters viele Rauchschwalben in der rothbäu- chigen Varietät ein und auch eine grosse Anzahl der Mauer- segler (Cyps. Apus). Alauda brachydactyla brütete. Vom Lanius phoenicurus bemerkte ich jetzt die ersten Exemplare, die sich 6 2 10 vo 10 +4,25 +12,25 +15,25 Sn. +5 69 W. Iw N.schwach. so. O. stark. NO.- Sturm. N.stark. 0. 6 +6,75 2 +10,25 10 +9 +9 +9,3 +7,75 > Ger) 6 +12,25 2 +16,5 10 +12,75 O. schwach. Mai still. Zug am Tarei-nor. in den Spitzen der verdorrten Hecken zu schaffen machten. Die Vorzügler von Sylvia supercihosa sind am 15ten früh da, sie halten sich in den jetzt etwas belaubten Curaganen (miero- phylla)-Gebüschen auf. Sowohl sie, als auch die wenigen Exem- plare der schönen Muscicapa nareissina, welche ich hier fand, waren sehr müde. Von diesem aus Japan bekannt gewordenen Fliegenfinger konnte ich 2 Exemplare lebendig ergreifen, so ermattet waren sie. Ebenso ging es mir am Abend, als ich in den geschützten Gemüsegärten die seltenen, kleinen Roth- ammern traf. Es waren die ersten Ankömmlinge, die ich dort sammelte. Syrrhaptes brütet in einzelnen Paaren zum 2ten Male. 16. Wir sehen, dass trotz der so vorgeschrittenen Jahres- zeit doch die Luft noch sehr kühl ist. Nachmittags fiel heute der erste erquickende Frühlingsregen, welcher 4 Stunden an- hielt. Zirundo riparia ist häufig. Nachzügler von Pyrrh. ery- thrina sind ermüdet angekommen. Caprimulgus wird jetzt erlegt. Motaeilla flava und citreola beschäftigen sich eifrig mit dem still. 0. Mai O0. stark. W. stark. SO. Mai D. SSO.schwach. Fortpflanzungsgeschäfte, die erstern betreiben im Rohr den Nestbau. 17. Von der schönen Syl. (Lusciola) cyane Pall. werden meh- rere Exemplare angetroffen. Die Hauptzüge von Emb. aureola treffen jetzt ein. Zmb. rutıla und Lamius phoenieurus sind eben- falls wieder angekommen. 20. Die Temperatur steigerte sich am 19ten um 2 Uhr bis auf 17,5° im Schatten und auf 21,25° R. in der Sonne. Vornehmlich weheten die Westwinde. Die Entenzüge sind alle fort. Nur die brütenden Paare blieben hier. Mit Sylora cyane und Emberiza rutila ist der Zug am Tarei-nor beschlossen. Bis zum 24. Mai war Grus Virgo durchweg gepaart. Recurvi- rostra hatte Eier. Nur Anser cygnoides trifft man in Schaaren am Tarei-nor an. Sie bestehen aus solchen Vögeln, die nicht mehr brutfähig sind. Durchmustern wir die am Rande aufgeführten meteorologischen Beobachtungen und sehen zugleich nach, an welchen Tagen vornehmlich die Vögel am stärksten zogen, so werden wir finden, dass der grösste Andrang der Zugvögel gerade dann stattfand, wenn die widerwärtigsten Wetterverhältnisse sich darboten. Im März-Monate geschah dies in den Nächten, welche dem 16ten, 19ten, 25sten und 27sten und im April in denen, die dem 3ten, 4ten, 7ten, 13ten und 22sten vorangingen. Es lässt sich aber sehr wohl be- greifen, wie gerade der dem Vogel auf seiner Reise entgegenwehende Wind, der sein 4“ zo Zug am Tarei-nor. 7 Gefieder an den Leib drückt und dadurch die Erkältung des Körpers. verhindert, ihm vortheilhafter auf dem Zuge ist, als seitwärts oder gar von hinten kommende Luftströ- mungen. Bei dieser Gelegenheit muss ich aber noch einiger Beobachtungen gedenken, die ich schon einstens in der Krym machte und in der Mongolei «durch eine Reihe gleicher Ergebnisse vervollständigen komte. Es ziehen nämlich, wenn ich aus den mir vorliegenden Facten auf alle Stelzer und Schwimmvögel schliessen soll, diese Vögel mit steinerfülltem Magen. Keinesweges verwechsele ich, indem ich dieses behaupte. die in Rede stehende Erscheinung mit jener, welche sehr oft das Vorhandensein von einzelnen Quarzstückchen und Sandgrus zu jeder Jahreszeit bei den (Gallinaceen, den Grallatores und Natatores eonstatirt. Wurden im Frühlinge die anziehenden Stelzer oder Anatiden nur gleich nach ihrer Ankunft erlegt, so fand ich stets ihre Magen ganz straff mit (Quarzen und Sand gefüllt, so straff, dass bis zum Magenmunde die Höhle davon voll- kommen eingenommen wurde. Einige der besonders auffallenden Beispiele hierfür theile ich weiter unten mit. Jedenfalls findet erst nach der Ankunft die allmähliche Entleerung des Magens von diesen Steinchen statt. Ruhe nach dem angestrengten Zuge ist den Vögeln das erste Bedürfniss; später erst befriedigen sie den Hunger. Ich habe das be- sonders bei den kleinen Singvögeln recht deutlich beobachten können. Absichtlich liess ich einzelne, die sich an den Hecken versteckt hielten, ungehindert; beobachtete sie, ging zu wiederholten Malen an demselben Tage wieder zu ihnen, störte sie nicht und salı sehr wohl, wie die armen, ganz ermüdeten Geschöpfe zusammengekauert in ihren \Ver- stecken blieben. Nun aber sind es gerade diejenigen Vogelarten, bei denen ich den Magen mit Steinen und Sand ganz erfüllt fand, welche die anhaltendste, ausdauerndste Bewegung während des Zuges zu machen haben und von denen keiner in kleinen Etappen zieht; ich glaube daher, dass jene Steinchen, welche die Füllung des Magens bezwecken, den Hunger abstumpfen, ebenso wie wir ja wissen, dass es Menschen giebt, die Iirdarten geniessen und dass in der Noth der Mensch sowohl wie auch das wilde Thier ') zu solchen Substanzen seine Zuflucht nimmt, die gar keinen oder doch nur einen sehr ge- ringen Nahrungsstoff enthalten und nur mechanisch das Gefühl des Hungers beschwich- tigen. Aus der grössern Zahl meiner Beobachtungen mache ich hier die nachstehenden bekannt: Grus leucogeranus, am 12. April geschossen, hatte in seinem Magen nur milchweisse (Quarze, meistens von der Grösse einer grauen Erbse. Einige Wurzelstückchen und halb- verdaute Stoffe fanden sich mit diesen Steinchen zusammen. Das Gewicht der Steinchen betrug 2 Unzen 1 Drachme und 1',, Skrupel = 15,31 Solotnik. Grus leucauchen, vom Uldsaflüsschen am 7. April gebracht, hatte Steine gleicher Beschaffenheit im Magen, aber die Wurzelchen und jungen Pflanzentriebe liessen sich häufiger bemerken. Das Gewicht betrug 1 Unze 2 Drachmen und 1 Skrupel = 9,03 Solotnik. 2 1) Hierbei sei erwähnt, dass die Wölfe im Winter bisweilen, wenn sie sehr ausgehungert sind, Lehm fressen. 72 Zug am Turei-nor. Grus leucauchen am 12. April erlegt; bei diesem Vogel waren die Steinchen ohne irgend welche Beimengung im Magen, sie hatten kaum die Grösse weisser Erbsen und wogen im Ganzen 1 Unze 1 Skrupel — 7,29 Solotnik. Anser cinereus, am 26. März am Tarei-nor erlegt, hatte im Magen nur groben Quarzsand, in welchem die grössten Stückchen die Grösse eines Buchwaizensaamens nicht übertrafen. Das Gesammtgewicht betrug 1 Unze 3 Drachmen = 9,95 Solotnik. Anser segetum, am 2. April am Tarei-nor erlegt, hatte im Magen viele Wurzeln und verhältnissmässig weniger Steine. Bei einem Exemplare wog der ganze, getrocknete Inhalt 1 Unze '/, Drachme, bei einer 2ten hingegen nur Y, Unze ',, Drachme — 7,14 und 3,51 Solotnik. Bei Anser cygnoides, die am 3. April geschossen wurde, fand ich nur 3 Drachmen — 2,62 Solotnik reinen Quarzsand. \ Am 30. und 31. März wurden 2 wilde Stockenten (Anas boschas) erlegt; der Sand in ihren Magen war mit Lepidiensaamen untermischt. Bei dem ersteren dieser Vögel wog ich 1 Drachme ', Skrupel, bei dem letztern 2 Drachmen 1 Skrupel = 1,02 und 2,05 So- lotnik Quarzsand. Auch die bei Anas acuta gefundenen Gewichte weichen hiervon bei zweien Exemplaren vom 27. März wenig ab. Bei einer dieser Enten wogen die mit Saamen gemischten Kiese 3 Drachmen '/, Skrupel, bei der andern nur 1 Drachme '/, Skrupel = 1,90 und 1,02 Solotnik. Bei Anas Querguedula, die am 13. April erlegt wurde, fanden sich Saamen und Sand zu ziemlich gleichen Theilen. Der Mageninhalt dieses Vogels wog nur 0,44 Solotnik. Die über den Rückzug der Vögel am Tarei-nor ermittelten Daten sind, da ich eine geraume Zeit während des in Daurien schon so frühzeitig eintretenden Herbstzuges noch im Apfelgebirge beschäftigt war, nicht so vollständig. Sie beschränken sich auf nachstehende Mittheilungen. Mit dem 29. Juli rotteten sich die Totanus- Arten (Glareola, cahdrıs) im südliche Theile des Apfelgebirges (Altansk). An den Bächen, die dort vom Sochondo kommen, versammelten sich diese Vögel und pfiffen beständig, auch waren sie sehr scheu und am 30sten verschwunden. Diese Gegenden liegen aber in den Thalsohlen bedeutend höher (3500’), als das Tareibecken, weshalb die früher eintretenden Nachtiröste auch einen so zeitigen Aufbruch des Geflügels bedingen mögen. Nichts desto weniger sah man doch ein- zelne Paare der Hausschwalben zum 2ten Male das Brutgeschäft betreiben. Die Jungen von Grus Virgo waren noch nicht ganz flügge. Juli 30. Scolopax gallinago und besonders Sci. stenura sind in den Sümpfen der bewaldeten Gebirgsgegenden gemein. Zimosa aego- cephala und Vanellus eristatus votten sich. Die alten Phuhl- schnepfen trugen durchweg das ausgefärbte Winterkleid. @rus Viryo stellt mit den Jungen Flugübungen an, wobei die letztern beständig schreien. Die 7ringa-Arten rotten sich. Zug am Tarei-nor. Juli 31. Am Dschindagatai-See sind die Pfuhlschnepfen und Tringa subarquata in grossen Banden gerottet. Diese Vögel sind ausserordentlich scheu. Die Jungen von Anas rutila sind noch nicht ganz flügge. August 1. Hirundo urbica stellt gegen Abend gesellschaftliche Flug- übungen an, wobei die Vögelchen sehr hoch schwärmen. August 2. Corvus Monedula v. daurica übt sich ebenfalls, in grossen Banden gerottet, mit den Jungen im Fliegen. August 3. Tringa Temminckü und minuta sind zum grössten Theile gerottet. Nur selten stösst man auf einzeln lebende Exem- plare in den Sümpfen bei Kira. Scolopax stenura ist hier die prädominirende Art. August 12. Heute konnten die Beobachtungen über den Herbstzug Abd. 10 +9 still. am Tarei-nor beginnen, da ich Abends zuvor die Grenzwacht Kulussutajefsk erreicht hatte. Scolopax gallinago liegt in ungeheurer Menge in den Sümpfen bei dem Dorfe. Die Süss- wasserenten sind alle schon mit den diesjährigen Jungen an- gelangt, aber so scheu, dass man gar nicht zu Schusse kommen kann. Gesellschaften von Zimosa aegocephala halten sich an den Rändern der Süsswasserpfützen auf. Totanus calidris ist zum grössten Theile schon fort, man bemerkt nur einzelne, wenige Exemplare. Die Bachstelzen leben jetzt noch familien- weise. Der Ammerzug hat noch nicht begonnen. Die Schwa- nengänse rotten sich zum Fortziehen, sie schwärmen in grossen Banden und ruhen in den Salzebenen am Tarei-nor. August 13. Grus Virgo trifft Abends am Tarei-nor ein, zieht schon in Keilform geordnet an. Nächtigt am Tarei. Zmb. pu- silla erscheint in Familien. Die ersten alten Männchen von Emb. chrysophrys sind ebenfalls da. Sie leben am Boden an den Hecken der Gemüsegärten. Von ziehenden Sylvien ist noch keine Spur wahrnehmbar. Die Bachstelzen schnappen auf den Wiesen nach Mücken, wobei sie sich, in kurzen Sätzen flatternd, 1—2’ über den Boden erheben, dann förmlich rütteln, schweben und die Insecten in der Luft haschen. August 14. Die Bachstelzen rotten sich, nächtigen gesellschaftlich in den Geröhren an der grossen Lache. Hier beunruhigen sie Abends noch nach Sonnenuntergang die Weihen und F. aesalon. Anas Orecca ist stark gerottet (fertige Winterkleider). 6 +8,5 2 +14,75 10 +10,25 6 +6,75 10 73 still. NW. still. still. Inw. stark. still. 74 6 +6 2 +14,25 +18 Sn. 10 +9,75 6 +6,25 2 +16,5 +21,75 Sn. 10 +11,5 6 +12,25 2 415,75 10 +11 6 +7,25 N. stark. N. stark. still. still. In . schwach. still. still. NO. stark. still. NW. still. still. NW. stark. still. Zug am Tarei-nor. August 15. Bei starkem N.- und N.-W.-Wind erheben sich die Jungfrauenkraniche sehr hoch, immer in einzelnen Banden, die sich zum Fortziehen gebildet hatten. Sie kreisten dann und stiegen in Schraubenlinien immer höher, dabei wurde eifrigst geschrieen. Später liessen sie sich dann nach und nach wieder auf die Hochsteppe nieder. Die beiden Zocustellen (certhiola und locustella) trifft man einzeln in den Binsen und Carex- Gräsern an. Die ersten Vorzügler von Sylvia superciliosa und Fringilla montifringilla halten sich in den Hecken der Gemüse- gärten auf. Von den Ammern ist nur E. pusilla zu sehen. August 16. Sylvia superciliosa wird häufiger. Sie besuchen am Tage die hohen Chenopodienfelder in der Nähe des Dorfes, begeben sich zur Nachtruhe gemeinschaftlich in die dürren Hecken. In der Nacht vom 15—16ten sind die meisten Jung- frauenkraniche fortgezogen. Ebenso der grösste Theil beider Schwalbenarten (H. rustica vart. rufa und H. urbica). Dagegen ist das Blaukehlchen erschienen und Zocustella certhiola vart. Ochotensis wird häufiger. Auf den Salzebenen des Tarei-nor leben vornehmlich nur Schwanengänse und einige rothe Enten (A. rutila). Circus, Milvus und Falco aesalon jagen Abends die kleinen Singvögel, die sich zur Nachtruhe sammelten. August 18. Emb. chrysophrys ist häufiger. Emb. aureola traf ein. Das Zippen der Ammern, die alle sehr lebhaft und unruhig sind, lässt sich in der Nähe der Grenzwacht überall vernehmen. Am Abend wird heute Jynz torquilla erlegt. August 19. Sazicola rubicola wird erlegt. Zu den früher schon beobachteten Ammern hatten sich noch besonders junge Vögel mit den Weibchen von Emb. spodocephala und Emb. rutıla gesellt. Die alten Männchen der Ammern scheinen gesondert zu ziehen. Im Herbste wenigstens stiess ich vornehmlich nur auf die Weibchen mit ihrer diesjährigen Brut. August 20. Die 3 Muscicapa-Arten (M. sibirica, cinereo-alba und parva) sind angekommen. Grus Virgo ist zur Seltenheit ge- worden. Die noch nicht vermauserten Exemplare von Anas rutila sind noch da. NW. stark. August 21. Zwei grosse Züge von G@rus leucogeranus: ziehen durch. \ W. stark. still. Die Vorzügler von Sylvia cyanura sind da. Die Ammern ver- mindern sich. Die Hauptzüge sind fort. Zug am Tarei-nor. August 22. Sylvia kamtschatkensis und Sylvia Schwarzi sind ange- kommen, beide leben in den Hecken der Gemüsegärten. Die Stockenten und Spiessenten treffen in grössern Schaaren ein. Züge von Numenius (australis) und von Machetes ziehen in der Richtung S.-S.-W. durch. Sie fliegen nicht hoch. Die Be- kassinen liegen nicht fest, sind unruhig. Die Fliegenfänger schnarren beständig in den Hecken. Einzelne Jungfrauenkraniche halten sich noch in den Buchwaizenfeldern auf. August 23. Zwei Thurmfalken sind ap Tarei-nor erschienen, sie jagen die kleinen Vögelchen in den Hecken. August 24. Anhaltender Regen und starker Wind aus Osten, der sich gegen Abend noch verstärkt. 2 Uhr nur +8°. August 25. Circus aeruginosus wird im Geröhr bemerkt. Syl. cya- nura ist sehr ermüdet, angekommen, sie sucht an und selbst in den Wohnungen Schutz. Anas rutila rottet sich jetzt, die Vögel lärmen dabei beständig, ihr Abzug steht nahe bevor. August 26. Turdus obscurus wird zum ersten Male im Herbst ge- sehen. Die Bergfinken werden häufiger. Scol. gallinago ist noch recht gemein. Hoch in der Luft sieht man jetzt noch krei- sende Kraniche. August 28. Buteo ferox ist auf dem Durchzuge. Während der Jagden, welche ich heute und gestern der Antilopen wegen in den Steppen östlich von Dsün-Tarei anstellte, traf ich diese Bussarde in grosser Zahl an. Grus Monachus ist noch da. August 29. Muscicapa luteola wird jetzt in den Hecken der Ge- müsegärten angetroffen. Mehrere kleine Ammern werden todt gefunden, der heftige N.-W.-Sturm mag wohl die Ursache ihres Todes gewesen sein. Gegen Abend wird Motacilla sul- phurea bemerkt. August 30. Sehr vereinzelt bemerkt man jetzt noch hie und da eine Rauchschwalbe. Grus leucauchen zieht gegen Abend. Die Enten hatten sich vom Tarei-nor alle in die Niederungen des Onon-borsa-Baches begeben, welche gegenwärtig über- schwemmt waren. Immer ziehen grössere Banden der Berg- finken an. Die Nachzügler von Emb. aureola, spodocephala, pusilla und rutila weilen noch in den Gemüsegärten. Sylra cyanıra wird nur vereinzelt angetroffen. Sylvia superciliosa ist häufig. 6 +6,5 still. 2 +11 10 488 still. 6 +7,2 NW.schwach. 2 +12,25 je 0 i0a WO, m zZ 6 +7 0. stark. 2 +10,5 SW. stark. 10 +10 still. 6 +8 still. 2 +14 NW. stark. 40 +9,5 NO. mässig. Beobachtungen der Tem- peraturen fehlen. 6 +6,5 en 2 +13,25 +17,5 Sn gN W.-Sturm. 10 +9 still. 6 +8,25 still. 2 +12 +16,75 Sn.|NW. 10 +6,5 NW. schw. +18 Sn. 10 +4,5 6 +2 2 +9 10 +3 6 —0,75 2 +8,25 +16 Sn.} 10 +3,25 Zug am Tarei-nor. NW. August 31. Der erste Frost hatte in der Nacht stattgefunden. } Nynpark Emberiza pithyornus stellt sich ein. Abends sah ich diese Am- san. mern nicht mehr. Dagegen war Accentor montanellus erst am Tage angekommen. Die meisten Exemplare von Sylvia super- ciliosa, so wie die Fliegenfänger sind fort. Ardea cinerew rastet noch. Anas rutila trompetet beständig. Kraniche sind nirgends mehr anzutreffen. N. stark. September 1. Alle gelben Bachstelzen waren davongezogen. Von N lesi den Ammern wird nur noch Emb. pusilla gesehen. Abends NDaphran. trifft ein Zug von Emb. pithyornus ein. Die Locustellen sind fort. Anthus arboreus ist sehr unruhig. Sylvia superciliosa ver- weilt noch in einzelnen Exemplaren. 0; schwach. September 2. Die Trappen rotten sich und ziehen. Motacilla alba SO.schwach. und sulphurea bleiben noch. Alle Charadrien-, Totanus- und Tringa-Arten sind fort. Die Ufer des Tarei-nor sind verlassen. Emb. chrysophrys schliesst sich ab und zu den kleinen Banden von Emb. pusila an. Die Berglerchen schaaren sich. Die letzten Schwanengänse (Ans. cygnoides) ziehen. Die Zwerggans trifft . ein. Anas Tadorna ist noch hier. 2: mukeie. September 3. Die Ammern (Zmb. pusilla) und weissen Bachstelzen „Sturm. N. mässig. halten das Unwetter in den Gemüsegärten aus. N. stark. September 4. In der vergangenen Nacht hatte es stark gefroren. N. stark. Die Gemüsegärten sind wie ausgekehrt. Von 7Totanus Glottis =; wird heute noch ein Exemplar erlegt. Milvus und Circus sind fort. Die Bachstelzen sind fort. Sehr vereinzelt trifft man noch hie und da eine Rauchschwalbe oder weisse Bachstelze an. Anser cygnoides wird nicht mehr gesehen. Buteo ferox ist noch auf dem Durchzuge. Vanellus ceristatus bleibt noch. September 5 und 6. Es wurden keine erheblichen Beobachtungen gemacht. Am 6ten regnete es beständig. Am 5ten bemerkte man nach einer kalten Nacht Emb. pithyornus und einige Emb. pusilla. a re September 7. Trotz der starken Nachtfröste, die jetzt regelmässig still. eintreten, sah ich heute noch eine Familie Rauchschwalben. Nur selten treibt man aus den Sümpfen eine Bekassine auf. Anas Tadorna und An. rutıla sind sehr unruhig. still. September 8. Die Hauptzüge von Sylvia cyanıra kommen an. a0; Anser segetum und cinereus ziehen. Anas boschas, acuta und a Orecca sind noch hier. Zug am Tarei-nor. 77 September 10. Anas Olangula trifit ein. Anas Tadorna ist nicht 6 pa Blue mehr zu finden. Anthus arboreus hält sich noch im Rohr der 10 +7 still. Sümpfe auf. September 11. Bei Sonnenuntergang zieht Scolopav gallinago fort. 5 EN N.schwach. Anas Fuligula findet sich nebst neuen Anzüglern von Anas +11 Sn N : . Re . 10 +1,5 N W.schwach. Clangula ein. Die Saatgänse ziehen heut ganz besonders stark. vr September 12. Der Zug der Saatgänse findet in gleicher Stärke Sa still. statt. Anas strepera wird erlegt. 113,25 Sn IN. stark. 10 +0,75 "N.schwach. Bis zum 16. September war das Wetter immer stürmisch und über Sa 7° Wärme wurden Nachmittags 2 Uhr nicht abgelesen. Die ı0 —ı N.-Sturm. letzten Singvögel: Anthus arboreus, Motacilla alba, Sylvia super- ciliosa und Sylvia cyanura sind nun fortgezogen. Emb. pusilla ist verschwunden, dagegen sieht man Emb. Schoeniclus vart. passerina. Die Bekassinen sind alle fort. Mergus albellus hält sich nun in grösserer Zahl auf den Süsswasserlachen auf. Von den Süsswasserenten sieht man noch einzelne Banden der Stock- und Krickenten, so wie auch von Anas acuta, strepera und cly- peata. Saatgänse ziehen noch. Fast alle rothen Enten sind fort. Die Schwäne halten sich am Tarei-nor in diesem stür- mischen Herbste gar nicht während des Zuges auf. Emberiza rustica bleibt bis zum ersten heftigen Schneegestöber (24. Sept.) an den bebuschten Ufern des mittlern Onon. Die Kiebitze sind gerottet. Noch am 19ten sieht man die Banden. Von nun an stellten sich regelmässige Nachtfröste ein. Nur am 18ten stieg das Thermometer Nachmittags 2 Uhr auf +9°. Später betrug die Temperatur 2 Uhr Nach- mittags nicht über 44° und am 20sten 6 Uhr früh wurden —6° abgelesen. Dabei hielten die N.-W.- und N.-Winde an. Am 24sten begann mit Sonnenaufgang ein un- gemein starkes Schneegestöber, welches bis zum 25sten gegen Mittag ununterbrochen anhielt und an vielen Stellen in den Gebirgen die Wege dermaassen verschneite, dass die Communication selbst zu Pferde auf 4 Tage unterbrochen wurde. Am 25. September sah ich auf den Inseln des Onon bei der alten Festung Tschindantsk noch einzelne verspätete Nachzügler von Sylvia cyanura, aurorea und superciliosa. Am 20sten wurde noch eine Rauchschwalbe bemerkt. Zu den Tauchenten hat sich auf dem Onon auch Anas penelope gesellt. Alle Süsswasserenten sind fort. Um diese Zeit trafen nordische Vogelarten ein, so besonders Pyrrhula longicauda und Bombycilla Garrula. Nach jenem Unwetter beobachtete ich am 26. September noch ein- zelne Rudel der Saatgänse, ferner Corvus Monedula vart. daurica und Cor. corone, einige 78 Zug am Tarei-nor. Wachteln, ein Pärchen von Columba Turtur vart. gelastis, ein Exemplar von Turdus ob- scurus und wenige von Sylvia aurorea und cyanura. Der Herbstzug der Vögel durch die nördliche Mongolei wird hiernach in einer kürzeren Zeitdauer vollbracht, als der Frühlingszug, und die eben genannten Arten be- schliessen ihn im letzten Drittel des September-Monats. Nun liegen die Hochsteppen in ihrer winterlichen Oede vor uns und bieten das Bild, welches wir oben schon in flüch- tigen Zügen skizzirten. I. RAPACES, 1. Gypaätos barbatus L. Bei den S’ojoten im östlichen Sajan mit der mongolischen’ Benennung Jellö bezeichnet (sie sagten, dass sie den eigentlich dem Lämmergeier in ihrer Sprache zukommenden Namen vergessen hätten) !). Bei allen mongolischen Völkerstämmen Jellö (ist aber vornehmlich nur den Bewohnern der Waldgebiete dem Namen nach bekannt). Dieses Wort ging auch als mongolisirtes Adjectivum in den Sprachgebrauch der Grenzkosaken über, welche einige Thäler und Felsen als Jellotwi Pad und Jellotui. Kamen (Imroryi nayb, Imroryfi kamen, auch Ianoroi) bezeichnen. Den Birar-Tungusen war die Benennung der Daurenfür den Lämmergeier bekannt, nämlich Salbär, sie selbst aber nennen ihn Jello. Bereits Pallas führt ebensowohl in seiner „Zoographia Rosso-Asiatica“ ?), als an mehreren Stellen seiner „Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches“ Th. II, auch für den Süden von Ost-Sibirien einige Lokalitäten an, wo er damals noch diesen Vogel antraf. Seit seiner Zeit aber, scheint es, haben die scheuen Lämmergeier wenigstens das unmittelbare Grenzgebiet überall geräumt und finden sich über sie nur noch unter den Jägern Erzählungen, welche es ausser Zweifel stellen, dass früher @ypae- tos hie und da in den Hochgebirgen überall hauste. Namentlich findet man dies durch eine Anzahl von Lokalbezeichnungen bestätigt, welche an den betreffenden Orten ganz sprachgebräuchlich geworden sind und denen das mongolische Wort Jellöo (Pallas schreibt: .Jelloo) zu Grunde liegt. 1) Der Stamm der S’ojoten ist dem Aussterben nahe. Ihre Sprache soll dem turko-tatarischen Idiome sich anschliessen, meistentheils abersind sie durchihren Umgang mit den Burjäten im Okathal, bei denen sie meistens auch ihre Weiber freien, sowohl in Sprache wie in Sitten mongolisirt. 2) I, p. 373. 80 Gypaetos barbatus. Durch Gebler wurde das Vorkommen des Bartgeiers im russischen Altai') schon gegen das Ende der dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts zuerst vermuthet und bald darauf thatsächlich bestätigt ?); dann von H. v. Brandt die Identität der Art mit dem Lämmergeier Central-Europa’s und des Kaukasus (siehe ebenda p. 296) erwiesen. Oest- licher die Altai- und Sajan-Kette verfolgend, gelang es bis jetzt nur Nachrichten über das Vorkommen des Lämmergeiers einzuziehen. In den von mir besuchten Gebirgsgegenden wurde er auf russischem Boden nur im Gebiete der mittlern Oka, also in dem durch Karagassen bejagten Ergik-Targak-Taigan erkundet. Alle ührigen Nachrichten, welche am Bai- kal, im Apfelgebirge, in Daurien und der Mandshurei einliefen, lauteten dahin, dass, obgleich von den Jägern dem Namen nach fast überall gekannt, der Bartgeier dort nicht mehr lebe. So fehlt er denn auch jener bis 8300’ hohen Abzweigung des Apfelgebirges (Sochondo), deren Nordseite die Ingoda entspringt. Zwar findet sich an der Südseite des Sochondo im Aguzakan-Thale ein Lämmergeierfelsen ’) (Jellobaiza der dortigen Tungusen) und auch ein Bartgeierbächlein, allein der Vogel, welcher diese Oertlichkeiten früher bewohnte, hat sie lange schon verlassen. Indessen ist es gewiss, dass im Kentei jetzt noch @ypastos lebt. Schon jenseits unserer Grenze, am mittlern Laufe des Kyrkun, welcher vom Sochondo her den Bukukun aufnimmt, leben die Bartgeier jetzt noch. Es wird nämlich das rechte Kyrkun-Ufer durch eine hohe Gebirgskette, die rothen Berge (ulan-chada der Mongolen), begrenzt; ein Theil dieser rothen Berge führt den Namen Zongolok und auf diesem leben die Bartgeier. Leider aber blieben die Jagden, welche ich dort im Juli 1856 des Vogels wegen anstellen liess, erfolglos. Im russischen Daurien lebte Gypaetos vor 31 Jahren (1830) noch an derselben Lokalität im Adontscholon- Gebirge, wo er von Pallas 1772 beobachtet wurde. Mit dem allmählichen Rückzuge der Argalschafe ‘) in südöstlicher Richtung verschwand auch @ypaetos aus diesen Gegenden; alte Jäger, die dort wohnen, wissen, dass sie nicht vertilgt wurden, aber sie sagen, es seien die häufigen Nachsuchungen, welche man im Adontscholon der Topase und Be- rylle wegen früher gemacht habe, die Ursache gewesen, dass diese scheuen Vögel die Brutplätze verlassen hätten. In Chingan-Gebirge und am obern Amur erfuhr ich bei den Eingebornen Nichts über @ypastos, dagegen deuteten die Birar-Tungusen nach Süden und erklärten, dass der grosse Vogel Salbär dort lebe. Die Schwungfedern und besonders die des Schwanzes werden von den Mongolen ebenso wie die entsprechenden Federn der Adlerarten theuer bezahlt. Die Leber und be- sonders die Luftröhre und die Lungen finden in der lamaitischen Arzneikunde bei Schwind- süchtigen Verwendung und haben einen hohen Preis. Die lamaitischen Priester lassen sie sich sogar aus Tibeth kommen. 1) Memoires des savants etrangers T. III, St.-Ptbrg. 1837, p. 528. 2) Bulletin seientifique T. VI, St.-Ptbrg. 1839, p. 293 und £. 3) Vergl. Beitr. zur Kenntniss d. R. R. B. XXIII, p. 467. 4) Vergl. Bd. I meiner Reise, p. 241. Agua vumperialis. 81 *%. Aquila imperialis Bechst. Wird von den Burjäten und Tungusen der Hochsteppen zwar von Agq. naevia e. vart. unterschieden, nicht aber von Ag. fulva, den sie Jike-Burgut (auch Jeke) nennen. Ein junges (noch nicht 2jähriges) Weibchen des Königadlers brachte ich aus den daurischen Hochsteppen mit, es wurde dort am 1/13. April 1856 am Tarei-nor erlegt und trägt ein durchweg stark abgeriebenes Jugend-Kleid, in welchem nur einige Schwingen- federn zweiter Ordnung frisch sind. Von der Mauser auf dem Körper sind jetzt noch gar keine Spuren vorhanden. Nach der Mauser dieses ersten Jugendkleides sollen nach S’ewerzoff’s Untersuchungen ?) bei den W. dieser Art die weissen Schulterfedern erscheinen, während das an männlichen Thieren erst nach der 2ten Mauser stattfindet. Am vorlie- genden Exemplare finde ich durchaus keine Andeutung dieser weissen Schulterfedern. Im Vergleiche zu jungen Thieren dieses Adlers, wie ich sie in dem östlichen Steppen- theile Tauriens selbst beobachtete und wie sie mir aus dem Orenburgischen durch des verstorbenen Professors Eversmann Freundlichkeit m Kasan zur Benutzung ge- zeigt wurden, ist das Weibchen aus Daurien namentlich auf der Brust dunkler braun, obschon auf jeder Feder sich der hell lehmgelbe, in’s Graue ziehende Schaftfleck deutlich absetzt und keine Feder hier die Frische und das Dunkel des 2ten Kleides besitzt. Nicht minder spricht sich auf dem Rücken durchweg eine etwas dunklere Nüance des braunen Gefieders aus; die helleren Schaftflecken sind sehr schmal und in Folge der ungemein starken Abnutzung des Kleides schwanden die helleren Ränder der einzelnen Federn mehr oder weniger und fehlen hie und da schon ganz. Wenn man nun weiss, dass dieses Kleid trotz seines Dunkels schon stark abgebleicht ist (1. April erlegt), so darf man wohl behaupten, dass damals, als es wuchs, es sehr viel dunkler noch gewesen sein muss und hierin von dem Gefieder des jungen Königadlers Ost-Europa’s abweicht. In Bezug auf die Angaben S’ewerzoff’s über den Kleiderwechsel dieser Art (vergl. l. c. p. 329 und fig.) bemerke ich, dass ein in der Mauser stehendes Orenburgisches Exemplar, welches Eversmann der Akademie einsendete, diese Angaben entschieden bestätigt. Die Mauser ist namentlich über den obern Körpertheil des Vogels, eben sowohl vorne als auch hinten, stark verbreitet und zwischen die alten, abgeriebenen, hellen Federn des Jugend- kleides schieben sich vom Unterschnabel an, den Hals abwärts über die Brust, die tief dunkelbraunen, etwas violett schimmernden Federn des 2ten Kleides. Auch ist bereits eine der langen weissen Schulterfedern vollkommen ausgebildet. Hiermit stehen die An- gaben Naumann’s jun. ”), welcher bis zum fertigen Kleide eine viermalige Mauser im 1) Vergl. S’ewerzoff, Iepioxuueckia asıeHia 836 ıxusuu sebpei, mus u rarp Bopouexckoä ry6epniu, 1855, p. 276—277. 2) I. A. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Bd. XII, p. 24 und fig. 11 82 Agınla imperiahs. Verlaufe von 6 Jahren als üblich annimmt, im Widerspruche, wie dies Herr S’ewerzoff auseinandersetzt. Das Exemplar äus der Mongolei anbelangend, wäre Folgendes noch zu bemerken: Den Schwanzfedern fehlt jede Spur hellerer schmaler Querbinden, nur die abgenutzten Enden der Steuerfedern sind schmutzig gelblich umrandet. Das 5te Schild auf dem vordersten Gliede der Mittelzehe ist vorhanden, giebt aber durchaus keinen Arten-Charakter ab, wie Eversmann') schon erwähnt. Das zum Vergleiche vorliegende, oben schon erwähnte Exemplar aus den Orenburgischen Steppen hat auf beiden Füssen nur 4 Schilder an den betreffenden Stellen, von denen auf dem rechten Fuss das 3te (von vorne) der Quere nach getheilt ist. Ueber das Vorkommen dieser Art im Russischen Reiche erstreckten sich bis jetzt unsere Kenntnisse mit Sicherheit ostwärts nur bis in die südlichen Vorberge der Altai- Kette und die an sie grenzenden Steppenländer ?); durch das Auffinden ostwärts in den mongolischen Gebieten erweitert sich also die Kenntniss seiner Verbreitung sehr bedeutend. Freilich muss Ag. imperiahs hier zu den grössten Seltenheiten gehören und scheint die be- waldeten Gebirge gar nicht zu bewohnen, denn aus diesen brachte ich nur Ag. Chrysaetos mit, der wiederum die waldlosen Hochsteppen auf das Entschiedenste meidet. Soweit übrigens meine eigenen Beobachtungen über diese Art reichen, kann ich nur sagen, dass auch in Taurien ein Gleiches stattfindet; dort sind es vorzüglich die südöstlichsten Strecken der Halbinsel, wo der Königsadler haust, und aus denen er viel eher nordwärts sich in die Ebe- nen begiebt, als westwärts in der bewaldeten Gebirgskette der Südküste lebt. Er schliesst sich in seiner Lebensweise weit mehr an Ag. naevia c. vart., als an den Goldadler an und Naumann’s jun. Mittheilungen (l. ec. p. 27) über Lebensweise und Fortpflanzung kann ich aus eigenen Erfahrungen nur bestätigen. Indem wir nun wieder die allgemeine Verbreitung von Ag. imperialis in’s Auge fassen, sehen wir ihn in einer breiten Zone westlich besonders im östlichen Nordafrika häufig aufreten, den 10° nrd. Breite);nach Süden noch überschreiten, was er in Asien ebenfalls thut, da ihn Sykes in Vorderindien und Hodgson in Nepal fand’). An der Fauna Südeuropa’s im westlichern Theile dieses Erdtheils betheiligt er sich nur selten, wird dagegen im Osten desselben da häufiger, wo ost- und westwärts vom südlichen Ural- Gebirge sich die Ebenen zu dehnen beginnen. In das Faunagebiet des ganzen schwarzen Meeres ist er mit eingeschlossen und in dasjenige des caspischen gleichfalls, auch in Per- sien ist er gefunden und die hohe Kaukasuskette setzte seiner Verbreitung keine lokalen Grenzen. Wie in Europa, so scheint auch ‘im östlichen Sibirien der 50—51° n. Br. 1) Bulletin de Moscou, 1848, p. 205. 2) Hierbei erinnern wir daran, dass Ag.£Chrysaötos Pall. weder von Blasius, noch von Bonaparte oder Naumann mit Ag. imperialis Bechst. identificirtjwurde. Dagegen führt das Citat Pallas l.c. p. 347 — Chrysaötos L. zur Synonymie mit dem Steinadler, dem auch: Ag. nobilis Pall. entspricht. 3) A Catalogue of the Birds in the museum of the East-India Company. Vol. I, p. 48. Aqua Ohrysastos. : 83 etwa seine nördliche Verbreitungsgrenze anzudeuten '), welche am Ostabhange des südli- _ chen Ural indessen etwas mehr nordwärts zu ziehen ist. Hier nun, so wie östlich in den südlichen Vorbergen des Altai und südwestlich dann an der Ostküste Afrika’s findet er sich am häufigsten. Die Schwung- und Steuerfedern aller grossen Adler werden von den mongolischen Völkerstämmen gerne gekauft und oft theuer bezahlt; theils finden sie zur Herstellung der Pieile ihre Verwendung, theils auch sieht man sie nicht selten auf den Altären lamaitischen Cultus. 3. Aquila Chrysaätos L. Bei den S’ojoten im östlichen Sajan: Charsagum oder Charsagu. Bei den mongolischen Völkerstämmen Transbaikaliens Jehe- oder Jike-Burgüt. Bei den Birar-Tungusen der alte Vogel Mur«, der junge Vogel Kegran. Vom Goldadler, den wir, wie die meisten Ornithologen der Jetztzeit, mit dem Stein- adler (Ag. fulva L.) als eine und dieselbe Art betrachten und jener Spaltung, wie sie Naumann jun. versucht, nicht bestimmen können, brachte ich 2 schöne Exemplare, beide Männchen, aus Daurien mit. Sie wurden in dem Kiefernhochwalde am mittlern Onon (rechtes Ufer) erlegt, welcher als 10—15 Werst breiter Längsstreifen hier die mongolischen Hochsteppen einfasst, deren zahlreiche Nagethiere die vornehmlichste Beute dem Goldadler liefern. Das eine, am 27. Sept. (alt. Styls) erlegte Männchen ist ein junger Vogel, welcher die 2te Mauser überall vollendet hat und ein frisches schönes Kleid trägt, an dem die helle Befiederung der Tarsen, die breite weisse Schwanzfläche, so wie das noch matte helle Gelb der spitzen Kopf- und Nackenfedern das Zeugniss für die Jugend des Thieres ablegen. Zu den trefflichen Beschreibungen, welche Naumann jun. im 1sten und 13ten Bande seines Werkes (T. I, p. 210 und T. XIII, p. 28 und fig.) giebt, lässt sich nach den vorliegenden Exemplaren nichts Wesentliches hinzusetzen. An dem jüngern Vogel ist das Schwarzbraun des Bauches schon sehr rein und ohne weisse Fleckung, welche letztere nur hie und da auf der Brust bemerkbar wird. Der ältere Vogel, am 21. März (alt. Styls) ebenfalls am mittlern Onon erlegt, zeigt bereits auf dunklem Schwanzgrunde die grauen Zickzackbinden, jedoch nicht so 1) Wie bei allen grossen Raubvögeln, so kommen auch bei Ag. imperialis bisweilen Irrlinge vor, welche sich weit nordwärts verfliegen. Zwar zieht Gloger Ag. ChrysaötosP. zu Ag. imperialis Bechst., dernach Pallas in Kamtschatka vorkommt, jodoch liegen darüber keine neueren Beweise vor. * 84 Aqua Chrysaötos. durchgehend und gerade, wie sie Gould !) darstellt. Das Thier ist namentlich auf der obern Seite des Körpers stark in der Mauser und legt das einfarbig tief braune, gleichmässige Kleid an, welches alten Vögeln ohne ein Durchscheinen der weissen Basaltheile der Federn zukommt; diese letztern sind durchweg am Halse und auf der Brust leicht grau, werden auf dem Bauche etwas heller, bleiben aber auf dem Kopfe, dem Halse und vordern Theile des Rückens, sammt dem Flaume rein weiss. Ein Gleiches findet auch auf dem Rücken bis zum Bürzel statt und nur seitwärts bemerkt man mit den Schulterfedern das Weiss der Federgründe sammt der Lanugo an Reinheit verlieren und an Grau gewinnen. Das alte, stark abgeriebene und verbleichte Kleid, welches besonders auf der obern Körperseite stehen blieb und zumal in den Schwingen zweiter Ordnung sich findet, ist von der untern Körperseite schon fast ganz verschwunden. Das Mittelfeld der Brust zeichnet sich durch goldbraune Farbe aus und trägt an ein- zelnen Federn dunkle endständige Schaftflecken, seitlich dehnt sich ebenso, wie über den ganzen untern Körper, das gleichmässige Braun. Die untere Schwanzdecke ist rostgelb. Die zu jetziger Zeit (21. März alten Styls) schon so weit vorgeschrittene Mauser lässt wohl mit Sicherheit vermuthen, dass sie, da die Adler langsam mau- sern, vor circa einem Monate begann, also zu einer Zeit, in welcher diese Ge- genden noch oft von der ganzen Rauhheit des Gobi-Klima’s heimgesucht werden. Die als Ag. Ohrysaötos und Ag. nobilis von Pallas”) beschriebenen Adler halte ich für Indi- viduen verschiedenen Alters des Goldadlers und zwar ist Ag. Ohrysaötos ein altes Thier; es heist zwar in der Diagnose: «A. tibiis plumosis zwgricans», aber in der Beschreibung Seite 342: «Subcaudales, tibiaeque fere ad digitos vestitae, sordide fulvescentes, vel al- bidae». Im Uebrigen wüsste ich nichts ‚zu finden, was in der Beschreibung von Pallas, die er von Ag. Chrysaetos giebt, nicht zum alten Ag. Chrysaötos L. passe, sein Ag. nobilis ist aber zweifelsohne ein junger Ag. Ohrysaetos L., wennschon auch hier es in der Diagnose heisst: «Agq. tibiis plumosis, fusco-nigra» und dann in der Beschreibung eines jüngern Vogels (p. 340) dieselben weisslich angegeben werden. Die Verbreitung des Goldadlers ist eine ausserordentlich weitumfassende, da sie sich nicht nur über Europa und Asien, sondern auch über Nord-Amerika erstreckt. In unserm Reisegebiete wurde diese Art überall, vom östlichen Sajan-Gebirge an bis zu den südlichsten Punkten des mittlern Amur beobachtet. Nicht selten lebte der Goldadler auch am Baikalsee, schweifte aber nur zum Jagen aus den waldbedeckten Gebieten Dauriens in die Mongolei. Ungern setzt er sich auf den Boden und jene Gewohnheit, stunden- 1) The birds of Europe, vol. I, Blatt 6. Dem jungen Vogel auf dieser Tafel fehlt die helle Zeichnung der Kopfplatte und des Nackens gänzlich, auch bemerkt man keine Spur der an jungen Gold- oder Steinadlern so ge- wöhnlichen weissen Fleckung der Brust. Auch ist in beiden Abbildungen die Form und Stärke der Krallen nicht richtig wiedergegeben. 2) Zoogr. Ross-asiat., vol. I, p. 341 und fig. Agulla naevia. 85 lang auf diesem oder jenem Hügel der kahlen Steppen zu sitzen, wie sie besonders dem Schreiadler, und auch in geringerm Maasse dem Königsadler eigen ist, kennt der Goldadler nicht. Im Gegensatze zum Ag. imperialis, den er ebenso sehr an schlanker Körpergestalt, an edleren Formen, stärkeren Krallen, wie auch an Kühnheit und Kraft übertrifft, meidet er als Aufenthaltsorte die freieren, waldarmen Gegenden und sucht vielmehr die dichtesten Hochwälder der Gebirge auf. Den Horst legt er gerne in hohen Kiefern oder auf Balsampappeln an. Auch von diesem Adler werden die Steuerfedern bei den Mongolen hochgeschätzt, nichts desto weniger tödten sie ihn aus religiösen Vor- urtheilen nicht gerne. Geschieht es aber, dass einer verletzt oder gefangen wird, so muss er so rasch wie möglich todt geschlagen werden, widrigenfalls man sich den Zorn der bösen Geister zuziehen würde. 4. Aquila naevia Briss. Bei den Mongolen Torbadshi, weil die Schreiadler sich vornehmlich von den Murmelthieren (Tarbagan) ernähren. Wir sehen den sehr umfangreichen Untersuchungen, welche Herr N. S’ewerzoff über den Schreiadler bald veröffentlichen wird, mit besonderer Spannung entgegen. Seine Beobachtungen konnte er im Laufe der Zeit über mehr als 100 Adler dieser Art aus- dehnen. Auch er ist zu dem Resultate gelangt, die beiden Hauptformen des Schrei- adlers zu einer Art zu vereinigen. Aus den Daurischen Hochsteppen, woselbst diese Art recht häufig und über- haupt die häufigste Adler-Art Ostsibiriens ist, brachte ich 5 Exemplare und 11 Eier davon mit. Diese 5 Exemplare schliessen die, namentlich im S.-O. des euro- päischen Russlands häufige, grosse Varietät (Ag. naevia vart. orientalis mus. berol. — Ag. clanga Pall. — Ag. fusca, bifasciata und naevia Brehm, so wie den Aguila bifasciata Gray !) und endlich auch Ag. naevia L. = Ag. naevia Naum., Nachträge) 1) Bonaparte hat Ag. bifasciata J. Gray in seinem «Conspec. Gen. avium» Sec. I, p. 14 zwar noch als artlich verschieden von Ag. naevia Briss. aufgeführt, allein ein Exemplar der von mir mitgebrachten Schreiadler der Mongolei stimmt so vollkommen zur Abbildung Gray’s (IM. of Ind. Zool. Vol. II, Blatt 17), dass auch dieser Vogel, wie der Ag. bifasciata Hornsch, zu Ag. naevia Briss. gezogen werden muss. Ebenso werden Gray’s Ag. fulvescens, Ag. fusca (l.c. Vol.I, Blatt 27 und 29) und Ag. punctata (l. ec. Vol. II, Blatt 16) aller Wahrscheinlich- keit nach mit Ag. naevia Br. zu vereinen sein, und zwar der erstere als individuelle Abänderung, während an dem zweiten sich das Alter an der Färbung des Kleides betheiligen dürfte. Bonaparte zieht diese (l. c.) zu Agq. naevioides und fügt ihnen noch Ag. rapax Temm. und Ag. albicans Rüppel als synonym bei. Hierauf komme ich im Verlaufe meiner Mittheilungen eingehender zurück. Auch Ag. obsoleta Licht. aus Südafrika, den Gloger zu Ag. imperialis zieht, gehört zu Ag. naevia, wie E. v. Homeyer (Rhea I, p. 29) bereits andeutet. 86 Agua naevia. ein. Obgleich nun die mir aus Daurien vorliegende Suite nur so klein ist, bietet sie gerade treffende Belegstücke für die Identität der sogenannten Species, welche den angeführten Namen entsprechen. Es wird daher ein genaueres Eingehen auf die Einzelnheiten der Thiere nöthig sein und die voluminöse Literatur, welche dem Schreiadler sammt seinen zahlreichen klimatisch-geographischen oder Alters- Abände- rungen gilt, näher in Erwägung gezogen werden müssen. — Auch ich muss mich, wie es viele der neuern Ornithologen überhaupt und wie es bei letzter Gelegenheit insbesondere in Bezug auf die sibirische Ornis H. L. v. Schrenck (dessen Reise- werk Bd. I, Lieir. 2, p. 220) thut, zur einheitlichen Species des kleinen und grossen Schreiadlers bekennen, obschon einige so genau beobachtende Autoritäten unter den deutschen Ornithologen !) entschieden dagegen sprechen und sich unter den russischen Gelehrten die Stimmen für Zusammenziehen und Trennen des Aguila naevia Briss. (= clanga Pall.) und Ag. »aevia Linn. noch theilen 2). Drei meiner Vögel, von denen zwei Weibchen und einer ein Männchen, wurden in den Umgegenden des Tarei-nor am 2ten, 17ten April und am 10ten Mai alten Styls (das M.) erlegt. Es sind dies grosswüchsige, dem Ag. ümperialis gleichkommende Exemplare, die wir, da sie im Osten überhaupt ungleich häufiger als im Westen (Nord-Deutsch- land) zu sein scheinen, als Ag. naevia vart. orientalis = Ag. clanga Pall. bezeich- nen. Diese 3 Exemplare sind alte Thiere, in deren sehr verblichenem Kleide ein- zelne frischere Federn, vornehmlich auf dem Rücken, sich kenntlich machen. An dem ersten Exemplare ist das Gesammtgefieder aus zweien Kleidern zu- sammengesetzt, aber nirgends lässt sich eine Spur ‘der neu durchbrechenden frischen (dunklen) Federn bemerken (Weibchen vom 17. April 1856). Die Mauser hat an diesem Thiere noch nicht begonnen und dennoch trägt es 2 Kleider, nämlich ein ganz abgeriebenes, vor zwei Jahren gewachsenes noch vorwaltend, und das vorjährige. Die Schwingen 1ster und 2ter Ordnung, so wie die meisten Schwanzfedern, gehören der letztern Periode an. Auf den breiten Steuerfedern nehmen die grauen Quer- binden zwar bedeutende Felder ein, sind aber nicht durchlaufend, da sie den Rän- dern zu in einander übergehen, dem Schafte zu aber allmählich in Schwarz ver- schwinden. Bei meinen Exemplaren finde ich die Federn der obern Schwanzdecke keines- 1) So unter Anderen auch E. v. Homeyer, der neuerdings (vergl. Cabanis, Journal für Ornithologie 1859, p. 128—129) Ag. clanga als der Ornis Pommerns angehörend erwähnt; derselbe spricht sich aber in der Rhea (1846, p. 28) noch dahin aus, dass es in Pommern nur eine Art Schreiadler gäbe, scheint damals auch sehr ge- neigt gewesen zu sein, beide Arten als eine zu betrachten. 2) Kessler trennt sie in seinem «Pyrosoxerso Aa onperbıenig umumg etc.» p. 148; S’ewerzoff hingegen in den «IIepionueckia asıenia B» ausuu etc.» führt im Verzeichnisse Ag. clanga Pall. — Ag. naevia Briss. auf und bespricht 8.370 die Identität beider Arten eingehender, indem er besonders auf die variable Länge der Tarsen aufmerksam macht, welche als unterscheidende Merkmale bis jetzt von besonderm Werthe schienen. Agua naevia. 87 wegs mit «grossen weissen Federenden» (Naumann B. XII, p. 45), sondern viel- mehr '/), der Federlängen von der Spitze an schmutzig graubraun. Ebenso enden die matt rostrothen untern Schwanzdecken '/;, vor ihren Spitzen in eine erdbraune Querbinde. Auch die Hosen des eben in Rede stehenden Schreiadlers tragen 2 Kleider aus verschiedenen Zeiten, auf beiden finden wir kaum eine Spur der sehr verschmälerten hellen Keilflecke, wie sie die Federn junger Vögel dieser Art gemeinlich tragen. Das Kleid des Bauches und der Brust wechselt von schmutzig lehmbraun (verfleckt) zu hell erdbraun (frischer). Auf dem Rücken waltet letzteres vor, da die langen hinteren Schwingen sehr frisch aussehen und es fast bedenklich ist, sie dem vorjährigen Kleide noch beizuzählen. Der Hals und Kopf sind einfarbig, es scheint, dass im Osten dieser Adler nie den rostrothen Nackenfleck trägt (Naumann behauptet B. XII, p. 43, dass der Nackenfleck nicht rostroth, sondern nur lichter als das umstehende Gefieder sei); die zahlreiche Suite von Schreiadlern, die ich im Südosten des europäischen Russlands er- legte, trugen dieses Abzeichen ebenso wenig, als die Vögel vom Nordrande der hohen Gobi. Ueber die Maasse dieses Exemplares und der andern Thiere giebt die zum Schlusse der systematischen Erörterungen gefügte Tabelle nähere Auskunft. Das 2te Weibchen, am 2/14. April 1856 am Tarei-nor erlegt, weicht im Allge- meinen so gut wie gar nicht von dem eben besprochenen ab. Auch dieses trägt 2 Kleider und kann ich auch an ihm keine Spur junger, durchbrechender Federchen finden. Ein- zelne Federn des ältesten der beiden Kleider sind so stark vertragen, dass von ihnen kaum mehr als der Schaft übrig blieb. Eine interessantere und für unsere Zwecke namentlich werthvollere Tracht des Ge- fieders bietet das 3te Frühlings-Exemplar vom Tarei-nor, ein Männchen, welches am 10/22. Mai 1856 daselbst erlegt wurde. Die fahle graubräunliche, etwas in’s Lehmgelbe ziehende Farbe dieses Vogels finden wir über den ganzen Körper in grosser Gleich- förmigkeit verbreitet und erinnert sie schon sehr an Ag. bifasciata Gray. Der Wuchs aber dieses Männchens steht dem der vorhin behandelten Weibchen nicht nach, was doch gemeiniglich bei den Männchen der Schreiadler der Fall ist, nur in den Krallen finde ich Unterschiede, da diese bei dem vorliegenden M. schwächer sind. Unser fahl grau- gelbes Männchen trägt ein abgebleichtes und abgenutztes Gefieder, in welchem sich bis auf ein Paar hintere Schwingen, die matt braun sind, keine Spur neuerer Federn nach- weisen lässt. Nichts desto weniger aber lassen die Schwingen 2ter Ordnung und die obern langen Deckfedern des Flügels an ihren abgeriebenen Enden noch deutlich in Folge der blassen hellgelblichen Färbung, welche sie besitzen, jene 2 Binden erkennen, die Ag. bifasciata Gray nächst der grossen Bleiche des ganzen Kleides auszeichnen '). Wenn nun 1) Vergl. Gray’s Illst. of Ind. Zool., Blatt 17. .. Me in 88 Agunla naevia. freilich bei unserm Vogel die Dimensionen dieser Binden lange nicht so bedeutend sind, als sie die Gray’sche Abbildung giebt, so trägt er dafür einzelne der langen oberen und hintersten Deckfedern ganz weiss und die hervorstehenden Enden der Schafte ohne Fahnen lassen hier sowohl, wie an den Schwingen 2ter Ordnung, sofort auf das Alter und die Ab- nutzung dieser Federn schliessen. Nicht minder sprechen dafür auch die Enden der Schwanz- federn, deren untere Deckfedern in ein schmutziges Gelbweiss abblichen. In den kleinen oberen Deckfedern des Flügels lassen sich bei gleicher vorwaltender Farbe mit den Rückenfedern die etwas helleren Umrandungen wahrnehmen, und diese gewinnen wieder an einzelnen mittlern Deckfedern, die dem Flügelrande am nächsten gestellt sind, sehr an Breite, aber am Nebenflügelchen sehe ich ein so gleichmässiges Gelb nicht, wie es Gray zeichnet. Deutlicher noch finden wir an den untern Flügeldeckfedern die Hin- neigung zum Colorit jener südlichen hellen Varietäten der Schreiadler, ja hier sind an unserm Thiere fast alle längsten Decken schmutzig weiss mit mehr oder weniger aus- gesprochener irregulärer Oentralflammung von bräunlich grauer Farbe. So gehört denn dieses Exemplar in’ Bezug auf Wuchs entschieden zur grossen, dem Osten vornehmlich eigenen Varietät des Schreiadlers (Ag. naevia Briss. v. orientalis), der Färbung nach aber reiht es sich unmittelbar an Ag. bifasciata Gray, dessen Vaterland Indien ist. Mein 4ter Vogel, welcher gleichfalls Ende April am Tarei-nor erlegt wurde und dessen Geschlecht auf der Etiquette nicht angegeben, dürfte, dem Wuchse nach zu ur- theilen, ein Männchen sein und hält in seinem Gefieder überall so genau die Zeichnung und Farbe des Gray’schen Ag. bifasciata ein, dass über die artliche Identität beider Thiere gar kein Zweifel obwalten kann. Nur ist das Gray’sche Exemplar im frischen Gefieder, mein Vogel im abgetragenen. Auch an diesem Vogel suche ich vergebens nach frischen Mauserspuren. Seine allgemeine Körperfarbe ist bis auf die Schwingen und den Schwanz ein mattes, lehmgraues Gelb, welches namentlich an der untern Körperseite etwas mehr in’s Gelbe zieht und den Subcaudales zu heller und dort sogar schmutzig weissgelb wird. Auf dem Bauche sehen wir die Federn bald seitlich den Rändern entlang, bald im Centrum hie und da weiss gespritzt, jedoch fehlen die deutlichen Keilflecken, wie sie junge Vögel des Ag. naevia Europa’s gewöhnlich tragen. Solche Flecken sind nur an einzelnen der Bürzelfedern zu sehen und sind dort sehr stumpf und breit. Sehr deutlich heben sich die Binden des Flügels hervor, obschon die langen Deckfedern an einzelnen Stellen so stark abgenutzt sind, dass nur die Schafte stehen blieben. An den Schwingen 2ter Ordnung nehmen die weissen oder gelblich weissen Enden an Breite zu, je mehr man den Flügel von aussen nach innen verfolgt. Ein Gleiches findet auch bei den grossen obern Deckfedern statt und vom Ende der Nebenflügelfedern sehen wir die mittlern obern Deckfedern alle auch mit breiten, fahl gelblichen Enden, so dass hier also eigent- lich 3 Binden vorhanden sind. Das Nebenflügelchen hat hier schon ganz die Farbe, wie sie die Gray’sche Abbildung zeigt; hebt man aber die sich deckenden Federn ab, so sieht man die dunkle, mehr schwärzliche als braune Basalhälfte der einzelnen Federn. Ayuila naevia. 89 Die meisten der mittlern und langen obern Deckfedern, so wie auch namentlich die in- nersten Schwingen der 2ten Ordnung zeigen mehrere breite weissgelbe Querbinden auf den innern Fahnen, auf den äussern werden diese undeutlicher und grau. Diesen Adler, welcher der Grösse nach sich schon mehr dem kleinen Schreiadler, ‘ wie ihn die deutschen Ornithologen unterscheiden, nähert, als dem Ag. n«evia Briss., halte ich für einen jungen, einjährigen Vogel der hellen südlichen und besonders südöstlichen Farbenvarietät von Ag. naevia Briss. vart. minor. An Gray’s Ag. punctata deutet die starke Tüpfelung des Halses und Nackens das Kleid an, wie es die jungen kleinen Schrei- adler auch in Europa tragen, indessen fehlen überall am Rumpf und zumal auf den Hosen die charakteristischen Keilflecken des Jugendkleides; wiederum ein Beweis, dass dieselben nicht stichhaltig unterscheidende Merkmale solcher Arten sind. Der 5te meiner Vögel, ein Männchen vom 5/17. October 1856, welches unweit der alten Festung Tschindantsk erlegt wurde, ist entschieden ein junger, wohl noch nicht ganz ausgewachsener Vogel, dessen Federfahnen noch die Weichheit und geringere Dichtigkeit der einzelnen Bärtchen besitzen, wie sie ein Jugendkleid auszeichnet. Dieser Vogel entspricht nun auch in seiner Gesammtfarbe dem Jugendkleide des kleinen Schrei- adlers der Autoren, allein die helle Tüpfelung finden wir an ihm nur an wenigen der mittlern obern Flügeldeckfedern, am ganzen Rumpf, so wie am Hals und Kopf, werden wir davon nichts gewahr. Die eintönige, matt erdbraune Farbe des Unterkörpers endet nur auf den weichen untern Schwanzdecken in Hellgelb, bleibt durchaus rein auf den Hosen und Tarsen, spielt an einzelnen der hintern Bauchfedern in schmaler End-Abzeichnung in schmutzig Weiss, dehnt sich dann über den Leib, die Brust, den ganzen Hals und den Kopf. An diesem letztern ist keine Spur des rostrothen Nackenflecks. Hier und da schiebt sich auf dem Halse eine frische erdbraune Feder hervor. Die Zeichnung und Färbung des Rückens weicht von der dunklern der oben erwähnten Thiere wenig ab, die Federn sind aber frischer und besitzen schon einen schwachen Kupferschimmer, die obern Schwanzdecken sind schön hellgelbweiss (chamois). Am Schwanze, welcher bedeu- tend abgenutzt ist, nimmt die hellere Endbinde ein breites Feld (1'” frz.)') ein. Die Schwingen besitzen die 2 gelben Binden (Ag. bifasciata Br.), aber nur wenige (7—8) der mittlern oberen Deckfedern, und zwar die äusserst gelegenen, besitzen den ziemlich stumpfen, kurzen, gelblich weissen Endkeilfleck; ein Gleiches findet an den längsten Fe- dern des Nebenflügels statt. Im Uebrigen sind alle Flügeldecken oben und unten fahl erdbraun und unten die meisten der längsten weisslich gebändert oder gespitzt. 1) Originalmaasse von frischen Thieren gebe ich bisweilen im Meter und seinen Theilungen an; da es aber nöthig sein wird, zur Benutzung der von Pallas und anderen gegebenen Maasse die Messungen nach dem alt- französischen Fusse zu notiren, so soll dies in den meisten Fällen geschehen. 12 ; 90 Aguila naevia. Hierauf lasse ich die Ausmessungen meiner 5 Vögel folgen: Mongole ii. Aquila naevia Brisson. vart. orientalis major. ‚ vart. bifaseiata. | vart. minor. | adult. Weibchen. Männchen. | Juven.? juven. ae In sat 2. Sr 4. 5. Totallänge (Schnabel- bis Schwanzspitze). | 30" 4” | 29,5” | PR 29,5” 26” Flügellänge, vom Bug bis zur Schwingen- | spitze. EIER 23°5 23° 7 22 8” 21,9% 20,5" Schwanzlängeiger rs Sue Dun | 12” 125297 12” | ey 1177 Schnabellänge, geradlinig von der Spitze bis zum Stirnrande gemessen'). . . 2” 21,9% 2" 0,5” ie JERIR Höhe des Schnabels an der Basis . . | 10,5” 10,57 10,75 10% 9,5” LängesdespUaufes x. re. IL 1, 8° 11% | 309.0 3787 3 127% Länge der Mittelzehe ohne Kralle . . ag" au |i.ar an” | DRK | 21% 3,5% Länge der Kralle an der Mittelzehe (Sehne | von der Spitze zum obern Grunde der EIS) han JA ne a 1} 060 17027% 192% UHRZ 1% | 10,5” Nachdem wir den Gray’schen Agudla fusca und Ag. punctata ebensowohl wie auch seinen Ag. bifasciata (Ill. Ind. zool. 1. ec.) mit dem Schreiadler Europa’s artlich verei- nigt haben und durch die Exemplare der Mongolei, namentlich für den letzteren der 3 Gray’schen Vögel, sehr sichere Belegstücke für ihre artliche Identität mit Ag. naevia Briss. erhielten, komme ich nun zu den Synonymen, welche nach der artlichen Spaltung der Schrei- adlerformen und bei der grossen Variabilität seiner Kleider sich folgendermaassen für diesen Vogel zusammenstellen lassen. Die artliche Selbstständigkeit von Ag. naevioides Cuv. und von“ Ag. senegallus Cuv., welchen Ag. rapax Temm., Ag. albicans Rüppel als identisch von Bonaparte (l. ce. Consp. gen. av.) beigezählt werden, scheint keine begründete zu sein, da eben diesen Vögeln aus Ost- und Süd-Afrika von Bonaparte auch Ag. punctata, fusca und fulvescens Gray aus Indien als synonym zur Seite gestellt werden, es aber wohl keinem Zweifel zu unterliegen scheint, dass wenigstens Ag. fusca und punctata sammt Ag. bifasciata Gray sicherlich nur Ag. naevia Briss. vart. minor in verschiedenen Altern und Farbenabänderungen sind. Auch wird Bonaparte’s Angabe «Rostro obtuse dentato» wenigstens in den Abbildungen Gray’s nicht so dargestellt, obschon sich an den Schnä- beln von Ag. fusca und Ag. punctata eine grössere Ausbuchtung des Schnabelrandes, als 1) Wird stets so gemessen werden. Agua naevia. 91 bei Ag. bifasciata und fulvescens wahrnehmen lässt. Zu dem giebt Cuvier selbst ') seinem Ag. senegallus als auszeichnenden Charakter die weniger runden Nasenlöcher und viele graue untere Schwanzbinden bei dem jungen Vogel; Kennzeichen, welche unserer An- sicht nach bei den Adlern nicht stichhaltig sind. Endlich auch deutet seine Angabe in Bezug auf Ag. naevioides, dessen Kleid als variabel braun, gelbbraun und schwärzlich er- wähnt wird, auf Ag. naevia entschieden hin. Ausführlicher beschreibt Temminck ?) seinen Ag. rapax aus Süd-Afrika. Der Schreiadler soll einen weniger gekrümmten, schwächern Schnabel haben, die Abbildung aber von Ag. rapax lässt wenigstens, was die Krümmung des Schnabels anbelangt, keinen Zweifel, dass sie wie bei dem Schreiadler ist. Was die Schwanzlänge anbelangt, welche bei Ag. rapax durch die Flügelspitzen nicht erreicht wird, so wissen wir, wie unhaltbar am Schreiadler Europa’s dieses Kennzeichen zur artlichen Trennung der beiden Formen ist. Die grosse Varietät besitzt, zumal im Osten, fast immer die Flügel etwas länger noch, als das Schwanzende, während nach den Beobachtungen deutscher Ornithologen gerade bei dem grossen Schreiadler die Flügelspitzen das Schwanz- ende nicht erreichen sollen (Naumann l. c.). Es müssen hier also vermittelnde Zwischen- stufen ebenso gut wie in den Flügellängen des kleinen Schreiadlers vorkommen. Rüppells Falco (Aguila) albicans ?) besitzt, wie der Autor selbst sagt, keine Auskerbung an der Schnabelkante (vergl. Bonaparte l. c.) und würde, falls die Schwingen- länge constant hinter der des Schwanzes um 3', Zoll zurückbleiben würde, wohl kaum zu Ag. naevia gezogen werden können, auch scheint hier die artliche Selbstständigkeit besser garantirt zu sein, wenn wir die Verfärbung des Jugendkleides in das des Alters ver- folgen. Da mir keine Original-Exemplare vorliegen, so muss ich auf die weitere Aburtheilung einer möglichen Verwandtschaft mit dem Schreiadler Verzicht leisten; falls es sich jedoch herausstellen sollte, dass wir es auch in diesem Falle mit dem weitverbreiteten Schreiadler zu thun haben, so würden die ostafrikanischen Exemplare bei fast gleichem Jugendkleide mit dem deutschen Ag. naevia im Alter das Extrem der Bleiche, die deutschen Vögel aber das Extrem der Schwärze erreichen und zwischen beide Formen sich die östlichen, wie es scheint constant hellen Trachten des Schreiadlers einreihen. Dass eine solche Bleiche bei Ag. naevia auch als Ausnahmefall noch im nördlichsten Gebiete seiner Verbreitung vorkommt, unterliegt nach den Mittheilungen Lichtensteins ‘) keinem Zweifel mehr; auch deutet dieser selbst auf Ag. rapav Temm. und Ag. albicans zu Beginn seiner Abhandlung hin und Cabanis spricht sich ebenda S. 72 sehr entschieden für die Identität dieser hellen Ag. naevia mit Ag. albicans Rüpp. aus, nachdem ihm noch aus Wien ein zweiter Fall eines so hellen Schreiadlers bekannt wurde. Bevor ich nun noch Einiges über die 11 Eier des Schreiadlers, über sein Vorkommen und seine 1) Le regne animal T. I, p. 326, Anmerkung. 2) Temminck, Nouveau recueil de planches coloriees T. I, Tab. 455. 3) Fauna von Abyssinien, p. 34, t. 13. 4) Cabanis, Journal für Ornithologie, 1853, p. 69. 99 Aguila naevia. Lebensweise mittheile, stelle ich die Synonymie dieses vielfach verkannten und besprochenen Vogels zusammen. Wir haben also: Aquila naevia Schwenkenfeld (1603) = Ag. naevia Brisson')= Ag. clanga Klein?) — Ag. naevia Meyer und Wolf = F. maculatus Gm. = F. mogimk S. G. Gm. = Ag. melanaötos Savgn. = Ag. clanga Pall. = Ag. planga Vllt. = 4g. Jusca = pomarina — bifasciata = naevia Brehm = Ag. naevioides Cuv. — Ag. senegallus Cuv.? ?) = Ag. rapax Temm. ‘) — Ag. albicans Rüpp.? — F. ob- soletus Licht. = Ag. bifasciata J. Gray = Ag. fusca = punctata J. Gray = Ag. Fulvescens J. Gray?°) = 4q. choka Smith? = Ag. vindhiana Frankl? = Ag. longipes Hornsch = bifasciata Hownsch — Ag. nepalensis Hodgs. = Ag. cras- sipes = naevia Hodgs.°) = vittata Hodgs. — Ag. clanga und naevia Naum. Die ersten Eier des Schreiadlers wurden schon am 20. April (2. Mai) 1856 gefunden und waren noch ganz frisch. Am 27. April (9. Mai) wurde demselben Neste noch ein nachgelegtes 3tes Ei entnommen. Vier andere Eier fand man am 1/13. Mai in einem andern Neste und diese sind fast ganz weiss. Nur an dem einen bemerkt man die bräunlich gelbe Fleckung auf der spitzern Hälfte des Eies vorwalten, auf einem 2ten ist sie schon kaum erkennbar; die beiden andern Eier dieses Nestes sind fleckenlos. Am 15/27. Mai waren 4 andere Eier aus zweien Nestern schon so stark bebrütet, dass sie zum Ent- leeren geschnitten werden mussten. Die Längenaxen dieser 11 Eier schwanken von 2’ 8'/, bis zu 2 6”. Die grössten Querdurchmesser betragen 2” 1’, die kleinsten 1” 11°?) In Bezug auf Fleckung und Zeichnung schliessen sich einige der vorliegenden Exemplare gut an die trefflichen Abbildungen, wie sie Thienemann °) giebt, aber in Bezug auf die Form kommen doch recht bedeutende Schwankungen an der Zuspitzung des Ei’s vor. In der Regel freilich ist auch das spitzere Eiende immerhin noch stumpf zu nennen, allein es liegen mir auch einige Stücke vor, die in Folge ihres gerin- gern Querdurchmessers und ihrer mehr zulaufenden Spitze eine anffallend schlanke Form 1) Ornithologia ete., 1760, p. 425. 2) Vorbereitungen zu einer Vogelhistorie, 1760, p. 79. Mithin finden wir hier schon beide Namen und es gebührt dem Schreiadler ebenso gut der Klein ’sche Name clanga, als der Brisson’sche naevia; ja wenn man ganz gerecht sein wollte, so müsste man bis zum Jahre 1603 zurückgehen, um den ältesten Autor des Ag. naevia, der ihn recht kenntlich beschreibt, kennen zu lernen. Dieses ist Schwenkenfeld in seinem Theriotropheum, p. 219 und 220. Man muss sogar zugeben , dass diese Beschreibung für jene Zeiten eine ausgezeichnete ist und sich aus ihr entnehmen lässt, Schwenkenfeld habe einen jungen Vogel vor sich gehabt. Auch der Seltenheit dieses Vogels in Schlesien geschieht am Schlusse Erwähnung. 3) Wird von Gloger (Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, p. 70) zu Ag. pennata gezogen. 4) Auch Naumann vermuthet Bd. XIII, p. 50 die Identität dieses afrikanischen Adlers mit der kleinen Varietät des Schreiadlers, seines F. naevius, dessen Selbstständigkeit er gegen Ag. clanga zu begründen sucht. 5) Blyth (Catalogue of the birds ete.) zieht Ag. fulvescens zu naevioides Cuvr. und punctata, so wie fusca Gray ebenfalls. 6) Vergl. Consp. Genr. av., p.,14. 7) Stets altfranzösisches Maass. 8) Fortpflanzungsgeschichte etc., t. 49. Agila naevia. 93 besitzen und mich in Zweifel führen könnten, wenn ich sie nicht selbst aus dem Neste genommen hätte. Dieses Nest habe ich sowohl in der Mongolei, wie auch in den süd- russischen Steppen meistens am Boden selbst, oft in der Nähe abgelegener Hügel (in Südrussland auch an alten Grabhügeln) gefunden, es ist nachlässig aus verschiedenen Aesten und fingerdickem Gesträuch zusammengelegt, aber meistens ziemlich gut mit Daunen gefüttert. Die Schreiadler, so weit ich sie aus den Steppen kenne, sind durch- aus in ihrer Lebensweise nicht nobel und schon ihr nachlässiges Sitzen und geduldiges Warten macht sie in weiter Ferne von Ag. fulva leicht kenntlich. Sie haben in den Steppen an Ag. imperialis einen Genossen in ihrer Lebensweise, lassen sich gerne auf die Höhen der Hügel nieder (Murmelthierbaue, Grabhügel) und warten oft stunden- lang ganz ruhig auf Beute. Schon sehr zeitig, noch vor Sonnenaufgang, begeben sie sich auch im Herbste auf die Felder, wo das Korn geschnitten und in Kepsen zusammen- gestellt wurde, oder auf die Heuschläge, wo sie dann von der Spitze eines solchen Hau- fens weiter blicken können. Sie sind nicht besonders scheu und lassen ziemlich gut an, oft überfressen sie sich, gehen sammt Ag. imperialis und den Milanen auf frisches Aas, fliegen niedrig und schlagen dann rasch und tief mit den Flügeln. Sehr selten sah ich sie kreisen, sie schliessen sich in ihrer Unbeholfenheit bei dem Fangen der Beute an Hahaötos und die Buteonen zunächst an und werden zur Jagd nicht gebraucht. Bemerken wir nun über das Vorkommen des Schreiadlers im Allgemeinen das Nö- thige, so wird es uns gewiss selbstverständlich werden, dass ein Vogel, der an und für sich Neigung zum Abändern hat, unter den so verschiedenen Lebensbedingungen, die ihm sein weitumfassendes Vorkommen in der alten Welt bietet, um so häufiger variirt und nicht nur in Bezug auf den äussern Bau, sondern auch gerade ganz besonders in Bezug auf die Art seines Lebens. Ag. naevia ist eine dem Osten der alten Welt vorzugsweise angehörende Adler- Art. Sein Vorkommen in Schottland wird stark bezweifelt '), auch habe ich keine andern Angaben darüber gefunden, dass er im nordöstlichen Skandinavien vorkäme, wie Gloger l. e. erwähnt, und scheint es mir zweifelhaft zu sein, da er weder im übrigen Europa, noch in Asien viel höher, als zwischen dem 56°—57° n. Br. beobachtet worden ist. Tyzenhauz bestärkt gleichfalls den Mangel von Ag. naevia in Schweden, indem er sich auf die Literatur schwedischer Forscher bezüglich auf diesen Gegenstand beruft ?). Am Südlittoral des baltischen Beckens ist er immerhin schon ein ziemlich seltener Vogel und wird in den Forsten Pommerns, Preussens und Lithauens, so wie in den Ostseeprovinzen (Meyer und Wolf) ab und zu angetroffen. Auch aus Dänemark er- wähnt ihn Kjaerbolling®), so wie er in Mecklenburg und Schleswig ab und zu vor- kommt. Südwärts von diesen Ländern wird er zwar in Deutschland überall ab und zu 1) Gloger, Naturgeschichte der Vögel ete., p. 69. 2) Remarques sur les Aigles d’Europe in der Revue zoologique par la Societ& Cuvierienne, 1846, p. 323. 3) Danmarks Fugle, p. 8. 94 Aguila naevia. gefunden, jedoch scheint es, dass er in Frankreich und Spanien, wenigstens in den westlichen Gegenden fehlt und in den östlichen gewiss eine grosse Seltenheit ist. So führt ihn Degland ') in dem südöstlichsten Theile Frankreichs als jungen Zugvogel an. Cuvier ?) führt ihn als in den Apeninen häufig an, wogegen Bonaparte’s glaubwür- digere Angaben °) insofern sprechen, als ihm aus Italien nur junge Thiere dieser Art zu Gesichte kamen. Dagegen wird er häufiger, wenn wir uns vom Südlittoral des bal- tischen Meeres südöstlich über Polen, Gallizien, Podolien und Bessarabien zum Pontus begeben; mit Sicherheit ist er auch durch M&netries im Kaukasus nach- gewiesen und findet sich im europäischen Russland nicht gar selten noch im Moskauischen Gouvernement. Nach Eversmann *) fehlt er jedoch im Kasanischen, wird am untern Uralflusse aber recht häufig und kommt dann ostwärts über ganz Sibirien bis nach Kamtschatka (Pallas) vor. Hier scheint er, ebenso wie in Südrussland, die Steppen den bewaldeten Gebirgen entschieden vorzuziehen und auch im Amurlande wurde er bis jetzt nur vom obern Laufe aus den Gegenden, welche den Hochsteppen ganz nahe gelegen (Nertschinsk, vergl. L. v. Schrenck), nachgewiesen. Der 54—55° n. Br. deutet hier seine polare Verbreitungsgrenze an, von welcher südwärts er über ganz Asien in merkwürdigen Farben- und Grössenvarietäten vorkommt und in Indien viel- fach beobachtet und gefunden worden ist. Häufig findet er sich auch im östlichen Afrika. Er umfasst also in seiner geographischen Verbreitung die verschiedensten Klimate, geht aber nicht leicht in die kalte oder gar polare Zone über, vom 56° n. Br. bis zum 30 — 40° s. Br. ist er nachweisbar und es wird einleuchten, dass unter solchen Bedingungen ein Thier, welches in seinem ganzen äussern Bau sehr geneigt zu starker Varietätenbildung ist, in der That in vielen Abänderungen gefunden werden muss, die, falls man sie in ihren extremen Formen nur vor sich hat, sehr leicht Veranlassung zu artlicher. Trennung den Systematikern geben konnten. Ein Vogel, der in den Wäldern Pommerns in einem feuchten Küstenklima lebt, nistet, die Jungen erzieht und dort bereits in bedeutend ab- weichenden Trachten und Grössen beobachtet wurde, wird in den Hochländern der wald- losen Mongolei gewiss noch anderweitig, als n Pommern, in seinem äussern Bau ab- ändern und die tropische Sonne Abyssiniens und Indiens, im Vereine mit den überhaupt andern Existenzbedingungen (Nahrung, Brutzeit etc.) können doch nicht ohne Einfluss auf das Gefieder einer solchen Art sein. Hier muss die Systematik ihre Zuflucht zu grossen Suiten der betreffenden Art nehmen und wo möglich ausserdem das Studium der Thiere in der Natur benutzen, um Missgriffe zu vermeiden, und wenngleich wir in oben mitgetheilter Synonymie des Schreiadlers immerhin noch einige Zweifel über die Identität einiger südafrikanischen Adler mit Ag. naewia besitzen, da Original-Exemplare 1) Ornithologie europeenne T. I], p. 32. 2) Regne animal. Oiseaux. 3) Iconografia della Fauna italica, Uecelli, Introduzione. 4) Bulletin de Moscou, 1848, p. 207. Hahastos albicılla. 95 uns nicht vorliegen, so sind wir doch der festen Ueberzeugung, dass sich für die auf- geführten Species Uebergangsstufen sicherlich finden lassen. In meinem Reisegebiete ist mir der Schreiadler nur aus den mongolischen Hochsteppen bekannt geworden, woselbst er häufig genug ist. Hierher kommt er im letzten Drittel (alt. Styls) des März-Monates, nachdem die Nagethiere, zumal die Boabac’s, ihre unterirdischen Höhlen verliessen. Diese liefern ihm auch seine vornehmlichste Nahrung. 5. Haliaätos albieilla Briss. Bei den Jägern russischer Abkunft am untern Argunj und an der Schilka: Karabtscha (entstammt wohl der tungusischen Bezeichnung dieses Vogels). Bei den Birar-Tungusen: Kächatschan. Am 5,17. Mai 1858 wurde im Bureja-Gebirge ein sehr grosswüchsiges und hoch- bejahrtes Weibchen des Seeadlers erlegt. Dasselbe trägt, wie die meisten Adler, um diese Zeit ein zweifaches Kleid, in welchem aber das alte, vorjährige noch sehr entschieden vorwaltet. Unser Vogel befindet sich bereits in so vorgeschrittenem Alter, dass die Schwanz- federn alle in ihren Endhälften rein weiss sind und nur die verdeckte Basalhälfte der Steuerfedern theils schwärzlich braun bespritzt, theils auch ganz in dieser Farbe (mit Aus- nahme des Schaftes) gezeichnet sind. Er entspricht, bis auf eine noch hellere vorwaltende Nüance im Braungrau des Mantels, vortrefflich der Naumann’schen Abbildung (Taf. 12). Wie bei anderen Adlern, so beginnt auch bei diesem die Mauser in den obern Flügeldecken, sowohl den langen als auch den mittlern, am frühesten. Gleichzeitig betheiligt sich auch die hintere untere Halsseite an der Mauser, wohingegen davon am ganzen Kopfe noch keine Spur zu bemerken ist. Hier hat das abgetragene Gefieder, sammt den Borsten am Grunde des Schnabels und hinter den Nasenlöchern eine sehr bleiche, schmutzig weiss- bräunliche Farbe, die selten in etwas rostroth hinüberzieht und in welcher sich die dunkelbraunen Schafte recht kenntlich abheben. Die frisch sich vorschiebenden Federn des neuen Kleides aber besitzen eine recht dunkle, braune Erdfarbe und beginnen erst im untern Halstheile. Die untere Halsseite wird namentlich abwärts der Brust zu noch ein wenig heller und beginnt hier der Federwechsel erst später. Leib und obere Flügel- decken, so wie auch der Rücken, tragen zum grössten Theile noch das alte verschossene Kleid, welches indessen auf dem Bürzel und in den oberen Schwanzdecken durch das neue ganz verdrängt wurde. Die Hosen und untern Schwanzdecken halten die Farbe der Naumann’schen Abbildung und noch besser die der Kittlitz’schen !) genau ein. Die hellen obern Körperparthien unseres Exemplars würden also der Vermuthung, es seien die Seeadler Ostasiens (mit Ausschluss der kamtschatkischen) dunkler, als die westeuro- 1) Kupfertafeln zur Naturgeschichte der Vögel T. II, Fig. 2. 96 Hahastos albicilla. päischen, widersprechen. Sollten die bis dahin hierüber gemachten Beobachtungen‘) nicht auch ihre Erklärung in den verschiedenen Alterstufen und in den Graden des Ab- bleichens der Individuen ihre Erklärung finden? — Die Maasse des vorliegenden, grossen Weibchens ergeben folgende Tabelle: Totallänge (Schnabel bis Schwanzspitze) . . . . . 83242” Flügellänge vom Buge bis zur Spitze . . . . ... 221” Schwanzlänge;' ". ven. rn m Ne a EN A /AT Schnabellänseueee Rp e s Ba 1 Schnabelhöhe, am Grunde gemessen . . ». 2». ...175” Längerdesiluanfeszz 2. 7 Shan a ag „ der Mittelzehe ohne Kralle . . . . . . .„ 277” „ der Kralle an der Mittelzehe. . . . . .. 174” Anfangs Juli 1857 wurde etwas abwärts von der Ussuri-Mündung ein junger, noch nicht ganz flügger Seeadler von mir ergriffen; derselbe war, wie es häufig der Fall sein soll, zeitig von den Eltern verstossen”) und konnte kaum den Boden verlassen. Es scheint daher, dass hier wenigstens der Seeadler sich ebenso zeitig zum Brüten an- schickt, als in Europa, und ein Verspäten wenigstens für diesen Fall, wo das Junge mit dem Ende des Juli flügge wird, nicht zulässig ist°). Halts. albicilla ist von manchen Lokalitäten meines Reisegebietes ausgeschlossen, nämlich überall von den Hauptgebirgsstöcken und aus den Hochsteppen, dagegen ist er ein gemeiner Bewohner der Ufer grösserer Gewässer. Im östlichen Sajan-Gebirge fehlte er und ist mir über sein Vorkommen am Kossogol nichts bekannt geworden. Ueberall aber am Baikalsee wurde er beobachtet und war hier ungleich gemeiner, als Pandion. In Transbaikalien hält er sich im Selengathale und dessen grössern Seitenthälern einzeln auf, wird aber erst häufig, wenn wir mit dem Verfolge des Amur in tiefer ge- legene Länder kommen. Im Hauptstocke des Apfelgebirges, an der chinesisch -sibi- rischen Grenze, ist er mir nicht zu Gesichte gekommen und bleibt auch am Mittellaufe des Onon und Argunj immerhin noch eine Seltenheit. Dagegen wurde er öfters an der Östverflachung des Chingan beobachtet, verlor sich aber wieder in den Ebenen des mittlern Amurlaufes, wurde im Bureja-Gebirge ab und zu und in grösster Häufigkeit an der Mündung des Ussuri gesehen. — Ueber die lokalen Wanderungen des Seeadlers zum Winter an der Ostküste Asiens hat H. L. v. Schrenck_ interes- sante Mittheilungen (l. c.) bereits gemacht. Nach diesen ist es das offene Wasser, wel- ches H. albieilla auch für den Winter fesselt und ihn so zu einem Standvogel macht. — Eine Lokalität im Centraltheile des südlichen Sibiriens, welche diese Bedingung be- sitzt, nämlich der Abfluss des Baikals durch die untere Angara, bietet dem Seeadler im Winter reichliche Nahrung, jedoch liegen keine Beobachtungen vor, ob er daselbst bleibt oder gar hinzieht. 1) L. v. Schrenck, l. ce. p. 224. 2) Vergl. Naumann, 1. c. T. I, p. 234. 3) Vergl. L. v. Schrenck, 1. c. p. 226. “ Pandion Haliaetos. 97 6 Pandion Haliaötos L. Bei den Jägern russischer Abkunft in ganz Ostsibirien: Skapa (ckona), d. h. der Ver- schnittene (vergl. Pallas Zoogr. T. I, p. 355). Bei den Birar-Tungusen: Suks’y. Ein junger - Vogel dieser Art liegt mir aus dem Bureja-Gebirge vor, er wurde am 30. September (12. October) 1857 erlegt und war sein Geschlecht nicht deutlich nachweisbar, der geringe Wuchs deutet aber auf ein Männchen. An diesem Vogel wäre die intensive sraubräunliche Farbe der Brust zu erwähnen. Die Federn, welche auf dieser stehen, geben trotz ihrer starken Abnutzung einem grossen Felde, welches in fast 4fingerbreiter Binde von einem Flügelbug zum andern reicht, eine matte graubräunliche, lichter umrandete Färbung. So entschieden ununterbrochen und ohne Einmischung von Weiss sah ich dieselbe an jüngern Fischaaren noch nicht. Die Oberseite des Körpers trägt die zahlreichen hellen, gelblichen Umrandungen der einzelnen Federn, die beson- ders auf der Nackenparthie stark prononeirt sind. Dagegen bleibt der Scheitel fast rein schwarz. Der Fischaar gehört meinem ganzen Reisegebiete mit Ausschluss der mongolischen Hochsteppen an, zumal am obern Amurlaufe wurde er recht oft beobachtet. Am Baikal- see ist er nicht gerade häufig und fand sich weit seltener an den Ufern dieses Sees, als da, wo grössere Ströme in ihn fallen (Bargusin, Selenga ete.). Er ist ein Zugvogel und stellte sich im Bureja-Gebirge um die Mitte April ein. Ende dieses Monats war die Paarung schon vollzogen und die Fischaare lebten in grosser Häufigkeit am Udir- flüsschen, wohin sie vom rechten Amurufer kamen, um zu fischen. Dort nämlich auf dem bewaldeten, steilen Dabtalvorgebirge horsteten ihrer mindestens 7—8 Paare. Sie kamen frühzeitig und dann wieder Nachmittags; von 10 Uhr an sah man sie sehr viel seltener. Im Herbst sind es die nebeligen Tage, an denen man sie am besten beschleichen kann; sie sind bekanntlich sehr scheu, sitzen dann aber mit nachlässig hängenden Flü- geln meistens auf abgetrockneten Baumspitzen und sind weniger furchtsam. Die Be- wohner an der Bargusin- und Angara-Mündung erzählten viel von den Kämpfen, welche der Fischaar mit grossen Fischen auf dem Baikal bisweilen besteht. Die Birar-Tungusen haben eine Sage, welche sich an das scharfe Gesicht dieses Vogels knüpft. Sie sagen nämlich, und dieses behaupteten auch die Dauren, dass wenn ein schwangeres Weib die Augen eines frisch erlegten Fischaars verzehre, das später ge- borene Kind sehr weit- und scharfsichtig sein müsse. Sei es im Uebrigen auch noch so einfältig, dies waren ihre Worte, so sieht es selbst im trüben Wasser in grosser Ferne den Fisch deutlich. 13 98 Falco Gyrfalco. %. Falco Gyrfalce L.') Bei den Burjäten am oberen Irkut: Chor-Chardsaga, d. h. der Auerhahnfalke. Bei den Birar-Tungusen: Gäkin, Gingin oder Jin, auch Kaitschan; sie unterscheiden 3 Kleider. Bei den Mandshu: Kjachun. Bei den Mongolen: Schobo ? (würde also nur Vogel zu übersetzen sein; diese Benennung gilt auch dem F. palumbarius, welchen man mir Schewo nannte). Das einzige Exemplar des Jagdfalken, welches ich mitbrachte, ist ein junges Männ- chen und entstammt dem Apfelgebirge, wo es Ende November 1856 im Quellgebiete des Tschikoi erlegt wurde. Es schliesst sich im seimem Colorit an einen gleichfalls jungen Vogel dieser vielfach artlich gespaltenen, jetzt aber wieder auf eine Species reduzirten Art. Jener junge Vogel stammt aus Grönland und ist dem akademischen Museum ein- verleibt. Nur finde ich bei durchgängig etwas matterm Braungrau an unserm Vogel die Kehle fast fleckenlos, schmutzig weiss mit wenigen, kaum angedeuteten bräunlichen Schaft- linien und zugleich sind die Mundwinkelstreifen etwas deutlicher abgesetzt. Hierdurch schliesst sich dieses Exemplar entschieden an F. lanarius Pall. = F. ceyanopus Gessn. °), nur nehmen die Schaftflecken an unserem Vogel nicht die Keil- und Thränenformen an, wie sie in der citirten Abbildung gegeben werden, sondern bleiben als breite Längs- bänder im Centrum jeder Feder stehen, so dass, wie Pallas schon?) bemerkt, mehr die dunkle Farbe als die helle auf der untern Körperseite vorwaltet. Hierin nun eben läge denn auch ein vornehmlichster Unterschied zwischen meinem Thiere und dem jungen Vogel aus Grönland. Auf dem Unterleibe nimmt das Vorwalten der dunklern Feder- theile noch entschieden zu und es erscheinen die Hosen schmutzig graubräunlich mit schmalen gelblichen Rändern der einzelnen Federn. Ausserdem aber sehe ich an dem jungen Vogel dieser Art aus Grönland, dessen Signatur die Bezeichnung F. islandicus & Jumor trägt, die Füsse entschieden gelb, während sie an meinem Exemplare die blaugraue Farbe des F. cyanopus Gessn. = F. lanarius Pall.‘) einhalten, ein Umstand, welcher darthut, wie unhaltbar es sei, die Fussfarbe als artlichen Charakter bei dem Jagdfalken gelten zu lassen. — Der Schnabel meines Vogels ist etwas stärker und höher, als am grönländischen Exemplar. Wenn ich im Vorstehenden nicht allein die Ueberzeugung aussprach, dass die als Jagd- und Edelfalken so vielfach getrennten Formen von F. Gyrfalco (also F. sacer, 1) S’ewerzoff, 1. c. p. 346 und flg., spricht über die Identität der oft getrennten Jagdfalken-Arten aus- führlicher und zieht F. lanarius Pall. ohne Weiteres zu F. Gyrfalco Alb. Magn. und L. Ich komme hierauf im Folgenden zurück, halte jedoch den Würgfalken für eine gute, selbstständige Art. 2) Vergl. Rhea I, p. 39 und die Titelabbildungen in Heft 1 und 2. 3) Zoogr. T. I, p. 331. 4) Wir halten F. Tanarius L. = Falco lanarius Pall.; vergl. Fauna suecica 1761, ® 62, den Thiene- mann (Rhea ], p. 55) als jungen F. Gyrfalco abhandelt. L Falco Gyrfalco. 99 candıcans, groenlandicus, islandicus, rusticolus auctr.) entschieden nur einer Art, theils in verschiedenen sexuellen und Altersstufen, theils in typisch gewordenen Farbenvarietäten angehören, sondern sogar der Annäherung des vielfach besprochenen Würgfalken (Falco lanarius L. = Falco lanarius Pall. = F. cyanopus Gessn.) zu jener weitverbreiteten Edel- falkenart gedachte, so stütze ich mich hierin auf folgende Beobachtungen S’ewerzoff’s, welche, da sie in russischer Sprache gedruckt und dem grössten Theile des ornithologischen Publikums unzugänglich sind, hier ihren Platz finden mögen. Was mich persönlich an- belanst, so vereinige ich zwar die oben angeführten Varietäten des Jagdfalken, lasse jedoch dem Würgfalken bis auf Weiteres seine artliche Selbstständigkeit. S’ewerzoff hat in seinem Werke') bereits F. cyanopus Gessn. Thien. ebensowohl mit Falco sacer Auct., als auch mit F. lanarius Pall. identifizirt und nachgewiesen, dass das Verhältniss der Tarsenbefiederung, welchem sammt der Beschuppung des kahlen Tarsentheiles die meiste Wichtigkeit für die artliche Scheidung von F. Gyrfalco beizu- legen wäre, kein constantes sei, indem er an einem bei ihm 1853 lebenden Falco cya- nopus (lamarius P.) den unbefiederten Tarsentheil °/, der Totallänge (nicht die Hälfte) einnehmen sieht und überall nur die kleinen Schuppen auf diesem Theile wahrnimmt, welche dem 7. Gyrfalco e. Syn. zukommen. — Auch spricht Pallas schon (Zoogr. T. I, p. 331) dadurch, dass er eine grössere Varietät seines . lanarius aus dem Ural als den Falco sacer .auct. erwähnt, seine Meinung deutlich genug aus und wir müssten, con- sequent verfahrend, wenn es nachgewiesen, dass F. sacer = F. Gyrfalco P. ist, uns auch * bequemen, den F. lanarius P. als Synonym zu seinem Gyrfalco zu ziehen. In Bezug nun auf die andern Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Würg- und Jagdfalken dürfte es denjenigen, welcher die grossen Veränderlichkeiten in der Tracht, namentlich an weit verbreiteten, zum Variiren geneigten Vogelarten zu beobachten Gelegenheit hatte, nicht befremden, wenn er Aehnliches auch an F. Gyrfalco in bedeutendem Grade wahrnimmt. Wir erinnern hierbei an den Schreiadler und werden bei Besprechung von F. rufipes zugeben müssen, dass an dieser sonst so beständigen Art die Amurexemplare in der Farbe der untern Flügelseite noch viel schroffere Gegensätze zur typischen Tracht zeigen, als z. B. @lareola und andere, und so auch bei F. lanarius und Gyrfalco. — Diese An- deutungen sollen jedoch keineswegs die artliche Selbstständigkeit des Würgfalken an- zweifeln, vielmehr bin ich von derselben bis jetzt ganz überzeugt. | Ich darf den Jagdfalken, mit Ausschluss der mongolischen Hochsteppen, meinem ganzen Reisegebiete als durchweg seltenen Bewohner der Gebirgswaldungen zuzählen. Derselbe wurde zwar nur in einem jungen Exemplare erbeutet, aber hie und da, und zwar nur im Winter beobachtet. Er stellte sich in recht bedeutender Anzahl in der 3ten Hälfte des Septembers im Bureja-Gebirge ein und nährte sich hier vornehmlich von Eichhörnchen, auch sah ich damals bei den alltäglichen Jagden auf Grauwerk nur 1) 1. e. p. 346 und fig. 100 Falco peregrimus. Falco subbuteo. helle Thiere dieses Vogels und ebenso vorwaltend die helle Varietät von Astur palum- barius. Beide Vogelarten belebten die dicht bewaldeten Thalhöhen sehr stark und oft konnte man an solchen Lokalitäten die Eichhörnchenhaare sehen, welche von der Mahl- zeit übrig geblieben waren. In diesen verwachsenen Dickichten wurde es dem sonst so muthigen Jagdfalken : nicht möglich, auf seine Beute zu stossen; er lauerte ihr daher hinterlistig auf und war dabei zwar sehr geduldig, aber doch so scheu, dass ich nie zu Schusse kam; ebenso fand ich das später erlegte Exemplar aus dem Apfelgebirge ganz ruhig und nahe am Stamme einer Kiefer auf einem der untern Aeste sitzen, aber auf vielen der nahe stehenden Bäume ruheten gleichfalls Birkhühner, welche bis gegen 9 Uhr die Spitzen der Birken und Zitterpappeln förmlich abweiden') und dann zum Verdauen sich gesellschaftlich gruppiren. Den Birar-Tungusen, welche den Jagdfalken sehr gut kennen und ihn seinem Gefieder nach unter 3 verschiedene Klassen bringen, war es bekannt, dass früher besonders die chinesischen Beamten und reichen Kaufleute den Jagdfalken hielten und ihn zur Jagd und zum Kampfe, vornehmlich mit Adlern, abrichteten. Jetzt sei dies, so sagten sie, nicht mehr erlaubt. Sie halten die Veränderlichkeit des Kleides für eine Folge der Altersunter- schiede. Sie wussten auch viel von der Kraft, welche dieser Vogel im Brustkasten besitzt, zu rühmen. 8. Falco peregrinus Briss. Wurde öfters bei dem Neste an den felsigen Ufern der untern Schilka und des obern Amur beobachtet und im Herbste 1856 einmal am Tarei-nor (altes Männchen) angetroffen. 9. Falco subbuteo L. Ein altes Männchen vom Lerchenfalken, welcher in Ostsibirien nicht zu den häu- figen Vögeln gehört, liegt mir von meiner Reise vor und weicht so unwesentlich von den europäischen Exemplaren des akademischen Museums ab, dass ich darüber nichts Ausführlicheres zu sagen habe, nur fällt bei diesem Vogel, wie auch an den Exem- plaren von F. aesalon, der lichtgelbe Anflug der untern Körperseite in die Augen, welcher recht alten Männchen des Lerchenfalken gemeinlich fehlt. Dieser lichtgelbe Anflug beginnt schon am Schnabelgrunde, wird um die Bartstreifen und die seitlichen schwarzen Halseinfassungen etwas intensiver und spielt an den Brustseiten ein wenig in's Röthliche. Auf dem Unterleibe nimmt die röthliche Färbung der Federn noch mehr überhand, bis sie als reines Rostroth allmählich in den untern Schwanzdecken auftritt. Jedenfalls ist unser Vogel ein recht bejahrtes Individuum, da den Rücken- 1) Sie ziehen sie durch den Schnabel und streifen so die Knospen ab. Falco aesalon. 101 federn jede Spur einer hellern Umrandung mangelt und die obere Schwanzseite keine Bindenzeichnung mehr erkennen lässt. Die 8 Eier, welche aus dem Kiefernwalde am mittlern Onon aus zwei Horsten am 5ten und 20sten Mai 1856 genommen wurden, gehören dieser Art an und bieten theils dieselben, theils auch noch andere Abweichungen in Bezug auf Grundfarbe und Zeichnung, wie wir solche in Thienemanns Werk!) auf Tafel 52 dargestellt finden. Was ihre Form aber anbelangt, so ist sie wohl immer mehr zugespitzt, als bei den Eiern des Merlinfalken und das Ei selbst auch constant etwas länger. Einige der von mir heimgebrachten Eier des Lerchenfalken zeigen eine sehr grossfleckige, am stumpfen Eiende namentlich besonders starke, blutbraune (getrocknetes Blut) Zeichnung auf fast rein weissem Grunde, andere dagegen, demselben Neste entnommen, besitzen durchweg die Blässe, wie sie Fig. 7 b. im eitirten Werke darstellt, und zeigen nur auf der stumpfern Eihälfte wenige schmale, fast schwarze Zeichnungen. 10. Falco aesalon L. Bei den Burjäten des obern Irkut- und Oka-Laufes: Chöro-zogoi. Vom Merlinfalken brachte ich ein junges Männchen und ein gleichfalls junges Weibchen, beide im Herbste 1856 auf dem Durchzuge am Tarei-nor erlegt, mit. Beide Thiere zeichnen sich im Vergleiche zu südrussischen Exemplaren durch den stärkern gelben Anflug auf der ganzen Unterseite des Körpers und lebhaftes Roth in der Flecken- 'zeichnung des Oberkörpers aus, welches letztere bei dem jungen M. wiederum stärker ist, als bei dem Weibchen. Dagegen erscheinen an den ostsibirischen Exemplaren die dunklen Mundwinkelstreifen undeutlicher, als bei den europäischen, und setzen sich bei dem j. M. nur in schmaler unterbrochener, rostbräunlicher Binde ab, auf welcher schmale schwärzliche Schaftlinien der einzelnen Federchen stehen, bei dem W. findet das in noch geringerm Grade statt u.d geht hier diese Zeichnung ganz auf die Wangen über. Das Rostroth der Grundfarbe des Kopfes übertrifft an Intensität selbst das des Thurmfalken und heben sich die breitern schwarzen Schaftstreifen, welche grau umrandet sind, sehr scharf hervor. Im Uebrigen darf ich nur auf Naumann’s Abbildungen und Beschrei- bungen ?) dieses Falken verweisen. Diese cosmopolitische Art wurde bereits durch Pallas °) der Fauna Sibiriens zugezählt und im Stanowoi durch H. v. Middendorff Ende April gefunden, sie scheint aber nicht häufig in Sibirien zu sein uud wurde vom untern Amurlaufe und aus Japan noch nicht nachgewiesen. Die mongolischen Hochsteppen be- rührte der Merlinfalke nur auf dem Durchzuge und hielt sich (nur in jungen Exem- 1) Fortpflanzungsgeschichte der Vögel etc. 2) 1. c. T£f. 27, T. I, p. 307 und Nachträge. 3) Zoogr. T. I, p. 337. 102 Falco vespertinus. plaren) vom Ende August, bis in die Mitte des Septembers am Tarei-nor auf, wo ihm in den Gemüse-Gärten der Grenzwacht Kulussutai die durchziehenden Ammern die vornehmlichste Beute lieferten. — Auch am 9/21. April 1856 sah ich ihn dort. 141. Falco vespertinus L. (vart. amurensis). Taf. I. Fig. 2. a. b. c. ns H. L. von Schrenck, welchem ein unvollständiges, Exemplar des alten M. dieses Falken aus dem Amurlande vorlag, hebt in seiner Beschreibung !) bereits die sehr be- deutende Abweichung hervor, welche diesen Vogel von typisch-südosteuropäischen aus- zeichnet und die darin besteht, dass bei ihm die untern Flügeldeckfedern schneeweiss sind, während sie bei den europäischen Exemplaren einfarbig dunkel blaugrau erscheinen. Es musste damals aus Mangel an einem umfassenderen Material noch dahingestellt bleiben, ob diese so auffallende Abänderung der rothfüssigen Falken eine individuelle nur sei, oder ob sie, an allen Thieren des Amurlandes bestätigt, die Bedeutung einer ausgezeichneten geographischen Varietät erhalte. Das letztere darf ich nun behaupten, da drei Exemplare von der Dseja-Mündung, die am 13/25. Juni 1857 erlegt wurden, dafür auf das Entschiedenste sprechen. Ich erbeutete aber F. rujfipes auch in der Tunkinskischen Ebene in einem alten männlichen Exemplare und dieses hält genau die osteuropäische Färbung ein. Jene Gegenden aber am Beginne des mittleren Amur-Laufes liegen von denen des östlichen Sajan um 25 Meridiane entfernt, und wurde auf dieser Distance von mir nirgends F. rufipes wahrgenommen. Es scheint mir fast, als sei sein Vorkommen in Sibirien ein sporadisches, so wie es in Ungarn der Fall ist, denn nachdem ich ihn im Uralgebirge nicht bemerkt hatte, wurde er im Frühlinge 1855 recht häufig in der Baraba-Steppe wahrgenommen, fehlte aber, sobald ich ostwärts reisend in das Jenisei-Gebiet gelangte. Aus Transbaikalien ist er nur durch Messerschmidt’s Beobachtungen ?) bekannt geworden. Sicherlich fehlt er am Baikal-See und im Haupt- stocke des Chingan, dürfte aber am obern Selenga-Laufe sich finden. Auffallend ist es, dass er, als vornehmlicher Bewohner freierer Gegenden, von mir nirgends in den Hochsteppen Dauriens angetroffen wurde. Besprechen wir nun zunächst unsere Vögel eingehender und erwähnen dann, an das Vorstehende anknüpfend, mehr über die Verbreitung von F. rufipes am Amur. Das- typisch europäische Exemplar, ein altes M. vom 23. Mai 1859 wurde am mittlern Irkut unweit der Tunkinskischen Festung erlegt. Es trägt ein ganz frisches, ausge- färbtes Kleid, welches so vollkommen mit dem des südrussischen Vogels übereinstimmt, dass man nichts Abweichendes daran finden kann, nur sind die untern Flügeldecken um 1)71.’62 p-23% 2) Zoogr. T. I, p. 335, woselbst freilich nicht angegeben ist, ob die Uda auch derjenige Zufluss der Se- lenga ist, welcher bei Werchne-Udinsk in sie fällt. ‚- Falco vespertinus. 103 ein Geringes dunkler an diesem Vogel, als an einem des akademischen Museums und der Schnabel, so wie die Füsse ein wenig robuster. Die 3 andern Exemplare des rothfüssigen Falken wurden am 13/25. Juni 1857 ein wenig oberhalb der Dseja-Mündung erlegt; es sind zwei alte und ein jüngeres Männchen, das letztere befindet sich im 2ten Lebensjahre, wie es die theilweise noch nicht vermauserten Schwingen darthun. Die beiden alten Vögel zeichnen sich auf ihrer obern Körperseite durch das Dunkel aus. Der ganze Kopf und Nacken bis zwischen die Flügel ist sogar bei dem einen Vogel fast rein schwarz (vergl. die Abbildung), welche Farbe sich gegen die grauen Halsseiten ziemlich scharf, gegen die seitlichen Brustfedern aber sehr scharf absetzt. Am 2ten Thiere sind die erwähnten Theile zwar schon heller, jedoch immer noch dunkler, als an europäischen Individuen. Dagegen sehe ich an den beiden alten rothfüssigen Falken vom Amur die ganze untere Körperseite, so weit diese grau ist, heller, dem Unterleibe zu sogar schon aschgrau. Namentlich ist es das obenher dunkelste Exemplar, an welchem diese Helle sehr auffallend wird; die graue Farbe zieht sogar an den Spitzen einzelner Federn des Leibes in’s Gelbe, aber die Schafte der einzelnen Federn sind schwarz und werden von schmaler, langer Einfassung gleicher Farbe auf den Federn der Weichen umrandet, worin dieser Vogel gleichfalls von euro- päischen abweicht. Das Rostroth der Hosen und die untern Schwanzdecken weichen nicht ab. Dagegen sind alle untern Flügeldecken und sogar einige Federchen der Weichen rein weiss, und setzt sich diese Färbung auf das Schärfste der Flügelkante entlang ab. Auf diesen weissen Federn sehe ich die Schafte an einem meiner Vögel (dem obenher dunklern) der ganzen Länge nach schwarz, was am andern Vogel nicht der Fall ist. Dieses Weiss theilt sich auch der Innenfahne der Schwingen mit, indem dieselben hier sehr fein damit bespritzt sind; die erste Schwinge betheiligt sich daran am meisten und zwar erreicht das Weiss an dem obenher weniger dunklen Vogel die Mitte der ersten Schwinge. Auch durch die Färbung der untern Schwanzfläche weicht einer der beiden alten Vögel insofern etwas ab, als sich eine undeutliche schmale dunklere Querbinde in zollweiter Entfernung von der Spitze kenntlich macht. Dieses Exemplar erinnert da- durch noch ein wenig an die Schwanzzeichnung des jüngern F. rufipes vom Amur, dessen seitliche (4) Schwanzfedern 8 dunklere, schmale Binden besitzen. An dem jüngern Vogel, er befindet sich im 2ten Lebensjahre und hat die Mauser 'noch nicht überall vollendet, finden wir gleichfalls vorwaltendes Weiss auf der untern Flügelseite und erstreckt sich dasselbe auch an diesem Vogel über die Weichen. Der rostgelbliche Anflug, wie ihn die Vögel gleichen Alters in Südeuropa besitzen, man- gelt meinem Vogel gänzlich, die weissen Umrandungen der einzelnen Federn sind breiter, und anstatt der grossen schwarzen Centralflecken, wie sie die typische Form des roth- füssigen Falken trägt, sehe ich nur schmale schiefe Binden, während der Basaltheil der meisten Federn weiss bleibt. In gleicher Weise dominirt auf den Schwingen selbst das Weiss. Alle schwarzen Querbinden sind viel schmäler und auf der ersten Schwinge laufen 104 Falco tinmmunculus. die 4 vordern weissen Flecken sogar in einander. Am reinsten weiss sind die untern Deckfederchen der Handwurzel, an welcher nur noch die zum grössten Theile verdeckten schwarzen Schaftstriche wahrnehmbar sind. Im Uebrigen bleibt auch dieser junge Vogel auf seiner untern Seite und besonders in Rostbraun der untern Schwanzdecken heller, als die europäischen Individuen und hat hier seine Mauser überall vollbracht. Obenher aber sticht das dunkle neue Kleid gegen die theilweise noch stehengebliebenen Schwin- gen sehr stark ab. Bis auf einige der mittlern obern Deckfedern trägt dieser Vogel nur die abgeriebenen Federn des ersten Kleides auf dem ganzen obern Flügel. Es dürfte auch dieses Beispiel für die Farbenabänderung weitverbreiteter Vogel- arten wesentlich dazu beitragen, den spezifischen Werth für artliche Trennung nach dem Colorit in das richtige Licht zu stellen. Wenn wir nachweisen können, dass anstatt dunklen Graues, welches dem Schwarz schon recht nahe steht, das reinste Weiss, nicht etwa an ein- zelnen Thieren nur, sondern wahrscheinlich an allen, eine entfernte Landschaft bewohnenden auftritt und dieses bei vollkommener anderweitiger Identität der bezüglichen Individuen stattfindet, überdies auch das Jugenkleid eine solche Abänderung sehr deutlich erkennen lässt, so werden wir gewiss der Färbung als Artenkennzeichen in diesem Falle einen nur geringen Werth beilegen dürfen. Zu dem ist Falco rufipes gerade eine Art, welche sonst sehr wenig zum Abändern hinneigt. Die Steppen Südrusslands ernähren viele Tausende dieses zierlichen schö- nen Falken, jedoch habe ich die alten Männchen dort, bis auf einzelne weisse Federn an der Brust, nie abändern sehen. — Was wird man unter anderm nun zur Glareola Nordmanni sagen? Wie ich oben schon bemerkte, so scheint es mir, dass F. rufipes im Süden Sibi- riens eine sporadische Verbreitung besitzt, denn obgleich ich ihn, was das Amurland anbelangt, recht häufig brütend auf den Inseln bis zur Bureja antraf und er bei Blagowestschensk mit Sterna-Arten über dem Strome Abends oft rüttelte, so ist er mir doch niemals im Bureja-Gebirge zu Gesichte gekommen und erst vom untern Amur lehrt ihn uns H. L. v. Schrenck') kennen. Aus dem waldreichen Mündungslande des Stromes aber ist er uns noch nicht bekannt geworden. 12. Falco tinnunculus L. Der Thurmfalke ist ungleich seltener in Ostsibirien, als eine der übrigen kleinen Falkenarten; er wurde indessen von allen neueren Reisenden dort gefunden. Auf meiner Hinreise nach Ostsibirien wurde er bis Omsk häufig, östlicher aber nur sehr ver- einzelt bemerkt. Auf dem Durchzuge sah ich ihn Anfangs September unweit des Gusinoje-Sees im Selenga-Thale einige Male, darauf im Jahre 1856 am 8/20. März unweit des Onon zwischen S’asutsche und der neuen Festung Tschindantsk, endlich noch bemerkte ich ihn am 25. Juli 1859 im Hochgebirge, als ich aus dem Oka- 1)1.c. p. 233. Milvus niger. 105 Systeme in das des Irkut mich begab und dabei über Höhen musste, welche die Baumgrenze (ec. 7000’) übertreffen. Vom mittlern Amur ist er mir nicht bekannt geworden, indessen unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, dass er auch hier sich ab und zu finde, da ihn H. L. v. Schrenck am Ussuri beobachtete und er aus dem Quelllande des Amur durch H. Maack mitgebracht wurde. 13. Milvus niger Bris. Tf. 1. Fig. 1. Bei den Burjäten des obern Irkut- und Okalaufes: C’harabsyr, d. h. der schwarze Fän- ger (syr: so viel wie fangen, fassen mit den Krallen). Nicht viel besser, wie es dem weitverbreiteten Schreiadler erging, als er aus den verschiedenen Gegenden seines Vorkommens in die Polizei der Systematiker kam und von diesen sehr oft mit falschen Laufpässen versehen von Neuem in Schrift und Bild in die weite Welt wanderte; nicht viel besser erging es auch dem schwarzen Milan, welcher mit Ag. naevia fast dieselbe geographische Verbreitung besitzt. H. L. v. Schrenck ') hat bereits sehr ausführlich den schwarzen Milan aus den östlichen Gebieten seines Vorkommens besprochen und einerseits die Identität desselben mit dem europäischen M. miger Brisson, so wie die mit M. melanotis Temm. und Schlegel erwiesen, ferner auch die vornehmlichsten Synonyme für diesen Vogel, welche namentlich von englischen Naturhistorikern nach südasiatischen Exemplaren aufgestellt wurden, an- geführt. — Das Hauptergebniss seiner Untersuchungen finden wir von H. L. v. Schrenck Seite 239—240 seines Werkes aufgeführt, indem es dort folgendermaassen heisst: «Fassen wir nun die besprochenen Farbenabänderungen zusammen, so lässt sich der «Charakter der östlichen Form von M. niger dahin feststellen, dass bei derselben eine «mehr oder weniger und beim jungen Vogel bis in die einzelnen Federtheile ausge- «sprochene Trennung der hellen, gelblichen und dunklen, graubraunen Farbentöne statt- «findet, während bei der westlichen Form seine Töne fast zu einem gleichmässigen, mit «dem Alter mehr und mehr überhandnehmenden Rostbraun sich verschmelzen etc.» Hierfür nun bietet die von mir heimgebrachte Suite von 11 Individuen schlagende Be- weise. Ein junges Männchen (vgl. die Abbildung), am 30. August 1857 im Bureja-Gebirge erlegt, trägt natürlich das erste Jugendkleid und zeigt jene eben erwähnte Abgrenzung der hellen zu der dunklen Farbe des Gefieders in so hohem Grade, dass ich nicht umhin kann, eingehender diesen Vogel zu besprechen. — Sehr deutlich trägt er als junger Vogel den Hauptcharakter des M. melanotis Temm. und Schl., in dem sich der fast rein schwarze Ohrenfleck in ganzer Gleichmässigkeit bis zum hintern Augenrande schiebt und ein fast quadratisches Feld einnimmt. Am Kopfe fällt diese dunkle Zeichnung um so mehr in 1) l. cc. p. 237 und 244. 14 106 Milvus niger. die Augen, als sich um sie überall die lichtgelben, fast weissen Endhälften der Kopf- und Halsfedern legen. Es ist nämlich eine jede Feder am Kopfe und auf dem Halse, auf der ganzen Brust und in etwas geringerem Grade auf dem Rücken, meistens schon von der Basis an, immer aber in der vordern Hälfte auf ihrem Mittelfelde rein weiss- gelblich und zwar nimmt diese Farbe in ihrer Breitenausdehnung so beträchtlich zu, dass sie das umstehende Dunkelbraun fast gänzlich verdrängt und dieses letztere nur vom Basaltheil jeder Feder her deutlich wird. Auf diese Weise sehen wir die helle Zeichnung sich auf dem Kopfe, dem Nacken und Rücken als stark zur Spitze der Fe- dern verbreitete Keiltlecken marquiren, auf der Brust und dem Bauche aber meistens als gleichbreite Mittelfeldbinde stehen. In beiden Fällen nimmt das Gesammteolorit des Vogels an den besagten Körperstellen eine sehr in die Augen fallende Helle an, da ausserdem die dunklen Schaftstriche gerade in dieser Tracht bis auf die Breite des Schaftes selbst zusammengeengt sind, ja sogar an den Spitzen einzelner Federn auch weiss werden. Jenes Vorwalten der hellern Dinten und die schärfere Abgrenzung derselben gegen die dunklen, schwindet erst auf den verlängerten oberen Flügeldecken, und zwar sind diese es, welche bei allen mir vorliegenden Exemplaren des schwarzen Milans am gleich- mässigsten einfarbig braunschwarz sind. Bei dem in Rede stehenden jungen Vogel finden wir auch an den längsten dieser Federn schmale, aber scharf abgesetzte weisse End- binden und in gleicher Weise sehen wir solche ebensowohl die Spitzen der grossen Schwingen, wie auch die der 2ten Ordnung und aller oberen Flügeldecken zeichnen; nicht selten nehmen diese Endbinden aufwärts einen rostigen Ton an und gewinnen, dem Flügelbuge näher, entschieden an Breite und Reinheit der Farbe. Dem entsprechend sieht man auch die Spitzen der Steuertedern von hell gelblich grauer, aufwärts nach und nach verschwindender Binde umrandet. Erinnern wir endlich noch daran, dass auf den Hosen und den untern Schwanzdecken, welche Theile blassgelb sind, die seitlichen dunklen Federein- fassungen nur wie angespritzt gezeichnet werden, so dass hier überall zwischen die graubräunlichen Spritzflecken das Gelbweiss des Oentralieldes der Federn tritt. Wir dürfen aber eine so in das Extrem getriebene helle Zeichnung des schwarzen Milans bei einzelnen jungen Individuen keineswegs als dem Osten allein zukommend betrachten, denn Gloger führt schon !) Aehnliches von europäischen Milanen an. Diesem jungen Vogel kann ich mehrere alte Thiere entgegenstellen, welche sich durch grosse Gleichförmigkeit des Colorits auszeichnen und von denen einzelne ganz das Dunkel erreichen, wie es die Gray’sche Abbildung des M. (Haliaötos) lineatus Gray Indiens besitzt ?). In diesen Fällen aber stellt sich auch an M. niger die son- derbare Thatsache heraus, dass ein reines Weiss sich auf der untern Flügelseite viel 1) Gloger, Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, p. 83. 2) Gray, Ilustrations of Indian Zoology, T. 1. Milvus niger. 107 bemerkbarer macht, als es gemeinlich der Fall ist. — Sehen wir also zu, wie es sich damit verhält. In der typisch europäischen Tracht dieses Vogels sind, wie wir wissen, die Basaltheile ebensowohl der grossen Schwingen, wie auch die der untern Flügel- decken schmutzig weiss '), welche Färbung aber durch die darüber stehenden Feder-Ränder verdeckt wird und am Grundtheile der ersten grossen Schwingen sich bemerkbar macht. An meinen ostasiatischen Exemplaren nun sehe ich bei zweien die untere Flügelseite der typisch europäischen gleich gefärbt und zwar stehen diese beiden Thiere (zwei M. aus dem östlichen Sajan und aus den daurischen Hochsteppen) durch das vorwaltende Rost- braun ihres Gefieders gerade am nächsten zum Milvus niger Europa’s. An Exemplaren aber, welche die auszeichnenden Charaktere der ostasiatischen Farbenvarietät tragen, wird das Weiss der Federbasen nicht nur viel reiner, sondern erstreckt sich in breiter schiefer Querbinde über alle grossen Schwingen, wird aber auf den hinteren reichlich mit Grau- braun gesprenkelt. Dazu sehen wir ebensowohl an den längern, wie auch an den kür- zern untern Flügeldecken immer einzelne, welche fast ganz weiss wurden, andere, wo dieses Weiss von grauen und bräunlichen Flecken und Querbinden durchsetzt wird, und daneben stehen dann wieder entweder ganz dunkle braune Federn, oder rostig an den Spitzen überlaufene. Besonders auffallend ist an einem M. aus den Tunkinskischen Gebirgen die weisse Kantung der Aussenfahnen der kleinen Decken, welche am Flügel- buge stehen und bei einem andern Exemplare (M. aus den Hochsteppen Dauriens) werden die weissen Felder der Federn durch dunkles Aschgrau ersetzt. — 30 finden wir denn auch am schwarzen Milan in geringerem Maasse ganz dasselbe, was wir am F. rufipes Ostasiens in ausgesprochenster Weise wahrnehmen; nämlich: bei gleichzeitig tieferer Färbung der obern Körperseite die Neigung zum Hellwerden der untern Flügel- seiten und es wäre recht interessant, zu wissen, ob dies an andern Vögeln, die in Ost- asien dunkler als in Europa sind, gleichfalls stattfindet. Die meisten der 15 mitgebrachten Eier, welche ich Gelegenheit hatte im Jahre 1856 in den Umgegenden des Tarei-nor zu sammeln, reihen sich zwar gut der Zeichnung nach in die Suite, welche Thienemann°) giebt, aber sind meistens etwas grösser; ich messe nämlich: j Das grösste Ei. Das kleinste Ei. Längendurchmesser ... . . 61 Mmtr. 53 Mmtr. Querdurchmesser. ..... 46 » 44 >» Einige der mir vorliegenden Eier sind an einem Ende viel mehr zugespitzt, als es gemeinlich der Fall ist; bisweilen dagegen ist diese Zuspitzung nur ganz unerheblich, aber die grösste Ausbuchtung des Eiumfanges (im Längendurchschnitte) liegt stets etwas oberhalb der Mitte, dem stumpfen Ende des Eies näher. Auch bei den Eiern dieses 1) Vergl. Naumann 1. c. T. I, p. 341. 2) Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel, T. XLV. : #, u n* ne 108 Milvus niger. Raubvogels hält die Zeichnung, welche bald grossfleckig braunroth, bald getüpfelt gelb- grau, endlich wieder bespritzt, punktirt und bisweilen kaum erkennbar angeflogen ist, keine sicheren Grenzen ein. Sie ist bald mehr am stumpfen Ende,- bald deutlicher am spitzern ausgebildet, seltener, und dann durchweg fahl über das ganze Ei gleichmässig verbreitet. Dass der schwarze Milan durch das gesammte südliche Sibirien verbreitet sei und die ihm von Pallas gesteckte östliche Grenze (Lena) überschreite, haben bereits die Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck erwähnt. Seit meiner Ankunft in Moskau (Ende April 1855), wo ich die schwarzen Milane in grosser Anzahl den Kreml und viele anderen Gebäude umschweben sah, fand ich ihn dann bei meiner weitern Reise überall in den Städten und Dörfern sehr häufig, so besonders in Kasan, Perm, Ekaterinen- burg und überall auf der grossen sibirischen Heerstrasse. In Irkutsk baut er all- jährlich in den Gärten, welche an der Uschakofka gelegen, auf hohen Kiefern und Birken, brütet dort gesellschaftlich mit vielen Paaren der Rabenkrähe und wurde Ende Mai 1855 dort schon vom Neste geschossen. Nicht minder häufig traf ich ihn in den so einsamen, todten Wäldern am Baikalsee an, wo er meistens in vereinzelten Paaren alltäglich gesehen wurde und unsere Lagerstätten aufsuchte. Wo Burjäten-Ansiedelungen oder zeitweise Fischerlager waren, stellte er sich mit den Rabenkrähen ein und hauste besonders häufig im Delta der oberen Angara, wo ihm die Fischabfälle, welche der Omulfang giebt, ergiebige Nahrung gewährten. Auch in der geräumigen Bargusinschen Bucht war er gemein und tummelte sich mit den Cormoranzügen und denen der Raben- krähen umher. Nicht minder behagen ihm die kahlen Hochsteppen Dauriens. Er war in den Grenzwachen an der mongolischen Grenze ebenso gemein, als in Kjachta und in den bewaldeten Gegenden der untern Schilka. Gewiss ist es, dass er die Ansie- delungen der Menschen gerne hat, da ihm dort so Manches an Nahrung zukommt und er als Schwächling im Fangen mehr auf dergleichen Abfälle angewiesen ist, als auf le- bende Thiere. So wurde denn auch der schwarze Milan am obern und mittlern Amur, dessen Ufer damals (1857) zum grössten Theile noch wild dalagen, viel seltener nur bemerkt, hingegen stellte er sich schon im Frühlinge 1858 in den neugegründeten An- siedelungen häufig ein. Ueber sein Vorkommen in verticaler Richtung habe ich zu berichten, dass er im obern Irkut- und Okathale die Höhe von 5000’ nicht leicht übersteigt. Auf dem Kossogol-Plateau wurde er ebenso wenig beobachtet, als auf den sumpfigen, alpinen Tundern der Nordseite des östlichen Sajan. Die Ankunftzeit von Milvus niger fällt mit derjenigen von C. dauricus nahe zusammen. Nach meinen Beobachtungen stellte er sich ein: £ am Tarei-nor am 30. März 1856; in Irkutsk 28% 3.1.1857; im Bureja-Gebirge > 25. » 1858; in Irkutsk 2623. 92.,,2.1859: Astur palumbarius. 109 und zog fort: vom Tarei-nor vom 4—12. September 1856; vom Baikal in den letzten Tagen des August (1855), fehlte am 3. September schon vollständig in Werchne-Udinsk; aus dem Bureja-Gebirge vom 10—19. September. Am 5. October 1857 sab ich dort noch einen Vogel. Das längere Verbleiben der meisten Vogelarten am mittlern Amur wird uns be- greiflich, wenn wir bedenken, dass hier zugleich bei südlicherer Lage auch die absolute Höhe über dem Oceane sich nur auf circa 600’ beläuft, wodurch die Sommerperiode natürlich verlängert wird. Bis zum 9. Mai waren die Eier noch so wenig bebrütet, dass man sie in gewöhnlicher Weise reinigen konnte. Die am 1. Mai gefundenen waren noch gar nicht bebrütet. Ende Juli gab es flügge Junge. Die Burjäten verehren Milvus miger und tödten ihn nicht. 14. Astur palumbarius L. Bei den Burjäten im obern Irkut- und Oka-Laufe: Chonnö-Chardsaga, d.h. der Stock- enten-Falke. Es ist auffallend, dass mir in Sibirien keine alten Vögel dieser Art zu Gesichte kamen und ich ihn überhaupt als Standvogel nur vom obern Irkutthale nachweisen kann. Als Zug- und Strichvogel aber wurde er in verschiedenen Gegenden Ostsibiriens recht häufig beobachtet und erlegt, jedoch niemals ein altes M. bemerkt. Von den drei Exem- plaren, welche ich mitbrachte, sind zwei junge M. und eines ein junges Weibchen. Dies letztere, in der typisch europäischen Tracht, wurde im Bureja-Gebirge am 11/23. No- vember 1857 erlest. Hier stellten sich zum October die Hühnerhabichte in grosser Menge ein; ohne Zweifel folgten sie den wandernden Eichhörnchen, wie sich diesen auch F. Gyrfalco anschloss. Wie bei diesem letztern, so walteten auch unter den Hühnerhabichten die hellen Varietäten entschieden vor, schlossen aber keineswegs die typisch europäischen Kleider-Formen aus, wie solches auch östlicher im Stanowoi nicht stattfindet‘). Von den beiden vorliegenden jungen Männchen, die im Onon-Thale un- weit der Festung Tschindantsk erlegt wurden, gehört das eine Exemplar (11/23. De- cember 1856) zur hellen Varietät, wie diese namentlich im Nordosten Asiens gemein, in Europa hingegen selten ist. Der 2te dieser Vögel bietet bis auf die etwas breitern, hellen Umrandungen der Rückenfedern und der Schwingen 2ter Ordnung nichts Ausser- gewöhnliches und wurde am 21. März 1856 ebenfalls bei der Festung Tschindantsk erlegt. 1) Vergl. L. v. Schrenck, 1. c. p. 244, und v. Middendorff, 1. c. p. 129. 110 Astur Nisus. Buteo ferox. Als Zugvogel folgte der Hühnerhabicht den beiden Hauptstrassen, welche im Cen- traltheile Ostsibiriens das Geflügel und besonders die Wasservögel benutzen, nämlich das Selenga- und Angara-Thal westwärts und die Seensysteme des Dalai- und Tarei- nor östlich. Häufig wurde er am 3/15. September bei Werchne-Udinsk auf seinem Herbstzuge angetroffen, nicht minder häufig auch auf dem Frühlingszuge im mittlern Onon-Thale (30. März 1856). Im Januar 1859 hielt er sich vornehmlich in der Nälıe des Angara-Abflusses aus dem Baikalsee auf, offenbar durch die Tauchenten an diese Lokalität gefesselt, wo das Wasser niemals gefriert. In grosser Anzahl durchstrich er im October 1857 und in wenigen Exemplaren auch 1858 die Thalhöhen im Bureja- Gebirge, wohin er den einwandernden Eichhörnchen gefolgt war, und sammt dem Edel- falken arg über diese Thierchen herfiel. Die Verheerungen, welche beide Raubvögel unter den Eichhörnchen machten, waren so stark, dass wir bei unseren Jagden täglich min- destens auf 30 solcher Stellen stiessen, wo Haare und die unberührten Schwänze der Eichhörnchen auf die unlängst verübten Morde hinwiesen. Im November verschwanden sammt den Eichhörnchen auch diese ihre Verfolger fast gänzlich. — Bis zur Höhe von 5000° über dem Meere wurde As. palımbarius als Sommervogel im obern Irkut- Thale angetroffen. 25. Astur Nisus L. Der Sperber wurde zwar überall in meinem Reisegebiete angetroffen, jedoch nicht gerade häufig. Das alte M. meiner Collection, am 15/27. Juli am N.-O.-Uter des Baikals erlegt, hält in dem Verhältnisse des unbefiederten Tarsentheiles zur Mittelzehe die Norm für 7. Nisus und nicht jene von S’ewerzoff ') für Astur brevipes angegebene ein. Dieser letztere Vogel soll nach H. S’ewerzoff haben: La Partie nue du tarse egale au doyt medius und als einen zweiten auszeichnenden Charakter legt ihm der Autor die längern Flügel bei. An meinem Vogel nun erreichen die angelegten Flügel nicht nur das untere Drittel der Gesammtschwanzlänge, sondern überragen dasselbe, indem sie sich bis auf 35 Mmtr. der Schwanzspitze nähern. Es finden sich hier also theils die auszeichnenden Merkmale des Ast. brevipes und die typischen des Astur Nisus an einem Individuum vereint, und es dürfen diese daher nicht als unterscheidende vollwerthig anerkannt werden. 16. Buteo ferox Gml. Buteo leucurus Naum. Ich schliesse mich bis auf Weiteres dem Beispiele Cabanis an, welcher im 2ten Jahrgange seines Journals für Ornithologie p. 260 sich über die Identität des Buteo 1) Vergl. Bulletin de la soc. de Ntrlst. de Moscou 1850, II, p. 234. Buteo ferox. 111 leucurus Naum., B. ferov Gml. und B. rufinus Rüppell ausspricht. Der BD. vulgaris wird bei dieser Gelegenheit mit Stillschweigen übergangen, woher anzunehmen, dass die Herrn Cabanis vorliegenden Individuen des gemeinen Mäusebussards ebenso wenig wie die unsrigen irgend welche Vergleichungspunkte, die zum Dufteo ferox leiten könnten, be- sassen. Unsere Ansichten aber über die Möglichkeit der artlichen Identität des Duteo Fferox und Buteo vulgaris theilen wir weiter unten mit. Zunächst will ich das Bemerkenswerthe über die 3 weiblichen Exemplare vom Tarei-nor sagen. Das grösste der Exemplare, am 6/18. April jenseits der russischen Grenze am Uldsa-Flüsschen erlegt, steht im Wuchse dem grossen Schreiadler doch bedeutend nach und übertrifft kaum die kleinsten Exemplare von der kleinen Varietät (Ag. clanga) des Schrei- adlers. Es trägt ein nur wenig abgenutztes, im Allgemeinen weiches (Gefieder und ist zweifelsohne ein junges Individuum. Demgemäss sind die hellen Umrandungen der Kopf- und Rückenfedern bedeutend breiter, als an alten Thieren aus Sarepta, die den Schwanz schon rein weissgelblich haben. Diese Umrandungen sowohl als die Mittel- felder der Federn sind stark abgebleicht, die erstern weiss in’s Gräuliche, die letztern graubräunlich. Auf dem Kopfe selbst tritt die rostgelbe Färbung fast gar nicht hervor erst auf dem Hinterhaupte sieht man sie sich an den Federrändern verbreiten, im Nacken findet das in höherem Grade statt. Von hier aus verbreitet sich das helle Rostgelb mehr über die Halsseiten, als über den Rücken, macht sich dort als breite Umrandung jeder Feder geltend und reduzirt meistens das mattbräunliche Mittelfeld derselben zu schmaler pfeilförmiger Zeichnung, hier hingegen zeichnet es als schmale Umrandung die einzelnen Federn, oder erstreckt sich seitwärts dem Schafte entlang (meistens auf der Inseite der Fahne) als Flecken zur Mitte der Feder. Auf den grossen Schulter- federn und theils auch auf den obern Flügeldecktedern verschwindet es fast ganz, nur hie und da erscheinen die Aussenränder dieser Federn gleichsam wie bespritzt mit dieser rostgelben Farbe, zeigen aber sonst das abgeblichene braune Mittelfeld und die fahl grauweissliche Umrandung. Diese letztere fehlt den Bürzelfedern, welche dunkel einfarbig braun bleiben, nur die äussersten von ihnen, welche bis zur Hälfte der Schwanz- länge vortreten, tragen breite gelblichweisse Endbinden und sind mehr oder weniger auf dunklem Felde in Rostgelb gesprenkelt. Der Schwanz trägt 9 durchgehende, 2—3 Linien breite Binden, welche im obern Drittel des weissen Schwanzgrundes ganz ver- schwinden und der Schwanzspitze zu deutlicher werden, sie sind dunkel graubraun; die Aussenfahnen aller Schwanzfedern sind dunkler grau, als die Innenfahnen. Bei den beiden ' mittelsten bleibt ein Längsfeld hell grau, bei den übrigen zieht sich das Weiss der Federbasis auf den Innenfahnen nicht ganz bis zur Spitze. Diese letztere ist an allen Steuerfedern wieder rostgelb und zieht sich ein Flecken in dieser Farbe auch noch auf- wärts zwischen die beiden letzten Querbinden dem Schafte der Federn entlang. Die Schafte sind alle weiss. So erscheint der Schwanz von obenher. Unten aber werden die ah 112 Buteo ferox. Binden so undeutlich, dass sie fast ganz in der obwaltenden schmutzig grauen Gesammt- farbe verschwinden. Diese Bandzeichnung weicht bei dem 2ten Exemplare insofern ab, als bei ihm nur Andeutungen davon in schräge gestellten, schmalen, unterbrochenen Binden- flecken übrig blieben. Bei dem 3ten Individuum vom 10/22. Mai sind die Steuerfedern bereits so stark abgeblichen, dass reines Weiss vorwaltet. Es schieben sich aber die beiden mittlern frischen Steuerfedern schon bis über die Hälfte des Schwanzes aus den Spulen hervor und diese beiden Federn zeigen auf’s Deutlichste, dass die frisch ge- mäuserten Federn in ihrer Endhälfte wenigstens keine Spur von- Weiss besitzen, viel- mehr dunkel graubraun sind, an den äusseren Theilen der Fahnen fast lichtschwarz werden, zum Centrum hin, dem Schafte entlang heller erscheinen und hier wiederum in’s Rostbraun sich abschattiren. Es liegt demnach auf der Hand, die hellen einfarbigen Schwänze, welche dem D. leucurus als Arten-Charakter beigelegt wurden, als abgebli- chene einfarbige (doch nur alten Thieren zukommende) zu betrachten. Die untere Körperseite der mir vorliegenden 3 Exemplare aus der Mongolei a an- langend, wäre zu bemerken, dass dieselbe durchweg noch heller ist, als an den Sarep- ta’schen Individuen und namentlich auf der Brust das Gefieder in reines Weiss aus- artet. Zwar schliesst sich das oben schon näher besprochene Exemplar vom 6/18. April 1856 recht genau in der Färbung der untern Körperseite an den D. leucurus der untern Wolga-Gegenden an, indem an ihm zum wenigsten auf den hellsten Federn der Brust die braunen Schafte von lichtgelbem Pfeilfleck umgeben werden und: die seitlichen Bauch- federn in dunklern bräunlichen Dinten vorhanden sind; jedoch findet an diesem Thiere schon, und noch mehr an dem in der Mauser begriffenen vom 10/22. Mai, auf der Mitte des Leibes ein so entschiedenes Hinneigen zum Weisswerden statt, wie es an den Wolga-Thieren sich kaum finden dürfte. Bei dem erstern dieser Vögel sehen wir es in irregulärer Bindenzeichnung dermaassen verbreitet, dass es auf den meisten Federn des Leibes die bräunlichgelbe Grundfarbe sehr bedeutend einschränkt; bei dem letztern findet das in noch höherem Grade statt und es sind an ihm nicht nur die untern Schwanz- decken, sondern auch die meisten Bauchfedern sammt jenen der Brust rein weiss. Eben an diesem Vogel sehen wir denn auch auf der 2—5. (inel.) Schwinge sich das Weiss breithin zur Spitze erstrecken, und selbst auf den Aussenfahnen dieser Federn das Asch- grau ersetzen. Selbst in der Färbung der untern Flügeldecken lässt sich das Hinneigen einzelner Federn zur Helle nach meinen Thieren entschieden nachweisen, wie anderer- seits die Unabänderlichkeit der fast schwarzen Federn, welche von der Handwurzel sich abwärts erstrecken, ersehen. Nicht weniger constant in der Farbe, wie diese Theile des Gefieders, sind die Hosen des B. leucurus. Sie betheiligen sich durchaus nicht an der Helle des übrigen Gefieders, behalten vielmehr meistens das Dunkel, wie wir es an den Mäusebussards Europa’s zu sehen gewohnt sind. Die Befiederung der Läufe unterliegt bei Buteo vulgaris grossen Schwankungen und kann keinen artlichen Charakter abgeben; auch bei den Exemplaren des Buteo ferox, Buteo ferox. 113 welche ich soeben darauf hin untersuche, stellt sich dasselbe heraus. Auf den Tarsen der 3 Exemplare aus der Mongolei tritt die Befiederung auf der vordern Seite bis 30 Mmtr. vor die Zehenwurzel, bei Sarepta’schen Vögeln derselben Art erstreckt sie sich aber nur bis 48 Mmtr. (aufwärts von den Zehenwurzeln gerechnet). Das Verhältniss des unbefiederten vordern Tarsentheiles zur Gesammtlänge des Tarsus verhält sich also: bei den Exemplaren aus der Mongolei 3017; bei den Exemplaren der untern Wolga = 5:7. Wie Temminck und Schlegel es bei Gelegenheit ihres Buteo japonicus") bereits nachgewiesen, dass die Befiederung der innern Tarsenseiten sich nicht selten auch auf die Zehen erstreckt, mithin die Befiederung an dieser Körperstelle sehr schwankenden, individuellen Abänderungen unterworfen ist; so kann ich das nach einem der 3 mongo- lischen Exemplare des D. ferox nur bestätigen, da sich auf der Innenseite des Tarsus die Federchen bis fast zur Fusswurzel verbreiten. Es liegt mir nun aus Ostsibirien nur das eine Exemplar von Buteo vulgaris, wel- ches H. v. Middendorff ?) von seiner Reise mitbrachte, vor, um einen Vergleich mit dem Buteo ferox anzustellen. Auch dieser Vogel, obgleich aus den feuchten, schattigen Gebieten des Stanowoi stammend, ist eine helle Varietät des Mäusebussards. Am auf- fallendsten sind die Grössenunterschiede, welche zwischen dem Buteo ferov der Mon- golei und dem Mäusebussard des Stanowoi obwalten. In der plastischen Anlage der Flügel finde ich grosse Uebereinstimmung, in der des Schnabels macht sich die grössere Ausschweifung des untern Randes am Öberschnabel (in dessen Mitte) bei Buteo ferox geltend; jedoch variirt dieselbe mehr oder weniger bei verschiedenen In- dividuen ebensowohl bei dieser Art, wie auch bei D. vulgaris. Wie unhaltbar die Kennzeichen zur artlichen Trennung sind, welche den Tarsen der Mäusebussard-Varie- täten entnommen werden, ist eine anerkannte Sache und man wird demnach, wenn es sich um die spezifischen Kennzeichen von BDuteo ferox handelt, immer auf die be- deutende Gesammtgrösse und das helle, mit vielem Rostgelb untermischte, bisweilen stellenweise ganz in Weiss ausartende Gefieder hingewiesen. — Sollte man beides nicht als die Folge besonderer Lebensverhältnisse ansehen können, unter denen etwa der gewöhnliche Mäusebussard nach und nach zu jener Form ausartete, welche dann für den Süden und namentlich für die trockenen Centralgebiete seiner Verbreitung zur typischen wurde? Buteo ferox ist in der Mongolei ein ausschliesslicher Bewohner der Hochsteppen und meidet auf das Entschiedenste die Waldgebiete Dauriens. So auffallend das nun freilich ist, um es mit der Lebensweise des Mäusebussards in Einklang zu bringen, so ist es doch ganz natürlich. Warum sollte ein Raubvogel, dem die Hochsteppen 1) Fauna japonica, Aves., p. 18. 2) Sib. Reise 1. c. p. 125—126. 15 114 Buteo ferox. im Sommer einen gar nicht zu bewältigenden Reichthum an Nahrung in grossen Na- gern bieten, diese verlassen, um nur im waldbedeckten Terrain sich den Brutplatz zu suchen und seine Familie später mit weit grösserer Mühe zu ernähren. Als un- geschickter Räuber, der mit grosser Geduld seiner Beute meistens auflauert, blieb der Bussard lieber dort, wo ihm in den Murmelthierstaaten theils durch die jungen Bo- bacs, theils durch Pfeifhasen, Ziesel, Wühlmäuse und Zwerghamster im Sommer ohne grosse Mühe Nahrung geboten wird. Er bequemte sich sogar, hier sein Nest an der Erde anzulegen, ebenso wie es der Schreiadler hier und in den südrussischen Steppen thut. Aehnliches bemerken wir auch im Winter an der Schneeeule, sie bevölkert dann die Hochsteppen am Tarei-nor sehr stark, um sich an Zagomys zu mästen und ist in den Wäldern Dauriens nur selten und vereinzelt, obschon sie die Wälder gerne hat. Im Hochnorden locken sie wiederum die Lemminge in die baumlosen Tundern und sie, wie viele andere Vögel und so auch der B. vulgaris, ändern bis zu einem gewissen Grade ihre Lebensweise nach den sich ihnen bietenden, in mancher Hinsicht abnormen, in anderer aber sehr günstigen Verhältnissen. Dass nun die Brut eines Buteo vulgaris, bei dem Ueberflusse feister Nahrung, welche die Alten zum Neste schleppen, lustig heranwächst, dabei ein Kleid anlegt, auf welches die sengenden Strahlen der Sonne, ohne ein Hinderniss zu finden (dünne Atmosphäre der Hochländer Centralasiens, wolkenfreier Himmel) doch zweifelsohne influirt, und das um so mehr noch, als das Nest auf unbeschattetem Boden gebaut wurde; dies Alles ist einleuchtend. Daher das Ueberwiegen von Rostroth und Gelb im Gefieder, oder an ein- zelnen Stellen (untere Flügeldecken vom Daumen abwärts, auf welche das Licht nicht direct einwirkt) die kräftigere Ablagerung des schwarzen Pigmentes. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, muss sich der Begriff der «Species» be- deutend erweitern und auch ohne directe Uebergänge am Buteo ferox, leucurus, rufinus, canescens zum Buteo vulgarıs und seinen zahlreichen Synonymen zur Hand zu haben. (die sich gewiss mit der Zeit finden werden), scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass diese Thiere alle dem gemeinen Mäusebussard zuzuzählen sind, der als cosmopolitische Species in Farbe und Lebensweise ungemein abändert. 19 Eier brachte ich von diesem Vogel mit. Die ersten 4 fand man am 18/30. April unweit der mongolo-daurischen Grenze am Uldsaflüsschen, diese waren noch unbebrütet, aber schon am 20. April wurden die aus einem zweiten Neste genommenen stark be- brütet gefunden. Naumann hat sie bereits (vergl. Naumannia 1853, p. 256, 302 und die betreffende Tafel) beschrieben, so wie auf ihre Aehnlichkeit mit denen des gemeinen Mäusebussards hingewiesen. Moeschler aus Sarepta will einzelne dieser Eier sogar von denen des schwarzen Milans nicht unterscheiden können. In Bezug auf Grösse und Zeichnung finde ich an denen, welche ich vom Tarei-nor mitbrachte, analoge Verhält- nisse, wie an den Adler-Eiern im Allgemeinen. Circus. 115 Das grösste Exemplar besitzt: Längendurchmesser . 70 Mmtr. Breitendurchmesser . 52 >» Das kleinste Exemplar besitzt: Längendurchmesser . 61 >» Breitendurchmesser . 47 >» Eines der Eier ist fast rein weiss, mit wenigen, kaum nur erkennbaren Spritzflecken an dem spitzern Ende, ein anderes dagegen zeigt die eine Hälfte seiner seitlichen Bau- chung vorwaltend in graubrauner Grundfarbe, die den Eispitzen zu in blassere Lappen- zeichnungen verwischt ist und auf der sich gelbbraune Wolkenzeichnungen deutlich absetzen. Das erstere ist ungleich spitzer und länger, das letztere sehr stumpf und breit. Eier, welche am 1/13. Mai dem Neste entnommen wurden, mussten geschnitten werden, um sie zu reinigen. Schliesslich muss ich nun noch bemerken, dass sich 2. ferox durchaus in seiner Lebens- weise in Nichts von den Buteonen unterscheidet, wenigstens ist dies der Fall, so weit ich ihn in der Mongolei beobachtete. Stundenlang lauerte er hinter den Bauen der Murmelthiere am Boden, bis die Jungen hervorkamen; die Flügel liess er dabei nachlässig hängen, hob sich, gescheucht, nicht zu grosser Höhe und flog meistens in gerader Linie fort, fing später dann zu kreisen an und stieg dabei oftmals recht hoch. Das Alles aber thun die Bus- sarde auch und ich kann den Beobachtungen, welche Herr Moeschler in Herrnhut über den B. leucurus (l. e. p. 302) gemacht, nicht beistimmen. An Lagomys, jungen Bo- bac’s, so wie an den Hypudaeus-Arten der Hochsteppen hatten sich diese Bussarde stark gemästet; sie erschienen in den letzten Tagen des März am Tarei-nor und auch im obern Selenga-Thale wurden bei Kjachta sowohl, als auch bei Selenginsk deren einige am 7/19. und 8/20. April 1857 bemerkt. Diese Gegenden aber besitzen schon in hohem Grade viele Eigenthümlichkeiten der Hochsteppen selbst. Am 28. August alten Styls waren diese Bussarde am Tarei-nor so häufig, dass ich vermuthe, sie sind da- mals auf dem Zuge begriffen gewesen. Sie rüttelten, zumal bei Sonnenuntergang; das vorwaltende Weiss der untern Flügelseite und der in Dunkelbraun oft abgesetzte Leib fielen mir damals besonders auf. Bis zum 4/16. September blieben diese Bussarde, trotz der damals schon starken Nachtfröste, recht häufig, wurden aber sammt den Circus-Arten später nicht mehr bemerkt. CIRCUS. Wir haben bis jetzt, so weit die systematische Bearbeitung unserer Materialien reicht, unter den Raubvögeln des südlichsten Theiles von ÖOstsibirien nur euro- päische oder europäisch-asiatische Arten gefunden und noch nicht Gelegenheit gehabt, jenes in der Säugethierfauna dieser Länder so entschieden nachweisbare Herüberreichen südasiatischer Thierformen auch für die Ornis bestätigt zu finden. Um so interes- santer muss es also sein, wenn wir unter den jetzt zu besprechenden Weihen der * 116 Circus melanoleucos. Amurgebiete wiederum eine bis jetzt nur in Indien und Ceylon vorgekommene Art kennen lernen, und diese eine zwar sehr ausgezeichnete, aber doch wenig gekannte ist. Es wird sich überhaupt die Verwandtschaft der Fauna des äussersten Südens der neu acquirirten sibirischen Gebiete mit jener am Himalaya existirenden in allen Thierabtheilungen direct nachweisen lassen, und wenngleich wir unter den Wirbel- thieren nur hie und da jene Verwandtschaft angedeutet finden, so tritt sie unter den wirbellosen Thieren und namentlich unter den Insecten deutlicher hervor, und es sind keinesweges weder die Höhen des gebirgigen Südrandes von Centralasien, noch die kahlen, weitgedehnten Hochländer der Mongolei als entschiedene Grenzen zu be- trachten, welche die organischen Schöpfungen südlich vom 30° nrdl. Br. von denen etwa des 50° nrdl. Br. trennen. — So bemerken wir denn von den Circus-Arten Ost- indiens den durch J. Fr. Gmelin') zuerst 1789 gutbenannten, von Pennant und Latham gleichfalls gekannten Falco (Circus) melanoleucos Gml. nicht nur in den süd- lichen Gebieten des mittlern Amurlaufes, sondern auch bis in sein hochgelegenes Quell- land das russische Grenzgebiet behaupten. Dadurch aber gewinnt die russische Fauna, falls wir die gegenwärtig zwar schon zweifelhaft gewordene artliche Selbstständigkeit von Circus pygargus und (©. pallidus sammt der von Circus cineraceus einstweilen noch festhalten, einen 5ten Repräsentanten der Weihen. Wir beginnen mit diesem Vogel die Aufzählung und Besprechung der Circus-Arten Östsibiriens. 17. Circus melanoleucos Gml.’) Taf. Il. Fig. 1. Bei den Birar- Tungusen heissen die Circus-Arten Shadshe. Der Student Sokoloff, welcher den berühmten Pallas 1772 in Daurien begleitete, hat diesen Circus zuerst beobachtet, aber nicht erlest; denn die Anmerkung, welche Pallas°) bei Abschluss der Accipitres macht, wo es unter Anderem heisst: «caput supra dorsumque inter alas et alarum bases nigra, vel fusco-nigra», lässt keinen Zweifel dar- über, dass es Circus melanoleucos war, den Sokoloff am untern Argunj sah. Das einzige Exemplar dieses Vogels, welches ich mitbrachte, ein altes Männchen, wurde am 28. April alten Styls gleich oberhalb des Bureja-Gebirges in den Flachländern, welche sich am rechten Ufer des U dirflüsschen hindehnen, erlegt. Dieser Vogel trägt das frische Kleid ganz vollkommen, es lassen sich weder verblichene Spuren, noch abgeriebene Federn (bis auf 1) Syst. naturae. Ed. XIII, T. I, p. 274. 2) Buteo melanoleucos Vieil., welcher in der Galerie des oiseaux p. 40 beschrieben und p. 14 abgebildet ist, darf nicht mit Circus melanoleucos Gm]. vereinigt werden. 3) Zoogr. ross.-ast. T. I, p. 372. Circus melanoleucos. 17 die Spitzen der Schwingen- und Steuerfedern) an ihm finden. In diesem ausgefärbten Kleide ist der ganze Kopf sammt dem Halse und Rücken kohlschwarz. Das Schwarz erstreckt sich vorne über die Mitte der Brust, wird aber seitwärts von Schneeweiss scharf umgrenzt, welche letz- tere Farbe über die gesammte untere Körperseite, so wie über die Befiederung der Füsse und die untern Flügeldecken verbreitet ist. Oben dagegen sind die verlängerten Schulter-Federn tief schwarz, dagegen die kurzen am Ober- und Unterarm gestellten meistens weiss, die äusser- sten von diesen ein wenig in Grau gemischt (hier steht auch noch eine Feder des vorjährigen Kleides). Die übrigen obern Flügeldecken, mit Ausnahme der äussersten auf der Handwurzel, sind tief schwarz. Nur die innersten, den Schulterfedern an Länge fast gleichkommenden, sind weiss und stark in Blaugrau bestäubt. Dieses findet auch an allen Schwingen 2ter Ordnung statt, die grossen Schwingen sind nur im Basaltheile weiss, sonst schwarz. Die obern Steissfedern sind schneeweiss, die verlängerten obern Schwanzdecken bläulich grau bestäubt. Der ungebänderte Schwanz ist bläulich grau, wenig in’s Bräunliche ziehend, die Innenfahnen der äussern Steuerfedern werden fast rein weiss. Betrachtet man die schwarzen Federn des Kopfes genauer, so erweist sich, dass dieselben seitlich vom Ohr aufwärts und nach vorne schon auf der Mitte des Schädels nur längliche schwarze Endflecken haben, sonst aber rein weiss sind; dieses Weiss der Basalhälfte der einzelnen Federn zieht sich bis tief in den Nacken, wird dann weniger rein und macht zuletzt dem Rauchgrau Platz, welches man überall am übrigen schwarzen Gefieder dieses Vogels an dem Grundtheile der Federn sieht. Der Schleier dieser Circus-Art ist recht deutlich ausgebildet. Wie es Levaillant’s ') Abbildung deutlich zeigt und ich es auch an einem Exemplare dieser Weihe, welches im Wiener Museum aufbewahrt wird, bemerkte, so ist das Gefieder jüngerer Männchen mehr oder weniger in den schwarzen Parthien von Dunkelbraun untermischt. In Bezug auf die plastischen Verhältnisse erörtere ich an meinem Vogel Folgen- des: Die Schwingen sind frisch, daher hier normale Längenverhältnisse. Die 2te bis 5te Schwinge incl. sind auf der Aussenfahne deutlich verengt, die 3te und 4te Schwinge gleich lang, die 2te und Öte fast gleich lang (die 2te überragt die öte um kaum 1 Linie), die 6te überragt die Iste um circa 15 Mmtr. Die Flügel- spitzen überragen den Schwanz um ein Geringes, der Schwanz ist gerade; die äusserste Feder desselben kaum etwas kürzer als die 2te, alle andern gleich lang. Am schlan- ken Fusse ist der dünne Lauf länger, als bei (©. cyaneus, worüber die gleich folgen- den Maasse Näheres geben; die Aussen- und Innenzehe sind fast gleich lang. Die Be- fiederung des obern Theiles vom Laufe ist wie bei C. cyaneus. In nachstehender Tabelle stelle ich die Maasse, die ich an meinem Vogel genommen, mit denen vom Wiener Exemplare zusammen. 1) Hist. natrll. des oiseaux d’Afr., p. 32. Ma 118 Circus cyaneus. EHE et nn | Circus melanoleucos | in Mmtr. / Amum. Indien. | St. Ptbg. | Wien. Schnabeigpitze bis} Mundwinkele ge ee 28 50 Spitze des Unterschnabels bis zum Mundwinkel. . » » - 2 22 e nee) 25 27 Grösste Höhe des Oberschnabels am Grunde desselben . . » » 2 22... | 12 10 Oberschnabelspitze bis zum vordern Rande der Nasenöffnung. . ». x. 2 2... | 13 15 Vordere Seite des Tarsus bis zur Befiederung . . . ». » 2 2 2 2 2 nen. | 57 60 Hinterew ins in ” a Hi 6 SR 2 BRele SERERE: TESSAHRE ERGEBEN. > NORREENN| 76 74,5 Mittelaehelobenf gemesseny sn ne ee ee a ae | 33 | al TunenzeHe' ben gememen Mn ee 19 17 IATISSENZEHEHODEN? LEIERSENMEHN.. Tier 1) Dit de Spssharaet Se a Lee Be 21 | 20 Hlinterzehe"obenygemensen.. urn) von.) PRESS ee De a 16 14 Schwanzerund. Kin zur Spitzen» 2 0 220000 5 Aue ee er 210 220 Flügelbug bis zur Spitze. | 350 360 Die Totallänge unseres Vogels betrug, im Fleische gemessen, 42'/, Ctmtr. Am frisch erlegten Vogel waren: der Schnabel schwarz, sein Grund bläulich grau, Wachs- haut und Iris eitronengelb, die Borstenfedern seitlich von den Nasenlöchern schwarz, das obere Augenlied über der Randbewimperung nackt, gelblich. Diese Weihe war am mittlern Amur recht selten, zumal in dem gebirgigen Theile der Landschaft; sie liebt, wie alle Circus-Arten, weite Ebenen und die Nähe des Wassers. In den gebirgigen Theilen Transbaikaliens wurde sie nie bemerkt. Eben so wenig in dem Systeme des Kentei oder in dem östlichern des Chingan. Dage- gen habe ich sie schon ab und zu bei Mogoitui und Akschinsk in der Nähe des Onon bemerkt, häufiger dann auch im Onon-borsa-Gebiete, wo sie zur Zeit des Heuschlages, besonders im Spätsommer, die Zwergmaus jagte; selten erschien sie im Früh- linge am Tarei-nor, dagegen war sie ziemlich häufig im Argunj-Thale, wo sie auch Sokoloff beobachtete. Oestlich vom Chingan sah ich sie zuerst in der Nähe der Ku- mara-Mündung. Sie scheint auch in diesen nördlichsten Gebieten ihres Vorkommens Brutvogel zu sein, zieht aber wie alle Circus-Arten zum Winter fort. 18. Circus eyaneus L. Von dieser Weihe brachte ich 3 Exemplare mit. Das älteste Individuum, ein am 14. September 1856 am Tarei-nor erlegtes Männchen, trägt ein durchweg frisches, selbst in den Schwung- und Steuerfedern ganz unbeschädigtes Kleid. An diesem Kleide fällt nun zunächst das bedeutende Dunkel der Rückenfedern auf, wie sich denn überhaupt Circus cyaneus. 119 ein Hinneigen zum bräunlich Grau im Gefieder der obern Körperseite dieses Individuums erkennen lässt. So sind die Federchen des Kopfes zwar noch hie und da in Rostgelb gerandet, aber meist rauchbräunlich und nicht aschblaugrau. Auch in der rostgelben Färbung des Nackens waltet im Centraltheile der Federspitzen stets ein lichtschwärzlicher Keilfleck vor. Die Halsfedern, sowohl der Seiten als der obern Halsfläche, zeigen im Allgemeinen das dunkle Blaugrau stark in schwärzlich an den Spitzen getrübt, welche Trübung auf den Rückenfedern so entschieden überhand nimmt, dass hier ein fahles Grauschwarz zur alleinherrschenden Farbe wird. Auch auf den Schwingen 2ter Ord- nung sind die Ränder der Aussenfahnen gegen das Ende der Federn hin geschwärzt, sehr viel umfangreicher aber wird diese Schwärzung auf den Innenfahnen, wo sie na- mentlich auf den mittlern Federn zu breiten schwarzen Endflecken wird. Auf der un- tern Körperseite dieses Vogels fallen ähnliche, aber nur wenig prononeirte Schaftflecken auf, wie sie dem (©. cineraceus eigen sind. Die Flecken, von grauer, etwas in's Röth- liche ziehender Farbe, beginnen hie und da schon vorne auf der Brust, nehmen aber seitlich, auf den Tragfedern der Flügel, an Häufigkeit und Umfang zu. Ich halte nun dieses Individuum für einen aus dem Jugendkleide') zum ersten Male frisch vermauser- ten C. pygargus Lin. und bin wohl geneigt, mich der Meinung H. S’everzoff’s?) an- zuschliessen, nach welcher der ©. cyaneus, pallidus und cineraceus zu vereinigen und als C. pygargus L. zu bezeichnen wären. Bekanntlich besitzt ©. cyaneus eine sehr ausgedehnte Verbreitung; er ist also auch einer derjenigen Raubvögel, welche unter den so stark abän- dernden Bedingungen seiner Existenz in den weiten Gebieten seines Vorkommens ein sehr variables Kleid trägt, und da die plastischen Verhältnisse der Schwingen und des Schwanzes für die spezifische Trennung jener 3 Weihenarten unhaltbar sind, die Kleider aber auch Uebergänge bieten, so wird wenigstens ein Theil der Ornithologen einer sol- chen Meinung beistimmen. Ein 2tes Männchen dieser Weihe wurde am 5/17. Juni im Kaja-Thale unweit Irkutsk von mir erlegt. Es trägt durchweg das sehr abgenutzte, verschossene Jugend- kleid. Nur auf der Brust und an den Seiten desselben stehen bereits einige der frischen, ausgewachsenen hellgrauen Federn. Trotz dieser entschieden begonnenen Mauser suche ich vergebens den jungen Nachwuchs des neuen Gefieders, welcher unter dem alten ab- genutzten versteckt liegen müsste; ja, es scheint vielmehr, dass einzelne Federn der Brust im Verfärben begriffen sind, da die bläulich weissen Umrandungen des bräunlichen, abgebleichten Pfeilschaftfleckes dieser Federn ganz die Beschaffenheit und Farbe der wenigen frischen, fertigen Federn des neuen Kleides besitzen. 1) Die ausgefärbten jungen M. tragen zwar gemeiniglich ein helleres Kleid, als die schon oft vermau- serten alten, aber bei meinem Vogel sprechen die am Kopfe namentlich vorhandenen rostgelben Dinten doch für die Jugend. 2) S’ewerzoff, Nepiornuyeckia asıeuia etc., p. 340. 120 Circus aeruginosus. _ Das 3te Individuum von C. cyaneus ist ein junges M., am 23. August bei Kulus- sutajefsk erlegt. Dasselbe trägt das weiche bekannte Nestkleid. Von den 5 Eiern dieser Art, die ich aus den Umgegenden des Tarei-nor mitge- bracht habe, wurden 2 am 10/22. Mai, eines am 20sten und 2 am 24. Mai dem Neste entnommen; nur die letzten 2 waren schon bebrütet, konnten jedoch noch ohne Schnitt gereinigt werden. Sie sind bis auf eines unter sich gleich gross und haben eine Längen- axe von 50 Mnitr., eine Breitenaxe von 38 Mmtr. Das 5te Ei ist etwas kürzer. 0. eyaneus ist auch im Süden von Ostsibirien, wie in Europa, häufiger in den we- niger gebirgigen, offenen, sparsam bestrauchten Gegenden. Die Hochgebirge meidet er ganz, wurde aber bis circa 3000’ in den breitern Thälern des östlichen Sajan (Tu- ransk) beobachtet. Seltennur sah ich ihn am Baikalsee, dagegen wird er in den Hoch- steppen Transbaikaliens gemein und findet sich auch am obern und mittlern Amur- laufe. Obgleich im Mündungslande des Amur noch nicht nachgewiesen, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass er dort ab und zu vorkomme, weil er durch H. v. Midden- dorff am Amgä (Stanowoi) und durch Siebold') für Japan nachgewiesen worden ist. Mit dem 4/16. September 1856 wurden die Weihen am Tarei-nor schon sehr selten und bis zum 14/26sten nicht mehr gesehen; an diesem Tage aber erlegte ich das oben näher besprochene Exemplar. Ende August, besonders am 25sten, zogen hier die Wei- hen am häufigsten durch. Schon Ende März stellte sich gleichzeitig mit dem Bussard diese Weihe am Tarei-nor ein und besuchte vornehmlich die frühern Brutplätze am Uldsaflüsschen. 19. Circus aeruginosus L. Wenngleich Pallas?) das Vorkommen der Rohrweihe auf ganz Sibirien ausdehnt, so liegen uns für den Süd-Osten von dort aus den russischen Gebieten doch keine si- chern Nachweise darüber vor. Zwar finden wir die Rohrweihe als einen in Indien (Nachbarschaft von Calcutta)’) gemeinen Vogel aufgeführt, aber über sein Vorkommen im östlichen Centralasien und nordwärts vom hohen Randgebirge dieser Hochländer ist meines Wissens nichts über ihn bekannt geworden. Auch wird er entschieden für diese Länder. eine der grössten Seltenheiten, welche ich nur auf dem Herbstzuge am Tarei-nor einige Male gewahr wurde. Dies geschah am 28. August alten Styls an den Süsswasserpfützen bei Kulussutajefsk im hohen Rohr, welches an den Ufern wächst. — Erstaunt war ich am 5/17. September, ein todtes Männchen dieses Vogels im Grase unweit jener Pfützen zu finden. Es ist .ein junges Männchen, von kleinem Wuchse, an welchem ich in Bezug auf die Färbung des Gefieders nur am Kopfe einige 1) Fauna japon. Aves, p. 9, wo C. uliginosus, den Audubon als C. eyaneus erkennt, aufgeführt wird. 2) Zoogr. ross.-ast. T. I, p. 363. 3) Catalogue of the birds in the museum asiat. Society, p. 20. En Striv (Ulula) barbata. Stric (Ulula) wralensis. 121 Differenzen bemerkte. Auf diesem nimmt die rostgelbe Grundfarbe einen recht lebhaften Ton an und macht sich auf ihr die dunkelbraune Oceipital-Zeichnung nicht als gut isolirter Fleck kenntlich, sondern stellen sich vielmehr die einzelnen braunschwarzen Schaftflecken der Federn ziemlich isolirt dar; sehr viel deutlicher wird das im Nacken und an den obern Halsfedern, deren Grundfarbe sehr viel heller ist und deren Schaftflecken sehr viel schmäler sind, als an den Federn des Kopfes. Alles Uebrige ist normal. Das gefundene Thier war äusserst mager. Zweifelsohne müssen sich in den nördlich von der hohen Gobi gelegenen waldbedeckten Gebieten Dauriens hie und da Brutplätze der Rohrweihe finden, da die am Tarei-nor nur im Herbste bemerkten Exemplare auf ihrem Herbstzuge sich befanden und kurze Zeit im Rohr bei Kulussutajefsk Station machten. Ich glaube, dass Pallas Angaben (l. c. p. 363) über das Vorkommen dieser Art in Sibirien sich nur auf die Ob- und Irtisch-Gebiete beziehen. 20. Strix (Ulula) harbata Pall. Anfangs November 1858 wurde diese Eule im Bureja-Gebirge erlegt. Das Exemplar, dessen Geschlecht nicht untersucht wurde, stimmt so vollkommen zu den Thieren aus der St. Petersburger Umgegend, dass ich nichts darüber zu bemerken habe. Diese schöne Eule ist jedenfalls einer der seltensten Vögel in Südostsibirien. Er ist mir nirgends weiter in meinem Reisegebiete vorgekommen. 21. Strix (Ulula) uralensis Pall. Bei den Burjäten des Irkutthales: Kirmesche, d. h. die Eichhorneule. Bei den Birar-Tungusen: Mulmeta. 6 Exemplare dieser Eule liegen mir von meinen Reisen vor. Sie wurden alle am Amur gesammelt. Ein altes Weibchen, am 18/30. Mai 1857 auf einer Insel in der Schilka, etwa 25 Werst unterhalb Stretinsk erlegt, war ein Brutvogel. Dieser Vogel, welcher eines der kleinsten Individuen ist, zeigt zugleich die hellste Färbung des Gefieders. In der That ist das fast reine Weiss nur hie und da auf der untern Körperseite in etwas Gelb oder Grau getrübt und die langen dunklen Schaftflecken ver- schwanden auf einigen Federn ganz, auf anderen sieht man sie zu schmalen Schaft- streifen reduzirt, auf keiner Feder aber der untern Körperseite gewinnen sie die Breite, wie das Gefieder junger Vögel sie zeigt. Dem hellen Kleide der untern Körperseite ent- sprechend, sieht man das des Rückens in seinen früher schwarzbraunen Zeichnungen, jetzt in fahl rostbräunlichen an diesem Brutvogel verfleckt und die weissen Zeichnungen des Gefieders entschieden an Umfang gewinnen. 16 122 Striv (Aegolius) Otus. Striv (Aegohus) brachyotus. Die jüngern Vögel, welche alle im October und November 1857 im Bureja- Gebirge erlegt wurden, zeigen in der Zeichnung sowohl, wie auch in der Färbung des Gefieders grosse Uebereinstimmung. Vermittelnde Uebergänge zur japanischen Striv rufescens') finde ich an meinen Thieren nicht, wohl aber die bereits durch die Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck erwähnte Eigenthümlichkeit, das Weiss des Gefieders ebensowohl wie auch die schwarzbräunlichen Dinten in grösserer Reinheit zu tragen. Bei jüngern Individuen sind die Tarsen- und Zehen-Federchen durchweg mit bräunlich grauer Endbinde versehen. Diese Eule wurde zwar im Jahre 1856 von mir im Apfelgebirge (Kirinsk) bemerkt, auch im östlichen Sajan gesehen, jedoch ist sie dort recht selten. Dagegen traf ich sie oft im Herbst und Frühwinter im Bureja-Gebirge an. Hier scheinen die zeitweisen Wanderungen der Eichhörnchen in die von P. Cembra bestandenen Thalhöhen nicht ohne Einfluss auf ihre Lebensweise zu sein, da sie gerade dort sich häufig antreffen liess; sie war im Bureja-Gebirge ohne Zweifel die häufigste aller Eulenarten. 22. Strix (Aegolius) Otus L. Auf dem Zuge stellte sich die Waldohreule in der letzten Hälfte des Septembers 1857 in grosser Zahl bei meiner Wohnung im Bureja-Gebirge ein und lebte gesell- schaftlich in den Weidengebüschen, die dem Ufer des Stromes entlang überall stehen. Auch in den Hochsteppen Dauriens wurde sie im April 1856 hie und da bemerkt und am 21. April am Tarei-nor erlegt. Jedoch ist mir diese Eule nistend nirgends im Süden von Ostsibirien vorgekommen. Das Dunkel des Gefieders in den schwarzen Zeichnungen der sibirischen Exemplare dieser Art, auf welche die Herren v. Midden- dorff und L. v. Schrenck 1. c. bereits hindeuteten, gewinnt auch an einem von mir mitgebrachten M. (Bureja-Gebirge 3/15. Septbr.) entschieden die Oberhand und wird besonders noch am Flügelbug sehr kenntlich. Im Uebrigen giebt mir das vorliegende Exemplar zu keinen Bemerkungen Veranlassung. 23. Strix (Aegolius) hrachyotus Forst. Auch an der Sumpfohreule, von welcher ein am 5/17. Septbr. am Tarei-nor ge- schossenes Weibchen mir vorliegt, finde ich die dunkle Zeichnung der Rückenseite und besonders die der obern Flügelseiten sehr vorwalten. So nimmt in den Federn, welche den angelegten Unterarm decken, das matte Braunschwarz dermaassen an Mächtigkeit 1) Vergl. Fauna jap. Aves., p. 30, Tab. X, woselbst die Unterschrift der Tafel fälschlich fuscescens, anstatt rufescens lautet, und Middendorff, Sib. R. 1. c. p. 130. Striv (Surma) noctua. Striv (Surnia) passerina. 123 zu, dass hier nur eine schmale, gelbliche, in Rauchgrau getrübte Einfassung den meisten Federn zukommt. Dagegen bemerkt man am obern Theile des Schleiers das Weiss reiner ‘und mehr verbreitet. Die Sumpfohreule ist überall im Süden von Ostsibirien ein ge- meiner Vogel, welchen ich oft brütend antraf. In den Hochsteppen Dauriens wurden schon am 20. April 2 unbebrütete Eier einem Neste entnommen, aber deren noch 2 Mal am 25. Mai in andern Nestern gefunden, welche so wenig bebrütet waren, dass sie ohne Schnitt gereinigt werden konnten. 24. Strix (Surnia) noctua Retz. Am 20. März erhielt ich von den felsigen Ufern des Onon bei der alten Festung Tschindantsk diesen Vogel, welcher durch die Kugel, mit der ihn ein Kosak erlegt hatte, so zerrissen war, dass ich ihn nicht balgen konnte. An der Richtigkeit aber meiner Bestimmung ist nicht zu zweifeln, obschon der Steinkauz aus Ostsibirien noch nicht nachgewiesen wurde und es sehr auffällt, dass er hier als Standvogel (am 20. März) vorkommt. Wennschon er, wie bekannt, ein vornehmlich in südlichen Breiten, besonders aber im S.-O. des europäischen Russlands, ferner in Griechenland, Kleinasien und in dem Kaukasus vorkommender Vogel ist, so findet man ihn doch auch einzeln im ganzen nördlichen Deutschland, ja er überschreitet als grosse Seltenheit auch noch die Südküste des baltischen Meeres so weit, dass mit etwa dem 57° n. Br. wir ihm seine äusserste nach Norden!) reichende Verbreitungsgrenze zu ziehen haben. Dagegen also stände, vom geographischen Standpunkte aus beurtheilt, der von uns für Daurien er- wiesene Fall für das Vorkommen dieser Art keineswegs als besonders auffallend da, weil der Nordostrand der hohen Gobi unter dem 50° n. Br. gelegen ist. Andererseits aber reichen viele Arten der pontischen, mäotischen und besonders der aralo-caspi- schen Steppengegenden weit ostwärts und finden sich erst mit der Abgränzung der hohen Gobi durch das Chingan-Gebirge an den östlichen Punkten ihrer Verbreitung. Zu solchen Arten würden wir nun auch den Steinkauz zählen. 25. Strix (Surnia) passerina L. Bei den Birar-Tungusen: gauke oder gaukt. Herr v. Middendorff?) hat diese Art bereits für das südliche Stano woi-Gebirge nachgewiesen und Herr L. v. Schrenck hat sie im Mündungslande des Amur gefunden’). 1) Gloger führt ihn sogar, freilich mit einem Fragezeichen, auch für Island auf; siehe sein «Vollstän- diges Handbuch ete.>, p. 106. 2) Sib. Reise 1. c. p. 131. 3) L. v. Schrenck’s Reisen etc. ]. c. p. 248. 124 Striv (Surma) funerea. Strix (Surnia) nyctea. Das von mir erlegte Exemplar ist ein junges Weibchen und wurde im obern Ditschun-Thale (Bureja-Gebirge) am 2/14. Januar 1858 angetroffen. Bis auf die etwas mehr entwickelte gebänderte Zeichnung der seitlichen Brust- und Weichenfedern und die um ein Geringes deutlichere weisse Tüpfelung der Rückenseiten stimmt Alles zu den europäischen Individuen dieser Art, denen ich mein Exemplar vergleiche. Die ungemein weichen, vielfach zerschlissenen und oft von lichtem gelblich Grau überflogenen Federn deuten das Jugendkleid an, in welchem dieser Vogel sich befindet. Die Sper- lingseule wurde im Bureja-Gebirge ziemlich oft auf Hochstämmen am Tage angetroffen, ist mir aber im übrigen Sibirien nicht vorgekommen. 36. Strix (Surnia) funerea Lath. Eine grössere Suite von Sperbereulen, welche aus dem südlichen Theile des Apfel- Gebirges stammt und im November 1856 von mir erbeutet wurde, schliesst sich in allen Punkten genau den europäischen Exemplaren an, mit denen ich sie vergleiche. H. L. v. Schrenck !) hat bereits darauf aufmerksam gemacht, wie bald das Weiss, bald das Schwarz der Zeichnung dieses Vogels an Mächtigkeit gewinnt, ohne dass ein solcher Wechsel im Zusammenhange mit den Gebieten, in denen diese Eule lebt, stände. — Am 20. Mai 1857 waren die Jungen dieser Eule, welche unweit vom Kutamanda- Posten dem Neste entnommen wurden, fast flügge, am 30sten aber noch nicht so weit, um entfliehen zu können. Die Sperbereule meidet waldfreie Landschaften. Die Wälder, in denen die Lärchen vorwalten, sind ihr am liebsten. Im Bureja-Gebirge ist sie mir auffallender Weise gar nicht zu Gesichte gekommen, aber in den Ebenen oberhalb dieses Gebirges, auf denen lichte Waldbestände, auch Schwarzbirken und Eichen hie und da die Erhöhungen des Bodens bestehen, kommt sie vor. So wurde sie am 6. Januar 1858 unweit vom Chaltan-Posten (später Kasatkena) erlegt. 27. Strix (Surnia) nyetea L. Bei den Mongolen der daurischen Hochsteppen: Tashe, bei den Burjäten des Irkut- und Oka-Thales: Tasha. Die getauften Burjäten und sogenannten Jasatschnie des Irkut- und Oka-Thales nannten die Schneeeule auch Lesnoi-taijoshni Petuschok, d.h. Wald-Wildniss-Hähnchen. Bei den Russen in den daurischen Hochsteppen gewöhnlich Zun oder bjellaja woron, weisser Rabe, welche Benennung mit der mongolischen, Zagan Kire, übereinstimmt; in der Grenzwacht Kirinsk auch Bakebart ?). Wie Pallas 3) schon richtig anführt, ist die Schneeeule in der Mongolei überaus gemein, jedoch müssen wir hinzufügen, «nur im Winter», denn in den letzten 1) Reisen und Forschungen ]. c. p. 248. 2) Wahrscheinlich wurde ihr dieser Name von einem früher dort lebenden Commandeure der Kosaken in Folge des Schleiers ertheilt und erhielt sich in der Bevölkerung jener Gegenden. 3) Zoogr. ross.-ast. T. I, p. 313. Striv (Surnia) nyetea. 125 Tagen des April ziehen die Schneeeulen alle fort und dieses Fortziehen findet so all- gemein statt, dass die Mongolen meinen, es sei das erste Gewitter, welches diese Vö- gel vertreibe, da sie den Donner sehr fürchten. Schon gegen den 15/27. April 1856 wurden die Schneeeulen am Tarei-nor nur sehr vereinzelt angetroffen, jedoch brachte ich noch ein recht altes Männchen mit, das am 25. April erlegt wurde. Die 16 Exemplare dieser Eule, welche ich von meiner Reise nach Europa brachte, entstammen fast alle den Hochsteppen und tragen also die vollen Winterkleider. Auch von diesen gilt dasselbe, was H. v. Middendorff !) im Hochnorden an den Sommer- kleidern wahrnahm, dass nämlich kein einziger Vogel ganz weiss ist. Vier recht alte Männchen, deren ganze vordere und untere Körperseite schneeweiss ist, zeigen wenig- stens auf den hintern Schwingen und auf einzelnen innern, grossen, obern Flügeldecken ziemlich breite bräunlich schwarze Querbinden, welche indessen niemals die ganze Breite der Feder einnehmen. Diese Theile des Gefieders betheiligen sich am längsten an der dunklen Zeichnung, welche das Kleid der Schneeeule in der Jugend vorwaltend besitzt. Früher als in diesen Federn schwindet das Schwarz auf den Flügeln selbst, geringe Spuren bleiben davon in einzelnen Flecken dem Hinterkopfe, wo sie bisweilen ganz lo- kalisirt werden, wie z. B. an einem meiner Vögel jederseits hinter dem obern Schleier- rande. Sehr oft betheiligt sich auch der Schwanz, oder doch wenigstens die beiden mittlern Federn desselben, im hohen Alter des Vogels noch an der schwarzen Zeich- nung, indem eine oder zwei unterbrochene Querbinden an ihm zu sehen sind. Nicht selten sind auch im frischen Kleide (1 Exemplar vom 15. November bei Irkutsk liegt mir vor) einzelne der dunklen Querbinden auf den Rückenfedern so stark verbleicht, dass sie kaum kenntlich und man die betreffenden Federn zweifelsohne für alte ungemauserte halten müsste, wenn sie nicht vollkommen den darum stehenden frischen mit dunkler Zeichnung glichen. Nicht minder hatte ein so ungleichartiges Abbleichen im Gefieder derjenigen Vögel stattgefunden, welche ich im Frühlinge am Tarei-nor erlegte. Zumal auf der untern Körperseite der jüngern Weibchen finde ich das durchweg be- stätigt, wenn die Vögel im März und April erlegt wurden. An eine partielle Ver- mauserung, welche bei diesen Thieren stattgefunden haben könnte, darf ich aber nicht glauben, da frisch vermauserte Weibchen, z. B. ein Exemplar aus dem Bureja-Gebirge vom 15/27. November, ein in der Identität der schwarzen Zeichnungen vollkommen gleichartiges Gefieder trägt und die Eulen überhaupt rasch die Mauser vollenden. Was die Grösse der mir vorliegenden Schneeeulen anbelangt, so sind zwar die meisten grosswüchsig, indessen andere doch auch sehr auffallend kleine darunter vor- kommen. Diese letztern aber sind stets Männchen. Ich stelle in nebenstehender Ta- belle die Maasse zweier der kleinsten Vögel zu denen eines grossen Weibchens. 1) Sib. Reise ]. c. p. 131. 126 Striv (Surnia) nyctea. ———L—L—L— Daurische Hochsteppen. | Bureja-Gebirge. Männchen. Männchen. Weibchen. Länge von der Schnabel- zur Schwanzspitze'). . . . 16'/2” 18" 20” „» des zusammengelegten Flügels . ». ...... 14" 14 6 16" 4” sn A desuSchwanzenea nn en ee a een 374 87,6,” 91077 5. der TREE RER 5 a all 2 2. 10 gar RE 2" 4” „ der Mittelzehe ohne Kralle . . . . . - . . 11620 161% hr „ der Kralle an der Mittelzehe (in der Sehne gemessen) ie Hier aa Schon gegen das Ende des Septembers stellen die Schneeeulen sich in den dau- rischen Hochsteppen ein, und zwar vornehmlich in jungen weiblichen Exemplaren; die alten, besonders die männlichen Vögel, scheinen die nordischen Brutplätze später zu verlassen. In den bewaldeten Gegenden meines Reisegebietes wurden diese Vögel zwar überall im Winter (Baikal im Pachabicha-Thale, Apfelgebirge, oberer Ingoda- Lauf und im Bureja-Gebirge auf der Chotschio-Höhe) bemerkt, jedoch waren sie dort immer nur vereinzelt. Dagegen bewohnen sie die kahlen Hochsteppen Transbai- kaliens in grosser Anzahl und ernähren sich von den harmlosen Pfeifhasen (Z. Oyotona). Sie halten sich gewöhnlich an den windbeschützten Seiten der Murmelthierbaue auf und beginnen gegen Abend ihre Jagden, jedoch erhaschen sie auch bisweilen am Tage eine Ogotone, da diese Thierchen sehr ott ihre Baue unmittelbar am Fusse der Murmel- thierhügel anlegen und bei ihren Heuschobern leicht zu überraschen sind. Die Schneeeulen mästen sich im Laufe des Winters dermaassın an Lag. Ogotona, dass sie oft eine fingerdicke Specklage auf der Brust tragen. Ich habe sie niemals schreien hören, wohl aber schnalzen sie sehr laut, wenn sie angeschossen sind. Bei Weibchen, welche am 11. April erlegt wurden, bemerkte ich noch keine Spur mehr entwickelter Eier, was auf.allend ist, da die Eulen sehr zeitig zu brüten pflegen und der Uhu am Tarei-nor damals schon bebrütete Eier hatte. Die Schneeeule schickt sich also erst im Hochnorden nach vollbrachtem Zuge zum Brüten an und fehlt als Stand- und Brutvogel hier im Süden Sibiriens. Die an Nagethieren so reichen Hochsteppen Dauriens werden durch diesen ihren Reichthum im Winter bestimmend für den Autenthalt dieser Eule, wie sie es im Sommer für Aquila naevia und BDuteo ferox gleichfalls werden, wodurch die grosse Seltenheit, ja sogar bisweilen der gänzliche Mangel dieser Arten in den Wäldern Transbaikaliens erklärt wird. I) Dieses Maass ist je nach der Haltung des Kopfes sehr unsicher; man müsste eigentlich von der Scheitel- höhe zur Schwanzspitze messen. In diesem Falle erhalten wir für unsere 3 Vögel folgende Ziffern: 18" 5”, 197285, 222 40 Strix (Bubo maximus) Bubo. 127 %8S. Strix (Bubo maximus Ranz.) Bubo L. Bei den Mongolen der hohen Gobi: Schara-Schobon, d. h. der gelbe Vogel. Bei den Birar-Tungusen: Gära. Bei den Russen und getauften Tungusen Transbaikaliens oftmals nach dem Rufe des Uhu’s scherzhafter Weise dawai Schubu, d. h. gieb den Pelz. Herr v. Middendorff !) hat bereits die artliche Selbstständiskeit des Bubo sibirieus Evrsm. = Strix turcomana Evrsm. entschieden verneint und auf das sehr helle Exem- plar eines Uhu’s vom Irtisch, welches im Museum der Kaiserlichen Akademie sich be- findet, hingewiesen. Die von mir aus den daurischen Hochsteppen und vom mittlern Onon- Thale mitgebrachten 3 Exemplare des Uhu’s, von denen 2 Männchen und das 3te ein Weibchen sind, liefern die schlagendsten Beweise gegen die Haltbarkeit jener Evers- mann’schen Art, da sich namentlich an zweien von ihnen vermittelnde Uebergänge der Tracht des typisch europäischen Uhu’s zu dem sibirischen nachweisen lassen. Das Gefieder der untern Körperseite betheiligt sich zwar nur in schr geringem Maasse an der theilweisen Veränderung und Färbung, wie sie dem BDubo sibirieus zukommt; desto mehr aber findet dieses an den Federn des Rückens und der Schwingen, so wıe auch an denen der Füsse statt. Im Vergleiche zum typischen Kleide des europäischen Uhu’s weicht das der sibirischen Vögel vornehmlich in folgenden Punkten ab: Mit zunehmendem Alter gewinnt das gesammte Gesicht an Helle, das Weiss des Augenringes erweitert sich na- mentlich abwärts stark, und die Schleierfedern zi hen mehr ia weis:lich Graugelb, als in Gelbbräunlich. Besonders aber verschwindet schon von der Ba:is des Ober-Schnabel- grundes an, zur Stirne und auf dieser und der ganzen oberen Kopiseite das Schwarz zusehends, und es gewinnen dagegen die am Uhu Europa’s nur seitlich wenig ange- deuteten gelblichen Bindenzeichnungen der einzelnen Federn um das Doppelte an Breite und werden weiss. Mit zunehmendem Alter findet das in so gesteigertem Grade, beson- ders bei den M., statt, dass das typische Schwarz der meisten Federn zu schmalen Querbändern reduzirt wird. Ein männlicher. Vogel, in December 1356 am Onon ge- schossen, schliesst sich zwar, was die Farbe des Gefieders der Stirn anbelangt, recht gut an den europäischen Uhu an, allein in der Zeichnung der Federn neigt er wieder zum sibirischen Uhu. Auch die schwarzen breiten Schaftflecken der Brustfedern besitzt der Uhu Sibiriens nur in geringerer Breite, wie denn auch die zahlreichen schwarzen und schwärzlichen Querbinden der Federn des Bauches, besonders mit zunehmendem Alter, an den sibirischen Vögeln dieser Art sehr viel schmäler werden und de gelbe Grund- farbe fast rein weiss erscheint. Jedoch mag dies letzte auch mehr eine individuelle Eigenthümlichkeit sein und lässt sich an meinen Thieren aus Daurien nicht nachweisen. 1) Sib. Reise ]. c. p. 131. 128 Strix (Bubo mazimus) Bubo. Dahingegen lassen die befiederten Füsse in der Farbe sehr deutliche Uebergänge von Bubo mazximus europaeus zum Bubo sibiricus erkennen, denn selbst an dem jungen Uhu vom Onon-Ufer (December 1856, ohne Zweifel im Jugendkleide) sehe ich auf der vordern Seite der Läufe schon viel Weiss (ziemlich rein) unter das Gelb gemischt, wie es St. Bubo in Europa besitzt. Bei ältern Individuen schwindet auch hier das Gelb fast ganz, die spitzwinkelige grauschwärzliche Zeichnung aber hat der sibirische Uhu mit dem europäischen auf dem Tarsus gemeinschaftlich. Auf der Rückenseite unserer Vögel fällt nun aber das Vorwalten der weissen Spritzflecken gegen die dunklen Federfelder sehr auf, und es lässt sich für die gesammte obere Körperseite, namentlich aber für die Rückenfedern und obern Flügeldecken die Behauptung rechtfertigen, dass am sibi- rischen Uhu nicht nur die Spritzflecken und Binden heller, meistens sogar weiss sind, sondern dass sie auch häufiger werden, als am europäischen Vogel, und die schwarzen Zeichnungen bisweilen ganz verdrängen, bisweilen nur partiell beeinträchtigen. Auch hier betheiligt sich das Alter des Vogels an dem Grade des Vorwaltens und der Ver- breitung von Weiss, obschon wiederum das Alter allein nicht die Ursache dafür ist, sondern auch im Jugendkleide manche Abweichungen vom europäischen Uhu sich be- merken lassen. Diese alle aber dürfen wir nicht als artliche Kennzeichen gelten lassen, wenn wir nicht bei consequenter Befolgung und Durchführung eines solchen Princips in die unhaltbarste Richtung der Systematik gerathen, und jede klimatisch-geographische Varietät als selbstständige Art der Welt anpreisen wollen. Der Uhu Sibiriens hat daher ebenso wenig das Recht, als Art zu existiren, wie eine grosse Anzahl anderer Vögel, die in Folge ihrer weiten Verbreitung auf der Erde bald mehr, bald weniger den abän- dernden Einflüssen des Klima’s, wie überhaupt ihrer Existenzbedingungen unterworfen sind. Am 20. März brütete der Uhu bereits in den Blauen Bergen (Ulan-chada) südöstlich vom Tarei-nor. Die 3 gleichgrossen Eier, welche ich aus dem Neste nahm, haben eine Längenaxe von 59 Mmtr. und einen Querdurchmesser von 49 Mmtr. Er kommt dort so- wohl wie überall im Süden Sibiriens häufig vor, und ist ebensowohl Wald-, als Hoch- steppen-Bewohner. ® Acamthylis caudacuta. 129 I. SCANSORES, 29. Acanthylis caudacuta Lath. Bei den Burjäten am mittlern Irkutlaufe: Morün-Charasagai, d. h. die Pferde-Schwalbe; diese Benennung gilt auch dem gemeinen Mauersegler. Nachdem H. L. v. Schrenck bereits in seinem Reisewerke über das Amurland') sich über die wahrscheinliche Verwandtschaft der Hirundo Ciris Pall. mit dem Acanthylis caudacuta Lath. ausgesprochen, bleibt mir in Bezug auf diesen Punkt nur zu bemerken übrig, dass der von Steller beschriebene und von Pallas nach dieser Beschreibung in die Zoographia Rosso-asiatica als Z. Ciris aufgenommene Vogel wahrscheinlich ein jun- ges Individuum gewesen ist. Denn, dass die weisse Farbe des Gefieders, so namentlich die der Kehle, der Innenfahnen der hintersten Schwingen, so wie die weisslich grauen Federn des Rückens wohl erst mit zunehmendem Alter an Reinheit der Farben gewinnen. so wie andererseits die Tiefe der schwarzen Farbe und der starke Metallglanz der Flügel- und Kopffedern mit zunehmendem Alter sich steigert, unterliegt bei dieser Art kaum einem Zweifel, da ganz dasselbe bei vielen andern Vögeln stattfindet. Wie schwankend aber überhaupt ebensowohl in der Vertheilung, wie in der Rem- heit das Weiss bei diesem und auch bei andern Seglern ist, lässt sich aus den Abwei- chungen entnehmen, deren H. L. v. Schrenck unter den ihm vorliegenden 5 Exempla- ren erwähnt, so wie dafür auch die Varietäten des gemeinen Mauerseglers sprechen. Es bliebe also, strenge genommen, wohl nur die Zeichnung der untern Schwanzdecken des Steller’schen Vogels, welche die artliche Trennung der H. Ciris vom Acanth. caudacuta rechtfertigen würde. Ueberdies bietet ja der Acanth. macroptera Swains schon eine ver- mittelnde Uebergangsstufe zum Acanth. caudacuta, bei welcher wir theilweise das Weiss des Gefieders verschwinden sehen. Die beiden männliehen Vögel dieser Art, welche ich mitbrachte, wurden am Ost- abhange des Chingan am 2ten und 3ten Juni 1857 erlegt; sie zeigen namentlich auf dem Kopfe und den Schwingen ein frisches, nicht abgetragenes Gefieder, wogegen die hellen Rückenfedern stark verbraucht und auch wohl etwas verbleicht sind. Jedoch finde ich nirgends an beiden Exemplaren Mauserspuren. Diese Vögel waren ausser- ordentlich fett. Steller’s Angabe über das Vorkommen von Hirundo Ciris”) an den Ufern der Angara sind wohl begründet und gelten also auch dem, nach unserer Meinung 1) Reisen und Forschungen etec., T. I, p. 250 und fig. 2) Zoogr. ross.-ast, T. I, p. 541. 17 130 Cypselus Apus. mit 7. Ciris identischen Acanth. caudacuta. Am 12. August 1859 traf ich diese Art, die mir bei dem Fluge, namentlich aus den seitlich an den Weichen stehenden weissen Federn, erkennbar wurde, auf der Höhe, welche das Kaja-Thal bei Irkutsk vom Angara-Thale trennt. Hier flogen diese Segler gegen Abend recht häufig und sehr nahe dem Boden. Im Frühlinge aber habe ich sie dort bei den häufigen Jagdexcursionen (1855) nicht bemerkt. Ganz dasselbe fand auch im Bureja-Gebirge statt. Hier nähmlich suchte ich während des Sommers, trotz der passenden Lokalitäten, ganz vergebens diesen Vogel und erst in den letzten Tagen des August-Monats (1857) erschien er z. B. in der obern Salbatsche-Ebene, verschwand aber mit dem 1. September gänzlich. In dieser Zeit war er wohl auf dem Zuge nach S.-0.; in- dessen scheint er auch im Sommer in kleinern Gesellschaften zu streichen und wählt keineswegs die steilen Felswände vornehmlich zu seinem Aufenthalte. Sogar in den freien Ebenen, die zwischen dem Sungari und Ussuri gelegen, wurde er zu wie- derholten Malen bemerkt. Stromaufwärts vom Bureja-Gebirge sah ich ihn am häu- figsten am Ostabhange des Chingan-Gebirges, besonders bejagte er die Flachvorländer, welche mit Kiefern-Hochwald gut bestanden waren, suchte sich Lichtungen in diesen und schoss auf ganz bestimmten Touren, die er immer wiederholte, zwischen den oft schirmförmigen Kronen der Kiefern hin. An den Ufern der Schilka wurde er am 23. Mai 1857, circa 200 Werst oberhalb Ust-Strelka, zuerst bemerkt. Im russischen Daurien sah ich ihn nicht, obschon ich ihn im den Umgegenden von Zagan-olui, die von Cypselus Apus stark bewohnt werden, eifrig suchte. Endlich kommt er vereinzelt auch noch in der Tunkinskischen Ebene vor und wurde dort ebenfalls in Kiefernhochwäldern am 10. Mai 1859 zuerst bemerkt, jedoch waren um diese Zeit erst wenige dieser Vögel angekommen und fehlten noch am Naragun- Bache (10 Werst nordwestlich vom Dorfe Tunka), wo sie brüten sollen. Das Nest bauen sie, nach der Aussage der dortigen Burjäten, in hohlen Kieferstämmen. 30. Cypselus Apus L. Pallas lernte in Ostsibirien unter den Exemplaren des europäischen Mauer- seglers eine häufige und recht constante Varietät kennen, welche mit jener typischen Form gemeinschaftlich lebte und sich durch eine rein weisse Binde auf den obern Schwanzdecken vornehmlich und sehr augenfällig vom (©. Apus europaeus unterschied. Er hat aber darauf hin eine artliche Trennung dieser beiden Formen des 'Mauer- seglers nicht unternommen und ertheilte der letztern nur das Recht einer ausge- zeichneten Varietät, die er als C. Apus leucopyga in der Zoogr.') eingehender be- schreibt. Ganz dieselbe Varietät des Mauerseglers aus dem Kaffernlande wurde zuerst 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 539. Oypselus Apus. 131 von Lichtenstein als Cypselus cafer‘) von C. Apus artlich getrennt und später, 1848, von Streubel’) bei der Bearbeitung der Cypseliden des Berliner Museums, jene Trennung beibehalten. Derselbe Autor erwähnt aber auch, dass ©. cafer mit dem Fundorte Bengalen im Berliner Museum vorhanden sei, mithin das Vaterland sich über die Tropen der alten Welt verbreite. Jedenfalls nun ist die von Pallas als Var. £ leucopyga aufgestellte Varietät des Mauerseglers derselbe Vogel, den Lich- tenstein und nach ihm Streubel und andere’) trennten. Gloger‘) freilich spricht sich nicht entschieden für das Zusammenziehen beider Formen aus, aber neigt sich doch mehr dazu, als zur definitiven Trennung derselben. Dagegen ziehen Blasius und Keyserling?) sie ohne Umstände zusammen. Der Meinung dieser beiden letztern Forscher schliesse ich mich ohne Bedenken an und erlaube mir trotz der wenigen Mauersegler, welche ich vom Baikalsee und aus Daurien mitbrachte, nicht nur über die ausgebildete Varietät P leucopyga Pall. einige Bemerkungen zu machen, sondern sogar auch einer, wenigstens theilweisen Uebergangsstufe zum (. Apus europaeus zu erwähnen. Dasjenige meiner 3 Exemplare vom Mauersegler, welches sich am besten an die europäisch typische Tracht dieses Vogels schliesst, wurde am 22. Mai 1856 mit einem Weibchen zusammen bei der Grenzwacht Kulussutai am Tarei-nor er- griffen und war wohl auf dem Zuge (viele Arten verspäten in der Mongolei sehr bedeutend und namentlich gilt das auch von Cypselus, der bekanntlich überall einer der spätesten Zugvögel ist). Auch dieses Männchen trägt die schmalen, weissen Endbinden auf den meisten Federn der untern Körperseite recht deutlich, wogegen das Weiss der Kehle nicht rein ist und meistens die Schafte hier licht bräunlich grau erscheinen. Von den weissen obern Schwanzdecken ist keine Spur. Das zu gleicher Zeit gefangene Weibchen ist ein älteres Individuum und besitzt die Färbung der Stirn, wie sie (©. cafer haben soll (nämlich schmutzig aschgrau). Der 3te Vogel wurde am 10. Juli am Baikalufer erlegt und ist ein altes Weibchen. Bis auf die wenigen weissen Flecken auf einigen Armschwingen stimmt dieser Vogel vollkommen zur ausführlichen Beschreibung, welche Streubel (l. ec. p. 352) giebt, nur neigt er sich in der Farbe der Stirnbefiederung wiederum mehr zur typisch europäischen Form des Mauerseglers, als zu der des Kaffernlandes und hat ziemlich breite, weisse End- binden auf vielen Federn der untern Körperseite. Kaum darf ich die Schwingen dieses Exemplares bei dem Vergleiche mit denen des europäischen Mauerseglers ab- weichend nennen, sie sind aber ein wenig schmäler (namentlich die äussersten), als 1) Verzeichniss der Doubletten des zool. Mus. zu Berlin, 1823, p. 58, .\: 602. 2) Isis, 1848, p. 348 und fle. 3) So hält Bonaparte z. B. noch C. caffer Licht. für artlich verschieden von C. Apus L., aber für iden- tisch mit ©. Ap. v. 8 Pall.; vergl. Consp. gen. av., p. 65. 4) Vollst. Handbuch der Natg. der Vögel etc., p. 425. 5) Die Wirbelthiere Europa’s, Syst. Verz., XXXIII. 132 Cypselus Apus. bei den daurischen Exemplaren, ragen jedoch, wie bei dem C. Apus europ., bedeutend mehr als Ya—\/s” über die äussern Schwanzfedern hervor, und weichen hierin also von denen des Cyp. cafer ab. Folgende Tabelle wird nun noch einige Erläuterungen für die Maasse geben, welche ich an europäischen Mauerseglern und an den asiatischen in beiden Formen nehme und auch hieraus werden wir die Identität des Cyps. cafer Licht. mit Oyp. Apus L. erkennen. Cypselus Apus L. M | Europaeus typicus. vart. leucopyga. | St. Petersburg. | Daurien. Baikal. | Daurien. ME 2. EN he Es Länge von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze | (äusserenkleder) Sein. IE EEE 57" DUKON 9% 6% 5" Ai‘ _ „ des Schnabels, auf der First gemessen .. N 3, dr \aunggr | 25° | 2,6 3“ 0 3. der Mundspalte 7.123 20.30 uno eo: l23722 Deu. ZT Ba 487 „ des zusammengelegten Flügels ....... I EcBr el verse | p nan 65 — „ des Schwanzes (äussere Federn) ...... RE Nr EEE 3” _ „ des Schwanzes (mittlere Federn)...... |" aa ii a 199 a! des Lauten tra. le Igel Bf br 5” Bi „ der Mittelzehe ohne Nagel... ..... Hs: A a A 4" 4" 3,5°” EN „ des Nagels an der Mittelzehe. ....... 3, 3” 3” 3 3 - Gould’s Cypselus australis wird sich wohl nicht von dem (©. Apus vart. leucopyga Pall. unterscheiden lassen, wenigstens stimmt dasjenige, was dieser Autor darüber in den Proceedings of the Zool. Soc., 1839, T. VII, p. 141 sagt, und die vortreffliche Abbildung, die er in den Birds of Australia, T. II, Bd. 2 giebt, vollkommen zu dem Vogel, den ich vom Baikalsee mitbrachte. Ebenso wenig ist Levaillants Martinet a croupion blanc vom Cyps. cafer Lichtst. zu unterscheiden, wie dieser von der Vart. ß leucopyga Pall. des Cyp. Apus L. Ueberall, wo ich in Sibirien die Mauersegler antraf, flogen beide Formen beisammen, so namentlich fast überall an den schroff abfallenden Ufergebirgen des Baikalsees, ferner im Chingan-Gebirge, wo diese Vögel zuerst am 23. Mai 1857 beobachtet wurden und erst um diese Zeit sich im Süden Sibiriens einfinden. Hier im Chingan-Gebirge waren aber die weisssteissigen ungleich seltener, als die gewöhnlichen. Nur selten bemerkte ich diese Art im Bureja-Gebirge, dagegen traf ich sie in grösster Häufigkeit im letzten Jahre meiner Reise, als ich mich im Oka-Thale bereits in 3000’ Höhe über dem Meere befand, so z. B. bei den rothen Bergen, Ulan-Chada, welche unterhalb der Okinskischen Grenzwacht zum rechten Oka-Ufer vortreten. Hier war wieder die Vart. leucopyga gemeiner, als die andere Caprimulgus Jotaka. Cuculus canorus. 133 Form. Am 11. Juli 1855 waren die jungen Mauersegler am Baikalsee noch nicht flügge und am 1. August wurden sie an der Oka noch gefüttert. Die Hochgebirge bewohnt Cypselus Apus nicht. 31. Caprimulgzus Jotaka Temn. et Schlgl. Bei den Birar-Tungusen: Dshogdshoggün, wahrscheinlich nach der Stimme so benannt. Die oftmals von mir am Amur erlegten Nachtschwalben schienen mir so genau zu der europäischen Art zu stimmen, dass ich leider unterliess, sie zu präpariren und keine Exemplare mitbrachte; jedoch schliesse ich mich der Meinung Herrn L. v. Schrenck’s'), welchem ein recht bedeutendes Material für diesen Vogel vom Amur vorlag, ohne Zö- gern an und halte bis auf weitere Nachweise den Cap. Jotaka Japans nur für eine Varietät des Cap. europaeus. Auf den Inseln des Onon, bei der Tschindantskischen Festung, traf ich am 12/24. August 1856 wehrere Nachtschwalben in den Gehölzen an, welche durch Po- pulus laurifolius vornehmlich gebildet werden. Am 3/15. Juli 1857 wurde das Nest mit zwei stark bebrüteten Eiern im Bureja-Gebirge gefunden. Dasselbe war an der Erde gemacht, es bestand in einer 8—9” im Durchmesser fassenden flachen Vertiefung des Bodens, welche zwischen morschen Windfällen gemacht war. Seit dem 6/18. Juli hörten die Nachtschwalben im Bureja-Gebirge zu locken auf und am 1/13. September 1857 sah ich noch ein Exemplar im Bureja-Gebirge. Die meisten dieser Vögel ziehen schon in der letzten Hälfte des August fort. Die Nachtschwalbe wird im Chingan- Gebirge ein häufiger und weiter den Amur abwärts ein recht gemeiner Vogel, dessen gluckende Lockstimme wir an den Ruheplätzen Abends sehr bald hörten, wenn das Feuer angemacht war und oft viele dieser Vögel durch dasselbe angelockt wurden. Der dumpfe Lockton liesse sich etwa durch die beiden ersten Sylben der Bezeichnung dieses Vogels bei den Birar-Tungusen wiedergeben, jedoch werden sie oft mehr als 50 Mal rasch hinter einander wiederholt. Die Birar-Tungusen glauben, dass die Nachtschwalben absichtlich so rufen, um die Hunde den Jägern abspenstig zu machen, da diese letztern mit ähnlicher Stimme die Jagdhunde locken. 32. Cuculus canorus L. Alte ausgefärbte Männchen, welche ich aus dem östlichen Sajan-Gebirge mit- brachte, stimmen vollkommen zur Tracht des alten europäischen Kukuks und geben mir daher zu keinen Bemerkungen Veranlassung. 1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 253. 134 Cuculus sparverioides. Wie Pallas schon in der Zoographia') und auch in den Reisebeschreibungen be- merkt, so ist der Kukuk in Daurien ausserordentlich gemein, jedoch besucht er hier nie die wald- und buschlosen Hochsteppen und selten nur die dichtern Hochwälder, welche das Apfelgebirge und seine Hauptabzweigungen bedecken. Vielmehr zieht er die Umwallungen der Gebirge und die lichten Waldränder, namentlich aber gut be- strauchte Hügelgegenden jedem andern Aufenthaltsorte vor. So war er ungemein häufig von Mogoitui an, den Onon abwärts, besonders auch im Adontscholon-Gebirge. Oestlicher im Chingan wird er selten, nur sehr vereinzelt traf ich ihn im Hauptstocke ‚ dieses Gebirges bis zu dessen Ostabhängen, wo auch (uculus sparverioides Vig. vorkommt. Hier sind es wieder nur die dunklen Waldungen und das stark gebirgige Terrain, welche den Kukuk zurückhalten. Auch bis zur Kumara blieb trotz den hie und da umfang- reichern Vorländern, die am Amur gelegen sind, ©. canorus recht selten. In dieser Ge- gend aber gesellt sich zu den beiden Kukuks-Arten (©. canorus und sparveriodes) noch eine dritte, von der sogleich weiter unten ein Mehreres gesagt werden soll. Abwärts den Amur verfolgend, wird namentlich von der Dseja an der gemeine Kukuk häufig, hingegen C. sparverioides, als ein Bewohner dichter Wälder, sehr selten (ich urtheile nach dem Rufe dieser Art, über den ich weiter unten berichte). Im Bureja-Gebirge kommen alle drei Arten vor, jedoch sind alle drei nicht häufig. Mit dem 20. Juni stellten die Kukuke in Daurien den Ruf fast ganz ein. Im östlichen Sajan fand ich den Kukuk vereinzelt selbst noch an der Baumgrenze. Die russischen Bewohner Dau- riens meinen, der Kukuk rufe seine verlorenen Kinder und schreie deshalb so eifrig. 33. Cuculus sparverioides Vig. Dieser Art glaube ich jene Kukuke zuzählen zu dürfen, deren Lockstimme ich am Ostabhange des Chingan zuerst, später häufiger im Bureja-Gebirge vernahm, hier auch im Juni 1858 einem dieser sehr scheuen Vögel so nahe kam, dass ich ihn lange beobachtete, aber ihn, als er aufflog, fehlte. Dieser Vogel war unstreitig grösser, als der durch H. Maack erlegte und durch Herrn L. v. Schrenck?) beschriebene und passte gut zu dem Längenmaasse, welches Vigor’) auf 16 Zoll (engl.) angiebt. Die Stellung bei dem Rufe hatte dieser Kukuk ganz so, wie sie Gould’s‘) schöne Abbildung wieder- giebt. Mit nach unten gebeugtem Kopfe begann das Männchen zuerst einen gezogenen, heisern Laut auszustossen, der einigermaassen an den des Weibchens vom Pirol erin- nerte, sodann erscholl gleich der dumpfe Kukuksruf in rasch sich folgender kurzer Ar- 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 443. 2) 1. c. p. 257. 3) Proceed. of the Zool. Society of London, 1830—31, p. 173. 4) A. Cent. of birds from the Himalaya-Mount. T. 53. Cuculus optatus. 135 tieulation ohne Fall, etwa ,15—20 Mal die Sylbe Kuk hinter einander, darauf folgte 4—8 Mal derselbe Ton 2 Mal hinter einander mit gleichlangen, dazwischen liegenden Pausen. In Daurien und am Baikalsee habe ich niemals die Stimme dieses Kukuks gehört, wohl aber im Jahre 1859 in den Wäldern am mittlern Irkutlaufe, jedoch nur in den subalpinen Regionen der Gebirge. 34. Cuculus optatus Gould. The birds of Australia. Vol. IV. Tab. 84. Als wir Anfangs Juni 1857 denjenigen Theil des Amurstromes abwärts reisten, wo zu seinen Ufern die Vorberge der Ostseite des Chingan-Gebirges treten, bemerkten wir sehr bald, wie viel seltener sich hier der gemeine Kukuk hören liess, als am West- abhange desselben Gebirges im höher gelegenen Daurien. Dagegen vernahmen wir zuerst seltener, dann aber immer häufiger einen ganz andern Kukuksruf, der so originell und so unter sich wenig wechselnd war, dass man ihm zu Folge wohl schon Recht gehabt hätte, diesen Kukuk und den gemeinen für 2 verschiedene Vögel zu halten. Es ist zwar bekannt, dass der gemeine Kukuk sowohl in der Höhe des Anschlages (vom Fis bis Gis der mittlern Flötenoctave) variire, wie er auch bisweilen im Rhytmus seines Rufes einige Ab- änderungen vernehmen lässt; aber die in Rede stehende Art hat einen regelmässig vier- sylbigen Ruf, der sich durch die Noten (= 1 —& 3 a darstellen lässt, welche rn in so monotoner Weise und in Takten, die durch kurze Pausen getrennt sind, wiederholt werden, dass der Ruf, besonders von Ferne gehört, dem Bellen eines kleinen Hundes sehr ähnlich ist. In dieser Weise hörte ich den C. optatus am obern Amur, besonders auf den Flachländern, die sich vom Olga- und Buründa-Flüsschen bis zur Dseja finden und welche nicht selten mit einzeln stehenden, sehr hohen Kiefern noch bewachsen sind. Eben in den äussersten Spitzen solcher Bäume, die hier nicht selten eine schirmförmige Krone besitzen, sassen die lockenden Vögel und riefen sich zu. Auf dem Vorlande oberhalb des Zagajan- Gebirges waren sie in ausserordentlicher Anzahl vorhanden. Vornehmlich lockten sie ge- gen Abend von 4 Uhr an und verstummten erst spät nach Sonnenuntergang. Am Vormittage hörte ich sie selten. Es gelang mir nur, einen Vogel zu erlegen. Wie die Kukuke über- haupt, so sind auch diese äusserst scheu. Der erlegte Vogel ist ein junges Männchen. Dasselbe trägt ein sogenanntes Uebergangskleid und steht auch in diesem dem gemeinen Kukuk Europa’s sehr nahe. Bekanntlich macht Gould im Texte zu der eitirten Abbil- dung Australischer Vögel schon auf die grosse Aehnlichkeit seines C. optatus mit dem C.canorus Europa’s aufmerksam. Ich finde aber ausser jenen, bei C. optatus etwas breitern, schwarzen Querbinden der Brust und des Bauchgefieders, den Schnabel auch viel robuster und _ den Kopf überhaupt ansehnlich stärker. Alle Kukuke, die ich in Hinsicht auf die Schnabel- stärke dem vorliegenden (©. optatus verglich, stehen in Höhe und Länge desselben weit zurück. 136 Cuculus optatus. Ich stelle die Mittelmaasse der Schnabelverhältnisse von C©. canorus den entsprechenden Werthen, die ich an meinem Vogel finde, hier zur Seite und gebe zugleich die anderen üblichen Körpermaasse mit an. , €. optatus. | €. canorus. Schnabellänge, auf der First gemessen. . SEHE RER RIND ABB | 11!/2” 91/2” Mundspaltenlange au ı. 2 2 .. ., und, KBksinn: Geil. DIR EEE. 17a 1: Mündwinkelbrester a. 2a vv 9... 5, ve Daun 2 RE En re 812” Te Schnabelhöhe, von der Stirn senkrecht abwärts gemessen . - . » - 2 2 2... 4!” 3° ” vom Unterkieferwinkel aufwärts gemessen . -. » » 2 2 2 2... 4” 31a’ Breitetdes®Kopfes zwisehenkdenWAupen IHN AURHEEEBERT DH 2 E e RNERe, 11?/a’” 10°" Totalingeiy . wgulantst. kersisat, el wlan DuBuE An. zo 11a) ARE Thangesdesizusammengelesten Klügels; Lk) Sppsle. wa se SE ge: TA” ZH „sa des ISChwäanzes. | | Am 9. 2.00. We Kerl, Suche Me 64.255 57,117 EEE To I ei E02 RA TORE ee | 94 „weder. Mittelzehevohner Nagel”. . . 7.0 Ku ug ee EB 10°” SrNdesmNabelsvanfderuMittelzehe .. . zul n ve ANNE Ne er Re || 4” Wie man hieraus ersieht, erweisen sich beide Vögel auch in den Körpergrössen fast ganz entsprechend, und ob am Ende stets die Schnabelstärke so bedeutend zu finden ist, kann man ja gar nicht behaupten, da es überhaupt an Materialien fehlt, die das be- stätigen können. Es geschieht daher meinerseits die Trennung des ©. optatus vom (0. canorus einmal nach Gould’s Beispiele und dann auf die Beobachtung des Rufes hin. Der Zukunft muss es vorbehalten bleiben, darüber zu entscheiden, ob der Kukuksruf in so bedeutenden Modulationen und in so typisch rhytmischen Abänderungen auch anderweitig beobachtet wurde. Dem Aeusseren nach würden wir uns kein Gewissen daraus machen, unsern Vogel zum gewöhnlichen Kukuk zu ziehen. Das Gefieder unseres Exemplares anbelangend, bemerke ich noch Folgendes: Kopf, Hals und Kehle tragen das ausgefärbte graue Kleid. Die Kehle besitzt einen leichten gelblich weissen Anflug, der sich auch in schwächerer oder stärkerer Nüance über die untere Flügelseite, die Weichen, die untern Schwanzdecken und das Brustgefieder erstreckt. Wie der Schwanz, so besitzen auch die Schwingen, besonders aber die grossen oberen Flügeldecken, die untersten hintern und seitlichen Halsfedern und die hinteren Weichenfedern zahlreiche rostbraune Querbinden und Flecken, welche die Jugend unseres Vogels genugsam be- kunden. Die Rückengrundfarbe zieht entschieden mehr in’s Braune, als in’s Graue. Der Schwanz entspricht recht gut dem des jungen europäischen Kukuks, namentlich dem des C. rufus. Die schwarzen Querbinden der untern Körperseite sind etwas breiter, als bei C. canorus. Am frischgeschossenen Vogel hatte der ganze Oberschnabel eine dunkel blaugraue Farbe. m mn u — Jynz Torquilla. Picus (Gecinus) canus. 137 35. Jynx Torquilla L. Die 3 Exemplare des Wendehalses, welche ich von meinen Reisen ‚heimbrachte, schliessen sich in Zeichnung, Colorit und Grössenverhältnissen genau an die durch die Herren v. Middendorff') und L. v. Schrenck?) im Amurlande gefundenen und beschrie- benen Vögel dieser Art. Ein am 10. Mai unweit Tunkinsk erlegtes Männchen besitzt sein Gefieder in merklich abgeblichener Färbung, lässt daran aber noch keine Mauser- spuren erkennen. Zwei andere Individuen vom Tarei-nor, welche ohne Zweifel auf dem Zuge durch die Mongolei waren, tragen das frische, an der untern Körperseite stark in Rostgelb gefärbte Kleid und haben die Mauser vollkommen beendet. In den Schnabellängen bieten die Wendehälse nicht geringere Unterschiede, wie die meisten Spechte, welche jedoch zu unwesentlich sind, um für die durch Bonaparte’) ange- strebte Trennung des japanischen Wendehalses vom europäischen zu sprechen. Zudem betheiligt sich dabei, wie überhaupt auch in den übrigen Maassen, das Geschlecht des Vogels, da die Weibchen etwas grösser, als die Männchen sind. Wie in Europa, so meidet auch in Sibirien der Wendehals die Hochwälder. Am liebsten sind ihm die mit Weiden (namentlich gekappten) bestandenen Flussufer und die bestrauchten Inseln. Ich habe ihn überall da im Süden von Ostsibirien angetroffen, wo die Gebirge nicht bedeutend und ihre Wälder gelichtet waren, besonders aber lebte er auch auf den Inseln der untern Schilka (150 Werst oberhalb Schilkinski Sawod) und des obern Amur, wo ich ihn am häufigsten antraf. Im Bureja-Gebirge war er selten. Ebenso führt ihn H. Maximowicz vom mittlern Amur als selten an und stimmt das von ihm eingesandte Männchen gleichfalls zum europäischen Vogel. Auf- fallend ist es, dass er in Daurien, wo ‘die meisten Zugvögel ihre Herbstreise sehr frühzeitig antreten, lange verweilt, nämlich ebenso lange, als z. B. in Deutschland. Es wurde der Wendehals am Tarei-nor an den Zäunen, welche die Gemüse- Gärten der Kosaken umstehen, noch am 23. August 1856 (alten Styls) erlegt. In Deutschland bleiben nur einzelne Nachzügler bis in die Mitte des September-Monats, der Hauptzug findet Ende August schon statt. 36. Picus (Geeinus) canus (ml. Alle Spechte werden in Sibirien von den Russen Sholna genannt, man kennt dort aber die Bezeichnung Djatel auch. Vom Grauspecht brachte ich 4 Exemplare mit, drei davon sind alte Männchen, das 4te ein Weibchen. Von dem ersteren prangen zwei (am 23. September 1857 und im 1) Sibir. Reise, Th. II, p. 132. 2) Reisen und Forschungen etc., Th. I, p. 260. 3) Conspect. gen. avium, p. 112. 18 138 Picus (Dryocopus) Martius. November 1855 bei Kultuk am Baikalsee erlegt) im frischen Winterkleide, jedoch bemerkt man auch an diesen beiden Individuen, wie rasch das Grün, namentlich der sanfte Anflug in dieser Farbe, auf der untern Körperseite abbleicht, denn das im No- vember bei Kultuk geschossene Männchen erscheint sowohl obenher, als deutlicher noch auf der untern Körperseite heller und matter grün, als das im September erlegte M. aus dem Bureja-Gebirge !). Der dritte der männlichen Vögel dieser Art wurde am 18. März 1858 im Bureja-Gebirge geschossen und besitzt das Rückenkleid bereits in der kaum aus Grau zu Grün hinneigenden Farbe, wie es ein Weibchen, welches an demselben Tage erlegt wurde, zeigt. Bei den Männchen, besonders den älteren, sind die hintersten rothen Federn der Kopfplatte mit gelbgrünlicher Spitze versehen und die schwarzen Schaftflecken der grauen Federn gewinnen oft sehr an Breite. Die Iris der alten Vögel ist dunkel orangegelb. Der Grauspecht meidet überall die dichten Hochwälder der Nadelhölzer in Ost- sibirien. Die sich verflachenden Umwallungen der Gebirge mit lichten Birkengehölzen, in denen einzelne Hochstämme standen, oder die Ufervorländer am Amur waren ihm besonders lieb. Er ist entschieden, wie die meisten Spechte, Strichvogel und wurde zum Winter im Bureja-Gebirge sehr selten. Mit dem Zuge der Drosseln, an welche sich nicht selten der grosse Buntspecht schloss, wanderten auch einzelne Grauspechte fort. In den Coniferenbeständen traf ich ihn nie an. 37. Picus (Dryocopus) Martius L. . Ein Männchen, am 9. Juli 1855 am N.-W.-Ufer des Baikalsees erlegt, mausert überall, trägt aber noch die alten Steuerfedern und die meisten der alten Schwingen. Ein zweites Männchen, am 18. October desselben Jahres bei dem Dorfe Ust-Bale (un- tere Angara) geschossen, hat die Mauser bis auf ein kleines Feld der Kehle vollendet. An Exemplaren, die im März im Bureja-Gebirge erlegt wurden, bemerkt man kaum ein Verbleichen des schwarzen Gefieders. Der Schwarzspecht wurde überall von mir in den Wäldern des südlichen Sibiriens angetroffen, auch er wählt gerne die harzarmen, alten Stämme der kernfaulen Birken zum Anschlagen. Selten wird er schon mit 4—5000’ Höhe über dem Meere. In der Region der Baumgrenze fehlt er wohl ganz, obschon Picus major und minor in ihr noch vor- kommen. Er meidet freiere Ebenen, wenn sie von grosser Ausdehnung sind, ganz und besucht nie die Ansiedelungen der Hochsteppen, wie dies der grosse - Buntspecht nicht selten thut. Er ist Standvogel. 1) Vergl. Naumann |. c. Th. V, p. 290. Picus leuconotus. Picus major. 139 38. Picus leuconotus Bechst. Nur an weiblichen Individuen bemerkte ich den gelblich weissen Flecken am Ende derjenigen beiden Steuerfedern, welche auf die beiden mittleren folgen !), die Männchen tragen die 4 mittlern rein schwarz. Bei den Weibchen aber nimmt- im Vergleiche zu den Männchen das Weiss überall im Gefieder etwas überhand. So macht sich das ebensowohl auf dem weissen Unterrücken, als auf den Querbinden der Schwingen kennt- lich und an einem der mir vorliegenden weiblichen Vögel, der Anfangs November 1855 bei Kultuk erlegt wurde, nimmt die gelbweissliche Farbe auf den betreffenden Schwanz- federn nicht nur die gesammte Spitze ein, sondern tritt auch noch in einem ovalen Flecken auf der Aussenfahne der Feder im untern Drittel derselben bis fast zum Schafte. So bedeutend individuel die Schwankungen nun sein mögen, in welchen wir am P. leu- conotus die weissen Zeichnungen variiren sehen, so scheint doch der sexuelle Einfluss sich auch dabei geltend zu machen und es hatten unseren Untersuchungen zu Folge die Weibchen stets mehr Weiss, als die Männchen. Dies bemerkt man am deutlichsten auf den hintern Schwingen und selbst auf der hintern Halsseite. Nicht minder findet man das in der Grundanlage der Zeichnung und Vertheilung von Schwarz und Weiss auf der untern Körperseite angedeutet, da namentlich auf der Brust bei den Männchen die schwarzen Schaftflecken bereits die weissen Federumrandungen stark beeinträchtigen. Im Laufe des Winters bleicht einerseits das Roth des Gefieders stark ab, wie anderer- seits die Bauchseite stark angerieben und durch die Rinden der Bäume leicht schmutzig gelblich gefärbt wird. Im November sowohl als im April noch trägt der Vogel durchweg das volle Kleid. — Mauserexemplare liegen mir nicht vor. Picus leuconotus bewohnt ohne Zweifel alle bewaldeten Gebiete des südlichen Sibi- riens und zwar im Winter, wie die meisten anderen Spechte, als Strichvogel, der die Reviere wechselt. Obgleich ich ihn auch in den Kiefern-Waldungen am Baikalsee im Winter antraf, so war er mir dort im Sommer niemals zu Gesichte gekommen. Nicht selten dagegen muss er im Bureja-Gebirge brüten. 39. Picus major L. Auf der Insel Olehon wurden am 4. Juli die Brutvögel des Buntspechtes schon flügge angetroffen und mehrere erlegt. Die untere Körperseite, zumal der weiblichen In- dividuen, ist im Nestkleide recht stark in schmutzig Gelbweiss überflogen und über die Trag- federn der Flügel mit verwaschenen schwärzlichen Querbinden gezeichnet. Bei den Männ- chen ist diese Zeichnung kaum angedeutet, ebenso der hinter dem Auge bei jungen Weib- 1) Vergl. L. v. Schrenck's Reisen etc., p. 262. 140 Picus minor. Picus Mitchell. chen sichtbare rauchbräunliche Streifen fast ganz verschwunden. Die vorliegenden Bälge alter Vögel dieser Art geben mir zu keinen Notizen Veranlassung. Der Buntspecht ist die gemeinste Spechtart in Sibirien und schweift nicht selten als Strichvogel selbst in die waldlosen Hochsteppen Dauriens, wo er dann die Zäune oder gar die hölzernen Gebäude anklopft. Er gewöhnt sich sogar, wie ich es in Süd- russland beobachtete, nach und nach an die Steppengegenden überall da, wo Plantagen angelegt wurden und gehört zu den wenigen Arten, die, als ächte Waldvögel, selbst als Standvögel in die Steppen übersiedeln. Im Herbste ziehen die Buntspechte nicht selten in kleinen Rudeln, meistens aber zu zweien; oft schliessen sie sich den Drosselzügen an und im September, wenn am Morgen bis gegen 9 Uhr die Drosseln (F. ruficollis, palhdus) bei meiner Wohnung im Bureja-Gebirge durchzogen, bemerkte ich fast immer ein Paar Buntspechte unter ihnen. 49. Picus minor L. Die Suite des kleinen Buntspechtes von meiner Reise giebt mir nicht Gelegenheit über Abweichungen, die im äussern Baue der Exemplare auffallen, etwas zu sagen. Die Vertheilung von Weiss und Schwarz ist auch bei dieser Art nicht immer ganz dieselbe, jedoch waltet bald die eine, bald die andere dieser Farben im Gefieder in so geringem Grade vor und weicht von der normalen Vertheilung so wenig ab, dass nur individuelle Ver- schiedenheiten dafür die Ursache sein können. Uebrigens stimmen die 5 mir vorliegenden ostsibirischen Exemplare in der Grösse sehr genau überein und schliessen sich in ihren plastischen Verhältnissen der betreffenden Körpertheile an die durch H.L. v. Schrenck !) ermittelten Werthe an. Der kleine Buntspecht meidet die Hochwälder und zieht die Jung- und Stangenhölzer zu seinem Aufenthalte jenen vor. Espengehölze und Pappelbestände hat er vornehmlich lieb, nicht weniger die mit Weiden stark bewachsenen Inseln der Ströme, woselbst er in Gesellschaft der Meisen meistens paarig lebt. Auf den Inseln des Onon besuchte er im October fleissig die glatten Stämmchen junger Balsampappeln. 44. Picus Witchelli Malh. Monographie des Picid6es par Alfrd. Malherbe, I, p. 142. Tab. XXXI. Fig. 1, 2 und 3. Herr Doctor Wulffius sandte neuerdings einige Vogelbälge ein, welche er im Winter 1860 in den südlichen russischen Häfen an der östlichen Küste der Mandshurei sammelte. Zur Vervollständigung der Materialien unserer Festlands-Ornis des südlichen Sibiriens finden wir in diesen Collectionen einige recht interessante Subjecte, von denen 1) Reisen etc. 1. c. p. 264. Pieus Mitchelh. 141 wir hier 2 Spechte, ein älteres Weibchen und einen jungen Vogel, erwähnen, die am 233. November 1860 bei Port Bruce von Herrn Dr. Wulffius erlegt wurden. So nahe es liest, in diesen zierlichen Spechten den in Japan entdeckten P. Kisuki Temm. zu vermuthen, so darf ich trotz der grossen Verwandtschaft, welche zweifelsohne zwischen diesem japanischen Spechte und den südasiatischen kleinen Spechten statthat, meine Vögel nicht dem P. Kisuki vereinen. Malherbe’s schöne Monographie lässt mich in den mir vorliegenden Vögeln mit aller Bestimmtheit einen Picus Mitchelli, dem Nepal und der Himalaya als Vaterland angewiesen werden, erkennen. Jedenfalls stehen aber die recht zahlreichen südasiatischen kleinen Spechtformen, die mehr oder weniger den schon durch Gmelin aufgeführten P. moluccensis mit einigen Abänderungen wiederholen, so nahe, dass hier wohl manche Zweifel, was Art oder Varietät sei, zu lösen bleiben mö- gen. Unsere Materialien sind viel zu gering, um an ‘die Entscheidung solcher Zweifel gehen zu können, und wir müssen uns damit begnügen, für die beiden vorliegenden Vö- gelchen die passendste Beschreibung in Malherbe’s Monographie zu finden. In den Grössenverhältnissen dürften doch auch bei dieser Art recht bedeutende Schwankungen stattfinden. Die Maasse, welche wir unten mittheilen und denen wir die von Malherbe ermittelten zur Seite stellen, werden darüber vollkommen genügende Auskunft geben. Unser altes Weibchen, dem der jüngere Vogel (wahrscheinlich im ver- gangenen Sommer geboren) in fast allen Stücken gleichkommt, ist folgendermaassen ge- färbt. Der hell bleigraue Schnabel hat eine dunklere, hornfarbene Spitze und einen deutlichen Firstkiel. Die Borstenfedern der Nasenlöcher sind lang, meistens schwärzlich gespitzt, an der Basis schmutzig weiss. Stirn und Kopfplatte sind grau, mit leicht bräun- lichem Anfluge. Die schwarze Umrandung ist seitlich nur schmal, dehnt sich auf dem Hinterhaupte in die Breite und deckt die ganze hintere Halsseite. Hinter dem untern Rande des Augenlides beginnt das helle rauchbraune Ohrenfeld, welches freilich abwärts an meinen Vögeln von Schwarz umgrenzt wird und dadurch an Picus Kısuki erinnert. Am jungen Exemplar ist das Schwarz nur in geringem Grade vorhanden. Oberhalb und unterhalb wird diese dunkle Ohrenzeichnung durch breite, fast rein weisse binden- artige Längsfelder begrenzt. Das obere derselben beginnt schon seitlich an der Basis des Öberschnabels, zieht sich, breiter werdend, über das Auge hin, umgiebt in scharier Umgrenzung das Schwarz des Nackens, dringt in einzelnen Federn selbst noch in die schwarze Farbe des vorderen Rückens und vereinigt sich mit dem 2ten seitlichen weissen Längsbande, das ebenfalls von der seitlichen Basis des Oberschnabels kommt und unter dem Auge fortgeht. Auch das eigentliche Kehlfeld zeigt eine recht reine weisse Farbe, durch die aber das Grau der Federbasen hindurch schimmert. Abwärts aber am Halse besitzt das Gefieder eine in Rauchgrau leicht getrübte Farbe, die sich dann, etwas mehr in’s Gelbe ziehend, über das Kleid der gesammten untern Körperseite verbreitet. Nur schwach sind die bräunlichen Bartstreifen, von der Basis des Unterschnabels ausgehend, an meinen 'beiden Exemplaren prononeirt. Die schwarzen länglichen Schaftfiecken sind, 149 Picus Mitchelli. besonders auf der Brust und an den Weichen, deutlich und recht rein gezeichnet, werden auf den Subcaudales viel mehr bräunlich und breiter und schwinden fast total auf dem Bauchfelde. Obenher betrachtet, zeigen unsere Exemplare nach dem schwarzen Nacken einen tief schwarzen, glänzenden Vorderrücken und die verlängerten Schulterfedern von gleicher Farbe. Erst auf dem mittlern Rückentheile sieht man einzelne theils ganz weisse, theils noch mit schwarzen Käntchen versehene Federn; oberhalb derselben nimmt das Weiss auf andern schwarzen Federn nur kleine tropfenförmige Felder ein. Die weichen Federn des untern Rückentheiles sind, wenigstens in ihren Spitzhälften, meistens rein weiss, bisweilen von schwarzen Fleckchen durchsetzt. Die obern Schwanzdecken besitzen die tiefschwarze glänzende Farbe, wie wir sie am Vorderrücken bemerkten. Die Plastik und Zeichnung der Flügel meiner Exemplare finde ich ganz entsprechend den Abbildungen und Angaben Malherbe’s; jedoch nimmt das Weiss auf den hinteren oberen Decken noch grössere Dimensionen ein, erstreckt sich sogar auf einigen Federn fast über die gesammte Aussenfahne. Auch zeigen die Spitzen der grossen Schwingen, mit Ausnahme der ersten, verkümmerten, schmale weisse Endkanten, welche sich zum Sommer wohl abreiben mögen. Die untern Flügeldeckfedern finde ich bei dem alten Weibchen rein weiss, bei dem jüngeren Vogel von wenig Schwarz hie und da durch- setzt. Vorne am Flügelbug steht aber bei beiden Exemplaren ein tiefschwarzer Fleck. Von den 10 Schwanzfedern sind die 4 mittelständigen rein schwarz, die dann jeder- seits folgende mit breiter gelbbräunlicher Längsbinde auf der Aussenfahne, die erst gegen die Basis hin verschwindet. Die ebenfalls schwarze Innenfahne dieser Feder be- sitzt vor ihrer Spitze einen dreieckigen gelbbräunlichen Fleck und eine schmale Kante in dieser Farbe. Die Grundfarbe der beiden äussersten kürzern und stumpfgerundeten Steuerfedern ist ein schmutziges Weissgelbbraun, welches von 3—4 gebuchteten schwärz- lichen Binden mit verwaschenen Rändern durchsetzt wird. Die Hälfte der Innenfahne an der 2ten Feder (von Aussen) ist noch schwarz. Den nun folgenden Maassen unserer Vögel stelle ich diejenigen von Malherbe ermittelten zur Seite und behalte das bei ihm übliche Millimetermaass bei. W.alt. |Junger Vogel. an h Totallänge . - REES 174 | 156 150 Mundspalten- -Länge y. 2 Da 18 19 Länge des Schnabels vom vordern Rande der Nasenlöcher bis zur Spitze. | 17 13 13 „ des zusammengelegten Beer A EN EL N | 105 100 88 „ des Schwanzes . » . RE SR N A AHA 74 64 48°) „ des Laufes. . N, ET || 15 | 14 15 „ der hintern äussern Zehe ohne "Nagel A FE A Ta 13 12 13 „ Ihres Nagels . . ale) mE HE ee u 8 7 8 „ der vordern äussern Zehe ohne Nagel . FAN A ER RENTE 11 10 10 sn OhreBSIN GB ES DESSEN ae ne SE a EEE hen: 8 7 8 1) So ist der Ausdruck Malherbe’s p.143: Longueur du bee de la commissure ä l’extremite zu verstehen. 2) Ohne Zweifel sind die grossen Unterschiede, welche in diesen beiden Maassen zwischen dem Exemplare Malherbe’s und den unsrigen statthaben, als eine Folge der Abnutzung an jenem indischen Vogel zu deuten. Picus (Apternus) tridactylus. Alcedo ispida. Eurystomus (Colaris) orientalis. 143 42. Picus (Apternus) tridactylus L. Auch von diesem Vogel gilt in Bezug auf die mehr oder weniger starke Ent- wickelung und das Vorwalten einer der beiden Grundfarben des Gefieders ganz dasselbe, was wir an den übrigen Buntspechten bemerkten. Bei jungen Männchen reichen die schwarzen Querbinden der Tragfedern und der Bauchfedern bisweilen quer über den Leib des Vogels und erstrecken sich aufwärts bis zu den länglichen Schaftflecken der Brust. Bei alten Individuen beider Geschlechter wird die Aussenfahne der äussern Schwanz- federn in ihrer Endhälfte bisweilen ganz weiss. Hochwälder, in denen die Kiefer vor- waltet, bewohnt der dreizehige Specht im Winter gesellschaftlich und wechselt die Re- viere oft. In den Laubwaldungen am mittlern Amur war er selten, dagegen ist er im Mündunsslande des Amur und auf der Insel Sachalin, wo die Comiferen prädomi- niren, nach H. L. v. Schrenck’s Beobachtungen (l. c. p. 265), die gemeinste Spechtart. 43. Alcedo ispida L. Vart. bengalensis Gm. H. L. v. Schrenck') hat bereits die sibirischen Eisvögel sehr eingehend be- sprochen und ihre Identität mit der bengalischen Varietät von Alcedo ispida nach- gewiesen. Es bleibt mir daher auch kaum etwas über meine Exemplare zu sagen übrig. Nur muss ich darauf hinweisen, dass auch in Transbaikalien, wie am Baikalsee, Alcedo ispida nicht selten ist, und somit die Vermuthung H. L. v. Schrenck’s (p. 269), dass er jene Strecke zwischen dem Jenisei und dem Amur bewohne, bestätigen. Ziemlich oft bemerkte ich ihn am mittlern Onon, namentlich an den Verzweigungen des Flusses, wo das Wasser langsam fliesst. Hier lebte er noch Ende September, als über Nacht schon zolldicke Eisschollen sich auf dem Wasser bildeten. Im Bureja- Gebirge wurde ein Weibchen am 17. Mai 1858 erlegt. 44. Eurystomus (Colaris) orientalis L. Taf. I. Fig. 2. Le rollier des Indes, Histoire naturelle des oiseaux, par Buffon. T. II, p. 178, Tab. 619. Le rolle & gorge bleue, Histoire naturelle des oiseaux de Paradis par F. Levaillant. T. I, p. 103, Tab. 36. Gray giebt in seinen Genera of birds?) der Vieillot’schen Benennung des Ge- nus vor der Cuvier’schen (Colaris) den Vorzug und lässt sich dazu dadurch bewegen, dass die erstere um ein Jahr früher in die Wissenschaft eingeführt wurde, als die letztere. Wir schliessen uns Vieillot’s Beispiele an. Aus der kleinen Gruppe der Cora- ciadeen war bis jetzt im südlichen Ostsibirien kein Vertreter gefunden worden. Das 1) Reisen und Forschungen etc., Th. I, p. 265 und fig. 2 The genera of birds, vol. I, Coraciadae. 144 Eurystomus (Colaris) orientahs. Vorkommen der gemeinen Mandelkrähe dehnt sich zwar, wie es die Erfahrungen von ‚Pallas') bereits erwiesen, bis in das südliche Altai-Gebirge aus, wo diese Vögel auch noch brüten, allein die westlichen Quellzuströme des Jenisei liegen schon nicht mehr im Verbreitungsgebiete der Blaurake. Es ist daher um so interessanter, in den südlichsten Breiten der neuesten Ostsibirischen Acquisitionen einen Vertreter der Blauraken-Gruppe anzutreffen. Derselbe ist ein im gesammten Ost-Indien vorkommen- der Vogel, der in China ebenfalls nachgewiesen ist. Den Vogel, welcher mir aus dem Amurlande vorliegt, erlegte Herr Dr. Wulffius am 18. August in Port May, einem dem südmandshurisch -russischen Hafencomplex zugerechneten Busen; er sandte ihn sammt andern werthvollen Naturalien dem Museum der Kais. Akademie zu. Es ist dies ein Vogel im ersten Jugendkleide, dessen Geschlecht nicht angegeben wurde. In diesem Alter sind alle später so glänzenden und recht reinen Farben dieser Art viel weniger .eclatant und unrein. Die Befiederung der Stirn, des gesammten oberen Kopfes und Nackens, sammt der seitlichen Kopf- und Halskleidung, besitzt eine rein schwarze Farbe. Die im Alter so herrlich ultramarine Kehl- und Halsplatte ist dunkel graugrün und die stumpfgerandeten Federn besitzen hier nur hellere grüne, oft auch schon deut- lich blaue Schaftflecken, die seitwärts allmählich in die grüngraue Farbe abschwinden. Auf der Brust macht sich das grössere Dunkel durch vorwaltendes Schwarzgrün recht kenntlich; hier tragen die einzelnen Federn helle, schmale Endkanten. An der Brust und dem Bauche ist mit Einschluss der Weichen- und unteren Schwanzdecken das Kleid schön blaugrün, jedoch etwas in Grau getrübt und lange nicht so lebhaft, als bei dem alten Vogel. Auf dem Rücken geht der schwarze Nacken in ein gesättig- tes Schwarzgrün allmählich über, welche Farbe obenher auch über einen Theil der kleinen oberen Decken, so wie über die Schulterfedern verbreitet ist. Bürzel- und obere Schwanzdecken sind etwas heller. Noch heller und viel reiner blaugrün sind die grossen oberen Flügeldecken. Die Schwingen erster und zweiter Ordnung erscheinen bei zusam- mengelegtem Flügel fast ganz schwarz, jedoch ist ebensowohl das Blau auf den Aussen- fahnen der Secundärschwingen, wie auch die Zeichnung der Aussenfahnen an den Primärschwingen, welche aus hell Grünblau zu schönem Lasurblau übergeht, ganz deut- lich vorhanden. Ebenso verhält es sich mit den schwarzen Steuerfedern. Dieselben zeigen, mit Ausnahme der beiden mittlern, die Basaltheile ihrer Aussenfahnen bis über die Hälfte hinaus blaugrün und die Ränder der Innenfahnen, wenn man von unten sieht, tragen breite, blaue, ununterbrochene Längsfelder. In der Jugend ist der Ober- schnabel tief hornfarben, fast schwarz, Spitze und Ränder desselben sind heller, schmutzig gelbbraun, der Unterschnabel ist gelbbräunlich. Die Füsse hatten, nach den schriftlichen Mittheilungen des H. Dr. Wulffius, am frischgetödteten Vogel eine schmutzig gelb- bräunliche Farbe. 1) Zoogr. ross.-ast., vol. I, p. 441. Upupa Epops. 145 Das beschriebene Exemplar ist noch nicht ganz ausgewachsen. Wir stellen den an ihm genommenen Maassen diejenigen eines alten südasiatischen Vogels zur Seite und erhalten nachstehende tabellarische Uebersicht: Alt Jung INorallänge Bea ae Saale SE, 17 a et, a kange’des zusammeneelegten Mlüsele ., . . . ut sun da nen 67 107 | 62180 a ERBEN FB Bi | BE RIE u edesnSchriabelstaufsgersHursteru zero Nee Un: U Bar DE MERIRE Eh NEN 11@- | IX 3 ROELNMIDÜSDELENMEO NS. EEE BL Kr N ET IEAlae] 12743 Höhe des Schnabels, von der Stirn senkrecht abwärts gemessen. . 2» 2.2... Tas | 5 Länge des Tarsus . A EA ER BRRLS ? A: Meg S!/a 8a BuuideraNiittelzehe,ohneu Nagel) na us mus. aha a mneigsa es na Da een | 3 | ) „» des Nagels an der Mittelzehe | 41/a" | 3 ER UerSEhnterzeherohner Nagel. u In. a ae, BEL 5” „ des Nagels an der Hinterzehe . | Bu 3 | 45. Upupa Epops L. Bei den Burjäten Transbaikaliens: Poböldshe. Am 22. April 1856 kam der Wiedehopf am Tarei-nor an und lockte schon Tag’s darauf recht emsig. Ein dort erlegtes Pärchen weicht nicht wesentlich von euro- päischen Exemplaren ab, indessen trägt das am 25. April erlegte Weibchen die weissen Querbinden des Flügels bedeutend schmäler, als das Männchen, dagegen die grau gelb- lichen Einfassungen der hintersten Schwingen breiter. Das Männchen, welches am 3. Mai bei Kulussutajefsk geschossen wurde, ist insofern recht interessant, als an den Spitzen der beiden äussern Schwanzfedern auf deren Innenfahnen am Ende eine schmale, weisse Kante sich erkennen lässt, welche, als das Gefieder frisch angelegt wurde, ohne Zweifel viel breiter war und im Laufe der Zeit durch Abnutzung fast ganz verschwand. Von jenen, die Schwanzwurzel bisweilen abzeichnenden weissen Flecken oder Bindenzeichnungen aber, deren Gloger') erwähnt, bemerke ich an meinen Thieren ebenso wenig, wie H. L. v. Schrenck (l. ec. p. 270) an seinen Amurvögeln dieser Art es auch nicht bestätigt fand. Der Wiedehopf wurde von mir auf meiner Hinreise nach Sibirien ab und zu überall an der grossen Poststrasse, die nach Irkutsk führt, bemerkt. In Daurien lebte er, na- mentlich in den Hochsteppen, nicht selten und findet sich am Ostabhange des Apfel- gebirges bis in 3500’ Höhe über dem Meeresspiegel, woselbst bei der Altanskischen Grenzwacht Ende Juli seine Brut schon flügge war. Gegen das Ende des August 1) Abänderung der Vögel, p. 156. 19 146 Alauda (Melanocorypha) mongolica. hatte er die Gegenden am Tarei-nor verlassen. Auch auf den wenigen Flachvor- ländern des Chingan-Gebirges wurde der Wiedehopf angetroffen; häufiger bemerkte ich ihn dann am obern Amur, namentlich auch in den Umgegenden der chinesischen Dörfer oberhalb und unterhalb der Stadt Aigun. Im Bureja-Gebirge waren ihm die lichten Hochbestände der Eichen am liebsten. Il. OSCINES, 46. Alauda (Melanocorypha) mengolica') Pall. Taf. III. Fig. 1. Bei den Chinesen in Kjachta, wo diese Lerche als angenehmer Stubenvogel in Käfigen gehalten wird: Palinsa. Dieses Wort hörte ich zwar so von den chinesischen Kauf- leuten in Maimatschin aussprechen, jedoch ist es, nach der Schrift gesprochen, wohl etwas anders klingend.. Wenn man der Signatur, welche einem Exemplar aus China, das vor Jahren durch einen Arzt von dort dem Museum der kaiserl. Akademie zuge- stellt wurde, trauen ae so wird der Name dieser Lerche im Chinesischen folgender- maassen geschrieben: 73 13% und dies müsste ausgesprochen werden: Dai — lin. Zu dieser Bezehnicung ee auch ganz vortrefflich die durch Swinhoe (the Zoologist 1859, p. 6723) bekannt gemachte Benennung «Pile — ling», d. h. Hundert Geister, für Al. mongolica in China’). Die Burjäten am Tarei-nor nannten diese Lerche, wie überhaupt die meisten kleinen Vögel: Buljumur. Bei den russischen Bewohnern dieser Gegenden (namentlich bei Kulussutajefsk): Bolschoi Sningir, d. h. die grosse Schneeammer. Diese seit Pallas Zeiten nur von Waterhouse als Alauda sinensis (vergleiche Anmerkung 2) kurz besprochene Lerche brachte ich in einem Dutzend männlicher 1) Auf meiner Hinreise nach Sibirien traf ich in der Baraba-Steppe Mitte Mai 1855 ebensowohl die sibirische Lerche, Alauda sibirica J. Fr. Gml. = Alauda leucoptera Pall., als auch AI. tatarica Pall. an; die letztere immer nur einzeln in den grössern Gesellschaften der Al. sibirica. Von dieser erstern hatten sich viele Paare bereits zum Brüten von den grössern Banden getrennt und wurden vereinzelt angetroffen. Ich nehme diese Arten nicht unter die fortlaufende Specieszahl der ostsibirischen Vögel auf, weil sie beide mit dem Jeniseisysteme ihre östlichste Grenze des Vorkommens erreicht zu haben scheinen. Al. eristata wurde östlich vom Ural nicht bemerkt. 2) Swinhoe’s Al. coelivox besitzt zwar viel Uebereinstimmendes von Al. mongolica, ist jedoch sicher von ihr verschieden; namentlich fehlt dieser Art das schwarze Abzeichen der Brust, auch ist sie viel kleiner. Dagegen ist Waterhouse’s Alauda sinensis, welche in den Proceedings of the Zoological Society, 1839, p. 60 beschrieben wird, unverkennbar Al. mongolica Pall., wie solches auch bereits durch Gray (the genera of birds, Alaudinae) anerkannt wurde. Alauda (Melanocorypha) mongolica. 147 Exemplare vom Tarei-nor mit und will sie, insofern die Beschreibungen von Pallas') nur kurz sind, recht ausführlich erörtern, so wie auch, da die Abbildung zur Beschrei- bung in der Zoographie nicht in allen Stücken genau und richtig ist, sie aufs Neue darstellen. Bekanntlich schliesst sich Al. mongolica in Lebensweise und Zeichnung des Gefie- ders zunächst an die Calander-Lerche und gehört auch in Folge der Schnabelform und der vorhandenen kurzen, ersten Schwinge zum Subgenus Melanocorypha Boie. Der Schnabel ist zwar ein wenig gedrungener und kürzer, als bei Al. Calandra, aber in der Breite seines Basaltheiles kaum abweichend und nicht so derb, als bei Al. Zatarica, bei welcher letztern er seitlich weniger zusammengedrückt erscheint und eine spitz .co- nische Form besitzt. Die nachstehende Beschreibung wird nach meiner Suite von 12 Individuen männ- lichen Geschlechts gemacht, welche unter sich kaum abweichen, und da sie im März und Anfangs April erlegt wurden, das alte, schon mehr oder minder verblichene Ge- fieder tragen, welches jährlich nur einmal gewechselt wird. An den meisten Exemplaren tritt das intensive Rostroth der Stirn nur bis zur Schnabelfirste, bisweilen seitlich von ihr bis zu den verdeckten Nasenlöchern. Das Rost- roth der Stirn zieht sich seitlich über die Augen zum Hinterhaupte und bildet so einen deutlichen geschlossenen Ring um den Kopf. Das in diesem Ringe gelegene Federfeld ist weisslich gelb mit leicht roströthlichen, verwaschenen Mittelflecken der einzelnen Fe- derchen. Je dunkler die rostrothe Farbe des Gefieders überhaupt ist, um so mehr schwindet hier und an dem übrigen gelblichen Gefieder die weisse Beimischung. Von der Befiederung der Nasenlöcher zum Auge und über dasselbe fort zum Hinterhaupte, zieht sich eine weisse, bisweilen etwas in’s Gelbliche (rostig) ziehende Binde, welche auf dem Hinterhaupte sich zu einem Ringe schliesst. Das Weiss der vorderen Gesichts- theile zieht sich die Kehle abwärts zum Halse und unter dem Auge und Öhre fort zu den Seiten des Halses. Die verlängerte Ohrenbefiederung nimmt die roströthliche Färbung, namentlich nach oben hin, stark an, verliert sie aber nach unten hin nach und nach. Das Rostroth der obern Ohrenfedern setzt sich in lebhafter Tinte über die hintere Hals- seite fort und umrandet so die geschlossene helle Occipitalbinde. Diese letzte (dritte) rinsförmige Zeichnung des Kopfes geht nach und nach in Gelb und Graugelb, ja selbst in Grau und Weiss über, bis sich in dieser letztern Farbe des Gefieders die dunklen, zuerst bräunlichen, dann rostrothen, breiten Mittelfelder der Rückenfedern sehr kenntlich machen. Die Rückenfedern, einzeln betrachtet, zeigen Folgendes: Basis dunkelgrau bis schieferblaugrau, Schafte weisslich bis bräunlich. Im Spitzendrittel der Federn, welches nur Antheil am Colorit des Vogels nimmt, steht ein keilförmiger rostbrauner Fleck, der 1) Vergl.: Der Königl. schwedischen Akademie Abhandlungen, 1778, p. 193 und flg., so wie: Zoogr. ross.- ast., T. I, p. 516, und Reise durch verschiedene Provinzen ete., T. III, p. 697. * 148 Alauda (Melanocorypha) mongolica. oft einerseits verkümmert und dann auf der andern Seite des Schaftes wuchert; in diesen Flecken schiebt sich von unten her (d.h. also von der Federwurzel her) ein schwärzlicher, oft recht dunkler, spitzer Keilfleck, der nicht mehr in der oberflächlichen Farbe des Vogels bemerkt wird. Die meisten dieser Rückenfedern haben eine breite, weisslich graue, etwas in’s Gelbliche ziehende Umrandung, die oftmals abgestossen ist (die Thiere, welche ich mitbrachte, tragen ihr Kleid bereits mindestens ?/ı Jahre). Im frisch vermauserten Kleide mögen diese abgebleichten Ränder der Rückenfedern wohl auch mehr oder weniger rostig angeflogen sein. Auf dem Steisse und auf den obern Schwanzdecken gewinnt das Rostroth ebensowohl an Intensität, wie auch an Ausdehnung; die weissen Umrandungen sind hier ebenfalls deutlicher. Von den 12 Schwanzfedern sind die beiden mittlern und die äusserste ein wenig kürzer, als die übrigen; die 2te und 3te, jederseits von Aussen gleich lang, überragen die 4te und Ödte, die gleich der äussersten sind, um 2—3 Mmtr. Die äusserste ist fast ganz weiss, nur an der Basis trägt sie die bekannte schwärzliche Zeich- nung; die Aussenkante der 2ten Schwanzfeder ist bis fast zur Basis weiss gesäumt und trägt an der Spitze den schiefen, weissen Flecken; die 3te und 4te tragen die weisse Umsäumung sehr schmal und haben nur an der Spitze einen kurzen weissen Keilflecken, übrigens sind sie schwarz. An dem Basaltheile der 5ten tritt das Rostroth schon als deutlicher Anflug an.den Rändern auf. Die beiden mittlern Steuerfedern besitzen nur das Mittelfeld in mattem Schwarzbraun, werden der Spitze zu allmählich grau und weiss- lich und haben eine breite, vom Grunde zur Spitze nach und nach verschwindende und zum Schafte gleichfalls sich in Schwärzlich verfärbende Einfassung. Auf der unteren Körperseite unseres Vogels macht sich zunächst das breite schwarze Halsband kenntlich, welches wie bei Al. Calandra und Ph. alpestris manchen Variationen unterworfen ist. Bisweilen erscheint es als in der Mitte nicht ganz zusammenhängend, wird sogar auf einen, jederseits seitlichen grossen Flecken reduzirt, gewinnt dann wieder seitlich am Halse an Ausdehnung, bildet hier einen Nebenflecken und zieht sich in diesem bis fast zu den Spitzen der Ohrenfederchen. Ab und zu wird es auch in der Breite sehr beengt, er- scheint dann als schmaler Halsring, der sich jedoch stets an den Halsseiten verbreitert. Die untere Körperseite ist durchweg weiss, hie und da mit einem schwachen rostgelben Anflug, der auf den Federn der Weichen stets vorhanden ist. Die Schwingen anbelangend, wäre Folgendes zu bemerken: Die erste verkümmerte Schwinge ist weiss, auf der Innenfahne kaum etwas grau überflogen. Die 2te Schwinge ist gleich der 4ten, die 3te kaum etwas länger. Alle Schwingen der 1sten Ordnung sind weiss gerandet, haben schwarze Schafte; die weissen Umrandungen nehmen an den Spitzen bedeutend an Breite zu. Auf den letzten drei Schwingen 1ster Ordnung werden die Innenfahnen fast ganz weiss, alle übrigen sind schwarz; die 3te und 4te sind im untern Drittel ihrer Aussenfahnen stark verschmälert. Die Federn 2ter Ordnung sind nur an der verdeckten Basis schwarz, sonst sammt den Schaften weiss. Der Schulter- fittig überragt die innerste Schwinge 2ter Ordnung kaum (fast an allen meinen Exem- Alauda (Melanocorypha) mongolica. 149 plaren ist er sehr stark abgerieben). Die drei längsten Federn des Schulterfittigs werden aus schwarzbräunlicher, zum grössten Theile verdeckter Basis nach und nach braungrau und sind in licht Grau bis fast Weiss umrandet, welche Umrandung nicht scharf abge- setzt ist, sondern nach und nach in die bräunliche Farbe der Federn übergeht. Die grossen, oberen Flügeldecken sind alle weiss gerandet und besitzen eine braune, mehr oder minder in’s Rostige ziehende Hauptfarbe. Die mittlern obern Decken der Flügel besitzen eine rein rostrothe, etwas noch in’s Braune ziehende Grundfarbe und eine breite, weisse Randeinfassung, in welche das Rostroth der Federn allmählich übergeht. Die kleinen obern Decken der Schwingen sind intensiv rostgelb und besitzen nur an den gerundeten Spitzen schwache Andeutungen einer gelblich weissen Kante. Die Aussenfahnen der Federchen des Eckflügels sind rostfarben (die der 2ten Reihe ganz, die der I1sten nur breit gekantet), die Innenfahnen sind schwarz. Alle unteren Flügeldecken sind rein weiss. An den frisch erlegten Vögeln war der First entlang, der Schnabel sammt der Spitze des Ober- und Unterschnabels hell hornfarben, das Uebrige gelbweisslich. Die Iris hell sepienbraun (nussbraun). Die Füsse gelbbräunlich, die Nägel dunkel horn- farben. Die nachfolgende Tabelle giebt die Maasse, welche ich am grössten und kleinsten meiner Exemplare in Millimetern nehme. Alauda (Melanocorypha) ’ mongolica, Männchen. SEhraBeluat@ler BITStSUEIMESSEILEAAEe ans ieh e dent eek see gehe Tine 17 14 Höhe des Schnabels, vom Schnabelgrunde senkrecht abwärts gemessen ke > 9 8 Saale ee ee a 21 19 Länge des Unterschnabels von der Spitze zum Winkel in der Asttheilung . . . . | 13 10 ABBel@ oe a road de ro» 6 Aid ee dee | 5 4 Banverder zusauimengelegtenPElügelst „MW : im d3.27 „IN. NR JEDTERE 128 117 Fuslderilsten" verkümmerten“Schwingesw . ir) H.uelnutın-d. 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Calandra, brachydactyla und söbirica in den südrussischen Steppen um diese Jahreszeit zu thun pflegen, besam- melte aber gegen Mittag eifrig die Schneeschmelzen und hielt sich am liebsten an den durchfeuchteten Stellen des sterilen Steppenbodens auf, wo der Schnee im Winter zu- sammengeweht worden war. Gegen Abend bezog sie regelmässig nebst Al. brachydactyla ein in der Nähe gelegenes, ehedem mit Buchwaizen besätes Feld, wo sich auch Frgl. Iinaria einstellte. Hier legte ich den mongolischen Lerchen Schlingen mit gutem Er- folge und konnte so in den letzten Tagen des Zusammenlebens dieser Vögel einige fangen. Nicht leicht lassen sie sich anschleichen, laufen auf den Schneeschmelzen rasch nach allen Richtungen aus einander, rotten sich, wenn sie gestört werden, erst nach mehr- maligem Zackenfluge zu compakten Haufen zusammen und hüten sich sehr sorgfältig, in die Nähe des Jägers zu kommen. — Auffallend ist es, dass ich kein Weibchen aus diesen Flügen fing oder schoss und glaube ich, dass diese Lerche, wie manche andere Arten der Singvögel, nach den Geschlechtern zeitweise geschieden leben. In den ersten Tagen des April lösten sich die letzten Flüge dieser Lerchen auf und man bemerkte einzelne Vögel und selten paarig lebende; einzelne solcher Paare traf ich auch schon am 15/27. März. Die Höhen der Murmelthierbaue dienen ihnen dann zum auserwählten Ruheplatze, von dem sie sich oftmals sehr hoch erheben und kreisend singen. Hierin weicht diese Lerche von der Lebensweise der Calander-Lerche ab, besitzt aber auch den niedrigen, theils rüttelnden, theils fatternden Flug derselben und dann einen ähnlichen Gesang. Den schönen Gesang lässt sie nur im Frühlinge dann erklingen, wenn sie steigt, er kommt dem unserer nordischen Feldlerchen nahe, ist aber nicht so anhaltend. Sie lässt sich oft in rapidem Schuss zur Erde nieder und wählt gerne Erdklumpen zum Sitzen. Ohne Zweifel brütet sie selten in den Hochsteppen, ich habe ihr Nest aber nicht finden können. Sie begiebt sich zum Winter, wie es scheint, hierher, denn im Sommer sah ich sie nur selten. In Maimatschin war sie ein beliebter Stubenvogel der Chinesen '). 49%. Alauda (Phileremos) brachydactyla Leisl. Mit Blasius ?°) stelle ich diese Art, von welcher ich 4 Männchen und ein Weibchen aus der Mongolei mitbrachte, zum Subgenus Prleremos Brehm, und nicht zu den Alauden 1) Das Exemplar des akademischen Museums muss ein Stubenvogel gewesen sein. Krankhafte Wucherung der Nägel, ein wenig abgenutzter, spitzerer und etwas längerer Schnabel, so wie die viel dunklere, braunere Ge- sammtfarbe des Gefieders sprechen dafür. 2) Die Wirbelthiere ete., p. 95. Alauda (Phileremos) brachydactyla. 151 im engern Sinne, wie sie Gray !) begrenzt. Der Grund, dieses zu thun, liegt in dem Mangel der ersten (kurzen) Schwinge bei Al. brachydactyla. Bei Besprechung der Alauda Pispoletta Pall. durch Blasius (in eitirtem Werke p. XXXVII) wird der weissen Enden der Mittelschwingen besonders erwähnt und ihr Vorhandensein bei der kurzzehigen Lerche in Zweifel gezogen, mithin auch die durch Pallas ?) gegebene Diagnose «remi- gibusque mediis apice albis» an dieser Stelle corrigirt. Indessen sprechen ebensowohl alle meine Exemplare, wie ein aus Baku stammender Vogel, ganz für die Richtigkeit der Behauptung Pallas, nur darf jener Charakter nicht als auszeichnender, diagno- stischer gelten, vielmehr nur die Bedeutung eines unwesentlichen Varietäten-Kennzeichens für östliche Thiere dieses Vogels gewinnen. Diese östlichen Steppenbewohner, zumal aber die den Hochländern Centralasiens angehörenden, zeichnen sich ja so häufig durch Vorwalten und Ueberhandnehmen der hellen Tinten ihres Gefieders ‘(oder Haares) aus, dass uns dergleichen auch bei A. brachydactyla gar nicht weiter befremden darf. So haben denn auch die von mir mitgebrachten Vögel im Vergleiche zu westeuropäischen einer- seits einen ungleich hellern Ton in den gelblichgrauen Parthien des Gefieders, wie an- dererseits wieder die Intensität der dunklen Schaftflecken an den meisten mongolischen Exemplaren etwas grösser ist, als an westeuropäischen. Vortrefflich schliessen sich meine Vögel in Zeichnung und Färbung an die durch Naumann ?) gegebene Abbildung, viel weniger an die von Gould *) veröffentlichte. Einige meiner Vögel aber tragen ein so verschossenes Gefieder (Anfangs April erlegte M.), dass ihre Rückenseite schon durchweg mehr in Grau als in Gelbgrau gefärbt erscheint. Da die Schwingen einige bedeutende Schwankungen in den Längenmaassen besitzen, so will ich in nachstehender Tabelle meine 5 Exemplare der kurzzehigen Lerche ausmessen: Tarei-nor. Männchen. | Wobeh. If 2 ” shull a. ] oh In Millimetern. Länge von der Schnabel- zur Schwanzspitze . . . . . || 158 152 147 147 143 „ des Schnabels, auf der First gemessen . | 9 | 3 9 9 9 NR BER E LRRTO" 6116) > 70 700 Marz. 64 „» des zusammengelegten Flügels. . -. » . 2... | 96 | 95 3 URTE 8 | 87 re isn gr | AR 1 1 | „4 „den Mittelzehe johnes Nagel. 3 Wiss. irier ty: 17 15 1% „) 154 | 15 „ des Nagels an der Mittelzehe . . - 2...» 6.D 6 Bo.] 5 Sr 1) The Genera of birds, T. II. 2) Zoogr. T. I, p. 526. 3) 1. c. Taf. 98, 2. 4) The birds of Europe, vol. II. 152 Alauda (Phileremos) alpestrıs. . Das Verbreitungsgebiet dieser Lerche wird durch ihr Auffinden in der nordöstlichen Mongolei bedeutend erweitert. Aus Westsibirien führt sie H. Akad. v. Brandt in Tschichatscheffs Reise !) schon auf, so wie auch H.v.Middendorff sie von der Birussa erhielt 2) und von diesen Gegenden in südwestlicher Richtung wird sie dann immer häufiger, wo sie in den caspisch-pontischen Steppen nebst Al. Calandra und Al. Sıbirica sehr gemein vorkommt. Wie in Südrussland diese Lerche sich gerne mit Al. Calandra zusammen aufhält, so lebte sie bei dem Beginne des Frühlings am Tarei-nor mit Al. mongolica beisammen, oder bildete in deren Nähe kleine gesonderte Flüge von etlichen Paaren. Sie brütet im Nordostende der hohen Gobi. 48. Alauda (Phileremos) alpestris L. Taf. TI. Fig. 2. Von den sechs Berglerchen, welche mir von meiner Reise vorliegen, bespreche ich weiter unten ein am 5/17. Juli am Baikalsee erlegtes Brutweibchen und zwei seiner Jungen im Nestkleide. Die drei übrigen Exemplare, von denen zwei Männchen, das dritte ein Weibchen ist, bestätigen die schon durch Pallas®), Middendorff*) und neuerdings durch H. L. v. Schrenck °) gemachten Beobachtungen über das Verbleichen der gelben Farbe und die Abweichungen im Umfange der schwarzen Kopf- und Brust- zeichnungen. Die beiden Männchen, beide am Tarei-nor (1856) erlegt, das erste am 31. August, das zweite am 15. März, zeigen sehr deutlich, wie stark das Gelb der Kehle und seitlichen Kopftheile abbleicht, nachdem das Gefieder fast ®/ı Jahr getragen wurde. Bei dem gelbkehligen Exemplare, welches sich durchaus in Allem der gewöhnlichen Tracht von Al. alpestris im Südosten Europa’s anschliesst, finde ich auch jene gelblichen Feder- kanten auf dem schwarzen Gefieder viel breiter und häufiger, als an dem 2ten Exem- plare mit abgeblichenem Kleide und verstossenen Federenden. An dem frisch angelegten Kleide des im Herbste erlegten Vogels macht sich auf der obern Körperseite ein starker Anflug in mattem Schwarzgrau allgemein bemerkbar, der aber bei den im Frühlinge geschossenen Individuen vollkommen schwindet. Im verblichenen Kleide gewinnen die weissen Umrandungen der Schwingen 2ter Ordnung sehr bedeutend an Umfang, zumal an den ziemlich stark nach Innen ausgeschweiften letzten Federn und auf deren Innen- fahnen. Bei beiden Individuen hat die schwarze Zeichnung des Kopfes und der Brust die für Al. alpestris charakteristische Form und Umgrenzung. Darin schen mehr sich der Al. albigularis Brandt und Al. penicillata Gould nähernd, liegt mir ein am 3/15. April 1) Voyage scientifique dans l’Altai orientale, p. 440. 2) Sib. Reise, T.: II, p. 134. 3) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 521. 4) Sib. Reise, T. II, p- 153. 5) Reisen und Forschungen, T. I, p. 272. Alauda (Phileremos) alpestris. 153 bei Kulussutajefsk erlegtes Weibchen vor, dessen Halsband zwar recht schmal ist, zu dem jedoch der dunkle Ohrenstreif sich dergestalt herabsenkt, dass nur eine sehr schmale weisse Scheide zwischen dem Gefieder stehen bleibt. Auch bei diesem Weibchen, so wie bei dem am Baikal brütend gefundenen (vom 5. Juli 1855) ist keine Spur der gelben Farbe am Kopfe mehr zu sehen, dagegen aber sind die schwarzen Schaft- flecken der Scheitelfedern (sie fehlen den Männchen im Alter ganz) sehr deutlich pro- noncirt. Ueberhaupt verliert bei den Weibchen das Rückengefieder ganz die Gleichför- migkeit des Colorits männlicher Berglerchen und schliesst sich in Zeichnung und Farbe recht genau an das entsprechende Gefieder der Feldlerche an. Interessant ist das Jugendkleid dieser Lerche, welches, so viel mir bekannt, noch nicht abgebildet wurde (vergl. die citirte Tafel). Zwei M., die noch nicht ganz flügge waren, wurden sammt ihrer Mutter am 5. Juli auf einem flachen, sterilen Vorlande am obern Baikalsee erlegt. Das Nest muss hier zwischen Gentianen, Artemisien, Spiraeen etc. angelegt worden sein, konnte aber nicht gefunden werden. Das alte Weibchen, dessen abgetragenes Kleid durchweg schon recht dürftig ist, hat die Mauser selbst jetzt noch nicht begonnen. Die fast erwachsenen Jungen messen circa 125 Mmtr. (die Schwingen sind noch kurz und schieben sich erst später weiter vor). Die ganze obere Seite dieser Vögelchen be- sitzt Schwarz und lichtes Lehmgelb zu fast gleichen Theilen und zwar so angeordnet, dass vor einer recht dunklen, schwarzen Querbinde jeder Feder eine breite, dem Schafte entlang abwärts zur Spuhle hin stumpf keilförmig begrenzte lehm- oder sandgelbe Endbinde steht. Die Federn der obern Körperseite sind stumpf endigend, so dass ihr Endrand fast zu einer Geraden wird. Im Nacken wird die Zeichnung in Gelb und Schwarz un- deutlicher. Betrachtet man die Federn einzeln, so findet man, dass auf jene. schwarze Querbinde abermals eine lehmgelbe (verdeckte) folgt und auf diese die mattgrauen Basal- bärte der Federn. Alle Schwingen, so wie alle oberen Decken sind breit in blassem Lehmgelb gekantet, die Aussenfahnen breiter, als die Innenfahnen. Ein Gleiches findet auch an den Schwanzfedern statt, welche die Zeichnung in Schwarz so besitzen, wie sie bei alten Individuen vorhanden ist. Im Uebrigen sind die Schwingen schwärzlich in’s Graue ziehend, die Schwanzfedern reiner schwarz. Die untere Körperseite ist schmutzig weiss, kaum in’s Lehmgelbe fallend, an der Brust in letzterer Farbe stärker überflogen und hier, namentlich seitlich, stehen einzelne blasse, graue Thränenflecken. Von dem schwarzen Brustfleck alter Vögel ist keine Spur vorhanden, allenfalls bemerkt man auf der Zügelgegend eine leise Andeutung der dunklen Zeichnung, die hier bei alten Thieren dieser Art vorhanden ist. Die untern Flügeldecken sind weiss. Als Sommervogel wurde die Berglerche auch in den Sajanischen Alpen am 25. Juni über der Baumgrenze noch aufgescheucht. Im Winter traf ich sie namentlich in den Hochsteppen Dauriens an. Gerne lebt sie hier in kleinen Schwärmen bei- sammen und besammelt die Ränder der Salzlachen. Ihre vornehmlichste Nahrung besteht in den Saamen der Salsolaceen. Hier, wie auch im Selenga-Thale und am Gänse- 20 154 Alauda arvensis. See bleiben einzelne Paare Standvögel, die meisten aber ziehen zum Frühjahr fort. Am 21. April traf ich Al, alpestris im Selenga- und Uda-Thale nur gepaart an. Vom mittlern Amur wurde mir dieser Vogel nicht bekannt. 49. Alauda arvensis L. Von der Feldlerche brachte ich sechs Exemplare mit, von denen vier in den dau- rischen Hochsteppen, eines auf dem Herbstzuge bei Irkutsk und eines im Bureja- Gebirge Ende März 1858 erlegt wurden. Alle diese Vögel sind männlichen Geschlechtes. Wie bekanntlich die Feldlerche sehr bedeutende Abweichungen in dem Colorit ihres Ge- fieders darbietet, denen ebensowohl lokale Verhältnisse, als auch individuelle Eigenthümlich- keiten zu Grunde liegen, so bemerke ich solches auch an den Lerchen Ostsibiriens, welche ich mitbrachte und denen ich ein durch H. Maximowicz vom mittlern Ussuri eingesendetes Männchen des Vergleiches wegen hinzufüge. Die Gesammtfarbe anbelangend, so sind die Lerchen aus der Mongolei am hellsten, die vom mittlern Amur und obern Ussuri am dunkelsten, ziemlich die Mitte zwischen beiden hält mein Vogel im frischen Herbstkleide aus den Baikalgegenden. Jenes erwähnte Dunkel des Gefieders spricht sich namentlich auf der obern Körperseite weniger an den Federn des Scheitels, als an denen des kückens und der Schulterschwingen aus. Auf den letztern aber nimmt es dermaassen überhand, dass die rostgelben Säume entweder ganz verdrängt, oder doch bedeutend in ihrer Breite reduzirt werden. Das M., welches am 23. März 1858 im Bureja-Gebirge geschossen wurde, trägt selbst die Bürzelfedern und obern Schwanz- decken mit mächtig erweiterten dunklen Mittelfeldern und matt grauer (nicht roströthlicher) Umrandung. Die untere Körperseite anbelangend, so scheint bei den östlicher lebenden Vögeln die Fleckung der Brust stärker ausgebildet zu sein. Die schwärzlichen, seitwärts mehr oder weniger erweiterten Schaftflecken der Brustfedern halten in Farbe und Aus- dehnung an den Thieren aus der Mongolei recht gut die Grenzen ein, wie wir sie in dieser Hinsicht an den Feldlerchen Europa’s in der Regel sahen. Bei den beiden Lerchen aus dem Amurlande sind sie dunkler und breiter und schliessen sich diese Vögel darin recht gut an die Al. japonica Temm. und Schlegel, deren artliche Selbstständigkeit wir nach H. L. v. Schrenck’s') Auseinandersetzungen nicht anerkennen dürfen. In Bezug nun auf die japanische Lerche kann ich nur noch Folgendes bemerken: Nach genauer Sichtung der im äussern Bau jener Lerche statthabenden, geringfügigen Abweichungen von den Feldlerchen Europa’s, kam H. L. v. Schrenck zu der Ueber- zeugung, (dass nur die Totallänge, so wie die des Flügels und Schwanzes geringe Diffe- renzen bieten, nach denen Al. japonica von Al. arvensis getrennt wurde. Die mir vor- liegende Suite macht aber diesen schwachen Haltpunkt für artliche Trennung vollkommen 1) Reisen und Forschungen ]. c. p. 278. Almuıda arvensis. 155 ungültig, da Thiere in der Tracht der Al. japonica gerade aus Gegenden, welehe Japan zunächst gelegen sind, gleich gross mit der Feldlerche sich erweisen und wiederum Hoch- steppenlerchen vom Tarei-nor in typisch europäischer Tracht noch kleiner sind, als Al. japonica. Hierüber giebt die nachstehende Tabelle nähere Auskunft: Alauda arvensis. Männchen. typiea. 3 v. japoniea. er! 5. | 4. Mongolie | Ussuri. | Bureja-Geb. Doislläneess sein state Bud, Hiar, 3 a REIT | Bl LE | 6. 4" 6" Länge des zusammengelegten Flügels . . . .... 4" 4” Me | en Ti 219” | 210° nes SORwanzesu er, SS a BRD NEN | N, IN Oro Hieraus ersieht man zugleich, wie ungemein schwankend überhaupt die Längen der Schwingen sind, da die kleinwüchsigen Lerchen aus der Mongolei längere Schwingen haben, als das grosswüchsige Exemplar aus dem Bureja-Gebirge. Das bei Irkutsk am 16. September 1855 erlegte Männchen, welches auf dem Zuge war, zeichnet sich durch das frische Rostgelb und Grauröthlich des neu angelegten Kleides aus. Die verlängerten Scheitelfedern sind in gedrücktem Bogen umrandet und gelbgrau gekantet. Bis zur Höhe von circa 6000’ über dem Meere wurde die Feldlerche, die Wachtel und Emb. aureola am Südabhange des Munku-Sardik nistend gefunden, fehlte dann aber ebensowohl in der Region der Baumgrenze, als auch überall auf den ungemein sum- pfigen Alpentundern an der Nordseite des östlichen Sajan. In jenen hochgelegenen Ge- birgen und auf dem Kossogolplateau sang sie noch sehr eifrig am 12/24. Juli. West- wärts vom Munku-Sardik im Oka-Thale beobachtete ich sie erst bei dem Norün-cho- roiskischen Karaule und nordwärts bewohnte sie die sich erweiternden Thäler und die trockenen, sterilen Geröllvorländer, welche die Gebirgsflüsse anschwemmten, in der Höhe von 5—6000' über’ dem Meere. In den übrigen Theilen meines Reisegebietes fehlte die Feldlerche nur den zusammenhängenden, schweigenden Wäldern und grössern Gebirgs- stöcken, so wurde sie z. B. von Gorbiza an im Chingan-Gebirge nicht bemerkt, lebte aber am Ostabhange dieses Gebirges wieder, nahm an Häufigkeit rasch zu, je mehr sich das Amur-Thal erweiterte, und war bei der Dseja-Mündung schon recht gemein. Auch im Bureja-Gebirge lebte sie als Brutvogel nicht selten. Sehr häufig traf ich sie in der Mongolei an. Im mittlern Theile des Selenga-Thales sang sie am 6/18. April schon sehr fleissig und war am 21sten bei Selenginsk gepaart. Die am 16. September bei Ir- kutsk ziehenden kleinen Schaaren besammelten Stoppel- und Kartoffelfelder und waren * 156 Plectrophanes nivalıs. Plectrophanes lapponica. ungemein scheu. Nicht selten hält man die Lerche auch in Sibirien als Stubenvogel, die Chinesen aber geben der AZ. mongolica vor der Feldlerche den Vorzug }). « 30. Pieetrophanes nivalis L. Bei den Dauren und S’olonen, die zum mittlern Amur zeitweise kommen: T'schinakd. Am 10/22. October 1857 trafen die ersten grossen Schaaren alter Männchen dieses Vogels im Bureja-Gebirge ein und bewohnten dann längere Zeit die in Folge des niedrigen Wasserstandes zu Tage getretenen Geröllablagerungen an den Ufern des Stromes. Zwei starke Flüge, von denen jeder wohl 3—400 Individuen fasste, hielten sich gleich oberhalb des obern Ditschun-Thales auf, verschwanden aber Anfangs November. Im Winter sah ich P. ivalis im Bureja-Gebirge nicht. Die erbeuteten Männchen sind drei- mal vermauserte und besitzen den braunrostigen Anflug am Kopfe und auf den Rücken- und Bürzelfedern in hohem Grade. Am Gefieder der Stirn macht sich sogar ein recht lebhaft in's Schwarze zielender Anflug kenntlich. Im Uebrigen geben mir meine Exemplare zu keinen Bemerkungen Veranlassung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der fort- schreitenden Ansiedelung im Amurlande die Schneeammern auch für den Winter da sta- tionär werden, wo sie bis zum Jahre 1858 nur durchzogen und namentlich im Herbste sich sehen liessen. So bin ich davon überzeugt, dass sie ebenso gut und häufig in der Nähe der Kosakendörfer oberhalb und unterhalb vom Bureja-Gebirge jetzt schon wintern, als in und bei den grossen mandshurischen Dörfern oberhalb und unterhalb der Stadt Aigun, wo ich sie im Winter 1558—1859 oftmals sah. Ueberall, wo die Landstrasse oft befahren wird und zumal der grossen sibirischen Heerstrasse entlang, traf ich die Schnee- ammern in Sibirien im Winter an. So lebten Schwärme ganz alter Vögel (viermal vermau- serter, «die sich durch vorwaltendes Weiss namentlich am Kopfe erkennen lassen) selbst auf den Höhen des Apfelgebirges, wo über dieses die grosse Strasse nach Transbaikalien führt. Diese Vögel aber schwärmten (Anfangs März 1856) um Mittagszeit sehr anhaltend und glaube ich, dass sie sich bereits zum Zuge vorbereiteten. Auch in den Hochsteppen Dauriens suchten die Schneeammern immer die Grenzwachten und besser befahrenen Strassen auf und nur sehr selten traf ich Anfangs März dort kleine Banden in den unbewohnten Gebieten. 51. Plectrophanes lapponica L. = Nur einmal habe ich im Süden Sibiriens diese Art im einem kleinen Schwarm von eirca 50 Exemplaren angetroffen und ein Pärchen davon erlegt. Es fand dies aber 1) Alauda grandior Pall., welche ich aufzufinden mich eifrigst bemühte, wurde nichts desto weniger in der Mongolei nicht von mir gefunden. Ich zweifle an der Existenz dieser Art, es scheint mir, dass man se ent- weder mit Al arvensis oder mit einer Anthus-Art identifiziren kann. Emberiza (Euspiza) aureola. 157 in einer so vorgerückten Jahreszeit, nämlich am 8/20. Mai 1856, am Tarei-nor statt, dass ich damals fast geneigt war, zu glauben, jene Spornammern seien sogar als Sommer- vögel diesen Gegenden beizuzählen. Jedenfalls wird ein so auffallendes Verspäten der letzten Nachzügler dieses Vogels um so ungeregelter erscheinen müssen, als Pallas') ihn noch vor der Mitte des April in den Ischim’schen Steppen eilig zum Norden ziehend antraf. Jedoch führt mich v. Middendorff’s?) Angabe, es seien die Spornammern erst am 27. Mai an der Boganida eingetroffen, zu dem Schlusse, dass für Pl. lapponica, wie für manche andere Arten innerhalb der östlichen Meridiane die Ankunftszeiten im Frühlinge sehr bedeutend verspäten, so dass z. B. am Tarei-nor der Gesammtzug des Geflügels sich auf fast volle drei Monate ausdehnt. Das rauhe Klima des bergigen Centraltheiles Asiens und das danach wesentlich beschränkte und jedenfalls alljährlich verspätende organische Leben der Mongolei überhaupt, muss rückwirkend sein für die Zugzeiten des Geflügels. Trotz der zeitlich bedeutend vorgeschrittenen Jahresperiode, in der ich z. B. Plect. lap- pomica am Tarei-nor antraf, hatte dieser und andere Zugvögelchen doch noch viel zu leiden von Kälte und Schnee. Selten stieg damals selbst um Mittagszeit das Quecksilber über 8° R., Nachts erreichte es bisweilen den Gefrierpunkt und am 11/23. Mai früh lag im nahen Adontscholon-Gebirge 2° hoher Schnee. Unter solchen Umständen mag es denn der nordischen Spornammer ganz heimisch noch im Mai unter dem 50° nrdl. Br. sein. Das alte Männchen, welches ich mitbrachte, stimmt so vorzüglich zu Naumann’s’) Beschreibung und Abbildung, dass ich nichts über diesen Vogel hinzuzusetzen habe. Auf dem Scheitel sind die hellen Federränder noch nicht vollkommen abgestossen, sonst aber sind die bezüglichen Kopftheile und die Kehle pechschwarz. Das Weibchen ist jünger und entspricht der Naumann’schen Beschreibung des einjährigen Vogels. Zur Abbildung Gould’s*) aber passt es nicht gut, da dieser Abbildung das Rostroth des Nackens fehlt, welches mein Vogel in ziemlich hohem Grade besitzt. 32. Emberiza (Euspiza) aureola Pall. Taf. IV. Fig. a bis h. Bei den Mongolen und Burjäten: Altan-gurguldei, d.h. Goldvögelchen. Eine Suite von 27 Exemplaren dieser schönen Ammerart liegt mir von meinen Reisen vor, sie giebt mir Veranlassung, eingehender über den Kleiderwechsel bei vor- schreitendem Alter zu sprechen, da auch diese Ammer erst nach mehrmaliger Mauser, wie es scheint im 3ten Jahre, dasjenige Kleid anlegt, welches bei beiden Geschlechtern dann alljährlich nur einmal erneuert wird. 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 19. 2) Sih. Reise 1. c. p. 137. 3) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, T. IV, p. 326 und Tf. 108. 4) The birds of Europe, vol. III, Taf. 169. 158 Emberiza (Euspiza) aureola. a. Männchen. Man vergleiche Fig. 2 a bis d. Die oftmals ausführlich besprochenen ') alten Männchen, welche mindestens in ihrem 3ten Lebensjahre stehen, wurden am häufigsten von mir erlegt. Bei diesen Thieren ge- winnt das Rückengefieder nur durch allmähliches Abstossen der hell roströthlichen Feder- ränder die gleichmässige, schöne rothbraune Farbe. Die Breite dieser hellen Umran- dungen aber ist sehr variabel, so dass bei manchen Exemplaren, welche Ende Mai er- lest wurden, die meisten Rücken- und Nackenfederchen davon theilweise oder ganz noch umgeben sind, bei andern im Juli am Baikalsee geschossenen Thieren kaum noch als unscheinbare Spitzflecken einzelner Rückenfedern erkannt werden können. Jedenfalls be- theiligt sich das Alter, in welchem der Vogel steht, an der Breite dieser hellen Feder- umrandungen, wie wir das am zweijährigen Vogel und am Jugendkleide wahrnehmen. Auch die Schwärze des Gesichtes und die Ausdehnung der in dieser Farbe begrenzten Zeichnung scheint mit dem Alter des Individuums sich zu steigern. Recht alte Männchen tragen das tiefe Schwarz bis über die Mitte des Scheitels, aber erst mit der dritten Mauser tritt das Schwarz, wenigstens an der Schnabelbasis, in ganzer Intensität auf. Nur selten kommt die schwarze Kehlumrandung dem braunen Brustbande in ihrer Ge- sammtausdehnung nahe, aber es finden sich bisweilen eimzelne, im gelben Zwischenfelde eingestreute schwarze Federn an der Kehle, welche ein partielles Zusammenhängen beider Zeichnungen vermitteln, ja es tritt das Schwarz dann auch über die braune Brustbinde auf die Mitte der Vorderbrust vor. Die Abänderung der schwarzen Farbe des Gefieders zwischen den Aesten des Unterkiefers in rein weisse, schemt eben bei alten Männchen nicht sehr selten zu sein, da ich em solches Exemplar vom Tarei-nor mitbrachte und Gebler in früheren Zeiten ein zweites aus dem Altai der Akademie zusandte. Bemerkenswerth scheint mir auch noch, dass die Breite des braunen Halsbandes nicht immer dem Alter des Vogels entspricht, da es sehr alte Männchen giebt, die es kaum mehr angedeutet besitzen, als einjährige Vögel. Ferner gewinnt bisweilen das Schwarz auf den vordern Flügeltragfedern, wo es gewöhnlich nur als Schaftflecken- abzeichen vorhanden ist, ein solches Uebergewicht, dass einzelne Federn ganz schwarz, andere es zum grössten Theile werden. Entschieden nimmt mit zunehmendem Alter des männlichen Vogels auch das Weiss der mittlern und kleinen Schwingen zu und verbreitet sich über dasselbe dann auch der eitronengelbe Ton des Bauchgefieders in ziemlich bedeutendem Grade. Bei solchen Exemplaren erscheinen dann die untern Schwanzdecken leicht gelb überflogen. Selbst nach */jähriger Tracht hat die gelbe Farbe der untern Körperseite oft die Intensität des lebhaftesten Chromgelb, meistens aber nur die der Citronenfarbe. 1) Vergl. unter anderen auch die Nachträge zu Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands von Blasius, Baldamus und Sturm, p. 166 und fig. Emberiza (Buspiza) aureola. 159 Die Tracht der Männchen von der 2ten zur 3ten Mauser ist zwar der der ältern M. recht ähnlich, unterscheidet sich aber bei genauerer Untersuchung der Vögel in folgenden Punkten: Das Schwarz des Gesichtes ist viel matter, zieht sich an der Kehle nicht so weit abwärts, ist nicht selten mit Graubräunlich stark untermischt, betheiligt sich nicht an der Koptplatte, sondern verschwindet um die Basis der Schnabelfirst im braunen Gefieder der Stirn. Das Braun sowohl des Halsbandes, wie das der Kopfplatte und des Nackens, ist heller, als bei ältern Individuen (erinnert an Emb. rutila), bisweilen zeichnen sich schwärz- liche Schaftstriche schwach darin ab, was besonders im Nacken der Fall ist. Diese braune Farbe betheiligt sich nicht mehr am Rückengefieder, verschwindet nach und nach auf der hintern Halsseite, wo sie, allmählich matter werdend, auf ein kleines Feld in der vordern Hälfte der Federchen reduzirt wird und endlich dem bekannten Ammern- graubraun ganz den Platz räumt. Nur auf dem Bürzel erscheint sie wieder, das da- zwischen liegende Rückengefieder aber besitzt breite schwarze Schaftflecken, die ein schmaler rothbrauner Hof und ein dann folgender breiter graubräunlicher Federrand um- giebt. Im Vergleiche zu jüngern Individuen besitzt dieses Rückengefieder zwar schon eine mehr rothbraune Färbung, erinnert aber doch kaum an das recht gleichmässige Rothbraun des Rückens alter Männchen. Das Gelb der untern Körperseite zweijähriger Weidenammern ') ist sehr viel weniger rein und intensiv, als das älterer Männchen. An der Brust wird es meistens etwas schmutzig, namentlich aber geht es auf den Weichen nach und nach in Grau über. Die Schaftflecken der Flügelträger sind schmal, nicht scharf begrenzt und ziehen aus Schwarz in Bräunlich. Die mittlern und kleinen oberen Flügeldecken sind nur weiss gekantet, übrigens aber schwarzgrau. Den Männchen im Jugendkleide fehlt das Schwarz des Vorderkopfes noch vollkommen, zwischen den Unterkieferästen bemerkt man einen grauschwärzlichen Anflug, der nach und nach im Gelb der Kehle verschwindet. Das Feld der schwarzen Koptzeichnung, wie alte Vögel es haben, wird in diesem Alter nicht scharf umgrenzt, sondern setzt sich im Zügel in bräunlich Grau ab. Die Kopfplatte ist braun, mit heller graugelben, undeutlich seitwärts verschwindender Mittellängsbinde, die durch die hellen Federumrandungen gebildet wird und sich auf dem Hinterhaupte ganz verliert. Das Rostbraun der obern Körperseite ist matter noch, als am zweijährigen Vogel, ebenso die Schaftfiecken der Mittelrückenfedern. Die kleinen obern Schwingendecken besitzen gemeinlich noch keine weissen Kanten. Das Gelb der untern Körperseite ist oft weniger intensiv an so jungen Männchen, als an recht alten Weibchen, die Kehle mehr oder weniger grau überflogen, die Schaftflecken der Flügeltragtedern sind mattgrau. Das braune Halsband ist nur durch schmale Kanten einzelner Federn der Vorder- brust angedeutet und oft unzusammenhängend. 1) Ich behalte den deutschen Namen bei, wie wir ihn in den eitirten Nachträgen zu Naumann’s Werke finden. 160 Emberiza (Euspiza) aureola. b. Weibchen. Man vergleiche Fig. e bis h. Recht alte Weibchen gleichen den jungen Männchen bisweilen in hohem Grade, nie gewinnt jedoch das Rostbraun auf dem Kopfe und im Nacken so an Ausdehnung bei den Weibchen. Die hellen Endkanten der Kopffedern sind breiter, als bei jungen Männchen, auf vielen steht darunter ein rostrothes Querband. Dieses Abzeichen fehlt den Nacken-, Hals- und Rückenfedern ganz. Die Bürzelfedern so alter Weibchen besitzen die Rostfarbe junger Männchen, desgleichen wird die Zeichnung des Halsbandes, namentlich an den Seiten, durch einzelne abgesetzte, oder über die Federspitze ganz sich verbreitende schwärzliche oder bräunliche Querbinden angedeutet. Das Weiss der oberen mittlern und kleinen Flügeldecken gewinnt bei den alten Weibchen eine solche Ausdehnung, wie sie die zweijährigen Männchen besitzen, und ist namentlich an den Federrändern in leicht bräun- licher Farbe überflogen. An den mir vorliegenden übrigen jungen Weibchen sehe ich recht bedeutende indivi- duelle Abweichungen von einander. So zeichnet sich eines dieser Exemplare, am 24. August 1856 am Tarei-nor erlest, durch das im Gesammtgefieder vorwaltende schmutzige Gelb aus, welches sich auch über die obere Körperseite an Stelle der gewöhnlichen grauen Federrandfarbe verbreitet. Dagegen treten die dunklen Zeichnungen des Gefieders an diesem Vogel, namentlich die Zügel, in matteren Dinten auf, so dass zumal am Kopfe die dunkle Zeichnung merklich verschwindet. Dieses Kleid ist keineswegs das Jugendkleid der Weidenammer, da die Federn durchaus nichts von der Weichheit besitzen, wie sie dem Jugendkleide so eigenthümlich ist. Ein 2tes Weibchen, am 9/21. Mai am Tarei-nor getödtet, hat ein dermaassen verschossenes Öolorit, dass die untere Körperseite kaum noch in’s Gelbe zieht. Hebt man aber die einzelnen Federn auf, so sieht man die hell eitronengelben Mittelfelder derselben überall, diese blichen also, da sie verdeckt lagen, nicht ab. Das Weibchen im ausgebildeten Nestkleide liegt mir nur in einem Exemplare vor, welches am 8. Juli am Baikalsee geschossen wurde. Dieses Kleid zeichnet sich in fol- genden Punkten von dem älterer Weibchen aus: Die schwarzbraunen Schaftflecken der oberen Kopfseite, so wie die des vordern Rückens, erweitern sich seitwärts so bedeutend, dass die hellen Federränder theilweise oder ganz verdrängt werden. Das Rostbraun der Bürzelfedern ist kaum angedeutet. Das Gelb der untern Körperseite ist matt und schmutzig, die graue Farbe der Weichen- und Tragfedern erweitert sich zur Bauchfläche, die darauf stehenden Schaftflecken sind breit. Sowohl bei dem jungen Männchen, wie auch bei dem jungen Weibchen findet sich die bekannte weisse, schiefe Längsbinde nur auf den äussern Steuerfedern, die 2te ist ohne weisses Abzeichen. Erst im 2ten Jahre erhält die 2te Steuerfeder die schmale weisse Zeichnung, bisweilen betheiligt sich selbst die 3te noch daran. Die Weidenammer fand ich überall in meinem Reisegebiete. Sie lebte selbst in den Emberiza Citrinella. Emberiza chrysophrys. 161 Sajanischen Alpen bis zu einer Höhe von 6000’ und wählte hier die Ufer der Quellgerinne, welche mit buschigen Weiden und Betula nana oft gut bestanden sind, zum Lieblingsplatze für den Lockgesang. Gemein war sie schon in 5000 Höhe in Gemeinschaft mit einigen Muscicapen anzutreffen, ging aber nicht bis in die Region der Baumgrenze, so fehlte sie auch bei den Graphitwerken des Herrn Alibert, kam aber im Butogoll-Thale schon vor. Lichte, gut bebuschte Flachländer, Inseln, sonnige Birkenhaine bewohnt sie am häu- figsten, den Coniferenbeständen fehlt sie. Auch in der Mongolei fand ich sie in solchen Thälern, wo niedrige Weidengebüsche hie und da vorkommen (Urulungui-Thal und am Argunj) als Brutvogel. Im Falle sie keine Weidengebüsche bei ihrem Aufenthalts- orte findet, so begiebt sie sich auch wohl auf die Spitzen der vorjährigen, abgetrockneten Pflanzen zum Loeken. Nach meinen Erfahrungen wird diese Ammer östlich, dem Amur- laufe entlang, seltener, dagegen Emb. spodocephala, die im westlichen Theile meines Reisegebietes ganz fehlt, häufiger. Wenigstens habe ich die Weidenammer auf den Inseln des Onon (im Juni), in den Gebirgen bei Klutschefskoi, bei Zagan-olui, so wie in den Umgegenden von Irkutsk, Tunka und auf den Flachländern am Baikalufer sehr viel öfter zu Gesichte bekommen, als am obern und mittlern Amur. Für das Bureja- Gebirge muss ich sie sogar als einen recht seltenen Bewohner aufführen, dagegen wird sie in den Ebenen des untern Sungarilaufes wieder häufiger. Der liebliche Gesang der Weidenammer findet, so lange die Männchen locken, in 3 von einander abweichenden Melodien statt. Ausserdem lässt auch diese Art den kurzen zippenden Ruf oft erschallen. 53. Emberiza Citrinella L. Pallas führt !) die Goldammer als in den Isetischen Steppen noch vorkommend an und H. v. Brandt nahm sie in das Vergleichniss der Vögel ?) in Tschichatscheff’s Reise im östlichen Altai auf; sie kommt aber auch im Jenisei-Systeme im Winter sicher vor, da ich sie schon auf der Strasse zwischen Kansk und Krasnojarsk Ende November 1859 beobachtete und namentlich bei Krasnojarsk, als ich über die Eisdecke des Jenisei fuhr, recht oft auf dem Wege sah. Wahrscheinlich geht sie, wie die Schneeammer, im Winter den grossen Heerstrassen nach und dürfte mit der Zeit auch wohl noch öst- licher sich zeigen. 54. Embheriza chrysophrys Pall. Taf. IV. Fig. 1. a, b, c. Zu den von Pallas entdeckten seltenen Ammern Ostsibiriens, welche später nicht wieder aufgefunden wurden, gehört auch Emb. chrysophrys, von welcher man nur noch 1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 37. 2) Voyage scientifique dans /’Altai orientale par Tchichatcheff, p. 440. 21 162 Emberiza chrysophrys. einmal durch Selys-Longchamps !) Nachrichten bekam, da sich ein, der Zeichnung nach zu urtheilen, jüngeres Männchen bei Lille im Netze gefangen hatte. Ich hatte das Glück, diese Art auf dem Herbstzuge am Tarei-nor in vielen Exemplaren zu erlegen und eine Suite von 21 Thieren mitzubringen; um so eingehender werde ich demnach diese Art besprechen, die Notizen und die Abbildung, welche Pallas ?) darüber mitgetheilt hat, ergänzen und Einiges auch über die Lebensweise des Vogels sagen können. Der sexuelle Unterschied macht sich bei dieser Ammerart im Gefieder kaum kennt- lich, denn die recht alten Weibchen meiner Suite gleichen jüngern Männchen sehr und weichen von den alten Männchen mehr durch die geringere Stärke und Tiefe der schwarzen seitlichen Kopfzeichnung ab, als durch andere constante Abzeichen. Die von Pallas gegebene Figur, welche trefflich genannt werden muss, ist offenbar nach einem recht alten Männchen entworfen. In dieser Tracht brachte ich nur ein Exemplar mit und entwerfe nach ihm die Beschreibung. Der charakteristische Superciliarstreif tritt, wenn man genau zusieht, bis zum hintern Nasenlochrande (Pallas zeichnet ihn vorne um das Auge, in de Selys Figur ist er richtig angegeben). Die Befiederung der Nasenlöcher (hinterer Rand), so wie die Stirn und ganze Kopfplatte sind pechschwarz. Von den Nasenlöchern setzt sich zum vordern Augenrande diese schwarze Farbe fort und geht in den breiten, gleichfalls schwarzen Zügelstreifen über. Derselbe beginnt mit dem Mundwinkel, setzt sich über die gesammte Wangenfläche und das Ohr fort und naht sich dem schwarzen Felde des Hinterkopfes, von welchem er durch den gelben obern Augenstreifen getrennt wird. Sowohl der Mitte des Scheitels entlang, als auch auf den Wangen und besonders hinter dem Ohre, stehen einzelne entweder ganz oder zur Hälfte weisse Federn. Auf dem Scheitel be- sonders scheint es regelrecht zu sein, dass nur die inneren Federfahnen rein weiss, die äussern dagegen rein schwarz sind. Diese schwarze Zeichnung wird von den Aesten des Unter- kiefers an, bis hinter die Ohrengegend von Weiss umrandet, welches an den Halsseiten in ein lichtes Graubräunlich übergeht. Eben von der untern Ecke der Arme des Unterkiefers zieht sich seitlich der Kehle entlang zur Brust ein schmales schwarzes Band, welches auf der Brust sich in den Schaftflecken des Gefieders verliert. Das von diesen beiden schwarzen Mundwinkelzügen eingeschlossene Kehlfeld ist weiss, seitlich hie und da noch schwarz getüpfelt. Das Gefieder der untern Körperseite zeigt auf weissem Grunde viele schwärzliche, in Rauchbraun oft verwaschene Schaftflecken, die an der Brust kräftiger und häufiger sind, auf dem Bauche länger und schmäler, aber auch seltener werden, den weissen untern Schwanzdecken aber ganz fehlen. Die seitlichen Brustfedern, so wie die Weichen und Flügeltragen sind rothbräunlich grau. Denselben Grundton, nur etwas intensiver, besitzt das gesammte Rückengefieder. Vom Nacken an sehen wir ihn, da hier 1) Faune Belge, p. 81 und Taf. 5. 2) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 46, Taf. 48. Emberiza chrysophrys. 163 die dunklern Schaftflecken nur gering angedeutet sind, bis zum Rücken dominiren, dann gewinnt er an rothbrauner Mischung, die Schaftflecken werden bereits schwärzlich, endlich auf der Mitte des Rückens nehmen die letztern an Breite um das Zwei- und Drei- fache zu, sind am vordern Ende umrandet von rostbräunlichem Hof und verschwinden erst in der Bürzelgegend nach und nach. Die Bürzelfedern haben das Rostroth vor- waltend und die schwärzlichen Schaftflecken nur schmal, endlich sind die obern Schwanz- decken einfarbig braungrau. Im Vergleiche zur Abbildung von Pallas finde ich die Grundfarbe des Rückengefieders an meinem alten Männchen viel weniger röthlich. Ebenso auch die der Schwingen. Obgleich nun mein Vogel auf dem Zuge am 14/26. August 1856 erlegt wurde, mithin das neuvermauserte Kleid an ihm vorhanden sein müsste, so ist dies doch keineswegs der Fall und dadurch fällt mir gerade dieses alte M. auf. Dieses Individuum und noch zwei Weibchen meiner Suite, die beide sehr alte Vögel sind, tragen ein stark abgestossenes Kleid und können also erst nach der Ankunft in Südasien die Mauser beginnen. Diesem Umstande schreibe ich denn auch den schmutzigen Ton der weissen untern Körperseite zu, den die alten Thiere besitzen, so wie die ziemlich bedeutende Bleiche der Schaftflecken. Die Schwingen sind alle bräunlich schwarz und haben auf den Aussenfahnen helle, schmale, gelblich graue Ränder. Die 3 ersten sind gleich lang, die 4te ein wenig kürzer; das Ende der 5ten steht der Flügelspitze näher, als das Ende der 6ten dem Ende der 5ten steht. Das schwarze, der Basis zu bräunliche Hauptfeld der langen obern Flügel- decken wird besonders auf der Aussenfahne grauröthlich oder schmutzig weiss gekantet. Die schwarzen mittlern, obern Flügeldecken sind ebenfalls an der vordern Kante mit weisslicher Endbinde versehen, die kleinen Flügeldecken sind gelblich grau, wie die Grundfarbe der Schulterfedern. Die untern Flügeldecken sind rein weiss. Die untere Schwingenseite ist grau, an den Innenfahnenrändern heller, den Schaften zu dunkler. Die erste und zweite der Steuerfedern betheiligen sich an der bekannten weissen Zeich- nung, bei der äussersten erstreckt sich diese bis über ?/3 der Gesammtlänge, von der Spitze an gerechnet; bei der zweiten endigt diese Zeichnung mit dem untern (Spitzen-) Drittel der Feder und geht nicht auf die Aussenfahne über. Uebrigens ist der Schwanz von unten her matt schwarz, von oben bräunlich. Die Kleider der alten Weibchen weichen von denen der alten Männchen in fol- genden Punkten etwas ab. Die weisse Längsbinde des Scheitels gewinnt an Breite, die sie umstehenden Federn ziehen oft in’s Bräunliche. Auf dem Mittelfelde der Wange macht sich Braungrau anstatt Schwarz kenntlich, so dass sich hier nur eine schwarze Einfassung des Zügelwangenfleckens wahrnehmen lässt. Das Rückengefieder besitzt bei den alten Weibchen eine viel intensivere rostrothbraune Farbe, als bei den Männchen, zumal ist das an den Bürzel- und obern Schwanzdeckfedern der Fall. Die Schaftflecken auf der untern Körperseite werden auf der Brust und auf den Weichen breiter und ziehen in’s Braune. Vergleiche Taf. IV. Fig. 1. a. 164 Emberiza chrysophrys. In der That muss ich alle übrigen Exemplare meiner Suite von Zmb. chrysophrys für junge Vögel halten und zwar für Thiere, welche das erste Jugendkleid tragen. Dafür spricht entschieden die Zartheit des weichen Gefieders und die weniger gedrängte Bebartung der einzelnen Federfähnchen. In diesem Alter sind die Kleider von Emb. chrysophrys bei beiden Geschlechtern fast ganz gleich. Der Supereciliarstreifen gewinnt über und besonders hinter dem Auge an Breite, geht nach vorne in die Nasen- decke über und vereinigt sich an der Stirn fast mit dem entsprechenden der andern. Kopfseite (vergl. Taf. IV. Fig. 1. c.). Das Citronengelb desselben tritt bei den Männchen in leichtem Anfluge sogar auf den vordersten Theil der weissen Mittelbinde des Kopfes. Der Zü- gelwangenstreif ist braun, im Mittelfelde heller, nach vorne hin undeutlich, bei den Weibchen heller, als bei den Männchen, der weisse hintere Ohrfleck ist weniger deutlich, als bei alten Vögeln. Die weisse Längsbinde des Kopfes ist zwar breiter an den jungen Thieren, aber ziemlich stark von schwarzen Flecken durchsetzt, die ihn seitlich umstehenden Federn erscheinen in Schwarz und Braun gemischt. Auf der obern Körperseite macht sich ebensowohl das Braun des Gefieders, als namentlich das Lehmgelb der Federränder sehr kenntlich. Die rothbraunen Umrandungen des Schulterfittigs und die rostgelben der Primär- und Secundärschwingen haben an Breite gewonnen. Untenher stehen auf dem weissen, an der Brust und zwischen den Unterkieferästen gelblich überflogenen Gefieder viele schwarze, am Grunde spitze, am Ende mehr oder weniger breite Pinselflecken, die auf der Kehle als feine, meistens zweispaltige Gabelfleckchen erscheinen, auf den gelbbräunlichen Weichen aber langgezogene Pfeilflecken darstellen. Die weisse Zeich- nung der 2ten Steuerfeder wird am Ende auf der Innenfahne sehr viel breiter, als bei alten Individuen, und die 3te Feder besitzt am Ende neben dem Schaft auf der Innenfahne einen weissen Keilfleck. Auf den weissen untern Flügeldecken machen sich grauschwärzliche Flecken kenntlich. Am frisch geschossenen Vogel war der Oberschnabel tief horngrau, der Basis zu um die Nasenlöcher röthlich und heller, der Unterschnabel vom Kieferastwinkel zur Basis schmutzig weiss, sonst grau. Die Füsse und die Nägel waren matt fleischfarben, die letztern gegen das Ende horngrau. Die Iris war bräunlich. Hierzu füge ich die Maasse, die an zweien alten und einem jungen Vogel genommen wurden (im Balge in Millimetern gemessen): | Emb. chrysophrys. M. alt. | W. alt. | M. jung. Totallänge . - N een 1s8u,%| 138 126 Länge des zusammengelegten Flügels N TE 73 | 73 75 „ des Schwanzes . EUR SURSHLTVARSHRRNURAMRAT aD E0 WG 62 62 56 „ des Schnabels auf irn Rs a Dr 10 | 10 | 9 » der Mundspalte . . . SURREHRESER SO. HDERERNRTE IRA EN NEN, 14 | 14 14 » des Laufes. . ET BES REN NONE CR NONE OHREN 19 | 18 18 » der Mittelzehe mit dem Nagel 5 Panda. har rar ee 17 | 19 18 » des Nagels an der Mittelzehe ee wie. “es 5 | 5 4 # Emberiza elegans. 165 Am 13/25. August 1856 sah ich diese Ammer in kleinen Schaaren Abends mit Emb. pusilla‘) in den Gemüsegärten bei Kulussutajefsk am Tarei-nor, sie liess den zippenden Lockton sehr oft erklingen, derselbe ist sanfter und pfeifender, als bei den übrigen Ammern. Am 17. September 1859 lebte diese Art noch unweit der Tun- kinskischen Festung in der Gegend, die man Saktui nennt, damals sah ich 4 Exem- plare in den Weidengebüschen. 35. Emberiza elegans Temm. Taf. V. Diese schöne, aus Japan uns bis jetzt nur bekannte Ammer, wurde von mir im Bureja-Gebirge aufgefunden und zwar ebensowohl auf dem Zuge, als auch brütend. Achtzehn Bälge und zwei Nester mit je 5 Eiern liegen mir von meiner Reise vor. Temminck kannte diese Art schon 1838 und gab von ihr in den Planches colo- riees etc. auf Tafel 583 die Abbildung des alten Männchens nebst kurzer Beschreibung. Später hat v. Siebold sie in verschiedenen Altern, wie es scheint aber nur in männ- lichen Individuen gesammelt und in der Fauna japonica Taf. 55 sehr schön abbilden und Seite 93-—94 beschreiben lassen. Die alten Männchen bieten mir kaum Gelegenheit, zu Temminck’s Beschreibung Zusätze zu machen. Der nach vorne zur Stirn vortre- tende, hier weisse Augenstreifen ist bald breiter, bald schmäler, ja er ist bei einem meiner alten Männchen kaum noch durch weissliche Spitzen der hier stehenden Federn angedeutet. Im schwarzen Zügelwangenflecken macht sich hinter dem Öhre stets ein schmales weisses Feldchen kenntlich, da hier einige der schwarzen Federn weiss gekantet sind, bisweilen sogar die eine Fahnenhälfte ganz weiss, die andere schwarz besitzen. Die Farbe des Nackens und Bürzels ist blaugrau, im Nacken stark von Schwarz und Rothbraun durchsetzt, was theils durch keilförmige Schaftflecken, theils durch Querbinden auf den Federn verursacht wird. Die schwarze Farbe des Brustfleckens ist nur im ab- getragenen Frühlingskleide rein, im frisch angelegten Herbstkleide aber verliert sie durch die ziemlich breiten graugelblichen Federränder ganz die Gleichförmigkeit, bisweilen sind auch die seitlichen dieser schwarzen Brustfedern breit weiss gerandet. Die Schaftflecken der Weichenfedern sind an den meisten der Amurthiere mehr rostroth als braun, nur ein altes Männchen besitzt sie so, wie es die Abbildung in der Fauna japonica darstellt. Diese Exemplare wurden nach ihrer Ankuntt im Bureja-Gebirge am 8/20. April 1858 erlegt. Im September des Jahres 1857 hatte ich Gelegenheit gehabt, die jüngern Männchen häufig zu schiessen, diese besitzen ein frisches Uebergangsgefieder. Es braucht nämlich auch diese Art mindestens 3 Jahre, um zum fertigen Gefieder, wie es alte In- dividuen tragen, zu gelangen. Das erste Jugendkleid ist von dem des 2ten Jahres ganz 1) Pallas schon erwähnt, dass sie mit Emb pusilla lebe; vergl. Zoogr. ross.-ast., T. D, p. 46. 166 Emberiza elegans. verschieden und das des 2ten Jahres unterscheidet sich von dem des 3ten doch auch recht wesentlich. Zunächst ist darüber zu bemerken, dass nach der 2ten Mauser der vordere Theil des Augenstreifens sich mit bräunlich weisser Farbe der Stirn zu erwei- tert; dass die Befiederung der Nasenlöcher, so wie die zwischen den Unterkieferästen, schon schwarz ist, wie bei dem ältern Vogel. Die gelbe Hinterkopfplatte, welche auch bei ältern Vögeln durch die zum Schopf verlängerten vordern Kopffedern verdeckt wird, hat schon den Umfang und die eitronengelbe Farbe, wie bei alten Thieren, dagegen ist das Gelb der Kehle bei weitem nicht so rein, meistens sogar nur in der Basalhälfte der Federchen vorhanden, während die Spitzhälfte noch durch das lichte Graubräunlich ge- färbt ist, bisweilen auch bemerkt man an einzelnen Federn schwärzliche Kanten. Das breite weisse Halsband, welches den gelben Kehlflecken vom schwarzen Brustflecken bei alten Männchen trennt, ist sehr in der Breite reduzirt und bräunlich überflogen. Auf dem Brustflecken machen sich die breiten bräunlichen Endkanten der schwarzen Federn sehr bemerkbar und die ganze untere Körperseite ist bräunlich weiss überflogen, an den Seiten mehr, in der Mitte weniger. Auf der obern Körperseite fallen zunächst die breiten braunen Umrandungen der Schopffedern auf, sodann die kaum nur angedeutete graue Farbe des Nackens, die hier durch bräunliches Gelbgrau ersetzt, auf dem Bürzel jedoch vorhanden ist; endlich die weniger scharfe Abgrenzung der dunkelbraunen, in’s Röthliche ziehenden Centralfelder der Rückenfedern, ihre mehr in’s Gelbbräunliche als in’s Grau- röthliche ziehenden Ränder und bisweilen der Mangel schwarzer Schaftflecken. Auch besitzen in diesem Alter die beiden mittlern Steuerfedern eine braune (in’s Gelbe ziehende), nicht graue (in’s Bräunliche ziehende) Farbe. Das junge Männchen im ersten Kleide wird in der Fauna japonica gleichfalls ab- gebildet und stimmt auch diese Abbildung recht gut zu meinen Thieren, nur sind alle Schaftflecken an denselben undeutlicher und mehr rostfarben, als schwarzbraun. In diesem Alter ist der Oceipitalfleck kaum angedeutet, der Augenstreifen aber hell bräun- lich, der Zügelwangenfleck braun und die Kehle schmutzig gelbbräunlich in sehr hellem Tone. Die Befiederung der Nasenöffnungen, so wie die zwischen den Unterkieferästen, zeigt noch keine Spur von Schwarz. Die untern Flügeldecken sind in allen Altern weiss. Das alte Brutweibchen, welches wir am Neste auf Taf. V abbilden, gleicht sehr dem jungen Männchen im ersten Herbstkleide. Es mischt sich aber im Rückengefieder mehr Dunkelbraun in das obwaltende Grau und der zum grössten Theil verdeckte gelbe, breite Oceipitalring schimmert durch das darüber gelegte, spitzrandige Gefieder des Kopfes, welches etwas verlängert ist, deutlicher durch. Der Umfang des dunklen Wangen- und Zügelfeldes, so wie die Trübung der Brust in hell Bräunlich, finde ich sammt der Fleckung der Weichenfedern bei dem alten Weibchen ganz so, wie bei dem jungen Männchen. Auch in Bezug auf die Mächtigkeit der hellen Spitzen an den obern Flügel- decken findet vollkommene Uebereinstimmung statt. Emberiza elegans. 167 Ich ermittle folgende Maasse an meinen Thieren in Millimetern: | | Emb. elegans Temm. se Male M. alt. W. alt. Brallanydh a EITHER, 150 142 127 Länge des zusammengelegten Flügels . . . . 2 2 2 22 2 0. | 75 75 69 BE ES Schwarzen A a a a Ara pn | 73 72 71 Sm desiSchniabelssanfsders Hivsteue ee: | 9 8 az TERN DNISTAIE at EEE EOHENEE R 11 11 10,5 U RESWIRATIIEBE NE N ee er are fa 18 18 18 „» der Mittelzehe mit dem Nagel . . . . 2.2... a | 18 18 17 „ndesiNagelsidn der Mittelzehe . . „iu ma. we mE 4 5 5 Am frisch erlegten Vogel waren die Füsse röthlich grau, die Nägel grau, die Iris dunkel braun, der Oberschnabel bräunlich blaugrau, der Unterschnabel heller. Bei den Weibchen ist der Schnabel etwas heller. Die 1ste Schwinge ist länger, als die öte, die 2te, 3te, 4te und 5te bilden die Flügelspitze, die 3te übertrifft die 2te und 4te um gleich viel, die 2te und 4te sind also gleich lang. Am 14/26. Mai 1858 fand ich 2 Nester dieser Art am Boden auf den Anbergen der Chotschio-Höhe zwischen Eichengesträuchen und Lespedeza an der gegen S.-W. gelegenen Seite. Die Weibchen vertheidigten sehr eifrig ihre Nester. Der Umfang dieser Nester ist aus derben breiten Gräsern gemacht, die Basis aus allerlei groben alten vegetabi- lischen Stoffen, z. B. Stengeln, feinen Wurzeln etc. Das Polster besteht aus Rehhaar, einzelne Pferdehaare befinden sich in einem der Nester (von den Pferden der Birar-Tungusen), im andern dagegen feine, lange Wurzeln. In jedem Neste lagen 5 kaum bebrütete Eier von weisser Grundfarbe mit theils deutlichen braunen Spritz- und Tupfflecken, theils auch mit durchscheinenden undeutlichen, dann in Violett ziehenden Flecken. Die Maasse betragen: Längenaxe. Queraxe. für das grösste . 19 Mmtr. 14,5 Mmtr. für das kleinste. 17 > 15 > Taf. V stellt das Nest und die Eier dar. Den Gesang dieser Ammer, welchen Temminck') als bei den Japanesen sehr beliebt erklärt, habe ich im Bureja-Gebirge nicht vernommen. Männchen und Weib- chen leben während der Brutzeit beisammen, aber dann lassen sie nur den bekannten Zippton der Ammern hören. Das aufgescheuchte Männchen sucht gewöhnlich die Spitze eines vom Neste nicht weit entfernten Eichengebüsches auf. Im August und September lebten diese Ammern in kleinen Banden in den Uferweiden am Amur. 1) Planches coloriees ]. c. 168 Emberiza rutıla. 36. Emberiza rutila Pall.'). Zur Zeit, als Caragana microphylla auszuschlagen begann (15. Mai), traf diese schöne Ammern-Art am Tarei-nor ein, wo sie von Pallas?’) 1772 ebenfalls gefunden wurde. Ganz dasselbe, was dieser berühmte Naturforscher von der Seltenheit der Roth- ammer in Daurien sagt, fand ich bestätigt; sie ist dort recht selten und kam mir später auch während meiner Reisen im Amurlande nicht mehr zu Gesicht. Wir müssen sie daher sammt einigen andern Ammerarten, als Zimb. spodocephala, personata und ele- gans, vorzugsweise dem östlichsten Theile von Südsibirien zuzählen, aber jene über den Tarei-nor führende, sehr stark frequentirte Zuglinie wird von ihr wohl alljährlich besucht, da ich auch während des Herbstzuges am 19ten und 23sten August 1856 wiederum einige weibliche und junge Exemplare bei Kulussutajefsk erlegte.. Die alten Männchen geben mir zu keinen ergänzenden Notizen Veranlassung, da ihr einfaches Gefieder trefflich von Pallas’) und Temminck‘) beschrieben, auch durch H. v. Middendorff?) und L. v. Schrenck*) erwähnt wurde. Auch an den mir vor- liegenden 2 Exemplaren zieht sich die Weichenfarbe über den Flügelbug jederseits bis zu den Halsseiten und die Randfederchen der untern Schwingendecken sind gelb. Das Jugendkleid der noch nicht vermauserten Weibchen finden wir gleichfalls durch H. v. Mid- dendorff kurz beschrieben. Nur auf der Kopfplatte und namentlich auf deren seitlichen Theilen macht sich das Rostbraun schon kenntlich, ebenso in einer röthern Tinte auf dem Bürzel. Im Nacken findet sich noch der gelbgräuliche Ton, der auch auf dem hin- tern Rückentheile verbreitet ist. Zahlreich sind die an den Enden breit zerschlissenen schwarzen Flecken auf der untern Körperseite, namentlich an der Brust und auf den Weichen. Die untern Flügeldecken sind in der Jugend hell citronengelb. An den von mir mitgebrachten Exemplaren bemerke ich die durch H. v. Midden- dorff beobachtete schmale weisse Zeichnung der äussersten Steuerfeder nicht. An den jungen Vögeln waren der Schnabel graubräunlich, die untern Kanten der Unterkieferäste gelblich, die Füsse licht fleischfarben. Auffallend war es, dass an einem am 23. August erlegten jungen Weibchen (Nest- kleid) die Steuerfedern so jung sind, dass sie nur um wenige Linien die Schwingen- 1) Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die beiden Exemplare von Emb. rutila, welche Pallas aus Tau- rien nach Leiden sendete, von seiner sibirischen Reise herstammen; vergl. Schlegel, Kritische Uebersicht der europ. Vögel, und Temminck, Manuel d’Ornith. III, p. 232. 2) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 53. 3) Zoogr. ross-ast., T. II, p. 53. 4) Fauna japonica, Aves., T. LVI, p. 9. 5) Sibirische Reise, T. II, p. 141 und 142. 6) Reisen und Forschungen etc., Bd. I, p. 280. Emberiza spodocephala. 169 spitzen überragen, ja die mittelständigen dieser Federn sind noch ganz in den Spuhlen. Dieses Vögelchen hatte also den Zug mit sehr mangelhaftem Schwanz angetreten. Die Angabe von Pallas (l. c.) «magnitudo Citrinellae» veranlasst mich, da sie un- richtig ist, die Maasse nachstehend in Millimetern zu geben: Embp. rutila. M. alt. W. jung. Tatallancers Sr. dat. nis hi et ee ee 129 129 Länge,des; zusammenoelesten Hlügelei..r... au ala Beinahe 74 69 EEGERESCHWARZER ag NE EN an a ne ah a ne 57 57 »„ des Schnabels auf der First . ? RATEN 178 10 10 ER IE TE ee RS a 12 12 BIO FEE Te I NO DD: ANERBRTTEDABGE ) EHRE BAER ERROR 18 18 Meder: Nistelzeheumin dem" Nagell „at tal Be 18 17 „ des Nagels an der Mittelzehe 2 4 4 Emb. rutila ist eine der spät. ziehenden Ammern. Die Männchen, welche im Früh- jahr am Tarei-nor erschienen, waren so erschöpft, dass ich sie greifen konnte. Eines derselben war ausserordentlich mager, hatte auf der Bauchhaut 4 rundliche, unregel- mässige, 6—8 Mmitr. im Durchmesser fässende Oysten, die äusserlich eine schmutzig gelbe Farbe besassen. Sie bildeten alle eine gemeinschaftliche Blase, welche den Ab- domen bedeckte. Die umschliessende, äussere Haut de®Cysten war lederartig, °/ Mmtr. dick, im Innern befanden sich in jeder 2 von Schleim umgebene Entozoen, die in eine fast schwarze Flüssigkeit gebettet waren. Emb. rutila gesellte sich gerne zu Emb. pusilla, chrysophrys und spodocephala, war aber viel seltener, als die genannten Arten. 37. Emberiza spodocephala Pall. Ueber die alten Thiere meiner Suite dieser Ammer habe ich nicht Grund, aus- führlich zu sprechen, da beide Geschlechter namentlich durch H. v. Middendorff ein- gehend behandelt wurden '), dagegen bieten mir wieder die Jugend- und Uebergangs- kleider Gelegenheit, die Kenntniss dieser Species zu erweitern. Je älter die männlichen Individuen, um so reiner wird das Grau des Kopfes, um so dunkler auch das Gefieder an der Schnabelbasis. Jüngere Männchen, die aber die dritte Mauser vollbracht haben, besitzen einen mehr grünlichen Ton im Grau des Kopfes, einen mehr roströthlichen auf dem Bürzel, die braunrothe Farbe der, die breiten, schwarzen 1) Sib. Reise 1. c. p. 143. 22 a 170 Emberiza spodocephala. Schaftflecken umgebenden Höfe, ist intensiver und zieht sich als deutlicher Anflug bis fast zum Nacken. Auf der untern Körperseite aber mischt sich, namentlich an der Kehle, Citronengelb in das Grau des Gefieders. Das zweijährige Männchen besitzt noch die braunschwärzlichen Schaftflecken vom Scheitel abwärts, theilweise selbst im Nacken. Die unreinere, graue, mehr in’s Grünliche ziehende Farbe des Kopfes hat an der Kehle eine weit beschränktere Ausdehnung, es schiebt sich zu ihr das Schwefelgelb des Bauches, welches auf der Brust von Grau über- flogen ist. Hier nun stehen auch sehr schmale dunkelgraue Schaftflecken auf den Fe- dern, welche kaum doppelte Schaftbreite besitzen. Solchen Männchen fehlt die schwarze Farbe der Federn an der Schnabelbasis. Uebrigens sind sie den alten Männchen ganz gleich. - Von den ältern Weibchen würde ich bemerken, dass von den Unterkieferästen an ein seitwärts, seiner Länge nach zwar nicht scharf umgrenzter, schwärzlicher Zug zur Brust sich marquirt, der in seiner Gesammtform recht deutlich hervortritt. Dieser wird gebildet durch die schwärzlich grauen Endkanten der hier stehenden Federn und scheint mit zunehmendem Alter mehr und mehr zu schwinden. Er gehört dem Jugend- kleide fast immer an und zwar bei beiden Geschlechtern. Die meisten und zwar 14 Exemplare meiner Suite sind junge Vögel, die auf dem Herbstzuge ebensowohl am Tarei-nor, wie auch im Bureja-Gebirge erlegt wurden. Das Jugendkleid ist bei beiden Geschlechtern, wie schon gesagt, sehr ähnlich. Die Kopffarbe ist obenher bräunlich gelb, bei den Männchen verräth sich kaum Grau, bei den Weibchen fehlt es gänzlich; die ®itlich verschwimmenden Schaftflecken der Federn sind schwärzlich, die Nackenfedern besitzen diese nicht, sind einfarbig bräunlich (Weibchen), etwas in’s Graue ziehend (Männchen). Die Rückenfedern besitzen die bekannte Ammern- zeichnung und Farbe. Die Bürzel haben die Farbe des Nackens. Auf der untern Körperseite zieht sich das schmutzige Weissgelb bis zwischen die Aeste des Unter- kiefers, umgiebt auch die ganze Schnabelbasis in noch unreinerem Ton. Der oben schon bei den ältern Weibchen erwähnte seitliche Kehlstreifen ist mehr oder weniger im Jugendkleide vorhanden, das davon eingeschlossene Kehlfeld, so wie die Brust (diese jedoch in geringerm Grade) zeigt viele, gleichfalls grauschwärzliche Keilfleckchen, da die weichen Federchen dergleichen an den zerschlissenen Spitzen tragen. Auf der Vorderbrust wird dadurch, dass die hier stehenden Federn einen leichten, in’s Bräun- liche ziehenden Stich annehmen, ein undeutlich umgrenztes Querband gebildet. Die Schaftflecken der Weichen, welche bei den W. häufiger und deutlicher, bei einzelnen Männchen bis fast zum gänzlichen Verschwinden undeutlich sind, stehen auf gelb- bräunlichem Grunde und sind schwärzlich oder roströthlich. Das Schwefelgelb der Bauchfläche bleicht im Jugendgefieder ungemein rasch ab und erhält sich nur auf den verdeckten Federtheilen. Sowohl im Alter, wie auch in der Jugend, macht sich an den untern Flügeldecken ein leichter schwefelgelber Anflug kenntlich. Die Schwingen junger Emberiza pusilla. 171 Individuen endlich anbelangend, ist nur zu bemerken, dass die Kanten der obern Decken einfarbig rostbraun sind und nicht, wie bei ältern Thieren, an den Rändern in’s Weisse ziehen. Bei jungen Weibchen ist bisweilen ein zum Ohre herabsteigender heller Super- eiliar-Streifen in bräunlich Gelb angedeutet, jedoch findet das nur selten als Ausnahme statt, stellt diese jungen Thiere aber dann der Zimb. personata Temm. sehr nahe. Nachstehende Tabelle giebt die Maasse für 3 Exemplare meiner Suite in Millimetern: Emb. spodocephala. M.alt. | W. alt. M. jung. en u un iotallän gen ae seele he 134 139 139 Länge des zusammengelegten Flügels . -. . » 2 2 2 2 2 2 0. 72 67 70 desu Schwarzen 02,0 Ta nl on aaa 64 64 64 Buscdesuschuabelssauf, der Hirst,“ Soc... 0 00 Ne ur. 10 RR ESS NONÜRTALLETEN I ee 12 12 12 IE GES RINATHLERE MN SBROSR EL RER ARE EN | 18 18 18 » der. Mittelzehelmit\dem Nageli.. Wr. a vd ee | 18 18 18 ur desuNngels ‚anf der;Mittelzehesis alla ui ee: | 5 5 b Erst in Daurien und zwar mit dem Mittellaufe des Onon traf ich Zmb. spodocephala an, diese Ammer ist mir vom Westabhange des südlichen Apfelgebirges nicht bekannt geworden. In Transbaikalien nimmt sie, je mehr wir östlich uns wenden, an Häufig- keit zu und wird am mittlern Amur ein recht gemeiner Vogel. Mit Emb. aureola brü- tete diese Art auch in den so kahlen Hochsteppen und suchte dann die wenigen Thal- sohlen auf, in denen niedrige Weiden wuchsen. Die Birkengesträuche bei Nertschinski- Sawod belebte sie gleichfalls. Exemplare, welche am 19. August erlegt wurden, mau- serten stark die Brustfedern. 5%. Emberiza pusilla Pall. Unter den 19 Exemplaren von meiner Reise dieser kleinsten der Ammernarten befinden sich ebensowohl Jugend-, als auch Alterskleider beider Geschlechter. Die Ergän- zungen, die ich zu den Beschreibungen, welche Pallas !), v. Middendorff ?), L. v. Schrenck 3) und Schlegel *) gegeben, machen kann, beschränken sich auf Folgendes: Bei recht alten Männchen gewinnt das Rostbraun des Kopfes nicht nur an Leb- haftigkeit und Reinheit, sondern auch an Umfang und dehnt sich über die gesammte 1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 42. 2) Sibirische Reise 1. c. p. 148. ü 3) Reisen und Forschungen |. ce. p. 289. 4) Kritische Uebersicht der europ. Vögel, p. 84. 172 Emberiza Schoeniclus. Kehle in ihrer vordern Hälfte aus. Sowohl der hinter den rostbraunen Öhrenfedern stehende schwarze Bogen, wie auch die beiden seitlichen schwarzen Kehlzüge, die sich abwärts mehr verbreitern und heller werden, treten in beiden Geschlechtern bald deut- licher, bald weniger scharf hervor, an einzelnen der alten Männchen, die im Frühjahre erlegt wurden, sind sie kaum noch erkennbar. Im Uebergangsgefieder der Männchen reicht das rostbraune lange Mittelfeld der Kopfplatte nicht so weit über den Nacken, wo es vielmehr im ziemlich einfarbigen Braungrau der hintern Halsseite verschwindet. Alle Weibchen besitzen auf dem schmälern und lichter roströthlichen Mittelfelde der Kopfplatte schwarze Schaftflecken; dergleichen Flecken sind auf der Brust und an den Seitentheilen des Bauches bei weiblichen Individuen häufiger und breiter, als bei männ- lichen. Ausnahmsweise tritt die Rostfarbe auch bei alten Weibchen über die gesammte Kehle. Im Jugendkleide ist dieselbe bei beiden Geschlechtern, mindestens zwischen den Kieferästen, gelblich überflogen. Die grössten Exemplare dieser Art hatten eine Total- länge von 147 Mmtr., sie übertrafen also die normale Grösse, welche sich auf 5 Zoll frz., d. h. auf 136 beläuft, um 11 Mmtr. Am frischen Vogel war der Lauf hell roth- bräunlich, die Zehen ebenfalls so, die Nägel gelblich grau, der Oberschnabel auf der First und seitwärts bläulich hornfarben, der Rand, die Spitze und der ganze Unter- schnabel hell gelblich hornfarben. Auch diese Art gehört nur dem östlichen und zwar vornehmlich dem vom Apfel- und Chingan-Gebirge eingeschlossenen Theile Sibiriens an. Denn wie wir durch die Herren L. v. Schrenck und v. Middendorff erfahren (vergl. 1. e.), so kommt sie zwar ostwärts bis zum Ocean in den Küstengebirgen vor, ist dort jedoch selten und vereinzelt nur Brutvogel. Auch das Bureja-Gebirge berührte sie auf dem Herbstzuge, wurde jedoch nur zweimal von mir dort erlegt. In Daurien aber, wo sie am 23. April 1856 zuerst in einzelnen Männchen am Tarei-nor erschien, am 3. Mai aber die Hauptzüge eintrafen, sonderten sich dann bald die Pärchen. So spät nun diese Art im’ Frühlinge ankam, so war sie doch eine derjenigen, welche im Herbste am längsten am Tarei-nor auf dem Durchzuge weilte. Sylvia supercilosa leistete ihr darin Gesellschaft. Die letzten Nachzügler dieser kleinen Vögelchen verliessen die Hecken und Gemüse-Gärten der Grenzwacht Kulussutajefsk am 13/25. September. 539. Emberiza Schoeniclus L. Des genauern Eingehens und Besprechens der kleinwüchsigen Varietät der Rohrammer, welche Pallas') als vart. ß Schoenicli und als Emb. passerina, ferner v. Middendorff?) als Emb. polaris artlich trennten, deren Identität aber in jüngster Zeit durch H. L. v. 1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 48 und 49. 2) Sib. Reise 1. c. p. 146. s Emberiza rustica. 173 Schrenck') dargethan wurde, bin ich ganz überhoben, da der Nachweis über den Um- fang der Varietätenbildungen von Zmb. Schoeniclus, so weit er die vart. minor anbelangt, durch H. L. v. Schrenck in erschöpfender Weise stattfand. Dagegen giebt mir einer meiner Vögel, ein am 6. Mai am Tarei-nor erlegtes altes Männchen, Gelegenheit, auf Emb. intermedia Michh. zurückzukommen. Ich schliesse mich nämlich jener Meinung ei- niger namhaften Ornithologen?) an, welche der Emb. pyrrhuloides Pall. die artliche Selbstständigkeit absprechen und somit auch die von Michahelles in Dalmatien ge- fundene und benamnte Zmb. intermedia nicht als besondere Art anerkennen dürfen. Verglichen mit einem Exemplare, welches Michahelles als Emb. intermedıa dem Mu- seum der Kais. Akademie zusendete, zeigt mein Vogel aus Daurien durchaus dieselben Formen und Grössenverhältnisse des Schnabels. In Bezug aber auf die Färbung des Gefieders weicht er von recht alten Männchen des Emb. Schoeniclus (pyrrhulodes) nicht ab. Nur ist der Bürzel an diesem, wie an den sibirischen Rohrammern überhaupt, heller grau, als an europäischen Exemplaren, und an den Enden der Federn stehen sogar mei- stens weisse Kanten. Auffallender Weise bleiben an dem eben erwähnten Männchen die Deckfederchen auf dem Flügelbug rein rostroth, was bei der kleinwüchsigen Varietät weder an meinen 4 Exemplaren, noch an dem durch H. L. v. Schrenck untersuchten statthat. Die Rostfarbe der Rückenfeder-Umrandungen ist zwar meistens heller, als an den europäischen Thieren, aber es liegt unter anderen auch ein am 24. März im Bu- reja-Gebirge erlegtes altes Weibchen vor, welches die rostbraunen Höfe um die breiten schwarzen Schaftflecken noch in lebhafterem Ton besitzt, als die meisten europäischen Rohrammern, und doch ist das Gefieder stark verstossen und auch recht abgeblichen. An der frisch geschossenen Rohrammer vart. intermedia war der Lauf röthlich braun, die Zehen dunkler, die Nägel schwarz, der Schnabel auf der First und seitlich bläulich schwarzgrau, der Rand und die Spitze, so wie der ganze Unterschnabel grau hornfarben. Schon am 24. März trafen im Bureja-Gebirge die Rohrammern in kleinen Schaaren ein, die Männchen lockten damals schon in einsylbigem, schnarrendem Ton. In der Mon- golei aber traf ich erst am 6. April 1856 die Rohrammer in den abgetrockneten Binsen, die am Uldsa-Bache die Ufer stellenweise dicht bedecken. 60. Emberiza rustica Pall. Die hochbejahrten Männchen verlieren nicht allein den in Jjüngerem Alter mehr oder weniger ausgesprochenen hellen Scheitelstreifen, sondern es tritt bei ihnen auch der weisse Superciliarstreifen nicht vor den innern Augenwinkel und das Weiss der Nackenplatte wird auf einen kleinern Platz reduzirt. Ein solches Männchen wurde am 1) Reisen und Forschungen etc. ]. ce. p. 283 et segt. 2) Nachträge zu Naumann’s Naturgesch. der Vögel Deutschlands von Blasius, Baldamus und Sturm. 174 Emberiza rustica. 11. April am Tarei-nor erlegt. Vor Allem zeichnet es. sich auch durch das reine, tiefste Schwarz der betreffenden Kopfzeichnungen aus, keine Spur heller Federränderchen lässt sich wahrnehmen. Das obere Augenlid und die nächststehende Befiederung sind schwarz, darüber zieht sich der weisse, über und hinter dem Auge an Breite sehr ge- winnende Streifen. Besonders auffallend ist, dass an diesem alten Männchen in dieser Jahreszeit sich eine partielle Mauser beobachten lässt; die Federchen des Hinterkopfes werden nähmlich erneut und sowohl schwarze, als auch weisse entspriessen den Spuhlen. Diese Erscheinung muss in individuellen, abnormen Zuständen des Vogels ihren Grund haben. Das braune Brustband, dessen seitliche Federn bisweilen schwarze Spitzen zeigen, ist an keinem meiner alten Vögel so rein braun, als es die von Gould') gegebene Ab- bildung darstellt, vielmehr sind die meisten der braunen Federn weiss gekantet. Ein anderes Kennzeichen recht alter Männchen besteht darin, dass die bei jüngern Vögeln beiderlei Geschlechtes vorhandenen schwarzen, stumpfen Federspitzen, welche seitlich der Kehle bis fast zum Schnabelgrunde einen recht deutlichen Zug bilden ”), ganz ver- schwinden, so dass die weisse, kaum seitlich in leichtestem Bräunlich überflogene Kehl- fläche sich bis zum schwarzen Zügelwangenstreifen erstreckt. Auch gewinnt das Schwarz im Winkel der Unterkieferäste etwas mehr an Umfang. Der nähern Erörterung’ des Gefieders an 2—3jährigen männlichen Vögeln bin ich insofern überhoben, ‘als die meisten der bekannten Beschreibungen nach solchen Indivi- duen gemacht wurden. So auch die in der Fauna japonica?) und v. Middendorff’s Angaben‘). Die helle Scheitelbinde ist jedoch auch in diesen Trachten grossen Varia- tionen unterworfen und fehlt an einem Individuum, welches am 30. März 1858 im Bu- reja-Gebirge geschossen wurde, ganz, an diesem finden wir dagegen fast alle Kopf- federn licht graugelb umrandet. Da aber die Ammern der nordischen und gemässigten Zone kein besonderes Hochzeitskleid anlegen, sondern nur eine einfache Herbstmauser durchmachen, so müsste die Abwesenheit des weissen Kopfstreifens, die Temminck und Schlegel bei Zmb. rustica im Sommer als typisch beobachtet haben und welche v. Mid- dendorff bestätigt, durch eine partielle Mauser oder durch Verfärbung erklärt werden. Bei dem oben schon erwähnten alten Männchen vom 11. April befinden sich auch weisse junge Federn in den Spuhlen auf dem Hinterhaupte. Uebrigens scheint eine, vielleicht nur partielle Mauser oder Erneuerung der Kopffedern im Frühlinge bei alten Vögeln doch wirklich vorzukommen. Am 22. März erlegte ich im Bureja-Gebirge solche Exemplare von Emb. pithyornus und Schoeniclus, und am 11. April von Zmb. rustica, deren Kehlfedern noch zur Hälfte in den Spuhlen sassen. Im Uebergangskleide, also in dem nach der 1sten Mauser gebildeten, besitze ich unter den 20 Exemplaren von meiner 1) The birds of Europe, vol. II, Tf. 177. 2) Vergl. Naumann, Nachträge ete., Tf. 382. 3) l. ce. p. 97. 4) Sib. Reise 1. e. p. 139. Emberiza rustica. 175 Reise nur ein Männchen. Dasselbe stimmt in jeder Hinsicht genau zu den alten Weib- chen. Zwischen den Aesten des Unterkiefers findet sich noch keine Andeutung von Schwarz. Das Rostroth alter Weibchen ist aber intensiver, als das junger Männchen. Uebrigens gleichen sich die Vögel im Jugendkleide in beiden Geschlechtern vollkommen, worauf H. v. Middendorff schon aufmerksam macht. Auch in diesem Gefieder finde ich die mittlere Kopfbinde nicht immer angedeutet und zwar wird sie in einzelnen Fällen nur dadurch kenntlich, dass neben der äussern schwarzen Federhälfte die innere weisse steht und beide von breiter gelbbräwnlicher Kante umgeben sind. Das vorwaltende Gelbbräunlich auf der gesammten Rückenseite ist im Jugendkleide bei dieser Ammer ebenso ausgesprochen, wie bei den meisten der hier erwähnten Arten. Ebenso finden sich denn auch auf dem hellen Lehmgelb der Kehle ausser den seitlichen, stärker prononeirten schwarzen Schaftflecken, schmale schwärzliche im Mittelfelde. Ueber die gesammte Bauchfläche verbreitet sich ein lichter Anflug in’s Lehmgelbe, der auf den Weichen recht intensiv wird. Von allen Ammern erscheint Zmb. rustica am frühesten im Süden von Ost- sibirien, jedoch habe ich sie nirgends winternd gefunden. Die ersten Vorzügler er- schienen sehr vereinzelt am Tarei-nor am 26. März (vergl. Pallas Zoogr. ]. c. p. 43). Sie suchten besonders die Gemüsegärten und die vor dem Winde geschützt gelegenen Ein- zäunungen derselben auf. Bis zum 12. April sah man ihrer immer nur wenige. Trotz des anhaltenden N.-Sturmes, welcher am 11ten und 12ten wüthete, und der niedrigen Tempe- ratur (12ten 6 Uhr früh —2,25° R.) hatten die ermüdeten Vögelchen ihren Zug fortgesetzt, kamen aber so erschöpft an, dass man eipzelne greifen oder mit Steinen tödten konnte. Die untersuchten Magen dieser frisch angekommenen Reisenden waren meistens leer und schlaff, nur in einem fand ich eine Menge kleiner Quarze, was bei Singvögeln auf dem Zuge selten nachweisbar ist, dahingegen bei den @rallatores und Natatores fast stets in solchem Grade stattfindet, dass der Magen damit straff gefüllt erscheint (vergl. p. 71 dieses Bandes). Westwärts von dieser mongolischen, stark frequentirten, über den Dalai- und Tarei-nor führenden Zugstrasse erscheint Zimb. rustica etwas später, nämlich in der ersten Woche des Aprils. Als ich am 13. April 13859 auf der Poststrasse mich über die Baikalgebirge zum mittlern Irkutlaufe begab, traf ich Emb. rustica und Emb. pithyornus in recht grossen Schwärmen (40—50) auf diesem Wege, selbst da an, wo er durch die wildesten Urwälder führt. Jedoch berührt Emb. rustica diese Gegenden nur auf dem Zuge und wurde von mir niemals im Sommer am Baikalsee bemerkt. Im Selenga-Thale traf ich recht viele und grosse Schaaren am 5. April 1857, als ich über Selenginsk nach Kjachta weiste. Hier sangen einzelne Männchen schon damals. Die Beobachtungen aber, welche ich über das Ein- treffen dieser Art am mittlern Amur machte, lassen noch nichts von der Verspätung merken, die östlicher, sowohl im Amurmündungslande, wie auch im Stanowoi, wie endlich in Kamtschatka stattfinden. Hier nämlich führen die Herren L.v.Schrenck, v.Middendorff und Steller ihre Ankunftszeit mit dem Ende des April und sogar im Mai an. Am 20. März 176 Emberiza fuscata. Emberiza cioides. trafen kleine Schaaren männlicher Vögel im Bureja-Gebirge ein, am 21sten beobachtete ich deren wieder. Im Bureja-Gebirge ist Emb. rustica nicht Brutvogel. Auf dem Herbstzuge berührte Zmb. rustica meistens in jungen Vögeln das mittlere Ononthal von Anfang bis zum 24. September. Hier hatten sich den Ammerschaaren (mit Aus- nahme von Emb. cioides waren alle übrigen Arten schon fortgezogen) kleine Flüge von Parus caudatus und palustris vereint und bezogen so die Gebüsche, welche in den Schluchten des Ononufers recht dicht stehen und durch Pyrus baccata, Orataegus, Spiraea ete. gebildet werden. Nach dem am 24. September eintretenden starken Schneesturm war Eimb. rustica ganz fortgezogen. Im Bureja-Gebirge wurde diese Ammer am 27. September 1858 noch beobachtet und lebte gerne mit den jetzt hier streichenden Dompfaffen. 61: Emberiza fuseata Pall. Die Treue und Genauigkeit, mit welcher Pallas die Fundorte der von ihm ent- deckten neuen Thiere überhaupt angiebt, hatte mir oft schon dazu verholfen, diese Thiere nach seinen Angaben wieder aufzufinden, und so begab ich mich denn auch zu verschiedenen Zeiten im Jahre 1856 auf die Wiesen und Inseln, die man» im mittlern Ononlaufe findet, um Emb. fuscata zu erbeuten. Meine Bemühungen sind indessen fruchtlos geblieben und muss ich daraus schliessen, es berühre diese, in Japan nach Temminck’s Zeugniss !) nicht seltene Ammer (Les voyageurs neerlandais ont observ& au Japon, d’oü ils ont fait parvenir au musee des Pays-Bas un bon nombre d’echantillons) Daurien sowohl als das gesammte Amurland nur selten. Dafür spricht denn auch die Thatsache, dass es keinem der eifrigen Reisenden im Stanowoi und am Amur gelang, diese Ammer zu erbeuten, und erst vor kurzer Zeit dem Museum der Kais. Akademie durch H. Dr. Wulffius ein Pärchen dieser Art von den südlichst mandshurischen Häfen (Bucht Peter des Grossen) zugesendet wurde. H. Akad. v. Brandt behält es sich vor, darüber ein Mehreres zu berichten. 62. Embheriza cioides Brandt. Diese Ammer bleibt von allen sibirischen Arten am längsten im Herbste dort, ja sie wintert sogar in einzelnen. Exemplaren. Sieben Exemplare, darunter 6 alte Männchen und ein Weibchen brachte ich mit. Sie bestätigen ebensowohl die artliche Selbst- ständigkeit von Eimb. cioides Brandt, wie auch die grosse Verwandtschaft zur Zmb. cioides Temminck und Schlegel, wie sie endlich auch darthun, dass die Variationen, denen diese Art unterworfen ist, sehr geringen Schwankungen nur unterworfen sind. Erst im abge- 1) Fauna japonica 1. c. p. 96. Emberiza pithyormus. 477 riebenen Frühlingskleide besitzen die alten Männchen das braune Brustband in deut- lichster Abgrenzung gegen den grauweisslichen Hals. In der Jugend und am frischver- mauserten Kleide verdecken am Halse, wie auch auf dem Scheitel die hellen, gelbgrauen Federränder die darunter stehenden braunen Federbasen fast ganz. In Ausdehnung und Färbung der Kopfzeichnungen bieten meine Vögel die grösste Uebereinstimmung unter sich und scheint es für den Continent ganz entschieden zur Regel zu werden, dass Emb. cioides den Ohrenflecken braunroth und nicht, wie in Japan, schwarz trägt. Sehr interessant werden in dieser Hinsicht jene Exemplare sein, welche im Küsten- gebiete und am obern Ussuri leben; von letzteren liegt uns gegenwärtig nur ein weibliches Individuum vor, das Herr Maximowicz am 20. März 1860 in Bussewa erleste !). Das- selbe stimmt ebensowohl mit meinem, am 30. März 1858 im Bureja-Gebirge von mir ge- schossenen Weibchen, wie auch mit der Abbildung in der Fauna japonica vollkommen überein. An den frisch geschossenen Vögeln war der Lauf sammt den Zehen gelblich- weiss, die Nägel gräulich, der ÖOberschnabel bläulich hornfarben, der Spitze zu dunkler, der Unterschnabel bläulich weiss. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, dass Zmb. cioides auch westwärts vom Apfelgebirge ab und zu vorkomme, da sie im südlichen Altai entdeckt wurde. Jedoch berührt diese Art die hohen Gegenden am Südfusse des Sajan-Gebirges, ebenso wie die Baikal-Wälder, nur als seltener Gast und wurde von mir dort niemals gesehen. Auch in Daurien ist sie nicht häufig, wurde erst nach dem Laubfall im Herbste 1856 auf den stark bestrauchten Inseln des mittlern Onon angetroffen, dort namentlich in der ersten Hälfte des Septembers mit Zmb. rustica und nach dem 25sten trotz der vorangegan- genen Schneestürme auch später vereinzelt bemerkt. Am mittlern Amur ist sie nicht selten, traf dort im letzten Drittel des März in kleinen Trupps ein, von denen sich am 22sten schon einzelne Paare trennten, lockte damals schon in zweistrophigem Gesange sehr angenehm, indem sie leiser wie Zmb. aureola sang und die Weise einigermaassen an die der Weidenammer und der Grauammer erinnerte Die Flüge vertheilten sich bis zum 10. April mehr und mehr, einzelne abgeschlagene Vögel wurden noch am l5ten mit geschaarten Emb. rustica bemerkt. In den Ebenen oberhalb des Bureja- Gebirges am Udirflusse gab es am 2. Mai Brutweibchen, die zwischen den Sumpf- humpen (Carexhügeln) aufgescheucht wurden. Im Herbste stellten sich durchwandernde Flüge mit dem 15. September im Bureja-Gebirge ein. Das Jugendkleid dieser Ammer kenne ich nicht. 63. Emberiza pithyornus Pal. Als eine in Sibirien gemeine Ammer-Art, welche auf dem Zuge bisweilen den Osten Europa’s berührt und dann in einzelnen Exemplaren sogar im Centrum dieses 1) Vergl. Bulletin de l’Acad. des sciences de St. Ptbg., 1861, T. III. 23 178 Emberiza pithyornus. Erdtheiles schon gefunden wurde, ist sie vielfach und gut beschrieben und da sie, wie es scheint, nur in dem Umfange der weissen Zeichnungen der Kopfplatte, so wie in der Breite der am Halse liegenden weissen Binde, bedeutenden Abweichungen unterworfen ist, im Uebrigen aber in recht gleichartiger Tracht vorkommt, so giebt mir die grosse Suite dieses Vogel (38 Exemplare brachte ich mit) doch nur zu wenigen Anmerkungen den Stoff. Diese Anmerkungen beschränken sich auf Folgendes: Bei recht alten Männchen mischt sich am Nacken und in die seitlichen, die weisse Kopfplatte einfassenden, aus schwarzbraunen Schaftflecken gebildeten Kopfbänder, reines Aschgrau hinein und verdrängt die hier gewöhnlich verbreitete rothe oder röthlich gelbgraue Farbe zum grössten Theile. Nicht selten, und bei dem frisch angelegten Herbstkleide stets, tragen die weissen Federn des Halsbandes, welche der Brust zunächst stehen, schwarze Endkanten und bilden diese dann eine dem weissen Brustbande parallel lau- fende schwarze, schmale Einfassung. In Folge der hellen gelblich weissen, recht breiten Federkanten an der Kehle erscheint diese bei alten Vögeln im frisch angelegten Herbst- kleide nie braun, sondern im Braun und Weissgelblich stark gemischt. Dasselbe gilt von der weissen Kopfplatte und dem weissen Wangenstreifen, wo die graugelben Feder- ränder die weisse Farbe fast ganz verdecken. Die alten M., welche ich Anfangs Juli auf der Insel Olchon schoss, tragen ein ungemein abgenutztes, sehr dürftiges Kleid, aber haben die Mauser noch gar nicht begonnen. Ein darauf untersuchtes Exemplar vom 10. Juli bestätigt das ebenso, wie ein am 15. Juli erlegtes altes Weibchen. Die Mauser muss demnach wohl sehr rasch von den letzten Tagen des Juli bis zur Mitte des August vollbracht werden. Die Brutweibchen mit ganz abgetragenem Gefieder bekommen an Brust und Kehle ein Kleid mit stark rostgelber Färbung, dieses hat darin seinen Grund, dass die über der hellen Feder-Basis stehenden, breiten, rostrothen (Querbinden, die bei alten Weibchen auch auf den Kehifedern stehen, zum Vorschein kommen, weil das Gefieder dermaassen während der Brutzeit vertragen wurde, dass an der Brust und Kehle die vordere helle Hälfte der Federn oft ganz fehlt. Die weisse Kopfplatte der Weibchen ist unabhängig vom Alter des Vogels und fehlt den Brutweibchen oft ganz, sie findet sich überhaupt in deutlicher Umgrenzung nur selten bei den Weibchen. Noch bleiben mir einige Worte über das Nestkleid des Männchens zu sagen übrig. Mit dem 10. Juli waren die jungen Fichtenammern in den Wäldern am Baikalsee flügge. Das dann von ihnen getragene Kleid zeichnet sich untenher durch die Breite der, mit der Basis der Federspitze zugekehrten, schwarzen Schafttlecken aus; besitzt übrigens das Colorit alter Weibchen, nur dass das Rostroth des Bürzels matter und mehr gelb ist, dagegen alle schwarzen Schaftflecken des Scheitels und Rückens breiter und dunkler werden. Meine Beobachtungen über die Ankunftszeiten dieser Art im Süden von Sibirien schliessen sich genau an die von Pallas gemachten '), nach denen sie gegen das Ende 1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 38. .:$ Passer domesticus. 179 des März-Monats schon eintrifft. Am 30. März 1856 stellten sich die ersten kleinen Banden (10—20 Exemplare) am Tarei-nor ein. Am 13. April waren die Vögelchen dort auf dem Durchzuge sehr häufig, aber vorwaltend in männlichen Individuen. Am 13. April aber bestanden die neu angekommenen Züge nur aus Weibchen. Im Bureja- Gebirge sah ich die ersten 4 Männchen schon am 17. März 1858, eines davon erlegte ich, der Magen desselben war leer, die Hoden schon stark angeschwollen. Auch am 20sten trafen bei meiner Wohnung wiederum neue Anzügler ein. Es erweist sich also jene Verspätung der Ankunftszeit dieser Art in den Küstengebirgen Ostasiens, wie wir sie durch v. Middendorff !) angegeben finden, als beinahe um 2 Monate verschieden von dem Ter- mine, den der Vogel im Bureja-Gebirge einhält, und dieser Termin verfrüht aber- mals beinahe um einen Monat, wenn wir Maximowicz Beobachtung von Mariinsk mit ihm vergleichen ?). — Im östlichen Sajan und in den Baikalgebirgen findet sich Emb. pithyornus in den ersten Tagen des April ein. Am 13ten wurde er sammt Emb. rustica häufig auf dem Wege, der von Kultuk über Tibelti nach Tunkinsk führt, bemerkt. Mit dem 20sten lockten die Männchen Morgens sehr eifrig, namentlich in Birkengehölzen, wo sie zu diesem Zwecke die Spitzen der Bäume aufsuchten. Der an- genehme Gesang erinnert wohl einigermaassen an den von Fr. coelebs, nur verräth sich auch in ihm der bekannte Ammern-Rhytmus. Als häufigen Inselbewohner traf ich diese Ammer Anfangs Mai auch überall im Verlaufe der Schilka. Zum Nestbau wählt das Weibchen gerne Hochbestände der Kiefer und Lärche. Noch im Anfange des Juli sangen die Männchen auf der Insel Olchon sehr eifrig. Die alten Vögel nährten sich damals vornehmlich von jungen Heuschrecken und Cicaden. 64. Passer domesticus L. Bei den Burjäten auf der Insel Olehon: Bürülloe. Zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass ich den gewöhnlichen Sperling nicht von meinen Reisen mitgebracht habe; man übersieht leider zu oft die gewöhnlichsten Gegenstände und vermisst sie erst dann, wenn man mit Ruhe an die Bearbeitung der gesammelten Materialien geht. Ich kann deshalb auch nur einige Mittheilungen über das Vorkommen des Haussperlings machen. Derselbe wird bekanntlich im äussersten Osten Sibiriens seltener und fehlt nach den Zeugnissen von Steller und Pallas in Kamtschatka ganz ’). Aber auch im Westen der Lena habe ich den Hausspatz im Hauptstocke des Sajan-Gebirges, selbst in dem breiten Oka-Thale, so lange es hart am Nordfusse des Gebirges gelegen, nicht gefunden. So z. B. fehlt er sowohl, wie auch P. montanus, im Okinskischen Karaule, obschon dort Getreide gebaut wird. Hier auch leben 1) Sib. Reise ]. c. p. 140. 2) Reisen und Forschungen ete. ]. c. p. 279. 3) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 30. to) 180 Passer domestieus. weder die Haustauben, noch die Elstern. Der Grund aber, weshalb diese dem Menschen in diesen Breiten meistens folgenden Vogelarten im Okinskischen Karaule mangelten, scheint mir in der grossen Entfernung desselben von andern Dörfern zu liegen. Von Süden her konnten z. B. die Spatzen unmöglich hierher sich übersiedeln, da dort zu- nächst das Ergik-Targak-Taigan-Gebirge in mächtigster Wildheit gelegen ist und an dessen Südfusse sich dann weite Nomadenländer dehnen. Im Osten vom Okin- skischen Karaule begegnen wir dem Sperlinge zuerst im Changinskischen Posten, wo früher einige 20, jetzt nur 4 berittene Kosaken alljährlich postirt werden, woselbst aber keine Cerealien gebaut werden können. Wahrscheinlich fiel durch die Furage für die Pferde so viel den Sperlingen ab, dass sie bei der Kaserne jener Kosaken sesshaft wurden. Die Strecke aber zwischen Okinsk und Changinsk beläuft sich auf 170 Werst und schliesst die bedeutendsten Höhen des östlichen Sajan, sammt den eirca 7500’ hohen Nukudaban-Pass ein. Ebenso wenig war es möglich, dass von Westen her aus dem Jagdgebiete der Karagassen die Sperlinge zum Okinskischen Karaule kommen konnten und der einzige Weg, den sie zu wählen hatten, bot sich im Oka-Thale selbst, welches von jenem Orte an die Richtung N.-O. verfolgt und zum Angara-Thale mündet. Hier nun wird nur am untern Laufe des Flusses Getreide gebaut und zwar mit der Senkung des Thales und der grössern Nähe zum Angara-Gebiete in stets zunehmender Weise. Es ist also ganz natürlich, dass die Spatzen im Oka-Thale nicht aufwärts sich ver- breiten, sondern nur im untern Theile desselben leben. Während meiner Reise um den Baikalsee traf ich an der Westküste die Spatzen ab und zu in den Ansiedelungen, so z. B. am 24. Juni 1555 im Dorfe Buguldeicha. Von hier müssen sich denn auch einige wenige zur Insel Olchon übergesiedelt haben, wo zwar die Burjäten gar kein Getreide bauen, wo aber sehr üppige Cenopodien in der Nähe ihrer Ansiedelungen wachsen und die Haussperlinge auf diese Pflanzen angewiesen waren. So lange ich m Trans- baikalien der grossen Poststrasse folgte, traf ich den Hausspatz häufig an und den Feldspatz seltener. Mit der Abzweigung meiner Route in die daurischen Hochsteppen aber trat der umgekehrte Fall ein. Pallas schon erwähnt (l. c.), dass P. domesticus zwischen Onon und Argunj, auch in den felsigen Einöden Dauriens vorkomme und dort mit P. montanus zwischen Steinen niste. Hier nun z. B. am Tarei-nor wurden von mir gemeiniglich nur die Feldspatzen selbst im Dorfe Kulussutajefsk ange- troffen und deren auch einige erlegt. Im Amurgebiete endlich habe ich den Haus- spatz ‚bis 1859 nirgends gesehen. Die bei Aigun lebenden, bisweilen weit von Dör- fern entfernten Spatzen, deren ich mehrere schoss, waren Feldspatzen. Interessant war es mir während meiner Reise die Schilka abwärts, als wir Schilkinski-Sawod schon passirt hatten, zwei Haussperlinge sich auf unserm Flosse einstellen zu sehen. Diese Vögelchen blieben bei uns, bis wir fast die Kumara-Mündung erreicht hatten, waren dann aber in den menschenleeren Ufer-Wäldern verschwunden. Am mittlern Amur fehlten bis 1859 beide Sperlingsarten sicherlich. Passer montanus. Pyrrhula (Uragus) sibirica. 181 65. Passer montanus L. Bis auf das bedeutend dunklere Grau der untern Körperseite stimmen meine alten Männchen dieses Vogels recht gut zu den westsibirischen und den mitteleuropäischen. Das Grau des Bauches und der Brust nimmt an einem der Exemplare aus der Mon- golei in der That die Tiefe und Gleichmässigkeit der Schieferfarbe an und nur um ein Weniges heller sind die Kehle und die seitlichen Kopftheile. Das Braunroth des Kopfes sowohl, wie auch das Braun des Rückens ist bald lebhafter rostig, bald matter und das letztere zieht sogar ein Wenig in’s Olivengrün. Zwei flügge junge Vögel vom 29. Au- gust und 1. September 1856 aus Kulussutajefsk zeichnen sich durch die Stärke der Schnäbel aus, deren First in der Jugend gleichmässig gerundet ist, während sich auf ihr im Alter deutlich von der Stirn her ein Kiel absetzt. Diesen finde ich an europäischen Exemplaren, die mir vorliegen, nicht so stark prononceirt, als an den alten Männchen aus der Mongolei. In der Jugend ist der Schnabel nicht schwarz, sondern schmutzig Gelb, in’s Graue ziehend. Den Feldspatz traf ich im Sommer ebensowohl in Transbaikalien (bei Zagan-olui), wie auch noch etliche 40 Werst unterhalb Aigun in menschenleeren Gegenden paar- weise an. Er brütete z. B. auch an den Ufern und auf den Inseln des Amur circa 120 Werst oberhalb der Bureja-Mündung. Gerne wählte er hier hohle Stämme (na- mentlich Pop. laurifohus) zum Nistplatze. 66. Pyrrhula (Uragus) sibiriea Pall. Ich habe nicht nöthig, genauer einzugehen auf die Identität der von Bonaparte und Schlegel') als Uragus sanguinolentus getrennten Art mit unsern sibirischen Vögeln, da dies neuerdings durch Herrn L. v. Schrenck’) geschehen ist. Bemerkt sei nur zu- nächst, dass der geringe Wuchs, den die japanischen Exemplare durchweg zeigen, auch bei den Thieren aus dem Amurlande der gewöhnliche ist, wie dies 4 Exemplare von dort beweisen, die merklich kleiner, als 9 andere vom Baikalsee sind. Diese geringere Grösse wird nun noch um so augenfälliger, als im Frühlinge, wenn die männlichen Vögel _ das intensiv rothe Kleid des U. sanguwinolentus tragen, die Schwanzfedern oft um mehr als 1 Zoll durch Abstossen ihrer Spitzen verkürzt sind. Die Vögelchen lieben nähmlich sehr die dichtesten Junghölzer und ausgedehnte Strauchbestände, in denen sie bei ihrer Lebhaftigkeit und fast beständigem Herumstreichen die langen Schwanzfedern bald ver- brauchen. Das dunkle Roth des Kleides der Männchen im Frühlinge giebt mir hier die Gelegenheit, noch einige Bemerkungen zu machen. Die vielfach besprochene, bestrittene, 1) Monographie des Loxiens. 2, 1. c. p. 290—291. 182 Pyrrhula (Uragus) sibirica. von Einzelnen mit grösserer oder geringerer Beschränkung angenommene, von Anderen verworfene Verfärbungs- und Ergänzungs-Theorie Schlegels, nach welcher ein Nach- wachsen der Feder-Bärte und Bärtchen statthaben soll, muss, wie wir glauben, mit grosser Vorsicht-und in sehr beschränktem Umfange angewendet werden, um die Frische der Farben der sogenannten Hochzeitskleider darnach zu erklären. Zunächst bleibt es mir, selbst wenn ein Wiederbeleben des Federschaftes und der Fahnen vorausgesetzt wird, doch ein vollkommenes Räthsel, wie die abgeriebenen Spitzen des Gefieders sich dadurch ergänzen sollen, da weder Haare, noch Nägel, noch Federn an ihren Spitzen wachsen, sondern vom Grunde her nur weiter hervorgeschoben werden. Es müssten also jedenfalls, selbst bei gleichmässigster Abnutzung der einzelnen Federn, die Ränder derselben ihr Alter kundthun. Dieses findet nun auch bei zweien sehr dunklen Männ- chen vom 20sten und 29sten März 1860, die Herr Maximowicz am mittlern Ussuri erlegte, statt, aber ein dritter Vogel, am 5. Mai 1858 im Bureja-Gebirge erlegt, fügt sich dem nicht. An diesem interessanten Exemplare sprechen sowohl die Spitzen der meisten Bauch- und Brustfedern, wie auch ihre sehr lebhafte carminrothe Farbe anscheinend ganz für Schlegels Behauptung. Die Loupe erst ermöglicht es, auch diesen Fall ohne jene Theorie zu erklären. Betrachten wir nämlich mit derselben einige Brustfedern dieser Gimpelart auf schwarzem Grunde, so sehen wir, dass nach der Herbstmauser des alten Männchens die Bärtchen der rothen, oft dunklen, oft hellern Federschäftchen weiss sind und dass jene schöne Rosafarbe des Herbst* und Winterkleides der alten M. daher rührt, dass in sehr dichter Reihenfolge stets ein carminrother Schaft jederseits von 2 weissen, silberglänzenden Fähnchen umgeben ist. Nur die Spitze der Schäftchen ist zu dieser Zeit weiss und bedingt dies dann die helle, oft recht breite weisse Randeinfassung der Federn. Bei weiterer Abnutzung dieses Gefieders nun lichten sich erstens die Fähnchen mehr oder minder, aber an den Spitzen der einzelnen Schäftchen gewiss bedeutend. Gegen Ende des Winters, und so auch an beiden im März erlegten Exemplaren vom Ussuri, ist die weisse Spitze der Schäftchen fast ganz verstossen »und damit schon ein kräftigerer Zug des ge- sammten Gefieders der untern Körperseite in’s Rothe bedingt. Die um diese Zeit von der Brust genommenen Federn sind zweifelsohne alte; die Bärtchen der Neben- schafte stehen im Allgemeinen gelichteter, als im Herbstkleide des Vogels, sind auch etwas schmäler, so dass das geänderte Verhältniss ihrer Breiten zu dem der carmin- rothen Schafte schon auf die Gesammtfarbe des Bauches und der Brust influirt. Im Mai nun endlich ist die Abnutzung des Gefieders noch in ein weiteres Stadium ge- treten. Mit herannahendem Frühlinge stellte sich grössere Lebhaftigkeit dieser Vö- gelchen ein, die Vorrichtungen zum Nestbau (brütet, wie ich später zeigen werde, selbst noch im Bureja-Gebirge), die gegenseitigen, oft sehr eifrigen Verfolgungen der Männchen bringen sie in die dichtesten Gebüsche und zwischen die Gräser des Bo- dens. Daher wurden denn auch die Bärtchen der Nebenschafte an ihren Spitzen oft Pyrrhula (Uragus) sibirica. 183 ganz vernichtet und so stehen denn nun die carminrothen Nebenschafte in reinster Farbe bald mehr, bald weniger an den Spitzen der Brust- und Bauchfedern und be- dingen die so auffallende Tiefe des Carminrothes im Hochzeitskleide. Das erwähnte M. vom 5. Mai, an welchem ich dies deutlich sehe, kann nicht als ein, die Verfärbungs- theorie bekräftigendes Individuum angesehen werden; da, wenn eine Wiederbelebung und Ernährung der Federn stattgefunden hätte, der Basaltheil der Federn zunächst sich an der Ablagerung neuer Pigmente betheiligen müsste und nicht, wie es an unserm Vogel deutlich ist, die Federränder und besonders ihre Spitzen das eclatante Roth aufzu- weisen hätten. Dadurch aber, dass allein die entbarteten Nebenschäftchen an der Feder- spitze und an den Rändern stehen blieben, ist die durch den Verbrauch des Gefieders her- vorgerufene Entstellung der einzelnen Federn nicht mehr so stark in die Augen fallend, und erst bei genauerer Durchsicht findet man sehr wohl die ungleiche Abnutzung der Federränder bestätigt. | Von den weiblichen Exemplaren meiner Suite besitzt eines, welches der Grösse nach ganz zum grosswüchsigen Ur. sibiricus gehört, die braungelbliche Tinte des Ge- fieders in noch höherem Grade, als es die Abbildung (Taf. 36) für Ur. sanguinolentus Bonpt. et Schlegel darstellt. Ausserdem sind die seitlichen Kopftheile sammt der Kehle meiner weiblichen Vögel nie weiss, sondern schmutzig grau mit dunklern Schaftflecken; diese letztern bilden sogar jederseits von den Mundwinkeln einen ‘ziemlich deutlichen Kehlstreifen, den ich in beiden Abbildungen des citirten Werkes (Tf. 34 und 36) vermisse. Ein altes Weibchen, das am 17. April 1858 im Bureja-Gebirge erlegt wurde, stimmt zwar in der Grösse zum Urg. sangwinolentus, trägt aber das Kleid des Ur. sibiricus und besitzt den rothen Anflug auf der Brust und an dem Bauche, so wie um die Basis des Oberschnabels in recht bedeutendem Grade. Ich gebe hier noch einige Maasse in Millimetern, um die Uebergänge in den Grössenverhältnissen gleichfalls darzuthun: Uragus sibiricus. | Baikal. Amur. “.|w|m.|m|/m“|w. | — TOLA Are Re ne en a eye oe 152 147 152 | 126 132 142 Länge des zusammengelesten Flügels . » » . . 2 200 0. 79 72 70 73 65 66 IIE ENTENMISCHWELTZERUGRER Wein, = V Ten MAR vo, See el ee 93 86 82 72 68 78 „4 desischnabelsfaußsderkRirst) ale. a. rn 7 9m 8 7 7 7 Een deB Taten Ener e Naugailtn Vale 16 16 16 16 16 16 „» der Mittelzehe mit'dem Nagel. . ... 4 ec 2... 11 18 11 11 14 12 „ des Nagels an der Mittelzehe. . .. . 2 2... Jo. 5 5 5 5 5 4 u, a, _ _ . . + “ * er * 184 Pyrrhula vulgaris. Einzelne Paare dieser Art bleiben auch während des Sommers am mittlern Amur zum Brüten. Im Spätherbste und zu Anfang des Frühlings rotten sich die Banden, aus 10—30 Exemplaren bestehend, und streichen, wobei sie stets die einsylbig sanft pfei- fenden Töne hören lassen. Bei Irkutsk stellten sich 1855 diese Züge in grösserer Zahl erst Ende Septembers ein. Dort werden sie sammt Meisen, Kreuzschnäbeln, Gim- peln und Schneeammern von Vogelstellern gefangen. Sie halten sich aber meistens nur kurze Zeit im Bauer und verlieren die ihnen eigene Lebhaftigkeit dann fast ganz. Bis gegen den 1. November trifft man sie am häufigsten auf dem Durchzuge an. Später werden die einzelnen Paare sesshaft und bewohnen mit Pyrrh. vulgarıs die dicht be- strauchten Bachufer und halten sich gerne auch in der Nähe des Getreides da auf, wo solches auf Halden in lichten Waldgegenden gestapelt wird. Am Onon traf Ur. sibiricus am 24. September mit Bombyc. Garrula zusammen ein und bewohnte die Inseln, auf denen sehr viele Apfelgesträuche wachsen (Pyr. baccata). Im Bureja-Gebirge sah ich grössere Banden erst am 27. September, diese waren, wie immer, ausserordentlich munter, sie flogen aber nie gleichzeitig, sondern immer einzeln und lockten fleissig. Der Flug geschieht im flachen und fast ganz gestreckten Bogen und die Flügel verursachen ein lautes Schnurren. Vornehmlich suchen diese Gimpel die sumpfigen Gebiete auf, welche von Sp. salicifolia auf das dichteste bedeckt sind. Mit dem 10. März 1858 wurden die gerotteten Banden wieder häufiger und so sah ich sie bis zum 23sten, dann aber nur noch selten und vom 9. April an kamen mir nur einzelne Paare zu Gesicht. 67. Pyrrhula vulgaris Briss. Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Shulan. Am Baikalsee sowohl wie in Transbaikalien habe ich den Dompfaffen nur in der europäisch typischen Tracht und Grösse gefunden, ‚dagegen die Vart. orientalis ver- misst. Zwei Männchen und ein Weibchen, welche ich aus den Umgegenden von Irkutsk und vom Dorfe Kultuk am Baikalsee mitbrachte, stimmen vollkommen zu europäischen Exemplaren. Auch im Bureja-Gebirge, wo im Winter diese Gimpel nicht häufig waren, habe ich nur rothbäuchige Männchen wahrgenommen. Es scheint daher in der That die Vart. orientalis sich vornehmlich auf die Ostküste Asiens und die anliegenden Inseln zu beschränken. Die Zeit des Streichens fällt für die Dompfaffen mit der der vorigen Art genau zusammen, wie denn überhaupt beide Vögel gerne beisammen leben, oder sich doch oftmals wenigstens ein Exemplar oder einige der einen Art den grössern Banden der andern anschliessen. Im Bureja-Gebirge zogen die Dompfaffen mit dem 15. März 1858 direct nordwärts und pfiffen dabei sehr emsig. Damals waren die Südseiten der Gebirge schon schneefrei und am Abend dieses Tages las man +2° R. nach Sonnenuntergang trotz des kalten N.-W.-Windes ab; es machte sich also das Herannahen des Frühlings Pyrrhula (Carpodacus) rubicilla. Pyrrhula (Carpodacus) erythrina. 185 in hohem Grade bemerkbar. Im Herbste 1857 stellten sich die Dompfaffen am 27. Sep- tember im Bureja-Gebirge ein, zogen damals aber nicht selten in getrennten Banden der beiden Geschlechter; so sah ich am 28sten vornehmlich nur Züge, aus weiblichen Vögeln bestehend. 68. Pyrrhula (Carpodacus) rubiecilla Güld. Auch das östliche Quellland des Jenisei wird von dieser schönen Art ab und zu bewohnt. In der Collection, welche der sibirischen Zweigabtheilung der Kais. Geogra- phischen Gesellschaft in Irkutsk gehört, befinden sich mehrere ostsibirische Exemplare davon. Ich selbst konnte sie aber in den östlichern Grenzgebieten nicht auffinden. 69. Pyrrhula (Carpodaecus) erythrina Pall. Von den 14 Karmingimpeln, die ich aus Transbaikalien mitbrachte, ist beson- ders ein altes Männchen interessant, welches am 20. Mai mit andern dieser Vögelchen in den Straucheinzäunungen der Gemüsegärten bei Kulussutajefsk lebte und erlegt wurde. Dasselbe besitzt nämlich das bekannte, durch den Einfluss der Gefangenschaft hervorgerufene gelbe Gefieder, wie es die alten Männchen der Karmingimpel sowohl, als auch die der Kreuzschnäbel und Fichtengimpel im Bauer anlegen. Es scheint demnach doch gewiss, dass wir diese Erscheinung mehr aus individuellen Krankheitsanlagen, die auch im ungehinderten Freiheitszustande der betreffenden Arten eintreten können, her- zuleiten haben, als die Ursache derselben gerade der Gefangenschaft ausschliesslich bei- zulegen. Unser Karmingimpel ist entschieden ein alter Vogel, sein Bauch- und Brust- gefieder zeigt keine Spur von Schaftflecken. Ein lebhaftes Gelb, das man auf der Kehle als Goldgelb bezeichnen muss, welches auf dem Scheitel in Grau getrübt, auf dem Bauche stärker in Grau gemischt ist, bestimmt die allgemeine Farbe des Gefieders. Die Inten- sität dieser Farbe, ihre Vertheilung überhaupt entspricht ganz dem Roth der typischen Tracht alter Männchen. Im Rückengefieder aber rief das Gemisch von Braun und Gelb eine stark in’s Olivengelbe ziehende Grundfarbe hervor, in der sich die reiner gelben Bürzel- federn in allmählichem Uebergange verlieren. Wie im Gefieder dieses Vogels der helle Ton durch die gelbe Farbe bedingt wird, so bemerkt man auch im Schnabel und an den Füssen eine grössere Helle, als sie bei alten Vögeln dieser Art vorkommt. An einem 2ten, am 23. Mai ebenfalls bei Kulussutajefsk erlegten rothen M., welches ich in Folge der Frische und Tiefe des schönen Carminrothes an der Kehle und auf dem Kopfe für einen recht alten Vogel halte, stehen auf dem Hinterhaupte einige jener bräunlich olivenfarbenen, mit Schaftflecken versehenen Federn, wie wir sie am Jugendhabit dieser Art zu sehen gewohnt sind. Die Nestkleider dieser Art sind sich bekanntlich in beiden Geschlechtern sehr ähnlich, jedoch kommt den Männchen die rothbraune Einfassung der Schwung- und 24 186 Pyrrhula (Carpodacus) rosea. Steuerfedern als Unterscheidungszeichen von den gleichalten Weibchen zu. Die Breite und Häufigkeit der Schaftflecken auf der untern Körperseite hängt mit den geschlecht- lichen Differenzen der Exemplare in keinem Zusammenhange, varürt aber recht be- deutend. In der Nacht vom 25—26. März trafen die ersten Vorzügler der Carmingimpel am Tarei-nor ein. Erst Mitte Mai sah ich ihrer mehr und zwar hatte dies seinen Grund darin, dass sich die Brutpärchen übersiedelt hatten. Es muss nämlich diese Art auch hier in der Nähe der Süsswasserlachen, die mit Rohr stark bestanden sind, brüten, da im Laufe des Sommers immer einzelne Exemplare in den nahe gelegenen Gemüse- gärten der Grenzwacht Kulussutajefsk angetroffen wurden. Auch stellten sich gegen das Ende des August-Monats ein Paar Familien, aus zahlreichen Jungen bestehend, in eben diesen Gärten ein und lebten in den Hecken, die aus abgetrocknetem Gesträuch gemacht sind. Die Karmingimpel brüten zwar auch in lichtern Waldungen, aber nach Naumann’s genauen Beobachtungen haben sie einigermaassen bestrauchte Uferländer gleichfalls sehr gerne und hecken gerne in der Nähe der Rohrammer. Am 30. August waren die Steuerfedern der meisten Vögel noch nicht ganz ausgewachsen. In den Baikal- gebirgen traf ich am 14. April 1859 kleine Züge dieser Art an, als ich mich aus der Toros-Ebene in die Tunkinskische begab. Die Männchen sangen damals schon fleissig. Bei der Besteigung des Sochondo, am 13. Juni 1856, traf ich ein Pärchen dieses Vogels in 8000° Höhe über dem Meere an. 0. Pyrrhula (Carpodacus) rosea Pall. Bei den Birar-Tungusen im Bureja-Gebirge: Kukaute. Bei den vom obern Sungari hierher kommenden Dauren: Lamtschitscheman. Mit zunehmendem Alter der Männchen erweitert sich einerseits das Gebiet der schön silberglänzenden, im zartesten Rosa angeflogenen Kopffederchen, wie andererseits das Roth des übrigen Gefieders weniger lebhaft, als bei jüngern Männchen wird, dagegen einen leisen Stich in’s Violette erhält. Ein solches Männchen hat der von Pallas !) gegebenen Abbildung zum Muster gedient. Die Schaftflecken der Brust, wie sie sowohl die Abbildung in der Monographie des Loxiens Taf. 19, wie auch die durch Gould 2) gegebene besitzt, sind bei alten Vögeln im frisch vermauserten Kleide nicht vorhanden, dagegen bleiben einige solcher Schaftflecken den zum grössten Theile grauen Tragfedern der Flügel. Jüngere Männchen besitzen das silberglänzende Gefieder der Kehle zwar, aber auf der Stirn mischt sich in das Roth etwas Braun und so werden selbst die 1) Zoogr. ross.-ast., T. D, Tab. 42, p. 23. 2) The birds of Europe, vol. III, Taf. 206. Pyrrhula (Corythus) Enucleator. Fringilla (Acanthis) Spinus. 187 vordern glänzenden Federn schmutzig grauröthlich. Mit zunehmendem Alter verbreitet sich auch auf den weissen breiten Kanten der obern mittlern Flügeldecken die Rosenfarbe. Im frisch vermauserten Kleide tragen die Innenfahnen der beiden äussern Steuerfedern schmale weisse Endflecken. Bei den Weibchen finden wir Roth mindestens auf der gesammten Kopfplatte und auf dem Bürzel. Nacken- und Rückenfedern betheiligen sich fast gar nicht an dieser Farbe. Aeltere Weibchen besitzen ein helles Carminroth auf dem gesammten Gefieder der untern Körperseite, welches auf den Bauchfedern schwächer wird, auf den untern Schwanz- decken aber noch deutlich zu erkennen ist. Diese schöne sibirische Gimpelart stellte sich in dem Bureja-Gebirge ziemlich häufig in kleinen Rotten von 6—12 Exemplaren mit dem 22. September 1857 ein. Selten lebte sie im Winter in einzelnen Paaren. Im Februar bemerkte ich sie nur sehr vereinzelt, jedoch sah man einzelne Banden noch am 18. März. Während meiner Jagd- excursionen am 21. März traf ich im Verlaufe des ganzen Tages nur noch 4 dieser Vögel. Mit dem 10. April waren sie alle verschwunden. Lichte Laubwälder, namentlich aus Eichen und Schwarzbirken (B. davurica) bestehend, zog der Rosengimpel andern Loka- litäten vor, gerne hatte er daneben die stark bestrauchten Thäler und gesellte sich bisweilen zum Bergfinken, wie auch zum sibirischen Zwerggimpel. In den Eichen- und Schwarzbirken-Bäumen sass die zersprengt vertheilte Bande um Mittagszeit meistens träge und dann wenig scheu. Auf der Fütterung Morgens bis 11 Uhr fand ich die Rosengimpel aber immer sehr lebhaft und scheu. 1. Pyrrhula (Corythus) Enuceleator L. Als Stubenvögel mauserten die alten Männchen des Fichtengimpels in Irkutsk sehr stark in der ersten Hälfte des Octobers und zwar in das bekannte gelbe Kleid, welches in der Gefangenschaft stets das rothe Gefieder ersetzt. Jüngere Männchen im rothgelben Gefieder und mit vorwaltendem Grau auf dem hintern Körpertheile liegen mir aus den Umgegenden von Irkutsk vor, woselbst sie Mitte October gefangen wurden. Vom mittlern Amur kenne ich diese Art nicht, dagegen ist sie im bewaldeten Theile Trans- baikaliens ebenso, wie in den Baikalgegenden und im östlichen Sajan im Winter recht häufig und namentlich in der Nähe einsam gelegener Wohnungen (z. B. Nil’sche Einsiedelung) anzutreffen. 2. Fringilla (Acanthis) Spinus L. Am Nachmittage des 31. August 1857 stellten sich einige Zeisige unweit meiner Wohnung im Bureja-Gebirge in den Uferweiden ein und flogen von diesen gerne zu den Gesträuchen der Vogelkirschen. Nachdem ich sie an den folgenden Tagen vergebens * 188 Fringilla (Acanthis) linaria. gesucht hatte, kam Nachmittags am 15. September ein Schwarm von 50—60 Exemplaren zu meiner Wohnung und tummelte sich in den Weidengesträuchen am Amurufer. Später sah ich keine Zeisige mehr. 3. Fringilla (Acanthis) linaria L. Bei den Vogelhändlern in Irkutsk:, T'schetschetok (nach der Stimme). Nach den durch die Herren v. Middendorff') und L. v. Schrenck?) über die sibirischen Birkenzeisige angestellten Untersuchungen und einer nähern Besichtigung meiner, aus 12 Exemplaren bestehenden Suite, muss auch ich jene vielfach versuchte, durch Bonaparte und Schlegel?) am meisten ausgeführte Splitterung in mehrere Arten verwerfen, dagegen nur sowohl in der Grösse, als auch im Colorit der F. Iimaria eine grosse Variabilität beilegen. Die mir vorliegenden Thiere schliessen jene vier, durch Bonaparte und Schlegel artlich getrennten Formen mit mehr oder weniger grosser Annäherung an eine oder die andere dieser Formen ein. So ist z. B. ein altes Weib- chen vom 10. October 1855, das bei Irkutsk erlegt wurde, kleiner noch, als Acanthis rufescens jener Autoren, da es nur die Totallänge von 4” 4” besitzt. Der stark in’s Bräunliche ziehende Ton seines Rückengefieders, welcher sich namentlich auch an der Kehle und den seitlichen Brusttheilen verbreitet, stellt diesen Vogel entschieden zu Aec. linaria und mehr noch zu rufescens, während seine Bürzelfedern, sammt den obern Schwanzdecken ganz in der Weise gefärbt und gezeichnet erscheinen, wie es die Ab- bildung vom Weibchen des Ac. canescens in der Monographie des Loxiens darstellt. Uebrigens betheiligt sich jene bräunlich gelbliche Farbe des Rückengefieders auch am Roth der Kopfplatte, welches dadurch einen starken Stich in’s Gelbliche annimmt. In Bezug auf die Schnabel-Längen und Stärken halten alle meine Exemplare das Maass von 3a —4” ein. In den Totallängen aber sehe ich die Maasse von 4” 3°” bis zu 4’ 10° schwanken. Diese grössten Exemplare haben nun, obschon die breiten hellen Kanten der Schwingen 2ter Ordnung und die der grossen obern Decken, sammt der Färbung des Bürzels sie zum _Ac. canescens Bonpt. et Schlgl. stellen, doch nur den Wuchs von Ace. linarıa und auch dessen gelben Schnabel. Wir finden also hier wieder Uebergangsformen, wie vorher bei Ac. rufescens, welche die artliche Trennung unmöglich machen. In den frischen Herbstkleidern schliessen sich die von mir mitgebrachten Exem- plare meistens und am besten der F. linarıa, wie sie in jener Monographie gezeichnet und beschrieben wurde, an. Kleinwüchsige Exemplare in der Frühlingstracht schliessen sich in beiden Geschlechtern ganz an Fr. borealis Vieillt. = Linaria canescens Gould = Acan- 1) Sib. Reise 1. ce. p. 150 und fig. 2) Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 296 und flg. 3) Monographie des Loxiens, p. 46 und flg., Taf. 51—54. Fringila Kawarahiba. 189 this canescens Bonpt. et Schlegel, aber sie haben noch nicht einmal die gewöhnliche Grösse von Ac. linaria (4?/ı”), sondern kaum 4'/2” Totallänge. Der Bürzel ist bei diesen Exemplaren meistens rein weiss. Eines dieser Thiere im frischen Winterhabit, am 14. Oc- tober bei Irkutsk geschossen, ist ein Weibchen, dessen Superciliarstreifen sehr breit, fast rein weiss ist und sich nach vorne zum Schnabelgrunde fortsetzt; es stimmt darin vortrefflich zu Gould’s schöner Abbildung, besitzt indessen die Rückenfarbe bei weitem nicht so dunkel. An diesem Vogel hat die schwarze Kehlplatte schon jetzt, wo die Federränder noch kaum angegriffen wurden, einen solchen Umfang zur Brust hin erreicht, dass sie dieselbe fast berührt. Dies findet häufig im vertragenen Frühlingshabit statt. Von den Frühlingskleidern meiner Collection erwähne ich noch eines, welches ein weib- licher Vogel trägt und das sich durch sein "bedeutendes Dunkel und den gänzlichen Mangel bräunlich gelblicher Beimischung in den hellen Federrändern auszeichnet. Dieser Vogel muss zur Vart. canescens gezogen werden und hat die matt grauschwärzlichen Federn des Rückens mit schmalen weissen Umrandungen. Bei einem andern Vogel, einem am 19. März am Tarei-nor erlegten M., machen sich die breiten schwarzen Schaftflecken der Weichenfedern sehr bemerkbar, weil sie in so dunkler Farbe und in solchem Umfange nicht leicht am Birkenzeisige vorkommen. An diesem Vogel hat der Rücken eine schmutzig braungraue Farbe, in welcher nur wenige abgeriebene weisse Federkanten stehen. Die Birkenzeisige fanden sich Ende September 1855 bei Irkutsk ein, wurden aber erst, nachdem in den ersten Tagen des Octobers Schnee gefallen war, gemein Im Bureja-Gebirge sah ich sie 1858 zuerst am 10. September. In den daurischen Hochsteppen winterten sie am Tarei-nor auf den nahe gelegenen Buchwaizenfeldern und suchten an deren Rändern die dürren Chenopodiaceen und Artemisien auf. Seit dem 14. März rotteten sich die Birkenzeisige im Bureja-Gebirge zu grössern Banden, die sich namentlich Morgens früh auf einzeln dastehenden Schwarzbirken (Bet. davurica) ver- theilten und eifrig sangen. Die Weibchen lockten damals mit merklich veränderter Stimme, recht ähnlich derjenigen der Seidenschwänze. Am Tage suchten die Schwärme die dichten Unterhölzer der Laubwälder auf. Noch am 10. April bemerkte ich im Bu- reja-Gebirge einige Birkenzeisige, später aber nicht mehr. 74. Fringilla Kawarahiha Temn. Auch unter den sperlingsartigen Vögeln findet man am mittlern Amur eine bis dahin nur der japanischen Ornis zugezählte Art, die ich am 23. April 1858 in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges, gleich bei dem Paschkowa-Posten am rechten Udir- (Chingan-) Ufer antraf, wo sie in kleinen Schaaren vorkam und am 30. April schon in gesonderten Paaren lebte. Dieser hier lebende Vogel ist die von Temminck schon im 3ten Volumen seiner Planches 190 Fringilla Kawarahiba. colorices Taf. 188 ') als F. Kawarahiba abgebildete und kurz beschriebene Art. Nach der eingehenderen Beschreibung, welche Temminck und Schlegel in der Fauna japonica (Aves. p. 88) geben und nach den dazu gehörenden 2 Tafeln (48 und 49) kommt diese Art in Japan in 2 vornehmlich nur durch die Grösse verschiedenen Varietäten vor. Das Pärchen nun, welches ich vom mittlern Amur mitbrachte, wird dadurch besonders interes- sant, dass es die Beständigkeit der Grössenvarietäten mit ihren entsprechend abwei- chenden Gefiedern als unhaltbar beweist, denn diese beiden Exemplare besitzen genau die Zeichnung und Färbung der grosswüchsigen F. Kawarahiba major Japans, aber dabei nahezu die Grössenverhältnisse der kleinwüchsigen Varietät dieses Vogels (F. Kawa- rahıba minor); ja sie sind sogar noch etwas kleiner, als die japanischen Exemplare. Die unten folgenden Ausmessungen werden dies bestätigen; verfolgen wir zunächst die Ver- gleiche unserer Exemplare mit den japanischen. Männchen und Weibchen sind sich in der Gesammttracht recht ähnlich, bei den alten M. waltet ein schönes, durch bräunlich Grau etwas gedämpftes und in die Olivenfarbe spielendes Gelb auf der untern Körper- seite vor; dasselbe wird auf der Brust durch die breitern graubräunlichen Federränder weniger rein, auf der Mittelfläche des Leibes aber wieder rein im Centrum der Federn, welches von breitem weisslichen Rande umstanden ist. Die seitlichen Brustfedern, so wie die der Weichen, sind licht braun und in Grau sanft überflogen. An den Halsseiten, so wie auf der Wange, ferner im Nacken und auf der ganzen Kopfplatte wird das Grau reiner und verräth, namentlich wo es zur gelben Kehle grenzt, einen deutlichen Stich in’s Olivengrüne. Die Federchen der Kopfplatte besitzen ziemlich breite, aber nicht scharf umgrenzte dunklere Schaftflecken, die Stirnbefiederung und ein oberes Augenband sind olivengelb, die Stirn in Grau getrübt. Vom innern Augenrande zur seitlichen Schnabel- basis nimmt das Gefieder eine dunkelgraue Färbung an, welche sich in die umgebenden Tinten des erwähnten. gelben Gefieders nach und nach verliert. Ein schönes reines Sepien- braun bildet den Mantel des Rückens, welcher sich zum Halse hin schärfer gegen das Grau absetzt, als zum Gelb der vordern Bürzelfedern. In die Farbe dieser letztern, welche derjenigen der Kehle entspricht, vermischt sich das Braun des Rückenmantels. Die oberen Schwanzdecken sind aschgrau, etwas lichter an den Rändern, die untern Schwanzdecken haben eine intensiv citronengelbe Farbe und weissliche Ränder. Der ziemlich stark im Winkel ausgeschnittene Schwanz besitzt die Basalhälfte in eben derselben gelben Farbe; die der Spitze ist schwarz, die Enden der Innenfahnen sind grau gekantet, die Ränder der Aussenfahnen zeigen eine schmale grauweisse Einfassung, die den Spitzen der Federn zu schmäler, den Basen derselben zu breiter wird. Der äussersten Steuerfeder fehlt diese Kante. Eine breite, lebhaft citronengelbe Binde zieht sich in der Mitte des Flügels, über alle Schwingen erster und zweiter Ordnung. Die Schafte aller Schwungfedern sind schwarz und glänzend, die Fahnen der Schwingen sind bis auf die grauen breiten Enden 1) Im Texte steht fälschlich 588, welcher Fehler auch in die Fauna japonica übergegangen ist. Fringilla petronia. 191 ebenfalls schwarz. Auf den Schwingen zweiter Ordnung werden die Aussenfahnen und die Spitzen von breiter weisser, dem Schafte zu in Graubräunlich spielender Kante gezeichnet. Die oberen Flügeldecken besitzen die Farbe des Rückenmantels, das Braun aber gewinnt bei den mittlern und kleinen, die dem Flügelbug näher stehen, wieder den olivengelben Ton; der Flügelbug selbst ist gelb. Von unten betrachtet, waltet Citronengelb auf dem Flügel vor, nur diejenigen untern Decken, welche auf der Basis der Schwingen erster Ordnung stehen, sind graugelblich. Schnabel und Füsse dieser Art sind schmutzig weissgelb, die letztern dunkler und etwas röthlich. Das Weibchen zeichnet sich durch weit geringeres Einmischen von Gelb im Ge- fieder der untern Körperseite aus, diese erscheint bei ihm matt hellbraun, an der Stirn und Kehle ist der olivengrüne Anflug weniger, über dem Auge und auf dem Bürzel dagegen mehr vorhanden. Der Rückenmantel setzt sich, da er überhaupt mehr grau- braun ist, nicht scharf gegen die obere Halsseite ab. Die weissen Kanten auf den Schwingen 2ter Ordnung sind bei dem Weibchen ebenfalls vorhanden (was in der Ab- bildung der Fauna japonica bei der grössern Varietät nicht in dem Grade dargestellt wird, als bei der kleinern). Ich stelle nun die Maasse, welche an meinen beiden Exemplaren genommen worden, den von Temminck und Schlegel ermittelten zur Seite. Fringilla Kawarahiba. Franz. Maass. Amur. Japan. Japan. minor. minor. major. Totallänge. 47" 4’4 2.93% 5" 6" Flügellänge . en 210” 2” 10” —3" 3" 4" Schwanzlänge . . IT 19,7 1:711° 2” Länge des Laufes . EUIPELCEE 2004 Wi: 6,00 85: „» des Schnabels, auf der First gemessen . .. 4,5" 4" 4,75% 5,25" Breite desselben am Grunde . Se 3% 3 3,6” Höhe desselben am Grunde. 3,5.” 3B0 3,5 4,25” Länge der 2ten Schwinge . 28" 260% _ — Die Banden bestanden aus einigen zwanzig Individuen, sie lebten zersprengt am Boden und vermieden die Gesträuche, alle waren recht scheu. 5. Fringilla petronia L. Nicht wenig erstaunt war ich, am 28. August unweit der Grenzwacht Kulussu- tajefsk in den kahlen Steppen einen Schwarm von 15—20 Exemplaren dieses Vogels 192 Fringilla montifringilla. anzutreffen, aus welchem ich ein Pärchen erlegte. Es deutet uns dieser Fall wieder die interessante Thatsache an, dass zwischen der aralo-caspischen Fauna und der mon- golischen manche Verwandtschaften stattfinden und selbst Thiere, welche westwärts von jenem aralo-caspischen Gebiete den Süden Europa’s, so wie den Norden Afrika’s und seine westlichen Inseln bewohnen (in diesem Falle Teneriffa, Madeira, wo Fring. pe- Zronia noch brütet), auch ostwärts, wahrscheinlich durch ganz Mittelasien verbreitet ' sind und das Nordost-Ende der hohen Gobi zeitweise besuchen. Auffallend ist es aber, dass gerade eine so ausschliesslich südliche Form, wie wir sie durch den Stein- spatzen repräsentirt finden, sich in Asien als seltener Gast, freilich bis unter den 50° n. Br. findet, während dieselbe in Europa vornehmlich dem Süden nur zukommt und nur als seltene Ausnahme unter gleich hohen Breiten sich findet. Mit persischen und caspischen Exemplaren verglichen, bieten meine beiden Vögel keine starken Differenzen. Es treten die weissen Mittelfelder der Brust- und Bauchfedern schärfer hervor, jedoch nicht so scharf, wie es die Naumann’sche Abbildung ') darstellt. Bei dem Männchen ist die gelblich weisse Lunula am Ende der Innenfahne der mittlern beiden Steuerfedern noch deutlich, was nach Gloger’s Beschreibung ?) nicht immer stattfinden soll, bei dem Weibchen hat sie bereits die lichte Lehmfarbe angenommen und ist, von unten her betrachtet, kaum erkennbar. Das Männchen hat die Mauser be- reits vollendet und zeigt den hell citronengelben Kehlfleck in nur geringem Felde, das Weibchen befindet sich namentlich am Kopfe so stark in der Mauser, dass auf dem Scheitel und an der Kehle einige Stellen ganz federfrei sind; auch schieben sich bei ihm jetzt erst die beiden seitlichen Steuerfedern aus den Spuhlen. Am frisch geschossenen Vogel war die Iris chocoladenbraun, die Füsse schmutzig gelb. Der Schwarm dieser Vögel war sehr scheu und hob sich, nachdem er einmal aufgescheucht war, hoch in die Luft, wo er zu kreisen begann. Nirgends habe ich diese Art in Sibirien später angetroffen, auch ist sie aus den südlichen westsibirischen Gegenden bis jetzt noch nicht nachgewiesen. 76. Fringilla montifringilla L. Die zehn Bergfinken, welche ich aus den verschiedenen Gegenden von Südost- Sibirien mitbrachte, geben mir nur zu wenigen Notizen Veranlassung. Am jungen Vogel im ersten Herbstkleide machen sich die thränenförmigen grauschwarzen Schaft- flecken auf den hintern Weichenfedern bemerkbar. Die Farbe der untern Schwanzdecken ist bei jungen wie auch bei ganz alten Thieren bald rein weiss, bald rostroth überflogen, bald auch rein rostroth. Die Intensität des Rostroths der Kehle, der Brust- und Schulter- federn varüirt individuell, scheint aber mit zunehmendem Alter der Männchen sich zu 1) l. c. Tab. 116. 2) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, p. 322. Fringilla arctoa. Coccothraustes vulgarıs. 193 steigern. Im frisch vermauserten Herbstkleide sind die rostrothen Umrandungen der Stirn-, Scheitel-, Nacken- und Rückenfedern so breit, dass sie die tief schwarzen Basal- theile der Federn bei den Männchen fast ganz verdecken. Ein altes M. vom 17. April 1856 besitzt von diesen Rändern kaum eine Spur und fügt sich denn in dieser Tracht ganz der Beschreibung von Pallas, die er in der Nota ') giebt. An weiblichen Exem- plaren finde ich den Umfang der weissen Bürzelfedern sehr abändernd, ja diese bisweilen ganz durch schwarze Federn verdrängt. Einzeln bleibt der Bergfink dem gesammten Süden Sibiriens auch als Sommer- und Brutvogel. Am 16. Mai 1859 traf ich ihn noch unweit Tunkinsk an, am 14. Juli 1855 stiess ich etliche Werst oberhalb des Dorfes Kotschirikowa auf eine Familie, deren Junge eben flügge wurden. Das erlegte Männchen befand sich stark in der Mauser, namentlich war die Kopfplatte fast frei vom Gefieder. Die Hochsteppen Dauriens be- rührte diese Art im Frühlinge nur in einzelnen Individuen, so z. B. wurde am 15. April ein Männchen in den Hecken der Gemüsegärten bei Kulussutajefsk erlegt. Dagegen stellten sich die Bergfinken in grosser Zahl im Herbst am Tarei-nor auf dem Durch- zuge ein. Zuerst sah ich einige Männchen am 15. August, dann am 16ten wieder nur Weibchen; mit dem 26sten trafen die grössern Schaaren, aus jungen und alten Vögeln beiderlei Geschlechts bestehend, ein; mit dem 30sten mehrten sich diese Schaaren und hielten sich immer in der Nähe der Gemüse-Gärten auf. Erst später, als schon die Nachtfröste einsetzten, flüchteten sich die Bergfinken zur Nacht in die hohen Geröhre, welche die Ufer der Süsswasserpfützen umstehen. Hier lebten sie dann noch bis zum 11. September; dann aber fehlten die grossen Banden und nur wenige Exemplare wurden noch bis zum 15. September gesehen. Im Bureja-Gebirge folgten die Berg- finken vom 7—10. September vornehmlich den Drosselzügen. ”. Fringilla arctoa Pall. Mit den Sperlingen zusammen lebte diese Art auf den Poststationen und in den Dörfern an der grossen Strasse, die von Irkutsk zum Baikalsee führt. Auch sah ich sie am 9. Januar 1857 an der Westküste des Baikals zwischen der Kadilnaja- und Goloustnaja-Station. Hier besammelten kleine Banden die schroffen, schneeentblössten Abhänge. Aus Transbaikalien ist mir dieser Vogel nicht bekannt geworden. 78. Coccothraustes vulgaris Pall. Durch das Auffinden des Kirschkernbeissers im Quelllande des Amur und an seinem mittlern Laufe haben wir die letzte Lücke in den Beobachtungen gefüllt, die ihn nun 1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 18. 25 194 Loxia curvirostra. Loxia leucoptera. für ganz Sibirien als Sommervogel erweisen. Am Tarei-nor erschienen am 6. Mai 3 dieser Vögel in den Hecken der Gemüsegärten und schweiften hierher wahrscheinlich aus den Kieferwäldern der mittlern Onongegend herüber. Die Kernbeisser gehören nämlich zu denjenigen Vögeln, welche auch in Südrussland sich mit der Zeit an solche Steppengegenden gewöhnen, wo nach und nach die Strauch- und Baumeultur betrieben wird, und sie berühren dann nicht nur regelmässig diese Gegenden auf dem Zuge, sondern hecken auch in ihnen. Auffallend ist es, dass ich diese Vögel trotz der grossen Auf- merksamkeit, mit der ich den Zug verfolgte, so spät erst ebensowohl in der Mongolei, wie auch im Bureja-Gebirge bemerkte und dass diese meine Beobachtungen sehr genau zu denen des H. Maximowicz im Amurmündungslande stimmen. Sollte in der That bei dieser Species östlich vom Kentei die Verspätung der Ankunftszeiten so bedeutend sein, dass ein Zeitraum von mehr als 2 Monaten diese Ankunftszeiten z. B. im Selenga- und Onon-Thale trennt? Pallas !) giebt sogar das Ende des Februars als die Ankunfts- zeit der Kirschkernbeisser im Selenga-Thale an. Die Daten aber, an welchen östlich vom Apfelgebirge diese Vögel zuerst bemerkt wurden, fallen alle in die ersten Tage des Mai. — Meine beiden Vögel schliessen sich der im Osten Asiens üblichen hellern und bleichern Varietät an, die in Japan, wie es scheint, am ausgebildetsten ist; das Männchen, welches am Tarei-nor im September 1856 erlegt wurde, unterscheidet sich von der Abbildung japanischer Vögel ?) nicht. 79. Loxia curvirostra L. Als einen vornehmlichen Bewohner der Nadelhölzer traf ich diese Art im Bureja- Gebirge, wo die Nadelhölzer merklich schwanden, nicht mehr an und sie dürfte hier in den gemischten Wäldern der Ufergebirge wohl nur als seltener Gast aufzuführen sein. Dagegen ist sie, wie H. L. v. Schrenck °) berichtet, im Mündungslande des Amur häufig. Geschaart trafen die Kreuzschnäbel in der ersten Hälfte des Octobers in den Umgegenden von Irkutsk ein. Die dort im Zimmer winternden alten Männchen trugen das gelbe Kleid in auffallender Schönheit; am 20. Juli 1859 traf ich wandernde Schaaren in den dichten Tannenwäldern am obern Irkut an. Bis auf die etwas längern Schnäbel zeigen meine Exemplare keine erwähnenswerthen Abweichungen von europäischen Thieren, mit denen ich sie verglichen habe. SO. Loxia leucoptera Gml. Grössere Schwärme dieser Art traf ich am nordwestlichen Baikalufer ab und zu an, so besonders am 15. Juli 1855 auf den mit hohen Lärchen bestandenen Flach- 1) Zoogr. ross.-ast., T. T, p. 12. 2) Fauna japonica, Aves., Taf. 51. 3) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 302. Er Parus (Aegithalus) pendulinus. 195 ländern, wo diese Vögel mit grossem Lärm in den Kronen der Bäume wanderten und die Saamen der Zapfen frassen. Ganz dasselbe, was ich hei Uragus sibiricus (siehe Seite 182) in Bezug auf die Abnutzung der Bärtchen an den Nebenschaften beobachtete und erwähnte, findet auch hier bei mehreren M., die am 15. Juli erlegt wurden, statt. Diese Vögel zeigen noch keine Spur von Mauser und in dem stark vertragenen Gefieder fallen die lebhaft rothen Federränder sehr in die Augen. Nichts desto weniger muss man bei näherer Ansicht das Gefieder für ein abgeblichenes erklären und jene intensiv rothen Flecken, die von den Federkanten herrühren, werden dadurch hervorge- bracht, dass die weissen oder röthlichen Bärtchen der Nebenschafte, wie sie das frisch vermauserte Gefieder besitzt, gänzlich abgerieben und somit nur die rothen Schäftchen selbst sichtbar sind. Diese nun bedingen ein bei weitem lebhafteres Roth im Sommerkleide der alten Kreuzschnäbel, als im Winterkleide. Uebrigens zieht dieses Roth bei alten Männchen, die in demselben Schwarm lebten, bald mehr in’s Carmin-, bald mehr in’s Cinnober-Rothe und kann also nicht im’s Gewicht fallen, die Zoxia bifas- ciata von der Lox. leucoptera Gml. artlich zu trennen, wie dies Bonaparte und Schlegel versucht haben '). Das junge Männchen dieses Vogels unterscheidet sich vom Weibehen durch den rothen Anflug der untern Körperseite, namentlich an den seitlichen Brust- und Bauchfedern, ferner durch das reinere Gelb des Bürzels, welches ebenfalls leicht in Roth überflogen ist, und endlich durch die breitern gelbgrünlichen Umrandungen des Rückengefieders. s1. Parus (Aegithalus) pendulinus L. Mitte September strich diese Meise in kleinen Schaaren in den Uferweiden des Amurs im Bureja-Gebirge. Aus der Umgegend von Selenginsk brachte ich ein Nest mit; sie brütet dort auf den Inseln der Selenga und baut das Nest vornehmlich aus Schafwolle, in welche Ziegen- und Pferdehaar, selten auch dürre Grasstückchen ver- webt werden. Auch hier nannten sie die Bewohner Zemess ?). Die Mongolen legen den Nestern der Beutelmeise besondere Heilkräfte bei. Um Wechselfieber zu heilen, muss man den Rauch, den ein verkohltes Stückchen entbindet, einathmen. Das in heissem Wasser geweichte Nest wird zum Heilen rheumatischer Uebel angewendet, indem man es so auf die schmerzenden Körperstellen legt. Ausserdem glauben die Mongolen und nach ihnen auch die an der mongolischen Grenze lebenden Russen, dass, im Falle das Nest zwei Oeffnungen besitzt, die darin wohnenden Gatten in Unfrieden leben, dagegen wenn eine Oeffnung da ist, wie es gewöhnlich stattfindet, das Männchen bei dieser während der Brutzeit wacht. Es soll auch Nester mit drei Ausgängen geben. 1) Monographie des Loxiens, Taf. 8—9. 2) Eine Bezeichnung, die aus dem Slawischen auch nach Norddeutschland übergegangen ist. + 196 Parus (Mecistura) caudatus. Parus cyanus. s2. Parus (Meeistura) caudatus L. Die kleinwüchsige Schwanzmeise Japans, die unserer Ueberzeugung nach nur als Varietät der europäischen anzusehen ist, scheint den japanischen Inseln allein anzu- gehören, denn die Exemplare der Schwanzmeise, welche Herr L. v. Schrenck vom Amur mitbrachte, stimmen wie die meinigen, die am Onon und bei Irkutsk erlegt wurden, genau zu den Verhältnissen europäischer Vögel. Was aber noch auffallender ist: auch vom obern Ussuri erhielten wir_durch Herrn Maximowicz eine Schwanz- meise, welche weder in Zeichnung der Kopfplatte, noch in den Grössenverhältnissen an P. trivirgata Temm. et Schlegel erinnert, sondern genau so ist, wie die alten sibirischen Schwanzmeisen. Im Bureja-Gebirge rotteten sich seit dem 15. August die Schwanz- meisen und strichen besonders gerne in den Uferweiden. Am 8—10. September begeg- nete ich den durchschweifenden Banden am häufigsten. Auf den Inseln des mittlern Onon zogen diese Vögel die knorrigen, stark verästelten Stämmchen von Pyr. baccata den andern Gehölzen vor, wurden dort aber in der Mitte des Octobers schon sehr viel seltener und vereinzelter, als während der Strichzeit, die vom 20. September bis 10. October währtee Vom 10—20. September 1855 strichen sie in den schon sehr gelichteten Lärchen am Ufer der Angara bei Irkutsk vornehmlich stark und im Bureja-Gebirge verliessen sie mit eintretender starker Winterkälte im December die Uferweiden, um sich in dichte Wälder zurückzuziehen. Dasselbe thaten alle Vögel, selbst Picu cyana, welche sonst die Uferweiden sehr gerne bewohnt. Der starke Luft- zug, welcher in der hier verengten Rinne des Amurbettes weht, wird die Ursache jener Uebersiedelung gewesen sein. s3. Parus eyanus Pall. Am 24. April traf ich die Lasurmeise als Insel- und Uferbewohner oberhalb des Bureja-Gebirges, namentlich in den Weiden- und Vogelkirschen-Gesträuchen an. Da- mals waren diese Vögelchen schon gepaart. {Wenngleich in den westlichen Gebieten ihres Vorkommens die Lasurmeise als seltener Gast den 48-—-50° n. Br. erreicht, so ist sie bekanntlich doch vornehmlich eine dem N.-O. der alten Welt gehörende Art. In Ostsibirien scheint sie ausschliesslich den grossen Stromgebieten anzugehören, wenigstens ist sie mir niemals in den Gebirgswäldern am Baikalsee, im Sajan- und Apfelgebirge vorgekommen. Im Amurlande erstreckt sich ihr Vorkommen auch auf das Ussuri-Gebiet, woher sie neuerdings, vom mittlern Laufe dieses Stromes, durch H. Maximowicz eingesendet wurde. Hier also finden wir sie mit dem 45—46° n. Br. noch nicht an ihrer Aequatorial-Grenze. Obgleich nun so tief südwärts auf dem Fest- lande gefunden, fehlt sie dem nahe gelegenen Japan doch, dessen wenige Meisen- Parus major. Parus palustris. 237 arten sich überhaupt nur durch die kleinwüchsige Parus major und durch P. trivirgatus = P. caudatus an die europäisch-asiatischen Vertreter des Meisengeschlechts schliessen. s4. Parus major L. Bei den Vogelstellern in Irkutsk schlechtweg S’ametz, d. h. das Männchen, genannt. Gleich den durch H. v. Middendorff im Stanowoi-Gebirge erlegten Kohl- meisen schliesst sich auch ein Weibchen vom Baikal, welches ich mitbrachte, an die mittelwüchsigen europäischen Vögel dieser Art, indem es 5” 2° frz. misst. Im Colorit und in der Zeichnung finde ich es vollkommen zum osteuropäischen Vogel stimmend. Die Kohlmeisen sind in Ostsibirien durchaus nicht überall gemein. In den Wäldern der Baikalgebirge traf ich sie noch ziemlich häufig an, dagegen wurden sie in Transbaikalien und namentlich am Amur viel seltener. Am 9. März 1856, als noch ziemlich starker Schnee in Tschita fiel, lockten diese Meisen schon recht emsig, desgleichen thaten das die wenigen Kohlmeisen, die ich im Bureja-Gebirge antraf, seit dem 15. März 1858. Dort rotteten sich die Züge zum gemeinschaft- lichen Strich mit dem 15. August. s5. Parus palustris L. Vart. borealis Selys. Bei den Vogelfängern in Irkutsk Slepuschka, d. h. der kleine Blinde, genannt In Bezug auf die Grösse dieser Abart der Sumpfmeise habe ich den ausführ- lichen Erörterungen des Herrn L. v. Schrenck') nur noch hinzuzufügen, dass sich unter dem Dutzend der von mir mitgebrachten Exemplare zwei befinden, deren Total- länge sich nur auf 4” 6” und 4’ 4” beläuft. Im Uebrigen halten alle meine Exemplare bei grosser gegenseitiger Uebereinstimmung die Charaktere des Parus bo- reahs de Selys ein. Die Sumpf- und Schwanzmeisen schliessen sich zwar nicht ent- schieden gegenseitig in ihren Aufenthaltsorten aus, aber es prädominirt in manchen Gegenden doch recht auffallend die eine oder die andere dieser Arten. So be- merkte ich Ende September 1856 die wandernden Schwanzmeisen auf den Inseln des mittlern Onon in grosser Häufigkeit, aber gleichzeitig immer nur einzelne wenige Sumpfmeisen an denselben Orten. Dagegen lebten diese letztern vornehmlich in den Birkengehölzen, welche einige 40 Werst im N.-O. von jenen Inseln in der Umgegend des Dorfes Birki liegen, wo zu jener Zeit wiederum die Schwanzmeisen zu den Seltenheiten gehörten. Im Bureja-Gebirge begannen schon mit dem 16. Februar die Sumpfmeisen zu zwitschern und sehr unruhig zu werden, blieben aber noch geraume Zeit beisammen. Am 4. März hörte ich den ersten Lockgesang, der mir etwas ver- 1) Reisen und Forschungen etc. I. c. p. 307. 198 Parus sibiricus. Parus ater. Sitta europaea. schieden zu sein schien von dem der baikalischen Sumpfmeisen. Damals umgab uns noch strenger Winter, da am Morgen dieses Tages um 7 Uhr —24° R. abgelesen wurden. Am 1löten lockten die Sumpfmeisen schon sehr stark; bedeutend später aber be- gannen sie ihren Gesang im östlichen Sajan, wo ich sie erst mit dem 19. April 1859 allgemein stark lockend fand. Im Bureja-Gebirge strichen sie vom 15. August bis Ende September besonders stark. Ss6. Parus sibirieus Gml. Am 5. August 1858 erlegte ich in den Uterweiden am Amur unweit meiner Wohnung ein stark in der Mauser stehendes Exemplar dieser Art. Die jungen, kaum aus den Spuhlen vortreibenden Federchen des Scheitels hatten jetzt eine fast schwarze Farbe, wie die Nasenfedern. Die Fähnchen dieser Federn hatten sich aber noch nicht seitlich ausgelegt und waren kaum erst aus den Spuhlen getreten. Das darum stehende alte Gefieder des Kopfes hatte eine fast kastanienbraune Farbe. Am Halse und Kopfe mauserte dieser Vogel besonders stark, jede frische Feder der Kehle war weiss gekantet. Die Füsse waren blaugrau. Ich entnehme diese Notizen meinem Journal, da mir das in Spiritus aufbewahrte Exemplar umgekommen ist. Jedenfalls gehört diese Meise, die an den Hochnorden erinnert, zu den seltenen Vogelarten des Südens von Östsibirien. Sie ist mir weder am Baikal, noch im südlichen Apfelgebirge zu Gesichte gekommen. 8; Parus ater L. Die Tannenmeise lebte in 7000’ Höhe über dem Meere (Kamardaban, Südwest- winkel des Baikalsees), wo sie emsig die strauchenden Zirbelkiefern besammelte. In den Waldungen am mittlern Amur ist sie selten. Nur ab und zu sah ich einige Vögel dieser Art im Bureja-Gebirge. Ein dort am 23. März 1858 erlegtes Männchen weicht insofern nur von der typisch europäischen Tracht dieses Vogels ab, als sich der weisse Wangenfleck vom Auge an über die gesammte Ohrgegend erstreckt und wie hier, so auch auf der Nackenlängsbinde das Weiss einen etwas grössern Umfang besitzt, da es sich vom Rücken bis über das Hinterhaupt hinzieht. Auch ist der Schnabel an dem mir vorliegenden Vogel bedeutend kürzer, als gewöhnlich, da er, auf der First ge- messen, nur 3° franz. lang ist. 88. Sitta europaeca L. Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Kusnetz, d. h. der Schmidt. Obgleich der europäische Kleiber in seinen, wie nachweisbar, durch vermittelnde Uebergänge, als Arten unhaltbaren Varietäten sehr ausführlich durch H. Blasius !) erörtert 1) Naumannia 1856, p. 433 und fig. m | Bitta europaea. 739 und dieser Gegenstand noch im Speciellen durch H. L. v. Schrenck !) für die ost- sibirischen Exemplare dieser Art behandelt worden, so giebt mir doch die Suite von 6 Exemplaren, welche ich mitbrachte, noch zu einigen Notizen Stoff, die als Ergän- zungen zu den Arbeiten der beiden genannten Herren erwünscht sein werden. In Bezug auf die Grösse erlauben mir meine Exemplare die Behauptung, dass die ‚Sta europaea typica nicht selten bedeutend kleiner ist, als Sifta europaea uralensis, worüber die nachstehende Tabelle Auskunft giebt. Baikal-See. Sitta europ. | Sitta europ, typica ? |uralensis M. Französische Zoll. BREITE Er ee a ee en ee ge hr ee u, rag 51a” 5” 10” Länge des zusammengelesten Flügels . . . . . Balas ara S EEE 27.2107 AT BRLESESCHWANDZER U re ee den geı el er Jah ae mean Fe 62a ne BR EHESCHIEADETEREE NEE ee ee 8 ee Re 61/2” Le a BE ei ag) ee oa Our er RL ei °E BR deräintielzeheiohnesNagell m m N 61a” 61/2” Be desaNagelskanrderiMittälzehe: Ay las Sud en 3” 3 In Bezug aber auf die Färbung finde ich die Ansichten der Herren Blasius und L. v. Schrenck bei den Kleibern des Amurlandes vollkommen bestätigt. Es findet aber kein entschiedenes Ausschliessen jener klimatischen Varietäten statt und nur ein Prä- dominiren der typisch europäischen Varietät bleibt in den südlichsten sibirischen Gebieten sicher. So waren die meisten Kleiber des Bureja-Gebirges entweder ganz wie die mitteleuropäischen, oder sogar in den rothbräunlichen Theilen ihres Gefieders noch dunkler und intensiver gefärbt. In Daurien aber und in den Baikalgegenden waltete die Vart. uralensis vor, oder, falls ich die durch den röthlich gelben Anflug auf Weichen- und Bauchfedern gezeichnete Sitta europaea typ. fand, so besass sie diese Abzeichen nur in geringem, stark gedämpftem Tone. Stets aber fehlte der rostrothe Anflug auf den seitlichen Halsfedern. Am Baikalsee befanden sich die Kleiber Mitte Juli in starker Mauser. Bei alten Individuen, namentlich den Weibchen, verspätet oder verzögert sich die Mauser bedeutend. Am 24. October 1855 erlegte ich ein solches Weibchen, dessen Brustgefieder noch nicht fertig vermausert war, eine Erscheinung, die auch bei den Spechten bisweilen beobachtet wurde. Mit dem Auftreten der Laubwälder am mittlern Amur und namentlich mit dem der mongolischen Eichenbestände, wird Silta europaea hier ungleich häufiger, als im übrigen Sibirien, lebt dort nach der Brut in kleinen Gesellschaften und streicht fleissig. Im übrigen Theile meines Reisegebietes ist sie, mit 1) Reisen und Forschungen |]. c. p. 312. 200 Bombycilla Garrula. Ausnahme der Hochsteppen, wo sie fehlt, nicht selten. Am 19. März 1858 lockten die Kleiber im Bureja-Gebirge schon sehr eifrig und flogen meistens paarig. s9. Bombycilla Garrula L. Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Petuschok, d. h. das Hähnchen. Zwar wurde der Seidenschwanz aus dem Mündungslande des Amur noch nicht nachgewiesen, indessen sind wir wohl berechtigt, ihn wenigstens als durchstreichenden Wintervogel für dasselbe zu bezeichnen. Dies geschieht deshalb, weil die von Pallas') mit der Lena ihm angewiesene östliche Grenze seiner Verbreitung durch die Reisenden « neuerer Zeit eine bedeutende Correctur erfahren hat. So fand H. v. Middendorff die Seiden- schwänze in kleinen Banden nicht nur am Südabhange des mandshurischen Scheide- gebirges, sondern auch im Küstengebiete des südlichen Stanowoi ?), ferner wies v. Siebold ihn aus dem nahegelegenen Japan nach und ich kann sein Vorkommen im Bureja- Gebirge bezeugen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit darf man daher wohl behaupten, dass er dem untern Amurlande gleichfalls angehört ?). An meinen Exemplaren lassen sich geringe Schwankungen ebensowohl in der Total-, als in der Schnabelgrösse wahrnehmen (mein grösstes Exemplar besitzt 7° frz. Totallänge), wie denn auch die Nüancen der ange- nehmen grauröthlichen Körperfarben bald lebhafter röthlich, bald matter grau sind. Dies sind Abänderungen, welche an und für sich bei dem Seidenschwanze in recht nahe gelegene Grenzen fallen und an den europäischen Vögeln in gleicher Weise vorkommen. — Mit dem 8. October stellten sich 1855 die Seidenschwänze im Angara-Thale (untern) ein. Am 14ten, als ich auf den Inseln des Udaflusses bei dem Dorfe Urikowskaja (circa 50 Werst die Angara abwärts von Irkutsk) jagte, beobachtete ich diese Vögel auf dem Zuge, hoch in der Luft; sie kamen von N.-O. her und liessen ihre pfeifenden, schrillen- den Töne vernehmen. Die auf den Inseln der Uda im dichten Weidengebüsche am 13ten angetroffenen Seidenschwänze waren als frische Ankömmlinge, ganz gegen die Ge- wohnheit dieser trägen Vögel, ungemein scheu und flüchtig. Seit dem 26. September 1856 bemerkte man einzelne derselben auf den Inseln des mittlern Onon; es waren die Vorzügler. Am 7. October erst trafen grössere Banden ein, die sich unweit der alten Tschin- dantskischen Festung mit den Früchten von Pyrus baccata eifrig zu schaffen machten. Im Bureja-Gebirge sah ich am 9. October 1857 die ersten Schwärme. Gleich wie im Stanowoi nach dem Zeugnisse desH. v.Middendorff, so lebte auch hier unter dem 47 !/2° n. Br. der Seidenschwanz nur in kleinen Gesellschaften (4, höchstens 8) und zwar be- wohnte er vornehmlich die Hochwälder der Zapfenbäume, wohingegen B. phoenicoptera 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 549. 2) Sib. Reise 1. c. p. 157. 3) Wir finden ihn daher auch von H. L. v. Schrenck unter den die Ornis des Amurlandes ergänzenden Arten p. 524 aufgeführt. ; Bombyeilla phoenicoptera. 201 die Laubhölzer jenen vorzog. Die Seidenschwänze bleiben recht lange im Süden Sibiriens, ja in Irkutsk sogar bis gegen das Ende des April. Alte Männchen schoss ich im Bureja- Gebirge noch am 29. März 1858, junge sogar am 13. April. Dieses lange Verweilen der im hohen Norden brütenden Vögel findet zunächst im dem Klima Sibiriens seinen Grund, steht aber auch wohl mit der späten Brutzeit der Seidenschwänze in directem Zusammenhange. 90. Bombycilla phoenicoptera Temm. Taf. VI. Fig. 1. Schon am 10. August 1857, als die Wälder im Bureja-Gebirge noch im hoch- sommerlichen Laube standen, wurden von mir kleine Banden dieser Art gesehen, es gelang mir aber erst Anfangs September, 5 Exemplare zu erlegen. Damals bestanden die Gesellschaften aus höchstens 15—20 Individuen und waren aus alten und jungen (diesjährigen) Vögeln zusammengesetzt. Zu den Beschreibungen, welche wir in der Fauna japonica') und in den Planches colori6es?) finden, mache ich nachstehende Zusätze. Mit zunehmendem Alter der Männ- chen gewinnt das schöne Roth der Endbinde des Schwanzes an Breite (bis 6 Mntr.) und auf den Schwingen erster Ordnung von der 4ten bis Sten inel. steht auf der breiten weissen Kante ein rother Flecken, welcher die Spitze der Aussenfahne ganz einnimmt und auf der weissen Kante der Innenfahne allmählich verschwindet’). Auch bei den alten Weibchen bemerkt man auf der 5—-Sten Schwinge einen blassen rosa Flecken auf der weissen Kante der Aussenfahne, dagegen betheiligen sich die Schwingen 2ter Ord- nung nicht mehr an den rothen Endflecken. Bei alten Männchen wird das Gelb der Bauchfedern nur wenig durch Lichtgrau getrübt und die zimmetbraunen untern Schwanz- decken ziehen an ihren Spitzen in helles Kirschroth; auch gewinnt das tiefe Schwarz .der hintern Schopffedern an Umfang und wird nur theilweise vom lichten Graubraun der obern Schopffedern verdeckt. Das weisse Nestkleid der erwachsenen Vögel vermausern sie mit dem Anfange des Septembers in das erste Winterkleid. Zwei männliche Exemplare, die am 4. September erlegt wurden, begannen diesen Federwechsel im kleinen Rückengefieder. Die frisch hervorspriessenden Federn besitzen bei zugleich viel dichterer Anordnung der Neben- schäftchen auch schon die bräunlich graue Farbe des ältern Gefieders. Im Nestkleide 1) Fauna japonica, Aves., p. 84, Taf. XLIV. 2) Vol. I, Taf. 450. 3) Das vorliegende alte M. mausert gerade die Schwingen, die drei äussersten sind alte abgeriebene Federn, an welchen die weissen Endkanten verstossen sind. Uebrigens finde ich diese bei alten Vögeln, sowohl Männchen als Weibchen, niemals der Aussenfahne so weit entlang laufend, wie es die Abbildung der Fauna japonica für das M. zeigt. Nur junge Vögel, denen auf der Innenfahne der grossen Schwingen das Weiss ganz fehlt, be- sitzen dagegen am Ende der Aussenfahnen dasselbe in scharfer Umgrenzung als breiten Strich, welcher in der Längenrichtung der Federn steht. 26 202 Bombyecilla phoenicoptera. (man vergleiche die Abbildung) dagegen ist die ganze obere Körperseite einfach schmutzig aschgrau, auf dem Rücken etwas in’s Grünliche ziehend. Auf dem Scheitel erinnern nur die mattschwarzen Federbasen und bei einzelnen die wenig verlängerten Schopffedern, auch deren mittlere Theile, an das Schwarz des hier stehenden Gefieders im vorgeschrit- tenen Alter. Kaum angedeutet findet man den schwarzen Augenstreifen, dagegen ist die Basis des Oberschnabelgrundes von schwarzem Federrand umstanden. Auf der Stirn des einen meiner jungen Männchen spriessen die zimmetbraunen Federn des nächsten Gefie- ders stark hervor. Der schwarze Kehlfleck fehlt im Nestkleide und jederseits vom Innenrande der Unterkieferäste abwärts zieht sich ein schwärzlicher Zug, der am Halse verschwindet. Das von diesen Zügen eingeschlossene Kehlfeld ist schmutzig weiss, hie und da in Schwärzlich getrübt; ebenso verhält es sich mit dem Mundwinkelstreifen, an welchem sich hie und da eine Spur des später so kräftigen Zimmetbraun verräth. Die Brust- und Weichenfedern sind im Nestkleide schmutzig grau, in’s Gelbe ziehend, der Bauch weisslich gelb oder fast weiss. Die untern Schwanzdecken sind blass zimmetfarben. In der Zeichnung der Schwingen finden wir bei den Vögeln dieser Art in verschiedenen Altern grosse Unterschiede, wie dies schon in der Anmerkung 3 angedeutet wurde. Nur jüngere Männchen besitzen den Flügel in der Weise gezeichnet, wie ihn die Fauna japonica abbildet, bei den alten schwinden die weissen Längsflecken an den Enden der Aussen- fahnen ganz, dagegen tritt die weisse, quergestellte Endkante auf, die in Roth gefärbt erscheint, wie wir unten bereits erwähnt. Mit zunehmendem Alter wird das Kirschroth der obern grossen Decken intensiver und umfangreicher, geht sogar auf die Federränder der mittlern Decken über und spielt hier wie dort im Innenfelde der Feder stark in Olivengrün. Ich bilde auf Taf. VI den jungen Vogel ganz und daneben den Flügel des alten Männchens ab, und lasse hier noch die Ausmessungen zweier alten und eines jungen Vogels folgen. Amıur. Japan. =. alt. | W. alt. | M. jung. | | TS Re 1 ii, ir ee De Bar gran” | gt 6” Länge des zusammengelegten Flügels . - » » .. =. 2 2 2... | 3”10” | 3”11”” | 3”11” |4°1—3'” 3, GESNSCHWANZERN EEE EN en ya, je: Def ta nei elle un) ıe 274” 2.2.5. |n20lunaa a „ı dessiSchnanelsganfudensEurstd)rg en rue n 4,5” Ar AT 4” 35. denuaufesenege a cent ee ELLR 8” 8” 8 8” „ „ıden MöttelzehelohnesNapelur 1.2... aa. m... TR Ta 7,5" u > des Nagelstanmeraßtsttelzehegen tete. ©. Menke ne 2,5 2 2,5” _ | 1) Am Schnabelgrunde, wo die Befiederung der Stirn zur First tritt, messe ich die Breite des Schnabels der jungen Vögel zu 4’, die der alten nur zu 3!/”. Garrulus infaustus. 203 Diese schöne Seidenschwanzart brütet aller Wahrscheinlichkeit nach im Bureja- Gebirge, da die kleinen Schwärme die diesjährigen Jungen in sich schlossen. Im Sep- tember traf ich eine Bande jeden Morgen, wenn es stark nebelte, in der Nähe meiner Wohnung auf den abgetrockneten Aesten eines Korkbaumes (Phellodendron amurense). Sie sassen dort bis gegen 10 Uhr, wenn der Drosselstrich bereits beendet war, und waren ziemlich dicht gedrängt in der Spitze jenes Baumes. Bisweilen erhoben sich ein- zelne unter ihnen und flatterten oder rüttelten förmlich einige Augenblicke, um sich dann wieder auf das Ende eines Astes zu placiren. Der Ton, den diese Vögel hören lassen, klingt nicht ganz so laut, wie der des gemeinen Seidenschwanzes. Die Vögel wurden bald recht scheu, sie liessen zuletzt nicht mehr zu Schuss. Am 26. September sah ich sie zum letzten Male. Aus dem Küstengebiete hat Herr Maximowicz sie vom mittlern Ussuri nachgewiesen. — Hierauf beschränkt sich bis jetzt das, was wir von der Verbreitung dieser Art im Amurlande wissen. 91. Garrulus infaustus L. Bei den russischen Jägern am Baikalsee: Kuchscha, welche Benennung an einigen Orten, z. B. Kultuk, auch dem Gar. glandarius gilt. Bei Exemplaren, die im October erlegt wurden, ist das Grau des Rückenmantels, so wie auch das Braun das Kopfes bereits so weit verblichen, dass das erstere stark in’s Lehmgelbe, das letztere etwas in’s Fahlbraune zieht. Uebrigens stimmen meine Vögel vollkommen zu westsibirischen und hochnordisch europäischen. Der Unglückshäher ist mir vom Baikalsee und aus dem Angara-Thale (untern) bekannt. Im Bureja-Ge- birge gehört er gewiss zu den seltensten Gästen und wurde von mir dort nie bemerkt. Jedoch kommt er im untern Ussuri-Gebiete, wie Herr L. v. Schrenck') berichtet, noch vor. Es scheint gewiss, dass er im Osten Asiens, namentlich aber im eigent- lichen Küstengebiete ungleich häufiger ist, als unter gleichen Breiten westlicher, denn sowohl H. v. Middendorff als auch H. L. v. Schrenck führen ihn von dorther als sehr häufig an. Obgleich ich die Wälder am Baikalsee über drei Monate im Sommer 1855 durchsuchte, begegnete ich diesem Vogel nur einmal. Das angetroffene Pärchen lebte auf recht sumpfigem Terrain, besammelte vornehmlich die Xylosteen-Sträuche und hatte deren bittere Früchte besonders lieb. Später traf ich diese Art vereinzelt in den Kiefer-Wäldern an, welche bei Ust-Bale (eirca 60 West unterhalb Irkutsk) lie- gen. Dort sollen die Unglückshäher zeitweise im Sommer sehr häufig sein und auch brüten. Der variable Ruf, den sie erschallen lassen, endigt meistens auf ein gezogenes, sanftes ü. 1) Reisen und Forschungen ete. ]. c. p. 315. 204 Garrulus glandarius. Nucifraga Caryocatactes. 32. Garrulus glandarius L. Vart. Brandtii Eversm. Die Exemplare vom Baikalsee, aus den Umgegenden von Irkutsk und aus dem Bureja-Gebirge gehören dieser Varietät an; das Weibchen vom mittlern Amur besitzt die rostbraune Farbe an Kopf und Hals am stärksten, dagegen weicht ein Männchen, das im November 1855 bei Irkutsk erlegt wurde, kaum von der europäischen Tracht des Eichelhähers ab. Zum Winter zogen die Eichelhäher gerne in die geschützten, gut bestrauchten Thäler und lebten dort schon vom November an. Wo ihnen dergleichen mangelten, wie z. B. auf den Inseln des Onon, da begaben sie sich in die dichtesten Gebüsche aus Crataegus, Pyrus, Spiraea etc. Auch im Bureja-Gebirge, wie am untern Amur, kamen einige Eichelhäher im Januar 1858 vor Kälte um. Zwei derselben fand ich unweit des Schornsteines unter dem Dache meiner Wohnung tod. Am 21. März 1858 waren die meisten Eichelhäher im Bureja-Gebirge schon gepaart. Im Uebrigen verweise ich auf die Mittheilungen des Herrn L. v. Schrenck !). 93. Nucifraga Caryocatactes L. Bei den Burjäten im obern Irkut- und Oka-Thale: Ongolö?). Bei allen russischen Jägern Ostsibiriens: Kedrowka. Die grosse Uebereinstimmung (des Gefieders der sibirischen Tannenhäher unter sich und im Vergleiche zu europäischen Thieren finde ich auch bei den mir vorliegenden Exemplaren bestätigt. Die im Stanowoi-Gebirge nach H. v. Middendorff’s Beobachtungen’) früh ein- tretende Mauser (3. Juni) verspätet im Sajan-Gebirge bedeutend. Am 20. Juli erlegte ich im obern Irkutthale einen Tannenhäher, welcher das grosse Gefieder vollständig er- neuert hatte, das kleine frische dagegen nur auf der Stirn und an der Vorderseite des Halses ausgewachsen besass.. An den übrigen Körpertheilen verdeckte das verblichene alte Gefieder noch ganz die kaum aus den Spuhlen hervorgeschobenen neuen Federchen. Die mittlere Länge des Schnabels, wie ich sie aus einer Anzahl von Maassen folgere, beläuft sich auf 46 Mmtr. (Firstmaass) und auf 51 Mmtr. (Mundspalte). Im Bureja- 1) Reisen und Forschungen ete. ]. c. p. 316. 2) Diese Bezeichnung für den Tannenhäher ist in Ost-Sibirien selbst bei den, übrigens linguistisch oft sehr verschiedenen Völkerstämmen, in nur geringen Abänderungen gebräuchlich; so erfahren wir durch Herrn L. v. Schrenck (vergl. 1. ec. p. 317), dass die Mangunen im untern Amurlande den Tannenhäher mit dem unveränderten mongolischen Namen bezeichnen und nach Pallas thun dasselbe auch die Tungusen Trans- baikaliens. 3) Sib. Reise 1. ec. p. 158. Pica cyana. 205 Gebirge erlegte ich im Sommer 1858 einen dieser Häher, dessen Oberschnabel in stark gekrümmter Spitze weit über den Unterschnabel hervortritt. Den Tannenhüher traf ich im östlichen Sajan bis fast zur Baumgrenze (7000’) an, er begann hier schon mit dem.20. Juli die Cembranüsse, trotz des noch unreifen Ker- nes, zu vernichten und stellte dann alltäglich mit den erwachsenen Jungen Flugübungen an. Bei dieser Gelegenheit vereinigen sich die getheilten kleineren Schaaren oft, wenn sie hoch in der Luft sich begegnen. Bei den Flugübungen heben sich die Tannenhäher höher und höher, fliegen ungeregelt hin und her, halten alle zusammen aber doch ein gewisses Flugfeld ein; bisweilen kreisen einige und steigen so hoch, dass man sie nicht mehr sieht. Plötzlich aber schiessen sie aus dieser Höhe mit angezogenen Flü- geln blitzschnell herab und zwar successive, immer einer. In kurzer Zeit sind sie dann wieder in den Kronen nahestehender Zirbelkiefern und nachdem sie sich alle gesammelt, erheben sie sich zu einer 2ten Uebung. Gewöhnlich streichen sie erst eine Strecke weit, nicht hoch über den Kronen der Bäume, in gerader Richtung und mit flatterndem Fluge. Am 17. Juli sah ich an der Westküste des Baikal die ersten Uebungen der Art; am 19ten traf ich einen Schwarm von mindestens 500 Tannenhähern an. Coracias stellt im Süden Russlands im September, ehe sie zieht, auch solche Flugübungen an. Im Bu- reja-Gebirge gehörte der Tannenhäher zu den selteneren Arten und wurde nur ver- einzelt angetroffen. 94. Pica cyana Pall. Bei den Birar-Tungusen: Aule-sadshd. Bei den Kosaken am Onon: Ronshe. Ich habe nur auf die ausführlichen Mittheilungen des H. L. v. Schrenck !) über die Blauelstern des Amurlandes hinzuweisen, welche ebensowohl eingehende Beobachtungen über das Gefieder dieser Art, wie auch die Beweise für die Identität der bei Madrid vorkommenden Pica cyanea Cook = Cyanopica (Cyanopolius) Cooki Bonapt. enthalten. Die von mir mitgebrachten 13 Exemplare stimmen unter sich in beiden Geschlechtern voll- kommen überein. Die weissen Endkanten der Steuerfedern und die gleichfalls weisse, auf der obern Seite bläulich schimmernde Endbinde der beiden mittlern Steuerfedern sind in ihrer Breite bedeutenden Schwankungen unterworfen. An frisch vermauserten Vögeln finde ich im September das Maximum der weissen Endbinden an den beiden mittlern Steuerfedern bis zu 1” 2° frz. steigen, das Minimum nur 7°’ betragen. Im Laufe des Winters reiben sich natürlich diese weissen Endkanten stark, bisweilen ganz ab. Die Blauelstern sind in Transbaikalien nur ‘dem südlichen Grenzstreifen eigen; sie meiden die zusammenhängenden Wälder und schliessen sich auch in dieser Hinsicht 1) Reisen und Forschungen ete., p. 318 und fig. 206 Pica caudata. recht genau an die Lebensweise der gemeinen Elster. Nur gewöhnen sie sich nicht, wie die letztere, an die Ansiedelungen der Menschen, vielmehr meiden sie dieselben. Vor- nehmlich bewohnen sie die dicht bestrauchten Inseln der grössern Flüsse, wo sie gemeinlich in grössern Schaaren beisammen sind und auch gesellschaftlich brüten. Der Nusshäher und die gemeine Elster finden sich dann meistens auch an den Brutplätzen der Blau- elstern. Nur zum Brüten trennen sich die Paare und die grössern Banden lösen sich dann auf. Im Bureja-Gebirge geschah dies Ende April, am 9. Mai 1858 waren die Blauelstern alle gepaart. Mitte August bilden sich die grössern Gesellschaften und be- geben sich dann mit grossem Lärm auf die Beeren- und Fruchtlese. — Meinen Beobach- tungen zu Folge sind die Blauelstern keine Zugvögel, wie Pallas ') es behauptet, sondern bleiben im Winter alle selbst im kalten Daurien. Die meisten Exemplare wurden im December in Schlingen gefangen. Bei stark einsetzender, anhaltender Kälte aber suchen diese Vögel die geschütztern, dichten Waldgegenden auf; so kamen sie z. B. im November 1856 in den Kiefern-Wald bei S’asutsche von den nahe ge- legenen Inseln des Onon. Ebenso verliessen sie um die Mitte des Novembers schon die Weidengebüsche an Amurufer und begaben sich in die dichten Gesträuche enger Thäler. Selbst das Haselhuhn meidet bei starker Kälte die offener gelegenen, dem Winde aus- gesetzten Oertlichkeiten. Im Herbste nährten sie sich von den Früchten der Zwergäpfel (Pyrus baccata). Am 11. März 1856 sah ich einige Banden während der Dämmerung noch sehr emsig und lärmend in den Umgegenden des Kosakendorfes Kuranginsk fliegen. Die kahlen Hochsteppen besuchen sie nie. 95. Pica caudata L. Wie überhaupt im Sibirien die Corvus-Arten sich streckenweise im Vorkommen, wenn auch nicht entschieden gegenseitig ausschliessen, so doch eine oder die andere Art ganz besonders vorwaltend wird, wofür H. v. Middendorff bei Besprechung der Nebel- und Rabenkrähe Belege beibringt, so fand ich auch die Verbreitung und Häufigkeit der Elstern an gewisse Lokalitäten geknüpft und führe diese, mein Reisegebiet von W. nach ©. verfolgend, zunächst auf. Im östlichen Sajan vereinigt sich im Oka-Thale von rechter Seite her, 35 Werst unterhalb des Norün-Choroiskischen Karauls, der Saroka- (d. h. Elstern-) Fluss mit der Oka; an diesem sollen, nach Aussage der Eingebornen, vor Jahren die Elstern gelebt haben. Erst in dem Okinskischen Karaule, welcher 90 Werst von jenem Flusse nach W. gelegen und seit langer Zeit von russischen Kosaken bewohnt wird, lebt jetzt die Elster, ist aber nicht gemein. Sie fehlt dagegen dem ganzen Hochgebirge, welches der Oka, der Bjellaja, dem Kitoi und Irkut den Ursprung giebt. An der Ostseite dieses Gebirges fand ich sie zuerst bei den Mondu-Burjäten 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 391. Corvus Monedula. 207 in der Nähe des Changinskischen Postens. Von hier aus nimmt sie ostwärts zum Baikalsee rasch an Häufigkeit zu, wird in der Tunka- und Toros-Ebene, so wie namentlich am mittlern Irkut gemein. Am Baikalsee finden wir sie dann nur in der Nähe der wenigen Ansiedelungen. Selbst auf der Insel Olchon sah ich im Burjätendorfe Karansik einige Paare und am Westufer des Sees gab es am 24. Juni unweit des Dorfes Buguldeicha schon flügge Junge. In Transbaikalien lebt die Elster vorzugsweise in den Thälern der Flüsse, geht aber nicht in die Hochsteppen. So fand ich sie als gemeinen Vogel auf den Inseln der Selenga, der Uda, der Ingoda und des Onon“mul auch in den Ansiedelungen, welche an den Ufern dieser Flüsse existiren, dagegen war sie sehr vereinzelt schon am Gusinoje-Osero (Gänse-See) und fehlte gänzlich in? allen daurischen Grenzwachen, die frei in den Hochsteppen liegen, also von Kulussutajefsk über Klutschefskoi nach Abagaitui. Zu dem zuerst und zuletzt genannten dieser Orte verfliegt sie sich ab und zu aus den benachbarten Thälern des Onon und Argunj. Hier betrieben die Elstern in den ersten Tagen des April schon stark das Fortpflanzungsgeschäft. Im obern Gasimur-Thale und besonders überall am Argunj wird P. caudata sehr häufig, verschwindet dann aber nach und nach im Chingan-Gebirge. Hier erschienen im Winter 1856 —1857 in Gorbiza einige Elstern zuerst, die man früher niemals bemerkt hatte. Am Amur wurde (1857) die Elster erst mit der Dseja-Mündung in der Nähe der grossen mandshurischen Ansiedelungen oftmals bemerkt. Sodann traf ich sie wieder an der Mündung des Ussuri im dort po- stirten chinesischen Posten an. Am 28. März 1558 stellten sich 2 Elstern und einige Dohlen bei meiner Wohnung im Bureja-Gebirge ein, verschwanden aber, nachdem sie sich vergeblich mit den Blauelstern zu vereinigen gesucht, nach 3tägiger Rast wieder. Erst am 25. August traf ich wiederum ein Paar am Ostende des Gebirges, auf den dort hergerichteten Ackern, die unweit der neugegründeten Kosakenansiedelung Katharino- Nikolskaja sich befanden. Dagegen siedelten schon im Sommer 1857 die Elstern aus den mandshurischen Dörfern unweit Aigun zum linken Amurufer in die neugegründeten Kosaken-Posten über und waren im Januar 1858 im Paschkowa-Posten am westlichen Beginne des Bureja-Gebirges häufig. Ohne Zweifel wird mit der weiter durchgeführten Colonisation des Amurlandes die Elster überall, wo sesshafte Ackerbauer sich nie- derlassen, stationär werden. In Tunkinsk waren die Elstern am 14. April gepaart und brüteten am 23sten. 96. Corvus Monedula L. Vart. daurica Pall. Bei den Birar-Tungusen: Tau; bei den Dauren: Toraki. Die Suite, welche ich von der Dohle in der ostasiatischen Varietät mitbrachte, erlaubt mir mit Gewissheit die Behauptung, dass diese Varietät im zweiten Lebensjahre 208 Corvus Monedula. noch das typisch europäische Dohlenkleid trägt. Ein am 5. Juni 1855 im Kaja-Thale bei Irkutsk geschossenes M. beweist dies. Dieser Vogel ist vollkommen ausgewachsen und kann deshalb nicht für ein junges Thier von jenem Jahre ‚gelten. Ein Pärchen junger Vögel, ‚welches ich am 20. Juli am Baikalsee schoss, ist noch nicht ganz vollwüchsig. Antdem Gefieder des Bauches jenes Vogels im 2ten Kleide machen sich schon fahl graubraune Federn bemerkbar und einzelne graulich weisse stehen im Nacken, so wie an den Halsseiten. Hierin schliesst sich dieser Vogel zunächst an die, im Südosten des europäischen Russlands gewöhnliche Tracht der Dohlen. Die mir vorliegenden alten Vögel beiderlei Geschlechts besitzen die helle Brust-, Bauch- und Nackenfarbe in bald reinerm, bald schmutzigerm Grauweiss. Nicht selten finden sich, zumal auf den Flanken, einzelne schwärzlich graue Federn und mit zunehmendem Alter verbreiten sich zahlreiche weisse, feingespitzte Flecken auf der schwarzen, blauglänzenden Wange und dem Hinter- haupte, in der Weise, wie es die Abbildung der Fauna japonica (Tab. XLI) darstellt. In Schnabel- und Tarsenlängen stimmen die 20 Exemplare, welche ich mitbrachte, recht genau überein. Das Maass der Schnäbel auf der First bis zur Stirnbefiederung schwankt von 28—30 Mmtr., das der Tarsen von 43—44 Minttr. Auf meiner Hinreise nach Ostsibirien traf ich circa 300 Werst westlich von Irkutsk die ersten daurischen Dohlen an. Bis dahin waren die mit hellem Halsring versehenen, im Süden des europäischen Russlands gemeinen Dohlen die vorwaltenden gewesen. Es ist aber sowohl durch das Verzeichniss, welches H. Akd. v. Brandt dem Reisewerke Tschichatscheff’s beigegeben hat'!), wie auch durch eingesandte Exemplare von der Birjussa?) erwiesen, dass die daurische Varietät von (©. Monedula westlicher in dem Altai-Gebirge lebt. Schon Pallas beobachtete, dass in Transbaikalien nicht alle Dohlen fortziehen, und ich fand seine Beobachtung im mittlern Onon-Thale vollkommen bestätigt. Dort lebten die Dohlen mit Corvus Corone gemischt in grossen Schaaren und blieben auch, nachdem am 24. September heftiger Schneesturm stattfand und 2’ tiefer Schnee fiel. Auffallend war es, dass unter den, am 25. September aus solchen Schaaren erlegten Vögeln einige noch nicht vollständig vermausert waren. Sogar die Schwingen wurden jetzt erst erneuert. Bekanntlich aber wechseln die Dohlen ihr Kleid nach voll- brachtem Brutgeschäft, Anfangs Juli. Diese Dohlen beobachtete ich bis in die Mitte des Octobers am mittlern Onon. Im östlichen Sajan waren am 27. September 1859 noch viele derselben in der Tunkinskischen Ebene (2300° über dem Meere). Ueber die Ankunftszeiten von (©. Monedula habe ich folgende Beobachtungen mitzutheilen: Am Tarei-nor und im Ilja-Thale trafen die ersten Vorzügler am 3. März 1856 ein, am 6ten sah ich die ersten Paare im Uda-Thale, 300 Werst westlich von Tschita, am Sten wieder ein Paar an der obern Ingoda. Im Ilja-Thale folgten seit dem 6. März 1) Voyage scientifique dans /’Altai orientale ete., p. 441. 2) v. Middendorff’s Sibirische Reise 1. c. p. 159. Corvus Corone. 209 grössere Banden von 50—60 Exemplaren den Schafherden, am 9. März begannen sich dort und am mittlern Onon die Dohlen zu paaren. Am mittlern Amur, wo die Dohlen !) selten sind, stellten sie sich erst mit dem 28. März 1858 in kleinen Banden ein. Etwas früher, nämlich am 25. März 1859, trafen sie bei starkem N.-W.-Winde und Schnee- gestöber in Irkutsk ein und paarten sich am 5. April. Später noch, und zwar erst Anfangs April, kamen sie in die hochgelegene Ebene des östlichen Sajan-Gebirges (Toros-Tunka-Ebene). Hier lebten sie am 19. April noch in Schaaren, am 23sten sonderten sich die Paare und am 29sten waren sie mit dem Nestbau beschäftigt. Auch die Dohlen stellen, nachdem die Jungen ausgewachsen sind, oftmals in grossen Gesell- schaften Flugübungen an, so z. B. im Apfelgebirge, wo ich diese Uebungen unweit Altansk und Kirinsk vom 1—5. August beobachtete. Seit ihrer Ankunft am Tarei- nor sah man die Dohlen bis zur Brutzeit alltäglich gemeinschaftlich auf Nahrungs- wanderungen ziehen. Die Südabhänge der sogenannten blauen Berge (Kuku-Chada) boten ihnen im März, wenn in den Hochsteppen noch sehr wenig Insecten leben, rei- chere Nahrung. Man sah sie täglich bei Sonnenaufgang über das Dorf Kulussutajefsk aus N.-W. nach 8.-0. fliegen, sie kamen nämlich aus dem S’asutscheer Walde, wo sie auf hohen Kiefern genächtigt hatten, und zogen zum Dsün-Tarei. Abends sah man die Banden wieder zur Nachtruhe nach N.-W. ziehen. Bei Zagan-olui rotteten sich die Dohlen nach dem 20. Juni und besuchten die Brachfelder. Corvus Monedula wird in Sibirien nicht selten der Bewohner grosser Einöden. An den Felsenufern des Baikals baut er sein Nest mit der grossen Lachmöve zu- sammen. Wo er die Wahl zwischen Felsen und Wald hat, zieht er die erstern dem letztern zur Nestanlage vor. Dichte Wälder meidet er ganz. Alte Lärchenstämme, die in lichter Anordnung in den Ebenen stehen, sucht er gerne auf und baut in Astlöchern und, falls diese fehlen, in den Gabeln der Aeste.e Am mittlern Amur habe ich ihn im Bureja-Gebirge nicht brütend angetroffen. 9. Corvus Corone L. Am 15. April 1856 sah ich zuerst grössere Züge der Rabenkrähe über den Tarei-nor ziehen. Diese Beobachtung schliesst sich gut an die von H. v. Midden- dorff im Stanowoi (Aldan) gemachte, nach welcher dort durchziehende Rabenkrähen am 27. April eintrafen. Besser noch reiht sich daran die Durchzugzeit der Raben- krähe im Bureja-Gebirge, welche auf den 18—19. April fällt. Die Züge begaben sich direct nach N. und waren hoch in der Luft. Die Rabenkrähe war in Trans- baikalien der grossen Heerstrasse entlang nicht selten. Am mittlern Amur habe ich sie nur ab und zu bemerkt. Hier gesellte sie sich auch bisweilen dem japanischen 1) Hier sah’ich sie auch in der daurischen Varietät. 27 F 210 Corvus japonensis. Raben bei und machte sich mit ihm gemeinschaftlich im Herbste an die Fruchtlese. Verschiedene Gebüsche, vornehmlich Viburnum Opulus und selbst Evonymus-Arten be- sammelten beide Vögel. Im südlichen Sibirien traf ich aber niemals (€. Cornix mit 0. Corone zusammen an, erst im Ural-Gebirge und namentlich an dessen Westabhange lebte die Nebelkrähe mit der Rabenkrähe in bedeutenden Flügen beisammen. 98. Corvus japonensis Bonpt.'). Am mittlern Amur war dieser Vogel, dem man die artliche Selbstständigkeit wohl nicht absprechen kann, häufig. . Die Unterschiede vom Kolkraben und der Rabenkrähe, welche nicht allein in der gesammten, wie es scheint, sehr constanten Grösse des Vogels bestehen, sondern auch in Schnabelform und Schwingenverhältnissen nachweisbar sind, wurden in der Fauna japonica ?) bereits erörtert und durch die Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck bestätigt und erweitert. Ich will daher hier die von jenen Au- toren ermittelten Maasse den an einem Männchen aus dem Bureja-Gebirge genommenen zur Seite stellen, um die grosse Uebereinstimmung im Wuchse der Exemplare aus ver- schiedenen Gegenden recht anschaulich zu machen. Corvus japonensis Bonpt. Franz. Maass. Japan. Stanowoi®). Amur-Mind. | Bureja-Geb. ESEN Eee 3 00 2 TAN ARE Tee a a 2212 eng Länge des zusammengelegten Flügels . . » . 2... 137 12" 5” 13,6 13747 N IGERASCHWANZENE en en ee Bud: 3 _ 9% 8”g” „» des Schnabels, auf der First gemessen (bis zur | | Btirnbehedenung)l.uur, ua ne ee | 3b Du | 2,67% PER Höhe des Schnabels am Vorderrande der Nasenlöcher . I 11022 lc 1% Ju1En Länge des Laufes . . . » . 2. 20 een. || 275% | 2” 246, „ rot Mader NinttelzeneVonuenNapelga lee 18 mar 7 Venaenen „» des Nagels an der Mittelzehe . . . .... | — 6'/a’” 81/2” | 61/2” Auch an meinem Vogel wiederholen sich dieselben Schwingenverhältnisse, wie sie durch die Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck angegeben werden, und das Gefieder der Stirn, wie auch das des Rückenmantels und der obern Schwingendecken besitzt einen eclatanten Metallglanz. Der ausgebreitete Schwanz zeigt nicht die Keil- 1) Vergl. sowohl H. v.Middendorff’s Citat, 1.c. p.161, als auch das von H. L. v.Schrenck, l.c.p. 325. 2) Fauna japonica, Aves., p. 79, Tab. XXXIX. 3) Die von H. v. Middendorff in Millimetern gegebenen Maasse reduzire ich auf franz. Zoll. =“ . Corvus Corax. 9a form in seiner Endcontour, wie sie bei dem Kolkraben vorhanden ist, sondern ist mehr abgerundet. Im Bureja-Gebirge war dieser Rabe die häufigste Art, winterte aber daselbst nicht. Am 25. Februar 1858 stellte sich das erste Paar bei meiner Wohnung ein, am 4. März wurde er in einigen Exemplaren auch auf dem rechten Amurufer am U-Flüsschen bemerkt. Am 10ten trafen grosse Züge ein, die sich auf die Zitterpappeln bei meinem Hause niederliessen. Schon am 13ten trennten sich einzelne Paare. Am 17ten aber fand ich die Hoden kaum etwas» grösser, als eine graue Erbse. Darauf verschwanden vom 20—21. März die meisten dieser Raben. Im Herbste stellten die zusammengerotteten Banden von (. japonensis ihre Flugübungen an, welche oft stundenlang währten. Sie kreisen dabei, wie die Kolkraben oder Adler, sehr hoch; am 18ten und 19. September 1858 sah ich dergleichen Uebungen. Seit dem 10. September hatten sich diese Raben zu grössern Gesellschaften vereinigt. 99. Corvus Torax L. Nicht alle Kolkraben überwintern im Süden von Östsibirien, namentlich gilt das für die in den Hochsteppen lebenden. Am Tarei-nor erschienen Anfangs März ziem- lich zahlreiche Gesellschaften von Kolkraben, vertheilten sich am Tage in den Umge- bungen von Kulussutajefsk und sammelten sich Abends zur Nachtruhe auf dem Dache der niedrigen Kapelle dieses Dorfes. Winternd traf ich hier, wie auch im Bureja-Ge- birge, die Raben nur in einzelnen Paaren. Uebrigens waren sie überall, selbst in den einsamsten Wäldern, nicht selten. Auch kommt der Rabe, als Bewohner der Hochge- birge, ebensowohl im obern Irkutthale, wie auch in dem der Oka vor. Am Baikal- see gesellte er sich zu den Milanen und Cormoranen, um die Abgänge der Fischereien zu verzehren. In den Wäldern folgt er den herumziehenden Jägern; so begleiteten uns zwei Rabenpaare auf den Eichhörnchen-Jagden im Bureja-Gebirge. Hoch kreisend, erspähen die Raben das verendete, vom Jäger nicht aufgefundene Wild und sammeln sich dann von weit her um dasselbe. Deshalb gilt denn auch den Jägern Ostsibiriens das anhaltende Kreisen der Raben an einem Orte für ein Zeichen, hier das erlegte Wild zu suchen. Einige Male gelang es uns, im Bureja-Gebirge auf diese Weise ver- lorene Wildschweine nach einigen Tagen wiederzufinden. Anfangs Juni bemühten sich einzelne Rabenpaare im Bureja-Gebirge, den Blauelstern die Jungen zu rauben und wurden von den Alten auf das Eifrigste verfolgt. Zwei Weibchen, von denen das eine im November in Kultuk, das andere im März am Tarei-nor erlegt wurde, stimmen in Grösse und Schwingenproportionen genau unter einander überein und reihen sich gut unter die europäischen Kolkraben. Ihre Total- länge beläuft sich auf 22"), frz. 212 Fregilus Graculus. 100. Fregilus Graculus L. Bei den S’ojoten und Burjäten des östlichen Sajan-Gebirges: Schongnul Bei den Burjäten in Transbaikalien, südlich vom Onon: Choiluk. Bis auf den etwas kürzern Schnabel und die Variationen, welche die gesammte Flügellänge und die Proportionen der einzelnen Schwingen unter einander darbieten, stimmen die Alpenkrähen, die ich aus dem östlichen Sajan und vom Ostabhange des Kentei mitbrachte, ganz zu persischen Vögeln und Exemplaren aus der Schweiz. Ich gebe zunächst die Maasse meiner drei Alpenkrähen und bespreche dann die Schwingenproportionen genauer. Zum Vergleiche stelle ich die Maasse von je ei- nem Exemplare aus der Schweiz und aus Persien neben die von mir ermittelten: | Fregilus Graculus. | Sajan. | Kentei. Persien. | Schweiz. BETEN N N TO | otalläne 2a, Er u a ae u eh | 13° 11°” | 14" 6° | 13207 SE TE Länge des zusammengelegten Flügels . . -. . . . .. | 11”5” | 10” 3” [1048422 111725420 12131953 ER RDERBEICH WATER NA En EST ENG ll Br are 1 EB eg BO „ des Schnabels, auf der First gemessen (bis zur Stirn- | | | | KeRederune ER ON RL ER IT ERBE rk a al E10 er. tdess Bauferi.c MER HE RNIT 1” 61/2” 1 Er 17,622 1915812: 1 110% 3, der Mittelzehe ohne Nagel . . . 2 2.2 20. 10/2” 10” gi/a’ 1% 1r1E ». „.des’Nagels an der Mittelzehe . . -» . 2... ..| 5” By Alfa" 5” 51a’ Hieraus ersieht man, wie selbst bei den kleinwüchsigen Alpenkrähen die Flü- gellänge um mehr als einen Zoll grösser sein kann, als bei den grosswüchsigen. Uebrigens wurden die betreffenden Vögel (in unserer Tabelle also N 1 und 2) fast in gleichen Jahreszeiten geschossen, nämlich Ende Juli und am 2. August, so dass diese Dit- ferenz nicht durch die Mauser bedingt werden konnte, da das Exemplar aus dem Kentei, dessen Flügelkürze auffällt, die alten Schwungfedern noch trägt, jenes aus dem Sajan sie aber schon gewechselt hat. Am ausgewachsenen Flügel finde ich die 2te Schwinge etwas länger, als die 6te, die 3te und öte sind fast gleich lang, die 4te, als längste, überragt die 2te und 5te um ein Geringes, die Iste ist gleich der 9ten. Am Vogel aus der Schweiz dagegen ist die 1ste Schwinge gleich der 10ten, die Spitze der 2ten erreicht die Mitte zwischen der Spitze der 7ten und 6ten, die 4te und öte sind gleich lang, die 3te nur sehr wenig kürzer, als die 4te. Die 4te Schwinge scheint aber besonders > Sturnus vulgarıs. 213 grossen Abänderungen in der Länge unterworfen zu sein, da Blasius') angiebt, sie sei «viel grösser», als die dritte. Im Uebrigen stimmen meine sibirischen Exemplare vollkommen zu den Vögeln aus der Schweiz und aus Persien. Die allgemeinen Angaben, welche Pallas über das Vorkommen der Alpenkrähe im Süden von Ostsibirien macht, werden von ihm selbst in der Nota ?) besonders für das Selenga-Thal specialisirt und wir erfahren, dass sie auch am Tschikoi niste. Wie hier am Westabhange des südlichsten Apfel-Gebirges, so lebt sie auch am Ost- abhange desselben und wird sowohl von den Mongolen, als auch von den Russen be- sonders verehrt. Man glaubt nämlich ziemlich allgemein an der mongolischen Grenze, dass das Erscheinen der Alpenkrähe die Tollwuth der Thiere heile und man treibt sogar aus weiter Ferne verdächtiges Vieh an solche Orte, wo diese Vögel zu leben pflegen, opfert ihnen dann Weizen und Zucker und wartet längere Zeit auf ihre An- kunft. Erscheinen die Alpenkrähen wirklich und umkreisen schreiend das kranke Vieh, so wird dies als ein besonders günstiges Zeichen angesehen und man glaubt, die Krankheit sei gehoben. In dem grossen Dorfe Kiri oder Kirinsk, welches am Kira-Bache (zum Onon) gelegen, brüten seit vielen Jahren einige Paare dieser Vögel im Glockenthurm der Kirche. Hier mauserten einige der alten Vögel Anfangs August stark, besonders die Schwingen- und Schwanzfedern. Im kleinen Gefieder beschränkte sich die Mauser auf die Brust- und Halsfedern. Zeitweise erschienen die Alpenkrähen in grossen Schaaren im Changinskischen Posten. Namentlich geschah das, wenn der Himmel stark und anhaltend bezogen war und das Wetter feucht und kalt wurde. Die Vögel zeigten dann eine grosse Unruhe, setzten sich zur Nacht dicht neben einander unter die etwas vor- tretenden Dächer der Kapelle und des Magazins und besammelten am Tage die Chan- ginskische Ebene. Am 5. Juli erschienen sie mit den flüggen Jungen und im Vereine mit den Dohlen. Lange aber währen solche Ausflüge nicht. Die Scholomur-Höhen und die Steilufer des schwarzen Irkut dienen diesen Alpenkrähen zu Brutplätzen. Sowohl bei der Besteigung des Sochondo, wie auch bei der des Munku-Sardik, traf ich Fre- gilus noch über der Baumgrenze an, ja auf letzterm Gebirge lebte er sogar auf dem Gletscher selbst. 101. Sturnus vulgaris L. Bei den Burjäten im östlichen Sajan: Oin-borboloch, d. h. Wald-Sperling. Pallas grenzte schon mit grosser Bestimmtheit das Vorkommen des gemeinen Staars in Ostsibirien ab 3). Seine Beobachtungen darüber kann ich vollkommen bestätigen. 1) Die Wirbelthiere Europa’s, p. 170. 2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 400. 3) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 419. 914 Sturnus Öineraceus. Es ist mir nicht gelungen, den Staar östlich vom untern Selenga-Laufe aufzufinden, und über sein Vorkommen in den sogenannten Bargusin-Steppen blieben mir die Be- stätigungen aus. Dagegen ist'er in den Dörfern an der untern Selenga ein wohlgekannter Vogel, dem man die üblichen Vorrichtungen auf hohen Stangen in den Höfen der Bauern herrichtet. Meine beiden alten Männchen brachte ich aus dem östlichen Sajan-Gebirge von der Tunka-Ebene mit, wo diese Vögel, in kleinen Gesellschaften, in Astlöchern der Weissbirke brüteten und ich am 8. Mai schon die Jungen im Neste zwitschern hörte. Die beiden alten Männchen besitzen den Metallglanz des Gefieders in noch höherem Grade, als die alten Staare Europa’s. Bei beiden erreichte durch Abnutzung der hellen Federspitzen das Gefieder das einförmige Colorit der St. unicolor Marmora. Stimmen nun diese Exemplare in ihren Kleidern auch vollkommen zum europäischen Staar, so sind sie doch etwas kleiner, wesshalb ich hier die Ausmessungen folgen lasse und ihnen die an süd- russischen genommenen zur Seite stelle. | Sturnus vulgaris. | Oestl. Sajan. Caucasus. | | | Motallange a Sir re re: Er PT | U Lg | ZR10r Tr Länge'des; zusammengelegtenAnlügels „Mm u 2 = m. nn ar | Auen 477 | VARTOFT Ar 10“ „ des Schwanzes UTAH. | ars” | 274” 275” PL „ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . 2. 2 2... I. 4 I") BR 1@ 14 Eh. despluaufesitry ohhth untarrre Reel An Aulasaar edge | 6:17] ala?" IE 13° 1% a deruNiittelzehexchneNagela. u se ea en | 2“ 9” gig” ga” A ndesuNarelskdensMittelzene, 2. „1 ne. el a 3 3% 102. Sturnus eineraceus Temm. Taf. VI. Fig. 2. Schon oberhalb der Bureja-Mündung traf ich diese Art in grossen Schwärmen, untermischt mit Pastor sturninus, auf den Inseln an. Die am 15. Juni dort erlegten Exemplare sind, bis auf ein altes Männchen, junge Vögel im Nestkleide. Dieses bis jetzt noch unbekannte Nestkleid will ich zunächst beschreiben. Wie die ersten Jugend- kleider der staarartigen Vögel sich überhaupt durch matte und gleichförmig vertheilte, meistens bräunlich-graue Farben kenntlich machen, so geschieht dies auch bei der in Rede stehenden Sturnus-Art. Wir sehen demnach ‚von der Stirn an ein schmutziges Braungrau sich über die ganze obere Körperseite verbreiten, gegen welches sich nur der schmale, weisse Bürzel absetzt. Bis zum Nacken nimmt die braungraue Farbe von der Stirne an einen tiefern, bei den Männchen sogar schwärzlichen Ton an, zieht dagegen auf dem Rückenmantel und allen oberen Flügeldecken etwas mehr in’s Gelbbräunliche. » Sturmus cineraceus. 915 Das Weiss der Wange ist noch bräunlich getrübt, das Wangenfeld selbst gewinnt noch nicht einen so bedeutenden Umfang, wie im Alter. Die meisten Federehen tragen auf diesem Felde schmutzig bräunliche oder schwärzliche Spitzen. Auf der untern Körper- seite sieht man die Rückenfarbe in etwas bleicherer Tinte vorwalten, an der Kehle lichtet sich das Gefieder auf rundlicher Fläche in schmutzig weisser Farbe, jedoch findet das nicht immer statt. Dagegen ist das Mittelfeld des Bauches und Abdomens stets weisslich, . den Flanken zu zieht das Gefieder aber allmählich in Grau. Die untern Schwanzdecken sind weiss. Die Schwingen der jungen Vögel weichen in doppelter Hinsicht von denen der alten ab: erstens in der Farbe, zweitens in der Form. Zunächst fehlt ihnen jeg- licher Metallglanz, den wir bei alten Männchen oft recht stark über die hintern Schwung- federn 2ter Ordnung und über die grossen obern Decken verbreitet finden. Ferner sind die hellen Ränder der Aussenfahnen nie weiss, sondern gelbbräunlich und namentlich die der Federn 2ter Ordnung nicht so breit, als bei alten Vögeln. Endlich aber sind diese Schwungfedern der 2ten Ordnung von der 2—5ten incl. bei dem alten Sturnus cineraceus an der Aussenfahne im letzten Drittel recht stark verengt, was sowohl bei dem Ge- fieder des Nestkleides, wie auch bei dem Uebergangskleide mangelt. In der Fauna japonica finden wir dieser Eigenthümlichkeit weder in der gelungenen Abbildung, noch in dem Texte erwähnt (vergl. Tab. XLV, p. 85), dagegen wird die 3te und 4te der grossen Schwingen an der Aussenfahne vor dem Ende etwas verengt gezeichnet und auch so beschrieben. Dieses Letztere sehe ich an meinen Exemplaren in allen Lebensaltern be- stätigt. Die untern Flügeldecken besitzen die im Alter deutlichen und, wie es scheint, stets ausgeprägten Abzeichen in geringerem Umfange und blasserer Farbe. Diese Ab- zeichen bestehen darin, dass die Aussenfahnen der 2—3 längsten untern Deckfedern vor ihren Enden eine langgezogene, schwärzliche Längsbinde tragen und die Decken des Flügelbugs zu gleichen Theilen breit weiss und schwarz gebändert sind, da sich an die schwarze Basalhälfte die weisse der Spitze schliesst. Die Schnäbel der ausgewachsenen Jungen sind doch bedeutend kürzer, als die.der alten Vögel, worüber die unten folgende Tabelle nähern Aufschluss giebt. Die schöne mennigrothe, der Mitte des Oberschnabels zu in Orange, dann in Gelb ziehende Farbe des Schnabels, wie sie die alten Individuen besitzen, fehlt den jungen. Ebenso der auf den Seitenflächen des Unterschnabels befindliche längliche, bläulich schwarze Basalflecken. Dagegen hat der junge Vogel einen schmutzig gelben Schnabel, der in Hornfarbe bald mehr, bald weniger getrübt ist. In Bezug auf die Füsse ist zu erwähnen, dass die untern Zehenflächen sammt den Nägeln bei alten Vögeln schwärzlich hornfarben sind, bei jungen dagegen schmutzig blassgelb. Die hellen Flecken an den Enden der Innenfahnen der Schwanzfedern nehmen im Alter an Umfang und Reinheit der Farbe zu. Ueber das Uebergangskleid wurde bereits durch H. L. v. Schrenck ') ausführlich 1) Reisen und Forschungen ete. l. c. p. 328. 9316 Sturnus cineraceus. 4 gesprochen. Das Gemisch von Dunkelgrau und Weiss im Kopfgefieder lässt sich kaum für dieses Kleid bestimmt abgrenzen. Es herrscht meistens Weiss vor. Es scheinen aber besonders die Weibchen geneigt zu sein, sowohl im Uebergangskleide, als auch später am Kopfe mehr weisse Federn zu tragen, als die Männchen. So finde ich z. B. an einem, im Bureja-Gebirge am 4. April 1858 erlegten, recht alten Weibchen die blau- grauen Halsfedern überall von Weiss durchsetzt und zwar ohne Regelmässigkeit der Vertheilung, ja das Weiss tritt auf dem dunklern Kopfe sogar über den Scheitel zum Nacken und in einzelnen Federn sogar auf die hintere Halsseite (vergl. Taf. VI. Fig. 2. a.). Die alten Weibchen besitzen übrigens gleich den Männchen etwas verlängerte, spitze Kopffedern und Metallelanz an den oben schon erwähnten Stellen des Gefieders. Alte Männchen, ganz in der Tracht, wie sie die Abbildung der Fauna japonica zeigt, besitze ich mehrere, jedoch nur ein Exemplar, bei welchem die weisse Schnabel- und Augenzeichnung fehlt. Die Zunge dieser alten Vögel war mässig lang, weich, an der Spitze deutlich drei- und mehrzähnig, fast gespalten. Unsere Tafel VI stellt die Köpfe zweier alten Individuen und den des jungen Vogels dar. In Bezug auf die Schnabellängen stelle ich folgende Tabelle zusammen: In Millimetern. Alte Männchen. ne Junge Vögel. EEE FERN a Länge des Schnabels, auf der First gemessen . Höhe desselben, vom Grunde der Stirnbefiederung abwärts SEMERBEN WR ler vermessen te Kalbe ee 8 | SEITE RD oA EN. RE 31 | 31 | 294. 1527 os. |la8 7 lra7 | | | I Durch das Auffinden dieses Vogels westlich vom Bureja-Gebirge wird seine westlichste Verbreitungsgrenze zwar erweitert, nichts desto weniger aber gehört er jedenfalls, wie es H. L. v. Schrenck schon behauptet, nur dem südlichst gelegenen Amurlaufe an. Wir finden durch ihn, wie durch viele andere Thier- und Pflanzenarten jene Wahrheit be- stätigt, nach welcher die Verbreitungsgebiete dieser theils südasiatischen, theils bis jetzt als .insulär-japanisch betrachteten Species sich nordwärts bis über den 48° n. Br. und westwärts bis zu den äussersten Verflachungen des Chingan-Gebirges erweitern. Diese Staare erschienen am mittlern Amur schon sehr früh. Am 26. März 1858 sah ich die ersten kleinen Gesellschaften in der Salbatsche-Ebene auf dem rechten Amurufer, sie bestanden vornehmlich aus alten Männchen. Die Nähe stehender Gewässer liebten sie, badeten sich oft, besammelten dann die steilen Ufergehänge, ruhten gemeinschaftlich auf alten Weiden und verschwanden nach wenigen Wochen. Sie brüten hier nicht. Die Schwärme, welche ich Mitte Juni auf den Inseln des Amur oberhalb der Bureja- DE | Pastor sturninus. Certhia famiharis. 217 Mündung fand, waren sehr unruhig, lebten ganz wie die gemeinen Staare, lärmten viel, wenn sie flogen, und besuchten nicht nur die Weidengebüsche, sondern auch die dichten * Geröhre. 103. Pastor sturninus Pall. Drei Exemplare dieser Art brachte ich von denselben Inseln oberhalb der Bureja- Mündung mit, wo Sturnus cineraceus geschossen wurde. Alle drei sind Männchen, eines derselben ein recht alter Vogel, dessen gesammtes dunkles Gefieder einen sehr starken Metallglanz besitzt; der Umfang der dunklen Nackenplatte steht mit dem Alter der Vögel in keinem Zusammenhange, dafür liefern die beiden jüngern Männchen, die ich mitbrachte, den Beweis. Eines derselben besitzt jene Nackenplatte in matter schwärzlicher Farbe vom Scheitel über die ganze hintere Halsseite, bei dem zweiten ist sie kaum auf dem Hinterhaupte angedeutet. Im Uebrigen verweise ich auf die neuerdings durch H. L. v. Schrenck ') und in frühern Zeiten schon durch Pallas?) und Wagler ?) gegebenen Beschreibungen dieser Art. Es ist mir nicht gelungen, nach Pallas Angaben diesen Staar in Daurien zu finden oder zu erkundigen. Erst oberhalb der Bureja-Mündung traf ich ihn mit der vorher aufgeführten Species vereint in grossen Schwärmen an. 104. Certhia familiaris L. Im westlichen Theile meines Reisegebietes bewohnte der Baumläufer die Kiefer- und Birkenbestände ungleich seltener, als die gemischten Laubhölzer am mittlern Amur, woselbst er besonders die Eichenstämme gerne wählte und recht häufig war. Das mitgebrachte Exemplar wurde im October 1855 bei Irkutsk in den Wäldern am linken Angara-Ufer geschossen; es weicht in keiner Hinsicht vom typisch europäischen Baum- läufer ab und reiht sich bei dem Vergleiche mit ostasiatischen Exemplaren genau an das von H. L. v. Schrenck *) beschriebene. Ein neuerdings durch H. Maximowiez vom obern Ussuri zugestelltes Männchen besitzt zwar die braunen Tinten des Rücken- gefieders bedeutend heller und gelbbräunlicher, allein daran betheiligt sich gewiss das Verflecken der betreffenden Federn, da das Exemplar am 18. März erlegt wurde. In den Proportionen schliesst sich mein Baumläufer ganz genau an das durch H. L. v. Schrenck ausgemessene Exemplar an. 1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 329. 2) Zoogr. ross.-ast. I, p. 422. 3) Systema avium, Pastor, sp. 20. 4) Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 330. 28 218 Oinclus aquaticus. 105. Cinclus aquatieus Bechst.') Vart. leucogaster Eversm. Vergebens suchte ich in den durch Eversmann meistens in kleinern Aufsätzen beschriebenen neuen Vogelarten nach seinem C. leucogaster und muss schliesslich anneh- men, dass der Verstorbene eine Beschreibung dieses Vogels nicht hat drucken lassen. Zu dieser Annahme berechtigt mich auch der Umstand, dass nirgends, wo 0. leucogaster aufgeführt wird, ein bezügliches Quellen-Citat zu finden ist (vergl. Bonaparte Conspect. gener. avium, Sect. prima, p. 252, und v. Middendorff’s Sib. Reise l. c. p. 163) und auch in den wenig zugänglichen Beiträgen Eversmann’s, die er als Addenda ad ce- leberrimi Pallasii Zoographiam Rosso-asiaticam in den VweHsm saumcku, WSTABAeMEIA Hnup. Rasanckung yaugepenreroms mittheilte, steht von diesem Vogel nichts. Bekanntlich aber hatte Pallas ?) denselben schon am Jenisei als eine dort häufige Varietät des Wasserschmätzers beobachtet und vereinigte ohne Bedenken nicht nur diese, sondern auch die einfarbig schwarzbraune, der man später den Namen C. Pallasii ertheilte, mit dem europäischen Oinchıs. Der Meinung, es seien die verschiedenen Kleider des Wasserschmätzers, — von denen namentlich in Asien die heiden extremen Formen, als ©. leucogaster Evrsm. und ©. ı Pallasi Temm., die typisch europäische gänzlich verdrängt haben, — nur klimatische Ab- änderungen des Cinclus aquaticus, muss ich mich in Bezug auf (©. leucogaster ganz entschieden anschliessen, darf es aber in Bezug auf C. Pallasii nicht ohne Weiteres thun, weil für diesen letztern noch keine Uebergangsformen zum (. aquaticus bekannt ge- worden sind. Gerade das von mir mitgebrachte alte Weibchen des (©. leucogaster, dem ich einige Exemplare aus Südwestsibirien zur Seite stellen kann, vermittelt in Färbung des Bauchgefieders den nachweisbaren Uebergang von Cinclus aquaticus zu (C. leucogaster. Denn an diesem Weibchen, das am 30. October 1855 am Kultuk-Bache (Südwestwinkel des Baikals) erlegt wurde, zieht sich etwa von der Mitte des Brust- beines an abwärts zum Abdomen ein nach und nach intensiver werdender graubräunlicher Anflug, der sich auf den hintern Weichen- und den untern Schwanzdecken in die dort übliche graue Farbe verliert. Im Vergleiche also zum typischen C. leucogaster ist dieser Vogel auf seiner Bauchseite zu dunkel, im Vergleiche aber zum C. aquaticus europaeus viel zu hell. Uebrigens nimmt das Weiss der Kehle und Brust an diesem Vogel ganz 1) Bei den Bemühungen, ein Quellencitat für Cinelus leucogaster Eversm. aufzufinden, stellte es sich heraus, dass in Gray’s Genera of birds über das Genus Hydrobata (Cinelus), welches er zu der Subfamilie der Formicarinen und zu der Familie der Turdiden stellt, nichts gesagt wird, obschon dasselbe auf der bezüglichen Tafel 55 unter N 1 abgebildet ist. Im Texte findet man nur die 12 anderen Genera der Formicarinen erörtert. 2) Zoogr. ross.-ast. T. I, p. 426. Cinclus aquaticus. 219 dieselbe Zone ein, wie bei dem europäischen Wasserschmätzer, setzt sich aber abwärts nicht scharf gegen das lichte Rauchgrau ab. Die Färbung der obern Körperseite anlangend, erwähne ich nur, dass bei Vart. leucogaster das Graubraun des Kopfes und Nackens etwas heller ist, als bei dem europäischen Wasserschmätzer. In den Schwingen und son- stigen plastischen Verhältnissen lassen sich keine stichhaltigen Abweichungen finden. Ich gebe nachstehend eine Anzahl von Maassen, die an der Varietät und dem (\ aquaticus Zypicus genommen wurden. Cinclus aquaticus. Vart. leucogaster. Vart. europaea. Baikal. Westsibirien. A Persien. | Petersb. SE oa (A 65,92 HEBEL Ne 674% 6" 5" bu102 Länge des zusammengelegten Flügels . Bang Se Sue 3#1., 32nu, Sa Sulz 3 des. Schwanzesi. “=... ie 141177 2” 1105 1 105: 123107 1 422 1:8 „ des Schnabels, auf der First ge- EN 8 Te ee ge 6a” 6” Ba deskllantes me ee le ee 1 Ir 1” I IL ale 1# » der Mittelzehe ohne Nagel . . 9” 81a’ Br% 8” I 8% 81% „ des Nagels an der Mittelzehe . Sr PA 34 3” Su Tr 3 In der That scheint bei dem (©. Pallasii Temm. eine bedeutendere Grösse in allen äussern Körperproportionen constant zu sein, wie sich das bei dem Vergleiche der so eben gegebenen Maasse mit denen von H.L. v. Schrenck ') für ©. Pallasü ermittelten ergiebt. Aber ein Umstand, der für das schon von Pallas ausgeführte, von Gloger, Blasius und Andern ebenfalls anerkannte Zusammenziehen dieser Oinclus- Arten mit dem europäischen Wasserschmätzer spricht, liegt auch noch darin, dass diese Varietäten keines- wegs in ihrer geographischen Verbreitung einander ausschliessen. Wir besitzen aus dem südlichen Westsibirien neben dem COinchus leucogaster auch typisch europäische Exem- plare des C. aguaticus und H. v. Middendorff beobachtete sogar Oincl. Pallasıi und C. leucogasiter zusammen im Stanowoi-Gebirge. Jedenfalls aber wird im östlichen Asien C. Pallasii prädominirend und auch am mittlern Amur beobachtete ich nur diesen. Im November 1855 traf ich ©. aquaticus recht häufig am Schamanenfelsen bei dem Dorfe Kultuk, wo er namentlich um Mittag fleissig sang und dabei über die Felsentrümmer hinhüpfte. Im Januar erst verlässt er den See, da dieser dann zufriert, und zieht zu den offenen Stellen der Waldbäche, na- mentlich Pachabicha, Sljüdenka ete., woselbst er an den Blänken oft sehr lange, ohne die geringste Bewegung zu machen, auf dem Eise sitzt und dann taucht. Vor 1) 1. c. p. 334. ’ 220 Cinclus Pallasü. Anthus campestris. dem Aufgehen der Angara stellt er sich recht häufig als Strichvogel bei Irkutsk auf diesem Flusse ein, da ihm dann die vielen Löcher in der Eisdecke bequem sind. 106. Cinclus Pallasii Temn. Ich habe mich schon oben dahin ausgesprochen, dass, bevor Uebergänge in den Kleidern von ©. Pallasi zu C. aquaticus gefunden sind, man an die artliche Vereini- gung dieser beiden Vögel gegründeter Weise noch nicht gehen darf. Am mittlern Amur und zwar besonders am Udirflüsschen, oberhalb des Bureja-Gebirges, traf ich den schwarzen Wasserschmätzer häufig an, wurde seiner aber nicht habhaft, da er sich zwischen den wild durch einander geworfenen, angeschwemmten Baumstämmen trefflich versteckte und überaus scheu war. Er fliegt wie Alcedo und tauchte gerne in die Luftlöcher von Lutra. 107. Anthus campestris Bechst. Bonaparte’s Deutung der Alauda grandior Pall.'), die er als Synonym bei Anth. campestris aufführt, halte ich für sehr begründet. In der That lebt der Brachpieper in der Mongolei gar nicht selten und steht namentlich durch den verlängerten Sporn der Hinterzehe und durch die Schnabelstärke den Lerchen nahe. Somit wäre denn auch durch die von mir heimgebrachte Suite von 11 Exemplaren dieser Art die Ornis Östsibiriens in ihren Piepern nicht bereichert, obschon in neuerer Zeit die Herren Reisenden in Ostsibirien dieselbe nicht gefunden haben. Meine Suite wurde an drei verschiedenen Lokalitäten gesammelt. Als Sommervögel liegen 3 Exemplare von den steinigen Vorländern am westlichen Baikalufer vor. Ihr Gefieder ist stark abge- nutzt, aber keine Mauserspur lässt sich an diesen Vögeln wahrnehmen, die am 9ten, 10ten und 23. Juli alten Styls erlegt wurden. Dagegen haben ein Männchen und ein Weibchen vom Tarei-nor, die am 15. August und 2. September geschossen wurden, das kleine Gefieder schon ganz erneuert, die grossen Schwingen jedoch noch nicht. Bei diesen wächst die erste zuletzt und der Flügel erneuert sich von innen nach aussen. Sechs andere Exemplare, von denen 5 ebenfalls am Tarei-nor, drei aber im östlichen Sajan, auf der Tunkinskischen Ebene Anfang Mai 1859 erlegt wurden, tragen ein volles Gefieder, welches keine Mauserspur erkennen lässt, etwas abgerieben und ungleich bleicher als das frische Herbstkleid ist. Jedenfalls macht der Brachpieper in Sibirien nur eine Mauser durch und kommt im vollen 2ten Kleide, wenn er ein solches überhaupt im Süden anlegen sollte, an. In Bezug auf den äussern Bau der mir vorliegenden Exemplare meiner Suite habe ich 2 Punkte namentlich näher zu beleuchten. Erstens die Fuss- und Zehen- bildung und zweitens das Verhältniss der Hinterschwinge zur Flügelspitze. Gerade in 1) Consp. gener. avium, I, p. 247. Anthus campestris. 221 diesen beiden Punkten soll sich Anth. Richardi Vieill. constant vom Anth. campestris Bechst. unterscheiden. Was nun die Lauflänge anbetrifft, so ersieht man aus nach- stehender Tabelle, dass in der That dem Anth. campestris eine kaum schwankende Länge von einem Zoll als Lauflänge zukommt, während Anth. Richardi nach Zander') einen 15” langen Lauf haben soll. Dagegen haben aber alle meine Brachpieper den Sporn der Hinterzehe bedeutend gross und es übertrifft an ihnen die Länge der hintern Zehe mit dem Sporn jene von Zander für Anth. campestris angegebene (8°) um 4—5 Linien. Anth. campestris Bechst. Ostsibirien | Männchen. | Weibchen. | nz Manpendes Tales een. 2 213% 100] ar | lt 1120 1377| 1372 18”) 137 | 33%. „ der Mittelzehe ohne Nagel| 8 | 8 9 | 8a 8 Tal aa 8 8 || 8 „ der Hinterzehe ohne Sponm 6 | 6 6a | 61a 62| 5% 6 6 Ban NG 6 „» desSpornsanderHinterzehe | 7g | 6 7 |! 6g| 5Yel 58 61a | 78 5 | 6 61/2 | | Ferner ist auf die geringere oder stärkere Krümmung des Sporns gar nichts zu geben, da die vorliegenden Exemplare eine Reihe von Abstufungen in dieser Hin- sicht wahrnehmen lassen, wesshalb wir ein g hinter die Ziffer in letzter Reihe setzten, wenn der Sporn ganz gerade war. Bei der Beurtheilung der Schwingen schliesse ich selbstverständlich die beiden Herbstexemplare aus, um nicht durch un- beendete Mauser der Federn irre geleitet zu werden. Kein einziges Exemplar der übrigen Brachpieper zeigt den Charakter, den Zander für Anth. campestris an- giebt, bei keinem überragen die hintern Schwingen die Flügelspitze, viel mehr sind sie durchweg um 3—4 Linien kürzer und nur bei einem Männchen finde ich das für Anth. Richardi notirte Längenverhältniss, wie es Zander mittheilt und wie wir es in den Nachträgen zu Naumann, p. 95, angegeben finden. Jedenfalls scheint mir dadurch dasjenige, was sich auf die Hinterzehe und die Schwingen des Anth. Richardi bezieht und zugleich maassgebend für seine artliche Selbstständigkeit sein soll, nicht stichhaltig zu sein. Möglich aber, dass sich im Tarsus und anderweitig gewichtige und constante Merkmale für den Richard’schen Pieper finden lassen. Thienemann?) scheint Bedenken zu tragen, ihn ohne Weiteres als gute Art anzuerkennen. Wir sehen daher in Bezug auf diesen Gegenstand, sehnlichst den Arbeiten des Herrn Professor Blasius entgegen und halten unsern Sibirischen Brachpieper, trotz langer Sporen und kurzer Hinterschwingen, für Anth. campestris Bechst. 1) Vergl. Naumannia 1854, p. 2. 2) Rhea II, p. 175. 3232 Anthus pratensıs. Der Brachpieper lebt nach den Mittheilungen des Herrn Akademikers v. Brandt !) im südlichen Westsibirien. Im Osten ist er, zumal in den steinigen Hochsteppen, gar nicht selten und lebte in der Nähe feuchter Wiesen und Umzäunungen, gerne auch da, wo Kieferngehölze nahe waren. Am Tarei-nor traf er am 9. Mai 1856 ein. Am 10. Juli waren noch die Hoden der am Baikalsee erlegten Männchen sehr stark geschwollen. Bei Zagan-olui .war er die allein vorkommende Pieperart. Oftmals gescheucht, fliegt er dann nicht mehr im gedrückten Bogen fort, sondern erhebt sich plötzlich senkrecht und steigt so hoch, dass man ihn aus den Augen verliert. Nach wenigen Minuten kehrt er aber zu derselben Stelle wieder, von der er gescheucht wurde. 108. Anthus pratensis L. Vart. japonica Temm. et Schlegel. Am 20. August 1856 erlegte ich am Tarei-nor, am Nordostende der hohen Gobi, ein Exemplar des Wiesenpiepers; dasselbe, ein Männchen, befindet sich im frischen Herbst- kleide und schliesst sich vollkommen an die in der Fauna japonica ?) beschriebenen und abgebildeten Wiesenpieper Japans an. In diesem Kleide gewinnen die schwarzen Flecken der Brust und der Weichen gleichfalls, wie bei den Wiesenpiepern Japans, an Umfang; die Farbe der untern Körperseite ist ein lichtes Gelbweiss, welches zwi- schen den Unterkieferästen heller wird, sich aber in grosser Gleichförmigkeit auch über die untern Schwanzdecken verbreitet. Der grünliche Anflug auf der obern Körper- seite fehlt meinem Vogel gänzlich, die hellen Umrandungen der schwarzen Mittelflecken der Federn haben eine lehmgelbe, in’s Graue ziehende Farbe. Die breiten Umrandungen der hintern Schwingen sind schmutzig weisslich. Zum bessern Vergleiche stelle ich hier die in der Fauna japonica mitgetheilten Maasse, sammt denen, die Herr L. v. Schrenck ermittelte, zusammen und füge ihnen die an meinem Vogel genommenen hinzu. Tarei-nor. Schilka. | Japan. Motallange. Vene ER ehe a 2 a ne 5.2” 829% _ Länge des zusammengelegten Flügels . . - » 2 2.2.2.0. 32” DA 3” 1735" GEB ASCHWANZES SEE ee Be le eg nenne tarer Pe 2" 57 _ 1 15 (BER NSChnabelagyrie Kenn a. re one Ne RER THALE" ala” 5a —_ „» des Laufes NE IM 10” „ der Mittelzehe ohne Nagel . STR EEE 6 da E= » des Nagels an der Mittelzehe . . ». ». 2... 0. 2 a” a „ der Hinterzehe ohne Nagel . 4" 41/3” _ „ des Nagels an der Hinterzehe . 5 BR —_ 1) Voyage scientifique dans P’Altai orientale par Tehichatcheff, p. 442. 2) 1. c. Aves. p. 59, Tab. XXIV. Anthus arboreus. 223 Es schliessen sich also die Schwingen der sibirischen Wiesenpieper besser an die Proportionen, welche für den Anth. pratensis in Europa ermittelt wurden, und erreichen die Länge der japanischen Exemplare nicht. Anthus pratensis ist ein seltenes Vögelchen im Süden Sibiriens, wo es bis jetzt nur am obern Amur gefunden wurde. Das von H. L. v. Schrenck erwähnte Exem- plar und das unserige sind unseres Wissens die einzigen Thiere dieser Art, welche aus dem südlichen Sibirien bekannt wurden. Am 22. April traf dieser Pieper am Tarei-nor ein. 109. Anthus arboreus Bechst. In der That bestätigt meine Suite von 10 Exemplaren des Baumpiepers die That- sache, dass, je weiter wir diesen Vogel im Osten Asiens antreffen, die Feckung seiner untern Körperseite umfangreicher und häufiger wird, dagegen die Rückenfarbe als eine mehr gleichförmige, stark in’s Olivengrüne ziehende erscheint. Exemplare vom Baikalsee und aus dem östlichen Sajan (Tunkinskische Ebene) erreichen in diesen Beziehungen noch nicht die Individuen, welche ich im Bureja-Gebirge schoss. Bei einem dieser letztern fliessen im frischen Herbstkleide die schwarzen Flecken auf der Vorderbrust fast zu einem wenig unterbrochenen Bande zusammen; die hintern Weichenfedern werden intensiv lehmgelbgrau und nur zwischen ihnen bleibt ein schmales Feld auf dem Bauche, weiss und ungefleckt; dagegen marquiren sich kaum noch die dunklern Mittelfelder der Federn auf der obern Körperseite. Den Erörterungen, welche die Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck über dei Baumpieper Ostasiens in ihren Werken geben, habe ich kaum etwas Wesentliches hinzuzufügen. An einem Weibchen, welches am 16/28. Juli 1855 am obern Baikalsee erlegt wurde, ist das gesammte Gefieder, namentlich aber die Schwingen, sehr abgetragen; es lässt sich aber gar keine Spur zur nächsten Mauser auffinden. Bei diesem Vogel ver- blich die grünliche Rückenfarbe zu einer stark in's Graue ziehenden, in der sich die dunklen Mittelfelder der Federn deutlich absetzen. Der Baumpieper traf etwas später als der Wiesenpieper in Transbaikalien ein. Am 24. April 1856 traf ich ihn in grosser Zahl am Tarei-nor zum ersten Male an. In den Tunkinskischen Gebirgen, am mittlern Irkutlaufe, sah ich ihn zuerst am 6. Mai 1859, dort lockte er in den Birkengehölzen seit dem 20sten sehr eifrig. In der hohen Gobi waren die Baumpieper schon seit dem 1. September auf dem Zuge und äusserst unruhig hielten sie sich zwischen den Carexhügelchen am sumpfigen Ufer der Süsswasserlachen bei Kulussutajefsk auf. Später zogen sie sich mehr in die mit Binsen bewachsenen Uferstrecken dieser Lachen zurück, wo ich sie am 4. September antraf. Am 1lten fiel mir ihre Häufigkeit in dem Rohr, welches ebenfalls an diesen Wassern hie und da steht, auf, und seit dem 16ten bemerkte ich sie nicht mehr. Später weilen sie im Herbste am mittlern Amur. Am 31. August 1857 trafen im Bureja-Gebirge 2234 Motacilla alba. grosse Schaaren der Baumpieper ein und hielten sich namentlich in den lichten Wal- dungen am Amurufer auf. Sie wurden im Jahre darauf bis zum 20. September eben- daselbst beobachtet. 110. Wotaecilla alha L. Sehr erwünscht ist es, in den sich immer mehr vervollständigenden Materialien zur Fauna Ost-Asiens, welche in den Sammlungen der Kaiserl. Akademie concentrirt werden, gerade solche Glieder zu finden, die die Uebergänge formenreicher Varietäten unter sich, oder zum typischen Individuum vermitteln. Es schliessen sich auf diese Weise die Reihen jener variablen Abänderungen gewisser Arten immer deutlicher ab und wir lernen diese Arten, trotz oft bedeutender Abweichungen der Varietäten, immer besser in ihrer einheit- lichen Selbstständigkeit kennen. In dieser Beziehung freue ich mich gerade über die weissen Bachstelzen, welche mir von meiner Reise vorliegen, da sich die 5 alten In- dividuen meiner Suite unmittelbar denjenigen anschliessen, die neuerdings durch Herrn L. v. Schrenck als eine interessante Varietät der weissen Bachstelze (Vart. paradoxa) beschrieben wurden '), in einer Beziehung aber. wieder der Motacilla alba vart. lugens Dlig. sehr nahe kommen. Bei allen 5 Exemplaren der alten Vögel, von denen 2 W. und 3 M. im Hoch- zeitskleide sind, ist das ganze Gesicht rein weiss. Keine Spur des Zügel- oder hintern Augenstreifens ist an ihnen zu bemerken, das Weiss trennt ferner in breiter seitlicher Halsbinde das Schwarz der Brust von dem des Hinterkopfes und Nackens und wir sehen meine Suite in der Vertheilung der weissen Farbe ganz genau die Kennzeichen der vart. paradoxa einhalten. Anders verhält es sich mit dem Schwarz. Jenes schmale, halbmondförmige Band in der Kropfgegend, wie es der Mot. alba vart. paradoxa zukommt, dehnt sich bei den in Rede stehenden Individuen, die in Transbaikalien und bei Irkutsk erlegt wurden, sowohl aufwärts als abwärts hin bedeutend aus. Zwar erreicht es zum Schnabelgrunde hin noch nicht die Mächtigkeit, wie bei der vari. lugens, tritt jedoch, zumal bei den Männchen, über bie ganze untere Halsseite bis fast zur Kopf- gegend. Hierin finden wir also entschieden einen Uebergang der vart. paradoxa zu der vart. lugens und ich bringe nun noch in Erinnerung, dass bei den 5 mir vorliegenden Bachstelzen die Vertheilung der grauen und schwarzen Farbe auf der obern Körper- seite ganz genau so ist, wie bei der Mot. alba Europa’s, und dass die obern Flü- geldecken nicht immer weiss, wie bei Zugens, sondern namentlich bei jüngern männlichen Vögeln und bei den Weibchen sich in ihrer Färbung an die der Mot. alba typica an- 1) Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 338 etc. Motacılla alba. 225 schliessen. So stellt es sich noch deutlicher heraus, dass die in Rede stehenden Bach- stelzen von jeder der 3 hauptsächlichsten Formen dieses Vogels etwas besitzen, nämlich: von M. alba vart. paradoxa die Vertheilung der weissen Farbe auf dem Gesichte, von M. alba vart. lugens die Vertheilung der schwarzen Farbe auf der Kehle und oft auch die der weissen auf den obern grossen Flügeldecken und von M. alba typica europaea das Grau des Rückens und oft auch das der obern grossen Flügeldecken. Wir dürfen uns nur an dem fertigen Hochzeitskleide der M. alba Europa’s das Schwarz ‘von dem Winkel der Unterkieferäste an auf eine Strecke von 8—9 Linien durch Weiss ersetzt denken, so haben wir die von mir eben besprochene Varietät, die, wie schon bemerkt, ein sehr gut vermittelndes Glied zwischen allen 3 in Russland vorkommenden Formen der Motacilla alba darstellt. In Bezug auf die Unterschiede des Gefieders, die in sexuellen Differenzen der Vögel ihren Grund haben, ist zu bemerken, dass bei den Weibchen das Weiss der Kehle tiefer abwärts reicht und sich in den obern Theil des schwarzen Gefieders auf dem Kropfe mischt. Dieses letztere aber gewinnt etwas an seitlicher Ausdehnung am Halse, so dass hier fast die Verbindung der schwarzen Nackenfarbe mit der des Halses stattfindet. Das Jugendkleid dieser Vögel giebt mir gleichfalls Veranlassung zu einigen Mit- theilungen. Es liegen mir in diesem 2 Männchen, das eine aus den Hochsteppen vom Tarei-nor vom 14. August 1856, das andere aus dem Bureja-Gebirge vom 1. Sep- tember 1857 vor. Beide tragen das frisch angelegte erste Winterkleid und stimmen insofern nicht ganz genau überein, als das eine zur vart. lugens, das andere zur vart. paradoxa gehört. Bei dem einen und zwar bei dem im Bureja-Gebirge geschossenen, ist nämlich Zügel- und hinterer Augenstreifen in mattem Schwarz schon deutlich vor- handen; an den Halsseiten aber steht in der lichten, gelblich weissen Farbe nur ein undeutlich umgrenzter schwarzer Fleck, der in schwachem Uebergange an das schmale, jetzt entschieden mondförmige schwarze Brustband sich schliesst. Sonst aber weicht dieser Vogel auch nicht im Geringsten von gleich alten Exemplaren ab, die das Herbstkleid angelegt haben und aus Europa stammen, wie mir solche zum Vergleiche vorliegen. Das 2te junge Männchen repräsentirt vollständig die wart. paradoxa; das lichte, etwas schmutzige Gelbweiss der Stirn tritt auch im ersten Winterkleide schon bis zur Mitte der Kopfplatte, dann folgen einige, in ihrer vordern Hälfte schwarze Federchen und endlich die grauen, die auf dem Kopfe noch einen geringen Anflug in Gelb haben und erst im Nacken und auf dem Rücken rein grau werden. In den Grössenverhältnissen schliessen sich meine Exemplare genau an die Maasse, welche H. L. v. Schrenck (l. ec. p. 343) für Mot. alba vart. paradoxa ermittelte. Am mittlern Amur kommen nach meinen Erfahrungen beide Varietäten der weissen Bachstelze vor, jedoch liegt mir aus Transbaikalien kein Exemplar der vart. lugens vor, sondern alle von dort herstammenden Individuen gehören zur vart. paradoza. 29 3936 Motacilla alba. Dieses gilt wenigstens von den Gegenden, die der mittlere Onon durchströmt und von denen, die südlich vom mittlern Laufe dieses Flusses gelegen sind, also von den Hoch- steppen Dauriens. Uebrigens waren die weissen Bachstelzen im Bureja-Gebirge ziemlich selten. Am Baikalsee traf ich dagegen beide Formen an und zwar beide im Sommer 1855 nicht häufig. Die Ankunfts- und Abzugszeiten wurden von mir folgendermaassen ermittelt: Am Tarei-nor trafen die ersten Bachstelzen schon am 25. März 1856 ein. In der Nacht vom 26—27sten zogen ihrer mehrere an. Die Hauptflüge aber kamen erst am 12. und 13. April. Am 27. März 1857 sah ich die ersten Bachstelzen bei Irkutsk, sie waren trotz des starken N.-W.-Windes über Nacht angekommen. Viel später erst, nämlich am 15. und 18. April 1858, sah ich im Bureja-Gebirge die ersten dieser Vögel. Am 24sten trafen mehrere und am 30. April grosse Schaaren ein. Diese Bachstelzen waren damals hier noch nicht gepaart. Dagegen lockten sie in der Tunkinskischen Ebene (2000° über dem Meere) schon am 19. April 1859 stark, die ersten bemerkte ich Tags zuvor. Jene Verspätung dieser Vögel am mittlern Amur ist auffallend, jedoch liegt hier sicher kein Beobachtungsfehler vor. In der Nacht vom 6—7. September 1855 verschwanden die letzten weissen Bachstelzen von den Ufern des Gänsesees (Selenga- Thal). Ein fusslahmes Exemplar schickte sich dort zur Winterung an und hielt sich bei den Jurten der Burjäten auf. Am Tarei-nor rotteten sich schon am 12. August die Bachstelzen, verfolgten dann in den nächsten Tagen besonders die kleinen Dipteren der Sümpfe, die sie auf- scheuchten und im Fluge fingen, und nächtigten dann gesellschaftlich in den hohen Junkus- Beständen an den Süsswasserlachen bei Kulussutajefsk. Die Hauptzüge fanden am 3—4. September statt. Als mit dem 7ten Eis auf den Lachen fror, blieben nur noch wenige Bachstelzen dort; sie wurden vom 12—17ten immer seltener und am 21. September sah ich nur noch einen Vogel im Onon-Thale. Im Bureja-Gebirge, woselbst die Bachstelzen als Sommervögel ziemlich rar waren, stellten sie sich 1857 vom 30—31. August in kleinen Zügen ein. Die Hauptzüge be- rührten diese Gegend aber erst am 14. September. Am 19ten waren sie fast alle fort. Am 26sten bemerkte ich auch hier noch einen Schwächling, der zurückgeblieben war. Im nächsten Jahre vermisste ich sie bis zum 15. August in denselben Gegenden ganz. Mit dem 25. August fanden sie sich ein, am 1. Sept. war ihr Zug am bedeutendsten und sie waren damals ausserordentlich wild und scheu. In der Nacht vom 19 —20. September verschwanden sie alle. In den hochgelegenen Gebirgsthälern des östlichen Sajan, wo die Bachstelzen im Sommer sich bis eirca 5000° Höhe finden, verliessen sie diese Lokalitäten schon mit dem 1. August; sie hielten sich hier stets in der Nähe der Burjäten- Wohnsitze auf und kamen nicht so hoch im Gebirge vor, als die folgende Art. Bei dem Changinskischen Grenzposten war die Brut am 12. Juli flügge. Die Höhe des Motacilla sulphurea. 227 Butogoll-Gebirges, woselbst die Graphitwerke des H. Alibert gelegen sind, besuchten die Bachstelzen nur zeitweise als selterte Gäste, die gewöhnlich im Kutscha-Thale leben. 111. Wotaecilla sulphurea Bechst. Vervollständigend werden meine Mittheilungen über diese Art in Bezug auf ihr Vorkommen sein. Gerade für den südlichen Centraltheil Sibiriens muss ich M. sul- phurea Bechst. = M. boarula Penn. = M. Melanope Pall. als einen ziemlich häufigen Vogel aufführen, den ich ebensowohl im östlichen Sajan-Gebirge, als auch in den daurischen Hochsteppen oftmals antraf, dagegen nur selten in den Wäldern am Baikal- see und am mittlern Amur sah. Von den 8 mitgebrachten Exemplaren sind 4 Männchen und 4 Weibchen, 7 davon befinden sich im Hochzeitskleide, ein altes M. in der Winter- tracht. Wie H. v. Middendorff !) schon bemerkt, so sehe auch ich bei den Männchen im Hochzeitskleide die meisten Federchen der schwarzen Kehlplatte schmal weiss ge- kantet. Nicht immer ist die Brust- und Bauchfarbe alter Männchen im Hochzeitskleide schön rein gelb, vielmehr zieht sie bei dem einen Exemplar vom Tarei-nor, das am 10. Mai 1856 erlegt wurde, auf der Brust etwas in’s Graue und ist an und für sich ungleich matter, als gewöhnlich. Die Sommerkleider der 3 Weibchen weichen in keiner Hinsicht von denen europäischer Vögel ab und stimmen mit dem Winterkleide des alten Männchens bis auf die hellere Bürzelfarbe des letztern ganz überein. Am 5. Mai 1856 trafen die ersten dieser Bachstelzen am Tarei-nor ein, häufiger erschienen sie am l1ten nach einer kalten, stürmischen Nacht (Westwind). Im Bureja- Gebirge stellten sie sich etwas zeitiger ein, nämlich schon am 1. Mai, welche beide Ankunftstage sich trefflich an den für das Amurmündungsland ermittelten Termin des Zuges (5. Mai, L. v. Schrenck |. c. p. 314) schliessen. In der Tunkinskischen Ebene wurden sie am 8. Mai 1859 in kleinen Schaaren bemerkt. Als Sommervögel traf ich sie sowohl an den Quellen der Oka, wie auch am entlegenen Dawatschanda=- See (N.-O.-Baikal) an. Ebenso sah ich sie im Bukukum-Thale 1856 familienweise (Kentei). Im Herbste 1856 lebten am Tarei-nor diese Bachstelzen am 29. August noch familienweise, blieben indessen nicht mehr lange dort, sondern wurden am 2. und 4. Sep- tember, nachdem schon ziemlich starke Nachtfröste eingetreten waren, selten. Ebenso ver- liessen sie in der Nacht vom 30—31. August 1857 das Bureja-Gebirge. Im nächsten Jahre rotteten sie sich eben daselbst seit dem 14. August und waren sehr unruhig, am 18ten erschienen durchziehende grosse Banden, am 25sten wurden sie selten und am 1. September waren sie alle verschwunden. Namentlich suchen sie im Herbste die Heu- schläge auf. us 1) Sib. Reise l. ec. p. 168. “ 2238 Motacilla citreola. 112. Motaecilla eitreola Pall. Bei den Burjäten im östlichen Sajan: Dilintschi. Will man das Genus Budytes nach dem relativen Längenverhältnisse der Schwingen und des Schwanzes, so wie nach dem Verhältnisse des Nagels der Hinterzehe zur Zehe selbst von Motacilla trennen, so muss diese Bachstelze in ihren weiblichen In- dividuen zu Budytes, in ihren männlichen aber zu Motacilla gestellt werden. Man kann sie demnach auch keineswegs so absolut zu Dudytes rechnen, wie dies in der Fortsetzung der Nachträge zu J. A. Naumann’s «Naturgeschichte der Vögel Deutsch- lands etc.» p. 118 geschieht. Eine Suite von 10 Exemplaren, die ich mitbrachte und der ich noch einige Exemplare des Akademischen Museums zufüge, spricht für die Richtigkeit vorstehender Behauptung. In den meisten Fällen sind Flügellängen (vom Bug zur Spitze gemessen) und Schwanzlängen bei den Männchen sich gleich, in anderen übertrifft jedoch der Schwanz die Flügel um einige Linien an Länge. Bei den Weibchen hingegen findet der entgegengesetzte Fall statt. Uebrigens sind die Weibchen constant bedeutend kleiner, als die Männchen, und schliessen sich in ihrer Körpergrösse, wie auch in dem eben be- sprochenen Schwingen- und Schwanzverhältniss in der That an Motacilla (Budytes) flava an. Nehmen wir nämlich die durchschnittlichen Maasse an diesen Vögeln, so ergeben sich fol- gende Ziffern: Mot. citreola Pall. In Millimetern. * a Ken E A Nagel an der Totallänge. | Schnabellänge. | Flügellänge. | Schwanzlänge. Lauflänge. | hriteen "ZEhe Männchen. . . . 180 12 90 92 25 110(Zehenlänge 9) Weibchen... . | 158 11 79 72 22 10=Zehenlänge. Das Gefieder der gelbköpfigen Bachstelze ist nur geringen Variationen unterworfen. Bei den Männchen werden mit zunehmendem Alter die weissen Umrandungen der kleinen und mittlern Flügeldecken breiter und der Kopf auch auf dem Scheitel rein gelb. Dies letztere scheint bei jüngern Individuen im Hochzeitsgewande nicht immer der Fall zu sein, vielmehr zieht sich das Schwarz des Nackens in schmaler Umrandung der einzelnen Federchen auch über die Kopfplatte und selbst bis vor den Scheitel. Bisweilen nimmt das Grau des Rückens eine leicht in Gelb ziehende Färbung an, wie solches auch die Abbildung (Taf. 377, Fig. 3) in den oben citirten Nachträgen zu Naumann’s Werk darstellt. In Bezug auf das Hochzeitskleid der Weibchen ist noch zu bemerken (indem Motacilla (Budytes) flava. 229 ich an die durch H. v. Middendorff !) gegebene Beschreibung und Abbildung an- knüpfe), dass sich nicht selten auf der Kehle, oberhalb der Brust, ein mehr oder weniger deutlich ausgeprägtes, schmales, gekrümmtes, trübgraues Band bemerken lässt, welches jederseits seitlich zum Halse ansteigt. Ein solches Weibchen brachte ich aus dem öst- lichen Sajan-Gebirge vom 14. Mai 1859 mit. Obschon wir durch Pallas das Vor- kommen dieser‘ Art in den südlichen Uralgegenden bestätigt finden ?), so gehört sie im mittlern Theile Westsibiriens jedenfalls noch zu den seltenen Arten. Erst mit dem Jenisei-Systeme wird sie häufig, so z. B. bei Atschinsk, wo ich sie im Mai 1855 oftmals antraf. Von hier an sah ich sie zwar ostwärts, z. B. bei Irkutsk im Kaja-Thale, jedoch war sie dort recht selten, wurde ferner nirgends am Baikalsee bemerkt und scheint sicherlich in den weiten Wäldern des gebirgigen Ostsibiriens nicht Sommer- vogel zu sein. Erst in den freien Ebenen Transbaikaliens, namentlich in Daurien, war sie gemein, fehlte dann aber am gesammten Amurstrome ganz und da sie weder dort durch die Herren L. v. Schrenck, Maximowicz und Maack, noch im Sta- nowoi durch H. v. Middendorff gefunden wurde, noch auch in der Fauna japonica angeführt wird, so darf man wohl mit ziemlicher Sicherheit ihre Existenz in diesen Gebieten bezweifeln und sie demnach für eine derjenigen Vogelarten halten, die sich vor- nehmlich auf das asiatische Centralgebiet beschränken. In Daurien sah ich schon am 18. April die ersten wenigen Exemplare dieser Art am Tarei-nor, am 30sten stellten sich mehrere und zwar schon gepaarte ein. Im östlichen Sajan fand ich sie zuerst am 23. April in einem Individuum im oberen Theile der Tunka- Ebene, am 8. Mai wurde sie dort häufiger und war am 13. Mai gepaart. Ueber ihr Fort- ziehen im Herbst habe ich keine Beobachtungen gemacht. Die Burjäten des obern Irkut- thales begrüssen im Frühlinge namentlich diese Bachstelze, weil nun, wie sie sagen, die Kühe mehr Milch geben werden und sie bald aus gegohrener Milch den berauschenden Darasün bereiten können. 113. Wotacilla (Budytes) flava L. Die aus den Hochsteppen Dauriens mir vorliegenden gelben Bachstelzen schliessen sich in den männlichen Individuen genau an die durch H. v. Middendorff?) so- wohl im Hochnorden Asiens, als auch im Stanowoi gefundene Varietät, welche die Motucilla flava cinereocapilla mit der nigricapilla vereinigt. Es fehlen diesen Männchen nicht nur die weissen Superciliarstreifen, sondern es zieht sich bei ihnen der schwarze Zügelstreif vom Mundwinkel durch das Auge über die gesammte Öhrbefiederung. 1) Sib. Reise 1. e. p. 168, Tab. XIV, Fig. 4, 5. 2) Zoogr. ross -ast., T. I, p. 504. 3) Sib. Reise 1. c. p. 169. 230 Oriolus Galbula. Oriolus cochinchinensis. Ganz ebenso findet das auch an einem, neuerdings durch H. Maximowicz vom obern Ussuri eingesandten Vogel statt. Nur ein weiblicher Vogel, am 10. Mai 1856 am Tarei-nor erlegt, repräsentirt die der Mot. flava typica eigenthümliche Tracht, wie solche aus Ostsibirien durch H. L. v. Schrenck !) bereits bekannt gemacht wurde. Am Tarei-nor traf die gelbe Bachstelze am 3. Mai 1856 ein und befasste sich am l5ten schon stark mit dem Nestbau im Geröhr an der grossen Süsswasser- lache bei der Grenzwacht Kulussutajefsk. 114. Oriolus Galhula L. Wennschon ich das Vorkommen des europäischen Pirols in Sibirien nicht soweit verfolgen konnte, als Pallas?), der ihn als in Daurien vorkommend aufführt, so ist er mir doch aus den Umgebungen von Irkutsk hinlänglich bekannt geworden und es befinden sich dort auch in der Sammlung der Sibirischen Section der Russischen Geographischen Gesellschaft mehrere ausgestopfte Exemplare. Gewiss aber fehlt der Pirol den zusammenhängenden Waldungen am Baikalsee sowohl, wie denen des Apfel- und Chingan-Gebirges. Oestlich von dem letztern Gebirge treffen wir eine andere südasiatische Art an, nämlich den: 115. Oriolus cochinchinensis Briss. Vart. indica Jerdon. Vergl. L. v. Schrenck’s Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 346 und flg. Die eingehenden Auseinandersetzungen, welche H. L. v. Schrenck sowohl über die bezügliche Synonymie dieser Art, als auch über die Unhaltbarkeit der specifischen Tren- nungen ihrer südasiatischen Festlands- und Inselformen in seinem Reisewerke gegeben hat, überheben mich der Mühe, viel von dem mir vorliegenden Pärchen zu sprechen. Dasselbe schliesst sich in jeder Hinsicht an das durch H. L. v. Schrenck besprochene an, nur ist das Männchen noch um ein Geringes kleiner, so dass z. B. dieser Unterschied in der Totallänge 4”, in der des zusammengelegten Flügels 2°’ beträgt. Ergänzen kann ich aber Einiges über die Verbreitung und die Lebensweise dieses schönen Vo- gels im Amurlande. Auch oberhalb des Bureja-Gebirges und zwar auf den Inseln, die oberhalb der Mündung des Bureja-Flusses im Amur liegen, traf ich diesen Pirol ziemlich häufig an. Hier zog er zum Locken immer die sehr dichten, aber oft 20—25’ 1) Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 345. 2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 445. Turdus (Oreocincla) varıus. 231 hohen Unterhölzer von Prunus Padus jedem andern Gehölze vor. Mit ihm lebte Siurnus cineraceus und namentlich auch Falco rufipes auf denselben Inseln; während ersterer auf die dichten Weidengebüsche am Inselufer angewiesen war und letzterer meistens in hohen Rüstern nistete, lockte der Pirol aus dem Dickicht der Vogelkirsche, wo man ihn gar nicht zu Gesichte bekommen konnte. Das T,ocken der Männchen ahmte ich dort nach und kam nur so zu Schuss. Meinen Erfahrungen gemäss pfeift er wie der euro- päische Pirol, nur schaltet er vor Schluss noch eine Sylbe mehr ein, so dass der von ihm gepfiftene Tonsatz etwa so zu schreiben wäre: 1 seh = Ar ann = | u Die Stimme des Weibchens glich ganz der des europäischen Pirols. 116. Turdus (Oreoeinela) varius Pall. Die durch Gould versuchte Trennung des Genus Oreocincla von Turdus scheint uns nicht gerechtfertigt, da sich in den plastischen Verhältnissen dieser kleinen Gruppe der Drosseln, unserer Ansicht nach, keine stichhaltigen, auszeichnenden Charaktere vor- finden. Dergleichen vermissen wir auch namentlich in der Gould’schen Diagnose seiner Gattung Oreocincla'), ja einzelne Angaben in dieser Diagnose passen geradezu gar nicht auf unsern Vogel, wie z. B. das Verhältniss der Schnabellänge zu der des Kopfes, und die Länge der grossen Schwinge Es darf das Kennzeichen, welches von der 4ten und öten grossen Schwinge genommen ist, nicht als generischer Character gelten, da bei der vorliegenden Art nicht diese beiden Flügelfedern die längsten sind, sondern die 3te und 4te. Ebenso gehören die 14 Steuerfedern nur unserm Vogel, nicht aber dem in Südostasien vorkommenden Turd. lunulatus = varius Horsf. an. Wir schliessen uns daher zunächst den Ansichten Gray’s?), Keyserling’s und Blasius’s°), so wie des jüngern Naumann) und Schlegel’s’) an, welche alle die Oreocinelen mit den Drosseln, im engern Sinne des Wortes, vereinigen. 1) Proceedings of the Zoolog. Soc. 1837, p. 145. 2) Gray, the genera of birds, vol. I, t. 56 nebst Text. 3) Die Wirbelthiere ete. LIT. Anhang zur Gattung Turdus. 4) Nachträge etc., p. 262. 5) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, p. XLI. 232 Turdus (Oreocinclu) varius. Das Prioritätsrecht bei Benennung dieser Art muss, obgleich sie schon von Gmelin und Steller !) gekannt war, Pallas zuerkannt werden. Es verhält sich damit nämlich folgender Weise. Da Pallas den 7". varius erst 1831 in seiner Zoographia beschrieben, Horsfield aber bereits 1822 eine südasiatische, ähnliche Art mit demselben Namen ?) bezeichnet hat, so müsste man den Namen, den Pallas seiner Art gegeben, ganz ver- werfen und den Namen 7urd. Whitei Eyton (= T. varius Pall.) vom Jahre 1836 an- nehmen; allen ZTurd. varıus Horsfield besitzt einen wenigstens ebenso alten Namen in der Latham’schen Bezeichnung 7. lunulatus 3), und deshalb stimmen wir Homeyer’s (des Vaters) Meinung ganz bei, der in seiner Arbeit «über die Gattung Turdus» *) die Synonymie dieser Arten in der Weise klar macht, das 7. Whitei Eyton überhaupt zu streichen, Turd. varıus Pall. als übliche Benennung beizubehalten, und für 7. varıus Horsfield 7. Zunulatus Lath. zu setzten sei. Auch können wir aus eben demselben Grunde der Explication in der Fauna japonica (Aves., p. 66) nicht beistimmen. Ich komme nun zu meinen Vögeln zurück. Drei Exemplare, 2 M. und 1 W., erlegte ich am Tarei-nor in den Gemüsegärten, die bei der Grenzwacht Kulussutajefsk angelegt sind. Die Vögel waren auf dem Zuge und ich sah das erste Exemplar am 22. April, das 2te am 23sten, und das te am 4. Mai°). Naumann jun. hat diese Drossel so ausführlich be- schrieben ®), dass ich der Mühe, eingehendere Notizen zu geben, üherhoben bin. Die grosse Variation im gegenseitigen Längenverhältnisse der Primarschwingen finde ich auch an meinen Exemplaren bestätigt. Bei dem Weibchen ist die 2te Schwinge etwas länger, als die 5te, bei dem M. dagegen die Ste um 4 Linien kürzer, als die 2te. Der männliche Vogel trägt die goldgelben Flecken auf dem Kopfe viel zahlreicher, als der weibliche, und bei letzterm sind die halbmondförmigen schwarzen Zeichnungen kaum halb so breit, als bei dem Männchen; dies gilt besonders von der untern Körperseite. Ein mir zum Vergleiche vorliegendes Original- Exemplar (M.)aus Japan nähert sich durch die lebhaft in’s Gelbbraune ziehende Grundfarbe der obern Körperseite schon mehr dem 7 lunulatus Lath. und trägt die Mondflecken noch breiter, stimmt aber im Uebrigen mit den sibirischen Exemplaren überein. Bei den sibirischen Vögeln dieser Art scheint die Rückenfarbe blasser und matter zu sein, als bei den japanischen, zumal bei den Weibchen. An dem von mir mitgebrachten Weibchen zieht diese Farbe fast mehr vom Olivengrün in’s Graue, als in’s Gelb- braune, namentlich auf dem Bürzel und auf den obern Schwanzdecken. Die ermittelten Maasse meiner Exemplare stelle ich in folgender Tabelle zu- sammen. 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 449. 2) The transactions of the Linnean Society. Vol. XII, p. 149. 3) A general history of birds. Vol. IV, p. 180. 4) Rhea. Heft II, p. 145. 5) Auch von diesem Vogel wurde bereits ein Exemplar seitens des Museums der Akademie vertauscht, wesshalb ich leider hier, wie auch in einigen andern Fällen nicht über mein gesammtes Material sprechen kann. 6) Nachträge ete., p. 263 u. flg. Turdus sibiricus. 233 Turans varius Pall. M. W. Länge des zusammengelegten Flügels . . » 2: 2 2 2 2 2.2. 10” 4” 978 mmmudeszschnabels auß.der "Rirst a... 0 nina en ee re et 10'/a”’ 10°%/4" » des Schnabels vom Mundwinkel zur Spitze . 2: 2220 m 2 2 2. 1.7 32/26 1" 41/2” BR EHESCHWanzeRe net a ee 44" 4" ERBE ee pin een lan ad, me ade RR I EBBE aadereniitelzehezohne.Napeli rau. re en | 1 IE Bandes aNapelssancder: Mitlelzeher a. 2 say un. 070 ee ea ad | 3” 3” ! Iris dunkel braunschwarz, Rachen und Zunge gelb, letztere stumpf endigend. Stimme der von ©. Caryocatactes ähnlich. Das am 23. April erlegte Männchen war sehr mager, hatte aber stark geschwollene, blaugraue Hoden. Diese seltene Drossel traf ich im übrigen Sibirien nicht mehr an. 147. Turdus sibiricus Pall. Zweimal traf ich diese seltene Art auf dem Durchzuge an; ein altes Männchen im Frühjahr 1856 (am 8. Mai) am Tarei-nor und ein jüngeres Weibchen ebendaselbst am 9. Mai desselben Jahres. Das letztere wurde erlegt. Nach der umfassenden Beschreibung, welche Naumann jun. in den Nachträgen zu seines Vaters Werk (p. 348 und folgende) giebt, reiht sich dieser Vogel an die noch nicht volljährigen Weibchen, die also erst eine Mauser vom Nest- in das Jugendkleid bestanden haben, an. Dem- gemäss macht sich nur auf dem Rücken- und Bürzelgefieder ein geringer Anflug in Bleigrau kenntlich, welcher die ziemlich eintönige, olivenbraungraue Farbe der obern Körperseite deckt. Ebenso haben die Schwingen noch den stark in’s Braune ziehenden Grundton und die gelben Spitzflecken an den Enden der obern Flügeldecken sind deutlich und finden sich selbst noch an einzelnen Federchen am Flügelbug. In dieser Hinsicht weicht unser Vogel von dem in der Fauna japonica T. XXXI abgebildeten, gleichfalls jungen, etwas ab, schliesst sich aber im Uebrigen jener Abbildung trefflich an, nur dürften die Weichenfedern durch das Näherrücken der schmutzig grau- grünlichen Kantungen durchweg dunkler und getrübter erscheinen. Nachstehende Maasse nalım ich an meinem Vogel: 30 934 Turdus musieus. Turdus vhacus. | | W. jung. Totallänpe.a-H4. aan cu ae og Länge"des\.zusammengelegten) Hlügelas.. 0 u ra se ar Kenntaiihee rare Eee re s ArıBr „1 desuSchwanzen: > MAEEE ir N ha er RE REIHE. SARE 3% „.vdes.Schnabels, ‚anf4der Rinstrgemensensenr ma a ee es Mel Sa” Ba Sl LER TE nem eo an. RE FREE EU ET BE ernne 17719327 ‚der; Nittelzehenohne ANagelsnE re ea le De N Er SR „. Py'des»Nagelkkder Mattelzeheug ar ee = san heise alt fe per op ee 3 Am frisch geschossenen Vogel waren die Füsse wachsgelb, die Nägel bleicher, der Oberschnabel tief schwarz, nur seine Spitze licht hornbraun. Die Unterseite der Aeste des Unterschnabels wachsgelb, die Seitenränder und die Spitze hornfarben. Mit Turdus pallens lebte dieser Vogel gemeinschaftlich in den Gemüsegärten bei Kulussutajefsk. 118. Turdus musicus L. Auch im Centraltheile Sibiriens kommt die Singdrossel vor, wie mir dies die Stubenvögel, die ich am 3. October 1855 in Irkutsk sah, bewiesen. Die Vogellieb- haber geben der hier seltenen Singdrossel gegen 7. pallens Pall., des bessern Ge- sanges wegen, den Vorzug. Anderweitig kam mir diese Art nicht zu Gesichte. Herr v. Middendorff weist sie aber als Brutvogel im Stanowoi nach'). 119. Turdus iliacus L. Auffallender Weise traf ich die Weindrossel in 2 Exemplaren im Kultuk-Thale an, als ich dort am 2. November 1855 'jagte. Das erlegte Weibchen war sehr abge- magert und hatte sich ausschliesslich von den Beeren des Vacc. uliginosum ermährt. Das Rothbraun der Flanken ist recht stark am vorliegenden Vogel ausgebildet, so dass derselbe trefflich zur Abbildung Gould’s passt (Vol. ID). Jedenfalls waren diese Wein- drosseln am Fortziehen gehindert worden. Viel östlicher wurde Turd. ihacus nicht 1) Sib. Reise l. c. p. 169. Turdus obscurus. 235 weiter gefunden, da Hrn. v. Middendorff’s Angabe (bei Irkutsk) sich der Lokalität nach unmittelbar an die meinige schliesst. 120. Turdus obsceurus Gnl. T. pallens Pallas. Eine schöne Suite, aus 28 Exemplaren bestehend, brachte ich von meiner Reise mit. Dieselbe giebt mir zu nachstehenden Notizen Veranlassung. Im Allgemeinen ist zunächst zu erwähnen, dass bei dieser Art weder die weissen Flecken an den Enden der äussern Schwanzfedern (bisweilen auch der 3 äussern Steuerfedern), noch der schwach angedeutete weisse Spiegel auf dem Flügel, noch endlich die Vertheilung der grauen und weissen Färbung am Kopfe sich einigermaassen constant finden. Vielmehr sehe ich z. B. bezüglich der weissen Flecken an den Enden der äussern Steuerfedern folgende Schwankungen: den meisten meiner Vögel fehlt jegliche Spur dieses Abzeichens, einige andere tragen dasselbe auf den beiden äussern Steuerfedern als schräges, allmählich nach oben hin verschwindendes, bis 5° breites Band, welches auch über die Aussenfahne ver- breitet ist. Bei einem alten M. betheiligt sich auch die 3te Steuerfeder am Rande der Innenfahne noch an der weissen Färbung. Sexuelle Unterschiede liegen diesen Dif- ferenzen nicht zu Grunde. Ebenso wenig ist dies der Fall bei der selten gut ausge- bildeten schmalen Flügelbinde; diese, die dadurch gebildet wird, dass die obern langen Flü- geldecken an ihren Spitzen oftmals einen weissen, spitz zulaufenden Keilfleck besitzen, fehlt z. B. recht alten Männchen, die ihr frisches, schönes Herbstkleid anlegten, ganz. So stellt auch die Abbildung der Fauna japonica (Taf. XXVII unten) ein solches Männchen dar und unter den zahlreichen Individuen meiner Suite finde ich einen, dieser Abbildung genau entsprechenden Vogel. Der Zahl nach sind gerade Exemplare ohne jene Binde häufiger, als diejenigen, welche sie besitzen. Das Gelb der Flanken und der Brust wird bei zunehmendem Alter reiner und in- tensiver, zumal bei den Männchen. Hierin mögen wohl kleine Abweichungen der si- birischen Vögel von den japanischen liegen, denn der citirten Tafel nach zu ur- theilen, gewinnen in Japan bei dieser Drossel die grauen Tinten mit zunehmendem Alter an Reinheit und Tiefe, was besonders an dem Gefieder der Brust auffallend wird. Sehr selten nur findet man an den sibirischen blassen Drosseln das Grau der untern Halsseite gleichmässig vertheilt, bei den meisten Individuen bleibt die Kehle weiss und es heben sich dann an ihren Seiten jene grauen Schaftflecken hervor, welche auf der Tafel 357 zu «Naumann’s Nachträgen etc.» dargestellt sind. Uebrigens brauche ich nur auf die ausführliche Beschreibung hinzuweisen, welche von dieser Drossel in jenen Nachträgen publieirt wurde, und gebe hier schliesslich noch die Maasse, welche ich an 4 Exemplaren genommen habe. u 236 Turdus fuscatus. Turdus obscurus Gm. Männchen. Weibchen. Totallänge. ...1xu02,.,2.- 10. eins) Rn RE REN ER TaBe 7107 Wd. 7290 Länge des zusammengelegten Flügels . . . . ... 475" Ari 4'2” 46” „ des Schwanzes. SE 3 3 3" Bi „ des Schnabels, auf der First gemessen o 8 7.a 7 7 an „ jdes Mranfes), .. CHEN Een 1727 141 121°”, 172; ». „der Mittelzehesohne, Nageloı „rn. 2a. 105 81/2” 9” 10” „ des Nagels’an der Mittelzehe. . .. .... 3% 37 3% 3” Einige der mir vorliegenden Vögel, die Mitte Mai noch auf dem Zuge durch die Mongolei erlegt wurden, mausern bereits die Steuerfedern. Bei einem Weibchen, das am 1. September gleichfalls auf dem Zuge am Tarei-nor geschossen wurde, be- merkt man zwar verwaschene, aber doch deutliche lange Schaftflecken im Grau und Lehmgelb auf den Brustfedern. Es mögen dies vielleicht die Abzeichen des ersten Win- terkleides, das nach der Vermauserung des Nestkleides getragen wird, sein. Am 3. Mai 1856 trafen die ersten Paare dieser Art am Tarei-nor ein. Im Frühjahre fand ich sie im Bureja-Gebirge nicht, wohl aber auf den Inseln der Schilka, oberhalb Schilkinski-Sawod, wo sie am 18. Mai herrlich sang. Sie schlägt in 3syl- biger Strophe kräftig an und schliesst mit leisem, schwätzendem Gesange. Dichte Un- terhölzer von Prunus Padus und Weiden liebt sie vornehmlich zum Brutplatze. Schon Ende August trafen die ersten dieser Drosseln auf ihrem Herbstzuge am Tarei-nor ein, am häufigsten sah ich sie dort vom 2—7. September, sehr vereinzelt traf ich sie aber auch noch am 26. September auf den Inseln des Onon bei der alten Festung Tschindantsk. Im Herbst 1858 strichen die blassen Drosseln mit den rothhalsigen gemeinschaftlich am mittlern Amur seit dem 5. September. Die Hauptzüge passirten das Bureja-Gebirge am 17. September; sie strichen dem Amurufer entlang in den Hochwäldern. Im Herbst 1857 beobachtete ich diesen Drosselstrich schon seit dem 26. August; damals war er vom 7—-9. September am stärksten. Dass 7. obscurus auch am Baikalsee vorkommt, wurde mir durch Stubenvögel, die ich 1855 in Irkutsk sah, bestätigt. 121. Turdus fuscatus Pall. Taf. VII, Fig. a—d. Die Aehnlichkeit der Jugendkleider dieser und der folgenden Art hat bekanntlich die strenge Scheidung beider, bevor die Exemplare ausgefärbt sind, sehr erschwert und ist meiner Meinung nach allein die Veranlassung gewesen, eine 3te Species, den Turdus Naumann! Temm., zu begründen. Für die Selbstständigkeit dieser letztern haben Turdus fuscatus. 237 sich ebenso viele, als tüchtige Ornithologen ausgesprochen und nicht weniger tüchtige und zahlreiche Kenner sprachen dagegen. So sehr nun auch die ausgefärbten Kleider alter Vögel von 7. fuscatus und T. ruficollis differiren und so eclatant in ihnen die artlichen Unterschiede ausgesprochen sind, so gleichen sich in der That die Jugendkleider beider oft sehr. Das reiche Material von meiner Reise, welches in 18 Exemplaren der Rothhalsdrossel und in 5 von 7. fuscatus besteht, dem ich vergleichungshalber die sämmtliche Ausbeute der neueren ostsibirischen Reisenden zur Seite stelle, ermöglicht es mir, nochmals eingehender diese beiden Arten in ihren Jugendzuständen zu besprechen. Ich erkläre aber zunächst, dass die meinerseits gewonnene Ueberzeugung sich der Ansicht des H. v. Middendorff ganz anschliesst und dass ich somit dem Turd. Nau- manni keine artliche Selbstständigkeit zuerkennen darf, sondern denselben nur als jungen T. ruficollis und jungen 7. fuscatus betrachten muss. Sehen wir also zunächst die vorliegenden Exemplare von 7. fuscatus genauer an. Ein zum ersten Male vermausertes Weibchen, welches am 5. September 1857 im Bureja-Gebirge erlegt wurde, schliesst sich keineswegs weder an die Naumann’sche Beschreibung, noch an die beiden Abbildungen!) genau an; diese passen zu ältern, namentlich 2mal vermauserten Individuen gut. Das Kleid dieses jungen Vogels fällt namentlich durch den fast gänzlichen Mangel der rostbraunen Tinten auf. So besitzt die ganze obere Körperseite ein entschieden graubräunliches Gefieder, an welchem den Kopffedern die im spätern Alter so deutlich prononeirten, spitzen, schwarzen Keilflecken noch fehlen. Nur wenig stechen die etwas hellern breiten Umrandungen des Rückengefieders vom Grundtone ab. Erst auf dem Bürzel mischt sich ein leichtes Rostroth der grauen Feder- farbe bei, welches ebenfalls an der Basis der Steuerfedern bemerkbar ist. Die im spätern Alter bei 7. fuscatus so scharf ausgeprägte schwarzbräunliche Zeichnung der Brust- federn ist in diesem Jugendkleide zwar angedeutet, aber im Herbste fast ganz ver- deckt. Auf den in Gelb getrübten Endhälften der weisslichen Brustfedern steht zunächst ein stumpfes schwärzliches Dreieck, welches nur an den seitlichen Federn etwas grösser ist. Auch auf einem Theile der seitlichen Bauchfedern (nicht Weichen) wiederholen sich diese kleinen Dreieckflecken an den Spitzen der Federn; beschaut man diese aber genauer, so findet man hier sowohl, wie auch am Brustgefieder, durch die breiten gelblich weissen Ränder und Mittelfelder der Federn verdeckt, grosse, braunröthliche und braunschwärzliche Flecken im Centrum jeder Feder stehen. Die Flecken treten schon im Laufe des Winters, mehr noch im nächsten Frühlinge deutlich hervor, da alsdann die hellen Um- randungen abgestossen werden. An eben diesem jungen Vogel vermisse ich denn auch das Rostroth auf der obern Flügelseite fast ganz; kaum erkennt man einen leisen An- 1) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Th. 2, p. 292; hier als junger 7. Naumanni beschrieben, aber in den Nachträgen, p. 310, für T. fuscatus eitirt. Vergl. Tab. 68, 2 und Tab. 359, 2. 238 Turdus fuscatus. flug davon auf den Aussenfahnen der hintersten Schwingen, die gelblich weiss gerandet sind. Hebt man indessen die einzelnen Federn des untern Rückens auf, so bemerkt man auf ihnen theils roströthliche Schaftflecken, theils, und namentlich dem Bürzel näher, breite Felder in dieser Farbe. Von diesem Vogel stellt unsere Tafel VII, Fig. b. den vordern Körpertheil dar. Ein 2tes, gleichfalls junges Weibchen (Fig. c.), welches mit dem erst beschriebenen zugleich geschossen wurde, schliesst sich bis auf den gelben Grundton der untern Kehle und den weniger ausgebildeten Superciliarstreifen, trefflich an die Naumann’sche Abbildung 2 der Tafel 359 an, nur sind die Umrandungen der kleinen Flügeldecken nicht eelatant weiss, sondern trübe grauröthlich. An diesem Vogel nimmt das Rostroth auf der obern Flügelseite schon ein ansehnliches Feld ein und wenn man daneben ältere, 2mal vermauserte Exemplare von Turd. fuscatus legt und zum Ueberflusse auch noch Fig. 1 der Tafel 358, d. h. einen sehr alten 7. Naumann mit Fig. 2 der Tafel 359 vergleicht, so findet man sicherlich im dieser Beziehung grosse Ueberein- stimmung der für 7. fuscatus hier so charakteristischen Färbung. In diesem Alter nämlich, besonders aber bei dem etwa 2jährigen 7. fuscatus, nehmen die rostrothen Kanten auf den obern grossen Flügeldecken und den hintern Schwingen höchstens die Hälfte der Aussenfahnenbreite ein und verschwinden nach Innen hin in das Schwarz der Feder. Mit zunehmendem Alter werden sie breiter und breiter und beschränken jenes Schwarz auf ein Minimum an der Basis der grossen Decken, so wie auf einen kleinen Flecken, der an der Spitze der Innenfahnen dieser Federn steht. Wir wollen nun den 2jährigen 7! J/uscatus näher ansehen. Wie die jüngern Vögel, so sehe ich auch die 10 mir vorliegenden Exemplare der ältern Individuen sich nach dem fehlenden oder vorhandenen Rostroth im Gefieder in 2 Gruppen theilen, nämlich in solche, die es auf der untern Körperseite besitzen und in solche, denen es fehlt. Sechs meiner Thiere gehören zu den letztern, 3 ganz entschieden zur erstern Gruppe; ein Vogel vom 23. April 1858 mit sehr abgenutztem Kleide scheint das dunkele Roth- braun der Flankenfedern nur in Folge des Abbleichens erhalten zu haben. Die 3 Vögel mit rostrother Färbung sind die für uns interessantesten, da sie mehr oder weniger 7. Naumann Temm. im vorgerücktern Alter repräsentiren. An einem dieser Vögel (man sehe die Abbildung des ganzen Vogels, die Fig. a. unserer Tafel), einem Männchen, welches am 5. Mai 1856 am Tarei-nor (also noch Zugvogel) erlegt wurde, ist der vordere Körpertheil, d. h. der Kopf und Hals bis zur Brustzeichnung, ganz wie beim alten 7. fuscatus, dagegen mischt sich in das Schwarz der Brust und in das Flankengefieder sehr viel Rostroth, wie solches nur bei nicht ganz alten 7. ruficollis vor- kommt. So halten denn auch auf der obern Körperseite Kopf, Nacken und Vorderrücken ganz das Colorit von 7. fuscatus ein, dagegen schliessen sich Hinterrücken und Bürzel sammt den Steuerfedern darin wiederum total an 7. ruficollis juv. an. Bei diesem Vogel dürfte es wohl erlaubt sein, an eine Bastardform beider Arten zu glauben. Auch spricht das Zu- sammenleben beider Arten, zumal auf dem Frühjahrszuge (wenigstens findet das in Turdus fuscatus. 239 Daurien statt, dagegen im Küstengebiet des Amur nicht), mit dafür, dass hier die Kreuzung beider Vögel vorkommen kann. Die Abbildung, welche Naumann Taf. 358, 1 vom ganz alten 7. Naumannı giebt, stimmt auf dem Körper bis zum Brustringe ganz vollkommen zu unserm Vogel und wir dürfen diesem Körper nur den Kopf der Ab- bildung 359, 1 (alter 7. fuscatus) anfügen, um das mir vorliegende Exemplar darzustellen. Das Rostbraun der hintern Schwingen und oberen Flügeldecken scheint mir aber auch in diesem Falle recht maassgebend zur Erkennung der Art zu sein, denn es hält diese Farbe in ihrer Vertheilung an unserm Vogel sowohl, wie auch in Naumann’s Abbildung des alten 7. Naumanni die Grenzen ein, welche dem 2jährigen 7. fuscatus zukommen. Ich gebe auf Taf. VII die ganze Figur dieses interessanten Exemplares. Bei zwei andern 2mal vermauserten Individuen unserer Drossel ist der Anschluss an 7. Naumannı im Uebergangskleide vollkommen deutlich und es repräsentiren diese Vögel die Figur 2 der Taf. 358. Diese Vögel wurden im April 1856 erlegt, tragen also ein ziemlich verstossenes Kleid und namentlich sind die Brust- und Bauch- federn so weit abgenutzt, dass die ursprünglich weissen Kanten (im frischen Herbst- kleide) jetzt ganz fehlen, oder auf ein Minimum reducirt sind; jedoch treten die spitzen Dreieckflecken auf den Weichen und an der Brust sehr viel deutlicher hervor, als im frischen Herbstkleide. Das Gefieder des Kopfes (die mächtigen, spitzzulaufenden, schwarzen Mittelfelder der Federn) und das Rostroth der obern Flügelseite findet sich in gleichem Maasse an diesen Exemplaren, wie bei den übrigen Vögeln nach eben vollendeter 2ter Mauser. Dagegen ist das Rostroth der Schwanzbasis und des Bürzels recht bedeutenden Schwankungen unterworfen. Es ergiesst sich bei dem einen Vogel von der einfarbigen Basis über die Innenfahnen bis fast zu ihrem schwärzlichen Ende (also wie beim alten T. Naumann, vergl. Naumann’s Nachträge, p. 298), bei dem andern nimmt es sehr schmale, den Schaft der Steuerfedern einschliessende Felder ein und verliert sich nach der Schwanzmitte zu gänzlich. Auch von diesen 2jährigen Exemplaren des 7. /uscatus, mit licht rostgelblicher Kehle, gebe ich eine naturgetreue Abbildung des vordern Körper- theiles auf Taf. VII, Fig. d. Die übrigen 2mal vermauserten Exemplare von 7. fuscatus, welche mir vorliegen, tragen das frische typische Herbstkleid. Sie schliessen sich ganz an das oben beschriebene junge Weibchen im 1sten Winterkleide an, nur haben die obern Schwingen schon das vorwaltende Rostroth und in Folge der breiten hellen Federränder wird namentlich auf der Brust das Schwarz verdeckt. Diese jüngern Vögel zeichnen sich gleich den ganz jungen durch die Häufigkeit der schwarzen kleinen Dreieckfleckchen auf der Kehle und an den Halsseiten aus, wie solches aus der Fig c. unserer Tafel erhellt. Erst im Frühlinge des nächsten Jahres, wenn jene hellen Federränder vertragen sind, treten auf der Brust und an den Flanken die dunklen Zeichnungen deutlich hervor, wogegen das Rückengefieder mehr eintönig braunschwarz wird und der ganze Vogel schon der Hochzeitstracht alter Individuen sich nähert. Auffallend ist es mir nur, dass, nach dem gesammten sibirischen Material zu schliessen, diese typischen 240 Turdus ruficollis. Kleider von T. fuscatus in grosser Uebereinstimmung gerade dort gefunden wurden, wo T. ruficollis selten ist, so z. B. im Amurmündungslande, dagegen im Quelllande des Stromes, wo jene als 7. Naumanni beschriebene Form mit 7. rwficollis zusammen lebt, die typische Tracht von 7. fuscatus viel seltener ist. Die alten Vögel dieser Art darf ich mit Stillschweigen übergehen, weil sie einer- seits ganz unverkennbar, andererseits schon vielfach beschrieben sind. Auffallenderweise traf ich weder diese, noch die folgende Art als Sommervogel in den weiten Coniferen-Wäldern am Baikalsee. Im östlichen Sajan aber brütete 7". uscatus im Quelllande des Irkut an der äussersten Baumgrenze, namentlich bei den Grenzposten Turansk und Changinsk. Am 2. Juli 1859 gab es dort schon flügge Junge. Die Hauptzüge dieser und der Rothhalsdrossel trafen vom 2—5. Mai am Tarei-nor ein, einzelne Vorzügler aber bemerkte man schon seit dem 15 April. Bedeutend zeitiger fand ich sie im Bureja-Gebirge, nämlich mit 7. ruficolis gemischt, schon am 24. und 35. März 1858. Hier begann sie mit dem 7. April zu locken und sang am 17ten sehr stark. Es ist mir jedoch von dieser Art kein winternder Vogel im Süden Sibiriens vorge- kommen und die Beobachtung des H. v. Middendorff !) (4. Februar südlich von Jeniseisk) steht immer noch isolirt da. Gut übereinstimmend mit den Angaben über den Beginn des Herbstzuges, welche H. L. v. Schrenck am untern Amur notirte (31. August), sind die Daten, welche ich ermittelte. Die erste dieser Drosseln sah ich am Tarei-nor schon am 26. August 1856 (hier sicherlich auf dem Zuge). Ebenso war der Drossel- strich im Bureja-Gebirge 1857 seit diesem Tage eröffnet. Hier aber strich besonders T. obscurus Gml. und 7. ruficollis. 122. Turdus ruficollis Pall. Taf. VIII, Fig. a—d. Bei den Mongolen: Ukir-Buldshumur, d. h. der Kuh-Singvogel, zu welcher Benennung die Grösse dieser Drossel im Gegensatze zu der der kleinern Sänger die Veranlassung gab. Bezüglich der alten Männchen bleibt mir kaum eine Bemerkung zu machen übrig. Nicht immer tragen sie auf dem gleichmässigen Rostbraun des Halses die schwarzen Spitzen einzelner Federn, welche vom Mundwinkel jederseits einen stark unterbrochenen, im hohen Alter mehr und mehr schwindenden Streifen bilden. Das gleichmässig vertheilte Grau der obern Körperseite ist in sehr geringem Grade von einem leichten, gelblichen Tone angeflogen, welcher auf dem Bürzel fehlt. Reichhaltiger sind meine Bemerkungen und Ergänzungen für die Jugendkleider dieser Drossel. Es liegt mir zunächst ein Weibchen 1) Sib. Reise l. c. p. 172. Turdus ruficollis. 241 . im ersten Herbstkleide vor. Dasselbe hat gleich den jüngern Individuen, die H. v. Midden- dorff !) beobachtete, entschieden viel Rostgelb im Gefieder der untern Körperseite und schliesst sich nicht an die von Naumann gegebene Abbildung (T. 360, F. 3). Die obere Seite dieses Vogels ist einfarbig graugelblich mit etwas dunklern, allmählich ver- laufenden Centralflecken der einzelnen Federn. Von gleicher Farbe sind auch die oberen Flügelseiten, die Ränder der hintern Schwingen und grossen Decken aber heller grau- gelblich. Hierin bleibt 7. ruficollis in weniger hohem Alter stets ungeändert. Es mischen sich wohl rostrothe Töne in das Rückengefieder und treten auch als schmale Schaft- flecken auf die kleinen obern Flügeldecken, aber die Ränder der hintern Schwingen und grossen Flügeldecken bleiben schmal und grau und haben nie die rostbraune Farbe, welche für 7! fuscatus so charakteristisch ist. Unser Weibchen entspricht in seiner Kehl- und Halszeichnung dem jungen Vogel, den Naumann abbildet, gut, nur sind die schwarzen Flecken an ihm noch häufiger, als am Naumann’schen Vogel, und auf der ganzen Brust- und Bauchseite mischt sich so viel Rostgelb in das Weissgrau des Gefieders, dass dieses letztere entschieden durch das erstere verdrängt wird. Zumal ist dies seitlich an der Brust, auf den Weichen- und auf den Schenkelfedern der Fall. Hier trägt jede Feder ein querdurchgehendes, breites, rostgelbes Feld vor der breiten, grauweissen Um- randung. Diese Umrandung wird der Mitte des Körpers zu reiner weiss und viel breiter, so dass jenes rostgelbe Querfeld auf einen spitzigen Fleck beschränkt bleibt. Die untern Schwanzdecken haben das Colorit, welches wir bei 2jährigen Vögeln sehen. Die Ver- theilung der Rostfarbe auf den Steuerfedern findet sich an der 2ten, 3ten und 4ten Schwanz- feder auf der Innenfahne, dem Schafte entlang nicht ganz bis zur Spitze. Die beiden mittlern Steuerfedern betheiligen sich selbst an ihrer Basis nicht an dieser Farbe, bei den beiden äussern dagegen ist sie bis zur braunschwärzlichen Spitze ganz vorwaltend. Ich gebe von diesem Jugendkleide der Rothhalsdrossel eine Abbildung des vordern Körper- theils (Taf. VIII, Fig. b.). In diesem Alter ist der Schnabel bei 7. ruficolis schwarz, und die Kieferäste des Unterschnabels kaum etwas heller, aber schon im Laufe des kommenden Winters lichten sich diese Kieferäste mehr und mehr und erscheinen im nächsten Früh- linge schmutzig gelb. Bei recht alten Thieren bleiben nur die Schnabelspitze und die Ränder der Nasenlöcher hornfarben, der übrige Schnabel ist dann gelb. Alle meine 2mal vermauserten Rothhalsdrosseln weichen in zweifacher Hinsicht vom Jugendkleide ab. Erstens durch theilweises Verschwinden der schwarzen Kehl- und Halsflecken, die sich vom Mundwinkel abwärts den Halsseiten entlang in 2 vielfach unterbrochenen Streifen ordnen, und zweitens durch die viel mehr ausgeprägte Rostfarbe auf der gesammten untern Körperseite mit Ausnahme des mittlern Bauchfeldes. Namentlich betheiligen sich sowohl beim M., als auch beim W. die Weichenfedern durch ihre grossen rostrothen Central- felder an dieser Färbung des Vogels. Von dem Grau der Flanken, wie es bei recht 1) Sib. Reise ]l. c. p. 170. 3l 242 Turdus ruficollis. alten Vögeln beiderlei Geschlechts vorkommt, bemerkt man im 2ten und 3ten Jahre noch nichts. Den vordern Körpertheil eines solchen Vogels stellt die Figur d. un- serer Tafel vor !). Ich bin aber genöthigt, bei 7. ruficollis, bevor der Vogel ganz ausgefärbt ist, noch eine 3te Mauser anzunehmen, weil 2 Männchen (am 28. März 1858 im Bureja-Gebirge erlegt) zwar in Färbung und Zeichnung des Kopfes und der Brust den alten ausgefärbten Individuen fast ganz gleichen, das Bauchgefieder aber ganz so tragen, wie der 2jährige Vogel, nur dass die rostrothen Flecken noch häufiger und kräftiger erscheinen. Auch in diesem Alter macht sich noch keine Spur der grauen Weichen oder des nach oben zum Rostroth der Brust scharf abgesetzten, weissen Ge- fieders bemerkbar. Der Mundwinkelzug ist wie bei dem 2jährigen Vogel angeordnet, Augenstreif, Wange und Hals nebst Kehle sind zwar rostgelb, aber nicht so intensiv und rein, wie bei dem ausgefärbten Vogel, da die einzelnen Federchen noch schwach weisslich gesäumt sind. Erst tiefer abwärts am Halse, besonders aber auf der, Brust, ist die rostrothe Farbe ganz rein und wird auf den Weichen nur durch die jetzt verhältnissmässig schmale, weisse Umrandung unterbrochen. Auf der obern Körperseite ver- misse ich bei diesen Vögeln noch die Gleichmässigkeit der grauen Farbe, namentlich treten auf der Kopfplatte die schmalen, schwarzen Schaftstriche deutlicher und etwas umfangreicher hervor, als bei ganz ausgefärbten Exemplaren; auch das Gefieder des Bürzels nimmt einen stark rostigen Ton an, wie wir solchen bei 2jährigen Thieren oft- mals, bei ganz alten und ganz jungen aber nie finden. Die Taf. VIII, Fig. a. stellt einen solchen Vogel in natürlicher Grösse dar. Die alten Weibchen, welche mir vor- liegen, passen zur Fig. 2, Taf. 360 entschieden besser, als jüngere Vögel. Der gänzliche Mangel der Rostfarbe an den Weichen ist nur den alten Thieren dieser Art eigenthümlich; ich glaube daher auch, dass jene Abbildung kein Weibchen im mittleren Alter, sondern einen ausgefärbten Vogel darstellt, und bilde noch den vordern Körpertheil eines solchen Exemplars (c. unserer Tafel) ab, um die grosse Uebereinstimmung dieser und der Nau- mann’schen Zeichnung besser zu veranschaulichen. Ueber die Grössenverhältnisse dieser und der vorhergehenden Art mit Einschluss von T. Naumann giebt nachstehende Tabelle den nöthigen Ausweis. Turd. fuscatus. | typieus. Naum. EEE VER Totallänge . a ra |KSET 8” 0221821674 F% 5187657] 82 BE age Länge des zusammengelegten Flügels . . . . . . 4” 10”) 4” 8” 14” 11” 4” 11° 5" 2” | 4” 9” | 47 9 | gr ger „ des Schwanzes . ; Et ee 33|7|35 10a aan „ des Schnabels, auf der First gemessen. . . . 8” ET VL a ER ats TEN NE ER „ des Laufes . . Ast, sta 2 | 1737 ale 2 | 1 der Mittelzehe ohne Nagel . » . . . . . » des Nagels an der Mittelzeke . ...... | 97/1032 1510 1 97% 10:55 11927205 [7710%° 3 3” N 38 1) Einzelne, sehr verblichene Frühlingsvögel, bei denen das Rostroth wie bei T. obseurus in mattes Gelb geändert ist, liegen mir auch vor. Accentor montanellus. 243 Wir ersehen aus dieser Tabelle keineswegs jene z. B. von E. F. v. Homeyer }) angedeuteten, aber nicht numerisch ausgeführten Grössenunterschiede, welche Turd. Naumann von T. ruficollis unterscheiden sollen, und glauben in Vorstehendem den endgültigen Ausschlag für die Richtigkeit der Ansichten Schlegel’s, Gloger’s und v. Middendorff’s, denen sich auch Blasius anschliesst, gegeben zu haben. Das erste, sehr scheue Exemplar der Rothhalsdrossel fand ich am Tarei-nor den 13. April 1856; 1858 erschienen 3 Vögel im Bureja-Gebirge schon am 24. März, Tags darauf folgten grössere Züge und am 27sten waren diese Drosseln am häufigsten und zahlreichsten. In diesem Gebirge zogen sie 1857 am 4ten und 5ten September ziemlich häufig, vom 7ten bis 10ten in Unzahl und wurden dann seltener, da ich am 23sten noch kleine Züge, am 26sten nur noch einzelne Exemplare sah; im nächsten Jahre fiel der stärkste Zug auf den 17. September. Der Drosselstrich fand im Bureja-Gebirge im Herbste jeden Morgen von 8—10 Uhr statt und war namentlich bei nebligem Wetter stark. Die Vögel vermieden das Innere der Wälder, blieben immer dem Amurufer nahe, ruheten oft auf hohen Rüstern und Eschen, strichen in 50—60’ Höhe in un- geregelter Anordnung und wurden nicht selten von Buntspechten begleitet. 123. Accentor montanellus Pall. Es ist auffallend, dass unter den 16 Exemplaren dieses Flühvogels, die ich alle auf ihrem Zuge durch die Mongolei erlegte, nur 4 Männchen, die andern aber Weibchen sind. Es wäre möglich, dass auch bei dieser Art die beiden Geschlechter in gesonderten Flügen ziehen, wie ich solches an einigen andern Singvögeln wahrgenommen habe. Die Exemplare der mir vorliegenden Suite stimmen sehr genau mit einander überein. Ein vermittelnder Uebergang zum Ace. atrogularis Brandt fehlt gänzlich. Obgleich nun alle von mir mitgebrachten Bergbraunellen das abgeblichene Winterkleid tragen, da sie im April 1856 erlegt wurden, so bin ich doch geneigt, zu glauben, dass die östlicher le- benden Vögel etwas dunkler gefärbt sind. Dafür spricht wenigstens unter anderen ein Vogel, welcher neuerdings durch Herrn Dr. Wulffius der Akademie zugesandt wurde und den er bei dem St. Olga-Hafen im Februar 1859 geschossen hat (44° n. Breite). Dieser Vogel besitzt ein so lebhaftes Colorit, wie ich es nur an den wenigen frisch vermau- serten Thieren, die ich im Bureja-Gebirge erlegte, wahrgenommen habe. Meine Exemplare stimmen mit der Naumann’schen Abbildung”) gut überein, jedoch sind die Bauch- und Brustfedern noch nicht so stark abgerieben, dass die grauen Mittelfelder der Federn sich in bogiger Umrandung absetzen. Aeussere sexuelle Unterschiede kann ich nicht 1) Rhea 1849, p. 154. 2) 1. c. Tab. 92, F. 2. 944 Sazxıcola Oenanthe. auffinden. Die Kopfplatte zieht bald mehr in’s Graue, bald mehr in’s Bräunliche. Die Breite des Superciliarbandes ist variabel. Bezüglich der Grösse aber bleiben alle mir vorliegenden Exemplare aus der Mongolei gegen die weiter im Osten gesammelten zurück; ich gebe daher, indem ich an die Maasse, welche H. L. v. Schrenck') ermit- telte, anknüpfe, diejenigen des grössten und kleinsten Vogels meiner Suite. sun; Accentor montanellus. Amur. Mongolei, Länge von der Schnabel- bis zur BChwanzepitze ne u. 653 B’qg arg” „ des zusammengelegten IEHUWEIST EUER Me. ee eh nee cr 32107. a gegen „ des Schwanzes . > DE gegen gr Is destSchnabels: IE RIESE ER nn ei: Bus 43ja” 43/0” Breite des Schnabels am Hinterende der Nasenlöcker . . 2.2... Daun Di 9" Höhe des Schnabels ebendaselbst. . » » = 2 2 2 ne nn 0. ja” Qisr gr Länge des Laufes . ». » - oo... 10%/2”” 81a” g” „» der Mittelzehe ohne Nagel . ». » . 2 nr 10 6” 6” „ des Nagels an der Mittelzehe ? | 23/4” au” any „ der Hinterzehe ohne Nägel . . » . - - 2... 0. 2 31” 31a” „ des Nagels an der IEinterzeheW rn EEE ea eo 3a” us g” l An den lebenden Bergbraunellen war der Oberschnabel grauschwarz, der Unter- schnabel, namentlich an der Wurzel, heller, die Füsse schmutzig weissgelblich, die Nägel graubraun, die Iris hell gelbbraun. Dem westlichen, hochgebirgigen Theile meines Reisegebietes fehlt dieses Vögelchen wohl ganz, wenigstens konnte ich es weder im östlichen Sajan, noch am Baikalsee auffinden, dagegen war es auf dem Zuge am Tarei-nor gar nicht selten. Schon zeitig, nämlich am 16. März 1856, zeigten sich hier die ersten Vorzügler. Die Hauptzüge kamen aber erst am 17. April an. Im Herbst sah ich gar keine Bergbraunellen und erst ein Jahr später, als im Bureja-Gebirge der Herbstzug schon abgeschlossen war und Eis auf dem Amur sich einstellte, erlegte ich noch 2 Männchen, die sich in den Uferweiden tummelten. 124. Saxicola Oenanthe L. Schon Pallas unterschied den gemeinen Steinschmätzer von der Sax. saltatrıv Menetr., 1) Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 356. Sazxieola saltatrız. 245 da seine Motacilla Strapazina !) nur auf Sax. saltatriv Mönetr. zu deuten ist 2). Ich glaube an die Selbstständigkeit dieser letztern. Gewiss aber ist es, dass sich beide Arten geo- graphisch nicht ausschliessen. So traf ich den gemeinen Steinschmätzer auf dem ganzen Wege nach Ostsibirien als einen häufigen Vogel an, der auch am Baikalsee auf der Insel Olchon in der Nähe burjätischer Dörfer nicht selten war. Zwar wird ihm mit der Entwickelung des Kentei und der Baikal-Gebirge die östliche Verbreitungs- grenze nicht ganz scharf gezogen, jedoch ist er in Transbaikalien ungleich seltener zu finden und in den Hochsteppen wird er fast ganz von Sax. saltatrix verdrängt. Wenn nun Pallas (l. c.) den gemeinen Steinschmätzer auch für Daurien als häufigen Vogel angiebt, so stimmen damit meine Erfahrungen nicht überein; jedenfalls aber sind wir berechtigt, beide für die noch östlicher gelegenen Amurländer als fehlend zu be- zeichnen, da keiner der in jüngster Zeit dort sammelnden Reisenden die eine oder andere Art mitbrachte und H. v. Middendorff sie im Stanowoi sowohl, als am Ochotskischen Meere vermisste. In jeder Hinsicht stimmen die mitgebrachten Steinschmätzer mit europäischen Vögeln überein und halten auch bis auf kleine Differenzen (1°) das Maass der Flügellänge ein, welches Keyserling und Blasius °) für diesen Vogel angeben. Mit dem 10. Juli waren die Jungen am Baikalsee flügge und die Weibchen lockten dann sehr eifrig ihre Brut. Im östlichen Sajan trafen die ersten Steinschmätzer am 27. April ein, Sar. saltatrive erschien dort schon am 23sten. Am 6. Mai lockten die Pärchen schon stark. 125. Saxicola saltatrix Menötr. Herr Akademiker L. v. Schrenck hat in seinem Reisewerke (l. c. p. 356 und fig.) die nöthigen Ergänzungen über diesen Vogel bereits gegeben. Wir heben daher hier nur hervor, dass bezüglich der Schwingen auch unsere Exemplare die Maasse von 3” 8” bis 3” 9” einhalten, die Schnäbel aber constant stärker zu sein scheinen (7 lang). Sax. saltatrix trifft zeitiger ein, als Sax. Oenanthe. Am Tarei-nor kamen am 29. März die ersten vereinzelten Vorzügler an. Im Selenga-Thale, sechzig Werst nördlich von Kjachta, sah ich deren zuerst am 8. April 1857. In der hochgelegenen Tunka- Ebene verspäteten sie 1859 bis zum 23. April. Die am 23. August bei Kulussutajefsk erlegten Vögel mauserten noch sehr stark das Brustgefieder. Der Gesang dieser Art beginnt mit krächzendem Anschlag (ähnlich dem der Würger), worauf das Pfeifen folgt. ' 1) Gloger zieht in seinem Handbuche der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, S. 194—195, M. vitiflora P. und M. strapazina P. zu Sax. oenanthe B., während er $. saltatrie Menetr. mit Sax. aurita T. identificirt. Dies ist nicht richtig. H. L. v. Schrenck hat in seinem Reisewerke ]. c. p. 357 diesen Irrthum bereits besprochen. 2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 474. 3) Die Wirbelthiere Europa’s, p. 192. 946 Sazıcola leucura. 126. Saxicola leucura Gnml. Taf. IX. Fig. 3. Recht auffallend ist es, dass unter den wenigen Steinschmätzer-Arten Ostsibiriens gerade solche vorkommen, deren Verbreitungsgebiet an und für sich ein beschränktes, in den Süden Europa’s und den Norden Afrika’s fallendes ist. Hatten wir durch Sazrıcola saltatriv der ostsibirischen Fauna ein Glied hinzugefügt, welches sie an die südosteuropäische schliesst, so bietet die jetzt zu besprechende Art ein interessantes Beispiel für das Vorkommen eines Steinschmätzers im Centraltheile des südlichen Sibiriens, der ausschliesslich den südeuropäischen Küsten, so wie auch Egypten und Arabien an- gehört. Für die Existenz dieser Art im übrigen Sibirien haben wir aber bis jetzt noch keine Belege und es bleibt deshalb sehr überraschend, sie in den sonst so ein- seitigen und armen Wildnissen der Baikalgebirge zu finden. Sazicola leucura brütete hie und da, meistens in Gesellschaft mit der typischen Sax. rubicola, in den Klüften der Granitfelsen, welche den grössten Theil der Baikalufer bilden. Die von unserm Boote aus wiederholentlich erlegten alten Vögel schlüpften, da sie nicht gleich auf dem Platze blieben, behende in diese Klüfte und entgingen mir auf diese Art; ich brachte aber 2 fast ausgewachsene Junge im Nestkleide mit, welche auch, ohne der Alten, die ich gesehen, zu gedenken, ganz unverkennbar die Artkennzeichen tragen. Wie bei den alten weiss- schwänzigen Steinschmätzern, so ist auch bei den jungen der Bürzel sammt den obern und untern Schwanzdecken schneeweiss, ein Gleiches gilt von der Schwanzwurzel. Bei den beiden mittlern Steuerfedern nimmt die weisse Farbe 1/3 der Gesammtlänge ein, 2/3 sind schwarz, bei allen andern ist nur !/s jeder Feder vor der Spitze schwarz, #/, weiss. Auf den Aussenfahnen der Isten und 2ten Steuerfeder zieht sich das Schwarz etwas höher dem Schafte entlang. Mit der äussersten Grenze der schwarzen Farbe ändert auch das Weiss des Schaftes in Schwarz ab. Im Jugendkleide trägt jede Steuerfeder eine ziemlich breite (*/ Linien), rostweissliche Endkante und einen zarten, schmalen Saum von gleicher Farbe an den Seiten. Hie und da sieht man an den Enden der obern Schwanzdecken ganz schmale, schwärzliche Binden, die sich in Folge ihrer ge- ringen Ausdehnung kaum kenntlich machen. Der ganze Kopf, der obere und untere Kör- pertheil sind schmutzig dunkel braungrau, welche Farbe auf dem Bauche heller wird und in schmutziges Gelbweiss mit schwärzlichen Flecken zieht. Die einzelnen Federn des Kopfes, Halses, Rückens und der Brust haben ein etwas gelichteteres Centralfeld, aber dafür dunklere, schwärzliche Ränder, so dass hier überall eine Trübung in mattem Grauschwarz stattfindet. Die schwarzen Schwingen und ihre oberen Decken sind breit roströthlich umrandet (wie bei dem gemeinen Steinschmätzer in der Jugend). Die untern Flügeldecken sind intensiv schwarz, tragen aber hie und da einige kleine rostrothe Querbändchen. Schnabel und Füsse sind hornfarben. Da unsere Individuen sicher noch nicht ausgewachsen sind, so haben die an ihnen ermittelten Maasse keinen Werth. Sazıicola rubicola. 347 Ihre Totallänge beträgt 5 Zoll. Ich gebe, da das Nestkleid dieser Art, so viel ich weiss, unbekannt ist, eine naturgetreue Abbildung der vordern Körpertheile eines meiner Vögel (Taf. IX. Fig. 3). 127. Saxicola rubicola L. Taf. IX. Fig. 2. a. iypica. Den schwarzkehligen Wiesenschmätzer traf ich hie und da mit der vorigen Art auf den zerklüfteten Uferfelsen am Baikalsee an und zwar besonders auf der west- lichen Seite dieses Sees. Aus Daurien und vom mittlern Amur (Bureja-Gebirge) liegen mir aber 5 Exemplare derjenigen afrikanischen Varietät dieses Vogels vor, welche Lichtenstein als Sax. rubicola Nubiae und Ehrenberg als Sar. Hemprichiü bezeichneten !). Ueber diese lässt sich nun Folgendes bemerken: b. vart., Hempr:chii Ehr. Vier meiner Vögel befinden sich im frisch angelegten Herbstkleide und man könnte den Mangel der sonst vorwaltenden schwarzen Färbung des Kopfes und Rückens wohl den breiten rostbraunen Federrändern zuschreiben, welche das frisch angelegte Kleid der europäischen Individuen gleichfalls zeigt. Jedoch haben diese hellen Feder- ränder bei unserer Varietät einen so bedeutenden Umfang, dass sie niemals im Laufe des Jahres verstossen werden, und drängen, zumal auf der Kehle, die schwarzen Tinten der Feder bis auf ein Minimum zurück. Dadurch erscheint nun auch im Som- merkleide die Kehle nicht schwarz, sondern schmutzig rostgelb; ferner wird weder die Rückenfarbe, noch die des Kopfes jemals rein schwarz, sondern ist vielfach in Rostbraun gefleckt. Dass aber die Vertheilung dieser Farben nicht constant ist und dass sich Individuen finden, die den deutlichen Uebergang von Sar. Hemprichi zu Saz. rubicola typica unverkennbar darthun, dafür spricht ein Herbstexemplar meiner Suite, welches die noch fast ganz durch die Federkanten verdeckte, schwarze Kehle doch deutlich erkennen lässt, im Uebrigen aber Sar. Hemprichü repräsentirt. Anderer- seits ist das, von der weissen Schwanzwurzel genommene Kennzeichen für Sax. Hem- prichü nicht haltbar. Im Gegentheile finde ich die Schwanzhasis an dreien meiner Vögel schwarz, bei den andern beiden ist sie zwar weiss, jedoch verbreitet sich diese Farbe nicht in grösserm Umfange auf den äussern Steuerfedern. Endlich sind auch die obern Schwanzdecken nicht immer in ihren zwei untern Dritteln weiss, sondern bald ganz rostroth, bald tragen sie die breite rostrothe Endbinde. Das erstere 1) Symb. phys. Aves. 248 Lusciola (Calliope) Kamtschatkensıs. findet bei den schwarzschwänzigen Exemplaren statt, das letztere bei denen mit weisser Schwanzbasis. Die nachfolgende Tabelle giebt eine Uebersicht der gegenseitigen Grössenverhältnisse unserer Vögel. | Saxicola rubicola. | vart. Hemprichii. Sibirien. | Mongolei, Dotallange, In.a0: 2.0 Mm Bla SU ae easy . | 4" 177,,114279 7142773, | a Länge des zusammengelegten Flügels. . - » 2. 0... 276” 2" 5 DD 22,5% AADRIGESTSCHWATIZERE RUE er En ne ee | ER MID. 2 1 2. 1° 12210, 64 derkschnabelswiih „UERUSRERRN SC BURSERE EL nn ta). 4lja”” Ai A Ars ma dertliautes, ee ER Be at. RER 9” 97 Sr“ Ir: „ der Mittelzehe ohne Nagel . | 65 6% 6 51/2 „ des Nagels an der Mittelzehe . 2 2” 2% Du In Bezug endlich auf jenes, durch Keyserling und Blasius') zuerst erwähnte Verhältniss der ersten Schwinge zur gesammten Flügellänge, bieten die mir vor- liegenden Vögel folgende Ziffern. Die erste Schwinge steht von der Flügelspitze ab: 13 al 3 7, u 2°... DieserüGrössen ‚erreichen Adielyon® jenen Autoren (1” 3,5°) ermittelten in den meisten Fällen nicht, jedoch glaube ich einige Zweifel über das für Sax. rubicola ermittelte Maass erheben zu müssen. Dieses soll 2” 1°” betragen. An der typischen Sar. rubicola aus Sibirien kann ich das nicht bestätigen; 5 Exemplare, die ich darauf hin untersucht, geben folgende Zahlen- reihe; Ay 1nB, 12 193,17 6AtwerglNauch Faunagap, Aya9%38). Der östlichste Fundort dieser Art im südlichen Sibirien ist bis jetzt das Bureja- Gebirge, woselbst ich ein Exemplar am 1. September 1857 erlegte. H. v. Middendorff fand sie nur einmal am Westabhange des Stanowoi; aller Wahrscheinlichkeit nach fehlt sie aber auch im Amurmündungslande nicht ganz, da wir sie aus Japan ?) kennen. Am Tarei-nor wurde sie zuerst am 22. April 1856 bemerkt, dann am 7. Mai häufiger mit Muscicapa parva angetroffen. Am 19. August desselben Jahres begann in der Mon- golei ihr Zug zum Süden. D 1728. Lusciola (Calliope) Kamtschatkensis Gml. In Irkutsk bei den Vogelfängern: Podkrapiwnik. Unter den 9 Exemplaren dieser Art, die ich mitbrachte, findet sich nur ein Weibchen, die übrigen sind alte Männchen. Gerade auch bei dieser Species ziehen die Männchen in 1) Die Wirbelthiere Europa’s, p. LIX, 2) Fauna japonica, Aves., p. 58. Lusciola (Calliope) Kamtschatkensis. 249 kleinen, von den Weibchen gesonderten, Trupps. Im Gefieder bieten alle Exemplare grosse Uebereinstimmung dar, nur nimmt bisweilen das Braungrau der Brust, da wo es die schöne rothe Kehlplatte umfasst, eine schwärzliche Farbe an. Die Kehle des vorliegenden Weibchens ist trüb weiss '), der Superciliarstreif kaum angedeutet und der Zügelstreif nicht schwarz, sondern bräunlich grau. Im Uebrigen bemerke ich keine Farbenunterschiede zwischen beiden Geschlechtern. Auffallend ist das frühe Erscheinen dieses schönen Vogels in den südlichsten Gegenden Östsibiriens. H. Maximowicz erlegte schon am 6. April 1860 ein Männchen am obern Ussuri. In der Mongolei verspätet seine Ankunftszeit gerade um einen Monat. Am 6. Mai 1856 wurden die ersten 3 Männchen in einer künstlichen, aus trockenem Holz ge- bauten Hecke erlegt. Auch diese Vögelchen ziehen bei anscheinend ungünstigem Wetter. An diesem Tage wehte starker Wind, der gegen Abend aus Norden kam, und es regnete dabei sehr stark. Nach Hrn. v. Middendorff’s Erfahrungen fällt die Ankunftszeit dieses Sängers im südlichen Theile des Stanowoi sogar erst in die 2te Hälfte des Mai; es steht also jenes, durch H. Maximowicz ermittelte, sehr frühzeitige Erscheinen desselben in wenig südlichern Breiten als eine isolirte Thatsache da, deren ‚Erklärung schwierig ist. Auf ihrem Herbstzuge berührte diese Art am 22. August zuerst den Tarei-nor. In derselben Hecke, wo ich sie im Frühlinge antraf, lebten nun wieder 8 Exemplare und blieben auch in ihr, obschon andere, ähnliche Hecken ganz in der Nähe waren und sie hier während des 3tägigen Aufenthaltes von mir oft gestört wurden. Ungern verlassen sie am Tage solche Verstecke, erst mit eintretender Dämmerung hüpfen sie (wie auch S. suecica und cyane Pall.) auf den Boden umher und suchen Nahrung. Dann kann man sie am vor- theilhaftesten beschleichen. Die in jener Hecke lebenden Calliopesänger liessen sich kaum nahe kommen; hielt ich mich, um sie zu schiessen, links von der Hecke, so schlüpften sie sehr geschickt durch die kleinen Oeffnungen auf die rechte Seite und umgekehrt. Schon in den Umgebungen von Tomsk sang dieser Vogel ab und zu, häufiger wurde er erst östlich vom Jenisei, namentlich auf den Inseln der Angara (1ste Post-Station vor Irkutsk), wo ich ihn in der Nacht vom 28—29. Mai in Unzahl schlagen hörte. Am Tage singt er selten und sucht sich alsdann die Spitzen junger Birken oder Weiden zum Ruhen aus. Gleich der Nachtigal schlägt er 3—4mal mit der Sylbe trju an, lässt aber dann einen langen Triller folgen, der einigermaassen dem der Feldlerche ähnelt. Die Schnarre fehlt nicht immer, ist aber stets sehr schwach. Am 5. Juni 1855 mauserten die Calliopesänger bei Irkutsk am ganzen Leibe. Ein 3jähriges Männchen, welches in Irkutsk in Gefangenschaft lebte, hatte die Kehlplatte kaum röthlich überflogen. Im Bauer gehalten, singen diese Vögel bis Ende August. Lichte Vorländer mit Unterholz lieben sie und fehlen den dunklen Wäldern gänzlich. 1) H. v. Middendorff fand jedoch an alten W. die Kehle mit dem Anflug in Roth, wie bei dem Männchen. Sib. Reise 1. c. p. 174... 32 250 Lusciola (Culliope) eyane. 129. Lusciola (Calliope) eyane Pall. Taf. X. Fig. 1—4. Wie mit so vielen seltenen und eigenthümlichen Thieren, welche durch Pallas im Früh- jahre 1772 am Nordostende der hohen Gobi, d. i. zwischen dem Argunj- und Ononflusse, entdeckt und später nicht wiedergefunden wurden, so geschah es auch mit diesem schönen Sänger, welcher von ihm dort als grösste Seltenheit ermittelt wurde. Ich war in dem Auffinden dieser Art glücklicher, da ich im Mai 1856 vierzehn Exemplare am Tarei-nor erlegte und am 25. August auch noch einen jungen weiblichen Vogel erbeutete. Indem ich voraussetzte, es sei entweder die Originalbeschreibung Pallas !) richtig gedeutet, oder es seien, wie es mit manchen seiner Originalexemplare der Fall gewesen, auch die von Sylv. cyane nach Deutschland gekommen und nicht verloren gegangen, bemühte ich mich sowohl in Bonaparte’s Conspectus generum avium, wie auch in Gray’s Genera of Birds diese Sylvie aufzufinden. In beiden genannten Werken wird aber diese Art nirgends erwähnt und ich fühle mich daher veranlasst, unsern Vogel recht ausführlich zu besprechen. Pallas hat ihn l. c. zwischen Accentor und Sazicola unter der allgemeinen Bezeichnung Motacilla cyane aufgeführt, wesshalb es um so schwieriger sein mochte, ihn, ohne ein Exemplar oder eine Abbildung zu sehen, richtig zu placiren; er gehört aber, wenn man die Gattung Calliope Gould anerkennen will, zu dieser und zwar spricht dafür nicht nur der ziemlich starke, etwas verkürzte, schwarze, seitlich mässig zusammenge- drückte Schnabel und die Bartborsten, sondern auch die Bildung der Flügel und der Füsse, so wie die Vertheilung der Farben und die Lebensweise. Den vorletzten dieser Punkte anbelangend, finden wir bei den M. der Zusc. cyane den schwarzen Augenstreif, die eintönige Farbe des Rückens, Bürzels und Schwanzes und die Weibchen sind bis auf die Grösse denen von S. Calliope sehr ähnlich, wie solches aus der Detailbeschreibung weiter unten erhellt. Die alten Männchen dieser Art (9 Exemplare liegen vor) sind auf der obern Körper- seite einfarbig schön lasurblau mit leichtem Seidenglanze (Taf. X, Fig. 1). Dieses Blau wird von der Schnabelbasis an durch einen schwarzen, scharf abgesetzten, 3—3 1/2’ breiten Streifen begrenzt. Dieser Streifen setzt sich oben bis über den innern Augen- winkel fort, schliesst aber das obere Augenlid nicht ein. Dagegen betheiligt sich das untere Augenlid, so wie die gesammte Wange bis zur Ohrgegend ganz an dieser Färbung, welche sich ausserdem in schmalem Bande, die Mitte der Halsseiten einhaltend, bis zum Flügelbuge fortzieht. Hier trennt dieses schmale Band das in der Regel reine Weiss der untern Halsseite vom Blau des Nackens ganz deutlich. Die gesammte untere Kör- perseite ist meistens blendend weiss, das Gefieder nimmt auf den Weichen aber bald einen recht stark ausgeprägten blaugrauen oder bräunlichgrauen Anflug an, der sich 1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 472. LZusciola (Calliope) cyane. 251 bisweilen selbst dem Mittelfelde des Bauchgefieders mittheilt. Nicht gar selten, und wie ich glaube stets bei recht alten Individuen, besitzen die Weichen dasselbe schöne Blau, welches die obere Seite dieser Vögel zeigt. Dagegen mischt sich bei jüngern Männchen jener bräunlichgraue Anflug auch dem gesammten weissen Gefieder der untern Kör- perseite bei, worauf ich sogleich zurückkomme. Bei alten männlichen Exemplaren sind nicht nur die obern Flügeldecken insgesammt von der Farbe des Rückens, sondern auch die hintern Schwingen und alle Aussenfahnen der übrigen. Auf den Aussenfahnen der ersten 4—5 Schwingen (die 1ste verkürzte mitgerechnet) zieht dies Blau ein wenig in Grau und dehnt sich nicht so in die Breite, wie bei den andern. Die Färbung der untern Flügeldecken richtet sich nach derjenigen der Weichen, so dass die Individuen, welche die letztern blau besitzen, auch jene blau tragen, andere mit bräunlichen Weichen auch bräunliche untere Flügeldecken haben und Mitteltöne in Graublau oder Braungrau auch vorkommen. Der seitlich‘ kaum etwas abgerundete, 12fedrige Schwanz ist bei alten Vögeln schwarz mit deutlich blauem Tone, der sich auf den Aussenfahnen der Steuerfedern stets mehr verräth, als auf den Inmnenfahnen. Im hohen Alter bemerkt man auf ihm 12—13 schwach angedeutete, nur bei auffallendem Lichte deutlich sicht- bare Querbänder, die den Schäften näher besonders bemerkbar werden. Die untern Schwanzdecken sind stets rein weiss. Der Schnabel alter Vögel ist schwarz, junge (erst einmal vermauserte) haben ihn hornfarben und den Unterkiefer noch heller, schmutzig gelbgrau. Ich muss annehmen, dass bei den jüngern Männchen dieser Art nur eine par- tielle Mauser in Blau im 1sten und vielleicht im 2ten Jahre ihres Lebens stattfindet. Drei solcher Vögel wurden nämlich am 17ten, 18ten und 19ten Mai am Tarei-nor erleet und zeigen, nach genauer Ansicht des Gefieders, jetzt keine Spur der Mauser; dennoch tragen sie, den Farben nach zu urtheilen, 2 Kleider, nämlich das erste Ju- gendkleid und das spätere blaue Gefieder. Bei allen dreien ist die Kopfplatte bis zum Scheitel blau, der Hinterkopf und Nacken aber matt bräunlich grau (Jugend- kleid. Das ebenso gefärbte Rückengefieder ist vielfach und irregulär von Blau durchsetzt, die obern Schwanzdecken sind blau. Ebenso finden sich einzelne blaue Federn unter den bräunlichen obern Flügeldecken und ich glaubte daher Anfangs sicherlich in der Mauser stehende Vögel vor mir zu haben, wennschon diese Voraus- setzung gewagt war, da die Mauser nicht so zeitig im Frühlinge erfolgt. Das Alter jener gemischten Kleider der 3 in Rede stehenden jungen Männchen ist aber zweifelsohne ein und dasselbe, wie dies die gleichmässige Abnutzung der Federn darthut. Es scheint mir also gewiss, dass die blaue Farbe nicht gleich auf das erste vermauserte Jugendkleid folgt, sondern nach und nach die braungraue Färbung der Jugendkleider verdrängt. Hiernach würde es sich zuerst auf dem Kopfe, Rücken und Bürzel einfinden. Bei solchen jungen Vögeln gewinnt das Braungrau der Weichen an Umfang, dehnt sich bisweilen über die Brust aus und steigt sogar seitlich am Halse * 252 Lusciola (Calhope) cyane. hinauf. Auch sind die Brust- und die vorderen Weichenfedern dann ganz schmal grau gesäumt und es heben sich in Folge dessen schmale graue Bogenlinien in dem Gefieder dieser Körpertheile hervor. Unsere Tafel X, Fig 3. stellt die vorderen Körpertheile eines solchen jungen Männchens dar. Ehe ich nun zu der Plastik unserer Art übergehe, muss ich noch Einiges über die alten Weibchen sagen. Nur die obern Schwanzdecken und Aussenfahnen der Steuerfedern besitzen bei diesen noch die blaue Farbe, auf dem gleichmässig bräunlich grauen, etwas in’s Olivengrüne ziehenden Gefieder der gesammten obern Körperseite deutet das Blau in kaum bemerkbarer Spur nur im hohen Alter das Weibchen an. Der schwarze Augenstreif fehlt den Weibchen, bei ihnen sind die seitlichen Kopf- und Halstheile sammt Kehle und Brust hell gelblich weiss, etwas in Grau ge- trübt; die meisten Kehl-, Wangen-, seitlichen Hals- und Brustfedern besitzen eine schmale grauliche Kante, wodurch jene Bogenlinien, wie wir sie an jungen M. sehen, auch hier hervortreten. Nur das Mittelfeld des Bauches bleibt weiss, die Weichen sind gelbgrau. Die obere Seite der Schwingen ist graubräunlich, bei auseinandergelegter Schwinge aber erscheinen die Innenfahnen, bis auf die 3 hintersten Schwingen, alle schwärzlich; diese letztern besitzen die Rückenfarbe. Fig. 2 unserer Tafel stellt das alte Weibchen in natürlicher Grösse dar. Das junge Weibchen im ersten Herbst- kleide unterscheidet sich von ‚den eben besprochenen ältern .nur durch die lebhaftere und allgemeiner verbreitete gelbe Färbung der untern Körperseite, so wie durch die breitere und häufigere graue Kantung der Federchen. Diese macht sich ganz be- sonders im Gefieder an der Schnabelbasis kenntlich, so dass hier das Kleid in Gelb und Grau deutlich gewässert erscheint (vergl. Taf. X, Fig. 4). Die Rückenfarbe zieht bei so jungen weiblichen Vögeln der Z. cyane mehr in’s Olivengrüne, dieses findet auch auf den obern kleinen Decken statt, die längern aber sind mit recht lebhaften rostgelben Kanten versehen. Bevor ich zur Besprechung der Schwingen unseres Vogels übergehe, gebe ich hier noch die an 6 Exemplaren ermittelten Maasse in tabellarischer Uebersicht. s | Lusc. cyane. Männchen. | Weibchen. TOtallangeH ME EEE. 19 AI Ab” Arie AB 47 4% 44" Länge des zusammengelegten Flügels . . . . 23.107 28” DS AR DET DT. „ des Schwanzes BEN se PRINT RN AED, a et 1710974 14117 1710% 17,108 „. des Schnabels, auf der First gemessen. 5” 51/a’ DZ 5 By 51/a" Breite desselben an der Basis der Nasenlöcher . Bis a, De% Pi Ir Pr Höhe desselben 'ebendaselbst. . . ». .» 2... 2x is a PH 2 2” Lange, des, Laufenu 2, zur Pie le. 11%” 11!/2’” Je 11!/a”” al 11!/a » der Mittelzehe ohne Nagel. . . . . . 61/2” 61/2” 61/2'“ 6!/a’ 6'/3”" 61/2” » des Nagels an der Mittelzehe. . . . . Die 2%, Alla” Pi 2 13% „» „ der Hinterzehe ohne Nagel. . . „.. . g. 4” Ed 4 48 see 4” » des Nagels an der Hinterzehe ... . . | 24a” Bla al Dil’ 2a 2a’ Lusciola (Oyanecula) suecica. 253 Diese Art bietet demnach nur sehr geringe Schwankungen in den Grössenver- hältnissen dar. Die Zahl der Schwingen beläuft sich auf 17. Die erste ist verkümmert; ihren Abstand von der Flügelspitze ermittle ich von 1” 5°” bis 1” 6°. Die zweite Schwinge ist gleich der 6ten und beide um 3—4’” kürzer, als die Flügelspitze; die 3te und 5te sind abermals gleich lang und werden von der 4ten nur um ein Weniges über- ragt. Dieses Verhältniss schwankt jedoch ab und zu, da z. B. bei einigen meiner Exemplare auch die öte und 4te Schwinge gleich lang sind und die dte etwas mehr verkürzt erscheint. Im Ganzen genommen ist der Flügel ziemlich kurz und nicht spitz. Die Füsse sind recht kräftig, aber doch ziemlich schlank und schmutzig gelbweiss gefärbt. Am 7. Mai 1856 begegnete ich dem ersten Männchen dieser Art, bis zum 16ten fehlte sie dann, an diesem Tage stiess ich auf 3 andere Männchen, der Hauptzug erfolgte vom 21—23. Mai. Vom Herbstzuge ist mir nur. das Weibchen, dessen ich oben erwähnte, vom 25. August bekannt geworden. Das Vorkommen dieser Art be- schränkt sich aber keinesweges allein auf das Quellland des Amur; am 18. Sep- tember 1857 erlegte ich ein Exemplar in den Uferweiden des Stromes, die nahe meiner Wohnung im Bureja-Gebirge standen. Gleich Zusc. Kamtschatkensis und suecica hielten sich diese Vögelchen am Tage wohl versteckt in den künstlichen, aus todtem Strauchwerk gemachten Hecken und Einzäunungen der Gemüsegärten bei der Grenzwacht Kulussutajefsk. Erst bei einbrechender Dämmerung verliessen sie dieselben und hüpften dann wenig scheu auf dem niedrigen umliegenden Rasen umher, um Insecten zu fangen. Nie hörte ich sie singen. 130. Lusciola (Cyanecula) suecica L. Vart. coerulecula Pall. Bei den Vogelstellern in Irkutsk: Warakuschka. Gleich Hrn. v. Middendorff fand ich in Ostsibirien diesen Sänger nur mit braunem Kehlfelde, welches sowohl bei jungen M., als auch bei ältern Weibchen schon angedeutet ist. Meistens zieht die schwarze Einfassung, welche im Bogen über die Brust läuft und das schöne Blau umschliesst, stark in’s Indigoblau. Besonders ist das bei jungen Männchen im Herbstkleide der Fall. So interessant an und für sich Altum’s Beobachtungen über die Verfärbung eines Blaukehlchens sind, die er in der Naumannia 1855, p. 166 und fig. mittheilte und nach welchen dieser Vogel in ganz kurzer Zeit alle 3 Varie- täten repräsentirte, so sind wir doch geneigt, der Zusc. suecica vart. coerulecula das Prädikat einer guten geographischen Varietät beizulegen, da dieselbe im östlichen Asien, wie es scheint, die allein vorkommende Form des Blaukehlchens ist, in ihrem 954 Sylvia (Rutieilla) phoenicura. westlichsten Verbreitungsgebiete aber mit der vart. leucocyana und Wolfu zusammen lebt. Mit Blasius, Wodzicki und andern vereinige auch ich die Blaukehlchen alle in eine Art. (Vergl. Naumannia 1856, p. 470, und Cabanis Journal für Ornithologie, Erinnerungsschrift für die VII. Jahresversammlung der deutschen Ornithologen-Gesell- schaft, p. LXXXIX, Wodzicki). Mit dem Calliopesänger zusammen trafen die Blau- kehlchen am 6. Mai 1856 am Tarei-nor ein, am 9ten aber fand ich sie dort häufiger. Im Herbste sah ich sie zuerst am 16. August an denselben Orten und seit dem 20sten wurden keine mehr bemerkt. Ein Vogel, der am 17. August erlegt wurde, mauserte noch die Brustfedern. 4131. Sylvia (Ruticilla) phoenicura L. Taf. X. Fig. 7. Die mir vorliegenden Rothschwänzchen aus Ostsibirien erlaubten mir nicht, dem Beispiele Gloger’s !) zu folgen und sie alle zu der Sylv. phoemicura mit den vart. aurorea Pall. und erythrogastra Güld. zu ziehen; vielmehr scheinen mir gewisse Charaktere, die ich sogleich näher besprechen werde und die in der Plastik ‚dieser Vögel begründet sind; bis auf weitere, umfangreichere Untersuchungen für die artliche Selbstständigkeit, wenig- stens der Sylv. aurorea, zu sprechen. Die Flügelbildung unterscheidet, wie aus meinen Suiten erhellt, 8. auroreu von $. phoenicura vortrefflich. Den 11 Exemplaren, die ich von Sylv. aurorea mitbrachte, füge ich die Suite der akademischen Sammlung und die durch H. L. v. Schrenck erbeuteten bei, so dass ich eine Reihe von 20 Exemplaren unter- suchen kann. Während die an fünf gewöhnlichen Rothschwänzchen (von denen ich das eine aus dem östlichen Sajan mitgebracht) ermittelten Maasse mit der in Bezug auf die Schwingen der $. phoenicura von Keyserling und Blasius ?) gemachten Angabe d. h. die 2te gleich der 6ten) übereinstimmen, finde ich bei der S. aurorea ein anderes Verhältnis. Zwar geben die genannten Autoren bei letzterer Art auch ein von der S. phoenicura abweichendes Verhältniss an, indessen beweist meine Suite, dass in, den meisten Fällen (bei 17 Exemplaren von 20) die 2te Schwinge gleich der Sten ist und das Ende der 2ten Schwinge nur in seltenen Fällen (bei 3 Exemplaren) in der Mitte zwischen den Enden der. 7ten und Sten liegt. Ferner erreicht bei Sylv. aurorea die 3te Schwinge niemals das Ende des Flügels, wie ich solches bei &. phoenicura wahrnehme, bei welcher sie der 4ten gleich oder gar noch :um ein Geringes länger ist und so die Flügelspitze bildet. Jedoch ist in den meisten Füllen bei sylv. aurorea die 3te Schwinge nicht gleich der 5ten (Keyserling und:Blasius), sondern gleich der sechsten. Bei Sylv. aurorea wird die Flügelspitze durch die 4te und öte Schwinge ge- bildet, bei Sylv. phoenicura durch die 3te. Das Ende der 6ten Schwinge steht bei Sylv. 1) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s etc., p. 215. 2) Die Wirbelthiere ete., p. 191. Sylvia (Ruticilla) aurorea. 395 phoenicura ebenso weit von der Flügelspitze ab, wie das Ende der 7ten bei Syln. aurorea davon entfernt ist. Denken wir uns in den Flügel von Syl. phoemicura zwischen die 3te und 4te Schwinge eine etwas längere hineingeschoben und verkürzen wir dann die 3te Schwinge um 1—2 Linien, so haben wir den Flügel der Syl. aurorea (man vergl. die Umrisse der Flügel auf Taf. X). Da mir aber alle Exemplare dieser letztern ganz dasselbe zeigen, mir auch andererseits die Flügel der Syl. phoenicura keine Differenzen bieten, welche in dieser Hinsicht für Uebergänge zur Syl. aurorea sprechen, so sehe ich mich veranlasst, die artliche Trennung beider einstweilen festzuhalten, und gebe zugleich auf Taf. X die Flügelumrisse derselben. Zu bemerken wäre noch, dass auch an den ausgewachsenen Nestvögeln der S. aurorea die Flügelbildung dieselben Verhältnisse zeigt. Die Zahl der Schwingen ist übrigens bei beiden Arten dieselbe, nämlich 19. Das am 6. Mai 1859 erlegte M. des Rothschwänzchens trägt auf dem Schwarz der Kopfseiten und der Kehle durchweg noch die schmalen grauen Umrandungen, die dem frischen Herbstgefieder gewöhnlich zukommen und später verstossen werden. Das Rostgelb der Brust ist sehr verblichen und matt. Im Uebrigen schliesst sich der Vogel vollkommen an europäische Exemplare an. Im Sajan-Gebirge traf diese Art in den letzten Tagen des April em und sang Anfang Mai schon sehr emsig, wozu sie sich die höchsten Spitzen der Bäume wählte; nächst Zusc. Calliope muss man sie als den besten Sänger Ostsibiriens bezeichnen. Sylv. aurorea habe ich niemals Melodien pfeifen hören, sie ruft meistens nur das eintönige tek, tek, tek und unterbricht dieses ab und zu durch pfeifende Töne. 132. Sylvia (Ruticilla) aurorea Pall. Taf. X. Fig. 6. Aus den schon oben bei der vorhergehenden Art entwickelten Gründen darf ich diese Rothschwanzspecies nicht mit der S. phoenicura vereinigen, kann ihr aber auch nicht die wenig gekannte, schon durch ihre, wie es scheint, sehr constante Grösse auffallende Sylv. erythrogastra Güld. zuzählen, obgleich beide eine gleiche Schwingenbildung besitzen. Durch das Uebergreifen eines breitern weissen Spiegels über die Basis aller Schwingen der Männchen und durch dunklere reinere Farben des Gefieders, in welchem die schwarze Farbe auf dem Rücken und an der Brust viel umfangreicher wird, unterscheidet sich Sy. erythrogastra ebenfalls von Sylv. aurorea. Es ist wahr, dass der weisse Spiegel bei fast allen mir vorliegenden Exemplaren der Sylv. aurorea jenes schon von Pallas (Zoogr., l. c. p. 478) näher erwähnte Feld (auf der 11—18ten Schwinge) behauptet, aber bei einzelnen, wahrscheinlich sehr alten M. beginnt er auch bereits auf der 7ten und Sten Schwinge; hier also haben wir deutliche Hinweise für die Annäherung der Flügel- “zeichnung von Sylv. erythrogastra. Nun ist zwar bei den Weibchen der Sylv. aurorea das Weiss des Flügels meistens von hellbräunlichem Tone überflogen, zumal bei den frisch 256 Sylvia (Ruticilla) aurorea. vermauserten Herbstvögeln, es sind mir aber nie Weibchen zu Gesichte gekommen, denen der weisse Flügelfleck gänzlich gefehlt hätte. Es ist daher um so auffallender, dass das Weibchen der Auticilla erythrogastra gar keine Spur dieses weissen Abzeichens besitzt und man würde in ihm ein grosses, stark in Grau gefärbtes Weibchen von Sylv. phoenicura vermuthen können, falls nicht das Schwingenverhältniss dagegen spräche !). Welchen Weg der Artentrennung soll man nun hier befolgen? Der enorme Wuchs (unsere Tabelle bei der folgenden Species giebt nähern Aufschluss darüber), das tief herabreichende reine Schwarz auf der Brust (auch bei frisch vermauserten ohne helle Kanten), die Wucherung derselben Farbe vom Rücken aufwärts bis fast zum Hinterhaupte, das ge- sättigte Braun (röthliche Kastanienfarbe) machen die Sylv. erythrogastra schon sehr auf- fallend. Um so mehr noch, wenn wir eine grosse Suite von Sylv. aurorea ihr zur Seite stellen und so sehen, wie die Grösse der einzelnen Exemplare sowohl, als auch ihre Färbung in kaum merkliche Schwankungsgrenzen gebannt sind. Nun könne man wehl diese Charactere und selbst den durchgehenden weissen Spiegel der Sylv. erythrogastra als für die artliche Trennung von Sylv. aurorea nicht genügend verwerfen, wenn nicht an dem Weibchen der letztern Art dieser Spiegel constant vorhanden wäre und gerade dem Weibchen der Sylv. erythrogastra ganz fehlte. Träte er bei der letztern Art analog der Farben- vertheilung beim Männchen auf, so würde ich kein Bedenken tragen, die Sylv. erythrogastra für eine in Grösse und Farbe stark wuchernde, seltene Varietät von Sylv. aurorea zu halten. So lange hierüber aber keine Erfahrungen vorliegen, bin ich gezwungen, die Güldenstädt’sche Art anzuerkennen. Bei allen alten Männchen von Sylv. aurorea, die mir vorliegen, erstreckt sich das Grau des Kopfes und Halses bis zum Rücken und das Schwarz der Kehle bis zum Flügel- bug. Bei frisch vermauserten Exemplaren besitzen die grauen Federn des Kopfes und Halses, so wie die schwarzen des Rückens, recht breite bräunlich gelbe Ränder, wodurch die Grundtöne getrübt werden und erst im nächsten Frühlinge in ihrer ganzen Klarheit hervortreten. Eben solche Ränder, die an den Enden der hintern Schwingen breiter werden, fassen alle Schwungfedern und die obern Flügeldecken ein. Bei frisch vermau- serter Sylv. erythrogastra sehe ich davon keine Spur, die Schwingen sind hier einfach gesättigt schwarz und die Spitzen der hintern, namentlich an der Aussenfahne, ein wenig weiss. Meine Suite bestätigt auch, dass die beiden mittlern Steuerfedern bei den M. der Sylv. aurorea constant gesättigt schwarz, bei den W. heller und ein wenig in’s Braune ziehend sind ?). Bei Sylv. erythrogastra sind die beiden mittlern Steuerfedern ein wenig dunkler, als die übrigen, behalten aber dem Schafte entlang ein schmales, langes, rost- 1) Vergl. Fauna jap., Aves., Tab. XXI, D. 2) Gould’s schöne Abbildung in den Birds of Asia Part III stellt sicher nicht das Weibchen der R. erythro- gastra dar; am Schlusse des Textes, welcher zu dieser Tafel gehört, sagt der Autor selbst: «the plate represents a male and a female, or young male of the natural size». Die Abbildung stellt daher ein altes und ein junges Männchen dar. r ‘ Qu Sylvia (Rutieilla) erythrogastra. 22 rothes Feld; auch betheiligen sich alle anderen Steuerfedern mit den Enden ihrer Aussen- fahnen an dieser etwas dunkler braunen Farbe, indem wir schmale, keilförmige Streifen an ihren Rändern sich aufwärts ziehen sehen. Die Rückenseite der frisch ver- mauserten Weibchen ist bis zum Bürzel einfarbig braungrau. Unter meinen sibirischen Vögeln finden sich Exemplare, die ebenso intensiv rostroth gefärbt sind, wie die japa- nischen, nach denen die schon citirte, schöne Abbildung in der Fauna japonica ge- zeichnet worden ist. Die Maasse folgen in der Tabelle für Sylv. erythrogastra. Schon am 14. April 1859 bemerkte ich einzelne Exemplare dieser Vögelchen in den lichten Birkenwäldern des mittlern Irkutthales, sie blieben hier bis Anfang Mai die häufigste Sängerart und lockten am 6. Mai schon sehr emsig. Am Tarei-nor konnte ich sie im Frühlinge 1556 nicht finden; als ächte Waldvögel, die das dichteste Ge- sträuch lieben, vermieden sie die kahlen Hochsteppen und suchten die gut bebuschten Inseln im Onon auf. Im Bureja-Gebirge traf diese Art 1858 schon am. 28. März ein und lockte am 15. April. Im Herbste bleibt sie sammt der Sylv. cyanura am längsten von allen Sängern im Süden Sibiriens, ja es überwintern sogar einzelne Vögel; so traf ich sie noch am 21. September im Ononthale an und selbst, nachdem am 24sten viel Schnee gefallen war, blieb sie noch da. Bei Irkutsk wurde sie am 16. September . 1855 erlegt und am 17ten im Bauer gefangen. Flügge Junge gab es am 3. Juli schon im obern Irkutthale. Auf der Insel Olchon fand ich die Brutplätze in den dichtesten Gebüschen von Alnobetula fruticosa. Im Uebrigen stimmt die Lebensweise dieser Art ganz mit der von Sylv. phoenicura überein. 133. Sylvia (Rutieilla) erythrogastra Güldst. Taf. X. Fig. 5. Ich habe im Vorhergehenden zur Genüge die Gründe auseinandergesetzt, die mir die artliche Selbstständigkeit dieses Vogels gesichert erscheinen lassen. Bezug nehmend auf Güldenstädt’s Originalbeschreibung !) und Schlegel’s ?) Erörterungen, mache ich noch folgende Zusätze: Das Weiss der Schwingen geht bei alten Männchen durch die Basis des ganzen Flügels, es betheiligt sich sogar der Grund der Innen- fahne der ersten Schwinge daran. Das Schwarz der Kehle reicht bis über den Flügelbug hinaus, das des Rückens vom Bürzel bis zum Hinterhaupte. Die Schenkel- befiederung ist bei den M. der Sylv. erythrogastra schwarzgrau, bei denen der Sylv. aurorea röstgelb. Die nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht der Grössenverhältnisse aller drei nunmehr besprochenen Vögel. 1) Novi Comment. Acad. Scient. Imp. Petrop. T. XIX, p. 469, Tab. XVI und XV. 2) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, p. 62. 258 Sylvia (Nemura) cyanura. I | | || Sylv. erythrogastra. Sylv. aurorea, ‚Sylv.phoen, | : | | M| M | wm. nie. |’ nahm. rim j Dar un] | | Totallänge . . 2. ern lerae sr ges 4.572000 u | 5" Länge des zusammengelegten® Flügels . a EIER ER RE Va ei ii „ des Schwanzes . ala 1,2187 12,57; | 25577 ,122,6011127 Ali | 272 „ des Schnabels, auf der First gemessen aa Non/a | ya | Atja | Asjar- IHporıD NArya al) Aust „ des Laufes. . e.0l 16:5 171141773 107°. 110” aa „ der Mittelzehe ohne Nagel A a DI HL lo: 65, 65% 6: 6% „» des Nagels der Mittelzeke . . .. . | DR 2 | el 2 2% 2" 2 Am 11. December 1856 wurde das in der ersten Rubrik unserer Tabelle aufge- führte alte Männchen der Sylv. erythrogastra auf einer Insel im Onon unweit der alten Tschindantskischen Festung erlest. 134. Sylvia (Nemura) eyanura Pall. Bei den Birar-Tungusen: Kapugü. Auch von dieser schönen Sylvie brachte ich 25 Exemplare mit, welche zum grössten Theile auf dem Zuge am Nordostende der hohen Gobi erlegt wurden. Die Herren Akademiker v. Middendorff !) und L. v. Schrenck ?) haben die Beschreibungen ergänzt, welche Pallas, der diese Art zuerst benannte, (schon Messerschmidt und Gmelin senr. hatten sie aufgefunden) gab, wie sie denn auch das Nöthige über die in der Fauna japonica gemachten Bemerkungen und Abbildungen sagten und bei dieser Gelegenheit Hodgson’s Nemura rufilatus und N. flavolivacea als synonym mit der Sylv. cyanura Pall. bezeichneten. Ich will daher hier nur die Ausmessungen von sechs Exemplaren folgen lassen und Einiges über die Lebensweise dieser Vögelchen sagen: Sylvia cyanura. Männchen. | Weibchen. Totallänge. . . E: EI Ran et en Ban |vudsühr“ | EI BN. Länge des zusammengelegten Flügels it 3” Sr u 3% 21067 2 2791052217 19200900 „ des Schwanzes . . 3 274” 24” DRS 2A 3a N URAN „ des Schnabels, auf der First gemessen 8 4" 4" 4" | 2 4” 4 „. „des, Tanfes ran. . AR EHE, 0) Ye 10” 7 210% 10°” 10” 10% 10% „ der Mittelzehe ohne Nagel. on iR 6% ( 6” 64: (6 6” »...des Nagels derMittelzehe . 2... ... | 2“ 20 2% | 2 2 2 Am frisch vermauserten Kleide ech der ältesten Männchen befinden sich an den schönen blauen Federn der obern Körperseite olivenbräunliche, recht breite Endkanten. Nur den glänzenden obern Schwanzdecken fehlen dieselben. 1) Sib. Reise ]. c. p. 177. 1) Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 361. = Sylvia Curruca. 259 Zeitiger noch als diese Sylvie im Amurmündungslande im Frühlinge erscheint, traf ich sie im südlicher gelegenen Bureja-Gebirge an. Am 30. März 1858 wurde hier das erste Exemplar erlegt. Jedoch berührte diese Art auf dem Zuge den mittlern Amur bei weitem nicht so häufig, als Daurien, so dass ich sie dort (am Amur) immer nur recht vereinzelt antraf, während sie inTransbaikalien um die Mitte des April recht gemein war. Auf den 10. April scheint der Hauptzug zu fallen, da er von mir für die Tarei- Gegenden und von H. L. v. Schrenck für das Amurmündungsland als Ankunftstag ermittelt wurde und ich an diesem Tage auch wieder im Bureja-Gebirge Züge be- merkte. Auch diese Sylvie rastet auf dem Zuge nur sehr kurze Zeit. Trotz der grossen Ermüdung, in Folge welcher am 13. April einige der über Nacht angekommenen Blau- schwänzchen von mir ohne weitere Mühe mit der Hand gefangen werden konnten, zogen die andern in kommender Nacht bei starkem N.-Winde weiter, da ich bei dem Ab- suchen meines Jagdreviers am l4ten früh kein einziges Blauschwänzchen mehr antrat. Die ganz besonders günstige Lokalität, welche am Tarei-nor während des Frühlings- zuges das Feld für meine Beobachtungen war und die ich schon Seite 58—59 näher erörtert habe, erlaubt mir dergleichen Behauptungen der Wahrheit gemäss zu machen. Der einzige Schutz, den die durchziehenden Sylvien hier fanden, bestand in den kaum 1—2” hohen Carexhügeln, welche die Ränder der Süsswasserlachen umstanden, und in den, aus trockenem Strauchwerk gebildeten Umzäunungen der Gemüsegärten der Kosaken; zwei räumlich so beschränkte Lokalitäten, dass sie bei alltäglichem 3maligem Absuchen zu ornithologischen Zwecken in ihren kleinsten Details, sammt ihrer wechselnden Bevöl- kerung mir vollkommen übersichtlich waren. Ich fand auch bei dieser Sylvie, wie bei den meisten andern auf dem Zuge erlegten, die Hoden schon sehr stark geschwollen und von dunkel blaugrauer oder rothgrauer Farbe. Mit Sylv. aurorea bleibt Sylv. cyanura am längsten von allen Sängern im Herbste im Süden von Ostsibirien. Am 17. September 1855 erlegte ich noch 2 Exemplare bei Irkutsk. Die von mir für die Mongolei ermittelten Zugzeiten im Herbste treffen recht genau mit jenen, von den Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck im Küstengebiete Ostsibiriens beobachteten, zusammen. Meine Notizen vom Jahre 1856 am Tarei-nor lauten: «Sylv. cyanura: am 20. August einzeln angekommen, am 25sten neue Ankömmlinge, die so ermüdet sind, dass man sie greifen kann; suchen Schutz an und in den Häusern der Grenzwacht Kulussutajefsk; am 30. August und 5. September werden nur einzelne bemerkt, am 8. September viele, am 14ten erfolgt der Hauptfortzug, am 26. wird am Onon noch ein verspätetes Exemplar erlegt». An eben demselben Tage schoss ich 1857 ebenfalls einen dieser Vögel im Bureja- Gebirge. 135. Sylvia Curruca Lath. Die Zaungrasmücke scheint dem östlichsten Sibirien entschieden zu fehlen, da sie * 260 Sylvia (Phyllopneuste) sibirica. Sylvia (Phyliopneuste) Schwarzi. keiner der neuern Reisenden von dorther mitbrachte und da Pallas !) sie nur ganz im Allgemeinen als einen sibirischen Vogel erwähnt. Möglich, ja wahrscheinlich ist es, dass letztere Angabe sich auf den südlichen Theil Westsibiriens bezieht, von woher sie auch durch Eversmann und Karelin nachgewiesen wurde und in Tschi- chatscheff’s ?) Reise (in dem Anhange) von H. Akademiker v. Brandt als der west- sibirischen Ornis angehörend aufgeführt wird. Das einzige Exemplar, ein M., welches ich erbeutete, lebte bei dem Dorfe Tunka und wurde am 7. Mai 1859 erlegt. Es stimmt vollkommen zum westsibirischen Vogel und weicht ebenso wenig von deutschen, als von afrikanischen Exemplaren ab, mit denen es H. Prof. Blasius in Braunschweig zu vergleichen die Güte hatte. 136. Sylvia (Phyliopneuste) sibirieca Midd. Dass diese Art nicht nur den äussersten Osten des südlichen Sibiriens bewohnt, wissen wir bereits durch Hrn. v. Middendorff, da er auch Exemplare aus dem Sajan-Gebirge erhielt. Mir liegen nun von meiner Reise gleichfalls einige vor, die sowohl in der Tunkinskischen Ebene, als auch bei Irkutsk und am Tarei-nor er- lest wurden. Alle diese Thiere stimmen vollkommen zu der ÖOriginalbeschreibung des Hrn. v. Middendorff und zu den Öriginal-Exemplaren, die in der Akademie deponirt wurden. Meine Stücke wurden im Frühlinge geschossen und tragen also ein mehr oder minder abgenutztes und etwas verblichenes Kleid. Erst am 19. Mai 1859 traf ich die ersten Vögel dieser Art am mittlern Irkut an. Am 22. und 23. September durchstreiften sie auf ihrem Herbstzuge die Gemüsegärten bei dem Dorfe Kulussutajefsk. Auch in dieser Jahreszeit lassen sie Abends in der Dämmerung die schnalzend-schmatzenden Töne hören, denen im Frühlinge ein Anschlag vorangeht, der einigermassen an den des Sprossers erinnert. Dieser Anschlag variirt in dreierlei Weise und wird 4—-5mal wiederholt, jedoch folgt ihm stets eine kleine Pause. Am 14. September 1857 zog Sylv. sibirica im Bureja-Gebirge; von allen Sylvien war sie die einzige, welche sich im Sommer in einer Höhe von 6—7000’ in der Nähe der Baumgrenze im östlichen Sajan aufhielt. Am 16. Juni 1859 hörte ich sie dort im Scholomur-Thale oftmals ihren sonderbaren Gesang anstimmen. 137. Sylvia (Phylliopneuste) Schwarzi n. sp. Taf. IX. Fig. 1, a,b, ce. Meinem Freunde, dem Herrn Astronomen Schwarz zu Ehren, welcher die Si- birische Expedition leitete, benenne ich diese Art nach seinem Namen. 1) Zoogr. ross.-ast. ]. c. p. 488. 2) Tehichatcheff, Voyage seientifique dans P’Altai oriental, p. 442. — Sylvia (Phyllopneuste) Schwarzi. 261 Drei Exemplare eines Laubsängers, von denen 2 im Herbste 1856 am Tarei-nor und ein älteres Männchen am 11. Mai 1858 im Bureja-Gebirge erlegt wurden, muss ich von der vorhergehenden Art trennen, obgleich sie ihr wohl zunächst stehen dürften. Der kurze, gedrungene, kräftige Schnabel von hellbräunlicher Farbe, die starken, verhältnissmässig kurzen Füsse, die hell gelblich grau sind und starke Zehen, so wie helle sehr kräftige Nägel besitzen, und endlich der Mangel des schwärzlichen Zügelstreifens (der bei Sylv. sibirica vorhanden ist), so wie die lichtgelbe, in’s Citronengelbe ziehende Farbe der untern Flügelseite und des Flügelbugrandes machen es möglich, beide Arten leicht zu unterscheiden. Eine eingehendere Erörterung wird die vorgenommene Tren- nung beider Thiere noch besser rechtfertigen. Untersuchen wir zuerst die Formen der einzelnen Körpertheile. Der auf der First gemessene Oberschnabel erreicht hier die Länge von 4 Linien nicht ganz, hat aber, an der Basis der Nasenlöcher gemessen, eine Höhe von 1'/, Linien und ebendaselbst eine Breite von 2 Linien. Zwischen den grossen, etwas schief gestellten Nasenlöchern ist die schmale First stark zusammengedrückt und verläuft bis zur Spitzenkrümmung fast in gerader Linie. Vor den Nasenlöchern ist der Schnabel mehr gerundet und die First dadurch etwas verflacht. Die Krümmung der Spitze ist eine recht bedeutende (namentlich im Vergleiche zu der bei Sylv. sibirica) und der Zahn vor der Spitze des Oberschnabels ist deutlich prononeirt. Von oben betrachtet, erscheinen die Ränder des Oberschnabels in ihrer Mitte ein wenig nach innen aus- geschweift. Nicht minder stark und kurz ist der Unterschnabel, dessen grösste Höhe etwas über eine Linie beträgt; vom Kieferastwinkel bis zur Spitze messe ich 3 Linien. Die Gesammthöhe des Schnabels über der Basis der Nasenlöcher beträgt 21/4 Linien, in seiner Mitte 112 Linien. Bei Sylv. sibirica ermittle ich diese Höhen zu 1',, Linien und zu kaum einer Linie. Den Tarsus unseres Vogels finde ich zwar nur wenig kürzer, als den der Sylv. sibirica, aber entschieden stärker und hell graugelb; die ebenfalls stärkern Zehen sind zugleich etwas länger, dagegen die breiten Nägel kürzer, als bei genannter Art. (Unsere Tabelle giebt hier die Maasse in vergleichbarer Uebersicht.) Im Flügelbau differiren beide kaum, nur scheint bei Sylv. Schwarzi die 2te Schwinge constant etwas länger und die erste etwas kürzer zu sein, als bei Sylv. sibirica, mindestens liegt bei den Herbstexemplaren der ersteren das Ende der 2ten Schwinge dem der 7ten näher, als dem der Sten und steht von dem der 3ten nur 5 Mmtr. entfernt. Der Abstand aber der Spitze der Abortivschwinge von den Enden der obern Flügeldecken schwankt zwischen 12 —14 Mmtr. (Fig. c der Tafel IX zeigt den Umriss des Flügels dieser Art in natürlicher Grösse.) Das alte Individuum, welches im Frühlinge 1858 im Bureja-Gebirge geschossen wurde, eignet sich in Folge der stark verstossenen Schwingen nicht dazu, die Schwingenverhältnisse an ihm zu ermitteln. Die im frischen Zustande stark spitzigen, auf den Innenfahnen ausgeschweiften Schwanzfedern zeigen nur bei der jederseitigen äussersten eine Verkürzung von 2',—3 Linien. 12 Steuerfedern kommen dieser Art zu. 262 Sylvia (Phyllopneuste) Schwarzi. Das Kleid des alten Vogels im Frühlinge (vergl. Fig. a. der Taf. IX) zeigt auf den hintern Rücken-, Bürzel- und obern Schwanzdeckfedern eine deutlich olivengrüne Farbe, desgleichen erscheint diese Farbe, aber etwas mehr in’s Bräunliche zie- hend, über die Aussenfahnen aller Schwingen, die hintern Schulterfedern, die obern Flügeldecken und besonders reiner und stärker am Flügelbug verbreitet. Dagegen tragen Rücken, Nacken und Kopf das eintönige Braungrau, wie es der Sylv. sibirica auf der ganzen obern Körperseite im Frühjahre eigen ist. Am Kopfe unserer Art ist der helle Augenstreif von bräunlich weisser Farbe zwar vorhanden, aber der schwärzliche Zügel fehlt, dagegen verbreitet sich hinter dem Auge, über das Ohr hinweg, der weissen Superciliarbinde entlang, ein schwärzlicher länglicher Flecken. Die Wangen-, so wie die Stirn-, Zügel- und Basalbefiederung der Unterkieferäste ist von der matt bräunlich weissen Farbe, wie sie der helle Augenstreif zeigt. Die Kehle und der Hals bis zur Brust sind rein weiss, den Seiten des Halses entlang aber nimmt diese weisse Färbung einen leichten bräunlichen Ton an; eben ein solcher herrscht auch auf der ganzen untern Körperseite von der Brust an. Auf den Weichen und den Subcaudales zieht er mehr in’s Graue und verräth einen hell gelblichen Anflug. Dieser letztere wird viel deutlicher auf den untern Flügeldecken, die zwar von hell bräunlich weisser Grundfarbe sind, auf denen aber, besonders dem Flügelbug näher, das Citronengelb dergestalt prädominirt, dass es jene Grundfarbe iast gänzlich tödtet. Die Ränder der Innenfahnen aller Schwingen sind matt hell graubräunlich. Bei den jungen und frisch vermauserten Vögeln im Herbst finden wir das gesammte Gefieder von einem recht eclatanten Gelb überflogen, das auf der untern Körperseite zu einem etwas in Braun getrübten Citronengelb wird. Dadurch nimmt denn das Kleid des Rückens eine ‚durchweg recht reine olivenbraune Farbe an, der Augenstreif und die Kehle sind heller gelb, das übrige untere Gefieder etwas dunkler. Figur b. der Tafel IX stellt einen jüngern Vogel in natürlicher Grösse dar. Die Maasse, welche ich bei den 3 vorliegenden Exemplaren dieser Art ermittelte und denen ich die von Sylv. sibirica vergleichungshalber zur Seite stelle, sind folgende: Sylv, Schwarzi, Männchen. | Syiv, sibirica. alt. | Jung. | Jung. | Totallänge) Tan RE TE Re. Ste. an kare Ay | 46" 475” || 4727 4" 5lia Länge des zusammengelegten Flügels . el a EBEN 22.57 | 27 4 HR 22” 25 „ des Schwanzes NEN IN BE ZA RAN 27 271 „ des Schnabels, auf der First gemessen . | Br | 31/2” a 4" 4!/a Breite desselben am Grunde der Nasenlöcher . 2 2 2 11/2” 1'/e Höhe desselben ebendaselbst . ae: ae Iunı127% 11/.” 1!/a Länge des Tarsus. . . ... Dulamı 9 9” 10” 10 „ der Mittelzehe ohne Nagel 46:7 6 GE 5” 5 „ des Nagels der Mittelzehe 2 2 IST fa” Alla „ der Hinterzehe BY Ust: BP E37 Pi 3 3 „ des Nacels der Hinterzehe 3 5% | aa“ 3 3 Sylvia (Phyllopneuste) Eversmanm. Sylvia ( Phyllopneuste) coronatu. 265 Am frisch erlegten Vogel waren: der Oberschnabel licht hornfarben mit gelbem Rande, der Unterschnabel gelb mit graulicher Mitte, Füsse und Nägel gelb, auf dem Lauf sechs Schienen, die beiden untersten davon schmal. Iris sepienbraun. Am 22. September 1856 traf ich diese Art in den Gemüsegärten bei Kulussu- tajefsk an, wo sie bei einsetzender Dämmerung sehr emsig zwischen den Kohl- und Kartoffelpflanzen hüpfte und an andern höheren Gewächsen kletterte. 138. Sylvia (Phyliopneuste) Eversmannmi Bnpt. Ich brachte ein Männchen dieser Art vom Tarei-nor mit, das genau mit dem Original-Exemplar übereinstimmt, welches der von Hrn. v. Middendorff gegebenen Abbildung (Tab. XVI) zu Grunde gelegt ist. Dasselbe wurde am 17. Mai 1856 ge- schossen. In den Umgebungen von Irkutsk traf ich eben diese Art, besonders im Kaja-Thale, an. Sie sang dort am 3. Juni sehr angenehm, fast finkenartig, aber viel leiser und die Strophe 2mal wiederholend; die lichten Birkenhölzer auf dem Jakut- skischen Wege, einige Werst im Norden von Irkutsk, bewohnte sie gleichfalls. 139. Sylvia (Phyllopneuste) coronata Temm. et Schlel. Die bis jetzt ermittelten continentalen Fundorte dieses zuerst in Japan entdeckten Laubvogels verdanken wir Hrn. v. Middendorff. Dieselben liegen, wie er berichtet '), im südlichen Theile des Stanowoi und im Sajan-Gebirge. Es war demnach wahr- scheinlich, dass diese Art sich auch hie und da auf dem weiten Territorium finden müsse, welches jene westlicheren Centraltheile Sibiriens von dem östlichen Küsten- gebirge trennt. Durch das Auffinden der Sylvia coronata in der Mongolei, wo ich 2 frisch vermauserte Exemplare auf ihrem Herbstzuge am 17ten und 19ten August 1856 schoss, wird nun auch die Lücke in der Verbreitung dieser Art ausgefüllt. Obige zwei Vögelchen stimmen auf das Vollkommenste mit dem von Hrn. v. Middendorff beschriebenen und einem andern von der Birjussa stammenden überein. Auch meinen Exemplaren mangelt der Hinterhauptstreifen, ein Kennzeichen, dem die Herren Temminck und Schlegel, wie man aus deren Beschreibung ersehen kann ?), eine nur sehr un- tergeordnete Bedeutung beilegen, und die Superciliarstreifen setzen sich in voller Deutlichkeit hinter dem Auge fort, ohme sich jedoch auch nur andeutungsweise einander zu nähern oder in einander überzugehen. Die Schwingenverhältnisse finde 1) Sib. Reise ]. ce. p. 182. 2) Fauna japonica l. c. p. 50: mais elle (la raie) est toujours tr&s peu apparente, et parait souvent s’ef- facer completement. 2364 Sylvia (Phyllopneuste) superciliosa. ich genau mit den Angaben in der Originalbeschreibung übereinstimmend, Diese Vö- gelchen lebten mit Phyllopn. supercihosa Gm. gemeinschaftlich in den, aus trockenem Dünnholz und Gesträuch gebildeten Hecken bei dem Dorfe Kulussutajefsk. Im Früh- linge traf ich sie hier nicht an. 140. Sylvia (Phyllopneuste) supereiliosa Gml. In Bezug auf die systematische Stellung dieses Vogels schliesse ich mich den Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck an, welche beide ihre Gründe, ihn ohne Wei- teres zu den Laubvögeln (Phyllopneuste) zu ziehen, am betreffenden Ort in ihren Reisewerken (Sib. Reise l. c..p. 183 und Reisen und Forschungen 1. c. p. 363) mitgetheilt haben. Auch bin ich der Mühe überhoben, diesen zierlichen Vogel in Bezug auf seine Kleider eingehender zu besprechen oder seine Synonymie auseinanderzusetzen, da beides durch Cabanis schon 1853 ') geschehen ist und da H.L. v. Schrenck neuerdings noch einige Ergänzungen gegeben hat. Es sei nur erwähnt, dass die hochgelbe, etwas in’s Weisse ziehende Bürzelbinde, deren Pallas in seiner Beschreibung ausdrücklich erwähnt (sed Zona lata uropygü albido-Hava. Zoogr. T. I, p. 499), nur an einem recht alten, frisch vermau- serten Männchen in ganzer Klarheit sichtbar ist, bei den andern Individuen meimer Suite aber fehlt. Bei eben diesem Männchen finde ich die Mittelbinde des Kopfes von der Stirn an bis in den Nacken vollkommen deutlich und nur wenig getrübt. Obgleich nun gerade dieses Exemplar so schön ausgefärbt und mit dem frischen Herbstgefieder angethan ist, kann ich an ihm doch keine Andeutung von Pommeranzengelb im vordern Theile des Su- perciliarstreifens wahrnehmen, wie solche in Gould’s Abbildung (Tab. 149) gezeichnet ist. Ein am 15. Mai bei Kulussutajefsk erlegter weiblicher Vogel trägt ein stark verblichenes und verstossenes Gefieder. In Folge dessen fehlen ihm die hellgelben Tinten fast gänzlich und durch das schöne Gelbgrün der obern Körperseite scheint überall das Blaugrau der einzelnen Federn durch. Die Ankunftszeit dieser Art fällt etwa auf den 15. Mai, an diesem Tage sah ich sie zuerst am Tarei-nor. Wie die Goldhähnchen, halten sich diese Vögelchen im Herbste, trotz schlechten Wetters, sehr lange auf ihrem Herbstdurchzuge auf. So wurden sie vom 15. August bis zum 21. September 1856 in den Gemüse-Gärten bei Kulussutajefsk und den nahe gelegenen Chenopodien-Feldern (Brache), so wie am mittlern Onon be- obachtet. Am 15. August waren sie noch selten, Tags darauf schon häufig und näch- tieten gemeinschaftlich mit den Sperlingen und Bachstelzen in den Hecken. Am 19ten wurden sie noch gesehen, am 30sten und 31sten zogen die meisten fort. Am 5. und 8. September sah man sie schon recht selten und am 21sten erlegte ich noch einige auf einer der Onon-Inseln bei der alten Festung Tschindantsk. Im Bureja-Gebirge 1) Journal für Ornithologie, 1855, p. S1 et segt. Salicaria (Locustella) certhiola. 265 tummelten sich diese Vögelchen vom 25. August bis Anfang September 1857 in den Uferweiden. 141. Salicaria (Locustella) certhiola Pall. Wiederum war es die schon so oft im Voranstehenden erwähnte, günstig für die Zugzeit gelegene Umgegend des Tarei-nor am Nordostende den hohen Gobi, welche mir diesen Sänger bot, den ich anderweitig in Ostsibirien nicht auffand. Die erlegten 4 Vögel befinden sich im frischvermauserten Herbstkleide und 3 von ihnen schliessen sich ganz an die S. Ochotensis Midd., während ein Männchen das von Hm. L. v. Schrenck besprochene Exemplar der 5. certhiola Pall. noch an Dunkel übertrifft, wie solches aus dem Vergleiche des mir vorliegenden Maack’schen Originalvogels sich ergiebt. Ich will also, bevor ich das Colorit etwas näher bespreche, zuerst die plastischen Verhältnisse meiner Vögel mit denen der S. Ochotensis Middf. und S. certhiola Pall. vergleichen und stelle zu diesem Zwecke folgende Tabelle zusammen: $. Ochotensis Mdd. $. certhiola Pall. Midd. | | | | Midd. |Schrenck’s Orig, 4 | M | W. Orig. | Original. | M- | | | | | | | | TRADE „or an leya er Lo Rare RL EL ER | ak [4 10”’\4 LO EST TO ge 5" Länge des zusammengelegten Flügels . » » 2... aa |2"6”|2”’5” 2a" 2 ir, Maya a ae ram) ||, | 27a“ are array ar 1 » des Schnabels, auf der First gemessen. . . - . 41/2 | 5. Bu) 51/2” | Slaslit, -D,8 5% a SERIEN oe Om PARSE HERREN Pu TMEFCHLREL FO 1020 170421.10481 6,10% |110,.2010.2710%2 19, >. ‚der Mittelzehe ohne Nagel . . . . 1.00.» ie 2: a N AR | ar gs ö erdes/Napels ander Mittelzehe . » . =... . | 2” 2 a” |" 2 2 2a | L I Es scheint mir hiernach die Schnabellänge bei S. Ochotensis doch fast denselben Schwankungen unterworfen zu sein, wie bei der typischen 8. certhiola, den J,auf aber finde ich an den fraglichen Individuen gleich lang. Was die Schwanzlänge betrifft, so steht freilich das Originalexemplar der $. Ochotensis in meiner Tabelle als einziger Vogel mit kurzem Schwanze da, aber er wurde Ende Juli geschossen und hatte die Steuerfedern wohl noch nicht gewechselt, oder besass die neuen nicht ganz ausgewachsen, welches letztere wahr- scheinlicher ist, da sie wenig abgerieben und mit breiten weisslichen Kanten versehen sind. Es würde also, da die Flügelbildung bei beiden Arten durchaus dieselbe ist, nur die (zumal im Herbste) recht intensive canariengelbe, etwas in Bräunlich getrübte Farbe zur Trennung dieser Formen Veranlassung geben. Wahrscheinlich aber wird man, bei der allmählichen Anhäufung eines grössern Materials dieser recht seltenen Art, auch in dieser Beziehung 34 266 Stuliearia (Locustelle) locustella. vermittelnde Uebergänge finden und so die $. Ochotensis Middf. als eine schöne gelbe Varietät der S. certhiola betrachten müssen. Im frischen Herbstkleide sind bei der S. Ochotensis die schwarzen Schaftfelder des Rückengefieders mit breiten olivenbraungelblichen Säumen versehen, bei der 8. certhiola typica dagegen erscheinen diese Ränder schmäler und graubräunlich. Bei allen Exemplaren sind die untern Flügeldecken weiss, am Bug fein mit schwärzlichen Flecken durchsetzt. An den eben getödteten Vögeln war der Oberschnabel bis auf die hellhornfarbigen Ränder schwarz, der Unterschnabel an der Basis hellgelbweiss, sonst hornbraun, die Iris licht braun. Füsse und Nägel gelblich. Ich traf die $. Ochotensis Middf. Mitte August 1856 vornehmlich in den dichtesten Chenopodien-Unkräutern bei dem Dorfe Kulussutajefsk an, die S. certhiola aber schoss. ich. in den Binsen am Tarei-nor, wo auch die folgende Art lebte. Die Vögelchen waren hier wie dort recht furchtsam und scheu. Mit dem 1. September war diese und die folgende Art ganz fortgezogen. 142. Salicaria (Lecustella) locustella Pen. Sylv. lanceolata Temm., Man. d’Orn. IV, p. 614. Vergl. Naumannia 1858; Blasius, Vermischte Bemerkungen über zweifelhafte Arten der europäischen Vogelfauna, p. 262. Ich schliesse mich mit Prof. Blasius der Meinung Brehm’s ') an, nach welcher die S. lanceolata Temmm. eine in der Zeichnung und Grösse etwas abweichende Form des Heu- schreckensängers ist. Es scheint aber diese Form eine vornehmlich östliche, recht con- stante zu sein und ihr das Recht einer guten geographischen Varietät zuzukommen. Den 2 Exemplaren, welche ich am Tarei-nor erlegte, füge ich 3 andere vom: der v. Middendorff’schen und v. Schrenck’schen Reise hinzu und vereinige diesem Material 2 typische, durch Parreyss eingesandte Heuschreckensänger und 2 Exemplare der vart. lanceolata, von denen das eine durch Eversmann, das andere (wahrscheinlich aus Süd- deutschland stammende) durch Parreyss der Akademie zugestellt wurde. Untersuchen wir zunächst in übersichtlicher Weise die Grössenverhältnisse dieser Suite. Ss a li,ea rv3710%@us.t.e 17153 typiea. | vant.lamceolata. || Deutschland. | Deutschl. Orenburg? | Stanowoi. | Wilui, | Mongolei. ı ! | | | Totallänge «(. „12. DEP ee ; Ida | 475° 130" 2” | 10 200] Boa Länge des zusammengelegten Flügels . . iR a a 2” a | BEST „ des Schwanzes Bahasa, 0 27.1” 11710%8”| 1° 9” | 1787 17 07 17 Or „ des Schnabels, auf der First ge- | | | | mean ur „2 le lie) 5 Bi | Ayar | Atyarı | gar I ine aa \88 „+. GER, TAXEUR.., ı ns Ne. || 07 an ar | 97” 1° 0a | ce Ih aa Selen „ der Mittelzehe ohne Nagel ler I er er 15% I 8” | er) er hayde |e Ber »„ı des Nagels der Mittelzehke . . . | 13/4” | 13/4” | 12/£& \y 128 1°73°° 1,1392 |, 00/977 91 1 Ja 12° 1) Brehm, Vogelfang,, S: 234. Muscicapa parva. 267 Allerdings liegen die extremen Grössen dieser Tabelle weit von einander, jedoch fehlt es gar nicht an allmählich vermittelnden Uebergängen. Ueberdies schliesst sich z. B. das in der vorletzten Rubrik ausgemessene M., welches am 21. Mai 1856 erlegt wurde, mithin die Schwanzfedern recht abgetragen besitzt, in den Grössenverhältnissen durch- gängig trefflich an die Vögel 1 und 2 unserer Tabelle, die beide frisch vermauserte ty- pische $. locustella aus Europa repräsentiren. Denn die 4 Linien Unterschied in den Schwanzlängen dürfte man wohl dem Umstande zuschreiben, dass der mongolische Vogel ein älteres Kleid trägt, und ebenso die um 3 Linien kürzere Schwingenlänge. Aber der in Rede stehende Vogel aus der Mongolei ist seiner Färbung nach die ausge- prägteste S. lanceolata Temm., die es geben kann; wenn wir daher überhaupt oder besonders in unserer Suite auch in Bezug auf die lanzettförmige Fleckung des Ge- fieders angedeutete oder entschiedene Uebergänge von der 8. locustella zur $. lan- ceolata finden, so dürfen wir die letztere Art nicht anerkennen. Solche Andeutungen besitzt aber schon das unter N 2 unserer Tabelle ausgemessene süddeutsche Exemplar, da sich an einzelnen Federn der Halsseiten, Weichen und untern Schwanzdecken die dunklen langen Schaftflecken schon deutlich erkennen lassen. Der in 3ter Rubrik auf- geführte, ebenfalls deutsche Vogel aber besitzt die Tracht der $. Zanceolata so voll- kommen, dass wir ihn ohne Weiteres zu ihr stellen müssen, überdies besitzt er auch den gelblichen, etwas trüben Anflug besonders auf der untern Körperseite, wie er der europäischen S. locustella gemeinlich zukommt. Dieser gelbliche Anflug mangelt nun allen asiatischen Individuen, die ich vor mir habe. Während bei der vorigen Art die typisch europäische Form im Osten Asiens ungleich seltener ist, als die stark gelb gefärbte Vart. Ochotensis, finden wir bei dieser die typisch europäische, gelblich gefärbte gar nicht, dagegen ausschliesslich die Vart. lanceolata. Wie der untern Körperseite, so mangelt auch der gesammten obern bei allen ostsibirischen Exemplaren der $. locustella vart. lunceolata der olivengelbe Anflug gänzlich, die breiten Federsäume haben an ihnen eine hellgraubraune Farbe. Alle schwarzen Schaftflecken, besonders auch die des Kopfes, welche bei S. locustella nur schwach angedeutet sind, nehmen bei $. Zunceolata an Breite ab und an Länge zu, auch werden sie fast rein schwarz, daher die Auffälligkeit derselben. An andern Lokalitäten, als den oben schon angeführten, traf ich diese Art nicht an. Sie wurde am Tarei-nor zuerst am 21. Mai bemerkt und am 16. August auf dem Herbstzuge erlegt. Damals war sie ziemlich häufig und hielt sich zwischen den Carexgräsern an den Rändern der Süsswasserlachen bei dem Dorfe Kulussutajefsk auf. 143. Musecicapa parva Bechst. Als Zugvogel berührte der kleine Fliegenfänger den Tarei-nor sowohl im Früh- linge, als im Herbst in recht bedeutender Zahl. Von den 10 Exemplaren, die ich * 268 Museicapa parva. mitbrachte, wurden 9 bei Kulussutajefsk im Mai und Ende August geschossen und nur einen Vogel brachte ich aus dem östlichen Sajan (Tunkinskische Ebene) mit. Dass die grössere Anzahl alter M. die orangegelbe Farbe vom Unterkieferast- winkel abwärts über die Kehle minder umfangreich trägt, ist bei den sibirischen Vögeln dieser Art nicht zu bezweifeln, jedoch darf man das nicht von allen Individuen be- haupten. So liegt mir ein am 6. Mai bei Kulussutajefsk geschossener Vogel vor, bei welchem sich das Gelb bis zur obern Brust ausdehnt und sich hier scharf ge- gen ein aschgraues Band absetzt, welches in der Mitte ganz schmal ist, seitwärts aber sehr viel breiter wird. Abwärts von diesen schmalen grauen Stellen auf der Mitte der Brust setzt sich aber das Orangegelb in hellerem Tone bis fast zur Mitte des Körpers fort. Den recht alten Weibchen fehlt selbst im verblichenen Frühlingskleide eine kenntliche Andeutung der orangegelben Farbe zwischen den Unterkieferästen nicht, ja bei einigen Exemplaren sieht man einen leisen Anflug dieser Farbe sich über die gesammte untere Körperseite verbreiten. So z. B. bei zweien Weibchen, die das frische Herbstkleid tragen, bei denen in Folge des gelblichen Tones das Grau der Brust und besonders das der Weichen in hell bräunlich Gelb spielt. Im Vergleiche zu den Exemplaren, die auf dem Zuge durch die Mongolei erlegt wurden, finde ich das Weibchen aus dem östlichen Sajan auf der untern Körperseite heller und reiner weiss. Die nachstehende Tabelle giebt die an 4 Exemplaren ermittelten Grössenverhältnisse. nn nn Muscicapa parva. M. W. W. W. MO lanes ae RR EAN Er A EN DENE ek NP AR 4" 4" Ed. Bi a 4" Länge des zusammengelegten Flügels | 2 6a ED | 25 26” „» des Schwanzes . ht. BE ah 2" 110 » des Schnabels, auf der Hirst gemessen‘... .......1.|| 4” In a a 02 Breite des Schnabels an der Stim 2 222 22m cn ne 21a 1 2uja 2/2” 21/ Hoheydesselbentebendarelbats sn rue ee een 19/4” 19/4” 2” 13/4’ Tange’des (haufen een rn | 8 N 1% 7 » der Mittelzehe ohne Nagel . 5 Alla | Ali’ 41/a „» des Nagels an der Mittelzehe . 2 4.12 [9224 2 Am 4ten und 5ten Mai 1856 sah ich die ersten kleinen Fliegenfänger in den Gemüsegärten bei Kulussutajefsk, sie lebten damals schon paarig. Der Hauptzug traf am 6. Mai ein. Im östlichen Sajan war es am 13. Mai 1859, als ich diesen, hier viel selteneren, Vogel bemerkte. Mit dem 20. August 1856 vernahm man das Schnarren von M. parva am Tarei-nor schon sehr häufig, am 22sten trafen die Hauptzüge ein; die Vögelchen waren ausserordentlich munter, tummelten sich zwischen den Kartoffel- und Kohlpflanzen herum, schwebten und rüttelten förmlich an den Hecken und schnarrten Äh Muscicapa luteola. 269 unaufhörlich. Am 26. August sah ich nur wenige. In der Nacht vom 30sten zum 31sten August waren die letzten verschwunden. Durch das Auffinden dieser Art im östlichen Sajan rückt ihre bis jetzt ermittelte Verbreitungsgrenze in Sibirien bedeutend nach Westen. Für Westsibirien wurde sie jedoch noch nicht nachgewiesen. 144. Wuscicapa luteola Pall. Auf dem Herbstzuge wurden vom 26. bis 31. August 1856 4 Exemplare dieser Art, darunter 3 W. und 1 M. (alte Vögel), bei Kulussutajefsk erlegt. Nachdem Messerschmidt und Pallas diese seltene Art beschrieben hatten, wurde sie zuerst durch H. v. Middendorff in einem männlichen Exemplare wiedergefunden und beschrieben, darauf von H. L. v. Schrenck im Nestkleide besprochen und da ich nunmehr auch die Weibchen näher beleuchten kann, so dürfen wir die Kenntniss der Kleider dieses Vogels als ziemlich erschöpft betrachten. Der alte weibliche Vogel unterscheidet sich von dem alten männlichen nur durch die weniger intensive orangegelbe Färbung der untern Körperseite (mit Ausschluss der Subcaudales und eines länglichen Mittelfeldes auf dem Bauche, die bei beiden Geschlechtern weiss sind). Ausserdem aber ist nur die Basis der äussersten Steuer- feder bei dem weiblichen Vogel weiss, die übrigen einfarbig matt bräunlichschwarz mit olivenbräunlichem Rande der Aussenfahnen. An meinem alten M. ist die Basis der äussersten Steuerfedern ebenfalls weiss, jedoch wird sie vollkommen verdeckt und nur bei genauem Suchen bemerkt man dieses Colorit; auf der 3ten, 4ten und 5ten Steuerfeder rückt das Weiss auf den Aussenfahnen bis zum ersten Drittel der Federlänge vor, auf der 2ten dagegen erreicht es kaum '/, der Federlänge. Die beiden mittlern Steuerfedern sind um 3 Linien kürzer als die längsten (äussersten) und einfarbig braunschwarz. Die 2te Schwinge ist nicht immer ‚gleich der 6ten, sondern es liegt bei dreien meiner Vögel ihre Spitze in der Mitte zwischen den Enden der 6ten und 5ten. Die 5te Schwinge erreicht das Ende der 3ten und 4ten, die gleich lang sind, nicht ganz (1 Linie Unterschied). Die Oberseite der frisch vermauserten Vögel ist entschieden olivengrün, mit einem Stich ins Graue. Die Weibchen sind etwas matter und heller, als die Männchen. Die an meinen Vögeln genommenen Maasse sind in folgender Tabelle zusammenstellt. I Muscicapa luteola. I m. w. w. w. EN ne a AR AT 7 I AR Länge des zusammengelegten Flügels . . . . 2.2.2.2 2 22. | 2781” | 2’ 7a | 277° DT „ des Schwanzes De en IE Eee. 4 ern lad LE” 2.1227 1 12210 2” » des Schnabels, auf der First gemessen. -. . .». . .... | ala" 31/a” 3l/a 31a Breite des Schnabels an der Sim. : . ». 2... 0m... | 2” 2 27 2” BEE ER TLANER N ES DE EL E e e te 7 ds 61/2” 7 Bu der Mittelzehe olme=Napell. u.) 2 vemdına en. ie Beim li, Arfa 41/a 41a 41/2” Me des Nagels ander "Mitelzehen Ian nl. ee 2 ee mar? 1/2" 1!/a"" 11/2" 270 Muscicapa narcissina. Zum ersten Male sah ich Muse. luteola am 26. August 1856; am 30sten und 31sten zogen die wenigen Exemplare fort und am 2. September sah ich noch einen dieser Vögel. Im Gegensatze zu Musc. parva fand ich diese Art stumm, sie schnarrte gar nicht, tummelte sich dagegen recht emsig in den dichtesten Hecken aus todtem Strauchwerke. 145. Muscicapa narcissina Temm. et Schlegel. Vergl. Nouveau recueil de planches coloriees d’oiseaux Tab. 577, Fig. 1. Fauna japonica, Aves., p. 46. Tab. XVII, C. In der Nacht vom 14—15. Mai 1856 trafen trotz des starken N.-Sturmes, welcher wüthete, einzelne Exemplare dieses brillant gefärbten Fliegenschnäppers am Tarei-nor ein. Am löten früh traf ich 2 ganz ermüdete in der Nähe einer Badestube (vepusıa 6ann), die sich ohne Weiteres greifen liessen. Am 23. Mai erlegte ich noch ein Männchen. Meine 3 Vögel sind alte schon ausgefärbte Exemplare, die sich, im Gegensatze zu den japanischen, durch den nicht gelben, sondern rein weissen Superciliarstreifen ganz an die chinesischen Exemplare schliessen, welche das Akademische Museum aus Peking besitzt. In Bezug auf diese Augenstreifen, welche, an der Stirn beginnend, durch ein tief schwarzes Mittelfeld an der Basis des Schnabels getrennt werden und sich nicht bis zur Befiederung der hintern Nasenlöcherränder erstrecken, scheint den Thieren des Continents stets die weisse Farbe, denen Japan’s dagegen die gelbe eigen zu sein. Ferner dehnt sich das Weiss der hintern obern Flügeldecken, das sich zu einem reinen Spiegel vereint, bei den Vögeln des Festlandes ganz oder theilweise auf die Aussenfahnen der beiden vorletzten Seeundärschwingen aus, ein Charakter, den weder der uns vorliegende japanische Vogel besitzt, noch auch die oben eitirten Abbildungen zeigen. Im Uebrigen stimmen die Kleider meiner Exemplare ganz mit den japanischen und chinesischen überein. Anders aber verhält es sich mit der Schwingenbildung. Diese soll bei Musc. narcissina, nach den Angaben der Fauna japonica, gleich der bei Musc. Mugimaki sein, d.h. die 3te Schwinge fast gleich der 4ten, welche die längste ist, die 5te etwas kürzer als die te, welche die Mitte zwischen der 4ten und 6ten hält, und das Ende der 6ten soll von dem der 5ten um 41/2 Linien entfernt stehen. Auffallend ist es nun, dass der eine meiner Vögel die Schwingen, von der 1—14ten Feder, sammt den Handwurzelfedern nicht vermauserte, dagegen das ganze übrige Ge- fieder in schönster frischer Farbe trägt, so auch die 4 hintern Schwingen und obern Decken, während der andere !) vollständig vermausert ist. Es mag nun der Flügel der erstern durch längere Benutzung etwas in seinen Längendetails verändert worden sein und wir nehmen daher die frischen Schwingen des letztern als normal an. Unter diesen 1) Das dritte Exemplar wurde schon vor der Bearbeitung meiner Materialien vertauscht. Muscicapa sibirica. 271 finde ieh die 2te gleich der 6ten, die Ste und 4te unter einander gleich, die 5te um ein Geringes kürzer als die 3te und 4te und um 3—4 Linien länger als die 2te. Die Maasse, welche ich an meinen Exemplaren ermittele und denen ich die an einem japanischen Vogel genommenen zur Seite stelle, sind folgende: == Muse. nareissina. Mongolei, | Japan. | = M. ? A RE N rn di re he N BAER ar Br ac a ee RE | a 4”6 4'’6 Länge des zusammengelegten Flügels | gıegwt ag: gr 9" PRENGESISCRWEmZCE U re: ee rue. | 3 ar y” Endes Schuahels, auf der: Eirsti, gemessen 4.1.7... 1.0 Sn aa | 4a | 4lja”’ Alla” [ErsssondeseSchnahelssan der ’Stirm, .., 2%. Somıumd Zors a un ahen Ye ne aan 2a DB), EIRTGBOCHSEIDGNLEHENÜASBINBER. FU. 5 nos: tan elf eaneal dehne Che a nahe au 2% a Länge des Laufes . . . .. .» Ar ji ide „» der Mittelzehe ohne Nagel. a er re: | 52/2” 5” DR EHE BENEINELSEISHARERNIILEBRZERE 0 TR REIT | 29/4” 12/4 E67 Am frisch erlegten Vogel waren: der Schnabel schwarz, die Füsse bläulich grau, die Nägel hornfarben, die Zunge zweispitzig. Im Magen fand ich besonders kleine Co- leoptern. Die Blutgefässe der erbsengrossen Hoden traten schon am. 15. Mai sehr deutlich hervor. Durch das Auffinden dieser Art im Osten Sibiriens erhält die Reihe der dort vorkommenden Fliegenschnäpper wiederum ein ebenso schönes, wie seltenes Glied, das bis jetzt nur aus Japan und China bekannt war. Es steigert sich dadurch die Zahl der Fliegenschnäpperarten in Ostsibirien bis auf sechs. Die Brutplätze dieser und mancher andern seltenen Art dürfen wir zuversichtlich nicht nur in den Laubholz- und Mischwaldungen des südlichen Küstengebietes und mittleren Amurlandes suchen, sie müssen sich auch in den grossen Zapfenbaum- und Birkenwäldern finden, welche die Südabhänge des Apfel- und Stanowoi-Gebirges decken, da jene stark frequentirte Zugstrasse, die durch die Mongolei nördlich über den Tarei-nor führt, direct zu jenen Wäldern leitet. Ein in der Mauser stehender Vogel, den Herr Maack laut Sig- natur am 13. Juli bei der Ussurimündung erlegte, gehört dieser Art an. Am 12. Mai 1858 sah ich ein Exemplar im Bureja-Gebirge. Wir haben also auch in Bezug auf die Verbreitung hiermit schon vermittelnde Anhaltspunkte von ‚der Mongolei- nach Japan nachgewiesen. 146. Muscieapa sibiriea Gml. Durch die eingehende Beschreibung, welche H. Akd. L. v. Schrenck von dieser und der ihr nahe stehenden, aber trefflich unterschiedenen folgenden Art giebt, bin ich der 272 Musicapa_ sibirica. Mühe überhoben, hier zu wiederholen, was Seite 377 und fig. des schon oft eitirten Schrenck’schen Werkes gesagt wurde. An 7 Exemplaren der Muse. sibirica (= Muse. Fuscedula Pall.) finde ich die Flügelbildung vollkommen übereinstimmend und ebenso auch die Schnabelbildung, die schon genügt, die beiden Vögel ohne Weiteres zu unterscheiden. Muse. cinereo-alba Temm. et Schlegel zeichnet sich durch den mächtigen, seitwärts etwas stärker abgedachten, höhern Schnabel aus, der in Folge seiner grössern Länge auch nicht so breit und stumpfdreieckig erscheint. Nicht minder constant sind ausserdem die Kleider beider Arten von einander verschieden. In Bezug hierauf zeigt Muse. sibirica in allen Alterszuständen, besonders aber in der Jugend, die breite, graue Strichzeichnung auf der Brust und an den Weichen, während der Muse. cinereo-alba an ebendenselben Körper- stellen ein in Bräunlich getrübtes, mattes und helles Grau eigen ist. Die meisten der mir vorliegenden Exemplare von Musc. sibirica tragen das erste Jugendkleid, da sie während der Baikalreise Ende Juli und im August erlegt wurden. Stets ist bei ihnen der rein weisse, quer über die Kehle reichende, seitwärts bis zum Halse verbreitete Streifen vorhanden und die untere Körperseite trägt dann viele schwarze, nicht scharf umgrenzte und einigermaassen irreguläre Tüpfflecken, das obere, eintönig braun- graue Gefieder dagegen zeigt gelbliche spitze Endflecken auf vielen Federn, namentlich werden solche auf dem Bürzel und im Nacken zahlreicher und ziehen sich auch an den Seiten des Kopfes über das Auge bis fast zur Stirn hin. In diesem Alter haben die Secundärschwingen und die langen obern Decken breite gelbbräunliche Ränder. In nachstehender Tabelle stelle ich die Maasse der Mausc. sibirica Gml. und Muse. cinereo-alba Temm. et Schlegel tabellarisch neben einander, wobei mir 4 Exemplare der erstern und 2 der letztern zur Disposition stehen. Museicapa sihirica. ‚Muse. cinereo-alba. M. | M. |'M. je. | w. | Mm. w. | | II} | Tassen ee ee und: ‚ech "a gie u Bug an ran "2 4 Länge des zusammengelegten Flügels . . .. . | 2711” Byaby® DENN. 137 | 2 6a‘ DE TR ARTEN Schwanzes) AM neh. 6.0. 3. le ee ara ERS KR ae GE RB a „ des Schnabels, auf der First gemessen . | 4” 4” Bra an MAT 41/2” 41a" Breite desselben an der Stimm . » . .2......) 31/8” SER | 3” 3 3% 3"/s Höhe desselben ebendaselbt . . » .... | 1%” 1!" 1!/a'” ya” #285 2a” Lünge,des, Tarsusiiehue, ale ned 13: | 6 Bin 5,6 1,96: ls Be 5’/a „ der Mittelzehe ohne Nagel . . . . . | 49” ea Nr © Pi a | Arjar aa” „ des Nagels der Mittelzehe. . ... . . ı 2” a BE DEE 1'/a 1!/a In den Wäldern am Baikalsee traf ich im Sommer 1855 nur diese Art brütend an. Lärchengehölze bewohnte sie am häufigsten. Am 18. Mai schoss ich sie zuerst am Tarei-nor. Am 14. und 29. August berührte sie diese Gegend auf dem Herbstzuge. Muscicapa cinereo-alba. Pericrocotus cinereus. 273 147. Wuscicapa cinereo-alba Temm. et Schlegel. Nur ein Pärchen dieses Fliegenschnäppers brachte ich vom Tarei-nor mit, es wurde am 7. Mai, dem Ankunftstage dieses Vogels, erlegt und stimmt vollkommen zu den durch H. L. v. Schrenck besprochenen Exemplaren. Zu den wenigen Vögeln, die im östlichen Sajan höher als die Baumgrenze in der Region der Rhododendron- und Salix-Gebüsche vorkamen, gehörte diese Art; am 16. Juni wurde sie dort angetroffen, sie umflatterte namentlich die jetzt blühende Caragana jubata, deren grosse Blumen wohl kleine Diptern beherbergen mochten. Sehr emsig schnarrte sie zu dieser Zeit. Durch das Auffinden derselben im Quelllande des Amurs hat sich eine wesentliche Lücke in der geographischen Verbreitung dieser Art gefüllt, da dieselbe im Westen von der Bir- jussa (Sajan) und im Osten nur vom untern Amur bekannt geworden war. 148. Pericrocotus einereus Lafr. L. v. Schrenck’s Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 381. Am 28. August 1857 traf ich in den Wäldern des Bureja-Gebirges diese Art an, die nebst den übrigen Pericrocotus-Arten bis jetzt nur aus dem Süden Asien’s bekannt war. Ohne Zweifel brütet sie auch hier, scheint aber nur zur Brutzeit in gesonderten Paaren zu leben, während sie sonst Schwärme von 15—20 Individuen bildet, die sich in den Kronen der höchsten Bäume, besonders gerne im lichten Hochwalde der Laubhölzer (Eichen, Rüstern) sehr wild und lärmend herumtummeln. Ihre Laute sind kurz artieulirt schwatzend. Die Pericrocotus-Flüge verriethen sich in den sonst so schweigsamen Ur- wäldern des Bureja-Gebirges durch den Lärm, den sie anrichteten, schon auf recht be- deutende Entfernungen. Obgleich sie im Juli und Anfang August nicht selten waren, so gelang es mir dennoch nur 2 Exemplare zu erlegen, da die Vögel sehr wachsam und scheu waren. Einmal aufgescheucht, schwärmten sie in bedeutender Höhe, suchten dann die Spitzen der höchsten Bäume zur gemeinsamen Ruhe und schwatzten weiter. Im frisch vermauserten Kleide, welches das am 28. August erlegte Weibchen trägt, macht sich auf den Weichen ein deutlich grüngelber Anflug kenntlich, der jedoch auch in dieser Jahreszeit dem eintönig grauen Gefieder der obern Körperseite ganz fehlt und wohl nur den südasiatischen Individuen zukommen dürfte. Da die von H. L. von Schrenck so erschöpfend besprochenen Exemplare im Hochsommer vor der Mauser ge- schossen wurden, so tragen sie die langen Schwanzfedern bedeutend verstossen und wir geben deshalb die an unserm Balge genommenen Maasse; leider gingen aber an diesem Vogel beide Füsse verloren. 35 274 Lanius Ezxcubitor. Totallänges ge Se N ra Länge des zusammengelegten Flügels . 3 6% „» des Schwanzes nn 37 107° „» des Schnabels, auf der First gemessen . . ....... Bi’ Breite desselben an der Stirn Eu Höhe desselben ebendaselbst 21/9” Schon am 10. Juli 1858 waren die Jungen dieser Art flügge; ich traf sie in den Eichenwäldern am Ostende des Bureja-Gebirges in den oben schon erwähnten Schwärmen an. 149. Lanius Exeubitor L. Vart. major Pall. Mit Gloger !) und Schlegel?) vereinige ich den von Pallas°) als Zanius major beschriebenen Würger mit dem Z. Excubitor L., da nach Vergleich meiner ostsibiri- schen Exemplare mit europäischen sich herausstellt, dass nur der geringere Umfang der weissen Farbe am Grunde der Schwungfedern dem Zanius major Pallas als unter- scheidendes Merkmal zukommt, dieses aber bedeutenden Schwankungen unterliegt und sich in nachweisbaren Uebergängen an die umfangreichere weisse Zeichnung der Schwin- genbasis des Zanius Excubitor anschliesst. Ueber die Maassverhältnisse des nordrussi- schen und asiatischen Z. major, im Vergleiche zum Z. Excubitor Europa’s, giebt die nachfolgende Tabelle den nöthigen Nachweis. In der Färbung sollen nach Pallas Ori- ginalbeschreibung, welcher die Diagnose vonKeyserling und Blasius‘) entnommen wurde, namentlich folgende Abweichungen stattfinden: Lanius major Pall. 1) Mundspalte länger als der Lauf. 2) Ueber den Nasengruben weissliche Federn mit schwar- zen Borsten. 3) Die Schwingen von der 2ten bis 9ten an der Ba- sis weiss, die der 2ten Ordnung allmählich schwärzer, kaum an den äussersten Spitzen weiss. 4) Die 4 mittlern Schwanzfedern schwarz. Lanius Exeubitor Linn. Mundspalte von der Länge des Laufes. Ueber den Nasengruben schwarze Federn und Borsten. Die Schwingen Ister und 2ter Ordnung bis zur 16ten an der Basis weiss, die Ilte und die folgenden tiefer nach der Basis hin schwarz, die Schwingen 2ter Ordnung mit weisser Spitze. Die 2 Spitzchen und etwas weiss an der Basis. mittlern Schwanzfedern schwarz, mit weissen 1) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s ete., p. 132. 2) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, 2te Abthl., p. 43. 3) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 401. 4) Die Wirbelthiere Europa’s, p. 193 und 194. Lanmiwus Excubitor. 275 5) Bürzel weiss, obere Schwanzdeckfedern und Unter- Bürzel licht aschgrau und ungewellt, wie die obern seite von der Halsmitte bis auf den Unterleib mit Schwanzdeckfedern. Unterseite schmutzig weiss, beim feinen, welligen Querlinien. W. und J. mit grauen Wellen. 6) Die Schwingen bedecken etwas mehr als '/s des Die Schwingen bedecken !/ı bis !/s des Schwanzes. Schwanzes. Der unter N: 1 dieser Kennzeichen aufgeführte Charakter, welcher dem Ver- hältnisse der Mundspaltenlänge zu der des Laufes entnommen ist, schwankt um ein Geringes ebensowohl bei Zamus major, wie auch bei Lamius Excubitor. An 4 Vö- geln der nordischen Varietät major finde ich ihn durch folgende numerische Ver- hältnisse ausgedrückt: _ Lanius major. In Millimetern. Mundspaltenlänge '). Lauflänge. Männchen ..... a7 26 Männchen ..... 27 27 Weibchen ..... 25 25 Weibchen ..... 25 26 Hieraus ersieht man, dass jenes angeblich artlich entscheidende Verhältniss für L. major vielmehr zu Gunsten des Z. Excubitor statthat. Den in unserer Rubrik ‚unter N 2 aufgeführten Unterscheidungscharakter, welcher der weisslichen Farbe der Nasenlöcherbedeckung entnommen ist, finde ich an zweien meiner Vögel (2 Weibchen) bestätigt; bei einem alten Männchen, welches bei Petersburg erlegt wurde, ist indessen der Basaltheil der zierlichen Federchen, die sich über das Nasenloch legen, grauweisslich, die Spitzen jedoch, wie bei Z. Zxcubitor, schwarz. Man kann deshalb bei vorliegendem Vermittelungsgliede in der Färbung kein Gewicht auf dieselbe legen, um artliche Trennung hier zu rechtfertigen. N 3 unserer Uebersicht enthält den Hauptcharakter des Zanius major. Er besteht darin, dass nur die 2—9te Schwinge eine breite weisse Basis besitzt, wodurch eine Spiegelbinde über die grossen Schwingen gebildet wird, die mit der 10ten begrenzt ist. Bei Z. Excubitor geht diese Binde in viel beschränkterm Umfange auch über die Secundärschwingen, so dass auf dem Flügel dieser Art sich 2 weisse Binden absetzen, von denen die untere zugleich die mehr vorgeschobene (zur Flügelspitze) ist, die obere, schwächere an der Basis durch die obern Flügeldecken gedeckt wird. Es scheint nun wohl constant zu sein, dass sich bei Zan. major nur die Primärschwingen, mit Ausnahme der lIsten und bisweilen kaum mit der 2ten, an der weissen Basisfarbe betheiligen, jedoch liegt die Grenze hier nicht immer bei der 9ten Feder, sondern erstreckt sich 1) Ich messe bis zur Spitze des Oberschnabels. 276 Lanius Exeubitor. ausnahmsweise bis zur l1ten. Sehr wahrscheinlich ist es, dass bei einem bedeutenderen Material, als das meinige, hier noch grössere Annäherungen zum Z. Excubitor nach- weisbar werden, der sich auch durch die umfangreicheren weissen Spitzflecken der Schwingen 2ter Ordnung vom Z. major unterscheiden soll; ein Merkmal, dem drei meiner Vögel ganz widersprechen. Diese wurden Ende September und Mitte October ge- schossen, tragen also ein frisches Kleid und zeigen das Weiss an den Schwingenspitzen ebenso stark, wie es gemeinlich die grossen Würger Europa’s besitzen. Der Färbung des Bürzels, welcher sammt der gewässerten Zeichnung der obern Schwanz- decken und des Brust- und Bauchgefieders unter N 5 unserer Rubrik gedacht wird, darf ich ebenfalls nicht die Bedeutung spezifischer Kennzeichen beilegen, denn bei einem alten M. des Z. major aus der St. Petersburger Umgegend sind Bürzel und obere Schwanzdecken einfarbig grau, wie das Gefieder des Rückens, und die Wellenzeichnungen der Brust und des Bauches sind auf ein Minimum reducirt. Der relativen Flügellänge darf ich bei den geringen Differenzen beider in Rede stehender Zamus-Arten ebenfalls kein Gewicht beilegen. Der Abstand der Flügelspitzen vom Schwanzende ist natürlich, auch abgesehen davon, dass die Maasse in vorliegendem Falle an Bälgen genommen wurden, durch das geringere oder grössere Verstossen der Schwanzfedern sehr veränderlich, so dass jene diagnostischen Kennzeichen, wie sie N 6 unserer Rubrik enthält, entkräftet werden, zumal noch da «etwas mehr als "3 der Schwanzlänge» (bei Z. major) und «bis Y/s der Schwanzlänge» ohne dies ganz nahe gelegene Grenzen sind. Schliesslich muss ich noch über das Vorwalten und die Vertheilung der schwarzen Farbe an den Schwanzfedern Einiges bemerken und komme dadurch zugleich zu N 4 unserer Uebersicht der Unterschiede beider Würgerarten. Sind die Schwanzfedern frisch vermausert, so besitzen auch die 4 mittlern bei Z. major entschieden weisse Endflecken, die bei den 2 mittelsten kleiner, bei den dann jederseits folgenden doppelt und 3fach so gross sind. Bisweilen aber nimmt das Schwarz auf der Innenfahne der äusser- sten Schwanzfeder und auf allen andern ein viel grösseres Gebiet ein, als es gewöhnlich der Fall ist. Ein weiblicher Vogel hält hierin genau das Maass ein, wie ich es bei einem aus Frankreich stammenden Z. meridionalis Temm. sehe. Anderseits bleibt bei einzelnen recht alten M. des typischen Z. Excubitor bisweilen nur der Schaft der äussersten Steuerfeder über °/ı seiner Länge schwarz, die gesammten Fahnen aber weiss. Hierin also sehen wir, wie grossen Schwankungen diese Farbe in der Ver- theilung unterworfen ist, und glauben darin einen Beweggrund mehr gefunden zu haben, auch die für die Flügelzeichnung als unterscheidend gegebene Charakteristik, für nichtig zu halten. Die Grössenverhältnisse unserer Suite von Z. major lassen sich folgendermaassen zusammenstellen, ihnen zur Seite setze ich die an Z. Eixcubitor ermittelten. Lanius phoenicurus. i 7A | Lanius major. | L.Exeubitor. | m | IM.alt.) M. | Mm. | w. | ? ) Männchen. a a a aa a a as Sala a1 gr] Ara Länge des zusammengelegten Flügels . . .» 2» 22.2... 471” Fe PR TEN dd NIT TEE LE Bar er 4 „ des Schnabels, auf der First gemessen (bis zur Spitze des Oberschnabels) .. . . 2.2.2.2 2 || 8a | 8a 7a) Bar | 7” MR auesinanen. mouwilsutgent oil. olessdhilanseili ih inet] Bas Bi ) denyMittelzehe ohne Nagel!) „asnil,. yawstı) aueh. u] 125% 1461/87%0 62/2‘ 16a 116" 64/2 amdesıNapelstan der Mittelzehe, \. 0.7 a0..u Sum: 31 | 31a” | Brlar u !3%0 | 24/0” 32 Il | Den grossen Würger traf ich im Spätherbste und Winter in meinem ganzen Reise- gebiete, mit Ausschluss der daurischen Hochsteppen, immer nur vereinzelt. So am 7. October 1855 bei Irkutsk, am 29. November 1856 im Apfelgebirge, am 15. October 1857 und 27. September 1858 im Bureja-Gebirge. Am 16. Juni 1859 traf ich diese Art auch an den Grenzen des Baumwuchses im östlichen Sajan-Gebirge zwischen 6000 — 7000 Höhe an. Hier liebte er zur Ruhe die 2—3 Faden hohen, oft abgestorbenen Larix- stämme. Am 27. September desselben Jahres strichen einzelne Paare im mittlern Irkutthale. 150. Lanius phoenicurus Pall. Die von einigen Ornithologen, namentlich aber auch von Gloger !) versuchte Identifizirung dieser asiatischen Würger-Art mit dem Zanius Collurio Europa’s, hat neuerdings H. Akad. L. v. Schrenck zur Genüge widerlegt. Ein Dutzend ostsibirischer Exemplare, die ich von meinen Reisen heimbrachte, bestätigen vollkommen das Ver- hältniss der 2ten Schwinge zur 5ten und 6ten (also den Flügelbau des Lan. phoenicurus). Nicht so normal ist bei alten Exemplaren die Abstufung der Schwanzfedern. So besitzt ein jüngeres Männchen, welches am 14. August 1856 bei Kulussutajeisk erlegt wurde, nur die äusserste Steuerfeder jederseits um eirca 4°’ kürzer, als die übrigen Schwanzfedern, nähert sich hierin also dem Z. Oollurio. Es ist dies vielleicht nur in der Jugend bisweilen der Fall, wenigstens sprechen alle alten Vögel meiner Suite auf das Entschiedenste für die starke Abstufung der äussern Steuerfedern, die am auffallendsten an der 1sten und 2ten statthat. Erst im vorgerückten Alter verlieren sich bei den Männchen die letzten, auf den 1) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, p. 136. 278 5 Birundo rustica. Weichenfedern am längsten stehenbleibenden, schwärzlichen Querbinden. Im hohen Alter wird an diesen Stellen und auf der gesammten Brustfläche das Kleid schön hell rost- gelb, fast weingelb. Der Schnabel älterer Vögel ist hornschwarz, nur die Nasenlöcher etwas heller und bläulich, jüngere Vögel haben einen schmutzig hornfarbenen Schnabel. Die Füsse aller sind blaugrau. Erst am 14. Mai 1856 traf diese Art am Tarei-nor ein, am 17ten wurde sie häufiger, ebenso sah ich sie 1859 im mittlern Irkutthale erst am 8. und am 17. Mai öfters, immer aber in Paaren. Die weitgedehnten Moräste, welche das Ufer- und Mün- dungsland der grössern Bäche bilden, die sich in den Baikal ergiessen, bewohnte dieser Würger gerne, er meidet die Hochwaldbestände. Der Jungnachwuchs der Lärche ist ihm besonders lieb, namentlich ruhen in den Spitzen dieser Bäume die Weibchen. Das Männchen ruft die Sylbe «käh» 10—-15mal rasch hinter einander. In dem Magen wurden grosse Diptern vorwaltend gefunden. 151. Hirundeo rustica L. Vart. rufa Gm. Bei der extrem dunklen Varietät der Rauchschwalbe, wie diese zumal im Central- theile Sibiriens entschieden vorwaltend ist, nimmt die Stirn- und gesammte Kehl- befiederung eine gesättigte tief kaffeebraune Farbe an, gegen welche das Braunroth des Bauches und der untern Schwanzdecken deutlich als ein hellerer Farbenton sich ab- hebt. In den nicht ganz geschlossenen, dunkel stahlblauen Halsring mischt sich auf der Mitte der Kehle hie und da etwas Braun. Im Amurthale war die Rauchschwalbe, wo sie überhaupt angetroffen wurde (bei Aigun und an derUssuri- Mündung), durchweg auf der untern Körperseite viel heller. Die im Kaja-Thale (bei Irkutsk) gesehenen Nester der H. rustica vart. rufa, schienen mir spitziger zu sein als die europäischen und hatten einen etwas geringern obern Durchmesser. Nur in der Nähe menschlicher Ansiedelungen am Amur, also 1857, als die Kosakencolonien daselbst noch fehlten, traf ich diese Art mit ZH. alpestris in den Umgebungen Aigun’s zusammen an. In Gorbiza hatte ich ZH. rust. vart. rufa zuletzt gesehen, in Ust-Strjelka lebte nur H. urbica. An der Dseja-Mündung, wo damals nur wenige Schoppen und Baracken errichtet waren, hatten sich beide bereits von Aigun zum Brüten herübergesiedelt. Ebenso fand ich beide Arten und zwar A. alpestris in vorwaltender Anzahl an der Ussuri-Mündung. Die Zugzeit der Rauchschwalbe wurde von mir vielfach ermittelt; ich theile sie hier nebst einigen andern Beobachtungen über die Brut mit. Am Baikalsee fällt die Zugzeit im Herbste durchschnittlich zwischen den 20sten Hhirundo rustica. 2379 und 23sten August. Diejenigen Paare, welche zweimal brüten, bleiben mit der zweiten Brut bis Anfang September. 1855 sah man die letzten Schwalben bei den Tun- kinskischen Mineralquellen am Abend des 28. August; sie zwitscherten damals bei Sonnenuntergang sehr lebhaft und begaben sich, wie gewöhnlich, zur Nachtruhe unter die vortretenden Dachkanten der Schoppen im Dorfe. Am 29sten früh waren sie alle fort. Am Gänsesee sah ich am 7. September noch eine Rauchschwalbe, am 16. September bei Irkutsk noch zwei; ohne Zweifel waren das verspätete Schwächlinge. Solche vereinzelte Schwalben traf ich auch am Tarei-nor im folgenden Jahre an, so am 20. September 1856 bei Kulussutajefsk eine Die zweite Brut begannen einzelne Rauchschwalbenpaare am 27. Juli, selbst in den so hoch gelegenen Thälern der Onon-Quellzuflüsse, z. B. in den Grenzwachten Bukukun und Altansk. Am Tarei-nor zogen die meisten vom 15—16. August fort. Am 17ten verliessen dort die Jungen der 2ten Brut das Nest. Bis zum 30sten blieben diese da und flogen eifrig seit dem 23sten. Am 4. September waren sie fortgezogen. Im östlichen Sa- jan-Gebirge waren bis zum 16. August 1859 ebenfalls die Rauchschwalben fast alle fort- gezogen (einzelne sah ich z. B. noch bei Tibilti im mittlern Irkutthale). In dem Dorfe Kultuk, am Südwestende des Baikalsee’s, bemerkte ich ebenfalls nur ein- zelne Vögel noch am 24. August 1859. Als im östlichen Sajan 1859 in den ersten Juni-Tagen allgemein und viel Schnee fiel, kamen dort viele Rauchschwalben und einzelne Hausschwalben um. Bei N.- und N.-O.-Stürmen zog diese Art zuerst am 14. Mai und häufiger am 16ten 1856 bei der Grenzwacht Kulussutajefsk; hiermit übereinstimmend traf ich sie zuerst einzeln 1859 im mittlern Irkutthale am 13. Mai an. Am mittlern Amur erscheint sie zeitiger, am 20. April 1858 wurde sie schon bei Blagowestschensk gesehen, wie mir das Durchreisende mittheilten, am 23sten erschien ein Pärchen in dem 1857 neu gegründeten Paschkowa-Posten (am Udirflusse), verliess aber bald diesen Ort wieder. Hier hinderte ihre sofortige Ansiedelung keines- wegs der Nahrungsmangel, da damals der Frühling in vollster Kraft sich geltend machte, vielmehr war es also wohl die ungewohnte Lokalität, welche das Weiterwandern der Vögelchen bedingte; es war nicht der Ort, an den sie durch die Geburt heimathlich ge- fesselt waren. r In Bezug auf das Vorkommen der Rauchschwalbe in vertikaler Verbreitung muss bemerkt werden, dasssie die Höhe von 4300’ über dem Meere nicht überschreitet, so wurde sie brütend in Gesellschaft mit 7. urbicaim Changinskischen Posten in dieser Höhe gefunden, fehlte aber gänzlich im Norün-Choroiskischen Posten (5300), wo in äusserst grosser Anzahl nur H. urbiea brütete. Auch vermisste ich sie ebensowohl im Kantscha-Thale (5500'), wo die Oekonomie-Gebäude der Alibert’schen Graphitwerke gelegen sind, wie in dem östlicher postirten Okinskischen Karaule. Am 23. Juli wurden die ersten flüggen Jungen im Changinskischen Posten bemerkt, sie ruheten nach kurzen Flug- übungen gerne auf dürren hohen Lärchenstämmen. 2380 Hirundo alpestris. Hirundo (Chelidon) urbica. 152. Hirundo alpestris Pall. Der sehr eingehenden Beschreibung dieser Schwalbenart, welche Temminck und Schlegel !) geben, kann ich nach den von mir mitgebrachten 7 Exemplaren nichts We- sentliches hinzusetzen. Sexuelle Unterschiede lassen sich in der Gesammtfärbung nicht wahr- nehmen, selbst nicht einmal in der lebhaftern Rostfarbe des Bürzels, des Superciliarstreifens und hintern Ohrenflecks. Auch ich vermisse die von Pallas ?) erwähnten länglichen weissen Flecken auf der Innenfahne der äussersten Steuerfedern. Es schliessen sich meine Vögel auf das Genaueste an die Beschreibung und Abbildung der Fauna japonica. Die mitgebrachten Exemplare wurden im Kirinskischen Posten, also am Ost- abhange des südlichsten Theiles vom Apfelgebirge, aus den Nestern während der Nacht- ruhe genommen. 1857 traf ich dieselbe Art zuerst unweit Aigun, sie hatte sich bereits in Gesellschaft der Rauchschwalbe zum damals gegründeten Dseja-Posten (jetzt Bla- gowestschensk) herübergesiedelt und brütete an den errichteten Holzschoppen und Magazinen. Ebenso fand ich sie im mandshurischen Posten an der Ussuri-Mündung im Juli 1857, wo sie gar nicht selten war. Hierin finden wir denn auch die vermit- telnden Punkte für ihre Verbreitung ostwärts bis nach Japan. Die im Kirinskischen Posten gesehenen Nester nahmen nicht selten auch grosse viereckige, oblonge Gebiete an den Gesimsen der Wohnungen ein, waren nicht immer hemisphärisch, wie Pallas erwähnt, und befanden sich mehrere beisammen. Uebrigens brüteten an denselben Orten ungestört die Rauchschwalben und die Spatzen hatten die bequemen Wohnungen von A. alpestris oft in Besitz genommen. Ein Anfang August dort noch fast unbebrütetes Ei (2te Brut?) ist rein weiss, nicht sehr spitz und besitzt. bei 20 Mmtr. Längendurchmesser eine grösste Breite von 15 Mmtr. 153. Hirundo (Cheliden) urbica L.°). Vom Tarei-nor liegt mir ein alter weiblicher Vogel, der am 9. Mai 1856 erlegt wurde, vor; er giebt mir zu keinen „Bemerkungen über den äussern Bau Veranlassung. In den letzten Tagen des April treffen die Hausschwalben im südlichen’ Theile Ostsibiriens ein. So sah ich die ersten am 26. April 1857 in Kjachta; östlich vom Apfelgebirge hatten sie sich zwar auch um diese Zeit bei Tschita gezeigt, verschwanden dann aber wieder und kehrten erst Anfang Mai zurück. Am 27. April 1859 besserten einzelne Hausschwalben schon die Nester am Kirchthurme der Tunkinskischen Grenz- ) Fauna japonica, Aves., p. 33 et seqt., Tab. XI. ) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 535. ) Bei der Besteigung des Kamar-daban sah ich am 24. August 1359 einige weissbäuchige Schwalben, welche grösser als H. urbica waren, die letzteren waren überdies damals schon aus jenen Gebieten fortgezogen. 1 2 3 Hirundo (Ootyle) riparia. 281 wacht aus. Das erste Exemplar, welches ich am Tarei-nor sah, war dort 1856 am 30. April angelangt. Gleich der Rauchschwalbe verliess auch die Hausschwalbe grössten- theils die Tarei-nor-Gegenden vom 15—16. August. Schon seit dem 1sten stellten die Jungen langanhaltende Flugübungen an; am 20sten sah ich noch eine verspätete Hausschwalbe bei Kulussutajefsk. Im östlichen Sajan, wo eine sehr grosse Anzahl der Hausschwalben im Norün-Choroiskischen Grenzposten brütete, gab es in dieser Höhe (5300) am 25. August keine einzige mehr, wohl aber traf man deren einzelne tiefer abwärts im Okathale noch. ’ Am 24. Juli 1859 waren die Jungen bei dem Changinskischen Posten noch nicht flügge. H. urbica war die einzige Schwalbenart, welche ich am Fusse des Butogoll- berges, auf dessen Gipfel die Alibert’schen Graphitwerke gelegen sind, antraf. Jedoch siedelte sie nicht zum Etablissement auf dem Berge über. Die Höhe von 5500’ scheint ihr als äusserste Grenze des Gedeihens hier gesetzt zu sein. Ebenso wenig, wie es Herrn Akad. L. v.Schrenck und den andern im Amurlande sammelnden Reisenden bis jetzt gelungen ist, H. urbica nachzuweisen, ebenso wenig habe auch ich sie dort finden können. Ein neuerdings durch H. Dr. Wulffius mit der Signatur «Japanisches Meer, 17. Juni 1859» eingesandter Vogel steht zwar der ZH. urbica recht nahe, jedoch scheinen mir die Differenzen in Schnabelform, Schwingenbildung (hier die l1ste etwas kürzer als die 2te Schwungfeder!) und Schwanzform (hier sehr stumpf gegabelt), sowie auch recht wesentliche Unterschiede in der Färbung (wenig weiss der obern Schwanzdecken etc.) für den eingesandten Vogel eine artliche Trennung zu bedingen, die ich hier aber, da das Exemplar nicht aus meinem Reisegebiete stammt, nicht durchführe. 154. Hirundo (Cotyle) riparia L. Das vom Tarei-nor mitgebrachte alte Weibchen der Uferschwalbe weicht in kei- ner Hinsicht von europäischen Vögeln dieser Art ab. Am 16. Mai traf sie dort ein. Im Bureja-Gebirge begannen die Flugübungen zum Fortzuge schon mit dem 22. August, seit dem 30sten sah man keine Uferschwalben mehr. Häufig wurde diese Art erst da am obern Amur, wo er nach dem Durchbruche durch das Chingan-Gebirge, circa 150—180 Werst abwärts, mehr und mehr den Charakter eines Gebirgsstromes verliert und fadenhohe Lehmsandufer häufiger werden. 382 Columba lvia. IV, GALLINACEAE. 155. Columba livia Briss. Vart. rupicola daurica Pall. = C. rupestris Bp.'). Vergl. Zoographia ross.-ast. T. I, p. 559). Schon während meiner Rundreise um den Baikalsee (1855) traf ich diejenige recht constante Varietät der C. Zvia, welche Pallas als ausschliesslich in Daurien le- bend bezeichnet und sie, da er C. Zivia von (. oenas nicht trennt, unter der Vart. d als O. oenas vart. rupicola daurica bezeichnet und beschreibt. Freilich lebten recht bedeutende Schwärme, deren Individuen durchaus sehr gleichmässig die charakteristische Schwanzzeichnung besassen, auch an den ödesten, von menschlichen Ansiedelungen weit entfernten Felsenufern des Sees, aber nichts desto weniger ist eine grosse Anzahl derjenigen Tauben, die z. B. in Irkutsk ein freies, ungehindertes Leben führen und in der Stadt brüten, ganz ebenso gefärbt, wie diese Varietät. Auch muss man über- haupt bemerken, dass überall in Russland, wo die Tauben sich zumal in den Städten eines allgemeinen Schutzes erfreuen, ja oftmals gepflegt nnd gefüttert werden, grössten- theils die normal graue Färbung, wie sie die wilden Stammeltern tragen, besitzen. Soll ich meinen Beobachtungen trauen, so nahm jenes Vorwalten der Normal-Tracht im Osten Russland’s immer mehr und mehr zu. So z. B. sah ich in Kasan, wo unzähliche Tauben ein freies Stadtleben führen, vielmehr graue, als z. B. in Moskau. Jene Tauben aber, welche in den Städten und Dörfern Ostsibiriens leben und unter denen die vart. rupicola daurica vorkommt, befinden sich dort in keiner directen Abhängigkeit vom Menschen und wir dürfen diese Varietät also, um so mehr, da sie in grosser Beständigkeit sich an den ganz wild lebenden Individuen vererbt, als eine normale bezeichnen, zu deren Existenz die künstliche Zucht nichts that. 2 Exemplare, die ich Anfang November am Schamanenfelsen unweit des Dorfes Kultuk erlegte, besitzen bei ihrer ansehnlichern Grösse im Vergleiche zu südeuropäischen ©. livia die gesammte graue Farbe des Körpers heller und reiner, namentlich macht sich das auf dem Mantel und am Bauche kenntlich. Das charakteristische Abzeichen dieser Varietät wird durch die nicht selten zollbreite weisse Querbinde auf dem Schwanze, die oberhalb der 1) Consp. gener. avium, T. II, p. 48. 2) Columba Palumbus, deren sehr seltenes Vorkommen in Ost-Sibirien Pallas (l. c. p. 564) nach Messerschmidt erwähnt, habe ich nicht auffinden können. Zuletzt sah ich sie im Mai 1855 bei der Passage über das Ural- Gebirge. Columba (Peristera) Turtur. 283 grauschwarzen Endbinde beginnt, gebildet; ausserdem ist die gesammte Aussenfahne der äussersten Steuerfedern, mit Ausschluss der schwarzen Spitze, gleichfalls weiss. Die nachstehenden Maasse, denen ich entsprechende, an der südeuropäischen C. livia genommene, zur Seite stelle, werden einige Grössenunterschiede deutlich machen. | Columba livia. daurica. | europaea. Tele co VEREEERe | 11° 8” 11” 10°” 978: 10” 2” Länge des zusammengelegten Flügels . . . . . .. | Ba 879” ERS act ERBE ESSSERWanzeRmeN BR ER RT RN ST 5” u ae 379” „ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . | 61/2” TE: 81/2” 81je”” Pd CHWTaUTERS ee la EEE | 17 11 117° 1.7 „». der’ Mittelzehe ohne Nagel . mar. 2 a... | 10%/2” 101/2"" 101/2'” 101/82” „ des Nagels an der Mittezehe . . . .... 31/2” 31/a'” 37 37 Weder diese Varietät im wilden Zustande, noch die Haustaube sah ich am Amur. Im Winter blieben die am Schamanenfelsen brütenden Tauben an ihren Nistorten, besuchten ab und zu die Dreschplätze im Dorfe Kultuk, stellten zur Mittagszeit an- haltende Flugübungen an und klammerten sich zum Ruhen auf kurze Zeit an die steilen Felsenränder fest. Am 19. April brüteten die zahmen Haustauben im Tunkinskischen Posten bereits, obgleich hier noch kaum der Winter geschieden war. 156. Columba (Peristera) Turtur L. Vart. gelastis Temm. Neuerdings hat H. Akad. L. v. Schrenck ') nochmals die grosswüchsige Varietät der Turteltaube, welche Temminck und Schlegel ?) artlich trennen, ausführlich be- sprochen und sich der Ansicht Pr&vost’s ?) und v. Middendorff’s ?) angeschlossen, nach welcher der C. gelastis Temm. nur die Bedeutung einer ausgezeichneten geographischen Varietät beigelegt wird. Auch ich stimme dem bei. Das aus dem Bureja-Gebirge mit- gebrachte alte Männchen, welches am 4. Mai 1858 erlegt wurde, stimmt auch in der dunkleren Färbung, namentlich der Kropfgegend, ganz zur Abbildung, wie sie die Tafel LX B. der Fauna japonica giebt. Auf der Mitte des Rückens aber, namentlich auf- 1) Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 389. 2) Fauna japonica, Aves., p. 100. 3) Les Pigeons, par Mm. Knip, II, p. 53. 4) Sib. Reise 1. c. p. 139. 284 Columba (Peristera) humihs. wärts zum Nacken hin, werden die sonst hier breiten, zimmetbraunen Umrandungen der Federn schmäler und sehr matt gefärbt, auch stark in Grau getrübt. Uebrigens nehme ich keine Abweichungen gewahr. Am südlichsten Theile des mittlern Amur er- schienen die Turteltauben noch zeitiger, als an der Amurmündung, bereits am 11. April 1856 sah ich einzelne Paare im Bureja-Gebirge. Mit dem 20sten lockten sie dort schon sehr emsig. So zeitig sie eintreffen, so spät verlassen sie auch diese Gegenden und sogar das viel rauhere Quellland des Amur. Denn, als bereits bedeutende Schnee- fälle stattgehabt hatten, traf ich einzelne Exemplare der Turteltaube noch am 25. Sep- tember 1856 auf den Inseln des Onon, unweit der alten Festung Tschindantsk. Die Hauptzüge finden aber hier sowohl, wie auch am mittlern Amur um den 10. September statt. Am 1lten sah ich im Bureja-Gebirge 1858 noch einige Paare. 157. Columba (Peristera) humilis Temnm. Vergl. Nouveau recueil de planches colori6es d’oiseaux Tab. 258 et 259; auf diesen Tafeln sind die Geschlechter der Vögel falsch notirt, wie Bonaparte im Consp. gen. avium T. II, p. 66, bereits erwähnt. Les Pigeons par Mm. Knip et Fl. Prevost. T. I, p. 15 Tab. VII. Es dürfte in der That bei oberflächlicher Beurtheilung der artlichen Selbstständigkeit dieser kleinen südasiatischen Taubenart sich manches Moment finden lassen, welches sie der Columba bitorguata Temm. und somit der (©. risoria L. !) so nahe stellen würde, dass wir nach dem vorstehenden Beispiele an (. gelastis Temm. und, C. Turtur L. auch im vorliegenden Falle das Zusammenziehen der (€. humilis mit risoria wagen dürften. Indessen lehrt eine eingehendere Prüfung sehr bald stichhaltige Unterschiede auffinden und auch ganz abgesehen von der wahrhaft zwergartigen Grösse der C©. humilis, die sehr constant zu sein scheint, finden sich wesentliche Kennzeichen, die sie uns als eine gut begründete Species erscheinen lassen. Vor allen übrigen Charakteren muss man die augenfälligen sexuellen Unterschiede, wie sie sich in der Tracht alter Vögel unverkennbar darbieten, namhaft machen, welche bei €. risoria fehlen ?) und, nach den japanischen Exemplaren der Ü. bitorquata des akademischen Museums zu urtheilen, auch dieser man- geln. Ebensowohl die oben eitirte Abbildung Temminck’s in den Planches colori6es, wie auch ein Pärchen ausgestopfte Vögel aus Manila, die das Museum durch v. Kittlitz erhielt, zeigen diese sexuellen Unterschiede der Vögel im Colorit des Mantels in voller Deutlichkeit. Das alte Männchen trägt vom schwarzen Nackenbande an, den gesammten Mantel in lebhaft rothbräunlicher, in’s Zimmetroth ziehender, leicht in Blaugräulich überflogener Farbe, das alte Weibchen besitzt ihn einfarbig matt erdbraun. Ein 2tes, an 1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 392. 2) So finden wir namentlich auch in der durch Wagler im Systema avium gegebenen Beschreibung der Col. risoria ausdrücklich diese gleich gültig für das alte Männchen und Weibchen. (Siehe Genus Columba.) Columba (Peristera) humllis. 285 den uns vorliegenden 4 Exemplaren der CO. humilis nicht abänderndes, Kennzeichen liegt in der gleichmässig verbreiteten bläulich-aschgrauen Farbe des Kopfes, die sich bis scharf zum schwarzen Nackenbande erstreckt. Dergleichen sieht man weder bei C. risoria, noch bei ©. bitorquata, da bei beiden, vornehmlich aber bei der letztern, sich oberhalb des Nackenbandes eine breite Zone von eigenthümlich rothbräunlicher Farbe geltend macht, die erst auf dem Scheitel allmählich in Grau verschwindet. Sehr deutlich und voll- ständig mit unseren Exemplaren der €. kumilis übereinstimmend, stellt dies auch die gelungene Abbildung Taf. 259 der Planches coloriees dar. Drittens verbreitet sich bei € humilis das dunkle Blaugrau des Bürzels und der obern Schwanzdecken, von denen die längsten nur bei jüngern Individuen mit bräunlichgrauer Endkante versehen sind, aufwärts bis über die Mitte des Rückens, wird aber durch den Mantel theilweise verdeckt. C. bitorquata trägt, das untere Rückengefieder in der Färbung des Mantels, ebenso (©. risoria; bisweilen nur finden sich auf dem Bürzel einige blaugraue Federn. Bei den Weibchen der ©. humilis finden dieselben Abgränzungen im Colorit statt, nur ist das Grau, zumal auf dem Kopfe und im Nacken, in frisches Erdbraun getrübt. Durch diese Unterschiede, von denen natürlicher Weise die auf die geschlechtlich verschiedene Tracht bezüglichen die werthvollsten sind, scheint uns die artliche Selbst- ständigkeit von C. humilis zur Genüge begründet zu sein. Als ihnen subordinirt mag denn auch die augenfällige, geringe und, wie es scheint, nicht wechselnde Grösse er- wähnt werden, über welche die nachstehende @abelle das Nähere enthält. Auf die bei den Tauben ausserordentlich schwankenden Schwingenlängen darf man wohl kaum haltbare Kennzeichen gründen wollen. Indessen sei doch erwähnt, dass bei ©. humilis die 2te Schwinge die längste ist, die erste ihr entweder fast gleich kommt oder doch der 3ten an Länge nicht nachsteht. Bei (©. risoria und ©. bitorguata finde ich die erste Schwinge meistens kürzer, als die 4te, freilich aber zeigt das durch Herrn Akad. L. v. Schrenck aus dem Amurmündungslande mitgebrachte Exemplar der (€. risoria ein anderes Verhältniss, indem die 1ste Schwinge an ihm gleich der 3ten ist. Bezüglich nun des von mir mitgebrachten Männchens der ©. humilis Temm. muss ich zunächst erwähnen, dass dasselbe aus einer Gegend stammt, wo sich zwar ein Wechsel in Vegetation und Fauna bekundet, wo wir aber noch keine so entschieden südasiatische Thierform kennen lernten. Die nordöstlichste Grenze der Mongolei legt sich, wie be- kannt, an die Westverflachungen des Chingan-Gebirges, dessen letzte Ausläufer wir am mittlern Argunj wahrnehmen. Eben hier, wo der Reisende, welcher von Westen kommt, zum ersten Male auf rechtem Argunj-Ufer, unweit des Nertschinskischen Hüttenbetriebes, in Quercus mongolica, Betula daurica, Corylus heterophylia etc. bis dahin nicht gefundene Laubholzformen begrüsst, wurde diese Taube geschossen. Ich verdanke das Exemplar Hrn. Antoine Waletzky, nach dessen Aussage (€. humilis nicht gar selten am felsigen rechten Argunj-Ufer leben soll. f Dieser Vogel wurde Ende September geschossen, scheint also entweder sehr spät 286 Columba (Peristera) humilis. zu ziehen, oder einzeln sogar hier zu wintern. Er ist ein jüngeres Männehen. Trotz der vorgerückten Jahreszeit ist die 2te Mauser noch nicht ganz vollendet. Das kleine Ge- fieder ist zwar grösstentheils erneut, aber einzelne verblichene, graugelbliche Federn, die einen schmalen gelbgrauen Rand am Ende besitzen, stehen zwischen den lebhaft rothbraunen, obern langen Flügeldecken. Die 4 ersten Primärschwingen gehören eben- falls noch dem alten Kleide an, ebenso die beiden längsten auf der Handwurzel ste- henden, an deren Spitzen sich grosse rostgelbliche Flecken bemerken lassen. Von den frischgewechselten Steuerfedern schoben sich die 2te und Ste, von Aussen gerechnet, noch nicht ganz vor. Im Vergleiche zu der durch Temminck gegebenen Abbildung Taf. 259 fehlt unserm Vogel nur der, in jener Zeichnung so deutlich dargestellte, graue, weissgesäumte Flügelspiegel und am Flügelbug stehen nicht ausschliesslich -roth- bräunliche Federn, sondern auch blaugraue. Möglicherweise verschwinden diese, in der Abbildung des alten Weibchens Taf. 258 so prädominirenden, blaugrauen obern Flügel- decken bei den Männchen mit zunehmendem Alter. Ferner sind an unserem Männchen, wie auch an einem aus Indien stammenden Vogel und dem von Manila, die Weichen blaugrau, welche Farbe in hellern Tönen auf dem Gefieder der Aftergegend sich verbreitet und auf den untern Schwanzdecken zu fast reinem Weiss wird. Auch in der Vertheilung der weissen und bläulichweissgrauen Farbe auf den Steuerfedern stimmen zwar die mir vorliegenden Exemplare vollkommen überein, weichen darin aber von der Tem- minck’schen Abbildung etwas ab. DaggWeiss der beiden äussersten Steuerfedern und das Blaugrau der übrigen zieht sich bis zu '/, der Schwanzlänge aufwärts und grenzt in scharfer Linie an die dann folgende schwarze Farbe. Die Aussenfahne der ersten Steuerfeder ist weiss, an der Basis blaugrau. Die an den 4 Exemplaren ermittelten Maasse geben folgende tabellarische Uebersicht: Col. humilis. Männchen. Weibchen. l a | Manila. Indien. Daurien. Manila. Totallanger Su st en rule). 74 [an 7E 95 79 LA Länge des zusammengelegten Flügels . . » » 2... 4" 10” 4 10” 411” Alan „ul des Schwanzens a a el ale | 478,7 43” A 4" 4" „» des Schnabels, auf der First gemessen . . . . 6!/2” 6!/2'” Huz 6” SG ERUTLENEIER "N Ach NA Seren, d. Darı ta. Man 0%a 81a’ ei” 81/a”’ 81a" „der Mittelzehei ohne Nagel . . . . 2.2... 97% 8” 8a” Br » des Nagels an der Mittelzehe . . » .... | alle” 36 Aljat” Ei Das Vorkommen der ©. humilis im Quelllande des Amur ist eine im geographischen Sinne ebenso interessante Thatsache, wie jene, welche die Existenz der ©. risoria im Amur- Syrrhaptes paradozus. 287 mündungslande nachweist und welche letztere wir den Untersuchungen der Herren Maximowicz und L. v. Schrenck verdanken. Indien (Bengalen), Ceylon und die Philippinen werden als das bis jetzt ermittelte Vaterland der €. humils angeführt, wahrscheinlich verbreitet sie sich also auf dem Continente nordwärts bis etwa zum 48—49. Breitengrade und scheint hier ebenso wie (©. risoria in einzelnen Individuen selbst zu wintern. Auffallend ist es, dass keiner der sammelnden Reisenden am Amur von der weiten Strecke, die zwischen dem Chingan (Fundort der (©. humilis) und der Amurmündung (Fundort der (©. risoria) gelegen und in der man ja so zahlreiche Glieder der südasiatischen Fauna nachwies, diese oder jene Taubenart antraf. 158. Syrrhaptes paradoxus Pall. Taf. XI (Titeltafel) und Taf. XIV, F. 3. (Hierzu die Titeltafel (\ XI), welche ein Pärchen am Neste und die Eier darstellt.) Bei den Mongolen der hohen Gobi: Njüpterjün. Mit dem Jahre 1770 beginnt die Kenntniss dieser Art, da Pallas sie damals im Anhange zum 2ten Theile seiner «Reise durch verschiedene Provinzen des Rus- sischen Reiches», pag. 712 beschreibt und sogar abbildet. Das Citat, welches wir im 2ten Bande der Zoographia ross.-ast., p. 74, bei Tetrao paradoxa finden und das sich auf den Zagopus africanus, Kittawah "Shaw’s bezieht, wird als Synonym für unsern Vogel schon von Pallas selbst angezweifelt und bezieht sich gewiss nicht auf Syrrhapte. Temminck giebt in seinen Planch. color. vol. V, Tab. 345 die richtige Deutung des afrikanischen Vogels, es ist dies der Pferocles guttatus Licht. Im Jahre 1811 bereits stellte Illiger !) das Genus Syrrhaptes nach diesem sonderbaren Vogel auf, welches in spätern Zeiten, trotz der von G. Fischer 1812?) und von Vieillot3) gemachten Versuche, neue Gattungsnamen für das sibirische Fausthuhn einzuführen, allgemein acceptirt wurde. Vieillot zog 1825 in seiner Galerie des oiseaux, p. 63, auf Anrathen Dumont’s, sein proponirtes Genus Heterochtus als sprach- gebräuchlich nicht zulässig, da es Adjectivum ist, zurück; und abgesehen von dem ältern Namen Illiger’s, müssen wir ihm auch, als höchst bezeichnend, vor dem Fischer’schen Genusnamen Nematura den Vorzug geben, da der letztere den pfriemenförmig verlän- gerten beiden mittlern Schwanzfedern entnommen ist, der erstere sich dagegen auf einen viel eigenthümlichern Charakter bezieht, nämlich auf die Verwachsung der Zehen zu einer förmlichen Sohle. 1) Prodromus systematis Mammalium et Avium, p. 248. 2) M6&moires de la Soc. imper. des Naturlist. de Moscou, T. II, p. 271, Tab. XIV. 3) Nouveau dietionnaire d’histoire naturelle, edit. 2, t. XIV, p. 459. 288 Syrrhaptes paradozus. Den Erörterungen und Zusätzen, welche Lichtenstein !) und nach ihm Temminck ?) der Originalbeschreibung von Pallas ?) hinzusetzen, werde ich bezüglich auf die Männchen nur Einiges ergänzen können, dagegen fehlt, soweit mir bekannt ist, die Beschreibung der Weibchen, der jungen Vögel und der Eier, wesshalb ich diese ausführlich besprechen will. Je älter die Männchen, um so lebhafter gelb werden die Tinten des Kopfes und der Kehle und um so breiter wird das Brustband. Nur bei jüngern Männchen nimmt das Hellgelb der Stirn- und Vorderkopfbefiederung eine grauliche Trübung an, die zum Scheitel und Nacken hin reiner und umfangreicher wird und bei dem ältern Männchen die seitlichen, am Hinterkopfe stehenden, orangegelben, dreieckigen Flecken, so wie die sie verbindende, gelbliche Nackenbinde recht scharf begrenzt. Bei den jüngern Exemplaren macht sich auf diesem Grau noch oft eine Trübung in Braun kenntlich, da die Spitzen der einzelnen Federn matt erdbraun gefärbt sind. Constant schiebt sich unterhalb des Ohres zwischen dem intensiven Orange der untern Kehlgegend und dem gleichfarbigen seitlichen Halsflecken ein aschgraues Feld von 3—4 Linien Breite ein. Meistens grenzt sich das Orange der Kehle in scharfer Linie gegen das röthliche Grau der Brust ab. An einem orenburgischen Vogel ist diese Abgrenzung jedoch nicht so scharf. Die orenburgischen Exemplare sind um ein Geringes dunkler, als die mon- golischen, so fehlt den letztern auch die bei den erstern hie und da am Brustbande auftretende braune Färbung vor der schwarzen schmalen Bogenbinde der einzelnen Fe- dern. Das Weiss, welches zu beiden Seiten dieser Bogenbinde steht, zieht ein wenig in ganz helles Isabellgelb. Ein Gleiches sehe ich auch in geringem Maasse an den untern Schwanz- decken. Das Brustband ist bei recht alten Exemplaren von 8— 10 mehr oder minder nahe auf einander folgenden Reihen der in Schwarz und Weiss wechselnden Bogenbindchen gebildet. Bei jüngern Vögeln sehe ich nur 4—6 dergleichen Reihen, den Weibchen fehlen sie gänzlich. Unstreitig ist auch die Abbildung Gray’s‘) nach einem solchen jüngern Männchen gemacht und es fällt uns an ihr ausserdem die geringe Beimischung der schwarzen Zeichnung des Rückens auf, welche nach unsern Erfahrungen gerade bei jüngern Individuen irregulärer und häufiger, als bei alten vorkommt, so dass bei erstern nicht selten die breiten, schwarzen Querbänder fleckenartig zusammenlaufen. Dem jungen Vogel fehlen denn auch die schönen tief braunen Enden der längsten obern Flügeldecken, die sich bei zusammengeschlagenem Flügel als deutliches schräges Band auf der hellen Schwinge markiren. Auf die Mängel der Temminck’schen Abbildung (l. ec.) hat Lichtenstein (l. ce. p. 135) bereits aufmerksam gemacht, die von Vieillot gegebene Tafel (1. c: Tab. 222) darf ebenso wenig als gut bezeichnet werden, wir bilden daher auf unserer Titeltafel hinter dem Weibchen auch das alte Männchen ab. Das Rückengefieder zeigt 1) Eversmann’s Reise von Orenburg nach Buchara, Anhang, p. 134. 2) Nouveau recueil de planches coloriees ete. Vol. V, Tab. 95. 3) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 74 und das oben schon erwähnte Citat. 4) The Genera of Birds. V. II, Tab. CXXXIV. Syrrhaptes paradozus. 289 die unregelmässige schwarze Bänderung auf isabellgelbgrauem Grunde. Jede Feder, ein- zeln betrachtet, besitzt 3 abwechselnde, schwarze Querbinden, von denen die vorderste am schärfsten und breitesten, zugleich auch am dunkelsten ist und vor sich die helle Spitze trägt. Bei Vögeln, die im Mai erlegt wurden, ist die letztere stark abgerieben, wesshalb das Schwarz viel weniger verdeckt wird und bisweilen auch die 2te schwarze Binde zum Vorschein kommt. Ein von Dahl aus den Kirgisensteppen eingesandtes Männchen, welches leider kein Datum auf der Signatur trägt, in Folge seines frischen zarten Kleides aber als ein frisch vermausertes angesehen werden muss, besitzt die helle Spitze der Rückenfedern in viel grösserm Umfange, wodurch mehr von den schwarzen Binden ver- deckt wird und bei dem Gesammtanblick des Rückens diese Zeichnung nicht so gedrängt er- scheinen kann. Nicht selten ist das Schwarz, besonders auf dem untern Rücken-, Bürzel- und obern Schwanzgefieder grau überstäubt. Auf den längern und längsten Ellenbogen- federn machen sich breite, von Schwarz in Braun ziehende Querflecken bemerkbar. Die kleinen obern Flügeldecken sind, mit Ausnahme der zierlich schwarzgefleckten am Flügel- bug, bei ganz alten Vögeln einfarbig isabellgraugelb, in weniger vorgerücktem Alter be- merkt man auf den Aussenfahnen einiger der obern und hintern ovale schwarze Flecken. Die Form und Farbe der Schwingen hat Lichtenstein schon besprochen, sie verkürzen sich von der 2ten bis zur 10ten recht gleichmässig. Falsch ist Van der Hoeven’s Angabe !), dass die beiden ersten Schwingen fein ausgezogen sind. An allen mir vorliegenden Exem- plaren sehe ist das stets nur an der ersten Schwungfeder. Die Zahl der Steuerfedern schwankt von 16—18, von ihnen betheiligen sich die jederseits neben den beiden mittlern (stark verlängerten, ganz schmalen) stehenden bis zur 4ten gleichfalls an der spitzen Form; die übrigen, also von Aussen her gerechnet die 1—5te oder 6te, sind stumpfspitzig. Alle, mit Ausnahme der beiden mittelsten, tragen weisse Spitzen; die Aussenfahne der äussersten ist ebenfalls weiss. Auf den Innenfahnen sieht man im schwärzlichen Grunde breite gelblich- und bräunlichweisse Querbinden, die am Rande der Fahne zusammen- fliessen, den schwarzen Schaft aber nicht erreichen. Auf der obern Seite finden sich entsprechende Zeichnungen in dunklern gelben und hellern grauschwarzen Tinten. Nur der Spitztheil (etwa die Hälfte der ganzen Feder) der beiden mittlern, schmalen Steuer- federn ist rein schwarz, der Basis zu geht diese Farbe in Grau, endlich in die schon erwähnte abwechselnde Bindenzeichnung über, die in Gelbweiss und Grauschwarz va- rüirt. Die gleichfalls stark verschmälerten oberen Schwanzdecken erreichen, wie die untern, das Ende des Schwanzes, wenn man die pfriemenförmigen Verlängerungen der beiden mittlern Steuerfedern nicht in Rechnung bringt. Auf den oberen Schwanzdecken machen sich schmale Longitudinalbinden, meistens 2 seitliche und eine den Schaft ein- schliessende, recht kenntlich, sie sind von schwärzlich grauer Farbe. Der schwarze breite Bauchfleck zeigt viele isabellgraugelbe Spuren, die von den blossgelegten mitt- 1) Handbuch der Zoologie, nach der 2ten holländ. Ausgabe, Bd. II, p. 447. 37 290 Syrrhaptes paradoxus. leren Federtheilen herstammen. Seitlich zieht sich das Schwarz bis über die mittlern Weichenfedern, die hintern sind, wie die Aftergegend und die Füsse, einfarbig weissgelb. Am frisch geschossenen Vogel war die Iris dunkelbraun. Die Weibchen im vorgeschrittenen Alter (man vergleiche unsere Abbildung der Titeltafel) unterscheiden sich von den Männchen sehr wesentlich. Zunächst erscheint bei ihnen die ganze obere Seite in Schwarz, theils longitudinal, theils quer gebändert, gespritzt und gepunktet. Die unmittelbare Stirnbefiederung, so wie die der Nasen- löcher, ist schmutzig isabellgrau, die Stirn bis über die Augengegend und von dort seitlich oberhalb des Ohres bis zum Nacken besitzt eine gelbe Grundfarbe, die im Nacken etwas in’s Orange zieht, hier aber von beiden Seiten her nicht in einander übergeht. Von gleicher, aber etwas hellerer und matterer Farbe ist auch die Kehle, so wie die Wangen, mit Ausschluss der Ohrgegend. Vom Unterkieferastwinkel zieht sich ein isabellgraues, allmählich im Gelb der Kehle verschwindendes Feld abwärts. Das Ende der gelben Kehle wird durch ein schmales, schwarzes Bändchen begrenzt, von dem abwärts das einfarbige, grauröthliche Brustgefieder beginnt. Eben diese Farbe, in etwas gelberer Nuance, bildet den Grundton der gesammten obern Körper- und Schwingenseite. Auf ihr beginnen schon auf der Stirn zuerst ganz: schmale, weiter zum Scheitel breiter werdende Schaftlinien und Binden, die auf dem Hinterhaupte an den Spitzen der Federn zu einzelnen Thränenflecken abändern. Im Nacken werden solche viel kürzer und gewinnen an seitlicher Ausdehnung, indem sie über die Breite der ganzen Feder reichen. Sie nehmen also hier, und besonders dem Rücken zu, die Form etwas ausgebuchteter Querbinden an, zu denen allmähliche vermittelnde Umfor- mungen von jenen Flecken führten. Uebrigens steht vor jeder schwarzen Endbinde im Herbste eine fast gleich breite von der isabellgrauen Grundfarbe, welche aber theil- weise im Laufe des Jahres verstossen wird, so dass sie bis zum Frühsommer ganz ab- genutzt oder auf ein Minimum redueirt erscheint. Eine 2te schwarze, der ersten parallel- laufende Querbinde wird von ihr durch eine etwas schmälere, isabellgraue getrennt. Auch von dieser gilt dasselbe, was von der ersten gesagt wurde; sie ändert, wenn wir die Federn des Nackens und Hinterhauptes untersuchen, zuerst in nicht durchgehende Binden, dann in breite Flecken ab und endlich in Schaftflecken von nur geringer Breite. In Folge dieser Zeichnung, die wir bei den alten Männchen in der Weise vermissen, fällt der weibliche Vogel durch die vielen, etwas gewellten und ausgebuchteten Quer- bändehen im Nacken und im vordern Rückengefieder recht auf. Diese Zeichnung aber verbreitet sich über die Hals- und Brustseiten in gleicher Weise, so dass jene dort stark in Schwarz gefleckt, diese gebändert erscheinen. Uebrigens hebt sich das dazwischen liegende, breite, ungefleckte Brustfeld, dem jede Spur der, bei den Männchen üblichen schwarzen und weissen, schmalen Bogenbinden fehlt, durch vorwaltendes Röthlichgrau von der isabellgraugelben Grundfarbe des Oberkörpers ab. Bei weiterer genauer Ansicht des Rücken- gefieders wird man bemerken, wie die schwarzen Binden weiter abwärts nicht immer Syrrhaptes paradozxus. 291 scharf umgrenzt, sondern von zahlreichen, feinen Spritzflecken umstanden sind und in diesen bisweilen ganz verschwinden; dies gilt auch namentlich von der Zeichnung der längsten hintern Flügeldecken. Erst auf dem untern Rücken und dem Bürzelgefieder wird die Binden- zeichnung wieder ganz deutlich. Die obern und untern Schwanzdecken sind wie bei den Männchen. Die erste Schwinge der Weibchen endet zwar fein spitz, verräth aber nicht die fadenförmige Verlängerung, wie sie hier bei den alten Männchen üblich ist. Die übrigen Primärschwingen finde ich bei den Weibchen etwas breiter, als bei den Männchen und namentlich auch an den Spitzen bei jenen stumpfer gerundet, als bei diesen. In sonstiger Zeichnung und Färbung sind die Flügel bei beiden Geschlechtern gleich, nur verbreitet sich bei den W. auf den kleinen oberen Decken jene, im Rücken- gefieder so deutlich prononcirte doppelte Binden- oder Fleckenzeichnung. So sehe ich bei einem meiner weiblichen Vögel auf das Deutlichste die Bindenform repräsentirt, bei einem, vielleicht etwas jüngern aus dem Orenburgischen dagegen nur Flecken. In beiden Fällen vereinigen nicht selten schmale, schwarze Schaftlinien beide Binden oder Flecken, und falls diese auf der Feder nicht doppelt stehen, so gehen solche Schaftlinien zur Basis derselben. Die schöne braune Querbinde ist bei den W. etwas heller. Das schwarzbraune Bauchfeld ist bei den Weibchen nicht von isabellgrauen Flecken durchsetzt. Bei genauerer Ansicht dieser Federn findet man nur zwischen den seitlich stehenden einzelne, an denen die Fahnen in der untern Hälfte schmutzig weiss sind, die übrigen sind einfarbig schwarzbräunlich. Ich zähle auch bei den Weibchen nur 16 Steuerfedern, in Form und. Farbe entsprechen sie denen der Männchen ganz, die schmalen Verlängerungen der beiden mitttern sind aber kürzer. Bevor ich einige Bemerkungen über die Eier des sibirischen Fausthuhns mache, gebe ich in nachstehender Tabelle die Grössenverhältnisse von 4 alten Vögeln. | Syrrhaptes paradoxus. Männchen. Weibchen. Totallänge (bis zur Spitze der 2ten Steuerfeder von funen gerechnet) . Isla 9a, ar A . IR Länge des zusammengelegten Flügels . . u te RT EEE TR „ vom Flügelbug bis zum Ende der %ten Schwungfeder Sr he Zuu6u Ta 3 0% le „ der beiden mittlern Steuerfedern . . EN EN | 5) 38% 4°’ 10” 5” „ der dann folgenden beiden Steuerfedern ee ee, 349% 37 1077 3:210:.20123:22105 „ der äussersten ‚beiden Steuerfedern : '. 2. 2. ....2%.] 2”17” | 2711” | 210° | 27 10” „. des Laufes. . a re IRRE 5 9” gm ge g” der Sohle in ihrer Medianlinie . . . USE 9% Cr 0 Die mittlere Zehe überragt die beiden seitwärts stehenden N 33% 37 3 Br Länge des Schnabels, auf der First BEMESSEN ler la Pesti ehe 5 a 5 Die Höhe desselben von der Basis senkrecht abwärts. . . .» 2.2... PallcE DIEEE ala ale’ 1) An diesem Exemplare wohl nur zufällig verstossen, sehr unbedeutend. 292 Syrrhaptes paradoxus. Die meines Wissens noch unbekannten Eier des sibirischen Fausthuhns !) schliessen sich in ihrer Form zunächst an die Eier der Perocles-Arten und gleichen unter diesen denen des Pfrl. bieinetus und senegalensis?) am meisten. Taf. XIV, Fig. 3 stellt 4 Eier dar. Vor allen Dingen zeichnet sich die im Längsdurchschnitte genau elliptische Form aus. Bisweilen sind sie aber an einem Ende auch etwas schmäler. Die Grund- farbe wechselt von hell Grünlichgrau bis schmutzig Bräunlichgrau, welche letztere die gewöhnliche ist. Auf dieser findet sich die meistens feinfleckige, erdbraune Zeichnung in 2 Tönen. Spritzflecken fehlen, die grössten Flecken haben 2—2!/g Linien Durch- messer, die kleinsten verschwinden zu punktförmiger Andeutung. Die an den 19 von mir mitgebrachten Eiern genommenen Maasse erweisen nur geringe Differenzen in Länge und Breite. Es sind nämlich: Längenaxe. Queraxe. Das grösste Ei...... 45 Mmtr. 30 Mmtr. Das kleinste Ei ..... a, 30m Das Nest ist sehr kunstlos und den Pferocles-Nestern wohl ganz ähnlich °); es brüten mehrere Paare gesellschaftlich, jedoch nie viele. In den salzdurchdrungenen Gründen am Tarei-nor, meistens auf dessen jetzt seit Jahren trockengelegtem Boden selbst, wird es durch eine flach ausgescharrte Vertiefung von circa 5 Zoll Durchmesser ge- bildet, deren Rand mit einigen Salsola-Sprossen und Gräsern umlegt wird, welche letzteren jedoch auch bisweilen fehlen. Die Zahl der Eier beläuft sich auf 4. Ueber die sonderbare Lebensweise dieser Vögel habe ich bereits Einiges im 23sten Bande der «Beiträge zur Kenntniss des russischen Reiches» gesagt *). Syrrhaptes wintert zwar nicht regelmässig am Nord- ostrande der hohen Gobi, sondern nur in gelinden Wintern, erscheint aber nach strengen schon so zeitig und brütet dann so früh, dass er auch in dieser Hinsicht recht paradox ist. Wahrscheinlich wechselt er überhaupt nach vollbrachter 2ter Brut oft die Aufenthalts- orte und schweift für die rauhen Wintermonafe zu dem Südrand der Gobi, in die Vorberge der nördlichen Himalayaverflachungen. Schon am 10. März 1856, als die Temperatur über Nacht noch bis zu —13° R. fiel und um Mittagszeit sich auf + 2° R. belief, kam die erste kleine Schaar Fausthühfer zum Tarei-nor. Sie fliegen in ge- 1) Nach Abschluss meiner Arbeit über Syrrhaptes paradoxus finde ich im 3ten Hefte der Proceedings of the Zoological Society of London 1861, das Ei auf Taf. XXXIX, Fig. 1 abgebildet und auf pag. 397 mit kurzer Be- merkung erläutert. Herrn Newton, dem wir beides verdanken, war meine Entdeckung vom Sommer 1856 be- kannt, er erwähnt derselben in seiner Notiz. Die anderweitigen Notizen über Syrrhaptes, welche an verschiedenen Stellen in demselben Jahrgange der Proceedings sich finden, stehen in keiner direeten Beziehung zu unseren Mittheilungen. 2) Thienemann, zur Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel, Tab. X, Text p. 49. 3) Vergl. Fortsetzung der Nachträge zu J. A. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands etec., pag. 215. 4) l. ec. p. 415—417 incl. Syrrhaptes paradoxus. 293 schlossener Kette, ähnlich den Charadrius-Arten. Im Frühlinge sind diese Ketten aus wenigen, schon- gepaarten Vögeln zusammengesetzt (4—6 Paare), im Herbste bestehen sie oft aus mehr als hundert Exemplaren. Während des Fluges lassen die Vögel ein recht vernehmliches Schreien hören, welches Veranlassung zu der, bei den Mongolen ge- bräuchlichen Benennung gegeben hat. Auch während des Fluges bleiben die Paare beisam- men. Ein am 17. März erlegtes Männchen besass die Hoden bereits von der Grösse einer nicht entschälten Zirbelnuss. In den letzten Tagen des März findet man bereits Eier. Ein am 30. März erlegtes Weibchen hatte im Leiter ein reifes Ei. Syrrhaptes paradoxus brütet 2mal, bisweilen sogar 3mal im Sommer. Am 20. April fand ich in den 3 Eiern eines Nestes vollkommen entwickelte Junge, Tags darauf in einem 2ten unbebrütete Eier. Am 14. Mai gab es wieder unbebrütete Eier. Die Jungen sind entschieden Nestflüchter und dieses Moment stellt sie entschieden, trotz der so manichfaltigen Verwandtschaft mit den Tauben, zu den Hühnern. Die ersten, mit der Mutter laufenden Jungen wurden am 30. April angetroffen. Syrrhaptes kommt, zumal im Frühlinge, sehr regelmässig jeden Morgen zu ganz bestimmter Zeit zum süssen Wasser, um zu trinken. Im April geschah das um 9 Uhr früh. Es zogen die Pärchen einzeln aus verschiedenen Richtungen an, sie lockten dabei und die bereits Anwesenden antworteten ihnen, worauf sie sich vereinten. So standen sie am Rande des Wassers in Linien, meistens zu 8—12 bei einander. Ihre Ruhe hier währte nicht lange. Sie zogen wieder fort, um förmlich zu äsen. Sie verschmähen nicht die jungen saftreichen Sprossen der Salicornien und weiden diese förmlich ab, also in der Art, wie die Trappen es mit den Gramineen thun. Im Frühlinge fand ich im Schlunde und Magen vorwaltend die Saamen der Salsolen. Im Sommer sonnen sie sich gerne. Auch hierbei traf ich gesonderte Paare, aber meistens mehrere derselben beisammen. Wie die Hühner scharren sie sich dann flache Vertiefungen in die weissgrauen, salz- durchdrungenen geringen Erhöhungen, die hie und da am Ufer des Tarei-nor weite Strecken bilden und die Salzpflanzen ernähren. Ich habe sie in dieser Ruhe einige Male lange beobachtet. Zu Anfang laufen sie noch emsig herum, gleichsam suchend; sie sind dann satt, ihre Ruhe beginnt gegen 11 Uhr, wenn es recht heiss wird. Dann scharren sie die Vertiefungen und hocken sich in dieselben, auch suchen sie sich ganz wie die Haushühner recht gemächlich in den gelockerten Boden einzuwühlen, wobei sie den Körper seitwärts hin und her bewegen und das sonst sehr glatt anliegende Gefieder aufblähen. Wachen stellen sie dabei nicht. So sitzen sie ganz ruhig, man kann sie kaum bemerken, da ihr gelbgraues, schwarzgesprenkeltes Kleid dem Boden recht ähnlich ist. Gestört erheben sie sich mit Geschrei und eilen mit pfeilschnellem Fluge davon. Alle, die den ersten Angstruf vernehmen, wenn sie auch nicht derselben Bande angehörten, folgen dem Beispiele der Aufgescheuchten. So sieht man sie sich rotten, die früher getrennten Banden vereinigen sich, trennen sich wieder und lassen sich wiederum zur Ruhe nieder. Diese geschickten Flieger dürften kaum dem geschiektesten Edelfalken zum Raube werden. Ihr Flug ist weit schneidender und rascher, als der der Tauben. Dass sie aber, 294 Lagopus albus. wie Lichtenstein !) glaubt, auch zugleich ausdauernde Laufvögel sind, bezweifle ich, ' da ihre Bewegungen zu Fusse zwar rasch, aber nicht anhaltend waren, wenn ich sie sah. Sehr sonderbar ist das Fortziehen zahlreicher Syrrhaptes-Banden im Sommer. Es liegt mir darüber eine Beobachtung vor, die entschieden dafür spricht und welche ich selbst machte. Als ich mich in den letzten Tagen des Mai zu den im Tarei-nor ge- legenen Aralinseln begeben wollte, musste ich weite Uferstrecken am jetzt ausgetrock- neten See zurücklegen und stiess Vormittags auf eine Unzahl kleiner Banden dieser Vögel, die alle insgesammt ein Revier bewohnten, aber so scheu waren, dass ich mich ihnen auf keine Weise nahen konnte. Nach vielen vergeblichen Versuchen, sie zu schiessen, gab ich die Jagd bis zum Abend auf. Mit Sonnenuntergang hatten sich alle Vögel in 2 grosse Schwärme, deren jeder wohl 1000 Individuen fassen mochte, vereinigt und lärmten auf das Eifrigste. Jetzt war es gar nicht möglich, sie zu beschleichen. Nach mehrmaligem Auftreiben verliessen sie endlich die Ufer des Tarei und begaben sich an nahegelegene Winterungsplätze der Heerden, wo in Folge des zusammengetretenen Mistes sich eine grosse Fläche schwarzbraun gegen den sterilen Steppenboden markirte. Hier blieben sie ungestört, da die einbrechende Dunkelheit mich an der weitern Jagd verhinderte. Sie lärmten fort. Am nächsten Tage fand ich keinen einzigen in dieser Gegend und später ebenso wenig, auch lauteten die darüber bei den Hirten eingezogenen Erkundigungen alle dahin, es gäbe jetzt hier keine Fausthühner, aber im Herbst würden sie wohl wiederkommen. So war es auch. Bei den wegen Zg. hemionus und Ant. gutturosa angestellten Jagden nördlich vom Dalai- nor, im October-Monat, zog von Süd nach Nord eine lärmende Bande in geschlossener, etwas wellenförmig verschobener Kette an mir vorbei. Man schliesst hier am Nordost- ende der hohen Gobi aus dem Verweilen dieser Vögel im Herbste auf einen gelinden Win- ter. Aus dem Angeführten sieht man wohl, wie die Bezeichnung paradovus auch ganz besonders auf die Lebensweise dieses Vogels passt und man trotz der generischen, jeden- falls ganz gerechtfertigten Trennung, doch die erste Bezeichnung der Art beibehalten muss und dem Beispiele Temminck’s (vergl. seine Bemerkung im Texte der Planches colori6es zu Tab. 95 über die Nothwendigkeit, den Artnamen zu verwerfen) nicht folgen darf. Das weisse Fleisch der Fausthühner ist ausserordentlich schmackhaft. Im Innern der Mongolei soll es so häufig sein, dass dem, die Missionen nach Peking begleitenden Kosaken-Commando vornehmlich durch diese Vögel während der Reise eine Fleischnahrung geboten wird. 159. Lagopus albus Gm. Ich stiess während meiner Rundreise um den Baikalsee niemals auf diese Schnee- huhnart und muss voraussetzen, dass sie im Sommer hier nicht lebt. Im östlichen Sajan 1) l. c. p. 136. Lagopus alpinus. 295 lebte sie in den Höhen von 5—6000‘. Hier brütet sie auch in den breitern Thälern, die mit strauchenden Birkenarten bestanden sind. Am mittlern Amur fehlt sie ebenso- wohl im Sommer, wie auch im Winter gänzlich. 160. Lagopus alpinus Nilss. Bei den Burjäten des obern Irkut- und Oka-Thales: Achuüne. Ueber der Verbreitungsgrenze der alpinen Rhododendron-Gebüsche fand ich in der Höhe von 8800’ bis 9700’ bei der Besteigung des Munku-Sardik sowohl am 25. Juni, als auch am 12. Juli 1859 theils brütende Weibchen, theils schon familienweise geschaarte Völker dieser Zagopus-Art. Die ersten Nester lagen in circa 8000” Höhe über dem Meere. H. v. Middendorff regt zum Schlusse seiner Untersuchungen über die Alpenschnee- hühner Sibiriens !) auch noch die Speciesfrage bezüglich der Trennung oder Vereinigung von Lag. rupestris Leach. und Z. alpinus an. Unser vom Munku-Sardik mitgebrachter weiblicher Vogel, der das vollkommen ausgefärbte Sommerkleid trägt, giebt mir Veran- lassung auf Zag. rupestris zurückzukommen und mich dahin auszusprechen, dass ich der artlichen Trennung der amerikanischen Alpenschneehühner von denen der alten Welt nicht das Wort sprechen kann. Wenn nämlich schon immerhin unser Exemplar sich auf das Genaueste der schönen Abbildung, welche Swainson und Richardson?) geben, anschliesst, so zeigt überdies noch eine zahlreiche Suite amerikanischer Vögel, die wir dem Fleisse des Hrn. Wosnessensky verdanken, gerade solche Weibchen in der Sommertracht, wie sie das akademische Museum theils von Lappland her, theils von den Pyreneen erhielt. Bei dem Vergleiche von 7 Weibchen von den verschiedensten Fundorten finde ich zwar manche Nüancirungen in der Farbe und auch einige unwesentliche Zeichnungs- unterschiede, zähle diese aber um so mehr theils zu den individuellen Variationen im Gefieder, theils zu solchen, die vielleicht vom Klima bedingt wurden, als jene Vögel gerade nicht nur unter sehr verschiedenen Breiten gefunden wurden, sondern eben- sowohl im S$.-W. der alten, als auch im N.-W. der neuen Welt ihr Vaterland hatten. Die Vögel von der Insel Unalaschka, welche Herr Wosnessensky mitbrachte, stimmen genau zu denen, die in Kenai geschossen wurden. Das Vorwalten der grossen schwarzen Flecken im Rückengefieder, wie solches ganz besonders Audubon’) ab- bildet, ist bei ihnen zwar meistens, aber nicht immer, bemerkbar. Ein zweites Weibchen von der Unalaschka-Insel zeigt das im Grundtone schon tiefer rostbraune Rücken- \ 1) Sib. Reise 1. c. p. 194. 2) Fauna boreali-americana vol. II, Tab. 64. 3) Tab. CCCLXII seines Atlasses. 296 Lagopus alpinus. gefieder vorwaltend mit den feinen Kritzelbindchen und den dann etwas schmälern, weissen Endkanten. Dadurch nähert es sich auch der Fig. 2 auf Audubon’s Tafel, deren Unterschrift wir aber nach dem Texte berichtigen müssen und damit zugleich H. v. Middendorff’s Zweifel (l. ce. p. 194) lösen. Nach dem Texte Audubon’s !) stellt Fig. 2 ein Männchen im Sommer dar und Fig. 3 ein Weibchen aus derselben Zeit. Die Unterschrift der Tafel aber giebt für Fig. 2 die Erklärung: Weibchen im Sommer, und für Fig. 3: Junger Vogel im August. Nothwendiger Weise müssen wir aber die im Texte angegebene Bezeichnung als die richtige anerkennen, da sich sonst weder die Abbildung Richardson’s, noch die Gould’s?) mit der Audubon’schen in Uebereinstimmung bringen lassen. Halte ich nun zu jenen oben erwähnten 3 ty- pischen Vögeln des Lagopus rupestris Leach. weibliche Vögel aus Lappland und aus den Pyreneen und endlich auch den von mir mitgebrachten aus den südsibirischen Alpen, so kann ich beim besten Willen keine Abänderungen im Rückengefieder wahr- nehmen. Die schwarzen Flecken sind bisweilen etwas mehr prädominirend, das Rost- gelb etwas intensiver, dann wieder, wie besonders am sibirischen Weibchen, fahler und die weissen Endbinden einzelner Rückenfedern schmäler. Nicht anders verhält es sich mit dem Gefieder der untern Körperseite. Vollständig ausgefärbte Weibchen zeigen am Bauche keine Spur von Weiss. Die Breite der schwarzen Wellenbinden der Brust varüirt, das Dunkel der rostgelben Grundfarbe ebenfalls. Ich sehe.mich also genöthigt, nach Temminck’s?) Vorgange mit Gloger*) und Schlegel?) dem Zagopus rupestris Leach. die artliche Selbstständigkeit abzusprechen. | Am 25. Juni 1859 fand ich noch Nester, deren Eier stark bebrütet waren; an dem- selben Tage scheuchte ich Abends aber auch Nestjunge auf. Die vornehmlichste Nah- rung bestand in den Knospen der Potentilla Altaica Bg.; ab und zu fand ich im Kropfe auch Blätter von Oxygraphis glaciahs und Sazxifraga-Arten. Höchst sonderbar mauserten einige Alpenschneehühner im östlichen Sajan-Gebirge schon am 12. Juli. Es waren Männchen. Sie erneuten am Bauche und theilweise auch auf der Brust und am Halse das Winterkleid, trugen aber auf dem Rücken noch nicht das ganz voll- endete Sommerkleid. So sah man besonders auf der Brust und am Halse also die weissen, frischen, meistens noch blutspuhligen Federn das bunte Sommerkleid durch- setzen, dagegen schoben sich auf dem Rücken immer noch viele bunte, ebenfalls blut- spuhlige Federn vor. Einzelne Federn des letzten Winterkleides waren dort ebenfalls stehen geblieben. Die Zeit, in welcher das volle Sommerkleid getragen wird, scheint wohl überhaupt nur eine sehr geringe zu sein und wie die eben angeführte Mittheilung 1) Ornithologieal Biography, vol. IV. 2) The birds of Europe, vol. IV, Tab. 254. 3) Manuel d’ornithologie, T. II, p. 470. 4) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, T. I, p. 533. 5) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, 2te Abtheilung, p. 89 Tetrao Urogallus. 297 ergiebt, fehlt ein ausgefärbtes Sommerhabit manchen Alpenschneehühnern ganz. Die Schulterfedern und die obern Flügeldecken betheiligten sich am 12 Juli bei den be- treffenden Exemplaren gleichfalls an der Mauser zum Winterkleide. Nur 2 Hennen trugen das volle Sommerkleid, bei genauerer Ansicht fand ich aber auch bei ihnen jetzt schon am untern Gefieder des Unterarms die Mauser zum Winterkleide im Gange. Ueber die am 25. Juli erlegten Jungen finde ich folgende Notizen in meinem Tage- buche: die meisten Jungen sind um diese Zeit flügge, die ältern haben 3/4 der vollen Grösse erreicht, andere, die am Bauche noch das Flaumkleid tragen, sind nur halb- erwachsen. Die Brust ist im Jugendkleide stark rostroth, der Kehle zu zieht diese Farbe in Weisslichrostroth, die Befiederung der Unterkieferäste ist fast rein weiss, nur die äussersten Spitzen der Federchen hier leicht roströthlich überflogen und schwärzlich endigend. Die Kopfplatte ist von der Stirn an mehr schwarz als gelbroth, nur trägt die Spitze einer jeden schwarzen Feder eine kaum linienbreite röthlichgelbe Kante. Die obere Halsseite zeigt weniger Schwarz, ist matt gelbroth und trägt ungeregelt gestellte schwärzliche Tüpfchen. Die Federn des Rückens haben alle einen grossen, ovalen, schwarzen Flecken, an dessen vorderem Ende die weissliche, gerade Endkante steht, welche im gesammten Rückengefieder sehr in die Augen fällt. Die oberen Schwanz- und Steiss- federn besitzen den ovalen Flecken nicht, sondern vielfach in einander übergehende, oft verspritzte Zickzackbinden. Mit Ausnahme der beiden mittlern Schwanzfedern, die ausgewachsen waren, schoben sich die seitlichen erst aus den Spuhlen, waren schwarz und hatten eine weisse Endbinde. Die 1ste und 2te Schwinge waren jetzt schon weiss, die letztere trug gegen ihre Spitze hin einen grauen Schaftflecken. Die 3te bis 5te Schwinge waren grau, die 6— Ste erneuert, weiss und noch nicht ausgewachsen. Die übrigen Theile des Schwingengefieders befanden sich im Ju- gendkleide. Auch bei der Besteigung des Sochondo, am 14. Juli 1856, stiess ich in einer Höhe von 7500—8000° auf einzelne Familien der Alpenschneehühner. Ich zählte 10—12 Junge. 161. Tetrao Urogzallus L. Bei den Choimorskischen Burjäten im mittlern Irkutthale: Choier oder Chorö. Bei den Burjäten des mittlern Oka-Thales: Burjat-chara-choire, im Gegensatze zu dem kleinern 7. wrogalloides, den sie Mongol-chara-choire nennen. Die Weibchen werden Schara-choire (d. h. die gelben Auerhähne) genannt. ® Es fiel mir auf, dass ich im Irkutthale nur die grossen Auerhähne antraf, den T. urogalloides dagegen gänzlich vermisste. Erst im mittlern Theile des Okathales 38 298 Tetrao Urogallus. wurden beide Formen durch die dort lebenden Burjäten unterschieden. Dagegen fand ich im Apfelgebirge wiederum nur den 7. urogallides und niemals einen 7. uro- gallus. Es scheint also keineswegs das Gebirge entscheidend für diese oder jene Auerhahnart zu werden, sondern in der That in dem östlichsten Theile Ostsibiriens nur die kleinwüchsige vorzukommen. Auf dem Markte von Irkutsk sah ich niemals den 7. urogalloides. Die riesigen alten Männchen, deren ich 3 vom mittlern Irkut aus den Wäldern des Tunkinskischen Hochgebirges mitbrachte, weichen in keiner Hinsicht von den alten Auerhähnen Europa’s ab. Andeutungen weisser Flecken auf den Schulterfedern oder den oberen Schwanzdecken fehlen vollkommen. Variabel sind die Schwanzlängen. Die Bauchfläche zeigt viel Weiss, einzelne weisse Federn verbreiten sich von ihr aus sogar bis in das Brustgefieder. Der 4te Vogel ist eine wahre Miniaturausgabe des typischen Auerhahnes, behält dabei aber nahezu die Schnabelform des 7‘. urogalloides bei. Diesen Vogel kann man nicht aus der Suite der grosswüchsigen Auerhähne ausschliessen, wenn man nur sein Gefieder betrachtet. Von den weissen Federn des Rückengefieders und der obern Schwanzdecken, wie solche dem 7! urogalloides zukommen, ist keine Spur vorhanden; die Gesammtlänge des Schwanzes beträgt nur 11 Zoll. Derselbe hat ganz die Fär- bung der alten grosswüchsigen Auerhähne, nur ist das bei jenen oft fast gänzlich schwindende, bisweilen aber auch recht deutlich vorhandene, unterbrochene, weisse Querband an unserem Vogel klar repräsentirt. Die Abstufung der Steuerfedern ist derjenigen des grossen Auerhahnes gleich, die äusserste Steuerfeder bleibt gegen die mittelste nur um 1” 4’ zurück. Mit einem Worte, bis auf den schlankeren, ge- strecktern Schnabel ist dieser Vogel ein kleiner Auerhahn im vollen, ausgefärbten Alterskleide Er stammt nicht aus dem Apfelgebirge, sondern gerade aus Gegenden, wo T. urogallus allein prädominirend ist. Sollte diesem Vogel die bei den wild le- benden Tetraonen nicht gar seltene Bastardirung sein sonderbares Aeussere verliehen haben? Oder werden sich im Laufe der Zeit Beweise auch für die Veränderlichkeit der Schnabelform bei 7. wrogallus nachweisen lassen und somit in der That die art- liche Selbstständigkeit des 7. urogalloides in Zweifel gestellt werden? Das Letztere glauben wir kaum, da die grossen Materialien des Kaiserl. akademischen Museums gerade auch zur Entscheidung dieser Frage ein reiches Material bieten und die Schnabelform und Farbe bei 7. urogallus und 7. urogalloides genaue Grenzen einzuhalten scheinen. Den Auerhahn fand ich ab und zu brütend während meiner Reise um den Bai- kalsee, so am 9. Juli 1855 unweit des Dorfes Tonkashir und am 17ten wurden kaum flügge Junge unweit der Sawarotnaja-Bucht aufgescheucht. Im östlichen Sajan, wo die Birkhühner in einer Höhe von 4000’ vollständig fehlten, waren die Auer- hühner nicht selten und ernährten sich, da hier am Südabhange die Vaccinien wenig vertreten sind, besonders von den Knospen der Lärchenbäume. Tetrao urogalloides. Tetrao Tetrix. 299 162. Tetrao urogalloides Midd. Die 5 Männchen, welche ich im November 1856 im Apfelgebirge erlegte, ge- hören verschiedenen Altersstufen an und besitzen alle jene durch H. v. Middendorff!) schon besprochenen Charaktere, wie sie denn auch die bedeutenden Schwankungen ei- niger dieser Charaktere recht deutlich darthun. Diese Veränderlichkeiten betreffen ganz besonders die Schwanzlängen. Die weissen Abzeichen treten besonders klar bei den Männchen, die das erste schwarze Kleid tragen, hervor. Bei solchen vermausern einige Schulterfedern am spätesten. Die weisse Zeichnung tritt bei ihnen in schmalen Schaftlinien und breitern, quergestellten Endbinden bis zu dem grünlich schillernden obersten Brustgefieder, wird aber ganz besonders deutlich an den Brustseiten, da hier die Endkanten der Federn breiter weiss sind und wie mit weisser Farbe be- spritzt erscheinen. In diesem Alter tritt jedoch das Weiss da, wo wir es später auf der Bauchfläche mehr entwickelt sehen, jetzt merklich zurück, also besond.rs auf dem mittlern Bauchtheile. Den jüngern Männchen glaube ich jene, von H. v. Middendorff schon erwähnte, eintönig dunkle Färbung des Kopfes und Rückens zuschreiben zu müssen, wie er dergleichen an einem Vogel vom Aldan sah (p. 199). Fünf meiner Vögel sind solche jüngere Männchen. In seiner Lebensweise im Winter wich Tetr. urogal- loides kaum vom grossen Auerhahne ab. Ende November traf ich die Geschlechter schon getrennt im Apfelgebirge. Die Männchen suchten vornehmlich die Bestände von Vace. vitis ıdaea auf. Sie frassen hier die Beeren unter dem Schnee fort. Mit Sonnenuntergang begaben sie sich zur Nachtruhe in die Spitzen der höchsten Lärchen; der Trupp zerstreute sich dabei auf verschiedene Bäume, meistens sassen die Vögel einzeln und liessen sehr schwer auf Büchsenschussweite an. Nur wenn ein sie anbel- lender Hund ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, gelang es, sie zu beschleichen. 163. Tetrao Tetrix L. Bei den Birar-Tungusen am mittlern Amur: Togetün ?). Bei den Nichanen bei Aigun Suddshi am mittlern Sungari: udshi und Fölung. Bei den Burjäten des mittlern Irkut-Thales: Ohur« und Chudi. In Folge der breiten, meistens rein weissen Endbinden auf dem Brust- und Bauch- gefieder erscheinen die Hennen, welche ich vom mittlern Onon mitbrachte, in ihrer Wintertracht sehr hell. Besonders macht sich das an den Seiten der Brust bemerkbar. 1) Sib. Reise 1. c. p. 195 et segt. : 2) Den von H. L. v. Schrenck als bei den Biraren üblichen Namen für Tetr. Tetrix: tyghallan, habe ich von ihnen nicht erkundet, was ich deshalb namentlich anführe, weil diese Benennung des Birkhahnes von H. L. v. Schrenck selbst bezweifelt wird. * 300 Tetrao Tetrix. Auch macht sich bei diesen Weibchen ein mehr oder minder umfangreicher weisser Kehlfleck kenntlich, welcher in geringerem Grade den Männchen von ebendemselben Fundorte gleichfalls zukommt. Brutplätze der Birkhühner fand ich auf den Gebirgen der Insel Ochon. Am 3. Juli waren einzelne Junge bereits flügge. In den Wäldern des-nördöstlichen Baikalufers stiess ich während meiner Reise fast täglich auf brütende Weibchen oder später auf Birkhuhn- ketten. Entschieden wandern zum Winter die Birkhühner in grossen Banden vom Apfelgebirge zum mittlern Onon, wo sie auf den Inseln, die mit Salices und Populus balsamfera, so wie mit Pyrus baccata dicht bestanden sind, Ueberfluss an Nahrung finden. Zuerst nach ihrem Eintreffen hier, was Anfang October statthat, machen sie sich an die kleinen Aepfelchen von Pyr. baccata. Sie besuchen dann noch wenig die höheren Bäume, ruhen meistens am Boden und erst mit einsetzendem starken Froste sieht man sie öfters in den Kronen hoher Bäume. Von 8 Uhr früh bis 11 Uhr sieht man sie dann die dünnen Zweige der Balsampappel durch den Schnabel ziehen und so die harzigen Knospen abstreifen. Ganz dasselbe sah ich sie in der Barabinskischen Steppe mit den Ruthen der Weissbirke thun. Gleiche Wanderungen der Birkhühner lassen sich für die mittlern Amurländer sowohl oberhalb, als unterhalb des Bureja-Gebirges nach- weisen und es müssen nach meinen eigenen Erfahrungen und Erkundigungen, so wie nach den durch Herrn Maximowicz !) ermittelten Thatsachen die durch Hrn. L. v. Schrenck 2) angedeuteten Verbreitungsgrenzen des Birkhuhnes im untern Amurlande berichtigt werden. Ob diese Wanderungen namentlich im schneereichern Gebiete des untern Amurlaufes reguläre, allwinterlich stattfindende sind, lasse ich noch dahin gestellt, oberhalb des Bureja-Gebirges aber scheint dies der Fall zu sein. Im Winter 1857—1858 bewohnten die Birkhühner in ausserordentlicher Zahl das eigentliche Amurthal und besonders seine Inseln. Ihre damals östlichste Verbreitungsgrenze stromabwärts fiel circa 150 Werst nordöstlich von der Ussuri-Mündung. Hier traf sie H. Cpt.-Lieutenant Rasgratzky bei seiner Reise stromaufwärts äusserst oft und in grosser Anzahl an. Desgleichen lebten sie damals auf den Inseln, die auf der Strecke zwischen der Ussuri- und Sungari- Mündung gelegen sind. Bei mir im Bureja-Gebirge, wo sie im Sommer ziemlich selten blieben, auch die Falze vollbrachten und brüteten, waren sie im Winter sehr selten. Wir erlegten überhaupt nur 3 Exemplare. Dagegen nahmen sie im Prairientheile ober- halb des Gebirges in erstaunlicher Weise zu, besonders in dem Gebiete des untern Bureja. Hier theilten mir im damaligen Bureja-Posten (jetzt Skobelzina) die Ko- saken mit, dass im October und November von ihnen gewiss gegen 2000 Birkhühner erlegt und gefangen worden seien. Weiterhin stromaufwärts und besonders in den Um- gebungen der Dseja-Mündung wurden die Birkhühner selten. Frage ich nun nach den 1) Melanges biologiques. 1861. T. III, p. 701. Bulletin de la classe ph.-math. 1860, 19 (31. Oct.,) p. 603. 2) Reisen und Forschungen ete. l. c. p. 400. Tetrao canadensis. Tetrao (Tetrastes) Bonasia. 301 nutritiven Elementen, welche die winterlichen Wanderungen der Birkhühner zum mittlern Amurlaufe bedingen, so darf ich diese hier nicht in P/yr. baccata und kaum auch in Pop. balsamifera suchen. Vielmehr scheint es mir gewiss, dass für diese Gegenden die weitgedehnten Weidengebüsche der Inseln und Amurufer in ihren Knospen den Vögeln die hauptsächlichste Nahrung bieten. 164. Tetrao eanadensis L. Ich kann auf die Streitfrage, welche Tetrao falcipennis Hartlaub !) und 7. cana- densis L. betrifft, nicht näher eingehen, weil ich während meiner Reisen das Verbreitungs- gebiet dieses ostsibirischen Vogels nicht berührte, mithin auch keine Ausbeute machen konnte, sondern bei den Eingeborenen nur Erkundigungen über denselben einzog. Einst- weilen schliesse ich mich aber in Betreff dieser Art der Meinung v. Middendorff’s und L. v. Schrenck’s an und vereinige sie der nordamerikanischen Tetrao-Art. Mögen spätere Untersuchungen, denen grosse Materialien zu Grunde liegen müssen, über die Haltbarkeit der Sichelform an den Enden der Primärschwinge entscheiden. Ueber die andern abweichenden Punkte, welche die Färbung und Zeichnung anbetreffen, dürfte man leichter zum Einverständnisse gelangen, wenn man die grosse Variabilität, die bei den Waldhühnern überhaupt in dieser Hinsicht obwaltet, ins Auge fasst. Zu den Angaben v. Middendorif’s gut passend, lauteten die Mittheilungen bei den Orotschonen an der untern Schilka dahin, dass diese Art in N.-O. der Gorbiza-Quellen vorkäme. Auch hier führte er den jakutischen Namen Karaka und seine Stupidität und Trägheit war wohlbekannt. Im Bureja-Gebirge, wenigstens in dessen Uferparthien, fehlt er ganz gewiss. 165. Tetrao (Tetrastes) Bonasia L. Bei den Dauren und Birar-Tungusen: Ynki. Alte Männchen, bei denen die im Winter in der Regel an den sibirischen Vögeln beobachtete graue Rückenfarbe vorwaltet, liegen mir aus dem Apfelgebirge von meiner Reise vor. Jene mit mehr rostbräunlichem Gefieder, das besonders auf den Flügeln vor- waltet, fehlen dem Osten Sibiriens keineswegs. Noch neuerdings sandte H. Dr. Wulffius einen solchen, am 10. October 1860 erlegten Vogel aus Port May der Akademie zu. Am 3. Juli 1859 gab es im östlichen Sajan-Gebirge schon flügge Junge. 1) Journal für Ornithologie von Dr. J. Cabanis, 1855, p. 39 et seqt. . 302 Phasianus torquatus. 166. Phasianus torquatus Gm. Bei den Chinesen: Edshi oder Schudsi. Bei den Mandshu: Ulgumad oder Oloma. Bei den Sungari-Dauren (mittlern Lauf): Chorogol '). Zwar wurden von den sechs mitgebrachten Exemplaren dieser Art mehrere durch Tausch meiner Suite entzogen, indessen lässt mich der Rest, dem ich 2 Vögel, die H. Dr. Wulffius von der südmandshurischen Küste aus Port May einsandte, hin- zufüge, einige Ergänzungen zu Hrn. L. v. Schrenck’s ?) Mittheilung machen und zugleich den weiblichen Vogel etwas eingehender besprechen. Mit zunehmendem Alter werden fast alle Farbenüancen des gesammten Gefieders der Männchen auffallend heller. Ganz besonders in die Augen fallend ist dies bei der gelben Grundfarbe der Weichen- und seitlichen Brustfedern, welche in der Ruhe der Vögel die Flügel stützen. Die vor- treffliche Abbildung Gould’s ?) stellt ein solches altes M. dar, jedoch mischt sich in das Grau der Füsse entschieden etwas Hornbraun, was in der Zeichnung nicht angegeben ist. In diesem vorgeschrittenen Alter gewinnt denn auch der Halsring an Breite. Die breiten Superciliarbinden setzen sich weiter nach hinten zu fort und gehen im Nacken fast in einander über. Ein solches Nahetreten derselben wird auch auf der Stirn, unmittelbar hinter der metallglänzenden, grünlichschwarzen Befiederung, die um die Schnabelbasis gestellt ist, recht kenntlich. Die zwischen diesen hellen Superciliarstreifen gelegene Kopf- platte besitzt bis in den Nacken hinab das Gefieder in gelbgrünlicher Farbe mit Goldglanz. Ebenso nehmen die hellen Felder des Rückengefieders, wie auch ihre breiten braunen Umrandungen etwas klarere Färbung an. Das mir vorliegende Weibchen zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem des Ph. colchicus und stimmt bis auf die vielen grossen braunen Flecken im Rückengefieder auch gut zur Abbildung Gould’s. Im Rückengefieder nehmen im obern Theile, zwischen den Flügeln, die kaffeebraunen Felder den grössten Umfang ein, zeigen hier meistens nur schmale schwarze Schaftkeilflecken und bräunlich weisse Ränder, weiter abwärts gewinnt das Schwarz die Oberhand und drängt das Braun bis 1) Die Schriftzeichen wurden mir in beistehender Form von den Mandschu gezeichnet. Sr —— Mandshurisch: Chinesisch: Y oder auch: ” a) I Ueber die Deutung des Vogels Itö der Dauren und Biraren, welcher mit dem Fasan zusammen am mittlern Sungari leben soll, kleiner ist, bei Aigun sehr selten und im Bureja-Gebirge gar nicht vorkommt, bin ich nicht in’s Klare gekommen; es ist möglich, dass dieser Name das gewöhnliche Feldhuhn bezeichnet, zumal die mongolische Benennung desselben nach Pallas Ytoö ist. 2) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 402. 3) The Birds of Asia, P. VIII, T. I. En Gallus gallinaceus. 303 auf einen Spitzfleck zurück. Auf dem untern Rücken und dem Bürzel halten Schwarz und Braun ziemlich ein gleiches Maass ein, das letztere zieht aber in’s Graue und wird mehr und mehr matt, so sehen wir es denn auch auf den oberen Schwanz- decken, wo es vorwaltet. Die Grundfarbe der untern Körperseite ist ein gelbliches, lichtes Braungrau. Am untern Halstheile und auf der obern Brustparthie machen sich hierin die braunen Flecken der Federn, in denen eine etwa linienbreite, schwarze Winkelbinde steht, bemerkbar. Dieselbe steht auch vor den Enden der Weichenfedern, wird aber hier, wie an der Brust, vom durchgehenden hell bräunlichen oder weisslichen Schaft getheilt. Auf den Weichenfedern gehen ausserdem 2—3 ungleich breite, schwärzliche Binden, die fast ganz verdeckt werden, über die Fahne; auch bei ihnen betheiligt sich der Schaft an der schwärzlichen Farbe nicht. In der Färbung und Zeichnung des Kopfes und der Steuerfedern findet die grösste Aehnlichkeit mit den Weibchen von Phas. colchicus statt. Im Bureja-Gebirge erscheint dieser Fasan jetzt nur‘ selten im Herbste auf dem rechten Amurufer, so z. B. im breiten U-Thale. In frühern Zeiten soll er dort häufiger anzutreffen gewesen sein. Als häufigsten Aufenthaltsort erwähnten die Birar-Tungusen den mittlern Sungarilauf, wo er nicht nur wild lebt, sondern auch bei den Dauren gezähmt wird. Sehr interessant ist der Fundort der letzten uns zugekommenen Fasane dieser Art von den südlichen Häfen der mandshurischen Küste. Wir dürfen darnach Ph. torquatus als bis zur Meeresküste vorkommend aufführen, nur scheint er hier keineswegs so weit nördlich zu leben, wie z. B. am mittlern Amur oder untern Ar- gunj. Hier wäre seine äusserste Verbreitungsgrenze mit dem 48—49° n. Br. bedingt, dort dürfte sie den 44° kaum übersteigen. Uebrigens habe ich über das Vorkommen dieser Art am mittlern Argunj, wo Pallas!) sie fand, trotz aller Nachfragen, jetzt nichts mehr ermitteln können. 167. Gallus gallinaceus Pall. In das Bureja-Gebirge brachte ich den ersten Hahn sammt einer Henne am 22. Juni 1857. Die im Herbste desselben Jahres übergesiedelten transbaikalischen Hühner, welche die Kosaken zu ihren neuen Wohnplätzen brachten, verspäteten im folgenden Frühlinge sehr mit dem Eierlegen. Diese Thiere waren in Transbaikalien daran gewöhnt, im Winter ein wenig gestörtes Leben unter dem Ofen zu führen, mussten jetzt oft im Kalten bleiben und konnten nur kärglich gefüttert werden. Dieser Wechsel in der Le- bensweise wird gewiss auf das späte Eierlegen, was erst Anfang Mai begann, influirt haben. Bei meinem Pärchen, das ich sorgsamst pflegte, fand eine solche Verspätung 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 84. 304 Megaloperdix altaica. Perdix (Starna) cinerea. nicht statt. Schon vor Ostern legte die Henne (April 1858). Einen kräftigen, ziemlich hochbeinigen Hühnerschlag züchtet man in den chinesischen Ansiedelungen bei Aigun. Derselbe ist gegen die Winterkälte abgehärtet und lebt am Tage draussen. Im Wuchse blieben diese Hühner zwar weit gegen die aus Cochinchina stammenden zurück, übertrafen aber doch die russischen um Einiges und besassen die Stimme jener. 168. Megaloperdix altaica Gbl. Wie die kaukasischen Steinböcke im dort lebenden Felsenhuhne einen Begleiter finden '), so soll auch das grosse altaische Felsenhuhn mit dem Aegocerus sibiricus in Gesellschaft leben. Ich glaube, dass dieser Erscheinung eine gemeinsame, in der Lieblingsnahrung zu suchende Ursache zu Grunde liegt. Vornehmlich suchen beide die Reviere auf, wo alpine Potentillen wachsen, deren Knospen sie gerne fressen. Indessen ist dieses Zusammenleben doch so auffallend, dass es den Sojoten und Burjäten im oberen Irkut- und Oka-Thale allgemein bekannt war. Leider gelang es mir nicht, eines dieser grossen Felsenhühner zu erbeuten. Sie kommen im östlichen Sajan noch vor, sind östlich vom Turanskischen Posten jedoch nie bemerkt worden. Vor Son- nenaufgang sollen sie, nach den Erzählungen der Jäger, eine Zeitlang fliegen, am Tage sich aber vornehmlich ruhig verhalten. Mit der Brut sollen sie besonders rasch laufen. Zum Nisten und Nächtigen suchen sie kleine Höhlen in den Felsen auf. Die Eier wurden mir als auf bläulichem Grunde schwarz gefleckt beschrieben. Bei Re- genwetter sollen diese Vögel eine verschiedentönige Lockstimme, welche mit zischendem Pfeifen beginnt, hören lassen. 169. Perdix (Starna) einerea Brisson. Tab. XL. Vart. rupestris davurica Pall. Bei den Kosaken Transbaikaliens: Kamenuschka. Die schon von Pallas für Daurien’) als allgemein übliche Varietät des Feld- huhnes anerkannte Form fand auch ich dort in grosser Anzahl theils im Winter die Gehänge der Ononufer bewohnen, theils auch von ihnen aus weit hinausschweifend in die öden mongolischen Steppen. Dieser Varietät muss man ganz entschieden die Be- deutung einer geographischen, wenig abändernden, beilegen. Ich habe mehrere Hun- derte daurischer Feldhühner untersucht, aber constant bei den Männchen den schwarzen Bauchfleck gefunden und nur bei den Weibchen die weite, über die Brust vom Halse aus durchgehende Verbreitung der hell rostgelblichen Farbe etwas beschränkter und bisweilen sogar fehlend bemerkt. Auch sind alle ostsibirischen Feldhühner recht auf- 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 76. 2) Zoogr. ross.-ast. II, p. 78. Perdix (Starna) cinerea. 305 fallend kleiner, als die europäischen, worüber die später folgende Tabelle die nähere Einsicht ermöglicht. Constant endlich sind auch die schwarzen Abzeichen am Kopfe, die in einer schmalen Lunula an der Schnabelbasis und einer schmälern Binde auf dem untern Augenlide bestehen, welche beide aber nach Gloger!) auch am euro- päischen Feldhuhn bisweilen vorhanden sind. Vergleichen wir nun ein Paar recht alter "Männchen, von denen das eine aus Europa, das andere aus Daurien stammt, so finden wir folgende Unterschiede zwischen beiden. Die Schnabelgrössen sind sich fast gleich, ein kleiner Unterschied zu Gunsten dessen der daurischen Varietät lässt sich wohl ermitteln. Die rostgelbe Farbe des Gesichtes ist bei der daurischen Varietät viel heller und erstreckt sich von der Kehle aus abwärts durch die seitliche graue Halsbefiederung über die vordere Brust, wo sie sich in die Breite dehnend ein irregulär begrenztes, aber querdurchgehendes breites Feld bildet. Diesem schliesst sich weiter abwärts das meistens hufeisenförmige, oft auch geschlossene, schwarze Schild an, bei dem ich nie eine Beimischung brauner Tinten wahrnahm. Oftmals findet man auch bei den W. ein solches Schild, aber in geringem Umfange. Nicht selten wird es, zumal an seinen Seiten- rändern, bei den Männchen vom Hellgelb der Brust umrandet; wie denn überhaupt diese Farbe auf der untern Körperseite das Grau mehr oder minder verdrängt und sich oft- mals in grosser Deutlichkeit über die Weichenfedern ergiesst. Es lassen sich aber dafür keine bestimmten Grenzen angeben, bald ist es mehr, bald weniger vorhanden. War nun diese gelbe Farbe am daurischen Feldhuhn heller, als am europäischen, so ist dagegen das Rothbraun der Querbinden auf den Weichen bedeutend dunkler und die feinen schwärzlichen, ziemlich verspritzten Wässerungen der grauen Federtheile fehlen hier fast ganz und sind auch im Grau des seitlichen Brustgefieders weniger vertreten, als es bei dem europäischen Feldhuhne der Fall ist. Von oben her gesehen, finden wir ebenfalls die Grund- farbe des Rückengetieders mehr in’s Gelbliche ziehend und die Querbinden etwas stärker prononeirt. Ausserdem mag den weissen und gelblichweissen Schaftlängsbinden auf den Flügelfedern bei der Vart. daurica eine etwas bedeutendere Breite zukommen. Im Uebrigen aber sieht man Zeichnung und Farbe sich ganz wie bei dem europäischen Feldhuhne auch am daurischen wiederholen. Die ermittelten Maasse sind folgende: I P. ein. En Perd. cinerea. | | Vart. rupestris davurica. M. | Männchen. | Weibchen. a male: SH. mans TORE, „107 017970". az aa Länge des zusammengelegten Flügels . . . . ...|| 5°10” | 53” De 54” | Dias BisttesiSchwanzes - Mana. MED, ne 3 1.28” 2° 10" 2" 11511271 „ des Schnabels, auf der First gemessen us | Tale ch 7% Ta Bdesliaufese. cu 300 er ne A DR en Ei 3° 1,2% hr » der Mittelzehe ohne Nagel . . . .. 2... 142% | 17 | N 105 7 = des; Nagels der' Mittelzehe ... $%* Zt einen au gen ne 5” | 4a” 5” 5 41/2” 1) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, Theil I, p. 546 (Anmerkung), und das Abändern der Vögel, p. 159. 39 306 Ortygion Coburnix. Auf unsere daurische Varietät kann ich die Perdix damascena Brisson’s und Latham’s !) nicht gut beziehen, da von beiden Autoren nur der kleinere Wuchs als charakteristisch angeführt wird, der so augenfälligen Verbreitung der blass rostgelben Farbe am Halse und auf der Brust aber gar nicht Erwähnung geschieht. Auf dem abschüssigen Ostufer der Insel Olchon traf ich am 3. Juli ein Pärchen dieser Varietät des Feldhuhnes an. Hier lebte der Vogel also in einer stark bewaldeten Gegend, die ihm gar keine grösseren, freien Flächen bot. Das erlegte Weibchen hatte die Blüthen, Saamen und Blätter einer kleinen Polygala- Art gefressen. Im Schlunde fand ich auch einen Aylobius. In den transbaikalischen waldlosen Hochsteppen treiben die Kosaken die Feldhühner im Winter so lange, bis sie ermüden und greifen sie dann. Zu den theilweise gut bestrauchten Ononufern hatten sich im October 1856 ungemein viele Feldhühnerbanden begeben. Hier stellt man ihnen Schlingen. Nachdem dort am 25. Sep- tember 1856 viel Schnee gefallen war, concentrirten sich die Banden um die auf dem Felde gestapelten Getreidevorräthe. Sie werden in guten Jahren in so grosser Zahl ge- fangen, dass der Werth eines Paares auf 4—5 Kop. sinkt. Dies war 1856 auch am mittlern Onon der Fall. Die im Winter nach Irkutsk gebrachten kamen aus Trans- baikalien, namentlich aus dem mittlern Selengathale. Es scheint fast, dass die Feld- hühner bereits diesseits des Baikals fehlen. Bezieht sich die von den Biraren und Dauren am mittlern Amur erkundete Bezeichnung /fo auf das Feldhuhn, wie dies wahrscheinlich ist, so können wir es, nach den gemachten Erkundigungen, als seltenen Bewohner der Umgegenden Aiguns und als häufigen am mittlern Sungari aufführen. 170. Ortygion Coturnix L. Bei den Birar-Tungusen: .Bödönö. Ein am 24. März 1858 im Bureja-Gebirge erlegtes Männchen mausert auf der Kehle stark. Die frischen, hell kaffeebraunen Federn zeigen theils an den Spitzen, theils auch in der Mitte weisse Flecken und daher besitzt das Gefieder hier theilweise die Färbung der japanischen 2), theilweise die der europäischen Wachtelmännchen. Der von Pallas ?) beschriebenen Varietät vom J enisei, welcher die daurischen Vögel sehr ähnlich sein sollen, schliesst sich unser Wachtelhahn vom mittleren Amur trefflich an. Die charakteristische Cirkellinie, welche von der Öhrgegend zur Kehle absteigt, sehe ich auch ganz deutlich an einem Weibchen, welches am 10. December 18356 am mittlern Onon erlegt wurde. Uebrigens bieten meine Vögel keine grossen Unterschiede im 1) Allgemeine Uebersicht der Vögel (übersetzt von Bechstein), Bd. II. p. 724. 2) Fauna japonica, Aves., p. 105, Tab. LXI. 3) Zoogr. ross.-ast. II, p. 82. Glareola pratincola. 301 Vergleiche zu europäischen. Ich fand die Wachtel über mein ganzes Reisegebiet ver- breitet. Die weitzusammenhängenden Wälder meidet sie freilich, lebt aber einzeln doch in den breitern Thälern, welche in dergleichen Gebirgswäldern gelegen und vornehmlich mit hohen Gräsern bewachsen sind. Im östlichen Sajan steigt sie bis fast zur alpinen Region. Brütend wurde sie z. B. noch am Südabhange des Munku-Sardik in circa 6000° Höhe über dem Meere am 25. Juni gefunden. Bei dem Herabsteigen zum Kosso- golsee scheuchte ich sie oft aus der hier üppigen subalpinen Vegetation auf. Nicht weniger selten traf ich sie inDaurien an, so z.B. imBorsa-Thale und besonders bei Zagan-olui. Auch in diesen Gegenden brütet sie, wie in Europa, recht spät. So wurde am 17. August ein Weibchen mit ihren jetzt noch nicht flüggen Jungen bei Kulussutajefsk ergriffen. Auffallenderweise wintern die Wachteln im kalten Daurien gar nicht selten, wie dies das am 10. December erlegte Weibchen beweist und wie ich dafür auch Belege fand, als ich nach starkem Schneefall am 25. und 26. September 1856 im Onon-Thale die Wachteln einzeln antraf. Zudem ist die Thatsache auch manchen Jägern, besonders denen in Nertschinski-Sawod, bekannt. Ihre Ankunftszeit im Frühlinge fällt keines- wegs sehr spät. Vielmehr traf ich am 18. März die Wachteln im Bureja-Gebirge schon an, am 24sten stiess ich auf gepaarte, aber erst am 27. April fiel mir die grosse An- zahl derselben hier auf. Die Stimme anlangend, welche von Pallas den daurischen Wachteln abgesprochen wird, muss ich bemerken, dass ich bei Zagan-olui den Lock- ton nur in folgender Weise hörte: tsch—trrrrrr. Selbst im Chingan-Gebirge vernahm ich circa 70 Werst unterhalb Gorbiza im Mai diesen Wachtelruf. Oestlich vom Bureja- Gebirge wurde die Wachtel nur ein seltener Bewohner der hochgrasigen Prairien am Amur, jedoch dürfen wir sie als über den Ussuri hinaus vorkommend und die südliche Küste der Mandshurei erreichend betrachten, da sie auf dem Japanischen Meere in circa 42° n. B. von H. Dr. Wulffius am 13. September 1860 nach Süden ziehend angetroffen wurde. V. GRALLATORES, 171. Glarecola pratincola L. Das Verbreitungsgebiet, dieses Vogels gewinnt durch das Auffinden desselben in der Mongolei eine bedeutend östlichere Grenze, als solche bis dahin ermittelt war. * ’ uch Ad 308 ' Otis Tarda. Nach Pallas!) und Brandt’s ?) Mittheilungen überschreitet diese Art nicht den Süden des westlichen Sibiriens jenseits des Irtisch. Wir selbst beobachteten sie auf unserer Hinreise im Mai 1855 zuletzt in der Barabinskischen Steppe. Am 9. Juni 1856 traf ich 20 Werst östlich von Abagaitui, in der Nähe des breiten Urtuiskischen Thalmundes, mehrere Pärchen, die mit dem Brutgeschäfte auf dem hier stark salzdurch- drungenen Boden beschäftigt waren. Die Vögel im fernen Osten halten ganz genau die Färbung der deutschen ein, besonders gilt das auch von den lebhaft braunrothen untern Flügeldecken. Nur das Weiss der Schwanzwurzel dehnt sich bei dem Vogel aus der Mongolei etwas weiter zur Spitze der Steuerfedern, so dass es z. B. auf den beiden mittlern bis über die Mitte reicht. Zur Vervollständigung gebe ich hier noch die Maasse des erlegten Weibchens und stelle ihnen die an einem deutschen Vogel ermittelten zur Seite. | Mongolei. |Deutschland, W. M. Totallänge bis zur Spitze der ruhenden Flügel. . . . . . 2. m 2 n 2... BIER oT Länge des zusammengelegten Flügels . » . 2 2 2 eu 2 2 nn 2 bon AIR 71% m LdessSchwanzespingdersNlittey. ua sarspn. ne ae ee erkenne 20 BSH under "Schnabeles anf, deräinurstggemessen. ka ee lan so ke ah 6 61/2” EG ERATIAUTEBN EN era sun al nen al SE A DE ea, ai na | ne 11.0. der \isttelzeheLonnen Nagel ul gi’ 81a” RRGERINGDEISSÜERSNMEVIelzEhe nA Re: 11/as 21a" 472. Otis Tarda L. Bei den Burjäten und Mongolen am Tarei-nor: Todjak. Gleichzeitig mit den Dohlen trafen Anfang März 1856 die Trappen in Daurien ein. Damals sah ich sie besonders im untern Theile des Ilja-Thales, 1857 lebten ihrer recht viele in der sogenannten Udinskischen Steppe, auch traf ich sie weiter östlich bei der Reise von Bjänkina nach Nertschinski-Sawod, wo sie bis gegen 3000° Höhe über dem Meere sich befanden und das Terrain bergig, wennschon nur schwach be- waldet war. Ebenso giebt es Trappen nicht nur im mittlern Selenga-Thale, namentlich in den Umgebungen des Gänse-Sees, sondern auch in den sogenannten Bargusinschen Steppen, welche den mittlern Bargusinlauf einschliessen. Ende August verlassen die 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 150. 2) Considerations sur les animaux vertebres in: Voyage scientif. dans P’Altai oriental, par P.de Tchihatcheff, p- 444. Orex (Rallina, Corethrura) erythrothoraz. 309 Trappen den Süden Transbaikaliens. Auffallend ist es, dass sie gerade in demjenigen Theile, der den Hochsteppencharakter Centralasiens am deutlichsten entwickelt be- sitzt, also im Gebiete zwischen dem Tarei- und Dalei-nor, zwar nicht ganz fehlen, aber doch selten sind. Sollte das vielleicht darin seinen Grund haben, dass in diesen Gegenden die Cultur der Cerealien fast gänzlich unterbleiben muss, während in den oben angeführten Strecken, wo die Trappen häufig leben, auch Getreidebau in recht bedeutendem Maasse betrieben wird. Zwei Gelege, die am 13. und 24. Mai südlich vom Tarei-nor gefunden wurden, sprechen dafür, dass die Trappen hier brüten. Die Eier des ersten Geleges sind etwas kleiner und gefleckter, als das gewöhnlich der Fall ist. 173. Crex (Rallina, Corethrura) erythrothorax Temm. et Schlegel. Fauna japonica, Aves., p. 121, Tab. LXXVII. Wir nehmen keinen Anstand, diese durch die Fauna japonica an citirter Stelle zuerst bekannt gemachte Art zum Geschlechte der Crex s. str. zu stellen, da sie dem Schnabel und den Füssen nach ohne Zweifel dahin gehört und in der Lebensweise recht viel Analogie zu unserm Wachtelkönige besitzt. Ob man überhaupt die so nahe stehenden alten Genera Crex, Ortygometra Linnes und die neuen Rallina und Core- thrura Reichenbachs durch genaue morphologische Umgrenzungen wird von einander scheiden können, scheint uns noch sehr zweifelhaft. Gray hat die beiden erstgenannten in seinen Genera of birds, Vol. III, bereits zusammengezogen. Von den beiden heim- gebrachten Exemplaren des Crex erythrothorax ist leider das eine, im Bureja-Gebirge im Juli 1858 erlegte, abhanden gekommen, das andere, ein Männchen, wurde am 15. Juni 1857 circa 90 Werst oberhalb der Bureja-Mündung in feuchter Uferprairie erlegt. Auch unser Vogel übertrifft die ihm wohl identische Art Java’s und Sumatra’s, nämlich die Gall. rubiginosa Temm. !), in allen Körperdimensionen noch in weit auffal- lenderer Weise, als das Exemplar Japans, dessen Maasse uns in der Fauna japonica mitgetheilt werden. Die weiter unten folgende Tabelle giebt hierüber näheren Auf- schluss. Das recht lebhafte Rostbraun der Stirn geht auf dem Kopfe sehr bald in ein gelbliches helles Erdbraun über, welches als Grundfarbe über die gesammte obere Körperseite verbreitet ist. An den Schultern mischt sich darin ein etwas in’s Oliven- braun ziehender Farbenton, der sich auch auf der obern Flügelseite in matterer Nüance verbreitet. An meinem Vogel stehen auf einem grossen Theile der kleinen und mittlern oberen Flügeldecken, kurz vor deren Enden, schmale weisse, seltener rostrothe Querbinden. Ich glaube, dass diese Zeichen für das noch nicht hohe Alter des vorliegenden Indivi- duums sprechen. Die seitlichen Kopf- und Halsparthien sind, wie auch die gesammte 1) Nouveau recueil de planches coloriees etc. Vol. V, tab. 357. 310 Orex (Rallina, Corethrura) erythrothoraz. Brust, rostroth. Nur die Kehle bildet in dieser Farbe von dem Kieferastwinkel an ein viel helleres, schmutzig weisses Feld, dessen Ränder allmählich zur Rostfarbe abdunkeln. Jene Rostfarbe erstreckt sich bis zum Ende des Sternums und setzt sich hier in scharfer Grenze gegen das in breiten weissen und schwarzen Querbinden gezeichnete Gefieder des Abdomens, der untern Schwanzdecken und Weichenfedern ab. Die Befiederung der Schenkel ist graubraun, auf der Innenseite, zumal nach oben hin, heller. Ganz in der Art, wie die Federn des Unterleibes, sind auch die untern Flügeldecken in lichtem Schwarz und reinem Weiss, bei zugleich recht scharfer Contur der Zeichnung, wechselweise gebändert und der unverdeckte Schwingentheil erscheint einförmig grau. Die 12 Steuerfedern be- sitzen die Farbe des Rückengefieders. Am frisch erlegten Vogel war die Basis des Ober- und Unterschnabels blaugrün, besonders seitlich recht intensiv, der Rücken braun- schwarz, die Spitze hornfarben. Der Augenlidring nackt und roth, die Iris orange. Die Füsse waren ziegelroth, die Krallen hornbraun. In Bezug auf die Plastik des Flügels finde ich dieselben Verhältnisse, wie sie die Fauna japonica 1. ec. angiebt. Die erste Schwinge ist gleich der Sten, die 2te ein wenig länger noch als die 5te, die 3te ist die längste, die 4te ihr fast gleich. Die hintere Zehe erreicht ohne Nagel nicht ganz die halbe Länge des Liaufes. Der recht massive Schnabel ist kürzer als der Kopf. Die Basis des Oberschnabels ist seitlich bis zu einer Gesammtbreite von 7 Mmtr. aufgetrieben. Die First ist vor dem Beginne der Nasenlöcher ein wenig eingesenkt. Die Unterkieferecke tritt sehr in die Augen. Die Maasse, welche wir an unserm Vogel nehmen, verhalten sich zu denen des japanischen und der Gall. rubiginosa Java's wie folgt: I} (. erythrothorax | GIl. rubiginosa, ee | | Amur. | Japan. | Java. |} [ I Totalänge sc an a a ER BD ze N Ga Länge des zusammengelegten Flügels . . . . 2. 2. 22 2... 22.95 42” | 3" 2 .. dES-ISCHWANZES: 32, le rs RR Re, PH 2% | ABA „ des Schnabels, auf der First gemessen . . . 2.2.2... iz gi’ | Sijg Höhe desselben, von der Stirn senkrecht abwärts gemessen . . . D’° Bt/a'” ı CH desselben. von der Unmterkieferecke aufwärts gemessen . „ Baneehdesw Targus. sh. manage I ara Te een len 176%/5° a | 124 „ der Mittelzehe ohne Nagel . | be 1"8 „des Nagels’an der Mittelzehe . . . . Den | 10 ar e der Flinterzehe .. . mE). „0 Sm. | (9 au = des Narelsrauder Hinterzeher. 0. ns... 2ija'” u Ran Dieser Vogel lebte in den sumpfigen Ebenen am mittlern Amur nicht selten, be- sonders liess er sich in den Nächten des Juni- und Juli-Monats hören; seine Stimme Rallus aquatieus. Ortygometra minuta. 311 ist schwach, sie gleicht dem Geräusche, welches man vernimmt, wenn man Luft durch Wasser treibt und diese Luft in rasch sich folgenden Blasen an die Oberfläche tritt. Sehr behende läuft der Vogel in vorwärts geneigter Haltung durch die hohen Gräser mit ausserordentlicher Schnelligkeit, so dass man ihn ohne Hund nicht leicht stellt. Ueber sein sonstiges Vorkommen im Amurlande liegen uns keine Daten vor. 174. Rallus aquaticus L. Ein in Farbe und Grösse sich genau an europäische Individuen anschliessendes Exemplar der Wasserralle hat Herr Maack im Jahre 1860 an .der Ussuri-Mündung erlegt, wir nehmen es zur Vervollständigung unserer südsibivischen Ornis-Materialien hier auf und geben die Zahlenverhältuisse, welche an ihm ermittelt wurden. Wie schon gesagt, stimmt das Kleid ganz zu dem der alten Wasserrallen Europa’s. -_ otallanppg a a ent Bi lan ink Länge des zusaimmengelegten Flügels . „ des Schwanzes 2 „ des Schnabels, auf der First‘ gemessen n. des Tarsus h „ der Mittelzehe ohne Nagel : des Nagels an der Mittelzehe „ der Hinterzehe ohne Nagel . „ des Nagels an der Hinterzehe . DIN TEL er ER Ir Se 175. Or tygometra minuta Pall. /wei alte Männchen, von denen das eine Ende Mai 1856 am Tarei-nor, das andere am 4. August desselben Jahres unweit Kirinsk am Ostabhange des südlichen Apfelgebirges geschossen wurde, stimmen mit europäischen Exemplaren in jeder Hinsicht überein und sind an beiden von der Schnabelwurzel an seitwärts unter dem Auge zu den Wangen und von diesen den Seitenflächen des Halses entlang die grauen Federn ziemlich in Braun getrübt. Die an beiden Männchen ermittelten Maasse bieten nach- stehende Grössenverhältnisse: ‚Ortygom. minuta. Daurien. M | M. | \ — | Totallänge . . En Sun. WE an as u“ 5° 5” er Länge des zusammengelegten Flügels NE 40 22; 27 2, un ER BEE on: N en > „ des Schwanzes. . DE ER BEITRETEN RR a 176" „ des Schnabels, auf der First gemessen ET 6 A NEBEN ish 7a 7'/2 „. des Laufes . . N a FRE ERE PEN TE er TE ey B\ Di „ der Mittelzehe ohne Nagel . N EN RIEE| 1"5 1 2 des Nagels an der Tee un anne? rn A 3 3 312 Fulica atra. Grus Leucogeramus. Von Pallas !) wird diese Art nach Sokoloff’s Beobachtung als in Daurien lebend angenommen. Wir sind geneigt, sie als eine nicht bis zum Ocean durchgehende Wasserhuhnart zu betrachten, da sie weder durch die neueren Reisenden im Amurlande gefunden worden, noch in die Fauna japonica aufgenommen ist. 176. Fulica atra L. Auch im Centralfheile Sibiriens giebt es kleinwüchsige Wasserhühner. Ein am 3. Juni im Kaja-Thale bei Irkutsk erlegtes altes Weibchen stimmt in den Grössen- verhältnissen ganz zu den Angaben, welche wir in der Fauna japonica ?) finden, ja seine Flügellänge ist sogar noch um 2 Linien kürzer. In Transbaikalien bewohnte das Wasserhuhn auch die Rohrbestände der Süsswasserlachen bei Kulussutajefsk’ und brütete daselbst. Am 25. Mai 1857 erlegte ich es bei Ust-Schilka und im östlichen Sajan war es in einer Höhe von 2500—3000” (mittleres Irkutthal) nicht selten. Am Tarei-nor erschien 1856 das Wasserhuhn zuerst am 30. April, am 3. Mai sah ich es dort schon häufiger. Im mittlern Irkutthale erschien es 1859 erst am 5. Mai. 177. Grus Leucogeranus Pall. Bei den Burjäten am Tarei-nor: Zün. Bei den Jägern tungusischer Abkunft daselbst: Gassa °). Bei den Russen in Jakutsk: Sterch. Die 4 Exemplare dieser grössten Kranichart, welche ich aus jener, an Kranichen überaus reichen Gegend der nördlichen Mongolei mitbrachte, geben mir nur wenig Stoff zu Bemerkungen, welche das Kleid dieser Vögel betreffen. Bei weiblichen Vögeln scheint sich ein rostgelber breiter Streifen, der vom Nacken hinten am Halse auf Hand- breite sich erstreckt, auch im vorgerückten Alter zu erhalten, da ihn ein Vogel, der 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 156. 2) Fauna japonica Aves., p. 121. 3) Die Bezeichnung, welche Pallas (p. 104) als bei den Burjäten üblich aufführt, nämlich Zagan- Toegerü (alba Grus), habe ich ausdrücklich für diese Art am Tarei-nor nicht gebräuchlich gefunden, sondern damit Grus leucauchen benennen hören. Grus Leucogeranus. 313 bis auf 2 Federn am Flügelbuge vollkommen weiss ist, besitzt. Ein jüngerer Vogel entspricht der Abbildung in der Fauna japonica (Tab. LXXII) gut, besitzt jedoch nirgends eine Spur schwärzlicher Schäfte, wie solche in jener Abbildung zahlreich ange- deutet sind. In der Jugend betheiligen sich ausser dem Kopfe und Halse vornehmlich die kleinen obern Flügeldecken, so wie die verlängerten Ellenbogenfedern und die Spitzen der oberen Schwanzdecken an der rostgelben und bräunlichen Farbe. Die von Gould ') gegebene Abbildung ist in der Kopfzeichnung falsch, da sie die obere Seite bis zur Stirn befiedert darstellt. Die Fuss- und Schnabelfarbe, wie sie die oben schon eitirte Abbildung der Fauna japonica giebt, ist ebenfalls nicht richtig. Am frischen Vogel war der Schnabel am Grunde schmutzig röthlich braun, vor den Nasenlöchern in’s Grünlichbraune ziehend, welche Farbe an der Spitze intensiver und mehr rein bräunlich gelb wird. Das Roth der Füsse zieht stark in die Fleischfarbe. Am Hinterkopfe fand ich bei alten Vögeln die Federn wohl etwas verlängert, jedoch die der Brust nie zu- gespitzt und herabhängend, wie bei den Reihern. Auch hierin ist die Gould’sche Abbildung unwahr. Die Umgrenzung der warzigen, nackten Kopfhaut steigt vom untern Rande des Unterschnabels schräge hinter dem Auge vorbei zum Scheitel. Obenher ist diese Haut besonders mit vorwaltend fuchsrothen, schwarz untermischten Haaren besetzt. Der Augen- ring ist nackt, warzenlos, weisslich. Einige Maasse, welche ich an einem alten Weibchen ermittele, dienen zur Ver- vollständigung dieser Notizen: Länge des Schnabels, auf der First gemessen . . » . 2. 2 0 2 2 on un. 00. 679" INTER LLCHLÄTITE PB & SOEBEN NE TEA 0 Tee. Höhe (es Schnabels, von der Stirn abwärts über den Mundwinkel zum Unterkieferrande gemessen 1” 6" Höhe des Schnabels am hintern Nasenlochrande. . 2... 2.1... 0 Lee we en. 1” Bzeite des Schnabels an der Stirnbasis, auf der First gemessen . » » 2 2 2 22 2 en. ba” Breiterdes Schnahels ander Mundspalte, non use se 0 see ea 2 eh efneikeree m ml Abstand des hintern Nasenlochrandes von der Schnabelspitze . © » » 2 2 2 2 2 ten. #76” Tiange des zusammengelegten Flügels - - - - on. 0 nel ann en nen, 21727 EI ESWIATSUSE Et TEE NE N EN Le 10” „» der unbefiederten Stelle des Unterschenkel . -. : 2. 2 2 2 nme n en. E7U „ der Mittelzehe ohne Nagel Bugs lersinnern Zehesohne,Narell.._ Mies el nn 12h Stel a a Pderbanssernr/echer ohnenNasel .0 „2 220 sea de Le Sa ei niet ae a 5 Bin Sherzne ge Bun „ der hintern Zehe ohne Nagel. 1 „ des Nagels an der mittlern Zehe en Se nee ii u one Binnen vollen en g”4” otallanve (ännäherungsweise)i me. Velen Gallen ne) eis lee Fe 39 Die meistens sehr gut genährten Vögel hatten weisses Fett. 1) The birds of Europe. Vol. IV, Tab. 271. r 314 Grus leucauchen. Im Ganzen genommen muss man diesen Vogel als einen für die nordöstliche Mon- golei seltenen anführen, der aber jedenfalls daselbst brütet. Jenseits unserer Grenze, besonders in der Nähe des Uldsaflüsschens, traf ich ihn an. Er kam am 11. April, also ziemlich gleichzeitig mit @r. leucauchen, aber früher noch als der gemeine Kranich. Oberhalb des Bureja-Gebirges sah ich ihn 1858 in den Ebenen schon am 24. März. Im Herbst berührte er den Tarei-nor auf dem Durchzuge in zwei grossen Zügen am 20. August 1856, ich erkannte die Art deutlich, sie zog sehr hoch. Im östlichen Sajan und am Baikalsee habe ich diesen Kranich nicht angetroffen. 178. Grus leucauchen '!) Temm. Taf. XIV, Fig. 2. Bei den Burjäten am Tarei-nor: Zagan-Togorü. \ Bonaparte?) und Tyzenhauz°) haben Grus Vipio Pall. mit @r. leucauchen Temm. vereinigt. Wir müssen es vorziehen, den sehr problematischen @r. Vipio Pall. bei der Erörterung unserer Vögel ganz unberücksichtigt zu lassen und zwar aus dem Grunde, weil die von Pallas benutzte Beschreibung Gmelin’s durchaus nicht in allen Stücken zum alten Grus leucauchen passt und besonders die Grössenverhältnisse des G@rus Vipio Pall. von denen des Gr. leucauchen ganz erstaunlich abweichen. Auch hat Temminck in der Abhandlung über die Kraniche in seinem Nouveuu recueil de planches coloriees Vol. V. bei Gelegenheit des Grus leucauchen keinesweges seiner Verwandtschaft oder gar Iden- tität mit G@rus Vipio erwähnt. Die 5 von mir mitgebrachten Vögel stammen theils aus den Umgebungen des Tarei-nor, theils vom mittlern Amur, woselbst im Juni 1857 ein altes Männchen unweit der Bureja-Mündung erlegt wurde. Die Exemplare stimmen trotz geschlechtlicher Unterschiede recht sehr in der Färbung überein. Es sind alle 5 alte Vögel. Die Weibchen tragen die grauen Öhrenfedern etwas dunkler als die alten Männchen, bei diesen letztern nimmt das Gefieder hier eine rein aschgraue Farbe an, bei den erstern dagegen ist es dunkel schiefergrau. Die weisse Befiederung der ganzen hintern Halsseite, welche sich abwärts bis zum Beginne des Rückens erstreckt, schiebt sich in spitzem Winkel über den Scheitel bis fast zur Mitte der Abstände der innern Augen- winkel. Sie umgrenzt dann, in einer Entfernung von S—9 Linien vom Auge bleibend und schräge zur Ohrgegend sich fortziehend, die stark warzige, nackte, nur mit schwarzen Haaren spärlich besetzte Kopfhaut. Die oberen, hintersten, grauen Ohrenfederchen berühren die weissen seitlich am Hinterhaupte stehenden, jedoch tritt sehr bald wieder ein im Bogen 1) In den aus Sibirien eingesandten Berichten, so wie auch im 23. Bande der Beiträge zur Kennt- niss des Russischen Reiches, wurde diese Art zu wiederholten Malen als Gr. Antigone Pall. erwähnt, was also zu berichtigen ist. 2) Conspect. gen. avium. T. II, p. 98. 3) Revue et Magazin de Zoologie, 1851, p. 577. Grus leucauchen. 315 sich abwärts neigendes, breiter werdendes, nacktes Hautfeld zwischen die Federreviere und setzt sich über die verdeckten Unterkiefer- Aeste fort. Die stärkste schwarze Behaarung auf dieser mit Warzen besetzten, am lebenden Vogel dunkel rothgrünlichen, Haut ist um die Schnabelbasis vertheilt und zwar besonders um die seitlichen Basaltheile des Ober- schnabels. Die etwa in der Mitte des Halses schmal beginnende, sich zwischen die graue gabelförmige Halszeichnung aufwärts ziehende, weisse Befiederung der untern Halsseite dringt zwischen die Kieferäste des Unterschnabels nicht ganz bis zum Kieferastwinkel vor. Bei genauer Ansicht findet man die letzten Enden jener grauen, seitlichen, gabelförmigen Zeichnung am Halse bis fast zur nackten Kopfhaut hinter dem Ohre vordringend; jedoch werden die hier nur spurenweise stehenden, grauen Federchen durch die umstehenden weissen meistens verdeckt. Der Schnabel ist in Stärke und Länge bedeutender, als bei @r. cinerea und kommt dem von @r. Antigone gleich. Von der Basis zur Spitze verfärbt er sich in allmählichem Uebergange von schmutzig schwarzer Hornfarbe in Grüngrau. Die Maasse folgen weiter unten. Die kurze, spitze Zunge ist in ihrer vordern Hälfte hornartig, die obere Fläche grabenförmig vertieft, die seitlichen beiden Leisten an den Spitzen bartig gefranzt. Das schöne, tief bleigraue Gefieder, welches in der oben erwähnten Gabelzeich- nung am Halse die grösste Tiefe besitzt, setzt sich von hier aus über die untere Hälfte des Halses fort, ferner über die gesammte untere Körperseite und nimmt auf der Brust einen etwas bläulichen Ton an. An den untern Schwanzdecken wird das Grau am hellsten. In gleicher Weise sieht man es im Rückengefieder vom Bleigrau zum gesättigten Blaugrau sich allmählich verändern, welche letztere Farbe dem Bürzel und den oberen Schwanz- decken zukommt. Die 12 Schwanzfedern besitzen eine stumpfgerundete Endeontur. Die schwarze Endbinde verschwindet aufwärts nach und nach in die graue Farbe der Fahnen. Nur die Spitzen der Schafte sind schwarz, das Uebrige derselben weiss. Die Schwingen besitzen eine viel hellere blaugraue Farbe in ihrem oberen und vorderen Theile, als der Körper. Diese graue Farbe geht nach und nach schon auf dem kleinen Deckgefieder, besonders aber in den verlängerten Schulterschwingen in Weissgelb über. Die einfach, bogig herabhängenden Ellenbogenfedern sind stark verlängert (bei alten Vögeln) und zerschlisst, ihre Schafte weiss. An keinem meiner Vögel sehe ich dunkle Schaft- flecken. Die etwas dunklern, schwärzlichen, zarten Schafte des kleinen Gefieders machen sich nur bei speciellerer Ansicht der Vögel kenntlich. Die Primärschwingen sind schwarz, ihre Schafte bis kurz vor die schwarzen Spitzen weiss. Die Enden der Secundär- schwingen sind ebenfalls schwarz, die der hintersten grau. Die untern Flügeldecken sind einfarbig hellgrau. Die tiefrothen Füsse, deren Maasse unten folgen, geben an Kraft denen des gemeinen Kranichs durchaus nichts nach. Die Aussenzehe ist, wie bei den andern Grus-Arten, auch bei dieser mit der Mittelzehe am Grunde stark geheftet. In die graue Befiederung des Unterschnabels mischt sich unten etwas Weiss. Am lebenden alten Vogel war die Iris um die Pupille zunächst orange, dann aber von einem dunklern, röthlichen Ring umgeben. Die Kleider beider Geschlechter sind * 316 Grus leucauchen. vollkommen gleich. Bei jüngern Vögeln mischt sich in das Weiss des Halses, be- sonders zwischen den Unterkieferästen, viel Rostgelb. Grus leucauchen. M | w Lo: RENTE TUN u ne 41” | 43” Tianperdes! zusammenpelertenHlUrelner ee le: 22!/2” | 22” ander Schwarees: DWAle, AENESIRERE. Ma. na, Von SP 8 „ des4Schnabels,aufxderÖRirstiügemessen RE. il. ee 5% Br 0 MASK MmdRmalle ee hr cher feinen Nenn ke - SE Ehe 5 4 5 6" Höhe des Schnabels, von der Stirn abwärts über den Mundwinkel zum Unterkiefer- Tande&,SEMeBSen. ru 2 a a dena carte dee: 16 heile JEDE 1222 Höhe des Schnabels am hintern Nasenlochrande . . ». . 2. 2. 2 2 2 2 2 0. IT PL Breite des Schnabels an der Stirnbasis, auf der First gemessen. . ». » 2.2... 4lya" 41a” Breite des Schnabels an der Mundspalte . . . 2. 2. 2 2 2 2 nn nn. 10°” 10” Abstand des hintern Nasenlochrandes von der Schnabelspitze . . . » 2 2.0. Sulz Bulle Tönge,/desgTarsungey tn. Kr en ne. ine ee er ee a 9” „» der unbefiederten Stelle des Unterschenkels . . . . 2: 2 2 2 2 2 0. an 45" dersNittelzeheinhne Nagel ee ee ne a ee nn BEA IE dETEInnernTZERETORTENNREEINEE TE EN. en ee 2) re ED DarhnG SH ELTAUSSEIDRZIERERORNEHNAaDEl EEE ne en 2 Aber 22105 27102 indes Naoelstandenäniittelzeh@rnlen 1 DR EN 87 8% Wir ersehen aus diesen Maassen keineswegs so grosse Differenzen, wie sie in der Fauna japonica (Aves., p. 119) mitgetheilt werden. Grus leucauchen ist für die nordöstliche Mongolei keinesweges nur als ein sel- tener, verflogener Gast zu betrachten, er brütet hier. Am 9. April fand ich 2 Eidottern in einem Weibchen schon sehr gross und am 28sten wurden unweit des Uldsabaches 2 Eier gefunden. Das eine derselben wurde leider zerschlagen, das zweite brachte ich jedoch mit. Dieses Ei ist im Verhältniss zu seiner grössten Breite und Länge recht stark an einem Ende zugespitzt, gar nicht so lang gestreckt, wie die meisten Eier des gemeinen Kranichs und giebt sogar in seiner Längenaxe dem Eie des @r. Leucogeranus kaum etwas nach. Ich messe an ihm: Grösste Längenaxe .... 93 Mmtr. Grösste Breitenaxe ....65 „ Auf einer hellen, gelblichgrauen Grundfarbe sieht man in ziemlich gleich- mässiger Vertheilung die bald deutlicher vortretenden, bald schwächer prononcirten erd- Grus cinerea. 317 braunen Flecken, deren Umrandungen irreguläre Umrisse zeigen, die aber kaum die Grösse einer grossen Linse übertreffen. Im Korn finde ich grosse Uebereinstimmung mit dem der meisten Eier des gewöhnlichen Kranichs. Die Vertiefungen sind oft lang gestreckt, die Erhöhungen ziemlich platt. Unsere Abbildung auf Taf. XIV, Fig. 2 stellt dieses Ei in natürlicher Grösse dar. Bis dahin war Grus leucauchen nur aus Japan bekannt, wir müssen jedoch seine Verbreitung bis weit zum Centrum des südlichen Sibiriens hin verlegen, denn mit dem Nordostende der hohen Gobi stehen wir noch keineswegs an der westlichsten continentalen Grenze seines Vorkommens.. Am Kossogol-See wurde er als dort le- bend erkundet, jedoch fehlt daselbst @r. leucogeranus. Ferner glaube ich mich nicht zu täuschen, wenn ich auf diese Art eine ziemliche Anzahl von Kranichen deute, die. ich am Westufer des Baikalsees im Sommer 1855 sah und deren Weiss auf den Schwingen sehr augenfällig war‘). Zumal in der Nähe des Dorfes Tonkashir traf ich diese Vögel gesellschaftlich am 8. Juli an, sie brüteten also hier nicht. Am Tarei-nor war diese Art häufiger, als der gemeine Kranich, jedoch viel seltener, als Gr. Monachus und Virgo. Obgleich Grus Antigone nach Pallas namentlich am Argunj und Dalei-nor häufig, ja häufiger als @r. cinerea sein soll, so habe ich ihn doch nicht aufgefunden. Gr. leucauchen aber verbreitet sich zweifelsohne auch über den südlichen Theil des Amurthales, wofür das in der Nähe der Bureja er- legte Exemplar den Beweis liefert. Ferner sah ich ihn auch in den Ebenen ober- halb des Bureja-Gebirges, wo er am 17. April sehr lebhaft war und viel lärmte. Am 24. März hatte er sich hier schon eingestellt. Am Tarei-nor kam er am 7. April an. Ueber die Steinmassen, welche diese und andere Stelzfüsser und Schwimm- vögel während des Zuges in ihrem Magen mit sich führen, habe ich bei Gelegenheit des Frühlingszuges schon das Nöthige gesagt. 439. Grus einerea Bechst. Bei den Burjäten im mittlern Irkutthale: Ulö-Togorü, d. h. der blaue Kranich. Von den 5 gemeinen Kranichen, die ich mitbrachte, schliessen sich 4 genau an die typische Tracht dieser Vögel in Europa, der Ste, ein Vogel, dessen Geschlecht unerkennbar war, weil die Kugel die untere Rückengegend stark zerschmettert hatte, weicht im Kopf- und Halsgefieder in Folge seiner Jugend recht wesentlich ab. Keines der vorliegenden Exemplare bietet einen Uebergang zum langschnäbligen Kranich Japans ?). Die grösste 1) Vergl. meine Reiseberichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches ete., p. 218. 2) Fauna japonica, Aves., p. 118. 318 Grus Monachus. Schnabellänge, welche ich an meinen Vögeln auf der First bis zur Behaarung ermittelte, beläuft sich nur auf 3” 10°”, bei den andern Exemplaren sinkt sie sogar zu 3° 7° herab. An jenem jungen Vogel, der ohne Zweifel sein erstes Jugendkleid noch trägt, finden wir denn auch die für dies Alter noch übliche Befiederung der Stirn und des mittlern Kopf- feldes, so wie die nunmehr nur kaum angedeutete, später so deutliche mondförmige Glatze des Scheitels. In das schmutzige bräunliche Grau der hintern obern Halsseite mischt sich überall ziemlich viel Grauschwarz. Die Wangen sind etwas reiner grau gefärbt, die untere Halsseite matt grauschwarz und vielfach in Gelblichweiss durchsetzt, da nicht selten die Fahnenränder der Halsfedern diese Farbe besitzen. Uebrigens ist das gesammte Kleid des Körpers etwas heller und gelblicher, als bei den alten Thieren. Am Tarei-nor sah ich die ersten grauen Kraniche am 23. April, sie waren hier überhaupt nicht häufig. Sehr übereinstimmend sind die von mir für den Herbstzug er- mittelten Daten. So zogen am 24. August 1859 die Kraniche direct nach Süden über das Kamardaban-Gebirge. Seit dem 16ten sah ich sie bei Kultuk ihre anhaltenden Flug- übungen in Schraubenlinien machen. Am 26. August 1856 hatten sie den Tarei-See ver- lassen, am 30sten berührte diese Gegend, ebenfalls in direct südlicher Richtung ziehend, eine bedeutend grosse Schaar. Dagegen nahm ich am 25. August 1858 im Bureja-Gebirge auch wahr, wie ein Zug nach 8.-W. flog; aber am 2. September passirten andere Züge diese Gegend in direct südlicher Richtung. 180. Grus Wonachus Temm. )). Bei den Burjäten am Tarei-nor: Chara Togorü?), d. h. Schwarz-Kranich. Fünf Exemplare dieses seltenen Kranichs, von denen 2 Weibchen und 3 Männchen sind, brachte ich ebenfalls vom N.-O.-Ende der hohen Gobi mit. Ohne Zweifel verbreitet sich auch diese Art ostwärts bis zum stillen Ocean, berührt aber wahrscheinlich die Gebirgsgegenden des obern und untern Amur nicht. Am mittlern Theile des Stromes habe ich sie zu wiederholten Malen gesehen. Mehrere Vögel lebten sogar im Bureja- Gebirge unweit meiner Wohnung auf chinesischer Seite, nämlich an der Mündung des mittlern Selbatsche-Flüsschens. Der in den Planches coloriees Vol. V, zu Taf. 555 gegebenen Beschreibung Temminck’s und den späteren Zusätzen zu derselben, die sich in der Fauna japonica °) finden, kann ich einige Ergänzungen hinzufügen. Das obere 1) Vergleiche meine Reiseberichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, p. 441. 2) Die Bezeichnung Chara-Togorü gehört nach Pallas (Zoogr. II, p. 102) der @. Antigone Die viel- fachen Erkundigungen, welche ich einzog, erwiesen sie aber am Tarei-nor, wenigstens von den Eingebornen, als für den Mönchskranich gebräuchlich. 3) Fauna japonica, Aves., p. 119, Tab. LXXIV. Grus Monachus. 319 Augenlid ist nackt und gelbgrün, das untere weiss befiedert. Die Iris hat eine gelb- braune Farbe. An jüngern Vögeln sieht man auch bei dieser Art die im Alter nur mit steifen, schwarzen Borstenhaaren besetzte, nackte Kopfhaut, von der Stirn an über den Scheitel reichlich mit schmutzig weissen Federchen besetzt. Die Befiederung des Kopfes ist dennoch so stark ausgebildet, dass man weder die Warzenhaut durchscheinen sieht, noch die im hohen Alter deutlich ausgebildete, fast nackte Glatze wahrnimmt: Nur oberhalb des innern Augenwinkels stehen auch in dem Jugendkleide nur schwarze Borsten- haare. Im 3ten Lebensjahre des Vogels fehlt der Koptplatte jede federartige Bildung, aber sie ist dann so dicht und stark mit schwarzen glänzenden Borstenhaaren besetzt, dass die warzige Kopfhaut ganz verdeckt wird. Im vorgeschrittenen Alter erst lichtet sich diese dichte Behaarung und es wird der Scheitel, bis auf eine schmale Median- fläche, fast ganz nackt. Macht sich hierdurch in den verschiedenen Alterszuständen des Vogels schon eine recht bedeutende Abänderung und Umbildung am Kopfe deutlich, so geschieht ein Gleiches auch mit dem gesammten dunklen, kleinen Gefieder des Körpers. Im ersten Herbstkleide verräth dasselbe noch keine Spur von Grau, muss aber, aus den abgeblichenen, an einzelnen meiner Vögel stehengebliebenen Federn zu urtheilen, matt braunschwarz sein. Die Vermauserung sc..eint jedoch nur sehr langsam vor sich zu gehen, da Vögel, die im Mai geschossen wurden, ein stark gemischtes Kleid tragen, in welchem die entschieden mehr erdbraunen, fahlen Federn des abgeblichenen Jugendkleides überall auffallen. Mit zunehmendem Alter verfärbt sich der Vogel am Körper in ein Gefieder von gleichmässig dunkler schiefergrauer Farbe, die auf der untern Körperseite kaum etwas heller ist, als auf dem Rücken. Ein solcher alter Vogel (M.) liegt mir vom 23. August 1856 vor. Er befindet sich stark in der Mauser, hat die grossen Schwingen noch nicht gewechselt und zeigt überall im kleinen, erneuten Gefieder des Körpers alte dunklere Federn. Die untere Flügelseite sammt ihren Decken hat die Farbe des Körpergefieders und ist bei jungen Individuen mehr braunschwärzlich als grau. Sowohl M., als W. tragen die nicht stark verlängerten Ellenbogenfedern zerschlisst und etwas gewunden. Im untern Drittheil des Halses grenzt sich das Weiss ab, jedoch wird die Umgrenzung gegen das Grau nur an der vordern und hintern Seite bei alten Vögeln deutlich, bei jüngern findet hier ein allmählicher Uebergang statt. Auf der Rückenseite des Halses steigt das Weiss etwas tiefer abwärts, als vorne. Der Schnabel dieser Art ist viel stärker, als bei Gr. Virgo, welchen sie in Körpergrösse nur um Weniges übertrifft. Er ist am Grunde am lebenden Vogel schmutzig gelblichroth, an der Spitze im Oberkieferrande nur sehr un- deutlich stumpf gezähnelt und im vorderen Ende bis vor die Nasenlöcher schmutzig grau- grün. Die Füsse sind schwarz und kommen in der Stärke denen ven @r. Virgo gleich. Der 12federige Schwanz ist schwach gerundet, die End'älfte der Schwanzfedern dunkler, als die Basalhälfte. Die an zweien Männchen und einem Weibchen genommenen Maasse stelle ich tabel- larisch folgendermaassen zusammen: 320 Grus Virgo. Grus Monachus. Mongolei, Männchen!). | W. Potallange als ABER GRAN NUT. Sau 38" 31% Länge rdes.zusammengelegten ÜRlüselsi ara Nee lea en Marlene 19" 187 11: 1710 sh des. ISChWanzenl- ut: ad Te een eigen 30 lespyan "oyahge 84” 146% Tal, „..des Schnabels, aufl’der Rirst/gemessen 2 2 0". alu een a ae 3” 6 4" 3" 5°" Saler."Mundspaltes en ie 22 nat =. So reapge | 9” 115° 46" 8.97 Höhe des Schnabels, von der Stirn abwärts über die Mundspalte zum Unter- kıeferrandes gem ESSEH Me RN 1” 1” IT Höhe des Schnabels am hinteren Nasenlochrande . . . 2 2 2 2.2.20. IM gy” 81/a”” Breite des Schnabels an der Stirnbasis, auf der First gemessen . . .». .... Ale" 5l/a”” 41/2” Breite des Schnabels an den Mundwinkeln . 2». 2 2 2 mn nn nn 10 1 10° Abstand des hintern Nasenlochrandes von der Schnabelspitze . . » ». 2... 2" 6” 30 26 Tanverdes Zlarsıası 2 2 Me Em ln; dar hal dar rei EB Des Bu 7er ». ‚deräunbehedertensstellexdesöUnterschenkels . . . nu. 2.2.0: BIurKE 35” I Rd era NNULe)Zzehenohnee Narr Ol Ver a ee ee | 279” Bar 27110 SkderNnmerne/eheNohnenNngelMke NER ee ua el. MA ZUR ar 4” 22 BurdersausserniZlehekohnen Nagel mmene Ba an Sell 2 a 25” 29 24” SndesNapelsgangdersmitlerngZeher gps ei ae helfe Kerne nee u Ts 8” Te Westwärts vom Tarei-nor habe ich den Mönchskranich nicht gefunden. Schon am 28. März 1858 war diese Art in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges erschienen. Am 28. August 1856 sah ich deren noch 7 Stück am Tarei-nor. 181. Grus Virgo L. Bei den Burjäten am oberen Irkut: Karchira-Togorü, d. h. der schreiende Kranich. Die 12 alten Vögel, welche ich vom Jungfrauenkranich aus der Mongolei mit- brachte, geben mir zu keinen Bemerkungen über abweichende Tracht, Grösse, Mauser etc., Veranlassung, sie sind ganz so, wie die alten Thiere aus Südrussland im ausge- färbten Kleide. Dagegen kann ich einige Mittheilungen über die Lebensweise und den Zug dieser schönen Vögel machen. Am Tarei-nor erschienen sie in grosser Häufigkeit mit dem 24. April. Sie verhielten sich während der ersten Tage ihres Aufenthaltes recht ruhig, besuchten vornehmlich ein Paar Felder bei Kulussutajefsk, wo Jahres zuvor Buchwaizen gestanden hatte und tummelten sich zwischen geschaarten Leinfinken 1) Der in 2ter Rubrik aufgeführte Vogel ist ein recht altes Männchen. Vanellus eristatus. 21 © und einzelnen Rotten von Al. mongolica, die damals noch nicht alle gesprengt waren. Als ich ihnen auf diesen Feldern einige Schwanenhälse legte, um sie zu fangen, und als Lockspeise den Buchwaizen brauchte, gelang es auch wirklich, mit diesem Mittel einen alten Vogel zu bekommen, jedoch wurden die übrigen dadurch so vorsichtig und scheu, dass sie jenes Feld in der Folge ganz vermieden und nicht mehr nahe kommen liessen. Mit dem 29. April begannen die graziösen Bewegungen dieser Vögel, welche sie während der Paarungszeit sehen lassen. Es blieben die Individuen aber noch beisammen. Gerne besuchten sie um diese Zeit die seit dem 26sten bereiteten Ackerfelder. Abends nach Sonnenuntergang begaben sich die Schaaren seit dem 1. Mai zum Tareiufer alle an einen Platz und lärmten dann sehr viel während der Nächte. Dieser Lärm verringerte sich erst gegen den 20. Mai. Seit dem 24. Mai war Grus Virgo gepaart und stellte von nun an seinen nächtlichen Besuch zum Tarei-nor ein, um bei dem Neste zu bleiben. Am Östabhange des südlichen Aptelgebirges traf ich den Jungfrauenkranich auch als Gebirgsbewohner einer, bis auf die breiten Thalsohlen, stark bewaldeten Gegend an. So z. B. zwischen den Grenzwachen Altansk und Bukukun in einer Höhe von circa 3500’ über dem Meere. Hier wurden am 27. Juli 1856 noch nicht ganz flügge Junge angetroffen. Am 30sten aber stellten die alten Kraniche mit den Jungen bereits Flug- übungen an. Desgleichen lebten die Jungfrauenkraniche durchaus nicht selten im Norden der Grenzwacht Zagan-olui, wo die Gebirgshöhen grösstentheils mit Birkenwaldung bedeckt sind. Westlicher kommt er im Quelllande der östlichen Jeniseizuflüsse noch in den steppenartigen Flächen am Kossogollsee, also in einer absoluten Höhe von 5400’ vor. Mit dem 13. August 1856 versammelten sich die Jungfrauenkraniche zahlreich am Tarei-nor. Sie trafen hier aus verschiedenen Himmelsgegenden in keilföürmiger Zug- anordnung ein und es scheint dieser See eine Art Centralpunkt für den bevorstehenden Abzug zu sein. Im Verlaufe des 15ten waren die vielen Kraniche dieser Art hier ganz besonders aufgeregt und thätig. Die Banden hatten sich bereits gruppirt und probten nun, indem sie in den bekannten Schraubenlinien sich bis zum fast gänzlichen Ver- schwinden hoch erhoben, ihre Kräfte. Solche hochgestiegene Flüge sah ich aber sich wieder niederlassen und nach kurzer Ruhe von neuem aufsteigen. In der Nacht vom 15—16. August hatten die meisten Jungfrauenkraniche den Tarei-nor verlassen. Am 22sten sah ich noch einige, am 30sten waren die letzten fort. 182. Vanellus eristatus Meyer und Wolf. Bei den Burjäten am mittlern Irkut: Chabtagaldshin. Auch mir gelang es, den gemeinen Kiebitz am mittlern Amur gleich oberhalb des Bureja-Gebirges nachzuweisen. Hier wurde schon am 28. März 1858 ein Exemplar dieses Vogels gesehen. Anderweitig ist er mir freilich am mittlern und ‘obern Amur 41 322 Squatarola helvetica. Charadrius pluvialis. nicht zu Gesichte gekommen. Dagegen war er am Tarei-nor, wo er in der Nacht vom 25. zum 26. März in wenigen Exemplaren eintraf, schon am 27sten recht häufig und am 28sten noch mehr vertreten. Hier nun blieb er im Sommer nicht an den Rändern des Salzsees, sondern vertheilte sich auffallender Weise zum Brüten auf die trockene hohe Steppe. Westlicher am Baikalsee ist der Kiebitz ein seltener Vogel, den ich im Laufe des Sommers 1855 immer nur einzeln an dem meist aus Geröllen bestehenden Strande antraf und ihn hier in Art der Austernfischer den Uebersturz der auslaufenden Welle ab- warten sah, die ihm wohl nur kümmerliche Nahrung aus dem Baikalsee bringen konnte. Noch westlicher, in der Tunka-Ebene am mittlern Irkut, ist der Kiebitz ein recht häufiger Bewohner der Sümpfe, verspätet aber entschieden sehr, da er erst am 29. April 1859 sich hier zahlreich einstellte. Die hohe Lage dieser Gegend (circa 2500) und das späte Aufgehen des Sumpfeises mag eine solche Verspätung wohl nach sich ziehen. In noch höher gelegenen Gebirgsgegenden trai ich in den letzten Juli-Tagen einzelne Kie- bitzfamilien bei Altansk. Damals bereiteten sich diese Vögel, wie auch die Totanus- Arten, dort schon eifrig zum Zuge vor. Am Tarei-nor hielten sie sich bis zur Mitte des August meistens einzeln oder familienweise. Anfang September rotteten sie sich. So sah ich sie zum letzten Male am 19. September. Ein alter Vogel, der im Mai 1859 unweit Tunka erlegt wurde, giebt mir zu keinen Bemerkungen Veranlassung, da er voll- kommen übereinstimmend mit europäischen Exemplaren ist. 183. Syquatarola helvetica Briss. Zwei Exemplare dieses Vogels lebten noch am 22. September 1856 in der Nähe des Onon bei der alten Festung Tschindantsk. Das erlegte Männchen besitzt ein vollständig ausgefärbtes Winterkleid, welches kaum von dem westsibirischer und europäischer Vögel abweicht, es sei denn, dass das schwache Gelb der obern Körperseite ein wenig dunkler ist und besonders im oberen Kopfgefieder augenfälliger wird. In der Grösse scheinen auch bei dieser Art, wie bei dem gemeinen Regenpfeifer, bedeutende Variationen vor- zukommen. Unser Exemplar steht den kräftigsten europäischen Vögeln weder in all- gemeiner Körperstärke, noch in Schnabel- und Tarsenlänge nach. Anderweitig ist mir während meiner sibirischen Reise Sg. helvetica nicht zu Gesichte gekommen. Sie scheint im Herstzuge nur in einzelnen, vielleicht geschwächten, Individuen den Süden Sibiriens zu berühren, die dann auch recht lange ausharren. So wurde sie am untern Amur, den Nachrichten H. L. v. Schrenck’s zu Folge !), ebenfalls nur vereinzelt angetroffen. 184. Charadrius pluvialis L. Ebenfalls am mittlern Onon schoss ich noch am 27. September 1856 einen klein- wüchsigen Goldregenpfeifer, der im vollkommensten Winterkleile prangt. Dieser Vogel 1) Reisen und Forschungen |. c. p. 409. Charadrius Morinellus. 323 repräsentirt ganz den Ch. pluwialis orientalis Temm. et Schlegel, wie wir denselben in der Fauna japonica ') beschrieben finden. Die gelbe Farbe ist aber durchweg noch mehr verbreitet und intensiver, als es bei dem typisch-europäischen Goldregenpfeifer im Winter gemeinlich der Fall ist. So sehe ich sie am vorliegenden Vogel sich fast über die gesammte untere Körperseite verbreiten. Am Halse, schon auf der Kehle beginnend, zieht sie sich in bedeutender Reinheit abwärts, nimmt auf der Brust aber schon eine leichte Trübung in Grau an und schwindet auf den Weichen, den letzten Bauchfedern und untern Schwanzdecken zu einer weissen, in Gelb getrübten Farbe ab. Die Maasse dieses Vogels, der sich jener von Temminck und Schlegel proponirten Race des Gold- regenpfeifers genau anschliesst, sind folgende: Hatallanger. Ar a AMD RB Tag? Länge des zusammengelegten Flügels. . . . 6" „ des Schwanzes . . ARE Dun „ des Schnabels, auf der First gemessen . 9'/2’” TR GER S Linufeg Va ET 0 » der Mittelzehe ohne Nagel . . . . . 10” „ des Nagels an der Mittelzehe . . . . 2” Ein am 3. September 1858 im Bureja-Gebirge erlegter Goldregenpfeifer trug ebenfalls das fertige Winterkleid. Nirgend traf ich in Ostsibirien wäbrend des Herbst- zuges grössere Banden durchziehender oder in den Niederungen ruhender Goldregen- pfeifer an. 185. Charadrius WMorinellus L. Auf den alpinen Tundern, welche das Quellgebiet des schwarzen Irkut decken, traf ich am 15. Juni 1859 zu wiederholten Malen den Mornellregenpfeifer brütend an. Er lebte hier über der Baumgrenze in einer Höhe von 7500—8000° über dem Meere. Desgleichen fand ich ihn auch in noch bedeutenderer Höhe am Südabhange des Munku-Sardik, wo er in den äussersten Revieren des phanerogamen Kräuter- wuchses lebte (10,000). Einzeln sah ich ihn auch noch Anfang Juni 1855 im Kaja- Thale bei Irkutsk und auf dem Herbstzuge berührte er den Baikalsee, wo ich ihn am 9. September desselben Jahres unweit des Possolskischen Klosters und an kleinen Buchten des Sees theils in kleinen Schaaren, theils einzeln sah. Die in den östlichen Sajanischen Hochgebirgen erlegten Vögel trugen das volle Sommerkleid und wichen in keiner Hinsicht von europäischen ab. 1) 1. c. Aves., p. 106. 324 Charadrius mongolieus. _ Charadrius cautianus. 186. Charadrius mongolicus Pall. Bei den Chinesen: Chan-tscho?')). Gleich Pallas?) traf auch ich diese schöne Art im nordöstlichen Winkel der Mongolei nur selten an. Sie erschien am Tarei-nor in einem Schwarm von circa 50 Exemplaren erst am 12. Mai 1856. Die Vögelchen waren damals ausserordentlich wild, flogen niedrig an den Rändern des Sees umher, machten dabei beständig die geschicktesten Schwenkungen und liessen keine pfeifenden Töne vernehmen. Ein aus diesem Schwarm erlegtes altes Männchen stimmt trefflich zur Abbildung, die Herr v. Middendorff in seinem Reisewerke gegeben hat. Es sind an ihm die Weichen zum grössten Theile roströthlich oder rostgrau gefärbt und das schöne Braun der Brust zieht sich in geschlossenem Bande und etwas hellerem Tone über den Nacken. Auch mischt sich hinter der stark prononeirten, schwarzen Stirnbinde recht viel blasses Rost- roth in das Gefieder des Vorderkopfes. Ferner bemerkt man, dass die Spitzen der obersten braunrothen Brustfedern schwärzlich sind, wodurch hier eine schmale, nicht überall ganz scharf umgrenzte Einfassung bedingt wird. Die Angabe Pallas, dass dieser Regenpfeifer dem Ch. Morinellus an Grösse gleichkomme (l. ec. p. 137), bedarf wohl der Berichtigung. Ich gebe daher hier die Maasse des von mir mitgebrachten alten Männchens: Männchen. Totallänge. |. NONE Dre ie 6:410% TangezdespzusammengelertenEURBISIE se ee ER 47.11” „ des Schwanzes auge. 21% des®SchnaDels Kauılmder@Enrsifpemensent-"%. .. ua 0 RS day: a ACKER, BE GEHENDE. no oe VE FORDERN EN EN A ON ol Folien Tee cal a | elle SdErANDIEIZEheTonne N NAREIE UT meet oe Volnln SE ER 00 132 Are EN Di nn ıdesWNapelstan der NIEREN ce6 2 0. Shen Te eG ae ee ee | 207 In andern Gegenden des südöstlichen Sibiriens habe ich den mongolischen Re- genpfeifer nicht gefunden. 187. Charadrius eautianus Lath. Bei den Mongolen: Soanshaldse. Wahrscheinlich ist das Vorkommen dieser Art im südlichen Sibirien auf die salz- durchdrungenen Gebiete der Hochsteppen beschränkt, da sie Pallas als ausschliesslich 1) Diese Bezeichnung wurde von einem gelehrten Mandshu, dem ich am mittlern Amur die Abbildung in v. Middendorff’s Werk, Tab. XIX zeigte, erkundet. 2) Zoogr. ross.-ast. II, p. 137. Charadrius curonicus. 325 an den Salzseen Dauriens lebend bezeichnet !) und keiner der späteren Reisenden im östlichen Sibirien ihrer Erwähnung thüt, sie ferner auch in Japan nicht gefunden worden ist. Es muss demnach die nordöstliche Mongolei als Grenze für die Verbreitung dieser Species gegen Osten gesetzt werden. Im südlichen Asien ist sie in Nepal nach- gewiesen ?), und als im westlichen Sibirien vorkommend wurde sie schon durch Pallas und später durch H. v. Brandt °) aufgeführt. In der Nacht vom 17—1S. April 1856 kam Ch. cautianus bei stillem Wetter am Tarei-nor an, hielt sich dann gerne zu den Kiebitzen und Lerchen und sammelte mit ihnen die sandigen Absteilungen der Steppe bei den Süsswasser-Quellen bei Ku- lussutajefsk ab. Damals waren auch diese Vögel ausserordentlich scheu. Von den mitgebrachten 8 Exemplaren sind 6 Männchen in verschiedenen Altern und 2 Weibchen. Bei recht alten Männchen schwindet die graue Farbe im lebhaften Rostgelb der ge- sammten hintern Kopfplatte vollkommen, dann tritt auch der schwarze Zügelstreif in schärfster Umgrenzung auf und die seitlichen schwarzen Andeutungen des nicht durch- gehenden Brustbandes gewinnen sehr an Breite und Reinheit der schwarzen Farbe. Den ältern Weibchen kommt übrigens ein deutlicher rostgelber Anflug an den Rändern der bei ihnen fahlgrauen Kopfplatte ebenso zu, wie den jüngern Männchen. Bisweilen fehlt aber den Weibchen jede Spur des schwärzlichen Stirnflecks. In ihren plastischen Verhältnissen zeigen die ostsibirischen Vögel grosse Uebereinstimmung. Ich gebe hier beispielsweise die an zweien alten Vögeln ermittelten Maasse: IN | Männchen. | Weibchen. ee EUR TIRNTE ERBEN 2ER ZT ERDE, PR RL Länge des zusammengelegten Flügels . . . 2. 2. . nn en SurLViö 3a Re Snbwanzes, zu head > aa le 2 een lo] L Bade) 1,85 „» des Schnabels, auf der First gemessen | RR 7 » des Tarsus . EIERN RE | 11 11/2 Per Nfiktelzehe, ohne Nagel euer „aa ern, Se ee te. | Tb Di „ des Nagels an der Mittelzehe. EYE ee Seit dem 2. September hatte diese und die folgende Art die Tarei-Gegenden vollständig geräumt. 4188. Charadrius curonicus Beseke. Das erste Pärchen dieser Art bemerkte ich am Tarei-nor erst am 23. April 1856. Die Bemerkungen, welche H. Dr. L. v. Schrenck *) bezüglich der Vertheilung 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 143. 2) List of the specimens of birds in the collect. of the Br. Museum. P. III, p. 69. 3) In Voyage scientif. dans l’Altai oriental, par P. de Tehihatcheff, p. 444. 4) Reisen und Forschungen 1. c. p. 412. 326 Recurvirostra Avocetta. Totanus pulverulentus. der schwarzen Flecken auf den drei äussern Steuerfedern macht, finde ich an zweien der von mir mitgebrachten Vögel bestätigt. Ein dritter Vogel (altes M.) zeigt an diesen Federn dagegen die bei den europäischen Individuen dieser Art übliche Vertheilung von Schwarz und Weiss. Zu anderweitigen Mittheilungen geben mir die vorliegenden Exemplare, da sie vollkommen mit europäischen übereinstimmen, keine Veranlassung. Auf allen Vorländern und steinigen Bachufern, so wie nicht minder häufig auf den Geröllen der im Sommer austrocknenden Bäche traf ich am Baikalsee den kleinen Regenpfeifer als Sommervogel an. Exemplare, die am 28. Juni geschossen wurden, mauserten stark. In diesen so schweigsamen Gebirgsgegenden war es dieser Vogel, den ich nach Sonnen- untergang und selbst in der- Nacht pteifen hörte. 189. Recurvirostra Avocetta L. Pallas Beobachtung, dass dieser Vogel an den Salzseen und in den Steppen Dauriens lebe, kann ich bestätigen. Am 28. April 1856 trafen am Tarei-nor die ersten kleinen Banden bei N.-N-W.-Wind ein und trennten sich dann sehr bald in Paare. Am 24. Mai fand man mehrere Eier. 190. Totanus pulverulentus Müll!) Durch das Auffinden dieser Art im ÖCentraltheile Sibiriens wird nun eine grosse Lücke in dem Zusammenhange ihrer geographischen Verbreitung gefüllt, da man sie in neueren Zeiten ebensowohl in Kamtschatka ?), als auch besonders an der Südküste des Ochotskischen Meeres (v. Middendorff) häufig antraf und Pallas sie als eine Rarität für die westsibirische Barbasteppe auiführte, während sie auf dem ungeheuren Raume, der diese äussersten Grenzen ihres Vorkommens trennt, noch nicht nachgewiesen war. Am 15. Juli schoss ich am Baikalsee unweit des hohen Kodshor-Berges ein altes Weibchen, welches hier allein lebte. An diesem Vogel steigt die feine Quer- wässerung über die gesammte Brustfläche und dann seitlich über alle Weichenfedern. Im Uebrigen stimmt er ganz zu den Beschreibungen, wie sie Pallas °), Temminck, Schlegel und v. Middendorff gegeben. In Bezug auf die vorhandenen Abbildungen dieser Art schliesse auch ich mich dem Urtheile Herrn v. Middendorft’s an und gebe der durch Pallas zu seiner Tryuga glareola gegebenen den Vorzug vor den übrigen. 1) Vergl. v. Middendorff's Sibir'sche Reise 1. ec. p. 214 und Fauna jap. Aves., p. 109. 2) Nach Herrn Wosnessensky’s mündlichen Mittheilungen lebt er sogar noch auf den Aleutischen Inseln. 3) Zoogr. ross.-ast. II, p. 194 als Trynga Glareola. Totanus glottis. Totanus fuseus. 327 Die an meinem Vogel ermittelten Maasse erweisen nachstehende Grössenverhältnisse: I | Weibchen. | Totallänge 2 Be A | Länge des zusammengelegten Flügels . ES wen ee nd a ehe ee a a aa | Tue Besen Schnabels, auf der Rurstgemessen -, -, 0, =, 2.2.00 000 Se wel te ae RR IIHIE 8 er EEE: | Taler: Ber tuntelzeheiohne Nagele 2.0... 2 00 00 ee nach ander Miktelzehe ... ,- 2.0.20 20a ee en ar ja Es lässt sich wohl mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass auch im Amurlande dieser Vogel ab und zu anzutreffen ist, jedoch besitzen wir ihn von dorther noch nicht. 191. Totanus zlottis L. Nur einzeln weilte dieser Wasserläufer wälrend des Herbstzuges an den Süss- wasserlachen bei Kulussutajefsk, wo ich am 22. August 1856 einen jüngern Vogel erleste. Bezüglich der Tarsenlänge, welche bei dieser Art recht bedeutenden Variationen unterworfen ist, steht mein junger Vogel aus der Mongolei gerade in der Mitte zwischen denen, die H. Dr. I. v. Schrenck !) hierauf untersuchte; der Tarsus misst nämlich 2” 3”. Während des Frühjahrzuges berührte diese 7Vtanus-Art ganz gewiss den Tarei-nor nicht. Sie ist mir auch anderweitig in Ostsibirıen nicht vorgekommen. Am 4. September 1856 sah ich sie zum letzten Male am Tarei-nor. 1292. Totanus fuseus Brisson. Am 12. September 1856 erlegte ich ein junges Weibchen dieser Wasserläuferart am Tarei-nor, woselbst ich sie im Frühlinge und Sommer nicht bemerkt hatte. Selten war sie auch nur im Herbste. H.v. Middendorff ?) fand diesen Tofanus bekanntlich auch im sibirischen Hochnorden brütend, jedoch ist sein Vorkommen ostwärts sowohl, wie auch im Amurlande noch nicht erwiesen und ebenso wenig ist er in Japan ge- funden worden. Unser Exemplar stimmt genau zu westsibirischen und europäischen jungen Vögeln und zeigt allenfalls auf dem Rückengefieder eine etwas bedeutendere Tüpfelung in 1) Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 415. 2) Sib. Reise 1. e. p. 214. 328 Totanus calidris. Totanus staynatılis. Weiss. Es gehört zu den grosswüchsigen Vögeln dieser Art und ich messe an ihm fol- sende Dimensionen: | WE Totallänge Ha Länge des zusammengelegten Flügels . 62” U MdERSSCHWAIZERIIE WE ne Rn he 1. 3 2% 028 21772: 750 0a Aa Ta POBERNUE NE ARE Br ar BAER „ “des: Schnabels, auf der#Hirst gemessen. =... we 2 02 lauern DATE: nn GKORURSSIEEEL Aou nnos ch 0) 102,0:5,00. ROT 04 Main 9710, IS derAMitielzehesohne Nagel RE Ense Sn. Ste at nie. 3 ua Wette le: 02 Wann BD a I des Napelssanyderz Miitielzehet sun na 2. 2 sa alnay = engere) Ale! 2a” 193. Totanus calidris L. Bei den Mongolen: Kurigatu, was gleich bedeutend mit Lämmchen ist. Mit dem ersten Mai 1856 stellte sich diese Art recht reichlich am Tarei-nor ein, wo sie im Sommer auch brütete. Die ersten Vögel sah ich schon am 18. April, jedoch trafen die Hauptzüge erst am 5. Mai dort ein. Zwei Weibchen, welche ich Anfang Mai schoss, weichen von südrussischen Individuen kaum ab. Bei dem einen waltet das röthliche Braungrau mehr vor, als bei dem andern und macht sich namentlich an den seitlichen Brustfedern recht kenntlich. Auch in der Grösse halten diese Vögel die Maasse europäischer Exemplare ein. Mit dem 29. Juli rottete sich diese Art, sowie 7”. glareola, bereits in der Gebirgsgegend bei Altansk; die Vögel waren damals sehr scheu und lockten beständig. Ihr Fortzug erfolgte hier bereits in der ersten Hälfte des August. Am Tarei-nor sah man seit dem 1. September keine mehr. Im Bureja-Gebirge hörte ich Nachts vom 18—19. August 1858 durchziehende Vögel, welche aller Wahrschein- lichkeit nach dieser Art angehörten, eifrig pfeifen. 194. Totanus stagnatilis Bechst. Diese Art erschien ebenfalls in den ersten Tagen des Mai am Tarei-nor, wo- selbst ich mehrere Weibchen schoss, deren Kleid, das auf dem Rücken schon ziemlich verstossen ist, gar nicht von dem Sommerhabite europäischer Teichwasserläufer abweicht. Auch an den mir vorliegenden 3 Vögeln muss die Mauser zum Sommerkleide schon lange vollendet sein, es lässt sich keine Spur der Blutspuhlen mehr finden und einzelne Federn des Rückens haben sogar schon abgeriebene Ränder. Jedenfalls stimmt in dieser Hinsicht das von mir Beobachtete mit Naumann’s Angabe !) überein. Die in Deutsch- 1) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Ster Theil, p. 177. Totanus Glareola. 329 land im April und Mai erlegten Teichwasserläufer trugen stets das farbige Sommerhabit. Ein etwas kräftigerer Wuchs scheint dem ostsibirischen Vogel zuzukommen. Die Maasse, welche ich an zwei Weibchen nehme, sind folgende: W. W. ———— Eisikusp an ae ee Pur a CHE ir MR rare Mir Fe: a 7.10% 85% Huinge desszurammenpeleptenBlügels’ 72... 0. nr Hu 54” Be Sch wanzesine mE: Sl u ke le Uranh) Ak ae 237 arg Passen Schuabels, auf der Rirstı gemessen, „4 .' aa 0 008 ale at 1A Tau Als EEE Een ee as einyaı opener ne Telahgr ı eupher weh 1771097 1 OR PeserpNintielzeheLoimenNapel Esun 2 020 0 2 a wa ee] 1% | jr. der Napels an’der- Mittelzeid. z pc sau bunt a ee | 2” 2” 195. Totanus Glareola |. Sowohl am Tarei-nor, als auch am östlichen Abhange des südlichsten Apfelgebirges traf ich diese Art an und zwar wiederum nur weibliche Vögel. In Bezug auf die Mauser zum Sommerkleide gilt von ihr dasselbe, was ich bei der vorigen Species schon erwähnte. Ich muss das auf dem Rücken schon recht verstossene Kleid jenes, am 4. Mai bei Kulussutajefsk erlegten, Weibchens für ein bereits abgenutztes Sommerhabit halten und darf behaupten, dass es in diesem auch noch den Süden Sibiriens verlässt, ehe die Wintermauser eintritt. Denn ein am 30. Juli bei Altansk erlegtes Weibchen besitzt ein soweit abgenutztes Sommerkleid, dass auf dem Rücken kaum noch Spuren der weissen, grossen, meistens dreieckigen Flecken zu bemerken sind, welche dem Vogel im Früh- linge zukommen. Jedoch kann ich auch bei diesem Vogel keine Mauser wahrnehmen. Damals aber waren die Familien dieser Wasserläufer-Art hier im Gebirge schon ge- schaart, sehr scheu und unruhig und ihr Fortzug stand nahe bevor. Die Maasse, welche ich an den beiden Weibchen nehme, ergeben nachstehende Tabelle: | W. W | | INEIR TIER SE nern Sl A SER Be rl Zorn Aa 110% | 26, Kane des zusammengelesten Flügels. . N. m NT I a MI Bes sSschwänzesunki tt. URN BE ZONE N RT Di | Bi „=. ıtdes'Schnabels, auf,der' First gemessen „2... 1. nature. un 17 144 112% 0 Ta de te TEN LANDE FARRERRTRARREN BE EHESTEN ARE ing“ aaız Bes dersMittelzehe ohne Naeh, 1. Au a ee ee ke > EdesıNagelsyanıder.Mittelaehe 7.2 a nn. en sl 27 2 42 330 Totanus ochropus. Actitis hypoleucos. Limosa cinerea. 196. Totanus ochropus L. Im Laufe des Sommers 1856 traf ich diese Art in Daurien ziemlich häufig, doch meistens nur in einzelnen Paaren, an. Vom Baikalsee und vom mittleren Amur ist sie mir nicht bekannt geworden, jedoch unterliegt es keinem Zweifel, dass sie über ganz Asien verbreitet ist. Pallas erwähnt sie für den nördlichen Theil, H. v. Mid- dendorff und H. L. v. Schrenck wiesen sie im Stanowoi und im Amurlande nach. Aus Japan lernten wir sie durch die Fauna japonica kennen und Hodgson fand sie in Nepal. 197. Actitis hypoleucos L. Ein am Baikalsee am 16. Juli erlegtes Männchen weicht in keiner Weise von europäischen Vögeln dieser Art ab. In der Mongolei erinnere ich mich nicht, , diese Species gesehen zu haben. 398. Limosa einerea Güldenst. Im südlichen Apfelgebirge, unweit der Grenzwacht Kirinsk, stiess ich Anfang August in den nahegelegenen Sümpfen auf einzelne Vögel dieser Art, welche das frische Winterkleid fertig angelegt hatten. Einem hier am 3. August erlegten Männchen fehlt im neuen Rückengefieder die im Sommerkleide stets so stark prononeirte schwarze Zeichnung, welche in der Regel in spitzer Keilform oder als länglicher, spitzer Schaft- fleck besonders die oberen Rückenfedern ziert und auf den hinteren, etwas verlängerten, obern Flügeldecken nicht selten so umfangreich wird, dass sie die graue Grundfarbe der Federn bis auf einen schmalen Rand verdrängt. im Winterkleide tritt auch hier das Schwarz nur in ganz geringer Andeutung als langgezogener, zum Grunde der Feder in Grau abbleichender Fleck an einzelnen Federn auf. Im Uebrigen aber ist das gesammte Gefieder der obern Körperseite bräunlich grau und hat, zumal auf dem Rücken und an den mittlern Flügeldecken, einen recht eclatanten Metallglanz. Bei ge- nauerer Ansicht der einzelnen Federn nimmt man wahr, dass ihre Schafte schwärzlich sind, was am wenigsten am Nacken und hinteren Halsgefieder statt hat. Auch die untere Körperseite zeigt bei diesem Vogel im Winterhabit eine vom Sommerkleide etwas abweichende Färbung. Das Weiss des Bauches und der Brust hat an Umfang, besonders nach oben hin, gewonnen und die feinen Strichelchen des seitlichen Brust- gefieders bis zum untern Halse zurückgedrängt. Desgleichen sehe ich auch die ge- sammte Kehle meines Exemplars rein weiss. Im Uebrigen aber stimmt das Exemplar aus dem südlichen Apfelgebirge ganz zu hochnordischen russischen, besitzt auch Limosa aegocephala. Machetes pugnaz. 331 die Aussenseite des Flügelbugs intensiv schwarz und steht in Bezug auf seine Kör- permaasse zunächst dem Exemplare vom Amur, welches durch Hrn. Dr. L. v. Schrenck !) gemessen wurde. 199. Limosa aegocephala L. Als am 12. Mai 1856 grosse Schaaren dieser Pfuhlschnepfe am Tarei-nor ein- trafen, waren die Vögel so scheu, dass ich mich ihnen auf Schussweite gar nicht nahen konnte. Ich beobachtete damals in einer Bande, deren Zahl wohl über hundert beitragen mochte, recht erhitzte Kämpfe einzelner Paare mit einander. Wahrscheinlich stritten damals schon die Männchen um den Besitz der Weibchen. Die Vögel zer- streuten sich dann bald, wurden aber im Sommer am Tarei-nor von mir nicht mehr be- merkt. Erst auf dem Herbstzuge berührten sie dieselbe Gegend und zwar in grosser Häufigkeit. Bei Altansk rotteten sich mit dem 30. Juli die Vögel sammt ihren noch nicht ganz ausgewachsenen Jungen zum Fortziehen. Sie lebten damals auch mit den Kiebitzen zusammen. So traf ich sie in grossen Banden am 31. Juli an den Ufern des Dshindagatai-Sees. Am 12. August stellten sie sich auf dem Durch- zuge am Tarei-nor ein. Die 3 mitgebrachten Vögel sind junge Thiere, zwei von ihnen noch nicht ganz erwachsen. Sie tragen das ziemlich eintönige Kleid, welches diesen Vögeln in der Jugend zukommt. Die grauschwärzlichen Rückenfedern besitzen rostgelbe, nicht sehr breite Ränder und die oberen kleinen Flügeldecken nehmen eine etwas mehr in’s Graue ziehende Farbe an. Der Hals ist matt rostgrau, die Kehle fast rein weiss und Brust und Bauch schmutzig grauweiss, hie und da oft im’s Rostgelbe ziehend. Obgleich im Amurlande noch nicht nachgewiesen, unterliegt es dennoch kaum einem Zweifel, dass dieser Vogel sich dort ebenfalls findet. Er wurde durch H. v. Middendorff ?) als Bewohner der Schantarinsel gefunden und lebt nach dem Zeugnisse Temminck’s und Schlegel’s?) nicht ‘selten in Japan. 200. Wachetes pugnax L. Im Frühlinge kam mir der Kampfhahn nirgends im südlichen Ostsibirien zu Gesichte und ich darf wohl behaupten, dass er auch am Tarei-nor zu dieser Zeit ganz fehlte. Dagegen ruheten grosse Schwärme im Herbst in den Niederungen des Ononflusses unweit des Dorfes Durulungui. Hier traf ich sie zuerst am 10. Au- 1) Reisen und Forschungen ete. l. c. p. 419. 2) Sib. Reise 1. c. p. 218. 3) Fauna japonica, Aves., p. 114. 332 Tringa Temmincki. Tringa minuta. gust und beobachtete Kettenzüge in Keilform am 22. August auf dem Zuge. Nicht selten vereinigen sich plötzlich die ziehenden Kampfhühner in verworren durch einander fliegende Haufen, trennen sich aber bald wieder und nehmen die meistens wellig geformte Kettenlinie an. 301. Trinza Temminckii Leisl. Die Ausbeute an Strandläufern, welche ich während meiner Reisen machte, ist nur eine sehr geringe, da ich niemals die Meeresküsten in Ostsibirien berührte. Die Ufer des Baikalsees sind aber im Sommer überhaupt ganz ausserordentlich arm an Wasservögeln, was darin seinen Grund hat, dass sie sich meistens in jähen Abstei- lungen erheben, nur ein schmales Geröllgestade bieten und fast gar keine flachen Buchten mit reichlich vertretenem Leben niederer Pflanzen- und Thierorganismen besitzen. An den Salzseen der Mongolei halten sich aber ebenfalls nur sehr wenige Strandläuferarten als Sommervögel auf und somit wird es begreiflich, dass ich aus dem Üentraltheile des südlichen Sibiriens überhaupt nur 4 Tringa- Arten kennen lernte. Diese sind: 7! Temminckiüi Leisl. T. minuta Leisl., T. subminuta Midd. und T. subarquata Güldst. Die am 16. Juli am Baikalsee erlegten 4 Vögel gehörten beiden Geschlechtern an und lebten in einer kleinen Bande von circa 20 Exemplaren. Das abgeblichene und recht verstossene Sommerkleid zeigt bei diesen Vögeln kaum mehr eine Spur der rost- rothen Farbe, welche in breiter Umrandung die Fahnen des Rückengefieders schmückt. Auch lässt sich an den in Rede stehenden Vögeln, trotz der schon sehr vorgeschrittenen Jahreszeit, keine Mauserspur zum Winterkleide finden. Zwei Weibchen, die Anfang und Mitte Mai 1856 am Tarei-nor erlegt wurden, tragen das ausgefärbte Sommer- kleid, in welchem sie von südrussischen Exemplaren gar nicht abweichen. Diese und die folgende Art erschienen zuerst am 1. und 2. Mai 1856 in kleinen Schwärmen am Tarei-nor und waren am öten dort recht häufig. Am mittlern Irkut sah ich die 3 ersten Exemplare von 7. Temminckü am 6. Mai 1859. Mit dem 30. Juli 1856 rotteten sich die Strandläufer bereits in den Umgebungen von Altansk. Am 31. Juli traf ich sie so geschaart am Dshindagatai-See. Am Tarei-nor lebten seit dem 5. August dergleichen Schaaren und der 2. September war der späteste Termin des Ver- weilens der Tringa-Arten am Tarei-nor. 20? Trinza minuta Leis. In den Sümpfen bei Kira (südöstliche Vorberge des Apfelgebirges) wurde diese Art am 3. und 5. August 1856 recht häufig angetroffen; sie lebte damals meistens schon gerottet, jedoch stiess ich auch noch auf isolirt lebende Vögel. Tringa subminuta. Pringa subarguata. Scolopax rusticola. Scolopax major. 333 203. Trinza subminuta Midd. Ein am 12. Mai 1856 am Tarei-nor erlegtes Männchen, welches im vollsten Hochzeitskleide prangt, muss ich dieser durch H. v. Middendorff ') von 7. minuta getrennten Art zuzählen. Die für die Selbstständigkeit dieser Art sprechenden Charaktere, welche hauptsächlich den Füssen entnommen sind, finde ich ganz genau so, wie sie H. v. Middendorff angiebt und wie dieselben durch H. L. v. Schrenck ?) bestätigt worden sind. An meinem Vogel messe ich: BangendessBarsusier... 1... RI: . 22 Mmtr. Unbefiederte Stelle des Schienbeins . . . 2... 1 „ Länge der mittlern Zehe mit Einschluss des Nagels . 24 ,„ „ des: Nagels an der mittlern Zee. . . ..2. 5: eudersSchnabels.un a: arbeit a art Auch am Tarei-nor kamen beide verwandte Arten vor. Durch das Auffinden der Tringa subminuta in der nördlichen Mongolei wird die Verbreitung derselben nach Westen hin sehr wesentlich erweitert; sie war bis dahin nur am Ochotskischen Meere, im Stanowoi-Gebirge und unterhalb der Sungari-Mündung gefunden worden. 201. Tringa subarquata Güldst. Am 31. Juli befand sich dieser Strandläufer noch in vollem Sommerkleide, wie mir das die am Dshindagatai-See erlegten Exemplare bewiesen. Ich stiess damals nur auf schon stark gerottete Banden. 205. Scolopax rusticola L. Am 28. Mai strich die Waldschnepfe nach Sonnenuntergang recht oft in den Wäldern, die zwischen den Bystraja-Bächen und der Wasserscheide der Zuflüsse zum S.-W.-Winkel des Baikalsees in weitem Zusammenhange gelegen sind. Im Bureja- Gebirge wurde sie am 28. August 1853 im mittlern Salbatsche-Thal aufgescheucht und am 4. September ziehend beobachtet. 206. Scolopax major J. Fr. Gml. Zu wiederholten Malen trieb ich zu Anfang September 1855 im Kaja-Thale bei Irkutsk die Doppelschnepfe auf. Ihr gerader Flug, bei welchem sie stumm bleibt, 1) Sib. Reise ]. c. p. 222. 2) Reisen und Forschungen ete. 1. ce. p. 424. 334 ' Scolopax solitaria. Scolopax (Spilura) stenura. charakterisirt sie zu gut, als dass man sich in der richtigen Deutung des Vogels täuschen könnte. Am 30. Juli 1856 traf ich ein Exemplar unweit der Grenzwacht Altansk am Aguzakan-Ufer an und am 31sten trieb ich sie wiederholentlich von den sumpfigen Ufern des Dshindagatai-Sees auf. Hier lebte sie mit Se. stenura Temm. zusammen. Schon am 20. April 1858 wurde sie aus den hohen dürren Gräsern, welche auf dem Amurufer unweit meiner Wohnung im Bureja-Gebirge hie und da standen, gescheucht. 207. Scolopax solitaria Hodgs. Im November 1857 hielt sich eine Schnepfe von der Grösse der $. major und von auffallend dunkler Körperfarbe im dichtesten Gebüsche eines Thales auf, welches un- weit meiner Wohnung im Bureja-Gebirge lag. Obschon ich diesen schönen Vogel nicht erlegen, sondern nur in der Nähe beobachten konnte, so glaube ich ihn doch für Se. solitarıa Hodgs. erklären zu können, zumal diese Art bereits von Hrn. v. Middendorff') als im Stanowoi winternd nachgewiesen worden ist. 208. Scolopax (Spilura) stenura Temm. Tab. XII, Fig. 1—3. Ich habe zwar nicht ermitteln können, wo Temminck diese Scolopax-Art beschrieben hat, finde sie jedoch in den Catalogen ?) meistens unter dieser Benennung aufgeführt. Dagegen giebt Bonaparte?) die Benennung Sp. Horsfieldi J. Gr. als ursprüngliche für diesen Vogel an und unter den 8 Synonymen, die er dabei aufzählt, finden wir zwar eine S. sienura Kuhl, aber keine solche von Temminck. Der Name dieses letzt- genannten Autors ist dagegen bei der 5. stenoptera eitirt. Den von Bonaparte gewählten Namen, 8. Horsfieldi, glaube ich aus dem Grunde verwerfen zu müssen, weil er sich zunächst auf eine vollständig verfehlte und in keiner Hinsicht dem Thiere entsprechende Abbildung in den Illustrations of Indian Zoology *) bezieht. Es scheint mir möglich, ja im vorliegenden Falle sogar höchst wahrschemlich, dass die Beschreibungen der &$. stenura Kuhl, S. stenura und stenoptera« Temm. und auch wohl Se. izdica Lichst. über- haupt fehlen und dass diese Namen sich vielleicht nur als vorläufige Bestimmungen und Etiquettennamen in den Museen finden. Wenigstens giebt mir die zur Hand liegende Literatur über die Scolopacinen durchaus kein Citat für einen oder den andern dieser Namen. Unsere 5 Exemplare nun, von denen vier im südlichen Apfelgebirge (unweit 1) Sib. Reise ]. c.. p. 223. 2) z. B. in dem Catalogue of the birds in the Museum Asiatie Society by Ed. Blyth, p. 272 und inGray’s the genera of birds. Vol. II. Scolopaeinae. 5) Comptes rendus de l’Academie des Sciences de France. Tom. XLII, 15—22 septb. 1856. 4) Ilustrations of Indian Zoology. Vol. I, tab. 54, fig. 1. In Secolopax (Spilura) stenura. 335 der Kirinskischen Grenzwacht) Anfang August und eines gegen Ende des Monats bei Kulussutajefsk erlegt wurden, repräsentiren jene schon von Naumann !) als auffallende Varietät der Bekassine besprochene Art, deren sonderbar gestaltete Schwanzfedern er bereits abbildet. Was das Hauptkennzeichen der $. stenura anbelangt, welches ohne Zweifel in den so sonderbaren, schmalen und steifen, seitlichen Schwanzfederchen zu suchen ist (man vergl. Taf. XIII, Fig. 3), so sehe ich dasselbe an allen 5 vor mir liegenden Exem- plaren in recht constanter Weise sich wiederholen. Diese Vögel sind nicht alle gleich- weit in ihrer Herbstmauser vorgeschritten und namentlich trägt einer derselben das alte Kleid, welches auf den Rücken und auf den Flügeln stark verbraucht und abgeblichen ist. Aber alle haben die Steuerfedern, mit Ausnahme der beiden mittelsten (bei zweien), erneut und ich zähle regelmässig 8 äussere, lineäre, steife Federchen, welche 10 eigentliche Schwanzfedern einschliessen. Diese letztern haben ganz die Beschaffenheit der ent- sprechenden 14 Steuerfedern der gemeinen Bekassine, nur reicht das Schwarz bei &. stenura höher zur Spitze hinauf und der seitliche rostbraune Fleck, welcher bei S. gal- Iinago am Rande der Aussenfahnen der mittlern Schwanzfedern im schwarzen Felde steht, fehlt bei $. sienura gänzlich. Die schmalen, seitlichen Schwanzfederchen aber besitzen die Innenfähnchen in schmutzig weisser, etwas gelblichgrauer Farbe und ebenso ist auch die Spitze der Aussenfahnen gefärbt. Der übrige Theil der Aussenfahnen und die Basis der Innenfahnen sind grau, doch steht etwa in der Mitte jeder Aussenfahne ein gelblicher heller Fleck. Die Schafte dieser Federn sind schwärzlich. Nur an einem Männchen, welches mir ein junges zu sein scheint, zähle ich nur 7 solcher seitlichen Nebensteuern. bemerke aber, dass an diesem Exemplar alle Schwanzfedern noch nicht ganz ausge- wachsen sind. Bei einer eingehenderen Vergleichung dieser Art mit $. gallinago, welcher sie auf den ersten Blick sehr ähnlich ist, finde ich doch manche recht wesentliche Differenzen, die ich, soweit sie den äussern Bau und die Färbung anbelangen, hier auseinandersetzen will. Zunächst geht bei $. stenura die deutliche Bänderung in Schwarz und Weiss von den Weichenfedern aus über alle unteren Flügeldecken, so dass hier weder die bei se. gallinogo nicht seltenen schwarzen Tropfllecken, noch die oft bedeutend umfangreichen weissen, irregulären Felder zu bemerken sind. Diese Bänderung der untern Flügelseite (man vergl. Taf. XIH, Fig. 2), welche auf den Weichenfedern in spitzwinkeligen Zickzackformen, die zu einander parallel ver- laufen, vorhanden, auf dem kleinen untern Flügelgefieder aber in Bogenformen ver- breitet ist, sehe ich bei Se. stenura sich so regelmässig wiederholen, dass sie mir als trefflicher Artcharakter erscheint. Ferner schwindet das weisse Bauchfeld, wie wir es 1) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Th. VII, p. 316 und 343. 336 | Scolopax (Spilura) stenura. bei der Bekassine zu sehen gewohnt sind, bei der indischen $. stenura bis auf ein Minimum, da sich bei diesem Vogel die trübe gelblichgraue Brustfarbe schon weiter ab- wärts, sowie auch über die seitlichen Leibesfedern (nicht über die Weichen) und in noch stärkerem Grade über das Abdominalkleid und die untern Schwanzdecken verbreitet. Es giebt sogar Individuen, und zwei meiner Suite sind solche, an denen die ganze untere Körperseite in schmutziger gelbgrauer Farbe getrübt ist. Ferner ist bei S. stenura die Aussenfahne der ersten Schwinge nicht weiss, wie das bei Sc. gallinago der Fall ist, sondern erscheint nur um Weniges heller, als die Innenfahne. In der Fleckung der untern Halsseite und der Brust mögen bei diesem Vogel wohl ganz ähnliche Variationen vorkommen, wie bei der gemeinen Bekassine, die sich darauf beschränken, dass bald die grauschwarzen Schaftflecken deutlicher, grösser und öfters am Halse vorkommen, auf den Brustfedern dann stumpfe Pfeilform annehmen, nicht selten auch rostfarbige Punktchen oder Basaltüpfchen besitzen, während dergleichen mehr oder weniger anderen Exem- plaren fehlt. Gleiches gilt auch von der Färbung und Zeichnung der oberen Körperseite, welche in allen wesentlichen Punkten mit derjenigen der gemeinen Bekassine überein- stimmt. Ob eine zwar geringfügige, indessen doch an allen mir vorliegenden Vögeln sich wiederholende Abweichung der Form des Oberschnabels (im Vergleiche zu derjenigen von $S. gallinago) sich als constant erweisen wird, können erst bedeutendere Materialien in späteren Zeiten erweisen. Die Oberschnäbel unserer Vögel sind nämlich vor der Spitze im nervendurchsetzten weichen Fühlertheile seitlich nicht erweitert und auch nicht so weich, wie bei S. gallinago, sondern es verläuft das vordere Drittheil des Oberschnabels in fast ganz gleichmässiger Breite und die Schnabelspitze selbst ist stumpfer zugerundet, als bei genannter Art. Ferner sehe ich auch den untern Rand des Löffelchens (an der Spitze) bei der indischen Species tiefer abwärts reichen, als bei der Bekassine. Fig. 1 unserer Tafel stellt einen alten Vogel in natürlicher Grösse dar. Ich lasse nun hier noch die Ausmessungen von vier meiner Vögel folgen, denen ich die an Sc. gallinago ermittelten zur Seite stelle: $. stenura. | S. gallinago, Tonllänge | Bone: \sıor | 83” | 9” | rar Länge des zusammengelegten Flügels. . . . | 47” HD a er Wan Aore | 4'10 des; Schwanzesui ar a LEN 2” ALIEN SLR MU. IR DATEN DES des Schnabels, auf der First gemessen . || 24” | a”ı" | 2’5” | ara” are) 2 „ des Tarsus RER | 172” | 1rayam | ray | 107g | 1raıyae | 17 gi „ der Mittelzehe ohne Nagel 1’2 une, ar | 17a a ar » des Nagels an der Mittelzehe . . . . | ja” 2 aa” | 3 3 3 „ der Hinterzehe ohne Nagel. . . . - | a ze ln a | SlARRE ea des Nagels an der Hinterzehe . | 1/2” 1'/a"” | 11/7” | 12jg” | 1er, | Dr | | Seolopax Gallinago. 337 Am frisch geschossenen Vogel waren die Füsse blaugrau, der Schnabel an der Basis röthlichgraublau. Die Füsse der S. sienura sind etwas gedrungener und dicker, als die der gemeinen Bekassine. Was nun die geographische Verbreitung dieser Art anbelangt, so erweitert sich unsere Kenntniss derselben durch das Auffinden dieser Schnepfe im Süden Sibiriens um ein Be- trächtliches. Bis jetzt war S. sienura nur vom südasiatischen Festlande und den an- liegenden Inseln bekannt, sie muss aber im Süden Sibiriens brüten. Jene Vögel, welche Anfang August im Norden des Kenteiknotens erlegt wurden, waren bereits auf dem Herbstzuge. Hier nun, sowohl bei Altausk, wie auch besonders unweit Kirinsk, lebte S. stenura recht häufig in den Sümpfen, lag sehr fest, hob sich nur niedrig, flog gerade oder in ganz gedrücktem Bogen und war stumm. Die ausserordentliche Fettigkeit der ot Herbste mag wohl dazu beigetragen haben, dass sie jetzt so träge waren. Sonderbakerweise erlegte ich um diese Zeit in diesen bewaldeten Gebirgsgegenden nur diese Art ind stiess auf keine einzige Bekassine. Dagegen erlegte ich am Tarei-nor Ende August ‘gewiss einige Hundert Bekassinen und fand unter ihnen nur eine Se. stenura. Es scheint also, wenigstens zur Zeit des Zuges, ein gewisses gegenseitiges Aus- schliessen beider Schnepfenarten stattzufinden. 209. Scolopax Gallinago L. Bei den Mongolen: Irbildshen; bei den Burjäten im mittlern Irkut-Thale: Charaldshen. Diese Schnepfe war am Tarei-nor während der Zugzeit die häufigste und ich er- legte im Herbste mehrere Hundert derselben. Dabei machte ich die Erfahrung, dass auf etwa 40—50 Exemplare der gemeinen Bekassine hier in der Mongolei nur 1, höchstens 2 S. sienura kommen, wohingegen diese letztere ein prädominirender Vogel der Sümpfe im südlichen Apfelgebirge ist. An den vom Tarei-nor mitgebrachten Bekassinen erscheinen die hellen, gelblichweissen Umrandungen der verlängerten Ellen- bogenfedern sehr breit. Es sind dies Vögel im irischen Frühlingskleide, bei denen denn auch die schmalen, mondförmigen Zeichnungen sammt der irregulären Bänderung in rostbrauner Farbe auf dem schwarzen Rückengefieder stärker ausgebildet sind, als das ‘gewöhnlich bei europäischen Exemplaren der Fall zu sein pflegt. Im Uebrigen stimmen meine Vögel ganz zur Bekassine Europa’s. Die Maasse stellte ich bereits vergleichungs- weise denen von Se. stenura zur Seite. Die Bekassine stellte sich am 22. April 1856 am Tarei-nor ein, am 24sten Abends traf ich einzelne Pärchen an den Rändern einiger Süsswasserlachen an. Vor- nehmlich kamen die Züge aber erst am 1—2. Mai zum Tarei-nor. Am 3. Mai strichen sie Abends gegen Westen. Im Herbste desselben Jahres fielen die Bekassinen am 12. Augus: in ungeheurer Menge zu den Ufern der Süsswasserlachen bei Kulus- 43 e" BB, ©: 338 Scolopax Gallinula. Numenius australis. sutajefsk ein. Diese Lachen waren im Laufe des Sommers von den zahlreichen Heerden, die zur Tränke kamen, dermaassen durchtreten worden, dass sie den Scopolaz- Arten so recht behagten. Je nach dem Wetter waren die Bekassinen bald ruhiger, bald sehr scheu; das letztere fand bei günstigem, klarem und stillem Wetter statt, dagegen lagen sie bei N.-Sturm und Schneehimmel ganz fest. Am 22. August hatte sich ihr Zug noch gar nicht vermindert. Am 4. September erlegte ich in Zeit einer Stunde ohne Beihülfe eines Hundes 17 Stück. Am 7. September wurden die Be- kassinen seltener, am Sten traf ich nur’ vereinzelte an und am 17. September waren sie alle fortgezogen. Am llten Abends !) beobachtete ich am Tarei-nor einen zum Fortzuge aufbrechenden Bekassinenschwarm. Derselbe sammelte sich in wenigen Mi- nuten nach Sonnenuntergang auf den Ruf dreier Vögel, welche unweit von meinem Lagerplatze mit heftigem Schnarren aufstiegen, zuerst einen grossen Bogen nach N.-W. machten und, nachdem sich aus allen Richtungen Bekassinen mit ebenfalls lautem Rufe angeschlossen hatten, in einer Bande von circa 50 Vögeln nach Süden flogen. In dem östlichen Sajan traf ich erst am 8. Mai einige Bekassinen in der Tunka-Ebene an. Seit dem 1öten trieben hier die Männchen das vielfach besprochene, sonderbare Treiben zur Begattungszeit. Am 17ten sah man dieses Treiben und hörte das Meckern auch um Mittagszeit. Im Bureja-Gebirge sah ich die Bekassine ebenfalls recht spät im Frühlinge zum ersten Male, nämlich am 4. Mai 1858. Sie brütet auch hier; am 9ten vernahm ich das Meckern. Am 1. August 1855 wurden mehrere Bekassinen aus dem hohen Grase des nördlichen Angara-Deltas aufgetrieben. 210. Scolopax Gallinula L. Unverkennbar durch ihr Aufsteigen und die vielzackige, niedrige Fluglinie, fiel mir die kleine Sumpfschnepfe am 16. Juni 1859 auf, als wir im Sajanischen Hochgebirge die alpinen Moostundern am Iltschir-See durchwanderten. Ich habe sie anderweitig im Süden Sibiriens nicht angetroffen, jedoch ist ihr Vorkommen im Hochnorden durch Pallas?) und Herrn v. Middendorff ?) erwiesen. 211. Numenius australis Gould. Nach jener durch Herrn Akademiker L. v. Schrenck*) ausgeführten Ver- gleichung der drei nahe verwandten Numenius-Arten (N. arquata L., N. longirostris Wils. 1) Vergleiche meine Reiseberichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, p. 445. 2) Zoogr. ross.-ast. 1. c. p. 176. 3) Sib. Reise l. c. p. 224, 4) Reisen und Forschungen etc. l. c. p. 426 et segt. ” Numentus australis. 339 und N. australis Gould) bin ich der Mühe überhoben, hier nochmals auf die unter- scheidenden Merkmale unseres Vogels einzugehen und gebe nur einige Ergänzungen zu den Mittheilungen des Hrn. Dr. L. v. Schrenck. Am 7. Juni schoss ich 4 alte Vögel des Num. australis unweit der Kumara-Mündung. Sie lebten auf den flach auslaufenden, theils aus Geröllen, theils aus Sand gebildeten flachen Spitzen der Inseln, welche bei niedrigem Wasserstande trocken gelegt werden. Es konnte damals nur ein altes Männchen präparirt werden. Dasselbe besitzt besonders am Halse und an den Brustseiten, so wie auch im oberen Rückengefieder recht viel Rostroth, welche Farbe sich jedoch in irregulärer Vertheilung in dem sehr vertragenen Gefieder findet. Am wenigsten betheiligen sich daran die oberen und unteren Flügeldecken. Das in Schwarz, Grau und Rostroth gefleckte Gefieder des Bürzels und die oberen Schwanzdecken lassen ein Vorwalten der matt schwarzen Farbe in den breiten Längsflecken der Bür- zelfedern, wie auch in den Querbinden der obern Schwanzdecken wahrnehmen. Bei diesen Binden, deren bis 8 auf den einzelnen Federn stehen, steigt das Schwarz dem Schafte entlang zur Basis der Feder an, so dass in Folge des dadurch gebildeten Dreiecks die Binden sich berühren. Gerade in entgegengesetzter Richtung sind die ebenfalls schwarzen Binden der Steuerfedern dem Schafte entlang zur Spitze vor- tretend erweitert und sind hier die Umgrenzungen jeder Binde bogig gebildet. In Bezug auf die Schnabellängen hat Hr. Dr. L. v. Schrenck (l. c. p. 428) bereits auf die grossen Differenzen aufmerksam gemacht, welche bei den Numenius-Arten über- haupt und bei den 3 in Rede stehenden Species gerade in sehr auffallender Weise vorkommen. An memem männlichen Vogel ist der Schnabel bedeutend kleiner, als bei den alten Vögeln, welche Hrn. Dr. L. v. Schrenck aus Sibirien vorlagen, denn er hält die Maasse ein, welche Gould an australischen Exemplaren ermittelte, nämlich 5” 7” franz. (gerade gemessen). Die anderen Körpermaasse, welche ich an meinem Vogel nehme, ergeben nachstehende Verhältnisse: AEatalleng etae2 9-1 RAR ERLEBT ERU Re Ash ZUG Länge des zusammengelegten Flügels. . . . .. 11” NOHRGERUSICHWANZER!T Po ce Porter BR en Le RANG FENHGERIKDATRURT 200%. MER Höhe (des Schnabels an der Stein . 2 2 2.2.2... 612” Breite des Schnabels ebendaselbst . . . . 2. .5” Länge der Mittelzehe ohne Nagel . . . 2... 1781” ». des Nagels an der Mittelzehe . . . . . .. 3.” „. der Hinterzehe ohne Nagel . . . . . ... 6” „ des Nagels an der Hinterzehe . . . ... . 21/2” Seitdem wir die Kumara-Mündung passirt hatten und nun in das sich mehr und mehr erweiternde Thal des Amur kamen, wo die Inseln mit flachen Ufern häufiger wurden, traf ich diese Art recht oft an. Die von mir gesehenen Vögel bereiteten sich * “ * 340 Numenius Phaeopus. trotz der schon so vorgeschrittenen Jahreszeit (Mitte Juni) nicht zum Brüten vor; sie lebten gesellschaftlich, am liebsten auf den freien Inselspitzen, die bei hohem Wasser überfluthet werden. Nicht selten sah man sie damals auch in der bekannten, keilföürmigen Anordnung fliegen. Am 10. April 1858 beobachtete ich dieselbe Art in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges. Auch die im Frühlinge und Herbste am Tarei-nor recht zahlreich erscheinenden Brachvögel muss ich dieser Species zuzählen, da der bei N. arguata bei dem Auffliegen des Vogels so augenfällige weisse Bürzel von mir nicht bemerkt wurde. Hier erschienen sie zuerst am 19. April 1856, waren am 25sten recht häufig und zogen am 29sten noch nach Norden durch. Schon am 26. Juni traf ich die Brachvögel schaarenweise zwischen Kulussutajefsk und der neuen Festung Tschin- dantsk an, jedoch waren dieselben so ausserordentlich scheu, dass man sich ihnen sogar nicht auf Büchsenschussweite nahen konnte. Am 22. August sah man sie nach Süden ziehen. ; 212. Numenius Phaeopus L. Bei den Burjäten am mittlern Irkut: Otoguldshin, d. h. der Lange. Nur aus den westlichen Gegenden meines Reisegebietes, vom mittlern Irkut, brachte ich diesen Brachvogel in einem männlichen Individuum mit. Am 30. April 1859 trafen die ersten Exemplare ein. Er ist dort recht selten. Unser Vogel stimmt auf das Ge- nauste mit südeuropäischen überein. Die an ihm genoinmenen Maasse ergeben nach- stehende Verhältnisse: Totallänge LINEARE 16" 4' Länge des zusammengelegten Flügels. . . . . .. 88” „ des Schwanzes B 310" „ des Schnabels, gerade gemessen von der Stimm 3 Höhe des Schnabels, an der Stirn gemessen . . . 6” Breite desselben ebendaselbst 5 LänpegdesiWarsus u... 0. Bed „ der Mittelzehe ohne Nagel 1237" „ des Nagels an der Mittelzehe . 3” „... der Hinterzehe\ohne. Nagel Se... .2.,.,5£7 » des Nagels an der Hinterzehe 2 Obgleich Numenius Phaeopus von keinem der neuern Reisenden in Ostsibirien ge- funden wurde, dürfen wir ihn nach dem letzten Auffinden desselben durch mich doch nicht als eine neue Acquisition für die Ornis dieser Länder betrachten, da schon Pallas !) ihn nach dem Zeugnisse Gmelin’s des Aeltern als in Transbaikalien 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 169. . r . Ä a ® Ibis (Geronticus) Nippon. 341 lebend aufführt. Durch Hodgson wurde er auch in Nepal entdeckt, wie aus der List of the specimens of birds in the collection of the British Museum P. III, p. 94 hervorgeht. 213. Ibis (Geronticus) Nippon Temn. Bei den Birar-Tungusen: Urgun. Am 5. April 1858 sah ich diesen seltenen, schönen Vogel zum ersten Male in drei Exemplaren an einem jener kleinen Seen, welche unweit des Chaltanpostens (jetzt Kasatkena) in der Prärie gelegen sind und deren Ufer hohe Carexhumpen besitzen. Die Versuche, den Vögeln auf Schussweite nahe zu kommen, missglückten; zwei Tage ver- suchte ich es gemeinschaftlich mit dem Chef des Postens (dem Fürsten tungusischer Ab- kunft Gantimur), den Ibissen nahe zu kommen, jedoch flüchteten sie, wenn wir sie noch gar nicht zu Gesichte bekommen hatten, vom Ufer des Sees auf einen trockenen Weiden- stamm und verliessen auch diesen, sobald sie sahen, dass wir uns naheten. Die schöne Lachsfarbe der Flügel und des Schwanzes wurde namentlich während des Fluges der Vögel sichtbar. Das Akademische Museum erhielt aber durch Herrn Maack einen jungen Vogel dieser Art, den der Reisende am Ussuri im Jahre 1859 schoss. Anknüpfend an die Beschreibungen, welche in der Fauna japonica ') und in den Planches coloriees ?) durch Temminck und Schlegel gegeben wurden, mache ich nachstehende Zusätze über den jungen Vogel, welchen ich vor mir habe. Der schwarze, kräftige Schnabel wird an der platten Spitze hellbraun. Die jeder- seits neben der erhöhten Firstleiste verlaufende Rinne zieht sich bis zur Oberschnabel- spitze. Die Firstleiste erweitert sich recht sichtlich an der Stirn, wird vor den kleinen, flach liegenden, etwas schräge nach vorne gestellten Nasenlöchern etwas schmäler.. und verläuft dann in gleichmässiger Breite bis zur spitz gerundeten Schnabelspitze. Ueber die Stärke des Schnabels giebt die nachstehende Tabelle den nöthigen Ausweis. Auf der nackten, bei dem jungen Vogel gelblichrothen, Kopfhaut tritt eine ganz kleine Befiederung in der Medianlinie des Kopfes bis zu derjenigen Stelle auf, wo eine von den innern Augenwinkeln gezogen gedachte Linie die Medianlinie schneiden würde. Erst auf dem Scheitel wird das Gefieder grösser und zieht sich in einer vom Auge des Vogels überall gleich weit entfernten Bogenlinie bis an den hintern Ohrrand. Hierin weicht unser Vogel nicht allen von der Abbildung des alten Vogels, sondern auch von der des jungen ab und die Befiederung oberhalb der Ohrgegend scheint sich mit zunehmendem Alter etwas weiter nach vorne zu verbreiten, wie das namentlich auch die Tafel LXXI der Fauna japonica darstellt. Bei meinem jungen Vogel bildet 1) Fauna japoniea 1. c. p. 117, Tab. LXXI. 2) Nouveau recueil de planches coloriees. Vol. V, Tab. 551. “er | y © 342 Ibis (Gerontieus) Nippon. die unbefiederte Haut eine scharfwinkelig umgrenzte Ecke unter dem hintern Ohrrande. Von hier an zieht sich das Gefieder in geradliniger Begrenzung über die Unterkieferäste fort bis zur Mitte der zwischen beiden Unterschnabelarmen befindlichen gelben Haut. Das gesammte Gefieder des jungen Vogels besitzt eine schmutzig graue, in’s Gelbliche ziehende Farbe, die am Halse und Kopfe, so wie auf dem Rücken intensiv ist, dagegen auf der gesammten untern Körperseite und besonders an den untern Schwanzdecken und Schenkeln fast rein weiss wird. Die auch im Jugendkleide vorhandenen, schon stark verlängerten Schopffedern sind ebenfalls schmutzig grau, besitzen schwarzbräunliche Schafte und zeigen mehrere theils halb, theils ganz durchgehende sehr schmale Querbinden. Bei genauerer Ansicht des kleinen Gefieders bemerkt man, dass es auf dem Rücken, wie auch an der Brust und auf dem Bauche durchweg eine hellere, rein weisse Basis und weisse Schafte besitzt; dagegen sind die meisten oberen Flügeldecken, besonders die längern, sammt den verlängerten Öberarmfedern und allen Schwingen an ihrem Grundtheile schon lebhaft lachsfarben gefärbt und die Schafte dieser Federn besitzen dieselbe Farbe in noch lebhafterem Tone. Bei angelegtem Gefieder bemerkt man, von oben sehend, dieselbe nur auf einem Theile der Primärschwingen und auf den dem Flügelbug zunächst stehenden Federn; das Uebrige erscheint grau. Von den Primärschwingen sind die l1ste und 2te in ihrer vorderen Hälfte fast ganz grauschwarz, welche Farbe in immer mehr abnehmendem Grade sich auch über den Spitzentheil der 3—6ten Schwinge verbreitet und hier schon mehr als grauer Anflug im hellen Lachsroth steht. Desgleichen betheiligen sich auch die Spitzen der Flügelbugfedern etwas an dieser schwärzlichen Farbe. Der 12federige Schwanz besitzt eine kaum gerundete Endcontur, ist ebenfalls von der lachsrothen Basis zur Spitze all- mählich in Weissgrau übergehend gefärbt, wobei die Schafte genau dieselben Farben zeigen, wie die umstehenden Fahnentheile. Die Farbe der kräftigen, niedrigen Füsse ist in der Jugend des Vogels ein schmutziges Gelbbraun. Ueber die Art der Heftung, welche der Basis der Zehen zukommt, haben Temminck und Schlegel in der Fauna japonica bereits ausführlich berichtet; wir geben daher hier nur noch die Maasse unseres Vogels: EIOTATTAT EN SE Ve NEN Ta a Wi EN RNE e ean 7e 20 Länge des zusammengelegten Flügels . . . » 2.2.2... 2153" „ des Schwanzes . . eh: a „ des Schnabels, auf des First gemessen (gerade) Sr „ der Mundspalte (gerade) Has Höhe des Schnabels, von der Stirn abwärts gemessen 1 Breite des Schnabels an den Mundwinken . . . .... 7" Länge des Tarsıs . . .... . 2’ 11’ „ der Mittelzehe ohne Nagel a u: desuNaselssan der. Mittelzehen 2» an. . a nn lent Muuudersthnterzehen.! ©: Tuer ee ae ee ee adesuNapelssan der) Hinterzeen. eu cne.. 0. 2, Dee ei x u iR .* Ardea cinerea. 343 Nach der Aussage der Birar-Tungusen soll dieser Ibis einen Ruf hören lassen, welcher durch die Sylben Khang, Khang sich am Besten wiedergeben lässt. Die Scha- manen opfern die Haut dieses Vogels den bösen Geistern. 214. Ardea ecinerea L. Während meiner Rundreise um den Baikalsee im Sommer 1855 habe ich nur einmal diesen Reiher zu Gesichte bekommen, nämlich am 11. August in den Sümpfen, welche im Delta der Sasnowka gelegen. An dem Schakscha-See (am Westufer des Apfel- gebirges vor der Passage nach Transbaikalien), den Pallas!) als den Hauptaufent- haltsort für die grauen Reiher erwähnt, sah ich deren keine. Die beiden alten M., welche ich mitbrachte, wurden in Daurien erlegt und weichen in keiner Hinsicht von den alten Vögeln Europa’s ab. An den Bächen und Flüssen der Daurischen Hoch- steppen war der graue Reiher ein recht häufiger Vogel. Er brütet auch in bedeu- tender Anzahl gesellschaftlich bei einander auf den öden Aral-Inseln, die im fast ganz ausgetrockneten Becken des Barün-Tarei liegen ?). Hier machten sich die 3° hohen, frei auf der Erde stehenden Nester in Buschform schon in weiter Ferne kenntlich. Die jenen Inseln zunächst wachsende Vegetation bietet aber gar kein Material für den Nestbau der Reiher, da sie vollkommen busch- und baumlos ist. Erst am Uldsaflüsschen, welches in gerader Linie wohl 12—15 Werst entfernt liegen mag, wachsen hie und da Weiden- arten und nordwärts müssen die Vögel 30—40 Werst fliegen, ehe sie in die be- strauchten Gebiete des Ononthales kommen und das Material für ihren Nestbau finden. Am 17. April 1856 fand ich das erste Reiherei, am 21sten ein zweites. Ein Gelege von 4 Eiern, welches am 1. Mai gefunden wurde, war noch unbebrütet. In grosser Häufigkeit traf ich den Fischreiher auch am Argunj und am Amur. Wo diese Ströme gebirgige Ufer haben, war er seltener, lebte aber z. B. auf den Inseln östlich vom Bureja-Gebirge geschaart. In den Hochsteppen Dauriens erschien er 1856 sehr zeitig, nämlich in der Nacht vom 26—27. März; am 4. April trafen hier die Haupt- züge ein. Er verlässt diese Gebiete Anfang September, denn am 30. August wurde er noch häufig im Onon-Thale bemerkt. Einige Vögel verspäten den Zug bedeutend, solche leben dann einzeln; ich sah mehrere noch am 26. September 1856 ebenfalls im mittlern Ononthale. Auffallend spät bemerkte ich den Fischreiher erst in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges im Frühlinge 1858, nämlich am 23. April und sah am 27sten sehr viele unweit des Paschkowa-Postens. Es ist möglich, dass diese Beobachtung nicht für die wahre Ankunftszeit der Reiher am mittlern Amur 1) Zoogr. ross.-ast. I, p. 117. j 2) Vergl. meine Reiseberichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, p. 419. ef 344 Ardea (Herodias) alba. Ardea (Butorides) virescens. Ardea (Ardeola) cinnamomea. gilt und die Vögel gerade nur an diesen Tagen von mir gesehen wurden, während sie früher anderweitig fischten. Es lieben ja bekanntlich die Reiher gewisse Lokalitäten, an die sie sich gewöhnt, vornehmlich und verlassen sie erst dann, wenn sie zu oft ge- stört wurden. 215. Ardea (Herodias) alba L. EN Bei den Birar-Tungusen: Kaudene, nach dem Rufe: kau, kau. Der weisse Reiher kommt westwärts im Quellenlande des Amur noch in den weit- gedehntön Rohrniederungen des mittlern Argunj vor, wo ich ihn bei der Grenzwacht Kailassüutui im Juni 1856 ab und zu bemerkte, aber nicht zu Schusse kommen konnte. Am 7ten und am 28. April‘ sah ich ihn auch in den Ebenen am untern Udirflusse gleich oberhalb des Bureja-Gebirges. Die Birar-Tungusen, welche am U-Flüsschen postirt sind, wussten mir ferner anzugeben, dass dieser unverkennbare Vogel alljährlich auf der Höhe des U-Thales auf einem Baume brüte. 216. Ardea (Butorides) virescens L. Vart. scapularis Dlig. Nach den so umfangreichen Untersuchungen, welche Herr Dr. L. v. Schrenck über diese Reiher-Art in seinem Reisewerke mitgetheilt hat ?), bleibt mir nichts über dieselbe zu sagen übrig. Ich kann ihr Vorkommen nicht weit unterhalb der Dseja-Mündung be- stätigen; am 15. Juni 1857 sah ich. sie dort zum ersten Male; häufig, jedoch immer nur. einzeln lebend, traf ich diesen Reiher namentlich auf der Strecke vom Südende “des Bureja-Gebirges bis zum Ussuri an. Die Haltung bei dem Sitzen auf oft nur dünnen Zweigen erinnert sehr an Ard. nycticoraz. 217. Ardea (Ardeola) cinnamomea (ml. Im obern Ditschun-Thale traf ich (leider damals unbewafinet) im Juli 1858 einen alten Vogel dieser kleinen Reiher-Art an. Er sass an einer schattigen Bucht des Ditschunflüsschens, in welche viel Treibholz durch die Frühlingswasser angeschwemmt worden war und hatte seinen Platz auf einem dicken Stamm eingenommen. In den ersten Tagen des Septembers 1857 lebte ein junger Vogel unweit meiner Wohnung auf dem schmalen Geröllufer des Stromes und bei unsern Excursionen in die gegenüber liegende 1) Reisen und Forschungen 1. ec. p. 437—447. Ardea (Botaurus) stellaris. Ciconia nigra. Platalea leucorodius. 345 Salbatsche-Ebene scheuchten wir am 20. August aus einem Sumpfe einen zweiten alten Vogel auf, dessen einfarbig rostrothe obere Körperseite sehr auffiel. 18. Ardea (Botaurus) stellaris L. Am 2. Mai 1856 erlegte ich ein Weibchen in den Sümpfen bei Kulussutajefsk. Ein 2ter Vogel wurde mir am 5. Mai 1857 in Tschita gebracht und als eine bei den Russen, wie auch bei den Burjäten und Tungusen unbekannte ornithologische Rarität bezeichnet. Beide Vögel stimmen in jeder Hinsicht ganz zu europäischen Exemplaren. *19. Ciconia nigra L. Westwärts in meinem Reisegebiete sah ich den schwarzen Storch zum letzten Male bei Narasün in einer Höhe von circa 2000’ engl. über dem Meere. Am obern Amur und an der untern Schilka, wo die Ufer gebirgig und gut bewaldet sind, waren die schwarzen Störche recht gemein, dagegen sah ich auf der Strecke vom Bureja-Gebirge bis zum Ussuri, wo in den gleichförmigen Ebenen zusammenhängender Waldbestand gänzlich fehlt, gar keine. Auf dem Durchzuge berührten 3 dieser Vögel den Tarei-nor, und ruheten dort am 4. Mai 1856. Im Bureja-Gebirge, wo die Art selten ist, sah ich sie zuerst am 27. April 1858. 220. Platalea leucorodius L. Bei den Mongolen: Galdjendjen. Pallas ') Bemerkung, es komme der Löftelreiher alljährlich an den Seen unweit der Selenga und des Argunj vor, kann ich sowohl nach Erkundigungen, als auch nach eigenen Erfahrungen vollkommen bestätigen. Am 17. April 1856 wurde ein alter Löffelreiher an dem Onon-Borsa-Bache geschossen; es mag diese Zeit zugleich wohl die des Ein- treffens dieser Art hier sein. Am mittlern Amur sah ich während der Reise von der Mündung des Ussuri stromaufwärts zweimal Ende Juli oberhalb der Sungari-Mündung Banden von 8—10 Löffelreihern, die an geschützten Stellen der Inselufer im flachen Wasser standen und das bekannte Sicheln mit den Schnäbeln vollführten. Zwei gleich- falls recht alte Vögel brachte H. Rotscheff neuerdings vom oberen Ussurilaufe mit und übergab sie dem Museum der Kaiserl. Akademie. Dieselben geben mir Veranlassung, 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 162. 44 346 Platalea leucorodius. einige Bemerkungen über die in der Fauna japonica !) als ‚Platalea major und Pl. minor aufgeführten Löffelreiher- Arten Japan’s zu machen. Unsere beiden alten Vögel, deren Maasse nachstehend folgen, repräsentiren genau die typische Pl. leucorodius Europa’s, nur treten die seitlichen Halsbefiederungen bei dem einen Vogel ungleich näher gegen einander, als bei dem andern. In Folge dessen bleibt denn auch das zwischen den Federn liegende nackte Hautfeld der Kehle an einem unserer Vögel schmäler, während es an dem andern die normale Breite einnimmt. Diese stärkere, auf die nackte Kehlhaut vortretende Be- fiederung macht sich gleich an der Basis des Unterschnabels kenntlich, da diese bei dem einen Vogel nach innen hin recht viele kurze Federchen besitzt, während sie bei dem andern nackt bleibt. Beschaut man nun das nackte Kehlfeld abwärts, so findet man bei dem, der Pl. major näher stehenden, Vogel weder eine scharfe spitzwinkelige Um- randung am Ende der nackten Haut, noch eine gerundete concave, wie sie Pl. leucorodia haben soll, vielmehr stehen in jenem Winkel so viele isolirte oder gruppenweise ge- stellte Federchen, dass hier von einer scharfen Umgrenzung überhaupt nicht die Rede sein kann. Bei jungen Exemplaren des europäischen Löffelreihers endlich ist der Winkel, den die nackte Kehlhaut im Gefieder bildet, wie es scheint, stets ein spitzer, wenigstens sieht man dergleichen deutlich an mehreren jungen Vögeln der akademischen Sammlung. Bedenkt man nun, dass in Folge der Schnabeloberfläche und seiner Farbe, ferner auch der schwarzgespitzten Primärschwingen und des schopflosen Nackens der in der Fauna japonica als Plat, major beschriebene Vogel sehr grosse Aehnlichkeit mit der jungen Pl. leucorodius L. besitzt, dass ferner der geringe Längenunterschied von 3 Linien für den Tarsus der erstern Art beansprucht wird, welches Maass jedoch nur an einem Exemplare ermittelt werden konnte, und zieht man endlich noch in Erwägung, dass die Schnabellänge des europäischen Löffelreihers bisweilen sich bis zu 8” franz. steigert, so wird man wohl die Zweifel gerecht finden, die ich gegen die artliche Selbstständigkeit des japanischen Vogels erhebe. Es bliebe somit diesem Vogel nur die freilich etwas stark augenfällige Schnabellänge eigen, da im Uebrigen die Hinneigung zur Pl. Teu- corodius L. nachgewiesen wurde. In Bezug aber auf die Schnabelform und besonders auf die Umrandung des vordern Schnabelendes varürt der Löffelreiher nicht unbe- deutend. Es erweitert sich nicht selten mit zunehmendem Alter vorne der Schnabel seitwärts mehr als gewöhnlich und wird in diesem Falle dann stumpfer gerundet. Das sieht man denn auch an den beiden recht alten Vögeln vom oberen Ussuri, deren obere Schnabelfläche im Uebrigen ganz ebenso gebildet und gefärbt ist, wie wir sie an alten europäischen Vögeln sehen. In allen anderen Stücken stimmen diese Vögel vollkommen zu Pl. leucorodius L. und besitzen auch das helle rostige Gelb am untern Halse. Die Maasse, welche ich an diesen beiden Exemplaren nehme und denen ich die eines europäischen Vogels zur Seite stelle, sind folgende: 1) Fauna japonica, Aves., p. 119 et segt. Tab. LXXV et LXXVI. Phoenicopterus roseus. 347 Ussuri, Süd-Europa. LOB BETZ a ame a is Gl N RE EEE 301/a” 291/a” 39” 10” Hänge des zusammengelegsten Flügels © - - . . 2 2 2 2 2.2. 14" 8” 1878 10: 147 „ des Schwanzes EENE ML.“ Au: 5” a 17 Sl „ des Schnabels, von der Stirn zur Spitze gemessen . .». 2... Bu“ ls 7.421054 Breite des Schnabels am hintern Rande der Nasenlöcher . . . .. 15147 SP wo Schmalste Stelle des Oberschnabels » ) . 22 22 2 nn 0 8 8l/a'” Bi Breiteste Stelle der Spitze des Oberschnabels . » . 2 2 2 20. 17,41" 2” 143% Länge des Tarsus . ER er Lee ba Das 5 BuderntielzehesonuenNapeleı ma alu. te 29%, 3” 2” 10” Ri dESUNgEEISTUNLdEr NILEIZENeR: ee, 5” 5” Ki den Biktterzene (one Nageh PAIR ) Be Mes Nase. ander’ Eiihtergenelun td ana er 5” 5" 5% Was die Pl. minor anbelangt, so mache ich hier nur auf den Widerspruch auf- merksam, welchen der Text und die Abbildung darbieten; im erstern heisst es unter anderem: partie emplumee des joues ne s’avangant que jusque sous le bord posterieur de l’oeil, etc. Die Abbildung der Tafel LXXVI zeigt die Befiederung der Wange in- dessen weiter nach vorne verbreitet, so dass durch sie im obern vordern Winkel sogar noch die Mitte des Auges überschritten wird. Da nunmehr der Löffelreiher aus dem ganzen südlichen Theile Sibiriens, mit Ausnahme der centralsten, gerade am höch- sten gelegenen Gebiete, welche das Quellland des Jenisei in sich schliessen, nach- gewiesen ist, ferner nach der List of the specimens of birds in the collection of the British Museum (P. III, p. 86) seine Existenz auch in Indien bekundet wird, so darf man ihn wohl als das gesammte warme und gemässigte Asien bewohnend be- trachten, denn im südwestlichen Asien und dem daran grenzenden südöstlichen Europa ist Platalea gerade am gemeinsten. 221. Phoenicopterus roseus Pal. Anfang der fünfziger Jahre verflog sich ein Flamingo zum Baikalsee und wurde unweit der Angara-Mündung (untere) geschossen. Das Skelett dieses Vogels wird im Lokale der Zweigabtheilung der Geographischen Gesellschaft in Irkutsk bewahrt. 348 Oygnus musicus. VI. NATATORES, 222. Cysnus musicus Bechst. Den Singschwan traf ich fast ebenso häufig als Cygn. Bewickii in den Dauri- schen Hochsteppen an, wo er besonders am mittlern Onon und am obern Argunj, bei Abagaitui und Kailassutui im Frühlinge so gemein ist, dass man ihn mit Erfolg der Schwanendaunen wegen, .die auf der Haut der Brust sitzen, jagt und oft Kosaken antrifft, die im Verlaufe des April-Monats 15—20 Schwäne erlegt haben. Das am 15. April 1856 erlegte alte Männchen besitzt viel lebhaftes Rostgelb im Gefieder der Kopfplatte, von welcher Farbe indessen die Stirnbefiederung, fast ganz ausgeschlossen bleibt. In weit geringerem Grade verräth sich dieselbe Färbung an den Rändern der Bauchfedern, so wie an den seitlichen und untern Kopftheilen. In Farbe und Zeichnung des Schnabels entspricht unser Vogel genau dem Cyn. musicus Europa’s. Am Tarei-nor trafen die ersten Schwäne in der Nacht vom 26—27. März 1856 ein, jedoch waren ihrer nur wenige. Am 28sten früh sah ich abermals 3 Vögel. Im Laufe der folgenden Tage, ja sogar bis zum 24. April, fand der Zug der Schwäne in dieser Gegend statt, wobei noch zu erwähnen, dass die Richtung, in welcher die. Vögel zogen, aus S.-W. nach N.-O. wies. Wenige Schwäne bleiben auch im Sommer in der Nähe des Tarei-nor. Die meisten suchen zum Brüten den Hochnorden oder die in dem waldbedeckten mittlern Sibirien so zahlreichen einsamen Seen auf. Auch die im Bureja-Gebirge am 23. März 1858 durchziehenden Schwärme hielten nicht die Richtung von S. nach N. ein, sondern flogen nach N.-W. Hier sah man bis zum 17. April noch einzelne Individuen. Im Verlaufe des ganzen Sommers sah ich im Bureja-Gebirge nur 3 Schwäne, im Herbste aber waren sie oberhalb in den Ebenen sehr häufig. Bei Irkutsk sah ich am 5. April 1857 den ersten Schwanenzug auf der Angara, welcher aus 11 Vögeln bestand. Im hochgelegenen Okathale, welches von seinem Beginne an im Hochgebirge des Sajan circa 160 Werst in der Haupt- richtung W.-N.-W. verläuft, wandern die wenigen Zugvögel in diesem Thale. Gänse und Schwäne thun dasselbe, bleiben dort aber für den Sommer gar nicht. Am 4. April 1859 trafen die ersten Schwäne auf der Angara bei Irkutsk ein. In dieser Ge- gend bildet das Angara-Thal die frequentirte, von Natur aus höchst vortheilhaft postirte Zugstrasse für sämmtliche Schwimmvögel und Stelzenfüsser. Die seitwärts ge- legenen Höhen, von denen die westlichen entschieden den Charakter der Hochgebirge besitzen, bieten den Wanderern, die ohne dies auf dem weitern Fluge durch die hohe Mon- golei ermüdet wurden, zu grosse Hindernisse. Es bieten sich aber ostwärts im An- Cygnus Bewickü. 349 gara-Thale und westwärts im Durchbruche des Jenisei durch die Sajankette zwei geschützte Heerstrassen für die Zugvögel, die denn auch der Erfahrung gemäss auf das eifrigste von ihnen verfolgt werden. Bestätigt finden wir das Gesagte auch ganz be- sonders durch die ziehenden Schwäne. Diese sind z. B. in der Tunka-Ebene, welche wenig westwärts von der Angara-Strasse gelegen, nur sehr selten durchziehend. Im Herbste 1856 sah ich am Tarei-nor am 19ten und 20. September noch ziehende Schwäne Im Bureja-Gebirge aber stellten sich einzelne Paare seit dem 14. August 1858 ein. 223. Cyznus Bewickii Yarr. Der kleine Schwan lebte in den daurischen Hochsteppen meistens in kleinen Banden von 6—8 Exemplaren und schickte sich hier nicht zum Brüten an. Zwei Vögel wurden am 21. und 22. April 1856 am Tarei-nor erlegt. Der eine ist ein jüngeres, der andere ein altes Männchen. Bei jenem mischt sich, zumal auf dem Wangengefieder, auf dem Kopfe und in geringerem Grade auch am Halse viel Grau in das weissliche Kleid. Bei diesem Vogel ist auch die gesammte Kopffläche recht intensiv rostgelb und die Schafte besitzen eine braune Farbe. In der Schnabelform machen sich bei beiden Thieren recht auffallende Formverschiedenheiten kenntlich. Diese betreffen besonders die Basis des Oberschnabels. Bei dem’ jüngern M. erscheint diese viel gestreckter, die beiden seitlichen Höcker lassen einen breiten, allmählich sich senkenden Graben zwischen sich und der Abstand der vor- deren Spitzen dieser Höcker von einander ist bei dem alten Männchen bedeutender, als bei dem jüngern. Der Abfall der Schnabelbasis des alten Vogels ist viel steiler und die Stirnbefiederung tritt in gedrückter Bogencontur weiter vor, so dass sie den Basaltheil der Höcker verdeckt. In der Befiederung (der Stirn lassen sich ebenfalls die Altersstufen dieser Art sehr deutlich unterscheiden. Bei dem jungen Vogel tritt dieselbe vom oberen, vorderen Augenlidrande seitlich nicht so tief vor, als bei dem alten Vogel, sondern zieht sich an der Basis der Höcker, auf der oberen Schnabelfläche verbleibend, in spitzem Winkel bis in den vorderen Theil der Vertiefung, welche zwischen beiden Höckern liegt. Die nachstehenden Maasse geben über die hier obwaltenden Proportionen und über andere plastische Verhältnisse dieser kleinen Schwanen-Art einigen Aufschluss. Die Fussfarbe war am eben erlegten Vogel mehr blaugrauschwarz, als bei €. musicus, an dem sie sich als rein und tief schwarz erwies. Die nackte Haut zwischen den Unterkieferästen ist von der Basis nach vorne hin schwarz, oft von einer gelben Mittellinie durchsetzt und vorne mischt sich Gelb in Fleckenform und Spritzflecken in die schwarze Grundfarbe. An der Basis des Oberschnabels auf dem Rücken desselben mischt sich in das hier herrschende Gelb viel Schwarz, welches bei meinem alten Männchen sogar die gelbe Farbe ganz ver- drängt hat. 350 Cygnus Olor. Anser (Cygnopsis) cygnoides. Beide Exemplare besassen 20 Steuerfedern. M. alt. M. jung Totallange (23420 ..52 1.12.1021, A DISS ReE .n Azize 44° Lange/des"zusammengelerten-Klüselsn een: 18!/2” 23. GEB) SCHWARZER 1.172 AErTa NONERRLSRERRREEREE N 02. 2 nu: on REEL Ti” TE 7 des’ Schilabels, auf der Filet semesen la” Ca Höhe desselben, von der Stirnbefiederung senkrecht abwärts gemessen . . .. . KT IRSNE Breite desselben an den vorderen Enden der Oberschnabelhöcker . . . » .. . 10 9 Grösste Breite desselben in der vorderen Hälfte . . : 2 2 2 2 2 mn nu. 174% MOV Tiängß}des, Tarsusc. 1-00 SReRHN ie. oo 33 3.10” „» der Mittelzehe ohne Nagel x 4" AL u ndesuNagelssanuder#Mittelzenegse eh 0 u 8” 3” „» der Hinterzehe ohne Nagel 8” 80 „» des Nagels an der Hinterzehe 4 4" Am 20. April 1859 wurde einer dieser Schwäne auf dem mittlern Irkut erlegt, es war ein junger Vogel. Die Galle dieser Art wendet man als Heilmittel gegen die Schwämmchen kleiner Kinder an, der Mund wird dann damit bestrichen. 224. Cygnus Olor Gml. In den letzten Tagen des Mai 1556 liess sich ein Pärchen des stummen Schwanes in dem sogenannten Bjelloje Osero (weisse See) bei Kulussutajefsk für einige Zeit nieder. Deutlich sah ich an diesen Vögeln den Höcker des Schnabels. Zum Schusse konnte ich jedoch nicht kommen, da sie ausserordentlich scheu waren und stets bei meiner Annäherung schwimmend sich weit vom Ufer entfernten. 235. Anser (Cygnopsis) cyznoides L. Bei den Mongolen: Chongor-golun, d. h. die gelbbraune Gans. Bei den Kosaken an der daurischen Grenze: Kaure, d. h. die Bräunliche. Sehr auffallend war es, dass sich unter den recht häufigen Schwanengänsen, welche im April und Mai am Tarei-nor erlegt wurden, die Weibchen äusserst selten fanden; so sind denn auch von den 14 mitgebrachten Vögeln 13 Männchen in ver- schiedenen Altersstufen und nur einer ein nicht hochbejahrtes Weibchen. Anknüpfend an die durch Herrn Dr. I. v. Schrenck !) neuerdings gemachten Bemerkungen über 1) Reisen und Forschungen l., c. p. 457 et seqt. Anser (Oygnopsis) cuygnoides. 351 den äussern Bau und die Färbung der Schwanengans, kann ich darüber noch Folgendes mittheilen. Den Mangel eines ausgeprägten Höckers an der Basis des Oberschnabels der Weibchen muss ich, nach meinem Vogel zu urtheilen, zugestehen. Nach dem ziemlich steilen Abfall der Basis des Oberschnabels bemerke auch ich die (p. 458) erwähnte förmliche Vertiefung auf dem Rücken des Schnabels, vor welcher derselbe dann aber etwas auf- getrieben erscheint. Die Höckerbildung des Schnabels der Männchen scheint erst in sehr avancirtem Alter vor sich zu gehen. Die meisten der von mir mitgebrachten M. besitzen kaum eine Andeutung derselben, obgleich sie in Länge und sonstiger Form des Schnabels den ältesten Männchen gleichkommen. In dem mehr oder weniger in die Breite sich dehnenden hellen Bande, welches die gesammte Basis des Oberschnabels ein- fasst, kommen wohl bedeutende Abänderungen vor, die nicht mit sexuellen Differenzen im Zusammenhange stehen. So besitzt das vorliegende Weibchen dieses Band ganz in der Weise, wie es die meisten meiner Männchen tragen, es dehnt sich an der Stirn bis zu einer Breite von c. 3” aus, verengt sich an den etwas vortretenden Stirnecken bis auf eine Line und verschwindet wenige Linien oberhalb des Mundwinkels gänzlich. Auch in Bezug auf die oft sehr starke Einmischung von rostgelber Farbe auf dem bisweilen ganz weissen Bande muss man eine vollkommene Regellosigkeit zugeben. Ein gewiss recht altes M., welches im August geschossen wurde, trägt das rein weisse Band in seiner breitesten Stelle kaum in 2” Durchmesser und dasselbe verengt sich unterhalb der Stirnhöcker an den Schnabelseiten dermaassen, dass die graubraune Befiederung des Zügels hier den Schnabel beinahe berührt. Ein anderer männlicher Vogel, der jünger ist, besitzt eben dieses Band in rein rostgelber Farbe, jedoch ist es so schmal, dass es auf der Stirn kaum 11/3” Breite besitzt, und an den Seiten erscheint es an diversen Stellen ganz unterbrochen, indem an diesen das Braun der Zügelgegend bis zur seitlichen Schnabelbasis tritt. Nicht minder variabel erscheint mir auch die Ausdehnung und Reinheit der weissen Farbe an der vorderen Halsseite, doch darf ich nicht behaupten, dass dieses mit dem Alter der betreffenden Individuen in Zusammenhang steht. Es ist zwar nicht zu leugnen, dass den meisten alten Männchen eine recht reine vordere Halsfläche zukommt, in welche das angenehme Hellbraun der Kehle ganz allmählich abschwindet, jedoch besitzen einzelne Vögel auch wieder eine vielfach in Hellgrau oder in ganz Hell- bräunlichgrau getrübte vordere Halsfläche. In dieser Hinsicht darf man abermals bei den verschiedenen Geschlechtern keine durchgreifende Regel vermuthen. Das mir vor- liegende Weibchen ist einigen alten Männchen darin vollkommen gleich. In Bezug auf das Brust- und obere Bauchgefieder gilt dasselbe, einige Thiere tragen es im Einklange mit der dann auch matteren Farbe des Kopfes etwas heller, andere etwas dunkler. Der seitlich scharf begrenzte, hintere Halsstreifen gewinnt im Nacken eine viel grössere Tiefe und Intensität der schönen braunen Farbe, als diese auf der gesammten oberen Kopfseite vorhanden ist. Auf dieser letztern besitzt das Gefieder oft auch einen aus dem Braunen in’s Graue ziehenden Ton (so bei dem W., welches ich mitbrachte), und 352 Anser (Oyynopsis) cygnordes. die glänzend braunen feinen Schafte bilden im Frühlinge recht zarte Linien im Gefieder. Abwärts verliert sich die hintere Halsbinde nach und nach in hellern Nüancen, die auf dem vordersten Rücken sich über das gesammte, hier stehende, kleine Gefieder ver- breiten. Die im Frühlinge erlegten Schwanengänse zeigen durchweg eine recht grosse Uebereinstimmung in ihrer Tracht und so auch im Gefieder des Rückens, an welchem die hellen gelblichweissen Ränder der einzelnen Federn so weit abgenutzt sind, dass sie selten mehr als 1— 1',,” Breite besitzen. Anders ist das bei einem alten M., welches am 15. August am Tarei-nor geschossen wurde. Dasselbe scheint zwar an und für sich zu den hellgefärbten Exemplaren zu gehören, allein die Helligkeit und Bleiche des Gefieders wird noch sehr dadurch vermehrt, dass sämmtliche dunkle Kopf-, Hals- und Rückenfedern recht umfangreiche graugelbe Spitzen oder 3—5” breite Kanten haben. Dieser Vogel trägt natürlich ein frisches Kleid, in welchem, zumal auf dem Rücken, einzelne alte, verstossene Federn stehen geblieben sind. Die breiten gelbgrauen Ränder des Rückengefieders geben ihm besonders auf den vordern und seitlichen Theilen des Rückens ein sehr fahles, bleiches Ansehen, wie es die im Frühlinge getödteten Exemplare nie besitzen. Die an 2 recht alten und 2 jüngeren Vögeln genommenen Maasse erweisen die in nachstehender Tabelle gegebenen Verhältnisse: EB. newası| care HotnlAngesen ee ee... | 321/e | 31%/a’ | 31” 10” 34l/a Länge des zusammengelegten Flügels . - .» » 2 2 2.2 2.2... | 17”10” 15”10” | 165” 17 SAto des! SchwanzessPRgam a. KERNE. UN. Je RE EN | 5” 10” | a7 10”) |) 593% 5'6 „ des Schnabels, auf der First bis zur Mitte der Stirn gemessen 3” 10 2.10% 3” 210% Höhe des Schnabels, von der Mitte der Stirn bis zum hinteren unteren | Winkel der Unterschnabelbasis gemessen . . . .... N aan 6 1ER 143% 1.03,% Höhe des Schnabels, am hinteren Rande der Nasenlöcher gemessen . 112720 | grUsZ U ) Länge des Tarsus re ee N: 3 IS | 20 2.295 "retdertMittelzehenohne-Nagelermen : . . 2... 2 a Be PEN a rt „iudes' Nagels andersMittelzenew... 0; 22, ERDE 61/e”' | I 6 „0. dersHinterzehekohnesNaseler u. I... DEU Se. m I: Ina 48 = „des; Nagels-an. der Hinterzehen.. ...' . in... ii SHE 4” 3. N: Diese Grössenwerthe erweisen in der That die Männchen als recht bedeutend grösser im Vergleich zu den Weibchen !), auch thun sie in Bezug auf die Schwankungen, welchen der Lauf und die Mittelzehe in ihrer Länge unterworfen sind, dar, dass dieselben den alten 1) Am 19. April wurde ein noch kleineres Weibchen, als das von mir mitgebrachte, geschossen; dasselbe hatte eine Totallänge von nur 29'/s” und der Schnabel, auf der First gemessen, erwies sich zu 2” 10”, der Tarsus aber nur zu 2” 6”. Anser (Oygnopsis) cygnoides. 353 Vögeln gleichfalls zuerkannt werden müssen und überhaupt die Lauflänge bei alten Vögeln um 3—4” wechseln kann, während sie bei jüngern recht genau das Maass von 2” 9” einhält. Die Schwanengänse brüten am südlichen Ende des Tarei-nor, am Uldsa-Bache und besonders jenseits der russischen Grenze in der Mongolei nicht. selten. Am 15. April wurden die beiden ersten Eier dort gefunden. Andere vom 1. Mai waren noch unbe- brütet. Sie sind stets bedeutend kleiner, als die der dort ebenfalls brütenden Graugans und besitzen das stumpfe Ende in weniger gedrückter Form. Thienemann’s Abbildung !) entspricht den kleinsten Eiern, welche ich von der Schwanengans mitbrachte. Gewöhnlich sind diese rein weiss, jedoch besitze ich auch einige, welche durchweg grau beschmutzt sind, und andere, bei denen hie und da Schmutzflecken angedeutet sind, welche sich nicht fortwaschen lassen. Das Korn der Schale zeigt eben dieselben Veränderlichkeiten, wie bei dem Eie von Anser cinereus, es ist bald weniger erhaben und weitläufiger, bald dichter und höher und nicht selten wird es so gering, dass das Ei recht glatt erscheint. Die Längen- und Querdurchmesser wechseln von: Des kleinsten Ei’s. Des grössten Ei’s. Längendurchmesser 75 Mmtr. 85 Mmtr. Querdurehmesser .. ...'...582 „ Dos, Die Schwanengans ist am Baikalsee nur auf die Mündungsländer der grössern Ströme angewiesen, welche in diesen See fallen; ich fand sie niemals an dem gebirgigen Ufer des Sees selbst, auch ist sie in diesen Gegenden überhaupt nicht häufig. Im August 1855 konnte man Abends im Delta der nördlichen Angara die hellen, lauten Stimmen deutlich vernehmen, mit welchen die Schwanengänse den Lärm der Wasservögel über- schrien. Anfang September desselben Jahres traf ich 5 Vögel noch am 7ten am Gänsesee, die übrigen waren damals schon fortgezogen. Im Sommer ist sie hier nicht selten, wird bisweilen während der Mauser oder in ganz jungen Vögeln eingefangen und dann domestizirt. In diesem Zustande traf ich die Schwanengänse besonders im untern Theile desSelengathales häufig an. Am 3. April 1856 stellten sich die ersten dieser Vögel am Tarei-nor ein. Am 18ten gab es am Uldsa-Bache schon viele Eier, jedoch schickten sich beiweitem nicht alle Vögel zum Brüten an, vielmehr sah man während des ganzen Sommers geschaarte Banden. Am mittlern Amur erschienen die ersten Vögel noch zeitiger, als in der Mongolei, und schon am 28. März 1858 wechselte eine Schwanen- gans, in der Richtung von O. nach W. fliegend, ihren Aufenthaltsort. Offenbar waren die Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges ihr Ziel. Hier traf man am 4. April schon 1) Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel, Taf. LXXV, N: 3. 45 354 Anser grandis. gepaarte Vögel am Urilflüsschen. Ungleich später trafen diese in der Tunka-'Ebene 1859 ein; in diesen hochgelegenen Gebirgsgegenden verspäten die meisten Zugvögel recht bedeutend; die Schwanengänse, welche daselbst nicht häufig vorkommen, trafen erst in den letzten Apriltagen ein. In frühern Jahren soll diese Art, nach der Aussage der Bewohner dieser Gegenden, dort häufiger gewesen sein. Am 27. Mai 1856 wurden mir Schwanengänse gebracht, an denen sich die ersten Mauserspuren bereits bemerken liessen. Die Stellen, an welchen die Blutfedern die Haut durchbrochen hatten, lagen am Oberschenkel. An anderen Körpertheilen stand das alte Gefieder noch vollkommen. In der ersten Woche des August hatten diese Gänse am Tarei-nor ihre Mauser ganz vollendet. Mit dem 12ten rotteten sich die Schwanen- gänse am Tarei-nor zu grossen Banden; sie lärmten und schrien dabei beständig, ru- heten am liebsten in den ganz flachen Pfützen, welche den mit Salzauswitterungen incru- stirten Boden hie und da bedeckten, und schwärmten zeitweise umher. Am 16ten und 20sten hatten diese Banden ihren mächtigsten Zuwachs erhalten. Am 2. September waren die meisten Schwanengänse fortgezogen. Am 4ten sah man nur sehr wenige, am 7ten gar keine dieser Vögel am Tarei-nor. Im Bureja-Gebirge bemerkte ich die ersten Herbstdurchzüge am 28. August und am 2. September die letzten. 226. Anser zrandis (ml. Bei den Burjäten im mittlern Irkutthale: Schara-chasür-golun, d. h. die gelbköpfige Gans. Ausser den 4 vollständigen Vögeln, die ich mitbrachte, präparirte ich auch eine gute Anzahl von Köpfen dieser Art, welche der Saatgans oft recht nahe zu stehen kommt und beiweitem nicht einmal die Maasse einhält, welche die Herren v. Middendorff }) und L. v. Schrenck ?) ermittelten, in seltenen Fällen aber wohl nur jene erreicht, welche ihr Pallas ?) nach Gmelin’s Zeugniss zuschreibt. Ich will, bevor ich eine Reihe von Schnabel- und Tarsenmaassen folgen lasse, zunächst die Variationen, welche bei dieser Art in der Farbe des Gefieders vorkommen, besprechen. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass in der Regel sich im Kopfgefieder der grossen Gans ein sehr lebhaftes Rostbraun kenntlich macht, welches, bisweilen in förmliches Fuchsroth ausartend, die Schnabelbasis theilweise oder auch ganz umgiebt, jedoch ist das nicht eine Regel ohne Ausnahne, wie dafür H. Dr. L. v. Schrenck bereits einen Beweis beibrachte. Unter 1) Sib. Reise 1. c. p. 225. 2) Reisen und Forschungen ete. ]. c. p. 463. 3) Zoogr. ross.-ast. IJ, p. 221. Anser grandıs. 355 meinen Vögeln befindet sich ein Männchen, welches auf dem Durchzuge am 19. Sep- tember 1855 bei Irkutsk erlegt wurde und so vollkommen zu dem an Anser segetum gewöhnlichen Kopf- und Halsgefieder stimmt, dass man es ohne Schnabel gar nicht würde von der Saatgans unterscheiden können. Dieser Vogel besitzt im Kopf- und Hals- gefieder nicht die geringste Beimischung eines rothbraunen Tones und es verdunkelt sich die braungraue Farbe nur um ein Bedeutendes zur Schnabelbasis hin. Andererseits liest mir von meiner Reise eine Saatgans vor, deren gesammtes Kopfgefieder recht intensiv braunroth gefärbt ist, welche Farbe in hellerem Tone auch über das Kleid des Halses verbreitet ist. Eine stark in’s Rostbraune ziehende Färbung des Stirngefieders kommt sogar bei Anser cinereus vor und zwar in einem Grade, wie wir ihn bei vielen Exemplaren von Anser grandis auch finden. Es scheint also gewiss zu sein, dass hierin alle möglichen Uebergänge bei allen 3 Wildgansarten statthaben und man deshalb kein besonderes Gewicht auf das Rostroth der Kopffarbe bei Anser grandis legen darf. An einem der mir vorliegenden Köpfe der Anser grandis vom Tarei-nor geht das Rost- braun der Wangen und des Scheitels zur Schnabelbasis hin in ein tiefes Schwarzbraun über und nur hie und da am Rande der Befiederung sieht man Spuren fuchsrother Federn. Die anderweitige Färbung des Gefieders kann ich mit Stillschweigen über- gehen, da sie bekanntlich derjenigen der Saatgans vollständig entspricht. Es ist des- halb sehr wichig, bei der Entscheidung, ob man eine kleinwüchsige Anser grandıs oder eine Anser segetum vor sich habe; auch ohne Rücksicht auf die Kopffarbe ein gutes Kennzeichen für die erstere zu besitzen. Dieses liegt sowohl in der Schnabelform, wie auch in der orangegelben Binde, «die hinter dem Nagel desselben steht. Die kürzeste Länge im Schnabel, welche ich, auf der First messend, bei der kleinwüchsigen Anser grandıs ermittele, beträgt nur 2” 41/2”, aber sie übertrifft doch noch immer die längste der mir vorliegenden Anser segetum um 4°”. Die grosswüchsigen Anser grandis fallen auch durch die viel gestrecktere Schnabelform sogleich auf; bei den kleinsten ist das freilich nicht in so hohem Maasse der Fall, aber stets bleibt die röthlich gelbe Querbinde schmal, erreicht niemals auf dem Schnabelrücken die Gegend, in welcher seitlich die vordern Nasenränder liegen und nähert sich diesen Nasenrändern oftmals gar nicht, da in diesem Falle der vom Schnabelrande aus zum vorderen Rande des Nasenloches aufsteigende, schmale, gelbe Streifen fehlt. In dieser Hinsicht beobachte ich an allen mir vorliegenden Vögeln dieser Art eine grosse Regelmässigkeit; zieht sich das Gelb weiter nach hinten, wie dies an einem Schnabel stattfindet, so verlässt es dabei den Rand des Oberschnabels nicht und verschwindet nach und nach in Fleckenform. Ich lasse nun zunächst die Ausmessungen folgen, welche ich an den Schnäbeln und Tarsen meiner Vögel gefunden habe, setze vergleichungshalber die entsprechenden Maasse von Anser segetum daneben und gebe dann die übrigen Körpermaasse des grössten und kleinsten Vogels meiner Suite. 356 Anser segetum. Anser grandis Ans, seget, Länge des Schnabels, von der Mitte der | Stirn zur Nagelspitze gemessen 3% Br 11070777 rw TR” 26 er Deal ld, a „., deriNondspalte.: . ...1. 0 21020 Aroma E33 12% 107° 27:.97%]1221021277677 11228 19:8 la Höhe des Schnabels, von der Mitte der || | Stirn abwärtsurgmessen, 2.....101.6-2191.257| 11”. 4° 1.1” 37” | 1242112592.) 1A az Ba »„ des Schnabels, über dem hintern Nasenlochrande gemessen. . . aeiı7ı“| 17 112217 12 1% 11” | 10%/2°| 10%/2°” Breite des Schnabels, im Winkel der seit- lichen Stirnschneppen gemessen . | 11” | 10” | 10°” | 10%s”| 11 | 91/2” \.10%/a’”| 91/2” | 91/a”” | Qr/a’” Hänge: des Tarsusı'. 4. Zn em lararnlar sr | 37 laram rare] rear „ der Mittelzehe ohne Nagel. . .| 3” | 5” |2”9” a"ı07| 3” ja” 102” 107)2” 107112” 5°" 2”6” „ des Nagels an der Mittelzehe . . 6” | 6” | 5” | 5” | 6” | 5” | 5” | 5” I 6” | 6” Der grösste Vogel. Der kleinste Vogel. Motallange tes le ee len... 04 lee TE 31!" Länge des zusammengelesten Flügels. . . . 18” 16?/2" EERÄCSESCHWANZEREN En >. 21700. N Be a 59" Einer der grössten meiner Vögel, welcher am 2. Mai 1859 am mittlern Irkut getödtet wurde, wog nicht ganz 10 Pfund russ. Geben wir nun zu, dass um diese Zeit die weitgereisten Zugvögel freilich recht mager, auch während des Brütens kaum besser genährt sind, und stellen wir es ferner nicht in Zweifel, dass das von Pallas (. ec. p. 221) nach Gmelin gegebene Gewicht an einem im Herbste geschossenen, fetten Vogel ermittelt wurde, so bleibt doch immer die Differenz ganz unglaublich gross (25, selbst 30 Pfunde soll Anser grandis wiegen). Noch muss ich bemerken, dass die Zahl der Steuerfedern bald 16, bald 18 beträgt. Nach meinen Erfahrungen trifft diese Art am frühesten von allen Wildgans- Arten im Süden Sibiriens ein, womit auch die Angabe der Eingebornen übereinstimmt, welche sie sehr wohl von der Saatgahs zu unterscheiden wissen. Schon am 26. März 1856 erschienen die ersten Paare am Tarei-nor, aber am mittlern Irkut verspätete auch dieser Vogel; erst am 15. April 1859 schoss man unweit von Tunka das erste Paar. 227. Anser segetum Gml. Dieselben Erfahrungen, wie sie die Herren v. Middendorff!) und L. v. Schrenck ?) in Ostsibirien in Bezug auf die variable Vertheilung der orangerothen Farbe am 1) Sib. Reise ]. ce. p. 226. 2) Reisen und Forschungen etc. ]. c. p. 464. ep ir Anser segetum. 357 Schnabel der Saatgänse zu machen Gelegenheit hatten, habe auch ich gemacht. So repräsentirt einer meiner Vögel die Ans. arvensis Brehm vollständig, nur ist das in Naumann’s Abbildung (Tab. 286) des alten Männchens sehr deutlich gezeichnete weisse Bändchen um die Schnabelbasis an unserem Vogel zu einem kleinen Stirnflecken zusammengeschmolzen. Bei einem zweiten, kurzschnäbeligen Männchen gewinnt das Gelb zwar nicht einen so bedeutenden Umfang, als bei dem ersterwähnten Exemplar, zieht sich indessen doch um den untern Nasenlochrand und vom hintern Winkel des- selben in ausgebuchteter Umgrenzung bis fast zum Mundwinkel. Ueber die bisweilen in tiefes Rothibraun ziehende Kopffarbe bei den Saatgänsen habe ich oben bei Ge- legenheit von Auser grandis schon das Nöthige gesagt. Ein am 19. September 1855 bei Irkutsk erlegter junger Vogel trägt das erste Jugendkleid, in welchem die Um- randungen des Rückengefieders durchweg braungrau sind und die Tragfedern kaum etwas hellere, graubräunliche Kanten besitzen. An solchen jungen Vögeln sind die Füsse schmutzig gelbgrau. Einige Tage später als die Graugans trafen die Saatgänse zuerst am Tarei-nor ein, dies geschah am 31. März 1856. Ihr Frühjahrszug währte bis in die ersten Tage des Mai, sie bleiben aber zum Brüten nicht hier. Bis zum 21. April waren die meisten Saatgänse nordwärts weiter gezogen. Am 11. Mai sah ich noch eine durchziehende Phalanx und. am 17ten erlegte man noch eine Saatgans bei Kulussutajefsk. Im Bureja-Gebirge stellten sich die ersten Saatgänse am 25. März 1858 am U-Flüsschen ein, am 4. April wurden sie häufiger, aber sonderbarer Weise erschienen die Haupt- züge erst am 30. April; diese waren im untern Theile des U-Thales so zahlreich, dass man, um ihre Masse zu bezeichnen, wohl von Tausenden sprechen kann. Den mittlern Irkut berührten durchziehende Saatgänse erst am 22. April und am 25sten bemerkte ich Züge, welche, ohne zu rasten, die Sajankette passirten. Im Herbste zieht vornehmlich die Saatgans in grosser Zahl das (untere) Angara-Thal aufwärts, bei dieser Gelegenheit wird sie dann häufig erlest und kommt auf den Markt von Irkutsk, wo sie im September als gemeines Wildpret ausgeboten wind. Selten nur trifft man unter diesen Wildgänsen auch die Blässengans an. Im Herbste 1856 hielten die Saatgänse lange am mittlern Onon aus, ich sah dort noch am 25. September grosse Banden auf dem Schnee. Der stärkste Zug wurde vom 15—19. September bemerkt. Im Bureja-Gebirge be- merkte ich zu wiederholten Malen, wie die hochziehenden Saatgänse sehr verschiedene Richtungen einschlugen, und darf das nicht für ein nur lokales Auswechseln dieser Züge ansehen, da sie in bester Ordnung sich zu bedeutender Höhe erhoben hatten und, so weit das Auge ihnen folgen konnte, strenge die einmal gewählte Richtung einhielten. So sah ich sie zuerst am 9. und 10. September südwärts fliegen, am l4ten dagegen zogen mehrere Phalanxen ostwärts, am 15ten wieder südlich und am 12—-13ten bemerkte man wieder westwärts ziehende Banden. Mit dem 23. September war der Haupt- zug beendet, man sah nur noch wenige Saatgänse und am 7. October die letzten. Im 358 Anser cinereus. Anser albifrons. Anser Temminckn. folgenden Jahre erschienen die ersten durchziehenden Saatgänse im Bureja-Gebirge am 8—9. September. Am 27sten traf ich am Amurufer noch ruhende, bemerkte aber keine wandernden mehr. 228. Anser cinereus Meyer und Wolf. Bei den Mongolen: Z'schenkir-golun, d. h. die weissschnäblige Gans. Ein am 27. März erlegtes altes Weibchen der Graugans besitzt ziemlich viel Grau- schwarz im Bauch- und Brustgefieder, dessen Grundfarbe ein etwas in Grau getrübtes Weiss ist, welches auf dem Bauche ein Wenig in Rostgelb angeflogen ist. Auch an diesem Vogel sehe ich um die Oberschnabelbasis einen recht eclatanten rostbraunen Ton sich ver- breiten, der auf einem schmalen, vielfach von weissen Federchen durchsetztem Bande, welches die Schnabelbasis einfasst, zu brennendem Fuchsroth gesteigert wird. Ausserdem war der ganze Schnabel dieses Vogels schmutzig weiss. Im Uebrigen stimmt unser Vogel ganz zu europäischen Exemplaren und besitzt das Hellgrau auf der oberen Flügelseite im hohen Grade, was für sein hohes Alter mitspricht. Schon am 26. März 1856 traf ich das erste Paar dieser Art am Tarei-nor an; das am 27sten erlegte Weibchen hatte den Magen straff mit Quarz gefüllt. Die Eingeweide waren leer, nur im hinteren Magenende fand ich einige kurze Pflanzenkeime zwischen dem Quarz. Am 18. April fand man die ersten Eier, deren damals meistens nur 2 in den Nestern lagen. Die grössten der mit- gebrachten Eier messen 92 Mmtr. der Länge nach und 61 Mmtr. im grössten Quer- durchmesser. Die Brutplätze liegen besonders südlich vom Uldsatlüsschen auf chinesisch- mongolischem Gebiete. Mit dem 28. Juni mauserten die Graugänse die grossen Schwingen und man begann nun sie zu fangen. Am Sten und 12ten September 1356 zogen viele Graugänse südwärts über den Tarei-nor fort. 229. Anser albifroens Pennant. Am 24. September kaufte ich in Irkutsk auf dem Markte eine Blässengans, anderweitig’ traf ich sie während meiner Reise in Ostsibirien nicht an. 230. Anser Temminckii Boie. In der Fortsetzung der Nachträge zu J. A. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands finden wir (p. 293) zwar die Identität der Zwerggans mit der Anser Temminckü. 359 Blässengans, welche Schlegel!) verwirft, später aber?) doch entschieden zugiebt, als sehr wahrscheinlich gemacht, trotzdem sind aber beide Gänse (Ans. albifrons und Ans. minutus Naum.) doch noch in verschiedenen Abschnitten aufgeführt und erörtert. Wir müssen demselben Beispiele folgen, da uns zwar ebenfalls die grosse Verwandtschaft beider Gänse einleuchtet, wir jedoch auf ihrem Zuge in den Schwärmen der Anser Temminckii niemals Ans. albifrons antrafen und die letztere überhaupt zu den seltenen Vögeln im Süden Sibiriens gehört, während die erstere in manchen Jahren in der nörd- lichen Mongolei ganz ausserordentlich gemein ist. Auch in Kamtschatka will Herr Wosnessensky wahrgenommen haben, dass beide Gänse-Arten gesondert leben und ebenso, wie Anser grandıs und Anser segetum, von den jagdtreibenden Völkern durch verschiedene Benennungen unterschieden werden, was dort auch mit Ans. albifrons und Ans. minutus geschieht. Man nennt die erstern Bjellolopnik und die letzten Piskun. Diesen Namen hat Ans. Temminckiü ihrer heisern schwachen Stimme zu danken, Ans. albifrons lärmt dagegen recht laut mit einer Stimme, die einigermaassen an den Ruf der Kraniche erinnert. Auch H. v. Middendorff?) sondert beide Gänse als artlich verschieden. Ein Pärchen der Zwerggans, welches Ende April 1856 am Tarei-nor erlest wurde, hält die Färbung europäischer Vögel gut ein. Schon auf der untern Halsseite und an der Kehle macht sich Schwarz geltend, die Kopf- und obere Hals- farbe ist recht dunkel graubraun, nimmt um die weisse Stirn allmählich einen schwarzen Ton an und zieht sich so bis zum Mundwinkel. Die weisse Stirnbefiederung setzt sich bis auf den Scheitel fort und die vorderste Ecke der Kehlbefiederung ist eben- falls rein weiss. In dem gesammten Bauchgefieder macht sich besonders bei dem Männchen die schwarze Farbe so geltend, dass die weisse entschieden stark ver- drängt wird. Nur die Aftergegend und die untern Schwanzdecken sind rein weiss. Ich nehme an meinem Zwergganspärchen folgende Maasse: M. | W. elle 0 get ON 0 RE RR ELSE ur Dee Dee FR | 23" 21?/a” Banpe des zusammengeleoten Flügels . . . . . un... 2 ee ae 14710” 14" FONESCHWANZERT ENTE een 1er re ee es | A AB Bndesaschnabels; auf der First gemessen -. . . - » 2 ech 2... | 1732 I Sea Jar All de 2 on Ural a BE 20 | je 4% Höhe des Schnabels, von der Stirnbefiederung senkrecht abwärts gemessen. . . . | ge: | Bu, ERBE Ar NIE 5 ae he ER 267 23” ey Nüitgelzehe ohne, Nagel’... ua re ee ne 2% a „ des Nagels an der Mittelzehe Di alla" 1) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, p. CX. 2) Naumannia 1855, p. 256. 3) Sib. Reise l. c. p. 228. 360 Anas (Vulpanser) Tadorna. Am 25. April 1856 hatten sich die ersten Zwerggänse am Tarei-nor nieder- gelassen; im Frühjahre ruhen sie hier nur selten, ziehen vielmehr meistens bloss durch, sollen dagegen im hHerbste oftmals in erstaunlicher Anzahl einfallen und rasten. Auch diese Art zog mit sanderfülltem Magen; 1858 erlegte man schon am 9. April in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges eine Zwerggans. Am 2. Septbr. 1856 erschienen kleine Schaaren auf dem Rückzuge am Tarei-nor. 231. Anas (Vulpanser) Tadorna L. Die Brandente ist mir nur vom Tarei-nor und aus den salzdurchdrungenen Hoch- steppen Dauriens bekannt geworden. Von den beiden Männchen, welche ich mitbrachte, ist das eine ein recht grosser hochbejahrter Vogel, das andere jünger und kleiner. Bei dem ersteren nimmt das Schwarz auf der Mitte der Brust seitwärts einen grössern Um- fang ein, als das gewöhnlich der Fall ist; an vielen der hier stehenden Federn bemerkt man nur in der schwarzen, vorderen Hälfte ein breites, rostrothes Feld. Auch auf dem Rothbraun der Rückenseite wird durch sehr zarte, gespritzte, schwarze Binden, die am Ende des rostbraunen Gefieders stehen, das Vorwalten der schwarzen Farbe an diesem Exemplar angedeutet. Dergleichen ist mir in so hohem Grade an europäischen Vögeln, wie ich solche in grosser Zahl in früheren Jahren am Faulen Meere erlegte, nicht vorgekommen. Im Uebrigen aber stimmen meine Brandenten aus der nördlichen Mongolei vollkommen zu europäischen Vögeln. Die recht augenfällige Grösse des alten Männchens veranlasst mich, hier seine Maasse mitzutheilen: Dotallanoe up. nl an ar a Se 23.6 Länge des zusammengelesten Flügels . . . . 123” " bdessschwanzesii n. min. 247008 = RE TNIDTOBDANE STETTEN CZ DR AU GES TOTBUST San cMeo ae ee „» der Mittelzehe ohne Nagel . . . . . 1” 11Ya” „ des Nagels an der Mittelzehe . . . „ 41a’ „ der Hinterzehe ohne Nagel. . . : „ 61.’ „ des Nagels an der Hinterzehe . . . . 2” Die ersten 4 Exemplare dieser Art erschienen am 4. April 1856 am Tarei-nor. Am 28. April traf ich schon gepaarte Vögel. Einige Vögel brüten hier entschieden nicht, diese leben während des ganzen Sommers in kleinen Banden von 8S—10 In- dividuen beisammen. Im Frühjahr machten die Brandenten alltägliche Wanderungen auf die hohe Steppe, man sah sie oft, fern vom Wasser, in ihr ruhen. Noch am 2. Sep- tember sah ich Brandenten am Tarei-nor. Obgleich sie im Amurlande noch nicht nachgewiesen, so ist es doch wahrscheinlich, dass sie dort lebt, da sie in der Fauna ja- ponica (l. c. p. 128) als ein in Japan häufiger Vogel aufgeführt wird. Anas (NVulpanser) rutıla. 361 232. Anas (Vulpanser) rutila Pall. Taf. XIV, Fig. 1. Bei den Mongolen: Lama-schewo, d. h. der Lama-Vogel, wegen der rothgelben Federn, welche in der Farbe der lamitischen Priesterkleidung ähneln. Die Bezeichnung Angir ist ebenfalls mongolisch. Auch diese schöne Ente wird wohl als seltener Bewohner des Amur und seiner umliegenden Landschaften zu nennen sein, da er westlich im Quelllande des Stromes nicht selten ist und ostwärts in Japan !) gefunden wurde. Keiner der neueren Reisenden aber bringt uns vom Amur über ihn Kunde. Die 9 von mir mitgebrachten Vögel, von denen 3 alte Männchen und 5 Weibchen sind, während einer das Junge im Flaumkleide repräsentirt, wurden theils am Baikalsee, theils am Tarei-nor erlegt. Sie stimmen ganz mit den Vögeln des südöstlichen Europa’s überein. Die alten Vögel lassen mich nur einige Bemerkungen in Bezug auf die Mauser machen. Dieselbe beginnt bei beiden Geschlechtern Anfang Juli und ich glaube nicht, dass die Männchen dieser Art eine doppelte Mauser bestehen, wenigstens habe ich eine solche während meiner Reisen im südlichen Russland, wo diese Ente in manchen Jahren zu Tausenden am Faulen Meere lebt, nie beobachtet. Auch scheint bei dem Weibchen die Mauser noch während des Brütens zu beginnen, denn ein am 23. Juli 1855 geschossener Vogel weiblichen Geschlechts stand in voller Mauser des kleinen Bauch- und Brustgefieders, während ein am 27. Juni erlegtes Männchen noch das volle, freilich sehr vertragene, alte Kleid besass. In den beiden ersten Wochen des Juli findet der Federwechsel am stärksten statt. Schon am 1. Juli schoss ich ein Männchen mit erneuerten Schwingen und Steuerfedern. Das Daunenkleid dieser Ente ist meines Wissens noch nicht abgebildet, ich stelle es deshalb auf Taf. XIV, Fig. 1 dar und gebe hier die nöthige Beschreibung dazu. Der Vogel wurde in den letzten Tagen des Juni am Baikalsee erlegt. Mit Ausnahme eines weissen Stirnflecks, der bis zur Schnabelbasis sich erstreckt, ist die gesammte obere Körperseite, mit Einschluss der zarten Steuerfederchen, bräunlichgrau, oft etwas in’s Fuchsige ziehend. Die ganze untere Seite aber erscheint schmutzig weiss, am Halse reiner, auf der Brust leicht in Grau und Gelblichgrau getrübt. Ein dunkler bräunlichgelber Zügelstreifen ist sichtbar. Die weissliche Farbe der untern Körperfläche zieht sich an den Körperseiten hoch aufwärts, so dass die hier waltende grau- bräunliche auf ein, zumal am Halse, schmales Feld eingeengt wird. Die obere Flügel- seite besitzt die Farbe des Rückens und in der Mitte eine breite, nicht scharf um- grenzte Binde. Die untere Flügelseite ist weisslich. Füsse und Schnabel sind schmutzig blaugrau, heller als am alten Vogel. Der Durchbruch des ersten Jugendkleides beginnt zuerst an den Schultern und auf dem Rücken; hier sehe ich am vorliegenden Exem- plare zahlreiche, an den weichen Spitzen noch zusammengeklebte, gelbbraune Federn, . 1) Fauna japonica, Aves., p. 128. - Fr 362 Anas (Ai) galericulata. welche das erste Jugendkleid bilden werden. An allen übrigen Körpertheilen sieht man noch nichts davon. Ich habe seiner Zeit bereits ausführliche Mittheilungen über die Lebensweise der Anas rutila am Baikalsee gemacht !) und verweise auf diese. Hier wiederhole ich nur, (dass diese Art sonderbarer Weise nur der südwestlichen Hälfte des Sees angehört und dass ich sie oberhalb der Insel Olchon, im ganzen N.-O.-Winkel des Sees, wie an seiner transbaikalischen Küste bis zu den Tunkinskischen heissen Quellen, nicht fand. Möglich ist es, dass die hohen Absteilungen der Ufergebirge am südwestlichen Ufer des Sees mit ihren zahlreichen Klüften die geeigneten Brutplätze bieten, welche an- derweitig fehlen, und deshalb hier die Häufigkeit der Vögel bedingen. Im Süden Trans- baikaliens waren die rothen Enten, besonders in den Steppengebieten, nicht selten; sie meiden jedoch bewaldete Gebirgsgegenden keineswegs. So traf ich sie in etlichen Paaren bei Zagan-olui im Juni 1856 und auch im östlichen Sajan-Gebirge am mittlern Irkut. Man kann die Höhe von circa 3000° über dem Meere als Grenze für ihren sommerlichen Aufenthalt angeben, in welcher Höhe sie dem Brutgeschäfte noch nachgehen. Die rothen Enten erscheinen schon recht frühzeitig. Am 4. April 1857 sah ich die ersten Paare auf dem Schnee unweit des Posolskischen Klosters am Baikalse. Am Tarei-nor erschienen sie 1856 schon am 19. März und am 22sten sah man sie häufiger; westlich vom Baikalsee verspätete auch diese Art, wie alle andern Zugvögel, denn sie traf am mittlern Irkut erst mit dem 22. April ein. Obgleich ich am Baikalsee schon Ende Juni viele junge Vögel antraf, die sehr geschickt und mit grossem Lärm (durch die Füsse verursacht) über das Wasser liefen, auch vorzügliche Taucher waren, so brauchen sie doch mehr als einen Monat, um flügge zu werden. Am 31. Juli 1856 war die Brut am Tarei-nor noch nicht flügge. Am 16. August lebten die meisten Vögel noch paarweise. Am 20. August erlegte ich noch mausernde alte Exemplare. Mit dem 25sten rotteten sich die rothen Enten, schrien eifrig und bereiteten sich zum Fortzuge vor. Am 30sten trompeteten die Männchen beständig, am 4ten und am 7. September stiess ich abermals auf sehr scheue, un- ruhige und lärmende Banden. Am 12ten hatten sich viele auf das süsse Wasser be- geben. Die meisten waren am 17ten fort, nur wenige bemerkte ich noch am 19. September 1856. Schon auf dem Unterlaufe der Schilka und des Argunj fehlte diese Art. Die dort wohnenden Orotschonen kannten sie nicht. 233. Anas (Aix) galericulata L. Auf die sehr eingehenden Erörterungen, welche Hr. Akademiker L. v. Schrenck 2) neuerdings über die Mandarinen-Ente China’s veröffentlichte, muss ich bei dieser Ge- 1) Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches ete., Bd. XXIII, p. 215 et segqt. 2) Reisen und Forschungen ete. 1. ec. p. 466—470. Anas (Mareca) Penolope. Anas Boschas. 363 legenheit hinweisen. Ich selbst brachte ein junges M. im Jugendkleide mit. Dieser Vogel wurde am 3. September 1858 im Bureja-Gebirge erlegt. Sowohl die Dürf- tigkeit des Gefieders, welches an der innern Schenkelseite noch ganz flaumig ist, wie auch die Weichheit vieler Federn und ihre weitläufige Bebartung, sprechen für die Jugend des Vogels. Derselbe mausert an der obern Brust in das erste Winterkleid, recht stark ist die Mauser im weissen Gefieder vorgeschritten, Kopf und Hals sind bereits fertig und an unserem Vogel etwas reiner grau, als an einem uns vorlie- genden, aus China stammenden, an welchem die seitlichen Kopf- und Halstheile ein in's Bräunliche ziehendes Gefieder besitzen. Es fehlen in diesem Kleide auch an unserem Vogel die wenigen, doppelt in Schwarz und Weiss gebänderten Federn an den Seiten der Brust nicht. Im Mai 1858 lebte diese Ente ebensowohl am Udir- flusse, wie auch unweit meiner Wohnung im Bureja-Gebirge; sie ruhte unter den Weidengebüschen am Ufer. 34. Anas (Mareca) Penelope L. Bei den Tungusen am oberen Baikal: Hiltür. Die Pfeifente ist über mein gesammtes Reisegebiet verbreitet. An der nördlichen Angara fand ich sie brütend. Ein bei Irkutsk am 12. Juni erlegter jüngerer Vogel, dessen Kopf sehr hell war und dem die schwarze Kehlplatte gänzlich fehlte, mauserte an der Brust stark in das Sommerkleid. Schon am 28. März 1856 kamen die ersten Pfeifenten zum Tarei-nor und blieben dort, wie die meisten andern Süsswasserenten, bis gegen den 20. Mai. Im Bureja-Gebirge sah ich zuerst am 19. April einige Pfeifenten und stiess noch am 9. Mai auf kleine Banden. Etwas später, nämlich am 13. Mai 1859, wurde sie im östlichen Sajan bemerkt. Noch am 20. September 1856 traf ich sie am mittlern Onon an; sie trug damals das ausgefärbte Winterkleid. 235. Anas Boschas L. Bei den Birar-Tungusen: Honnö. Bei den Tungusen am oberen Baikal: Tschutima. Die Stockente kommt in meinem gesammten Reisegebiet durchweg als mehr oder weniger gemeiner Sommervogel vor. Sowohl in den so freigelegenen Hochsteppen der nördlichen Mongolei, wie auch in den oft stark bewachsenen Ufern der kleinen Bäche des Baikalgebirges traf ich sie an. Junge Männchen, die ich am 12. Juni 1855 in Irkutsk auf dem Markte sah, standen schon in voller Mauser. Ein am 23. Juni am Baikalsee erlegter junger Erpel mausert ebenfalls in das Sommerkleid; die alten Federn des Kopfes besitzen in diesem Alter nur geringen Metallglanz. An die * 364 Anas poecilorhyncha. Stelle des grauen, grobgesprenkelten Rückengefieders, welches sehr verblichen und ab- genutzt war, treten einfarbig schwarzbraune Federn mit blassen Säumen. Im Bureja- Gebirge traf ich aber am 18. August 1858 Männchen, welche jetzt erst in Folge der Mauser flügellahm waren, em Termin, der für das Wechseln der Schwung- und Steuerfedern als sehr verspätet zu betrachten ist, wenn wir daran erinnern, dass in Deutschland die Mauser dieser Federn schon um Johanni stattfindet‘). Schon am 21. März desselben Jahres waren die ersten Märzenten hier angekommen, seit dem 27sten sah man ihrer mehr. Genau zur entsprechenden Zeit stellte sich 1856 diese Art auch am Tarei-nor ein, und zwar hier im Vereine mit Anas acuta in grossen Schwärmen am 23. März. Am 12. Mai traf ich die hier bleibenden Stockenten meistens nur gepaart, während Anas acuta noch geschaart lebte. Im östlichen Sajan verspätete die Märzente ebenso wie die meisten anderen Zugvögel, hier darf man den 1. April als die Ankunftszeit für sie bezeichnen. Diese Verspätungen der Zugvögel stehen ent- schieden mit der hohen Lage der gesammten Gegend im Zusammenhange, welche den spätern Aufgang der Gewässer, so wie auch das Zurückbleiben des gesammten pflanzlichen und thierischen Lebens bedingt. Am mittlern Amur stiess ich noch am 22. Septbr. 1558 auf einige Stockentenflüge Am Tarei-nor hatten sich sowohl Anas boschas, wie auch Anas acuta, am 8. September 1856 zu grossen Schwärmen gesellt, die sehr unruhig waren. Mit dem 12. September bemerkte man ein sichtliches Abnehmen dieser Schwärme und am 20sten wurde die Stockente nur selten getroffen. Winternde Vögel, die trotz arctischer Kälte an offenen Wasserstellen im Osten Sibiriens leben, wie dies Pallas?) und L. v. Schrenck ?) nachweisen, habe ich in Ostsibirien nicht angetroffen. 236. Anas poeecilorhyncha Gmel. Soll ich der Bemerkung, welche Temminck und Schlegel ‘) in der Fauna ja- ponica gleich bei dem Beginne ihrer Erörterungen dieser südasiatischen Entenart machen, vollen Glauben schenken, so muss ich das alte Männchen, welches ich vom mittlern Amur mitbrachte, gleichfalls als ein durch Kreuzung von An. Boschas mit An. poecilo- rhyncha erzeugtes betrachten. Dasselbe entspricht nämlich vollkommen der Beschreibung und Abbildung, die wir an der eitirten Stelle der Fauna japonica finden. Ohne Zweifel würde ich aber, da mein Vogel in den menschenleeren Ebenen oberhalb des Bureja- Gebirges am 28. April 1858 erlegt wurde, ohne die ausdrückliche Bemerkung im Texte der Fauna japonica «variete domestique croisee» gezwungen gewesen sein, ihn als eine 1) Vergl. Naumann |. c. T. 11, p. 585. 2) Zoogr. ross.-ast. II. p. 256. 3) Reisen und Forschungen |]. ce. p. 473. 4) Fauna japonica, Aves., p. 126, Taf. LXXXL. Anas poecilorhyncha. 365 von Anas poeciorhyncha verschiedene Art zu betrachten, und das noch um so mehr, als am Schlusse des betreffenden Abschnittes der Fauna japonica geradezu das Vor- kommen der typischen Anas poeclorhyncha Indiens in Japan verneint wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass den japanischen Hausvögeln, die diese Ente repräsentiren, eine eigene Art zu Grunde liege, allein es ist ebenso wahrscheinlich, dass früher ge- züchtete Exemplare die Freiheit suchten und so auch bis in die continentalen Gebiete sich verflogen, oder dass Bastardbildungen durch natürliche Züchtung erzeugt wurden. Bis ein grösseres Material uns vorliegen wird und namentlich die Verhältnisse dieser Vögel in Japan genau bekannt geworden sind, schliessen wir uns der Meinung Tem- minck’s und Schlegel’s an und müssen darnach unser Exemplar für ein verflogenes, ehemals wahrscheinlich domesticirtes, vielleicht aber auch durch natürliche Kreuzung von Anas Boschas und Anas poecilorhyncha erzeugtes halten. Vergleichen wir nun das alte Männchen im Prachtkleide, welches ich vom mittlern Amur mitbrachte, mit dem typischen Vogel Indiens, so finden wir zunächst eine sehr in die Augen fallende Ab- weichung in dem Mangel der hoch aufgetriebenen, gelbroth gefärbten Höcker an der Schnabelbasis, welche sich bei An. poecilorhyncha typica jederseits in spitz zulaufendem Winkel bis auf die Stirn ziehen. Weder an unserem Vogel, noch an denen, die Siebold aus Japan brachte, ist davon eine Spur zu sehen. An ihnen zieht sich die Schnabelbasis oben mit einfarbig schwarzer, etwas runzliger Bekleidung und in spitzwinkeliger Um- grenzung auf die vordere Stirn. Am ganzen schwarzen Schnabel findet sich nur eine breite, die Basis des Nagels mit einschliessende rothgelbe Binde an der Spitze, welche an den seitlichen Schnabelflächen schräge nach hinten tritt. Dieser Binde entsprechend finden wir auf dem Ende des Unterschnabels eine zweite, welche am Rande nur etwas in Braun- grau abdunkelt. Im Gefieder lassen sich nun in Bezug auf die Färbung auch durchgreifende Abweichungen zwischen meinem Vogel und der mir vorliegenden indischen Anas poeciorhyncha wahrnehmen. Während nämlich am Amurvogel der ganze Kopf und Hals bei ganz ent- sprechender Zeichnung etwas heller ist, als am indischen Exemplar, erscheint die gesammte Brust- und Bauchbefiederung bedeutend dunkler. So sehe ich den hellen, gelblichweissen Superciliarstreifen, der mit der Spitze der Oberschnabelstirnschneppe beginnt und sich bis zum Nacken fortsetzt, am Amurvogel viel mehr prononeirt, als am indischen. Der erstere steht in dieser Hinsicht, wie auch in dem recht gleichmässigen Dunkel des Gefieders an der untern Körperseite, viel näher der in Australien lebenden Anas supercihiosa Gml., welche jedoch dunkle Füsse und einen einfarbig schwarzen !) Schnabel besitzen soll. Ganz genau entspricht mein Vogel der Abbildung in der Fauna japonica; wie an ihr, so sehe ich auch am Amurvogel die gesammte Kehle rein gelblichweiss, die feine schwärzlichbraune Strichelung nicht über die gesammte Wange verbreitet, wie bei der indi- schen Anas poeclorhyncha ?), sondern auf eine Binde zusammengedrängt, die vom Mund- 1) Nach Gould’s Abbildung im 6. Bd. der Birds of Australia hat diese Ente im Leben einen graugrünen Schnabel. 2) Vergleiche auch Gray’s Illustrations of Indian Zoology. Vol. I. 366 Anas poecilorhyncha. winkel zur hintern Öhrgegend reicht und von welcher sich der viel hellere Zügel- streifen recht scharf absetzt. Vom schwarzbraunen Scheitel ziebt sich ein in Grau ab- geschwächter hinterer Halsstreif abwärts, der bis auf den Beginn des Rückens reicht. Die Grundfarbe der oberen Brust ist ein schmutziges, sehr helles Gelbgrau, welches nicht die stark entwickelten schwarzen Thränenflecken der Anas poecilorhyncha umgiebt und nach und nach in ein mattes Rauchbraungrau übergeht, welches der gesammten untern Körperseite als Grundfarbe zukommt. In dieser letztern machen sich die hellen, recht breiten Federränder zwar kemntlich, treten jedoch bei weitem nicht so scharf hervor, wie es bei der ganz analog gefärbten An. superciliosa der Fall ist. Die After- federn und untern Schwanzdecken sind tief schwarz. In ganz ähnlicher Weise, wie die Bauchseite des Vogels, verdunkelt sich auch die Rückenseite von vorne nach hinten hin. Das kleine Gefieder des vorderen Rückens ist zuerst braungrau und geht nach und nach in Braunschwarz über; es zeigt dann blasse, gelbliche, schmale Ränder. Von der Mitte des Rückens an verliert es die Ränder un geht von Braunschwarz allmählich in das tiefste und reinste Schwarz über, in welcher Farbe die oberen Schwanzdecken prangen. Am Flügel sind die gesammten unteren Decken rein weiss. Die vorderen oberen Decken einfarbig braungrau mit kaum etwas hellern Rändern. Die Enden der mittlern oberen Flügeldecken sind schwarz, wie bei Anas poecilorhyncha, aber vor dieser schwarzen Farbe steht an meinem Vogel gar keine, an ‘den japanischen bisweilen eine schmale, weisse Binde. Der schön stahlblaue, nicht grüne, Spiegel hat eine schwarze End- binde, die eine schmale, weisse Kante besitzt. An den braunen, verlängerten, hintern Schwingen macht sich zwar auf der Aussenfahne ein breiter weisser Saum bemerkbar, nimmt jedoch bei weitem nicht die gesammte äussere Federfahne ein, wie solches bei der indischen Anas poecilorhyncha der Fall ist. Ich zähle 18 stark und plötzlich zu- gespitzte Steuerfedern, "deren Enden bei ausgebreitetem Schwanze eine sanfte Bogen- linie bilden. Mit Ausnahne der beiden mittelsten, welche etwas verkürzt und schwarz sind, besitzen die andern eine mehr braunschwarze Farbe und der Aussenfahne entlang einen weissgelblichen Rand. Die Füsse sind schön rothgelb, die Nägel schwarz. Die Iris unseres Vogels war hell gelbbraun. In der Grösse übertrifft er Anas Tadorna um ein Geringes. Nachstehende Maasse geben über die plastischen Verhältnisse nähere Auskunft: M. alt Totallänge . . EEE GLS Ger re en OERREUTE 21'/2” Länge des zusammengelegten Flügels SER ENEENRERREN N ct | Scrl Dr LEE IE EHE E N. Ne 10” 5” „ des Schwanzes . . N ren 1, SMS Be near. ia SLR „ des Schnabels, auf der First gemessen ER EEE EEE 19 149% Höhe desselben, von der Mitte der Stirnbefiederung senkrecht abwärts gemessen ee 927 Breiter desselben! an, den’ Mundwankelun.n 277.10 EURE SS ET ER 9 Länge des Tarsus. . N ES © 07 Vic HOSE NER Be Nee 1 UT SE“ „ der Mittelzehe ohne” Nagel ., care A ar 020; He Mal watch BEL SNER Hu ea 111)” „ des Nagels an der Mittelzehe BRETT 0. 020 5 VRR HEREERNTERLE vum «ONE ß ar „inderklinterzehe ‚ohne Naselap ken see en le ol ee 6% „ des Nagels an der Hinterzehe a N N EN Eee eb: 2; Anas (Querquedula) Orecca. 367 Bei ‚dem Vergleiche dieser Maasse mit denen in der Fauna japonica finden wir, dass unser Männchen bis auf die bedeutendere Flügellänge im Uebrigen etwas kleiner ist, als das japanische Exemplar, jedoch sind diese Difterenzen nur gering. Die Maass- angabe der Länge der Mittelzehe ist in der Fauna japonica wahrscheinlich in Folge eines Druckfehlers um 1 Zoll zu gross angegeben. Wir dürfen uns nicht erlauben, über die geographische Verbreitung dieses Vogels hier eingehender zu sprechen, und zwar aus dem Grunde, weil Temminck und Schlegel ihm ausdrücklich den Charakter einer wildvorkommenden Species absprechen. Er soll aber nach der Aussage der Jäger auch am untern Argunj ab und zu leben. Unser Exem- plar wurde am 28. April 1858 vier Werste oberhalb der Udir-Mündung in den Ebenen erlegt. Es lebte mit einem 2ten Vogel, wahrscheinlich dem Weibchen, zusammen. 237. Anas (®uerquedula) Crecca L. Ich glaube eine richtige Beobachtung am mittlern Amur gemacht zu haben, wenn ich behaupte, dass dort Anas glocitans bedeutend häufiger ist, als Anas Orecca, es be- zieht sich aber diese Behauptung auch nur auf den mittlern Lauf des Stromes. In seinem Quelllande traf ich die Krickente ungemein häufig an, ebenso im gesammten Süden des westlicheren Sibiriens, wo in den offenen Steppengegenden, besonders auch auf dem Gänsesee, grosse Schaaren im Frühlinge und Herbste, bis zum 20. Mai etwa, leben und sich dann erst, wie die meisten Süsswasserenten, zum Brüten in ein- zene Paare theilen. Ebenso theilt uns H. Dr. L. v. Schrenck !) mit, dass am Amur (seine Untersuchungen beziehen sich namentlich auf den untern Lauf des Stromes) Anas gloeitans viel seltener sei, als Anas Crecca. Im April 1858 traf ich in den Ebenen, welche zwischen dem Chaltan- und Chingan-Posten (jetzt Kasatkena und Paschkowa) gelegen sind, Schwärme von Anas glocitans an, die gewiss aus mehreren Tausend Vögeln bestanden, welche um Mittagszeit, als sie in den ausgetretenen, stehenden Wassern des Grjäsnaja- und des Uril-Flüsschens ruheten, einen solchen Lärm machten, dass man, wie der Sprachgebrauch lautet, sein eigenes Wort nicht hören konnte. Anas Crecca kann ich nun zwar für diese Gebiete durchaus nicht selten nennen, jedoch ist sie im Frühlinge nur in kleinen Banden anzutreffen. Freilich ziehen die meisten Gluckenten zum Brüten nordwärts, während die hier einfallenden Kriekenten auch im Sommer bleiben. Ein am 7. April erlegtes altes M. vom Tarei-nor besitzt die schwarze Kehl- platte in etwas grösserer Ausdehnung, als es gewöhnlich der Fall ist. Im Uebrigen stimmt es vollkommen zu den gleich alten europäischen Vögeln im Prachtkleide. 1) Reisen und Forschungen ]. c. p. 475. 368 Anas (Querquedula) glocitans. Am 6. April 1856 trafen die Krickenten am Tarei-nor ein; auch bei dieser Ente fand ich den Magen unmittelbar nach dem Zuge,straff mit Quarzgrus und Sand gefüllt. Am 30. April sah man schon viele einzeln lebende Paare. Mit dem 12. Mai war die Paarung allgemein, mit dem 20sten begann das Brutgeschäft. Der haupt- sächlichste Durchzug der Süsswasserenten, welche im Hochnorden brüten, fällt in die Zeit von 24—27. April. Am mittlern Amur sah ich die ersten Krickenten 1858 am 19. April. Am 24sten erschienen sie häufiger. Im östlichen Sajan-Gebirge, wo die Krickente überhaupt nicht häufig war, verspäteten 1859 ihre ersten Vorzügler bis zum 25. April. Am 7. Mai traf ich noch einzelne an. Brütend fand ich diese Art eben- sowohl in den Sümpfen der nördlichen Mongolei, wie auch in denen der stark bewaldeten Gebirge, so z. B. am Baikalsee, wo am 8. August 1855 die Brut vollkommen flügge war. Mit dem 13. August 1856 hatten sich die Krickenten am Tarei-nor schon ge- schaart, sie trugen nun das ausgefärbte Winterkleid; am 8. September waren sie alle sehr unruhig und den 10ten kann man als den Termin ihres Fortzuges nennen, welcher bis circa zum 20. September währt. Am 18ten 1855 sah ich noch einige Exemplare auf dem Markte in Irkutsk. 238. Anas (@uerquedula) glocitans Pall. Bei den Monoglen: Alak-Tarikitu, d. h. die gestreifte Ente. Nach den so eingehenden Erörterungen, welche wir über diese schöne Ente bereits durch ihren Entdecker Pallas !') und später durch die Herren Brandt 2), Midden- dorff ?) und L. v. Schrenck *) besitzen, kann ich nichts mehr über den äussern Bau derselben sagen. Die 8 mitgebrachten Vögel stehen alle im vollen Prachtkleide. In der That trifft diese Ente sehr zeitig ein. Schon am 26. März 1856 wurde das erste Exemplar am Tarei-nor erlegt. Im Bureja-Gebirge sah ich die ersten Exemplare am 28. März 1858 und stiess dann am 4. April auf die schon oben, bei Anas Crecca erwähnten, zahlreichen Banden am: Uril-Bache, die bis zum 19ten beisammen blieben. Mit dem 24. April bemerkte man die Gluckente nur noch in kleinen Schaaren. Bei aufgehendem Strome sah ich nicht selten sowohl diese Entenart, wie auch die Krickenten, in kleinen Banden auf treibenden Eisschollen sitzen und mit diesen stromabwärts treiben. Wählerisch in ihrem Umgange war Anas glocitans nicht; so traf ich Mitte April an einem Morgen in einem kleinen Sumpfe oberhalb des Udirflüsschens folgende 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 261. 2) Descript. et icon. animal. Ross. nov. vel minusrite cognit. 1836, p. 28, Tab. IV. 3) Sib. Reise l. c. p. 230. 4) Reisen und Forschungen ete. l. c. p. 475. Anas (Querquedula) falcata. 369 Entenarten: An. Boschas, Crecca, glocitans, elypeata, acuta und einige Penelope bei- sammen, die nach gehaltener Mahlzeit, dicht neben einander sitzend, ruheten und zu denen ich mich, durch hohe Carexhumpen verdeckt, ganz nahe schleichen konnte. Erst am 10. April 1859 wurde ein Pärchen im östlichen Sajan unweit von Tunka bemerkt. Seit dem 7. Mai sah man dort die Gluckente nicht mehr. In den dem Baikalsee zunächst gelegenen Gegenden ist sie überhaupt eine Seltenheit und weilt als Sommer- vogel an diesem See selbst nicht. 239. Anas (Querquedula) falcata Pal. Bei den Tungusen am oberen Baikal: Gugdür. Meine Ausbeute besteht vornehmlich in alten Männchen, welche das volle Pracht- kleid tragen. An diesen gewinnt die schöne, schwarze, bogenförmige Zeichnung des Brustgefieders bisweilen dergestalt an Breite, dass das ihr in der Form entsprechende weisse Band bis auf ein Minimum verdeckt wird und man dadurch die weissen Bogen in weit geringerem Umfange erblickt, als es in der Regel der Fall ist. Im Uebrigen geben mir meine Vögel nach den bereits früher veröffentlichten Mittheilungen von Pallas I Brandt2), Middendorff?) und L. v. Schrenck!) zu keinen Bemerkungen Ver- - anlassung. Ein am 1. August 1855 im Delta der oberen Angara ergriffenes Weibchen mauserte die Schwingen. Die meisten Schwungfedern hatten noch bluterfüllte Spuhlen. Die Brust dieses Weibchens zog mehr in’s Braune, als in’s Gelbliche und war bedeu- tend dunkler, als die Abbildung auf Tafel XXI des Middendorff’schen Reisewerkes (l. €). In der Nacht vom 12—13. April 1856 kamen die ersten Sichelenten zum Tarei-nor. Auch bei den Vögeln, welche am 13ten erlegt wurden, fand ich den Magen straff mit Quarzgrus erfüllt und nur am Magenmunde fanden sich einige Pflanzenkeime- Am mittlern Amur traf A. j/alcatu schon am 4. April 1858 in den Ebenen oberhalb des Bureja-Gebirges ein, war am 2. Mai meistentheils gepaart und vom 9ten ab sah man nur gepaarte Vögel. Am mittlern Irkut verspätete auch diese Ente im Frühlinge bis zum 15. April. Es fiel mir sehr auf, dass ich auf dem Markte von Irkutsk Anfang Juni nur Männchen sah, die Weibchen müssen wohl schon in ihren Verstecken gebrütet haben. Die Federn der damals erhaltenen M. waren zwar durch- weg stark abgenutzt, besonders aber war das mit den verlängerten Sicheln der Fall, 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 259. 2) Descript. et icon. anim. ect., p. 21, Tab. II. 3) Sib. Reise 1. c. p. 231. 4) Reisen und Forschungen ete. 1. c. p. 476 et seqt. 370 Anas (Cyanopterus) Querquedula. Anas (Chauliodes) strepera. jedoch liess sich noch keine Spur der Mauser zum Sommerkleide nachweisen. Sicher zieht diese Ente im Herbste zeitiger fort als die meisten: Süsswasserenten. In den ersten Tagen des September muss ihr Herbstzug erfolgen. Seit dem öten fehlte sie auf dem Markte von Irkutsk. 240. Anas (Cyanopterus) Querquedula L. Im Amurlande gehört die Knäkente zu den selteneren Vögeln, ich habe sie dort nur in wenigen Exemplaren im April am Udirtflüsschen geschossen; auch wurde diese Art durch keinen der neueren Reisenden im Amurlande nachgewiesen. Hr. v. Mid- dendorff aber traf sie an dem Ausflusse der Uda. Recht häufig lebte sie auch am Tarei-nor, wohin die ersten Vögel in der Nacht vom 12. zum 13. April 1856 kamen. Die erlegten Exemplare hatten kleine Schnecken im Magen, der übrigens ganz mit Quarzgrus gefüllt war. Ein am 21. April 1556 am Tarei-nor erlegtes, recht altes Männchen zeichnet sich ebensowohl durch die schöne dunkelbraune Grundfarbe der seitlichen Halsflecken aus, wie auch durch das Vorwalten der schwarzen Farbe im untern Brust- gefieder. An denjenigen Brustfedern, welche der weissen Bauchfläche zunächst stehen, verschwinden die sonst gelben Querbinden fast gänzlich. Hier erschemt die Feder, einzeln betrachtet, einfarbig rauchgrau mit dunklerer vorderer Kante, die hie und da geringe Spuren hellerer Spritzflecken besitzt. Die Knäkente ist auch in den Sümpfen am Tarei-nor ein ziemlich seltener Brutvogel. 241. Anas (Chauliodes) strepera L. Bei den Burjäten im mittlern Irkut-Thale: Zagan-dalü, d. h. der Weissflügel, wegen der einfarbig weissen untern Flügelseite. Ein junges Männchen, welches am 12. September 1856 am Tarei-nor erlegt wurde, trägt noch das volle Sommerkleid, in welchem sich, trotz der so vorgerückten Jahreszeit, gar keine Mauserspuren bemerken lassen. An diesem Vogel fällt mir auf, dass auf der ganzen untern Seite, von der Brust bis zur Schwanzspitze, die schwarzgrauen länglichen Flecken vor dem Ende jeder weissen oder grauweissen Feder stehen, wodurch daselbst eine recht regelmässige Fleckung erzeugt wird. Uebrigens hat auch dieser junge Vogel die Aussenfahnen einiger der kleinen oberen Decken schon braun gefärbt. Er stimmt in allen anderen Stücken mit europäischen Vögeln gleichen Alters überein. Ein älteres Weibchen, welches ich am 10. Mai 1859 am mittlern Irkut schoss, ist insofern interessant, als es ausnahmsweise um diese Zeit in starker Mauser steht, Anas (Dafıla) acuta. 371 was gewöhnlich bei den weiblichen Enten nicht stattfindet. An dieser Mauser betheiligen sich ganz besonders stark die Brust und der Bauch, weniger der Rücken; die Schwingen sammt ihrem kleinen Gefieder, so wie Schwanz, Kopf und Hals gar nicht. Die letztern beiden haben ein abgeriebenes Kleid, dessen gelblichgrauer Grundton verblich. Die neu hervorbrechenden Federn der Brust zeigen lang ausgezogene, zur Spitze etwas ver- breitete, schwarze Schaftflecken, die von breiten, weissen Rändern umgeben sind; der Feder- basis näher, bemerkt man noch einen oder zwei seitlich stehende, schwach ausgebildete, graubräunliche Flecken, die aber ganz verdeckt sind. Die neuen Federn des grossen Mittelfeldes auf dem Bauche sind, wie die alten, weiss. Die frischen Federn des Rücken- gefieders wiederholen im Wesentlichen Farbe und Zeichnung der alten abgeriebenen; von grösserem Umfange wird an den ersteren der grosse, schwarze Spitzfleck, neben welchem seitlich am Rande 2 gelbbräunliche Kantenflecke stehen. Ohne Zweifel darf man dieser Mauser kaum den Charakter einer partiellen, lokalisirten beilegen; sie ist dazu viel zu umfangreich, steht aber, so viel mir bekannt, als eine immerhin seltene Ausnahme da. Der Federwechsel erfolgte an diesem Weibchen vor Beginn des eigentlichen Brut- geschäftes. Anas strepera, deren Vorkommen Pallas!) für ganz Sibirien, mit Ausschluss der östlichsten Gebiete und Kamtschatka’s, bestätigt, wurde durch H. v. Midden- dorff?) auch im Stanowoi und an der Südküste des Ochotskischen Meeres auf- gefunden. Aus dem Amurlande wurde sie durch die neueren Reisenden noch nicht nachgewiesen. Meine Fundorte dieser Art beschränken sich auf Transbaikalien und das östliche Sajan-Gebirge. Im Delta der oberen Angara wurde sie nicht aufgefunden. 242. Anas (Datila) acuta L. Bei den Tungusen am oberen Baikal: Sitiur. Ein Pärchen, welches Anfang April am Tarei-nor erlegt wurde und welches ich in Bälgen mitbrachte, giebt mir zu keinen Bemerkungen Veranlassung. Das Männchen steht im vollen Prachtkleide und hat auf der gesammten unteren Körperseite den bei den Süsswasserenten nicht seltenen rostgelben Farbenton, welcher sich auf die Spitzen der Federn beschränkt. Dieses alte Männchen wird aber in einer anderen Beziehung recht interessant, indem man an ihm auf das Entschiedenste nachweisen kann, dass die Zugvögel wieder zu ihren früheren Aufenthaltsorten zurückkehren. In Kulussu- tajefsk lebte nämlich ein eifriger Jäger, der Kosaken-Urjädnik Kusnezoff, welcher, als ich 1856 diesen Ort am N.-Ende des Tarei-nor besuchte, bereits seit 3 Jahren 1) Zoogr. ross.-ast. 1. c. p. 254. 2) Sibirische Reise 1. c. p. 233. 372 Anas (Dafila) acuta. in Folge einer Rückgratlähmung bettlägerig war und also seine Jagden ganz eingestellt hatte. Dieser Jäger fing früher die in Unzahl einfallenden Enten auf den Süsswasser- lachen bei Kulussutajefsk mit Angeln, ähnlich denen, die man auf Aale stellt. Auf ziemlich kurze, starke Haken, wie man sich deren namentlich zum Fangen grosser Flussbarsche bedient, wurde Schaaflunge gespiesst und nun die am Lande befestigte Leine, an welcher die kleinern Nebenleinen mit den Haken befestigt waren, zur Nachtzeit ausgeworfen. Die lufterfüllte Lunge hielt den Apparat auf der Oberfläche des Wassers. Die Enten und namentlich die Spiessenten, welche die Lungenstücke sehr gerne fressen sollen, bissen sich dann Nachts fest und wurden am nächsten Tage meistens noch le- bendig abgenommen. Seit den 3 letzten Jahren hatte Niemand am Tarei-nor diese Jagd betrieben. Unser am 24. April erlegtes Männchen trägt an seiner rechten Hals- seite noch im braungrauen Gefieder einen solchen, mit der Basis vollständig in die Haut eimgewachsenen Angelhaken. In China muss man sich zur Jagd meistentheils eiserner Schroten bedienen. Viele Enten, und unter diesen wieder vorwaltend Azas «acuta, waren dort meistens mit solchen Schroten angeschossen worden. Ich fand den grössten Theil der am Tarei-nor erlegten Enten mit solchem Hagel m der Haut, oft hatte sich um das Korn eine liniendicke Schicht zerbrökelnder, schwarzgrauer Masse gebildet. Bleischroten konnte ich gar nicht finden. Am 12. Juni 1855 trugen die in Irkutsk zu Markte gebrachten Männchen noch das volle Prachtkleid. Unstreitig ist die Spiessente eine der gemeinsten Entenarten meines Reise- gebietes; ziemlich selten war sie im östlichen Sajan-Gebirge. Zum Tarei-nor kamen die ersten Vögel dieser Art am 28. März 1856, am 20. Mai fand ich dort brütende Vögel. In der 2ten Hälfte des April zogen die Spiessenten am häufigsten gegen Norden durch. Im Bureja-Gebirge war es auch am 28. März 1858, als ich die ersten Spiessenten von Süd nach Nord fliegen sah, am 29. März zogen grosse Schwärme stromabwärts. Seit dem 17. August 1856 begaben sich die Spiessenten im Vereine mit An. Boschas, strepera und elypeata Nachts gerne auf die abgeernteten Felder. Am 22sten wurden Züge von der März- und Spiessente, welche südwärts wanderten, bemerkt. Am 30sten traf ich unter anderen Süsswasserenten vornehmlich auch An. acuta in den überschwemmten Niederungen des Onon-Borsa-Flüsschens an. Wie die Stockenten, so waren auch die Spiessenten seit dem 8. September sehr unruhig und seit dem 17ten sah man nur noch wenige. Sowohl diese Art, als auch A. Penelope, in geringerem Grade selbst An. Boschas und in seltenen Fällen sogar Anas Crecca bleiben länger an der Abflussstelle der untern Angara aus dem Baikalsee. Am 24. September 1855 sah ich auf dem Markte von Irkutsk neben vielen jungen Vögeln von An. Marila sowohl Pfeif-, als auch Spiessenten, einige Stockenten und eine Krickente. Damals waren Nachts meistens 6—8° Kälte und der erste geringe Schneefall hatte schon stattgehabt. Am 2. October wurden eben diese Arten dort geschossen, jedoch war jetzt Anas clangula die gemeinste Species unter ihnen. Anas (Rhynchaspis) clypeatu. Anas (Oedemia) fusca. . 373 243. Anas (Rhynchaspis) celypeata 1. Ein am 21. April 1856 erlegtes Männchen im Prachtkleide weicht im Gefieder nicht, wohl aber etwas in der Grösse von europäischen Vögeln ab. Die an ihm er- mittelten Maasse sind folgende: ANNE RUEN a Be ul ey Br a EEE 7. Länge des zusammengelegten Flügels . 2:2: 2 2 2 2 2.2. 874” 2 dERSChWArZERGEERALBUN ERRLENERBNE TE, TERRA. nme ge „» des Schnabels auf der First bis zur vortretenden Stirnbefiederung 2” 6 ER ESGETATHTIE EEE LIE N he ee ander Miktelzeher ohnesNavels aa, AT ae NL veundersklinzerzeherobreuNacele. u HH a: ger are re A BESueRSNaoeliwanederuNittelzehe, a. ee 0 alas cu ne ed BdesbNapelskananensEimierzeneste se a 1: 12: Be las nase... ar Mehrere am 24. September 1855 auf dem Markte in Irkutsk gesehene Vögel trugen noch das Sommerkleid, dasselbe war auch bei den am 19. September 1856 am Tarei-nor erlegten Männchen der Fall. Zum Tarei-nor kamen die ersten Löffelenten am 7. April 1856 und am 18ten sah ich ihrer mehr; bis zum 12. Mai blieben sie geschaart und am 20sten fand ich brü- tende. Im Bureja-Gebirge schoss ich am 7. Mai 1858 mehrere Männchen im Hochzeits- kleid. Am 12. Juni 1855 befanden sich die Männchen stark in der Mauser zum Sommerhabit. 214. Anas (Oedemia) fusca L. Alte Weibchen dieser Enten-Art bringen den Sommer selbst in der nördlichen Mongolei zu, obgleich diese Gegenden unter dem 50° nördl. Breite gelegen sind. Männchen habe ich im Süden Sibiriens überhaupt nicht zu Gesichte bekommen und die Weibchen sehörten zu den Seltenheiten. Am 13. Mai 1856 lebten 4 Weibchen auf der grossen Süsswasserlache bei Kulussutajefsk, von denen eines erlegt wurde; es stimmt genau mit den im Winter aus dem Hochnorden zum Südrande des Baltischen Meeres wandernden Weibchen überein. Im Jahre 1855 sollen einige Sammetenten ihre Herbst- mauser durchgemacht haben. Am 8. Mai 1858 sah ich 8 Exemplare dieser Entenart im Bureja-Gebirge. Noch weit südlicher wurde die Sammetente als Küstenbewohner der östlichen Mandshurei nachgewiesen. Wir erhielten aus Port-May (circa 43° n. Br.) ein ebenfalls altes Weibchen, welches dort am 3. November 1860 erlegt wurde. Es ergiebt sich also aus dem Angeführten, dass Anas fusca, welche nach Pallas ') im 1) Zoogr. ross -ast. II, p. 246. 374 Anas (Glaucion) Olangula. Anas (Harelda) glacialis. Anas (Harelda) histrionica. Ochotskischen Meere ausserordentlich gemein sein soll, später auch durch H. v. Midden- dorff !) am südlichen Ufer dieses Meeres gefunden wurde, im Winter ganz so wie in Europa weit in südliche Breiten rückt und dass dies, wie es scheint, hier, wie dort, die alten Weibchen am frühesten thun. Ferner aber wird sie im Sommer im Osten Asiens auch ein seltener Bewohner des Südens, worüber aus den entsprechenden Breiten in Europa, so viel mir bewusst, keine ähnlichen Facta vorliegen. 245. Anas (Glaucien) Clangula L. Bei den Tungusen am oberen Baikal: Momdan. Ohne Zweifel verlässt ein grosser Theil dieser Enten-Art den Süden Sibiriens im Sommer nicht, sondern brütet dort. Am 12. Juni sah ich 5 Exemplare auf dem Markte in Irkutsk, unter denen 3 alte und 2 junge Vögel waren. Am 3. August erlegte ich zwei noch nicht ganz erwachsene Vögel auf dem Dawatschanda-See ?).. An diesen Thieren waren die Spuhlen der jungen Schwingen noch ganz bluterfüllt und die Spitzen der Steuerfedern stark verstossen. Der bei weitem grössere Theil der winternden Vögel war durch junge und einjährige Individuen repräsentirt, recht alte M. sind ziemlich selten. Im Herbste stellten sich diese Enten am Nordrande der Mongolei, wo sie im Sommer nicht häufig gefunden werden (wie z. B. am Uldsabache), in bedeutender Anzahl ein; so fand ich sie schon am 11. September auf dem mittlern Onon und noch gewöhnlicher waren sie dort am 29. September 1856. Ganz um dieselbe Zeit erschienen auch am mittleren Amur 1858 recht bedeutende Züge der Schellente (27. September). Im Frühlinge sah ich sie hier noch in grossen Schaaren am 24. April desselben Jahres. Sie wintert an der Abflussstelle der Angara aus dem Baikal und wird während des ganzen Winters nach Irkutsk zu Markte gebracht. 246. Anas (Harelda) glacialis L. Wintert in beträchtlicher Zahl an der Abflussstelle der Angara aus dem Baikalsee und legt hier auch das dunkle Sommerkleid an. 24%. Anas (Harelda) histrienica L. Am Baikalsee und am Argunj bei den Russen: Saksonka. Am Tarei-nor bei den Kosaken: T'schernaja polossataja utka (die schwarzgestreifte Ente). Als Sommervogel ist die Kragenente. am südwestlichen Baikalufer nicht selten, besonders auf der Strecke, welche vom Kultukbusen bis zur untern Angara-Mündung ge- 1) Sib. Reise 1. c. p. 236. 2) Vergleiche meine Berichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, p. 318. Anas (Fuligula) Marila. Anas (Puliyul«) Fuligula. Anas (Fuligula) ferina. 375 legen ist. Vom 7—11. Mai 1857 sah ich sie oft auf der Ingoda. Im Bureja- Gebirge lebten einzelne Paare im Herbste 1857 noch während des Eisganges. Auch diese Ente wurde uns neuerdings in einem Pärchen aus Port May durch Hrn. Dr. Wulffius zugesandt. 248. Anas (Fuligula) Warila L. Mir ist die Bergente nur aus den Baikalgegenden als Wintervogel bekannt ge- worden. Die an der Ausflussstelle der untern Angara winternden Vögel dieser Art waren meistentheils jung. Alte Männchen mit dem schön grünlich schillernden Kopfe fehlten ganz. 249. Anas (Fuligula) Fuligula L. Bei den Birar-Tungusen: Zachür. Am 12. Juni 1855 befanden sich die alten Männchen, welche ich auf dem Markte in Irkutsk untersuchte, noch im schönsten Prachtkleide. Ein junges Männchen, welches am 18. April 1856 am Tarei-nor erlegt wurde, bestätigt Naumann’s Behauptung }), nach welcher sich die erste Mauser in’s Prachtkleid oft sehr verspäten oder doch ver- zögern soll. Dieser Vogel trug noch das Jugendkleid, in welchem sich nur auf der Brust einzelne Federn des Prachtkleides bemerkbar machten. Der Kopf war dunkel braun- grau. Am 16. April 1856 sah ich die ersten Reiherenten am Tarei-nor. Am 4. April 1858 wurden 2 Flüge im Bureja-Gebirge gesehen und am 17ten sah ich abermals einige Reiherenten. Diese Art blieb im Herbste in Gemeinschaft mit Anas clangula recht lange in Daurien. Ich sah sie noch am 21. September auf dem mittlern Onon. 250. Anas (Fulizula) ferina L. Bei den Tungusen am oberen Baikal: T'scherdoge ’). Nur aus den Baikalgegenden ist mir die Tafelente bekannt geworden. Sie brütet im Delta der oberen Angara; ein dort am 31. Juli 1855 erlegtes junges Weibchen war noch nicht ganz flügge. Auch diese Ente kommt im Frühwinter auf den Markt von Irkutsk, wo ich am 2. October 1855 zwei Männchen und ein Weibchen kaufte. 1) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Bd. 12, p. 73. 2) Es ist möglich, dass dieser Name ein aus der russischen Bezeichnung Tschernet entstellter ist; mir wurde er jedoch so mitgetheilt, wie ich ihn oben niederschrieb. } a“ "T— 376 Anas (Fuligula) Baeri. 51. Anas (Fuligula) Baeri nov. Sp. Taf. XV. Nach einer eingehenden Musterung der bis jetzt bekannten Fuliqula- und Nyroca- Arten, der Eytons classische Monographie der Anatiden zu Grunde lag, und nach Hinzu- ziehung der namentlich in den Proceedings of the zoological society of London sich findenden Beschreibungen einiger seltenen Fuligula-Speeies, bin ich schliesslich zu der Ueberzeugung gelangt, dass eine vom mittlern Amur heimgebrachte Schopfente bis jetzt nicht bekannt ist, wesshalb ich sie im Nachstehenden genau beschreibe und auf Taf. XV naturgetreu abbilde. ö Es läge nicht fern, diesen Vogel für eine Bastardform der weissäugigen Ente (An. Nyroca) und der gemeinen Schopf- oder Reiherente (An. Fuligula) zu halten, da be- kamntlich dergleichen Bastarde auch durch natürliche Züchtung gerade bei den wilden Entenarten vorkommen und nicht nur bei den ächten Süsswasserformen der Anatiden, sondern auch bei den an der hinteren Zehe mit breiten Lappen versehenen Tauchenten nachgewiesen sind !). Jedoch muss ich in Erinnerung bringen, dass ich unseren Vogel im Frühlinge 15858 durchaus nicht vereinzelt, oder mit einer oder der andern der beiden Arten, die seiner Erzeugung zu Grunde liegen könnten, zusammenlebend antraf, sondern ihn in kleinen Banden von 4—6 Exemplaren ebensowohl am Udirflüsschen, wie auch auf einem stehenden Wasser in der oberen Salbatsche-Ebene auf dem rechten Amurufer fand, wo ich am 18. April ein Männchen erlegte. Dieses Männchen trägt das volle Hochzeitskleid. Der Schnabel ist fast doppelt so lang als breit; die Basis des Oberschnabels ist nur 2 Mmtr. schmäler, als die breiteste Stelle, welche in der vorderen Krümmung liegt, die Spitze ist sanft gerundet, der Nagel stumpf. Die Nagelform entspricht der von Anas Nyroca besser, als der von Anas Fuligula, die gesummte Schnabelform aber schliesst sich genau an die der Reiherente an. Die etwas schräge nach vorn gesenkten, flach liegenden, kleinen Nasenlöcher liegen auf der Grenze des hinteren Drittels der Schnabellänge Zwischen ihnen ist der Schnabelrücken leicht aufgetrieben und hier 8 Mmtr. breit. Dem Rande des Oberschnabels parallel verläuft von der untern, hinteren Ecke desselben eine deutliche Furche bis zum vorderen Drittel, der sich eine zweite, schwächere und höher gestellte, vom Nagel ausgehende, anschliesst. Die Maasse geben wir weiter unten in der tabellarischen Uebersicht. Am frisch getödteten Vogel war der Schnabel von der Basis bis zu den Nasenlöchern dunkelblaugrau, auf dem Rücken und in den vorderen zwei Drittheilen heller, in den unmittelbaren Umgebungen des schwarzen Nagels fast rein weiss. Die Stirnbefiederung tritt in einem Winkel 1) Ich erinnere besonders an Anas Homeyeri Baed. und schliesse mich der Meinung Olph-Gaillards und Blasius an, welche diese Ente für einen Bastard von An. ferina und An. Nyroca halten. Anas (Fuligula) Baeri. 377 von eirca 70° auf die Basis des Schnabelrückens vor. Der Unterschnabel besitzt an seiner Basis eine Breite von 20 Mmtr., in seiner Mitte 17 Mmtr., ist vorne stumpf zugerundet und hier schwarz. Die nackte Haut zwischen den Kieferästen ist sammt diesen hell blaugrau. Von innen betrachtet, war der Oberschnabel am frisch ge- tödteten Vogel weissgrau und in seiner Mitte bemerkte ich einen deutlichen Kiel, der vom Nagel aus nach hinten verlie. Alle Lamellen sind ein wenig nach hinten ge- richtet und besitzen auf ihrer Basalhälfte eine deutliche flache Falte. Das Gefieder des Kopfes, wie auch des ganzen Halses, besitzt im Allgemeinen eine dunkle, metallglänzende, grüne Farbe; specieller betrachtet, findet man es an den vorderen Gesichtstheilen und auf dem gesammten mittlern Felde der unteren Halsseite reiner schwarz, weniger glänzend und mit einem geringen Schimmer in’s Dunkelviolette. Ein kleiner rhomboidaler weisser Fleck bildet die spitzwinkelig vortretende Kehlbefiederung. Das Gefieder gewinnt unterhalb der Ohröffnungen sichtlich an Länge und die Nacken- federn sind zur Holle verlängert. Diese Federn, sammt allen, welche auf der hinteren und den seitlichen Halsflächen stehen, haben eine schöne, rein dunkelgrüne Farbe und glänzen stark. Ihre Basaltheile sind rauchgrau. Durch diese Kopf- und Halsfärbung werden wir mehr an die alten M. der Anas marıa, als an die der An. Fuligula erinnert. Recht alte männliche Individuen der letztern zeigen zwar auch den grünen Metallglanz auf der Wange und am Schopfe, jedoch fehlt er den Halsseiten wohl stets. Abwärts geht das schöne Grün an unserm Vogel nach und nach in reines, etwas glänzendes Schwarz über, welches auf dem Rücken in allmählichem Uebergange zu der hier herrschenden dunkelbraunen Grundfarbe abschwindet, während es sich seitlich und unten in scharf umgrenztem Ringe gegen das herrliche Rothbraun der Brust absetzt. In dem Brustgefieder gleicht nun unsere Ente der weissäugigen wohl, jedoch zieht sich das Braun nicht ganz so weit abwärts. Das Braun ist auch nicht so lebhait, als bei An. Nyroca, zieht namentlich in der Nähe des Halses in ein dunkles, gesättigtes Kastanienbraun und setzt sich gegen die weisse Bauchfläche in scharfer Umrandung ab. Helle, gelbliche, schmale Ränder stehen noch an den meisten hinteren Federn dieses braunen Brustgefieders. Zum Rücken "hin wird das braune Gefieder ebenfalls etwas dunkler und es drängt sich zwischen dasselbe jene vom Halse zur Rückenmitte sich verbreitende schwarze Färbung. Das Rückengefieder und die Flügel bieten die grösste Analogie mit Anas Nyroca dar. Wir bemerken auch in der braunschwarzen Grundfarbe des Rückens jene zarte braunrothe Punk- tirung, wie sie der weissäugigen Ente zukommt. Im kleinen oberen Deckgefieder wird die Grundfarbe bleicher, mehr erdbraun und die Pünktchen bleiben. Der schwarz ge- kantete, weisse Spiegel ist ganz wie bei An. Puligula, die hintersten Secundärschwingen und die verlängerten tertiären besitzen den schönen grünen Metallglanz und die schmale schwarze Kante der Aussenfahne. Endlich ist auch die untere Flügelseite ganz so, wie bei den beiden schon öfters erwähnten, nahe verwandten Entenarten. Das Kleid des untern Rückens und des Bürzels, so wie die oberen Schwanzdecken sind schwarz, hie und da 48 378 Mergus Merganser. in Braun bestäubt. Die 14 kurzen, einfarbig braungrauen Steuerfedern umschreiben mit ihren Spitzen einen sehr gedrückten Bogen. Von unten betrachtet, weicht unsere Ente etwas von An. Nyroca ab. Wir vermissen zunächst das eclatante Rothbraun der hintern Tragfedern, die an unserem Vogel schmutzig gelbbraun sind und an den Enden und Fahnenrändern theils in Grau, theils auch in Weiss abbleichen. Auf dieses Braun folgt bei den alten Männchen der An. Nyroca im Prachtkleide seitlich vom After ein breiter schwarzer Ring und dann erst die weissen unteren Schwanzdecken. An unserem Vogel fehlt der erstere ganz. Die gesammte Gegend um den After zeigt ein schmutziges, helles, gelbbräunliches Gefieder, in welchem sich nur an den Seiten feine, schwärzliche Wässerungen wahrnehmen lassen. In diesem Punkte schliesst sich An. Baeri weder an An. Fuligula, noch an An. Nyroca. Das Bauchfeld ist rein weiss und die einzelnen Federn desselben besitzen an ihren Spitzen einen schwachen, gelblich- rostfarbigen Anflug. Die Füsse waren am frisch getödteten Vogel grau, auf den Ge- lenken dunkler, die Schwimmhaut schwarz. Die Befiederung des Schienbeins reicht nicht ganz bis zum Laufgelenke herab. Die Iris war rein weiss. Folgende Maasse ermittle ich am vorliegenden alten Männchen; ich stelle ihnen die correspondirenden der Reiher- und weissäugigen Ente zur Seite. | ‚ An. Baeri, ‚An.Fuligula.| An, Nyroca, ED 2W ne N M. M. M. ET en ee Re in ee en ge 15” 4" 14 Länge des zusammengelegten Flügels 75 Ball 69 Bd 63, SCHWANZER We ea ea le REITER nee Sy ak Wenn va 2" 5” 272” 2 „» des Schnabels, auf dem Rücken gemessen N 39H RT 1iösfa a leo Höhe desselben, von der Spitze der Stirnbefiederung senkrecht abwärts BEMMERBENE EMAld..., ERASTLAEANEN FUN, BUELL RER AT Sr a EHER 8 Länge des Tarsus . IICR tar ‚=. Helen BAR 1” 2 | 17 un derzMittelzeherohne Nagel Er SEE | 2” 1792” | 100 „ des Nagels an der Mittelzehe. | 31a’ 4 | 7 „2 „derzHinterzene obnesNareln. ur na: BE 6 | 5 2 desuNacelstansders Eimtenzeheses en 2 | Pe | 1!” | 2 An anderen Lokalitäten, als an den schon oben erwähnten, habe ich diese Ente im Süden Sibiriens nicht angetroffen. In ihrer Lebensweise schliesst sie sich genau an Anas Fuligula. Sie taucht vortrefflich. 23%. Mergus Merganser L. Ungleich seltener, als die folgende Art. Nur einige Male sah ich den grossen Sägetaucher im Winter auf dem Markte in Irkutsk. Alte Männchen scheinen hier ganz zu fehlen. Mergus Serrator. Mergus albellus. Phalacrocorax Carbo. 379 253. Mergus Serrator L. Bei den Orotschonen an der Schilka: Otönn. Die gemeinste Sägetaucher-Art in Ostsibirien. Brütet in den waldbedeckten Gebieten meistens in der Nähe reissender Gebirgsbäche. Schon am 2. Juni 1857 stiess ich am oberen Amur auf ein Weibchen mit 6 Jungen. Seit dem 20. Mai 1858 war Merg. Serrator nur gepaart anzutreffen (im Bureja-Gebirge). Am 21. September 1856 weilten recht grosse Banden dieser Art, die meistens aus jungen Vögeln bestanden, auf dem mittlern Onon. Die Zahl der Jungen belief sich bisweilen bis auf 12, meisten- theils betrug sie jedoch nur 6—8. Dieser Säger griff nicht selten Anas rutila mit der Brut an; ich habe oft auf dem Baikalsee lange währende, abwechselnde, gegen- seifige Verfolgungen beider Arten beobachtet. 5 254. Wergus albellus L. Schon während der Hinreise nach Ostsibirien traf ich Ende Mai 1855 am Obj recht viele kleine Sägetaucher an, die alle gepaart lebten. Ein am 10. Juni auf dem Basar in Irkutsk untersuchtes Männchen hatte das Prachtkleid nur noch an der Brust und trug im Uebrigen das Sommerkleid. Im Herbst und Frühlinge war diese Sägetaucher-Art in Transbaikalien recht häufig, am mittlern Amur jedoch seltener. Ein im Bureja- Gebirge am 3. April 1858 erlegtes altes Männchen im vollen Prachtkleide unterscheidet sich in keiner Hinsicht von europäischen Vögeln gleichen Alters. Schon Ende März stellten sich kleine Banden dieser Art am Tarei-nor ein, als dort die Süsswasserlache bei Kulussutajefsk noch ganz mit Eis bedeckt war. Im Bureja-Gebirge sah ich den ersten Zug am 25. März Abends und am 2. April einen zweiten. Die Vögel rasten hier im Frühlinge lange, brüten aber wohl nur selten im südlichen Theile von Ost- sibirien. Am 12. Mai sah ich am mittlern Irkut noch alte Männchen im reinen Prachtkleide. Mit dem 16. September stellten sich die kleinen Sägetaucher in Menge am mittlern Onon ein und blieben daselbst bis zum Ende des Monats. Am 22. Sep- tember 1858 erschienen sie im Bureja-Gebirge. 255. Phalacrocorax Carbo 1. Zunächst muss ich eine meiner Mittheilungen im 23sten Bande der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches etc. p. 386 berichtigen. Es ist nämlich der dort auf- geführte Kormoran, welcher am 15. Mai 1856 auf dem Zagan-nor unweit Tschin- danturuk erlegt wurde, nicht Ph. graculus, sondern ein recht altes, kleines Weibchen * ». 380 Phalacrocorax Carbo. der gemeinen Kormoranscharbe. Auch ist es mir nicht gelungen, die Angaben von Pallas !), nach denen Ph. graculus auf dem Baikalsee häufig vorkommen und namentlich auch in grosser Zahl auf den Felsen brüten soll, zu bestätigen; vielmehr gehörten alle dort von mir erlegten Seeraben zum gemeinen Kormoran und die ausgedehntesten Brutplätze ?), welche auf dem sogenannten Baklanfelsen gelegen, wurden nur von dieser Art bewohnt. Die am 23. und 24. Juni 1856 erlegten alten Männchen vom Baikalsee tragen nur noch sehr geringe Spuren des Hochzeitskleides, die sich auf einzelne schmale, weisse Streif- linien an der hinteren Halsseite und auf ebenfalls weisse Flaumfedern, die auf der Aussenseite des Schenkels meistens durch das schwarze Kleid verdeckt sind, beschränken. Von einer Mauserspur ist jetzt noch nichts zu bemerken. Das Weibchen aus Daurien, welches im Vergleich zu den Männchen vom Baikalsee bedeutend kleiner ist, besitzt das soge- nannte Hochzeitshabit mit dem zarten, weissen Gefieder am Halse und dem grossen, rein weissen Schenkelfleck in ganzer Vollkommenheit. Es ist dies jedenfalls ein recht alter Vogel, der manche der abweichenden Eigenthümlichkeiten besitzt, über die Nau- mann?) uns schon belehrt hat. So zähle ich an diesem Exemplare nicht 14, sondern 16 Steuerfedern und sehe die Schwanzform in etwas mehr zugespitzter Keilgestalt seitlich verjüngt. Auch in Bezug auf die nackte Haut der vorderen Gesichtstheile finde ich das von Naumann auf Seite 59 der citirten Abhandlung Gesagte bestätigt. Die gesammte unbefiederte Kinnhaut vom Unterkieferwinkel an bis zur weissen Be- fiederung war am eben erlegten Vogel grauschwärzlich und dicht mit gelben, schil- fernden, etwas erhabenen Pünktchen besetzt. Nur die Wangengegend zeigt auf der nackten Haut eine gelbe Grundfarbe, der Zügel dagegen ist wiederum schwärzlich. Zur Vervollständigung der neuerdings durch Herrn Akademiker L. v. Schrenck#) ermit- telten Maasse der Seeraben stelle ich hier die des kleinen Weibchens aus Daurien und des grösseren Männchens vom Baikalsee zusammen. ı Daurien, Baikalsee. [pe 0 _ WERE WR ET... | W. M. | BETIE Länge des zusammengelegten IHLDEESSHSFQ aus So FRE AL ARE an 20 1 FEN 25 REES Ua 13'" sn HGERÜSChwanzene u ne 2 Er scene 64” 64 „» des Schnabels, auf der First gerade zur Schnabelspitze gemessen. . . . . 277 30 ir So HöheydesiSchnabelssannder Sense. gifa’” 10% Breite desselbentebendapelbster msn. 2 7. 0 ee en, 125 | a Langendes Tante nn.! 7.) Arne Re dd N 2" 31a „, » ‚der äussern‘ Zehe olnesNeralggerau' :2 Eucerin nen . DEI 57 „des: Nagels an derätssennWZehen va. ee 4 41a" 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 299. 2) Vergl. meine Mittheilungen zur Kenntniss des Russischen Reiches, Bd. 23, p. 213. 3) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands,;II. Theil, p. 54 und filed. 4) Reisen und Forschungen etc. l. e. p. 490. Podiceps cornutus. Podiceps suheristatus. Colymbus arctieus. 381 Mit dem Aufgehen der Ströme im Frühlinge erscheinen die Kormorane im Süden Sibiriens in grosser Häufigkeit; so sah ich sie 1857 auf der Selenga und Uda in zahlreichen Banden. Brütend, und zwar stets auf Felsen und nicht die Kronen hoher Bäume suchend, traf ich ihn besonders an zwei Lokalitäten des westlichen Baikal- ufers, von denen die eine der schon oben erwähnte Baklanfelsen ist, während die andere, gleichnamige, eirca 20 Werst oberhalb des Dorfes Goloustnaja, unmittelbar am steilen Ufer liegt. Am 22. Juni traf ich bereits Junge, deren bluterfüllte Schwingenspuhlen stark trieben, andere, kaum ausgekrochene, die noch nackt waren, ausserdem stark- bebrütete Eier und selten frischere. Das Weibchen der Kormorane muss während des Brütens noch legen, denn die verschiedenen Entwickelungsstadien der Jungen, die ich in einzelnen Nestern fand, sprechen dafür. Viele der Jungen waren aus den Nestern gestürzt und hatten sich an den steilen Felswänden zu Tode gefallen. Der frische Mist machte den ganzen Felsen äusserst schlüpfrig und die Ausdünstungen hüllten ihn in eine stinkende Atmosphäre. Zum Herbste rotten sich die Seeraben zu grossen Schwärmen und wandern zu den fischreichen Buchten, wo sie im Gefolge der Fischer leben und mit Milvus auf die Abfälle warten, welche besonders durch den Omulfang geliefert werden. Am oberen Amur ist der Kormoran selten. Im Frühlinge 1857 traf ich ihn bei meiner Reise stromabwärts, zuerst in den Umgebungen der Kumara-Mündung. Im Bureja-Gebirge habe ich ihn ebenfalls nur höchst selten bemerkt, so am 16. Mai 1858. 2536. Podiceps cornutus Lath. Am 13. Mai 1859 erlegte ich ein altes Männchen unweit Tunka, es stimmt in Grösse und Färbung genau mit europäischen Vögeln überein, ist aber nicht sehr + alt. Das Braun des Halses und der Brust, so wie auch das Schwarz der verlängerten oberen Halsfedern ist nicht so lebhaft, wie es recht alte Männchen besitzen. Das letztere zieht besonders vorne am Kopfe recht bedeutend in die rauchbraune Farbe. 0257. Podiceps subecristatus Jacq. Während der ersten Tage des Mai-Monats tummelten sich einige Exemplare dieser Steissfussart auf der grossen Süsswasserlache bei Kulussutajefsk. Als ihre dortige An- kunftszeit kann ich den 2. Mai nennen. 258. Colymbus arctieus L. Bei den Tungusen am oberen Baikal: U%kö. Die heimgebrachten 3 Exemplare des Polartauchers, welche in den letzten Tagen des Mai 1856 auf dem mittlerm Onon erlegt wurden, befinden sich sämmtlich im schönen 382 Colymbus septentrionalis. Larus ( Leucus) glaucus. Hochzeitskleide und weichen in keiner Hinsicht von hochnordischen, europäischen Vögeln ab. An einem Weibchen, welches am Halse ebenfalls das fertige Hochzeitskleid trägt, besitzt dagegen die Bauchfläche ein 'so stark vertragenes Kleid, dass man dieses wohl noch für ein vorjähriges Sommerhabit ansehen darf. Bekamntlich geht ja die Mauser gerade bei diesen Vögeln sehr verschiedenartig, oft äusserst verzögert, bisweilen auch rasch, vor sich und man findet zumal unter den jüngern Polartauchern selbst In- dividuen, die Spuren von drei verschiedenen Kleidern besitzen, wie dergleichen an einzelnen Vögeln der Ostsee bemerkt wurde. Gemein waren die Polartaucher im Delta der oberen Angara, von wo sie namentlich Abends nach Sonnenuntergang zum Baikalsee zogen und dabei ihren Ruf hören liessen. Derselbe besteht in einer raschen Wiederholung der Sylbe ga, die ebensowohl in kurzer Accentuirung, wie auch recht lang gezogen gerufen wir. Am Morgen kehrten die Taucher wieder zum Angara- Delta zurück. Hier benutzen die Tungusen die Häute dieser Vögel zu Kopfbedeckungen. Recht häufig lebt der Polartaucher im Frühlinge auch auf den Strömen Dauriens und am oberen Amur, jedoch verschwindet er hier gegen das Ende des Mai-Monats. Im Herbste berührt er auf dem Zuge dieselben Gewässer wieder und hält sich selbst während des Eisganges noch auf ihnen, ganz so, wie es auch die Mergus-Arten thun. So bemerkte ich ihn vom 5—9. October 1857 auf dem Amur unweit meiner Wohnung im Bureja-Gebirge, wo ich ihn im Sommer niemals sah. x 59. Colymbus septentrionalis L. „Bei den Orotschonen am oberen Amur: Ukön. Nur einmal sah ich diese Art im Prachtkleide im Amur in der Nähe des Flosses, auf welchem ich den Strom abwärts reiste. Dies geschah am 30. Mai 1857 unweit des Kutomauda-Postens. 260. Larus (Leucus) glaucus Brünn. Das Vorkommen der Bürgermeister-Möve im Centraltheile des südlichen Sibiriens, in verhältnissmässig sehr südlichen Breiten (55° n. Br.) mitten im Sommer, ist jeden- falls eine recht interessante und unerwartete Erscheinung. Am nördlichen Baik’albusen, wo die obere Angara in ihn fällt, wurde am 31. Juli 1855 eine alte Bürgermeister- Möve erlegt, deren Greschlechtstheile ich jedoch nicht deutlich erkennen konnte, da die Schusswunde den untern Rücken stark verletzt hatte. Unser Exemplar gehört zu den grosswüchsigen Vögeln dieser Art und trägt diejenigen Federn, welche einer partiellen Frühlingsmauser nicht unterworfen sind, ganz ausserordentlich vertragen. Diese Ab- - Larus (Laroides) argentatus. 383 nutzung ist nicht nur auf die Steuerfedern und Schwingen ausgedehnt, sondern erstreckt sich auch auf das gesammte Mantelkleid und in weniger auffallender Weise auf das Bauchgefieder. Nur die Kopt- und Halsfedern sind ungleich frischer, obgleich auch diese wohl bald wieder bei der herbstlichen Hauptmauser erneuert werden dürften. Der stark verblichene Mantel besitzt nur eine schwache bläulichgraue Farbe, im Uebrigen ist das Gefieder schneeweiss; die Enden, Aussenfahnen und Schafte der grossen Schwingen sind ebenfalls weiss, die letztern leicht in’s Strohgelbe ziehend. Schnabel und Füsse haben die normale Farbe, wie sie bei allen Vögeln vorkgmmt. Der rothe Fleck an der Unter- schnabelecke ist auch an. unserem Exemplar bei Weitem nicht so stark prononeirt, als bei Z. argentatus, wie solches bereits H. v. Middendorff erwähnt '). Ich finde an meinem Vogel folgende Grössenverhältnisse: SERIE ng Er ort Sun v6) a Hafner Bir ER es Bat Pa RaE BEe S A; Bancertestzusammengelesten Plagels ar. in, mE ET. I, EN 187 SE S elisyauzes ash: oa ne se nl als male less Schnabelss auf; der, Hirstgemensem .. u len kl leeren ern 6 Höhe desselben, von dem nackten, einspringenden Firstwinkel senkrecht abwärts gemessen 1” Breite des Oberschnabels, in dieser Richtung gemessen. . » 2 2 2 2 2 2.2.2.2...10” king Ülys Lunar, Ana er N DL a EL ae = EereNInEeIZEhEFORNENNagel m an ea eRe Naselstan. der+ MittelzeRea 1 ER TRN Nur Pallas ®) und H. v. Middendorff *) wiesen Zarus glaucus für Sibirien oder die angrenzenden Meere überhaupt nach. Der erstere giebt das Ochotskische Meer als ihren Aufenthaltsort an, der letztere fand sie brütend im Hochnorden (Taimur-Land). Am nördlichen Baikalsee war diese Möve recht selten, gesellte sich zu der dort ge- meinen vart. cachinnans der Silbermöve (Z. argentatus) und wurde von mir nur dreimal bemerkt. %61. Larus (Laroides) argentatus Brün. Typica et vart. cachinnans Pall. Die von mir mitgebrachten Silbermöven zerfallen der Grösse nach in 2 Gruppen gehören aber in Folge ganz übereinstimmender Färbung. (wenigstens die alten Vögel) alle zum typischen Zarus argentatus Brünn. Ich darf nämlich der kaum merklich dunkleren t) Sib. Reise 1. c. p. 242. 2) In diesem Maass weicht unser Vogel recht stark von dem durch H. v. Middendorff ausgemessenen ab, denn an jenem entsprach die Lauflänge derjenigen der Mittelzehe ohne Nagel, beide waren 64 Mmtr. = 2” 4" lang. 3) Zoogr. ross.-ast. II, p. 320. 4) Sib. Reise 1. ce. p. 241. 384 Larus (Laroides) argentatus. Tinte des Mantels an meinen Vögeln nicht Erwähnung thun, um sie vom typischen L. argentatus Nordeuropa’s zu unterscheiden, dieser Ton ist dazu in einer viel zu geringen Intensität vorhanden. Ganz so wie Pallas !) es schon bemerkt, fand auch ich auf dem Baikalsee 2 nur durch die Grösse zu unterscheidende Varietäten dieser Art. Am Tarei-nor, wo ZL. argentatus in grosser Anzahl brütet, wurden jedoch nur grosse Vögel erlegt und ebenso liegt mir aus dem östlichen Sajan-Gebirge nur ein grosswüchsiges Exemplar vor. Dies nun erinnert an die durch Hrn. v. Middendorff im Hochnorden gemachte Beobachtung, der zu Folge an manchen Lokalitäten nur gross- wüchsige Vögel leben (Boganida), an anderen nur kleinere vorzukommen scheinen. Die weiter unten angeführten Maasse werden näheren Aufschluss über die Grössenunterschiede - meiner Suite geben. Hier bemerke ich aber noch, dass Z. cachinnans,. den ich nach dem Beispiele von Blasius ?) und L. v. Schrenck °) mit Z. argentatus identificire und nur als eine nicht immer constante Varietät der Silbermöve anerkenne, von mir am Baikalsee nur in der Form mit hellerem Mantel, der kaum etwas dunkler als der an Z. argentatus ist, erlegt wurde. Hierdurch wird nun die artliche Selbstständigkeit des L. cachinnans vollkommen erschüttert, da der ihn vornehmlich auszeichnende Charakter, den wir im dunklen Mantel zu suchen haben, fast ganz verschwindet und sich meine kleinen Individuen der Silbermöve vom Baikalsee unmittelbar an den typischen Z. argen- tatus reihen. Am 29. Juni 1855 wurde nach anhaltendem N.-W.-Sturm zuerst ein er- matteter junger Vogel am Ufer ergriffen; später in den ersten Tagen des Juli erbeutete ich noch einige solcher jungen Thiere auf der Insel Olchon. Dieselben haben das Jugend- kleid noch nicht ganz vollständig entwickelt. Namentlich tragen die Federn des Kopfes, des Halses, der Schenkel und theilweise auch die untern Schwanzdecken an ihren zusammen- haftenden Spitzen die Ueberreste des Nestkleides. Auch in diesem Jugendkleide macht sich die dunklere und hellere Varietät der Art ganz kenntlich. Zumal geschieht das in den dunklern Feldern des Rückengefieders; diese sind an einem Männchen viel eher grauschwarz als matt rauchgrau zu nennen und besitzen im Vergleich mit denen eines daneben liegenden, gleich alten Männchens eine bedeutend grössere Tiefe. Bei dem Weibchen gleichen Alters sind die dunklen Felder der Rückenfedern noch heller. Sehr weit in der Ent- wickelung blieben an diesen Vögeln die Schwingen zurück, die grössten hatten noch nicht einmal das Schwanzende erreicht. Die 40 Eier, welche ich am Tarei-nor sammelte, schliessen nicht nur Formen ein, wie sie die zahlreichen Abbildungen Thienemann’s %) darstellen, und zwar ebensowohl für Z. cachinnans, wie auch für Larus argentatus, sondern es finden sich unter ihnen auch noch mannichfache andere Farbennüancen und Zeichnungen. 1) Zoogr. ross.-ast. II, p. 319. 2) Naumannia 1858, p. 316 und filed. 3) Reisen und Forschungen ete. 1. ec. p. 504 et segt. 4) Zur Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel, Tab. XIC, 1, a—c und 4, a-i. Larus (Laroides) argentatus. 385 So zeigt ein Ei das stumpfere Ende fast ganz tief schwarzbraun, ein anderes besitzt auf graugrünem, reinfarbigem Grunde nur kleine, rundliche Flecken in gleichmässiger Vertheilung etc. Die Abweichungen in den Grössen lassen sich durch folgende Zahlen, die auf die Längen- und grösste Queraxe Bezug haben, ausdrücken. Längenaxe. Grösste Queraxe. Grösstes ii... . . .„ 79 Mntr. (spitz). 51 Mimtr. r Kleinstes Ei. . . . . 70 ,„ (stumpf). EEFER Die Maasse, welche ich an dem grössten und kleinsten Exemplare von Zar. argen- tatus aus Ostsibirien ermittelt, sind folgende: | M. alt. M. alt a nat: sahen ae] A eh a Beanpeuden zusammengelegten Hlügels u. 0. u u. 0 cn en ann | 165,977 15/9” u er BEER Ts aba 2 BE NlDeRTEln ee ge, rer 2a 27117 Mukdesischnabels, aufder First gemessen... EI Pa | 1a. „ des Schnabels von der seitlichen Befiederungsschneppe des Oberkiefers bis Zurapitzeiggrse). mies, Mendl: Here. aba. na. dal 78 174° „» des Schnabels vom Vorderrande des Nasenloches bis zur Spitze . . . . . | 10” 1116 GopsstenHohendesSchnabels (an der Stirn). . u .oncn» So 0. ee | 10” 9 Mangendes Laufes.. . - «0.2.» AT“ 2" Da’ Bere Niitelzehe,ohnesNasele nn ae rl 121177277 des Narelssan der Mittelzehe Mr. re ee | 5 zZ Auf dem Baikalsee war Z. argentatus die gemeinste Mövenart; ihr an Zahl be- deutend nachstehend kam dort auch die grosswüchsige Varietät von Z. canus vor. Sie lebte dort ganz so, wie Pallas an oben citirter Stelle der Zoographia bereits berichtet, und ich verweise auf die eingehenderen Mittheilungen, welche ich bereits in den Beiträgen zur Kenntniss des Russischen Reiches Bd. 23, p. 214 und figd. veröffentlicht habe. Am Tarei-nor brütete sie im Mai in grosser Anzahl, besonders an dessen südwestlichen Ufern und auf den Aralinseln. Schon gegen das Ende des Juni begannen nach vollendetem Brut- geschäfte die alltäglichen regelmässigen Züge dieser Möven, denen sich die von L. canus und ridibundus anschlossen. Die Vögel wechselten am Tage vom Tarei-nor zur hohen Steppe aus, oft sehr weit fortziehend und nicht selten Aas suchend. Sie gingen, wie das viele Möven tlıun, auf eine gemeinschaftliche Aesung und kehrten erst gegen Abend zu. ihren frühern Brutplätzen zurück; vornehmlich sammelten sie Inseeten. Vom 12. zum 13. April 1856 trafen die ersten Silbermöven am Tarei-nor ein, doch waren ihrer nur wenige. Bis zum 2. September desselben Jahres waren noch nicht alle fortgezogen. Der Hauptzug im Herbste findet in den letzten Tagen des August-Monats statt. Am mittlern Amur habe ich diese Möve niemals gesehen. s 4 386 Larus melanurus. 262. Larus melanurus Temm. Nouveau recueil de planches coloriees d’oiseaux etc. Vol. V, Tab. 459. Fauna japonica, Aves., pag. 132, Tab. LXXX VII. Tilesius hat zwar auf Tafel LVII im Atlas zu Krusenstern’s Reise um die Erde diese Mövenart, wenn auch mangelhaft, so doch sicher erkenntlich dargestellt, ihr aber ausser der russischen und deutschen Benennung (die japanische Möve oder der Blutschnabel) keine systematische Bezeichnung hinzugefügt. Auch sind die naturhistorischen Objecte, welche in diesem Atlas abgebildet wurden, später nicht beschrieben worden und der Wunsch des Kapitains Krusenstern, es möge solches geschehen, ist nicht in Erfüllung gegangen. Demnach gebührt Temminck das Verdienst, diese Art zuerst in den oben eitirten Planches coloriees benannt und beschrieben zu haben. Dass dieselbe nicht nur die Ufer Japan’s, wo sie die einzige Mövenart sein soll, bewohne, sondern auch das benachbarte Küstengebiet des Festlandes besuche, lag auf der Hand, jedoch wurde der direete Nachweis dafür erst durch Herrn Dr. Wulffius geliefert. Derselbe sandte dem Akademischen Museum einen alten Vogel, welcher am ' 30. Juli 1860 in Port Bruce getödtet wurde. Dieser (sein Geschlecht ist auf der Signatur nicht bemerkt) stimmt, wenn man einige Unterschiede, die sich leicht erklären lassen, in Abrechnung zieht, genau mit den Abbildungen und Beschreibungen in den oben eitirten Werken überein. Die hauptsächlichsten Abweichungen liegen aber in dem fast gänzlichen Mangel der weissen Spitzen an den Schwingen. Bei näherer Ansicht unseres Vogels wird man nämlich gewahr, wie er zwar das kleine Gefieder wechselt, jedoch noch die alten Schwingen und Steuerfedern trägt. Diese sind daher auch stark verstossen und dadurch die Reduction ihrer weissen Spitzen bis auf ein Minimum ganz natürlich. Bei den neuen Federn des Mantels sieht man die schöne, gesättigte, dunkel blaugraue Farbe recht deutlich. Dieselbe gewinnt auf den oberen Flügeldecken noch an Dunkel und es mischt sich in sie ein leiser bräunlicher Ton. An unserem Vogel ist der ganze Kopf und Hals, so wie Brust, Bauch und untere und obere Schwanzdecken schneeweiss. Die unteren Flügeldecken sind ganz leicht in Grau getrübt, namentlich die dem Flügel- bug zunächst stehenden. Das schwarze Querband des Schwanzes nimmt nicht ganz die Hälfte der Schwanzlänge ein und ist zur Basis hin sanft gerundet. Die Aussenfahne der ersten Steuerfeder betheiligt sich nicht am Schwarz. Die Enden der Secundär- schwingen sind alle weiss, bei den hintersten folgt auf den Aussenfahnen ein schwärzlicher, recht scharf markirter Fleck, der nur dadurch entsteht, dass die also gefärbte Aussen- fahne dieser Federn zum grössten Theil von den darüber liegenden Deckfedern ver- deckt wird. Die Abbildung des alten Vogels in der Fauna japonica stellt diese Flecken recht deutlich dar. Nach Hrn. Dr. Wulffius schriftlichen Mittheilungen waren am frischen Vogel die Augen hell schwefelgelb, die Augenlider am Rande ziegelroth, der Larus? canus. Larus ridıbundus. 387 Schnabel in den ?/3 seiner Basis grünlichgelb, dann mit breiter durchgehender, schwärz- licher Binde und an der Spitze rein gelb mit leichtem Roth. Dies Roth scheint nach dem Tode noch viel intensiver hervorzutreten. Die Fussfarbe giebt H..Dr. Wulffius für den alten Vogel ebenfalls gelb an, was nicht gut mit der Darstellung in der Fauna japonica übereinstimmt. Die Maasse unseres Exemplares sind folgende: Flotallin ge Se, a Länge des zusammengelegten Flügels. . . ..... 1378” 3 See 5 „ des Schnabels, auf der First gemessen . . . 1”8” Saasder Mundspalteeesen mn en... Höhe des Schnabels am Winkel des Unterkiefers . 61/g’” ängerdegiTaraumıs .UER ADT KETU, 192 20129 „Under Müittelzehe iohnel Nageli.n.lw: 7.9. 11 1° 5% „ des Nagels an der Mittelzehe . . . . . . 3” 263. Larus canus L. Die Sturmmöve brütete Mitte Juni recht häufig auf den Inseln der untern Angara, unweit der ersten Poststation, die auf dem Wege von Irkutsk zum Baikalsee gelegen ist. Die hier erlegten alten Vögel gehörten grösstentheils der grosswüchsigen Varietät an, deren H. v. Middendorff !) Erwähnung thut. Recht häufig lebte die Sturmmöve auch am Baikalsee und am Tarei-nor, am mittlern Amur jedoch war sie selten. Ihre Ankunfts- zeit zum Tarei-nor finde ich in meinem Tagebuche schon mit dem 28. März notirt. 264. Larus ridibundus L. Die am 28. April 1856 bei Kulussutajefsk gesehenen Lachmöven trugen zum grossen Theil das fertige Sommerkleid. Bei einem Weibchen, welches ich erlegte, stehen nur im dunklen Kopfgefieder einzelne Spuren des hellen Winterkleides. Uebrigens stimmt dieser Vogel genau zu europäischen Exemplaren. Ein 2ter, ebenfalls am Tarei-nor erlegter Vogel, ist ein junges Männchen und mausert aus dem Jugendkleide stark in das Winterhabit. In diesem tragen bekanntlich die meisten oberen Flügeldecken an ihren Spitzen noch die bräunlichen, zum Rande hin heller werdenden Flecken, obschon ihr grösserer Theil von der Basis aus die schöne graublaue Farbe besitzt. Mit dem 2. September 1856 trugen am Tarei-nor die wenigen alten Lachmöven, welche noch nicht fortgezogen waren, das 1) Sib. Reise 1. ec. p. 243. 388 Sterna caspia. Sterna macrura. Sterna minuta. Sterna anglca. volle Winterkleid. Die diesjährigen Brutvögel hatten damals aber ihre Mauser in’s erste Winterkleid noch nicht vollendet. Die Lachmöve war am Dsün-Tarei ganz besonders häufig. Am 23. April 1856 erschienen dort die ersten dieser Vögel, am 25sten wurden sie häufiger. Im Bureja-Gebirge sah ich schon am 28. März einen Zug von 7 alten Vögeln, die alle das Sommerkleid trugen. In den letzten Tagen des August ziehen die meisten Lachmöven aus der nördlichen Mongolei fort. 265. Sterna caspia Pall. Einige dreissig Werst oberhalb der Dseja-Mündung lebte im Juni-Monat 1857 diese Art, welche ich in nicht geringer Anzahl auf den kiesigen, blosgelegten Spitzen der Inseln sah. Es liegt hier kein Irrthum vor, ich habe sie als eine mir vom Faulen Meere her sehr bekannte Art richtig erkannt, obschon es mir nicht gelang, sie zu tödten. Das Vorkommen dieser Seeschwalbe wurde bereits von Pallas für Westsibirient) erwiesen. In der Mongolei habe ich sie ebenso wenig wie St. minuta angetroffen, welche letztere in den Umgebungen der Dseja-Mündung ebenfalls gesehen wurde. 266. Sterna macrura Naunm. Im Delta der oberen Angara wurde diese Art zu wiederholten Malen am 31. Juli geschossen. Sie war daselbst durchaus nicht selten, bewohnte jedoch die gebirgigen Ufer des Sees nur sehr vereinzelt. 263. Sterna minuta L. An dem rechten Amurufer, 15 Werst unterhalb der Stadt Aigun, rüttelte diese kleine Seeschwalbe, als wir am 14. Juni 1857 diese Gegend auf dem Flosse passirten. Sie ist aber gar nicht häufig. Auch diesen Vogel kannte Pallas bereits aus dem südlichen Theile Westsibiriens ?). 268. Sterna angliea Mont. Zeitweise erschien diese Art in kleinen Trupps am Tarei-nor, wo ich am 6. Mai ein altes Weibchen erlegte. Dieser Vogel trägt das ausgefärbte Sommerkleid und unter- scheidet sich von südeuropäischen Exemplaren gleichen Alters in keiner Weise. 1) Zoogr. ross.-ast. Vol. I, p. 333. 2) Zoogr. ross.-ast. Vol. II, p. 336. Sterna longipennis. Sterna (Hydrochelidon) leucoptera. 389 Ich ermittele an ihm nachstehende Grössenverhältnisse: iorallan ee ee Bänge des zusammenpelepten Rlügels 2 nn) rg LG ESESCHIy AZOREN er erg „eu dessSchnabels;autsder Eirstigemessen . . . 0. Sa ur... rar Pe GET Mendspaltes ee ee aa era en Höhe des Schnabels, im Winkel der Unterkieferäste gemessen . . . . . . 4” IRA ed ESTATE en A ne ee DLR ne deraiittelzehenohnen Nagel. m a une ee eg amdes; Narelswangdery Mittelzehes na. :, cn. u 2 00 Sa ee Anderweitig ist mir diese Art im Süden Sibiriens nicht zu Gesichte gekommen, auch erwähnt ihrer keiner der sibirischen Reisenden. 269. Sterna longipennis Mus. Berol. Im Herbste 1856 erschien diese Art auf kurze Zeit an den Süsswasserlachen bei Kulussutajefsk und rüttelte dort. Am 13. und 15. August erlegte ich zwei Männchen. Dieselben stimmen ganz zu den Beschreibungen der Herren v. Middendorff !) und L. v. Schrenck ?). Obschon in so vorgerückter Jahreszeit erlegt, zeigen beide Vögel noch keine Spur der Mauser zum Winterkleidee Ohne Zweifel aber verschwindet auch bei ihnen, wie bei den naheverwandten Species (S7. hirundo und St. macrura), das Schwarz von der Zügel- und Stirngegend im Winter. Dafür sprechen noch einzelne, weisse, ab- geriebene Federchen, die vom letzten Winterkleide im schwarzen Gefieder des Sommer- habits stehen geblieben sind. Gerne weilte diese Seeschwalbe auf den im Herbste bei niedrigem Wasserstande blosgelegten Kiesflächen, die am mittlern Onon gelegen sind. In den Umgebungen der Dseja-Mündung war sie die gemeinste Art, während $1. leu- coptera schon viel seltener wurde. Im Bureja-Gebirge gehörten diese beiden See- schwalben zu den recht seltenen Vögeln. 270. Sterna (Hydrochelidon) leucoptera Schinz. Am häufigsten traf ich diese Art während meiner Reise auf der Schilka im Mai 1857 an. In den Steppen am Tarei-nor sah ich sie am 24. Mai 1856 nur in 5 Exemplaren. Ein altes M., welches am 19. Mai 1857 erlegt wurde, trägt das voll- kommen ausgefärbte Sommerkleid. Unter dem Auge bemerkt man jederseits einen kleinen dreieckigen, weissen Fleck. Stromabwärts von der Dseja-Mündung wurde die weiss- schwingige Seeschwalbe recht selten. 1) Sib. Reise ]. c. p. 246. 2) Reisen und Forschungen etc. ]. c. p. 513. j Bi rs ok e n) Er ih Atlanta Bu il be) a a üyyh: ir ln ah ern: Male Er ' Aaeaitens Ba in Kine / va Ei jr a Kar inne RE | er Ka | ne E on R io ehe Ant FR AM . is f ie go A, PEN m, BIS Bat ae eh | | Ar | ee en vonahns a rei, ab kg Bu EHER LER EN TIRBENE f Ale oral Re ! So eremmegpe ap bee war u ii We id Ha a ku Me ke % r VRR ka ad et he Mast a 0. "wi A dahin ade: sul Nah EN. 3 Temsaln, ah an. Eat ‚6 Mini Sa Ra vg neun re d KEN, E.. ann erlande. Asp workweiprnten a Kuren 5 Ba: =Japafs Sb, ‚na ar Si m; ? akurh erde IR Abit RS re Bu MET nl lu, BR N se Sr de "res elg | ar e Ri; Kgnfene and. wrong au le un Wi Rysgnlu, Saale ar h = WR, Inamarkmer HE ang, E\ a Yin. BRD» io ap Hören] Kb >| kulad san BERUNNE and a a N. a ansıfhs Ir’ AHBE Er A “ a Da a a k a pe a le) 4 M { Kur y w4 2 BR KR Sr ze Be = irn vw ‚auihe, aanieait desdtoikaunee) anmia ee \ | u Pi ‘a Re Pan äh up rn u ee al itak Yarı Rossini wa.) e I ar DORT. aM Er: trans a Ant le at ei Ka a ne. RN Im en Hay al un ‚af! N Tee kein, Ekaniiekaline,. DR RN ER. 22 a ae KALTE a etiägedufs, Karır Halo Eh a hi RR Nino, brdhg Be San EA 40 ap: Ya! Pr et TE ei ki Yo Kay SORT, Y In af uhr arte NS Y Be 20) { ’ j Bern N RE RRBNR EV RABEN Ark an u Sie: Daher Ware, au j 2 ER a a ee nase: de | ur Ri N u N | N i Erklärung der Tafeln. Tafel 1. ' stellen nur die vordern Körpertheile der be- Fig. 1. Milvus niger Briss. vart. melanotis Temm. | treffenden Vögel in natürl. Grösse dar. et Schlegel, junger Vogel, !/s natürl. Grösse. Fig. 2. Falco vespertinus L. vart. amurensis: Tafel V. a altes Männchen; 5 untere Flügelseite des | Emberiza elegans Temm., Brutweibchen bei dem jungen Vogels; c untere Flügelseite des alten] Neste in natürlicher Grösse: a, b Eier dieser Männchens in typischer Tracht. '/s natürl.| Art separat abgebildet in natürl. Grösse. Grösse. Tafel 1. | Tafel W. Fig. 1. Circus melanoleucos Gml., altes Männchen in halber natürl. Grösse. Fig. 2. Eurystomus orientalis L., Kopf und Hals | des jungen Vogels in natürl. Grösse. | Fig. 1. Bombyeilla phoenicoptera Temm.: a jun- ger Vogel in natürl. Grösse; b obere Flügel- seite des alten Männchens. \ Fig. 2. Sturnus ceineraceus Temm.: a Kopf des Tafel I. ganz alten Weibchens; 5 derselbe des alten Männchens; c derselbe im ersten Herbstkleide; | 8 2 se alle drei in natürl. Grösse. Fig. 1. Alauda (Melanocorypha) mongolica Pall., altes Männchen in natürlicher Grösse. Fig. 2. Alauda (Phileremos) alpestris L. im Tafel VH. Nestkleide. Turdus fuscatus Pall.: a Bastard mit T. ruficol- Tafel WW. lis, ganze Figur in natürl. Grösse; 5 Kopf R j j und Brust des jüngern Vogels in gelbröth- Fig. 1. Emberiza chrysophrys Pall.: a junger | jieher Varietät; ce Kopf des jungen Vogels Vogel im ersten Bir in natürl. Grösse; | m ersten Herbstkleide;, d Kopf und Brust des b Vorderer Körpertheil des alten ausgefärbten %jährigen Vogels in typischer Tracht und na- Männchens, c derselbe vom alten Weibchen in | türlicher Grösse. natürl. Grösse. | Fig. 2. Emberiza aureola Pall.: a ganz altes | Männchen, typisch; 5 weisskehlige Varietät; Tafel VL ce zweijähriges Männchen; d erstes Herbstkleid | Turdus ruficollis Pall.: a 3jähriges Männchen in des Männchens; e,f,g,h Weibchen in verschie- | natürlicher Grösse und ganzer Figur; b Kopf den nuancirten Trachten. Die 8- Figuren) des jungen Vogels im ersten Herbstkleide, +. De 392 Erklärung der Tafeln. c Kopf des alten Weibchens; d Kopf des zwei- jährigen Vogels in natürl. Grösse. Tafel IX. Fig. 1. Phyllopneuste Schwarzi n. sp.: a alter Vogel, 5 junger Vogel, c Flügelumriss. Fig. 2. Sazicola rubicola vart. Hemprichii Ehbg,., vorderer Körpertheil. Fig. 3. Sawicola leucura Gml., junger Vogel, vorderer Körpertheil. Alle Abbildungen auf dieser Tafel wurden in natürl. Grösse ge- zeichnet. Tafe! X. Lusciola (Calliope) cyane Pall. Fig. 1. Altes ausgefärbtes Männchen. Fig. 2. Altes Weibchen. Fig. 3. Männchen im Uebergangskleide. Fig. 4. Junger Vogel im ersten Herbstkleide. Alle Figuren in natürl. Grösse. Fig. 5. Flügelumriss von Rutieilla erythrogastra Güldst. Fig. 6. Derselbe von Rutic. aurorea Pall. Fig. 7. Derselbe von Rutie. phoenicura L. Alle drei in natürl. Grösse. Tafel \l. (Titeltafel mit nebenstehender Erläuterung.) Die Brutplätze des Syrrhaptes paradoxus am Ta- rei-nor. Tafel XD. Starna cinerea Brisson vart. rupestris davurica Pall.. Männchen und Weibchen in ?/s natürl. Grösse. Die vordere Figur stellt das Männchen dar. Tafe! XI. Scolopax (Spilura) stenura Temm. Fig. 1. Der alte Vogel in natürl. Grösse. Fig. 2. Die untere Flügelseite dieser Art. Fig. 3. Die Schwanzfedern der rechten Seite in ihren Umrissen und in natürl. Grösse. Tafel XIV. Fig. 1. Anas rutila, Nestvogel, "/g natürliche Grösse. Fig. 2. Ei von Grus leucauchen Temm., natürl. Grösse. Fig. 3. Vier Eier von Syrrhaptes paradozus in etwas abändernder Zeichnung und Farbe, na- türl. Grösse. Tafel XV. Anas (Fuligula) Baeri n. sp., Männchen, °/s der natürl. Grösse. Jaf. / lde udı nalr Lith, Anst. u N Broese in J& Petersburg /Medlvus nıger Brus w Z.falco vesperunus A 7 a ns ee ee Ydde ad natr A Cırcus melanoleucos Gml. NM al. 2. kurystomus orsenbalıs. I, jun v v « . r Lhik. Anst o_N Brose in ı lak U a. Taf nn a ER | Baddı ad’ zes. ln un a Ba = = uasnule a / al. ce. Emberiza chrysoplrys Mil.2alcde 7A Gh. Emberiza Taf W. aureola Ball. ’ ’ 5 u A a ut a) Kr af. V. 1 ur ar addı PUR : c xa.elegans TI. v A Kkmbert Taf Juk. Anst ul Broese ın S: Ietersburg ß Hiradde ad nalr ab bombyalla phoemcgplera Iemm 23 a b.e. Sturnus eineraceus Iemm: ; ur = 3 ® a [8 R x > US RER I Pa G. Radde: ad. natr. Turdus füscatus Ball. Ct DR ; VORDER: Tan Ua TE En DE: ne a Bbastard mit Zruficollis. b, Jüngere V gel var. 2. Jung Un Herbst: d 2 jahrig Iypisch. Llh Anst N Broese +ttin VAL. in. St Petersburg 6. Radde ad natr. Turdus rufieollis Iull: a Sjährig 6 Jung c alt Wd. 2 Jahrg Taf WM. Lith.Ans&ı v.N Broese in SeRtersburg G' Radde. ad natr. Te defhylig neuste Schwarzt Badab: 2.Saxıoln rubicola. vart Hemprichil Eibg, DI Sarıcola deteura: Gml. Lıuttv Anst.vu. N Broese n. St Felersburg | | | G. Radde. ad natr. Lith: Anst u N Broese’ in Selterscurg. L2.3%£-Llusciola Mlalligpe / yane Fall 5 Sur | Buballa) eruthrooastra’ Gucldst 6. aurorea/ Ball. 7, phoenicura Hall. Tak Al Anstu. N Broese in. S*Dek G. Radde: adı natr. Sstarma.cnerea Brısson varl: rupestris davurvca Ball. @. Radde- ad. natr. Scolopaz % Sodura / stenura / Temm Instu N Broes fdl. Alk: edersbung 2 - . i EUER re / Anas rutıla Nestkleid. 2.0ru5 lewauchen. 3. Syrrhaptes paradenus 6. Rasde ad. natr Anas ( Puılıgula’) Baeri. Radıı ? m r 9/5 nat: 67 tdi, A. un. StPetensburs a ee h Ban Br F eY N i 4 { ii \ J SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARI iii I 9108383 00342845 5 nhbird q0L729.S5R11 v. 2 Reisen im Yruden von Ost-Sibirien