^> ^"ü^. .- >e. o «■ <> U^:4i. ii^P^ >^ X"' o -. ^ :*>> LO-/^M^ 1 \'' I-Oa 'm ,i6ro .# .?'^''J^V'' ■5/4:«« ^^r^-.. A &-^ -O''. ;el zu besteif^en beschlossen *. Die Ebene am Flusse bildet eine Mischung von Dammerde mit Sand , welches Gemenge viel Kochsalz enthält , dessen Elflorescenz man ringsum bemerkt und w elches die Eingebor- nen durch Auslaugen der Masse in Thongeschirren und durch Versieden dieser Lauge in ähnlichen Gefässen ziemlich rein darstellen. Wahrscheinlich nehmen diese Leute zu ihrer Manipulation nur das unreine Erdsalz 5 denn würden sie das sal/>haltige Alluvium überhaupt derselben unterziehen, so wäre es unbegreiflich, dass sich dieselben nicht lieber der Sonnen- pfannen der Hassanie bedienen, welche sie ohne Zweifel kennen. Von der Kuppe des zu ungefähr 500 Fuss über die Ebene ansteigenden el Älelechat hatten wir eine höchst lohnende Fernsicht. In West lag unbegränzt der südliche Theil der Bahiuda vor uns, mit Vegetation bedeckt, eine Steppe, keine Wüste: in Süd sahen wir die weiten Ebenen von Halfaya, hie und da ein isolirter Hügel, wie eine Insel im Ocean , gegen Südwest der Cherery ; in Ost breitete sich die Wüste von Nagä und am Dschebel Ardan vor uns aus, eine gelbrothe Sand- fläche, wie besäet mit kleinen, isolirten, kegelförmigen Bergen; gegen Nord endlich steht die Porphyrmaiier des Gaerry , der Grenzvvächter Nubiens gegen Ost-Sudan, ungetälir drei Stunden lang aus Ost in West gestreckt, in den höchsten Punkten zu 600 Fuss über das Nilthal ansteigend und vor sich am west- lichen Ende der südlichen Fronte den prächtigen Dschebel-er Rojan auf einer Insel mitten im Nile, daher auch der Dschebel el Dschesirah genannt. — Beim Herabsteigen vom Melechat besahen v^ir mehrere Höhlen im Sandsteine, der die Kuppe des Granitkegels bildet und fingen in einer derselben eine uns noch neue Art von Fledermaus, klein, mit :i Zoll langem Schwänze, mit einem hundeäbniichen Kopfe und grossen, auf- gestülpten Nasenflügeln. n. Bd. 1. ThI., S. 617 bis 62 Stunden breite Wüstenebene getrennten und ans Ost in West sich erstreckende« Hügelzüoe des Dscliebel Serdsch hing^eritten waren, fanden wir die Wüste wieder sparsam mit Mimosen bewachsen und erreichten um Mittag; den isolirt aus der Sandebene ansteigenden Dschebel-el Nuss. Es wehte brennend heisser Wind und die Kamele unserer Karavane kamen nur äusserst schwer vorwärts. W^ir Hessen leztere daher zuräck, ritten fortwährend über Wüste mit zerstreuten Mimosengebüschen . hie und da sogar mit dürrem Grase be- wachsen, sahen ringsum zerstreute Hügel und nahmen nach sy^ Stunden unser Nachtlager im Sande. Die Karavane blieb weit zurück. In der Nacht kam starker Sturm, der uns, am Boden liegend , mit Sand und Staub bedeckte ; hierauf fiel etwas Regen; um alle diese Kalamitäten kümmerten wir uns aber, fest in unsere griechischen Schiffermäntel eingehüllt , wenig und verschliefen endlich sogar die Ankunft unserer Karavane. Am 25. Mai. Als es Tag wurde sahen wir das prächtige (itjkdul-Gebirge, den Centralstock des Landes innerhalb der grossen Nilkrümmung, dessen Anblick uns gestern durch die sand- und staubtrübe Atmosphäre entzogen wurde, nahe vor uns liegen. Wir erblickten die Kette in ihrem Streichen aus SO. in NW. in einer Länge von ungefähr 10 Stunden und er- freuten uns an den ausnehmend schönen ßergformen der- selben. Nach einem vierstündigen scharfen Ritte über hügelige Wüstenebene erreichten wir das Gebirge und schlugen am nordwestlichen Ende desselben in einem kleinen, schönen, mit Mimosengesträuch und Gras bewachsenen und von vielen Hasen und Antilopen belebten Thale , am Fusse des kleinen Gekdul, unser Lager auf. Der kleine und grosse Gekdul, wie ich sie nannte, sind die beiden dominirenden Kuppen der ßerggruppe dieses Na- mens. Ersterer lag uns vom Lager aus ganz nahe in WNW. und erhebt sich zwischen 800 und 900 Fuss , lezterer lag uns in NO., weiter entfernt und erhebt sich zwischen 1000 und 1100 Fuss über die Ebene des kleinen Thaies, das sich selbst aus NO. in SW. erstreckt und eine mittlere Meereshöhe von lo J430 Par. Fuss besizt. Zwischen dem kleinen nnd grossen Gekdul zieht sich ein ungefähr zwei Stunden Janger Gebirgs- rücken mit einem grossen Plateau auf seiner Höhe hin , der beide Kuppen verbindet und sehr steil in das kleine Thal unseres Lagers abfällt *. Am nordöstlichen Ende dieses Thaies stürzt sich vom grossen Gekdul herab zur Zeit der tropischen Regen ein starker Bach 130 Fuss hoch über die senkrecht ansteigenden Porphyrwände in eine tiefe finstere Schlucht. Bei hinlänglicher Wassermenge muss dieser Wasser- fall mitseinem weissen Schaume zwischen den nackten schwar- zen Porphyrfelsen einen imponirenden Anblick gewähren, gegenwärtig stand jedoch die Kaskade trocken und die Phan- tasie musste ersetzen , was uns die Natur versagte. Im tief- sten der Schlucht befindet sich ein elyptischer, offenbar durch den gewaltigen Impuls des Wassersturzes ausgehöhlter Kessel, von 15 Klafter Länge bei 10 Klafter Breite. In diesem sehr tiefen Kessel sammelt sich eine grosse Wassermenge, die während der trockenen Jahreszeit , nie beleuchtet von einen Sonnenstrahl nnd in ewigen, dunklen Schatten ruhend, frisch nnd kühl bleibt , ungeachtet dass Menschen und Thiere sich darin baden, waschen und eine Masse von Unrath in das Bassin bringen. Will man daher statt dieses grünlich gefärbten Wassers, übrigens immer besser als alles andere, was ich in Wüsten erhielt, ein wirklich köstliches, krystallhelles Wasser haben , welches mich lebhaft an die frischen Quellen meiner heiniathlichen Berge erinnerte, so muss man in der Schlucht höher hinaufsteigen, wo man alsdann ein zweites, kleineres Bassin derselben Art und noch höher ein drittes trifft, welche ebenfalls immer Wasser enthalten, aber etwas schwie- rigzugänglich sind. An den senkrechten Felswänden, die das untere Bassin umgeben, sahen wir deutlich, dass hier das Wasser in der Zeit der Regen um zwei Klafter höher steht, als wir es fanden. Dieses sind die berühmten Wüstenbrunne» am Gekdul. Später fand ich in diesem Gebirge mehrere ' Die näheren Nachweisungeu ober die Situation, so wie die Struk- tur des GekduIGebirges und des Thaies, in welchem wir lagerten, werden im geognostischen Theile de» dritten Abschnittes folgen. 16 solcher, gegenwärtig" trocken liegender Kaskaden , aber keine mehr von einem so erhabenen, grossartigen ßan. Bereits in den Nachraittagsstunden entlud sich an den nahen Bergen gegen Nord ein starkes Gewitter mit Regen, der jedoch nicht bis zu uns kam. In der Nacht hingegen warf ein {gewaltiger Gewittersturm einige unserer Zelte um und machte uns nebst den vielen grossen, über drei Zoll langen und stark behaarten Spinnen , die hier ganz besonders zu Hanse zu seyn scheinen, nicht wenig zu schaffen *. Ich konnte diese scheusslichen Thiere nie ohne Grauen betrachten, aber hier jagten sie mir durch ihre Behendigkeit vollends Entsetzen ein. Eine, «rejagt, sprang vom Boden auf einen Angarebb und von einem Feldbette aufs andere, bis der kleine Selim das ünthier, zugleich mit ein paar Weinflaschen , die er in der Hitze des Kampfes nicht bemerkte , mit einem forcirten Messerhieb entzwei haute. Ä m 26. M a i früh des Morgens machte ich mich mit Selim und unserem Hauptführer Schech Mesmar aus Metämäh auf, um den Gekdnl zu besteigen. Wir kletterten zuerst eine grosse Strecke lang über glatte, wie polirt glänzende Porphyrfelsen den kleinen Gekdul hinan, wobei Schech Mesmar, überhaupt eine komische Erscheinung, nicht die kühnste Rolle spielte. Auf der Kuppe angelangt, stan- den wir am Rande eines wüsten Plateaus, ohne alle Spur von Vegetation, dem Auge nichts darbietend als wilde, kahle, zer- rissene Felsen und schwarzes GeröUe. Ein paar einsame Sperlinge der Wüste, fahlgelb wie sie selbst**, flatterten, die * H. Bd., 2. Till., S. 343. Ob eine Tarantel oder eine Theraphosa wird der naturliistorische Anhang' zeigen. Auffallend war mir im Ganzen der Einfluss, welchen die Wüste auf die Färbung der Thiere zu nehmen scheint, welche sie bewohnen. Betrachten wir im Innern von Afrika alle die Arten von Antilopen, Hasen, Sperlingen, Lerchen, Hühnern, Sihlangen, Eidechsen u. s. w., welche in Saiidwüsten und auf sandigen Steppen hausen, so begegnen wir vorwaltend jenem eigenthünilichen fahlen Gelb und Röthlithgelb, d,is in mancherlei Nuancen den Grundton der Farbe der Wüste bildet. Sollte dicss nicht mehr als blosser Zufall und die Farbe des Bodens, worauf gewisse Thiere beständig leben, ganz ohne Einfluss auf ihre Färbung seyn ? 17 einzig^en lebenden Wesen ausser uns, aufgescheucht aus ihrer Iliihe, vor uns her. Von unserem Standpunkte ans erschien uns der s:anzeGekdu! als ein mächti«^er Gebiro;sstock, den wir gef>en Ost in einer Ausdehnun«^ von 10 Stunden, gegen NNO. und NWN. in einer solchen von 5 bis 6 Stunden überblickten. Der Magäga, ebenfalls zur Gruppe des Gekdul gehörend, lag von uns in WNW. 6 Stunden und der grosse Gekdul, ungefähr 200 Fnss höher als der kleine und der Centralpunkt der ganzen Porphyr- und Granitmasse des Gekdnl , lag uns 2 Stunden entfernt in OON. Das erwähnte wüste Plateau, sehr steil gegen das Thal, worin wir lagerten, abfallend, verbindet den kleinen und grossen Gekdul. Wir gingen über dieses Plateau, erklimmten den grossen Gekdul, auf dessen Kuppe wir nicht mehr sahen als wir auf der des kleinen gesehen hatten und stiegen dann längs der wilden Schlucht der grossen Kaskade zu dem vorn erwähnten Bassin und in das Thal herab. Auf diesem schauerlichen und etwas schwierig zu passi- renden Felsensteig gelangten wir auch zu den obern zwei Bassins der tiefen Schlucht, in denen wir das herrlichste Wasser fanden. Nachmittags hatten wir wieder brennend heissen Wind aus NO., das Reanm. Thermometer stieg im vollkom- menen Schatten auf 38^ und an der Sonne auf 5C. Dem- ungeachtet sezten wir unsere geognostische Bergpartie fort. In der Nacht Gewittersturm. Am 27. Mai. Wir sassen bereits um 4 Uhr Morgens im Sattel und ritten sieben Stunden am westlichen Bande der Gebirge hin. Zur Linken hatten wir offene, wüste Ebene, auf der sich zerstreut nur niedere, isolirte Sandsteinhügel zeigen. Zur Rechten hatten wir hingegen , von unserer Route eine Stunde entfernt, geschlossene Gebirgsmassen und zwar drei Stunden lang die schwarzen Porphyrberge des Gekdul, un- mittelbar sich an diese anschliessend durch weitere drei Stun- den das Gebirge Abu Halfi und sodann den schönen Magäga, dessen Berge uns aber nur eine Stunde lang östlich zur Seite liegen blieben ; denn als wir zu Mittag am Chor Abu Halfi, der am gleichtiamigen Gebirge entspringt und sich im Sande der Bahitida in südlicher Richtung verliert, lagerten, hatten wir bereits den Hauptstock des Magäga, wie einen aus Südwest Russegger, Reiten- II. Bd. 3. Thl. 2 18 In Nordost gezogenen Felsendamm, quer über unsere Route in Noid vor uns liegend. Die Magägaberge iiaben ausgezeichnet schöne und scharfe Formen, steigen bis zu 1200 Fuss über die Ebene an, daher sie sehr hoch erscheinen, bilden ein ganzes Chaos wunderlich gestalteter Felsmassen und vereinen sich mittelst der Abu Halfiberge mit dem Gekdul zu ein und demselben Gebirgsstocke. Der Magaga mit seiner höchsten bis zu 3000 Par. Fuss Meeres- höhe ansteigenden Kuppe, dem Üssub-Omara, bildet in seiner Verlängerung den Wasserscheider zwischen dem östlichen und westlichen Arme der grossen Nilkrümmung, indem die an seiner Südostseite entspringenden Chors sich gegen Süden und jene an seinem Nordwestrande sich gegen Nordweist wenden, theils das Stromthal erreichen , theils sich im Sande der Wüste verlieren. Als wir am Abend unsere Reise fortsezten , langten wir nach ^4 Stunden am Fusse des Magaga an , wo der Chor Magaga zwischen den Bergen in die Ebene, die hier ihrer Vegetation wegen mehr den Charakter einer Steppe als einer Wüste trägt, hervortritt. Wir sahen im Bette des Chor meh- rere Brunnen, jedoch nirgends Wasser, welches sich übrigens d?n vielen Gazellen nach , die wir trafen, sicher hie und da in Felsenspalten, wie am Gekdul, finden dürfte. Nach dem Bette des Chor Magaga hinauf reitend traten Avir ins Gebirge ein und sahen uns bald von schwarzen Porphyrfelsen rings umgeben. Ich kann mich nicht bald eines so gemischten Ein- druckes entsinnen , den ein Gebirgsterrain auf mich gemacht liat, als jenes des Magaga. Diese engen, finstern Schluchten, voll schwarzer , glänzender Felsen mit phantastisch-scharfen Formen , umgeben uns wie ein Bild der Unterwelt, während das frische Grün der Gebüsche im Grunde dieser Thäler ein lachender Blick ins Leben ist. Wir ritten im Zickzack ein paar Stunden den Chor hinan. Die Schlucht wurde immer wilder. Chaotische Haufen unge- heurer Granitblöcke erfüllen den engen Thalraum zwischen den schwarzen Porphyrwänden. Der volle Mond beleuchtete zauberhaft die wilde Scene und lautlos folgte einer dem andern auf schmalem Steig durch die stille Nacht, bis wir am west- 19 liehen Gehängte des keofelförmfgen Ussub Omara, des höchsten Beio;es der Magägagruppe, unser Nachtlager aufschhig^en. Dicht an uns hatten wir im Schutte des Chor Mag;aga einen kaum mehr als fünf Fuss tiefen Brunnen mit erträglichem Wasser. A m 2S. M ai. Vor uns lag' nun der drei bis vier Stunden lange Engpass, von den Arabern Haschme elMagaga genannt, der vom Ussub Omara bis auf die Hochebene Om Masider, den höchsten Punkt unserer Reiseroute zwischen Metämäh und Meraui, führt, gegen unsere Alpenpässe und die erhabene (irösse der Natur daselbst zwar nur ein Kind, jedoch immerhin des ausserordentlichen grobsteinigen Bodens wegen für Ka- mele sehr schwer zu passiren ist. Wir mochten eine halbe Stunde gerade gegen Nord geritten seyn , so betraten wir am Kusse des Ussub Omara ein merkwürdiges Kesselthal, von der Gestalt eines Kraters. t Kahle, 700 bis 800 Fuss hohe Porphyrwände bilden ein kreisrundes Becken von einer Stunde im Durchmesser , das mit einem gigantischen Haufwerke von Granitblöcken ange- füllt ist *. Am nordwestlichen und südwestlichen Rande ist dieses Kesseltbai spaltenartig offen und durch diese Öffnungen zieht sich der Karavanenweg. Jenseits dieses Thaies, welches von aller Vegetation entblöst ist, fanden wir in den Schluchten wieder frische , grüne Mimosen , in den Felsenspalten wieder spärlich Gras, in den Thälern weideten Gazellen und auf den Bergen sprangen die Gekos in Menge herum. Leztere waren jedoch scheu und es gelang uns nicht einen zu erlegen. Dem Ansehen nach gehören sie ganz derselben Art an , wie jene in Sennaar . nur schienen sie mir hier etwas grösser zu seyn. Der Weg steigt nun stark bergan. Zwei bis drei Viertelstunden, nachdem wir das Kesselthal am Ussub Omära passirt hatten, überstiegen wir ein kahles Bergjoch und betraten das kleine, vier Stunden ungefähr im Durchmesser haltende Plateau Om-i Masider, den höchsten Punkt unserer gegenwärtigen Route**. * Das geognostische Detail dieses höchst interessanten Terrains folgt im dritten Abschnitte. '^* Das Plateau Om-Masider Hegt in 1782, die Ebene am Gekdul in 1430 und die Ebene am Brunnen Meroe in 1S77 Par. Fuss Meereshöhe. 20 Nachdem wir auf dieser mit Mimosen und hohem Grase be- deckten Ebene eine Stunde in NNO. geritten waren, lagerten wir uns nach langer Zeit wieder einmal im dichten Schatten grosser Bäume. In Nord und West lagen uns die Gebirge Chalass * und Äfifi, in Ost und Südost die Gruppe des Om- Masider, in Süd die schönen Bergspitzeu des Magaga, denen wir Lebewohl sagten. Der Chaiäss hat sehr schöne Formen und dürfte sich als einer der höchsten Berge der Umgegend zu 2S00 Fuss Meereshöhe erheben. Nach einem weiteren Ritte von l'/a Stunden gerade nordwärts über das Plateau gelangten wir an den grossen Chor Abdum. Derselbe kommt, in dem Gebirge Om-Masider entspringend, anfänglich aus Ost, verbindet sich aber noch auf der gleichnamigen Hochebene mit einem zweiten , von Süden her ans dem Magagagebirge kommenden Arm und wendet sich gegen Nordwest, welche Richtung fortwährend beibehaltend erMeraui gegenüber, etwas südlich von Abdum, im Nile mündet. Wir verfolgten den Lauf dieses Chor, dessen Bett gegen- wärtig an der Oberfläche ganz trocken lag, bis zum Nile. Wie alle diese in der trockenen Jahreszeit wasserlosen Strombette der Giessbäche fast immer Grundwasser führen, welches man, im Schutte niedergrabend, oft in nur geringer Tiefe findet, so ist es auch hier der Fall, und dort, wo wir den Abdum zum Erstenmale trafen, fanden wir auch einen 12 Fuss tiefen Brun- nen, um den sich eine Menge Hassanie mit ihren Heerden ge- lagert hatten. Alle diese Brunnen werden von den Arabern, wenn die tropischen Regen begonnen haben, sorgfältig mit Reisig und Sand bedeckt , damit sie die Fluthen des Chor, wenn derselbe als Bergstrom Wasser führt, nicht verschütten. Hat sich das Wasser der Regenzeit oberflächlich verlaufen, dann werden auch wieder die Brunnen geöffnet. Eine Stunde weiter gelangten wir in ein schönes, breites, mit Mimosen bewachsenes Thal, das rings von Bergen um- schlossen ist. Wir lagerten uns im Chor Abdum an einem tiefen Brunnen , zwischen den Hügeln des Abu-Szrud. Von * Der Chaiäss ist auf der Karte von Nubien um 2 geogr. Meilen (16 = lO des Äquators) zu weit südlich angegeben und ist somit gerade um diet>e Distanz nordwärts zu rücken. 21 diesem Punkte in Wesf , uni^efälir 4 bis 5 Stunden enifernt, liegt der höchste unter den Bei'fjen, die ich auf unserer Route zwischen Metämäh und Mer.iui zu sehen bekam , der spitze Tabes, welcher zu ISOO Fuss über die Ebene, somit zu nng^e- fähr 3500 Par, Fuss Meereshöhe ansteij^en dürfte. Südlich vom Tabes lieg-en mir den Namen nach unbekannte Berge, die sich weniger durch ihie Höhe, als durch ihre ausnehmend scharfen Formen auszeichnen. All unserem Lager standen zwischen den Mimosen auch ein paar kräftige Dompalmen. Am 2 9. 31 ai. Nach einem anderthalbstündigen Ritte am frühen Morgen gegen Nordwest langten wir an den beiden Bergen Abu Duweni an, zogen zwischen denselben durch und fanden uns sodann auf einer von Bergen umschlossenen Ebene, deren grösster Durchmesser aus SW. in NO. 8 Stunden, der kleinste aus SO. in NW. ungefähr 2 Stunden beträgt. Von dem Punkte, wo wir am nördlichen Gehänge des Abu Duweni diese Ebene betraten, sahen wir den Dschebel-el Abrak auf unserer Route gerade gegen Nord , den Moale in Ost ungefähr drei Stunden, den Gererr in NO. an fünf Stunden und den Chelela in West bei drei Stunden entfernt *. Am südlichen Gehänge des Abrak und im breiten Strombette des Chor Abdum liegt der Brunnen Meroe, in dessen Nähe wir ein Lager von Arabern fanden , die bezüglich ihres Benehmens gegen Reisende nicht im besten Rufe stehen. Wir hatten nicht Ursache uns vor ihnen zu fürchten und kamen auch sogleich in die Lage den Beweis dafür liefern zu miissen , da wir durch ihre boshafte Weigerung, uns aus ihrer zahlreichen Heerde ein Schaf zu verkaufen, nothgedrungen ihnen dasselbe mit Gewalt nehmen mussten. Wie sie uns im Besitz sahen, nahmen sie gutwillig das Geld an , das wir ihnen anfänglich angeboten hatten. * Ich erwähne hier ausdrücklieb der wahren Position der Berge Moale, Gererr und Chelela, da sich in meiner Karte von Nubien ein fataler Fehler eingeschlichen hat, der bei der Revision zu verbessern übersehen wurde. Man findet uämlich daselbst diese drei Namen als, Benennung dreier Kuppen des Magagagehirges eingetragen , was gant unrichtig und dahin zu verbessern ist, dass mau sie in der ihnen gegen- wärtig auf dem Blatte gegenseitig gegebenen Stellung nordwestwärts bis zum Abu Duweni vorgerückt denkt. 2-2 Während unsere Lente mit barbarischem Geschrei diesen Justiz-Akt der Wüste beoingen , schöpfte uns eine jnnj»e Araberin aus dem Lager Wasser aus den tiefen Brunnen. Das landesübliche Kostüm h'ess an den wundervoll schönen Formen nichts zu errathen übrig-, ihr sprechendes, dunkles Auge nahm von dem Streite dicht an uns keine Notiz und als sie ihren Krug auf die linke Schulter stellte, der volle, runde Arm ihn stüzte und sie mit ihrer Bürde leicht und mit natürlicher Grazie über den gelbrothen Sand der Wüste zum Zelte eilte, da stand das Bild der Rebecca lebendig vor uns und schöner als Senab konnte auch sie nicht gewesen seyn *. ' Wir hatten nun fast beständig Nordwind , der die Gluth der Tageshitze milderte , aber auch häufig zur Nacht, bei be- decktem Himmel, zum Sturme anwuchs. Es war schon Abend als wir unsere Reise wieder fortsezteu. Beständig über Ebene, mit Mimosengesträuch bedeckt, hinreitend, passirten wir die isolirt stehenden Berge Äbrak , Abu-em Muiach , Hessen den Assumuen und Perör ** zur Linken, den kleinen Dschebel Sofra zur rechten Seite unserer Route liegen und lagerten uns nach sechs Stunden, in tiefer Nacht, am Dschebel Aou- Agar (Abu-Hadjar?). In der Nacht hatten wir einen starken Gewittersturm. Bezüglich der Physiognomie des Landes bemerkten wir nun eine grosse Veränderung. Die hohen, scharfen, in Grup- pen zusammengedrängten Berge , mit tiefen, engen, wilden Schluchten, wie am Gekdul, Magaga u. s. w. , waren ver- schwunden und dafür sehen wir breite, öache Thäler, voll- kommene Ebenen und niedere, kaum 400 Fuss hohe, zerstreut und isolirt stehende, meist sanft geformte Berge. * Der Brunnen Meroe ist neuerdings eine Lokalität , deren Name als Erinnerung an den alten, etliiopischen Priesterstaat auf unsere Zeiten überging. Dieser Umstand gewinnt an Interesse durch die oftmalige Wiederholung desselben; denn dass die Namen Meraui am Barkai und die der Dörfer und Inseln Mero, Meri , Mereh, Meme u. s. w. am Nile in Berber und bei Schendy desselben Ursprunges sind, daran, glaube ich, dürfte nicht zu zweifeln seyn. '•'* „Peror", nicht „Perön", wie auf der Karte geschrieben ist. 23 Am 30. Mai. Unser Weg führt uns in nordwestlicher Richtung 3 Stunden über weite Ebenen bis zu dem isolirt stehen- den Dschebel Hannig, wo wir im Schutte des Chor Abduni einen 10" tiefen Brunnen fanden. Auf dieser Route sahen wir inSVV. das Gebirge Äou-Scherifi, in NO. den Aou-el Fellahad- schari und passirten den Chor Peror , der westlich vom Chor Abdum am Dschebel Perör entspringt und nordwestlich der Abu-Dualisberge sich mit dem Abdum vereint. Vom Brunnen aus, der am Ostgehänge des Hannig liegt, sahen wir den ganzen westlichen Horizont in einer Entfernung von zwei Stun- den von den Abu-Dnalisbergen eingenommen , während der lange und niedere Omsogeta den östlichen und nordöstlichen Gesichtskreis umschliesst und die Kuppen des Aou Scherifi und des Aou-om-serch sich südwärts erheben. Ein tüchtiger Sturm, der uns mit Wolken von Sand und Staub umhüllte, verzögerte unsere Abreise. Als sich derselbe etwas besänftigte, brachen wir auf, passirten zwischen den Abu Dualis und Omsogeta ein wüstes, hügeliges Land, voll scharfer Gneiss- und Quarzfelsen, Hessen zur linken Seite unsers Wegs die isolirten Berge el Monota und Omhiglig, zur Rechten den Pewea liegen und lagerten uns nach Ostündigem Ritte zwischen den niedern Bergen des Om-Seäle an einem Brunnen im Chor Abdum, umgeben von hügeligem Land. Die Berge auf unserer Route Averden nun immer niederer , nur in N. sahen wir , ungefähr 6 Stunden entfernt, den ansehnlichen Gebeschigil und in Ost , in einer Entfernung von beiläufig 10 Stunden, den schön gebauten Wede-um-on *. Als der früher erwähnte Sturm aus S. sich gelegt hatte, stieg in NW. ein Gewitter auf und ein neuer Sturm mit Blitz, Donn§r, Sand- und Staubwolken folgten nun aus dieser Rich- tung. W^ir sahen gegen Nord im Nilthale stark regnen, blieben aber selbst trocken. Während der Nähe dieses Gewitters und der dem Sturme vorhergehenden schwülen Windstille jagten wir Wüstenhühner, die hier so zahm sich zeigten, dass man * Wo sich bezüglich der Rechtschreibung dieser Eigennamen, so wie ich sie nämlich von den Einheimischen aussprechen hörte, zwischen Text und Karte Differenzen zeigen sollten, bitte ich sich immer an den erstercn zu halten. 24 sie fast mit den Händen fangen konnte. Bei dieser Gelegenheit stiess ich a«if eine, bisher noch nicht gesehene grosse Eidechse. Sie war iiber 2 Fnss lang, nnr einen halben Zoll nngefähr dick, schlangenartig gebaut, gestreift am Rücken, mit 4 Pf«>ten. Leider versagte mir der Schuss und das Thier entwischte mir. Am 31. Mai. Wir waren vom Nile bei Abdum, Meraui gegenüber, noch 6Stnnden entfernt. Nachdem wir die nieder» zackigen Berge des Om-Seale hinter uns hatten, passirten wir nach 2 Stunden die rechts an unserer Route liegenden Hügel des D. el Nassar (Christenberg). Ringsherum entdeckt das Auge nur Felsen und vegetationslose Wüste. Eine Stunde weiter gegen Nordwest erreichten wir den Dschebel el Gasäl (Gazellenberg), dessen Namen mehrere vor unsern Augen munter auf den Felsen herumspringende Gazellen faktisch rechtfertigten und wo wir rechts unseres Weges, ganz in der Nähe, zwischen wilden, kahlen Gueissfelsen, die Ruinen eines christlichen Klosters sammt Kirche und die eines Dorfes, Hoeiy- el Gasäl genannt, fanden. Von der Kirche existiren noch alle Hauptmauern und die Zugebäude müssen dem Ansehen nach sehr beträchtlich gewesen seyn. In den Nischen der Kirchen- mauer sieht man noch hie und da das christliche Kreuz, je- doch durchaus in der sogenannten maltesischen Form. Dem Ansehen der Baureste nach mag diese Kirche wohl mehrere hundert Jahre zählen und vielleicht in die Zeit zurück datiren, als im südlichen Nubien und in Aloa das Christenthum blühend und mächtig war. Für das contemplative Leben eines Äsceten ist dieser Punkt, von Wüste umschlossen, ganz geeignet. Gegenwärtig tummeln sich Hasen innerhalb der verfalleneu Mauern herum, welche leztere für den rechtgläubigen Musel- mann der nächtlichen Schrecken viele darbieten. Die^inge- bornen versicherten uns, dass zur Nachtzeit einsame Wanderer der Wüste, am Kloster vorübereilend, bald den Klang einer Gl »-ke deutlich vernehmen, bald eine Menge Lichter brennen sehen. So ist der Mensch sich auf seinen Irrwegen doch unter allen Himmelsstrichen auf das Innigste verwandt und das Schwungrad des Aberglaubens, einmal in Gang gesezt, führt Begegnungen der Phantasiegebilde herbei, die uns oft über- raschen. 25 Wie man unterhalb des Klosters sich rechts um den Hüi:el herumbeugt^ sieht man plötzlich, wie durch einen Zauberschlag-, das Nilthal vor sich liegen. So erfreulich dem , der aus der Wüste kommt, dieser Anblick jedenfalls ist, so öde und ein- förmig ist eigentlich das ganze Bild an und für sich und nur der Dschebel ßarkal, der prismatisch mit seiner Plattform am rechten Ufer des Nil emporsteigt, der alte, heilige Berg, einst ein Mittelpunkt hoher Kultur und Kunst, nun von Trümmern und Barbarei umgeben, bringt einigen Ausdruck in das düstere Gemälde. Wie eine Lehrkanzel geformt steht der Barkai ganz isolirt , vor sich den mächtigen Strom, hinter sich die endlose, fahlgelbe Wüste. Die Berge verlieren sich längs unserer Route in die Ebene des Nilthals , wir sehen von Ferne die Palmen von Abdum, gegenüber den Minaret von Meraui, die schwarzen Festungs- mauern der Stadt, von ferne hoch und gewaltig, in der Nähe Lehmhaufen ohne System, ohne Symmetrie*. Wir waren nun im Lande der Scheikie, des edelsten der in Nubien eirigewan- derten arabischen Stämme **. Sie bewohnen heut zu Tage * Ansicht von Meraui von Abdum aus. Blatt 22 im Atlas. — Eine sehr geluno;ene Ansicht des weiter flussaufwärts liegenden Earkal mit den ihn umgebenden Pyramiden und Tempeln s. m. in Hoskins Travels etc. pl. 18. *'•' II, 2, S. 565. Die genauesten und umständlichsten Nachrichten über die Scheikie finden sich meines Wissens in : Waddington and Han- bury Journal of a visit to some parts of Ethiopia. London 1822. Von S. 87 bis 196. Die Notizen dieser Reisenden sind um so interessanter, als sie die Periode der Eroberung Nubiens durch die Türken im Jahre 1820 umfassen. Verbindet man mit diesen schätzbaren Daten die An- gaben Blirkhardt's aus den Jahren 1813 und 1814, als die Scheikie bereits mit den im Jahr 1812 aus Egypten vertriebenen und nach Don- gola verdrängten Mameluken im Kampfe lagen, ferner die Daten, vpelche Cailliaud aus den Jahren 1821 und 1822, Ehrenbehg vom Jahre 1822, Parthey vom Jahre 1823, Püppüll aus den Jahren 1823, 1824 und 1825, also aus der Periode her angeben, in welcher die Unterjochung der Schfikie und die Eroberung Nubiens durch die Türken vollendet w urden, verbindet man endlich damit die Schicksale der Mameluken im südlichen Nubien, wie sie Bürkhardt und WAonmoTON (S. 224—233) darstellen, und schliesslich die Angaben Hoskins vom Jahr 1833, als sich jene Stürme bereits gelegt hatten und die egyptisciie Verwaltung schon seit Jahren, isolirte Störungen, meist ohne politischen Cltarakter, abgcr 26 die Ufer des Nil von Dongola bis zur Insel Mokrat , wo die Wohnsitze der Berber beginnen. Sie sind Soldaten und Bauern. Erstere, die Aristokratie dieses interessanten Volkes bildend, stehen gegenwärtig; gleich den Mograbi zum grossen Theile im Solde der egyptischen Regierung. Ihr Kriegerleben ist voll grosser Erinnerungen und noch in neuester Zeit glänzte ihr Muth in den Schlachten gegen die türkischen Eroberer, bis sie der Übermacht der Feuerwaffen und dem Verrathe unterlagen. Leztere, die Bauern , kultiviren den schmalen Streifen Kulturlandes längs den Ufern des Flusses, zum Theil auf eine musterhafte Weise und einen Beweis liefernd , was sich durch eine weise, väterliche Regierung aus diesem Volke machen Messe. Das Dorf Abdum, am linken Ufer des Nil, liegt drei Stunden vom Dschebel-el Gasal entfernt , es dehnt sich zwi- schen den Palmen am Flusse der Länge nach fast eine halbe Stunde aus. Wir lagerten dicht am Flusse und fanden drei Barken, die der Mamur von Dongola bereits vor 18 Tagen hieher sandte, um uns dahin zu bringen. Diese Präcislon überraschte uns nicht wenig und wir beurlaubten daher auch sogleich unsere Begleiter von Metämäh mit ihren Kamelen. Unsere Reise von lezterem Orte bis hieher dauerte, mit Ein- schluss des Rasttages am Gekdul, 10 Tage, in welcher Zeit wir die nach meinem ItinerareTl V4 Karavanenstunden (24= 1® des Äquators) oder 44^0 geogr. Meilen (15 = 1*') betragende Weglänge ohne anhaltende Anstrengung und ohne Unfall zurücklegten. Östlich von Abdum und ungefähr y^ Stunde vom Dorfe entfernt, besuchten wir noch am Abend einen grossen Schutt- hügel , aus welchem Nachgrabungen einen kleinen Tempel ans Licht beförderten , der theils in seinem eigenen Schutte begraben, theils vom Sande der Wüste bedeckt ist. Das ganze rechnet, ruhig nach ihren Prinzipien das Land regierte, so erhält man eine genaue, zum grossen Theile auf die Autopsie der genannten Reisen- den gestiizte, historische Übersicht jener merkwürdigen 20 Jahre, inner- halb welcher die alte Verfassung Nubiens unter der Herrschaft vieler Meleks gänzlich umgestürzt wurde und unter Blut und Verrath der Pascha Egyptens de« ungetheilten Besitzes sich bemeisterte. 27 Gebäude ist im egyptischen Typus aus Sandstein aufgeführt, die Säulen des Portikus, von vier Fuss Durclimesser am Schafte und in ungleicher Höhe aus dem Schutte emporragend, sind sehr roh gearbeitet und jede derselben ist aus mehreren Stücken zusammengefügt. Gemalte Hieroglyphen , sehr be- schädigt, bedecken die Wände des Tempels sowohl , als wie die seiner Seitenkammern, deren ich mehrere zählte. Am I.Juni 1838. Am Morgen fuhren wir nach Meraiii hinüber, um den Kascheff zu besuchen und zugleich Anstalt zu unserer Exkursion an den ßarkal , der von Meraui IVj Stunden entfernt ist, zu treffen '■'. Über Trümmerhaufen von Lehmmauern, welche die Befestigung bilden, zwischen elenden Lehmhütten hindurch, umgeben und voll von abscheulichem Uniathe, gelangten wir endlich zum Hause des Kascheifs, der leider nicht zugegen war, sondern von einem einäugigen Sol- daten in seiner Amtswürde vertreten wurde. — Als die er- forderlichen Bestellungen gemacht waren und man uns alles, wie gewöhnlich, auf „morgen" versprach, schickten wir uns in Begleitung eines Kopten und eines Kabasses an die Merk- würdigkeiten der Stadt zu sehen. Meraui war einst die Hauptstadt im Lande der Scheikie und ist noch gegenwärtig einer der bedeutendsten Plätze desselben, besonders da Alt-Dongola, welches noch zur Zeit der Mamelukenherrschaft in INeu-Dongola (.Maragga) im Be- sitze der Scheikie war, seit der Zeit ihrer gegenseitigen Kämpfe und der hierauf folgenden Eroberung durch die Türken ganz in Trümmern liegt. Die Festungsmauern , deren ich so eben erwähnte, umschlossen die Burg des Meiek** und mögen, * Nach Cailliaüd liegt der Barkai, oder vielmehr das Dorf an seinem Fussp, in 18° 30' 51" nörd. Br. und 29" 48' 5" östl. L. von Paris. Meraui in 18" 27' 50" nördl. Br. und 29" 46' 30" östl. L. v P. Nach RüppELL beträgt die nördl. Br. des Barkai 18" 31' 41,2" und für Meraui (unrichtig Meroe geschrieben) die nördl. Br. 18" 28' 19,1", sowie die östl. L. von Paris 29" 25' 57". Ohne in die Bemerkungen Dr. Rüppell's gegen die Autentie der Beobachtungen Cailliaüd's näher eingehen zu wollen , glaube ich doch jedenfalls den Resultaten, die ersterer (RiJppELL) erhielt , den Vorzug geben zu dürfen, da sie sich auf eine grössere Reihe positiver Beobach- tungen stützen. ** Zur Zeit der Eroberung durch die Türken im J, 1820 herrschte in Meraui Melek Tscuauscu. 28 ursprünglich ein Werk der Scheikie, durch die Mameluken auf ihrem leztenZuge nach Schendy, der ihrer gänzlichen Auf- lösung unmittelbar vorausging, so wie später durch die Türken, mancherlei Veränderungen erlitten haben. Ich selbst sah sie jedoch in einem elenden Zustande. Hinter der Moschee gelangten wir zur Indigofabrik. Sie wird, wie alle ähnlichen Etablissements des Landes, auf Rech- nung des Pascha betrieben. Unser Besuch war in keinem Falle erwartet, ümsomehr mussten wir gleich beim Eintritte über die grosse Reinlichkeit und bei weiterer Besichtigung über die Ordnung erstaunen, die sich überall aussprach. Uns, die wir geraden Weges aus ganz wilden Ländern kamen, that dieser faktische Beweis von Kultur, so viele Mängel sich auch bei näherer Analyse zeigen mögen, ungemein wohl. Das er- forderliche Wasser zur Anstalt liefert eine grosse, gut con- struirte Sakie, die in ein weites, gemauertes Bassin ausgiesst, welches in und auswendig mit hydraulischem Mörtel bekleidet ist, glatt und glänzend wie Marmor. An dieses Hauptreservoir reiht sich eine hinlängliche Anzahl kleinerer Bassins von gleicher Konstruktion , in welchen auf bekannte Weise und wie man mir sagte, mit Zuhülfenahme von warmem Wasser, die Bildung der Indigolauge und die Ausscheidung des Farbe- stoffes stattfindet. Die fertige Farbe wird in hölzernen Käst- chen gepresst und sodann in luftigen Kammern auf Matten getrocknet. Den Angaben zufolge, welche der Aufseher die- ser im Jahr 1829 errichteten Anstalt mir machte, deren Wahr- heit ich übrigens nicht verbürgen kann, verarbeitet die Fabrik jährlich ein Ptlanzenquantum * von ungefähr 6000 Kantar im trockenen Zustande und erzeugt daraus bei 6000 Oka Farbe oder 2,778 %. Der Fabrik soll die Oka-Farbe im Durch- schnitte auf 20 Piaster (2 fl. Konv.-Mze ) zu stehen kommen, und die besten , feinsten Sorten derselben sollen bis zu 100 Piaster (10 fl. K. M.) die Oka verkauft werden. Da ich nicht erfahren konnte, wie viel von jeder Sorte erzeugt und verkauft * Indigofera argentea (arab. Nileh), Polygonuni tinctorium u. 8. w. 1 Kantar = 100 Rotoli = 36 Oka = 81,72 Wien. Pfund. 1 Oka = 2,27 Wien. Pf. = 2,78 Rotoli. 1 Rotolo (Rotel) = 0,817 Wien. Pf. 29 wird, so ist eine Beiu'tlieiliini>- des Ertrages nicht möglicli und ich zweifle sehr am Vorhaiidenseyn des nöthigen Absatzes im Glossen, sondern glaube vielmehr, dass ein grosser Theil der Produktion von der Fabrik selbst im Kleinen zur Färbung der Baumwollenzeuge verwendet wird, deren sich die Einheimischen bedienen. Kaum waren wir wieder auf unsern Schiffen angelangt, so erhielten wir den Besuch mehrerer Dongolaui- und Scheikie- mädchen , die, auf das festlichste gepuzt, ihre schwarzen, in unzählige Zöpfchen geflochtenen Haare sehr geschmackvoll Miit bunten Glasperlen durchflochten hatten. Sie erboten sich zu tanzen und luden uns zum Besuche in ihre Rekuben * ein, die unterhalb der Stadt ein kleines Dörfchen bilden , dessen grösstentheils hübsche Bewohnerinnen nur dem Vergnügen leben. Eine aus diesen Mädchen , die schaue Raja, spielte unter ihren Gefährtinnen eine gewisse Hauptrolle und das oft- malige Vorkommen ihres Namens in den liebewarmen Gelegen- heitsg-esängen ihrer Landsleute liess uns an der Berühmtheit ihrer wirklich reizenden Persönlichkeit nicht zweifeln. Am 2. Juni. Am Morgen erschienen weder die zum Ritte an den Barkai versprochenen Esel , noch sahen wir sonst einen Beweis , dass man in dieser Sache etwas thun wolle. Ich sandte daher meine Leute zu den einäugigen Substituten und diese schienen die Requisitionsmethoden recht gut inne zu haben , denn es war noch keine Stunde vorüber und wir waren schon auf dem Wege nach dem Barkai. Als wir die Schutthaufen von Meraui hinter uns hatten, blieb uns die Wüste zur linken Seite des Weges liegen, wäh- rend uns zur Rechten längs dem Nile ein schöner Palmenwald mit freundlichen Lehmhäusern und Strohhütten und einem * Rekuba, ein kleines, viereckiges Häuschen mit flachem Dache, ohne Stockwerk und Fenster, meist aus Lehm gemauert, seltener aus Stioh geflochten, die gewöhnlicljc Wohnung der Eingebornen. Die Rekuben vertreten die Stelle der Toguls der südlicheren Völker, welch leztere Bauart in Dongola und Scheikie bereits seltener wird. In der Rekuba befindet sich auf einer aus Lehm aufgemauerlen Erhöhung der Diwan, eine Matte, die zugleich als Bett dient; die übrigen Habselig- keiten hängen alle, der Termiten wegen, in der Luft, und das Ganze erscheint durch\reg sehr rein und ia Ordnung gehalten. trefflich bebauten Ackerlande lagj. Nach l'/o Standen kamen ■wir an den ganz Isolirten, prismatisch j;estalteten und unp;etähr 250 Fuss hohen Barkai an , dem man es schon aus einiger Entfernung ansieht, dass seine gegenwärtige, auffallende Form vorzüglich eine Folge der Steinbrüche der Alten, aus denen sie das Material zu ihren dortigen riesigen Tempelbauten bezogen haben, und neuerer Felsenbrüche ist. Der Barkai mit seinen Tempeln und Pyramiden bezeichnet die Stelle, wo einst das alte Napata stand (II, 1. S. 480), und zwar scheint es , dass die durch die Römer zerstörte Haupt- stadt Nubiens, die Residenz der Königin Candace, am Süd- gehänge des Berges, zwischen demselben und dem INile, sich hinzog; denn auf diesen Raum sehen wir heut zu Tage die Reste all der Tempel und Paläste beschränkt, welche uns als Denkmale jener grossen Zeit geblieben sind. Den ganzen Umfang des Barkais an seiner JNordseite , an seinem West- und Ostrande nimmt die Wüste ein, die ihrer natürlichen Lage nach wohl kaum jemals von kulturfähigem Boden bedeckt war. in dieser Wüste, an der Westseite des Berges, ganz übereinstimmend mit den weisen polizeilichen Einrichtungen der Alten, deren Ideen sich zum Theil, z. B. was die möglichst« Entfernung der Niederlassungen vom Kulturboden des üfer- landes aus Sanitätsrücksichten betrifft, noch heut zu Tage an vielen Orten, besonders im höhern Süden, tacite auszusprechen scheinen, lag die grossartige Nekropolis von Napata und eine nicht minder bedeutende Todtenstadt erhob sich zwei Stunden vom Barkai gegen Ost entfernt, jenseits des Nils, wo wir am linken Ufer des Riesenstroms die Pyramiden von NurI oder el Bellal sich erheben sehen. Oh diese leztere, allem Anscheine nach viel ältere Nekro- polis ehemals wirklich zu Napata gehörte, wie man ziemlich allgemein glaubt, oder ob sie einer andern, altern Stadt, Napata gegenüber, angehörte, von deren einstigem hypotheti- schen Vorhandenseyn wir jedoch nichts wissen und uns daher offenbar bis auf Weiteres an das Gewissere zu halten haben, können nur künftige Forschungen mit Bestimmtheit ausmitteln. Schwer begreiflich ist es, dass die Bewohner von Napata sich bemüht haben sollen ihre Todten über den Nil hinüber zu 31 schaffen, da doch die Wüste hinter dem Barkai Raum für alle bot, oder wurde, da der Mensch in seinem Wahne den Kasten- freist auch über die Sterne hinaus fortpflanzt, nur eine gewisse Klasse dahin gebracht? oder haben, was sehr wahrscheinlich ist, feindselige Verhältnisse von Aussen die Verlegung der Todtenstadt auf das rechte Ufer veranlasst"? Wir hielten am südwestlichsten Vorsprunge des ßarkal, wo das Typhonium sich befindet, ein Hemispeos, halb in Felsen ausgehauen, halb aus Quadersteinen aufgeführt, ein Pracht- gebäude, das in seinen drei Abtheilungen und mit seinem, obwohl grösstentheils eingestürzten Karyatidenportikus noch am besten unter den dortigen Tempeln erhalten ist. Als wir in dem kühlen Räume des Innern dieses Tempels unser Haupt- quartier aufschlugen , um von da aus unsere Exkursionen am Barkai vorzunehmen, konnte mir der Eindruck nicht ent- gehen, den der Anblick dieser Tempelhalle auf Selim, damals noch nach unsern Begriffen ein halber Wilder, der nie in seinem Leben etwas Ahnliches gesehen hatte und für den die abscheulichen Lehmhütten von el Obeedh und Chardum Feen- paläste waren, hervorbrachte. Er war stumm vor Erstaunen ; die Grösse der Dimensionen, die ernste, düstere Weihe, welche uns aus diesem, in rein egyptischem Style ausgeführten Denk- male entgegentritt, waren für ihn begreifh'eherw eise unfassbar und Furcht war daher das natürlichste Gefühl , das sich des Kulfan-Negers den fratzenhaften Typhoubildern gegenüber * Über diese Fragen und über so vieles Andere lassen sich von Lepsius, der zulezt jene denkwiirdig^en Plätze betrat, die gediegensten Forschungen und lichtvolle Aufschlüsse erwarten. Übrigens besitzen wir über den Barkal und seine Umgebung, mit Einschluss der Nekro- polis von el Beiläl, bereits eine schätzbare Literatur und umfangreiche, zum Theil sehr getreue Abbildungen. So: Caflliaud, Voyaste ä Meroe. Atlas I, Taf. 47 bis 75. Waddi>gton aiid Hanbury, Journal etc. Tafeln von Seite 125 bis 176. HosKiNs, Travels etc. Tafeln 17 bis 29 , Tafeln 31 und 32, 53 und 54, sowie mehrere Vignetten. Parthey, Wanderungen etc. S. 310 u. s. f. Verfasser der Briefe eines Verstorbenen : „aus Mehkmed-Ali's Reich" S. 52 etc. III. Dr. RtTppELr., Reisen in Nubien. Atlas, Taf. 2, 3 und 4. Cacalveae ßftBuvERYj L'Egyptc et ja Turquie. Paris 1836. 2 Vol. 32 bemeisterte. Er fin^ an zu weinen und wäre um keinen Preis allein im Tempel geblieben. Unser nächster Gang- galt der Nekropolis an der West- seite des Barkai. Die Denkmale sind , wie in Meroe, durch- gehends Pyramiden nach ethiopischem Styl (II, 1, S. I7S) aus Sandsteinqnadern ohne Mörtel aufgefiihrt, und was ich bezüg- lich des Alters der Pyramiden von Assur (Meroe) im II. Bd., 1. Tbl., S. 489, vom physikalischen Standpunkte aus betrach- tet, gesagt habe, das gilt auch hier. Ich bezweifle nämlich das so gar hohe Alter, das manche Forscher diesen Denkmalen einräumen und glaube , dass jenes der Pyramiden am Barkai und bei Nuri, obwohl die klimatischen Verhältnisse hieran der nördlichen Grenze der tropischen Regen eine längere materielle Dauer zulassen, als weiter südlich, wo diese Regen periodisch regelmässig und oft sehr stark und häufig auftreten, doch den Zeitraum von 2000 Jahren keinenfalls überschreiten dürfte. Sämmtliche Pyramiden, deren Hoskins 17 nachweist und von welchen 14 grösstentheils noch gut erhalten sind, lassen sich in zwei Gruppen theilen (in eine obere, nordwest- liche, und eine untere, südöstliche), deren Situation, so wie die Dimensionen dieser eleganten Denkmale Hoskins im Detail und mit grosser Genauigkeit gibt. Die Höhe keiner dieser Pyramiden übersteigt 60 Par. Fuss, jede hat auf ihrem Scheitel eine kleine Plattform, worauf ohne Zweifel einst Statuen ge- standen haben dürften und die meisten der obern Gruppe be- sitzen jenen für die ethiopischen Pyramiden ganz eigenthüni- lichen kleinen Portikus am Eingange, dessen Wände mit Skulpturen, Opfer darstellend, die dem Gotte gebracht werden, verziert sind und welcher Eingang immer dem Berge oder dem Flusse, d. i. gegen Südost oder gegen Süd, zugewendet wurde, wahrscheinlich um dadurch das Anfüllen desselben durch den Flugsand zu verhindern , den die Winde der Wüste in Masse herbeiführen. Jede dieser Pyramiden scheint bereits geöffnet und beraubt zu seyn und wo ein Blick in das Innere gestattet ist, trifft derselbe auf Schutt und Steinhaufen. Wir bestiegen den Barkai an seiner Nord Westseite. Die Fernsicht von der Plattform desselben ist sehr interessant. Den nördlichen und westlichen Theil des Gesichtskreises 33 nimmt die Wüste ein , eine weite , gelbrothe Sandfläclie mit zerstreuten isolirten Sandsteinbeigen ; in Ost liegt die Ätmur- el Dscliesirah, in Süd die Bahiuda, beiderseits felsiges Terrain mit den fernen, scharf gezeichneten, schwarzen Porphyrbergen. Gegen das ISilthal stürzt der Barkai mit senkrechter Felswand ab und da liegen denn zu unsern Füssen die Tempel und Pa- läste von Napata , noch in Trümmern gross und schön , und weiterhin der majestätische Strom , w ie er sich zwischen Palmenwäldern und Ackerland hinwindet und ruhig in die Ebenen von Dongola seine segensreichen Fluthen sendet. So weit das Auge dem Nile nach reicht, liegt Feld an Feld, steht Sakie an Sakie und blicken die freundlichen Häuschen der Scheikie zwischen den Palmen hervor. Ein schönes Bild und doch, richten wir nun die Blicke auf die in Trümmern liegende Vergangenheit zu unsern Füssen oder auf die Fellah-Zukunft der Scheikie in die Ferne , wie sie aus Dongola heranrückt, ein Bild voll düsterer Farbenlöne. Uns gegenüber, gerade gegen Ost, am linken Ufer des Nils und ungefähr zwei Stunden vom Barkai entfernt, erblick- ten wir am Saume der Wüste die Pyramiden von Nuri oder el Bellal *. Vor einigen Jahren hatte sich von der auf drei Seiten freistehenden Felsenspitze, Avorauf ich sass, ein verrückter Schech in den schwindelnden Abgrund gestürzt. Ich fühlte keinen Beruf dem Heiligen zu folgen, sondern wählte beschei- den einen Steig auf der Nordostseite des Berges, um hinab- zukommen. Ich kam hinab , aber loben kann ich den Weg nicht. Am Fusse angelangt, trafen wir Gazellen und auf dem Wege nach dem nächsten Tempel , die wir nun zurück zum Typhonium alle nach der Reihe aus Ost in West besuchten, .sclioss ich einen ausnehmend schön gezeichneten wilden Hund (Baschomm, C. variegatus, II, 2, S. 335), der einsam auf den Trümmerhaufen der alten Stadt, östlich des grossen Tempels herumirrte. Der grosse Tempel liegt bis auf eine noch stehende Säule * Man sehe die vorne zitirten Reisewerke mit ihren bezüglichen Abbildungen. In seinem Distanzenstreit mit Dr. Rüppell (aus Mehemed' Ali's Reich, III, S. 66) hat daher Semilasso in merito volikomnicu Recht. RiiK*egger, ReUen. II. Bd. 3. ThI. 3 34 ganz in Trümmern. Es ist eines der gvössten jener Pracht- trcbäude gewesen , deren Reste wir als die Zeugen der alten Kunst im ganzen Nilthale von Egypten undNubien nocli heute hewundern. Die Ausdehnung dieses Riesenbaues mit Bestimmt- heit anzugeben dürfte der undeutlich gewordenen Äussenseite wegen sehr schwierig seyn, was auch schon die differirenden Angaben früherer Reisender darthun. Doch glaube ich durch die eigene Anschauung die Überzeugung gewonnen zu haben, dass die Angabe Cailliaüd's, der diesem Tempel ungefähr 500 Par. Fuss Länge und 140 Par. Fuss gvösste Breite gibt, der Wirklichkeit wenigstens sehr nahe stehen dürfte. Wir fanden unter den Trümmern noch jenen grossen prismatischen Altar (Opferstein?), von schönem blaulichgrauen Granit mit Hieroglyphen bedeckt und einen jener Widder aus gleichem Gesteine , welche Fürst Pückler-Muskau voriges Jahr aus- graben liess. Er liegt, zur Vermeidung von Beschädigung, mit einer kleinen Mauer umgeben, zur Abfuhr bereit. In der Gestalt dieses Thieres, dessen Hinderfüsse und Schweif nicht ausgebildet sind und das mit untergeschlagenen Vorderbeinen *uf einem Granitpostamente ruht, ungefähr 7 Fuss Länge und sammt Postament 4 Fuss Höhe misst, spricht sich eine eigen- thümliche Phantasie aus. Es scheint allerdings einem Schafe ^m nächsten zu stehen , nur die Vertiefungen oben auf dem Kopfe, die ich gesehen zu haben mich bestimmt erinnere, dürften darauf hindeuten , dass das Thier metallene Hörner hatte und vielleicht also doch einen Widder vorstellte. Spät am Abend, nach Besichtigung der übrigen kleineren Tempel zwischen den grossen Tempeln und dem Typhonium, kehrten wir wieder nach Meraui zurück, um unsere Reise nach Dongola auf dem Nile fortzusetzen, 9) ReiKe auf dem Mile von llerani naclt Dongrola. Alt- und IVeii-Dong^ola. Aufenthalt an lezterm Orte. Reise von Meu-Dongola läng^s dem Xile durch die iSTOss*i ^1 liste, westlich desselben, bis ^Vaddi Haifa, unterhalb der z^veiten oder g^rossen Ratarakte. A m 3. J u n i 1 8 3 8. Da von Meraui bis in die Gegend bei DifarrderNil in südwestlicher Richtung fliesst, so war uns ,15 der nun vollkommen konstant "gewordene Nordwind* zur Fahrt auf dem Flusse sehr günstig nnd wir legten diesen Theil der Reise mit vollen Segeln in verhältnissmässig kurzer Zeit zurück. In der Gegend von Kadschab , ein Dorf am rechten Ufer, mit ßtirgen ähnlichen, zusammengestürzten Lehmhäusern, bietet der Nil einen bezaubernd schönen Anblick dar. Der schmale Streifen Kulturland an beiden Ufern , dessen geringe Breite niftn erst bemerkt, wenn man ans Land steigt, ist stark bebaut und erscheint wie ein einziges, grosses Dorf, nur von Äckern nnd Palmenwäldchen unterbrochen. Am Flusse liegen lange Reihen von Sakien und geben ein lebenvolles Bild, einen Be- weis, wie sehr man, was auch wirklich damals noch der Fall war, die kriegerischen Scheikie schonender und milder behan- delt, als ihre weichen Nachbarn in Dongola und die harmlosen Barabra an den unwirthbaren Felsenufern in Batn-el Hadjar. Der Fluss ist fast dnrchgehends 400 bis 600 Klafter breit nnd enthält viele Inseln, mitunter von bedeutendem Umfange. Das Fahrwasser ist ganz felsenfrei. Weiterhin an den Dörfern Detti und Hanni werden die Ufer weniger bebaut, die Bevölkerung wird merklich dünner. Nachmittags passir- ten wir Korti, ein elender Ort mif halbzerstörten Lehmhütten, aher ein geschichtlich interessanter Platz; denn hier schlugen sich die Scheikie mit den Türken in Vevtheidigung ihres Vater- landes und ihrer Freiheit mit einem Muth und einer Aufopfe- rung , die eines bessern Erfolges würdig gewesen wären und die, wenn sie unter den übrigen Völkern Nublens Nachahmung gefunden hätten, den Türken die Eroberung dieses Landes wenn nicht unmöglich, doch sehr schwer gemacht haben * Dass am Nordrande der Bahiuda oder, allgemeiner gesagt, un- gefähr in der 17. Breitenparallele nördlich des Äquators, zu derselben Zeit die Nordwinde konstant herrschen, während im höhern Süden, wie wir gesehen haben, die Südwinde vorwalten und während der Regenzeit fast ausschliesslich wehen, ist eine wichtige Thatsache, die der weitern Erforschung und Feststellung in einer grössern Ausdehnung des centra- len Afrika um so mehr würdig ist, da vielleicht gerade darin ein Haupt- grund liegt, dass die aus Süden heranrückenden periodischen Regen (.Gewitter) eine gewisse Grenze gegen Nord inne halten, die sie nur dann zu überschreiten scheinen, wenn diese Gegenwinde weniger an- iMÜend und weniger kräftig sind. 3* 36 K\iirflen. Die Schlacht bei Kort! isteine der grössten Erinnerun- gen der Scheikie ans jener Zeit, und für sie, wenn sie auch der Übermacht unterlagen , um so ruhmvoller, da sich hier liaiizen und Schwerter mit Kanonen und Flinten massen. Abends landeten wir bei Ambiikol am linken Ufer. Das Dorf, aus unansehnlichen Lehmhijtten und Toguls bestehend, liegt am Saume der Wüste. Um im Lager zu bleiben war es noch zu frühe und ich ging daher mit Kotschy in das Dorf. Alle Leute hatten sich bereits in die Hütten zurückgezogen und auch wir traten in einen Togul ein. in welchem wir spre- chen hörten. Zwei Frauen sassen am Feuer und da dieses seinen Schein gerade auf meine Brille warf, die ich als ein unglücklicher Myops trage, und diese folglich ganz besonders geleuchtet haben mag , so fuhren die Armen im grössten Schrecken zusammen und schrien aus vollem Halse: der Teufel! der Teufel ! Ich muss gestehen , dass mich dieser ganz und gar nicht schmeichelhafte Empfang für den ersten Augenblick hO verlegen machte, dass ich die beiden Weiber deutsch an- redete. Nun war es noch ärger; denn als sie eine Sprache vernahmen, die sie in ihrem Leben nicht gehört hatten, nahm ihr Teufel! Teufel! eine fa^ krampfhafte Betonung an und erst als wir vor Lachen fast erstickten, fingen sie an zu glau- ben, dass doch eine menschliche Natur in uns stecken müsse. Am 4. Juni. Nachdem wir die grosse Insel Tesena und die am linken Ufer auf Sandsteinfelsen liegenden Trümmer der Feste Haddana, welche derMammeluken-ßey Ibrahim zer- störte , passirt hatten , langten wir gegen Mittagszeit am Dschebel Difarr am rechten Ufer an, wo sich ähnliche Ruinen auf den gegenwärtig vom Sande der Wüste bedeckten Felsen befinden. Zwischen Difarr und der grossen Insel Genneta, mit einem gleichnamigen Dorfe, liegt der südlichste Punkt der grossen Nilkrümmung. Von hier an, wo der Nil sich wieder nordwestwärts wendet, hörten die Nordwinde auf unserer Fahrt günstig zu seyn, denn sie waren uns nun konträr. Die Segel wurden abgelegt, die Barken theils durch die Strömung getrieben, theils mit Rudern vorwärts gebracht, theils mussten sie bei dem geringen Stromgefälle und wenn der conträre Wind stark ging, flussabwärts, wie auf dem Bacher-el Abiad, 37 durch Menschen gezogen werden. Wir kamen daher nur sehr langsam vorwärfs. Die Nordwinde erhoben sich jezt regelmässig jeden Mor- gen um 8 Uhr, nahmen gegen Mittag so an Stärke zu, dass wir meistens zu dieser Zeit anhalten mussten , Hessen Nach- mittags und Abends wieder nach und es folgte eine stille sternenhelle Nacht. Abends gelangten wir an die grosse Insel Kaschaba * und landeten am linken Ufer bei dem weit ausgedehnten Dorfe Abdum (das zweite dieses Namens auf unserer Route). Hier ist für die Karavanen, die ans Dongola auf kürzestem Wege nach Chardum ziehen wollen, die Hanpteinbruchsstation in die Bahiuda, es finden sich jedoch auf diesem Wege nur sehr wenige Wasserplätze. Am 5. Juni. Zwischen Abdum und Abku , am rechten Ufer, macht der Fluss eine sehr scharfe Wendung, mehrere kleine Inseln liegen im Strome und zerstreute Felsen erfordern die Aufmerksamkeit der Schiffsleute. Bei Debbe, ein bedeu- tendes Dorf am linken Ufer, erreicht man die gegenwärtige Grenze von Dar Scheikie gegen Dongola. Die arabische Sprache, welche die Scheikie ausschliesslich und mit grosser Reinheit sprechen , verschwindet nun wieder und tritt dem Strome entlang als allgemein herrschende Volkssprache erst wieder in Egypten auf. Dagegen beginnt nun die nubische (meiner Ansicht nach eine altethiopische) Sprache und zwar das Idiom von Dongola, übervvelche , dem Klange nach der Barabra im nördlichen Nubien ganz ähnliche Sprache, Cailliaud im IL Bande seines Reisevverkes, S. 427 etc. , ein Wörterver- zeichniss gibt. Dass diese Sprache viele Worte aus der ungleich reicheren arabischen Sprache aufgenommen hat, erhellt bei dem ersten Blicke auf dieses Verzeichniss und ist auch bei der langen , innigen Berührung beider Volker sehr natürlich. Zugleich mit der Sprache beobachtet man eine Änderung in der allgemeinen , äusseren Gestalt des Volkes. Die kräftigen, athletisch schönen Formen der Scheikie ver- schwinden mehr und mehr und in demselben Masse treten die * Manche dieser Stroniinselu, die meisten mit Dörfern besc/.t, besizt jiundcrt und mehr Sakieu. 3S weichen, weiblichen Formen der rein nubischen Stammvolker hervor. DarScheikieist das Land der schönsten Männer in Nubien, Dongoia hing^egen das der schönsten Weiber und Mädchen. Debbe ist die Haupteinbruchsstation in die Bahiuda fi'ir jene Karavanen , welche aus Dongola nach Kordofan gehen, welche Route auch Rüppell zog; zugleich geht aber auch von Debbe ein Karavanenvveg nach Darfur, der jedoch weniger begangen wird. Jedenfalls hat Debbe für den Karavanen- handel als Uauptstation die höchste Bedeutung und könnte sich unter einer den Handel begünstigenden Verwaltung schnell zu einer hohen Stufe erheben. Wenn man von Debbe aus in südwestlicher Richtung in die Wüste zieht, so gelangt man nach ungefähr? bis8 Stunden, der Angabe der Einheimischen zufolge, zu dem Beginne eines weiten Thaies, das unter dem Namen Waddi Kap bekannt ist, und sich parallel dem Nil ans SO. in NW. und in einer Entfer- nung vom Strome von 5 bis 10 Stunden fast durch zwei Breiten- grade erstreckt. Waddi Kap ist die südlichste Oase Nubiens, die , wie gesagt , in der Gegend bei Debbe beginnt und bei Hannek^ nördlich von Neu-Dongola, wieder endet, indem das weite, flache Thal, von zwei niedern , parallelen Bergketten eingeschlossen, in das Nilthal ausläuft. Ohne Zweifel ist Waddi Kap*, gleich dem bekannten Bacher- bela Maa der Makarius- Wüste in Unter-Egypten , ein altes, am südlichen Eingange versandetes Strombett des Nils, und es wäre inter- essant zu erforschen, ob sich nichteine südöstliche Fortsetzung dieses Thaies durch die Bahiuda nachweisen lässt, in welchem Falle die Ansicht, dass der Nil aus Dar Metämäh einst durch die Bahiuda abfloss , sehr an Wahrscheinlichkeit gewinnen würde, während wir vor der Hand doch nur annehmen können (11, 1, S. 280 etc.), dass der Nil einst diesen Lauf durch Waddi Kap von dem südlichsten Punkte seiner grossen Krümmung bei Difarr aus eingeschlagen und so lange beibehalten hat, bis er sich den Eingang in dieses Oasenthal durch Schlamm und Sandalluvien selbst verschloss. * Man siehe meine Karte von Nubien. Das „a" im Worte „Kap" wird tief betont, fast wie a im englischen Worte: water. 39 Allem Anscheine nach liegt die Thalsohle des Waddl Kap in gleichen Breiten tiefer als das gegenwärtige Bett de» Nils, so djiss, wie bei den übrigen Oasen der lybischen Wüste, die Grundwasser des Stromes, der Neigung des Bodens gegen Westen folgend , dahin absitzen. Den Beweis hiefür liefern die in Waddi Kapsich findenden Quellen und das Grundwasser, •welches man dort mittelst Abteufung von Brunnen fast aller Orts trifft. In Folge dieser Bewässerung des Bodens erlangt daher Waddi Kap den eigentlichen Charakter einer Oase, einer mit Vegetation bedeckten Insel im Sandmeere der Wüste. Weideland und Wäldchen von Dom- und Dattelpalmen erfüllen mit Unterbrechungen der Wüste dieses Thal und dass dasselbe nur zeitweise von den Wandervölkern mit ihren Heerden und von den Bewohnern von Dongola , um Holz und Datteln zu holen, besucht wird, nicht konstant bewohnt ist und keine Städte und Dörfer zählt, wie andere Oasen, mag seinen Grund in der im Ganzen sehr geringen Bevölkerung Nubiens und in dem Umstände haben, dass das in Waddi Kap sich findende Wasser für eine grössere Menschenzahl und grössere Heerden auf eine längere Zeit nicht ausreicht. Unterhalb Debbe gelangten wir in die gut bebaute und verhältnissmässig stark bevölkerte Gegend von Gabri und landeten an einem der gleichnamigen Dörfer am linken Ufer. Am 6. Juni. Nachdem wir die grossen Inseln Tangesi und Amur passirt hatten, auf welch lezterer wir eine Menge Sa- kien sahen, gelangten wir um Mittagszeit an die alte Hauptstadt von Dongola, am rechten Ufer liegend und seit der Erhebung von Neu -Dongola, Alt- Dongola (Dongola geddim oder Don- gola adjus) genannt. Stadt sowohl als Festung sind aus Lehmziegeln erbaut, liegen nun gänzlich in Ruinen und ein schwarzer Trümmerhaufen mit einigen wenigen Rekuben bildet allein, in melancholischer Ode über den gelben Sand der Wüste ausgebreitet, welcher die Kuppen der niedern Sand- steinberge bedeckt, die Reste der alten Kapitale. Alt-Dongola soll einst ein sehr bedeutender Handelsplatz gewesen seyn und blühte noch in den Händen der Scheikie, von welchen ein Meiek daselbst residirte als die Mameluken sich in Maragga festsezten. Nachdem aber aus lezterem Orte, wo die Maiume* 40 luken ihi'Hauptquartier aufschlugen, Neu-Dongola oder geiade- hiii elürde (die Kaserne) genannt, hervorging, der Handel sich dahin wendete und eine neue Hauptstadt sich zu erheben be- gann , da gerieth Alt-Dongola schnell in Verfall und sank endlich vollends zum gegenwärtigen Nichts herab , als die Mamineluken den Ort zerstörten, dieScheikic in ihre heutigen Grenzen zurückdrängten und die nachfolgenden türkisch- egyptischen Armeen das noch aufräumten , was jene Sti'irme der Zeit übriggelassen hatten. Gegenwärtig ist in Alt-Don- gola * ein Kascheff mit einigen Soldaten stationirt. Die unterhalb Alt-Dongola liegende grosse Insel Gatär ist stark bebaut, das schön zwischen Palmen am linken Ufer gelegene Dorf OUö fanden wir verlassen und beim Dorfe Kodukol am rechten Ufer, zwischen den Bergen Kodukol und Dongola liegend , wo wir für die Nacht anhielten , steht eine Schonne (Schunne, ein Magazin), eines jener traurigen Denk- mäler einer ganz verfehlten Landesverwaltung, die in neuester Zeit entstanden sind und, um das Nachfolgende gründlicher würdigen zu können, hier einer besondern Erwähnung be- dürfen. Wie bekannt, so hat sich der Bedarf Egyptens an Horn- vieh in neuester Zeit sehr vermehrt. Die starke Konsumtion der zu den übrigen Kräften des Landes ausser allem Verhält- nisse stehenden grossen Marine und Landarmee, der Betrieb der vielen Sakien zur künstlichen Bewässerung , die auf den Privatbesitzungen des Vizekönigs und Ibrahim -Paschas zur Erhöhung der Produktivkraft des Bodens fortan vermehrt und erweitert wurde ; die Nothwendigkeit bei der rasch vorwärts schreitenden Entvölkerung Egyptens die kleinen , früher von Menschen bedienten Sakien nun in grössere zu umstalten und sie mit Ochsen zu betreiben; Viehseuchen, theils herbeigeführt durch äussere, schwer nachweisbare und eben so schwer ab- zuwendende Einflüsse, theils aber auch eine nothwendige Folge des mit dem Elende der Fellahs vorwärtsschreitenden Futtermangels, hervorgerufen durch unverhältnissmässig aus- gedehnten Anbau der Baumwolle , durch unerschwingliche * M. 8. Ansicht von Alt-Donp;oIa in Cailluitd, Atlas II, Tafel 1, in einem noch etwas besseren Zutstande als ich es 17 Jahre später sab. 41 Fouraginingen fiirdie Armee, durch rücksichtslose Exekutionen, durch Entziehungder zur Bodenkultur nothwendigen Menschen- kräfte, worin Pest, Ciiolera und Rekrutirung- miteinander wett- eiferten ; alle diese und noch viele andere Elemente einer schlecht berechneten Gewalt wirkten zusammen , um in dem fürEgypten nöthigen Viehstande Liicken zu erzeugen, die das Land aus sich, auch bei der schonungslosesten Auspressung, nicht mehr zu decken vermochte. Zum Viehankaufe von Aussen mangelten theils die erforderlichen Geldmittel , theils fehlte hiezu anfänglich der Wille. Es war daher kein anderer Weg mehr offen , als den Blick auf die grossen Viehheerdeii der Bewohner von Dongola, Sennaar und Kordofan und soweit es zulässig erschien , auch auf die jener Wandervölker zu werfen , welche auf den unermesslichen Savannenebenen des Innern nomadisiren. Die Gouverneurs in jenen Ländern er- hielten, ohne ihnen hinsichtlich der Ausdehnung einer solchen ins tiefste Leben der Landeskultur und des nationalen Wohl- standes eingreifenden Massregel bestimmte, unüberschreitbare Grenzen vorzuzeichnen, die strengsten Befehle zur Requirirung zahlreicher Viehheerden, Hornvieh und Kamele, die sodann nach Egypten transportirt wurden. Zuerst griffen die Exekntoren dieser Befehle auf das ihnen zunächst liegende. Die Vieh- heerden in Dongola und Berber, besonders aber im ersteren Lande, wurden wiederholt dezimirt, ein Akt, dem man zwar den Titel Ankauf gab, da den Besitzern des Viehs für das Genommene Empfangsscheine ausgestellt wurden mit der Weisung den ausgesprochenen Betrag bei den Regierungs- kassen zu beziehen. Abgesehen jedoch von der ganz will- kürlichen Bestimmung dieser Beträge waren diese Anweisungen nicht weniger Komödie als die bekannten Teskerehs, die den Fellahs in Egypten gegeben werden ; denn ich wiederhole diessfalls nur die Frage: welche Motive werden eine Ver- waltung bewegen , den armen , nicht gefürchteten Fellah zu bezahlen , welche keinen Anstand nimmt der Armee , ihrer einzigen Stütze, Jahre lang ihren Sold vorzuenthalten? und welcher Rest einer solchen Anweisung wird dem Fellah, der solidarisch für die Schulden aller Übrigen mithaften muss, ohne Rücksicht auf Sterbfälle und Entweichungen, und der 42 vom Pascha an bis zum g;emeinsten Soldaten herab von Jedem ausgepiesst wird, noch zu Gute fallen, wenn es wirklich zur Bezahlung einer solchen Anweisung kommen würde? Nach- dem in der Nähe nichts mehr zu erhalten war und mehrere der Mamure etc. , die mich von dem ganzen Vorgange selbst unterrichteten, den weitern Anforderungen der Verwaltung Gegenvorstellungen entgegensezten, ging man weiter und znr Zeit meiner Anwesenheit erstreckten sich diese den eigenen ünterthanen auferlegten Kontributionen bereits bis Roserres und bis zu den Bagara im südlichen Kordofan. Die Folgen dieses Verfahrens blieben nicht lange aus. In einem Lande, wo der Boden nur produktiv ist, wenn er genügend bewässert wird, wo der Höhe der Ufer wegen, einzelne Strecken in Doii- gola, Berber, Schendy und bei Chardum ausgenommen, der Strom selbst diesen Dienst nicht leisten kann und somit künst- liche Bewässerung stattfinden muss und die Sakien bei der grösstentheils dünnen Bevölkerung und deren angeborner In- dolenz meist nur durch Ochsen betrieben werden, kann die Bodenkultur unmöglich gedeihen, wenn dem Bauer das Haupt- mittel hiezu, sein Vieh, weggenommen wird. Auswanderungen aus Dongola und Berber in die südlichen Negerländer und nach Darfur nahmen überhand, wie die vielen verlassenen Dörfer, namentlich in Dongola, zeigen. Das war aber noch nicht der Übel grösstes. Um nämlich das Hornvieh in Heer- den von vielen hundert Stücken dem Nile entlang nach Egypten zu bringen, von Chardum aus bis Rosette z. B. eine Reise von nahe einem Jahre, da nur kleine Nachtmärsche von wenigen Stunden gemacht werden können und viele Rasttage gehalten werden müssen , wurde es nöthig in Distanzen von einigen Stunden Magazine anzulegen (Schonne oder Schunne nach der Aussprache derNubier), in welchen fortan ein genügender Vorrath an Futter für diese Viehtransporte gehalten wird. Diese Futtervorräthe beizubringen war nun wieder eine Auf- gabe der umliegenden Bauern, die schonungslos denselben auferlegt wurde, wofür sie aber ebenfalls jene bereits bespro- chenen Anweisungen erhielten. Waren nun schon die Bauern durch die ersterwähnte Reduktion ihres Viehstandes ausser die Lage versezt ihre Felder gehörig zu bewässern , wobei 43 Ihnen zudem bezüglich der zu entrichtenden sonstigen Abgaben keine Minderung derselben zu Gute kam *, so wurden sie nun auch durch die Wegnahme der Futtervorräthe für das wenige ihnen noch gebh'ebene Vieh , welches somit, wenn nicht dem Hungertode preisgegeben , doch weiters seiner Anzahl nach reduzirt werden musste**, total ruinirt. Der Südländer zeigt, wenn ihm plötzlich die von Kindheit an gewohnte Erwerbs- quelle abgeschnitten wird, bei weitem weniger Kraft als der Nordländer, um sich wieder eine neue zu schaffen und vollends der Nubier sieht diessfalls, ausser er kann davon laufen, nur stumpfsinnig seinem Verderben entgegen. Im höhern Süden, wo die tropischen Regen eine künstliche Bewässerung eher entbehrlich machen, war das Übel noch nicht so grell bemerkbar; in Dongola aber, bei einer mehr gedrängten Bevölkerung, wo die Bauern weniger geschont wurden als die kriegerischen Scheikie und wo es seit ungefähr 10 Jahren, den mir gewordenen Nachrichten zu Folge, nur sehr wenig geregnet hatte, waren die Folgen dieses Verfahrens , wie wir bald sehen werden, bis zu einer Entsetzen erregenden Grösse ausgebildet. Am 7. Juni. Unsere heutige Fahrt erstreckte sich bis an die grosse, bebaute und bewohnte Insel Szaläd. Am 8. Juni. Ein heftiger Sturm nöthigte uns mehrere * Es erfolgte vielmehr gleichzeirig eine Erhöhung der Abgaben, in- dem die Baumsteuer eingeführt wurde, der zu Folge der Bauer für jede Dattelpalme, je nach der Giösse, von 10 Para bis 1 Piaster (40 Para) jährlich zu zahlen hat. ** Das Vieh in Dongola fanden wir daher auch in einem erbärm- lichen Zustande und die ausgemergelten, kraftlosen Ochsen an den Sakieu stachen gegen die kolossalen Sennaarochsen, die wir noch vor Kurzem gesehen hatten, traurig ab. Mit einem Paare solcher Hungergestalten war der Bauer nur im Stande des Tages höchstens 200 Quadratklafter des Bodens gut zu bewässern und da die Dura, die Hauptnahrung, von ihrer Saat bis zur vollendeten Reife einer siebenmaligen solchen Be- wässerung bedarf, so kann man sich vorstellen, wie es mit der Kultur auf den weiten Ebenen um Dongola aussah, wo der natürlichen Be- wässerung durch keinen einzigen Kanal der Zutritt ins Innere geöffnet und die Kultur des fruchtbarsten Landes daher nur auf einen schmalen Streifen am Ufer und vorzüglich auf die Inseln beschänkt wurde. 44 Stunden lang, Handak vor Augen, an einer Sandbank mitten im Strome liegen zu bleiben. Die Stadt mit ihrer Citadelle, aus Lehmzügeln erbaut, steht auf einem bis an den Fluss vor- springenden wüsten Sandsteinhügel, und da mehrere der Häuschen nicht nur mit Mörtel von Aussen verpuzt , sondern sogar weiss getüncht sind, so gewährt Handak umsomebr einen freundlichen Anblick, als man daselbst keine Ruinen er- blickt, alle Gebäude in gutem Zustande zu seyn scheinen und ein recht reinliches Aussehen besitzen. Im Süden der Stadt befindet sich eine Indigofabrik. Handak könnte seiner Aus- dehnung nach ungefähr 2000 Seelen zählen, hat aber in der Wirklichkeit wohl kaum den vierten Theil. Um 10 Uhr Nachts hielten wir an der mit sehr vielen Sakien besezteii Insel ürgi *. Am 9. Juni. In der Nacht entflohen alle Männer aus dem nahe liegenden Dorfe, und da wir des andauernd conträren Windes wegen unsere Reise nicht anders fortsetzen konnten, als die Barken wurden stromabwärts gezogen , so nahmen unsere Matrosen alle Weiber und Kinder zu dieser Arbeit in Beschlag, in der Erwartung die Männer werden wie gewöhn- lich bald erscheinen und sie ablösen. Hier jedoch rechneten wir vergebens auf diese Galanterie und als wir des immer mehr zunehmenden Windes wegen, der zum Überflüsse sehr heiss ging und die Luft mit Staub und Sand erfüllte, am rechten wüsten Ufer landen mussten und mit unserm zarten Personale nicht mehr vorwärts konnten , so fuhr Kotscht auf die Insel ürgi zurück, um wenn möglich den Schech zu finden und ihn zur Stellung der nöthigen Mannschaft zu bewegen. Nach langem Suchen gelang es endlich den Aufenthalt des Schechs auszumitteln , als aber Kotschy in den Togul eintrat , in welchem sich der Schech mit den zwei auf ürgi stationirten egyptischen Soldaten verborgen hatte, wurde er von denselben sogleich angegriffen, zu Boden geworfen und es entstand eine Rauferei, in der die ünsrigen nur mit Mühe endlich die Ober- hand gewannen und es ihnen gelang, sowohl den Schech als * Die Dörfer und Inseln, die wir auf jeder Tagesfahrt passirten, sind auf der Karte alle bezeichnet. Übiigens steht auf der Karte irrig: „Ugri" statt „ürgi". 45 die Soldaten auf die Schiffe zu bringen. Erstem liess ich so- gleich gefangen setzen und leztern mit dein Bedeuten die Ge- wehre abnehmen , dass sie, im Falle nicht augenblicklich die nöthige Mannschaft herbeigebracht werde^ zusammen mit dem Srhech von ürgi dem Mamur in Dongola überliefert werden. In Zeit einer Stunde waren 60 Mann zu unserem Dienste bereit und wir fuhren nun die ganze Nacht durch. Um Mitternacht befanden wir uns an der Insel Teti. Am 10. Juni. Der grossen Insel Turki gegenüber, am linken Ufer des Stroms, erhebt sich ein langer, niederer Hügel- ziig, auf dessen Rücken einige vereinzelte Schechsgräber sich sehr malerisch ausnehmen. Hier, am Dschebel Hannuk'-', liegen auch die Trümmer der Citadelle und Stadt des gleichen Namens, welche leztere einst eine nicht unbedeutende Grosse gehabt haben mag, nun aber nur von ganz wenigen Menschen bewohnt ist. Die Festung von Uannak sollen die Mammeluken erbaut haben. An der Insel Lewebb, wo der Insel-reiche Strom sich zu einer Breite von mehr als 1000 Klafter ausdehnt, begegneten uns seit Meraui die ersten Schiffe, und um Mitternacht landeten wir am linken Ufer bei Neu-Dongola oder Kassr Dongola, der gegenwärtigen Hauptstadt dieser Provinz , einst das Maragga der Mammeluken. Wir hatten die nach meinem Itinerar von Merani bis hieher 36 geogr. Meilen (15 = 1*^) lange Strom- bahn in 8 Tagen zurückgelegt, folglich eine sehr langsame Heise gemacfit, an der allein die seit Difarr beständig conträren und fast täglich zum Sturme anwachsenden Winde Schuld trugen. Am II. Juni. Des niedern Wasserstandes wegen konnte sich gegenwärtig keine Barke der Stadt nähern. Wir schlugen daher ^1^ Stunde unterhalb der Stadt, wie gewöhn- lich in freier Weite , unser Lager auf, hatten aber diessmal unsern Platz, einen alten Acker, schlecht gewählt ; denn unzäh- lige Skorpionen theilten mit uns den Besitz. Da wir beschlossen hatten von Neu-Dongola aus unsere Reise bis Waddi Haifa zu Kamel durch die Wüste auf der Westseite des Nils fortzu- setzen , indem der vielen und zum Theil sehr gefährlichen ^ Auf der Karte irrig „Hamak'' anstatt „Hannak". 46 Scliellals halber die Flussreise für beladene Barken, besonders bei noch niederm Wasserstande, ein des beständigen Ein- und Ausladens halber im günstigsten Falle höchst zeitraubendes Unternehmen wäre, so hatten wir bedeutende Voranstalten zu treffen und unser Aufenthalt verlängerte sich bis zum 19. Juni. Seitdem die Mammeluken Maragga zu ihrem HauptwaflFen- platy.e in Dongola erwählt, den frühem Beherrscher dieses Theils des Landes, den Meiek Tombol, auf die Inseln Ärgound ßenni oder Binne, zwischen dem westlichen Nil-Ufer und der grossen Insel Argo, beschränkt, die Scheikie in ihre heutige» firänzen zurückgewiesen hatten und Alt-Dongola seinem gänz- lichen Verfalle zueilte, also ungefähr seit 24 — 25 Jahren (im Jahre I83S) wurde Kassr Dongola die Hauptstadt der ganzen gleichnamigen Provinz des südlichen Nubiens und blühte durch den Karavanenhandel, der sich nun grossen Theils dahin warf mehr und mehr empor. Unter der egyptischen Verwaltung, die auf den Trümmern der kurze Zeit gedauerten Mammeluken- herrschaft und der in sich selbst zerfallenen Regierung der Meleks festen Fuss fasste, wurde Neu-Dongola der Sitz des Mamur der Provinz. Unter den wegen seinem ehrenhaften Charakter, wegen seinem civilisirten Benehmen und seiner europäischen Reisenden erwiesenen Gefälligkeiten zu einem gewissen Grade von Berühmtheit gelangten Mamur AßoiM-Bey lind auf Verlangen desselben erbaute im Jahre 1822 unser berühmter Naturforscher Ehrenberg* die heutige Festung, die, wie alle gegenwärtigen Bauten dieses Landes aus lufttrocknen Lehmziegelu und einer Lehmmasse, nach Art des sogenannten Pisebanes aufgeführt, zwar europäischem Artilleriefeuer nicht Widerstand leisten würde , jedoch stark genug ist, um jedem Andränge einer Revolte von Seite der Eingebornen Trotz bieten zu können. Mehr als jede andere Stadt in Nubien trägt Neu-Dongola durch ihr äusseres Ansehen und ihre Ausdehnung den Charakter einer Hauptstadt an sich **. Das Innere der Festung, eine " Parthey, II, S. 264 etc. *" Eine genaue Beschreibung von Neu-Dongola in Hoskins travcis efe. S. 176 bis 204. Dieselbe enthält auch getreue und mit sehr gelungenen Zeichnungen illustrirte Scbilderangen der Sitten und Gebräuche der Be- 47 kleine Stadt für sich bildend, enthält die Wohniinj!^ des Gou- verneurs, ein Lehnipalast, weiss getüncht und mit einem italienischen Dache versehen, die Kasernen, Magazine, Woh- nungen der Offiziere und Beamten, den Garten des Gouverneurs. Um die Festung herum liegt die übrige Stadt; die grössern Häuser, zum Theil recht niedlich geformt und viele getüncht, in weit zerstreuten Gruppen; zwischen diesen Plätze, Gärten, kleinere Hütten, Rekuben und Togul, so dass man der Aus- dehnung nach eine viel bedeutendere Bevölkerung vermuthen könnte, als wirklich besteht und welche ich mitEinschluss von einigen hundert Mann Besatzung auf 5000 bis 6000 Seelen anschlage. Unter den Gärten sind einige recht gut gehalten und in den beiden des SoLiMAN-Aga erfreuten uns manche Gewächse des gemässigtem Südens durch ihr kräftiges Gedeihen; nur die Früchte dieser Fremdlinge, besonders Orangen , Zitronen, Trauben, wenn sie hier auch besser sind, als wir sie zu Charduin und elObeehd fanden, bleiben klein, sauer, grün, die Tranben wässerig, fade. SoLiMAN-Aga, ein Albaneser aus der Gegend von Janina, als Knabe im Hausdienste Mehemed- Au's , dann Soldat und jezt Pächter der Zölle in Dougola, empfing uns auf das Freundlichste. Im blossen langen Hemde, den Kopf mit einem Fess bedeckt und in der Hand eine leichte Wurflanze, führte er uns mit Anstand und vieler Manier, welche seinem, dem Klima übrigens angemessenen Kostüme etwas fremdartig Hess, selbst in den Gärten herum, zeigte uns seine gut besezten Stallungen, sein Haus und gab uns bei Kaffe und Pfeife Beweise seiner genauen Kenntnisse der Landesverhältnisse und dessen, was dem Lande noth thut. Der Basar von Dongola, nicht nur der beste, den ich in Nubien sah, übertrifft auch jenen von Chardum. Die Gassen sind rein, mit Matten von oben bedeckt, die Buden- und Waaren- anslagen sehr ordentlich gehalten und von europäischen Artikeln wohiier dieses Landes und werthvolle Daten über Bodenkultur, Besteuerung und sonstige Momente der gegenwärtigen politischen und ökonomischen Lalldosadministration. Ältere Daten hierüber bis zurück zur Periode der Eroberung durch die egyptisch-türkische Armee find^ sich in den Reise* werken von Waddington, Cailluud und Rüpfsli.. 48 ist Alles das vorhanden, was man zum Handel mit den Be- wolinern von Kordofan , Daifnr und Sennaar und für die süd- lichem Negei'länder bedarf. An-Aga, ein freundlicher alter Türlie , der die Besorgung der Provisionen für unsere bevor- stehende Wüstenreise übernommen hatte, bat uns in seine Bude einzutreten, wo wir den Mamur, den Kommandanten der Kavallerie, ein finsterer Kurde aus dem Quellenlande des Eu- phrat, einen russischen Renegaten, der den Feldzug in Deutsch- land und Frankreich mitgemacht hat und nun als egyptischer Artillerist in Dongola angestellt ist, mehrere Dongolaui Dschel- labbs, folglich eine sehr gemischte Gesellschaft trafen, welche eine Pferdecitation dort versammelte. Die Dongolapferde, ein Zweig der edlen arabischen Rasse, sind von ausnehmend schönen Formen , in jeder ihrer Bewegungen liegt Grazie, sie sind voll Feuer, dabei fromm und gehorsam, wie überhaupt das edle arabische Ross es ist, können aber bei klimatischem Wechsel keine Strapazen ertragen, bleiben daher ausser ihrem hoissen Heimathlande blosse Parade- Reitpferde und erliegen selbst in Egypten sehr bald dem für sie fremden Klima. Wer die Blüthen der ethiopischen Menschenrasse, die in Nubien wegen ihrer Schönheit berühmten Weiber und Mädchen von Dongola , wer Originalien zu den Götterformen aus der schönsten Zeit der griechischen Skulptur, wer die Liebesgöttin aus dem Saale der Tribüne zu Florenz, im verwandten Ko- stüme, jedoch mit ethiopischem Kopfe und Butter ge- scliniiert, wer schwarze Augen sehen will, die brennen und nicht blos herausfordern, wer im Mittel von Afrika eineTeinte bewundern will, die nicht selten wenig dunkler ist, als jene eines sizilianischen Landmädchens, der besuche fleissig den Basar, und eben dahin musste zur Zeit meiner Anwesenheit derjenige gehen, der den furchtbarsten Ausdruck menschlichen Elendes, die Entsetzen erregende Gestalt des Hungertodes auf offener Gasse sehen wollte. Wo das Unglück einkehrt, grosse Theuerung der gewöhn- lichsten Lebensmittel und endlich sogar Hungersnoth entsteht, sehen wir im Allgemeinen nicht den produzirenden Theil des Volkes, den Landmann, vorwaltend oder gar ausschliesslich leiden, sondern natürlicherweise jene Menschenklasse, welche 49 ihre Existenz auf ein kleines, auch in besserer Zeit nur knapp ausreichendes Eiiikonimen fixirt sieht, z. ß. Taglöhner, Fabrik- arbeiter u. s. w. Unter der Ägide der egyptischen Landes- verwaltung; findet jedoch gerade das Gegentheil statt. Unter den Feilaiis in Dongola herrschte z. B. damals Hungersnoth, während die Magazine der Regierung und die einzelner reicher Handelsleute, welche eben durch strafbaren Aufkauf der Ce- realien mit zur beschleunigten Herbeiführung dieses Übels halfen, sehr wohl besezt waren. Während wir, die man im Dienste des Vizekönigs stehend betrachtete, so wie alle Beamte und Offiziere und sämmtlicheBegünstigte derselben die erforder- lichen Lebensmittel um die annehmbarsten Preise erhielten, wurden dieselben dem Volke im Allgemeinen zu Preisen an- gerechnet, dief ür D ongola- Fellahs ganz unerschwinglich sind, z. B. ein Ardep * Dura zu 1.50 Piaster (1.5 fl. K.-M.), ein Biischlein Gras, welches man leicht in einem Damenstrick- körbchen hätte unterbringen können, zu 5 Para (V4 Kreuzer K.-M.) U.S.W. Wobei noch zu bemerken ist, dass diese Bodenprodukte nicht etwa von Aussen aufgekaufte, sondern solche waren , die der Bauer im Lande selbst erzeugte , die aber demselben von der Verwaltung auf Abschlag von Steuern, solidarischen Haftungsbeiträgen, Fouragelieferungen für die oben erwähnten Ochsentransporte u. s. w. weggenommen, sodann um massige Preise an einzelne reiche Handelsleute und Beamte in grossen Quantitäten abgegeben , oder in die Magazine der Regierung abgeliefert wurden , von welchen beiden Seiten sie dem Landmanne nur wieder für die mehr als vierfachen Preise zu Diensten standen. In einer solchen Periode, die bereits im vorigen Jahre (1837) begonnen hatte, nalim die Verwaltung in Dongola keinen Anstand, den Fellahs 4000 Stück Ochsen, deren sie zur gehörigen Bodenbewässerung unumgänglich bedurften, zu entziehen und dieselben nach Egypten zu transportiren , wobei die Fellahs, insolange diese Ochsen nicht die Landesgrenze überschritten hatten , zudem noch die nöthige Fourage herbeischaffen mussten. Die Folgen dieses Verfahrens konnten nicht ausbleiben. '•' 1 Ardep = 4,8789 Wiener Hetzen. Russc-gger, Keinen. II. Bd. 3. Tlil. 4 50 Auf dem Basar und in den Strassen von Dong^ola sah ich selbst Leute Hungers sterben, ich sah Gestalten, an denen, nackt, wie sie herumwankten , durchaus kein Fleisch mehr sichtbar ivar, sondern nur Knochen mit brauner Haut überzogen und sackähnlich herabhängende Lappen entdeckt werden konnten. Dieser Anblick war grässlich ! — Wahr ist es, auch in andern Ländern wird man zu Zeiten Beweise von Elend sehen , dass aber hier dieses Elend, auf offener Strasse zur Schau getragen, gar keinen Eindruck auf die Beamten jener Verwaltung zu machen scliien , deren Verfahren zum giössten Theil dieses t'bel herbeiführte und dieselben ganz unbewegt an solchen Jammerscenen vorbeiritten , das empörte mich und empört mein Gefühl noch jezt , nachdem Jahre seit jenem Anblicke verflossen sind. Soll vielleicht dieses Verfahren der Ausdruck jenes Bestrebens Mehemed-Ali's seyn, „eine neue Generation heranzuziehen", wie ein bekannter Reisender sagt? so muss man wenigstens gestehen, dass ein solcher Ausdruck mannig- fache Deutung zulässt und weniger genial , sondern mehr praktisch betrachtet, als die vollendetste Barbarei erscheint. In dem schönen Dongola, in einem Lande, wo die Natur in Fülle schwelgt , wenn ihr der Mensch mit Thätigkeit und Verstand entgegenkommt, müssen sehr kombinirte Ursachen einwirken, bis der Mensch mitten im Frieden von Aussen und Innen dahin kommt, dass er, wie ich auch selbst sah, sein Leben nur noch mit Gras und unreifen Datteln fristen kann *. Eine erstaunliche Indolenz der Eingebornen, die nicht begreifen können, wie man, obwohl der Riesenstrom an der Thüre vorbeifliesst , ohne natürliche Überschwemmung und Regen dem Boden eine Produktion zur Aufgabe stellen kann; eine Landesverwaltung, die es vorzieht, die unwissenden , faulen Fellahs zu berauben und berauben zu lassen, ihnen jede Aus- sicht auf Mehrerwerb von vorn her abzuschneiden ; anstatt ihr strenger Lehrer zu seyn und sie kathegorisch auf ihren eigenen Vortheil hinzuweisen ; ein sengendes Klima, unter welchem der Boden eine starke Bewässerung fordert, und keine Kraft ' In Folge dieser Nahrungsmitlei fanden wir längs des Nils bis Waddi Haifa in mehreren Orten sehr gefährliche Dissenterien herrachen, durch welche viele Eiugeborne zu Grunde gingen. 51 dazu ; Alles half zusammen , um die trauri«j;^e Erscheinung herbei zu rufen und unbegreifliche Missgriffe der Verwaltung beflügelten ihren Lauf. Seit zehn Jahren sind die Regen merklich seltener geworden , der Strom vermag die hohen Ufer nicht zu übertreten und doch ist die Verwaltung bisher noch nicht darauf gekommen in Dongola, welche Provinz allein und mit Leichtigkeit ganzTNubien mit Getreide versehen könnte, einen Kanal zu ziehen und die Anzahl der Sakieu zu vermehren. Anstatt mehr arbeitende Hände herbeizuführen, zwingt die Verwaltung durch Prügel und Elend die Eingebor- nen zur Auswanderung ; eine Menge Dörfer stehen leer und schon dehnt sich die Wüste über den dürstenden Kulturboden aus. Anstatt unter der Begünstigung des tropischen Himmels, der diessfalls alle kostbaren Gebäude überflüssig macht, und nach dem vor Augen liegenden Beispiele der Nomadenvölker, wandernde Kamelgestüte und Hornviehzuchten auf den uner- messlichen Savannenebenen von Sennaar und Kordofan , am Bacher el Abiad, am obern Atbara, am Rahäd, Dender, in der Kulla etc. anzulegen und durch sie nicht nur den Bedarf des zunächst liegenden Landes, sondern in Fällen der Noth auch jenen von Egypten zu decken , entreisst die Verwaltung dem Fellah sein eigenes, unentbehrliches Vieh, ruft durch Hunger und Hinweisung auf unzweckmässige Nahrungsmittel Seuchen im Reste hervor und schickt endlich , um diesem Übel zu steuern, einen europäischen Vieharzt nach Dongola, der in Eile ein halbes Dutzend Ochsen systematisch ums Leben bringt und dann nach Kairo zurückeilt, um das Übel dem Diwane wissenschaftlich zu beleuchten. Das Klima von Dongola wird im Allgemeinen als der Gesundheit zuträglich geschildert, und ich glaube diess um so mehr, da allen übereinstimmenden Aussagen der Einwohner zufolge seit einiger Zeit eine merkliche Veränderung in der atmosphärischen Thätigkeit vorgegangen zu seyn scheint. Seit ungefähr zehn Jahren sollen nämlich in Dongola sowohl als im Lande der Berber, wie ich auch schon früher erwähnte, die anhaltenden und starken Regen des Chariffes mehr und mehr nachgelassen, ja in Dongola manches Jahr, unbedeutende und nur wenige Minuten dauernde Strichregen abgerechnet, 4* 52 ganz ausgeblieben seyn. Die nördliche Grenze der tropischen Regen , die vor 15 Jahren in der Parallele von el Mucheireff (18. Grad n. Br.) jedes Jahr regehnässig eingetreten sind, scheint sich daher mehr gegen Süden zurückgezogen zu haben und seit zehn Jahren , wenige und nur vereinzelte Gewitter ausgenommen, den 17. Grad der nördl. Breite kaum zu über- schreiten. In demselben Masse , in dem sich diese Regen zurückziehen, schreitet, die administrativen Beförderungsmittel liier bei Seite gesezt, die VViistenbildung vor. Bestätigt sich dieses Faktum wirklich und auf eine grössere Ausdehnung des centralen Afrika, so knüpfen sich daran Folgerungen von liöchsfem Interesse, sowohl in physikalischer als weltgeschicht- licher Beziehung. Wäre dieses Zurückziehen der liegengrenze z. B. eine periodische Erscheinung, oder liesse sich dieselbe auf eine lange Reihe von Jahrhunderten zurück verfolgen, dann entstünde allerdings, gegen meine früher geäusserte Ansicht, die Frage, ob diese periodischen Regen sich einst über ganz Nubien , vielleicht auch über Egypten verbreitet haben? und wäre diess wirklich nachzuweisen, dann würden sich daraus bezüglich der einstigen starken Bevölkerung des Kilthals und vieler Theile der heutigen Wüsten in Arabien und Nord-Afrika viele Erscheinungen leichter erklären lassen, als diess bloss durch die auf politische Ereignisse und admini- strative Missgriffe sich gründende Abnahme der Bevölkerung und Landeskultur der Fall ist. Welchen Einfluss die Stärke der in Egypten den grössten Theil des Jahres hindurch herrschenden Nordwinde auf die Überschwemmungen des Landes durch Zurückdrängen der W^assermasse des Nils an seinen Mündungen ausübt, ist be- kannt und diese Erscheinung scheint sich sogar, nur erklärbar durch die Bewegung der Luft wellen in Folge des Windes und durch ihr Aufprallen auf die Oberfläche des Bodens, weit in das Innere des Landes dem Strome nach hinauf zu erstrecken; denn es ist Thatsache, dass mehrmals der Nil in Ober-Nubien .sehr stark über seine Ufer trat, während die Überschwemmung weiter stromabwärts durchaus keine besondere Höhe erreichte und umgekehrt. Dass die Nordwinde in ihrem Kampfe mit den Südwinden 53 das Hauptliinderniss bilden, welches sich den in der Regenzeit ans Süden heranziehenden llegenstürmen anf ihrem Wege nach INorden entgegenstellt und dass die grosse Trocken- heit der Lnft in den Wüsten , als geeignet zur Aufnahme der grössten Dnnstmassen, nur einen sekundären Einflnss dadurch ausübt, dass die Atmosphäre der Wüste diese Wasserdunst- nienge allmälig aufsaugt, ohne bei der am Tage herrschenden hohen Temperatur der Luft und bei der allgemeinen Verbrei- tung der Dünste im Räume; selbst danu, wenn die Atmosphäre das Maximum dieses Vermögens, Dünste in sich aufzunehmen, erreicht und durch die Herabsetzung der Temperatur in der Nacht oder durch elektrischen Impuls ein Niederschlag er- folgen muss; im Stande zu seyn, mehr als starken Than zu erzeugen *, halte ich mich ganz überzeugt und ich glaube daher auch, dass die Nordwinde, die grössere oder geringere Ausdehnung ihrer periodischen Dauer, ihre Stärke, ihre gegen Ost und West abweichende Richtung, den Haupthebel bilden, welcher vorzüglich auf dieOscillationen der uördlicheu Regen- grenze des Tropenlandes einwirkt und die lokale Grenzlinie derselben momentan bestimmt. Welch ein Feld für weitere Forschung! Ich war nun schon so lange an den Ufern des Nil, hatte der Krokodile unzählige gesehen , viele geschossen nud noch war es mir nicht ein einzigesmal gelungen , Kroködileier auf- zufinden. Hier in Neu-Dongola endlich fand ich deren meh- rere im Sande am Ufer. Sie waren durchgeherids grösser als Gänseeier, ganz weiss, haben aber eine viermal dickere und von aussen rauhe Schale. Die Brütung durch die Sonne war bei mehreren ihrer Vollendung nahe und wir fanden in einem der aufgeschlagenen ein vollkommen bereits ausge- bildetes Krokodilchen von 6 Zoll Länge. Wichtiger und in vieler Beziehung räthselhaft war mir folgende Erscheinung"*: Es war am 17. Juni des frühen Morgens als mein Reise- gefährte KoTScHY mit der Flinte ausgegangen war, jedoch schnell zurückkehrte und mir sagte , er habe eine sonderbare * I. Bd., 1. ThI., S. 220—226. *"' Briefliche Mittlieilung an den Gcheinicnrath v. Leonhard, dessen ncnes Jahrbuch für Mineralogie, Geog^uosie etc. Jahrgang lä41; S. 453. 54 Spur eines ihm j^anz unbekannten Thieres gesehen. Der Weg führte uns zusammen dem Nile entlang stromabwärts. Am dritten Wasserznge unterhalb unseres Lagers hatten wir die Stelle erreicht und sahen die hier abgebildete Fährte. P- 12 Pariser Zoll. Dimensionen in Pariser Mass. ab = 4,5 Zoll, cd = 3,5Zoll, ef = 8,0 Zoll, eg= 10,oZoIl, hi = 7,5Zoll, kl = 4,0 Zoll, mn = 1,5 Zoll, eo = 3.0 Zoll, f g = 2,0 Zoll. Sie war ganz frisch im Sande des Ufers eingedri'ickt und 80 neu, dass das Thier in der verflossenen Nacht gegangen seyn musste , weil sonst bei dem lockeren Sande und dem herrschenden Winde die Spur nothwendig bereits unkenntlich geworden wäre. Das Thier schien vom Flusse gekommen EU seyn, ging ungefähr 200 Schritte ins Land in die Nähe eines Durafeldes, kehrte aber dort, vielleicht verscheucht, Tvieder um und ging zum Flusse zurück, wo sich die Spur, bevor das Thier den Fluss erreichte, in einem welligen, sumpfi- gen Boden verlor. Die Spur zeigte sich mir , wie auch die Zeichnung darthut, von der eines jeden bekannten Thiers ver- schieden. Dasselbe bat an jedem Fusse vier Finger und einen 55 Daumen, keine vorragenden Klauen, keine Schwiramliaut. Es sclieiiit durchgeliends nicht mit der ganzen Sohle aufzutreten, wie z. B. der Mensch oder der Bär, sondern grösstentheils nur mit dem vordem Tiieile des Fusses , dessen Abdruck wir überall deutlich sahen, während wir jenen der kleinen, spitzen Ferse nur an einem einzigen Tritte vollkommen wahrnahmen. Die Dimensionen der einzelnen Theile eines jeden Abdruckes dieser Fährte sind in der Zeichnung wahrheitgetreu angegeben. Das Thier scheint nur zwei Fiisse zu haben und aufrecht zu gehen. Sein Gang muss aber höchst sonderbar seyn ; denn es stellt beim Gehen die Fiisse schief, beinahe unter einem Winkel von 70 Graden mit der Richtung des Weges , den es zurücklegt. Um nämlich von B nach A zu kommen, hat jeder Tritt ungefähr die in der Zeichnung angegebene Lage und eine Fussstapfe ist von der andern 3 Fuss entfernt. Die Daumen scheinen an der Innern Randseite der Füsse sich zu befinden und man möchte fast auf die Vermuthung kommen, das Thier springe anstatt zu gehen oder es setze im Gehen die Füsse gar ins Kreuz. Von einem nachschleppenden Schwänze sahen wir im Sande keine Spur. Am Ähnlichsten scheint mir die Fährte den Fusstritten grosser Individuen von Orang-Utang, welche Affenart aber weder am Nile, noch an seinen Seiten- strömen und überhaupt meines Wissens in Central-Afrika nicht bekannt ist. Der grösste Affe, den ich auf meinen Reisen im Innern von Afrika fand, ist Cynocephalus Sphinx und zwar der wilde C. Hamadryas (II, 2, p. 336) auf den Felsenknppen des Gebirges Szegeti in Sennaar, der die Grösse der grössten Paviane erreicht, aber lange Nägel an seinen Zehen h.at und so viel ich weiss in Dongola sich nich findet , d. h. dort noch nicht als einheimisch bekannt ist. Ich weiss daher schlechter- dings nicht, welchem Thiere ich diese Fährte zuschreiben soll. Die Dongolaui, die uns begleiteten, gaben eine nach ihrer W'else höchst sonderbare Erklärung dieses Umstandes, offen- bar ausgeschmückt durch ihre lebendige Phantasie und ihre Neigung fürs Zauberhafte. Wahrheit und Fabel ist in ihrer Aussage, die ich zum grössten Theile als ein reines Phantasie- gebilde ansehe, schwer zu trennen. Sie sagten uns nämlich: Es lebe im Nile ein Thier, das dem Menschen gleiche, auch 56 die Grösse desselben habe und mit dem arabischen Namen Woadd-el üma (Woalet el üma , der Sohn der Mutler) be- zeichnet werde. Dieses Thier soll eine rothbranne Farbe haben, aufrecht auf zwei Beinen gehen, höchst selten ans Land kommen und zwar stets nur zunächst vor der periodisch eintretenden Überschwemmung des Nils. Sein Erscheinen gibt jedeizeit Hoffnung auf ein sehr bedeutendes Austreten des Stromes, somit auf ein folgendes glückliches Fruchtjahr. Das Thier, dessen Fährte sie in der vor uns liegenden als unbezweifelt erkannten , soll ferner unter den Armen lange, stachelförmige Haare haben und Menschen so wie andern Thieren dadurch gefährlich werden , dass es dieselben unter seine Arme nehme und ihnen an — den Nasen ! das Blut aus- sauge u. s. w. Der Mamnr benahm sich gegen uns , was früher gegen Europäer bei ihm nicht sehr üblich gewesen seyn soll, auf das Zuvorkommendste und wir wurden wider Erwarten und gegen alle Gewohnheit so schnell mit Kamelen , Schläuchen u. s. w. versehen , dass wir am IS. Juni unser Lager abbrechen und uns reisefertig machen konnten. Unsere Karavane zählte 54 Kamele und wurde wieder in Züge getheilt. Ich selbst ritt meinen eigenen, vortrefflichen Hegin aus Roserres und zur Nachtzeit oder wenn mich der Kamelschritt ermüdete, einen raschen, starken Esel, bei dem ich die süsse Beruhigung hatte, im Schlafe, was einem nicht selten zu passiren pflegt, weniger hoch herabzufallen. Ausser unsern Kameltreibern , Nubier ans Dongola und Mahass , begleiteten uns zwei Soldaten des Mamnr bis Waddi Haifa. Am 19. Juni. Nach den gewöhnlichen Tollhänslerscenen mit den Kameltreibern' traten wir am Morgen unsere lezte iiubische Wüstenreise an. Wir ritten dem Flusse nach, unge- fähr eine Viertelstunde von seinem Ufer entfernt und passirteu das zerstörte, ganz menschenleere Dorf Szebil , wo sich ein Schechsgrab mit einem Brunnen befindet, an welchem grosse Kruge standen, mit Wasser gefüllt und bedeckt mit Reisig und Brettchen, worauf Sprüche aus dem Koran geschrieben waren. Diese Krüge sind bestimmt durstende Reisende zu laben, die dafür die Verpflichtung haben, die leer gewordenen 57 Krüge wieder zu füllen. Im weitern Verfolg des Weges sahen wir viele Gazellen und wilde Hühner, passirten das ebenfalls zerstörte Dorf el Dura, zur Linken unseres Weges die Wüste, zur Rechten unbebautes, daher in Wüste übergehendes Kultur- land und ruhten zu Mittag am Dorfe Saorat, in einer freund- lichen, von Palmen beschatteten Rekuba am Ufer des Flusses. Wir hatten bereits das südliche Ende der Insel Ärgo passirt und das köstliche Eiland, das Elefantine Nubiens, eine starke Tagreise lang und zwei Stunden breit, bedeckt mit Wald und Aue, mit Berg und Thal, mit mehreren Dörfern besezt und mit tausend! Sakien , sagt der Nubier , für welche Zahl ich ihn gegenwärtig aber nicht verantwortlich machen möchte , liegt uns gerade gegenüber. Die Gegend ist tropisch schön und, wie die Reste der Denkmäler auf Argo zeigen, von historischer Bedeutung *. Reste von Tempeln und andern Gebäuden bei Argo Senne, die bekannten beiden Granitkolosse u. dgl. deuten darauf hin, dass Argo im hohen Alterthume nicht minder eine bedeutende Rolle spielte, als zur Zeit des Melekthums vor der türkischen Eroberung. Damals war Argo derCentralpunkt von Mittel-Nubien, es bildete mit den umliegenden Inseln und den zunächst liegenden Ufern des Stromes ein eigenes König- reich, dessen lezter Beherrscher, Meiek Tombol, sich kluger- weise den Eroberern unterwarf, noch gegenwärtig auf Ärgo residirt und unter allen den in eine Art von Pensionsstand ver- sezten Meleks am meisten seiner alten Vorrechte und seiner souveränen Macht aus dem politischen Sturme gerettet hat. Argo erstreckt sich stromabwärts bis nahe an Moscho, und da der Strom früher weiter landeinwärts vom linken Ufer floss, bildete derselbe noch mehrere bedeutende Inseln im Westen von Argo, die Spuren der früheren Bebauung entdeckt das Auge fernehin gegen Waddi Kap und der Anblick dieser weiten Thalebene im blühenden Kulturstande muss einst pracht- voll gewesen seyn. Jezt ist fast alles Wüste , der Strom ist in engere Grenzen zurückgetreten und unter den Inseln zwi- schen Argo und dem westlichen Festlande zeichnet sich gegen- * Abbildungen dieser Reste in Cailliaud's Atlas, II, Taf. 2, 3 und 4. — RiJpiELL's Atlas, Taf. 1. — Hoskins, p. 205 — 215. — Widdington, p. 238. — PARTHEy, II, 315. 58 wärtig nur noch die Insel Beni oder ßinne, ly^ Stunden strom- abwärts von Saorat entfernt und ebenfalls ein Wohnsit?; des Meiek Tombol , mit ihren herrlichen Gruppen wild durchein- ander gewachsener Palmen aus. Vor unserer Rekuba liegen Felsen im Strome und die Wellen eines kleinen Schellal murmeln leise zu uns herauf. Was sie etwa fliisternd erzählen von Argo's Glanz , seiner Tempelpracht, von der Macht der Meleks, von der Schönheit ihrer Töchter, von Waffenruhm und Liebesgluth? und was von der Nichtigkeit, die uns vor Augen liegt? Ich glaube kaum, dass man auf der über 50 Meilen langen Strecke zwischen Dongola und Waddi Haifa, wo streckenweise am Ufer des Stromes einst Dorf an Dorf stand, gegenwärtig 200 waffen- fähige Leute unter den ausgehungerten Bewohnern der weni- gen vorhandenen, elenden Hütten herausfinden könnte. Auf dem Wege von Saorat nach dem Dorfe Binne passir- ten wir viele zerstörte, gänzlich verlassene Dörfer, sahen in NW. in der Wüste den kleinen Berg Legia und in West die Berge des Waddi Kap , nahe am nördlichen Ende desselben. Auch Binne liegt grösstentheils in Trümmern. Spät Abends lagerten wir am Dorfe Koe (Koje auf andern Karten). A m 20. Juni. Das Dorf Moscho, südöstlich vom Dsche- bel Moscho, fanden wir ebenfalls in Trümmern und umsomehr überraschte uns daher Huafir, ein grosses, stark bevölkertes Dorf dichtamStrome, mit netten, zwischen Palmen zerstreuten Lehm- häusern und mehreren grossen , pyramidenförmigen Schechs- gräbern *, die dem Ganzen einen ernsten, heiligen Ton geben. Huafir war einst die Residenz eines Melek, noch täglich wird daselbst Markt gehalten und au jedem Freitage ist grosser Suk (Wochenmarkt). Wir versahen uns für die Reise mit flüssiger Butter in Krügen, rekrutirten noch einige Leute für unsere Karavane und verfolgten unsern Weg durch schöne Palmenwälder längs dem Flusse. Die Sonne stand im Zenite, demungeachtet aber, theils bereits das Klima mehr gewohnt, theils der Nähe des mächtigen, durch viele Schellals fortan bewegten Stromes wegen , fanden wir die Tageshitze nicht besonders beschwerlich und gewannen so durch möglichste * Bild eines solchen Monumentes : ^VAODINCTON , Journal , p. 205. 59 Vermeidung der Nachtreiseii den grossen Vortlieil, die immer pittoreskeruerdende Gegend recht genau betrachten zu können. Bei Agedi , welches nur wenige Hütten zählt , liegt im Flusse ein kleiner Schellal , das Kulturland ist zwar nur ein schmaler Streifen, aber schön, theils Palmenwald, thells bebaut, am rechten Ufer gegenüber liegen auf kleinen Felsen- bergen die Ruinen zweier Mammelukenburgen und darüber erhebt sich der Dschebel Krma , wo sich die Reste altchrist- licher (?) Gebäude befinden sollen *. Das ganze Terrain be- ginnt die Reize eines von einem grossen Flusse durchschnitte- nen Gebirgslandes,im tropischen Kleide und mit heissen Farben- tönen gemalt, zu entfalten. Bei Hannek, ein grosses, in Trümmern liegendes Dorf, eine Stunde nördlich von Agedi, verlässt man Dongola und betritt Dar Mahass , ein Theil jenes Landstriches zwischen Sebu und Dongola, welchen Burkhardt mit dem IN amen Waddi el Nuba bezeichnet**. Dar Mahass wurde vor der egyptisch- tiirkischen Eroberung von einem eigenen Melek beherrscht, der in Waddi Tinnareh (Tinnare) residirte , bis wohin Burk- hard! auf seiner ersten Reise in Nubien kam. Die Umgebung von Hannek ist Wüste. In der Nähe dieses Dorfes liegen mehrere grosse Inseln im Strome, die meisten bewohnt und bebaut, einige gebirgig und vom Flusse umgebene, isolirte Berge von ziemlicher Höhe bildend. Unter diesen Felseneilanden zeichnet sich das alte Torabos mit seinen Granitsteinbrüchen und dem dort liegenden unvollendeten Kolosse aus ***. Unterhalb Hannek beginnt die Katarakte (der Schellal) gleichen Namens ; der Fluss ist ausser den grossen Inseln voll Felsen , mit Granitblöcken wie * Wenn dieser mir von den Eingebornen bezeichnete Ort derselbe seyn sollte, dessen Rüppell, S. 83, unter dem Namen „Kerme", Hoskins, S. 216, unter dem Namen „Korma" und Cailliaud, I, p. 397, Atlas II, Taf. 5, als „Kirraän" erwähnen, so ergibt sich eine DiflFerenz der geogr. Ortslage, bei der das Unrecht sicher auf meiner Seite seyn dürfte; denn mir bezeichnete man diesen Punkt als nördlich der Insel Tombos liegend, wäh- rend obige Reisende säramtlich denselben südlirh von dieser Insel angeben. '■'* Im Gegensatze zu Waddi Kenuss, zwischen Sebu und Assuan. Burkhakdt's Reisen in Nubien. Deutsch. Weimar 1820, p. 89 etc., p. 190 etc. *'•' HosKiKs, p. 218. - Cailuaüd, III, p. 233, Atlas II, Taf. 6. CO besäet. Die Ufer werden, besonders beijaugil, wieder bebaut, man sieht Palmenvväidchen und Sakien und gegenüber am rechten Ufer die schönen Pardiberge. Der nackte Fakir*, welcher das grosse, sich malerisch auf einem Vorsprnnge des Ufers bei Simit erhebende Schechs- grab bewacht und vom Almosen lebt, verweigerte uns de» Zutritt, wurde aber durch Ertheilung eines BakschiscU zum freundlichsten Cicerone umgewandelt, der uns die Wunder seines Heiligen anpries. Für die Nacht lagerten wir am Dorfe Ali Persi. Am 21. Juni. Nachdem wir die ganze östliche Seite des Dschebel Fogo umritten hatten, ^langten wir zum Dorfe Tajab (Tadjab). Im Flusse, der hier eine sehr scharfe Wen- dung gegen Ost macht und einen bedeutenden Sehellal bildet, liegen grosse Inseln , unter welchen sich die Insel Faad mit ihren ziemlich hohen und scharf geformten Bergen besonders auszeichnet. Sie bildet so zu sagen den Knoten, um welchen sich der Nil in zwei mächtigen Armen herumschlingt und der den Fluss nöthigt weit gegen Osten auszubeugen , so wie die hohen Berge weiter nördlich beiTinnare denselben in gleicher Weise wieder in seine Hauptrichtung zuriickführen. Andert- halb Stunden nördlich von Tajab liegt auf hohem Felsvorsprunge im weiten Flussthale die Schonne Fakir elBent**. Die nächste Umgebung dieses Punktes ist Wüste und nur an der Schonne * „Fakir" hat die Bedeutung eines armen Geistlichen, eines Bettel- mbncbes: „Faki" aber bezeichnet etwas Höheres, einen gelehrten Geist- lichen, einen Schriftgelehrten mit einem Worte, und Faki el Kibir steht somit in der Bedeutung ziemlich gleich mit „Hoherpriester". Diese Er- klärung gab mir ein Schcch, *'•' Bent bezeichnet im Nubischen die Dattel. Der Ortsname Fakir- el Bent ist auf den meisten Karten unrichtig gegeben, man liest z. B. öfters Fakir Bender und bei Cailliaüd gar „Fakir EfFendy", Lezterer hat offenbar das höfliche „Effendi** (mein Herr, als Anrede) desjenigen, der ihm den Ortsnamen angab, als ein Element des leztern selbst be- trachtet. Eben so ist auf mehreren Karten die Insel Faad unter ganz verschiedenen Namen angeführt. Man trifft sie z. B. als Insel Fareati, Furiat, Outayab bei Cailmaud etc. Theils dürften diese Namensdifferen- zen auf verschiedenen Angaben der Einheimischen beruhen, theils Trans- formationen der Namen anderer uahe liegender Lokalitäten seya, 2. B. Outayab und Tajab. 61 selbst, wo sich auch ein kleiner schlechter Chan hefindet, stehen einige wenige Dattelpalmen. Die Fernsicht hingegen vom hohen Ufer bei Fakir elßent ist durch scharfe Gegensätze sehr interessant. Gegen West liegt die vegetationslose, gelb- rothe Sandwüste , gegen Ost der mächtige Strom , der der Wüste im weiten Bogen ausweicht, mit Schellals und grossen Inseln, zum Theil bevölkert, bebaut, mit schönen Palmen- gruppen und hohen Bergen, z. B. dem Temne, dem Deffoi, Faad u. s. w. Beide Ufer sind hier sehr gebirgig , besonders aber ist diess das rechte, wo ein weit ausgedehntes Gebirgs- terrain , das muthmasslich mit den Gebirgszügen der grossen nubischen Wüste, östlich des Stroms, den Ausläufern des Olba und Schigre, in Verbindung steht, seine hohen Häupter in den tief blauen Äther des heissen Südens erhebt. Die gewöhnliche Karavanenroute von Tajab nach Koe, welche auch wir zogen, beschreibt gerade die Sehne des grossen Flussbogens, innerhalb welchem am Strome mehrere historisch wichtige Plä.tze liegen, die wir der durch die Umstände gebo- tenen Beschleunigung unserer Reise wegen leider nicht be- suchen konnten. Dahin gehören die Meleksfeste von Koke (Guke), die Tempelreste von Sesche und Tinnare, der frühere Hauptort in Mahass *, Als die Sonne unterging waren wir schon einige Stunden weit in gerader Richtung gegen Nord in der Wüste vorge- drungen. Kahle Felsmassen wechseln mit vom Sande bedeck- ten Ebenen. Um morgen Vormittags den Fluss wieder zu erreichen , mussten wir heute unsere Reise durch einen Theil der Nacht fortsetzen. Lautlos zog unsere kleine Karavane zwischen den Nogarabergen hin, Müdigkeit und Schlaf hatten unsere geschwätzigen Nubier stille gemacht und jeder hing schlaftrunken seinen Träumen nach , als auf einmal der helle Ton einer grossen Glocke zu unsern Ohren drang. Wir waren natürlich höchst überrascht. Einer unserer Nubier, der seit- wärts mit einem Steine auf eine grosse Steintafel schlug, Die Feste von Koke. Waddington, p. 276. Die Teiiipelresle von Sesche (Sasef nach Waddington, p. 280 und 286). Caii.liaud, Atlas II, Taf. 7 und 8. Tinuareh. Waddington, p. 284. — Bukkhardt, p. 89. 62 brachte diese Töne hervor, die für den ersten Augenblick denen einer Glocke täuschend ähnlich sind, daher auch der Name* des ganzen Gebirges, welches der Formation des feinkörnigen Granites und Feldsteins angehört und wo es ähnlich tönende Steintafeln viele gibt, Jenseits der Nogaraberge folgt wieder Sandebene und nachdem wir den auf dieser Fläche ganz isolirt stehenden Dschebel üdnos passirt hatten , lagerten wir uns nach Mitternacht am südlichen Gehänge des Gebirges Koe, das sich aus West in Ost durch die Wüste zieht und bis in das Nilthal vorspringt. A m 2 2. J un i. Als wir am Morgen drei bis vier Stunden lang in den Thälern des Koe hingezogen waren, genossen wir von einem Joche dieses Gebirges aus eine bezaubernd schöne Ansicht des Flussthaies und des Gebirgspanorama am rechten Ufer desselben. Die dortigen Berge, z. B. der Hammra, stei- gen bis zu 1200 Fuss über die Stromebene an und die Fels- pyramiden des Roag bilden die Glanzpunkte im schönen Ge- mälde. Sehr niedlich , zwischen Palmen zerstreut, liegen die luftigen, kühlen Rekuben des Dorfes Koe ganz nahe am Strome, freundlich glänzt das weisse Haus des Kascheffs zu Tinnare lind in grösserer Entfernung flussaufwärts bemerkt man die Tempelreste von Sesche. Die Böswilligkeit der Dienerschaft des Kaimakam zu Koe , welche die Bewohner des Dorfes aufreizte , uns keine Schafe zu verkaufen und als wir Miene machten, uns dieselben dennoch gegen Bezahlung zu verschaffen, so weit ging die Leute zusammenzurufen und den Haufen zum Angriff gegen uns zu führen, hätte, wären wir weniger gefasst dabei geblie- ben, leicht einen traurigen Ausgang nehmen können. Da wir jedoch mit einiger Sicherheit voraussehen konnten , dass ein schnelles Entgegentreten, ohne von den Waffen Gebrauch zu machen, die fanatisch aufgeregte Menge entmuthigen würde, so versammelten auch wir augenblicklich unsere Mannschaft und griffen, blos mit den Reitpeitschen in der Hand, rasch die mit Geschrei heranstürmende Masse an. Dank dem Muthe der Mahasser, der Erfolg war ein glänzender und die Flucht IS'ogära, die Gloclte. 63 unserer Feinde so plötzlich, dass es uns dabei auch gelanjj; die Bedienten des Kaini.akam , deren Bosheit und Bestreben Ge- schenke zu erpressen den ganzen Auftritt herbeigeführt hatte, gefangen zu nehmen. Nun diktirten wir den Frieden und erst als die verlangten Schafe uns übergeben und die Eigen- thümer befriedigt waren , Hessen wir wieder unsere Gefan- genen los. Von Koe flussabwärts zwei und eine halbe Stunde ent- fernt liegt am südlichen Abhänge des Dschebel Tosche das Dorf Solib zwischen den Palmen am Ufer zerstreut. Nach- dem wir an einer kleinern, aus Lehm zusammengeschmierten und bereits halb verfallenen Moschee vorüber gezogen waren, gelangten wir zu dem noch in seinen Trümmern prachtvollen Tempel, eines der schönsten und grössten Denkmäler des egyptischen Kultus in Nubien *. Die über das edle Monument ergangene Zerstörung ist greulich. Das erste, was uns auf- fiel, ist ein mächtiger Uferbau aus Sandsteinquadern, die alte Lände am Flusse. Der Tempel selbst erstreckte sich aus West in Ost , in welch lezterer Richtung man zum Heiligthume gelangt. Im ersten Vorhofe von ungefähr 00 Fuss im Gevierte sahen wir zwei Sphinxe, wenn man sie so nennen will, aus dem Schutte hervorragen ; denn wir haben es hier wieder mit derselben Phantasieform räthselhafter W^idderköpfe zu thun, wie am Dschebel Barkai. Der Säulenhof hat 120 Fuss im Gevierte, von den Säulen jedoch, die ihn einst umgaben, sahen wir nur eine noch ganz und eine zweite zur Hälfte aufrecht stehen, alle andern liegen in Trümmern. Diese Säulen haben 3,5 Fuss Durchmesser, sie sind , wie der ganze Tempelbau , aus Sandstein und tragen Blumenkelche verschiedener Art als Kapitaler , in deren Ausführung die egyptischen Architekten '' Über den Tempel bei Solib : Ansicht des Tempels, Blatt 23 im Atlas dieses Reisewerkes. Cailliaud, I, p. 374 etc.; III, p. 248 etc.. Atlas, Taf. 9 bis 14. ' HosKiNS, p. 245 — 252. Waddington, p. 285—291. Parthey, S. 317. RüPi-EtL, S. 80, 64 bekanntlich eben so einen unendliclienReichthum an Phantasie als den geläutertsten Geschmack , wahre Grazie an den Tag legten. Die zunächst daran stossende Halle ist ungefähr 60 Fuss lang und 48 Fuss breit. In ihr stehen noch nebst einem Pfeiler sieben Säulen, jede zu 4 Fuss im Durchmesser und ungefähr 25 Fuss über den Schutt emporragend. Weiterhin, mit Einschluss des Heiligthums, ist der Tempel ein Haufe von Trümmern, über welche man nur mit Mühe klettein kann. Die noch sichtbaren Skulpturen sind durch die Verwitterung des Gesteins stark angegriffen. Abends jagten wir in den Ruinen auf wilde Hunde (Baschomm), die uns dann zur Ver- geltung ihrer gestörten Ruhe in der Nacht unsern Königsvogel zerrissen. Am östlichen Gehänge des Dschebel Tosche, an der Fluss- seite und nahe an Solib, befindet sicii im Saudsteinfelsen eine Exkavation, wahrscheinlich ein Felsengrab, welches ich jedoch selbst nicht besuchte *. Am 23. Juni. Noch einmal erfreuten wir uns der herr- lichen Ansicht des Nilthaies und der gegenüber liegenden schö- nen Berggruppen vom Trümmerhaufen des Tempels ans und waren gerade zur Abreise bereit, als ein Dongolaui, der im Dienste der Regierung ein mit Indigo beladenes Kamel nach "VVaddi Haifa führte und sich unserer Karavane angeschlossen hatte, ein klägliches Geschrei erhob, dass ihm ein Sack mit et- was Dura, seine Reise-Provision , gestohlen wurde und sich noch zudem in diesem Sacke Depeschen des Mamur von Don- go!a befinden , die nun auch weg wären und er sich somit, wenn nicht ganz verloren, doch schon halbtodt geprügelt sehe. Midi dauerte der arme Mann sehr und ich war gerade daran die Visitation der ganzen Karavane anzuordnen, als einer un- serer Tschausche, ein pfiffiger Araber, mir rieth. ihm allein die Sache zu überlassen. Ohne Aufsehen zu erregen, aber doch so, dass mehrere es hören konnten, versprach er dem, der ihm die Dura mit den Briefen verschaffe, 4 Piaster (24 kr. Konv.- * HosKiNS, p. 253. Waddington, p. 291. Cailjjaüd, I, 372, Atlas II, Taf. 15, RiJPPELL, p. 80. 05 Mze.) als ßelolinuiig;, welcher Betrag {leti VVerth der Dura et was überstieg, jedoch nicht in einem Maasse, das Verdacht er- regen konnte. Nicht lange, so eröffnete ein Nubier dem Tschausch : er wisse, wo die gestohlenen Sachen wären, denn er habe den Thäter belauscht, wünsche aber aus vielerlei Rück- sichten, dass die Sache geheim gehalten Averde. Nachdem der Kerl das Kamel und auf demselben einen Sack bezeichnet hatte, in welchem der gestohlene Sack sammt Dura und Briefen sei- ner Angabe nach sich befinden sollte und .sich auch wirklich fand, zeigte sich bei näherer Untersuchung, dass Kamel und Sack Eigenthum des Denunzianten selbst waren, der auch so- dann den Diebstahl eingestand. Er hatte, um einer allfälligeu Visitation seiner Meinung nach zu entgehen, schon am frühen Morgen sein Kamel statt eines andern, angeblich schlech- tem, dem Tschausch zum Reiten überlassen , und wurde nun aus Geldgierde an sich selbst zum Verräther. Eine Stunde nordwestlich von Solib erreichten wir das Dorf Kuppa es Selimma, eine der Haupteinbruchsstationen in die westliche Wüste für die zur Oase Waddi-el Sehmma zie- henden Karavanen. Diese Oase liegt auf der grossen Kara- vanenroute zwischen Egypten und Darfur, vier starke Tagrei- sen vom vorne genannten Dorfe in N. entfernt*. *' Die Oase Waddi el Selimma ist bisher meines Wissens unter den europäischen, zu wisseuschaftlichen Forschungen berufenen Reisenden nur von Browne (Reise in Afrika etc., deutsche Übersetzung. Weimar 1800, S. 203 etc.) und Cailliaud (III. p. 238—248. Atlas II, Tafel 5) besucht worden. Die Angabe Cailhaüd's, dass auch Hornemann dort gewesen wäre, findet sich aus dessen Tagebuch durchaus nicht bestättigt und ob Wanslee, der im J. 1664 in Darfur gewesen seyn soll, auch Selimma berührte, ist mir unbekannt. Diese Oase soll einst, wie auch die Reste eines Gebäudes, auf Sandstein aufgeführt, darzuthun scheinen, wenn man dieselben nicht als solche eines alten Chans für die ehemals sehr grossen Darfur-Karavanen ansehen will, ihre sesshafte Bevölkerung gehabt haben: heut zu Tage aber ist Seliauna für beständig unbewohnt und nur besucht von durchziehenden Karavanen, von Wanderstämmen der Ababde und zeitweise von den Nubiern im Nilthale, die dahin ziehen, um Datteln und Salz zu holen. Auf das interessante Vorkommen des Salzes in dieser Oase werde ich im 3. Abschnitte zurückkommen und be- züglich der Datteln muss ich bemerken, dass dieselben erst in neuester Zeit dort angepflanzt worden zu seyn scheinen, da Browne (1703) Russegger, Reisen. U. Bd. 3. Thl. 5 r>(i DerDscliebelDosche, den winiorli immerziirSelte luitteii. bildet die Glänze zwisclien Dar Maiiass und der fniheni Pro- vinz Snkkot, welch leztere nun wir bei Kuppa es Selimma be- traten. Beide Ufer des Stromes sind Gebirgsland. Unsern Weg- anderthalb Stunden durch Wiiste gegen Nord verfolgend, gelangten wir zu dem grossen Dorfe Woadd el Hammid, wel- ches eine sehr bedeutende Ausdehnung der Länge nach und einige grosse Lehmhäuser besizt, die wir aber nur von wenigen, halb verhungerten Fellahs bewohnt fanden. Nahe am Dorfe hielten wir an den Resten eines ganz in Trümmer zerfallenen Tempels *, in Mitte deren nur eine ein- zige Säule noch aufrecht steht und lagerten endlich 2i Stun- den weiter in ]N]SO. am Dorfe Neluaddi (el Waddi?) Am 2 4. Juni. Nachdem wir das Dorf Essen passirt hatten, gelangten wir 2^ Stunden stromabwärts von Neluaddi an die bedeutende und gut bebaute Insel Tvverdi *•', bekannt im Munde des Volkes durch ein Treffen, welches hier die Nnbier den Türken lieferten und wobei sie wie gewöhnlich den Kür- zern zogen. An der in einer ganz wüsten Umgebung lie- genden Schonne Abri, wo im Sande eine einzige Palme küm- mert und mit der Schonne ein kleiner, schlechter Chan für Reisende verbunden ist, hatten wir den traurigen Anblick, ausdrücklich sagt, dass ausser Gras nichts dort wachse, Cailliaud hiii<>-egen (1822) ausser dem Grase daselbst Taiiiarix, Schilfrohr, einige Dompalmen und 300 — 400 Stück Dattelpalmen fand. Das Wasser der Oase soll sehr gut seyn. Browne bestimmte die geogr. Lage von Ain es Selimma zu 47" 55' 15" östl. Länge von Fero und 22" 15' nördl. Breite; Caiuaavb hinge- gen zu 47" 19' östl. Länge von Fero und 21° 14' 19" nördl. Bicito. Ich hielt mich bei Construirung meiner Karte an erstcre Angabe, welche auf asti'onomischer Beobachtung beruht und die verlässlichere ist. (Berghaus geogr. Memoir zur Karte des Niilandes. Gotha, 1835. S. 110.) " Nach Cailliaud der Tempel von Nelua I, p. 369. Atlas If. Tf. 15. RÜPPEL, p. 79. Die Tempeheste von Sedegne. HosKiNs, unter den Namen der Tempel von Suklcot, Biban genannt, p. 255. Waddington, der Tempel von Scdcnza, p. 294. Parthey, der Tempel von Sedinga, p. 317. Aus Meheivied-Ali's Pvcich, III, S. 1, Sedenga. Auf jeden dieser Reisenden trifft also gerade ein besonderer Name für diese Lokalität *'■' Cailliaud's Insel Nelouati? «7 eine Menge Volkes, grösstentheils Weiber und Kinder, vom rechten Ufer herüber versammelt zu sehen, erbärmliche Hun- gergestalten , welche im Sande nach dem Miste der hier nach Egypten durchgetriebenen Ochsen suchten, um aus demselben die darin noch unversehrten Durakörner herauszuholen, welche, zum grossen Theile mit Älist gemengt, zu Brod gebacken schon seit längerer Zeit eine Art Leckerbissen für diese armen Leute bilden. Dieser Anblick Avar um so erschütternder, als unsere Soldaten , die wir um Lebensmittel auf das besser bewolmte rechte Ufer und nach dem weiter stromabwärts liegenden Dorfe Abri sandten, wo ein Kascheff residirt, dieselben aus dem gut versorgten Magazine der Verwaltung nicht nur ohne Anstand erhielten, sondern auch für uns, als im Dienste der Regierung reisend, um ganz massige Preise. Da hier im Strome die grosse bevölkerte und dem Ansehen nach gut bebaute Insel Säi liegt, welche sich bis zur Flusskrümmung- am Muchrako hinab er- streckt und ihres Umfanges und herrlichen Bodens wegen bei einer nur ganz gewöhnlichen Fürsorge leicht den Getreidebe- darf der ganzen Umgegend decken kann, so könnte man sich oben erwähntes Faktum um so schwerer erklären , wenn man nicht Avüsste, dass die Verwaltung fast die ganze Produktion für sich und ihre Ochsentransporte in Anspruch nimmt und ihr somit faktisch die Ochsen näher stehen, als das Volk. Von der Schonne flussabwärts, an beiden Ufern hohes Ge- birgsland, hatten wir zur Rechten das frische Grün der Insel Säi, zur Linken ungeheure Anhäufungen von Flugsand der Wüste, der an den Bergen in verjüngtem Massstabe ganz die Rolle des Schnees in unsern heimathlichen Alpen spielt, an den Gehängen sogenannte Gewehen mit Windsbrettern bildet, die oft beim leisesten Impulse als sausende Lawinen in die Tiefe fahren und das Fortkommen, selbst zu Kamel, äusserst erschwe- ren. Als wir das Terrain des Dschebel Farke, ein ganz wüstes Gebirge ohne alle Vegetation, betraten, wurde unsere Route des tiefen Sandes und der vielen Felsen wegen sehr beschwer- lich. Es war schon Nacht als wir mit grosser Anstrengung einen engen Pass, nördlich der höchsten Kuppen des Farke, durchzogen und unsere Kamele kaum über die Felsen fortbrin- gen konnten, welche hier jede Idee ei'nes Weges aufheben. C8 Wir lagerten endlich auf einem Plateau von FIngsantI, den die Stürme der Wiiste hier angehäuft haben und der uns, da starker Nordwind dnrch die ganze Nacht andauerte, nicht Avenig peinigte. Unter unsern Decken verborgen, lag jeder in einem Sclivveissbade und doch waren am Morgen Augen, Oh- ren, alle Taschen der Kleider voll mit feinem Sande und gleich einem Lebendigbegrabenen hatte jeder einen Haufen Sand, der ihn bedeckte, wegzuschaffen. Der Himmel war wie immer vollständig rein, der Nordwind konstant, aber nicht mehr so stürmisch , wie früher weiter im Süden. Noch sahen wir das südliche Krenz, zwar tief am Horizonte aber deutlich, es kul- minirte ungefähr um 7 Uhr Abends und merklich hoben sich wieder die nördlichen Sterne, die milden Leuchten unseres fer- nen Heimathlandes*. Der Punkt, wo wir lagerten, befindet sich den Tempel- vesten von Ammara, am rechten Ufer, gegeniiber**. Am 25. Juni. Nach zweistündigem Ritte gegen Nord- ost sahen wir von einem hohen Joche des Dschebel Dale in das Nilthal nieder und hatten, was Wildheit der Physiognomie einer Landschaft betrifft, eine der interessantesten Ansichten, die mir je vorkamen. Das rechte Ufer ist ein hohes, zusam- menhängendes Gebirgsland, dessen Berge bis zu 1200 Fuss über die Stromebene ansteigen ; zu den Füssen scheinen die ungeheuren Granitfelsmassen eines Schellals den Strom gänz- lich abzusperren; die g^rauen Lehmmauern alter Meleks- und Mamnjehikenburgen schauen von den scharfen Kämmen schwar- zer Felseninseln in die krystallenenFluthen nieder: alles Übrige, was das Auge erblickt, ist Wüste, ein chaotisches Haufwerk * Die drei oberen Sterne des .südliclien Kreuzes sahen wir audi noch in Waddi Haifa (nahe am 22. Breitengrade), weiterhin aber gegen Nord wandernd, verschwand uns das unvergessiich schöne Bild im Duustsclileier des südlichen Gesichtskreises. '■"'•' Über den Tempel von Ammara. Parthey, S. 317. RüprEi-L, S. 78. BlIRKHARPT, S. 82. HosKJNs, S. 261. Cailliaud, III. S. 250. Atlas II, Tafel 16-18. 69 von Sand und Fels; nur am Ufer des Stroms ragen zwischen Granitblöcken hohe, schlanke Palmen empor. Zwei Stunden unterhalb des Übern^angspunktes über den Dschebel Dale liegt das Dörfchen Dale dicht am Flusse. Hier ist die Grenze zwischen Snkkot, bekannt durch die Schön- heit und Güte seiner Datteln, und Batn-el Hadjar, wörtlich Bauch — figürlich Tiial — der Steine, auch Dar-el Hadjar oder Waddi el Hadjar genannt, ein wildes, steriles, felsiges Gebirgs- land, welches bis zur grossen oder zweiten Katarakte reicht, in dieser ganzen Ausdehnung aus kahlen Beigen, Felsenklip- pen, Granitblöcken und Sandwüste besteht und kaum mehr als 200 Tagbau kultivirtes Land enthält. Von Dale bis Waddi Haifa bildet der Strom, mit geringen Zwischenstrecken ganz freien Fahrwassers, einen fast ununterbrochenen Schellal. ßatn-el Hadjar ist daher auch nur sehr dünn hevölkert, die Menschen sind scheu, wild und ausserordentlich arm. Sie woh- nen, je nachdem sie hie und da ein ganz kleines Fleckchen Erd- reich zu ihrer Benutzung zwischen Felsen finden, mehr nur in einzelnen, zerstreuten, aus Durahstroh und Reisig geflochtenen Hütten, als in Dörfern beisammen. In ihren geistigen Anla- gen stehen sie merklicii niederer, als die übrigen Nubier, sie sprechen einen Dialekt der Barabrasprache und nur Wenige verstehen etwas Arabisch, Am linken Ufer tritt die ganz vege- tationslose Wüste häufig bis an den Strom vor und das rechte bildet ein Steinmeer, welches häufig dem Auge nur kahle Berge, Felsen, Gerolle und hie und da einige kümmernde Palmen dar- bietet. Ein Dorf auf einer der Felseninseln im Dale Schellal fan- den wir in Trümmern und ganz verlassen und die w enigen Ein- wohner des vorne erwähnten Dörfchens Dale am linken Ufer in einem Mitleid erregenden Zustande. In einigen Hütten sa- hen wir Menschen auf der Erde liegen, die durch die sichtba- ren Folgen des Hungers so entkräftet waren, dass sie sich kaum mehr bewegen konnten und im Hause des Kaimakam, eines Soldaten, der weiss Gott wie lange keinen Sold mehr erhalten hatte, flehte das mit Haut überzogene Gerippe einer Abyssi- nierin, wir möchten sie doch ihrem Manne abkaufen, damit sie nicht beide des Huuüers sterben. 70 Da der Nil bei Dale eine grosse Kiümmung- g^egen Osten macht und wir die heissen öneüeii von Hamam petah Akasche, welche innerhalb dieses Flussboo^ens am linken Ufer liegen, besuchen wollten , so sandten wir unsere Karavane mit der Dienerschaft gerade durch die Wiiste über den Dschebel Song nach ükme voraus, welchen Ort wir zum Wiederversamralungs- punkte bestimmten, während wir mit ein paar Begleitern auf unsern besten Hegins rechts ablenkten und uns an den Strom hielten. Nach einem Ritte von 1 Stunde in NON. sahen wir zur Rechten die Ruinen der alten Feste Dale auf einer Insel im Schellal *, der hier einen grandiosen Anblick gewährt. Es ist ein wahres Labyrinth von Granitfelsen, die kolossalsten Blöcke liegen wie gesäet im Strome, an dessen Ufer einige wenige Palmen stehen. Ein Stunde weiter in OON. gelangten wir an das südöstliche Gehänge des Dschebel Kalfa, den wir auf seiner ganzen östlichen Seite umritten. Die Steinwüste, nur unterbrochen von gewaltigen Flugsandanhäufungen, dauert fort. Der Nil fliesst in einer engen, tiefen Schlucht. Andert- halb Stunden lang führt der Weg gegen Ost am Kalfa hin, über Flugsand, der durch die starken Winde ganz kompakt geworden ist und auf dessen Oberfläche sich sehr angenehm reiten lässt; über steile Gehänge, durch Felsenschluchten, Berg-auf und Berg-ab, bis sich plötzlich das Thal wieder öffnet und das Dorf Kulbi am Flusse vor Augen liegt. Das Dorf be- steht aus wenigen, aber gut aussehenden Lehmhäusern, die zwischen schwarzen Granitfelsen und grünen Palmen einen freundliclien Anblick gewähren. Der Strom ist voller Felsen und Inseln, auf deren grösster eine alte Burg aus Lehm er- baut steht. Was jedoch dem ganzen Bilde dieser eigenthüm- lich schönen Landschaft einen besonders gemüthlich warmen Ton gibt, ist ein weiss getünchtes Schechsgrab auf einem Hü- gel vor dem Dorfe, was sich aus der Ferne gesehen prächtig ausnimmt. Die hohen Berge des rechten Ufers , welche , wie der Memme, el Schellal , Fuseg, Tipsche etc., bis zu 2000 Fuss * Cailliaud, die Katarakte von Dal-Naroii. Atlas II, Tafel 19 und 20. HosKiNS, die Insel Dale, p. 265. 71 über den Strom ansteigen, bilden im weiten Bogen die Rahmen dieser Üfer-Änsicliten im schönsten Theile von Batn el Hadjar. Von Kulbi führt der We^ in JNO. 1 Stunde lanji steil die Granit-Gehänge hinan, senkt sich dann plötzlich wieder in eine Schlucht, wo Palmen und ein grosses Schechsgrab stehen und von wo man das Dorf Äkasche am rechten Ufer, in einer Ent- fernung von anderthalb Stunden gegen Ost am Fusse desTip- sche entdeckt; fernhin ausgezeichnet durch das grosse, weiss- getünchte und, wie alle diese Monumente, Äloscheen-artig mit schön geformter Kuppel gebaute Heiligen- Grab desSchech Akasche. Dieser Heilige, dessen Manen diese ganze Gegend geweiht zu seyn scheint und der mit der Geschichte der Heil- quellen am linken Ufer in nächster Beziehung stehen dürfte, ist einer der ersten in Nubien und sein Grab ein stark besuch- ter Wallfahrtsort. Der weitete Weg über die Kulbi -Berge durch lauter Schluchten, ßerg-ab und Berg-an, war für unsere guten Reitka- mele äusserst anstrengend und wir mussten viel zu Fusse ge- hen. Gleich auf der Höhe des nächsten Gehänges des Kulbi genossen wir die schönste Stromansicht, die uns in Nubien vorkam. Ein Panorama von hohen Bergen umgab uns, tief unter uns erblickten wir den dunkel smaragdgrünen Spiegel des Nils, am Fusse einer senkrechten, schwarzen Felsenvvand, zur Rechten im Strome eine grosse Insel, ein wildes Gehäufe von Granitblöcken und darauf die alte, graue Feste von Kulbi, zu den Füssen das Grün kleiner Palmengruppen am Ufer und in einiger Ferne das weissglänzeude Grab des Schech Akasche, — für den gläubigen Muselmann eine heilige Warte in diesem ewig stillen l'elsenthale, welches einer der grössten Ströme der Erde durchfliesst und in seinem Laufe i\en Fuss von Monumenten benezt, deren Alter weit über alle Geschichte hinausreicht. Die Sonne senkte sich bereits hinter die Berge und wir mussten eilen der im Tropenlande schnell anbrechenden Nacht zu entkommen. Ein sehr steiler und fürchterlich schlechter Weg tührt eine Stunde lang in nördlicher Richtung zu einem Joche des Dschebel Okme hinan, welches ungefähr l.'iOO Fuss über dem Strome liegt. Von der Höhe desselben überblickten wir das Stromthal bis Okme. Ohne besonders felsiges Bette 72 zu haben, ist der Nil hier sehr sehmal und daher auch tief. Seine Breite mag hie und da kaum mehr als 80 Schritte be- trageuj während das Thal selbst bei Akasche ungefähr ^ Stunde, weiter hinab gegen Okme aber 1 Stunde breit ist. Wir stiegen zum Flusse nieder. Eine sehr spärliche Vegetation bedeckt den Boden, weniges hohes Gras in einzelnen Büscheln, einige Tamarixgebi'ische von kaum 2 Fuss Höhe und am rechten Ufer hinab einige wenige, hoch empor geschossene Palmen vertre- ten das hierortige Pflanzenleben. Mit Anbruch der Nacht erreichten wir die heisseu Quel- len von Hammam petah Akasche, trafen daselbst Leute aus Waddi Haifa und Derr, einen Nubier, der uns mit seiner tiirki- schen Sprachkenntniss plagte, einige Schöne, denen Ma- dame Venus in ihrer boshaften Laune übel mitgespielt hatte; lauter Leidende, die bei der Nymphe Heilung suchten, >ind in deren Schutze auf weichem Sande ausgestreckt auch wir vor- trefflich schliefen. Am 2 6. Juni. Die Heilquellen von Hammam petah Akasche liegen am linken Ufer des Nils, ungefähr in der Hälfte des Weges von Okme (am linken Ufer) nach Akasche (am rechten Ufer), dem Dschebel Tipsche gerade gegenüber, am östlichen Gehänge des Dschebel Okme. und treten , mehrfach verzweigt, aus dem dort herrschenden Thonschiefergebirge und fast im Horizonte des höchsten Wasserstandes des Nils hervor. Zur Zeit der periodischen Überschwemmung bedecken die Fluthen die ganze Quelle und man hat daher, um sie beim Zurücktreten des Stroms wieder leichter finden und gewältigen zu können, gerade oberhalb derselben einen hohen Pfeiler auf- gemauert. Gegenwärtig stand das Niveau des Stroms noch meh- rere Klafter tiefer und wir konnten daher die ganze Lokalität ungehindert besichtigen. Die Quellen entspringen unmittelbar aus dem Schuttlande, welches hier den Thonschiefer des Okme bedeckt und da dessen Gesteinslagen aus NW. in SO. strei- chen und gegen NO., folglich gegen den Ausfluss der Quelle, verflachen , so liegt das feste Gestein dem leztern in seinem Horizonte offenbar ganz nahe. Das warme Wasser der Quellen fliesst in den Nil ab und das ganze Schuttland zunächst 73 derselben ist von Salz durchdrungen, welches in reichlicher Menge effloreszirt. Abends um 7 Uhr, bei einer Lufttemperatur von 27,0" R. fand ich die Temperatur der Therme, zwei Fuss von ihrem Ausflusse ins Freie, 40,5" R. Am andern Tage um 7 Uhr Mor- gens notirte ich die Temperatur der Luft = 21,3 und die der Therme im Ausflusse selbst gemessen, = 41,5" R. Das Was- ser ist farblos und klar, hat einen sehr schwachen, salzigen Geschmack, entwickelt einen merkbaren, jedoch schwachen Ge- ruch nach Schwefehvasserstoff und enthält nach einer vorge- nommenen qualitativen Analyse: Natron, Kalkerde, Chlor und Schwefelsäure. Obwohl diese Therme schon seit undenklichen Zeiten be- kannt ist und von vielen Mensciien gegen syphilitische Krank- heiten, Krätze, Rheumatismen, rückständige Schwäche nach langen Fiebern u. drgl. mit grossem Fjrfolge gebraucht wird, so ist doch für eine geregeltere Benützung dieser Heilquelle nicht das mindeste geschehen. Jedes Jahr eröffnet man nach beendeter Überschwemmung hinter dem gemauerten Pfeiler ein Loch im Schutte, so gross, dass ein Mensch darin gebückt sitzen kann. Da am Grunde dieser künstlichen Höhle die heisse Quelle strömt, so erfüllt deren Dunst, dessen Temperatur bis auf 43" R. steigt, diesen ganzen Raum, und wer nun ein Dunst- bad nehmen will, kriecht nackt hinein, das Loch wird mit Zwei- gen zugedeckt und die Badeanstalt ist fertig. Vor einigen Jahren sandte man eine Quantität dieses Ther- malwassers nach Kairo zur Untersuchung. Egyptisch-europäi- sche Arzte fanden das Wasser schlecht, dieTürken sagten „batal" und die Sache blieb beim Alten. Abgesehen davon, dass (1S3S) in Egypten kein Chemiker lebte, von dem meines Wissens eine verlässliche Analyse eines Thermalwassers zu erwarten ge- wesen wäre, so ist es ja, wie bekannt, nicht die Menge der im Wasser enthaltenen fremdartigen Stoffe, welche dessen Heilkraft bedingt, sondern es ist vielmeiir die ausserordentlich feine Zertheilung dieser Stoffe im Wasser, ihre Auflösung im Dunste desselben, die hohe Temperatur, vielleicht auch die nachweisbare elektrische Strömung u\ der Flüssigkeit, welche sie dem menschlichen Körper zugänglicher macheu, deren 74 Einwirkunjj; auf jeden Theil des Oi'oanisinus erhöhen, l)eför- dern und so das eigenth'che heilende Agens der Quelle bilden *. Um den Gebrauch dieser Quelle auch während der Zeit des höchsten Wasserstandes des Flusses möglich zu niaclien, um die jährliche Überschüttung und Wiedergewältigung mög- lichst zu beseitigen und um die Therme selbst in einer nucli höhern und dem äussern Einflüsse weniger ausgesezten Tem- peratur zu erhalten, wäre das Einfachste, sie im fest anstehen- den Gesteine mit einem , dem ausströmenden Wasser nach zu betreibenden, Stollen zu fassen. Da die Quelle ein starkes Gefälle im Bereiche des Schuttlandes zu haben scheint, so dürfte man bereits in wenigen Klaftern Stollenlänge über das höchste Niveau des Flusses gelangen und mit 20 bis 25 Klafter Länge den Ursprung der Quelle im festen Gesteine treffen. Je höher maii die Quelle über dem höchsten Flussnivean fas- sen könnte, desto besser natürlich wäre es und zur Ausmaue- rung des Stollens mit hydraulischem Mörtel finden sich die brauchbarsten Bausteine ganz in der Nähe. Zur Versiun- lichung des Ganzen füge ich auf Blatt 4 der Durchschnitte eine Zeichnung bei. A bezeichnet das dem Thonschiefer B aufgelagerte Schutt- land ; a Mundloch des Quellenstollens b am gegenwärtigen Ausflusse der Quelle; c des Stollens Feldort mit der ans dem festen Gesteine ausströmenden oder dort aufsteigenden Therme; fein gemauerter, den Stollen vollkommen schliessender Damm, mit dem Ausflusse h für das Überwasser. Durch diesen Damm bildet sich innerhalb das mit heissem Wasser bis zum Niveau von h stets gefüllte Bassin g, aus welchem das Tiier- malvvasser durch den, ungefähr eine Tiefe von 8 bis 10 Klaf- ter erfordernden Scliacht d in die Badehütte e gehoben wer- pen kann, wohin auch der Dunst aufsteigt, der sodann zu Dunst- bädern zur Verfügung steht. Die starken Wetterthüren i, so- wie die Stollenthüre a schützen den Damm und den Stollen * Ich kann hier nicht umhin auf die Therme von Gastein im Salz- burj^ischcn aufmerksam zu machen, die bekanntlich bei einer äusserst ge- ringen Beimengung fremder Stoße , so dass sich dieselbe eigentlich nur als ein heisses, sehr reines öuellwasser darstellt, so wunderbare Heil- kräfte äussert. 75 vor Hein zur Zeit der Überschwemmung- eindringenden Fluss- wasser, selbst dann, wenn ersterer gegen alles Erwarten nicht ganz dem höchsten Flussniveau entrückt werden könnte. Aus- serdem halten diese Tliüren den bei h mitausströmendem heis- sen Dunst zurück und erzwecken somit zu beiden Seiten des Dam- mes eine gleichförmig hohe Temperatur, da sie das Einströ- men der atmosphärischen Luft möglichst beseitigen. Sollte durch Schlamm oder wie immer das Stollenmundloch a sieh so vorlegen, dass ein Ausströmen der Quelle nicht mehr statt- findet, so würde sie den ganzen innern Raum erfi'illen und end- lich durch den Schacht d bei e übertreten. Um dieses zu ver- meiden , dient der innerhalb einer oder zweier Wetterthüren angebrachte Schacht k, dessen Hängebank 1 tiefer liegt als die des Schachtes d und wodurch daher das Thermalwasser Im leztern nie höher ansteigen kann, als bis zum Niveau von 1, weil es sodann bereits aus dem Schachte k seinen freien Ab- fluss findet. Der gegenwärtige Gebrauch dieser kräftig wirkenden öuelle beschränkt sich nicht blos auf die erwähnten Diinst- bäder in jenem mit Reisig bedeckten Loche, in welchem schon so mancher Schlagfluss sich ereignet haben mag, sondern das Wasser wird auch während der Badezeit getrunken. Leztere dauert meist nur 4 bis 5 Tage, während denen die Kranken abwechselnd dünsten und trinken und sich durch diese Forci- lung so erschöpfen, dass manche vor Schwäche kaum mehr fortkommen. Die nubische Badeordnung scheint also nicht gerade die beste zu seyn. Von dem gemauerten Pfeiler der Therme aus liegt der Dschebel Tipsche in 9 h. 10^ ungefähr 2 Stunde, j, „ Sibe in 6 h. S^ ungefähr \ Stunde, » „ Girme in 24 h. — ^ ungefähr 1 Stunde entfernt am rechten Ufer des Flusses, ^u Katarakte bis Assuan, besitzen wir eine vortrefllliche Karte, nämlicb: „Land zwischen den kleinen und {grossen Katarakten des Nil. Astronomisch bestimmt und aufoenommen im J, 1827 durch v. Prokesch. Mit Grundrissen der Monumente". Wien 1831. *=•= V. Prokesch, S. 153. Parthey, S. 320. Gau (Balagne), Tafel 62. *"•"■' V. Prokesch, S. 140, mit genauester Angabe aller Dimensionen. Gai-, Tafel 54 bis 61. 87 Felsenteinpel vom Flusse aus macht. Ich glaubte im Ange- sichte dieser riesenhaften Kolosse, welche die Eingänge be- wachen , in einem bezauberten Lande angekommen zu seyn. Beide Tempel stehen in geringer Entfernung von einander. Der grössere, der seines Gleichen in mancher Beziehung nicht in der Welt haben dürfte und der allein, wie Champolliün sagt, eine Reise nach Nubien werth ist, liegt etwas vSÜdlich vom klei- nern und wurde von uns zuerst besucht. Als mit ungeheurem Kraft- und Kunstaufwande im Felsen ausgehöhlt, ist dieser Tempel an und für sich nicht mit den vollendeten Prachtbauten von Karnak, Denderah, Edfu etc. und noch weniger mit den schwunghaften, edlen Denkma- len griechischer Kiinst in Parallele zu stellen. Er steht in seiner mystischen Anlage, in seiner erstaunlichen Grösse und Ausführung als Inbegriff alles Ernsten und Würdevollen ganz vereinzelt da, und dürfte höchstens mit den indischen Felsen- tempeln in Vergleich zu setzen seyn, welch leztere ich jedoch aus eigener Anschauung nicht kenne. Vier sitzende Kolosse, jeder über 62 W^ien. Fuss hoch, bewachen, aus dem Felsen (Sandstein) gehauen, den zwischen ihnen liegenden Eingang, welchen wir bis auf eine ganz kleine schachtförmige Öffnung, durch einen bergartigen Haufen von Flugsand verschlossen fanden. Drei dieser Kolosse sind sehr gut erhalten, der eine aber, unmittelbar rechts vom Eingange, ist zertrümmert. Über den Kolossen zieht sich längst der gan- zen , gegen den Strom gekehrten Fronte des Eingangs eine Aufschrift hin, so wie auch die Piedestale der Kolosse und die Räume zwischen denselben mit Skulpturen in Relief bedeckt sind. Die ganze Länge des innern, in vierzehn Hallen und Kammern getheilten Tempelraumes bestimmte General Portal des grossen Tempels iai Atlase dieses Reisewerkes, Tafel 25. Lohdk: Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst. Hamburg, I.Lieferung;. Zwei Tafeln mit Text und einer Angabe der Literatur. Champollion's Bri»?fe, S. 79 etc. Belzonf, p. 93 etc., p. 205 etc. BURKHARDT, S. 132, CaILLIAUD, WiLKlNSON, CaDALVI^NE Und BrECVERY, CHERUBiNf, Lenormant, Parthey, S. 321 etc, Abbildun^;en cntlialten ferner die grossen Werke von Rifaud, Rosel- LIM und CHiMroM.iüN. 88 V. Prokesch zu 130, die Breite zu 14t)Fuss, wobei der über 15 Fuss lange, 1 0 Fuss breite und an 20 Fuss (Wien. Mass) hohe Ein- gang nicht mitgerechnet ist. Die Wände des Einganges so- wohl, als jene der Hallen und Kammern im Innern des Tem- pels sind dicht mit Skulpturen, Bildern und Hieroglyphen, aufs reichste ausgeführt, bedeckt. Die Decke der ersten Halle tragen in zwei mit dem Haupt- eingange korrespondirenden Reihen acht stehende und an Pfeiler gelehnte Kolosse, wahrscheinlich Priester darstellend, einst bemalt, jeder 30 Fuss hoch. Die zweite, bedeutend kleinere Halle wird von vier Pfeilern gestüzt und aus ihr tritt man durch eine kleine Vorhalle in das Heiligthum des Tempels ein. Hier sitzen die vier Götter aus Stein gehauen, jeder an 7 Fuss hoch, auf einem bankartigen Absätze, an die hintere Wand gelehnt , vor sich den 3,5 Fuss hohen , prismatischen Altar. Dass diese Statuen einst bemalt waren , davon sieht man noch die unverkennbarsten Spuren. Welcher Eindruck mag sich einst der Gläubigen hier in der Stille des Tempels, im trügerischen Scheine künstlicher Beleuchtung, in der Macht des Wahns, beim Anblicke dieser ernsten Gestalten bemeistert haben und welcher Art mag ein Kultus gewesen seyn , der sich auf solchen Wegen des Geistes und Herzens bemächtigte *. In den Seiteugemächern dieser Tempelhallen , in denen zum Theil Steinbänke und Reihen von Nischen angebracht sind, sind alle Wände mit Opfer- und Schlachtenbildern bedeckt, die sämmtlich bemalt waren. So prangte auch einst der Pla- fond des Tempels in voller Farbenpracht und besonders zeich- nen sich die Darstellungen vieler, gegenwärtig meist nur weiter südlich in Kordofan und Sennaar findender Thiere, z. B. des perlgrauen Falken, des heiligen Ibis, des weissköpfi- gen Adlers, mehrerer Eulenarten u.s. w., durch ihre vollendete Korrektheit aus. Ungefähr 200 Schritte vom grossen Felsentempel gegen Nord entfernt befindet sich der kleinere. Der schief geneigte Felsen bildet seine Fronte. Zu jeder Seite des Einganges befinden sich drei stehende Kolosse; — zwischen je zwei männ- lichen Figuren eine weibliche. Jeder dieser Kolosse hat eine * Gerf Hussein, II. Bd., 1. Tlil., S. 400. 89 Höhe von ungefähr 33 Fuss, da ste jedoch zwischen g;eneigten, aus dem Felsen gehauenen Strebepfeilern stehen , folglich in nischenartigen Vertiefungen, so machen sie bei weitem nicht jenen Eindruck wie die freisitzenden, freilich auch viel grösse- ren Kolosse am grossen Tempel. Auch bei diesem Tempel sind sowohl die inneren Hallen und Gemächer als das Portal von Aussen und die Strebepfeiler mit Bildern und Hieroglyphen auf das Reichste und von sehr schöner Arbeit verziert, an den Kolossen selbst fand ich aber einen minder hohen Aufschwung der Kunst als an jenen des grössern Tempels, die hinsichtlich ihres Ausdruckes wahre Meisterstücke sind. An der Hinter- wand des Heiligthums fanden wir eine sitzende, sehr be- schädigte Statue. Nach Champollion , v. Prokesch u. s. w. gehen die an diesen Monumenten sich findenden Pharaonenringe bis in die Zeit Rhamses Hl. (der Grosse, Sesostris) zurück, und nament- lich soll der kleinere Tempel von der Gemahlin des grossen Rhamesiden (Nofre-Ari) der Hathor geweiht worden seyn. Ist dieses der Fall, so berechnet sich nach Rosellini für diese Tempel ein Alter von ungefähr 3400 Jahren. Da man aber auch hier, wie besonders Wilkinson nachweist, auf Spuren von Inschriften stösst, die zerstört und an deren Stelle neue gesezt wurden, so liegt die Wahrscheinlichkeit allerdings nahe, dass diese Monumente in ihrem Alter bedeutend über die Periode Rhamses HI. zurück datiren , nur glaube ich nicht, dass sie das Alter des Felsentempels von Gerf Hussein er- reichen (II, 1, p. 400 — 402), den ich als den ältesten Nubiens ansehe und aus dem die übrigen im Wege der mehr und mehr sich veredelnden Kunst hervorgegangen sind. Bei Abusimbil erhielten wir Nachricht, dass Churschid- Pascha auf seiner Reise nach Kairo in Korosko erwartet werde und dass bereits Dahabien für ihn bestellt seyen. Wir sezten daher auch noch am Abende unsere Reise bis zum Dorfe Armini, am rechten Ufer fort. Am 4. Juli. Im Beginne unserer heutigen Fahrt hatten wir Berge am rechten Ufer, später aber ebnete sich das Land mehr und mehr. Beide Ufer fanden wir mit Dura bebaut, welche der Reife ganz nahe stand, der unzähligen Vögel wegen 90 aber, zu deren Abwehr die faulen Barabra nichts thaten, doch nur eine schlechte Ernte versprach. Nachdem wir die alte Feste Ibrimm*, am rechten Ufer, passirt hatten , langten wir Abends in Derr, der Hauptstadt Ünter-Nubiens und Residenz Hassan Kascheffs an. Derr ist ziemlich gross, da die Lehmhäuser aber ganz im Pahnenwalde versteckt sind, kann man auch nur schwer die Ausdehnung- dieser, ebenfalls am rechten Ufer liegenden Stadt beurtheilen. Sie besizt dicht an der Wohnung Hassan's ein grosses, festungsartiges, starkes Gebäude, eine Moschee mit einem Minaret. Hinter der Stadt und in geringer Entfer- nung, am Saume der grossen nubischen Wüste , befindet sich ein Zug niederer Sandsteinberge, in deren einem, nebst meh- reren Felsengräbern in der Umgebung, ein Felsentempel ein- gehauen ist. Wir besichtigten denselben noch am Abend, fanden ihn jedoch, den gesehenen Prachtmonumenten gegen- über, ohne besonderen Kunstwerth**. Am 5. Juli. Früh am Morgen gingen unsere beiden Soldaten zum Kascheff , um für unsere Weiterreise ein paar Schafe zu kaufen, da jedoch derselbe noch schUef, so nahmen sie ohne viele Umstände im nächsten besten Hause ein paar Schafe weg und sagten dem Eigenthümer, er möge sich sein Geld auf unserer Barke holen. Diese in Sudan durchaus nothwendige und allgemein übliche Methode nahmen jedoch die Barabra von Derr nicht so gutwillig hin. Ich kam gerade von einem Morgenspaziergange zurück und fand zu meinem nicht geringen Erstaunen eine Masse mit Lanzen, Keulen und sichel- artigen Messern bewaffneten Volkes anunsern Barken versam- melt und inmitten dieser Menge unsere zwei Soldaten, die sich mit ein paarNubiern unter entsetzlichem Geschrei um die Schafe rissen. Während man mich auf der Dahabie in Kenntniss des * Über alterthiiniliche Reste bei Ibrimm ; Parthey, S. 3'il. Gau, Tafel 53. *'■' V. Prokesch, S. 136. Parthey, S. 331. Gau, Tafel 50—52. BURKHARDT, S. 43. Ferner Champollion, Wilk!nson u. s. w. öl Geschehenen sezte, mischte sich Kotschy unter die Streitenden und wurde auch sogleich von einigen Nubiern gepackt. Nun hiess es freih'ch schnell handeln. Ich befahl allen unsern Leuten ihre Waffen zu ergreifen , überliess die Bewachung der Barken dem AcHMEo-Kaptan , unserem -buckeligen Koch und unsern jungen Negern, gab aber auch den Befehl von den Feuergewehren ja keinen Gebrauch zu machen , ausser es erfordere es die höchste Noth. Wie wir von Bord ans Land sprangen, empfing uns ein Steinregen, vorzüglich von Weibern aus geführt, deren Geschrei jedes vernünftige Wort unmöglich machte. Sie zielten übrigens sehr gut und beehrten besonders meine Wenigkeit mit besonderer Auswahl und Kraft. Ein rascher Angriff machte Kotschy frei, die Soldaten mussten auf meinen Befehl die Schafe sogleich zurückgeben und ich zog mich mit allen unsern Leuten, um dem wachsenden An- dränge der Masse weniger preisgegeben zaseyn, auf die Barken zurück. In diesem Augenblicke geschah hinter mir ein Schuss und schon glaubte ich, es sey gegen meinen Auftrag unter die Nubier geschossen worden, als es sich zeigte, dass unser Koch nur in purer Herzensangst seine Pistole in die Luft abgefeuert hatte. Nachdem wir die Verdecke beider Barken besezt hatten, liess ich durch unsere Leute den Nubiern in ihrer Landessprache zurufen, dass im ersten Momente, wie sie nur Miene machen die Barken anzugreifen, scharf unter sie gefeuert wird. Diess hielt sie in Respekt und da auch einer der Sö'.ine HAssAN'sam Ufer erschien, den ich sogleich an Bord rief und ihm eine energische Vorstellung machte, wie er einem solchen ün- fuge so lange zusehen und uns der Gefahr preisgeben könne, so liess er auf der Stelle jene Nubier, die Kotschy angegriffen hatten, vor den Augen der Übrigen abstrafen und uns ver- schaffte er Schafe so viel wir nur wollten , wovon wir jedoch nur gegen Bezahlung Gebrauch machten. Um Mittag verliessen Avir Derr und nachdem wir Amada am linken Ufer, Derr gegenüber, mit seinem kleinen, aber ungemein niedlichen Tempel* besichtigt hatten, landeten wir am rechten Ufer an der Militärstation von Koros ko. * V. Prokesch, S. 132. Pakthet, S. 332. Gau, Tafel 48 und 49 u. in. k. 9-2 Somit war nun unser grosser Cyklus in JNiibien und Ost- Sudan , den wir vor anderthalb Jahren hier mit uiiserm Ein- tritte in die grosse nubische Wüste begonnen hatten (11, 1, p. 416), beschlossen. Unser europäisches Personal hatte sich durch Krankheit und Tod während dieser Zeit unter die Hälfte reducirt, hinter uns Übriggebliebenen aber lag eine Reihe von Erinnerungen, gross und schön , wild und traurig, wie der flüchtige Moment bei so bewegtem Leben sie bringt. Von hier aus betreten wir nun bis Alexandria das uns bereits von der früheren Reise her (II, 1 , p. 32 — 221 und p. 390 — 409) bekannte Terrain , daher ich mich auch diessfalls ganz kurz fassen zu dürfen glaube. Wir verliessen Korosko noch am Abend und hielten in der Nacht bei dem Dorfe Waddi Arab am linken Ufer. Am 6. Juli besuchten wir auf unserer Fahrt flussab- wärts wiederholt dia Tempel von Sebu und Offedina (Feduni), am 7. jenen von Dakkeh (Decke), den schauerlichen Felsen- terapel von Gerf Hussein (Dschirdscheh), passirten Abends wieder unter ßecherklang und Gewehrsalven den nördlichen Wendekreis und landeten am Fusse des grossen Tempels von Kalabsche. Des konträren Windes halber legten wir am 8. die Fahrt durch den Strompass Bab el Kalabsche nicht ohne Schwierig- keit zurück , wobei die Bewegungen der Barken durch den Wellenschlag so stark waren, dass unsere Neger förmlich seekrank wurden. Zu unserer nicht geringen Verwunderung sahen wir auf den Felsen im Strome einige Exemplare des schwarzen Storches aus Kordofan (Abu Guldsche , Ciconia Abdimii Rüpp. II, 2, p. 145). Nach einem kurzen Besuch, den wir dem niedlichen Tempel zu Debu" abstatteten, hielten wir am Dorfe Schemmd-el Wach und als am 9. Juli die ersten Strahlen der Sonne in das Nilthal fielen , landeten wir in den Katarakten von Assuan am Dorfe Messid, unterhalb der Insel Philae. Ich kann das frohe * M. s. die Beschreibung aller zwischen Korosko und Assuan liegenden Denkmale der Baukunst, jianinit Angaben der beziigliclien Lite- ratur, in II, 1, p. 300 bi« 409. Die Tempel auf Philae, ebendaselbst p. 198-206. 93 (iefiihl nicht beschreiben, als ich wieder den Boden Egyptens betrat. Thells lag das Bewusstseyn , mit heiler Haut dem infernalischen Klima von Sudan entronnen zu seyn, zu Grunde; theils war und ist diess wohl bei jedem Reisenden , der aus dem hohen Süden kommt, eine nothwendige Folge jener, wenn auch erkünstelten Civilisation , deren sich Egypten , Nubien und den Negerländern gegenüber, zu erfreuen hat und die, wenn sie auch noch so namenloses Elend am Schlepptau mit sich führt, doch auch ihre besseren Seiten hat und nicht so leicht mehr spurlos verschwinden dürfte. In Messid trafen wir ein paar Europäer aus Chardum, welche in Handelsgeschäften nach Kairo gingen und uns die baldige Ankunft CnuRscHiD-Pascha's mit dem bestätigten, dass er auf seinem Posten durch AcHMED-Pascha förmlich abgelöst und sammt MusTAPHA-Bey nach Kairo berufen worden sey. Unser Erstes war ein wiederholter Besuch der Zanber- insel Philae und ihrer prächtigen Tempel. Während dem wurden die nöthigen Kamele zum Transporte unserer Sachen nach Assuan requirirt , wohin wir selbst noch vor Abend ab- gingen. In Assuan fand ich bereits eine von Mehemed-Ali mir zur Beschleunigung der Reise dahin gesandte Kandschia mit 20 Ruderern auf mich warten, und da mir SEiD-Bey, der während meiner Abwesenheit wenn möglich noch dicker geworden war und nun unaufliörlich gähnte, auch sogleich zwei andere, grosse Barken zum Transporte unserer Sammlungen und sonstigen Effekten verschaffte, so wurde augenblicklich an unsere Ein- schiffung Hand angelegt. Die Kandschia war ein mit Luxus ausgestattetes, schönes, schnellsegelndes Schiffchen. Da man jedoch, der enge beisammensitzendenRuderer wegen, auf dem Verdecke sich nicht bewegen konnte und das Dach der Kajüte so schmal und abschüssig war, dass man dort Platz uehmend jeden Augenblick befürchten musste ins Wasser zu fallen, so waren wir nothwendig darauf hingewiesen, den gan- zen Tag mit gekreuzten Beinen auf den Sammtpolstern im Innern der Kajüte herumzurutschen. Diese kathegori- sche Hinweisung zum Müssiggang mag einem Türken un- gemein angenehm seyn , für uns jedoch war sie zum 94 Verzweifeln. Noch schrecklicher war die Nacht. Da wir ver- zogene Europäer mit untergeschlagenen Beinen nicht schlafen konnten , so konnte nur ich ausgestreckt in der Kajüte Platz finden, meine beiden Gefährten aber lagen zur Hälfte des Körpers im Freien. Dazu kamen noch ein paar Rattenleichen, die unter dem Kajütenboden, wohin wir, ohne Alles zu zer- reissen, nicht zukommen konnten, den Prozess der Verwesung mitmachten und einen unaufhörlichen , pestilcnzialischen Ge- stank verbreiteten , so dass die Reise mit dieser Kandschia die unbehaglichste Flussreise war, die ich je gemacht habe. Ausser unsern beiden Europäern von Chardum , die von Messid zugleich mit uns in Assuan ankamen , fanden wir daselbst auch einen Deutschen , der mit einem Dschelabb, Hadji-Ali, aus Musselemieh in Sennaar, im Begriffe stand, nach Abyssinien zu gehen, um dort — Sklavinnen zu kaufen. Unser verehrter Landsmann war voll unpraktischer Ideen und Pläne, desto interessanter aber war uns sein Begleiter, ein in den Verhältnissen von Ost-Sudan durch und durch bewan- derter, viel gereister Mann. ÄweWer Abschnitt. Rückreise von Assuan durch Egypten bis Alexandria. Aufenthalt daselbst. 1) Reise von Assuan nach üairo. Aufenthalt in üairo« Riickreise nach Alexandria. Am 10. Juli 1 S3S. Nach einem mit uiisein Bekannten in Assuan eingenommenen kräftigen, arabischen Frühstiicke; denn belänfig gesagt, hatte unsere Kandschia auch den Vorzug, dass man, Wtährend gefahren wurde, nicht kochen konnte, verh'essen wir Assuan um 9 Uhr Vormittags , passirten um 4 Uhr Abends bereits Kom-Ombos und um 8 Uhr deuDschebel Selsele. Wir fuhren regelmässig die ganze Nacht durch und hielten nur so lange an bedeutenderen Orten an, um unsern 20 Ruderern einige Ruhe zu gönnen und während der Zeit unsere Küche besorgen zu lassen. Am 11. Juli, um 10 Uhr Vormittags, waren wir bereits in Esne, sahen weiter flnssabwärts , als grosse Seltenheit am Tage, dicht am Ufer eine kleine Hyäne („Dip" im Arabischen und wohl zu unterscheiden von „Marafyl" der grossen Hyäne in Sennaar) laufen und passirten im Zauberlichte einer egyp- tischen Mondnacht die Monumente Thebens '=. Am 12. Juli Mittags langten wir zu Kenne an, wo wir bei dem österreichischen Agenten Issa ein grosses Paquet Briefe aus Europa vorfanden. * Über die Monumente Egyptens zwischen Assuau und Kairo : 11, 1, S. 57-186. 96 Am 13. begegneten wir auf dem Nile mehreren Drei- masterbarken der Regierung, mit russischem Getreide beladen, um der in Ober-Egypten ausgebroclienen Hungersnoth wenig- stens einigermassen abzuhelfen, sahen zum Baue einer neuen Schleuse bei Abudigh Steine, mit Hieroglyphen verziert, ver- wenden , welche die heutigen Baumeister Egyptens von den alten Monumenten zu nehmen belieben , deren Conservation also nicht ganz in dem Massstabe gepflegt wird, wie einige Reisende uns erzählen, hielten am 15. einen gewaltigen Sturm auf dem Nile aus, der unsere leichte Kandschia dem Unter- gange ganz nahe brachte und kamen am Abende desselben Tages in Monfalut an. Am 16. Juli. Ungeachtet des anhaltend konträren Windes kamen wir durch die, jede Vorstellung übersteigende Ausdauer unserer zwanzig Ruderer bereits um Mittag zu Minieh an , wo wir einen aus Waddi Haifa zurückkehrenden Engländer einholten , den ich ein paar Jahre später an der Table d'hote zu Drontjem wieder zu treffen die Freude hatte. Hier erhielten wir auch die erste Nachricht von der in Syrien neuerdings ausgebrochenen Empörung, Am 17. Mittags passirten wir Feschn. Am 18. mit Sonnenaufgang erblickten wir die Pyramide von Meidun. Der nördliche Himmel war dicht mit Wolken bedeckt und unsern Sennaar-Naturen wurde die Kühle des Mor- gens so empfindlich , dass wir uns in Mäntel und Decken ein- hüllten. Einer unserer Matrosen erzürnte sich im Streite mit seinen Kameraden wegen einer Kleinigkeit so, dass er frisch- weg über Bord sprang. Die Kühle dieses Morgenbades stimmte jedoch die arabische Leidenschaft herab, er schwamm eiligst wieder ans Schiff und bat um Aufnahme. Um 2 Uhr Nachmittags sahen wir die Pyramiden von Daschur und um 4yo Uhr in der Ferne jene von Sakära und Dschiseh. Von Masguhne ans sandte ich einen Boten zu Dromedar nach Kairo, um unserem Freunde, dem kais. österr. Vizekonsul Champion, unsere baldige Ankunft zu melden. Am 19. Juli langten wir kurz vor Sonnenaufgang zu Alt-Kairo an, nachdem wir den wenigstens 120 geogr. Meilen (15 = l*' des Äquat.) langen Weg von Assuan bis hieher, 97 zu dem wir bei unserer Fahrt fliissaiifwärts mit durchsclinitt- lich günstigem Winde 24 Tage brancliten , bei anhaltend konträrem Wind in 9 Tagen und Nächten zurückgelegt hatten. Als die ersten Sonnenstrahlen i\en Mok.attam und dessen Citadelle mit ihrem ätherischen Glänze beleuchteten und der Wald von Minarets der unvergleichlichen Kalifenstadt sich vor unsern Augen ausbreitete, die Gärten auf Rhoda und el Koratieh die laue Morgenluft mit Blüthenduft erfüllten , die Pyramiden von Dschiseh , die Gränzvvächter zwischen dem liebewarmen Leben in el Kahira und dem Tode der Wüste, ernst zu uns herüber blickten; als wir mit kräftigem Ruder- schlage im Takte der arabischen Matrosenlieder unter den im acht arabischen Style konstruirten Erkerfenstern vorüber flogen, von denen so manches das Schönste birgt, was die kühnste Phantasie sich zaubert und schöne Erinnerungen die Brust erfüllten , da öffneten sich unwillkürlich die Arme und icii begrüsste Kairo wie meine Vaterstadt. Kaum hatten wir uns durch die lange Reihe von Barken hindurch gedrängt und an dem Zollhause zu Bulak gelandet, so erschien auch schon Champion, der uns zugleich gefälligst, wie immer, die nöthigen Pferde zum Ritte in die Stadt besorgt hatte. Wir betraten den oft und heiss ersehnten Boden an der Stelle wieder, von der wir am 29. Dezember 1836, also vor beinahe 19 Monaten, unsere Reise nach Sudan angetreten hatten. Was hatten wir in dieser Zeit alles gesehen, erlebt, gelitten, welche Er- innerungen drängen sich in diesen kurzen Raum zusammen! In unserem Innern trugen wir das Bewusstseyn unsere Pflicht gethan, unsere Aufgabe, so weit es uns nur möglich war, mit Ehren und mit Aufopferung gelöst zu haben, doch als ich den werthen Freund in meine Arme schloss und mich an seine Worte bei unserer Abreise nach Sudan erinnerte: „wenn sie zurückkommen, werde ich sie zählen und es wird mich sehr freuen, wenn keiner fehlt", erneuerten sich vorwaltend die schmerzhaftesten Momente unserer ReivSe; denn es standen nur noch drei vor ihm und wir waren so leicht gezählt. Da wir in Kairo nur einen kurzen Aufenthalt beabsichtig- ten, so liessen wir alle unsere entbehrlichen Sachen im ZoJlhause Russeggei-, Reisen. II. Bd. 3. Thl. 7 98 /uBiiliik, beorderten die Kaiulscliia dort bis zur Abreise liegen zu bleiben und galoppirten rascb in die St.adt, wo wir im Hause des Konsuls abstiegen. Auch in Kairo überraschte man uns wieder mit einem grossen Paquete Briefe aus Europa , nicht minder freute es uns dort unsern wackern Freund Pfäffinger, aus dem Hause Dummreicher in Alexandria, zu finden. Wir blieben , der nöthigsten Geschäfte wegen, bis zum 24. Juli Abends in Kairo. Unsere Ankunft daselbst fiel wenige Wochen nach dem grossen Brande im Frankenviertel, wovon wir erst hier in Kenntniss kamen. 216 Häuser wurden in Asche ffeleo-t und iene Reibe von Diebstählen . Mord und Todtschlag , welche diese an und für sich schon traurige Er- scheinung in Folge der schlechten Polizei und des Fanatismus der mohammedanischen Bevölkerung gegen die Christen be- gleitete und welch lezterem anfänglich zu wenig gesteuert worden zu seyn scheint, ist aus den öffentlichen Blättern zur Genüge bekannt. Ausser den nöthigen Aufwartungen bei MoKOAR-Bej' und AcHMED-Pascha Menikli , der aus dem Drusenkrieg in Syrien mit durchschossener Hand zurückgekehrt war , war es vor- züglich JAKUB-Eflfendi , der Dolmetscher des Gouvernements von Kairo^ an den wir uns in unsern Angelegenheiten wendeten. Der gute Alte hatte eine herzliche Freude uns wieder zu sehen und als ich ihm auf seine Frage, bis zu zwelchem Breitengrad ich gekommen sey, antwortete : bis zum zehnten, war er keines- wegs zufrieden ; denn er hatte bestimmt gehört, wir wären sogar bis zum eilften vorgedrungen. — Von MoKDAR-Bey, damals Mini- ster des Kultus, erfuhr ich zuerst. dassMEHEMED-Au gesonnen sey, selbst an den Fasangoru zu gehen, um die Goldwäschen dort einzuleiten, und dass man bereits Ingenieurs voraiisge- sandt habe, „um alle Katarakten des Nils zu zerbrechen", denn der Vizekönig wolle in 20 Tagen mit seinem neuen Dampf- schiffe von Kairo nach Fassoki gelangen. Ich wusste also vorläufig, auf welche Pläne ich mich gefasst zu machen hatte. In Kairo trafen wir damals ausser den Doktoren Bruner und Fischer, von denen ersterer dem grossen Hospitale zu Kassr-el Ain vorstand und lezterer daselbst als Professor an- gestellt war und welche beide in jederBeziehungaUvSgezelchnete- 99 Männer wir schon von frülier her kennen, nnsern Reisegefähr- ten BoREANi aus Sudan nebst seinem ße« leiter , erstem sehr krank , den Missionär Isenberg aus Abyssinien und unsern %vackern Engländer Brattel von Korneii auf dem Libanon. Isenberg war nach der Vertreibung der Missionäre aus Adöwa durch König Ubi nach Egypten zurückgekehrt und stand im Begriffe sich nach England zu begeben 5 wo ich ihn auch später zu London wieder traf. Schimper , mit dem er zugleich nach Abyssinien gegangen war, blieb in jenem Lande zurück, Kielmeyer aber, der leider später in der schönsten Periode seines Wirkens durch den Tod entrissen wurde, ward täglich erwartet. Brattel war zu Kairo mit dem Versuche die Eisenerze vonMerdschibah (auf dem Libanon) zu schmelzen beschäftigt. Wie Brattel dazu kam sich diesem Versuche, obwohl er selbst nicht Eisenhüttenmann war, unterziehen zu müssen, habe ich bereits im J. Bd. , 2. Tbl., S. 6SS gezeigt und dort auch zugleich des Schicksals näher erwähnt, welches die unter Brattel's Leituug sehr zweckmässig betriebenen Steinkohlen- gruben auf dem Libanon hatten. Der von Brattel zu Bulak erbaute, dreissig Fuss hohe Hochofen war schon seit einiger Zeit fertig und schon waren auch einige Versuche die Libanon- erze zu schmelzen abgeführt. Der Erfolg dieser Versuche war jedoch kein günstiger, denn anstatt flüssigen Roheisens erhielt man im Gestelle des Hochofens eine halb gefrischte mit Schlacke und Roheisen gemengte Eisenmasse, eine so- genannte Eisensau. Schon durch diesen einzigen Umstand wurde Brattel's Lage in dieser Sache eine sehr schwierige; denn der Türke im Allgemeinen weiss , wie jeder unwissende 31ensch, weder den Werth eines fehlgeschlagenen Versuches zu Avürdigen , noch kann er sich eine andere Ursache dieses Fehlschiagens denken, als die Unkenntniss des Gegenstandes vonseiten des Individuums, welches diesen Versuch vornimmt. Jedes Misslingen eines Versuches hat daher von seiner Seite Misstrauen zu Folge; fremden Einflüsterungen Gehör gebend, wird er der Spielball gegnerischer Umtriebe und er ist sodann, schon seiner natürlichen Indolenz wegen, eben so bereit dort Hindernisse zu schaffen , wo es zu seinem eigenen Vortheile 100 seine nächsle Aufgabe wäre, nach Möj>iiclikeit alle Hiiulernlsse liinvve«> zu räumen. Auf Bhattei/s Wunsch den Ofen zu be- sichtigen, ritt ich mit ilim nach Bulak. Der Ofen wurde mit heissem Winde betrieben, das Gebläse war schlecht, jedoch für den Versuch Immerhin genügend. Bedeutende Mängel fand ich aber in der Konstruktion des Schachtes, die Rast war nämlich zu flach, das Gestelle zu weit und zu wenig- hoch, der obere Theil des Schachtes zu sehr konisch. Man schmolz mit eng^lischen Koaks , röstete aber ohne Zweck die Erze sehr stark, wählte eine viel zu reiche Gattirung der Erze, beschickte die in Kalk einbrechenden Erze nur mit Kalk, machte zu schwere Erzsätze u. s, w. Ich theilte Brattel meine Ansicht über diese Gebiechen ganz offenherzig- mit und er versprach mir den nächsten Versuch darnach einzurichten. Ob und mit welchem Erfolg; diess geschah, ist mir nicht bekannt, nur er- fuhr ich bei meiner lezten Anwesenheit zu Kairo, dass Brattel auf Anrathen Boream's den Versuch, diese Erze im Kuppolo- ofen zu schmelzen, gemacht habe, welcher Versuch natürlich gänzlich Fiasko machte und worauf dann die Regierung das Kind mit dem Bade ausschüttete, d. h. die Sache ganz fallen Hess , anstatt sie einem Eisenhüttenmanne vom Fache anzu- vertrauen. Im Spitale zu Kassr el Ain befanden sich damals mehrere Cholerakranke , die ich mit grossem Glücke auf eine Weise behandeln sah, welche der in Europa üblich gewesenen gerade entgegensteht. Mau legte sie nämlich in möglichst kühle, luftige Zimmer, in denen man den frischen Luftzug, welcher in warmen Ländern ohnediess nicht gescheut, sondern viel- mehr gesucht wird , absichtlich beförderte, bedeckte sie nur auf das leichteste und gab ihnen nur kühlende Getränke zu trinken. Als ich mit Dr. Bruner durch die Säle der syphiliti- schen Abtheilung gingj fiel mir die grosse Menge von Knaben auf, welche in Behandlung stand. Sie waren sämmtlich das Opfer jenes Abscheu erregenden, naturwidrigen Lasters, wel- ches in südlichen Ländern so häufig ist, welches besonders unter den Truppen in Egypteu schrankenlos herrschte, und dem die eg} ptische Regierung durch ihre gänzlich unpraktische Verbannung der Freudenmädchen, ohne Rücksicht auf Klima 101 1111(1 Gewoliiilieit. hei «lie Tliore öffnete, um veiwüsteiid in den Kern des Volkes einzudringen. Am 24. Juli erhielt ich aus Alexandria die Nachricht, dass ]Mf,hemed-Ali die von MusTAPHA-Uey aus Chardum einge- sandten Proben des goldführenden Sandes aus Fassoki u. s. w., so wie einen Theil der von Boream gesandten Proben, bereits habe untersuchen lassen. Diese Untersuchung wurde unter Leitung einiger jüdischen Goldarbeiter vor seinen Äugen vor- genommen und bestand darin, dass man die Schliche pr. Pausch und Bogen in einen Hafnerzeller-Tiegel warf und die Masse so viel als möglich zum Schmelzen brachte. Das unerfreuliche Resultat, nämlich eine schwarze Schlacke , machte auf den Vizekönig einen schlimmen Eindruck und er erwartete daher meine baldige Ankunft um so sehnlicher, da ich, solche Er- eignisse voraussehend, wohlweislich meine mitgenommenen Proben nicht aus den Händen gelassen hatte. Um 5 Uhr Abends ging ich mit Pfäffinger und AcHMED-Kaptan an Bord unserer Kandschia zu Bulak und fuhr uuverweilt ab. Kotschy folgte uns mit den mittlerweile ebenfalls zu Kairo angekom- menen beiden Lastbarken. Am 25. Morgens waren wir in Terraneh , am 20. Mittags Hessen wir uns das Schleussenthor zu Adfne öffnen und liefen mit der Kandschia in den Kanal Mamudieh ein. A m 27. Juli 183 8 langten wir um Sonnenaufgang, nach einer Abwesenheit von 19 Monaten und 18 Tagen, glücklich wieder in Alexandria an. Freudig begrüsste ich das Meer, Selim aber, der KnIfan-Neger aus dem Herzen Afrikas, war wie vom Schlage gerührt, als er die in den Strahlen der Morgensonne schimmernde, unabsehbare Wasserfläche, die KriegsschiflFe und den Mastenwald im Hafen, die rasch vom Wind getriebenen Mühlen u. s. w. erblickte. Ohne Ver- zögerung eilten wir von Mamudieh in die Stadt, wo ich im Hause des Gibaro, worin sich damals das kaiserl. österr. und das königl. dänische Generalkonsulat befanden, abstieg. 102 9) Aurentlialt cu Alexandrla. Resultate der Kiit* deckung: uud llntersiiclitiiig: der Crold'tväsclien in Ost-Sudan* Schicksale der Taurus'Kxpeditiou. Auf« lösuug- der g-anzeu inontauistisclieii Kxpeditiou und Aufliebung- des Rontraktverhandes mit der eg-ypti- sclicn Reg-ierung-. Reise von Alexandria in die ]VIakarius«^Viiste und >vieder zurilck. IVeue Reise- plftne. Antritt der Reise in das peträisclie Arabien* Nach einem flüchtigen Besuche bei Dümmreicher ging; ich noch am Tage meiner Ankunft zu BocHos-Bey und von ihm 7A\ Mehkmed-Ali. Beide empfingen mich mit Auszeichnung. Nachdem ich dem Vizekönig eine kurze Skizze meiner Reise und der Resultate derselben mitgetheilt und ihm einige Stücke goldführenden önarzes vom Fasangoru und Dschebel Tul, mit gediegenem Golde eingesprengt, überreicht hatte, unter- hielt sich derselbe an zwei Stunden ausschliesslich über diesen Gegenstand mit mir und zeigte ein so hohes Interesse an der Sache, dass ich wohl wahrnehmen konnte, wie sie für den Augenblick der Centralpunkt aller seiner Ideen und Pläne geworden sey. Ich hatte zu Kairo die von ^OKDAR-Bey dem Vizekönig untergelegten Reisepläne nach Fassoki für eine der gewöhn- lichen Fanfarronaden des erstem angesehen, leider aber wurde ich nun hier eines Andern belehrt; denn zum Schlüsse meiner Audienz theilte mir Mehemep-Ali selbst sein Vorhaben mit, nach Fassoki gehen zu wollen. Er sprach selbst die Absicht aus, diese Reise in 20 Tagen zurückzulegen und verhehlte mir auch nicht, dass er bereits Befehl gegeben habe, alle Katarakten zu zertrümmern. Zum Schlüsse beehrte er mich mit dem Auftrage die Proben schnell abzuführen und alle Anstalten einzuleiten, um die Goldgruben mit zehntausend Mann in Arbeit nehmen zu können. Ich muss gesteheu, dass ich mich beim Anblicke einer solchen Aufregung nicht eut-r halten konnte, verschiedenen Besorgnissen Raum zu geben. Jedenfalls war meine nächste Aufgabe die nähere Unter- suchung der aus Sudan und Nubien mitgebrachten Erz- und Schlichproben, Da die Resultate derselben weitern Unter- nehmungen zur Basis dienen mussten, so sah ich diesen Akt allerdings als einen sehr wichtigen an und es lag mir daher lO.t daran , diese Arbeit inii allei- Sorgfalt vorziiiiehmeii. Abge- sehen davon, dass eine- Analyse auf nassem Wege hier an 1111(1 für sich nicht afi Ort und Stelle gewesen wiire, so wurde mir hiezu auch, gedrätigt durch die Ungeduld Mkhemed-Ali's, die physisch noth wendige Zeit gemangelt haben. Meine Absicht "int» daher dahin, ans den Schliciien das mit demselben vorkom- mendc gediegene Gold mit dem Sichertroge auszuziehen und zu coupelliren, ihren Malt an goldigem Silber und an mit dem Kiese verlarvten Golde aber , so wie den 3Ietallgehalt der Erzposten, im dozimastischen, trockenen VV^ege nachzuweisen. Um dieses tlinu zu können, bedurfte icii eines kleinen Probir- ofens, einer IMuffel und einiger anderer Geräthe *, die ich aber alle erst herbeischaffen musste, denn ich erhielt zu meinen Arbeiten nichts als einen leeren Raum in einem Gewölbe der ihrem Einstürze nahen Glasfabrik und ein ebenfalls leeres Zimmer im Arsenale zur Aufbewahrung meiner Proben u.s. w. Renne, der damals die Glasfabrik leitete, ging mir beim Bau des Probirofens, den ich unverzüglich begann, auf das Ge- falligste an die Hand, jedoch selbst unsern vereinten Kräften gelang es nicht, die Indolenz und die unbeschreiblich ermüden- den Formen zu besiegen , auf die wir allerseits stiessen. Nie war es möglich die erforderlichen Materialien zur rechten Zeit zu erhalten, wenn das eine vorhanden war, fehlte das andere, wenn die Arbeiter zu Gebote standen, war kein Arbeits- zeug vorhanden, und fand sich dieser, so mangelten wieder die Arbeiter. Ungeachtet des in meiner Gegenwart ausgespro- chenen Willens des Vizekönigs, mich mit allem Nöthigen ungesäumt zu versorgen, bedurfte jeder Gegenstand 10 bis 12 schriftliche Bewilligungen bis er in meine Hände gelangte. Um z. B. im Arsenale ein Stück Tannenholz von 15 Zoll Länge zum Modelle der Muffel zu erhalten, musste ich sechs volle Tage warten bis das lezte Teskereh an den ausgefertigt war, der dasselbe vom Stamme abzuschneiden hatte. Müde dieser endlosen Verzögerungen beschwerte ich mich bei Mehemed- Ali, der auch sogleich LATüs-Bey, den damaligen Inspektor '^ Uui die dozimastischen Proben mittelst des Lötbrohrs abzuführen, womit icli mich trüber nie, quulitative Untersuchungen abf^erecbnet, be- schäftigt hatte, mangelte mir die hiezu unumgänglich nöthige Übung. 104 des Arsenals, iiifeu Hess und ihn zu grösserer Beweglichkeit bestimmte. Nun aber hatte ich es im weitern wegen Anferti- gung der wenigen Werkzeuge mit eineA Franzosen zu thun, der sicli um LATUS-Bey wenig zu kümmern schien , und die früher mit Leztgenanntem bestandenen Schwierigkeiten be- gannen nun von dieser Seite. Endlich kam ich doch so weit, dass ich am 7. August, nachdem 11 Tage über eine Arbeit verflossen waren , die an einem Tage hätte bewerkstelligt werden können , mit dem Auswärmen des Ofens beginnen konnte und ich Aussicht hatte in 14 Tagen endlich auch Muffel, Probiergefässe, Arbeitszeug u. s. w. zu erhalteir und somit die Proben beginnen zu können , als plötzlicii eine Veränderung in meiner Stellung zur egyptischen Regierung eintrat, die der ganzen Angelegenheit eine andere Richtung gab. Wie ich bereits im II. Bd. , 2. Tbl., S. (533 u. s. w. dar- gethan habe, so wurde während meiner Abwesenheit im Inner» von Afrika die Taurus-Expedition durch innere Zerwürfnisse und durch eigenmächtiges Eingreifen in die Angelegenheiten derselben von Aussen auf einen Punkt gebracht, wo meiner Ansicht nach meine Rückkehr nach Gülek dringend angezeigt war. Ich hatte hierüber bereits von Chardum aus an Boc.nos- Bey die geeigneten Anträge gestellt. Seit dieser Zeit hatte sich diese Sache noch weit schlimmer gestaltet. Müde der fortwährenden Umtriebe hatten mein Adjunkt Pruckner und Dr. Veit ihre Entlassung eingereicht. Veit ging nach Europa zurück, Pruckner und Schattauer aber, welch lezterer bei dieser Gelegenheit ebenfalls vom Taurus abgegangen war, erwarteten ihrer weitem Bestimmung wegen meine Rückkehr aus Sennaar. Der grossen Entfernung und meines unsteten Auf- enthaltes wegen kam ich zu spät in die Kenntniss dieser lezter- wähnten Ereignisse, als dass ich zur rechten Zeit darauf hätte Einfluss nehmen können. Schattauer befand sich hier in Ale.xandria, Pruckner ging mittlerweile an den Sinai und lag nun, von dort wieder zurückgekehrt, todtkrank zu Kairo. Auf dem Etablissement am Taurus war Niemand zurück geblieben, als der Nasir und ein paar Europäer, welche man der Expe- dition in Egypten zugetheilt hatte, durchgehends Leute, denen 105 die egyptische Regieniiig^ kein Vertrauen schenkte und sclien- ken konnte. Unter solchen Verhältnissen sah ich es als eine Ehren- sache für mich an, meinen bereits gefassten Vorsatz, an den Tanrns zurückzukehren und den Betrieb der grösstentheils schon vollendeten Schmelzhütte daselbst einzuleiten und zu ordnen , möglichst schnell ins Werk zu setzen. Ich entwarf daher, sowohl in Betreff dieses Gegenstandes als bezüglich des einzuleitenden Betriebes der Goldwäschen am Fasangoru, einen ausführlichen Plan und unterbreitete denselben durch ßoGHOs-Bey dem Vizekönig. Die Hauptmomente dieses Planes waren : 1) Nach Vollendung der Proben, mit welchen ich gegen- wärtig mich beschäftigte 5 werde ich mich unverweilt an den Taurus zurückbegeben, Pruckner und Schattauer sollen mich dahin in ihrer früheren Stellung begleiten und daher soll mit diesen die egyptische Regierung den früheren Kontrakt unter gleichen Bedingungen wieder anknüpfen. 2) Während wir am Taurus den Bestand des Etablissements in Ordnung bringen und denselben feststellen, womit ich läng- stens bis zum Frühjahre 1SIJ9, also in ungefähr sieben bis acht Monaten, fertig zu werden die Aussicht hatte, sollte die egyp- tische Regierung alle zum Betriebe der Goldwäschen am Fasangoru im Sinne des laut 11, 2, S. 740 u. s. w. bereits vor- gelegten Betriebsplanes erforderlichen Werkzeuge und Requi- siten theils in Alexandria anfertigen, theils aus Europa be- stellen lassen, gleichfalls sollte man in Alexandria nach meinen Angaben die einfachen Vorrichtungen zur Amalgamation der Schliche ganz ausfertigen, die nöthigen Materialien beischaff'en und sich , des Unterrichts der Soldaten und Eingebornen in Behandlung der Aufbereitungsanstalt wegen, mehrere Arbeiter von Seiten der kaiserl. österreichischen Regierung erbitten. 3) Die einstweilen angefertigten Werkzeuge , Requisiten und in ihre Theile zerlegten, an und für sich nur wenigen und höchst einfachen Maschinen sollten ohne Verzug nach Senjiaar geliefert werden. 4) Während derselben Zeit sollte es jedoch Sache der ägyptischen Regierung seyn. das Gebiet derGoldwäschcHj als 10(J weit ausser dem Bereiche der Herrschaft Mehemed-Ah's lie- gend, militärisch zu besetzen und daselbst eine Militärkolonie der Art zu organisiren, dass die nachfolgende montanistische Expedition ihrer technischen Bestimmung- sich ganz hingeben kann und nicht erst mit den Waffen in der Hand ihr Terrain zu erkämpfen habe. 5) Wären nun alle diese V^oranstalten eingeleitet und ich vom Taurus wieder zurückgekehrt gewesen , dann wäre nach meiner Ansicht der rechte Zeitpunkt gekommen , die eigent- liche montanistische Expedition nach Fassoki zusammen zu setzen, wobei ich versprach , alles hiezu Nöthige mittlerweile einzuleiten und wobei ich auch, ohne mich aber vorläuög hier- über auszusprechen, den Entschluss fasste, unter den einem solchen Opfer angemessenen Bedingungen neuerdings nach Fassoki zu gehen und dort den Betrieb einzurichten. 0) Die Abreise der montanistischen Expedition von Ale- xandria nach Fassoki hätte am Besten im Sommer 1S39 zu geschehen gehabt ; denn bei der Wahl dieses Zeitpunktes wäre dieselbe nach dem Ende der tropischen Regen in Chardum angekommen . wäre der eefährlichsten klimatischen Periode daselbst hiedurch entzogen worden , wäre noch zeitlich wäh- rend der trockenen Jahreszeit in Fassoki eingetroffen und hätte noch zu Ende des Jahres 1839 ihre Arbeiten am Fasan- goru beginnen können. Ich theilte BoGHos-Bey diesen Plan mit jener Beruhigung mit, die man dann empfindet, wenn man eine Sache reiflich, ruhig und alle Nebenumstände berücksichtigend durchdacht hat. Zugleich aber überreichte ich Mehembd-Ali ein Ver- zeichniss aller jener Gegenstände, deren man zum Betriebe der Goldw äschen am Fasangoru n ac h m e i n e m Plane noth- wendig bedürfen wird, bat ihn die Beischafi'ung derselben an zuordnen und glaubte nun so den Gegenstand vor der Hand vollkommen geordnet zu haben. Mehrere Tage wartete ich auf eine Entschliessung über diese Anträge, während welcher Zeit man von einer andern Seite her sehr thätig gewesen zu seyn scheint ; denn plötzlich wurde ich durch die Nachricht überrascht, dass Mehemed-äli beschlossen habe, einen Franzosen, Namens Aime. zur weitem 107 Vollendung des Etablissements zu Gülek an den Taurus zu senden, was auch geschah. Aime lebte schon seit langer Zeit in Egypten , war der Pächter der Alaun-Produktion in den Oasen, übrigens seines Faches in so weit ein Chemiker, dass er, wie er mir sagte, bei 40 Artikel, als Salpetersäure, Schwefel- säure u. s. w. fortan tiir die Fabriken des Pascha (und Ge- frorenes für dessen Harem , wie Boreani spitzig beisezte) zu erzeugen hatte. Seinen häuslichen Verhältnissen nach war Aime ein sehr achtungswertherMann, seiner politischen Farbe nach war er aber eine jener exaltirten Karrikaturen unserer Zeit, an denen es in Egypten nie mangelt und technisch be- leuchtet war er der Aufgabe nicht nur nicht gewachsen, sondern sie war ihm ganz fremd. Am 6. August war ich beiMEHEMED-Au; derselbe benahm sich äusserst freundlich wie gewöhnlich ; blieb aber fest hei seiner fixen Idee der 10,000 Mann und seiner Reise nach Fassoki stehen. Ausserdem machte mir auch ARTiM-ßey, ein in Paris erzogener Armenier und Dolmetscher des Vizekönigs, die für mich ganz neue und nicht wenig interessante Mittheiluiig, dass man im Arsenale die für 10,000 Mann nöthigen Werkzeugein 20 Tagen anfertigen werde, wozu ich ihm zu gratuliren nicht unterlassen konnte. Mehemed-Ali ging bei seiner Zehntausendmann-Theorie von dem sonderbaren Kalküle aus, dass, wenn ein Mann des Tages für den Werth eines Thalers Gold darstellt, 10,000 Mann offenbar des Tages für 10,000 Thaler erzeugen müssen. Von diesem Gedanken konnte ich ihn nicht abbringen und zwar um so weniger, da ich mit ihm, der nur türkisch spricht, ohne Dolmetscher nicht sprechen konnte, AcHMED-Kaptan aber zu solchen Verhandlungen nicht geeignet war und ich ausserdem Niemand hatte, der mir als Mittelorgan , ohne andere Rücksichten zu verletzen , deren Erörterung nicht hierhergehört, hätte zur Seite stehen können. Ich wählte daher auch für alle wichtigeren Verhandlungen den schriftlichen Weg, mögen dann die Übersetzungen solciier grösstentheils technischen Arbeiten noch so schlecht ausge- fallen seyn, so blieben doch die Originalien. In jene Zeit fiel auch gerade ein für Mehemed-Ali sehr unansfenehmer Moment seiner Herrscherlaufbahn , nämlich die Verweigerung der. 108 Aneiketiruing seiner Unabhängigkeit von Seiten der europäl- sclien Grossmächte. Mehemed-äli, obvvoli hiedurch erschüttert und in seinen schönsten Hoffnungen getäuscht, beherrschte sich. Nicht so BoGHOS-Bey ; seine ganz vernachlässigte Toi- lette, sein Zuriickziehen, sein wochenlanges, Aufsehen erre- gendes Abschliessen gegen europäische Besuche, auch gegen diederiuEgyptenstationirtenGeneralkonsule der Grossmächte, liessen auf seinen Gemüthszustand schliessen. Er, dem Vize- könig wahrhaft ergeben, war allein der Mann, der Geld her- beizuschaffen wusste. BoGHOs-Bey wusste ausserdem aber auch recht gut, dass man dem nun gescheiterten Lieblings- plane des Vizekönigs rücksichtslos das Land hingeopfert hatte, er sah die Unmöglichkeitvorsich, fort und fort neue Subsidien zu liefern und doch war Mehemed-Ali der Pforte gegenüber zu weit gegangen, um ohne Garantie für seine politische Existenz zurücktreten zu können. Zudem zeigte sich in Alexandria wieder die Pest*, der heuer noch so niedrige Stand des Nils Hess ein neues Hungerjahr, eine neue Steigerung des Elendes erwarten , öffentliche Gebete wurden abgehalten , an denen Christ und Muselmann, jeder in seiner Weise, Theil nahmen, kurz ich glaube es, dass die vorn erwähnte Theorie der zehn- tausend Mann und zehntausend Tiialer per Tag einen tiefern Grund hatte als bloss im Mangel an technischer Kenntniss. Ich glaube, dass Mehemed-Ali ernstlich damals in dem exzent- rischen Betriebe der Goldwäschen sein Heil suchte , dass er keineswegs, um sich aus politischen Rücksichten der Nähe der europäischen Konsule zu entziehen, die Heise nach Fassoki zu unternehmen beschloss, sondern dass nur die damals miss- liche Lage, die exaltirte Erwartung eines enormen Gewinnes und das Bewusstseyn des moralischen Gewichtes seiner Per- sönlichkeit dort, wo es galt, ihn dazu bestimmten. Boghos- ßey trug dieselbe Überzeugung in sich. An Leuten , welche diese beide, unter Verfolgung ihrer eigenen, persönlichen Ab- sichten , in ihren, diessfalls unpraktischen Plänen bestärkten, mangelte es nicht; aber ich musstemich entgegenstellen, weil ich die Sache genau kannte, den schlechten Erfolgeines solchen • Wöchentlicli zehn bis swölf Fälle 109 Bc|>innens voraussah , ja dassellie als ein reines Absiirdiun erblickte und somit meiner Überzeugung, meiner dienstlichen Stellung; und meiner Ehre wegen nicht beistimmen konnte. Mittlerweile waren CuuRSCHiD-Pascha und MusTAPUA-Bey von Chardum angekommen, ersterer blieb in Alexandria, lezte- rer aber erhielt am Tage nach seiner Ankunft den Befehl sogleich wieder nach Chardum abzugehen und Boueani daliin mitzunehmen , der sich aber Krankheit halber entschuldigte. Da ich nun sah, dass bezüglich der Goldwäschen eine ähnliche Verfügung in Aussicht stand, wie sie bereits das Etablissement am Taurns betroffen hatte und ich es für meine Pflicht hielt, solche Missgriflfe abzuwehren , so lange es mir möglich seyu konnte, so ging ich am 7. August früh des Morgens zu Artim- Bey und fragte ihn, ob nicht die Entscheidung des Vizeköiiigs auf meine gemachten Anträge bald zu erwarten stehe und wenn nicht , so bat ich ihn , die Sache so weit es ihm möglich wäre zu betreiben, wobei ich ihm meine Ansichten kurz aus- einandersezte. Am Ende unserer Besprechung fragte mich ARTiM-Bey, ob die HH. Prlckner und Schattauer, wenn der Kontrakt wieder mit ihnen angeknüpft würde , nach Fassoki gehen werden? Diese Frage konnte ich natürlich für andere, die sich ihres eigenen Willens zu erfreuen haben , nur mit einem „vielleicht" beantworten, als aber der Bey weiter fragte: Ob ich selbst dahin wieder zurückzukehren gesonnen wäre? so erwiederte ich ganz bestimmt: „Nach meinem dem Vize- könige bekannten Plane kann es sich bezüglich meiner Person vor der Hand um keine Zurückkehr nach Fassoki handeln, sollte jedoch Mehemed-Ali seine, des Betriebes der Goldwä- schen wegen, ausgesprochene Ansicht festhalten , so gehe ich nicht dahin." Ich war bei dem Baue meines Probierofens beschäftigt, als ich kurz darauf von ARXiM-Bey die Nachricht erhielt, der Vizekönig habe die Schlichtung der erwähnten Angelegenheiten an BoüHos-Bey übertragen und ich möchte mich daher mit diesem benehmen. Noch denselben Abend ritt ich zu BoGuos-Bey. Dieselben Fragen, dieselben Antworten. Zum Schlüsse jedoch eröffnete mir BoGHos den Wunsch des Vizekönigs: wenn ich nicht nach Fassokl gehe, die Proben einzustellen und meine Rechnung 110 vorzulegen. Da ich auf diese Alternative schon gefasst war, so sezte ich bei : 31orgeu werde ich zugleich meinen Entschluss ans dem bisher bestandenen Kontraktsverbande auszutreten, schriftlich übergeben. — Was ich somit auch that. Die Gründe, die mich zu diesem Schritte bewogen ha- ben, liegen ganz nahe : Ich kam nicht unbestimmter Hoffnun- gen wegen nach Egypten, sondern ich ward auf mein Ansuchen von meiner vorgesezten hohen Behörde mit dem Auftrage be- ehrt, die Leitung der Expedition zu übernehmen; als Chef der- selben war ich unmittelbar an den Vizekönig gewiesen und über die Gränze unsers Kontraktes hinaus hatten wir einer dem andern gegenüber keine Ansprüche. Ich ward für die Dauer meiner Reisen nicht aus dem Staatsdienste entlassen, sondern kehrte nach Vollendung derselben unmittelbar in die aktive Dienstleistung zurück, ich stand daher aucii mit der ägyptischen Regierung in keinerlei Verband, der hindernd auf meine Enthebung vom Kontrakte eingewirkt hätte. Das ein- zige, was mich noch hätte fesseln können, betraf nicht meine Stellung, sondern meine Persönlichkeit, und das war der Dank, zu dem ich mich gegen Mehemed-äli verpflichtet fühlte, dessen Unterstützung ich die damals zurückgelegten Reisen und des- sen Zugeständnissen im Kontrakte, die getreulich erfüllt wur- den, ich die unmittelbar darauf folgenden Reisen zu danken hatte. Diesem Danke durfte ich jedoch nicht die Wahrheit opfern. Von der Ausführung der Pläne des Vizekönigs war unmöglich ein günstiger Erfolg zu erwarten, was auch die Er- fahrung bestätigte und wozu ich mich also nicht herbeilassen konnte, abgesehen davon, dass ich jezt die Ehre hatte, der Erste gewesen zu seyn, der jene Goldwäschen gründlicher un- tersuchte und daher keinen Beruf in mir fühlte, mit Andern die unvermeidlichen Resultate eines Unternehmens zu theilen, das durchaus nicht gelingen konnte. Das Klima in Central- Afrika hatte über die Hälfte des mit mir in Chardum gebliebe- nen Personals genommen , die Rückkehr dahin wäre also ein Opfer gewesen, das sich nur durch rationelle Aussicht auf Er- folg hätte rechtfertigen lassen. Auch muss ich aufrichtig ge- stehen , ich war der zahllosen Umtriebe und Einstreuungen müde, ich sehnte mich nach meinem Vaterlande und uach 111 meiner Bestimmuno; dort, die ich stets im Auge gehabt zu ha- ben das ßeuusstseyn in mir trage. Kurze Zeit nach Einreichung meiner Entlassung wurde ich sowohl von BocHOS-Bey als von Andern aus der nächsten Umgebung des Pascha wiederholt befragt, ob ich bei meinem Entschlüsse stehen bleibe, was ich nur bestätigen konnte. Am meisten schmerzte es mich jedoch, die mitgebrachen Pro- ben als das nächste Resultat unserer Bemühungen nicht vor- nehmen zu können. Ich hatte zwar, wie ich schon Bd. II, 2, p. 729 etc. erwähnt habe , die Vorsicht gebraucht und Dupli- kate dieser Proben nach Wien gesandt 5 unmöglich aber konn- ten die Resultate von dort mir so schnell zukommen, als ich deren bedurfte, um meine Angaben dadurch bestätigen zu kön- nen. Der damalige kaiserlich russische General-Konsul Graf Medem, dem ich gleich Dumreichern der Gefälligkeiten unzäh- lige zu verdanken hatte, nahm sich auf eine eben so zarte als biedere Weise dieser Angelegenheiten an, machte den Pascha auf die Wichtigkeit dieser Proben aufmerksam, und als der- selbe nichts dagegen einwendete, als dass er Anstand nehmen mi'isse, mich nach dem Geschehenen um diese Gefälligkeit zu bitten, so schrieb ich an BooHos-Bey und ersuchte ihn, Mehe- med-Ali zu versichern, dass es mich ungemein freuen wird, wenn er die Proben mir anvertrauen und mich diese wichtige Arbeit vollenden lässt. Bei dieser Gelegenheit sezte ich dem Bey die Gründe meines Verfahrens ganz offen auseinander. BoGHüs trug den Gegenstand dem Vizekönige vor und auf des erstem Wunsch ritt ich am 19. August zu ARTiM-Bey. Als ich eintrat, machte ARXiM-Bey zu meinem Erstaunen mir Vor- wiirfe über das, was in meiner Abwesenheit am Taurus gesche- hen, oder, besser gesagt, nicht geschehen war, sezte im ver- weisenden Tone bei, dass, wenn ich nicht nach Fassoki zurück- gehe, auch in dieser Sache nichts geschehen werde und, dass man ohne meine Zurückkehr dahin auch meine Proben nicht brauche. Tief verlezt durch diese unerwartete Wendung, er- klärte ich ARTiM-ßey, dass es mir durchaus nicht beigefallen wäre durch mein Schreiben an Boghos nur den leisesten W^unsch auszusprechen, wieder in nähere Berührung zu treten, dasAnerbiettti wegen den Proben gründet sich ausschliesslich 112 nur auf die persönliche Äclitung^, die ich für Mehemed-äli fi'ihle, und somit erkläre ich nun, nicht nur unter keiner Bedin- gung' mehr nach Fassoki zu gehen , sondern auch die Expedi- tion, insoweit sie noch unter mir steht, ganz aufzulösen. Un- geachtet meiner Ansicht nach diese Äusserung keinem Zwei- fel Raum gegeben haben dürfte, fragte mich doch ARxm-Bey wie viel ich Gehalt etc. fordere, wenn ich nach Fassoki zurück- gehen wollte. Ich liess mich weiters in keine Erklärungen mehr ein , fertigte au Prückner, der unterdessen krank von Kairo nach Alexandria gebracht wurde, au Kotschy, Scuat- TAUER und Nowak, der noch am Taurus war, die Entlassungs- Dekrete aus dem Verbände der Expedition aus, wies sie zur Abrechnung mit Boonos-Bey an und sah auf solche Art die montanistische Expedition beendet, welcher ich durch fast drei Jahre, zum Theil unter schwierigen, unangenehmen Verhält- nissen, vorzustehen die Ehre hatte. Nachdem ich die mir vor- gesezte hohe Behörde in Wien von diesem Vorgange in Kennt- niss gesezt und um weitern Urlaub zur Fortsetzung meiner Reisen nach meinem vorgelegten Plane gebeten hatte, war für mich in dienstlicher Beziehung in Alexandria nichts weiter zu thun, als mit Boonos-Bey meine und meiner Gefährten Abrech- nung in Richtigkeit zu bringen und mit Ausnahme der Karten, die man mir um den Ankaufspreis überliess, die vom Vizekö- nige zum Gebrauche derExpedition beigeschafften Gegenstände, als Instrumente u. dgl. zu übergeben. Alles diess ging zwar sehr langsam, aber ohne Anstand vor sich und die vom Vize- könige eingegangenen Kontraktsbedingnisse wurden , inso- ferne dieselben mich und meine noch anwesenden Gefährten betrafen, auf das pünktlichste erfüllt. Den Orient wollte ich nicht verlassen, ohne einen schon in früher Jugend gehegten Wunsch zu erfüllen, jene Orte zn besuchen, welche die Geschichte unseres Glaubens beiligt, jene Orte, die keiner ohne tiefe Rührung betreten kann, nämlich den Sinai, von wo die Grundlage aller Gesetze ausging, und das hei- lige Land. Ajisser meinen Abschluss- und Übergabsgeschäften hatte ich daher noch die Aufgabe mich zu dieser Reise zu rüsten. Nach meinem Rücktritte wurde die Expedition des Vize- königs nach Fassoki auf das eifrigste betrieben. Noch war 113 man über den eigentliclieii Plan der Reise zwar nicht recht einig, docli wurde schon von vorneher beschlossen, von Char- dum aus der Expedition eine doppelte Richtung zu geben und den einen Theil den Bacher el Abiad hinauf bis in sein unbe- kanntes Quellenland zu senden, dem andern Theile aber, wel- chen der Vizekönig- mit dem griech. General-Konsul Tossitza selbst zu führen beschloss, die Einleitung des Betriebes der Goldwäschen zur Aufgabe zu stellen. Boreani, bestimmt die Expedition nach Fassokl zu begleiten, war bald nach Musta- PHA-Bey nach Kairo abgegangen. Diese Reisepläne versezten den Greisen Mehemed-Ali in eine Art Aufregung, die in einem solchen Alter, damals 70 Jahre, nicht häufig zu seyn pflegt. Er sprach nur vom Reisen, bald dort, bald dahin und es ge- lang ihm wirklich die Masse insoweit irre zu führen, dass nur wenigebestimmtvvussten, wohin er eigentlich zu reisen gedachte. Ein Zwischenakt ganz eigener Art und nui in einem Lande ausführbar, wo dem fremden Abenteurer noch Ideen mit Geld aufgewogen werden, mit denen ersieh im Vaterlande, ohne ausgelacht zu werden, nicht sehen lassen dürfte, unter- brach auf kurze Zeit die Reisepläne. Wie bekannt nimmt nämlich der Betrieb der vielen Sakien am Nile und seinen Ka- nälen eine sehr bedeutende Grösse thierischer Kräfte in An- spruch. Eine Maschine, welche leztere erspart und womit doch dasselbe wenigstens geleistet würde, wäre daher eine wahre VVohlthat für das Land. Der Nil hat jedoch ein zu ge- ringes Gefälle, Dampfkraft ist zu kostspielig und der Wind zu wenig gleichförmig. Ein Malteser kam zuerst auf den Ge- danken, diesen Zweck durch ein perpetuum mobile zu errei- chen. Das Modell gefiel, man sah die Sache ein, grosse Wet- ten pro und contra wurden geraaciit und der Plan kam ohne- weiters zur Ausführung, Am Kanal Mahmudieh wurde die Zaubermaschine gebaut, umgelassen — jedoch sie ging nicht; denn das seyn sollende perpet. mobile bewies sich als ein wahr- haftes perpet. stabile. Hierdurch keineswegs abgeschreckt, machte sich nun ein Grieche ans Werk. Vorschüsse wurden gegeben, neue Wetten gemacht, welche sich bis auf die armen Dienerschaften ihrer dabei betheiligten Herren heraberstreck- ten. Mich zog man als Techniker zu Rath, der ich natürlich Russeggcr, Reisen. II. Bil. 3. TlU. S 114 nur von einem solchen Beginnen abrathen konnte. Die Hütte, worin das mechanische Unding stand^ wurde auf das schärfste bewacht und der Gegenstand äusserst geheim gehalten. Nun kam der Tag des Umlassens, die Maschine ging wirklich ei- nige Minuten, stand aber dann unerschütterlich still. Die Un- ternehmer machten sehr lange Gesichter, der Malteser hin- gegen fasste die Bedeutung des perpetuum mobile allegorisch auf und ging in der nächsten Nacht mit den bereits erhaltenen Geldern durch. Kaum hatte man sich nach dieser Episode mit erneuerter Kraft wieder auf die Ausrüstung derExpedition ge- worfen und nun beschlossen , die für den Bacher-el Abiad Be- stimmte schon von hier aus als eine separate Unternehmung zu betrachten, so kam neuerdings eine Unterbrechung. DieGross- mächte forderten nämlich Mehemed-Ali auf: an die Pforte den schuldigen Tribut abzuführen und sich jeder Feindseligkeit gegen dieselbe zu enthalten. Ersteres geschah nach wieder- holter kathegorischer Aufforderung von Seite des französischen Generalkonsuls mittelst schnellen Verkaufes der Baumwollen- vorräthe im Wege des Hauses Anastasio; in wie ferne aber Lezterm Folge gegeben wurde, lehrte später der Verlust von Syrien und jener der Paschalike Adana und Marrasch. Am 2. September reiste die zur Entdeckung der Quellen des Bacher el Abiad bestimmte Expedition ab. Unter dem Kommando des SELiM-Bimbasch, dem mein früherer Dol- metscher AcHMED-Kaptan , ein zweiter türkischer Offizier und 67 Marinematrosen beigegeben waren , ging dieselbe vorerst nach Kairo und sodann auf drei leichten, mit kleinen Kanonen bewaffneten Barken weiter nach Chardum. Glücklicherweise, da sie alle Katarakten bis dahin zu passiren hatten , war der Nil in lezter Zeit unvermuthet hoch gestiegen, so dass auch in Bezug des nächsten Fruchtjahrs sich die Hoffnungen wieder besser gestalteten *. * Die glänzenden, für die geographisclie Kenntniss dos Centralen Afrika Epoche machenden Resultate der schnell aufeinander folgenden 3 Expeditionen zur Erforschung des Bacher el Abiad, denen sich später die Europäer Arnaud , Sabatier , Thibaut und Werne anschlössen, sind bereits aus 11. Bd. 2. Theile dieses Werkes bekannt. Ferner sehe man hierüber : „Ein Blick in das Quellcnland des Nils von C. Ritter." Berlin 1844. 115 Am 6. September schiflFte sich Pruckner, der noch hnmer sehr leidend war, nach Europa ein. Selim, mein Kulfän- neger, begleitete ihn. Rhamadan, am heftigen Fieber leidend, blieb noch zurück und reiste erst später, während meiner An- wesenheit in Syrien , mit Generalkonsul v. Dummreicher nach Europa. Kotschy rüstete sich zur zweiten Reise nach Sudan, die für ihn so unglücklich endete und für die Botanik und Zoolo- gie jenes merkwürdigen Landes so folgenreich hätte werden können. Er trat seine Reise einige Zeit nach meiner Abreise an den Sinai an. Schattauer war unentschlossen, wohin er sich wenden sollte. Gutmeinende riethen ihm nach Hause zu gehen. Andersgesinnte, sich der Expedition nach Fassoki an- zuschliessen. Ein Zufall entschied. In den Tagen der damaligen Goldmanie brachte man Partien von Sand und Thon zu Mehemkd-Ali mit dem Bedeu- ten , sie wären sehr goldreich. Lange konnte ich nicht er- fahren, woher dieselben stammen; denn die Angaben : von Terraneh (Nilschlamm), aus der Makariuswüste (tertiär und Diluvium des Meeres), aus den Oasen (Meeresdiluvium, tertiär, Kreidekalk, Sandsteine der Kreide) und dgl. konnte ich füglich nicht glauben, ohne eine Mystifikation vorauszusetzen 5 bis mir endlich ßoGHos-Bey eröffnete: man habe in einem alten Buche gelesen, dass sich bei Negile und Terraneh am Nile zwischen Alexandria und Kairo Gold finde und dass man dort diese Proben genommen habe. Schattauer sollte nun, zum Beweise seiner Befähigung nach Fassoki geschickt zu werden, die Proben vor- nehmen. Zuerst führte man ihn in den Diwan, sezte ihm eine Schüssel mit Wasser und eine Partie Sand vor. Das ging nun an und für sich nicht und ein herbeigebrachter Sichertrog gab kein besseres Resultat. Nun führte man ihn in dieSerails- Apotheke, übergab ihm eine Quantität Thon und stellte ihm zur Untersuchung desselben die Wahl unter allen vorräthigen Retorten frei. Diess war dem Examinanden doch zu arg, er machte die praktische Frage : wie viel Gehalt man ihm monatlich gebe, wenn er nach Fassoki gehen würde? und auf die Antwort: „1000 Piaster«, empfahl er sich und kehrte eben- falls nach Europa zurück. In diesen Tagen kam Arnaud aus Griechenland uaeh 8* 110 Egypten, wo er auf einige Zelt in die Dienste der Rej^iernnj> trat lind später sich den Expeditionen in Ost-Sudan , nament- lich jenen anf dem Bacher-el Abiad, anscliioss. Arnaud wnrde mir von einem sehr werthen Freunde, Dr. Röser in Athen, Leibarzt S. M. des Königs, empfohlen und ich lernte in ihm einen ebenso liebenswürdigen , als wissenschaftlich ausge- bildeten 3Iann kennen. Zugleich richtete auch Dr. Röser die Frage an mich, ob ich nicht zu einer g^eognostischen ße- reisung; Griechenlands geneigt wäre, und da mir diese Frage nicht nur sehr erwünscht kam, sondern mich auch in der Form, in welcher sie gestellt wnrde, anf das Freudigste überraschte und ich darin eine schöne Genugthunng für manches Bittere, was ich in Egypten zu ertragen hatte, erblickte, so antwortete ich in diesem Sinne ". Um so mehr war mir aber auch nun daran '" Nachdem ich die weitere Untersuchung' der aus Sudan niitg-e" brachten Proben von den dortigen Goldwäschen aufg^egeben hatte, sandte die egypt. Regierung einen Theil derselben nach Paris, den andern Theil übergab sie Arnaud. Die nähern Resultate der Untersuchung in Paris blieben mir unbekannt , nur hörte ich von BocHOS-Bey, dass man mit den Ausfällen sehr zufrieden u^ar. Was jedocli die von Arnaud später vorgenommene Untersuchung anbelangt, so theilte mir derselbe folgende Resultate mit: 1) In 2 Pfund gewaschenen, d. h. von grössern Steinen und Leimi befreiten Sandes vom Chor Fassoki (sollte ohne Zweifel heissen : vom Chor Akontosch in Fassoki) fand Arnaud 5 Grän Gold, wornacli sich, da 9216 Grains = 1 Livre Poids de Marc sind, auf 1000 Centner solchen Sandes 864 Loth Gold berechnen. 2) Vom Chor Adi. In 1.5 Pfund gewaschenen Sandes (nicht Schlich) 1,5 Grän, folglich in 1000 Centner solchen Sandes 346 Loth Gold. 3) Vom Chor Abgulgi. In 2 Pfund gewaschenen Sandes 0,25 Grän, folglich in 1000 Centnern 42 Loth Gold. 4) Vom Chor Tumat (wo?). In 2 Pfund gewaschenen Sandes 0.75 Grän, folglich in 1000 Centner 131 Loth Gold, Da man nun ziemlich genau annehmen kann , dass der gewaschene Sand (nicht Schlich) ungefähr den 3. Theil im Gewichte des olinehin bereits von den grössten Steinen, Wurzeln etc. durch Auswerfen mit der Hand schon vorne her befreiten Alluvialschuttes beträgt, und stellt man sonach diese Ausfälle jenen gegenüber, deren ich im II. Bde. 2. Theile p. 730 umständlich erwähnte, so seilen wir, dass Arnaud be- züglich des Chors Adi sehr nahe mit der zu Wien abgeführten Probe übereinstimmte, die übrigen Proben aber alle noch bedeutend reicher an Gold fand. 117 oeleaeii, möglichst bald von Alexaiidiia fort zu kommen und meine Pilgeiieise in das gelobte Land anzutreten. Diese Eile blieb jedoch vor der Hand ein frommer Wunsch ; denn am S. September Hess mich BoGUos-Bey zu sich bitten und eröffnete mir den Wunsch des Vizekönigs , dass ich selbst das Gold vorkommen bei Terraneh und Negile an Ort und Stelle unteisucben wolle. Um des Geschehenen willen keinem Zweifel in meine Bereitwilligkeit Raum zu geben, gab ich mir auch keine Mühe auf das Ungereimte dieses Beginnens aufmerksam zu machen, sondern ritt sogleich zum Vizekönig, der mir dasselbe wiederholte, mir den General RnusTAN-Bey als Begleiter und ANXON-Eff'endi, einen derDragomane des Diwan, als Dolmetscher vorstellte. Am 1). September Abends gingen wir bereits an Bord unserer Barken in Mahmudieh und anstatt meine Reise an den Sinai anzutreten , befand ich mich nun auf einem Weg, von dessen Erfolglosigkeit ich im Voraus vollkommen überzeugt war. In Adfue nahmen wir alle drei zusammen eine grosse Dahabie und nun zog Rhustan ein kleines Zettelchen , seine Instruktion hervor, der nach wir in die Makarius- Wüste in die Nähe der Natronseen an zwei näher beslimmte Orte zu gehen haben, von denen der wichtigste der Dschebel Gumm-el Ausser diesen Proben (heilte man Arnaud auch jene zur Unlersuchung mit, die in lezter Zeit aus Unter-Egypten (Makarius-Wii.ste) gebraclit wurden und worin derselbe wie zu erwarten war, kein Gold fand. Bei dieser Gelegenheit klärte sich aber auch der Umstand auf, warum man so frst glaubte, dass in der Makarius-Wüste bei Negile sich Gold finden nuisse. Die Münze in Kairo verkaufte nämlich damals das Kehricht, aus den Manipulationsstätten, wenn es nur sehr arm an Gold befunden wurde, dem dort anwesenden Gross-Scheriff von Mekka und dieser iiberliess eine Portion solchen Gezeuges einem Europäer. Als Lezterer in Alexandria sich nach Europa einschiffen wollte, nahm die Hafenmauth dieses Kehricht, einer gewöhnlichen Erde ähnlich, in Beschlag und der Europäer, der angab, er hätte diese Erde von TeiTaneh mitge- bracht, kümmerte sich nicht weiter darum. Nun fand man aber etwas Gold in dieser Erde (nach Arnaud auf 712 Pfund nur 0,75 Grün) und kam zugleich in Veranlassung jenes alten Buches, dessen Boghos- Bey zu mir erwähnte, auf die Idee, dass sich in jeuer Gegend Gold fin- den müsse , veranlasste die vergebliehen Proben und mich zu der hier erwähnten nicht minder vergeblichen Pveise. 118 Gjeddim ist, da sieh daselbst (Diluvium) einige Fuss unter dem gewöhnlichen Sande der Wiiste ein rother, linsenförmiger Sand befindet, welcher zur Hälfte aus Nichts mehr, als aus Gold bestehen soll ! Am 12. September Nachmittags landeten wir am linken Ufer beim Dorfe Negile , wo wir sogleich Pferde, Kamele und die zu den bevorstehenden Schürfungen nöthigen Arbeiter requirirten. Das Nilthal, gegenwärtig im Momente des höchsten Standes der periodischen Überschwemmung, bot einen wunderschönen Anblick dar. Die Temperatur mild, alle Kanäle voll, alle Vertiefungen des Bodens in Teiche und Seen umgewandelt, die mit dem frischesten, herrlichsten Grün einer jugendlich kräftigen Vegetation eingefasstsind. Diese Wasser- massen machen übrijrens das Reisen zu Lande sehr beschwer- lieh, man muss, um die breiten Kanäle zu passiren und der Seen wegen , oft sehr grosse Umwege machen und kann be- sonders des Nachts in diesem schlammigen Terrain zu Pferd leicht in gefährliche Lagen kommen. Am 13. September versammelten sich die Schechs mehrerer umliegender Ortschaften, auch jener der Beduinen an den Natronseen, ein schöner, kräftiger Gieis, um uns auf unserer Expedition zu begleiten. Sie waren jedoch sämmtlich, da sie nicht wussten, was wir eigentlich wollen, voll Misstrauen. Auch fanden sich SELiBi-ßey vom Geniecorps, der längere Zeit in England war, fertig englisch und italienisch spriclit und ein sehr unterrichteter Mann ist, der Mamür SoLiMAN-Effendi, ein guter Landwirth, und ÜAFFUs-Aga, der Adjutant desKomman- direnden in der Provinz, ein munterer, gerader Soldat, bei uns ein und die Gesellschaft wurde dadurch um so angenehmer, als RnusTAN-Bey selbst, ein Türke nach altem Schlag, durch die Offenheit seines Benehmens mich sehr anzog. Rhüstan war unter andern sehr andächtiger Natur und da er der vielen Flusskrümmungen wegen bei seinen häufigen Gebeten oft ganz aus der Orientirung nach Mekka kam, so ersuchte er mich jedesmal ihn mittelst der Boussole in die rechte Stellung zu bringen , was zu höchst komischen Auftritten Anlass gab. Am Abende ritten wir von Negile landeinwärts 1 Yj Stunde 119 in das Dorf Wagad, wo wir im Hause desScliecli übertiachteteii lind, nach Landessitte, lierrlicli bevvirtliet wurden. Auf dem Wege dahin passirten wir einen Damm , wo gerade das Wasser des Kanals durclibrach. Ein nackter Fellah sezte sicli sogleich rückwärts in das entstandene Loch und blieb in dieser technisch interessanten Stellung, den starken Ausfluss hem- mend und sich selbst nebenbei mit Lehm einmauernd, bis ihm Leute zu Hülfe kamen. Am 14. September passirten wir das Dorf Szaflfrän, gelangten an die Stelle Wagad (ijeddim, wo die Wüste beginnt und man noch die Spuren des alten Dorfes VV^agad sieht und ritten dann sy^ Stunden lang* gegen West in die Wüste bis zu einigen isolirten Sandhügeln, wo wir der Instruktion zu Folge Gold finden sollten. Ich machte auf dasThörichte, in diesem Terrain* nach Gold zu suchen, aufmerksam. RnusTAN-Bey musste jedoch der Instruktion Folg-e leisten , liess S Fuss tief niedergraben, und als man nichts fand, sezten wir unsern Weg, auf welchem uns aber ferner nur HAFFUs-Aga begleitete, fort und ritten, nachdem wir unsere Zelte und sonstige Bagag;e an den Dschebel Gjeddim vorausgesandt hatten, weitere 3 Stunden in SWS. in die Wüste, wo wir auf dem Sande lagerten. In der Nacht fiel Thau , so stark wie leichter Regen. Keiner konnte schlafen, nur ich, halb zum Beduinen geworden, schlief unter einer grossen Büffelhaut vortrefflich. Am 15. September. Der Blorgen war sehr empfind- lich kühl. Wir sassen schon vor Sonnenaufgang zu Pferde und gelangten nach P/^ Stunden in SWS. an eine Stelle, welche die Beduinen Fehdan-el Ades (Linsenacker) nennen, da dort die Körner des Sandes, wie häutig, linsenförmig sind. An einem isolirten Sandhügel liess Rhustan 9 Fuss tief nieder- graben , jedoch — kein Gold — . Li glühender Sonnenhitze ritten wir weiter 4 Stunden in OSO. an den Dschebel Garrad el Taba (nach den Beduinen), oder Dschebel Garre Hammade (nach den Fellahs) , ein isolirter, tertiärer Hügel; sahen viele Gazellen, auf den dürren Sträuchern der Wüste eine Menge Schnecken (Helix- Arten) und gelangten nach weiter * Über die Rcognostischen Verhähnisse dieses Terrains: I. BaihI, 1. Theil. p. 280 etc. 120 1 Stunde in gleicher Richtung in unser Lager am Dschehel Guni-el Gjeddim, matt und vom brennendsten Durste gepeinigt. Hie Hhodus, hie salta ! Auf der Kuppe des Hügels fand ich Spuren früherer Nachgrabungen, konnte jedoch den Zweck, der damit verbunden v^ar, nicht erfahren. Als ich Rhüstan- ßey auf die Frage : wo nun die üntersuchungsschächte abge- teuft werden sollten? antwortete, dass diess ganz gleichgültig sey, indem es, ausser man hätte Anzeige eines vergrabenen Schatzes, ein baarer Unsinn ist, hier auf Gold zu schürfen, liess er gleichzeitig auf der Kuppe und am Fusse des Hügels zwei Schächte abteufen, den leztern stellte er nach 9 Fuss Tiefe im losen Sande wieder ein, der erstere aber, mit dem man sehr bald festen Salzthon anfuhr, wurde am 16. September fortgesezt. Nachmittags hatte man in Salzthon, wechselnd mit Sand- und Gypsstraten, eine Teufe von 18 Fuss erreicht. Der Bey war für die Fortsetzung der Arbeit, da ich ihm aber ernstlich vorstellte, dass wenn einer der vielen auf dem Nile auf- und abreisenden Europäer uns hier besuchen und unser Treiben sehen würde, er uns offen- bar für verrückt ansehen müsste, was mir wenigstens keines- wegs gleichgültig seyn könne , so liess er sich endlich zur Heimkehr bewegen. Am Dorfe Burradschäd, 3 Stunden in O. entfernt, bestiegen wir die Dahabie des Haffus und fuhren sogleich ab. In der Nacht am 17. begegnete uns Mehemed Ali, der auf seinem neuen, schönen Vapor nach Kairo fuhr, um von dort die Reise nach Fassoki anzutreten. Da der Vapor nicht anhielt, sprach ich den Vizekönig nicht mehr, sondern sezte meinen Weg nacli Adfue fort*, wo während den wenigen Tagen unserer Abwesenheit der französische Agent Rossi, in dessen * Ich werde im Verlaufe der Reise noch mehrmals auf die über diese Expedition Mehemed-Ali's mir zug^ekommenen Nachrichten zurück- kommen. Das Ende dieser Expedition ist übrigens aus den öffentlichen Blättern bekannt. Abgerechnet die Expedition auf dem Bacher el Abiad, die ilire hohe Bedeutung für die Geographie von Central-Afrika durch die Mitwirkung der Europäer, die sich anschlössen, erhielt, war das Ganze von Vorneherein unüberlegt, höchst übereilt. Angekommen am Chor Adi, begann man sogleich mit der Begründung von Mehemed-Aliopolis. Der Vizcköuig fand seine überspannten Erwartungen bezüglich des 121 Hause wir zum Schrecken ANTON-Effentlis wieder abstiegen, an der Cholera gestorben war. Am 18. September trafen wir Nachts wieder in Alexandria ein, wo ich zur Beschleunigung meiner Abreise an den Sinai , schon der so sehr vorgerückten Jahreszeit wegen, meine Angelegenheiten auf das Dringendste betrieb. Am 2 7. September endlich erhielt ich mein Absolu- toriuni über die ohne Anstand befundenen Rechnungen, so wie die Abfertigung für meine Person und die der übrigen Expe- ditionsglieder im Sinne unseres Kontrakts, und da nun meiner Abreise von Alexandria kein weiteres Hinderniss mehr ent- gegen stand, sich auch gerade damals ein Fabrikant aus Sollin- gen , Namens Kühl, in Alexandria befand, der in Handels- geschäften nach Kairo ging, so beschlossen wir die Reise da- hin zusammen zu machen und mietheten hiezu eine bequeme Dahabie. BooHos-Bey, um mich bei keiner der egyptischen Goldrcichthums des dortigen Terrains nicht erfüllt, wenigstens niusstc er das Unstatthafte seiner 10,000 Mann- und 10,000 Thalcr-Theorie einsehen. Obwohl diese Theorie ausschliesslich von ihm selbst ausging und von einigen seiner Umgebung nur genährt werden mochte, hielt er sich docii von Andern dort getäuscht, wo er die Ursache zur Täuschung einzig nur in sich selbst zu suchen hatte. Missmuthig verliess Mehemed-Ali die neu gegründete Kapitale in Fassoki und überlies s die Leitung des Etablissements den Europäern BoREANi und Lefevre, welch' Lezterer nach meiner Abreise an den Sinai aus Frankreich nach Egypten kam und sogleich nach Fassoki abging. Das Kommando der Truppen und somit auch jenes über die Arbeiter wurde dem hiezu ganz und gar nicht geeigneten HAREDDiPf-Bey über- geben. Wie Mehemed- Au sich entfernt hatte, begann von Seite der türkischen Autorität jener Schlendrian, der im Verlaufe dieser Reise schon so oft besprochen wurde. Gegenseitige Reibungen , Eigenmächtigkeiten, kurz alle die Übel aus dem Gefolge eines nicht rationellen, durchdachten, kräftigen und nur den einen Zweck vor Augen habenden Zusammen- wirkens traten ein, Arbeiter und Soldaten litten an allem Nöthigen Mangel. Lefevre unterlag dem Klima und starb , Boreani kehrte zurück , die Übrigen zerstreute Elend, Zwietracht, die Unmöglichkeit in solcher Ferne und Abgeschlossenheit sich zu halten, die Entziehung des nöthigen Inte- resses an der Sache und der darauf sich gründenden Unterstützung von Oben herab durch Auftauchen neuer Ideen, und so zerfiel die Sache nach unendlichen Auslagen in Nichts, ein Ausgang, der unüberlegten, aller Basis entbehrenden Unternehmungen ohnehin vorhergesagt werden kann. 122 Reoiei-ungs- oder Sanitätsbehörden in Syrien irgend einem An- stände auszusetzen, versah mich auf das Bereitwilligste und Gefälligste nicht nur mit einem Firman, sondern auch mit allen erforderlichen Empfehlungsschreiben. So ausgerüstet trat ich am 1. Oktober 1838 Abends, als Privatreisender und blos von meinem nubischen Bedienten Halil begleitet, meinen Weg nach dem Sinai über Kairo und Suez an und bestieg mit Kühl die am Mahmudieh uns erwar- tende Dahabie. Dritter AbiseliiiiU. Wissenschaftliche Bemerkungen, gesammelt auf meiner Rückreise durch Nubien und Egypten bis Alexandria und während des Aufenthaltes am leztern Orte. Rückblicke auf Nubien und Egypten. 1) Kliniatisclte Verltältuisse. Pliysikalisdi-meteorolo- g-iscltes Tag-ebuclt* Die auf meine Rückreise durch Nubien gemachten Be- obachtungen über Luftdruck, Luftwäime und klimatische Er- scheinungen reihen sich unmittelbar an das, was ich über die- sen Gegenstand ausführlicher im II. Bande, 1. Theile, S. 517 — 563 gesagt habe. Ich theilte (S. 530) das KHma des öst- lich vom Nile liegenden Theiles von Nubien in jenes des Kü- stenlandes, in das tropische, in das der Wüste und in das des Nil-Thals und gab in kurzen Zügen die Charakteristik eines jeden dieser Klimate. Die dort ausgesprochenen Grundsätze sind in ihrer ganzen Ausdehnung auch auf das Klima des west- lich vom Nile liegenden Theiles von Nubien, mit einziger Aus- nahme des ganz mangelnden Küstenklima's, da man es nur mit dem Binnenlande zu thun hat, anwendbar. Wir sehen das tropische Klima mit seinen periodischen, gegen Norden hin seltener werdenden, weniger deutlich sich aussprechenden und endlich sich ganz veriierendenRegen von der südlichen Grenze Nubiens (Breiten -Parallele von Chardum) bis zum Cential- Gebirgsstocke der Bahiuda (ungefähr 18'' nördlicher Breite) sich erstrecken und von dieser Parallele an, dem Strome nach, 124 dasKlima des nubischen Nil-Thals, landeinwärts g;eg:en Westen aber das Klima der Wüste im reinsten Typus herrschen. Die Zeit unserer Rückreise vonChardum durch Nubien fiel gerade in die Periode, als am erstgenannten Orte sich die ersten Boten der Regenzeit zu zeigen begannen. Schon hatten dort die Süd-Winde wieder begonnen, einzelne Gewitter- und Regen- stürme waren bereits über Chardura hereingebrochen und das rasche Nachrücken der Regenzeit aus Süden beurkundeten die häufigen Gewitter, die wir in jener Richtung beobachteten. Wir entflohen diesesmal und reisten so zu sagen durch eine lange Strecke vor der Regenzeit her, die hinter uns nachrückte. In Metämäh, wo es den Angaben der Einwohner zu Folge im verflossenen Jahre sehr wenig geregnet haben soll , er- reichten uns die Vorboten der Regenzeit wieder. Fast in je- der Nacht traten an die Stelle der am Tage noch herrschenden Nord- Winde heftige Süd -Winde ein, die öfters zu Stürmen anwuchsen und in deren Gefolge wir drei Gewitter mit und sechs Gewitter ohne Regen innerhalb achtzehn Tagen er- lebten. In der Atmosphäre herrschte ein gewaltiger Kampf zwischen Nord- und Süd-Winden, von denen erstere meist nur am Tage, leztere hingegen in der Nachtihr Recht behaupteten. Je näher wir der eigentlichen Gränze der konstant jedes Jahr eintretenden tropischen Regen rückten, desto heftiger wurde dieser Kampf der Winde, und in der Mitte derßahiuda war es nicht möglich eine der Windrichtungen als die vorzugsweise herrschende anzusprechen. Je mehr wir uns aber dem Nord- rande derßahiuda, somit wieder dem Nil-Thale näherten, desto mehr verschwanden auch die Süd-Winde und desto kon- stanteren Charakter gewannen die Nord -Winde. Auf der Fahrt von Meraui nach Neu-Dongola hatten wir jeden Tag hindurch starken Nord- Wind, der in der Nacht jederzeit an Kraft verlor, zu einem leisen Zuge wurde oder ganz aufhörte. An zwei Tagen hatten wir so starken Sturm aus NO., dass wir für geraume Zeit unsere Fahrt ganz einstellen und landen raussten. In Dongola, wo den Angaben der Eingebornen zu Folge seit 10 Jahren nur äusserst wenig Regen fiel, beobach- teten wir auf 34 Nord-, NO.- und NW.-, nebst 2 West- Winden, nur 3 S.- und SW.-Winde, folglich immerhin ein Verhältniss, 125 (las Ulis bereclitigt, die Nord- Winde als die damals herrschen- den zu bezeichne». Ausser diesen wenigen Süd- Winden fan- den wir in Dongola nicht nur keine Gewitter, sondern auch gar keine Anzeichen, die auf ein Vordringen der südlichen Ile- oen bis dahin schliessen Hessen. Dieses konstante Auftreten der ISord-Winde in einer Breite, welche nur wenig nördlicher von jener liegt, bis wohin jährlich die tropischen Regen vor- dringen, und wo gegenwärtig ganz gleichzeitig; bereits die Süd- Winde herrschend geworden sind und die JNord- Winde verdrängen, ist nicht minder interessant, als der Kampf der Nord- und Süd -Winde es ist, welchen wir in dem zwischen diesen beiden Extremen liegenden Landstriche gefunden haben. Es scheint darin ein sehr zu beachtender Beweis für meine Behauptung zu liegen, dass das Vorrücken der tropischen Re- genzeit aus Süd gegen Nord vorzüglich von den herrschenden Nord-Winden , ihrer Intensität und Dauer und somit von dem Widerstände abhängt, welchen sie dem Impulse der Süd- Winde entgegenstellen; eine Funktion, welche wohl kaum je- des Jahr gleich seyn dürfte, die aber seit 10 bis 15 Jahren zum grössten Nachtheile der Bodenkultur sich entschieden für das zunehmende Übergewicht der Nord-Winde auszusprechen scheint. In den nachfolgenden Tabellen habe ich meine auf der Rückreise durch Nubien gemachten Beobachtungen nieder- gelegt : 126 i tu s = Am 12. Mai. Wir haben fortwährend des Tages hin- durch N. -Winde, die in ein- zelnen Stössen zu förmli- chen Stürmen werden. Gegen Abend wenden sich diese Winde und kommen ausW. und gehen die Nacht durch häufig in S. und SW. über. Den Tag hindurch ist der Himmel ganz rein und klar, überzieht sich aber häufig des Nachts mit Cumm. Ge- stern stand Abends in NO. ein Gewitter und in der Nähe der Gaerry-Berge hatten wir ein prachtvolles Abendroth. Am 13. Gegen Abend steigt in N. und NO. ein starke» Gewitter auf. Es doniier» und bUzt, Sturm aus N. In 0. steigt ein anderes Gewit- ter auf. In der Nacht Sturm aus S. Es regnet ungefähr 1 Stunde lang, dann heiter und schön. Am 15. Es wird im gani offenen Zelte observirt, die Sonne im Zenite. Der Baro- meter im Niveau des Stroms, nahe am Strande, la der Nacht Sturm aus N. UI B S 1 a S ■s = — ^ = ^ ^-g 'S cc SSISSSSSSRSS 0 .ti 2 •i-t as — — a d .i■ (5 ^ s?- K s o u 04 -zuajajyrg 3»! ■mn«au qawu B){sSunisunpj 3A •\\ qsBU araiB.wyuT Jl BU •lunBay auuos; J»p nv. jap jnjujadiuax ue •^1 qoBii jjBqag uaiajj lUi n'^/ aap jnjBiadiuax in q= » •l ÜU •uinBay ja]aiuojes jap jnjBjadu niB 31 "^MOOMOOl^O «n" oT — " oT «^T cT o" ©" cT 0 to © m Mt^M'*OX00lf5Mt~M cTo— it^C^in — t^t^©U5 IVi ui jajaiuoJBg aTrT C-I M MtO_'*©^-^C»^©^M^©^©_©^ •g unjqoBqoag jap jjq s s s S a, «s SD :: :: s :: := 2 s = :. :: g -J •apunjs CO © •4;3tsaSBX § -«i ^ <^' m ^' g <Ä goiS •2bx 0 > — " " ' , 2 S S 2 s s s s a s s g "So s ^1 - - = -1 s s s t u '3 " " ? 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Bande, 2.Theile tlieses Werkes, S. 536 — 563 über die aus den gemachten Beobach- tungen deduzirten Gesetze für Luftdruck, Luftvvärme u. s, w. mit Bezug auf Nubien gesagt habe und was auch hier vollen Masses gilt, erübrigt mir nur ein paar spezielle Beobachtungen hier anzuschliessen. Am 3 0. Mai, als wir uns dem Nordrande der Bahiuda, dem Nilthale am Dschebel Barkai, näherten, herrschte aus- nahmsweise den ganzen Tag hindurch S.-Wind und am Abende stieg in NW. ein starkes Gewitter auf, welches sich links den Abu- Dualis-Bergen in N. zog. Wir hatten starken Sturm mit Donner und Blitz, aber ohne Regen. Vier Stunden nördlicher hingegen, am Dschebel -el-Gasal und im Nilthale, regnete es sehr stark. Abends war der Himmel heiter, die Luft stille, da wurde plötzlich, ungefähr um 9 Uhr und fast in unserem Zenite, eine mit blendend weissem Lichte strahlende Feuer- kugel sichtbar. Sie bewegte sich geräuschlos aber rasch aus SW. in NO. und erlosch, ebenfalls ohne alles Geräusch, unge- fähr 20*^ über dem Horizonte. Der scheinbare Durchmesser der Kugel mochte zwei Minuten betragen und die Länge des hellglänzenden Schweifes, welchen sie nachzog, schäzten wir auf vier Minuten des ganzen Bogens. Am 14. Juni um 11 Uhr Morgens beobachteten wir zu Neu - Dongola die Abweichung der Magnetnadel mit 11° 30' westlich, und ganz den gleichen Deklinationswerth fanden wir auch zu Abusimbil. In Alexandria angelangt, hatten wir das Klima der Tropen und die brennende Dürre der regenlosen Wüstenzone hinter uns. Beständige Nordwinde wechselnd mitWindstille ; kein Re- gen , aber sehr starke Nachtthaue, öfters trübe Tage und grosse Luftfeuchtigkeit charakterisirten das nordafrikani- sche, niediterane Küstenklima in der zweiten Hälfte des Som- mers. Die nachstehenden, zu Alexandria abgeführten Beobach- tungen reihen sich unmittelbar an das an, was ich im II. Band, 1. Theil , S. 220 — 246 über diesen Gegenstand sagte, auch wurden die Durchschnitte aus diesen Beobachtungen bereits mit jenen aus den zu Metämäh und Dongola abgeführten in die dem II. Bande, 2. Theile anhangsweise beigefügten Haupt- durchschnitte einbezogen. 9* ]»2 - 'S O j< •= J! =•=.■' -• § - S ^'^ = = ~c«-- S '■ -==« 3 C ■ =f ^ ;^ .i * < f < ~ s i, J£ V = „.; r ~ 'S 2 ex . or tu >J S .!: = m - .^ 3 =■ L^ ~ ^l^i ^-l ^^'E •zn9j3ji>!cr •innBay i|dbu 9)|KX^Sun)$unp.i3;\ ooQoaoo»na;o— '^ y q3eu9iiiJUM)jn'] •iunv3v| q'JVU 3UU0«{ jsp Ut! yni Jap aimjaoduiax •mnuay ijüku ii3))e(|Dc; 11013.11 Uli yn'j J3p jnjuasdiuaj, C^ C^ — ©o"© — © O Ol I-rc» ri — "©'o © 05 O C»S^ Ol co »n in o to o in 'O cd ä co •iuni!-?y ijaeu j3)aiuoaug iiiu yni jap jiiiBjaduisx 'WW "! JajsuiojBg suntqsuqoag jap jjq •apums •»lazssSux •JBUOlü •8 £81 junSny <^ 133 • starke Feuchtigkeit der Atraosph-tre. Jeden Morgen sieht man Than, als wenn e» in der Naclit geiegnet liätte. DieseNiederscliläge beginnen jeden Abend mit sinkender Sonne, ungefähr 5 Uhr Ab. und dauern durch die ganze Nacht. Der Thau schmeckt häutig salzig, besonders bei starken N. - Winden (Nähe des Hleers). Die an und für sich massige Wärme der Luft fällt, deren Feuchtigkeit we- gen, viel lästiger als die tro- ckene tropische Hitxe. iß = s = SSSS ESSE s s s s S S a s s s E s s s E s a s 'Z " " s w wolkig in N. leich- ter Cirr. Jieiter trübe heiter s a s s S £ s s s s - 'S J= ^ z ^ = 5 stille NW. .stille 1 .staik.NW. stille E^ S S — "3 S S E^ = 3 2 s s s s6 s e«t-ir>«-»n»n^MO t^ O © (M <« 00 >/> •^ cT cT ^ -T -T ^' o © •* M _ M '^ _ © c< ^ CS rf ^ CS CS o •* 05 »n - CS iO «5 O) © © © CS O © © © © © es o © (35 © CS — es o CS © © C" © CS O) © CS © CS © CS © CS © CS *« t- © - o — — es «3« 'S' »n M ^ © Ol c« '* ") r- o _ © »o _ t- © © © ■~s M in M o o «-• «o o> in oc t- T* - W5 e^ © 00 M _ Tt cs _ ^ J, © 'f es M » c» ro •^ c> «H M 1- © _ M n »* — < es CS © © M es e< CS es es 9* es c» CS CS es es CS es ei ei CS e» ei es IN M CS es es CS c* e< CS CS es es UJ © es » CO 00 ao lO ff> es 00 to o fO M es Cd OD Ti( 00 M kO M es M ta tc M in - - •d es rs •.1 ^ _ » _ es •~i _ M Cl CS -S es _4 — es _ es es ei es -> •M _^ M M _ e-i c« CS Cl CS es es CS CS es es CS c* c* CS CS es es es es es es M es e« ir< SS es es es e< in^©-*^— o>csmt>.(vj oco»n»n»n»nir:m»n estorr'^O'-'MtociQDcoinesooes onTooGOi^f^f-i^^-t^oioT© — ©© in»n»n>nininin»n»o»o«n(cototo «D es M m t- »-• »* "5 M (V) CS es" CO CD CO CO CD CO t- t- r» t- t- t> CS CS ^ ■c C -.-.«~«*-.~ s CS sss>.ss:s X X V <; ooo © © o (o •* e^ •yi|ovu atuj«A\ynT •uiiiBay i|DVu aiiiiog jap UB yn^ aap aujBjadiuax •innB.iy i\ov.n uajU'iios uaiaij yriT Jap jnjBJadiuax 00 Go^ _i^ ^ t©^ X ©^ cT fT M «^ © of) M eq (M c) e-i IT« »-< w •tuiiBay iiavn ja^auiojvg wv yni jap Jinujadiuax c» d © <£> l» CI ^ © o e» ci' fs c» cÄ e^ (H ^ (M c» (M •innBf»y ipBii a)|K^säun)sunpJ9j\ O) to^to o O 03 O 03 CO o" oT •y |[JBU aiiiJ«A\ynq O t^ -< "*^ C< C« C« M ^ c5 ei ■in IIU nB;»y qoKU auuog Jsp )jn 1 jap JiHBaadHiaj, III ipuii ua)ivt|a§ uaiajj jja'i jap injK.iaduiax t^ CO 05 t- t- — r^'T -^ ?r i-T T« C< C1 (N OD m C<5 T< C* <^ Tt •ni u iiva-y i(a«u JajaiiioJBg B ijni jap jiijBJöduiax !0 -^00^ •^t irf rt c? -^ o — 'WW "! JatainoJEa >rt »to -j ©^O0'!#to^'*^ to to *o to »ft u^ *o t- «^ t^ t- t^ t~ !>• o to OD 00^ ir<^ (ä" •*" r-^ tcT -J' vO «O o «o t- r- t-- t~ o DU c 3 a! o ea es u c es X ei Arithmetisches Mittel aus 64 Be- obnchtungcn Mittel der Maxima am Tage . . „ „ Extreme des Tages . Differenz der Extreme des Tages Mittel der Maxima in der Nacht „ „ Minima „ „ „ „ „ Extreme der Nacht . Differenz der Extreme der Nacht Mittel aus den summarischen Mitteln des Tages und der Nacht . . Höchster beobachteter Stand . . Tiefster „ „ . . Differenz der ganzen Schwankung Mittel der ganzen Schwankung . - •apnuis •jiazsaSEX '2 •Sbx o r- ^ et 'l«ino|V •00 ^ 00 fcOto cn M. Dr. ^tc, l^ondon ^803, Deutsch durch Bkrgk, 2 Bdp., Leipzig 18Q4, 137 a. = 24.35 MM. b. = 19,9 Reaum. c. = S90. d. = 23,4 Gran. S) Beiirüg'e zur ^eolog-isclien Pltysiog-nomle und fUeo- ^nosie von IVubien mit besonderer Bezieliung- auf den ^vestlicli des TVils lieg-enden Tlieil dieses liandes. Bereits im II. Bande, l.Tlieile, S. 563 — 635 dieses Reise- vverkeshabe ichdiegeognostischen Verhältnisse des nördliohen Tlieils von Nubieii , von Assuan" bis zur Parallele von Ko- rosko, jene des östlich vom Nile lieg-enden Theils dieses Lan- des zwischen den Parallelen von Korosko und Chardiim, und die des Stromthaies von Abu-Hammed bisChardum umständlich entwickelt, hiebe! nach den Angaben anderer Reisender auf die Beschaffenheit des Küstenlandes am rothen Meere, auf die der benachbarten Theile des nördlichen und nordwestlichen Abyssiniens, so wie auf jene des Beied -el Taka Rücksicht genommen. Hieran reihten sich, das geognostische Bild Nu- biens gegen Süden schliessend: die Band II, Theil 2, S. HO über die geognostische Struktur des Landes an der Vereini- gung des Bacher-el Abiad mit dem B.-el Ahsrak, die S. 316 —323 über die geognostischen Verhältnisse des südwestlichen Theils der Bahiuda zwischen Kordofan und dem Nil-Thale (RüppEL), des Landes Darfur (Browne) und der noch weiter gegen Westen liegenden Theile Central - Afrikas (Denham, Clapperton, OuDNEY), SO wIc eudllch die über die Geognosie des nördlichsten Theiles der Dschesirah, des Stromthaies des Bacher-el Ahsrak und des westlich bis zum Gebirgsstocke von Abyssinien sich ausbreitenden Savannenlandes (Linant) S. 68S etc. dargelegten Beobachtungen. Mir erübrigt daher im Nachstehenden zur vollständigen Ergänzung des geogno- stischen Bildes von Nubien, in so weit diess nach den bisher gemachten Beobachtungen möglich ist, nur noch die Darstel- lung des geognostischen Baues des nordöstlichen Theiles der * Die Darstellung der geog'nostischen Verhältnisse des Nordrandes von Nubien zu beiden Seiten des Stroms reiht sich unmittelbar an jene an, welche ich im II, Bande, 1. Theile, S. 268—369 über die geogno- stische Struktur Ober-Egyptens gegeben habe. 138 Bahluda innerhalb der grossen Stromkrümmung, die des Nil- Thaies von Abu-Hamraed bis Korosko, die des zwischen den Parallelen von ^mbukol und Korosko westlich des Nils lie- genden Theile des Landes und ein kurzer summarischer Über- blick über das gegebene Detail. Die im nordöstlichen Theile Afrika's nachgewiesene, zu-^ sammengesezte Neigung des Bodens aus S. inN. und zugleich aus O. in W. , woraus sich eine mittlere Neigung aus SO. in NW. ergibt , bedingt einen hervorragenden Zug in der Phy- siognomie Egyptens. Wir sehen nämlich in Folge des Ab- sitzens der Grundwasser des mächtigen Stromes, der das Land seiner ganzen Länge nach mitten durchzieht, nach der ange- gebenen Neigung des Bodens, östlich des Stromes eine wilde, gebirgige, Oasen-lose Wüste, westlich des Stromes ein Wüsten - Plateau mit grösstentheils steilem Abfalle in das Strom-Thal und sanftem Vei:flächen gegen W. und jenseits des- selben einen Zug von Oasen, der als eine Depression des Bodens zum grössten Theile das gegenwärtige Strom-Thal in fast paralleler Richtung begleitet'. Dieselbe Erscheinuno- sehen wir in Nubien wiederholt. Wir sehen östlich des Nils die grosse, wasserarme, Oasen- lose Wüste, die wir bereits kennen lernten, westlich des Stroms hingegen das Wüsten - Plateau und jenseits desselben den Oasen-Zug (Waddi Kap, Selimma). Dieser charakteristische Zug der Bodengestaltung verechwindet gegen S. immer mehr, das Ansteigen des Terrains in dieser Richtung wird überwie- gend, die heutigen Strom -Thäler behaupten die tiefsten Nie- derungen, die landeinwärts zu beiden Seiten der Ströme sich findenden Grundwasser zeigen daher kein Bestreben mehr durch hydrostatischen Druck emporzusteigen und im Bereiche der periodisch eintretenden Tropen- Regen verschwinden die Wüsten und mit ihnen der Gegensatz organischer Lebensent- wicklung, der sich unmittelbar an den Begriff einer Oase knüpft. Der südlichste Theil Nubiens ist in Bezug seines Hervor- treteiis über die Wassermasse der libyschen Meeresbucht älter als das Oasenthal (II, 1, p. 2S5). * Meine Ansicht über die Bildung des Oaseu-Thales uud der Oasen selbst. IL Baud, 1. TheiJ, S. 279—289. 139 In Betreff der Formationsfolge der Felsgebilde sehen wir Im Ganzen im Nil-Thale zwischen Korosko und Abuhammed dieselbe Reihenfolge, wie in dem Theile des Landes, welcher ostseits des Stromes liegt; nur in den einzelnen Gliedern die- ser Formationen, namentlich in jenen der krystallinischen Fels- arten , sprechen sich Verschiedenheiten aus und die Physio- gnomie des Landes tragt einen andern Charakter an sich. Die weiten Ebenen von Schendy, in der nächsten Nähe des Flusses Kulturland , weiter landeinwärts Wüste und Steppe, welch leztere den Übergang zum südlichen Savannenland bildet, erstrecken sich westwärts bis zu den Sandsteinbergen des Simmrie und darüber hinaus in unbekannte Ferne; nordwest- wärts aber, nur von isolirten Sandsteinbergen unterbrochen, reichen dieselben unter sanftem Ansteigen bis unmittelbar an den Fuss des Gekdul-Gebirges, welches mit den Bergen des Magäga und der Hochebene von Ora-Masider den Kern, das Cen- trale, des nordöstlichen Theils der Bahiuda bildet. Wilde Felsmassen krystallinischer und vulkanischer Gesteine durch- brechen hier unter den mannigfaltigsten gegenseitigen Bezie- hungen die Sandsteindecke und bilden mit den Plateau's, wel- che sie umschliessen, die höchste Erhebung des gewölbten Rückens des Landes, um den sich der Nil, der Niederung des Terrains folgend, im %veiten Bogen herumzieht. Den Charakter eines abgeschlossenen Gebirgsstockes tragt nur das eigentliche Centrale, der Gekdul mit den Magäga- Bergen an sich, denn in allen andern Richtungen, und obwohl die krystallinischen Felsgebilde N.-, NW.- und NO.-wärts bis in das Strom -Thal des Nils reichen und das Gebirgsterrain sich bis dahin erstreckt, tritt die isolirte Stellung der einzelnen Berggruppen wieder als herrschender Zug hervor. Der höchste Punkt der Boden- erhebung zwischen Schendy und Meraui dürfte, abgesehen natürlich von den, die Meereshöhe von 3500 Fuss erreichenden Gebirgshöhen, auf der Hochebene Om-Masider liegen, welche bis zu 1800 Par. Fuss Meereshöhe ansteigt und von welcher aus das Terrain nach allen Richtungen abdacht. Diese Ab- dachung ist übrigens keine gleichförmige; denn während sie gegen NW. in das Strom-Thal von Meraui auf eine Entfer- nung von 26 Karawanen - Stunden über UOO Fuss betrügt, 140 erreicht sie in entgegen«;;esezter Richtiiiig: gegen SO. bis in das Strom -Thal bei Metiimäh (Schendy gegeni'iber) und auf eine Entfernung von 45 Karawanen-Stunden nur 400 Fuss. Gegen NO. fällt die Abdachung in das Mittel beider hier angegebener Grössen, und gegen SW. , in das Innere der grossen ßahiuda, ist dieselbe über das Bereich des Central-Gebirges hinaus un- bekannt. Wahrscheinlich befindet sich zwischen deniGekdul lind dem Simmrie eine Niederung, die südöstliche Fortsetzung des VVaddi-Kap in Dongola, das südlichste Ende des nubischen Oasen -Thals, das hypothetische, alte Strombett des Nils, bevor er seinen weiten Umweg um den Gebirgsstock der nord- östlichen ßahiuda begann (II. Band, 1. Theil, S. 2S0 und 281, so wie vorne S. 38). Jenseits dieser Niederung, an deren Vorhandenseyn ich für meinen Theil nicht zweifle, steigt das Terrain wieder sachte und regelmässig gegen Süden an, wie aus meinem Barometer-Nivellement von Kordofan hervorgeht. Der ganze Landstrich innerhalb der grossen Flusskrümniung, also der ganze nordöstliche Theil der Bahinda, ist ein wüstes Gebirgsland , ein grosses Gehäufe kolossaler Felsmassen und brennendheisserSandflächen,unterbrochen von Steppen-artigen Thalebenen, bedeckt mit Gras und einzeln stehenden Mimosen. In der Richtung gegen SW. verdrängen diese Steppen die Wüste mehr und mehr. Von Meraui am Dschebel Barkai flussabwärts gewinnt das Nil-Thal an Breite, Hache Hügel- züge von Sandstein begleiten, den Rand der beiderseits lie- genden Wüsten bezeichnend, in einiger Entfernung die Ufer, welche zunächst am Flusse kultivirt sind. Je näher man gegen Neu -Dongola kommt, desto mehr thut sich das ohnehin weite, flache Nil-Thal auf. Mit süd- licher Vegetationsfülle prangende grosse Inseln verherrlichen den prächtigen Strom, von Osten her drängt die Wiiste, der ungezügelte Sohn der Natur, gegen Westen liegt weit ausge- breitet eine kultivirbare Ebene , jezt ebenfalls bis auf das ei- gentliche Uferland wüste liegend , zum grossen Theile eine Folge menschlicher Missgriffe; Alles ringsherum flach bis auf einige zerstreute Hügel am rechten Ufer und bis zu den Sand- steinbergen am Waddi-Kap westwärts, der nördlichen Fort- setzung des bereits bei Debbe bekannten Oasen-Thals. 141 Nfinllicli von Neu - Dongola enfvvickelt sich die Insel- Bildung des Stroms in noch uiächtigerem Massstabe, zugleich aber verengt sich \\ ieder die weite Ebene des Nilthals. Beider- seits nähern sich die niederu Sandsteinberge, und nördlich von Haunek erheben sich die gewaltigen Felsmassen krystallini- scher Gebirgsgesteine, welche zu beiden Seiten des Stroms ein geschlossenes Gebirgsland formiren, das ihn durcii zwei Breitengrade bis zur grossen oder zweiten Katarakte, d.i. bis zum Südrande der grossen Wüstenebene von Waddi Haifa begleitet. Der Nil, zahllose Schellals (Stromschnellen) bil- dend, bewegt sich durch diese ganze Strecke entlang in einem engen, von hohen, steilen Bergen und prallen Felswänden ein- geschlossenen Thale 5 Felseninseln mit Palmen -Gruppen und alten Meleksburgen verherrlichen den Anblick des Flusses im Bereiche dieser nubischen Donau-Gegend, die, wenn ihr auch der Segen des Wohlstandes , der Civilisation mangelt, wenn ihr auch unsere Weinberge, unsere schönen grünen Matten, unsere freundlichen Ortschaften fehlen und wir für kahle Berge, Haufen von Flugsand und eine fleckenweise, kümmernde Vegetation substituiren müssen, doch einen unvergänglichen Eindruck zurücklässt. In Batn-el Hadjar zeigt dieses eigen- thümliche Gebirgsland seine grossartigste Entwicklung und daselbst steigen auch die Berge zu ihren grössten Höhen, zu 2000 — .'JOOO Fuss über die Meeresfläche empor. Ostseits die- ses Gebirgslandes liegt die grosse nubische Wüste, die wir auf meiner Reise von Korosko nach Abu-Hammed kennen lernten , und deren Gebirgszüge krystallinischer Felsarten höchst wahrscheinlich mit dem Gebirgslande des Nil-Thals in näherer Verbindung stehen. Jenseits der Berge, westwärts, liegt der südöstliche Theil des 1) bischen Wüsten-Platean's und darüber hinaus der Oasenzug, sich mit allen seinen charakte- ristischen Merkmalen in der Oase Selimma aussprechend. Am N. -Rande von Batn-el Hadjar öffnet sich das Felsen -Thal des Nils, ein Chaos von Felsmassen erfüllt das Strombette und bildet die grosse Katarakte, isolirte Sandsteinberge bilden die Ausläufer des Gebirgslandes, sie werden niederer, weniger, und man betriJt die grosse Wüstenebene von Waddi - Haifa, das Verbindungsglied zwischen Atmur Bacher bela Maa (in 142 Osten) und der Wüstenebene am O. -Rande der Oase Sellmma (in Westen). Bis auf das Kulturland und die Palmenwälder am Ufer des Stroms ist alles rings herum Sandwüste. JNördlicli von Waddi Haifa erscheinen wieder die isolirten Sandsteinberge, sie werden häufiger, höher, nähern sich dem Strome und bilden ein mehr und mehr sich verengendes Thal, das sich stellenweise weiter öffnet (bei Derr z. B.) und wieder schliesst, wo die Sandsteinberge zu beiden Seiten die unver- kennbarsten Merkmale gewaltsamer Störung ihres ursprüng- lichen Zustandes an sich tragen und in dessen weitern Verfolg wir bei Korosko das Terrain wieder betreten , das wir schon von der frühern Reise her kennen. Unmittelbar reiht sich an diese physiognomischen Grund- züjre des durchwanderten Landes das zur nähern Beurthei- lung der Bodenerhebung dieses Theils von Nubien Nöthige und aus den im vorigen Kapitel mitgetheilten Tabellen hervor- gehende barometrische Nivellement*. I. Aus direkten Beobachtungen berechnete Meereshöhen; Par. Fuss, Chardum. Stadt J431 Metämäh „ 1354 Ebene am Gekdul. Lager . . . 1430 Plateau Om-Masider. „ ... 1T82 Brunnen Meroe in der Bahiuda . . 1577 Meraui. Stadt 830 Dongola „ 757 Solib. Dorf 560 Korosko. Militär-Station . . . 450 Ässuan in Egypten 342 IF. Auf Basis der berechneten Meereshöhen geschäztc Meereshöhen. Par. Kuiff. ^ / Dschebel-el Melechat. Kuppe 1900 -^ "S ) yy er Rojan 2000 Q J "j „ Gärry. Höchste Kuppe .... 2000 a^ I „ „ Durchschnitt 1700 * la VerbiiKlung: mit den bereits U. Band , l. Theil , S. 644 ete, gej^cbeiipn Daten. 143 Par. Fust. . / Dschehel Gekdul (grosser) Kuppe .... 2500 "H \ „ Ussub-Ommara. Kuppe .... 3000 IS j „ Chalass. Kuppe 2800 (S ( „ Tabes. Kuppe 3500 — .j 1 „ Dale. Durchschnitt 1700 = -^ j „ Kulbi. „ 2500 ^^ / „ Okme. „ 2000 Waddi Haifa. Dorf und Militär-Station . . 490 Bezüglich des geognostischen Details der im durchwan- derten Terrain angestellten Beobachtungen erlaube ich mir die durch eigene Anschauung gewonnenen Resultate vorauszu- schicken und dann die Lücken durch die verlässlichen Be- obachtungen anderer Reisender, in soferne solche vorliesfen und mir bekannt sind, zu ergänzen. Die Bahiuda- Wüste* erstreckt sich bei Metämäh bis dicht an den Strom und man betritt ihr Gebiet unmittelbar hinter der Stadt, Anfänglich spricht sich jedoch hier die Wüste nicht in dem ihr als solche eigenthümlich zukommenden Charakter aus, indem sie zwischen Metämäh und i\en Brunnen Abud- lee mehrmals von breiten Streifen Kulturlandes unteibro- chen v^'ird. Dieses Kulturland besteht aus altem Fluss- schlamm, unverkennbar derselbe, den der Nil noch heut zu Tage liefert, ich hege daher auch, sowohl aus diesem Grunde, als aus der Form des Terrains, die Vermuthung-, dass der eigentliche Beginn des Waddi-Kap, des Oasen -Thaies von Dongola , hier gesucht werden muss, und dass man zwischen Metämäh und Abudlee das alte Strombette des Nils über- schreitet. Der Sand der Wüste ist offenbar aus der Zerstö- rung des Sandsteins hervorgegangen, dem hier das ganze Ter- rain angehört**. Stellenweise sieht man diesen Wüstensand '" Man sehe für das Folgende den Gebirg;sdurchschnilt der Bahiuda zwischen Mernui und Metämäh, auf Tafel V, Nr. 2 der Durchschnitle. «>:< Wenn hier vom Sandsteine die Rede ist und eine besondere sy- stematische Bezeichnung desselben mangelt, so ist stets der Sandstein von Nubien darunter zu verstehen, der in zwei Glieder zerfällt, nämlich in den untern und in den obern. Jenen zähle ich unter die ältesten Glieder der Kreidereihe (Griinsaiidsteiit) , diesen spreche ich als ein Diluvium an. Der untere Sandstein ist in Bezug seiner allgemeinen 144 durch Tlion und Schlamm zu einem neuen Felsen regenerift, eine Dilnvial-Bildung, welche häufig mit gelbem, eisenschüs- sigem Thone wechsellagert. An dem Brunnen von Abudlee beginnt hügeliges Land ; der Sandstein vonNubien, und zwar der untere, spricht sich in vollster Entwicklung aus und erhebt sich in kleinen isolirten Bergen bis zu höchstens 100 Fuss über die Ebene. Wie an andern Orten, so führt dieser Sandstein auch hier viele unter- geordnete Straten von Eisensandstein, Quarzkörner, verbun- den durch ein thoniges, stark eisenschüssiges oder durch ein kieseliges, Rotheisensteiu - artiges Zäment. Leztere Art des Eisensandsteins ist sehr schwer verwitterbar, und da diess bei dem herrschenden Gebirgsgesteine, dem Sandsteine, nicht in dem Masse der Fall ist, so kommt es, dass Trümmer des er- stem alle Gehänge und weite Flächen ringsum bedecken, während der Sandstein selbst zu losem Sand der Wüste zer- fällt. Der kieselige Eisensandstein hat durchgehends ein ganz vulkanisches Ansehen, stellenweise gleicht er förmlich einer schlecht geflossenen Schlacke, klingt beim Zerschlagen und bildet unter diesen Umständen entweder Straten von sehr ge- ringer, 2—3 Zolle nicht übersteigender, Mächtigkeit im Sand- steine selbst oder bedeckt denselben, oft in Meilen -weiter Ausdehnung, als eine von aussen schwarze, harte und dünne Kruste. Auch finden sich im Sandsteine der Abudlee-Berge in Menge jene merkwürdigen kugeligen Konkretionen, die wir bereits in der grossen Wüste, zwischen Korosko und Abu Hammed kennen gelernt haben (II. Band, 1. Theil, S. 586). Diese Kugeln fand ich hier alle hohl. Dichter, kieseliger, harter Eisensandstein bildet die 3 — 4 Linien dicke äusserste Schale, hierauf folgt konzentrisch eine ungefähr 1 Linie dicke, feste Kruste von dunkelrothem^ mit Sande gemengtem Eisen* ocker, und den innersten Kern bilden entweder ein gelblich- rothes, thoniges Eisenoxyd mit Sand gemengt oder blosser, lo- ser, sehr eisenschüssiger Sand, der beim Zerschlagen herausfällt. Enfwirklun^ weit das vorherrschendere dieser beiden Gebilde, «nd wird daher im Verlaufe meiner Darstellung der Sand.sfein nicht ausdrücklich als „oberer" bezeichnet, so ist immer „der untere", die Parallelbildung des Grünsaudsteins, damit gemeint. 145 Im weitem Verfolge unserer Route zwischen denAbiullee- Bergen fanden wir den Sandstein mit sechs bis acht Fuss mächtigen Schichten eines w eissen, thonigen Mergels w echsel- lagern, sahen westlich der Karavanenstrasse das 10 Stunden lange und dem Anscheine nach zu 300 Fuss über die Ebene ansteigende Sandstein-Gebirge Melach (welcher Name auf das Vorkommen von Salz hindeutet), und betraten nördlich der Abudlee-Berge eine grosse, weite Wiistenebene. Am Dschebel Serdsch wechsellagert der gelb und roth, häufig auch schön bunt gefärbte Sandstein mit Schichten eines bunten Mergels. Der Sandstein selbst enthält in Menge kleine linsenförmige Nestchen von buntem Thon , ganz ähnlich den bekannten Thongallen des bunten Sandsteins. Auf den Ebenen, welche die aus 0. in W. gestreckten Hügelzüge des Serdsch von einander trennen, beobachtet man sehr viele kleine, auf den weiten Sandflächen zerstreute und ganz isolirt stehende Kegelberge, welche ebenfalls aus Sandstein bestehen und von der erw ahnten, schwarzen, schlackenartig gestalteten, meistens nur 2 bis 3 Linien dicken Eisensandsteinkruste umhüllt sind. Die kugelförmigen Konkretionen finden sich auch hier wieder lose umherliegend und besonders häufig in der Nähe dieser interessanten Kegelberge, bei denen ich es vor der Hand noch dahin gestellt seyn lasse, ob man es mit Formen vulkanischen Ursprunges oder mit solciien eines ganz eigenthümlichen Ver- witterungsaktes des sehrschwerzerstörbaren kieseligcn Eisen- sandsteines, dem gewöhnlichen Sandsteine gegenüber oder mit einer Konkretions- Bildung im grossartigsten Massstabe, zu thun iiat. Ganz dieselbe Erscheinung wiederholt sich an dem, zu ungefähr 600 Fuss über die Ebene ansteigenden, isolirteii Sandsteinberge el-Nuss und auf der weiten, mit ähnli- chen kleinen Kegelbergen erfüllten, ihn umgebenden Wüsteu- fläche. Nördlich des Dschebel- el Nuss dehnt sich die Wüsten- ebene bis zum Gekdul- Gebirge aus; anfänglich eine weite Sandfläche, welche aber nach 5 bis G Stunden in ein hügeliges Wüstenterrain übergeht, über welches man in weitern 3 Stun- den die aus dem Gebiete des Sandsteins emporsteigenden, R II SS egg er, Reisen. II. B<), 3. ThI. 10 14G schwarzen Porphyr- Maiieni des CeMiil erreicht. Je näher man diesem , schon ans weiter Ferne sichtbaren Gebirge kommt, desto mehr entwickelt sich der Charakter seiner küli- nen Felsformen im Gegensatze zu den einförmigen Wellen- Linien der zunächst liegenden Sandsteinhügel. Hohe, spitze Zacken und kuppeiförmige Dome, scharf zerrissene Kämme und tiefe Schluchten mit senkrechten Felswänden reihen sich zu phantastischen Bildern. Zehn Stunden lang dehnt sich die Kette des Gekdul aus INW. in SO. vor den Augen aus. Zwei Kuppen , der kleine und der grosse Gekdul von uns benannt, dominiren in derganzen Gruppe, Sie verbindet ein zwei Stun- den langer Rücken , eine Hochebene, auf der man mehrere Kegelberge bemerkt. Dieser Rücken stürzt sich gegen SO. fast senkrecht in ein ungefähr eine Stunde langes, elyptisch geformtes Thal ab, dessen Boden durch die vielen , zur Re- genzeit über die schwarzen Felswände in tiefe Schluchten nie- derstürzenden Regenströme bewässert, eine reiche Gras-Vege- taticm und viele Mimosen enthält. Wie die Zeichnung auf Tafel V, Nr, 2 der Durchschnitte zeigt, so ist dieses Thal von allen Seiten durch steile Porphyr- berge und nur gegen SO. durch Sandsteinhügel eingeschlossen, in deren Bereiche sich auch das Thal bei b und c nach aussen öffnet. Wo Porphyr und Sandstein unter sich in Berührung stehen, zeigt lezterer die merkwürdigsten Veränderungen und Umstaltungen , so namentlich an den mit e und g bezeich- neten Stellen. An lezterem Punkte z, B. folgen sich die Schichten des Sandsteins ganz regelmässig. Streichen '2 h. 10**, Verflachen gegen INW. (unter den Porphyr) mit 25*^, auf diese Schichten unveränderten Sandsteins folgt eine Ablagerung desselben, deren Masse nach allen Richtungen zertrümmert und gänzlich verändert ist. Der Sandstein hat ganz das An- sehen, als wäre er einer heftigen, andauernden Hitze ansge- sezt gewesen, er gleicht dem aus einem ausgeblasenen Ofen ausgebrochenen, ist roth gebrannt und stellenweise ganz lo- cker in seinem Zusammenhange. Auf diesen gebiannten Sand- stein folgt eine zweite, in ihren Lagerungs-Verhältnissen gänz- lich verworrene IMasse desselben Felsgebildes, welche einem noch höhern Hitzegrad ausgesezt gewesen zuseyn scheint; denn 147 der Sandstein ist hier tlieils gefrittet, tlieils förmlich zu Schlacke oeschmolzen. Verfolgt man den Sandstein noch weiter gegen NO. , so gelangt man hald an eine mächtige Porphyr-Masse, welche den Sandstein ganz abschneidet und gangartig aus der Tiefe emporgestiegen zu seyn scheint. Der Porphyr ist der- selbe, der die Hauptmasse des Gekdul bildet, mit welcher er auch weiterhin unmittelbar zusammenhängt. Er besteht in einer rothen Feldsteinmasse mit vielen eingewachsenen Quarz- tafeln, ist nach allen Richtungen zerklüftet und thürmt sich in Felsen auf, die keine Spur regelmässiger Lagerungs-Verhält- nisse wahrnehmen lassen. Die obenerwähnte Sandstein -Schlacke oder, wenn man will, Sandstein-Lava ist in die unzähligen Kliifte, die den unter dem Porphyr liegenden Sandstein nach allen Richtungen durch- ziehen, eingedrungen, erfüllte alle Zwischenräume und hat sich endlich, wie ein Lavastrom, über die Oberfläche des Sand- steins hinergossen. Das Empordringen dieser geschmolzenen Masse von unten nach oben ist hier unverkennbar ausgespro- chen , und dass diese geschmolzene Masse selbst Nichts an- deres ist, als der durch hohe Hitze umgestaltete Sandstein, beweiset die Reihe von Übergängen aus dem unveränderten Sandsteine in die erwähnte Schlacke, in welcher Reihe kein bezeichnendes Mittelglied mangelt. Die Sandsteinschlacke zeigt in ihren Formen all die sonderbaren Gestalten, die einer schwer- und dickflüssigen Schlackenmasse eigen sind und zum grossen Tlieile aus dem Akte ihres langsamen Erstarrens her- vorgehen. Sie ist als Ausfüllung der Klüfte im Sandstein nach allen Richtungen gewunden und gedreht, porös, zellig, zer- fressen, scharf und rauh an der Oberfläche. Eine3Ienge theils leerer, theils mit losem Sande erfüllter Höhlungen, oft % Ku- bikfuss Rauminhalt erreichend und manchmal nur durch we- nige Linien dicke Zwischenwände getrennt, bezeichnen diese merkwürdige Metamorphose des Sandsteins. Es scheint, dass die Ablagerungen des Sandsteins au ihrer Oberfläche bereits in einem gewissen Zustande der Verwitterung sich befanden und der Sandstein daselbst zum grossen Theile schon zu losem Sande zerfallen war, als dieser Erguss des geschmolzenen Gesteines geschah. Dafür sprechen nicht nur die Massen 10 * 148 losen Sundes, welche dasseliie nniliiilife und oinschloss, son- dern es spricht anch dafür schla<>cnd eine zweite, sehr inter- essante Erscheinung". Wenn nämlich der Sandstein und be- sonders der obere, ein altes Dilnviuni meiner Ansiclit nacli, seiner Verwitterung zugeht, so lösen sich voreist seine thonigen Gemengthcile auf. Dieselben werden duich den Impuls der heftigeu Wüstenstürme und der Regenströme, wo solche Platz greifen, fortgefüiirt, und es bleiben unr die schwer verwitter- baren Geniengtheile, die Quarzkörner, besonders aber die Quarzgeschiebe, welche die obern Sandsteinstraten charak- terisiren, als loser, grober Sand zurück. Dieses war auch hier der Fall, als die Eihehung der Porphyr - Massen und wahr- scheinlich gleichzeitig die Spalten -Eruptionen im Sandsteine erfolgten. Die geschmolzene Sandstein - Masse ei'goss sich iiher die Oberfläche des Sandsteins und des Sandes hin und verband leztern , seine Gemengtheile umhüllend, zu einem neuen Gestein. Dieses vulkanisch rcgenerirte Gestein hat der Geschiebe wegen, die es umschliesst, ein Puddingstein-artiges Ansehen. Es besteht aus lauter Ouarzgeschieben undQuarz- körnern, die durch die Sandsteinschlacke zu einem festen, sehr harten Gesteine veibunden sind. Die Masse dieser Quarzein- schlüsse ist von ihrem Zämente scharf getrennt, hängt jedoch mit demselben so fest zusammen, dass , wenn auch diese Ge- schiebe oft zur Hälfte aus dem Teige, der sie umgibt, hervor- ragen, sie doch nur mit Gewalt davon getrennt werden können. Das schlackenartige, fast glasige Zäment dieses Trümmer- gesteins, dessen Mächtigkeit stets nur sehr geringe ist und welches oft nur eine Avenige Zolle dicke Kruste auf dem Sand- steine bildet, hat durch sein mannigfaltiges Farbenspiel ein ungemein schönes Ansehen , und der gefällige Anblick der Handstücke wird durch die bunten Farben und de.n stärkern Glanz der Quarzeinschlüsse , so wie durch das glasigere An- sehen dersel!>en , wodurch sie sich von den gewöhnlichen Quarzbeimengungen des Sandsteins unterscheiden, noch we- sentlich gehoben. Beim Anblicke diesei' liier dargestellten Fakta kann man nicht umhin, dem Gedanken an vulkanische, mit dem Empor- steigen des Porphyrs verbundene Einwirkungen Raum zu 141)- f^ebeii. Die hier dem Beobachter sich dai bietenden Erschei- nnngen, so uie jene, die sich nnsim Poiphyistocke desGekdul selbst darboten nnd die nnveikennbar darauf hindeuten , dass hier der Porphyr die Saiidsteindecke dnrchbracli und im Wege vulkanischer Kraft emporslie», durften auch das Empordringeu des ^geschmolzenen Sandsteins im \Vej>e der Spalten wirkun«^- vollkommen begründen. Der (iekdnl ist meiner Ansicht nach unbozweifelbar ein Ei iiptionsgebirge, jünger als die Ablage- rungen des Sandsteins aus der Diluvialzeit, und die erwähnte Sandstein-Schlacke oder Sandstein-Lava ist eine vulkanische Metamorphose des bei der Erhebung des Poiphyrs einem hohen Hitzegrad ausgeseztcn Sandsteins. Allerdings finden wir an vielen Orten, wo es kaum möglich seyn dürfte, vulkanische Einwirkungen nachzuweisen, kieselige Formen des Sandsteins, besonders des Eisensandsteins, die ihrem äusseren Ansehen nach manchen Arten des vulkanisch umgestalteten Sandsteins am (jekdnl täuschend ähnlich sind. Hiedurch dürfte jedoch, da die Natur sehr verwandte (sebilde auf ganz verschiedenen Wegen erzeugen kjinn , noch keineswegs nacl!ge^viesen seyn, dass auch Jene Metamorphosen des Sandsteins am Gekdul niclits anderes seyen , als solche kieselige (ilieder desscll)en, die ihr Daseyn vielleicht längst versiegten Thermen oder einer sonstigen lokalen Anhäufung des Kieselgelialtes in der iie- steinsmasse zu danken haben. Zur grossen Vorsicht bei Be- urtheilung dieser Felsgebilde fordert hingegen diese Thatsache immerhin auf, und so wenig ich daher am Gekdul , wo das wirkende l'rinzip vor Äugen liegt, nämlich der Porphyr, an vulkanischem Einflüsse zweifle, so wenig würde ich ihn dort zu vertreten wagen, wo ausser dem äusseren Ansehen eines Gesteins alle andern faktischen Beweise zur Annahme des- selben mangeln. Dahin i'echnc ich z. B. auch jene Eisensand- steinkrusten, welche die kegelförmigen Sandstein-Berge in der Umgebung des Dschebel Serdsch und des Dschebel-el IViiss umhüllen. Ich enthalte mich jedes bestimmten Urtheils über die Art und Weise ihrer Entstehung, und gestehe nur offen ein , dass bezüglich derselben mein Glaube au Vulkanismus sehr schwankend ist und ich lieber zur Konkrctions-Theorie meine Zuflucht nehmen möchte. 150 Wenn wir die Poipliyrmasse des Cebirges selbst betreten, so sehen wir am Fnsse des kleinen Gekdul eine sehr schöne Abänderung des Gesteins. Die Feldsteinmasse des Porphyrs ist diinkelroth , und enthält Einschlüsse von wasserklarem Quarze und weissen Feldspath-Krystallen , die durch ihr zum Theil glasiges Ansehen dem Gesteine gewissermassen einen trachytischen Typus verleihen. Dieselbe Erscheinung sehen wir am Fnsse des grossen Gekdul, wo der Porphyr eine äus- serst massige Absonderung wahrnehmen lässt, und wo sich jene tiefen, finstern Schluchten mit ihren Wasserfällen zur Zeit der Regen und jene ewig schattigen Wasser-Becken be- finden, deren ich bereits vorne (S. 15) umständlich er- wähnt habe. Zwischen dem grossen und kleinen Gekdnl dehnt sich ein ungefähr zu GOO — 700 Fuss über die Sohle des vorne erwähn- ten kleinen Thaies ansteigendes und beiläufig 4 tiuadrat-Meileu umfassendes Plateau aus. Die ganze Hauptmasse dieses Theiis des Gebirgsstockes, worüber ich die bildliche Darstellung auf der Tafel V, Nr. 3 der Durchschnitte zu sehen bitte, besteht aus rotheni Porphyr, am Fnsse der beiden Hauptkuppen aber, so wie an dem des steilen Felsgehänges, womit das zwischen jenen Kuppen liegende Plateau plötzlicli in das Thal abfällt, zieht sich ein Zug von niedein Sandsteinhügeln, Vorberge bildend, hin. Der Sandstein, welcher seinem Verflachen nach den Porphyr unterleuft, zeigt hier alle die bereits erwähnten Älerkmale vulkanischer Einwirkung; wir sehen ihn gebrannt, gefrittet, zu förmlicher Schlacke geflossen, als solche ans Klüften aufsteigend, alle Zwischenräume des Gesteins erfül- lend und wie kleine Lavaströme über die Oberfläche des Sand- steins hin ergossen. Von diesen Sandsteinhügeln steigt man fortwährend über Porphyr bis zur Höhe des Gebirges hinan, wo man auf dem Plateau angelangt, die überraschende Er- scheinung hat, dass daselbst der Sandstein wieder den Porphyr bedeckt und als Decke desselben sich über die ganze Hoch- ebene hin verbreitet. Dieser mit dem Porphyr zu einer Höhe von 600 bis 700 Fuss emporgehobene Sandstein ist in einem noch höhern Grade umgewandelt, als jener am Fusse des Ge- birges es ist; denn ich sah ihn durchgehends, wenn nicht 151 oesclimolzeii, ilocli gefrittct. Zahllose Porpliyrkegel erheben skIi, die Sandstehulecke (Imehbrecheiid , isolirt stehend und unter sich in keinem Veibiinde, auf dem Plateau und erieiclien absolute Höhen von nahezu 100 Fnss, Am Rande dieser schwarzen, Avie mit Schlacke bedeckten und mit spitzen Kegel!)er<>en besäeten Hochebene stehend, braucht man «gerade sich keiner sehr lebhaften Phantasie er- treuen zu diirfen , um sicli der vollsten Llberzeuo;ung hinzu- geben, dass dieses ganze Terrain vulkanischer Thätigkeit Ur- sprung und Form verdankt. Erstannen ninss man aber, wenn man von den Kuppen des üekdni herab den Umfang dieser Formation erblickt. Bereits amSiidrande des Gekdul-Gebirges erblickt niau im Gebiete des Sandsteins inselartige Hervor- ragujigen des l*orphyrs; der eigentliche Por])hyrstock aber, mit seinen verwandten Felsgebilden , hat in seiner grössteu Länge ans OOS, in VVVV^N. eine Ausdehnung von IG bis 20 Stunden, bei einer Breite von 7 bis S Stunden , und umfasst nicht nur den Gekdiil , sondern auch das ganze westlich unIag.äga nennen, und welcher aus den Magäga-Bergen nord- wärts i'iber ein Joch derselben auf die Hochebene Om-Masider fiihrt. Am Beginne von Haschme-el Magäga und auf der Nordseite des Ussub Ommara liegt ein merkwürdiges, fast kreisrundes Kesselthal, welches ungefähr eine Stunde im Durch- messer haben mag und von 700 bis 800 Fuss hohen, fast senk- rechten Porphyrwänden eingeschlossen ist. Den ganzen Grund dieses kesseiförmigen Thaies, des Erhebungskraters des Ussub- Ommara, erfüllt Granitsyenit in niedern Hügeln und als wildes Gehäufe gigantischer Blöcke. Granit und Syenit sind ganz dieselben Gesteine, wie sie sich in dem Katarakten- Gebirge Assuans finden: grobkörnig und sehrkrystallinisch im Gefüge, Feldspath roth , Glimmer silberweiss, Quarz farblos. Die Gesteius-Masse ist von zahlreichen kontemporären Feldspath- gängen durchzogen. Die Blöcke des Granites sind durchaus gerundet, ohne scharfe Kanten , obwohl sie uubezweifelbar an ihrer ursprünglichen Stelle liegen. Die von den Felswänden niederstürzenden Trümmer des Porphyrs hingegen sind sehr scharfkantig und an und für sich weniger massig. In SW. und 1NVV. ist der Poi'phyrrand dieses Kesselthals offen, und sehr enge Felsschluchten bilden hier die Zugänge der gew()hn- licheu Karavanenstrasse zwischen Abdum und Metämäh. Por- phyre und Granitsyenit bilden unter denselben gegenseitigen Beziehungen die herrschenden Gesteine auf der ganzen Strecke des Passes Haschme-el Magäga, nur am Ende desselben, von wo an der Weg* gegen das Joch bedeutend anzusteigen be- ginnt, stösst man in einem freundlichen, mit Mimosen be\v!icli- sencnThale auf kleine Ablagerungen von Sandstein, (icrsell)e, den wir am Gekdul sahen und auch von denselben eigeuthiim- licheu Metamorphosen begleitet, die auf vulkanische Einwir- kung hindeuten. 154 Nördlich dieser Satidsteiii-Äbia^eriing sehen wir im Thale, das sich zum Joche hinaufzieht und sich mehr und mehr er- weitert, niedere Hiit^el von weissem, grobkörnigen Granit, mit grossen Gh'mmertafehi, dasselbe Gestein, welches wir bereits im Berberlande und im nördlichen Kordofan näher kennen lernten. Weisser, gewöhnlicher Feldspath, stets mit krystal- linischer Struktur , bildet den Hanptbestandtheil dieses Gra- nites, der, wieder rothe, an den meisten Stellen, in ein Gehäufe von Blöcken zerfallen ist. Unmittelbar an diese Granitbildnng reihen sich Feldspathgesteine von grosser Abwechslung, und in ihrem Bereiche liegt auch der Übergangspunkt aus den Magäga-ßergen auf die Hochebene Om Masider. Diese Feld- spathgesteine, vorwaltend eigentlicher Feldstein von unzähligen Farbennuancen und Feldstein mit beigemengtem krystallisirtem Ouarz, sogenannter Pyromerid, bilden zusammen mit Quarz- porphyren und andern krystallinischen Gesteinen von hier an die herrschende Felsbildung bis zum Nilthale bei Meraui. Sehr zahlreiche und zum Theil mächtige Gänge von Quarz und Feldspath charakterisiren die Feldspathgesteine dieses Terrains. Die Hochebene Om-Masider, die höchste Bodenerhebung der ßahinda, steigt bis zu 1800 Fuss Meereshöhe an, hat un- gefähr 4 Stunden Durchmesser und wird in Nord von dem Ge- birge Chaläss, in West vom Afifi, in Ost vom Om-Masider und in Süd von den Magägabergen begränzt. Ein Rückblick auf die Magägaberge zeigt die gewaltige Ausdehnung dieses Por- phyrstockes, und man findet es begreiflich, wie die Eriiebung einer solchen Gebirgsmasse im Stande war, die Richtung des mächtigen Stromes so zu ändern, dass er sie gegenwärtig auf seinem Laufe im weiten Bogen umzieht. In der ganzen Aus- dehnung des Plateau's besteht dasselbe aus Feldstein und weissem grobkörnigem Granit, beide Felsbildungen von zahl- losen, zum Theil sehr mächtigen Quarzgängen aus Ost in West durchsezt. Der Om-Masider bildet eine sehr lange, aber nur mittel- mässig hohe Porphyrkette, der Clialass hingegen, welcher ganz aus rothem Granite besteht, steigt zu 1000 Fuss über die Ebene an und zeichnet sich schon in der Ferne durch seine 155 schönen . kühnen Gipfelformen ans. Vom Chalass bis zum Chor Abdum betritt man neuerdings Porphyr und sieht an mehreren Stellen der Route wieder grobkörnigen Granit unter dem Porphyr hervortreten; ein besonders interessantes Ter- rain aber entwickelt sich zwischen den Bergen Chalass und Abu Szrud, ganz nahe am dortigen Brunnen im Chor Abdum. Man sieht nämlich eine Ablagerung von weissem, grobkörni- gen Granit mit grossen Glimmertafeln in einer ungefähren Mächtigkeit von 18 Fuss, darauf liegt eine Feldsteinmasse, Eurit, und dariiber hin lagert sich rother Porphyr. Dieser Punkt dürfte gleichsam als Schema der zeitlichen Formations- folge für die Hauptfelsgebilde krystallinischer Form in der Bahiuda dienen. Vom Abu Szrud aus sahen wir im Westen derKaravanen- strasse das Gebirge Tabes, dessen Gipfel die höchsten der Ba- hiuda seyn dürften, dem Ansehen nach zu nahe an ISOO Fuss über die Ebene ansteigend und wahrscheinlich der Porphyr- bildung angehörend. Auch im Süden des Tabes entdeckten wir ein hohes Gebirge mit äusserst scharfen Gipfelformen, dessen Namen ich aber nicht erfahren konnte. Die Thalbildung gewinnt vom Nordrande der Magaga- berge an einen ganz andern Charakter. Das Schluchtenför- raige derselben verliert sich, die Thäler werden weit und behalten ihre Richtung auf grosse Strecken bei. Zugleich aber spricht sich in den Bergen und Berggruppen des VVü- stenplateaus wieder die isolirte Stellung ans, die zusam- menhängenden Ketten verlieren sich , vom Tabes an nord- wärts vermisst man die schönen scharfen Bergformen und die Umrisse derselben nehmen mehr Rundung, damit aber auch mehr Einförmigkeit an. Der Abu Szrud selbst besteht ganz aus Trachytporphyr und erhebt sich als ein kuppeiförmiger Dom zu ungefähr 400 Fuss. Das Gestein ist eine glasige Feldsteinmasse mit Feld- spathkrystallen ; sowohl der gemeinen als mehr glasigeji Va- rietät, die von mehreren mächtigen Feldstein- und Quarzgän- gen j welche beide Arten Lagerstätte Eisenkies eingesprengt führen, aus NO. in SW. durchsezt wird. Wenn man den aus Eurit und Pyromerid bestehenden 156 Abu Duweni passirt liat, gelaiiot man auf ein zweites, aber bereits um 200 Fuss tiefer als Om Masider liegendes Plateau. Dasselbe hat eine ellyptische Gestalt von ungefähr acht Stun- den grössten und zwei Stunden kleinsten Durchmessers, und wird in Nord von dem Berge Abrak, in Ost vom Moale, in NO. vom Gererr, in West vom el Chelela und in Süd vom Abu Duweni begränzt *. Das herrschende Gestein dieses Plateaus ist Gneiss, dem unserer süddeutschen Central-Älpenkette voll- kommen ähnlich, öuarz und Feldspath desselben sind weiss, der Glimmer schwarz , der Quarz ist vorherrschend , das Ge- füge vorwaltend schiefrig. Quarz- und Feldsteingänge durch- setzen zahlreich diese Gneissbildung, erstere zum Theil in einer auffallend grossen 31ächtigkeit und lang anhaltend im Streichen. Die Ausgehenden dieser Quarzgänge bilden hohe Kämme, die sich weithin durch die Wüste ziehen und förm- liche Hügelketten darstellen. Der Quarz dieser Gänge ist stets rein, weiss, von splittrigem Bruche. Erzführung ist mir keine bekannt. Dicht an dem Brunnen Meroe im Chore Al)- diini, südlich des Abrak, streicht ein solcher Quarzgang mit einer Mächtigkeit von 120 Fuss aus Ost in West. Über eine halbe Stunde lang bildet sein Ausgehendes einen mehr als öO Fuss hohen Kamm. Diese Gänge, das Vorkommen des Gneisses und das des weissen, grobkörnigen Granites mit grossen Glimmertafeln, alles diess erinnert an die ganz ähnliche Formation im Berber- Lande, am rechten Ufer des Nils, wo dieselbe durch ihren Wechsel mit Thonschiefer, dichten Kalkstein und (irauwacke ähnlichen Felsgebilden als ein Gebilde der Übergangszeit sich zu erkennen gibt. Der zwischen dem Biunnen Meroe und dem Abrak liegende Theil des Plateaus besteht ganz ans dem Granite und Gneisse des Berber- Landes. Das Gestein beider Formen ist sehr grobkörnig, der Feldspath desselben krystallisirt , dei" Glimmer in grossen Tafeln ausgeschieden. Viele und grosse Quarzgänge bilden ganze Reihen von Fels- hügeln und der westlichste Theil des Abrak besteht selbst aus einem solchen Quarzkamm. * Über die i'icli(ij>,c Position tllcspr Gcbirj^e mit Bc/.ii;^ auf den in weiiier Karte von Nubien stattüiidendeii Fehler berufe iili iiiicli auf das vorne S. 21 Gesagte. 157 Nrudllcli des Abr.ik sezt die Ebene unter gleichen Ver- hältnissen fort. Der Abu Murach besteht aus porphyraitioem (lineiss und wird von einer Menge Feldsteingänge durchsezt. Vom Abu Murach liegt der Assumuen in West, der Peror in VVINW. Beide bestehen aus porphyrartlgeni Gneiss. Die Ka- ravanenstrasse zieht sich über eine weite Ebene an dem Dsche- bel-el Sophra hin. Die Berge werden nun bedeutend niederer, selten ist eine Kuppe, die sich noch zu 400 Fuss über die Ebene erhebt, dieThäler verwandeln sich in grosse Ebenen, wodurch die Berge eine vollendet isolirte Stellung, Inseln gleich auf weiter Meeresfläche, erhalten. Der kleine el Sophra, so wie der Aou-Agär, bestehen aus Eurit, das herrschende Gestein der Ebene aber ist fortan Gneiss, zum grossen Theile vom Sande der Wüste bedeckt, welcher in der INähe des Chor Ab- dum in kulturfähigen Boden übergeht und als solcher eine spärliche Vegetation, Gräser, Mimosen und einige kümmernde Dompalmen trägt. Die grosse Ebene dauert fort , sie besteht aus Gneiss mit zahlreichen grossen Feldsteingängen, zu beiden Seiten der Karavanenstrasse aber zeigen sich wieder Porphyrberge, der Aou-Scherifi in SVV. und der Aou-el Fellahadschari in NO. Auch der Dschebel Hannig, in dessen Nähe sich im Chore Ab- duni ein sehr tiefer Brunnen befindet, besteht aus Porphyr. Seine Grundmasse ist ein weisslichrother Feldstein, einge- mengt sind Krystalle von gemeinem Feldspath undttuarz. Die Ebene nördlich des Hannig wird an ihrem ganzen östiichen Horizonte von den Bergen des Omsogeta, am westlichen und nördlichen hingegen von jenen des Abu-Dualis begränzt. Er- sterer ist Porphyr, lezterer besteht im südlichen Theile aus Gneiss, im nördiichen aber aus Porphyr. Das Gestein der Ebene zwischen diesen beiden Bei'ggruppen ist Gneiss mit grossen Feldspathkrystallen und Glimmertateln. Der Gneiss ist hier deutlich geschichtet, seine Gesteinslagen streichen re- gelmässig aus Nord in Süd und verflachen in Ost. Am Dsche- bel Hannig hatten wir den schönen Porphyrkegel des Aou-Om- Serch und die höchste Kuppe des Aou-Scherifi gerade in Süd. — Die Porphyruiasse des Omsogeta, des Aou-Scherifi und des Aou-el Fellahadschari ist ein gelblichweisser , körnieer Feld- 158 stein mit Krystalien von Quarz und Feltlspatli. In der Periode der Verwitteruno färbt sicii die Aussenseite dieses Gesteins ganz schwarz. Die Gneissebene zwischen diesen Bergen ist vollendete Wüste, hügelig, voll scharfer Felsrücken und durch- schnitten von vielen öuarz- und Feldsteingängen. Am el Monota, ein isolirter Kegel der Abu Dualisberge, berühren sich die Gneissbildung und jene des Porphyrs, indem der südliche Theil jener Berge der erstem, der nördliche hin- gegen der zweiten angehört. Vom Monota aus liegen die Kette des Gebeschigil in Nord, die schönen und hohen Berge des Wede-um-on in Ost, beide Gruppen scheinen dem Gneisse anzugehören. Gneiss ist auch fortan das Gestein der Ebene, die Berge werden nun ganz nieder, sie bilden ein Hügelland. An den isolirten Berggruppen OmHiglig, Pewea und Omseäle, leztere, obwohl klein und niedrig, doch durch ihre scharfen, zackigen Formen ausgezeichnet, sehen wir Porphyr zum lezten- male auftreten. Von hier bis in das Nilthal bei Abdum, Me- raui gegenüber, ist das Terrain ein Hügelland, blos aus Gneiss bestehend und voller öuarz- und Feldsteingänge. In der Nähe des Stromes bedecken der Sand der Wüste und weiterhin ein schmaler Streifen Kulturland jede Felsbil- dnng, so wie man aber denNil überschreitet, befindet man sich wieder mitten in der Sandsteinformation, welche hier in Nord, so wie wir es früher in Süd sahen, die grosseAblagerung kry- stallinischer Felsgebilde begränzt, die sich inzwischen in einer Strecke von 40 Stunden ausbreiten. Ein Zug von Sandsteinhügeln aus NO. in SW. begleitet bei Meraui das ganze rechte Ufer des Nils. Am nordöstlichen Ende dieser Hügelkette erhebt sich der alte Barkai zu 250 Fuss über das Stromthal, merkwürdig durch seine Form, klas- sisch durch Geschichte und Religion, deren Denkmale zu sei- nen Füssen wir noch in Trümmern bewundern und wozu er das Material hergab. Der ganze Barkai besteht aus Sand- stein, dessen Schichten aus NO. in SW. streichen und NW. verflachen. Seine durch ungeheure Steinbruchsarbeiten ent- blössten und senkrecht gestellten Felsw ände lassen , w ie die angefügte bildliche Darstellung zeigt, die Lagerungsfolge des Sandsteins ganz deutlich entnehmen. Zu unterst bis a. feinköniig'er Sandstein. b. Schuttbänkp. c. grobkörniger Sandstein. iiiigefähr 80 Fuss über die Thalsohle am Berge liegt fein- körniger, harter Sandstein, roth und schmutziggelb, wech- sellagernd mit 4 bis 6 Zoll mächtigen Straten von Eisen- sandstein. Hierauf wechselt dieser Sandstein in einer Höhe von ungefähr 20 Fuss zweimal mit 2 bis 3 Fuss mächtigen Bänken eines groben Schuttes, der aus Quarzg^escliiebeu bis zu 2 Cubikzoll Grösse besteht, verbunden durch ehi san- diges Zement. Diese Ablagerung wird durch 150 Fuss mäch- tigen grobkörnigen Sandstein bedeckt, der Avie der untere mit Lagen von Cisensandstein in geringer Mächtigkeit wech- selt und Straten von sehr festen, schieferigen, bunten Thon- mergeln enthält. Der Eisensandstein besteht aus Körnern ei- nes reinen glasigen Quarzes, verbunden durch ein thoniges, Roth - und Thoneisenstein-artiges Zement. Die schwarzen Triimmer dieses schwer verwitterbaren Eisensandsteins be- decken die ganze Tafelform der Kuppe des Barkai. Bei dem Mangel an organischen Resten, wenigstens ge- lang es mir nidit, solche zu finden, und bei der grossen Ähn- lichkeit der geognostischen Struktur des untern mit jener des IGO obern Sandsteins, ist es allerdings höchst schwierig:, zwischen beiden am Baikal eine Glänze zu ziehen. Der Gedanke, die ganze Sandsteinbildung des Barkai als ein Diluvium, ähnlich mancher Molasse, anzusprechen, liegt sehr nahe; möglich aber ist es auch, dass dahin nur der obere grobkörnige Sandstein gehört, während der untere, der feinkörnige, unsern untern Sandstein von Nubien repräsentirt. Ich getraue mir nicht, hierüber ein bestimmtes ürtheil abzugeben, muss aber beken- nen, dass ich mich eher zur leztern Ansicht hinneigen , zu- gleich aber auch dann die mit den erwähnten Schuttbäuken vvechsellagernde Partie des Sandsteins als eine Diluvialbildung ansprechen möchte. Eine weite Strecke flussabwärts von Meraui ist das linke TNilufer theiis Kulturboden, theils mit Wüstensand bedeckt, Avährend am rechten Ufer der erwähnte, vom Barkai ausge- hende Hügelzug des Sandsteins den Strom foitan begleitet. Zwisclien den Dörfern Kadschab und Hanni tritt der Sandstein bis an den INil, das gegenüber liegende linke Ufer aber besteht aus einem Süsswasser- Konglomerate mit ganz- und halbver- steinerten Wurzelstücken von Mimosen und Palmen. Unge- fähr 4 Stunden unterhalb Hanni erhebt sich am rechten Ufer der langgestreckte, niedere DschebelTega, ein Sandsteinberg, zum Theil von Flugsand bedeckt. Ahnliche Sandsteinbeige sieiit man auch südlich von Ambukol am Rande der ßahiuda, von wo aus sie am linken Ufer, zwei Stunden weiter flussab- wärts bei Haddana, ebenfalls bis an den Nil vorspringen. Der Dschel)el Difärr am rechten Ufer, dessen Felswände senkrecht in dun Nil abfallen, besteht aus buntfarbigem, weissen , gelben und rotheii Sandstein, der mit Eisensandstein wechsellagert. Zu Ischen Abku und Debbe am linken Ufer, gegenüber wo grosse Sandsteinfelsen den unmittelbaren Uferrand bilden, hat die zu Tage liegende Oberfläche des Eisensandsteins ein nie- renföiniiges, geflossenes Ansehen, so dass einzelne Stücke auf den ersten Blick hin einer dickflüssigen Schlacke vom schlechtesten Ofengange gleichen. Diese Straten des Eiseu- sandsteins erreichen eine Mächtigkeit bis zu 2 und :) Fuss und sondern sich in diesem Falle in grosse prismatische Stücke ab, welche grosseÄhnlichkeit mit versteinertenHolzstämmeu haben. 101 Alt-Dongola, Stadt und Festung, Hegt auf dem Rücken eines Hügelzuges bnntfärbigen Sandsteins, dessen Felsmassen steile Wände am Ufer bilden, oben aber, auf der Tafelform, von mächtigen Anhäufungen röthlichgelben Flugsandes be- deckt werden. Ganz derselben Sandsteinbildung gehören an: die niedern Berge bei Ollö am linken Ufer und der Kodukol gegenüber am rechten Ufer, ferner der Dschebel Dongola bei Amendogog, die Felsen am rechten Ufer bei der Insel Maui, die kleinen Berge bei Handak zu beiden Seiten des Stroms, die zertrümmerten grossen und steil in den Fluss abfallenden Eisensandsteinfelsen an der Insel Sali und unterhalb des Dor- fes Muluad, die Felsmassen am linken Ufer zwischen den In- seln Durär und Turki, die Berge Bankat und Hannak, so wie die Felsmassen am rechten Ufer ober- und unterhalb des Dor- fes Mahmud Gadi. Man kann somit sagen, dass der Nil zwi- schen den Dschebel Barkai und der Stadt Neu -Dongola sich ausschliesslich im Terrain des Sandsteins sein Bette gegra- ben hat. Die weite Ebene des Niltlials bei Neu-Dongola ist fast durcligehends kulturfähiger Boden *. Dass jedoch das gegen- wärtige, eigentliche Kulturland nur zwei schmale Streifen au beiden Ufern des Stromes bildet und der übrige Theil gänzlich veilassen und verwahrlost dem raschen Vordringen der Wüste preisgegeben ist, habe ich schon im ersten Abschnitte dieses Theiles dargethan. Alles übrige Land über diesen kulturfä- higen Boden hfnaus und zu beiden Seiten des Stroms ist Wüste, theils bergig, theils eben, theils Felsen, theils Sand und in der Umgebung von Neu-Dongola der Felsformation nach durch- weg dem Sandstein von Nnbien angehörend. Auf der West- seite des Nils reicht diese Sandsteinbildung nordwärts bis nach Hannek und weiter landeinwärts bis zur Parallele von Ali Persi, von wo aus sie sich dann weiter in die Wüste zurück und vom Strome abzieht. In ihr Bereicii fallen sonach auf dieser Seite die Berge des Waddi Kap, der Legia und der Moscho. Auf der Ostseite des Nils hingegen scheint es, dass sich der Sandstein gegen Nord viel früher und zwar, fluss- * Man sehe für das Folgende den Gebirgsdurchschnitt znisclien Neu-Dongola und Waddi Haifa auf Tafel V, Nr. 1 der Durclischnitte. Russegeer, Reisen. II. Bd. 3. Thl. 11 162 abwärts von Agadi, bereits dem südlichen Ende der Insel Avgo gegeniiber zwischen dem Strombette nnd den von Osten her ans der grossen nubischen Wiiste in das Stromthal vordrin- genden krystallinischen Felsgebiiden ausschneidet, wie die dem Atlas dieses Werkes beigegebene geognostische Karte von Niibien zeigt. Die Sandsteinberge am linken Uferlande, aus- genommen jene des Waddi Kap, welche zusammenhängende Züge bilden, stehen isolirt und steigen höchstens, z. B. der Moscho, zu 500 Fuss über den Strom an. Im Strombette selbst geht in den kleinen Schellals an der Insel Argo und in jenen nördlich derselben Granit in grossen Felsmassen zu Tage. Er bildet die Felseninseln im Strome, z. B. Tomhos, wird aber am westlichen Ufer vom Sandsteine bedeckt. Südlich von Hannek, am linken Ufer, beobachtet man den Sandstein ganz in der Art verändert, wie diess am Gekdul der Fall ist. Er erscheint wie gebrannt, stellenweise wie geschmolzen, nnd merkwürdigerweise stösst man bald dar- auf an dem Dorfe Hannek auf einen grossen Granitzug, der sich aus Ost in West erstreckt, den Sandstein abschneidet, das Gestein beider Ufer bildet und flussabwärts bis Ali Persi sich ausbreitet. Die wellenförmigen Berge dieses Granites eiheben sich nur zu 200 Fuss über den Strom und sind meist in kolossale, abgerundete, in grossen Haufen wild übereinan- der gethürmte Blöcke zerfallen. Der Granit ist vorv^altend feinkörnig, weiss und grau von Farbe, glimmerarni. Auf grosse Strecken anhaltend bildet dieser Granit Übergänge in Gneiss. Von Ali Persi an bis zum Dschebel Fogo wechseln fortan Granit und Gneiss und beide Felsgebilde werden von mächti- gen Feldstein- und Quarzgängen aus Ost in West dnrchsezt. Der Fogo, ungefähr zu 600 Fuss über den Nil ansteigend, be- steht ganz aus Feldstein und Feldspathgesteinen (Eurid, Py- romerid u. s. w.) mancherlei Art, die ich jedoch sammt und sonders als Parallelgebilde des Granitgiicisses der Umgebung ansehe. Nördlich vom Fogo, über Tadjab (Tajab) bis nach Fakii-el Beut sehen wir auf der hohen Ufeiebene fortwährend (jianit, Gneiss und Eurit mit einander wechsellagern. Keines dieser Felsgebilde ist dem andern untergeordnet, sie sind selbstständige, zeitlich unter sich ganz parallelstehende Formen 163 der niäclitigen Entwicklung der ringsherum lierrsclienden Feld- spatligesteine. Grosse und sehr mächtige Quarzgänge sind für dieses Terrain ganz besonders bezeichnend. Die Berge am rechten Ufer des Nils, so wie die der grossen Flussinseln Faad und Deffoi, scheinen ganz derselben Formation zu seyn, welcher der Fogo angehört, nnrderTemne, ebenfalls einer der Inselberge, welcher durch seine Physiognomie besonders hervortritt, hohe, scharfe Kämme und steile, mit massigem GeröIIe bedeckte Gehänge besitzt, scheint aus Granit zu be- stehen, welcher Felsart auch der Berg angehört, worauf die Schonne von Fakir-el Beut steht. Dieser Granit ist sehr grob- körnig, führt rothen Feldspath, enthält stellenweise edlen Gra- nat eingewachsen und gleicht andrerseits ganz dem Granite von Assuan. Die Wüste zunächst nördlich von Fakir-el Bent, der Beginn eines Plateau's, das sich bis zu ungefähr 500 Fnss über den Nil erhebt, welcher aber diesem Ansteigen des Ter- rains durch eine scharfe Wendung gegen Ost und durch die grosse Flusskrümmung in Dar-el Mahäss ausweicht, lässt an- fänglich denselben Wechsel von Granit, Gneiss und Feldstein wahrnehmen, dessen wir südlich von Fakir-el Bent erwähnt haben ; ist man jedoch ungefähr 3 Stunden von dieser Station nordwärts gekommen, so beobaclitet man in dem feinkörnigen weissen feldspathreichen Granite und Gneisse, die mit vielen und grossen Partien von Feldstein wechsellagern, mächtige Lagerstätten von Syenit, Grünstein und Chloritschiefer. Die Richtung dieser Lagerstätte dem Streichen nach ist theils aus Ost in West, theils ans NW. in SO. , ihr Verflachen aber ist stets ein nördliches. Der Chloritschiefer gleicht dem unserer salzburgischen Alpen , er ist in dünne Gesteinslagen getheilt, welche die gleiche Richtung mit dem Streichen der Lager- stätte behaupten. Der Syenit ist ein körnig schiefriges Ge- menge von grüner Hornblende mit Feldspath, die Bestandtheile sind scharf getrennt, durch eine innigere Mengung derselben aber bis zu einer scheinbar gleichförmigen Masse geht das Gestein in förmlichen Grünstein über. Dieser sowohl als der Syenit sind häufig stark mit feinen Kiestheilchen eingesprengt und eine nähere Untersuchung dieser Lagerstätte im Bezug auf ihre Erzführung wäre unisomehr von Interesse, als es, 11* 104 wie die Karte zeigt, grossen Ansciieiii hat, dass die Forma- tionszi'ige aus der grossen VVi'iste östlich des Nils bis in das Stromthal fortsetzen, in welchem Falle diese Lagerstätte ziem- lich genau in die Verlängerung der ebenfalls Erze führenden'* Formationsziige des Abu Seacha und Ädrauebb zu liegen kom- men. — Nördlich dieserEinlagerung von Syenit, Grünstein und Ciiloritschicfer im Granit-Gneisse (fes Wüstenplateau's steigt dasselbe bedeutender an, erreicht bald seine grösste Erhebung iiber das ferne in Ost zur Seite liegende Stromthal und bildet eine hügelige Ebene, deren vorherrschendes Gestein bis zum nordwärts 4 Stunden entfernt liegenden Gebirge Koe der Sand- stein von Nubien ist. Einige lokale Auflagerungen des obern grobkörnigen Diluvialsandsteins abgerechnet, gehört die ganze weit ausgedehnte Sandsteinbildung den untern Straten dersel- ben an. Der Sandstein zeigt durchgehends horizontale La- gerung, hat die schönsten bunten Färbungen, vorzüglich gelb, roth, violet, weiss und grün, verschiedenes Korn und lässt nir- gends ein Merkmal wahrnehmen, das nur im ejitferntesten auf einen hier stattgefundenen vulkanischen Einfluss hindeu- ten möchte, wohin ich natürlich seine Erhebung allein nicht rechnen kann. Häutig beobachtet man einen Wechsel der Sandsteinschichten mit solchen eines sandigen, bunten Thon- mergels. An mehreren Stellen dieses Plateaus tritt das kry- stallinische Grundgebirge hervor und Granit, Gneiss und Feld- stein bilden diessfalls isolirt aus dem Sandstein emporsteigende ßerggrnppen, deren Berge sich conform mit dem Streichen der früher erwähnten Lagerstätte aus Ost in West aneinander reihen und bis zu 700 Fuss über das Plateau, also ungefähr bis zu 1200 Fuss über das Nilthal erheben. Die beiden bedeutendsten dieser isolirten ßerggruppen zwischen der südlichen Gränze dieses Sandsteins und dem Ge- birge Köe sind : der Dschebel Nogära und der Dschebei Ud- nos. Eine Menge von Sandsteinhügeln umgibt den Nogära, dessen Centralberge aus Granit und Feldstein bestehen. Lez- terer sondert sicli in dünnen Platten ab, die, wenn man daran schlägt, einen sehr starken Klang geben (vorne S. 61), daher * Bd. 11, Tili. 1, p. 437 und -.94 etc. 105 auch der Name „Nogära-Glocke'*. Der üdnos, viel kleiner als der Nogiira und nur einen einzigen Berg bildend, besteht aus Gneiss. Der Sandstein des Plateau's endet , wie ich bereits er- wähnt habe, am Gebirge Koe, welches den Nordrand dieser Hochebene bildet und von dessen Ubergaugsjoch man wieder in das ans Ost gegen West sich wendende und in seine alte Richtung zurückkehrende Nilthal hinabsteigt. Der siulliche Theil des Köe besteht aus Granit, wechselnd mit Feldstein und durchsezt von sehr grossen öuarzgängen, ist man jedoch ungefähr 3 Stunden in den Koebergen nordwärts gezogen , so betritt man ein sehr ausgedehntes Thonschieferterrain, welches weiter gegen Nord noch grössere Entwicklung zeigt und noch mehr an Bedeutung gewinnt. Alle Berge des linken und rechten Ufers gehören dieser Felsbildung an und es scheint, dass eben die härteren krystallinischen Felsgebilde der nahen grossen Wi'iste östlich des Nils (die Fortsetzung des Forma- tionszuges von Mur-hat-el Mora), auf welche der Nil in seiner von Tadjab an angenommenen nordöstlichen Richtung gesfos- sen haben mag, den Strom nöthigfen, sich wieder mehr westlich zu wenden, nach und nach in seine fri'ihere Richtung zuri'ick- zukehren und sich seine Bahn im milderen, weniger Wider- stand leistenden Thonschieferterrain zu brechen. Der Thonschiefer hat eine schwärzlichblaue Farbe, aus- gezeichneten Seidenglanz und ist meistens sehr dünnschiefrig. Seine Gesteinslagen streichen aus NW. in SO. und verflachen steil inNO. , also gegen das Nilthal. Kr ist voll sehr mäch- tiger Quarzgänge, welche sämmtlich ans Nord in Siid strei- chen und gegen Ost veiflächen. Der Quarz der Gänge ist weiss und rein. Nirgends sah ich hier die Gesteinslagen des Thonschiefers gebogen oder wellenförmig gekri'immt, was doch sonst sehr oft in der Nähe solcher Gange zu seyn pflegt. Auch hier wäre es, ans den vorne angegebenen Gründen, sehr wich- tig, diese Lagerstätte in Bezug auf allfällige Erzführung nä- her zu untersuchen. Der Übergangspunkt der Karavanen- strasse über den Köe liegt ungefähr SOO Fuss höher als das Nilthal. Insofcrne physiognomische Umrisse der Gebirge ein Urtheil auf ihre geognostische Zusammensetzung zulässig 160 machen , gehören die bis zu 1200 Fuss über den Nil ansteigen- den Gebirge am rechten Ufer desselben , als der: Äbri, Roiig, Bumm, Madig, Aebudi, Hammra (der höchste Berg hier am rechten Ufer), Absnt und Oba, so wie der Korköd am linken Ufer derselben Thonschieferbildnng an. Am nördlichen Gehänge des Koe und in der Nähe des gleichnamigen Dorfes beobachtet man einen Zug von Feld- stein und hierauf folgt , bis nahe an Sctiib , Thoiischiefer wechselnd mit Feldstein. Besonders ausgezeichnet stellt sich dieses Verhältniss der Wechsellagernng bei Solib dar. Thonschiefer sowohl , als Feldstein, treten hier in Lagen von geringer Mächtigkeit, oft kaum 1 Fuss betragend, auf, streichen zusammen aus NW. in SO. und verflachen gegen NO. Der Thonschiefer ist sehr düimschiefrig und der mit ihm wiederholt wechselnde Feldstein spielt hier ganz die Holle des an andern Orten häufig unter gleichen Bedingungen mit dem Thonschiefer auftretenden Quarzes. Theils in Solib selbst, theils in unmittelbarer Nähe der dortigen Tempelruinen sieht man Syenit und Diorit in grossen Felsen zu Tage gehen. Beide Gesteine sind sehr qnarzreich, wechseln mit einem schwarzen Schiefer, der ganz das An- sehen eines in einem gewissen Grade der Zersetzung sich be- findenden Dioritschiefers hat und bilden gegenseitige Über- gänge. Viele Quarzgänge, jedoch keiner von besonders bedeutender Mächtigkeit, durchsetzen diese Felsbildungeii. Nördlich von Solib lagert sich auf diese lezterwähnteii krystallinischen Gebilde der Sandstein von Nubien , der mit geringen Unterbrechungen sich über 6 Stunden weit bis zu den Bergen südlich des Dorfes Neluaddi erstreckt. Zuerst trifft man , aus Süden kommend , diesen Sandstein auf der hügeligen Ebene am Dschebel Tosche , zwischen Solib und Kuppa es Selimma. Er ist horizontal gelagert in scharf ge- trennten Straten von geringer Mächtigkeit, ganz unverändert und von der schönsten bunten Färbung, meist roth, gelb, weiss und blau. Der Dschebel Tosche sowohl, als der west- licher liegende, ausgedehnte und bis zu 1000 Fuss sich über den Strom erhebende Dschebel Hammid gehören ganz dieser Sandsteinbildung an. Am Dschebel Tosche bemerkt 167 innn im Sandsteine sein* häufig die bekannten , kugelförmigen Konkretionen , auch zeigt sich das Gestein an seiner zu Tage liegenden Oberfläche mit einer Schlacken-artig aussehenden Kruste von Eisensandstein bedeckt. Am rechten Ufer scheint, wie bereits erwähnt wurde , die Thonschieferbildung fortan zu herrschen. Älitten auf der Sandstein-Ebene , welche sich von Kuppa es Selimma und dem Tosche gegen Woadd el Hammid hin zieht und die westlich vom Dschebel Hammid begränzt wird, stösst man auf das Ausgehende eines an 120 Fuss mächtigen Thonschiefer-Ganges. Derselbe streicht aus Ost in West, verflächt in Nord und durchsclineidet scharf die horizon- tal gelagerten, prächtig buntfarbigen, Sandstein - Straten. Der Thonschiefer ist schwarz und wiid von vielen Quarz- einlagerungen begleitet, die ihn Kluft-artig durchziehen. Nördlich des Dorfes Woadd el Hammid sieht mau mehrere ähnliche Durchbrüche des Thonschiefers im Sandsteine , an denen sich zwar der gangartige Charakter nicht so deutlich ausspricht, als an erst erwähnter Stelle, avo aber demunge- achtet nicht zu zweifeln seyn dürfte, dass man es hier mit Thonschiefergängen im vollsten Sinne des Wortes zu thnn hat, deren Hangendes und Liegendes Sandstein bildet. Auf der hügeligen Ebene, zunächst dem Dorfe Neluaddi, verschwindet der Sandstein und man sieht wieder Feldstein im Wechsel mit Thonschiefer auftreten , Avelche Formation hier wahrscheinlich das ganze Terrain zwisciien dem Hammid westlich, und den Gebirgen Aebudi und Abri östlich des Nils ausfüllt und die nordwärts bis zum Dorfe Essen reiclit. Syenit und Diorit begleiten die Thonschiefer-Feldstein-Bildiing unter den gleichen Verhältnissen, deren ich früher erwähnte. Der Boden der Wüste ist hier durchgehends mit grobem Quarz- saud und buntfarbigen Quarzgeschieben bedeckt, welche dar- auf hindeuten, dass einst eine gering mächtige Ablagerung des obern , grobkörnigen Saudsteins dieses Terrain bedeckte und im Laufe der Verwitterung des Gesteins gänzlich zu Sand zerfallen ist. Nördlich vom Dorfe Essen und ganz nahe daran, beginnt neuerdings der Sandstein als herrschende Felsart. Durch eine 1G8 Strecke von vier Stunden beobachtet man im Sanclsteinterraiii mehrere gangartiofe Diirchl)rnche von Feldstein , Syenit und Diorit, welche Gesteine gegenseitig im engsten, geognostischen Verbände zu einander stehen. Je näher man aber znrScIionne Abrij dem Dorfe Abri am rechten Ufer gegenüber, gehingt, desto gewaltiger werden die Flugsand-Anliiiiifnngen der Wüste. Dieselben erheJjen sich zu Hügeln von 80 und 100 Fuss Höhe und entziehen dem Auge auf grosse Strecken alle Felsablage- rungen in den tiefer liegenden Theilen des Terrains. Wo in der Umgebung der Schonne Abri Felsen hervortreten, gehören dieselben dem Sandsteine an, Ubiigens bildet hier beide Ufer des JNils ein wildes und ziemlich hohes Gebiigsland , dessen Thäler und Schluchten, besonders am linken Dfer, ungeheueie Massen desröthlichgelben Flugsandes erfüllen. Derselbe spielt liier gewissermassen die Rolle des Schnee's in unsern hohen Alpenthälern ; er bildet an den Bergen grosse Gehänge, auf den Höhen Ubergehänge und sogenannte Windsbretter, er stürzt sich, in Bewegung gebracht, lavineuaitig in die Thäler nieder und erfüllt, von den heftigen Wüstenstürmen ferne herbeigebracht, alle Vertiefungen. Dieser Flugsand der Wüste ist reiner Quarzsand, hervorgegangen aus der Zerstörung des Sandsteins. Nördlich von Abri durchbricht ein in Diorit übergehender Syenit, kleine Hügel bildend, den Sandstein, dann folgt ein Plateau ganz mit Flugsand bedeckt und nach zweistündigem Marsche gelangt man mitten im Terrain des Sandsteins zu einem mächtigen gangartigen Zug eines graugrünen und blau- lichgrünen Chloritschiefers. Die grüne Farbe dieses Gesteins ist stellenweise so intensiv, dass man in der Ferne getäuscht wird und Felsen mit spärlicher Vegetation bedeckt zu sehen glaubt, während doch ringsum nur kahle, gänzlich vegetations- lose Wüste ist. Die Gesteinslagen dieses Chloritschiefers streichen aus NW. in SO. und verflachen steil in NO. Im Hangenden des Chloritschiefers folgt wieder Sandstein, dann Thonschiefer und abermals Chloritschiefer von derselben Art, wie der ersterwähnte, nur in viel mächtigerer Entwicklung, Indem er hier das eigentliche Grundgebirge auf eine bedeu- tende Ausdehnung bildet. Dieser Chloritschiefer wird von 1C9 niäclitigeii Quarzgängen dnrchsezt, die sämmtlich aus Ost in West streichen und gegen Nord verflachen. Sobald man diesen Chloritschiefer überschritten hat, be- tritt man den Thonschiefer des Dschebel Farke. Anfänglich wechseltThonschiefer mit Feldstein, weiterhin Thonschiefer mit Chloritschiefer, zwischen den Bergen findet man zerstreut kleine Ablagerungen von Sandstein und grosse Massen von Flugsand und das Centrale des Farke besteht ausschliess- lich ans blaulichgriineni Thonschiefer von ausgezeichnetem Seidenglanze und mit sehr viel eingelagertem Quarze. Der Farke bildet übrigens ein grosses, zusammenhängendes Stiickgebirge , das sich durcli seine Engpässe auszeichnet. Das rechte Ufer des Stroms bilden hohe, bis zu 1200 Fuss über den Nil ansteigende Berge, die landeinwärts ein geschlos- senes Gebirgsland konstituiren und allem Ansehen nach eben- falls dem Thonschiefer angehören. Dieses Felsgebilde sezt nördlich vom Farke fort, ist zum Theil durch grosse Massen von Flugsand bedeckt, steigt aber am Dale wieder frei zu Höhen von 1200 Fuss über den Strom empor. Am östlichen, d. h. gegen den Nil zu abfallenden, Abhänge des Dale wird der Thonschiefer theilweise bedeckt von Sand- stein und Flugsand, verschwindet aber dann ganz, indem der darunter liegende Granit zu Tage geht. Es ist der Granit von Assuan , sehr grobkörnig mit viel krystallinischem , rothen Feldspath. Er erhebt sich in kühn geformten, zertrümmerten Massen ; in Bergen, die in grosse, abgerundete Blöcke zerfallen sind , bildet im Strombette die Felsen des grossen SchellaKs von Dale, die dortigen vielen Felseninseln und scheint auch am rechten Ufer, wo die Ber^c zu mehr als 1000 Fuss über den Nil ansteigen, bedeutendes Terrain gewonnen zu haben. Demselben Granite gehört der ganze Dschebel Kalfa an. Hohe, zerrissene, nadeiförmige Spitzen und Kämme, Avechselnd mit kuppeiförmigen Gipfeln, charakterisiren die Umrisse dieses schön gebauten Berges. Seine Gehänge sind mit kolossalen Blöcken bedeckt, ringsherum ist Zerstörung, und selbst der majestätische Nil liegt tief zu den Füssen in einer engen Schlucht eingezwängt. Am östlichen Gehänge des Kalfa sah ich eine senkrechte, hohe Granitvvand , eine wahre Muster- 170 karte von kontemporären Gangbilclung;en; denn zahllose Qiiaiz- und FeKIspathgänge von geringer Mächtigkeit krenzen, scharren und verwerfen sich hier in den mannigfaltigsten Combinationen. Verfolgt man den Kalfa ^Yeiter gegen ISO., so stösst man auf ungeheure Älassen von Flugsand, ganze Berge bildend und bis zu den höchsten Kämmen des Gebirges ansteigend. Der nordostseits sich unmittelbar an den Kalfa an- schliessende Kulbi besteht aus Feldspath-reichem, feinkörni- gen Granit , welcher nach und nach ein dickschiefrlges Ge- füge annimmt und gegen die Höhe des Gebirges zu , welches bis zu 2000 Fuss über den Strom ansteigt, in einen schieferi- gen Feldstein übergeht. Am Fnsse des KnIbI und in der Nähe des gleichnamigen Dorfes erscheint wieder der rothe, grobkörnige Granit unter denselben Verhältnissen, wie am Dale. Das Thal ist hier beiderseits von hohen Bergen ein- geschlossen und der Fiiseg, der Tipsche, einige Kuppen des Memme, so wie der Dschebel elSchellal, alle am rechten Ufer, bleiben an Höhe hinter dem Kulbi nicht zurück. Kurze Zeit führt vom Dorfe Kulbi der Weg noch am Granitgehänge des Dschebel Kulbi hin , dann betritt man die Thonschieferbildung des Dschebel Okme, die man bis zum Dorfe Okme nicht mehr verlässt und welcher hier alle Berge an beiden Ufern angeliören. Der Thonschiefer , der dem Granite regelmässig aufgelagert erscheint, ist von dunkel- grau branner Farbe, seidenglänzend und ganz von jener Art, die man einst mit dem Namen „ürthonschiefer" bezeichnete. Eine Menge Quarzgänge, mitunter von grosser Mächtigkeit, durchsetzen diese Felsbilduiig, über deren Gehänge der Weg am Dschebel Okme bis zu einer Höhe von 1500 Fnss über den Nil ansteigt, von wo man dann plötzlich in das Nilthal, Aka-t sehe gegenüber, niederstoigt. Das Nilthal bei Akasche ist eine tiefe Einsenkung im Thonschiefergebirge , an deren westlichem Geiiänge die Ther- malquellen von Hammam petah Akasche hervortreten , welcher ich bereits vorne S. 72 ausführlich gedacht habe. Das herr- schende Gestein in der ganzen Umgebung der Thermen ist Thonschiefer , ausgezeichnet geschichtet , uud da seine 171 Gesfeinslagen aus NW. in SO. streichen und gegen NO. verflachen, so dürfte durch diese ihre Stellung ausser Zweifel gesezt seyn , dass der Thonschiefer den Granit bedeckt. Im Thonschiefer oberhalb der warmen Ouellen sieht man mehrere duarzgänge zu Tage gehen , deren Gestein Kupferkies und Eisenkies eingesprengt enthält. Da nun das Wasser dieser Quellen auf seinem Laufe aus dem Innern des Berges und der Stellung der erwähnten Gänge zu Folge mit selben in Berührung kommen muss, so dürfte der Gehalt der Therme an schwefelsauren Salzen und au Schwefelwasserstoff aller- dings in naher Beziehung zum Vorkommen dieser Kiese stehen. • Flussabwärts, unterhalb der warmen Quellen und im Flusse selbst, geht grobkörniger Granit in grossen , von Aussen sclnvarzen und wie polirt glänzenden Felsen zu Tage. Zwi- schen diesem Granite und dem Thonschiefer des Dschebel Okme , aus dem die Quellen hervortreten , befindet sich eine mächtige Einlagerung von Gneiss. Derselbe ist sehr fein- körnig, schiefrig, bildet Übergänge in Glimmerschiefer, und da seine Gesteinslagen aus NW. in SO. streichen und gegen NO. verflachen , jedoch unter einem kleinern Winkel als der Thonschiefer, so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass dieser Gneiss den Granit unterteuft. Gegen SO., in der schie- fen Richtung zum Fiisse hinab, scheint sich dieser Gneiss- körper ganz auszuschneiden; denn in der Gegend der weiter Fluss-aufwärts liegenden Quellen sieht man keine Spur mehr dieses Gesteins. Es befinden s^ch daselbst nur einige Granit- felseu im Strombette , dann folgt Schutt und sogleich der Thonschiefer des Okme. In diesem Gneisse sezt ein grosser, mächtiger Gang auf, dessen Masse aus feinkörnigem Granit und Quarz besteht und dessen Ausgehendes als ein Kamm von 5 bis 6 Fuss Höhe über den Gneiss emporragt. Ungefähr 200 Schritte Fluss-abwärts der Quellen streicht der Gang 1 h. 10^ und verflächt 19 h. 10^, er fällt daher den Gesteins- lagen des Gneisses fast ins Kreuz und bildet mit denselben auch dem Streichen nach einen sehr scharfen Winkel, (»egen NON. sezt der Gang in unveränderter Mächtigkeit, im Mittel 12 Fuss betragend , weit fort und dürfte sich wohl über das 172 Flussthal hinüber ziehen und an dem Gehänge des Ginne am rechten Ufer wieder zu finden seyn. In SWS. wirft der Gang aber im Streichen einen Haggen ^ nimmt die Richtung 24 h. 7^ an, verflächt in West nnd verliert sich in der Gegend der Therme unter dem Schuttlande , aus welchem dieselbe hervorbricht. Der öuarz des Ganges fiilirt, nnd zwar stellen- weise stark eingesprengt, Kupferkies und ßleiglanz und gewährt alle Hoffnung zur Auffindung bedeutender Erzmittel. Ich nahm daher Proben mit , welche aber das im 11. Bande 2. Theil erwähnte Schicksal der übrigen Proben zu Alexandria theilten. Die Lokal-Verhältnisse für eine allfällige Bearbei- tung und Zugutebringung dieser Erze sin* übrigens die denk- bar schlechtesten, eine lange Reihe von Schellals hindert die Schifffahrts-Kommnnikation mit Egypten, an einen Landtrans- port ist gar nicht zu denken und an Ort und Stelle mangelt im weitesten Umkreise Brennstoff', Bauholz, Wassergefälle u.s. w. Der Granit des Ganges ist feinkörnig, der Feldspath weiss und die Masse ganz durchweht mit Qnarzadern. Der Quarz des Ganges führt ausser den erwähnten Erzen : Braun- undThoneisensteinanfNestern, ferner krystallisirten Feldspath, Chlorit , Hornblende und Tremolit eingesprengt. Der Gneiss, als unmittelbares Nebengestein des Ganges, führt rothen Feldspath und ist flaseriger Struktur. Stellenweise tritt der Feldspath ganz zurück und das Gestein , sodann nur aus Quarz nnd schwarzem Glimmer bestehend, geht in Glimmer- schiefer über. Von Hammam petah Akasche bis zum DorfeOkme ist der Thonschiefer durch eine 2 Stunden lange Strecke das allein herrschende Felsgebilde. Hänßg durchsetzen ihn Gänge von Qnarz und orangefarben Feldspath , stellenweise betiecken ihn ungeheure Anhäufungen von Flugsand, überall jedoch, wo er frei zu Tage geht , zeigt er dieselben Lagernngs- nnd Schichtungs-Verhältnisse. Nördlich von Okme, am Dschebel Fareg, beginnt wieder der grobkörnige Granit. Theils ist derselbe dem Gesteine des Dschebel Kordofan ähnlich , sehr glimmerreich und mit aus- gezeichneten, grossen Turmalin-Krystallen, theils, und zwar besonders iu dem langen Waddi, in welchem der Weg durch 173 die Pareg-Beroe führt, zeigt er schone Varietäten mit rosen- rotiiom Fcldspath , Quarz und schwarzem Glimmer. Nördlicli vom Fareg- beginnt der grosse Tanguri Schellal. Der Nil tritt durch ein enges Felsenthor des Lamule in ein Labyrinth von Granitfelsen und Felseninseln, zwischen wel- chen sich seine tiefblaue Wassermasse fast zu verlieren scheint. Alle Berge beider Ufer sind hier Granit. Am rechten Ufer bilden dieselben ein zusammenhängendes, wildes, bis zu 1000 Fuss iiber den Strom ansteigendes Gebirgsland, am lin- ken Ufer hiiigegcn bildet der Granit ein weites, bergiges Wiistenplateau, ein Meer von gelbrothem Flugsand, aus dem die scharfen Felsspitzen der Granitberge, Inseln gleich, emporragen. Zu diesen gehört unter andern auch der zu 1200 Fuss über den Nil ansteigende Abu Rammla. Um die Schonne Tanguri, so wie um jene von Aulike herum sieht man nur grobkörnigen Granit, der längst dem Strome in nordöstlichrir Richtung das Terrain bis an den Süd- rand der Akaba Semne konstituirt und auf dieser Strecke sehr interessante Details darbietet. Bei Aulike ist der Strom in einem Gewirre von Granit- Felsen und Inseln auf eine Breite von kaum 500 Fuss zu- sammengedrängt. Die Berge des rechten Ufers stehen ganz nackt und haben eine schwärzlichblaue Farbe ; die am linken Ufer hingegen sind zum grossen Theile mit gelbrothem Flug-- sande umhüllt. Südlich vom Dschebel Babat trifft man im schönen, grobkörnigen Granite mit grosskrystallinischem weissen und rothen Feldspath eine untergeordnete, Gang- artige und an ISO Fuss mächtige Lagerstätte von Feldstein, Dieses Gestein, ein graulich fleischrother, in dünnen Tafeln stark beim Schlagen klingender Felsit , zeigt am öuerbruche häufig das Eigenthümliche , dass sich in der Masse konzentri- sche Ringe von aschgrauer und solche von fleischrother Farbe, ohne ineinander überzugehen und ohne die Struktur der Masse zu ändern, bemerken lassen. Ich sehe darin die nach einem in der Natur der Felsgebilde durchgreifenden Gesetze, dessen ich schon oftmals erwähnte , angeordnete Ausscheidung der Gemengtheile , analog der Bildungsweise der Konkretionen. Hie und da nimmt die Feldsteinmasse, die wir an ihrem 174 Ansgelienden stets in Tafeln von geringer Dicke, höchstens einige Zolle betragend, absondert sehen, kleine Krystalle vom rothen , gemeinen Feldspathe auf und wird dadurch zu Feldsteinporphyr, uns einen bestimmten Fingerzeig gebend, als was wir diese interessante Felsart hier sowohl, als in verwandten Formen an andern Orten, eigentlich anzu- sehen haben. Nördlich dieser Feldsteinporphyr - Lagerstätte sezt der grobkörnige Granit fort; Thonschiefer mit sehr mächtigen Quarzgängen bedeckt denselben am Babatan mehreren Stellen. Nördlich vom Anaseb stösst man im grobkörnigen Granite wiederholt auf eine grosse Lagerstätte von Feldsteinporphyr, im Ganzen der früher erwähnten ähnlich , nur viel mächtiger entwickelt und nachdem man am Dschebel el Nuss den grob- köruigen Granit neuerdings vom Thonschiefer mit mächtfgen Quarzgängen theilweise bedeckt gesehen hat, betritt man die wüste, bergige Hochebene Äkaba Semne, deren südlichen Theil ausschliesslich die Formation des mit Gneiss wechseln- den Thonschiefers zusammensezt. ßergartige Anhäufungen von Flugsand bedecken auch in dieser leztberührten Strecke sehr vielfältig die Oberfläche des Gesteins , wo aber der grobkörnige Granit entblösst liegt, beobachtet man ihn mehrmals von Dioritgängen durchsezt, nur nicht in so zahlreicher und in so mächiger Entwicklung;, als im Kataraktengebirge von Assuan. Der mit dem Gneisse auf dem Plateau Akaba Semne wechselnde Thonschiefer ist dunkelschwarz mit wenig Seiden- glanz. Seine Gesteinslagen weichen in ihrer Richtung von der bisher beobachteten ab, indem sie aus N. in S. streichen und gegen West verflachen. Der Gneiss ist grobkörnig- schiefrig und führt gross krystallinischen , rothen Feldspath. In der nördlichen Hälfte der Akaba Semne unterbricht ein ausgedehnter Zug des grobkörnigen Granites diesen Wech- sel von Thonschiefer und Gneiss und noch weiter gegen Nord wiederholt sich zwar die leztere Formation wieder, sie zeigt jedoch, jener Ablagerung im Süden des erwähnten Granites gegenüber, das Abweichende, das hier die Gesteinslagen des 175 Gneisses iiiid Tlionscliiefers aus Ost in West streichen und gegen Nord verflachen. In der Umgehung des Dorfes und der alten Burgen und Tempel von Semne sind ein grohkörnig schiefriger Gneiss mit rothem Fehlspathe, so wie ein rother, Hornblende-reicher Syenit, ausschliessend die dominireuden Gesteine. Grobkörni- ger Granit und Syenit bilden in der Tiefe des Nilthals die Felsmassen des prächtigen Schellals , dessen ich vorne S. 77 näher erwähnte. Ein wildes , vegetationsloses Gebirgsland bildet die bei- derseitigen Ufer, die Berge aber steigen bei weitem nicht mehr so hoch empoi', als es weiter südlich der Fall ist. Ganz nahe am nördlichen Abfalle des Gebirgsvorsprunges am linken Ufer, auf welchem der niedliche Tempel steht , sehen wir im Gneisse einen sehr mächtigen Feldstein- oder vielmehr Feld- steinporphyr-Gang zu Tage gehen. Der Kamm dieses Ganges, welcher 7 h. streicht und in 1 h. unter ungefähr 50*^ ver- flächt, ragt hoch über das Nebengestein empor. Seine Aus- füllungsaiasse ist ein dichter , fleischrother und grauer, sehr quarziger Feldstein, ohne sichtbare Krystalle eines andern Mineralkörpers beigemengt zu enthalten. Diese Ausfüllungsniasse zeigt in Ihrer Innern Struktur eine ganz besondere Eigenthümlichkeit. Sie ist nämlich gegen das Hangende zu in vierseitige Prismen von 1 bis 3 Quadratfuss Basisfläche abgesondert, welche Prismen auf dem Hangendblatte senkrecht stehen oder vielmehr mit ihren nach oben gekehrten Grundflächen dieses Hangendblatt selbst bilden, wie die Zeichnung auf folgender Seite zeigt, welche die Ansicht eines Stückes des am Ausgehenden des Ganges entblöss- ten Hangend blattessammt Durchschnitt derGangmasse darstellt. Wo das Hangendblatt dieses Ganges von Aussen frei zu sehen ist, z. B. an dem aus dem Nebengesteine hervorragenden Kamme, welcher das Ausgehende dieses Ganges bildet, sieht dasselbe täuschend einer trockenen , geneigten, aus Quader- stücken aufgeführten Mauer ähnlich, und ich kann mich gut eriimern , dass wir unterhalb der Ruinen am linken Ufer an- fänglich einige Zeit darüber nachdachten, welch sonderbaren, unbegreiflichen Lauf der Nil einst hier gehabt haben müsse, dass man ihm einen Talu von solcher Ausdehnung und in 176 solcher Richtung- entgegenstellte, bis wir endlich sahen, dass wir es hier mit einer der interessantesten Gangbildungen zu thun haben , die mir noch je vorgekommen sind. Im Hangenden dieses Feldsteinganges, landeinwärts oberhalb der Ruinen, folgt Glimmerschiefer und weiter nörd- lich sieht man an einem Hügel Feldstein und Glimmerschiefer regelmässig wechsellagern. Die Gesteinslagen beider Fels- gebilde haben meistens nur eine Mächtigkeit von 1 bis 2 Fürs und sind sehr scharf begränzt , sie krümmen sich hie und da wellenförmig und ordnen sich konzentrisch um homogene Ge- steinsmassen. Es scheint , dass diese Wechseliagerung von Feldstein und Glimmerschiefer mit dem früjjer erwähnten Feld- steingange einem und demselben Gangzuge angehört. Der Glimmerschiefer ist dünnschieferig, dessen Quarz weiss, der Glimmer gelb. Der Feldstein geht mehrmals in Granit über, in welchem Falle der Feldspath rosa und fleischroth, gross krystallinisch , der Glimmer weiss und sparsam beigemengt ist , der Quarz aber , smalteblau ins Milchweisse, in grossen Tafeln die Gesteinsmasse durchzieht. Der Glimmerschiefer zeigt andrerseits Übergänge in Thonschiefer, welcher auf Nestern untergeordnet körniges Hornblendegestein führt. Auf diese Wechsellagerung von Feldstein und Glimmerschiefer folgt eine Ablagerung von Feldstein und Feldsteinporphyr in grösserer Ausdehnung, und diese wird endlich weiter in Nord wieder von grobkörnigem Gneiss begränzt. 177 Unmittelbar den Felseiirand des Ufers flussabwärts ver- folgend, zeigen sich die geognostisehen Verhältnisse dieses Terrains viel einfacher. Es wechselt daselbst nnrgfrobkürnio er Granit mit Glimmerschiefer; erster bildet die Felsen im nntern Theile des Schellals und wird weiter in ]\ord ebenfalls von dem so eben erwähnten grobkörnigen Gneisse abgeschnitten. Im Hangenden dieses Gneisses wandert man 2 Stunden lang über grobkörnigen Granit der schönsten Varietäten und begleitet von Feldstein, Syenit, Diorit und Glimmerschiefer. Das ganze Felsterrain wird von vielen und mächtigen Diorit- gängen durchsezt. Die V^^üste ist gebirgig, die Berge er- reichen aber keine bedeutenden Höhen , ungeheure Anhäu- fungen von Flugsand erfüllen alle Niederungen. Den südlichen Theil der Akaba Kentugol bildet Granit, wechselnd mit Gneiss, der nördliche Theil hingegen, bis zum Dschebel Sülle , besteht ganz aus dem untern Sandsteine von Nubien. Alles Terrain ringsum ist Wüste , mit Bergen von Flugsand. Der Sandstein ist bunt , besonders aber aus- gezeichnet schön violet gefärbt, seine Straten liegen ganz horizontal , er ist unverändert, bildet auf der x\kaba Kentugol ein grosses Plateau und steigt am Atäba zu ungefähr 500 Fuss über den Nil empor. Am Sülle erscheint wieder der grobkörnige Gneiss , den aufgelagerten Sandstein durchbrechend. Auch der Dschebel Abde am rechten Ufer scheint der Formation dieses Gneisses anzugehören. Bei Sülle beginnt die sogenannte grosse Katarakte, die zweite von Norden her, der Schellal von Vl^addi Haifa. In der Nähe der Schonne von Sulle und zwar kleine Berge nördlich und südlich derselben bildend , tritt im Han- genden des Gneisses ein sehr mächtiger Zug von Diorit auf, welche Felsart sodann weiter nördlich eine selbstständige Stellung, grössere Ausdehnung und Bedeutung gewinnt. Der Diorit von Sulle ist feinkörnig, seine Gemengtheile sind theils zur scheinbar homogenen Masse verbunden , theils treten sie erkennbar auseinander. Feldspathklüfte und Adern von derbem Epidot durchziehen den Diorit, hie und da ist Glimmer seiner Masse beigemengt und viele Quarzgänge Russegger, Reisen. II.Bd. 3. Tlil. 12 178 setzen in ihm auf, welche aus Ost in West streichen und unter 00« gegen Nord verflachen. Der Quarz dieser Gänge ist von weisser und rother Farbe, geht in Hornstein über und führt rothen Turmalin. Besonders zeichnet sich diessfalls ein diinkelrother Quarzgang in dunkelgrünem Diorite durch Schönheit seiner Formen und seiner Färbung aus. Der Diorit o-eht in Feldstein über und umgekehrt, wodurch scheinbar eine Wechsellagerung entsteht, aber nur scheinbar; denn beide Gebilde sind offenbar unter sich ganz kontemporär. Auf diesen Diorit lagert sich südlich der Schonne ein Alluvialsandstein , ein ganz lokales Süsswassergebilde des Nils, der im Mitffel seines Wasserstandes gegenwärtig um ()0 Fuss tiefer liegt. Reste dieses Alluviums sieht man auf dem Ausgehenden des Diorites hie und da abgelagert , hier aber entwickelt sich dasselbe in besonderer Masse. Dieser Sandstein , dessen Straten sich sanft gegen den Strom neigen, besteht aus Quarzkörnern, durch ein sandig thoniges Zement verbunden : er bildet eine lokere, zerreibliche Masse und ist voll von Wurzelstücken und sonstigen Monokotyledonen- Resten , die alle in Sandsteinmasse mit einem festen , kieselig- thonio-en Kerne umgewandelt sind. Diese organischen Reste, stellenweise so häufig, dass sie eigentlich die ganze Fels- masse bilden , scheinen nicht angeschwemmt, sondern an Ort und Stelle ihrer einstigen Existenz untergegangen zu seyn. Der Sandstein, welcher die Gneiss- undDioritbildung von Sülle südlich begrenzt, spricht sich mit allen seinen Eigen- thümlichkeiten als jener aus, den ich den Sandstein von Nubien nenne. Er theilt sich in den obern und untern. Jener charak- terlsirt durch seine grossen , gelb und rothgefärbten Quarz- o-eschiebe; dieser feinkörnig, zum Tlieile locker im Zusammen- hange , hnnt, besonders schön violet gefärbt, wechsellagernd mit bunten, schiefrigen , festen und mit sandigen, in Sand- stein übergehenden Thonmergeln. Diorit mit Feldstein bilden bis % Stunde nördlich der Schonne Sülle das ganze Terrain, dann folgt wieder der Sandstein von Nubien, unter den erwähnten Verhältnissen in den untern und obern getheilt, und er ist nicht nur das herr- schende Felsgebilde der bei Sülle beginnenden, weit ausge- 17ü tlelmten Ebene von Waddi Haifa, sondern erstreckt sich dar- über hinaus ununterbrochen bis zum Südrande der Granitge- birge der ersten Katarakte, nördlich von Kalabsche. Iin Tiefsten des Stromthaies sieht man hingegen bis zum nördli- chen Ende der zweiten oder grossen Katarakte fortan Dio- rit zu Tage gehen ; er bildet die Felsen des ganzen Schellais und führt auf Gängen Granit mit Eisenkies eingesprengt. Der Sandstein auf der Ebene von Waddi Haifa zeigt sich ganz unverändert und die vielen kleinen, isolirten, zerstreut auf der weiten Fläche umherliegenden Kegelberge desselben Sandsteins scheinen ihre auffallenden Formen mehr den ver- schiedenen Modifikationen eines eioenthümlichenVerwitterunos- Prozesses, als sonst eines andern Einflusses von Aussen zu verdanken. Hie und da stösst man auch in diesem Terrain auf kleine und ganz lokale Ablagerungen jenes Alluvial- sandsteins mit Pflanzenresten , dessen ich bei Sülle erwähnte. Am rechten Ufer des Nils setzen die Granit- und Gneissberge bis nahe an Waddi Haifa fort , wo sie sodann durch den Sandstein der Ebene abjieschnitten werden. Daher die auf- fallende Differenz in der Physiognomie des rechten und jener des linken üferlandes. VV^ie man das Stromthal deslNils stromabwärts verfolgend die weite Ebene von Waddi Haifa hinter sich hat, Averden wieder beide Ufer gebirgig und durchaus finden wir Sandstein als herrschende Felsart , meist horizontal geschichtet. Einen besonders interessanten Anblick gewähren die Formen der Sandsteinberge des Dschebel Gustur oder Güster am rechten Ufer zwischen Waddi Haifa und Armini. Hohe und spitze Kegel , gerundete Kuppen , Berge mit ausgedehnten Platt- formen , scharfe und zerrissene Kämme stehen da ganz ver- einzelt, Inseln gleich , in der Wüste. Am Dschebel Belani, ebenfalls am rechten Ufer, begleiten kleine Straten von Eisen- sandstein den Sandstein von Nubien. Dem Sandsteinberge von Abusimbil gegenüber am rechten Ufer liegt das von James St. John beschriebene vulkanische Spaltenthal „Waddi Dschehenna", dessen ich bereits im H. Bande l.Theil pg. 580 umständlicher erwähnte und welches ich leider selbst nicht 12 - 180 sah *. Bei Korosko iiml VVaddi Ärab sahen wir im Nil nie- dere Granitfelsen , die ersten Vorboten des weiter nördlich bei Kalabsche beginnenden Granitgebiroes der Katarakte von Assnan und betraten nun wieder jenes Terrain , dessen geo- gnostische Details ich bereits im II. Bande 1. Theile dieses Werkes ausführlich daigestellt habe. An diese hier niitgetheilten eigenen Beobachtungen rei- hen sich nun zur Ergänzung des geoguostischen Bildes von Nubien diejenigen andeier Reisender, insoweit sie auf vor- liegenden Gegenstand Bezug nehmen. Deren sind nun leider sehr wenige und ich glaube die Daten, welche wir denselben zu danken haben, in Bezug auf das hier zur Sprache kom- mende Terrain, nämlich Nubien westlich des Nils und das Stromthal von Abu Hammed bis Korosko nebst der ganzen Bahiuda, in solche theilen zu können, welche die von mir selbst durchwanderten Landestheile betreffen und in solche, die sich auf Gegenden beziehen , welche ich selbst nicht zu sehen Gelegenheit hatte. Erstere bilden die Kontrolle meiner eigenen Angaben und ich muss , um nicht zu sehr ins Weite zu kommen, deren Einsicht jenem Theile der verehrten Leser überlassen, die sich besonders für diesen Gegenstand interes- siren , so wie ich in Fällen differirender Ansicht die Ent- scheidung künftigen , auf Geognosie ihr besonderes Augen- merk richtenden Reisenden anheimstelle, da ich nur so glück- lich bin mich des Bewusstseyns der Wahrheit getreuen Überlieferung meiner Beobachtungen, aber n ich t des Glau- bens an die Unfehlbarkeit meiner Anschauungen zu er- freuen. Unter diese, als Kontrolle meiner eigenen Beob- achtungen zu bezeichnenden Angaben Anderer rechne ich den betreff'enden Theil der Daten, welche uns Cailliaud, James St. John. Burkhardt, Rüppel. Hoskins, Waddington, Belzoni etc. in ihren Reisewerken, so Lefevre ** in den w enigen Nachrichten, die wir von ihm erhielten , geben. * James St. Johiv , Egypt and Mahoiviimed Ali. Travels in (he Valley of tlie Nile. London 1834. I, p. 467. Dei' Nil bis Cliardum. Bullet, de la See. geolog-. de France, Vol. X, p. 144, 148; Vol. VIII, p. 262. 181 • Unter die Beobaehtuiio^en anderer Reisender hing^egen, welche solche Gegenden beireffen , die ich selbst zu sehen niciit Gelegenheit hatte, zähleich Riippkl's Daten über den Theil der ßahinda zwischen dem Niithale bei Debbe und den Gebirgen am Nordrande der Ebenen von Kordofan, Cailliaud's Nachrichten über die Oase Selimma, über die zwisciien dieser Oase und dem Nile liegende Wüste, über das Nilthal von Meraui bis Abu Hammed und über jenen Theil der ßahiuda, der nördlich vom Gebirge Gekdul bis zur grossen Nil-Insel Mokrat bei Abu Hammed sich ausdehnt , ferner Burkhardt's Angaben über das östliche Uferland des Nils von Derr bis Tinnare. Der von Rüppel mitgetheilten Daten über obenerwähntes Terrain habe ich bereits im II. Bande , 2. Theile, pg'. 317 er- wähnt und zugleich pg. 320 dargethan , wie sehr die geogno- stische Struktur Nubiens und Ost-Sudans mit jener der weiter gegen Westen liegenden Theile Central-Afrika's (nach den Be- obachtungen Denham's, Clapperton's, Oudney's und Browne's) übereinstimmt. Es erir^jrigt mir daher gegenwärtig nach dem, was ich bereits im 11. Bande 1. Theile dieses Werkes über die Geognosie von Nubien pg. 5ö3 etc. und im Vorstehenden ge- sagt habe, nur mehr der Daten zu erwähnen, welche uns Cailliaud und Burkhardt über die oben bezeichneten Landes- theile mittheilten, um mit Ausnahme jener Gegenden , welche noch kein Reisender besuchte und jener Überlieferungen , in deien Kenntniss ich nicht bin, den geognostischen Überblick von Nubien als geschlossen anzusehen. Cailliaud verliess das Nilthal, um in die Oase Selimma zu gelangen, bei Birdaflfer, in der Nähe der Insel Sai , am linken Ufer. Die ersten Berge , welche er auf seiner nach Nordwest gerichteten Route traf, waren die in der Wüste zerstreuten Hügel Arbagui , w eiche ganz aus Sandstein be- stehen und wenig über den Boden der Wüste erhobene Platt- formen bilden. Ähnliche Sandsteinhügel , hie und da nur durch schmale Schluchten getrennt, wiederholen sich. Im Sandsteine findet man die bekannten versteinerten Monokot} le- donen-Stämmc. Die Berge, welche den östlichen Rand der Oase Selimma • 18'i bilden und Tilawa (Dilawali) genannt werden , gehören der Sandsteinformation an. Sie haben nur gennge Höhe , zeich- nen sich im nordöstlichen Terrain der Oase dnrch ihre Kegel- formen aus und werden von Eisensandsteinstiaten begleitet. Diesem Sandsteine , der übrigens das herrschende Gestein der Oase und der ganzen LImgebung bildet, sind Bänke von Kalkstein aufgelagert, welcher Eindrücke von organischen Resten wahrnehmen lässt. Mit diesem Kalksteine und wahr- scheinlich demselben auf kleinen Lagerstätten untergeordnet bricht Steinsalz ein, oft in Würfeln krystallisirt vorkommend, die so klar und rein sind , wie Bergkrystall. Die Gewinnung dieses Steinsalzes macht den Arabern und Niibiern , die dess- halb dahin kommen, viele Mühe, schon des Mangels geeig- neter Werkzeuge halber und 4 Menschen brauchten nach Cailliaud's Angabe fünf Tage, um drei Kameelladungen hie- von zu gewinnen. Hieraus berechnen sich , für den Wüsten- transport hochangeschlagen , auf den Mann des Tages unge- fähr 60 Pfund als Eroberung. Versteinertes Holz findet sich im Sandsteine der Oase häufig, so wie sich auch im groben Sande der Wüste sehr viele , kleine Geschiebe von Bergkry- stall finden sollen. Diesen Daten nach scheint es, dass der untere und obere Sandstein von Nubien die herrschende Felsart der Oase und ihrer ganzen Umgebung bilden und dass dem Sandsteine, dem untern, Kalksteinbänke aufgelagert sind, die entweder der Tertiärzeit oder wahrscheinlicher der Kreide angehören dürften *. Auf seiner Rückreise dnrch Nnbien ging Cailluud, um die Nilkrümmung in Dongola abzuschneiden , von Merani gerade durch die Wüste nach der Insel Argo und passirte sonach die auf der Karte mit dem Namen el Salamad bezeich- nete Stelle. Auf dieser Route fand derselbe durchgehends ebenes Terrain und als Felsgebilde nur Sandstein mit ver- steinertem Holze. Weiters verfolgte der Reisende auch das "' Zwei Stücke solchen Steinsalzes aus der Oase Selimma, welche ich von Niibiern erhielt, die von dort zunickkaaien , beliiiden sich in dem Mineralien kabinetc der k. k. Hof'kaninicr im Münz- und Bergwesen ■£u Wien. 183 Nilthal von Abu Hammed bis Meiaui, und fand auf dieser Strecke durchweg krystallinische Gesteine: Grosse, abge- rundete Blöcke von Granit mit weissem Feldspathe, Glimmer- schiefer und Feldspathgesteine verscliiedener Art, griinlicli, schwärzlich, mehr oder weniger Hornblende führend, ohne Zweifel also Syenit und Diorit und im Ganzen die Felsforma- tion der Bahiuda, wie ich selbe auf meiner Route von den Magäga-ßergen nach Meraui sah. Auf der Hinreise durch Nubien durchwanderte Cailliaud den nördlichen Theil der Buhiuda von el Kirbekan bis Abu Egli. Von Meraui am linken Ufer des Nils , flussaufwärts, fand derselbe im Strome eine lange Reihe von Granitfelsen (Schellal oberhalb dem Barkai) und gegen Südost, am Rande der Bahiuda, sah er einen niedern Zug von Granithügeln die Fernsicht begrenzen. Am Gebirge Kul-Keyli (auch Dschebel Meraui genannt) häufen sich die Felsen im Strome, es be- ginnt die grosse Katarakte von Dar Scheikie, und deren Felsen sowohl als die Berge des linken Ufers bestehen aus Granit. So auch an der Insel Kandi, wo dieses Gestein grobkörnig, Feldspath-reich und von grossen , weissen , perlmutterartig glänzenden Gliramertafeln durchzogen auftritt. Alle Felsen im Strome zeichnen sich auch hier durch die schon öfter er- wähnte, schwarze und glänzende Vervvitterungskruste aus. Eine Granitkette mit schwarzglänzenden, gerundeten Gipfeln begleitet den Strom am linken Ufer, ihre Berge bilden zum Theile Inseln im Strome selbst (Dulga)^ grünliche Feldspath- gesteine (Diorit?) mengen sich mit dem Granite und das Ter- rain in der Nähe von Kirbekan , an der Mündung des VVaddi Argu im Stromthale , bildet ein wildes, schwierig zu passi- rendes Gebirgsland. Bei Kirbekan wendete sich Cailliaud vom Strome ab landeinwärts und betrat Waddi Argu. Das herrschende Gestein ist Granit, theils grau und feinkörnig, theils roth mit krystallinischem Feldspathe. Im Waddi Di- schorra treten zugleich mit diesen Graniten Porphyre auf und zwar die uns hereits bekannten Eeldsteinporphyre der Ba- hiuda. Diese Formation dauert fortan, bis in der Nähe des Nilthals auf der Akabah Sumameh quarziger Glimmerschiefer mit silberweissem Glimmer erscheint, mit welcher Felsbildung sich das Terrain gegen den Strom abdacht. 184 BuRKHARDT nahm seinen Weg von Den* nach Tinnare In Dar el Mahass am rechten Ufer des JNils. Von Derr bis Wadrii Haifa sah derselbe durchgehends nnr Sandstein als herrschende Felsbildung. Er erwähnt der schönen Sandstein- kegelherge bei Bostan , einer schönen Varietät des grobkör- nigen (obern ?) Sandsteins bei Kalät Adde und sagt, dass östlich von Waddi Haifa das ostwärts vom Nile liegende Ge- birgsland sich in leichten, wellenförmigen Gestaltungen in der Ebene verläuft. Den Weg durch Batn el Hadjar am rechten Ufer ver- gleicht BuRKHARDT mit jenem von Assuan nach Pinlae. „Am zweiten Katarakt (siehe S. 71) verändert der Felsen seine Beschaffenheit und der Grünstein und die Granwacke werden vorherrschend. Diese uranfänglichen Felsen danern durch den ganzen Batn el Hadjar fort. Jenseits Seras (2y, Stunden nördlich vom Dschebel el Benat) sind Granit und unerniess- liphe Quarzfelsen, auch werden die Grünsteinfelsen allenthal- ben von einer öuarzschicht durchkreuzt. Drei bis vier Stun- den östlich vom Wege läuft eine hohe Gebirgskette parallel dem Strome. Sie heisst Dscliebel (Djebel) Bilingo und ist unbewohnt; im Winter regnet es regelmässig darauf etc.<' BuRKHARDT berücksichtigt bei seinen auf geognostische Terrainverhältnisse Bezug nehmenden Daten keineswegs die geognostische Stellung der Felsgebilde nach ihrer Lagerungs- folge, sondern sieht offenbar nur auf das äussere Ansehen des Gesteins , als Solches. Welchen Täuschungen dadurch Raum gegeben würde, wenn man Burkh. Angaben geradezu in unsere jetzigen geognostischen Systeme einreihen wollte, ist klar, und so bedarf auch seine Granwacke, welche er an der zweiten Katarakte und in Batn el Hadjar gesehen haben will, einer Korrektion. Granwacke, nach unsern Begriffen, findet sich in Batn el Hadjar gar nicht , wenigstens nirgends, wo ich diesen Theil INubieus zu sehen Gelegenheit hatte. Sehr wahrscheinlich ist es , dass Burkh, den grobkörnig- schieferigen Gneiss , den ich seinen Lokalitäten gegenüber, am linken Ufer bei Sülle, auf der Akaba Kentugol, bei Semne u. s. w. beobachtete und der allen Anzeichen nach auch auf dem rechten Ufer in bedeutender Entwicklung auf- 185 tritt 5 füi* Grauwacke ansah , weil einige Handstücke ihn viel- leicht bezüglich der eigentlichen Natur dieses Gesteins irre leiteten. „Auf dem südlichen Abhänge der Akabet el Benat (Dschebel el Benat) ist der vornehmste Felsen Glimmerschie- fer und Chlorit und weiter hinab gegen den Wady Adyre trifft man schöne Porphyrfelsen an. Ich sah bloss einige Stücke von grünem Porphyr mit rothen Platten von Feldspath , der grösste Theil bestand in rothem Porphyr und in porphyrarti- gem Schiefer." Berücksichtigt man , dass Burkh. hier wahrscheinlich rothen Porphyr und rothen , krystallinischen Granit nicht von einander trennt, sondern in ein Gebilde zusammenfasst. so sehen wir in Betreff der Lagerungsfolge hier am rechten Ufer ganz dasselbe Felsgebcäude, was wir gegenüber bei Semne am linken Ufer bereits kennen lernten. Gegen Osten vom „Ämbigo" (wahrscheinlich mein Abir- niato * oder der nahe an diesen liegenden Dschebel Ambukol), drei Stunden nördlich von Wady Om-Kanaszer (mein Dsche- bel Makanassir), sah Burkh. gegen Osten hohe Berge, gegen Süden aber fand er die östlichen Berge an Höhe abnehmen. Den Ambigo hält Burkh. für den höchsten Gipfel in Batu el Hadjar. Welchen Weg Burkh. von Akasche nach Kulbi geritten seyn mag, dass ihm das dortige ausgezeichnete und hohe Ge- birgsland „als niedrige Hügel" (S. 76) erschien , ist mir schlechterdings unbegreiflich. Bei Kolbe (Kulbi) fand übrigens Burkh. nur grünen Granit als anstehendes Gestein , was bis auf die Farbe mit meiner Beobachtung am linken Ufer ganz übereinstimmt. S. 78 heisst es: „Wir ritten über gebirgiges Land hin , wo sich der Sandstein unter der Grauwacke und dem Feldspathe zeigt, bis wir, dritthalb Stunden von Kolbe, Wady Dal (Dale) erreichten. Zu Dal wird der Fluss von sehr grossen Granitblöcken unterbrochen." Abgesehen davon , dass hier wieder eine unrichtige Be- zeichnung der Felsgebilde stattfindet, indem Burkh. wahr- * Wolil zu unterscheiden von SacharmatO; welches ein westlicher Vorberg; des Muchrako ist. 180 scheinlich den Thonschiefer oder Chloritschiefer für Grau- wacke ansah und den Feldspath-reichen Granit geradezu „Feldspath" nennt, so ist auch die Ansicht , dass der Sand- stein , wenn solcher dort vorkommt, was ich nicht hezweifeln will, unter diesen Felsgebilden liege, ganz irrig und bernht bestimmt auf einer Täuschung-, die vielleicht durch das zu- fällige und lokale Einschliessen der Sandsteiustrateu gegen die krystallinischen Gebirgssteine , ohne sie jedoch wirklich zu unterteufen, hervorgerufen wurde. Von Ammara landeinwärts sah Bürkh. die wüste Ebene jenseits des Kulturbodens mit Feuer- und Kieselsteinen be- deckt, was auf eine Übereinstimmung mit den Ablagerungen des Sandsteins am linken Ufer hindeutet. Dasselbe gilt von der „sandigen und quarzreichen Ebene" am Wady Abudi (Dschebel Aebudi), wo sich die östlichen Berge auf 12 bis 15 Meilen (englische) vom Strome entfernen. Dieser Stelle gegenüber, am linken Ufer, liegen die weit ausgedehnten Sandstein-Ablagerungen, der Dschebel Tosche und Hammid und jene in der Umgebung des Dorfes Woadd el Hammid. Solib und Koe gegenüber, wo sich die östlichen Berge dem Flusse wieder nähern, fand Burkh. Grünstein herrschend, wie an der zweiten Katarakte und somit auch korrespondireud mit den Diorit-Ablagerungen am linken Ufer. Werfen wir nun schliesslich einen Blick auf das hier über die geognostischen Verhältnisse des westlichen INubiens Ge- sagte und betrachten wir hiebci die dem Atlasse beigefügte geognostische Karte von Nubien als bildliche Übersicht, so kann uns die Übereinstimmung mit den allgemeinen geo- gnostischen Umrissen nicht entgehen , welche ich im II. Bde. 1. Theile, S. 633 etc. über den östlichen Theil von Nubien gegeben habe. Wir sehen im Herzen des Landes, unmittel- bar sich an die Sandsteinformation des nördlichen Nubiens anschliessend und von derselben in Westen , im Innern der libyschen 3Ieeresbucht, begrenzt, eine mächtige Entwicklung krystallinischer Felsgebilde, wahrscheinlich nur die Fort- setzung jener weiter in Ost und Nordost in der grossen öst- lichen Wüste bekannten Gebirgszüge. Die theilweisen Unter- brechungen dieser Felsablagerungen durch Sandstein, werden 187 gegen Süden wieder häufiger nnd ausgedehnter, in Dongola bereits wieder überwiegend, und von da aus erfüllt dann der Sandstein die grosse Bucht zwischen den Gebirgen der nörd- lichen ßahiuda , dem Stromgebiete des. Atbara und den Allu- vialablagerungen, welche die Savannen-Ebenen von Kordofan und Sennaar bilden. Am Dschebel Gekdnl , dem Centralstocke derBahiuda, entwickelt sich der vulkanische Einfluss der Por- phyre, namentlich auf den dieselben umscliliessenden Sand- stein, auf eine auffallende, unverkennbare und in einem grossartigen Massstabe ausgcsprocheue Weise. Theilweises Auftreten solcher Metamorphosen des Sand- steins durch einstige vulkanische Thätigkeit trifft man aller- dings in Nubien mehrere, und wie es durchaus scheint, über- all als Resultat der Spaltenwirkung, der Masse der Erschei- nung nach aber steht der Gekdul einzig da, und er liefert für alle Formen dieser Umwandlungen die leitenden Typen. 3) IVaclitrag- zur Geog-nosie von Eg-ypten* Im I. Bande, l.Theile dieses Werkes habe ich S. 249 bis 2S6 die geognostischen Verhältnisse Ünter-Egyptens im Detail dargestellt, und unter andern S. 271 ein Verzeichniss von Versteinerungen aus den Mokattam-Schichten gegeben, woraus ich die Folgerung zog, dass der Mokattam bei Kairo einer Grobkalkbildung angehört, welche bezüglich ihrer Altersfolge jünger als der Grobkalk des Paiiser Beckens zu seyn und näher den Subapenninen-Gebilden zu stehen scheint. Seit der Zeit, als ich dieses geschrieben habe, wurden nun die von mir selbst gesammelten und im Mineralienkabinete der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen zu Wien niedergelegten Versteinerungen näher untersucht, avo möglich die Arten be- stimmt * und in Folge dieses habe ich nun zu dem erwähnten * Diese Bestimniungeu verdanke ich der Güte und dem wissen- schaftlichen Interesse Sr. Excellenz des Hrn. Vizepräsidenten Joseph V. Hauer, des Hrn. Konservators am k. k. Naturalieiikabinete Jakob Heckel und des Hrn. Bergrathes Wilhelm Haidinger. Ausser oben stellenden Versteinerungen des Mokattam wurden dieser Arbeit auch jene aus Klcin-Asien von Hudh , Tschamschada, Goerless und Thor Oglu, aus Syrien jene von Suedie , aus dem Orontesthale und die fossilen 188 Verzeichnisse der Mokattain-Veisteineriingen folgemle nach- zutragen : Turritella Brocchii. Bronn. Ranella marginata, Brocch. Fissurella italica. Defr. Venericardia Jonaneti. Bast. Echinolampas Linkii. Goldf. „ affiiiis. „ Numulites lenticularis. Spondyius; ähnlich dem Sp. asperulus. MOnst. Spatangus ; ähnlich dem Sp. lacunosus L. Ferner Arten von Natica, Pectuncuhis, Lucina und Teredo. Da nun die ersten fiinf der hier gegebenen Arten sich häufigin der Tegelbildung des Wiener Beckens finden, welches, der Miocen-Bildung, der untern Abtheilung der obern Tertiär- Reihe, angehört, so scheinen w\v es am Mokattam allerdings mit einem Parallelgebilde der leztern zuthunzuhaben, welche, wie ich früher angab, zwischen die Gebilde der Äubapenni- iien Zeit und der Ablagerung des Pariser Grobkalkes fallen dürfte j somit auch jünger ist, als der Leythakalk. Unter den Versteinerungen aus dem libyschen Gebirge bei Theben zeichnet sich besonders die Area biangula aus, ausserdem finden sich Arten von Crassatella. Da die A. bian- gula vorzüglich nur in der Pariser Grobkalkgruppe sich findet, so dürften wir hieraus die Folgerung ziehen , dass meine im II. Bande, 1. Tlieile, S. 312 ausgesprochene Ansicht . dar- nach die Schichten des mergeligen, weissen Kalkes auf den Höhen des libyschen Gebirges im Hintergrunde von Bab el Moluk und bei Medinet Abu der obern, weissen Kreide zu- zurechnen seyen , als zweifelhaft sich darstellt und wir es hier vielleicht mit einer Eocenen-Bildung, parallel dem Leythakalke , zu thun haben dürften , worauf ich zukünftig in jene Gegend gelangende Reisende aufmerksam zu machen mir erlaube. Unter den in lezter Zeit veröffentlichten und die geogno- Fischc tles Libanons unterzogen, worüber ich die geeigneten Nachträge im III. Bande dieses Werkes am Schlüsse meiner Reise in Syrien {^eben werde. 189 stischeii Verhältnisse von Egypten zunächst betreffenden Schriften glanbe ich vor Allen der Abhandlung Newbolds über die Geologie; Egyptens in den London ^ Edinburgh and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science. Lon- don , 1842. Sept. — Dec. XXI , pg. 215 — 225 erwähnen zu sollen , zugleich aber mache ich auch hier , nachträglich zu der an mehren Stellen dieses Werkes gegebenen Literatur i'iber Egypten , auf einige Werke aufmerksam, deren Kennt- nis« für den jenes höchst wichtige Land besuchenden Reisen- den von grossem Interesse ist und welche zum Theil erst vor Kurzem erscliienen sind , nämlich : The modern history and condition ofEgyptetc. By William Holt Yates. 2 Vol. London 1843. Incidents of travel in Egyt etc. By J. L. Stephens. London, 1840. Operation carried-on at the pyramids of Gizeh, By Howard Vyse. 2 Vol. London, 1840. Visit to the great Oasis of the Libyan Desert. By G. A. HosKiNs. London, 18JJ7. Rambles in Egypt and Candia etc. By C. Rochfort Scott. 2 Vol. London, 1837 *. 41) Denierkuug-eu über die Tölker IViibiens , über ihre liistorisclie Terg-ang-eulieit und ilire Oeg-enwart. Nubien in seiner gegenwärtigen Ausdehnung als egypti- sche Provinz erstreckt sich von der Parallele der Katarakte '" Bei dem Umstände , dass Flora und Fauna des südlichen Nubiens mit jenen Ost-Sudans (Band II. Theil 2, S. 328—344) und die des nördliclicn Nubiens mit jenen Ober-Egyptens (Band II, Tlieil 1, S. 369 — 374) sehr verwandt sind und da in dem hier folgenden naturhistorischen Anhange diese Zweige der Wissenschaft in ihrer Bedeutung für Nubien ohnehin von den betreffenden Herren Verfassern umfassend gewürdigt werden, so umgehe ich hier die weitere Darstellung derselben um so mehr, da ich als Laie in diesem Fache ohnehin nur kurze Umrisse liefern könnte. Bei dieser Gelegenheit muss ich jedoch im Vorbeigehen bemerken, dass mir bei meinem lezten Aufentiialte in Egypten die Achyrantes aspora als ein ganz vorzügliches Mittel gegen Skorpionen- sticb , den Biss giftiger Schlangen und den toller Hunde bezeichnet wurde. Die Wirkung des Saftes dieser Pflanze soll auf Skorpionen selbst eine erschütternde Einwirkung- äussern , die sie für den Moment 190 beiAssiian bis zum Nordrande der Savannen-Ebenen von Ost- Sudan, nämlich bis zur Breitenparallele von Chardum, und von den Küsten des rothen Meeres und den nordwestlichsten Gren- zen Abyssiniens bis in das Innere der grossen libyschen Wi'iste, westlich vom Nile und jenseits des Oasenzuges. Dieser Raum umfasst ein Areal von mehr als 13,500 geogr. D-Meilen (15 Meilen = 1^ des Äquators), also mehr als die Oberfläche der österreichischen Monarchie, als jene Frankreichs etc. be- trägt. Ausgenommen die Ufer des Nilthaies, die Grasebenen am Atbara und einige Weidethäler in dem Gebirgslande der Küste, ist das ganze, weite Land zum grössern Theile eine Sandwüste, zum kleinern eine dürstende Steppe. Diese Terrainverhältnisse machen an und für sich eine starke Be- völkerung unmöglich und beschränken jene , die bestehen kann , auf das Stromthal und auf die Weideplätze der beider- seits sich ausdehnenden Landstriche. Nur im Stromthale, wo der Boden für beständige Kultur durch die unmittelbare Nähe des Flusses sich eignet und wo derselbe in den frucht- baren Ebenen von Dongola, Berber, Schendy und Halfaja eine Konzentrirung der Bevölkerung möglich macht , wie in keinem andern Theile Nubiens, kann der Mensch sich blei- bend sesshaft machen, während ohne ausserordentliche Mittel, die nur vom Standpunkte einer hohen Kultur ausgehen können, Wüsten, Steppen und Savannen den Wandervölkern und ihrem unsteten Herumtreiben verfallen bleiben. Nubien hat in Folge der über dieses Land ergangenen politischen und religiösen Ereignisse eine sehr gemischte Bevölkerung, die sich weiters in Folge der erwähnten Terrain- Verhältnisse in eine sesshafte und in eine wandernde (Noma- denbevölkerung) theilt. Abgerechnet die wenigen im Lande befindlichen Türken , die egyptisch-arabischen Soldaten, welche die Garnisonen der Militärstationen und mit erstem unfähig macht zu stechen. Ich kenne selbst die Pflanze nicht und noch weniger erprobte ich ihre Wirkung. Achyranthes.FKSK. gehört übrigens zu den Aizoideen, Genus Diotis. Schreb. (Doppelohr, Spinat etc.) und was die erwähnte Heilkraft betrifft, deren Konstatirung im Falle des wirklichen Bestehens freilich von der allergrössten Wichtigkeit wäre, so überlasse ich es nach Egypten reisenden Ärzten , den Gegenstand weiter zn verfolgen. 191 zusammen die lezten Eroberer des Landes bilden, abgerechnet die in einigen Städ(enetab1irten arabischen Kaufleute aus Egyp- ten, die im Dienste der Regierung- stehenden Kopten, Mograbi und hie und da ein Europäer, abgerechnet somit alle Fremd- linge im Lande, deren Gesammtzahl ohnehin eine unbedeutende Ziffer bildet , können wir die eigentliche Stammbevölkerung Nnbiens in (hei Ilauptklassen theilen und zwar: L In reine Araber, theils mit dem Islame im Lande ein- gedrungen, theils wahrscheinlich schon früher aus Hedjas und Jemen eingewandert. II. In reine Ethiopier, die ürbewohner des Landes, die Abkömmlinge der alten Blemyer, die Stammverwandten der Abyssinier, Funiii, Galla und der weiter im Westen hin durch ganz Nord-Afrika zwischen Arabern und Negervölkern eine ethiopische Bevölkerungszone bildenden Fellatahs , Tibbus, Tuariks etc. bis zu den Berbern am Atlas *. III. In gemischte Völker, welche aus der Verbindung der beiden erstem hervorgingen. I. Zu den Völkern rein arabischen Stammes, welche die arabische Sprache als ihre 31uttersprache reden , deren Habi- tus jener der Araber in Hedjas und Jemen ist und die ihre Rasse zum grössten Theile rein erhalten haben, rechne ich in Nubien : Die Scheikieim Nilthale , von der Grenze Dongolas bis zur Insel Mokrat. Die Robatat im Nilthale an dem nordöstlichsten Rande der Bahiuda , mit den Scheikie sehr verwandt. Die Hu nie, Hassanie, Sau rat im nordöstlichen Theile; * Dieser Streifen efliiopisclier Völker, von den Arabern in seine licutigeii Grenzen zurückgedrängt, lässt sich durcli ganz Nord-Afrika aus Ost in West verfolgen. Das arabische Element und das Negerprinzip unterbrechen jedoch an einigen Stellen diese ethiopische Linie und treten inselartig, vereinzelt mitten in ihrem Bereiche auf, so z. B. die Scheikie- Araber, umgeben von Dongolaui und Barabra , die Nuba-Neger am Dschebi'I Harrass am Nordrande Kordüfans u. s. w. Über die Ver- wandtschaft der Borbern mit den Guanchen auf den canarischen Inseln sehe man RixTF.r.'s Erdkunde. Berlin, 1822. I, S. 996 etc. 192 Die Kababisch , Ha »anit, Beni Dscheiai', Dja- inin.abi, Husseinaui, Hassanie, Waddie im südwest- lichen Theiie der Bahiuda, bis zu den Grenzen Kordofans. Die Schukorie* mit den N efid j ab in Dar Atbara und Beied el Taka, zwischen dem Atbara , dem Nile und dem Bacher el Ähsrak. Die Beni Kurb, nördlich von Atbara bis zum Rande der grossen Wüste östlich des Nils. Die Djaalein (Djahelim) im Nilthale , im Lande Schendy und Metämäh. Die hier aufgezählten arabischen Hauptstämme theilen sich wieder in viele untergeordnete Stämme, von denen ein- zelne sich auch mitten im Bereiche der etJiiopischen Völker, z. B. im Waddi Kenuss, ganz isolirt finden. Der Zahl nach sind unter den arabischen Hauptstämmen die Scheikie, die Kababisch, die Djaminabi , die Schukorie und die Djaalein die bedeutendsten. Die Scheikie , Robatat und zum Theiie auch die Djaminabi und Djaalein sind in festen Wohnplätzen sesshaft , alle übrigen sind Wandervölker. Die gesammte Volkszahl der arabischen Hauptstämme mit ihren ünterab- theilungcn dürfte in Nubien kaum 300,000 Köpfe erreichen und eine genaue Angabe dieses Ziffers ist ganz unmöglich. II. Zu den Völkern rein ethiopischer Abkunft , die eine der ethiopischen, jedoch mit vielen arabischen Worten ge- mengten, Sprache als Muttersprache reden und welche sich durch ihre weniger scharfen Gesichtszüge wesentlich von den Arabern, durch Farbe und schlichtes, langes, manchmal krauses, aber nie wolliges Haar, so wie durch eine weniger vstumpfe Physiognomie und einen andern Schädelbau von den Negern unterscheiden , zähle ich in Nubien : * LiNANT macht zwischen den Bischaviii und Schukorie bezüglich der Farbe den Unterscliied, dass erstere schwarz , lezlere braun seyen und stellt diese moralisch höher. Beide Völker fand Linaist freundlich und dem Reisenden gefällig , während Burkhardt gerade nichts Lobens- werthes über selbe sagt. Leztere Difierenz des Uitheils mag wohl in den Verhältnissen begründet seyn , unter denen sich beide Reisende be- fanden , ersterem Urtheile aber bezüglich der Farbe kann ich nicht bei- stimmen , denn ich erinnere mich viele Bischarin gesehen zu haben, deren Körperfarbe ein lichtes Cigarrenbraun war. 193 Die Bischarin*, das der Zahl nach bedeutendste Wandervolk in Nubien , ungefähr 200,000 Köpfe stark , die grosse Wüste zwischen dem Nilthale und dem rothen Meere, von der Parallele von Korosko bis zu den Grasebenen am At- bara bewohnend. Sie theilen sich in mehrere untergeordnete Stämme, haben durchgehends Sitten und Lebensweise der Beduinen und reden ihre eigene, die Bischari-Sprache. Die Hammaddab am Atbara sind ein Stamm der Bischarin. Die A b a b d e **, ein ethiopisches Beduinenvolk, un- gefähr 40,000 Köpfe stark , im nördlichen Nubien zu beiden Seiten des Nils, von der Parallele von Korosko bis zu jener von Assuan und weiterhin in Ober-Egypten ***. Sie sind den Bischarin sehr verwandt und reden eine der Bischari-Sprache sehr ähnliche Sprache, vielleicht nur ein Dialekt derselben. Auch die Ababde theilen sich gleich den arabischen Beduinen in mehrere Stämme. Die Berber (Barabra), sesshaft im Nilthale und zwar ungefähr 130,000 Köpfe stark im nördlichen Nubien, in Waddi Kenuss, Waddi Nuba und weiter gegen Süden bis zur nördli- chen Grenze von Dongola; ferner im südlichen Nubien, in Dar Berber, von Abu Hammed bis in die Ebenen von Schendy und zerstreut weiter stromaufwärts ungefähr 100,000 Köpfe * Bürkhardt: Travels in Nubia. London, 1819, pg. 160, gibt ein Wörterverzeichniss der Bischari-Sprache. So auch Salt : Reise nach Abyssinien. Deutsche Übersetzung. Weimar, 1815, S. 436. Ferner sehe man über die Bischarin: Wellsted, Reisenin Arabien , deutsche Übersetzung, Halle, 1842. II., pg. 268. Ritter, Erdkunde, I, pg. 552. Bürkhardt an mehreren Orten , Hoskins etc. ** II, 1. pg. 379. Die Bezeichnung : Ababde „Araber" auf der Karte von Nubien ist unrichtig, da die Ababde keine Araber sind. Ritter, I, pg. 659. *''"'' Die im II. Bande, 1. Theile, p. 464 mitgetheilten Bevölkerungs- Angaben beruhen auf denen zu el Mucheireff eingezogenen Erkundigun- gen. Auf der Rückreise hatte ich Gelegenheit diese Daten in Metämäh, Meraui, Dongola und Waddi Haifa etwas näher zu prüfen ; wobei sich nicht in der Gesammtzahl , aber wohl in der numerischen Stärke der ein- zelnen Volksstämme Abweichungen ergaben , wahrscheinlich auf Ver- wechslungen der Stämme beruhend, und ich bitte daher diese An- gaben hier als die verlässlicheren zu betrachten. Russegger, Reisen. II. Bd. 3. ThI. 13 194 stark. Sie sprechen die ßerbersprache, wahrscheinlich der Haiiptstamm der ethiopischen Sprachenfolge in Nubien *. Die Hadendoa und Hai eng; a am rechten Ufer des Atbara, zwischen den Bischarin und Schnkorie, mit welchen erstem sie in jeder Beziehung- auf das engste verwandt sind. Sie sind in mehrere untergeordnete Stämme getheilte Bedui- nenvölker, welche in den unbekanntesten Gegenden von Beied el Taka bis an ßedja** nomadisiren, welches Land gegenwärtig nur die unmittelbar das Hochland von Abyssinien gegen IVord und Nordwest begrenzenden Ebenen umfasst, bis zur Küste des rothen Meeres sich erstreckt und ebenfalls von ethiopischen Wandervölkern, den Dembelas, Rohbaita, Goho, Atelgowo, Baasas etc. bewohnt wird , welche aber als ganz unabhängig nicht zu Nubien zu rechnen sind. Die Volkszahl der Hadendoa und Halenga soll sich eingezogenen Erkundi- gungen zu Folge , deren Wahrheit ich aber nicht verbürgen kann , auf ungefähr 50,000 Seelen belaufen. Die Dongolaui, sesshaft in den fruchtbaren Ebenen des Nilthaies und auf den Strominseln von der südlichen Grenze des Dar el Mahass bis zum Gebiete der Scheikie. Sie sind ein rein ethiopisches Volk, ausgezeichnet unter seinen Stammverwandten durch eine lichtere Färbung der Haut und in Nubien ungefähr an 60,000 Köpfe stark. Die Hauptbeschäftigung der Dongolaui sind Ackerbau und Handel und als Handelsleute finden sie sich nicht nur in ganz Nubien zerstreut, sondern man trifft sie als solche auch in Kordofan und Sennaar bis in die fernen Negerländer. Sie reden ihre eigene, der der Barabra verwandte Sprache, die jedoch, schon als Folge ihres Verkehrs, stark mit arabischen Worten gemischt ist ***. IH. Das Studium der nationalen Eigenthümlichkeiten wird in Nubien durch die grosse Mannigfaltigkeit der Mischlings-Rassen, die aus den Verbindungen der Ethiopen und Araber unter sich und aus denen mit Negern, Moa- lets, Abyssiniern , Galla etc. hervorgehen, ausserordentlich * Ritter. I, pg. 554, 656, 663 etc. »«' Ritter, f, pg-. 666 etc. **■'* Cauxiaüd, II, pg. 427 etc. gibt ein Wörtervcrzeichnias der Don- goIoa-Sprache. 105 erschwert und man trifft hänfig- Inclividualitäten , von denen man nicht weiss, wohin man sie rechnen soll. In diesen Ver- mischungen sind auch die Fungi , welclie in der Zeit ihrer poh'tischen Grösse ihre Herrschaft bis Dongola ausdehnten und die mit den Scheikie stets im Kriege lagen, bis sie end- lich von diesen überwunden wurden , untergegangen und sind gegenwärtig als Volk in Nubien nicht mehr vorhanden. Neger, Abyssinier und Galla erscheinen im Lande nur als Sklaven durch die Dschellabs und die Truppen der Regierung herbeigebracht, oder als Freigelassene, ihre Zahl ist jedoch bei der gegenwärtig in Nubien grösstentheils herrschenden Armuth von geringem Belange. Schlägt man nun, die Mischungsrassen mit eingerechnet, die arabische Bevölkerung Nubiens auf 300,000 und die ethio- pische auf 580,000 Seelen an, so erhält man und zwar eher zu hoch als zu geringe gerechnet, für das ganze grosse Land eine Gesammtbevölkerung von 880,000 oder auf 1 geogr. D-Meile von ungefähr 65 Menschen. Diese ganze Volksmasse hängt, wenigstens dem Namen nach, dem Islame an. In der Wesenheit ist aber der Glaube, namentlich jener der Wandervölker ethiopischen Stammes, meist nur ein selbst geschaffenes Gebäude von mancherlei Aberglauben höchst bizarrer Art. Das Christenthum, einst herrschend und mächtig in Nubien , ist bis auf die leblosen Trümmer der alten Kirchen und Klöster ganz verschwunden. Bezüglich der besondern Gebräuche und Sitten der nubischen Völker berufe ich mich auf das im Verlaufe der Reise bereits Gesagte und auf die umfassenden und wahrheitsgetreuen Schilderungen in den Reisewerken Bürkhardt's (die erste Au- torität für Nubien), Hoskins , Cailliaud's, Rüppell's etc. Wie in Egypten , nur in einem noch bedeutend grelleren Verhältnisse, stehen gegenwärtig in Nubien wilde und halb- wilde Völker einer grossen Vergangenheit gegenüber, und es müssen gewaltige Stürme religiöser, politischer und sittlicher Umwälzungen über das Land ergangen seyn , für dessen Bewohner von heute , nach kaum mehr als anderthalbtausend Jahren , jede historische Erinnerung an die Vorfahren so in Nichts entschwunden ist, dass sie es gar nicht mehr fassen 13* lOG können, wer wohl die Urbeber jener Riesendenkniale ge- wesen seyn mögen, die nnser Erstaunen erregen. Nachdem , was für die Einwanderung des ethiopischen Stammvolkes der Barabra aus Indien in Nubien" spricht, und nach der Ähnliclikeit der Felsentempel Nubiens in Anlage und Ausführung mit jenen der alten Inder, bin auch ich der Ansicht, dass von vorne her der ethiopisch-egyptische Kultus aus In- dien nach Ethiopien im Wege der Einwanderung indischer Völker übertragen wurde, und da Herodot, der jener grauen Vorzeit um mehr als zweitausend und zweihundert Jahre näher stand, den Priesterstaat in Meroe als das älteste Insti- tut der Civilisation in Ethiopien, älter als Thebens Tempel und alle übrigen Denkmale Egyptens und Ethiopiens, bezeich- net, wir in den alten Tempeln beider Länder denselben Göttern begegnen und die Identität des beiderseitigen , älte- sten Kultus ausser allen Zweifel gesezt seyn dürfte, so ist allerdings mit einiger Sicherheit auch anzunehmen, dass ur- sprünolich Glaube und Kultur aus den Ebenen am Atbara, aus Meroe, dem !Nile entlang nach Unter-Nubien und weiter nach Egypten gewandert seyen und dass sonach der gemein- schaftliche Ursprung des ethiopischen und egyptischen Kultus zunächst in Meroe zu suchen ist. Faktische Beweise aus der Reihe der Baudenkmale im INilthale haben wir für diese An- sicht, wenn wir sie auch auf die Kunst , als Versinnlichung des Übersinnlichen, ausdehnen, bisher noch nicht; denn die Felsentempel im untern Nilthale, Gerf Hussein, Bed Walli, Abusimbil etc. allem Ansehen nach die ältesten Denkmale, die wir in Ethiopien kennen und auch, zum Theile wenig- stens , älter als Thebens Tempel , liegen ferne von Meroe, dem gemeinsamen Stamme der Kultur und in den weiten Zwischenräumen zwischen diesen Felstempeln und Theben gegen INorden , und zwischen jenen und Äleroe gegen Süden, sehen wir durchaus nur jüngere Vi^erke, theils spätere Auf- lagen der altern , durch die Perser zerstörten Pharaonenbaue, theils Werke späterer ethiopischer Herrscher, Kopien der in Egypten damals schon lange festen Fuss gefassten , zur höch- sten Vollendung sich emporgeschwungenen, zum Theile schon '■■' Ritter, I, pj?. 556, 558. 197 im Rückganoe begriffenen Kunst. Während die ältesten Felsenteinpel Unter-Nubiens ein Alter vielleicht von 5000 Jahren zählen dürften , seheinen die Denkmale des alten Na- pata am Barkai jenes von 2700 Jahren nicht zu übersteigen und die, deren Reste wir cregenwärtig in Meroe sehen , kaum viel mehr als 2000 Jahre zu erreichen ■•". Die Kunstentwick- Inng des alten , vorthebaischen Meroe kennen wir daher gar nicht, die Denkmale desselben , wenn solche bestanden haben, sind verschwunden. Wir sehen im Gange der Kultur einen gewaltigen Abschnitt und der Umstand , dass wir den älte- sten Denkmalen schon in Ünter-Nubien begegnen, während wir weiter Nil-aufwärts mit stufenweiser Abnahme immer jüngere treffen und endlich in Meroe nur solche sehen, die kaum über die Zeiten der Ptolemäer hinausreichen, macht den Gedanken rege, dass Meroe, nachdem es seine Götter nach Egypten gesandt hatte, verfiel, dass aber im Lande zwischen den Katarakten und in Theben Kultur und Kunst ihrer Vollendnng zugingen, später von ihnen aus dieselben Götter wieder stromaufwärts zogen, und Napata und das moderne Meroe sich auf den Trümmern des alten , vorthebaischen Meroe er- hoben , wo wir gegenwärtig mit keinen Originaldenkmalen mehr zu thun haben, sondern nur mit Kopien der durch die Griechen und Römer modifizirten egyptischen Kunst. Bei dieser zweiten Wanderung der Kunst, stromaufwärts, scheint dieselbe aber nicht in Meroe stehen g;eblieben, sie scheint den Weg', den die urältesten Vorfahren herab gingen, wieder hinauf gegangen zu seyn und wir treffen sie in verwandten Formen wieder im Hochlande Abyssiniens, im Bereiche des alten axumitischen Reiches, einer Filiale des modernen Meroe. Diese meine Ansichten über die Oszillationen des Kulturganges in Ethiopien gebe ich als blosse individuelle Meinung eines Reisenden , der einen grossen Theil der frag- lichen Länder durchzog, ohne alle Ansprüche auf Geltend- machung, wozu ich mich nicht berufen fühle. Bis zum Sturze der uralten Pharaonenmacht in Egypten , bis zur Zertrümme- rung der Tempel und Beraubung der Gräber durch die * II, 1. pg-. 398 — 404, 486 — 491. Champollion, Cajlliaiid, Hoskiws, pg. 284—346. 198 Perser, waren Egypten und Nubien im Innigsten politischen, bürgerilclien und religiösen Verbände (Ritter, I, p. 580) und die Schlacliteiibilder auf den Denkmalen , wo der grosse Pha- rao unter den Etliiopen mit gewaltigem Arme aufräumt, dürf- ten sich seltener auf wirkliche, nationale Kriege , als auf Bekämpfung und Besiegung lokaler Aufstände beziehen. Egypten, durch das Schwert der Perser unterjocht, wurde persische Provinz, Nubien hingegen, welches der Macht der Perser siegreich widerstand , blieb frei und unter seinen Herr- schern. Diese politische Scheidewand, welche INubien ab- schloss und nicht nur während der Dauer der Perser-Herr- schaft, sondern auch während jener Alexanders, der Ptole- niäer und der Imperatoren bis zur Eroberung und Zerstörung Napatas unter Augustus durch Petronius, scharf von Egypten trennte, war hinreichend über dieses Land einen dichten Schleier zu ziehen und dasselbe zu einer Art terra incognita für die Griechen und Römer zumachen. Hinter dieser Scheide- wand gingen jedoch im innern Staatsverbande Nubiens grosse Veränderungen vor, deren näherer Verlauf zwar unbekannt ist, deren Resultate wir aber durch das Eindringen der Römer wenigstens in den allgemeinsten Umrissen kennen. Die alte Herrschaft ethiopischer Könige im Style egyptischer Pharao- nen war verschwunden, über Ünter-Nubien breiteten sich die wilden ßlemyer (ethiopische Wandervölker) aus, Kultur und Kunst scheinen sich flussaufvvärts zurückgezogen zu haben, und wir sehen in Napata (am Dschebel Barkai) — nicht in Meroe , dessen nur eine mehr untergeordnete Erwähnung ge- schieht, nachdem Ergamenes zur Zeit des Ptolemäus Phila- DELPHüs den Priesterstaat zu Meroe aufgehoben und eine bürgerliche Regierung hergestellt hatte * — die Kapitale INubiens, den Centralpunkt nubischer Macht und Civilisation; eine neue Dynastie war entstanden , welche Frauen den Zutritt zur Regierung gestattete und unter dem Namen Can- dace scheinen mehrere Königinnen nacheinander das Regi- ment in Ober-Nubien geführt zu haben , unter welchen sich eine als besonders hervorragend durch Schlachtenglück und Ausdehnung ihrer Herrschaft ausgezeichnet hat. In die Periode * CHAlUrOLLlUN-FlGÜAC. pg. 479. 199 zunächst der Aufhebung des Priesterstaates in Meroe durch Ergamenes scheint, Avahrscheinlich mit Ubertra<>ung der hie- rarchischen Verfassung' dahin , wenn nicht die Stiftung- doch die Erhebung des axnmitischen Reiches in Abyssinien zur grossen Bedeutung und Macht zu fallen. Der Einflnss der Römer auf Nubien und ihre Herrschaft über einige Theile dieses Landes waren von kurzer Dauer, das Land schloss sich, besonders durch die feindliche Stellung der Blemyer im nördlichen INilthale den Römern gegenüber, neuerdings ab und blieb abgeschlossen während der Dauer der byzantinischen Herrschaft über Egypten , bis zur Erobe- rung dieses Landes durch die Araber unter Amrü im Jahr 640 u. Z., also durch nahe sechshundert Jahre. Audi in diese Zeit dürften zwei wichtige Ereignisse fallen , deren nähere Umstände wir nicht kennen , deren Er- folg jedoch für Nubien als höchst entscheidend sich heraus- stellte. Zu Ende des vierten Jahrhunderts , als die römische Weltherrschaft sich in das ost- und west-römische Reich ge- theilt hatte und das Christenthum nicht nur auf der Halbinsel des Sinai und in Egypten festen Fuss gefasst hatte , sondern auch bereits ungefähr seit 333 in Abyssinien eingeführt war (H, 1, pg. 478), scheint dasselbe aus lezterem Lande in das südliche Nubien eingedrungen zu seyn und dort sich in Aloa und bis Dongola schnell ausgebreitet zu haben. Die Apostel, welche des Heilands Lehre in INubien predigten , sind unbe- kannt; dass aber die Ausdehnung derselben im südlichen Nubien lange vor der Einführung des Christenthnms von Egypten her erfolgte, erklärt sich durch die vorne erwähnte Abschliessung des Landes gegen Norden duich die Blemyer, welche erst im Jahr 5G0 unter Justinian , als Nubien den Byzantinern bereits wieder ein gänzlich unbekanntes Land geworden war, durch den Sieg der Waffen (H, 1, pg. 199) aufgehoben und dem Chritentlium von dorther durch seine Einführung auf Philae die Bahn gebrochen wurde. Als im Jahr 651 u. Z. , also nur 91 Jahre später, die Araber zuerst aus Egypten in das Herz von Nubien vordrangen und Dongola (Alt-Dongola , damals die Kapitale des Landes) stürmten, fanden sie daselbst bereits ein mächtiges christliches König- reich unter einem Könige , der selbst Priester und dessen 200 Macht stark genug war diesen ersten Sturm des Islams zu- rückzuschlagen. In so kurzer Zeit hätte sich, wenn das Christenthum von Philae dahin vorgedrungen wäre, die Macht desselben nicht in solchem Massstabe konsolidiren können, und dass diess der Fall war, beweist eben, nach meiner Ansicht, dass das Christenthum im südlichen Nubien schon lange hei- misch war, als dasselbe im nördlichen Nubien noch keinen Fuss breit Terrain gewonnen hatte. Die zweite wichtige Begebenheit, welche in die Periode von der Zerstörung Napatas durch Petronius bis zur Erobe- rung Egyptens durch die Araber unter dem Paniere des Islams zu fallen scheint, ist die grosse Einwanderung zahlreicher arabischer Wanderstämme aus Hedjas und Jemen, vom Kü- stenland des rothen Meeres her, die Stammeltern der arabi- schen Stämme, die wir heute in Nubien sehen und deren ich vorne erwähnte. Wie bekannt, dehnte das auf den Trümmern des Priesterstaates von Meroe, oder vielmehr durch dieselben gross und mächtig gewordene axumitische Reich am rothen Meere seine Macht über Jemen und Saba aus (Ritter, 1, pg. 193). Schwerlich durfte in den Axumiten die Erinnerung an ihr verlorenes Stammland , an Meroe, der Wunsch es wieder zu erobern , erloschen gewesen seyn und der Gedanke liegt nicht ferne , dass sie selbst es waren , welche aus ihren Län- dern im südlichen Arabien und von den Küsten Arabiens am rothen Meere die wilden Araberhorden herüber führten, um durch ihre Hülfe das verlorene Kanaan wieder zu erobern. Diese Begebenheit scheint jedenfalls vor der Erhebung des Islams erfolgt zu seyn ; denn seit der Zeit, als die moham- medanischen Araber Egypten erobert hatten, bereits im acht- zehnten Jahre der Hedjira, Hessen die arabischen Schriftsteller, so wenig sie auch Verlässiges über Nubien zu sagen wussten, dieses Land doch nicht mehr ganz aus den Augen und sie erwähnen meines Wissens nirgends einer solchen grossartigen Einwanderung der Araber , mit welcher der Andrang der- selben von Egypten her nicht zu verwechseln ist, da dem- selben von Seite der Nubier ein gewaltiger Widerstand ent- gegengesezt wurde 5 der, wie wir sehen werden, erst nach langen Kämpfen gebrochen wurde. Auch in frühere Zeiten scheint diese Einwanderung nicht zu fallen; denn die Griechen 201 und Römer erwähnen in Nubien nur ethiopischer Völker, uno Nubien selbst^ seine wüsten Küsten ausgenommen , mag den Arabern vor ihrer Verbindung mit den Axumiten eine reine terra incognita gewesen seyn. Selim el Assuani erwähnt, dass im zehnten Jahrhunderte in Aloa, also im südlichsten Theile Nubiens , die Christen, welche in Nubien durchaus der jakobitischen Sekte (Kopten) angehört haben, friedlich mit den Arabern zusammen lebten , leztere jedoch den erstem an Macht ganz untergeordnet waren. Wir sehen daher in Aloa bereits Araber sesshaft, während im nördlichen Nubien noch der heftigste Kampf des Islams gegen das Christenthum statt fand und die Eroberungen der Araber dort noch sehr be- schränkt waren. Auch dieses dürfte ein Beweis seyn , dass arabische Volkstämme im südlichen Nubien sich bereits vor der Zeit festgesezt hatten , als der Eroberungsstrom dieses Volkes sich von Egypten her über das Land ergoss, und es scheint somit bei dem anfänglichen Eindringen des Araber- thnms in Nubien fast ein ähnliches Verhältniss stattgefunden zu haben, wie bei jenem des Christenthumes; ein Wink für die Gegenwart, welche Bedeutung für jene Länder die Besitz- nahme und Civilisation von Bedja, Abyssinien und Schoa haben. Kurz nach der Eroberung Egyptens durch die Araber, nämlich bereits, wie vorne gesagt, im Jahr 651 u, Z. be- gannen dieselben nach Nubien vorzudringen, Dongola wurde gestürmt, aber nicht genommen und es begann nun in Nubien ein Kampf des Christeuthums gegen den Andrang des Islams, der über 000 Jahre lang dauerte , in dessen Verwüstungen die Reste ethiopischer Kultur und Civilisation untergingen, die Nubier auf ihre heutige Stufe herabsanken und endlich das Christenthum, an dem die Nubier fast tausend Jahre lang gehalten hatten , dem Islame ganz und gar erlag *. Im ersten Stadio dieses Kampfes erstarkte die WaflFenkraft der Christen durch die zahlreich aus Egypten vertriebenen und nach Nubien sich wendenden Glaubensgenossen und wie es scheint durch Allifinzen mit ihren christlichen Nachbarn in Bedja und Abyssi- nien. Wir sehen trotz dem Andringen des Islams im zehnten Jahrhunderte das Christenthum allgemein in Nubien verbreitet. 'to' RiTTEB. I, pg. 604 etc. 202 im eilften Jahrhundert nahm jedoch der Islam dort schon mehr überhand , im zwölften wurde er allgemein , die vor dem Islame eingewanderten arabischen Stämme aus Hedjas und Jemen scheinen um diese Zeit schon Mohammed's Lehre angenommen und ihren Brüdern im Kampfe beigestanden zu haben, und im dreizehnten Jahrhunderte (1275) unter dem Sultan el ÄIelek el Daher ßiB AR (aus der Dynastie der baharitischen Mammeluken) eroberten die Araber die Kapitale Dongola und vertriebeu ^en christlichen König DAvm , der nach Aloa floh. Die Macht des Christenthums war nun durch das Waflfenglück der Ara- ber und nicht minder durch die Innern Zerwürfnisse und Partei-Interessen der nubischen Cliristen unter sich gebrochen *. Noch einmal, eine auflodernde Flamme aus glimmender Asciie, erhob sich das Christenthum mit Macht um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, noch einmal erscheint Dongola als die Kapitale des nubischen christlichen Königreiches und eine Achtung gebietende ethiopisch christliche Macht milderte durch drohende Einsprache das Elend der Christen in Egypten (1341). Vergebens, mehr als je scheinen nun innere Umtriebe am Sturze des Stammes gearbeitet und der Sache des Chri- stenthums mehr als die Waffen der Araber geschadet zu haben; den bereits 13.14 hatten die Christen in Dongola einen mohammedanischen König. Nun zerfiel das Christenthum nach imd nach durch innere Verfolgungen , durch freiwillige Übertritte und verschwand endlich ganz. Länger scheint sich das Christenthum in den südlichsten Theilen Nubiens, näher an Abyssinien , wo dasselbe bekanntlich noch herrscht, und am längsten in den wilden Gebirgen des Landes zwischen den Katarakten gehalten zu haben , wo Wansleben der christlichen, wegen Mangel an Priestern geschlossenen Kir- chen noch im Jahr lö73 erwähnt (Ritter, I, pg. 609). Der durch sechshundert Jahre lange Kampf ins Innerste eischüt- terte und demoralisirte Körper starb somit an den Folgen dieser Anstrengung und an den Sünden gegen die gemeinsame Sache. Die arabischen und ethiopischen (nun mohammedanisch gewordenen) Völker Nubiens bemächtigten sich des Besitzes * Es scheint daher zwischen den alten Christen in Niibien und den heutigen im Oriente, namentlich jener in Syrien, einige Ahnliclikeit der Denkweise statt zu finden. 2o:j ihrei- Vorfahren , Stoff genug, um sich selbst fortan in den Haaren zu liegen. Die Araber in Egypten scheinen seit der gänzlichen Zerstörung jeder christlichen Macht in Nubien diesem Lande wenig- Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Sie begnügten sich mit den entfallenden Tributen , mit theil- weisen Züchtigungen der Saumseligen , die aber selten an- wendbar gewesen seyn mögen und scheinen gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts, zur Zeit als in Egypten die Dynastie der baharitischen Mammeluken ihr Ende nahm (13S2) und mit Sultan Barkuk die Herrschaft der cirkassischen Mammeluken begann, wegen eigener Schwäche allen Einfluss auf Nubien verloien zu haben. Die natürlichste Folge dieses Zustandes war ein Zer- fallen der frühern nubischen Macht in eine 31euge unter sich unabhängiger, kleiner Staaten, theils arabischer, theils etliiopischer, deren Meleks (Könige) und Schechs im bestän- digen Kriege untereinander lebten, unter denen jener der Scheikie in Mittel-Niibien (Dongola, Barkai), jener der Ba- rabra in Berber und der der Kenuss in Ünter-Nubien die mächtigsten waren, und aus denen endlich die aristokratische Korporation der Scheikie am siegreichsten hervorging und die Rolle gefürchteter Eroberer in Älittel- und Ober-Nubien übernahm. Allen diesen sesshaften Völkern und Staaten standen die ethiopischen und arabischen Wanderstämme ins- gesammt feindlich gegenüber und eines heillosen Detailkrieges, der die moralische Verwilderung des Volkes und die materielle Verkümmerung des Landes aufs höchste steigerte, war somit insolange kein Ende, bis eines der streitenden Elemente die Oberhand über alle andern erhielt, oder ein gewaltiger Im- puls von Aussen erfolgte. Beides geschah noch lange nicht, wenigstens nicht in erforderlichem Masse. Die Zerwürfnisse der Stämme in ünter-lNubien hatten die Folge, dass die arabischen die Hülfe Sultan Selims zu Kon- stantinopel , des Eroberers von Syrien und Egypten , nach- suchten, und dieser sandte im Jahr 1520 (Burkhardt) einige hundert bosnische Soldaten, welche Ruhe im Lande machten, die Stämme unterwarfen , die Burgen im Nilthale zwischen den Katarakten errichteten, Herrscher des Landes wurden 204 iiud endlich durch die Vermischung mit den schönen Nubie- rinen ethiopischen Stammes (Kenuss) selbst zu Nubiern wurden. Sie sind die Stammväter der heutigen Kascheffs in Unter-Nubien , die Aristokratie dieses Landes , in deren Händen noch heute unter egyptischer Herrschaft die Admini- stration des Landes liegt. In Mittel- und Ober-Nubien trieben sich unterdessen die Scheikie herum , erfreuten sich des sieg- reichsten Erfolges ihrer Waffen und dehnten ihre Eroberungen vora Dschebel Gärry, oberhalb Schendy, dem Nile entlang bis Dar el Mahass im INorden von Dongola aus. Sie bemäch- tigten sich somit des bedeutendsten Theils von Mittel- und Ober-Nubien und wurden dort die Herren des Landes. Da drohte den Scheikie von Süden her eine grosse Gefahr. Die Fungi hatten zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts das Uferland des Bacher el Abiad und des B. el Ahsrak in Besitz genommen , sie erbauten Sennaar * und stifteten das gleich- namige Reich, sie eroberten Sobah (im alten Aloa) und tru- gen ihre siegreichen Waffen in die Ebenen von Halfaja, er- oberten Schendy und zogen bis nach Dongola **, welches sie nochim sechszehnten Jahrhunderteihren Königen, den Sultanen von Sennaar, tributär gemacht zu haben scheinen. Nun entspann sich ein langer Kampf um die Herrschaft in Mittel- und Ober- Nubien zwischen den eingedrungenen Fungi, die nach und nach zum Lslame i'ibergingen , und den kriegerischen , auf ihre edle arabische Abkunft stolzen Scheikie. Die Details dieses Kampfes sind unbekannt , es müssen jedoch die Fungi unterlegen und die Scheikie siegreich daraus hervorgegangen seyn , denn die ersteren zogen sich wieder nach Berber und Schendy zurück , deren Meleks den Sultanen von Sennaar bis zur lezten Eroberung von Nubien durch die egyptisch-türki- sche Armee tributpflichtig blieben , während die Scheikie neuerdings als die Herren von Dongola erscheinen, ihre Macht flussaufwärts bis Berber ausdebnten und höchstens nur dem Namen nach der Oberherrschaft der Sultane von Sennaar unterworfen blieben , bis auch dieses Verhältniss mit der '* II, 2. pg. 349, 472 etc. '■'■* Noch immer war AU-DoHgola die Kapitale von Mittel- und Ober- Nubien. 205 Besitznahme Dongola's durch die Mammeluken ein Ende nahm *. Diese Reihe von Fehden im südlichen Nubien dauerte bis zum Beginne unseres gegenwärtigen Jahrhunderts. Als im Jahre 181 1 der bekannte blutige Gewaltstreich in der Cita- delle zu Cairo die ßlüthe des Mammelukenkorps vernichtete, flüchtete sicli der Rest desselben nach Ober-Egypten und auch dort vertrieben , nach Unter-Nubien. Das damals reiche Ibrim wurde die Beute der zügellosen Soldateske , die sich jedoch dem stark nachdrängenden egyptischen Heere gegenüber nicht halten konnte und weiter stromaufwärts zog. So er- reichten die Mammeluken endlich das Gebiet von Dongola, wo die Scheikie und im nördlichen Theile, auf Argo u. s. w. nubische Meleks herrschten. Leztere durch Verrath, List und durch Waffengewalt zu unterjochen, fiel den Mammeluken nicht schwer, hart war aber der Kampf mit den kriegerischen Scheikie. Alt-Dongola fiel und aus Maragga, dem Haupt- sitze der Mammeluken, ging Neu-Dongola als neue Kapitale hervor. Die Scheikie wurden innerhalb der Grenzen , die sie noch heute behaupten, zurückgedrängt, aber nicht unter- jocht , da drang die egyptisch-türkische Arme Mehemed-Ali's im Jahr 1820 siegreich in Dongola ein. Die lezten Reste der Mammeluken verschwanden, ihr Kampf mit den Scheikie ging auf die neuen Eroberer über, die ihn mit mehr Kraft und Glück bald zu Ende brachten. Ganz JNubien , Kordofan und Sennaar wurden egyptische Provinzen in Folge der Ereignisse der lezten Jahrzehnte , deren ich bereits vorne S. 25 ausführ- licher gedacht habe. Werfen wir einen Blick auf die hier flüchtig angedeute- ten Umrisse der Geschichte ]Nubiens_, so darf uns der gänz- liche Verfall der frühern Kultur dieses Landes nicht mehr wundern und ebensowenig kann uns das Nationalgemische befremden , welches heutzutage dieses Land bewohnt. Nubieu war nun egyptisch geworden und der egyptischen Regierung war es vorbehalten , dieses Land entweder durch weise Massregeln wieder empor zu heben, das verwilderte Volk mit der Strenge eines Vaters wieder der Kultur zuzu- führen , oder den Literessen desselben fremd zu bleiben und * Ritter , I, p^. 539, 609. Burkhardt. 206 diesen Besitz nur als ein Mittel zu jenem Zwecke zu gebrau- chen, der Nubien in seiner Individualität gar nicht berührt. Sie that das leztere. Anstatt Nnbiens Produktionskraft auf Wegen, welche eine durchdachte Administration, wahrer Sinn fiir Civilisation, ja selbst nur die gewöhnlichste Mensch- lichkeit vorzeichnet, zu erhöhen, den Karavanenhandel zu beleben und der herabgekommenen Population Zeit zu gönnen in sich selbst zu erstarken , führte die egyptische Regierung zwar mit aller Energie Ruhe und Ordnung herbei, blieb je- doch dabei stehen und übergab das arme Land dem egypti- schen Verwaltungssysteme, welches wir in allen seinen Funk- tionen und Erfolgen zu hinreichend bereits kennen, um hier das oft Gesagte wiederholen zu müssen. Nubien , wie es jezt vor uns liegt, ist im wahren Sinne des Wortes ein armes Land, der Binnenhandel von keiner Bedeutung, der Handel überhaupt nur auf den Transite aus Kordofan , Sennaar und Abyssinien nach Egypten beschränkt, und da die einträglich- sten Zweige desselben als Monopole in den Händen der Ad- ministration liegen , ohne Vortheil für das Allgemeine. Das Land ist auf das äusserste entvölkert, von allen Seiten dringt die Wüste , der natürliche und grösste Feind der Bodenkultur, in das einst reich bebaute Nilthal vor. Nur kleine Theile desselben befinden sich in einem Zustande, auf welchen das Auge des Reisenden gerne ruht, bei weitem der grösste Theil aber ist schon Wüste oder geht diesem Ziele rasch entgegen. Der Viehstand, ohne den in IN ubien keine Bodenkultur nnd und zwar um so weniger denkbar ist , wenn gleichzeitig an der Entvölkerung gearbeitet wird , ist durch unbegreifliche Missgriffe ganz ruinirt. Dem Nubier steht somit als nächste Zukunft der Fei- iah in Egypten vor Augen, und da er selbst zu wenig Energie und Kraft besizt, überhaupt zu wild ist, um Mittel zu finden, seine Lage zu bessern , die Administration ihn aber nicht darauf hinleitet, so verkümmert er auf seiner Sandscholle und die Änderung seines Zustandes muss der Folgezeit über- lassen bleiben , wobei sich aber voraussehen lässt, dass das egyptisch-nubische Staatsgebäude bei dem ersten Impulse von Aussen nach allen Seiten zusammenstürzt. ) MTlRfllSTORISClR MkE. Barbus Rajaiiorum. (Taf. XIV. Fig. 1.) Heckbl in Rcssegger's Reisen, I. Band, p. 1049 Anraerk. Corpore gracili, compresso; rostro obtiiso et operculi apice paululum infra axin corporis, oculo miniito supra lianc posito; capite crassiusculo y-y totius corporis; praeoperculo ante occiput; radio osseo in pinna dorsali anguste senato, pinnis ventralibus praeposito. 9 XIII (55. VII P.1.17. V.1.8 D.3.S. A.3.5 C.^. Lin. lat. (55. 8 8 Ausser den früher beschriebenen und auf der Tafel II, Fg. 2 und 3 abgebildeten stumpfnasigen Barbus-Arten (B. pectoralis et perniciosus) hatten wir noch 2 anderer erwähnt, die ihnen sehr nahe stehen. Eine derselben, die hier zu beschreibende Art, gleicht am meisten unserem B. pectoralis aus dem Oronfes, von dem sie sich jedoch auf den ersten Blick durch eine etwas schlankere Gestalt, etwas kürzeren Kopf, ein viel kleineres Auge, viel zahl reichere und dadurch kleinere Schuppen hinlänglich unterscheidet. In der etwas vorgerückten Stellung der Rückenflosse gegen die Bauchflossen stimmt die gegenwärtige Art mehr mit unserem B. perniciosus überein, von dem sie jedoch, den übrigen Merkmalen nach, noch weit stärker abweicht. Der Körper ist schlank, massig comprimirt; der Vorder- rücken anfangs rund , dann gegen die Flosse zu allmälig etwas schneidend erhöht. Der stumpfe, ziemlich dicke Kopf, dessen Höhe am Hinterhaupte | seiner Länge erreicht, ist 5^ mal in der Gesammtlänge des Fisches und 1-^mal in der grössten Körperhöhe, unter dem Anfange der Rückenflosse, enthalten. Die dicke stumpf abgerundete Nase ist vorragend; hinter ihr liegt der kleine halb- kreisförmige Mund, beinahe ganz unten. Die Mundwinkel ziehen Russegger, Reihen. II. Bd. 3. Tlil, 14 210 sich bis unter die Nasenlöcher zurück und ihre Entfernung, oder die Sehne des Mundbogens , übertrifft kaum den Diameter eines Auges. Die fleischige Oberlippe verbirgt sich vorn beinahe ganz unter die herabhängende Nasenklappe ; ihr häutiger Wulst umgibt zwar die Mundwinkel, verschwindet aber unter der Mitte des Unter- kiefers gänzlich. Das Auge befindet sich mit seinem hinteren Rande genau in der Ropfhälfte und liegt mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche die Mitte der Nase nebst dem Winkel des Deckels etwas unter sich lässt und die Lin. lat. bei ihrer sechsten oder siebenten Schuppe durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist beinahe 6mal in der Kopflänge und 2^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Um einen Augendiameter hinter dem Auge ist der Vordeckel mit seinem vertikalen Rande eingelenkt; der Deckel selbst, über dessen Mitte das Hinterhaupt endet, enthält 1^ Augen-Diameter. Brust und Bauch flössen sind beinahe gleich lang und erreichen ^ der Kopflänge. Die Rückenflosse beginnt um einen Augendurchmesser vor den Bauchflossen oder vor der hal- ben Körperlänge (die Schwanzflosse nicht gerechnet) ; ihre Basis nimmt § der Kopflänge oder ^ ihres eigenen massig starken, durch 30 Paar scharfe Zähne eng gezähnten Knochenstrahles ein. Die Analflosse entspringt mit dem fünften Siebentel der Körper- länge und ihre Basis gleicht der halben Länge ihrer vorderen Strahlen, oder ^ der Kopflänge. Die Schwanzflosse ist ziem- lich stark ausgebuchtet. Die Schuppen sind an der Basis wenig ausgebuclitet und rückwärts abgerundet, dabei haben alle eine beinahe gleiche Grösse von i Augendiameter, nur die am Vorderrücken sind kleiner und jene auf der Brust sehr klein. 16 Schuppen bilden die erste Querreihe nach dem Hinterhaupt, zwischen dem Ursprung beider Seitenlinien, deren jede aus 65 Röhrchenschuppen besteht. Diese Seitenlinie senkt sich allmäUg bis über die halbe Länge der zu- rückgelegten Brustflosse nur etwas Weniges unter die Achse herab und läuft dann wagrecht aus. Die Textur der Schuppen gleicht jener der zunächst verwandten Arten. Im Weingeist ist die gegenwärtige Farbe silbern, am Rücken und Oberkopf röthlichgrau; die vertikalen Flossen sind blassgrau, nur der Rücken sowohl an den vorderen Strahlen in der Rücken- flosse als in den oberen der Schwanzflosse ist schwarz. Wir erhielten nur ein Exemplar dieser Spezies, von 9^ Zoll Länfre, aus den Gewässern von Aleppo, welches den beiden gleichfalls von dorther erhaltenen und mit Kersin handscheli (nnscrem Scaphiodon Capoeta) bezeichneten Stücken beigegeben war. Die Araber scheinen daher diese beiden Arten nicht zu unterscheiden , die sich übrigens in nichts als in der Anzahl ihrer horizontalen Schuppenreiheu über der Lin. lat. gleichen. 211 Barbus Kersin. (Taf. XIV. Fig. 2.) Heckei, in Russeooer's Reisen, 1. Band, p. 1049, Anmerk. Corpore latiusculo Leucisci rutilr^ rostro obtiiso et oper- culi apice cum axi corporis coiiicidente, oculo supra liaiic posito; capite crassiusculo jy totius corporis; praeoperculo obliquo, ante occiput; ladio osseo in pinna dorsali ruditer serrato, pinnis ventralibus superposito; pinnis pectoralibua et ventralibus brevibus. 9 ^ P.1.17. V.1.8. D.3.S. A.3.5. C.-— . Lin. lat. 55— 5Ö. 8 VII 8 Die zweite stumpfnasige Barbe gleicht sehr dem vorhergehen- den B. Rajanorum, so wie auch unserem früher beschriebenen B. pecforalis, doch sein mehr gedrungener, höherer, dem Leu- ciscits rutilus ähnlicher Körperbau, sein diclterer Kopf, seine kurzen Brust- und Bauchflossen , sein grob gesägter Knochenstrahl in der Rückenflosse und seine 55 — 56 Schuppen in der Seiten- linie unterscheiden ihn auf das Bestimmteste von beiden Arten. Der Körper ist massig comprimirt und zwar mehr gegen den Vorderrücken, der sich durch einen sanften Bogen an das Hinterhaupt anschliesst, als gegen den Bauch. Die Länge des Ko- pfes, welche die Höhe desselben am Hinterhaupte nur um ^ über- trifft, ist 5|mal in der Gesammtlänge des Thieres und über l^mal in der grössten Körperhöhe, unter dem Anfange der Rückenflosse, enthalten. Die sehr abgerundete Nase ragt etwas vor. Der Mund liegt nicht so tief unten als an B. Rajanorum und seine bogenförmige Spalte reicht weiter zurück, die Sehne zwischen bei- den Mundwinkeln erreicht il Ausendiameter. Die nicht sehr flei- schige Oberlippe wird vorn von der Nasenklappe etwas bedeckt, ihr Wulst umgibt zwar die Mundwinkel, verschwindet aber ganz gegen die Mitte des Unterkiefers. Das Auge liegt mit seinem hinteren Rande in der Kopfhälfte, mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche die Mitte der Nase nebst dem Winkel des Deckels durchschneidet. Der Durchmesser eines Auges ist i^mal in der Kopflänge und 2^mal in der Stirnbreite, zwischen beiden Augen, enthalten. Der etwas schief vorwärts gezogene Hinterrand des Vordeckels beginnt um einen Augendiameter hinter dem Auge; die Länge des Deckels nach diesem Rande enthält i\ Augendiameter. Vertikal über der Mitte des Deckels endet das beinahe etwas concav ansteigende Hinterhaupt. Brust- und Bauch flössen gleichen nur | der Kopflänge. Die Rückenflosse entspringt vertikal über den vorderen Strahlen der Bauchflossen und zwar beide etwas vor der Körpermitte (ohne 14* 212 der Schwanzflosse); ihre Basis enthält nicht \iel über f der Kopf- länge oder I ihres eigenen massig starken, aber grob gezähnten Knochenstrahles, der höchstens 24 Paar Zähne zählt. Die Analflosse beginnt mit dem dritten Viertheile der Körperlänge auf einer Basis, die halb so lang ist als j W P.1.18. D.5.9. n » XV 75—76 24 M " P.1.18- -20. D.5.9. n n' 77—80 1 XV 1 » » P.1.17. D.5.9. » » XV 85 5 » n P.1.20. D.5.10. n » 78—80 1 XVI 1 » n P.1.18. D.5.8. » w XVI 77 1 » w P.1.18. D.5.9. n >» 70 XVI 13 » >• P.1.18- -20. D.5.9. n » XVII 77—80 1 » »» P.1.18. D.5.9. » n 80 XVII 1 n j» P.1.20. D.5.10. ft n • 81 XIII Die äussersten Grenzen dieser Abweichungen sind also: XIV- XVII P.1.17— 20. D.5.8 — 10. Lin. lat. 70—85. Als eigentlicheNormalzahl ergibt sichjedoch wie man leicht ersieht XV— XVI p.1.18. D.5.9. Lin. lat. 77—80. 222 Die Anzahl der Bauch - und Schwanzfiossenslrahlen blieben sich immer gleich. Zwischen der Lin. lat. und den Bauchflossen befanden sich XI, grösstentheils aber XII Schuppenreihen und in einem einzigen Falle XIII. Diese Abweichungen in den Schuppen- reihen und der Schuppenanzahl ist bei Fischen mit kleinen Schup- pen, obschon weniger bemerkbar, doch weit grösser und häufiger als bei grossschuppigen Arten. Aus unserer Gattung Scaphiodon, welche sich durch ihren Zahnbau und den knorpeligen, zugeschärften Unterkieferrand haupt- sächlich von Barbus unterscheidet, sind es sechs verschiedene Arten, alle mit nur 2 Bartfäden, die uns aus den Syrischen Ge- wässern bekannt sind und eine Art aus dem angrenzenden Natolien mit 4 Bartfäden. Unter den ersteren ist Scaphiodon Trutta die ausgezeichnetste Art, an ihrem comprimirten oben schwarzpunk- tirten Körper und dem starken hohen Knochenstrahle leicht zu erkennen. Die andern fünf sind unter einander sehr nahe ver- wandt, ihnen ist als Typus ein minder hoher, wenig comprimirter, am Vorderrücken fleischiger abgerundeter Körper, eine sehr stumpfe abgerundete Nase, eine niedere, weniger schief geschnittene Rücken- flosse, mit einem lange nicht so mächtigen Knochenstrahle , eigen. Diese sieben von uns beschriebene. Arten wollen wir nun , zur leichteren Auffassung ihrer Unterschiede, hier nochmals in beson- dern Unterabtheilungen anführen. Knochenstrahl gezähnt. 1) Bartfäden zwei, über jedem Mundwinkel einen. a. Mit comprimirtem Vorderrücken, starkem Knochenstrahle in der spitzen Rückenflosse: Scaphiodon Trutta. Kueik, Tigris. b. Mit rundem Vorderrücken, schwachem Knochenstrahle in der stumpfen Rückenflosse. Grosse Augen: Scaphiodon fratercula. Damascus. „ Umbla. Tigris. Kleine Augen: Scaphiodon Capoeta. Kueik, Orontes. „ peregriiiorum. Kueik. „ socialis. Damascus. 2) Bartfäden vier, zwei über den Mundwinkeln, zwei an den Seiten der Nase : Scaphiodon Tinea. Brussa. 223 Cypriuiou iiegiectus. (Taf. XVI. Fig. 1.) Corpore compresso, dorso attenuato; rostro prominente, crasso; ore transverso, frontis latitudine inter ocnlos dnplo niinori; teguinento cartllagineo maxlllae inferioris marginem tantum tegente; pinna dorsali ante ventrales incipiente. ' VII P.1.15. V.1.8. D.4.13— 16. A.3.7. C.-|^. Lin. lat. 42 ^ III 6 Drei Arten aus dieser Gattung haben wir bereits beschrieben, die gegenwärtige sieht zweien derselben, dem Cypr. macrosfomiis und Kais täuschend ähnlich, so dass man sie nach ihrer Profil- ansicht allein bald für die eine, bald für die andere Art zu halten ver- sucht wäre. Was sie aber von beiden wesentlich unterscheidet, ist die Gestalt des Mundes , der bei Cypr. macrostomus grösser ist, mit einem viel breiteren Knorpelrand am Unterkiefer und bei Cypr. Kais der schmalen Hälfte einer Ellipse gleicht. Ueberdiess sitzt am Kinne dieses letzteren, noch zwischen den Mundwinkeln, eine Warzen - ähnliche , glänzend glatte Knorpelmasse , welche an unserer gegenwärtigen Art fehlt. Der beinahe schneidig comprimirte Vorderrücken erhebt sich nach dem Hinterhaupt ohne besondere Erhöhung bis zur Flosse , wo die grösste Höhe des Rumpfes etwas über -^ der Ge- sammtlänge des Fisches erreicht. Der Kopf ist stumpf, beinahe so hoch als lang, 6;^mal in der Gesammtlänge und l^mal in der grössten Körperhöhe enthalten. Die dicke abgerundete Nase liegt so, dass die Achse des Körpers, welche zugleich den Winkel des Deckels berührt und das Auge etwas über sich lässt, durch ihre Mitte hinzieht. Der Mund öffnet sich unter der vorstehenden Nase und seine Spalte beschreibt, wie an Cyprinion macrosto- mus , einen flachen Querbogen , dessen Sehne aber nur , wie an Cyprinion Kais, einem Augendiameter gleich kömmt. Die den Oberkiefer umgebende Lippe zieht sich um die Mundwinkel herum, verliert sich aber bald in dem Kinne, oder der, zwischen den bei- den Armen des Unterkiefers, mit der gewöhnlichen Hautbedeckung überzogenen Fläche. Der lippenlose untere Mundrand ist durch eine schmale, glänzendglatle, orangegelbe Knorpeldecke zugeschärft. Das Auge liegt beinahe ganz in der vordem Kopfhälfte, sein Durchmesser ist 4imal in der Kopflänge und l|mal in der Stirn- breite, zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels fällt perpendikulär unter das Ende des Hinterhauptes, im dritten Viertheile der Kopflänge. An älteren Thieren ist die 224 dicke Nase, nebst den vorderen Suborbitalknochen, mit vielen po. lösen Grübchen besetzt. Die Rückenflosse entspringt beinahe um einen Augen- diameter vor den Bauchflossen, welche letztere der Nasenspitze unmerklich näher sitzen als dem Schwanzende. Die Länge der Rückenflossenbasis beträgt 1^ der Kopflänge oder des durch 24 Paar scharfe Zähne gesägten, massig starken Knochenstrahles. Die Analflosse beginnt beinahe vertikal unter dem Ende der Rückenflossenbasis, vor dem letzten Körperviertheile, auf einer Ba- sis, die einer halben Kopflänge oder | ihrer vordem Strahlenhöhe gleicht. Die Schwanzflosse ist tief ausgeschnitten und der obere Lappen ein klein wenig länger als der untere. Nach dem Schultergürtel sitzen, wie bei dieser Gattung ge- wöhnlich, die grössten Schuppen, die einen Augendiameter er- reichen; gegen den Vorderrücken, dem Schwanzende und den Bauch zu werden sie um die Hälfte, auf der Brust aber um sehr Vieles kleiner. Die Scheitellinie des Vorderrückens ist auch hier wie im- mer unbedeckt. Die Seitenlinie biegt sich über den Bauch- flossen etwas mehr abwärts, ohne desshalb eine Veränderung in der Anzahl der Schuppenreihen zu veranlassen, welche dieselbe ist, wie an den vorbenannten beiden Arten. An Exemplaren in Weingeist ist die Hauptfarbe gelblich, über dem Rücken bläulichgrau. Die Membrane der Rückenflosse ist schwarz, so wie auch der Rand an der Schwanzflosse und die Spitzen der übrigen Flossen. In den langen Eingeweiden fanden sich bloss Ueberreste von Pflanzen vor. Das Wiener Museum erhielt mehrerp Exemplare dieses Fisches von 3—6 Zoll Länge aus dem Tigris bei Mossul. Wir kennen nun vier Arten aus der Gattung Cyprinion in den Gewässern von Syrien. Alle haben ein Karpfen-artiges Aus- sehen, einen scharfrandigen Unterkiefer, einen kurzen Bartfaden in jedem Mundwinkel, einen gesägten Knochenslrahl in der langen Rückenflosse und grosse Schuppen, welche jedoch ausgezeichneter Weise die Firste des zugeschärften Vorderrückens vom Hinterhaupte an bis zur Rückenflosse nicht überdecken. Diese vier Arten, bei denen sowohl Schuppen- als Strahlenanzahl ziemlich gleich sind, theilen wir nach dem Stande der Rückenflosse und der Weite des Mundbogens in zwei kleine Gruppen ein. 1. Rückenflosse vor den Bauchflossen entspringend. Mundspalte quer, in weitem Bogen: Cyprinion macroslomus. K u e i k. „ neglectus. Tigris. 225 2) Rückenflosse vertikal über den Bauchflossen entspringend: Mundspalte halbkreisförmig: Cypr'mion Kais. Kueik. ;, Cypris. Tigris. Squalius orieiitalis. (Taf. XVI. Fig. 2.) SqualiuS Cephalopsis Heckel, in Russegger's Reisen, I. Band, p. 1080, Anmerk. Corpore snbelevato, crasso; capite triangulari, 4|cor- poris; fronte super naribus couvexa; oculo ^ capitis; ore horizontal! ad angulos deflexo; diametro oris spatio iiiter- oculari non aequante, maxillis aequalibus ; basi pinnae analis dorsali subbreviore. VII P.i.lß. V.iS. D.3.8. A.3.7. C.~ Lin.Iat. 40— 41. ^ III Es nähert sich diese Art in der Gestalt unserem gemeinen Döbel {Cyprimis Dobiila Lin. oder Squalius Dobida Bonapt.) am meisten, mit dem sie übrigens auch in Schuppen und Strahlen- anzahl beinahe übereinstimmt; doch ist ihr Körper verhältnissmässig gedrungener, kürzer, höher und der dickere grössere Kop f ist nur 4.|mal in der Gesammtlänge enthalten. An älteren Individuen er- hebt sich das Stirnprofil, welches an jüngeren Thieren vom Hinter- haupte an parabolisch herabfällt, vor den Augen , über der Nase. Die ziemlich grosse, anfangs horizontale, Mundspalte wendet sich gegen ihre Winkel ziemlich rasch abwärts, ohne ganz bis un- ter die Nasenlöcher zu reichen ; die Sehne oder Mundweite enthält zwei Diameter eines Auges. Beim Oeffnen des etwas über der Achse des Körpers sich spaltenden Mundes wird der Un terki efer ein wenig vorragend. Der häutige Lippenumschlag des Oberkiefers umgibt die Mundwinkel und zieht sich, wie an Cyprin. Dobula, ziemlich nahe gegen die Symphyse des Unterkiefers hinvor, ohne sich daselbst gegenseitig zu vereinen. Das Auge liegt ganz in der vorderen Kopfhälfte, etwas über der Achse, welche den End- winkel des Deckels durchzieht, und der Zwischenraum beider Au- gen, oder die Stirnbreite zwischen ihnen gleichet 2^ Augendurch- messern, deren einer ^ der Kopflänge ausmacht. Der vertikale Rand des stark abgerundeten Vordeckels fällt kaum nach dem, mit dem zweiten Drittheile der Kopflänge endenden Hinterhaupte. Die Rückenflosse beginnt gleich nach der höchsten Stelle des ohne besondere Erhebung dem Hinterhaupte sich anschlies- senden Vorderrückens, um 4- Augendiameter nach der Körpermitte Russejägsi, Reisen. II. Bd. 3. Thl. I5 226 oder um i\ nach der \ordern Anhefüing der Bauch flössen; ihre Basis ist zweimal in der Kopflänge und limal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen enthalten ; der obere Flossenrand beschreibt eine etwas convexe Linie und sinkt mit dem letzten Strahle bis auf die Hälfte der vorderen Höhe herab. Um IJ Augendiameter nach dem Ende der Rückenflosse entspringt die Analflosse und zwar eben so weit unter der Achse des Körpers, als jene über derselben endet; sie steht der Rückenflosse an Grösse wenig nach und gleichet ihr an Gestalt, nur sind ihre vorderen Strahlen kürzer und die hinteren länger als an dieser. Die Schwanzflosse ist massig ausgebuchtet, ihre Basis erreicht die Hälfte, ihre längsten Seitenstrahlen f der Kopflänge. Die Schuppen sind hart und fest, wie an unserem Döbel und beinahe von gleicher Grösse, bis auf jene der Brust, welche um Vieles kleiner sind. Die grössten sitzen gleich unter der dritten bis zehnten Schuppe der Linea lat., wo sie f eines Auges bedecken. 15, zum Theil von einer dicken Haut verdeckte Schup- pen bilden die erste Bogenreihe nach dem Hinterhaupte von einer Seitenlinie zur andern, und 18 machen die Miltelroihe längs des fleischigen Vorderrückens bis zu seiner Flosse aus. Die Seiten- linie, welche aus 40—41 Röhrchenschuppen besteht, entspringt kaum über der Achse des Körpers und fällt über den Bauchflossen bis zum unteren Drittheile der Körperhöhe herab; hier sind es 7 horizontale Schuppenreihen, welche über ihr bis zur Rückenflosse und 3, welche unter ihr bis zu den Bauchflossen liegen. Gegen Ende des Schwanzes befinden sich nur noch 4 Reihen über und 2 unter der Lin. lat. , die beiden neutralen Verbindungsreihen , die obern aus 17, die untern aus 8 Schuppen bestehend, nicht mitge- rechnet. Gestalt und selbst Textur der Schuppen sind jener unseres Döbels ähnlich, nur sind sie im Ganzen weicher, zarter und von einer grösseren Anzahl feinerer Radien durchzogen. Im Weingeist ist die allgemeine Farbe obenher röthlichbraun, an den Seiten und nach untenzu gelblich silbern. Nach dem Schultergürtel folgt nicht der verwischte schwärzliche Fleck unseres Döbels , allein alle Schuppen des Oberrumpfes bis auf die Lin. lat. herab, haben so wie am Döbel eine schwärzliche Basis, lieber der Einlenkung der farblosen Brust , Bauch- und Analflosse zeigt sich eine gelbe Färbung, die über den erstem zum intensiven Fle- cken wird. Rücken- und Schwanzflosse sind gelblich an der Basis, in der zweiten Hälfte schwärzlich. Das Wiener Museum besitzt mehrere Exemplare diesesFischcs von 4-7^ Zoll, aus dem Flusse Kueik bei Aleppo, die Fischer daselbst unterscheiden ihn nicht von unserem früher beschriebenen Squalius Berak (Bd. I, p. 1078, Taf. X, Fig. 1), wenigstens erhielten wir ihn gleich- falls unter dem Namen JSerak. 227 Squalius spurins. (Taf. XVI. Fig. 3.) Heck EL in Russegger's Reisen, I. Band, p. 1081 • Annierk. Corpore gracili ; capite acutiusciilo 5^ corporis vel cor- poris altitiidini aequante; ore oblique et oculo cum a\i coincidente ; diametro oculi 4.^ capitis; pinna anali subloii- giore pone baseos pinnae dorsalis incipiente. 8 X P.1.17. V.1.8. D.3.8. A.3.10. C.^. Lin. lat. 50. S IV 7 Man könnte leicht versucht seyn, diesen kleinen Cyprinoiden, wegen der Stellung seiner Flossen überhaupt und der etwas grös- seren Ausdehnung seiner Analflossenbasis, dem Cyprimis Albur^ nus Linn. anzureihen, oder in unsere Untergattung Albxirnvs zu verweisen, allein sein fleischiger Rumpf, seine festeren Schuppen und vorzüglich sein mehr wagrecht gespaltener Mund, der ganz dem unseres Döbels {Cyprimis Dohula Linn.) gleichend, keine Spur jener charakteristischen Ausbuchtung darbietet, welche bei Aiburnus vorkömmt, rechtfertigen seine gegenwärtige Stellung. Die grösste Höhe des Rumpfes über den Bauchflossen glei- chet einer Kopflänge und ist 5^mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten. Die Hauptform ist etwas gestreckt und mehr comprimirt als an anderen Squalius- Arten. Von der Nasenspitze bis zur Rückenflosse stellt das obere, wie das untere Profil, einen sanft gedehnten Bogen ohne alle Abweichung dar. Der Kopf ist etwas zugespitzt mit wenig fleischiger Nase. Der Mund ist vorn in der Achse des Körpers gespalten und zieht sich bei geringer Schiefe bis unter die Nasenlöcher zurück, wo die Entfernung bei- der Mundwinkel, oder die Sehne des Mundbogens, den Durchmesser eines Auges übertrifft. Der runde Lippenwulst des Oberkiefers um- gibt bloss die Mundwinkel. Das Auge liegt in der vorderen Hälfte des Kopfos, halb über, halb unter der Achse, welche, wie gesagt, den Anfang der Mundspalte berührt, dann den Endwinkel des Deckels weit unter sich lässt und die Lin. lat. in ihrer zweiten Schuppe durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 4^mal in der Kopf- länge und nicht ganz zweimal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der vertikale Rand des Vordeckels steht am Ende des dritten Viertheiles der Kopflänge, gerade unter dem Hin- terhauptsende. Die Bauch flössen sitzen ein wenig weiter vorn als ge- wöhnlich, nämlich um einen ganzen Augendiameter vor der Mitte des Körpers, wodurch die Rückenflosse, welche um i Augen- diameter nach derselben entspringt, als ziemlich weit hinten sitzend erscheint. Zugleich beginnt die Analflosse noch vor dem letzten 15* 228 Körperdrittheile, beinahe unter dem Ende der Rückenflosse, auf einer Basis , welche die dieser letzteren um ^ an Länge übertrifft. Die Rückenflossenbasis erreicht nicht ganz eine halbe Kopflänge oder I ihrer vorderen Strahlenhöhe, der Flossenrand ist, so wie auch jener der kaum minder hohen Analflosse, geradlinig und beinahe rechtwinkelig abgestutzt. Die Schwanzflosse ist massig einge- buchtet, ihre längsten Seitenstrahlen kommen ^ der Kopflänge gleich. Die Schuppen sind beinahe alle von gleicher Grösse, mit Ausnahme der Brustschuppen, die wie gewöhnlich bedeutend kleiner sind; in der Mitte des Rumpfes, wo über der Lin. lat. die grös- seren zu liegen scheinen , nehmen sie die Hälfte des Auges ein. Gleich auf das Hinterhaupt folgt eine Bogenreihe von 11 Schuppen, zwischen dem Ursprünge beider Seitenlinien und eine nicht ganz regelmässige Reihe von 28 Schuppen läuft vom Hinterhaupt bis zur Rückenflosse. Nach ihr decken beiläufig 21 Schuppen den Hinterrücken bis zur Schwanzflosse. Unter dem Anfange der Rückenflosse liegen bis zur Lin. lat. 10, unter ihrem Ende 7 ho- rizontale Schuppenreihen ; unter der Lin. lat. befinden sich bis zu den Bauchflossen oder der Analflosse herab 4 dergleichen Reihen; eben so viele über und 3 Reihen unter dem Ende der Lin. lat., welche selbst aus 50 Röhrchenschuppen gebildet, sich zwischen Bauch- und Rückenflosse mehr als ^ der Körperhöhe herabsenkt. Gestalt und Textur der Schuppen sind jener der vorbe- schriebenen Art sehr ähnlich, nur enthalten sie weniger Radien. Im Weingeist erscheint seine Farbe röthlichbraun über dem Rücken unA schön silberglänzend an den Seiten, alle Flossen weiss- lich und die vertikalen mit weisslichem Rande. Die ichtliyologjsche Sammlung des Wiener Museums erhielt nur Kwei Individuen dieser Art, von 3.j — 5^ Zoll Länge, aus dem Gewässer von A I e p po. Die anwohnenden Fischer erklären ihn für einen Bastard des Berak und des Sellal {Squalius Berak, Tom. I, p. 1078, Taf. X, Fig. 1; Alburniis Sellal, Tom. I, p. 1082. Taf. XI, Fig. 1), eine Angabe, welche wenigstens beweiset, dass sie ganz richtig den Habitus aufgefasst haben, den diese Spezies, wie schon gesagt, mit den beiden natürlichen Gruppen theilet , die wir hier unter S(]iicdins und Alburnus zusammengestellt haben. Fasst man nun kurz die vier aus Syrien bekannten Squalius- Arfen zusammen, so wird man bemerken, dass 3 derselben durch Stellung der Flossen sich gleichen, während die vierte davon ab- weicht. Unter den ersteren sind 2 Arten , deren hoher Körper die Kopflänge übersteigt, und eine schlanke Art, an welcher der Kopf länger ist als die Körperhöhe, wir unterscheiden sie daher, wie folgt : 220 1) Ende der Rückenflossenbasis vor der Analflosse. a. Körper höher als die Kopflänge, beide Kiefer gleich lang: Scßialms Berak. Kueik. „ orientalis. Kueik. b. Kopf länger als die Körperhöhe, Unterkiefer vorstehend: Squal'ms lepidus. Tigris. 2) Ende der Rückenflosse über der Analflosse ; Squal'ms spurius. Kueik, i%lburnus liebes. (Taf. XVII. Fig. I.) Heckel in Rosse gger's Reisen, I. Bnnd, p. 1086, Anmerk. Alburno Sellal affiriis , differt corpore latiore; capite breviore, obtusiore; fronte convexa et squamis seriebus 12 super lineaui lateralem. 9 XII P.1.17. V.i.S. D.2.S. A.3.1I. C— . Lin. lat. 77. Eine unserem früher beschriebenen Alburnus Sellal sehr ähnliche Art, deren Hauptunterschiede in einem breiteren oder höheren Körper und einem stumpferen Kopf, mit gewölbter Stirne bestehen. Über der Lin. lat. liegen zwei horizontale Schuppen- reihen weniger. Der Körper ist massig gestreckt, mit einem runden, nach dem Hinterhaupte kaum erhöhten Vorderrücken ; seine grösste Höhe, welche eigentlich durch einen mehr abwärts gesenkten Bauch ent- steht, befindet sich über den Bauchflossen selbst, wo sie die Kopf- länge, welche B^mal in der Gesammtlänge enthalten ist, um ^ übertrifl"!. Der Mund ist klein und gegen seinen Winkel hin ziemlich vertikal gespalten ; der Unterkiefer ragt bei geschlossenem Munde nur unmerklich vor. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, mit seinem unteren Rande auf der Achse des Körpers, welche zugleich die Mundwinkel berührt, den Winkel des Deckels aber weit unter sich lässt. Der Diameter eines Auges ist 4mal in der Kopflänge enthalten , und der Zwischenraum beider Augen über die konvexe Stirne macht 1^- Augendiameter aus. Der hin- tere, anfangs vertikale Rand des Vor deckeis liegt nur wenig vor dem, mit dem dritten Viertheile der Kopflänge endenden Hin- terhaupt. Die Bauchflossen sitzen um 1^ Augendiameter vor und die Rückenflosse um i Augendiameter nach der Körpermitte, so dass Letztere um 2 Augendiameter weiter rückwärts als die 230 Erstere entspringt. Die Rückenflosse ist schief abgeschnitten und ihre Basis, welche nicht ganz eine halbe Kopflänge erreicht, ist l^mal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen enthalten. Beinahe senkrecht unter dem Ende der Rückenflosse, etwas vor dem letzten Körperdrittheile und über eine Kopflänge nach dem ersten Bauch- flossenstrahlö beginnt die Anal flösse, auf einer Basis, welche § der Kopflänge einnimmt und die vordere Strahlenlänge um 4i überlrifft; ihr Rand ist schief abgestutzt und dabei etwas konkav. Die Schwanzflosse ist ziemlich stark ausgebuchtet. Die Schuppen sind ein wenig grösser als an Alburnus Sellal und ihre Gestalt durchaus mehr kreisförmig, die gewöhn- lichen erreichen i Augendiameter, die unter der Seitenlinie, gleich nach dem Schultergürtel sitzenden, sind etwas grösser. Die Seiten- linie, welche aus 77 Röhrchenschuppen besteht und schon mit ihrer dritten bis vierten Schuppe die Achse durchschneidet, senkt sich bis über ein Drittheil zwischen dieser letzteren und den Bauch- flossen herab. Unter dem Anfang der Rückenflosse befinden sich nur 12 und unter ihrem Ende nur 10 horizontale Schuppenreihen bis zur Lin. lat. herab. Die Textur der Schuppen besteht wie gewöhnlich aus feinen concentrischen Schichten mit 4 — 5 ganzen und eben so vielen rudimentären Radien auf der unbedeckten Fläche; gegen die Basis aber sind kaum einige Rudimente merkbar. Der ganze Fisch ist im Weingeist silberglänzend mit rost- braunem Rücken und Oberkopf, alle Flossen sind gegen die Basis gelblich und bis gegen den Rand zu schwärzlich. Das Wiener Museum besitzt nur 3 Exemplare dieser Art, von 2| — 7j Zoll Länge, aus dem Flusse Kueik bei Aleppo. Alburnus mossulensis. (Taf. XVII. Fig. 2.) Heckel In Russeogeh's Reisen, 1. Band, p. IO861 Änmerk. Corpore g^racili; capite acuto i corporis; oculo mag^no, In medio axeos corporis; pinna dorsali in medio corporis, anali pone dorsalem breviorem inciplente; pinnis pectoraiibus ventrales attingentibus. Fascia plumbea longitudinali. 9 XI" P.1.15. V.1.8. D.3.8. A.3.12. C— . Lin. lat. 75— 78. f ^- Auch diese Art wollen wir mit der gemeinsten dieser Gattung, unserem Alburnus Sellal vergleichen, dem sie am nächsten steht. iSo wie die vorherbeschriebene durch einen breiteren, oder viel- mehr höheren Körper sich auszeichnet, weicht die gegenwärtige Art im Gegentheil durch einen viel schlankeren , gestreckteren 231 Korperbau von Alburnus Sellal ab ; dabei sind die Augen grosser, tiefer unten sitzend ; Baucli-, Rücken- und Analflossen entspringen dem Kopfe näher, so dass der Schwanz dadurch an Länge gewinnt. Ein bleifarbener Längsstreif scheidet das obere Körperdrittheil von dem unteren. Der sehr gestreckte, massig comprimirte Rumpf schliesst sich ohne alle besondere Erhöhung dem Hinterhaupte an und erreicht bald hinter der Einlenkung der Brustflossen seine Höhe, die sodann mit der Achse bis zum Anfange der Rückenflosse parallel bleibt; hier erhält der Rumpf nur durch das etwas mehr gesenkte Bauch- profil seine grösste Höhe, welche der Kopflänge, oder einem Sechs- theile der Gesammtlänge des ganzen Thieres gleichet. Der Kopf ist spitz, mit dünner, nicht fleischiger Nase; der Mund schief ab- wärts bis unter die Nasenlöcher gespalten. Das grosse Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte , halb über, halb unter der Achse des Körpers, welche die Mundspalte bei ihrer halben Länge durch- zieht und den Winkel des Deckels unter sich lässt. Der Diameter eines Auges ist nur 3^mal in der Kopflänge enthalten und mit der Stirnbreite zwischen beiden Augen gleich. Der vertikale V o r- deckelrand liegt senkrecht unter, oder unmerklich vor dem Hin- terhauptsende, am Anfange des fünften Siebentheiles der Kopflänge; der Deckel selbst endet in einen ziemlich spitzen Winkel. Die Brustflossen reichen zurückgelegt bis zu den viel kürzeren Bauchflossen und ihre Länge kömmt beinahe der Kopf- länge gleich. Die Anheftung der Bauchflossen findet um 1.^ Au- gendiameter vor der Körpermitte oder dem Anfange der Rücken- flosse statt; diese letztere steht auf einer Basis, die kaum eine halbe Kopflänge übertrifi't und Hmal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen enthalten ist. Etwas nach dem Ende der Rückenflosse, gerade um eine Kopflänge hinter dem Beginn der Bauchflossen, fängt die Analflosse an, ihre Basis enthält f der Kopflänge, ihre vorderen Strahlen sind etwas kürzer als diese Basis und der Flos- senrand ist beinahe geradlinig. Die Schwanzflosse ist massig ausgebuchtet und hat spitzwinklige Lappen. Die Schuppen gleichen nach ihrer Vertheilung, Grösse und Gestalt ganz jenen an Albtinius Sellal, obschon über der Lin. lat. sich um eine wagrechte Reihe weniger befindet, und die Länge einer einzelnen Mittelschuppe, bei dem grösseren Diameter des Auges, nur den vierten Theil dieses Letzteren erreicht. In der Textur sind die Radien zahlreicher, übrigens ist sie sehr wenig verschieden. An gut konservirten Exemplaren in Weingeist sind die un- teren I des Fisclies hell silberglänzend, das obcrs Drittheil mehr oder weniger bläulichbraun, zwischen beiden zieht sich der Länge 232 nach, vom Anfange der Seitenlinie bis an ihr Ende, und zwar über derselben, ein geradliniger, einen Augendiameter breiter, dunkel bleifarbener Streif. Brust-, Bauch- uud Analflosse erscheinen an der Basis gelblich, letztere hat so wie die Rückenflosse einen schwärz- lichen, die Schwanzflosse aber einen tiefer schwarzen Rand. Im Wiener Museum ist diese ausgezeichnete Art in einer Mehr- zahl von Exenipiari'n, zu 3 und 4 bis 65 Zoll Länge deponirt, sie kam aus dem Tigris bei Mossul unter dem Namen Zurri, welcher dort auch unserem Chondrochilus regius gegeben wird. Alburnus capito. (Taf. XVII. Fig. 3.) Heckel in Russego er's Reisen, I. Band, p. 1086, Anmerk. Corpore gracili, snbtereti; capite ^ corporis; oculo magno in medio axeos corporis: piniia dorsali et anali basi inae- qualibus, illa breviore in medio corporis, liac longiore pone dorsalem incipiente. ? XI P.i.lß. V.1.8. D.3.8. A.3.11. C.-^. Lin. lat. 67. 8 y 8 Unter allen syrischen Alhnrnus - Arten kömmt die gegenwär- tige, durch ihre schlanke Gestalt und ihr grosses Auge, am meisten mit Alburmis mossnlensis überein, durch den Stand der Bauch-, Rücken- und Analflossen aber, nähert sie sich unserem breiteren Albnrnus Sellal und microlepis. Was sie aber von allen dreien allein auszeichnet, ist ein mehr walzenförmiger Körper und ein grösserer dickerer Kopf. Der Rumpf ist schlank, dabei dicker und fleischiger als ge- wöhnlich , denn seine Dicke unter der Rückenflosse (welche wie gewöhnlich eine geringere ist als jene hinter dem Schultergürtel) macht über die Hälfte der Körperhöhe ebendaselbst aus; diese Körperhöhe ist 6 — 6.|mal, der Kopf dagegen nur 5mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten. Der Rücken setzt, ohne be- sondere Erhebung, die schief ansteigende Linie des Stirnprofiles bis über den Humerus fort, von da aus aber fällt er in gerader Richtung sanft abwärts , bis zur Schwanzflosse ; das Bauchprofil l)Ieibt mit der Achse parallel, daher auch die Körperhöhe in der Nähe des Humerus jene am Anfange der Rückenflosse ein wenig übersteigt. Der Mund ist wie gewöhnlich schief abwärts bis unter die Nasenlöcher gespalten und der an seiner Spitze erhöhte Unter- kiefer steht vor. Das Auge ist gross, 3-|mal in der Kopflänge enthalten; es liegt nicht ganz in der vorderen Kopfhälfte, mit Tj über und ^ unter der Achse des Körpers, welche zugleich die Mundspalte in ihrer halben Länge und den Deckel in seinem Winkel 233 durchschneidet ; die flache Stirne ist zwischen beiden Augen nur einen Augendiameter breit. Der vertikale Rand des Vordeckels liegt ein wenig vor dem Ende des Hinterhauptes , oder vor dem fünften Siebentheile der Kopflänge. Der Deckel selbst endet mit einem rechten Winkel. Brust- und Bauchflossen sind gleichlang, letztere sitzen um I eines Augendiameters vor der Körpermitte, oder dem Anfange der Rückenflosse. Die Basis der Rückenflosse erreicht kaum eine halbe Kopflänge und ist l|mal in der Höhe ihrer vor- deren Strahlen enthalten ; der Flossenrand ist schief und etwas spitz- winklig abgestutzt. Senkrecht unter dem Ende der Rückenflosse beginnt, noch vor dem letzten Drittheile der Körperlänge, die gleichfalls schief abgestutzte Anal flösse, auf einer Basis die § der Kopflänge gleichet und die Länge ihrer vorderen Strahlen nicht ganz erreicht. Die Schwanzflosse ist massig aus- gebuchtet. Die Schuppen sind sehr zart und klein, die grössten, nach dem Schultergürtel liegenden , kaum ^ des Augendiameters lang, von da aus werden sie nach aflen Seiten kleiner. Die Linea la- teralis , welche schon bei der dritten bis vierten Schuppe von der Achse durchzogen wird und aus 67 Röhrchenschuppen besteht, sinkt über den Bauchflossen beinahe auf das untere Viertheil der Körperhöhe herab. Die Gestalt der Schuppen ist im Aflgemeinen mehr kreisförmig, übrigens so einfach, wie an den übrigen Arten der Gattung; der Centralpunkt nähert sich ein wenig der Basis, 5 — 6 Radien durchziehen die etwas lockeren, concentrischen Schich- ten der unbedeckten Fläche und 3 — 4 kaum merkbare Rudimente ziehen sich von der Basis nach innen zu. Im Weingeist ist unser Fischchen silbern, mit röthlichbraunem Rücken, an ganz jungen Individuen zeigt sich ein bleigrauer Streif, der in gerader Linie vom Winkel der Kiemenspalte bis zur Schwanz flösse reicht, gerade wie an den ganz alten Exemplaren der vorbe- schriebenen Art. Die Exemplare unseres Museums sind 2 — 5 Zoll lang und wurden in einem Gebirgsbache in Kurdistan gefangen. JLlburiius pallidum. (Taf. XVII. Fig. 4.) Heckel in Rdsseqoer's Reisen, (. Band, p. 1086, Anmerk. Corpore subelevato, coinpresso; capite acuto y^ cor- poris; ocnlo \ capitis, parte illius tertia sub axi corporis; basi pinnae dorsalis ^ capitis, pinnae analis sub lila medio iiiciplente duplo longiore; squamis minutis. Pinnis deco- loratis. 234 g XIII P.1.13. V.1.8. D.3.8. A.3.14. C.-^. Lin. lat. 64 8 IV Diese Art lässt sich unter allen ihren syrischen Verwandten einzig mit unserem Alburnus caeruleus vergleichen, dem er offen- bar durch die allgemeine Form seines sehr comprimirten Körpers, so wie durch seine stark geiierbten Schlundzähne, am nächsten steht. Allein die geringere Hohe des Körpers, die Gestalt des Ko- pfes , Lage des Munds und dann die kürzere Basis der Rücken- und Analflosse unterscheiden ihn, nebst den kleineren Schuppen, auffallend. Die Profillinie stellt, sowohl oben als unten, einen gleichmäs- sig gedehnten Bogen dar, der sich von der Nasenspitze bis zur Rückenflosse und von ebenda bis zur Analflosse zieht. Die grösste Höhe erreicht der Rumpf erst mit dem Anfang der Rückenflosse, wo sie 4|mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten ist. Der schmale spitze Kopf ist etwas kürzer als diese Körperhöhe und S^^mal in der Gesammtlänge enthalten. Der Mund ist klein, wenig schief gespalten, die Erhebung des Unterkieferrandes und die Ausbuchtung des Oberkiefers sind unmerkbar. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, mit seinem unteren Drittheile unter der Achse des Körpers, welche die Mundspalte in ihrer halben Länge und den Winkel des Deckels durchzieht; der Diameter eines Au- ges ist 4mal in der Kopflänge enthalten und kaum kürzer als die Stirnbreite zwischen beiden Augen. Der vertikale Rand des Vor- deckels liegt kaum hinter dem, mit dem zweiten Drittheile der Kopflänge endenden Hinterhaupt; der Deckel selbst stellt genau einen rechten Winkel dar. An der Spitze der zurückgelegten , beinahe eine Kopflänge erreichenden Brustflossen, um einen Augendiameter vor der Körpermitte sind die Bauch flössen angeheftet, die abermals zu- rückgelegt den Anus erreichen. Gleichfalls einen Augendiameter nach der Körpermitte (also um zwei Augendiameter hinter den ersten Bauchflossenstrahlen) entspringt die schief abgeschnittene Rückenflosse, deren Basis l^mal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen und 2mal in der Kopflänge enthalten ist. Die gleichfalls schief und etwas concav geschnittene Anal flösse, welche eine beinahe doppelt so lange Basis hat als die Rückenflossen, beginnt vor d?m Ende dieser letzteren, mit dem vierten Fünftheile der Körperlänge ; ihre Strahlen sind mit jenen in der Rückenflosse gleich lang. Die Schwanzflosse ist minder stark ausgebuchtet als an Alburnus caeruleus. Die Schuppen sind kleiner als an Alburnus caeru- leus, übrigens ihrer Grösse nach, wie an jenem vertheilt. Die 235 Seitenlinie besteht aus 64 Röhrchenschuppen, durchschneidet erst bei ihrer fünften bis sechsten Schuppe die Achse und senkt sieb, nach den Bauchflossen, kaum bis zum unteren Drittheile der Körperhöhe herab. Ungeachtet dieser viel geringeren Herabbiegung der Seitenlinie befinden sich dennoch um zwei horizontale Schup- penreihen mehr über ihr, als an Albiirnus caeruleus. Gestalt und Textur der Schuppen weichen wenig von jenen der ver- wandten Art ab, ausser dass an den gewöhnlichen Schuppen (aus der Mitte des Rumpfes genommen) mehr Radien, aus der chaoti- schen Mitte, dem unbedeckten Rande zulaufen. Im Weingeist ist die Farbe dieses Fischchens hell glänzendes Silberweiss , mit hell rostfarbener Stirne und Rücken , alle Flossen sind weiss, mit gelblicher Basis, die Schwanzflosse allein ist schwärz- lich gegen ihr Ende. Wir erhiellen nur ein Exemplar von 3j Zoll Länge, das sich unter einer g^rossen Anzahl von Album, caeruleus vorfand, es schien daher, als wenn diese leicht zu unterscheidende Art in den Gewässern von Aieppo, wenigstens zu einer gewissen Jahreszeit, selten gefangen würde. Wir bringen nun abermals die aus Syrien bekannten Alburnus^ Arten, nämlich die sieben hier beschriebenen, nach der Aehnlich- keit, die sie miteinander haben, in einigen Unterabtheilungen zu- sammen, theils zur bequemeren Uebersicht, theils um die Definition der Arten selbst noch mehr zu erleichtern. 1) Analflosse unter dem Ende der Rückenflossenbasis, oder nach demselben beginnend. a. Analflossenbasis länger als die Rückenflossenbasis. Augen kleiner, über der Körperachse liegend: Alburnus Sellal. Aieppo. „ hebes. Aieppo. Augen grösser, mitten in der Rörperachse liegend: Alburnus mossiilensis. Mossul. „ capito. Curdistan. b. Anal- und Rückenflossenbasis gleichlang: Albui'Hits microlepis. Aieppo. 2) Analflosse unter der Mitte der Rückenflossenbasis beginnend: Albiirnus caeruleus. Aieppo. „ pallidus. Aieppo. Acantliobrama cupicla. (Taf. XVUI. Fig. 1.) Heckel In RcssEGGE r's Reisen, I. Band, p. 1077, Anmerk. Corpore obovato, compresso, dorso ante pinnam sub- carinato; capite acutiusculo ^ corporis superante; pinnis 23G ventralibus sub apice pectoralium, vel li diametri oculi ante dorsalem incipientibus. ^ XIII P.1.15. V.1.8. D.3.8. A.3.17. C~, Lin. lat. 65— 70. 8 VI Unter den bereits im vorhergehenden Bande beschriebenen und abgebildeten Arten dieser Gattung nähert sich die gegenwärtige unserer Acanthobrama Marmid am meisten, mit welcher sie auch in Schuppen- und Strahlenanzahl vollkommen übereinstimmt. Allein der Körper ist mehr gestreckt, mehr comprimirt, weniger hoch und besonders fehlt die , an älteren Individuen des Marmid so auffallende plötzliche Erhebung des Vorderrückens gleich nach dem Hinterhaupte. Der Kopf ist in der gegenwärtigen Art länger und spitzer; die Brustflossen sind länger, die Bauchflossen sitzen weiter vor und die Rückenflosse beginnt weiter rückwärts. Der Körper ist, gegen den Vorderrücken und besonders ge- gen die Basis der Rückenflosse zu , beinahe schneidig komprimirt. Nach dem Hinterhaupte erhebt sich das Rückenprofil durch einen gleichförmig und massig ansteigenden Bogen bis zur Flosse, das Bauchprofil stellt dagegen, von der Einlenkung der Brustflossen bis zur Analflosse, eine wagrechte Linie dar. Die grösste Körperhöhe ist i\, die Kopflänge 4|mal in der Gesammtlänge des Thieres ent- halten ; erstere befindet sich am Anfange der Rückenflosse , bis wohin der grössere Theil des Rumpfes über der Achse liegt. Der Kopf ist etwas spitz, seine Höhe am Hinterhaupte kömmt f und seine Dicke ebendaselbst nicht ganz einer halben Kopflänge gleich. Die Nase ist abgerundet, der unter ihr sich öffnende Mund reicht rückwärts bis unter das zweite Nasenloch, die Sehne des Mund- bogens aber gleichet nur ^ eines Augendiameters; bei gänzlicher Oeffimng des Mundes schiebt sich der Zwischenkiefer um ^ Augen diameter nach abwärts hervor. Das Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte, halb über, halb unter der Körperachse, welche die Mitte der Nase und den Winkel des Deckels durchzieht. Der Durch- messer eines Auges ist 4|mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der hintere Rand des Vor deckeis ist vertikal und steht unter dem Ende des Hin- terhauptes, oder am Anfange des letzten Kopfdrittheiles. Die Brustflossen eiTcichen ^ der Kopflänge, unter ihrem zurückgelegten Ende und um einen Augendiameter vor der Körper- mitte ist der erste Strahl der etwas kürzeren Bauch flössen an- geheftet. Um 1^ Augendiameter weiter rückwärts entspringt die schief zugespitzte Rückenflosse, auf einer Basis, die l|^mal in der Höhe ihrer vorderen Strahlen oder 2mal in der Kopflänge ent- halten ist; der Knochenstrahl ist massig stark und verliert 237 sich im oberen Viertheile in ein weiches Ende. Die Anal flösse beginnt senkrecht unter dem Ende der Rüclenflosse , etwas vor dem letzten Körperdrittheile, ihre Basis übertrifft £ der Kopflänge und die Länge ihrer vorderen Strahlen ist l^mal in ihr enthalten. Die Schwanzflosse ist massig ausgebuchtet. Die Schuppen sind ganz so wie an Acanthobrama Mar- mid verlheilt und gestaltet, nur sind sie, da eine gleiche Anzahl den weit geringeren Körperumfang bedecken, etwas kleiner. Im Weingeist ist das obere Drittheil des Körpers röthlichbraun, die beiden unteren silbern , allein da jede , im mittleren Körper- drittheile liegende Schuppe mit vielen schwärzlichen Punkten be- deckt ist, so sieht diese Gegend mehr grau aus. Alle Flossen erscheinen gelblichweiss und haben, mit Ausnahme der Bauch- und Analflosse , einen schwärzlichen Rand ; die ungetheilten Strahlen in der Brust-, Rücken- und Schwanzflosse sind auf der Rücken- seite schwarz. Das Wiener Museum erhielt nur vier Individuen dieser Art, von An — 6 Zoll Län^e. sie kamen unter der Benennung Mar mid luablue (der verschlingende Mar mid) aus dem Flusse Kueik bei Aleppo. iticaiitliobraitia Arrliada. (Taf. XVIII. Fi?. 2.) Heckel in Rdssegqer's Reisen, I. Band, p. 1076, Anmerk. Corpore subelongato, compresso; capite acutiusciilo | corporis non attingente, ; rostro gracili , brevi ; niaxillis aequalibus; ocnio ma^no, i capitis snperante; pinnis ventra- libus sub apice pectoralium incipientibus; pinna dorsali acu- minata, radlo osseo valido. XIII VI 8 P.1.14. V.1.8. D.3.8. A.3.17. C.^-. Lin. lat. 65— 70. 8 8 Auch diese Art kömmt in Schuppen- und Strahlenanzahl mit unserem Marmid überein , von dem sie sich übrigens durch den schlankeren Körper, den Mangel jener Höcker -ähnlichen Erhebung des Vorderrückens, durch einen spitzeren Kopf, grössere Augen, weiter vorschiebbare Zwischenkiefer und weiter vorn sitzende Bauch- flossen sattsam unterscheidet. Näher steht sie, der allgemeinen Form nach, unserer oben beschriebenen Acanthobrama cnpida, von der sie sich durch einen noch sanfter ansteigenden Vorder- rücken, etwas kürzeren Kopf mit nicht vorstehender und nicht fleischiger Nase, durch grössere Augen und eine spitzere, mit einem stärkeren Knochenstrahle versehene Rückenflosse aus- zeichnet. 238 Der Rumpf ist weniger komprimirt als an unserer Acanth. cupida, besonders ist der Vorderrück'^n , welcher in der Richtung des Stirnproflles allmälig ansteigt, minder scharf, er erreicht mit dem Anfange der Rückenflosse die grösste Körperhöhe, welche vier- mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten ist. Das Bauch- profil senkt sich eben so weit unter die Achse, als das Rücken- profil sich über dieselbe erhebt; allein am Ende der schiefer abfallenden Rückenflossenbasis liegt ein weit geringerer Rörpertheil über, als unter derselben Achse. Der etwas zugespitzte Kopf, mit seiner mageren Nase, ist 5^mal in der Gesammtlänge enthalten, seine Höhe am Hinterhaupt kömmt ^ und seine Dicke zwischen den Deckeln, der Hälfte von seiner eigenen Länge gleich. Der Mund öffnet sich ganz vorne, so dass beide Kiefer gleich lang sind und die Nase nicht vorsteht; die Spalte reicht bis unter das hintere Nasenloch, wo die Entfernung beider Mundwinkel f eines Augendiameters ausmacht. Beim Oeffnen des Mundes schiebt sich der Zwischenkiefer über einen halben Augendiameter schief vor- wärts. Das grosse Auge liegt in der vorderen Kopfhälfte mit f über und -1 unter der Achse , welche die Nasenspitze nebst dem hinteren Deckelwinkel durchschneidet. Der Diameter eines Auges ist 3|mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwi- schen beiden Augen enthalten. Senkrecht unter dem Ende des Hinterhauptes liegt im Anfange des letzten Kopfvierlheiles der Vordeckel, dessen Rand sich gegen seinen Winkel etwas vor- wärts wendet. Die Brustflossen erreichen ^ der Kopflänge, unter ihrem zurückgelegten Ende sitzt, 1^ Augendiameter vor der Körpermitte, der erste Bauch flossenstrahl, welcher ein wenig kürzer ist als die Brustflosse. Die sehr schief abgestutzte , zugespitzte R ü- cken flösse entspringt in der Körpermitte; ihre Basis, über einer halben Kopflänge gleich, ist beinahe zweimal Inder vordem Höhe ihrer Strahlen enthalten, während die letzten und niedrigsten Strahlen kaum ^ der Basislänge erreichen; der starke, etwas gebogene Knochen- strahl hat eine weiche biegsame Spitze. Die Anal flösse be- ginnt senkrecht unter dem Ende der Rückenflossenbasis, etwas vor dem letzten Rörperdrittheile ; sie ist weit weniger schief abgestutzt als die Rückenflosse, ihre Basis, welche um ^ länger ist als ihre vorderen Strahlen, erreicht | der Kopflänge. Die Schwanzflosse ist ziemlich stark ausgebuchtet. Die Schuppen sind ebenso vertheilt und von derselben Grösse und Textur wie an der vorbeschriebenen Art, nur ist die Gestalt derselben etwas verschieden. Die des Mittelrumpfes, zwi- schen der Lin. lat. und der Rückenflosse, sind am freien Rande mehr gerundet, an der Basis nicht ausgebuchtet; die Röhrchen- schuppen der Lin. lateralis selbst, welche schon bei ihrer fünften 239 Schuppe die Achse durchschneidet, sind viel kürzer und dabei höher oder breiter, so dass diese Röhrchenschuppen die Gestalt eines stehenden Ovales einnehmen. Die gegenwärtige Färbung im Weingeist besteht und zwar vorzüglich an Wangen und Deckelstücken, aus einem Ueberzuge von hell glänzendem Silber, der am Oberkopfe röthlich, über den Rücken hin blass schwärzlich schimmert und sich gegen den Ab- domen ins Milchweisse verliert. Alle Flossen sind an ihrer Basis schwach orangeroth und die vertikalen haben einen schwärzlichen Rand, besonders die Rücken- und Schwanzflosse. Das Wiener Museum erhielt mehrere Exemplare dieser Art, von 2 — 7 Zoll Länge, aus dem Tigris bei Mossul, wo sie die Araber Arrha da, Löwe, nennen. Unsere vier Species von Acanthobrama aus Syrien lassen sich folgender Weise leicht von einander unterscheiden: 1) Schuppen ohne Radien, in 20 Reihen über der Lin. lat. : Acanlho brama centisquama. Damascus. 2) Schuppen mit Radien, in 13 Reihen über der Lin. lat. a. Brustflossen kurz ; Rücken mit einem Höcker beginnend : Acanthobrama Marmid. Kueik. b. Brustflossen länger; Rücken ohne Höcker. Auge massig gross ; Knochenstrahl schwach : Acanthobrama cvpida. Kueik. Auge gross; Knochenstrahl stark; beide Kiefer gleich lang. Acanthobrama Arrhada. Tigris. Cobitis arg^yrogframina. (Taf. XVIIL Fig. 3.) Capite subacuto, inter oculos contjpresso ; pinna dorsaH basi longiore, oblique trnncata; pinna caudali subemarginata; corpore fasciis vertiealibus latis, vel inaculis briinneis fasci- formibns 10 — 12, linea laterali argentea interruptis; rostro fascia nigra; pinnis pectoralibus latere interno^ pinna dorsali et caudali utrinque nigro-punctatis. 10 P.I.9. V.1.6. D3.9. A.2.5. C— S 8 Unter den syrischen Cobifis-Arten kömmt die gegenwärtige, des schwarzen Zügels oder Streifes wegen, der über die Schnautze 240 bis zu beiden Augen reicht, mit unserer früher abgebildeten Co- bitis frenata überein, während die Fleckenzeichnung des Rumpfes sie unserer Coöitis Tigris näher stellt. Von beiden zeichnet sie sich jedoch, ausser einer sehr decidirten Farbenzeichnung, durch den weit spitzeren, oder vielmehr schmäleren Kopf und die schief abgestutzte Rückenflosse aus, welche letztere wir, aber auf weit kürzerer Basis stehend, bereits an Coöitis insignis sahen. Der Körper ist beinahe walzenförmig, in der Mitte dick, gegen den Schwanz zu wie gewöhnlich comprimirt. Der Kopf ist 5^mal in der Gesammtlänge enthalten und vorzüglich gegen die gebogene Stirne hin comprimirt, was ihm einigermassen eine Aehnlichkeit mit unserer inländischen Acanthopsis taenin gibt ; die Augen sind in Folge dieser Compression mehr als gewöhnlich genähert. Die Rückenflosse beginnt nur um ein Weniges vor den Bauchflossen, welche in der Mitte des Körpers stehen; die Basis der ersteren gleicht ihrer vorderen Höhe oder f der Kopf- länge , ihr oberer Rand ist geradlinigt und dabei ziemlich schief abgeschnitten. Noch schiefer ist der Rand der Anal flösse, deren Basis zweimal in ihrer vorderen Strahlenlänge enthalten ist, welche letztere wiederum mit der Rückenflossenbasis an Länge überein- stimmt. Die Schwanzflosse ist etwas ausgebuchtet. Ein schmaler schwarzer Streif umgibt die Nasenspitze und zieht sich dicht unter den Nasenlöchern bis zum vorderen Augen- rand. 10 oder 12 schwarzbraune, breite, vertikallaufende Binden ziehen sich, durch schmälere Zwischenräume getrennt, in unregel- mässigen Formen bis gegen den Bauch herab, bald erweitern und theilen sie sich, bald bleiben sie als Rudimente stehen, bald bilden sie, besonders nach unten , kleine Flecken , welche sich oft den eigentlichen Zwischenräumen entgegen stellen. Alle diese Binden oder Flecken werden von einem schmalen silberweissen Längs- streifen durchzogen, in dem zugleich die Seitenlinie hinläuft. Ueber und unter dieser letzteren befindet sich an der Schwanzflossenbasis ein tiefschwarzer , Binden - ähnlicher Fleck. Die Rückenflosse ist mit 3 — 4, die Schwanzflosse mit 4 — 5 Querreihen schwarzer Punkte geziert; einige blassere finden sich auf der inneren Seite der Brustflosse, Bauch- und Analflosse aber sind ganz ungefleckt, und durchsichtig. Die kleinen , dem unbewaffneten Auge kaum bemerkbaren Schuppen gleichen jenen der früher beschriebenen Arten. Wir erhielten diese Art in Mehrzahl aus Aleppo, sie scheint stets kleiner zu bleiben als die ebendort vorkommende Cobitis Tigris, wenig- stens erreichen unsere grössten Exemplare kaum 2j Zoll an Länge. Sie wild von den Arabern, so wie jene, Kebudi genannt. 241 Cobitis Lieopardus. (Taf. XVIII. Fig. 4.) Heckel in Russegger's Reisen. T. 1. p. 1089 Anmerk. Corpore anteriore cyliiidrico ; piniia dorsali rotundata; pinnis ventralibus sexradiatis verticaliter sub medio piiinae dorsalis sitis; pinua caudali truiicata; corpore macnlis con- fertis brunneis nigro-marginatis obtecto : pinnis pectoralibus latere interno, verticalibus utrinque punctatis. 10 P.1.9. V.1.5. D.3.7. A.2.5. C.^- 8 Eine der niedlichsten Arten, ausgezeichnet durch den Stand und die geringere Strahlenanzahl der Bauchflossen , die Gestalt der Schuppen und die schwarze Einfassung zahlreicher Flecken. Unter den Vorbeschriebenen gleicht sie am meisten unserer Cobi- tis Panthera. Der Vorderrumpf ist walzenförmig, der Schwanz stark komprimirt, der Kopf stumpf zugespitzt und fünfmal in der Ge- sammtlänge enthalten. Die äusseren Bartfäden messen ^ der Kopf- länge. Die Bauch flössen enthalten jede nur fünf getheilte Strahlen und entspringen senkrecht unter der Mitte der Rücken- flosse; der Rand dieser letzteren ist abgerundet, die mittleren Strahlen sind mit der ganzen Basis gleich lang und erreichen ^ des Kopfes. Die Anal flösse hat etwas kürzere Strahlen, eine nur halb so lange Basis und ist gleichfalls abgerundet. Die Schwanzflosse erreicht ^ der Kopflänge und ist geradlinigt ab - gestutzt. Unser Exemplar enthält einen getheilten Strahl mehr als gewöhnlich, im unteren Lappen. Der Kopf ist mit kleinen Punkten besät, die gegen den Scheitel am dichtesten stehen ; der Rumpf ist ganz mit kleinen unregelmässigen hellbraunen Flecken bedeckt , deren jeder eine dunklere oder schwarze Einfassung hat; nur der Bauch und die Unterseite des Kopfes sind ungefleckt weiss. Rücken-, Schwanz- und Analfosse sind fein punktirt und haben gegen den Rand einen schwärzlichen Saum. Die oberen Strahlen der Brustflos- sen sind an der innern Seite schwarz, die Bauchflossen farblos. Die Schuppen sind ausserordentlich klein, so dass gar keinem vorhanden zu seyn scheinen, nur unter der stärksten Vergrösserung erscheinen sie in Gestalt einer stehenden Ellipse , die aber viel schmäler ist als an allen vorbeschriebenen Arten. Die Mitte der Schuppe stellt ein grosses Feld aus chaotischen Rudimenten der concentrischen Schichten oder Ringe dar, von wo aus nach allen. Rus segger, Reisen. II, Bd. 3. Thl. lö 242 Seiten viele gleichmässig vertheilte Radien oder Furchen bis zum Rande auslaufen. Das Exemplar dos Museums misst 3j Zoll Länge und kam ans D a m a s c n s. Unsere sechs aus Syrien stammenden Cobiiis - Arien lassen sich zur bequemeren Ucbersicht nach Gestalt und Ausschnitt ihrer Rücken- und Schwanzflossen in 3 natiirliclie Abthcilungcn zusam- menstellen, die hier folgen. Zwar hat schon M'Clelland* diese zahlreichen kleinschuppigen Cobitis-Arten nach dem geradlinigen oder ausgebuchteten Rand ihrer Schwanzflosse gcncrisch geschieden, allein es finden sich zu diesen beiden Formen der Uebergänge so viele, dass es besser scheint, sie nur als Unterabtheilungen und auch da nur mit gleichzeitiger Berücksichtigung der Rückenflosse zu benützen. a. Schwanzflossenrand gerade; Rückenflossenrand convex: Cobitis Panthera. D a m a s c u s. „ Leopardus. Damascus. b. Schwanzflossenrand schwach eingebogen; Rückenflossenrand rechtwinklig abgestutzt: Cobitis frenata. Tigris. „ Tigris. Aleppo. c. Schwanzflossenrand eingebuchtet; Rückenflosscnrand schief abgestutzt : Cobitis hisignis. Damascus. „ . firgyrogramma. Aleppo. liCbias Cypriü. (^Taf. XIX. Fig. 1.) H ECKE I. in R ijss EG G EU 's Reisen , T. I. p. 1090 Anmerk. Corpore elevato, compres$o ; capite acutiusculo , \ cor- poris superante, sed corporis altitudine breviore ; ore obli- que; piiina dorsaii in uiedio corporis ineipiente, in mare obs- cnre punctata; trunco punctis argenteis notato. t III \l.l3. V.1.4. D.0.9— 10. A.2.8. C— . Lin. lat. 28. 8 y 6 Die höhere, mehr Carassins-ariige Gestalt dieser Art und M'Clelland Jndian Ci/prinidae p. 430^ in den Asiat. Resear- ^«S yo.?. ÄIA. Part. IL 1839. Ci. 243 der weiter vorgerückte Stand ihrer Rückenflosse unterscheidet sie sehr leicht von dem früher beschriebenen Lebias Mento. Der Rumpf ist ziemlich stark comprimirt und enthält in der Mitte , oder was einerlei ist , am Anfange der Rückenflosse , ein Drittel der Gesammtlänge des ganzen Thieres ; gegen die Schwanz- flossenbasis wird er um die Hälfte niedriger. Der stumpf zuge- spitzte Kopf ist 3|^mal in der Gesammtlänge enthalten und mäs' sig comprimirt. Der kleine geschlossene Mund ist stark aufwärts gerichtet, so dass der Unterkiefer vorsteht , beim Oefl'ncn aber schiebt sich, wie an Maeniden, der Zwischenkiefer sehr weit vor- und abwärts ; er ist mit 12 Zähnchen besetzt, der Unterkiefer enthält in dicht geschlossener Reihe 16. Unter der Lupe erscheinen alle diese Zähnchen, wie die beigefügte Figur zeigt, als comprimirte , zwei- mal eingeschnittene, daher dreispitzige Schneidezähne. Die Augen liegen in der vorderen Kopfhälfte und ihr Diameter gleicht ebenso, wie an Lebias Mento einem Viertheile der Kopflänge, allein die Stirne zwischen beiden Augen ist höher und nur einen Augen- diameter breit. Die Rückenflosse entspringt genau in der Mitte des Kör- pers (ohne der Schwanzflosse), kaum merkbar hinter der Anheftung der Bauchflossen, ist schief abgestutzt und vorn wenig höher als die Länge ihrer Basis, welche |^ der Kopflänge erreicht. Die abgerundete Anal flösse beginnt etwas vor dem Ende der Rückenflosse , mit dem vierten Fünftheile der Körperlänge , ihre Basis gleicht ^Kopflänge. Die Schwanzflosse ist nicht länger als die längsten Rückenflossenstrahlen und abgerundet. Die Schuppen sind ebenso wie an Lebias Menlo vertheilt, nur ist ihre Gestalt kürzer und nähert sich mehr der Fonn eines schmalen stehenden Ovales. Die Hauptfarbe dieses kleinen Fischchens ist, an in Weingeist conservirten Individuen bräunlich silbern , mit dunklerem Oberkopf und Rücken. Der ganze Rumpf ist mit kleinen hellsilberglänzenden Punkten bestreut. An männlichen Individuen sind alle Flossen, vor- züglich die vertikalen, schwarz und diese letzteren haben 3 — 4 Reihen noch schwärzere Punkte. Weibchen sind heller an Farbe, am Schwänze meist bräunlich gefleckt und alle Flossen erscheinen weiss, ohne Punkte. Die grossten Exemplare, die das Wiener M ii s c ii in aus M o s .s u I orliielt, sind 10 Linien lang. Iß* 244 (Taf. XIX. Fig. 2.) Corpore breviore, crassiusculo; capite ^ corporis; ossi- bus iiiterma\illaribus manifeste coiifertini dentatis; maxil- laribus ad anguios oris circumflexis; suborbitalibus aiiterio- ribus subsinuatis ad marginem posteriorem serratis; oeulo l capitis, membrana adiposa nulla; labiis crassiusculis ; pinna ani ante dorsalem secundam incipiente; pinna caudali trun- cata-^ squamis asperrimis'^ squamis axiliaribus sub pinna dorsali anteriore et supra ventrales conspienis, supra pecto- rales nullis. Fasciis duabus plumbeis in latere corporis. 6 ^"^ B.O. P.2.14. V.1.5. D.4.-1.8. A.3.8. C.—. Squam. 52—53. *» VII 8 Die Gattung Mugil, welche dem ersten Ansehen nach mit den Cyprinen so viele Aehnlichkeit hat, kommt namentlich auch darin mit ihnen überein, dass ihre zahlreichen Arten eben so schwer festzustellen und nach blossen Beschreibungen wieder zu erkennen sind. Die gegenwärtige Art gleicht im Allgemeinen den Indischen, ohne Fetthaut um die Augen ; der Oberkiefer hat deutliche Zähne ; der Maxillarknochen reicht unbedeckt bis hinter die Mundwinkel; der Suborbitalknochen ist vorn eingebuchtet, rück- wärts scharf gezähnt; keine Achselschuppc sitzt über den Brustflossen; die Analflosse entspringt vor der zweiten Rücken- flosse, beide sind nebst der Brust- und Schwanzflosse bis zur Hälfte beschuppt, letztere ist beinahe gerade abgestutzt; die Schuppen sind gegen den Ropf gestrichen sehr rauh, und zwei blei färbe Längsstreifen verlaufen an jeder Seite des Körpers. Der Körper hat eine etwas kurze und gedrungene Gestalt, seine grösste Höhe ist 4i— i^mal in der Gesammtlänge enthalten und die Dicke unter der ersten Rückenflosse macht die Hälfte dieser Höhe aus. Der Kopf ist dick und kurz, nicht ganz ^ der Gesammtlänge, folglich Vieles kürzer als die Körperhöhe, dagegen übertrifi"t seine Dicke zwischen den Deckeln, wie gewöhnlich die Körperdicke, indem sie 5 der Kopflänge gleichet. Das Profil der breiten , wenig gewölbten Stirne fällt ziendich rasch abwärts ; der Mund öfinct sich erst unter der Achse des Körpers, welche das Auge über dessen Mitte und den Deckel unter seinem Winkel durchzieht, dann die Brustflossenbasis und die Körperhöhe, am Anfange beider Rückenflossen, so wie gegen das Scliwanzende, in zwei gleiche Hälften scheidet. Der geschlossene Mund bildet, von •243 unten angesehen, einen in der Mitte stumpfwinkligen Bogen, dessen Sehne lA- Augendiamcter enthält, oder -| der Slimbreite zwischen beiden Augen ausmacht. Der zugeschärfte Rand dos Unterkiefers ist längs seiner Schneide mit einer Reihe unglciclier, auswärts ge- krümmter und wagerecht stehender Zähnchen besetzt, die aber, ihrer Kleinheit wegen , erst unter der Lupe deutlich zu erkennen sind. Sichtbarer erscheint eine schmale Binde kleiner Sammtzähn- chen am Rande des etwas fleischigen Oberkiefers , die besonders gegen die Mundwinkel hin stärker werden. Die Krhühung an der Symphyse des Unterkiefers ist sehr stark, ebenso die Einbuchtung dariiber. Die Maxillarknochen , welcher kaum unter der darüber befindlichen schwachen Einbuchtung der Suborbitalknochen her- vorragen, umgeben bogenförmig die Mundwinkel, so dass die Entfer- nung der gegenseitigen unteren Enden der Maxillarknochen geringer ist, als die Sehne zwicshen den Mundwinkeln. Bei Oeffnung des Mundes tritt der Intermaxillarknochen sehr weit abwärts, vor. Der hintere abgestutzte Rand des ersten Suborbitalknochens ist wie gewöhnlich scharf gezähnt; diese Zähnelung geht aber, wiewohl viel schwächer, auch auf den ausgebuchteten unteren , den Maxillarknochen ver- bergenden Rand über. Die Nasenlöcher liegen senkrecht über den Mundwinkeln, in einer Entfernung auseinander, welche sowohl der Entfernung vom Augen - als vom Nasenrande gleich kommt. Das Auge, welches von keiner Fetthaut umgeben ist, befindet sieb ganz in der vorderen Kopfhälfte; sein Durchmesser übertriß'l den Zwischenraum von ihm bis zur Nasenspitze und ist 4imal in der Kopflänge enthalten. Der Vordeckel ist um ^ eines Augen- diameters hinter dem Auge eingelenkt und endet sich mit seinem stumpf abgerundeten Winkel nach rückwärts. Zehn grosse Poren- öffnungen folgen in einfacher Bogenreihe aufeinander, die sich längs des Unterkiefers und des Vordeckelrandes hinauf zieht; auf ersterem sitzen 4, am wagrechten und am senkrechten Rande des letzteren jedesmal 3. Die Brustflosse ist stark abgerundet, über f des Kopfes lang und reicht zurückgelegt bis zum Anfange der Rückenflosse; der erste und letzte Strahl ist ungetheilt, der dritte am längsten. Die Membrane, besonders aber die Strahlen sind von der Basis an bis zu ihrer halben Länge mit kleinen Schuppen bedeckt. Die Bauchflossen entspringen unter der Mitte der Brustf 1 os sen mit dem dritten Siebentheile der Gesammtlänge des Fisches und sind mit jener von gleicher Länge; der um ^ kürzere Knochenstrahl ist sehr robust. Senkrecht über dem hintersten Anheftungspunkte der Bauchflossenmembrane entspringt nach dem ersten Drittheile des Thieres die erste Rückenflosse ; von ihren 4 sehr robusten Strahlen erreicht der vorderste ^ der Kopflänge. Mit dem Ende des vierten Siebentheiles der Gesammtlänge beginnt die zweite •i46 Rückenflosse auf einer Basis, die | der Kopflänge oder | ihrer eigenen Höhe ausmacht , ihr dritter Strahl ist der längste. Die Anal flösse fängt um die Hälfte ihrer Basis, welche letztere ^ Kopflänge erreicht, vor der Rückenflosse an; von ihren 3 robu- sten Stachelstrahlen ist der erste sehr kurz, der zweite beinahe i und der dritte | so lang als der zweite oder längste getheilte Strahl, der I der Kopflänge erreicht. Sowohl die Anal- als die zweite Rückenflosse sind besonders vorn, bis zur halben Strahlenlänge mit kleinen Schuppen dicht bekleidet, an der unmerklich einge- bogenen Schwanzflosse sind die Schuppen etwas grösser und breiten sich am oberen und unteren Lappen am weitesten aus. Die Schuppen sind in der oberen und vorderen Körper- hälfte unmerklich grösser, alle werden nach hintenzu allmälig kleiner. Zwischen den oberen und unteren Flossen liegen 16 horizontale Reihen, deren mittlere aus 52 — 53 Schuppen bestehen. Die Schuppen auf den Deckeln fallen wie gewöhnlich leicht ab und sind die grössten. An der Basis der Rückenflosse und über je- ner der Bauchflossen befinden sich zwei kurze spitze concave Achselschuppen, über den Brustflossen aber sind keine bemerkbar. Die Gestalt der Schuppen ist die an Mugil gewöhnliche, nur etwas länglich, ihre Textur aber ist desto ausgezeichneter. Nach einem mehr gegen die unbedeckte Fläche gelegenen Centralpunkte richten sich von der Basis aus 5 — 6 ganze und 2 — 3 rudimentäre Radien, welche alle am geradlinigen Schuppenrande oder an dieser Basis, eben so viele Einkerbungen hinterlassen. Auf der unbedeck- ten Schuppenfläche ist jede mit dem Schuppenrande, parallel lau- fende Schichte mit einem deutlichen Dornenrande versehen, der in den untersten oder jüngsten Schichten wie gewöhnlich am stärksten hervortritt. Zwischen diesen Dornen ist jede Schuppe der oberen Körperhälfte mit dem gewöhnlichen länglichen , dem Ansehen nach tauben Grübchen versehen, welches Valencien n es zufällig für eine Erhöhung nimmt. Diese Grübchen, deren Function noch unbekannt ist, dürften sich wohl als Anhäufestellen ausdrin- genden Schleimes darstellen und so die eigentliche Seitenlinie er- setzen, die an Mugil fehlt. Die allgemeine Färbung des Fisches in Weingeist ist an der untern Hälfte gelblich silbern, an der obern, so wie über die breite Stirne bleigrau. Längs der Gränze dieser beiden Farben zieht sich vom Winkel der Kiemenspalte, oder vom oberen der Brustflosse an ein dunkelgrauer Streif bis zur Schwanzflosse. Ein zAveiter tie- fer liegender Streif beginnt am unteren Winkel der Brustflosse und läuft mit dem oberen parallel. Alle Flossen sind gelblichweiss, nur die beiden Rückenflossen und die Schwanzflosse haben gegen ihren Rand die Farbe des Oberkörpers. Die beschriebenen Exemplare sind 9 Zoll lang, jüngere von 247 3 Zoll sind imi durch dio gewöhnlichen Vcrhällnissc der Jugend verschieden und durch eine etwas röthliche Färhung an der Basis der Bauch-, Anal- und Schwanzflosse. Auch an ihnen sind die Schuppen sehr rauh. Dieser scliöiic Itlugil w'nd im Tigris bei IVIossul j^^cfangen-, die arabischen Anwohner nennen iini Abu Sukkanejn, Vater zweier An- ker, worunter sie verniutidicli die beiden sciiarf gezähnten Suborbital- kijochcn verstellen. Mastaeaceiiiblii») lialeppeiisiiä» CUV. VALENC. (Taf. XIX. Fig. 3.) Simak-el-ingtese Alex. Rüssel Natural hist. of Aleppo p. 75. Tab. n. Fig. 2. Mustacacemblus niaxillis subacutis aequaiibus Gronov. Zooph p. 132. Opliidium Siniak Wal bäum, Art ed. renov. T. III. p. 159. Rhynchobdella haleppensis El. Schneider p. 480. Ophidium mastacacemblus S h a w Gen. ^'Ool. Vol. IV. Pari. 1. p. 71. Mastacacemblus haleppensis C u v. V a I e n e. Hist. vat. des poissons T. VIII. p. 454. Corpore angiiilliformi; capite ^-^ corporis; coinissura i capitis; fronte inter oculos subcarinata; praeoperculo sub occipite inermi:, nieinbrana brancbiosteg^a radiis sex; pinna dorsal!, anali et candali connexis; linea laterali ;;2/(/a. Dorso et basi pinnae analis macnlis nigris; lateribus corporis fas- ciis inconstaiitibus, conflnentibus. B.6. P.ll). D.3:iusq.37— GSusq.S4. A.3— 70 usq.TS. C.17 * Diese schöne Art, welche ausser ihrem Entdecker, Alexan- der Rüssel nur Gronov noch sah, kam keinem der nachfol- genden Autoren in Gesichte. Sie unterscheidet sich auffallend von allen anderen bisher bekannten Arten dieser Gattung durch den gänzlichen Mangel der Dornspitzen am Vordeckelrand. Ein Umstand, der zwar in Gronors Zooph. durch die Worte: „Oper- cula branchiarum laevia" bereits deutlich hervorgehoben, von seinen Nachfolgern aber vergessen wurde; so zwar, dass das Vorkommen von trois ou quatrepetitesepinesäleur p r e 0 p e r c u 1 e, ä 1 ' c n d r o i t o u s e r a i t 1' a n g 1 e, in der Hist. naturelle des poissons zu einem der allgemeinen Gattungskenn- zeicheii erhoben ward. Dieser Mangel der Vordeckelspitzen zeich- net die gegenwärtige Art ebenfalls, ausser der sehr verschiedenen Färbung , von Mastacacemblus pancalus oder Macrognatims In der Histoire naturelle des poissons ist die Gronov' sehe Strahlenzählung, welche in der Originalbeschreibung' so lautet: B.5. D.32— 50 et ultra. A.2 — ganz unrichtig angegeben. 248 pancahis des B e u h a n a n aus, bei welchem in der Hisf. naturelle gesagt wrid : Ne l'ayant pointouparmoi-meme, non plus que le Simak, je ne voudrais pas affirmer que ces deux poissons differassent essentiellement par l'espece. Das Wiener Museum besitzt ausser dem M. pan- calus noch mehrere zu derselben Gattung gehörige Arten, dar- unter auch eine noch unbeschriebene aus Borneo* Alle haben Vordeckelspitzen , man könnte daher die Gattung Mastacacemblns mit gleichem Rechte, wie andere Genera, die sich auch nur durch einen glattrandigen oder gezähnten Vordeckel von einander unter- scheiden, in zwei besondere Gattungen spalten. Der Körper ist vorne beinahe walzenförmig, nach dem Schwänze zu mehr coniprimirt, überhaupt ganz aalartig gestreckt ; seine grösste Höhe ist 14 — ISnial in der Gesammtlänge enthalten (Weibchen sind etwas höher). Der Kopf ist zugespitzt, seitwärts zusammengedrückt, besonders gegen die Schnautze hin ; seine Länge übertrifft die Körperhöhe doppelt und ist 6^ — 6|mal in der Ge- sammtlänge enthalten. Wenn man die Kopflänge in acht gleiche Theile theilt, so enthält die vorragende Schnautze oder der Rüssel ^ , die Länge der Mundspalte g und die Sehne zwischen den Mundwinkeln ^. Der Rüssel isl stark deprimirt, unten bei- nahe flach , wie gewöhnlich mit zwei kurzen fleischigen Seiten- läppchen vor der Spitze, die unten an ihrer Basis beinahe zusam- menstossen , so dass es das Ansehen hat, als ob zwischen zwei Daumen ein spitzer Finger sich hineinlege. Zu beiden Seiten des Rüssels erweitert sich die Haut und wird zu breiten Lippen, welche wie an Aalen, beide Kiefer nebst den Mundwinkeln umgeben, nur der stumpfe Vorderrand des kaum kürzeren Unterkiefers bleibt nackt. Die Zähne sind scharf, aber kurz, an beiden Kiefern auf schmale Binden gestellt, die vorn am Gaumen getrennt sind; nur die Aussenreihe am Unterkiefer enthält längere stärkere Zähne. Das kleine Auge befindet sich in der vorderen Kopfhälfte nahe am oberen Profilrande , senkrecht etwas hinter der Mundspalte, aber noch vieles vor der Einlenkung des Unterkiefers ; sein Dia- meter ist ungefähr 16mal in der Kopflänge, aber nur einmal in der, zwischen den Augen beinahe schneidig schmalen Stirne ent- halten. Der in einem sehr gedehnten Bogen rasch vorwärts ge- wendete Vordeckel hat keine Spur von Spitzen oder einer * Mastacacemblus eatenatits He ekel. Von Mast, ai malus C u v. Val. vorzüglich durch die Farbeiizeichiiung sehr verschieden, die sich unter der Seitenlinie uls grosse aneinanderhängende Ringe zeigt, welche gleich einer Kette vom Kopf bis über den Anus reicht; über die Brust- flossen gehen zwei breite dunkelbraune Querbinden. Rücken- und Anal- flosse sind nur durch einen seichten Einschnitt von der Schwanzflosse Ijetrennt, alle drei haben eine schwarze, am äussersten Rande aber weisse Einfassung. D. 32.84. A.2.78. 249 Zälinelung am Rande ; seine obere Anheftung befindet sich senk- recht unter dem Ende des Hinterhauptes , zu Anfang des letzten Viertheiles der Kopflänge. Die Kiemenspalte ist wie gewöhnlich nur nach unten offen, wo 6 in eine dicke Membrane gehüllte, aber leicht zu zählende Kiemenstrahlen sie umgeben. Die Brustflosse, welche mit ihrem oberen Rande in der halben Körperhöhe sitzt, ist abgerundet und kaum ^ der Kopflänge lang. Die Stachel-Strahlen der Rückenflosse beginnen über der Mitte der Brustflossen und enden, indem sie rückwärts immer an Stärke und Höhe zunehmen , mit einem ganz kurzen Strahle, der von dem vorletzten und längsten beim Niederlegen überdeckt wird, vor dem letzten Drittheilo des Fisches. Der weichstrahlige Theil der Rückenflosse erhebt sich noch einmal so hoch als die Stachelstrahlen unl ist von der, der Brustflosse ähnlichen Schwanzflosse nur durch einen seichten Einschnitt oder Absatz geschieden. Die Basis des weichstrahligen Theiles ist l^mal in jener des stachelstrahligen enthalten , welche letztere nicht ganz die Hälfte der Gesammtlänge einnimmt. Die Anal flösse be- ginnt gleich nach dem After, in der Mitte zwischen dem Vordeckel und dem Schwanzflossenende, mit drei Stachelstrahlen, wovon der dritte vom zweiten und stärksten überdeckt wird ; die von den weichen Strahlen besetzte Basis ist länger als jene der über ihr stehenden Rückenflosse und gleicht *- des stachelstrahligen Theiles dieser letzten ; sie hängt gleichfalls, aber nur an der Basis mit der Schwanzflosse zusammen. Die Schuppen sind sehr klein und von der dicken allge- meinen Haut überdeckt, gegen den Schwanz zu werden sie allmälig etwas grösser; ihre Gestalt ist oval, rund herum am Rande ge- kerbt, aus jeder Kerbe zieht sich eine schmale Furche, die nicht sehr dichten concentrischen Schichten durchschneidend, gegen einen länglichen chaotischen Mittelpunkt zu. Die Seitenlinie ent- springt an der gewöhnlichen Stelle , senkt sich allmälich bis zur Analflosse und geht dann mitten durch den Schwanz; sie besteht aus einer sehr schmalen nackten Furche , die selten von einer Schuppe unterbrochen wird und im gegenwärtigen Zustande eine Reihe länglicher Grübchen zeigt, die gleichsam wie Glieder einer Kette auf einander folgen. Der weichstrahlige Theil in der Rücken- und Analflosse ist so , wie auch die Schwanzflosse an der Basis mit kleinen Schüppchen dicht bedeckt. Die Farbenzeichnung dieses Fisches ist sehr verschieden, so dass unter 50 uns vorliegenden Exemplaren kaum zwei einander ganz gleich sind. Sie lassen sich übrigens nach vier Hauptschat- tirungen eintheilen, die dann durch verschiedene Abweichungen in einander übergehen. 250 a. Längs dem Rücken liegen 20 — 24 schwarzbraune, heller eingefasste ovale Flecken, von denen sich eben so viele unregel- niässige, braune hellgefleckte Binden, auf gelblichweissem Grunde vertikal bis gegen den Bauch herabziehen. Mit dem Beginnen der Analflosse theilea sich diese Binden, oder fliessen je zwei und zwei X-förmig zusammen , indem sie zugleich an der Basis der Analflosse in dunklere Flecken endigen. Die gelbliche Rücken- und Schwanzflosse ist ganz, die Analflosse nur in der hinteren Hälfte mit Querreihen dichtstehender schwarzer Punkte besetzt; selbst auf den Brustflossen sind einige bemerkbar. b. Mit denselben Flecken längs der Rückenfirste, allein anstatt der vertikalen Binden , zieht sich ein breiter brauner Längsstreif vom Auge bis zum Anus, wo dann wieder die bald sich selbst spaltenden, bald zusammenfliessenden Binden zwischen beiden Flos- sen sich ausbreiten. Rücken-, Schwanz- und Brustflossen sind wie früher; die ganze Analflosse aber ist schön braun marmorirt, in der hinteren Hälfte braun eingefasst und mit vielen rückwärts schief ansteigenden Streifen geziert, deren letztere die schwarzbrau- nen Flecken längs der Basis erreichen, welche hier zahlreicher oft bis 20 vorkommen. c. Dieselben Flecken über die Rückenfirste; statt Streifen und Binden aber eine gleichförmige zarte Marmorirung von braun und gelblichweiss. die sich bis über die Mitte herabzieht oder sich in das Gelblichweiss des Bauches verliert. Zwischen Rücken- und Analflosse bilden sich wieder, jedoch viel blässer, die ineinander fliessenden Binden, welche an der Basis der letzteren die schwärz- lichen Flecken, hinterlassen. Brust-, Schwanz- und Rückenflosse wie früher, die Analflosse aber einfarbig gelblich, kaum 2 — 3 kleine Fleckchen gegen den hinteren Rand. d. Die Zeichnung an den Seiten ähnlich jener in b beschriebenen Varietät nur zieht sich längs der Rückenfirste statt der Fleckenreihe ein schwarzbrauner scharf begränzter Längsstreif bis über den An- fang der Analflosse , wo die einzelnen Flecken dann wieder be- ginnen. Die Analflosse ist gelblich, nach hintenzu mit einem schmalen schwarzen Saum. Die übrigen Flossen wie früher. An aflen Exemplaren sind die Deckelstücke mehr oder weniger gefleckt und die Augen schwarz mit einem goldgelben Ring. Die Russel- sche Figur, welche nicht sehr genau ist, scheint sich am meisten dieser letztern Farbenzeichnung zu nähern. Wir besitzen Individuen von }, bis liber 2 Fiis.s Lünge. sie kommen häiilii^ im Flusse Kucik bei Aleppo vor, wo sie Eng;Iisi oder E n pr- iese genannt und als Speise, besonders auf den Tafeln der Europäei, sebr geschätzt werden. Auch im Tigris bei IVIossul sind .sie gemein, man nennt sie dort Ma rmarid scb oder Ma rma b ids eb i. der bisher aus Syrien bekannten Süsswasser- Fische. !§coitibericlae. Mastac acemblus halepensis Cuv. Val. Aleppo, Mossul. Iflugilidae. Mugil Abu Heck. Mossul. Cyprliiidae. CyprinioH Kais Heck, Aleppo, Mossul. }) macrostomns Heck. Aleppo, Mossul. n Cyprisi Heck. Mossul. n neglectus Heck. Mossul. Systomus Intens Heck. Aleppo, Mossul. /) albus Heck. Mossul, Antiochia. Barbus lab ecnla Valenc. Jordan. }j Lacerta Heck. Aleppo. }} Seine US Heck. Aleppo, }■> Kersin Heck. Aleppo. /•? Rajanorum Heck. Aleppo. ;j pernieiosus Heck. D a m a s c u s. » p ect oralis Heck. Antiochia. }} Barbulus Heck. Aleppo. V Grypus Heck. Mossul. 252 Labeoharbui Kotschyi Heck. Mossul. Lucio barb US mystaeeus Heck. (Cypr. Mursa Güldenst.) Mossul. ^j xanthopterus ^ec^. Mossul. ^^ esocinus Heck.* Mossul. ^^ Schejch Heck. Mossul. „ longiceps (Baibus longiceps Valenc.) Jordan, yy canis (Barb. canis Valenc.) Jordan. Scaphiodon C«;> oe^rt fCapoeta ftindulus Valenc] Aleppo. Trufta Heck Aleppo, Mossul. Umbla Heck. Mossul. Per egrinnrnm Heck. Aleppo. ^j so Cialis Heck. Damasku.«. ^, frat e reu ta Heck. Damaskus. Tyl ognathus nanus Heck. Damaskus. Dis cognathus rufus Heck. Aleppo. ^ obttisus Heck. Aleppo, Mossul. ^ variabilis Heck. Aleppo, Mossul. Gobio damascinus Valenc. (Scaphiodon WecÄ. ?) Damaskus. Gymnostomus syriacus Heck. (Chondrost. syriaca T'«/e«c). Flum. Abraham. Chondrochilus regius Heck. Antiochia, Aleppo, Mossul. Acanthobrama Marmid Heck. Aleppo. jj c u p i d a Heck. Aleppo. ^ centisquama Heck. Damaskus. ^ Arrha da Heck. Mossul. Albnrnus Sellal Heck. Aleppo. „ mossulensis Heck. Mossul. jj heb es Heck. Aleppo. fj micro lepis Heck. Aleppo. „ Capito Heck. Kurdistan. ^, caeruleus Heck. Aleppo. ^j pallidus Heck. Aleppo. iispitfs vorax Heck. Mossul. Pho xinellus Zeregi Heck. Aleppo. Squalius Berag Heck. Aleppo. ^, spurius Heck. Aleppo. jj Orientalis Heck. Aleppo. ZepfrfMS Heck. Mossul. * Wird im Flusse Zab, dem Lycus der Alte», südöstlich von Mossul oft bis drei Zentner schwer. 253 Cobitis fr eil ata Heck. Mossul. „ Panthern Heck. Damaskus. Leopardus Heck. Damaskus. Tigris Heck. Aleppo. instgnis Heck. Damaskus. argyrogrammica Heck. Mossul. malapterura Valenc. ^.^ Poecilidae. Lebias Mento Heck. Mossul. ^ Cypris Heck. Mossul. „ Hamm Ollis (Cyprinodon Hammonis Valenc.) Damask us. Siluridae. Silurus (riostegus Heck. Mossul. Bagrus halepensis Valenc. Aleppo, Mossul. * Cobitis malapterura Valenc hisl.nat. despoissonsT. 18. p. 88, t. 523. Dieser Species ist am Schlu.sse der Gattung^ Cobitis ein eigener Paragraph gewidmet, in welchem Valenc iennes bemerkt, dass man sie sogar als den Typus einer verschiedenen Gattung ansehen könnte, wenn man nicht ihre Gesammt-Organisation in Betrachtung zöge. Die typischen Unter.«;chiede, worauf diese Äusserung beruht, liegen in einem kleinen löffeiförmigen Vorsprunge des Oberkiefers, der in die ent- sprechende Ausbuchtung des Unterkiefers passt ; dann in einer Hautfalte, welche mehr als gewöhnlich beinahe über den ganzen Schwanzrucken hinziehend eine Art von Fettflosse darstellt. Den ersten Charakter finden wir mehr oder weniger an allen Cob i ti s- Arten , die keine Suborbitaldornen und vollständig getrennte Unterlippen haben, wozu, wenn gleich nicht in so hohem Grade, auch unsere gemeine Cobitis barbatula nebst der Cob. Fürstenbergii (welche Valencienns ir- rigerweise für eine Varietät der Cobitis fossilis zu halten scheint) ge- hört: Den Zweiten treffen wir bei Cob. fossilis, wie an mehreren syrischen Arten, namentlich Cob. frenata, Tigris und argyrogramica an. Es ist diese Pseudofettflosse aber nichts anderes als eine, die zahlreichen Stiitzcnstrahlen der Schwanzflosse überdeckende, dicke Haut, welche bei manchen Arten etwas früher rückenaufwärts hervortritt und durch die Wirkung einer kleinen Macerafion , in Folge zu schwachen Weingeistes, bei dem sanften Drucke der Finger mehr als im Leben des Thieres sichtbar wird. Übrigens haben wir, im vorhergehenden Theile dieses Werkes auf p. 1088, bei Cobitis Tigris jener Hautfalte erwähnt, die sich sowohl aus der oberen als unteren Schneide des Schwanzes erhebt. Wir befürchten aber sehr, dass bei der auf tab. 523 der ftisl. mit. gegebenen Abbildung von Cobitis malapterura , die Schwanzrückenmembrane durch den Zeichner etwas zu staik aufgetragen wurde, da sich auch an einigen unserer minder gut conservirten syrischen Exemplaren diese Hautfalte bedeutend erweitern lässt. 254 Arius Cous Heck, (Pimelodus cous Valenc.) Aleppo. Claria^ Marpus Valenc. Orontes, Lacus Marasa. „ syriacus Valenc. Syria. In allem 69 Arten, wozu nach den mündlichen Miltheilungen unseres Reisenden noch eine Forelle (Salmo) von vortrefflichem Geschniacke kommt, die in den Gebirgen von Kurdistan ziem- lich häufig ist , uns aber nicht zu Gesichte kam. Auch nannten die Fischer in Aleppo und Mossul Herrn Kotschy noch mehrere Fische, deren er, da es nicht an der Jahreszeit war, nicht habhaft werden konnte. ^ DIE FISCHE PERSIENS, GESAMMELT VON THEODOR IIOTISCHY. Die Gewässer um Schiraz, aus welchen wir in Allem die nachfolgenden 15 Spezies erhielten, bieten in ihren Fischen durchaus keine Formen, welche sich durch stark hervorragende Merkmale vor den bereits beschriebenen Syriens auszeichnen oder gar generisch von ihnen unter- scheiden. Wohl aber zeigen diese Arten interessante Über- gänge und merkwürdige Unterschiede genug, um in ihnen neue, um bestimmte Typen gelagerte, complimentäre For- men zu erkennen. Da die Ausdehnung des Reisewerkes es aber nimmer gestattet , aucli von diesen Arten , gleich den syrischen, Abbildungen zu geben, diese auch bei der grossen Ähnlichkeit mit jenen zu ihrer Versinnlichung nicht eben unentbehrlich erscheinen , so begnüge ich mich bei ihrer Darstellung, die einzelnen Arten mit den bekannten ähnlichen vergleichend, in den kurzen Beschreibungen ge- rade nur das hervorzuheben , wodurch sich die persischen von den zunächst verwandten abgebildeten syrischen unter- scheiden. — Dieser vorangehend mag noch eine kurze Notiz, aus dem Munde unseres Reisenden über die weniger be- kannten dortigen Gewässer entnommen, mitzutheilen seyn. 256 Schiraz, das hinter zwei, mit dem persischen Meer- busen parallellaufenden Gebirgszügen in einer Höhe von 4000 Fuss liegt, hat in seiner Nähe drei verschiedene Flussgebiete. Das kleinste, in dessen Bereiche die Stadt Schiraz selbst liegt, bildet für sich der Bach Koknabad, dessen Wasser sich grösstentheils in die vielen Bewässerungskanäle der Ebene verliert und daher in seinem eigentlichen Bettd während des Sommers ganz austrocknet. Mit ihm verbin- den sich unter der Stadt die seitwärts aus Felsen entsprin- genden öuellen des Saadi und führen dann ihr Wasser gemeinschaftlich dem südwärts liegenden Salzsee N e m e k Deria zu, wo es verdunstet. Ostlich von Schiraz durch- zieht die noch höhere Ebene von Persepolis der Benth- Amir (bekannt als Araxes) mit seinen kleinen Confluen- ten. Ihre Wasser ergiessen sich in einen andern Salzsee, welcher der Sage nach mit dem benachbaiten vorhergehen- den in unterirdischer Verbindung stehen soll. Nordwestlich von Schiraz entspringt im Hochgebirge Kuh-Noor der Fluss Kara Agatsch und mündet nach einem südlichen Bogenlauf ins persische Meer. Auf der Sehne dieses ßo- gens liegt ein hoher Alpensee, Deria Kaserun oder der See von Kaserun, dann noch ein zweiter Namens Pire- San, die beide in den Kara-Agatsch abfliessen. Barbus Barbulus. Labio infero carneo, integro, ad symphysin lobulo bre- vissimo instructo, radio osseo in pinna dorsali valido serrato, inclinato pinnam analem vix attingente. P.i.19. V.i.8. D.4.8. A.3.5. C.^. Lin.lat. 52— 54. ** VII, 5 Unter allen Barben Syriens zeichnet sich die gegenwärtige Art durch ihren sehr breiten fleischigen Lippenumschlag aus, der sich unter der Symphyse des Unterkiefers in einen kleinen Mittellappen abscheidet. Diese Eigenthümlichkeit erinnert an un- seren auf Tafel III. Fig. 3 abgebildeten Luciobarbus myslaceus, 257 dem er auch im ganzen Aussehen täuschend ähnlich sieht; nur ist der Kopf etwas kürzer, der Rücken beginnt gleich nach dem Hinterhaupte mit einer kleinen Erhöhung und die Rückenflosse, welche an jAiciobarbns mystaceus zurückgelegt bis über die Mitte der Analflossenbasis reicht, ist hier weit weniger schief abgestutzt und nur so hoch, dass sie niedergelegt kaum den Anfang der Analflosse erreicht. Was ihn aber auf das Bestimmteste unterscheidet, sind die Schlundzähne, deren hier, wie an allen Barben, fünf auf der Innern Reihe stehen und nicht vier, wie bei Luciobarbus. Dieser Fisch bewohnt den Fluss Kara- Aga tsch: unsere Exem- plare, die 7 — 8 Zoll erreichen, wurden bei dem Dorfe Gere gjefangen. Auch aus dem Kueik bei Aleppo besitzen wir einigte bis 9 Zoll lange Individuen, die wir, bevor uns die persischen zu Gesicht kamen, al» zufällige Abweichungen von Luciobarbus mystaceus ansahen. ISystoiiius albuis. Var. alpina. Wir wagen es nicht, diesen Fisch , der geringen Unterschiede wegen, die vorzüglich nur in der Färbung liegen, von dem in Syrien vorkommenden Systormis albus als eine eigene Art zu unter- scheiden. Sein Körper ist im Ganzen etwas dicker, vielleicht nur wohl- genährter und seine Schuppen rauher. Wir sind im Besitze einer schönen Abbildung dieses Fisches , welche von einem Maler in Schiraz nach dem Leben angefertigt worden, und können daher seine Farbe genau angeben. Der ganze Körper ist bleigrau, welche Färbung auf dem Kopfe ins hellbraune, auf dem Bauch ins röthliche Weiss übergeht. Jede Schuppe ist an der Basis schwarzbraun und am freien Rande besonders auf der obern Kör- perhälfte hellblaugrau, was eine sehr angenehme Schattirung ver- ursacht. Alle Flossen sind schwärzlich und die Augen orange- roth. Im Weingeist ist der helle blaugraue Schuppenrand noch sehr gut kenntlich, allein der Oberkörper ist dunkelbraun, der un- tere ockergelb geworden, die Farbe der Iris hat sich ganz er- halten. Bei diesem, unserem gemeinen Karpfen ähnlichen Fische haben wir noch zu erinnern, dass sowohl er als die syrischen Arten, einen weichen abgerundeten Unterkieferrand besitzen, den beim Schliessen des Mundes der Oberkieferrand überdeckt; letzterer drückt sich dann an eine schmale etwas cartilaginöse Haut- falte an, die lippenähnlich etwas hinter dem Unterkieferrande liegt, aber keineswegs wie in der Untergattung Tylognathus aus einer vorgeschobenen Kinnhaut gebildet wird. Unsere Exemplare von 2 — 10 Zoll Länge sind aus dem Flusse Kara- Agatsch und den Alpenseen Pire-San und Deria Kaserun. An letzteren Orten werden sie vorzüglich gross und sehr schmackhaft. il US segger. Reisen. II. Bd. 3. Thl. 17 258 iScaphiodoii Amir. Corpore subelongato; capite \ corporis superante; vostro subacuto; ociiio \ capitis; radio osseo in piiina dorsaii gra- ciii, denticulis rectis serrato. 9 ^"' P,i.l7. V.1.8. D.3.8-9. A.3.5. C— . Liii. lat. 70—72. ® VIII 6 Seinem ganzen Ansehen nach kömmt dieser Fisch, den wir nach dem Namen des Flusses benennen, worin er lebt, dem Scaph. socialis aus dem Orontes am nächsten, ja er sieht ihm so ähn- lich, dass man nur nach einer genauen und sehr sorgfälligen Ver- gleichung ihn mit Bestimmtheit zu unterscheiden vermag. Wenn wir uns die Tafel XV, Fig. 2 vor Augen legen, welche die genaue Abbildung des letzteren darstellt, so finden wir vorzüglich den Kopf an Scaph. Ainir spitzer und etwas länger; er ist 5*-mal in der Gesammtlänge enthalten; ebenso ist der Mundbogen spitzer und seine Sehne kürzer. Das Auge ist kleiner, sein Hinterrand liegt etwas vor der Mitte des Kopfes ; der Augendiameter ist 7 bis 8 mal in der Kopflänge, 2 mal in der Sehne des Mundes, 3 mal in der Slirnbreite zwischen den Augen und 2 mal in der Entfernung der Nasenspitze vom Auge enthalten. Die Bartfäden sind dicker und länger. Besonders auffallend und charakteri- stisch ist hier wie an der nachfolgenden Art die Richtung der scharfen dünnen Zähne am Hinterrand des Knochenstrahls. Sie sind nicht wie an Scaph. socialis, oder wie sonst gewöhnlich, hakenförmige, nach abwärts gewendet, sondern wagrecht und sitzen dem perpendikulären, im letzten Drittheile dünnen, biegsamen Knochenstrahl rechtwinklig, gleich Zähnchen eines Kammes an. Die kleinen Schuppen werden allmälig gegen den Schwanz zu etwas grösser und gleichen in der Textur den syrischen Arten. Die jetzige Farbe im Weingeist ist gelblich, silberspielend mit grauem Rücken ; an der Basis der Brust , Bauch- und Analflosse sind Spuren von pomeranzengelb. Diese Art erreicht im Araxcj», wolici unser Museum 11 Stücke von 6 bis 18 Zoll Länge erhielt, eine bedeutende Grösse und wird auch von den Anw^ohnern als Spei>-e sehr geschätzt. Scapiliodoii iiig;er. Corpore et capite crassioribus , hoc | corporis; oculo Yy capitis; rostro obtuso; radio osseo in pinna dorsaii gra- cili, denticulis, brevibus subhorizontalibus serrato. 239 7 P.1.18. V.1.8. D.3.8— 9. A.3.5. C.^-- Liii. lat. 60— 62. XII 0— C VIII Er gleicht dem Vorhergehenden, gerade wie im Orontes Scaph. fratercula dem Scaph. socialis ähnlich sieht, ist dabei aber doch eine ganz eigene Species, die gleich durch den dicken Kopf und die schwarze Farbe ins Auge fällt. Der Körper ist gedrungener, kürzer und höher, so wie an Scaph. fratercula Taf. IV, Fig. 2. Der sehr stumpfe Kopf, dessen Dicke zwischen den Deckeln |- seiner Länge erreicht, ist nur 5 mal in der Gesammt- länge enthalten. Das grosse Auge liegt mit seinem Hinterrande gerade in der halben Kopflänge, sein Diameter ist Sjmal in der ganzen Kopflänge, 2 mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen und l^mal in der Sehne des Mundbogens enthalten; die Entfer- nung des Auges von der Nasenspitze beträgt nur li Augendiame- ter. Die Knochen des Schultergiirtels sind stärker und breiter, die Schuppen durchaus grösser. Letztere kommen, ihrer in der Lin. lat. enthaltenen Anzahl nach , ganz mit jener von Scaph. fratercula öberein, nur sind sie auf dem Rücken um Vieles klei- ner als an dem Verwandten im Orontes. Die Zähnelung des Knochenstrahles ist etwas kürzer und beinahe, wie früher, wagrecht gestellt. " Der ganze Fisch ist schwarz und zwar über Kopf und Rücken sehr intensiv, nur die Unterseite des Kopfes und des Bauches ist gelblich weiss. Sein Fleisch ist weich und wird von den Anwohnern des Araxes, welche jenes der vorbeschriebenen, nahe verwandten Art so sehr hoch schätzen , als der Gesundheit nachtheilig, nicht genossen. Die Exemplare des Wiener Museums sind von 6 bis 10 Zoll Länge und unterliegen in den gewöhnlichen Graden von Weingeist sehr leicht der Fäulniss. Fundort: Araxes oder Benth-Amir. it, Scapliiocloii inacrolepis. Corpore elongato compresso; capite ^ corporis; rostro obtuso; squamis majoribus, in pectore miiiimis. 5 P.1.18. V.1.8. D.4.8. A.3.5. C.^. Lin. lat. 43— 44. 8 VIT V Eine schöne ebenso ausgezeichnete als leicht zu erfassende Species , deren Hauptmerkmale in der Kürze des Kopfes und der, in dieser Untergattung ganz ungewöhnlichen Grösse der Schuppen 17* V 260 liegen. Wären nicht die Charaktere dieses Subgenus Scaphio- don: der Zahnbau, die kurze barbenartige Rücken- und Analflosse, wovon die erstere mit einem gezähnten Knochenstrahle bewaffnet ist, so deutlich ausgesprochen, man würde auf den ersten Anblick wähnen, unsern gemeinen Chondrostoma nasus vor sich zu haben. Der Körper ist gestreckt, massig dick; der Kopf stumpf, über 6 mal in der Gesammtlänge enthalten, daher etwas kürzer als die grösste Körperhöhe im Anfange der Rückenflosse. Unter der dicken Nase liegt der scharfrandige querüber gespaltene Mund, dessen Sehne | der breiten flachgewölbten Stirnc zwischen den Augen einnimmt, welche ihrerseits einer halben Kopflänge oder 2s- Augendiametern gleicht. Das Auge liegt ein wenig vor der Mitte des Kopfes und die Achse des Körpers würde seinen untern Rand tangiren. Die beiden Bartfäden sind sehr kurz und fein. Die Rückenflosse hat einen, wie gewöhnlich schlanken scharf gezähnten, im oberen Drittheile aber weichen und biegsa- men Knochenstrahl, sie ist weit weniger schief abgestutzt als bei anderen Arten. • Die Schuppen sind einen guten Augendiameter hoch, die grössten liegen in der vordem Körperhälfte über und unter der Seitenlinie, die selbst aus etwas kleineren besteht; auf der Brust sind sie sehr klein, werden auf dem Bauch allmälig grösser und dabei spitzer. Die Textur ist in den concentrischen Ringen sehr zart, die Radien aber, welche einem, im vorderen Viertheile ge- legenen Strahlenpunkte entspringen, sind leicht mit freiem Auge zählbar, und nur an der unbedeckten Fläche, die sie ungefähr zu 20 ziemlich parallel laufend durchziehen, vorhanden. Die jetzige Farbe im Weingeist ist gelblich mit graulichem Rücken, die Achseln der Brustflossen und die Iris orange. Unsere grössten Exemplare sind nur 8 Zoll lang und kamen aus den Confluenten des Ära x es bei Prrsepolis. Scapliiodou l^aadii. Corpore o:racili , subtereti; capite obtuso ^ corporis; fronte parabolica; squamis iniuutis. 9 XIII P.1.17. V.1.8. D.3.9. A.3.5 C.-|-. Liii. lat. 75-78. 6 Die Species, welche wir dem persischen Dichter widmen, hat dem Körper nach die meiste Ähnlichkeit mit Scaph. socialis, doch ist sie schlanker und der kurze, stumpf abwärts gebogene Kopf zeichnet sie auf den ersten Blick aus. 2(>1 Die Höhe des im Vordertheile nur wenig comprimirten Rum pfes gleicht der Kopflänge, die über 6 mal in der Gesammtlänge enthalten ist. Das Stirnprofil fällt beinahe in einem Viertel- bogen vom Hinterhaupt bis zur stumpfen Nase herab, deren Unter- lläche mit Brust und Bauch fast in einer Ebene liegt. Die Dicke zwischen den Deckeln nimmt ^ der Kopflänge ein; die Sehne der Mundspalte gleicht dem Diameter des nicht ganz in der vor- deren Kopfhälfte, dicht am Stirnprofil gelegenen Auges und ent- spricht dem vierten Theih; der ganzen Kopflänge oder '^ der Stirn- breite zwischen den Augen ; die beiden Bartfäden sind ebenso lang. Die Flossen sind wie an Scaph. socialis und die Schup- pen wie an dem vorhergehenden Scaph. Amir, nämlich sehr klein, gegen den Schwanz zu allmälig grösser und auf der Brust am allerkleinsten. Die Farbe dieses Fischchens, das nicht über 6 Zoll lang zu werden scheint, ist an den kleineren Exemplaren aus den Quellen des Saadi schön röthlich, (wenn diess nicht eine Wirkung des Weingeistes ist, mit hochrolh gelber Knorpelscheide des Unter- kiefers. Die grösseren Individuen aus der Nähe von Persepolis sind gelblich silberweiss mit gelbem Acliselfleck und blaugrauem Rücken, CypHiiioii teiiiiiradiup. Corpore gracili, subtereti; capite crasso ^ corporis; ore transverso , latitudine frontis inter oculos siibminore; radio osseo pinnae dorsalis tenui, apicem versus flexili. 9 VIII P.1.14. V.i.S. D.4.13. A.3.7. C.-^. Liji. lat. 35-36. ^ III 7 Unter den vier beschriebenen und abgebildeten syrischen Arien gleicht die gegenwärtige am meisten dem Cyprinion ma-' crostomus , mit welcher sie auch den grossen Mund gemein hat; allein sie ist viel schlanker und zeichnet sich durch grössere Schuppen und einen viel dünneren im oberen Drittheile weichen Knochenslrahl aus. Die grösste Höhe des Rumpfes unter dem Anfang der Rückenflosse ist 5mal in der Gesammtlänge enthalten, von welcher der kurze, dicke und stumpfe Kopf den sechsten Theil ausmacht. Das Auge liegt sehr hoch am Stirnprofil, wie an Cyprinion Cppris oder neglecfus , sein Diameter ist 5mal in der Kopflänge oder 2mal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten. Der quer- gespaltene kaum in den Winkeln gebogene Mund, dessen gelbe, i(»2 hornartige Unterkieferscheide beinahe die ganze Gaumenhöhle füllt, und sich nach aussen bis auf die Sehne des Mundbogens ver • breitet, ist nicht ganz so weit als die ebengenannte Stirnbreite. Die Bartfäden sind sehr kurz und zart. Die Flossen sind wie an Cyprinion macrostomus gestaltet, nur der Knochenstrahl in der Rückenflosse ist, wie bereits ge- sagt, um Vieles schwächer. Die Schuppen sind wie gewöhn- lich über den ganzen Vorderrücken gescheitelt, die gleich nach dem Hinterhaupte liegenden sind sehr klein, die kleinsten aber decken die Brust; die Schuppen aus der Mitte des Körpers er- reichen einen Augendiameter an Höhe. Die allgemeine Farbe ist gegenwärtig im Weingeist gelblich weiss mit hellgrauem Rücken und einem orangegelben Fleck in jeder Achsel. Jede Schuppe über Seitenlinien ist an der Basis braun. Wir haben diesen Fisch in vielen Exemplaren, wovon die grössten nicht g^anz 6 Zoll erreichen, sowohl aus dem Kara-Agatsnh als AUS dem Araxes. I>iscog:iiathus creiiulatuis. Capite ^ corporis, obtuso, crasso ; oris diametro ^ spatii interocularis; velo rostri os tegente margine crenulato. 7 P.1.13. V.1.8. D.3.8. A.2.5. C— . Li», lat. 35 IV 35. HI Es unterscheidet sich diese Species , welche wir am besten mit dem ganz ähnlichen Discog. rufus Taf. VIII, Fig. 2 ver- gleichen , vorzüglich durch einen viel kleineren Mund , dessen Klappenrand wie an jenem doch viel deutlicher gezähnelt ist. Die Höhe des Rumpfes ist 5^ mal und die Länge des Kopfes 6 mal in der Gesammtlänge des Thieres enthalten. Die Wangen sind sehr fleischig; die Augen liegen in der halben Kopflänge , ihr Diameter macht eine halbe Stirnbreite zwischen ihnen oder den vierten Theil der ganzen Kopflänge aus. Die Mundspalte, deren Bogen so wie an der syrischen Art be schaffen ist, wird von einem breiten sehr entschieden gezähnelten Klappenrand überdeckt und ihre Sehne ist kaum länger als ein Augendiameter oder die Hälfte obiger Stirnbreite. Grosse Poren bedecken die breite dicke Nase und liegen auch noch über der horizontalen Bewegungsfalte derselben. Schuppen, Flossen, Farbenzeichnung bieten übrigens keinen merklichen Unter- schied, nur ist letztere im Ganzen genommen dunkler und auch der Oberkopf nicht so hell rostfarb. 203 Wir erhielten dieses Fischcheu in Meliizalil sowohl aiiy den Con- flucnten des Aiaxes, als aus den Quellen des Saadi und dem Kara- Agatsch: unsere grössfen Exemplare sind nicht liber 32 Zoll laug. .Ulbiiriiiis Ibli». Corpore elongato; capite aciito rj altitudinis et i Ion- gitndlnls corporis; inaxilla inferiore magis porrecfa: oculo ^ capitis, diametniin iiiterociilarem aeqnante. P.1.14. V.is, ü.3.8. A.3.11». €.^. Uli. lat. 72— 75. 8 10 IV Wenn wir den bösen Ueislern Persiens Fische widmen, denen wir im Grunde keine diabolische Eigenschaften nachsagen können, so geschieht diess blos darum, weil die zahlreich vor uns liegen- den Exemplare mit erhabenen schwarzen , bei manchen sogar bis über die Flossen sich ausbreitenden Punkten besäet sind; welche offenbar Folge eines krankhaften Zustandes zu seyn scheinen, der, wenn er häufig vorkömmt, den Genuss dieser ohnehin sehr gräten- reichen Fische sicherlich nicht empfehlenswerth macht. Unter den sieben beschriebenen und abgebildeten syrischen Arten können wir in einer Beziehung Albunms capito auf Taf. XVII, Fig. 3 als das unserm Iblis zunächst stehende Vorbild aufstellen, denn sein Kopf macht wie an diesem den fünften Theil der ganzen Körperlänge aus, ist aber dabei um Vieles spitzer. In der Gestalt des Körpers gleicht er vollständig dem ebendaselbst Fig. 2 dargestellten Alb. mossulensh, nur sind die Brustflossen kürzer und erreichen die Anheftung der Bauchflossen bei weitem nicht. Die Höhe des Kopfes am Hinterhaupt ist l^mal, das grosse Auge 4 mal in der Kopflänge enthalten, welche letztere die grösste Körperhöhe um ein Drittheil übertrifft. Der Unter- kiefer steht sehr stark vor und macht den Kopf um so spitzer, dessen schmale Stirne nur einen Augendiameter enthalt. Die Achse des Körpers, welche durch die Spitze des Unterkiefers und des Deckels geht, lässt | des Auges über sich. Die Schuppen sind etwas kleiner, aber höher als an Alb. capito. Die Farbe ist im allgemeinen silbcrweiss , doch bei weitem nicht so glänzend, wie an unseren heimischen Arten, der Rücken schwärzlich, Bauch- und Analflossen schmutzig gelb. unsere Exemplare, die wir in ziemlicher Anzahl erhielten, sind alle aus der Gegend um Persepolis oder den Gewässern des Araxes: die grössten erreichen nicht viel über 8 Zoll Länge. 204 ^Iburiiu» Sctiejtan. Corpore siibovato ; capite subtrianguiari , } corporis liujns altitudinem aequante; ociilo majori ^ capitis, «liaine- trum interocularem aequante, 9 XII P.1.14. V.1.8. D.3.S. A.3.1i. C.-— . Liii. lat. 70— 72. 8 ,v Wir haben hier noch. eine Species vor uns, die der vorher- gehenden, mithin auch dem Alb. capifo in der Länge des Kopfes gleicht, welche ebenfalls 5mal in der Gesammtlänge enthalten ist ; es sind sogar dieselben Schuppen und Strahlen -Zahlen vorhanden; allein die ganze Gestalt des Fisches ist gedrungener, mehr leucis- cusartig und nähert sich jener des auf Taf. XVII , Fig. 4 darge- stellten Alb. pallidiis. Die Länge des beinahe dreieckigen Kopfes übertrifft kaum die Körperhöhe, und nur um ^ seine eigene, am Ende des Hinterhauptes gemessene. Der Unterkiefer steht un- merklich vor, und das grosse Auge, dessen Diameter ebenfalls einer Stirnbreite gleicht, ist nur 3^ mal in der Kopflänge enthalten und liegt mit seinem unteren Drittheile unter der Körperachse. Die Rücken firste setzt sich nach dem Hinterhaupte in einem sanf- ten gleichmässigen Bogen bis zur Flosse fort, die etwas wei- ter hinter den Bauchflossen, als bei der vorhergehenden Art ent- springt. Silberglänzend mit blaulich schwarzem Rücken und einem breiten dunklen Streif an jeder Seite, der sich aber erst gegen den Schwanz hin ganz deutlich zeigt. Auch diese Spezies ist gleich der vorigen mit der Hautkrankheit der erhabenen , schwar- zen Punkte behaftet. Das Wiener Mus(>um erhielt viele Individuen dieser Art aus dem Araxes bei Persepolis. Alburiius caudimaciila. Corpore subovato; capite y^y corporis, altitudinem cor- poris aequante; oculo ^ capitis, maxillis subaequalibus. Macula nigra ad basim pinnae caudalis: radio primo pinnae pectoralis nigro; pinnis ventralibus et anali rubescentibus. 8 XI P.1.14. V.I.8. D.3.8. A.3.12— 13. C— . Lin. lat. 60— 63. 8 '" 205 Diese Art unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden leicht durch ihren kürzeren Kopf und grösseren Schuppen, dereit in der Linea lateralis enthaltene Anzahl allein nur jener bei un- serem Alb. pallidus vorkommenden entspricht, einer Species, die übrigens nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit der vorliegenden hat, die im Umrisse noch am meisten mit Alb. mossulensis auf Taf. XVII, Fig. 2 übereinkommt. Der Kopf ist 5^- mal in der Gesammtlänge und gerade einmal in der grössten Höhe des Körpers enthalten , seine eigene Höhe am Hinterhaupte macht ^ seiner Länge aus ; er ist daher ziemlich stumpf, auch steht der Unterkiefer nur unmerklich vor, so dass, wenn man die kleine aber scharfe Erhöhung auf der Symphyse nicht berücksichtigen wollte, man diesen Fisch ebenso leicht für einen Si/ualtus ansehen könnte, als er bei Nichtbeachtung der Schlundzähne gar bei Leucos oder Leuciscus unterzubringen wäre. Übrigens schützt ihn vor der Untergattung Squalins noch die den Alhiirmisarten eigene längere Analflossenbasis. Das Auge, dessen Diameter beinahe die Stirnbreite erreicht, ist 3^ mal in der Kopflänge enthalten, und liegt beinahe zur Hälfte unter der Achse , welche die Nasen - und Deckelspitze durchschneidet. Die Brustflossen erreichen, zurückgelegt, die Einlenkung der Bauch- flossen. Rücken- und Analflosse haben die gewöhnliche Stellung und Gestalt. Die Farbe ist glänzend silbern mit stahlblau spielendem, schwärzlichem Rücken; jede Schuppe über der Lin. lat. ist an der Basis fein punktirt. Ausgezeichnet ist ein schwarzer Fleck an der Basis der Schwanzflosse und der schwarze Rücken des ersten Brust- flossenstrahles. Bruch- und Analflosse sind schön röthlich gefärbt. Von unseren Exemplaren , die wir in ziemliclier Anzahl besitzen sind die grös.sten 5i Zoll lang; alle sind aus dem Flusse Kara. .'Vgaisch und bei dem Dorfe Ger^ gefangen. i%lbui*iius ineg:aceplialus. Corpore compresso; capite acuto , ^ corporis, altitudi- nem corporis superante; oculo ^ capitis, spatio interoculari minore. ^ XI P.i.1.4. V.i.S. D.3.8. A.3.12. C.-?-. Liii.lat. 71—74. Der grosse Kopf und eine häringartige Gestalt charakterisiren diese Species, welche mit keiner der bisher bekannten zu ver- wechseln ist, auf den ersten Blick. 266 Der Kopf ist spitz, nur i^mal in der Gesaninitlange des ganzen Thieres enthalten und übertrifft um ^ die grösste Höhe desselben, während seine eigene Höhe am Hinterhaupte l^mal in ihm enthalten ist. Der Unterkiefer ragt stark vor und bildet die Spitze des Kopfes; eine durch ihn und die Deckelspitze gezogene Linie lässt |- des Auges üher sich, welches sich mit seinem hin- teren Rande in der halben Kopflänge befindet, und mit seinem oberen beinahe die Profillinien berührt. Der Diameter des Auges ist 5 mal in der Kopflänge oder IJ-mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der Mund ist massig gross, wie ge- wöhnlich schief aufwärts gespalten. Die Deckelslücke und Sub- orbitalknochen sind etwas dünn und gebrechlich. Der Humerus bildet einen spitzvorstehenden Winkel. Lage und Gestalt der Flossen ist wie an Alb. mossuletisis, dem auch übrigens sein Körperbau am meisten gleicht, nur sind die Brustflossen etwas kürzer. Die Schuppen sind sehr zart und bilden weniger Reihen über der Lin. lat., als es sonst bei ähnlicher Schuppenanzahl gewöhnlich der Fall ist. Die allgemeine Farbe i.st gelblich weiss, silberglänzend, über den Rucken bräunlich. ; Wir erhielten nur xwei Exemplare von 8 Zoll Länge aus dem Araxes, er dürfte daher dort unter die minder häufigen Arten gehören. Cobitls Pefsa. Corpore gracili; capite acuto ^j corporis; cirrhis loii- g;ioribus; pinna dorsali oblique truncata, caudali emarginata. Corpore et pinnis verticaiibus uiaculis bruneis irregularibus adspersis. 6 P.1.8. V.1.6. D3.8. A.2.5. C.-|- Dieses Fischchen hat die meiste Ähnlichkeit mit der auf Taf. XH, Fig. 3 dargestellten Cobitis insignis, doch ist seine Ge- stalt noch schlanker, der Kopf länger und dünner ; die Zeichnung der Flecken ist ebenso unregel massig, wie an Cob. frenata 1. c. Fig. 1 und ganz ohne Binden. Der spitze Kopf ist S^^nial in der Gesammtlänge enthalten, seine vier an der Nasenspitze sitzenden Bartfäden sind beinahe haarförmig dünne und etwas länger als gewöhnlich. Das Auge ist sehr klein. Die Rückenflosse, deren Basis über eine halbe 267 Kopflänge enthält , ist stark schief abgestutzt ; unter ihrer Mitte entspringen die Bauchflossen ; die zugespitzten Brustflossen reichen zurückgelegt bis zum Anfange der Rückenflosse, und die Schwanz- flosse ist schwach ausgebuchtet. Quellen um PersepoHs. ytcaiitliopsisi liiiea. 5 P.7. V.l. 5. D.2.7. A.Ü.5. C.-^. 7 5 Wir können von dieser Art nichts weiter sagen, als dass sie sich durch einen längeren spitzeren Kopf von unserer gemeinen Acanth. taenia unterscheidet, denn die vorliegenden Exemplare entbehren, bis auf eine dunkle Mittellinie an jeder Seite und eini- ger Querreihen kleiner Flecke auf der Rücken- und Schwanzflosse aller Farbenzeichnung, die durch den Transport mit der Epidermis abgerieben zu seyn scheint. Dagegen sind die sehr kleinen Schup- pen auf dem ganzen Körper unter der Lupe leicht sichtbar. Bäche um PersepoHs. Irebias Sopliiae '^. (Taf. XXIT, Fig. 2.) Bruneus, fasciis 12 — 17 argenteis ciiictus ; corpore sub- elongato compresso; capite corporis altitudinem aequante; dentibus in maxiila inferiori 10; pinnis rotundatis nigris. 9 I" P.i.14. V.1.5. D.I. 1*2. A.i.lO. C.-— . Liii. lat. 27. 8 jy 5 Unter allen bisher bekannten Arten dieser Gattung ist diese eine der schönsten, sie gleicht sonderbarerweise der neuen ausge- zeichneten, in Spanien vorkommenden Art, Cffprinodon Iberus * Vaienci c n lies hat In dem ISteii Bande der hi-st. nat. den älteren Namen Cyprinodon Lacepede, anstatt Lebias Cuv. angenom- men ; da aber unter meinen früheren syrischen Fischen bereits zwei Ar- ten unter dem allgemein angenommenen Gattungsnamen Lebias vorkom- men, so glaube ich die hier folgenden drei gleichfalls darunter belassen zu müssen. 268 Val., welche im 18. Bande der hi st. nat. p. 160 beschrie ben und auf Tab. 528 abgebildet ist, so sehr, dass man sie auf den ersten Blick leicht mit ihr verwechseln könnte. Der Körper ist nach hintenzu sehr comprimirt , der dicke stumpfe Kopf 3|mal in der Gesammtliinge enthalten. Das Auge befindet sich in der vorderen Kopfhälfte, dicht am Stirnprofil, und nimmt nicht ganz den dritten Theil der Kopflänge ein, welcher dem Durchmesser der breiten flachen Slirne zwischen den Augen gleich kömmt. Auf dem Unterkiefer stehen 16 dreispitzige, meissel- förmige Zähne. Die Rückenflosse beginnt in der Hälfte der (iesammtlängc und unter der Mitte der Rückenflosse fängt die Anal flösse an. Alle Flossen sind etwas abgerundet. Die Hauptfarbe des Körpers ist dunkelbraun, 12 — 17 ver- tikale, weisse, silberglänzende Linien oder schmale Binden umgeben den Rumpf, doch so, dass sie weder den Vorderrücken noch den Bauch erreichen. Jene , welche die Mehrzahl von Binden haben und zugleich dunkler oder intensiver gefärbt sind, scheinen die Männchen zu seyn; an ihnen sind die vertikalen Flossen tief schwarz, mit einem schmalen silberweissen Saum, nur die Analflosse hat einige Silberpunkte an der Basis. '"' " "■^' Die helleren Individuen , welche zugleich etwas höher oder breiter sind, und die wir für Weibchen halten, haben braune Ver- tikalflossen mit 3 — i Querreihen schwarzer Punkte, ihre Analflossen sind überdiess mit 2 Querreihcn weisser Silberpunkte an der Basis geziert. a?a8«|t)r; Dieses zierliche Fischchen lebt in lauen Salzquellen bei Pcrscpo- lis, die grössten werden kaum l^ Zoll lang-. liebias puiictatus. (Taf. XXII. Fig. 3.) Argenteus, maculis bruneis adspersus; corpore sub- tereti ; capite corporis altitudinem aequante: dentibus in maxilla inferiori 18; pinnis rotundatis flavis. dorsali medio incipiente. 9 III P.i.i:J. V.1.5. D.i. 10. A.1.9. C— . Lin. lat. 27. 8 IV 5 Der Körper ist etwas schlanker, runder und nicht so stark comprimirt, als an der vorhergehenden Art, übrigens sind die Ver- hältnisse des Kopfes , Stellung und Gestalt der Flossen dieselben, nur dass der Unterkiefer 18 Zähne enthält, und Rücken- und 269 Analflosse weniger Strahlen haben. Die Färbung ist ganz ver schieden, dabei aber nicht minder schön. Die Grundfarbe ist hellglänzend silberweiss , der ganze Rumpf, mit Ausnahme der Rückcnfirsle und des Bauches ist durch kleine braune Flecken getigert, die an einigen Exemplaren in drei unregelmässigen Längsreihen zu stehen scheinen , wovon sich die obere durch einen Streif über den Deckel bis zum Auge fortsetzt; alle Flossen sind einfarbig gelb mit röthlichem Saume. An Männ- chen stehen die Flecken dichter, an Weibchen sind sie blasser und sparsamer, nur 2 — 3 an der Schwanzflossenbasis liegende sind dunkelbraun. Das Wiener Museum erhielt viele Exemplare von i{ Zoll Lange aus dem Nemek-Dcria oder Salzsee, in welchen sich unter Schiraz die Quellen des Saadi erijiessen. liebias crystallodoii. (Taf. XXn. Fig. 4.> Bruneus subtus aigenteus, niacula caudali nigra; cor- pore elongato; capite \\ altitudinis corporis; dentibus c ri- stall in is remotis, in niaxilla inferior! 18; pinnis truncatis obscuris; clorsali pone medium incipiente. P.1.13. V.1.5. D.I. 10. A.1.9. C— . Lin. lat. 27. III 27. IV Grösser und gestreckter als die beiden vorhergehenden Arten, denn die Länge seines dicken Kopfes, der 3^ mal in der Ge- sammtlänge enthalten ist, übertrifft die Körperhöhe um die Hälfte. Die Vertikal flössen sind gerade abgestutzt, nicht abgerundet; Rücken- und Anal flösse entspringen beinahe gleichzeitig untereinander und zwar n a c h der Hälfte der Gesammtlänge des Fisches; in letzterer sind die Strahlen länger, als in der Rücken- flosse. Am Unterkiefer sitzen in regelmässigen Zwischen- räumen 18 schmale meisselförmige Zähnchen, jedes mit 3 kleinen Spitzen. Die Zähne, an den aus der Gattung Lebias Cuv. (gegen- wärtig Cyprinodon Valenc.) bekannten Arten, waren uns schon längst durch ihr etwas glasartiges Ansehen auffallend, das sich be- sonders an den Spitzen zeigt, hier aber tritt dieser eben so schöne als sonderbare Charakter, wovon niemand etwas erwähnt, in seiner höchsten Vollkommenheit auf, denn die Zähne sind bis auf ihre Basis herab vollkommen durchsichtig und glänzen unter 270 der Lupe mit demFeuer vonreinem Bergkry stall. Es bedurfte einer mehrfachen Überzeugung und Versuche mittelst hinter die Zähne gelegter Haare, die man dann gerade wie durch reines Glas erblickt, bevor wir es wagten, diese ausserordentliche Durchsichtigkeit anzuführen. Die Farbe unseres Fischchens mit seinen beneidenswerthen Krystallzähnen ist wenigstens jetzt im Weingeist eintönig braun, mit sllberweisser Kehle und eben solchem Bauche ; an den Seiten des Schwanzes sieht man einige zerstreute dunklere Flecke , und 6in stärkerer schwarzer steht auf den letzten Schuppen vor der Schwanzflosse. Alle Flossen sind schwärzlich , ohne irgend einer Zeichnung. Wir besitr-€ii nur ein einziges Exemplar die&er, von den beiden vorhergehenden so scharf unterschiedenen Art, es ist ij Zoll lang, und kam aus dem grossen Salzsee Nemek-Dcr ?a, unter Schirae. § 2] iB lö ^ 11 (ö mir der bisher aus Persien bekannten Süsswasser-Fische. Cyprliiidae. Systomus albus Heck. Var. alpina, Deria Käser um, Pire-San, Kara- Agatsch. Cyprinion tenuiradius Heck. Kara-Agatsch, Araxes. „ aculeatum (Chondrost. acul. Valenc.) Barbus Barbulus Heck. Kara-Agatsch. Scaphiodon Amir Heck. Araxes. „ niger Heck. Araxes. j, macro lepis Heck. Araxes. ;, Saadii Heck. Fontes Saadii, Araxes, Disco gnathus crentilatus Heck. Fontes Saadii, Kara-Agatsch. Abramis Persa (Cypr. Persa Eichwald fauna easpio-caucas.) Alburnus Iblis Heck. Araxes. „ S che j tan Heck. Araxes. „ caudimacula Heck. Kara-Agatsch, „ megacep halus Heck. Araxes. „ maxillaris I^eucisc. maxlll. Valenc.)* * Histoire naturelle des poisaons T. 17, p. 296. Obschon die da- selbst augcgebene Anzahl der Schlundzähnc 2.4— 4.'2 lautet, so sind wir dennoch fest überzeugt, dass diese Species zu unserer Untergattung Alburnus, dentes rtiptatorii 2.5 — 5.2, gehöre, ja dass sie sogar mit unserem Alburnus Iblis, wenn nicht identisch, doch gewiss sehr nahe verwandt sey. Die Abweichung in der Zahnanzahl durfte daher nur ein 272 Alburnus albuloides (Leucisc. albuloidcs Valenc.) „ €lupeoides (Leucisc. clupeoides Valenc.) Cobitis Persa Heck. Araxes. Acanthopsis linea Heck. Araxes, Poecilidae. Lebins Sophiae Heck. Salzquellen. jj punctaius Heck. Nemek-Deria. j, crystallodon Heck. Nemek-Derla. Zusammen 22 Arten, worunter Systomus albus und Bar- bus Barbulus auch in Syrien vorkommen. zufälliger Druckfehler seyn. Bei dieser Gelegenheit müssen wir an- merken, dass uns sehr wichtige Gründe vorliegen, bei Leuciscus ery- throphthalmus , rutilus, Orphus , Agasaii, Jeses, Dobula , grislagim l. c. ähnliche Druckfehler zu vermuthen. ZUR CHARAKTERISTIK UND CLASSIFIKATION DER Bevor ich zu dem zweiten Theile meiner iehtliyologi- sclien Beiträge, die Bewohner des Nils behandehid, schreite, möge es mir gestattet sein, vorerst noch einmal auf meine im ersten Theile derselben versuchte Eintheilung der Cy- prinen zurückzukehren: einmal, um einige durch das mitt- lerweile erfolgte Erscheinen des XVII. T heiles von Va- lenciennes Histoire naturelle des poissons nöthig gewor- dene Änderungen und Verbesserungen in denselben anzu- bringen, andererseits um mein von dem gelehrten Verfasser dieses Werkes an verschiedenen Orten desselben ange- griffenes Eintheilungs-Prinzip gegen seine Einwürfe zu ver- theidigen. Den letzteren mich zuerst zuwendend, muss ich vor Allem erklären, dass ich mich durch seine Bemerkungen in keiner Weise verletzt fühle, im Gegentheile durch das meinen über den Bau der Schlundzähne der Cyprineen ver- öffentlichten Untersuchungen gespendete Lob nur geschmei- chelt fühlen kann, und zwar um so mehr, als er ihren Werth bei der Charakteristik der Arten offen zugestehend, R US segger, Reisen. II. Bd. 3. ThU IS 274 sie auch gewissenhaft bei derselben iind ihren Beschreibun- gen benützte. Um so mehr niusste mich aber dagegen der nebenher laufende, tlieils direct, theils indirekt ausgesprochene Vor- wurf Wunder nehmen, diesen wiciitigen Charakteren einen allzu grossen W e r t h eingeräumt und sie beinahe ausschliesslich zur Begründung der Gattungen verwendet zu baben. In keinem Falle trifft dieser Vorwurf dann mich allein, sondern zunächst Herrn Agassiz, dem unbestritten das Verdienst gebührt, auf die hohe Bedeutsamkeit der Schlundzahn-Charaktere (die übrigens schon längst vor ihm von den ausgezeichneten Ichtyologen , wie Bloch, Artedi, Willughby, Gesner und sogar Bei Ion zur Charakteristik der Arten verwendet wurden) bei der Aufstellung und systematischen Eintheilung der Cyprineen-GaituTKjen aufmerksam gemaclit und zuerst consequent in Anwendung gebracht zu haben *. Unbillig erscheint derselbe aber dann noch insoferne, als er besagt, ich hätte mich derselben beinalie ausschliesslich bei meiner vorgeschlagenen Eintlieilung bedient, während diess doch nur bei einzelnen wenigen Gruppen der Fall ist, und zuletzt noch um so unbilliger, als Herr Valenciennes selbst sich genöthigt sieht , den Schlundzähnen in dieser Beziehung eine höhere Bedeutnng einzuräumen , wie diess z. B. aus folgendem Passus sattsam hervorgeht : „e t I es d e n t s p h a- r y n g i e n n e s m o n t r e n t a u s s i p a r 1 e u r r e s s e m b 1 a n c e avec Celles des au t res especes les affinites de cette espece avec les precedentes" (1. c. p. 403 — 404). Jeder Zoologe wird doch zugeben, dass, wenn in einer artenreichen Familie ein Organ im Vergleich zu anderen vorwaltend hoch und mannigfaltig ausgebildet auftritt, eben dieses bei der Bildung der Unterabtheilnngen berücksichtigt werden muss, und dass dessen grössere und kleinere Form- verschiedenheiten es sind , deren man sich zur Charakteri- stik jener vorzugsweise dann bedient, wenn sie sich allge- '^ Agassiz: Distribution rles' tjenres des Cyprins in Mom. de Neufchatel 1636. 275 meiner verbreitet und constanter als die anderer Organe erweisen, oder letztere ihrer schwankenden Eigenthümlich- keiten wegen für sich allein zur Feststellung eines Diffe- renzial-Ciiarakters sich unzureichend zeigen. Demzufolge müssen bei den Cyprinen die Schlundknochen und ihre Zähne — die, fänden sie slcli bei manchen Percoiden, Spa~ roiden, Scomberoiden etc. auf dieser Stufe ausgebildet, sicher als ganz erwünschte Charaktere freudig aufgegriffen worden wären — unläugbar als solche vorherrschend, viel- fach und eigenthümlich ausgebildete Organe angesehen wer- den, welche geeignete Charaktere genug darbieten, um sich ihrer in Verbindung mit andern oder in Ermanglung dieser, selbst allein als Charaktere ersten Ranges zur Charakte- ristik der ünterabtheilungen und Gattungen mit Sicherheit bedienen zu können. Für die Richtigkeit dieser Behauptung spricht schon die bekannte Thatsache, dass mau unter allen S c h 1 u n d k n o c h e n von Fischen den eines C y prinen auf den ersten Blick zu erkennen und ans ihm allein auch bald zu b e s t i m m e u i m S t a n d e ist, welcher Gruppe derselbeu ei* zugleich an- gehören könne. Besteht nun aber einmal diese That- sache, so steht begreiflicher Weise der Verwendung der Schlundknochen-Charaktere und ihrer Zähne zur weiteren Eintheilung und Begrenzung der Cyprineen-Gaitnngen nichts im W^ege, und sie wird sich, mögen auch weitere Spaltun- gen schon bestehender Gattungen dadurch veranlasst wer- den, um so mehr in Praxi bewähren, als sie in der Natur der Arten zunächst begründet, aller Willkür speculativer Systematik hierin begegnet. Ich hätte mich durch diese minutiösen Untersuchungen zu weit führen lassen, ruft Valenciennes mir zu und hält mir den botanischen Graue! , den Andere an Oenothera und Erica geübt, als Spiegelbild vor Augen I Zu minutiös sind meine Cntersuchnngen in diesem Falle wohl kaum zu nennen, am wenigsten in unseren Tagen, in A^elchen man sich bei der Ueberfüile neu entdeckter Formen gezwun- gen glaubt, den Differenzial-Charakter grosser, beinahe haltlos ineinander fliessender Familien und Artenreihen auf 18* 276 die noch weit minutiösere An- oder Abwesenheit einiger, oft kaum nur dem feinsten Gefühle melir bemerkbarer, dazu blos auf der Haut sitzender Gaumenzähnchen grün- den, oder ihn gar nach einem etwas höheren Körper und etwas melir gespitzten Flossen construiren zu müs- sen. Sie sind blos eine natürliche Folge unserer genaueren Kenntniss und Berücksichtigung aller Theile des thierischen Organismus. Auch handelt es sich dabei nicht um die Entscheidung ihres subjectiven Wertlies oder ünwerthes im Allgemeinen, sondern blos ihres objectiven, behufes einer Eintheilung einer natürlichen Gruppe. Ich will gerne zugeben . dass eine und die andere meiner Splitter-Gattun- gen bei weitem nicht den Wertli habe, welchen Cyprhms als Genus im weiteren- Sinne einnimmt, sie bleiben aber demungeachtet insofern wichtig genug, als sie gerade da, wo andere Kennzeicheu bei der Gruppirung verwandter Ar- ten uns im Stich lassen , die zunächst Verwandten mit un- leugbarer Sicherheit umfassen. Ich bedauere, meinen ünter- abtheilungen der Cyprineii Agw bedeutungsvolleren Namen „Gattung" beigelegt zu haben und gebe eben so gerne zu, dass durch Entdeckung neuer Arten und nähere Kenntniss vieler halbbekannten auch wieder manche neue Zahnforma- tion, mithin Zahnformel auftauchen werde, und ersuche daher meine sogenannten Gattungen einstweilen nur als Untergattungen, kleine Gruppen oder selbst namenlose Fel- der eines noch unvollendeten Netzes anzusehen, in dessen wohlbegränzten Räumen die Schätze unseres Wissens der Art gesichert ruhen können, dass man sie einst, dem Ziele näher, ohne grosse Mühe und grobe Missgrift'e zu begehen leicht wieder hervorziehen und manche durch zu strenge Konsequenz vereinzelte Ait grösseren Gruppen gefahrlos wieder einverleiben weiden könne. Da nun die Berück- sichtigung der Schlundzähne, wie bereits bemerkt, besonders wichtig gerade dort erscheint, wo andere Kennzeichen un- haltbar sich erweisen , wie diess bei der Älenge der unter dem leeren Namen „Weissfische oder Ables" verstandenen Cyprineii vorzüglich der Fall ist, so dürfte es wohl niemand in Abrede stellen, dass z. B. die Gruppen : Scardinius, Idus, 277 Lcucos, Leuciscus , Squalius , Telestes , Leucosomus etc. sicherere Anhaltspunkte für die Bestimmuno- der einzelnen Arten nnd ihre Znsammenstolluno hieten , als wenn man eine hekannte Species als Ty pus hinstellend, alle ähnliehen blos nach ihrer äusseren Körperform an diese anreiht und so nothwendig »efühlte Gr«ippen entwirft, die anscheinend natürlich, bei näherer anatomischer Untersuchung weg^e n i n c o n s e (j u e n t p r Z u r ii c k s e t z u n g des wichtigsten Organ es sich durchaus nicht als solche erweisen, und desshalb so arg in einander verfliessen. dass ein und d i e- s e 1 b e S p e c i e s oft in 2 und 3 s o 1 c li e r Gruppen zwanglos e i n g e r e i h t w erden k ö n n t e. Man kann mir zwar entgegnen, derselbe Fall tlürfte bei dem Mangel eines Zahnes oder bei vorkommenden Abnormitäten im Zahnbau überhaupt gleichfalls eintreten Dagegen habe ich nur zu erinnern, dass meine Gruppen oder Untergattun- gen nur für den erfahrnen Ichthyologen entworfen sind, dem der Bau der Schlundzähne keine terra incognita ist, den zufällige Mängel nicht Avie den Anfänger, der sie erst finden lernen muss. beirren und den bei den selten vor- kommenden wirklichen individuellen Abnormitäten die normale Bildung durch Untersuchung mehrerer Individuen jedenfalls auffinden wird. Ich muss ferner erinnern, dass alle Zahlencharaktere um so haltbarer sich erweisen, je mehr sie sich der Einzahl nähern, wie wir diess schon bei der Zählung der Wirbelknochen, der Schuppen, Flossen und Kiemeustrahleu sahen. Letztere haben desshalb schon zu A rted is Zeiten generischeu Wertli erhalten und dienen sogar in der Hisloire nai. des pohsons (JPercoldes) zur Be- zeichnung noch weit grösserer Gruppen, wo doch ihre höchste Anzahl sich eben so wenig fixiren lässt als die der Zähne bei Caiosfomus. Die höheren Zahlen-Sätze bei den Schlundzähnen der Cyprinen (von 40 bis 130) haben dem- uugeachtet noch ^or jenen der Kiemenstrahlen das voraus, dass bei ihnen alle M i t tel zah 1 en zwischen 12 und 40 fehlen und dadurch eben einen scharfen Abschnitt zwischen den wenig- und vielzähnigen Cyprinen-Gruppen zulässig machen, während die Zahlenziffer bei den letzteren 278 gradatim aufsteigt. Wie wenig übrigens die Anzahl der Schliindzähne variirt , mögen folgende z^vei Beispiele lehren : Unter 13 Exemplaren Agv Chondrostoma regia aus Syrien trugen 12 Schlundknochenpaare 7—6 und nur ein Paar 6 6 Zähne. Unter 51 Exemplaren der Chondrostoma nasus aus der Donau zeigten 47 (so wie sie mir der Zufall in die Hände spielte) 6—6, zwei derselben 6—7 und gleich- falls zwei blos 5 — 6 Schlundzähne. Ich könnte in dieser Hinsicht noch eine weit grössere Zahl von Beispielen an anderen Arten geben , wählte aber eben diese beiden dazu aus, weil Dr. de Filippi in Mailand gerade an Chondrostoma nasm , den er auch in den Gewässern des Po gefunden zu haben meint, häufige Varianten in dieser Beziehung beobachtet haben will: Ein Sachverhalt der um so mehr auffallen und gerechte Bedenken über die richtige Bestimmung der hiezu verwendeten Individuen ihrer Art nach erzeugen muss, als derselbe bei gedachter Species aus anderen Flüssen durchaus nicht vorkommt und bei allen anderen von mir untersuchten Cyprinen des Po- Gebietes gleichfalls nicht stattfindet. Dass ein derartio^er Verstoss hierbei unterlaufen konnte, ist mir um so wahrscheinlicher, als Herr Dr. v. Filippi, der Anzahl der Schlundzähne hierbei keinen Werth zuerkennend, sich blos an die gewöhnlichen, allerdings leichter wahr- nehmbaren, aber auch unbeständigeren Zahlen-Angaben der Flossenstrahlen, Sc h upp en re ihen und abso- luten Grössen hielt. Zunächst der Beschaffenheit der Schlundknochen und ihrer Zähne habe ich bei meiner Eintheilung der Cyprinen auch auf die des Mundes Bedacht genommen, dessen Bil- dung mir nicht minder wichtig als die jener Organe er- scheinen musste, als beide stets der Nahrung und Lebensweise des T h i e r e s entsprechend gestal- tet sind. — In eine nähere Erörterung des Werthes die- ser Charaktere anderen bisher benützten gegenüber einzu- oehen, halte ich für überflüssig. Eine genauere Beachtung derselben als bisher wird Thatsachen genug zu Tage 270 fördern, die entschieden ihre Zulässigkeit zur Charakteristik der Cyprinen-Grtippen oder Gattungen, in der Ausdehnung;, die ich ihnen gegeben, rechtfertigen werden. Diese That- sachen waren es auch, welche einen unseier ausgezeichnet- sten Zoologen, den Piincipe C l»on aparte in neuester Zeit bewogen, meine Eintheilung der Cyprinen mit geringen 3Iodifikationen in seinen letzten Publikationen* anzuneh- men, nachdem er hei seiner Anwesenheit in Wien, nach Ansicht meiner zahlreichen Präparate sattsam von ihrem Wertjje, ihrer Zuverlässigkeit und Nutzen für die Syste- matik überzeugt, sich aller seiner früher gehegten Beden- ken und Zweifel entschlng. Ich komme nun auf die in meiner Eintiieilung der Cy- prinen nachtriiglich ausführbaren Verbesserungen zusprechen. Sie betreffen wesentlich eine firiippe der Cyprinen, zu wel- cher die (iattuns; Chondrostoma gehört. Den (irundideenmich anschliessend, die Agassiz bei der Aufstellung dieser Gat- tung leiteten, sehe ich mich genöthigt alle durch einen knorpelig - zugeschärften Unterkieferrand aus- gezeichneten Cyprinen - Gat langen in eine Haupt- gruppe zusammenzustellen. Ich halte diese Zusam- menstellung für eben so natürlich als zweckmässig, und glaube hierin selbst an Herrn Valenciennes um so weni- ger einen Gegner zu treffen, als er sich bereits für eine Solche (1. c. T'. XVn. Chap. XIV. des Chondrostomes) wie- derholt und deutlich genug, wenn auch nicht ausdrücklich, ausgesprochen hat. Wenn derselbe mit Einschluss einer im Supplemente nachgetragenen Art blos 12 Species im Ganzen daselbst aufführt, so mag dies wohl seinen Grund darin haben, dass er sonst offen hätte eingestehen müssen, eine weit grössere Zahl hieher zu ziehender Arten und Gattungen bereits an anderen Orten (F. XVI. I. c.) minder natürlich untergebracht und beschrieben zu haben. Die dieser Zumuthung etwa begegnende Schlussbemerkung (T. XVII. p. 409) „mais ceux-ci n'ont pas d'etui corne aux levres« schützt ihn keineswegs davor, da C. Boiiaparte: Catalogo method. dei Cijprinidi d'Europa. 1845: cj. Catalogo method. dei pesci europei. 1846. 280 meine vielfältigen Untersuchungen in der Natur diese That- saclie nicht bestätigen, und sie selbst auch dann noch durch nachweisbare allmälige Übergänge aller Haltbarkeit einbüsst. Diese Bemerkung soll durchaus nicht als Vorwurf gelten , denn welcher denkende Forscher wird bei Vollendung einer Arbeit, auf einem beinahe neuen Felde wie hier, nicht tiefer eingedrungen seyn, als im An- fange, und ich bin fest überzeugt, dass Valenciennes den grossen Schatz seines Wissens, welchen er im 16. und 17. Bande der histoire naturelle niederlegte, gegenwärtig wenigstens theilweise schon wieder anders ordnen würde. Wenn ich daher durch die jetzige Zusammenstellung einen kleinen Schritt vorwärts wage, so war der Weg dazu be- reits durch Agassi z und Valenciennes angebahnt. Da nun aber durch Einschaltung so vieler heterogener Formen, wie sie unter dem oben angeführten gemeinsamen höchst wichtigen Charakter zusammen gerückt werden, die ur- sprüngliche Umgränzung der von Aga«siz aufgestellten schönen Gattung Chondrostoma bei weitem überschritten würde, so schlage ich für diese grosse Abtheilung der Cy- prinen oder Hauptgattung, wenn man will, den Namen Temnochilae oder Temnochila vor und belasse nnter Chon- drostoma Agassi z, M'ie bisher, blos die scharf kieferi- gen Cyprinen mit einer Reihe Messerzähnen, kei- nem K n o c h e n s t r a h 1 e u n d kurzer Rücken- und Analflosse. Die auf diese Weise zusammengestellten Temnochilae werden dann mit den s tum pflip pigen Cy- prinen, für welche Valenciennes, wie es (1. c. p. 407) scheint, den Linne'schen Gattungsnamen Cyprinus reservirt wissen will, eine beinahe gleichlaufende Formenreihe bil- den ; nur müssten dann Catostomus und Sclerognathus iRhy- tidostomus Heck.), wegen ihrer eigenthümllchen zu sehr ab- weichenden Schlundknochen-Bildung, aus letzteren entfernt werden und eine besondere Hauptabtheilung bilden, die sich dann jedenfalls näher an Cobilisve\\\ew würde. JEicoS'cAt«o/;j/5re und belassen nur die rund lippigen Arten unter Schisothorax. 286 gulls orls , duo in latere inaxillae snperioiis. Pinna dor- salis basi bievis, radio osseo scrrato ; aiiaiis basi plica longitudinali , anum tegente , squaniis magnis instructa. Squamae minimae. Schizopyge plagiostomus Heck. ^j sinuafus Heck. „ curvifrons Heck. . „ , . „ longipmnis Heck. / jj niger Heck. 1 jy nasus Heck. I y. Ueiites palaefornies; S.3.-1 — -4.3.3. SCAPHIODON Heck. Cirrlii plenimque duo, modo quatuor. Pinna dorsalis brevis , radio osseo serrato. ^qnamae niinutae. CIRRHI DUO. Scaphiodon peregrinonim Heck. \ „ fratercula Heck. i ,) socialis Heck. f „ (Gobio) damascimis Valenc. * , Syria. „ Trulta Heck. | „ Umbla Heck. 1 „ Copoeta Heck. ** / * Ich fülire diese Specios nur mit dem grös.sfen Zweifel hier an, denn in der Hist. nat. steht nicht.s vom Munde, den Schlundzähnen oder einem Knochenstrahl , allein die Abbildung auf pl. 482 sieht unserem Scapfi. fratercula und socialin aus Damascus, von woher wir keinen Gobio erhalten haben, ausserordentlich ähnlicl). *'■' Ist Capoeta fundulus Valenr. Das Genus Capoela Valenr. besteht aus drei Species und ist nur auf das Vorkommen eines Bart- fadens an jedem Mundwinkel basirt; der Typus davon g'ehört liieher oder wenn man lieber will in die erweiterte Gattun» Chondrostoma Valenc; die beiden anderen rundlippigen Arten Cap. amphibia und ina- crolepidola aber in mein Subgenus St/A'fomus. In der Fauna japonica verdanken %vir Herrn Dr. Schlegel die Beschreibung von sechs neuen Cyprinen. Aveichc er, wie wohl mit einigem Bedenken unter die Gattung Capoeta Valenc. stellt und zugleich sehr richtig bemerkt, dass sie eigentlich in die Nähe unseres Rhodens amarus gehören. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese sechs japanische Fisdichen mit Cypriniis Devario Buch an. Gang, und Perilampus osleographus M'ClclI. Ind. Cijprin. sehr nalie verwandt sind und zwar zu einer und derselben Untergattung gehören müssen. Nach den mangelhaften Beschreibungen und Abbildungen der beiden letzteren, damals allein bekannten Arten hatte ich im vorhergehenden Bande p. 1015 , ohne alle Autopsie, mein Subgenus Devario aufgestellt; es muss daher daselbst heissen : DEVARIO Heck. Dentes cultriformes 5—5. Os subinferum, Inbia teretia , cirrhi duo in angulis oris, vel nuili. Pinna dor- 287 Scaphioiion Saadii Heck. / „ Amir Heck. ' „ . u I /' Persia. „ niffer Heck. / „ macrolepis Heck. \ „ ßreimis) gtiftatus M'Clell. J „ „ pvogashis M'Clell. | I ii d i a. „ Cyprinns) Richardsonii Gray. ] CIRRHI QUATUOR. „ Tinea Heck. N a t o ii a. „ (Oreinus maailofvs M'ClcH. Inilia. h Radius o s s e ii .s n u 1 1 u .s. a. nantcs palaeforiiies ; S.S. 4— 4.3.2. GYMNOSTOMUS Heck. Ciirhi duo in angulis oris, vel null!. Pinna dorsaiis basi longior; analis bievis, illa vel ante vel snper pinnas ventrales incipiens. CIRRHI DUO. Gymnostomus {Chondrostomu) syriacwn \ ahne* Syria. CIRRHI NÜLLI. „ Chondrosloma) gangeficum Valcnc. \ . ,. „ „ Fiilwujee Sykes. S sali.s et anali)< basi ciotignta, iitrisqnc ladio ossco iaevi, apice flexili. Tr actus intestinalis 4^ long', corp. CIRRHI DITO. DfVitrio (Capoela) elongata F. jap. \ » >y (fracilis F. jap. I » » lanceolata F. JH]). ' j^ „j^ „ „ intermedia F. jap. / • "i „ „ limbata F. jap. „ „ rhombea F. jap. CIRRHI NULLI. „ (Cyprinus) Devario Buchan. | . ,. „ {Perilampus) osleographus M'Clell. ) Capoela limbata und rhombea F. ap. liattc i«Ii .selbst die Gelegen- heit zu unter.suciien, und sie liefern mir einen neuen Beweis , wie selir iVI u n d b i 1 du ng und S cli lu n dzäli n e zu einer festen Eintheilung der Cpprinen geeignet sind. — In dem vorhergelienden Theile soll es bei Scaph. Capoeta p. 1058 in der Zaliiendiaj^nosc Weissen : XIII Lin. ia(. 76-77. X '■' Die Schlundzhiine sind allein nach dieser Speeies angegeben, da sie von alliMi übrigen, nur nach den äusseren Kennzeichen hier zu- samniengestelUen Arten, nicht bekannt sind. *i88 Gymnoatomus {Chondrostoma) Boggut Seyk. „ „ Kawrus Seyk. „ „ Watlanah Seyk. „ „ Mnllya Seyk. „ (Gobio) lissorhyiichus M'Clell. ) India. » „ bicolor M'Clell. „ „ anisurus M'Clell. „ limnophihis M'Clell. „ {Cyprinus) Ariza Buchan. ? „ {Chondrostoma) dembensis Rüpp. Aegyptus. ß. lientesi ag^g^re$,'ati: 8. #.4 — 4.4.3. ASPIDOPARIA Heck. Os parvum, cinhi iiulli; ossa suborbitalia genas teg^entia. Pinna dorsalis basi brevis, inter ventrales et analem sita ; analis longior; ventra- les radiis 7 divisis; linea lateralis valde deflexa. Aspidoparia Sardiua Heck.* Assam. y. Itentes cnltriforinest V— 6; 6 — 6; 5 — 5. CHONDROSTOMA Agassiz. Os inferum tran.sversuni, cirrhi nulli. Pinna dorsalis et analis basi brevis, illa super pinnas ventrales incipiens**. *' A.tpidoparia Sardina. Habitu Kngraulidis ; corpore elongato conipresso; capite brevi J corporis; rostro porrecto , obtuso; ociilo 3^ capitis; ore subinfero scniicirculari. ^ ociiiis. 7 9 VI P.I.13. V.1.7. D.^7. A.-J.g, C.-- Lin. lat. 37. l Assam. — Beucvole communicavit Johiiiiiies Müller. '•■* In der Hist. nal, des poissons sind nun drei Species von Chondrostoma als in Europa vorkommend beschrieben : 1) Chondi'osloma nasus, bei welcher die Angabe ihres Vorkommens über den Alpen und gar in der Tyber auf einem Irrthum be- ruhen muss. 2) Chondrostoma Rysela Agass. von der es sehr zu bezweifeln ist, ob sie überhaupt nur in diese Series der Temnochilae gehört? Agassiz citirt nämlich den Rijserle des Gesner. der in der Frankfurter Ausgabe von 1620. p. 403 sagt: Ryserle vel R y- sele nostris vocatur etc., dann p. 404, wo er auch abgebil- det ist: In silo torrente ad urbcm nostram (Zürich) ca- pitur. Nun verdanke ich der Güte des Herrn Dr. v. Tschudi mehrere Exemplare eines Fischchens aus dem eben genannten Flüssch'Mi Sil bei Zürich, welches dort heut zu Tage noch Risele heisst und sowohl mit der ziemlich guten Abbildung im Gesner und dessen kurzer Beschreibung, als mit der besseren von V a- lenciennes I. c. ganz gut übereinstimmt, nur ist dieses Fisch- chen durchaus keine Chondrostoma, sondern ein, unter die Pachychilae gehöriger Teleates Bonapt., ein Subgenus, das sich 289 * » — 6. Chondrostoma (Chondro chihis) regius Heck. Syria. „ Soelta Bonapt. * ** 6 - 6. mis«s Agass. ) Europa. „ Seva Valenc. / „ Knerü Heck. „ Phoximis Heck. ? ? „ Rysela Agass. • ? „ {Cyprimis) Labeo Pallas. Asia. ? „ {Leuciscus) nasutus Ayres ** Arne r. bor. *** 5-5. „ Genei Bonapt. Europa. Aus der Gesammtsunime aller bisher bekannten Cypri- nen entfallen somit für die Abtheilung- der Temnochilae, oder, wenn man will für die Gattung- Temnochila, 134 unter 12 Genera oder (respective) Subgenera vertheilte Arten, welche sammt und sonders, etwa mit Ausnahme einer ein- zigen, noch nicht vollständig bekannten Species, die Ge- wässer der alten Welt bewohnen. — Was ferner noch die wenigen von Valenciennes in der Histoire naturelle des poissons beschriebenen Arten , seiner auf einerlei Basis mit unserer Abtheilung der Temnochilen beruhenden Gattung Chondrostoma betrifft, so lassen sich diese zwanglos in den nachstehenden , leicht zu unterscheidenden Gattungen oder Untergattungen unserer vorgeschlagenen Eintheilung unter- bringen, und zwar : durcli den magern Unterkiefer, die meistens kleinen Schuppenj vorzüglich aber durch Dentes raptatorii 2.5 — 4.2 deutlich unter- scheiden lässt, und wohin noch mehrere neue Arten gehören. 3) Chondrosloma Seva aus Turin, der 6 — 6 Zähne haben soll, eine Zahl, die vielleicht nicht die normale ist. " Chondrochyliis nasicus Heck. Fische Syriens, und die daselbst unter Chondrorhijnchus angeführte Chondrost. Soelta ist Chondrosloma Genei Bonapt. und zugleich Chondrosl. jaculum De Filippi. Über- diess können die beiden, 1. c. , nur der Consequenz halber aufgestellten Untergattungen Chondrochilus und Chondrorhynchus, als jetzt überflüssig wegfallen. *' Boston Journal. Vol. IV, p. 299, pl. 13, fig. 3. Russegge 1-, Reisen. II. Bd. 3. Thl. 19 Chondro Stoma nnsus t> rysela ? ? » seva » dembensis » lipoc heilos » semivelafus » DnvauceUü » gangeticus » syriaais n aculeais n Dillonn 290 'unter Chondrostoma Agass. „ L a b e o. > „ Tylognathus. „ Gymnostomus. Cyprinion. „ Dillonia. Was die übrigen Cyprinen mit abgerundetem oder fleischigem Kieferrande anbelangt, so thut es mir leid, dass weder Zeit noch Raum es gestatten , hier weiter darauf einzugehen, und ich muss desshalb auf meine Süsswasser- fische Österreichs verweisen, wo ich dann noch manche Verbesserungen und interessante Berichtigungen mitzu- theilen hoffe. Wien, den 22. März 1847. Die Fische Ägyptens. In Ägypten, einem der ältesten civilisirten Staaten, konnte es an Kenntniss jener Fische niclit fehlen , welche die einzig^e aber allbelebende Schlaoader des ganzen Lan- des bewohnen. Bei den Eingebornen mnssten zn allen Zeiten viele Nilfische, theils durch ihre besondere Grösse, theils durch ihren Wohlgeschmack zu einem nicht unbedeu- tenden Nahrungszweige werden. Manche Arten sind im grauen Dunkel der Vorzeit noch mehr ausgezeichnet wor- den , als zur blossen Speise zu dienen ; sie scheinen , wie der Oxyrliynchus , Pliagriis , Lepidotus , Latos und Maeotes, Gegenstände der grössten Schonung gewesen zn seyn, ja sogar eine gewisse Verehrung genossen zn haben. Viele Abbildungen von Fischen in Tempeln und Denkmälern er- hielten sich aus den Jahrhunderten der Pharaonen bis auf uns, allein ihre Namen gingen verloren oder sind, wenn sie auch hie und da in heutigen Volkssprachen noch einen Nachklang finden sollten, nicht mehr nachzuweisen. Nicht viel besser steht es um die Benennungen und kurzen oft widersprechenden Andeutungen, welche uns viel später, nach dem Verfall jener weltberühmten Monumente , die alten Klassiker hinterliessen. Nach diesen letzteren verstrichen mehr als tausend, für die Naturgeschichte stumme Jahre, bis allmälig bessere Beschreibungen und Abbildungen ein- zelner Nilfische wieder erschienen. Der Orchis oder Orbis des Bei Ion, der auch wahrscheinlich die Physa des S tr abo, Aclian und xAtheuaeus ist, war der erste Nilfisch, welcher, wenn wir die beiden unter Kaiser Hadrian 19=^ 292 geschlagenen Münzen ausnehmen , seit jenen in Tempeln und Gräbern abgebildeten oder als einzelne Figuren ge- meiselten Fischen, nach einem wohl 3000jährigen Schlum- mer durch die bildende Kunst wieder auf die Nachwelt ge- bracht wurde. Die beiden 3Iünzen Hadrians zeigen auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers, auf der andern den Lates oder Latos der Alten mit der Umschrift: Latopo- litesj dem Namen eines Nomus, das ist einer Provinz in Ägypten. Während der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts, in welcher ßellon lebte, erwähnt noch Purchas des Torpedo , der unzweifelhaft unser Molüplerurus elecfri' ciis ist; allein der Torpedo der Alten, wovon eine Stelle in Athenaeus vorkömmt, muss wegen seinen, den zarten Händen einer Frau so gefährlichen Stacheln ein ganz an- derer Fisch gewesen seyn. Das t7. Jahrhundert verfloss abermals ohne neuere Nachrichten über Nilfische, in der zweiten Hälfte des 18. begann es aber ernstlich zu tagen. Da tauchten durch Hasse Iqui st, Linne, Forskahl und Sonnini schon eine Menge bisher neuer Arteji auf, deren Anzahl bei dem raschen Aufschwang der Naturgeschichte, nach nicht vollen hundert Jahren sich jetzt in allem auf 84 Arten beläuft. Wir haben am Schlüsse dieser Abhandlung die hieher gehörigen Entdeckungen aller Naturforscher chronologisch in Tabellenform verzeichnet und hinsichtlich der auf die Nilfische sich beziehenden hinterlassenen Namen der ältesten Schriftsteller, wie zur Verfolgung ihrer Kenntniss bis in die frühesten Zeiten, die vortrefflichen Werke Cham pollion's und Wi Iki nson's, sowie die gefälligen Nachweisunge» des Direktors am hiesigen k. k. Antikenkabiuete, Herrn v. Arneth's, nach Möglichkeit benützt. Bei der einfachen Einriclitung dieses Verzeichnisses kann man leicht sehen , wie weit die Kenntniss einer jeden Species zurückreicht, und welche Verdienste den verschie- denen Entdeckern, besonders neuerer Zeit, dabei zukommen. Man wird finden, dass vor Bellon's Zeiten nur 11 Species mit einiger Bestimmtheit nachzuweisen sind, und dass nach ihm 19 Autoren durch Aufstellnns: von 7o neuen Arten die 293 Kenntniss der Nilfisclie bereichert haben, wozu Dr. Eduard Rüppell unstreiti«^ am meisten beitru«^. Nanli einer solchen Anzahl ausgezeichneter Vorgäng;er scliien es fast ühorfliissi»-, abermals noch nach unbekannten Arten ans diesem Flusse forschen zu wollen, dem nng^eachtet i;elangten mit den Sammliinoen des Herrn Theod, Kotschy noch drei neue Arten von dorther au unser Museum. Ja, wenn wir den langen Lauf des Nils unter den ver- schiedenen tropischen Eintliisseu mit unserem Donaug;e- biete, welches SO Species aufzuweisen hat, mit dem Enphrat, dem Ganges oder i\eu mittel amerikani- schen Flüssen in Vergleich bringen, so dürfen wir im- merhin annehmen, dass wenigstens noch an 30 unbekannte Arten von Fischen dort verborgen seyu mögen , die jedoch meistens in den olieren Gewässern seiner beiden Confiuenten zu suchen wären. Es folgen nun die Beschreibungen und Abbildungen der eben bemerkten drei neuen Arten, deren Aufstellung einige Erläutern ng-en über bereits bekannte nach sich zogen. Von dem seltenen GymnarcJms niloticns Cuv. hätten wir gerne eine noch fehlende ausführliche Beschreibung und bessere Abbildung als die bisher bekannten beigefügt, wenn nicht das einzige, wiewohl sehr schöne Exemplar des Herrn Kotschy ein ausgestopftes wäre. Hie vier Arten von I^abeo. Zur besseren Verstäiuligung dürfte es nicht überflüssig scheinen die obschon bekannte Mundbildnng, der zu dieser Gattung- gehörigen Nilfische, etwas n«äher noch zu beleuch- ten. Der Mund liegt unter einer fleischigen vorstehenden Nase, und öffnet sich , vermöge der kurzen ünterkieferäste nach abwärts. Er wird auf eine doppelte Weise verschlos- sen, nämlich nach innen durch den am Rande zugeschärften Hautüberzug des Ober- und Unterkiefers und nach aussen durch zwei entgegensetzte Lippen, deren obere noch be- sonders von einer herabhängenden Falte der Nasen haut, gleichsam wie mit einer Kappe bis gegen den Rand hin bedeckt wird. Wir nennen diese herabhängende Nasenhaut Mun d klappe. Der zugeschärfte Rand des Unterkiefers ist von einer weichen glänzenden Knorpelsubstanz bedeckt, die im Weingeist gelb wird und sehr leicht, wie eine schmale Scheide abfällt. Zwischen der Oberlippe und der seitlich darüber liegenden, durch den Suborbitalknochenrand gebildeten Hant- falte befindet sich ein schmales dünnes Häutchen, das gerade über den Mundwinkeln in einen sehr kurzen Bartfaden ausläuft, welcher erst bei geöffnetem Munde sichtbar wird. So weit im Allgemeinen. Nun gibt es aber zw ei er lei Ty pe n dieser Nilfische, die sich besonders durch ihre sehr abweichende Mundbil- dung auszeichnen. Bei dem Einen ist der Mund gross, s e h r f 1 e i s c h i g und halbkreisförmig; der sehr kurze Unterkiefer, dessen beide Schenkel , statt durch eine Symphyse nur durch ein lockeres Band verbunden sind , füllt durch sein mit dicker Haut überdecktes Ende zwei fleischige Gaumen- 295 gruben, gleich hinter tlem Oberkieler aus und verschliesst auf diese Weise i\ei\ Mund zum Drittenmal. Die bei- den Schenkel des Unterkiefers können sich beim Offnen des Mundes durchaus nicht bis zur wagrechten Linie, ja nicht einmal aus der Peripherie des Kopfes herabsenken. Um aber dem gerade abwärts hervortreten- den Zwischenkiefer eine, seiner Horizontalebene entsprechende Lippe entgegen zu stellen, hängt die dicke Haut des Unter- kiefers senkrecht abwärts und gestaltet sich am bogenför- migen Kande zu einer schmalen , vorwärts gewendeten Schneide. Diese leztere ist es nun , die , mit jener Kuor- pelschneide iiberzogen, sich bei geschlossenem Munde dem Rande des Zwischenkiefers anlegt'. Zur Verstärkung und Stiitze dieses herabhängenden, unteren Mundrandes, Aev sonst beim Ergreifen oder Auf- saugen von Nahrung keinen Widerstand leisten könnte, dient ein dicker kräftiger Kinnmuskel. Die den geschärften Mundrand umgebende sehr fleischige Unterlippe, welche bei geschlossenem Munde aus der Fläche des Kopfes nicht hervorragt, bedarf zu ihrer Bewegung sowohl der eigenen Dicke wegen , vorzüglich aber der in die Kopf- höhle eindringenden Lage des Unterkiefers halber, in den Mundwinkeln einer ungewöhnlichen Tiefe , welche da noch auffallender wird, wo diese Lippe einen doppelten, nämlich einen vor- und einen rückwärts gewendeten Rand hat, des- sen Bergung vorn im Kinnmuskel selbst schon eine ent- sprechende Vertiefung erfordert und wo zugleich die Kinn- muskelhaut durch keine vorgeschobene Randfalte jene Vertiefungen bedeckt. Hat die Unterlippe aber nur einen einfachen , vorwärts gewendeten Rand , so läuft der Kinn- muskel in der Mitte eben mit ihr aus und verdeckt mit seinen seitwärts dadurch entstandenen Randfalten (welche Einige eine dritte Lippe nennen) die beiderseitigen tiefen Furchen zwischen ihm und der, dem Unterkiefer ansitzenden Bei einigen Schiisolhorax- und Ttjlognalhus-Arlen ist diese hän- gende fleischige Wand des Unterkiefers, so Avie ihre wag rechte Schneide glänzend cartilaginös und orangegelb; ValencicnneS hat diese Mundbildung auch in seiner Gattung Chondrostoma beobachtet. 296 eigentliclien Lippe. Sowohl Ober- als Unterlippe sind nach Aussen glatt, an ihrer Innenseite aber quer gefältelt. Bei der Unterlippe steht auf dem Vorderrande eine Reihe kleiner weicher Papillen. Die geöffnete Mund- spalte lässt sich mit der Gestalt des Mondes in sei- nem ersten Viertel vergleichen. Die Mund klappe, zu deren leichteren Hebung eine horizontale porenfreie Haut- falte, auf der sehr dicken porösen Nase selbst liegt, hat an jeder Seite einen nach rückwärts zugespitzter Lappen- ansatz, der sich bei geschlossenem Munde an die Snb- orbitalknochenfalte anlegt und beinahe den Mundwinkel erreicht. Bei dem anderen Typus ist weder Nase noch Mund so gross und so fleischig. Die Spalte des letzteren ist mehr eine gerade und diagonale, nur an den W^inkeln etwas rückwärts gewendete. Der Unterkiefer ist weniger ansteigend, erreicht und verschliesst die Gaumenhöhle bei weitem nicht; da er sich ferner beim Offnen des Mundes unter die wagrechte Linie, ja selbst unter die frühere Peripherie des Kopfes herabsenkt, so bedarf er des so hohen dickhäutigen Abfalles nicht, um dem abwärts vorgeschobenen Zwischenkiefer seinen weiclien zugeschärf- ten Rand entgegen zu stellen. Der Kinnmuskel ist daher auch minder fleischig, die Gruben zur Aufnahme der Mundwinkel weniger tief und in Folge der beinahe gerad- linigen Mundspalte ziehen sich auch diese Gruben nicht so weit an den Seiten des Kinnmuskels zurück. Beide Lip- pen sind eiier dünnhäutig als fleischig, schmal, an der äusseren und inneren Seite ohne öuerfalten, am Rande aber schön gekerbt. Die sehr schmale U nterlippe liegt vorn in einer Querfurche des Kinnmuskels, hat einen Vor- der- und Hinterrand , welcher letztere auf eine ihm entge- gen stehende zarte Falte der Kinnhaut stösst, die gleich- sam, wenn man den geschärften Mundrand als Lippe nimmt, wie eine dritte Lippe betrachtet werden könnte. Die ge- öttnete Mundspalte stellt ein längliches, querüber liegendes Viereck dar. Die Mundklappe hat zu ihrer Hebung keine merkliche Hautfalte auf der weniger 297 nnd viel feiner porösen Nase ; die Lappenansätze an den Seiten der Mundklappe fehlen, sie ist an diesen Stellen blos abgerundet. Von diesen beiden Typen, deren nnterschiedene Merk- male nach der Mundbildung wir so eben augeoeben haben, sieht der Erste mehr Barbnsartig aus, mit fleischigem Kopfe und Deckelstücken, die unter der allgemeinen dicken Kopf- haut verborgen liegen; hier sitzen die Augen mehr rückwärts als vorwärts und die Schwanzflosse ist tiefer ausgebuchtet. Der Zweite ist mehr Tmiciscns- artigi die dünne Kopfhaiit verbirgt die Deckelstücke n ich t; die Augen sitzen mehr vorwärts als rückwärts und der Schwanz ist minder ausgebuchtet. Zu einer jeden der- selben gehören zwei Arten aus dem Nil. Es sind daher im Ganzen vier, von welchen drei bisher zwar wohl er- kannt, aber sonderbarer Weise nur zwei, wenigstens als zur Gattung Labeo gehörig, beschrieben wurden, die vierte fiel ganz durch. Die erste Nachricht darüber findet man bei Forskai (Descript. anim. p. 71) unter: CYPRINUS NlLOTICUS. Arab. Leben. DifTort a Cypr. rufescenfeU asselq. quod liuic radius spi- nosus nullus in P.P. Os sub capite. Maxi IIa superior, longior, oblusa carnosa : utiaquc triplici niargine gaudet : in- teriore et extimo integerrimis : niedio crenulato. b) Varietatem vidi, oris margine subtus duplici: tcrtii loco erat utrinque caverna profunda, fistulao siniilis. Nach diesen wenigen Worten lässt sich die sub b. ver- standene Art wohl am bestimmtesten eikennen und da sie als blosse Varietät des Cyprbms niloticus augeführt ist, auch durch sie auf diesen schliessen, dessen Diagnose übri- gens für sich allein ebenso gut auf beide Arten unseres zweiten Typus passen könnte. Forskais Cypr. niloticus und dessen Var. b. bilden mithin die beiden Species in un- serem ersten Typus, nämlich Labeo niloticus Valenc. und Labeo Forskalii Rüpp. < Nach Forskai gab Geoffroy Sai n t - Hillaire in der Description de l'Egypfe , Poiss. pl. IX, Fig. 2, unter 298 dem Namen Oi/pr-hmn niloticus die Abbildung eines Fisches, uelche streng genommen wolil keinem unserer vier bekann- ten Labeoarten ganz gleichet, aber sicherlich eher un- serem Lnbeo vulgaris aus dem zweiten Typus , als einer der Fo r skali sc h e n Arten ans dem Ersten ähnlich sieht. Cuvjer und Ri'ipJ)ell citiren diese Abbildung, ohne sie zu tadeln als Lnbeo niloticus. Valenciennes neunt sie äusserst mangelhaft, indem er sicii auf das vor Augen ha- bende, sein sollende Originalexemplar beruft. Wir können hier blos im Vorbeigehen bemerken, dass in ähnlichen Fäl- len Veiwechslimgen vorgekommen sind, Riippell, welcher die Nilfische sehr gut kannte, musste unter der Geoffroy 'sehen A bbil du ng einen der gemein- sten INilfische verstanden haben, wovon wir uns sowohl durch seine Aufstellung zweier neuer Arten, als auch durch ein Exemplar, das wir unter dem Namen Labeo niloticus vom Fr an kf u r ter Museu m erhielten, iiberzengt halten. Diese JSpecies ist es, welche wir vorhin (da der Name Labeo tiiloticus an eine Andere vergeben ist) Labeo vulgaris be- nannten. Dr. Rüppells Labeo Coubie aber muss dagegen offenbar mit f^ibeo niloticus Valenc. identisch seyn. Ob Valenciennes bei Beschreibung des Labeo Fors- kalii Riipp. wirklich die schöne RüppelTsche Species im Auge hatte, wäre etwas gewagt zu behaupten. Noch mehr weicht aber seine Beschreibung bei Chondrostoma (lembensis von jener des Herrn Dr. Riippell ab, und wenn wir Herrn Valenciennes Beschreibung dieses letzteren Fisches recht ins Auge fassen, so können wir uns nicht er- wehren in derselben unseren Z«fteo vulgaris, i\en Labeo niloticus des Frankfurter Museums und gar den berüchtigten Cyprinus niloticus der Description de l'Egypte zu erblicken. Freilich müssten dann die eigentlichen Lippen und die Bart- fäden übersehen seyn, oder sollten sich die Worte: „Le V o i 1 e m e ra b r a n e u X du m a x i 1 1 a i r e s u p e r i e u r e s t frange" auf erste re beziehen, während gleich darauf von einer Unterlippe ausdrücklich gesprochen wird? Worin aber bestünde dann noch der Unterschied zwischen den Gattungen Labeo und Chondrostoma Valenc.? Sicher 299 nur in den minutiösen Bartfäden, die so leicht zu übersehen sind. Wir glauben nicht zu irren , ^venn wir es wagen die 5^ Zoll langen Individuen , des unter C/iundro- stoma dembensis, in der hist. naturelle des poissons, beschrie- benen Fisches fiir junge Exemplare unseres 7 Zoll bis 2 Schuh langen Lubeo vulgaris zu halten ; und zwar um so weniger, als sie auch die Zähne der wahren Labeoneu besitzen, Kopf und Augen an jüngeren Fischen stets etwas grösser sind, ihr Rücken dagegen niedriger ist. Dr. Rüp- pells einziges Exemplar von C/iond. dembensis ging ver- loren , seine in Afrika entworfene Beschreibung gibt die Rückenflosse mit nur 2 . S Strahlen und maculis quatuor ni- gricantibus an, welche letztere in der Abbildung zwar feh- len , beide aber bisher in der Gattung Labeo noch nicht wahrgenommen wurden. Wir geben anbei zur Beseitigung fernerer Verwirrungen die ganz genauen Abbildungen aller vier ans dem Nile uns bekannter Labeoarten und zwar wie gewöhnlich , der leichteren Vergleichung wegen , mittelst des Ichthyometers, auf einerlei Giösse reduzirt. Diese vier Arten, welche in mehrfachen Exemplaren sehr verschiedenen Alters vor unseren Augen liegen , lassen sich nach dem bereits da- rüber Gesagten folgender Weise sehr kenntlich diagnosiren. I. Caput incrassatum; opercnia sub cute crassiore abscondita; maxi IIa inferior apice palato applicata; labia crassa, latere interno plicis transversis; velum oris utrin- qne lobatum ; os magnum , semicirculare; oculus pone medium capitis. Pinna candalis magis emarginate. a^ Labio inferiore inargine anlico papillis remotis , postico medio evanito; mento piano, fovea transversa nulla ; cor- pore altiore ; piiinis rectis, VII D.3.13. A.3.5. lin. lat. 38. V LABEO NILOTICUS Val. {Labeo Cmtbie ^üx^-t., Cypri- nuit nilolicus Forsk.) b) Labio inferiore margine antico et postico integro , crasso, foveam transversam menti replente ; corpore graciliori ; pinis falcalis, ;joo VI D.3.10. A.3.5. Liii. lat. 41. IV LABEO FORSKALI I Riipp. (Laben For.vA-ff?/« V a I e n c. V ? Cijpriuus niloHcHS Var. b. Forsk.) IJ. Os tiaiisversinn ; labiiim siiperioiius inenibrana- ceum, margine crenulatnni : plica teiniis inenti retro mar- ginem posticum laliii angusti inferioris; ociilns ante me- dium capitis. Pinna caudalis minus emarginata. c Capito ^r corporis; pronoto subelevato ; caudac altitudine i- corporis aeqnante : ociilo i capitis, ^ spalii interocularis; racliis piiinap tlorsalis brevioribus : vm 1).3.14 — 16. A.'2.5. Lin. lat. '«3— 'i4, V LABEO VLLGARIS Nob. {i'hondvosiomu dembensiji V a 1 c II c. Lubeonilolicus M u s. S e n k c n b. e t V i ii d o b. Ctfprinus nilolicus Gc o f f. St. Hi I. d Capite triangulär! 4 corporis vix superanle ; caudac alti- tudine ultra i corporis; ocuio \ capitis, ^ spatii interocu- laris, radiis pinnae dorsalis longioribus; Vll D.3.13. A.'2.5. Lin. lat. 41—42. IV LABEO HORIE Nob. LABEO NILOTICÜS Valenc. (Taf. XX. Fiff. 1.) Die vortreffliciie Beschreibung dieser Species von Herrn Valenciennes in der Hist. nnt. des poissoiis, Tom. XVJ, p. 339 — 42 lässt nichts zu wünschen iibrig. Wir bemerken nur, da.ss unsere Zeichnung nach einem 12 Zoll langen Exemplar aus Assuan angefertigt ist, bei welchem der Mund minder offen, die bewegliche Nasenspitze daher eine mehr herab gesenkte Lage einnimmt. Das An ge beträgt | der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen 21 Augen- diameter. Die Unterlippe ist vorn mit beiläufig 10 klei- nen welchen Warzen besetzt und hat keinen rückwärts geschlagenen Rand, daher auch der Istmus sich in voll- kommener Ebene mit ihr verbindet, und keiner transversalen Vertiefung in seiner Mitte bedarf, um wie bei der fol- genden Art den Lippenwulst zu bergen. Die vorderen Rücke nflossen strahlen übertreffen bei jüngeren Indi- viduen die Höhe des Körpers; bei älteren, von 24 Zoll 301 Länge, sind sie niederer als derselbe; ebenso ist der Rand dieser Flosse an ersteren etwas auswärts, an letzteren aber etwas einwärts gebogen. Unser eben genanntes grösstes Exemplar hat 5 Zoll Höhe. In Assuan heisst dieser Fisch Debs rnerdzian. LABEO FORSKALU Rüpp. (Taf. XX. Fig. 2.) In der hieher bezüglichen Beschreibung der hist. na- turelle T. XVI, p. 343, der vielleicht eine andere uns un- bekannte Species zum Grunde liegt, vermögen wir die vor- liegende nicht zu erkennen. Unsere Exemplare von 3 bis 10 Zoll Länge kamen aus Assuan, woselbst diese kvt Debs el haih.iar genannt wird, sich vorzüglich gerne in den Strömungen der Katarakten aufhält und mit seinem grossen Saugmaul an Steine und Felsen anhängt. Die ganze Gestalt ist mehr walzenför- mig als am vorhergehenden, Nase und Mund noch dicker und weicher. Der Kopf ist nicht ganz sechsmal in der Gesanimtlänge enthalten und gleicht der Körperhöhe. Das kleine Auge liegt hoch am Stirnprofil hinter der Mitte des Kopfes, sein Diameter ist sechsmal in der Kopflänge und dreimal in der breiten flachen Stirne zwi- schen beiden Augen enthalten. Eine breite faltige Furche reicht wagrecht über die Nase von einem Auge zum an- dern; durch sie wird der sehr weichen, sammt den vordem Suborbitalknochen leicht auf- und abwärts beweglichen Nase das Offnen und Schliessen der i\e\\ Mund bedeckenden Klappe erleichtert, Nasenspitze, vordere Subor- bital knochen und der Anfang der Stirne über der grossen Querfalte sind dicht , mit an der Spitze durchbohr- ten Warzen besetzt. Die Seime des Mundbogens gleicht wenigstens der Stirnbreite ; die sehr fleischigen weichen Lippen sind auf der Innenseite stark querfaltig und nur in der Tiefe, wie an der vorbeigehenden Art nackt. Die breite dicke halbkreisförmige Unterlippe hat einen dop- pelten Rand, wovon einer vor- der andere rückwärts ge- wendet ist, ersterer ist mit viel kleineren flachen und wei- chen Wärzchen besetzt alsan/y«ö. nilolicus; letzterer ist glatt. 302 Der zurückgeschlagene Theil der Unterlippe überdeckt eine tiefe, breite, hinter der ganzen Lippenbasis hinlaufende Furche, die um die Mundwinkel herum noch tiefer wird, und bei der weichen leicht welkenden Substanz der Lippen noch mehr ins Auge fällt. Eine schmale, nur bei den Mund- winkeln vorhandene Kin nhau tfalte schiebt sich dem hin- tern seitlichen Lippen ran de entgegen, in dessen Mitte sie aber fehlt. Beim Offnen des Mundes sieht man die ausserordentlichen Gruben der Mundwinkel bis zum unteren Augenrand hinauf reichen und die dicken Hängelippen treten, eine halbmondförmige Öffnung bildend, hervor. Alle Flossen sind sichelförmig ausgeschnitten, be- sonders die Rückenflosse, deren ausgestreckte längste Strah- len , die Körperhöhe oder die eigene Flossenbasis minde- stens um die Hälfte übertreffen und niedergelegt bis zum Anfang der Analflosse reichen. Die Strahlen dieser lezteren Flosse dagegen sind kürzer als in der vorhergehen- den Art, uiul die Analöffnung selbst liegt etwas weiter vorn. Brust- und Bauchflossen breiten sich lieber wagrecht aus; der obere Lappen der stark ausgebuchte- ten Schwanzflosse ist etwas länger als der untere. Die Schuppen sind hautartig weich, auf der unbe- deckten Fläche rauh und von sehr vielen welligen Radien dicht durchzogen. Die bedeckte Fläche mit ihrem an der Basis ausgebuchteten Rande hat eine äusserst feine con- centrische Textur, in welche sich .1—4 helle stark markirte Kreise auszeichnen. Über der Linea lateralis, welche 41 Schuppen ent- hält, befinden sich bis zur Rückenflosse nur 6 und darunter bis zu den Bauchflossen nur 4 horizontale Schuppenreihen, auf der Brust sind die Schuppen sehr klein. Im Weingeist ist die Farbe gelblich , obenher bräun- lich; die erste Schuppe der Seitenlinie bezeichnet ein schwar- zer Fleck, der sich an der vorhergehenden Art hinter dem ganzen Schultergürtel herabzieht; gleichfalls ist der Rücken der ungetheilten Brust-, Bauch- und Schwanzflossenstrahlen schwarz. Länge des gezeichneten Exemplars 10^ Zoll. 303 LABEO VULGARIS. (Taf. XX. Fig. 3.) Wir erhielten ihn sehr häufig- aus Cairo, wo er ziem- lich gemein seyn muss. Unsere Exemplare sind ö Zoll bis 'i Schuh lang. Der Körper ist schlanker und mehr com- primirt , als an Lab. niloticus und erinnert eher an einen deutschen Leuciscns. Der Kopf macht den sechsten, die Körperhöhe den liinften, und die Schvvanzhöhe den zehnten Theil der Gesammtlänge aus. Der Vorder rücken schwingt sich nach dem Hinterhaupt in sanftem Bogen aufwärts 5 Stirne und Nase sind etwas deprimirt, beinahe flach, mit geradlinig ansteigendem Profil. Letztere ist breiter als hoch, mit feinen Poren, aber ohne warzige Erhöhungen be- setzt. Die Nasen klappe ist abgerundet, ohne Seiten- lappen und bedeckt eine schön ausgeränderte Oberlippe, unter welcher der etwas stumpf geschärfte Mundrand liegt. Der untere Mund rand ist, wie gewöhnlich schärfer, dabei sehr weich 5 auf ihn folgt eine schmale fleischige, an der gewölbten Oberfläche etwas gekörnte Unterlippe mit Vor- der- und Hinterrand, letzterer ist sehr fein gekerbt. Die Lippe liegt ganz so, wie an Lab. Forskalii in einer öuer- vertiefung des Kinnes, dessen Fläche durch eine der Lippe entgegen geschobene kurze Hautfaltc an den ganzen Hin- terrand dieser Vertiefung angiänzt. Die Mundwinkel liegen aus früher angezeigter Ursache minder tief, auch sind die Unterkieferschenkel hier bedeutend länger. Hieraus erhellt, dass ausser der Gestalt der Mundspalte, welche diagonal und nur an den Winkeln rückwärts gewendet ist, die ganze Mundbildung jener des Lab Forskaf'ii, in einem verhältnissmässig kleineren , gleichsam abgemagerten Zu- stande gleicht. Die kleinen, leiciit übersehbaren Bartfäden sitzen mehr über den Winkeln und die Membrane, aus der sie entspringen, reicht nicht ganz- bis unter die Suborhital- knochen. Die Sohne der Miindspalte übertrlftt kaum einen Augendiameter, welcher 5 mal in der Kopflänge und 2-^mal in der Stirnbreite zwischen den Augen enthalten ist. Letz- tere liegen etwas vor der Mitte des Kopfes und mit ihrem 304 vierten Theile unter der Körperachse. Die Deck eistücke sind, wie an unseren Leuciscumrten von keiner dicken Haut iiberdeckt; der Vordeckel ist stark abgerundet, und liegt vertikal unter dem Hinterhaupts-Ende; Unter- und Zwischendeckel sind sehr schmal. Die Rückenflosse entspringt, wie gewöhnlich, vor dem zweiten Drittheile der Gesammtlänge, sie ist schief und dabei etwas konkav abgestutzt , ihre vordere Höhe gleicht der Basislänge und erreicht die Körperhöhe unter ihr nicht; der letzte Strahl ist zweimal in der Höhe der vorderen enthalten. Die Analflosse ist zugespitzt und die vordere Strahlenlänge übertrifft die Schwanzhöhe über ihnen. Die gleichfalls zugespitzten Brustflossen reichen über den Anfang der Rückenflosse zurück. Die Schuppen sind weich, am freien Rande sehr dünnhäutig, an der Basis beinahe gerade; ihre concentrischen Ringe sind äusserst fein und dicht; viele parallele, etwas wellige Furchen durchziehen die unbedeckte Fläche der Länge nach, und viele schwarze Punkte sind zwischen ihnen eingestreut. Die Seitenlinie besteht aus 43—44 Schup- pen, ober ihr liegen S, unter ihr .5 horizontale Schuppen- reihen. Die Farbe im Weingeist ist gelblich, silberglänzend, auf dem Rücken bläulich grau. Länge des gezeichneten Exemplars 10 Zoll. LABEO HORIE. (Taf. XXI. Fig. 1.) Es unterscheidet sich diese Art von der Vorhergehen- den, die ihr im Allgemeinen ähnlich sieht, vorzüglich durch einen kleineren Kopf, grössere Augen, höheren Schwanz und längere Rückenflossenstrahlen ; auch ist die ?}ase niederer und die Brustflossen sind kürzer. Die Länge des beinahe dreieckigen Kopfes beträgt kaum mehr als 4 der Gesammtlänee oder | der »rössten 305 Körperhöhe, deren Hälfte von der Höhe des Schwanzes vor seiner Flosse weit übertrofFen wird. Der Vorderriickeh steioft ohne besonderen Aufschwiing^ in der geraden Rich- tung- des Stirnprofiles, beinahe bis zn seiner Flosse an. An der niedergedriickten Nase scheinen die Poren in kleinen Grübchen zn liegen. Der Mund ist ganz wie an Labeo rulffctris beschaffen, doch ist die Oberlippe tiefer gezähnelt, beinahe gefranzt und die Unterlippe um die Hälfte schmäler, so dass man kaum noch einen vorderen nnd hinteren Rand zu unterscheiden vermag; lezterer ist indess sehr fein ge- kerbt. Die Sehne der Mnndspalte ist etwas länger, sie gleicht zwar auch einem Angendiameter, allein dieser ist nur viermal in der Kopflänge nnd nur zweimal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Der Hinter- rand des Vordeckels liegt vo r dem Hinterhauptsende, daher auch der Raum zwischen ihm und dem Auge v\eit schmäler ist, als an der vorbeigehenden Art. Die zurückgelegten Brustflossen reichen nicht wei- ter als perpendikulär unter den Anfang der Rückenflosse zurück; diese letztere zeichnet sich dagegen dnrcli ihre Höhe aus, denn die vorderen Strahlen übertreffen die Körperhöhe unter ihnen, so wie die ihr gleichende Rücken- flossen-Basislänge bei weitem , oder sind ihr bei alten Indi- viduen doch wenigstens gleich; der Flossenrand selbst ist stets etwas convex, auch fanden wir nie mehr als 13 ge- theilte Strahlen. Die vorderen Strahlen in der Anal- flosse, welche dieselbe Länge wie bei der vorbeschriebe- nen Art haben, sind dem Höhediameter des Schwanzes über ihnen gleich. Die Schuppen gleichen in ihrer schönen Textur bei- nahe ganz jenen des Lab. vulgaris , anstatt der schwarzen Punkte erblickt man aber ebenso feine helle Grübchen zwi- schen den zahlreichen Radien ihr^r unbedeckten Fläche. Über der Seitenlinie, die ans 41 — 42 Schuppen besteht, liegen nie mehr als 7 Horizontalreihen und unter derselben bis zur Insertion der ßauchflossen nur 4. Russe gger, Rpisen. n. Bd. 3. Thl. . 20 306 Die Farbe ist gegenwärtig gelblich, der häutige Rand von jeder Schuppe aber, nebst Deckeln und dem Schul- tergürtel glänzen wie reines Silber. Der Rücken spielt stahlblau. Er scheint etwas seltener zu seyn , als der Vorige, denn wir erhielten nur 4 Exemplare von 8, 10, IS und 24 Zoll Länge. In Assuan heisst er Horte. Länge des abgebildeten Exemplars 10 Zoll. ALESTES Müll, et Troscti. Von den hieher gehörigen, aus der Gattung Myfetes C u V. mit vollem Rechte ausgeschiedenen Arten waren bis- her nur zwei, als im Nil vorkommend, bekannt, nämlich: Salmo dentex Hasselquist und in neuerer Zeit Myleles Nnrse Rüppell. Wir haben nun eine Dritte hinzuzu- fügen, die sich unter den von Herrn Theodor Kotschy in Assuan eingesammelten Nilfischen befand. Um aber diese schöne Species mit hinreichender Be- stimmtheit zu bezeichnen, schien es uns unerlässlich mit ihr zugleich auch die alte Hasselquistische abbilden zu lassen, um so mehr, als unter allen von letzterer vor- handenen Abbildungen keine einzige richtig ist. Myletes Nurse Rüpp. hat mit unserer neuen Art zu entfernte Ähn- lichkeit, um hier weiter berührt zu werden. Um zu ent- scheiden, welche der beiden uns vorliegenden Arten die längst bekannte oder doch wenigstens die allgemein dafür angenommene sey , hielten wir uns nach der einzigen hin- reichenden Beschreibung Cuviers in den Memoires du Musee T. 4. p. 446, wo es unter anderm auch heisst: „La distance entre l'anus et la base de la caudalc est a peu pres la raoitie de celle entre Tanns et le bout du museau." Dass de Jo annis in Gnerin Magasin de Zoologie unter dem Namen Myletes Baremoze denselben Cu vi er 'sehen Myletes beschrieben und abgebildet habe, kann niemand bezweifeln. 307 ALESTES DENTEX Müll, et Trosch. (Taf. XXr. Fig'. 2.) Saliuo dentex Hasselq. Her palaesf. p. 437. Cifprinns dentex Lin. Characinus niloücus Geoffr. Descript. de VEgypte p. 49. pl. 4. fig;. 2. Myleles Hasselquisfii Cuvier, Mem. du Miisee IV. p. 446. pl. 21. %. 2. „ „ C u V. Retf. animal Poiss. pl. 103. fig. 1. „ „ Giierin Jcon. du reg. animal. Poiss. pl. 56. fio-. 1. „ Bareinoze tl e Joannis Guerin. Magas. de zool. pl. 6. Cambout Rifaud, l^otj. en Egtjpte. pl. 189. Alesles denlex Müller et Tr ose hei Horae tchtyol. p. 12. T. II. fig. 6. die Zähne. Corpore elongato, subovato ; altitudine ^ longitudinis ; capite obtuso -^^ corporis; oculo magno ^ capitis; pinna anali margine concava, basi longitudinem capitis aequante, plane ab ultima tertia parte corporis (pinna caudali non computata) in- cipiente. P.1.15. V.1.8. D.2S. A.2.21. C.^ Lin. lat. 45. VIII 5. II Die Körperform ist gestreckt oval, massig compri- mirt , bis gegen die Mitte der Analflosse beinahe gleich hoch ; die grösste Höhe vor der Rückenflosse ist etwas über 5 mal, der stumpfe Kopf Ciinal in der Gesammtlänge des Fisches enthalten. Die Angen sind sehr gross, mehr in der vorderen als hinteren Hälfte des Kopfes, halb über halb unter der Körperachse gelegen ; ihr Diameter ist S^mal in der Kopflänge und l^mal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Die Rückenflosse entspringt in der Mitte des Kör- pers (ohne der Schwanzflosse), ihre Basis, welche über eine halbe Kopflänge ausmacht, ist nicht ganz zweimal in der Länge ihrer vorderen Strahlen enthalten; der Flossen- rand selbst ist sehr schief abgestutzt, so dass der letzte Strahl nur ^ des zweiten erreicht. Um einen Augendiameter vor dem Anfange der Rückenflosse sitzen die ersten Strahlen 20* 308 der Bauch flössen und um einen Au» endiameter hinter dem Ende der Rückenflosse der erste Strahl der Anal flösse; das Begiinien dieser letzteren bezeichnet zugleich das letzte Körperdrittheil (oline der Schwanzflosse). Die Entfernung des ersten ßauchflossenstrahles (an seiner Basis) bis zur Analflosse übertrifft die Basislänge dieser letzteren, welche gerade der Kopflänge entspricht. Der zweite ungetheilte Strahl in der Analflosse nebst dem ersten der getheilten ist am längsten und | der ganzen Basislänge gleich. Der Rand dieser Flosse ist sanft einwärts gebogen. Die Seitenlinie, %velche die untere Hälfte des Kör- pers durchzieht, senkt sich iiber den Banchflossen so weit herab , dass zwischen ihr und diesen nur zwei ganze, oder genau genommen 2i Schnppenreihen liegen, über der Änal- flosse sind es aber schon vier. Zwischen der Seitenlinie und dem ersten Rückenflossenstrahl befinden sich 8, von ihr bis zum letzten 7 horizontale Schuppenreihen. Länge des abgebildeten Exemplars lOi Zoll. ALESTES KOTSCIIYI. (Taf. XXI. Fig. 4.) Corpore elongato ; altitudine -j^j 'ongitudinis ; capite acute ^ corporis; oculo ^capitis, pinna anali margine convexa, basi 1^ longitudinis capitis , ante ultimam tertiani partem corporis in- cipiente. 5 P.1.13. V.1.8. D.2.8. A.2.25. C.-?-. Lin. lat. 48. VIII 18 I Lang gestreckt, häringartig und sehr comprimirt; Rücken- und Bauchprofil bis zur Analfiosse beinahe geradlinigt und parallel. Die grösste Körperhöhe vor der Rückenflosse ist 6^mal, die Kopflänge 7mal in der Total- länge des Fisches enthalten. Der Kopf ist spitzer, schmäler; das Auge kleiner, und liegt ganz in der vorderen Kopf- hälfte, dabei mehr unter als über der Achse; sein Diameter ist 4mal in der Kopflänge und dabei nur einmal in der Stirnbreite zwischen beiden Augen enthalten. Das Hinter- 309 luKipt endet in eine Spitze, wie »ewöhnlicli ; auch sind die Wangen ebenso mit 4 Sui)orbitaiknoclien bedeckt. Die Rückenflosse entspringt in der Mitte des Kör- pers (ohne Schwanzflosse), ihre Basis ist zweimal in den vordem läiiosten Stiahlen, oder in der Kopflänge enthalten; ihr Rand ist minder schief abgestutzt, denn der letzte Strahl gleicht einem Drittheile des zweiten. Um zwei Augen- diameter vor dem Anfange der Riickenflosse entspringen die B a u c h f I ossen , die mithin weiter vorne sitzen als an Alest. dentex. Nur um einen halben Augendiameter nach dem ßasisende der Rückenflosse fangt die Analflosse weit vor dem letzten Körperdrittheile (ohne Schwanzflosse) an? daher die Entfernung ihres Anfanges bis zum Schwänzende auch nur L^mal in der Entfernung des ersten Analflossen- strahles bis zur Nasenspitze enthalten ist. Die Entfernung des ersten B au eh f 1 osse nst r a h le s von der Analflosse kommt der Basislänge dieser letzteren bei Weitem nicht gleich. Die Basis der Analflosse enthält li Kopflängen; ihr zweiter ungetheilter Strahl erreicht die halbe Basislänge nicht. Ihre darauffolgenden getheilten Strahlen nehmen all- mählig bis zur 8. — }>. an Länge zu , daher der Rand der Aiialflosse auffallenderweise nach auswärts gebogen ist. Die kleine Fettflosse sitzt wie an der vorhergebenden Art über dem Ende der Aualflossenbasis , und die Schwanz- flosse ist gleichfalls sehr tief ausgebuchtet; ihr unterer Lappen ist . etwas länger als der obere. Über der Seitenlinie, die 48 Schuppen enthält, be- findet sich dieselbe Anzahl von Scbuppenieihen , wie an Alestes dentex, nicht so aber unter ihr; hier liegen bis zur Insertion der Bauchflossen nur eine, oder genau genom- men \\ Schuppenreihen und bis zur Analflosse nur drei. Die Schuppen sind sehr dünn, an der gerade abgestutzten Basis ausgebuchtet, und f Augendiameter gross ; längs den Seiten sitzen die grössten, gegen den Rücken und Bauch zu werden sie nicht viel kleiner. Ihre Textur ist sehr zart, aber wie gewöhnlich an Salmonen ohne Radien. Die Farbe im Weingeist ist silberweiss (bei AI. dentex 310 V ist sie mehr gelb) hellglänzend: der Rücken gri'mlich; alle Flossen bis auf die dunklere Rückenflosse weiss. Wir besitzen zwei Exemplare in Weingeist und eines trocken; die ersteren aus Assuan, das letztere vom Fi ank- furter Museum, woher es unter dem Namen JMyleles denlex kam 5 das längste misst 15.^ Zoll. Länge des abgebildeten Exemplars 12^ Zoll. POLYPTERUS ENDLICHERII. (Taf. XXII. Fig. 1.) Capite et corpore anteriore depresso ; latitudine capiti, distantiain rostri ab occipite aequante; fronte lato concavo spatio interoculari ^ distantiae rostri ab occipite ; laminis duabus branchiostegis triangulum aequilateralem refcreiitibus ; radiis osseis pinnae dorsalis latis, planis, praecedente vis usque ad inser- tionem subsequentis pertingente ; linea laterali bis interriipta ; s q u a m i s rugosis. P.42. V.U. D.12. A.13. C.20. Squam. serieb. trans. 55. Das Wiener Museum besitzt aus dem weissen ]\il einen 2^ Schuh langen Polypterus, der sich von der einzigen bisher aus dem Nil bekannten Art, dem merk- würdigen Polyplerus Bichir Geoff. durch so wesentliche Merkmale unterscheidet, dass er mit vollem Rechte für eine eigene ausgezeichnete Art angesehen zu werden verdient, die Herr Professor Endlicher, welcher uns gerade bei der Untersuchung dieser neuen Species antraf, mit seinem Namen zu belegen gestattete. Eine im Senegal vorkom- mende Species, Polypierus senegalus Cuv. reg. an. (be- schrieben und abgebildet in Guerin Magas. de zool. 1839^, die sich von Polypt. Bichir durch nur 11 harte Rückenflos- senstrahlen", einem längeren und weniger deprimirten Kopf unterscheidet, dürfte wohl durch erstere der vorlie- genden Art nahe stehen, kann aber vermöge des letzteren der hier noch breiter und kürzer ist, als selbst an Po- lypt. Bichir, durchaus nicht mit ihr verwechselt werden * Das einzige 6 Zoll lange Exemplar im Jardin des plantes zeigt in der Abbildung nur 10 dieser Strahlen. 311 und diess um so ueniger, als sowohl bei der /. c. gegebenen scliöiien Zeichniin«» ausgedrückten, als auch im begleitenden Texte angeführten grösseren Höhe des Kopfes und der mehr seitlichen oder v e r ti kale ren Stellung der Augen hier gerade das Geg entheil stattfindet. Wir hatten die Gelegenheit, uns an vielen zu Gebote stehenden Exemplaren des Polypt. Bichir zu überzeugen, dass Gestalt, Verhältnisse des Kopfes und anderer einzelner Theile an ihm stets die- selben bleiben, nur die Form der Schuppen weicht, nach dem Alter des Fisches dahin etwas ab, dass ihr unte- rer freier Rand sich nach und nach mehr abrundet oder convexer wird, der obere bedeckte dagegen mehr concav erscheint. Da die vorliegende neue Art mit dem sehr gut be- kannten Volypterus Bichir (Agassiz, Poissons fossiles Tom. IL Partie 2. p. 32. pl. C et C. a) im Allgemeinen übereinstimmt, so sollen, um alles Überflüssige zu meiden, hier nur jene Theile berührt werden, welche wesentliche Unterschiede darbieten. Kopf- und Vorderrumpf sind stark deprimirt, so dass ihre Breite die Höhe weit übertrifft. Der oben und unten ganz flache Kopf ist 5|mal in der Gesammtlänge des ganzen Fisches enthalten; die grösste Breite zwischen den Kiemendeckeln erreicht die Länge von der Nasenspitze bis zum Hinterhaupt und die Höhe bei letzterem macht wenig mehr als die Hälfte jener Breite aus. Die breite Stirne ist concav, der Raum zwischen den Augen nur dreimal in der Länge von der Nasenspitze bis zum Hin- terhaupte enthalten. Die Augen sind mehr nach oben ge- richtet, die Stirne macht beiderseits über ihnen eine kleine Erhöhung. Die beiden flachen Platten unten auf der Kiemenhaut oder die beiden Kiemenstrahlen bilden mit ein- ander ein gleichsehen kl iges, an den Winkeln abgerunde- tes Dreieck, wovon jede Seite doppelt so lang ist, als der Zwischenraum beider Augen. Die Rückenflosse besteht aus 12 starken, allmählig länger werdenden Knochenstrahlen, in deren hinteren Längs- furchen bei dem ersten 5, bei den nachfolgenden 6,7^8 und endlich 312 4 secundäre weiche Strahlen ansitzen. Die Breite dieser flachen, an heiden Kanten sehr scharfen Knochenstrahlen ist nur 4 — 5mal in ihrer Länr>:e enthalten und letztere der Art, dass, wenn sie niedergelegt werden, kein Knochenstrahl, die beiden letzten ausgenommen, mit seiner eingeschnitte- nen oder Doppelspitze die Basis des nachfolgenden überdeckt. Die Schuppen sind länger oder grösser als an Po- lyplerus Bic/iir, denn obschon sich die gleiche Anzahl, wie an jenem, in jeder schief abwärts geschweiften Reihe be- findet, so liegen im Ganzen doch nur 55 solcher Reihen auf jeder Seite. Die Schuppen am Schwanzende sind be- sonders schmal und spitz, jene über den Bauchflossen rein viereckig, weiter vorn aber längs der Mitte des Körpers viel höher als lang. An allen ist der untere freie, daher auch der obere bedeckte Rand ge radiin igt, an den in der vordem Körperhälfte über der Seitenlinie liegenden aber gegen das freie Eck hin einwärts geschweift. Die Seitenlinien, welche, wie gewöhnlich hinter der grossen Porenöffnung über dem Schultergürtel entspringt, ist zwei- mal abgesetzt; sie nimmt nämlich die ersten 6 Schuppen hinter der Pore ein, dann in einer Reihe tiefer abermals 6 Schuppen und läuft endlich, nachdem sie wiederum um eine Reihe tiefer beginnt, ohne Unterbrechung geradlinig bis in die spitzen Schwanzschuppen aus, unter welchen sie sich verliert. Die Oberfläche der Schuppen ist tiefer gefurcht und sieht merkwürdiger Weise wie runzlig aus. Die Farbe unseres einzigen, zwar schön erhaltenen, aber trockenen Exemplares aus Chartum ist viel dunkler, als an Polypt. Bichir\ fünf breite schwärzliche Binden ziehen sich vom Rücken über die halbe Körperhöhe hinab. Die erste ist am schwächsten und nimmt die 6 vordersten Schnppenreihen ein, die zweite hat den ersten Knochen- strahl der Rückenflosse zum Mittelpunkt, die dritte reicht vom 4. bis zum (i. Knochenstrahl, die vierte und dunkelste vom 8. bis 10., die letzte beginnt mit dem 12. Knochen- strahl und ziehtsich zum 4— 5 Schwanzflossenstrahl hinab, theilt sich auf halbem Wege und umfasst mit beiden Enden die Anal- 313 flösse. Die beiden letzten Binden sind am dnnkelsten, auch stehen noch einif;e iireguläre Flecke an der hinteren Hälfte des Körpers , und die Flossen haben einige öuerreilien dunkler Punkte, die anf der Analflosse am stärksten sind. ANGUILLA NILOTICA. Tahan ä grap, Ri'faiid, Voy. en Egypte pl. 18. „ asfar gfdari Rifaud, 1. c. „ Lamnt Pii f au A, 1. c. „ Zeyte ou Hay Bahr, I. c. pl. 192. Rostro acuto; longitudine oris ^ spalii inter apicem rostri et aperf.uram branchialeni ; dentibus majoribus, validioribus, fas- ciam minus latam efficientibus. Risso und besonders Jarrell haben sich viele Mühe gegeben, den f/emelnen Aal nach der Breite seines Kopfes und des Mundes in 2—:» Arten zu spalten. Diese oder ähnliche Übergänge in solchem Sinne finden sich am egyp- tischen Aale gleichfalls, obschon er niemals die ganz stumpfe Schnautze der Angidlla obtnsiroslria aufzuweisen hat, dess- halb zählte ihn auch Rüppell in seinem Verzeichnisse der Nilfische* fragweise zu Anfiuilla aciifirosfris Risso. Der Nilaal ist auch in der That unserem Europäischen und darunter jener mehr spitzschuautzigen Varietät aus dem Gardasee so ähnlich, dass man ihn auf den eisten Anblick nicht zu unterscheiden vermag. Bei näherer Unter- suchung aber, die wir an mehr als 40 Nilaalen vergleichend mit Exemplaren aus dem R h e i n, aus Berlin, S i c i I i e n, Petersburg, Serbien, aus dem Bug, dem Gardasee n, s, vv. anstellten, ging hervor, dass sich der Nil aal von allen vorliegenden europäischen durch die Mundspalte, vorzi'iglich aber durch die Zähne sehr leicht unterscheidet« Die Mundspalte ist länger, höchstens S^mal zwischen der Nasenspitze und der Kiemenspalte enthalten, an Euro- päischen ist diess mindestens viermal der Fall. Die Zähne sind bedeutend länger, stärker und stehen '' Neuer Naclihag von Besclneibiino^oii und Abbildungen neuer Fische im Nil entdeckt; enthalten im Mus. Senkenberg. Bd. II. 1835. 314 auf einer schmäleren Binde oder, was einerlei ist, es sind w en ig; er Zähne, aher durchaus g;rössere und stärkere, hesonders im Oberkiefer vorhanden. Wir betrachten daher den Nilaal als eine eig^ene Art, die sich von der Europäi- schen gewiss weit bestimmter scheiden lässt, als es die Gränzen zwischen Anguilla acutirostris , mediorostris und latirostris zu thun erlauben. Rifaud hat vier Abbildungen von Nilaalen unter eben so vielen verschiedenen Lokalnamen geliefert, sie gehören aber sämmtlich nur einer Art an, an allen sind die gröberen stärkeren Zähne charakteristisch ausgedrückt. In Cairo heisst er Hanesch et Bacher, nubisch: Essekad. Die Fische Egypteiis chronoloo-isch der Zeitfolge ihrer ersten und wissenschaftlichen Kenntuissnahme nach späteren geordnet. 1. Die crsfe Spalte der tabellarischen Zusammenstellung enthält die dem ersten geschichtlichen Auftreten einer Art unter einer bestimm- ten Bezeichnung entsprechende Jahreszahl. — Die Jahreszahlen vor Ciiristo sind durcli ein vorgesetztes ''•■ besonders hervorgehoben. 2. Die zweite Spalte enthält die damals eben geltende monumen- tale Bezeichnung oder Benennung einer Art; 3. Die dritte Spalte den derselben Art in neuester Zeit beigelegten Namen im Systeme. — Die diesem nachstehende Zahl weist bei den in früheren Perioden bereits bekannten Arten auf die in Spalte 1 angegebene historisch älteste Jahreszahl und damals entsprechende Bezeichnung oder Benennung zurück. I. II. III. •2000 Fig. 1-14. Scitlpturen. Als Hieroglyphen : Fig. 1, 2, 3, 4. ... „ .5. 6^ 7, 8, 9, 10, 11. „ n, 13, 14. . . . Mormyrus oxyrrhinchus Gfoff. „ Caschive lla.,. .? . Chromis nilotica Cuv, Lates niloficus Cuv. niloticus Miiller 2,S,2,2 . . . 3, S . . ... ,# .,., 4, 4 ..... 5 . . . . . : 6 Distichodu I 'Frosch. 7 ;Citl)arinus Gooffroyi Cmm. 8 ....... 'Synodontis Arabi Cuv. Val. ? •9 j „ serraftis Rüp/>. ? 10 jClarias Hasselqiiistii Ctw. Val. 11 iT«tiaodoii Faliuca Ilasselq. et 318 I. II. III. Fig. 17 Fischfang mit der Angel. ifn Eeni Hau an.) Fig. 17 Bagrus scbilbeides Cuv. Val. Vi^. 18. Herbeitragen von Fischen zum Einsalzen. Olui einem Grabe bei den Pyramiden.) Fig. 18 Fig. 19. Bagrus Bajad Cuv. Fig. 20. z Plast* Darstelluug^en. | (fw Kr*.) Fig. 19, 80 • • JMormyrus oxyrhynchus Geoff. 319 I. II. III. ==■484 -88 *14 79 Fiff. 21. Fiff. 2i . « . . . jBarbus Bynni Ctiv. Yal. -^ Fio. 22. Fig. 28 ........ IChromis iiilotica HasaeJq üerofloi* Anguilla. liiodor* Bemerkt, dass 22 Fischarten im See Möris vorivommen. Sirabo* Allah ea . . . Cor a ein us. L a tes . . , Lepido tus. Oxy rhynchus Physa. Thrissa . . . Plinius» Allahes . Citharus. Cor a ein us, Porcus. ClairasHasselquist. C. Fa?.? *2000 Lates niloticus Cuv. ? ''2000 Mormyrus oxyrh. Geoff, ? *2000 Alosa fiiita Ouv, ? Ciarias Hasselq. Cuv. Yal. ? *2000 320 127 180 220 228 1553 II. Fig. 23, III. Auf ]IIiinzeu* (Jlversiette mit dem Kopfe Hadriant.') Fig. 23, 84 Oppianiis. P hager vel Phagorius Aelian. Maeo fes. Oxy r inchus P hager vel Phagoritis . . Physa Atltenaeus. Abrami s. Allabes vel Allabeta . . Corac inus. Dent ex. Eleotris. Hepsetus. Latos Lepido tus. Maeote s. Oxyrinchus Physa S i m u s. Silur US. Torpedo Thrissa Typhle. Bellon* Orchis vel Orbis p. 299 cum fg Ciarias , nilolica p. SOI .... Mystus p. 301 Lates nüoticus Cuv. *20ü0 Angruilla nilotica Heck. ? Moririyrns oxyrh. Geoff. ? ''=2000 Anguilla nilotica Heck. ? 180 Tetraodou Fahaca Hassefq. "2000 Ciarias Hasselq.Cwy. Val. ? '2000 Lates niloticus Cuv. * 2000 Mormyrus oxyrh. Geoff'. ? •• 2000 Tetraodon Fahaca Hasselq. *2000 Malapterurus electricus Lacep.?? Alusa finta Cuv. ? *1 4 Tetraodon Fahaca Hasselq. * 2000 Synodontis ? Barbus Byiini Cuv. 2000 321 II. III. 1554 Purclias. (Pi/grinies.) Torpedo. T. II. Chap. IL p. 1183 Malapterurus clectric. Lacep. 228 1757 Hasselquist. Perca nilotica Lates niloticus Cuv. * 2000 Labrus niloticus Clironiis nilotica Cui\ "'2000 Morriiyr US Caschive Mormyrus Caschive Ilasselq. Silur US iVi/slus Scliilbe intermedins Rüpp. Ciarias Synodontis macrodon Cuv. Val. anguillnris Ciarias Hasselq. Cuv. Val. * 2000 Salino denlex Alestes dentex IHi'dl. et Trosch. niloticus Distichus niloticus M. et Tr. '^ 2000 Clupea Alusa Alausa vuli>aris Cuv, Val. " 14 Tet rao don Fahaca Tetraodon Fahaca Hasselq. '^ 2000 1764 liiun^. {Mut. Adolph. Frid. II.) Itlormyrus anguilloides Mormyrus anguilloides Linn. cyprinoides Mormyrus cyprinoid. Linn. * 2000 Silu r u s lUystus Schübe Mystus Cuv. Val. 1775 Forskalil, Cyprinus Bynni Barbus Bynni Cuv. Val. *2000 niloticus Labeo niloticus Cuv. Val. niloticus b „ Forskahlii Rüpp. leuciscus Var Cyprinodon Hammoiiis Cuv. Val. dto. Var. altera . . „ lunatus Cuv. Val. Mormyrus liannume Mormyrus oxyrhynch. Geoff.'^ 2000 S t / M ;■ u s Bajad Bagrus Bajad Cuv. ''2000 Bagrus Docmac Cuv. R aja Torpedo Malapterurus electric. Lacep. 228 Salnio niloticus Alestes dentex M. et Trosch. 17 57 Hoschal Hydrocyon Forskahlii Cuv. lineatus Tetraodon Fahaca Hasselq. *2000 Russegger, Reisen. 11. Bd. 3. Thl. 21 32-2 I. 1799 1801 II. Sonnini. lies eher e t. 22. f. 3 Bolti t. 27. . . . Bou ri t. 23. . . . B enni f. 27. ... Herse t. 22. f.l . Kaschoue t. 2t. f. 3 Schilbi t. 23. . . . B ayatte t. 27. . . . Schall t. 2t. f. 2 . Karmouth t. 22. f. 2 Sardine t. 23. . . Dlocli-Scliueider. Centriscu.t nilolicus t. 30 . . . Silurti.'i Schall p. 38S . . . , 1802 1803 1809 Oeoffroy St. Hil. ("Annales du Musie.J P olypterus Bichir T. I. p. 57. t. S. liacepede. Malapterurus electricus T. V. p. 91 Mormyrus flerse Bebe OeofTroy St. Hil. CDescript. de VEgypte.J Pe rca Lules t. 9. f. 1 , . Cyprinus lepidotm t. tO. f. 2 . niloticu.f t. 9. f. 8 . M ormyrus oxyrinchus t. 6. f. 1 Caschive t. 6. f. 2 . labiattis t. 7. f. 1 anyuillaris t. 7. f. S III. Latcs iiiloticus Cuv. *'iOOO Cliromis nilotica Cuv. '■' 2000 Mugil saliens Cuv. Val. Bai bus Byiini Ctiv. Val. '' 2000 Mormyrus anguilloid. Linn. 1764 Mormyrus dorsalis Geo/f. Schübe intermedius Rüpp. 1757 Bagrus Bajad Cuv. -'2000 Syiiodontis Arabi Cuv. Val. * 2000 Ciarias Hasseli|uist.C'utJ. Vrt;.*2000 Alausa vulgaris Ctw. Val. " 14 Mormyrus Geoffroyi Cuv. Val. Synodontis Arabi Cuv. Val. " 2000 Polypterus Bichir Geoff'. Malapterurus electric. Lacep. 228 Mormyrus Hasselquistii Geoff'. (Text). Mormyrus dorsalis Geoff. 1799 Lates niloticus Cuv. '•' 2000 Barbus Bynni Cuv. Val. " 2000 Labeo vulgaris Heck. Mormyrus oxyrh. Geoff. "■' 2000 „ Hasselquistii Geoff. (Text). „ cyprinoidesLfnn.'*2000 ,. ansTuilloidesLtnn. 1764 323 1828 1829 bis 1835 II. Normyrus dorsalis t. 8. f. 1 cyprinoides t. 8, f. S Silur US aurilus t. It. f. 1 . Mystus t. IL f. 3 . Por cus Bajad t. 13. f. 1 Docmac I. 15. f. 3 . Pimel odus aurtitui' f. 14. f. 3—4 biscutatu.s' t. 14. f. 1—2 . Stiiwdonlis t. IS. f. 3-6 mcmbranaceus t. IS. f. 1 Claiia.9 t. 13. f. 3—4 He terobranchu .y anguillaris t. 16. f. 1 dlo. t. 17. f. 2 bhlorsalis t. 16. f. 8 . Mal ap teru.t eleclricus t. 12. f. 2 Ohara cinus nilolicus t. 4. f. 2 . dente.v t. 4, f. 1 Nefasch t. 5. f. 1 . Serrasalmo Citharimis t. 3. f. 2 Clupea nilolica t. 10. f. 1 . Pol ypt crus Bichir t. 3. f. 1 . . T etr a od on Physa t. 1. f. 1 . . Riippell. iJllas.l Lebias dispar t. 18. f. 1 . dlo. t. 18. f. 2 Cuvier* (Reg. anim.) III. ■Mormyrus dorsalis Geoff. 1799 „ Bane Cuv. Val. Silurus aiiritiis Geoff. Scliilbc Mystus Cxii\ Val. 1764 BagTus Bajad Cuv. "2000 „ Dücmac Cuv. 1775 Ba^rus auratus Cuv. Cal. Pimelodus biscut.(tiis Geoff. Synodoiilis niacrodon Cuv. 1757 „ niembraiiaceiis Cv. Y. „ Arabi Cv. Vul. '•'2000 Ciarias Hasselquist. Cv. V. * 2000 „ Lazera Chi'. Val. Heterobranchus GeofFroyi Cv. V. iMalapterurus electric. Lacep. 228 lAlestes dentex Müll, et Tr. 1757 Hydrocyon Forskahlii Cur. 1775 Distichodus nilot. i}l. etTr. * '1000 i [Citharinus GeofFroyi Cuv. ''2000 Alausa vulgaris Cuv. Val. •'■'14 Polypterus Bichir Geoff. 1802 Tetraodoii Fahaca Hasselq. ■' 2000 Gymnarchus nilolicus Cyprinodon lunatus Cuv. Val. „ Hammonis Cv. V. 1757 Gymnarchus niloticus Cuv. i]24 I. 1829 bis 1835 1835 19. Kiippell* B arbus Surkis III. t. 1. f. 1 . . inlermedius HI. t. 1. f- 9 a/pnis III. t. 1. f. 3 . Perince III. t. 2. f. 2 . Gorgnari III. l. 1. f. 4 elougahi.'i III. l. 2. f. 1 habeobur bus Ncdgia III. t. 2. f. 3 . V a ricorh inus Beso III. t. 3. f. 2 . . L abe o Forskithlii 111. t. 3. f. 1 Conbie II. t. 3. f. 1 . G obio hirliceps III. t. 3. f. 4 qiiadrimuciilatus III. t. 3. f 3 Ch ondr OS t oma dembensis III. t. 2. f. 4 M or m II r u ,v longipinnis II. t. 1. f. 2 elongatu.'i II. t. 2. f. 1 lihinlus II. t. 2. f. 2 . Schilbe uratio.9copns II. f. 1. f. 1 inlermediu.s II. p. 6 II ypo phlh alintis niloticus I. t. 1. f. 1 . B agrus laticepn I. t. 1. f.2 et lIl.p.2-5 S yno don li.9 serrahis I. t. 2. f. 1 . maculo.^u.9 I. t. 3. f. 1 Baiensoda II. t. 3. f. 2 \Myleles Nurse II. t. 2. f. 3 Sudi s niloticus I. t. 3. f. 2 . De Joannis« (In Gutrin. Mag.) Leucisctis niloticxis t. 3 . . . . thebensis t. 11 ... heuciscus Bibie t. 4 . . . ' ' Mormyrus oxyrhynehus t.l3 , . III. Barbus Surkis Rüpp. „ interniediiis Rüpp. „ afFinis Rüpp. „ Periiuc Riipp. Luciobarbus Gorguaii Heck. „ elongrttus Heck. Labeobarbus Nedgia Riipp. Systounis Beso Heck. Labeo Forskaiilii Rüpp. ,, niloticus Cuc. Val. 1775 1775 Discognalbus birticcps Heck. „ quadrimac. Heck. Gyinnoslomus ? dembensis Heck. Mormyrus Caschive Hasselq. "2000 „ elonicatus Rüpp. „ cyprinoides Linn. '•"'2000 Schübe uranoscopus Riipp. „ interniedius Riipp. 1757 Bagrus schilbeides Cv. V. '''2000 „ laticeps Rüpp. Synodontis serratus Rüpp. „ maculosus Rüpp. „ Batensoda Rüpp. Alestes Nursc Müll, et Troseh. Heterotis Ehrenbergii Cav. Val. Alburnus niloticus Heck. Opsarius thebensis Heck. Pelecus Bibie Heck. Mormyrus oxyrh. Geoff. ■ 2000 ;J25 I. II. 1 III. Sil ums Mlislus t. 12 Sdiilbc uranoscop. Riip. 1829—35 Schilbf anrät US t. 3 „ Mysttis Cui}. Val. 1764 31 oc hole US nilolicus t. 8 BagTus?Cü. K.Iiist.XV.p. 39lRem. iVileles Baremoz-e t. 6 . . . . Alestes dentix M. et Tr. 1757 Guile t. 9 „ Nuise itf. e Synodontis Arabi Cuv. Val. hisf. Schall Sonnini f. 21. fig. 2. Silurus Schal Bloch-Schneider p. 385. Pimelodus Ciarias Geoff. Desc. f. 13. fig. 3. 4. Ciarias, Schal-arabi, Schal-beledi Arab. K^ Synodontis serratus Rüpp. Nilf. I. i. 2. fig. 1. — Cuv. Val. hist. Schal, Gougar-gouazi Arab. S y n o n d o n t i s b u ni e r a t u s Cuv. Val. hist. Gougar-Kebir Arab. Synodontis macnlosus Rüpp. Nfilf. I. f. 3. fig. 1. — Cur. Val. hisf. Synodontis Batensoda Rüpp. Nilf. II. f. 3. fig. 2. Schal, Baten-soda Arab. * Ciarias Hasselqnistii Cuv. Val. hisf. Silurus anguillaris Hasselq. Karmouth Sonnini f. 22. fig. 2. Heterobranchus anguillaris Geoff. Desc. f. 16. fig. i. H a r m 0 u t h - a r a b i , C h a r m u t , G a r m u t , C a mm l Arab. Ciarias Lazera Cuv. Val. hisf. Geoff. Desc. f. 17. fig. 7. der Schädel. Garmout Lazera Rifaud pl. 175. H a r ni o u t h Lazera Arab. H etcr obra ncbu s Geoffroyi Cuv. Val. hist. Hplerobranchus bidorsalis Geoff. Desc. l. 16. fig. 2. Haie, Armouth hale Arab. 332 Heterobianchus longfifilis Cuv. Val. hisf. t. 447. Heterobrancluis anguillaris De Joan. in Guer'in May. t. i4. schlecht. Malapterurus electricus Lacepede. Cuv. Val. hisl. t. 455. — De Joann. in Guerin. Mag. de zool. t. 1. Torpedo Athenaeus ? Torpedo Punc/ias. Raja torpedo Forskahl. Malaptcrus electricus Geoffr. Desc. de VEgypt. t. i2. flg. i. Rahad Rifand t. 192. Raad, Raasch Ar ah. MORMYRIDAB. ?* Mormyrus Caschive HASSELa. Cuv. Val. hisl. Mormyrus longipinnis Riipp. Nilf. II. t. i. flg. 2. Kisch-oue, Caschive Ar ab. Mormyrus Geoffroyi Cuv. Val. Inst. Centriscus niloticus Bloch-Scim. t. 30, flg. 1. Kesher, Kabouk Arah. Hk Morrayrus oxyrhynchus Geoff. Desc. de tEgypt. t. 6. fig. 1. — Cur. Val. hisl. — Guerin. icon. t. 51. fig. 1. — De Joann. in Guer. Magas. de •zool. f. 13. Oxyrhynchus? Strabon; Aelian; Athenaeus. Mormyrus Kannume Forskahl. 3Iizdeh Arab. Mormyrus B a c li i q u a Cuv. Val. hisf. * Ameie bachiqua Rifand f. 190. Mormyrus H asselq uistii Geoff. Desc. (Text) Ciw. Val. hisf. Mormyrus Herse Lacepd. Mormyrus Caschive Geoff. Desc. t. 6, fig. 2. Mormyrus INacra Cuv. Val. hisf. Mese-Nacra Rifaud pl. inedite. Mormyrus a n g u i 1 1 o i d e s Linn. Mus. Adoph. — Cuv. Val. hisl. Mormyrus anguillaris Geoff. Desc. f. 7. fig. 2. Herse Sonnini f. 22. fig. 1. Gamour ou 3Ions Rifaud t. 138 bis Herse Arab. * üio.sc Spccics beruht mir auf der angcfiilntci] Abbildung des Herrn Rifaud, ebenso M. TV a c r a Valcnc. ;i3s itt Mormyrus cyprinoides Linn. Mus. Adoph. — Cur. Val. hisf. 3Iormyriis labiatus Geoff. Desc. f. 7. fig. i. — Rüpp. Ml f. IL f. 2. fig. 2. Benne Rifaud t. i89. Abuc-fue-fe, Saleheyeh Arab. ?* Mormyrus elongatus Rüpp. Mlf. IL t. 2. fig. 1. — Cur. Tal. bist. K i s c h - 0 u e Arab. Mormyrus abbreviatus Cuv. Val. hist. Mormyrus dorsalis Geoff. Desc. t. 8. fig. i. — Cur. Val. hisf. Kacboue Sonnini t. 2i. fig. 3. Mormynis Bebe Lacep. Kisch-Oue, Cava Arab. Mormyrus Baue Cuv. Val. hist. IMcrniyriis cyprinoides Geoff. Desc. t. 8. fig. 2. B a n e Arab. Mormyrus D e q u e s n e Cuv. Val. hist. Dequesne Rifaud t. inedite. Mormyrus Joannisii Cuv. Val. hist. M o r m y r u s E h r e n b e r g- i i Cuv. Val. hist. Mormyrus Bovei Cuv. Val. hist. Mormyrus Isidori Cuv. Val, hist. SALMONIDAE. Alestes dentex Müll, et Trosch. Horae Ichthyol, t. 2 fig. 6. dentes. — Heck. Fische Egypt. t. 21, fig. 2. Saimo dentex Hasselquist. Cyprinus dentex Linn. syst. Characinus niloticus Geoff. Desc. t. 4. fig. 2. Myletes Hasselquistii Cuv. Mem. du Musee T. IV. t. 21. fig. 2. — Cuv. reg. an. poiss. t. 103. fig. 1. — Guerin icon. du reg. anim. poiss. t. 56. fig. 1. Myletes Baremoze De Joann. in Giier. Mag. de zool, t. 6. Cambout Rifaud t. 189. R a c h i s , R a i i Arab. Alestes Kotschyi Heck. Fische Egypt. t. 21. fig. 3. Alestes Nurse Rüpp. Nil f. IL t. 2. fig. 3. Myletes Guile De Joann. in Guerin. Mag. de zool. t. 9, Nurse Guile Arab. 3;J4 Hydrocyon Forskalilii Cuv. i»/em. du Mus. V. t. 2S. fig. 1. — Müll, et Trosc/i. Horae ichtyol, t. 3. fig. 6. denfes. Saimo Roschal Forskahl. Salmo niloticiis Linn. syst. Characinus dentex Geoff. Desc. t. 4. fig. i. Characinus Besse? De Joann. in Guer. Mag. t. iO. Roschal, Kelb el bacher, Kelb el moyeh, Nel- kal Ar ab. ^ Citliarinns Geoffroyi Cuv. reg. animal. Serrasalmus citharinus Geoff. Desc. t. 5. fig. 3. 2. Citharinus latus Ehrenb. in Müll, et Trosch. Horae Ich- thyol, p. 9. f. 1. fig. 2. dentes. ^ Disticliodus niloticus Müll, et Trosch. Horae p. 12. t. 1. fig. 3. dentes. Salmo niloticus Hasselijuist. Characinus Nefasch Geoff. Desc. i. 5. fig. 1. Citharinus Nefasch Cuv. reg. anim. Nefasch Arab. CLUPEIDAE. Alaiisa vulgaris Cuv. Val. hist, t. 392. Thrissa? Strabon, Athenaeus. Sardine Sonnini t. 23. Clupea Alosa Hasselquist. Clupea nilotica Geoff. Desc. f. 10. fig, 1. Alosa finta Cuv. anim reg. S a g b 0 g a Arab. H e t e r o t i s E h r e n b e r g- i i Cuv. Val. hist. t. 549. Sudis Adansonii? Cuv. reg. anim. Sudis niloticus Rüpp. Nilf. I. f. 3. fig. 2. Garafche Rifaud t 190. Saide, Garafche Ai'ab. MURAENIDAE. ^ Anguilla nilotica Heck. Fische Egypt. p. 211 {213)*. Pagrus, Phager vel Phagorius ? Aelian. Anguilla acutirostris ? Rüpp. Nilf. HL p. 26. Taban ä grap Rifaud t. 18. Taban asfar gedari l. c. Taban Lamat l. C. Taban zeyte ou Hay Bahr /. c. t. 192. ■Hanesch el Bacher, Essekad. * Nach WJlkinson nur einmal abgebildet bei Bene Hassan. 335 Gymnarclius niloticus Cuv. reg. anhn. ((. 13. fig. 3, Gymn. senegalensis !) Jerfar R'ifaud t. J3S. bis Ashua Kamoura, Jerfar Arab."^ GYMNODONTES. * T e t r a o d 0 n F a li a c a Jlassehjiäst, Physa ? Ael'mn. Atlienaens. Orchis vel Orbis Bellon p. 299 fig. Tctraodon lineatus Forskuhl. — lAnn. syst, „ Physa. Geoff. Desc. f. 1. fig. l. y, yy De Jottun. in Giier. Magas. l. 2, A Bou Jerap Rifaud t. 199. F a h a c a Arab. T e 1 1* a o d o II n o v. s p e c. ? Herisse nasar, Bachikta el MI Rifaud t. 199. HOLOSTEI. Polypterus Bichii- Geoff. Ann. du 3Iusee I. p. 57. t. 5 Geoff. Desc. t. 3. fig. 3. — Cuv. reg. anhn. — Guerin. Icon. du reg. an. t. 59. fig. 3, — Agassiz Poissons fossiles T. IL p. 32. t. C. B i c h i r Arab. Polypterus Endlicheri Heck. Fische Egypt. p. 208 {3i0). t. 22. fig. 1. Spar US nilolicus Hasselquist (Julis vulgaris) und Mugil ceplialus Hasselijuist (Spliyraena vulgaris) gehören als ächte Mccrfischc nicht hieher, obschon sie Jlassetr/uisl als im Nil vorkommend angiebt. Ebenso ist in Bellon p. 800: Piscis cujus- dam nilotici species (Ostraciou cubicus) ein Fisch aus dem r 0 1 h e n Meer. '•'■ Professor Dr. Erdl hat an ihm eine zellige Schwimmblase oder Lunge entdeckt, ähnlich jener des Lepidosiren. Münchner gelehrter Anz-eig. 1846. Nr. gOg. — Froriep. 1847. Jan. Nr. 3. Ü^1IIA^(£(« DIE FOSSILEN FISCHE DES LIBANON. üeber das Voikommen der fossilen Fische auf dein Libanon und die geognostischen Verhältnisse jener dort zu Tag- liegenden Schichten beliehe man den ersten Band dieses Werkes S. 774 — 777 nachzuschlagen, — Agassiz, welchem nur die fossilen Fische in dem weissen diinnschie- ferigen Kalkniergel, worauf das Kloster Sach el Aalma steht, bekannt waren, hält diese Ablagerung für gleichzeitig mit jener des Monte Bolca, mithin als zur ältesten Tertiär- bildung gehörig. Bei Rhinellus furcahis (Tome II. P. 2. p. 261) sagt er zwar: C'esl ime espece recneillie an Liban dans un terrain dont Vage geologiijue n'est pas determine rigoureusement , maii gut appartient probablement ä l'elage superieur du Jura ou ä l'etage inferieur de la Craie'^ in- dessen gesellt sich zu dem Rhinellus des Libanon noch eine zweite verwandte Art, Rhinellns nasalis, vom Monte Bolca. Die Gattung .R/i?«e//Ms ist übrigens von der Gattung Dercetis, welche ausschliesslich der Kreide angehören soll, nur durch eine andere noch nicht ganz ausgemachte Stel- lung der Rückenflosse verschieden. Entschiedener treten schon die generischen Unterschiede zwischen unserer Gat- tung Isodus und dem gleichfalls nur in der Kreide vorkom- menden Enchodus Agass. auf. Was aber am deutlichsten für die tertiäre Bildung obigen Kalkmergels spricht ist, dass die bei weitem grössere Anzahl der darin enthalte- nen Fische, ihrer Gesammtform nach, den Fischen derJeztwelt sehr nahe steht, und die übrigen im Monte Boica die nächsteil x\nver\vandten finden. Die drei uns aus den Schichten vom Doife Hakei bekannten Fische dürften gleichfalls auf eine tertiäre Ab- lagerung hinweisen, in keinem Falle aber älter seyn als die Kreide. — Die unvollständige Erhaltung der Fische des Libanons macht übri2ens ihre Bestimmuns: schwieris:. Pycnosteriiix HECK. Nach langer mühevoller Untersuchung gelang es uns endlich zweien bislier unbeschriebenen Arten fossiler Fische (wovon die im k. k. montanistischen Museum aufbewahrten Exemplare aus dem Gesteine, worauf das Kloster Sach el Alma steht, stammen) ihre richtige und unzweifelhafte Stellung im Systeme anzuweisen. Es sind Gestalten , die sich bald unter Chaetodonten- bald unter Sparoidenform durch die gedrängte Stellung ihrer Stachelstrahlen in den Ver- tikalflossen den Pomacentrus-und Platax-Arten nähern, dabei aber einer Familie angehören, ans welcher bisher noch keine ei nz ige A rt als fossil bekannt war. Wir meinen die Familie 6er Chromideii, so wie sie in den Annalen des Wiener Museums IL Band, p. JiSO und 440 von uns vorgeschlagen ward, dann später gespalten unter den Pharyngognathen , in Müller's reichhaltiger Abhandlung über die Ganoiden wieder erschien. An einer und zwar der hier auf Tat. XXIU, fig. 1. abge- bildeten Platte haben wir das charakteristische Kennzeichen verwachsener Sc hlundknochen entdeckt und nachträg- lich den grösseren Theil der mit kurzen Borstenzähnchen dicht besetzten Zahnplatte nebst Bruchstücken der Kiemenbögen von der sie umgebenden weichen Steinmasse glücklich befreit. Wir sehen uns jedoch genöthigt nach diesen beiden Chromiden, welche durch eine eigenthümliche Combination von generischen Merkmalen sich in keiner der bekannten lebenden Gattungen unterbringen lassen, eine neue eigene Gattung aufzustellen, die sich folgendermassen umschreiben lässt: Mund massig gespalten, beide Kiefern mit einem schma- len Streifen kurzer feiner Borstenzähnchen besetzt. Russegger, Reisee U. Bd. X ThI. 'ü 338 Untere Schlundknochenplatte rhomboidal (?), ganz dicht mit kurzen geraden Borstenzähnchcn bedeckt, deren weiter rückwärts stehende allmählich stärker, beinahe konisch werden. Deckel abgerundet; Vordeckel am Rande fein ge- zähnelt. Aeussere Kiemen bögen am Vorderrande mit breiten messerförmigen Knochenansätzen, aus deren Mitte ein Haken aufwärts steigt. Kiemenstrahlen fünf. Rücken und Analflosse einfach, lang, mit dicht an- einander gelehnten, stufenweise verlängerten StacheU strahlen beginnend; erstere in der Mitte des Körpers (ohne der Schwanzflosse) entspringend. Bauch flössen mit einem Knochenstrahl und fünf ge- theilten Gliederstrahlen; massig lang, unter den Brust- flossen stehend. S c h w a n z fl o s s e ausgebuchtet. Schuppen dicht gedrängt, Hinterkopf, Deckel, Wangen, Rumpfund einen Theil der Vertikalflossen bedeckend; klein, rund, dick, mit glatten concentrischen Kreisen, deren Mittelpunkt in der hinteren Hälfte liegt und einem einfach aber scharf gezähnelten Rande. Wirbel kurz; 9 bis 11 Abdominal-, 17 bis 18 Caudal- wirbel. Rippen kurz, dünne, die hinteren auf langen Querfort- sätzen ansitzend. Pycnosteriiix: Ru.^seg:g:erii. (Taf. XXIII. Fig. 1. a.) Die Gestalt dieser ausgezeichneten und in mehreren ziemlich wohlerhaltenen Exemplaren vorliegenden Species ist ein gedehntes Oval, dessen Höhe beiläufig 2y2mal in seiner Länge, von der Nase bis zum Schwänze (die Flosse nicht mitbegriffen) enthalten ist oder der Kopflänge gleicht. Die Augenhöhlen sind gross und liegen hoch an der Stirne. Die Mnndspalte reicht beinahe bis unter den vorderen Augen- 339 raiul. Z w i s c Ii e 11 k i e f e r und U ii t e r a u g; e n r a n d k n o c h e ii sind ziemlich lireit. Alle 1) ecke Ist iicke und die Wangen sind an Exemplaren, woran sich die Schnppen erhalten liaben, »anz von ihnen bedeckt. Die Rückenflosse ent- springet gerade in der Mitte des Thieres (ohne die Schwanz- flosse) und zieht sich nahe zur Schwanzflosse hin. Sie be- steht aus 0 massig starken Knochenstrahlen, auf welche 18 bis 19 getheilte Gliederstrahlen folgen. Erstere stehen an ihrer Basis vollkommen dicht und geschlossen hinter einander, verlängern sich stufenweise und erreichen ungefähr die halbe Körperhöhe, auf der sie stehen. Die nachfolgenden Glie- derstrahlen sind etwas länger, nehmen aber in der Art ab, dass der Flossenrand sehr wahrscheinlich etwas con- cav gewesen war. Die Anal flösse fängt etwas später an als die Rückenflosse, endigt aber mit ihr zugleich. Sie enthält 5 Knochenstrahlen und 14 bis 15 Gliederstrahlen; erstere sind stärker als in der Rückenflosse, der dritte und vierte hat scharf erhabene Kanten. Die massig ausge- buchtete Schwanzflosse besteht in ihrer Mitte aus 16 getheilten Gliederstrahlen, welchen oben 8 und unten 5 allmählig kürzere und ungetheilte Strahlen als Stütze dienen. In den Brustflossen sind 10 oder 11 Strahlen zu erkennen. Die Wirbelsäule enthält im Ganzen 27 bis 29 Wirbel, die etwas weniger lang als hoch sind , davon kommen 10 oder 11 dem Vorderrumpfe oder Abdomen zu, die übrigen 17 bis IS sind Caudaivvirbel. Sowohl die oberen als unteren Apophysen derselben sind ziemlich stark , erstere stehen gegen die Wirbelsäule beinahe senkrecht, neigen sich aber mit den lezteren gegen das Schwanzende zu in einem Winkel von beiläufig 45 Grad. Die verhältnissmässig etwas zarten und kurzen Flossenträger dringen nicht weit zwischen die Dornfortsätze ein. Die dicken, lederartig aussehenden Schuppen (Fig. a) sind eher klein zu nennen. Es liegen in der grössten Körper- höhe unter dem Anfange der Rückenflosse beiläufig 24 Horizontalreihen und ungefähr 50 Schuppen zwischen dem Schnltergürtel und der Schwanzflosse , von welcher letz- teren zwei Drittheile mit kleineren Schuppen überdeckt sind. 22 * 340 Im weissen diinnschief erigen Kalkmeigel unter dem Kloster Sacli el Aalma (Rnsseggers Reisen. I. p. 774 und 775). Auf der dargestellten Platte Taf. XXIII. Fig. 1. (unter b.) befindet sich auch noch der Kopf mit einem Theile des Rum- pfes von dem merkwürdigen, inAgassiz Poissons fossiles bereits beschriebenen und abgebildeten Rhinellus furcatus Agass. Pyenoisteriiiic discoides. (Taf. XXIII. Fig. 3.) Wir hatten Gelegenheit diese durch ihr beinahe scheiben- rundes Kör per profi 1 ausgezeichnete Art in fünf Exemplaren zu untersuchen, an welchen verschiedene Theile sehr gut er- halten sind und zusammengenommen ein beinahe vollständiges Ganzes bilden, wonach wir folgende Beschreibung entwerfen. Zur bildlichen Darstellung ist eine der fünf Platten gewählt, worauf sich die Hauptform des ganzen Fisches zeigt. Wenn man die Länge des Kopfes als Basis annimmt, so macht diese nicht viel weniger als die halbe Fischlänge (ohne Schwanzflosse) aus, gibt iy,mal genommen die Kopf- höhe und ry4mal die grösste Körperhöhe, welche ihrerseits Vg obiger Fischlänge beträgt. Das Stirnprofil fällt demnach im flachen Bogen ziemlich vertikal herab und die stark auf- wärts steigenden Schenkel des ün terkiefers sind so lang als die zehn ersten Abdominalwirbel zusammen genommen oder wie % der Kopflänge. Ein schmaler Streifen ganz kurzer Borsten zahn e ist sowohl an den erhaltenen Rudi- menten des Zvvischenkiefers als am Rande des Unterkiefers bemerkbar. Zwischen der beinahe am Profilrande anliegen- den ziemlich grossen Augenhöhle und dem oberen Winkel des Deckels ist ein Raum von nenn Wirbellängen; der Vor- deckel entspringt in der Mitte desselben , zieht sich vertikal herab, scheint aber nur gegen seinen unteren spitzen Winkel hin fein gezähnelt und gefurcht zu seyn. Die Entfernung vom ersten Wirbel bis zur Anlenkung des Unterkiefers oder die Höhe des starken Schultergürtels entspricht % der ganzen 341 Wirbelsäiilenlänge. Die R abe ii sc h ii ab e I fortsjitze sind gleichfalls stark und reichen bis gegen die Mitte der kurzen Bauchhöhle hinab, so dass ihre Spitzen hinter den Becken- knochen stehen, die sich g;anz kurz an den Schnltergiirtel anheften. Die Bauch flössen selbst, Avelche einen massig- starken knöchernen llandstrahl haben, scheinen kaum so lang- gewesen zu seyn, dass ihre znrückgelegtenSpitzen die Analflosse erreichen konnten. Die B rust f loss en sitzen unter der Mitte des Schultergürtels, an der Basis der Rabenschnabel- fortsätze , ihre 11 — 12 zarten Strahlen erreichen den Anfang der Analflosse. Die verhältnissmässig ziemlich starke Wi r- belsäu 1 e enthält in der Abdominalregion zehn, in der Caudal- region 18 Wirbel, diesämmtlich, besonders die ersteren, höher sind als lang; und an den Seiten zwei kleine Längsleisten haben. Die Dornfortsätze des Rückens sind in der Gegend, wo beide Wirbelregionen zusammenstossen, am längsten, hier erreichen sie die Mitte zwischen Wirbelsäule und Rückenfirste und stehen senkrecht, während sie gegen das Schwanzende zu immer kürzer Averden und mehr liegen. Ueber den vordersten Dorn- fortsätzen stehen drei stärkere flache, oben vorwärts gekrümmte blinde Flossenträger, wonach jene der Rückenflosse folgen 5 die ersteren wirklichen Flossenträger dringen nicht tief zwi- schen den Spitzen der Dornfortsätze ein, die nachfolgenden erreichen sie allmäiilich gar nicht mehr. Die unteren Dorn- fortsätze der Caudalwirbel sind stärker und länger als die oberen und sitzen weiter vorn am Wirbelkörper an. Der erste Flossenträger der Analflosse ist stark, doppelt und reicht bis auf die halbe Höhe zwischen Analfiossenbasis und Wirbel- säule hinauf, an seiner hakenförmig vorgeschobenen Basis sitzen die vier ersten starken Knochenstrahlen. Die nach- folgenden Flossenträger sind schwach und kurz , hinter die erste und hinter die zweite Apophyse legen sich jedesmal zwei Flossenträger an , an die nachfolgenden meistens nur einer. Die Rippen umfassen nur die obere Hälfte der Bauch- höhle, sie sind kurz, zart und rückwärts gewendet; die öner- fortsätze, aufweichen sie ansitzen, biegen sich stark abwärts und verlängern sich allmählig so weit bis das hinterste Paar beinahe die halbe Länge der nachfolgenden ersten Caudal- apophyse erreicht. 34'i Die Rückenflosse enthält acht dicht aneinander ge- lehnte, stufenweise verlängerte, inäSsigstarkeKnochenstr.ahlen, deren hinterster scharf gespitzter so lang ist als die grösste Körperhöhe über der Wirbelsäule. Darauf folgen 19 bis 20 zweimal getheilte Gliederstrahlen, deren vorderste etwas länger sind als die Stachelstrahlen, aber rasch in der Art ab- nehmen, dass der Flossenrand concav erscheint. Die A n a 1- flosse, welche, perpendikulär genommen, ziemlich weit hinter dem Anfang der Rückenflosse entspringt, ist ebenso gestaltet nur etwas niederer, sie enthält fünf staike Stachel — und IS Gliederstrahlen. Beide Flossen erreichen beinahe die stark ausgebuchtete Seh wa nzfl oss e, in welcher 16 Gliederstrah- len mit 4 oder 5 Stützenstrahlen von jeder Seite erkennbar sind. Die Schuppen scheinen etwas kürzer und höher als an der vorhergehenden Art; Deckel, Wangen und die Basis aller Vertikalflossen , besonders aber die Schwanzflosse wird von ihnen überdeckt. Man kann beiläufig 30 Schuppenreiheii zwischen Rücken- und Analflosse erkennen, 40 bis 50 Schup- pen dürften der Länge nach zwischen Schultergürtel und Schwanzflossenbasis liegen. Im Kalkmergel unter dem Kloster S a ch e I Alma. Isoduji HECK. Wir erhielten, nebst den beiden vorher beschriebenen PycHosterinx- ^vten und zwar aus derselben Lokalität, die linke beinahe vollständige Hälfte eines Unterkiefers, welche mit ihren vereinzelt stehenden Zähnen auf den ersten Blick die grösste Aehnlichkeit mit den, in den Poissons fossiles T. V. pl. S5. flg. 2 und 3 dargestellten Kiefern des Enchodus halocyon hat. Bei genauerer Untersuchung ergab sich bald die sehr abweichende Gestalt der Zähne selbst, welche bei Enchodus dem Typus stark comprimirter zweischneidiger Thyrsites-Zähne angehören, während die gegenwärtigen offen- bar dem mehr konischen der Sphyraeniden weit näher s(ehen. Es wäre sogar möglich, dass der hier dargestellte Unterkiefer, in dem weissen Kalkmergel des Klosters Sa ch cl Aalma, von einer grösseren Species aus der im M o n t e B o I c a vorkommen- 343 den Gattung Bhumphognathits, deren Zahnbau nicht bekannt ist, herrühre. Allein bis dieses näher erwiesen ist, halten wir es für zweckdienlicher ihn als eine eigene, der Familie der Sphyraenoiden zugehörige Gattung zu betrachten , deren Kennzeichen einstweilen folgende sind : Unterkiefer stark, am Aussenrande mit einzeln stehenden langen spitzen Zühnen besezt ; die beiden Vorder- zähne, vorzüglich der zweite, am stärksten und längsten; lezterer an der Basis dreiseitig mit abgerundeten Kanten, die Aussen fläche convex, die beiden einwärts gewendeten concav. Isodus sulcatus. (.Taf. XXIII. Fig. 4.) Der Kieferknochen hat auf das täuschendste die Ge- stalt und selbst die leistenartigen Erhabenheiten, wie Figur 3 des Enchodus halocyon Agassiz sie zeigt, nur sind die dadurch gebildeten Furchen an unserer vorliegenden Art etwas schärfer, die Leisten breiter und glatt. Die in mäs- sioeren Zwischenräumen stehenden Zähne haben eine merklich nach vorwärts geneigte Richtung; Spuren von da- neben stehenden kurzen Borsteiizähnen sind durchaus nicht zu bemerken. Die beiden vordersten leider abgebrochenen Zähne sind an der Basis am stärksten und waren sicherlich auch die längsten, was vorzüglich vom zweiten Zahne, dessen ganze untere Hälfte wir anfangs noch unversehrt antrafen, gilt. Auf diesen folgen sechs schwächere Zähne, die aber nicht alle auf derselben Platte sichtbar sind, daher unter Fig. 4. b. die in beiden Gegenplatten enthaltenen Zähne und Kieferstücke als vereinigt gedacht dargestellt wurden. Der dritte Zahn und der lezte sind am niedrigsten, vom vierten an, welcher bedeutend höher ist, werden alle nachfolgenden allmähiig kleiner, bleiben aber immer sehr spitzig. Alle sechs sind etwas comprimirt und scharfkantig, nebstbei zieht sich an ihrer Innenseite eine schwache Hohl- kehle von der Basis bis gegen die Spitze. Der stehenge- bliebene Stumpf des zweiten Zahnes stellt ein dreiseitiges ;)44 Prisma dar mit abgerundeten Kanten, dessen nach aussen gewendete Fläche ein wenig convex, die beiden nach innen gekehrten dagegen concav erscheinen. Auf der Durclischnitts- ebene Fig. 4. a. bemerkt man als innere Textur ein sechs- seitiges Prisma mit etwas concaven Flächen ; zwei dieser sich gegenüberliegenden Flächen sind merklich breiter als die anderen vier. Mitten erscheint das Ende der Zahnhöhle als eine kleine runde Oeffnung. Clupea macrophtlialiiia. (Taf. XXIII. Fig. 2.) Das einzige und dabei ziemlich unvollständig erhaltene Exemplar dieses Fisches sezte der Stellung der Species manche Schwierigkeit entgegen, wir haben indessen vor- züglich wegen der unzweifelhaften Anwesenheit von so- genannten Cofes Sternales, die üeberzeugung erlangt, dass sie als zur Gattung Clupea gehörig betrachtet werden müsse. Das ganze Thier ist schlank gebaut, isein Körper, dessen grösste Höhe sechsmal in der Gesammtlänge ent- halten ist, scheint massig comprimirt gewesen zu seyn. Der lange zugespizte Kopf, an welchem der Maxillarknochen einen Theil des Mundrandes bildet, macht nur -/, der Ge- sammtlänge aus. Die Mundspalte scheint nicht gross zu seyn; von Zähnen ist keine Spur vorhanden. Der Deckel ist etwas spitz gerundet und ziemlich lang. Auffallend gross ist die hoch an der Stirne liegende oval gedrückte Augen- höhle, deren Durchmesser einem Viertheile der Kopflänge gleicht. Wir zählen ;j.5 Wirbel, davon sind 19 abdo- minal und 16 caudal, die lezteren sind etwas länger als hoch. Viele M uskel gräten liegen nach oben und unten. Die Rippen sind lang und dünn, reichen bis zum Kiel des Bauches herab, wo sie mit den entgegentretenden Gabeln von 2ß kleinen Bauchschildchen (Cotes sternales} in Verbindung kommen. Die Dornfortsätze sind ebenfalls schwach und lang, gegen den Schwanz zu kürzer und mehr geneigt. Die Rückenflosse steht in der Mitte, besteht aus eilf Strahlen , die sich auf schwachen Flossenträgern 345 anlenken. Senkrecht unter der Kückenflosse entspringen, zwischen dem 17. und 18. Bauchschildchen , die Bauch- flossen, dann zwischen diesen und der Schwanzflosse in der Mitte die Analflosse, welche gleiciifalls II — 12 Straiilen enthält. Die Brustflosse erreicht -^ der Kopflänge und zeigt die Reste schwacher mehrfach getheilter Strahlen. Die Schwanzflosse, deren Ende zwar fehlt, dürfte die halbe Kopflänge nicht übertroffen haben und scheint massig ausge- buchtet gewesen zu seyn. Die Schuppen waren mittelmässig gross und abgerundet; zwischen dem Anfang der Analflosse und dem Ende der Rückenflosse sind noch die zarten Eindrücke von eilf Reihen zu erkennen. Das abgebildete Exemplar, im Besitze des Herrn Profes- sors Dr. ünger in Gratz, kam aus der Nähe von Haael (Hakel) nächst Dschebel; die Steinmasse ist grauer Kalk. Auf derselben Steinplatte beßuden sich noch zwei andere beinahe vollständig erhaltene Fischabdrücke, an welchen sich ^\e Clupea brevissimaA^ ass. durchaus nicht verkennen lässt. Ein anderer Stein aus demselben Fundorte enthält ein Stück Vorderrnmpf eines grossen mindestens 6 Zoll hohen Fisches, woran sich aber ausser 18 halbzerstörten Abdominalwirbeln, die höher sind als lang, langen dünnen gefurchten Rippen und ziemlich starken, mit einem Wald von Muskelgrähten über- deckten Rückenapophysen nichts weiteres erkennen lässt. Wir geben ihm einstweilen den Namen Clupea gigantea. der bisher vom Libanon bekannten fossilen Fische. HOLOSTEI. Rhinellus furcatus Agass. Kloster Sach el Aalma. SPARIDAE. Pagellus leptost eus Agass. CHROMIDAE. Pycno sterinx Russegg erii Heck dis c oides Heck. SCOMBRIDAE. Vomer parvulus Agass. SPHYRAENIDAE. Sphyraena Amici Agass. Jsodtis sulcatus Heck. HALECIDAE. Clupea B eurardi Agass. ,, lata Agass. jj minima Agass. „ brevissima Agass. „ macrophthalma Heck. n gigantea Heck. » }} 3) }} » }) » n » » 3) 33 » 33 33 33 33 33 31 33 33 33 33 33 Dorf Hakel 33 33 33 33 Index. (Die Seitenzaljlen von 991 — 1096 beziehen sich auf Band I, Theil 2; die von 207—346 auf Band II, Theil 3.) Ables 236. Abou data 325. 330. A-Bou-Jerap 325. 335. ABRAMIS lOU. 1012. 1032. 320. „ Brama 1006. „ Friwaldszkyi 1032. „ Leucartii 1032. „ melanops 1032. „ Schreibersü 1032. „ Votula 1032. ABROSTOMUS 1010. 1012. 1022. „ capeiisis 1022. „ uiiibratus 1022. Abu Sukkanejn 247. Abue fue-fe 333. Abusar 331. ACANTHOBRAMA lOll. 1012.1033. „ Arrhada 1033. 1076. 237. 239. ^ ccntisquama 1033. 1074. 239. „ cupida 1033. 1077. 235. 239. ,, Marmid 1033. 1075. 239. ACANTHOPIS linea 267. „ taeiiia 267. ALAUSA vulgaris 321. 322. 323. '^34 ALBURNUS 1011. 1012. 1036. „ acutus 1036. „ alburnoides 1036. „ capito 1036. 1086. 232. 235. 263. „ caeruleus 1036. 1084. 235. „ caudimacula 264. „ hebes 1036.1086.229.235. y, Iblis 263. 271. „ lucidus 1036. „ niegacephalus 265. „ miciolepis 1036.1083.235. „ mossulcnsis 1036. 1086. 230. 235. 265. ALBURNUS niloticus 324. 328., „ obtusus 1036. „ pallidus 1036. 1086. 233. 235. „ Schcjtan 264. „ Scoranza 995. 1036. „ Sellal 1036. 1082. 235. ALESTES 306. „ dentex 307. 309. 321. 323. 325. 333. „ nurse 324. 325. 333. „ Kotschyi 308. 326. 333. Allabes 320. Allabeta 320. ALOSA finta 320. 334. Ameie bachiqaa 325. 332. ANGUILLA acutirostris 313. 334. „ latirosti'is 314. „ niediorostiis 314, „ nilotica 313. 320. 325. 326. 334. Arabrab 330. Arangek 328. Arjjyius 1011. 1012. 1040. ARIUS cous 1094. Armouth hale 331. Arrhada 1077. 239. Ashua Kamoura 334. ASPIDOPARIA 288. „ sardina 288. ASPIUS 1011. 1012. 1036. „ alborella 1036. „ Mento 1036. „ rapax 1008. 1036. 1081. „ vorax 1036. 1081. AULOPYGE 1010. 1012. 1021. „ Hügelii 1021. Babutsch 1096. Bachikta el Nil 325. 335. Basrarä Bachica 325. 330. BAGRUS auratus 323. 325. 330. „ Bajad 321.322. 323.325.330. „ Capito 326. 331. 348 BAGRUS Docmac 321. 323. 330. „ liuipcnsis 1091. „ loliccps 324. 326. 331. „ schilbeides 324. 325. 330. Bajad 330. „ Docmac 330. Bjatte 330. BALLERUS 1011, 1012. 1033. Bangana faicata 1029. „ Hammiltoiiii 1029. BARBüS 1010. 1012. 1017. „ affiiiis 1018. 324. 328. „ apogon 1017. „ armatus 1018. „ balleroides 1018. „ Barbuliis 256. „ binotafus 1018. „ bramoides 1018. „ Burchellii 1018. „ Byniii 1002. 1018. 320. 321. 322. 328. „ Cauali 1019. „ caiiinus 10l9. „ canis 1020. 2l7. „ calleiisis lOtS. „ capeiisi.s 1018. „ cara.ssioides 1019. „ clieilinoides 1018. „ chrysopoma 1018. „ dauronensis 1019. „ deauiatus 1019. „ deiicio.sus 1017. „ diplochilus 1027. „ Diivaucellii 1018. „ elongalus 1020. 324. 328. „ eques 1 017. „ fliiviatilis 1002. 1017. „ gardonides 1018. „ gibbus 1018. „ gobioides 1019. „ Gorgouari 1019.324.328. „ Grypus 1048. 214. „ liexagonolepis 1018. „ bexastichu.s 1018. „ bypsylonotus 1018. „ intermedius 1018. 324. 328. „ Kakus 1017. Keisin 1018.1049.211.214. „ Kolli.-* 1017. „ labecula 1018. 214. „ lacerta 1018. 1041. 214. „ laevis 1019. „ laterislriga 1018. „ lepidotus 1018. „ leptopogon 1017. „ longiceps 1020. 217. „ longus 1018. BARBÜS niacrolepis 1018. „ macuiatus 1019. „ inarginatiLS 1018. „ Mayori 1017. „ niegalepi.s 1018. „ iniciopogon 1018. „ Mussulah 1018. „ my.staceus 1051. „ ophioides 1019. „ pailidus 1018. „ pectoralis 1018. 1045. 214. „ peleponensis 1019. „ Perince 1018. 324. 328. „ perniciosusl018. 1047. 214. „ plebejus 1017. „ Polydorii 1018. „ progeneius 1019. „ Rajaiioium 1018.1049.209. „ rododactyliis 1017. „ i'oseipinnis 1018. „ rubripi Ullis 1019. „ sarana J0I7. „ Scincusl018.1049.212.214. „ seligerus 1019. „ setivimensis 1018. „ Soro 1019. „ spilophorus 1017. „ subnasulus 1017. „ Siirkis 1018. 324. 328. „ Tambra 1019. Baraaii 1080. Batensoda 33i. Bayatte 322. Betbrrzäliue 1003. 1010. Belli 322. 3i8. „ abiad 10G3. „ a., Diissumierii 1024. 281. „ erythropterus 1024. 282. 284. „ f'alcifcr 1024. 283. ,, fimbriatus 1024. 282. „ Forskalilii 1024. 281. 298. 300. 301. 321. 324. 329. „ bi.spidus 1024. 282. 284. „ Horie 281. 304. 326. 329. „ microlepidotus 1024. 282. ,5 niloticus 1024. 281. 297. 299. 300. 321. 324. 329. 5, oblonprvis 1024. 282, „ Raynoldii 1024. 282. „ Selli 1024. 281. „ sene^aleiKsis 1024. 281. ., Vaiitorhiuus 328. (lu'sSL'g";er. Reisen. 11. Bd. J. Tiieil, LABKO vier Arten 294. ., vulgaris 1003. 281. 298. 300. 303. 322. 326. 329. LABEOBARBUS loio. 1012. 1019. ,5 iiiaciolepis 1019. 5, Ncdgial019. 324. 328. 5, Kot.schyi 1019. 1049. LABRUS niloticus 321. 327. Lanq:därmer lOOl. 1010. LATES 292. 327. „ niloticus 316.320—322.327. Latos 291. 292. 320. 327, LEBIAS Cypris 1090. 242. 5, crystallodon 269. 5, dispar 323, 329. 33o. 5, nientü 1089. 5, punctatus 268. ,, Sophiae 267. Lcbes 220. 297. Lcbis 329. Lebse-canimeri 329. ,, -scira 329. Lepidotus 291. 320. LEÜCISCÜS 1011. 1012. 251. „ aigcnteus 1041. 1045. „ Bibie 1035. 324. 329. „ brachiatus 1038. „ cephalus 1006. „ CbituI 1027. 284. „ distomus 1037. ,j (lolabratus 1041. ,, eloiio-atus 1041. „ Fiisii 1039. „ Genei 1039. „ Goha 1043. 5, gracilis 1042. ,, Labeo 289. „ lividus 1039. „ niajalis 1041. „ niargarodes 1039. „ Mola 1043. ,, nasutus 2S9, „ neglectus 1038. „ niloticus 1035. 324. 328. 329. „ Pausingerii 1039. 5, prasinus 1039. 5, pulchellus 1039. 5, rodeus 1041. 5, roseus 1039. „ lostratus 1041. ,, ruliloides 1038. „ Sandkhol 1027. 284. 5, Selysii 1038. ,, thebensis 1043. 324. LEUCOS 1011. 1012. 1038. „ ad.spersus 1038. 354 LEUCOS Basak 1006. 1035. „ cisalpiniis 1038. ., nibella 1038. LEUCOSOMUS 1011. 1012. 1042. „ argyroleucus 1008. Löffelzähne 1001. lOlO. LUCIOBARBUS lOio. 1012. 1019. „ elonoatus 324. 328. „ esocinuslolQ. 216.366. 5, Gorguari 324. 328. „ niystaceus 1061. 217. 256. „ Schech 1019. 1055.215. „ Xauthopterus 1019. 1053. 216. Macroentri 1001. 1010. Macotes 291. 320. Malilzähne 1003. 1010. MALAPTERURUS 292. „ elecfricus 320. 321. 322. 323. 325. 332. MALAPTERUS electricus323. 332. Marmahidschi 250. Marmaridscli 250. JWarmid 1076. „ abbiad 1076. 5, aspliar 1076. „ handscherli 1076. „ niablue 1077. 237. MASTACACEMBLüScatenatus 248. ,, halepensis 247. Meissclzähne 1004. 1010. Mese-Nacra 332. Messerzähne 1004. 1010. Meotes 320. Milchfisch 1056. Mizdeh 332. Mochokus uiloticus 325. Mons 325. 333. MORMYRUS abbreviatus 326. 333. „ anguillaris 322. 332. „ anguilloides 321. 322. 325, 332. „ Bachiqua 325. 332. „ Baue 333. „ Bebe 322. 333. „ Bovei 329. 333. „ Caschive 315.321.322. 324. 332. j, cypriiiüidcs 316. 321. 322. 323. 321. 325. 333. „ Dequpsne 320. 333. 5, dorsaiis322.323. 333. „ Ehreiibpigii326. 333. „ eloügatHS 315. 324. 333. „ Geoffroyi 322. 332. MORMYRUS Hasselqiiistii 322.332. „ Herse 322. 332. „ Joannisii 326. 333. 5, Isidorii 326. 333. „ KaniiHine 321. 332. „ labiatus 322. 324. 333. „ longipinnis 324. 332. „ Nacra 326 332. „ oxyihynchus315. 316. 320. 321. 322. 324. 332. MüGIL Abu 244. „ capito 326. 327. „ cephalus 326. 327. 335. 5, cryptocheilos 326. 328. „ dubhara 326. 328. „ salieiis 322. 327. Muscht 327. MYLETES 306. „ Baremoze 306. 307.325.333. ,, dentex 310. 5, Gouile 325. 333. ,, Ha.sselquistii 1015. 333. „ Nurse 306. 324. Myouara 329. Mystus 1091. 1094. 320. 328. „ cirris octo 1091. 1094. Nedgia 328. Nefasch 334. Nelkal 334. NURIA 1034. ,, thenioicos 1035. Nurse 333. Okr 327. Ophidium inastacacemblus 247. „ Simak 247. OPSARIUS 1011. 1012. 1043. ,, acanthopterus 1043. 5, albulus 1035. 5, anisocheilos 1043. ,, brachialis 1043. „ cirrhatus 1043. „ fasciatus 1043. „ isocheilos 1043. „ leuccrus 1035. ., luaculaius 1043. 5, megastoiiuis 1043. 5, pholicephalus 1036. „ thebensis 1009.324. 329. Orbis 291. 320. 335. Orchis 1079. 320. 335. ORElNüS guttatus 1011. 287. 5, maculatus 1021. 287. „ prog'astiis 1021. 287. OSTEOBRAMA lOlo. 1012. 1033. OSTRACION ciibiciis 335. Oxyrhynchus 291. 320. 332. Oupd denne 325. 330. 353 PACHYCHILAE 240. PACHYSTOMUS 1011. 1012. 1038. PAGELLUS leptosteus 346. PagTUs 3j?4. PELECUS 1011. 1012. 1035. „ Bibie 324. 329. PERCA Lates 322. 327. „ nilotica 321. PERILAMPUS 1011. 1012. 1035. „ aequipiiiinatus 1034. „ guttatus 1034. ,, macropterus 1035. „ macrourus 1035. „ osleographus 1015. 286. 287. 5, perseus 1034. „ psilopteronuis 1035. „ rcticulatus 1035. „ striatus 1035. „ thermophilus 1035. Perincc 328. Pflasteizähne 1002. 1010. Plns^orius 320. 334. Phagor 320. 334. Pliagniis 291. Pharg-iil-Bais 1055. PHOXINELLUS lOil. 1012. 1039. „ alepidotus 1006.1040. „ Zeregi 1040. 1063. PHOXINüS 1011. 1012. 1040. ., laevis 1040. „ Marsilii 1040. Physa 291. 320. 335. PIMELODUS auratus 323. 330. 5, biscutatus 323. 325. 331. j, Clarias 323. 331. „ Cous 1094. j, raenibranaceus 323. 331. ,, synodontis 323. 331. PLATYCARA nasutu 1028. 284. P0LYPTERüSBichir3l0. 311.312. 322. 323. 335. 5, Endlicherii 310.326. 335. ,, senegalus 310. PORCUS Bajad 323. 330. „ Docmac 323. 330. PYCNOSTERINX 337. 5, discoides 340. 346. „ Russeggerii 338.346. Raad 332. Raasch 332. Racliis 333. Rabad 325. 332. Raja Torpedo 321. 332. Raii 333. RHAMPHOGNATHUS 343. RHINCHOBDELLA halepensis 247. RHINELLUS liiicatu8336.340. 346. ., nasalis 336. RHITIDOSTOMUS1010.I012.1023. 240. RHODEUS 1010. 1012. 1016. „ aniarus 1005. ROHITA 1010. 1012. 1025. 252. 5, Belangeri 1026. 282. 5, brevis 283. „ Biichananii 282. „ Calbasu 282. „ Chaiigurio 282. „ clypeafa 1026. 283. „ Cursis 282. 55 Dussuinierii 282. 55 Diivaucellii 1026. 282. ,5 erythrura 1026. 283. j, fimbriata 283. ,5 gobioides 283. j, Gonius 282. „ Hassellii 1026. 283. 5, .Toalius 282. 55 Lecbenaultii 1026. 282. 5, lineata 282. 55 macrosonia 283. 5, microccpbala 1026. 283. ,5 Moralins 282. 5, Musclia 283. 55 Nandina 282. 5, Reynoldii 1026. 282. 55 rostellata 1026. 282. 55 Rouxii 1026. 283. 55 lincoidcs 1026. 283. ,, vittata 1026. 283. ROHTEE Ooiibii 1033. 55 Pangnt 10i7. 55 Vigorsii 1033. Roschal 334. Saale 329. Sagboga 334. Saide 334. Salcbeyeh 333. SALMO 252. 55 dentex 306. 307. 321. 333. 55 nilüticus 321. 334. „ Roschal 321. 334. SALMOPHASIA obJonga 1035. Salog 330. Sardine 322. 334. CAPHIODON 1010. 1012. 1020. 5, Amir 258. 287. „ Capoeta 1002. 1057. 217. 222. 286. 287. 35G SCAPHIODONfraterciilal020.1059. 2'i2. 258. 286. ,, inacrolepis 258. 287. „ niger 258. 287. 5, peregrinorum 1020. 1061. 219. 222. 286. „ Saadii 260. 287. „ socialisioio. 1061.217. 222. 258. 286. „ Tinea 1020. 222. 287. „ Truttal020. 1056. 222. 286. ,, ümbia 1020. 1060. 222. 286. SCARDINIUS 1011. 1012. 1037. 5, Dergie 1037. 5, erythrophtlialimis 1008. „ Hegeiii 1037. ,, hespciidicus 1037. ,, Plotizza 1037. ,, Scardafa 1037. Schal-Abou-Real 330. „ arabi 331. 5, Batrnsodo 331. 5, belidi 331. ,, gaemr'I 331. 5, goumari 331. „ karaf.sclie 331. 5, seilen 331. Schall 322. 331. Schanfelzähne 1001. 1010. Scheilan 331. Sehpjch San 1052. 216. 217. Scheriflie 330. SCHILBE 330. „ auratuü 325. 330. ,, Hasselquistii 326. 330. 55 intermedius 316.322. 324. 326. 330. 5, Isidorü 326. 330. „ Mystus32I. 323. 325.330. j, üranoscopns32/1.325.326. 330. Schilbi 322. 330. SCHIZOTHORAX loio. ioi2. 1020. 285. 295. 55 curvifrons 1020. 286. 55 esocinus 1020. „ Hiigelii 1020. 5, longipinnis 1020.286. „ micropogon 1020. 5, nasus 1020. 286. 55 niger 1020. 286. j5 plagiostomus 1020. 284. 286. ,5 planifrons 1020. „ .sinuatusl 020.284.286. SCHIZOPYGE 285. ,5 curvifrons 286. ,5 longipinnis 286. 55 nasus 286. 5, niger 1008. ,5 plagiostomus 286. ,, sinuatus 286. SCLEROGNOTHnS 280. Sellal 1083. 1084. 5, abiud 1083. SERRAS ALMO Citharinus 323. 334. Sjir-majie 1056. SILURÜS 320. 321. 55 anguillaris 321. 331. 55 anritus 323. 325. 330. ., ßajad 321. 330. 55 Ciarias 321. 331. 5, Co US 993. 1094. J5 Docinac 321. 330. 55 Mysfus321.323. 325. 330. ,5 Sfhall 322. 331. 5, triostegus 1090. Simak el inglese 247. SPARUS niloficus 335. SPHYRAENA Amid 346. 5, vulgaris 335. SQUALIUS 1011. 1012. 1040. 55 albus 1041. 5, aula 1041. 55 Berag 1041. 1078. 229. 55 cavedanus 1041. „ cephalopsis 1041. 1080. 225- „ delineatus 1041. 5, Dobula 1008. ,5 elatus 1041. 5, Fuuiiii 1041. 5, lopidus 1041. 1049. 229. ., microlepis 1042. ,5 orieiifalis 225. 229. „ Pareti 1041. 5, Rubella 1041. 55 rubilio 1041. 55 spuriusl041. 1081.227.229. 5, tenellus 1042. 5, thyberinus 1041. 5, trasimenicus 1041. 55 Turskyi 1041. 5, Ukliva 1042. SUDIS Adansonii? 334. 55 iiiloticus 324. 334. Surkis 324. 328. Symus 320. SYNODONTIS 320. 5, arabi 316. 322.331. „ Botensoda 324. 331. „ biimeratus 326.331. 357 SYNODONTIS raacrodon 321. 323. 331. „ maculosus 324. 331. „ * inembranaceiis 323. 331. „ serratus 316. 324. 331. Systematisches Veizenhiiiss aller Nilfische 327. SYSTOMUS 1010. 1012. 1016. „ albus 1017. 1063. j, albus Var. alpiua 257. j, Beso 324. 328. ,, csocinus 1016. „ Chola 1016. „ chrysopterus 1017. ,5 chrysosomus 1016. „ conclioinVus 1017. „ gelius 1016. „ gibbosus 1017. ,5 leptosomus 1016. 5, luteus 1017. 1061. „ nialacoptcrus 1017. „ pyrropterus 1017. „ tctrariipae^us 1017. „ uniiuaculatus 1017. Taban ä grap 313. 325. 334. ,, affar gerciari 313. 325. 334. 5, Lamat 3J3. 325. 334. „ Zevde 313. 325. 334. Taflaf 1086. Takal handscherli 1057. Tarandzie 327. Tcffaf 1085. „ asrak 1085. TELESTES 1041. 288. j, multiccllus 1041. 5, Rysela 288. ,, Savygnii 1041. TEMNOCHYLA 280. TEMNOCHYLAE 280. 281. Terris 1078. ,, arhmar meleki 1048. Tptay 1087. TETRAODON npv. spec. 325. 335. TETRAODON Fahaca 316.320.321. 323. 326. 335, ,, lineatus 321. 335. „ Physa 323. 3'25. Thrissa 320. 334. TINCA 1011. 1012. 1028. „ clirysitis 1005. „ vulgaris 1029. Tongog 328. Torpede 332. TORPEDO 292. 320. 321. Tunibiik 1066. TYLOGNATHUS 1010. 1012. 1027. 300. „ barbatülus 283. „ Chitnl 284. „ diocheilos 284. „ Duvancpllii284. 'i87. „ falcifer 283. 5, lipocheilos 283. 290. „ Lamta 283. j, nanusl027.1073.283. „ Sandkhol 284. „ semilarvatus 284. „ semivclatus 290. j, porcellus 1027. 283. ,, Valenciennesii 283. Typle 320. VARICORHINUSBesol037.324.328. „ Bobrce 10l4. „ diplostomus 1027. 283. VOMER parvulus 346. Weissfische 276. Würgezahne 1008. 1011. Xaxoug-roumi 330. Zamar 325. 330. 331. Zagzug 1093. Zahnsystem der Cyprinen looi. Zeregi 1064. Zumbek 1066. Zurri 232. vtddenda et Corrig^enda. Pas. 1003 1007 1008 1008 1010 1010 1011 1011 1011 1011 Zeile 10 von oben statt Labeo niloticus lies: Labeo vulgaris. zwischen Z. 18 und 19 v. o. setze: 2|5 — 4|2. Phoxinus. Z. 11 V. 0. statt Taf. II. lies: Taf. 1. Z. 18 V. unten st. 3|5— 5|2 lies: 3l5 — 5|3. Z. 7 V. o. Spalte rechts Rt. 3| 3 | 5— 5| 3 | 3. lies: 2| 4 |5— 5 |4|2. Spalte rechts u. nach Rhodeus setze: 6. Devario Heck. Sp. links lösche: 6? Devario Heck. Sp. rechts Z. 10 v. o. lösclie: Phoxinus Rond. „ „ „ 20 V. o. st. 3|5 — 5|2. lies: 3|5— 5|3. „ „ zwischen Z. 21 und 22 v. o. setze: 2|5 — 4 | 2. 50 Pho- xinus Rand. Telestes Bonapt. 1012, „ ,y Z. 24 V. 0. st. Roxinellus lies: Phoxinellus. 1012, „ „ Z. 25 V. o. st. Roxinus lies: Phoxinus. 1014, Z. 13 V. u. vor Cyprinus auratus setze ein "'. 1014, Z. 9 V. u. st. Catta lies: Catla. 1015, bei Cyprinion siehe: Pag. 285. 1015, bei Devario siehe: Pag. 286. 1018, Z. 22 V. 0. st. Barbus longus lies: Barbiis Grypus Heck. 1019, Z. 1 V. u. lösche: Barbus atfinis. 1020, Z. 20 V. o. st. nusus lies: nasus. 1020, Z. 7 V. u. st. Scapiodon lies: Scaphiodon, 1024, bei Labeo siehe: Pag. 279. 1024, b. Cyrene s. Pag. 284. 1025, b. Rohita s. Pag. 282. 1027, b. Tylognathus s. Pag. 283. 1027, b. Discognathus s. Pag. 284. 1028, b. Gobio damascenus s. Pag. 286. 1028, Z. 20 V. o. St. 3|5 — 5|2. lies: 3 | 5 — 5 | 3. 1030, bei Gymnostonnis siehe: Pag. 287. 1030, b. Chondrostouius s. Pag. 288. 1033, Z. 7 V. o. st. Trachibrama lies: Acanthobrama. 1037, Z. 16 V. u. lösche: rarius duo in angulis oris. 1037, Z. 6. V. u. lösche: Cirrhi duo und setze: Lcuciscus distomus auf Pag. 1034 zu Chela. 1038, Z. 21 V. 0. st. Dentes? — lies: Dentes ? 3|5 — 5l3. 1039, Z. 23 V. o. st. Leuc. Genei B onap. setze: Leuc. Pigus De Fi lippi. 1040, Z. 4 V. 0. st. 2 I 5— 5 I 2 lies : 2 | 5 — 4 | 2. 1041, Squalius trasinienicus, rubella und Aula steile auf Pag. 1038. zu Leucos; Squal. rubilio zu Leuciscus. 1041, bei Telestes Bonapt. siehe: Pag. 288. — Cypr. Aphya und Squal. Turskyi gehören unter Squalius. 1043, Cypr. Mola ist eigene Gattung, Mola Heck. Dentes semilunareg l|2| 3—3 I 2 I 1. 1064, Luciobarbus esocinus wird im Flusse Zab bis zu 3 Centner schwer. 300 Pag- VIII XIII 1068, Z. 3 V. 0. st. Liii. lat. 76 — 77. lies: Lin. lat. 76 — 77. X X 1060, Z. 14 V. o. st. Scapliioidon lies: Scapliiodon. 1062, Z. 11 V. 0. lösche: etwas scharfen. 1062, Z. 12 V. o. nach Nasenlöcher setze: der Rand des Unterkiefers ist weich und rund und wird von dem Oberkieferrande überdeckt, der sich an eine schmale etwas knorpelige lippenurtigo Falte des Unterkiefers anschliesst. 1062, Z. 24 V. 0. st. nach lies: vor. 1070, Z. 5 V. u. st. discileki lies: dscileki. 1073, Z. 10 V. o. lösche: (Taf. VIII. Fig;. 4.) 1079, Z. 9 V. o. st. Hopflänge lies : Kopflänge. 1082, Z. 23 V. 0. st. dorso 1. antidorso. 1083, Z. 9 V. u. st. ventrali I. anali. 1085, Z. 18 v. 0. st. dritten 1. vierten. 248, Z. 2 V. 0. st. point ou par nioi lies: point vu par moi. 248, Anmerkung st. eatenatus 1. catcnatus. Index plaiitariiiii^ Genera et species fusius descriptae asterisco praefixo sunt expressae. ^ACTINOLEMA 952. * ), eryngiüides 953. ALSINE camppstiis 934. „ dpcipiens 933. „ fasciculata 934. „ Siuilliii 934. '■'ALYSSUM pleiospermuni 940. ■•'ARABIS aiuliosacca 938. „ piocunens 939. ARENARIA cictica 931. „ ccbiiiata 933. „ Fiaiiklini 932. „ ^lacilis 931. „ hiita 931. ■" „ Kofschyaiia 930. 933. * „ Ledebouiiana 931. " „ Lessertiana 932. „ Meyeri 932. „ niode-sta 933. „ piin>re»s 933. „ letusa 933. * „ subulinea 933. „ scabra 931. „ subiilata 932. * ASTR AGALUS acmonolrichus 898. = ' ,, amoemis 895. " „ andiaclinaefolius 894. „ bicolur 899. „ leontiims 899. „ longifoliiis 895. „ nigiescens 896. „ oleapfolius 895. '* „ pellig:pr 896. „ Pumilio 896. „ pygmapus 896. ^--BUPLEURUM crocpum 956. „ gracile 957. * „ Kopcliplii 956. „ tenui.ssimum 957. CARUM divaricafiini 955. * „ elejj;ans 954. CERASTIUM alpiiuim 930. * » p^naphalodps 929. „ grandifloium 930. CICER ervoidcs 894. „ floribundum 892. „ .soon»aricum 894. ^DIANTHUS attinopetalus 927. „ alpiiius 9:^9. " „ axillifloius 923. ■^ „ brevicuulis 928. „ Caryüpbyllus926. 928. „ diifiisuü 925. „ glacialis 929. y, leucopliapus 929. „ libaiioticus 929. „ ueglpctus 929. „ raccinosus 924. „ serrulatus ß. grandi- florus 928. '"' „ striatelliis 925. „ suaveolens 927. „ sylvp.stiis 926. *' „ zonaUis 925. DICHOROPETALUM alpiiiuin 961. *DRABA heterotoma 941. „ olynipi« a 942. ■• ELAEOCHYTRIS 957. '' „ nieifolia 958. EUPHORBIA Characias 907. * „ Kots „ 599 ,, 600, „ 652 „ 653, „ 760 bis 763, » SOI und 802, » 812 >, 813, ,, 849 „ 850, „ 858 ,y 859, >, 864, „ 15 bis 22, >, 389, II. Bande 1. Theile dieses Reisewerkes zitirten grösseren Werke und einzelnen Abhandlungen, inso- fern selbe sich auf das betreffende Terrain beziehen, hinzu- weisen nnd zugleich im Allgemeinen auf nachfolgende Schriften aufmerksam zu machen : Welstead, J. R.j Travels in A rabia, the peninsula of Sinai and above the shores of the read Sea. London 1838. Dasselbe deutsch von RöDiNGER. Halle 1842. Zwei Bände. Fazakerlay , Journey from Cairo to Mount Sinai and ret. to Calro. In Walpoles travels in various countries of the East. London 1820. Leon Delaeorde, Voyage de l'Arabie petree. Paris 1830—1834. * Während der Zeit ist von Robinson's Werk auch der vierte Band erschienen. 11 Lech, Excur«ioii froni Jerusalem eiten uns so- dan*Ji am südlichen Gehänj^e des Äuewet. Im Ganzen konnte ich mit meinen Beduinen, fünf an der Zahl, noch nicht zufrieden seyn; denn sie uaren üher alle Vorstellun}^ faul. Am Morgen, bevor die Sonne gehörig hoch stand, war ihnen zum Aufbruche zu kalt, am Mittag fanden sie es zum Vorwärtsgehen zu heiss und Abends wollten sie schon lange vor Sonnenuntergang kochen und ausruhen, d. h. die halbe Nacht verplaudern. Ich wartete daher nur auf eine geeignete Gelegenheit, um sie für meine Art zu reisen etwas zu dressiren. 13. Oktober. Die Nacht war wieder empfindlich kühl und es fiel starker Thau. Jeden Morgen gegen 9 Uhr erhob sich starker Nordost , der mit geringen Unterbrechungen bis «reoen Mitternacht anhielt und uns besonders in den Abend- stunden mitunter sehr beschwerlich fiel. Vom Auewet erreichten wir nach 4 Stunden in 4 h. das Waddi Maentele*, ein Pass zwischen niedern Bergen; nach weitern 2 Stunden in 9 h. gelangten wir an den grossen Chan Adschrud (Kulat Ajrnd) , eine Festung mit einem sehr tiefen Brunnen und einer Moschee, nördlich au der Pilgerstrasse von Kairo nach Mekka, nach 1 Stunde weiter in derselben Rich- tung erfreuten wir uns des Anblickes von Sues und des rothen Meeres, lezteres wie ein Teich zwischen Sanddünen und ganz kahlen Bergen einen keineswegs pittoresken Anblick gewäh- rend, und nach wieder 3 Stunden in 9 h. hielten wir an Bir Sues, dem tiefen , mit einer Mauer umgebenen Brunnen von Sues. Das Wasser ist salzig und ungeniessbar und um den Brunnen lagen so viele in Fänlniss übergegangene Leichen von Kamelen, dass wir es vor Gestank nicht aushalten konnten und sogleich wieder aufbrachen. Nach einem Ritte von einer Stunde in der erwähnten Richtung erreichten wir Sues und lagerten uns ausserhalb der Stadt am nördlichen Ende dersel- ben, ganz nahe am Meere, welches, eine kleine Bucht bildend, sich zur Zeit der Fluth ein paar Stunden weit gegen Nord in das Land hineinzieht. ' Nach RoBiNKoN : „Muntula". 19 Sues liegt nach Berghaus* in 29^ 57' 30" nördl. Breite nnd 30*' IT 9" östl. Länge von Paris. Die Kntfernun<>- von Kairo betrügt auf der von mir genommenen Heute und nach meinem Itinerare 31 y, Karawanenstunden ** (30 solche auf 1 Grad des Äquators gerechnet). Es war gerade die Zeit der Ebbe als ich in Sues ankam und 5 Uhr Abends, bald aber trat die Fluth ein und dauerte bis gegen Mitternacht, wobei sich das Meer bis ganz nahe zu meinem Zelte erhob, ohne mich übrigens zu incouimodiren. Die Stadt liegt auf einer Landspitze, hat eine äusserst schlechte , allen Winden offene Rhede, und grössere Schiffe als die gewöhnlichen Segelbarken des rothen Meeres können sich ihr kaum weiter als auf eine Meile nähern. In einer kleinen Bucht an der Stadt legen die Barken an, welche aus- gebessert werden und eine ganz eigene Form, nur ein halbes Verdeck und ein Segel besitzen, von denen die grösseren aber demungeachtet manchmal sehr weite Seereisen machen und sogar bis Bombay gehen sollen. DieStadt, klein, schmutzig, kaum mehr als 800 Einwohner zählend, ist von einer Mauer umgeben. Trotz seines trostlosen Anblickes ist jedoch Sues für den Handel mit Indien von grosser Bedeutung und in den Händen einer civilisirten Nation dürfte es rasch emporblühen *''". Sues gegenüber, arabischer Seite, liegt der Dschebe! Raacha, ein niederer, langgestreckter, einförmigerßergrücken. Interessanter ist der Anblick des afrikanischen Ufers; denn "■ Geogr. Memoir zur Karte von Syrien. Gotha 1835. S. 28. *-"' Robinson gibt diese Entfernung zu 32 Y4 Stunden , Niebuhu zu 32*/3 Stunden an. Beide Reisende zogen ungefähr denselben Weg. .>;•.: j)pj, ej.gte Schritt hiezu dürfte die zur Zeit meiner Anwesenheit bereits eingeleitete regelmässige Dampfschifffahrts- Verbindung mit Indien seyn. In den Wintermonaten ging damals ein englisches Dampfscliiff zwischen Bombay und Sues monatlich einmal. Es pflegte den weiten Weg nach Bombay durchschnittlich in 18 Tagen zurückzulegen, wovon 8 Tage auf die Strecke von Sues nach Bab el Mandeb und 10 Tage von da nach Bombay entfielen. In Aden wurden Kohlen eingenommen und der Preis der ganzen Fahrt sammt Verpflegung, wenn ich nicht irre auch mit Eiu8cblii»s eines Bedienten , betrug 800 Rupien oder 800 ü. Conv.-Mze, 20 da steigen der Attaka und in grösserer Entfernung der Cha- lalla zwar kahl , jedoch mit kühnen Formen empor. Das weite Thal zwischen beiden Ketten, die Bucht von Sues, erfüllt Meer und Sand. Am 14. Oktober. Nachdem die Fluth um Mitternacht ihr Maximum erreicht hatte, trat die Ebbe ein und dauerte bis gegen Sonnenaufgang, wo das Minimum des Meeresstandes staüfand. Das Maximum der nächsten Fluth beobachtete ich um 11 Uhr Vormittags, so dass also die Extreme der Oszilla- tionen des Meeres mit denen jener des Luftdruckes . wie sie der Barometer anzeigt, fast pünktlich zusammentrafen ; eine sehr interessante Erscheinung, auf die ich geeigneten Ortes wieder zurückkommen werde. Die Differenz des Meeres- standes zwischen höchster Fluth und niedrigster Ebbe betrug von gestern auf heute bei sehr starkem Nord und Nordost 3 Wien. Fuss. Konsul Champion hatte mich an einen in Sues ansässigen Levantiner, Namens Kosta, empfohlen, der, ohne damals pa- tentirt zu seyn, die Rolle eines Agenten spielte und allgemein geachtet war. Er und sein Neffe empfingen mich auf das Freundlichste, da beide jedoch nur arabisch verstehen, so ward die lange Konversation für mich zulezt höchst qualvoll. Ich war daher sehr froh, als mir Kosta vorschlug, mich bei dem englischen Vizekonsul, William Fitch, aufzuführen. Das englische Konsnlatshaus liegt dem des Kosta gerade gegen- über und eine kleine englische Flagge auf einer krummen, ästigen Stange, wie sie sich für die Gegend geziemt, in der auf viele Stunden Umkreis kein Baum, kein Strauch zu sehen ist, flatterte lustig in der kühlen Morgenluft. William war verreist, ein Levantiner vertrat ilm und auf dem Diwan am Fenster lag ein Europäer, in der einfachsten Toilette den See- wind über sich hinstreichen lassend. Er sprach mich franzö- sisch an und ich lernte in ihm zu meiner freudigen Über- raschung den Naturforscher Botta kennen, bekannt durch seine Reisen in Syrien , Arabien und Sennaar und berühmt durch die spätere Entdeckung der Älterthümer bei Chorsabad. Wir gingen nun in der Stadt umher und besahen den armseli- gen Basar nebst der Rhede, wo acht geladene Kanonen ohne 21 Wache um Ufer standen. Auf dem Basar traf Ich viele Araber der \V üste. die mit Luntenflinten bewaffnet ihren Geschäften nachijingen ; uilde und arm ausseliende Beduinengestalten. Abends um 5 Uhr beobachtete ich bei einer Lufttemperatur von 23^ Reaum. eine Temperatur des Meeres an der Kiiste von 12^ Reaum. und fand das spezifische Gewicht seines Wassers = 1,030. Später war »rosses Diner bei Kosta, wo- bei aber wieder nur wir drei eiseiiienen und mir die arabische Konversation, von Fragen überhäuft, meinen natürliclieu Ap- petit ganz verdarb. Zulezt gab mir Kosta einen Brief an den Prior des Sinai- Klosters. Am 15. Oktober. Um die Ebbe zum Durchreiten des Meeresarujes zu benützen, der Sues vom arabischen Ufer tiennt , brachen wir sehr früh auf, was keine geringe Mühe kostete, da meine Araber, in ihre Lumpen eingehüllt, steif wie Holzklötze am Lagerfeuer hockten und sich davon in der fri- schen, kühlen Morgenluft nicht trennen wollten. Wir ritten 1 Stunde gerade gegen Nord, dann I Stunde, den IMeeresarm durchkreuzend, was der Ebbe wegen ohne Schwierigkeit geschah, in OOS. und wieder 1 Stunde in SSO., worauf wir uns Sues gerade gegenüber und in geringer Ent- fernung davon befanden. Zur Zeit der Fluth hätten wir den ganzen Meeresarm umreiten müssen und liiezu vielleicht der doppelten Zeit bedurft. Der Boden, worüber wir ritten , ist ein schlammiger Sandboden, theils mit einer Salzkruste, theils noch mit dem Wasser der lezten Fluth bedeckt, das stellen- weise den Kamelen bis über die Kniegelenke reichte und ihren (lang ungensein erschwerte. VV^ählte einst der unkluge, hitzige Pharao eine nur etwas näher gegen die Stadt zu liegende Stelle zur Durchkreuzung des Meeresarmes auf seinem V^erfolgungszuge gegen die Israeliten und wurde er dort auch nur von einer o-ewöhnlicheu starken Fluth erreicht, so erklärt sich der Untergang seiner Schaaren ganz natürlich, ohne dass wir zu besonderen Hypo- thesen desshalb unsere Zuflucht zu nehmen brauchten. Auf unserer weitern Route, gerade gegen Süden, begeg- neten wir mehreren Karawanen ans dem Innern der Sinai- Halbinsel, darunter eine, welche über hundert Kamele zählte. 22 Ich war fränkisch gekleidet und meinen Leuten allein weit vorausgeritten ; aber nicht nur dass keiner der Beduinen mich auch nur im Geringsten beleidigte, so waren vielmehr alle ausserordentlich freundlich , grüssten mich und wünsch- ten mir glückliche Reise. Alle diese Karawanen zogen nach Kairo, theils in Handelsgeschäften, theils von Noth ge- trieben, da in den Wüsten um den Sinai seit drei Jahren nur sehr wenig Regen gefallen war und dadurch den Bewohnern ein zum Unterhalt genügender Anbau von Feldfrüchten unmög- lich gemacht wurde. Nach zwei und einer halben Stunde, von dem Punkte Sues gegenüber an gerechnet, gelangten wir zu den Brunnen Ajun Mussa. Bevor ich dieselben jedoch erreichte, lernte ich eine ganz eigenthümliche Landplage kennen, indem in der JNähe der Brunnen die Luft derart mit kleinen Fliegen überhäuft war, dass sie in Nase, Ohren, Augen etc. eindrangen und ich den Mund nicht öffnen konnte, ohne eine Quantität von diesem Ungeziefer zu verschlucken. Mein Hegin litt nicht minder und wurde endlich völlig wüthend , so dass ich Mühe hatte das Thier zu bändigen. Der Weg bis Ajun Mussa führte uns theils über ebene, theils über hügelige Wüste. Fortan hatten wir die Kette des Raacha, den nordwestlichsten Abfall des grossen Plateaus, welches mit dem Dschebel Tyh - el Beni Israel in Verbindung steht und das Linere der Halbinsel bildet, zu unserer Linken. Ajun Mussa (Moses-Brunnen) umfasst mehrere zwischen Sand- und Schutt-Dünen liegende Zisternen oder vielmehr Gruben von geringer Tiefe , in Avelchen die Quellen mit ge- ringem Hochdrucke zu Tage treten. Das Wasser ist salzig und schlecht, jedoch nicht so schlecht, wie das übrige, welches sich in der Umgebung von Sues findet. An den Brunnen stehen einige kümmernde Palmen und ein paar elende arabische Hütten, worin ich, als duftende Blumen im Sande der Wüste zwei recht hübsche Bedninenmädchen fand. Die Honoratioren von Sues haben im dürstenden Sande um die Brunnen einige kleine Gartenbeete angelegt und erzeugen mit Hülfe starker Bewässerung etwas Gemüse. Diese Gartenbeete und die paar Palmen bilden die Lustgärten von Sues und hieher flüchten •23 sich die dortJoen Gcscliäftsleiite aus dein Lebensdraiig. Ein Aloalem sass in dem gerade (» Quadratfuss grossen Schatten einer Palme mit seinem Sölinioin nnd Iahte sich an der salzigen Lauge. Er wav inSncs geboren nnd hatte ausser Sncs Nichts von der Welt gesehen , der Glückliche! denn er machte bei seiner Landpartie gerade das vergnügte Gesicht, das derTur- komane macht, wenn er im näditlichen Schattendnnkel seiner riesenhaften Platanen am sprndelnden Bache die müden Glie- der streckt, oder der Sohn der Alpen, wenn er im Angesichte seiner himmeliiohen Gletscherberge auf bunter Alpenüur den krystallreinen Quell schlürft. Ausg'srnht, sezten wir unserii Weg in 11 h. 3*^ fort und lagerten uns nach einem Ritte von 4\''., Stunden auf dem Sande der Wüste. Am IG. Oktober. Bis zum Waddi Szader, drei Stun- den in 10 h. 9'^, ritten wir über ebene Wüste, Zur Linken sahen wir noch immer den einförmigen Rücken des Raacha, weiteriiin aber die schärfer geformten Dschebels Szader, Ha- leffi nnd Garantlel; uns gegenüber, jenseits der Meeresbucht, die nun mehr nnd mehr an Breite gewinnt, sahen wir die hohen Kuppen des Ättäka, Chalalla und in der Ferne die des Baraed- schemm , ein Name, der mir bisher noch nicht voigekommen war tind der, wenn anders meiner Seite nicht ein Missverständ- niss zu Grunde liegt, afrikanisclier Seite nicht bekannt zu seyn scheint. Der Richtung nach, vom Waddi SzJider aus in 13 h. 10', dürfte der Baraedschemm ident mit jener Gebirgs- griippe seyn , weiche das Ras SafFarana an der egyptischen Küste bildet*. Durch den Anblick dieser Berge und des zwi- schen dem Attäka und Chalalla gegen das Meer sich öffnenden, weiten und mit Hügeln erfüllten Waddi Tawärik (weiter landeinwärts auch W. el Tyh genannt) gewinnt nun die Ge- gend mehr Haltung und Ausdruck. Vom Waddi Szader ritten wir 4y, Stunden bis zum Waddi Haleffi, wo wir für die Naclit lagerten. Das ebene Terrain der Wüste dauert bis hieher fort und die genannten ^Vaddi's bilden nur sehr flaclie Einsenkungen des Bodens, welche der Grundwasser halber meist mit einiger Vegetation bedeckt sind, die, wie z. B. im VV^iddi Szader, einer kleinen Karavanc * II, 1, S. 352. 24 immerhin hinlänglich Weide darbietet. In der Nacht hatten wir sehr starken Nordost. Am 17. Oktober. Wir braclien sehr frühe auf und ritten erst 2y., Stunden in 10 h. 10", dann 2 Stunden in 9 h. 10" bis zum Brunnen Huära, wo einige Palmen stehen. Süd- lich vom Waddi Halefti und mit zunehmender Entfernung vom Meeresstrande betraten wir nun hügeliges Land, das sich an die in Süd und weiter landeinwärts vorliegenden höheren Ge- birge anschliesst. Der Brunnen Huära liegt auf der Kuppe eines kleinen Hügels, den sich die Quelle, welche salziges, ganz schlecht schmeckendes Wasser liefert, wahrscheinlich selbst gebaut hat. Von hier aus lag uns das Kap Hamamm oder Rhas Hamamm (Vorgebirge des warmen Bades) 6 Stun- den in der Richtung 12 h. 5" entfernt, und da ich beschlossen hatte, die dortige Therme näher zu untersuchen, so Hess ich die Karavane den geraden Weg zu dem im Waddi Osseita für heute bestimmten Lagerplatze ziehen, während ich mit Mah- mud , einem meiner Kameltreiber, nach Rhas Hamamm ab- lenkte. Nach 3 StundtMi durch fortan hügelige Wüste er- reichten wir Waddi Garändel (das Elim der Bibel), wo aus dem Scliuttlande ein starker Bach entspringt und nach einem eine Stunde langen Laufe sich wieder im Schuttlande verliert. In der Zeit der Regen ergiesst sich dieser Bach unmittelbar ins Meer und führt sodann eine bedeutende Wassermasse. Das Wasser des Baches fanden wir klar und bedeutend besser, als alles bei Sues und bisher getroffene, es hat jedoch ebenfalls einen etwas salzigen Geschmack und ein leichter Geruch nach Schwefelwasserstoff deutet darauf hin , dass sich Schwefel- quellen damit vermischen. Längs dem Bache bietet das Waddi dem Wanderer der Wüste einen erfreulichen Anblick dar; denn die Ufer sind mitPalmen- undTammarixgebüschen dicht besezt, ein hohes Gras gibt genügende Weide und wilde Fels- partie'n geben dem kleinen, einsamen Tliale einen erhabenen Charakter. Zwischen den Gebüschen fanden wir einige ara- bische Familien gelagert, deren Weiber gerade mit Zeug- weben beschäftigt waren und uns um Tabak anbettelten. Vom Waddi Garändel ritten wir bis Rhas Hamamm neuer- dings drei Stunden. Der dichte Kalkstein des Dschebel 25 Hainamm, welcher in wilden, kühnen Formen, mit schroffen, ganz kahlen, beinahe senkrecliten Felswänden his zn 1000 Fuss hoch über das Meer ansteigt nnd das steil abfallende Vor- gebirge bildet, ist voller Höhlen. Die Gestalt dieser Höhlen ist häufig eine röhrenförmige und die meisten derselben, wahre Schlotten, gehen in der Richtung der (iesteinsschichten aus W. in O. und aus SW. In ]N0. steil in die Tiefe, wo sie ohne Zweifel mit den Thermen kommuniziren , da ich sie mit dem Dunste derselben ganz erfüllt fand. In der grössten dieser Höhlen, deren Eingang 4 Fuss Diameter misst und die einige Klafter über den heissen Quellen liegt, beobachtete ich 2 Klaf- ter innerhalb dem Fiingange bei einer Temperatur der äus- seren Luft im freien Schatten von 26,3*^ R. eine Temperatur der iuuern Luft =31° R. Der Dunst, welcher den innern Raum eifüllte, roch nach Schwefelwasserstoff und ein leichter Schwefelanflug bedeckte stellenweise die Wände. Am Ufer des steilen Vorgebirges und zwar im Horizonte des höchsten Fluthstandes, daher zeitweise vom Meere bedeckt, treten, in einer Strecke von mehreren hundert Schritten, mehrere heisse Quellen zu Tage , die wohl sämmtlich einer und derselben Stammquelle angehören mögen und sich nur verschiedene Wege zum Austritte durch die verschiedenen Gesteins- und Schichttnigsklüfte bahnten *. Das aus den Felsen hervor- quellende Thermalwasser ist ganz klar, hat einen schwach- salzigen Geschmack und führt der in Wien vorgenomme- nen qualitativen Analyse zu Folge, an Basen: Natron, Kalkerde und Talkerde; an Säuren: Chlorwasserstoff- und Schwefelsäure. Die Quellen strömen durch den Sand dem ganz nahen Meere zu und längs ihies Laufes beobachtet man auf dem Sande eine sehr kopiose Salzeftlorescenz. Dieses Salz hat eine gelblichbraune Farbe , zieht an der Luft viel Feuchtigkeit an, bildet auf dem Boden eine nierenförmig auf- geblähte Kruste und enthält an Basen : Natron, Kalkerde und Spuren von Thonerde; an Säuren: Chlorwasserstoff- und Schwefelsäure. Als Rückstand der Auflösung bleibt gelblich- * Unter den Reisenden, die diese Quelle besuchten, selic mau Nie- BUHR in seiner Reisebesclireibung I, S. 228 und Pococi;e in seiner Be« Schreibung des MorgcnlaiidcSj Erlangen 1754, I, S. 223 u. s. w. 26 g-efärbter Quarzsand und Sciuvefelhydrat. Dem Geschmackc nach ist der Gehalt an salzsaiuem Natron sehr vorherrschend, und nur wenn man das Wasser tiinkt, bemerkt man besonders staik den Geruch nach Schwefelwasserstoff. Auch einen leichten ammoniakalischen Geruch und Geschmack glaubte ich am Wasser, und besonders am Salze, zu bemerken, was übri- gens auf einer Täuschung; beruhen kann. Die bedeutendste dieser öueilen zeigte dicht an ihrem Ursprünge aus dem Felsen eine Temperatur von 55,7^ R,, bei einer Lufttemperatur im freien Schatten = 26,3" R. Obwohl sich in der Art des Hei vordringens dieser Quellen kein Hoch- druck bemerken lässt, so scheinen sie doch aus grosser Tiefe emporzudringen , und so weit man in den am tiefsten nieder- gehenden Höhlen hinabdringen kann, gelingt es nicht bis an das Thermalwasser zu gelangen. Durch Eröffnung eines ge- räumigen Stollens, durch Erweiterung der Schlotten zu Bade- kammern oder eigentlich Dunstkammern, und durch schacht- weise Herstellung einer Kommunikation mit dem Thermal- wasser selbst, könnte man auf eine einfache Weise eine ziem- lich zweckmässige Anstalt zum Gebrauciie dieser Quellen einrichten, und sie dem störenden Einflüsse des Meeres ganz entziehen. Gegenwärtig wird die Therme häufig von den Ara- bern in Fällen von Vervs'undungen , Verrenkungen, Aussatz, Syphilis u. dgl. mit entschiedenem Erfolg, aber wie natürlich, ohne alle Raison gebraucht, und zwar sowohl äusserlich als innerlich. Nur an einer dieser öuellen beobachtete ich eine Algenbildung, an allen Steinen jedoch, über welciie das Was- ser fliesst, Absatz vom erwähnten Salze und von Scliuefel- hydrat. Vom Rhas Hamamm bis zum Rhas Mohammed , d. i. bis zur Südspitze der Sinai-Halbinsel, wiederholt sich diese Sciilotten- und Thermenbildung an mehreren Punkten der die Küste bildenden Kreideberge. So namentlich am Ausgange des Waddi Taibe, wo die Araber gediegenen Schwefel sam- meln, bei Tor u. s. w. Wir hatten heute den ganzen Tag starken Nordwest, das Meer ging sehr hoch und die Atmosphäre war so trübe, dass wir kaum die gegenüberliegenden hohen Berge der aüikani- scheu Küste ausuehuieii konnten. Es war schon spät Abends, 27 als ich mit Mahmud den Rückweg nach dem Waddi Osseita antrat. Wir ritten 3 Stunden giösstentheils durch enge, tiefe Schluchten der Kalkherge, die in der Nacht grauenhaft aus- sahen und in denen der Weg so schlecht war, dass unsere Kamele förmlich klettern mussten. Ich war daher seelen- froli, als ich bei einer Wendung des Steiges um einen Felsen plötzlich das iieimische Feuer meines kleinen Lagers vor mir sah, in dessen flackerndem Schein, in der Stille der Wüste und von grauen Felskolossen umgeben, icli mir ein Brathuhn und eine Flasche Bordeaux trefflich schmecken Hess , während meine Araber gemüthlich ihren Reis verzehrten und ich sie mit Kati'e bewirthete. Am 18. Oktober. Nach einem Ritte von ly^ Stunden in {) h. S° und 1 Stunde in S h. 7^ gelangten wir in das Waddi Tähl, wo ein grosser Schech der Tavvära- Beduinen hauset, unmittelbar darauf erreichten w'iv das grosse Waddi Taibe, welches sich bis zum Meere hinzieht, noch weiter l Stunde in 9 h. 10" durchschnitten wir das Waddi Schebeyke und nach noch einer Stunde in 6 h. gelangten wir in das Waddi Homr oder Homnier (nicht Homar). Von einem Kalkfelsen in diesem Thale aus, an dem wir ausruhten, hatten wir eine schöne An- sicht der Berge Nochl oder Nocliol, Chovvövva, Homr und des Dsciiebel Tyh, der mit einem weit ausgedehnten Plateau auf seinem Rücken und mit einem steilen Terrassenabfall gegen Westen das Innere der Halbinsel, nördlich vom Granitstocke des Sinai, erfüllt. Wir betraten nun, uns scharf landeinwärts wendend, das Gebirgsland der Halbinsel, Das Terrain steigt mehr und mehr an, die Berge werden mächtiger, höher und der Weg gewinnt sehr an pittoreskem Interesse. Von unserem Mittagslager in Waddi Homr zogen wir 1 Stunde in 6 h. , wobei wir uns den senkrechten Felswänden des Tyh, welche den westlichen Ab- fall desselben bilden und von denen wir nur durch das Waddi Wodda getrennt waren, sehr näherten, dann ly.i Stunden in 10 h. über das wüste Sandsteiiiplateau Debbe, auf dem wir an einer Stelle Namens Ramiah (Sand) unser Nachtlager ajif- schlugen. Diese Stelle der Wüste soll vor noch nicht langer Zeit ziemlich unsicher gewesen seyn, und meine Araber 28 erzählten mir schauerliche Mordgeschichten mit der ihnen ei- genen, für den kühlern Europäer amüsanten Lebhaftigkeit. Am 19. Oktober. Heute Morgens machten wir nur einen sehr kleinen Ritt von 1 y. Stunden in 9 h., worauf wir im Waddi Nasseb lagerten und ich meiner Karavane einen Ruhetag- gönnte. Von unserem Lager im Waddi Nasseb, wel- ches meinem Rarometer-Nivellementzu Folge in einer Meeres- höhe von 1291 Pariser Fuss liegt, liegen eine Stunde dem Thale nach, gegen SO. entfernt, die gleichnamigen Brunnen. Schmeckt auch das Wasser salzig, so ist es doch kühl, und gegen die in den Schläuchen höchst garstig gewordene Lauge von Ajun Mussa war es für uns ein Göttertrank. Ich brachte fast den ganzen Tag im Hintergrunde des Thaies und in der Umgebung der Brunnen zu, um die dortigen verlassenen Lisen- stein- und Brannsteingruben, so wie die höchst interessanten geognostischen Verhältnisse zu untersuchen, auf welche ich geeigneten Ortes ausführlich zurückkommen werde*. Am 2 0. Oktober. Das Terrain steigt immer stärker an und das Gebirgsland wird wilder. Wir ritten 1 Stunde in 6 h. 10", dann 2 Stunden in S h. und gelangten auf das weit ausgedehnte Plateau Debbet Chmeir **. Von dem höchsten Punkte dieser Hochebene hatten wir eine praciitvolle Fernsicht, den Anblick einer wahren Alpenpartie, mit den heissen Far- ben der Wüste gemalt. DerDschebel Tyh, eine pralle Mauer, nimmt den ganzen östlichen und nordöstlichen Theil des Hori- zontes ein. Seine wie nach einem Lineale zugeschnittene Form sticht gewaltig gegen den hohen Serwal ab, den wir gerade in Süd vor uns sahen, und dessen zerrissene, phanta- stisch gruppirte Granitwände, mit ihren zahllosen Zacken, Spitzen und Kämmen , die Gebilde der kühnsten Phantasie noch hinter sich lassen. Ausserdem umgab uns ein chaoti- scher Hanfe von Porphyr und Sandsteinbergen, und um das * Die von Rüppell in seinen Reisen in Nubien u, s. vv., S. 265 besciiriebeneu Kupfergruben, nordwestlich l7o Stunden vom Brunnen Nasseb lieo^end, bekam ich, da mir damals ilire Existenz niclit bekannt war und keiner meiner Araber mich hiiiauf aufmerksam marlite. nicht zu sehen. ** Übereinstimmend mit Robinsow's Plateau ; Debbet er Ramleh. 29 srhöiie Rundbild schön zu scliliessen, salieii wir j>'ei>oii NW. hinaus auf die See*. Der für die Alterthumskuiule höchst interessante 8arrabit-petah-Chadem erhebt sich von diesem Punkte ans in SW., nnoefähr 1 Stunde entfernt**. Nachdem Avir ly.. Stunden in 10 h. 10^ und y. Stunde in 9 h. o;critten waren und auf der Höhe des Ubergangsjoches einen Begräbnissplatz der Beduinen passirt hatten, stiegen wir in das VVaddi Chamile nieder und lagerten in einer Meeres- höhe von 2074 Pariser Fuss. Wir verfolgten das Thal weiter aufwärts y. Stunde in 9 h., dann 1 Stunde in 8 h. 10" und ge- langten wieder an ein Gebirgsjoch, welches das Waddi Chamile vom VV addi Barak trennt. Auf dem höchsten Punkte dieses Joches befindet sich der grosse Begräbnissplatz der Beduinen: Makbara-es Schech Achmed. Hier werden die meisten der Verstorbenen begraben, welche den um den Sinai herum woh- nenden Stämmen angehören. Der Ort hat an und fi'ir sich etwas Heiliges, mehrere Schechsgräber waren mit Grasbü- schcln und grünem Gesträuche verziert und in dem Gedanken, den Todten auf den Höhen der Berge, entfernt vom irdischen Drange und dem Himmel näher, in der freien , herrlichen Na- tur die Ruhestätte zu bereiten, liegt eine rührende Poesie. Durch wilde Schluchten^ % Stunde in 10 h., 74 Stunde in 13 h. und y4 Stunden in 7 h. 10", stiegen wir in das enge Fel- senthal Bäiak nieder, das wir 1 Stunde in 10 h. 10" verfolgten und dann unser Nachtlager aufschlugen. Kurz vor der Stelle unseres Lageis, im Waddi Barak, kamen wir zu einer, aus Granit- und Porphyr -Geschieben aufgeführten, .5 bis fi Fuss hohen und theilweise bereits verfallenen Mauer, welche sich quer über das Thal und an beiden Gehängen, so weit man sieht, hinauf ziehf. Diese Mauer führten einst die Tawära auf, um sich gegen die Soldaten des Vizekönigs zu vertheidigen, " Der Serwal wurde von Curkhardt mit grosser Anstrengung er- stiegen. Man sehe seine Reisen in Syrien u. s. w. Weimar 1824, II, S. 959. '^'* Sarrabit petali Cliadem (nacli Roeikson Surabit el-Khadim) und die dortigen merkwürdigen Denkmäler narh egyptischem Typus besurliten mehrere Reisende: unter andern auch Robinson. Er gibt eine genaue Beschreibung in seinem Werke: Palästina u. s. w., I, S. 125 (deutsche Ausgabe). 30 welche gekommen waren, sie für die Beraubung' von Karavanen zu ziichtigen. Da jedoch die flauer nicht ihre Fundamente in den Herzen der Vertheidiger hatte, so diente sie nur dazu, ein bleibender Zeuge ihrer schimpflichen Flucht zu werden. Für mich hätte diese Älauer leicht zu einer traurigen Eriuneruno^ werden können, denn mein Kamel stürzte beim Durchreiten durch die weite Bresche so unvermuthet zusammen, dass ich kopfüber auf die Steine herabflogt, mir aber, ausser einigen sehr fühlbaren und belehrenden Püffen, gar nichts zu Leide that. Je mehr sich das Gebirgsland gegen das Centrale des Sinai erhebt, desto mehr entwickelt sich in den immer enger und tiefer werdenden Waddis die Vegetation, Grasboden und Gebüsche von Mimosen und Tammarix zwischen kahlen Por- phyr- und Sandsteinbergen der launigsten Formen erfreuen das Auge, und gebe es häufiger Regen, so würden einige die- ser Waddi's ausnelimend hübsch sich produziren. Mit der Annäherung zum Hochgebirge werden auch die Brunnen häu- figer und das Wasser derselben wird besser. Am 21. Oktober. Das Waddi Barak steigt in der Rich- tung 1) h. sehr stark an. IN ach 1 Stunde erreichten wir das hohe Joch, welches Barak vom Waddi Genne trennt. Von der Höhe herab, wo ein Friedhof der Beduinen sich befindet, hatten wir eine recht nette Ansicht des drei Stunden langen , schnur- gerade in 9 h. 5'^ sich erstreckenden Gennethales, in dessen Hintergrund der hohe, spitze Lebua zuckerhutförmig empor- steigt. Wir verfolgten Waddi Genne seiner ganzen Länge nach und gelangten sodann über ein hohes Joch in das Waddi Osch. Von diesem Joche aus erblickte ich durch die tiefe, enge Schlucht des Waddi Osch, eingeschlossen von senkrechten Granitwänden, zum ersten Male die erhabenen Felsmassen des Dschebels Tor-Sina*, des eigentlichen Central-Gebirgsstockes des Sinai-Gebirges. Ein blauer, ätherischer Duft umflorte die zahllosen Zackengipfel des heiligsten der Berge, von dem das Gesetz ausging. Es war ein unvergesslicher Moment! Wie oft war in meiner Jugend der Anblick des Sinai der Gegen- * Unter diesen Namen bezeichnen tlic Araber das Centrale des Sinai-Gcbirgcs. 31 stand heisser Seliiisuclit, und nnn stand er vor mir in seiner uiiiiderbareii Form, im Liciitglanzc der siidlicheii Sonne. ^\'iclidem wir nns lange des prachtvollen Anblickes er- freut hatten, stiegen wir in das Waddi Osch hinab, verfolgten dasselbe y!. Stunde in 9 h. 10" nnd hielten an einer Stelle, die Hrdame heisst, wo sich in Felsenspalten gutes Wasser findet. Wir waren nun in einer Meereshöhe von 3500 Pariser Fuss angelangt. Gegen Abend sezten wir unsere Reise fort. Wir zogen 1 Stunde in 10 h. :V\ dann 1 Stunde in 11 h. 10", passirten den Dschebel Sorcheia und gelangten in das grosse Waddi es Schech, welches, in weiten Bogen gegen NO. ausholend, sich vom Serwal bis zum Klosterthale (Waddi Mussa) hinzieht und in dieser Richtung einen Theil der nördlichen Vorberge des Sinai, den Dschebel Färlia* und Dschebel Frea umschliesst. Nachdem wir das Waddi-es Schech durchkreuzt hatten, ge- langten wir nach 1 Stunde in 8 h. 10** auf die kleine Hoch- ebene Sahab, Avelche ganz sanft bis zum Fusse des Sinai hin ansteigt. Der Serwal lag uns nun gerade westlich , ungefähr '6 Stunden entfernt. Wir zogen in derselben Richtung weiter eine Stunde über die Ebene Sahab und lagerten uns am Dsche- bel Färha, im Angesichte der grauen, senkrechten, von wilden Schluchten zerrissenen Granitmauer des Sinai, während die Sonne hinter dem Serwal hinabsank und seine abenteuerlichen Felszacken nnd Pyraraidengipfel im glühenden Abendrothe strahlten. A m 2 2. 0 k to b e r. Von unserem Lager am Färha auf der Hochebene Sahäb bis zum Fusse der Felswand des Sinai, welche seinen nördlichen Abfall bildet, ritten w irfrüh am Morgen 2 Stun- den in S h. 10° nnd passirten auf dieser Route das Waddi und kleine Plateau Garba. Will man nicht Bequemlichkeit halber den ungeheuren Umweg zum Katharina-Kloster durch das Waddi- es Schech machen, so hat man, um vom Plateau Garba dahin zu gelangen, meines Wissens nur einen einzigen Weg und dieser fuhrt durch dieNakbaHaua, „die Windschlucht" hinauf. Die durchschnittliche Richtung diesei' Schlucht zieht sich in '■' Zum Tlicil der Dscbebcl cl Fureia und der Dschebel el Orf de» 32 9 h. 5**. Sie bildet einen der schwierigsten Gebirgspässe, die ich noch je in meinem Leben passiite. Senkrechte, zum Theile überhängende Granituände, bis zu 1000 Fuss hoch, nämlich die des Dschebel Frea östlich und die des Dschebel- es Serü westlich, schliessen eine Schlucht ein, die an einigen Stellen nur wenige Klafter breit ist. Mitten durch die Schlucht stürzt sich zur Zeit der Regen ein starker Bach hinab und dann ist natürlich die Passage ganz unmöglich. Zudem ist das, besonders anfänglich sehr steil ansteigende J5ette der Schlucht mit Granitblöcken, die von den Wänden hereinstürzen, erfüllt, das Gehen für Kamele daher martervoll. Ich machte den ganzen Weg zu Fuss und zog mein Thier am Zügel nach. Nach 4 langen Stunden gelangten wir endlich auf die Höhe des Joches, Avelches die W^asserscheide bildet und von wo man in das Klosterthal hinabsieht. Der Anblick, der sich darbietet, ist unbeschreiblich. Kahle Granitberge, deren Gipfel zu mehr als 7000 Par. Fuss Meereshöhe ansteigen; wunderbar, mähr- chenhaft möchte ich sagen, gestaltete Formen schliessen das über eine Stunde lange Thal ein, in dessen Hintergrund das Katharinakloster am Fusse des Dschebel Mussa, zwischen dem heiligen Horeb (westlich) und dem Ebestimmi* (östlich) liegt. Am Fusse der prallen, grösstentheils senkrechten Berg- gehänge, die am Klostersich auf Kugelschussweite einander nähern, sieht man mehrere kleine, dem Kloster gehörende Gärtchen, deren Cipressen-, Olivenbäume und Rebengewinde den schauerlichen Eindruck der gigantischen Felspartie'n freundlich mildern. In diesem Tliale soll sich einst die Scliaar der Israeliten gelagert haben und daher hörte ich es allgemein von den Arabern das Waddi Mussa, „das Thal des Moses", nennen, mit welchem Namen sie auch das gegen NO. hin sich erstreckende grosse Waddi, das Waddi-es Schech, die Fort- setzung des Waddi Mussa, auf eine weite Strecke hinaus be- zeichnen **. *■ Nach RoBitssotv „Dschebel el Deier", d. i. Klosteiberg. *■■' Zum Waddi Mussa in dieser Ausdehnung gehören daher Robin- sois's Waddi-er Rahah, Waddi Schueih und das Waddi-cs Schech; hinaus gegen NO., ungefälir bis /,ur Eiumiindung des östlich vom Ebestimmi liegenden Waddi Sebkijeb. 33 Auf der Hölie der Nakba Haua begegneten uns einige Beduinen-Weiber, die Holz für das Kloster sammelten und es in Bündein liinauf trugen. Wenige Lumpen bedeckten die eben niclit reizende Blosse dieser Armen, die in der rauben, reinen Bergluft selir froren. Nacb einer Stunde erreicbten wir, vom vorne erwäbnten Joebe aus, um Mittagszeit, das Kloster St. Katbarina. 3) Aufentlialt auf dem .«iiiiai. Die lilUster St, liutha- riua iiud Krbaiit. Besteig'itng' der Iler^(> jfliissa, Horeb und Matliariua. Am 22. Oktober 183 8. Das Sinaikloster, insgemein das St. Katbarinakloster genannt, liegt nacb Berghaus* (Hüp- pel's Bestimmung), in 28*^ 32' 55" nördlicber Breite und 31" 37' 54" östlicber Länge von Paris, ferner nacb meiner Bestim- mung in 5115 Pariser Fuss Meeresböbe und ist auf der von mir genommenen Route und nacli meinem Itiiierare von Sues 69, folglicb von Kairo lOOy, Karavanenstunden , oder von Sues 34 y, und von Kairo 50 74 deutscbe Meilen entfernt. Die Klostergebäude bilden ein grosses Viereck, das von einer im Durcbscbnitte ungefäbr 30 Fuss boben, festungsartig mit Bastionen versebenen , starken Mauer umscblossen ist. Nördlich am Kloster befindet sich der grosse, terrassenartig- angelegte Garten, der ebenfalls von einer, nur minder boben und starken Mauer umgeben, von den Geistlicben sehr ordent- lich erbalten wird und sieb durcb seine vielen und grossen Cy- pressen, Olivenbäumc, Reben, Obstbäume verschiedener Art, rings umgeben von den kahlen Felsen der Wüste, besonders be- merkbar macht **. Westlich vom Kloster erbebt sich mit senk- rechten Wänden der Horeb, nahe an 2000 Par. Fuss über die Thalsohle, östlich in gleicher Form, nur etwas weniger hoch, der Ebestimmi oder Dschebel-el Deier. Beide Berge schlies- sen das Thal so enge ein, dass man fast bange hat, die Geogr. Memoiren, S. 28 und 30. ** Man selie in dem Atlasse dieses Werkes bei den Landschaften: Tafel 26, das Innere des Klosters, „ 27, „ Äussere „ „ „ 28, „ Klusterthal. Russe 1? gel-, Reisen. III. Bd. 3 34 iiiig^elieuren Granitmassen stürzen anf die Dächer der Kloster- gebäude herein und dass man von den beiderseitigen Gehängen aus mit Kugelbüchsen das Innere des Kloster-Viereckes be- schiessen kann. Im Hintergrunde des Klosterthales erhebt sich, als Verbindungsglied zwischen dem Horeb und dem Ebe- stimmi, derDschebelMussa, über dessen Joch ein Gebirgspfad nach Scherm führt. So ist das Kloster von gewaltigen Granit- Felsmassen umgeben, deren riesenhafte Blöcke bis dicht an die Mauern liegen ; nur gegen N. öffnet sich das Thal hinaus in das Waddi Mussa; ringsherum aber herrscht die Todten- stille der Wüste. Als ich mit meiner kleinen Karavane ankam, führte man mich sogleich unterhalb des Aufzuges hin , mittelst welchen man noch immer die meisten Fremden aufnimmt, obwohl auch an der Nordseite des Gartens eine Thüre in der Mauer be- steht, zu der man auf einer ungefähr 12 Fnss langen Strick- leiter gelangt. Durch diese Thüre, durch welche ich später- hin, bis zu meinem Auszüge vom Kloster, aus- und einstieg, gelangt man in den Garten und aus diesem durch einen engen, finstern , mit starken eisenbeschlagenen Thüren versicherten Gang, in das Innere des Klosterraumes. Das Hauptthor des Klosters, welches unmittelbar in das Thal hinausfiihrt, ist schon seit langer Zeit vermauert und wird nur bei Anwesen- heit des Patriarchen, wie man mir sagte, geöffnet. — Mehrere schwarz gekleidete, bärtige Gestalten sahen neugierig durch die Öffnung des Aufzuges auf mich herab, und mittelst einer Schnur ermangelte ich nicht, sogleich die beiden Briefe des Klostervorstandes in Kairo und meines Freundes Kosta inSues hinauf zu spediren. Augenblicklich erschien das Seil mit der Schlinge. Man zog zuerst mich, dann meine Reiseeffekten und zulezt meinen nubischen Diener längs der Mauer, unge- fähr '28 Fnss hoch, hinauf. Den Arabern, d. h. den Beduinen, ist der Zutritt in das Kloster für gewöhnlich nicht gestattet. Einige der Geistlichen, deren ich im Ganzen 28 im Kloster fand, nebst ein paar Klosterdienern drehten die Aufzugswinde. Die Auf- nahme war, wie ich sie überhaupt in allen Klöstern des Orien- tes fand, ausgenommen jene der Maroniten am Libanon, äusserst freundlich und der Prior Neophytos, ein würdiger, Vertrauen 35 erweckender Greis von 70 Jaliren , führte mich selbst in die Fremdenzimmer. Die Geistlichen, niclit unirte Griechen, spre- chen ausser der nengriechisclien Sprache meist auch arabisch, und einige wenige fand ich der rnssischen und waMachischen Sprache mächtig. Meine Konversation war daher unter diesen Verhältnissen auf das Arabische beschränkt und da Neophytos, ungeachtet seines langen Hierseyns, sich im Arabischen, wenn mögh'ch, noch holpricliter ansdiückte als ich selbst, so stellte er mir, nachdem wir auf dem Diwan Platz genommen hatten, den Ikonomos des Klosters , Abdalla*, vor, einen rüstigen Vierziger aus Syrien, der die arabische Sprache, als seine Muttersprache, in vollendeter Reinheit redete und mir, als Gast des Klosters, während der Zeit meiner Anwesenheit die Honneurs machte. Die Fremdenzimmer bestehen in 5 nied- lichen , rein gehaltenen Zellen , deren Thüren und zugleich Fenster auf einen Corridor führen , welcher von den übrigen Klosterlokalitäten ganz abgesondert ist und nebstbei nocii die Fremdenküche u. s. w. enthält. In den Zimmern finden sich vortreffliche Diwane, und nachdem ich der morgeuländischen Etiquette durch Nichts sagende Antworten auf gleiche Fragen Genüge gethan und mit Neophytos Kaffe , Branntwein und Mandeln zu mir genommen hatte, liess man mich endlich allein. Ich bin also wirklich auf dem Sinai? Diese Frage stellte ich mehrmals an mich; denn noch hatte ich mich von all den überwältigenden Eindrücken nicht erholt und noch konnte ich den Gedanken kaum fassen, wirklich auf dem Sinai zu seyn. Die Mauern des Klosters umgaben mich mit heiligem Ernste und eine Stille herrschte ringsum, wie sie nur ein gänz- liches Abgeschlossenseyn von der V^'elt, die höchste Ruhe des Gemüthes und ein contemplatives Leben bedingen können. Ruhig gingen die ernsten, bärtigen Gestalten mit ihren schwar- zen Habiten im Klosterhofe aneinander vorüber, kein Laut, keine Stimme liess sich in irgend auffallender Weise hören. Nichts hätte mich in meinen Gedanken unterbrochen , wenn nicht ein gerade nach Kairo abgehender Geistlicher wohl " So iiborsptzeii die Araber den eij^entliclicn Klosternamen „Ga- briel" dieses Priesfeis und znar sehr richtig*, denn Abdalla bezeichnet den von Gott eesandten. 3 * 36 zehn Mal zu mir bekommen wäre, um von mir Abschied zu nehmen und ich endlich einen Grnnd seiner Theilnahme an mir entdecken mnsste , der mich in meinem Traume des con- templativen Lebens hier etwas störte, denn der Branntwein schien an ihm seine Rechte unverkennbar auszniiben. Nach- dem ich mich in meinen Zimmern mit möglichstem Comfort eingerichtet und meine Instrumente im Corridor placirt hatte, sehnte ich mich nach Ruhe, denn ich war pliysisch und geistig- erschöpft; sie sollte mir jedoch noch nicht werden, da Abdalla und Neophytos mir Abends die Ehre ihrer Gegenwart schenk- ten und auf meinem Zimmer speisten. Fiir mich kochte mein Halil das, was ich mir von den Arabern ausserdem Kloster ver- schaffen konnte; denn die Geistlichen des Sinai selbst essen nie Fleisch, täglich nur ein Gericht, das aber in einer Entsetzen erregenden ftuantität und mit einem nie gesehenen Appetit, rauchen auch nicht Tabak, geuiessen aber, nebst ihrem herr- lichen Wasser, Kaffe und geistige Getränke, besonders Anis- Branntwein in geniigender Menge. Meine Gäste, welche sich ihr Abendessen aus der Klosterküche holen Hessen und mit denen ich, wie gesagt, nur arabisch reden konnte, peinigten mich mit unendlich vielen Fragen über das Thun und Treiben der Welt ausserhalb ihrem Klosterthale, wobei sie eine mehr als gewöhnliche Unwissenheit entwickelten. Der gute alte Prior fragte mich vollen Ernstes, wer wohl mehr sey, ein Korporal oder ein General und kam auf diese Frage, weil er in seiner Jugend einst in Dalmatien war und dort unserige Militärs gesehen hatte. Neophytos war nun 21 Jahre ohne Unterbrechung im Katharinenkloster. Er hatte, wie er mir sajite, die Welt und ihre Lüste hinter sich und vergessen, er wünsche den errungenen Frieden nicht mehr zn stören und sehne sich daher nicht mehr hinaus. Ganz vergessen — glaube ich wohl nicht und um so weniger, da beide doch viel Interesse nach den iVussendingen zeigten und besonders Abdalla durch einige Fragen verrieth , dass auch auf den Höhen des Sinai der Mensch natihlicherw eise Mensch bleibt. Auf meine Frage, was sie denn in Krankheitsfällen machen, ob sie einen unter ihnen haben, der Arzl ist, antworteten sie sehr naiv: man pflegt auf dem Sinai keine andere Krankheit zu haben, als Alteissclnviiche und diese beliebt mir der Tod. Wirklich «glaube ich auch , dass in dieser Höbe, in der reinen, rauben Berginft, im Geniisse eines vortreflfiicben Quellwasseis, bei einer böcbst einfacbeii, i>rösstentbeils vegetabiiiscben Kost, in einer sori>enfVeien und nicht unthätigen Lebensweise, da die Geistlichen sich viel mit Bearbeitung^ ihrer Gärten zu thun machen und im Ganzen weni^ schlafen, weil ihr Dienst sie nicht nur um Mitternacht, sondern auch am frühesten Morg-en und mehrmals den Taj>' hindurch in die Kirche zum Gebete ruft, Krankheiten sehr selten sind. Man sieht unter ihnen Keinen, der leidend aussieht, ausser das Alter beugt ihn, es sind vielmehr lauter kräftige, kerngesunde Männergestalteu. Im Kloster besteht ein Erinnerungsbuch für Fremde, worin ich viele wcrthe Namen fand, Schübeut, Pruckner u. s. w., unter andern auch den des bekannten Missionär Wolf. Die meisten sind ergriffen von der Heiligkeit des Ortes; Viele aber hätten auc!» ihrer Feder eine vernünftigere Richtung geben können. Am 2:^ Oktober und die zunächst folgenden Tage be- schäftigte ich mich mit physikalischen Beobachtungen, Ordnung meiner Tagebücher, Besichtigung- der Kloster- Lokalitäten und kleinen geognostischen Exkursionen. Neophvtos und Ab- DALLA waren meine freundlichen Begleiter. Noch vor 1.5 Jahren, sag^ten mir die Klostergeistlichen, standen sie mit den Arabern, die um den Sinai herum wohnen und nomadisiren , auf einem sehr zweifelhaften Fusse und fügten sie sich nicht gutwillig allen ihren , zum Theil höchst übertriebenen Forderung;en, so war ein förmlicher Krieg er- klärt und es kam, dass oft durch längere Zeit sich die Geist- lichen, ihr Kloster vertheidigend, fast täglich mit ihren wilden Nachbarn schlagen mussten. Die Mauern, welche das Kloster festuiigsartig umgaben, und die an einigen Punkten an 50 Fuss hoch sind , werden daher noch gegenwärtig im besten Zustande erhalten, ein bedeckter Gang; führt auf den Zinnen ringsherum, und in vorspringenden Warten, in welchen Sciiiess- löclier an den Seiten und im Boden angebracht sind, befinden sich einige kleine Kanonen , Avelche Kugeln bis zu ^3 Pfund schiessen. Ausserdem besitzen die Mönche einige und vierzig Flinten und andere Waffen. Manchmal gelang es den Arabern 38 von den nächsten Felsen aus ihre Knoeln bis in das Innere des Klosterraums zu senden und einmal machten sie sogar den Versuch, grosse Feismassen von den Wänden des Iloreb her- ab auf das Kloster niederzustürzen. Die Aufgabe war jedoch für sie zu schwierig. Ausser der Hauptkirche, deren Dach mit Bleiplatten ge- deckt ist und die eine "ziemliche Grösse hat , befinden sich im Bereiche des Klosters noch 23 kleinere Kirchen, oder vielmehr Kapellen , jede einem andern Heiligen geweiht. In ihrem Innern ist die Hanptkirche , welche die irdischen Reste der heiligen Katharina beherbergt, deren Legende bekanntlich sich an den Dschebel Katharina knüpft, mit Malereien, Bildern, Lampen, Kanzeln und Betstühlen überladen, der Boden ist mit Marmor gepflastert. Übrigens sieht man es der Kirche an, dass das Kloster reich ist und dass die russischen Pilger, welche jährlich zum Katharinafeste (25. November), grössten- thells nach Vollendung ihrer Wallfahrt im gelobten Lande, hieher ziehen, ihre Beiträge fleissig leisten. Eine Seiten- kapelle der Kirche, mit brennenden Lampen und Teppichen am Boden, bezeichnet die Stelle, wo Gott aus dem brennenden Dornbusche mit Moses sprach. Es ist eine hochheilige Stelle und jeder, der sie betritt, hat seine Schuhe nach orientalischer Sitte auszuziehen. Von der Kirche gingen wir in den Speisesaal , den ich sehr unrein fand, sodann in die Zellen mehrerer Geistlicher, welche klein, finster und nur mit einem schlechten Ruhebette versehen sind, endlich in den Garten. Der kleine Strauch, von dem Moses jenen Stab abschnitt, mit welchem er dem Felsen das Wasser entlockte und von dem seither durch die Pilger so viele Stäbe als Erinnerung mitgenommen wurden , wird noch frisch und grün im Garten den Gläubigen gezeigt, ein Akt, der so wie \iele ähnliche im gelobten Lande allerdings nicht geeignet ist den Nimbus zu erhöhen, der so wahrhaft heilige Orte in ungetrübter Reinheit umgeben soll. Der Garten wird übrigens gut erhalten, Obstbäume finden sichln Menge, Gemüse verhältnissmässig wenig, dessen Haupt- zierde aber sind seine alten , prachtvollen Cypressen. Die Trauben fand ich zum grossen Theile noch am Stocke , aber ;J9 durcli*i;eliends in leinene Säckchen eingehüllt, nni .sie bis zur Ankunft der rnssischen Pilg;er, Ende Novembers, ;uit'z,ubenah- len. Sie waren zum Theil schon rosinenarti«^ trocken , ganz vortrefflich und »eben einen sehr {>nten starken Wein , der aber von den (ieistliclien nur als grosse Seltenheit berei- tet wird. Überhaupt ist das Klima des Sinai nicht nur sehr gesund, sondern auch dort, wo Erdreich und Wasser sich finden , der Vegetation sehr zuträglich. Alle unsere Obstarten gedeihen sehr gut, der Sommer ist heiss und im Winter, schon mit Ende November, bedecken sich die hohen ßerge mit Schnee. Im Herbste sind die3Iorgen sehr kühl und die Luft gewinnt mehr den Charakter des rauhern tiebirgsklima. Mehrmals beob- achtete ich in den frühen Morgenstunden eine Lufttemperatur von 7 bis 8 Grad Reauni. und mein durch das tropische Klima Central-Afrika's ganz verwöhnter Körper litt dabei sehr em- plitidliche Kälte. Ich glaube aber, dass auch selbst die bereits angewöhnten Geistlichen im Winter viele Kälte zu leiden tiaben : denn nirgends sah ich einen Ofen oder Kamin ange- bracht, und vollends die armen Äral)er, Leibeigene des Klo- sters, welche zunächst demselben in Felshöhlen und elenden Hütten wohnen, nur wenige Lumpen oft zu ihrer Bedeckung haben und mit ihrer Nahrung auf das trockene ßrod des Klo- sters nebst Wasser hingewiesen sind, müssen, wenn die Sinai- berge sich mit Schnee bedecken , S(» Manches von Frost zu erzählen wissen. Die Luft fand ich sehr trocken und da aller Wahrsciieinlichkeit nach diess ein hellsehender klimatischer Zug auf jenen Höhen ist, so dürfte auch darin zmu grossen Theil das Prinzip zu suchen seyn, wesshalb sie der Gesund- heit so zuträglich ist. Die Bibliothek des Klosters ist in einer schauderhaften Unordnung , Bücher und Mannscripte liegen in dem kleinen Räume auf Haufen geworfen. Von neuern Büchern sah ich nicht ein Stück; nuter den orientalischen Manuscripten mögen aber allerdings noch interessante Saciien zu finden seyn, ob- wohl ich daran zweifle und jedenfalls es nicht zu beurfhcilen verstehe. Als grosse Seltenheiten zeigte mir der l'rior eine griechische Bibel, von der Hand Tiieodosils den Grossen und 40 die Psalmen Davids von einer Jung^frau auf zwei oder drei Pergameiitblatter in Taschenbucliformal geschrieben, eine äusserst nette und unsäglichen Fleiss erfordernde Aibeit. Znlezt schenkte mir Neophytos einen Holzstich, der den Sinai mit seinen heiligen Orten in einer wirklich gräuliclien Aus- führung darstellt und begleitete diess Geschenk mit einer Flasche Rhum , wofür ich ihm ein paar Bouteillen Bordeaux zukommen Hess. Seit Mehemed-Ali sein, wenn auch keineswegs segeu- spendendes aber doch kräftiges Regiment über die Halbinsel des Sinai ausgebreitet hat und den Christen ein in früherer Zeit ganz unbekannter Schutz gewährt wird, haben sich auch die Verhältnisse der Klostergeistlichen zu den Arabern fried- licher gestaltet. Ein Theil dieser Araber, welche den Sinai bewohnen, steht im Dienste des Klosteis und ist demselben leibeigen. Diese Familien versehen verschiedene äussere Arbeiten, z. B. die Anfsammlung und Herbeischleppung des Brennholzesaus den verschiedenen Waddis, helfen bei den Gartenarbeiten , sind als 'I'räger für die Fremden bei ihren Bergpartien bestellt u. s. w. Sie erhalten dafür täglich vom Kloster Brod und , wie ich aber glaube nur zum Theil , den Lohn, den ihnen Fremde für ihre Dienste geben. Alle diese Leute sind sehr arm. Sie sind schlecht gekleidet , äusserst unrein, voll Schmutz und wohnen in elenden Hütten , zum Theil auch nur in Höhlen in der Um^ebuno- des Klosters. Sie dürfen das Innere des Gartens betreten, was auch den ani>:e- seheueren Häuptlingen der umwohnenden Beduinen gegen- wärtig gestattet ist, welche sogar ausnahmsweise in das Klo- ster selbst eingelassen werden. Obwohl , wie mir die Geist- lichen sagten, ihren Observanzen zu Folge nicht einmal eine Henne oder eine weibliche Katze , auch nicht ein bartloser Jüngling das Heiligthum des Klosters betreten soll, was aber gewiss nicht beachtet wird, so traf ich doch im Garten mehrere arabische Weiber und Mädchen , bei denen erstem mir ein sonderbarer Kopfputz auffiel , der in gerade nach vorn wie Stacheln wegstehenden, grossen Haarnadeln aus Perlenmutter besteht und jede Umarmung gefährlich machen würde, wenn 41 niclit schon der Schmutz dieser Wesen sie vor jeder solchen Zudiinglichkeit sichern möclite. Am 2 6. Oktoher begann ich meine Besteiguno^ der heiligen Berge mit der des Dschebel Mussa. Bevor ich jedoch diese mir unvergesslichen Tomen näher beschreibe, will ich bezüglich der verschiedenen Namen dieser Berge und mit be- sonderer Rücksicht auf Robinson , der in neuester Zeit als die erste Autorität für den Sinai und das gelobte Land zu betrach- ten ist, die Lokalitäten feststellen , von denen nun die Rede seyn wird. Das Gebirge, welches das Klostertlial (Robinson's Waddi Schueib) gegen Ost einscliliesst, nennen die Klostergeistlichen £bestimmi. Auf Robinson's Karte ist dasselbe als Dschebel Deier bezeichnet. Das Gebirge im Westen des Klosterthals ist in seiner ganzen Ausdehnung aus Nordwest in Südost der Horeb der Christen. Robinson's Dschebel Mussa ist mir von den Geistlichen als der Gipfel des Horeb bezeichnet worden, daher auch icli ihn als solchen betrachte. Robinson hingegen weist sehr scharfsinnig nach, dass der eigentliche Horeb der Bibel jener hohe Felsenkamm ist, der sich von seinem Dschebel Mussa aus in Nord erstreckt, senkrecht in das Waddi-er Rahah (mein Waddi ]>Iussa) abfällt und dessen höchste Kuppe , das Rhas-es Sussäfeh, er als den Punkt betrachtet, wo Moses das Gesetz von Gott empfing. Zwischen dem Dschebel Ebe- stimmi und dem Gipfel des Horeb (Robinson's Dschebel Mussa) zieht sich ein Joch hin, welches beide diese Berge verbindet, über welches ein Gebirgspfad nach Seherin führt und auf welchem, östlich dieses Pfades, eine Bergkuppe sich erhebt, welche man mir mit dem Namen Dschebel Mussa bezeichnete*. Von dieser Ansicht geht auch Pococke aus und er gibt Tafel 52 ad p. 229, I, sub lit. ß ein recht ähnliches Bild dieser Kuppe. Auf Robinson's Karte ist diese Kuppe nicht an- gegeben. Westlich vom Horeb und parallel mit dem Klosterthale (östlich desselben) erstreckt sich das noch engere und nicht * Ich halte mich im Nachstehenden nur an die Benennungen der betreffenden Lokalitäten , wie sie mir von den Geistlichen an Ort und Stelle angegeben wurden. 42 weniger wilde Waddi-el Ledscha aus Süd in Nord. Im Hinter- griinde dieses Feisenthales liegt das Kloster Erbain , eine Filiale des Katharina-Klosters. Jenseits des Waddi Ledscha erhebt sich gerade oberhalb dem Kloster Erbain der Dschebel Homr und weiter gegen SSW., mit dem Homr aber in einer lind derselben Kette liegend , steht der Dschebel Katharina, die höchste Kuppe der heiligen Berge des Sinai und eben durch seine überwiegende Höhe gewissermassen isolirt er- scheinend. Die höchste Spitze des Homr nannte man mir Dschebel Aehmar. Der Dschebel Mussa, nach meiner barometrischen Mes- sung am Kreuze auf dem Gipfel, bis zu .5956 Paris. Fuss über das Meer ansteigend, ist die niederste der das Kloster umge- benden Bergkuppen und die Exkursion dahin ein blosser Spazier- gang. Von allen Seiten durch höhere Berge überragt, ist die Fernsicht auf dem Gipfel ohne besondere Bedeutung, einen herrlichen Anblick aber gewähren die wild zerrissenen, kahlen Felsgipfel ringsherum. Den Om-Schomar kann man des nahen Dschebel Katharina wegen nicht sehen, dafür aber sieht man deutlich den Abu-ma-hsrud in 10 h., den Abu-ma-Charug in 8 h. 12*^, den Abu-Sachäsa in 7 h. .5" u.s.w., welche sänimt- lich den Katharina an Höhe erreichen, wenn sie ihn hierin nicht sogar etwas übertreffen. Der Erg-Hassau in 12 h. 1*^ ist in seinen Formen dem Serwal * ähnlich , ganz aber erreicht er dieses Original phantastischer Zertrümmerung und Zerrissen- heit bei weitem nicht. Zwischen den Bergen Katharina , Horeb , Mussa , Ebe- stimmi (westseits) und den Bergen Hadab, Garagän, Teiht, Nachia, Fersch-el Arab und Erg Hassan (ostseits) , welch leztere sechs, alle ein und derselben Kette angehörend und durch mehr und minder hohe Jöcher unter sich verbunden, mit den erstem vieren zwei parallele Gebirgszüge aus Nord in Süd bilden**, die den eigentlichen Centralstock des Sinai darstellen, ■'•' Den man aber vom Musi-a aus so wenig als auf dem üipfel des Horeb sehen kann. "■•"■•= Die Darstellung dieser lokalen Veibältnisse der Thalbildmiji ist leider auf meiner Spezialkarte der Umgebungen des Iforeb ni.lit obne Unrichtigkeiten ausgeführt und deren Correktur i>t übersciicii worden. 43 erstreckt sich ein langes Alpentlial , welches mir die Araber mit dem Namen „Waddi Ilasis" bezeiclineten und das ich mit dem Waddi er llahabeh anf Robinson's Karte , wenig^stcns zum Theil , für idcnt halte. Dieses Thal, ein Haupttlial im Centrale des Sinai, ist theilweise mit Veg^etation bedeckt und ma*>' in regnerischen Jahren für grosse Heerden Weide bieten, ancli ist es weit und hmg^ g;enug-, um Raum für das grösstc Lag^er zu geben. Will man daher den Gipfel des Horeb der Christen , der den eig;entlichen Schlussstein dieses Thaies bildet und von dem aus man dasselbe ganz übersieht, blos aus dem Grunde nicht als den Horeb der Bibel gelten lassen (R-OBiNSON), weil man von iiim aus das Waddi-er Rahali nicht übersieht, angenommen die Israeliten haben sich dort gelagert, so liegt der (Jedanke nicht ferne anzunehmen , dass die Israe- liten sich im W addi Rasis und vielleicht um den ganzen heuti- gen Horeb herum gelagert haben und der Berg des Gesetzes somit mitten in dem Rayon lag, den ihre Scharen einnahmen. Ich bin kein Bibelforscher , aber natürlich schien mir diese Meinung, so oft ich sie mir an Ort und Stelle überlegte. Wendet man sich auf der Kuppe des Dschebel Mussa gegen Norden, so sieht man durch das Klosterthal hinaus in die Vorberge des Sinai-Centralstockes , welche die Nakba Haua einschliessen und die weitere Fernsicht hemmen. Anf allen dominirenden Felsspitzen ringsum erheben sich hölzerne Kreuze, die Siegeszeichen unseres Glaubens, und wenn man bedenkt , welche Masse von Mönchen , Nonnen , Anachoreteii u. s. w. einst auf diesem Gebirge gehaust hat, eijie Anzahl, die sich zu den Zeiten Mohammeds nach der, wahrscheinlich etwas übertriebenen Äusserung der Klostergeistlichen bis anf 40,000 soll belaufen haben, so wird man von der Vorstellung überwältigt, welches Leben einst auf diesen Höhen geherrscht haben mag, wo jezt einsam nur der Adler horstet und der flüchtige Steinbock von Felsen zu Felsen springt. Von den vielen Klöstern und Kirchen, die in jener Blüthezeit des Sinai anf den Bergen , in den wildesten Felsschluchten und anf un- zugänglich scheinenden Felsspitzen zerstreut herumlagen, sieht man heut zu Tage, das Katharina- und Erbain-Klüster ausgenommen, höchstens nur mehr die Ruinen. Uns zur 44 Rechten am Ebestimmi zielit sich eine enge, finstere Schhicht von dem wild zerrissenen Felsenkamme herab. Da sahen wir in einer Meereshöhe von 6000 Paris. Fuss, in einer grauen- vollen Einöde die Tri'immer eines Gebäudes. Es war einst ein Nonnenkloster mit 400 Jungfrauen. Wohl mancher schöne Busen mag da unruhig gepocht haben, wohl manches brennende Augenpaar mag da oft in Thränen schwimmend die kalte Fels- wand wehmüthig angeblickt haben, bis die Zeit die Erinne- rung ferner und ferner rückte und die Jahre endlich den Stiir- men des Herzens Stillschweigen auferlegten. — Es war schon Nacht und nur der Klang unserer Bergstöcke auf dem Fels- boden hallte an der Wand des Horeb wieder, als wir in das Kloster heimkehrten und stille die Strickleiter hinter uns her- aufzogen. Am 28. Oktober. Neophytos wollte mich durchaus auf den Horeb begleiten , ich nahm es jedoch nicht an , theils weil mich der Greis dauerte , theils weil ich voraussah , ohne ihn schneller vorwärts zu kommen. Ich beschloss die Bestei- gung des Horeb für heute, das Nachtlager in Erbain und die Besteigung des Katharina für morgen. Ein Träger wurde daher mit Lebensmitteln und Bettdecken nach Erbain voraus- gesandt, während ich mich selbst mit dem Priester Kalystratos, ein athletisch gebauter Mann in seinen besten Jahren, aus Bul- garien gebürtig, und zwei Trägern für Instrumente , Mäntel und sonstige Bedürfnisse , um Mittag nach dem Gipfel des Horeb auf den Weg machte. Seit uralten Zeiten führt ein Fusssteig, stellenweise eine Art Treppe bildend, vom Kloster zuerst schräge am Fiisse der Granitwand , dann gerade in einer Felsschlucht hinauf zum Gipfel empor. Der Pfad ist gegenwärtig ziemlich verfallen und daher die Besteigung, wenn auch ganz und gar ohne alle Gefahr, doch etwas ermüdend. — Nach einer halben Stunde erreichten wir in der Schlucht die Quelle Ain-el Dschebel. Sie liegt ungefähr 600 Fuss höher als das Kloster, in einer tiefen Felsenspalte. Die Temperatur der Luft war, als ich an der Quelle anlangte, 10,3" und die der Quelle il,6^Reaum. Ungefähr auf halbem Wege vom Kloster zum Gipfel liegt eine der heiligen Maria geweihte Kapelle, die den Raum der kaum 45 fünf Klafter breiten Schlucht, welche senkrechte, einige hun- dert Fiiss hohe Felswände einschliessen , fast ganz einnimmt. In Gedanken versunken durch die enge Schlucht meinen Weg hinauf verfolgend , war ich höchst iiberrascht, plötzlich auf- blickend die schöne Krone einer Cypresse vor mir zu sehen. Wir verdoppelten unsere Schritte , passirten zwei alte, zwischen Felsen eingeklemmte Portale und erreichten die Höhe des* Joches auf dem Horeb , über welches der Fusssteig, den wir bisher verfolgten , ans dem Klosterthale hinab in das Waddi Ledscha nach Erbain führt. Auf dieser Höhe (ungefähr 6200 Fuss über dem Meere) steht das kleine nun verlassene Kloster des heiligen Elias. In geringer Entfernung davon liegt eiu Brunnen , den ich aber ohne Wasser fand und welchen ich überhaupt nur als eine Zisterne zur Aufbewahrung des Regen- wassers betrachte. In der Nähe dieses Brunnens erhebt sich die erwähnte schöne Cypresse, welche mit ihrer reichen Krone in dieser trostlosen Felsenwüste einen unbeschreiblichen Ein- druck macht. Den grössten Raum des kleinen Klosters nimmt die Kirche ein. Noch sieht man die Zellen der Mönche , die einst hier hausten. Sie sind in jeder Beziehung scheusslich und erinnerten mich lebhaft an die grauenvollen Käfige im Narren hause zu Kairo. Am Eliaskloster trennt sich der Fuss- steig in drei Zweige; der eine führt hinab nach Erbain, der zweite rechts über den Kamm des Horeb hinaus, gegen NW., auf den Gipfel Rhas-es Sussafeh (nach Robinson der Gipfel des biblischen Horeb) , der dritte führt links auf die höchste Kuppe des Horeb (Dschebel Mussa des Robinson) und diesen leztern wählte ich. Nachdem wir vom Katharinakloster aus nahe an zwei Stunden gestiegen waren, erreichten wir den Gipfel des Horeb , der sich meiner barometrischen Messung nach zu 7097 Paris. Fuss über das Meer oder zu 1982 Paris. Fuss über das Katharinakloster erhebt. Auf der unebenen felsigen Plattform, welche den Gipfel bildet, stand einst ein Klösterchen, gegenwärtig aber sieht man nur noch die auf dem erhabensten Punkte erbaute kleine Kirche in ziemlich erhal- tenem Zustande des Gemäuers, und weiter gegen Südwest, etwas tiefer, die Reste einer ebenfalls kleinen Moschee; alles Übrige liegt in Trümmern, 46 Bezüg;Iich der Fernsiclit steht der Horeb über dem Dsche- bel Mussa, aber erreicht bei weitem nicht den Gipfel des Ka- tharina. Der meiste Eintrag; geschieht ihm dadurch, dass der ganz nahe, breite und um mehr als 1000 Fuss höhere Dschebei Katharina mit dem Dschebei Homr die Aussicht gegen West und Südwest total versperrt und man daher vom Horeb aus weder den Servval, noch den Om-Schomar, noch einen der andern in des leztern Nähe sich befindenden Matadors der Sinaigipfel sehen kann. Noch weniger natürlich ist es möglich einen Berg der afrikanischen Küste zu erblicken. Hingegen, vom herrlichsten Wetter begünstigt, sah ich am südöstlichen Horizonte das Meer ; von 7 h. 5*^ bis 8 h, lO*' Berge der jenseits liegenden arabischen Küste; von 5 h. bis 7 h. 5" die Berge der Sinai-Halbinsel am Küstenrande des Meerbusens von Akaba; in 9 h. 12** die Berge am Rhas el Mohammed und an der Meerstrasse von Tirän ; ferner die sämmtlichen Bergspitzen in der nächsten Umgebung des Klosters , so wie jene gegen Ost und Südost: und endlich, gegen Nord gewendet, das Plateau des Dschebei Tyh von 21 h. 5** bis 3 h. und den schönen Lebua in 21 h. Kann man somit auch die Fernsicht auf dem Gipfel des Horeb keine unermessliche , ihren physischen Grenzen nach, nennen, so ist sie doch grossartig genug, um an jedem Punkte der Erde genossen zu entzücken*; vollends begeistern aber mnsssie, weil sich eben damit das Bewusstseyn verbindet, auf dem Horeb, auf dem heiligsten Berge, von dem das Gesetz ausging, zu stehen. Ob dieses Faktum nun auf der Granit- platte erfolgte, auf der ich stand oder weiter gegen Nord auf der Kuppe des Rhas-es Sussafeh, darüber grübelte ich nicht nach. Mir genügte die aus allen historischen, biblischen und geographisclien Forschungen hervorgehende grosse Wahr- scheinlichkeit, dass das Faktum, worauf die ganze weitere moralische Entwicklung der Menschheit beruht, auf diesem Berge und auf keinem andern stattfand. In dieser Voraus- '•'" Ausser mehreren sehr getreuen Ansichten aus dem Bereiche des Sinai und des gelobten Landes findet sich auch ein Panorama vom Gij)fel des Horeb in Bkkisatz' und SoHuruaiT's Bildern aus dem heiligen Lande. Stuttgart 1842, Nr. 9, 10 und 11. Setzung, cioiifll ich den mivero;essliclien Moment mit aller Winnie einer lebenskräftigen Natur und er \vard mir dadurch zur üruudlage einer der schönsten , wenigstens einer der grössten Erinnerungen aus einem sehr bewegten Abschnitte meines Lebens. Grau — ist alle Theorie Und grün des Lebens gold'ner Baum. — Möge kein Forscher sich dieser Wahrheit aus dem Schatz- kästleiii des Mephisto je ganz entschlagen und am wenigsten ein Reisender *. Während Kalystratos in der kleinen Kirche KafFe kochte, " Robinson sagt im I. Bande seiner Reise, S. 173 in der Anmer- kung 1 : „Deiinocli behauptet Laborde, von da (Gipfel des Horeb oder Dsche- bel Mussa) aus den Serbiil, Um Schaunier und das Gebirge Afrika's jen- seits gesehen zu haben I Es kann das nur mit dem Geistesauge gewesen seyn. Voyage de TArab. Pet. p. 68 (das glaube ich auch). Einen älin- lichen übertriebenen Bericht gibt Russeggep. : s. Berghaus Annalcn, März 1839, p. 420 etc." Was nennt nun Robinson in meinem Bericlite übertrieben ? Aus der Stylisirung obiger Steile ging eigentlich hervor, dass ich auch dasselbe auf dem benannten Gipfel gesehen habe, was Laborde sah, — nun — das wäre ganz einfach gesagt, wie ich so eben dargethan habe, nicht wahr. Übertrieben kann also Hr. Robinson nur die Auffassung des Gegenstandes in meinem Berichte scheinen. Das ist möglich, ich bleibe aber dabei und die Differenz des Eindruckes, den wir beide auf demselben Punkte empfanden, ist nicht schwer zu erklären. Robinson, der Bibelforscher, sagt S. 171 wie er den Gipfel betritt: „Mein erstes und vorherrschendes Gefühl auf diesem Gipfel war das der Täuscliung", weil die Position desselben nicht zu seiner, allerdings sehr scharfsinnigen und mit aller Gründlichkeit durchgeführten Theorie über das Lager der Israeliten passt und er ist desshalb unverkennbar dem ai men Gipfel gram. Mein , eines einfachen Reisenden und Natur- forschers Gefühl, als ich den Gipfel betrat, war das der innigsten Freude über das Bewusstseyn auf dem Horeb zu stehen, auf dem heiligen Berg meiner Jugendwünsche, ich war überwältigt von der Heiligkeit des Ortes, begeistert; aber keineswegs geblendet. Wie beide Eindrücke neben einander bestellen können, ohne sich gegenseitig zu beirren, so können es auch die Darstellungen derselben innerhalb der Grenzen der Wahrheit und dass sich daher Hr. Robinson in seinem biblischen Eifer mir gegenüber etwas zu sehr und ganz unnöthig echauffirt hat, ist nicht zu leugnen, was übrigens der grossen Verehrung, die ich für diesen ausgezeichnetea Reisenden fühle, in nierito keinen Eintrag thut. 48 beobachtete ich den Barometerstand u. dgl., nahm die Azimute der sichtbaren, wichtigern Punkte und freute mich des schönen Anblicks aus vollem Herzen. Wir stiegen, nachdem wir ein paar Stunden oben zuge- bracht hatten, am westlichen Gehänge des Horeb in das Waddi Ledscha hinab. Der Fusssteig führt durch sehr steile Schluch- ten nieder, er ist etwas schlecht, aber durchaus nicht gefähr- lish. Rechts und links unseres Weges sahen wir in den Schluchten des Horeb die Reste vieler kleiner Hüttchen aus Steinen aufgeführt, einst Behausungen von Anachoreten. Die Einsiedler sind fort, die Zeugen ihres Lebens, voll Entbehrun- gen, sind aber geblieben. Es war noch die Zeit der Poesie des Glaubens, ohne die es keine Märtyrer geben kann, ohne die wir, wenn wir weiter gehen wollen, auch kein klassisches Alterthum haben würden. Die Poesie des Glaubens schuf die Denkmale der Indier, Egyptier, Griechen, Römer u. s. w. und in ihr liegt der geheimnissvolle Impuls, der diese Völker in dieser Beziehung so hoch über uns stellt. Bei uns geht die Poesie im Materiellen unter, das klassische Alterthum erhob hingegen das Materielle, Sinnliche in das Bereich der Poesie. Abends kamen wir wohlbehalten im Kloster Erbain an, welches meiner Bestimmung zufolge in 5464 Paris. Fuss Meereshöhe, somit um 349 Fuss höher liegt als das Katharina- kloster. Das Waddi Ledscha, zwischen dem Dscbebel Homr, die nördliche Fortsetzung des Katharina und dem Horeb ist noch schmaler und wilder als das Thal des Katharina-Klosters, aber bei weitem nicht so wüste. Erbain ist schon seit langer Zeit von den Mönchen verlassen, weil dieselben, wie man mir erzählte, von den Betteleien der Araber zu sehr belästigt wurden und denselben gegenüber, bei der mangelnden Befe- stigung des Klosters, nur eine stets nachgiebige und gewäh- rende Stellung beobachten konnten. Gegenwärtig befindet sich in Erbain nur ein leibeigener Araber des Katharinaklosters mit seiner Familie, welcher die Aufsicht über dasselbe und über den sehr grossen, etwas verwilderten, aber mit schönen Cypressen, Oliven-, Mandel- und andern Obstbäumen reichlich besezten Garten hat , der in dem wilden Felsenthaie einen prachtvollen Anblick gewährt. In diesem Garten befinden 49 sich mehrere Quellen , wahrscheinlich nur Zweige einer und derselben, die vortreffliches Wasser führen. Grosse, eine Stunde lange und bedeckte Wasserleitungsgräben sollen längs dem Gehänge des Katharina hinführen, um des Wassers so viel als möglich aufzufangen und dasselbe dem Garten zuzu- leiten. Die Kirche zu Erbain (Arbain, Vierzig) wird von den russischen Pilgern jährlich fleissig besucht, welche sodann von da aus die Besteigung des Katharina vornehmen. Die Zellen der Mönche sind elend und unverkennbar im Verfalle, wir bereiteten in einer derselben unser Nachtlager. Bald brannte im Klosterhofe ein grosses Feuer, wir verzehrten mit Alpenappetit unser ans Brod, Käs, gesalzenen Fischen, Wein und Kaffe bestehendes Nachtmahl und sassen noch lange Cigarren rauchend traulich beisammen , ein Vergnügen , dem sich auch Kalystratos nicht entzog, da er, wie er meinte, ja nicht zu Hause im Kloster sey. Ich konnte mich dabei nicht enthalten, mit einer gewissen Sehnsucht jener schönen Lagerscenen zu gedenken , die ich noch vor Kurzem in den Tropenwäldern des Innern von Afrika erlebte, besonders jener im ersten 3Iorgengrau, wenn das gewaltige Lagerfeuer loderte, die Luft duftete, die Pferde wieherten und Alles herum lebte und sich regte. Am 2 9. Oktober. Es war 4 Uhr Morgens, noch ganz dunkel als wir unsere Besteigung des Dschebel Katharina antraten. Mit Mühe gelangten wir aus dem Labyrinthe von Bäumen und Granitblöcken im südlichsten Theile des Gartens und vollends ging die Plage des Vorwärtskommens erst recht an, als wir in die Felsschlucht kamen, der nach der Fusssteig hinaufführt. Es war stockfinster, bei jedem Tritte musste man versuchen, ob er auch Stand hält und an einigen Stellen kam es bis zum Kriechen. Das waren die heillosen Täuschun- gen der Nacht auf gänzlich unbekanntem Terrain ; denn als wir am hellen Tage auf dem Rückwege dem Steige nach ganz guter Dinge herabsprangen , fand ich denselben zwar aller- dings schlecht, aber nicht gefährlich und nur an einer einzigen Stelle, im Beginne der Schlucht, ist es gut ein wenig Acht zu haben. Als es aus Osten dämmerte, hatten wir trotz des langsamen Steigens schon die Quelle Ain-es Schonnär erreicht, Ku'segger, Reisen. III. Bd. 4 50 wo uir ansnihtcn und tms mit dem vortrefflichen Wasser, rein, klar und frisch wie die öuellen anf meinen heim.ath- lichen Alpen, cfütlich thaten. Die Temperatur der Lnft war 9 30, die des Wassers 9,0'^ Reaiini. In der tiefen Schlneht, worin die Quelle ans einer nicht ganz gut zugänglichen Fel- senspalte hervortritt nnd ein kleines Becken ansfiillt, stehen einige Hagedornbänmchen. Von der Quelle stiegen wir, uns mehr rechts haltend, ein steiles, felsiges Gehänge hinan und gelangten auf einen Gebirgsrücken, von dem aus wir in ein schönes Kaar, ein weites, hochliegendes, mit Alpenweide bedecktes Thal hinab sahen, nnd sich uns gegen Westen die erste Fernsicht eröff- nete. Links vor uns erhob sich der Gipfel des Katharina. Als wir uns anschickten in das Kaar hinab nnd dann längst desselben am Gehänge zum Gipfel hinauf zu steigen nnd ich ganz sorglos mit meinem Bergstocke voraneilte, sprangen plötzlich hinter einem Felsen fünf Steinböcke (Capra Ibex. L.) auf und gingen gleich so flüchtig, dass meine dem gross - ten Bocke, der die Höhe eines grossen Hansbockes hatte und den übrigen voraussprang, nachgesandte Kugel leider ihr Ziel verfehlte. Flüchtig eilten die schönen Thiere dem gegen- über liegenden Gehänge zu , wo sie bald zwischen den Felsen verschwanden. Später sah ich noch einmal deren zwei, die auf einer hohen, unersteiglich scheinenden Felsenspitze stan- den und uns klug und ruhig beobachteten *. Die Erklimmung der höchsten Kuppe ist etwas beschwer- lich , für einen an Schwindel Leidenden vielleicht sogar ohne eine helfende Hand bedenklich; denn man muss einen starken * Der Steinbock findet sich auf den höchsten Partien des Sinai- Gebirges häufig. Es ist dieselbe Art, die sich auf den hohen Bergen der egyptischen Küste am rothen Meere findet: hingegen unterscheidet sich der sinaitische Steinbock von dem kaukasischen, von dem des Taurus, von dem der Pyrenäen, und so viel ich mich von ausgestoi)ftrn Exemplaren ciinncrn kann, auch von dem, der sich einst auf den Alpen fand (z. B. im Zillerthale) : durch seine geringere Grosse, durch seine liclitere Farbe (ein ganz helles Braun) und duich seine etwas kleinem Hörner. Das Fleisch ist vorlrcftlich. — Auf dem Sinai finden sich auch Panther (Leoparden ?). Ich sah zwar keinen selbst, kaufte aber einige Felle von solchen, die kurz zuvor am Om Schomar gescho.ssen wurden. 51 ßüchsenscliuss laiig^ über sehr steile Platten eines porphyr- artij^en Granites, stellenweise ji;Iatt, als wenn sie polirt wären, und über die kein Steig- hinaufführt, hinanklettern. Um 9 Uhr standen wir auf der höchsten Spitze des Dschebel Katiiarina, nach meiner Bestimmung 8108 Paris. Fnss über der Meeresfläche. Wir hatten uns vom Kloster Erbain aus zu unserer Besteigung sehr Zeit gelassen; denn man kann sie auch in drei Stunden for^iren, aber ich rathe Jedem als Gebirgsländer : „beginne das Steigen wie ein alter Mann , damit du auf dem Gipfel ankömmst als ein junger Mann'\ Der Gipfel hat zwei Kuppen-artige Erhöhungen, auf der minder hohen steht eine kleine Kapelle und in derselben soll der Felsen eine der Gestalt des menschlichen Körpers ähnliche Vertiefung Avahrnehmen lassen, die daher rührt, dass die En- gel, welche die Leiche der heiligen Katharina ans Alexandria durch die Luft auf diesen Berg trugen , von wo sie sodann durch die Geistlichen zum Kloster gebracht wurde, dieselbe auf diesen Stein niederlegten. Ich muss gestehen , dass ich diese Ähnlichkeit nicht recht herausfinden konnte. Kalystratos zündete die in der Kapelle hängende Lampe an und räucherte. Um 9y, Uhr stand das Thermometer auf dem Gipfel im freien Schatten auf 7,2*^, um 11 Uhr auf S*' Reaum. Wir blieben drei Stunden oben. Die Fernsicht auf der Spitze des Katharina ist höchst grossartig. Man sieht von drei Seiten das Meer, in Ost, Süd und West. Umgeben von allen Seiten durch ein Labyrinth von Bergen und zackigen Felsgipfeln, übersieht man die ganze Halbinsel, Der schöne Serwal steht in 20 h. 5*^, die Fels- pyramide des Ora Schomar, in gerader Richtung kaum mehr als zwei Stunden entfernt, in ISh.g***. Äleinen Beobachtun- gen zu Folge schätze ich den höchsten Punkt des Om Scho- mar nur um 100 Fuss höher als die Spitze des Katharina, daher auf ungefähr 8.300 Par. Fuss Meereshöhe. Hin2:e2-en sah ich drei andere Bergspitzen, deren Namen man mir nicht " Bur.KHAf.DT erstieg den Oni Schomar bis auf 200 Fuss ung^ct'älir unterhalb der höchsten Spitze, welche unersteiglich seyu soll. Seine Reisen, «leutscbe Übersetzung, 111, S. 935 etc. d* 52 anziioeben wiisste, die eine in 12 h. S*' ungefähr sechs Stunden, die zweite in 11 h. 12^ ungefähr zwei Stunden und die dritte in 11 h. 8" ungefähr sechs Stunden vom Katharina entfernt, welche sämmtlich den leztern um 500 bis 000 Fuss überragen dürften und deren Meereshöhe ich somit durchschnittlich auf 8700 Par. Fuss anschlage. Diese drei, mir namentlich unbe- kannten Bergspitzen sind daher die höchsten Punkte der gan- zen Halbinsel des Sinai. Gegen Nord breitet sich das Plateau des Dschebel Tyh- el Beni Israel fast über den ganzen Horizont aus und die Wüste verliert sich dem Äuge in unermesslicher Ferne. Die Berge der arabischen Küste, jenseits des Meerbusens von Akaba, erscheinen ganz nahe, und deutlich sieht man die Insel Tirän, nebst einigen andern, kleinern Inseln. Die Gegend von Tor mit ihrer wüsten Küstenebene liegt scheinbar zu den Füs- sen und darüber hinaus, jenseits des Meerbusens von Sues sah ich klar die Berge der egyptischen Küste. Während ich mit der Boussoledie Azimute behufs meiner Karte nahm, fiel mir eine interessante Erscheinung auf. Es ging nämlich stossvveise ein leichter, kalter Südwind. So oft ein solcher Windstoss erfolgte, wurde die Magnetnadel äus- serst unruhig und wich schnell bis zu 10** bald westlich bald östlich ab. Hörte die Luftströmung auf, so wurde auch die Nadel nach einigen heftigen Schwankungen wieder ruhig. Offenbar hatte ich es hier mit elektrischen Luftschichten zu thun, die der Wind über den Gipfel führte, die aber auch durch ihren störenden Einfluss auf die Magnetnadel meine Ar- beit sehr erschwerten und mich endlich mit bestem Erfolge auf den Gedanken verfallen machten, jederzeit vor dem wei- tern Gebrauche die ganze Boussole nach einem solchen Wind- stosse mit einem Stückchen Eisen zu bestreichen. Das Her- absteigen vom Katharina ging schnell, wir ruhten an der öuelle aus und trafen bereits um drei Ohr Nachmitags in Erbain ein, von wo mir unsern Heimweg durch das Waddi Ledscha hinaus unverzüglich antraten. Nach einer kleinen halben Stunde thalabwärts gelangten wir am Fusse des Horeb zu dem Steine, aus dem, den Angaben der Mönche gemäss, Moses durch den Schlag seiner Ruthe Wasser hervorgelockt 3» haben soll. Es ist ein «^anz fref im Thale lie<>;ender, von der Wand des Horeb herabj^^estürzter Block des allo;emeiii hier vorkommenden grobkörnigen , rothen Granites und von unoefäbr 3000 Cnb.-t'uss Körperiniialt. Mitten durch den Block sezt ein Gang von diclitem Feldspatbgestein, einen Fuss mächtig. Auf diesem Gange sieht man mehrere, wenn ich nicht irre fiinfzeiin, Querspaiten, die aber unverkennbar künst- lich erweitert, ausgeschrämmt sind. Aus diesen Querspalten nun soll das Wasser geflossen seyn. Ein starker Missgriff in der Wahl des Objektes, um das zu versinnlichen, was nur rein Gegenstand eines frommen Glaubens seyn kann, liegt hier offenbar am Tage. Auf dem weitern Wege durch das Waddi Ledscha bis auf die Ebene er Rahah und auf der an- dern (östlichen) Seite des Horeb wieder hinein in das Kloster- thal sahen wir noch mehrere kleine, dem Kloster gehörende Gärten, einige Lager der Araber, welche vom Kloster leben, kamen endlich noch zeitig Abends wieder im Katharina- Kloster an, und hatten nun den Horeb auf drei Seiten um- gangen. Am 31. October kamen die vom Kloster für mich zur Reise nach Syrien bestellten 8 Kamele mit den nöthigen Leuten an, Beduinen der Sinai-Wüste und meist Bekannte von meiner frühern Reise her ; die Abreise wurde somit auf Mor- gen festgesezt und sogleich eingepackt. Der Weg über Sues nach Hebron war mir zu gewöhnlich und überdiess zum grossen Theile nicht mehr neu; der W^eg über Akaba und Petra reizte mich seines Interesse wegen sehr, aber Schubert war ihn etwas über zwei Jahre vor mir gezogen*; der Weg über den Dschebel Tyh hingegen, gerade durch die Wüste, war meines Wissens noch von kei- nem mir damals bekannten Reisenden gegangen, und dieser also bekam leider den Vorzug. Leider sage ich — denn er lohnte die lange Wüstenreise nicht, und hätte ich damals die Depression des todten Äleeres und eines grossen Theils des Waddi el Chor und Waddi el Arabah bereits gekannt, so hätte mich nichts abhalten können, die Reise über Akaba und durch das Waddi Arabah und Waddi Chor an das todte "^ Rübiisson's Route kannte ich damals uodi uiclii. 54 Meer und von da nach Bethleliem zu machen. Ich konnte die für mich per Stück zu 150 Piaster oder 15 fl. Coiiv.- Münze gemietheten Kamele nur bis zum Dorfe Taharie, d. h. bis zum Beginne Syriens, behalten; denn von dort waren meine Araber nicht mehr berechtigt mich weiter zu bringen und ich fiel einem andern Stamme anheim. Taharie liegt vom Sinai-Kloster auf meiner Route 10(J Karawanen-Stunden oder 53 deutsche Meilen entfernt, zu deren Zurücklegung man, gemächlich reisend, 15 Tage braucht und auf welche Zeit ich mich daher mit allem Nöthigen versehen musste. Nachdem ich die Mönche für die vielen mir erwiesenen Gefälligkeiten zufrieden gestellt hatte , verliess ich das Kloster am Mor- gen des 1. November. Der Segen des würdigen Priors beglei- tete mich auf die Wüstenreise, die ich nun allein mit meinem Nubier und fünf Beduinen antrat. Als man mich am Seile über die Klostermauer hinabliess , konnte ich mich einer gewissen Wehmuth nicht bemeistern. Ich hatte diesen stillen, von allem Drange des Lebens abgeschlossenen Sitz des Frie- dens und der Ruhe lieb gewonnen, ich hatte in den wenigen Tagen meiner Anwesenheit so manchen hohen Genusses mich erfreut und in den Stunden der Müsse ungestört in Erinne- rungen geschwelgt. Es war der erste , kräftigste Eindruck eines Stilllebens , er würde sich bei längerem Aufenthalte sicher geschwächt haben, wahrscheinlich sogar in das Gegen- theil übergegangen seyn, aber für den Augenblick that es mir leid das Kloster verlassen zu müssen, und ich blickte, als ich durch das Klosterthal hinabritt, noch oft auf die alten, elir- Avürdigen Mauern zwischen jenen Bergen zurück, die dem Christen wie dem Muselmann , die jedem Menschen heilig sind, der auf diesen Namen Anspruch hat. Die gewöhnliche Verwirrung der Araber beim ersten Auf- laden und beim Antritte einer Reise, eine National-Calamität, die meist nur durch den kategorischen Imperativ behoben werden kann, verzögerte meine Abreise bis 10 Uhr, da liessen sich die Geistlichen , welche am Fusse der Mauer von mir Abschied nahmen, wieder hinaufziehen und ich schwang mich auf mcineu ilegin. 8) Heise vuin Sliial Über deu Dscltebel Tyli-el Heul Ifüfnel titirclt die ^Vikste des peträiselieu .Irnbien« nacla Hebron. Am I. November 1S3S. Wo das Klosterthal im Waddi Mussa (Ebene er Raliuli) mündet und der Weg" gerade in Nordwest zur Nakba Haiia führt, durch die ich auf der Herreise gekommen war, Avendeten wir uns rechts in das grosse Waddi es Schech. Nach 1 y. Stunden in 1 h. erreichten wir in diesem Thale das Grab des Schech Saleh, eines grossen Heiligen. Das Thal ist weit und da es mit Gesträuche bedeckt ist, gewährt es im Gegenhalte der kahlen Felswände beiderseits einen reizenden Anblick. Noch 1 Stunde Aveiter in gleicher Riclitiing trafen wir das Dörfchen Assuer, wo aus Ost ein Waddi einmündet, das Waddi es Schech sich aber gegen Nordwest wendet. Die wenigen klei- nen, aus Steinen aufgebauten Häuschen mit ihren Cypressen und Oliven in den nebenan liegenden Gärtchen haben unver- kenn!)ar den Klostertypus und machen einen äusserst freund- liciien Kindrnck. Das Thal wird nun enger und am Dschebel el Waddi, von Assuer y. Stunde in 23 h. wird es vollends zur Schlucht. Hier drohte mir, begriffen im Anfange einer bedeutenden Wüstenreise, ein grosses Unglück. Ich hatte von den Arabern am Kloster ein paar Schafe auf die Reise gekauft, die nun mit der Karawane liefen und von denen eines einem Kamele, und gerade dem, welches meinen Weinvorrath und einige Instrumente trug, zwischen die Beine kam. Darüber wurde das an und für sich etwas wilde Thier scheu, ging durch und die andern Kamele, nicht mehr zu halten^ folgten. Als ich vor mir meine Weinkiste, ein Schatz aus Alexandria, für den ich mich, als ein Universalmittel auf einer Wüsten- reise, mit den Beduinen gesciilagen haben würde, vom Kamele herab zwischen die Granitblöcke fliegen sah, erblasste ich und veruitheilte das Unglücksschaf sogleich standrechtlich zum Tode ; die Kiste aber öffnete icli mit pochendem Herzen und Wunder! nur eine einzige Flasche war zerbrochen. Nördlich vom Dschebel-el Waddi mündet sich aus Wes- ten , vom Dschebel Frca herab, ein enges Waddi, das VV^addi Möchsen , worin sich ein Brunnen mit gutem Wasser befindet. 56 */, Stunde weiter in 2:{ li. verengt sich das Waddl es Scliech nenerdlng;s zur engen Schlucht, die uns aus dem Bereiche des Central -Gehirgsstockes des Sinai hinaus in seine nördlichen Vorberge fi'ihrte. Als wir aus diesem Felsenpasse traten, hat- ten wir eine prachtvolle Ansicht des Serwal und zur Verherrli- chung dieses Momentes sprangen gleichzeitig, aber ausser Schussweite, 4 Steinböcke die Felswände des Frea hinan. Wir ritten nocii yj. Stunde in 17 h. und lagerten dann im Waddi es Schech unter hübschen Bäumen an der Stelle, wo sich die Karawanenwege nach Sues gegen Nordwest, nach dem Dschebel Tyh (meine Route) gegen Nord und nach Akaba gegen Nordost von einander trennen. Am 2. November. Wir verlassen das Waddi es Schech und gelangen an seinem nördlichen Gehänge auf ein Plateau, Namens Germini, von dem daraufwachsenden nie- dern Gesträuche. Unser Weg führte uns 3 Stunden in 24 h. über diese Ebene, von der wir eine prächtige Ansicht des Ser- wal und des ganzen Sinai hatten und wo wir mehrmals Gazel- len und Hasen aufjagten , die ihren Tribut zur Küche liefern mussten. Nach ferner y^ Stunde in 1 h. erreichten wir das Waddi Allähadär, welches eine südwestliche Fortsetzung des aus Nordost von der steilen Felswand des Tyh sich herabsen- kenden, langen Waddi Zulakah zu seyn und sich im Waddi es Schech zu münden scheint. Wir verfolgten das Waddi zwi- schen kahlen Porphyrbergen ; y^ Stunden in 22 h.l l",y^ Stunde in 17 h. 10*^ bis zum Brunnen Allähadär, eine kleine Pfütze mit garstigem Wasser und von einigen Dattelpalmen umgeben. Hier schickte ich das böse Kamel, welches mir schon so vielen Kummer verursacht hatte, sammt seinem Besitzer fort und miethete bei den am Brunnen gelagerten Beduinen ein anderes, besseres Thier für den gleichen Preis. Nachdem wir den Brunnen verlassen, stiegen wir das Thalgehänge hinan und gelangten nach 2 Stunden in 22 h. 11" auf ein kleines Plateau, von dem aus wir unter uns in nördlicher Richtung die grosse Wüstenebene el Charäba, die südöstliche Fortsetzung der Hochebene Debbet Chmeir, er- blickten. Die Felswand des Tyh lag uns östlich und nördlich 57 quer über unsere Route vor, im Rücken hingegen entfaltete sich uns das schöne Panorama der Sinaiberge. Wir lenkten nun lechts, kommen dadurch dem senkrechten Terrasseiiabfalle desTyh ganz nahe und nachdem wir 1 % Stunden in 23 h. S" am Fusse desselben hingeritten waren , gelangten wir zu einer Schlucht, welche sich sehr steil in die Ebene Charäba hinab- senkt. Der Weg durch diese Schlucht ist abscheulich. Be- reits im Terrain des Sandsteins angelangt, bilden dessen Fel- sen in der Schlucht eine Art Treppe mit hohen Absätzen und tiefen Abgründen zur Seite. Mein Kamel ging sicher wie ein Manithier, ich blieb daher auch zur Verwunderung meiner Araber ganz ruhig sitzen und kam wohlbehalten auf der Ebene an, auf der wir in einem tiefen Graben unser Lager schlugen. Unsere Meereshöhe betrug 3460 Pariser Fuss. Am :». N 0 V e m b e r. Die Felswand des Dschebel Tyh im- mer rechts zur Seite, ritten wir 1 Stunde in 2!th.5" über die wüste, hügelige und von tiefen Regengräben durchfurchte Ebene Charaba. Das Terrain steigt allmälig an . wir durch- schnitten eine zweite ähnliche, etwas höher liegende Ebene, Seach-el Gerawän*, nach 1 h. 4<^ in 1 y^ Stunden und lenkten dann rechts in die Berge des Tyh, wo der Chor el Sige, ein tiefer, wilder Regengraben, die Schlucht eines Giessbaches zwischen senkrechten Wänden hervorbricht. Nachdem wir den Chor-el Sige V., Stunde in 4 h. aufwärts verfolgten, hatten wir zur Linken die von der höchsten Kuppe des Tyh sich herabsenkende, enge und tiefe Schlucht Nakba-om Rachi, durch welche wir nun in der Richtung 20 h. 5 den Tyh selbst anstiegen , nach zwei Stunden auf seiner Höhe anlangten und ungefähr 36 Fuss unterhalb der höchsten Kuppe, welche nach meiner Bestimmung 4358 Pariser Fuss über dem Meere liegt, auf dem grossen Wüstenplateau des Tyh unser Nachtlager aufschIuo:en. Ich war zu Fusse der Karawane weit vorausgeeilt und kam lange vor derselben auf der Kuppe des Tyh an. Die '" In „Seach" wird bei der Aussprache e und a nicht getrennt, sondern kurz in einem Laute zusammen gefasst , der sich im Deutschen nicht mit Buchstaben angeben lässt, daher ich zur Bezeichnung dessel- ben das Zeichen '^ wählte. 58 Fernsicht von oben ist ausnehmend scliön. Geg;en Nord breitet sich das Wüstenplateau des Tyh gleich einem Saiidmeere aus, auf dem viele kleine, zerstreut liegende Berge gleich Inseln sich erheben. In Ost zur Seite zieht sich die schneeweisse Kreidewand des DschehelEdjme, der nächst höhere Terrassen- abfall des grossen Wiistenplateaus, weit gegen Norden hin gleich einer mächtigen Mauer, und darüberhinaus, weiter in Ost sieht man deutlich die schwarzen, scharf ausgeschnittenen Berge am Meerbusen von Akaba. In Nordwest reicht das Auge bis zu den Bergen bei Sues, in Südwest sieht man in weiter, blauer Ferne Bergspitzen der afrikanischen Küste hervorragen und endlich in Süd steht das ganze Sinaigebirge in unbe- schreiblicher Pracht vom Serwal bis zum Waddi Sal, mit allen seinen Himmel -anstrebenden phantastisch geformten Zacken und Spitzen, ein wirklich unvergesslicher Anblick; denn eine schönere Ansicht dieses Gebirges und in einer solchen Aus- dehnung, glaube ich, wird man auf der Halbinsel nirgends geniessen. Die Nacht war sehr kalt und windig. Am 4. November. Die Felsenmauer des Edjme öst- lich zur Seite zogen wir 2y_, Stunden in 23 h..^'' über das Pla- teau des Tyh bis zum grossen VV addl-el Arisch. Dieses Waddi ist als das Hauptthal der Wüste zwischen dem Tyli und dem Mittelmeere zu betrachten. Es beginnt in dem Geblrgswinkel, welchen der Terrassenabfall des Tyli mit jenem des Edjme auf dem Plateau des Tyh bildet und zwar am nördlichen Ge- hänge der in dieser Ecke , oberhalb der Nakba om Rachi*, sich eihebenden höchsten Kuppe des Tyh, auf der wir die letzte Nacht zugebracht hatten. Von da erstreckt sich das Waddi-el Arisch, die Wüste gerade gegen Nord durchziehend, bis zum Mittelmeer, wo es bei Kulat el Arisch mündet und auf diesem Wege alle Waddis aufnimmt, welche nicht ostselts dem Waddi-el Arabali und dem Meerbusen von Akaba oder westseits dem Meerbusen von Sues zufallen. Wir verfolgten nun, die Wand des Dschebel Edjme immer rechts zur Seite, den Lauf des Waddi-el Arisch, Nach zwei Stunden in 21 h. 5® trafen wir einen einzelnen Araber , der * IN'ach Rojbjnsün: Nukb-cl 3Iiiicikhy. w 18 » — n 2 » — » 18 » — w 24 » 10 » 18 » — » 24 » — » 20 » 5 » 22 » — 59 verlorne Kamele suchte und sich gewaltig vor uns fürchtete, da ihm die Begegnung bewaffneter Leute in der Wüste etwas bedenklich voikani. Das VVaddi ist sehr flach und weit, wir durchkreuzen es nach 1 h. und brauchen dazu V, Stunde, nach ferner 1 Stunde in 24 h. wird die Gegend bergig und das Waddi-el Arisch schlängelt sich in vielerlei Wendurjgen zwisclien niedern Bergen hin. Wir verfolgten dasselbe 1 Stunde in 22 h. 10, 1, . i » /2 » u » % >. A » y* " und hielten endlich am Brunnen er Redschim (Regim) , der sich ungefähr y. Stunde westlich des Karawanen-Weges am linken Ufer des Waddi befindet und ein etwas salziges, sonst nicht besonders schlechtes Wasser führt, wie ich es auch überhaupt im Gebiete der Kreide hier herum fast bei allen Brunnen fand , die ich kennen lernte. Am 5. November. Am Morgen verfolgten wir das Waddi-el Arisch weiter "^/^ Stunden in 21 h. 5° und y^ Stunden in 20 h. ; den Dschebel Edjme hatten wir östlich zur Seite, westlich sahen wir auf dem Plateau des Tyh einzelne, hüge- lige Erhebungen. INun verliessen wir das Waddi selbst und zogen auf dem linken (westlichen) Ufer desselben über das Plateau hin, wobei wir ^^^.w Dschebel Tobie , eine auf dem Plateau des Tyh isolirt sich erhebende und der Wand des Edjme parallel liegende, niedere Bergkette gerade vor uns hatten. Nachdem wir in der Richtung 22 h. 10" 1 y_. Stunden geritten waren, wendeten Avir uns wieder dem Edjme zu und erreichten nach 1 Stunde in 23 h. lO'' neuerdings das Waddi- el Arisch, welches wir nun seinem Laufe nach zwischen dem Edjme und Tobie 1% Stunden in 23 h. 10« und 2 Stunden in 1 h. 5° verfolgten und uns endlich in diesem Waddi am Fusse de» Terassenabfalles des Edjme und in einer Meereshöhe von 2005 Pariser Fuss lag-erten. Der Tobie liegt uns westlich, jenseits des weiten und flachen Waddi, zur Seite. Am Brunnen Red- schim hatten wir verflossene Nacht eines unserer Kamele ver- loren und ein zweites liessen wir mit einem Araber zurück, der die Aufgabe hatte ersteres zu suchen , zugleich die Schläuche zu füllen und uns mit denselben sodann nachzukom- men. Abends holte uns heute der Araber mit beiden Kamelen wieder ein. Auch auf unserem heutigen Wege trafen wir allgemein die Spuren starkei' Regenströme, wohin das Bette des Waddi-el Arisch, welches wir ganz trocken fanden , selbst gehört und die souach einen Beweis liefern, dass oft sehr starke Regengüsse in dieser Gegend erfolgen müssen. Ich konnte daher auch der Aussage der Beduinen , die wir mit ihren Kamelen in der Nähe unseres Nachtlagers trafen und der nach es schon mehrere Jahre hier nicht geregnet haben soll, umsoweuiger unbedingten Glauben schenken, als ich selbst, wie wir sehen werden, sehr bald eine entgegengesezte Erfahrung machte. Am 6. November. Am frühen Morgen bedeckte ein dichter Nebel die Wüste ringsumher, so dass wir nur mit eini- ger Mühe den rechten Weg ausfindig zu machen vermochten. Wir verliessen das Waddi-el Arisch an seinem rechten (öst- lichen) Ufer, und während wir dasselbe, ohne es auf unserer weitern Route wieder zu berühren, somit links, d. i. westlich derselben, liegen liessen, wendeten wir uns, 3 Stunden in 1 h. 5^ reitend, ganz dem Abfalle des Edjme zu, bis wir einen Vor- sprung desselben, den Dschebel Hieyle, erreichten, mittelst welchem sich der Edjme mit dem westlich vorliegenden Dsche- bel Tobie in Verbindung setzt. In diesem Winkel, welchen beide Gebirge, der Edjme und der Tobie, miteinander bilden und dessen Schlusspunkt der Hieyle bildet, verliessen wir das Plateau des Tyh und stiegen über die 31auer-ähnliche Wand des Edjme auf das Plateau desselben empor. Die Höhe , zu der wir hinauf mussten, ist keineswegs beträchtlich ; der Weg aber, der an einem nicht unbedeutenden Abgrunde hinführt, ist so steil, dass wir nur mit grösster Mühe unsere beladeneii Kamele , und zwar eines nach dem andern , hinaufbringen »1 konnten. Un«;liirkliclienveise stürzte eines dieser Tliiere, das meine Feldküche und einen Koffer mit Wäsche und Instru- menten trug, gerade am gefährlichsten Punkte zusammen. Schon hing die Ladung über dem Abgrunde und drohte das Kamel hinab zu reissen , doch dasselbe war stark genug sich die wenigen Augenblicke noch zu erhalten, bis wir ihm Alle zu Hülfesprangen und es uns mit grosser Anstrengung gelang die Ladung auf den Weg hereinzuziehen, die Stricke abzu- schneiden, die Koffer hinaufzutragen und so das Kamel und die Ladung zu retten. Wir waren nun auf dem Plateau des Edjme angelangt; da das ganze Terrain aber von unserem letzten Nachtlager aus nicht nur terrassenartig, wie sciion erwähnt, gegen Westen abfällt , sondern sich auch zugleich stark gegen Norden neigt, so befanden wir uns nun demungeachtet um 119 Par. Fuss niederer, nämlich in einer Meereshöhe von 18S6 Par. Fuss, als wir uns gestern Abends am Fusse des Terrassenabfalles des Edjme auf dem Plateau des Tyh befunden hatten*. Unter uns zur Linken liegt sonach das Plateau des Tyh, neben uns zur Rechten (östlich der Route) erhebt sich aber gleich einer Mauer ein zweiter Terrassenabfall des Edjme, ebenfalls ein Plateau auf seiner Höhe habend und auf dieser Hochebene erhebt sich noch eine dritte Terrasse, deren Pla- teau mir in seiner Ausdehnung nicht weiter bekannt ist, wel- ches aber die Araber ebenfalls mit dem allgemeinen Namen Dschebel Edjme bezeichnen. Um dieses interessante Terrain- verhältniss auf meiner Karte scharf heraus zu heben, habe ich daher der Natur entsprechend ein L, ein IL und ein HL Pla- teau des Edjme angezeigt. Vom Hieyle aus verfolgen wir auf dem l. Plateau, die zweite Mauer des Edjme östlich zur Seite, unsern Weg 4'/, Stunden in 2 h. , sehen in einigen kleinen W^addis sparsame Vegetation , und lagern uns endlich im Waddi Woalet-scham, nachdem wir dasselbe seinem Lauf nach sy. Stunden in 1 h. verfolgt hatten. Vor uns haben wir die niedern Berge Abu Treffi. Das Waddi Woalet-scham stürzt sich weiter ■^ l\Ian sehe iiu Atlas dieses Werkes meine Karte des peträischeo Arabien. 62 geo;en Nordwest auf das Plateau des Tyli hinab und mündet im Waddi-el Arisch. Am 7. N o V e m b e r. Die Mauern-ähnlichen Terrassen- abfälle des Edjme beginnen nun nordwärts sich in der Wüste zu verlaufen , d. h. die Plateaus dachen sich stark in dieser Richtung; ab und schliessen sich nach und nach der Niede- rung an, welche Syrien vom peträischen Arabien trennt. Nachdem wir vom Waddi Woalet-scham zwei Stunden in 2 h. 5^ geritten waren, erreichten wir das weite und flache Waddi Abu Trefft, das sich in seiner Richtung ganz so wie ersteres verhält. Nach weiteren sy^ Stunden in derselben Kompass- Stunde, das Waddi verfolgend und grösstentheils über Ebenen ziehend, gelangten wir an den Chan Nochl (Nochol) , ein ün- terkunftshaus mit Brunnen an der grossen Pilgerstrasse zwi- schen Kairo und Mekka*. Unsere Route durchschneidet die Hadschi- Strasse fast unter einem rechten Winkel und in Nochl kann man ungefähr die Hälfte Weges zwischen dem Sinai und Taharie annehmen. — Der Chan besteht in einem grossen, viereckigen, mit einer starken Mauer umgebenen Hofe, worin sich eine Moschee, mehrere Bäume, zwei Brun- nen und einige Kerker -ähnliche Löcher als Wohnung für die Pilgrime befinden. Neben dem Chan befindet sich ein kleines Dörfchen, worindie Familien der Soldaten hausen, welche die Besatzung dieses mitten in der Wüste liegenden, der Beduinen wegen militärisch wichtigen Platzes bilden. Ein sogenannter * Robinson's Karte lii-gt in Bezug der Lage dii^ses Chans und der ihn umgebenden Lokalitäten keine Autopsie zu Grunde', sondern die Dar- stellung bcrulit auf eingezogenen fremden Daten , die niolit ganz richtig gewesen seyn dürften. Meinem Itinerare zu Folge liegt Nochl in 29" 53' nördlicher Breite und 31° 35' östlicher Länge von Paris, nach Robiin- soPi's Karte hingegen in 29° 54' 30" nördlicher Breite und 31° 23' 30" östlicher Länge von Paris: folglich um 12' 30" östlicher, was jedoch in Ermanglung einer astronomischen Bestimmung jedenfalls zu übergehen seyn dürfte. Hingegen aber gibt Robinson's Karte den Clian Nochl westlicli vom VVaddi-el Arisch liegend an und versezt das Waddi Agäba zwischen das Waddi el Arisch und Nochl, während doch durch die von mir genommene Route bestimmt nachgewiesen ist, dass Nochl östlich vom Waddi-el Arisch und westlich vom Waddi Aguba, folglich mitten inne zwischen diesen beiden Waddis liegt; wonach auch die Lage von RoBmsoiN's Waddi er Rawak corrigirt werden mu.ss. Effendi brfelili»t die armseligen Mo«;rabi iincl verwaltet die Polizei. Um Wavsser zu bekommen, miisste ich entweder dem Herrn eine Visite machen, oder ihm meinen Firman schicken, ich ZOO das letztere vor, worauf er soj^leich selbst mit einigen Moo^rabis erschien und mir so lästig fiel, dass ich, nachdem ich ohnediess des an allen solchen Plätzen wimmelnden Ung^eziefers wegen mein Zelt fern vom Chane aufgeschlagen hatte, nichts Eiligeres thun konnte, als den Soldaten ein mageres Böcklein für ein wahres Sündengeld abzukaufen und meinen Arabern zu befehlen, sogleich wiederdie Reise fortzusetzen, was mir zu erreichen aber nur sehr schwer, und nur durch Anwendung des grösstcn Ernstes gelang. Der Chan Nochl liegt in einer Ebene , welche gegen SWS., VV^ und N. von den Abu-Treffi-Bergen und in ONO., O. und S. vom Dschebel JNochl, einer Verlängerung des Edjme, eingeschlossen wird; inlVON. und NO. erblickt man in derEnt- fernung einer starken Tagreise den Dschebel Echrim. Wir reiten iy_. Stunden in 3 h. und lagern sodann in Waddi Memmla, zwischen dem Dschebel Nochl (östlich) und dem Dschebel Abu Treffi (westlich), vor uns der Echrim. Im Waddi findet sich viel Gesträuch, und da wir Beduinen in der Nähe sahen, deren Absicht uns etwas verdächtig vorkam, wurde von meinen Leuten abwechselnd die Nacht hindurch Wache gehalten. Am 8. November. Der Morgen war empfindlich kalt. Der Thermometer sank vor Sonnenaufgang bis zu 3,3^ Reaum. herab und ich hatte unendlich viele Mühe meine halb- erstarrten Beduinen vom Feuer wegzubringen und zum Auf- bruche zu bewegen, überhaupt fand ich sie heute, die mir sonst so willig Folge leisteten, ganz verändert, störrig, bos- haft und vermuthe, dass sie von den fanatischen Mograbis am Chan Nochl gegen mich, den einzelnen Christen, aufgehezt worden sind. Als die Karawane schon im vollen Gange war, lief bald der eine, bald der andere voraus, machte schnell Feuer und wärmte sich die Hände, was ich natürlich nicht hinderte, obwohl ich es der Kamele wegen, die dadurch sich selbst überlassen blieben, nicht gerne sah; als aber die Sonne schon warm schien und sie an meinen Bedienten verschiedene 64 Anforderungen machten, dass er ihnen Kaffe kochen oder sonst etwas zu essen geben wolle; da brach mir, der ich recht gut wusste, dass sie keinen Hunger zu leiden haben, die Geduld. Ich warf ihnen ihr Benehmen vor, erinnerte sie daran, dass sie so viel von mir erhalten, und dass ich ihnen ausser dem bedungenen Lohn gar nichts zu geben schuldig wäre, versprach ihnen aber auch , wenn sie brav seyen, in Taharie ein gutes Bakschisch. Wohl wissend, dass ich Wort halte, schienen sie diese Logik einzusehen und schwie- gen eine Weile. Bald darauf näherte sich mir jedoch der Angesehenste aus ihnen , Achmed , der seinen kleinen Knaben mit hatte, zu welchem er eine wahre Affenliebe heuchelte, und bat mich unablässig, ich möchte doch dem Kleinen ans meiner Küche zu essen geben lassen, sonst müsse er unfehlbar sterben , ja er sey sogar dem Tode schon ganz nahe. Der Junge, kerngesund und zum Zerspringen fett, ritt neben an auf einem beladenen Kamel, hörte diess und sagte ganz naiv: Vater, das ist nicht wahr! Ich musste umsomehr über dieses Impromptu recht herzlich lachen, als mir Halil erzählte, er gebe ohnediess dem Knaben immer zu essen, sein Vater aber vertausche die bessern Bissen, sie selbst verzehrend, gegeu sein schwarzes, grobes Brod, das dem Kleinen nicht weniger gut zu bekommen schien. Während dieser Scenen waren wir sy^ Stunden in 3 h. 10° über hügeliges Terrain bis zum Waddi Agäba geritten. Der Weg war des mergeligen Bodens und der zahllosen Regenstrombette halber, welche ihn durchfurchen, abscheu- lich und es ging sehr langsam vorwärts. Als wir im Waddi Agäba ausruhten , sahen wir in West den Dschebel Gjelek, in Nordwest den D. Mischra, in Nord den Echrim , in Ost die Dschebel Agäba und den langen Fahädi. Unter andern Lebensmitteln führte ich zu meinem Tröste in einsamen Stunden eine geräucherte Schweinskeule mit. Als ich nun gemüthlich auf dem Sande des Waddi sass und mir ein Stückchen davon zukommen liess, erkühnten sich meine Araber den Bedienten darüber zu Rede zu stellen, dass ich Schweinefleisch esse. 65 Ich hörte es, stand auf, schnitt ein Stück Speck ab und gab es dem Nächsten mit den Worten: Seht, ihr wisst nicht, worüber ihr schimpft, diess ist ein vorzügliches Mittel für eure satteivvunden Kamele, nun aber hört! da ihr euch in Sachen mischt, die euch gar nichts angehen und ich diess nicht dulde, so rathe ich euch in Zukunft zu schweigen und nur auf Das zu sehen, was eure Pflicht ist , widrigenfalls ich euch für jede Nichtbeachtung dieses meines Rathes um fünf Piaster weniger ßakschiseli geben werde. Darauf sezte ich mich ruhig hin, schnitt mir ein neues Stück ab und von diesem Augenblicke an blieben wir bis zum Abschiede die besten Freunde. Jenseits des Waddi Agaba ritten wir 1 '/, Stunden in 2 h. S'^ über die Ebene Fahädi, nach wieder einer Stunde in glei- cher Richtung überstiegen wir den niedern , aber sehr steilen Dschebel Fahädi und lagerten y^ Stunde weiter auf einer von höchstens 300 bis 400 Fuss hohen Bergen umgebenen Ebene. Der Gjelek liegt uns in West, der Mischra in Nordwest, der Fahädi nimmt den ganzen südlichen, der Echrim den nördli- chen Horizont ein, der Dscharaf und Aref el Naga liegen Nordost, der Soemmat in Südost. Am 9. November. Früh des Morgens, es war noch dunkel als wir aufbrachen, stand in Nordwest ein Gewitter und der Himmel war ganz mit Wolken bedeckt. Wir reiten 5 Stunden in 2 h. bis zum grossen Waddi Chereir. Ans Ost kömmt das Waddi Dscharaf heran, welches wir nach einem Ritte von % St, in 2 h. erreichen und nun im hüge- ligen Terrain 1% Stunden in 1 h. 5", dann y^ St. in 24 h. 10^ verfolgen. Das Waddi wird zur engen Schlucht, enthält Weide und Gebüsch und Avir lagern nach weiter y^ Stunde in 3 h. 10*', wo sich das W^addi wieder bedeutend erweitert. Das Waddi Dscharaf mündet im Waddi Chereir und dieses w estseits des Dschebel Halali , dessen südliches Ende 3 Stunden in 21 h. IP von unserem Lager entfernt ist, im Waddi Agäba, welches sich weiter gegen Nordwest mit dem grossen Waddi el Arisch verbindet. Vor uns in Nordost und zur Seite in Ost sehen wir vom Waddi Dscharaf aus die Berge des Dschebel Moyle (Mo>e, Wasser), das dem Flächen- RiiMS c ii^ev, Rpistii. III. Bd. 5 00 ranme nach, den es einnimmt, bedeutendste Gebirge, welches mir bisher seit dem Sinai, Tyh und Edjme im peträischen Arabien vorgekommen war. Da sich zwischen den Bergen des Moyie Weide und Wasser in hinlänglicher Menge findet, so wird dieses Gebirge fast zu jeder Jahreszeit von vielen Beduinen mit grossen Kamelheerden durchstreift. Am 10. November. Nachdem wir 3 Stunden ir> 2h. 10» über die weite Ebene am Waddi Dscharaf hingezogen waren trafen wir auf das Waddi el Odschi und nach weitern drei Stunden in gleicher Richtung gelangten wir zu den west- lichsten Vorbergen des Dchebel Moyle. Als wir nun mehr in die Berge einlenkten, um zu dem noch zwei Stunden ent- fernten Brunnen Moyle zu kommen und mich meine Araber beziiglich seiner Lage nach einer von ferne sichtbaren Kuppe orientirt hatten, verliess ich die Karawane und ritt mit meinem flüchtio^en Hegin voraus. Je näher ich dem Brunnen kam, in dessen Nähe ich bereits die Bäume sah, desto grösser wurde meine Sehnsucht nach einem erträglichen Wasser; denn das in den Schläuchen war bereits abscheulich. Als nun mein Thier gerade im stärksten Trabe auszog, strauchelte dasselbe, stürzte zusammen und ich flog mit solcher Gewalt über dessen Kopf auf die Steine jjin, dass ich für einige Zeit besin- nungslos liegen blieb. Das erste, als ich zu mir kam, war ein Experiment mit Armen und Beinen, um zu erproben, ob sie auch noch ganz seyen. Das waren sie zwar nun , aber einige schmerzhafte Contusionen, einige Wunden und ein mit Blut bedecktes Gesicht machten mir die Sache doch et- was ernsthaft. Das Gesträuch und die Bäume am Brunnen, wo ich um 1 Uhr Nachmittags anlangte, gewährten mir zu wenig Schatten, um mich von meinem Sturze erholen zu können und ich schäzte mich daher sehr glücklich, endlich eine kleine Höhle oberhalb des Brunnens am Berggehänge zu finden, in die ich hineinkroch. Am Abende stieg in N. und N.W. ein starkes Gewitter auf. Meinem Gebrauche nach hatte ich mich ins Freie gelegt und ermüdet durch Schmerz und die Strapazen des Rit- tes schlief ich endlich ein; doch ein heftiger Regengnss weckte mich um Mitternacht. Nass bis auf die Haut, retirirle 67 ich mich wieder in die Höhle und nun brach das Gewitter erst mit einer furchtbaren Gewalt los. Der Regen floss in Strömen, das Wasser drang endlich auch in die Höhle, wo nur ich und mein Bedienter Platz fanden, die Giessbäche stürzten von allen Seiten nieder, die Steine, welche sie mitfi'ihiten , machten einen schrecklichen Lärm und in einem Augenblicke war der zum Glück erhaben liegende Lagerplatz , wo sich meine Kof- fer und die obdachlosen Beduinen befanden, in eine Insel umgewandelt. Es war eine wahre Höllennacht und die Be- sorgniss, dass das Wasser höher ansteigt und endlich die Koffer ganz wegführt, bewog mich dieselben an die nächsten Bäume anbinden zu lassen. Am 11. November. Die Sonne ging rein und klar über die Berge auf und der schönste Morgen beleuchtete die düstere Lagerscene, nur an den Spitzen der Berge waren hie und da noch kleine Nebel hängen geblieben. Die Bergströme, die wir passiren mussten, gingen noch so wild und so hoch, dass an ein Fortkommen umsoweniger zu denken war, als auch der lehmige Mergelboden durch den heftigen Regen so schlüpfrig geworden war, dass die beladenen Kamele keinen festen Tritt fassen konnten. Wir beschäftigten uns daher bis Mittag mit dem Trocknen der Kleider und der übrigen nass- gewordenen Sachen und brachen erst Nachmittags auf. Der Weg war noch immer sehr schlecht, doch passirten wir glücklich den ersten reissenden Bergstrom und gelangten am andern Ufer zu einigen Zelten der hier herum nomadisiren- den Beduinen. Wir hatten mit denselben nichts zu thun und wollten daher unsern Weg fortsetzen, ein fremder Araber jedoch , der hier bei seinen Verwandten auf Besuch war, schloss sich uns an und als er zwei Kamele mit sich führen wollte, die Andern des Stammes ihm aber nur eines mitzu- nehmen gestatteten, entspann sich zwischen ihnen ein Streit, der sogleich sehr ernsthaft wurde. Der Mensch ohne Gesetz zeigte sich hier wieder auffallend; denn ohne weiteres Beden- ken griff gleich Alles zu den Waffen, sogar meine Araber, die doch die Sache nichts anging. Unter solchen Umständen und da ich wegen der mangelhaften Kenntniss der arabischen Sprache und bei dem fürchterlichen Geschrei der Streitenden, 5 * 68 die ihre Gewehre schwangen und die Säbel zogen, den eigent- lichen Hergang der Sache nicht entnehmen konnte, erforderte es die Klugheit auch von meiner Seite anf eine allenfalls un- günstige Wendung der Sache Bedacht zu nehmen. Herr über fünf Schüsse und einen guten Solinger fürchtete ich das ganze fremde Gesindel nicht; denn bis sie dazu gekommen wären, die Lunten ihrer Flinten in Brand zu setzen, hätte ich mir und meinen Leuten Luft gemacht. Ich nahm daher meine Gewehre, lehnte mich an einen Baum und sah dem tollen Treiben mit dem Entschlüsse zu, weder mich noch meine Leute zu verlassen, was sie mir nachträglich sehr hoch an- rechneten. Ein grosser langer Kerl gebärdete sich bis zum Wahnsinne, aber es blieb bei der Grimasse und kam nicht zur That. Als sich Alle heiser geschrieen hatten , nahm der Fremde, den ich genau beobachtete, statt zweien Kamelen nur eines mit und zog mit uns ab. Nachdem wir vom Brunnen aus vier Stunden in 2 h. 10'' gezogen waren, kamen wir an den Dschebel Gseimmi, nördliche Vorberge des Moyle, wo wir unterhalb des Joches, über welches unser Weg führt, Lager schlugen. Ich hatte Nachmittags in den durchwanderten Waddis ein paar Steinhühner geschossen, die nun einen präch- tigen Braten gaben. Am Abende wurde die Luft sehr kalt und feucht, ich liess daher mein Zelt machen, was sehr weise war; denn in der Nacht fiel starker Thau , der wie ein leichter Regen nässte. Am 12. November. Des Morgens war es so empfind- lich kalt, dass ich es vorzog ein paar Stunden zu Fusse zu ge- hen. Wir passirten in 1 Stunde nach 2 h. 7*^ das erwähnte Joch des Gseimmi und gelangten jenseits indasWaddi Szrän, eine weite^ hügelige Ebene, über die wir 4 Stunden nach 2 h. 3** zogen, den Dschebel el Mogarä (Dschebel el Gara) östlich zur Seite". Am Ende dieser Strecke erreichten wir den Dschebel Scharrig und jenseits desselben das Waddi glei- chen Namens. Nach 1 Stunde in 24 h. 10^ kamen wir an * Hier vcrciiiii^t sich meine vom Sinai nach Hebron über den Tyh genommene Route mit jener, welche Robinson weiter ostwärts von Akaba aus dahin Uiihm. 09 den Dscliebel Gana, ein breiter ausdrucksloser Rücken, der sich aus Ost in W^est erstreckt, und lagern uns endlicli, nachdem wir iiber den Garra 1^, Stunden in 24 h. 10"' und jen- seits desselben ^;., St. in 3 h. 3 '^ geritten waren, im VV^addi Erheba. Abends stieg in Nord neuerdings ein starkes Gewitter auf. Es regnete in den nahen Gebirgen selir stark, auf unse- rer Route liingegen fiel , in Folge eines gleichzeitigen starken Kordwestwindes, nur ganz wenig Regen. Aus unserem Lager im Waddi Erheba sahen wir vor uns die südlichen Gränzgebirge Syriens, den Dchebel Chalil , zwar noch in be- deutender Ferne; aber ganz deutlich. Von dem Dscliebel Garra angefangen, münden nun alle Waddis, die wir mit un- serer Route durchkreuzen, somit auch das Waddi Erheba, nicht mehr in dem grossen Waddi el Arisch, somlern sie zie- hen sich, wie man mir wenigstens allgemein sagte, unmittelbar zum mittelländischen Meere hin. Überall bemerkten wir auf dem heutigen Marsche die erfreulichen Vorboten, dass die Wüste sich bald enden wird; denn der höchstens mit einem lehmigen Sande bedeckte Mergelboden lässt von allen Seiten eine häufigere und leben- digere Vegetationsentwicklung bemerken, ganze Fläciien sind mit niederm Gesträuche bedeckt, häufig findet sich Scilla maritima (Meerzwiebel), die gerade jezt hier anfängt ihre schönen, tulpenartigen Blätter zu treiben, und zwischen den Bergen des Garra trafen wir Araber, die Korn bauten, wel- ches auf den Feldern bereits einige Zolle hoch steht. Am 1 .3. November. Des Morgens war wieder starker Thau und empfindliche Kälte. Der Weg führt uns in dem freundlichen Thale 1 Stunde in 2 h. 7"^ zu den Ruinen einer christlichen Kirche, in deren Nähe, den grossen Schutthaufen nach zu schliessen, auch eine kleine Stadt gestanden haben muss *. Nach weiteren 2 Stunden in derselben Richtunjr 2:e- langten wir auf die Ebene Chalassa. Die Wüste Ist aus ! ruft freudig der müde Wanderer, die natürliche Gränze zwi- schen Arabien und dem gelobten Lande ist erreicht. Die kleinen Hügel ringsherum sind mit niederem Gesträuche * RoBmsois's VVadi-cr Ruhaibeb. I. p. 324 tlc. 70 bedeckt und siebtes auch im Ganzen noch etwas mager ans, so kann ich mii doch vorsteilen, wie freudig die Herzen der Israe- liten gesclilagen haben mögen, als sie diese fteundlicb grü- nen Ebenen und Waddis vor sich liegen saben. Nach einer Stunde in 3 li. 5** bielten wir an den Brunnen im Waddi Cha- lassa. Die Zisternen sind mit grossen Quadersteinen ausge- mauert; in Stein ausgehauene Tröge zum Tränken der Tliiere und eine Menge von Ruinen in der Umgebung, die Trümmer einer bedeutenden Stadt, deuten darauf hin, dass es hier einst anders ausgesehen und am Rande der Wüste ein regeres Leben geherrscht haben mag *. Die Brunnen von Chalassa liegen in einer Meereshöhe von 661 Paris. Fuss und das gleicbnamige Waddi, ein Theil der hügeligen Ebene, der Niederung zwischen Syrien und dem peträischen Arabien, bildet somit die tiefste Einsenkung des Bodens, indem das Terrain sowohl nordwärts als südwärts des Waddi unmittelbar ansteigt und am Roechi bereits wie- der eine Meereshöhe von 987, im Waddi Erheba eine solche von 1032 Paris. Fuss einbringt. Von den Brunnen führte uns unser Weg fort über die hügelige Ebene Chalassa, drei Stunden in 3 h. bis zu dem tiefen Waddi Marteba**, das sich aus Südost in Nordwest erstreckt und jenseits welchem wirunsern Ritt noch y. Stunden bis zu der niedern Hügelkette Roechy fortsezten, wo wir dicht unterhalb der Höhe, über welche der Karawanen -Weg führt, unser Nachtlager aufschlugen. Alles herum ist mit Gras und Gesträuche bedeckt. Die Eriken blühen , die Luft ist lau und milde und der schöne Abend erquickt Herz und Leib. Auf unserem heutigen Wege trafen wir viele Araber mit ihren grossen Heerden, wir sahen mehrere Plätze mit Korn bebaut, fanden aber auch stellen- weise den Boden von zahllosen Erdzieselchen (wenn nicht gleich, doch ähnUch dem Spermophilus Citillus) ganz und gar unterminirt. • Nach Robinson I, p. 333 etc., die Ruinen des alten Elusa im Waddi el Khulasah. ** Nach Robinson : Waddi el Murtubeh. 71 Am 14. November. Wir passireH den Dschebel Koe- chy und ziehen über liügeli<^es Land, erst 1'/^ Stnnden in :i h. 6'', dann y., St. in 2 li. 5", nach welcher Zeit wir im Waddi Seba anlaii«j;ten. Daselbst befinden sich zwei schöne Zister- nen mit };utem Wasser «ind viele Ruinen in der Umgebtui" *. Weiter führte uns der Weji;; zwischen Hügeln I Stunde in 2 h. .5" bis zur schönen F^bene Notare-el Legie **, welche sich am Fnsse der Berge von Jndäa ausbreitet, die in Nord und Ost uns umgeben und hier insgesammt mit dem Namen: Dschebel el Ciialil (Gebirge von Hebron) bezeichnet werden. Ein schö- ner grüner Rasenteppicli bedeckt die fruchtbare Ebene und zwischen den sanft wellig geformten Bergen des Dschebel el Ciialil tritt uns gerade gegenüber das Waddi Chalil her- vor, welches die Ebene, an deren südlichem Rande wir an- iiielten, ans Ost in West durchzieht und sich weiter in West mit dem Waddi Scheriah, das gegen Gasa am Mittelmeere führt, verbindet. Die Ebene Notare el Legie fanden wir sehr belebt; denn eine Menge Araber ans den ganz nahen syrischen Gebirgen bestellten gerade daselbst die Felder, wozu sie sich eines rohen Pfluges ohne Räder und der Kamele zur Bespannung bedienen. Die ganze Natur um uns her prangte im Kleide des Frühlings, und um den Moment unsers Eintritts im gelobten Lande der Verheissnng poetisch zu erhöhen, empfing uns eine Schaar von Tauben, die ersten, die ich seit Egypten sah. Wir durchschnitten die Ebene eine Stunde in .3 h. 10"', eine St. in 4b., passiren das Waddi Chalil, reiten wieder 1 V-, Stunden in 3 h. 3** über Grasebene und Kulturland und stei- gen endlich dem Waddi Chalil entlang das Gebirge von Jndäa an. Nachdem wir das Thal in seinen vielfachen Wendungen l'/o Stnnden lang (durchschnittlich 3 h. 3") verfolgt hatten, der Weg anfing sehr steinig, d. h. syrisch schlecht zu werden, die Nacht näher rückte und der Himmel mit Regen drohte, so Hess ich Lager schlagen. Noch während des Zeltmacbens, * Das biblische Ber-Seba. Robinson I, p. 33S etc. *"•" Nacli Robinson ist der Name eines Ortes daselbst: Niitar el Lukiych. 72 brach der Regen los, endete aber bald mit einem prächtigen Regenbogen und es folgte eine schöne, milde Nacht. Arabien lag hinter mir, ich war mitten in einer ganz neuen Natur und der Charakter des syrischen Berglandes sprach sich rund umher in deutlichen Zügen aus. Die grauen, zertrümmerten Felsmassen der Jurazeit umgaben uns; gerun- dete Berge, kurze Seitenthäler; eine wild-kräftige Vegetation, Gras und Gesträuche erfüllen die Felsspalten und die Räume zwischen den Gesteinsblöcken ; ein Netz von lebendigem Grün schlingt sich durch das Felslabyriuth ; Bäume sieht man ver- hältnissmässig nur wenige. Im Ganzen hübsch, aber kein Alpenland. Am 15. November. In der Richtung 2 h. 14" ritten wir am Morgen dem Thal entlang das Gebirge weiter hinan und erreichen nach zwei Stunden das Doif Taharie *. Auf dem steilen und steinigen Wege stiessen Avir mehrmals auf Gazellen und Steiuhühner und beider nicht unergiebigen Jagd derselben bemerkte ich an den Gehängen des Thaies vielfäl- tig die Reste alter Gartenterrassen , wie sie z. B. am Liba- non bestehen. Ein Beweis also, dass einst hier eine weit aus- gedehntere Bodenkultur stattfand, als diess gegenwärtig der Fall ist. Das Dorf Taharie liegt am Schlüsse des Thaies, wo sich dasselbe Becken-artig erweitert, ganz frei auf einer Kuppe des Gebirges Chalil, in einer Meereshöhe von 2040 Par. Fuss, demungeachtet aber ist die Aussicht von oben, höhe- rer Gebirge wegen, beschränkt. Als wir uns dem Fusse der Kuppe näherten, worauf das Dorf steht, schössen die Einwoh- ner, durchgehends Araber und bekannt als ein fanatisches, rohes, räuberisches Gesindel, mehrmals Gewehre ab. Warum sie diess thaten, ist mir unbekannt, wir kümmerten uns jedoch nicht weiters darum, sondern sezten ruhig unsern Weg fort und lagerten uns auf dem grünen Rasen unterhalb dem Dorfe, wo uns der Schatten mehrerer Olivenbäume zu Guten kam. Das Dorf, in dessen nächster Umgebung ebenfalls mehrere Ruinen, wie mir aber scheint ohne besondere Bedeutung, liegen, ist eigentlich ein wüster Trümmerhaufe, aus dem sich * Kach RoBinsoiN; cdli-Dlioliciiyeli. 73 später wieder mehrere kleine Häuschen, nach orientalischem (jebraiiehe dicht aneinander «:;;edrängt, erhoben haben. Kaum war ich abgestiegen, so sah ich mich auch von vielen Arabern umgeben, die mich mit ihren Fragen peinigten. Als nun aber diese lästigen Gäste aucii dann noch blieben, nachdem mein Zelt bereits gemacht war und ich mich des Arbeitens halber zuri'ickziehen wollte, so fand ich es für gut sie wegzuvveisen. Nicht lange jedoch stand es an und ich bekam neuen Besuch, bei dem Jeder mir erzählte, dass es hier ungemein viele Räuber gebe und dass ich ja in der Nacht Avach bleiben solle, weil ich sonst ganz bestimmt bestohlen werde. Man bot sich auch an desshalb bei mir zu wachen, Avas ich jedoch, nur eine Geidprellerei schliesslich vor mir se- hend, mit dem abschlug, dass ich für Räuber Kugeln habe und mich allein vor dem ganzen Dorf nicht fürchte, zugleich aber sandte ich meinen Bedienten zum Schech des Dorfes und Hess ihm sagen : Ich reise mit Firman des grossen Pascha, Mehemed-Ali, derselbe weiss fortan, wo ich bin und der Schech hat somit mit seinem Kopfe dafür zu bürgen , dass weder meine persönliche Sicherheit, noch die meiner Leute und Reiseeft'ekten im mindesten verlezt werde. J)er Schech sandte mir augenblicklich zwei Wächter, die sich vor meinem Zelte iiiedersezten und in der Nacht wahrscheinlich eben so gut schliefen als ich selbst es that. Äleine Araber, die mich vom Sinai bis hieher gebracht hatten, musste ich nun zurücksenden, indem die Bewohner von Taharie den Transport eines Reisenden von da nach Hebron nicht gerne durch Araber eines ihnen fremden Stam- mes besorgen lassen. Ein Pferd , das ich für mich zum Reiten verlangte, wurde mir gleich von vorne her verweigert und zwar, wie ich erst in Hebron erfuhr, blos aus fanatischem Hass gegen jeden Christen. Mit Mühe endlich trieb ich die nöthigen Kamele für morgen früh auf. Der verlangte Preis per Stück mit 12 Piaster für die fünf Stunden lange Strecke von hier bis Hebron wurde von mir eingegangen. Ich stellte nun auch meine Tawäras zufrieden und gab ihnen ein reichli- ches Bakschisch , wofür sie mir nicht nur auf das wärmste dankten , sondern noch die ganze Nacht meiner Sicherheit 74 wegen an meinem Zelte blieben «nd einer derselben mich sogar bis Hebron zn Fiisse begleitete, da sie den Lenten ans Taharie nicht trauten und sich von meiner glücklichen An- kunft in Hebron selbst überzeugen wollten. Am Abend sah ich mich in der Gegend von Taharie um. Dicht am Dorfe befinden sich mehrere kleine Gärten mit Öl- bäumen und Opuntien (indianische Feigen). Auf den umlie- genden , von jedem Baumwuchse eutblössten Bergen stehen noch die Reste mehrerer quadratischer, stark gemauerter Thürme, wahrscheinlich die Überbleibsel der ehemaligen Gränzbefestigung Palästinas zu den Zeiten der Kreuz- fahrer. Taharie soll seiner hohen, freien Lage wegen sehr gesund seyn, die Brunnen enthalten sehr gutes Wasser und wie mich die Einwohner versicherten, so kömmt die Pest nie dahin. Von lezterer seheint man übrigens hier zu Lande, we- nigstens in der Periode ihrer Annäherung, wenig Notiz zu nehmen; denn noch in Hebron versicherte man mich, dass der Gesundheitszustand in ganz Palästina der beste sey und dass damals schon die Pest in Bethlehem ausgebrochen war, erfuhr ich nicht früher , als mitten im Orte selbst. Um nicht muthvvillig eine Ursache zu einer feindseligen Berührung mit den fanatischen Bewohnern von Taharie zu geben, von denen ich mich nun einmal durciiaus nicht frei machen konnte, liess ich heute meine Schweinskeule weislich in der Küchenkiste versperrt und bequemte mich auf Anrathen Halil,s beim Abendessen sogar zu einem abergläubischen Ge- brauche, der häufig unter den Arabern herrscht, und der darin besteht, dass man von jeder Speise einen kleinen Bissen ins Freie hinaus wirft und dabei einige Worte murmelt, deren Sinn ich nicht verstand. Am 16. November. Früh am Morgen trafen richtig die bestellten Kamele ein, das für mich zum Reiten bestimmte war jedoch ein so altes und schlechtes Vieh, dass ich, als es gesattelt war, meinen Halil aufsitzen liess und ich selbst den ganzen Weg bis Hebron, mit meiner Kugelbüchse auf der Schul- ter, zu Fusse ging. Mit geringen Abweichungen verfolgten wir das WaddiChalil seinem Ansteigen nach in 3 h. 12". Freundli- che Thäler, zum Theil bebaut, durchziehen das streckenw eise 75 mit Vegetation bedeckte und streckenweise kahle, felsige, unserem Rarste älinliche Gebirgsland. Sie vereinen sich alle mit dem Waddi Chalil. Die Bauern bedienen sich zum Pflü- •►en der Ochsen, und je näher man an Hebron kommt, desto mehr zeigt sicli eine zunehmende Bodenkultur. Besonders meinen sich die Oliven- nndVVeingärten, welche leztere ganze Gehänge bedecken und prächtige Trauben liefern. An Ruinen zu beiden Seiten des Weges und auf den Kuppen der Berge ist kein Mangel. Sie geben der Gegend einen eigenthümlichen mittelalterliclien Anstiich. Nachdem wir fünf Stunden gezo- gen und einen steilen Berg hinan gestiegen waren, erblickten wir unter uns in einem Seitenthale des Waddi Chalil das alte Hebron (von den Arabern Chalil genannt), und wenige Minuten später, auf einem elenden Wege durch die Weingär- ten hinabsteigend, hielt ich auf einem Rasenplatze vor dem Thore der Stadt. Zweiter Abisehiiitt. Reise im gelobten Lande. 1) Reise von Hebron über Betlileliem nacli *f erusa- lein. Aufenthalt daselbst. JTericIto. Der «Vortiau. Das todte Heer. Am 16. November 1838. Hebron, ein kleines Städt- chen von ungefähr 5000 Einwohnern, liegt in einem engen Thale, auf drei Anhöhen vertheilt und in einer ÄleereshÖhe von 2S42 Pariser Fuss. Die vielen Ölbäume an der Westseite der Stadt und die Weinberge gegen Norden geben, ungeachtet die höhern Berge ringsum ganz kahl sind , im Ganzen ein recht freundliches Bild, im Innern der Stadt sieht es jedoch erbärm- lich aus, man erblickt enge Gassen voll Unreinlichkeit und Schmutz und Haufen von Ruinen, theils herbeigeführt durch das heftige Erdbeben am 1. Januar 1837, theils durch die Ka- nonenkugeln iBRAHiM-Paschas, der Hebron im Jahr 1834 für dessen Theilnahme am Aufstande des südlichen Syriens schwer züchtigte und eine Menge Häuser in Trümmer schoss. Aus- ser 40 bis 50 jüdischen Familien ist die ganze Bevölkerung mohammedanisch und bekannt durch ihren fanatischen Chris- tenhass, eine Erscheinung, die überhaupt ganz vorzüglich in den dem Islame besonders heiligen Plätzen beobachtet wird, wohin auch das uralte Hebron mit den Gräbern Abrahams und der übrigen Patriarchen vor allen zu zählen ist. Die festungs- artig, mit Mauern umgebene und mit Bleiplatten gedeckte Moschee, welche diese heiligen Gräber umschliesst, ist leider in ihrem Innern für jeden Ungläubigen unzugänglich und selbst 77 das im Oriente allmächtige Wort Bakscliiscli prallt hier an der Brust des Voriirtheils ab *. Ich hielt vor dem Thore, und da ich aus der Stadt bereits bemerkt worden war, als wir das Tlialgehäno;e herab stieoen, so sah ich mich auch in wenigen Augenblicken von Gattern umgeben. Mein erstes war mich bei den Anwesenden um den Hadschi- Hussein Peter zu erkundigen, an welchen ich von dem Kanfinanne DfMiTRi Selami in Kairo ein Em- pfehlungsschreiben hatte, und es trat ein kleines Büblein vor , gab sich als hoffnungsvollen Sprossen des Gesuchten zu erkennen und erhielt somit den Brief, um ihn zum Vater zu bringen. Ich selbst folgte mit einem Manne in rother Jacke und mit einem grossen Stocke, der mir eine Art Kabass zu seyn schien, Halil aber bewachte unterdessen das Gepäcke. Der Gang in die Stadt war bitter, wir mussten über Lachen springen , im Kothe waten und stolperten auf einem heidni- schen Pflaster durch enge, finstere, zumTheil überwölbte Gas- sen zum Hause Husseins. Der fromme Hadschi war noch in der Moschee, ich ging daher auf den Basar, der im Vorbeigehen gesagt nichts Besonderes darbietet und sehr unrein ist, wo ich seiner wartete und unterdessen von einigen lumpicht aussehen- den Amanten mit dummen Fragen gepeinigt wurde. Nicht lange so erschien der Ersehnte, ein alter langer, hektischer Türke, auf der Nase eine Brille des vorigen Jahrhunderts und in der Hand den Brief, welchen er mit einem Gesichte studirte, das der schwierigsten diplomatischen Aufgabe würdig gewesen wäre. Jedem Bekannten, d. h. allen Anwesenden, theilte er die erhaltene Neuigkeit meiner Ankunft mit und zeigte dabei mich selbst als lebendigen Beleg gleich einer seltenen Bestie vor. So kamen wir vor die Stadt, wo Hussein selbst mit seinen erwachsenen Söhnen meine Kamele belud und mir so einen hohen Begriff von orientalischer Gastfreundschaft bei- brachte. In seinem Hause wieder angelangt, quartirte er mich im Harem ein, die Vögelchen waren jedoch ausgeflogen oder " Sehr genaue und umständliche Daten über Hebron, dessen ge- schichtliche und biblisclie Bedeutung, geben in neuester Zeit Rübinsok II, pag. 70'2 etc. und Schubert , II , S. 462 etc. Robinson's Schätzung der Bevölkernngsanzahl halte ich übrigens um das Doppehe zu hoch. 78 vielmehr hinausgejagt. Eine höchst langweilige Unterhaltung folgte, dann ein Spaziergang in der Stadt, wo man nnter an- dern! gerade mit dem Baue eines neuen , grossen Chans be- schäftigt war. Die Häuser sind . wie überhaupt in den meisten Städten Palästinas, stark und solid aus Steinen aufgemauert, acht orientalisch mit flachen Dächern als Terrassen und mit Kuppein; an allen übrigens ist Schmutz, Verfall, Verwahr- losung im höchsten Grade zu bemerken, Hussein schlief, damit dem Gaste ja nichts Böses zustosse, mit mir in demselben Zimmer. Der Arme litt stark an der Lunge ; bis Mitternacht Avurde gehustet ; in den Zwischenpau- sen gebetet und nachgesehen, ob keine Diebe einbrechen 5 um Mitternacht wurde Kaffe gekocht und aucli mir eine Tasse servirt; um 1 Uhr brachte man ein kleines, sieches Kind, den lezten Beweis seiner Manneskraft; um 3 Uhr kam ein Be- such, man stritt sich, schrie und zankte. Nun, der ich mich in Verzweiflung auf dem Diwan wälzte, fing es mich in der infernalisclien Hitze des ganz verschlos- senen Zimmers auch an am ganzen Leibe zu jucken und ich stand auf, um mich zur Reise zu rüsten. Ich war moralisch wie todt, physisch hatte ich das Gefühl eines Durchgeprügel- ten, doch aber gab ich, den guten Willen ehrend, am Morgen des 17. November meinem Hauswirthe, auf sein Ersuchen, die schriftliche Bestätigung, dass ich die Nacht in seinem Hause vortrefflich zugebracht habe. Dieses Zeugniss wurde sogleich nach Kairo an Herrn Dimitri Selami gesandt. Hussein hatte für mich zur Reise nach Bethlehem 4 Kamele und ein Reitpferd bestellt. Lezteres gab er mir mit der Versicherung, dass er sonst keinem Christen ein Pferd zugeben pflegt, wofür er natürlich von mir ausgelacht wurde, was ihn zu kränken schien, doch bald heiterte sich sein Gesicht wieder auf , als ich seinen Söhnen ein paar Cheirien geben wollte, diese sie nicht annahmen, er aber mit einem eigenen, Geyer-artigen Gesiciite auf mich losstürzte und das Geld mit den Worten nahm , Freund ! gieb mir das ! Der sieben Stunden lange Weg von Hebron nach Beth- lehem (arab. Beit oder Beth-el Lachm , das Haus des Flei- sches) führte uns fortwährend zwischen Bergen durch freund- 79 liclie Tliäler. Hie und da erblickt man Ruinen; dann wieder ein Dort': einen Hninnen im dniikein Banniscliatten ; weiterhin die hohe Bergkette, den Dschebel Bclka, im Osten des todten Meeres nnd des Jordans , ein einförmiger Felsriicken mit einem weiten Tafellande (ein Theil des Hauran); znr Rechten des Weges den isolirt stehenden, kegelförmigen Frankenberg (Dschebel-el Foreidis) ; und endlich Bethlehem auf dem Rücken eines kleinen Berges. Der erste Anblick von Bethlehem hat etwas seltsam Pitto- reskes. Es liegt ganz isolirt auf einer kahlen Kreideknppe im Gebiete des Jurakalkes von Palästina nnd in einer Mee- reshöhe von 2538 Paris. Fuss. Die Kuppe wird durch eine flache Einsattlung getheilt, auf dem westlichen Theile dersel- ben liegt die Stadt Bethlehem, auf dem östlichen das grosse Kloster sammt Kirche, festungsartig über dem Abgrund, der in das tiefe Thal abfällt. Rund um den Berg ist fruchtbares Garten- und Ackerland. An den drei Teichen Salomons, künstliche, uralte Wasserreservoirs zur Speisung der nach Bethlehem und Jeru- salem führenden Wasserleitungen * , verliessen wir die gerade von Hebron nach Jerusalem führende Strasse und lenk- ten rechts ab nach Bethlehem. Die beladenen Kamele gingen dem gebahnten Wege nach, mein gut berittener Führer aber, ein Verwandter Husseins, beliebte mich gerade die Felsen hinan zur Stadt zu weisen. Ich überliess es meinem guten Pferde für seine nnd meine eigenen geraden Glieder zu sorgen und es entsprach meiner Erwartung, da ein paar Stellen dieses extraordinären Weges ausserdem wirklich eines ernsten Nachdenkens werth gewesen wären. Wir ritten mitten durch die Stadt dem Kloster zu. Die ganze Bevölkerung besteht gegenwärtig aus Christen, nachdem IßRAHiM-Pascha in Folge der Revolution im J. 1S34 das Tüikenviertel g-anz zu Trüm- mern schoss, die Häuser der Christen aber verschonte , weil sie ihm kingerweise gegen die rebellischen Mohammedaner die thätigste Hülfe leisteten. Bethlehem zählte znr Zeit Die selir genaue Besclireibiiiio; dieser interessanten Monumente der alten Luadoskultur in Robinson's Reise , II. p. 385 etc. Arabisch hcisst der Platz dieser Bassins : „el Burak". 80 meiner Anwesenheit 2000 Katholiken und unirte Griechen, lOOÜ nichtunirte Griechen und ungefähr 25 armenische Fa- milien. Die Armuth unter diesen Lenten ist sehr gross, sie erhalten sich zum grossen Theile nnr von dem Verkaufe von Rosenkränzen, Pilgerniuscheln, Kruzifixen aus Perlenmutter, Trinkschalen aus erdigem Asphalte vom todten Meere gedrech- selt und dergleichen Gegenständen, von denen doch jeder Pil- ger etwas zur Erinnerung mit nach Hause bringt. Das Erd- beben vom 1. Januar 18;{7 brachte neues Unglück über die arme Stadt und als ich daherzwischeu den stehen gebliebenen Hütten, theils ganz, theils halb in der Erde vergraben, voll Rauch, Ungeziefer und Gestank , hinritt , machte Bethlehem auf mich den traurigen Eindruck des tiefsten Elendes. Um so auffallender waren mir die herrlichen Gestalten so vieler unter den Frauen und Mädchen, die mir beim Vorbeireiten ein freundliches: buon giorno Signore ! zuriefen. Die meisten haben sehr interessante, zarte Gesichtszüge, blasse Madonnen- Gesichter, mit grossen, schwarzen, mehr schwimmenden als brennenden Augen, mit langen, schönen , schwarzen Haaren, und was mich wunderte, sie waren fast ohne Ausnahme in reine weisse Kleider gehüllt, mit grossen weissen Tüchern über dem Kopfe, die, das Gesicht ausgenommen , im antiken Fal- tenwurfe den ganzen Körper bedecken. Als wir am Kloster hielten, dessen weite Räume die Konvente der Katholiken , Griechen und Armenier unter sich theilen, trafen wir alle Thore fest verriegelt und keine Seele fand sich, die meinen arabischen Begleitern auf ihr Rufen und Poltern geöffnet hätte, so dass diese mich, der ich unterdessen das massive Gebäude und den schönen gepflasterten Platz davor betrachtete, angingen, selbst und zwar in fränkischer Citalienischer) Sprache Einlass zu begehren. Ich that diess, nannte Namen und Stand, woher ich komme und was ich wolle. Da öffnete sich endlich ein kleines Pförtchen, durch das ich ge- bückt eintrat und vor mir einen Mönch* mit einigen Kloster- dienern stehen sah, die in dem Maase retirirten, als ich avan- cirte. Dieses auffallende Benehmen klärte sich bald auf, als ' Alle kalholisclien ijateiiiisclien) Mönche der sogenannten terra sancta gehören dem Orden des heiligen FraNzisi^us an. 81 mir der Geistliche sa^te: „Wir haben hier die Pest." Ich raiiss o-estehen , nicht leiclit liiitte mich eine Überraschnng un- angenehmer berühren können, als diese: denn mit dem Worte Pest sah ich zugleich die Quarantaine in irgend einem Hafen- platze Syriens vor mir, eine für einen Reisenden in keiner Be- ziehung erfreuliche Aussicht. Die Pest herrschte schon seit langer Zeit sowohl in Beth- lehem als in Jerusalem und in der Umgehung beider Orte. Die Seuche war zwar bereits im Abnehmen und hatte auch schon, wie immer gegen ihr Ende zu, einen gutartigem, weni- ger gefährlichen Charakter angenommen, demungeachtet aber hielt sich das katholische Convent strenge gegen Aussen abgesperrt und nur ein der arabischen Sprache vollkommen kundiger Geistlicher war alsCurator exponirt, um bei der nur arabisch redenden Gemeinde den Seelsorgersdienst zu ver- sehen. Dieser Curator, dem Dienste so zu sagen geopfert, hat unter andern die Obliegenheit täglich mehrmals vor dem Sprach- gitter des Conclave von den Fortschritten der Seuche und sei- nem eigenen Befinden Kunde zu geben. Stirbt er, so wird ein zweiter u. s. vv. exponirt, oft auch in Fällen sehr starker Pest trifft diess mehrere Geistliche zugleich. Der an der Klosterpforte getroffene Mönch war nun der gegenwärtige Curator, welcher, als ich ihn meiner und meines Bedienten vollster Gesundheit versicherte und ihm sagte, dass ich über Hebron gerade aus der Wüste, folglich aus keinem verpesteten Orte komme, auch keinen Anstand nahm mich in einem der vom Konvente immer in Bereitschaft gehaltenen Fremdenzimmer einzulogiren. Das meine trägt den Namen: „Zimmer der heiligen Helena«, ein grosses, unfreundliches, gewölbtes Lokal. Als ich mich eingerichtet hatte, machte ich dem Guardian des Klosters meine Aufwartung, der mich hinter dem Sprach- gitter empfing und sich unter anderm der schlechten Kost wegen entschuldigte, die ich im Kloster finden werde, da ge- rade jetzt die 50 Tage dauernde Zeit der Adventfasten sey. Meines kurzen Aufenthaltes wegen wollte ich hier nicht meine eigene Küche führen und nahm daher die Beköstigung aus der Klosterküche an , muss aber gestehen , dass ich, Russegger, Rei^itii, 111. Hrt Q 82 obwohl durch meine Reisen im Innern von Afrika an alle mög- lichen Entbehrungen gewöhnt, so schlecht in meinem Leben nicht gegessen habe. Besonders mit Schandern denke ich an ein Gericht stinkenden Stockfisches in ranzigem Öle ge- kocht, das vielleicht ein Grönländer würde zurückgewiesen haben. Dazu kam noch die ekelhafteste ünreinlichkeit , die ich im ganzen Konvente bemerkte und in der überhaupt die katholischen Klöster der terra sancta alle übrigen religiösen Vereine dort übertreffen. So fand ich z. B. in den Klöstern der Armenier , die sich auch durch ihre feinen Manieren aus- zeichnen, stets eine lobenswerthe Reinlichkeit, und sie sind es, die ihre Kirchen und Klostergebäude vorzugsweise im besten Zustande erhalten und dieselben nicht verwahrlosen. Die bittern Augenblicke, die ich bei Tische zubrachte suchten mir der Pater Curator und der Schnllehrer Franzis, ein recht artiger Bethlehemite, der fertig italienisch spricht und dem sein Beruf gleichfalls nicht gestattete, sich mit den übrigen gegen die Pest abzusperren, durch ihre Gegenwart zu versüssen, und da wurde denn auch beschlossen, noch heute Nachts die Geburtsstelle unseres Heilandes zu besuchen. Ich suchte meine Campagne-Üniform hervor , das Beste, was ich bei mir hatte, machte so viel möglich anständige Toi- lette und wurde nahe an Mitternacht von den Beiden mit brennenden Kerzen zu dem wichtigen Gange abgeholt. Die Kirche, welche ich mir später am Tage genau besah, ist gross und schön, dem Baue nach unstreitig eine der schönsten christ- lichen Kirchen in Palästina. Sie soll von der heiligen Helena erbaut worden seyn 5 48 Säulen von lichtgefärbtem, bräunlich gelbem Marmor, ungefähr 3 Klafter hoch, tragen den tech- nisch schön construirten Dachstuhl aus Cedernholz , vom ganzen Räume wird aber nur die eine Hälfte von den Katholiken, Griechen und Armeniern zu kirchlichen Funk- tionen benützt, die andere Hälfte steht leer und dient den vereinten Gassenjungen aller drei Konfessionen zeitweise zum Tummelplatze. Im rechten Flügel der Kirche traten wir einige Stufen hinab und gelangten in ein durch Lampen er- leuchtetes Gewölbe unterhalb des Hochaltars, in welchen sich zwei zu Kapellen umgeschaffene Grotten befinden, deren 83 jede unmittelbar am Boden eine Art Nisclie besitzt. Jede dieser Nischen ist Avieder mit besoiidern Lampen erhellt und am Marmorboden dereinen, auf dem innern Rande eines strah- lenden Sternsaus Silber, der eine kleine, runde, schwarze Steinplatte umschliesst, stehen die Worte: ,,hic de virgine Maria Jesus Christus natus est". Die andere (trotte bezeich- net den Punkt, wo der Heiland seine ersten Tage verlebte, die Krippe stand, die drei Weisen opferten u. s. w. Ich moss gestehen, dass mir, als ich mich der erstem Stelle näherte, das Herz fi'ihlbar pochte, die Gewalt des mir unvergesslichen x\ui>enblickes hatte sich meiner o-anz bemei- stert. Zufällig- entlud sich gerade ein starkes Gewitter, hef- tige Donnerschläge rollten über uns durch die nächtlichstillen, hohen Räume des Gotteshauses, es war Mitternacht vorüber lind der 18. November w^ar angebrochen , mein s e c li s u n d- dre issigster Geburtstag. Ich kniete an der hochgehei- ligten Stelle und die Erinnerung, an diesem Tage und zu dieser Stunde an der Geburtsstätte unseres Heilandes zu Bethlehem gekniet zu haben, würde ich um keine Welt hingeben. Am Morgen und fast den ganzen Tag durch regnete es heftig. Ich blieb daher, eine kleine Exkursion in die nächste Umgebung abgerechnet, im Kloster und besah die sehenswer- then Plätze mit aller Müsse. Während der Messe fiel mir der schöne lateinische Gesang der Schulkuaben auf. Es ist diess zum grössten Theile ein Verdienst des Lehrers Franzis, der sein junges Volk wacker zusammenhält und dessen Anlei- tung diese Kinder auch ihre ^^ irklich guten Manieren zu dan- ken haben. Nach dem Gottesdienste kamen eine Menge ßethlehemiten zu mir, bekanntlich ein sehr aufgewecktes, leicht erregbares Volk. Theils verkauften sie mir die bekann- ten Souvenirs der Pilger aus dem heiligen Lande, nämlich Muscheln, Rosenkränze, Kreuze, Perlmutterringe, Dosen u. s. w., von welchen Sachen ich ein ganzes Kistchen mit nach Europa nahm , theils wollten sie , w i e sie sagten, auch einem Österreicher einmal ihr Leid klagen , da sie von den Franzosen immer nur mit gutem Rath abgespeist werden, Engländer und Russen aber, welchen leztern sie schon der 6* 84 schismatischen Giiecheii wegen nicht trauen, nicht ihres Glau- bens seyen. Wie bekannt, waren es vorziiolich die Bethlehemiten, welche dem IßRAHiM-Pascha im J. 1S34, als die mohammeda- nischen üntertiianen im südlichen Syrien die Waffen gegen die egyptische Regiernng erhoben hatten, durch ihren mu- thigen Beistand zum Siege verhalfen; denn die egyptischen Truppen sollen, wie ich allgemein hörte, den Muth so verlo- ren gehabt haben , dass IßRAHiM-Pascha bei Hebi'on , um sie von der Flucht abzuhalten, Kanonen hinter ihren Reihen auf- fahren liess. Sie hatten daher von Seiten der egyptischen Reffieruns: eine Anerkennung; ihres Benehmens erwartet und waren nicht angenehm überrascht als die der Revolte allge- mein folgende Fntwaffnung der Syrier auch auf sie ausge- dehnt wurde. Weit mehr aber noch beklagten sie sich gegen die höchst wilj^kürlichen Bedrückungen des Gouverneurs von Jerusalem. Dieser sowohl , ein Sohn des Gouverneurs von Gasa, als jener von Hebron, waren Landeseingeborne, und hier hörte ich ihretwegen ganz dieselbe Beschwerde, wie sie mir bereits in Nubien vorkam, nämlich, dass die dem Volke fremden Türken in ihrem Despotismus wenigstens unparteiisch sind, während die aus der Mitte des Volkes stammenden Chefs mit ihren zahllosen Verwandtschaften und Coterien sich der schwersten Parteilichkeiten schuldig machen. Ge- wissist es, wie mich die eigene Anschauung belehrte, dass die IVubier in L'nter-Nubien sich weit weniger gegen ihre einge- bornen Gouverneurs zu beschweren haben, als die Bewohner von Palästina, und namentlich die Christen, gegen welche der stupide Glaubenshass der Mohammedaner, trotz des kräftigen Einschreitens Mehemed-Alis und Ibrahim- Pascha's noch immer Gelegenheit findet Eigenmächtigkeiten und Gewaltthaten aus- zuüben , die in der That empören. Den Hass der Christen, und namentlich der Bethlehemiten, die vvarm-blütiger sind als ihie übrigen Glaubensgenossen , fand ich den Türken gegenüber glühend, und hier sowohl, als später auch in Jerusalem, erklärten sie mir unverhohlen, dass, wenn sie Waffen hätten und des Schutzes einer europäischen Macht gewiss Avären, sie jeden Augenblick bereit seyn würden das S.5 Joch der eg;yptischen Regieruno; abzuschütteln. Wurden die Christen in Syrien ihien unheilvollen Sektenhass nnd ihre vom schändlichsten Eigennutz geleitete Parteisucht bei Seite stellen, einig- unter sich den einen Zweck verfolgen und verstän- dig' hiebei gelenkt werden, so wäre ihnen bei der Waffenkraft, die sie zu entwickeln im Stande sind, und bei dem für einen anhaltenden kleinen Krieg äusserst günstigen Terrain die Er- leichnng des von ihnen so oft ausgesprochenen Wunsches eine keineswegs unerreichbare Sache , so aber sind alle ihre An- strengungen diessfalls nur gleich Convulsiouen, ohne Nachhalt, ohne Ausdauer und ohne Kraft, Sie sind ein noch gänzlich unreifes Volk und daher auch, wie ihre Cieschichte lehrt, fal- len alle die Folgen ihres Strebens nach Unabhängigkeit dop- pelt schwer auf sie zurück. Seit der Zelt meiner letzten An- wesenheit in Syrien haben sich die Verhältnisse geändert, das Land ist aus den Händen der egyptischen Regierung wie- der in die der Pforte zurückgekehrt; ob es hiebei g;ewonnen hat, möchte ich sehr bezweifeln : denn im RegimenteMEHEMED- Ali's und IßRAHiM-Pascha's lag doch wenigstens unläugbar grosse Kraft, in jenem der Pforte hingegen liegt Schwäche, die den besten Willen von oben herab paralysirt. Doch nicht allein die politischen und bürgerlichen Verhältnisse den Tür- ken gegenüber sind es, die so sehr drückend auf die zahlreiche christliche Bevölkerung Syriens einwirken, noch mehr als diese und sehr schwer heilbar drücken sie die unseligen Fol- gen gegenseitiger religiöser Verfolgung-. So alt der Hass zwischen Katholiken, Armeniern und schismatischen Grie- chen auch seyn mag, so lebhaft glimmt derselbe fort, nur des Hauches gewärtig, um bei jeder Gelegenheit in Flamme aus- zubrechen. Die Armenier sind die Klügsten aus den Dreien. Ruhig und fest verfolgen sie ihren Weg, reden wenig und han- deln viel. Sie haben über bedeudente Geldmittel zu disponiren. Die Katholiken, vertreten durch die italienischen und spanischen Mönche der terra sancta, sind, was ihre pecuniel- len Kräfte anbelangt, die ärmsten aus den drei Parteien, da ihre Zuflüsse in neuester Zeit rein nur aus Osterreich und eini- gen Staaten Italiens erfolgen. Unstreitig fassen sie das hö- here Interesse der Reliulon unter diesen drei Confessionen 86 am meisten ins Auge, bei ihrer ArmuÜi aber und bei der noto« risch bekannten Bestechlichkeit der türkischen Beamten ste- hen sie im Verfolge dieser Interessen den Armeniern und Griechen weit nach. Leztere, denen bekanntlich kein Mittel Bedenken macht , um ihren Zweck zu erreichen, nämlich ihrem Einflüsse den grösstmöglichsten Umfang zu verschaffen, haben daher mit um so grösserem Erfolge die bedeutendsten der heiligen Orte und somit auch die mit denselben von Seite der Pilger verbundenen Einflüsse an sich zu reissen gesucht, als ihnen unter allen die reichlichsten Zuschü.sse zu Gebote stehen. So sind in Bethlehem die Katholiken durch die schis- matischen Griechen bereits fast ganz verdrängt. In den Hän- den Lezterer befindet sich der grösste Theil der Hauptkirche, in ihren Händen die Geburtsstelle des Heilandes, und den lateinischen Mönchen wird es nur von ihrer Seife bewilligt dort Gottesdienst zu halten und ihre Lampen zu brennen. Sogar die rechtichen Ansprüche eines freien Zutrittes durch den gewöhnlichen Eingang sind für die Katholiken verloren. In diesem Maase entgeht den Katholiken ein Punkt der terra sancta nach dem andern, und da die Griechen mit den Türken häufig die üble Gewohnheit theilen , nichts Bestehendes zu repariren, so ist mit dem Umsichgreifen derselben auch eine höchst unwürdige Verwahrlosung mancher heiliger Plätze verbunden. Die ursprünglich sehr schönen Tapeten an den Wänden der Geburtsgrotte zu Bethlehem sah ich z. B. in Fetzen herabhängen. Die lateinischen Mönche würden sehr gerne die lleparation derselben einleiten, die Griechen jedoch, obwohl sie selbst nichts dafür thun, gestatten es nicht, um den Katholiken auf der usurpirten Stelle kein Besitzfaktum aus- üben zu lassen. Die Klagen der Katholiken gegen die schisma- tischen Griechen sind daher, wie ich mich an Ort und Stelle überzeugte, im Wesentlichen ganz begründet und somit gerecht, dass aber erstere diese Klagen so unverholen und rücksichts- los und in einer sehr leidenschaftlichen Weise vor Jedermann aussprechen, statt dem Treiben im Finstern mit Ruhe, Umsicht und Festigkeit zu begegnen , kann man nur als eine Unklug- heit ansehen, die fortan die Erbitterung nährt, das Übel aber nicht hebt. Eine unmittelbare Vertretung der katholischen 87 Rechte im gelobten Lande durch den römisclien Stuhl bei dem Diwane zu Konstantinopel und unter dem Schutze einer starken, hiezu berufenen, europäischen Macht würde ohne Zweifel fi'u" die Interessen des Katholizismus im Oriente die besten Folgen !ia!)en. Leider geht in diesen Umtrieben die Würde der Religion in einer Art unter, die den Türken gegen- über als ein Skandal zu bezeichnen und gewiss nicht geeignet ist, dem Christentlnime Ächtung in den Augen der Ungläubigen zu verschaffen. Abgesehen von dem bunten Gemische der Manifestationen eines alles Heilige verletzenden Aberglaubens, dem auch ganz vorzugsweise von den schismatischen Griechen in den bizarrsten Formen gehuldigt wird und der sich bei den Pilgern bis zur Unzucht in der heiligen Grotte zu Bethlehem verfolgen lässt, spricht sich auch der Hass der Parteien, unter denen sich übrigens erwiesen die katholischen Pilger stets am würdigsten benehmen, besonders bei grossen Festen, z. ß. zu Ostern, auf eine empörende Weise aus. Schlägereien an den heiligsten Orten sind da ganz gewöhnlich, und es lässt sich leicht denken, dass solche Ausbrüche der rohesten Lei- denschaft und bei solchen Gelegenheiten verübt, von den ern- sten, ruhigen Türken nur mit grosser Indignation angesehen werden. Ich finde es weiter nicht hier am Orte, all der Miss- handlungen zu gedenken, die der Christ im Oriente dem Christenthume zufügt ; denn dieser Gegenstand ist bereits von früheren Reisenden oft und der Wahrheit getreu geschildert worden, wesshalb ich diessfalls auch vorzüglich auf: Dr. Scholz, Reise in Palästina etc. Leipzig 1822 hinzuweisen mir erlaube. In Begleitung des Pater Curators besichtigte ich in der nächsten Umgebung des Klosters all' die Plätze, woran sich religiöse Erinnerungen knüpfen und die merkwürdiger- weise, wie überhaupt im gelobten Lande, fast alle in Grotten bestehen; ein Umstand, der, meiner Ansicht nach, am ehesten Zweifel an ihrer Identität hervorruft, was übrigens zu erfor- schen nicht meine Aufgabe war. Dahin gehören z. B. die Grotte der Hirten , die des Davids, die der heiligen Maria, worin sie die Zeit nach der Geburt des Herrn verlebte und so mehrere. Von einer Anhöhe aus sah ich in die Einsenkung 88 des todten Meeres und äusserte zu meinem Führer, dass die Struktur des Landes mit dem unverkennbaren Charakter der einst hier stattgefundenen iiettigen vulkanischen Einflüsse die biblische Angabe des Ereignisses von Sodoma und Gomora sehr wahrscheinlich macht. Wahrscheinlich? — fiel mir der Curator rasch ein — das ist wohl unläugbar gewiss; denn sehen Sie: Im todten 31eere leben keine Fische, keine Vögel halten sich dort auf, nur Räuber hausen daselbst. Das ist eine Strafe Gottes. Die Zerstörung der Städte Sodoma und Go- mora war aber auch eine Strafe Gottes, folglich müssen sie ja dort gelegen haben , wo jezt das todte Meer sich ausbreitet. Gegen diese Logik gibt es natürlich keinen Widerspruch. Am 11). November Vormittags verliess ich Bethlehem und zog gegen Jerusalem. Bereits als ich vom Kloster aus den Berg hinabritt, fing es wieder an zu regnen. Die schlechte Witterung verfolgte mich nun die ganze zwei Stunden lange Strecke, und machte den an und für sich abscheulichen und grobsteinigen Weg nur noch nnpraktikabler. Ohne mich daher weiter aufzuhalten, passirte ich das Grab der Rahel und ge- langte halben Wegs zu dem schön auf einer Anhöhe liegenden griechischen Kloster Elias. Noch ein paar Schritte vorwärts und vor mir lag — Jerusalem, die heilige Stadt, über die der Wechsel des Schicksals wie über keine zweite ergangen ist. Grossund reich ging sie ihrer gänzl'iclien Zerstörung zu, wurde wieder gross und mächtig und versank neuerdings ins Elend. Der erste Anblick von Jerusalem erregt einen unbeschreiblichen Eindruck. Es ist nicht der, den der plötzliche Anblick einer schönen Umgebung hervoibringt; denn die hat Jerusalem ge- rade nicht; es ist der überwältigende Eindruck der grössten Erinnerungen, der der höchsten Ehrfurcht. Ich stieg vom Pferde und mechanisch entblöste sich das Haupt. Jerusalem liegt in einer mittlem Meereshöhe von 2479 Par. Fuss, also nur um 59 Fuss niedriger als Bethlehem (2538 Fuss)*. Die Stadt in einer Ausdehnung, dass man ihre '' Nördliclie geogr. Breite von Jerusalem = 3l" 16' 43", geogr. Länge östlich von Paris = 32^* 52' 36", nach Capit. Corry. Vide Robinson II, p. 13, nach Berghaus: n. B. 31** 47' 47", östliche Länge 32° 53' 9", geogr. Memoir, p. 28. S9 EiiMvolinerzalil allerdinos auf 30,000 ans('hla»cn könnte, ob- wohl sie in der V\ irkliclikeit wolil kanni 'iO-OGO enthalten (linfte, zieht sicli zum Theile oben am Avestlichen Hände des Thaies Josaphat (Thal des Kedron) hin, zum <;r().ssten Theile aber breitet sie sieh auf dem hügeligen, von tiefen Thalein- schnitten dnrchzogenen Plateau aus, das sich vom Olberge, am östlichen Gehänge des Kedron, fast bis zu den Bergen bei Hamlah ausdehnt, wo es in die Ki'istenebene von Palästina abfällt und bei den Arabern unter dem allgemeinen Namen Dschebel-el Kods* bekannt ist. In einiger Entfernung gewährt Jerusalem mit seinen Mi- iiarets und den vielen Kuppeln , worunter jene der grossen Moschee auf dem Platze Moiiah, wo einst Salomon's Tempel gestanden haben soll, und die der Kirche des heiligen Grabes, mit ßlei gedeckt, sehr ansehnlich und schön construirt sind, einen grossartigen Anblick. Im Innern jedoch ist Jerusalem, wie fast alle orientalischen Städte, unrein im höchsten Grade; wo man hinblickt, gewahrt das AugeArmuth, Elend: die Strassen sind enge, finster, steil auf und abgehend, das Pfla- ster zum Halsbrechen. Dass Jerusalem iti seinem Umfange, in der innern Anordnung" seiner Elemente, kurz in jeder Be- ziehung gegen seinen einstigen Bestand gewaltige Umstaltuu- geu erlitten hat, ist eine längst bekannte Sache. So liegt der Golgatha, abgesehen von den Zweifeln, die über dessen Identität erhoben werden, gegenwärtig innerhalb der Stadt- mauern, welche in ansehnlicher Höhe, mit Thürmen und einer Citadelle gekrönt, Jerusalem umziehen, während er bekannt- lich zur Zeit der Kreuzigung ausserhalb der Mauern lag. Damals war der Golgatha eine Stelle im Freien, nun ist er mit Gebäuden bedeckt und es steht auf ihm die grosse Kirche des heiligen Grabes. Mein Weg führte mich durch das Thor von Bethlehem und durch enge, steile Gassen, in denen ich nur weniger Men- schen ansichtig wurde, zum lateinischen Convente. Im * „el Kods" (.die Heilige) der arabistlic Name von Jerusalem. Das K am Anfange dieses Wortes wird auf eine elgeiitluiiiiliclie Art Iialb verschlun- gen ausgesprochen, die luv den ISichtaraber äusserst schwer nachzuah- men ist. 90 Klosterliofe angelangt, ecscliien an einem Fenster, da auch hier die Pest noch herrschte und die Mönche, bis auf den Curator sich abgesperrt hatten, der Vikar, ein blasser Mann ohne Bart, der anstatt des nach Alexandria abgereisten Quar- dians welcher den Titel Reverendissimiis und Bischofsrang besizt, das Klosterregimeut fiihrte. Ich gab mein Empfeh- luno-sschreiben ab und wurde in der sogenannten casa nuova, ein zur Unterbringung der Fremden bestimmter Anbau des Klosters einquartirt. Zuerst wies mir der Hausmeister ein Zimmer im Erdgeschosse an. das ich aber, weil es einem Ker- ker täuschend ähnlich sah, nicht annahm, \Yorauf man mir eine ganz anständige Zelle im ersten Stocke einräumte. Nach- dem Halil mit einem Messer den Schmutz von Tisch und Stüh- len abgekrazt hatte, richtete ich mich ein, etablirte mein Ob- servatorium und wurde mit einem Frühstiicke überrascht. Der Curator Padre Camillo, ein Neapolitaner und früher Dragoner- Offizier, ein noch junger, schöner Mann von sehr gefälligen Manieren, erschien, und da gerade das Frühstück mir die ent- setzliche Aussicht auf eine rein bethlehemitische Küche er- öffnete, nahm ich Veranlassung darum anzusuchen, meine ei- gene Küche führen zu dürfen und zwar, zwei Tage der Wo- che ausgenommen , ohne Rücksicht auf die gerade im besten Gange siebende Fastenzeit. Sogleich wies Camillo dem Halil eine" kleine Küche zum Gebrauche an und führte mich selbst auf die Dachterrasse des Hauses, von wo man Jerusalem über- blickt und eine schöne Ansicht des Ölberges (monte oliveto), jenseits des Thaies Josaphat, im Osten der Stadt, so wie die der hohen Kalkberge jenseits des todten Meeres geniesst. Während ich noch oben mit Camillo plauderte, wurden drei Fremde mit dem Beisatze gemeldet, dass dieselben eine ganz kuriose, hier unverständliche Sprache reden. Camillo, der in mir einen Polyglotten zu vermuthen schien, bat, mich binabzubemühen und ihm bei dem schwierigen Examen zu assistiren. Ich sah drei Blondköpfe vor mir, den einen mit einem grossen Guckkasten auf dem Rücken; und voraussehend keinen Missgriff zu machen , redete ich sie in deutscher Spra- che an. Ihr Entzücken , die Laute der Muttersprache wieder zu hören , war unverkennbar. Der Guckkastenmann war ein 91 VVüittemberf^er, die andern Beiden Handwerksbnrsclie aus Pieussen. Oiine auch nur ein Wort einer andern Sprache zu wissen, waren sie bis Jerusalem {>epili>ert und hatten im Sinne von da sich nach Egypten zu wenden. Unoeduldi<>- ob der lan«;en, ihm ganz unverständlichen Conversation ersuchte mich Camillo, sie zu fragen, ob sie Katholiken oder Luthera- ner seyen. Meinen IJeoriffen nach schickt sich das nicht, erwiederte ich. Sie sind Christen, daran di'irfen wir nicht zweifeln; Piloei", das sehen wir, und arm, das ist auch nicht zu verkennen; fololich haben sie, soviel ich weiss, Anspruch auf die Untersti'itzung des Klosters. Ganz war mein neapo- litanischer Freund mit dieser Antwort nicht zufrieden , doch drang er nicht weiter in mich. Am 2 0. lNovem))er. Diesen Tag und die nächstfolgen- den hielt ich in Begleitung des Padre Camillo meine Pilger- fahrt, d. h. ich besuchte die merkwi'irdigsten der heiligen Plätze in und um Jerusalem und erciffuete die Reihe mit dem heiligen Grabe. Die Kirche zum heiligen Grabe steht auf dem Golgatha und ist mit einem zweiten Konvente der Lateiner verbunden, worin der Aufenthalt jedoch der Art ungesund ist, dass die dortigen Geistlichen von Zeit zu Zeit durch andere ihrer Kol- legen ans dem Hauptkloster abgelöst werden miissen. Die Kirche selbst macht von Aussen , ihre beiden Kuppeln ausge- nommen, wenig Aufsehen, da sie ganz mit Häusern umbaut und mit Schutthaufen umgeben ist. Von Innen jedoch, eine grandiose Rotonda, mit hohen, geräumigen Gallerien , würde sie auch einen schönen Effekt machen, wenn sie regelmässiger gebaut, nicht, wie sich offenbar zeigt, aus mehreren Bauten zusammengesetzt wäre und wenn die Eifersucht der Confes- sions- Parteien untereinander die schönen Räume nicht so schmählich verunstaltet hätte. Die grosse Rotonda, die eigent- liche Grabes-Kirche, hat unter andern Seitenbauten auch gegen Ost einen Anbau, eine zweite kleinere Rotonda, welche den Griechen ausschliesslich angehört. Um nun ihren Besitz zu markiren und denselben vor Übergriffen der andern Parteien sicher zustellen, haben die Griechen sowohl diese, als die übrigen durch sie in Besitz genommenen Abtheilungen durch 92 Mauern getrennt, welche mitten in der Kirche, zwischen den Pfeilern aufoefülirt, dieselbe sehr entstellen. Eine dieser Scheideniauern ist sogai- unmittelbar über das Grab Gottfrieds VON ßouLLioN hingeführt, macht diese historisch merkwürdige Stelle somit unzugänglich^ und man kann sich nur wundern, wie ein solcher ßarbarisnuis gestattet werden konnte. Mitten in der grössern Hotonda der Kirche, gerade unter der hohen Kuppel, stellt eine ZAvelte . kleine Kirclie, eine Kapelle nach dem Tipus dei' grossen Kirche mit Kuppel und Schiff, theils im ganzen Fels ausgehanen, theils gemauert, von innen und aussen mit Marmor bekleidet uwd nicht ohne architektonischen Geschmack ausgeführt. Diese frei von allen Seiten im Kir- chenraume stehende Kapelle umfasst das heilige Grab Christi. Ein enger, niederer Eingang an der Ostseite zwischen zwei grossen silbernen Kandelabern führt in ein Vorgemach, in dessen Mitte der Stein sich befindet , worauf der Engel ge- sessen haben soll, als die Frauen das Grab besuchten. In der Seitenwand dieses Vorgemaches , zu beiden Seiten des Ein- gangs, befinden sich zwei elliptische Öffnungen, durch welche zu Ostern die griechischen Geistlichen das heilige Feuer an die Pilger vertheilen, mit welchem Akte aber sich auch regel- mässig Skandale aller Art verbinden*. Aus diesem Vorge- Ab^esehen von den ganz gewühnlichen Prügeleien und Drängen der Pilger, stürzen die Weiber hinzu, entblössen mehr, als nacl) unsern Begriffen für die Öffentlichkeit entbiösst werden darf, um dem Feuer ungehinderten Zutritt zu gestatten; die Türken, welche den Eingang be- wachen, erscheinen und suchen mit schonungslos applizirten Schlägen Ordnung zu machen ; griechische Buben drängen sich zwischen die Pil- ger und blasen ihnen die bereits am heiligen Feuer angezündeten Ker- zen aus, da das Wiederanzünden 1 Piaster oder 6 kr. Konv.-Mz. kostet. Einmal sogar sollen, wie man mir erzählte, der griechische und arme- nische Patriarch, wcl'iie gemeinsam das Femr fabrizirten, darüber am heiligen Grabe zu raufen gekommen seyn und sich gegenseitig zur Er- bauung der anwesenden Pilger an den Haaren durch den engen Eingang herausgezerrt haben. Von der Wahrheit dieser Geschichte versicherten mich die latein. Mönche einstimmig. Die Giiechen behaupten, dass das lieilige Fcuer nicht brenne, d. h. den Körper nicht verletze. iBRAHiM-Pascha, in dessen Gegenwart dieser Ei"-cnschaft erwähnt wurde, Hess sich eine an diesem Feuer cutzundene 93 mache führt ein eiioer, sehr niedrioer Ein<>ani>- in die eigent- liche Graheshöhle. Eine Men{>e Lampen erhellen das Heilig- thnm, dessen Raum so klein ist, dass nur drei his vier Men- schen und zwar »ehiickt darin Platz haben. Das urspri'inoli- che Felsengrab ist mit Marmor bekleidet und ein flacher Mar- mordeckel, die Stelle des Altars vertietend, bedeckt den Sarkophag. Ein g;riechischer Geistlicher mit langem, silberweissen Barte hielt «gerade Wache am heilif^en Grabe, als ich zugleich mit Camillo eintrat. Mich umwehte ein heiliger Schauer, all die IMissbräuche und Unzukömmlichkeiten des Sektengeistes und des Aberglaubens treten an dieser heiligsten Stelle in den llinteigrnnd und nur das Heilige bleibt. Mir war es unange- nehm nicht allein zu seyn ; denn es dürfte ausser dem Grabe uuseies Erlösers wohl keine zweite Stelle geben, an der ein ungestörter, ruhiger Rückblick auf das, was hinter uns liegt, und ein vertrauensvoller Hinblick in die ungewisse Zukunft von einer höhern Weihe umgeben wäre. Ich betrat diese heilige Stelle während meines Aufenthaltes zu Jerusalem mehrmals und ich verliess sie nie, ohne mich tief ergriflfen zu fühlen. Wie viele Thränen , wie viel 15lut sind für diese hei- lige Stelle geflossen, die einst den verkörperten Inbegriff alles Friedens und aller Liebe umschloss , und was ist das Resultat all dieser Kämpfe , in denen sich christliche Hinge- bung und christlicher Muth die schönsten Lorbeeren biacheu? dass das Paladium unseres Glaubens in den Händen unserer Feinde ist und wir, die in der Zeit Erstarkten und mächtig Gewordenen, noch froh seyn müssen , wenn der Ungläubige uns den Zutritt gestattet. Es ist wahr, wir leben nicht mehr in der Zeit der Kreuzzüge, in der Zeit der Poesie unsers Glaubens; aber die Überzeugung habe ich aus dem Morgen- lande heimgebracht, dass ein kühnes Wort, orientalischer Schwäche gegenüber, jezt vielleicht mehr und schneller wir- ken dürfte, als selbst die Klingen der glaubensbegeisterten Ritter zu erringen im Stande waren. Kerze brinn^en und fuhr damit einem anwesenden Griechen in den Bait, der natürlich versengt ward. Sc non e vero, e ben trovato , übrigens sieht dieses Faktum dem Siejjer von Koniah ganz ähnlitb. 94 Die jetzige Kirche des heiligen Grabes ist seit dem Jahre ISOS, als die frühere von Holz erbaute Kirche zusammen- brannte, ganz gemauert und mit Marmor von Innen bekleidet. Man beschuldigt allgemein die schismatischen Griechen diesen Brand angelegt zu haben, um, nas auch in der That geschah, bei Erbauung einer neuen Kirche, die sie grösstentheils aus ihren Mitteln bestritten haben , für sich an Terrain zu ge- winnen. In der grossen Rotonda, rund um das heilige Grab herum, befinden sich Kapellen, dem Andenken der leztcn trau- rigen Momente geweiht, welche über den Erlöser auf seinem Leidenswege zur liichtstätte ergingen. Es sind die lezten Sta- tionen des Kreuzwegs, und wenn man erwägt, dass alle diese Momente aus der Leidensgeschichte so nahe beisammen sich ereignet haben und die betreffenden Lokalitäten der Ereig- nisse so regelmässig aneinander gereiht gewesen seyn sollten, so sind Zweifel an der Identität dieser Plätze allerdings eine natürliche Folge. Will man jedoch, wenn man vom v^issen- schaftlichen Standpunkte aus nicht berufen ist diess zu prü- fen, wie es bei mir der Fall war, die Bedeutung des Augen- blickes nicht in unfruchtbaren Zweifeln untergehen sehen, so rathe ich Jedem sich Kraft zu nehmen , der leztern sich zu entschlagen. Jede Stations-Kapelle hat ihren einfachen Altar, aber nicht jene abscheuliclien Judengestalten, die man noch immer auf den Kalvarienbergen anderer Länder zu sehen Gelegen- heit hat. Wir machten die Runde mit brennenden Kerzen, begleitet von den in der Kirche anwesenden Pilgern. In je- der Kapelle sprach Camillo ein kurzes, passendes Gebet. So gelangten wir endlich in eine tiefer liegende Felsgrotte, deren Wände von den Pilgern mit schwarzen Kreuzen bemalt wor- den sind und in der die heilige Helena das Kreuz Christi wieder aufgefunden haben soll. Aus dieser Grotte stiegen wir wieder zu einer höher als die Rotonda der Haupt-Kirche liegenden grossen Kapelle empor. Sie steht auf dem Schei- tel des Golgatha, wo die Kreuzigung statt fand, deren Anden- ken sie geweiht ist. Die Kapelle der Kreuzigung ist wirk- lich schöq und besizt auch ein auf den Akt ihrer Widmung Bezug nehmendes, schönes Altarbild. Man zeigt in ihr die 95 Stelle, wo die Kreuze gestanden haben, die Spalte im Fel- sen, den das Erdbeben zerriss und die gegenwiirtif; mit einem silbernen Gitter bedeckt ist. Von da wendeten wir uns in die von den Griechen aus- schliesslich in Besitz genommene Abtheilung des Gotteshau- ses, welche fi'ir sich eine eigene, nach griechischem Geschmacke schön geschmückte Kirche bildet. In derlMitte derselben steht am Boden ein Stein mit einem schwarzen Funkte. „Diess ist der wahre Mittelpunkt der Erde", wird dem griechisehen Pilger gesagt, der sodann nicht ermangelt, den schwarzen Punkt andächtig zu küssen '^■. Von der Kirche des heiligen Grabes weg- wendeten wir uns den Golgatha hinab zur Porta della colona (jezt in der Stadt ; ist aber, gleich dem Golgatha, einst ausserhalb der Stadt gelegen gCAvesen) und betraten die via dolorosa, jene Gasse, wel- che vom Hanse des Pilatus am Stephansthore steil den Golga- tha hinaufführt. Diese Gasse entlang ging der Erlöser unter der Last des Kreuzes den lezten Gang, die Stationen sind noch aus alter Zeit her bezeichnet und noch zeigt man das Haus der Ve- ronika, die Stelle, wo die weinenden Frauen noch einmal Christum sahen, die Stelle wo Simon von Kyrene dem Erlöser das Kreuz abnahm, das Haus des Pilatus etc. Kurz man macht keinen Schritt, ohne durch eine Erinnerung aus der Leidens- geschichte festgehalten zu werden. Am untersten Ende der via dolorosa, nahe am Hause des Pilatus, befindet sich das Stephansthor, vor welchem der heilige Stephan den 3Iärtyrer-Tod starb. Bevor man zum Thore selbst gelangt , lässt man rechts, d. h. südlich, den Teich Bethesda und dahinter el Haram es Scherif, die grosse Moschee, liegen, welche auf dem Platze steht, wo einst Salo- mons Tempel gestanden haben soll. Diese 31osche besteht '^' Noch besser ist der Verkauf der Platze im Paradiese. Die pjriecliischen Geistlichen sollen nämlich an die Pil2;er ihrer Confession schmale Leinenstreifen, mit verschiedenen Spriiciicn und Figuren bedeckt, verkaufen. So lange der Streifen ist, soviel Raum erhält dadurch der glückliche Käufer eiust im Paradiese. Du hast aber doch auch Angehö- rige, Gesciiwisterte , Kinder u. s.w., du wirst doch diese vom Para- diese nicht ausschliessen wollen? der Pilger erschrickt vor den Folgen seines Egoismus und kauft für hohes Geld schnell noch ein paar Ellen. 90 eigentlich aus zweien, die Moschee Omars, eine grosse Rotonda mit einer schönen, hohen, mit Blei gedeckten Kuppel und et- was südlicher die Moschee el Äksa, eine Rotonda mit einem Schiffe. Der grosse, weite Hof des Haram, ist mit Bäumen bepflanzt, enthält noch mehrere alte Gebäude und wird von den Muselmännern so heilig gehalten, dass kein Christ ihn be- treten darf, ja sogar von den Eingängen desselben die Mo- scheen anzuschauen, gestatten die Fanatiker nicht*. Das nä- here Detail dieser Lokalitäten ist brigens aus den Beschrei- bungen und Zeichnungen Dr. Richarüsons ** und Burkhardts, welche Gelegenheit hatten, die genaueste Einsicht hievon zu nehmen, umständlich bekannt. Mein Halil, ein Nubier und Mohammedaner, verrichtete in der Moschee Omars und in jener el Aksa sein Gebet und brachte als Beleg zu seiner Pilger- fahrt einen gedruckten Zettel mit , worauf Gebete und Abbil- dungen der Hand der sitti Mariam (Mutter Gottes), des Säbels Omars und, wenn ich nicht irre, des Siegels des Propheten enthalten waren. Er nahm diesen Zettel als Gedenkzeichen mit in sein fernes Vaterland. Vor dem Stephansthore angelangt, kamen wir in das längs der Ostseite von Jerusalem sich hinab ziehende Thal Jüsaphat, oder Thal des Kedron, welcher jedoch nur zur Zeit der Regen Wasser führt. Weiterhin, vom Hiobs-Brunnen an, führt das Thal Josaphat den Namen Waddi Kedron und wendet sich OOS., bildet unter dem Namen Waddi er Raheb * Ein bekannter Reisender der lezten Zeit soll mit Hülfe der von MEHEMED-Ar.i ilim gewährten militärisclien Bedeckung- gewjiltsuni in die Moschee eing;edrungen seyn, welche Entweihung die Muselmänner so entnistete, dass sie ihr Heiligthum von da an nur noch eifersüchtiger bewachten. Nicht lange darnach kam unser Expeditions- Arzt Dr. Veit in Begleitung eines deutschen Arbeiters dahin. Sie traten ohne Arges zu denken in den Hof und mein Freund Veit fing an zu zeichnen. Plötz- lich wurden sie von einigen Fanatikern rückwärts angefallen und so ge- prügelt, dass sie ohne Zweifel verloren gewesen wären, wenn nicht ein Türke von Ansehen sich ihrer angenommen und sie gerettet hätte Beide erholten sich, in das Kloster gebracht, erst nach mehreren Tagen von der erlittenen IVIisshandlung. '•"•' Palästina, oder das heilige Land , von Dr. M. Russei,. Deutsch. Leipzig 1836. I. Seite 139 etc. 97 die furchtbar wilde Thalschlucht am griecliisclien Kloster Mar Saba und mündet sicii endlicli unter dem Namen Waddi en Nar (Feuerthal) bei Rhas el Feschcha au der Westküste des todten Meeres, Eine unbedeutende steinerne Brücke führt im Thalgrunde über den Kedron : am linken Ufer desselben liegt zur Linken das Grab der heiligen Maria, rechts der Gar- ten Gethsemane und zwischen beiden führte uns der Weg hi- nauf zur Kuppe des Olbergs (arab. Dschebel Tor). Der hei- lige Boden von Gethsemane umfasst nur ein ganz kleines Fleckchen Erde, worauf mehrere uralte Ölbäume stehen, von denen ich mir einige Stückchen Rinde zur Erinnerung mitnahm. Von der Höhe des Olberjies herab gcniesst man einen herrlichen Überblick der heiligen Stadt, die so zu sagen zu den Füssen ausgebreitet daliegt. Gerade unter uns, südlich vom Stephansthore, führt aus dem Haram es Scherif das goldene Thor in das Thal Josaphat. Unter den Türken besteht die Sage, dass, wenn einst die Franken siegreich durch dieses Thor einziehen, ihres Reiches Ende gekommen sey. Sie haben da- her die goldene Pforte auf das Festeste vermauert. Nachdem wir uns lange des Anblickes von Jerusalem erfreut hatten, wendeten wir uns der kleinen, netten Himmelfahrts-Kirche zu, welche den Armeniern gehört und zusammen mit einem klei- nen Convente derselben die Kuppe des Olberges krönt. Im Sanctuariura der Kirche zeigt man dem Pilger die im Felsen hinterlassenen Fussstapfen des Erlösers, Sie sind mit Marmor eingefasst, und brennende Lampen umgeben die heilige Stelle. Im Convente trafen wir nur zwei armenische Geistliche, die uns auf das Zuvorkommenste empfingen und mit Kaffe, Branntwein und Süssigkeiten bewirtheten. Hinter dem Convente der Armenier befindet sich ein kleines Dörfchen, von den Arabern elTor genannt. Buben verfolgten uns, als ich mit Camillo durchpassirte, und zu meiner nicht geringen Verwunderung erschien auch eineAlme, ein recht hübsches Mädchen, die hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen hatte und es sich nicht nehmen Hess uns auf den östlichsten Vorsprung des Berges hinaus zu begleiten, von wo ans man durch enge , wilde Schluchten in das Jordan-Thal hinabsieht, Ruisegger) Reiten. 111. Bd. 7 98 die Geg:end von Jericho (Richa), den nördlichsten Theil des todten Meeres und die hohen , kahlen Kalkberge jenseits des- selben , den Dschebel Belka, erblickt. Am 21. November. Für heute wurde beschlossen mit Camillo, der fortan meinen freundlichen Cicerone vorstellte, eine Tour um die Stadt herum zu machen. Wir gingen vom Convente der Lateiner vorerst zur neuen Kirche della Flagei- lazione, welche den Lateinern gehört und gerade im Baue steht; von da wendeten wir uns zum Kastelle, einst der Sage nach Davids Burg, heut zu Tage aber eine Kaserne, und spra- chen dann im Vorbeigehen im armenischen Kloster ein. — Die Kirche dieses Conventes ist ebenso rein als schön, der Boden ist durchaus mit Teppichen belegt, die Verzierungen sind nicht ohne Geschmack und zum Theil sogar prächtig angeord- net. Als Sanctuarium zeigt man eine Kapelle mit einer Ni- sche an der Stelle, wo der Apostel Jakob d. a. den Märtyrer- Tod starb. Armenische Pilger aus Konstantinopel waren ge- rade zugegen, darunter einige Frauen mit schönen, edelge- formten Gesichtern. Ein kleiner Knabe, der geläufig franzö- sisch und italienisch sprach, führte uns in der Kirche herum. Wir verliessen die Stadt durch dasZion-Thor und gelang- ten durch dasselbe hinaus auf den Berg Zion, ein kleines Pla- teau vor der südlichen Stadtmauer mit einem Hügel. Ein ar- menisches Convent und eine Kirche stehen an der Stelle, wo einst des Kaiphas Haus gestanden haben soll. Nicht weit da- von steht an dem Orte, wo Christus das lezte Abendmahl mit seinen Jüngern feierte, eine Moschee. Da in einigen der Gebäude auf Zion sich kürzlich Pestfälle ereignet haben, so Hess mich Camillo keine dieser liokalitäten betreten. Am westlichen Rande des Zion liegen die Kirchhöfe der Christen, auch nachdem Tode durch die Gränzen von einander geschie- den, welche im Leben die Differenzen der Confessionen ziehen. Einfache Grabsteine mit Inschriften schmücken zum Theil die Gräber von Pilgern aller Nationen , die hier der eine Glaube zusammenführte. Vom Zion senkten wir uns hinab in das Thal Josaphat und betraten dasselbe am Brunnen Siloam. Runde Becken in Felsen ausgehauen werden an offner Strasse zu Bädern benützt und ein Kanal sezt diesen Brunnen, DJ) dessen Quelle «och nicht versiegt ist, mit dem nächst höher liegenden in Verhindiiug-. Unser Weg thalaufwärts nach dem Kedron führte uns am linken Ufer desselben durch das Dorf Siloam, am Fusse des Berges des Ärgernisses. Dem nördli- chen Ende des Dorfes gegenüber liegt am rechten Ufer des Kedron die Quelle der heiligten Jungfrau und weiter dem Ba- che nach hinauf passirt man an seinem linken Ufer nach der Reihe die Grabmouumente des Zacharias, des Jakob, des Absolom und des Josaphat. Die beiden letzten dieser Gräber und besonders das des Absolom, sind in architektonischer Be- ziehung-die interesantesten unter den vieren. Tlieils in Felsen ausgehauen, theils aus behauenen Steinmassen coiistruirt, ist Absolom's Grabmonument einem eigenen Style angehörig, der sich als solcher besonders durch das kegelförmige Dach cha- rakterisirt. Auf mich machte dieser Bau den Eindruck eines kleinen g^riechisch- römischen Tempelchens mit einem saraze- nischen Aufsatze*. Oberhalb dieser Grabmonumente, am Gehänge des ÖI- berges, zieht sich der jüdische Begräbnissplatz hin, sowie überhaupt die ganze Umgebung^ hier voller Gräber ist ; viele in Felsen ausgehauen, aber für den, der Egyptens Felsengräber gesehen hat in Bezug auf Kunst ohne besondere Bedeutung. Viele der über die weite Erde zerstreuten Kinder Israels kom- men mit einer rührenden Anhänglichkeit an ihre alte, stolze Königsstadt und an den heiligen Boden ihres ursprünglichen Vaterlandes blos desshalb nach Jerusalem, um einst ihr leztes Ruheplätzchen im Thale Josaphat zu finden. Nachdem wir den Garten Gethsemane passirt hatten, gingen wir zum Stephansthore hinauf, verfolgten die Stadt- mauer gegen INord, umgingen ihren nordöstlichsten Vor- sprung, passirten das Herodesthor, besahen die Grotte des Jeremias, die Stellen, wo einst die siegreiche Erstürmung Jerusalems durch die Kreuzfahrer stattfand (1099 am 15. Juli), gingen am Damaskus- Thore vorüber und kehrten durch das Thor von Bethlehem in das lateinische Kloster zurück. unter den vielen von diesem Monumente cxistirendcn Zeich- nungen ist eine der besten in: Johk Carke Syria, thc lioly Land. Asia minor etc. III. p. 81. London 18.>S. T ■:* 100 Am 2 2. November. Früli am Morgen trat ein alter Armenier mit liohem Kaipak in meine bescheidene Zelle. Er stellte sich mir als Hakim (Arzt) vor, der, schon lange in Jerusa- lem seine Praxis ausübend , auch zu mir kam, um sich meines Befindens halber zu erkundigen. Ich war^erade mit meinem Thermometer beschäftigt. Was ist das? frug er begierig und als ich ihm nun Zweck und Gebrauch des Instrumen- tes erklärt hatte, rief er aus: O! wie glücklich derjenige, der ein solches Ding traktiren kann. Ungeachtet dieser für ei- nen Arzt etwas starken Unwissenheit muss ich doch beken- nen, dass ich als Kranker zu dem ehrwürdigen Armenier weit mehr Vertraueii gehabt haben würde, als zu ein paar europä- schen Ärzten im Dienste der egypt. Regierung, die später in Kommissionsgeschäften ankamen, um Vorkehrungen gegen die Verbreitung der Pest zu treffen. Halil, der aus den heissen Wüsten seines Vaterlandes eine grosse Portion gesunden Menschenverstandes mit in die Welt gebracht hat, sagte zu mir, als er lange Zeit ihrem ihm unverständlichen Geschwätze zugehört hatte: „Schau ! das ist lauter gemeines Volk, die wa- ren früher Bediente, wie ich jezt bin; nun machen sie die Herren, betrügen den Vizekönig um sein Geld, lassen sich Ärzte nennen und verstehen von der Arzneikunst so wenig als ich." Ich verwies ihm sein vorlautes Urtheil und erwi- derte, dass es doch auch ausgezeichnete Ärzte im Dienste des Vizekönigs gebe. „Ach ja", sagte er, „das weiss ich, die sind auch wirkliche Herren, die kommen als Herren und gehen als Herren fort, die ich aber meine, die sind Mist, den ihr Franken zu Hause auskehrt." Die Nubier sind nicht dumm, dachte ich mir. — Die Kommission hatte zweier Pestfälle wegen, die sich heute ereigneten, Gelegenheit sogleich in ihre Wirksamkeit einzutreten, fand aber, besonders in den Häusern der Türken, hiebei ungeheure Schwierigkeiten und bekam sogar , wie ich später erfuhr, bei einer solchen Gelegenheit tüchtige Schläge, Vor Allem machen die Türken von einem Pestfalle häufig keine Anzeige, ausser es ist der Tod des Ergriffenen einge- treten und dann auch erst so spät, das schon eine Menge Compromittirungen statt gefunden haben , welche nicht mehr coHStatirt werden können. Oftmals fand die Kommission die 101 Leichen nackt und ihre Kl eider bereits in den Händen der Erben. Brach die Pest in einem Harem ans, so wurde ausser ein- heimischen Frauen Niemand zugelassen nnd diese sind äusserst unzuverlässig-. Camillo rief mich zur Messe ah. Sie ward grösstentheils von einheimischen Frauen besucht. Sehr weisser Teint; blasse interessante Gesichter und wundeischöne, schwarze, spre- chende Augen, denen keine Scliranken gesezt werden, zeich- neten Viele unter ihnen aus. Auch hier fand ich den Gesang der im Kloster unterrichtet werdenden Knaben recht gut. JNach der Messe besuchte ich die Gräber der Könige, nörd- lich von Jerusalem. Ein ganz enges Loch führt in diese Felshailen . an denen ich eigentlich in technischer Beziehnns: Nichts zu bewundern fand, als die schöne Schrämmarbeit. Wälirend Camillo und ich im Innern uns umsahen , hielten Halil und Elia, der alte Hausmeister der Casa nuova, aussen Wache, damit uns nicht muthwillige Hände unterdessen den Eingang verrammeln, was bei ähnlichen Gelegenheiten, um ho- hes Bakschisch zu erpressen, manchesmal geschehen seyn soll. Eine kleine halbe Stunde weiter in Nordwest aelanfift man, nachdem man das Thal Josaphat an seinem Ursprünge überschritten hat, zu den Gräbern der Richter. Ich fand sie in ihrer Ausführung grossartiger, weiter und höher als die Gräber der Könige, von Skulpturen aber nur einige hüb- sche Partien an den Portalen dieser Felsgrotten. Um die Gegend am todten Meere besichtigen zu können bedurfte ich, der räuberischen Beduinen wegen, die im Jordanthale herumstreifen, einer Bedeckung. Elia wurde da- her mit meinem Firmane zum Gouverneur gesandt, der auch sogleich zwei Soldaten zur Begleitung nach Richa (Jericho) bestimmte, und mir eine offene Ordre zusandte, die dem Kom- mandanten von Richa den Auftrag ertheilte mir an das todte Meer noch weitere 5 Soldaten mitzugeben. Die nöthigen Pferde besorgte mir Elia, das Stück zu 40 Piaster für den Tag. Am 2 7. November. Begleitet von meinen Bedienten, zweien berittenen Soldaten des Müsselims und den bereits er- wähnten drei deutschen Handwerksburschen verliess ich des Morgens das lateinische Kloster und zog es, um das 102 abscheuliche Pflaster der via dolorosa zu vermeiden, vor, die Stadt vom Bethlehem-Thore bis zum Olberge aussen zu um- reiten. Im Thale Josaphat ritten wir an einem jüdischen Leichenzuge vorüber, der einen an der Pest Gestorbenen zu Grabe brachte. Die Quarantaine-Wache umgab die Bahre, damit keine Berührung stattfinde, und die ganze Scene machte einen recht traurigen Eindruck. Ein schlechter, steiniger Weg führte uns über den Rücken des Olberges, zwischen dessen Gipfel, worauf die Himmelfahrtskirche stellt, und dem Berge des Ärgernisses nach Bethania. Die Gegend wird immer fel- siger und kahler, der über jede Vorstellung miserable Weg zieht sich Berg auf und Berg ab. An einem Brunnen, wo wir unsern Pferden Wasser gaben, trafen wir Beduinen aus dem Jordanthale, ähnliche wilde Gestalten der syrischen Wüste, welche ich bereits in Damaskus kennen lernte * . Das Ter- rain wird jezt sehr gel)irgig und ausnehmend wild. Zwischen senkrechten Kalkwänden voller Höhlen und bizarren Gipfel- formen ziehen sich Schluchten hin, deren Tiefe 800 bis 1000 Fuss betragen mag, während ihie Breite stellenweise kaum mehr als 8 Klafter misst. Der Boden dieser Schluchten ist meistens mit einer sparsamen Vegetation bedeckt. So errei- chen wir auf dem Joche eines hohen, sehr steilen Berges, zu dem hinan der Weg treppenförmig führt, den Chan Chatrul**. Dieser Chan, gegenwärtig eine Ruine, liegt Hälfte Weges zwischen Jerusalem und Jericho, drei Stunden von jedem der beiden Orte entfernt. Nach weitern anderthalb Stunden genossen wir den An- blick der Ebene von Jericho im Jordanthale und zugleich den eines Theils des todten Meeres. Die höchst interessanten Bergformen, die grosse Wasserfläche und die schönen Auen entlang dem Jordane geben ein Bild, das dem durch den lan- gen Anblick kahler Felsaiassen ganz ermüdeten Auge wohl thut und umsomehr überrascht, als man sich von der Umge- bung des todten Meeres ganz eine andere Vorstellung zu ma- chen pflegt. Der Weg, der von den Bergen Judäa hier in die Ebene von Jericho hinabführt, ist fürchterlich schlecht und es * I, 2, p. 736. '* Nach Robinson: ,,ChHn Hudriir". 103 gehören syrische Pferde dazu , um auf diesen gewaltigen Abstürzen nicht Hals und Bein zu brechen. Wir passirten ei- nen Theil der Ruinen Jerlcho's, die auf die einstige bedeutende Grösse dieser Stadt schliessen lassen, wenn sie auch keine Einzelheiten von besonderem architektonischen Werthe darbie- ten , durchzogen dann einen Strich der Jordan-Auen, wo wir Feldhühner »iiid wilde Schweine jagten und gelangten nach auderthalbstüudigem llilte von der Höhe des westlichen Thal- gehänges aus in das Dorf Richa, welches fast mitten imThale des Jordans liegt. Richa liegt auf eiuerkleinen Anhöhe, von Auen umgeben, hat ein elendes Ansehen und nicht minder elende Bewohner, die in Bezug ihrer Ehrlichkeit nicht im besten Rufe stehen. AmDorfe befinden sich die Ruinen eines alten Kastells, worin gegenwärtig 25 Hejali (irreguläre Reiter) unter dem Com- mando eines Effendi hausen und den räuberischen Beduinen gege n i'i be r fi'ir die Sicherheit der Umgegend zu wachen haben. Auch wir quartirten uns daselbst ein und brachten die Nacht auf den Zinnen des alten Thurras, :J6 Fuss über der Thalsohle zu. Das Tiial hat bei Richa eine Breite von ungefähr drei Stunden. Der Jordan , welcher am östlichen Rande des Tha- ies, nahe am (iehänge des Dschebel Belka, der gleich einer Felsmaner ansteigt, sich aus Nord in Süd gegen das todte Meer hinzieht, bildete damals die natürliche Gränze der Be- sitzungen Mehemed-Ali's gegen die Wohnplätze unabhängiger arabischer Wanderstämme am linken Ufer desselben. Diese Wanderstämme, welche das Räuberhandwerk in einem gross- artigen Massstabe betreiben und häufig die Gränzen über- schreiten, was die 25 Hejali (Hedschali; allerdings nicht ver- hüten können , machen das Jordanthal und die Küste des tod- ten Meeres für einzelne Reisende wirklich unsicher. Meinen sorgfältigst angestellten barometr. Messungen zu Folge liegt Richa 717 Paris. Fuss unter dem Niveau des mittelländischen Meeres und wir befanden uns sonach bereits weit innerhalb des Bereiches jener so höchst interessanten Depression des Bodens, welche das Waddi el Chor, das ganze Becken des todten Meeres, das Jordanthal bis zum See von Tabarie (Tiberias, Genesaret), das Becken dieses Sees selbst, 104 so wie einen kleinen Theil des obern Jordan-Thals (die Ebene el Batiheh) umfasst und worüber ich im vierten Abschnitte dieses Bandes ausführlich sprechen werde. Die Umgebung^ von Ri- cha ist wasserreich , mehrere Bäche eilen dem Jordane zu und das Klima soll gesund seyn. Nach genommener Einsicht meines Vorvveises bestimmte der Effendi bereitwilligst fünf Reiter zu meiner Begleitung für den morgigen Tag und bewirthete mich mit dickem Kaffe, wofür ich ihn zu meiner bescheidenen Abendtafel zog. Die grosse Ähnlichkeit des Effendi mit einem meiner Bekannten im Heimath- lande bestättigte eine auf meinen Reisen vielfältig gemachte Beobachtung, dass nämlich kein Individuum ganz für sich Original ist, sondern dass jeder Mensch so zu sagen seinen oder seine Doppelgänger hat. Sonderbar ist es, dass mit ei- ner bis zur Verwechslung gesteigerten Ähnlichkeit der äus- sern körperlichen Individualität ich jedesmal auch damit die Ähnlichkeit des Sprachorgans und sogar die der Denkweise, der geistigen Fähigkeit, der moralischen Eigenschaften ge- paart fand. Nur die Verschiedenheit der Verhältnisse, in de- nen solche Doppelgänger leben, bedingt, wie ich glaube^ die Verschiedenheit ihres Auftretens im Leben; denn unter glei- chen Verhältnissen der Erziehung, der öffentlichen Stellung, des Klimas u. s. w. würden sie meiner Ansicht nach in der Mehrzahl auch ffleich denken und g^leich handeln. Wem es daher gelingt leitende Stammformen , wie ich sie nennen möchte, für viele Individualitäten aufzufassen und zu studi- ren , der hat offenbar den wichtigsten Schritt zur Menschen- kenntniss gemacht. Das ist so eine Beobachtung aus meinem Reiseleben, als Behauptung vielleicht kühn, als Ansicht im- merhin einer Beachtung werth. Am 28. Nov. Der Morgen war neblicht, der hohen Berge wegen ging die Sonne spät auf und ich kam daher mit meinen Arabern auch erst spät zum Aufsitzen. HALiLging mit dem be- ladenen Maulthiere und 5 Reitern gerade zum Jordan voraus, um mich dort zu erwarten, während ich mit 2 Reitern nach der Quelle Ain es Sultan (Elisa-Brunnen), in der Nähe des alten Jericho, ritt. Der Weg nach dieser öuelle führt von Richa, ei- nem krystallreinen Bächleiu nach, eine halbe Stunde nordwärts 105 durch dichte Auen voll Doineiig^ebüsch, belebt von Wild- schweinen, Hasen und Feldhülineiii. Eine halbkieisför- mij^e Mauer, unter der die starke (iuelle iiervortritt, lehnt sich an den Berg und unischliesst ein Wasserbecken, welches eine kreisförmige Gestalt gehabt zu haben scheint. Die Reste von Ain es Sultan scheinen die eines Bades zu seyn. Noch umgibt dunkler Schatten der Gebüsche die trauliche einsame Stelle, doch die scliönen Sultaninnen sind fort, deren Heize einst diese klaren Fluthen bespülten. Von dem Hügel hinter Ain es Sultan überblickt man einen grossen Theil der lluinen des alten Jericho, welches einst dicht am Gebirge, an der Mündung eines kleinen Thaies stand und von da den Gehän- gen nach gegen Nord und Süd sich ausbreitete. Noch sieht mau die Reste einer Wasserleitung, die vom Gebirge herab in die Stadt und von da über die Ebene, wo noch die Reste der Bogen des Aquäduktes stehen, nach Ain es Sultan führte. Wahrscheinlich stand ein Palast am leztern Platze und einige Ruinen in seiner Nähe mögen demselben angehören. Die übrigen Reste von Jericho bestehen in Trümmern von Arka- den, Thürmen und Mauern von Wohngebäuden, alle zusammen scheinen mir aber nicht weiter als in die Zeiten der Kreuz- züge zurück zu datiren. Von Ain es Sultan ritten wir über die Ebene, theils durch Auen, theils über sandigen , unfruchtbaren Boden zum Jordan und erreichten den beiligen Pluss nach 2y^ Stunden au jener Stelle^ die jährlich von den Pilgern besucht wird. Wir befan- den uns nun 1291 Paris. Fuss un terdeniNiveau des Mittelmee- res und noch konnte ich an meinem Barometer den Stand der Quecksilbersäule scharf abnehmen, was mir später, unmittel- bar am Strande des todten Meeres, nicht mehr gelang, da das Quecksilber in der Röhre so fest oben an stand, das unter keiner Bedingung mehr Bewegung in die Säule gebracht wer- den konnte*. Die Entfernung des Badeplatzes der Pilger am Jordane von des leztern Mündung im todten Meere mag unge- fähr 1 Stunde betragen und das Gefälle des Flusses bis dahin " Diesem IJbelstande war Schubert mit seinoin Barometer schon am Badeplafzc der Pilger am Jordane ausgesezt, daher auch derselbe selbst III, p. 87 die Richtigkeit seiner Niveau-Angaben in Zweifel st<^llt. 106 schlug; ich nach oftmah'ger und reiflicher Überlegung auf 50 Fuss an, so dass nach meinen Bestimmungen der Spiegel d e s t o d t e n M e e r e s 1 .'J 4 1 Paris. Fuss unter dem des mittelländischen Meeres liegt*. Die Breite des Jor- dans betrug an der Badestelle der Pilger, zur Zeit als ich da- hin kam. höchstens 50 Fuss, obwohl die Herbstregen in Sy- rienschon begonnen hatten. Sein Lauf ist reissend, sein Was- ser fand ich trübe, die Ufer sind mit dichtem Gebüsche und Bäumen besezt. Der Aussage meiner Begleiter zu Folge kann man den Fluss an dieser Stelle, auch bei gegenwärtigem Wasserstande, durchreiten. Sechs grosse, schwärze Bedui- nen-Zelte in einiger Entfeinung am linken Ufer, deren Insas- sen uns bereits beobachteten , hielten mich aber von dem Ver- suche des Überganges ab. Nachdem ich zur Erinnerung einige Flaschen mit Jordan- Wasser gefüllt hatte, ritten wir über hügelige Alluvialebene dem todten Meere zu, hielten uns einige Zeit in der Richtung der Rüste und erreichten nach anderthalb Stunden den flachen Strand des Salzsees. Der Boden ist von Salzen ganz durch- drungen und offenbar alter Seegrund, so dass das todte Meer einst einen bedeutend grössern Raum eingenommen haben muss. Dicht am See hört alle Vegetation auf, man sieht keine Spur von Konchylien , wohl aber viel Treibholz und im Sande hie und da ein Stückchen Asphalt. Der Länge nach , welche ungefähr 20 Stunden beträgt, kann man den Salzsee nicht über- sehen, Aveil die am östlichen Ufer stark vorspringende Halb- insel em Mesrach die Aussicht gegen Süden hemmt. Die grösste Breite des Sees bei Birket-el Chalil misst ungefähr 4 bis 5 Stunden, so dass der Anblick dieser Wassermasse, die gerade heute mit starkem Südwinde hohe Wellen wirft, eingeschlossen von hohen, kahlen, mitunter scharf geformten '■' Niicli Aldep.sok's und Seymond's später vorgenommener trigoiio. metrischer Messung beträgt die Depression des todten Meeres 1316 Paris. Fuss. Vid. L'institut, l. sect. Sciences mafhemnt. physiques et naturelles. Paris. X annee. 1842, pag. 394. Ebendaselbst pag. 100 laut Sf.ymond's Bestimmung, berechnet sich diese Depression auf 1337 Par. Fuss. Diese auf trigonometrischem AVege erhaltenen Resultate dürften, wie ich glaube, die Genauigkeit meiner barometr. Messungen für jeden .Sachverständigen genügend dyrthun. 107 Bergen welche am östlichen Ufer zu 3000 Fuss über den See ansteigen dürften , einen wirklich imposanten Eindruck macht '•'. Das Wasser des todten Meeres ist klar, hat einen stark salzigbittern Geschmack und ist so scharf, dass es nicht nur auf wunde Stellen gebracht den heftigsten Schmerz verursacht, sondern auch auf der unverlezten Haut ein starkes Jucken her- vorbringt. Der vorgenommenen qualitativen Untersuchung zu Folge enthält dasselbe an Basen: Natron. Talkerde und Kalkerde , an Säuren und Salzbildern : Chlor . Schwefel- säure und Brom. In Jerusalem wieder angekommen , be- stimmte ich das spezifische Gewicht dieses Wassers und fand dasselbe, bei einer Lufttemperatur von 1*2,5 Reaum., bei ei- ner Temperatur des Wassers selbst ebenfalls von 12,5 Reaum. und bei einem Barometerstande von 698,0 M.M. gleich 1,1 '20; folglich bedeutend grösser als das spez. Gewicht des Wassers aus dem Mittel- und rothen Meere, welches zwi- schen 1,020 und 1,030 schwankt. Dass bei einem so starken Salzgehalte und respective einem so bedeutenden spezifi- .schen Gewichte der menschliche Körper in diesem Wasser nur mit grösster Mühe untertauchen kann und in demselben keine Fische leben, finde ich ganz natürlich, nur ist lezteres bisher noch umsoweniger erwiesen, als gegenwärtig (1838) auf dem ganzen todten Meere keine Barke existirt. Dass jedoch auf dem Wasser dieses Salzsees der Asphalt massenweise herum- schwimmt, dass keine Vögel über die Wasserfläche fliegen, dass in der Nähe des Sees keine Thiere und keine Vegetation (Jordan-Auen) sich finden, dass der See ganz von vulkanischen Felsgebilden umgeben sey, wo ich und andere Reisende nur Fels- arten der Jura-, Kreide- und Alluvialformation fanden, welche allerdings den Charakter der einst stattgefundeuen heftigsten *" Nach MooRK und Beke (Journal of the royal gcogr. Society Vol. VII. 1837. pag. 456; Robinson II, p. 456) beträgt die grösste, mit dem Senkbleie gemessene Tiefe des Salzsees 168S Paris. Fuss. Addirt man hiezu meine gefundene Depression des Seespiegcls unter der Mee- resfläclie mit 1341 Paris. Fuss, so ergibt sich, das der Boden des tod- ten Meerbeckens (insoweit die Tiefe gemessen ist) 3029 Paris. Fuss unter dem Niveau des mittelliind. Meeres liegt. Die grösstt Sceliefe ist v/ührschciulich noch beträchtlicher. 108 vulkanischen Einwirkungen an sich tragen , desshalb aber noch keine vulkanischen Felsgebilde genannt werden können, sind Kindermährchen, und ich werde auf die zulezt beriihrten geolog. Verhältnisse im vierten Abschnitte dieses Bandes wieder zu- rückkommen. Ebenso unwahr ist es, dass die Umgebung des Salzsees gar so abscheulich sey; denn ich fand z. B. dass die Umgegend von Sues und sogar einige Partien um Alexandria einen weit unangenehmeren und viel trostloseren Eindruck ma- chen. Auch geht aus der positiv nachgewiesenen Depression des todten Meeres hervor, dass der Jordan am südlichen Ende des- selben nie durch das Waddi-el Chor und el Araba in den Meer- busen von Akaba abgeflossen seyn kann, da das rothe Meer je- denfalls um mehr als 1300 Fiiss höher als der Salzsee liegt, und dass eine unterirdische Verbindung des todteu Meeres mit dem rothen oder dem Mittelmeere stattfinde, ist der Theorie der comunizirenden Röhren nach vollends eine physische Unmöglichkeit. Die grosse Wasserfläche hat gar keinen Abfluss, sondern die Verdunstung derselben hält dem ganzen, ohnehin nicht so sehr bedeutenden Zuflüsse gering- sten Falles das Gleichgewicht, wenn anders jene Potenz die leztere nicht übertriff't; folglich eine stete, fortdauernde Ver- minderung der Wassermasse, bis zur Herstellung des Gleich- gewichtes beider Potenzen, die naturgemässe Consequenz hie- ven bildet. Wir verfolgten die westliche Küste des todten Meeres li/j Stunden lang in südlicher Richtung längs dem Gehänge des Dschebel Ammri , lenkten dann rechts ab in das Gebirge und ritten über Berg und Thal durch fürchterliche Schluchten steil bergan, bis wir nach neuerdings ly^ Stunden auf dem kleinen Plateau Abu Gea, am gleichnamigen Berge, anlangten. Nachdem wir 1 Stunde über dieses Plateau hingezogen waren, die Nacht anbrach und ein heftiger Debat unter meinen Be- gleitern, ob wir noch bis zum griech. Kloster Mar Saba in der Nacht reiten sollen, diesen Plan als des Weges wegen zu gewagt verworfen hatte, kehrten wir uns einem seitwärts der Strasse liegenden kleinen Beduinen-Lager zu, um dort zu übernachten. Das Lager bestand aus drei sehr grossen Zelten, wozu 109 sich die Beduinen eines groben . schwarzen, aus Kamelhaar angefertigten Zenges bedienen. Wir wurden freundlich auf- genommen. Die Beduinen, welche mir alle ein und derselben Familie anzugehören schienen, breiteten Teppiche in den Zel- ten aus, bereiteten Kaffee, brateten ein Schaf, backten Brod, kurz thaten alles Mögliche , um ihre Gäste zufrieden zu stel- len. Um so mehr ärgerte mich die Unverschämtheit, mit der sich die mir zur Bedeckung gegebenen Soldaten benahmen, mit der sie forderten, was zu geben nur guter Wille war und ich hiess daher die Beduinen, wenn nicht augenblicklich Ruhe werde, auf meine Verantwortung hin, meine gesammte Be- deckung zu den Zelten hinauszuwerfen. Nach diesem argu- mentum ad hominem fand das beste Einvernehmen statt. Der Viehstand dieses Lagers an Kamelen und Schafen war aulfallend zahlreich und schön 5 ein Beweis , dass die grosse Scheere, welche die Fellahs in Egypten und an der sy- rischen Küste zuschneidet, ihre Arme noch nicht in die wilden Berge am todten Meere ausbreitet. Die Weiber und Mäd- chen, die uns sämmtlich unverschleiert umgaben, fand ich aus- nehmend hässlich und schmutzig. Keine Rebekka liess sich sehen, dafür aber machte sich eine alte Frau \iel mit uns zu schaffen, vielleicht die Urgrossmutter des ganzen Lagers; sie trug ein grosses, schwarzes Futteral über ihre Nase und wurde von den drei deutschen Handvverksburschen gar nicht unpassend mit dem Namen einer Satansbraut bezeichnet. Hät- ten die Schafe in der Nacht nicht freien Entree in den Zel- ten gehabt und wären dieselben nicht mit Beobachtung sehr kurzer Pausen immer über mich hin -und hergestiegen, so würde ich in meinem Zeltwinkel prächtig geschlafen haben, so aber sehnte ich micii mit manchem Seufzer nach der Mor- genröthe. Wer das Leben dieser Wandervölker in einem ganz getreuen Bilde erblicken will , der nehme die Bibel zur Hand, sie enthält die getreuesten Schilderungen; denn die Beduinen sind noch ganz, bis in das kleinste Detail ihres häuslichen Lebens, dieselben, die sie zu den Zeiten Abrahams waren. Am 2 9. November. Am frühesten Morgen sandte ich die 5 Reiter von Richa zurück und dafür begleitete uns 110 einer der Beduinen zu Pferde mit einer langen Lanze, Bei den selir zerstreuten Lagern der Beduinen im Gebirge und bei dem Ansehen des Schutzes, der auf Anordnung Mehe- med-Alis und IßRAHiM-Pascha's ertheilt wurde, waren damals grössere Bedeckungen , besondere Fälle ausgenommen, auf unserem jetzigen Wege überflüssig und machen iiberhaupt nur sehr viel üngelegenheit. Ich erwähne dieses Umstände» ausdrücklich, weil hie und da von den Stationskommandanten und ihren Soldaten mit einer vorgeblichen Unsicherheit des Weges und mit dem desshalb nöthigen Schutze vor Räubern förmliche Spekulationen getrieben und leichtgläubige, furcht- same Reisende schonungslos geprellt werden. Unser Weg nach Mar Saba füfri-te über die Rücken der höchsten Ber^e. Wir stiegren bis zu 2500 Fuss und darüber über das Mittelmeer an, um wieder an der andern Seite zum Horizonte desselben herabzusteigen. Häufig führt der Weg an sehr steilen Abgründen hin, ist sehr schmal, im Ganzen aber doch besser , als er bisher war. Wir trafen im Gebirge mehrere Brunnen mit schlechtem Wasser, sehr viele Höhlen in den Kalkfelsen, hatten einige schöne Aussichten auf das todte Meer und langten endlich in der tiefen Thalschlucht von Mar Saba, im Waddi-er Raheb, der Fortsetzung des Thaies Josaphat, an. Nachdem wir in der Tiefe des Thaies das ganz ausgetrocknete Bette des Kedron passirt hatten , erreichten wir eine von den Griechen erst seit ein paar Jahren ange- legte, 9 — 10 Fuss breite, unterhalb mit einer Stützmauer ver- sehene Strasse, die in der grauenvollen Schlucht y. Stunde lang mit sanftem Ansteigen bis zum Kloster führt, zwar kein Meisterwerk des Strassenbaues, aber entschieden die beste Strasse in Syrien ist und den Griechen umsomehr Ehre macht und den Reisenden zum Danke gegen sie verpflichtet, da sie diese Strasse an Stellen angelegt haben , die ausserdem ganz geeignet wären , auch dem kühnsten Reiter Furcht einzu- jagen. Nach einem dreistündigen Ritte von unserem Lager am Abu Gea aus, den ich froh war nicht in der Nacht ge- macht zu haben , stiegen wir an der Pforte des Klosters Mar Saba ab. Die Lage dieses griechischen Klosters im Waddi-er lU Ralieb* ist eine der wildesten Positionen, die mir noch je vor- kamen, noch viel wiUler und mnvirthbarer als die Lage des Klostersauf dem Sinai. Mar Saba liegt ungefähr in der halben Höhe am westlichen Gehänge einer im Ganzen an 1200 Fnss tiefen Thalschlucht, eingeschlossen zum Theil von beinahe senkrechten Felswänden , die sich nuten am Thalboden bis auf n und S Klafter zu einander nähern. Das Klostergebäude ist buchstäblich au den Felsen angeklebt, jeder Fuss Terrain ist mit Mühe dem Gesteine abgerungen, einzelne Felsvorsprünge bilden die Stützen und das Ganze ist mit einer hohen Maiier, worauf ein paar Thürme stehen, eingefangeu. Die Kloster- gebäude, welche massiv und schön auf das solideste ausge- führt und vortrefflich erhalten sind , liegen daher bei der äus- serst steilen Abdachung des Abhanges terrassenartig über einander und stehen mittelst Treppen unter sich in Verbin- dung. Von der grossen Altane des Klosters sieht man in das Tiefste des schwindelnden Abgrundes nieder; nirgends Ve- getation, alles nackter Fels; nur hie und da in einer Vertie- fung etw.as zurückgebliebenes Regenwasser. Die Altane liegt (»95 Paris. Fuss über dem mittelländ. Meere, oder 2036 Paris, Fuss über dem todten Meere, und da die senkrechte Höhe von der Altane bis zur Thalsohle ungefähr 6G0 Fuss beträgt, so dürfte leztere annähernd als im Horizonte des Mittelmeeres liegend angesehen werden. Die dem Kloster gegenüber liegende Felswand , deren Höhe ein alter Thurm krönt, ist voller Höhlen, in deren gröss- ter mau noch die lluineu alter Gebäude bemerkt. Es haben nämlich die Priester, welche einst diese Höhlen bewohnten, ihre Zellen sich dort errichtet und auf halsbrecherischen Fuss- steigen die Kommunication mit dem Kloster erhalten. Einige dieser alten Eremitenbehausungen, die, von der entoesfeiioe- sezten Thalseite angesehen , einen ganz eigenthümlichen, sonderbaren Anblick gewähren, sind jezt gar nicht mehr zu- gänglich. Die griechischen Geistlichen zu Mar Saba, 36 an der Zahl, empfingen mich sehr zuvorkommend und wiesen mir, * Abbildungen in: Bep.naTz : Bilder aus dem heiligen Linde. Tt.\- fei 26. Cabne: Syria and the holj Land etc.. III., pag. 75. 112 um einige Zeit auszuruhen , bevor ich die Merliwürdigkeiten des Klosters sehen sollte und während ein kräftiges Früh- stück bereitet wurde, ein hübsches, reines Zimmer mit einem sehr einladenden Diwane an. Alles fand ich sehr rein und niedlich und ein gewaltiger Gegensatz zu der im lateinischen Kloster zu Jerusalem herrschenden Unreinlichkeit ist nicht zu verkennen. Die Klosterkirche ist schön und nach griechischem Ge- schmacke reich verziert. Im Bereiche des Klosters zeigt man dem Pilger die Grotte, wo einst der heilige Saba wohnte, das Grab dieses Heiligen , die Gebeine und Köpfe von 60 (nach einigen 600) Geistlichen , die von den Türken ermordet wur- den und welcher Akt den Pilgern durch ein grässliches Ge- mälde versinnlicht wird. Zulezt führte uns ein Mönch auf die Altane , von der man in die tiefe Schlucht des Kedron hinab- sieht und warf eine Handvoll Rosinen in die Luft hinaus. So- gleich stellten sich einige Vögel ein, die durch ihr Geschrei eine Menge anderer herbeiriefen , welche aus den nahen Schluchten und Höhlen angeflogen kamen. Der Mönch bat uns zurückzutreten, weil die Thierchensich vor Fremden furch- ten. Nun kamen die Vögelchen, diese freien Bewohner der Wüste, auf die Altane selbst, sezten sich dem Geistlichen auf die Schultern , frassen aus seiner Hand, Hessen sich von ihm liebkosen, kurz gaben uns ein unvergesslich liebliches Bild von der Macht des Menschen über die Thiere, wenn er sie hu- man, d. h. vernünftig behandelt und ihnen Gutes thut. Abends ritten wir in drei Stunden von Mar Saba nach Jerusalem zurück. Der Weg ist schlecht und steigt sehr an. Vom Thale des Kedron sahen wir Jerusalem auf einem hohen Berge vor uns liegen. Die Pest hatte während unserer Abwesenheit zugenom- men , es ereigneten sich täglich 3 bis 4 Fälle und das lateini- sche Convent beschloss die öffentliche Abhaltung der kirch- lichen Funktionen in der Christwoche einstweilen zu suspen- diren. Da zugleich auch die, obwohl unverbürgte Nachricht vom Ausbruche der Pest in Alexandria eingegangen war, so fand ich es zweckmässig meine Abreise von Jerusalem, wo ich nun eigentlich Nichts mehr zu thun hatte, zu beschleunigen, lim nicht bei Zunahme der Pest daselbst einer verlängerten Quarantaine mich auszusetzen. Mein anfänglicher Plan war von Jerusalem über Nablus nach JSazaret zu reisen. Diesen Plan musste ich nun aufgeben, da ich, ohne mich der Quarantaine unterzogen zu haben, als ein Compromittlrter nicht nur in Na- zaret, wo keine Pest sich noch gezeigt hatte, nicht zugelassen, sondern wahrscheinlich bereits auf dem Hinwege angehalten worden wäre. Ich beschloss daher von Jerusalem nach Jaffa zugehen, dort meine Quarantaine zu halten und dann von Jaffa aus die Reise nach Nazaret fortzusetzen. Am 3. December. Der. heutigen Tag zu einem Ritt nach Ain Kerem bestimmend, brach ich früh am Morgen mit Camillo auf, der als weiland Dragoner sehr gut zu Pferde war und wodurch er in den Augen der Türken nicht wenig gewann. Wir ritten nahe am griechischen Kloster Mussala- beh , wo einst der Stamm , welcher das Kreuz der Erlösung lieferte , gefällt worden seyn soll, vorüber; passirten ein paar sehr steile Berge und kamen nach kleinen zwei Stunden im lateinischen Convenfe zu Ain Kerem an. Die dortigen fünf Mönche, snmmtlich Spanier, erkundigten sich sogleich bei mir nach Neuigkeiten aus ihrem unglücklichen Vaterlande mit einer Wärme, die ergreifend war. Die Kirche zu Ain Kerem, auf der Stelle, wo Johannes der Täufer geboren wurde, ist sehr niedlich. 3Ian zeigte uns ausserdem die Ruinen des Hauses der heiligen Elisabeth und die Stelle, wo Johannes predigte. Nach eingenommenem Frühstück ritten wir zum Thale der Therebinthen, wo einst der kleine David den grossen Phi- lister Goliath erschlug, liessen dann das niedliche Thal rechts (nördlich) liegen, sahen oben am rechten Thalgehänge einige Schlösser des alten Pilgerränbers äbu-Gosch, nach des- sen Namen der ganze Distrikt hier benannt wird und stiegen sodann , die Burg der heldenmüthigen Makkabäer auf einem steilen Berge in Nordwest gerade vor uns sehend , das steile Gehänge zur Grotte des heiligen Johannes hinab. Diese Grotte , wohin sich Johannes zurückzog, um zu sei- ner grossen Sendung sich vorzubereiten, liegt in einem tiefen, engen Thale , dem Dorfe Szataf gegenüber. An der Grotte, wo das Thalgehänge so steil ist , dass man zu Pferde nicht Russegger, Reisen. III. Bd. S 114 ganz an Ort und Stelle gelangen kann , was in Syrien viel gesagt haben will, soll einst ein latein. Kloster gestanden ha- ben , von dem man noch einige Ruinen und die Reste von Gar- tenterrassen sieht. Auch ist daselbst eine Quelle. Das sehr steile Gehänge, gegenüber am Dorfe Szataf , wird ebenfalls terrassenartig bebaut, was den Bewohnern mehr als gewöhn- liche Mühe kosten muss , wofür sie aber durch das prächtige Gedeihen ihrer Olivenbäume und Reben, die wegen ihrer Güte nächst denen von Ain Kerem im Lande bekannt sind, belohnt werden. Auf dem Rückwege von Ain Kerem nach Jerusalem o-enossen wir eine sehr schöne Ansicht des Mittelmeeres nach der Gegend hin zwischen Jaffa und Gasa ; ein mir noch inter- essanterer Moment erwartete mich aber dicht vor dem Beth- lehem-Thore. Ein alter, einfach gekleideter Türke, mit schnee- weissem Barte hielt dort zu Pferde und schien, da er uns kommen sah, auf uns zu warten. Camillo, der sehr schön und geläufig arabisch spricht, grüsste ihn und stellte mir in ihm den alten Abu Gösch vor, den berüchtigten Räuber, der noch vor Kurzem die Pilger beraubte, brandschazte und oft empörend misshandelte. INun aber, durch iBRAHiM-Pascha's thatkräftige Polizei zu Paaren getrieben, lebt Abu Gösch ohne Ansehen, scheinbar arm zu Jerusalem und nennt sich mit süs- ser Miene einen Sohn der Franken , die er stets auf das Innigste geliebt zu haben vorgibt. Wir sprachen lange zusam- men und bei den gleichgültigsten Dingen hatte ich Gelegen- heit die noch so lebhafte Persönlichkeit des alten Wege- lagerers , der in einem civilisirten Lande längst gehenkt worden wäre, zu bewundern. Am 4. December besuchte ich noch einmal das hei- lige Grab und die übrigen mir besonders wichtigen Plätze in der Stadt. An ersterem Orte traf ich mit einem abyssinischen Pilger zusammen, der lei deutlich arabisch sprach. Ich aus Salzburg, er aus Gondar, welche Entfernung! und hier am Grabe des Erlösers vereinte uns ein und derselbe Zweck, ein und derselbe Glaube. Das lateinische Convent stellte mir zur Erinnerung an meine Pilgerfahrt ein Kreditiv im besten La- tein aus, welches bestätigt, dass ich als Pilger die geheilig- ten Plätze der terra sancta besucht habe. 115 Am 5. December geg^eii Mittagszeit waren endlich meine Thieie beladen und o;esattelf. Das Convent war mit mir, ich mit demselben zufrieden; schwer verliess ich den treuherzigen Camillo und zog aus Jerusalem der Quarantaine, dem Schrecken der Reisenden, entgegen. 3) Ilei.se von Jerusalem uacli Jaffa, ^uarantaine. Reise von Jaffa uacU ^'azaret und Aufenthalt da- selbst. l»er Tabor. Tiberias und der Kee rUeue- saret. Am 5. December 1838. Jerusalem und seine Um- gebung war zur Zeit meiner Abreise der Pest wegen von einer weiten Cordonslinie gegen Südwest, West und Nord umgeben, welcher Cordon später enger gezogen wurde und zulezt gar für einige Zeit in eine Thorsperre überging. Ich hatte diese Linie auf meiner Route nach Jaffa dicht vor Rainleh zu pas- siren, und damit ich bis dahin nicht noch mehr compromittirt werde, als ich durch meinen Aufenthalt in Jerusalem schon war, gab mir die Sanitäts Commission zu Jerusalem einen Soldaten als Guardian mit. Als wir zum Bethlehem -Thore hinausgeritten waren, trafen wir vier türkische Frauen an den Gräbern bei Birket-em Mamilla. Drei hüllten sich dicht in ihre Schleier, die eine aber entschleierte ihr Gesicht ganz. Off'enbar war diess nur Gewinn für mich; denn diese Eine war überraschend schön und in ihrem blassen, edeln Gesichte, in der Tiefe ihres schwarzen Aug-es la»; ein Ausdruck, der auf asiatisch-griechische * Abkunft hindeutete und den kugel- runden Gesichtern der meisten türkischen Frauen fremd ist. Ich muss gestehen , dass ich ihr mit klangvoller Stimme gesprochenes , freundliches „Selam-alekum" ** noch lange hörte, als Jerusalem schon längst dem Blicke entschwunden war und ein schöneres Omen für eine glückliche Reise hätte mir nicht werden können. Wir ritten 3 Stunden über Berg und Thal. Als wir uns dem Dorfe Abu-Gosch näherten, wo einst der alte Schelm Wenn von der Schönheit der Griechinnen die Rede ist, wohl zu unterscheiden vom europäisch-griechischen (mehr albanesischefi) Typus. ■■** Friede sey mit dir. 116 gehausthat, den ich in Jerusalem iiberfliessend von Zärtlichkeit gegen die Franken kennen lernte , stieg ein Gewitter auf und wir flüchteten uns in das Innere einer alten Kirche. Nach dem kurzen Gewitterregen sezten wir unsern Ritt fort, genos- sen von den Berghöhen Judäas eine prächtige Fernsicht auf das Mittelmeer, passirten ein verlassenes Dorf, woraus in Folge der lezten Revolution wegen Furcht vor einer Züchti- gung die Bewohner sämmtlich davon gelaufen waren und ihre im nächsten Thale befindlichen schönen alten Ölbäume der Regierung zur Olivenernte überliessen, und kamen, als es Abend wurde, in eine Thalschlucht, in welcher der Weg sehr schlecht zu werden begann. Da brach neuerdings ein Gewitter aus Nordwest los, es regnete in Strömen und in wenigen Minu- ten waren wir bis auf die Haut nass. Schon fing mein Glaube an die Talismannskraft des schönen Selam-alekum von heute Morgen ein wenig zu wanken an ; aber es sollte noch weit besser kommen; denn als wir nach weitern 3 Stunden am Aus- gange eines Thaies an den Brunnen des Dorfes Deier Ajub lagerten und mein Zelt gerade aufgeschlagen war, brach das Gewitter mit erneueter Kraft derArt los, dass wir in grosse Verleoenheit kamen. Der Wind drohte das Zelt zu nehmen, das Wasser drohte meine Reiseeffekten fortzuschwemmen, ich lag, nachdem der Sturm nachgelassen hatte und wir uns zur Ruhe begaben, mit meinen Leuten buchstäblich im Koth und Schlamm und doch erwachten wir frisch und gesund , nicht einmal ein Rheumatismus beehrte den durch Strapazen aller Art hart gewordenen Körper. Da dachte ich wie- der gläubig au das Selam-alekum. In der Nacht Avurden einige verdächtige Leute, die sich an das Zelt schliechen, durch die Wachsamkeit meines Quardians verscheucht, der sich darauf nicht wenig zu Gute that. Am 6. December. Am Morgen grosse Trockuungs- anstalt Und dann ein neuer Regenguss. Wir ritten durch ein weites, schönes Thal, das in Westen sich bis zum Meere öff- net, passirten die lezten Berge von Judäa, dann ein hügeliges Vorland und betraten endlich nach 2 Stunden jene gesegneten, wellenartig erhobenen Ebenen und flachen Thäler, zwischen der Küste und den Bergen von Judäa, die den Namen 117 Palästina rührten, woraus Palästina liervorg^egangen seyn soll, Ramiehund Aveiter hinaus, am (iestade des unermesslichen Meeres, Jafta, lagen gerade vor uns, zu unserer Hechten hingegen sahen wir in geringer Entfernung das Städtchen Li'idd am Fusse des Gebirges Ephraim , des südwestlichsten Ausläufers der Berge von Saniaria. Nachdem wir 2 Stunden über herrliches, nur leider sehr wenig bebautes Ackerland, eine schwarze, fette Erde, die ge- gen Ramleh theilweise durch Sand verdrängt wird, bei Jaffa aber wieder beginnt, gezogen waren, näherten wir uns Ram- leh , das sich mit seinen weissgetünchten in einem Garten von Opuntien und Reben, von Granat-, Feig^en-, Oliven-, Orangen-, Citronen - und Cypressenbäumen etc. über alle Beschreibung niedlich ausnimmt. Dicht vor der Stadt gelangte ich an den Pest-Cordon. In der Nähe eines Kirchhofes, also mit Satyre gewählt , war ein Zelt aufgeschlagen , wo einige egyptische Soldaten Wache hielten. Man hielt mich an und ich musste warten, bis der Quardian-Paschi , ein Europäer, aus der Stadt kam, um meine Sanitätspapiere einzusehen. Keiner der an. wesenden Soldaten durfte oder wollte den Posten verlassen, um meine Ankunft anzumelden und so wartete ich denn zwei volle Stunden, der heissersehnte Quardian-Paschi kam aber noch immer nicht. Unterdessen waren einige Bauern uns nachgekommen , die ich auf dem Wege getroffen hatte. Sie nannten am Kordon einen ganz nahen Ort und gaben vor von dort gekommen zu seyn. Die Wachen Hessen sie ungehindert passiren, obwohl sie früher mit meinen Leuten communicirt hatten. Nicht lange darnach erschienen einige Bewohner eines Dorfes, nahe innerhalb der Kordonslinie, mit Obst. Die W^ache verstellte ihnen mit komischem Ernste den Weg- und da einige von Ramleh an der Scala erschienen waren, um die- ses Obst zu kaufen, so nahm ein Soldat von lezteren ein gros- ses Tuch, gab dasselbe den Obstverkäufern, diese banden das Obst darin fest und derselbe Soldat nahm wieder den Pack und übergab ihn den Käufern. Da ich nun gesehen hatte, wie hier die Ouarantains-Vorschriften gehandhabt werden, wen- dete ich mich, mit Recht erzürnt über mein langes Warten, an die wachhabende Mannschaft und forderte kathegorisch 118 unverzüglich den Beamten von meiner Ankunft in Kenntniss zu setzen, widrigenfalls ich ohne weiteres den Kordon mit mei- nen Leuten überschreiten werde. Da bequemte sich endlich ein Soldat mit rother Schärpe, als Dienstzeichen . in die Stadt zu gehen und der Öuardian-Paschi, ein Italiener, erschien, Halil, seiner ansichtig-, gab mir sogleich die biographische Skizze desselben: „den kenne ich, der hat früher vor der Hausthüre des Hrn. v. Dummreicher in Alexandria Cigarren verkauft." — Esmuss mir gelungen seyn, dem Qiiardian-Paschi das Erbärmliche einer solchen Öuarantains-Anstalt sehr be- greiflich gemacht zu haben: denn ich wurde mit tausend Bück- lingen, Entschuldigungen und überschwenglichen Ehrentiteln augenblicklich abgefertigt und bekam unn noch einen zweiten Guardian , dessen Aufgabe es war, mich bis in dasLazareth von Jaffa zu begleiten und darauf zu sehen , dass ich bis dahin mit Niemanden in Berührung komme. Wir legten den Weg nach Jaff"a in 4 Stunden zurück. Das Land umher ist schön wie ein Garten und je näher an Jaffa, desto stärker bebaut. Wiesen und Felder prangten im frischen Grün, die Frühlingshlumen des südlichen Europa standen bereits in voller Farbenpracht. Eine Stunde vor Jaffa beginnen die eigentlichen Gärten. Man sieht an denselben keine Kunst, keine besondere Pflege oder Kultur; aber wohl eine üppige, wildkräftige Vegetation. Es ist ein Dickicht von Cactussen, Feigen-, Orangen - und Citronen-Bänmen, die un- ter der Last ihrer goldenen Früchte sich beugen: mitten im Iebendi2:sten Grün »iüht die brennendrothe Blüthe des Granat- Baumes; Wohlgeruch erfüllt die laue Äbendluft ; es ist fast ein tropisch-warmes Bild eines schönen Landes, das in ver- nünftigen Händen auch ein in jeder Beziehung gelobtes Land seyn würde. Das Meer sieht man erst wieder, wenn man dicht vor der Stadt ist, welche sich übrigens in ihrem Innern als ein INest darstellt, das nicht einmal einen Hafen, sondern nur eine offene und so gefährliche Rhede besizt, dass in den Winter- Monaten kein Schiff hier liegen bleiben kann. Es war schon Nacht als wir in Jaffa anlangten. Vor dem Thore der Stadt, nahe am Lazarethe, wo unsere Ankunft mit einigem Geräusch verknüpft war , da mein ungeschickter Halil mit seinem 119 beladenen Manithierc in eine Pfütze stürzte, traf ich ziifällig^Hen Inspektor der Quarantaine, Hrn. Fayens aus Laihach : einsehr artiger Mann, der mir selbst mein Appartement im Lazarethe anwies, mich dnrch weitere Gefällii^keiten vielfach verbindlich machte, und mir vor allem die tröstliche Zusicherung gab, dass meine öuarantaine sehr kurz dauern werde. Am 7. December. Das Lazareth in Jaffa besteht erst seit ganz kurzer Zeit: es wurde von den griechischen und ar- menischen Conventen für ihre Pilger erbaut, und wird auch von diesen Conventen erhalten 5 in sofern sie nämlich alle Auslagen auf Beamten- und Aufsehers-ßesoldungen, auf Baue und Reparationen u.s w. bestreiten, dafür aber auch die Contu- mazgebühren in Empfang nehmen, welche wegen der grossen Anzahl der Pilger im Ganzen betiächtlich sind und jährlich die Auslagen bedeutend überwiegen, obwohl sie im Einzelnen als unbeträchtlich angesehen werden müssen, indem ich z. B. für 3 Tage nur 2ß Piaster, oder 2 fl. 36 kr. Conv.-M. bezahlte. Dass dadurch die Stellung der betheiligten Beam- ten, welche von der Regierung, respective von der europäi- schen Sanitäts-Commission zu Alexandria, an der die meisten dortigen Konsule Theil nehmen, ernannt und von den beiden Conventen bezahlt werden , eine etwas schiefe Richtung er- hält, die viele Unannehmlichkeiten mit sich führt, ist klar. Das Lazareth zu Jaffa tlieiltsich daher auch in das armenische und in das griechische: in beide Lazarethe werden übrigens die Fremden anderer Nationen ohne Unterschied gegen Berich- tionno; der Contumazo^ebühren aufoenommen. Das armenische Lazareth, das kleinere von beiden, liegt unmittelbar am Meere, und besteht in einem grossen, verschlossenen Hofe, an dessen innerem Umfange ringsherum Abtheilungen angebracht sind, deren jede in einem, mittelst eines hölzernen Gitters vom gros- sen Hofraume abgesperrten, kleinen Hofe mit Küche und Abort, in einem Zimmer des Erdgeschosses und in einem Zim- mer mit einer Altane und der Aussicht aufs Meer im ersten Stocke besteht. Alle diese Abtheilungen fand ich recht prak- tisch eingerichtet und rein gehalten. Durch die Anordnung derselben rund im Hofe herum wird die Überwachung sehr erleichtert. Eine dieser Abtheilungen- auf das sorgfältigste 120 abg^eschlossen j wird als Spital beiiüzt, worin sich zur Zeit meiner Anwesenheit ein pestkranker jüdischer Knabe be- fand , den ich mit dem Lazareth-Doctor täglich besuchte und der auch glücklich gerettet w'urde, obwohl sich die Pest an ihm auf das vollendetste ausgesprochen hat. Im grossen Hofe dieses Lazareths, wo man auch mich einlogirte, befindet sich ein Brunnen mit erträglichem, nur etwas salzigem Wasser. Oberhalb dem armenischen Lazarethe ist das griechische angelegt. Dasselbe ist weit ausgedehnter, hat eineu hrun- nen mit laufendem Wasser, welches mittelst einer Sakie un- terhalten wird und besizt recht hübsche Lokalitäten. Jede Partei erhält, wie sie das Lazareth betritt und wie es über- haupt bei öuarantainen der Fall ist, einen Quardiau. der ausser der Bedientenrolle , welche er spielt , besonders dazu bestimmt ist, seine Partei , mit der er eingesperrt wird, zu überwachen und die fortdauernde Lüftung der Reiseeffek- ten vorzunehmen. Der grosse Hofraum dieni: als gemeinsame Promenade, jedoch unter steter Absonderung von den Übrigen. Am 8. December. Die Art und Weise wie die ge- genwärtige Pest hier in Jaff'a , wo sie im Sommer aber wieder ganz verschwand, und in Jerusalem nebst Umgebung aus- brach, deutet offenbar auf die Einschleppung dieser Krankheit und somit auf die Contagiosität derselben hin. Es kam näm- lich , wie mir Fayens erzählte, ein Schiff aus Smyrna, wo die Pest damals herrschte, mit Pilgern in Jaffa an. Der dama- lige Inspektor nebst dem Doctor , welche beide in Folge dessen von ihrem Posten entfernt wurden, entliessen die Pil- ger nach wenigen Tagen aus dem Lazarethe und bemerkten nicht einmal, dass einer von ihnen mangle, der gestorben war und von seinen Gefährten heimlich im Lazarethe begraben wurde. Die Pilger blieben theils in Jaffa, theils zogen sie un- mittelbar nach Jerusalem, und an beiden Orten brach sogleich und zwar gleichzeitig die fürchterliche Krankheit aus. In Jaffa, wo man unverzüglich das Lazareth vergrösserte und alle Com- promittirten darin aufnahm, verschwand die Pest, nachdem von den Ergriffenen .'{1 % gestorben waren , im Laufe des Som- mers wieder ganz, in Jerusalem hingegen, wo man sich nur passiv gegen den Feind verhielt, verschwand die Pest im 121 Sommer nur vorübergehend nnd zeigte sich mit Abnahme der Hitze wieder. Sie nahm auch nach meiner Abreise daselbst so zu, dass endlich, wie ich später erfuhr, die arme Stadt für einige Zeit ganz abgesperrt wurde. Interressant war mir der besondere Umstand , dass Fayens , der zur Zeit der Pest in Jaffa seinen Posten dort antrat, selbst von der Pest verschont blieb, sie jedoch aus dem Lazarethe nach Hause brachte, wo seine Familie davon eigriffen, aber glücklich gerettet wuide. Da ich mich ausweisen konnte, weder in Jerusalem, noch auf der Reise von dort hierher mit pestverdächtigen Personen oder Sachen in Berührung gekommen zu seyn und überdiess leztere Reise in die öuarantainezeit eingerechnet wurde, da mich ein Guardian der Sanitäts-Commission ex officio beglei- tete, so wurde ich bereits heute Abend durch einen Besuch des Inspektors mit dem Lazareth- Doktor überrascht, die mir libera pratica, d. h. Freiheit ankündigten. Der Gedanke, wieder hingehen zu können, wohin ich wolle, beglückte mich, doch in Ermanglung eines bessern Lokals zu Jaffa war es mein erstes, die Herren zu bitten, mich so lange als freiwilligen Gefangenen im Lazarethe zu belassen , bis ich die nöthigen Pferde zur Reise nach Nazaret mir verschafft haben werde. Am 9. December. Jaffa mag dem Ansehen nach 2000 bis 3000 Einwohner haben. Die Stadt zieht sich terras- senartig vom Meere einem steilen Abhänge nach hinauf, wo- durch die meisten Strassen die Form von Treppen gewinnen. Im Wiedergenusse meiner Freiheit ging ich sogleich mit Fayens in die Stadt, um Besuche zu machen; zuerst dessen eigener liebenswürdiger Familie , dann den fremden Agenten, im Kloster der terra sancta etc. Unter den Agenten, d. h. unter denen, die, wie es häufig in der Levante der Fall ist, unentgelt- lich blos für die mit einer solchen Stellung verbundenen direk- ten und indirekten Handelsvortheile, somit auch ohne Anstel- lung von Seiten der bezüglichen Regierung, einen solchen Posten nominatim bekleiden, stand zu Jaffa der alte D damals obenan. Er vereinte in seiner Hand die Zügel der öster- reichischen und französischen Interessen. Ein Greis mit grossem Schnurrbarte, mit dem langen Kaftane der Levantiner und an Sonntag-en mit einem OfTizlershute a la marine : der an Werk' 122 tagen durch ein niindennodernes, mit schwarzem Lack angestri- chenes Inventavstiick ersezt wurde, hatte die Erscheinung des guten Alten um so mehr etwas ganz Eigentliiimliches , als auf dem bewussten Hute die Kokarden Österreichs und Frank- reichs enserable zu sehen waren und ich erinnere mich noch dessen diplomatischer Verlegenheit, als mein Begleiter ganz ernsthaft fragte , was wohl das Schicksal dieses Hutes seyn würde, wenn zwischen Österreich und Frankreich ein Krieg ausbräche? An diesen alten Stamm schmiegte sich aber ein Blümchen Wunderhold ; denn in seiner Tochter Nina sah ich eine der schönsten Levantinerinnen . eines der reizendsten Mädchen, die ich im Oriente fand und deren Nähe wirklich bezaubernd Avar. Ungern folgte ich Fayens von da in das Kloster der terra sancta. Die Mönche, lavter Spanier, em- pHngen uns sehr liebevoll, aber der liebevolle Empfang konnte den Eindruck des schauderhaften Schmutzes , der sich über- all zeigte, denn doch nicht paralysiren. Endlich schloss ich meine Tour beim Doctor des Lazarethes, ein Männchen vol- ler Spässe inmitten einer klassischen Unordnung. Eine recht hübsche Araberin glänzte auch hier, wie ein Stern durch die chaotische Nacht des Besuchzimmers. — Während ich mich in Jaffa aufhielt, erging über einige syrische Gouverneurs ein schweres Gericht. Man untersuchte strenge, wie sie mit dem anvertrauten Gute gewirthschaftet haben, zog einige derselben sogar gefänglich ein und schickte sie nach Acre, kurz man entriss ihnen den Raub an ihren Unterthanen , ob aber leztere dabei etwas gewonnen, dürfte, nach alt-türkischer Gepflogenheit betrachtet, wohl zu bezweifeln seyn. Bevor ich Jaffa verlasse, muss ich nachfolgende Reisende, insofern sich dieselben mit Zoologie befassen, auf einen interessanten, vielleicht auch schon bekannten Gegenstand aufmerksam machen. An der Küste bei Jaffa wird nämlich nicht selten eine Fischart gefangen, deren Genuss Schwindel und längere Zeit anhaltenden , heftigen Kopfschmerz verursacht. W^enn jedoch dem noch lebenden Fische der Kopf abgehauen wird, so kann dessen übriger Körper ohne allen Nachtheil genossen werden. An andern Orten der syrischen Küste wird diese Fischart ohne Umstände häufig und ohne allen Nach- Vlti tlicil gegessen. Audi einige Mollusken sollen an der Kiiste bei Jaffa dieselbe giftige Eigenscbaft llieilen. Leztere scbeint sonderbarer Weise im Kopfe des Tliiers iliren Sitz nnd iliren Ursprung in besonderen lokalen Eigenscbaften der TSahrung, der im Meere sieb mi'indenden öuellen u. s. f. zu baben. Am 12. December. Heute endlicb batte icb meine Pferde beisammen und verliess um Mittag Jaffa. Wir ritten iiber biigelige El)ene . ein scbönes, zum Tbeilc aucb bebautes Ackerland , 4 Stunden bis zum Dörfeben Tabun (Tauabun el Odscbe), wo über den kleinen Nabar Odscbe eine grosse Stein- brücke fiibrt, die jedocb fast ganz in Ruinen liegt. An der Brücke beobacbtet man die Reste von Scbleussen. welcbe offenbar zur Bewässerung des umliegenden, frucbtbaren Acker- landes dienten nnd somit als Zeugen einer bessern Zeit zu be- tracbten sind. Das Gefalle desFlüsscbens ist im Ganzen klein, nur unter der Brücke bat das Bette einen starken Absturz. Zur Recbten lag uns die scböne Ebene Saron oder das flacbe Waddi er Ramleb, weiter in Ost saben wir den Dscbebel Epbraim, die freundiicben , mit Vegetation bedeckten Berge von Samaria. Wacb weitern 2 Stunden über bebautes Land, trafen wir mit Einbrncb der Nacbt am Dorfe Dscbuft'ar Saba ein, das auf einem Hügel liegt nnd eine freundlicbe Moscbee besizt. Vor dem Dorfe stand der Scbech desselben und lud uns ein, an der Moscbee abzusteigen. Ein geräumiger reiner Hof empfing uns daselbst, unter einem Dacbe von Reben wurden die Teppicbe ausgebreitet und der Imam rief gerade von der Moscbee berab, die uns wie jedem Andern offen stand, das Abendgebet zum Mokrib (Sonnenuntergang), zugleicb jezt, in der Zeit des Rbamadans, die ft^ssensstunde. — Alle im Dorfe anwesenden Fremden und ein Tbeil der angesebe- nern Einwobner versammelten sieb. In grossen Sebüsseln wurde Pilau mit Hübnern und Scböpsenfleiscb berbeigebracbt, zulezt servirte man Kaffee , der Scbecb macbte den Wirtb. Aucb icb mit meinen Leuten wurde eingeladen, Tbeil zu nebmen. Scbw eigend ass man , scbweigend ging Jeder fort ; denn es ist Gebraucb , dass jeder Fremde obne Unterscbied zur Zeit des Rbamadans unentgeltlicb bier an der Scbwelle des Friedens und der Gleichbeit des Standes bewirtbet wird. 124 Es war eine schöne, patriarchalische, acht biblische Scene, und ich sah, nie liebenswürdig der Orientale durch seine Gast- freundschaft se) n kann, wenn er will. Später versammelten sich die Rechtgläubigen in der Moschee. Man sang und betete zwei Stunden lang. Einige der Choralgesänge , vorgetragen von vollen, kräftigen Männer- stimmen, Messen sehr gut. leider aber endeten sie mit einer der gewöhnlichen Narrheiten des Islams. Die Betenden be- gannen nämlich ihr bekanntes Glaubensbekenntniss so schnell nacheinander zu wiederholen und dabei so krampfhaft-fürch- terlich zu schreien, dass einigen von ihnen der Geifer vor den Mnnd trat und sie fast bewusstlos zusammen stürzten. Gleich nach Mitternacht kam der Scliech und weckte uns^ die wir fest schliefen, zum — Speisen. Die Mohammedaner fasten nämlich im Rhamadan von der Morgenröthe bis Son- nenuntergang, und um dabei besser anszuhalten , pflegen sie im Magen vor Anbruch des Morgens einen soliden Grund zu legen. Diessmal musste ich dem Schech seine freundli- che Einladung abschlagen. Am 13. December. Weiter nördlich wandernd , fan- den Avir die hügelige, fruchtbare Ebene weniger bebaut; stark bevölkert aber sind die Berge östlich unserer Route, der Dsche- bel Nablus*, auf dessen Gehängen man viele Dörfer und das Städtchen Schuß erblickt. Nach einem Ritte von ^y.. Stunden passirten wir das Dorf Gelensaui**, sahen links der Strasse den kleinen See: Moje-el Tempsach (das Wasser der Kro- kodile), welchen das Flüsschen el Hadar, das wir überschrit- ten , durchströmt und gelangten nach weitern zwei Stunden, während wir den grossen Chan Ali Ben Älara zu unserer Rech- ten an der Karawanenstrasse nach Damaskus liegen Hessen, an das grosse Dorf Gegiin , das auf der Kuppe eines isolirt in der Ebene sich erhebenden Hügels liegt. Eine Stunde weiter erreichten wir die westlichsten Vorberge der Gebirge von Sa- maria, des Dschebel Nablus, wendeten uns an dem kleinen Berge Nabud etwas östlich und kamen in ein freundliches Thal ■■•' Nablus, Neapolisj das alte Siclicm in Saniaria. *■•' Nach Robinson: „Ruluiisaweh". Ich wiederhole, dass ich die arabischen Orfsnamen genau so zu schreiben suche, wie ich sie von den Eiiigebornen aussprechen hörte. 125 mit Buchenwaldcheii und belebt von Gazellen. Durch diese Wäldchen und über schöne Wiesen führte uns der Weg 2% Stunden lang- das Thal hinauf bis zum Brunnen Ajnn es Sahib, wo wir unser Lager aufschlugen, jedoch des Geheuls der vie- len Scliakale und Wölfe wegen, die bis zum Zelte kamen, oft in der Ruhe gestört wurden. Am 14. December, xAm Morgen verfolgten wir das Thal, durch einen kräftigen, gemischten Eichen- und Buchen- wald reitend , weiter nach ONO. Grosse Heerden von Horn- vieh weideten auf den Waldvviesen, die grössten Kühe mit grossen Glocken an den Hälsen, gerade wie auf den Alpen meines schönen Heimathlandes, flüchtige Gazellen und zwei Wölfe, denen wir oanz nahe kamen, verschafften uns das Ver- gnügen der Jagd und ich erinnere mich seit langer Zeit nicht mehr in einer so gemüthlich frohen Stimmung gewesen zu seyn, als an diesem schönen Morgen. Nach einem Ritte von 4 Stun- den zogen wir die Bergkette hinan, welche sich aus Samaria gegen Nordwest bis zum Mittelmeere erstreckt und deren Vor- gebirge daselbst der berühmte Karmel bildet, welchen Namen auch die ganze kleine Kette trägt, die wir in der Richtung Nordost überschritten. Als wir das niedere Joch betraten, welches die Höhe unseres Weges über den Dschebel Karmel bildet, hatten wir plötzlich den bezaubernden Anblick der Ebene von Esdralon mit den jenseits derselben liegenden Ber- gen von Galiläa, Diese Ebene, das Paradies von Sjrien, eine Kornkammer für das ganze Land , wenn der herrliche Boden, eine fette, schwarze Gartenerde ohne Steine, gehörig bebaut würde , bildet eigentlich das Thal zwischen dem Dschebel Karmel und den Bergen von Galiläa in einer Länge von mehr als 10 Stunden, bei einer Breite von 3 Stunden, mitten durch- strömt vomNahar-*em 3Iechatta (Kison). Das Panorama von Bergen, welches die Ebene von Esdralon umgibt, ist ausneh- mend schön. In Nord erheben sich die Berge von Galiläa (der Dschebel en Nasära); in NO. steht der unvergleichliche, isolirte, bis zum Gipfel mit Wald bedeckte Tabor ; in Ost, am Rande der Ebene, der ebenfalls isolirte, kleine Hermon oder _ u " Nahar (Nähr), das zweite a sehr kurr, betont, bezeichnet im Syrisch- Arabischen einen Fluss. 12Ö Dschebel Daäi mit einer Mosciiee auf seinem Gipfel, und in weiterer Ferne sieht man, gleich einer Mauer, die hohen Kalkberge im Osten des Jordanthales , die nördl. Fortsetzung des Dschebel Belka; in SO. erheben sich die hohen Kup- pen des Dschebel Dschilbo , im Süden breitet sich das freund- liche Bergland von Samaria aus, in Nordwesten aber liegt der Karmel nnd sieht hinans in das weite nnbegrenzte Meer. Als wir die Ebene Esdralon betraten, auf der der Bauer nur den Boden mit einem elenden Pfluge etwas zu ritzen braucht, um ohne 31ühe und fast ohne Arbeit zu ernten, wen- deten wir uns gegen Nord, Hessen mehrere Ruinen von Was- serleitungen, Thürmen etc. ohne besonderen architektoni- schen Werth zur Seite liegen , begegneten einigen drusi- schen Reitern, die uns freundHch grüssten und stiegen, nach- dem wir den Mechatta passirt hatten, die Berge von Galiläa an. Bis hierher ist die Strasse von Jaffa zum Reiten sehr be- quem, vom Fusse der Berge an aber wird sie schlecht; je- doch nirgends in der Art miserabel, wie man es in Syrien häu- fig zu finden Gelegenheit hat. Wo wir über kulturfähigen Boden zogen , bemerkte ich auch hier die traurige Erschei- nung, dass der Landmann nirgends mehr anbaut, als er gerade zu seinem und der Seinen Unterhalte braucht, indem er ganz praktisch raisonnirt: je mehr ich ernte, desto mehr nimmt mir die Regierung weg. „Was könnte ans diesem Lande in den Händen einer humanen , kräftig für das Wohl ihrer üntertha- nen bedachten Regierung, in den Händen betriebsamer Kolo- nisten werden." Wie man sich am südlichen Gehänge der Berge Galliläas über das Thal erhebt, gewährt der Rückblick fast mit je- dem Schritte eine neue, reizende Ansicht. Mit Anbruch der Nacht passirten wir das Dorf Jaffa und hielten bald darauf am lateinischen Convente zu Nazaret. Die anwesenden Patres, theils Spanier, theils Italiener, waren in grosser Furcht vor der Pest und ich konnte meine Aufnahme ins Kloster nur durch Vorzeige meines Quaran- tainepasses ^ on Jaffa erwirken , was ich ganz in der Ordnung fand. Nachdem ich mich aber in dieser Richtung ausgewie- sen hatte, ward mir auch ein sehr freundlicher Empfang zu 127 Tlieil und man wies mir zwei reine anständige Zellen zur Wolinun»; für mich und meinen Bedienten an. Von Jaffa bis Nazaret war icii 2r> Stunden geritten. Am 15. December. Nazaret, welches bei 4000 Ein- wohner enthalten soll, liegt in einem kleinen, freundlichen Seitenthalc der Ebene von Esdralon, am Ende eines frucht- baren Beckens, in einer Meereshöhe von 1161 Par. Fuss, nörd- liche Breite 32" 42' 58", östliche Länge von Paris :{2" 56' 25". Die Stadt zieht sich am westlichen Thalgehänge eine ziem- liche Höhe steil hinan, daher auch der grösste Theil der Häu' ser terrassenartig- übereinander sich erhebt. Die Bewohner sind grösstentheils Christen und zwar in überwiegender Menge dem griechisch nicht unirten Kultus angehörend. Das latei- nische Convent liegt im untersten Theile der Stadt und ist ein sehr solides festungsartiges Gebäude; demungeachtet hat aber dasselbe durch das lezte heftige Erdbeben am 1. Januar 1S37 stark gelitten und gefährliche Zerklüftungen erhalten. Von der Dachterrasse des Klosters übersieht man das ganze Städt- chen mit seiner nächsten Umgebung, Der Eindruck des er- steien ist nicht erfreulich; denn ausgenommen das Convent und das Haus des Katafago, eines reichen Levantiners, sind die Häuser elend, das Volk ist bettelarm. Die Klosterkirche ist nicht gross, aber niedlich und der Hochaltar, auf einer Erhöhung stehend, zu der beiderseits schöne Stufen liinanführen, nimmt sich recht artig aus. unter dem Hochaltar befindet sich das Sanctuarium und die Worte: „hie verbnm caro factum est" bezeichnen die Stelle der unbe- fleckten Empfängniss Mariens. Übrigens ist das Sanctuarium so wie die ganze Kirche mit prächtigem Älarmor, namentlich die Nische mit solchem von Carrara, geschmackvoll verziert. Hinter dem Heiligthum zeigt man dem Pilger mehrere Grotten, an die sich Erinnerungen der heiligen Geschichte knüpfen. Gleich nach meiner Ankunft in Nazareth brach die syri- scheRegenzeit mit Gewalt los, ein Gewitter folgte dem andern und der Regen ergoss sich durcli Tag und Nacht der Art, dass ich nicht nur duich mehrere Tage meine Reise nach Ti- berias verschieben mnsste, sondern das Haus förmlich zu hü- ten gezwungen ward. Die Mönche des Klosters, 16 an der 128 Zahl und ausser dem Prior grösstentheils jüngere Leute, such- ten mir meine Gefangenschaft mit aller möglichen Gefälligkeit angenehm zu machen. Besonders angezogen fühlte ich mich aber von Seite des Priors, ein würdiger Alter, in dessen Brust die Stürme des Lebens jene Ruhe, jene Abgeschlossenheit zurückgelassen hatten, die ich mir immer als das höchste Glück denke, welches wir uns erringen können. In Spanien ge- boren, verlebte er später 30 Jahre in den Missionen Süd- Amerika's ; in Buenos Ayres, Paraguay, Chili und Peru. Er hatte die Heise um das Cap Hörn gemacht 5 seine Mittheilun- gen waren voll Verstand, voll Klarheit, daher höchst interes- sant. Müde des wüsten Sektenkampfes in Palästina sehnte sich der Greis zurück in die Ruhe der Tropenwälder und der Savannen Amerika's und begegnete in dieser Richtung einem mir sehr bekannten Gefühle. Am 18. December hatte sich der Regen wenigstens soweit gelegt, das ich des Nachmittags ausgehen konnte. Ich besuchte zuerst die gegenwärtig in eine kleine christliche Kir- che umgewandelte Synagoge , worin Christus als Knabe ge- lehrt haben soll. Das Gebäude sieht auf ein Alter von mehr als ISOO Jahren fast zu modern aus, und dass die heftigen Erdbeben, welche dieser Gegend eigenthümlichsind, so spurlos daran vorüber gingen , ist beinahe mehr als wunderbar. Von da gingen wir durch enge, schmutzige Strassen, voll Gruben und Koth , zwischen armseligen Hüften zu einer zweiten klei- nen Kirche, Avelche über einem grossen, prismatischen Fels- block erbaut ist, worauf Christus mit seinen Aposteln öfters gespeist haben soll. Endlich gelangten wir zu einer dritten kleinen Kirche, die an der Stelle erbaut ist, wo der heilige Josf;pH seine Werkstätte gehabt haben soll. Mehrere in die- ser Kapelle aufgehangene Holzschnitte stellen Scenen aus dem Leben der heiligen Familie vor. Alle diese bisher be- suchten Kirchen und Kapellen gehören noch ausschliesslich den Lateinern, die übrigens, und nicht ohne Grund, hier die- selben Klagen über die Usurpirung der heiligen Plätze durch die schismatischen Griechen führen, wie ich sie bereits in Bethlehem und Jerusalam gehört habe. Unterhalb der Stadt im Thale steht der Marien-Brunnen 129 und in der Nähe desselben befindet sieb die Kirche der nicht unirten Griechen sammt einem Wohnhause für die Geistlichen, ein recht niedliches Etablissement. Am Brunnen waren viele Frauen versammelt. Ich sah recht schöne, brennend schwarze Augen, aber nicht jene blassen, feingeschnittenen, so sehr an- sprechenden Gesichter von Jerusalem. Übrigens soll in INaza- ret der Gebrauch herrschen , dass Mädchen und Frauen, so lange sie nicht Mütter sind, nur sehr selten den kirchlichen Gottesdienst besuchen. Bestätigt sich diess, so wäre es nicht uninteressant dieser Sitte näher auf den Grund zu sehen, in- dem sie sehr alt zu seyn scheint. Am 21. December. Ein prächtiger Morgen , aber da- mals für mich sehr empfindlich kalt (5" Reaum.). Ich wollte diejezt seltenen schönen Tage nicht versäumen und trat da- her unverzüglich meine Reise nach dem Tabor und nach Ti- berias an. Wir ritten über Berg und Thal gegen Südost, durch schöne Auen und Wälder von Eichen und Buchen. Die Pferde waren schlecht, der Weg noch schlechter und die nach tropischer Hitze mich peinigende Kälte nöthigte mich abzu- steigen und, um mich nur etwas zu erwärmen, eine grosse Strecke zu Fusse zu gehen. Nach zwei Stunden kamen wir am Fusse des Tabor, von den Arabern Dschebel-el Tor genannt, an; ein äusserst schön geformter Berg, der sich kuppeiförmig und ganz isolirt am Rande der Ebene vou Esdralon, dem klei- nen Hermon gegenüber, erhebt und meiner Bestimmung zu Folge zu 1755 Paris, Fuss Meereshöhe, also 594 Fuss über Nazaret, ansteigt. Der Tabor ist, eine grosse Seltenheit bei den Bergen Syriens, bis auf seinen Gipfel mit Wald bedeckt. Der Gipfel bildet ein Plateau, auf dem die Ruinen einer alten Stadt liegen. Der vielen Windungen des sonst ganz gut gangbaren Fusssteiges halber brauchte ich zur Besteigung des Tabor fast eine Stunde, auf der Plattform oben angelangt aber, muss ich gestehen, dass die kleine Mühe überreich ge- lohnt wird. Wenn auch alle die mir in drei Welttheilen vorge- kommenen Ferusichten, von hohen Bergkuppen aus, mit denen nicht zu vergleichen sind, welche man von einigen unserer Alpengipfel aus geniesst; denn schönere und grossartigere als diese habe ich in meinem Leben nicht gesehen , so ist es Russegger, Reisen. III. Bd. 9 130 doch gewiss nicht zu viel gesagt, wenn man die Kuppe des Tabors diessfalls unter die schönsten Punkte Syriens rechnet. Zu den Füssen breitet sich die Ebene von Esdralon aus; in SiJd stehen die freundlichen Berge von Samaria mit dem klei- nen Hermon im Vordergrunde; in West die waldbedeckte Kette des Karmel; in NW. Berge von Galiläa und zwischen durch erblickt man das Meer; in Südost erhebt sich die Kette des Adschelon, jenseits des Jordan, deren höchste Kuppen be- reits mit Schnee bedeckt Avaren: in Ost breitet sich die Hoch- ebene von Hanran aus; in Nordost stehen die Berge des Dschebel Dschowalan, mit den Bergen des Jordanthaies und jenen am See von Tiberias (Genesaret) im Vordergrunde, zwischen welchen leztern man ein Stückchen dieses Sees selbst erblickt. Zwischen den nordöstlichen Vorbergen des Tabor und den Bergen am südwestlichen Rande des See- beckens von Tiberias breitet sich die schöne Ebene Ärd-el Hamma (Meereshöhe 955 Paris. Fuss) aus. In Nord liegt das Gebirge von Safed mit der gleichnamigen Stadt auf seinem breiten Rücken und darüber hin, in der Richtung NNO. erhebt sich, als würdiger Schlussstein des ganzen Rundgemäldes, der prachtvolle Dschebel es Schech , auch Dschebel el Teltsch (Schneeberg) genannt, der grosse Hermon der Bibel, welcher meiner Schätzung nach mit seinen höchsten, vom Tabor aus je- doch nicht sichtbaren, Kuppen zu 9500 Paris. Fuss Meeres- höhe * ansteigt. Dieser den Haupt-Gebirgsknoten des Libanon und Äntilibanon bildende Bergriese Syriens war bereits bis zur Hochebene herab, welche an der Südseite seines breiten Fusses sich hinzieht, mit Schnee bedeckt, wodurch sein Anblick im liefen, reinen Blau des syrischen Himmels der ganzen Landschaft einen eriiabenen Ton gab, der sich jeder Schilderung entzieht. An der Nordseite des Tabor-Plateaus zeigte man mir die Grotte der Jünger und unter den Ruinen der festungsartigen Gipfelstadt die Reste der griechischen und der lateinischen Kirche, leztere eine Grotte, welche noch zeitweise in gottes- dienstlichem Gebrauche steht. Ein grosser Theil dieser Ruinen, wenigstens jene, die unverkennbar die Reste einer Festung sind , scheinen aus den Zeiten der Kreuzzüge herzustammen. * I, 2, p. 767. .i: Ui 'JT"^ Vom Tabor ritten wir durch Wald, in welchem wir ganze Rudel von Gazellen, Wildschweinen und Feldhühnern aufjag- ten *, eine Stunde lang" in NO. bis zum Chan Wumm-el Tuggar, insgemein der Basar genannt, weil dort von den Bewohnern der umliegenden Gegend wöchentlich Markt gehalten wird. An diesem Chan betraten wir die schöne Thalebene Ard-el Hamma =•" , über welche wir zwei Stunden gegen NO. bis in die Gegend des Chan Sept hinzogen, wo sich in einem flachen Thale, am Berge der acht Seligkeiten, zwei Cisternen und in der Nähe die Reste des Chans befinden, von dem die Gegend den Namen trägt. Der Berg der acht Seligkeiten ist noch niederer als der Tabor, hat aber, einen Kamm bildend, schärfer ausge- drückte Formen. Von dieser Stelle aus sahen wir die Stadt Safed auf dem Rücken des gleichnamioen ßeroes sehr deut- lieh, und ich glaube, dass dieselbe in einer Meereshöhe von nahe 3000 Fuss liegen dürfte. Von dem Berge der acht Seligkeiten wandten wir uns wie- der mehr östlich und stiegen eine Stunde lang langsam gegen das Becken von Tiberias hinab. Von der Höhe ösHicli bei Hattin aus, wo Christus mit wenigen Broden und Fischen Tau- sende speiste, sahen wir auf einmal den See von Genesaret tief zu unsern Füssen. Von hier ans fällt das Gehänge sehr steil ab und doch braucht man eine Stunde, um an das Ufer des Sees hinab zu gelangen. Der Anblick seiner Umgebung ist in der Nähe nicht so reizend, als sie in einiger Entfernung von höher liegenden Punkten aus erscheint. Hohe Berge umschlies- sen das Seebecken. Sie sind mit Vegetation bedeckt, jedoch grösstentheils baumlos und der dunkle Spiegel der sechs Stun- den langen und drei Stunden breiten Wassermasse, die mau ganz überblickt, bringt einen etwas düstern Eindruck hervor. Nur der Dschebel es Schech , der mit seinem glänzenden Schneehaupte von Norden her in das Thal hernieder schaut, gibt dem ganzen Bilde einen grossartigen Anstrich. Mit * Auch Stachelschweine sollen sich auf dem Tabor finden. ' ' Der Tabor erhebt sich 800 Pari.«. Fuss über die Ebene Ard-el Hanmia: so wie auch meiner Schätzung nach über die Ebene am Fusse seines südlichen Abfalles, weiche beide Ebenen also ziemlich in ein und demselben Niveau liegen dürften. 9 ■■■' 132 Anbruch der Nacht kamen wir in Tiberias (heut zu Tage Tabarie) an. Das arme Städtchen wurde, so wie Safed und mehrere andere Städte und Dörfer Syriens, durch das furchtbare Erd- beben am 1. Januar 1S37 ganz vom Grunde aus zerstört. Es war das erste Mal , dass ich einen durch Erdbeben ganz in Schutt zusammengerüttelten Ort betrat und die Brandstätte einer Stadt ist nichts gegen diesen Anblick; denn auf jener bleiben doch in der Regel die Mauern stehen. Es waren nun bei- nahe zwei Jahre seit jener Katastrophe verflossen, die in Ti- berias mehreren Hunderten von Menschen das Leben kostete, die Übrigen aber an den Bettelstab brachte, und noch gelang es uns nicht ohne Miihe unsere Pferde iiber die Schutthaufen fortzubringen. Der Mensch hängt fest an seinem heimath- lichen Boden und ist er auch noch so treulos. So auch hier. Zwischen Schutt und Trümmern waren kleine Hüttchen aufge- schlagen, worin die Bewohner der früheren Stadt hausten und nur erst einige wenige Juden hatten angefangen ihre Häuser wieder aufzubauen. Wie man an den Stadtmauern zunächst dem See deutlich sieht, so hat bei diesem Erdbeben wenig gefehlt, dass nicht ein grosser Theil der Stadt ganz im See versank; denn der Boden neigte sich sehr stark dahin. Nach langem Suchen fanden wir den griechischen Geist- lichen , der uns den Schlüssel zur Kirche des heiligen Petrus gab. Wir nahmen in derselben, die am See zwischen Ruinen liegt und von der beim Erdbeben nur ein Theil des Gewölbes eingestürzt war, unser Nachtlager. Im Beichtstuhle, 8 Fuss. über dem Niveau des Sees, schlug ich mein Observatorium auf. Am 2 2. December. Meinen sehr sorgfältig angestell- ten barometr. Beobachtungen zu Folge liegt der Spiegel des Sees von Tiberias oder Genesaret 625 Paris. Fuss unter dem Niveau des mittelländischen Meeres, und das Becken dessel- ben liegt in der Depressionslinie des todten Meeres und des Jordanthaies. Der Jordan fliesst bekanntlich durch den See, und da die Länge seines Laufes vom Ausflusse aus diesem See bis zu seiner Mündung im todten Meere ungefähr 20 geograph. Meilen (15= 1" des Äquators) beträgt, so berechnet 133 sich aus der Höhendifferenz beider Seespieoel für den Jor- dan in dieser Strecke ein Stromoefälle von nahe 1) Paris. Fuss anf 1000 Klafter, ein Gefälle, welches der Geschwin- digkeit seines Lanfes ganz entspricht *, Von Tiberias aus übersieht man, ein kleines Stück im südlichen Tlieile abge- rechnet, den ganzen See mit den wenigen an seinen Ufern lie- genden Ortschaften, darunter das biblische Capernaum, nörd- lich von Tiberias. Gejicnüber, auf dem Rücken der ßeiüe, welche einer Mauer cähnlich den Abfall des Plateaus von Hau- ran in das Seebecken bilden, liegt das Städtchen Fick mit eini- gen Dörfern. Dass die Einsenkung des Seebeckens von Tiberias bis unter das Niveau des Mittelmeers, als ein Element der gan- zen, in gerader Linie über 30 geograph. Meilen oder GO '■' Nach Schübert's Besfiuumiiig- beträgt die Depression des Sees von Tiberias 535 Paris. Fuss und nacli der trigonom. des Lieutenants SKYMO^D (L'institut, 1"' Sect. sciences mathcmatiques pbysiques et naturelles. Paris 1842. X annee. p. 100) gar nur 84 Par. Fuss. Bringt man nun hiemit die Angaben der beiden Reisenden für die Depression des todten Meers, und zwar des erstem mit 600 Paris. Fuss, des zwei- ten mit 1337 P. Fuss in Rechnung, so ergibt sich für den Jordan zwischen dem See Tiberias und dem todten Meere ein Stromgefüllc auf 1000 Klafter seines Laufes; nach Schubert mit . . 0,81 Paris. Fuss, „ Seymond „ . .15,7 „ „ Ersteres Resultat widerspricht der Geschwindigkeit des Jordanlau- fes, als der eines Bergstroms , geradezu, lezteres ist unwahischeiniich, weil der Lauf des Jordans nicht so reissend ist, dass derselbe ein so star- kes Gefälle voraussetzen miisste. Der Grund hierin liegt hei Schübert's Bestimmung offenbar in der viel zu geringen Angabe der Depression des todten Meers, bei Sevmond umgekehrt in der zu geringen Angabe der Depression des Sees von Tiberias. Da auch bei einer trigonometr. Messung Fehler stattfinden können und Seymond's diessfällige Bestimmung zwei barometr. Messungsresultate, das Schübert's nämlich und das meine,, gegen sich hat, so wäre eine Wiederholung der trigonom. Operation zur ge- nauen Bestimmung der Depreession des Sees von Tiberias allerdings im Interesse der Wissenschaft sehr wünschenswerth. Weitere Bestimmungen über die Depression des Sees von Tiberias sind mir nicht bekannt, jene über die des todten Meeres aber von: Moore, Beck, Gallier, Bertoü, Schubert, Seymond und von mir, mit welchen lezten die von Bertou und Seymond fast ganz übereinstimmen, hat Alex. v. Humboldt zusammengestellt in: Compt. rendus. 1842. XV. 884 — 886, und in Central-Asien, Deutsch von Dr. Mahlmamh. Berlin 1844. I, S. 544 etc. 134 Stunden langen Depression des Jordan-Thaies und des todten Meeres das Resultat vulkanischer Einwirkung; ist, spricht sich in dem geologischen Habitus des ganzen Terrains weit klarer aus, als es am todten Meere der Fall ist. Die Anwe- senheit wirklieh vulkanischer Gesteine (ßasalt-Ströme im Jura- kalk und Jura- Dolomit) 5 die Frequenz heftiger Erdbeben, die Krater- ähnliche Form des Seebeckens (Gegenstände, auf welche ich im vierten Abschnitte dieses Bandes ausführlich zu- rückkommen werde) und das Vorhandenseyn heisser öuellen am Rande des Bassins, bilden die, meiner Ansicht nach, unumT stösslichen Kriterien nicht nur für die einst hier stattgefun- denen tumultuarischen Katastrophen, sondern auch für den noch fortdauernden Bestand der vulkanischen Einwirkung. Die bedeutendsten dieser heissen Quellen, welche schon in bib- lischen Zeiten als Bäder benützt wurden, liegen am westli- chen Ufer des Sees, eine halbe Stunde südlich von Tabarie. Der Weg dahin, den ich sehr zeitlich am Morgen antrat, führt an einer Menge von Ruinen des alten Tiberias vorüber. Eine bedeutende Meno-e am Boden liegender Säulentrümmer aus egyptischem Syenit-Granit lassen auf schöne Gebäude schlies- sen, die einst hier gestanden haben mögen. Die alte Stadt reichte fast bis zu den heutigen Bädern, hatte daher eine Länge von wenigstens einer halben Stunde, und da sie vom See- Ufer bis zum Berggehänge in ihrer grössten Ausdehnung auch fast eine gleiche Breite einnahm, so muss sie sehr be- trächtlicli gewesen seyn. Die heissen Quellen entspringen ganz nahe am Ufer aus dem Schutt.lande, welches aus Basalt und Kalkstein-Gerölle besteht. Mehrere kleine, rauchende Bäche, die sich in den See ergiessen 5 deuten auf eine grössere Anzahl solcher Quel- len hin, die ohne Zweifel nur Zweige eines und desselben Stammes sind. Die bedeutendste dieser Thermen ist mit einem gemauerten Schachte aufgefangen , von dem aus ein bedeck- ter, ungefähr ;>00 Schritte langer Kanal zu den neuen Bädern führt. Da das Wasser in diesem Schachte mit einem Hoch- drucke von 2 bis 3 Fuss aufsteigt, so ist es wahrscheinlich, dass der eigentliche Ursprung in dem ganz nahe hinter den Bädern sich erhebenden Gebirge liegt, welches aus Jura-Kalk 135 und Jura -Dolomit besteht und dessen Fuss von mächtigen Gei'öllanhäiifmio^eii bedeckt wird. Das Wasser der Haupt- Quelle ist <;anz klar, hat einen stark salzij^en Geschmack und entwickelt ausf^ezeichnet den Geiuch nach schwefliger Säure, Der qualitativen Analyse zu Folge enthält dasselbe an Basen : NatroUj Kalkerde, Talkerde und Kali; an Säuren , ausser der freien schwefligen Säure: Chlorwasserstoff und Schwefel- säure. Die Temperatur des Wassers im Schachte fand ich bei einer Lufttemperatur von 11,2*^ Rcaum. gleich 4G" lleaura. Es bildet keine festen Ansätze, wohl aber viel Schlamm. Ein un den Uuellen sich befindendes sehr altes Bad wird nicht mehrbenüzt; denn IßRAHiM-Pascha hat nebst dem erwähn- ten Schacht und Kanal zur Auffaugung und Leitung der Hauptqnelle auch neue Bäder herstellen lassen, deren An- lage im Ganzen recht niedlich ist, die aber nach türkischem Gebrauche sehr vernachlässigt werden und im Detail betrach- tet von vorne her grosse Fehler besitzen. So öffnen sich die Thiiren der Ankleidezimmer nicht in das Badelokal, worin sich das grosse, schöne Bassin befindet, welches als gemein- schaftliches Bad beni'izt wird, sondern auf einen Gang, durch welchen man erst zum Bade gelangt und dessen Steinpflaster nicht einmal mit Strohmatten belegt ist. Zur Benützung des Wassers im Bassin für Badende lässt man dasselbe nicht vor- erst abschlagen, oder doch lange genug ruhig stehen, um et- ^vas auszukühlen, sondern man bedient sich desselben unter fortwährendem Zuflüsse in einer Temperatur von 40 und mehr Graden Reaum, Als ich dahin kam, waren gerade keine Badenden im Bassin, das Wasser war klar und rein und ich schickte mich an zu baden. Vorsichtigerweise, da mir die Temperatur verdächtig vorkam, versuchte ich das Bad vorerst nur mit den Füssen und ich musste augenblicklich davon ab- stehen, denn die Empfindung, die ich dabei hatte, war offen- bar die des Gebrühtwerdens*. Nach mir kamen Amanten, ,,. ; * Einige Tage nach mir i;am ein Reisender, ein ältlicher Mann, den man mir mit dem Namen Martiivo bezeichnete und der österreichischer Unterthan war, dahin, um zu baden. Unvorsichtig sprang derselbe in das Bassin und war augenblicklich todt. Ein Schlagfluss war die Folge der syri.schen Badetemperatur und seiner eigenen Unklugheit. 130 die, weniger empfindlich, hineinsprangen nnd herumschwam- men; die krebsrothe Gesichtsfarbe derselben Hess mich jedoch vermuthen, das auch für sie das Ding zu heiss seyn mochte. Ausser diesem öffentlichen ßade bestehen in der Anstalt auch noch Extrazimmer mit Wannenbädern, welche recht gut ein- gerichtet sind. Mir räumte man zu meinem Gebrauche ein recht niedliches Zimmerchen mit einer Wanne aus Marmor ein, deren sich auch IßRAHiM-Pascha bedient haben soll, wenn er hier verweilte. Auf dem Rückwege von dem Bade nachTiberias war der See wie vom heftigsten Sturme so bewegt, das die Brandung i'iber dte gegen den See hin geneigten, zertrümmerten Stadt- mauern schlng, und doch bemerkte man unmittelbar am Ufer nicht den leisesten Windhauch; stieg man aber ungefähr 500 Fuss am westlichen Gehänge des Seebecke-ns empor, so ver- spürte man einen heftigen und sehr kalten Wind, der von dem Plateau von Hauran, auf dem es lezter Tage stark geschneit hatte , herüber kam. Diese Erscheinung lässt sich nur da- durch erklären, wenn man annimmt, dass die Luftwellen sich am östlichen Gehänge des Seebeckens in das Thal herabsenk- ten, auf dem Seespiegel aufschlugen und denselben in Bewe- gung sezten, bevor sie aber das westliche Ufer erreichten, dnrch Abprallung auf der Seefläche sich wieder empor- schwangen und somit erst in einer gewissen Höhe des westli- chen Gehänges wieder fühlbar werden konnten. In Tiberias befand man sich daher damals buchstäblich unter dem Winde. Um Mittag verliess ich Tabarie und ritt den alten Weg bis zu den zwei Cisternen am Berge der acht Seligkeiten zurück, in dessen Nähe wir auf der Strasse einen in lezter Nacht von Wölfen zerrissenen Esel fanden und kurz darnach drei dieser Bestien selbst erblickten, darunter eine mir sehr gross zu seyn schien. An den Cisternen, welche zwei Stunden von Tabarie entfernt liegen , verliessen wir den gestern genommenen Weg und wendeten uns mehr westlich. Wir ritten über schöne, hügelige, sehr fruchtbare Ebenen und kamen nach 2 Stunden Ich brachte (später die Verlassenschafl dieses Unglücklichen, bestehend in einem versperrten Koffer, von Acre nach Beirut und überantwortete sie dort dem österreichischen Konsulate. 137 im Dorfe Kana (Kaiia in Galiäa. Kefr Kenna nach Robinson)* an, wo man mir die Ruinen der lateinischen Kirche, ehemals das Hans des Apostels Bartholomäus, die bestehende griechi- sche Kirche und die Cisterne zeigte, aus welcher das Wasser geschöpft worden seyn soll, welches der Herr in Wein ver- wandelte. Bei Kana stiegen wir das Gebirge von Nazaret an, wendeten uns südwestlich, ritten auf einem garstigen Wege über zwei hohe Berge und kamen mit Anbruch der Nacht wieder im Convente zu Nazaret an. Am 24. December. Der mir unvergesslichste Christ- Abend, den ich je erlebte. Ich wohnte dem mitternächtigen Got- tesdienste in der lateinischen Kirche zu Nazaret bei. Den folgenden Tag, als am Christtage, den 25. December, war allgemeine Aufwartung bei dem Vorstande des Conventes, womit ich zugleich meinen Abschiedsbesuch verband, da ich auf den morgigen Tag meine Abreise von Nazaret festgesezt hatte. Auch in Nazaret fand ich die Christen^ wie die zu Bethlehem, eine sehr leicht erregbares Volk. Gleich den Bet- lehemiten hatten sie unter Anführung eines Sohnes des alten Katafago bei der syrischen Revolution im Jahre 1834 mit grossem Erfolge die Parthei Ibrahim -Pascha's ergriffen und ihn in seinem Kampfe, namentlich in dem Bezirke Samaria, wacker unterstüzt. Am Abende kamen noch sämmtliche Patres zu mir, um Abschied zu nehmen, wobei ich bemerkte, wie sehr die meisten sich zurück aus dem gelobten Lande nach ihrem Vaterlande sehnen. 3) Reise von IVazaret naclt St. «ieaii d'Acre und von da über Seida naclt Beirut. Aufenthalt da- selbst bis zur Riickkelir nach Kg-yyten und Kxiiur- sion naclt Sacit-el Alma ant liibanon* Am 2(i. December 183 8. Im Morgengrau ritten wir bereits den Berg von Nazaret hinan, stiegen jenseits * Robinson (III, l. p. 444 etc.) zweifelt aii der Indentität dieses Kana mit dem biblisclien Kana in Galiläa «nd versezt lezteres an die Stelle des heutigen Kana-el Jelil (Dschelil) zwei Stunden nördlich vom Dorfe Sefurieh (Safureh) und rechts der Strasse , auf welcher man von •Nazaret nach Acre zieht. 138 wieder ebenso tief in das Thal nieder, passirten später das Dorf Safureh, genossen eine herrliche Fernsicht auf das Meer, Messen weiterhin Kana el Dschelil rechts und das «grosse Dorf Schafa Amr links unseres Weges liegen und kamen end- lich nach einem vierstündigen Ritte durch das Gebirgslaud von Galiläa, und nachdem ich, ohne Schaden zu nehmen, wie- der einmal mit meinem Pferde kopfi'iber gestürzt war, in das Flachland der Meeresküste. Am Westrande der Gebirge Galiläas, dort wo wir die Ebene betraten und der Weg nach Acre über einen Hügel führt, ist ein Punkt, den ich jedem Rei- senden empfehlen kann. Wendet man sicli auf diesem Hügel etwas südlich, so erblickt man in weitem Bogen den ganzen Waldrücken des Karmel und die ßay von Chaifa. Hoch auf der Spitze des Vorgebirges erhebt sich das neue , modern ge- baute und schön eingerichtete Karmel -Kloster. Wie eine Warte des Christenthums sieht es hinaus in das weite Meer und schaut sich nach den Schiffen der Ritter um , die da kom- men möchten das Heiligthura unseres Glaubens, den Grund- stein unserer religiösen Civilisation von dem schmachvollen Drucke des Islams zu befreien. Am Fusse des Karmel liegt das Städtchen Chaifa, zur Rechten am Strande des Meeres Acre, das alte Ptolemais, auf dessen Wällen die Macht des Christenthums in Syrien unter Strömen von Blut erlosch, vor sich hat man das unbegränzte Meer, zu beiden Selten ein in Fruchtbarkeit schwelgendes Land, hinter sich die Berge von Galiläa, welch ein Bild in südlicher Beleuchtung und südlicher Farbenpracht und welche Fülle geschichtlicher Erinnerungen! Nach einem Ritte von 3 Stunden über die schöne Ebene erreichten Avir Acre, von den Arabern Akka genannt. Acre damals bei dem zwischen der Pforte und Mehemed-Ali herr- schenden und bis zum Losbrechen gegenseitiger Gewalt ge- spannten Verhältnissen mit einer Besatzung von 4200 Mann bei einer Einwohnerzahl von 800 versehen, ist die bedetitendste Festung der syrischen Küste, und die egyptischen Militärs hielten sich umsomehr von der gegenwärtigen gänzlichen Un- eiunehmbarkeit dieses Platzes überzeugt, nachdem derselbe mit Hülfe der Englä,nder den Franzosen 1799 durch zwei Mo- nate widerstand, nachdem es im Jahr 1832 Ibrahim- Pascha im Kriege gegen den rebellischen AßDALLA-Pascha eist nach einer sechsnionatliclien Belageniiig gelungen war, Acre mit Sturm von der Landseite zu nehmen, nbschon die noch wirk- lich waffenfähige Besatzung in nicht mehr als HOO bis 600 Är- nauten bestand, die an allem Mangel litten und nicht einmal hinreichten die vorhandenen Kanonen ordentlich zu bedienen, und nachdem nach erfolgter Eroberung durch IßRAHiM-Pascha die gegenwärtig (1838) bestehenden Festungswerke ganz neu und mit Zuziehung europäischer Sachverständiger hergestellt wurden. .m vy •• i!J" ii'i''».'i.i> ii-ji» Die Stadt hat nur ein einziges Thor an ihrer südlichen Seite, welches in der That stark befestigt ist; da aber an dem die ganze Stadt von da aus auf ihrer Landseite umgebenden hohen Walle kein Graben gezogen ist, so dürfte ein Sturm selbst von dieser Seite aus , nach meiner Ansicht, umsoweni- ger zu den ausserordentlichsten Wagestücken gehören, als ausserhalb dei- Festung und innerhalb Kanonenschussweite ein gegenwärtig unbefestigter Hügel sich befindet, von dem aus man die Batterien auf dem Walle mit schweren Geschützen, während den Vorkehrungen zum Sturme , gewaltig in Schach halten könnte. Zeit und Blutverlust würden jedoch, w enn dem Angreifenden zugleich eine Flotte zu Gebote steht, bei dem Angriff'e von der Landseite kaum zu rechtfertigen se} n, da die Schwäche von Acre gegen die See so gross und so blosgestellt ist, dass es unbegreiflich erscheint, warum MüSTAPHA.-Pascha, der damalige Admiral Mrhembd-Ali's, den Punkt mit seiner starken Flotte nicht von dieser Seite nahm und erst IßRAHiM-Pascha durch Sturm von der Landseite her der Geschichte ein Ende machen musste. Die Mauern der Stadt, an der Meerseite, ihre einzige Befestigung dort, sind schwach und zum Theil so niedrig, dass auch zugleich der grösste Theil der Stadt von der See aus bestrichen werden kann. AßDALLA-Pascha, der diesen Übelstand wohl einsah, hatte daselbst den grössten und besten Theil seines Geschützes aufgestellt. Die egyptische Flotte hielt sich jedoch wäh- rend der Monate laugen Belagerung off"enbar zu ferne, und muss auch ausnehmend schlecht geschossen haben, indem ihre Kugeln, wie sich Jeder noch sechs Jahre später überzeugen 140 konnte, alle zu hoch j^ingen und den obersten Theilen der Häuser in der Stadt ungleich mehr Schaden zufügten, als den Befestigungen ain Meere. Dabei ist das Meer bis ganz nahe an die Stadt tief genug, um den grössten Schiffen, wenn sie das Fahrwasser kennen, die Annäherung zu gestatten und zudem befinden sich sowohl nördlich als südlich der Stadt Landungsplätze, wo sich Truppen ausschiffen und auch so- gleich verschanzen können. Ich ging später am Abende mit einem egj ptischen Offizier die Befestigungen anzusehen, und auf den Mauern an der Seeseite stehend fragte er mich, ob ich je eine stärkere Festung gesehen habe? Ich bin nicht Militär, erwiederte ich, und kann daher auch in dieser Sache kein competentes ürtheil abgeben, dem Ansehen nach aber dürfte eine europäische Flotte, deren Führer Muth genug haben sich dem ersten und heftigen Feuer der Batterien auf den Mauern für wenige Augenblicke auszusetzen und sich dicht vor eure Kanonen zu legen, euch das Nest in ein paar Stunden über den Kopf zusammen schiessen. Ich muss bekennen, dass es mich freute, als ein paar Jahre später, nämlich im Jahre 1840, die vereinte englische und östereichische Flotte diese Prophezeihung eines Laien, wobei ich freilich auf das mir wohl bekannte egyptisclie Militär Rücksicht nahm, so buchstäblich verwirklichte und Acre in nicht ganz drei Stunden zusammen schoss *. Ich hatte der in Jerusalem herrschenden Pest wegen ei- nige Furcht, dass man mir den Zutritt in Acre verweigern werde, als ich jedoch auf das: Woher? am Thore antwortete: von Nazaret — Hess man mich mit meinen Leuten ungehin- dert passiren. In Ermanglung eines andern Quartiers ritt ich in das durch die egyptischen Kugeln von 1S32 stark rninirte lateinische Convent, welches den kleinern Theil einer grossen Lokelle einnimmt, die ich mit Soldaten und levantinischen Fa- milien angefüllt fand. Der Pfarrer, Pater Augustin, war nicht zugegen. Während ich seine Heimkehr erwartete, sprach mich ein europäisch gekleideter Israelite im Hofe der Lokelle deutsch an und stellte sich mir als den früheren englischen * M. s. acht Wochen in Syrien. Ein Beitrag zur Geschichte des Feldzuges 1840. Stuttgart 1841. S. 62 etc. 141 Agenten von Safed vor. Mr. Fentzi, so ist sein Name, trug sich mir auf das Gefälligste zum Begleiter in der Stadt und Umgebung an, und da zugleich Pater Augustin erschien, der mir ein recht freundliches, reines Zimmerchen anwies und für einen ungewohnt guten Tisch sorgte, so sah ich mich bestens aufgehoben. Fentzi hatte in Folge des Erdbebens 1837 zu Safed seine Habe verloren und sich nun in Acre etablirt, wo er seine Agentie- Geschäfte fortvsczte. Er machte mir von der Lage der Israeliten in Safed eine sehr traurige Darstellung. Wie bekannt, erfreuten sich früher viele der in Safed wohnenden jüdischen Familien des blühendsten VV(>hlstandes. Da ergab sich, dass im Jahr 18;>4 mehrere der in Safed und der dorti- gen Umgegend sesshafte, fanatisch aufgeregte Mohammedaner plötzlich über die Juden herfielen, einige dreissig derselben tödteten, Frauen und Mädchen schändeten, viele von Haus und Hof verjagten und im Ganzen an Juwelen, Geld, Effecten u. s. w. im Werthe (nach Fentzi's Angabe) von 445,028 fl. Conv.-Mz. raubten. Unter dem Einflüsse hoher Personen mangelte es nicht an energischen Vorstellungen, ein eigener Commissär wurde abgesandt und endlich unter der Mit- wirkung SoLiMAN-Pascha's das Resultat errungen, dass die Hebräer an zerbrochenen Effecten etc. für den Werth von 843 fl. zurückerhielten. Eine Bestrafung der Räuber soll nicht erfolgt seyn. Nach Fentzi's Angabe, welche auch die übrigen Hebräer aus Safed bestätigten, die ich als Flüchtlinge in Acre kennen lernte, war bis zum heutigen Tage kein weiterer Rückersatz des Geraubten erwirkt worden* und die Forderungen der Be- raubten sollen sich noch dato auf 4,441,849 Piaster oder 444,1 85 fl. Conveutions-Mze. belaufen, welche sich, wie folgt, vertheilen : Russische Unterthanen . . . 2,353,566 Piaster, . . . 322,162 „ ... 131,315 „ . . . 345,532 „ . . . 300,455 „ Was in dieser Beziehung; weiter geschah, ist mir unbekannt. Preussische » . Österreichische » Englische » Französische » 142 ;?''Toskanisclie Unterthaneri .... 587,002 PiasterJ^ I'' Holländische „ ... 72,041 „ ' '; ■''Griechische „ ... 29,776 „ Zusammen wie oben: 4,441,849 Piaster. Wenn nun auch, wie ich selbst glaube, dieser Kalkül, wollte man der Sache näher auf den Grund sehen , einige Correctionen erhalten diirfte, so bleibt noch immer, selbst wenn er um die Hälfte herabsin- ken sollte, so viel i'ibrig-, um in Verbindung mit dem Nachfol- genden das Schicksal der armen Hebräer zu Safed im höch- sten Grade erbarmenswürdig zu finden. Bald nach diesem Raube, nämlich im .lahr 1837, wurde Safed, gleich Tabarle und einigen andern Orten, durch Erdbeben vom Grunde aus zerstört, und unmittelbar nach dieser Katastrophe fielen die Drusen , wie man sagt auf Anstiften derselben Mohammeda- ner, welche den Raub im Jahr 1834 begingen, i'iber die Juden her und nahmen ihnen das Lezte, was sie fanden. Es ist schwer ans diesen Angaben die reine Wahrheit des.Ziffers evident herauszustellen, jedoch die Fakta bestehen, und sollte ich auch in erstercr Beziehung irrig berichtet wor- den seyn, was erst zu beweisen wäre, su glaubte ich doch die- sen Gegenstand nicht mit Stillschweigen umgehen zu sollen, da auch die Schattenstriche ein Element des ganzen Bildes ausmachen. Das kleine Acre war zur Zeit meiner Anwesenheit mit Soldaten voll, unter denen mir die Lanziers IßRAHiM-Pascha's durch ihre hiibsche Adjustirung, durch ihre leichte und doch sehr zweckmässige Bewaffnung und vorzüglich durch ihre schönen Pferde auffielen. Im Ganzen jedoch war der Zustand der anwesenden Truppen ein sehr kläglicher. Seit wenig- stens 18 Monaten hatten sie keinen Sold zu sehen bekommen, die Verpflegung war unter aller Kritik und so wurde der Grund jener Demoralisation gelegt, der den überaus schnellen, für Mehemed-Ali so nachtheiligen Ausgang des Feldzuges von 1S40 herbeiführte. Da ich zu meiner Weiterreise die nöthigen Pferde unmög- lich auftreiben konnte, so hatte auf Fentzi's Verwendung der Platzkommandant HAFUs-Bey die Gefälligkeit meine Mukers vonNazaret zu nöthigen, mich auch noch bis Seida zu bringen. 143 Noch in der Nacht giiif? einer dieser Mukers mit seinem Pferde und dem von mir erhaltenen Geldvorschusse dmch. Hafüs- Bey leitete sogleich die Habhaftnehmung" desselben ein, um je- doch dadiirci) nicht anfgelialten zu werden, übernahm ein Grie-' clie mir für das entiissene Pferd zwei Esel zu substituiren. Kanonendonner verkündete Abends die Ankunft Ibrahim- und SoLiMAN-Pascha's (Selves), Avelch lezteier damals ein eine halbe Stunde vor der Stadt liegendes Landhaus mit sehr schönen Gärten bewohnte. Am 2 7. December. Erst Nachmittags kam es zum Aufbruche. Der Weg führte uns anfanglich zwischen bebau- ten Feldern und Gartenanlagen hin, wo wir die schönen Was- serleitungen sahen, welche unter DscHESAR-Pascha erbaut wor- den seyn sollen , wahrscheinlich aber viel älter sind. Eine derselben führt zur Stadt, die andere zieht sich ein paar Stun- den an der Küste hin und endet dann an einem Landhause. Auch wir wendeten uns an die Küste, passirten auf schrecklich ver- wahrlosten Brücken einige Bäche und lagerten nach einem vierstündigen Ritte am Rhas (Vorgebirge) Nochöra. Am 2 8. D e c e m b e r. Früh am Morgen zogen wir den steilen W"eg zur Höhe des Rhas Nochöra hinan und genossen von oben in der Morgenbeleuchtung den Anblick einer der herrlichsten Seelandschaften. In Süd liegt die weite Rhede von Chaifa mit dem Karmel und mit Acre; in Nord hingegen sahen wir hohe, bereits weit herab mit Schnee bedeckte Gipfel des Libanon. Nach fünf Stunden erreichten wir das Rhas el Abiad, das weisse Vorgebirge, das Promontorium albuni der Alten. So benannt und feriiehin ausgezeichnet durch seine schneeweissen Kreidefelsen, die senkrecht in das Meer abfal- len. Man hat die Strasse, eine Stunde laug, mitten durch die Felswand ausgebrochen. Sie ist unstreitig sehr schlecht und für Lastthiere äusserst mühsam, da man jedoch an einigen Stellen die tobende Brandung des Meeres bis zu .'JOO Fuss tief gerade zu seinen Füssen hat, so mangelt es nicht an äusserst pittoresken Partien, die diese Passage Avirklich interressant machen. JNördlich vom Rhas-el Abiad betraten wir die Ebene von Sur und erreichten dieses Städtchen selbst innerhalb drei Stunden. ,,, ,,,, 144 Ungefähr eine kleine Stunde vor Sur passirten wir an den berühmten Brunnen von Rhas-el Ain, die, wie alles Grossar- tige der Vorzeit, von den heutigen Syriern als ein Werk Salomons betrachtet werden. Der Zweck dieser Brunnen, deren man zu Rhas-el Ain viere zählt, scheint offenbar kein anderer gewesen zu seyn, als die Stadt Tyrus mit Trinkwasser zu ver- sehen, wofür auch die schönen Wasserleitungen sprechen, welche von den Brunnen aus dahin führen und nun in Ruinen noch Zeugniss jener grossen Zeit geben. Sämmtliche Quellen, die man mit diesen Brunnen auffing , steigen mit starkem Hochdrucke empor und liefern eine grosse Menge reinen und guten Wassers. Die bedeutendste ist, wie die übrigen, mittelst eines aus steinhartem Cemente aufgemauerten Schachtes ein- gefangen , der, achteckig im Durchschnitte, am Tagkranze einen Durchmesser von 60 Fuss hat. Diese gewaltige Was- sersäule steigt mittelst einer 15 Fuss hohen Schachtaufsatt- lung zur gleichen Höhe über die Ebene empor , und da dieses Aufsteigen mit solcher Gewalt vorsieh geht, dass die Wasser- säule in steter Bewegung sich befindet, als sprudelnder Bach über den Tagkranz tretend in das nahe Meersich ergiesst und der Andrang des Wassers so stark ist, dass dadurch das feste Mauerwerk des Schachtes unterhalb des Tagkranzes bereits ganz ausgehöhlt wurde, so ist auch kein Zweifel, dass mittelst einer weitern Erhöhung des Schachtes die Wassersäule sich noch viel höher über das Niveau der Ebene erheben würde. Die Tiefe des grossen Brunnens wird sehr verschieden angegeben, gemessen wurde sie mit 30 Fuss. Ob diese Mes- sung aber verlässlich genannt werden kann, bezweifle ich sehr, da mir die Möglichkeit einer genauen Sondirung, bei der Grösse des Tagkranzes und bei dem aufsteigenden Andränge des Wassers, bloss vom Rande aus und ohne besondere Vor- kehrungen nicht wahrscheinlich ist*. * Nähere Angaben über die Brunnen von Rhas el Ain : Robinson, IIF, 2, p. 659 etc. VoLNEV, deutsche Ausgabe, II, S. 161 etc. NlEBUHR, III, S. 78. PococKE. deutsche Ausgabe, II. S. lll) etc. Maündrell, III, S. 78, etc. 145 In Sur angelangt, schlug ich mein Zelt vor dem Thore auf dem Damme Alexanders auf, mittelst welchem er das alte Tyrus, das bekanntlich auf einer Insel lag, an das Festland kettete, um ihm bequemer zu Leibe gehen zu können. Eine Menge von Gaffern umgab mich, die nicht einsehen konnten, dass es selbst im Winter angenehmer ist, im Zelte zu leben, als in einer schmutzigen Stadt. Die Lage von Sur ist durch das Meer einerseits und den ganz nahen Libanon andrerseits wun- derschön. Der Grösse des heutigen Städtchens nach zu schlies- sen, glaube ich nicht, dass es vielmehr als 1500 EiuAvohuer ha- bendürfte, von denen die Hälfte Christen seyn sollen. Von der ehemaligen , stolzen , reichen , ersten Handelsstadt der Welt sind nur wenige Trümmer von Säulen übrig geblieben. Der grösste Theil des alten Tyrus muss von den Wogen überfluthet seyn , nur der Haupthebel seines Falles , der Damm Alexandrrs, steht noch und macht die ehemalige Insel zu einer Halbinsel. Da zwei meiner Pferde von Nazaret hier erkrankten, musste ich zwei Kamele miethen , welches mir aber erst ge- lang, nachdem ich dem Müsselim mittelst meines Firmans ei- nen panischen Schrecken eingejagt hatte. Am 29. December. Nach zwei Stunden über frucht- bare und bebaute Ebene gelangten wir an den Nahar-el Kasi- mieh , der Leontes der Alten, einer der bedeutendsten Berg- ströme Syriens. Wir passirten den Fluss auf einer nach Lan- desgebrauch äusserst verwahrlosten Steinbrücke. Nach neuen zwei Stunden gelangten wir an den Nahar Sachrane (Sa- harany) und erreichten y^ Stunde nördlich desselben Rhas Sarfand, wo einst dasSarepta der Alten gestanden hat*. Das Land, welches wir bis hieher durchzogen, ist schön und durch viele Bäche und Brunnen reich bewässert. Vom Rhas Sarfand aus genossen wir den herrlichen Anblick von Seida, zu dessen • Berghavs' Karte gibt die Distanz vom Naliar Sachrane bis zum Rhas Sarfand viel zu gross an, indem lezteres genau in der Hälfte des Weges von Sur nach Seida liegt, ein Fehler, der auch in meine Karte überging. Robinson gibt in seiner Karte die Distanzen zwar etwas richtiger, lässt jedoch Rhas Sarfand (Surafend) südlich des Nahar Sachrane (dessen Zaherany) liegen, was irrig seyn dürfte, indem ich kaum glaube, dass sich diessfalls in mein Itinerar ein Fehler eingeschlichen habe. Russegger, Reisen. HI. Bd. 10 146 Schönheit das Meer und der schneebedeckte Libanon zu «rieichen Theilen beisteuern. Nach 4y, Stunden von diesem Punkte aus, der Küste nachreitend , kamen wir in Seida, dem alten glänzenden Sidon an. Dicht an der Stadt beginnen die grossen und schönen Gärten, gegenwärtig prangend im Frühlingsschmucke des Sü- dens. Am Thore hielt man mich an und forderte von mir ei- nen Sanitätspass von Acre, den ich nicht besass und jenen von Jafiä trug ich Bedenken vorzuzeigen, da merkwürdiger Weise die auarantaine zu Seida und jene zu Jaffa damals einander in den Haaren lagen, und wie man mich in Acre avisirte, die gegenseitigen Papiere nicht besonders zu respektiren pflegten. Man verweigerte mir daher den Eintritt in die Stadt, gestat- tete denselben aber ganz ruhig all denen Landleuten , die mit mir zugleich desselben Weges gekommen waren. Ärgerlich ob dieser nutzlosen Neckerei forderte ich, dass man ein Indi- viduum des Sanitätsbureau rufe. Dasselbe erschien in Tur- ban und Kaftan, auf welch Äusseres hin und aus Furcht neuer- dings Contumaz halten zu müssen, ich mein Erstaunen über dieses Benehmen ausdrückte, vorgebend, dass selbst Ibrahim- und SonMAN-Pascha in Acre , wo ich sie jedoch gar nicht gesehen habe, mich versichert hätten, dass ich gar keine Schwierigkeiten hier finden werde. Der Eindruck dieser Nothlüge war sichtbar, denn man Hess mich nun ungehindert passiren. Seida ist ein recht niedliches Städtchen und reiner gehal- ten als die meisten Städte Syriens. Das lateinische Convent, wo ich abstieg, liegt in einer grossen Lokelle am Meere. Am 3 0. December. Der österreichische Vizekonsul Katafago , das Haupt dieser in mehreren Plätzen Syriens an- sässigen, grossen und sehr geachteten Familie, sowie ein Be- amter des Generalkonsulats zu Alexandria, Namens Lapi, der •schon seit längerer Zeit hier in Commissionsgeschäften sich aufliielt, gingen mir gefälligst an die Hand, um die wenigen Stunden meines Aufenthalts zu Seida möglichst angenehm zuzubringen. Ersterer, ein würdiger, noch in seinem hohen Alter schöner Mann, ganz Orientale , sprach mich sehr an. Umgeben von einer zahlreichen Familie und im Sinne des 147 orientalischen Luxus von einer noch zahheicheren Diener- schaft, hatte seine Erscheinung viel Patriarchalisches. So wie von dem reichen Tyrus kaum einige Trümmer übrig bh'ehen, so ist auch von dessen Nebenbuhlerin, dem stol- zen Sidon, wenig mehr zu sehen , als die Reste der alten, ko- lossalen Hafenmauer mit einer noch stehenden Säule. Der schönste Punkt in Seida und werth von Jedem besucht zu werden, ist die kleine Citadelle am Südende der Stadt. Die Aussicht von dort ist unbeschreiblich schön. Man sieht die niedliche Stadt an einem sanften Abhänge ausgedehnt , das Meer in unbegränzter Weite, die schöne Ebene um Seida, be- deckt mit Gärten, Landhäusern und Dörfern. Im Hintergrunde erheben sich die Schneegipfel des Libanon. Drei Stunden von hier, im Gebirge bei Dschuni'"', liegt der Wohnsitz der be- kannten Lady Esther Stanuope. An und für sich machen geistes- und gemüthskranke Personen, wofür ich die gegen- wärtig bereits verstorbene Lady ansehen musste , keinen sehr angenehmen Eindruck, und um so mehr wäre diess bei der Ge nannten der Fall gewesen , da die Arme in lezter Zeit sehr herabgekommen war, in grosser Noth lebte und zudem auch gerade krank lag. Ich unterliess es daher mit meinen prosaisch- praktischen Tendenzen der gefeierten Seherin des phan- tasiereichen Lamartine meine Aufwartung zu machen , zu der es ohnehin wahrscheinlich nicht gekommen wäre , da ich allgemein hörte, dass die Lady Niemanden vorlasse. Viel Inter- essanter wäre mir die Bekanntschaft des alten Emir Beschir gewesen, der seinen W^ohnsitz zu Bed-ed Diu bei Deier el Kamar hatte**; weil er, als eine für Syrien politisch höchst wichtige Person, grossen Einfluss auf das Schicksal dieses Landes nahm. Jedoch auch dazu kam es nicht , da mir die Abfahrt des Dampfschiffes von Beirut nach Alexandria einen festen Termin sezte und ich auch noch einige geognostische Exkursionen am Libanon vor mir hatte. Nachdem ich am entgegengesezten Ende der Stadt noch das Kreuzfahrerkastell auf der kleinen Felseninsel besucht hatte, die durch eine ßogenbrücke mit dem Festlande in * Carnk Syria and tlie Iioly Land, II, p. 14, Abbildung. •* Carke etc. Ij p. 59, Abbildung. 10* 148 Verbindung steht, kehrte ich in das Kloster zurück und wollte abreisen. Ich hatte zur Reise nach Beirutzwei Kamele gemie- thet und den Musselim um ein Pferd oder ein Maulthier für Halil zum Reiten ersuchen lassen. Die Kamele standen mit ihrem Eigenthümer bereits im Klosterhofe, aber nicht nur, dass der Musselim mir weder ein Pferd noch ein Maulthier gesandt hatte, so bekam er auch den Einfall, durch einen Sol- daten die beiden von mir gemietheten Kamele abholen las- sen zu wollen, weil er sie irgendwo brauche. Durch einen Diener des Klosters, dem ich meinen Firman mitgab, Hess ich dem Musselim sagen, dass er nicht nur die zwei Kamele nicht be- komme, sondern dass, wenn er mir nicht sogleich ein Pferd oderMaulthier, versteht sich gegen Bezahlung, schicken werde, heute noch ein Courrier zu IßBAHiM-Pascha mit der Beschwerde gegen sein Benehmen abgehen wird. In 10 Minuten stand ein gesatteltes Maulthier im Hofe und mit Anbruch der Nacht verliess ich Seida. Der Weg führte uns bis über den NaharAuli hinaus gröss- tentheils über sandige Ebene, dann aber der felsigen Küste entlang. Es war eine laue, prachtvolle Mondnacht. Dieweiss- schäumende Brandung des Meers tief zu unsern Füssen war vom magischen Lichte umflossen, doch der erbärmlich schlechte Weg erstickte jede poetische Aufwallung in ihrem Keime. Nach 4y, Stunden kamen wir am Rhas en JNebbi Jonas an. wo wir im dortigen Chane unser Nachtquartier nahmen. Die Wirthsleute, Christen, sind recht freundlich, sie besitzen für den müden Wanderer Wein, Schnaps, ßrod, Eier etc., ein paar anwesende Türken benahmen sich ganz erbaulich , und selbst ein lungenkranker Grieche, der zwar in der Nacht viel Pektoralunfug trieb und dessen kleiner Hund jederzeit bellte, wenn ihn ein Floh biss, wäre auch noch mit Geduld zum aus- halten gewesen. Aber die Wanzen! die waren fürchter- lich; denn sie griffen förmlich in geschlossenen Kolonnen an. Endlich vertrieben sie mich ganz. Ich stürzte hinaus , stieg zu Pferde und galoppirte im Mondenschein an dieKüste, wo ich im Sande mein — Bett aufschlug und Jonas beneidete; denn dieses Gefühl auf der Haut hat er während seines unheimlichen Aufenthaltes im Bauche des Wallfisches gewiss nicht gehabt. 149 Am 3 1. December. Vom Rhas en Nebbi Jonas führt der Weg immer längs der Küste über Sand und Felsen, links das Meer, rechts die hohen, schönen Drusenberge. Nach zwei Stunden erreichten wir das Vorgebirge Rhas-ed Damur und gleich darauf den Nahar Damur , ein in der Regenzeit sehr bedeutender und wilder ßergstrom. Die Passirung des reis- senden Stromes war der vielen und grossen Steine in seinem Bette wegen und da das Wasser den Pferden über den Bauch heraufreichte, nicht ohne Gefahr. Indess einige starke dru- sisclie Bauern, Unterthanen des im nahen Bed-edDin beiDeier el Kamar hausenden Emir Beschirs , waren eigens zu dem Zwecke hieher beordert, um Reisenden beim Übergange über den Fluss zu helfen , wofür sie sich mit einer Kleinigkeit als Lohn zufrieden stellten. Einem kurz vor uns hier angekom- menen Hebräer war aher auch diese Kleinigkeit zu viel. Er wagte allein den Übergang, kam aber nicht bis in die Mitte des Stroms, so warf der Andrang des Wassers sein schlechtes Pferd nm und er blieb spurlos verschwunden. Mit Hülfe der erwähnten Drusen gelang uns der Übergang ganz gut, obwohl nicht ohne Mühe. In einer weitem Strecke von drei Stunden passirten wir mehrere Chans an der Küste, liessen mehrere grosse Dörfer zur Rechten am Gehänge des Libanon liegen, sahen in weiter Ferne die obersten Häuser von Beirut und kamen endlich auf der grossen und wüsten Sandebene el Li- bal an, welche sich von da fast bis an die Thorevon Beirut erstreckt. Wo Wüste und Kulturland zusammenstossen , ist zwischen beiden ein steter Kampf, bei dem das leztere sicher unterliegt, wenn der Mensch sich desselben nicht annimmt. Das sehen wir klar in Egypten, Nubien , Sudan und Arabien, und das sehen wir auch hier, indem der Flugsand dieser, wenn auch kleinen Wüste die im Süden der Stadt Beirut liegenden Gärten aufs Äusserste bedroht. Um den Leztern Schutz zu gewähren und denflüchtigen Sandboden fest zu binden, hat man schon vor langer Zeit (den Eingebornen nach erst unter Fakr ed Diu) und sehr weise am äussersten Rande des Kulturlandes einen Pinienwald anlegen Lassen , der prachtvoll gedieh, aber zu wenig gepflegt wird und wegen seiner verhältnissmässig geringen Breite zu schwach ist, das Übel radikal zu beheben. 150 Es würde keinem physischen Anstände unterliegen die Be- waldung- n.'ich und nach auf die ganze Fläche auszudehnen, denn der Boden ist ganz derselbe und die nöthigen Pinien könnte der Libanon, so holzentblösst er auch ist, immerhin noch liefern. Leider zeigte sich jedoch damals, und ob es jezt besser ist , möchte ich bezweifeln, wenig Sinn in Egyp- ten und Syrien für solche Unternehmungen, und man zog es vor lieber die grössten Summen für unfruchtbare und unerreich- bare Pläne zu vergeuden und das Land faktisch zu devasti- ren, anstatt es zu kultiviren. Drei lange und sehr ermüdende Stunden in grosser Son- nenhitze brauchten wir, um diese öde Sandfläche zu durch- ziehen. Am Thore von Beirut angelangt, fand der Eintritt in die Stadt gar keine Schwierigkeit, was mich umsomehr freute, da ich in meiner Phantasie immer noch eine neue Quarantaine vor mir sah. Ohne Aufenthalt eilte ich in die Lokanda des braven Batista, meines freundlichen Wirths von 1836. Der betriebsame Mann scheiut sein Schäflein in's Trockene ge- bracht zu haben , sein Etablissement, anfänglich nur ein win- ziges Häuschen , hatte sich bedeutend vergrössert und in ein im orientalischen Sinne stattliches Haus umgewandelt. Ich bezog wieder mein altes Zimmerchen und fand bei Battista auch wieder die alte Gefälligkeit, die alte Billigkeit. Am 1. Januar 183 9. Zum Neujahrgeschenke erhielt ich das Liebste, was mir für den Augenblick hätte zukommen können. Consul Laurella sandte mir nämlich zeitlich Morgens ein grosses Paquet Briefe aus der Heimath , die zum Theile schon seit Oktober v. J. für mich hier bereit lagen. Zugleich erhielt ich Bewilligung und Pass zu meiner beantragten Reise durch Europa, sowie die Bewilligung zur bergmännischen Be- reisung von Griechenland , respective zur Annahme des von Sr. M. dem Könige mir gewordenen ehrenvollen Rufes. Mein früherer Entschluss von hier nach Alexandria, wo ich noch den grössten Theil meiner Sachen liegen hatte, zurückzukeh- ren, von dort nach Griechenland zu gehen und mit diesem Lande meine bergmännische Tour in Europa zu beginnen, kam hier- nach zur Ausführung. Beirut fand ich während meiner Abwesenheit von da 151 bedeutend verg^rössert. Besonders hat man längs der Küste ge- gen das Vorgebirge hinaus viel gebaut und mehrere europäi- sche Familien haben sich daselbst angesiedelt. Kaum war ich in Beirut angelangt, so brach das herbst- liche Regenwetter wieder von INenemlos und zwar der Art, dass ich dadurch an meinen Exkursionen auf den Libanon sehr ge- hindert ward. Zugleich eifuhr ich erst hier, dass das zwischen Alevandria und Beirut gehende englische Dampfschiff in der zweiten Hälfte des Monats abgehe und nicht in der ersten, wie man mir bisher gesagt jjatte. Ein anderes Dampfboot ging damals noch nicht auf dieser Route und mit einem Se- gelschiffe wollte ich nicht gehen, es blieb mir daher Nichts übrig, als mit Geduld bis zum 20. Januar in Beirut auszuhar- ren, meine bisher von Nazaret aus beobachtete Eile der Reise zu bereuen und die ersten schönen Tage dazu zu benützen, um eine mir gestellte Hauptaufgabe zu lösen, nämlich die La- gerstätte der fossilen Fische aufzusuchen, die sich den bisher eingezogenen Erkundigungen zu Folge in der Nähe des Klo- sters Antura befinden soll und meines Wissens noch sehr wenig bekannt war. Die Ausfüllung meiner Tagebücher, die Berechnung meines barometrischen Nivellement des südlichen Syriens und der Halbinsel des Sinai , kleine Spaziergänge in regenfreien Au- genblicken um die Stadt , vertrieben mir die Zeit und , wollte ich mir besonders etwas zu Gute thun , so verlegte ich mich auf Fensterbeobachtungen. An der nächsten Strassenecke hatte z. B. ein arabischer Rechtsfreund sein ambnlirendes Bureau aufgeschlagen. Ein Schreibzeug in seiner Leibbinde, spielte er den Schiedsrichter mit einem unbegreiflichen Pflegma, das ihm nur kurz und wenig zu sprechen erlaubte. Desto mehr sprach hingegen sein Begleiter, ein kleiner, dicker Ara- ber, mit einer alten europäischen Jacke, deren Kragen des rauhen Windes halber hoch über die Ohren heraufgezogen war. Er machte den Sprecher und Vortreter für alle Parteien mit amüsanter Lebhaftigkeit, gestikulirte entsetzlich, fuhr mit den ausgespreiteten Fingern beider Hände in die Luft, in die Haare, an die Augen, Ohren etc., je nachdem er seine juridische Begeisterung zur grössern Verständlichung lokalisiren wollte. 152 Die Parteien, meistens Bauern, hörten mit stummer Rüh- rung zu, gaben höchstens nur eine Erläuterung ab, zahlten für den Spruch einen Piaster und waren zufrieden. Welche Fol- gerungen für Öffentlichkeit und öffentliches Verfahren knü- pfen sich selbst an eine so unbedeutende Strassenscene, deren Resultat mich in einem so uncivilisirten Lande, bei einem Volke, dem so zu sagen das Blut in den Adern kocht, wunderte; aber gerade da scheint es ganz am Platze zu seyn; denn das öffentliche Verfahren ist das natürlichste, und wollen die Civi- lisatoren des Orientes sich dem Volke nicht ganz fremd stel- len, so rathe ich ihnen, ja von der Öffentlichkeit im Gerichts- Verfahren nicht abzulassen. Nachdem die gewaltigen Regenstürme sich so ausgetobt hatten, dass auf ein paar ruhige Tage zu rechnen war, be- schloss ich meine Reise zu den versteinerten Fischen anzutre- ten. Laurella sandte mir einen Griechen mit der Empfehlung, dass er nicht nur den Weg nach Antura ganz auswendig wisse, sondern auch alle Fundorte der versteinerten Fische auf das genaueste kenne. Um sich bei mir gleich vorne her beliebt zu machen , forderte der ehrhche Bursche für jeden Tag nur 90 Piaster oder 9 fl. Konv.-Mze. Lohn. Ich machte ihm ein- fach begreiflich, dass er ein Spitzbube sey, und diess einsehend, denn die Worte: „voi avete ragiöne" muss ich so deuten, ging er mit einem Satze auf 10 Piaster des Tages herab. So verliess ich denn nebstbei mit ein paar herrlichen] Pfer- den ausgerüstet, worunter merkwürdigerweise ein arabischer Eisenschimmel sich befand, der mich bereits im Jahr 1836 ab- geworfen hatte und mit dem ich daher schon bekannt war Am 12. Januar früh des Morgens Beirut. Wir rit- ten den entsetzlich schlechten Weg zwischen den Gärten hinab in die Ebene, passirten den Nahar Beirut auf einer nicht min- der schlechten Brücke, wendeten uns links an die Küste und umritten die schöne Meeresbucht bis zum Rhas-el Nahar -el Reib. Wie man die Strasse, nördlich von diesem Vorgebirge, zum Nahar el Kelb binabreitet, welcher Fluss sich hier durch eine tiefe und enge Felsschlucht, eingeschlossen von mehr als 200 Fuss hohen, senkrechten Felswänden, seinen Weg vom Libanon herab zum Meere bahnte, erblickt man, ungefähr 70 Schritte vor dem dortigen Chan, am linken Ufer des Flusses 153 und rechts vom Wege, beiläufig 70 Fuss hoch oben in der Felswand, mehrere antike Skulpturen. Sie sind in drei Par- tien nebeneinander, eine von der andern an 20 Klafter ent- fernt, angebracht. Jede Partie stellt eine menschliehe Figur von ungefähr 8 Fuss Höhe, en Relief gearbeitet, vor. Die Gesichtszüge sind ganz undeutlich geworden, hingegen kann man ersehen, dass jede Figur die linke Hand auf die Brust legt und mit der rechten thaleinwärts weist. Neben jeder Figur ist eine grosse Tafel mit einer Inschrift, ebenfalls en Relief gearbeitet, welche leztere aber, roh gemeiselt von vorne her und stark verwittert, für mich unkenntlich waren, nur glaubte ich mehrere Ankerzeichen auszunehmen. Eine ähnliche Tafel mit einer Inschrift befindet sich im Felsen aus- gehauen, rechts vom Wege, bevor man die Brücke betritt, die auf das rechte Ufer des Nahar el Kelb hinüber führt und eine der besterhaltenen Brücken ist, die ich in Syrien fand. Diese Inschrift liegt ungefähr 50 Fuss über dem gegenwärtigen Mee- resniveau. Neben derselben befinden sich mehrere Löcher im Felsen , offenbar durch Menschenhände gebohrt. Den nebenbei angebrachten Ankerzeichen zu Folge glaube ich, dass diese Löcher mittelst angebrachter Pflöcke und Ringe dazu gedient haben mögen, um die Schiffe, welche bei dem frühern, höhern Meeresstande bishieher gekommen seyn dürf- ten, durch Seile am Ufer zu befestigen. Dass sowohl die See hier einst höher stand, als dass auch der Nahar el Kelb selbst ein höher liegendes Strombett besass und das Terrain um seine heutige Mündung einen Seehafen gebildet haben mochte, ist für den Geologen nicht zweifelhaft; denn seinem Blicke dürften die Spuren des Wellenschlages, die durch Wasser ausge- höhlten Felsen, hoch über dem gegenwärtigen Meeresniveau, kaum entgehen. Wenn Schiffe hier einst gelandet haben, so geschah es, vielleicht um das auf dem Nahar-el Kelb herab- geflösste Holz zu verladen; denn ohne Zweifel waren die Ufer dieses Bergstroms einst weit hinauf zu den Höhen des Liba- nons dicht bewaldet*. Eines ähnlichen, historisch erwiesenen * Die wenigen Reisenden, die dieser interessanten Skulpturen er- wähnen , sehen sie theils als egyptische, theils als römische Monumente an. Kurz vor mir nahm ein Reisender, dessen Name mir unbekannt blieb. Abdrücke davon und derselben Skulpturen gedenken Pocockk 154 Zurücktreten des Meeres, oder späteren Emporheben des Lan- des an der syrischen Küste, erwähnte ich bereits damals, als ich auf meiner Reise im nördl. Syrien den gegenwärtig; trocken liegenden Hafen des alten Seleiicia(Swedie,Siiedie) besuchte. Als wir die Brücke über den Nahar-el Kelb passirt hat- ten, an dessen rechtem Ufer sich eine schöne, hohe Wasser- leitnng aus dem Thale heraus gegen die Küste zieht und von einer Mühle benüzt wird, wandten wir uns wieder dem Meere zu und verfolgten die Küste längs der schönen Bucht von Kessruan, vor uns iu der Ferne das Rhas Watta Silan. Das Gehänge des Libanon ist bedeckt mit terrassenartigen Anpflan- zungen, meist Reben und Maulbeerbäume, mit Dörfern und zahlreichen Klöstern und Kirchen der Maroniten. Wir Hessen rechts zur Seite das grosse Dorf Suk-Michael und passirten das Dorf Dschuni. Der Karte nach lag uns das Kloster An- tura, wo ich hinwollte und wohin mich zu führen mein grie- chischer Führer versprochen hatte , rechts zur Seite auf dem Gebirge, und zwar waren wir der Küste nach schon viel zu weit nördlich geritten. Ich machte meinen Griechen darauf aufmerksam, er sagte mir aber, wir wären schon auf dem rechten Wege. Zum Glücke begegnete ich einem Syrier Ma- mens Müssa , der mich bei meiner Besteigung des Makmel und auf meiner Tour zu den Cedern im Jahr 1830 als ßaro- raeterträger begleitet hatte, ich erkannte ihn zu seiner Freude sogleich und er bestätigte, obwohl in der Geographie seines Vaterlandes nicht sehr bewandert, die Richtigkeit meiner An- sicht und rieth mir nach Suk-Michael umzukehren , was auch das beste gewesen wäre. Der Grieche jedoch versicherte mich, einen kürzeren Weg nach Anturazu wissen. Ein paar hundert Schritte vorwärts commandirte mein heilloser Führer halb rechts und wir kletterten mit unsern Pferden steil das von grossen, scharfkantigen Kalksteinblöcken bedeckte Gebirgs- gehänge hinan. Vom Weg war keine Idee mehr, wir mussten absteigen und waren kaum im Stande die leeren Thiere nach- zuschleppen. Mein Führer fiel mit seinem Pferde über einen (II, S. 134) und BuRKHARDT (II, S. 311) in ihren Reisewerken. Die neuesten Nachrichten über diesen Gegenstand gibt von Wildenbruch in den Monatsberichten der geogr. Gesellschaft zu Berlin. Jahr 1844, p. 85. 155 Felsblock , wobei mein kleiner Weinvorrath zu Grunde ging. Endlich gelang es mir mit meinem vortieffliclieii Pferde über eine tiefe Felsschlucht zu gelangen und einen Weg zu finden, der uns an dem kleinen Kloster Sach-el Alma oder Mar Gjör- gios Alma (der Aussprache nach : Aalma) vorüber uach Dschnni zurück führte. Ohne es zu wissen, waren wir in Sach el Alma auf dem Punkte, den ich eigentlich suchte, dort wo sich nämlich die versteinerten Fische befinden. Es war bereits Abends. Mein Führer orientirte sich über den Weg nach Anturabeiden Leuten zu Dschuni, wie er sagte, auf das genaueste, und das Resultat war, dass wir in tiefer Nacht, nach widerholten Verlieren des Weges und nur mit Hülfe eines andern Weg-weisers endlich in Kürked ankamen ein maronit.Convent, wo der Patriarch der Maroniten residirt. Kürked liegt nur y.. Stunde von Antura entfernt und kann auf dem ordentlichen Wege von Beirut aus leicht in 3 bis 4 Stun- den erreicht werden , während wir dahin mehr als 12 Stunden zugebracht haben. Kürked ist dasselbe Kloster , wo zur Mitte des vorigen Jahrhunderts, als hier auch ein Nonnenkloster existirte, die berüchtigte Aebtissin Henüik (Volney 11, S. 18 etc.) ihr Unwesen trieb. Die Nacht war schon zu weit vorgerückt und unsere Pferde waren zu müde, um noch bis Antura zu gehen. Ich nahm daher in Kürked mein Nachtquartier. Unfreundli- cher war ich in keinem Kloster Syriens aufgenommen worden als hier. Man gab mir zwar Quartier und Tisch; aber alles in einer so unausstehlichen Manier, wie sie nur die Folge der gröbsten Unwissenheit und eines gänzlichen Mangels an Kul- tur seyn kann. Wären die armen Pferde nicht so müde gewe- sen, ich wäre noch gerne in der Nacht weiter geritten. Am 1.3. Januar. Da ich in Kürked mit Bestimmtheit erfahren hatte, dass die versteinerten Fische sich dicht unter- halb dem kleinen Kloster Sach-el Alma, auf den dortigen mit Maulbeerbäumen bepflanzten Felsterrassen finden, so erach- tete ich es auch nicht für nöthig, erst nach Antura zu gehen, sondern ritt am Morgen nach Sach-el Alma zurück. Es war gerade Sonntag und die Maroniten befanden sich theils auf dem Wege zur Kirche, theils waren sie vor ihren Häusern versam- melt, um die herrliche, frische Morgenluft zu geniessen. Da 156 hatte ich denn hinlängliche Gelegenheit die'wirklich aiiffallende Schönheit dieses Bergvolkes zu bewundern. Die Männer gross, stark, wahrhaft athletisch gebaut, mit prächtigen Ge- sichtern voll eines kühnen, unternehmenden Ausdruckes. Die Mädchen blühend schön, mit den Rosen der Gesundheit auf den feingeschnittenen, zarten Gesichtern. Im Baue voll, üppig mit den schönen Formen des warmen Südens, ohne Verkrüppe- lung durch unpraktische Mode. Der Weg, an und für sich sehr schlecht, führte uns fast immer zwischen Gärten hin, an Häusern und Kirchen vorüber. So kam ich endlich am Fusse des Berges an, auf welchem das Kloster Sach-el Alma steht und welcher bis hinauf ter- rassenartig bepflanzt ist. Kaum hatte ich mich ein paar Schritte weit hier umge- sehen, so hatte ich auch schon einige recht hübsche Exemplare fossiler Fische gefunden*, und ich schickte mich eben an, wei- ter über die Terrassen hinauf zu steigen, als oben am Kloster zwei mit Flinten bewaffnete Männer erschienen und mich fragten, was ich wolle. Ich erklärte ihnen, so weit es ging, meine ichthyologischen Wünsche, warauf sie mir zuriefen, so- gleich umzukehren. Dazu hatte ich nun keine Lust, sondern ich stieg ganz ruhig bis zu ihnen hinauf und fragte, was sie denn eigentlich wollen. Geld hiess es, sonst werde man mich weder Steine suchen lassen, noch mir welche geben, obwohl man deren genug in Vorrath hat. Ich ging darauf ein und bot für jeden versteinerten Fisch 1 Piaster. Die Maroniten, de- ren sich nun mehr und mehr versammelten, forderten per Stück 20 Piaster, und während ich noch mit ihnen in Verhand- lung stand, knallten hinter mir ein paar Schüsse, deren Ku- geln über meinem Kopfe ins Weite flogen. Offenbar war es nur Muthwille, um mich zu schrecken, da ich mit Halil und dem Griechen allein unter diesen Bergbewohnern stand , die alle bewaffnet waren. Ich war jedoch besonnen genug, den Fall zu ignoriren, und sah mich nicht einmal um, was den Maroni- ten so gefiel, dass ich sie dadurch für mich gewann, und sie hatten mir bereits an 30 schöne Stücke zu 1 Piaster eines ge- geben, als plötzlich eine Bewegung in der Masse entstand, * Man sehe das Nähere über diese fossilen Fische: I, 2, S. 774 und im vierten Abschnitte dieses Bandes. 157 dieselbe wie ein Rudel Gassenjungen auseinander lief, und der Prior des Klosters, eine unter andern Umständen sehr ehr- wi'irdige Greisengestalt, begleitet von einigen Männern, mit hocligesclivvungeneni Stocke auf mich zustürzte. Der Alte schimpfte und lärmte fürchterlich, schrie: Niemand als nur er dürfe hier solche Steine verkaufen und die bereits gesammel- ten und gekauften soll ich zniückgeben. Dabei machte der Alte eine Bewegung, als wenn er nach mir schlagen wollte; da ich ihm jedoch mit mehr Mässigung, als ich mir selbst zu- traute, entgegentiat und ihn bat, ja nicht nach mir zu schla- gen, weil ich sonst ohne Rücksicht allen Gebrauch von mei- nen Waffen mache, der mir zu machen möglich ist, so be- ruhigte er sich, und ich benüzte diese Pause, um die erober- ten fossilen Fische aufpacken zulassen und mich zu entfernen. Ich ritt das Gehänge hinab, sammelte noch auf dem Wege, was ich fand, und wendete mich einem einzeln am Meere lie- genden Chane zu. Während ich mir dort mit meinen Leuten den feurigen Libanon- Wein schmecken liess , kam mir ein Diener des Klosters nachgelaufen , der mir von Seite des Priors einen grossen Pack fossiler Fische brachte , mit der Bot- schaft, er werde Alles mit Dank annehmen, was ich ihm da- für geben wolle. Da am Abende die Regenstürme wieder von Neuem losbrachen und auf ein baldiges Vorübergehen dersel- ben nicht zu rechnen war, so kehrte ich noch in der Nacht nach Beirut zurück. Am 19. Januar. Früh des Morgens kam das englische Dampfboot Hermes von Alexandria auf derRhede von Beirut an, und bereits Abends, da für den nächsten Morgen die Ab- reise festgesezt war, ging ich mit meinen Sachen an Bord. Die Reisegesellschaft bestand in zwei Franzosen, einem Kauf- manne aus Alexandria und einer englischen Dame aus Beirut. Die Lberfahrtszeit war durchschnittlich auf 36 Stunden festgesezt; demungeachtet aber zahlte ich für mich und mei- nen Bedienten Halil, für welchen ich der rauhen, schlechten Witterung halber einen Platz des zweiten Ranges nahm, mit Einschluss der allerdings vortrefflichen Verpflegung , 100 fl. Conv.-Mze., ein Übelstand, der damals aus dem Mangel an Con- currenz hervorging. Dritter Abschnitt. Rückrf^ise von Beirut nach Alexandria zur See. Lezter Aufenthalt in Alexandria bis zum Antritt der Rückreise nach Europa. Am 2 0. Januar 18 39. Um 10 Uhr Vormittags dreh- ten sich die Räder und der Dampfer Hermes verliess die Rhede von Beirut. Die Witterung war stürmisch und das Meer ging so hoch, dass die Bewegungen des Schiffes äusserst unange- nehm wurden und wir Passagiere, einige förmlich seekrank, sämmtlich unsere Betten suchten. Am 2 1. Januar. Der starke Wind wurdezum Sturme, die Wellen gingen gewaltig hoch, die Maschine arbeitet zum Theil ohne Effekt, da der Bewegungen des Schiffes halber bald das eine, bald das andere Rad ausser Wasser steht. Wir sehen kein Land. So geht es fort bis 2 3. Januar, da liess endlich der heftige Nordwest et- was nach, dafür aber gingen uns die Kohlen zu Ende , deren Vorrath für eine solange Tour gegenüber den bestimmten 30 Stunden nicht eingerichtet war. Wir mussten uns mit den Segeln behelfen. Nachmittags zeigte sich das Meer weiss- lich getrübt, ein Beweis, dass wir uns den Mündungen des Nils nähern. Noch sahen wir kein Land. Am 2 4. Januar. Im Glänze der Morgensonne lag Alexandria vor uns. Um 8 Uhr liefen wir im Hafen ein , um 10 Uhr hatten wir libera pratica. Mein lieber Freund Pfäf- yiNGERwarmit einer Barke gekommen, um mich in Dummreichers 159 Haus abzuholen , wo ich , umgeben von theuein Freunden, die Zeit meines Aufenthaltes auf das angenehmste zubrachte, im Kreise derselben aber schwer den edlen Generalkonsul von Dummreicher selbst vermisste, der nach Europa abgegan- gen war. In Alexandria fand ich wieder eine Menge von Briefen vor, zugleich aber auch die ersten Bulletins über die Reise des Vizekönigs nach Fassoki. Der ausgezeichnete Mann des eisernen Willens war bereits in Chardum angekommen. Leider trugen die erwähnten und in Alexandria cirkulirenden Bulletins, von irgend einem Begleiter Mehemed-Ali's angefertigt, den Stempel der Unwissenheit und Schmeichelei in einem solchen Massstabe an sich , dass hierüber kein Wort zu verlieren ist. BoGHos-Bey empfing mich auf das freundlichste. Ich übergab ihm die vom Vizekönige zur lezten Reise mir ge- borgten Instrumente und wir schieden als gute Freunde. An BoGHos-Bey kettete mich warmer Dank. Er hat mich in düstern Momenten gehalten; gab er auch vielleicht manchmal aus Mangel an Einsicht den boshaften Einflüsterungen eigen- nütziger, schlechter Menschen mehr Gehör, als gut war, so kam er doch durch seinen vielen gesunden Menschenverstand selbst bald wieder zur bessern Überzeugung. Namen wie Medem, Dummreicher , Schreiber , Ffäffinger werden für mich stets einen schönen Klang haben. Die Er- innerung an sie begleitet mich durchs Leben und das darf ich in dem Äugenblicke, in welchem ich von Alexandria scheide, auszusprechen nicht unterlassen. Am 5. Februar 18 39. Das französische Dampf- schiff der Mentor kömmt von Sira an und geht übermorgen, wieder dahin zurück. Da die Jahreszeit noch nicht geeignet ist, um in den höheren Gebirgen Griechenlands geognostische Untersuchungen vorzunehmen, so beschliesse ich von Sira aus Smyrna und Konstantinopel zu besuchen, von lezterem Orte Avieder nach Sira zurückzukehren 5 dort Kontumaz zu halten und dann nach Athen mich zu begeben. Ich rüste mich daher zur Abreise und am 7. Februar früh des Morgens verliess ich Alexan- dria, begab mich in Begleitung meiner Freunde an Bord des IGO Mentor und so gerne ich das Schilf sich heimwärts wenden sah, so warm mein Herz auch bei dem Gedanken „Vaterland" schlng, so mischte sich doch viele Wehmuth in den Augen- blick der Trennung von meinen Lieben und von dem Lande der Pharaonen, wo ein dreijähriger Aufenthalt und ein rasch bewegtes Leben mir eine Fülle von Erinnerungen schuf, und der Grundstein, möchte ich sagen, meiner Zukunft gelegt ward. Vierter Abscliiiitt. Wissenschaftliche Beobachtungen während meiner Reisen auf der Halbinsel des Sinai und im gelobten Lande. 1) Pliysikalisclie, iusbesoudere meteorolosrisclie und kliiitatolog-isclie H'otizeu. Bei meiner ßereisiing; der Halbinsel des Sinai und des südlichen Tiieiles von Syrien begann ich meine Beobach- tungen über Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Winde etc. zu Sues am Gestade des rothen Meeresund endete sie zu Beirut an der Küste des mittellcändischen Meeres. In das Bereich derselben fallen die für die Kenntniss der Boden- gestalt jener Länder höchst wichtigen barometr. Höhen- und Tiefenbestimmungen der interessantesten Punkte aus der Sinaigruppe, der durch die Wüste des peträischen Arabiens vom Sinai bis Hebron gezog^enen Linie und der merkwürdigen Depression des Jordanthaies mit seinen beiden grossen Becken, dem des See's von Tiberias und jenem des todten Meeres. Dass vollkommen korrespondirende , d. h. gleichzeitig;e baro- metr. Beobachtungen die denselben überhaupt mögliche Ge- nauigkeit im höchsten Grade erreichen lassen. Avenn anders Beobachter und Listrumente gut sind, ist an und für sich klar; eben so gewiss ist es aber auch, wie ein Blick in die nachfol- genden Tabellen zeigt, dass der Umfang der stündlichen Oszil- lationen der Quecksilbersäule in südlichem Breiten, wenn nicht Stürme dieselben stören , eiu so geringer ist und diese Oszillationen selbst einen so geregelten Verlauf nehmen, dass Russeggei, Reisen, lli. Bd. 11 162 sojjenannte gleiclistiiiulige Beobaclitiingen zu verschiedenen, nicht zn weit von einander entfernten Zeiten in den Kalkül g;enommen , die gleichzeitigen fast ganz ersetzen, was aller- dings aus den entgegengesezten Gründen in nördlicheren Brei- ten, z. B. in Mitteleuropa, nicht der Fall seyn wird. Ich habe z. ß. Morgens 9 Uhr auf der Spitze des Berges a beobachtet und beginne wenige Tage darauf an einem Ojte b, dessen Meereshöhe genau bekannt ist, eine Reihe von barometr. Be- obachtungen durch mehrere Tage. Bringe ich nun , um die Höhen- oder Tiefendifferenz zwischen a und b auszumitteln, alle um 9 Uhr Morgens an lezterem Orte vorgenommenen barometr. Beobachtungen, gegenüber dem um 9 Uhr M. in a abgelesenen Barometerstande und mit Berücksichtigung der dahin gehörenden Temperatursdaten in Rechnung, so erhalte ich, und zwar je näher dem Äquator desto zuverlässiger, cete- ris paribiis meiner Ansicht nach ein Resultat, das dem aus gleichzeitigen Beobachtungen hervorgehenden fast gleich zu stellen seyn wird. Daher rechne ich auch meinem barometr. Nivellement jene Genauigkeit zugtite, die barometr. Messun- gen überhaupt zukommt, d h. vveim fleissig. genau, mit Sach- kenntniss und mit guten Instrumenten beobachtet wird. Die hier folgenden Tabellen enthaltL'u die ganze Reihe meiner während der Bereisung der Sinai- Halbinsel und des südlichen Syriens vorgenommenen Beobachtungen, über deren Elemente utid die daraus hervorgehenden Folgerungen ich meine Bemeikungen unmittell)ar anschliesse, das sich hierauf gründende Nivellement aber im nächsten Kapitel, als Haupt- Grundzng der Landesphysiognomie, folgen lasse. I6;i : ti ■/> x»'5 o -g- >* •- 'Suniqscqoay jap ]jo ^ ;. 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Zerstreute Cumm. in S. . 6 £ -TS Der Himmel ganz bedeckt dto. dto. Zerstreute Cumm. £!» 3 ü Cirr. am gan- zen Himmel, trübe. Einzelne Windstösse aus S. dto. NO. » 3 5,4'starker SW. 5,6 sehr stark SW. 4,8 dto. 3,4 stille. 'S ^ "3! V e o >.. •7.uajajj!ci "5^ "5? •lunBay qoBu a4iK'5|sSun4suiipja\ oT ©^ 0 (^ oToT •y t|3BuaiujyMyni <* •* 0 0 ia 00 0 •uinuay q3\!U auuos jap uu 5jn7, Jap jn»BJadmax •loneay qoKU iia)jt>i|3(; usiajj iiii yn'] Jap jniBJadmax m 0 Ol 0^ M^ 0 0 M wT cT •lunnsy qatiu ja)a(uoji!g mv jjui jap jniBjadmax IN 0 a>^ 0^ '^ «» PO CO 1\[I\[ u; Jatauioivg 561,5 ^ 560,0 635.5 •rf in <0 (O 1 05^ 00 -^ (D CO t^ ■äunjipcqoag jap ]jq Auf der/ Spitze des^ Dschebel ' Katharina.' Kloster Katharina auf dem "20- = = s t Brunnen Allahadar. Hocheben. Charaba. •apunis 00 0 — « »0 t^ >n M i- •jiazsaSBx S' S" ^' ^5? ^ ^" •<< -< s s •Sbx 0 "^ es CO • JBUOH •8 £81 aaqo^^o •8£ 81 -Aoa ic: V. 3 Jf) 5 u M 3 CO cj j: »; -i ^. o 5 , £ i5 . ~ « 3 ?■ o Ml -c ja « ez '- ü OC ^ fc* := Ol i; iiä ^ s 00 n ^^ _j o o „ 'o et ro CD in n (O >c ~i o 05 *I O) «i Ol S) © r» o t- e^ -s n n ^ " ■* ■^ ?« ^^ " -w -4 O -.o m^^^mM^^^iMmm »H CJ lO -« I< d fen 09 CC «J ^ 00 4; -< X 5 'S o S! %J o u ^ ■p O S C3 S.r S Ol SO ^.5 "S ^ ^ e u CO Ol X ~ ^ 'S 0 4J «3 i •zu3J0j)!g •lunüay ijobh tri aj u^Sounjsuii ^ja\ ■^l|3VU aiUJVM jni •mnesy qoBU auuo^- jap IIB Ijni jap jnjBJacl USX •y 1|DEU o © © irt (O s-i 0 c« »n c< ii3)ii;il3S' "siaJi '"! ro to ^ CC M r~ n 05 a; 0 »jni Jap jniejaa ui-»l — — (M •lunB?^ © o <ö >ft lO «■» © c» in 0 1{D«U jajaiiioJHg ine PC «o "» X M t~ . ..- tS ä; ^ "C ~ "3 . ;53 'u Mit n H •Sunnp'ifioag Jap i,iq 5 o ni O u o 53 ■§2 5:0 i"5 Q .-l"! -Im 'opun^s © •st xn c» to ir< M"^ffiff» ro f^ r^ 0-5 r^ r"3 f^ CD CO |s3untsuupj3/\ C> M Cl — aBuaniJB.uijnT — ■?< — M o'T f^ f^' eT ■uin«ay qsBU auuog jap uk yni jap jnjBJodiuax •y qa«u uajjuqj«;; uaiajj lui jjnqaap anivjadiuaj. x_ © in — ^ tS r^ ei" ci M^©_^flO^ cT©' cT •innway qauu ja^auioivg tuB yni jap jujBjadtuax CS ■* cT (V5 «D M -^ M m « ■r» •JMW UI JDiamoJBa 05 — 05 Ci Ci CO CO O CO •Suniqavqoag jap UO s s s C3 s z "=5 -. ^ - 1« ». .~ .K 3 •apunjs © c» »^ O) ^ 5< t^ •liazsaSBX -<^^SS"<-^-"^ < SS -^ J 171 OS bt «- s s- u u u ^ £ 3 -7« 0) cJ 41 ^ü s . u-z ni s . . ££ 's; '^ ü 'S i- - 4) - > 2 ^ -i _i' ~j _ «■ (V5 e^' ,-i' -T irT s^ o cJ <^ M c» e^ m fo o fo i^ c^ c» !■» c< e^ © O c3> S< "5 M «* t- 00 ;o •- "* —^ ej_ c? ei ci^ « iM in V« X >ft a> M M P« "1 M t© 00 O "* ^ irT-fci' ^ cT cT t-T a" uT «dT cT -^ ^ -^ »^ «D ''''"2 2 2 „ Ol o <3> 'N ro O) c« »n « o O M e-» © O C. »n ^ t~ o> M ■<* © o « O CS © f« SS r- CS M r^ (N n M M ro « M ■N M M M M M m m (r> M T rf •=■ •* P'S •w ^ •■ *^ "* "* "^ "" 1-t "* ^ "^ ^^ " "* H ^ ^^ ^ — — in c» © M ro ;d Cl c-i »- r- «^ t- t^ OD 30^ O O O O Cl c^ c^ tO <0 O O ^i»^oo^f^"*^ t^t-l'r^ oot-TooQo'oö^oot^f^oo'otroöaox'-trJrSSS? oojo» o><3»oC5050)0>o»0)a)CiC)050>«22SS o> C» fO «O 05 t" Oi © CA c^ tn _e,-ir, „ifi-tei-i-i -T' -e> -IN ao©f>oj©cot-05'^e^«i»nt^o> s <; o Sc o 1 ''ß Aß Iß »ß f^ o n H C« (V) M Cl — — ?> -^o> •säun4suiipja,\ -- 0> C» CO irT -^ rT si 00 M »n^»rico>ooco 00 — •lUHKay i|3i>ii auiju.wy 11 "1 "^c *^ CO "* t» O) QO CO IV) M corte^c^Tr^X-g''* CI "-. cOrTfOMf»?^ OJ © •lunKax i(3fu auuog JSp IIK yniJap jniBjadiiiax •iunL'ajj i|OBU jjnq aap .injL'jaduiax t- 05 — Oi ^ -4 •-t^O"*M — — in © CO •lunvjay Bu aatamojeg rau iq jap jnjBjadiuax © o — CO f' e^ 00 M M ■:!> M O CO coi~50o>cot^»n© c-i ro ^ pi' M CO "1 ro f;; O © O M »^ CO ^ V Iffi ui jajaiuojBg od" t> t-T 05 0)0 CO (O CO r^ r^ CO CO 0)0)0^0 CO CO CO CO co" L-^ CÄ O) CO CO OOrocot^iO-'vni^i iOCOCOiO»ßCO*nCO totococococotocc o ^ -- r- CO co'^ciTto^ 05 OJ GO X CO CO t^ r- •8unji(D«qoaajapijQ 5 = 5 = = ' o o •apiinis — M t» -ICI Ol ^ ^ CO © c^' t^Ol©lM»fl- rt ^ _ '3 ''^ .- _ '2 ° « '^ od';'" — "m J"-" <^ -c ^ CO S = 'S"* < t* t- OJ O tS •- -3 . c^2 ''EU f. 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CS ä>M Beobachtungsort. Beobachtung. (S o v CO B o ts .3 ä c. = S — o- C S = ^ o es 3 3 ^ Z. u N s O Vom bis Zahl Gülek am Taurus 21. Juni 1836 30.Juli 1836 66 22,7 30,1 Beirut .... 4. Mai 1836 18. Mai 1836 16 17,7 22,7 10. Ok- 3. Nov. 13 763,7 19,3 20.9 27,9 18,6 15,7 2,9 tober 1836 1836 1. Jan. 16. Jan. 49 760,4 10,6 10,9 10,5 9,2 1,3 1839 1839 78 761,1 12,4 14,0 25,0 12,2 10,7 1,5 Kloster Katharina 22. Ok- 31. Ok- auf dem Sinai tober 1838 tober 1838 39 634,0 10,7 10,7 13,2 9,0 4,2 Jerusalem . . 19. No- vemb. 1838 5. Dez. 1838 67 697,5 13,3 14,4 13,2 18,1 13,6 14,4 12,0 1,6 Jafia .... 7. De- 12. De- 35 764,4 14,4 13,0 1,4 zemb. zemb. 1838 1838 Nazaret . . . 15. De- zemb. 1838 26. De- zemb. 1838 55 730,3 11,9 9,2 9,3 7,7 1,6 Tiberias (Spiegel 21. De- 22. De- des See's) . . zemb. 1838 zemb. 1838 4 788,8 11,5 Todtes Meer . . am 29. Nov. 2 801,8 21,8 (50 Fuss ober 1838 dem Spiegel des See's). 185 Berechnete Funktionen der Lufi- Höchsterlieoliach- Niederster he- teuclitigkeit im Mittel des psycliro metrischen Standes. teter Stand obacliteter .Stand s e u 5 ■-CS = c ~ c 3 S 1 = S = i" a a u o u K CO ■-ai c tr 5 = toi - "u b c a ^ •_ *: -Sä Uli >* fl S S B 2 = 5 c 2 lii J5- B Bemerkungen. NB. Die Meeres- hölien in Pariser Fnss. iiördl. Breite 31.5 13,3 37** 2' 30", Meere.shülie 3000 — 4000 F. 20.2 13.6 nördl. Breite 33" 50' 38", Mecreshühe des Observa- 15,6 14,0 696 15,0 765,3 22,3 6,2 760,7 16,8 2,0 toriums = 60F. Im Jahr 1836 in der Zwi- schenzeit nach 9,8 8,0 811 9,8 764,6 16,2 3,3 752,7 6,5 0,3 Damaskus ge- 11,0 reist. 9.5 798 10,9 765,3 22,3 6,2 752,7 6,5 0,3 Meereshöhe 8,03 5.5 481 7,1 636,0 18,8 6,9 632,4 7,2 1.5 5115Fuss, nördl. Breite 28° 32' 55". Mecresliöhe 12,3 10,9 796 12,2 699,8 19,5 3,8 695,5 9,3 0,6 2479 Fuss, nördl. Breite 3lO 47/ 47/', Meereshöhe 13,5 12,0 826 13,4 766,7 20,0 3,7 763,0 9,5 0,3 24 Fu.ss, nördl. Breite 32° 3' 6 ". Meereshühe 8,4 6,1 760 8,4 737,6 11,8 2,9 723,6 6,2 0,2 1161 Fuss, nördl. Breite 32*» 42' 58". Tiefe unter 789,4 12,0 788,2 11,0 dein Meere.s- spieffcl 625 F. 1 Tiefe des Seespiegels unter dem Meeresspiegel 1341 Fuss. 18« a. L u f t (1 r u c k. Bei den ZU Sues dicht am Meeressticiiule veranstalteten Beohaclitiing^en iiber die stiiiulliciien Oszillationen der Queck- silbersäule des Barometers als einer Funktion des Luftdruckes war es mir höchst auftallentl, eine jjewisse üebereinstimmnng dieser Ebbe und Fluth der Atmosphäie mit jener des Meeres zu bemerken. Ich hatte damals noch über diesen Geg-enstand weder eisrene Erfaiirnnf>en oemacht noch waren mir fiemde bekannt und ich gieng daher in der Beobachtung nur um so vorurtheilsfreier zu Werke. Am Vormittage zwischen 10 bis 11 Öhr, also zur Zeit des Barometer- Maximums trat der höchste Stand der Fluth ein und unmittelbar darauf begann die Ebbe, Avelche zwischen 4 und 5 Ulir Abends, also zur Zeit des nächsten Barometer-Mi- nimums, ihren tiefsten Stand erreichte. Mit Sonnenuntergang- begann das Meer wieder zu steigen und stieg; bis gegen 11 Uhr Nachts, d. i. bis zur Zeit des Barometer-3laximums in der Nacht, worauf wieder Ebbe folg'te , welche kurz vor Son- nenaufgang-, also zur Zeit des Barometer-Minimums am Mor- gen, ihren tiefsten Stand erreichte, worauf wieder die Fluth besraun. Der Unterschied des Meeresstandes von der Zeit der höchsten Fluth bis zu jener der tiefsten Ebbe betrug- wäh- rend meiner Anwesenheit ;j Paris. Fuss. Wie mir übrigens iu Sues berichtet wurde, so soll im Allgemeinen der Niveau- Unterschied des Meeres zwischen Ebbe und Fluth in der Nacht bedeutend geringer seyn als am Tage ; eine Erfah- rung, die, wenn sie sich bestätigen sollte, ganz mit dem evi- dent nach2:ewiesenen Gesetze des Luftdruckes übereinstimmen wüide, welchem nach die Differenz der Extreme in der Nacht stets kleiner ist als die derjenigen am Tage. Ich war sehr geneigt, diese Uebereinstimmung im Gange der Oszillationen der atmosphärischen Ebbe und Fluth mit jenen der Ebbe und Fluth des Meeres einem blossen zufälligen Zusammentreffen der Umstände während der kurzen Zeit mei- nes Aufenthaltes zu Sues zuzuschreiben, als ich aber im J. 1S40 nach England kam und in Plymouth den Hafenmeister Walker kennen lernte, der sich schon lange mit Beobach- 1S7 tungeii dieser periodischen Aenderungeii des Meeresstandes beschäftigt und dabei die des küirespoiulireiuleii Barometer- standes mit einbezieht, so liel mir auch hier eine gewisse üebereinstimmuiig beider Erscheinungen auf, nur äussert sich dieselbe an der SiidUiiste Englands in einer andeiii Form. Nach Walker treten nämlich Ebbe und Flnth täglich nicht zu dersel- ben Zeit ein, sondern blieben immer Tag fiir Tag mehr als y, Stnude zurück. Auch er beobachtet die innige Beziehung zwischen den Oszillationen des Luftdruckes und denen des Meers; während ich aber zu Snes den höchsten Barometer- stand zur Zeit der EInth und umgekehrt den tiefsten zur Zeit der Ebbe beobachtete, sagt Walker in der Aufsclireibung sei- nei" ßeobaclitungen : „A fall of one inche in tlie mercury of the Barometer corresponds to a rise of lö inclies in the le- vel of the sca — very sudden 20 inches — A heavy gale of windfrom SW, and low Barometer, a high spring ti de onthe 29. Nov. 18:>fi caus e d t li e ti d e t o rise 3' IG" above the mean level at Plymouth dock yard." Diess Aväre somit das Gegentheil von dem, was ich während den wenigen Stunden meines Aufenthaltes zu Snes beobachtet habe, jedoch die Hauptsache, nämlich der Einfluss des Luftdruckes auf den periodischen JMeeresstand , ist auch durch Walkicrs Beobach- tungen unverkennbar ausgesprochen. Wie weit geht aber nun dieser Einflnss des periodischen Luftdruckes; welches sind die primären, allgemeinen, gesetzlich in der ganzen Er- scheinung durchgreifenden Einwirkungen desselben auf den periodischen Meeresstand (Ebbe und Flnth), welche Modifika- tionen und vielleicht sogar Anomalien bringen die lokalen, nicht periodischen, oft sehr tumultuarisch einwirkenden Aen- derungen des Luftdruckes lokal hervor (Stürme , Springflu- tlien) ; welches sind die ausserdem auf die periodischen Aen- dernngeu des Meeresstandes Einfluss nehmenden Prinzipe (Einflnss des Mondes, nach bisheriger Theorie); in welcher Art und in welchem Umfange äussern sich dieselben und las- sen sie sich im allfäliigen Kalküle elidiren , so dass das Mo- ment des Einflusses des Luftdruckes sich rein darstellen lässt; stehen die Oszillationen des Meers in geradem Verhältnisse zu jenen des Luftdruckes, entspricht somit der atmosphärischen 188 Fluth (Maximum des Barometerstandes) jene des Meers etc. oder ist dieses Verhältniss ein umgekehrtes , entspricht daher der atmosphärischen Ebbe (Minimum des Barometerstandes) die Fluth des Meeres und dessen Ebbe der atmosphäiischen Fluth? u. s. w. Dieses sind wichtige Fragen, die sich aber wohl erst dann werden beantworten lassen, wenn wir die Ge- setze des Luftdruckes in ihrer Verbreitung iiber die ganze Erdoberfläche und dessen periodische Schwankungen in Ver- bindung mit den korrespondirenden Oszillationen des Meeres an denselben Küstenpunkten genau kennen. Möglichst um- fassende Beobachtungen der Ebbe und Fluth in steter Verbin- dung mit den korrespondirenden des Luftdruckes sind daher als eine Hauptforderung der Wissenschaft angezeigt und erst dann, wenn dieser Bedingung entsprochen ist, Avird sich die Theorie feststellen und nachweisen lassen, ob die Wiiknng des zunehmenden Luftdruckes auf die grosse Wassermasse das Ausweichen derselben an ihrem Rande (Fluth an den Kü- sten) und umgekehrt der abnehmende Luftdruck, das Wieder- zurücktreten derselben (Ebbe), den Gesetzen der Schwere nach, bedingt oder ob , was ich vor der Hand nicht glaube, dieses Ausdehnen und Wiederznsammenziehen dei' Wasser- masse eine Folge ihrer Elastizität und diesem nach abhängig vom Luftdrucke ist, welche zwei Wege natürlich entgegen- gesezte Erscheinungen begründen* müssen. Bei Betrachtung der stündlichen Oszillationen des Luft- druckes, als Beobachtungsresultat im Katharinakloster auf dem Sinai, fällt der so sehr geringe Umfang der Differenzen der Extreme in den stündlichen Oszillationen der Quecksilber- säule zur Nachtzeit auf, welcher fast = 0 wird. Sollte diess, * lieber Fluth und Ebbe des Meeres: Whavells papers oii the tides. Philos. Transact. 1833. Year book of «^eneral informaticjii. London 1835. Mit einer Karte über die Tides auf der ganzen Erde. Thomsons Annals. London 1838. Dr. Germar, Fluth und Ebbe nach engl. Beobachtungen. Zeitschrift für Erdkunde. 1. Band. 1842. 4. Heft. Ungerechnet die älteren, ohnehin bekannten, höchst scharfsinnigen durchaus aber mehr theoretisclien als praktisch instruirenden Arbeiten von Laplace, Newton, Barnoulli, Euler etc. 189 wie es in den Ländern am Aequator überhaupt stattfindet, in nördlichem oder südlichem Breiten eine Eigentliümlichkeit seyn, welche dem Luftdrücke auf bedeutenden Höhen im All- gemeinen zukommt ? und verschwinden vielleicht bei zuneh- mender Höhe über die Meerestlache die nächtlichen Extreme ganz , so dass sich in den stihidlichen Schwankunoen des Luftdruckes nur ein Maximum und ein Minimum nachweisen lässt? Diese wichtige Frage kann am einfachsten durch stünd- liche, genaue Barometerbeobachtungen auf grossen Höhen und in verschiedenen Erdbreiten beantwortet werden, üebri- gens ist nicht zu verkennen, dass hier am Sinai der lokale Einfluss der nahen Wüste und des nahen Meeres, welche er- stere dieses Gebirge von allen Seiten, lezteres von drei Sei- ten umgibt, sehr an Bedeutung gewinnt, wenn man in Erwä- gung zieht, welche Einwirkung eine solche Lage auf Lufttem- peratur und Luftfenchtigkeit ausübt und dass gerade diese beiden leztern Potenzen, meiner Ansicht nach, die Hauj)thebel der periodischen Schwankungen des Luftdruckes sind. In Jerusalem traten zur Zeit meiner Beobachtungen die ßa r o m e t ermax i ma um 9 Uhr M. und 10 Uhr Ab., die Minima um \i Uhr Ab. und 4 Uhr M. ; in Jaffa erstere von 10 l)is 11 Uhr M. und von 9 bis 10 Uhr Ab., .leztere um 3 Uhr Ab. und von 3 bis 4 Uhr M.; ebenso* in Nazaret und Beirut ein, obwohl an leztern Or- ten in ihrem regelmässigen Verlaufe oftmals gestört durch den Einfluss der stürmischen Herbstuitternng. b. Lufttemperatur und L u f t f e u c Ii t i g k e i t. In der zweiten Hälfte des Oktobers beobachtete ich auf d e m S i n a i i m K 1 o st e r S t. K at h r i n a die höchste Luft- temperatur mit 18,8; die niederste mit 7,2 Reaum. und als arithmet. Durchschnitt aller 39 abgeführten Beobachtungen ergab sich 10,7 Reaum.; der Verlauf der Temperatursschwan- kungen war regelmässig und korrespondirend mit denen der Luftfeuchtigkeit. Für den mittlem Stand des Psychrometers, laut den vorstehenden Tabellen, mit 9,0 Reaum. Verdunstungskälte Wie gewölir.lich Morgen (M.) von Mitternacht bis Mittag und Abend (Ab.) von Mittag bis Mitternacht gerechnet. 190 und 13,2 Reaum. Luftwänne , bei einem Barometerstände = 634 M. M. berechnet sich nach der AuGusr'schen Formel : a) die Expansion des Wasserdunstes in der Atmosphäre mit 8,03 M. M. b) die Temperatur des Thanpnnktcs mit 5,5 Reaum. c) die Feuchtigkeit der Luft, das Maximum = 1000 ge- sezt, mit 481. d) das Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfuss Raum mit 7,1 Gran. Für den niedersten Stand des Psj^chrometers am 24. Oktober 7 Uhr Morgens und 25. Oktober ebenfalls 7 Uhr M. durchschnittlich mit 7,4 Luftwärme, 5.9 Verdunstungskälte und 1.5 Differenz, bei 633 M. M. Barometerstand, berechnet sich der Werth von : a) mit 7,.'{8 31. M. b) „ 4,5 Reaum. c) „ 751. d) „ 7,2 Gran. Für den höchsten Stand des Psychrometers am 27. Oktober 11 Uhr M. mit 16,4 Luftwärme , 9,5 Verdünstungs- kälte und 6,9 Differenz, bei 636 M. M. Barometerstand, erge- ben sich die Werthe von : a) mit 6,8 M. M. b) „ 3,5 Reaum. c) „ 279. d) „ 5,1 Gran. Zu Je r nsal em ergab sich aus (»7 Beobachtungen vom 19. November bis 5. Dezember die höchste Lufttemperatur mit 19,5 und die niederste mit 9,3 Reaum., das arithmetische Mittel der beobachteten Lufttemperatur beträgt 13,2 Reaum. Für den mittleren Stand des Psyclirometres mit 13,6 Reaum. Luftwärme, 12,0 R. Verdunstungskälte und 1,6 Diffe- renz, bei 697,5 M. M. Barometerstand, berechnet sich : a) die Expansion des Wasserdunstes in der Athmosphäre mit 12,3 M. M. b) die Temperatur des Thaupunktes mit 10,9 Reaum. c) die Feuchtigkeit der Luft, das Maximum gleich 1000 ge- sezt, mit 796. 191 d) das Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfiiss Raum mit 12,'2 Gran. Für den n i ed e rs ten Stand des Psyrochmeters am 22. November 9 '/_, Uhr Ab. mit 13,6 Reaum, Lufhvärme, l^jO Verdunstiino-skiilte und 0,0 Differenz, bei 008,3 JM. M. Baro- meterstand, berechnet sich der Werth von : a) mit 14,1 M. M. b) „ 12,0 Reaum. c) „ 922. d) „ 14,1 Gran Für den liöchsten Stand des Psyrochmeters am 4. Dezember nni S Uhr M. mit 15,2 Reaum. Luftwärme, 11,4 R. Verdunstungskälte und 3,8 Reaum. Differenz, bei G97,8 M. M. Barometerstand, erj>eben sich die Werthe von : a) mit 10,2 IM. M. b) „ 8,5 Reaum. c) „ 562. d) „ 9,5 Gran. Zu Jaffa ero-ab sich ans 35 Beobachtungen, vom 7. bis 12. Dezember, die höchste Lufttemperatur mit 20,0* und die nie- derste mit 9,5 , das arithmetische Mittel aus allen Beobach- tungen aber mit 11,4 Reaum, Für den mittleren Stand des Psychrometers mit 14,4 Luftuärme, 13.0 Verdunstungskälte und 1,4 Reanm. Diffe- renz, bei 704,4 I>L M. Barometerstand, berechnet sich : a) die Expansion des Wasserdunstes in der Atmosphäre mit 13,5 M. M. b) die Temperatur des Thaupuiiktes mit 12.0 R. c) die Feuchtigkeit der Luft, das Maximum = 1000 gesezt, mit 826. d) das Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfiiss Raum mit 13,4 Gran. Für den niedersten Stand des Psychrometers am 7. Dezember um 7% Uhr M. und 8 Llir Ab. durchschnittlich mit 11,8 Reaum. Luftwärme, 11,5 R. Verdunstungskälte und 0,3 Differenz, bei 703,5 M. M. Barometerstand, berechnet sich der Werth von : " Im freien Schatten. 192 a) mit 12,7 M. M. b) „ 11,3 Reaum. c) „ 957. d) „ 12,8 Gran. Für den höchsten Psychronieterstand am 9. Dezember 3 Uhr Ab. mit 20,2- Reaum. Luftwärme, 13,4 R. Verdun- stungskcälte und 3,7 Differenz, bei 705 M. M. Barometerstand, ergeben sich die Werthe von : a) mit 12,2 M. M. b) „ 10,7 Reaum. c) „ 599. d) „ 11,7 Gran. Zu Nazaret beobachtete ich vom 15. bis 26. Dezem- ber die höchste Lufttemperatur mit 11,8 , die niederste mit 6,2 Reaum. Als arithmet. Mittel der Lufttemperatur ergibt sich aus 55 Beobachtungen 9,2 Reaum. Für den mittlem Stand des Psychrometers mit 9,3 R. Luftu'ärme, 7,7 R. Verdunstungsiiäite und 1,6 Differenz, bei 730,3 M. M. Barometerstand, berechnen sich : a) die Expansion des Wasserdunstes in der Atmosphäre mit 8,4 M. M. b) die Temperatur des Thaupunktes mit 6,1 R. c) die Feuchtigleit der Luft, das Maximum = 1000 gesezt, mit 760. d) das Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfuss Raum mit 8,4 Gran. Für den ni eders ten Stand des Psychrometers am 16 Dezember um loy, Uhr M. mit 8,7 Reaum. Luftvvärme, 8,5 Reaum. Verdunstungskälte und 0,2 Differenz, bei 724,6 M. M. Barometerstand, berechnet sich der Werth von : a) mit 10,01 M. M. b) „ 8,3 Reaum. c) „ 968. d) „ 10,3 Gran. Für den hö chs t e n Stand des Psychrometers am 23. De- zember um 10 und 12 Uhr M. durchschnittlich mit 7,3 R. Luftwärme, 4,4 R. Verdunstungskälte und 2,9 R. Differenz, * Im offenen Zimmer. 193 bei 735,1 M.M. Barometerstand , ergeben sich die Werthe von : a) mit 5,25 M.M. b) „ + 0,4 Reauni. c) „ 526. d) „ 4,95 Gran, Zu Bei ru t beobachtete ich vom 1. bis 16. Januar die höchste Lufttemperatur mit 16,2, die niederste mit 6,5 R, und als Durchschnitt aus 49 Beobachtungen ergibt sich 10,9 Reaum. Für den mittleren Stand des Psychrometers mit 10,5 Reaum. Luftwärme, 9,2 R. Verdunstungskälte und 1.3 R. Differenz, bei 760,4 M. 31. Barometerstand, berechnet sich: a) die Expansion des VVasserdunstes in der Atmosphäre mit 9,8 31. 31. b) die Temperatur des Thaupunktes mit 8,0 R. c) die Feuchtigkeit der Luft, das Maximum gleich 1000 gesezt, mit Sil. d) das Gewicht des Wasserdunstes in 1 Cubikfuss Raum mit 9,8 Gran. Für den niedersten Stand des Psychrometers am 6. Januar 7 V-2 Uhr 3L mit 6,8 Reaum. Luftwärme, 6,5 Reaum. Verdunstungskälte und 0,3 Diff"erenz , bei 760,6 M.3L Ba- rometersrand, berechnet sich der Werth von: a) mit 8,5 31. 31. b) „ 6,2 Reaum. c) „ 948. d) „ 8,7 Gran. Für den höchsten Stand des Psychrometers am S. Ja- nuar um 5 Uhr Ab. mit 12,2 Reaum. Luftwärme, 8,9 Reaum. Verdunstungskälte und 3,3 Differenz, bei 762,1 M. M. Ba- rometerstand, ergibt sich der Werth von : a) mit 8,1 3L M. b) „ 5,6 Reaum. c) „ 568. d) „ 7,75 Gran. Wie sich aus den vorstehenden Tabellen ergibt, so rei- hen sich die Beobachtungen am Sinai, zu Jerusalem , Jaffa, Russegger, Reisen. III. Bd. 13 194 Nazaret und Bciiiit, besonders aber die an leztern 4 Orten, mit sehr g-erinoer zeitlicher Unterbrechung unmittelbar an- einander. Hebt man nun die im vorstehenden Hauptdnrcii- schnitte berechneten mittlem Werthe der Luftfeuchtigkeit, das Maximum gleich 1000 gesezt, heraus, so ergibt sich, na- türlich auf die ßeobachtungszeit von Oktober bis Januar be- schränkt, folgende Reihe der Beobachtuiigsorte: Kloster St. Katharina auf dem Sinai mit . 481 Nazaret mit 760 Jerusalem „ 79ö Beirut „ Sil Jaffa „ 826 Wenn auch die kleinern Differenzen den zufälligen Ein- flüssen der zu den Beobachtungszeiten statt gefundenen Wit- terungsverhältnisse zugeschrieben werden müssen, so sehen Avir doch im Ganzen an dieser Reihe ein genaues üeberein- stimmen mit den Einflüssen, die aus der Oertlichkeit herge- leitet werden müssen und welchen zu Folge dem von Wüsten umgebenen Sinai offenbar die grösste Trockenheit der Luft, den Plätzen an der Küste hingegen die bedeutendste Luft- feuchtigkeit zukommen muss. c) Erdmangiietismiis. Im Kloster St. Katharina auf dem Sinai bestimmte ich die Abweichung der Magnetnadel und fand dieselbe durch- schnittlich 12° .30' westlich. d) Q u e 1 1 e n - Te m p c r a t u r. Genauere und anhaltendere Beobachtungen über Quellen- temperatur bewerkstelligte ich nur an der Quelle im Hof- brunnen des Sinai-Klosters und fand deren zu verschiedenen Tageszeiten abgenommene Temperatur durchschnittlich = 13,8 Reaum., was dem Mittel aus den beobachteten täglichen Temperaturextremen mit 13,2 R. ziemlich nahe steht und der Isotherme der nördlichen Breite von 28*^ 32' 55", reduzirt auf die Meereshöhe von 5115 Paris. Fuss, als mittlere Lokal- temperatur entsprechen dürfte". * A. V. Humboldts Fragmente der Geologie und KHmatologie Asiens. Berlin 1832. 195 e) Win de. Die während den Beobachtiingszeiteii auf dem Sinai , zu Jerusalem, Jaffa, Kazaret und Beirut herrschenden Winde sind mit den ihnen bezüglich ihrer Frequenz zukommenden Verhältnisszahlen aus den Tabellendurchschnitten zu ent- nehmen und icii ^vill hier, um VViederholunoen zu vermeiden, nur bemerken , dass sich aus diesen Beobachtungen heraus- stellt , Avie zu derselben Zeit (Herbst und Winter) im Innern Syriens die ().- und SO. -Winde vorherrschend sind , während unmittelbar an der Küste die N.- und NW. -Winde als über- wiegend sich aussprechen. Das meiste hiezu tragen natürlich die Lokalverhältnisse und besonders die Nähe der Hochebene von Hauran und der hohen Berge im Osten des Jordanthaies bei, die sich frühzeitig mit Schnee bedecken, während man es an der Küste mit den zu dieser Zeit herrschenden Seewinden zu thun hat. Von Winden, die einen entschieden elektrischen Einfluss ausüben, habe ich auf dieser Reise nur einen Fall beobachtet, nämlich die elektrischen Windstösse ausS. auf dem Gipfel des Dschebel Katharina am 29. Oktober 1838, deren ich S. 52 umständlicher erwähnt habe. f) Witterung. Ich trat meine Reise nach der Halbinsel des Sinai und im südlichen Syrien zu der Periode an, in welcher die trockene Jahreszeit des dortigen Sommers in die Regenzeit des Herb- stes und Winters übergeht. Während ich auf dem Sinai fortan der schönsten Witte- rung mich erfreute und nur ein einziges Mal Regen beobach- tete, bildeten in Jerusalem die regnerischen und Regentage bereits fast die Hälfte der Beobachtungszeit, in Jaffa überstie- gen dieselben diese Hälfte und in Nazaret und Beirut, an wel- chem leztern Orte während meiner Anwesenheit auch zwei- mal Schnee fiel, Avaren die Regen- und Sturmtage der Zahl nach schon bedeutend überwiegend. In Nazaret trugen die Stürme grösstentheils den Charakter von Gewitterstürmeu mit Hagel verbunden. 190 2^ Pliysiog-noinie der Halbinsel des Sinai und des slld- liehen Syriens. Cireolog^isclie und g^eog-nostisclie Terliältnisse dieser liänder. Das Terrain vorliegender Betrachtung; umschliesst die Halbinsel des Sinai mit dem zunächst nördlich daran gränzeu- den Theile des südlichen Syriens und des syrischen Küsten- landes von Jaffa bis Beirut. Die hier niedergelegten Daten reihen sich daher einerseits, Sy ri en betreffend , an das im 1. Bande, 2. Theile, p. 75'2— SOO über Mittelsyrien und im I. Bande, 1. Theile, p. 412—469 über Nordsyrien Gesagte, an- dererseits stehen dieselben , das peträische Arabien oder die Halbinsel des Sinai betreffend, in Verbindung mit den im I. Bande, 1. Theile, p. 260 undBandll,Tbeil 1, p. 347—351 über die Struktur des Istmus gegebenen Mittheilnngen. Die Halbinsel des Sinai umfasst den grössten Theil des sogenannten peträischen Arabiens, ein Name, den die Geo- graphen erfanden , der im Lande selbst gänzlich unbekannt ist und, wie ich glaube, nicht so sehr in der steinigen Beschaf- fenheit des Landes , welche auch den übrigen Tbeilen von Arabien mit sehr wenigen lokalen Ausnahmen eigen ist, als vielmehr In dem Namen der Stadt „Petra" der Felsenstadt ■', seinen Ursprung hat. Die Halbinsel, welche sieb von ihrer Südspitze, dem Rhas Mohammed, in 27*^ 43' 24" n. Br. nach RüppELL, gegen Nord bis zu den Niederungen im Waddi Cha- lassa und den weiten Wüstenebenen des Istmus erstreckt (Breitenparallele des 31. Grades), östlich vom Meerbusen von Akaba und dem Waddi elAraba, westlich aber vom Meerbusen von Sues und den Niederungen des Istmus, der Afrika mit Asien verbindet, begränzt wird, zerfällt geographisch betrach- tet in folgende Hanpttheile, als : in den Gebirgsstock des Sinai, der den grössten Theil des Landes im Süden der Halbinsel einnimmt; in das grosse Plateau des DschebelTyh, welches das ganze Innere der Halbinsel erfüllt; und in den schmalen Saum der Küstenebenen, welcher " Am Dschebel Hör im Waddi Miissa, einem Sci(entliale des f;;ros- sen Waddi el Araba, in neuester Zeit besuclit von Robinson und Schu- bert. 197 diese zwei Gebir*>ssysteme von den beiden Meeresarmen trennt nnd sich einerseits mit dem Waddi el Araba andrerseits mit der Ebene des Istmus verbindet*. Die doniinirenden Gebirge eines Landes sind jederzeit als das Gerippe desselben zn betrachten, weicJjes dadurch, dass es meistens das Centrale der jiinoern Anflagerungen bildet, den Grundtypns seiner Form darstellt. Von diesem Gesichts- pnnkte ans;>ehend kann uns die grosse Aehnlichkeit in der Sti iiktnr der Halbinsel des Sinai mit jener von Afrika nicht entgehen nnd ich finde sie so auffallend, dass ich jene ein Mo- dell, ein getreues Miniatnrbild dieses Welttheiles nennen zu dürfen glanbe. Wie in Afrika sehen wir anf der Halbinsel des Sinai, in der südlichen Hälfte derselben, welche in ein Vorgebirge ausläuft, ein hohes Gebirgsland , dessen höchste Kuppen zn nahe an 9000 Paris. Fuss ansteigen, das von tiefen, grösstenfheils schmalen und dem ersten Ansehen nach sich verworren grnppirenden Thälern durchzogen ist und von 3 Seiten von einem ebenen Küstensaume umgeben wird, der auf der Westseite bedeutend breiter ist als auf der Ostseite. An den beiden Ecken des nördlichen Randes dieses Gebirgsdreieckes, welches ausschliesslich der krystallinischen Felsbildung angehört, bemerken wir zwei mächtig entwickelte Gebirgszüge, die sich wie Arme, der eine gegen Nordost, der andere gegen Nordwest ausbreiten, beiderseits das Küstenge- birge bilden, aus jüngeren, zum Theil krystallinischen, zum Theil sedimentären Felsgebilden bestehen und zwischen sich eine weite Bucht einschliessen. Diese Bucht, ein Seitenstück, zu den grossen libyschen Meeresbecken Afrikas , erfüllt ein zweites Gebirgssystem, bestehend aus Gebilden unserer Flötz- jind Tertiärzeit, das sich weiter g"egen Nord mehr nnd mehr ausbreitet, bis es endlich alle altern Felsablagernngen be- deckt, das ganze Terrain von Meeresarm zu Meeresarm ein- nimmt und sich mit den jüngsten Formationen des Istmus und jenen der Niederungen im Süden Syriens in Verbindung sezt. Dieses Gebirgsland im Innern der Halbinsel, entschieden ein Meeressediment, gleich der Ausfüllung der lybischen Bucht, * Man s. meine geographische und gpognostische Karte im Allasse dieses Werkes, so wie die Karten von Laborde, Berghaus und Robinson, 198 besteht aus mehreren übereinander ansteigenden Wüstenpla- teaus, welche insgesammt gegen Nord verflachen , gegen West und Süd hingegen, d. h. gegen die Küste des Meerbusens von Sues und gegen den Centralgebirgsstock des Sinai zu, von dem sie durch ein hochliegendes breites Thal getrennt werden, stufenweise, mit steilen, senkrechten Mauern ähnlichen Ab- sätzen abfallen. Gegen Ost bildet das Küstengebirge am Meerbusen von Akaba den Rand dieser Plateaus und fällt steil in einem Abstürze zur Küste ab. Unter allmähligem Verfla- chen vereinen sich diese Plateaus gegen Nord mit den Niede- rungen des Istmus und jenen im Süden von Judäa, östlich hin- gegen sezt das Küstengebirge in nördlicher Richtung fort, verbindet sich unmittelbar am Dschebel Chalil mit den Gebir- gen Syriens untl bildet, wie früher den westlichen Rand des Meerbusens von Akaba, nun in seiner Fortsetzung den West- rand des grossen Waddi el Araba bis zum Waddi el Chor, das bereits dem Becken des todten Meeres angehört. Alle Waddis auf diesen grossen Wüstenplateaus , deren Bergkup* pen zu 4000 bis 5000 Fuss Meereshöhe ansteigen und deren mittlere Erhebung über das Meer an 2000 Fuss betragen mag, vereinen sich mit dem Waddi el Arisch und mit dem Waddi el Aoäba, welche von den höchsten Punkten des Tyh und Edjme ausgehend in süd-nördlicher Richtung bis zum Mittel- meere sich erstrecken. Nur jene Thäler, welche unmittelbar am steilabfallenden Küstenrande entspringen , tragen auch den Charakter der Küstenthäler an sich. Sie fallen unmittelbar zum einen oder andern Meerbusen ab, während sich die Binnenthäler nach Innen wenden und dem sanften Verflachen gegen Nord folgend sich mit den genannten beiden Hauptzentralthälern verbinden. Das Thalsystem des Waddi el Araba ist ein ebenso ei- genthümliches als sehr interessantes. Das Waddi el Araba verbindet in seiner Richtung aus Süd nach Nord die Einsen- kung des Meerbusens von Akaba mit dem Becken des todten Meeres, und da man früher die Nieveauverhältnisse seiner Thalsohle nicht kannte, so ist der alte Gedanke, dass der Jordan einst vom todten Meere aus durch das Waddi el Araba in das rothe Meer, respective in den Meerbusen von Akaba, 199 abg:eflossen sey, in solang^e ein sehr natürlicher gewesen, als man sich mit dem blossen Ansehen höciist fehlerhafter Karten l)e<>;nii»te. Da nun aber mit Bestimmtheit nachgewiesen ist, (lass der nürdliciie. längere Thoil des Waddi el Araba gegen INord, d. h. in das Becken des todten Meeres, der südliche, kürzere Theil dieses Waddi hingegen gegen Süd, d. h. in das rothe Meer abfällt und dass sich sonach in diesem Tliale eine Wasserscheide belindet, ein Sattel, welcher das nördliche vom südlichen Wassersysteme trennt und welcher nach Robinson ungefähr im :J0. Breitengrade oder G bis 7 deutsche Meilen ober- iialbder Mündungdes Waddi el Araba im Meerbusen von Akaba zu liegen kömmt, so ändert sich die alte Ansicht über das Waddi Araba durch und durch ; denn der nördlich der erwähnten Was- serscheide liegendeTheil dieses Hauptthaies gehört der Depres- sion des Jordauthales und des todten Meeres an, von der ich später sprechen werde, während der südlich jener Wasser- scheide liegende Theil ein Element der Einsenkung des Meer- busens von Akaba ist und sonach der einst statt gefunden ha- ben sollende Abfluss des Jordans aus dem todten in das rothe Meer als eine physische Unmöglichkeit sich darstellt, insofern nicht nachgewiesen werden kann, dass hier einst ganz andere Niveauverhältnisse als gegenwärtig statt gefunden haben. Nach dieser Bodengestalt des Waddi Araba richten sich na- türlich auch alle in dasselbe mündende Waddis, indem die nördlich der Wasserscheide liegenden ihre Wasser dem tod- ten Meere zu, jene südlich derselben ihre Wasser in das rothe Meer senden. Die geographische Lage dieser Wasserscheide, sowie die Erhebung derselben über den Meereshorizont, sehen ihrer genauen Bestimmung noch entgegen und bilden eine schöne Aufgabe für nachfolgende Reisende. lieber das ganze hier zergliederte Terrain der Halbin- sel des Sinai breitet sich der Typus der Wüste aus, das Auge entdeckt nur Felsen und Sand und selten ist demselben ge- gönnt im Anblicke der Fruchtbäume und Cypressen künstlich angelegter Klostergärten oder in dem der kümmernden Mi- mosen- und Tammarix-Gesträuche oder der dünnen Grasvege- tation einzelner Waddis auszuruhen. Nur gegen Nord, wo die sanften Abdachungen der Plateaus mit den Niederungen 200 am Südrande Syriens zusammenstosseii , weiden endlich die trostlosen Sandfläclien von schönem Waide- und Kulturlande verdrängt und das Hoffnungsgrün frischei" Saaten begriisst den Wanderer der Wüste an der Grenze des gelobten Landes. Steil, in gewaltigen Felsmassen am Südende der Halbin- sel aufsteigend , erhebt sich der Centralstock des Sinai , die nördliche Fortsetzung der ostafrikanischen und westarabischen Granit- und Porphyrküstengebirge und zugleich das lezte Auf- tauchen dieser Formation im Gebiete der jüngeren Felsabla- gerungen. Hoch über die einförmigen Kreide- und Tertiärpla- teaus des Tyh und Edjme ragen die wunderbaren Formen der heiligen Berge empor und ihre der kühnsten Phantasie huldi- genden Gestalten ersetzen dem Auge durch Erhabenheit des Eindruckes, was demselben durch die geringe Entwicklung der organischen Natur am gewöhnlichen Reiz verloren geht. In dem weiten Terrain ausdrucksloser Sandflächen ver- schwinden dem nach Norden ziehenden Wanderer die schönen Berge; mit den ersten Andeutungen eines produktiven Landes wird ihm aber auch zugleich der freundliche Anblick der sanft geformten, grünen Bergkuppen von Judäa und er betritt einen neuen Boden, eine neue Felsformation. Der Theil von Syrien, welcher hier in Betrachtung ge- zogen wird, umfasst aus West in Ost gehend : a) die fruchtbare Küstenebene vonGasa an, wo der Istmus beginnt, bis Dschuni, nordöstlich von Beirut; b) den Gebirgsstock, welcher die Küstenebene vom Jor- danthale trennt, der mit dem Dschebel Chalil im Süden be- ginnend das Felsterrain von Judäa, Samaria und Galiläa konsti- tuirt und mit dem Bergknoten endet, von dem aus weiter ge- gen Nord der Libanon und Antilibanon als mächtige Arme ausgehen; c) das Jordanthal mit den Becken des See's von Tiberias und des todten Meeres bis zum Waddi el Chor, das nördl. Ende des Waddi el Araba ; d) das Land im Osten des Jordans bis zur Parallele von Damaskus. Der Theil der Küstenebene des südl. Syriens , welcher sich vom Istmus an zwischen dem Meere und den Bergen von 201 Jiidäa und Samaria g'e'^en Nord liiii ausbreitet und durch das Vorj>ebirge des Karmel abj;eselinitlen wird, gehört in Betreff seiner Fruchtbarkeit zu den schönsten Theilen Syriens und verdient bezii<»lich seiner Kultnrfalii<>keit wahrhaft den Na- men eines gelobten Landes. CJartenkultur und Ackerbau würden hier unter einer weisen Verwaltung jede Anstren- gung lohnen und der Boden harrt nur der fleissigen Hände, um seinen Segen in überschwengliclier Fülle zu entfalten. Die Vegetation in allen ihren Formen ist die des wärinern Theils des 3Iediterranklimas ; schon gedeihen die Palmen ( Dattel- Palme) und bringen, wenigstens in den südlichsten Distrik- ten, ihre Früchte zur Reife, Die schönen, freundlichen Berge von Judäa und Sama- ria am Rande des Gebirgslandes , zu höchstens 2000 Fuss über das Meer ansteigend, begleiten die hügelige Ebene bis plötzlich aus der Mitte der Berge der waldige Rücken des Karmel hervortritt und bis ans 3Ieer vorspringend die Ebene abschneidet. Das Gestein des Küstenstriches, wo solches unter dem tiefgründigen Kulturboden hervortritt, gehört theils den jüngsten und Jüngern Ablagerungen der Meeresbildungen, theils deu Kreide- und Juraformendes nahen Gebirgslandes an. Hat man den Karmel überstiegen, so wiederholt rieh nörd- lich desselben, jedoch in viel geringerer lokaler Ausdehnung, das hügelige Terrain des Kulturlandes in der Bucht von Chaifa; weiterhin aber gegen Nord , einzelne Landstriche bei Acre, Sur, Seida, Beirut etc. ausgenommen, wird die Küsten- ebene durch das bis an das Meer vorrückende Gebirge mehr und mehr verdrängt, es bleibt hie und da nur ein ganz schma- ler Küstensaum übrig und an vielen Orten steigen die Felsen des Gebirges, eine wilde aber sehr pittoreske Küste bildend, unmittelbar vom Meere an. Viele Bergströme, in der Zeit der Regen bedeutende Wassermassen führend, treten in tief eingeschnittenen, engen Thälern aus den Gebirgen heraus in die Ebene, theils sie be- befruchtend, theils, da ihrer Gewalt keine Schranken gesezt wer- den, ausfredehnte Verheerung-en anrichtend. Die bedeutendsten unter ihnen sind: der Nahar el Kelb, der N. el Tamur, der Aule, der Saharaneh, der N. el Kasimieh, derMechattau.s.vv. 202 Je mehr die Flbene der Küste durch das Gebirgsland ver- drängt wird, desto mehr sieht sich der Mensch zur Kiiltivi- rung- der Gehänge des leztern kathegorisch hingewiesen. Man bemerkt daher auch am Libanon, von Seida nordwärts gegen Beirut und darüber hinaus, die Bei'ggehänge terrassenförmig und mit einem Fleisse bebaut, der sich weiter südlich, wo die Ebene ein viel bequemeres Terrain für den Ackerbau darbie- tet, in dem Maase nicht wahrnehmen lässt. Der Hatiptgegen- staiid dieses Terassenanbanes ist die Kultur der Rebe und jene des Maulbeerbaumes, untergeordneter sind Feigen, Oran- gen. Gi'.'inaten und überhaupt die sogenannten Südfrüciite. Ein Kennzeichen des heissen Südens, wodurch sich der allgemeine Habitus seiner Vegetation scharf von jenem der gemässigten Klimate unterscheidet, nämlich der Mangel an Rasen, beginnt schon in Syrien sich bemerkbar zu machen und spricht sich besonders an den Gehäugen der Vorberge aus. Dieselben sind felsig, prall; zwischen den Felsen ge- deihen üppig Gräser, Sträncher, jedoch die Rasendecke fehlt und erscheint erst in den höher liegenden Theilen des Gebir- ges. Im Tropenlande Afrika's, einige der höchsten Punkte Abyssiniens vielleicht ausgenommen, fehlt bekanntlich der Ra- sen ganz und daher überrascht zwar ein tropischer Urwald durch seine grossartige, bizarre Erscheinung, er erquickt aber iiiciit das Auge, wie unsere hein)atlilichen, auf grünen Matten wurzelnden Buchen und Tannenwälder. Das Abhandenseyn jenes innigen Wurzelgemenges, welches wir Rasen nennen, hat offenbar seinen Grund in der lang andauernden regenlosen Jahreszeit, welche i\en Boden aufs Äusserste austrocknet. Ausser den Kulturbäumen und hie und da zerstreuten Pinien sind die syrischen Berge längs der Küste nördlich vom Kar- mel, besonders aber die Gehänge des Libanon, vom Holze ganz entblüst, was dem Eindrucke ihrer ohnediess grössten- theils einförmigen Umrisse noch mehr Abbruch thut. Das Terrain der Küste unmittelbar gegen Ost begrän- zend und die Küste in bald grösserer, bald geringerer Entfer- nung vom Meere aus Süd in Nord begleitend, erhebt sich ein mächtiges Gebirge mit grösstentheils gerundeten , wenig- scharfen Bergformen, welches auf den lang gezogeneu Rücken 203 vseiiier Berge häufig Plaftfovmcn wahrnelimen lässt und den ganzen Raum zwischen der Küste westlich und dem Jor- dantliale mit dem todten Meere und dem See von Tiherias öst- lich in einer mittlem Breite von ungefähr 8 bis 10 deutschen Meilen einnimmt. Dieses Gehirgsland beginnt im Siiden mit dem Dschebel Chalil, der gegen West und Südwest in die Ebenen bei Gasa und die Sandflächen des Istmns sich verläuft, gegen Süd und Südost mit dem Oerglande des peträischen Arabiens sich verbindet und gegen Ost steil in das Becken des todten Mee- res abfällt. Unmittelbar an das Gebirge von Chalil reihen sich der Dschebel el Kod's (Gebirge von Jerusalem) und das Gebirge von Ephraim, östlich in das Jordantlial und zum tod- ten Meere, Avestlich in die Küstenebene bei Jaffa abfallend. Weiter gegen ISord folgen der Dschebel Nablus mit den übri- gen Bergen von Samaria (worunter der Dschilbo) ; östlich be- gränzt vom Jordanthale, westlich vom Küstengebiete , gegen Nordwest aber als Dschebel Karmel bis ans Meer vorsprin- gend und dort das Vorgebirge gleichen Namens bildend. Hie- ran schliessen sich die Berge von Galiläa: der Hermon , Ta- bor, Dschebel Safed, Saron, Dschowallein etc. Diese Gruppe fällt östlich in das Seebecken von Tiherias und in das obere Jordanthal, westlich in das Küstengebiet bei Acre und Snr ab, tritt in mehreren Vorgebirgen bis an das Meer vor und schliesst sich weiter nordwärts durch den Dschebel el Drus (Drusen- bergO bei Seida an die Kette des Libanon ; mittelst der Gebirge am oberen Jordan und von Hasbeya aber an den Dschebel es Schech oder Dschebel el Teltsch (Schneeberg, der König der syrischen Berge) und somit an die Kette des Antiiibanon an. Das ganze Gebirge in der so eben detaillirten Ausdehnung gehört der Jura- und Kreidereihe an. Sogenannte krystallini- sche oder plutonische Gesteine sind mir in diesem Terrain gar keine bekannt und vulkanische Felsgebiide fand ich nur am Bergrande des Beckens von Tiherias. Die höchsten Punkte des oanzen Gebirf>szni>es befinden sich im nördlichen Theile desselben ; in der Nähe des Dschebel es Schech *, sowie im nord- * II, 'i, p. 757. Die Meereshöhe des höchsten Punktes des Dsche- bel es Schech geschä/.t auf 9500 Fiiss. 204 östlichen und südöstlichen Theile Galiläas. Weiter im Süden werden die Berge bedeutend niederer und die höchsten derselben in Judäa dürften kaum die Meereshöhe von 4000 Fuss erreichen. Der physiognomische Charakter des südlichen Theiles dieses Gebirgslandes ist sehr veischieden von dem des nörd- lichen. Die Plattformen und Gehänge der Centralberge in Ju- däa haben ein wildes, felsiges^ steriles, hie und da fast unserem Karste ähnliches Ansehen. Heftige Winde, Sonnenbrand und Wassermangel lassen auf den Höhen nur geringe Vege- tation zu und am Abfalle gegen das todte Meer hin geht das Land vollends in eine Felsenwüste über. Die Thäler , welche dieses Felsterrain durchziehen sind häufig tief und enge, mehr Schluchten zu nennen. Wo sich in Niederungen produktives Erdreich ansammelt und Wasser vorfindet, entwickelt sich eine, der Wärme des Klima entsprechende üppige Vegetation, alle Kulturpflanzen des gemässigten Europa's gedeihen zu- sammen mit Südfrüchten auf das beste, besonders die Rebe und der Ölbaum. Freundlicher ist der Charakter des Landes in Samaria. Das organische Leben entwickelt sich allseitig in einem freudigen Maasstabe und mehrere Gebirge sind bis zu ihren höchsten Punkten mit Wald bedeckt. Noch schöner aber und zugleich grossartig gestaltet sich die Natur in Gali- läa. Die Berge Averden hoch; ihre Formen kühner, schärfer; malerische Felsgipfel bringen Ton in das Bild und so schöne Waldkuppen^ wie derTabor z. B. ist, siehtman nicht gev\'öhn- lich. Der mit Schnee bedeckte grosse Hermon (der Dschebel es Schech) ragt als würdiger Schlussstein des ganzen Pano- ramas hoch über alle andern Berge empor, eine wahrhaft do- minirende, herrliche Kuppe. Die Thäler sind keine unwirthbaren Schluchten mehr, sie werden lange, breit, bilden zum Theil Ebenen von grosser Ausdehnung, wie Esdralon und dgl., das üppigste Kulturland, schwelgend in südlicher Vegetationsfülle und nur Hände und eine weise Verwaltung verlangend , um noch einmal ein ge- lobtes, gesegnetes Land zu werden. Ein schönes Weideland zieht sich bis auf die Höhen der Berge hinan, bedeutende Berg- ströme bewässern die Triften der Thäler und in der Tiefe breitet sich der dunkle Spiegel des Sees von Tiberias aus. 205 Oestlich dieses grossen Gebirgszuges liegt das Jordan- Thal, die merkwürdigste unter den bekannten Bodendepres- sionen der Erde, sowohl ihrer grossen Länge nach als ihrer an das Unglaubliche glänzenden Tiefe halber. Der Jordan entspringt bei ßanias in Hasbeya am siidli- chen Gellänge des Dschebel es Scliech; betritt, ein Bergstrom von geringer Bedeutung, nach kurzem Laufe das weite Thal des Nahar Hasbeya, durchfliesst die sumpfige Niederung und den kleinen See ßachr Hule, sezt zwischen Bergen seinen Lauf gegen Süden fort, liegt an der Jakobsbrücke noch 350 Paris. Fuss über dem Meereshorizonte (nach Schubert)*; ungefähr 2 deutsche Meilen weiter flussabwärts an seiner 3Iündung im See von Tiberias aber bereits 625 Paris. Fuss unter dem Niveau des Meeres. Wo auf diesem Wege von der Jakobsbrücke bis zum See Tiberias der Jordan die Ni- veaulinie des Meeres passirt unfl sonach in das Terrain der grossen Depression des Jordantliales eintritt, ist noch nicht ausgemittelt, wahrscheinlich dürfte diess aber am Gehänge des Gebirges stattfinden, welches die Ebene el ßatilieh am oberen Ende des Tiberiassee's nördlicherseits begränzt. Von seinem Ausflusse aus dem See Tiberias bis zu sei- ner Mündung im todten Meere hat der Jordan nach meiner Bestimmung ein Gefälle von 716 Par. Fuss und liegt sonach an lezterer Stelle 1341 Par. Fuss unter dem Meeresniveau *•=. '•' Niicii von Wu.denbuuch's korres|ioii(l. barometcr. Beobachtungen liegt das Bette des Jordans an der Jakobsbriickc nur in 84,4 Par. Fuss Mceiesbölic und es fra^t sicli dabei", ob von Wir.DEpjBnucH und von Schu- bert wohl an einer und derselben Stelle beobachtet haben? "~" So eben finde ich in dem neuesten Bande der Monatsbeiichtc über die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (Neue Folge III. Band. Berlin 1S46, pag. '270 etc.) das sehr interessante barometr. jNivellemcnt des k. preuss. Hrn. Generalkonsuls von Wilden- BP.LCH, welches sich auf ko r respo n di re nd e baionietr. Beobachtungen stüzt. Diesem nac!) liegen : Ain es Sultan im Jordantliale . . . . . . 640,0 der Spiegel des todten Meeres 1351,6 „ „ „ Tiberiassee's 703,3 Paris. Fuss unter dem Niveau des mittelländischen Meers. Diese Resultate bestätigen, was das todte Meer und dessen nächste 207 seinen Basalten, selbst das Bassin des todten Meeres ; die häufigen und sichtbaren Störungen in der Schichtenanordnnng der normalen Gesteine, die häufigen Spalten -Thäler und vor allem die bekannten, häufigen und äusserst heftigen Erdbeben. Bei den meisten Erdbeben glaube ich, dass die vulkani- sche Kraft, der sie nach meiner Ansicht ihr Daseyn verdan- ken, in der Richtung grosser, unterirdischer Spalten wirkt, so Avie ich überhaupt bei meinen oftmaligen Besuchen noch thä- tiger und bereits erloschener Feuerberge mich i'iberzeugt zu haben glaube, dass die Wirkung nach Spalten bei Vulkanen wenn nicht die ausschliessliche, doch gewiss bei weitem die vorwaltende ist. Daher die Erdbebenlinien, die gewissen und für manches Terrain konstauten Richtungen, in welchen die Erschütterungspunkte sich aneinander reihen und die, wenn wirkliche vulkanische Ausbrüche damit verbunden sind , als sogenannte vulkanische Meridiane, als Reihenvulkane sich darstellen. Auch in Syrien lässt sich mit Znhülfeuahme der historischen Daten eine solche Hanptrichtung der Erdbeben, eine Erdbebenlinie, nachweisen. Sie verbindet die Orte He- bron, Jerusalem, Nablus, Tiberias, Safed , ßalbek, Aleppo. hat daher im ganzen die in der Naturgeschichte der Gang- spalten übeihanpt eine durchgreifende Rolle spielende Rich- tung aus SW. in NO. , fällt mit der Hauptrichtung des Cen- tralgebirgrückens Syriens zusammen, läuft mit jener der De- pression des Jordanthaies parallel und hat ihre Endpunkte nordwärts im vulkanischen Terrain am Südgehänge des Tau- rus (Giaur Dagh)*, südwärts im Gebirgslande des peträischen Arabiens. Seitenzweige dieser grossen vulkanischen Spalte scheinen sich an mehreren Punkten bis an das Meer zu er- strecken und die Gegenden von Jaffa, Acre, Beirut, Antiochia zu berühren, wenn anders nicht eine selbstständige , ähnliche Spalte, der erstem parallel, längs der Küste sich hinzieht und die lezt genannten Punkte unter sich in Verbindung sezt. Ich bin mehr der leztern Ansicht und hege auch die Meinung, dass eine dritte solche grosse Spalte in Syrien bestehe und zwar zusammenfallend mit der Richtung der Depression des Joi'- danthales und in ihrer nördlichen Fortsetzung mit der oben * Man s. die geognost. Karte von Karamanien. 206 Am südlichen Ende des todten Meeres lie»t die sunipfig^e Niedernno- des Waddi el Ciior, der Beginn des Waddi Araba nnd walirscheinlicli nni \veni«;es nnr höher liej>end als das todte Meer selbst. An diese Niederuns; schliesst sich das Waddi Araba an , dessen Thalsohle sachte bis zu jenem Wasser- tlieiler ansteigt, der das VV assersystem des todten Meeres von dem des vothen Meeres trennt nnd dessen ich schon frü- her erwähnte. Wir können daher, da der Wassertheiler im Waddi Araba wahrscheinlich keine sehr bedeutende Höhe über den Meereshorizont einbringt, die Länge der merkwür- digen Depression vom nördlichen Gehänge der Ebene el ßa- tiheh bis zu diesem Wassertheiler rechnen und somit in einer Strecke von fast drei vollen Breitengraden verfolgen. Bei Betrachtling einer so ausserordentlichen Naturerschei- nung drängt sich, wenn man auch ferne jeder Sucht nach Hy- potesen steht, nothwendig die Frage auf; welche Ursachen mögen eine so gewaltige Wirkung herbeigeführt haben? — Betrachten wir die geologische Struktur des Bodens in Sy- rien, so sehen wir das ganze Felsenterrain dieses Landes aus normalen Gebilden und zwar vorwaltend aus solchen der Jura- und Kreidezeit zusammengesezt. Nnr im nördlichsten Theile dieses Landes sehen wir entschieden vulkanische Fels- gebilde in bedeutender Entwickelnng auftreten, in ganzMittel- und im südlichen Syrien aberspielen dieselben eine nur unter- geordnete, lokale Rolle. Wenn wir übrigens in Syrien auch nicht so häufig auf vulkanischem Gesteine stehen, so stehen wir dort doch sehr oft auf vulkanisch vielfach bewegtem Bo- den, auf einem Terrain, das noch fortan den heftigsten Einwir- kungen vulkanischer Kräfte ausgesezt ist und die unverkennbar- sten Meikmale derselben an unzähligen Orten an sich trägt. Dahin lechne ich die sich findenden heissen Quellen, die kra- terartigen Einsenkungen , z. ß. das Becken von Tiberias mit Ump^ebung; betrifft, meine Messungen auf das g'enaupste und geben be- züglich des Tibeiiassee's einen Ziffer, der mit deu> meiner Mess;ung' zwar um 168.3 Par. Fuss diffeiirt, jedoch unter Hiinveisung auf das vorn Seite 133 Gesandte einen Beiejj mehr an die Hand gibt, wie sehr die Richtigkeit der trigonometr. Bestimmung der Depression des Tiberias- see's durch Lieutenant SyiwoND noch immer zu bezweifeln ist. 208 erwälinten Haiiptspalte sich vereinend. Wenn diese Annahme lichtig ist, so erklärt sich die Depression einfach. In einer jener gewaltigen Katastrophen vulkanischer Wirksamkeit, de- ren schon die Bibel erwähnt (Tradition von Sodoma, Goniora etc.), öffnete sich diese Spalte, ihre Decke zerriss und es er- folgte die grosse Bodeneinsenkung vom Südgehänge des Dschebel es Schech bis zum Wassertheiler im Waddi Araba. Die aus den Lokalverhältnissen entspringende Verschiedenheit des Widerstandes, die mit dieser Erscheinung verbundenen vulkanischen Ausbrüche (Becken von Tiberias), die örtliche Bodengestaltung und die verschiedene örtliche Tiefe des ent- standenen Risses etc. bedingten auch eine mehr oder minder weite Ausdehnung der Bodeneinsenkung, es entstanden längs des Risses beckenartige Vertiefungen , kraterartige Einsen- kungen, zumTheil von ausserordentlicher Tiefe, so das Becken von Tiberias, das des todten Meeres. Eine gewöhnliche Erscheinung, die man aller Orten bei diesen Einsenkungen häufig beobachtet, dass sich nämlich dieselben mit Wasser füllen, fand auch hier statt und zugleich entwickelte sich im Verlaufe der Zeit und in üebereinstimmung mit Richtung und Gestalt des neu entstandenen Einsenkungsthales das Wasser- system desselben oder mit andern Worten das heutige Sy- stem seiner Wasserzuflüsse und seiner Seitenthäler. Die Bil- dung eines Hauptstromes entlang der ganzen Depression lag am nächsten. Die an den Gehängen des Dschebel es Schech sich sammelnden Gewässer lieferten vor allen das nöthige Ma- terial und der heutige Jordan nahm alle andern Zuflüsse bis zum todten Meer auf. Er erfüllte das Becken von Tiberias, wenn es nicht schon voll war, bis zu der Höhe, in welcher er wieder ungehindert seinen Abfluss nahm und dabei blieb es. Nicht so am todten Meere. — Der Wassertheiler im Waddi Araba ist, wie ich glaube, wenn auch nicht wörtlich genom- men als solcher, viel älter als die Depression, und da das rothe Meer, der geognostischen Natur des Waddi Araba zufolge, einst bis dahin in das Land hinein reichte, so muss dieser Damm, als die Depression erfolgte, schon bestanden haben, weil sonst ohne Zweifel das rothe Meer mit Gewalt in die tiefe Bodeneinsenkung eingebrochen wäre. Sollte, was mir aber 209 nicht ganz wahrscheinlich ist, vor der Zeit, als die Einsenkung des Bodens nördlich von diesem Damme erfolo^te, das Gefälle g^leichniässig dem Tiiale entlani>' bis znm rotlien Meere statt gefunden haben, so ist allerdings auch die Ansicht zu recht- fertigen, dass der Jordan vor Bildung der Depression in das rothe Meer ablief ; natürlich aber ist es erwiesen, dass mit der Entstehung dieser Einsenkung auch augenblicklich dieser Lauf des Jordans abgesclinitten wurde. Sey dem wie ihm wolle, so wäre es zunäclist die Aufgabe des Jordans gewese.:, das Becken des todten Meeres bis zum Niveau des höchsten Rückens des Wassertheilers im Waddi Araba auszufüllen, um in das rothe Meer abfliessen zu können , diess geschab aber nicht und die Ausfüllung des Beckens ging nur soweit vor sich, bis der See eine solche Oberfläche gewann, dass die im Ver- hältnisse damit zunebmende Verdunstung der Wassermasse jene Stufe erreichte, auf welcher sie im Stande war und ist dem stattfindenden Zuflüsse das Gleichgewicht zu halten. Da- bei blieb es dem Griindprinzipe nach, obwohl die Beweise von Oszillationen im Niveaustande des Sees sich nicht verkennen lassen , vielmehr die Beschaffenheit der Ufer zu erkennen gibt, dass der See, durch grös.«-ere Wasserzu- flüsse in regenreicheren Zeiten , oder durch eine in Tem- peraturs- und Luftzugsverhältnissen gegründete geringere Verdunstung, einst bedeutend höher stand als es gegenwärtig der Fall ist. Des Jordans wegen eine unterirdische Verbindung des todten Meeres mit dem rothen oder Mittelmeere anzunehmen, die einzige Ausflucht, wenn man die dem Zuflüsse das Gleich- gewicht haltende Verdunstung des Seespiegels nicht wollte gelten lassen, wäre offenbar ein physikalisches Unding; denn vermöge der einfachen Tbeorie kommunizirender Röhren müsste, wenn eine solche Verbindung statt fände und trotz der Verschiedenheit der spez. Ge-vichte des See- und des Meer- wassers, das Eindringen des Äleeres in die Depression und die gänzliche Ausfüllung derselben eine unabwelchliche Folge davon seyn. .' Der hohe Salzgehalt des Wassers des todten Meeres er- klärt sich ganz einfach durch die Auflösung und Auslaugung Russe gg er, Reisen. 111. Band. 14 210 der vielen und mäclifioen Salzlag^erstätte, welche der Gebirgs- formatlon seines Beckens eigen sind und in der sich zudem auch bituminöse Gesteine in zureichender Menge finden, um daraus bei der steten Berührung derselben mit stark gesalze- nem Wasser manche chemische und physikalische Eigenthüm- lichkeiten dieses Seewassers ableiten zu können, ohne der Wissenschaft Gewalt anzuthun *. Im Osten des todten Meeres und des Jordanthaies mit dem See von Tiberias erhebt sich steil wie eine gewaltige Mauer ein hoher Gebirgszug des Cidariten-fiihrenden Kalkes der Jnrareihe. Er trägt auf seinem Rücken ein weites, bergiges Plateau, von unabhängigen arabischen Wandervölkern * Bei Gelegenheit als icli bereits vorne S. 106 etc. und S. 132 etc. im Verlaufe meiner Reise von dieser Depression und den Resultaten meiner Messungen derselben sprach, habe ich mehrere Werke und Ab- handlungen erwälint, in denen man auch die Angaben anderer Reisen- der bezüglich dieses Gegenstandes , sowie sehr interessante Zusammen- ßtellnngen aller bisher hierüber bekannten Beobachtungen findet. In die- ser Beziehung erlaube ich mir nun für Jene, welche sich besonders für diesen Gegenstand interessiren sollten, noch folgende IWaterialien nach- zutragen : Jameson's Edinburgh new Philosophical Journal. 1840, p. 96. PoGGENDORFP's Aunalen. Jahrgang 1841, Heft 5. Delcros, Note über die Einsenkung des todten Meers und den Lauf des Jordans. Prüfung der Resultate der Barometermessungen, von Bkrtou und Russegger. Im Bulletin de la societe geologique de France. 1843, p. 3.16. etc. Angelot , Untersuchungen über den starken Salzgehalt eingesenkter Binnensee'n und insbesondere des todten Meers. Bulletin de la S. de F. 1843, p. 356 und 391. Er.iE DE Beaümokt, Betrag der Depression des todten Meers. In Ja- ^ meson's Edinburgh new philosophical Journal. 1843, pag. 178. Ebendaselbst: Humboldt, verglichene Höhen versciiiedener Meere und Binnensee'n. p. 323 etc. Letront-e, über die ur.sprüngliche Trennung der Becken des todten Meers und des rothen Meers. In Bkrghaüs Aunalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde. 1842. [, p. 201 etc. RoBI^'soN, Palästina und die südlich angränzenden Länder. Deutsche Ausgabe. II, p. 448 etc. Das todte Meer. Monatsberichte über die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, Neue Folge, 3. Band. 1846. (Rüsseggbr, pag. 163—167. V. WiLDKNBRUCH, p. 73—82, p. 249—252, p. 270—272.). 211 und sesshafteii Stämmen bcwolmt. Der siuUiclie Tlieil dieses Hochlandes ist nnter dem Namen Dschehel ßelka bekannt, weiter gegen Nord, jenseits des Serka und in der Umgebung des hohen Adschelon, stösst daran das Hochland es Sueit und noch weiter nördlich beginnt die bekannte Hochebene el Hau- van oder Huran genannt, welche vorziiglich von Arabern und Drusen beAvohnt, westlich vom Äntilibanon und östlich durch die grosse syrische Wi'iste begrenzt, sich unmittelbar an die Hochebene von Damaskus anschliesst und daselbst eine Höhe über dem Meereshorizont von 2r304 Par Fuss nach meiner Be- stimmung einbringt. Dieses ganze Terrain fällt nicht in das Be- reich dervorliegenden Reise; ich werde jedoch, um das geogno- stische Bild Syriens möglichst zu ergänzen, die wenigen Be- obachtungen, die wir hierüber, besonders von Burkhardt, ha- ben , am Schlüsse dieser Abhandlung einzureihen versuchen. Nach diesen allgemeinen Umrissen der Eodengestalt des peträischen Arabiens und des südlichen Syriens lasse ich im Nachstehenden als ein nothwendiges Element der physiogno- mischen Auffassung die Resultate meines sorgsam durchge- führten barometrischen Nivellements folgen und werde zur Vervollständigung der Daten bezüglich solcher Lokalitäten, die ich entweder selbst nicht betrat oderdoch ihi'e Höhe nicht selbst bestimmte, anhangsweise auch die betreffenden Resul- tate der Barometermessungen meines verehrten Freundes, des Hrn. Hofrathes v. Schubert, beifügen. a. Gemessene und berechnete Meereshöhen und Depressionen. P e t r ü i s c Ii e s Arabien. Meereshölie in Pariser Fiiss. Sues, beobachtet ober dem Stande der höchsten Fluth 2 Lager auf dem Plateau Debbe 1507 „ im Waddi Nasseb 1291 „ „ „ Chamile - 2074 „ » » Barak 2849 „ „ „ Ösch :j:»oo „ auf dem Plateau Sahäb am Dschebel Frea . . 3377 Kloster St. Katharina auf dem Sinai 5115 14* 212 Meereshöhe in Pariser Kuss, Kloster Erbain auf dem Sinai 5464 Höchste Spitze des Dschebel Mussa, am Kreuze . . 5956 „ „ „ „ Horeb, in der Kapelle . 7097 „ „ „ „ Sei'wäl, nach Rüppel . 6342 „ „ „ „ Katharina, in der Kapelle SI6S Lager ain Waddi Möchsen 3876 „ „ Brunnen Ällähadär 3793 „ auf der Hochebene Charäba 3460 Höchste Kuppe auf dem Plaleau des Dschebel Tyh . 4358 Lag^er auf der Höhe des Dschebel Tyh 432-2 „ im Waddi el Arisch auf dem Plateau des Tyh 2832 „ „ „ j, „ am Brunnen Redschim . 2492 ,, „ „ yy „ „ Fusse des Dschebel Edjme 2005 „ auf dem 1. Plateau des Edjme, am Dschebel Hieyle 1886 ^ im Waddi Woaletscham 1772 Chan JNüchel auf der Hadschistrasse von Kairo nach Mekka 1396 Lager im Waddi el Ägaba 1186 „ „ „ Chereir 1013 „ „ „ Dscharaf 1027 „ „ Gebirge Moyle, am Brunnen 1012 „ „ Waddi Erheba 1032 „ „ „ Chälassa, am Brunnen 661 „ „ „ Roechy, dicht unterhalb des Uber- gangsjoches 987 Syrien. 1. Lager im Waddi el Chalil, auf der Ebene Notare el Legie 1097 2. „ im Waddi „ „ 1550 Dorf Taharie im Gebirge Chalil 2040 Stadt Hebron (Chalil) 2842 „ Betlehem, im latein. Kloster 2538 „ Jerusalem, in latein. Kloster, casa nuova . . . 2479 Mar Saba, griechisches Kloster im Thale des Kedron . 659 213 Meereshohe Depression Nach meinen gleichslündigen Beobachtungen zu i" Par. unter dem Fuss Jerusalem : Dorf Richa (Jericho); beobachtet auf dem alten Thurme, 36 Fuss über der Erde Badeplatz der Pilf^er am untern Jordan . . Spiegel des todten Meeres Meereslio- rizonte. in Par. Fuss. Nach meinen gleichstündigen Beobachtungen zu Jaffa. Dorf Richa — ßadeplatz der Pilger am untern Jordan . . — Spiegel des todten 3Ieeies — Arithmetischer Durchschnitt beider Resultate. Dorf Richa — ßadeplatz der Pilger am untern Jordan . . — Spiegel des todten Meeres — Hienach ergeben sich weiter: Jerusalem, ijber dem Spiegel des todten Meeres 3S20 ]>Iar Saba, über dem Spiegel des todten Meeres 2000 — Dorf Richa, über dem Spiegel des todten Äleeres f)24 — Badeplatz am Jordan, über dem Spiegel des todten Meeres 50 — Die Tiefe des todten Meeres, angenommen zu 16S8 Paris. Fuss, ei'gibt sich für den Grund des Seebeckens Stadt Jaffa, beobachtet im armen. Lazaret „ Beiiut, beobachtet in der Locamda des ßattista „ ISazaiet, im latein. Kloster .... Gipfel des Berges Tabor Ebene Ard el Hamma am Tabor .... Spiegel des Sees von Tiberias Stadt Tiberias, Kirche des hl. Petrus . . Hienach ergeben sich weiter: Der Gipfel des Tabor über dem See von Ti- beiias 2380 774 1209 1319 660 1314 1364 717 1291 1341 — . 3029 24 . — 60 — 1161 — 1755 — 955 — — 625 617 214 Meereshölle ßepreKsioii in Par. unter dem Fuss. Meeres ho- r /.oute, in Par. Fuss Ebene Ärd ei Hamma über dem See von Ti- berias 15S0 — . — Nazaret, über dein See von Tiberias . 17S6 — . — Der See von Tiberias ober ßicha im untern Jordanthale 92 — . — Der See von Tiberias ober der Mündung; des Jordans im todten Meere .... 716 — . — Angenommen die Entfernung vom Ausflusse des Jordans aus dem Tiberiassee bis zu seiner Mündung im todten Meere mit 20 deutsche» Meilen, was mit der Wirklichkeit sehr nahe übereinstimmen dürfte, so ergibt sich somit hieraus auf 1000 Klafter ein Stromgefälle im Durchschnitte von 9 Paris. Fuss, das der mittlem Geschwindigkeit des Jordanlaufes auf dieser Strecke vollkommen entspricht. b. Auf Basis der gemessenen und bercchnelen Meereshöhen wurden von mir geschäzl : P e t r ä i s c li e s Arabien. Meeresliöhe in Pariser Fuss. Jede der drei höchsten, dem Namen nach noch unbe- kannten, Bergspitzen in der Centralgruppe des Sinai 8700 Höchste Spitze des Om Schomer S300 Das verlassene Kloster St. Elias auf dem Horeb . . 6200 Die Quelle Ain el Dschebel Horeb .5700 Höchste Kuppe des Rhas Hammam 1000 ,» „ j, Dschebel Halali 1700 » » » » Moyle 1650 » » » n Dscharaf 1200 ), » der äussersten südlichen Vorbersre des Dschebel Chalil 1400 Höchste Kuppe des Dschebel Eschrimm 1600 Das 2. Plateau desEdjme, am Dschebel Hieyle . . . 2100 Höchster Rücken des Dschebel Raacha 300 Höchster Rücken des Dschebel Szader 400 215 Meeresliöhe in Parixcr Fusü. Höchste Klippen znnäclist am VVaddi Nasseb . . . :i500 „ „ im W'addi Barak 4500 „ Kuppe des Dscliebel lidjme. in der Nähe der Nakha om Kachi 5000 3. Plateau des Dschebel Kdjme 2400 Syrien. Höchste Kuppen des Dschebel el Be'ka, an der Ost- seite des todten Meeres ,'{000 Daher erheben sich dieselben über den Spiegel des todten Meeres zu 4300 — Thalsohle des Kedronthales bei Mar Saba .... 0 Höchste Spitze des Dschebel esSchech im Antilibanon 9500 Höchste Kuppen des Adschelon im Osten des Jordan- thaies 6000 Höchste Kuppen desDsehuwalan im Osten des Jordan- thaies 5000 Plateau von Hauran, im Mittel 2500 „ „ Hasbeya 1800 Stadt Safed 3000 Höchste Kuppe des Dschebel es Schech, welche von Tibeiias aus sichtbar ist 8500 Westlicher Bergrand des Tiberiassee's oberhalb der Stadt Tiberias 200 Daher Höhe dieses ßergrandes über dem Seespiegel 800 — Höchste Kuppen des Dschebel Dschowalein. in Libanon 5500 » » » » el Drus, „ „ 6000 Höchster Punkt des Weges zwischen Mar Saba und dem todten Meere* 2500 * An diese sub a und b von mir im We^e positiver Messung und Bereclmung, oder durci» Schätzung ausgcniitlehen Melireshölien und Depressionen reihen sich die im I. Bd., 2 Theil, pag. 756 etc. mitge- theilten Höhenangaben über Mittel-Syrien. 216 c. Auszug aus den barometrischen Höhen und Tiefen Bestimmun- gen des Hrn. Hofrathes Dr. v. Schubert. Peträisches Arabien. Meereshölie Depression in Par. unter dem Fuss. Meereslio- rizontc, in P. Fuss. Mündung des Waddi Hebron, am südlichen Fusse des Servval ....... 747 . — Lager im Waddi Solaf 2709 . — „ „ yy Abu Szueir, Route von St. Katliarina nach Akaba 4005 . Lager im Waddi Sal bey Odschret el Foras 2178 . — » » » Samo-hi 1494 . _ Das ßeduinenlager Araba im Waddi Araba, in der JNähe des Wassertheilers zwi- schen dem rothen und todten Meer . 405 . — Lager am Östlichen Gehänge des Waddi Araba, walirscheinlich bereits nördlich des Wassertheilers im Hauptthale . 954 . — Mündung des Waddi Mussa, im Gebirge Seir bei Petra . . . . . . . . . 2046 . — Anhöhe vor Petra, geschäzt 4000 . — Der Gipfel des Hör (Dschebel en Nebbi Ha- ron), geschäzt 5000 . — Lager im Waddi Araba, nordwestlich von Petra, an der westlichen Seite des Hauptthaies, 1 Stunde südöstlich von Äin el Weibeh — . 91 Lager im Waddi el Fikreh, am Dschebel Ma- dorah und bei Nakba es Sofah (Sei- tenarm der Hauptdepression) ... — . 5 Höchster Punkt der ßergschlucht Nakba es Sofah 1434 . — Lager bei Kuppet el ßaul (Waddi Ateiche) 1525 . — £ y ric n. Dorf Semua, am Fusse des Berges, Y?. St. nördlich von Aräd 2225 . — Gipfel des Ölbergs bei Jerusalem .... 2556 . — 217 ^ Mreresliölie Depression in Pariser unter dem Fuss. Meereslio- ^ rizonte, in Par. Fuss. Nablus (Sichern), o;riechisclies Kloster . . 1751 . Gipfel des Gaiizim (^100 Fuss unter der liöcli- sten Spitze gemessen) 2398 . Stadt Dsciiennin in Samaria 515 . Das Kloster auf dem Karmel 582 . llöclister Rücken des Karmel 1200 . Der Jordan au der Jakobsbrücke, Route von Tiberias nach Damaskus'' .... 350 . — (nach VON VVildenbruch aber nur: 84,4 . — Um, in soweit es den bisherigen Erfahrungen nach mög- lich ist, ein Bild der geognostischen Struktur der Halbinsel des Sinai und des südlichen Syriens zu entwerfen, welches eine deutliche, allgemeine Übersicht gewährt, erlaube ich mir die auf meiner Reise gemachten Beobachtungen vorauszusen- den und sodann zur Vervollständigung des Ganzen die von BuRKHARDT, RüppEL , ScHüBERT uud RoBiNsoN gegebenen Daten anzuschliessen. Ich gehe hiebei von Sues aus und verbinde somit das IN achfolgende unmittelbar mit dem, was ich bereits im II. Bande, I. Theile, pag. 347 bis 351 über die geognostische Natur des Istmus, der Afrika mit Asien verbindet, mitgetheilt habe **. Zwischen dem Dschebel Raacha asiatischer Seite und den Bergen, welche den Meerbusen und die Landenge von Sues afrikanischer Seite hegränzen, dehnt sich eine weite wü- ste Ebene aus, die alle Kennzeichen eines erst jüngst vom Äleere verlassenen Bodens an sich trägt. Während die ganz horizontal liegenden Schichten des Raacha der Formation des Mokattani, den Gebilden des Grobkalkes und i\cn ober- sten Ablagerungen der Kreide angehören, bedeckt die Ebene * Man s. I. Band, 2. Theil. pag'. 758, vorn Seite 205. vo>' Wilden- BRUCHS sehr interessantes barometr. Nivellement ist mir, wie gesagt, erst später zuf^ekommen und ich erlaube mir, da dasselbe auf korrrspon- d ire n de Beobachtungen sich stiizt, ganz vorzüglich daraufhinzuweisen. *" Man s. für das Folgende meine geognost. Karte des peträischen Arabiens. 218 Meeressand und Meeresschutt, stellenweise üLerlagert von den Älluvien der nächst liegenden Berge, unter denen die schwer verwitterbaien Fenersteine eine besondere Rolle spie- len. An vielen Orten erhebt sich der Sandboden zn Hügeln, die sich gleich Dünen aneinander reihen und in einem solchen Terrain liegen auch unweit der Küste die Brunnen von Ajun Mussa, die wie alle Brnnnen der Umgebung ein schlechtes, salziges Wasser geben. Die Umrisse des Raacha sind höchst einförmig. Er bildet ein sanft ansteigendes, lang' gezogenes Plateau, eine Terrasse, welche nur weiter gegen Süd, am Dschebel Szäder, schärfere ßergformen warnehmen und da- durch eine Verändernng der Felsformation vermuUien lässt. Wirklich findet mon auch südlich von Ajun Mussa an der fla- chen Küste nur mehr Geschiebe eines dichten, festen Kalksteins, aber keine Feuersteine, welche sich doch weiter nördlich in solcher Menge finden. Der Kalkstein der Geschiebe ist voll von Versteinernngen , welchen nach ich ihn als der grauen, harten Kreide angehörend glanbe, eine Felsbildung, die am Rhas Hammam in mächtiger Entwicklung sich ausspricht. Auf der Küstenebene vom Waddi Szäder bis zum Waddi Haleffi erheben sich viele kleine Hügel in den sonderbarsten Formen. Sie stehen sämmtlich isolirt und bilden meistens spitze oder stumpfe Kegel, eine Gestalt, welche sie ohne Zweifel der einstigen Brandung und wohl auch, wie die trockenen Bette der Waddis vermuthen lassen, den zeitweise sich bildenden Bergströmen der Küste verdanken. Zum Theile bestehen diese Hügel aus Meeresschutt, zum Theile aus jüngstem Mee- ressandstein und Meereskalk, ähnlich dem gleichen Vorkom- men bei Sues und überhaupt hier das herrschende Gestein der Küste bildend. Dicht am Meere ziehen sich niedere Dünen und Korallenriffe hin. Der Dschebel Haleffi bildet eine lange und breite Hügelreihe aus NO. in SW. Ihm gegenüber, afri- kanischer Seite, sieht man deutlich die hohen Kalkberge (graue, harte Kreide): den Attaka und Chalalla und zwi- schen denselben die weite, mit niedern Bergen erfüllte Einbucht des Waddi Tawarik, auch Waddi el Tyh genannt. Südlich vom Waddi Haleffi, landeinwärts, betritt man plötzlich ein in seinen lokalen Verhälltnissen ziemlich ver- 219 vvonenes Hügelland. Die weiten Ebenen der Küste nnd mit denselben die jüngsten Meeresgebilde sind verschwunden und man befindet sich zwischen lauter Ablagerungen der Tertiär- zeit, vorzüglich Kalk und Gyps, deren horizontale Auflage- rung auf der weissen, reinen, feuersteinreichen Kreide wei- terhin ganz unverkennbar sich ausspricht. Der (iyps, theils mit dichtem, theils mit körnigem Grobkalke wechsellagernd, theils für sich kleine Berge bildend, entwickelt sich in grosser Mächtigkeit, sein Gefüge ist bald dicht, bald körnig, bald das eines ausgezeichneten Blättergypses, Weiter im Lande erblickt man die weissen Bänke der obern Kreide, noch weiter sieht man die scharfen Bergrücken der harten, grauen Kreide und in der Ferne tauchen Felsgipfel auf, die eine baldige Verän- derung der ganzen Formation in Aussicht stellen. Diese tertiären Ablagerungen erfüllen die ganze Einhucht der Küste nördlich vom Vorgebirge Hammam. In der Nähe des Brunnens Huära und südlich von demselben, g;egen das Waddi Garändel zu, zieht sich die weisse Kreide immer mehr in das Innere zurück und scbliesst sich dort den (iOO bis 800 Fuss hohen Bergzügen der altern Kreide an. Das tertiäre Terrain ist ein zerrissener Meeresboden, die Merkmale der mechani- schen Einwirkung einer heftigen Brandung deutlich an sich trauend. IsolirteKejjelberofe von körnioem, dichtem und biät- terigem Gypse erheben sich wieder in grosser Anzahl, sind aber insgesammt von geringer Höhe. Zwischen dem Brunnen Huära und dem Waddi Garändel auf der Route von jenem Platze nach Uhas Hammam bedeckt der tertiäre Kalk Ablagerungen von tertiärem Sandsteine und einem nagelflueartigen Konglomerate, welche beide Felsge- bilde aber weiterhin den tertiären Kalk wieder überlagern, folglich, wenn nicht besondere, spezifische Unterschiede aus den eingeschlossenen organischen Resten hervorgehen, mit lezterm geognostisch parallel stehen. Der lezt erwähnte Sandstein sowohl als das Konglomerat sind kompakte, feste Gesteine. Alle Straten dieser tertiären Ablagerungen liegen entweder horizontal oder neigen sich unter Winkeln von 15 bis 2.0^^ gegen Nord, d. h. gegen das Mittelmeer; wodurch, da diese Schichtenstellung am Istmus wenn nicht allgemein doch 220 vorwaltend beobachtet wird, die Ansicht sehr viele Beg^ründung- erhält, dass die Verbindung zwischen Afrika und Asien, nämlich die Bildung" des ganzen Istmus, nicht durch die Sedimente des rothen Meeres, sondern durch jene des mittelländischen Meers vor sich ging, welche sich nach und nach um die einst als Felseninsel zwischen beiden Welttheilen gelegene Sinai- Gruppe herum anhäuften, die Verbindung beider Meere un- terbrachen, dafür aber jene zwischen beiden Continenten her- vorriefen und dieselben an den KiJsten des IMittelmeeis noch fortan vergrössern, wie das historisch begründete Anwachsen des Landes und respektive Zurücktreten des Meeres daselbst darthiit. Im Waddi Garändel entspringt aus dem tertiären Felsge- biete ein nicht unbedeutender Bach reinen, etwas salzig schme- ckenden und nach Schwefelwasserstoff riechenden VV assers, welchei" Bach aber nach einem ungefähr 1 Stunde langen Laufe sich wieder im Schuttlande verliert. Vom Waddi Garändel gegen Süd reichen die tertiären Ablagerungen bis nahe an das Vorgebirge Hammam, zug^leich erstrecken sie sich bis an die Küste, woselbst sie aber unmit- telbar am Meere von jüngsten Meeresbildungen bedeckt werden. Störungen des anfänglichen Schichtensystems dieser ter- tiären Ablagerungen bemerkt man häufig, besonders aber in der INähe und im Waddi Garändel. Jene, welche ich zu se- hen Gelegenheit hatte, glaube ich g^anz lokalen Einflüssen zuschreiben zu sollen. So reitet man auf dem Wege vom Waddi Garändel zum Rhas Hammam zwischen zwei Hügel- zügen des tertiären Kalkes, der auf Sandstein und Konglome- rat liegt. Beide Hügelzüge gehören entschieden derselben Bil- dung an, von einem setzen dieselben Straten zum andern über und doch liegen die Schichten der östlichen Hügel horizontal, während die der westlichen fast auf dem Kopfe stehen. Offen- bar und deutlich warnehmbar hat hier der zur Zeit der Regen zwischen diesen Hügeln fiiessende und eine beträchtliche Was- sermasse führende Bach die Konglomeratbänke , welche das Fundament des darauf liegenden Kalkes bilden, unterspült und zerstört, worauf sodann ganz einfach, wie es diessfalls 221 auch mit einem Hanse gesclielien wäre, der Einsturz od Ebestimmi 22 „ 5^ Erg Hassan 12 „ 1° Fersch el Schech Arab. in . 11,, 13<* Nachia in 11 „ 11» Teiht in 11 „ — Abu Mahsr üd in . . . 10 „ — Abu Ma Charug in . . . S „ 12» el Beada in S „ .50 Abu Sachäsa in ... . 7 „ 5° el Garagan in 6 „ 7" el Tehbi in 7„ 12» Oem Alaui in 5 „ 3° Hadab in 2 „ 5« el Frea in 21 „ 3« Das Kloster St. Katharina in 20 „ 1° Bei der Besteigung des Horeb fand ich den rothen, grob- körnigen, feldspathreichen Granit , der die tiefer liegenden Berge bildet, bis nahe an den höchsten Gipfel als herrschen- des Gestein. Auf der höchsten Kuppe ist jedoch die Textur des Gesteins feinkörniger, dichter, theils gewissen Arten von Feldsteinporphyr ähnlich , theils gneissartig. Der Feld- spath des Granites ist daselbst voiherrsohend , weiss von Farbe, der Quarz krystallinisch und in gleichem Verhältnisse mit schwarzem Glimmer. Im Gemenge erscheinen häufig 237 Hoinblende-Krysfalle. Uebiig;ens zeiget der Granit auf dem Gipfel des Horeb grosse Ähnlichkeit mit jenem auf deiKnppe des Mussa und auch zum Theil mit dem Gesteine auf der Spitze des Katharina, nur spricht sich am letztern der por- phyrartige Charakter viel deutlicher und überwiegend aus. Diese oryktognostische Verwandtschaft des Gesteins auf den Kuppen der drei heiligen Berge: Mussa, Horeb und Katharina stimmt in der Beziehung in der geognostischen Stellung derselben , dass sie alle drei in einer Linie ans 3 h, 2" in 15 h. 2^ liegen und es sonach den Anschein hat, Avie man auf dem Gipfel des Horeb sich am besten überzeugen kann, als uäre dieses porphyrartige Gestein INichts als ein Gang von kolossaler Mächtigkeit, der senkrecht den grob- körnigen Granit aus NO. in SW. durchsezt. Am westlichen Gehänge des Horeb , wo man zum Kloster Erbain im Waddi Ledscha hinabsteigt, beobachtet man den porphyrartigen Granit weit tiefer ins Thal niedersetzen, als diess auf der Ostseite am Thalgehänge ober dem St. Katharinakloster der Fall ist. Der siidliche und südwestliche Abfall des Plateau's des Dschebel Tyh , welches vom Horeb aus gesehen den ganzen nördlichen Horizont einnimmt, marquirt sehr genau die Grenze der Formation des Sinaisandsteins mit ihren Porphyren , da sich dieselbe bis zum Fusse jener Kalksteinmauer hin erstreckt. IJbrigens durchzieht der Sandstein an der Nordseite des Cen- tralgranitstockes die ganze Halbinsel aus SO. in NW. Der Dschebel Katharina besteht ans einem ganz eigent- thümlichen Porphyr, den man am bezeichnendsten mit dem Namen Granitporphyr belegen kann. Die Haiiplmasse dieses Porphyrs ist Feldspath ; an den tiefer liegenden Punkten meist von dunkelrother Farbe und Krystalle von rothem Feldspath und Quarz enthaltend. Der Porphyr der höher liegenden Punkte ist lichter gefärbt, bis ins Weisse. Er enthält in seiner Feldspathmasse Krystalle von blassiothem und weissem Feld- spath , stark perlmutterglänzend bis glasglänzend und nimmt auch Krystalle von Hornblende auf. Dieser lichtgefärbte Por- phyr geht durch Körnigerwerden seines Gefüges und durch Aufnahme von Glimmer öfter in Granit über, als diess unter 238 den gleichen Bedingungen beim dnnkleifarbigen Porphyre der Fall ist. Im Porphyr des Katharina beobachtete ich an den höher liegenden und vom Granite mehr entfernten Punkten ausser einigen wenigen, wahrsciieinlicii kontemporären Quarzgängen, keine besondere Lagerstätte; wie man sich aber dem Fnsse des Berges und insbesondere der Grenze des grobkörnigen Granites nähert, sieht man viele Dioritgänge aus N. in S. aufsetzen ; dieselben treten jedoch nicht in den Granit über, welcher dagegen grosse und mächtige Gänge von Feldspath und Feldstein führt. Auf dem Wege vom Kloster St. Katharina über den Dschebel Tyh nach Hebron =•= durchwandert man , durch- schnittlich in der Riclitung aus Süd nach Nord , bis zur Hoch- ebene Germini das Gebiet desselben grobkörnigen, rothen, grosskrystallinischen Granites, der das Hauptgestein des gan- zen Centrale des Sinai bildet. Im Waddi es Schech wird dieses Gestein von häufigen und mächtigen Dioritgängen durciisezt, die Gehänge der scharf zerrissenen und wild grup- pirten Berge sind kahl , nur in den Waddis beobachtet man einige Vegetation. Der Granit ist meist senkrecht in unge- heuren Massen abgesondert, die am Dschebel el Waddi das Ansehen einer förmlichen Schichtung an sich tragen. Die Lagen haben daselbst nur die Mächtigkeit von 1 Fuss, schiessen sehr steil in Nord ein und werden von vielen und mitunter sehr mächtigen Feldstein und Feldsteinporphyr- gängen durciisezt, welche unter sich die interessantesten Combiuationen, unter andern auch jene schönen Bögen beob- achten lassen , deren ich vorne beim Dschebel Farha zu er- wähnen Gelegenheit hatte. ! An der Mündung des Waddi Möchsen im Waddi es Schech stösst man auf ungeheure Anhäufungen von Schutt, welche die Thalsohle bedecken und kleine Berge bildend bis zu 100 Fuss Höhe ansteigen. Dieser Schutt besteht nur aus Grauitgeschieben und Blöcken; letztere zum Theil von enor- '' Man solle den Gebirgsdmclisclmitt vom Kloster St. Kathaiina auf dem Sinai über das Gebirge Tyh bis Hebron in Syrien. Tafel VI der Durchschnitte 239 mer Grösse. Das üesteiii dieser massigen Trümmer ist tlieils in seinem urspriini>^licli festen Znstande, tlieils ist es bereits zu einer thonigen Masse anfjijelösst. .1 Nördlicli von der JMündnnj^ des Waddi Möclisen verlieren die Granitbero^e nach und nach ihrewilden Formen, sie werden sanfter, gernndeter. Der Granit, häufig von Dioritgängen dnrchsezt, zeigt hie und da feinkörnige Abänderung. Sein Feldspath ist roth , der Glimmer prismatisch , der Quarz von grosser lleinheit und in Nestern ausgeschieden. An unserm Lager im Waddi es Schecli , dort wo die Wege nach Sues, über den Tyh und nach Akaba sich trennen, zeigt der Schutt^ welcher das Thal erfüllt, interessante Eigen- thümlichkeiten. £r ist nämlich durch einen hohen Grad von Zersetzug bis zum feinsten Staube zerfallen und im Laufe der Zeit stellenweise wieder so fest zusammengebacken, dass er sich zu einem neuen, Mergel-ähnlichen Gesteine regeuerirt hat. Die Berge, welche dieser Schutt bildet, steigen zu mehr als 100 Fnss über die Thalsohle an. Sie sind in hori- zontal liegenden Bänken abgelagert, enthalten meines Wis- sens keine organischen Reste und stehen zum Theil vereinzelt, ganz isolirt mitten im Thale, was lezteres offenbar eine Folge der Einwirkung der Regenströme oder Giessbäche ist. Wenn man das Waddi es Schech verlässt und sich nord- wärts in die grosse Wüste des peträischeu Arabiens wendet, so betritt man zunächst die Hochebene Germinl. Noch befindet mau sich immer im Granite des Centrale , wenn man aber die Ebene Germiui ungefähr zur Hälfte passirt hat , slösst man wieder auf den rothen Porphyr, den wir bereits auf der Route von Sues nach dem Kloster St. Katharina kennen gelernt haben. Weiterhin wechselt dieser Porphyr mit grobkörnigem Granite und bildet kleine, wellig gefoimte Berge ; auf dem grössten Theile der Hochebene Alähädar aber ist deiselbe das herrschende Gestein und bildet auch alle Berge in der Umgebung des gleichnamigen Brunnens. Dieser rothe Porphyr ist hier häufig von sehr mächtigen Dioritgängen durchsezt. Eine halbe Stunde nordwestlich vom Brunnen Allähadär beginnen die Ablagerungen des Sinaisandsteius, der von da 240 an bis unmittelbar zur Kalksteinmauer des Dsebebel Tyh das ganze Terrain constituirt. Der Sandstein ist söhlig abge- lagert, wechselt hier nicht mit Mergel, prangt aber in allen ihm zukommenden Farben; nur die oberste Bank desselben ist weiss, grobkörnig und von geringem Zusammenhange. An einer Stelle sah ich jedoch auf dem Rücken der Vorberge des Tyh diese weisse , grobkörnige Sandsteinbank wieder überlagert von buntgefärbten Schichten des feinkörnigem Sandsteins. Auf der Ebene Charäba , längs dem Fusse des Dschebel Tyh, führt der Sandstein eine Menge von Concretionsschichten einer kalkig-kieseligen, sehr harten Masse, die sich meiner Ansicht nach aus dem Sandsteine selbst ausschied. Der Sand- stein zeigt sich hiebei zu einer dichten Masse zusammenge- backen und führt auf Nestern Brauneisenstein und in sehr ge- ringer Menge kohlensaures ßleioxyd oder Weissbleierz. Die Schichten der erwähnten kalkig-kieseligen Masse spielen hier die Rolle, die dem sogenannten Eisensandsteine im Sandsteine von Nubien zukommt. Da der Sandstein in seiner gewöhn- Jichen Beschaffenheit viel leichter verwittert als die harte und mehr homogene kalkig kieselige Konkretionsmasse, die höchstens in Trümmer zerfällt , so kommt es auch , dass leztere oft in grosser Menge und auf weite Strecken die Ober- fläche des Sandsteins bedecken. Aber auch der Eisensand- stein selbst tritt hier im Sinai-Sandsteine auf, nur nicht in so grosser Entwicklung als diess in dem geognostisch parallel stehenden Sandsteine Nubiens der Fall ist. Der Eisensandstein charakteiisirt sich hier als ein sandiger Brauneisenstein, bildet selten zusammenhängende Straten, sondern meist nur Nester von kugelförmigen, nierenförmigen , traubigen Massen. Unter diesen Verhältnissen sieht man den Sandstein auf der ganzen Ebene Charäba, auf der Ebene Seach el Gerawan, auf dem Plateau Debbet Chmeir , im Waddi Sige und in allen Vor- bergen des Tyh, bis unmittelbar zu den senkrechten, von engen, tiefen Schluchten zerrissenen Kalkwänden desleztern, als allein herrschende Felsart auftreten. Auch in dem tiefen Waddi Sige, am Fusse der höchsten Erhebung des Tyh, bildet ein weisser, grobkörniger Sandstein, 241 von losem Zusammenhange, die oberste Strate desselben, die jedoch hier nicht unmittelbar auf buntfarbigem Sandsteine, sondern auf einer 18 Fuss mcächtigen Bank eines harten, bun- ten Mergels aufliegt und andererseits von ungeheuren Schutt- anhäufungen, durch die Regenbäche aus den tiefen Schluchten herbeigeführt, überlagert wird. Wir stiegen ans dem hintersten Theile des Waddi Sige den Dschebel Tyh durch die stelle und enge Schluclit Nakba om Rachi an. Ungefähr in der halben Höhe des Berges endet die Ablagerung des Sandsteins und es erscheint unmittelbar daraufgelagert ein fester, dichter, gelblichvveisser Kalkstein, dessen Schichten aus Ost in West streichen, anfänglich unter 40°, höher hinauf unter 10° bis 5" in Nord verflachen und auf dem Rücken des Gebirges endlich fast ganz horizontal liegen. Die Schichten haben meistens eine Mächtigkeit von 1 bis 2 Fuss , auf den höher gelegenen Punkten aber nimmt dieselbe bis zu der von wenigen Linien ab. Mit dem Kalksteine er- scheinen sehr häufig Schichten eines kieseligen , sehr harten und beim Zerschlagen klingenden Kalkes, so wie von wirk- lichem Feuerstein , der jedoch hier nicht in Nestern auftritt. Der Kalkstein ist voll von Plagiostomen , ßelemniten , Am- moniten , Terebrateln , Pekten u. s. w. und ich glaube den- selben seiner geognostischen Stellung nach sowohl , als nach seinem ganzen Habitus der harten , grauen Kreide parallel stellen zu dürfen. Von dem übrigens sehr verwandten Kalk- gebilde, welches weiter westlich an der Küste des Meer- busens von Sues den Sinaisandstein bedeckt und das Vor- gebirge Hammam konstituirt, unterscheidet sich derselbe durch den Mangel fossilen Holzes, welches wenigstens aufzufinden mir nicht gelang, durch den Mangel der Feuersteinknollen und Nester, der vielen Dentalien und der Schichten jenes eigenthümlichen, dunkelgefärbten, festen Kalksteins, der am Hammam und seiner Umgebung eine grosse Rolle spielt, doch aber nur ein ganz lokales Gebilde zu seyn scheint. Anf der Kuppe des Tyh wird der eben erwähnte Kalk- stein von oberer, weisser Kreide bedeckt. Sie ist reich an Feuerstein, sowohl auf regelmässigen Lagern, als auf Nestern und in Knollen und enthält häufig Ostreen , nesterweise in Russegger, Reisen. lU. Band. 16 242 grosser Mengfe aufgehäuft. Die Srhichten der obern Kreide neigen sich sanft in Nord, in welcher Richtung auch das ganze Wüstenplateau des Tyh unter einem geringen Winkel abdacht, während es, wie bereits gesagt, gegen Süd und West in senkrechten Wänden abfällt. Auch diese weisse Kreide enthält Strafen einer kieseligen, harten Kalkmasse mit körnigem Gefüge, weicheich, die ganze Feuersteinbildnng nur als eine Konkretion der kieseligen Materie ans der Kreidemasse ausgeschieden betrachtend , gleichsam als einen unvollkommenen Feuerstein ansehe. Dieser der weissen Kreide untergeoidnete Kieselkalk ist voll von Versteinernn- gen und dringt, kontemporäre Klüfte von geringer Mächtig- keit, sogenannte Haarklüfte zum Theil, ausfüllend, in die weisse Kreide selbst ein. Diese Klüfte durchziehen die Kreide nach allen Richtungen und in den mannigfaltigsten gegen- seitigen Combinationen , ihre Masse ist hart und sehr schwer verwitterbar und da bei der weissen Kreide als Nebengestein dieser Klüfte gerade das Gegentheil stattfindet, so kommt es, dass die Ausgehenden dieser kleinen Gänge sehr häufig als Kämme aus dem Gesteine hervorragen und die sonder- barsten Figuren: Netze, förmliche Gewebe, mitunter von Erstaunen erregender Zartheit, bilden. Auf der höchsten Kuppe des Tyh lag uns der Dschebel Katharina in . 11 h. 10" „ Serwal in . .14 h. S*^ Der Dschebel Edjme erhebt sich zu ungefähr 600 Fuss über das Plateau des T\h und gehört, so weit ich ihn längs seinem steilen , westlichen Abfalle sah, der weissen feuer- steinreichen Kreide an , gleich dem Plateau des Tyh selbst, das sich als eine hügelige Ebene in welligen Foimen längs seinem Fusse in der Richtung nach Nord hinzieht und in dieser Riclifung von dem Waddi el Arisch duiclisciniitten \>ird, welches , wie ich bereits näher dargethan habe, über den ganzen Isthmus bis zum Mitteimeere sich erstreckt. Das herrschende Gestein im Waddi el Arisch ist durchgehends die obere, weisse Kreide, tlieils mergelartig, tlieils sandig, nur in einzelnen Lokalitäten stösst man auf jüngere Auflage- rungen. So sieht man. 5 Stunden von der bei der Nakba 243 om Rachi liegenden Kuppe des Tyh gegen WVVN. entfernt, im Waddi el Arisch und stellenweise in der ganzen Einbucht zwischen dem Edjme und Tobie sicli wiederholend, einen dich- ten, quarzigen, buntgefärbten Sandstein in horizontal liegen- den Schichten und einer grössten Mächtigkeit von 20 Klafter die weisse Kreide bedecken. Dieser Sandstein hat die grösste Ähnlichkeit mit den miocenen SandsteinbildnngenamDschebel Achmar bei Kairo, enthält in grosser Anzahl dieselben Ver- steinerungen, Feuersteinknollen, VVüstenkiesel und fossiles Holz der Wiiste. Weiter nordwärts sehen wir im Waddi el Arisch die weisse Kreide Avieder allein herrschen. Sie ist voll von fossilem Holze, in eine kieselige kalkige Masse um- gewandelt und zum Theil als ganze Stämme aus dem Gesteine hervorragend. Drei Stunden siidlich vom Brunnen Redschim hingegen wird die weisse Kreide von einem dichten , festen, kieseligen, grün und buntgefärbten Kalksteine bedeckt, der einen ausgezeichnet muscheligen Bruch besizt und welchen ich als ein Parallelgebilde des bereits erwähnten, zwei Stun- den früher getroffenen miocenen Sandsteingebildes ansehen zu dürfen glaube. In der ganzen Umgebung des Brunnens Redschim selbst, sowohl im Waddi el Arisch, als alle Berge ringsum konsti- tuirend , sehen wir nur die obere Kreide als einen harten, festen 5 braungefärbten Kalkstein, mit untergeordneten Mer- gellagern und voll Feuersteine, theils auf Nestern , theils auf regelmässigen Lagerstätten. Der senkrechte Terrassenabfall des Dschebel Edjme, hier ungefähr 200 Fuss hoch , begleitet das Waddi el Arisch an seiner Ostseite, während der Tobie , ein ebenfalls nicht beträchtlich hoher Bergrücken, dasselbe von der Westseite einfasst. Beide Rücken vereinen sich am Dschebel Hieyle, durch dessen Ersteigung wir das Plateau des Tyh verliessen und das Plateau 1 des Edjme* betraten. Hat man dieses Plateau erreicht, so sieht man vor sich in Ost den senkrechten Terrassenabfall des Plateau 11 des Edjme, ungefähr 300 Fuss hoch und so wie das ganze übrige hier erwähnte Terrain * Man selie die Karte des peträischen Arabiens im Atlas dieses Werkes. 16 * 244 der obern Kreide angehörend. Sie ist von blendend weisser Farbe und so voll von Feuersteinen , dass die Ebenen wie da- mit besäet erscheinen. Auch die zahlreichen Kegelberge, wel- che man ganz isoÜit stehend auf der Hochebene beobachtet, gehören derselben Felsbildung an. Wo sich im Bereiche dieser Kreideformation Brunnen finden, ist das Wasserschlecht und salzi«»-, was darauf hinzudeuten scheint, dass sich in der Kreide tiefer liegend salzführende Mergellager befinden. Die weisse, Feuerstein-reiche Kreide hält von hier in ermüdender Einförmigkeit bis zum Gebirge Chalil an und nur die Gebirge Echrimm und Halali machen, da sie der harten, grauen Kreide angehören, hievon eine Ausnahme. Am Chane Nochel sahen wir den Echrimm in 2h. S'', den Abu Trefft von 1 h. ^^ bis 13h. 12'», den Dschebel Nochel, die nördliche Fortsetzung der zweiten Terrassenmauer des Edjme, von 4h. 1^ bis 12h. .5'', so dass diese Gebirge, welche mit Aus- nahme des Echrimm kaum zu mehr als 200 Fuss iiber die Ebene ansteigen, einen weiten Kreis von ungefähr 13 Stunden grössten Durchmesser cinschliessen. Im Waddi el Ägäba sehen wir als oberste Strate der weissen Kreide einen weissen Thonmergel, der sehr leicht verwittert und in diesem Zustande mit den Regenbächen in Berührung kommend das Terrain fast unwegsam macht. Ost- lich von diesem Waddi, gegen den Fuss der dritten Terrassen- maner des Edjme hin , hier mit dem Namen Dschebel Fahädy bezeichnet und ebenfalls der weissen Kreide angehörend, sieht man eine Menge kleiner, isolirter Berge derselben Fels- bildung, die höchstens zu 100 Fuss über die Ebene ansteigen und das Waddi Agäba von dieser Seite einschliessen. Sehr interessant waren mir in diesem Waddi selbst die vielen, haufenweise beisammen stehenden, stets aber isolir- ten , theils kegelförmigen, theils länglichen Hügel von 10 bis 15 Fnss Höhe, welche aus einer verwitterten, thonigkalkigen Masse bestehen, Schutthaufen gleichen und von denen ich noch keineswegs gewiss bin , ob sie natürlichen oder künst- lichen Ursprunges sind. V » Dscliaiaf . IJ' » Aref el Naga }: » Söinmat . . n Fahätly . . Mischra. . 245 Von unserm Lao;er auf der Ebene iiordöstiicli des Dschebel Fahädy (der weissen , fenersteinreiclien Kreide angeliörend) saiien wir: ,, den Echrimm . von 22 h. 5° bis 2 h. 2*^ 2li.- „ :ih. - 3 li.lOO „ 5 h. 10" S h. 4« „ 10 h. 40 10 h. 40 „ 18 b. 140 20 b. 70 „ 21 b. 10» „ (ijelek in 20 b. 3«^ Sämmtliilie dieser Berge, höchstens zu 300 bis 400 Fuss über die Ebene ansteigend, gehören der weissen Kreide an, nur der Halali , von unserm Lager im Waddi Chereir in 23 h. 10" liegend, gehört, wie bereits erwähnt, der harten, grauen Kreide an, deren Schichten gegen Nord verflachen. Die Menge der losen Feuersteine , welche die hügeligen Erhöhungen des Dschebel Dschaiaf bedecken , ist im eigent- lichen VVortsinne ungeheuer zu nennen. Daselbst beobachtet man auch einen grauen, sehr festen Kalkstein mit muscheli- gem Bruche, voll von Nummuliten und ganz kleine Pekten enthaltend, welcher in einer Mächtigkeit von 12 bis 18 Fuss die obersten Ablagerungen der Kreide bedeckt und der Ter- tiärzeit angehören dürfte. Von unserm Lager im Waddi Dsebaraf aus hatten wir den: Gamar in 2 h. — » Monböta „ 1 h. 10« Halali . . von 21 h. IP bis 1 h. 7° Moyle . . „ 2 h. 5» „ 7 h. — Dsebaraf . „ 6 h. 5" „20 h. — .il Von diesen Bergen erhebt sich der ausdrucksvoll ge- formte Halali zu ungefähr GOO Fuss; der wellige, sanft ge- staltete Dsebaraf zu 200 Fuss in der Moyle mit seinen Rand- bergen zu 400, mit einigen Kuppen im Innern dieses beträcht- lich ausgedehnten Gebirgsstockes aber zu ungefähr 000 Fuss über die Thalebene des Waddi Dsebaraf. Der Moyle zeichnet sich von ferne schon durch die vielen Kegelberge aus, die er auf seinem lang gestreckten Rücken trägt und die säramtlich mit dem ganzen Gebirgsstocke der 246 weissen Kreide ang-ehören. In der Nähe des Brunnens, eines Hauptlagerplatzes der zwischen Syrien und dem Sinai ziehen- den Karawanen und der ringsum nomadisirenden Beduinen, werden die obersten Schichten der weissen Kreide von einem dunkelgrauen, sehr harten, kieseligen, einige Fuss mächtigen Kalkstein bedeckt, welcher der obersten Bank der miocenen Ablagerungen des Mokattam bei Kairo ganz ähnlich sieht und wahrscheinlich auch derselben Zeitfolge zuzurechnen ist. Zwischen diesem grauen , kieseligem Kalksteine und der weissen Kreide liegt stets eine mehrere Zoll mächtige Schicht von Feuerstein. Vom Lager am Brunnen im Gebirge Moyle liegt der DschebelGseimi von 4 h. bis 9 h. ausgedehnt. Die Kreide dieses Gebirges zeichnet sich durch ihren besondern Reichthum an Feuerstein aus. Am Dschebel Garra wird das Felsterrain häufig durch Sand und aufgelösten Mergel bedeckt; Vege- tation erwacht allgemein in allen W^addis, man verlässt die Wüste , betritt kulturfähigen Boden. Mit dem Gebirge Chalil, dem südlichen Grenzgebirge Syriens, endet die Kreidebildung als herrschende Formation und es beginnen die mächtigen, weit ausgedehnten Kalkablageriingen der Jurazeit, die vor- waltenden Felsgebilde des südlichen und mittleren Syriens. Von unserem Lager am südlichen Gehänge des Chalil im Waddi Chalil sahen wir den: Abu Dul . . von 9 h.— . bis 12 h. — el aielach in 8 h. ?<> el Chalil . von 8 h. 7^ . bis 24 h. 5<> Die beiden erstem scheinen der Kreide anzugehören , lezterer ist Jurakalk. Der Name Melach (nach Robinson Milh) dürfte auf das Vorkommen von Salz daselbst hindeuten. Die Vorberge des Chalil sind nieder und steigen höchstens zu 300 Fuss über die Ebene am südlichen Gehänge derselben an. Die äussern Umrisse dieser Berge geben jedoch schon von Ferne die Änderung der Felsformation kund. Wellige, domartige Kuppen, kurze, gerundete Thäler, sanft anstei- gende, mit Gesträuchen bewachsene Gehänge, graue Gesteins- blöcke zwischen lebendigem Grün, lange Rücken, kleine Plateaus: das ist so im Ganzen der Typus der äussern Form 247 der südlichen Greiizf>;el)irf»:e Syriens. Der Kalkstein, Her diese Beroe i>ildet, ist ij^aiiz derselbe, welchen wir an den (iehäni^en des Libanon und Antilibanon , anf dem ilyrischen Karste etc. sehen: arm an Versteinernn«>en , voller Höhlen , dicht, fest, splitterig; im Brnche, mit Neij^nn«- znr krystallinischen Struk- tur, weiss, «elblirh, röthlich braun «iefarbt. Der Kalk ist t>esrhichtet, jedoch liisst sich seine Schichtunji; selten klar erkennen. Wo diess der Fall ist zeigten die Schichten eine ]Mächti{»keit von 2 bis :i Fnss, streichen aus Ost in West und verflachen unter beiläuH»; 15^^ «es^en Süd , untertenfen daher die im Hanj>enden des Jura abgelagerten Kreidebilduiioen Die Höhlen im Jura des Chalil sind grottenartig-, d. h. sie haben weite Eingänge und vereng^en sich nach Innen, Am Berge, worauf Taharie liegt, sieht man den Kalk deutlich geschichtet, zugleich ist er aber auch daselbst in massige Blöcke von ungeheuren Dimensionen abgesondert. Von Taharie bis Hebron verfolgt man den Jura ohne Unterbrechung. Die Berge liegen dicht aneinander: alle sind mit Vegetation bedeckt; die - Thalbildnn^ ist im geringen Massstabe entwickelt. Von den Höhen um Hebron erblickt man auf der von mir genommenen Route zuerst die gewaltige Felsmauer des Kalkgebirges ", welches sich aus S. in N. an der Ostseite des todten Meeres hinerstreckt und ebenfalls der Jurareihe zuzurechnen seyu dürfte. Dieses Gebirge erhebt sich ungefähr zu 3000 Fnss Meereshöhe und wird mit dem Namen Dschebel Belka bezeichnet. Seinen Abfall in das Becken des todten Meeres bilden kahle, senkrechte Fels- wände . auf seinem Rücken aber dehnt sich ein weites Pla- teau aus. Der Jurakalk bildet von Hebron nach Jerusalem in grosser Einförmigkeit das ganze Terrain, nur die Kuppen einiger Berge, z. B. desjenigen , worauf Bethlehem steht, des 01- berges bei Jerusalem u. m, a., haben haubenförmige Auflage- rungen von weisser, sehr feuersteiureicher Kreide. Lezteres '' Die iiiifer dem Namen „versteinerte Oliven von Sodoma" häufig nadi .lerusalem kommenden Cidaritcn-Statheln von den Gebirg:en an der Osfseite des todten Meeres sind den Stacheln von Cidarites Blumen- bachii Münst. ganz ähnlich. 248 Gestein trifft man auch auf dem Wege von Bethlehem nach Jerusalem. Die Berge des Jura , sammt ihren allfälligen Kreideauflagerungen , steigen hier höchstens zu 3000 Fuss über das Meer an. Sie sind grösstentheils, besonders zwi- schen Hebron und Bethlehem, dicht zusammengedrängt und nurdurch kleine, abersehr freundliche, mit Vegetation erfüllte Thäler getrennt. Mit dem Jurakalke von Jerusalem und dessen Umgebung treten sehr häufig und besonders das Gestein der zahllosen Höhlen und Grotten bildend , mächtige Massen von Dolomit auf. Dieser Juradolomit ist eisenschüssig , hat ein körniges Gefüge mit grosser Neigung zur krystallinischen Struktur, eine röthlichweisse, oder röthlichbraune Färbung, durch die spiegelnden Flächen der rhomboedrischen Agregattheile einen schillernden, perlmutterähnlicheu Glanz und ist voller Poren und kleiner Drusenränme, welche theils mit Eisenoxyd , theils mit kleinen Bitterspathkrystallen erfüllt sind. Im Juradolo- mite Palästiua's fand ich keine Versteinerungen. Ob dieser Dolomit im Jurakalke eigene Straten bildet, ob er gangartige Räume erfüllt , deren Formeuverhältnisse jedenfalls sehr schwierig zu bestimmen wären, wage ich nichtzu entscheiden, nur erscheint es mir als höchst wahrscheinlich, dassj derselbe in ungeheuren Massen, stockartig durch das ganze Jurakalk- gebilde Palästiua's verbreitet ist. Einzelne Bänke des Jura haben ein mergelartiges Anse- hen und gleichen besonders im Vervvitterungszustande in ihrem äussern Habitus ganz der obern, weissen Kreide, von der sich jedoch diese blos lokale Form des Jura durch das stete Vor- handenseyn von Bitterspathkrystallen, eingewachsen und auf Klüftchen, stets unterscheiden lässt. Wenn man das Gebirgsterrain von Jerusalem bis an das todte Meer aus W. in O. , oder gegen den Jordan aus SW. in NO. durchwandert*, so beobachtet man in einer Strecke von zwei Stunden fortan dichten , licht gefärbten Kalkstein, mit grossen stockartigen Massen von Dolomit; eine Felsbil- * Man sehe den Gebirgsdurchsthnilt von Jerusalem bis in das Jordanthal am Nordende des todten Meeres. Tafel VII , 1. der Durch- schnitte. 249 diiiig, welche ich im Ganzen, wie wir sogleich sehen werden, als die obere Partliie des Jura von Palästina anzusprechen mich berechtigt glaube. Die Gipfel der Berge, die höchsten Jöclier und Sättel, bedeckt fast durchgehends die obere , weisse Kreide, voll mit Feuersteinknollen und Feuersteinstraten. In einer zweistün- digen Entfernung von Jerusalem gegen Nordost und Ost be- merkt man, dass die Straten des Jura eisenschüssig werden, das Gestein nimmt eine dunklere Färbung an und die Schich- tenlagen zeigen häufig wellenförmige Biegungen in den mannig- faltigsten Richtungen. Man überzeugt sich bald , dass man in ein anderes Felsterrain gelangt ist und ungeachtet der viel- fachen Störungen und Biegungen des ganzen Lagerungssy- stems erkennt man doch an den Schichten die Hauptrichtung ihres Verflächens gegen West und Südwest. Sie unterteufen folglich den dolomitischen Jura und da man in den tiefen, engen Thalschluchten, welche weiter gegen Ost in das Becken des todten Meeres abfallen, diesen eisenschüssigen Kalkstein auf dem dunkelgrauen, cidaritenreichen Kalksleine aufliegen sieht, der sich auf der Ostseite des todten Meeres in gewal- tigen Bergmassen erhebt (Dschebel Belka) und offenbar der Jurazeit angehört, so glaube ich auch meine Meinung ge- rechtfertigt, dass nämlich dieser Cidaritenkalk mit dem unmit- telbar darüber liegenden eisenschüssigen Kalke als die un- tere und der weit ausgedehnte, dolomitreiche Kalk als die obere Gruppe des Jura von Palästina betrachtet werden müsse. Die weisse obere Kreide bildet fortan die obersten Ab- lagerungen und entwickelt sich , je näher man dem Becken des todten Meeres kommt, mehr und mehr. Sie zieht sich an den Gehängen der Berge in die Thäler herab und bedeckt endlich die Jurabildung auch in den tiefer liegenden Punkten des Terrains. Die Schichtenlagen der Kreide zeigen hier dieselben wellenförmigen Biegungen, wie die des untern, eisenschüssigen Jura und da die sehr zahlreichen Feuerstein- lagen mit ihrer dunkeln Färbung stark gegen die Weisse der Kreide abstechen, so mangelt es nicht an den schönsten Schichtenzeichnuugen. 250 Die Form der Berge der untern Jiirapartie ist auffallend verschieden von jener der ohern. Sie zeigen nicht das sanft Gerundete, Einförmige, sondern sie sind wild, scharf ge- zeichnet, senkrecht zerspalten, voll tiefer Schluchten, Kliifte, ans der Zeit gewaltiger Revolutionen herriihiend , die dieses Felsgebände erschi'itterten und noch erschüttern. Je näher man dem Jordanthale kommt, desto mehr sinkt die Höhe der Berge zum Horizonte des Meeres herah, doch i'iber das Jor- danthal selbst erheben sie sich steil zu 1500 bis 2000 Fuss. Am Chan Chatrul gewährt eine an 800 Fuss tiefe und enge Schincht einen schönen Durchschnitt der Ablagerungen der nntern Juiagruppe. Die wellenförmigen Biegungen der Schichten sind hier so häufig und so mannigfaltig, dass sie einen höchst malerischen Anblick gewähren, zugleich aber auch das Studium der Lagerungsverhältnisse sehr erschweren. Zu- gleich ist der Kalkstein, gleich jener der oberu Gruppe , voll grosser Höhleu, sehr eisenschüssig und nesterweise so durch- drungen von Eisenoxyd, dass ich hier das Vorhandenseyn von Eisensteinlagern gleich am Libanon als sehr wahrscheinlich vermuthe. Ich glaube auch an der entgegengesezten Wand dieser Schlucht und dicht am Chane Chatrul, der auf einer hohen Kuppe in Ruinen liegt, an welchen der Weg nahe vor- beiführt , wirklich solche Eisensteinlager unterhalb der dor- tigen grossen Höhle bemerkt zu haben. Steigt man an der Ostseite dieser Kuppe wieder thalab- wärfs, so sieht man den dunkelfarbigen, festen Kalkstein, den Cidaritenkalk von der Ostseite des todten Meers, unter dem eisenschüssigen Jura hervortreten. Seine Schichten fallen hier in SW. und werden bald wieder von den Jüngern Felsge- bilden überlagert. Ungefähr eine Stunde nordöstlich vom Chane Chatrul betritt man ein geologisch sehr interessantes Teriain. Es be- findet sich nämlich oberhalb dei" Strasse, von Jnrabergen um- schlossen, ein kleines mit Kreidehügelu erfülltes Fhal, welche Hügel durch ihre Form an den Anblick der stnrmbewegren See erinnern. Die dichtgedrängte Welleuform dieser Hügel ist so auffallend, dass selbst unsere für dergleichen Erscheinungen nicht sehr empfänglichen Araber darüber erstaunten. 251 Von hier an isfdie nnteie Jnra^ruppe, theilweise hederkt von Äblageriin<>eii der weissen Kreide, das herrschende Fels- gebilde bis zum Jordanthale. In der Kreide beobachtete ich hier häufig" grosse scheibenartige Massen, bis zu 3 Fnss im Durchmesser und 6 bis 8 Zoll dick, von sehr regehnässigen Formen und mit Merkmalen spiralförmiger Windungen, so dass ich dieselben, so undeutlich der bezügliche Habitus her- vortritt, für Steinkerne kolossaler Ämmoniten ansehe. Je näher man dem Rande des Jordanthaies kommt, desto wilder werden die Bergformen. Senkrechte Felswände schliessen ganz enge, an der Sohle oft kaum 0 bis 8 Klafter weite, lange und an 1000 Fnss tiefe Schluchten ein, unverkenn- bare Spaltentliäler, als wahrscheinliche Folgen der gegen- wärtig hier noch häufigen, starken Erderschütterungen. Der- selbe Kalkstein, der die Berge im Osten des Jordanthaies und des todten Meeres bildet, bildet auch das westliche Gehänge des genannten Thaies, ist aber nicht nur auf den Höhen, son- dern auch am Fnsse der Berge im Thale von weisser Kreide bedeckt, welche kleine Berg- und Hügelzüge formirt, deren höchst liegende Punkte jedoch weiter ins Thal hinein den Horizont des mittelländischen Meeres kaum erreichen dürften. Wo in der Ebene des Jordanthaies selbst, welche an der Mündung des Jordans im todten Meere an 3 Stunden breit ist, tiefer liegendes Gestein zu Tage geht, gehört dasselbe der weissen Kreide an, der grösste Theil des Thaies aber ist mit Alluvien bedeckt, zu denen die umliegenden Berge das Mate- riale liefern und welche aus Schutt, Sand, grobkörnigem Sand- stein, durchgehends horizontal abgelagert, bestehen. Merkmale vulkanischer Einwirkungen auf Terraingestal- tung sind in der unmittelbaren Umgegend des todten Meeres und in den zunächst angränzenden hohen Gebirgen häufig und nicht zu verkennen; vulkanische oder auch nur sogenannte plutouische Gesteine aber sah ich in diesem Terrain nirgends und die Wahrheit der diessfälligen Angaben früherer Reisen- der muss ich um so mehr bezweifeln, da auch die neuern Reisen- den meines Wissens weder thätige noch erloschene Vulkane, noch deren Produkte in diesem, ausschliesslich den Jura-, Kreide- 'i52 und Aluvialhildungen angehörenden Gebiete zu sehen be- kamen*. Der Strand an der Nordkiiste des todten Meeres ist ganz eben und besteht in einem sandigen, von Salzen ganz durch- drungenen Lehmboden, Auf meinem Wege von der Mündung des Jordans am nordwestlichen Rande des todten Meeres hin und dann in südwestlicher Richtung gegen Bethlehem bis nach Mar Saba im wilden Kedronthale, sah ich nirgends andere Geschiebe als solche der bereits erwähnten Kalksteine , der der Kreide angehörenden Feuersteine und von bituminösem Mergel. Dass der gegenwärtige Strand des todten Meeres und ein grosser Theil des untern Jordanthales in der Umgebung der Jordaumündung und gegen Richa hin nur der alte, durch Ni- veauabnahme des todten Meers gegenwärtig trocken liegende Seeboden ist, erscheint jedem unbefangenen Beobachter als ganz unbezweifelbar und als ein schlagender Beweis, dassdas todte Meer einstens bedeutend höher gestanden habe als ge» genwärtig, eine Erscheinung, die durch die Verminderung der Zuflüsse von den das Becken und das Jordanthal umge- benden ßerggehängen , als eine natürliche Folge der Vegeta- tionsabnahme durch Mangel an Kultur und insbesondere durch das gänzliche Verschwinden des ehemaligen , wenigstens theil- vveise vorhanden gewesenen Waldstandes, auf die rationellste Weise erklärt wird. Eine der interessantesten Eigenthümlichkeiten des todten Meeres und respektive seiner Umgebung ist das Vorkommen des Asphaltes oder Erdpeches**. Der Asphalt erscheint da- selbst als flüssiges Erdpech, als erhärtetes Erdpech und mit '•' Im obern Jordanthale, um das Becken des See's von Tiberias, am Gcbirg^e Safed, in Hauran und nach Bürkhardts Angaben auch im Osten des todten Meeres finden sich hingegen, wie wir sehen werden, allerdings vulkanische Gesteine. '■'* Jener natürlichen Verbindung von Asphaltt'ne mit Petrol^ne, welche in ältester wie in neuester Zeit eine so grosse industrielle Be- deutung erlangt hat. M. s. hierüber meine Abhandlung: über Asphalt und dessen technischer Bedeutung, mit besonderer Beziehung auf Tyrol in dem Berichte der 7. Generalversammlung des montan, geognost. Ver« eins für Tyrol und Vorarlberg. Innsbruck 1845, S. 23 etc. 253 Kalk und Thon mechanisch gemengt in bituminösen Mergel- arten, als erdiger Asphalt oder sogenannter Äsphaltstein, aus welchem der reine Asphalt im Wege trockener DestillaMon sehr leiclit auszuscheiden ist. Die Fundorte des Hiissigen und erhärteten Erdpeches, lezteres die reinste Sorte «les natürli- chen Asphaltes bildend, welche mir noch je vorgekommen ist, wurden meines Wissens noch nie von einem europäischen Naturforscher besucht. Den Aussagen der Araber zu Richa und den in Jerusalem eingezogenen Nachrichten zu Folge, findet sich dieses Erdpech Ain Djeddi gegeniiber , am steilen westlichen Gehänge des Dschebel ßelka, welcher den Ostrand des Beckens des todten Meers bildet. Es soll daselbst aus Felsspalten des Kalksteins (Jura, Cidaritenkalk) hervordringen und sich nach und nach in Massen, theils am Fusse der Fels- wand , theils am steilen Gehänge selbst ansammeln. Noth- wendigerweise verliert dieses Erdpech, auf kahlen Felsen einer brennenden Sonnenhitze ansgesezt, nach und nach seinen Petrolenegehalt und es bleibt als fettglänzend-schwarzes, im Bruche ausgezeichnet muschliges, festes und sprödes Harz das Asphaltene , mit verhältnissmässig nur wenig Petrolene verbunden, zurück, welches Harz sodann, bei fortdauernder Anhäufung der Masse, in grossen Stücken endlich losbricht und in den See herabstürzt. An und für sich, zw ar etwas schwerer als süsses Wasser, ist dieser reine Asphalt doch spezifisch leichter als das Wasser des Salzsee's und seine Trümmer schwimmen daher auf lezterem herum. Ganz dieselben Nachrichten über dieses lokale Vorkom- men des reinen Asphaltes am todten Meere haben auch Seetzen, ßuRKHARDT uud RoBiNSON * vou dcu Arabern eingezogen und der ganze Sachverhalt ist so höchst wahrscheinlich und SO naturgemäss, dass an der Wahrheit dieser Angabe durch- aus nicht zu zweifeln, wohl aber sehr zu wünschen ist, dass recht bald ein europäischer Reisender diese interessante Fund- stätte und überhaupt die ganze Ostseite des todten Meeres genau untersuchen möge. Die Araber aus der Umgebung des todten Meeres begeben sich häufig an den erwähnten Fundort und sammeln den reinen Asphalt, den sie noch im J. '" RoBmsoN II, p. 463 etc. 254 1S',i7 auf dem Basar zu Jerusalem bis zu 40 fl. Conv.-Mz. den Ctr. verkauften, tlieils an Ort und Stelle, tlieils beschäftigen sie sich damit, die zu seltenen Zeiten auf dem Salzsee herum- schwimmenden Stücke aufzufischen, was in Ermanglung einer Barke, natürlich nur am Ufer, an Untiefen oder durch Zu- schwimmen geschehen kann. Da man allgemein die Beobach- tung gemacht hat, dass grössere und besonders zahlreiche Massen von reinem Asphalte nur nach sehr heftigen Erdbeben auf dem See herumschwimmend angetroffen werden, welche füglich der erwähnte Fundort auf der Ostseite des todten Meeres nicht so plötzlich zu liefern im Stande seyn dürfte, so liegt ohne alle Zuhülfenahme einer künstlichen, unprakti- schen Hypothese, und ohne weitere Rücksicht auf die zahlrei- chen Fabeln, die man sich diessfalls vom todten Meer erzählt, der Gedanke so sehr nahe, dass sich ähnliche Ablagerungen von erhärtetem Erdpech und vielleicht noch viel bedeutendere, als die an jener Felswand sind, auch auf dem Grunde des Salz- see's finden, sich durch die Erschütterungen bei heftigen Erd- beben lostrennen und als schwimmende Asphaltitjseln an der Oberfläche des Salzsee's auftauchen *. Im Ganzen werden je- doch grössere, schwimmende Massen von Asphalt auf dem todten Meere nur sehr selten beobachtet. Weit allgemeiner verbreitet in der Umgebung des todten Meeres und im ganzen Jordanthale, als das Vorkommen des reinen Aspjjaltesin der Form von flüssigem und erhärtetem Erd- pech, ist jenes des erdigen Asphaltes oder des Asphaltsteines, eines stark bituminösen Mergels voll von organischen Resten. Dieser stark bituminöse , schwarz oder dunkelbraun gefärbte, im Bruche flach muschelige , im Gefüge dicht erdige , feste, einen lichtbraunen Strich gebende und mit stark rauchender, einen rein bituminösen Geruch von sich gebender Flamme brennende Mergel findet sich sowohl auf Lagern in den Jura- kalkgebildcn als auch, und zwar auf Lagern und Nestern, gleich dem Feuerstein , in der weissen Kreide an der West- seite des todten Meeres und an mehieren Punkten des Jor- danthaies. Die Luger dieses bituminösen Mergels richten * So nach Roboson II, pag. 464 und 465. nach den heftigen Erd- beben im Jahr 1834 und am 1. Januar 1837. 255 sich in Bezii^ ihrer Laj>;enin{>sveihjiltnisse g;anz nach jenen des (iesteines, dem sie angehören. Die niächti<>s(en , welche ich sah, haben *2 his :J Fuss Mächti|;keit und winden, wären die Transportverliiiltnisse in jener Gegend nicht so entsetz- lich schwierig, iiergniännisch leicht zn gewinnen se) n. Die Nester des hitnniincKsen Mergels fand ich stets scharf vom Webengesteine getrennt nnd lezteres , selbst an der unmittel- baren BeriihruMgsfliieiie , nnverändert. Die häufig am west- lichen Gehänge des Seebeckens und am Strande des Salzsee's herumliegenden Trümmer und Geschiebe dieses Asphaltstei- nes werden , wenn sie die entsprechende Grösse nnd Gänze der blasse besitzen, von den Arabern gesammelt und nach Jerusalem oder Bethlehem zu 3Iarkte gebracht, wo die Chri- sten daraus lecht artige Kunstsachen, besonders niedliche Schalen, mit Aiabeskenzeichnungen nnd arabischen Sprüchen verziert, Rosenkränze u. s. w. verfertigen. Die Araber des Jordanthaies benützen auch, diese Findlinge des bituminösen Mergels gleich Steinkohlen als Brennmaterial, dass aber irgend- wo in jener Gegend eine künstliche, absichtliche Gewinnung dieses Gesteines im anstehenden Zustande gegenwärtig statt fände, darüber konnte ich nichts erfahren. Auch bezweifle ich sehr, ob bei den, wie erwähnt, höchst schwierigen Trans- portverhältnissen, bei dem Holz- und Wassermangel an Ort und Stelle, bei der Wildheit der in den umliegenden Gegenden nomadisireuden Beduinen , bei der Schwäche der Regierung, welche kein derartiges Unternehmen kräftig zu schützen ver- mag und vor allem bei der wegen grosser VVohlfeilheit des zu erzengenden Produktes in andern Ländern äusserst schwer zu haltenden Konkurrenz , ein solches Unternehmen sich lohnen w ürde, wenn auch die zu Gebote stehende Masse noch so gross nnd die bergmännische Gewinnung, für sich betrach- tet, noch so leicht wäre. Als eines Beweises der noch immer fortdauernden vul- kanischen Thätigkeit im Bereiche dieses Terrains muss ich noch, ausser der häufigen, jener Gegend eigenthümlichen und oft sehr heftigen Erdbeben, der waimen Quellen erwähnen, v\ eiche an der östlichen und westlichen Seite des todten Mee- res und den Aussagen der Araber zu Folge im Salzsee 250 selbst zu Tage treten und ebenfallss noch einer wissenschaft- lichen Untersuchung entgegensehen*. ' Auf dem Wege vom nordwestlichen Strande des todten Meeres nach dem griechischen Kloster Mar Saba im Kedron- thale bietet sich im Ganzen derselbe Gebirgsdurchschnitt dar, den wir auf der Route von Jerusalem nach Jericho bereits kennen lernten, nur zeigt sich in ersterer Richtung die weisse Kreide viel ausgedehnter und mächtiger entwickelt. An meh- reren Stellen sieht man die Schichten des Jura gegen IN. ein- schiessen und in der tiefen Kedronschlucht bei Mar Saba be- obachtet man sie ganz horizontal liegend. Die Kreide ist gleich dem Jura voller Höhlen und reich an Quellen, deren Wasser aber meistens sehr schlecht und salzig ist, auch stark nach schwefliger Säure riecht. Wendet man sich von Jerusalem gegen WWS. nach Ain Kerim und von da in die sogenannte Wüste des heiligen Johannes, so umgiebt uns von allen Seiten die obere, dolomi- tische Juragruppe, charakterisirt durch mannigfaltig gebo- gene Schichten und durch tiefe, enge Thäler. Aehnliche Verhältnisse beobachtet man auf der Route von Jerusalem gegen NW. nach Jaffa. Ungefähr 3 Stunden lang durchwandert man das Terrain des Jurakalkes mit Do- lomit und ntit lokalen Auflagerungen der weissen Kreide auf den Kuppen der Berge, dann bewegt man sich 4 Stunden lang blos zwischen Jurakalk und Dolomitbergen, durchzieht 1 Stunde lang ein Hügelland von weisser Kreide, deren Straten im Gegensatze jener auf den Bergen bei Jerusalem gegen W. und NW. verflachen und gelangt sodann auf die schöne, mit Al- luvien und Diluvien bedeckte, grösstentheils sehr fruchtbare Küstenebene, über welche hin man, nach einer Wanderung von 7 Stunden, am Strande des mittelländischen Meeres steht. Das Gestein der Meeresküste bei Jaffa ist jüngster Mee- ressandstein, der ganz aus zerriebenen Muscheln besteht und Trümmer sowohl als ganz vollkommen erhaltene, jedoch ent- färbte Exemplare von Meereschonchylien noch lebender Arten '"•' Von dem Vorkommen des Scliwefels, des Steinsalzes und von den Salzquellen in der Umgebung des todten Meers werde ich am Ende dieses Kapitels sprechen. 257 In solcher Men^e enthäU, dass er stellenweise ganz das An- sehen einer Muschelbank hat. Man benüzt die festern Schich- ten dieses Gesteins als Bausteine. Die schöne Küstenebene, welche sich von Gasa ungefähr 24 Stunden lang und in einer mittlem Breite von 5 bis (» Stun- den bis zum Dschebel Karmel erstreckt und die Juraberge von Judäa und Samaria vom Meere trennt, besieht zum gross, ten Theile aus Kulturland, theils bebaut, theils Weideboden. Mehrere kleine Flüsse , in den Thälern der nahen Juraberge entspringend, durchströmen und bewässern das herrliche Land. Die Küste bilden die jüngsten Meeresgesteine, auf der Ebene bedeckt das Kulturland die Felsablagerungen und ich sah hier erst wieder Gesteine in grösserer Masse zu Tage treten als ich mich dem Gebirgsvorsprunge näherte, mittelst welchen die Gebirge von Samaria in nordwestlicher Richtung bis zum Meere vortreten, jenen Gebirgsrücken bilden, der unter dem Namen Dschebel Karmel bekannt ist und dem auch das gleich- namige Vorgebirge angehört. Die Gesteine, welche hier am Rande der grossen Ebene zu Tage gehen, gehören theils der weissen Kreide, theils einer eigenthümlichen , wahrscheinlich tertiären Kalknagelflue an, weiche die Kreide bedeckt und aus ihren Trümmern entstan- den zj seyn scheint, indem sie nur Kreide und Feuersteinge- schiebe enthält, verbunden durch ein kalkiges Cement. Dort, wo ich südlich vom Dschebel Karmel, auf der ge- wöhnlichen Route von Jaffa nach Nazaret, die Ebene verliess und mich nach der Richtung ONO. in die Gebirge von Sa- maria wendete , sah ich sowohl die Kreide als die erwähnte Nagelflue nur in ganz geringer Entwicklung auftreten und ge- langte sehr bald wieder in das Gebiet des Jurakalkes und sei- ner Dolomite, derselben Felsgebilde, denen das Terrain um Jerusalem angehört und denen auch die sämmtlichen Gebirge von Samaria und Galiläa mit wenigen Ausnahmen zuzurech- nen seyn dürften. Die Berge werden nun gegen Nord, gegen den grossen Gebirgsstock des Dschebel es Schech hin , von dem der Libanon und Antilibanon ausgehen, höher, massen- hafter und in ihren Umrissen, sowie in ihren Gruppirungen ausdrucksvoller, grossartiger. Rus segger, Reisen. III. Bd. • 17 258 Auf der schönen , mit tiefg^ründigem Kniturlande bedeck- ten Ebene Esdralon , stiess ich nnd zwar bevor ich den Nahar Mechatta übersclnitt, auf das erste Vorkommen eines wahrhaft vulkanischen Gesteines, das mir bisher im südlichen Syrien vor- gekommen war. Es ist ein mächtiger Basaltg^ang;, der im Kalk- steine aufsezt, über dessen nähere Lagernngsverhältnisse ich aber nichts anzugeben weiss, da nur ein sehr kleiner Theil sei- nes Ausgehenden sichtbar aus dem Kultuilande hervorragt. Der Basalt dieses Ganges ist dunkelschwarz, blasig, wackenartig, die Blasenräume sind zum Theil mit Zeolit ausgefüllt. Einen zweiten, dem Gesteine nach ganz gleichen Basaltgang trifft man dort, weder Weg nach Nazaret die Ebene Esdralon verlässt und das Berggehänge von Galiläa hinanführt. Auch dieser Gang scheint sehr mächtig zu seyn und aus S. in N. zu streichen. Nicht nur die dem Städtchen Nazaret zunächst liegenden Bergkuppen, sondern das ganze Gehirgssystem von Galiläa in der von mir besuchten Umgebung jenes Ortes gehört dem Ju- rakalke und Dolomite von Jerusalem an. Dahin gehört auch der niedlich geformte Tabor , der zwei Stunden von Nazaret in OSO. entfernt, dem kleinen Hermon gegenüber, ganz iso- lirt am Bande der Ebene Esdralon sich erhebt*. Am Tabor zeigt sich der Kalkstein besonders reich an Höhlen, die sämmtlich eine grottenförmige Struktur besitzen, d. h. vom weiten Eingange nach Innen zu sich verengen. Auf der fruchtbaren, hügeligen Ebene Ard el Hamma, welche wir in nordöstlicher Richtung 3 Stunden durchschnitten, gehen aus dem tiefgründigen Kulturlande nur selten Felsmas- sen zu Tage, wo dieses aber der Fall ist, gehören sie dem be- reits oft erwähnten Kalksteine an. Uebrigens ist der grösste Theil der Ebene mit einer zahllosen Menge von Basalttrüm- mern und Geschieben bedeckt. Der Basalt dieser Findlinge ist theils blasig, theils ganz lavaaitig; die Blasenräume sind theils leer, theils an den Wänden mit Zeolitkrystallen beklei- det, theils auch ganz mit Zeolit erfüllt. Nahe am südlichen Gehänge des Berges der acht Selig- * Man sehe den Durclischnitt der Felsablagpiuiiften von Nazaret bis an den See von Tiberias oder Genesaret; auf Tafel VIl, 2. der Durch- schnitte. 259 keiten zieht sich aus West in Ost ein flaches und sanft gegen das Becken von Tibeiias abfallendes Thal hin. Ich passirte dieses Thal an der Stelle, wo sich die zwei Zisternen und die Reste eines Chans befinden und verfolgte dann dasselbe nach abwärts bis an den Rand des See's. Am Nordrande dieses Thaies steht Basalt an, der den Jura bedeckt und als ein mächtiger, ungefähr l Stunde breiter Strom sich thalabwärts zieht. Dicht am Rande des Beckeijs von Tiberias erhebt sich die Basaltmasse zu einer Kuppe, deren höchster Punkt meiner Schätzung nach SOO Par. Fuss über dem See oder bei der statt- findenden Depression des leztern von G25 Fuss , ungefähr 200 Fuss über dem Niveau des Mittehiieeres liegt. Von dieser Kuppe fällt der Basaltstromsteil bis zu dem Ufer des See's ab. Nördlich von diesem Basaltstrome, am Berge der acht Selig- keiten und an den Bergen bei Safed, sieht man die gegen den See von Tiberias geneigten Schichten des Jura senkrecht zer- klüftet, man bemerkt mehrere Terrainbrüche und Bergstürze, senkrechte Abfälle und tiefe, enge Spalten; südlich des Stro- mes hingegen liegt eine weite, sanfte Einsenkung, ein Bas- sin von ungefähr zwei Stunden Umfang, längs dessen nörd- lichem und östlichem Rande der Basaltstrom aus NW. in SO. sich hinzieht. Hat man die Höhe des Randes vom Tiberiasseebecken unterhalb der erwähnten Basaltknppe und zwa." nördlich der- selben erreicht, so sieht man plötzlich das schöne Bassin des See's von Tiberlas oder Genesaret in einer Tiefe von 800 Fuss zu den Füssen ausgebreitet, eine kraterförmige Einsen- kung von ungefähr 14 Stunden Umfang, die rings von hohen Bergen umschlossen ist und nur in Süden, wo der Jordan wie- der austritt und seinen Lauf nach dem todten Meere fortsezt, mittelst eines tiefen Thaleinschnittes, das Jordanthal, sich öff- net. Die ganze Ostseite des Sees bildet die Kalksteinmauer des Platea::s von Hauran, ganz unter ähnlichen Verhältnissen wie an der Ostseite des todten Meeres und an jener des un- tern Jordanthaies; in Nord erhebt sich auf dem Plateau von Hasbej a oder Beled es Schech, von wo der Jordan herab zum See eilt, der prachtvolle, schneebedeckte Dschebel es Schech oder grosse Hermon ; in Nordwest stehen die Berge von IT-«* 2Ö0 Safed, die sammt den übrigen kleinern, zu 1400 bis 1600 Fuss Meereshöhe ansteigenden Bergen des Westrandes der Jura- bildung angehören, welche jedoch von mehreren, sehr mächti- gen Basaltströmen durchschnitten wird, die sich in tiefen, en- gen Schluchten steil in das Becken des See's niederstürzen. Die Stadt Tiberias (Tabarie heut zu Tage) steht auf dem un- tern Ende jenes grossen ßasaltstromes , der vom Berge der acht Seligkeiten herab kommt Die dem Basalte sonst häufig eigenthümlichen, bekannten Absonderungsformen bemerkte ich hier nirgends ; in seinem Innern Habitus aber lässt das Gestein die grösste Mannigfal- tigkeit wahrnehmen. Der Basalt ist theils dicht, von nur we- nigen Blasenräumen durchzogen und voll von Olivin ; theils ist derselbe sehr blasig, zerfressen, löcherig, enthält diessfalls wenig Olivin, dagegegen aber sehr viel Zeolit (Mesotyp), der theils die Wände der Blasenräume als üeberzug bedeckt, theils leztere ganz ausfüllt, theils endlich geht der Basalt durch sichtbares Auseinaiidertreten seiner Bestar)dtheile , wo- runter ich auch Glimmer zu bemerken glaubte, in Dolerit über. Kurz vom Dolerite bis zur basaltischen Lava lassen sich hier zahlreiche und mannigfaltige Uebergänge nachweisen, wobei mir das gewissen Formen dieses Basaltes eigenthüm liehe Vor- kommen besonderer Mineralkörper, z. ß. wie erwähnt das des Olivins und des Mesotyps darum vorzüglich interessant ist, weil diese Erscheinung eine gewisse Abhängigkeit der Bildung dieser Mineralkörper von der mehr oder weniger schnellen oder allmähiigen Abkühlung der feuerOüssigen ßa- saltmasse andeutet, welche Abkülilnngsmodalitäteu in Verbin- dung mit dem höhern oder geringern Grade der Flüssigkeit des Basaltes von vorne her die HauptbeHingung seiner gegen- wärtigen Formenverliältnisse bilden dürften. An der Oberfläche ist der Basalt meistens in unförmliche Blöcke zerfallen, die au ihrer Anssenseite häufig jenen weissen, erdigen Veruitterungsüber/.ug zeigen , der vorzüglich den PhoiioÜtgesteiuen eigenthümlicli ist. Eine sehr fette, schwarze fruchtbare Erde bedeckt das Basaltferraiii überall, wo das Ge- stein nicht in Felsmasseu oder als grobes Gerolle zu Tage geht. Die ganze Umgebung, das Vorhander)seyn der Basalt- 261 ströme, die 2:i'ossen tiefen Spalten und Teiraiiibriiche an der Nordwestseite des Sees, die Form des Beckens von Tiberias, ganz die einer kiaterartij^en Einsenkung, das Vorhandenseyn wirklicher Ernptionskratere in der Umo;e!)nno- des Dscliebel Safed, z. B. der von Robinson == besuchte Krater Birket el Jiscii (Dscliisch ?), nordöstiicii von Safed; die noch »et^enwär- ti;; an der Westseite des See's, eine halbe Stunde \o\\ Tibe- rias, am Fusse der Jurakalk- und Dolomitlierge aus dem aus Basalt- und Kalktriininierii bestellenden Schuttlaude zu Tagje tretenden heissen, Kochsalz haltigen Schwefelquellen, deren ich bereits vorne Seite 134 etc. umständlich erwähnt habe, endlich die furchtbar heftigen Erdbeben, die hier so zu sa- gen zu Hause sind und noch am 1. Januar 1837 die Orte Sa- fed, Tiberias und viele andere, meist im Jnrazuge von Palä- stina liegende, vom Grunde aus zerstört haben, geben die un- verkennbarsten Kriterien ab, dass man hier auf wirklich vul- kanischem und vulkanisch bewegtem Boden steht. Offenbar gehölt die merkwürdige Depression des Seebodens von Tibe- rias unter das iMeeresniveau nicht nur derselben Ursache, son- dern auch derselben Zeit an, welche der Depression des gan- zen Jordanthaies und des todten Meeres zu Grunde lie- gen. Im Becken von Tiberias selbst glaube ich übrigens nicht, dass vulkanische Eruptionen je statt gefunden haben, so we- nig als mir solche aus dem grossen Becken des todten Mee- res bekannt sind. Alle Eruptionen und deren Erzeugnisse, die Basaltströme, dürften vielmehr aus Spalten im Jurakalke bervorgegangen seyn , der thells den unmittelbaren Rand des Beckens bildet, theils plateanartig dasselbe umgibt. Diese Spalten scheinen den Richtungen der Basaltströme, nach vorzüglich in der Umgebung des Dscliebel Safed zu lie- gen, wodurch sich derselbe als das Centrale des ganzen hier in Betracht kommenden vulkanischen Terrains darstellt, was näher zu untersuchen von grossem Interesse wäre. Die Berge, an deren Fusse die heissen Quellen sich be- finden und die von IßRAHiM-Pascha erbaute Badeanstalt steht, liegen südlich des grossen Basaltstromes, auf dessen unter- stem Ende das heutige Tiberias erbaut ist. Sie gehören, wie * RoBiKsoN : III. 2. j)ag. 637 etf. 262 ich bereits erwähnte, dem Jurakalke und Dolomite an, beide ausnehmend reich an Höhlen. Der Kalkstein ist gelblich weiss, dicht, mnschlig- im Bruche, ausgezeichnet geschichtet. Seine Straten streichen aus NW. in SO. und verflachen mit 15'^ in SW. Die Schichtenlage ist ungestört und regelmässig. In den Schluchten, die sich von der Höhe des Bergrandes nie- der gegen den See ziehen, steht überall Basalt an, wahrschein- lich Seitenzweigen des grossen Stromes angehörend, der wei- ter gegen Nord vorliegt. Auf dem Wege von Tiberias nach Kanna in Galiläa beo- bachtete ich mehrere Basaltdurchbrüche in Vertiefungen des Jura. Wahrscheinlich lokale Eruptionen von geringem Um- fange. Bei Kanna sind die Schichten des Jura, der zusam- men mit Dolomit das ganze Terrain bis zur Küstenebene bei Acrekonstitui.t, stark gebogen. Das Gestein der Küste, längs der Ebene von Acre, nordwärts gegen Beirut, bildet Jer jüngste Meeressandstein, während man im Innern des Landes die Juraberge von Galiläa zur Seite hat. Am Rhas Nochora springt der Jura fast bis ans Meer vor und man beobachtet an der Küste nur einen schmalen Saum der obern weissen Kreide mit zahllosen Feuersteinknollen und Nestern. Am Rhas el Abiad hingegen, wie schon der Name sagt, tritt die weisse Kreide in grosser Mächtigkeit und Ausdehnung auf ; sie bildet das ganze, mit senkrechten Felswänden ins 3Ieer abfallende Vorgebirge, weithin sichtbar durch seine weisse Farbe. Dunkelschwarzer Feuerstein ist der weissen Kreide in Knollen und Nestern eingelagert. Aehnliche Lagerungsverhältnisse beobachtet man im wei- tern Verfolge der Küste gegen Nord, sieht nördlich von Sur die Kreide ganz verschwinden und am Rhas Sarfand den Jura bis zum Meere vortreten. Nördlich von Seida erscheint der jüngste Meeressandstein als Hauptgestein der Küste; der Jura spiingt mehrmals bis an das Meer vor und nähert sich im Ganzen allmählig demselben. In den Buchten und Becken des Jura beobachtet man Auflagerungen des kohlenführenden Sandsteines vom Libanon und das Felslagerungssystem dieses Gebirges tritt nun Schritt vor Schritt deutlicher ausgesprochen hervor. 203 Auf der sandioen Ebene im Süden der Stadt Beirut, mei- ner Ansicht nach ein altes Dünenland, fielen mir die mit den übrip^en Sandlaj*en wechselnden Schichten von dunkelrothem, sehr eisenschiissij;;^em Sande auf nnd ich konnte mich bei de- ren Anblicke des Gedankens nicht enthalten, dass iltiw eisen- erzefiihrenden nnd eisenschüssigen Sandsteinen am Sinai nnd in Nnbien einst «ähnliche Eleiriente zu Grunde eele^en CT O haben mögen. In Beirut betiat ich nun wieder das Terrain, dessen geo- gnosMsche Verhältnisse wir bereits aus dem ersten Bande 2. Tlieile dieses Reisewerkes kennen nnd ich erlaube mir hier im Bezüge des dort pag. 774 bis 778 über das Vorkommen der fossilen Fische am Libanon Gesagten nachträglich nur Folgendes zu bemerken : Mein verehrter Freund, der Conser- vator beim k. k. IVatnralienkabinete zu VV^ien, Hr. Jakob Heckel, unterzog seit der Zeit die durch mich von Sach ei Alma am Libanon mitgebrachten fossilen Fische einer genauen Untersuchung und fand an bereits von Agassiz bestimmten Arten : Rhinellns fnrcatus, Pagelliis leptosteus, Vomer parvulus, Clupea Beurardi, „ laeta, ff minima ; neu hingegen : Pycnosterynx oblongus, „ discoideus, Enchodus sulcatus. Agassiz beschrieb noch zwei Arten vom Libanon, deren Fundorte mir aber nicht bekannt sind. Diesemnach gehört das Gestein von Sach el Alma, wel- ches diese Fische enthält, einer Felsbildung an , welche der englischen weissen Kreide und den Kreidemergeln von Lewes (de LA Beche) parallel steht und ich habe daher ganz richtig geurtheilt, indem ich dieses Gestein für die obere, weisse Kreide ansprach. Von den neu aufgefundenen Arten wird Hr. Heckel Abbildungen im Atlasse dieses Reisewerkes geben. 264 Sehr aber scheine ich mich in der Bezeichnung des Ge- steins geirrt zu haben , worin sich die fossilen Fische bei Ha- kel, ebenfalls am Libanon (1,2, pag. 777), befinden; indem ich dasselbe, ohne selbst an Ort und Stelle gewesen zu seyn, auf fremde Autorität hin den obersten Schichten der jurassi- schen Zeitfolge zurechnete. Aus Platten dieses Gesteines, welche Hr. Heckel durch die Giite des Hrn. Dr. Unger in Gratz erhielt, geht nämlich hervor, dass diese Fische beiHakel und somit awch das Gestein , welches dieselben umschliesst, einer eocenen Bildung, parallel dem Monte Bolka, angehören und wahrscheinlich Eigenthum einer ganz lokalen tertiären Auflagerung sind , welche näher untersucht zu werden sehr verdient *. * Durch besondere Güte Sr. Exzellenz des Hrn. Vicepräsidcnten v. Hauer wurden auch die von mir aus Karamanien und dem nördlichen Syrien mitgebrachten fossilen Sehaltbicrreste verschiedener Felsformi*- tionen der nähern Untersuchung unterzogen, deren Resultate folgende sind: Tertiärbildung von Hudh in Karamanien. I, 2, p. 628 etc. Trochus patulus Brocch. Ancillaria glandiformis. Lam. Conus dcperditus? Brüg. „ acutangulus Desh. „ antediluvianus Brocch. = Appenninicus Bronn. „ nova spec. Mitra scrobiculata Brocch. Fusus politus Bronn. Pleurotoma rotata Brocch. „ turricula Bronn. Terebra pertusa Bronn. Buccinum serratum Brocch. „ polygonum „ Dentalium elyphantinum Brocch. „ Bouei Desh. Pecten solariura Lam. „ flabelliformis ? Eine Crassatella. Diesemnach gehören diese tertiären Ablagerungen zu den miocenen Bildungen und scheinen der Tcgelbildun des Wienerbeckens parallel zu stehen. 205 Zum Scliliisse meiner eigenen geognostisclien Unter- suchungen auf der Halbinsel des Sinai und im südlichen Sy- rien erlaube ich mir nun zur Vervollständigung des gnognost. Bildes dieser beiden Länder noch ganz kurz die Beobachtun- gen der Reisenden : Robinson, Schubert, RCpell und Burk- HARDT anzuführen, insoweit nämlich dieselben die geognosti- sclien Verhältnisse zum Gegenstande haben und Lokalitäten betroffen, welche ich selbst zu untersuchen nicht Gelegen- heit fand. Robinson. a) Route vom Sinainacli Akaba und von da durch die Wüste des Tyli nach Hebron. Im obern Theile des Waddi Sal, vielmehr in dem unter dem Namen W. Oerfan bekannten Seitenzweige desselben, Tertiärbildung von Gülek in Karamanicn. I, 2, pag. 613 und 614. Ancillaria glandiforniis. Astrea crenula*a Goldf. Ostrca. Sarcinula. Wahrscheinlich pliocene Ablagerungen aus der subappenniiiischen Zeitfolge. Ter ti ä r bi 1 d u ng vou Thor Oglu in Karamanien. 1,2 p. 607 und 608. Ostrea longirostris Lam. „ falciformis. Dürfte für niiocen und als ein Parallelgebirge der Tegelbildung aua dem Wienerbecken anzusprechen scyn. Tertiärbildung bei Suedie (Seleucia) und im Orontes- thale in Nordsyrien. I, 1, p. 434, 437, 439, 441 etc. Clypeaster grandiflorus Bronw. „ Echinatus altus. Lucina. Ostrea. Conus. Cerithium etc. vid. I, 1, p. 442. Durch das Vorkommen des Clyp. grandifl. nähert sich diese Ter- tiär-Bildung der eocenen Zeitfolge und zwar der Formation des Ley- thakalkes in der Reihe der Grobkalke. Tertiärbildung bei Tschamschada in Nord-Syrien. I, 2, p. 596. Arten von Astrea. Wahrscheinlich eine eocene Bildung. 260 steht zu beiden Seiten zertrümmerter Granit in niedern Hü- geln an; am Dscliebei Feraliingegen bestehen alle umliegen- den Berge zu beiden Selten des Waddi aus Grünstein und Thonschiefer mit Porphyrgängen , nur die höheren Berg- spitzen lassen bereits zuweilen haubenförmige Auflagerungen von Sandstein beobachten. Die Ebene zwischen dem Tyh und dem Waddi Sal ge- hört dem Sinaisandstein an. Robinson's Route zur Rechten im Waddi Morra (Mnrrah) liegen Grünsteinhügel, deren Spitzen mit Sandstein bedeckt sind. Bei el Burka beginnen Hügel von Fingsand und niedere Berge des buntfarbigen Sandsteins (Sinaisandstein), welch lezterer die t^bene bis zum Tyh bildet. Der Tyh erhebt sich auch hier wie eine Mauer, in den unteren Ablageiungen aus Sandstein, in den obern aus Kalk- und Thon- (Mergel-) Schichten bestehend. Der Saudstein dauert in der Richtung der Reiseroute ge- gen Nordost fort, der Tyh selbst besteht am Waddi Ghosa« leh (Ghuzäleh) ganz aus einzeln stehenden Massen und Hü- geln von Sandstein, die einen Engpass bilden. Im Wadfli er Rnweihlbijeh gehen im Gebiete des Sand- steines rauhe, nackte Felsmassen von Granit und Grünstein zu Tage. Aehnliche Durchbrüche der beiden leztern Gesteine zeigen sich im Sandsteine am nordwestlichen Fnsse des Dsche- bel Sumghy. Weiter hingegen und im W. Sumghy werden Granit mit Porphyr und Grünstein die herrschenden Felsge- bilde und setzen das Geblrgsland bis zur Küste zusammen. Weiter nordöstlich im Waddi Sumghy beobachtet man auf den Bergen dieser krjstallinischen Gesteine wieder die oft er- wähnten Sandsteinhauben, Dasselbe Verhältniss findet auch im obeni Theile des Waddi es Sadeh statt; dort aber, wo sich dieses Waddi gegen das Meer mündet, sieht man zur Linken eine Schicht Kalkstein aufgelagert. Die im Durchschnitte % Stunde breite Küstenebene be- steht aus Gerolle und Meere^alluvien, die Berge der Küste, an 800 Fuss hoch , aus Granit. Zwischen Ain en Nuweibia 207 lind Waddi om Hasch bildet die Berge grauer Granit mit Sandsteinaiiflageriingen, bei om Hasch aber besteht das Ge- birge ganz ans Sandstein, die niedrigen Hügel der Küste aus Konglomeraten. An der Mündung des Waddi om Hasch zeigt sich der Fuss der Sandsteinberge mit Kreide bedeckt. Bei Abu Suweirah bildet gelber Sandstein die Berge des Tyh, am Fusse derselben jedoch geht Granit zu Tage, dessen Kuppen mit rotheni Sandsteine bedeckt sind. Der Sandstein hält gegen NO. an: so findet er sich am Waddi Hnweimirat; die Insel el Koreijeh aber besteht aus Granit. Am Waddi Mesarik unterbrechen niedrige Hügel von Kreide und Sandstein den Granit; das Rhas em Mosry aber besteht ganz aus lezterem Gesteine. Nördlich dieses Vor- gebirges am Eingange des grossen Waddi el Araba treten die Berge von der Küste zurück und Hügel von Konglomera- ten dehnen sich bis zum Meere aus. Die westlichen Berge des hier zwei Stunden breiten Waddi haben eine Meereshöhe von ungefähr 1500 bis ISOO, die östlichen von 'iOOO bis 2500 Fuss. Das Thal ist ganz mit Flugsand angefüllt, die Küste bilden jüngste Meeresformationen. Die westlichen Berge, oberhalb des Khas em Mosry, gehören bis zum Waddi Mosry dem Granit und Porphyr an ; an der westlichen Seite dieses Waddi aber werden die krystallinischen Felsgebilde von gel- bem Sandsteine bedeckt. Dort, wo die Schlucht (Nakba) en Nukb oder el Arkub im Waddi Mosry mündet, beginnen die Auflagerungen der Kreide mit Feuerstein, die nun von hier im Verfolge der Route durch die Wüste gegen Hebron, ge- rade so, wie ich es weiter westlich, fand, mit wenigen Aus- nahmen als herrschendes Felsgebilde auftritt. Zu beiden Seiten des Waddi el Humeirawat geht noch einmal dunkelfarbiger Granit in niedern Hügeln zu Tage. Der allgemeine Charakter der Wüste des Tyh , welche Robinson nun betreten hatte, ist nach seiner Schilderung: ,^un- geheure und beinahe gränzenlose Ebene, ein harter Kies- boden, unregelmässige Ketten von Kalksteinhügeln , seichte Waddis, alle nach Nordwest abfallend" bis auf die ausgezeich- nete Terrassenbildung und die höhern, isolirten Berge, dem 2G8 des von mir durchwanderten westlichem Theils dieser Wüste ganz ähnlich. Der kegelförmige Äraif en Nakah gehört der feuerstein- reiehen Kreide an. Im Waddi er Riihaiheh (mir von den Arahern „Erheba" benannt) hatte Robinson bereits die später von mir genom- mene Route betreten. b) Route von Jerusalem nach Bethel etc. Die Umgebung von Anata bilden Kalksteinfelsen (Ju- rakalk und Dolomit von Jerusalem). Der isolirte Berg bei el Dschib besteht ans horizontal gelagertem Kalkstein. c) Route von Jerusalem nach Ain Djeddi, dem todten Meere und dem Jordan. Das ganze Terrain bei Sortot gehört dem Kalksteine an, dessen oberste Schichtenlagen mit Kreide und Feuerstein wech- seln, daher wir es wahrscheinlich hier mit Jurakalk zu thun haben, der von weisser, feuersteinreicher Kreide bedeckt wird. Oestlich von ßir Seihub, am Waddi es Sufra und W. el Ghar, steht schuppiger, bröckeliger Kalkstein an (wahrschein- lich grobkörniger Dolomit). Am Gebirgspässe, der stell nach Ain Dscheddi oder Ain Djeddi hinabführt, besteht ein grosser Theil des Gesteins aus dichtem, röthlichem und rosenfarbenem Kalkstein, glatt wie Glas, jedoch mit unregelmässiger Oberfläche. Die Therme von Ain Djeddi (Robinson, II, pag. 441) entspringt ans dem Kalksteine. Der Strand des todten Mee- res besteht hier aus einer Bank von Kieselsteinen (Feuerstei- nen?), die mit einer glänzenden Kruste wie von Salz oder vielmehr von öligem Ansehen bedeckt sind. Die Quellen bei Ain Djeddi liefern süsses Wasser, die Quellen bei Ain Terabeh, el Ghuweir und el Feschkah aber, nördlich von Ain Djeddi, führen Salzwasser. Bei Ain el Feschkhah soll sich Schwefel, gediegen und in Faust grossen Stücken, finden. Dessgleichen fand Robinson Stücke gediege- nen Schwefels an der nördlichen Küste; Irby und Mangles fanden solchen nebst Salpeter an der westl. Küste der langen 260 Halbinsel. Nahe der Mündung des Jordan soll Hebard ein posses Stück Bimsstein gefunden haben. Im Waddi Sorka Main, an der östlichen Küste, befinden sich heisse Schwefel- quellen. Robinson: über die bisherigen chemischen Analysen des Wassers des todten Meeres, II. pag. 458 und 4.59. Allenthalben, besonders bei Birket el Chalil und an der Nordseite der Landenge der Halbinsel, setzen sich im Wege der Verdunstung des Wassers des todten Meeres Salzbänke ab, deren Salzmasse von den Arabern gewonnen wird. Die Berge zwischen Nakba Ain Djeddi und el Hosasah bestehen aus bröcklichtem Kalkstein. Zu beiden Seiten des Waddi Derrejeh befindet sich Kreidekalkstein; so auch am Waddi Taamirah; ferner zwischen dem Waddi Rhas el Ghu- weier und dem Waddi en Nar (unterster Theil des Kedron- thales). Am Rhas el Feschkhah stehen bituminöser Meigel (Asphaltsteio) und ein sehr bituminöses, mergeliges Kalk- steinkonglomerat an. Von Ain el Feschkhah nördlich hänfen sich zwischen dem Gebirge und dem Strande des todten Meers die Ablagerungen von Kreidemergeln und Konglomeraten. Den Boden fand Robinson stellenweise mit einer Salpeterkruste bedeckt und hier fanden sich die vorne erwähnten Stückchen gediegenen Schwefels. Bei Ain Dschehair entspringt eine Salzquelle, die mir auf meiner Reise von der Jordanmündung nach Mar Saba zur Linken liegen blieb. Der Dschebel KuruntuI (Jurakalk) ist sehr reich an Höh- len; am Waddi en Nawaimeh beginnen ausgedehnte Kreide- ablagerungen. d. Roule von Hebron nach dem Südende des todten Meers, nach Waddi Mussa, Petra und wieder zurück. Das ganze Terrain zwischen es Suweirah el Foka und dem Waddi es Suweirah bildet weisse Kreide in kegelförmi- gen Hügeln und kurzen Rücken. Am Fusse des Passes, der in dieses Waddi hinabführt, steht weiche Kreide und weiss- licher, verhärteter Mergel in horizontaler Lagerung an. Die 270 Reg-cnströme haben das Gestein zu Pfeilern und andern phan- tastischen Gestalten ausgespült. Das Waddi en Nejd (Nedschd), an der südvvestl, Kiiste des todten Meers, ist beiderseits von senkrechten Klippen weissen verhärteten Mergels eingeschlossen. Kreide und Kreidemergel halten bis zum ßergriicken Khaschm Usduin an. Der Khaschm Usdiim ist ein 5 engl. Meilen ('2 Stunden) langer ßergriicken im Gebiete der weissen Kreide und ihrer Mergel. Er erstreckt sich in einer mittlem Höhe über der Ebene von 100 bis 150 Fuss an der südwestl. Küste des todten Meeres und in geringer Entfernung vom Strande aus NW. in SO. Die ganze Masse dieses Berges ist ein fester Körper von Steinsalz, welches zwar von Kreide und Mergelschichten bedeckt wird, jedoch häufig hervorbricht und an den Seiten in 40 bis 50 Fuss hohen und mehrere hundert Fuss langen senkrechten Felswänden in reinem krystallinischem Zustande sichtbar zu Tage tritt. Der Rücken des Berges ist sehr un- eben und zackig und das hervortretende Steinsalz von den Regenströmen tief gefurcht. Die Salzstücke sind nicht durch- sichtig, sondern haben ein dunkles Aussehen, nach Robinson ähnlich dem Steinsalze, welches derselbe zu Varna und in den Städten an der untern Donau sah (Karpafhensteinsalz etc.). Nach der Analyse des Prof. Rose enthält dieses Steinsalz kein Brom, welches sich doch im Wasser des todten Meeres findet. Robinson sah mehrere Salzwasserbäche von diesem Berge sich in den See ergiesen. Am Nordostgehänge die- ses Berges befindet sich eine grosse Höhle im Steinsalze (Robinson III, 1, pag. 27). — Die Südostseite desUsdum zeigt dieselbe geognost. Beschaffenheit, nur tritt hier das Steinsalz seltner zu Tage. Hier, am Rande des grossen Salzsumpfes, der einen grossen Theil des Waddi el Ghor („Chor" meiner Ansicht nach) einnimmt, fand Robinson lose Klumpen von Salpeter, bis zur Faustgrösse. Am Südende des üsdum beobachtet man wieder die nie- drigen Klippen und kegelförmigen Mergelhügel, wie am Waddi es Suweirah ; sie bilden die Westseite des Ghor, wäh- rend die eigentlichen Kalksteinberge ein paar Stunden weiter 271 zurück liegen. Die Quelle Aiii el Beida «ind mehrere andere ähnliche Quellen dieses Terrains sind sehrsal/ig;. An der Miindnno; des Waddi el Kikreh nähern sich die Kreide und Kreideniergelfelsen der Westseite dem Ghor. Überall brechen Salzquellen aus der Kreide hervor. An der Mündung^ des von senkrechten Felswänden hier eingeschlos- senen Waddi el Jeib verbinden sich diese Kreidefelsen mit jener Felsenreihe, die sich, ebenfalls aus weisser Kreide und Kreidemergel bestehend, in einer mittlem Höhe von 100 bis 150 Fuss quer über die Thalebene des Waddi el Ghor zu den östlich desselben liegenden Bergen hinüberzieht und so einerseits einen ge^valtigen Damm bildet, der das Ghor gegen das todte Meer zu hier gänzlich abschliesst, andrerseits einen terrassenartigen Abfall des obern Thells des grossen Thaies zwischen dem todten Meere und dem rothen Meere, des sogenannten Waddi el Araba, welches sich unter diesem Namen bis gegen Akaba am rothen Meere erstreckt, i n d e n u n- tern Theil desselben Thals, das eigentliche Ghor, darstellt. Einige tief eingeschnittene Waddi, die sämmtlich ihre Wasser nordwärts dem todten Meerezusenden, ziehen sich über diesen Kreidedamm aus dem grossen Waddi el Araba in das Ghor herab. Südlich von der Mündung des Waddi Hasb im Waddi el Jeib fand IIobinson im Gerolle des leztgenannten Strombettes Blocke von Porphyr. Der Boden des Waddi Araba, zu bei- den Seiten des W^addi Jeib*, besteht ans Sand und Gerolle, aus dem sich die röthlichen Felsen (Porphyr?) des Homra Fedän erheben. Am Abfalle des Gebirges, welches die üstseite des Waddi Araba bildet, zwei Stunden südöstlich von Alu el Buweirideh fand Robinson auf eine weite Strecke Porphyrblöcke. Die ersten Vorberge, 1 Stunde hinter diesem Gerolle, welches viel- leicht nur die Trümmer des ausgehenden Kammes eines mäch- tigen Porphyr-Ganges bilden, bestehen aus gelblichem, thonl- gem, aufgelöstem Kalkstein ; niedere Kegel und Rücken vor den noch weiter zurück liegenden , dunklen Porphyrbergen "' Lezteres Thal (W. Jeib) bildet iiämlicli einen Thaleinsclinitt in der Sohle des Hauplthals (W. Araba). 272 bildend. Eine halbe Stunde weiter beginnen die Porphyr- Massen selbst; das Waddi ßuvveirideh zieht sich zwischen Kalkstein und Porphyr hin ; noch eine halbe Stunde weiter zeigen sich Sandsteinauflagerungen auf den Höhen der Por- phyrberge und der Pass Nakba en Nemela liegt endlich be- reits ganz im Porphyr, der die Schlucht in zackigen, hohen, scharfen Nadeln umgiebt. Auf der Höhe der Nakba en Nemela bildet gelber Sand- stein (Sinai-Sandstein) eine beckenartige Auflagerung auf dem Porphyr. Dieser Punkt dürfte 2000 Fuss über dem Waddi Araba liegen. Der Porphyr mit aufgelagertem Sandstein be- hauptet sich bis zum Waddi Nemela, dieses Thal liegt aber ganz im Bereiche der Sandsteinformation. Der Sandstein ist nun von hier an das herrschende Felsgebilde. Die Berge bei Eljy, nord- und nordostseits, bestehen aus Sandstein, der jedoch den Gehängen nach weiter hinauf von Kalkstein bedeckt wird, ein für die Erkenntniss der geo- gnost. Stellung des Sandsteins höchst wichtiger Punkt. Das Dorf Eljy steht auf dem westl. Abhänge eines langen Kalk- steinberges. Waddi Mussa liegt im Sandsteine, so auch Pe- tra, die Felsenstadt mit ihren Monumenten. Der Dschebel Hör besteht ebenfalls aus Sandstein, bunt- färbig, vorwaltend aber röthlich. Robinson gibt von dem ganzen Gebirge Edom (wozu der Hör gehört) folgendes geognost. Hauptbild: „An dem Fusse niedrige Anhöhen von Kalkstein oder thonartigem Felsen, dann die hohen Porphyrlager, die die Hauptmasse des Berges bilden, darüber Sandstein, in unregelmässige Rücken und gro- teske Klippengruppen zerrissen und wieder weiter zurück und über alle erhaben lange hohe Rücken von Kalkstein mit sanftem Abfällen. Ostlich von diesen Bergen zieht sich unübersehbar das hohe Plateau der grossen östlichen Wüste hin. Wir schäzten die Höhe der Porphyrklippen auf unge- fähr 2000 Fuss über der Araba, die Erhebung von Waddi Mussa über dieselbe beträgt vielleicht 2000 oder 2200 Fuss, während die Kalksteinrücken weiter hinterwärts wahrschein- lich nicht unter 3000 Fuss hoch sind. Die ganze Breite des 273 bergigen Laiulstriclies zwischen der Araba und der östl. Wüste oben übersteigt nicht 15 oder 20 englische Meilen*". An der grossen Quelle Ain el Weibeh im Waddi Araba steht Kalkstein an und zwar weiche Kreide, wie sich Robinson bezeichnend ausdrückt. Am Waddi em Mirsaba Kreide und Konglomerat. Die Kreide ist nun das konstant herrschende Felsgebilde, so am Waddi el Chorär. Der Kalksteinrücken an dem Passe INakba es Sofäh ist bei 1000 Fuss hoch ; die Schichten des Kalksteins sind daselbst scliriige, unregelmässig gekrümmt und von kur- zen, tiefen Klüften durchschnitten. Der isolirte Dschebel Ma- dorah besteht aus Kreide. e. Route von Jerusalem nach Gasa und Hebron. Bei Deier Dubbän weiche Kreide. Die fruchtbare Ebene bei Teil es Safieh und zu beiden Seiten des Waddi Simsim besteht aus hellbraunem Lehm. Die Küsten bei Gasa und Askalon begleiten weisse Sand- hügel (Dünen). Bei Mar Hameh weiche Kreide, wie bei Deir Dubbän; so auch bei Beit Jibrin. f. Route von Hebron nach Ranilali. Am Waddi es Sur weisse Kreide. g. Route von TiberiasüberSafed nach Sur. Der Berg von Kulat Ibn Maan ist ein sehr höhlenreicher Kalkstein. Bei Ain el Mudauwarah (Capernaum) steht Basalt an ; * Diesen Daten nach sclieint man es hier offenbar mit einem |?ang- artigen Durchbruche des Porpliyrs durcli die Formationen des Grünsand- steins (Siuaisandsteiii) und des Kreidekalkes mit seinen Mergeln zu thun zu haben. Dieser im plutoiiischen Wege erfolgte Durchbrucli des Porphyrs dürfte einerseits mit dem Akte der Depression des Waddi Araba und des Ghor, vielleicht auch jener des todten Meers u. s. w. in sehr naher Beziehung stehen, andrerseits scheint damit die Eriiebung des einen Theils des Sandsteins und des darauf liegenden Kreidekalkcs un- mittelbar verknüpft gewesen zu seyn , wälirend der andere Theil des Kalkes am Fusse der emporgestiegenen Porphyrmassej jedoch im verän- derten, aufgelösten Zustande liegen blieb. Rus segger, Reisen. III. Bd. 18 274 der Knltnrboden, der dieses Gestein bedeckt, ist auch hier von einer ganz ausgezeichneten Fruchtbarkeit. Bei Ain ei Tabighah entspringen selir starke Salzquellen und der Boden ist bedeckt mit ßasalttrüniniern. Lezteres findet auch in der ganzen Umgebung von Teil Hiim statt, ein Beweis des Vorhandenseyns mehrerer ßasaltstrÖme, ähnlich jenen bei Tiberias. Von der Mündung- des Jordans im See Genesaret flnss- aufwärts durch das Becken des Huleh und bis Banias findet man mehrmals Basalt anstehen. Auf dem Tafellande am Waddi Äjun el Äbbasy findet sich der Basalt neuerdings; westlich der am Chane Jubb Jus- suff' voiübergehenden Damaskus-Stiasse aber verschwindet derselbe wieder und das ansteigende Gebirge g^ehört dem Kalksteine (Jura) an. Auf diesem Kalksteine stebt das von den heftigsten Ei'dl)eben so oft heimgesnclite Safed. Nordwestlich vom Dschebel Safed, bei Kadita, tritt der Basalt wieder auf und etwas weiter bei Jisch traf Robinson den alten Krater Birket cl Jisch, dessen ich bereits vorne er- wähnt habe. Dass man es hier mit einem wirklichen Erup- tionskrater zu thun hat, beweisst die mit dem Basalte zugleich dort verkommende Lava. v. Schubert. a. Route von Rlia s H am m am n ach To r. An der Miiudung; des Taibethals und zwar südwärts des- selben beginnt der Sinai Sandstein, die untere Kreide begrän- zeud, in burgartigen Felswänden. Weiterhin gegen die Mün- dung des Waddi Nasseb (?) sieht man hinter den Sandstein- bergen die Porphyrberge und an der Seite der Küste lagert sich dem Sandsteine der feuersteinbaltige Kalk auf. Den Boden bedecken Trümmer von Porphyr, Granit, Grünstein, Sandstein, Feuerstein und Kalkspath. JXördlirh vom Rhas Jehän beobachtet man au [\er Küste ein sehr schönes, buntes Konglomerat mit kalkigem Zement, üie Ebene el Kam wiid ostseits von den Granitwänden des Serwal und westseits von den niedein Küsteubergen des Dschebel Hemam, Sandstein und Kreidekalk, begrenzt. Über die Thermalquelle Hammam 275 IMiissa am Hadjar Elma mul über jene am Dschebel Hemam sehe man Schubert II, p. 296 und Rüppell, Reisen in Nubien etc. p. 181. b. Route von Akaba nach Petra und Waddi Mussa. Im Beginne des Waddi Araba und läni»s des östlichen ßerggehängesbesteht der Boden aus Sand mit Triimmorn von Granit, Porphyr und Grünstein. Anf der Ostseite steht vor- herrschend primitives Gestein an, auf der Westseite hin«;egen wird der Sandstein je Aveiter gegen Norden desto vorwal- tender. In der Nähe der vermuthlichen Wasserscheide im Waddi Araba springt der Sandstein ans Westen gegen Osten über die Mitte des Waddi vor und bildet in niedern Hügehi nahe der Ostseite ein Seitenthal, welches beiderseits von Sandstein eingefasst wird. Leztere Felsart wird nun überhaupt auch auf der Ostseite herrschend. „Der Hör, wie sein Nachbargebirge, besteht aus buntfar- bigem Sandstein, in welchem hellere und dunklere, braungelb und löthlich gefärbte Streifen aufs Mannigfaltigste wechseln. Die Streifen sind bald breiter, bald schmäler, bald gerade, bald bogenförmig rekrümmt. Aus der körnigen Hauptmasse stehen Kugeln, kleinere wie grössere hervor, in deren Innern die bunten Lagen konzentrisch, eine um die andere sich fügen Das Gebirge ist von vielen, senkrechten Klüften durchschnitten," (Das ist ein getreues Bild des Sinaisandsteins und des Saudsteins von Nubien.) Auch Schubert beobachtete im Waddi Mussa die Aufla- gerung des Kreidekalkes auf dem bunten, mergeligen Sandstein. c. Route von Jerusalem nacli Nazaret. Der Kalkstein (Jura) zwischen Bir und Sindschil ist sehr porös und zerklüftet. RüPPELL. a. Halbinsel des Sinai. Die Ebene, w eiche man auf dem Wege von Tor naci: dem Dorfe el Waddi, in der Richtung zum Eingange des Waddi Hebron durchwandert, besteht aus thonigem Mergelgrund. 18* 276 Der bis zu 300 Fiiss über das Meeransteio;ende Hiigelzug Hadjar Elma, eine Stunde nördlich von Tor, besteht aus „aufgehobenen Korallenkalklaoem in parallelen (horizonta- len?) Schichten" zahlreiche Versteiiierunoen enthaltend; Arten von„Trochns, Oliva, Pectunciilus, Venus, Caiyophyllnm",wiesie sich noch heut zu Tage im rothen Meere finden. Wahrschein- lich hat man es hier mit einer pliocenen Kalkablagerung der jüngsten Tertiärzeit zu thun. Am Eing;ange des Thaies el Waddi, südwestl. vom Dorfe gleichen Namens, zeigt sich horizontal gelagert versteine- rungsloser Sandstein, derselbe, derdie krystallinische, zentrale Felsmasse des Sinai auf der Nord- und Westseite begrenzt und als vereinzelte Masse (?) am Rhas em Mohammed, am Golf von Scherum etc. auftritt und die Berge der Insel Tiran kon- stituirt. Oestlich von dem Dorfe el Waddi bis zum Eingange des Waddi Hebron, vom g;enannten Dorfe in nordöstl. Richtung^ 4y, Stunden entfernt, ist Ebene mit Sand und GranitgeröUe bedeckt. An der Mündung des W. Hebron beginnt der Zen- tralgranit und Syenit des Sinai. Rüppüll v^ill üebergängedes leztern in Hornblendeschiefer beobachtet haben. Im weitern Verlaufe des Weges durch Waddi Hebron und seine Seiten- thäler, bis zum Joche über welches man in das W, Sei hinab- steigt, sah RüppELL in mancherlei Beziehung zum Zentralg'ra- nite: Hornsteinporphyr , Syenit und einzelne Trümmer von Gneiss mit eingewachsenen zolldicken „Granaten«-. An der Ostseite des Serwal sah Rifppell als „Felsge- stein" schwarze krystallinische Hornblende, die einige Aehn- lichkeit mit dem Produkte älterer Vulkane hat (wahrschein- lich Diorit). Höher den Serwal hinauf und an der Nordseifce desselben steht schöner, fleischfarbener Feldspathporphyr mit eingewachsenen hyazinthblauen und glasartig glänzenden Quarzkrystallen an. Die Felsmasse ist prismatisch abgeson- dert. Auch das Gestein des Gipfels des Serwal ist Porphyr. * Reise in Abyssinien. I, pag. 116. Warum Rcppell den Dscliebel Katharina mit dem Namen „Horeb" belegt ist mir unbegreiflich und in Ermanglung irgend eines Grundes hierzu vermuthe ich diessfalls einen Schreibfehler. 277 „Einzelne Hüo^elzüge* von dichtem Kalkstein mit Mu- sclielfragmenten lehnen sich in schlag eingesenkten Schichten an mehreren Stellen des Seenfers den Urfelsmassen an , na- mentlich nordwestlich von Toi-, bei Schenim, llhas Ahn Soar und nnfern Äkaba; ein Plateau von horizontal geschichtetem Kalkmergel überdeckt einen Theil der ürgebirge südwestlich vom VVaddi Salaka (?) anf dem Wege von Noebe (Äin en Nu- weibia?) nach dem Sinai**. „Die östlich von dem Vorgebirge Rhas em Mohammed liegenden Inseln Sanafir, ßarakan und Jnbal, so wie das Vor- gebirge selbst, bestehen ans Korallenkalk." Der tönende Berg JNakus (pag. 20G etc.) liegt drei und eine halbe Stunde nordwestlich von Tor, unfern der Meeres- küste. Er bildet einen Theil des bereits erwähnten Dschebel Hemam und besteht ganz aus Sandstein, welcher sich bis zu einer Höhe von 250 Fuss ansteigend aus IN W. in SO. erstreckt. b. OstküstedcsMeerbusensvon Akaba. Zwischen Mohila und Älagna ziehen hohe Kämme von vertikal zerklüftetem Gneiss und Porpiiyr von Norden gegen Süden. Horizontale Lager von Sandstein bilden Hügelzüge, die sich an den Fuss derselben anlehnen. Südlich von Magna sind schräg eingesenkte Lager von 31uschelkalk ? und einige Hügel dichten Gypses, endlich in der Nähe des Meerufers Korallenkalkformation. Nördlich von Magna sind gleichfalls schroffe Urfelsbergzüge, die sich nördlich von Akaba zu bei- den Seiten des Waddi Araba verlängern. Die Hauptberge der grossen Insel Tiran sind dichter Kalkstein mit Muschel- fragmenten, an die sich imSüdosten schräg eingesenkte Lager von Sandstein anreihen. Die grosse Insel Schediian dürfte ebenso gebildet seyn ; die kleinern Inseln Siul, el (iiome, Ibun, Schuscha und Omros aber bestehen aus Kalkfelsmassen, gleich denen am Rhas 31ohammed. Alle übrigen Inseln dieses Theiles des rothen Meeres sind flache Korallenbänke. * RÜPPELL. Reisen in Nubien, Kordofan etc. pag, 179 etc. ** Dieser Kalkstein gehört offenbar zum Dschebel Tyh. 278 BURKHARDT. a) Pcträisches Arabien. Der Dschebel Abu Ma, an tler Ostküste der Sinaihalbin- rfel, besieht aus Granit. Am Rhas Methna durchkreuzen sich Granit und rother Porphyr in unregelmässigen Schichten, an einigen Stellen horizontal , an andern perpendikulär. Der Granitsand am Ufer ist durch ein Zement (welches?) in eine schöne Breccie umgewandelt*. Bei Rhas el Schedscheir scheint nach Burkhardt Sand- stein anzustehen. Bei Moje el Kelah findet sich Granit; im VVaddi ürta Granit, Porphyr und Grimstein. Von Scherm ly^ Stunde entfernt, in der Richtung nach Rhas Mohammed, erblickte Burkhardt „auf dieser Halbinsel zum ersten und einzigen Male vulkanische Felsen. Auf einer Strecke von un2:efähr 2 englischen Meilen zeigten sich die Hügel als senkrechte, halb, zum Theil faf=t ganz kreisförmig gebiliiete Klippen, von denen keine höher war als 60 bis 80 Fiiss; an andern Stellen glaubte man vulkanische Krater zu erblicken. Der Felsen ist schwarz , hie und da mit einem leichten röthlichen Anstrich, voller Höhlen und von einer rauhen Oberfläche." Zwischen diesen Felsen und dem Meere liegen Sandhügel, Sand bedeckt zum Theile die Felsen, sowie die Thäler am Fusse derselben, gegen die Berge des Innern zu findet sich keine Spur dieses vulkanischen Gesteins und dasselbe scheint daher rein ein Lokalgebilde zu seyn. b) Jordan tbal und Ostseite destodtenMeeres. In der ganzen Umgebung von Bysan steht Älergel an. Am linken Ufer des Zerka, bei Abu-Obeida (am r. U.), steht Kalkstein an, nebst Lagen buntfarbigen Sandsteins und grossen Blöcken „schwarzen Gesteins von Hauran"**. Auf * Was Burkhardt übrigens (III, p. 845) mit dem schwarzen , ba- saltähnlichen Tropfstein sagen Avill ist mir gänzlich unklar. Sollte er vielleicht damit den im Sinaisandsteine vorkommenden und stockartige Lager bildenden Psilomelan und Pyrolusit damit meinen ? ''* Wahrscheinlich ein augitisches, dem Basalte verwandtes Gestein, obwohl B. den eigentlichen Basalt, z. B. jenen am See von Tiberias, meistens namentlich zu bezeichnen pflegt. 279 der Westseite des Joidans, zwischen dem Flusse und den Belgien von Nablus, bemerkte B. eine Reihe niediij^or, ans Kalkstein bestehender Hiij>el, die nnoefiUir 3 vSfnnden nörd- lich von Abu Obeida anfanj^en und mehrere Stunden süd- wärts sich erstrecken. In Ard el Kemar ist der Boden mit Fencrsfeinen bedeckt, destjleichen besteht das Land am Zerka Main aus Kalkstein mit Feuerstein. Südlich vom Waddi Wale, in el Kura, bemerkt B. : „der in Hauian so f|;ewölinliche sch\\arze Stein oder Basalt, wenn man ihn so nennen will, findet sich auch hier wieder'^ Zwei Stunden südlich von Mehatet el Madsch führt der Weg; einen Berg- hinan, dessen unterer Theil ans Kalkstein besteht, der ol)ere Theil hingegen mit grossen Blöcken des schwarzen Gesteins von Hauran bedeckt ist, welches B. wei- ter nördlich nie so porös gesehen hat, als hier. Seetzen be- zeichnet dieses Gestein mit dem Naiuen Basalt, Burkha.rdt aber bemeikt hier anmeikuno-sweise , dass er mehr »-eneiot sey dieses Gestein für „Tuffwacke"* anzusprechen. Die Berge um Kerek bestehen alle aus Kalk mit Feuer- steinen ; sie haben einen Ueberfluss an verschiedenen Schal- Ihieren und einige von den Felsen bestehen blos ans kleinen Schalthierei!. IMan findet hier schöne Stücke von Kalkspath, welchen die Araber Hadjar Ain esSchems (Sonnenang;e) nen- nen. Es scheint also um Kerek Kreide mit aufgelagerten tertiären Ablagerungen anzustehen. Zwischen Kerek (Kerak) und Ketharabba liegen Berge von Kiesel und Kalkfelsen. BüRKHARDT fand auf der Ostseite des todten Meers drei heisse Quellen, im Waddi Zerka Main, Waddi Hammad und W. Ahsa. Im Waddi Ahsa fand B. Sandstein anstehend, der wei- ter südlich sehr häufig wird, desgleichen am Doife Aimeh. Im Waddi Gböir beobachteteB. hauptsächlich Kalkstein, einzelne Stücke Basalt (wahrscheinlich Diorit) und grosse Ablagerungen von Breccie, bestehend aus Sand, Kiesel und Kalkstein. * Vielleicht Wacke überhaupt, oder Trapptuflf ? 280 Aus diesen vorstehenden, tlieils ans den eigenen Beobach- tungen, theils ans den Angaben der Heisenden : Robinson, Schu- bert, llüpPEL und BuRKHARDT hervorgegangenen Daten, ist nun die dem Atlasse dieses Werkes beiliegende geognostische Karte des peträischen Arabiens von mir zusammengestellt worden. Wenn dieselbe auch, Avie es bei solchen schwierigen Reisen ganz natürlich ist , auf einen liöhern Grad von Genauigkeit in allen Punkten keinen Anspruch machen kann , so gibt sie doch ein vollständig klares Bild der geognostischen Ver- hältnisse dieses in vielfacher Beziehung so sehr interessanten Landes im Allgemeinen nnd ich beziehe mich insbesondere auf diese Karte, als ein Summarium aller hier angegebenen geognostischen Beobachtungen. Im systematischen Verfolge des diesem Reisewerke von mir zu Grunde gelegten Planes, den ich bisher auch genau be- folgte , kämen nun Betrachtungen i'iber die Flora und Fauna, so wie über die nationalen und bürgerlichen Verhältnisse des peträischen Arabiens mit dem südlichen Syrien »md deren Be- wohner anzureihen. Berücksichtige ich jedoch das über diese Gegenstände bereits im I. Bande 1. und 2. Theile dieses Werkes Gesagte, so wie den Inhalt des diesem Werke beigefügten naturhistori- schen Anhanges und endlich vorzüglich den Umstand, dass bereits andere Reisende, namentlich Robinson, Schubert, RüppELL, BuRKHARDT und mehrere, deren Werke ich bereits am Eingange und an vielen Stellen dieses Bandes erwähnt habe, auf das Ausführlichste und Gründlichste über die ge- schichtlichen, politischen, religiösen Verhältnisse der Bewoh- ner, ihrer Sitten und Gebräuche u. s. w, geschrieben haben, so glaube ich umsomehr diesen Band mit dem nachfolgenden Verzeichnisse über die von mir als Belege meiner geognosti- schen Beobachtungen mitgebrachte Sammlung von Felsarten fossiler organischer Reste und Mineralien überhaupt, schliessen zu dürfen, als mir diezur Vollendung des IV. und lezten Bandes dieses Werkes zu Gebote stehende Zeit, meiner vielen Berufs- geschäfte wegen, nur äusserst beschränkt zugemessen ist. AlXfHAAO. Verzeichniss der durch die Expedition unter meiner Leitung eingesammelten und in dem k. k. montanistischen Mineralien- kabinete zu Wien niedergelegten Mineralien. 12-25 Pliocene Bildungen: Kalkliiff, nagelfluearlige Kon- i glomerate, Muscliclbreccie. Mit Astiaea crenulata Goldf. — Ancillaria giandiformis; und Art. von ostraea, sarcinula etc. Miocene Bildungen: Sandstein, Sandmergel, Kailc- mcrgel. Mit Trocluis patulus Broc, Ancillaria glandiforniis Lam., Conus deperditus ? Brüg. , C. Gülek am Taurus. Hudh in Kassan Oglu Taurus. An merk. Die k. k. montan. Miner.tliensammlung zu Wien unter der Direktion des k. k. Bergrathes, Herrn Wilhelm Haidinger, ist im k. k. neuen Hnupt- miinzamts-Gebäude aufgestellt. Ein umfassender Bericht hierüber wurde im Jahre 1843 (Verlag bei C. Gerold in Wien) von dem genannten Herrn Bergrathe veröffentlicht. Blosse Duplikate sind im folgenden Verzeichnisse nicht numerisch einbezogen. 282 Fort- laufende Mineralien. Fundorte. Zahl. aciifangulus Desh., C. anfedi- liivianus Broc. = Appennini- cus Bronn, Coii. n. sp., Mitra scrobiculata Broc, Fusus po- lidis Broinn, Pleurotonia rotafa Broc, PI. tuiriciila Bromv, Tfrcbra pertusa Bronn, Buc- ciiuim spiratum Broc, poly- Koninn Broc. , Dentalium elc- phaiitimini Broc. , D. Buiiei Desh., Pccten Solarium Lam., P. flabellifoiniis ?, Arte» von CrassateIJa vtc. 26 — 33 Kalkstein, Sandstein, Scliiefer- Thor Oaiu an der karamani- thon , Braiinkolilen. schen Küste. Mit Ostrea iongirostn's Lam., O.falciformis. 34 Sandstein, Braunkohlen füh- rend. Kara Erekli in Kassan OgUi. 35 — 36 Sandstein, BraunkohIejKalktufF. E 0 c e n e B i 1 d u n g^ e n : Gedikle bei Siss am Südge- hänge des Taurus. 37-45 Kalk, Sandstein mit Verstei- nerungen. Gülck am Taurus. 46-47 Kalk und Sandmergel. Kreide -Reihe. Nächste Umgebung der Stadt Siss. 48-55 Dichter Kalkstein mit Feuer- Vorberge des Bulgur Dagh stein. Hornsfein, Ja.spis. bei Gülek. 56U.57 Brauneisenstein auf Lagern Am Fiisse des Bulgur Dagh im dichten Kalkstein. bei Gültk. 58 Rotheisensteinlager im dich- ten Kalkstein. Übergangs Gebilde. Innik Tepessi in Tekel Oglu. 59-62 Glimmerschiefer und Thon- Centrale des Bulgur Dagh. schiefer. Ailä Tepessi. 63 — 65 Dichter und körniger Kalk- Centrale des Bulgur Dagh. stein. Allä Tepessi und Maden Te|)essi'. 66 Grauwacke. Centrale des Bulgur Dagh. Maden Tepessi bei Gülek. 67-68 Körniger Kalk. Centrale des Bulgur Dagh bei Bagdschadschig. 69 Brauneisenstein mit Pyrolusit. dto. 70 „ Wad. Centrale des Bulgur Dagh bei Maserle, 283 Fort- laufende Mineralien. Fundorte. Zahl. 71-82 Ganijfteslcine mit Bleiglanz, Centrale des Bulgur Dagh. Weis.sbleicrz, Galiiicy, Wal- Maden Tt-pcssi bei Gülek. kcrerdc. 83 Talk auf Lagern. Abnorme Felsgebilde. Bulgur Ddgh bei Gülek. 84 TlioiieisciistoimnidBrauiioiscn- steiii, Lager im Serpentin. Findlinge. Korumsza in Kassän Oglu. 85 Poröse Quarzstücke. Auf der Ebene um Tarsus. S y r 1 e n. Tertiär -Reihe, m c i .s t E 0 c e n e C i 1 d u u g. 86-100 Kalkmergel, dichter Kalk, Mu- Umgebung von Sivedie und schelbänkc, Sandstein, na- der Orontesmündung. gelflueartige Konglomeratc- Mit Clvpeastcr granHiflorus Bron>- ( ein ausgezeichnetes Exemplar!». Cl, echinatus altus etc. 101-113 Konglomerate , Gvps , Kalk, Südo.st-Gehänge des Orontes- Muschelbäiike , Kieselkalk, Thalfi zwischen Swedie und Sandsfein, Mergel. Antiüchia. Mit Lucina-, Ostrea-, Conus-, Cerithium- etc. Arten. 111-117 Grobkalk. Umgebung von Aleppo , zu- nächst der Stadt. 118-119 Astraea aus dem Grobkalk. Tschamschäda am Akma Dagh. 120-121 Kieselkalk. Dschebel Okrah bei Swedie. 122—124 Sandstein. Kreide-Reihe. Bei Antiochia und Beth-el :\laa. 125-146 Kalkmergel der obcrn weissen Sach-el Alma am Libanon bei Kreide mit fossilen Fischen: Dschuni in der Bucht von Rhinellus furcatus Ac, Pa- Kessruan. »ellus leptosteus Ac, Vonier parvulus Ac, Clupca Beurardi, Cl. laeta, Cl. minima Ac, Pyc- nosterynx obiongus und dis- coidens Heckel. Enchodus sul- catus H. etc. 147-151 Dichter Kalkstein. Dschebel Okrah bei Swedie. 284 152 — 161 162-165 166-167 168-171 172—175 176-177 178 179 — 181 182 — 183 184-189 190-193 194-197 198—199 200 201—202 203—204 205-208 209 — 219 220 — 221 222 — 226 227-233 234-237 238-239 Dichter Kalkstein. Dichter und kömig^er Kalkstein, niitHornstcineiiilagerun^en, Kreide- und Kalkmergel mit Hornstein und Feuerstein Kalkstein mit Feuerstein. Weisse Kreide mit Feuerstein, gemeinen Opal und Holzstein. Hornstein und Rotheisenstein. Lagergesteine im dichten Kalksteine. Hornstein im dichten Kalkstein. Kohienführender Sandstein (Grünsandstein). Braunkohle mit Bernstein. Schieferthon u. Kohlenschiefer. Kohienführender Sandstein (Griinsandstein). Braunkohle und fossiles Holz. Braunkohle. Kalkmergel. Pieiner Asphalt. Erdiger Asphalt (bituminöser Kalkmergel). Jura -Reihe. Dichter Kalkstein mit Verstei- nerungen (Gryphäen). Dichter Kalkstein mit Verstei- nerungen. Dichter Kalkstein. Dichter Kalkstein, Grundlage des kohlenführenden Sand- steins. Dichter Kalkstein und Dolomit. Brauneisenstein und Spathei- senstein , auf Lagern im dichten Kalksteine. Abnorme und vulkanische Felsgebilde. Basalt. Südostgehänge des Orontes- Thales zwischen Antiochia und Swedie. Berge bei Antiochia und Beth>el Maa. Kuppet-en Nassr bei Damaskus. Steinbruche bei Baibeck. Bei Dumas am Barrada. Dschebel Okrah bei Swedie. Zwischen Baibeck und Sor- cheia im Antilibanon. Maklii Ain el Beth im Libanon. dto. dto. Mar Hanna el Kennise, Mitein, Dachr el Haff, Bseddin im Libanon. Mar Hannael Kennise. Libanon. Bseddin. Libanon. Bei Scbdaeni im Anlilibanon. Ain el Djeddi gegenüber am todten Meere. Unteres Jordanthal, Umge- bung des todten Meeres. Höchster Central - Rücken des Libanon am DschebelMakmel. Centrale des Antilibanon von Sorcheia bis Sebdaeni. Am Strompasse des Barrada bei el Suk. Antilibanon. Mitein, Corneil, Mar Hanna el Kennise im Libanon. Umgegend von Jerusalem. Mcrdschibah im Centrale des Libanon. Westgehänge des See's von Tiberia.s. 285 Fort- laufende Zahl. Mineralien. Fundorte. 240—241 242 — 215 246 247 2t8 249 250—253 254—256 257 258 259-261 262-263 264—265 266-267 268 — 269 270 271-274 275 — 277 278 — 282 283 — 284 285-292 Basalt. Serpentin, mit Hypersthonfcls, Hornblciidegestein u.Chrom- eiscnslcin. Serpentin. Serpentin mit Cliromerzen. Basalt. Domit. Basalt, Mandelsteiu und ge- branntar Tlion. Porphyr, mit zeIHgem Quarz und Kaikspath auf Gängen. Porphyr. Verschlackter Basalt. Basalt mit Hornstein und Jaspis. Brauneisenstein, Lager im Eu- photidi Bei Sorcheia im Antilibanon. Siidöstliclies Tlialgehängc des Orontcs zwischen Swedie und Antiochia. Dschcbci Okrah bei Swedie. Bei Antiochia. dto. Beth cl Maa bei Antiochia. Bei Alcppo. Hadscliiosmanli amAkmaDagh. Umgebung von Türkis, Jarpus, Artiitscliolo , Tschamschada, am Aknia Dagh. Bei Tschamschada- Bei Keipak am Akma Dagh. Am Giisell Dagh bei Beijas. Peträisclies Arab 1 e n. Jüngste Meeresbil- duuge n. Jüngster iVIeeressandstein. Kreide -Reihe. Dichter Kalkstein mit Monoko- tyledonenresten. Dichter Kalkstein , kieseliger Kalk. Mit Versteinerungen. Weisse Kreide mit Hornstein. Sinaisandstein (parallel dem untern Sandsteine von iNu- bien. Grünsandstein). Bunte Mergel, wechselnd mit dem Sinaisandsteine. Brauneisenstein mit Psilome- lan ; Stöcke im Sinaisand- steine. Abnorme Felsgebilde. Syenit. Granit. Küste des rothen Meeres bei Sues und Ajun Mussa. Rhas Hammam am Meerbusen von Sues. Dschebel Tyh el Beni Israel. Dschebel Roechy. Waddi Nasseb und viele an- dere Punkte der Sinaihalb- iusel. dto. Waddi Nasscb. Waddi Nasseb. Von den Bergen Horeb, Mussa, Ebbeslimmi. Katharina, Waddi Plasseb etc. 286 293 — 29; 296 297—299 300 301 — 316 317—318 319-382 383—407 Porphyr. Nachtrag. Gedic^piier Schwefel. In dem hieraus von den Ara- bern erzeugten Rohschwefcl finden sichKrystalle des Schwe- fels von hemiprismatischer Grundform, meist schiefwink- lirhte Prismen mit gencio;ter Basis. Das Nähere hierüber in II, 1, Anmcrk. p. 54. ■i: g^ y p Tertiär -Reihe. Pliocene Bildungen. Meeressandstein mit Pholas. Meereskalk. Gyps, Thon, Salzthon, Troua, Sand. Natron- Alaun (durch Auslaugung darge- stellt). Miocene Bildungen. Grobkalk, Numulitenkalk, Kie- selkalk, Thon, Gyps, Feuer- stein, Wiistenkiesel, Thon- eisenstein, Salzthon. Mit fossilem Holze (Holz der Wüste), Wüstenkieseln (Feuer- stein, Hornstein,Carniol, Jaspis etc.), mit fossilen Zähnen von Mippotherium und Squalus, mit fossilen Knochen anderer Wir- bclthiere, mit fossilen Crusta- ccen und allen den vielen im I. B., 1. Th., p. 271 und II. B., 3. Th. p, 168 spezifisch ange- gebenen fossilen Schalthieren. Sandstein, kieseliger Sandstein, Mit fossilem Holze, Wüsten- kiesehi. Berg Katharina, Waddi Nasseb und an vielen anderen Punk- ten der Sinaihalbinsel. Von der vulkanischen Insel Tor oder Sziwan, in der Meeresenge Bab el Mandeb. t e n. Küste bei Alexandria. Küste zwischen Alexandria und Rosette. N.'itronsee'n im Waddi Bachr bela Maa in der Makarius- Wüste. Oase Chardscheh. Gebirge Mokattam bei Ca'.j und an andern Punkten Egyptens , besonders in der MakariusWüsteund imWaddi Tyh bei Cairo. Dschebcl Achmar und Waddi Tyh bei Cairo. 287 Ton- laufende Zaiil. Mineralien. Fundorte. 408-413 414 415-430 431-448 449-451 452-459 460 — 463 464 — 466 467 468 469 — 471 472-473 Eo teile Bildungen. Kalkstein , dem dichten Grob- k.-ilke älinlieh. Mit Alten von Cra.s.satella, mit Area bian<;iila und vielen andeieii (ossiien Schaldiieren. Numulitcnkalk. Kreide -Reihe. Kalkstein mit Hornstein, Feuer- stein, Wiistenkieseln und fos- silem Hulze. Sandstein (o;leieli dem untern Sandsleine von [N'uhien. Grünsandstein). Mit kiese- Uffcit Konkretionen, fossilem Holze und Eisensandstein. Tlmneisenstein , bolinenerz, eisensthüssiu^er Tlion, Roth- eisenstein. La^er im Sandsleine. Abnorme Felsgebilde. Granit und Syenit. Quarzfcls. Diorit. Gänge im Granite. Quarz mit SinaracH und Beryl, im Chloritglimmcrscliiefer. Libyselies Gebirge bei Theben, obi'rhalb Medinet Abu und Bub el Molnk. Dschebel es Schech Hassan. Libysches Gebirge bei Theben; Dschebel el Denderah, D. es Siut, D. es Schech -Abu Feddali, D. es Schech Mussa. Assuan , Waddi Hadschab, Dschebel el Selsele. Waddi Hadschab bei Assuan. Kalaraktengebirge bei Assuan, Dschebel JVJarwa bei Assuan. Kataraktengebirge bei Assuan. Dschebel Saburah bei Sik- et Bender el Kibir. ^^ u 1> i e n. Aluvial- und Diluvial- Ge b i Ide. Sand. Oberer, grobkörniger Sand- stein, mit fossilem Holze, kieseligen Konkretionen und Eisensandstein. Kreide -Reihe. Steinsalz , zwi.schen Kalkstein und dem Sandsteine von IVu- bien gelagert. Wüste bei Sebu. Dschebel Koiosko, D. Gekdul und an mehreren Orten Nu- biens. Oase Selimma. 288 Fort- laufende Znlil. Fundorte. 474 — 498 499-513 514-518 519-520 521-522 523—530 531 — 534 535—536 537 — 541 542 — 543 544—545 646 — 547 548 549—550 551 — 552 553 — 554 655—559 Unterer Sandstein (Sandstein vonNubien. Grünsandstpin), mit kieseligen und Eisen- sandsteinkonkretionen, wccli- sellagernd mit bunten Mer- geln. Eisensandstein, Eisensandstein- konkretionen , Roth - und Brauneisenstein, Eisenkiese! , dem Sandsteine unterge- ordnet. Kieselige Konkretionen und fossiles Holz , dem Sand- steine untergeordnet. Übergangsgebilde, wahr- scheinlich der siluri- schen Zeitfolge ange- hörend. Grauwacke. Thonschiefcr. Dichter und körniger Kalkstein. Abnorme Felsgebilde. Porphyr, mit entschieden vul- kanischem Charakter auftre tend und den aufgelagerten Sandstein umstaltend. Porphyr. Porphyr und Trachytporpbyr. Syenit und Quarsfels. Diorit. dto. dto. dto. Granit. Diorit. Granit, Sienit, Diorit, Apha- nit und Quarzfeis. Dschebel Korosko, Sialla, Dake, Abu gun-an', Gekdul, D. cm Melechat und an vielen an- dern Orten Nubiens. D. Korosko , Sialla , Sebu, Abu-gun-an, D. Gekdul, As- sur, grosse nubische Wüste zwischen Korosko und Mur- hat-el niora etc. D. Korosko, Sialla. Zwischen Gegyh und Abu Diss im Berberlande, el Bager im Berberlande u. m. 0. Zwischen Abu Hamed und Gegyh im Lande Robatat und Berber. Dschebel Gekdul hiuda. in der Ba- Semne in Batn el Hadjar. Talah-el Göndy am Dschebel Refft in der grossen nubi- schen Wüste, dto. Dschebel AbuSeacha in der grossen nubischen Wüste. Tarfeja im Berberlande. Zwischen dem Dschebel Refft und Mur-hat-el Mora. Gr. nub. Wüste. Dschebel Netilt-el Nuss im Berberlande. D. talati-el Gereibaad. Gr. nub. Wüste. Solib in Dar-em Mahass. Grosse nubische Wüste bei Abubaonmed. 'i89 M i n e r ,1 i i e n. Granit. Talkscliiefcr. Granit. Quarzo^anjj mit Knpferkies und BIciolanz im Gneisse. II. B., 3. Th., p. 172. Fundorte. Katarakte in Dar Halfaja. Am Dsch. Berk-el Anak im Berberlande. Amur im Berberlande. Hammam petah Akäsclic in Batn el Hadjar. Sudan. A 1 1 u i um- und Pliocene- Bi Iduugen. FUissstblammablageruno-en mit Bänken von Etheria Cailliaudi und anderen im Flusse le- benden Scbaltliieren : mit Pflanzenresten, Knochen von Wirbeithieren . meist ver- steinert . selten verkohlt, zum Theil aucli unverändert. Eisensandstein , Konglomerat mit Pflanzenresten, Etheria und andern Siisswasserbi- valvcn. Süsswassei'sandstein und Kon- glomerate mit Pflanzenresten und Sussuasserbivalven, be- sonders Etherii Cailliaudi. Trona, durch Auslaugung dar- gestellt, wahrscheinlich aus ähnlichen Ablagerungen, wie jene der Makariuswüste in Egypten. Goldfiilirende Dammerde, gold- führender Flusssand und Schutt, goldführender Lehm. Sand und Sandstein mit eisen- schüssigem Thon , Pflanzen- resten und Raseneisenstein. Kreide -Reihe. Unterer Sandstein von Nubien (Grnnsandstein) mit kieseli- gen und Cisensandstein-Kon- kretionen. Russegger, Reisen. 111. Bd. Ufer des Bacher- el Ahsrak in Sennaar , bei Woadd Medi- neh. Höly el Eoggära etc. Bei der Stadt Sennaar am B. el Ahsrak , bei Karkodji in Sennaar etc. Karkodji in Sennaar. Aus Darfur, nähere Fundstätte, unbekannt. Aus den Betten der Chors Adi, Tumat, Pulchidia, el Dahab, Gutsrhesch, Akontosch, Ab- gulgi in Dar-el Pert; — vom Gebirge Tira, von Scheibun im Lande Nuba. Bei Chursi, Tendär, Bara, Domma etc. auf den Sava- nenebenen des nördlichen Kordofan. Berge: Goos, Garen Nebbi und Schecli Hassan am Bacher el Abiad. 10 290 Tort- laufende Zahl. M i n e r a I 1 e n. Fundorte. 613—614 615-616 617—622 623 — 624 625—626 627 628 — 632 633—641 642-645 646 647-648 649 — 651 652—654 655-656 657 — 660 661 — 663 664—667 668-673 674-680 681—683 684—700 Abnorme Felsgebilde. Granit und Gneiss. Syenit (porphyrartig). Granit mit Tunualin. Granit. Gneiss. Quarzfels. Granit und Porphyr. Gueiss und Aniphibolschiefer, mit ged. Gold- und Kiese- führenden Quarzgängen. Granit und Syenit. Granit. Feldsteinporphyr, Quarzbreccie, mit Hornstein und Brauneisenstein. Aus- füllungsmasse eines; grossen Ganges. Kieselschiefer. Gediegen Schwefel- und Kiese- führender Quarzgang. Granit. Körnigschiefriger Quarzfels mit Feldspath, Turnialin, ver- schiedenen Kupfererzen etc. Hornstein und Hornsteinporphyr mit opalis. Quarz, Hyalit, glasigem Feldspath und Gän- gen von Braun - und Thon- eisenstein. Granit mit Lagern von körni- gem Kalk und Kalkspath. Granit und Sienit. Granit und Amphibol-Fcls. Gneiss und Chloritschiefer ; mit gediegen Gold-, Magnet- eisen- und Brauneisenstein- führenden Quarzgängen. Berg Assoe in Kordofan. Berg Gleha in Kordofan. Dschcbel Kordofan. Berg Araschkol am Bacher el Abiad. Berge Bedschi und el Dei-jus in Kordofan. Berg Melpess in Kordofan. Berge Kadero und Tabatne im Lande Nuba. Gebirge Tira, Berg Scheibun im Lande Nuba. Berge Hcdra im Lande Nuba. Berg Kurbatsch in Kordofan. Dschcbel Mussa am Bacher-el Abiad. Gedanima in Sennaar. Dschcbel Szeiek in Scnnaar. Berg Dara in Sennaar. Berge : Szegeli, Moje und Abu Kudür in Sennaar. Berge: Okelmi , Dauil und Krduss in Roserrcs. Berg Maaba in Roserres. Dorf Roserres am Ufer des Bacher el Ahsrak ; Dorf Fakir-era Mahäger in Ro- serres. Chor Pulchidia , Tumat in Schongollo, Gutschesch, Fa- bauo, Abgulgi etc., sämmt- lich in Dar el Verf, dann Ufer des Bacher-el Ahsrak bei Kadero in Sennaar. Berg Akaro in Fassoki. Berge: Fasangoru , Fabauo, Fallowud, Fassoki; Chor: el Baba, Dasa, Faschumen, Adi, el Dahab, el Dakog, Tumat etc. in Fassoki. 291 Kort- lautende ZnhI. M i n c r n 1 i e n. Fundorte. 701 — 710 711 — 714 715 Gnciss und Cliloritscliicfer mit j^edicppiiGold-, Magnoteiscn- und Brauneisenstein-fiihron- dcii Quarzo^änpeii. Nachtrag. RcguHiiisches Eisen , darge- stellt von den Neppern diircli Sclinielzunf:; des Raseneisen- steins auf den Savannen des nördlichen Kordofans , mit den bei diesem Prozesse ab- fallenden Schlacken. Rejculinisches Kupfer, von den Negern durch Schmelzung der Kupfererze dargestellt. Berge: Kass.in, Singe, Gc- wesch: Chor: Pulchidia, AbgulgijKassjin, Gutschcsch, Akontösch etc. in Dar el Pcrt. el Fcradschuab und Waddi Sacki im nördlichen Kor- dofan. HoflVa petah Nahass im Süden von Darfur. Aus der mitgebrachten Sammlung- wurde vom Herrn Bergrathe Haidinger eine sehr belehrende Übersichtsreihe von 16S Stücken besonders aufgestellt. (Bericht über die Mineraliensammlung der k. k. Hofkammer im Münz- nnd Bergwesen. Wien bei Gerold 1843, p. 148 u. 149.) Inhalt. Seite Vorrede ^ Einleitung 9 Erster Abschnitt. Reise durch Untei-Egypten und auf der Halbinsel des Sinai. 1) Reise von Alexandria über Kairo und Sues nach dem Kloster St. Katharina auf dem Sinai • . 13 2) Aufenthalt auf dem Sinai. Die Klöster St. Katharina und Erbain. Besteigung der Berge Mussa, Horeb und Katharina .... 33 3) Reise vom Sinai über den Dschebcl Tyh - el Beni Israel durch die Wüste des pcträisthen Arabiens nach Hebron 55 Zweiter Abschnitt. Reise im gelobten Lande. 1) Reise von Hebron über Bethlehem nach Jerusalem. Aufenthalt daselbst. Jericho. Der Jordan. Das todte Meer 76 2) Rei.se von Jerusalem nach Jaffa. Quarantaine. Reise von Jaffa nach Nazaret und Aufenthalt daselbst. Der Tabor. Tiberias und der See Genesaret 115 3) Reise von Nazaret nach St. Jeait d'Acre und von da über Seida nach Beirut. Aufenthalt daselbst bis zur Rückkehr nach Egyptcn und Exkursion nach Sach-el Alma am Libanon 137 Dritter Abschnitt. Rückreise von Beirut nach Alexandria zur See. Lezler Aufenthalt in Alexandria bis zum Antritt der Rückreise nach Europa . i58 Vierter Abschnitt. Wissenschaftliche Beobachtungen während meiner Reisen auf der Halbinsel des Sinai und im gelobten Lande. Physikalische, insbesondere meteorologische und klimatologische Notizen 161 Anhang 281 ■,•;*,'">■ A \^ f >* ./:, ^ /< 0 ^- 0 J ^'^ . -/"»a^: • irr