SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES Bequest of S. STILLMAN BERRY * r * . „ . re N * Re: AR Es a I Dede, & Pr Kr SE: 1 * 98 * 52 1 ir 150 1 * 5 FN “u * Sammlung vermiſchter Abhandlungen zur Aufklaͤrung der Zoologie und der Handlungsgeſchichte von Johann Gottlob Schneider. Miet Kuß fe rin. Wende, 178. Bei Johann Friedrich Unger. 0 . } 7 . ö rd pen Nele Va cn hama A acer 7 Den Herren griebrich Auguſt Cartheuſer der Medizin Doctor, Fuͤrſtl. Naßau⸗Uhſinglſchen Geheimen Kammerrath, Johann Reinold Forſter der Rechte, Medizin und Weltweißheit Doctor, Pros feſſor der Naturgeſchichte zu Halle, Johann Herrmann der Medizin Doctor und Profeſſor auf der Untverſitaͤt zu Strasburg. Marcus Elieſer Bloch der Medizin Doctor zu Berlin, Johann Friedrich Wilhelm Herbst Prediger zu Berlin, Blaſius Merrem Doctor ber Phlloſophte zu Göttingen, a N 1 AR 8 W ha ai 1 * widmet dieſe Sammlung naturhiſtoriſcher Aufſaͤtze zum Beweiſe Seiner Hochachtung und Erkenntlichkeit gegen Ihre Freundſchaft der Verfaſſer. VII Vorrede. Us die Veranlaßung zu der Ausgabe dieſer Aufſaͤze habe ich dem Leſer ein paar Worte zu ſagen, wache mich wegen der Zuſammenſtellung und der Verbindung derſelben rechtfertigen moͤgen. Die Abhandlung von den Dintenfiſchen ſollte ans faͤnglich allein, als eine Probe meiner Ausgabe des Ariſtoteles, erſcheinen, und ihr wollte ich mit der Zeit eine deutſche Ueberſetzung des großen grie⸗ chiſchen Naturforſchers folgen laſſen. Daher hat dieſe Abhandlung eine eigne Einleitung erhalten. Da der Verleger die Handſchrift nicht ſo ſtark fand, und darzu noch einige Aufſaͤtze verlangte, welche vorzüglich jenem meiſt kritiſchen den Eingang in das Publikum bahnen moͤchten; ſo fuͤgte ich erſt 4 die die Bemerkungen uͤber einige Voͤgel, dann einen Nachtrag zur Naturgeſchichte der Schildkroͤten, und endlich die Naturgeſchichte der Wallfiſche nebſt der Geſchichte des Wallfiſchfanges und des damit verbundenen Handels hinzu, in der Menung, daß ein Theil der letzten Abhandlung vieleicht dieſe Sammlung in die Hände von mehrern keſern brine gen möchte. Hier will ich noch einige Anmerkun⸗ gen beyfuͤgen, welche zur richtigern Zeurteilung oder zur Vollſtaͤndigkeit der Abhandlurgen beytra— gen. Erſt nachdem mein Aufſatz von ben Dinten⸗ fiſchen abgedrukt war, erhielt ich den neuen fran— zoͤſiſchen Ariſtoteles. Sogleich verglich ich Text und Anmerkungen in demſelben mit maner Arbeit; und noch iezt finde ich keine Urſache nit meinem Verſuche unzufrieden zu ſeyn, wenn ich mich mit dem Ueberſetzer und Ausleger Camus vergleiche. Dieſem Bewuſtſeyn allein opfere ich gern die Gele: genheit auf mich hier uͤber ihn zu erheben, und eine Muſterung ſeiner Arbeit anzuſtellen. Es iſt fuͤr ihn Verdienſt genug die Kenntniße des Ariſtoteles mit einem franzoͤſiſchen Gepraͤge ſeinen Landesleu⸗ ten bekannter und angenehmer gemacht zu haben: Als Ueberſetzer hat er ſich durch ſeinen ſchlichten und koͤrnigten Ausdruk viele Vorzuͤge vor den neuern franzoͤſiſchen Ueberſetzungen des Plinius erworben; aber ſeine Ueberſetzung hat faſt dieſelbe Legi⸗ IX Legirung wie jene. Kritik war ihm fo unbekannt als Naturgeſchichte. In der Geſchichte der Wallfiſche habe ich mich bemuͤht die Luͤcken merklicher zu machen, die noch zu füllen find. Hier koͤnnen die Gelehrten im Nor⸗ den allein das Beſte leiſten. Es iſt auch zu hoffen, daß ſo wie die alten nordiſchen Geſchichtſchreiber mehr aufgeſucht und bekannt gemacht werden, auch die Naturgeſchichte dieſer Thiere, vorzuͤglich aber die Handelsgeſchichte dadurch mehr Aufklaͤrung er— halten werde: Den uͤbrigen ſuͤdlichen Nationen konnten die Wallfiſche lange nicht ſo fruͤh und ſo vollkommen bekannt werden, weil ſie nur auf ihren Winterzuͤgen an die Ufer der ſuͤdlichern Laͤnder ger langten, und bisweilen bey der Ebbe oder in den Muͤndungen großer Fluͤße ſtrandeten, zu einer Jahreszeit, wo fo wenige Menſchen auf die Pro: dukte des Meers achten koͤnnen. In dieſer Ruͤk— ſicht ſind die Nachrichten ſehr ſchaͤtzbar, welche wir bey aͤltern Schriftſtellern finden, theils um zu wiſ— ſen, wie frühzeitig dieſe Thiere den ſuͤdlichen Na⸗ tionen bekannt geworden ſind, und wie ſich die Kenntniße von ihrem Naturell immer erweitert haben; theils aber lernen wir daraus die Zuge der— ſelben ſo wie ihren eigentlichen Aufenthalt genauer kennen. Mit Vergnügen ergriff ich daher die Ge⸗ USE legen: X — legenheit, welche ein Zufall mir darbot, die vor⸗ handenen Nachrichten zu ſamlen und kritiſch zu ordnen, weil ich ſahe, daß alle unſre Kentniße von den Wallfiſchen noch fo ſehr verworren und unge: wiß waren, ob ihnen das linneiſche Syſtem gleich ein ſehr determinirtes Anſehen gegeben hat. Hier ſind noch einige Data, welche ich ſpaͤter aufgefun⸗ den habe. Daß Ariſtoteles und uͤberhaupt die Griechen die Wallfiſche erſt auf den Zuͤgen des Alexander durch den arabiſchen und perſiſchen Meerbuſen, ingleichen durch das indianiſche Meer haben kennen gelernt, halte ich fuͤr ausgemacht. Ob aber der vom Ariſtoteles ganz kurz angezeigte Myſtiketus ohnfehlbar der große groͤnlaͤndiſche oder uͤberhaupt ein Wallfiſch mit Barten ſey, laͤßt ſich wegen der Kürze feiner Nachricht nicht ficher be: ſtimmen, ob man gleich dieſe Meinung von Ron⸗ delet allgemein angenommen hat. Doch ſehe ich auch ein, daß die Gruͤnde, welche der neue fran⸗ zoͤſiſche Ueberſetzer Camus anfuͤhrt, falſch und bey weitem nicht hinreichend ſind, derſelben gerade zu widerſprechen. Hat Ariſtoteles den Wallfiſch nicht unter Myſtiketus verſtanden, ſo begriff er ihn mit unter dem allgemeinen Namen Phalaena, welche er genau von den Delphinen unterſcheidet, ſo wie die gleichzeitigen Schriftſteller, z. B. Nearchus und andre, welche den Alexander begleitet hatten, und XI und nach ihnen ſpaͤtere Schriftſteller, aus welchen Aelian ſchoͤpfte. Denn dieſe haben Nachrichten, welche allein auf den eigentlichen Wallfiſch paſſen. Welchen Unterſchied der Name Phyſeter, Blaſer, anzeige, und wie alt der Name ſey, laͤßt ſich nicht beſtimmen. Strabo nennt neben den Pyſetern des galliſchen und ſpaniſchen Ozeans zuerſt den Oryx, den ich fuͤr den Einhornfiſch halte. Phyſalus iſt von gleicher Bedeutung mit Phyſeter. Aber ganz dunkel und unbeſtimmt iſt der Name Priſtes, und Priſtis, den man bey den Alten von einem großen Meerthiere bey Erwaͤhnung der Wallfiſche ge: braucht findet. Euſtathius beſchreibt in feinem Hexaemeron daſſelbe Thier, wie es ſcheint, unter dem Namen Prion, d. i. Saͤge; aber es iſt un⸗ möglich, darinne den Saͤgefiſch oder den Einhorn: fiſch zu erkennen. In den mittlern Zeiten iſt fein Name der Wallfiſche aufgekommen, der ſich ſpaͤter⸗ hin eben ſo wie der Myſtiketus des Ariſtoteles aus dem gemeinem Gebrauche verloren hat, ſo daß nur Cetus und Balaena beybehalten worden ſind. Ich finde ihn zuerſt in dem oben angefuͤhrten Buche des Euſtathius, und einem andern des Baſilius des nehmlichen Inhalts. Er heiſt Aſpidochelone. Ich erklaͤrte ihn vormals ganz unrecht von der Rie⸗ ſenſchildkroͤte, weil die Etymologie zuerſt auf dieſen Gedanken leitet. Aber Euſtathius erklaͤrt das Thier XII Thier ausdruͤklich für einen Cetus. Er ſagt, es ſey ein ſo großes Thier, daß man es von ferne fuͤr eine Inſel anſehe. Der Rücken ſehe wie mit har: ten Steinen bedekt aus, wenn es ſich aus dem Waf: ſer erhebt. Die Schiffer ſchluͤgen bisweilen Pfaͤle hinein, und beveſtigten ihre Schiffe daran, welche aber untergingen, ſobald das Thier von der Sonne erhizt untertauche. Es habe eine rauhe Stimme, ſperre den Rachen auf, wenn ihn hungert, und verbreite daraus einen Wohlgeruch, welcher die kleinen Fiſche anlocke und ſie haufenweiſe in den Rachen hineinfuͤhre. Es wohne wegen ſeiner Groͤße allein im atlantiſchen Ozean, und naͤhere ſich niemals den Ufern. Derſelbe Name kommt noch in des Epiphanius Phyſiologus Kap. 30 und in der Geſchichte der Manichaͤer von Petrus aus Sicilien S. 46. vor. Aus dem Epiphanius hat Petrus Damianus ſeine Erzaͤhlung L. II. Epiſtol. 18 Wort fuͤr Wort entlehnt. Darinne heißt es, das Thier habe auf dem Ruͤken, den es uͤber dem Waſſer zeige, Sand oder tanquam ſabulum. Er ſezt hinzu, ihm habe der Mönch Gerard erzählt, wie er in Norwegen geſehn habe, daß man von der Zunge eines gefangenen Walfiſches 14 Laſtpferde beladen habe. Dieſes ſchrieb Petrus Damianus im 11 Jahrhunderte. | Beym — ͤ ¶ äjkᷣ —»—V— — XIII Beym Prokopius finde ich (S. 298) ein groſ⸗ ſes Meerthier, oder Cetus, mit dem Byzantiniſchen Namen Porphyrion. Es erſchien zur Zeit des go— thiſchen Krieges bey Konſtantinopel, viele Jahre hinter einander, und konnte auf keine Weiſe vom Juſtinian bezwungen werden. Endlich blieb es auf dem Strande im Schlamme ſitzen, als es die Delphinen gierig verfolgte, und ward von den zu— laufenden Einwohnern mit Seilen und Maſchinen auf das Land gezogen. Es maß in der Laͤnge mehr als 30 Fuß, in der Breite 10. Dieſe Erzaͤhlung paßt nur auf einen Walfiſch oder eine Cachelotte. Weil die leztern nur die Delphinen verfolgen, ſo iſt es mir wahrſcheinlich, daß eine Cachelotte ſich durch das mittellaͤndiſche Meer, bis vor Konſtanti⸗ nopel verirrt hatte. Ein ſeltner Fall, wenn ich recht gerathen habe. Die Beſchreibung, welche Albert der Große von einem Cetus giebt, im 24 Buche, paßt ganz genau auf den eigentlichen Walfiſch ohne Zaͤhne. Einer ward zu ſeiner Zeit in Frießland bey Stavern (Stauria) gefangen. Als man ihn durch das Auge in den Kopf geſtochen hatte, liefen 11 Maaß Fett heraus, wovon ein Menſch kaum eines tragen konnte. Das Fett war rein und klar, nachdem man es gelaͤutert hatte. Der andre ward bey Utrecht XIV Utrecht gefangen; ſein Kopf gab 40 Maaß Fett. Der Spek heiße (franzoͤſiſch) Grafpois; er ſey am Ruͤcken und auf dem Kopfe über dem Gehirne am haͤufigſten. Merkwuͤrdig iſt es, daß ſchon damals im 13 Jahrhunderte, die Niederländer einen bes traͤchtlichen Walfiſchfang trieben. Albert fuͤhrt zwey Arten des Fanges an. Die eine ſtimmt mit der iezt gewohnlichen überein; das Thier wird mit der Harpune geſtochen, woran ein Seil beveſtiget iſt. Die andre iſt dieſelbe, welche die Englaͤnder wiederum erneuert und verſucht haben. Die Har⸗ pune wird nehmlich nicht mit der Hand, ſondern durch eine Wurfmaſchine geworfen. (piculum- ictu validiſſimae baliftae ceto infigitur.) Aus der Haut machte man Seile, womit die groͤſten Laſten gehoben werden konnten. Dieſe Seile hatte man auf dem Markte zu Koͤln immer feil. Doch am Ende kommen wir doch in der Geſchichte des Wal: fiſchfangs auf die Spanier wieder zuruͤk, die man feither als die erſten und aͤlteſten Wallfiſchfaͤnger in Europa angeſehn hat. Iſidorus von Sevilien beſchreibt ſchon den Wallfiſchfang nach ietziger Weiſe ganz deutlich. Die Fiſcher verſammlen ſich, ſagt er, in vielen Schiffen an der Stelle, wo ſie einen Walfiſch bemerken, und machen einen Car men mit Pfeifen und Trompeten, wodurch das Thier gelokt wird, und neben den Schiffen ganz betaͤubt KV —— betaͤubt bleibt. Alsdann werfen fie ihm unver: merkt ein Inſtrument mit eiſernen Zinken, wie ein Rechen, in den Ruͤcken und fliehn davon. Das Thier taucht ſogleich unter, wuͤtet und tobt, und endlich, wenn die Wunde durch den Spek in das Fleiſch gegangen iſt, kommt er todt in die Hoͤhe, und wird an das Land gezogen. Es ſcheint alſo, daß man in Spanien ehemals einen Dreyzak ſtatt der iezt gewoͤhnlichen Harpune gebraucht habe. Die Wirkung der Inſtrumente erklaͤrt Iſidor ganz unrecht, wie jeder Leſer von ſelbſt einſieht. Von dem Ertrage des Walfiſchfanges im Jahre 1783 finde ich in der Handlungs-Zeitung 1784. 1 Stuͤck folgende Nachricht. Die Engel⸗ laͤnder haben mit 54 Schiffen, wovon London al⸗ lein 19 ausruͤſtete, 330 Fiſche gefangen. Die hollaͤndiſchen Groͤnlandsfahrer hingegen haben mit 46 Schiffen, davon der Stadt Amſterdam 26 ge⸗ hoͤrten, 326 Wallfiſche gefangen, welche 6,577 Faͤſſer Speck gegeben haben. Dadurch iſt der Verluſt von ein paar ungluͤcklichen Jahren erſezt, und die Hofnung zur Fortſetzung dieſes Fanges ge— reizt worden. Hiermit ſchließe ich, und bitte den Leſer die Drukfehler zu entſchuldigen, welche in der Entfer⸗ nung XVI ——— nung des Drukorts ſo haͤufig ſich eingeſchlichen ha⸗ ben, daß ich ſelbſt ohne meine Handſchrift Muͤhe hatte, nur die wichtigſten in der hinten angehaͤng— ten Liſte zu verbeſſern. Die uͤbrigen werden dem Kenner keine Muͤhe machen; unverſtaͤndige moͤgen ſie auf meine Rechnung ſchreiben, und ſich das Vergnuͤgen machen, deren Verbeſſerung als neue Entdeckungen anzupreiſen. Frankfurt an der Oder den 3. Maͤrz 1784. — 2 . Einleikung. Jie Geſchichte der Natur und der natürlichen Körs mper hat außer dem Namen auch dieſes mit der Geſchichte der Menſchheit und der Menſchen gemein, daß ihre Liebhaber ſich auf zweyerley Art mit gleichem Nutzen und Ruhme mit ihr beſchaͤftigen und zugleich das lebhaf⸗ teſte Vergnügen dabey genießen konnen. Das größere Verdienſt gehoͤrt ohne Zweifel in beyden denjenigen, welche den erſten Stoff liefern, alle Gegenſtaͤnde in der Natur ſelbſt ſehen und beobachten, alle Eigenſchaften derſelben und die verſchiednen Erſcheinungen, welche ſie bey ihren theils natuͤrlichen, theils widernatuͤrlichen Bewegungen und Wirkungen zeigen, anmerken, mit einander vergleichen, und daraus ein Urteil uͤber das eigenthuͤmliche Weſen ei⸗ nes jeden Geſchoͤpfes zu folgern ſuchen. Aber die menſch⸗ liche Seele faßt nicht alles auf einmal, nicht mit einem Blicke, ſondern es gehören wiederholte Beobachtungen das zu, einen Gegenſtand nach allen ſeinen Eigenſchaften und Verhaͤltniſfen gegen andre Korper genau kennen und unter⸗ ſcheiden zu lernen. Die Kenntniß und richtige Beurteis lung der Verhaͤltniſſe gegen ähnliche Körper ift für die Mes thode weſentlich noͤthig, welche mehrere aͤynliche Gegen⸗ ſtaͤnde gehörig und ſicher unterſcheiden will. Wer alſo nicht Gelegenheit hat, den nemlichen Körper mit gehöriger Muße, zur bequemen Zeit, nach gehöriger Vorberei⸗ tung, und mit den noͤthigen Huͤlfsmitteln zu mehrernma⸗ A len 2 len zu unterſuchen, der wird meift nur mangelhafte Nach: richten davon geben koͤnnen. Dies pflegt gemeiniglich der Fall der reiſenden Naturforſcher zu ſeyn, auf deren An— zahl und die Menge ihrer Entdeckungen unſer Jahrhundert ſtolz ſeyn mag. Dieſen Männern werden jene Naturfor— ſcher ihrer groͤßern Anzahl ungeachtet immer nachſtehn muͤſ⸗ ſen, welche den von jenen geſamleten Stoff bearbeiten, die von verſchiednen Beobachtern uͤber denſelben Gegen⸗ ſtand gelieferten Nachrichten mit einander vergleichen, und aus dieſer Vergleichung und Zuſammenſtellung mit andern oder ähnlichen Gegenſtaͤnden, Eigenſchaften, Aehnlichkei— ten, Verhaͤltniſſe und Kennzeichen herleiten, auf welche jene erſten Beobachter nicht gefallen waren, oder Wider ſpruͤche erklaͤren und heben, welche die verſchiedenen gegen einander geſtellten Nachrichten dem erſten Blicke darboten. Dieſe Liebhaber der Naturgeſchichte ſollten billig nicht unter dem allgemeinen Namen der Compilatoren begriffen wer; den, die wie die faulen Dronen den Arbeitsbienen ihren . Vorrath ftehlen und verzehren. Freylich iſt es wahr; ſo— bald eine Wiſſenſchaft, wie die Naturgeſchichte, die Ehre oder das Ungluͤck hat, Modewiſſenſchaft zu werden, fo verdient der groͤßte Haufen ihrer Liebhaber dieſen Namen; alle fliegen dem vollen Stocke zu, und naͤhren ſich mit dem geſamleten Vorrathe; denn es iſt muͤhſamer Honig aus einzelnen Blumen zu ſamlen. Ich geſtehe es, die Menge der Compilatoren in der Naturgeſchichte iſt jetzt ſchon ſo groß; ich wollte daher nicht gern ihre Anzahl vermehren helfen. Um mich wider dieſen Vorwurf zu ſchuͤtzen, habe ich ein Mittel erwaͤhlt, das die größten Schriftſteller in der Geſchichte laͤngſt vergangener Zeiten mit Ruhm ange wendet haben. Zuerſt ſuchte ich alle ne. Gegen⸗ | 3 6 — 3 ſtaͤnde und Gefchöpfe, womit ich in meinem Vaterlande umgeben bin, jo wie eine guͤnſtige Gelegenheit oder Nach- forſchung mir ſie darbot, genau kennen zu lernen. Ich vernachlaͤßigte dabey niemals den Beyſtand, den die Zer⸗ glieder ung gewähren kann; auch kann ich verſichern daß ich niemals Urſache hatte, die Mühe und Zeit zu bereuen, welche ich auf dieſe Art von Unterſuchungen wendete, die andern gemeiniglich ſo trocken und ekelhaft vorkommen. Mit dieſen Kentnißen ging ich auf die fremden und aus- ländifchen Geſchoͤpfe über, die ich entweder blos in Cabi— nettern oder aus Zeichnungen kennen lernen konnte. Weil mich hier meine Augen und eigne Einſicht nicht uberall mehr leiten und unterrichten konnten, ſo kam es auf die Zu⸗ verlaͤßigkeit und Vollſtaͤndigkeit der Beobachtungen und Nachrichten an, welche die Naturforſcher von einem jeden Körper geliefert hatten. Von der gewöhnlichen Vorſtel⸗ lung, welche von einer Menge von Samlern und Com— pendienſchreibern durch vielfach ſich durchkreutzende Kanäle im Umlaufe erhalten werden, gehe ich immer auf die erſte Quelle zurück, die aber oft ſchwerer, als der Urſprung des Nils zu finden iſt. Ich ſamle, vergleiche, ſtelle und beurteile jede Angabe nach den Regeln, welche die hiſtori— ſche Kritik lehret und befolget. Bisweilen erhalte ich denn auch ein Reſultat, das ich für eben fo neu als gegruͤndet halten kann. Dieſes erfahre ich am meiſten und haͤufig⸗ ſten bey den Nachrichten der Griechen und Römer „welche ehemals durch fehlerhafte Ueberſetzungen in den Umlauf ge⸗ kommen waren, und nun täglich dadurch immer mehr ver⸗ unſtaltet werden, weil Philologie und Naturgeſchichte ſich ſo ſelten begegnen und einander die Hand bieten. Ich danke es jetzt der Vorſehung, welche meine ehemalige keidenſchaft fuͤr die | 4 2 alte 4 alte inſonderheit griechifche Litteratur und Kritik nach und nach durch dem Anſcheine nach ſehr zufällige Ereigniſſe von dem erſten Gegenſtande abgezogen, oder vielmehr ſie aus dem allgemeinen, worinne ſo viele ohne Zweck und Nutzen herumſtreifen, auf einen einzeln Gegenſtand und Zweck geleitet und gerichtet hat, dadurch ich genoͤthiget ward Huͤlfsmittel für die Erklaͤrung und Kritik außer den Buͤ⸗ chern, worinne ſie Salmaſius und Bochart ſo oft ver⸗ gebens gefucht hatten, in der Natur ſelbſt auszuforſchen. Dieſe Verbindung gewaͤhrt mir jetzt Vergnuͤgen und Troſt, wo das Studium der alten Litteratur allein mir keins von beyden geben konnte. Daß ſie fuͤr die Naturgeſchichte ſelbſt nuͤtzlich und brauchbar werden koͤnne, habe ich durch meine Ausgabe des Aelian zu zeigen geſucht. Jetzt will ich es wagen einen Beweis aus dem Ariſtoteles zu geben; deſſen Bemerkungen von den Blakfiſchen fo mannigfaltig find, daß man ſich billig wundern muß, warum er vor— zuͤglich dieſe Thiere einer groͤßern Aufmerkſamkeit als groͤßre gewuͤrdiget habe. Unter den Neuern haben zwar Belon, Gillius, Rondelet, Solvian, Geßner und Liſter die Nachrichten der Alten von den Blakfiſchen angefuͤhrt; aber ſie zu benutzen oder zu erklaͤren vermochten ſie nicht, weil die Stellen des Ariſtoteles meiſt ſehr fehlerhaft gedruckt und ſchlecht uͤberſetzt waren. Geßner war ohne Zweifel von allen der größte Philolog; aber ohne genaue Beſchreibun⸗ gen, Zeichnungen und Zergliederungen, welche ihm fehl: ten, konnte er weder Verbeſſerungen noch Erklaͤrungen wa⸗ gen. Solsian ſuchte die verdorbenen Stellen im Ariſto⸗ teles durch Vergleichung einer vatikaniſchen Handſchrift erſt zu verbeſſern, aber es find deren wenige, und er wählte aueh die minder ſchwierigen Stellen. So blieben denn bis auf 5 auf diefen Tag die wichtigern Nachrichten unerklaͤrt und uns genuzt; und nur einige kleine zum Theil ſeltſame und fabels hafte Angaben kamen in den Umlauf, wodurch man nicht gereizt werden konnte, weiter in den Schriften der Alten nach⸗ zuforſchen. Keinem von den neuern Schriftſtellern, welche uns Beſchreibungen und Zergliederungen von einigen Arten dieſes Geſchlechts gegeben haben, iſt es eingefallen, außer dem Liſter, die Nachrichten der Alten zu vergleichen; ſonſt wuͤr⸗ den ſie bemerkt haben, daß Ariſtoteles hier wenigſtens alle Bemühungen und Verdienſte der Neuern bis auf das um⸗ ſtaͤndliche der feinen Zergliederung weit an Genauigkeit und Vollſtaͤndigkeit der Beobachtungen übertroffen habe. Er al⸗ lein hat alle äußere und innere Aehnlichkeiten und Verhaͤltniſſe dieſer Thiere gegen einander unterſucht und angezeigt; er al⸗ lein hat alle einzelne Arten zuſammengeſehn und beſchrieben; er allein, oder doch zuerſt hat ihre Lebensart, inſonderheit die Zeit und Art der Fortpflanzung beobachtet und angemerkt. Die Naturgeſchichte der Blakfiſche im Ganzen genommen hat nach ihm bis jetzt keinen betraͤchtlichen Zuſatz erhalten, wenn ich nicht eine neu entdeckte aber nicht genau beſchriebene Art, und einige kleine anatomiſche Erörterungen dahin rechnen will; vielmehr kann ich mit Recht behaupten, daß wir jetzt nach ſo vielen und verſchiedenen Beſchreibungen von ſyſtema⸗ tiſchen Schriftſtellern weit weniger von dieſem Thiergeſchlech⸗ te wiſſen, als Ariſtoteles. Wenn man in meiner Schrift auf Stellen ſtoßen wird, wo ich die Erklaͤrung der Zukunft uͤber⸗ laſſen habe, ſo hat man den Beweis von der vorigen Be— hauptung gefunden. Ich wuͤnſchte, daß man die luͤcken da⸗ durch eher bemerken lernen, und in Zukunft bey neuen Un⸗ terſuchungen auf die ſtreitigen Punkte aufmerkſamer werden moͤge. Bin ich ſo gluͤcklich geweſen, manche dunkle Stelle * des des Ariſtoteles aufzuklaͤren, und eben dadurch zu gleicher Zeit einiges dicht uͤber die Naturgeſchichte der Blakfiſche zu ver⸗ breiten, ſo verdanke ich es der Kritik allein, deren Regeln ich uͤberall gefolgt bin, mehr als eigner Einſicht und Beurteilung der Körper, welche ich entweder blos trocken oder in Spiri⸗ tus geſehn habe, niemals aber im leben unterſuchen konte. Ich werde es alſo gemeinern Leſern nicht verdenken, wenn ſie manche philologiſch ſcheinende Unterſuchung ekelhaft finden; denn ohne dieſelben konnte ich zu keiner Aufklaͤrung gelangen; und ich verfpreche nicht ſowohl neue Entdeckungen, als Fris tiſche Berichtigungen der Naturgeſchichte der Blaffiſche zu lies fern. Die Methode, welche ich hier ſowohl als in der Naturgeſchichte der Schildkroͤten bey der Unterſuchung ge: folgt bin, erkenne 8 fuͤr die der Deutlichkeit und Genauig⸗ keit zutraͤglichſte. Dem Sefer brauche ich im allgemeinen hier, um ihn auf die folgende Unterſuchung vorzubereiten, nicht mehr fagen, als daß die Blakfiſche Seegeſchoͤpfe mit einem weichen Koͤrper ſind, welche acht oder zehn lange Fuͤße, Fin⸗ ger oder Faͤnger mit Saugwarzen beſetzt, am vordern Theile des Korpers über den Augen rings um das Maul ſtehn habe. Das ganze Geſchlecht beſteht aus mehrern Arten, als aus der Seekatze, dem großen und kleinen Dintenfiſch, welche auch Kalamars heißen, aus den Meerpolypen mit und ohne Schaalen. Den Umriß und Bau des Koͤrpers muß man aus der Natur oder aus guten Zeichnungen ſchon ohngefaͤhr kennen; und ſo wird man alle folgende Bemerkungen leicht verſtehn und beurteilen koͤnnen. Nach⸗ SS ² AA N REN ey Lo D N RG W N dem Ariſtoteles (H. A. W. I.) haben alle Arten von Blakfiſchen acht Fuͤſſe mit zwey Reihen von Saugern, eine einzige Art von Meerpolypen ausgenommen. Der Sees katze (Sepia) bem groſſen und kleinen Dintenfiſche tri Teuthus und teuthis) find zwey lange Faͤnger (promulcides) eigen, wel che an ihrem Ende rauh und mit siwey Reihen von Saugern bes ſetzt ſind. Hiermit faſſen ſie ihre Nahrung und bringen ſie in das Maul; und im ſtuͤrmiſchen Meer werfen fie dieſe Faͤn⸗ ger wie ein paar Anker an einem Feiſen, und erhalten ſich dadurch in Ruhe. Auf den Fuͤſſen haben ſie alle Saugwarzen. Der Meerpolyp braucht feine Fuͤſſe zugleich auch als Hände. Mit den beyden über dem Maule bringt er feinen Raub in das Maul; der aͤuſſerſte und lezte aber, welcher am ſpitzigſten, al⸗ lein weißlicht, und an der Spitze zwieſpaltig iſt, auf dem Ruͤ⸗ ken nehmlich; denn ſo nennt man den glatten Theil, vor wel— chem die Saugwarzen liegen; dieſer Fuß alſo dient ihm bey der Begattung. Er ſchwimmt in einer ſchiefen Richtung, indem er die Fuͤſſe gegen den Leib, welchen man den Kopf zu nennen pflegt, ausſtreckt. Auf dieſe Weiſe kann er vor ſich ſehn, denn die Augen ſtehn oben, und unten hat er das Maul, (Sich) Er faßt und hält feinen Raub mit dem untern Theile der Fuͤſſe, zwi⸗ ſchen welchen eine Haut ausgeſpannt iſt. Geraͤth er aber auf den Sand, ſo kann er nicht mehr damit faſſen und ſich halten. Die Meerpolypen unterſcheiden fi) von den übrigen Blakfiſchen in folgenden Stuͤcken. Ihr Leib iſt klein, die Fuͤſſe aber lang. Jene haben einen groſſen Leib, aber kurze Fuͤſſe, womit ſie nicht gehen koͤnnen. Einige Meerpolypen haben Fuͤſſe, welche zwey Fuß und daruͤber lang ſind. Es giebt mehrere Arten davon; die eine, die groͤſte und gewoͤhnlichſte, wovon diejenigen groͤſſer ſind, welche ſich am Strande aufhalten, als die im offenem | A 4 Meere. 3 2 Meere. Auſſerbem giebt es kleine bunte Polopen, welche nicht gegeſſen werden; und zwey andre, die ſogenannte Heledone, welche ſich durch die Laͤnge ihrer Fuͤſſe, und die einfache Reihe don Saugwarzen unterſcheidet, und die, welche einige Boli⸗ taeng (von dem Geſtanke) andere aber Ozolis (von ihrem Ge ſtanke ebenfalls) nennen. Endlich giebt es noch zwey Arten, welche in Schneckenhaͤuſern leben. Der eine heiſt ber Schiffer (vavrırs aapavrındac) bey andern aber Polypeney. Seine Schale ſieht wie eine hohle geribbte Jacobsmuſchel πee Rammus ſchel aus, und iſt nicht an dem Thiere angewachſen. Dieſer haͤlt ſich meiſtentheils am Strande auf, wird Daher von den ſtuͤrmi⸗ ſchen Wellen auf das Ufer geworfen; und kommt um, ſo wie er feine Schaale verliert. Er iſt klein, und ſieht den Boli— taenen ahnlich. Der andre wohnt in feinem Haufe wie eine Schnecke und geht nicht heraus, nur bisweilen ſteckt er ſeine Fuͤſſe aus der Schaale heraus. Nach einer andern Stelle (IX 37) fängt die Seekatze mit ihren langen vorgeſtrozten Faͤngern nicht allein kleine Fiſche, ſondern auch ſelbſt Meeraͤſchen (Mugiles). Der Meerpolyp allein geht auch auf das Land, aber nur auf rauhen Boden, denn den glatten flieht er. Nach der dritten Stelle (VIII. 2.) bemaͤchtigen ſich die Seekatze und Dintenfiſche auch groſſer Fiſche; die Polypen aber ſammlen ſich Conchylien ein, und naͤhren ſich von dem herausgenommenen Fleiſche. An den vorliegenden Schaalen erkennen daher auch die Fiſcher ihre Holen. Einige ſagen, daß fie ihre eigne Fuͤſſe abnagen; aber dies iſt falſch; einigen aber freſſen die Congers oder Meeraale dieſelben ab. Ueber die eigentliche Beſchaffenheit der Fuͤſſe und ihrer Saugwarzen erklaͤrt er ſich noch deutlicher in folgender Stelle (de Part. IV. 9.). In Anſehung der Fuͤſſe, ſagt er, ſind die Seekatzen und Dintenfiſche von den Polypen unterſchie⸗ den. Jene koͤnnen damit blos ſchwimmen, dieſe aber auch gehn. Jene haben ſechs Fuͤſſe über den Zähnen liegen, wovon die beyden aͤuſſerſten länger find; von den achten ſtehn die zwey uͤbrigen unten, und ſind am laͤngſten und groͤſten. Denn ſo wie bey den vierfuͤßigen Thieren die hintern Fuͤſſe immer ſtaͤrker find, fo haben auch die Seekatzen die untern Fuͤſſe groͤſſer; denn die⸗ — mare) 9 dieſe tragen und bewegen die ganze Laſt am meiſten; auch ſind die aͤuſſerſten oben groͤſſer als die mittlern, weil fie jene mit unterſtuͤtzen. Bey dem Meerpolyp find die vier mittels ſten Fuͤſſe die groͤſten. Die kleinen Fuͤſſe der Seekatze und Dintenfiſche find zum gehen eben fo untauglich, als un: ſich das mit bey einem Sturme an die Feiſen zu befeſtigen, und etwas von ferne an ſich zu ziehn. Des wegen haben ſie zwey Faͤnger bekommen, womit ſie ſich im Sturme wie ein Schiff vor Anker legen, und auch von weiten ihre Beute fangen und an ſich ziehn. Die Polypen haben dergleichen Fänger, weil ihnen ihre Fuͤſſe ſtatt derfelben dienen. Die Saugwarzen an den Fuͤſ⸗ fen haben denſelben Bau und dieſelbe Wirkung, wie die gefloch⸗ tenen Werkzeuge (mAeynarıa) deren ſich die alten Aerzte bedien⸗ ten, um die Finger hineinzuſtecken. Eben ſo ſind dieſe aus Fibern zuſammengeflochten, womit ſie Fleiſch und andere nach⸗ gebende Koͤrper anziehn, indem ſie ſich anlegen, wenn ſie ſchlaf ſind; hierauf werden ſie angeſpannt, und halten den Koͤrper feſt, den die innere Oberflaͤche ganz beruͤhrt. Eine einzige Art von Polypen hat einfache Reihen von Saugwarzen auf den Fuͤſſen, weil dieſe lang und ſchmal ſind. Was die mit den Saugwarzen verglichenen Werkzeuge der alten Aerzte eigentlich geweſen ſind, laͤßt ſich nicht beſtimmen. Doch vermuthlich, daß die aus Palmblaͤtter geflochtenen c des Hippokrates im Buche von den Gliedern verſtanden werden. In dieſe ſteckte man den Finger, wenn man ein Glied deſſelben wieder einrenken wollte. H. Gruner uͤberſetzt es geflochtene Fingerhuͤte. (Bibliothek der alten Aerzte J. B. 565.). Rondelet hat nicht unſchicklich an ihrer Stelle die Schroͤpfköpfe mit den Saugwar⸗ zen verglichen. Noch hat Athengeus (VII. S. 326) aus einem verlornen Buche des Ariſtoteles angemerkt, daß der Dintenfiſch (Loligo oder theutis) oben lange, unten aber kuͤrzere Fuͤſſe, und den rechten Faͤnger dicker habe als den linken. Dieſe Stelle wis derſpricht zum Theil offenbar dem Ausſpruche des Ariſtoteles, welcher ohne Ausnahme das Gegentheil von den Fuͤſſen der Din tenfiſche verſicherte. + 5 Bellon 10 Bellon zaͤhlte am Meerpolypen mehr als 800 Saugwar⸗ zen, und an einem jedem Fuſſe mehr als 100. Unten ſind ſie göffer und oben werden fie kleiner. Sie ſind mit einem Haͤut⸗ chen uͤberzogen, welches die Erweiterung und Zuſammenziehung derſelben bewirkt Was Bellon aber mit den Worten ſagen wollte: Flagella oflendit quina, atque ii uterdum fena, weiß ich nicht. Zwar gedenkt auch Redi in einer weiter unten anzufuͤh⸗ renden Stelle einer eignen Art von Meerpolypen mit fünf und nicht 8 Füſſen; aber ich habe ſonſt nirgends von dieſer Art et⸗ was geleſen. Auch iſt es moͤglich, daß die fehlenden Fuͤſſe ab⸗ gefreſſen waren, entweder vom Conger, wie ſchon Ariſtoteles bemerkt hat, oder von der Muraene, deren Magen Bellon ſelbſt einmal ganz voll von den abgefreſſenen Fuͤſſen der Polypen fand. Nondelet ſagt ebenfalls, daß die erſten Sauger groͤſſer, als die folgenden, und an vier Fuͤſſen die allergroͤſten ſind. Doch kann die zweydeutige Stelle auch fo viel heiſſen, daß vier Sauger die groͤſten ſind. Haſſelgniſt giebt die 8 Fuͤſſe des Neerpolypen als gleich lang, unten mit einer Haut verbunden an. Unten ſeyen ſie dicker, und wuͤrden nach und nach immer dunner und ſpitziger, oberwaͤrts glatt und convex, unten aber mit zwey Reihen von Saugwarzen beſezt. Die Oefnung dieſer Warzen ſey im Centro mit vier Ringen umgeben, wovon der innerſte am breiteſten und weißlicht, der aͤuſſerſte aber ſchmal und dunkelfarbig ſey. Ueberhaupt ſollen die Fuͤſſe oben eine dunkle, unten aber eine weißlichte Farbe haben. Die Bemer— kungen, welche Koelreuter an ſieben Exemplaren oon Meerpo— lypen gemacht hat, find kurz folgende. Die vier mittelſten Fuͤſ⸗ ſe, zwey auf jeder Seite, ſind dicker und auch laͤnger als die ‚übrigen. Alle ſind faſt über die Hälfte ihrer Laͤnge rund; als⸗ dann aber zeigen ſie mehr zuſammengedruͤckte Seiten bis ans Ende. Ihre innere Oberflaͤche iſt am Grunde von den Seiten zufammengebeürft, und bildet gleichſam zwei Seiten eines Dreyecks, auf deſſen Winkel die unterſten Saugwarzen ſtehn. Unten find die Fuͤſſe auch ſchmaler, am fünften Theil ihrer gan⸗ zen Lange am dickſten; von hier an nehmen fie ab, und endigen ſich in dumme Spitzen, welche aber ae mancherley Zufaͤlle koͤn⸗ 11 koͤnnen verſtuͤmmelt werden, ſo daß ein Fuß laͤnger als der andre erſcheint. Daß die vier mittelſten Fuͤſſe dicker ſind, hat vielleicht eben die Urſache, warum die mittelſten Finger der Thiere dicker und länger find. Die Saugwarzen ſtellen gleichs ſam komiſche Gefaͤſſe vor, von einer haͤrtlichen, aber nicht knorplichten Subſtanz, mit erhoͤhtem und conferen Boden und runden geſtreiften und weichen Seiten. Kaum haben ſie ſich vom Grunde erhoben, fo neigen fie ſich einwaͤrts auf den cons vexen Boden, und laſſen daſelbſt eine etwas bedeckte Hoͤlung; hierauf gehen ſie ſchraͤg aufwaͤrts und nach auſſen und endigen ſich in einen dünnen Rand, an deſſen oberſten Theile die ge meinſchaftliche Haut der Fuͤſſe aufhoͤrt. Daher erſcheint die innere Oberflache, die nur mit einer dünnen Haut uͤberzogen iſt, ſehr blaß, da der aͤuſſere Umfang mit einer der Haut eig⸗ nen Purpurfarbe glaͤnzt. Dieſe Warzen ſtehn uͤbrigens meiſt uͤber die Oberfläche der Fuͤſſe erhoben. In der Geſtalt kom⸗ men fie alle mit einander überein, aber in Lage und Groͤſſe uns terſcheiden ſie ſich. Am Grunde der Fuͤſſe folgen vier oder fuͤnf einander in gerader Linie; die uͤbrigen aber liegen wechſelsweiſe in doppelter Reihe; vom Grunde bis an dem fuͤnften Theile ihrer ganzen Fänge nehmen fie plözlich an Groͤſſe zu, hernach aber allmählich ab. In einer gleichen Entfernung vom Gruns de haben die Fuͤſſe nach der Stirn und der Roͤhre zu mehrere, dichtere aber kleinere Sauger, als die dickern Fuͤſſe, auf welchen wenigere und groͤſſere aber weiter aus einander liegen. Ob die Natur den Fuͤſſen eine gewiſſe Anzahl von Saugern feſtgeſetzt habe, will Koelreuter nicht beſtimmen, doch glaubt er, daß die Menge nach der Länge verſchieden ſey. Er beweiſet auch fo gar durch die Vergleichung der groͤſſern und kleinern Polypen und der Anzahl ihrer Sauger, daß dieſe ſich mit dem Wachs⸗ thume des Koͤrpers vermehren. Dieſe Bemerkung glaubt er zu⸗ erſt gemacht zu haben; daß aber die verſtuͤmmelten Fuͤſſe mit ihren Saugern nachwachſen und ſich ergaͤnzen, wie die abzeſchnit⸗ tenen Stralen der Meerſterne, und die Scheeren der Krebſe, iſt ſchon eine alte Bemerkung, welche Plinius aufgezeichnet hat (IX, ſect. 46). Dieſe fand Koelreuter an zweyen feiner Exem⸗ plare 12 plare beſtaͤtiget, wo die dickern Fuͤſſe vorn abgebiſſen geweſen waren, aber neue und duͤnnere Enden getrieben hatten. Die Haut, womit die Fuͤſſe unter einander verbunden ſind, iſt ſtark und ziemlich dick; ſie entſteht aus einer Verlaͤngerung und Du⸗ plicatur der Haut, und ent haͤlt eine Lage von muſkuloͤſen Faſern. Zwiſchen den beyden Fuͤſſen nach der Stirne zu iſt fie am ſchmal⸗ ſten, ſonſt ziemlich gleich breit. Nach ihrer Ausbreitung zwi⸗ ſchen den Fuͤſſen laͤuft fie an den Seiten derſelben hinunter, daß alſo die Fuͤſſe gleichſam geflügelt erfcheisen. Dieſe Bemerkun⸗ gen hat Koelreuter durch Zeichnungen erläutert, welche aber nicht ſonderlich deutlich ſind. Hieraus ſieht man alſo, wie die Stellen des Bellon und Rondelet von der Folge der groſſen und kleinen Saugwarzen zu verſtehn ſind; und daß dieſe Saugwar⸗ zen an den vier dickern Fuͤſſen am groͤſten find. An dem kleinen Dintenfiſche (teuthis) bemerkte Bellon, daß die Fͤͤſſe länger als an der Seekatze, die Faͤnger rund, und am Ende mit Saugern beſezt waren; an dem groſſen aber, (teuthus) daß feine Saugwarzen inwendig mit drey ſtarken und knoͤchernen Stacheln verſehn waren, (in gyrum munita) mit welchen er, als mit Haken, ſeine Beute an ſich reiſſet. Es ſey daher nicht rathſam das Thier im Meere mit der bloſſen Hand anzufaſſen. Dieſe Stachel bemerkte er an ben übrigen Blackfiſchen nicht. Die Fuͤſſe und Sauger der Seekatze hat Swammerdam vollſtaͤndig beſchrieben und abgebildet. Wenn das Thier auf dem Vauche liegt, fo nehmen ſich die zwey vorderſten Fuͤſſe, als die dickſten und breiteſten aus; die andern ſechs ſind nicht ſehr von einander unterſchieden. Alſo beſtaͤtiget ſich die Ber merkung des Ariſtoteles, daß die zwey unterſten, beym Swam⸗ merdam vorderſten Fuͤſſe die ſtaͤrkſten find. Alle dieſe Fuͤſſe bekleidet von der einen Seite eine allgemeine ziemlich ſtarke Haut, mit ſchwarzen Tippelgen beſprengt, wovon der Grund purpur⸗ farben iſt. Die zwey gröffern Fuͤſſe wenn noch uͤberdies mit einigen weiſſen Striefen gleichſam marmorirt. Die langen Ar⸗ me ober Jaͤnger liegen zwiſchen dem Fin paar Fuͤſſe und dem naͤch⸗ 13 nächften obern Paare. Sie find rund, weiß, und mit ſchwar⸗ zen und purpurfarbnen Tippelgen geſprengt, weich, wie die an⸗ dern Fuͤſſe, und wie fie, mit einer Haut umgeben. Doch find die andern Fuͤſſe nicht ſo ganz damit umhuͤllt. Am Ende ſind ſie ebenfalls mit Saugwarzen beſezt; nur ſind dieſe hier viel groͤſſer, und der Stiel, worauf ſie ſtehn, viel laͤnger und ſtaͤr⸗ ker. Auſſerdem iſt auch das Ende des einen Arms allezeit et⸗ was groͤſſer, als das andre. Hierdurch wird abermals die Be⸗ merkung des Ariſtoteles beym Arhengeus beſtaͤtiget, nach wel⸗ cher der rechte Faͤnger des Dintenfiſches dicker ſeyn ſoll. Dieſe Beobachtung trift nehmlich die Seekatze ſowohl als die Dintenfiſche; und es wird wohl nicht allemal der rechte Faͤnger der dickſte ſeyn, fo wenig als bey den Krebſen die rechte Schees re, bey welchen Ariſtoteles ebenfalls ſchon dieſe Verſchiedenheit bemerkt hatte. Die Haut, welche vie acht Fuͤſſe von oben be: kleidet, hoͤrt da auf, wo die Sauger ſtehn, und ſieht wie eine Borte am Rande der Fuͤſſe aus, der im Waſſer hin und her ſchwankt. Die Haut, welche zwiſchen den Saugern durchlaͤuft, und ſelbſt die Raͤnder der aͤuſſern Haut, wie auch die Stielgen der Warzen von innen bekleidet, iſt einigermaſſen muſ kuloͤs und viel duͤnner als die erſte Haut. Die kleinen Stiele ſind eigent⸗ lich Muſkeln, welche die Sauger bewegen. Sie ſchlagen hin und wieder in die Raͤnder der innern Seite der aͤuſſern Haut ein, und bewegen fi. Der Mufkel ſchlaͤgt unten im Grunde des Saugers, wo er ſich etwas krimmt, ein, breitet ſich dann aus, wird hierauf wiederum ſchmaͤler, breitet ſich abermals aus, und bildet fo den ganzen Sauger. Auch von innen iſt er muſ⸗ kuloͤs, und man ſieht darinne ein hornartiges Ringelchen, dar von der obere Rand gemeiniglich ſchwarz iſt. Dieſe Farbe iſt aber nur ein Theil von der aͤuſſern Haut des Sangers. Das Ringelchen iſt in der Mitte reifenrund, oben und unten aber ſchlaͤnglicht gzackt. Dies macht, daß die muffulöien Fibern daſelbſt einſchlagen und das Ringelchen deſto ſtaͤrker zuſammen⸗ ziehn und feſter halten koͤnnen. Die Wirkung dieſer Thetle beſteht darinne, daß die muſkuloͤſen Fibern der Hoͤhle den Stiel, den Sauger oder deſſen Muſfel ſehr hoch inwendig in die Hole des ** des hornartigen Ningelchens ziehn, wodurch alsdann der leere Raum der Hoͤle kleiner wird. Thut im Gegentheil der muſku⸗ loͤſe Stiel ſeine Wirkung ſo zieht er ſich und ſeine Fibern wie⸗ derum aus dem Sauger hinaus, mithin wird der Raum der Höhle wiederum weiter und tiefer. In dieſem ſonderbaren Baue der Sangwarzen beſteht alle Macht und Kraft der Seekatzen, womit fie ſich irgendwo feſt anhalten, oder auch etwas ergrei⸗ fen, um es zu verſchſingen. Wenn man den Sauger mit einem Stuͤcke vom Fuſſe abſchneidet, in heiſſes Waſſer ſteckt, und gleich wieder heraus zieht, ſo ſieht man, wie ſich augenblicklich die Muffein zuſammenziehn, und die Hoͤlung enger wird. Der Fuß ift auſſen ſaſerigt und muf kuloͤs, von innen aber etwas ſchwammicht. Ja der Mitte zeigt ſich ein ſchwarzes Tippelchen, welches Swammerdam fuͤr ein durchſcheinendes Blutgefaͤſſe anſieht. b Die Füßſe des Kalmars werden nach Nerdhams Bemer⸗ kungen vom Anfange bis ans Ende immer duͤnner, und laufen ſpitzig zu. Ihre innere Seite nach dem Maule zu iſt etwas er⸗ haben, und mit verſchiedenen Reihen kleiner beweglichen Sauger beſezt; ihre aͤuſſerliche Seite aber endiget ſich in zwey Flächen; die wenn fie zuſammentreten, einen Winkel machen, fü daß der Queerburchſchnitt dieſer Füſſe ein Dreyek vorſtellt, deſſen Grund» fläche krummlinigt if. Die beyden Faͤnger find vom Anfange bis auf £ ihrer Lange vollkommen zylindriſch; alsdann aber neh⸗ men fie die Geſtalt der Fuͤſſe an, und find mit groͤſſern Sau— gern beſezt. Die Faͤnger beſtehn aus einer Subſtanz, bie den Sehnen der Landthiere ziemlich ahnlich iſt. Wenn man fie durchs ſchneidet, ſo runden ſich die Enden des zerſchnittenen Theils ſo⸗ gleich zu, und werden conder, ohne daß etwas herausflieſſet. Eben dies erfolgt, wenn man etwas von den knorplichten Ge⸗ haͤuſe abſchneidet, das alſo aus derſelben Materie zu beſtehn ſcheint. Die ausgeſtreckten Sanger ſehn dem Kelche einer Ei⸗ chel ziemlich aͤhnlich. Sie haͤngen an dem Fuſſe durch ein ſeh⸗ nichtes Stlelchen; au einem Fuſſe zählte Nerdham mehr denn hundert, und an den Enden der Fänger mehr als 120. Die gröften Sauger ſitzen an den Sängern, Bey Thieren von 16 f | Zollen — ucmu 15 Zollen haben fie ohngefaͤhr 5 Zoll im Durchmeſſer, und bey⸗ nahe eben fo viel in der Tiefe. An den Fuͤſſen betragen die groͤſten 28 Zoll, und gegen das Ende werden fie unendlich klein. Der Mechanismus ihrer Bewegung haͤngt zum Theil von ihrer Geſtalt, theils aber auch von einem knorplichten Ringe ab, der mit kleinen Zaͤnchen beſezt, und mit einer feinen etwas durchs ſichtigen Haut verwahrt iſt, die ihn bis zur Halfte feiner Höhe umgiebt. Das Stielchen zieht ſich zugleich mit dieſer Mem⸗ brane in die Höhe und fuͤllt die Hoͤlung des Saugers aus, wenn er ſich zum Anſaugen zuſammenzieht. Alles was er alsdann beruͤhrt, fallen die Häfgen des Ringes, und um feine Beute feſter zu halten, ſo zieht er ſeine Stielchen ſamt dem innern Theile gedachter Membrane zuruck. Dadurch ſaugt er ſich nun auf eben die Art an, als wenn man ein feuchtes Leder auf ei⸗ nen kleinen Stein legt, und ſolchen damit aufheben kann. Be⸗ trachtet man die Hoͤlung mit bloſſen Augen, ſo ſcheint ſte an dem Orte offen zu ſeyn, der dem darunter ſitzenden ſennichten Stiel⸗ chen gegen uͤber iſt. Dies brachte Nerdham anfangs auf den Ge⸗ danken, daß die Hoͤlung ſelbſt mit dem Fuſſe Gemeinſchaft hätte und ſich vermittelſt einer Klappe oͤfnen und zuſchlieſſen Fönnte, Aber hernach ſahe er, daß er ſich geirrt hatte. So ſehr auch ſonſt dieſe beyden vorigen Beſchreibungen mit einander uͤbereinſtim⸗ men, ſo ſieht man doch, daß Nerdham den Zaͤhngen des Ringes eine ganz andere Beſtimmung giebt als Swammerdam. An dem Meerpolypen beſchreibt Linné (Mul. Frid. Adolph. J. p 94.) die Sauger als wechſelsweiſe ſtehend ohne Stiel abgeſtumpft, geſtreift, inwendig hohl mit 15 Zähnen. Nach Liſter (Exereit III.) iſt der oßerſte Rand der knoͤchern Ringe oder ringfoͤrmigen Naͤgel, wie er ſie nennt, ringsum, faſt wechſels⸗ weiſe mit breiten und hohen, und dann mit ſpitzigen und kurzen Zaͤhnen beſezt, welche ſich etwas einwaͤrts neigen. Damit fol der Dintenfiſch (Sleeve) ſeine Beute ergreifen, und ſich ſelbſt an den Felſen feſt halten. Osbek beſchreibt die acht Fuͤſſe des groſſen Dintenſiſches (Sepia Loligo) als beynahe dreykantig, fadenfoͤrmig, duech⸗, ſich⸗ 156 ſichtig, an dem aͤuſſern Ende warzig und gezaͤhnt. Die Faͤnger als rund, am Grunde glatt, und nur an der Spitze warzig. Eben ſo Liſter; nach welchem das vierte Paar noch einmal ſo— lang, als die uͤbrigen und rund ſind. Eben dieſe Art zeigte dem Otto Fabriz acht priſmatiſche Fuͤſſe, woran nehmlich der Ruͤcken nebſt den Seiten ſpitzig zugingen. Die untere Seite war mit zwey Reihen groͤſſerer und zwey andern Reihen kleiner Sauger am Rande beſezt. Dieſe Fuͤſſe waren ziemlich dick, weichlich, und inwendig mit Mark gefuͤllt. Die vier oberſten waren die kuͤrzeſten, die zwey auf den Seiten und die zwey un⸗ terſten waren einander gleich. Die Faͤnger waren weicher, ohne Mark, und deswegen biegfamer und ſchmaler, und hatten nur an dem dicken Ende mit vielen kleinen Saugern beſezt, worun⸗ ter zwey viel groͤſſer als die uͤbrigen waren, der vorderſte aber am groͤſten war. Dieſe waren laͤnglicht, zuſammengeodruͤckt und gebogen, und mit einem langen, krummen Stachel bewaf⸗ net. Hier beſtaͤtiget ſich die Bemerkung des Bellon, welcher in den Saugern des groſſen Dintenfiſches, wahrſcheinlich an den Faͤngern, drey knoͤcherne Stacheln in einem Kreiſe ſtehn ſahe. Eben dieſe Stachel ſcheint auch Osbek an eben der Art geſehn zu haben und ſte mit Zaͤhnen zu vergleichen. Keiner von dieſen deey Schriftſtellern ſagt, ob dieſe Stacheln nur an einem Geſchlechte zu finden waren; vermuthlich kannten ſie den Unter⸗ ſchied des Geſchlechts ſelbſt nicht genau. Nerdham hat an ſei⸗ nem weiblichen Kalmar, und Swammerdam an feiner männlis chen Seefage nichts dergleichen bemerkt. Sollte alſo vielleicht dieſer Theil nur einer Art, und zwar dem groſſen Dintenfiſche eigen ſeyn? Doch hier koͤnnen keine Muthmaſſungen ohne Be⸗ obachtungen helfen! Der Gebrauch der Faͤnger und Saugwarzen iſt bereits er⸗ Hört worden. Er fange und halt damit feine Beute feſt. Aber auch dem Menſchen wird er damit gefaͤhrlich; wenigſtens ver⸗ ſichert Trebius Niger a) beym Plinius, daß wenn er einen Menſchen im Waſſer ſchimmend antrift, und ihn mit ſeinen Saugwarzen an vielen Stellen des Koͤrpers anſaugt, er im . Stande 8) Hiſtor. Natur. IX, ſed 48. 17 Stande ſey ihn nieder zu ziehn und umzubringen. Aber ſo bald man ihn umkehre, laſſe er los, und verliere alle Kraft. Bellon bemerkt, daß der Meerpolyp ſich mit ſeinem gefaßten Fraſſe in die Höhe ziehn laſſe; aber fo bald er die äuffere Luft verſpuͤre, laſſe er los, und entfliehe ). Eben dieſes verſichert Ovid beym Plinius *). Daß die Ausſage des Trebius nicht ganz ohne Grund ſey, beweiſet die Eczaͤhlung des Forſkaol b) welcher zu Alexandrien einen Mann ſprach, den das Thier im Schwimmen ſo feſt angeſaugt hatte, daß er ſich mit vieler Muͤhe endlich von ihm losmachen konnte. Die angeſaugten Stellen des Korpers hatten ſich ohne Geſchwulſt entzündet, und einen durchdringenden Schmerz verurſachet; ſo daß der Menſch zwey Wochen lang nicht recht habe gehn koͤnnen. Sonſt führt Relian e) auch an, daß die Seekatze Se piæ) ſtarte und verborgene Zähne habe, und ihr Biß giftig ſey. Auch beiſſe der kleine Meerpolyp (osmylus) und der groſſe, und dieſer zwar ſtaͤrker, als die Seekatze, aber ſein Biß ſey nicht ſo giftig. Ariſtoteles d) bemerkt noch, daß der Meerpolyp ſich fo feſt an die Felſen hängt, daß er ſich eher zerſchneiden als losreiſſen lieſſe. So bald man ihm aber die Pflanze (conyza' vorhalte, und er den Geruch davon bekaͤme, ſo laſſe er alſobald los. Plinius nennt dieſe Pflanze cunilam; und Aelian verdreht die Erzaͤhlung noch mehr; denn er ſagt, wenn man Raute (rutam) auf den Meerpoiyp lege, fo bleibe er ganz unbeweg ; lich. Simocattus giebt ein anderes Mittel an, den Meerpos - lyp von den Felſen abzuloͤſen; man fol ihn nehmlich mit ſuͤſſen Waſſer begieſſen, und ſogleich werde er loslaſſen. Aus eben derſelben Urſache ſoll er ſich nicht im pontiſchen Meere aufhalten, weil das Waſſer für ihn zu ſuͤß und kalt ſey *). Daß ) Exercit. Anatom. III. de Conchyl. bivalv. in Auctar. p. XX. ) plinius XXXII. ſed 5. b) Defcriptio Animal S. 106. c) Hiftor. Animal, V. 44. | d) H. Animal. IV. g. Plinius X ſect. 90. Aelian H A. I. 37. ) Ariſtoteles (IX 37) nennt dafür den Euripus, Theophraſt den Kelle ſpout, Gppian und Aelian den Pontus Euxinus Dennoch ſagt Sicher in den Actis Naturae Curso. IX. S 335 daß der Meerpolho oder der Ruſſen Krakatiza haufig an den oecidentalifchen Ufern des Pontus Euxinus gefunden werden. B | 18 Daß der Meerpolyp allerhand Schaalenthiere fange, in ſeine Hole trage und fie ausſauge ſagt Ariſtoteles; aber Trebius Niger ſezt vermuthlich aus eigner Erfindung hinzu, daß die Muſchel, wenn der Meerpolyp feine Fuͤſſe in die geoͤfneten Schaa⸗ len ausſtreckt, um den Bewohner anrzufaugen ihre Schaalen geſchwind zuſammenſchlieſſe, und fo die Fuͤſſe abſchneide. Des⸗ wegen brauche der Räuber Lift wider Liſt, und ſtecke zuvor einen kleinen Stein zwiſchen die klaffenden Schaalen, damit ſie nicht geſchloſſen werden koͤnnen: Daß das Thier mit den Meeralen in Feindſchaft lebe, und im Kampfe oft ſeine Fuͤſſe verliere, ſagen mehrere alte Schriftſteller, und Bellon fand wirklich den Ma⸗ gen der Muraene ganz voll von den Fuͤſſen des Meerpolypen. Oppian e) und ans ihm Aelian beſchreiben dieſen Zweykampf, als wenn fie ihn geſehn Hätten. Einen ähnlichen Kampf, aber mit mehrern Vortheile, ſoll er mit den groſſen Meerkrabben (Locuſta et Aſtacus) kaͤmpfen, welchen die beyden vorher ge⸗ nannten Schriftſteller ebenfalls beſchreiben f). Bellon ver ſichert, daß er den Streit zwiſchen einem Krebſe und Meerpoly⸗ pen in den Hafen von Corcyca ſelbſt geſehn habe; er dauerte eine ganze Stunde. | Ueberdies haben die Alten ein paar Geſchichtchen aufgezeich⸗ net, die ſonderbar genug lauten, fuͤr deren Wahrheit ich aber nicht bürgen will. Die erſte er aht Arlian g) nach einem Epi⸗ gramme des Antſpater. Ein Meerpolyp hatte ſich auf einen Felſen nahe am Meer in die Sonne gelegt; daſelbſt erblickte ihn der Adler, ſtieß auf ihn herunter, und wollte ihn fortfuͤhren; aber der Polyp umſchlung den Adler feſt und riß ihn mit ſich in vas Meer hinab. Nach der zweyten Geſchichte, welche den Stoff zu einem Epigramm des Antiphiſus h) gegeben hat, warf ein Fiſcher einen Meerpolypen, den er eben gefangen hatte, an einen Strauch am Ufer, damit er ihn von der Hand los wuͤrde; in dem Strauche lag ein Haſe verborgen, den der Meerpolyp - um- e) de Piſcatu II. V. 255 Aelian Hift, Anim. I. 32. f) Oppian II. 390. Aelian, IX. 25 X. 38. VI. 22. g) Hiſt. Animal. VII. 11. Antipater i Analectis Poet. graecor Brunckii T. II. p. 120. no. 44, ö a h) In Analectis Bruncku T. II, P. 175. no. 23. 19 umſchlung und fo feſt hielt, daß der Fiſcher ihn fangen konnte. Bey dieſen beyden Geſchichten, oder wenigſtens bey der erſten wird vorausgeſezt was die alten Schrifrfteiier vom Ariſtoleles an einmuͤthig verſichern, daß nehmlich die Meerpolypen auch auf das Land gehn. Clearchus i), dem es Oppian und Aelian nachſagen, erzaͤhlt, daß ſie auf die am Ufer ſtehenden Oel- und Feigenbaͤume hinauf kriechen, und die Fruͤchte davon freſſen. Auſſer den Landleuten, welche ſie darauf angetroffen, fluͤhrt er als einen zweyten Beweis die Art an, wie fie gefangen werden. Man darf nur, ſagt er, an einer Stelle, wo ſich die Thiere aufhalten, einen Oelzweig in das Meer laſſen, und eine Weile darinne halten, fo wird man eine Menge davon, welche ſich an den Zweig gehängt haben mit heraus ziehn. Oppian ſagt, die Fiſcher baͤnden eine Anzahl Oelzweige zuſam⸗ men, legten darzwiſchen ein Stuͤck Bley, und zoͤgen fo den Bun⸗ del aus dem Kahne im Meere fort, bis ſich genug Polypen daran gehaͤngt haͤtten. Dieſen zweyten Beweis kann ich aber nicht wohl gelten laſſen; denn es ſcheint überhaupt, daß die Thiere ſich an jeden Koͤrper anhaͤngen, den ſie im Meere an— treffen, oder der ihnen mit Fleiß vorgehalten wird Vielleicht auch ſuchen ſie ſich in dem Laube des vorgehaltenen Zweiges, wie in einer Hole zu verbergen; wenigſtens werden einige Fiſche in ſolchen Buͤndeln von gruͤnen Zweigen gefangen. Weit aben⸗ theuerlicher lautet die Geſchichte von dem ungeheuern Meerpo⸗ lypen, welcher in die mit geſalzenen Fiſchen angefuͤllten Maga⸗ zine der ſpaniſchen Kaufleute durch einen Canal drang, die irr—⸗ denen Gefaͤſſe zerbrach u f. w. welche Trebius und aus ihm vermuthlich auch Aelian erz zaͤhlt k).. Allem Anſchein nach muſte dieſes Thier mehr als 0 Talent wiegen, obgleich Strabo |) dieſes Gewicht ſchon als etwas beſonders von den Polypen ans giebt. Daß die Fuͤſſe den Polypen auch bey der Begattung dienen, gi Ariſtoteles in der oben angeführten Stelle. Er nennt das B 2 ſelbſt i) Beym Athenageus VII. S. 317. Oppian J. V. 305. IV. V. 267 - 307: Aelian Hilt. Animal. I. 37. IX. 45, 40 Aelian XIII. 6. D Geograph. III. ©, 218. 20 ſelbſt ztoey beſonders gebauete Fuͤſſe, welche zu dieſem Zwecke dienen ſollen. Aber ehe ich mich auf die Erklaͤrung dieſer ſchweren Stelle einlaſſe, will ich das übrige anführen, was Ariſtoteles an andern Stellen von dem Gebrauche der Fuͤſſe bey dieſem Geſchaͤſte anfuͤhrt. Im fünften Buche Kap. 6. ber Thiergeſchichte heißt es: Man ſagt, die Meerpolypen haͤtten in dem einen Fuſſe, auf wel⸗ chem die zwey groͤſten Saugwarzen ſitzen, einen Theil wie ein Zeugeglied. Er ſey gleihfam nervigt, und gehe bis in die Mit⸗ te des Fuſſes hinein. Im Original ſteht: ee MEHY TAU WACH Tau gcc reDunss diu: aber über die folgenden Worte: k re “u pa ya np eta, welche ſchlechterdings keinen Sinn geben, läßt Athenoeus, welcher dieſe Stelle exorpirt hat ( VII. S. 317) ganz aus. Gaza uͤberſezt: porrectum ad medium vſque brachium, totumque vari fœminæ annecti: das moch⸗ te er allein verſtehn. Ich halte die lezten Worte für einen frem⸗ den Zuſatz, eben weil ſie nichts bedeuten. Oder es iſt etwas ausgelaſſen, wodurch deutlicher angezeigt ward, daß dieſes Zeu⸗ geglied bey der Begattung in die Roͤhre des Weibchen gefugt wer⸗ de. In der folgenden Stelle (V. 12.) fpricht Ar iſtoteles der männliche Polyp unterſcheide ſich von dem weiblichen unter an⸗ dern auch durch den weiſſen Theil in dem einen Fuſſe, welchen die Fiſcher das Zeugeglied nennten. Hier ſcheint er zwar ganz zuverſichtlich als von einer ausgemachten Sache zu ſprechen; aber dennoch zeigt die vorige Stelle ſchon genug, daß er an der Ausſage der Fiſcher zweifelte; noch mehr aber die in dem Buche von den Theilen I. 15, wo es heißt: daß die Polypen den einen Fuß, womit fie nach der Sage der Fiſcher das Weibchen bes fruchten, in die Röhre des Weibchen ſtecken, geſchieht blos um ſich damit feſt zu halten, nicht aber, weil dieſes Glied zur Fort⸗ pflanzung dienen koͤnnte. So viel alſo giebt er zu, daß ſie ei⸗ nen Fuß in bie Ausleerungsroͤhre des Weibchen bey der Den gattung ſtecken; und dieſen Fuß beſchreibt er fo in der erſten Stelle, welche ich ſchon Wort fuͤr Wort uͤberſezt habe; alſo: 79 deoxarn H mÄERTaVGV, „ Es ofUTaTN TE 207 Mom regelte cr ng EE dinge dengon (eg d du, e, rn N ci. | 21 paxeı e é de gal io To A 1 8 ec 4 ; KoruAnderec) rb de 27 mAERTeNM vertan Ev Tode Nice. Dieſe Stelle uͤberſetzt Plinius ganz kurz ſo; cauda vero, quae elt biſulca et acala, in coitu ntituor. Wenn man eauıda nicht für den Fuß nimmt, ſo hat die Ueberſetzung gar keinen Sinn; aber wie ferne Plinius ein Wort fuͤr das andre ſetzen bonufe das moͤgen andre beurteilen. Zur Erklaͤrung des Ariſtoteles traͤgt feine Ueberſetzung nichts bey. Gaza giebt es fo: ultimo vero, quod et acutius, et ſolum albicans eſt, et parte ſui ex- trema bifurcatum et dorſo annexum (dorſum autem partem laevem appellant, a qua acetabulorum ordo inchoatur) hoc ultimo in quam brachio in coitu utitur, Aber p&xic kann nicht dorſum oder den Ruͤcken des Koͤrpers ſelbſt bedeus ten, denn an dem Körper iſt alles glatt, nicht der Ruͤcken als lein; doch man kann eigentlich an dem Koͤrper des Meerpolypen gar keinen Ruͤcken annehmen oder unterſcheiden, weil er an dem obern Theile keinen Knochen, wie die Seekatze hat. Alſo muß cdl ie oder dorſum den obern oder glatten Theil des Fuſſes be⸗ deuten, unter welchen die Saugwarzen ſitzen. Alſo uͤberſetzt Gaza falſch: a qua acetabulorum . atur. Denn auf der obern Seite iſt der Fuß uͤberall glatt; unten aber iſt er von dem Maule an uͤberall rauh von einfachen und doppelten Saug⸗ warzen. Zwar haben die Fuͤſſe oben gegen das Ende zuſammen⸗ gedruͤckte Seiten, wie Koelreuter bemerkt, aber dieſe beyden Seiten kann wohl Ariſtoteles nicht dinguav nennen. Sonſt fagt Haſſelquiſt, daß die Spitze der Fuͤſſe weiß licht reg) c αο aus⸗ ſehe. Veelleicht konnte man alſo 773 ec νντν Toy MÄEHTALDV durch das Aufferfie Ende der Fuͤſſe überſetzen; und fo wuͤrden dieſe Worte nicht von einem einzelnen Fuſſe, ſondern von den Spitzen aller Fuͤſſe zu verſtchn ſeyn. Kurz, ich weiß mir dieſe Stelle ſo wenig zu erklaͤren, als die andre, wo von dem eigentli⸗ chen Zeugegliede die Rede iſt. Daß ein einzelner Fuß zwey groͤſſere Saugewarzen haben ſollte, laͤugnet Rondelet welcher den⸗ noch aber an dem aröffern Meerpolypen allein vier größere Saug⸗ warzen an vier Fuͤſſen wahrgenommen hat. Von einem Zeugeglied an den Fuͤſſen will er nichts wiſſen. Hatte man bey den Meer⸗ B 3 poly⸗ 7 „ * 22 polypen in den groſſen Saugwarzen ſolche Stachel bemerkt, ders gleichen Bellon und Osbek bey dem Dintenfiſche (Loligo) ge⸗ funden haben, ſo wuͤrde ich vermuthen, daß dieſe Stacheln den Fiſchern die Veranlaſſung zu dem eingebildetem Zengegliede ge⸗ geben hätten. Auf einen ähnlichen Gedanken iſt Artedi in der Erklarung von Seba gekommen. Er ſagt, die Aerme der Sees katze ſeyn hohl, und dienten vielleicht zur Begattung, wie die Fühler der Schnecken. Aber dieſe Idee hat noch weniger Grund. Ich gehe nun zu dem zweyten Theile uͤber, an welchem Ariſto⸗ teles die Blackfiſche unterſcheidet. Alle, ſagt er (Hill. Anim. IV. I.) haben den Kopf zwiſchen dem Leibe und den Fuͤſſen. Bey dem Meerpolypen iſt er, ſo lange ſie leben, hart und glei dſam aufgeblaſen. Die Augen liegen oben, das Maul aber unten. (cr. dev, hinterwaͤrts.) Im Maule find zwey Zaͤh⸗ ne; uͤber denſelben zwey groſſe Augen, zwiſchen welchen das kleine Gehirn in einem kleinem Knorpel eingeſchloſſen liegt. Im Maule iſt ein kleiner fleiſchigter Theil, welcher die Stelle der Zunge vertritt. Bald darauf heißt es, in den Meerpolypen finde man keinen ſolchen harten Theil, wie bey den Seekatzen, auſſer dem Knorpel, welcher den Kopf bedeckt, und bey alten Thieren hart wird. An einer andern Stelle (IX. 37.) heiſt es: der Meerpolyp iſt ſonſt ein ſtarkes Thier, aber am Halſe ſchwach, wenn er gedruͤckt wird. Wie dieſes zu verſtehn ſey, wollen wir hernach ſehn; denn eigentlich hat dieſes Geſchlecht keinen Hals. In einer Stelle, welche Athenaeus m) aufbewahrt hat, beſchreibt er die Zähne deutlicher. Sie ſollen beyde ſchwarz ſeyn, und dem Schnabel eines Falken gleichen; der untere ſoll kleiner, der obere aber groͤſſer ſeyn. Alle dieſe Angaben treffen genau mit der Natur uͤberein, wie ich bald zeigen werde; nur daß die Neuern einige Theile am Kopfe genauer beſtimmt haben. Noch muß man bemerken, was Ariſtoteles einigemal erinnert, Plinius aber dennoch nicht beobachtet hat, daß der Leib des Meerpolypen allein von dem gemeinen Manne den Namen des Mole erhalten hatte; und dieſen Sprachgebrauch hat auch Ariſto⸗ in) VII. S. 326. 23 Ariſtoteles an einigen Stellen, wo er Feine Zwepdentigkeit ver urſachen konnte, beybehalten. Das Maul mit den beyden Zähnen liegt zwiſchen den Fuͤſ— ſen an der Wurzel derſelben und iſt mit denſelben umringt. Bel⸗ lon beſchreibt die Zähne an den Meerpolupen als ſchwarz und hornartig, und vergleicht ſie mit einem Papageyſchnabel. Die Augen laͤgen auſſerhalb; mit einem Augenliede bedeckt, fü daß ſie ſehr klein erſcheinen, und man nichts daran als den dun⸗ keln Theil ſehn kann. Den Theil, welchen man fuͤr das Gehirn halten koͤnnte, ſey es mehr nach der Lage und Proportion als der Natur nach. Rondelet laͤßt ſich in der Beſchreibung der Seekatze in einen unnuͤtzen Wortſtreit mit dem Ariſtoteles an, und tadelt den Ausdruck Zaͤhne, da es vielmehr ein Schnabel wie bey den Raubvoͤgeln ſey, wovon der untere Theil ſich in den obern ausgehoͤlten hinein fuͤge. Zaͤhne koͤnne man dieſe Theile nicht nennen, weil ſie beweglich ſeyn, und nicht feſte ſitzen. Und doch vergleicht Ariſtoteles ſelbſt beym Athengeus . diefe Zaͤhne mit einem Falkenſchnabel! Alſo war die Kritik des Rondelet ganz uͤberfluͤßig. Dieſer Schnabel iſt nach dem Ron⸗ delet mit einer dicken und fleiſchigten Haut, wie mit einem Rin⸗ ge umgeben; ſo bald dieſe zerriſſen wird, giebt ſich das Gebiß aus einander. Statt der Zunge dient ein ſchwammigtes Fleiſch im Maule. Die Beſchreibung des Kopfs am Meerpolypen, welche Haſ⸗ felauift gegeben hat, iſt ziemlich verworren. Er ſoll platt ges druͤckt, kurz und am Grunde rund ſeyn. Bald hernach ſagt er, der Kopf ſey ein wenig erhaben (parumeleratum) wartzig anzu⸗ fuͤhlen, (tuberculoſum) und etwas hart. Der Hals viel ſchma⸗ ler als der Leib kurz, und etwas zylindriſch. Die Augen ſtuͤn⸗ den an den Seiten des Kopfs hervor, und ſeyen groß; der Schnabel dreymahl laͤnger als der Kopf, gegen den Kopf enger und gegen die Fuͤſſe breiter. Die zwey Kinladen an der Spitze des Schnabels ſeyn hornartig, die eine klein, die andre groß, am Grunde dreytheilig, die beyden Seitentheile (obus) halb zirkelfoͤrmig, der hinterhaͤutige Rand ſtumpf dreyeckigt. Das B 4 Ende 24 Ende der Kinlade vorn ſpitzig, am Grunde erhaben, und von dem uͤbrigen Koͤrper der Kinlade unterſchieden, ſtumpf, und hinten am Rande etwas haͤutig. Endlich giebt er die Laͤnge des Halſes zu 1 Zoll, des Kopfes zu + Zoll an. Deutlicher und beſtimmter beſchreibt Koelreuter alle dieſe Theile des Koͤpfs an feinen Meerpolypen. Die Mundoͤfnung liegt im Centro der Fuͤſſe, iſt klein, elliptiſch und perpendikular gegen die horizontale Lage der Augen. Die hervorragenden Spitzen der zwey ſchwaͤrzlichen Zaͤhne ſtellen den krummen Schna⸗ bel eines Papagey vor. Die Lippen, welche die Mundoͤfnung enger machen und zuſammenziehn, ſind duͤnn, gefalten, in viele Lappen zerſchnitten, und am Rande mit ganz kleinen Franzen beſezt. Der kleine Kopf am Scheitel etwas eingedruͤckt, unten aber mehr platt. Zwey runde groffe Augen auf den Seiten. Den hintern engern Theil kann man fuͤr den Hals halten; aber er iſt ſo kurz, und ſo wenig vom Kopfe unterſchieden, daß er dieſen Namen nicht verdient. An allen Exemplaren, das Fleins ſte ausgenommen, fand Koelreuter am Kopfe dreyhaͤutige ſchmale Anhaͤnge, wie Bartfaſern, eine vor, die andre uͤber dem Auge gegen den hintern Winkel zu, die dritte hinter dem Auge. Die uͤber dem Auge war zweymal laͤnger, als die an⸗ dern; alle drey aber lieſſen ſich ſehr lang ausdehnen. Der Kopf war am ganzen Thier der haͤrteſte Theil, und widerſtand dem Drucke am meiſten, wegen der knorpelhaften Woͤlbung des Schaͤdels. An dem Dintenfiſche (Loſigo) fand Osbek den Kopf und die Fuͤhlhoͤrner durchſichtig, mit feinen ſchwarzen Tuͤpfeln punc⸗ tirt; den Schnabel, gleich einem Habichtſchnabel, ſchwarz; die Kinnladen kurz, ſpitzig und gekruͤmmt. Der Schnabel war von dem zirkelrunden zerriſſenen Maule umgeben; die Aus gen groß und ſchwarz. Von derſelben Art ſagt Otto Fabriz, der Kopf ſey kurz, rundlicht, und haͤnge durch einen kurzen Hals mit dem Leibe zuſammen. Auf jeder Seite ſtehe ein blaues Auge, welches ſich in die Hole zurückziehn laſſe. Das Maul liege mitten zwiſchen den Fuͤſſen, ſey runzlicht, und mit einem ſchwarzen Papageyſchnabel, oder zwey krummen Kinnladen ver⸗ fehn, EE — usa en — —— en «7 25 & ſehn, wovon die laͤngere beweglich, die kuͤrzere aber unbeweg⸗ lich ſey. Der dritte Beobachter derſelben Art, Needham hat den Mund, das Gebiß, die Lippe und Zunge weit deutlicher beſchrieben, und auf der erſten und dritten Tafel abgebildet. Die zehn Arme ſtehn um eine dicke, runde und rauhe Lippe herum, Taf. i. Fig. 1. a. worinne der Schnabel ſteckt Die beyden krummen Theile des hornartigen Schnabel, Taf. 3. Fig. 5. ſtecken in einander und bewegen ſich von der Rechten zur Linken. Um ſie herum ſchlieſſet ſich die hoͤkrigte Lippe, wie eine Taſche feſt an, daß ſie nicht los gehn koͤnnen, und man nur etwas von ihnen zu ſehn bekommt Die Mundoͤfnung liegt nicht parallel mit der Flaͤche der Augen ſondern ſenkrecht. In dem ausge⸗ gehoͤlten Schnabel breitet ſich eine mit 9 Reihen von Zähnen beſezte Haut aus, deren ſich der Kalmar bedient, die Nahrung klein zu machen. Der obere breiteſte und umgebogene Theil vertritt die Stelle der Zunge; der untere verlängert fich in eine Roͤhre und bildet den Schlund. Auf der einen Seite, welche in den gröften Kalmars 2 Zoll lang und s Zoll breit iſt, nehmen 9 Reihen von Zaͤhnen die ganze Breite der Haut ein; in jeder Reihe ſtehn 56 Zaͤhne, welche Needham mit dem Mikroſcop unterſucht hat. Die zwey aͤuſſerſten Reihen haben ſtumpfe Zähne; die zwey naͤchſten auf jeder Seite komiſche und ſpitze; die mittelſten ſind dreyzackigt. Die Spitzen ſind alle an der innern Seite nach unten dem Schlunde zugekehrt. Taf. 3. Fig. r. Die Zunge der Seekatze (Sepia) hat Needham ebenfalls unter⸗ ſucht und abgebildet; Taf. 3. Fig. 4. aber dieſe hat nur ſieben Reihen von kleinern Zaͤhnen, wovon die in den drey mittelſten Reihen krummen Kegelchen aͤhnlich ſind, deren Spitzen nach der Grundfläche der unmittelbar folgenden zu liegen. Der vier⸗ te Beobachter, Liſter (Auctar. S. XXII.) ſagt, der Scheitel des Kopfs ſey laͤnglicht und platt; oben an den Seiten ſtehen die groſſen Augen, durch einen kleinen Knorpel, welcher das kleine Gehirn enthaͤlt, unterſchieden. Die Beſchreibung des Swammerdam von der Zunge der Seekatze weicht zwar in einigen Stuͤcken ab, doch kommt fie in B 5 der 3% | nr der Hauptſache mit der Needhamſchen überein. Die Zunge beſteht dem Anſehn nach aus einem ſchwammigten Fleiſche, ei⸗ gentlich aber aus ſieben Knorpeln, die ſowohl unter ſich ſelbſt als vermittelſt einer beſondern Haut zuſammenhaͤngen. Auf je⸗ den dieſer ſieben knorplichten Beingen ſteht eine Reihe von mehr als 60 krummen zaͤhnigten Warzen, die einigermaſſen mit den Warzen der Ochſenzungen uͤbereinkommen. Sie dienen nach Swammerdam darzu, daß das Thier das Treffen deſto beſſer bewegen, und hinunterſchlucken kann. Taf. 50. Fig. 5. 6. 7. Die Geſtalt der Zaͤhne in den verſchiedenen Reihen, und die Richtung der Spitzen hat Swammerdam uͤbergangen, dagegen aber die andern Theile des Kopfs genauer beſchrieben. Der Hals iſt ſehr kurz, und der Ruͤcken ragt mit feiner Spitze ziem- lich uͤber den Hals hin. Das Thier kann auch darunter ſeinen Kopf ſo gut verſtecken, als die Schnecke ſich unter ihrem Ge⸗ haͤuſe. Auch O. Fabriz merkt an, daß der Kalmar feinen Kopf zum Theil in den Leib zuruͤckziehn und verbergen koͤnne. Die Beſchreibung des Auges iſt im deutſchen Swammerdam zwar etwas dunkel, unterdeſſen ſieht man doch, daß er das Au⸗ genlied beſchreibt, wovon Bellon allein ſpricht. Es heißt nem lich, die Hornhaut haͤnge los und ledig von den Augen herab, und laffe ſich über dieſelben hin und herſchieben, ohngefaͤhr fo wie die Blin:haut bey den Thieren. Durch die Hornhaut ſchei⸗ ne der Deckel des Augapfels (uvea?) ſehr ſchoͤn hindurch; dies fer ſehe an der Roche am beſten aus, wo ihn Steno beſchrie⸗ ben habe. Auf der andern Seite des Auges rage der Augap⸗ fel ein wenig hervor, und ſey daſelbſt nicht vollkommen rund. Faͤllt der Deckel des Augapfels darüber hin, fo werde dem Au⸗ ge das Geſicht ganzlich benommen. Die Zeichnung von den Augen erleichtert und erklaͤrt die Beſchreibung ſehr wenig. An trocknen Exemplaren laſſen ſich dieſe Theile nicht erkennen; daher kann ich nicht ſagen, wie fern der Bau dieſes Augenliedes mit dem Augenliede der Roche uͤbereinſtimme. An der Seekatze beſchreibt Joh. Chr. Fabriz (Reiſe nach Norwegen S. 288) die Augen als groß, und ſchwarz mit einer ſilberfarbnen Iris. Bep dem Dintenfiche des Seba Tab. IV. finde ich n EN, A 5 a 27 daß die Augen ganz aus dem Kopfe heraus ſtehn, und der Stern durch eine dicke Haut bedeckt wird. Re Der Ruͤſſel befteht aus zwey beweglichen Kinnladen, wo⸗ von die obere die untere aufnimmt und wie der Deckel einer Buͤchſe umſchlieſſet. Das Stuck Fleiſch, welches den Schnabel wie eine Lippe umſchließt, iſt kugelrund, und zuweilen runzlicht, wie ein zuſammengeſchnuͤrter Beutel. Der Schnabel beſteht aus einem Hornbein, iſt oben beym Gebiſſe dicke und ſtark, unten aber, wo die Muskeln angewachſen ſind, haͤutig und flechſenartig. Oben ſieht er dunkelcaſtanienbraun, unten aber roͤther aus. Die untere Kinnlade hat gleichſam zwey Fluͤgel an den Seiten, Taf. L. fig. 3. a. in welche die obere Kiunlade tritt, wenn fie ſich nach der untern zu bewegt. Dies ſind die lobi ſemiciroulares in- baſi maxillae, welche Haffelguift erwaͤhnt. Sonſt ſind beyde Kinnladen vorn krumgebogen, inwendig ausgehoͤlt, und in der Hoͤlung liegt die Zunge. Mehr laͤßt ſich durch Worte nicht bes ſchreiben; man muß das Gebiß ſelbſt vor Augen haben; deun auch felbft die Zeichnungen des Swammerdam machen die übrig gen Umſtaͤnde nicht deutlicher. In den untern Theil der Zunge ergieffet ſich ein Speichelgang, welcher von zwey Druͤſen kommt, die zu beyden Seiten des Schlundes in der Bruſt liegen. Sie haben zwey Kanaͤle, die ſich aber bald mit einander vereinigen. Ehe ich die Beſchreibung dieſer Theile am Kopfe endige, muß ich noch die Stelle des Plinius anführen, welche einer Verbeſſerung bedarf. Es heißt von den Meerpolypen: natant obliqui in ca- put, quod praedurum eft ſufflatione viventibus. Axiſtoteles hingegen, aus dem die Stelle uͤberſetzt iſt, ſagt, der Kopf ſey, ſo lange das Thier lebe, hart und gleichſam aufgeblaſen. Daher billige ich die Verbeſſerung des L. Th. Gronov a), welcher et ſufflatum viventibus lieſet. Conr. Geßner hat mit Grunde die Gloſſe des Heſych, welcher das Wort 7 von dem Kopfe des Meerpolypen erklaͤrt, auf dieſen Umſtand bezogen; denn das Wort bedeutet einen aufgeblaſenen Koͤrper. Uebrigens aber muß ich bekennen, daß ich noch bey keinem Schriftſteller die Bemerkung des Ariſtoteles von dem Kopfe beſtaͤtiget gefunden R habe. a) Ad Plinii Librum IX. S. 105, 28 habe. Dies kan aber auch daher kommen, weil bis jetzt wenige Naturforſcher die Gelegenheit hatten, alle Arten lebendig auf einmal zu gleicher Zeit zu beobachten und mit einander zu vergleichen. Die Geſtalt des Leibes, und deſſen Verhaͤltniß zu dem Kopfe und zu den Fuͤſſen machen ein Hanptfennzeichen aus, durch wel⸗ ches ſchon Auiſtoteles ſehr geſchickt, die einzeln Arten dieſes Ges ſchlechts zu unterſcheiden gelehrt hat. Der dritte Theil, den man an den Körper der Blakfiſche unterſcheidet, ſagt Ariſtoteles b), iſt der Leib, (xures) welcher alle innere Theile enthält, und den einige ganz unrecht den Kopf nennen, und der kleine Fluͤgel, welcher rund um den Leib herum geht, und dem Thiere zum Schwimmen dient. Die Meerpolypen haben lange Fuͤſſe und kleinen Leib; die andern aber kurze Fuͤſſe und groſſen Leib, ſo daß fie auch mit dieſen Fuͤſſen nicht gehn koͤnnen. Unter ſich ſelbſt find die Arten alſo verſchieden. Der Dinten fiſch (revhis) iſt laͤn⸗ ger, die Seekatze aber (lepia) breiter. Die fogenannten Teuber find viel groͤſſer als die Dintenfiſche, (reubidec) denn ſie erreichen eine Groͤſſe von fünf Fuͤſſen. Doch giebt es auch Seekatzen von zwey Fuͤſſen; und die Fuͤſſe der Meerpolypen ſind oft noch laͤnger. Es giebt auch eine kleine Art von 7e. Sie unterſcheiden ſich von den andern ( -eußidec) durch die Geſtalt des Leibes. Denn das ſpitzige Ende an ihrem Leibe iſt breiter, auch gehn die Flügel um den ganzen Leib herum; bey der rev hingegen find fie klei⸗ ner. Uebrigens leben beyde im offenen Meere. Das Fleiſch am Lei— be läßt ſich nur in die Runde, nicht aber gerade krennen; oben daruͤber geht bey allen noch ein Fell. Auch unterſcheidet ſich das maͤnnliche Geſchlecht merklich von dem weiblichen, inſon⸗ derheit bey der Seekatze. Denn die obere Seite des Leibes iſt nicht allein ſchwaͤrzer als die untere, ſondern auch rauher und mit bunten Streifen gegieret bey dem Männchen, auch iſt das Schwan⸗ zende ſpitziger. Daß die maͤnnliche Seekatze auf dem Ruͤcken ſchwaͤr⸗ b" HA IV. 1. Hier leſe ich mit einer alten Ausgabe re eyros ſtatt var 70 note, we (che Leſeart offenbar falſch ift. „ In dem folgenden leſe ich mit Geßnern : er de ac myevos , oder 5 de 11 75 vos. Aνν wo ſonſt . de 20 yevos ſtehet/ welches Gaza überfent: Genus teuthorum pufillum elt. € — ͥͤ — 29 ſchwaͤrzer und bunter ſey, wiederholt Ariſtoteles V. 12. und 18. Die Meerpolypen haben keinen Knochen im Rücken, weil ihr Leib klein iſt, die Fuͤſſe hingegen lang. (de Part. a. II g.) Daß der Leib der Meerpolypen allein den Namen des Kopfs führe, bes zeuget er (de Part Vg) ebenfalls; warum er dleſe Benennung an deu andern Arten mißbilliget, oder vielmehr, warum man im gemeinen Leben nur allein dem Leibe des Meerpolypen dieſelbe ges geben hat, davon mag wohl die Urfache allein in der runden Ge, ſtalt zu ſuchen ſeyn, welche eher mit der Bildung eines Kopfes uͤberein kommt. | Die Flügel, welche den Leib umgeben, hängen bey den anz dern Arten zuſammen, wie auch bey den groſſen Dintenfiſchen; (reubo) die kleinern aber und ſogenannten reubides haben einen breiten Flügel, und nicht fo ſchmal, wie bey den Seekatzen und Meerpolypen; auch geht er nicht um den ganzen Leib herum, ſondern fange in der Mute an. Dieſe Flügel dienen ihnen zum Schwimmen und Steuern, wie den Voͤgeln der Schwanz und den Fiſchen die Schwanzfloſſen. Bey den Meerpolypen ſind dieſe Fluͤgel am kleineſten und ganz unmerklich, weil ſie einen kleinen Leib haben, und dieſen mit den Fuͤſſen hinlaͤuglich regieren koͤnnen. (De Partibus IV. 9.) Plinius hat nur wenig von dieſen Stel⸗ len uͤberſetzt; Sepiarum generis mares varii & nigriores con- ſtantiaeque majoris, und alſo kan man auch hier keine Erlaͤute— rung aus ihm erwarten. Alles trifft in den eben jetzt angefuͤhrten Stellen des Arıfloteles mit der Natur vollkommen uͤberein, und alle von ihm genannten Arten laſſen ſich wieder erkennen, bis auf diejenigen, welche er eb Jes und Teudıg nennt. Nach ſeiner An⸗ gabe unterfcheiden ſich die Teo gel nicht allein durch eine anſehnli⸗ chere Groͤſſe von denen, welche Teudsses heiſſen, ſondern auch durch die Geſtalt des Leibes. Das ſpitzige Schwanzende iſt bey ihnen breiter, und die Fluͤgel gehn rund um den ganzen Leib; da fie bey der Teuthis kuͤrzer ſind. Beyde leben übrigens im offnen Meere. Hier ſteht im Origmal gleich nach dem erſten Perioden ein Satz, der einer Mißdeutung fähig iſt: ger. NER yevig eAiyor ray reugav: welches Gaza uͤberſetzt, die Art Teuthus iſt klein; es kan abee auch heiſſen: die Art, welche Die heißt, 30 heißt, iſt felten und nicht zahlreich. Conr. Geßner verftand die Stelle mit Rondelet fo, als wenn A. fagen wollte, es gäbe auch eine kleine Art von Teöher; und in dieſem Sinne las er: 40 de Tıyeveg oder egrı de A yeros. Bis jetzt ſehe ich noch nicht den Grund ein, warum ich die Geßneriſche Leſeart der ges meinen vorziehen ſollte, wenn ich dieſe in dem Sinne annehme, den ich ſchon vorher angegeben habe, nicht nach der Ueberſetzung des Gaza. Die alte Leſeart hat fo viel für ſich, als die neue vorgeſchlagene. Faſt aber wollte ich ſagen, daß die alte den Vor⸗ zug verdiene; denn Ariſtoteles unterſcheidet auch in der andern Stelle (de Part. IV. 9.) die beyden Arten durch die Groͤſſe, wo er ſagt: Die Fluͤgel find bey den groſſen reuheng zuſammen⸗ haͤngend, und gehn rund um den Leib herun; bey der klei⸗ nern, und ſogenannten reogis find. die Fluͤgel breiter und nicht fo ſchmal, wie bey den Seekaͤtzen und Meerpoly⸗ pen, und fangen erſt in der Mitte an, gehn alſo nicht rund um den Leib. In ſoferne hat alſo Athengeus nicht Unrecht, wenn er dem Ariſtoteles ſagen läßt (S. 3 2.) der Teuthus unter⸗ ſcheide ſich blos durch die Groͤſſe von der Teuthis. Ferner heißt es daſelbſt, er erreiche die Groͤſſe von drey Spannen; da Ariſtote⸗ les 5 Fuß ( ns) geſetzt hatte. Er habe eine roͤthliche Farbe, und einen Schweinsmagen. Von der Teuthis laͤßt Athengeus den Philoſophen ſagen, fie habe unten kleine, oben groͤſſere Züffe, den rechten Faͤnger dicker, und den ganzen Koͤrper zaͤrter und laͤnglichter. Daß der ganze Koͤrper der Teuthis aus weichern Fleiſche beſtehe, hat A. ſelbſt angemerkt; (de Part. IV. 5.) das übrige hat Athe⸗ naeus aus verlohrnen Schriften genommen. Unter den Neuern hat Bellon zuerſt beyde Arten zu unterſcheiden geſucht, und un⸗ ter zwey verſchledenen Namen beſchrieben. Weil er aber keine Zeichnung gegeben, und in der Beſchreibung ſelbſt Dinge mit eins ander vermiſcht hat, welche dem Teuthus des Ariſtoteles nicht zukommen, fo dienen feine beyden Kapitel nur um die Frage mehr zu verwirren. Sein Lollius oder Teuthus iſt groͤſſer als Teu⸗ this, am Hintertheile ſpitziger; die Fluͤgel gehn um den ganzen Leib, welcher laͤuglicht, knorbelhaft, und mit zwey Haͤuten be⸗ deckt iſt. Das Schwerdt oder der Knochen im Ruͤcken iſt ſchmaͤ⸗ N s ler, — nom 31 ler, mehr knorpelartig, durchſichtig wie Glaß, und in eine duͤnne Scheide 75 Den Lollius ſollen die Roͤmer und Venetia⸗ ner jetzt Totena, die Loligo aber Calamaro, die Franzoſen Caſſeron, die von Genua und Marſeille Totena, die von Ba⸗ jonne Cornet oder Corniche nennen. Die Teuths iſt nach Bellon länger im Leibe als die Seekatze; die Fiügel etwas brei⸗ ter, und ſetzen in der Mitte an. Das Schwerbdt ſteckt nur auf der einen Seite in dem Ruͤcken. (alteri tantum tergoris parti inherentem). Das wichtigſte, was Bellon beym Lollius an⸗ gemerkt hat, ſind die drey knoͤchern ſtarken und ſpitzigen Stacheln, womit die Sauger beſetzt ſeyn ſollen. Rondelet fuͤhrte die nehm⸗ lichen Stellen des Ariſtoteles an, verſtand fie fo wie ich, und dennoch beſchrieb und bildete er eine Art für den Teuthus ab, die gar keine Aehnlichkeit mit der Beſchreibung des Axiſtoteles hat. Zwar hat ſie einen breitern Hintertheil in der Figur als die Teuthis; aber die Fluͤgel fangen noch unter der Mitte an, da ſie um den ganzen Leib gehn ſollten, wie ſchon Conr. Geßner ganz recht erinnerte. Von der Seekatze unterſcheidet Rondelet ſeinen Teuthus durch folgende Stucke: Der Leib iſt langer, runder, und ſpitzig; das Schwerdt duͤnn, ſchmal, knorpelartig und durch⸗ ſichtig, der rechte Faͤnger dicker; die Dinte liegt nicht unten, ſon⸗ dern oben neben der Mutis; die Flügel breiter, gehn nicht um den ganzen Leib, und endigen ſich an den Seiten in einen ſpitzigen Winkel. Nach ihm heißt der Lolllus in Montpellier Calamar, in der Provence Tothena, und bey den Einwohnern von Bas jonne Coenetz und Corniches „ doch ſo, daß dieſe die kleine Art von der groſſen unterſcheiden. Die kleine Art, oder Teuthis beſchreibt Rondelet zu kurz. Sie wird nie fo groß, wie die erz fie; die breiten Flügel ſetzen weiter unten an; der Hintertheil geht ſpitziger zu, und auch das Schwerdt iſt ſpitziger. In Frankreich heißt fie Caſſeron, in Montpellier Glaugio. In der Zeich⸗ nung des Rondelet zeigt ſich allerdings ein Unterſchied des Hin⸗ tertheiles und Schwerdtes, aber feine groſſe Art iſt der Teuthus des Ariſtoteles nicht, ſo wenig als die vom Bellon beſchriebene, fo lange man bey der gewoͤhnlichen Erklaͤrung des Ariſtoteles bleibt. 3 255 ſcheint den Lollius dadurch unterſchleden zu haben, 32 haben, daß die Flügel oder Floſſen weiter nach dem Hinterende hinab gehn. Alle dieſe drey Gelehrte ſcheinen darinne mit einan— der einfiimmig, den Teuthus des Alriſtoteles nicht, wie einige Grammatiker, nach der Analogie die Endigung gethan haben, für das maͤnnliche Geſchlecht, ſondern für eine verſchiedene Art zu halten; nur haben ſie keine Art entdeckt, auf welche die Beſchreibung des Ariſtoteles genau paſſet. Solvian hat ſich auf dieſen Zweifel gar nicht eingelaſſen, ſondern ſich auch hier mehr als er ſollte mit der Philologie beſchaͤftiget. Er kennt überhaupt auch diejenige Art nicht, welche Rondelet Loligo- par va nannte, und die Linnee unter dem Namen Sepia media auf⸗ genommen hat, da die groſſe Art bey ihm Sepia Logio heißt. Fuͤr die letztere groſſe Art erklaͤrt Linnee ſelbſt den Dintenfiſch, wel⸗ chen Needham und Ospbek beſchrieben haben. Needham hat das männliche Thier von oben und unten vorgeſtellt; und da zer gen ſich die Floſſen, wie zwey Dreyecke an den Seiten des Leibes. Sie fangen etwas über der Mitte des Ruͤckeus, nicht am Ran⸗ de, ſondern mehr einwaͤrts auf dem Ruͤcken ſelbſt an, gehn aber nicht ganz bis auf das Ende des Hintertheils, ſondern laſſen die ſtumpfe Spitze frey. Das feine, elaſtiſche, und wie Frauenglaß durchſichtige Schwerdt hat ausgeſtreckt das Anſehn eines laͤnglich⸗ ten Doalg; in feiner natürlichen Lage aber iſt es in der Länge ſei⸗ ner groſſen Axe zuſammengerollt. Nach Osbek iſt der Schwanz ſcharf geſpitzt und mit einer weichen rhomboidiſchen Floßfeder bes deckt. Die Schaale, (fo nennt Osbek den Leib,) iſt weich, zy⸗ lindriſch, vorne dicker, glatt und rothfleckigt. Mit dieſer Des ſchreibung ſtimmt allerdings der Character des Linnee uͤberein: Corpore fubeylindrico ſubulato, canda ancipiti rhombea. Nur daß Linne die Theile anders nennt, als es die Natur der Sache leidet. Einen Schwanz hat dieſes Geſchlecht nicht; und was Linnee ſo nennt, iſt die Spitze des laͤnglichten Leibes bey den Dintenfifchen. Die Fluͤgel oder Floſſen welche Ariſtoteles mit einem den Flügeln und Floſſen gemeinſchaftlichen Namen belegt, nennt Linnee den Rand. Nondelets Figur kommt mit den Be⸗ ſchreibungen des Osbek und Needham nicht uͤberein; denn das Schwerdt des Needhamiſchen Dintenfiſches gleicht * von vonder 33 Nondelets kleinen Dintenfiſche; und das Hintertheil an dem groſſen Dintenfiſche iſt des Rondelet weit ſtumpfer, als es Os⸗ bek beſchreibt, und die Floſſen gehn weiter heruuter. Die kleine Art unterſcheidet Linnee alſo: Corpore depreſſo caudato ancipiti, | Nach der beygefuͤgten kurzen Veſchreibung gleicht fie der Sees katze (Sepia officinalis) auſſer daß die Haut an den Seiten nicht die ganze Laͤnge des Leibes einnimmt, ſondern in der Haͤlfte anfängt. Er führt dabeh den Rondelet allein an; aber dieſer hatte die kleine Art mit der groͤſſern, nicht mit der Seekatze vers glichen, und einige wenige Kennzeichen angegeben, welche Linnee übergangen hat. Nach ihm bleibt der niedergedruͤckte ſtumpfe Leib das einzige Unterſcheidungszeichen der kleinen Art. Aber davon erwaͤhnt Rondelet gar nichts; vielmehr iſt nach ihm das Hin⸗ tertheil und das Schwerdt bey der kleinen Art ſpitziger. Doch hier bleibe ich ſtehn. Die uͤbrigen Beſchreibungen werde ich in dem ſyſtematiſchen Verzeichniſſe beleuchten. Hier iſt genug, wenn ich anführe, daß die Neuern noch keine Art entdeckt has ben, worinne man den Ariſtoteliſchen Teuthus wieder erkennen koͤunnte, nach der Art, wie man feine Beſchreibung erklaͤrt hat. Und doch glaube ich, daß Rondelet und Bellon den Unterſchied getroffen haben. Nach der Bemerkung des Alriſtoteles zerfallt alſo dieſes Thiergeſchlecht in zwey Abtheilungen. Die erſte begreift die Meerpolypen mit und ohne Hauß, mit rundem ſackfoͤrmigen Leibe, ohne deutliche Floſſen, ohne einen Knochen oder Knor— pel im Ruͤcken, mit 8 langen, faſt gleichen Fuͤßen mit Saugern beſetzt, und durch eine Schwimmhaut verbunden. Die zweyte enthält die Blakfiſche mit 6 kuͤrzern Fuͤſſen mit Saugern, und zwey laͤngern Faͤngern mit Saugern, einem groͤſſeren und laͤngern Leibe, den zwey Floſſen zur Seite rund um oder zur Haͤlfte umgeben, und einen Kuochen oder Knorpel im Ruͤcken. Die Floſſen, welche den Leib der zweiten Abtheilung umgeben, find bey den Meerpolypen ſehr klein und unmerklich; obgleich die Abbildung des Salvian Taf. 5 8. am Hinterleibe eine deut liche Schwimmhaut zeigt. Weil die Meerpolypen auf ihren faſt Nleichlangen Fuͤſſen gehn, und e ſch damit regieren koͤnnen, ſo verfeßs 34 versetzte die Natur die Schwimmhant oder Floſſen an den Grund der Fuͤſſe, welche dadurch, wie die Schwimmfuͤſſe der Waſſer⸗ vögel, verbunden und zum Schwimmen geſchickt find. Dem groſſen Dintenſiſche dienen ſeine dreyeckigten Floſſen ſich damit aus dem Meere zu erheben, und gleichſam zu fliegen, wenn er von Albekoree (Seeder thynnus) und andern Naubfiſchen ver- folgt wird. Das Thier ſtreckt dabey ſeine Aerme und Floſſen aus, wie Osbek (S. 85.) berichtet. Dem Ariſtoteles ſcheint dieſe Eigenſchaft unbekannt geweſen zu ſeyn; wenigſtens erwaͤhnt er des Umiſtandes nirgends in den uͤbriggebliebenen Schriften. Varro führt ihn zuerſt an, und leitet den lateiniſchen Namen Loligo davon her; als wenn er urſpruͤnglich Voligo geheiſſen hätte. Nach dem Plinius, Oppian, Aelian, Iſidorus und Al⸗ bertus Magnus ſollen ſich dieſe Thiere zu Zeiten in groſſen Haufen über das Meer erheben; dies geht an, weil ſie in Ge⸗ ſellſchaft leben. Aber wenn Trebius Niger beym Plinius erzählt, daß fie bisweilen in folder Menge auffloͤgen, daß fie die Fahr⸗ zeuge verſenkten, fo erkennet man ſogleich den Hang des Man⸗ nes die Sachen zu uͤbertreiben. Nach dem Plinius und Plu⸗ tarch ſoll dies Aufftiegen der Dintenfiſche einen bevorſtehenden Sturm andeuten, ſo wie auch der Meerpolyp, wenn er an das Ufer geht, und ſich an die Felſen haͤngt. Plutarch ſuchte hier⸗ von die Urſache in der Kaͤlte und Bewegung des untern Waſſers; aber, wenn man überlegt, daß die Dintenfiſche fo wie die flie⸗ genden Fiſche ſich durch dieſes Mittel den Verfolgungen ihrer Feinde, der Naubfiſche, zu entziehen ſuchen; ſo hat man die Ur⸗ ſache deutlich vor Augen liegen, und der Grund von irgend einer Vorbedeukung fallt auf einmal weg. In der Mitte dieſer beyden Abtheilungen ſteht der kleine Blakfiſch, den Rondelet zuerſt unter dem Namen Sepiola be⸗ ſchrieben, und Linnee unter dem nehmlichen Namen in fein Re⸗ giſter aufgenommen hat. Linnee unterſcheidet ſie blos durch ihre Kleinheit, und die beyden kleinen runden Fluͤgel am Hin⸗ terleibe. NRondelet giebt ihr 8 Fuͤſſe und 2 Faͤnger; und fo zeigt auch ſeine Figur 8 Fuͤſſe und 2 Faͤnger; denn er hat das kleine Thier, welches nicht gröffer als ein ſtarker Daum iſt, von unten — — | 35 unten und oben abgebildet. Im Ruͤcken hat es weder Knochen noch Knorpel. Es iſt bunt, und hat auf dem Rüden kleine Puncte. Die Augen hat Pondelet ſehr berverragend abgebil⸗ det, in der Beſchreibung aber erwaͤhnt er nichts davon. Das Fleiſch ſoll weicher und ſchmackhafter als an den Meerpolypen und an der Seekatze ſeyn. Im Fruͤhjabr faͤngt man dieſe Art in Menge mit den Fiſchen. Rondelet ſieht fie mit Recht als eine Mittelart an, welche ſich den Meerpolypen Durch ehren klei⸗ nen breiten und runden Leib nähert. Unter den Neuern hat Pennant dieſe Art allein beſchrieben und abgebildet (Britifh Zoology Vol IV 1774. Tab XXIX. fig. 46.) Nach ihm hat fie einen kurzen am Grunde zugerundeten Leib, eine runde Floſſe an ieder Seite, und zwey Faͤnger. Er will fie von Flintſhire erhalten haben. Die Abbildung trift mit der Figur des Ron— delet uͤberein. Ueber die verſchiedene Zeichnung des Ruͤckens bey dem maͤnnlichen Geſchlechte, inſonderheit der Seekatze, finde ich in den Neuern keine Bemerkung aufgezeichnet, welche ich nutzen koͤnnte. Zwar hat Seba von manchen Arten dieſes Geſchlechts Männchen und Weibchen abgebildet, und beſchrieben; aber das Spiel der Farben laͤßt ſich mit Worten nicht gut aus druͤcken, und ein illuminirtes Exemplar von Seha habe ich noch nicht ger ſehn. Was uͤbrigens die Farbe des Leibes anbelangt, ſo wird man unten mehr davon angemerkt finden; wo von dem Far⸗ benwechſel der Meerpolypen die Rede iſt. Was unten am Bauche zuerſt in die Augen faͤllt, und ſehr ſeltſam ſcheint, iſt die Oeffnung deſſelben, welche von Na⸗ tur ſo groß iſt, daß Swammerdam bey der Seekatze die ganze flache Hand zwiſchen den Bauch und feine muſkuloͤſe Decke bins einſtecken konnte. An den Meerpolypen war ſie ebenfalls ſo weit, daß Koelreuter dadurch die kungen ſehn konnte. Der Bauch ſelbſt, ſagt Koelreuter, ſey ein muſkuloͤſer Sack, in dem man auſſer den Lungen die Eingeweide in eigne Haͤute ein— gewickelt liegen ſehe. Was Koelreuter Lungen nennt, heißt bey Swammerdam Kiefen; dieſe kan man auch bey der Sees katze ohne Schnitt am vordern Theile des Bauchs durch die na⸗ 82 tuͤrlich e 36 türliche Oeffnung ſehn. Auch Ariſtoteles hat dieſe Oeffnung angemerkt, wo er die Lage der Roͤhre beſtimmt; denn er ſetzt fie über den Ort, wo das Gehaͤuſe (eAuDes) von einander ſteht, und das Meerwaſſer hinein geht. (de Generat. I. 15) Geßner zweifelte bey dieſer Stelle, daß es wahrſcheinlich ſey, daß das Waſſer durch dieſe Oeffnung dringe. Ich finde auch nicht, daß irgend ein Schriftſteller eine Vermuthung uͤber die Beſtimmung dieſer Oeffnung gewagt habe. Unterdeſſen halte ich die Ausſage des Ariſtoteles fuͤr wahr; denn auf dieſe Art koͤnnen nur die kungen oder Kiefen mit dem Waſſer in Verbin⸗ dung geſetzt werden. Oben über der Oeffnung an der Bruſt liegt die Roͤhre oder Spritze, welche ſich über die untere Oberfläche des Kopfes erſtreckt. Sie ſtellt einen umgekehrten Trichter vor, der unten weit und offen, oben aber enge iſt. Bei der Seekatze nennt ihn Swammerdam den aus werfenden Sack; er iſt da weiß und muſkulöͤs. Beym Dintenfifche gleicht er ebenfalls einem Trichter, und dient nach Needham die ſchwarze Dinte heraus zu laſſen. Bey dem Meerpolypen fand Koeln euter den obern Theil der Roͤhre ein wenig nach auſſen gebogen, ſo daß ſie ſich etwas von dem Kopfe entfernte. Zu beyden Seiten der Roͤhre ſtehn zwey knorplichte, mu⸗ ſkulöſe, eyrunde, mit ihr veremigte, inwendig hohle Theile J, welche durch die zwei großen knorplichten Warzen, welche Swammerdam in der durchgeſchnittenen und ausgebreiteten muſkuloͤſen Haut, welche die Eingeweide des Bauchs locker in ſich enthält, zu beyden Seiten Taf. L. fig. 1. bey g. g. abge⸗ bildet hat, beſchloſſen werden ſollen. Swammerdam fand, daß dieſe Warzen zuweilen in den eyrunden Hoͤlen ſteckten, aber auch manchmal davon los waren. Er wußte nicht, ob dieſe Warzen natürlich und allezeit in die Hölen paſſen, und mit ihr nen vereiniget find oder nicht; weil er aber nicht bemerken konn⸗ te daß etwas abgebrochen oder losgeriſſen war, und die War⸗ zen auch glatt und gleichſam polirt waren, ſo hielt er dafuͤr, daß die Seekatze nach Gefallen die Warzen in die Hoͤlen hinein treiben und wieder zuruͤck ziehn koͤnne, nachdem es die Um— ſtaͤnde e Par Fari 39, ftände erfoderten. Zu dieſer Abſicht dienen nach feiner Meinung zwey länglichte, weiße und ſtarke Fleiſchſtraͤnge h. h. welche man durch die natuͤrliche Oefnung ohne Schnitt blos in der Bruſt liegen ſieht. Dieſe vereinigen von obenher die Hoͤlen; unten aber liegen ſie in dem auswerfenden Sacke. Sie dienen wahrſcheinlich die Hoͤlen gegen die Warzen zu bewegen, und den auswerfenden Sack zu erweitern, damit ſowohl der Koht als die andern abzuſondernden Feuchtigkeiten deſto bequemer durch den Trichter ausgelaſſen werden koͤnnen. Wenn dieſe Theile alſo in einander geſchloſſen ſind, ſey es unmoͤglich die ganze Hand in den Leib hinein zu bringen; man koͤnne dies nicht eher thun, als nachdem die Warzen von den Hölen losgewichen find. Der auswerfende Sack iſt ziemlich veſt und muſkulöͤs. Unten, wo er an die Bruſt anſchliefft, hat er von innen gleichſam eine klei⸗ ne Quappe, die wie ein breites Zuͤnglein au ſieht. Dieſen Theil hat Swammerdan nicht abgebildet; und ſonſt finde ich ihn nirgend erwaͤhnt. Needham hat in der zweyten Kupfertafel an der aufges ſchnittenen Haut des Dintenfiſches bey a. a. ebenfalls zwey Warzen abgebildet, welche nach der Erklarung in die beyden Hoͤlen paſſen, welche in b. b. vorgeſtellt find. Dieſe Hoͤlen er— ſcheinen in der Abbildung wie zwey ſchmale laͤuglichte Beutel neben der Roͤhre; auch find die Warzen viel ſchmaͤler und gerade vorgeſtellt. Vielleicht zeigen ſich die Hoͤlen ſo ſchmal und lang, wenn fie durch die damit verbundenen Muſkel nach Swammer⸗ dams Meinung zuſammen und in die Laͤnge gezogen werden. Dieſe beyden Muſkel nennt Needham parallele und zylindriſche Knorpel, welche bey e. c. zu ſehn find, beyde Seiten der Roͤhre unterſtuͤtzen und von einander halten. Das Behaͤltniß des ſchwarzen Saftes liegt bey dem Dintenfiſche dergeſtalt, zwi— ſchen dieſen Knorpeln, daß ſein Hals bis in die Roͤhre geht, und ſich in derſelben Öffnet. Der Abfuͤhrungskanal iſt bey D, vorgeſtellt. In der Abbildung der kleinen Sepia (Sepiola) hat Rondelet die beyden Hoͤlen neben der Roͤhre ganz deutlich vor⸗ geſtellt, aber nicht beſchrieben. An dem Meerpolypen beſchreibt Koelreuter die nehmlichen Theile, wie ich glaube, unter amı C 3 dern 38 dern Namen alſo: An dem Grunde der Roͤhre liegt zu beyden Seiten eine zuſämmengefaltene Haut, (velum connivens) welche eine groſſe Hoͤle vorſtellt, wenn man ſie entwickelt, die nicht viel kleiner aſs die groſſe Oeffnung der Roͤhre if. Der Boden geht ſtumpf zu und iſt ohne Oeffnung. Die Roͤhre ſo⸗ wohl als dieſe Hölen, (vela) beſtehen aus ſtarken und veſten Haͤvten, welche eine muſkuldſe Hant, die fie in Bewegung ſetzt, einſchlieſſen. Bey einigen kam ihm die Roͤhre ganz knorplicht und elaſtiſch vor. Wenn man ſich den Rand der Nöhre und der Hoͤlen mit dem oberſten Rande des Bauchs vereiniget, und den Hals der Röhre zuſammengezogen vorſtellt, fo wird die ganze Bauchhoͤle geſchloſſen ſeyn; und es ıft wahrſcheinlich, ſagt K, daß das Thier im Leben dieſe bald mehr, bald weni⸗ ger, nachdem es die Noth erfordert, verfchlieffen werde. In dem Raume, welcher zwiſchen dem unterm Rande der Roͤhre, der Hoͤlen, und dem oberſten Rande des Bauchks uͤbrig bleibt, und bey dem kleinſten von K. Meerpolypen 5 Linien betrug, bemerkt man an den Seiten zwey mufkuloͤſe Fleiſchſtraͤnge „ wel⸗ che von dem gemeinſchaftlichen Winkel der Roͤhre und der Höfe mit einem breiten und faſt rhomboidiſchen Anfange entſpringen, und durch eine muffuldfe Haut mit einander verbunden find; in deren Mitte man zwey Oeffnungen bemerkt, wovon die ober⸗ ſte, uͤber der andern, einen duͤnnen Eiſendrath 2 Linien tief aufnahm; in die untere und weitere Oeffnung aber ging dieſer Drath 3 Linien tief hinein. Die Canaͤle, zu welchen dieſe Oeffnungen gehoͤren, laufen zwiſchen der muſkuloͤſen Haut her⸗ ab. Die Mitte der muſkuloͤſen Haut aber erhebt ſich, ſobald ſie den oberſten Rand des Bauchs in der Mitte erreicht hat, ge⸗ gen ihn, vereiniget ſich mit demſelben, und bildet eine Scheide⸗ wand 3 4 Linien lang. Bey dem groͤſſern ebenfalls im Wein⸗ geiſt aufbewahrten Meerpolypen fand K. weder die zwey Oeff⸗ nungen in der muſkuloͤſen Haut, noch die Scheidewand, ob er gleich den Finger zwey Zoll tief in die Bauchhöfe ganz bequem ſtecken kounte. Doch ſah er zwey ſolche Oeffnungen ganz deut⸗ lich neben einander am Rande eines breiten und muſkuloͤſen Bandes, welches ein Theil von der linken muſkuloͤſen See (lacer- * 39 (lacertus) war, liegen, und auſſerdem noch zwey andere halb— mondförmige Oeffnungen, welche am obern Bogen knorplicht waren, wo vielleicht ihr Ende abgeriſſen war. Wenigſtens zeigten ſich in der innern Flaͤche des Bauchs, welche den Oeff⸗ nungen zugekehrt war, die übrigen Theile der Canale, wovon der eine der Maſtdarm, der andere aber der Ausgang vom Dintenbeutel war, wie K. bey der Zergliederung geſehen haben will. Endlich bemerkte er noch an dem groͤßten ſeiner Polypen an dem hintern Theile des Bauchs zur Linken an der Seite auf der aͤuſſern Oberfläche ein rundliches offnes Loch, welches eine binie im Durchmeſſer hatte, und in welches ein duͤnner Stil 4 Linien tief hinein ginge. Als er die Haut, unter welcher es lag, mit dem Meſſer trennte, ſo zeigte ſich ein Canal von einem weiſſen und harten Weſen, deſſen Hoͤlung gegen den Ausgang enger ward. Eine Linie weit von dem Ausgange erhob ſich die Sub⸗ ſtanz des Canals von innen, machte enien Sack, (linus) und bildete dadurch eine falſche Klaͤppe, welche den Inhalt des Ca⸗ nals aufzuhalten dient. Der Stil ging zwar von auſſen leicht hinein; aber von innen ſtieß er bey der Klappe an. Der Ca⸗ nal war uͤbrigens innen glatt, und enthielt nichts als kleine Stuͤckgen von einer Meerpflanze. Er lief vier Linien lang uns ter der Haut weg, ging hierauf in die Bauchhoͤle; an dleſer Stelle brach er ab, und ließ von ſeinem Wege nur Spuren zuruͤck, welche man in der innern Hoͤle des Vauchs fehen konnte. Dies iſt alles was Koelreuter von den innern Theilen bemerkt hat. Die erſten beiten Oeffnungen, welche er in der Mitte der muſkuloͤſen Haut zwiſchen den Fleiſchſtraͤngen fand, find eben dieſelbigen, welche Swammerdam Taf. LI. fig. 1. bey g. g. vorgeſtellt hat. Sie liegen auf der rechten Seite (im Kupfer) unter der Oeffnung des Darms neben einander, nicht über eins ander, aber doch etwas von einander entfernt. Swammer⸗ dam ſagt, durch dieſe kurze Roͤhrgen werde eine ſaamenartige Materie ausgeworfen. Auf eben diefer Seite etwas höher und uͤber dem leberartigen Theile, welcher Mytis heißt, bey O. bildet Sm. eine offne Roͤhre ab, welche los ſeyn und im Leibe hin und her ſchlottern ſoll. Dies iſt der Ausgang des Darms, in 5 C4 den 4⁰ den ſich am Ende noch der Canal des Dintenbehaͤlters oͤffnet, wie man aus der lig 5. noch deutlicher ſehen kann. In der linken Seite (des Kupfers) zeigt ſich, aber etwas tiefer als die beyden kleinen Roͤhrgen der Saamenmaterie, noch ein faſt eben fo weiter Kanal mit feiner Oeffnung bey u, welcher eben⸗ falls im Leibe los herum ſchlottern, und durch welchen die Hode ſelbſt ihren Saamen auslaſſen, und endlich durch die ge⸗ meinſchaftliche Roͤhre in das Meer ausſchuͤtten ſoll. Dieſen letzten Canal hielt Koelreuter wahrſcheinlich für den Ausgang des Dintenbehältniffes. Bey dem Dintenfiſche fand Needham zwey hohle Roͤhren uͤber dem linken Knorpel liegen, die veſt an einander hingen, obgleich ihre Hoͤlen abgeſondert waren. Er hat fie Taf. II. bey f. f. vorgeſtellt, und verſichert, daß fie dem Laich, wenn er austreten will, nicht zum Ausgange dienen. Doch wuͤſte er ſicher, daß im Leibe des maͤnnlichen Dintenfiſches zwey Gefaͤße von gleicher Beſchaffenheit ſind, die gleichergeſtalt ſo liegen, wo der Laich ſeinen Ausgang nimmt. In der weiblichen Seekatze hat Swammerdam Taf. LII. fig. X. bey b. nur eine ſolche Roͤhre neben der Darmoͤffnung an der linken Seite abgebildet, durch welche die Eyer gehn ſollen. Aber er geſteht ſelbſt, daß er von dieſer fruͤhern Zeichnung keine rechte Erklaͤrung zu geben wuͤſte. Die zweite große Roͤhre, oder Ca⸗ nal, welchen Swammerdam und Koelreuter gefunden has ben, erwähnt Needham gar nicht. Auch will der franzoͤſiſche Ueberſetzer ſeines Werks den Taf. II. bey D. vorgeſtellten Theil lieber fuͤr die Oeffnung des Maſtdarms angeſehen wiſſen, als des Dintenbehaͤltniſſes. Die Oeffnung des Afters, welche Koelreuter bey dem grof en Meerpolypen in dem hintern Theile des Bauchs zur Linken ind, muß man wirklich als etwas auſſerordentliches anſehn, vielleicht als ein Kennzeichen einer eignen Art; nur Scha daß Koelreuter nicht ſagt, ob er die gewöhnlichen beyden ſen Canaͤle vorn, worunter der Darmkanal, bey feinen ; en Volgpen ebenfalls gefunden habe. Nach Liſter hat die rplichte Röhre einen groſſen faſt ganz offnen Ausgang; hinten . er wird fie breiter, und inwen⸗ dig durch zwey ſtarke knorplich e Schenkel auf beyden Seiten befe⸗ 41 befeſtiget. Dies nennt Liſter auch die Luft- oder Kiefenroͤhre, durch welche das Waſſer eingezogen und ausgeworfen werde. In der Roͤhre befinde ſich eine Lippe oder knorplichte Zunge, etwas breit, die ſich falten laſſen, und darzu diene, den Ein⸗ gang oder Austritt des Waſſers oder jeder andern Feuchtigkeit zu befoͤrdern oder zu verhindern. Unten an der Roͤhre iſt der Ausgang des Darms und Dintenbeutels, welche beybe in ei— ner groſſen Strecke durch gemeinſchaftliche Haͤute verbunden find, und ihre Oefnung neben einander haben. Auch die Mut⸗ ter hat die nehmliche Verbindung und denſelben Ausgang mit den vorigen Theilen. Fig. 4. ſtellt die Roͤhre mit den zwey Schenkeln abgeſondert vor; die zwey Muffel an den Seiten in der Mitte der Figur erwaͤhnt auch die Erklaͤrung nicht. Die Roͤhre von dem Bauche haben alle Arten von Blak⸗ fiſchen mit einander gemein, ſelbſt der Bewohner des Schiff⸗ boot. Ariſtoteles (EI. A. IV. 1.) und aus ihm Plinius, ſagt, daß das Thier dadurch ſich des Meerwaſſers entledige, welches mit der Nahrung durch den Mund in den Bauch gedrungen ſey. Es koͤnne dieſelbe auch nach Gefallen auf die linke und rechte Seite bewegen, und ergieſſe dadurch ſeine Dinte. Es iſt allſo ein Irrthum, wenn Needham in der deutſchen Ueber⸗ ſetzung des Paſtor Goͤtze (Berliner Sammlungen X. B. 343. Seite) ſagt, er habe zwar noch keinen Meerpolypen geſehn, fo viel er aber aus den Beſchreibungen der beſten Schriftfteller urteilen koͤnne, ſo ſey das, was hauptſaͤchlich den Kalmar von der Sepia (vermuthlich wollte er ſagen, den Meerpolypen von dem Kalmar und der Sepia) unterſcheidet, ein langer roͤhrenfoͤrmiger Körper, den er auf d m Ruͤcken habe, und der ihm im Schwimmen zum Ruder d' Denn die Naturfors ſcher hatten angemerkt, daß er ihn ch den Orten, wohin er ſich begeben will, bald links ba echts hängen laſſe. Zu dieſer irrigen Vorſtellung hat o zweifel Plinius die Ver- anlaſſung gegeben, welcher IX XX. 44. ſagt: EN polypis fiſtula in dorfo, qua transr‘'lunt mare, eamque modo in dextram, modo in ſiniſtr ain transferunt. Zwar ſcheint Ariſtoteles am angeführten J te ebenfalls dieſe Roͤhre, aber C5 . nicht 42 nicht an Mücken, den Meerpolypen allein zu geben; aber an andern Stellen ſpricht er von ihr als einem allen Arten gemein⸗ ſchaftlichen Theile. Dieſe Bemerkung hat ſchon Salvian (S. 160) gemacht, welcher auch wider den Ariſtoteles erins nert, daß die Roͤhre nicht uͤber den Fuͤſſen, wie er ſagt, (Urea Toy mAenTavov) fondern mehr unter denſelben liege. Doch dieſe Erinnerung war ziemlich uͤberflußig! Wie aber Rondelet ſagen konnte: Fiſtula elt in ventre fimplex mari, feminae duplex begreife ich nicht, wenn er anders die gemeinſchaftliche, groſſe, trichterfoͤrmige Roͤhre meinte. Viel undeutlicher iſt die Beſchreibung von Haſſelguiſt. Er ſagt, der Unterleib ſey oberwaͤrts offen, und in 4 Faͤcher getheilt, wovon die zwey groͤſſern durch eine perpendikulaͤre, die zwey kleinern aber uber denſelben gegen den Ruͤcken zu, durch eine Scheidewand in die Queere getrennt feyen. Am obern Rande des Bauchs zeige ſich eine Oefnung in die Quee⸗ re von der Groͤſſe einer Gaͤnſefeder. Dies ſey die Oefnung eines Canals, welcher zwiſchen den Haͤuten des Bauchs in der Laͤnge eines halben Zolles herablaufen, und durch welchen die Feuchtigkeit ausgeſchuͤttet werde. Ueber dieſer Oefnung befinde ſich eine haͤutige Roͤhre von trichterfoͤrmiger Geſtalt, die unten frey, am obern Rande des Körpers aber feſt ſey. (ad- nexus). Die untere Oefnung ſey einen Zoll weit, die obere aber habe die Dicke einer Gaͤnſefeder. Zu beyden Seiten habe ſie einen Lappen (lobum) der an den Seiten des Koͤrpers feſt, vorn aber frey ſey. Am allerundeutlichſten iſt, was Otho Fabrik (Fauna Groenl. S. 353) ſagt: ſubtus eminen- tia longitudinalis memb:amam caualiculatam tegens, ad chijus 7 5 inter caudam vaginamque anus ee haben. Es ſcheint faſt, als habe er die Queeroͤfnung des Unterleibes für den After angeſehn. Auch Liſter drückt ſich ſehr dunkel aus, wenn er ſagt, daß die Schultern unten offen zu ſeyn ſchienen, wie bey einigen Flußſchnecken. Von dieſer Oef— nung, und von der Geſtalt des enzen Leibes habe das Thier bey den pee von Suff es den Namen Sleeve, Er⸗ mel, 1 — 42 mel, erhalten. Der Rand der Schultern endige ſich mit drey leicht gezaͤhnten Ausſchweifungen. Der ganze Leib gleiche ſo zerſchnitten, einem Schilde. Was Liſter hier ſinus leviter dentatos nennt, mag vielleicht an dem zuſammengeſchrumpften Thiere allein zu ſehn ſeyn, am Rande der Queeroͤfnung. Die andern Theile, welche man ohne Schnit durch die natuͤrliche Oefnung des Unterleibes ſiehet, find die kungen, wie es Koel⸗ reuter, oder die weichen ſchwammigten Kiefen, wie es Swam⸗ merdam nennt. Sie liegen zu beyden Seiten des Bauchs, und die vielen durch fie laufenden weiſſen Blutgefaͤſſe ſtehen durch die graue Subſtanz derſelben ſehr durch. Swammerdam hat ſie Platte LI. Fig. 1. bey u. abgebildet. Needham meint ohne Zweifel eben dieſe Theile, wie ſchon der franzoͤſiſche Ueberſetzer bemerkt hat, wenn er ſagt: Auf jeder Seite, und etwas unter den beyden Knorpeln iſt ein Haufen durcheinander hergewickelter Gefaͤſſe Pl. II. G. G die ſich in einer fetten und oͤlichten Materie verlieren. Sie ſcheinen mit einer ſchwarzen und undurchſichtigen Feuchtigkeit gefuͤllt zu ſeyn, woraus ich vermuthe, es koͤnnten wohl die Gefaͤſſe ſeyn, worinne der Din⸗ tenſaft zubereitet wird. Dies iſt aber eine bloſſe Vermuthung. Ich trete der Meinung des Swammerdam bey, von welchem ſich die von Koelreuter bloß in dem Namen des Theils unterſcheidet. So viel ſehe ich auch ein, daß auſſer dieſem Theile keiner iſt, den Ariſtoteles mit Haaren vergleichen konnte. Ich meine alfo, daß er denſelben verſtehe, wenn er ſagt: (HJ. A. IV. I.) daß dieſe Thiere in ihrem Leibe einige haarfoͤrmige Theile haben. (Te 4a.) An einer andern Stelle (EI. A. V. 18.) heißt es, daß der männliche Dintenfiſch von dem weiblichen ſich uns terſcheide, denn das Weibgen habe, wenn man das Haar von ein⸗ ander ſondere und nachſaͤhe, inwen ig zwey rothe Körper ), wie Zitzen, die dem Maͤnnchen fehlten. Jetzt ſehe ich, daß auch Rondelet dieſer Meinung iſt. Denn er ſagt, auf beys den Seiten habe die Seekatze einen Theil, der wie aus kleinen > Fe⸗ Hier lieſet nehmlich meine He fcheift gde doe, zwey rothe Koͤr⸗ per, ſtat. eve duo, we Dome Auch Wotton meinte ſchon, daß (reg hier nicht Daͤrme bien konnten, ſondern innere Theile, gleichſam edo rg. 44 Federn zuſammengeſetzt ſcheine. Dieſe vertreten nach ſeiner Meinung die Stelle der Kiefen und heiſſen beym Ariſtoteles haarförmige Theile. Einen zweyten Beweis für dieſe Erklaͤ⸗ rung finde ich nun in der Stelle des Ariſtoteles, (Hist. Anim. IV. 4.) wo er von den ein und zweyſchaaligen Muſcheln ſpricht. Alle dieſe haben, ſagt er, die haarfoͤrmigen Theile (ra 71 ach) im Kreiſe liegen, wie die Kammuſcheln. Ehemals er; klaͤrte ich dieſe Stelle von den duͤnnen Faͤden, welche bie mehr⸗ ſten von den genannten Mufchein aus ſich ſelbſt, wie die Spin; nen und Seidenraupen ſpinnen, um ſich damit an fremde för: per zu befeſtigen. Den Mechanismus hat Liſter (Exercit. III) aber weit genauer Reaumur beſchrieben. (Menıoires de l’ Acad, 1711. p. 109. Année 1717. p. 177). Aber jezt ſehe ich ein, daß die Beſchreibung der Lage auf dieſe Faͤden nicht paßt; ich nehme daher ſehr gern die Erklaͤrung, welche Liſter (Exercit. III. S. 7) angegeben hat, an, und verſtehe unter den haars foͤrmigen Theilen die Kiefen, um ſo mehr, weil Ariſtoteles denſelben Theil bey den Blakfiſchen mit demſelben Namen bes legt. Die Beſchreibung der Kiefen an dem groſſen Dintenfiſche des Liſter iſt ſolgende. An dem vordern Theile des Leibes fangen die Kiefen (Taf. 1. Fig. 3.) an, deren ſpitzige Horner gegen den Kopf gerichtet find. Auch fie hängen durch dünne Haͤutgen mit der ledernen Bedeckung am Unterleibe zuſammen. Die Zahl und Geſtalt dieſer Kiefen iſt dieſen Thieren eigen. Es ſind ihrer zwey; und mitten durch ſie geht ein dicker, ſtar⸗ ker Muffel, an den auf beyden Seiten Franzen kammfoͤrmig, und faſt frey und los gefügt find. Die Stelle aus dem Ariſto⸗ teles von den Kiefen war hier dem Liſter nicht beygefallen. Will man nun die innern Theile ſehn, ſo muß man die Roͤhre ſamt den beyden Muſkeln, welche die Hoͤlen neben der Roͤhre bewegen, aus dem Leibe ſchneiden, den obern Theil, oder die Bruſt, behutſam öffnen, und das haͤutige Fell da> von abloͤſen. Alsdann ficht man zuerſt den ſchwankenden und ſchwammigten Theil, den man mit dem alten griechiſchen Na— men Mutis (uuric) belegt. Er beſteht aus zwey länglichten dicken Lappen, welche ſich mit ihrem untern ſpitzigen Ende tief in 45 in ben Bauch erſtrecken; und liegt zu beyden Seiten des Schlun⸗ des, uͤber ihm, und den Geiferdruͤſen, welche Swammer⸗ dam Platte LI. Fig. 5. b. b. abgebildet hat. Unter der Schlund⸗ roͤhre liegt auch die groſſe Schlagader welche aus dem Bau⸗ che in die Höhe ſteigt und dieſem Theile zwey merkliche Zwei⸗ ge in die beyden Lappen mittheilt. Fig. 3. 0. o. Wenn man die aͤußre haͤutige Bedeckung zerſchneidet, fo zeigt ſich das ins nere Weſen deſſelben ſehr weich, und von einer dunkelrothen Farbe, in welchem viele Blutgefaͤſſe ſich verbreiten, aber ſich nur mit Muͤhe von dem Parenchyma abſondern laſſen. Sw. ſagt, dieſer Theil habe nicht die geringſte Aehnlichkeit mit der Leber, doch wolle er deswegen nicht laͤugnen, daß er hier die Stelle derſelben vertrete. Sonſt hat ihn niemand ſo genau be⸗ ſchrieben, als er; ja die meiſten gedenken ſeiner nicht einmal, wie Needham. Ortho Fabriz ſagt (Fauna Groenl.) daß man in dem innern des Bauchs zwey Behaͤltniſſe ſehe, ein groſſes vorau, mit einer dunkelfarbigen (kuſco) Leber gefüllt, und ein kleineres hinten mit einem blaulichten Safte Ariſtoteles ſagt, (H. A. IV. I.) alle weiche Wuͤrmer haͤtten keines von den gewoͤhnlichen Eingeweiden, auſſer dem Theile, welcher Mytis genennt werde, und auſſer demſelben den Dintenbeutel (ei vaury Iorov). Die Mytis liege unter dem Maule, und die Schlundroͤhre gehe durch dieſelbe durch An einer andern Stelle (de Part. IV. I.) erklaͤrt er fich deutlicher über die Bes ſtimmung dieſes Theils, und ſagt, er vertrete bey den weichen Wuͤrmern die Stelle des Organs, welches die Quelle des Les bens bey allen Thieren ſey. Es ſey ein weicher in eine Haut eingeſchloſſener Theil, durch welchen die Schlundroͤhre in den Magen herabgehe. Er liege mehr gegen den Ruͤcken zu, und werde von einigen Mytis genennt. Er ſey weich, aber zu⸗ gleich von einer dicken und zuſammenhaͤngenden Subſtanz (S- par dec) und die Schlundroͤhre gehe in der Mitte durch, weil ſie ſonſt, wenn ſie zwiſchen dieſem Theile und dem Ruͤcken durchginge, wegen der Haut des Ruͤckeus ſich uicht fo weit von der eindringenden Speiſe ausdehnen laffen wurde, Auf der Mytis liege der Darm auswärts, und der Dinfenbeus Rn tel 46 tel bey dem Darme, damit dieſe Theile fo weit als möglich von dem Eingange der Speiſe entfernt ſeyn, und die ſchmutzigen Theile den edlern nicht zu nahe liegen moͤchten. Daß aber die Mylkis die Stelle des Herzens vertrete, zeige ſelbſt der Ort und Lage an; denn an derſelben Stelle liege bey andern Thieren das Herz; wie auch die Suͤßigkeit dieſes weichen und waͤßrig⸗ ten Theils (Uyeoryra ), als welche aus einem reinen recht und durchgearbeiteten Blute beſtehe. (Teeαανν i na ayuaradys) Wider dieſe Meinung des Axiſtoteles führe Rondelet an, daß die Mytis aus einem gelben, ſchlaffen und ſchwammichten We⸗ ſen beſtehe, welches mehr einem Parenchyma als einem Beutel oder Blaſe gleiche, und daher eher mit der Leber als dem Herzen uͤbereinkomme. Auch liege dieſer Theil niedriger und tiefer im Leibe, als das Herz bey den Waſſerthieren zu liegen pflege. In dieſer Meinung ſey er noch mehr beſtaͤtiget worden, als er hinter dem Hirn einen Theil liegen ſahe, der von einer pur⸗ purfarbnen Feuchtigkeit gefaͤrbt war, die er fuͤr das Blut der Seekatze hielt. Dieſer Theil ſey wahrſcheinlich des Thieres Herz. Wirklich hat Swammerdam das Herz im Bauche gefunden, und Platte 52 Fig. 1. abgebilbet. Es hat eine Kammer, und zwey Ohren. Das Blut fand er weißlicht, und nur eine groſſe Schlagader. Von einem Herzbeutel ers waͤhnt er nichts; auch hat er die Vertheilung der Blutgefaͤſſe nicht genau beobachten koͤnnen, weil er von ohngefaͤhr auf die Entdeckung des Herzens gerieth; wodurch alſo die Meinung des Ariſtoteles hinreichend widerlegt wird. Auch ſchon Sea verino hat des Herz des Bewohners vom Schiffboot abgebil⸗ det. Er nennt es Cor cum anticordio. | | Da einige alte Schriftſteller die Mptiv auch Mekon (Ane, papauer) nennen, und der letztere Name eigentlich nur den Schne⸗ cken und Krebsarten zukommt, o ſcheinen fie in bepderley Thieren den Theil, welcher den Namen Mytis und Mekon fuͤhrt, far den⸗ ſelbigen gehalten zu haben. Nach der Vermuthung des Lier führe er in den Schnecken und Krebsarten deswegen den Namen Me⸗ kon, Mohn, weil er dem verdickten Moh ſafte (Meconium) aͤhn⸗ lich ſieht. In beyderley Geſchlechtern liegt bieſer Theil unter ur As 47 Magen; und der Darm geht in denſelben hinein, verbreitet ſich und ſteigt alsdann zuruͤck in die Höhe, fo daß Ariſtoteles darinne, (de Partib. IV. 5.) nicht ganz uneben ſagte, der einfache Darm komme aus der Mekon. Er iſt bald zweytheilig, bald in meh⸗ rere Lappen getheilt, und mit einem waͤßrigten, ſuͤſſen Paren⸗ chyma gefuͤllt, aber ohne Galle. Eben deswegen behauptete Liſter, daß er die Stelle der Blinddaͤrme bey den Fiſchen ver⸗ trete, und nannte ihn Jecur inteſtinale. (Exercitat. Anatom. I. de Cochleis S. 78:88). Bey den Blaffifchen liegt dieſer Theil über dem Magen, ſonſt aber kommt er in der Subſtanz ſowohl als in Anſehung des ſuͤſſen waͤßrichten Parenchyma, mit der Mekon der Krebſe und Schnecken vollkommen überein. Auch hat man darinne keine Galle bemerkt; obgleich einige die Dinte dafuͤr gehalten haben. Es fragt ſich alſo, ob die My⸗ tys wegen der Lage von der Mekon in ihrer Beſtimmung vers ſchieben ſey, und ob ſie mehr die Stelle der Leber vertrete? In einer ſpaͤtern Schrift, (Exercit. Anatom. III.) wo er die Zergliederung eines Dintenfiſches mittheilt, erklaͤrt ſich Liſter hierüber etwas naher, Ich will hier feine Beſchreibung von den Werkzeugen der Verdauung ſowohl als des Lebens ganz mittheilen, welche er durch ziemlich gute Abbildungen Taf. T. erläutert hat, fo daß man darinne den Zuſammenhang einiger Theile mit andern beſſer einſehn kan als in den Zeich— nungen des Swammerdam, welche feiner ſind. Die Speiſe⸗ roͤhre, ſagt er, iſt ſehr duͤnn, eng, und hat vom Ende des Schlundes bis an den Magen eine Laͤnge von 6 Fingern. Sie iſt nicht groͤſſer als eine Entenfeder, und geht durch ein gelblicht oder weißlicht roͤthliches Eingeweide, welches die Alten Mytis nennen: Es liegt in dem obern Theile des Leibes, iſt ohngefaͤhr 4 Finger lang, einen Finger dick, liegt gerade der Laͤnge nach im Leibe ausgeſtreckt, und endiget ſich mit einer Spitze; indem die beyden aͤuſſerſten ſpitzigen Seiten ſich in eine Spitze vereinis gen. Die Speiſeroͤhre geht oben daruͤber hin, und iſt durch eine duͤnne Haut damit verbunden, ſo daß man ihren Gang mit bloſſen Augen bemerken kann, bis in die Mitte; hier geht fe in das Inre, und kommt unten, anf der ee | Seite 48 Seite, einen Finger weit vom Ende, wieder heraus, und vers einiget ſich mit dem Magen. Die Muytis iſt ſehr zart, und mit einem milchigten Safte reichlich gefullt. Auch ſieht man darinne viele Adern oder Gefaͤſſe; ob aber einige davon mit der Speiſeroͤhre, welche durchgeht, ſich vereinigen, daran zweifelt Liſter, weil die Speiſeroͤhre ganz herausgenommen werden koͤnne, wenn man vorſichtig zu Werke gehe. Daher kenne er dieſes Eingeweide auch nicht für das Mekonium, fonz dern vielmehr für ein viſeus hepaticum oder vielmehr praecor- diale halten, weil das meconium ſchon hinlaͤnglich durch die blin⸗ den Anhaͤngſel des Magens erſezt werde. Den Gebrauch, den Ariſtoteles angiebt, kann Liſternicht annehmen; denn er fand das Herz an ſeiner Stelle liegen. Er vermuthet alſo, daß dieſes Einge⸗ weide den Stoff zur Dinte hergebe, wegen der Verbindung, welche es mit dem Darme, der mit der Speiſeroͤhre aus dem Magen kommt, habe; denn mit dem Darme verbinde ſich auch der Dinten⸗ beutel feiner ganzen Länge nach ſehr genau. Es möchten alſo wohl vielleicht einige Gaͤnge aus der Mytis den weniger verarbeiteten Saft beſonders in den Dintenbeutel fuͤhren; oder dieſer Saft moͤchte auch durch den kurzen und geraden Darm in den Beu⸗ tel hinabgehn, um darinne zur Dinte zubereitet zu werden. Bey einen kleinen Dintenfiſche habe er geſehn, daß nicht allein der Dintenbeutel, ſondern auch der Darm und die Anhaͤngſel des Magens mit einer ganz ſchwarzen Feuchtigkeit angeſtellt waren; doch koͤnne er nicht ſagen, ob dieſer Zufall vielleicht durch eine Verſtopfung der Feuchtigkeit oder durch einen Feh⸗ ler des Magens und der Daͤrme verurſacht worden ſey. Mit der Galle habe die Dinte nichts gemein, denn ſie ſey ſuͤß, und gleiche dem milſichten Safte der Mytis vollkommen. Der Dintenbeutel hat die Geſtalt einer Phiole, und unterſcheidet ſich von den andern Theilen durch die ſchwarze Farbe des Safts; auch iſt er groͤſtentheils mit einer ſilberweiſſen Haut bedeckt. Die Dinte, welche Killer in dem Beutel der in einer ſtarken Salzlacke (mıuria) getoͤdeten Dintenfiſche fand, war ganz ſchwarz, und dick, wie Honig. Nach der Erzählung glaub wuͤrdiger Zeugen ſoll das Thier, wenn es auf dem Lande liegt 49 liegt und gereizt wird, feine Dinte wenigſtens auf 6 Fuß weit mit groſſer Gewalt durch die Roͤhre von ſich ſpruͤtzen. Liſter zweifelt daran, daß dieſe Dinte den Alten zum Schreiben ges dient habe; dargegen fuͤhrt er an, daß aus der Augenhoͤle, als er ſie zerſchnitt, eine dicke Feuchtigkeit floß, welche ſchon purpurartig faͤrbte; die cryſtallene Feuchtigkeit ſtellte eine Ku⸗ gel von Amethyſt vor. Das Herz beſtimmt Liſter nur zweifelhaft nach der Lage, weil er an keinem lebendigen Thiere den Schlag deſſelben bemer⸗ ken konnte. Er fand es zwiſchen dem Anfange der beyden Kiefen, von einer gelbroͤthlichen Farbe, und faſt rautenfoͤr⸗ miger Geſtalt. (Taf. I. Fig. 10. m. m. Fig. 3. b). Die Spitze richtet ſich nach der Linken. An dem Winkel, der dem Kopfe naͤher liegt, nimmt es die Hohlader auf (Fig. 10. k, k, k), an dem andern und entferntern Winkel giebt es die groſſe Schlagader von ſich, welche ſich ſofort theilt, und ihre Hauptaͤſte den Kiefen mittheilt. Liſter ſezt den Hauptnutzen der Mytis darinne, daß fie den Lebensſaft laͤnger aufhalte, und ſo dem Herzen zu Huͤlfe komme. Den Beweis nimmt er aus dem Laufe der Hohlader, welche mit einem langen Gange aus dieſem Eingeweide zugleich mit der Speiſeroͤhre her⸗ ausgeht. Fig. 2. ſtellt die Speiſeroͤhre mit Magen, und Din⸗ tenbeutel, Fig. 5. die Mytis mit der Speiſeroͤhre, und Fig. 10. das Herz im Zuſammenhange mit den vorigen Theilen vor. In der Erklaͤrung dieſer Kupfer finde ich, daß die zwey Aeſte der Aarta vas vel ligamentum e corde prodiens heiffen; der gerade Darm iſt in der Figur mit einem Körper umges ben, den die Erklaͤrung ein Meſenterium nennt; und endlich geht aus dem Darme etwas uͤber der Mitte gegen den Magen zu ein Canal nach dem Dintenbeutel, unten etwas uͤber dem Boden den Liſter im Texte nicht erwähnt. Die groͤſte Verſchieden⸗ heit findet ſich in der Mytis, denn dieſe fand Swammerdam bey der Seekatze doppelt; Liſter aber einfach. Sollte bey der Seekatze, die verſchiedene Lage des Beutels, und groͤſſere Menge der Dinte dieſe Verſchiedenheit verurſachen? Auch der Gang der Speiſeroͤhre durch die Mytis iſt etwas verſchieden. | D Die so Die Schlundroͤhre geht unter dem Gehirne und der My⸗ tis hin, und ruht in der Bruſt auf zwey Druͤſen, welche Swammerdam Speicheldruͤſen nennt, und Platte 5 1. Fig. 5. b b. abgebildet hat. Den Magen beſchreibt er in der See: katze als einen kleinen kugelrunden Sack, der in der Mitte ein⸗ gebogen iſt. Ueber ihn laufen viele Blutgefaͤſſe hin. Er be. ſteht aus drey Haͤuten, wovon die mittelſte muſkuloͤs iſt. Die innerſte geht mit der enthaltenen Nahrung ſehr leicht von der mittelſten ab. In dem Magen fanden ſich die Ueberreſte von Garnelen und Fiſchen. Gleich aus dem Magen geht ein einz'ger Darm aus, fo daß alſo der Chylus ſich ſogleich aus dem Magen in die Adern vertheilen muß. Unter dem Darme ſieht man einen Anhang des Magens, der auch ſeine beſon⸗ dere Oefnung in den Magen hat, und ſich recht artig wie eine Schraube ſchneckenfoͤrmig umdreht. Was dies fuͤr ein Theil ſey, will Swammerdam zwar nicht gewiß beſtimmen, vers muthet aber, daß es einte Mogendruͤſe fen, die bey einigen Fiſchen ohngefaͤhr fo ausſaͤhe, ob fie gleich nicht fo umgedreht ſey. Von innen ſey dieſes Organ ganz glatt und ſchluͤpfrig, und ſtrotze von einer Materie, welche wie der Magendruͤſenſaft der Fiſche ausſ che. Der weiſſe Dintenbeutel liegt meiſtenthells - in der linken Seite des Bauchs, und aus ihm geht ein enger Kanal, welcher ſich oben in den Maſtdarm oͤfnet. Der Koth und die Dinte nehmen alſo einen Weg durch die Oefnung des Darms. Der Beutel iſt zum Theil haͤutig, aber auch muſ⸗ fulög, und mit Blutgefaͤſſen verſehn, die darüber hinlaufen. Inwendig ſah Stoammerdam einen druͤſigten Koͤrper, der nach ſeiner Vermuthung die Dinte zeugen oder abſondern mag. Doch hat er dieſen Theil nicht genau unterſucht, auch erwaͤhnt er keinen zufuͤhrenden Canal, welcher den Stoff zur Dinte in die Blaſe bringt. Ein einziger Beutel dieſer Dinte kann viele Eymer Waſſer ſchwarz färben. In den todten Thieren, wels che an den Strand ausgeworfen waren, fand Sw. immer mehr Dinte, als in den lebendig gefangenen. Sie hat Feis nen Geſchmack. Sw. ſagt, er koͤnne daher nicht einſehn, wie dieſer Saft die Bruͤhe koͤnne ſchmackhaft machen, wie | doch — 51 doch die Leute glauben, welche die Dinte mit kochen. Doch eſſe man fie meiſtentheils, nachdem fie an der Luft getrocknet find. Auch Bellon führt an, daß wenn die Fiſcher die Mes ven auf den obenſchwimmenden, entweder durch Alter entkraͤf⸗ teten oder todten Koͤrper der Seekatze haufenweiſe zufliegen ſehn, ſo eilten ſie hinzu, und naͤhmen ſich wohl in Acht, daß ſie beym Herausziehn des Körpers die Dinte nicht auslaufen lieſ— ſen, weil ſie glaubten, daß das Thier ohne die Dinte keine gute Bruͤhe gebe. Die Dinte, welche Sw. in ein Glas ge⸗ goffen hatte, geronn in ein paar Tagen, und zerborſt in viele Stuͤcke, welche auf einem Steine geſtrichen die ſchoͤnſte ſchwarze Farbe gaben. Er bildete ſich daher ein, daß die Indianer ihre Dinte daraus machten. Friſch ſoll ſie ſo ſtark faͤrben, daß die Farbe niemals wieder ausgeht, welches Sw. an einem groben Camelot erfahren haben will. Auch Artedi ſagt in der Erklärung von Seba, daß aus der Dinte der Seekatze die chineſiſche Tuſche gemacht werde. Needham beſchreibt den Magen des Kalmars als einen kleinen Sack, der aus ei⸗ ner durchſichtigen und einer Blaſe aͤhnlichen Membrane beſtehe. Er ſey zwey Zolle lang, 99 einen Zoll breit. Oben endige er ſich in einen langen um Z, Zoll breiten Canal, welcher die Schlundroͤhre iſt. Sumenbig ſey ein andrer Canal, der unter dem Vergroͤſſerungsglaſe aus perpendikularen Faſern beſtehe, und einer betraͤchtlichen Ausdehnung in die Laͤnge und Breite faͤhig ſey. Dieſer Kanal öfne fich nicht in den Magen, ſon⸗ dern gehe in den Canal, der ihn aͤuſſerlich, ohngefaͤhr einen Sechstheil von ſeiner Hoͤhe umgiebt. Von da gehe er uͤber die Wurzel des Schnabels weg woran er befeſtiget iſt, haͤnge ſich durch faſt unmerkliche Baͤnder ohngefaͤhr mitten an die Zunge und den Schlund an, und verliere ſich nachmals im Koͤrper des Thieres. Was dieſer zweyte Canal ſeyn ſoll, laͤßt fich aus der dunkeln und nach der Lage unbeſtimmten? Be⸗ ſchreibung ganz und gar nicht abſehn; vielleicht aber koͤnnte man mit einiger Wahrſcheinlichkeit vermuthen, daß dieſer Ca, nal den beyden von Swammerdam beſchriebenen Speichel⸗ druͤſen unter dem obern Theile des Schlundes zugehoͤre. In D 2 dem 52 dem Schlunde ſelbſt, nahe beym Eingange in den Magen fand Needham einige ganz zerkauete Nahrungstheile, da doch die im Magen befindliche Speife nur halb verdauet war. Hier⸗ aus wollte er ſchlieſſen, daß beym Kalmar etwas dem Wider⸗ kaͤuen aͤhnliches vorgehe. Von dem Safte des Dintenbeutels verſichert er, daß wenn man ihn ausdrückt und in die freye Luft ſezt, oder das ganze Behaͤltniß aus dem Thiere nimmt, er ſich ſogleich verdicke, und eine harte und zerbrechliche Sub ſtanz, wie Holzkohlen werde, die man aber im Waſſer leicht auftöfen koͤnne. Olig. Jacobaeus ) hielt die Tinte für die Galle, und fand fie zum Schreiben bequem. Skopolt führt an, daß wenn man die Dinte mit Eßig verduͤnnet, und etwas Kuͤchenſalz hinzuthut, ſo koͤnne ſie wirklich zum Schreiben die⸗ nen. Le Cat hat die Bemerkung des Swammerdam beſtaͤ⸗ tiget, daß nehmlich die Dinte in der Druͤſe zubereitet werde, welche in dem hintern Theile des Sacks liegt, welcher ſo groß, wie ein Daumen ſeyn ſoll. Die Druͤſe, fagt er, wird ganz deutlich von Nerven gebildet, weiche in den Sack gehn, und ſich da in eine Art von brepartigen flockigten Büfchel (buiſſon pulpeux, lanugineux) verwandeln, in welchen ſich die Enden der Saftgefaͤſſe (vailleaux liquoreux) ergieſſen. Dieſe Din⸗ te gleicht, wenn ſie fluͤßig iſt, der Farbe auf der braunen Haut (choroiden) des menſchlichen Auges, trocken ſieht fie wie Kohlen aus, und iſt koͤrnigt, wie das Product der ſchwar⸗ zen Feuchtigkeit der Neger, wenn biefe getrocknet und mit Weingeiſt niedergeſchlagen wird. Dieſer animaliſche Aethiops zeigt ſich wie bey den Aethiopiern haͤufiger nach dem Tode als im Leben. Soweit gehen die Bemerkungen der Neuern uͤber die in⸗ nern Theile des Dintenfiſches und der Seekatze. Denn die übrigen Arten find noch nicht hinlaͤnglich nach ihrem innern Bau beſchrieben und zergliedert worden. Selbſt der Kalmar iſt noch nicht genau nach allen innern Theilen beſchrieben; denn Needham hat die Lage des Darms und des Dintenbeutels *) In Adtis Hafnsenf. Barth. V. S 283. Scopoli Annus Hiſtor. 4 | S. 128. Die Bemerkung von Le Cat kenne ichnur nochaus Bom are. 53 gar nicht erwähnt, oder nicht gehörig beſtimmt. Deſto ges nauer ſcheinen dagegen die Bemerkungen des Ariſtoteles, wel⸗ cher alle Arten von Blakfiſchen unterſucht, und den Bau ihrer innern Theile mit einander verglichen, auch ihre Beſtimmung erklärt hat. Er ſagt in feiner Thiergeſchichte (IV. 1.): In dem Maule befindet ſich ein kleiner fleiſchigter Theil, welcher die Stelle der Zunge vertritt; auf ihn folgt ein langer und ene ger Schlund, und endlich ein großer Kropf, wie bey den Bis geln. Mit dieſem iſt der Magen verbunden, wie der Pfalter der wiederkaͤuenden Thiere, und gleicht der Geſtalt nach der Windung der Schnecken. Von hieran geht ein duͤnner Darm aufwaͤrts nach dem Maule zu, welcher aber doch dicker iſt als der Schlund. Außer der Mytis und dem Dintenbeutel findet ſich ſonſt kein Eingeweide in dem Thiere. Unter allen hat die Seekatze die meiſte Dinte. Die Thiere ergießen dieſen Saft, wenn ſie in Furcht gerathen, inſonderheit aber die Seekatze. Da wo der Darm ſich nach oben zu biegt, liegt unterwaͤrts der Dintenbeutel, deſſen Ableitungscanal durch die nehmliche Haut mit dem Darm verbunden iſt, fo daß alſo der Aus wurf und die Dinte durch dieſelbe Oeffnung ihren Ausgang haben. In der zweyten Stelle (IX. 37) heißt es: Die Seekatze iſt unter allen weichen Wuͤrmern die liſtigſte, und braucht ihre Dinte auch um ſich darinne zu verbergen; da im Gegentheil der Meers polyp und der Kalmar blos aus Furcht ihre Dinte von ſich ſpritzen. Alle dieſe Thiere geben niemals auf einmal alle Din— te von ſich; auch vermehrt ſie ſich wiederum nach geſchehener Ergießung. Die Seekatze kehrt in ihre ausgeſpruͤtzte Dinte zu— ruͤck, und verbirgt ſich darinne, nachdem ſie ſich angeſtellt hatte, als wenn fie vorwärts fliehn wolte. In der dritten Stelle (de Partibus II. 8.) wiederholt er das nehmliche von dem Schlunde, Kopfe, Magen, und einfachen Darme, und ſetzt hinzu, daß bey den Seekatzen und Meerpolypen der Magen ſo— wohl in der Geſtalt als dem Gefühle nach gleichgültig ſey. Hins gegen haͤtten die ſogenannten Kalmars (Tev$ides) zwar ebenfalls einen doppelten Magen; doch ſey der eine davon weniger einem Kropfe aͤhnlich. Auch ſeyen 8 e von jenem in der Geſtalt unter⸗ D 3 „ſchie⸗ 54 ſchieden, ſo wie auch der ganze Koͤrper aus einem weichern Fleiſche beſtehe. Als ein Mittel zu ihrer Erhaltung haben dieſe Thiere die Dinte in einem haͤutigen Baͤutel, deſſen Ende und Ausgang mit der Oeffnung des Darms vereiniget iſt, da wo der Aus— wurf des Darms durch die ſogenannte Röhre, welche am Baus che liegt, fortgeſchaft wird. Alle weiche Wuͤrmer haben einen Dintenartigen Saft, die Seekatze aber den meiſten. Sobald ſie in Schrecken gerathen und einen Feind fuͤrchten, brauchen ſie den ausgeſpritzten ſchwarzen Saft als einen Schirm. Die Kalmars und Meerpolypen haben den Dintenbeutel oberwaͤrts, mehr auf der Leber liegen; die Seekatze aber unten am Magen, und groͤſſer, weil ſie mehr Dinte braucht. Sie haͤlt ſich nehm⸗ lich mehr am Strande des Meeres auf, und hat keinen andern Schutz, ſo wie die Meerpolypen, die ihre Fuͤſſe und Veraͤnde— rung der Farbe, ſo wie auch die Ergieſſung des Dintenſafts zu ihrer Vertheidigung und Erhaltung brauchen, ſobald ſie einen Feind fuͤrchten. Der Kalmar haͤlt ſich dagegen mehr auf dem offenen Meere auf. Die Seekatze hat alſo aus dieſer Urſache mehr Dinte, und zwar unten im Bauche, eben weil der Beu⸗ tel groͤſſer iſt. Denn der Saft läßt ſich auch von weiten bequem aus einem vollern Behaͤltniſſe ſpritzen. Die Dinte entſteht fo wie bey den Voͤgeln der weiſſe erdigte Satz in dem Auswurfe, weil ſie keine Harnblaſe haben. Denn der erdigte Theil ſondert ſich in der Dinte ab, und zwar au haͤufigſten bey der Seekatze, weil ſie in ihrem Koͤrper die meiſten erdigten Theile hat. Zum Beweiſe dient ihr Nuͤckenbein, dergleichen den Meerpolypen ganz fehlt; bey den Kalmars aber iſt dieſer Theil mehr knorpelartig und duͤnne. Hieraus iſt deutlich, daß Ariſtoteles den ſchnecken⸗ foͤrmiggewundenen Theil für den eigentlichen Magen angeſehn habe, den vordern Sack aber fuͤr einen Kropf. Die Lage des Dintenbeutels iſt nach feiner Bemerkung bey den Arten ebenfalls verſchieden; denn bey der Seekatze liegt er unten neben dem Magenz bey dem Kalmar und Meerpolypen aber mehr oben auf der Mytis oder Leber. Ueberdieß hat der Kalmar auch keinen ſol⸗ chen Kropf, wie die Meerpolypen und Seekatzen, und ſelbſt der Magen iſt in der Geſtalt verſchieden. Athengeus, 5 er | — 55 cher mehrere Stellen aus den verlohrnen Schriften des Ari⸗ ſtoteles aufbewahrt hat, fuͤhrt aus denſelben an (S. 326) daß der Kalmar einen Magen habe wie die Schweine. Sein Dintenſaft ſey blaß oder gelb ( οσ und der ſchaaligte Theil am Ruͤcken esgaxov) fehr klein und knorpelhaft. Einen of⸗ fenbaren Fehler begeht Athengeus, wenn er ſagt, der Din⸗ tenſaft ſey in der Leber enthalten (ev cn are) da Ariſtoteles ihn auf die Leber ſezt. (ent 7j de). Eben dieſen Fehler begeht er, wenn er (S. 316) von dem Meerpolyppen ſagt, er habe keinen ſchwarzen Dintenſaft, wie die Seekatze, ſondern einen roͤthlichen, in dem Theile, welcher hier mit einem an⸗ dern Namen ennie heißt, welcher jeboch bey den Schne⸗ ckenarten gewöhnlicher iſt. Di ſer Theil liege user dem Mas gen wie eine Blaſe. Noch auffallender iſt es, wenn berſelbe Schriftſteller ebenfalls aus dem Ariſtoteles erzaͤhlt, der Din⸗ tenſaft der Seekatze fen in der Leber oder Mytis enthalt en; dies ſe aber liege wie eine Blafe neben dem Maule. Ihr Magen fen glatt und breit oder platt (Yανανανονν; und dem Walter eines Ochſenwagen aͤhnlich. Einiges iſt in dieſer lezten Nach⸗ richt wenigſtens offenbar fall), und widerſpricht dem, was Ariſtoteles in feiner Thiergeſchichte ſelbſt fast. Die übrigen Bemerkungen muͤſſen wir auf Glauben annehmen, und man kann ſich nur in ſo weit auf die Treue dieſes Compilators ver⸗ laſſen, als die von ihm angefuͤhrten Bemerkungen der Natur ſelbſt nicht widerſprechen. Das Wort miauwdns wird viel⸗ leicht richtiger durch faltigt uͤberſezt; denn in dieſem Sinne braucht es Ariſtoteles vom Magen. Der genaue Redi iſt der einzige, welcher die Werkzeuge der Verdauung in drey Arten verglichen und abgebildet hat); und feine Beſchreibung rechtfertiget den Ariſtoteles vollkommen, obgleich Medi die Beſtimmung eines Theils verſchieden angiebt. Fig. 2 ſtellt den ganzen Darmkanal mit dem darneben liegenden Dinten⸗ beutel des Meerpolypen vor. Das Maul iſt nach der Be— ſchreibung mit einem ſchwarzen Schnabel, wie am Papagey bewafnet; die Schlundröhre hat einen Kropf e; der kleine D 4 Mas *) Degli Animali viventi negli animali viventi S. 48. Platte 23. Magen f. ift muſkuloͤs und beſteht aus dicken Haͤuten. Unter dem Magen in einer ziemlichen Entfernung hänge am Dar⸗ me ein andrer ſchneckenfoͤrmig gewundener Darm oder blinder Anhang. An einem weiblichen groſſen Meerpolypen, welcher 18 Pfunde wog, und von der Art war, welche ſtatt der ges woͤhnlichen 8 Fuͤſſe nur 5 hatte, fand Redi den Magen von auſſen wie auch das Fleiſch am Leibe ganz mit Blattern oder Blaſen beſezt, welche weiſſe, platte Wuͤrmer enthielten, welche Platte 23 Fig. 1. abgebildet ſind. In der Seekatze Fig. 3. endiget ſich der Schlund gerade ohne eine kropfartige Erweiterung in einen groſſen laͤnglichten Sack, aus dem in der Mitte der Darm gerade in die Hoͤhe ſteigt; unter dieſem aber der viel kleinere ſchneckenfoͤrmig gewundene Theil entſpringt, den Redi den Blinddarm, ſo wie den andern Sack den Magen nennt. Bey dem Meerpolypen haͤngt alſo der ſchneckenfoͤrmige Theil unter dem Magen am Darme, welcher noch tief in den Bauch hinunter geht, und ſich hierauf nach oben umbiegt⸗ Bey der Seekatze aber iſt der Magen viel groͤſſer und laͤnglicht; und der ſchneckenfoͤrmige Theil liegt unmittelbar neben und an dem Magen zur rechten Seite, und iſt kleiner, ſo wie auch der Darm, welcher gerade aus der Mitte des Magens in die Hoͤhe ſteigt. Auch hat der Meerpolyp eine kropfartige Er⸗ weiterung des Schlundes mehr, wenn man das fuͤr einen Kropf anſieht, was Medi den Magen nennt. Die Ver⸗— dauungswerkzeuge und der Darmkanal des Kalmars, den die Toſkaner Totano nennen, weicht in der Fig. 4. gar ſehr von dem Baue der vorigen ab, wie ſchon Ariſtoteles bemerkt hat. Der Schlund geht ohne Erweiterung, ziemlich kurz, herunter bis an einen kleinen eyfoͤrmigen Sack, der mit einem duͤnnen Halſe ſich in den Schlund oͤfnet Auf der andern Seite ges gen uͤber vereiniget ſich der Darm mit einem kolbigten Ende in den Schlund, ſteigt ſogleich ſchraͤge aufwärts, und vereiniget ſich an feiner Oefnung mit dem Canale des kleinen hier mehr oberwaͤrts liegenden Dintenbeutels. Gerade unter der Ver⸗ einigung des Magens und des Darms ſteigt ein ſehr langer und dicker Darm mit einem ſpitzigen Ende in den Unterleib. Am 57 Am Anfange vereiniget er ſich auf der einen Seite mit dem Mas gen durch einen kurzen, ſchmalen Hals; und auf der andern hat er einen aufwaͤrts ſtehenden Anhang, wie ein Horn. Die⸗ ſen ganzen Darm nennt Redi den zweyten Magen oder den Blinddarm. Die innere Beſchaffenheit und den Inhalt dies fes Theils hat Medi fo wenig als Swammerdam genau in den Arten unterſucht. Daher bleiben wir ungewiß, ob wir der Meinung des Ariſtoteles, oder dieſer beyden Naturfor— ſcher beytreten ſollen. Doch ſcheint es mir, daß Swammer⸗ dam die wenigſte Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich habe, wenn ich den ſonderbaren Bau des Kalmars in Erwaͤgung ziehe. Zwar hat auch Severino *), die Verdauungswerkzeuge nebſt den Geſchlechtstheilen abgebildet; er redet auch vom Magen cum receſſu coniformi candido; aber in der ungeſtalteten Figur, wie fie Valentin gegeben hat, laͤßt fich ſchlechterdings keine Aehnlichkeit mit der Abbildung und Beſchreibung des Redi und Swammerdam bemerken. Auf eben dieſe Art hat Seve⸗ rino **) die innern Theile von dem Bewohner des Schiffboot abgebildet, und eine kurze Erklaͤrung der Figuren beygefuͤgt; aber ſo ſehr auch dieſe Zeichnungen von den Zeichnungen der Theile der uͤbrigen Arten abweichen, ſo laͤßt ſich daraus den⸗ noch nichts mit Sicherheit ſchlieſſen. Ueber die erſte der oben angefuͤhrten Stellen des Ariſto⸗ teles muß ich hier noch eine Erinnerung beybringen, um meine Ueberſetzung zu rechtfertigen. Es heißt nehmlich von dem aufſteigenden Darme Erreger Aero, welches ich dünn üͤberſezt habe; denn es folgt gleich darauf, er fen dennoch dicker (raxureeov) als die Speiſeroͤhre. Doch läßt ſich jenes Wort auch durch ſchmal uͤberſetzen, und dieſes durch breit. Ja fogar hat Salvian in einer Handſchrift FAaTUTegeV gefunden (S. 160) welches allein die Breite anzeigt. Aus den bloſſen Figuren des Redi laͤßt ſich nicht entſcheiden, welches hier der wahre Sinn ſey. Die Stelle, wo Ariſtoteles die Lage der D 5 Dinte ) Zootomia Democritea S. 353. Valentini Amphitheatr. Zootom. II. 170. %) Zootom. S. 355. Valentini Amph, II. S. 167. 58 Dinte angiebt, iſt im Drignial berdorben, und lautet: 4 dee 70 tyre cee Ne 6 oH. Gaza uͤberſezte: At vero atramentum infra continetur, 07 inteſtinum 5 tere incipit fuperiora Er las alſo: 17 de 26 evregev vet Teer, 4d Ten 6. I. Meine Handschrift hat hier eine Luͤcke; ich muſte alſo dem Gaza und der Wahrſcheinlichkeit folgen. Ueber die Vergleichung der Dinte mit dem weiſſen erdigten Harne der Voͤgel waren dem Liſter einige Zweifel eingefallen; und vorzüglich war fie ihm deswegen verbaͤchtig, weil dieſe Thiere, fo wenig als die Schnecken Nieren haben. Aber da: mals begnügte er ſich mit dieſem Zweifel, weil er noch ſelbſt feinen Blakfiſch unterſucht hatte, (Exercitatio Anatomica I. de Cochleis S 142). Seine ſpaͤtern Gedanken habe ich be⸗ reits oben angefuͤhrt. Er giebt auch eine Erklaͤrung von der verdorbnen Stelle des Ariſtoteles (S XXXVI) und übers ſezt ſie alſo: Mutis ergo ſub ore eſt, et gula per eam tendit, hac vero ad inteſtinum fertur atramenti vefica, eademque membrana com inteſtino obvolutum meatum habet, et per eum effundit atramentum et excrementa. Seine Beſchreibung von den Verdauungswerkzeugen iſt ſolgen⸗ de: Der Magen, den Ariſtoteles auch den groſſen Kropf nennt, hat die Geſtalt und Gröffe einer Moſkatennuß; ich fand ihn voll kleiner Fiſche, und Garnelen (Squillis) die faſt ganz aufgeloͤſet waren. Er beſtand aus zwey Haͤuten; die innere war glatt, duͤnn, durchſichtig und faſt knorpeligt; die aͤuſſere dick, und hatte nach der Laͤnge tiefe Runzeln Die innere trennte ſich leicht von der aͤuſſern. Am obern Theil des Magens läuft ein zweyter groſſer und ſpitziger blinder Magen, nach der Spitze des Leides aus, iſt mit einem roͤthlichen Chy⸗ lus gefuͤllt, und hat unter ſich am Anfange noch einen kleinen blinden Anhang, wie Redi es vorgeſtellt hat. Dieſe blinden Anhaͤnge des Magens ſind alle mit einem Chylus gefuͤllt, und uͤbertreffen alle Gefaͤſſe und Daͤrme zuſammen genommen an Watte; daher glaube ich, daß fie die Stelle des Mekonium vertreten. Oer Darm geht von dem obern Theile des Magens und endiget ſich nach einem kurzen Laufe in den After. An ö der⸗ 59 derfelben Stelle nehmlich ‚wo bie Speiſeroͤhre in den Magen geht, ſteigt der dünne Darm Finger lang in die Höhe, und erweitert ſich etwas, um Pen Maſtdarm zu bilden, mit welchem ſich der Birn⸗ oder phiolenfoͤrmige Dintenbeutel ver⸗ bindet. Sonach iſt auch der Pfoͤrtner am obern Theile des Magens, und der Magen ſelbſt iſt in dieſer Ruͤckſicht blind. Uebrigens ſind die Speiſeroͤhre, Darm und Blinddaͤrme, den tagen ausgenommen, auſſerordentlich dünne. Die Abbil— dung dieſer Theile Taf. 1. Fig. 2. ſtimmt in der Anzahl nicht aber in der Lage der Theile mit der Zeichnung des Redi Taf. 23. Fig 4. überein. Denn bey Redi iſt der Magen halb fo groß und liegt in der Queere; und der groffe ſpitzige Blind⸗ darm liegt noch unten gegen die Spitze des Koͤrpers gekehrt, wie Liſter es beſchreibt; bey Liſter aber liegt der noch ein⸗ mal fo groſſe Magen in der Laͤnge, und der groſſe Blinddarm ſchief nach vorn gegen den Hals gerichtet. Aus der Beſchrei⸗ bung des Liſter laßt ſich auch die Variante im Ariſtoteles eini⸗ germaſſen rechtfertigen; denn nach ihm wird der Darm in der Mitte wirklich breiter und bildet eine Art von Sack. Haſſelguiſt hat an dem Meeerpolypen weiter nichts be⸗ merkt, als daß fein Dintenſaft nicht ſchwarz fey. Bey dem Kalmar des Otho Fabriz war der Saft blaulicht; die Lage des Beutels aber iſt nicht genau beſtimmt. Koelreuter ers waͤhnt des Dintenbeutels nur oben hin, und giebt die Farbe des Saftes nicht an. Doch iſt er zu entſchuldigen; denn er hatte Thiere im Weingeiſte vor ſich, die er vermuthlich durch die Zergliederung nicht zerſtoͤren durfte. Auſſer dem Dinten⸗ behaͤltniſſe will Needham beym Kalmar im untern Theile des Bauchs eine Blaſe mit einem hellen und klaren Waſſer gefuns den haben, deſſen Beſtimmung er aber nicht errathen konnte. Dieſe zweyte Blaſe nebſt der Afteroͤfnung am Hinterleibe des groſſen Meerpolypen des Koeireuter bleiben nur noch uners klaͤrlich, ob ich gleich in der Figur, welche Rondelet von dem kleinen wohlriechenden Meerpolypen gegeben hat, an dem hintern Theile des runden Leibes ebenfals eine ſolche Oefnung zu bemerken glaube, Das 60 Das Gehirn, ſagt Swammerdam, liegt in einem Knor⸗ pel eingeſchloſſen, iſt ſehr klein, und theilt ſich links und rechts in zwey rundlichte Hügel. Hinten liegt es im Fette beynahe ganz begraben. Das Fett begleitet auch die Geſichtsnerven bey ihrem Anfange. Sobald dieſe aber durch den Knorpel, welcher das Gehirn einſchlieſſet, gegangen ſind, erweitern ſie ſich in einen herzfoͤrmigen Knopf, woraus fehr viele Faden entſtehen, die nach den Augen zu laufen. Im Auge der See⸗ katze fand er ſehr wenig waͤßrigte Feuchtigkeit, dargegen war die cryſtallene deſto groͤſſer und feſter. Die glaͤſerne Feuchtig⸗ keit hat ſehr wenig oder gar keine Feuchtigkeit und Haͤrte und kam mehr mit der waͤßrigten uͤberein. Vorn entſpringen drey Nerven, und vertheilen ſich in die vordern Theile. Der mittelſte bildet in einiger Entfernung vom Gehirne einen Kno— chen oder Knopf, von welchem viele Stränge oder Faden ſtern⸗ foͤrmig auslaufen. Hinten aus dem Grunde des Gehirns entſpringen zwey groͤſſere Nerven, welche ſich in die Bruſt und in den Bauch verbreiten, und in einer groͤſſern Entfer— nung, als der vorberfie mittelſte, nachdem fie nehmlich un⸗ ter den Muſkeln hingelaufen ſind, welche die beyden Hoͤlen zur Seite der Röhre bewegen, einen groſſen Knoten oder Knopf bilden, aus welchen ſich mehr als 20 kleinere Nervenſtraͤnge in die naͤchſten Theile des Bauchs verbreiten. Swammer⸗ dam hat das Gehirn nebft den Augen und Nerven Platte 52 Fig. II. abgebildet. Auſſer ihm hat auch Liſter (Exercit. III) angemerkt, daß das Gehirn des Dintenfiſches (Sleeve) gegen die Augen gerechnet ſehr klein, rundlicht, etwas zuſammenge⸗ druͤckt, von einem weichen, dichten undurchſichtigen und weiß⸗ lichten Weſen ſey, und die Groͤſſe einer Erbſe habe. Es liegt von allen Seiten frey, auffer vorn, wo die Sehenerven herausgehn. Ein Ruͤckenmark konnte Liſter mit aller Sorgfalt nicht entdecken, wenn nicht etwa, ſezt er hinzu, vorn einige kleine Nerven zu den Fuͤſſen gehn. Daß Liſter nicht eben daſſelbe mit Swammerdam entdeckte, mag vielleicht daher kommen, daß er kein lebendiges Thier unterſuchen konnte; denn ſeine Exemplare hatten im Salz⸗ Be gelegen. Ariſtoteles ſagt in I e ſie aͤtten 61 haͤtten ein kleines Gehien; aber in einer Stelle, welche Athengeus S. 316 anfuͤhrt, ſteht, das Gehirn des Meerpolypen ſey zweytheilig. Von dem Ruͤckenknochen, welcher einigen Arten dieſes Geſchlechts eigen iſt, brauche ich keine weirläuftige Beſchreibung zu geben, weil er hinreichend unter dem Namen Os fepiac be⸗ kannt iſt. Auch hat ihn Swammerdam ſehr umſtaͤndlich nach ſeinem innern Weſen und Zuſammenſetzung beſchrieben. Es wied alſo hier noͤthig ſeyn die Verhaͤltniß dieſes Theils in den verſchiedenen Arten zu beſtimmen. Hierinne mag uns lriſtoteles mit feinen Bemerkungen vorgehn, welcher alle Arten genau unterſucht zu haben ſcheint. Dieſer ſagt alfo : (H. A. IV. 1.) daß ſowohl die Seekatze, als der groffe und kleine Kalmar am Rücken einen feſten und harten Theil habe, welcher bey den Serkatzen Sepium, bey den beyden andern Arten aber das Schwerdt genannt werde. Der Knochen der Seekatze ſey breit und feſt, von einer Subſtanz, der das Mit⸗ tel zwiſchen Graͤten und Knochen halt, init ſchwammigten Hoͤ⸗ lungen. Bey den Kalmaren iſt dieſer Theil duͤnner (ſchmaler) und mehr knorpelartig. Auch iſt er der Geſtalt nach in dieſen drey Arten unterſchieden, ſo wie auch ihr Leib ſelbſt. Die Meerpolypen haben in ihrem Koͤrper keinen dergleichen feſten Theil, auſſer dem Kopfe, deſſen Bedeckung knorpelartig iſt, und bey alten Thieren hart wird. Die zweyte Stelle iſt be⸗ reits oben angeführt worden. Rondelet beſchreibt das Schwerdt des groſſen Kalmars, welchen er für den re geg des Ariſto⸗ teles hält, als einen knorpelhaften dünnen ſchmalen und durch⸗ ſichtigen Theil. Bey dem kleinem Kalmar aber, welcher reu- dig des Aliſtoteles ſeyn fo, iſt das Schwerdt ſpitziger. Beys de Theile hat Rondelet beſonders neben ihren Thieren abge⸗ bildet. Bey der kleinſten Art, welche den Uebergang von den Seekatzen zu den Meerpolypen zu machen ſcheint (Sepiola) iſt Feine Spur von einem Knochen oder Knorpel zu finden. Dies fe Art mußte Arifioteles nicht kennen, ob fie gleich ebenfalls im mittellaͤndtſchen Meere wohnt. Unter den übrigen weicher Wuͤrmern hat der von Bohadſch beſchriebene Meerhaaſe einen muſchelfoͤrmigen Knochen auf dem Ruͤcken, ben er jährlich ers neuert. 62 neuert. Auch haben die nackten Schnecken etwas aͤhnliches von dieſem Knochen. Bey ihnen liegt das Herz darunter bedeckt. Es war ein ſonderbarer Einfall des Liſter, wenn er glaubte, das Schwerdt des Dintenfiſches vertrete die Stelle des Liebes— pfeiles bey den Schnecken mit Gehaͤuſen. (Exercit. Anatom. I. de Cochleis S. 123). Nachher mag er aber ſeine Meinung veraͤndert haben. In der Zergliederung des Dintenfiſches (Exer- citat. S. XXVI.) ſagt er: Wenn man die lederartige Haut des Leibes mitten auf dem Ruͤcken zerſchneidet, ſo findet man unmit⸗ telbar darunter einen Knochen oder ein wunderbares Ruͤckgrad, welches alle Eingewelde bedeckt. Er iſt ſehr duͤnn, wie Cryſtall durchſichtig, und ſtellt gewiſſermaſſen ein Schwerdt vor, wes— wegen er dieſen Namen bey den Griechen erhalten hat. Die⸗ ſes Schwerdt iſt durch eine duͤnne Haut von den Eingeweiden abgeſondert. Dieſes kann man am deutlichſten ſehn, wenn man den Leib von unten aufſchneidet; alsdann bemerkt man auch eine tiefe Furche mitten in der lederartigen Bedeckung, wel⸗ che die Graͤte, oder den in der Mitte des Schwerdts hervorra⸗ genden Kiel aufnimmt. Es iſt an den Seiten etwas umgebo⸗ gen, und hat die Geſtalt eines umgekehrten Kahns, vorzuͤglich wo es an Breite zunimmt, damit es die Eingeweide beſſer aufs nehmen und bedecken moͤge. Liſter hat es Taf. I. Fig. 1. gut abgebildet. Der Kalmar des Needham hatte ſtatt des weiſſen zer⸗ brechlichen und undurchſichtigen Knochen der Seekatze eine elafti- ſche, feine und durchſichtige Subſtanz, die dem Frauenglaſe ähnlich iſt. Wenn das Thier diefelbe ausſtreckt, fo hat fie das Anſehn eines laͤnglichten Ovals, (wie in dieſer Figur des Ron⸗ delet) in ihrer natürlichen Lage aber iſt fie in der Laͤnge ihrer groſſen Axe zuſammengerollt. Dieſer Theil liegt unmittelbar zwiſchen dem innern Theile des Ruͤckens oder der Haut, und den Eingewelden, die er einſchlleſſet und bedeckt. An dem Kals mar nennt Otho Fabriz dieſen Theil ſehr uneigentlich wie es ſcheint, eine glaͤnzende laͤnglichte Membrane am Ruͤcken, wel⸗ che die Stelle des Ruͤckgrads vertrete, und ohne Zweifel das bekannte Os Sepiae ſeyh. Der Knochen der Seelatze iſt der Mit⸗ 63 Mittelpunct, in welchem alle Muſkeln des Körpers einſchlagen und ſich befeſtigen, wie am Knochen der nackten Schnecken. Wenn er auch ganz friſch aus dem Leibe genommen in das Waſ— ſer geſchmiſſen wird, ſo ſchwimmt er immer oben. Das Meer wirft im Sommer dieſe Knochen haufig auf den Strand aus, wenn die Thiere verungluͤckt find. Sie heiſſen bey den Holläns dern Meerſchaum. Die Fiſcher ſammlen ſie und verkaufen ſie an die Apothecken und an die Kuͤuſtler, vorzüglich an die Gold⸗ ſchmidte, welche daraus allerhand Formen machen. Swammerdam hat den innern Bau des Knochens, die verſchiednen horizontalen Knochenſchichten, und die darzwiſchen⸗ ſtehenden perpendikularen Pfeiler genau beſchrieben und abgebils det, Platte 3 1 Fig. 6. 7. 8. 9. Aber einen merkwürdigen Umftand hat er beynahe ganz vergeſſen, wenigſtens nur mit zwey Worten beruͤhrt, wo er ſagt, daß die oberſten Lagen die laͤngſten und am meiſten gebogen ſind. Es macht nehmlich eine jede Knochenlage einen Bogen, deſſen Enden nach dem Hinter⸗ theile zu ſtehn. Dieſe Bogen werden nach dem ſchmalen und ſpitzigen Ende zu nach und nach immer kleiner und ſchmaler. Ihre Richtung erkennt man ſogar ſchon oben an der harten und koͤrnigten Rinde des Knochens. Wenn man auf dieſen Umſtand gemerkt hat, ſo kann man leicht begreifen, was Ariſtoteles gemeint habe, wenn er ſagte: (H. A. IV. I.) das Fleiſch am Leibe der Seekatze trennet ſi ich nicht in die Fänge, ſondern in einen Zirkelbogen. (axsın v eic eugu αννοοον ανœ“d und iſt mit einer Haut umgeben. An einem andern Orte heißt es 2 (de Partibus II. 8). Der Koͤrper der weichen Wuͤrmer iſt faſt ganz fleiſchigt und weich. Damit er aber deſto beſſer vor aller Beſchaͤdigung verwahrt werden moͤgte, fo haͤit dieſer Körper das Mittel zwiſchen Fleiſch und Flechſe. Er iſt ſo weich wie Fleiſch, laͤßt ſich aber wie eine Sehne fpaunen und aus dehnen. Er hat die Natur des Fleiſches, aber nicht in die kaͤnge, ſondern nach Zirkelbogen. Dieſe Richtung giebt ihm mehrere Stärke, rt ſtoteles behauptet alſo nach meiner Einſicht, daß die Faſern des unter der aͤuſſern Haut ſeegenden und mit dem Knochen feſt 64 D feſt verbundenen Fleiſches eben die bogenfoͤrmige Richtung ha⸗ ben, wie die Schichten des Knochens ſelbſt. In wie ferne dieſe Meinung, welche mir ſehr wahrſcheinlich vorkommt, in der Natur gegruͤndet ſey, kann ich nicht beſtimmen, weil ich kein lebendig Exemplar zum zerlegen habe. Doch finde ich eben jezt eine Stelle im Liſter (Exereit. III.) welche meine Muthmaſ⸗ ſung beſtaͤrkt. Er ſagt: (S. XXV.) die haͤutige Bedeckung des Leibes beſteht aus mehrern muſ kuloͤſen Haͤuten. Wenn man ihn aus Waſſer kocht, ſo fallen die Floſſen von den Seiten ganz ab, weil ſie daran blos durch Haͤute befeſtiget ſind. Der Leib ſelbſt laͤßt ſich nicht leicht nach der Laͤnge zerreiſſen; aber in die Queere laͤßt er ſich ſehr leicht ſpalten. Sonach ſcheint der Leib aus Queerfaſern zu beſtehn, wie die Muſchelſchaalen. Dies hat auch Ariſtoteles irgendwo, ſo viel ich mich erinnere, bemerkt. Plinius hat die Idee des Ariſtoteles recht gut in einer Stelle (X I. ſect. 87.) ausgedruckt, wo er aber zugleich einen Fehler begeht, welcher den Grund von der Vorſtellung des Ariſtoteles aufhellt. Er ſagt nehmlich: Aquatilium mol- libus oſſa nulla, ſed corpus circulis carnis vinctum, vt Se- piae atque loligini. Gleichwohl richten ſich die bogenfoͤrmigen Fleiſchfaſern nach den bogenfoͤrmigen Lagen des darunter liegen⸗ den Knochens. In Anſehung der Zeugetheile herrſcht noch eine ziemliche Dunkelheit und Verſchiedenheit der Meinungen und Beſchrei⸗ bungen in der Geſchichte dieſer Thiere, welche nicht ſo leicht zu heben iſt, wenn man nicht mit Abſicht und Sorgfalt von neuem friſche Koͤrper zergliedert, und die innern Theile mit den Beſchreibungen der Schriftſteller vergleicht. Swammerdam hat nur ein Maͤnnchen unterſucht, und deſſen Zeugetheile beſchrieben. Die Abbildung von den weiblichen Zeugungsgliedern iſt viel fruͤ⸗ her gemacht, und ohne hinlaͤngliche Erklaͤrung. Auch hat er nur ein einziges maͤnnliches Thier zergliedert, und alſo die Lage und Zuſammenhang der Theile nicht uͤberall genau und zuver⸗ laͤßig angeben koͤnnen. Needham hat zwar beyde Geſchlechter vom Kalmar unterſucht, aber ihre Geſchlechtstheile, deren Lage und Zuſammenhang unvollſtaͤndig und ohne Abbildungen beſchrie⸗ 5 ben. N — 7 65 ben. Niemand hat noch dieſe Theile in den verfchiedenen Arten unterſucht, verglichen, und ihr Verhaͤllniß gegen einander bes ſtimmt, auſſer dem Ariſtoteles, deſſen Beobachtungen alſo hier billig vorangehn. Nach ihm hat (EI. A. IV. 1) das Maͤnn⸗ chen einen Gang unter dem Schlunde, welcher von dem Gehirn an bis in den Unterleib zu einem zitzenfoͤrmigen Theile geht. In dem Weibchen iſt dieſer Theil doppelt, und liegt mehr ober⸗ waͤrts. Beyde haben noch darunter zwey kleine rothe Koͤr⸗ per. Der Meerpolyp hat einen einzigen, von auſſen rauhen und ungleichen Eyerſtock (%%) der inwendig waͤßrigt oder weich (uye ov) glatt und gleichfarbig weiß iſt. Die Menge der Eher if 0 groß, daß ein Gefäß damit gefüllt wird, welches gröffer als der Leib des Thieres iſt. Die Seekatze hat zwey Eyerſtoͤcke (chu) und in denſelben viele Eyer; wie weiſſe Hagelkoͤrner. Die Lage von einem jedem dieſer Thiere ſoll man aus den Abs riſſen in der anatomiſchen Beſchreibung erſehn. Hieraus fiche man ohngefähr, mit welcher Genauigkeit Ariſtoteles die Thier⸗ geſchichte behandelt haben muß; nur Schade, daß die wichtigen anatomiſchen Arbeiten dieſes Mannes fuͤr uns verloren, und eben aus dieſer Urſache ſo manche ſeiner uͤbrigen Nachrichten fuͤr uns dunkel und uuverſtaͤndlich find. Nach einer andern Stelle (V. 18.) unterſcheidet ſich der weibliche groſſe Kalmar (red geg) von dem Männchen durch zwey eigne rothe zitzenfoͤrmige Koͤrper, welche man inwendig zu ſehn bekommt, ſo bald man das Haar (vermuthlich die Kiefen) von einander ſondert. Die— fer Unterſchied findet ſich auch bey der Seekatze. Nach einer dritten Stelle (de Generat. III. 8.) haben die Seekatzen und Kals mars zwey Eherſtoͤcke (wa) weil ihre Mutter fo gebildet iſt, daß fie zweyſpaltig (Hupe) erſcheint. Die Meerpolypen haben nur einen Eyerſtock, weil ihre Mutter dem Anſehn nach rund und ſphaͤriſch iſt; denn die Theilung und Spaltung derſelben iſt nicht zu ſehn, wenn ſie voll iſt. Dieſe lezte Stelle zeigt deutlich, wie die Worte des Ariſtoteles in der erſten: J de rie d TEHUTN Hal TORE 8a EvTsreg zu verſtehn find, nehmlich von einem doppelten Eyerjiodeoder Mutter. Gaza hat es ganz falſch gegeben: Sepiae alveus bipartitus eſt ova complectens. Die a E lezte C eee, 66 ö lezte Stelle iſt de Generat. I. 15. Nach derſelben Inhalte hat das Weibchen von allen Arten der weichen Wuͤrmer ganz deut⸗ lich eine Mutter. Der Eyerſtock ift anfaͤnglich undeutlich, hier⸗ auf bildet er ſich aus, und zeigt viele Eyer, welche unvollkom⸗ men, wie bey den Fiſchen, ausgeworfen werden. Die Mutter hat mit dem Auswurfe einen und denſelben Weg, durch welchen fie ſich eutlediget, nehmlich da, wo die Dinte durch den Canal ausgeſpritzt wird, am untern Theile des Leibes, wo er offen ſteht. In jeder von dieſen Stellen ſagt Ariſtoteles bald mehr bald weniger, als vorher; und einmal ſcheint er auch fich ſelbſt zu widerſprechen. In der erſten ſcheint er dreyerley Geſchlechts⸗ theile zu erwaͤhnen; erſt einen zitzenfoͤrmigen im Unterleibe, zu welchem ein Canal von dem Gehirn unter dem Schlunde weg⸗ geht. Bey dem Weibchen ſoll dieſer Theil doppelt ſeyn, und mehr oberwaͤrts liegen. Unter dieſem Theile ſollen noch zwey rothe kleine Koͤrper in beyden Geſchlechtern liegen. Auſſerdem iſt der Eyerſtock bey den Seekatzen doppelt und enthaͤlt weiſſe Eyer wie Hagelkoͤrner; bey den Meerpolypen iſt er einfach, von auſſen uneben, und enthaͤlt eine gleichfarbigte weiſſe Feuchtig⸗ keit, vermuthlich ehe die Eyer ſich entwickelt haben. Nach der zweyten Stelle foll das Maͤnnchen vom groſſen Kalmar und der Seekatze durch zwey eigne rothe zitzigenfoͤrmige Theile unterſchie⸗ den ſeyn, welche man unter den Kiefen inwendig ſoll liegen ſehn. Hier folge ich nehmlich der Leſeart meiner Handſchrift: egg Vo ſtatt (ore duo, welches zwey Daͤrme bedeutet. So aber kann man die Aehnlichkeit einer Zitze damit nicht vereinigen. Gleichwohl hat die andre Leſeart auch ihre Schwierigkeiten. Denn in der erſten Stelle heißt es, daß die rothen kleinen Koͤrpergen bey den Geſchlechtern gemein ſeyen; die doppelten daruͤber liegen⸗ den zitzenfoͤrmigen aber dem Weibgen, wo fie mehr oberwaͤrts laͤgen. Unterdeſſen muß man nach der Leſeart meiner Hand⸗ ſchrift annehmen, daß beyde Theile eine roͤthliche Farbe haben. Oder man kann annehmen, daß Dore glg nicht auf beyde Geſchlechter; ſondern auf die beyden Abtheilungen der weichen Wuͤrmer gehn, welche Ariſtoteles überall mit einander vers gleicht, nehmlich die Meerpolppen mit den Seekatzen und Din⸗ ten. —— 67 tenfiſchen. Die Stelle (Hiſt. An. IV. 4.) wo A. den ſchne⸗ ckenartigen Schaalthieren unter dem Magen zwey weiſſe Körper, wie Bruͤſte, beylegt, dergleichen ſich auch in den Seekatzen, nur weicher, befinden ſollen, erklaͤrt nichts, denn ſie bedarf noch ebenfalls einer Aufklaͤrung. Swammerdam theilt die Organen der Zeugung in der männlichen Seekatze ebenfalls in drey beſondre Theile. Den erſten nennt er die Hode. Er hat einen beſondern ofnen Ka⸗ nal, der wie der Darm looſe in Leibe (auf der linken Seite des Kupfers LI. fig. f. a. und x.) ſchwebt, und durch welchen der Saame abgefuͤhrt werden ſoll. Der vordere Theil der Ho⸗ de iſt faſt eyrund, unten aber läuft er etwas ſpitzig zu. Auf der Mitte liegt etwas, was Sw. mit den Paraſtaten oder den krampfadrigten Theilen der Menſchen und Vierfüäſſer vergleicht. (Platte LI. fig. 5). Dieſer Theil beſteht nehmlich aus einem hohlen in ſich ſelbſt vielmal gewundenen Canale, welcher unten gerader wird. Doch hat Sw. weder den Anfang noch das Ende dieſes Theils entdeckt. Je naͤher er der Hode kommt, deſto weiter wird er. Sw. glaubt, die ganze Hode koͤnnte in einen hohlen Kanal ausgedehnt werden, der in der Mitte am weiteſten ſey, und ſich mit einem engen gekraͤuſelten Gange endige. Die Subſtanz aller dieſer Theile iſt druͤſigt, und in dem engen ge⸗ kraͤuſelten Gange iſt eine weiſſe Materie enthalten, die, wenn man ihn irgendwo verlezt, wie geronnene Milch herauslaͤuft. Da wo dieſer Theil etwas weiter wird, enthaͤlt er eine durchſichtige Materie, und in dem weiteſten Raume eine unzaͤhlige Menge von weiſſen und zarten Faſern, die ein wenig gekruͤmt find, An einem Ende find fie frey, an dem andern aber laufen fie auf einige duͤnn und einer groſſen Ausdehnung faͤhige Faͤdengen aus, womit fie fi verwickeln. Dergleichen Faſern ſah Sw. bis⸗ weilen aus der Oefnung des Canals oben heraus haͤngen; er wußteſaber nicht ob dies auch im natuͤrlichen Zuſtande geſchehe, weil er keine lebendige Seekatze unterſucht hatte. Die weitere Geſchichte dieſer Faſern werde ich weiter unten liefern. Der zweyte zur Zeugung gehörige Theil beſteht aus zwey weiſſen Druͤſen, welche zu beiden Seiten in dem Bauche liegen, wo fie E 2 | mit 68 mit den Kiefen zuſammenhaͤngen. Mit jedem dieſer Theile iſt noch ein andrer druͤſigter Körper von grauer Farbe durch eis nen hohlen Canal, auf dem er uͤber jenem ſteht, vereiniget. Bey⸗ de zeigen in dem Grunde ihrer Oefnung viele kleine Loͤcher, durch welche die Saamenmaterie geht, welche in ihnen und den untern Drüfen bereitet wird. Hierauf faͤllt fie darneben in einen hohlen Sack, den Platte LXI. fig. I. 1. vorſtellt. Aus dieſem führen ihn zwey unterſchiedene Roͤhrgen zum Leibe bins aus, die ſich zu beyden Seiten des geraden Darms oͤfnen, wo man den Inhalt aus druͤcken kann. Sie find in der angezeigten Figur bey q 9. vorgeſtellt. Was dieſe beyden Körper eigent⸗ lich ſind, ob etwa die Proſtaten, will Sw. nicht entſcheiden. Zwischen denſelben liegt ein druͤſigtes Weſen, in verſchiedene Lappen mit kleinen Zweigen getheilt; und durch zarte Haͤute verbunden, (Platte III fig. 8. c. c.) welches ebenfalls eine ſaamenartige Materie von ſich giebt. Dieſer druͤſigte Theil iſt an manchen Stellen grau, an andern weißlicht. Uebrigens kam es Sw. fo vor, als hinge das druͤſigte Kuͤſſen des Mas gens (Patte LI fig. 5. k. k.) mit dieſen Drüfen zuſammen; doch war er davon nicht verfi chert, Der dritte zu den Saa⸗ mengefaͤſſen geboͤrige Theil liegt unten im Bauche, und über ihm der Dintenbeutel. Er ſcheint durch die Haut durch in Platte LI. fig. 1. bey t. und iſt beſonders abgebildet Platte LI. fig. IX. Er iſt ebenfalls druͤſenartig und ſchwammigt, von Geſtalt herzfoͤrmig und enthält eine weiſſe ſaamenartige Ma⸗ terie. Den Abfuͤhrungskanal konnte Swammerdam nicht finden, weil er den Koͤrper beym Auſſchneiden verlezt hatte. Von den weiblichen Geſchlechtstheilen hat er zwar eine Abbildung gegeben, (Platte LI. fig. X.) aber ohne hinreichende Erklärung. Man ſteht darinne die Darmoͤfnung, und den Ca⸗ nal des Dintenbeutels darneben zur Rechten. Der Dintenbeu⸗ tel liegt auf dem Eherſtocke. Neben dem Darme auf der lin⸗ ken Seite liegt der Caual, durch welchen die Eher ausgewor⸗ fen werden. Ueber dem ( Eperfi ſtocke und dem Dintenbeutel liegen zwey groſſe längl icht runde und dtuͤſigte Körper, und oben 85 zwi⸗ * rent an WERT ,, — zwiſchen ihnen ein fleinet eyrunder Körper, der eine roͤthlichte Feuchtigkeit enthaͤlt. Mit der Beſchreibung des Sm. von den männlichen Jens gegliedern der Serkatze kommen die Beobachtungen des genauen Medi am meiften überein. Dieſer merkt an (S. 148) daß er in dem Leibe der weiblichen Seekatze überhaupt fieben Kanäle oder Saͤcke mit ofner und loſer Oefnung angetroffen habe; in dem Männchen hingegen fand er deren nur fünf. Die erſten beyden in dem männlichen Geſchlechte find der Darm und der Canal des Dentenbeutels; ihre Enden find bey dem After in eine gemeinſchaftliche Mündung vereiniget. Neben ihnen auf beyden Seiten liegen zwey andre haͤutige Saͤcke welche mit den Kiefen zuſammenhaͤngen. Der fünfte dient nach Redi Muthmaſſung zur Fortpflanzung, und enthaͤlt einen weiſſen und feſten Körper, welcher wenigſtens 4 Queerfinger laug, etwas dünner als eine Schreibefeder, und kreisfoͤrmig zuſammenge⸗ wunden iſt. Auſſerdem enthält dieſer fünfte Sack noch einen andern kleinen Beutel, deſſen Canal ebenfalls kreisfoͤrmig ges wunden, und mit einer weiſſen und klebrigten Materie ange⸗ fuͤllt iſt. Der übrige Raum des groſſen Sacks iſt ganz und gar mit unzaͤhligen kleinen weiſſen Koͤrperchen angefüllt, welche loos und frey, wie Würmer in dem Behaͤltniße liegen, ziemlich fein und beynahe zwey Queerfinger lang ſind. In dieſer Be⸗ ſchreibung erkennt man ſogleich in dem fünften Sacke die Hode des Sw.; die beyden andern haͤutigen Saͤcke an der Seite des Darms und Dintenbeutels, welche mit den Kiefen zuſammen⸗ haͤngen, ſind wahrſcheinlich die druͤſigten Koͤrper, welche Sw. Platte LIL fig. VIII. abgebildet hat. Den dritten druͤſenar⸗ tigen Körper, welchen Sw. unten im Bauche unter dem Din— tenbeutel fand, erwaͤhnt Medi gar nicht. Veelleicht ruͤhrt dies ſes von ſeinem Zuſammenhange mit einem andern Theile her, den Sw. wie er ſelbſt geſteht, nicht bemerkt hatte. Es iſt zu bedauern, daß Redi keine Zeichnungen von den Geſchlechtsthei⸗ len gegeben hat, welche den Zuſammenhang derſelben zeigen koͤnnten. Veelleicht W die Blaſe mit hellem Waſſer, welche E 3 Need⸗ 70 Needham im untern Leibe des Kalmar fand, von dem drit⸗ ten druͤſenartigen Koͤrper des Swammerdanm zu verſtehn. Needham fand die beyden Canaͤle, welche anf dem linken knorplichten Bande oder Muſkel, welcher die gemeinſchaftliche Roͤh⸗ re unterſtuͤtzt, neben einander liegen, in beyden Geſchlechtern, ohne daß er anfaͤnglich bemerken konnte, wohin fie führten, Nachher aber entdeckte er, daß fie ſich in ein langes eyfoͤrmiges Behaͤltniß endigten, welches mit der Laͤnge des Magens parallel ging, und mehr als die Haͤlfte des Leibes einnahm. Dieſes Behaͤlt⸗ niß bildet ſich nur allmaͤhlich aus, ſo wie die Milch darinne die erforderliche Reife erhalt, Anfangs ſchwimmt der Saame darinne in einer Art von waͤßrigten Materie wie kleine dunkle Kuͤgelchen herum, welche Needham mit dem Vergroͤſſerungs⸗ glaſe entdeckte. Nachher aber bilden und entwickeln ſich nach und nach die kleinen Milchgefaͤſſe, wie Needham die kleinen Faſern nennt, fangen den Saamen aus dem Behäͤltniſſe in ſich, und ordnen ſich in Buͤndel, welche den Abfuͤhrungsgaͤngen naͤ⸗ her oder entfernter liegen, nachdem ſie fruͤher oder ſpaͤter aus dem Leibe treten ſollen. Die Beſtimmung und innere Beſchaf⸗ fenheit dieſer Milchgefaͤſſe werde ich hernach naͤher beſtimmen. Jezt will ich nur bemerken, daß Needham hier ohne Zweifel den Theil meint, den Sw. die Hoden nennt, und Medi ebenfalls für ein Saamengefaͤſſe hielt. Nur iſt es ſonderbar, daß Need⸗ ham die beyden andern druͤſigten Körper im Kalmar nicht bes merkt hat, denen nach Swammerdam die beyden neben ein⸗ ander liegenden Roͤhren oder Candle oben an dem linken Muſ⸗ kel der gemeinfchaftlichen Roͤhre gehören, und die Needham, welcher fie in beyden Geſchlechtern gefunden haben will, für die Abfuͤhrungscanale der Hode ausgiebt, welche nach Sm einen eig⸗ nen groͤſſern Canal auf der rechten Seite (linken im Kupfer) hat. Dieſe Verſchiedenheit muß ihren Grund entweder im Mangel der Aufmerkſamkeit, oder in der Abweichung des Baues bey den verſchiedenen Arten haben. Noch iſt anzumerken daß Needham erſt gegen die Mitte des Decembers eine Spur von Milch und Laich in dem Kalmar gefunden habe; vor dieſer Zeit aber konnte er die Geſchlechtstheile nicht unterſcheiden. Sw. ſtellte 71 ſtellte ſeine Unterſuchungen an der Seekatze in der Mitte des Maymonats au. \ In dem weiblichen Kalmar fand Needham im December an der Wurzel des Dintenbeutels zwey eyfoͤrmige Flecke, Platte 1. E. E. die ohngefaͤhr einen 4 Zoll im Durchmeſſer hatten, und membronoͤſe Saͤcke mit einer klebrigten Materie zu ſeyn ſchienen, worinne der Laich enthalten iſt. Dieſer Laich erſchien den bloſen Augen wie kleine ſchen karmoſin rothe Flecken. Un⸗ ter dem Vergroͤſſerungsglaſe aber erkannte N. deutlich die an Groͤſſe und Geſtalt verſchiedenen Eher. Dieſe waren alle längs licht, enge, aber dreymal laͤnger als die andern. An dem ei⸗ nen Ende glaubte er auch dunkle Spuren von den Armen des jungen Thieres zu bemerken. In einem ſpaͤter unterſuchten Weibchen hatten ſich die beyden eyerfoͤrmigen Haͤute dergeſtalt im Durchmeſſer vergroͤſſert, und ſich auf allen Seiten nach der Oefnung des Kanals (oder gemeinſchaftlichen Roͤhre) zu ſo ausgedehnt, daß ſie mit mehr als zwey Dritteln ihrer Laͤnge an dem Dintenbehaͤltniſſe hingen. Zwiſchen den Kiefen fand Need⸗ ham eine Schicht von weißlichtem Fette, die den Magen be⸗ deckte. Vermuthlich iſt dies das druͤſigte Magenkuͤſſen, welches Sw. Platte LI. fig. V. k. k abgebildet hat. Uebrigens ſtimmt Needhams Beſchreibung fo wenig mit der Zeichnung des Sw. von den weiblichen Geſchlechtstheilen der Seekatze uͤberein, daß man nothwendig vermuthen muß, Needham habe auch hier einige andere Geſchlechtstheile uͤbergangen, obgleich auch die Zeichnung des Sw. unvollkommen und ohne Erflärung des Zuſammenhangs iſt. - In der rohen Zeichnung des Severino beym Valentin von den Geſchlechtstheilen einer, wie es dort heißt, unbefruch⸗ teten weiblichen Seekatze, zeigt ſich nach der kurzen Erklaͤrung bey tt. der geſpaltene Eyerſtock oder die Mutter mit unten umgebognen Hoͤrnern 7. Ueber der Wurzel derſelben zeigen die Buchſtaben G. G. zwey laͤnglicht eyerfoͤrmige Beutel als die Hoden an, welche uͤber ſich in der Mitte den Dintenbeutel liegen haben. Zu beyden Seiten des Leibes über den Schen- keln der geſpaltenen Mutter und Mutterhoͤrner liegen zwey E 4 Thei⸗ SEHEN IRRE 72 Theile LL. ohngefaͤhr von der Geſtalt, wie Sw. ſelnen zwey⸗ ten drüſigten mit den Kiefen verbundenen Körper abbildet, wel⸗ che die Erklärung fuͤr membranas uteri ausgiebt. In der zweyten Figur iſt das Zeugeglied des Maͤnnchen abgebildet, welches an ſeinem hintern breiten Ende ſo ausgezackt iſt, daß es ſich nicht mit der von Sw. abgebildeten Hode vergleichen laͤßt. Ich ſtelle mir aber vor, daß die beyden Koͤrper, welche Severino Hoden nennt, die nehmlichen ſeyn moͤgen, welche Sw. Platte III. fig. X. bis g. g. viel gröffer vorgeſtellt hat, mit dem Dintenbeutel unten, weicher in der Figur des Seve— rino oben liegt, vielleicht weil dieſe beyden Saͤcke ſich in dem traͤchtigen Weibchen des Sw. mehr ausgedehnt hatten. Sonſt hat Severino auch die weiblichen Zeugeglieder des Bewohners vom Schiff boot vorgeſtellt, wo er Nieren, Hoden und Mut⸗ terhoͤrner nennt; aber auch hier iſt alles ſo undeutlich, daß man weder aus den Figuren noch aus den wenigen Worten der Er⸗ klaͤrung etwas lernen kann. Endlich komme ich auf die Beſchreibung und Zeichnungen des Liſter von den Geſchlechtstheilen des groſſen Dintenfiſches, welche mir zulezt und nachdem ich bereits allgemeine Bemerkun⸗ gen niedergeſchrieben hatte, in die Haͤnde kamen. Ich fand ſie kurzer, als ich gewuͤnſcht hatte, aber dennoch glaubte ich darin⸗ ne, ſo wie in ſeinen Zeichnungen, mehr Deutlichkeit und Zu⸗ ſammenhang anzutreffen. Er geſteht zwar ſelbſt, daß er aus eigner Erfahrung wenig davon ſagen koͤnne, weil er keine leben⸗ digen ſondern eingelegte Thiere, welche zu Anfange des Octobers gefangen worden waren, habe unterſuchen koͤnnen. Deswegen führt er zuerſt einige, nicht alle Stellen des Ariſtoteles an; das wenige, was er darauf aus eigner Einſicht und Erfahrung hin⸗ zuſezt, ohne daß er ſich an die Entdeckungen eines Swammer⸗ dam, Redi und Nledham damals erinnerte, die er wahr⸗ ſcheinlich nicht kannte, iſt, was ich nun anführen will. Zuerſt bemerkt er an dem untern Theile der beyden Kie⸗ fen, zwiſchen welchen das Herz liegt, zwey runde Körper (Taf. 1. Fig. 3. a, a,) welche Bruͤſte oder zuſammengedruͤckte Lupinen vorſtellen; oben an der Spitze derſelben ragen zwey f kleine - 23 kleine Warzen hervor. Dieſe beyden Körper Hält er für die beyden Eyerſtoͤcke, ob er gleich weiter keinen Beweis dafur angeben kann, weil ſie auſſer der Begattungszeit eingeſchrumpft waren; als daß die Alten einen ſogeſtalteten Körper unter den weiblichen Geſchlechtstheilen nennen. Im Grunde des Leibes ſtreckt ſich ein groſſes, breites, dickes, und ſehr weiſſes aber undurchſichtiges Eingeweide aus, und laͤuft an beyden Enden gleich ſpitzig zu Dieſen Theil vergleicht Lſter mit der Mut⸗ terdeufe der Erdſchnecken. Er iſt beſonders Taf. 1. Fig. 8 abgebildet. In der Erklaͤrung ſteht: Glandula quasdam, five lactes, extremum al vei occupans. Hieraus kommt ein dünner, weiſſer undurchſichtiger und gekraͤuſelter Gang, und ſchlaͤngelt ſich von auſſen mitten durch die Matter Cuterum) welche aus dicken und haͤrtlichen Haͤuten beſteht, und mit wel⸗ cher er vereiniget iſt. Die Mutter ſelbſt macht einige kurze Biegungen; der Kopf oder das Ende iſt rundlicht und gleich⸗ ſam zweyſpaltig, indem das eine Horn nach dem Kopfe des Thieres zu viel länger iſt. Fig. 7. und Fig. 10. a, a, a. Der Ausgang der Mutter iſt beym After; und ihr Gang iſt mit dem Darme und Dintenbentel verbunden. Dieſer Gang kommt aus der gewundenen Mutter, wo man den andern weiſſen gekraͤuſelten Canal erblickt. Fig. 10. b. b. Der Mutterkanal zeigt d, d, an. Bey dem maͤnnlichen Geſchlechte trift man die beſchriebenen Theile nicht an; aber mitten im Leibe liegen ein paar Koͤrper mit einander verbunden parallel; dieſe ſind lang, walzenfoͤrmig, weiß, undurchſichtig und an beyden Enden ſpitzig; mit dieſen find zwey andre nierenfoͤrmige durch Haͤute verbunden. Taf. 1. fig. g. Vielleicht unterſcheiden ſich beyde Geſchlechter auch in der aͤuſſern Geſtalt. Bey dem Manne nehmlich ſcheinen die Floſſen bis an die Spitze des Leibes, wenigſtens weiter zu gehn, als beym Weibe. Sind fie vielleicht auch groͤſſer von Koͤrper? So weit Liſter. In Anſehung der maͤnnlichen Zeugetheile gebe ich alle Hofnung auf aus dem wenigen, was er davon ſagt, den Ariſtoteles zu erlaͤutern; auch hat die Figur g. keine Aehnlichkeit mit ir⸗ gend einer beym Swammerdam. Aber die weiblichen Zeu⸗ N E 5 ge⸗ U ee eee debe en) @ Y 4 geglieder lerne ich aus feinen Figuren viel deutlicher nach ih⸗ rer Geſtalt und Zuſammenhaͤnge kennen, als in der unerklaͤrba⸗ ren Figur des Swammerdam, und erkenne darinne eine groſſe Aehnlichkeit mit den weiblichen Geſchlechtstheilen der Erdſchne⸗ cken. Ich bitte den Leſer hier die Zergliederung der Garten— ſchnecke von Liſter (Exercit. I. Taf. 1.) und Swammer⸗ dam (Bibel der Natur Taf 5. Fig. 10) zu vergleichen, welche in Anſehung der Zeugeglieder ziemlich genau mit einander uͤber⸗ einſtimmen. Um mich von der Richtigkeit ihrer Zeichnungen zu überzeugen, habe ich ſelbſt dieſe Theile aus der Gartens ſchnecke ſorgfaͤltig entwickelt, überall mit den Figuren verglis chen, und jene genau und richtig befunden. Der Theil alſo den Liſter Fig. 8. abgeſondert vorſtellt, und mit der Mutter⸗ druͤſe der Erdſchnecken vergleicht, haͤngt vermuthlich mit dem hintern Theile der Mutter eben ſo wie bey den Erdſchnecken zuſammen. In der Erklaͤrung des Kupfers heißt es von aaa. Ea pars feminini uteri, quae lacti proxinie adjacet. Bey dieſen liegt der Eyerſtock zur Rechten über der Mutterdruͤſe, und der gekraͤuſelte Eyergang geht an dem untern Ende der Mutterdrüſe in die Mutter. Man ſehe by Swammerdam Fig. 10 d, d, z, l, m. bey Liſter Taf. 1. Fig. 4. p. p. p. q. q. r, r. Nur iſt hier zu bemerken, daß Swammerdam hier Eyerſtock, was Liſter Mutterdrüfe leutz Bey andern Schne⸗ ckenarten hat Sw. die Lage des eigentlichen Eyerſtocks er⸗ kannt, und bey dieſen nennt er die Mutterdrüſe des Liſter das Leimbeutelgen. Wenn die Eyerſtoͤcke, wie Liſter vermuthet, doppelt ſind, ſo muß auch der Eyergang doppelt ſeyn; aber in ſeiner Figur ſieht man an der Mutterdruͤſe keine Spur von Eyergängen auch nicht an der Mutter ſelbſt, welche wie bey den Erdſchnecken geſtaltet iſt. Doch der gekraͤuſelte Gang, welcher nach der Beſchreibung aus der Mutterbruͤſe kommt, und in der Mitte von auſſen ſich mit der Mutter verbindet, heißt in der Erklaͤrung der Fig. 10. der Eyergang oder Fallo⸗ pianiſche Trompete. In der Figur ſieht man den gekraͤuſelten Gang b. b, in der Mitte anfangen, ohne zu wiſſen, wo er eigentlich herkommt oder ſich endiget. Doch 1 atte | 75 hatte Liſter die Verbindung mit den Eyerſtoͤcken zerſchnitten, und konnte ſie alſo nicht angeben. Die lange Mutterſcheide, d, d, ſpaltet ſich in der Figur am Ende, und reicht nicht ſo weit als der Hals des Dintenbeutels. Sollte wohl vielleicht der gekraͤuſelte Gang eher das Band der Gebaͤrmutter als der Euyergang ſeyn? Kurz ob ich mir nun gleich eine ziemlich deut⸗ liche Vorſtellung von den weiblichen Zeugegliedern des groſſen Dintenfiſches nach Liſter machen kann, fo iſt es mir doch unmöglich, hieraus eine wichtige Erlaͤutekung für den Ariſtote⸗ les herzunehmen, die nicht zugleich auf wankelbare Muthmaſ⸗ ſungen gebauet waͤre. Wahrſcheinlich findet auch bey dieſen Theilen, fo wie bey andern, eine Verſchiedenheit in den Ars ten ſtatt, welches Ariſtoteles ſelbſt deutlich genug andeutet; und dann wird man ihn nicht eher vollkommen erklaͤren, bis man von allen Arten gute Zergliederungen hat. Den Inhalt und Bau, der in der Hode enthaltenen Fa⸗ ſern will ich nun nach den allmaͤligen Entdeckungen der Natur⸗ forſcher erklaͤren. Redi betrachtete ſie unter dem Mikroſcop; und da erſchienen ihm dieſe Faſern an dem einem Ende geſchloſ⸗ ſen, an dem andern aber offen. Aus der Oefnung trat von ſelbſt ein ſehr durchſichtiger Canal, in welchem er einen klei⸗ nen langen weiſſen und ſchlangenfoͤrmigen Koͤrper entdeckte. Diefe Erſcheinung bemerkte Redi an dem männlichen Geſchlech⸗ te ſowohl der Seekatzen als der Meerpolypen und Dinten⸗ fiſche. In den Meerpolypen fand er ſehr groffe und 4 bis 6 queerſinger lange Faſern, welche an ihrem dicken Ende milch⸗ weiß ausſahen, uͤbrigens aber durchſichtig waren. Wenn man ſie aus dem Sacke herausnimmt, glaubt man eine dunkle Be⸗ wegung an ihnen zu bemerken, wobey man ſich aber leicht trügen kann. Thut man ſie in ſuͤſſes Waſſer, fo tritt aus dem einem Ende ein langer, weiſſer und feiner Faden, welcher ſich in viele Kreiſe dreht, und verwickelt. Wenn man aber dieſe Faſern in Salzwaſſer wirft, ſo zeigen ſie dieſe Erſchei⸗ nung nicht. Don der eigentlichen Beſtimmung dieſer Theile verſprach Redi im zweyten Theile zu ſprechen, welcher aber, ſo viel ich weiß, nicht herausgekommen if, Noch fuͤhrt er an, | | daß 76 FCC daß die Fiſcher glauben, die Aale wuͤrden von den Arten der Blakfiſche erzeuget. Zum Beweiſe ihres Vorgebens zeigen fie in den Meerpolypen Seekatzen und Dintenfiſchen dieſen Sack mit Wuͤrmern, welche ſie Aeigen nennen. Einen Umriß bon der Hode und den darinne enthaltenen gekrümmten und gera⸗ den Faſern hat Red Platte] Fig. 2. gegeben. Swam⸗ merdam ſah, daß dieſe Faſern in der Luft, wie der Faden der Seidenwuͤrmer verharſchte und glaͤnzte Im Waſſer fin⸗ gen ſie nach einiger Zeit an ſich zu bewegen, und von hinten zu, bisweilen auch von vorn, aufzuplatzen. Als dann ſchoß plöslich eine weiſſe Materie heraus, und wand ſich wie eine Schlange zuſammen. Mittlerweile fielen die ledigen Faſern, ſchloſſen ſich aber doch nicht zu. Die ausgeſchloſſene Materie ſah unter dem Mikroſeop wie ein weiſſer Regenwurm mit vie⸗ len Ringen aus. Nach und nach aber ward fie von dem eindringenden Waſſer mehr und mehr erweitert. Als die ganze Hode in Brandewein gelegt ward, behielten alle dieſe Theilgen ihre natuͤrliche Lage, und plazten nicht auf. Dieſe Faſern ſah Sw. durch die Haut der Hode ſehr deutlich in verſchiede⸗ nen Reihen liegen; bisweilen auch, daß fie ſich in ſchlangen⸗ foͤrmige Krümmungen entwickelt und ihren Inhalt ausgeſchuͤt⸗ tet bitten, ehe die Hode geöffnet ward, Unter dem Mifros ſcop ſah er, daß der hinterſte loſe und freye Theil der Faſern durchſichtig iſt; etwas höher ſah er den Fleck, wo ſich die weiſſe Materie aufhält, weiter nach vorn war die Faſer wies derum durchſichtig, und ganz vorn endigte fie ſich in einen gekraͤuſelten Theil, woraus der feine Faden entſteht, der wie das Geſpinſt der Seidenwuͤrmer in der Luft verharſcht. (Platte Lil. ſig. VI. und VID. Ob dieſe Faͤdengen hohl find, ob der Saame in dieſen Faſern als in eben ſo vielen Saamenroͤhr⸗ gen gezeugt und hernach von ihm ausgelaſſen werde, oder ob ſie alle zugleich beym Ausſchieſſen des Saamens aus der Hode zum Leibe hinaus gehn, über alle dieſe Puncte bekennet Sw. feine völlige Unwiſſenheit. Needham giebt aber hieruͤber mehr Auskunft, denn er 5 dieſe Erſcheinungen weiter un: * In * 77 1 In dieſen Faſern, als einem knorplichten und durchſich⸗ tigen Futteral', ſah Needham kleine Spiralfedern eingeſchloſ⸗ ſen, deren Windungen naͤher zuſammentreten, je mehr ſich alles der Reife und Vollkommenheit naͤhert. Dieſe Federchen find ſchon da, ehe man das geringſte von andern Theilen ents deckt, und res ſich alſo zuerſt. Unten im Gehaͤuſe der Milchgefaͤſſe, wie Needham dieſe Faſern nennt, ſahe er auch deutlich eine Klappe, die ſich aufwaͤrts oͤfnete, und durch die er vermittelſt eines leichten Drucks die Haͤlfte von dem Inhalte herausbringen konnte, immittelſt der Saame durch eine andre Klappe ging. Hier begriff er nun, daß der Saame durch dieſe Klappen inwendig in das Gehaͤuſe gezogen, von einem daſelbſt befindlichen ſchwammigten Theile eingebogen, und nachher aus dieſem wieder ausgepreßt wird. Die nähere Beſchreibung dies fer Milchgefaͤſſe lautet alſo: Das aͤuſſere Futteral iſt durchſich⸗ tig, knorplicht und elaſtiſch. Oben enbiget es fit in einen runden Kopf, der die Spitze des Futterals, und ſo gewunden iſt, daß ſie die Oefnung verſchlieſſet, durch welche der Inhalt herausſchieſſet. Inwendig iſt eine durſichtige und allenthal⸗ ben elaſtiſche Roͤhre, wie man ſich durch die Erſcheinungen überzeugen kann. Dieſe Roͤhre bemüht ſich durch alle Oef⸗ nungen, die ſie ‚findet, zu gehn. Sie faſſet die Schraube, den Stoͤpſel, das Federge haͤuſe und das ſchwammigte Weſen in ſich, das den Saamen einſaugt. Den obern Theil nimmt die Schraube ein (Taf. II. Fig. 7.) über welche oben zwey kleine Baͤnderchen hervortreten, vermittelſt welcher ſie am Kopfe des aͤuſſern Futterals befeſtiget iſt Recht in der Mitte liegt der Stoͤpſel b, und das Federgehaͤuſe e. Den untern Theil nimmt das ſchwammigte Weſen ein, d, e, und hängt mit dem Federgehaͤuſe durch eine Art von Bande d c. zuſammen. Wenn alle dieſe Theile nach ihrer volligen Abbildung und Reife zu wirken anfangen, fo bemerkt man folgende Erfcheinungen. Sobald die Milchgefaͤſſe aus dem Behaͤltniſſe der Milch (oder Hode an die freye Luft kommen von der klebrigten Materie gereiniget ſind, und das oberſte Ende des aͤuſſern Futterals vorher mit einem PR Waſſer befeuchtet worden iſt, fange dies 78 dieſes an ſich zu entwickeln, da indeſſen die beyden kleinen aus dem Futteral hervortretenden Baͤnderchen ſich in mancher⸗ ley Wendungen herumbrehen. Zu eben der Zeit dehnt ſich die Schraube langſam aus, die Gaͤnge derſelben naͤhern ſich einander an ihrem obern Ende, und druͤcken gegen das obere Theil des Futterals. Die niedrigen ruͤcken indeſſen ebenfalls hervor, und es ſcheinen ihnen beſtaͤndig andre nachzufolgen, die ſich aus dem Stoͤpſel hervordraͤngen. Doch iſt dieſes nur ein von der Befchaffenheit der ſchraubenfoͤrmigen Bewegung verurſachtes Blendwerk. Die Bewegung des Stoͤpſels und des Federgehaͤuſes geſchieht ebenfalls nach einerley Richtung. Das untere Saamenbehaͤltniß ſtreckt ſich nach der Laͤnge, und bewegt ſich zu gleicher Zeit gegen den obern Theil des Feder⸗ gehaͤuſes. Man kann dieſes aus dem auf dem Boden übrig bleibendem leeren Raume ſchlieſſen. Sobald die Schraube mit der ſie umfaſſenden Röhre auſſer dem Gehaͤuſſe ſichtbar wird, faͤngt ſie an ſich zu biegen, weil ſie von ihren zwey Baͤndern zuruͤckgehalten wird. Alles was noch im Futterale übrig iſt, bewegt ſich indeſſen immer langſam fort, bis die Schraube, der Stoͤpſel und das Federgehaͤuſe ſich gaͤnzlich durchgearbeitet haben. Alsdann trennt fi) der Stoͤpſel von dem Federgehaͤuſe, das ſcheinbare Band unter dieſem Gehaͤuſe ſchwillt auf, und bekommt mit dem ihm nachfolgendem ſchwam⸗ migten Weſen einerley Durchmeſſer. Obgleich das leztere jezt viel dicker als im Futteral erſcheint, ſo wird es doch noch fuͤnfmal ſo lang als vorher. Die Roͤhre hingegen, in welcher alles verborgen lag, wird nun in der Mitte viel enger, und bildet auf dieſe Weiſe zwey Knoten, die ohngefaͤhr einen Drit⸗ tel in der Ränge von jevem Ende derſelben entfernt find. Der Saame dringt alsdann durch das Federgehauſe heraus, und beſteht aus undurchſichtigen Kuͤgelchen, die in einer waͤßrich⸗ ten Materie ſchwimmen, und nicht die geringſte Spur des Le⸗ bens aͤuſſern. Zuweilen trägt es ſich zu, daß die Schraube und die Röhre, gleich über dem Stoͤpſel abreiſſen, welcher lezter dann in dem Federgehaͤuſe zuruck bleibt. In dieſem Falle an ſich die Röhre augenblicklich zu nee en, zieht ſich uͤber dem 79 dem aͤuſſern Ende der Schraube zuſammen, und nimmt eine kegelfoͤrmige Geſtalt an. Wenn man ein Michgefäß gleich unter dem Federgehaͤuſe zertheilt, fo erweitert fi) das ſchwam⸗ migte Weſen in eben dem Augenblicke, und tritt, wenn man es mit einem Waſſertropfen anfeuchtet, langſam und faſt ganz aus dem Futterale heraus. Wenn man das Ende vom Unter⸗ theile des Jutterals abſchneidet, fo verlängert ſich das unter dem Federgehaͤuſe ſcheinbare Band, und zerreißt endlich, ohne uͤbrigens in der Schraube oder in den uͤbrigen daruͤber liegen⸗ den Theilen eine Zerrüttung anzurichten. Unterdeſſen tritt das ſchwammigte Weſen aus der gemachten Oefnung. Schneidet man ein Milchgefaͤß uͤber und unter dem ſchwammigten Weſen ab, ſo dringt ſolches auf beyden Seiten hervor, bleibt aber doch im Futterale. Macht man in das aͤuſſerliche Futteral eine Oefuung, fo tritt das ſchwammigte Weſen augenblick⸗ lich hinein, und draͤngt ſich doppelt zuſammengeſchlagen her⸗ aus. Wenn die Schraube von dem übrigen getrennt iſt, höre ſie auf zu wirken, und verliert ihre ganze Lebhaftigkeit. Dies nebſt den uͤbrigen Erſcheinungen beweiſet offenbar, daß das Spiel der ganzen Maſchine nicht von der Federkraft der Schrau⸗ be, ſondern von der Action des untern Theils herzuleiten ſey. Wenn man die Wirkung der Milchgefaͤſſe ſehn will, ſo muß man ſie mit Waſſer anfeuchten. Weingeiſt bringt dieſe Wir⸗ kung langſamer hervor. Wenn man das ganze Behaͤltniß (die Hode in Weingeiſt legt, ſo geſchieht weiter nichts, als daß ſich der Untertheil der Maſchinen verlängert, und ſich ets was von dem Boden des aͤuſſern Futterals entfernet. Oel thut hier nicht die geringſte Wirkung. Dies ſind die Bemerkungen des Needham, welche er durch verſchiedene Zeichnungen auf der dritten Kupfertafel zu erlaͤutern geſucht hat. Dennoch aber bin ich nicht im Stande mir aus denſelben oder aus der Beſchreibung einen deutlichen Begriff von dem Stoͤpſel und dem Federgehaͤuſe zu machen. Das uͤbrige Raiſonnement uͤber die Erſcheinungen uͤbergehe ich, well es zu keinem be⸗ ſtimmten oder wahrſcheinlichen Begriffe fuͤhret, und als leere Gruͤbeley angeſehn werden muß. Hier 80 „ Hier will ich zulezt noch anzeigen, daß dasjenige, was Otho Fabriz von den innern Theilen des groſſen Dintenfiſches angemerkt hat, ſo undeutlich und unbeſtemmt iſt, daß dieſer mit der Anatomie unbekannte, ſonſt aber genaue Beob⸗ achter beſſer gethan hätte folgende Stelle aus feiner Beſchrei⸗ bung wegzulaſſen. Sub pectore appendiculam obtuſam canam annexam cingulo albo, quod in dorfo lobum tri- angularem habet, et in abdomine duas ligulas oblique re- ceptaculum majus circumdantes, et ſuper baſin harum totidem cruſtas albas breves concauas. Hier kann ich nur allenfalls die ligulas errathen, welche vermuthlich die Kie⸗ fen ſeyn ſollen. Aber es iſt ſonderbar, daß die Schüler der Linneiſchen Methode ſich allgemein ſo wenig um die Sprache bekuͤmmerten, in welcher ſie doch ihre Beobachtungen aufzeich⸗ nen und bekannt machen wollten. Die Methode ſelbſt richtete ihre Aufmerkſamkeit ganz allein auf das Aeuſſe liche, fo daß fie darüber den innern Bau vergaſſen, und ſelbſt die anatomis ſche Terminologie vernachlaͤßigten. Daher iſt alles fo ſchwan— kend im Ausdrucke, wenn ſie von den innern Theilen ſprechen wollen. Auch bekuͤmmerten ſie ſich zu wenig um das, was andre bereits bemerkt hatten; daher find wir ducch fo viele neue Beſchreibungen nicht weiter in der Kenntniß des Thiers reichs fortgeruͤckt; vielmehr iſt die Wiſſenſchaft durch verſchie⸗ dene Terminologien nur mehr verwirrt worden. Von Reiſen— den kann man freplich nicht verlangen, daß fie alle ihre Ber merkungen auf der Stelle mit aͤltern Befchreibungen vergleichen ſollen; aber ſie ſollten dieſelben wenigſtens nicht eher bekannt machen, bis fie dies gethan äͤtten. Pallas wird in feiner Art wohl noch lange der einzige bleiben. Die Würmer, welche Redi in den Blaͤttern des Magens und ſonſt fand, und abgebildet hat, gehören ohne Zweifel zu den Blaſenbandwürmern. Aber in der Figur des Medi läßt ſich keine Aehnlichkeit mit den von Goetze befihricbenen Arten entdecken, ausgenommen, daß die 4 am Kopfende bemerkten Puncte vermuthlich die vier Saugblaſen anzeigen ſollen. Aber es wird noch eine lange Zeit vergehn, bis nur erft die von Redi d | ge⸗ 81 geſehenen und beſchriebenen Eingeweidewuͤrmer genauer beſtimmt worden find, Bis jezt dienen feine Beobachtungen blos zu ei— nem Beweiſe durch die Induction, daß keine Thierart frey von dieſen Würmern ſey, und daß fie alfo wahrſcheinlicherweiſe mit zu der Oekonomie des thieriſchen Baues gehoͤren, und nicht als fremde Gaͤſte von auffen in den Körper gekommen find, Von der Erzeugung und Fortpflanzung der Blakfiſche haben wir ebenfalls dem Ariſtoteles weit mehrere Beobachtun⸗ gen zu danken als den Neuern, welche faſt weiter nichts gethan haben, als daß ſie die im Meere gefundenen oder an das Ufer geworfenen Eyertrauben vorzuͤglich der Seekatze beſchrieben. Die zur Zeugung gehörigen Theile habe ich bereits beſchrieben, fo weit unfre bisherigen Kenntniſſe, die freylich hier noch ſehr mangelhaft ſind, reichen. Jetzt will ich nun die uͤbrigen Nach⸗ richten von der Begattung, der Entwickelung des Eyerſtocks, der Bildung der Eyer und Ausbruͤtung derſelben kurz zuſam⸗ menfaſſen, und wo es noͤthig iſt die Ueberſetzung des Plinius damit vergleichen und berichtigen, damit dieſelbe unſer Natur⸗ forſcher, welche das Original des Ariſtoteles nicht verſtehn, nicht ferner irre führen mögen. Die erſte Stelle (V. 18. Hifk Anim.) lautet alſo. Nach der Begattung und Befruchtung ers zeugen ſich bey den weichen Thieren weiſſe Eyer, welche mit der Zeit etwas feſter werden. (Ta g ug). Der Meerpolyp legt ſeine Eyer in feine Höle, in irrdene Gefaͤſſe, oder in einen an⸗ dern hohlen Koͤrper, in Geſtalt einer Traube (racemalis la- bruſcae) oder der Frucht der Pappel. Die Eher haͤngen um die Höle, wenn er gelegt hat. Ihrer ſind fo viele, daß ſie aus dem Leibe genommen, ein viel groͤſſeres Gefaͤß füllen, als der Leib, (caput) worinne fie enthalten waren. Die Eyer der Meerpolypen werden hoͤchſtens in 30 Tagen ausgebruͤtet; und die Jungen kriechen in unzaͤhliger Menge aus der zerriſſenen Schaale, wie junge Spinnen; man kann an ihnen nur die Ge— ſtalt un Gantzen, nicht aber alle einzelne Glieder noch erkennen. Die meiſten davon kommen, weil ſie klein und ſchwach find, um. Man hat ſie ſchon fo klein geſehn, daß noch kein Glied ausgebildet war, und fie dennoch beym Anrüͤhren ſich bewegten. EB Br, Die 82 Die Eyer, welche die Seekatze legt, gleichen groſſen und ſchwar⸗ zen Myrteubeeren a). Sie haͤngen zuſammen, wie eine Trau⸗ be, an einem Körper (Er ran) und laſſen ſich ſchwer von eine ander löͤſen. Denn das Männchen ſprikt eine klebrigte Feuch⸗ tigkeit darauf, welche ſie ea mit Leim uͤberzieht und macht daß fie zuſammenhalten. Die Eher wachſen daruach. Im Anfange find fie weiß, aber ſobald das Manugen feine Dinte darauf gelaſſen hat, werden fie gröffer und ſchwarz by). Wenn ſich die junge Seekatze aus dem innern weiſſen Theile des Eyes geh ldet hat, fo zerreiſſet endlich die Haut, und fie Ichlüpft aus. Dieſes Weiſſe im Eye erſcheint erſt wie ein Hagelkorn, wenn das Weibgen gelegt hat c). Hieraus wird die junge Seekatze ge⸗ bildet, und zwar am Kopfe zuerſt; der Leib haͤngt wie bey den Voͤgeln daran befeſtiget. Wie eigentlich die Brut mit der Na⸗ belſchnur daran haͤngt, hat man noch nicht geſehn; aber ſoviel weiß man, daß ſo wie die Brut an Groͤſſe zunimmt, ſo verringert ſich immer das Weiſſe, bis es endlich, wie das Gelbe im Bo; geley ganz verſchwindet. Die Augen zeigen ſich am erſten, und zwar ſehr groß, wie auch bey andern Thieren. Die Mut⸗ ter trägt im Fruͤhjahr, und in 15 Tagen hat fie ausgelegt. Nach der Zeit nehmen die Eyer in andern 15 Tagen die Geſtalt und Groͤſſe von den Beeren einer Weintraube an; wenn dieſe aufspringen, fo ſchluͤpfen die Jungen aus. Loͤſet man die Haut vorher ab, nachdem die Jungen ſchon ausgebildet ſind, ſo geben ſie ihren Auswurf von ſich, und verwandeln aus Furcht ihre weiſſe a) Die im Original folgende Worte: erapinsı Vg ro Yorov fehlen in meiner Handſchrif ſo wie in einer alten Ausgabe. Wenn ſie ſtatt finden ſollen „ſo muß wenigſtens „n hinzugeſetzt werden: denn das Maͤnnchen ſpritzt ſeine Dinte darauf. b) Die gemeine Leſeort giebt keinen Sinn: “ 77 Hue racgtm tro i 6. Cl v ra vr dere u ku pi 6611 Asus orar de 4 70% N. In meiner Handſchrift ‚fteht: ö ur laegggl rare war 9% RL augavera, Ö de 2 duνñQ ve wa, nal eus per : 7 geb 07m; Eon 705 Hege; „ In zwey alten Ausgaben ſteht: K auge ve ze vaven a α Gaza Hat ebenfalls eine andre Leſeart überſezt: cujus lentore teuasirer ova ſibi cohaeref unt, ac creſcunt. Ich bin meiner Handſch rift, gefolgt. o) r A ˖ uͤberſezt Saza: cum ſœ ning atramentum aſperſer it Gum: Eben, fo uͤberſezt er guch bald darauf die Worte: wrosınre 8 u an oh-, 2 νον h ,ꝗ. weiſſe Farbe in die rothe. Die Schaalenthiere fragen ihre Ener unken an ihrem Leibe, und Sräfen fie da aus; aber die Sees katzen, Meerpolypen und desgleichen legen erſt ihre Eyer, und dann bruͤten fie darüber, vorzuͤglich die Seekatze, deren Leib man oft beym Strande hervorragen fieht, (indem fie nehmlich uͤber den Eyern ſizt). Die weiblichen Meerpolypen ſitzen bald uͤber den Eyern, bald am Eingange ihrer Hoͤle, und ſtrecken ihre Fuͤſſe daruͤber aus. Die Seekatze legt ihre Eyer am Stran⸗ de an Tang, Rohr, und was ſonſt etwa dahin ausgeworfen worden iſt, als Steine, Pflanzenaeſte und Reißig. Auch ſchmeiſſen ihnen die Fiſcher mit Fleiß Buͤndel von Reiß hin, an welche fie ihre Eyer legen in Geſtalt eines langen Korpers, woran die Eyer wie Trauben haͤngen. Sie legt nicht in einem fort, ſondern haͤlt darzwiſchen inne, als wenn ihr das Legen ſauer würde, Die Dintenfiſche (Loligines) legen im offenen Meere; ihre Eyer hängen ebenfalls fo zuſammen. Beyde leben nur eine kurze Zeit, und bringen es nicht auf zwey Jahr, einige wenige ausgenommen. So auch die Meerpolypen. Aus ei⸗ nem Ey kommt nur eine junge Seekatze. Dies trift auch bey den Dintenfiſchen zu. In der zweyten Stelle (V. 6. H. A.) ſpricht er von der Begattung. Die Meerpolypen, Seekatzen und Dintenfiſche begatten ſich alle auf die nehmliche Art. Sie fuͤgen Maul gegen Maul ihre Fuͤſſe und Faͤnger zuſammen. Der Meerpolyp ſtemmt feinen Leib (Ac Eu) gegen das Land, breitet ſeine Fuͤſſe aus, und ſo fuͤgt das Weibgen Fuͤſſe gegen Fuͤſſe und Saugwarzen gegen Saugwarzen. Die Seekatzen und Dintenfiſche ſchwimmen mit einander, wenn fie ſich umfaßt, und Maul gegen Maul, und Fuͤſſe gegen Fuͤſſe gefuͤgt haben. Auch fügen fie beyde ihre Spritzroͤhren zuſammen. (, Naſen⸗ loch). Der eine Theil ſchwimmt vorwaͤrts, der andere hinterwaͤrts. Sie legen durch die Spritzröhte (Re Tor Dusyraee uU wodurch fie ſich auch nach einigen begatten ſollen. Bey den leztern Worten dieſer Stelle bekennet Conr. Geßner, daß er nicht begreife j wie die beyden Geſchlechter, wenn fie Maul gegen Mau und Fuͤſſe gegen Fuͤſſe gefuͤgt haben, das eine ruͤckwaͤrts e ro rige retorſuam nach Gaza) das andre vorwärts (Fr) 2 4 N Ast 905 Fetıe, 84 Sold, anteverſus in os ſchwimmen koͤnnen. Aber wahrſchein⸗ lich will Ab iſtoteles ſagen, daß das eine auf dem Ruͤcken liegt, und fo ſchwimmt, der andere aber Leib gegen Leib und Maul gegen Maul gekehrt vorwärts, Die Namen, Roͤhre (Ag) Blaſeloch ( νννο; und Naſenkoch (Auιεν halte ich fuͤr gleichbedeutend; denn auch bey den Wallfiſchen brauchen die Alten dieſelben ohne Unterſchied von den Blaſelöchern, welche einige fuͤr die Nafenlücher anſahen. Man ſehe Aellans Thier⸗ geſchichte XV I. 6. Die dritte Stelle iſt folgende. (de Ge- nerat. I. 15). Die Molluſca begatten ſich, indem ſie Maul gegen Maul kehren und ihre Fuͤſſe gegen einander ausbreiten uud verwickeln. Darzu zwingt fie der Bau ihres Körpers, Denn die Natur hat den Ausgang der verdaueten Nahrung gebogen und in die Gegend des Mauls verſezt. Das weibliche Geſchlecht hat bey allen dieſen Thieren ganz offenbar eine Mut⸗ ter oder Eyergang. Denn fie haben einen Eyerſtock, der ans fangs undeutlich und nicht ausgebildet iſt, hernach aber deutli⸗ cher wird und viele Eyer enthaͤlt, welche unbefruchtet, fo wie die Eyer der Fiſche, gelegt werden. Die Mutter und der Af— ter haben nur eine Oefnung, wie bey den weichſchaaligten Thie⸗ ren. Dieſe liegt in der Röhre, wodurch die Dinte d) ausge⸗ fprüzt wird. Alle dieſe Theile liegen unten am Körper, wo die Hoͤle offen ſtebt, und das Waſſer hinelntritt. Deswegen muͤſ⸗ ſen beyde Geſchlechter dieſe Theile zuſammenfuͤgen; und das Maͤunchen muß ſeinen Saamen, oder ſein Zeugeglied, oder was er ſonſt dem Weibchen mittheilt, in die Oefnung der Mut⸗ ter bringen. Wenn die männlichen Meerpolypen ihren Fuß in die Spritzroͤhre bey der Begattung ſtecken, um damit nach der Ausſage der Fiſcher zu befruchten, ſo geſchieht es nur, um ſich dadurch feſt zu halten, nicht als wenn dieſe Handlung und das Glied etwas zur Zeugung beytruͤge. Denn es liegt ganz auſſer dem Körper und dem Saamengange (es). Bisweilen paaren ſich die Molluſca auch auf dem Ruͤcken; ob aber dies eine Begattung ſey, an aus andrer Abſicht geſchehe, weiß man d) Im Original ſteht Joes der 8 aber Seßner hat ſchon ganz recht 9%, die Dinte verbeſſert. 85 man noch nicht. Nech der vierten Stelle (V. 12.) legen dieſe Thiere im Fruͤhjahre, und die Seekatze mit zuerſt. Dieſe legt die ganze Jahreszeit hndurch (rarav wgav) und in 15 Tagen hat ſie ausgelegt. Venn dieſes geſchehen iſt, ſprizt das Maͤnn⸗ chen, welches fie immer begleitet, durch feine Blaſeroͤhre feine Dinte darauf, wodurch die Eyer feſter werden. Beyde Ges ſchlechter halten ſich mmer paarweiſe zuſammen. Die Meets polypen begatten ſich im Winter, und legen im Fruͤhjahre, wo e) fie ſich auch an zwey Monate verbergen. Ihre Ener gleichen der Frucht der Pappel. Die Thiere ſind uͤberaus fruchtbar, und aus den Eyern ertſtehn unzählige Jungen. Ste brüten über den gelegten Eyern; und zu dieſer Zeit find fie am ſchlech⸗ teſten zum Eſſen, weil fie nichts genieſſen. In dieſer Stelle ſteht vom Maͤnnchen: c TeD re J er ſprizt feine Dinte durch die Roͤhre, welche Pycnrne, Blaſeroͤhre genennt wird, auf die Eyer. Heer will Rondelet das Wort Je ausſtreichen, weil Athengeus, der die Stelle excerpirt hat, und Plinius in feiner Ueberſetzung, es auslaſſen. Der leztere ſagt X. ſect. 74. Molles vere pariunt ſepiae omnibus menſibus. Ova ejus glutino atramenti ad ſepiem uvae cohaerentia maſculus proſequitur affl tu; alias ſterileſcunt. Aber an den Plinius kehre ich mich nicht, ſobald ich beweiſen kann, daß er falſch uͤberſezt hat. Sonſt würde man an vielen Stellen den Text des Ariſtoteles aͤndern muͤſſen. Es lieſſe ſich aber auch dieſe Ueberſetzung mit dem Original vereinigen, wenn man atramenti zu afflatu ſezte. Rondelet hat noch einen zwey⸗ ten Grund, der ſich eher hoͤren laßt. Es heißt nehmlich in der Stelle des Ariſtoteles (H. A. V. 18) nach dem Gaza: Ova, quae fepiae edunt, magnitudinem ımyrtorum capiunt et nigreſcunt. Emiſſo enim atramento parentis infundun- tur atque ita inficiuntur. Aber ich habe ſchon erinnert, daß die Worte: eme Dini ya rey Yorov ſuperinfundit enim atramentum, nicht in meiner Handſchrift, noch auch in der eis nen alten Ausgabe ſtehn. Auch ſchicken ſie ſich nicht zur uͤbri⸗ F 3 gen e) Hier ſezt meine Handſchriſt 17 hinzu, welches die Zeit beſtimmt, wenn fie fich verbergen. Saza und Plinius haben dieſe Beſtim⸗ mung nicht ausgedrackt. 86 ———— gen Wortfugung; denn der Pluralis c ayriay geht vorher, und nun folgt der Singulgris, welcher nicht anders ſtatt fin- den kaun, als wenn man 5 ale, das Männchen, hinzu⸗ ſezt. In derſelben Stelle heißt es, die Eyer waͤren anfangs weiß, wurden ader ſchwarz und groͤſſer, ſobald das Maͤnn⸗ chen feine Dinte darüber geſprizt habe. Jay de 40% rev Ho- Nen. Hier muß das Wort 4g nothwendig auf das unmit— telbar vorhergehende e 4 gb, die männliche Seekatze, bezo⸗ gen werden. Gaza ſezt: mox atramento perfuſa nigra ma- joraque redduntur und hieraus ſchloß Rondelet, daß diefe Dinte vom Weibchen komme. In meiner Handſchrift ſteht auch Heger, Saamen, ſtatt 9, Dinte, welches deutlich zeigt, daß man cc auf das Männchen beziehen muͤſſe. Eben dies ſes beweiſet auch das Wachsthum der Eyer, welches auf dies Beſpritzen erfolgt. Nur bleibt der Zweifel übrig, welcher viels leicht niemals wird gehoben werden, ob hier Hege oder Nee ſoll geleſen werden, ob das Maͤnnchen blos feine Dinte oder ei⸗ nen Saamen über die Eyer ſprizt, und ob dies daſſelbige iſt, was Ariſtoteles kurz vorher eine klebrigte Feuchtigkeit (U /- ura ub’ nennt. Conr. Geßner fo wie auch Salvian, zogen die Leſeart Neger vor, ohne einen Grund anzugeben; ver⸗ muthlich aber ſtuͤzten ſie ſich auf die Analogie der übrigen Thiere. Gleichwohl aber wuſte er, und erinnerte ſelbſt, was Ariſtoteles im Buche von der Zeugung I. 17. fügt, daß es ungewiß ſey, ob die Inſecten und Molluſca einen Saamen von ſich ger ben. Wenn Alriſtoteles davon noch nicht überzeugt war, fü konnte er wohl auch hier nicht ſo zuverlaͤßig ſprechen. Wir ſind jezt von der Gegenwart des Saamens in dieſen Thieren uͤberzeugt; aber hier iſt nur die Frage, ob die Saamenfeuchtigkeit allein oder mit der Dinte vermiſcht ausgeſprizt werde, ob das Maͤnnchen allein ſeine Dinte auf die Eyer ſprizt, oder auch das Weibchen, welches die Ueberſetzung des Gaza von dem Worte arrepfogew in zwey vorher angeführten Stellen andeu⸗ tet, und endlich, was die Begattung eigentlich fuͤr einen Zweck habe, und ob dabey eine vorläufige Befruchtung vorgehe? An einem Orte (VI. 13. I. A.) ſagt A. die männliche Seekatze 1 be⸗ 87 befruchte die Ever, fobald fie das Weibchen gelegt habe. Es ſey wahrſcheinlich, daß das nehmliche auch bey den uͤbrigen Arten geſchaͤhe, aber bis jezt habe man dieſes nur noch von den Seekatzen bemerkt. Noch ſind zwey Stellen übrig, die eine V. VI ſagt daß die Seekatzen ihre Eyer an Reiſer und allerhand Auswurf des Meeres (Dupurov) legen; die andre (VIII. 30) daß die Meerpolypen, Seekatzen und Dintenfifche traͤchtig am befien zum Eſſen find. Aus dem durch alle dieſe Stellen erhaltenen Reſultat laͤßt ſich nun folgende Stelle (de Generat. III. 8) verbeſſern, wo es heißt: In den Seekatzen und Dintenfifi chen erſcheinen zwey Eyerſtoͤcke, weil die Mutter ausgebildet und zweytheilig iſt. In den Meerpolypen aber ſieht man nur einen Eyerſtock; die Urſache iſt die runde und ſphaeriſche Geſtalt. Denn wenn die Mutter voll iſt, ſo wird die Theilung undeutlich. Das Maͤnnchen befruchtet die Eper, wie die maͤnnlichen Fiſche den Rogen, und darnach werden fie klebrigt und haͤngen feſter zuſammen. Die ſich bil⸗ dende junge Seekatze haͤngt mit dem Vordertheile am Ey. Denn hier allein geht es an; weil alle Hinter- und Vorder⸗ theile bey ihr an einer Stelle liegen. Hier ſteht Tas Sy Aerı Tav mardKiav eit ö 4b; aber die vorigen Stellen, wie auch die Vergleichung mit den Fiſchen, zeigen deutlich, daß man mit Gefnern kunuarı leſen muͤſſe, welches ſoviel als Eyer bedeutet, da Ge das weibliche Geſchlecht anzeigt. Die Folgen der Begattung und Geburt ſind nach dem Ariſtoteles dieſem Geſchlecht ſehr nachtheilig an ihrem Leben. Er ſagt (IX. 37.) die meiſten Meerpolypen würden nicht zwey Jahr alt. Sie ſchwinden von Natur leicht, wie man ſehn kann, wenn man ſie druͤckt und klopft: denn da verlieren ſie immer, und verſchwinden endlich ganz. Dies widerfaͤhrt vorzuͤglich den Weibchen nach der Geburt. Sie werden als— dann taumlich und laſſen ſich von den Wellen gelaſſen hin und her treiben. Man kann ſie auch leicht mit der Hand un⸗ ter dem Waſſer fangen. Sie werden ganz ſchleimigt, und fangen keine Beute mehr vor ihren Hoͤlen laurend. Die e Maͤnn⸗ Männchen werden ah und lederhaft. Daß ſie nicht zwey Jahre leben, will man daraus ſchlieſſen, weil man nach Er⸗ zeugung der Jungen im Sommer und gegen den Herbſt nicht leicht einen groſſen Meerpolyp mehr ſteht. Vorher aber fin: det man fie ſehr groß. Sobald fie ihre Eher gelegt haben, ſagt man, daß beyte Geſchlechter fo matt und ſchwach werden, daß ſte von den Fiſchen gefreſſen, und leicht von ihren Hoͤlen losgeriſſen werden. Dieſes begegne ihnen vorher nicht, auch nicht den kleinen Jungen, welche bald nach ihrer Geburt ſtaͤrker find als die Alten; auch die Seekatzen leben nicht zwey Jahre. Dieſelbige Erzählung haben Oppian k) und Aelian wiederholt. 8 Die Neuern haben, wie geſagt, wenig eigne Beobachtungen uber die Fortpflanzung der Blalfiſche aufgezeichnet; und dass jenige, was Behon und Rondelet davon anführen, iſt woͤrt⸗ lich aus der Ueberſetzung des Gaza und Plinius genommen. Hingegen haben wir von den Eyern genaue Beſchreibungen und Abbildungen, weil dieſe viel leichter zu beobachten ſind, wenn ſie vom Meer an das Ufer geworfen werden oder bey der Ebbe und Fluht auf dem trocknen liegen bleiben. gondelet hat zuerſt die Eyer der Seekatze abgebildet und ganz kurz beſchrieben. In ſeiner Figur haͤngen ſie wie Beeren an einem langen gemeinſchaftlichen Stiele durch kurze Baͤnder. Sie ſollen anfaͤnglich laͤnglicht und ſo groß wie Myrtenbeeren, hernach aber wie Haſelnuͤſſe ſeyn, auſſen ſchwarz von der darüber geſprizten Dinte, inwendig weiß. Der Inhalt ſoll den drey Feuchtigkeiten des Auges gleichen, und zuerſt eine dünne waͤßrigte, hernach eine dickere, und endlich eine cry» ſtallene Feuchtigkeit in ſich faſſen. Sie werden von einigen gez braten gegeſſen. Die Eyer der Dintenfiſche werden nicht am Strande, ſondern auf dem offnen Meere abgelegt, daher fin⸗ det man ſie nicht ſo haͤufig. Sie haͤngen wie die Eyer der Seekatze zuſommen. Jene nennt man bey uns die Seetraube. Nachher unterſuchte Saumon g) die Cyer der Seekatze, und fand f) J. V. 535. Aeltan VI. 28. Hiſtor. Animal, 3) Hittoire de l’Academ. 1708. S. 52. . 89 fand in allen die er oͤfnete, ein völlig ausgebildetes junges Thier. Die Eyer hingen alle mit einem ziemlich langen Ban⸗ de an einem gemeinſchaftlichen dicken Stamme, von welchem die Baͤnder entſpringen, und ſich ſehr unter einander verwickeln. Er erinnert, daß dieſe Traube nicht das ſeyn koͤnne, was man Veſicaria marina nennt, und für die leeren und trocknen Eyer der Seekatze hält. Auch Seb! hat im dritten Bande, Taf. III. Fig. 8. die Eyertraube der Seekatze an einer Meerpflanze haͤngend abgebildet. Die Beſchreibung des Artedi lautet alſo. Die Eyer werden an Pflanzen und Geſtraͤuche im Meer befeſti⸗ get, gleichen anfangs gelben Erbſen, und gehn vorn ſpitzig zu. Hernach nehmen ſie zu, wachſen zur Groͤſſe einer Weins traube, und bekommen eine ſchwarze Farbe, indem vielleicht das Maͤnnchen ſeine Dinte daruͤber ſprizt. Solange dieſes nicht geſchehen iſt, bleiben ſie hellgelb, und enthalten wie die Eyer der Voͤgel einen kleinen Dotter in dem Weiſſen eingeſchloſ⸗ ſen, welches ebenfalls mit einer etwas dicken Haut umgeben if. An der Schwaͤrze erkennt man, daß fie befruchtet find. Nach 13 Tagen ſchlüpfen die Jungen aus Die Alten wachen mittlerweile bey den Eyern; und beſchuͤtzen die ausgekrochene Brut. Auch hier ſcheint das meiſte nur den Alten nachgeſagt zu ſeyn; den einzigen Umſtand, daß die Eyer an Meerpflanzen und Reiſſer befeſtiget werden, beſtaͤtiget die beygefuͤgte Figur. Und ſo habe ich auch bey meinem Freunde, dem H. Doktor Bloch die ſchwarze Eyertraube an einem Stück von einem Zweige oder Pflanze befeſtiget geſehn. L. Th. Gronov h) verwarf alſo ohne Grund das Vorgeben des Ariſtoteles und Plinius als eine Poſſe. Er fand in feinem Schriftſteller: Sepia et in terreno parit inter harundines, aut ſicubi enata alga und fragte, wer Dale die Seekatze auf dem Trocknen, oder Rhor im Meere wachfen geſehn habe. Hier ließ er ſich aber offenbar von der Ueberſetzung des Plinius leiten, weiche er auch nicht einmal ganz verſtand. Ariſtoteles ſagt: die Seekatze halte ſich mehr am Strande und lege auch daſelbſt; dies nennt Plinius in terreno. Was Ariſtoteles möge uns 35 ter h) Ad Plinii IX. p. 179. „ter Di, verſtanden haben, welches Plinius kurz und gerade zu arundines giebt, kann ich nicht ſagen. Aber er nennt zugleich Meertang und andern Auswurf. Daß die Seekatzen und Dintenfiſche ihre Eyer frey in das Meer ablegen, nir⸗ gend s befeſtigen, und den Wellen uͤber aſſen, mag Gronov daraus geſchloſſen haben, weil ſie oft an das Ufer von den Wellen geworfen werden, und daſelbſt entweder verderben oder den Voͤgeln zu Theil werden. Aber wenn die Vorſehung nicht durch den natuͤrlichen Trieb der Mütter beſſer für ihre Erhaltung geſorgt haͤtte, fo waͤren ja alle Eyer wegen der Ebbe und Fluht, wegen der Stürme und anderer Umſtaͤnde einem gewiſſen Untergange ſtets ausgeſezt. Finden wir nicht gerade das Gegentheil augenſcheinlich an den Eyern der Fir ſche; warum wollen wir durchaus die nehmliche Einrichtung wider die Analogie bey den Eyern der Blakfiſche laͤugnen? Eher will ich dem Gronob geſtatten an der Bebrütung der Ever zu zweifeln, nicht weil dieſe frey im Meere herum⸗ ſchwimmen, ſondern vielmehr, weil die Analogie von den Eyern der Fiſche und auch gewiſſermaſſen der kriechenden eyerlegenden Thiere darwider ſtreitet. Doch will man auch unter den Fiſchen Beyſpiele gefunden haben, daß die Maͤnn⸗ chen die gelegten Eyer bewachen. Die Eyer des Dintenfiſches haben Ruyſch i), Seba, Arte— di, Nozemann und am vollſtaͤndigſten Bohadſch beſchrieben und abgebilder. Sie unterſcheiden ſich nicht allein durch die Farbe, ſondern auch durch die Art des Zufammenhanges. An dem Ufer von Holland ſoll man ſie haͤufig finden, wenn ſie von den Meereswellen ausgeworfen. Die ganze Maſſe beſteht aus gallertartigen Kaͤtzgen welche an einem gemeinſchaftlichen gallerts artigen Bande oder Stengel ſitzen. Man findet fie bald gröffer bald kleiner, nachdem die Eyer der Reife mehr oder weniger ſich naͤhern; Bohadſch ſah einen Haufen, welcher drey Fuß lang und zwey Fuß breit war. Er zaͤhlte daran 568 Kaͤtz— gen, und an jedem Kaͤtzgen 70 ei; „ alfo zuſammen 39760. So⸗ i) Theſaur. Animal. I. p. 8. Tab. II. fig. 1. Seba T. III. Tab. IV. no 6. Nozemann in AG is Selectis Vol. I wie ihn Gronov uͤbern Plinius anfuͤhrt, Bohadſch Beſchr. von Seetyieren S. 150. 9 Sowohl bas groſſe gemeinſchaftliche Band, als die einzelnen Baͤnder der Kaͤtzgen, welche ſo dicht daran haͤngen, daß man in dem ganzen Haufen jenes nicht ſehn kann, ſind gallerartig, elaſtiſch, laſſen ſich ausdehnen, und haben einerley Farbe mit den Eyern. Dieſe iſt verſchieden, nach der Zeit, zu welcher die Maſſe iſt abgelegt worden. Die Eyer ſind allemal durchſich⸗ tig; friſchgelegte hat Bohadſch nicht geſehn; er vermuthet aber, daß ſie alsdann ſcharlachrothe Flecke haben, ſo wie ſie Needham in der Gebaͤrmutter gefunden hat. Nachher ſehn fie gelbroth und enthalten nichts auſſer einem fchleinigten Saft. Weiter hin werden ſie hell, und man erkennt eine dunkle Geſtalt des Thiergen in ihnen. Diejenigen, worinne das Junge ſchon vollkommen gebildet iſt, verwandeln ihre helle Farbe in eine himmelblaue. In denen, welche nicht ganz friſch mehr waren, fanden ſie einen durchſichtigen Saft, welcher ſalzigt und der gläfernen Feuchtigkeit der Augen in der Dich⸗ tigkeit glich. In dieſem ſchwamm ein weißlichtes rundes Koͤrpergen, der Keim des jungen Dintenfiſches. An einem und demſelben Kaͤtzgen iſt die Groͤſſe der jungen Brut verſchiedenz die kleinern umfaſſen mit ihren Armen ein weiſſes Koͤrpergen, die groͤſſern aber liegen mit bloſſen Armen in dem Ey. Die⸗ ſes weiſſe Koͤrpergen vertritt die Stelle des Dotters in den Vogeleyern. Soweit ſtimmen die Beobachtungen des Bo⸗ hadſch genau mit dem Ariſtonzles überein! Die Jungen find weich, weißlicht und mit ſcharlachrothen Puncten bezeichnet. Man erkennt an ihnen zuerſt die Augen und Faͤnger, aber es zeigt ſich noch keine Spur von den Füſſen Als Bohadſch die Eper kochte, fo blieb der Saft, in welchem die Jungen ſchwammen, fluͤßig, und verdickte ſich nicht, ſo wie das Weiſſe im Eye der Voͤgel. Dies iſt der weſentliche Inhalt der weit⸗ ſchweifigen Abhandlung von Bohadſch. Von den Eyern der Seekatze hat er noch bemerkt, daß ſo lange nichts von den Jungen im Eh zu ſehn iſt, der Saft mit einer doppelten dichten, ſchwarzen Haut umgeben, gallertartig und undurch⸗ ſichtig ſey. Sobald aber als die Geſtalt des Jungen ſich auszubilden anfaͤngt, ſo wird der Saft heller, ſo daß er s der der aläfernen Feuchtigkeit der Augen auch in Anſehung der Feſtigkeit gleicht. Die junge Seekatze iſt weißlicht, mit eini⸗ gen kleinen rothbraunen Flecken bezeichnet. Bohadſch konn⸗ te ihre Bewegung im Ey bemerken; nicht aber eben ſo an den Jungen des Dintenfiſches. Die Eyer, welche Seba Taf. V. Fig. 5. abgebildet hat, ſahen gleloblau aus, und glichen einer mit Thau umwoͤlkten Traube. Dies iſt alles, was die Neuern beme kt haben. Man ſieht alſo, daß noch viele Bemerkun— gen des Ariſtoteles übrig bleiben, welche unſte Naturforſcher nicht wiederholt noch beſtaͤtiget haben, ob ſie gleich darzu alle Gelegenheit hatten. Die Eyer der Meerpolypen habe ich noch nirgends beſchrieben gefunden; vermuthlich ‚werden fie nicht ſo haͤufig von den Wellen an den Strand geworfen. Noch will ich eine Bemerkung des Ariſtoteles anführen, welche Athengeus aus einer ſeiner verlornen Schriften aufs bewahrt hat. (VII. S. 316). Nach derſelben ſollen die Meerpolypen lange in der Begattung an einander hängen. Pine hat einen Theil ſeiner Nachrichten ganz falſch aus dem Griechen überſezt; und dieſe Fehler will ich hier noch kurz anzeigen, damit ſie andre nicht irre fuͤhren moͤgen. Er ſagt IX. ſect. 74. Polypi hieme icoeunt, pariunt vere, tor- tili vibrata pampino, tanta foecunditate, ut multitudinem ovorum occiſi non recipiant cavo capitis, quo praegnan- tes tulere. Ea excludunt quinquageſimo die, e quibus multa propter numerum intercidunt Polypus femina modo in ovis ſedet, modo cavernam cancel lato brachiorum implexu claudit. Hier hat Plinius ganz unrecht cavum ca- pitis geſezt, wo von dem Leibe die Rede iſt, welcher am Meerpolypen bey dem gemeinen Volke der Griechen der Kopf hieß. Denſelben Fehler hat er auch in folgender Stelle begans gen. IX, ſect. 74. Polypi crine uno feminae naribus an- nexo ſepiae et loligines linguis coeunt, componentes inter ſe brachia; et in contrarium nantes ore et pariunt. Sed poly pi in terram verſo capite coeunt, reliqua mollium tergis, vt canes. Hier ſollen nares die Spritzroͤhre bedeu⸗ ten; aber der roͤmiſche Sprachgebrauch leidet es nicht. Das | übrige 93 uͤbrige iſt ebenfalls lauter Misverſtaͤndniß einer Sache, welche a Plinius nicht begriff und doch ins kurze ziehn wollte. Die aben⸗ theuerliche Erzaͤhlung des Pontoppidan (II. S. 231 und 337) 115 der Fortpflanzung, der Seekotze, und wie fie ſich an den Walfiſch hängt, verdient hier nicht weiter angefuͤhrt zu werden. Zulezt will ich nun die Nahrung der Blaffiſche, den Fang und Gebrauch derſelben abhandeln, welche drey Stuͤcke genau mit einander verbunden find. Weil fie haufig ven den Grie⸗ chen genoſſen wurden, fo erſann man allerhand Mittel fie zu fangen, forſchte bey dieſer Gelegenheit die Nahrung aus, wel⸗ che ſie am meiſten ſuchen, und womit ſie gelockt werben konn⸗ ten, und ſo lernte man zufaͤlliger weiſe mehr von ihrer Lebens⸗ art, als jezt, da ſte nur von wenigen Nationen beſonders geſucht werden. Alſo muß auch hier Ariſtoteles unſer ein⸗ ziger Fuͤhrer ſeyn, weil er alle Nachrichten der griechiſchen Fiſcher geſammlet hat. Nach der einen Stelle (VIII. 2.) be⸗ maͤchtigen ſich die Dintenfiſche und Seekatzen auch groſſer Fiſche; die Meerpolypen aber tragen vorzüglich Conchylien zuſammen, und freſſen das Fleiſch heraus. Die Fiſcher erkennen daher ihre Hoͤlen gar bald von den vorliegenden leeren Schaalen. Nach IX. 37. iſt die Seefage unter allen am liſtigſten, und fie giebt nicht allein aus Furcht ihre Dinte von ſich, ſondern weiß ſich auch damit zu verbergen, indem fie ſich vorwärts wendet, und hernach in die ausgegoſſene Dinte zuruͤckkehrt. Sie faͤngt mit ihren Faͤngern nicht allein kleine Fiſche, ſondern auch oft Meerfiſche. (Mugiles). Die Meerpolypen und Dintenfiſche ergieſſen ihre Dinte blos in der Furcht. Der Meerpolyp iſt zwar dumm; denn er kommt herbey, wenn man blos die Hand in das Meer hinab ſteckt, aber ſehr wirthſchaftlich. Er traͤgt allen ſeinen Fang in die Hoͤle, worinne er wohnt, zuſammen; und wenn er das brauch bare davon genoſſen hat, ſo wirft er die Schaalen der Krebſe, und Muſcheln, wie auch die Graͤten der Fiſche heraus. Die Fiſche faͤngt er, indem er ſeine Farbe wandelt, und dem Felſen gleich mach t, an welchem er ſich aufhält, Eben dieſes thut er auch in der Furcht. Einige ſagen; daß auch die Seekatze ihre Farbe wandle, und dem Orte, wo fie ſich aufhält, gleich 94 gleich mache. Die Werkzeuge, womit fie ihren Raub erhaſchen feſt halten, und zermalmen, habe ich bereits beſchrieben. Auch habe ich die Bemerkung angeführt, daß die Arten der Meerpoippen ſehr luͤſtern nach dem Oelbaume, Feigenbaume, und nach eins geſalznen Fiſchen ſeyn ſollen. Plinius hat in ſeiner Ueber⸗ ſetzung einige Umſtaͤnde hinzugeſezt, fuͤr deren Richtigkeit ich keinen Buͤrgen anfuͤhren kann. Alſo ſezte ich die Stelle her, IX. ſect. 44. Polypi veſeuntur conchy liorum carne, quorum conchas complexu cinium frangunt : itaque praejacentibus teſtis cubile eorum deprehenditur. Et cum alioqui brutum habeatur animal, ut quod ad manum hominis adnatat, in re quodam modo familiari callet. Omnia in domum comportat: de in putamina eroſa carne egerit, adnatan- tesque piſciculos ad ea venatur. Colorem mutat ad ſimi- litudinem loci et maxime in metu. Needham meynet, daß dem Dintenfiſche ſeine Dinte haͤuptſaͤchlich darzu diene, das Waſſer truͤbe damit zu machen, damit ihm ſeine Beute nicht entgehn moͤge, nicht aber um der Verfolgung ſeiner Feinde zu entwiſchen. Er ſagt, daß er ſich unter andern von den jungen Thunfiſchen und einer andern Art von kleinen Fiſchen, (Me- lettes, Aehrenfiſchen) naͤhre, die man in den Untiefen bey der Muͤndung des Tagus häufig finde. Vermuthlich zoͤgen fie ſich dahin, um den Seekatzen und Dintenfiſchen zu entgehn, welche ſie haufenweiſe verfolgten, und daſelbſt in Menge ge⸗ fangen wuͤrden. Daß dieſe beyden Arten nach Fiſchen luͤſtern ſind, zeigt auch die Art des Fanges, und der Köder, womit ſie gelockt werden. Nach Otto Fabriz frißt der Dintenſiſch auch Quallen, Krebsaſſeln, und allerhand groſſe und kleine Krabben. Was nun aber die Farbenwandelung anbetrift, womit die Meerpolypen ſich nicht allein beſchuͤtzen, fondern auch die Fi⸗ ſche beruͤken ſollen, und die ſchon den aͤlteſten griechiſchen Schriftſtellern vor dem Ariſtoteles bekannt war, fo muß ich bekennen, daß ich bey den neuern Schriftſtellern keine Erfän: terung darüber gefunden habe. Ich nehme den einzigen Belſon aus, welcher den Grund von dieſer Veraͤnderung der Farbe in der weichen Haut des Meerpolppen ſucht. Dieſe laͤßt ſich, | leicht ! | 95 leicht abziehn, fen bald weiß, bald roth, bald blaß, bald ſpiele ſie mit verſchiedenen Farben. Ich vermuthe, daß dieſe Farbenveraͤnderung ſich am Ende eben ſo verhalten werde, wie beym Chamaͤleon, und halte es fuͤr einen Zuſatz der Einbildungskraft, daß das Thier dieſe Farbe nach dem Orte feines Aufenthalts veraͤndre. Zorn und Ruhe bringen wie be⸗ kannt im Chamäleon die groͤſte Abwechſelung der Farben her vor. Vielleicht thut die Furcht ein gleiches bey den Meerpo⸗ lypen In der von Pallas beſchriebnen neuen Froſchart (Spicileg. VII. S. 2.) bringt der Schlaf, die Beunruhigung, und Veraͤnderung des dunkeln ſchattigten Aufenthalts einen aͤhnlichen Farbenwechſel wie beym Chamaͤleon hervor Nach dem Ariſtoreles fol der Meerengel, (Squalus Squatina) feine Farbe eben ſo wie der Meerpolyp veraͤndern; aber hierbey hat Ron⸗ delet ganz recht angemerkt, daß dieſer Farbenwechſel, nur bey ſolchen Thieren ſtatt finde, deren Koͤrper durchſichtig iſt, wie beym Chamaͤleon, oder deren Haut ſo duͤnn iſt, daß bey der geringſten Bewegung der Saͤfte und des Lebensgeiſtes, die verſchiedenen Farben derſelben durchſcheinen. Der Meers engel aber hat eine dichte, harte und rauhe Haut. Von eis nigen Etdechſen und Schlangen führe H. Herrmann zwar noch Zeugniſſe an, aber dieſe ſcheinen mir nicht ſicher genug zu ſeyn *) wenn ich Oldend orps Erzählung von dem Leguan und andern kleinern Eidechſen der caraibiſchen Inſeln aus⸗ nehme. Nach Pennant hat der kleine Dintenfiſch (Sepia media) einen faſt durchſichtigen grünen Koͤrper, deſſen Farbe ſich aber auch in eine kothigbraune verwandelt; dadurch meinte Pen⸗ nant wuͤrde di Bemerkung des Plinius beſtaͤtiget, daß nehm⸗ lich dieſe Thiere in der Furcht ihre Farbe veraͤnderten. Eigent⸗ lich ſchreibt Ariſtoteles dem Meerpolopen allein dieſen Farben⸗ wechſel zu; führe aber an, daß einige auch der Seekatze den⸗ ſelben beylegten. Von dem Meerpolypen iſt es begreiflich, daß fein Leib durchſichtiger ſeyn und'mehr Farben ſoielen muß, weil der Rücken durch keinen Knochen bedeckt iſt, wie bey der See⸗ ) Comment. ad Tabulam Affinit. Animal. S. 366, | Seekatze. Bey dem groſſen und kleinen Dintenfiſche iſt der Knorpel im Ruͤcken, das ſogenannte Schwerdt, ſehr klein; kurz und durchſichtig; daher kann auch bey ihnen eher ein Farbenwechſel ſtatt finden als bey der Seekatze. Bey dem groſſen Dintenfiſche des Osbek waren der Kopf und die Aerme durchſichtig, mit feinen ſchwarzen Tuͤpfeln punctirt: der Aus cken vorne goldgelb, ins braune ſpielend, nach dem Schwantze zu durchſichtig mit ſchwarzen Puncten; der Bauch hellroth. Fabriz und Needham haben die Farben ihrer Dintenfiſche nicht beſchrieben; Koelreuter hatte keine lebendigen Meerpo⸗ lypen vor fi, ſondern die feinigen hatten lange im Weingeiſt gelegen. Der Meerpolyp des Haſſelguiſt hatte auf dem Kopfe, dem Rüden und am Grunde der Fuͤſſe ſchwarzroͤthliche Flecken; unten ſah der Leib weißlicht, fo wie die Fuͤſſe, mit einem gruͤnen Ringe, und einem gruͤnen Flecke an der Oef⸗ nung. Auf dem Ruͤcken der männlichen Seekatze bemerkte Swammerdam uͤber dem Knochen zierliche weiſſe Streifen, mit feinen ſchwarzen Tuͤpfeln darzwiſchen. Der Saum war dunkel purpurfarbig, und überall liefen weiſſe, rothe und purpurfarbne Flecke durch einander. Dieſe Bemerkungen koͤnnen hinreichend ſeyn, um die Moͤglichkeit und Wahrſchein⸗ lichkeit eines Farbenwechſels bey einigen Arten wenigſtens zu beweiſen. Weiter reichen unſre Kenntniſſe jezt noch nicht. Noch verdient ein andrer merkwuͤrdiger Umſtand ange⸗ fuͤhrt zu werden, eine Eigenſchaft, worinne dies Geſchlecht mit den Quallen und andern Geſchlechtern von Meerwuͤrmern übereinkommt. Nicht allein leuchten die Meerpolypen, Din⸗ tenfiſche und Seekatzen im Finſtern, wenn ſie todt ſind und zu faulen anfangen, wie Radi bezeuget; denn dieſes thun un⸗ ter dieſen Umſtaͤnden auch die Koͤrper von manchen Fiſchen, Schlangen und andern Thieren; ſondern dieſe Eigenſchaft zu leuchten ſcheint auch dem Thiere im Leben, und beſonders ſei⸗ ner Dinte eigen zu ſeyn. Olig. Jacobageus *), welcher in Florenz ohne Zweifek bey den anatomiſchen Unterſuchungen mit ®, Degli Änimali viventi S. 11. Vol, V. P. 283. **) Akta Hafnienfa. | ea un / 97 mit Medi zugegen war, erzählt, daß aus den Meerpolypen, als man ſie oͤfnete, ein ſolches Licht hervorbrach, daß am Abende das ganze Zimmer zu brennen ſchien, und man beym Eintritte erſchrak. Das Licht kam aus einem Theile unter der Haut, nicht aus dem Fleiſche; je naͤher das Thier der Ver⸗ weſung kam, deſts ſtaͤrker ward das Leuchten. Das Licht hing ſich in Geſtalt von Sternen an die Finger, womit man das Thier berührte. Schwaͤcher leuchtete die ſchwarze Dinte, welche Jacobgeus für die Galle hielt, und zum Schreiben dienlich fand. Linnee hat zwar dieſe Erzählung allein auf die Meerpolyven gezogen; aber die Ueberſchrift des Jaco⸗ baeus: De Sepiac luce laͤßt einen Zweifel uͤbrig. Faſt ſollte ich glauben, daß das Leuchten allen Arten gemein ſey. Viel leicht liegt der Grund davon groͤſtentheils in der Dinte. Von dem Dintenfiſche (Loligo) merken Pontoppidan (II. S. 336) und Cranz (von Groenland 1. S. 134) an, daß ihre ſchwar⸗ ze Dinte auf der Hand wie Feuer brennt. Auch ſoll die Dinte nach Pontoppidan ſehr dienlich ſeyn, um den Koͤder fuͤr die Fiſche hinein zu tauchen, ſo wie das ganze Thier ſehr gut auf die Angel zu ſtecken iſt. Sonderbar kommt es mir vor, daß dieſe Eigenſchaft im Finſtern zu leuchten von den Alten nicht erwähnt wird; da doch ihre Gaukler ſonſt mit dieſem Safte ein Kunſtſtuͤck machten, deſſen Plinius (32 ſect. 52) und Ser⸗ tus Empirikus (Hypot. I. 14) gedenken. Sie tauchten nehm⸗ lich den Docht einer Lampe in die Dinte der Seekatze, nahmen die Lichter hinweg, und ſo erſchien die ganze Geſellſchaft beym Scheine der Lampe wie Neger. Doch haben ſchon die Alten bemerkt, daß die Quallen leuchten; denn Plinius (32 Kap. 10) fuͤhrt an, daß wenn man ein Stuͤck Holz mit der See⸗ lunge, einer Art von Meduſen, beſtreiche, ſo ſchiene das Holz zu brennen. Eben dieſe Quallen erregen auf der Hand, wel“ che fie antaſtet, ein Brennen, wie Neſſeln; daher fie bey den Alten Meerneſſeln heiſſen. Die meiſten Quallen ſind halb durch⸗ ſichtig, und gallertartig; fie ſpielen daher im Leben verſchie— dene Farben; daher ſagt Plinius auch von ihnen (IX. Kap. 45) ſie zoͤgen ſich We und wandelten die Farbe, fü f bald 98 bald man fie beruͤhre. Ob die Eigenſchaft zu leuchten und zu brennen dem ganzen Koͤrper der Quallen oder nur ihrem Safte oder Feuchtigkeiten eigen ſey, kann ich zwar nicht gewiß ſagen doch vermuthe ich das leztere. Dies gilt wenigſtens gewiß von den leuchtenden Meerdatteln, deren Licht Muſchenbroeck ziemlich genau unterſucht hat. Ich wuͤnſchte, daß mar aͤhnliche Ver⸗ ſuche mit der Dinte der Blakfiſche gemacht hätte. Die wenis gen, welche bereits gemacht worden ſind, reichen nicht zu, die Natur dieſes Saftes genau zu beſtimmen. Caldeſi a) verſuch⸗ te den ſchwarzen Saft der Meerpolppen und Dintenfiſche mit Limonienſafte, Vitriolgeiſt, und Weinſteinoͤl; aber er wollte niemals die rohe Farbe annehmen, welche er ſamt den eins zelnen Gliedern der Thiere in den Magen der Schildkroͤte er— halten hatte. — Der franzoͤſiſche reiſende Maler, Houel, verſichert, daß er ein Portrait mit dem Safte des Dintenfi— ſches zu Stande gebracht habe. Der Fang der Meerpolypen tft ganz einfach. Eine Art habe ich bereits angefuͤhrt. Man wirft nehmlich einen Buͤn⸗ del von Oelzweigen mit einem Stuͤck Bley beſchwert ins Meer, da wo ſie ſich haͤufig finden; daran ſetzen ſie ſich und laſſen ſich heraus ziehn. Auch die Tauger beſchaͤftigten ſich mit die⸗ ſem Fange. Um die Thiere von den Felſen los zu machen, an welchen ſie ſich feſt anſaugen, begoß man ſie mit ſuͤſſen Waſſer, wie Simocattus ſagt. Um ſie aus ihrer Hoͤle hervor zu locken, ſtreuete man Salz davor. Dieſe Nach⸗ richt hat Athengeus (VII. S. 516). Nach dem Recepte in den Geoponicis (XX. 22) ſoll man einen Strick oder leinen Streif mit einer Salbe von Salmiak und Ziegenbutter ſchmie⸗ ren und ins Meer ſenken, ſo werden ſich Meerpolypen und Seekatzen daran haͤngen. Nach Kap. 42 ſoll man einen klei⸗ nen Murmelfiſch (mormyrum) an einen feſten Koͤrper binden und damit die Meerpolypen koͤdern. Das dritte Recept Kap. 43 die Seekatzen mit der Hand zu fangen, iſt faſt unverſtaͤnd⸗ lich, daher uͤbergehe ich es. Ariſtoteles führt an (IV. 8.) ö daß a) Allgemeine Naturg. der Schildkroͤte. S. 94. 99 daß die Seekatzen und Meerpolypen ſich auch mit einem Koͤder fangen laſſen, und ſich daran fo feſt hängen, daß man fie zerſchnei⸗ den kann. So bald ſie aber das vorgehaltene Kraut conyza)ries chen, laſſen ſie ab. Plinius nennt diefe Pflanze cunilam, Aelian Raute. Nach dem Ovid beym Plinius (XXXII. ſeck. 5) laſſen ſich die Meerpolypen mit der Angel in die Höhe ziehn, und laſſen nicht eher los, bis fie die freye Luft ſpuͤren. Im Gegentheile ſteckte man auch haͤufig gebratene Meerpolypen und Seekatzen in die Fiſchreuſſen, um durch den Geruch die Fiſche n welche darnach ſehr ſtark gehn ſollen. (Ariltot. IV. 8). Die Seekatzen faͤngt man auf mancherley Arten, wovon Oppi an (IV. V. 147) zwey erzaͤhlt. Die erſte beruht ganz allein auf dem Triebe der Geſelligkeit bey dieſen Thieren, wel⸗ cher bey den Maͤnnchen mit mehrern Muthe verbunden iſt, wie Ariſtoteles (IX. 1) erwaͤhnet. Denn wenn das Weibchen mit dem Dreyzack geſtochen wird, ſteht ihr das Maͤnnchen bey; jenes hingegen flieht, wenn dieſes geſtochen wird. Man darf alſo nach Oppian nur eine Seekatze an einem Stricke im Meere fortziehn, und ſogleich naͤhern ſich die freyen Sees katzen, umfaſſen die gefangene, und laſſen ſich ſo in das Boot ziehn. Im Fruͤhjahr beruͤckt man ſie mit Reuſſen, welche mit Myrtenzweigen und Blaͤttern vom Erdbeerbaume beſchat⸗ tet ſind, und an dem Ufer eingelegt werden. Die Seekatzen kriechen hinein, und werden ſo gefangen. So erzaͤhlt ſchon Ariſtoteles, daß die Fiſcher Buͤndel von Zweigen und Reiſern in das Meer am Strande werfen, damit die Seekatzen ihre Eyer daran legen moͤgen. Und ſo legen jezt die dalmatiſchen Fiſcher im Fruͤhjahre Baumaͤſte unter das Waſſer; an dieſe hängen ſich die Blakſiſche an, um ſich ihrer Eger zu entladen; und fo ziehn fie fie heraus (Fortis Reiſe l. S. 239). Daß man die Thiere auch mit dem Dreyzack ſtach, beweiſet die oben an— geführte Stelle des Ariſtoteles. Die Groͤnlaͤnder fangen den Dintenfiſch auf eben die Art, oder treiben ihn mit einem Ste⸗ cken, den ſie hinter ihm im Meere bewegen, Auf den Strand, Den Fiſch ſelbſt eſſen fie nicht, wie Otto Fadriz anmerkt, aber die Leber dient ihnen ſtatt des Oels; um ihre Jagdrieme G 2 da⸗ * N — damlecaſchmieren. Gillius erzaͤhlt, daß man zu Marſeille die Heekatze mit einem Spiegel fing, den man auf ein Stuͤck Volz befeſtiget, aun einem Stricke in das Waſſer laͤßt, und fo fachte fortzieht, bis ſich die Seekatzen daran haͤngen, welche man alsdenn mit einem kleinen Netze heraus zieht. Die Art, wie der Dintenfiſch nach Oppians (IV. V. 440) Erzählung gefangen wird, ſtimmt vollkommen mit der⸗ jenigen überein, welche noch jezt unter den Fiſchern der Pro⸗ vinz Valenzia gebräuchlich iſt. Men ſchneidet ein Stuͤck Holz in Geſtalt einer Spindel; daran ſtecket man einen Fiſch, rings herum legt man Angelhaken, und zieht man das Holz an ei⸗ nem Stricke im Meere fort. Bald eilen die Dintenfiſche her⸗ bey, umfaſſen den Fiſch, und bleiben fo an den Angeln hans gen. DuͤHamel, welcher dieſen Fang beſchreibt (Traite des Peches Sect. I. Chap. II. Article II. 5. 2) hat das Holz mit dem Fiſche und den Angeln auf ber 17 Tafel Fig. 10 abge⸗ büdet. Alles ſtimmt genau hier mit der Erzählung des Op⸗ pian uͤberein, bis auf zwey Umstande. Duͤ Hamel nennt den Fiſch Zogue; dies iſt Sparus boops; Oppian nennt Jus lis; dies iſt Labrus lulis. Zweytens ſagt Oppian, die Ans gelhaken würden mit dem Fiſche bedeckt und verborgen; die Fiſcher von Valenzia hingegen laſſen fie frey und undedeckt hängen, damit ſich die Thiere deſto eher darein ſtechen. Der Dintenfiſch ſelbſt heiſt in Valenzia Potera. | | Der Gebrauch der Blakfiſche im menſchlichen Leben, iſt doppelt. Einmal brauchen ihn noch jezt die Fiſcher, wie in alten Zeiten, ſowohl friſch, als getrocknet und eingeſalzen, als Kaͤder an die Angel und in die Reuſſen, um Seefiſche damit zu fangen. Bey der norwegiſchen Dorffiſcherey mit der An⸗ gel iſt ſcharf verboten zum Köder Hering oder Blakfiſch zu nehmen, weil dieſer Koͤder zu ſtark anzieht, und andre nichts fangen läßt. Blakfiſche find daſelbſt (nach der Erzählung von Frijs) (in den Schwediſchen Abhandlungen 32 B. S. 296) in ſeltenen Jahren ſehr häufig, aber alsdann auch wohl in der Menge, daß alle Merrbuſen und Ufer damit angefuͤllt find. Zweytens dienen ſie vielen Nationen, inſonderheit den Grie⸗ | chen Sag 101 chen und andern, denen ihre Religion ſtrenge Faſten vorſchreibt, zur Speiſe. In dieſer Abſicht werden fie ſowohl frisch gekocht, ſammt ihrer Dinte, welche der Brühe den beſten Geſchmack geben ſoll, als getrocknet und eingeſalzen. 18 werden die Eyer von einigen als Leckerbiſſen genoſſen. Das Verfahren fie zu trocknen ſcheint zu dem franzöſiſchen Namen der Seekatze Seiche Gelegenheit gegeben zu haben. Die verſchiedenen Ar: ten der Zubereitung gehören mehr in die Eneyclopaͤdie des Kochs; unterdeſſen kann doch auch der Naturforſcher biswei⸗ len etwas in der Kuͤche lernen, worzu er ſonſt keine Gelegen heit hat. So machte es auch Alriſtoteles, der oft von Op⸗ ferprieftern, Voͤgeldeutern und Koͤchen allerhand Beobachtungen entlehnt hat. Daß die Blakfiſche wegen ihres zaͤhen knorpel⸗ artigen und ſehnigten Fleiſches eine ſchwere und unverbaufiche Speiſe ſind, behaupten alle alte Aerzte. Man ſuchte daher dieſen Fehler dadurch zu verbeſſern, daß man den Körper vor; her ſchlug um ihn zart zu machen; und erſt alsdann kochte man ihn. So machen es noch jezt die Griechen (Chandlers Reiſe S. 175). Im Kochen ſoll er weiß, wie ein Hummer⸗ ſchwanz werden. Dies Schlagen ner unten die Griechen . r. Daher das Sprichwort: dis erra, mAnyar ? Asus welches man von halsſtarrigen Leuten brauchte wel⸗ che durch gewaltſame M 155 erweicht und zur Vernunft ge⸗ bracht werden muͤſſen. Es heißt e: entlich: Dee Meerpo⸗ lyp wird mit 18 Schläben geklopft, um weich zu wer⸗ den. Bey dieſem Klopfen verlor der Megpelg immer mehr von feiner Subſtanz, fo daß am Ende der Koͤrper ziemlich ſchwand. Dieſe Bemerkung hat oben Ariſtoteles gemacht, und aus der Kuͤche geholt. Ein andres Sprichwort führten die Griechen haufig im Munde: y aa Ev E. ,,, ev Oe n A Hier bedeutet zedarn ni icht den Kopf, ſondern, wie Ariſtoteles ſelbſt erinnert hat, den Leib bes Meerpolypen. An dieſem ſoll nach dem Sprichworte et— was Gutes und Boͤſes ſeyn. Plutarch und Althenceus erklaͤren dieſes ſo, daß zwar der Leib des Meerpolypen eine angenehme Speiſe fuͤr den Gaumen ſey, aber ſie verurſache unruhigen G 3 Schlaf, 102 „ Schlaf, wunderliche und ſchreckhafte Traͤume, und nehme als fo den Kopf ein. (Plutarch de legendis Poetis S. 4 Krebſ. Ausg. Sympoſ. Quaeſt. VIII. 10. Athenaeus VII. 19). Ver⸗ muthlich war es auch ein Ausdruck der griechiſchen Köche, den Heſych anfuͤhrt, wenn er das Wort ern, welches ſonſt eine Art von Hirſe bedeutet, auch von einem Theile in dem Meer— polypen erklärt. Vielleicht verſtand man darunter die unreifen Eyer. Wer mehr von dem aͤkonomiſchen ſowohl als medizis niſchen Gebrauche zu wiſſen verlangt, den verweiſe ich auf Conr. Geßners Fiſchbuch, wo alles treulich geſammlet iſt. Hier füge ich nur eine Nachricht aus Fortis Reife durch Dale matien (II. S. 181.) bey, weil wir daraus den dortigen Namen der Blakfiſche lernen. Die Wunde von dem Fiſche Pauk, heißt es daſelbſt, und Colombo (raja paltinaca) heilen fie mit der weiſſen Galle, wie ſie es nennen, des Blakfiſches, den fie Lighgna oder Oligagn nennen. Charakteriſtik des ganzen Geſchlechts und der einzelnen Arten von Blakfiſchen. G4 105 r r nn be Kr rr. he ich den Geſchlechtskarakter feſtſetze, ſo wie ich glaube, daß er alle Arten in ſich begreife, will ich hier die Urſachen ans führen, warum ich den von Linnee angegebenen nicht ganz und unveraͤndert beybehalten konnte. In der zehnten Ausgabe lau⸗ tete er alſo: Brachia fex interius adſperſa cotyledonibus, praeter duo tentacula longiora quibusdam Os inter bra- chia, terminale. Gt infra tentacula verſus corpus. Corpus vagina excipiens pectus. In der lezten Ausgabe iſt die Anzahl der Aerme ganz recht geändert worden, und bey den zwey na Fuͤhlfaden oder Faͤngern hat er pedunculata eingeſchoben. Daß dieſe Faͤnger einen duͤnnen Stiel haben und vorn breiter find, war, wie mir denucht, eben keine noͤthi⸗ ge Beſtimmung im allgemeinen Caracter; aber offenbar unrecht that er, ſtatt quibusdam hernach plerisque zu ſetzen. Denn ob er gleich 4 Arten mit Faͤngern zaͤhlt, und nur eine ohne Faͤnger; fo giebt es doch wirklich von den leztern ficher auch 3 Arten, wovon Linnee die eine ganz unrecht unter die Schaalen⸗ thiere verſezt hat. Bey dem Manle hat Linnee hernach cor- eum hinzugeſezt, aber daß das Maul (warum ſagte er nicht gleich der Wahrheit gemäffer roſtrum, der Schnabel?) hornar⸗ 55 iſt, zwiſchen den Aermen und am Ende liegt, beſtimmt noch nicht deſfen eigentliche Lage; eben fo wenig, als wenn er hernach ſagt, die Augen laͤgen unter den Faͤngern gegen den Körper. In welcher Richtung liegt denn nun der Körper ? Dieſes kann man aus den ſo abgebrochenen Beſtimmungen nicht erſehn. Warum nannte er das Maul beſonders, und hernach die Augen, und zwar die leztern noch zweifelhaft, da doch Swammerdam und andre die Augen fo deutlich beſchrieben hatten? Warum nicht lieber den ganzen Kopf, zu melden: Maul und Augen gehoͤren? Wenn die Augen unterhalb den Faͤugern liegen; wo liegen fie denn bey den 3 Arten, welche keine Faͤnger haben? Hier follte alfo nicht infra tentacula ſon⸗ dern infra brachia ſtehn. Den lezten Zug hat Pinnee in der lezten Ausgabe vermehrt und geſezt: Corpus carnoſum vagi- G 5 n 106 na exeipiens pectus. Tubus ad bafın pectoris. Auch hier vermiſſe ich noch Beſtimmtheit der Begriffe. Es iſt nicht der ganze Koͤrper, den Linnee meint, ſondern vielmehr der Leib, oder Bauch, welcher alle Eingeweide enthaͤlt. Ariſtoteles nennt ihn daher nicht . corpus, fondern res, den Behälter; Plinius ventrem, Haſſelguiſt und Koelreuter, obdomen. Auch iſt dieſer Leib im eigentlichen Verſtande nicht fleiſchigt; darzu iſt die Bedeckung des Leibes viel zu zaͤh und hart, wie ſchon Ariſtoteles angemerkt hat. Daß die Bruſt in einer Scheide ſtecke, iſt nicht ganz richtig, und der Begriff von einer Scheide laͤßt keine deutliche Vorſtellung von der Queeroͤfnung an dem Grunde des Unterleibes zu, durch welche man die flache Hand in den Leib ſtecken kann, worinne die Eingeweide noch in eignen Haͤuten eingewickelt liegen. Noch irriger iſt es, wenn Leske ſagt, der ſleiſchigte Koͤrper ſtecke in einer Scheide. Die Deſtimmung der Roͤhre iſt nicht genau, weder in Anſehung des Gebrauchs, noch in Rückſicht auf die Ldage. Warum nicht auch hier eine ſolche Beſtimmung, wie oben bey den Faͤngern? Hatte Linnee die Lage der Queerſpalte genau angegeben, fo durfte er nur fagen, die gemeinſchaftliche Auswurfsroͤhre liege über der Queerſpalte nach dem Kopfe zu. Die dintenartige Feuchtigkeit, welche die Arten dieſes Geſchlechts ganz beſonders auszeichnet, und welche ſie, wie es ſcheint, willkuͤrlich von ſich laſſen koͤn⸗ nen, bat Linnee ganz uͤbergangen. Die Kennzeichen der ein⸗ zeln Arten hat er von den Faͤngern, den Floſſen, und von der Geſtalt des Leibes hergenommen, uach dem er laͤnglicht oder breit und rund, oder zylindriſch, oder niedergedruckt iſt, ohne eine weitere Abtheilung zu machen, welche die Arten vereinigte, welche mehrere Eigenſchaften mit einander gemein haben. Wegen der Unzulaͤnglichkeit der Linneiſchen Caractere ſcheint Skopoli eine neue Claßiſikation unternommen zu haben. (An- nus hiſtorico naturalis V p. 128). Er will nehmlich die Ar⸗ zen durch den Ruͤckenknochen und die Floſſen unterſcheiden, und zwar, wie er ſagt, ſicherer, als Linnee. Aber dieſer hatte ja bereits die Floſſen darzu gebraucht; ob er gleich in ſeiner Ter⸗ minologıe ſehr veraͤnderlich und unnatuͤrlich iſt. Denn einmal nennt 107 nennt er die Floſſe den Rand; ein andermal den Flügel, und bey den beyden Dintenfiſchen den Schwanz, da doch alle Ar ten dieſes Geſchlechts ganz ohne eigentlichen Schwanz ſind. Noch mehr aber verwirrt Skopoli die Sache durch ſeine neue Ter⸗ minologie, wenn er die Floſſen Ohren (auriculus) nennt; und ſo nach den Meerpolypen beſtimmt: inauriculata et exoſtea. Dennoch bleibt auch er ſeiner Terminologie nicht getreu, ſondern nennt die Floſſen bald Fluͤgel, bald Haͤute. Dem Leibe giebt er den unnatuͤrlichen Namen eines Saks. Was die Sache ſelbſt betrift, fo ſtimme ich dem Herrn Skopoli darinne voͤl⸗ lig bey, daß auſſer den Floſſen auch der Ruͤckenknochen zur Be⸗ ſtummung der einzeln Arten genommen werden muͤſſe; aber dieſe beyden Theile reichen allein nicht zu, oder welchen allgemeinen Caracter des Geſchlechts wollte Skopoli geben oder aunehmen 2 Er ſelbſt hat dergleichen an dieſer Stelle nicht gewagt: wenn man nicht dafur die Bemerkung anſehn ſoll, welche am Ende ſteht: Alle Arten haben 8 Fuͤhlfaden, Dinte, ein Maul, nehmlich zwey krumme, harten nd weiſſe Zaͤhne mit ſchwar⸗ zen Spitzen, welche mit dem Fleiſche bedeckt ſind, wor⸗ aus die Fuͤhlfaden entſtehn, wie bey den Spinnen. Der Sack und Schwam leiden Abaͤnderungen nach dem Alter. Die ſchwarze Dinte giebt mit Eßig und Kuͤ⸗ chenſalh eine zum ſchreiben ſchickliche Dinte. Deutlicher hat ſich Skopoli in einer neuern Schrift (Introductio ad Hiſtor. natur. S. 381) erklärt, wo er folgenden Geſchlechtskarakter giebt: Molluſeum pone ſaccatum: ſacco biaurito, atra- mentifero, ore terminali rotundo, brachiis denis; binis longioribus, clavatis, cotyliferis. Hinc Argonauta de- nudatus. Die falſche Terminologie nicht zu erwaͤhnen, fo fehlen die Bauchoͤfnung, die Auswurfsroͤhre und die Beſtim⸗ mung von der Lage des Kopfs und der Fuͤſſe. Bekenntlich ha⸗ ben uicht alle Arten Floſſen und Faͤnger; und alſo iſt dieſer Ca⸗ rakter theils zu eng, theils zu weit. Pennant hat zwar den Linneiſchen Caracter beybehalten, aber doch einige Puncte beſſer beſtimmt. So ſagt er: Eight arms placed round the mouth, with fmall concave diſcs O 108 | er on the infides, often two long tentacula. Mouth formed like a horny beak et cet. Nun wil ich verſuchen, ob ich die Fehler meiner Vorgaͤn⸗ ger vermeiden, und nach Anleitung des Ariſtoteles einen richtigern Geſchlechts karacter feſtſetzen kann. Ich wuͤrde ihn alſo beſtimmen. Octopocia. Caput cum oculis inter pedes et ven- trem. Osin mediis pedibus eminct roſtro: aceipitrino Pedes octoni vel deni 05 circumdames, acetabulis interius afperi. Venter vefica atramentifera inftrudtu s, infra ſeiſſura trans- verſe ad baſin apertus, ſupra quam fiſtula excretoria eminet. Blaffiſch. Kopf und Augen zwischen Leib und Füf: fen: das Maul mit dem Falkenſchnabel in der Mitte der Vaſis von den Fuſſen. Die Fuͤſſe, acht oder zehn, in⸗ wendia mit Saug varzen beſezt. Der Leib mit einem Dintenbeutel, unten an der Baſis mit einer Oefnung in die Queere, und oben daruͤber eine hervorragende Aus⸗ wurfsroͤhre. Ich mache hierauf zwey Claſſen, deren Arten folgende Kennzeichen gemein haben. Die erſte Claſſe acht kurze Fuͤſſe, zwey lange Faͤnger, Floſſen am Leibe und einen Knochen im Rücken. Claſſis I. Pedes o&oni breves, promuſcides bi- nae; venter pinnatus, oſſiculum dorſi. Die zweyte Claſſe acht lange Fuͤſſe, am Grunde mit ei⸗ ner Schwimmhaut verbunden, ohne Faͤnger, Floſ⸗ ſen und Ruͤckenknochen. Claſſis II. Pedes oktoni longi baſi palmati, abs. que promuſcidibus, pinnis et ofe dorfali. Eh RETTEN ET 22 109 Ich habe zum allgemeinen Geſchlechtsnamen ein Wort ge⸗ waͤhlt, welches die neuern Griechen ſtatt des alten Polypus brauchten; damit ich hernach einer jeden Art ihren alten griechi⸗ ſchen oder lateiniſchen Namen wieder geben moͤchte. Die uͤbri⸗ ge Terminologie habe ich ebenfalls von den Alten genommen, ob ich gleich zugebe, daß einige Theile auch andre Benennungen eben fo gut zulaſſen. Hieruͤber iſt in der Abhandlung ſelbſt ſchon das noͤthige beygebracht worden. Nur zur Sache ſelbſt. Callis. Exſte Claſſe. Sepia I. Ventre latiſſimo rotundato undique pinna cincto oſſe dorlali maximo. Seekatze I. Mit breitem rundlichen Leibe mit ganzer Floſſe herum, und einem groſſen Ruͤckenknochen. Der Hauptſchriftſteller, den Linnee gar nicht angeführt hat, it Swammerdam (Bibel der Natur S. 346) welcher aber nur das maͤnnliche Thier beſchrieben. Dies zeichnet ſich durch das eingekerbte Hinterende aus. Nach dem Ariſtoteles ſoll das Männchen auf dem Rücken ſchwaͤrzer und rauher ſeyn, auch Striefen haben, und das Hinterende ſpitziger. Dieſe Art Hält ſich im Meere näher am Strande auf, und liefert das for genannte Os Sepis ie in die Apothecken und Werkſtaͤtte. Nicht dieſer Art, wie Linnee will, ſondern dem Meerpolypen freſſen die Meeraale (Congri) die Fuͤſſe oft ab, welche aber wieder wachſen. Die Abbildungen des Rondelet J. 498. Olearius Gottdorf. Kunſtkammer S. 97 Taf. 97. find ſehr mittelmaͤßig; die einzige und befte iſt die von Swammerdam; naͤchſtbem die von Seba III. Tab. 3. fig. 1. 4. wo man an No. 1 und 2 auf den Fuͤſſen 4 Reihen Saugwarzen ſieht, wovon zwey groͤſſer. Auf den Faͤnger ſtehn fie unordentlich durch einander. Nach der Befchreibung ſoll aus der Dinte dieſer Art der chine— ſiſche Tuſch gemacht werden. Der Schnabel ſoll ſich oft im Amber finden, den man alsdann fuͤr ſehr gut haͤlt. Sonſt ſah man dieſen Schuabel fuͤr einen Vogelſchnabel an. Die Figu⸗ ren 110 ren des Salvianus Taf. 59 von oben, und Taf. 60 von unten, find groß und ziemlich gut. Die unterſten Fuͤſſe find daran die laͤngſten und ſtaͤrkſten. Ein groſſer Fehler iſt, daß der Leib auch oben offen vorgeſtellt wird. Salspian giebt den roͤmiſchen Namen Sepia au, den von Marſeille Sopi. Der hollaͤndiſche iſt nach Swammerdam und Seba Seekatze. Pennant hat den franzoͤſiſchen Namen Seiche beybehalten, wel⸗ cher von der Art der Zubereitung hergenommen iſt. Sein Kenn— zeichen heißt: with an orated body, fins along the whole of the fides and almoſt meeting at the bottom. Skopoli (Annus hiſtor. nat. V. S. 128) ſezt: Saccus lateraliter auctus utrinque membrana carnoſa ſupra apicem confluente, fovens os lon- gitudinale rectum et canaliculatum quod reſpondet alteri oſſi in corpore pariter recto. Wo Skopoli den zweyten Knochen her⸗ genommen habe, kann ich nicht ſagen. Doch er hat beyden andern Arten weit betraͤchtlichere Aenderungen gemacht, die ich mir aus den bekannten Nachrichten nicht erklären kann. Nach Bellon heiſt die Art zu Genua und Marſeille Hopi; in Montpellier nach Rondelets Ausſage Sepio. Der Florentiner Redi nennt fie Seppia und Calamajo. Saniſch Xibia, und der Knochen Xibion. Nach Joh. Ch. Fabriz (Reife nach Norweg. S. 287) ſind die Faͤnger ſo lang als der Koͤrper, weiß, an der Spitze mit Warzen beſezt. Die acht Huͤſſe ſpitzig, oben braun (fer- ruginea) unten weiß. Die Augen groß, ſchwarz mit einer ſilberfarbnen Iris. Der Scheide etwas zylindriſch, doch nicht zugeſpizt, oben braun, unten weißlicht mit vielen braunen Puncten. Die beyden Fluͤgel, eyfoͤrmig, gehn zu beyden Sei⸗ ten von der Mitte bis an die Spitze der Scheide. Loligo II. Ventre ſtricto ſubulato, pinna angula- ri media, oſſe dorſali penniformi. Dintenfiſch II. Mit ſchmalen ſpitzigen Leibe, in der Mitte eckigte Floſſen, ein ſchmaler federfoͤrmiger Rüͤckenknochen. Dies ſſoll nach Linnee die groffe Art des Rondelet und Need— ham ſeyn. Bey jenem iſt das Hinterende ſtumpf, die Floſſe faͤngt a ET 111 fängt etwas unter der Mitte an, und geht bis an das Ende. Der Ruͤckenknochen ſtellt eine Federboſe vor. Bey Needham ſezt die Floſſe uͤber der Mitte, nicht an den Seiten, ſondern mehr auf dem Ruͤcken an; und das rundliche Ende des kegel⸗ foͤrmigen Leibes ragt über die eckigten Floſſen hinaus. Nach Osbek S. 86 iſt die Schaale (der Leib) weich, zylindriſch, vorne dicker glatt und rothfleckigt. Die Augen groß, ſchwarz. Der Kopf und die Fuͤhlhoͤrner durchſichtig mit feinen ſchwarzen Tuͤpfeln punctirt. Der Nuͤcken vorn goldgelb ins braune ſpie⸗ leud, nach dem Schwanze zu nach und nach durchſichtig, mit ſchwarzen Puncten; der Bauch hellroth; der Schwanz ſcharf geſpizt, und mit einer weichen rhomboidiſchen Floßfeder bes deckt. Dieſe Art ſoll von den Spaniern und Chineſern ges geſſen, und von jenen Congrjeo genennt werden. Fabriz (Fauna Groenl. S. 358) beſchreibt den Leib als zylindriſch, hinten ſpitzig und vorn breit. An dem hintern Theile deſſelben ſoll ſich oberwaͤrts der Schwanz (die Floſſe) anfuͤgen, vorn ge⸗ bogen, hinten zugeſpizt, mit achtmal gefaltenen Saume. Die Augen blau, koͤnnen in die Höle zuruͤckgezogen werden. Dieſe Art heißt bey den Groͤnlaͤndern Amikok, Amikorſoak. Mit ihren Züffen und Floſſen, kann fie eben fo gut ruͤckwaͤrts als vorwaͤrts ſchwimmen, und zwar geſchwind. Bisweilen richtete fie ſich mit ausgebreiteten Fuͤſſen gegen die Oberfläche des Waſſers in die Höhe. Sie frißt Quallen, Rrebsaffeln, und Krab⸗ ben; und dient dagegen den Robben, und Meereinhorn zur Jahr rung. Die Groͤnlaͤnder eſſen ſie nicht; aber mit dem Oel der Leber beſtreichen fie ihre Jagdrieme. Dieſe Art hat nach Fa⸗ briz und Bellon an einigen Saugwarzen der Faͤnger krumme knoͤcherne Stachel. Weil nicht gewiß iſt, ob dieſes Kennzei⸗ chen dem einem Geſchlechte eigen iſt, ſo habe ich es nicht auf⸗ nehmen wollen. In der Figur des Salviani Taf. 61 ſcheinen nicht die unterſten Fuͤſſe ſondern die folgenden die ſtaͤrkſten zu ſeyn. Die eckigte Floſſe faͤngt in der Mitte an, und laͤuft am Hintertheile fpigig zu. Nach ihm heißt die Art zu Rom Ca⸗ lamaro, in Marſeille Totena, bey den andern Franzoſen Caſſeron, in Bazjonne Corget und Corniche, bey den Laſi⸗ tanis 112 tanis Chocco. Ob er die Spanier oder Porkugieſen meint, weiß ich nicht; aber die Spanier brauchen ebenfalls Choco. In Valenzia ſagt man nach Duͤ Hamel Berichte Potera. Nach Bellon heißt der groſſe Dintenfiſch in Rom und Vene— dig Totena; die kleine Art Talamaro, in Genua und Mar⸗ ſeille Totena, und in Bajonne Cornet oder Corniche. Nach Nondelet heißt die groſſe in Montpellier Calamar, in der Provence Tothena, bey Bajonne Cornet und Corinche; die kleine in Saintonge Caſſeron, bey Montpellier Glaugio. Medi braucht den floreutiniſchen Namen Totano. Linnee führt aus dem Seba III. Tab. 4. fig. 1 4 und Tab. 3. fig. 5. 6. an. Pennant, welcher eine grobe Zeichnung Taf. 27 Fig. 43 gegeben hat, ohne eine neue Bemerkung, fuͤhrt aus Seba III. Tab. IV. fig. I. 2. an. Nach der Beſchreibung iſt beym Seba Taf. 4. fig. 1. Loligo maxima vorgeſtellt; die acht Fuͤſſe find groͤſſer und dicker als bey der Seekatze, die Saug⸗ warzen ſitzen auch nicht ſo tief in der Haut als bey jener und bey dem Meerpolypen. In den Zeichnungen No. 1 und 2 ſieht man den gezaͤhnelten Rand des Ringes in den Saugwar⸗ zen deutlich. An Fig, 2 ſind die Faͤnger kuͤrzer und runder, auch nur die Enden wie bey den Seekatzen und Saugwarzen beſezt, da Fig. 1 die ganze untere Flaͤche voll davon hat. Der Hals ſcheint kaͤnger, und die Augen kleiner. Alle beyden Fi⸗ guren haben nur 2 Reihen Saugwarzen. Auf dem breiten En⸗ de der Faͤnger ſtehn zwiſchen den groſſen immer zwey kleine. Fig. 3 fol keinen Ruͤckenknochen haben, wie Fig. 4 und 5 von einer Art. Den Ruͤckenknochen dieſer Art hatte Seba III. p. 40. Tab. 16. fig. 9. als einen beſondern Meerkoͤrper beſchrieben und abgebifder, unter dem Namen Meerfeder; auch hatte Linnee ſich verleiten laſſen in der zehnten Ausgabe ihn unter dem Geſchlechte inna pennacea zweiſelhaft alſo anzuſetzen: Pinna tefta pellucida patula pefinam referente. In der lezten Ausgabe hat er feinen Irrthum eingeſehn und verbeffert, Von dieſer Art iſt auch das groſſe Schwerdt, oder Feder, wel⸗ che Aldrovand und aus ihm Liſter Exercitat. I. de Coch- leis tab. VII. fig, 6) abgebildet hat. Nachher ließ Liſter das 113 das Schwerdt aus feinem eignen Exemplare abbilden. Exercit. III. Auctar. S. XXVI. Taf. 1 Fig. 1) Fabriz zieht auf dieſe Art die Beſchreibung und Abbildung, welche Pontoppidan (Naturg. von Norw. II. S. 334) von der Spoite, Sputte, Blek Sputte d. i. Dintenſpruͤtzer und Sör⸗Mige d. i. Seemuͤcke, gegeben hat. Nach ihm iſt der Rumpf faſt rund, wie ein kleiner Geldbeutel, und am Ende abgeſtuzt. Die Dins te kohl ſchwarz, und brennt auf der Hand. In der Zeichnung iſt der kegelfoͤrmige Koͤrper hinten abgeſtumpft. Die Floſſen fangen uͤber der Mitte an, und gehn bis ans Ende, doch find fie mehr rundlich als eckigt. Strom im Sondmoͤr J. S. 173 beſchreibt fie kurz unter dem Namen Blaͤkfisk. Was Crantz (Geſchichte von Groͤnland J. S. 134) mit feinem Dintenfiſche meyne, iſt mir nicht deutlich; aber Fabriz rechnet auch dieſe Stelle hieher. Skopoli hat folgende Befchreibung gegeben: Saccus alatus membrana ſupra apicem confluente et effor- mante caudam rhombeo - ancipitem. Os cartilagineum pennae adinftar. Aber die Floſſen flieſſen über der Spitze nicht zuſammen, bilden auch keinen Schwanz. Die Zeichnung des Liſter (Exereitat. III. de Conchyliis bivalv. Tab. o.) iſt ſehr ſteif, undeutlich und unnatuͤrlich, aber es ſcheint dieſes nicht die Schuld des gelehrten Arztes zu ſeyn. Denn er hatte kein lebendiges ſondern eingelegtes Exemplar vor ſich, an welchem ſich vermuthlich einige Theile verzogen, andere aber zu ſehr ausgedehnt hatten. Der Koͤrper ſah weißlicht und pur⸗ purfarbig aus, und war hin und wieder dicht mit kleinen etwas purpurfarbigen Puncten beſezt; der Leib 7 Finger lang, 3 bis 4 breit. Das Thier ſoll in Menge an den Kuͤſten gefangen werden; es muß ſich alſo nicht im offenen Meere, wenigſtens nicht allezeit, aufhalten. Teuthis III. Ventre depreſſo caudato ancipiti. Dies iſt die Art, welche Linnee Media nennt, Ronde⸗ let aber, den Linnee allein anfuͤhrt, die kleine Loligo. Weil ich von dieſer Art noch uicht hinlaͤnglich unterrichtet und übers zeugt bin, ſo habe ich mittlerweile den Linneeiſchen Caracter ſtehn 114 ſtehn gelaſſen, ob er gleich mit Rondelets Abbildung nicht uͤberein kommt. Denn in derſelben iſt das Hintertheil weit ſpitziger als bey den vorigen, die Floſſe ſoll weiter unten als bey der groſſen Art anſetzen; in der Figur hebt ſie in die Mitte, aber nicht an den Seiten, ſondern oberwärts auf dem Ruͤcken an, laßt aber einen ziemlichen Theil des ſpitzigen Endes leer. Sie ſtellt kein Dreyeck vor, wie bey der vorigen, ſondern iſt oben breit, und laͤuft immer ſchmaͤſer zu. Das Schwerdt oder Ruͤ— ckenknochen iſt laͤnglicht eyfoͤrmig, ſchmal, und an beyden Enden ſehr ſpitzig. Von dieſer Act iſt der Knochen, den Liſter mit dem Thiere, welches 3 Zoll lang war, aus dem Magen des Petermaͤnnchen engliſch Weaver (Trachinus Draco) ger nommen, und Taf. V. Fig. 3 abgebildet hat. (Exercitat. II. de Cochleis marinis), Wenn ich die beyden Stel⸗ len des Ariſtoteles fo erkläre, wie ich glaube, daß es geſchehn müffe, fo erhellet daraus, daß er unter teuthis dieſe und viel⸗ leicht auch die folgende Art, unter teuthus aber die vorige verſtanden habe. Die erſte lautet: Das ſpitzige Hintertheil am Teuthus iſt breiter. Die Floſſe geht auch um den Leib herum; (re zunAo 6g vier ce dna le TOKU- rec) bey der Teuthis iſt fie kleiner oder kurzer. (Eraceev) Hier darf man keine Floſſe verſtehn, welche wie ein Zirkel um den ganzen Leib geht; wie die Worte zu ſagen ſcheinen; denn derglei⸗ “hen hat keine Art, und kann fie nicht haben, weil fie vorn durch den Kopf und die Fuͤſſe unterbrochen wird. Hingegen meint Ariſtoteles wahrſcheinlich ſolche Floſſen, welche von hin ten den ganzen Leib umgeben und zuſammenflieſſen. Dies er⸗ hellet etwas be 1 8 aus der andern Stelle (de Partibus IV. 9) wo er ſagt: Die Floſſen um den Leib verbinden ſich bey den andern Arten und hängen zuſammen; (rwarorgevou Kar E, ] auch bey dem groſſen Teuthus; bey der kleinen fogenannten Teuthis aber iſt fie breiter und nicht fo ſchmal, wie an den Seekatzen und Meerpolypen: Sie faͤngt in der 1 an, geht aber nicht rund um; (aue . WIREDEU act SAU gu MAYT EC das hel ſt vermoͤge des egen ahes, die Floſſen hängen hinten nicht zuſam⸗ men. 115 men. Nach dieſer Erklaͤrung iſt allerdings die vorige Art der Teuthus des Ariſtoteles; denn die Floſſen fangen etwas uͤber der Mitte an, und haͤngen am Hintertheile zuſammen. Die kleine Art von Dinteufiſch, die Media des Linnee, iſt alſo die teuthis des Ariſtoteles; denn die Floſſen fangen nach Ron⸗ delets Beſchreibung und Abbildung unter der Mitte an, und hören vor dem Hintertheile apf, laufen alſo hinten nicht zuſam⸗ men, bilden auch kein Dreyeck, ſondern ſind vorn breit, und laufen hinten ſchmal zu. So nehmen alſo die Floſſen immer au Groͤſſe ab, von der Seekatze, wo fie die Seiten ganz beſetzen, durch den groſſen und kleinen Dintenſiſch, bis zu der Sepiola, welche nur einen kleinen runden Fluͤgel an den Seiten des klei⸗ nen runden Leibes hat. Die kleine Art von Dintenfiſch hat auch Vorlaſſe (Cornwallis p. 250. Tab. 25. fig. 27) beſchrieben und abgebildet, wenigſtens fuͤhrt er darzu Ronde⸗ let S. 508 an. Nach ihm iſt der Leib zuſammengedruͤckt (comprefled) ı ı Zoll lang, Zoll dick. An den Seiten brei⸗ tet ſich eine duͤnne fleiſchigte dreyeckigte Floſſe aus, welche im Waſſer zum Schwimmen, in der Luft aber zum Fliegen dient. Der Schwanz viel ſtumpfer als in der Figur des Nosdelet. Die Fuͤſſe werden nach dem Tode ſtarr, und kruͤmmen ſich. Die Faͤnger ſind am Stiele rund, vorn aber mit Saugwar⸗ zen beſezt; die 8 Fuͤſſe platt und breit, und auf der ganzen ins nern Seite mit Saugern verſehn. Die Figur taugt nicht. Die dreyeckigten Floſſen, der niedergedruͤckte Leib, und das Fliegen machen mich doch zweifelhaft, ob Borlaſſe den kleinen Dintenfiſch meinte. Auch Pennant hat eine Beſchreibung und Abbildung Taf. 29. Fig. 4 von dieſer Art gegeben, und fuͤhrt darzu aus dem Seba Taf. IV. Fig. 5 an. Er giebt ihr einen langen, ſchwauken, zylindriſchen Leib, einen ſpitzigen Schwanz mit Floſſen, auf beyden Seiten kielfoͤrmig (carinated). Der Leib iſt faſt durchſichtig, grün, verwandelt ſich aber auch in ko— thig braun. Die Augen groß von der Farbe des Smaragd. Nach der Figur fängt die Floſſe in der Mitte der Länge an, iſt rundlicht, und endiget ſich gegen den Schwanz gleichſam in eine Scheide. Skopoli hat en en Charakter, zu dem ich kein ein⸗ N 2 ziges ziges Datum kenne. Latera facci pariter aucta utrimque membrana carnoſa, non tamen adeo lata, ut in Sepia of- ficinali, et a baſi ad apice usque continuata, ac confluente apice emarginaturam relinquente. Huic brachia nulla. Os ovale vel ellipticum convexum. Die Floſſen ſind ſo allein an der Seekatze des Swammerbdam geſtaltet; der Ruͤckenknochen trift zu; aber was brachia nulla heiſſen ſoll, weiß ich nicht. Vielleicht Faͤnger ? Aber dieſe hat das Thier. Sepiola IV. Ventre parvo rotundo, pinnula ro- tunda ad latera, dor ſo ex oſſe. Mit kleinem runden Lebe, ohne Ruͤckenknochen, und kleinen runden Floſſen. Rondelet beſchrieb ſie zuerſt. Sie hat die Groͤſſe eines dicken Daums. Die kleinen runden Floſſen ſtehn an den Seiten des Leibes, und laſſen den kleinen runden Leib hinten leer. Dieſe Art iſt bunt, auf dem Ruͤcken mit kleinen Puncten. Im Fruͤh— jahr wird ſie in Menge mit den Fiſchen gefangen. Ihr Fleiſch iſt weicher und ſchmackhafter, als von den Seekatzen und Meer⸗ polypen. Nachher hat ſie Pennant allein beſchrieben und Taf. 29 Fig 46 als eine einheimiſche Art abgebildet, gerade ſo wie Rondelet. | Zweyte Claſſe. Mit acht langen Fuͤſſen, durch eine Schwimmhaut am Grunde verbunden, ohne Floſſen und Rüͤckenbein. Polypus V. Acetabulo rum in interna pedum ſu- perficie ordine duplici, in baſi fingulis acetabulis, paullatim increſcentibus. Meerpolyp V. Am Grunde der Füffe inwendig einzelne Saugwarzen; weiter hinauf eine zweifache Reihe zunehmender Warzen. Die Hauptſchriftſteller von dieſer Art, welche in dem ange: führten Kennzeichen mit einander uͤbereinſtimmen; find Herr Haſ⸗ 117 Haſſelzuiſt und Koelreuter. Auch Bellon und Rondelet haben brauchbare Beſchreibungen davon gegeben. Nach Ron⸗ delet heiß er bey Montpellier Poulpe, bey den andern Franz zoſen Pourpre. Nach Bellon heißt er bey Marſeille Seiche poupe; aber Rondelet laͤugnet dieſes. Der Meer polyp des Salvianus Taf. 5 8 hat am Hinterleibe eine deutliche Schwimm⸗ haut. Nach ihm heißt er in Rom Polpo, und in Marſeille Poupe. Die neuern Griechen nennen ihn ere oder im Diminutiv onrawe din. Er gehort unter die Faſtenſpeiſen der griechiſchen Kirche; vorzuͤglich liebt man die Eher. Man nimmt die Eingeweide heraus, klopft das Fleiſch und kocht es; oder man trocknet ihn an der Sonne und bewahrt ihn zum Ge⸗ brauche auf. Bey den Arabern heißt er Sebbed und Achta- büd. (Forſkaol Defeript. Animal. S. 106). Bey den Ruſ⸗ fen Karakatiza. Linnee führt aus dem Seba I I. tab. 2. fig. 1-6 an; aber alle dieſe Figuren gehören gewiß nicht dies ſer groſſen Art. Nach der Befchreibung ſoll No. 1. das Maͤun⸗ chen und No. 4. §. 6. 7. ſollen Weibchen ſeyn. Ferner ſollen die Fuͤſſe der Maͤnnchen unten zwey Reihen von Saugwartzen haben, die Weibchen aber nur eine einfache. Dieſen Unter⸗ ſchied hat der Beſchreiber ſelbſt erdacht. Die Weibchen mit eins fachen Reihen find ſicherlich eine verſchiedene Aft. An No 1. fangen die Saugwarzen am Grunde ganz recht einfach an; von den vorgegebenen Weibchen iſt Fig. 6 klein und mit einfachen Reihen von Saugwarzen; vermuthlich alſo die folgende Art. Fig. 4 iſt groß. Pennant fuͤhrt nur Taf. II. fig. 1. an; feine eigne Zeichnung Taf. 28 fig. 44. iſt ziemlich gut. Er ev zahlt nach dem Berichte eines Freundes, welcher ſich lange auf den indianiſchen Inſeln aufgehalten hatte, daß dieſe Thiere in heiſſen Ländern bisweilen zwey Klaftern Breite über das Cen— trum und die ah e 9 Klaftern Länge haben. on die Sons dianer mit ihren kleinen Fahrzeugen ausgehn, fo führen fie alles zeit eine Axt 5 ſich, damit das Thier ſeine Fuͤſſe nicht uͤber ſie ſchlingen und ſie verſenken moͤge. Die Nachricht kommt von weiten her; mag alſo wohl unterwegens zugenommen haben. H 3 Mo- 118 Moſchites VI. Pedibus longiſſimis, unico aceta- bulorum ordine. Mit langen Fuͤſſen und einfacher Reihe von Saugwarzen. Eine Stelle im Ariſtoteles H. A. IV. 1. ſagt, daß es mehrere Acten von Meerpolypen gebe; die erſte ſey die gemeine und groͤſte. Diejenigen ſo ſich mehr am Strande hielten, ſeyen groͤſſer, als die in der offnen See lebten; die zweyte ſey klein, bunt, und werde nicht gegeſſen. Noch zwey Arten ſeyen die ſo⸗ genannten Heledone, die ſich durch die Laͤuge der Fuͤſſe, und die einfache Reihe von Saugwarzen unterſcheide; und zweytens die Holitaena welche andre Ozolis neunten. Endlich noch zwey Arten, die in Gehaͤuſen leben. Die beyden erſtern Ar⸗ ten haͤlt Rondelet blos fuͤr Spielarten, deren Verſchiedenheit vom Aufenthalte kommt; die beyden folgenden haͤlt er nur fuͤr eine einzige Art mit verſchiedenen Namen, weil er immer die nehmliche Art mit langen Fuͤſſen, einer einfachen Reihe von Saugwarzen, und von einem ſtarken Geruche gefunden hatte Dieſe hat er von unten vorgeſtellt. Sie ſoll einen rundern Leib. und längere Fuͤſſe, als die übrigen Polypen haben. Den ſtar⸗ ken Moſchusgeruch ſoll er auch todt und getrocknet behalten. Die neuern Griechen ſollen ihn worxiryg nennen; dieſer Name kommt auch ſchon beym Pſellus von der Diät vor. Bellon nahm die Namen Bolitaena, Ozolis und Osmylus, welche alle einen ſtarken Geruch anzeigen, fuͤr eine einzige Art, welche in Italien Moſcarolo und Moſcardino, auch Moguntino heiſſe. Sie ſey kleiner, mit langen, duͤnnen Fuͤſſen, und rie⸗ che angenehm nach Moſchus. Manche Leute trockneten ihn und legten ihn um des Wohlgeruchs willen unter die Waͤſche und Kleider. Daß Ozolis, Ozaena, Osmylus und Os⸗ mylia einerley Art bedeuten, hat Bellon ganz recht erinnert. Pollux ſagt (Onomaſtic. II. a.) Osmylia ſey der Fiſch, wel⸗ chen der gemeine Mann ſonſt Djaena nennt. Ex gehöre zum Geſchlechte der Meerpolypen, und habe zwiſchen Kopf und Fuͤſſen eine Roͤhre, durch welche er einen haͤßlichen Geruch von ſich gebe. Plinius (IX. Sect. 48.) ſagt: Polyporum amp / elt 119 eft ozaena, dieta a gravi capitis odore, ob hoc maxime muraenas eam conſectantibus. Die Heledone unterſchied Bellon blos mit den Worten des Ariſtoteles und legte ihr die einfache Reihe von Saugwarzen und übrigen Kennzeichen bey; man ſieht aber gleich, daß er keine eigne Bemerkungen hieruͤber hatte. Gillius nahm zwey Arten an; die eine ſtinkende, die andere wohlriechende, welche die neueru Griechen Moſchites, und die Einwohner von Marſeille Muſco nennen ſollen. Die leztere unterſcheidet er blos durch die duͤnnen ſchlanken Fuͤſſe. »Die Heledona ſollen nach ihm die neuern Griechen Halidona nennen. Salpianus ſcheint der Meinung des Rondelet zu folgen; denn er beſchreibt nur die eine Art, welche nach Moſchus riecht, unter dem Namen Mofcardino und Moſcarolo. Nach der Zeit iſt dieſe Art ganz in Vergeſſenheit gekommen, ſo daß Linnee fie nicht einmal mit aufgeführt hat. Athengeus (VII. S. 318) führt aus dem Ariſtoteles und Speuſippus folgende Arten von Meerpolypen an: Ee d, Berßeruy, ETWUACKH und zraAumeonun, ohne dieſelben weiter zu erklären. Bald hernach führt er aus einer andern Stelle des Ariſtoteles an: werumedas, ormury, EAedwvy. ⁊6kZs ſcheint alfo, als wenn coαννο , und coαενονν wäre geſprochen worden; welches auch die Glaſſe des Heſychius zu beweiſen ſcheint: oruuvou, He- Our ioc, $ararcıs. Eben derſelbe erklärt auch das Wort deu welches offenbar aus EAcdory entſtanden iſt, durch srwurias Ye. Hieraus ſieht man, daß ſchon ehemals die Ausleger, welche aber freylich keine Kenner der Natur waren, bepde Arten des Ariſtoteles für eine und dieſelbe hielten. Op⸗ pian vom Fiſchfange I. V. 305 und Aelian V, 44 und IX, 45 nennen ſchlechtweg neben dem gemeinen Meerpolypen den Osmylus, und legen beyden gemeinſchaftliche Eigenſchaften bey. Von Heledone, welches auch bisweilen Delidone und Cheli— done geſchrieben wird, laͤßt ſich keine wahrſcheinliche Etymologie augeben. Beym Hippokrates wird eine kleine Art Meerpoly⸗ pen eiche genennt. Artemidor nennt (Oneirocrit. II. 14) zwiſchen dem Dintenfiſche und der Seekatze als ein Thier von dem nehmlichen Geſchlechte Toe Opa; aber auch dieſe ken⸗ 24 nen 120 nen wir weiter nicht. Suidas im Worte e Adu, fuͤhrt aus dem Aelian an, daß dieſe Art 7 Fuͤſſe und eine einfache Reihe von Saugwarzen habe. Aber die Stelle findet ſich jezt nicht mehr; und die 7 Züffe koͤnnen durch einen Schreibefehler entſtanden ſeyn. Salvian fuͤhrt aus einer alten vatikaniſchen Handſchrift eine Leſeart an, welche auf einmal alle Zweifel hebt, und aus den beyden Arten nur eine einzige macht Denn ſtatt der Worte: E TE dus, ire N a ec ſteht darinne: c. N de re e Ereday — N I K d MEI Bersrassav & Eine andre Art iſt ſo genannte Heledone welche andre auch Bolitaena und Ozolis nennen. Nautilus VII. Singulari acetabulorum, ordine, te- ſta incluſus, Mit einfachen Reihen von Saugwarzen, in einer Schaale wohnend. Dieſe Art hat Aviſtoteles mit Recht zu dem Geſchlechte der Meerpolypen gezahlt, denen fie in allen Theilen gleicht; auſſer daß ſie in einer Schaale wohnt. Eben ſo gehoͤren die nackten Schnecken und die in Schaalen wohnenden von dem nehmlichen Koͤrperbaue zu einem und demſelben Geſchlechte. Linnee welcher den Unterſchied der aͤuſſern Bedeckung fuͤr wich⸗ tiger anſah, als er wirklich iſt, hat nach ſeiner Methode, wel⸗ che der vortrefliche O. F. Muͤller zuerſt nach der Natur ab⸗ zuaͤndern angefangen hat, ſowohl die nackten und ſchaaligten Schnecken von einander getrennt, als auch dieſen Schaalen⸗ polyp unter die Schaalenthiere mit dem Namen Argonauta Argo verſezt. Da noch nicht ausgemacht iſt, ob dieſe Art ſich ſeine Wohnung ſelbſt bildet, oder ſich einer fremden be⸗ maͤchtiget, und darinne ſo wie viele nackte Schmarotzerkrebſe, in fremden Schaalengehaͤuſen, wohnt, welches ſelbſt Linnee fuͤr wahrſcheinlicher halt, da das Thier nirgends an die Schaale angewachſen iſt, fo hätte er ſich um deſto mehr bedenken follen, die: ſe Art ſo gewaltſam von den uͤbrigen abzureiſſen. Hat doch Olaffen (Reiſe durch Island II. S. a eine Aphrodita in einer 121 einer Schaale figend gefunden. Skopoli gab alfo mit Recht durch die Worte am Ende des Geſchlechtskarater von den Blak⸗ fiſchen: Hinc Argonauta denudatus, den Wink, daß dieſes Thier eigentlich unter jenes Geſchlecht gehoͤre. Unterdeſſen blieb er ſelbſt bey der alten Eintheilung, und ſetzte (Introdu- ctio S. 305) bey Argonauta. Molluſcum Sepia, fipho- ne proprio. Eben dieſe Meinung hegte auch Liſter, welcher ſagt: (Exercit. Anatom. I. de Cochleis S. 20). Die See⸗ katze, Dintenfiſch und Meerpolyp, wie auch andre dergleichen Thiere, gehören, um es ein für allemal zu ſagen, unter die gewundenen Meerſchneckenz (turbines) das heißt, fie find nackte Nautili. So wie aber von dieſen einige Schaalenthiere ſind, wie die Nautili, ſo ſind von den Schaalenthieren einige weiche Wuͤrmer, wie die nackten Schnecken. Ja die Nautili, ob ſie gleich in Schaalen wohnen, kommen in Anſehung der Fuͤſſe ganz mit den Meerpolypen uͤberein. Die Schaale vertritt bey ihnen die Stelle des Schwanzes, denn ſie ſchlieſſet das Thier nirgends mit feinen Windungen ein. Doch ich fange die Ges ſchichte dieſes bewundernswuͤrdigen Thieres billig mit der Bes ſchreibung des Ariſtoteles an. Dieſer ſagt, II. A. IV. I. Die erſte Art von Meerpolypen, welche in Schaalen wohnen, iſt der ſogenannte Nautilus, den andere Nautikus, und das Polypeney nennen. Seine Schaale gleicht einer holen Kammuſchel, (ares) und iſt nirgends mit dem Körper des Thieres verwachſen. Dieſer haͤlt ſich meiſt nahe am Strande auf, wird daher oft von den Wellen an das Land geworfen, verliert ſeine Schaale, und kommt ſo um. Dieſe Art iſt klein und gleicht in der Geſtalt den Bolitaenen. In dieſer Befchreis bung erkennet man ſogleich die geribbte Galaͤere, das Haus, worinne dieſe Art wohnet, welches wegen der vielen Ribben an den beyden Seitenwaͤnden, welche den Kiel einſchlieſſen, einer Jacobsmuſchel oder Kammuſchel gleicht. Man verglei⸗ che die XVII. Kupfertafel in Martini Conchyliencabinette I. Band. Die zweyte Stelle des Ariſtoteles (H. A. IX 37) lautet alſo. Auch verdient der Meerpolyp mit dem Zunamen Nautilus wegen ſeiner Natur und Handlungen Bewunderung. 25 Denn 122 . Denn er erhebt ſich aus der Tiefe des Meers, und ſchwimmt auf der Oberflache, indem er feine Schaale umkehrt, damit er deſto eher herauf kommen, und mit leerer Schaale ſchiffen möge. Sobald er herauf gekommen iſt, kehrt er feine Schaale wiederum um. Zwiſchen ben Fuͤſſen hat er eine zuſammen⸗ haͤngende Haut, wie die Schwimmhaut zwiſchen den Zehen der Waſſervoͤgel, nur daß dieſe dicker, bey dem Nautilus aber fo duͤnne wie Spinnewebe iſt. Dieſe Haut dient ihm beym Winde ſtatt eines Segels; und einige Fuͤſſe läßt er dabey wie Ruder in das Waſſer. Wenn er in Furcht geraͤth, fuͤllt er ſeine Schaale mit Waſſer, und taucht unter. Wie die Schaale ent⸗ ſteht, und mit dem Thier waͤchſt, weis man noch nicht zu⸗ verlaͤßig. Das Thier ſcheint nicht durch Begattung, ſondern wie die andern Conchylien erzeugt zu werden. Man weiß auch nicht, ob das Thier ohne Schaale leben kann. Die Worte von der Schwimmhaut der Fuͤſſe ſind zwar im Original etwas verdorben, doch erhellet der eigentliche Sinn ganz deutlich durch die verwirrte Wortfuͤgung, vorzuͤglich wenn man damit den Auszug des Antigonus von Caryſtus ‚Kap. 56 halt, So deutlich aber übrigens die beyden Stellen des Ariſtoteles ſind, ſo haben dennoch viele Alten, welche ſie abſchrieben oder auszogen, mannigfaltige Irrrthuͤmer hinein⸗ gebracht, und daraus angefuͤhrt. So läßt Athengeus (VII S. 318) den Ariſtoteles ſagen, der Nautilus ſey zwar kein Meerpolyp, er gleiche ihm aber mit den Fuͤſſen, und habe eine Schaale auf dem Ruͤcken. Er erhebe ſich aus dem Grun⸗ de, indem er die Schaale uͤber ſich halte, damit ſie ſich nicht mit Waſſer fuͤlle; ſobald er herauf gekommen ſey, kehre er ſich um, halte zwey Fuͤſſe ſtatt des Segels in die Höhe, und zwey andre ſenke er wie Ruder in das Waſſer. Auch Plinius hat ſeinen Theil zur Verwirrung beygetragen. Er ſagt IX. ſect. 47. Inter praecipua miracula eſt, qui vocatur nau- tilos, ab aliis pompilos. Supinus in ſumma aequorum pervenit, ita fe paulatim ſubrigens, ut eniſſa omni per liſtulam aqua, velut exoneratus ſentina, ſacile naviget. Po- lea prima duo brachia retorquens, membranam inter illa mi- 123 - mirae tenuitatis extendit. Qua velificante in aura, ceteris ſubremigans brachiis, media cauda, ut gubernaculo, fe regit. Ita vadit alto, liburnicarum ludens imagine: et ſiquid pavoris interveniat, hauſta ſe mergens aqua. Bey dieſer Stelle iſt zu bemerken, daß der Name Poınpilos ſonſt nirgends vorkommt; Salvian wollte dafür Pontilos leſen, weil er in der oben angefuͤhrten Stelle des Ariſtoteles, wo es in den Ausgaben und ſelbſt in der vatikaniſchen Handſchrift, welche Salvian verglichen hat, heißt: re zarzwera bes- Tuev vauTırag Kc & vaurınos (Heiner las & di verurinae) Um Eviav de o N auſſer daß die vatikaniſche Hands schrift veurunes, Umo Tivav de d- . hat; in dieſer Stelle alſo fand Salvian in einer Ausgabe, welche nach einer alten Handſchrift verbeſſert war: a 6 er ums ννα (Hd 4% worumss. Aber die Leſart Pontilus findet ſich in keiner Handſchrift des Plinius; ſonſt iſt es freylich ſehr wahrſchein⸗ lich, daß an der Stelle des Namen vaurıwag ein andrer ges ſtanden habe; denn vaurisacift nur eine verſchiedene Biegung von vlog: Die andere Leſeart 4% dE dıw merumss ſtatt % ον reνð,Eꝰ̊e hat keinen Grund weiter für ſich, obgleich der Name Polypeney weiter nicht vorkommt,. Die Worte media cauda find feiner Erklärung fähig, obgleich Hardouin fie durch medio cirrho paraphraſirt. Wenn Plinius ſagt, der Polyp ſteige aus dem Grunde ſupinus in die Hoͤhe, ſo nahm er badey Ruͤckſicht auf die Schaale, welche das Thier umkehrt, ſo daß der Kiel nach oben ſteht, und das Haus das Thier von oben gleichſam bedeckt. Auf der Oberflaͤche kehrt das Thier die Schaale wieder um, den Kiel nach unten, und be— dient ſich deſſelben ſtatt eines Kahns. In RNuͤckſicht auf das Thier ſelbſt ſagt Oppian J. V. 342 der Nautilus komme pronus in die Höhe, damit die Schaale nicht voll Waſſer wer⸗ de; zwey Fuͤſſe dienten ihm ſtatt eines Segels, zwey andere ſtatt der Ruder. Aelian (IX. 34) welche die Stelle des Op⸗ pian paraphraſirt, ſezt, der Nautilus ſteige empor, indem er die Schaale nach unten umkehre (Erg weg ra Ale ſobald er oben ſey, wende er die Schaale um, (Ses Lei m vie 124 Fiay) damit fie nehmlich unter ihm liege. Hierauf bediene er ſich derſelben ſtatt eines Kahns, laſſe auf beyden Seiten zwey Fuͤſſe wie Ruder herunter; ſobald ſich aber ein Wind erhebe, ſtrecke er die Rub erfuſſe länger aus, und mache daraus Steuer⸗ ruder; andere Fuſſe aber dienten ihm ſtatt der Segel. Plinius hat ſect. 49. noch eine Erzählung aus dem Mucianus, welche von einer aͤhnlichen aber verſchiedenen Thier⸗ art zu ſprechen ſcheint. Der Anfang verlangt dieſe Vorſtellung: Navigeram ſimilitudinem et aliam in Propontide viſam ſibi prodidit Mucianus. Concham efle acatii ınodo carinatam, inflexa puppe prora roſtrata: in hac condi nauplium ani mal ſepiae ſimile, ludendi focietate ſola. Er nimmt alſo an, daß die nehmliche Schaale zwey Bewohner trage; der Nauplius rudert blos bey ruhigem Meere; ſobald ſich ein Wind erhebt, ſtreckt er die Fuͤſſe ſtatt des Steuerruders aus, und die Oefnung der Schaale wird dem Winde zugekehrt. Der Grund dieſer Geſchichte die ſeltſame Geſellſchaft zweyer ganz verſchiedenen Thiere, it wahrſcheinlich erdichtet; wenigſtens wiſſen wir jezt nichts davon. Dieſe Schiffarth geſchieht ohne Segel, dieſe beyden Puncte abgerechnet, laͤßt ſich das uͤbrige eben fo gut von dem Nautilus erklären. Sonſt iſt Mucianus auch kein Schriftſteller, auf deſſen Treue man ſoviel rechnen koͤnnte, daß es der Muͤhe werth waͤre, ſich bey ſeiner Erzaͤh⸗ lung länger aufzuhalten. Plinius mag ſich vielleicht durch die Verſchiedenheit der Namen haben irre fuͤhren laſſen; der Name aui ,s kommt auch beym Artemidor Oneirocrit. II. 14. vor. Unter den Neuern hat Bellon dieſe Art zuerſt aber unvollkommen beſchrieben, und ſeegelnd abgebildet. Sie ſoll bey den Neapolitanern einerley Namen mit der vorigen fuͤh⸗ ren. Wenn das Thier rudert, ſoll es auf jeder Seite 4 Fuͤſſe ausſtrecken, und den erſten im Nothfall wie einen Segel auf⸗ richten. Sobald es die Moͤren und andere Waſſervoͤgel bes merkt, die ihm nachſtellen, ſenkt es ſich nieder. Die Fuͤſſe hat Bellon nach Verhaͤltniß weit groͤſſer vorgeſtellt als Rondelet, welcher das Tyier von oben und unten, wie auch die Schaale | bes 125 beſonders, abgebildet hat. Dieſer vergleicht das Thier in allen Stuͤcken mit der vorigen Art, nur ſey es kleiner. Die Neuern kannten uͤberhaupt bisher ebenfalls nur zwey Arten von Schiffs⸗ booten, welche von auſſen darinne einander gleichen, daß ſie, wenn die Muͤndung in die Hoͤhe gekehrt iſt, einem Fahrzeuge mit hohem Hintertheile gleichen. Sie unterſcheiden ſich aber dadurch, daß die erſte Art duͤnne, durſichtige, und geribbte Waͤnde hat, inwendig aber ohne Abtheilungen iſt; an der an⸗ dern find die Wände dicke und glatt, die Hoͤlung aber iſt in mehrere Kammern getheilt, welche vermittelſt einer engen Roͤh⸗ re Gemeinſchaft mit einander haben. Die Ammonshoͤrner haben zwar ebensfalls dieſe Kammern, aber ihre Muͤndung iſt enger, und ihre Windungen ſind von auſſen ſichtbar Den Bewohner des Papiernautilus, wie er jezt faſt allgemein ge⸗ nennt wird, hat Dargenville Zoomorphofe Pl. 2. fig. 3. und Martini in der 7. Vignette des erſten Bandes vorgeſtellt. Die Figur des Martini iſt ſehr ſteif und unnatuͤrlich; fie zeigt das Thier von oben, und doch auch zugleich die einfachen Rei⸗ hen von Saugwarzen, welche auf der untern Seite ſitzen. Die Erklaͤrung zeigt, daß Martini mehr Beleſenheit als Beurthei⸗ lungskraft und wahre Kenntniß der Natur beſaß. Den Leib giebt er für den Kopf aus. Die Fuͤſſe ſollen platt wie Ruder, an den Seiten mit Saugern beſezt, und die zwey hinterſten die längften feyn. Rumph (Ephamerid. Natur. Curiof, Decur. (I Ann. VII. Obſerv. IV. p. 8.) giebt den hintern Fuͤſſen unten zwey groſſe Ballen, welche dem Thiere das Ru⸗ dern erleichtern ſollen. Ueberall finde ich fie ſonſt ſpitzig zu⸗ laufend angegeben; auſſer beym Severino (Zootomia De- mocrit. S. 355) welcher den beyden Ruderfuͤſſen ebenfalls am Ende breite groſſe Lappen in der Figur giebt, auch mehr als eine Reihe von Saugwarzen. Durch die Noͤhre unten am Leibe fol das Thier das Waſſer auspumpen, wenn es ſich aus der Tiefe erheben will. So ſagt auch Plinius; aber hat man daruber ſichere Erfahrungen? Diefe Roͤhre haben alle Blakfiſche; ſie laſſen dadurch den Auswurf, Saamen und Dinte; das iſt gewiß. Aber freylich kann fie auch vielleicht in 126 in Verbindung mit der Queeroͤfnung des Unterleibes, in wel⸗ che nach dem Ariſtoteles das Meerwaſſer dringt, darzu die⸗ nen, das Thier leichter und ſchwerer zum Schwimmen und un⸗ tertauchen zu machen. Das Thier ſizt nirgens feft in der Schaale, und kann daher leicht herausgeſchleudert und von Raubvoͤgeln herausgezogen werden. Rumph konnte einen ganz friſch aus der Schaale gezognen Nautilus im friſcheſten Seewaſſer nicht lebendig erhalten. In dem Leibe fand er Eyer, die aus weiffen oder roͤthli⸗ chen Koͤrnern beſtanden, und in einem Klumpen zuſammenhingen. Jedes derſelben hatte vorn ein ſchwarzes Puͤnetgen wie ein Auge. Dargenville ſagt das nehmliche, und ſezt hinzu, dieſe kleinen rothen Eyer ſeyen gut zum Eſſen. Der Eyerſtock, in eine duͤnne Haut eingeſchloſſen liege wie ein Kuͤſſen unter dem Halſe. Rumph hat unter den Neuern die Kunſt des Nautilus im Rudern am genaueſten beobachtet und in ſeiner Rarttaͤten⸗ kammer Taf. 18. Fig. 1:3 vorgeſtellt. Auf dem Boden des Meeres kriecht er auf der Muͤndung, und beym Aufſteigen aus dem Waſſer koͤmmt er ebenfalls mit dem Kiel der Schaale zu⸗ erſt in die Hoͤhe. Hierauf kehrt er den Kiel ſchnell nach un⸗ ten, pumpet eiligſt das Waſſer aus, um leichter zu ſchwim⸗ men, breitet hernach feine 6 Vorderfuͤſſe, wie eine Roſe über das Waſſer, und bedient ſich der laͤngern Hinterfuͤſſe, die er uͤber Bord in das Waſſer haͤngen laͤßt, zu Steuerrudern. Hier muß ich anmerken, daß nach dem Ariſtoieles das Thier des⸗ wegen ſeine Schaale umkehrt, und den Kiel nach oben, richtet, damit die leere Schaale leichter empor ſteigen, und hernach als Fahrzeug auf den Kiel umgewendet dienen möge. Alſo muͤſte dann das Auspumpen des Waſſers unter dem Waſſer ger ſchehen. Daß die Auswurfsroͤhre darzu diene, iſt, wie ich glaube, eine bloſſe Vermuthung. Den eigentlichen Kunſtgrif kennen wir noch nicht genau. Wenn man die gemeinen Fluß ſchnecken beobachtet, fo ſieht man, daß fie ohne dergleichen Röhre zum Pumpen ihre Schaale zum Aufſteigen und Schwim⸗ men leichte machen konnen, indem fie etwas herauskriechen, und durch eine Oefnung die Luft in der hintern leeren Raum laſſen. Sind ſie auf der Oberflaͤche, ſo ſchlagen ſie die Schaale um, 127 um, und ſchwimmen oben auf, Sollte die Schwimmhaut der Meerpolypen beym Aufſteigen und Verſchlieſſen der Muͤndung nicht eben die Dienſte thun wie der Mantel der Schnecken Rumph ſagt, daß ob er gleich an den vorderſten Fuͤſſen kein ſol⸗ ches dünnes Haͤutchen wahrgenommen habe, als die Schrift⸗ ſteller dem Polypen des mittellaͤndiſchen Meeres beylegen; fo habe er doch geſehn, daß eben dieſe Fuͤſſe in einem am Kopf befeſtigten haͤutigen Sacke liegen, welchen der Nautilus mit ben vorderſten Fuͤſſen ein wenig wie ein Segel ausſpanne. Er hält aber dieſe Haut zum Segeln nicht für hinreichend, ſon⸗ dern glaubt vielmehr, daß das Thier vornehmlich vermittelſt der Hoͤlung ſeines Bootes fortſegle, deſſen Vordertheil es in die Hoͤhe hebt, und den Wind hinein blaſen laͤßt. Um dieſes zu bewerkſtelligen, verbirgt er die gröfte Laſt feines Körpers im Hintertheile des Bootes, und ſtreckt alsdann nur ſeine beyden Ruder aus, um das Fahrzeug zu regieren. Bey ſtillem Win⸗ de hingegen breitet er alle feine Fuͤſſe aus, läßt den Vorder⸗ theil des Schiffs wieder ſinken und rudert ohne Segel, weiter auf dem Waſſer fort. Dieſe Vorſtellung trift ganz genau mit der Erzaͤhlung des Mucianus uͤberein, welcher ebenfalls kein anderes Segeln kennt, als daß das Thier die Muͤndung des Kahns dem Winde überlaͤßt. Was aber Rumph mit dem Haͤutgen an den vorderſten Fuͤſſen wolle, welches der Polyp des mittellaͤndiſchen Meeres habe, die oſtindiſchen aber ent⸗ behren ſollen, weiß ich ſo wenig, als ich begreife, was der haͤutige Sack am Kopfe bedeuten ſoll, in dem die Füffe liegen, und welchen das Thier mit den Vorderfuͤſſen wie ein Segel ausſpannen fol. Seine Figur des Thieres zeigt eben eine fol che Schwimmhaut zwiſchen den Fuͤſſen, wie die Figuren des Nondelet und andere; und dieſe Schwimmhaut nennt er vers muthlich den haͤutigen Sack am Kopfe. Wahrſcheinlich iſt es mir, daß Rumph die aͤltern Schriftſteller falſch verſtanden hatte, welche dem Nautilus die aufgerichteten Vorderfuͤſſe, wel⸗ che mit einer duͤnnen Haut zuſammen hängen ſollen, zu Segeln gaben. Er nahm die Haut länger an als fie iſt; und alſo konnte er auch an der oſtindiſchen Art nicht finden, was keine ö an; 128 andre hat. So wie die Haut mit den Vorderfuͤſſen ausge⸗ ſpannt in ſeiner Figur, welche Martini in der 8 Vignette co⸗ pirt hat, vorn uͤber der Muͤndung erſcheint, gerade ſo hat ſie auch Bellon gezeichnet. Die kleinern breitkielichten Schiffs⸗ boote ſoll man haͤufiger bekommen. Sie halten ſich meiſtens auf dem Grunde des Meeres auf, und kriechen oft in die Fiſch⸗ reuſen. Daſelbſt kriechen ſie auf dem Bauche, und tragen ihr Gehaͤuſe mit empor gerichtetem Kiel auf dem Nücfen. Dies iſt kurz das wahre und wahrſcheinliche aus der Ger ſchichte dieſes wunderbaren Thieres; wer mehr Citata, gutes und ſchlechtes, wahres und falſches, verlangt, der kann feine Luft hinlaͤnglich bey Martini buͤſſen. Pompilus. VIII. Pedibus lobatis ſeu digitatis abs- que acetabulis. Zerlappte oder zertheilte Fuͤſſe ohne Saugwarzen. Ich gebe dieſer Art den Namen, welchen ihr Linnee aus dem Plinius beygelegt hat, ob er ihr gleich nicht zukommt. Die Nachricht des Ariſtoteles iſt ſehr kurz: Die zweyte Art von Meerpolypen wohnt wie eine Schnecke in der Schaale, und geht niemals aus derſelben heraus, ſondern ſtreckt nur bis⸗ weilen ſeine Fuͤſſe heraus. Im Original ſteht BACK EU C- rei uc % KIXAlds — AAN E cogereg 6 C Die leztern Worte koͤnnten eine Vergleichung des Thiers mit der bedeckten Schnecke anzuzeigen ſcheinen; aber die Leſeart der vatikaniſchen Hand ſchrift, welche Salvian verglich: A bes run Ge 6 noxAsag, ineſt veluti cochlea hebt dieſen Zwei⸗ fel. Auſſerdem hat ſonſt keiner von den alten Schriftſtellern dieſer Art gedacht. Die Neuern haben dieſe Stelle einſtimmig auf den Bewohner des glatten und dickſchaaligten Schiffboots mit Kammern gezogen, welcher nach dem Berichte des Rumph in den weſentlichſten Stuͤcken einem Meerpolypen gleicht, ob er gleich in manchen Stücken von ihm abweichet, und alfo den Uebergang zu den verwandten Geſchlechtern bahnt. Die Rumphiſche Figur Taf. XVII. lig. B, welche Martini in der 129 der 9 Vignette copirt hat, ſtellt ſo wie die von Argenviſſe Zoom. Pl. 2. fig. 1. das Thier in feiner völligen Zuſammenziehung als einen unfoͤrmlichen Klumpen dar, woran wenig unterfcheiden kann. Keine beßre hat man noch nicht, weil die andre Figur, in welcher Rumph dieſen Polypen deutlich entwickelt hatte, ungluͤcklicher⸗ weiſe verloren gegangen iſt. Seine Beſchreibung iſt daher etwas undeutlich, aus welcher ich die Züge der Aehnlichkeit und Wers ſchiedenheit ſo gut als moͤglich faſſen will. Sie ſind doch nicht ſo verborgen, daß Linnee noͤthig gehabt haͤtte, ſtatt das Thier mit dem eigentlichen Namen zu beſtimmen, die wenig lehrreiche Figur des Rumphs anzufuͤhren. Die Geſtalt des Thieres rich⸗ tet ſich nach der Figur der Schaale, die es aber nicht ganz fülg let, wenn es ſich zuſammenzieht. Der etwas ausgehoͤlte Hin⸗ tertheil des Koͤrpers, oder Leib, ſtehet der Windung gerade ges gen uͤber. Der untere nach dem Kiel gerichtete Theil, der beym Fortkriechen des Thieres oben zu ſtehn kommt, iſt knorplicht, wie der obere, doch etwas weicher, und mit vielen Warzen beſezt; der obere Theil, der beym kriechenden Thiere den untern aus⸗ macht, iſt flach, und etwas hoͤkricht, knorplicht, gerunzelt, roͤthlich oder hellbraun, mit einigen ſchwarzen Flecken bezeich⸗ net. Vom hinterſten Theile des Leibes, welcher gegen die erſte Scheidewand des Gehaͤuſes anliegt, geht eine Ader oder Schwanz durch alle Oefnungen der Nervenroͤhre, oder durch ihre ſchaa⸗ ligten Ringe, bis an den Mittelpunct der viel kammerigten Ge⸗ winde. An dieſer einzigen Stelle der Schaale ſizt das Thier feſt. Wenn man es herausziehn will, leiſtet dieſe Ader nur einen ſehr geringen Widerſtand. Am vorderſten Theile des Koͤrpers ſieht man einen Klumpen mit unzaͤhligen Fuͤßchen, die mit unterſchiedenen Lappen an einander geſezt ſind, und auf bey⸗ den Seiten den Mund bedecken. Jeder Lappen gleicht der Hand eines Kindes. Der aͤußre und groͤßte vertheilt ſich in 20 Fuͤß. chen; jedes iſt 2 Finger lang, einen Strohhalm dick, rund, glatt, vorne etwas breit, wie ein flacher Riemen. Sie ſind uicht mit Warzen beſezt, wie an der vorigen Art. Der zweyte und drit⸗ te Lappen liegen gerade unter dem aͤuſſerſten. Sie ſind jeder in 6 Finger abgetheilt, und unter ihnen kommen bis nach dem J Munde 130 Munde hin, noch kleinere mit kuͤrzern Fingern zum Vorſcheine. Alle dieſe Finger kann das Thier nach Willkuͤhr ausſtrecken und einziehn. Sie dienen ihm nicht allein ſtatt der Fuͤſſe, um darauf fortzukriechen, ſondern auch ſtatt der Haͤnde oder Faͤn⸗ ger, um damit den Raub zu ergreifen und nach dem Maule zu bringen. Das Maul iſt wie an der Seekatze, am obern Theile groß und krumm, an den Seiten ein wenig gekerbt; der untere Theil iſt klein, und liegt in dem obern verborgen. Das ganze Maul iſt beinhart, ſchwarz und blaulicht wie Indigo. Hinterwaͤrts wird es mit einem weiſſen, ziemlich harten fleiſchig⸗ ten Ringe umgeben, worunter noch ein ander Fell liegt, das beynahe den ganzen Schnabel bedeckt. Eben dieſer Schnabel liegt noch uͤberdies unter einem gewiſſen Schleim, und unter den beſchriebenen Fuͤſſen und Faͤngern ſo tief verborgen, daß man nicht ehr etwas davon ſehn kann, bis man ſie von einan⸗ der zieht. Unter dem Schnabel hat das Thier, wie die See⸗ katzen, eine halbrunde zuſammengerollte Pfeife, die aus einem weiſſen Fleiſch beſteht. In dieſer liegr etwas verborgen, das einer Zunge aͤhnlich iſt. Man bemerkt aber keine deutli⸗ che Oefnung, die in den Leib geht, ob es gleich eben der Ca⸗ nal iſt, wodurch die Seekatzen ihre ſchwarze Dinte auswerfen. Die Augen ſtehn an der Seite, doch etwas mehr nach dem Kiel hin gerichtet. Sie haben die Groͤſſe eines Nabels ohne merkliche Augäpfel. Man entdeckt an deren Stelle ein Loch, und inwendig find fie mit einem ſchwarzbraunen Blut (Saft ?) angefüllt. Bey einer Windſtille nach vorhergegangenem Sturme ſchwimmen ſie haufenweiſe auf dem Meer herum. Sie ſtrecken dabey den Kopf mit allen Baͤrten hervor, breiten ſelbige auf dem Waſſer aus, und laſſen den Hintertheil des Schiffchens am meiſten über das Waſſer her⸗ vorragen. Hieraus kann man ſich von dem Hintertheile, oder dem Leibe, freylich keine deutliche Vorſtellung machen; es ſcheint aber doch nicht, als wenn der Leib hinten wie bey den Schne⸗ cken ſpitzig und gewunden zugehe. Die Sehne unterſcheldet ihn am meiſten, welche durch die Roͤhre geht, welche alle Kam⸗ mern mit einander verbindet, und womit der Bewohner an ſei⸗ nem Hauſſe befeſtigt iſt. Der beinharte Papageyſchnabel, in b die — 111 die Lippenhaut zuruͤckgezogen, und damit bedeckt, zeigt, fo wie die Auswurfsroͤhre darunter, deutlich einen Blackfiſch au. Aus ter Figur laͤßt ſich auch vermuthen, daß die Oefnung des Un⸗ derleibes da iſt, wobon Rumph nichts erwaͤhnt. Der Mund und Schnabel liegt vorn, in der Mitte zwiſchen und unter den Fuͤſſen verborgen, und damit umgeben, wie bey den Blakfiſchen. Aber dieſe Fuͤſſe haben keine Saugwarzen; und ſtatt der Haut, welche bey den Meerpolypen am Grunde derſelben und zwiſchen ihnen ausgeſpannt iſt, find dieſe Fuͤſſe, deren Anzahl Rumph nicht angiebt, in mehrere Lappen oder Finger zerthellt, welche rund und vorn etwas breit ſind. Hier ſtehn wir alſo an der Graͤnze, welche das Geſchlecht der Quallen mit den Blakfiſchen verbindet. Bey den Quallen ſitzen die Fuͤſſe ebenfalls um das Maul herum, nur iſt das Maul ſelbſt verſchieden. Am naͤch⸗ fen iſt mit den Blakfiſchen die Art verwandt, welche Bruͤnnich aus dem Adriatiſchen Meere erhalten und (Spolia Maris Hadria- tici S. 105) unter nem Namen Medula octopodlia beſchrieben hat. Sie hat 3 dicke, weiſſe, durchſichtige Fuͤſſe, welche aus einer gemeinſchaftlichen Baſis entſpringen und uͤber den Nand des runden Koͤrper herausragen. Inwendig hat jeder Fuß an der Seite einen warzigen Lappen, der bis an die Baſis geht; auſſen unter der Spitze gehn zwey warzige Lappen der Laͤnge lang bis in die Mitte herab; unter dieſen in einer ziemlichen Entfernung zwey andre und gröffere, ebenfalls mit Warzen beſezt. Die Warzen find violet. Es iſt zu bedauren, daß Bruͤnnich die Warzen nicht genauer unterſucht hat. Herr Pallas (Spicileg. X. S. 29) erwähnt einer hollaͤndiſchen Medufa Octopodia, welche mit ihren Fuͤhlfaͤden dem Meerpolypen gleichen, und die Borlaſſe zuerſt beſchrieben haben ſoll; ob dieſe Art die vorige ſey, kann ich nicht gewiß ſagen; vermuthe es aber. Mit dieſer Art ſoll diejenige am naͤchſten verwandt ſeyn, welche H. Pallas unter dem Namen der aͤſtigen Qualle (Meduſa frondoſa) beſchrieben und Taf. II. abgebildet hat. Das groſſe Exemplar hatte 10, die kleinern aber 8 Fuͤſſe oder Aerme, welche aus einer gemeinſchaftlichen Baſis ſich wie Staͤmme in unendliche kleine Aeſte und Zweige vertheilen, welche auf der J 2 un⸗ 132 untern oder von dem kellerfoͤrmigen Körper abgekehrten Sei⸗ te mit weiſſen, platten, geſtielten Warzen, vielleicht zum Saugen, wie Pallas vermuthet, beſezt ſind. Wenn man dieſe beyden Arten mit der Beſchreibung des Rumph von dem Bewohner des dickſchaaligen Schiffboots vergleicht, ſo wird man fie beſſer verſtehn lernen, inſonderheit, was die Fuͤſſe angeht. Ju Anſehung der Fuͤhlfaden, Fuͤſſe, Aerme, oder wie man dieſe Theile ſonſt nennen will, welche den Mund im Mittelpunc⸗ te umgeben, gleichen viele Geſchſechter von Seewuͤrmern den Blakfiſchen, wie ſchon Koelreuter in der Emfeitung zu der Geſchichte des Meerpolypen erinnert hat, am meiſten aber nächſt den Quallen die Holothuria und Actiniae des Linnee. Noch finden ſich in andern einzeln Theilen Aehnlichkeit mit andern Seewuͤrmern, deren ich hier einige anführen will. Den Blakfiſchen mit Ruͤckenknochen gleicht in Anſehung der Bedeckung des Ruͤ⸗ ckens einigermaſſen die nackte Schnecke mit dem Ruͤckenſchilde; noch mehr aber der muſchelfoͤrmige Knochen auf dem Rügen des Seehaſens von Bohadſch (àplyſia depilans Lin.) unter deſſen innrer Hölung das Herz und die Lungen oder Kiefen, die leg gern frey und beweglich, fo daß man fie von auſſen ſehn kann, bedeckt liegen. Auf dieſe Art hat das Waſſer einen fretzen Zu⸗ kritt von auſſen zu den Kiefen. Bey den Blakfiſchen mit Nuͤcken⸗ knochen liegen die Kiefen oder Lungen ebenfalls unter der Hoͤlung des Nuͤckenknochens bedeckt; aber fie find in dem Leibe wie in einem Sacke eingeſchloſſen, konnten alſo von dem Waſſer nicht berührt werden, wenn nicht der Unterleib vorn durch eine Queer⸗ ſpalte gedfnet wäre, in welche alſo, wie Ariſtoteles ganz recht bemerkt hat, das Meerwaſſer tritt. Die übrigen Eingeweide ſind in eigne Haut eingeſchloſſen und abgeſondert. Der Kno⸗ chen des Seehaſen erneuert ſich jahrlich; und im Anfange iſt er ſo zart und durchſichtig wie beym Dintenfiſche. Was Ronde⸗ let von ſeinem erſten Seehaſen ſagt, daß er Dinte und Eingeweide wie der Dintenfifch habe, hat Bohadſch widerlegt. Mit der Auswurferöhre der Blakſiſche vergleicht Rondelet die eyfoͤr⸗ mige, im Umfange gekerbte Roͤhre, welche mitten aus der Mundöfnung feines dritten Meerhaſens hervorragt. See Eos | umna em 133 lumna (Ecphraſis ſtirpium Rom. 1616. S. 22) nennt die nehm⸗ liche Roͤhre an feinem Meerhaſen in dem Mittelpuncte der Mundoͤf⸗ nung, ohne einen After anzuzeigen, fo wenig als Rondelet, wel⸗ cher durch ſeine Vergleichung zu verſtehen gab, daß dieſe Roͤhre zum Aur gang des Aus wurfs diene, ob fie gleich mitten im Maule liegt. Bohadſch, welcher den dritten Seehaſen des Rondelet mit feinem Kerbenmaule (Vethys ſumbria Lin.) für einerley hielt, woran er ebenfalls dergleichen Roͤhre bemerkte, behauptet dagegen, daß dieſe Roͤhre zum Munde gehoͤre, oder vielmehr der Mund ſelbſt ſey. Er habe einen feinen Stiel in die Röhre geſteckt, den Unterleib aufgeſchnitten, und da ſey der Stiel in den Magen gekommen. Und dennoch geſteht er, er wiſſe den Ausgang des Auswurfs nicht anzu⸗ geben, ob er gleich die innern Theile unterſucht haben will. Dies zeigt bon keiner groſſen Genauigkeit! Linnee, welcher aus dem drit⸗ ten Seehaſen des Rondelet und Columna eine eigne Art gemacht hat, (Tethys leporina) folgt auch hier der Vorſtellung des Bo⸗ hadſch, denn er ſezt einen roͤhrfoͤrmigen Mund. Os probofcide terminali, cylindrica ſub labio explicato. Bey dem von Bo⸗ hadſch beſchriebenen Argus (Doris Argo Liun. ) liegen die aͤſtigen Kiefen oder Lungen am hintern Theile des Leibes auffen frev; aber das Thier kann ſie auch durch die darnebenliegende eyfoͤrmige Oefnung in den Leib hineinziehn. Unter dieſen Lungen und dem Rande der eyfoͤrmigen Oefnung ragt eine fleiſchigte trichterfoͤr⸗ mige Roͤhre hervor, welches auch Bohadſch für den After hält, Dieſelbe Lage ohngefaͤhr muſte auch die Roͤhre der Blaffiiche har ben, wenn nicht der hintere Theil des Leibes nach vorn umgekehrt waͤre, wie ſich Ariſtoteles einmal hiervon ausdruͤckt, das heißt, wenn der Darmkanal nicht zuruͤckgebogen, und der After nach dem Vorderleibe hinverſezt waͤre. Die einfachen und doppelten Möhren an manchen zweyſchaaligen Thieren mag ich hier wegen der Unaͤhnlichkeit der uͤbrigen Eingeweide nicht vergleichen. Die Form einer trichterfoͤrmigen Roͤhre muß wohl das ſtaͤrkere und ſchnellere Ausſchieſſen des Auswurfs zur Abſicht haben. Endlich trift man beynahe dieſelben Saugwarzen unter den Inſekten bey den männlichen Waſſerkaͤfern mit demſelben Gebrauche wieder an. 3:3 Ehe 134 en, Ehe ich ſchlieſſe, muſ ich noch der neuen Art von Papiers nautilus erwähnen, welche Otho Fabrtz in Grönland ent⸗ deckt, und ſammt dem Bewohner unter dem Namen Argo- nautica Arctica beſchrieben hat. (Fauna Groenl. S. 387. Die Schaale gleicht von auſſen bem dicken Schiffsbooten, aber ſie hat nur eine Kammer ohne Nervenroͤhre. Er ſezt daher das Kennzeichen: Argonauta perforata, carina mtegra Der Bewohner ſoll der ſogenannte Walfiſchfras ſeyn, und Adelung (Geſchichte der Schiffarten S. 410 Taf. XVII. fig. 12) fol ihn unter dem Namen Schnecken = No tzfiſch abgebildet haben. Er gleicht dem Nautilus wenig oder gar nicht, ſondern mehr dem Fluͤgelwurm (Alio) und hat alſo eine Geſtalt, die dem Baue ſeines Hauſes mehr angemeſſen iſt. Hinten endiget ſich der Leib in eine ſpiralfͤrmig zuſammengewundene Spitze; vorn hat er zwey lange haͤutige platte Fluͤgel; und unten an dem auslaufenden Winkel der Fluͤgel eine weiche, weiſſe und ſpitzige Bartiafer (cirrus) welche nach Fabrizens Muthmaſſung zugleich die Stelle eines Fuͤhlfaden und Stenerruder vertritt. Hinter dem⸗ ſelben liegt eine lange Röhre mit runder groͤßrer Mündung, wels che Fabriz für den After hält. Laͤngſt dem Ruͤcken bis an die ſpiralfoͤrmige Spitze ſtehn feine ſchwarze Faͤden. Er ſchwimmt auf der Oberflache des Meeres in feinem Kahne, und rudert mit ſeinen Fluͤgeln. Auch iſt er nirgends an ſein Haus gebunden oder angewachſenz und auſſer demſelben ſtarb er in friſchen Meerwaſſer. Hieraus koͤnnte man vermuthen, daß dieſer oder ein ähnlicher Wurm der eigentliche Bewohner des duͤnnen Schiffboots ſey, dem auch ſein Koͤrperbau mehr angemeſſen iſt, und daß der Meerpolyp ſich nur einer fremden Bewohnung wie die Schmarotzerkrebſe be⸗ maͤchtige. Aber freylich entſteht alsdann die Frage, was den Meer⸗ polypen antreibe, das Haus zu waͤhlen, da er allem Anſchein nach auch ohne Haus leben und beſtehn kann, da die Schmarotzerkrebſe dargegen ihren nackenden Hinterleib zu bedecken ſuchen. Auch muͤßte man, bevor etwas entſchieden werden kann, eine genauere Beſchreibung und Zergliederung von dem kleinen Meerpolypen ohne Schaale ſo wie von dem in der Schaale haben, um zu wiſſen, ob beyde einander in allen Stuͤcken vollkommen gleichen, und alſo nur eine Art ausmachen. Bemerkungen uͤber einige Voͤgel zur Aufklaͤrung ihres allgemeinen Koͤrperbaues. Da 1. Julius in dieſem Jahre erhielt ich einen jungen Kra⸗ nich, welcher noch am ganzen Leibe ſowohl, als am Kopfe und Halle Pflaumfedern hatte. Die Schwung und Ruderfe⸗ dern ſteckten noch in ihrem Futteral; der groͤſte Theil des Barts ragte oben heraus. Als ich ſie auszog, gieng aus dem Kiele das ganze lymphatiſche Gefäß, wodurch die Feder genaͤhrt wird, in Geſtalt und Groͤſſe eines dicken Regenwurms heraus. Die Federn hatten oben an der Spitze noch ſolche Pflaumen, wie die Trappe, nach Perrault, haben ſoll. Vermuthlich ver⸗ lieren ſich dieſe Pflaumen, wenn die Federn ausgewachſen ſind. Weil der Vogel noch ſo jung war, ſo konnte ich die auffern Kennzeichen der Art an ihm nicht wahrnehmen. Die Pflaumen hatten am ganzen Koͤrper eine blaulichte Farbe. Als ich ihn oͤfnete, fand ich zwey groſſe Leberlappen, und in deren Mitte eine groſſe runde Gallenblaſe. Der Leber- und Blaſen⸗ gang gingen nahe bey einander in das Duodenum. Im Ma⸗ gen fanden ſich Landkaͤfer, Ameiſen, Schnecken, Maulwurfs⸗ grillen und eine groſſe Menge Steinchen und Sandkoͤrner, wie auch Ueberbleibſel von Pflanzen. Die innere Haut des Magens war ziemlich duͤnn, runzlicht, braungelb. Der muſtuloͤſe Theil war an drey Stellen über Z Zoll dick und fleiſchigt, wie bey Huͤnern und Enten. Vor dem Magen im Schlunde waren die kegel⸗ förmigen Druͤſen mit ihren Muͤndungen ſehr ſichtbar, in wel⸗ chen an drey verſchiedenen Stellen ſtarke Erhebungen waren, in welchen ſich kleine Aſ karides eingeniſtet hatten, um von dem Druͤſenſafte zu leben. Unter der Cloake, welche wie gewoͤhn⸗ lich aus dem duͤnnen aber ſehr erweiterten Maſtdarm beſtand, lag eine groſſe Blaſe oder Sack, faſt ſo lang als die Cloake, welche ihre Defnung am Ende vor dem Ausgange des Afters abgeſondert, doch aber nahe dabey hatte. Ehe ich noch den After aufſchnitt, bemerkte ich hinten unter dem After eine etz was engere Oefnung; dieſe fuͤhrte zu dem Beutel. Sie wird 35 mit 138 55 mit durch den Afterring verſchloſſen, doch fo, daß, wie ich ver muthe, aus dem Beutel etwas in die Cloake und umgekehrt, kommen kann. Die Harngaͤnge fügten ſich ganz unten nahe am After in die Cloake; eben daſelbſt, aber ein wenig hoͤ⸗ her fügte ſich auf der rechten Seite der Eyergang ein. Dieſer Eyergang war eben fo dick als die Harngaͤnge, gegen die Müns dung aber erweiterte er ſich ein wenig, hatte aber uͤberall ſehr duͤnne Waͤnde. Der Beutel unter der Cloake hatte dargegen auſſerordentlich dicke Wände, war laͤnglicht und voll von einem weiſſen Schleim, wie ſonſt der dicke Theil der Eyergaͤnge zu ſeyn pflegt. Ich habe weiter keine Gefaͤſſe, die zu ihm gingen, entdecken koͤnnen, auſſer kleine Blutgefaͤſſe auf der aͤuſſern Ober⸗ flaͤche. Inwendig war er ganz mit groſſen Druͤſen unter der innern Haut beſezt, welche den Schleim abſonderten. Ich fand in dem Beutel kleine Wuͤrmer, welche aͤnfaͤnglich roͤthlich, aber nachdem ſie eine Stunde im Waſſer gelegen hatten, weiß ausſahen. Ich kann ihr Geſchlecht nicht beſtimmen; denn fie waren todt, und zeigten unter dem Mifroffop ihre Glieder⸗ maaſſen nicht mehr deutlich. In dem Darmkanal ſaſſen viel mehrere und groͤſſere Wuͤrmer 2 und 3 Zoll lang, etwas breit, welche vorn und etwas unter dem Kopfe zwey Oefnungen hatten, alſo Cucullani oder Doppellöcher waren. Sie ſahen ganz weiß aus, waren todt, und ſteckten den Kopf, oder die Oefnung daran in das andere Loch, und ſo lagen ſie gekruͤmmt ſtille im Waſſer. Als ich ſie aus einander zog, zeigten ſich die beyden Oefnungen. Es kam mir anfangs vor, daß der Beutel unter der Cloake der fogenannte Fabriziusbeutel ſey/ den Perrault beym Adler und der Trappe beſchrieben hat. Bey der Trappe war er 2 Jolle lang, und beym Anfange 3 Linien breit, am Ende aber breiter. Aus der Mitte der Cloake ging ein Loch mit einer Taſche in den Beutel. Nach der Figur Taf. 53 iſt dieſer Beutel viel kleiner als der beym Kranich, liegt aber mehr über der Cloake, als unter ihr. Beym Adler beſchreibt ihn Perrault nicht ſo genau. Der vom Kranich war uͤber 2 Zolle lang, und am breiteſten Ende einen Zoll breit. Die eigentlichen Blinddaͤrme waren * Elle lang. Bey einem 139 einem jungen Erpel fand ich dieſen Beutel über 2 Zoll lang, ſchmal und inwendig druͤſigt. Beym nachher zu beſchreibenden maͤnnlichen Lorch fand ich unter der Cloake eine enge aber ziemlich lange Taſche, welche unter dem After ihren Ausgang hatte, aber mit dem Afterringe beſchloſſen ward. Bey dem weiblichen Lorch war die Taſche nicht groͤſſer oder weiter, blos haͤutig, und ohne Spur von Druͤſen. Im Eyerſtocke fand) ich kleine Eyer wie Hirſekoͤrner. Bey dem jungen ſchwarzen Waſſerhuhn (fulica atra lag ein ſchmaler aber langer Beutel faſt unter der ganzen Cloake weg, mit dicken Haͤuten, inwendig druͤſigt, und mit Schleim gefuͤllt, wie beym Kranich. Bla⸗ ſius ſagt in der Zergliederung eines Reihers (Oblerv. Anatoın, S. 86) der Eyergang erweitere ſich, ehe er in der Cloake gelhe, ſo ſehr, daß er eine beſondre Blaſe vorſtelle. Beym Eintritte derſelben ſey eine zirkelfoͤrmige runzlichte Klappe, welche dem Auswurfe den Eingang in das Ende des Eyergangs verſperre. Dieſe Beſchreibung widerſpricht meinen Bemerkungen beym Kranich ſowohl als denen, die Perrault am Adler und an der Trappe gemacht hat. Sollte alſo wohl in Anſehung dien ſes Beutels ebenfalls eine Verſchiedenheit des Baues ſtatt fins den? Dieſes ſcheint mir deſto wahrſcheinlicher, weil Perrault beym indianiſchen Hahn (Crax Alector.) den Eingang zurn Beutel eben fo fand wie ich beym Kranich. (II. B. 266 S)). Ich habe nachher fünf verſchiedene Arten von Enten in diefex Abſicht unterſucht, wie auch einen Raben (Corvus Corone) und endlich fand ich etwas was meinen Zweifel auf einmal hob. Die Enten waren Circia, Querquedula und Clypeatei, nebſt drey verſchiedenen Weibchen, die ich nicht erkennen und beſtimmen konnte. Bey dem weiblichen Naben war der Beu⸗ tel unterm Maſtdarm ſehr druͤſigt 3 Zoll lang x breit, und uberhaupt dicker und breiter als an den Enten. Er hate . te feine Oefnung unter dem After, ſonſt aber keine Gemeirıs ſchaft mit der Cloake. Hier ſahe ich zwey kleine duͤnne Gefaͤſſe in den Beutel unter der Baſis oder dem kolbigten Ende hin; eingehn, welche zwiſchen dem Ende der Nieren hervorkamen. Bey einer weiblichen Entenart, mit ſchiefeeblauen Schnabel, die 140 die ich jezt nicht weiter beſtimmen kann, endigte ſich der Eyergang mit einer faltigen Klappe in eine Taſche, welche mit der Cloake durch eine Oefnung Gemeinſchaft hatte, und am untern Theile derſelben lag. Hier fand ich bie Oefnung der Taſche nicht, wie fonft unter dem After, ſonbern in der Cloake ſelbſt; die Taſche war mehr haͤutig, dünn, und nicht mit Drüfen vers ſehn. Hieraus ſchloß ich auf die Richtigkeit von des Blaſius Beſchreibung; und dieſe Verſchiedenheit des Baues ließ mich noch deutlicher vermuthen, daß dieſer Beutel zur Aufbewahrung und Reifung der Eyer diene. Seltſam kam es mir dennoch vor, als ich bald hernach an dem zweyten Weibgen von der nehmlichen Art einen druͤſigten Beutel fand, der ſeine Oefnung unter dem After, und ſonſt keine Gemeinſchaft mit der Cloake und dem Eyergange hatte. Am Grunde des Beutels fand ich auch hier die Gefaͤſſe wieder, welche zwiſchen den Nieren unten herauskommen. Alſo iſt ſogar in derſelben Art der Bau des Beutels bisweilen verſchieden; und eben dieſes giebt meiner vorigen Vermuthung das groͤſte Gewicht. Nun kehre ich wie⸗ der zu meinem Kranich zuruͤck! Als ich die Daͤrme herausge⸗ nommen hatte, zeigte ſich an den Schaambeinen in der Mitte ein freves offnes Loch, durch welches ich mit einer Roͤhre die fleiſchigten Hüften, fo weit die Muſkeln gehn, und die Haut bis unter die Flügel erſtaunlich hoch aufblaſen konnte. Ver— muthlich iſt dieſes der Weg, wodurch bie Luft zwiſchen den Mufkeln weg in die zelligte Haut tritt, und dieſelbige überall erfuͤllt und aufblaͤht. In den Schneckenknochen habe ich ſo wenig als in den Armknochen irgend eine Oefnung gefunden, durch welche die Luft in die Knochen ſelbſt treten koͤnnte, auf die Art, wie Camper gelehrt hat. An dem Pelikan hat Mery, wenn ich nicht irre, ein aͤhnliches natürliches Emphy⸗ ſema entdeckt, welches die Luftbehaͤltniſſe der Knochen zu erſetzen ſcheint. Die wunderbare Kruͤmmung und Einſenkung der Luft⸗ roͤhre in das ausgehoͤlte Bruſtbein hat mein Freund H. D. Bloch an dem weiblichen Kranich ſo beſchrieben; wie ich ſie gefunden habe. (Befchäft. der Berlin. Geſell. IV. S. 587). Bey dem Manne find die Krümmungen vielfacher, und die Hoͤlung des Bruſt⸗ 141 Bruſtbeins groͤſſer. Dieſen Unterſchied des Geſchlechts hat Bloch zuerſt bemerkt; denn ſonſt haben ſchon aͤltere Natur⸗ forſcher die Kuftröhre des Kranich nebſt ihrer Einſenkung in den Bruſtknochen beſchrieben, als Willughby den Bloch ſelbſt anfuͤhrt Aber noch aͤlter iſt die Beſchreibung, welche ich in einem Buch fand, das man ſeithero viel zu wenig genuzt oder gekannt hat. In Friderici II. Imperatoris de Arte venandi cum avibus heißt es S. 93. Canna pulmonis gruum in longum et rectum deſcendit inter furculam pectoris, et procedit et reflectitur et regiratur illic ſupra fe ipſam du- plici giro, deinde pervenit ad pulmonem, dividens fe in duas partes, ſicut cannae ceterarum avium. Hinc eſt, quod aer verberatus et reflexus in tortuoſitates cannae pul- monalis fonat altius; qua propter grues habent ſonoram vocem et altam prae ceteris avibus: fed ıninores grues non niſi hbilant uſque ad annum et tunc mutant vocem. In wie fern die lezte Bemerkung richtig ſey, kann ich nicht beur⸗ teilen; denn ich erhielt meinen jungen Kranich todt. Sonder bar iſt es, daß ihn die Alten ſelbſt getödtet hatten, während der Zeit, daß der Jaͤger nach ſeinem Purſchen ging, der ihn lebendig wegtragen ſollte! Nach Bloch hat auch Titius die Luftröhre eines Kranich beſchrieben. Wittenbergiſches Wochen⸗ blatt 1780 S. 305). Sie war 42 Pariſer Zoll lang, = weit, und machte in der Hoͤlung des Bruſtknochens auf 10 merkli⸗ che Biegungen. Daß dergleichen Bau ſich noch in andern Voͤgeln in und auſſer dem Geſchlechte des Kranich finde, ur⸗ teile ich aus den Beſchreibungen, welche Perrault von der nus midiſchen Jungfer (Ardea virgo) und Wedel vom Schwan gemacht haben. Bey jener macht die Luftroͤhre in beyden Ge⸗ ſchlechtern nur eine Biegung in dem ausgehoͤhlten Bruſtknochen (Perrault I. S. 281). Eben fo beſchreibt auch Wedel die Luftroͤhre und den Bruſtknochen des Schwans, ohne das Ges ſchlecht des Vogels anzugeben (Miſcellan. Acad. Nat. Curioſ. Dec. I. Ann. II. Obſerv. XII. S. 30). Valentin hat die Stelle nebſt der Zeichnung auch in ſein Amphith, Zootom. II. S. 50 aufgenommen. Bey andern Vögeln iſt die Luftröhre n 142 in ſich ſelbſt am Halſe, auſſer dem Bruſtknochen, oder in den Leib zurück und umgebogen. Dergleichen Umdiegung am Hals fe hat Perrault am Loͤffelreiher, und an Crax alector und glo- bicera II. S 267 bemerkt. Bey dem Männchen des ameri⸗ kaniſchen Faſans (Phaſlanus Matmot) geht die Luftroͤhre erſt bis unter den Bauch, hierauf ſteigt fie zuruck nach dem Schlun⸗ de, und ſo tritt ſie in die Lungen, wie bereits Feuilleer II. S. 167 Beſchr. von Arzneypfl.) und nach ihm Bajon CHi- ſtoire de la Capenne !. p. 376) angemerkt hat. Bey den Vierfuſſern trift man dieſe Verſchiedenheit in der Bildung der Luftröhre nicht an; und nur allein von dem Krokodil hat Feuilleer (IL S. 177) angemerkt, daß die Luftroͤhre erſt hin⸗ unter faſt bis zur en auf der linken Seite ſteige, hierauf rechts wieder in die Hoͤhe gehe faſt bis in die Mitte des Bruſt⸗ beins; alsdann kruͤmmt ſie ſich wieder abwaͤrts, und theilt ſich in die Lungen. Bey den Waſſervoͤgeln hat die Natur den nehm⸗ lichen Zweck durch bald ganz bald halbknoͤcherne und halbhaͤu⸗ tige Anhaͤnge oder Labyrinthe der Luftroͤhre zu erreichen ge⸗ wußt, wodurch das maͤnnliche Geſchlecht von dem weiblichen unterſchieden iſt. Daß dieſer Anhang hier ein Vorzug des männlichen Geſchlechts ſey, hat Bloch zuerſt bemerkt; ſonſt aber hatte Heriſſant den Bau der Luftröhre, dieſer Anhaͤn⸗ ge, und derſelben Zuſammenhang und Uebereinſtimmung mit den Lungen und der Bruſthaut genauer an einigen Waſſervoͤgeln beſchrieben (Memoires de Academie 1753 S. 290). Nach⸗ her hat Bloch dieſe Entdeckung ſelbſt weiter verfolgt, (Schrif⸗ ten der Berlin. Geſellſch III. S. 372) und nach ihm H. Pr. Herrmann. (Coamentar, Tabul. Atlinit, Animal, S. 160). Hieraus erhellet alſo, das die Ertoeiterung der Luftroͤhre, entweder durch Verlaͤngerung und Umbiegung, oder durch An⸗ haͤnge, oder wie bey einigen durch Erweiterungen und Anhaͤn⸗ ge zugleich, ſowohl bey Land als Waſſervoͤgeln angetroffen wird, nur wie es ſcheint, bey einer jeden Claſſe in ihrer eignen, vielleicht auch nicht beftändigen Geſtalt. Weil fie ein Vorzug des maͤnnli⸗ chen Geſchlechts iſt, fo muß man daraus ſchlieſſen, daß fie zur 143 zur Verſtaͤrkung der Stimme allein diene, welche überhaupt bey dem männlichen Geſchlechte im ganzen Thierreiche ſtaͤr⸗ ker iſt. Dann zum Fluge wuͤrden wohl beyde Geſchlech⸗ ter ſolche Luftbehaͤltniſſe gleich noͤthig haben. Ich werde weis ter unten noch einmal von den Luftroͤhren der von mir zerglie⸗ derten Enten zu ſprechen Gelegenheit haben; und daſelbſt wers de ich noch eine andre Verſchiedenheit in dem Baue des gies⸗ kannen foͤrmigen Knorpels der Luftroͤhre bemerken, welche ebens falls ihre Beziehung auf die Stimme zu haben ſcheint. Nun wieder zum Kranicht. \ Ganz unten am Halſe lag auf jeder Seite eine groſſe Druͤſe, welche mit ihrem ſchmalen Enbe faſt J der Lange am Halſe in die Höhe lief. An der Luftroͤhre nicht weit von ihr rem Kopfe, lag auf jeder Seite eine kleine rothe Druͤſe. Die Sklerotika machte einen Rand um die Hornhaut, welcher aus kleinen, platten und dünnen Knochen beſtand. Die Fuͤſſe mas ren ſchwarz mit Einſchnitten, welche Queerſchilder bildeten; der Schnabel am Grunde mehr roͤthlich oder fleifchfarbig, Der Bruſtknochen war faſt noch ganz knorplicht, fo wie auch die uͤbrigen Knochen noch ſtarke Anſaͤtze von Knorpel hatten. Doch hiervon mehr in der Beſchreibung des Skelett. Noch einen Umſtand muß ich bemerken, auf welchen mich zuerſt eine Stelle in dem ſeltnen Buche des Kayſer Friedrich II. aufmerkſam ges macht hat. Es heißt daſelbſt S. 88. Inter omnes aues generaliter habent unguem medii digiti anterioris ſerrati- lem a parte domiſtica (i. e. interna) et hoc non fie eſt in allis unguibus cum iſto namque ungue caput et cetera mem- bra, ad quae poſſunt attingere, raſpant et ſcalpunt, ex utroque pede feilicet — Grues etiam habent in digito an- teriori intrinſeco cujusque pedis unguem fortem, durum, aduneum et acutum, quaſi eflet rapacis alicujus; et hoc non habent in aliis digitis; cum quocunque ex utroque pede grues ſe defendunt, et ut hujusmodi ungues ſerven- tur inhebetati et illaeſi, natura ſtabilivit, quod dum grues ſtant ſuper pedes, hujusmodi ungues ſecundum latus 905 e — 144 — fecundum acumen ſui ſtant ſuper terram. Ciconia habet ungues latos, ſicut homines et fimiae. Daß die vordere inwendige Kralle am Kranich viel ſtaͤrker, krummer und ſpitziger ſey, finde ich wirklich; ob aber der Vogel beym Stehn und Gehn dieſelbe auf die Seite lege, um ſie nicht abzunutzen, ſo wie die Thiere aus dem Geſchlechte der Katzen in dieſer Abſicht ihre Krallen eingezogen halten, kann ich nicht verſichern, weil mein Vogel todt war. Was nun aber die Bemerkung von dem ſaͤgefoͤrmigen innern Rande des mittelſten Vogels betrift, fo glaube ich, daß der kayſerliche Verfaſſer fie ſo wenig von allen Voͤgeln durchgehends habe behaupten wollen, als ſie bey denſelben zutrift. Der Ausdruck ſcheint auch man⸗ gelhaft zu ſeyn, und ein Wort noch inter oinnes aves zu fehs len. Doch wenn auch die Bemerkung gleich im eigentlichen Verſtande nicht allgemein tft, fo ſcheint fie doch in einer an⸗ dern Abſicht und nach einer weitern Erklaͤrung richtig und faſt allgemein zu ſehn. Die Vögel, an welchen man bis jezt den innern ſaͤgefoͤrmigen Rand der mittelſten Kralle bemerkt hat, find der Seerabe (Pleecanus carbo) die Nachtſchwalbe (Rapri- mulgus europaeus) die Nachteule (Stoix flammea) und der Reiher. An der Nachtſchwalbe hat ihn Skopoll (S. 210) deutlich beſchrieben; und neulich hat ihn Dr Kuͤhn in Lich⸗ tenbergs Archiv als eine neue Entdeckung, zeichnen laſſen. An der Nachteule hat ihn Muralt zuerſt beſchrieben; (Valentini Amph. Zoot. II. p 76) und nach ihm Herrmann. (Beck⸗ manns Phyſck. Biblioth. VI. S. 57). An dem Seeraben Perrault (J. S. 150). An dem Reiher erwahnt ihn Mu⸗ Talt beyläufig, und Klein (Geſchichte der Vögel S. 128). Wallerius ſezte auch mit Recht die mittelſte ſaͤgefoͤrmige Zehe (Kralle) als ein Kennzeichen, wodurch der Reiher ſich vom Kranich unterſcheidet. (Bey Klein S. 125). Ohne Zweifel wird man dieſe Bilbung bey mehrern Voͤgeln finden, wenn man mehr darauf achten wird. Was ich ſelbſt an den Fuͤſſen der Vogel, welche ich ſkeletirt habe, oder ſonſt aufbewahre, bemerkt habe, iſt zwar nicht daſſelbe Kennzeichen, aber doch ein ganz verwandtes. Es haben nehmlich biefelben den ins | nern 145 nern Rand der mittelſten Kralle unten weit hervorſtehend, aus⸗ gebogen und ſchneidend. Dieſe ſcharf hervorſtehende Kante hat ohne Zweifel bey diefen Voͤgeln eben dieſelbe Abſicht, als bey den andern der ſaͤgefoͤrmige Rand. Ob es eben dieſelbe ſey, welche der Kayſer angiebt, muͤſſen erſt ſichere Beobach⸗ tungen entſcheiden. Den ſägefoͤrmigen Rand hielt man ſeither darzu beſtimmt, um den Raub deſto feſter damit zu halten. Der ſcharfe ſchneidende Rand iſt bey einigen hervorſtehender als bey andern; bey manchen iſt wenig oder nichts davon zu ſehn, oder die ganze Kralle iſt unten hohl. Bey dem jungen Kranich iſt er deut ich, doch nicht ſehr hoch. Bey dem gez meinen Raben war dieſer Rand etwas zackigt; vielleicht aber ruͤhrte dies von dem Abnutzen her. Bey einer groſſen weiſſen Fiſchmoͤve, welche ich den 23. October erhielt, war nicht allein der Nagel der mittlern ſondern auch der innern Zehe am in: nern Rande gleich ſtark ausgebogen, doch war die mittlere das ſelbſt mehr wie gezackt. Dien 26. Julius eroberte ich bey einer kleinen Waſſerjagd auf den Seen bey Sonnenburg ſechs gehaubte Taucher (Co- lymbos Criftatos) von verſchiedenem Geſchlecht und Alter; ein junges Waſſerhuhn (Fulica atra) und eine kleine Fiſchmoͤve. (Larus hirundo) über welche ich bey der Zergliederung folgen⸗ de Bemerkungen niedergeſchrieben habe. Die erſte Art von Vögeln heißt daſelbſt Lorch; anderswo habe ich fie Nork, Norks nennen hören. Sie halten ſich auf den genannten Seen haͤufig auf, und werden zuweilen ſtark verfolgt. Das mit dichten, glatten ſilberglaͤnzenden Federn gezierte Bauchfell wird zu Palatinen, Muffen, und als Futter zu Pelzen zubereitet und gebraucht. Man verkaufte den getrockneten Balg fuͤr 4 gr. Nach der Angabe des Fiſchers, eines alten gelernten Jaͤgers, den ich bey mir hatte, erkennet man das Maͤnngen daran, daß es lang geſtreckt, mit laͤngern Halſe; das Weib chen rund, breit, kuͤrzer mit kuͤrzern Halſe iſt. Ein Junges war noch ganz mit Pflaumen bedeckt; das andre faſt flück. Sie K hatten 7 146 hatten beyde eine ſchdarze Scheite platte, und am Kopfe und Hals fe liefen ſchwarze und weiſſe Streifen die Länge herab. Der Schna⸗ bel war ſchwarz mit weiſſen Flecken; die Rüffe von unten blau⸗ licht, weiß oder milchfarbigt, auf den Knochen der Zehen mit ſchwarzen Flecken, oben ſchwarz. Das fluͤcke Junge hatte eben⸗ alls ſchwarze und weiſſe Streifen an Kopf und Hals; der Schnabel war oben mehr ſchwaͤrzlicht, an den Seiten weiß⸗ licht; die Füſſe hatten unten mehr ſchwarze Flecke, auch an den Knochen, über den Zehen; oben waren fie ſchwarz. Bey allen ſechſen fand ich im Magen nichts als Pflaumfedern oder einige längere Fluͤgelfedern; in dem einem Vogel eine Kinnlade und Ruͤckgrad vom Hecht, auch Spuren von Waſſerinſecten. Das Junge mit Pflaumfedern war am ſetteſten, und hatte nichts als Federn in Magen. Dieſe Vögel freſſen alſo auch andre Waſſervoͤgel, vermuthlich junge Enten und Moͤven; von den leztern waren damals die Jungen noch ganz klein, und wurden von den Fiſchern bisweilen gegriffen, wie ich ſelbſt ge⸗ ſehn habe. Vielleicht wagt der Lorch ſich bloß in dieſer Zeit und unter dieſen Umſtaͤnden an die jungen Waſſervoͤgel. Die Sache iſt übrigens bey den Vögeln nicht ohne Beyſpiel. Denn auch in dem Magen einer amerikaniſchen Moͤve fand Feuilleer die Federn von kleinen geraubten Voͤgeln. Ob der Appetit des Reihers, welcher Sperlinge fing und fraß, nach der Er⸗ zaͤhlung des H. von Mattuſchka natürlid) war, will ich nicht entſcheiden. Bey dem ſtaͤrkern und Aang Vogel, den der Fiſcher für das Männchen hielt, iſt der doppelte ſchwarze Jopf auf dem Scheitel zu beyden Seiten weit laͤnger als bey dem Weib⸗ chen; beyde aber haben den ganzen Scheitel vom Schnabel an ſchwarz; die Halskrauſe, welche auf dem Ruͤcken des Hal— ſes hinten nicht zuſammengeht, und vorn fuchsbraun ausſieht, am Ende aber ſchwarz, weil die Spitzen der Federn ſchwarz find, dieſe Halskrauſe iſt viel dichter und langer am Männchen. Dieſer Unterſchied fallt ſogleich in die Augen. In der übrigen Zeichnung und Bildung ſind beyde Geſchlechter einander gleich. Das Männchen hat einen laͤngern Leib und Hals. Der klei⸗ f nere en 147 nere Vogel war wirklich ein Weibchen; denn ich fand im Eyer⸗ ſtocke Ener wie Hirſekoͤrner. Der Eyergang ſenkte ſich am En⸗ de der Cloake etwas uͤber den Harngaͤngen zur Rechten ein. In dem Maͤnnchen fand ich nur eine einzige duͤnne lange und weiſſe Hode in der Mitte liegen. So habe ich auch bisweilen bey zahmen Erpeln nur eine Hode gefunden. Der Beutel unter der Cloake war in beyden Geſchlechtern gleich; die Schwanzdruͤſen einen Zoll lang, und daruͤber, gaben einen gel⸗ ben oͤlichten Saft in Menge von ſich. Es war alſo die Anga⸗ be des Fiſchers gegruͤndet. So nach zweifie ich alſo, ob wirk⸗ lich das Weibchen von Skopoli Colymbus vulgaris gröffer ſey, wie er S. 87. vorgiebt. Vielmehr vermuthe ich, daß er eine verſchiedene Art fuͤr das weibliche Geſchlecht von ſeinem Vogel angeſehn habe. Schade, daß er fo wenig als die mei⸗ ſten Schriftſteller von den Voͤgeln auf die innern Unterſcheidungs⸗ zeichen geachtet hat! Der Schlund vor dem Magenmunde war mit groſſen kegelfoͤrmigen Druͤſen beſezt, welche vielen gelben Saft von ſich gaben. Die Breite dieſer druͤſigten Stelle betraͤgt beym Weib⸗ chen einen Zoll. Der Magen war groß, ganz auſſer der Bruſt im Unterleibe liegend, laͤnglicht rund, fleiſchigt, und ins wendig mit einer dicken gelben runzlichten Haut überzogen. Der Pfoͤrtner fist ganz oben am Magenmunde zur Seite. Im Magen bes fünften Maͤnnchens fand ſich ein ganzer Barſch mit vielen Federn von Voͤgeln und Reſte von Waſſerinſekten. Die Blinddaͤrme waren ohngefaͤhr 12 Zoll lang. Zwey ges trennte Lappen der Leber, ohne Spur von Gallenblaſe oder Gallengange. Bey dem Weibchen fand ich die leere Gallen⸗ blaſe auſſer der Leber frey hängen, und einen Blaſen- und Le— bergang beſonders in den Darm gehn. Die Blinddaͤrme von gleicher Groͤſſe. Die Milz rundlicht, roth, ganz oben zwi⸗ ſchen Magen und Schlund. Im Darmkanale fanden ſich einige lange gegliederte Bandwuͤrmer, die ich nicht mehr gang unterſcheiden konnte, weil fie ſchon todt waren Der Schlund war oben weiter aber duͤnner als unten. Die Luftroͤhre geht nicht unmittelbar uͤber dem Schlunde in die Lungen hinein, ſondern 2 wird 148 Tan wird erſt durch die beyden Muffeln der Luftroͤhre am untern Ende an das Bruſtbein in die Höhe gezogen. Bey dem Weib⸗ chen ſah ich deutlich, daß die Luftroͤhrenmuſkel kurz über der Spaltung der Luftroͤhre innerhalb der Bruſt ſaſſen, und daß die Luftroͤhre von innen an das Bruſtbein gehaͤngt war. Die Luftroͤhre flieg hier nicht merklich in die Hoͤhe, ehe fie in die Bruſt ging An der maͤnnlichen Luftroͤhre ſah ich, als ich ſie von ohngefaͤhr zerriß, daß inwendig eine Haut gleich ſam eine zweyte Luftroͤhre bildet; denn ſie ließ ſich ganz in Geſtalt einer Roͤhre herausnehmen. Die Zunge war oben platt, unten rundlicht, vorn knorplicht und geſpalten. Im Gaumen vor der Spalte lagen 5 bis 6 fleiſchigte Warzen oder Höfer, Die Raͤn⸗ der des obern und untern Kiefers ſind ſehr ſcharf und ſchneidend. Nur die Spitze des Unterkiefers legt ſich in den Oberkiefer einz ſonſt ſtehn die ſcharfen Raͤnder gegen einander, und ſchneiden alſo. Die Schenkelbeine ſind faſt ganz im Unterleibe verborgen und eingeſchloſſen; nur das breite platte Bein der Fußwurzel ſteht heraus, nach auſſen gebogen, und liegt ganz am Ende des Korpers; daher dieſe Voͤgel den Namen Steißfuͤßler mit Recht verdienen. Das lange Schenkelbein hat vorn uber dem Knie einen merkwuͤrdigen Vorſprung; und das Becken nebſt dem ganzen Hintertheile iſt hier viel laͤnger geſtreckt und anders ge⸗ baut, als bey andern Waſſervoͤgeln, eben deswegen, weil die Schenkel im Unterleibe eingeſchloſſen liegen ſollten. Die mit einer bis uͤber die Haͤlfte geſpaltenen Schwimmhaut belapten Zehen oͤfnen und legen ſich wie ein Fecher zuſammen. Die Naͤgel der drey vordern ſind breit und platt, die hintere nur klein. Die an der vordern innern und mittlern Zehe find ein? geſchnitten oder ſaͤgefoͤrmig gezackt. Auſſer dieſem Geſchlechte der Voͤgel hat noch der Storch breite Nagel, wie bereits Kays fer Friedrich Il bemerkt hat; und dieſe Bemerkung beſtaͤtigt auch Perrault (II S. 243). Hinten bilden die hervorſtehenden Schilder oder Schuppen der Fußwurzel einen doppelten ſaͤge⸗ förmigen Rand. Die Abbildung beym Geßner (Hill. Av. S. 134) if ſehr kenntlich; Klein hat einen Taucher abges 1 (ſtemmata Taf. ii woran die ee gut iſt. Die Zehen age 149 Zehen haben ab er nur einen breiten gezaͤhnelten Nagel; ſonſt find fie gut getroffen. Die Beſchreibung taugt nichts. Die ges zierte Figur aus Beslers Gazophyl. hat Valentin in ſein Amph. ohne Abſicht aufgenommen. Geßner ſah einen Haus bentaucher, bey welchem der eine Schenkel vorwärts, der an- dre hinterwaͤrts ſtand. Vermuthlich meinte er die Fußwurzel, welche allein auſſer dem Leibe frey liegt. Bey dem geoͤhrten Tau⸗ cher fand er den untern Theil des Schlundes weiter, im Magen aber Fiſche und Steingen. Was er hinzuſezt: Multa tenuia oſſicula in femoribus habent ab una tantum parte circa ar- ticulum agglutinata, dimidia oſſis femoris longitudine. ſehe ich an dem Skelete des Haubentauchers nicht; weiß auch nicht, was er damit ſagen wollte; wenn er nicht etwa die vies len, beinartigen Flechſenenden am Schenkelbeine meinte. Den ſonderbaren Vorſprung des Schenkelbeins hat er nicht bemerkt. Wenn er aber verſichert, daß das Fleiſch des geoͤhrten Tau⸗ chers zaͤrter und fetter als von den übrigen Voͤgeln mit Schwimm⸗ fuͤſſen ſey, fo muß ich ihm auch in Anſehung des Haubentau— chers beypflichten. Der Fiſcher, der mich begleitete, gab mir von den Haubentauchern, die er gebraten hatte, zu koſten, und ich fand das Fleiſch auſſerordentlich weich, zart, und fett. Nur muß man nach ſeinem Nathe den Vogel vorher in einem offnen Topfe abbruͤhen, damit er den wilden Fiſchgeſchmack verliere; und alsdann braten. Auch dieſe Vorſchrift habe ich ſelbſt nach einem Verſuche richtig befunden. Die Merkwuͤr⸗ digkeiten des Knochenbaues werde ich zulezt in der allgemeinen Beſchreibung des Skelet beruͤhren. Das ſchwarze Waſſerhuhn (Fulica atra) heißt bey Son⸗ nenburg und Kuͤſtrin Kritſchaͤne. Friſch nennt fie auf der 177 Tafel Kritſchele. Nachdem wir den Vogel, den ich jezt beſchreiben will, geſchoſſen hatten, hörte ich von dem Jaͤ⸗ ger, daß dieſe Voͤgel ſich anzubeiſſen pflegten, wenn ſie an⸗ geſchoſſen wären, fo daß man ſie nur mit Mühe aus dem Waſſer erhalten koͤnne. An unſerm Vogel konnten wir dieſes nicht erfahren, denn er war auf dem freyen Waſſer erlegt, wo 4 K 3 er 110 . er ſich an keine Waſſerpflanzen halten konnte. Vielleicht meinte mandieſen Umſtand, as man Geßnern erzählte, dieſe Vogel biſſen in das Rohr, bis fie nur wenig mehr über das Waſſer heraus ragten; oder der, den ich hoͤrte, laßt ſich daraus erklaren, wenn beyde wahr find. Die Beſchreibung des Geßner (S 375) iſt ziemlich genau; ich habe auch die von Linnee, Haſſelguiſt (Reife S. 316) und Skopoli verglichen; weil aber einige Umſtaͤn⸗ de an meinem jungen Vogel verſchieden waren; ſo will ich hier noch eine kurze Beſchreibung beyfuͤgen. Er war ganz ſchwarz; Bruſt, Hals und Bauch hatten eine weißſichte Miſchung; doch war er noch kaum ſtück. Der Oberkiefer ſchwaͤrzlicht, au ber Spitze weißlicht; Unterkiefer mehr weißlicht mit ſchwarzen Flecken. Die Stirnplatte ganz ſchwarz. Enge laͤnglichte Spalten ſtatt der Naſeulocher. Fuͤſſe lichtſchwarz, mehr ſchie⸗ ferfarbig; uͤber dem Knie noch ein Fleck kahl. Die Mittel; zehe am laͤngſten mit 3 Gelenken, die naͤchſte in der Länge iſt die aͤuſſerſte mit 4 Gelenken; hierauf die innere mit 2 Ge⸗ lenken; die hinterſte iſt die kuͤrzeſte mit einem Gelenke. Alle 3 vordern Zehen pad auf beyden Seiten mit einer Schwimm⸗ haut befe,tz; die hinterſte hat nur einen einfachen Lappen an einer Seite. Die Schwimmhaut der drey vorderſten Zehen iſt auf der innern Seite am breiteſten; an der mittelſten in 3 halbzirkelfoͤrmige Lappen, an der innerſten in 2 getheilt; an den übrigen iſt die Haut auf beyden Seiten ohne merkliche Abtheilungen oder Einſchnitte. Die ſpitzigen; etwas ausges bogenen gleichfarbigen Naͤgel ſind an der Mittelzehe am längs ſten und ſtaͤrkſten; hierauf folgt die innere Zehe; an der aͤuſſern und hintern find fie einander gleich. Die Schenkelbeine freyer, und nicht ſo tief im Unterleibe eingeſchloſſen wie beym Taucher. Der Magen oben und unten eingekerbt ſchien zweptheilig; dies machten die beyden dicken muſkulöſen Ballen, woraus er beſteht. Die innere Haut braun, ließ ſich leicht abziehn. Der Pfoͤrt⸗ ner oben neben dem Schlunde. Die Druͤſen vor dem Ma⸗ gen kleiner. Im Magen traf ich Saamen von Waſſerpflanzen und Inſecten an. Die Gallenblaſe hing frey und leer; zwey Blinddaͤrme 2 Elle lang, oben dick und am Ende zweymal f N un 7 151 1, x umgebogen. Darmkanal laͤnger als beym Taucher; Leber aus einem groſſen und kleinen Lappen, ſchoͤn roth gefaͤrbt. Der Eyergang lag dicht auf den Nieren mit einer ſchmalen Haut angeheftet, war ſehr klein und eng, und ging mit den Harn⸗ Hängen unten in das Ende der Cloake. Keine Windung oder Biegung war nicht daran zu ſehn, auch kein Eyerſtock. Die beyden Schwanzdruͤſen kaum halb ſo groß als beym Taucher. Der Schlund gleich weit. Die Luftroͤhre innerhalb der Bruſt⸗ hoͤle durch zwey Muſkel aufgehaͤngt, wie beym Taucher. Der Schnabel, wie ihn Haſſelguiſt beſchrieben hat; im Gaume ſtehn viel Reihen ſpitziger Warzen. Vorn laufen zwey Reihen dicht neben einander in der Mitte bis an die Spitze des Ober⸗ kiefers; in der Mitte des Schnabels ſind 3 Reihen, an der Baſis aber zu beyden Seiten der Gaumenſpalte 5 und 4 Rei⸗ hen. Die Zunge vorn ſtumpf, rundlicht und knorplicht, rings um ein wenig eingeſchnitten. Die Spitze des Oberklefers iſt etwas mehr gebogen als beym Taucher, und nimmt die Spitze des untern auf. Klein hat die Fuͤſſe ſeiner Fulica gerade ſo belappt vorgeſtellt; (Stemmata Avium Taf 40). In Anſe⸗ hung der Fuͤſſe, Zehen und Lappen kommen mit dieſem Vogel des Linnee Tringa fulicaria und lobata ganz überein, Die kleine Fiſchmoͤbe, oder Fiſchmeiſe, wie fie hier auch heit, war fo groß wie eine Amſel, und auf dem Nücen ſchwaͤrzlicht. Es war ein Maͤnnchen, und hatte zwey ziemlich groſſe Hoden. An den Eingeweiden, welche nach meiner Ruͤck— kehr ſchon angefault waren, konnte ich nur folgendes bemer⸗ ken. Der Magen duͤnn muskuloͤs, mit einer dünnen innern Haut. Ich fand darinne Reſte von Waſſerinſeeten, aber nicht von Fiſchen; duͤune kurze Daͤrme, ohne Blinddaͤrme. Der Schlund war unten vor dem Magen weiter als der Magen, mit einer Lage kleiner Druͤſen. Die Luftroͤhre dieſer drey Ge ſchlechter von Voͤgeln fand ich alſo: Die vom maͤnnlichen Taucher war laͤnger, als vom Weibchen; in beyden iſt ſie mehr breit, als rund, und beſteht aus faſt knoͤchern harten Ringen. Die vom Maͤnnchen iſt etwas weiter, unten gegen die Spaltung | K 4 zu 152 1 2 3 7 zu wird fie breiter, darauf wieder enger, und endiget ſich in einen knoͤchernen Behaͤlter, welcher der Spaltung und Einfüs gung der Bronchien zur Baſis dient. Dieſer Behälter iſt beym Maͤunchen viel groͤſſer. Die beyden Bronchien haben ganze knöcherne Ringe. Bey der weiblichen Luftroͤhre iſt die Erwei⸗ terung unten kleiner und unmerklich; ganz vor den Bronchien aber, wird fie merklich wiederum enger und kleiner. Die Luft⸗ roͤhre des jungen Waſſerhuhns beſtand aus viel weichern knorplichten Ringen, war viel enger, uͤberall gleich, und zeigte ſonſt nichts beſonders. Die von der kleinen Moͤve hatte eben⸗ falls kleinere und weichere Ringe, und war oben ungleich weiter. * Zu Anfange des Octobers erhielt ich fünf verſchiedene Arten von wilden Enten, wovon ich nur drey deutlich unter⸗ ſcheiden und beſtimmen konnte. Die 2 übrigen waren weibli⸗ chen Geſchlechts, und alle meine Bemuͤhungen ſte nach den Beſchreibungen, welche ich vergleichen konnte, zu erkennen, waren vergeblich. In dieſem Falle befindet man ſich leider ſo oft in ber Naturgeſchichte der Voͤgel, daß es gar zu wuͤnſchen iſt, daß doch ein jeder die Arten nach beyden Geſchlechtern ge⸗ nau beſchreiben und abbilden moͤge. Sonſt werden wir ewig in der bisherigen Verwirrung bleiben. Die erſte beſtimmte Art war die Loͤffelente Anas clypeata, die ich in der Luſtroͤhre für das Maͤnnchen erkannte. Die Farbe des ganzen Leibes war ſchnepfenartig geſprenkelt; die Deckfedern der Fluͤgel, inſon⸗ derheit der zweyten Reihe von Schwungfedern lichthimmelblau, die Schwungfedern ſelbſt oben ſchoͤn ſtahlgruͤn. Fuͤſſe ziegelroth, wie der Schnabel, nur war dieſer vorn etwas mit Grau ger miſcht. Die Federn von der Haͤlfte des Ruͤckens bis an den Schwanz ſpielen auch ins ſtahlgruͤne. Die Nafenlöcher gin⸗ gen durch; inwendig bemerkte ich deutlich auf jeder Seite zwey Reihen von Nervenwarzen 14 zugeſpitzte Schwanzfedern, 100 von die 2 oberſten erſt angeſetzt hatten. Den Schnabel hat Linnee gut beſchrieben. (Faura Suecica S. 42). Die Zunge hat keine ungewohnliche Bildung, wie H. Dr. Bloch ſagt, wel 153 welcher ſie deswegen mit dem Anſatze der Luftroͤhre zugleich ab⸗ gebildet hat. (Schriften der Berlin. Geſellſch. II S. 373). Sie hatte alle Kennzeichen, welche den Enten gemein ſind, und die Skopoli ſehr gut angegeben hat (S. 60.) und weiter nichts beſonders, als daß fie vorn merklich breiter it, bis an den runden Anſatz, weil der Schnabel ſelbſt vorn breiter iſt. Sonſt hat fie wie alle Entenarten, die ich beſchreiben werde, an bey⸗ den Seiten zwey Reihen von Haarfaſern bis an den Anſatz, und am Grunde uͤber den Faſern, wie gewoͤhnlich, knorplichte Spitzen ſtehn, dergleichen auch in der Mitte der Zunge beym Anfange in zwey Reihen, aber kleiner, ſtehn. Merkwuͤrdig aber uf, daß der obere Seitenlappe der Zunge, welcher fonft nur mit Haarfaſern beſetzt iſt, hier tiefer geſpalten iſt, und aus lauter breiten dünnen am Ende gefranzten einander deckenden Plaͤttgen beſteht, welche beſonders vorn weit über die unterfte Reihe von Faſeru hervorſtehn. Die Aufhaͤngemuſkel der Luftroͤhre ſchloſ⸗ ſen oben an dem Anhange an, und waren unten an den Seiten⸗ fortfägen des Bruſtbeines neben den Schluͤſſelbeinen befeſtiget. Ganz unten am Halſe kurz vor der Bruſt lagen 8 bis 6 Druͤ— ſen, 2 und 2, auch 3 auf jeder Seite, die unterſte war die groͤſte und lag in der Queere. Dieſelben Druͤſen habe ich an derſelben Stelle und faſt in der nehmlichen Ordnung bey allen übrigen Entenarten angetroffen. Im Magen fand ich Saamen von Waſſerpflanzen und kleine Steingen. Die ſehr duͤnnen und ſchmalen Blinddaͤrme waren uͤber 3 Zolle lang; der ganze Darm⸗ kanal entwickelt hatte 4 Berliner Ellen. Die kuftroͤhre war fo gebildet, wie fie Bloch Taf. VII Fig. 2 hat zeichnen laſſen. Die zweyte Art war das Weibchen der Kriekente, Anas Querquedula. Der ſpitzige Schwanz beſtand aus 16 zuges ſpizten Federn. Die Deckfedern der zweyten Schwungfedern an der Spitze weiß; dadurch entſteht die erſte welſſe Fluͤgelbin⸗ de; die zweyten Schwungfedern ſind an der Spitze ebenfalls weiß, dadurch entſteht die zweyte weiſſe Binde; von der zwey⸗ ten an der aͤuſſern Seite in die Queere halb ſchwarz und halb gruͤn, doch haben die erſten mehr Schwarz, die lezten mehr K 5 | Gruͤn. 154 Grun. Die uͤbrigen Federn ſehen ſchwarzgrau, auf dem Nü« cken, und Halſe bis an den Schwanz ſchwarzgrau mit einer weißlichten Einfaſſung; Kehle und Bauch mehr weißlicht, uͤber der Bruſt aber mehr ſchwarz und grau geſprenkelt. Unterkiefer gelb, Oberkiefer aſchgrau, Fuͤſſe licht oder weißgraulicht. Am Kopfe grau und ſchwarz geſprenkelte Federn, ohne einen weiſen Streifen. Der falſche Fluͤgel nahe am Ruͤcken (alanotha Moehring) beſteht an dieſer und an der vorigen Art aus 6 ganz weiſſen Federn, welche ihre beſondern Deckfedern haben. Die Luftröhre ging ohne alle Erweiterung gerade aus, es war alſo das Weibchen. Die Aufhaͤngemufkel fuͤgten ſich kurz über der Spaltung an, und waren unten wie bey der vorigen Art be⸗ feſtiget. Die dritte Art hatte mit der vorigen viele Aehnlichkeit, und war etwas groͤſſer. Der Schnabel war bleyfarbig, die Fuͤſſe etwas lichter. Ueber dem Auge hinterwaͤrts war eine weiſſe Binde, an den Backen, mehr weiſſe Miſchung; die Kehle weiß. Auf dem Kopfe, Nuͤcken und Halſe ſahen die Federn wie bey der vorigen aus, nur nicht ſo dunkel oder ſchwaͤrzlicht. Hals und Bauch ganz lehmfarbig. Die Deckfedern der zwey⸗ ten und hinterſten Schwungfedern licht oder himmelblau, wie bey der Loͤffelente. Die uͤber den zweyten Schwungfedern zu⸗ naͤchſt oder unten liegenden Deckfedern an der Spitze in der Brei⸗ te von + Zoll reiß, die Schwungfedern ſelbſt mit einem ſchmalern weiſſen Rande, in der Mitte roͤthlich, purpurfarbig, oder violett, auch ins gruͤne ſpielend. Ueberhaupt iſt der Spie⸗ gel nicht ſo hell als bey der vorigen Art. 14 Schwanzfedern; alle zugeſpizt; 6 weiſſe im falſchen Fluͤgel am Ruͤcken. Die Luftroͤhre hatte einen groſſen Anhang, wie ihn Bloch beſchrie⸗ ben und abgebildet hat. (Beſchaͤftig. IV. S. 604. No. 14). Daraus erkannte ich deutlicher als aus den dunkeln Beſchrei⸗ bungen, daß es das Männchen von Anas Circia war. Zwehy andre Enten hielt ich anfaͤnglich für ein Paar, weil die eine davon groͤſſer und anders gezeichnet war. Beyde hats ten einen ſchieferfarbnen oder himmelblauen Schnabel, nur die Spitze war ſchwarz. Die groͤſſere hatte ii am Kopfe Jän, 155 laͤngere Federn, gleichſam wie einen Zopf; dieſe waren an der Spitze gruͤnlicht blau. Die kleinere hatte am ganzen Kopfe ſchwarzbraune mit weiß geſprenkelte Federn. Die Fuͤſſe der groͤſſern wie der Schabel ſchieferfarbig, an der kleinern mehr aſchgran. Die zweyten Schwungfedern an beyden an der Spitze weiß geſaͤumt; aber au der groͤſſern ſpielen die hinter⸗ ſteu mit einer dunkeln ſtahlgruͤnen Farbe, auch die zunaͤchſt darauf liegenden, Deckfedern an der Spitze, welche bey der kleinern weiß eingefaßt ſind. Sonſt haben beyde am Ruͤcken ſchwarzgrane Federn; dieſe ſind aber dey der groͤſſern vorn am Ruͤcken braͤunlicht eingefaßt, uͤber dem Schwanze, und die oberſten Deckfedern der zweyten Schwungfedern haben eine weiſſere und hellere Einfaſſung. An der Bruſt vorn iſt die groͤſ⸗ ſere mehr rothbraun, und dann folgt wie abgeſchnitten eine weiſſe Farbe am ganzen Bauche; am Buͤrzel ſind die Federn ſchwarz und weiß gefteckt. Die kleinere iſt an der Bruſt mehr lehmfar⸗ big, und auch die Federn am Unterleibe find weiß mit behmfar⸗ be gemiſcht, uͤber dem Buͤrzel ebenfalls. Die ſechs Federn des falſchen Fluͤgels am Rücken find bey beyden fein grauweißlicht von beyden Seiten geſprenkelt. Bey der Zergliederung fand ich, daß beyde Weibchen waren; denn ich ſahe den Eyerſtock, und die einfache Luftroͤhre. Die Bildung des Beutels unter der Cloake habe ich bereits oben angemerkt. Bey der groͤſſern war der Magen von auſſen laͤnglicht, ſehr dick und groß; im wendig aber ſehr eng, weil die muſkuloͤſen Ballen ſehr dick waren. Im Schlunde unten noch ganze Stuͤcke von Stengeln oder Wurzeln der Waſſerpflanzen, und im Magen Saamenkoͤr⸗ ner. Die Daͤrme waren viel dicker und breiter als an der Lö felente, mit der ſie die nehmliche Groͤſſe hatten. Sie waren 24 Berl. Ellen lang, die Blinddaͤrme faſt 4 Elle. Bey dem kleinern Weibchen fand ich dieſelbe Luftroͤhre, Speiſe und Laͤnge der Daͤrme. Die ſechſte Ente war nach der Luftroͤhre zu urtei⸗ len ein Maͤnnchen; ich konnte fie aber nach den ſyſtematiſchen Beſchreibungen nicht beſtimmen. Sie iſt etwas kleiner, als die groſſe zahme Eute; der Schnabel an den Seiten rothgelb, vorn und in der Mitte ſchwarz; die Fuͤſſe lichtgelb. Am Un⸗ f sera 156 — terleibe weiß und grau geſprenkelt; Fluͤgel unten faſt ganz weiß. Der Hals unten bis an die Bruſt dunklere dichtere Flecken. Oben ganz ſchwarzbraun. Mitten auf dem Kopfe bis hinten an den Hals ging ein ſchwarzer Streifen. Die zweyten Schwung⸗ federn 5,6, 7, S auſſen mit ſchwarzen Rande in der fange, un⸗ ten mit einer ſchmalen weiſſen Einfaſſung; die 3 naͤchſten hinten mit einem weiſſen Rande in der Laͤnge. Die erſten drey unter? ſten Reihen der Deckfedern dieſer Schwungfedern mit ziegel -oder fuchsrothen Spitzen; doch find die Spitzen der zweyten Reihe am meiſten roth und groß. Die uͤbrigen Deckfedern wie die Flügel grau oder aſchfarbig. Die 6 Federn des falſchen Fluͤ⸗ gels ganz weiß. Die Luftroͤhre hatte einen Anhang faſt eben fo geſtaltet, als bey der gemeinen wilden Ente (Uns boſcas). Sie war die laͤngſte unter allen 3 männlichen Arten, und er⸗ weiterte ſich unten vor dem Anhange merklich. Nach der Des ſchreibung, welche Herr Bloch von der Luftroͤhre des Pfeil ſchwanzes (Anas acuta) gegeben hat, ſollte ich meine Ente eben⸗ falls für den Pfeilſchwanz halten, aber die Beſchreibungen der Schriftſteller ſtimmen nicht genau damit überein. Ich finde eben jezt eine Stelle in dem treflichen Buche des H. Pr. Herrmann (Commentar. Tab. Affinit. Auimal. S. 157) die ich nicht verſtehe. Es heißt daſelbſt von den En— tenarten: Longae illae et anguſtae humerorum pennae pro- priae ſtructurae, quae in anate querquedula, Crecca, diſ- corde, ſponſa, forte et in aliis conſpiciuntur, et aucto- ribus vulgo neglectae, mererentur, vtique in ſpecificas recipi definitiones, et illis gaudentes ad peculiarem anatini ge- neris familiam reſerri. Meint er, was Moͤhring den fal⸗ ſchen Flügel nannte, die & ſteifen Federn unter den Achſeln bey den Enten und einigen Möven ? Auch Bloch ſagt von den Sien der Anas Crecca und Querqued. (IV. Beſchaͤft. S. 601), Linnee habe die ſchoͤnen herabhaͤngenden Deckfedern, die halb ſchwarz und halb weiß ſeyen, wie die beym Fiſchreiher, nicht be⸗ merkt. Meint er dieſelben Federn? Aber dies find keine Deck— federn. Keine andern merkwuͤrdigen Federn habe ich nicht ges funden, als die 6 von dem falſchen Fluͤgel, welche an meinen 6 5 ſechs 157 ſechs wilden Enten fo wie an der zahmen gleich lang, aber ver⸗ ſchiedentlich gefärbt find, Meint Herrmann dieſe, fo koͤnnen ſie ſchwerlich ein Kennzeichen gewiſſer Arten abgeben, da ſie auch beym Reiher und einigen Moͤven angetroffen werden. Beym Kiebitz fand ich fie nicht. An den Luftroͤhren dieſer Voͤgel und des gemeinen Rabens habe ich folgende Umſtaͤnde bemerkt. Die Bronchien der Enten und des Rabens beſtanden nicht aus gan⸗ zen Ringen, ſondern die beyden Enden der Ringe waren durch eine Haut, an der Seite, wo fie gegen einander ſtoſſen, näher oder weitlaͤuftiger mit einander verbunden, ſo daß man wenig oder viel von dem häufigen Theile ſah. Dadurch koͤnnen ſie vermuthlich willkuͤhrlich ausgedehnt werden. Beym Haubentau⸗ cher waren ſie ganz knöchern, und härter als die Ringe der Luftroͤhre. Bey den Enten entdeckte ich auf der Mitte des gieskannen⸗ foͤrmigen Knorpels am Kopfe der Luftroͤhre einen Kamm oder Kiel, den die Stimmritze ſehn kann. Dieſer Kiel iſt bey verfchiedes nen Arten groß, klein, oder fehlt. Bey der gemeinen wilden Loͤf⸗ felente, Querquedula, und den zwey unbeſtimmten Arten iſt er groß und hoch, bey der kleinen Möve klein und niedrig, bey der groſſen weiſſen Fiſchmoͤve hoͤher; bey dem gehaubten Taucher, dem ſchwarzen Waſſerhuhn, Kranich, Raben, und bey der Anas Circia und der gemeinen Gans, fehlt er gaͤnzlich. Dieſe Ver⸗ ſchledenheit muß auch ebenfalls ihre Wirkung auf die Stimme aͤuſ⸗ ſern, welche vielleicht durch dieſen Kiel heiſchrer wird. Mir iſt nicht bekannt, daß ſchon jemand dleſen Umſtand bemerkt haͤtte. Zulezt zergliederte ich den gemeinen Raben (Corvus Coro- ne) der über den ganzen Körper einen ſchoͤnen ſtahlblauen Glanz hatte. Die Zunge platt, ziemlich breit, vorn knorplicht, rund— lich und geſpalten; an den Seiten ausgefaſert. Im Fluͤgel 20, im Schwanze 12 Federn, wovon die zwey oberſten die kuͤrzeſten waren. Spitzige Schwanzfedern, welche mit dem Linnee auch andre anführen, habe ich fo wenig gefunden als Herrmann (Comment. Tabul. S. 201), Er hatte ein ſehr fettes Netz; zwey kleine Blinddaͤrme kurz vor der Cloake, ohngefaͤhr 2 Zoll lang; fie lagen an dem Darme feſt an. Im Magen fand ich ee Steingen und Reſte von Ruͤſſel und andern Ke⸗ fern. Fr 158 fern. Im Cyerſtocke waren Eyer wie Hirſekoͤrner; einen Eyers gang aber eutbeckte ich nicht, auch keine Gallenblaſe; es ſchien mit aber, als wenn zwey Gaͤnge aus der Leber ſich in einen langen run⸗ den und töthlichen Koͤrper vereinigten, den ich für die Gekroͤſe⸗ bruͤſe auſsh. Der Schlund und Rachen hatten inwendig die ges woͤhnliche Farbe, und ſahen gar nicht ſchwarz aus, wie Bloch ſagt. Die Luftroͤhre war einfach, zuſammengedruckt und platt, wie ſie Bloch an dieſem und dem groſſen Raben (Corvus Corax) beſchrieben und abgebildet hat. (Beſchaͤftig. IV. S. 606 Taf. XVIII. fig. 8. 9). Nach ihm ſitzen unterwaͤrts an der Luftroͤhre bey ihrer Theilung vorn 4 hinterwaͤrts aber 2 Muſ keln. Aber er zaͤhlt die beyden Aufhaͤngemuſ keln mit, die er ſelbſt Sternotracheales nennt. Die andern 4, zwey vorn, und eben fo viel hinten, ziehn vermoͤge ihrer Anfuͤgung und Aus: dehnung den Untertheil der Luftroͤhre bey der Spaltung zuſam⸗ | men. Auf dem lezten ganzen Ringe der Luftroͤhre, welcher wie gewöhnlich die innere duͤnne Scheidewand und Stuͤtze bey der Tren⸗ nung macht, (dieſe Scheidewand nennt Perrault ( S. 282 das Zuͤngelchen) folgen drey ſtufenweiſe groͤſſere Halbzirkel, wovon der lezte au die Bronchien gefuͤgt iſt. An die hohen Enden dieſer 3 Halb⸗ zirkel auf jeder Seite ſind die 4 Muſfkeln mit ihren Enden bes feſtiget, und verbinden ſie mit den vorher gehenden obern ganzen Ringen. Die Bronchien ſind an ihrer innern Seite, wo ſie gegen einander ſtehn, durch eine Haut verbunden, und beſtehn nicht aus ganzen Ringen. Die Enden oder Flechſen von dent Zungenbeine gingen binten faſt uͤber die Haͤlfte des Hinterkopfs, faſt wie beym Spechte. Ich finde jezt, daß die Luftroͤhre des Papagey der Spaltung eben ſo gebildet iſt; nur hat ſie daſelbſt 5 paar Mufkeln, und alſo 2 paar mehr als der Rabe. S. die Beſchreibung von Ol. Jacobaeus in Bartolins Achs Me- dicis II. p. 314 welche auch Valentin II S. 68 wiederholt hat, aber ohne die beygefuͤgten Kupfer, welche jedennoch ſchlecht. ſind. Unter dieſen hier beſchriebnen Voͤgeln hatte der Hauben⸗ taucher die groͤſten Schwanzdruͤſen am Steiſſe. Man wird auch überhaupt finden, daß dieſe Druͤſen bey den Waſſervoͤgeln, als Enten und Gaͤnſen, gröffer find als bey den Landvoͤgeln. Daß f ſie 159 fie eine Salbe zubereiten, womtt die Vögel ihre Federn beſtrei“ chen, um ſie wider die Naͤſſe zu ſichern, hat man laͤngſt bemerkt; aber uͤber die Beſchaffenheit und den andern Gebrauch des dar⸗ inne zubereiteten oͤlichten Saftes finde ich keine Bemerkungen aufgezeichnet; fo wie auch uͤberhaupt in den meiſten Zergliede⸗ rungen von Voͤgeln dieſe Druſen uͤbergangen worden find, Gleichwol ſcheinen es ſehr wichtige Theile fuͤr die Erhaltung der Federn ſowohl als der Geſundheit des ganzen Koͤrpers zu ſeyn; denn bey den Vögeln, welche eingeſperrt und zum Vers gnuͤgen der Menſchen gehalten werden, und daher die in den Druͤſen zubereitete Salbe ſelten oder gar nicht noͤthig haben, oder ſie verbrauchen koͤnnen, verurſachen ſie die ſogenannte Dorre, und oft den Tod, wenn man ihnen die Druͤſen nicht oͤfnet, und fie von dem uͤberfluͤßigen Vorrathe befreyet, oder durch eingeſtreu⸗ tes Salz denſelben verzehrt. Bey deugriechiſchen Schriftſtellern von der Falkonirkunſt heiſſen dieſe Druͤſen , die Sal⸗ bung, oder der Ort der Salbung, wie auch 20, das Gerſtenkorn. In dem Buche des Kayſer Friedrich II. heiffen fie lateiniſch Pe⸗ runctum, und es werden daſelbſt einige Umſtaͤnde von dem Ges brauche angefuͤhrt, die ich ſonſt nirgends geleſen habe, und durch die Erfahrung beſtaͤtiget oder widerlegt zu fehn wuͤnſche. Die Stelle lautet (S. 76 überfegi) alſo: Perunctum iſt ein Theil über dem Schwanze, der aus zwey Oruͤſen beſteht, in deren Mitte am Ende ein harter, nervöͤſer und erhabener Theil in Geſtalt einer Ruthe hervorſteht. Sie ſammlen aus dem Korper eine Feuchtigkeit, (virulentam humiditatem) welche der Vogel, wenn fie nd» thig iſt, ausſaugt, indem er mit dem Schnabel die Druͤſen ausdruͤckt. Darauf ſalbt er mit dem Schnabel ſeine Federn und Krallen, damit jene der Naͤſſe deſto beſſer widerſtehn mös gen, und der Regen nicht darauf weile, ſondern deſto leichter ablaufe. So werden Federn und Krallen erhalten. Die Kral— len der Raubvoͤgel, wenn fie geſalbt find, verwunden leichter, und bringen die Beute geſchwinder um. Denn dadurch wird die Wunde vergiftet. Die Salbedruͤſen ſind in den Voͤgeln verſchieden, und gewöhnlich find fie bey den Waſſer voͤgeln groͤf⸗ ſer als bey den Land, und Mittelvoͤgeln. Daß die dͤlichte Feuch⸗ rige 160 rn | tigkeit der Drüfen auch zur Salbung und Erhaltung der Kral, len bey den Raubosgeln diene, kann ſeyn; aber ſchwerlich glaube ich, daß ſie irgend eine giftige Eigenſchaft beſitze, oder der mit der geſalbten Kralle geſchlagenen Wunde mittheile. Im Deutſchen konnte man fie die Schwanzdräſen, oder nach dem griechiſchen und lateiniſchen Ausdrucke die Salbedruͤſen nennen. — m Zweyte Abtheilung. Zulezt will ich noch einige allgemeine und beſondre Anmerkungen über das Skelet und den Knochenbau dieſer Voͤgel beyfügen. Ich habe damit nicht allein die Skelete von andern Voͤgeln, die ich mir zubereitet habe, verglichen, als vom Falco buteo, ſtrix, Picus Martius, Kallus Crex, Tringa Vanellus, ſondern auch die oſteologiſchen Abhandlungen des H. Vicgdazyes (in Meémoires de l Acad. 1772. 1773) und die Beſchreibungen des Skelets von einem Adler durch den genauen Bl. Merrem. (in den vermiſchten Abhandl. aus der Thiergeſch. S. 118 f.). Das Bruſtbein des Haubentauchers iſt ſehr lang, unten breiter als oben, und an den Seiten ſehr ausgeſchweift. Unten iſt zu beyden Seiten ein groſſer laͤnglichter Fleck mit einer durch⸗ ſichtigen Knochenhaut überzogen. Der Kiel if groß und ſteht vorn noch etwas böber als das Bruſtbein ſelbſt in die Höhe ge⸗ bogen, wo der kurze Fortſatz der Gabel aufliegt. Die Seiten fortſaͤtze des Bruſtbeins oben unter den Schlüffelbeinen find bey dieſem Vogel am groͤſten. Von innen ſah ich keine von den Hoͤ⸗ lungen, welche man ſonſt bey hochfliegenden Vögeln in dem Bruſtbeine wahrnimmt. Auch fand ich uͤberhaupt in keinem Achſel oder Huͤftenbeine eine Spur von Oefnungen, ſondern ſie waren mit Mark gefuͤllt. Auch der ganze Kopf beſtand aus einem ſehr harten Knochen. Dies beweiſet, daß der Vogel zum Fliegen nicht eben der geſchickteſte ſey. In dem Bruſt⸗ knochen des jungen Krauich war noch keine Spur von Knochen zu ſehn, auſſer daß der vorderſte und oberſte Theil des Kiels einen Knochenkern angeſetzt hatte, faſt einen Zoll lang und A breit, auf 161 auf welchem die uͤber 2 Zoll lange Verlängerung der Gabel lag und ruhte. Das uͤbrige Bruſtbein ſamt dem Kiele war alles noch Knorpel. Eben ſo war es bey dem jungen Waſſerhuhne; aber da war die einzige Spur von Knochen dieſe, daß die Seis tenfortſaͤtze des Bruſtbeins oben unter den Schläffelbeinen ihren Knochen faſt ganz hatten. An der Moͤde iſt nur eine geringe Spur von dieſen Seitenfortſaͤtzen zu ſehn, ſo wie auch am Kie— bitz. Bey beyden beſteht das Bruſtbein ſammt dem Kiele faſt ganz aus einer durchſichtigen Knochenhaut; doch iſt der Kiel weniger durchſichtig. Die Ribben des Tauchers find ſehr ges bogen, und die unterſten ragen mit ihren Bogen weit uͤber die Einfuͤgung des Huͤftenbeins hinaus, und werden am Ende von den Seiten des Bruſtbeins bedeckt. Es finden ſich 7 wahre Ribben auf jeder Seite, wovon die zwey lezten und unterſten jeder Seite keinen knoͤchern Queeranſatz haben, dieſer Anſatz iſt an der dritten von hinten am kleinſten. Vorn ſind auf jeder Seite zwey falſche Ribben; die erſte klein und kurz; die zweyte uns gleich laͤnger, mit dem erſten Queerfortſatze. Die erſte ruht auf dem hohen Seitenfortſatze des Bruſtbeins unter den Schluͤſ— ſelbeinen. Die Ribben find fo breit als am Falco buteo, An dem Kranich waren 7 wahre und 2 falſche Ribben. Ueberdies war vor der erſten falſchen Ribbe noch an dem vorhergehendem Wirbel ein Abſatz von einer dritten ganz kleinen falſchen Nibbe deutlich zu ſehn. Ich habe an keiner einzigen den knoͤchern Queeranſatz gefunden; doch koͤnnte es ſeyn, daß ich ihn beym Reinigen unvermerkt mit weggenommen hatte, weil er etwa nicht feſt anhing, oder noch weich war. Das junge Waſſerhuhn hatte ebenfalls zwey falſche Ribben, aber die erſte und lezte wah— re hatten keinen Queeranſatz, Dieſer war uͤberhaupt ganz loos, und gleichſam nur durch die Muſkeln damit verbunden. An der kleinen Moͤve finden ſich ebenfalls zwey falſche Ribben; aber nur die erſten 5 wahren haben ungemein lange Queerfortſaͤtze, die bis an die nächjtfolgende zweyte Ribbe reichen. Bey der groſ⸗ fen weiſſen Möve fehlten die falſchen Ribben, und die erſte und lezte aͤchten Ribben hatten keine Queerfortſaͤtze. Das dünne Bruſtbein hat blos am Ende des Kiels zwiſchen den Schluͤſſel— L bei⸗ beinen einen ſchmalen Knochenkern, in welchen inwendig eine groſſe tiefe Defnung geht. Sonſt bemerkt man im Bruſtknochen inwendig keine Oefnungen. Man ſſeht hieraus, daß die Anzahl und Bil⸗ dung der Ribben in dem nehmlichen Geſchlechte verſchieden iſt. Am Bleyfalken und dem buteo fand ich nur eine kurze falſche Ribbe; und doch war Merrem geneigt dem Adler und Falken⸗ geſchlechte die falſchen Ribben abzuſprechen. Die hinterſte wahre Mibbe ſchließt nicht allemal an das Bruſtbein, ſondern oft an das Ende der vorlezten Ribbe an; doch hierinne iſt keine Be⸗ ſtaͤndigkeit zu finden. Denn beym E. buteo iſt ſie auf der einen Seite an das Bruſtbein befeſtiget, an der andern aber mit dem Ende an die vorlezte verwachſen. Der Kiebitz hat eine falſche, und die erſten 6 wahren Ribben mit Queeranſaͤtzen verſehn. Der Rabe hat keine falſchen Ribben; die erſten 6 wahren has ben Queeranſaͤtze, wovon der dritte und vierte die laͤngſten ſind. Auch hier liegen die zwey hinterſten Ribben mit ihren Enden unter dem Bruſtbeine bedeckt, wie beym Taucher. Die Seiten⸗ fortſaͤtze des Bruſtbeins unter den Schluͤſſelbeinen md groß; der Kiel oben, wo die Gabel anſchließt, ausgebogen, und die Gabel hat einen kurzen Anſatz, der perpendikular auf dem Kiele ſteht, und gleichſam eine Verlaͤugerung deſſelben vorſtellt. Das Bruſtbein hat am Ende oben zwiſchen den Schlüffelbeinen eine ſtarke dregfpigige Hervorragung, die beym Specht niedriger und kle mer iſt. Am Kranich ließ ſich nicht allein der Wirbel, woran die fiebente Ribbe ſizt, und zum Theil an die Beckenknochen anſchließt, trennen, ſondern auch noch der folgende Wirbel, war ganz deut⸗ lich durch eine Fuge von dem Heiligenbein unterſchieden; weiter hin war alles nur ein Knochen; aber gegen den Schwanz zu wurden die Wirbel wieder trennbar. Die 3 lezten, woran das Becken noch anſchließt, konnte ich völlig trennen, fo daß ich mit dieſen und den Schwanzwirbeln zuſammen 12 zaͤhlte. Die Beckenbeine lieſſen ſich ganz von den Seiten des Heiligenbeins trennen, und waren weder vorn noch hinten mit einander ver⸗ wachſen. Hinten oder oben ſahe man die Seitenfortſaͤtze des | Hei⸗ r - 163 Heiligenbeins vor dem Schwanze deutlich. Die von Merrem genannten Schaambeine waren gleich unter der Pfanne von dem Huͤftbeine in ihrer ganzen Länge getrennt, und das Huͤftbein ſelbſt war nur an einer Stelle mit dem oben gewoͤlbten Theile des Beckens vereiniget. Dadurch alſo erhält die Meinung des Vicgdazyr gegen Merrem viel Wahrſcheinlichkeit, und es laͤßt ſich allerdings mit Grunde behaupten, daß wenigſtens in jungen Voͤgeln eben ſo viele Ruͤckenwirbel als Ribben, und einige Len⸗ denwirbel vorhanden ind. Bey dem jungen Waſſerhuhn ließ ſich nicht allein das Becken eben ſo vom Heiligenbeine trennen, und die Wirbel der ſechſten und fiebenten Ribbe, ſondern am ganzen Heiligenbeine bis an den Schwanz waren die Abtheilun⸗ gen und Einſchnitte der Wirbel noch ſichtbar und ſehr deutlich. Schaambeine und Huͤftbeine waren wie am Kranich getrennt. Bey dem Taucher iſt der Bau des Beckens am merkwuͤrdigſten und auſſerordentlich. Es iſt uͤberhaupt ſehr ſchmal, und vorn uͤber der 6 und 7ten Ribbe liegt es ganz platt und getrennt, nicht mit den Dornfortſaͤtzen der Wirbel vereiniget auf; gegen die Pfanne ſteigt es in die Hoͤhe, und hinter derſelben treten zwar die beyden Veckenknochen näher zuſammen, find aber doch nicht vereiniget, und laufen ſo von beyden Seiten ganz zuſammenge⸗ druͤckt mit einer ſehr ſcharfen Kante oben weit hinten aus, ſo daß der Theil hinter der Pfanne ſehr viel laͤnger als vor der Pfanne und ſchmaler iſt, weil die Beckenbeine ganz zuſammengedruͤckt find. Die Breite über der Pfanne betraͤgt wenig über 2 Zoll, und dieſes iſt die gröfte Breite des Beckens. Die Schaam⸗ beine ſind hier ganz getrennt, gleich von der Pfanne an, uͤber 3 Zolle lang, und ſtehn gerade aus faft bis an die Spitze des Schwanzes. Die Huͤftbeine find ebenfalls an ihrem Ende hin⸗ ten über Z Zoll lang von dem obern Theile des Beckens, welcher ſonſt die obere Bedeckung macht, durch einen runden Ausſchuitt getrennt. Sechs Schwanzwirbel (ſammt der Spitze) ragen fre auſſer dem meſſerfoͤrmigen Ruͤcken des Beckens hervor. Die Ruͤckenwirbel waren feſt mit einander vermachſen, ſo wie auch die Dornen; welche von einem Seitenfortſaͤtze der Wirbel zum andern gehn, mit denſelbeu verwachſen waren. Die Kante, L 2 wel⸗ eo 164 welche oben die verwachſenen Dornfortſaͤtze der Wirbel machen, war vorn von dem lezten Halswirbel an ganz mit langen End- chern Faſern beſezt, und faſerte ſich fo beym Skeletiren aus. Dies ſind die Enden von den Flechſen, wodurch die Wirbel mit einander verbunden find. Der Schienbeinknochen des Tau: chers hat zur Seite das weit abſtehende und am Anfange durch einen groſſen Zwiſchenraum getrennte Wadenbein. Das merk wuͤrdigſte aber iſt, daß der Schiendeinknochen ſtatt vorn einer Knie⸗ ſcheibe eine Verlaͤngerüng von mehr als 2 Zoll hat, welche ſpitzig zugeht, vorn drey ſcharfe Kanten der länge nach hat, und hinten conver ift. Dadurch nähert fich dieſer Vogel dem Kno— chenbau der Vierfuͤſſer, welche dergleichen Fortſaͤtze an dem El bogenknochen aber hinten haben. Das Schienbein iſt mehr als noch einmal fo lang, als das Schenkelbein, welches ich vorher auch Hüftenbein genennt habe. Hier folge ich aber den von Mer⸗ rem gebrauchten Namen uͤberall. Das Schenkelbein ſteht ge⸗ rade in die Queere in der Pfanne, und die ſpitzige Verlaͤngerung des Schienbeins liegt durch die Bauchmuſ keln bedeckt und befeſti⸗ get auf den untern Ribben. Die Schulterblaͤtter find lang, ſchmal, und ſtehn faſt gerade aus. Der Kopf unterſcheidet ſich dadurch, daß er hinten der Lange nach auf eine ſcharfe Kante auslaͤuft, und zwey dergleichen Kanten gehn in die Queere über den Hinterkopf; doch iſt die hinterſte viel höher und ſchaͤr⸗ fer. Aus dem Umriſſe bey Klein kann man ſich eine obgleich undeutliche Vorſtellung davon machen. f Nachdem ich dieſe Bemerkungen bereits niedergeſchrieben hatte, fand ich in des H. Campers Abhandlung von den Kno— chen der Voͤgel (in deſſen kleinern Schriften I. B. S. 107) daß er ebenfalls einen Taucher beobachtet, und die hochaufſteigenden Fortſaͤtze des Schienbeins als eine Merkwuͤrdigkeit erwähnt hat, ohne ſie weiter zu beſchreiben. Er fuͤhrt dabey an, daß Willughby dieſe Fortſaͤtze grob abgezeichnet hat Fig. 62 ohne > Ihrer in der Beſchreibung zu erwähnen, vob er gleich die Lage des Schenkelbeins beſchreibt; auch habe ſie Meyer B. J. Fig. 99. 100 ſehr wohl abgezeichnet. Auch H. Camper hat be⸗ merkt, * — — — | 159 merkt, daß die Armknochen des Tauchers mit Mark gefuͤllt und ohne Oefnungen ſind, und daß uͤberhaupt keines von den Bei— nen dieſes Vogels Luft empfängt. Daß die Beinhaut deffeiben ſchwaͤrz ſey und abfaͤrbe, habe ich beym Skeletiren doch nicht bemerk, wie H. Camper. Die Bemerkung, daß einige Kno chen der Voͤgel nicht allein ſehr duͤnne und ſchwammicht, ſon⸗ dern auch hohl und ohne Mark, und daher zum Fluge leichter und bequemer ſind, iſt nicht erſt in neuern Zeiten von einem Galigei und Borell: gemacht worden ſondern ſie iſt viel aͤl⸗ ter; und ich kann einen Schriftſteller aus der Mitte des 13 Jahrhunderts daruͤber anführen. Aber den wunderbaren Bau der Lungen und Luftſaͤcke, welche den ganzen Leib mit Luft erfüllen, und ihren Zuſammenhang mit den hohlen und mit Oefnungen verſehnen Knochen, haben in neuern Zeiten zuerſt ein Perrault, Camper, Hunter und Merrem bemerkt und beſchrieben. Zum Beweiſe meiner erſtern Behauptung will ich nun die Stelle aus dem Buche des Kayſer Friedrich! 1 S 78 anfuͤh⸗ ren, welche auſſerdem noch eine ganz richtige Bemerkung über den Knochenbau der Waſſervoͤgel enthaͤlt Differunt aues in pecto- re; namque aquaticae et praecipue natantes longius ha- bent pectus vniuerlaliter, et habent longius corpus quanı terreſtres. Rurſus in generibus falconum prominentia eſt rotundior et groflior , quam in generibus accipitrum et niforum. Os etiam illud, quod eminet in pectore gruis, habet interiora ſua vacua, in qua vacuitate locatur et re- flectitur canna pulmonalis; in reliqua vero, parte ſui, quae folida videtur, non eſt ſoliditas, ne nimis eilet pondero- ſum, fed quacdam fpongiofitas, ut eſſet levius ad por- tandum; cujus ſimile non eſt in oſſibus pectorum aliarum auium. Oſſa enim magnarum auium reſpectu fui corporis minus folida funt, minusque firma, quam oſſa parua- rum reſpectu ſun; nam fi eflent folida in magnis auibus, eſſent ponderoſa et difficilia ad portandum: in paruis vero ſolidiora debuerunt eſſe, vt firmiora eflent, et difficilia frangi, ad multos et varios motus, quos habent paruae aues plus quam magnae. Bald darauf heißt es von den | 983 Schen⸗ — 166 Schenkelbeinen S. 80. Hoc autem os refertur illi oſſi in alis, quod dicitur armus, habent in quibusdam avibus me- dullam, in quibusdam nullam, Ich habe auch an meinen Voͤgeln, als ich fie zergliederte, die Luftbehälter der Knochen unterſucht, und dabey folgendes bes merkt. An dem Skelet des Bleyfalken und Buteo waren die Arm⸗aund Schenkelknochen oben geoͤfnet und ganz hohl. In⸗ wendig im Bruſtknochen, in der Mitte, vorn, und an den Seiten fand ich Oefnungen, wodurch ſowohl der Bruſtknochen mit dem Kiele, als auch die Ribben und Schluͤſſelbeine mit Luft gefuͤllt werden. Eben ſo fand ich an dem obern breiten Ende der Schluͤſſelbeine, wo fie mit der Gabel vergliedert find, Defnungen im Knochen, fo wie auch an dem Kopfe der Gabel, ſo daß die Luft aus den Schluͤſſelbeinen in die Gabel uͤbergehn kann. Eben ſo iſt auch eine kleinere Oefnung vorn am Kopfe des Schulterblats in der Hoͤle, welche dieſe 3 Knochen bey ihrer Vergliederung bilden. Das Loch in dem Fortſatze der untern Kinnlade, wie es Camper beſchreibt, habe ich eben⸗ falls am Weihen geſehn, aber nicht den haͤutigen Kanal in das Gehirn. Bey einem groͤſſern Weihen ſahe ich uͤber der falſchen Ribbe und den Lungen zur Seite eine Oefnung zwiſchen den Bruſtmuſkeln, durch welche in einem häufigen Sacke der Weg gerade in die Hoͤlung und Oefnung des Armknochens ging, und die Luft aus dem Leibe dahin fuhrte, wie ich mich uͤber⸗ zeugte, als ich eine Roͤhre von innen hineinſteckte, und dadurch bließ. Bey dem Kiebitz ſind alle Knochen mit Mark gefuͤllt, und ohne Spur von Oefuung, ſelbſt nicht einmal in dem Bruſt⸗ knochen. Unter allen meinen Skeleten hat das Bruſtbein vom Schwarzſpecht inwendig vorn unter den Schluͤſſelbeinen zwey groſſe Oefnungen, ſo groß als ich ſie an keinem andern finde, nebſt vielen kleinern auf der Linie des Kiels. An dieſem Ske⸗ let iſt auſſer dem Bau des Zungenbeins, den Richard Wal⸗ ler (A deſcription of the Wood- Pekers Tongue london 2716) befchrieben hat, das lezte Schwanzbein merkwuͤrdig. Es iſt ſehr groß, hat oben einen groſſen hohen Kiel, und unten | i | eine 167 eine tellerfoͤrmige Platte, woran die ſteifen Federn ſitzen, wo⸗ mit ſich ver Vogel im Klettern ſtuͤßft. Am Raben finde ich an den Schenkelknochen keine Oefaung; wohl aber am Armkuo⸗ chen, auch das ganze Bruſtbein iſt ſchwammeht, und die Ho⸗ lungen an den Schluͤſſelbeinen und der Gabel ſind deutlich. Der Armknochen der groſſen weiſſen Moͤve hat unten uͤber dem groſſen Kopf einen ſpitzigen Zahn, welcher den darunter liegen⸗ den Strahl bedeckt, und vor dem Ausweichen bewahrt. Beym Kiebitz iſt er kleiner; bey der groſſen Moͤve iſt er uͤber den Strahl gebogen, und der Strahl ſelbſt unter dem Zahne nach innen ausgebogen. Bey den uͤbrigen Voͤgeln iſt nur eine klei⸗ ne Spur von dieſem Zahne zu fehn. Zulezk will ich noch eine Bemerkung über die Knochen der Fluͤgel beyfuͤgen, um einen Zweifel des H. Merrem zu her ben, den er bey der Beſchreibung der Fingerknochen aͤuſſert. Das von ihm genannte erſte Glied des Fingers beſteht deutlich aus zwey Knochen, die ich an allen meinen Skeleten unters ſcheiden kann. Am Anfange des erſten Gliedes unten bey der Artikulation mit den Handknochen erhebt ſich ein langer ſchma— ler ſpitziger Knochen, der eben ſo abgeſondert ſteht, als der Daumen oben für den Afterfluͤgel an dem groſſen Handknochen. Ueberdies ſinde ich an dem Skelete der beyden oben genannten Falkenarten zwiſchen der Artikulation des Fingers und der Handknochen oben einen kleinen wuͤrfelartigen Knochen, einges fügt, der bey allen meinen übrigen Skeleten fehlt. Auch erwaͤhnt ihn Merreim nicht in der Beſchreibung feines Adlers. Bey dem Raben hat der Knochen des erſten Glieds oben am Anfange einen groſſen Hoͤcker, welcher mit einer ſcharfen Kante fort: lauft, fo daß der Ruͤcken oben zweykantig iſt, welcher ſonſt gewöhnlich breit und platt iſt. Die groſſe Erhöhung oben an dem Kopfe des groſſen Handknochen, an welcher unter der Daumen für den Afterflügel angefügt iſt, und die auch Mer⸗ rem erwähnt hat, findet ſich in verſchiedenen Voͤgeln von vers ſchiedener Staͤrke und Groͤſſe. Sie ſteht an der lezten Biegung des Fluͤgels vorn zu beyden Seiten der Bruſt, wenn die Fluͤ⸗ 84 gel 168 gel zuſammengelegt find. Bey den beyden Falkenarten fand ich ſie ſehr ſtark, und bey dem Kiebitz, den ich zulezt ſchoß, fühlte ich, daß er damit im Flattern empfindliche Schlaͤge auf die Hand that. Ich unterſuchte ſogleich den Fluͤgel, und ſahe, daß uͤber dem Afterfluͤgel am Daumen unter den kleinen Deckfedern eine ſtarke Enöcherne Spitze hervorſtand, welche die empfindlichen Schlaͤge verurſachte. Ich erinnerte mich dabey an die ſtarken Schlaͤge, welche der Schwan mit der Spitze des Fluͤgels thut; ja ſelbſt die Tauben, und vermuthete, daß dieſe Kraft zum Theil mit von dieſem hervorſtehendem Knochen her: ruͤhre. Darauf fielen mir die Spornfluͤgel ein, meiſt Sumpf⸗ vogel, welche mit den Spornen an ihren Flügeln gegen einan⸗ der ſowohl als gegen die Raubvoͤgel kaͤmpfen und ſtarke Schlaͤge damit geben. Dieſe Sporen, glaubte ich, koͤnnten nichts anders ſeyn als dieſer Knochen, von einer anſehnlichen Groͤſſe und mehr hervorragend. Davon uͤberzeugten mich auch bald die Abbildungen bey Edward; ich fand noch andre Voͤgel als Enten und Charadrios mit dergleichen hervorſtehenden Fluͤgel⸗ ſpornen beſchrieben; und vermuthete daher einen allgemeinen Gebrauch dieſer knoͤchernen Erhebung des Fluͤgels zum Streite oder zur Vertheidigung. Nur fehlten mir noch Beobachtun⸗ gen daruͤber; und dieſe fand ich endlich in dem Buche des Kay⸗ ſer Friedrich. Die Stelle lautet S. 128 alſo: Corlinorum modi, pluer ii, vanelli et hujus modi per alas pugnant et defen- dunt fe percutiendo, ſiue volent five non volent; percu- tiunt autem cum alis; ſed ſpecialiter cum illis oſſiculis ala- rum, quae exeunt de foris dura et acuta, vt diximus. Aqua- ticae autem, quae fe defendunt cum alis, habent hoc os longum, durius et groſſius caeteris, vt modi cinnorum (i e. cygnorum) anſerum, anatum, pellicanorum, et fimi- lium, et quaedam de terreſtribus, vt modi columbarum et biſtardarum, et quaedam de mediis, ut pluerii, vanel- Ji, linereini, et corlinorum modi, et omnes cauantes ſub terra per pedes et vn gues pugnant et defendunt ſe perentien- do, dilaniando, branchendo. Sollte man nicht anfangs glauben, dieſer Schriftſteller rede von den ausländifchen Sporn⸗ . flüs 169 fluͤgeln? Gleichwohl er lauter europaͤiſche Vögel nach den fran söfifchen Namen, Pluvier, Pluerius, bey Linnee Charadrii, unter welchen wir jezt nur noch den Charad, ſpinoſus mit hervor⸗ ſtehenden Flügelfpornen durch Haſſelguiſt (S. 3 14) kennen, Vanneau, Vanellus, der Kiebitz, Cortis, Corlini, Biſtardae ſind die Trappen, wovon der Kayſer 3 Arten kannte; die Li- verein) kann ich jezt noch nicht beſtimmen. Die Stelle wors auf er ſich hier beruft, lautet in der Beſchreibung der Fluͤgel— knochen S. 70 alſo: Vbi ſiniunt haec duo focilia, conjun- gitur ei reliqua pars alae, quae videtur in auibus loco manus in omnibus, er continet in ſe et contiguat plura oſſa in diuerſas juncturas minores, ordinata hoe modo. Primo ofla ſunt minora, collocata ſuper vertebram oſſis illius, quod conjungitur focilibus, replentia vacuitatem illius juncturae illic et joeantiaa Quorum vnum exit longe vI- tra alam in auibus, quae percutiunt cum alis, et eſt durum, cum quo ſe defendunt et pugnant ipſae aues, quae habent ipfum foris prominens, vt in anſeribus et cinnis, et in paruis paruum, et in magnis magnum. In hac reliqua parte eſt vnum paruum, ſemotum ab aliis, et hoc videtur eſſe loco pollieis, habens in ſui extremitate forinſeca quod- dam ſubtile, durum et acutum in modum vnguis. Eſt et aliud os ſuper iſto gracile et debile, ſuper quod quodam- modo appodiat ſe pollex. Dieſe ganze Stelle ſcheint ver— dorben, oder durch eine Verſetzung verunſtaltet zu ſeyn; denn Friedrich redet ſo von dem Hoͤcker am Kopfe des Handknochens, als wenn er von dem Handknochen ſelbſt getrennt wäre, und wirklich fand ich ihn an dem jungen Kranich nicht angewachſen, ſondern blos angeſezt und trennbar; oder als wenn er mit zu den beyden Vorhandknochen im Gelenke gehörte, welches doch nicht iſt. Gleichwohl hat auch Belon dieſen Fehler began— gen; denn er ſagt, daß der Daum mit dem obern Vorhand— knochen vergliedert fey. Ich wuͤnſche, daß man mehr Beobach—⸗ tungen über den Gebrauch dieſes Hoͤckers ſammlen, und vorzuͤg— lich, daß man an dem Geſchlechte der Spornfluͤgel und der andern Voͤgel, bey welchen er hervorſteht, denſelben am Skelet ger | L 5 nauer R 170 nauer unterſuchen, und mit dem Hoͤcker in andern Voͤgeln ver⸗ gleichen möge. Ich habe ihn bey den zahmen und den ſechs wilden Enten nicht hervorſtehend gefunden, ſo wie am Kiebitz. Aber Anas gambenſis des Linnee hat ordentliche Fluͤgelſpornen; an der anas aegypt. fand Herrmann an der Stelle nur eine hervorſtehende Hornſpitze (Commentar. Tabul. S. 158). Eben dergleichen hat Buͤffen an dem Kukuk von Cayenne be⸗ merkt. (T. VI S. 417). Auſſerdem haben Palamedea cor- nuta, Parrae und Charadrius ſpinoſus dergleichen Fluͤgelſpor⸗ nen, meiſt lauter Sumpfvoͤgel, die Linnee Stelzenlaͤufer Gral» las, neunt. Aber auch der Strauß hat bieſen Sporn, und zwar doppelt; den einen an der gewöhnlichen Stelle, den andern an dem lezten Finger, wie Perrault (II. S. 74) vers ſichert. An der groſſen weiſſen Fiſchmoͤve, welche ich zulezt unterſuchte, war dieſer Hoͤcker von auſſen noch deutlicher als beym Kiebitz. Nach Bajon iſt der Sporn der Palamed. cor- nuta doppelt, wie beym Strauß. Den lezten Theil des Fluͤ⸗ gels von der aͤuſſerſten und dritten Biegung an, woran die ers den Schwungfedern ſitzen, nennt der Kayſer Friedrich Impul- forium franzoͤſich Le bout; den Afterfluͤgel aber an dem Dau⸗ men Em piniones nach dem franzoͤſiſchen Empenne. Ueber den Gebrauch des Afterfluͤgels finde ich bey ihm eine Bemer⸗ kung, die ich ſonſt nirgends angetroffen habe; deswegen ſetze ich hier mit ſeinen Worten her. S. 110. Empiniones autem juvant ad hoc quod quando avis deſcendit de alto, coar- etat et concludit ceteras pennas ad corpus, et extendit empiniones: nam ſi extenlis empinionibus et pennis deſcen- deret, ventus et aer fublevaret ipſam, et prohiberet ejus difcenſum; et fi totaliter eoncluſis abis, pennis et empi- nionibus defcenderet, ipfa ponderofa defcenderet et non regeret ſe quo vellet, aut quomodo vellet. Cum empi- nionibus autem expantis ſolum non impeditur in ſuo def- cenſu, fed deſcendit regendoſe quo vultet quomodo vult. Alle diejenigen Schriftſteller, welche ich uber den Flug der Voͤ— gel verglichen habe. Borelli, Hanow (in den erlaͤuterten Merkwuͤrdigkeiten der Natur 1737 S. 150 f.) und 000 * 171 ſchlag (in den Schriften der Berlin. Geſellſch. II. S. 214) haben den Afterflügel als einen unbedeutenden Theil uͤbergangen, eben ſowohl als den falſchen Fluͤgel hinten an dem Armknochen der Waſſervoͤgel. Es koͤmmt hier auf Verſuche an, die im Freyen mit Sorgfalt angeſtellt werden muͤſſen. Die Verſchiedenheit in dem Baue des Kopfs laͤßt ſich ohne viele und genaue Zeichnungen nicht erklaͤren; daher will ich hier nur ein paar einzelne Anmerkungen herſetzen. Unter den vielen Voͤgelkoͤpfen, welche ich beſitze, unterſcheiden ſich die Koͤpfe der Enten auch dadurch, daß der Knochen des Unter⸗ kiefers, der gewoͤhnlich hinten bey der Vergliederung ſich auf drey Spitzen endiget, bey den Enten hinten zwiſchen den zwey Seitenſpitzen auf einen langen, in die Höhe gekruͤmmten, meſſer⸗ foͤrmigen und ſcharfen Haken auslaͤuft, der unterwaͤrts eine groſſe Oefnung in den Kiefer zeigt. Das duͤnne Jochbein, wel⸗— ches gewoͤhnlich ganz iſt, war bey den zwey unbeſtimmten wilden Enten in zwey Theile getrennt, die mit ihren Enden uͤbereinander lagen, und durch Muſkel verbunden waren. An dem Unterkiefer des Rabens vor der Vergliederung hinten iſt ein groſſes eyfoͤrmiges Loch zu ſehn, durch welches ein Mufkel geht. Dergleichen Loch fand ich auch an dem Unterkiefer der groß fen weiſſen Fiſchmöͤve, welche dem Larus canus des Linnee ziemlich gleich kommt. Der Kopf der gemeinen Gans kommt mit dem Entenkopfe ziemlich genau uͤberein; nur iſt die Er⸗ hebung des Unterkiefers oben hinter der Mundoͤfnung, wie auch der hakenformige Fortſatz auſſen zur Seite hinten an der vorigen Erhebung viel groͤſſer und deutlicher als bey den Enten. Mit der Zeit hoffe ich dieſe Bemerkungen an andern VB: geln fortzuſetzen; und vielleicht liefere ich dann noch genauere Beſchreibungen derjenigen Theile, welche bisher noch nicht oft genug beobachtet worden ſind, weil man erſt ſpaͤt hat einſehen gelernt, daß die Zergliederung der Voͤgel ſowohl als uͤberhaupt der Thier nicht allein viel bewunderungswuͤrdige a des oͤr⸗ 172 Koͤrperbaues zeigt, ſondern auch viele Erläuterungen für bie menſchliche Anatomie und Phyſiologie darbietet. Anmerkung. Was ich vorher von dem Wege angeführt habe, wo’ durch die Luft unter die Haut des Kranichs tritt, verdienet noch eine fernere Erwaͤgung. Auf demſelben Wege ſcheint die Luft auch in die Oefnungen der Arm- und Schenkelknochen zu dringen. Denn an einem Weihen ſah ich uͤber der falſchen Ribbe und den Lungen zur Seite eine Oefnung zwiſchen den Bruſtmuſkeln, durch welche eine haͤutige Hoͤle gerade in die Oel nung der Armknochen fuͤhrte, und die Luft aus den Lungen in die Knochen leitete. Die Bemerkung des Mery am Pelikan kommt mit der meinigen ganz uͤberein; und zeigt alſo, daß auſſer den bereits angefuͤhrten Arten, die Luft auch dadurch den Flug einiger Vogel erleichtern Hilft, daß fie zwiſchen die Haut tritt, und alſo den Umfang des Koͤrpers vermehrt. Die Bemerkung des Mery ſteht in den Memoires de Matheimarique et de Phyſique tires des Regiſtres de l Acad, des Sciences Annde 1693 S. 177. f. Bey der Zergliederung fand er, daß ihm uͤberall beym aufſchneiden eine Menge Luft unter den Fingern wegging. Bey naͤherer Unterſuchung fand er zwiſchen der aͤuſſern Haut und den Decken der Muſ— keln eine ſchwammichte und zellichte Haut, welche ganz mit Luft gefült war. An einem andern Exemplare unterſuchte er hier⸗ auf den Weg, auf welchen die Luft unter die Haut kommen muß. Er bließ alſo durch die Luftroͤhre, und ſahe, daß ſich zuerſt die haͤutigen Lungenſaͤke der Bruſt und des Bauchs, und hier: auf alle Zellen der Haut mit Luft anfuͤllten, ſo daß der Vo— gel nun einen viel gröſſern Umfang hatte als vorher. Nach⸗ dem er den groſſen Bruſtmuſkel weggenommen hatte, fo be; merkte er unter der Achſel zwiſchen dem Seitenfortſatze des Biuſtbeins und der erſten Ribbe, welche nicht mit dem Beuſtbeine vergliedert iſt, einen kleinen Raum, mit einer bla⸗ ſigten Haut verſchloſſen, durch welche die Luft nach 9 87 1 Ver 173 Vermuthung den Weg nehmen mußte. Er legte hierauf einis ge kleine Federn an dieſe Haut, blies durch die Luftroͤhre, und ſahe, daß die Federn durch die eindringende Luft bewegt wur⸗ den. Er blies auch von auſſen mit einer Roͤhre durch dieſe Haut, und füllte fo die haͤutigen Lungenſaͤcke der Bruſt und des Bauchs. Als er den groſſen Bruſtmuſkel trennte, ſah er unter der Achſel haͤutige Saͤcke mit Luft gefüllt und aͤhnliche zwiſchen dem Bauche und dem Schenkel. Hieraus ſchloß er, daß die Luft aus den haͤutigen Lungenſaͤcken durch die blaſenartige Haut unter den Achſeln, in die ſchwammichte Haut, welche die Muſ⸗ keln bedeckt, uͤbergehe, und hierauf die Zellen der Haut unter der aͤuſſern erfuͤlle, indem fie durch die Locher der Haut dringt, in weicher die Wurzeln der Federn bebeſtiget ſind. Wenn Mery die innere Beſchaffenheit der Bruſtröhre genau unterſucht hätte, fo wuͤrde er ohne Zweifel auch fo wie ich an dem Kra— nich die Oefnung zwiſchen den Bruſtmuſ keln gefunden haben, durch welche die Luft ſowohl in die Knochen als unter die Haut tritt. Mery fand auch durch Verſuche, daß ſich die häufigen Lungenbeutel des Bauchs eigentlich beym Aus; athmen mit Luft fuͤllen, und den Bauch erheben, wenn die Bruſt ſich wieder verengert; daher ſchließt er mit Grund, daß die Luft auch beym Ausathmen zwiſchen die Haut tritt, und ſo den Umfang des Korpers vermehrt, und zum hohen Fluge ge ſchickter macht. Daß die Luſt in den Knochen und unter der Haut einzig und allein zum Behufe des Fluges diene, leidet wohl keinen Zweifel; wegen der haͤutigen Lungenſaͤcke aber Enns te man vielleicht noch eher den Gebrauch annehmen, den H. Süberſchlag ausgedacht hat, daß fir nehmlich dem Eindru⸗ cke und Preſſen der aͤuſſern Luft widerſtehn, und inwendig den Umlauf des Blutes ſchuͤtzen ſollen (S. deſſen Abh. vom Fluge S. 220). Die lezte Bemerkung des Mery ſcheint mir noch einen Aufſchluß fuͤr eine Beobachtung zu geben, welche man bisher nur noch an wenig Voͤgeln gemacht hat, die aber in der Folge ſich an mehrern beſtaͤtigen moͤchte. Die Alten haben nehmlich von der Turteltaube, und die Neuern von dem Trom⸗ petenoogel, einer Art von Kranich (Grus Plophia) angemerkt, d aß 174 daß fie nach einem Laute durch den Mund gewoͤhnlich auch ei⸗ nen Ton im Leibe von ſich geben, der ſo klingt, als wenn er durch den After kame. Doch hat Pallas bemerkt, daß der Trompetenvogel auch oft den Bauchton ohne vorhergegangene Stimme durch den Schnabel hören läßt; aber allemal bewegte der Bauch ſich ſtark dabey, und der Vogel öfnete den Schna⸗ bel. Dies ſtimmt mit der Bemerkung des Mery genau uͤber⸗ ein. Denn die Lungenſaͤcke des Bauchs fuͤllen ſich mit Erhebung des Bauchs erſt beym Ausathmen, wobey der Vogel den Schna⸗ bel oͤfnen muß. Die beſondre Einrichtung und Gemeinſchaft der Lungenſaͤcke des Bauchs und der Bruſt muͤſſen Urſache ſeyn, daß einige Voͤgel, wie die Tauben und der Trompetenvogel, mehr und oͤfterer als andre dieſes Bauchgurren hervor⸗ bringen koͤnnen. — Kriti⸗ Kritiſche Sammlung von alten und neuern Nachrichten zur Naturgeſchichte der Wallfiſche. Nebſt der Geſchichte ihres Fanges und des damit verbundenen Handels. Der Name Wallfiſch ſoll nach Friſch und andern von Wal, der erſten Sylbe des lateiniſchen Balaena herkommen. Das lateiniſche Wort kommt vom griechiſchen Phalaena. Aber na⸗ tuͤrlicher und gewiſſer iſt es, daß dieſe Thiere ihren deutſchen Namen von den nordiſchen Nationen, welche fie von den äls teſten Zeiten her allein kannten, und beobachteten und benutz— ten, aus der angelſaͤchſiſchen Sprache erhalten haben. Die Daͤnen, Norweger und Islaͤnder nennen ſie Huals, welches die Norweger auch Qual ausſprechen. Das engliſche Wha⸗ le hat denſelben Urſprung. Wir haben daraus Wallfiſch ge⸗ macht, welches eigentlich Hualfiſch geſchrieben werden ſollte. In dem altdeutſchen Guallfiſch iſt noch eine Spur des Urs ſprungs uͤbrig geblieben. Eben daher kommen die Namen Wallroß, Narwall und Wallrat. In dem Worte WPall⸗ rat bedeutet Rat ſoviel als in Unrat und Vorrat. In dem Umfange der Bedeutung, welche die nordiſchen Nationen dem Worte Hual gegeben haben, braucht man es auch noch jezt. Man begreift nehmlich darunter mehrere ganz verſchiedene Ger ſchlechter der allergroͤſten Thiere, welche ſich am haͤufigſten in den kalten Meeten gegen die Pole aufhalten; als den eigent⸗ lichen Wallfiſch, (Balaena) die allergroͤſten Thiere mit hornar— tigen Blättern in der obern Kinnlade ſtatt der Zähne; die Cachelotten (Phyleter) mit Zähnen in der untern Kinnlade; die Delphinen mit Zaͤhnen in beyden Kinnladen, den Naar— hual mit zwey aus dem obern Kinnladen durch die Oberlippe ſtehenden langen geraden Zaͤhnen, den Manati und den haa— rigten Wallroß, durch welche leztere Thiere die Wallfiſche mit den Robben und durch dieſe mit den Landthieren verbunden werden. Der Name Wallfiſch faſt ſehr gut alle Thiere in ſich, welche in der natürlichen Ordnung derſelben zwiſchen den fäus genden Landthieren und den Fiſchen ſtehn; die im aͤuſſerlichen M mans 178 mancherley Aehnlichkeit mit den Fiſchen haben, noch mehr aber mit den Saͤugethieren im innern Koͤrperbau uͤberein kommen. Die glatte Haut ohne Schuppen und Haare Floßfedern und die Blaſeloͤcher haben fie, den Wallroß und Manati ausge⸗ nommen mit den Fiſchen, fo wie das Element und die Lebens— art gemein; aber die Floßfedern der Bruſt haben unter der dicken Haut fuͤnf gegliederte Finger, Hand und Armknochen; die Schwanzfloßfeder aber nicht; dieſe endiget ſich blos mi den abnehmenden Ruͤckenwirbeln ohne Dornfortſatz. Linnee ber hauptet wider Anderſons, und meine Erfahrung an den Dels phinen, daß die Hinterfuͤſſe in eine Schwanzfloſſe vereiniget ſind. In allen uͤbrigen Stuͤcken gleichen ſte den Saͤugethieren. Sie haben warmes Blut, hohlen durch die Lunge Othem, be⸗ gatten ſich auf thieriſche Art, gebaͤren lebendige Jungen, und ernähren ſie mit der Milch ihrer Bruͤſte. Sie haben einen dicken und breiten Schwanz, der nicht wie bey den Fiſchen perpendikular, ſondern horizontal liegt. Dieſe Lage macht die Thiere geſchickter, geſchwind in die Höhe ſich zu ſchwingen, damit ſie Luft ſchöpfen koͤnnen. Das Fleiſch iſt unter der Haut ſehr dick mit ſehnichten und ſchwammichten Speck bedeckt. Die auffere Haut iſt duͤnn wie Pergament. Wenn das Thier ev; hitzt iſt, kann man ſie leicht mit der Hand abziehn. Darunter und uͤber dem Specke ſitzt noch eine andre Haut, Daumens dick, von der Farbe der erſten, und ganz locker wie ein Schwamm, daher fie ſehr eintrocknet. So ſagt Martens vom groſſen ei: gentlichen Wal fiſche. O. Fabriz ſagt, bey dem ochſenaͤugigten Wallfiſche ſey die innere Fetthaut dünne und weiß. Bey den Cachelotten liegt unter der dicken aͤuſſern Haut eine ſleiſchigte blutige Maſſe, darunter der Speck. | Steller hat in der Beſchreibung feiner Meerkuh einige Bemerkungen uͤber die Haut der Wallfiſche gemacht, welche ich hier noch anfuͤhren muß, weil ſie von der vorigen ab⸗ weichen. Bey der Seekuh iſt die Oberhaut 1 Zoll dick, ſchwarz, runzlicht, hart, zaͤhe und voll ſenkrechter Roͤhrgen, welche einen dünnen Schleim abſondern, am Kopfe und an den Seiten haͤu⸗ figer als auf dem Ruͤckeu. Wenn das Thier todt einige Stun⸗ den . . 179 den an bem Ufer liegt, wird der Ruͤcken krocken, der Kopf aber und die Seiten naͤſſen beſtaͤndig. So lange die Haut naß iſt, ſieht ſie ſchwarzbraun, trocken aber ganz ſchwarz aus. Man bemerkt die Roͤhrgen der Haut nicht, wenn man fie hori⸗ zontal durchſchneidet; wenn man ſie aber aufhaͤngt, und trock⸗ net, ſo reißt ſie ſenkrecht, laͤßt ſich wie Rinde brechen, und zeigt die kage der Roͤhrgen deutlich. Bey einigen hat die Ober⸗ haut weiſſe groſſe Flecken und Streifen, welche durch die eigenes liche Haut oder die innere gehn. Ueberall ſitzen Inſecten dar⸗ auf, welche die Haut zerfreſſen. In dieſem Falle entſtehn von dem ausgetretenen Fließwaſſer oder den zerfreſſenen Druͤſen, wel⸗ che Fett wie in Zellen enthalten, groſſe und dicke Warzen, wie bey den Wallfiſchen. Eben eine ſolche Oberhaut, ſezt Steller hinzu, umgiebt auch den Wallfiſch, obgleich die Schrift— ſteller davon nichts erwaͤhnen. Die eigentliche oder innere Haut der Seekuh iſt 2 Linien dick, weich, weiß, ſehr ſtark und veſt, wie an den Wallfiſchen. In der Beſchreibung der Meerotter macht er die allgemeine Bemerkung, daß man bey allen Thieren, welche Borſten oder eine dicke aus kleinen Röhren beſtehende Haut haben, wie Schweine, Dachſe, Igel, un— mittelbar unter der Haut ein dickes Fetthaͤutchen haben, wel⸗ ches an der Haut veſt, an dem Fleiſche aber nur locker an— hängt. Eben dieſes treffe bey dem Wallfiſche, dem Seeloͤwen, Seebaͤre und dem Seekalbe an, damit ſie in den kalten Gegen⸗ den die übermäßige Kalte, in den warmen aber die Hitze deſto beſſer vertragen koͤnnen. Die Fleiſchhaut finde ſich hingegen an ihnen nur an dem Kopfe, wie beym Menſchen. Je kaͤlter das Klima, deſto weniger ſey das Fett veſt, wenn man es mit andern Thieren von eben der Art vergleiche. Daher haͤt⸗ ten die Wallfiſche und die Meerottern in der Oſtſee ein weit veſteres Fett, als die, welche in Groͤnland gefangen werden. Wie ferne dieſe Bemerkungen mit den fremden uͤberein⸗ treffen, will ich nun kurz unterſuchen. Ich fange von dem Specke an. Daß der etgentliche Wallfiſch im Winter einen dickern Speck habe, bemerkt Fabriz. Der Finnſiſch ſoll M 2 gar einen 180 einen veſtern Speck, als der vorige haben, und deswegen weis ter nach Suͤden ziehn, wie Martens und Zordrager verſichern. Eben dieſes gilt auch von den uͤbrigen Wallfiſchen, welche ſich meiſt alle mehr und weiter vom Nordmeere gegen Süden ent⸗ fernen, als die erſte Art. HIER Die äußre Haut iſt nach Martens beym rechten Wallfi⸗ ſche duͤnn wie Pergament; und kann man ſie leicht abziehn, wenn der Fiſch erhizt iſt. Alsdann geht der Thran wie Bier durch die Schweißloͤcher, und die ganze Haut raucht wie ſiedendes Waſſer. Die vielen Schweißloͤcher ſieht man darinne, wenn man die Haut gegen das Licht haͤlt, oder mit dem Finger darauf druckt; denn alſobald bricht der Thran in Tropfen hervor. Die Haut darunter iſt Daumens dick, weich, ſchwammicht, haͤngt mit der obern zuſammen, und hat die nehmliche Far⸗ be und Flecken uͤberall wie die obere. Die Knochen ſind zwar hart, aber loͤchericht wie ein Schwamm und durchaus mit Thran gefuͤllt; daher ſie ausgetrocknet weit leichter ſind als friſch. Soweit Martens, der unter allen mir bekannten Gröns landsfahrern den eigentlichen Wallfiſch am genaueſten beſchrie⸗ ben hat. Bey den uͤbrigen Schriftfiellern finde ich dergleichen Beobachtungen nicht. Sonach bleibt alſo gewiß, daß die aͤuſſere Oberhaut des Wallfiſchs zwar duͤnner als die von der Seekuh, und ſelbſt die untere, aber eben fo mit Roͤhren an⸗ gefüllt iſt, wodurch das Fett ſich auf die aͤuſſre Haut ſich er⸗ gießt, und fie ſchluͤpfrich erhält. Dieſes wollte Steller oh⸗ ne Zweifel auch mit ſeiner Vergleichung ſagen. 8 Die dicke Lage oder Decke vom Speck dient nach Rays Vermuthung dieſen groſſen Waſſerthieren zuerſt das kalte Waſ⸗ fer von dem warmen Blute abzuhalten; ferner die Aus duͤn⸗ fung zurück und die natürliche Hitze beyzubehalten, endlich ſoll ſie dem plumpen und ſchweren Körper zur Erleichterung oder zum Gleichgewicht dienen. Zordrager erzaͤhlt, daß der Wallfiſch einige Stunden nachdem er todt geſtochen iſt, ſich von der Wunde, die er in das Fleiſch erhalten hat, ent⸗ zuͤndet, aufſchwillt, und wenn er lange ſo liegt, endlich mit einem groffen Getoͤſe aufplatze. Alsdann hebt er ſich hoch aus den 1 Waſ⸗ 181 Waſſer, und iſt ſchwer zu wenden, wenn man den Speck abs ſchneiden will. Deswegen rieth Zordrager mit der Lanze zwi⸗ ſchen den Ribben einige Oefnungen zu machen, woraus der Wind ſogleich mit groſſem Geraͤuſche faͤhrt, und ſogleich ſinkt das Thier wieder im Waſſer nieder. Anderſon vermuthet, daß der Hauptdarm, wie es die Schiffer nennen, ein groſſes Luftbehaͤltniß ſey, welches die Stelle der Luftblaſe bey den Fie ſchen vertrete. Denn wenn der Wallfiſch eine Weile todt iſt, hebe er ſich aus dem Waſſer; um dieſes zu verhindern, ſtechen die Fiſcher mit einer Lanze bey den Bruſtfinnen in den Fiſch, und ſuchen ein koch in den Hauptdarm zu machen, aus welchen alsdann viel Luft herausgeht, und der Fiſch wieder tiefer in das Waſſer herabſinkt. Auch Martens und O. Tas briz ſagen, daß die Daͤrme voll Wind ſind, und das Thier, wenn fie durchſtoſſen werden, niederſinkt. Steller fand bey dem Manati, den er zergliederte den Bauch wie einen Schlauch aufgeſchwollen und in die Höhe getrieben, und mit einem dop⸗ pelten ſehr veſten Darmfelle umgeben, welches die Gedaͤrme einſchloß, und vom Schaambeine bis zum Bruſtbein ging. Sobald er nur einen kleinen Schnitt in das Darmfell that, fuhr der Wind mit einem ſolchen Sauſſen und Pfeifen, wie aus einer Dampfkugel heraus. Nachdem das Darmfell zerſchnit— ten war, drangen die Eingeweide mit groſſer Gewalt heraus; wenn er in die Daͤrme nur die geringſte Oefnung machte, forang der flüßige Koth, wie das Blut aus einer geoͤfneten Ader mit Gewalt heraus. Dieſes Beyſpiel erlaͤutert die an dem Wallfiſche bemerkten Erſcheinungen hinlaͤn glich. Sonſt hat man an dem Klumpfiſch (Tetraodon Mola) bemerkt, daß die Daͤrme in einem gemeinſchaftlichen Sacke eingewickelt ſind, der ſich mit dem Gedaͤrme zugleich aufblaſen läßt. So ſagt Plancus. Eben dieſes hat Feuiller und Redi an einer an⸗ dern Art von Klumpfiſch bemerkt. Daher koͤnnen ſich dieſe Fiſche ſo ſehr aufblaſen. Einen aͤhnlichen Sack, worinne die Gedaͤrme eingeſchloſſen liegen, hat Redi an dem Schwerdtfiſche bemerkt, der doch eine Schwimmblaſe hat. Ob dieſer Sack eine Gleich—⸗ heit mit dem doppelten Darmfelle des Manati habe, laͤßt ſich M 3 jezt 182 jezt noch nicht ſicher beſtimmen. Von den innern Theilen der Wall; fiſche wiſſen wir auch noch ſehr wenig oder nichts. Linnee theilt die Geſchlechter wie bey den Saͤugethieren nach der Beſchaffenheit der Kinnladen ab, welche entweder ſtatt der Zaͤhne Baarten oder hornartige Blaͤtter in der obern Kinnlade, oder Zaͤhne in der untern, andre in beyden Kinnla⸗ den haben, ferner nach der Zahl und Lage der Blaſeloͤcher. Zur Beſtimmung der einzeln Arten nimmt er die Beſchaffenheit des Kopfs und Rückens, welcher entweder glatt, oder mit Fin⸗ nen oder Buckeln verſehn iſt. Faber und Sibbald wollen einen Unterſchied machen zwiſchen denen die Blaſershren, und denen, die Naſenloͤcher haben. Weil auch Herrmann (Comment. Tabul. Affinct. S. 129 und 275) auf dieſen Unterſchied beſteht, und eine Ca⸗ chelotte mit wahren Naſenlöchern annimmt und klaßifizirt; fo muß ich dieſen Unterſchied naͤher unterſuchen. Faber beſchreibt in feinem Commentar über Recchi einen Wallfiſch mit 2 Finnen, vermuthlich den gemeinen groͤnlaͤndiſchen, und ſagt, er habe keine Blaſeröhren, ſondern Nafenlöcher. Eben fo ſagte auch Ron⸗ delet von derſelben Art, fie habe keine Blaſeroͤhre, ſondern krummgebogene Loͤcher auf dem Buckel des Kopfs. Warum fie dieſen Unterſchied machten, iſt mir unbekannt, denn felbſt erklaͤrten Be ſich nicht über den Grund. Sollten fie wohl Rück ſicht auf die Vorſtellungen bey Worm genommen haben, wo die Blafelöcher wie Röhren hervorſtehn? Rondelet ges denkt derſelben wenigſtens. Sibbald macht den Unterſchied erſt S. 13 allgemein, und ſagt, die Wallſiſche mit Blaſeroͤhren hieſſen bey den Schotten Spout⸗Whales, Spritzfiſche. Her⸗ nach (S. 16) ſagt er, einige kleine Cachelotten haͤtten Naſen⸗ loͤcher, die groͤſſern aber Blaſeloͤcher. S. 24 befchreibt er auch wirklich eine ſolche Art, welche 20 Fuß lang war, nur unten kurze platte Zaͤhne, keine Ruͤckenfinne, einen runden Kopf mit kleinen Rachen, und ſtatt der Blaſeroͤhre auf der Schnautze Blafelöcher hatte. Aber Sibbald ſahe ſie nicht ſelbſt, ſondern folgte nur fremden Fiſcherberichten. Mir iſt es mehr als wahrſcheinlich, daß Sibbald hier den . (Del- 183 (Delphinus albicans) meinte. Den Delphinen aber ſowohl als ſeinen drey Cachelotten geſteht er S. 29 Blaſeroͤhren zu. Unter den Wallfiſchen füllen ebenfalls einige Naſenloͤcher, andre Blaſeroͤhren haben; und dieſer Unterſchied ſelbſt unter denen mit 2 Finnen ſtatt finden S. 65). Der vom Faber und Ron⸗ delet beſchriebene groͤnlaͤndiſche Wallfiſch hatte nach ihm Na⸗ ſenloͤcher; ein andrer 70 Fuß langer mit zwey Finnen, welcher 1682 auf den ſchottiſchen Kuͤſten ſtrandete, hatte eine Blafer roͤhre auf der Stirn. Dieſe Art ſoll nach ihm mehr Thran ger ben. Sibbald erhielt die Nachricht von Fremden, welche ihm verſicherten, die Blaſeroͤhre habe einen Deckel oder Klap⸗ pe gehabt. Die Baarten waren ſchwarz. Ja der Note wird zu dieſer Art Pennants Common - whale III. 35 angefuͤhrt. Endlich erklaͤrt er ſich S. 67 deutlicher, daß er glaube, alle diejenigen, welche Wallfiſche mit zwey Blaferoͤhren beſchrieben, haͤtten die Naſenloͤcher dafuͤr angeſehn, inſonderheit wenn ſie keines Deckels erwaͤhnten. Denn er halte dafuͤr, daß kein Wallfiſch mit zwey Blaſeroͤhren ohne ihre beſondre Deckel exi⸗ ſtire. Darauf beſchreibt er den Schnabelftſch (Bal. roſtrata) und das Rundmaul (B. Muſculus) mit Naſenloͤchern, wo naͤhmlich die beyden Oefnungen neben einander durch eine Scheis dewand getrennt ſind. Sibbald ſezt alſo dem Anſcheine nach den Unterſchied zwiſchen Naſenloͤchern und Blaſeroͤhre in die Klappe oder den Deckel. In der Beſchreibung des Schnabel; fiſches ſagt er gleichwohl, (S. 73) daß die Naſenloͤcher bey der Scheidewand verſchloſſen waren, ob durch eine Klappe, ſagt er nicht. Bey der erſten Cachelotte beſchreibt er (S. 32) die Blaſeroͤhre als eine Oefnung 3 Fuß groß. Die Roͤhre fange im Gaumen der Kehloͤfnung gegen uͤber an, und koͤnne vermoͤge ihrer Schlußmuffel mit Beyhuͤlfe des Zuſammenziehn der Lunge und des Zuſammendruͤcken der Bruſt das Waſſer hoch ausſpritzen. Bey der zweyten Cachelotte, welche er nur nach fremden Nachrichten beſchreibt, ſtand die Blaſeroͤhre ein wenig uͤber der Mitte der Schnautze, hatte zwey Gaͤnge, wel⸗ che eine einzige Klappe bedeckte. Die Blaſeroͤhre nennen die Schottiſchen Sifer the Lum, den Kamin, die Klappe aber MA | | Flap. 184 — Flap. Bey der dritten Art erwaͤhnt er der Blaſeroͤhre gar nicht. Man fieht wohl was Sibbald mit dem Unterſchiede meinte, ob er ihn gleich ſelbſt nicht deutlich erklärte. Wenn zwey aͤuſ⸗ ſere Oefnungen zum Waſſerblaſen da find, fo nennt Sibbald dieſelben Naſenloͤcher; wenn aber die beyden innern Gange ſich oben in eine einzige Oefnung endigen, und mit einer ges meinſchaftlichen Klappe verſchloſſen werden koͤnnen, ſo nennt er dieſe Oefnung eine Blaſeroͤhre. Die Klappe beſteht wahrſcheinlich aus einer Verlaͤngerung der innern Haut, wie bey den Delphinen. Gunner hat ſie an Braunfifche deutlich beſchrieben (Schrift. der Drontheimer Geſellſchaft II. 239). Eben dergleichen Klappen findet man an den doppelten Blaſe⸗ loͤchern der Hayfiſche und Rochen, und an dem einfachen der »Neunaugen. Aber ſowohl die Rochen als Hapfiſche haben auf ſer dieſen hinter den Augen liegenden Blaſeloͤchern noch ſehr groſſe und deutliche Naſenloͤcher; zum Beweiſe, daß die Dlafelöcher nicht geſchickt find, den Geruch zu bewirken. Auch ſogar beym Braunfiſche aus dem Geſchlechte der Delphinen, denen die Alten wenigſten allgemein die Werkzeuge des Geruchs abſprachen, aber doch einen ſcharfen Geruch zugeſtanden, fand La Motte die kleinen Naſenloͤcher an den Seiten der Schnautze 12 Zoll von der Spitze entfernt liegen; und Klein fand in je⸗ dem Naſenloche eine kleine weiſſe Borſte. Nach der Analogie muß ich alſo ſchlieſſen, daß auch die Wallfiſche ſowohl als die Cachelotten neben den Blaſeloͤchern noch eigentliche Naſenloͤcher, obgleich kleiner, wie die Delphinen, Hayfiſche und Rochen haben, ob ſie gleich keiner der mir bekannten Schriftſteller be⸗ merkt hat. Vermuthlich aber wird Camper dieſem Mangel abgeholfen haben, in den Abhandlungen, welche er von den Gehoͤrwerkzeugen und den Nafenlöchern der Wallfiſche und Ca— chelotten in die Schriften der Harlemer Geſellſchaft (XI B. III. St. 193 S. XVII. B. II. St. No. 3 XVIII. B. I St.) eins geruͤckt hat. Es iſt alſo ein uͤbel angebrachter Wortſtreit den Sibbald eingefuͤhrt, und Linnee zum Theil fortgepflanzt hat, wenn der leztere den eigentlichen Wallfiſch durch krummgebo— gene Naſenloͤcher unterſcheidet. Dieſe Verwirrung iſt aber wirk⸗ 185 wirklich alt. Denn ſchon die Griechen nennen dieſe Defzuns gen an den Wallfiſchen und Delphinen, ja ſogar die Spritz roͤhre der Dintenfiſche bald Blaſeroͤhren bald Naſenloͤcher. Ariſtoteles bemerkte, daß bey den Delphinen das Blaſeloch im Nacken, bey den Cachelotten aber, die er Phalgenen zu nennen ſcheint, auf der Stirne, alſo mehr vorwaͤrts liege. Stirn und Nacken laſſen fih hier ſchwer unterſcheiden, weil der Kopf dieſer Thiere gewoͤhnlich ſehr groß und durch keinen deutlichen Hals vom Rumpfe unterſchieden iſt. Auch die Ma⸗ nati und Wallroſſe blaſen durch ihre halbmondfoͤrmige Nafenr loͤcher, welche ſich ſchlieſſen und oͤfnen, Waſſer von u er bey weiten nicht ſo viel, wie Delphinen, geſchweige wie Walls fiſche. Das nehmliche bemerkte man an den eg wenn ſie untertauchen wollen. Aber der innere Bau der Walle fiſche iſt wahrſcheinlich ganz verfihieren. Daß fie einen ſtarken Geruch haben, beweißt die Erzaͤhlung bey Debes, Gunner und andern, daß die Wallfiſche durch den Geruch des ausge— worfnen Biebergeils oder auch Wachholderholzes vertrieben werden koͤnnen, ſo daß ſie ſogleich untertauchen und fliehn; obgleich dieſe Erzählung noch einer fernern Unterſuchung bedarf. In ſeiner Abhandlung von dem Gehoͤrwerkzeuge der Fi⸗ ſche (in Memoires prefentes VI. 177.) vermuthet Camper, daß den Wallfiſchen die halbzirkelfoͤrmigen Gaͤnge fehlen, wie der von ihm unterſuchten Cachelotte, welche dafuͤr eine vollkom— mene Schnecke hatte. Das Trommelfell iſt da, der Hammer, unbeweglich, der Amboß und Steigebuͤgel; auſſer den halb— zirkelfoͤrmigen Gaͤngen fehlen noch das runde Fenſter und der Vorſaal. Das innere Gehoͤrwerkzeug der Wallfiſche kommt alſo mit den beyden Saͤugethieren uͤberein; kein aͤuſſeres Ohr haben ſie nicht, ſondern nur eine kleine Ohreroͤfnung. Einige . uͤber das Wallfiſchauge hat Duvernoy geliefert, wie auch Ruyiſch Theſaur. Anatom. II. tab. I. fig. 9. Die linneiſche Abtheilung und Beſtimmung nach den Zaͤh⸗ nen, iſt ſo wie bey den laͤndlichen Saugethieren ungewiß, we⸗ nigſtens unzulaͤnglich. Denn die Cachelotten haben, wie neu— M 5 lich 186 — lich O. Fabriz von der langkoͤpfigten bemerkt hat, wirklich im obern Kinnbacken einige obgleich ganz verborgene kleine Zaͤh⸗ ne. Koͤhne beym Anderſon ſah an derſelben Art im obern Kinnbacken 3 oder 4 Hinter oder Backenzaͤhne auf jeder Seite. Die Cachelotten ſind uͤberhaupt und in Ruͤckſicht der Zaͤhne noch nicht gehoͤrig unterſucht. Lange Zeit rechnete man den Weißfiſch bald unter die Wallfiſche, bald unter die Cachelotten, bis endlich zuerſt Cranz und nach ihm Pallas und O. Fabriz ihm feinen rechten Plaz unter den Delphinen angewieſen haben. Auch meinte Pennant, daß Linnee um die natürliche Ordnung und Kette ganz zu erhalten, die Robben, den Wallroß und Manati haͤtte vor die Wallfiſche ſetzen muͤſſen, weil dieſe Thiere die Glieder in der Kette ſeyen, welche die Vierfuͤſſe mit den Fiſchen verbin⸗ den. Er ſelbſt handelt ſie wie Ray mit den Fiſchen ab, und trennt ſie ganz von den Robben und dem Wallroß. Die erſten und meiften Kenntniſſe von dieſend Thieren find wir freylich den Wallfiſchfaͤngern und Groͤnlandsfahrern ſchul⸗ dig; aber dieſe Kenntniſſe ſind ſo verworren ſeither geweſen, daß wenn nicht eigentliche Gelehrte bey Gelegenheit an einzeln Thieren eine genauere Unterſuchung angeſtellt hatten, die Nas turgeſchichte aus jenen Nachrichten wenig Nutzen gezogen ha⸗ ben wuͤrde. Sie verdankt alſo der Handlung den erſten Stoff ihrer Kenntniſſe, und die Veranlaſſung und Gelegenheit ſie zu vermehren und zu berichtigen. Die Handlung aber wird zwar jezt durch die ſpaͤt hinzutretende Naturgeſchichte keine neuen Vorteile beym Wallfiſchfange kennen lernen; doch er⸗ wiedert dieſe ihre Erkenntlichkeit dadurch, daß fie den Handels⸗ mann ſowohl als den Gelehrten die Natur ſelbſt, die naturlir che Beſchaffenheit, Beſtimmung und Nutzen der von ihnen ers haltenen Prodruckte näher kennen und zu mehrern Gebrauche anwenden lehrt. Am meiſten wiſſen wir noch von den eigent⸗ lichen Wallfiſchen; von den Raubwallfiſchen mit Zaͤhnen we⸗ niger, weil die Wallfiſchfaͤnger ſich weniger um ſie bekuͤmmern, und auch nicht im Stande ſind ſie ihrer Geſchwindigkeit we⸗ gen zu fangen. Die uralte nordiſche und islaͤndiſche Einthei⸗ lung (denn vormals hielten ſich die Wallfiſche häufiger bey dem | Weſt⸗ ERFURT 187 Weſtlande von Island auf, ehe fie von den häufigen Ver⸗ 1 ſo vieler Nationen weiter nach Norden geflo⸗ hen find) iſt die natuͤrlichſte. Nach derſelben heiſſen die eis . gentlichen zahnloſen Wallfiſche mit hornartigen Blaͤttern in der obern Kinulade Skidisfiſche; denn Skidi heißt das Fiſch⸗ bein. Die erſte Abtheilung enthält den eigentlichen groͤnlaͤndi— ſchen groſſen Wallfiſch ohne Ruͤckenfinne; dieſen nennen fie Slet⸗ bakr, Flachruͤcken. Die zweyte Art heißt Hunſubakr, Buk⸗ kelruͤcken, weil fie eine Finne wie einen Buckel auf dem Ruͤ⸗ cken hat. Die zweyte Abtheilung der zahnloſen Wallfiſche, bes greift die Rengis ⸗fiſkar, Faltenfiſche, mit runzlichten Baus che. Sie heiſſen auch uͤberhaupt Reydar. Die erſte und al⸗ lergroͤſte Art iſt der Stripe Reydar, (Ralaena Muſculus Inn.) die zweyte Hrafe⸗ Reydar oder Hrefna (Balacna boops Linn.). Die dritte Andarnefia, Entenſchnabel. (Ba- laena roſtrata). Die Islaͤnder genieſſen den Bauch als einen Leckerbiſſen; die Groͤnlandsfahrer aber achten ſte nicht ſehr, weil das Fett mit dem Fleiſche verwachſen iſt, und am Bauche ganz fehlt. Die Tannfiskar, Zahnfiſche theilen ſie in eßbare und ungenießbare. Zu den eßbaren gehören vorzüglich die Arten des Delphingeſchlechts, als 1) der Hnyſen, Braunfiſch, (Pho- caena) 2) Hundfiskur, Hundfiſch, (Delphis) 3) Heidingen, der Speckhauer und 4) Haa⸗Hyrningur, Hochhorn, we gen der hohen Nuͤckenfinne. Die übrigen nennen fie Ilhuele, boͤſe Wallfiſche; welche die Islaͤnder fuͤrchten, wenn ſie ſich der Kuͤſte naͤhern, und ſie nicht eſſen, Naar chual, bedeutet eigentlich ein Wallfiſchaaß, von Naar, die Leiche. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß Olaffen, der uns mit dieſer Eintheilung bekannt gemacht hat, zugleich auch die einzeln Arten genauer unterſchieden und beſchrieben haͤtte. Dieſe Lücke hat O. Fabriz in der Beſchreibung des groͤnländi⸗ ſchen Thierreichs bey einigen Arten gefüllt, und dieſe Beſchrei— bungen will ich mit Beybehaltung der uralten nordiſchen Ab⸗ theilung zum Grunde legen. Damit werde ich hernach die uͤbrigen 188 übrigen Nachrichten vergleichen, und überall die Abweichun⸗ gen und Verſchiedenheiten anmerken. Dieſe ſind vornehmlich daher entſtanden, daß jeder Schiffer und Schriftſteller den Thieren nach Willkuͤhr bald dieſer bald jener Art einen Namen giebt, ſo daß viele Arten von ganz verſchiedenen Geſchlechtern bey den Schriftſtellern deuſelben Namen führen, wie z. B. Butzkopf, und Schwerdfiſch, Nordkaper. Ich werde mich hier zwar nur vorzüglich mit der Des ſchreibung der eigentlichen Wallfiſche, auf welche der nordiſche Wallfiſchfang gerichtet iſt, beſchaͤftigen; aber weil die Walls fiſchfaͤnger ſich oft an dem Fange der Delphine, Naarhuals, Walroſſe, Manati und Seehunde erholen muͤſſen, und auch davon theils Speck und Thran, theils Zähne und Häute ers halten und mit in den Handel bringen; weil alle dieſe Thiere fo nahe mit den Wallfiſchen verwandt find, und eine Zwiſchen— claſſe von Thieren zwiſchen den Saͤugethieren und den Fiſchen ausmachen; weil auch endlich dieſe leztern Thierarten mehr bekannt und zergliedert worden find, und vieles in der Natur⸗ geſchichte der Wallfiſche nur nach analogiſchen Schluͤſſen von dieſen bekannten Thieren erlaͤutert werden kann, auch manche Namen ganz unrecht von den Wallfiſchen auf dieſe Thiere uͤber⸗ getragen worden find; fo werde ich auch die Naturgeſchichte dieſer Thiere obgleich nur ganz kurz berühren, und die Pro⸗ ducte anzeigen, welche von ihnen zugleich mit dem Wallfiſch⸗ fange in den Handel kommen. Daß Ariſtoteles den Wallfiſch ſchon gekannt Habe zeigt ſich in der Stelle, wo er von feinem Myſtiketus fügt, er habe keine Zähne im Maule, wohl aber Haare wie Schweine— borſten. (Ei Animal. III. 12). Camper erinnert dabey mit Recht, daß Ariſtoteles nur einen jungen Wallfiſch meinen müffe, weil bey den alten die Haare ſolang wie Pferdehaare ſeyen. In neuern Zeiten iſt die erſte Beſchreibung von einem Wallfiſche, worinne die Baarten deutlich beſchrieben werden, in einem Briefe eines Englaͤnders an den Polydorus Virgilius vom Jahre 1532 enthalten, den auch Conrad Geßner (Hiltor. Aquat. p. 251.) eingerückt hat. Denn die altern Nachrichten 8 vom 189 vom Albertus M. find hoͤchſt mangelhaft und unbeſtimmt, ob er gleich auſſer dem Wallfiſche auch den Wallroß gekannt zu haben ſcheint. Im folgenden Jahre gab Gyllius in ſei— nen Zufäßen zum Nlellan ebenfalls eine Beſchreibung vom Wal fiſche, aber es war nur ein verſtümmelter Zuszug aus dem vori⸗ gen Briefe. Die Laͤnge des ganzen Thiers, welches auf den Kuͤſten von Northumberland geſtrandet war, betrug 90 Fuß, der Bruſtfinnen 15 Fuß, die Breite der Schwanzfloſſe 7 Ellen. Man zählte 30 Ribben, 2 Fuß lang, und 14 Fuß im Um⸗ fange. Auſſer den Blafelöchern wird auch der Naſenloͤcher erwähnt. Aus der Fänge der Bruſtfloſſen vermuthe ich, daß Balaena boops verſtanden werde. Daß keiner Ruͤcken⸗ finne gedacht wird, kommt ohne Zweifel daher, weil das Thier ſchon zerſchnitten und zerriſſen war, als der Vers faſſer des Briefs hinzukam. Bellen beſchrieb 1553 den Finn⸗ fiſch unter dem italiniſchen Namen Capidolio. Sei⸗ ne Beſchreibung aber iſt lange nicht fo genau, als jene aͤl⸗ tere engliſche vom Wallfiſch, und die Figur taugt auch nicht viel. Er merkt an, daß der gemeine Mann zu ſeiner Zeit die Baarten Wallfiſchribben und die Haare daran den Schwanz nannten. Daher kommt ohne Zweifel der alte lateiniſche Na⸗ men Coſta fartoria. eit dem Fiſchbeine ſteifte man ſchon damals die Kleider und Bruſttuͤcher, und machte Staͤbe fuͤr die Gerichtsdiener daraus. Die Beſchreibung des Rondelet 1554 vom eigentlichen Wallfiſch unter dem Namen Myltice- tus iſt zwar etwas beſſer; aber die vom Finnfiſche unter dem Namen Balaena vera deſto ſchlechter. Die Abbildungen von beyden taugen nichts. Ueber die Natur und Lage der Baarten, welche bey den Wallfiſchen die Stelle der Zaͤhne vertreten, will ich hier noch einige allgemeine Anmerkungen anfuͤhren. Man weiß noch nicht genau, wie fie in die Kinnlabe und den Gaumen eingefuͤgt ſind, ihre Ordnung und Lage, auch nicht den Unterſchied der Geſtalt, Groͤſſe, Farbe und Anzahl, den Alter oder Geſchlecht hervorbringt. Unter den aͤltern Schriftſtellern hat Martens fie 190 men ne fie am genaueſten beſchrieben. Ich ſchickte alſo feine Bemers kungen voraus. Statt der Zaͤhne hat der Wallfiſch lange ſchwarze und etwas breite Hornplatten, die an der dünnen Seite mit raus chen Haaren häufig bewachſen find. Das fogenannte Fiſch⸗ bein ſizt in dem obern Kinnbacken, braun und ſchwarz, auch gelb mit bunten Strichen, wie der Fiſchbein des Finnfiſches. Bey etlichen Wallfiſchen iſt das Fiſchbein blau und lichtblau; man haͤlt dieſe fuͤr junge Thiere. Ganz vorn an dem untern Kinn⸗ backen iſt eine Hoͤle, woran der vordere Theil des obern wie in eine Scheide geht. Mactens meint, daß das Thier dadurch das Waſſer einziehe. Inwendig iſt das Fiſchbein ganz rauh von Pferdehaaren, welche von beyden Seiten um die Zuns ge herunterhaͤngen. Bey einigen iſt das Fiſchbein wie ein Schwerdt, bey andern wie ein Halbmond, gebogen. Das kleinſte ſtzt vorn, und hinten nach dem Rachen zu; das mits telſte iſt das groͤſte und laͤngſte, wohl 2 bis 3 Mann lang. An beyden Seiten ſitzen über 3500 Platten; denn man laͤßt das kleinſte Fiſchbein ſitzen, wo man wegen der Enge des Ra⸗ chens es nicht herausſchneiden kann. Es ſizt in einer platten Reihe an einander, inwendig ein wenig eingebogen, und von auſſen nach auswaͤrts, nach der Kinnbacke geſtaltet, uͤberall wie ein Halbmond. Es iſt oben breit, wo es am Kinnbacken veſt ſizt, mit weiſſen harten Sehnen an der Wurzel uͤberall be⸗ wachſen daß man zwiſchen zwey Platten einen Finger ſtecken kann. Dieſe weiſſen Sehnen ſehen aus, wie die gekochten Seekatzen, (Sepia) haben einen lieblichen Geruch, und laſſen ſich wie Kaͤſe brechen. Wenn fie faulen, ſtinken ſie haͤßlich. Unten an ber breiten Wurzel ſind groſſes und kleines Fiſchbein unter einander. Martens meint, daß dieſes Fiſchbein nicht länger wächſt, weil es eine verſchiedene Geſtalt hat, hinten und vorn gleich dick iſt, und vorn lange Haare hat. Unten iſt das Fiſchbein ſchmal und ſpitzig, und rauh von Haaren, damit es die Zunge nicht verlezt. Aus wendig hat es eine Hoͤle; denn es iſt umgelegt wie eine Waſſerrinne, wo es auf einander liegt wie Dachſteine; ſonſt wuͤrde es die untere Lippe wund machen. a Die —— 191 Die Zunge liegt zwiſchen dem Fiſchbein ganz veſt an dem untern Kinnbacken, iſt groß, weiß, mit ſchwarzen Flecken an den Seiten. Sie beſteht aus einer weichen ſchwammichten Ser tigkeit, und laͤßt ſich ſchwer zerſchneiden; daher man fie ger meiniglich wegwirft, ob man gleich ſonſt 5 bis 7 Quartelen Speck davon erhalten koͤnnte. Dies bemerkte Martens an den Baarten des eigentlichen Wallfiſches. Folgende Bemer⸗ kungen hat Sibbald an dem Schnabelfiſche und Rundmaule gemacht. (Balaena roſtrata und Muſculus). Die Zunge liegt veſt an der untern Kinnbacke und fuͤllt die ganze Hoͤlung derſelben. In der Mitte des Gaumen laͤuft der Laͤnge nach eine knoͤcherne Scheidewand. Auf beyden Seiten derſelben liegen die Baarten in die Queere, von dem innern Rande des Kinnbackens ge⸗ gen die Scheidewand zu. Sibbald glaubt, daß in dem gan⸗ zen Raume zwiſchen dem Zahnfleifche und der Scheidewand Reihen von Baarten ſtehn, ſo daß die breitern und laͤngern Blaͤtter auswaͤrts ſtehn, doch ſo, daß die Haare innwaͤrts gerichtet uͤber die Zunge herabhaͤngen. Als der Schnabelfiſch auf der Seite lag, flieg er auf der haarloſen Seite der Baar— ten auf den Kopf hinauf. Er vermuthet, daß mehrere Bläts ter in derſelben Linie in die Queere ſtehn; fo daß fie einan—⸗ der an den Seiten beruͤhren oder uͤber einander hinausgehn. Er erhielt nehmlich ein Stuͤck von einer Reihe, an welchem in der Breite von einem Zolle 5 Blaͤtter mit den Seiten an einander gefuͤgt, und eine uͤber der andern ſtanden. Die Platten von beyden Thieren kamen darinne uͤberein, daß ſie laͤnglicht rund, auſſen erhaben, inwendig hohl waren. An der aͤuſſern Seite waren ſie auch dicker und endigten ſich mit einem ſtumpfen Rande. Auch in der Mitte ſind ſie ein wenig gebogen. Der breite Theil, welcher ſich in das Zahn⸗ fleiſch einfuͤgt, iſt allein veſt, der uͤbrige Theil beweglich. Die Reihen ſtehn enge beyſammen, am aͤuſſern Ende dicker, am innern duͤnner, und haben der ganzen Laͤnge nach herabhaͤngende Haare, welche nichts anders als die verlaͤngerten Fibern der Hornplatten find. Die Baarten vom Schnabelfiſche waren kuͤrzer und ſchmaler, die längften 1 Fuß und 2 Zoll breit. Im 192 —umm Im Fiſche waren fie grau, nach einiger Zeit aber wurden fie ſchwarz; die Haare waren weicher, dünner, weißlicht und vollkommen an Farbe und Subftanz den Schweinborſten aͤhn⸗ lich. Auf der innern und aͤuſſern Oberflaͤche ſahe man mit bloſſen Auge die Fibern der Laͤnge nachlaufen; dieſe waren beym Schnabelfiſche glatt, beym Rundmaul erhaben, und hat— ten gleichſam Canaͤle zwiſchen ſich. Bey dem erſtern konnte man auch an dem abgeſchnittenen Theile der Platte eine doppel— te Reihe Löcher auf der ganzen Breite derſelben erkennen; bey der andern Art aber nicht. Man bemerkte auch einen Unter— ſchied in der Subſtanz ſelbſt; denn in der Mitte war fie ſchwam— michter, an beyden Seiten aber dichter und veſter; die mit: lere ſchien dem Mark, die an den Raͤndern dem Knochen zu gleichen. Ohne Zweifel erzeugt ſie ſich wie die Knochen, und kommt ihnen in ber Natur ſehr nahe; denn ſie iſt haͤrter und veſter als Knorpel, und beſteht auch aus ſolchen Blaͤttern, wie Knochen, die man mit bloſſen Augen entdeckt. Bey dem Breit— maul waren die laͤngſten Platten 3 Fuß und 1 Fuß breit, ſo weit ſie aus ihrem Behaͤltuiſſe herausſtanden. Dergleichen Behaͤltniß bemerkte Sw. nicht beym Schnabelfiſche, weil er blos die Spitze der Blaͤtter ſehn konnte. Aber aus dem Breit maul erhielt er einen Buͤndel, der aus ſeiner Reihe abgeriſſen war. Dieſer beſtand aus 5 bis 6 Platten, welche in einem membranöfen Behälter eingeſchloſſen waren, der ſich aber der Natur des Horn naͤherte. Dieſe hornartige Membrane bes ſtand wenigſtens aus 2 Haͤuten, und lag an den Platten 1 Zoll dick. Da wo der Buͤndel ſich einfuͤgt, beſtand die Wurs zel aus mehrern laͤnglichten Roͤhrgen, die an den Seiten zuſammengedruͤckt ſind; unter deren Muͤndung ein wenig Mark ſaß, das man mit bloſſen Augen erkannte, weißlicht und gleichſam eingekerbt. Bey dem Breitmaul waren die Haare hart, ſteifer und ſchwarz. Die Subſtanz, aus welcher bie. Platte und Haare entſpringen, iſt ſchleimicht weich wie eine Gallert und bleyfarbig. Der gemeine Mann halt die Baarten fuͤr die Kiemen; daher nennen die Engländer ſie auch Bills. Sie vertreten die Stelle der Zaͤhne, dienen aber mehr die Beu⸗ 193 Beute veſt zu halten und zu zerreiben, als fie zu zermalmen. Die Bauchrunzeln ſind zahlreich, und haben keinen Speck un— ter ſich. Deswegen glaubt Sw. ſie dienten darzu, daß das eindringende Waſſer die innern Theile abkuͤhle, oder auch viels leicht das Thier im Schwimmen auf dem Waſſer zu erhalten. Der Schwerdfiſch, den Schellhammer zergliederte, hatte ſtatt der Zaͤhne in der untern Kinnlade zu beyden Seiten 5 bis 8 Knorpel mit ſcharfen gezaͤhntem Rande der Länge nach ſtehn, welche hier vermuthlich eben die Dienſte thun, wie die Baar⸗ ten der Wallfiſche. Durch das aus der obern Kinnlade her⸗ vorſtehende Schwerdt graͤnzt dieſer Fiſch nahe an den Naar— hual. Bey dem vom Bruͤnnich beſchriebenen Squalus eden- tulus ſtand in der obern Kinnlade ſtatt der Zähne ein Zoll langer Knochen mit ſcharfer Oberflaͤche in die Queere. Aber Bruͤnnich hat nur den getrockneten Kopf des Thiers geſehn; alſo laͤßt ſich nichts weiter von der Aehnlichkeit deſſelben ſagen. Ueber den Namen und die Geſchichte der Cachelotten wer— de ich unten am Ende der Nachrichten von ihnen meine Bemer⸗ kungen bequemer anbringen. Die Schriſtſteller, welche die Naturgeſchichte dieſer Thier⸗ klaſſe abgehandelt haben, nenne ich bey jeder Art; die vom Wallfiſch fange find: P. P. v. S. Seldſaame Wal- vis vangſt. Leid. 1684. welches nach H. Blumenbach ſehr akkurate Kupfer haben ſoll. C. G. Zordragers alte und neue Groͤnlaͤndiſche Fiſcherey. Aus dem Hollaͤnd. Leipz. 1723. 4to. welches Buch ich allein gebraucht habe. Rob. Sibbaldi Phalaenologia nova, five Obferva. tiones de rarioribus quibusdam balaenis in Sco- tiae littus nuper ejectis. Edinburgi 169: iſt ein Hauptbuch, das aber weder Linnee noch viele andre N Schrift⸗ 194 Schriftſteller der Naturgeſchichte wegen feiner Selten⸗ heit geſehn haben muͤſſen. Deswegen iſt es 1773 zu Londen in groß 8. wieder aufgelegt worden. Dieſe Ausgabe habe ich vor mir. Sie unterſcheidet ſich von der erſten durch einige beygeſuͤgte Synonymien aus Pennants brittiſcher Zoologie. Sibbald hat doch aber die wenigſten der von ihm nach den Fiſchernach⸗ richten beſchriebenen Wallfiſche ſelbſt geſehn und beob⸗ achtet. Von der Zergliederung weiß er auch nichts. Die Kupfer ſtellen einige vorher unbekannte Arten und ihre Theile vor, und find wenigſtens ſo genau, als die beſten, welche wir noch von dieſen Thieren uͤberhaupt haben. In der Scotia illuſtrata deſſelben Verfaſſers, welche viele als eine Quelle anführen, finde ich nichts als bloſſe Namen. I. Dereigentliche, oder gemeine groͤnlaͤndiſche Wallfſiſch. (Balaena Myfficetus Lin.) heißt bey den Islaͤndern Slettbakr, Schlichtruͤcken, weil er keine Finne auf dem Ruͤcken hat. Man ißt das Fleiſch der jungen in Island, welches beſonders welß und leckerhaft ſeyn ſoll. Das Thier iſt 100 Ellen lang und daruͤber; hat zwey Finnen oder Floſſen hinter den niedrig ſtehen⸗ den Augen mit z; gegliederten Fingerknochen, welche aber mit einer ſchwarzen matmorirten Haut überzogen find, ohne Spur von Naͤgeln. Der Kopf iſt der dritte Theil des ganzen Koͤr⸗ pers, oben etwas flach und breit, und geht wie ein Dach flach nieder. Vorn an den Lippen oben und unten ſitzen kurze Haare. Die Oefnung des Mauls iſt groß, endiget ſich hinter den Au⸗ gen vor den Floſſen, und iſt fait wie ein lateiniſches S gebogen. Die Zunge liegt unten ganz veſt. Auf dem Kopfe ſteht ein Buckel vor den Augen und Finnen; auf jeder Seite deſſelben ſitzt ein wie ein lateiniſches S gebognes Blaſeloch. Wenn er blaͤßt, fo braußet es fo, daß man ihn auf eine Meile weit hoͤ⸗ ren kann, vorzüglich wenn er verwundet if, und vor Schmer- \ zen V 193 zen wütet und tebt. Hinter dem Buckel iſt er eingebogener als der Fiunfiſch. Die Augen nicht geöffer als Ochſenaugen mit Augeuliedern und Wimpern verſehn, ſitzen zwiſchen Buckel und Finnen. Das Zeugeglied liegt in einer Scheide verbor⸗ gen am Bauche. Um die Schaamritze des Weibes ſitzen zwey Bruͤſte mit War zn, welche weit heraus gebraͤngt werden koͤn— nen. Der Speck ſitzet unter der Haut 9 bis 12 Zoll dick, und iſt nach Anderſon gelb, wenn das Thier geſund iſt. Im Fruͤhjahre haͤlt er feinen Lauf gegen Weſten, bey Altgroͤnland, und Jan Maͤyen Eyland; hernach zieht er ſich gegen Oſten bey Spitzbergen. Auf ihn folgen die Finnfiſche, wenn die Wallfiſche nicht mehr geſehn werden. Vor einem Ungewitter toben und ſchlagen ſie mit dem Schwanze im Waſſer, daß es ſtaͤubt. Das Weib iſt groͤſſer. Die Baarten oder Hornlagen liegen in der obern Kinnlade auf beyden Seiten in ſolcher Dros nung wie die Zähne, aber näher beyſammen, alfy in die Queere nicht nach der Laͤnge der Kinnlade. An der breiten Wurzel ſtecken fie in einem weiſſen Knorpel; die Spitze it mit Faſern wie Pferdehaare beſetzt. Auf der aͤußern Seite find die Baar⸗ ten etwas gekruͤmmt und dicker, auf der innern duͤnner und faſt gerade, auch mit Haaren beſetzt. Die mittelſten ſind die laͤngſten von 3 bis 15 Fuß. Ihre Anzahl beläuft ſich oft auf 500. Innerhalb dieſer Baarten ſitzen noch andre unaͤchte f Baarten gegen den Gaumen zu, in eben der Ordnung, nur weiter aus einander, welche weicher, glatt, begnase viereckigt, nicht über 4 Zolf lang, fo dick wie der Schaft einer Schrei⸗ befeder, an der Spitze mit langen Haaren beſetzt ſind. So wie die aͤchten Baarten die Stelle der Zähne vertreten, fo würde ich dieſe kleinern mit den Gaumenrunzeln der Saͤugethiere ver gleichen. Die Ohren ſind kleine Roͤhren von der Dicke einer Schreibefeder, und ſtehn wie die Augen der Bruſtfloſſen gegen uͤber. Die untere breitere Kinnlade nimmt die Baarten in elne Hoͤlung auf und bedeckt ſie zum Theil. Jung ſehn die Thiere grau marmorirt, gröffer faſt ganz ſchwarz, altſchwarz und weiß gefleckt aus. Die untere Kinnlade iſt bey den meiſten weiß. Einige alte haben eine weiſſe Binde von dem Ruͤcken bis an N 2 den 196 den Bauch laufend. Der Speck iſt im Winter dicker und giebt 120 bis 150 und mehrere Tonnen Thran. Der Wallfiſch haͤlt ſich jezt ſelten unter 66 Graden auf. Im Aprill wirft er ein Junges. Sein Fraß beſteht nach O. Fabriz aus kleinen Meerinſecten, vorzuͤglich Krebſen (Cancer pedatus, macrourus oculatus) einem Nautilus (Argonarcticus) und dem ſogenaunten Wallfiſchaae (Olio retula) welche theils Martens, theils Pall las und Fabriz beſchrieben und abgebildet haben. Er ſperrt blos den Nachen auf, und verſchluckt jo auf einmal viele Millionen von dieſen Geſchoͤpfen, welche un groͤnlaͤndiſchen Meere ſo haͤufig ſind. Hierauf laͤßt er das Waſſer durch die Baarten zum Theil zuruͤck, und ſo bleibt die Beute im Maule zuruck. Sonderbar iſt es, daß alle kleine Krebſe fo gern um feine Baarten herum spielen, und ich ihm gleichſam darbieten. Daß er, wie Linnee ſagt, Quallen oder Meduſen freſſe, hat Fabriz nicht erfahren, zweifelt auch daran, weil die Seequallen im groͤnlaͤndiſchen Meere nicht fo haͤufig find. (Deſſen Abh. im 1 B. der neuen Samml. der Schriften der daͤniſchen Geſell⸗ ſchaft No. 23). Rapidi fera bellua ponti. Per longum ſterdi ad partus jactata profundo, Aeſtuat et luftrans natam ſub gurgite praedam. Abſorbet late per mixtum vr aequor. SILIVS ITALICVS. Der Auswurf ſieht wie ein feuchtes Zinnoberpulver aus. Auf dem Obertheile des Wallfiſches, infonderheit auf dem Kos pfe, halten ſich die ſogenannten Poken oder Seeeicheln auf. (l.epas balaenaris). Bey dem Ochſenauge (Bal. bocps) hal⸗ ten ſie ſich vorzuͤglich in den Runzeln des Bauchs, und an den Bruſtfinnen auf. Ihre weiſſe Farbe iſt das Merkmal, dem die Wallfiſchjaͤger folgen, wenn fie das Thier ſtechen wollen. Die Muſchel leiſtet aber auch ihrem Wirthe gute Dienſte. Denn wenn ſie den Schatten eines nahen Kahns oder Lanze bemerkt, und empfindet, zieht ſich der Wurm Hage ee zuruͤck, und der Wall⸗ 197 Wallfiſch, der dieſes auf feiner Haut verſpuͤrt, taucht vor Schrecken unter und entgeht oft ſo ſeinen Feinden. Von dem Verhaͤltniſſe der Knochen und einiger innern Theile kann man aus folgender Nachricht urteilen, welche Olaffen von einem jungen bey Island geſtrandeten Wallfiſche giebt. Er war 55 Fuß lang, und in der Mitte 41 Fuß 8 Zoll dick. Die untere Kinnbacke maaß 13 Fuß; die Baarten der einen Seite beſtanden aus 368 Stuͤcken, worunter 41 ſehr groß waren. Der Schlund vom Halſe bis an den Magen war 8 Fuß 7 Zoll weit. Die Laͤnge der Eingeweide betrug von dem Ende des Magens bis an den After 354 Fuß, ihre Weite 6 Zoll. Die Luftroͤbhre war vom Halſe bis an die Theilung 3 Fuß lang, und dicht unter dem Kehldeckel 12 Zoll weit. Der Nuͤckgrads⸗ glieder waren in allen 63, und an den hinterſten 14 fehlte fo wie an den 3 erſtern der Prozeſſus dorſalis. Die Augen— hoͤle war 10 Zoll lang und 74 Zoll breit. Einen Kinnbacken⸗ knochen beſchreibt Hanow. Seltenheiten I, S. 465. Faber zaͤlte an ſeinem Wallfiſche nur 32 Wirbelbeine; aber ohne Zweifel irrte er ſich in der Anzahl. (Comment. ad Recchi Hiſtoriam Mexican. p. 568). Der Wallfiſch hat viele Feinde die ihn plagen und verfolgen, und ſtatt aller Waffen zur Gegenwehr nur ſeinen groſſen breiten Schwanz, mit dem er ſtarke und gewaltige Schlaͤge thut. Die Saͤgefiſche und Speckhauer (Squalus Priftis und Delphinus orca) fallen ihn truppenweiſe wie Schlaͤchterhunde an, verfol— gen ihn, jagen ihn auf den Strand, reiſſen ihm groſſe Stuͤcken aus dem Leibe und peinigen ihn zu Tode. Die von Martens und Pallas beſchriebene und abgebildete Wallfiſchlaus, (Onif- cus Ceti) iſt von der Natur angewteſen, auf dem Leibe des Wallfiſches ihre Nahrung zu ſuchen. Sie haͤlt ſich vorzuͤglich an den Bruſtfinnen, Ohren, Nabel und um die Zeugeglieder auf, und hackt ſo tief mit ihren Klauen in die Haut, daß ſie nicht anders weggenommen werden kann, als wenn man ein Stuͤck von der Haut mit wegſchneidet oder ausreißt. Im Sommer find fie am haͤufigſten, und fangen ihre Nahrung aus der Haut. Es ſcheint, daß die Möven, infonderheit die Malemu— 5 ken 1 9 3 TTT ken (procellaria glacialis) die Wallfiſche todt und im Leben, wenn fie ich uber dem Waſſer zeigen, in ſolchen gröffen Schaaren nicht allein um des Specks willen verfolgen, den er etwa mit ausblaͤſet, ſondern hauptſaͤchlich um ihm die Laͤuſe abzuleſen, wie Steller auch von der Seekuh bemerkt hat. Dieſen Dienſt erzeigen unſce Kraͤhen den Schweinen. Dieſen Wallfiſch hat Dudley auf den Kuͤſten von Neu⸗ england beobachtet und beſchreibt ihn alfo, unter dem Na⸗ men whale - bon - Whale. (Tranſactions no. 382). Er iſt 60 bis 70 Fuß lang, hat einen groſſen Kopf, und eine weiche glatte Haut. Die Bruſtfloſſen ſind 5 bis 8 Fuß lang; ſie brauchen ſie nur um ſich damit zu wenden, und ihre Jungen damit zu ſaſſen und fortzutragen. Mit dem Schwanze rudert er ſich fort. Das Auge, ſo groß wie ein Ochſenauge, liegt hinten an der Seite an dem breiteſten Theile des ganzen Thie⸗ res, unter der Hälfte von der Höhe. Unter dem Auge ſtehen die Bruſtfloſſen. Von den Nugen an laͤuft der Kopf ſpitziger zu nach vorn, und der Leib nach hinten zu. Die Eingewei⸗ de haben dieſelbe Bildung und Lage wie beym Ochſen. Einer gab o Tonnen (barrels) Thran, die Zunge allein faſt 20. Das neugeborne Thier iſt o Fuß lang und ſehr fett. Ein Jahr alt heiſſen fe Rurzföpfe, und geben an 50 Tonnen Oel. Zu dieſer Zeit aber ſind die Alten ſehr mager, und die groͤſten geben nur etwa 30 Tonnen. Nach zwey Jahren heiſſen ſie Stunts, wenn fie entwähnt find, und geben 24 bis 28 Ton⸗ nen. Darauf nennt man fie Soulfiſch und beurteilt ihr Als ter nach der Laͤnge des Fiſchbeins. Dieſes iſt bisweilen 6 bis 7 Fuß lang. Ein groſſer Fiſch giebt 1000 Pfund Fiſchbein. Einige glauben, daß die Haarfaſern daran zunaͤchſt an der Zunge dem Thiere ſtatt eines Durchſchlages fuͤr ſeinen Fraß dienen. Die Begattung geſchieht nach Ausſage der Groͤnlands⸗ fahrer ſolcher geſtalt, baß beyde Geſchlechter ſich auf ihre brei⸗ te und platt liegende Schwantze ſenken, mit gerade aufgerich⸗ teten Korper gegen einander ruͤcken, und ſich oben vermittelſt der Bruſtfinnen an einander ſchlieſſen. Dudley aber erzaͤhlt ihre 199 ihre Begattung ſo. Das Weib wirft ſich auf den Ruͤcken, und biegt ihren Schwanz nieder; der Mann rutſchet auf fie, und wird von ihr mit den Bruſtfinnen umfaßt. Sie begatten ſich nur alle zwey Jahre, und werfen nur ein Junges. Das Zeugeglied des Mannes iſt 6 Fuß lang, an der Wurzel 7 bis 8 Zoll im Durchmeſſer, an der Spitze einen Zoll dick. Die Hoden füllen eine halbe Tonne. Die Zeugeglieder liegen aber überhaupt im Leibe verborgen. Eine junge ausgebildete Frucht fand man im Leibe weiß 17 Zoll lang, neugeboren iſt fie ſchwarz und gewöhnlich 20 Fuß lang. Die Alten ſollen 9 bis 10 Monate traͤchtig und gegen die Setzzeit am fetteſten ſeyn. Wenn die ht die Jungen ſaͤugt, fo wirft fie ſie auf die Seite im Waſſer. Die beyden Zitzen find 6 bis 8 Zoll lang, und haben ıo bis 12 Zoll in der Rundung. Die Milch iſt weiß; in dem Magen eines ſaugenden Kalbs fand man ſie geronnen. Ihre Sorgfalt für die Jungen iſt merklich. Sie führen fie nicht allein bey den Schwan zen mit ſich und ſaͤugen fie; ſondern kommen auch öfters mit ihnen in die Höhe um Luft zu holen. Bey allen Verfolgungen verlaſſen ſie ihre Jungen nie. Man ſticht daher zuerſt das Kalb an, toͤdet es aber nicht eher, bis die Mutter in Sicherheit gebracht iſt; ſonſt wiirde fie fo wild, daß man ihr nichts anhaben koͤnnte. Die Wallfiſche halten ſich in Geſellſchaft von 100 zuſammen, und thun groſſe Reiſen. Am Ende des Jahres geht der eigentliche Wall⸗ fiſch weſtwaͤrts, im Frühjahr aber oſtwaͤrts. Die verſchiede⸗ nen Arten vermiſchen ſich nie mit einander, ſondern bleiben abgeſondert. In einer Viertelſtunde kommen ſie einmal em⸗ por, blaſen Waſſer und ſchoͤpfen friſche Luft; werden ſie aber beunruhiget; ſo bleiben ſie wohl eine halbe Stunde unter Waſſer. Wenn aber die Mutter ein Kalb bey ſich hat, ſo koͤmmt fie oͤfterer empor, damit das Kalb friſche Luft ſchoͤpfe. Nach einer toͤdlichen Wunde blaſen ſte auch Blut aus. Im erſten Jahre ſaugen die Kaͤlber an der Mutter; ſo bald ſie aber entwähnt find, ſollen die rechten Wallfiſche von einer modrigten Materie leben welche ſie von dem Boden der See ſaugen. Die, welche todte Thiere von dieſer Art aufgeſchnitten und unterſucht N 4 hat >: er, 200 sg rſicherten, daß fie in dem Magen kein Graß, Fiſch andern Fraß bemerkt haͤtten, auſſer einen weichen Leimen. N in andrer erfahrner Wallfiſchfaͤnger verſicherte; daß dieſe Art bey ſtiller See oben ſchwimme und den roͤthlichen Laich ver⸗ ſchlucke, welcher bisweilen meilenweit auf dem Waſſer ſchwimmt. Der Schlund des rechten Wallfiſches iſt nicht weiter als ber von einem Ochſen; beym Finnfiſche iſt er weiter; denn er lebt von Makrelen, Heringen und andern Fiſchen. Er treibt ſie auf einen Haufen zuſammen, indem er ſich kurz wendet, und dadurch einen Wirbel im Waſſer verurſacht; alsdann aber verſchluckt er mit offnem Maule einige hundert auf einmal. Dudley bemerkt zulezt, daß wenn der Wallfiſch todt iſt, ſo bleibe der Kopf ſo liegen, wie er lag, wenn auch der Wind dargegen blaͤßt. Man ziehe ihn auch ruͤcklings am beſten an den Strand. Die eigentliche Zeit der Paarung iſt nicht ge⸗ nug beſtimmt. Die Wallfiſche im ſuͤdlichen Meere bey der ns ſel Frankreich ſollen ſich im September begatten. Fabriz ſagt, daß der groͤnlaͤndiſche Wallfiſch im April, das Ochſenauge aber überhaupt im Fruͤhjahre werfe. Dudleys Angabe läßt ſich aus folgenden Bemerkungen rechtfertigen. Forſter ſah in Le Maire's Meerenge im Dezember etliche 30 groſſe Wallfiſche, welche meinentheils paarweiſe zuſammen ſchwammen, welches ihm anzuzeigen ſchien, daß dies die Zeit ihrer Begattung ſey. So oft ſie auf der Seite des Schiffs, wo der Wind herkam, Waſſer von ſich blieſſen, hatte man auf dem Schiffe jedesmal einen unertraͤglich faulen Geſtank auszuſtehn, welcher 3 bis 4 Minuten anhielt. Bisweilen legten fie ſich auf den Ruͤ— cken, und platſcherten mit ihren langen Bruſtfloſſen auf dem Waſſer, welches einen Knall verurſachte, als wenn ein halb⸗ pfuͤndiges Stuck abgefeuert wird. In der geringen Entfer⸗ nung davon bemerkte Forſter, daß ſie ſchwarz, am Bauche aber weiß ausſahen, und daſelbſt viele Falten der Laͤnge nach hatten. Sie waren ohngefaͤhr 40 Fuß lang und 10 Fuß im Durch⸗ meſſer dick. Ungeachtet dieſer Groͤſſe ſahe man fie doch zuwei— len ganz und gar aus dem maße ſpringen; und dann fielen ſie 201 ſie jedesmal mit gewaltigem Getoͤſe zuruͤck, ſo daß es um ſie herſchaͤumte. (Reiſe S. 399). Auch Ulloa erzaͤhlt, daß die Wallfiſche im Suͤdmeer oft mit einander ſpielen, fo daß fie ſich einander nähern, den Kopf aus dem Waſſer heben, und thun als wenn ſie einander mit dem Maule anpacken wollten. Darauf gehn ſie wieder von einander. Zuweilen umſchlingen ſie ſich mit den Schwaͤn⸗ zen, und erheben einen groſſen Theil ihres Korpers über das Waſſer, als wenn fie einen Sprung thun wollten. In beis tern Tagen, bey ſtiller See, ſpielen fie am liebſten und oft lange; bey trübem Welter“ laſſen fie ih aber gewoͤhnlich nicht ſehn. Den ekelhaften faulen Geruch, den fie durch das Aus⸗ blaſen um ſich verbreiten, leitet Ulloa von den unverdauten Speiſen im Magen her. Er beſchreibt auch ihre Kaͤmpfe mit dem Saͤgefiſche und Schwertfiſche, ohne jedoch dieſe Fein⸗ de näher zu beſchreiben. (Nachrichten von Amerika J. S. 157). Auſſer dieſen Anzeigen laßt ſich die von Dudley ange⸗ gebene Art der Begattung noch durch die Analogie und das Beyſpiel der Meerkuh, welche ſo nahe an den Wallfiſch graͤnzt, beſtaͤtigen. Dieſe ſah Steller im Fruͤhjahr bey ſtillem Meere gegen den Abend ſich begatten, ſo daß nach vorher gegangenen mancherley Spielen das Weib ſich auf den Ruͤcken warf. Forſter ſezt an der angeführten Stelle, wo er das Spies len und plaͤtſchern der Wallfiſche beſchreibt, hinzu: Dieſes Spiel hat vermuthlich zu dem Matroſen-Maͤhrgen Anlaß gegeben, daß der Dreſcher und der Wallfiſch manchmal mit einander fechten. Der Dreſcher wird gemeiniglich als ein lan⸗ ger Fiſch vorgeſtellt, der aus dem Waſſer ſpringt, um dem Wallfiſche einen derben Schlag beyzubringen. Oft miſchen fie auch den Schwerdfiſch hinein, der dieſe Gelegenheit wahrneh— men ſoll, um dem armen Wallfiſch den Bauch aufzuſchlitzen. In der Nachricht von den beyden zur Provinz Maſſachuſetsbay gehoͤ⸗ rigen Inſeln Nantuket und Marthas Weinberg, welche Forſter aus Hector St. Johns Briefen eines penſylvaniſchen Paͤchters N 5 uͤber⸗ 202 7 uͤberſezt in das dritte Stuͤck der Beytraͤge zur Voͤlker⸗ und Laͤn⸗ derkunde eingeruͤckt hat, werden die dortigen Wallfiſcharten genennt und ſehr kurz beſchrieben. Darunter befindet ſich auch der Thraſcher dreyßig Fuß lang. Dieſer ſoll oft die andern Wallfiſche toͤdten, und mit ihnen in einem beſtaͤndigen Kriege ſeyn. In der beygefuͤgten Note ſagt Forſter No. 9 Der Thraſcher iſt ein junger Fiſch, ich kann nicht ſagen, von wel⸗ cher Art, der in ſeiner Brunſt ſich auf die Seite legt, und mit feiner Finne ſich den Bauch ſchlaͤgt oder driſcht. Wie der os bel glaubt, ſoll dieſer Dreſcher den groſſen Wallfiſch oben mit dem Schwanze ſchlagen, derweil der Grampus ihm unten mit der ſcharfen Ruͤckenfinne den Rauch aufreißt. Hierbey muß man ſich erinnern, daß wenn der Wallfiſch mit dem Schwaͤnze ſtark ſchlaͤgt, und plaͤtſchert, die Engländer dieſes tralen oder dreſchen nennen. Nach dieſer Vorſtellung kann jede Art den Namen Dreſcher fuhren, nachdem ſte mehr oder weniger mit dem Schwanze zu ſchlagen pflegt. Bey dieſer Gelegenheit will ich auch die andern dort an⸗ gefuͤhrfen Namen durchgehn. Der St. Lorenz Wallfiſch ſoll 75 Fuß lang und 16 hoch ſeyn. Der Fiſchbein iſt 12 Fuß lang und wiegt gewoͤhnlich 3000 Pfund. Der Schwanz 20 Fuß breit. Das ganze Thier giebt an 180 Tonnen Thran, die Zunge allein 6. Dieſe Are hält Forſter für Linnees B. Muſculus bey Per nant Round - lipped. Darzu ſehe ich keinen Grund. Der zweyte heißt der Diſko oder Groͤnland Walls fiſch; wird nur 3 Klafter lang, und giebt kaum 4 Tonnen Thran. Man nennt ihn auch Witfiſch oder Weißfiſch. Dieſe Art erklärt Forſter für eine dem Linnee unbekannte, die aber Pennant the be ked nenne, der Deutſchen Butzkopf. Ich kann dieſes Thier nach allen Anzeigen fuͤr nichts anders als Delphinus albicans oder den Weißfiſch des Martens erklären. Den Humpbak, oder Hoͤcker auf der Kuͤſte von Neufoundland, 40 bis 70 Fuß lang, erklaͤrt Forſter ganz recht für bal, boops oder Pennants Pike headed. Den Schwefelbauch Sufphur bottom) aus dem Lorenz⸗ fluß, 90 Fuß lang, und ſehr geſchwind, kann ich nach ge ns» E 203 Angabe ſo wenig als Forſter beſtimmen. Die uͤbrigen Na⸗ men verdienen noch weniger hier angeführt zu werden. Loch wird daſelbſt erzaͤhlt, daß die nordamerikaniſchen Wallfiſchfaͤnger mit dem gefraͤßigen Hayfiſch zu thun haben, welcher ſich uͤber ihre Beute hermacht, und ihnen vornemlich des Nachts einen groſſen Theil davon raubt. Ferner ſoll eine Art Wallfiſche, 30 Schuh lang, der fo viel Muth und Behen— digkeit hat, daß er die groͤſten Cachelotten angreift, den Fi⸗ ſchern nicht ſelten ihre ganze Beute entreiſſen. Gegen dieſen fuͤrchterlichen Feind wiſſen fie kein Mittel ſich zu ſchuͤtzen. Es ſcheint, daß hier der Speckhauer gemeint ſey. Der Finnfiſch (Bal. Phyſalus Lip.) iſt in der Groͤſſe dem Wallfiſche gleich; dieſer aber uͤbertriſt ihn in der Dicke 3 bis amal. Die Ruͤckenfloſſe ſteht hinten nahe am Schwan⸗ ze; daran erkennt man ihn im Laufe. Er blaͤßt auch ſtaͤrker Waſſer. Der Buckel auf dem Kopfe iſt in die Laͤnge ge⸗ ſpalten; das iſt fein Blaſeloch. Der Buckel iſt nicht fo hoch, als wie am Wallfiſch der Ruͤcken, auch nicht alſo tief einge⸗ bogen. Die Lippen ſind von Farbe braͤunlich, mit Krauſſen geziert, wie eine Linie oder Strick. An der obern Kinnlade haͤngt das Fiſchbein wie am Wallfiſch. Inwendig zwiſchen dem Fiſch⸗ beine iſt er ganz rauh von Haaren, wie Pferdehaare, welche an dem Fiſchbein ſitzen. Die Baarten ſind blau. Ueberhaupt kommt ber blaue Fiſchbein von jungen Waltfiſchen und Finn⸗ fiſchen. Der andre iſt braun, von den aͤlteſten Wallfiſchen dunkelbraun mit geiben Strichen. Ueberhaupt iſt der Finn ſiſch lang, rund und ſchmal; auch ſchneller und gefaͤhrlicher zu toͤdten als der Wallfiſch, weil er ſich geſchwinder wenden kann. Er giebt auch nicht ſo viel Fett als jener. Wenn die Finnfiſche kommen, ſieht man keinen Wallfiſch mehr. So ſagt Martens. Mit dieſer Beſchreibung kommt diejenige überein, welche Rondelet von feinem wahren Wallſiſch giebt. Dieſer ſoll in Saintonge Gibbar heiſſen von dem Buckel des Ruͤckens, auf welchem die Finne ſteht. Er ſoll ſchmaler ſeyn, und weniger Speck haben als der Wallfiſch, auch einen laͤn⸗ 0 gern 204 gern ſpitzigern Nüffel, kuͤrzere und kleinere Bruſtfinnen. Die Figur, welche nach dem Leben gemacht ſeyn ſoll, zeigt an den Oberlippen zwey dicke Anhaͤngſel wie Fuͤhlfaden. Auch Bellon hat dieſe Art unter dem etalieniſchen Namen Capidolio beſchrie⸗ ben und abgebildet. Er ſagt zwar: Practenturas ante ocu- los habet, quod his fibi praetentat iter; dergleichen ſollen vermuthlich die Faſern in der Figur des Rondelet ſeyn; aber Bellons Figur hat ſie nicht ausgedrückt; dargegen erwähnt ihrer Rondelet nicht in der Beſchreibung. Faſt ſollte man glau⸗ ben, daß Martens dieſe Bartfaſern unter ſeinen Hrauſen wie Stricke verſtanden habe; doch finde ich bey den übrigen Schrift: ſtellern nicht die geringſte Spur. Pennant ſagt: the lips are brown, and like a twiſted rope; die Lippen waͤren wie ein geflochten Seil. Dieſes iſt noch viel undeutlicher und wahr⸗ ſcheinlich aus Marten? genommen. Die Figur des Mar⸗ tens ſtimmt zwar mit Rondeſets Beſchreibung fonft uͤberein; aber es zeigt ſich daran keine Spur von Krauſen an den Lippen. Durch die Aehnlichkeit des Namen haben ſich Briſſon, Lin⸗ nee und Erxleben verleiten laſſen, den Phyſeter des Mondes let mit dem Finnfiſche zu verwechſeln, da Rondelets Phyſeter in beyden Kinnladen ſpitzige Zaͤhne hat, und zu den Delphi: nen gehoͤrt. Schon Anderſon hat ganz recht bemerkt (S. 197) daß Nondelets Balaena vera der Finnſiſch ſey. Was Zor⸗ drager vom Finnfiſch ſagt, iſt aus Martens genommen; die Abbildung aber viel ſchlechter. Aus dem Namen Gibbar, den die franzoͤſiſchen und biſcayiſchen Wallfiſchfaͤnger brauchten, ſcheinen die andern fremden Jaͤger den verdorbnen Namen Jupiterfiſch, Gubartes oder Gibbartas gemacht zu haben, wie ſchon Anderſon erinnert. Er beſchreibt nach Fiſcherbe⸗ richten einen Jupiterfiſch, der ziemlich mit dem Finnfiſch übers ein kommt; daher auch Otho Fabriz vermuthet, daß es derſelbe ſey. Der Kopf iſt nicht ſo dick, wie am Wallfiſch, ſondern viel länger, ſchmaler und ſpitziger; auch iſt der Leib hinten ſchaͤrfer und ſpitziger. Er hat 2 Blafelöcher, und blaͤßt ſtaͤrker als der Wallfiſch. Die Haut liegt (oofe an dem Leibe mit vie⸗ len Falten und Runzeln. Die Farbe iſt ſchwarzblau. Auf dem 205 dem Rücken eine ſtumpfe, wenig gekrümmte 2 Fuß hohe Finne, dahinter ein Buckel, der viel niedriger und etwas laͤnglicht iſt. Angeſchoſſen ſchrie er heftig wie ein Schwein. Die Baarten waren kurz 14 bis 2 Fuß, dabey unten gor breit, faſt wie ein Dreyeck geſtaltet, weiß und bruͤchig. Einer von 50 bis 60 Fuß Fans ge gab nur 14 Quartele Speck, welcher dünn und waͤßrigt war und beym Ausbrennen verrauchte. Das Thier war ſehr grimmig, und ging auf die Leute los und ſchlug ſie. Das Maͤnnchen verließ das Weib auch nicht im Tode, ſondern legte ſich daruber und tobte ſehr. Cranz, der den Finnfiſch erſt aus Martens, hernach den Jupiterfiſch aus An derſon, als zwey verſchiedene Fiſche, beſchreibt, ſagt, der Jupiterfiſch habe am Bauche lange Runzeln wie Furchen, die inwendig weiß ſeyen. Aber dies ſagt Anderſon nicht vom Bauche al⸗ lein. Sollte dieſer Umſtand, daß der Jupiterfiſch am Bauche Falten habe, richtig ſeyn, fo kann es nicht der Finnfiſch ſeyn; denn dieſer gehört in der alten zordifchen Abtheilung unter die zahnloſen Fiſche mit glattem Bauche. Die Islaͤnber nennen ihn Hnuſu⸗bakr, Buckelruͤcken. Er wird nach Olaffen 70 bis 80 Ellen lang Otto Fabriz ſagt, der Finnfiſch ſey ſchmaͤler und runder als der Wallfiſch, aber eben ſo lang. Die Baarten ſeyen viel kuͤrzer, die laͤngſten nicht viel uͤber einen Fuß, aber ziemlich breit. Der dunne weniger oͤligte Speck gebe nur ohngefaͤhr 10 Tonnen Thran. Im Herbſte beſuche er die Kuͤſten von Grönland; uns freſſe Heeringe, Lachſe, und andre kleine Fiſche. Er ſey wilder, geſchwinder und blaſe ſtaͤr⸗ ker, werde auch ſeltner gefangen. Fabriz karacteriſirt ihn alſo: der Finnfiſch mit doppelter Blaſeroͤhre mitten auf dem Kopfe und einer Fettfinne am Ende des Ruͤckens. Anderſon beſchreibt dieſe Art unter ihrem deutſchen Namen ſo. Er iſt eben fo lang auch wohl länger als der eigentliche Wallfiſch aber viel ſchmaler, laͤnglichter, hurtiger, grimmiger und we— gen feiner heftigen Schwanzſchlaͤge gefährlicher. Die Ruͤcken⸗ finne iſt 22 bis 4 Fuß hoch, gerade und ſpitzig; die Bruſt⸗ finnen jede 6 bis 7 Fuß lang. Er hat weniger Speck, die Baarten find turz, ſchlecht und knootigt; feine Kehle weiter. Wenn 206 f Wenn man dieſe Beſchreibung mit der vom Jupiterfiſch ver gleicht, fo bemerkt man in der Geſtalt und Höhe der Rücken⸗ finne eine Verſchiedenheit, die ich nicht zu erklaren weiß. An⸗ derſon hat ubrigens alles aus Dudley (No. 387) genommen, nur die lezten Worte nicht; denn Dudley ſagt bloß; der Bauch ſey weiß. Bald darauf bey einem andern Wallfiſch merkt er an, daß der Finnſiſch (Firoback) fo wohl als der Buckelruͤcken (bal. boops) am Bauche und an den Seiten vorn der Laͤnge nach Falten habe. Hier bleibt alſo ein unerklaͤrbarer Zweifel uͤbrig. 3. Unter den Wallfiſchen mit faltigem Bauche iſt dieſe Art, welche Linnee Bal. Boops die ochſenaͤugigte nennt, von O. Fabriz mehrmalen unterſucht und genau beſchrieben wor: den. Vey den Ielaͤndern heißt fie nach Olaffen Hrafe⸗ Reydur der Hrefna, wird 60 bis 80 Ellen lang. Olaffen halt fie für den Rörhnal der Normaͤnner bey Pontoppidan II. S. 199. Bisweilen fey ſie ganz weiß, meiſt aber am Nüs cken etwas dunkel, am Bauche und an den Seiten weiß. Die Islaͤnder halten fie für freundſchaftliche Fiſche und harpuniren fie nicht gern, weil ſie nahe um die Boote herumſchwimmen, unter die Boote und Ruder hindurchſchieſſen, und fo die in Menge herumſchwaͤrmenden Kaubfifche von den Booken abhal⸗ ten. Fabriz beſchreibt das Thier alſo: Die zwey Blaſeroͤh— ren ſtehn nahe beyſammen, ohngefaͤhr in der Mitte des Kopfs, auf einem Buckel; fie konnen durch eine gemeinſchaftliche Klar: pe verſchloſſen werden, fo daß man es für eine Roͤhre anſieht. Die Schnautze geht gerade und immer ſchmaler zu, und endi⸗ get ſich mit einer breiten ſtumpfen Spitze. Vor den Röhren auf dem Scheitel ſtehn 3 Reihen zirkelfoͤrmiger Erhebungen. Die untere Kinnlade iſt etwas kurzer und ſchmaͤler, mit eis ner ſchiefen Richtung gegen die obere. Die ſchwarzen Augen mit dem weiſſen Sterne ſtehn hinter den Dlaferöhren an der Seite des Kopfs ſo groß wie bey der Loͤwenrobbe. Die klei⸗ nen Obrlöcher hinter den Augen. Die ſchwarzen Baarten find ſelten über einen Fuß lang, ſonſt wie beym Finnfiſch; nur iſt vorn ein Raum ohne Baarten. Der Gaumen weiß. Zun⸗ 5 ge 207 ge groß, runzlicht, fett, leberfarben. Gegen den Schlund hänge davon eine ſchlaffe Hanf wie ein Deckel herab. Bruſtfloſſen groß, laͤnglichtrund, der hintere Rand ganz, der vordere rundlicht, eingekerbt. In der Finne ſah Fabriz einen Arm, Handknochen und 5 gegliederte Finger mit Haut bedeckt, ohne Naͤgel. Die Ruͤckenſiane ſteht ohngefaͤhr über dem After, und beſteht aus einem fettigten Knorpel, ohne Knochen, un⸗ ten breit, oben ſpitzig, von vorn nach hinten gebogen, hin— terwaͤrts perpendikular. Der runde Leib iſt bey den Bruſtfin⸗ nen am dickſten, von da an wird er immer ſchmaler. Hinter der Ruͤckenfloſſe fange ein ſpitziger Kiel an und geht bis an die Schwanzffoſſe Die zwey lappigte horizontale Schwanzfloſſe beſteht aus derſelben Maſſe wie die Ruͤckenfinne, und die Lap⸗ pen ſind hinten eingeſchnitten. Von der Kehle an bis an den Nabel gehn viele und tiefe Furchen, welche hinten zuſammen laufen, und einen Winkel machen, ſo daß die aͤuſſerſten die laͤngſten find. Dieſe Falten kann das Thier zuſammenziehn und erweitern. Es iſt 50 bis 54 Fuß lang, oben ganz ſchwarz, an der Kehle, an den Bruſtfloſſen, und unten am Schwanze weiß. Der Grund der Bauchfalten iſt blutroth; der hervorragende Zwiſchenraum aber fo wie der ganze Bauch weiß und ſchwarz marmorirt. Der dicke Speck giebt nicht fo viel Thran als von den uͤbrigen. Das Fleiſch iſt roth. Sein Aufenthalt iſt gewoͤhnlich zwiſchen dem 61 und 65 Grade. Im Winter lebt er in der See, im Sommer und Herbſte bes ſucht er die Kuͤſten und Buchten. Im Fruͤ jahre wirft er ein Junges, welches der Mutter folgt, bis fie zum zweytenmal wirft. Er lebt vom Tobiasfiſch, Lachs, und dem norblichen Nautilus. (Argonauta arcticus). l Wenn er freſſen will, ſperrt er wie der eigentliche Wall⸗ fifch den Rachen weit auf, und verſchluckt die Beute ſammt dem Waſſer. Alsdann erweitert er auch die Bauchrunzeln, welche durch ihre blutige Roͤthe auf dem fleckigten Bauche eis nen herrlichen Anblick geben. Er blaͤßt nicht ſo ſtark, als die übrigen, indem er gerade fortgeht, und ſich haufig unters taucht. Er ſteigt ſchief herab, und halt dabey den Schwanz aber 208 uber dem Waſſer, und in eben der Richtung kommt er in die Hoͤhe. Bey ſtillem Meere ruht er oft auf dem Waſſer, als wenn er ſchliefe; dann iſt die bequemſte Zeit zum Fange. Bis⸗ weilen legt er ſich auf die Seite und plaffchert mit den Bruſt⸗ floſſen; auch erhebt er ich uber das Waſſer, und wirft ſich auf den Ruͤcken, vielleicht um der Pocken und Laͤuſe willen, wel- che ihn ſehr plagen Das Thier iſt furchtſam, und hat ſei⸗ nen aͤrgſten Feind an der kleinaͤugigten Cachelotte. Das Weib befihüst ſein Junges mit den Schwanzſchlaͤgen. Die kurzen Baarten werden nur zu kleinen Kaͤſtgen und dergleichen kleinem Geraͤthe verbraucht. Man ſticht ihn am ſicherſten hinter den Bruſtfloſſen. Fabrzz erklärt dieſe Art für den Butzkopf des Egede und Aldelung, und vermuthet, daß Anderſon und nach ihm Cranz unter ihrem Pflockfiſche denſelben verſtehn. Dieſer Pflock fiſch wird in Philofophic. Tranſactions. No. 387. Art. 2 bes ſchrieben und heißt Bunch or Humpbak Whale auf der Kuͤſte von Neuengland. Er hat einen Höcker wie ein Pflock geſtal⸗ tet, der hinten wegſteht, an der Stelle, wo der Finnfiſch fei- ne Finne traͤgt. Dieſer iſt einen Fuß hoch und ſo dick als ein Mannskopf. Die Bruſtfinnen ſind bis 18 Fuß lang, ſehr weiß, und ſtehn bald bis an den halben Leib. Der Speck kommt dem vom Finnfiſche bey, die Vaarten aber find etwas beſſer. Von dem Kopfe nach dem Schwanz zu gehn auf dem Bauche und an den Seiten ſolang als die Bruſtfloſſen viele Falten. Man ſieht, daß die Uebereinſtimmung groß iſt. Erxleben hat aber mit ungleich weniger Wahrſcheinlichkeit dies fe Beſchreibung zum Finnfiſche gezogen. Die langen und weiß fen Bruſtfinnen ſcheinen ein gutes Kennzeichen abzugeben. Die bey den Bermuden gefangene Wallfiſche mit ihren Jungen, welche in den Tranſactionen (No. 1.) beſchrieben werden, ge⸗ hoͤren ohne Zweifel hieher. Der eine von den Alten war 88 Fuß laug, der Schwanz 23 Fuß breit, die Bruſtfloſſen 26 Fuß, und die Blafelöcher (gills) 3 Fuß lang. Oben auf dem Rücken ſteht eine Finne, unten von der Naſe bis an den Nabel gehn groſſe Binden, eder Falten, (bends), Der andre alte war . Re, 209 war gegen 60 Fuß lang; von den Jungen war das eine 335 die beyden andern über 25 und 26 Fuß lang. Ihr Leib war hinten ſehr ſcharf, wie ein Dachruͤcken, der Kopf ſehr dick und plump, und voll von Beulen an beyden Seiten; der Koͤrper oben ſchwarz, der Bauch weiß. Ihre Geſchwindigkeit und Staͤrke iſt fo groß, daß ein angeſchoſſen Thier das Boot in 3 Stunden 7 bis 8 engliſche Meilen hinter fich herzog. Verwundet bruͤl⸗ len fie fo ſehr, daß alle Wallfiſche, die es hören, ſich auf dem Platze verſammlen. Aus der grünlichten graßartigen Ma⸗ terte, die man in ihrem Magen fand, ſchloß man, daß ſie Meer⸗ graß freſſen. Die groͤſte Art davon mag 7 bis 8 Tonnen Oel geben; die jungen geben wenig, und nur eine Art von Gallert. Man ſoll die Hand in das kochende Oel ſtecken koͤnnen, ohne ſie zu verbrennen; auch ſoll dieſes Oel als Sal⸗ be gebraucht, friſche Wunden und Laͤhmungen heilen. Man fängt fie bey den Bermuden vom Anfang des Merz bis zu En⸗ de des May; alsdann aber ziehn fie ſich in die Bay von Flo⸗ rida zurück, In einem zweyten Aufſatze von Norwood uͤber die Wallfiſche bey den Bermuden (No 3c) wird beylaͤufig ges meldet, daß man an den Bahama Inſeln Wallfiſche fange, welche auſſer dem Wallrath auch Thran aber weniger geben. Dieſe Wallfiſche hätten aber groſſe Zähne. In einem dritten Aufſatze von den Bermuden (No 40.) wird geſagt, daß die zahnloſen Wallfiſche in den Monaten Maͤrz, May, April ſich bey den Bermuden aufhalten und das Mooß von den Klippen im Grunde der See freſſen Nachdem ziehn fie ſich zurück. Auch treiben einige Spermacetiwallfiſche an den Strand. Dieſe haben viele Zähne, fo dick wie das Gelenk an der Hand, oder die Handwurzel, und ſind ſehr wild und geſchwind. Ihr Koͤrper iſt ganz mit Sennen uͤberzogen, welche ſich zu einer Laͤnge von 30 Faden ausdehnen laſſen. Der Wallrat bedeckt ihren ganzen Koͤrper. | Pennant nennt diefe Art mit Dale (Harwik S. 410 N. 3) Pike - headed, und erklärt fie für den von Sibbald abgebildeten Wallfiſch, den ich fuͤr den Schnabelfiſch 294 2 i 8 n 210 An die Verſchiedenheit der Groͤſſe und Länge muß man ſich nicht ſtoſſen. Ich glaube, daß allemal die nordamerika⸗ niſchen Fiſche jezt groͤſſer werden gefangen werden, als die groͤnlaͤndiſchen, welche jährlich in ſolcher Menge getoͤdtet wer⸗ den und nicht Zeit haben vollkommen auszuwachſen. . 4. Nordkaper (Bal. Muſculus Linn) heißt bey den Islaͤndern Steipr⸗Reydur, und iſt nach Olaffen der groͤſte unter allen bekannten Wallfiſchen, inſonderheit in Anſehung der Laͤnge; denn der Mann wird uͤber 120 Ellen lang. O. 1 hat dieſe Art nicht ſelbſt unterſucht, erklaͤrt ſie aber fur den Nordkaper des Egede, Cranz, Anderſon und für die Balaena glacialis des Müller Prodrom. 49. Linnee und andre unterſcheiden dieſe Art durch zwey Blaſeloͤcher vorn an der Stirn, und die breitere Unterkinnbacke. Sie ſoll nach ihm im ſchottlaͤndiſchen Meere wohnen. Bey Groͤnland iſt fie jezt wenigſtens ſelten. In der zehnten Ausgabe zweifelte Lin⸗ nee noch, ob fie von dem eigentlichen Wallfiſche( Myſticetus)wirk⸗ lich verſchieden ſey. Vermuthlich gab er ihm damals die Fett⸗ floſſe auf dem Ruͤcken nicht, die er in der lezten Ausgabe er⸗ halten hat. Erxleben hingegen meinte, daß der Nordkaper des Egede, Cranz und Ander ſon, wie auch die Balaene gla- cialis des Muͤller eine Abart von dem eigentlichen Wallfiſche, oder eine nahe mit ihm verwandte Art ſey. Um aus dieſer Verwirrung zu kommen, will ich die Beſchreibungen der Schriftſteller vergleichen. Martens ſagt, ſie hieſſen Nordka⸗ per, weil fie zwiſchen Spitzbergen und Norwegen beym Nord— kap gefangen wurden. Sie ſeyen nicht ſo groß, wie die eis gentlichen Wallfiſche, und gaben nicht ſo viel Speck. Man erhalte nur 10, 20 bis 30 Quartele Speck. Bey Hitland hatte ein gefangner Nordkaper mehr als eine Tonne Heringe im Magen. Sie ſind kleiner aber geſchwinder als die Wall⸗ fiſche, und gefährlicher. Sie ſpringen und toben im Waſſer, gemeiniglich mit dem Schwanz auſſer dem Waſſer, daß man ihr nen nicht nahe kommen darf. Nach Zordrager haͤlt der Nord⸗ kaper ſich meiſt um Nordkap und Island auf, und begiebt ſich niemals nach Groͤnland. Er habe veſtern Speck als die ey laͤn⸗ 211 laͤndiſchen Fiſche, daher begebe er ſich weiter nach Suͤden. Der Finnfiſch aber, welcher noch veſtern Speck habe, gehe noch weiter nach Suͤden. Der Nordkaper geht tief im Waſſer mit in die Höhe geſtrecktem Schwanze, und vermeidet alle Untie— fen. Er geht zwar bis Hitland, aber ſobald er die Seichte der Nordſee gewahr wird, geht er zuruͤck. Die Alten lieben ihre Jungen, und ſchwaͤrmen um fie herum; wenn dieſe ges fangen werden, gerathen ſie oft mit in die Gefangenſchaft. Um Johannis gehn ſie unter das Land, und in die Bayen, wo die Fiſche laichen, und die Brut auskommt; um Nicolai aber kehren ſie in die See zuruͤck. Anderſon ſagt, der Nordkaper ſey dem eigentlichen Wallfiſch in allem aͤhnlich, nur am Kopfe und Leibe ſchmaler und kleiner; ſeine Haut nicht ſo ſametartig ſchwarz, ſondern etwas weißlichter; ſeine Kinnbacken ſeyen nicht fo laͤnglicht, ſondern rundlicht. Das übrige iſt aus Martens. Aber Anderſon ſowohl als Cranz ſprechen ihm die Ruͤckenfin⸗ ne ab, welche er haben müßte, wenn es des Linnee Muſculus ſeyn ſoll. In den Ephemerid. Natur. Curioſ. Decad. II. Ann. VII. Obſ. 21 ſteht eine Abbildung vom Nordkaper; aber ich zweiſle an ihrer Zuverlaͤßigkeit. Weil Linnee unter dies ſem Namen d. Wallfiſch des Rajus anfuͤhrt, mit 3 Finnen, mit breitern und runden Unterkinnbacken, ſo meinte er die Art, welche Sibbald mit eben dieſen Kennzeichen beſchrieben (S. 78) und Pennant (VI. Zoolog. Br. 42) Round - lipped genennt hat. Sibbald unterſuchte ſelbſt ein männliches Thier, wel— ches im September an den ſchottiſchen Kuͤſten geſteandet war. Es war 78 Fuß lang, und ohngefaͤhr 35 im Umfange dick. Der untere Kinnbacken war viel breiter und groͤſſer als der obere, und dabey halbzirkelfoͤrmig, daher ſchien der Kopf ſtumpf und rund. Seine Laͤnge betrug 13 Fuß 25 Zoll; der ofne Rachen ſtellte ein gleichſeitiges Dreyeck vor. Der Raum zwiſchen der Mitte des Gaumen und dem entgegenſtehenden Theil des untern Kinnbackens betrug 13 Fuß 2 Zolle. In dem Maule ſtanden 14 Menſchen zuſammen und ein kleines Fahrzeug fuhr mit der Fluth gerade hinein. Der obere Kinn— backen war ſchmaler, lief ain Ende ſpitzig zu, und ward von i 8 2 dem 212 or ae v dem Rande des untern breitern aufgenommen. Der untere hatte weder Baarten noch Zaͤhne, ſondern eine dicke runde Lippe mit einer glatten Oberfläche. Die Zunge hing daran veſt, wie ein Kuͤſſen zuſammengewickelt, ı5 Fuß 72 Zoll lang, und an dem dickſten Ende ebenfalls 15 Fuß breit. Sie hatte eine dünne Oberhaut, und beſtand aus einer weichen Subſtanz. An der Wurzel im Eingange des Schlunds lag auf beyden Seis ten eine rothe Fleiſchkugel, vormuthlich die Mandeln. Sie glichen der Erhebung auf den ehrnen Pauken der Kavallerie an Geſtalt und Groͤſſe, und machten den Eingang ſo eng, daß nur kleine Fiſche, Seekraͤuter und dergleichen in den Ma⸗ gen kommen konnten. An dem obern Kinnbacken war der Gaumen mit ſchwarzen Haaren oder Borſten bedeckt, welche uͤber die zunge hingen. So wie man ſie auf die Seite entfern⸗ te, erſchienen die ſchwarzen Baarten. Die laͤngſten waren 3 Fuß. Bey ihrem Urſprunge aus dem Gaumen und Zahnflei⸗ ſche waren ſie ein Fuß breit, gegen die Zunge aber wurden fie immer ſchmaler und endigten ſich auf einen Haarfaden. Der untere ſpitzigere Theil iſt der Länge nach mit ſchwarzen Haaren beſezt. Wo die Schnautze duͤnner und ſchmaler wird, ſind die Baarten kaum Fuß lang, und 1 Zoll dick. „leberhaupt mas ren fie in Bündel geordnet. und in einem B. Alter von der nehmlichen Subſtanz enthalten. Ein folcher zerſchnittener Buͤndel glich einem zuſammengelegten Frauenzimmerfaͤcher. Die Augen ſtanden nicht weit vom Anfange des Rachen. Von ihnen bis an das Ende der Schnautze waren 13 Fuß 2 Zolle. Als man ſie ſammt dem knorplichten Behaͤltniſſe und den daran liegenden Muſkeln herausnahm, betrug der Durchmeſſer 5 Zoll, der von dem Augapfel aber 13 Zoll. Die innern Theile glis chen an Groͤſſe und Farbe dem Ochſenauge. Das Thier hatte ſtatt der Blaſeroͤhren gegen die Stirne zu, zwey groſſe Loͤcher faſt pyramidenfoͤrmig. Der Grund auf der Stirne war breis ter, aber gegen die ſchmale ſpitzige Schnautze zu wurden ſie immer ſchmaler. In der Mitte hatten ſie eine Scheidewand. Die Bruſtfinnen waren 10 Fuß lang, am breiteſten Theile 27 Fuß breit; gegen das Ende aber bis auf 3 Zoll ſchmal. Von ih⸗ nen —— 213 nen bis an den Anfang des Schlundes waren 6 Fuß; Zolle. Die Ruͤckenfinne war 3 Fuß lang, 2 hoch. Von dem untern Theile derſelben bis an die Gabel des Schwanzes waren 12 Fuß, 10 Zoll. An einem groſſen Loche in dieſer Finne, wel— ches durch eine Kugel gemacht worden war, kannten die He— ringsfaͤnger dieſes Thier uͤber 20 Jahre lang. Von dem un— tern Kinnbacken bis an den Nabel gingen viele Falten, 2 Zoll breit; die Erhoͤhungen und Vertiefungen darzwiſchen betrugen eben fo viel. Das Zeugeglied hing ſchief beym Nabel aus dem Koͤrper, 5 Fuß lang, am Grunde 4 Fuß im Umfange dick, am Ende ſpitziger. Fuͤnf Fuß darunter ſteht der After unter der Ruͤckenfinne, 12 Fuß von der gablichten Schwanz⸗ floſſe entfernt. Die Oefnung ift ı Fuß lang. Der Raum zwiſchen den beyden Enden des Schwanzes betrug 184 Fuß. Der Speck war an den Seiten nur 43 Zoll, am Kopfe und Hals ı Fuß dick; die Haut + Zoll; der Bauch weißlicht. Man erhielt kaum 30 Tonnen Thran davon; ſonſt nichts von Werth. Die Fiſcher hatten bemerkt, daß er immer den He— ringen nachging, und aus ſeiner Gegenwart ſchloſſen ſie auf einen guten Fang. Die Figur auf der z ten Tafel ſcheint ſehr genau zu ſeyn. Man ſieht in dem aufgeſperrten Rachen ſo wohl die Zunge und Baarten, als auch die groſſen Mandeln liegen. | Schnabelfiſch (Balaena roftrata) mit langen, ſchmalen, ſpitzigen Schnabel. Die Islaͤnder unterſchieden dieſe kleinſte Wallfiſchart durch den Namen Andarnefia d. i. En enſchnabel. Olaffen haͤlt ihn für den Nebbe Hual der Normaͤnner beym Pontoppidan J. S. 184 nebſt Figur, und den Doͤaling der Faͤröer bey Debes S. 159. Das feine Oel dringt durch alle hoͤlzerne und irrdene Gefaͤſſe, und ſogar Glas wird auswendig davon feucht. Wenn man davon einnimmt, ſo zieht es ſich gleich durch den Koͤrper. Man braucht es daher in Island als ein ſchmerzſtillendes und zertheilendes Mittel. Dieſe Art iſt bey Island gewöhnlich 10 12 Ellen lang, hoͤchſtens ers reicht fie eine Fänge von 14:15 Ellen. Das Fleiſch wird ges geſſen. Otho Fabriz hat das Thier in Grönland, wo 5 Y 3 is rr... * 214 Tikagaulick heißt, geſehn, und zuerſt genauer beſchrieben und unterſcheiden gelehrt. Er beſtimmt es nach der Groͤſſe, dem ſchmalen Schnabel, der Ruͤckenfinne, und den weiſſen Baar⸗ ten. Wegen der Namen Doͤgling und Nebbe-Hual iſt er noch in Zweifel, weil die beyden vorher angeführten Schrifts ſteller von der Beſchaffenheit der Kinnladen ſchweigen, und er von der Eigenſchaft des Oels nichts erfahren hat. Es iſt die kleinſte Wallfiſchart mit kurzen weiſſen Baarten, die Bruſtfloſ⸗ ſen ſind breit, abgerundet; die laͤngere Ruͤckenfloſſe gegen den Schwanz nach hinten gerichtet. Der Schwanz zweyſpaltig; der Bauch faltig. Oben iſt der Leib ſchwarz, unten weiß mit einer rothen Miſchung. Der veſte Speck giebt wenig Thran. Im Sommer und Herbſte haͤlt er ſich an den Kuͤſten von Groͤnland auf; im Winter zieht er weiter gegen Suͤden. Frißt Lachſe und andre kleine Fiſche, die er verfolgt. Schwimmt geſchwind, meiſt allein, blaͤßt ſtark aber geſchwind. Wegen ſei⸗ ner Geſchwindigkeit wird er ſelten gefangen. Den Spring⸗ hual des Pontoppidan II. S. 232 haͤlt Fabriz fuͤr dieſen Schnabelfiſch; die Figur kommt auch mit Fabrizens Beſchrei⸗ bung überein. Er ſoll zwey Junge werfen, welche der Mut ter an der Bruſt haͤngen und uͤberall nachfolgen. Die Figur des Egede vom Schwerdtfiſch, und den Anfang von Cran— zens Beſchreibung des Tikagulick zieht Fabriz auf unſre Art. Steller ſpricht von einem ihm nicht bekannten Thiere, das die Ruſſen Seewolf, die Itaͤlmenen Plebnu nennen, deſſen Fett in dem Augenblicke, da man es einnimmt, wie Queckſilber un vermerkt durch den Körper gehn fol. Die Itaͤlmenen eſſen es daher nur in ſchweren Verſtopfungen. (Von Kamtſchatka S. 105.) Ob dieſes Thier unſer Schnabelfiſch ſey, laͤßt ſich jezt nur vermuthen. Chemnitz hat in die Beſchaͤftigungen der naturforſchenden Freunde (IW B. S. 183) einige Bemerfuns gen über den Sch nabelfiſch, ( Balaena roſtrata) eingeruͤckt, deren ich hier erwähnen muß. Aus dem Reiſejournal des Steuers manns will ich zuerſt einiges anfuͤhren. Der Fiſch wird darin— ne ein Butzkopf genannt. Man ſchoß ihn, als er um die Schiffe herum ſchwaͤrmte und ſpielte ua der Harpune in die rechte 215 rechte Seite, weil er oben auf dem Rücken keinen Speck hat, und ſo hart wie ein Bret iſt. Sonſt aber ſizt der Speck nur eine Hand breit hoch. Der Fiſch war 25 Fuß lang. Der Speck gab 9 Tonnen ſchoͤnen Thran; aus dem Kopfe und den uͤbrigen Theilen ſammlete man einen Anker Wallrat. Chemnitz erhielt den Kopf, Schwanz, und das aufgetrock— nete Auge. Das lezte ſoll von der Gröffe und Geſtalt eis nes Ochſenauges wenig unterſchieden ſeyn, und dem Fiſche den Namen des Ochſenauges zuwege gebracht haben. Der Schnabel ſoll einem Gaͤnſeſchnabel vollkommen gleichen. An dem Skelete des Kopfs konnte er nicht unterſcheiden, welche Kinnlade die obere oder untere ſey; endlich nahm er die Kinn⸗ lade fuͤr die obere an; und dieſe allein ſoll beweglich ſeyn. Aus der Vergleichung ſeiner Farbe und Zunge mit den Beſchrei⸗ bungen, welche Erxleben von Balaena boops gegeben hat, und die Chemnitz anfuͤhrt, erſieht man deutlich, das Chem⸗ nitz den Schnabelfiſch oder Balaena roſtrata mit der andern groͤſſern Boops verwechſelt habe; welche Satius Müller ganz unſchicklich Schnabelfiſch getauft hat, da fie keinen Schnas bel, ſondern eine gerade ſtumpfe Schnautze hat. So geht es allen denen, welche ſich von dieſem Manne leiten und fuͤh⸗ ren laſſen. Dieſe Verwechſelung wird dadurch noch deutlicher, daß Chemnitz erzaͤhlt, er habe in dem beweglichen Kinnbacken auf der einen Seite einen Zahn, auf der andern ebenfalls und darneben einen kleinern gefunden. Die doppelten Blaſeloͤcher ſaſſen nicht auf dem Schnabel, ſondern in dem Nacken. Ob die aͤußre Oefnung doppelt ſey, konnte Chemnitz an dem Skelet nicht ſehn, aber die Schiffer meldeten, er habe nur ei⸗ nen Waſſerſtral geworfen. Kurz, die Nachricht des H. Chem» nitz dient mehr, Unkundige zu verwirren, als die Naturgeſchich⸗ te der Wallfiſche aufzuklaͤren. Es iſt hoͤchſt ſonderbar, daß er die Blaſeloͤcher im Nacken bemerkte, und doch nicht unterſcheiden konnte, welche Kinnlade die obere oder untere ſey. Den Nas men Butzkopf, den die Fiſcher dem Thiere gaben, fuͤhrt auch Balaena boops, und zwar mit Recht; weil ſie einen ſtum⸗ pfen Kopf hat; ferner eine Art von Delphinen beym Cranz O 4 und 216 = und Anderion: Dieſem Fiſch, oder dem eigentlichen Delphi n, den Cranz den Schnabelfiſch nennt, ſcheint der Kopf und die andern Theile zu gehoͤren, die Chemnitz beſchrieben hat, wie die gefundenen Zaͤhne in dem Skelete vermuthen laſſen. An die Stelle der Chemnitziſchen Beſchreibung, welche hieher nicht paßt, kann ich aber jezt eine andre ſetzen, welche allen vorher angeführten Schrifiſtellern unbekannt geblieben, und dennoch die alteſte und vollſtaͤndigſte iſt, die ich kenne. Sib⸗ bait hat nehmlich ein Thier dieſer Art, welches im November 1690 auf den Kuͤſten von Schottland ſtrandete, ſelbſt geſehn, und abgebildet. Die Anmerkung der neuen Auflage erklaͤrt es für The Pike- headed Whale bey Pennant Br. Loolog. III. 49. Sibbald nennt die Art den Wallfiſch mit 3 Fünen, einem ſpitzigen Schnabel, und faltigten Bauche. Er war maͤnn⸗ lichen Geſchlechts, und noch jung. Die kaͤnge von der Spitze der Schnautze bis an das Schwanzende betrug 46 geometriſche Fuß. Bey den Bruſtfloſſen, wo er am dickſten war, betrug der Umfang 20 Fuß. Der Körper war nach Propor⸗ tion viel länger als dicker. Die Haut des ganzen Leibes war glatt und glaͤnzend; am Ruͤcken ſchwarz und durchſcheinend, am Bauche weiß. Auſſer den beyden Bruſtfloſſen, welche 5 Fuß lang und 14 breit waren, hatte er auf dem Rüden gegen den Schwanz einen Hoͤcker, wie ein Horn, welchen die ſchottiſchen Seeleute Pyke, einen Dorn nennen. Der Schwanz war zwey⸗ ſpaltig. Von der untern Kinnbacke gingen bis an den Nabel und an die Bruſtfloſſen, viele Falten am Bauche, der Länge nach, einen Zoll breit. Der Zwiſchenraum betrug in der Brei⸗ te und Tiefe weniger als einen Zoll. Der vordere Theil der Bruſtfinnen ſtand vom Auge 5 Fuß entfernt; die Ruͤckenfinne vom Schwanze 8 Fuß; bey derſelben betrug der Umfang des Koͤrpers 12 Fuß. Der After ſtand vom Schwanzende 14 Fuß ab. Das Zeugeglied lag zwiſchen dem Nabel und After, rag⸗ te wenig heraus und maaß ausgeſchnitten kaum 2 Fuß. Die Spalte, aus welcher es hervorragte, war + Fuß lang. Vom Zeugeglied bis an den Nabel waren SE 518, bis an den ur aber 217 aber 3 Fuß. Die Afteroͤfnung war einen halben Fuß lang. Vom Nabel bis an das Ende der untern Kiunbacke waren 242 Fuß; der Nabel hatte die Groͤſſe einer Fauſt. Der Schwanz betrug zwiſchen den beyden aͤuſſerſten Enden 94 Fuß, auf der ſchmalen Seite aber 22 Fuß. Die Geſtalt des Kopfs war laͤnglicht, hatte die gehörige Verhaͤltniß zum übrigen, Koͤr⸗ per, und lief nach und nach ſchmaler auf eine ſpitzige, aber ſtumpfe Schnautze aus, welche das Mittel zwiſchen der ſpitzigen Schnautze des Tuͤmlers und des Speckhauers und der ſtumpfen des Braunfiſches haͤlt. Der Ruͤcken glich einem umgekehrten Schiffe und die Hoͤhe deſſelben dem Kiele; von da an aber ward der Körper breiter. Die Breite des untern Kiunbacken betrug in der Mitte 4% Fuß, der Rand derſelben oder die Lippe war fnöchern, ſchwarz, dick, rundlicht, und glich den Kraͤnzen, welche man oben auf die Mauern zu ſetzen pflegt. Auf der un⸗ tern Kinnbacke lag die Zunge zuſammengezogen, 5 Fuß lang, an der Wurzel 3 breit, von Geſtalt, Farbe und Subſtanz einer Ochſenzunge gleich, und faſt eben ſo dick als breit. Das Thier hatte keine Blaſeroͤhre auf dem Kopfe, ſondern Naſenloͤcher auf der Schnautze. Dieſe lagen auf dem hoͤhern Theile der ſelben, 6 Fuß 8 Zoll von der Spitze ab, waren 8 bis 9 Zoll lang, und durch eine Scheidewand getrennt, und bey derſelben ver⸗ ſchloſſen, als ſie Sibbald ſah. Von der Baſis gegen die Stirn zu, welche 6 Zoll in der Breite betrug, liefen ſie oben in eine Enge von 1 Zoll aus. Inwendig waren ſie mit einer ſchwar— zen runzlichten Haut bekleidet. Die Laͤnge des Rachen betrug 10 Fuß, die Breite der Oefnung in der Lage, worinne das Thier war, 4 Fuß, 2 Zoll. Die Augen lagen 3 Fuß uͤber den Naſeuloͤchern an den Seiten, nicht weit vom Anfange der Munds oͤfnung. Von auſſen waren ſie mit den Augenliedern den Ochſen⸗ augen faſt an Gröffe gleich. An den Bruſtfloſſen waren unter der Haut und dem Fette alle Knochen, wie an der menſch⸗ lichen Hand und Arm geſtaltet, nur weicher, ſchwammichter und mit Oel getraͤnkt. Die Ruͤckenfinne beſtand aus einer druͤ⸗ ſigten Subſtanz, wie die Eyter der Saͤugethiere, aber veſter und härter, Mitten durch geht die Finne (Ipina) mit einer O 5 ſchwar⸗ 218 ſchwarzen Haut bedeckt. Sibbald erhielt hernach davon einige Wirbelknochen; wovon ein Theil den gewoͤhnlichen Wirbelkno⸗ chen aͤhnlich waren; die andern, vermuthlich aus dem Schwan» ze, maren faſt viereckigt, ohne alle Fortſaͤtze, 1 Fuß, 2 Zoll lang, über 2 Fuß breit. Diefe hat S. nebſt andern eyrunden abgebildet. Er merkt dabey an, daß dieſe Wirbelknochen mit denen vom Braunfiſche überein kommen, welche Tyſon beſchrie⸗ ben hat. Auch bey dieſem Thiere verſchwinden gegen den Schwanz alle Fortſaͤtze der Wirbelbeine nach und nach, und die Beine ſelbſt verlieren von ihrer Rundung und werden breiter. Sibbald erhielt auch ein Auge mit den Muſkeln und dem Fet— te, womit es umgeben war. Nachdem dieſe weggenommen waren, lag das Auge in einem kugelrunden Behaͤltniſſe, wel— ches in der Mitte ohngefaͤhr einen Zoll dick war, ſich vorn und hinten auf einen duͤnnen Rand endigte, und aus einer Subſtanz zwiſchen Fleiſch und Knorpel beſtand. Sibbald ſelbſt erklaͤrt ſeinen Wallfiſch fuͤr die Art, welche Th. Bartholin wegen des magern Fleiſches und der Bauchrunzeln Reinauhualr nennt. Sie ſoll auf dem Ruͤcken eine Finne wie ein Horn haben. Der Speck kann lange aufbewahrt werden, ohne zu verderben, oder daß der Thran auslauft. Vermuthlich meinte Sibbald die Stelle in Th. Bartholini Anatom Hiſtor. XXIV. Centur. IV. wo er aus einer handſchriftlichen islaͤndiſchen Nachricht die Nas men der verſchiedenen Wallfifche anfuͤhrt. Ich habe dieſes Buch aber nicht vor mir. Er erklaͤrt auch die von Purchas unter dem Namen Gibarta beſchriebene Art fuͤr die ſeinige. Dieſe hatte auf dem Rücken oben eine Finne + Elle lang, und unbrauch⸗ bare Baarten eben ſo lang. Sie war ſchwarz, und gab wenig Thran aus dem Specke des Ruͤckens; vom Bauche gar keinen. Der Figur des Sibbald iſt die zweyte und unterſte auf der er⸗ ſten Tafel, und ſtimmt mit der Beſchreibung uͤberein. Die Baarten ſind daran ſehr deutlich. Der Obertheil der Schnautze mit den Naſenloͤchern, wie Sibbald die Blaſeloͤcher nennt, iſt auch beſonders vorgeſtellt. Un⸗ REITER TEEN 219 Unbeſtimmte Arten. Dahin gehört zuerſt der Scrag Whale auf den Küften von Neuengland, deſſen die Philofoph, Tranſactions No, 387. Art. 2. erwaͤhnen. Er hat an der Stelle der Finne auf der Hoͤhe ſeines Ruͤckens 6 Knobbeln oder Knoten; daher nenn⸗ te ihn Anderſon den Knoten oder Knobbelfiſch. An Geſtalt und Menge des Specks kommt er dem rechten Wallfiſche am naͤchſten. Seine Baarten find weiß, und wollen nicht ſpalten. Muͤller hat auch dieſen Namen gemißbraucht. 1C— —— ——— F — ͤ — Von den Cachelotten uͤberhaupt. Dieſe haben nur im untern Kinnbacken Zaͤhne, und geben den Wallrat. Lange glaubte man, daß nur die eine Art ohne Ruͤckenfinne, der Potfiſch, den Wallrat gebe, bis Sibbald 1692 zwey andre Arten mit Ruͤckenfinnen kennen lehrte, die eben⸗ falls Wallrat gaben, und deswegen bey den Schotten uͤberhaupt Scale Amber Whales heiſſen, weil fie den Wallrat Scale Am- ber, ſchuppigten Amber nennen. Ferner kommen alle Arten nach Sibbald darinne überein, daß fie einen groſſen Kopf ha⸗ ben, welcher den dritten oder vierten Theil des ganzen Koͤr⸗ pers ausmacht. Dieſer Kopf hat die beſondre Bildung, daß der obere Kinnbacken viel groͤſſer iſt und uͤber den untern weit hervorragt. Sibbald legt allen dieſen Arten eine Blaſeroͤhre auf dem Kopfe bey; da er ſonſt den Wallfiſchen nur Nafenlöcher zugeſteht. In der Geſtalt der Zaͤhne unterſcheiden ſie ſich am meiſten. Dieſe ſind hohl. Ob ſie aber beweglich ſind, wie bey den Hayfiſchen, und ob die Thiere damit ihren Raub ruͤck⸗ lings ergreifen, wie Sibbald meinte, iſt noch unentſchieden. Die uͤbrige Geſchichte werde ich zu Ende der Beſchreibung der einzelr noch ſehr verworrenen Arten liefern. Da in dieſem Jahre den 9. October eine Cachelotte 84 Fuß lang, 26 in der Mitte im Durchmeſſer, mit einem 7 Fuß breitem Schwanze und 48 groſſen Zaͤhnen, nahe bey Vließingen geſtrandet ſeyn ſoll, in welcher man einen jungen Fiſch 112 Pfund ſchwer gefunden hat, fo hoffe ich, daß wir 220 wir bey dieſer Gelegenheit eine genauere Beſchreibung davon erhalten werden. Cache lotten. a langkoͤpfigte (Phyſeter Macrocephalus Lin) Otto Fabriz beſchreibt fie nach eigner Unterſuchung alſo. Sie iſt unter ihres gleichen die groͤſte, 60 Fuß und mehr lang. Der lange Kopf macht beynahe den dritten Theil des Koͤrpers. Die obere Kinnlade iſt langer und breiter als die untere, an den Seiten gegen die untere gebogen, und inwendig mit einer lanzettenfoͤrmigen Hoͤlung verſehn, um die untere Kinnlade von dieſer Geſtalt aufzunehmen. In der untern ſtehn in zwey Rei⸗ hen viele kegelfoͤrmige, vorn und hinten zuſammengedruckte, nach innen gebogne, ſtarke, lange, etwas ſtumpfe Zaͤhne. Die aͤuſſern find kleiner, ſpitziger, krummer, weiß, mit einem grauen wenig harten Mark gefuͤllt, 40 bis 46 an der Zahl. Bey den alten ſind die Zaͤhne dicker, laͤnger, am Grunde 3 Zoll breit und 6 Zoll lang, und mehr hohl als bey den jungen. In der Hoͤlung der obern Kinnlade ſind ausgehoͤlte Behaͤlter fuͤr die Zähne der untern, in deren erhobenen Zwiſchenraͤumen kleine, ſpitzige, ſehr krumme Zaͤhne faſt horizontal und verborgen liegen. Sie ſind an der innern Seite nach der Spitze zu ſchief und platt ausgehoͤlt. Die aus dem Fleiſche hervorragende ausgehoͤlte Spitze ſtoͤßt an die naͤchſte Zahnhoͤle und reibt ſich an der ein⸗ tretenden Spitze des untern Zahns ab. Die Stirne iſt vorn ſenkrecht abgeſchnitten, oben darauf, nicht auf dem Halſe, wie man gemeiniglich glaubt, wo die Seiten eckigt find, iſt ein merk⸗ licher Hoͤcker mit einer groſſen Spalte vorn, welche nach den Ecken der Stirn zu geht, wo das Blaſeloch inwendig doppelt iſt. Der Wirbel iſt mehr gewoͤlbt, und hat unter dem feſten ſehnigten Specke eine Kammer von Groͤſſe und Geſtalt wie ein Ofen, worinne der Walrat liegt. Es iſt eine fluͤßige oͤligte Materie, die im Waſſer ſogleich gerinnt. Die ſchwaͤrzlichten ſehr kleinen Augen ſtehn an den Seiten neben den Floſſen; auch die Ohrenoͤfnung iſt ſehr klein. Der Kopf 4425 ſich vom Leibe durch en 221 durch eine Queerfurche, unter welcher die Bruſtfloſſen ſtehn, 16 Zoll lang, am Grunde ſchmal, am Rande abgerundet. In⸗ wendig iſt eine knoͤcherne Platte mit dem Schulterbeine verbun⸗ den. Mitten auf dem Ruͤcken ſteht ein knorplichter unbewegli⸗ cher Hoͤcker, vorn abſchuͤß ig; hinten gerade abgeſchuitten. Ges rade gegen uͤber ſteht unten das Zeugeglied, und dahinter der After. Auf jeder Seite 10 Ribben; die Zunge ſo lang und von der Geſtalt der untern Kinnlade, runzlicht, von der Farbe des Toͤpferthons, inwendig mehr roth. Enge Kehle. Der Leib wird hinter den Bruſtfloſſen zylindriſch, vom After an en⸗ ger. Schwanz zweyſpaltig, mit ganzen Raͤndern. Ueberall ſchwarz, die Alten am Bauche weißlicht. Unter dem dicken Felle folgt eine fleiſchigte blutige Materie; darauf der Speck, und endlich das rothe Fleiſch. Am Kopfe iſt faſt gar kein Fleiſch, ſondern eine oͤligt knorplichte Subſtanz von verſchiedener Farbe nach der Gegend. Haͤlt ſich in der Straſſe Davis in der See auf, und komnit ſelten an die Kuͤſten. Lebt vom Hayfiſche und Lump. Dies iſt wohl der einzige Feind, den der fuͤrchterliche Hayfiſch (Squalus carcharias) auch ſogar im Tode flieht und meidet. Er ſchwimmt ziemlich ſchnell, ruht aber bisweilen an der Oberflaͤche, und dann ſticht man ihn. Ueber dem Waſſer zeigt er nichts als Kopf und Ruͤckenhoͤcker. Fabriz erklaͤrt dieſe Art zugleich für den Potfiſch des Ege— de und Cranz, und fuͤr die dritte Cachelotte des Anderſon ſammt der Figur, welche Erxleben und andre auf die zweyte Art Phyſeter microps gezogen haben. Aber die Figur zeigt keine hohe Nuͤckenfinne, und geboͤrt ſicherlich zu dieſer Art. Anderſons Beſchreibung gehoͤrt aber nicht hieher, weil die Bruſtfloſſen viel laͤnger als von Fabriz und ſichelfoͤrmige Zaͤhne angegeben werden. Ich mache alſo aus dieſer dritten Art des Anderſons eine eigne Art. Weil Anderſon die Beſchreibung ſowohl, als die Abtheilung von andern erhielt, ſo darf man ſich daruͤber nicht wundern, daß beyde nicht auf einander recht paſ⸗ ſen. Ob die Cachelotte, die 1720 im Dezember bey Hamburg in der Elbe ſtrandete, dieſelbe ſey, laßt ſich nicht beſtimmen. Ans derſon ſahe nur den Schwanz und einige Zähne davon. (S. 216) Sie © WERNER PERLE TED, 222 Sie war 69 bis 70 Fuß lang, 30 bis 40 Fuß hoch, hatte in der Unterkinnlade 50 Zaͤhne, welche eine Spanne weit aus einander, etwas ſchief und vorwärts gerichtet ſtanden. Die Zähne, welche Anderſon bekam, waren über 6 Zolle lang, 8 Zolle in der Rundung dick, oben ſtumpf und flach. Brown beſchreibt einen Fiſch dieſer Art, welcher 60 Schuh lang war, und einen breiten Buckel und Spalte uͤber der Schnautze au: dem Kopf hatte. Nur in der untern Kinnlade hatte er Zähne, welche in fleiſchigte Löcher der obern paßten, der groͤß⸗ te wog faſt 2 Pfund. Die beyden Bruſtfloſſen waren kurz; die Augen ſehr klein. Brown hielt ihn fuͤr den nehm⸗ lichen Fiſch, den Cluſius, Pararus und Nieremberg be: ſchrieben haben, und für den Trumpa der engliſchen Groͤn⸗ landsfahrer beym Purchas. Bey den Bermuden ſoll er nach Dubley, Trumpo heiſſen. Im Magen fand Brown Meer— tang und einen Dintenſiſch. Auch Dudley fand bey feinem Trumpo Amber und in demſelben Schnaͤbel vom Dintenfiſch, den er Squid nennt. (Brown. Pfeudodox. epidein. III. cap. 26) Die zweyte Cachelotte des Anderſon ſcheint auch mit dieſer überein zu kommen. Die Bremer fingen fie auf der Höhe von 774 Grad. Haſaeus beſchreibt fie alſo. Sie war 70 Fuß lang, dunkelgrau (nigricans) unter dem Bauche weiß⸗ licht. Der Kopf glich einer Flintenkolbe oder dem Vorderthei⸗ le eines Schuſterleiſten, und machte beynahe der Haͤlfte des ganzen Koͤrpers. Vorn auf dem aͤuſſerſten Theile des Kopfs hatte er nur ein Blaſeloch. Seine Zunge war nicht ſo breit als am Wallfiſch, aber ſein Schlund weiter, denn er ſpie einen 12 Fuß langen Hayfiſch von ſich. Der untere Kinnbacken war kleiner, der Knochen 16 Fuß lang. In der untern Kinnlade ſtanden 52 groſſe, oben ſpitzig zulaufende Zaͤhne, wovon jeder faſt 2 Pfund wog. Sie paßten in die Löcher der obern. Die Augen war ren klein und gelblicht; die Zunge ſpitzig, klein, roth. Die Finnen hinter dem Kopfe 14 Fuß lang; in jedem Fingerkno⸗ chen 7 Glieder. Auf dem Ruͤcken ein hoher Buckel, und ein andrer kleinerer, wie eine Finne, ohnweit des Schwarzes. Der Kopf hielt 10 Quartele Gehirn. Hier ſcheint mir alles bis ee 223 bis auf die 2 Ruͤckenhoͤcker ganz wohl zu paſſen. Die Cas chelotte des Koͤhn beym Anderſon S. 211 leidet weniger Zweifel. Der Kopf machte faſt die Hälfte des Körpers, fah wie eine Flintenkolbe oder der Vordertheil eines Schuſterleiſten. Blaſeroͤhre vorn auf der Naſe. Hinten am Ruͤcken ein Höcker gleich einer Finne. In der obern Kinnlade auf jeder Seite 3 oder 4 Hinter oder Vackzaͤhne, übrigens aber nur Hölen für die Zähne der untern Kinnlade. Die groffen Zähne ſaſſen vorn, die kleinſten hinten, und ſahn wie eine Gurke aus. Die Zunge nach Verhaͤltniß Hein, der Schlund weit. Im Magen fanden fi) Gerippe und Graͤten über 7 Fuß lang. Ein Thier gab 40 Quartelen Speck. Die Harpune dringt an wenigen Stellen ein. Zordragers Potfiſch war 70 Schuh lang, und der Kopf gab 24 Tonnen Gehirn, aus welchem Wallrat ges ſotten ward. Das Obertheil des Kopfs war überaus groß und viel dicker als beym Wallfiſch; die Blaſeloͤcher lagen vorn am Kopfe, da fie bey den Wallfiſchen hinten und oberhalb der Augen ſtehn. In der Unterkinnlade ſtanden 42 Zaͤhne; die Zordrager (S. 391) beſchrieben und (S. 238) ſamt dem Fiſche abgebildet hat Die Zunge war ſpitzig, duͤnn und gelb⸗ licht. Er gab 25 Faͤſſer Speck; auf dem Ruͤcken warf er braun, am Bauche weiß. In Zordragers Figur zeigen ſich die Blaſelocher auch vorn an der Stirn; da in Anderſons Fi⸗ gur ſie mitten auf dem Kopfe ſtehn. Nach Linnee, Artedi und Briſſon ſoll die einfache Blaſeröͤhre am Halſe oder im Nacken ſtehn: dorfo impinni, fiſtula in cervice. Alſo iſt es ganz klar, daß auſſer dem Namen Macrocephalus nichts aus Linnees Beſtimmung auf das Thier paßt, welches wir nach Fabriz beſchrieben haben. Linnee und Erxleben ziehn auf ihren Namen auch die Beſchreibung des Cluſius (Exo- ticor. II. p. 6. 131.) aber dieſe gehoͤrt einem andern Thiere, wie man gleich ſehn wied. Der eine von den zwey Potwall⸗ fiſchen, welche zu verſchiedenen Zeiten in Holland an den Strand geworfen wurden, war 60 Fuß lang. Die Oberkinnlade bes trug vom Ende bis an die Augen 15 Fuß, und hatte inwendig 42 Hoͤlen, um eben ſo viele Zaͤhne der untern aufzunehmen, die 224 die fo groß wie der Daumen eines ſtarken Menſchen waren. Auf dem Kopfe gegen den Ruͤcken war das Blaſeloch ohngefaͤhr 3 Fuß breit. Die Unterkinnlade war nur 7 Fuß lang; die Zunge am Ende groß und dick wie ein Bierfaß. Die Augen nicht groͤſſer als der Raum, den man mit ausgeſtreckten Dau⸗ men und Zeigefinger umfaſſen kann; ſie waren 4 Fuß von den Floſſen entfernt, die Floſſen 4 Fuß 4 Zoll lang und 1 Fuß dick. Der Nabel ſtand von den Kinnbacken 16 Fuß ab; vom Nabel bis an das Zeugeglied waren 3 Fuß. Das Zeu⸗ geglied 6 Fuß lang. Vom Zeugegliede bis an den After 32 Fuß; der icke Schwanz 13 Fuß breit oder hoch. Die Gröffe der Oberkinnlade ſtimmt allein mit unſerm Thiere uͤberein; in der Lage des Blaſelochs und Groͤſſe der Bruſtfinnen weicht er merklich ab. Keine Finne oder Buckel auf dem Ruͤcken wird nicht erwähnt. Der vom Ambr. Paraeus (Oper. Chirurg. Medic. Libr. XXIII. c. 21 beſchriebene Potfiſch, welcher in der Schelde gefangen worden war, hatte an den Seiten der Unterkinnlade 6 Fuß Ränge; es ſtanden darinne 25 Zaͤhne (auf jeder Seite) welche in eben ſo viele Hoͤlen der obern paß⸗ ten. Der laͤngſte davon war 6 Zolle. Sie waren oben ſtumpf. Die vom Ray (Synopfis Piſc. p. II.) und Willughby. (S. 41) erwahnte Art, welche in der untern kleinern Kinnlade 46 auf 2 bis 3 Zolle herausſtehende Zähne in zwey Reihen hatte, iſt ſicher die vom Fabri; beſchriebene Art. Daher gedenkt auch ſchon Erxleben dieſer doppelten Reihe von Zaͤhnen. Die erſte Cachelotte, die Sibbald (S. 30) als die gemeinſte, und die von Cluſtus und Brown bekannt gemachte Art beſchreibt, ſcheint hieher zu gehören. Sie hatte eine Länge von 52 bis 80 Fuß mit einer verhaͤltnißmaͤßigen Dicke. Der Kopf iſt groͤſſer und dicker als am gemeinen Wallfiſche, und iſt von Geſtalt ſtumpf und rundlicht. Der obere Kinnbacken, faſt noch einmal ſo lang und breit als der untere, nimmt in flei⸗ ſcherne Hoͤlen die Zähne des untern auf. Der untere Kinn⸗ backen iſt faſt die Hälfte kuͤrzer und ſchmaler, nach der Groͤſſe des Thieres 7 bis 9 Fuß lang, und laͤuft nach und nach vorn ſpitzig zu. In demſelben ſtehn 42 Zähne, eine Spanne oder 9 Zoll lang, 225 7 2 lang, inſonderheit die innerſten, fo dick wie die Handwurzel. So weit fie aus dem Zahnfleiſche ſtehn, haben fie die Dicke eines groſſen Daumen; ihr Ende iſt ſpitzig nach der Zunge gebogen. Auf dem Kopfe gegen den Rücken ſteht die 3 Fuß weite Blaſeroͤhre. Die Augen ſind nach Verhaͤltniß klein; die Bruſtfloſſen kaum 5 Fuß lang, 1 Fuß breit und dick. Sibbald ſagt zwar, daß dieſe Art häufig auf den engliſchen Kuͤſten ſtrande, aber es ſcheint nicht, daß er ſie ſelbſt unterſucht habe. Vielmehr iſt es klar, daß er das wenige, was er davon ſagt, blos aus der Beſchreibung des Cluſius gezogen hat. Alſo gilt auch von der Biſcheiuns dieſer nehmliche Zweifel. 2. Kleinauge (Phyfeter a, Fabriz beſchreibt ihn alſo. In der untern Kinnlade hat er 22 Zähne, auf jeder Seite 11, ſichelfoͤrmig gebogen, bis an die Spitze hohl, welche kaum den dritten Theil hervorragen. Dieſer Theil iſt weiß, zuſammengedruͤckt, kegelfoͤrmig, die Spitze nach innen gekruͤmmt, und zugleich etwas ruͤckwaͤrts gekehrt, 14 Zoll breit, einen Finger lang. Die Schnautze iſt etwas ſtumpf Auf dem Ruͤcken ſteht eine lange gerade Finne. Er gehoͤrt unter die kleinern Wallfiſche. Die Haut iſt glatt, ſchwarz, der Speck dick, giebt aber nicht viel Thran, das Fleiſch roth. Haͤlt ſich bey Groͤn⸗ land auf, lebt von Seehunden, vom Wallfiſche und Braun— fiſche, auch von dem Ochſenauge. (Bel. bocps) und dem Schnabelfiſche. (Bal. roltrata). Sie greifen die Seehunde truppenweiſe an, welche vor ihnen an das Land und auf das Eiß fliehn. Die Groͤnlaͤnder finden ihr Fleiſch ſchmackhafter als von dem vorigen. Sie legen dieſem Thiere auch im obern Kinnbacken Zaͤhne bey; ob ſie aber wahre Zaͤhne, oder ſolche verborgene, wie beym vorigen, meinen, konnte Fabri; nicht unterſuchen; denn er ſah nur einen lebendigen Fiſch dieſer Art, und eine Unterkinnlade. Die Groͤnländer neunen ihn Ardluk; Cranz beſchreibt ihn S. 132 unter dem Na⸗ men Ardluit, aber als einen Delphin, mit Zähnen in bey: den Kinnladen, weil er der Groͤnländiſchen Ausſage folgte. Er ſoll die Seehunde mit dem Maule und mit den Finnen fangen, 7 und 226 und fo manchmal ihrer fünf davon tragen. Er wird nur 5 Klaftern lang. Fabri; erklärt den Hnydingen der Islaͤnder bey Olaffen für daſſelbe Thier; aber auch Oloffen rechnet ihn nach der Ausſage der Islander unter die Delphinen, und nennt ihn den Speckhauer, weil er die zahnloſen Waufiſche verfolgt und toͤdtet. Es iſt nach ihm der kleinſte Delphin mit einer länglichten Schnautze 2 bis drey Ellen lang. Es iſt alſo viele Wahrſcheinlichkeit da, daß dieſes Thier unter die wahren Delphine gehöre. Auch erklaͤrt Fabriz den Lillevang beym Lee und Gun er in den Schriften der Drontheimer Ge ſellſchaft ([V. Band) fuͤr dieſelbe Art. Ray und Brißon, welche Linnee anfuͤhrt, legen ihr ſichelfoͤrmig gebogne Zähne in der uns tern Kinnlade bey; und alſo zog Erxleben die dritte Cachelotte des Anderſon hieher. Es ſtrandeten nehmlich 1723 im Des zember 7 Cachelotten in der Mündung der Else, und 738 eine andre. Die leztere ſcheint Anderſon ſelbſt unterſucht zu haben; was er davon anmerkt, iſt wenig. Sie hatte in der untern Kinnlade 51 fichelförmige Zaͤhne, war 48 Fuß lang, 12 Fuß hoch, und in der gröften Dicke betrug der Umfang 36 Fuß. Auf dem Ruͤcken gegen den Schwanz hatte ſie einen Knobbel 4 Fuß lang 2 hoch. Die Finne war 4 Fuß lang, 14 breit; der Schwanz 12 Fuß breit, das Luftloch 13 Fuß lang, das Zeugeglied in der Rundung 14 Fuß, und 5 Fuß lang. In der Abbildung liegt das Blaſeloch mitten im Kopf; man ſieht aber keinen rechten Knobbel noch auch eine Finne, die das Thier doch nach Anderſons Beſchreibung haben ſollte. Von den 17 andern Thieren merkt er aus dem Berichte des Amtmanns an, daß der Unterkinnbacken etwas kuͤrzer als der obere, etwa 12 Zoll breit war, mit einer Rundung nach vorn; es ſtanden darinne 42 Zaͤhne, welche etwa einen Finger lang aus dem Kinnbacken hervorragten, unten 2 Finger dick, ke⸗ gelfoͤrmig, endigten ſich in eine gekruͤmte Spitze, und paßten in die Holen des obern. Die Farbe war braun; der Speck ganz weiß. Die Zaͤhne, welche Anderſon bekam, waren 74 Zoll lang, unten in der Runde 7 Zolle. Hinten hatten ſie auch einige kuͤrzere Backenzaͤhne, woraus Anderſon ſchloß, daß 227 daß fie auch oben in der Kınnlade hinten einige Backzaͤhne hatten. Die Beſchreibung des Cluſius paßt nach der Lage des Blaſelochs und der Laͤnge der Bruſtfloſſen mehr auf dieſe als die vorhergehende Art; nur erwähnt er keiner Ruͤckenfin⸗ ne oder eines Buckels. Valliſneri beſchreibt eine Art, welche 1726 im November im Hafen von Villafranca bey Nizza ſtrandete. (Acta Natur. Curiſ. Vol. III. Tab. 1.). Sie war 30 Fuß lang, und gab 300 Pfund Thran. Hatte eine Finne auf dem Ruͤcken gerade über dem ausgeſtreckten Zeuge⸗ gliede, und 28 Zaͤhne im Unterkinnbacken. Von dem Pot⸗ fiſche des Cluſius unterſcheidet Valiſneri den ſeinigen durch die Gegenwart der Ruͤckenfinne, die Groͤſſe der Augen, die Kleinheit der Bruſtfloſſen, und der ſchmalen ſpitzigen Zunge. In der Figur des Valiſneri ſind die Augen groß; das Blat⸗ ſeloch liegt mitten auf der Schnautze. Die 28 Zaͤhne der un⸗ tern paßten in eben ſo viele Hoͤlen der obern Kinnlade. Der obere Kinnbacken weit laͤnger und uͤberhaͤugend wie beym Hay⸗ fiſche. Die Zaͤhne ſehn in der Zeichnung kegelfoͤrmig, nicht ſpitzig, aus. V. vergleicht ſie ſelbſt mit den Zaͤhnen des Potfiſches beym Zordrager. Sie heißt Mular. Denſelben Namen führt bey Montpellier der Phyſeter, den Non: delet beſchrieben hat, und der ganz offenbar zum Geſchlechte der Delphine gehoͤrt. In Saintonge ſoll er Sedenelte, in Italien Capidolio heiſſen. Er hat in beyden Kinnladen ſpitzi— ge Zaͤhne, das Blaſeloch gerade uͤber den Augen im Nacken, aber keine Röͤckenfluͤſſe. Deswegen kann es keine andre Art von den bekannten Delphinen ſeyn, als der Wallfiſch. (Del. phinus albicans). Rondelet vergleicht ihn ſelbſt mit dem Speckhauer (D. orea) beſchreibt ihn aber nicht genau. Die Cachelotte mit gebognen ſichelfoͤrmigen Zaͤhnen be— ſchreibt Siboald alſo. (S. 35). Der Mann ſtrandete 1689 im Februar mit groſſem Gebrüße und ſtarb; das Weib am Leibe kleiner, rettete ſich mit der zutretenden Fluth. Der Mann ward auf der Stelle gezeichnet. Seine Geſtalt kam mit der Figur auf Johnſtons 42 Tafel am meiſten uͤberein. Nur die Länge konnte genau gemeſſen werden, weil das Thier P 2 tlef 228 - tief im Sande lag. Dieſe betrug 52 bis 53 Fufl. Die Hoͤhe ſchaͤzte man 12, den Umfang uͤber 20 Fuß. Der Kopf, welcher der der dritten Figur auf der erſten Platte des Wil⸗ luahby glich, machte, nachdem der Schwanz abgenommen war, die Haͤlfte der ganzen Laͤnge aus, und war dicker als der uͤbri⸗ ge Koͤrper. Die Geſtalt deſſelben war laͤnglicht rund, oben etwas zuſammengedruͤckt. Unten ſtand die Schnautze an 22 Fuß über den untern Kinnbacken, oben aber fünf Fuß hervor. Der untere Kinnbacken war 10 Fuß lang, am Anfange des Rachen breit, vorn ſchmaler, und uͤderhaupt fo klein, daß er ganz in den Rand des obern ſchloß. Es ließ, als wenn es vielmehr ein Theil des Bauchs, unter dem Kopfe verborgen waͤre. Die uͤberaus kleinen Augen ſtanden 12 Fuß von der Spitze der Schnautze ab, und kamen den Augen des kleinen Eſels an Gröffe bey. Ueber der knorplichten Augenhoͤle war eine Hervorragung 9 Zolle lang, welche die Stelle ber Augen⸗ braunen ausmachte. Die cryſtallene Feuchtigkeit war kugelrund, von der Groͤſſe einer Erbſe. Ein wenig uͤber der Mitte der Schnautze lag die Blaferöhre, aus zwey Gaͤngen beſtehend, welche mit einer Klappe verſchloſſen werden konnte. Nach⸗ dem der Hirnſchädel zerbrochen war, ſtanden 4 Menſchen in der Hoͤlung, und ſchoͤpften das Gehirn aus. Hier macht Sibbald viel unnoͤthige Schluſſe von ber Menge des Gehirns auf den Verſtand des Thiers. Das Gehirn lag in vielen Behaͤltern wie der Honig in den Wachszellen, in kleinen und groſſen runden Maſſen. Dieſes Gehirn oder den Wallrat, fand man auch auſſer dem Hirnſchaͤdel an gewiſſen Stellen des Kopfs 2 uß hoch liegen. In dem obern Kinnbacken waren 4 Hoͤ⸗ lu gen für die untern Zaͤhne in einer knorplichten Subftang ausgegraben. Die Zaͤhne hatten alle dieſelbe Geſtalt, nehm⸗ lich die von einer Sichel. Sie waren rund, etwas zuſam⸗ mengedruͤckt, in der Mitte dicker und kruͤmmer; oben endigs, ten fie ſich auf eine kegelfoͤrmige einwaͤrts gebogne Spitze. Un: ten werden ſie gegen die Wurzel ebenfalls ſchmaͤler. Die aus der Mitte der Kinnlade find gröſſer und ſchwerer, die aͤuſſern aber kleiner. Einer von den größten, 9 Zoll ang, wog 18 Unze. Am ae 229 Am dickſten Theile war der Umfang der Ränge faſt gleich. Der kleinſte war 7 Zoll lang 5 Zoll dick. Der aus dem Zahn⸗ fleiſche hervorragende Theil, 3 Zoll lang, war wie Elfen⸗ bein weiß und glatt. Die Wurzel endiget ſich nicht auf eine oder mehrere Spitzen; ſondern alle Zaͤhne haben eine groſſe Hoͤlung Dieſe faͤngt bey den groͤſſern mit einem dünnen 3 Zoll langen Rande, der gegen die innere Seite Zoll, gegen die Auſſenſeite 1 Zoll breit iſt an und wird mit deu an Dicke immer zunehmenden Seiten ſchmaͤler, bis die Seiten ſi ch im Innern auf einen Punct vereinigen. So entſteht in den groͤſſern Zaͤhnen eine 3 Zoll tiefe Hoͤlung. In dem kleinſten Zahne iſt fie rund, der Durchmeſſer der Oefnung 3 Zoll; in der Tiefe wird fie immer ſchmaͤler bis auf einen Punck. An den Seiten dieſer Hölungen ſieht man bey allen Zähnen knoͤ⸗ cherne, kleine, kugelfoͤrmige Fortſaͤtze. An dieſe fügen ſich ohne Zweifel die Muſkeln, Flechſen und Nerven, welche die Hoͤlung ausfüllen, den Zahn mit der Kinnlade verbinden, und ihm eine verſchiedene Bewegung geben, damit das Thier nach Wiͤllkuͤhr die Zaͤhne richten kann, um feine Beute veſt zu hal— ten. Sie dienen alſo mehr zum zerreiſſen und zertheilen der Nahrung, als zu zermalmen. Wenn ſich dieſe Zaͤhne in die Hoͤlungen der obern Kinnlade ſenken, iſt der Rachen vollkom⸗ men geſchloſſen. Aus ihrer hakenfoͤrmigen Geſtalt ſchließt Sib⸗ bald, daß das Thier Fleiſch freſſe, und daß es ſeine Beute umgekehrt, oder auf dem Ruͤcken liegend verſchlinge, weil der obere Kinnbacken ſo weit uͤber den untern herausragt. Er hait auch die einwärts gekehrte Spitze des krummen Zahns fuͤr einen Beweis davon. Dieſe zerreißt die Beute, welche auf dem Gaumen liegt. Die Bruſtfinnen find 4 Fuß lang; die Laͤnge der Ruͤckenfinne iſt nicht beſtimmt. Das 6 Fuß lange Zeugeglied ſtand ohngefaͤhr 20 Fuß von den Kinnladen ab, vom After 3 Fuß, der After vom Schwanze 14 Fuß. Die beyden Enden des horizontalen Schwanzes ſtanden 9 Fuß von einander. Der Speck glich dem Schweineſpeck, und ward in der Tiefe immer weiſſer. Der meiſte ſaß an dem Kopf und Halſe, wo er an manchen Stellen 4 bis 5 Fuß hoch P 3 war. 4 230 war. Obgleich durch das Maul und die Wunden viel Oel einige Tage hindurch ausgelaufen war, ſo ſammlete man doch noch uͤber 70 Tonnen Oel und vielen Wallrat. Die Haut war am ganzen Koͤrper ſchwarz, ſo fein und glatt, wie Taffent. So wie man ſie mit dem Stocke beruͤhrte, ſo ſprang ſie auf und entbloͤßte den Speck. Bey dem lebenden Thiere mag ſie aber wohl veſter ſeyn. Der Schlund war weiter als bey an⸗ dern Wallfiſchen. Das Thier hat nach der Erzaͤhlung der Fiſcher nur einen groſſen Magen, mit einer ſtinkenden Mate⸗ rie gefüllt. Er war nicht getheilt. In den Daͤrmen fanden ſie ſchwarzen Koth, aber keine Spur von Amber. Dies iſt Sibbalds Beſchreibung. In der Note wird Pennants Great - head Cachalot III. 46. angefuͤhrt. Die Abbildung auf der erſten Platte ſtimmt mit der Beſchreibung nicht ganz genau in der Proportion des Kopfs zum Körper überein, Er iſt weder ſo dick noch ſo lang und groß als er ſeyn ſoll. In Anſehung der laͤnglichten Figur und des breitern weit uͤberſtehenden Oberkinnbackens gleicht fie dem vom Va⸗ liſneri abgebildeten Mulav; aber die Zähne find bey Valiſ⸗ neri kleiner und oben ſtumpf. Gegen die Figur des Anderſon gehalten, zeigt ſte eine auffallende Verſchiedenheit im Kopfe, welcher bey Anderſons Thiere gleichſam viereckigt und vorn ſenkrecht abgeſchnitten und ſtumpf iſt. Unterdeſſen erflärt auch Herrmann die von Sibbald beſchriebene Art für den Phyfe- ter microps des Linnee (Comment. Tabul. Affinit. S. 124). Sobald man blos auf die Geſtalt der Zaͤhne ſieht, kann man daran nicht zweifeln. Den Bau der Zähne hat niemand noch ſo genau als Sibbald beſchrieben; Fabriz und andre haben jedoch bemerkt, daß die Zaͤhne der Cachelotten an der Wutzel einige auch bis an die Spitze hohl ſind, wie die Zaͤhne der Delphine und Robben. (Herrmann Comment. S. 124). Ob aber dieſe Zaͤhne wie bey den Hayfiſchen beweglich ſind, ſcheint mir durch die Bemerkungen des Sibbald noch nicht entſchieden zu ſeyn. Zwar verraͤth die Geſtalt des Kopfs, wie auch die Lage des Mauls, nebſt der doppelten Reihe von Zaͤh⸗ nen bey Fabrizens phyſ. macrocephalus eine groſſe Aehnlich | keit 231 keit mit den Hayfiſchen; aber ob die Cachelotten deswegen umgekehrt ihren Raub verſchlingen muͤſſen, iſt noch eben ſo wenig durch bloſſe Folgerungen erwieſen. Sibbald behaup: tet dieſes S. 94. ſogar allgemein von allen Wallfiſchen. Aber von den eigentlichen Wallfiſchen iſt dies zuverlaͤßig falſch, weill wir derſelben Art ihren Raub zu verſchlingen nunmehro genauer kennen. Einige Wahrſcheinlichkeit erhaͤlt Sibbalds Behaup⸗ tung bey den Cachelotten dadurch, daß Dudley von der Ca⸗ chelotte auf den Kuͤſten von Neuengland erzaͤhlt, daß ſie ſich, wenn fie angeſchoſſen worden iſt, auf den Ruͤcken werfe, und mit dem Maule wehre. Aber hier kann die Lage ſeines Fein⸗ des das ergeimmte Thier zu dieſer Stellung zwingen. Die Alten haben von den Delphinen und Hayfiſchen allgemein bes hauptet, daß ſie ihren Raub umgekehrt erhaſchen und verſchlingen. Dieſe Meynung hat Linnee bey den Hayfiſchen auch angenommen; aber mein Freund Bloch hat fie neulich mit nicht unſchicklichen Gruͤnden beſtritten (Oekonom. Naturg. der Fiſche III. S. 70). Mir iſt ſie daher auch von den Ca⸗ chelotten unwahrſcheinlich, weil dieſe Thiere fo ſchnell und bey aller ihrer Groͤſſe ſo geſchlank ſind, daß ſie ihren Koͤrper leicht die zum Fange ihrer Beute noͤthige Stellung in der ges woͤhnlichen Richtung geben koͤnnen. 3. Die dritte Cachelotte nennt Linnee Turſio, und um terſcheidet ſie durch eine hohe Ruͤckenfloſſe und ſtumpfe Zahn⸗ ſpitze. Muͤller nennt ſie Maſtfiſch. Die Citation aus dem Ray beweißt, daß Linnee die Art meinte, welche Sibbald S. 43 unter folgender Aufſchrift beſchrieben hat: De ba- laena macrocephala tripinni, quae in mandibula inferiore dentes habet minus inflexos et in planum deſinentes. In der Note wird aus Pennant III. 47. The high finned Cachalot angeführt, mit welchem Grunde, wird ſich gleich zeigen: Im Jahr 1687 ſtrandete dieſe weibliche Cachelotte auf einer der Orkaden. Sie hatte eine Blaſeroͤhre guf der Stirne; der Kopf war 8 bis 9 Fuß hoch. Wie Zähne in der untern Kinnlade waren in der Mitte weniger gebogen, und endigten ſich platt. Diejenigen, welche Sibbald erhielt, waren dich; g P 4 ter 232 ter, veſter und ſchwerer. An der Wurzel waren nur entwe⸗ der kleine Löcher, oder eine ſchmale laͤnglichte Spalte, worein kaum eine Erbſe ging. Einige waren 4, 5 Zoll und daruͤber lang. Auſſer den beyden Bruſtfinnen ſtand oben ohngefaͤhr in der Mitte des Ruͤckens noch eine, welche die Leute mit dem Mizammaſt verglichen. Man fand vielen Wallrat im Kopfe. Weil Sibbald von der Geſtalt des Kopfs und vielen andern Dingen nichts erfahren konnte, fo getraute er ſich nicht zu ent⸗ ſcheiden, ob die Cachelotte, welche Aldrovand S. 326 und Pareus beſchrieben haben, die nehmliche Art ſey. Alles be⸗ ruht hier, wie man ſieht, auf fremden undeutlichen Fiſcher⸗ nachrichten, nach welchen ſich das Thier nicht unterſcheiden noch klaßifiziren läßt. Weil Fabriz den Catodon und Tur - ſio des Linnee mit einander vereiniget hat, indem er den Turlio auf ſeinen eignen Catodon deutet, Linnees Catodon aber zum Weißſiſche (Delphinus albicans) zieht, fo verweiſe ich hier wegen der deutſchen Namen auf den folgenden Artikel. Hier will ich uur noch anmerken, daß die Balaena minor in in- feriore maxilla tantum dentata, fine pinna aut ſpina in dorſo des Ray 15 welche Linnee bey ſeinem Catadon anfuͤhrt, dieſes iſt, welche Fibbald S. 24 als eine neue Art unter demſelben Karakter g beſchrieben hat. Es ſtrandeten bey den Orkaden 102 dergleichen Thiere auf einmal, wovon die groͤſten 24 Fuß, einige 18, andere 15 Fuß lang waren. Sie ſchwaͤrmten 2 Tage lang an den Kuͤſten herum, und verfolgten ſich. Sie hatten runde Koͤpfe mit einem kleinem Rachen, und in der untern Kinnlade allein Zähne, in der obern aber Hölen die Zähne aufzunehmen. Die Zähne ſtanden nur 2 Zoll aus dem Zahnfleiſche hervor, und endigten ſich oben platt. Sie hatten keine Blaſeroͤhre, ſondern Naſenloͤcher auf der Schnautze. Dieſes Kennzeichen haͤlt Sibbald fr wichtig. Auf dem Rücken bemerkte man eine Schärfe, aber keine Finne oder Stachel. Ob man Wallrat bey ihnen gefunden habe, er⸗ fuhr er nicht. Auch dieſe Beſchreihung beruht ganz auf Fis ſchernachrichten. Man erkennt in ihr ſo gleich den Weißfiſch nach Fabetzens Kennzeichen; und alſo ſtimme ich dem Fabriz voͤllig bey, wenn er den Catodon des Linnee als eine Cache⸗ lotte 233 lotte eingehn laͤßt, und daraus einen Delphin macht. Die neue Ausgabe von Sibbald erklaͤrt zwar das Thier für Pen⸗ nants Round - headed Cachalot III. 47 aber durch Pennant 5 wird es nimmer zu einer Cachelotte werden. 4. Die vierte Art nennt Linnee Catodon und uuter⸗ ſcheidet fie durch den Mangel der Ruͤckenfinne, und die Lage der Plaſeroͤhre auf der Schnautze. Erxleben, welcher keine an dre als methodiſche und ſyſtematiſche Schriftſteller dabey anfuͤhrt, ſagt ſtatt aller Zeſtimmung, fie ſey ohngefaͤhr 24 Fuß lang, habe einen runden Kopf, und kleinen Rachen. Die naſenfoͤr⸗ mige Blaſeroͤhre ſtehe auf der Schnautze. St Drüller hat ihn den Weißfiſch genennt, und alle Erzaͤhlungen der Reiſenden vom Weißfiſche auf ihn gezogen. Aber der Weißfiſch iſt nach neuern Unterſuchungen für einen Delphin erkannt worden, nachdem man ihn bald zu den Wallfiſchen, bald zu den Cache⸗ lotten gerechnet hatte. Endlich hat James Robertſon den Wallſiſch unter dem Namen, Phyfeter Catodon beſchrieben und abgebildet (Philoſoph Tranſact. Vol. 60. S. 321) wel⸗ cher an der Inſel Cramond den 22. Dezember geſtrandet war. Seine Laͤnge betrug 54 Fuß, der Umfang hinter den Augen 303 der obere Kinnbacken war 5 Fuß länger als der untere, welcher 10 Fuß lang war. Der ungeheure Kopf betrug uber den dritten Theil der Laͤuge, das Ende des obern Kinubacken war ganz ſtumpf, und faſt 9 Fuß hoch; die Spritzroͤhre ſtand am Ende deſſelben. In der untern Kinnlade ſtanden auf jeder Seite 23 Zaͤhne mit der Spitze auswaͤrts; in der obern eben ſo viele Hoͤlen. Der Zahn, den Robertſon und aus ihm Pennant Platte III. No. 2. abgebildet hat, war 8 Zoll lang, und eben fo dick im Umfange. Er iſt in der Tiefe von 3 Zoll hohl, und die Def nung der Hoͤle ſehr weit. An der Wurzel iſt er am dickſten, läuft ſehr ſpitzig zu, und biegt ſich ſehr; doch iſt die Biegung bald groͤſſer bald minder. Die Bruſtfinnen hinter den Maulwinkeln 3 Fuß lang, 18 Zoll breit, auf der Mitte des Ruͤckens einen groſſen Buckel. Der Schwanz etwas geſpalten, von Spitze zu Spitze 14 Fuß; das Zeugeglied 7 Fuß lang, P5 5 Fuß 234 5 Fuß vor dem Hintern. Der Wallrat fand ſich zwiſchen dem Gehirn in den Hoͤlungen des Kopfs, und war nur durch die entſtandene Faͤulung fo fluͤßig geworden, wie Oel; an der kalten Luft aber geronn er zu einer weiſſen Maſſe. Pennant nennt dieſen Fiſch Bluntheaded Stumpfkopf, erklaͤrt ihn für den Phyſeter microps des Linnee, den Trumpa beym Purchaß. Seine Beſchreibung und Abbildung Platte II iſt von Roberts ſon entlehnt. Es iſt wohl gewiß, daß Robertſons Cachelot⸗ te die erſte von Fabriz beſchrieben ſey. | Otto Fabriz erklärt erſtlich den Weißfiſch für den Phyf. Catodon des Pınnee und Miller Prodrom 51 desgleichen für die Balaena albicans deſſelben Prodr. 50; hernach ſtellt er ſelbſt einen Phyfeter Catodon mit folgendem Carakter auf; dorfo pin- nato, apice dentium plano. Ganz nach der Methode des Linnee welcher die Thiere nach den Zähnen ordnete. Dennoch hatte Fabriz von dieſer neuen Art, nichts als die Zähne ges ſehn, welche auf eine ſchiefe Flaͤche ausliefen. Er erklaͤrt ſei⸗ nen Ph. Catodon fuͤr den Ph. Turſio des Linnee, und ſeinen Delphinus Turſio abermals für des Linnee Del. orca. Fabriz ſtellt alſo unter einem alten Namen ein neues Thier auf. Aber wenn er dieſes nur ſelbſt gefehn und beſchrieben hätte. Er ver⸗ weißt uns auf den Butzkopf des Adelung und auf die er⸗ ſte Cachelotte des A derſon S. 208. Aber Adelung hat kein Thier ſelbſt beobachtet, das er nach fremden Nachrichten unter willkuͤhrlichen Namen beſchreibt, und in der angefuͤhrten Stelle des Anderſon iſt alles ſo unter einander geworfen, daß man aus ihm nicht klug werden kann. So viel aber ſehe ich, daß das Thier, welches bey Nordkap von einem hamburgiſchen Kommandeur gefangen ward, und nach deſſen Erzaͤhlung von Anderſon S. 209 beſchrieben worden iſt, von allen vorher ange⸗ fuͤhrten Arten abweicht, und vielleicht neu iſt. Sie war oben grau, am Bauche weiß; hatte vorn nur ein Blaſeloch, und auf der Schnautze mehr als Ellen dicken Speck, auf der Scheitel aber nur 3 Finger dick, und darunter einen fingerdicken zaͤhen Hirndeckel. Das Gehirn lag in 28 Kammern. Hinten auf dem Ruͤcken gegen den Schwanz hatte fie 3 Hoͤcker; der erſte war 235 war 15, der zweyte T, der dritte und hinterſte T Fuß hoch. Wenn ſie zu Grunde gehn will, wirft ſie ſich ae vorher auf die rechte Seite und ſchießt ſeitwaͤrts in die Tiefe. Sie war 26 bis 27 Ellen lang, und gab 36 Quartele Speck. Bey geſchloſſenem Maule ſchien die Zunge dick zu ſeyn, verlor ſich aber ganz, wenn das Maul ſich oͤfnete. Ob die von Bourguet Sur la formation des Sels et des Cryſtaux S. 10 beſchriebene und im Hafen von Venedig 1715 gefangene Art hieher gehöre, kann ich nicht ſagen. Auſſer dem Wallrat, von welchem ich hernach ſprechen werde, erhaͤlt man von dem Potfiſche noch den grauen Am⸗ ber, Ambergries genennt. Doch verſichert Sibbald, daß man ihn auch in den Wallfiſchen finde. Diefes Product iſt zus erſt von ihm in den Handel gekommen; deswegen erwaͤhne ich deſſen am erſten. Aetius, der griechiſche Arzt, gedenkt zu Aufange des ſechſten Jahrhunderts des Amber zuerſt unter dem Raͤucherwerke. Der Name Hambar iſt arabiſch oder mauri⸗ taniſch. Joh. Serapio im 11 Jahrhundert ſagt, nach dem Vorgeben der Mauren ſey es ein Meergewaͤchs, welches oft von dem ſtuͤrmiſchen Meere an den Strand geworfen werde. Derjenige, den man aus dem Bauche der Wallfiſche nehme, ſey ſchlecht. Dieſe Thiere ſterben, wenn ſie zu viel davon freſſen; ſchwimmen oben, und werden an den Strand getrieben. Als⸗ dann ſchneiden die Einwohner der Kuͤſten den Bauch auf, und nehmen den Amber heraus. Der, welcher zunaͤchſt am Nuͤck⸗ grade liegt, ſey der beſte. Der Wallfiſch heiſſe Azel. (Die Perſiſchen Arzneyhaͤndler nennten den Amber aus dem Bauche des Wallfiſches Mandi. Aus dieſer Nachricht ſowohl als aus den uͤbrigen Aerzten ſieht mau, daß fie ihren Amber theils von Afrika theils aus China und Japan erhielten. Sie hielten ihn bald für ein Harz, bald für den Saamen, oder den Ans; wurf des Wallfiſches. Auch ſcheint es, daß fie anfaugs den weiſſen Amber mit dem eigentlichen Wallrat verwechſelt haben. Warko Polo bezeuget, daß er geſehn, wie die Einwohner von 236 von Succotra die gefangenen Wallfiſche an das Ufer ziehn, is nen den Bauch aufſchneiden, den Ambergries herausnehmen, und aus dem Kopfe viele Tonnen Thran bekommen. Vermuthlich verſtand er unter dem Thran den Wallrat. (Allgemeine Reifen VII. B. S. 495). Auch die Bewohner der Kuͤſte von Japan ſamlen noch jezt Amber aus den Eingeweiden der gefangenen Wallfiſche, wie Kaͤmpfers Geſchichte bezeuget. Der mauriſche oder arabiſche Name Azel, den die 11 niſchen Ueberſetzungen der arabiſchen Aerzte Azelus ſchreiben, iſt vermuthlich mit der Macht der Mauren nach Spanten uͤber⸗ gegangen. Durch die Biſcayer, die geſchickteſten und aͤlteſten Wallftſcfaͤnger, welche alle übrige europaͤiſche Nationen in dies ſem Fange unterrichtet haben, mag dieſer Name unter die übrigen Nationen gekommen, und von ahnen ſo verſchiedentlich verdorben und verunſtaltet worden ſeyn, daß man ihn jezt kaum wieder erkennt Am naͤchſten kommt dem aͤchten Worte der Hollaͤnder Cazilot; weiter entfernt ſich davon Cachalut, Ca⸗ chalot, Cachelot, wie die Franzoſen ſprachen. Polfiſch oder Potwallfiſch iſt ein den Hollaͤndern und Niederlaͤndern eigenthuͤm⸗ licher Name, deſſen Urſprung ſchwer zu erklaͤren iſt. In neuern Zeiten hat man ſich eben ſo wenig uͤber den Urſprung des Amber vereinigen koͤnnen. Für das Thier⸗ reich erklärten ſich viele, nachdem Kampfer und Valentini berichtet harten, daß der Amber in gewiſſen Wallſiſchen gefunden würde. Cleyer ſchickte aus Oſtindien gegen das Ende des vori⸗ gen Jahrhunderts eine Nachricht und Zeichnung von dem am⸗ berfreſſenden Fiſche nach Berlin, welche hernach in den Schrif⸗ ten der naturforſchenden Geſellſchaft bekannt gemacht ward. (Ephemed. N. Curioſ. Dec. II. Ann. VIII. Obſerv. 21). Endlich erhielt auch die engliſche Societaͤt 1724 zwey Berichte aus Amerika von Boylſton und Dudley, welche ſie in ihren Schriften No. 385. und 387. bekannt machte. Veyde ver⸗ ſichern, daß der Amber bey dem Potfiſche, der den Wallrath giebt, aber nur ſelten, in gewiſſen Behältern im Leibe nahe bey den Zeugegliedern gefunden werde. Beyde beſchreiben den Behälter verſchieden, gehen auch in andern kleinen Umſtanden von 232. von einander ab, und beyde geſtehn auch, daß ihre Nachricht von den engliſchen Wallfiſchfaͤngern herſtamme, und daß ſie ſelbſt nichts unterſucht hätten. Sogleich darauf 1728 ſchrieb Neu⸗ mann eine Abhandlung, worinne er zu beweiſen ſuchte, daß der Amber eigentlich dem Mineralreiche zugehoͤre, und von dem Potfiſche nur bisweilen verſchluckt werde. Die fremden Koͤr⸗ per, welche bisweilen im Amber eingeſchloſſen gefunden werden, wie im Bernſtein, als Blätter, geben eine wahrſcheinliche Anzeige von ſeinem Urſprunge. So weit gehoͤrt die Geſchichte des Amber in meinen Plan. Die neuern Erfahrungen hieruͤber wird man leicht in andern Buͤchern auffinden koͤnnen. Auch hat der fleißige Anderſon ſowohl als Neumann die engliſchen vorher eme ten Nachrichten uͤberſezt . ww Die Nachricht, welche Dudley von dem Wallrathe⸗Wall⸗ fiſche giebt, iſt folgende. Er gleicht in der Geſtalt den uͤbri⸗ gen, nur iſt er graulicht, wo die andern ſchwarz ausſehn. Auf dem Ruͤcken hat er einen Buckel, wie der Buckelfiſch. Statt der Baarten hat er Rechen von ſchoͤnen elfenbemern, 5 bis 6 Zoll langen Zaͤhnen in beyden Kinnladen. Sie find fanfter und ſchla⸗ gen nicht fo mit den Schwaͤnſen. Wenn fie verwundet werden, kehren ſie ſich um und fallen den Menſchen mit dem Maule an. Der Thran, den man von ihnen erhaͤlt, iſt klaͤrer und lieblicher als der von andern Wallfiſchen. Ein Fiſch giebt 20 bis 50 Tonnen Thran. Das Blaſeloch iſt einfach und ſteht auf der linken Seite des Kopfs. Auſſer andern kleinen Fiſchen leben fie vorzüglich von Dintenfifchen. Den Schnabel findet man oft noch in dem ausgeſchnittenen Amberkugeln. Die Zeit zum Sans ge dieſer Art iſt vom Anfauge des Junius bis zu Ende des Auguſt. Mau will bemerkt haben, daß dieſer Wallfiſch, wenn er angeſchoſſen wird, ſogleich ſeinen Unrath von ſich giebt. Ein gewiſſer Alkins von Boſton war einer mit von den erſten, wel⸗ cher 1620 auf den Fang des Potfiſches ausging, und davon Wallrat und Amber erhielt. gange 238 Lange hat man nicht gewußt, was eigentlich Wallrat ſey. Anfangs ſcheint man ihn mit dem Amber verwechſelt zu haben, weil man beyde in dem nehmlichen Fiſche fand. Einige hielten ihn fuͤr ein Harz, andre fuͤr den Saamen des Wallfiſches, wie den Amber. Daher die verſchiedenen Namen: Wallſchot, Witte Amber, Zee⸗Schuim und Viſch- miſt bey den Hollaͤndern; bey den Englaͤndern Whale Shot, bey den Schotten Scale: Amber. Erſt ſeit den Zeiten des Cluſius zu Ende des 16. Jahrhunderts (1505) weiß man, daß der Wallrat and dem Kopfe einer Cachelotte kommt. Thomas Brown beſtaͤtigte dieſe Auſſage 1660 (Pfeudodox. epidem.). Aber 1555 erzählte Rondelet, deſſen Zuhoͤrer Cluſius geweſen war, daß aus dem Gehirne eines Wallfiſches, den er nicht weis ter beſchreibt, eine Fettigkeit, fluͤßiger als Oel ablaufe, wel⸗ che ſehr dünn und durchdringend ſeyß. Wenn dieſe abgelaufen, zeige ſich das übrige im Hirnſchaͤdel wie Schuppen von Sar⸗ dellen; uͤber dem Feuer zergehe es, aber in der Kaͤlte gerinne es. Den Namen Sperma Ceti oder Blanc de Baleine führe er nicht dabey an. Ja ſogar Marco Polo, welcher 1752 Indien bereiſete, merkte an, daß man auf der Inſel Sukkotra den Wallfiſchen den Bauch aufſchneide, den Amber heraus nehs me, und aus dem Kopfe viele Tonnen Thran. (Allgemeine Geſch. der Reiſen VII. S. 495). Ohne Zweifel meinte Polo den Wallrat. In Frankreich erfuhr man erſt durch Lemery, daß der Wallrat aus dem Kopfe eines Wallfiſches komme. Juſſieun ſezte hinzu, daß es eine ſeltne Art von Wallfiſchen mit Zaͤhnen ſey. Daß der Wallrat aus dem Kopfe des Potfiſches komme, wußten zwar Rondelet und Cluſius; aber ſie beſtimmten nicht, ob es das Gehirn ſelbſt oder eine von ihm unterſchiedene Fettigkeit ſey; und eben ſo wenig hatte man von dem Wallfiſche ſelbſt eine genaue Kenntniß. Auch hat man lange Zeit geglaubt, daß der Wallrat allein aus dem Kopfe genommen werde. Aber ſchon Tomas Brown erzaͤhlt von dem auf der Kuͤſte von Eng: land geſtrandeten Potfiſche, daß, nachdem er etliche Tage gele⸗ gen hatte, aus dem Kopfe kleine Ströme von Oel und Wall: rat floſſen. Als man die ganze Kammer im Kopfe aufbrach, ö faud ge 239 fand man den Wallrat in gewiſſen Fächern und Abtheilungen, wie in Honigwafeln, ſo groß wie Gaͤnſeeyer liegen. Ein Theil des ausgelaufenen Wallratd war ganz rein, das uͤbrige aber mit ſtinkendem Oel vermiſcht, muſte oft gereiniget und aus⸗ gedrückt werden, bis es rein und ſtuͤckigt ward. Brown ſezt hinzu, daß man den Wallrar nicht allein im Kopfe, ſondern auch in andern Theilen fand. Wenn man die fleiſchigten Theile auf dem Roſte bratete, troͤpfelte ein Oel daraus, und eine dicke ſchmie⸗ rigte Materie ſezte ſich zu Boden. In dem Oel war viel Wallrat; und ſogar nach vielen Jahren bekam man etwas daraus. Man berichtete dem Brown, daß man zur Kam⸗ mer mit dem Wallrat gekommen ſey, bevor man auf den Kno⸗ chen oder Hirnſchaͤdel traf. Der Wallrat, welcher beym Aus⸗ preſſen zuerſt lief, war ganz weiß und klar; der ausgekochte aber roth. Es geſtand bald in der Kälte, und je frifcher, deſto geſchwinder. Es zog ſich viel in die Geſchirre und Ges faͤſſe, worinne es aufbewahrt ward. Es iſt von dem Oele und Fette aller andern Thiere unterſchteden, und ließ ſich mit den Laugen der Seifenfieder nicht miſchen noch vereinigen. Mit Malerfarben laͤßt es ſich vermiſchen, trocknete aber ſehr ſchwer. Es breunt ganz weiß, wie Campher, läßt ſich aber mit Schei— dewaſſer nicht aufloͤſen. Deſtillirt gab es ein ſtarkes Oel mit einem ſcharfen durchdringenden Waſſer. kaͤßt man es ver⸗ rauchen, ſo giebt es einen Balſam. Brown fuͤhrt noch an, daß es die Wollenkaͤmmer gebrauchen, wie auch die englifchen Bauern als Arzney, wenn ſie ſich geichnitten oder gehauen has ben, desgleichen bey Geſchwulſten und in andern Schmerzen, Man koͤnne es in der Medizin ſehr gut brauchen, und ın zus ſammengeſezten Oelen und Balſamen daſſelbe zu Grunde legen. Dudley, welcher anfuͤhrt, daß ein gewiſſer Atkins von Boſton ſchon 1670 auf den Fang des Potfiſches ausgegangen ſey, erzählt nach deſſen Ausſage folgendes vom Wallrat. Er liegt in einem Kaſten oder Behaͤlter 4 bis 5 Fuß tief, 10 bis 12 Fuß lang, zunaͤchſt dem Orte, wo der Kopf feine ganze Brei⸗ te, Tiefe und Länge hat, an der Stelle des Gehirns, mit wel— chem es einerley zu ſeyn ſcheint, und in verſchiedene haͤutige Zel⸗ | len 240 len vertheilt. Der Behälter iſt nicht mit Knochen, ſondern mit einer dicken knorplichten Subſtanz unter der Haut bedeckt, durch welche man ein Loch bohrt, um den klaren Wallrat heraus zu nehmen. Zwar erhaͤlt man auch aus dem Kopfe und aus an⸗ dern druͤſigten Theilen des Fiſchs auch Wallrath, aber der beſte, den die Natur ſelbſt zubereitet hat, liegt in der erwaͤhnten Kam⸗ mer. Dieſe giebt allein an 10 bis 20 Tonnen. Thomas Bartolin verſicherte auch 1673 daß er gewiß durch feinen Verwandten in Faͤroe erfahren habe, wie die oͤligte Materie uns ter dem Namen Spermaceti aus dem Gehirn eines Wallfiſches daſelbſt genommen und gereinlget werde. (Acta Hafnienſ. Vol. II. S. 67). Anderſon nimmt zwey Arten von Cache⸗ lotten an, welche das Wallrat geben. Die eine ſoll gruͤnlicht von Farbe ſeyn, und einen harten Deckel von Knochen uͤber dem Gehirne haben; die andre aber iſt oben grau, am Baus che weiß, und hat nur eine zaͤhe Fingerdicke Hautdecke uͤber dem Gehirne. Dieſe leztere Art beſchreibt Anderſon nach der Erzaͤhlung eines hamburgiſchen Commandeurs. Sie hat vorn ein Blaſeloch, mehr als Ellendicken Speck auf der Schnautze, aber auf dem dicken Kopfe oder Wirbel nur 3 Fingerdicken Speck und darunter die Fingersdicke Hirndecke. Das Gehirn habe in 28 Kammern gelegen, und der Wallrat habe ſo klar als Brandtwein ausgeſehn, und nachdem man es aufgeſchoͤpft hatte, ſey es wie Schneeflocken geronnen. Der Speck des ganzen Fiſches ſey mit Holen voll von Wallrat angefüllt gewe⸗ fen. Die von Koͤhne beſchriebene Cachelotte hat oben auf dem Kopfe Speck eine Hand breit dick, und darunter eine dicke zähe harte Decke von veſten Sehnen, die ſtatt der Hirnſchale dient. Hiernaͤchſt folgte eine zweyte Abſonderung aus dergleichen Sehnwerk, faſt einer Handbreit dick; die von der Schuautze bis in den Nacken, uͤber den ganzen Kopf ausgeſpannt war, wodurch der erſte Theil des obern Kopfs von dem zweyten ge⸗ ſchieden wied. Dieſe erſte Kammer heißt die Klapmuͤtze; und ſchließt das zarte Gehirn ein, woraus der Wallrat breitet wird. In dieſer Kammer beſtehn die Gehtrufaͤcher oder Gefaͤſſe aus einer Materie wie ein dicker Flohr; aus dleſer ſchoͤpfte man 7 Quar- telen — ne 241 telen weiſſes Gehirnoͤl, welches auf Waſſer gegoſſen wie Kaͤſe gerann, und davon abgeſchoͤpft wieder zerfloß. Auf dieſe Kam mer folgt die zweyte auf dem Oberrachen, welche nach der Groͤſſe des Fiſches 4 bis 72 Fuß hoch iſt. In derſelben findet ſich abermals ſpermatiſch Gehirn in kleinen Fächern aus einer Materie, der Haut im Ey gleich, wie der Honig in den Bie— nenzellen. Wenn man das Gehirn herausgenommen hat, fin- det ſich darinne der Wallrat aus dem ganzen Leibe nach und nach durch eine groſſe Ader ein, ſo daß man alsdann wohl eher wiederum 11 Quartele daraus geſchoͤpft hat. Dieſe groſſe Ader oder Gefäß erſtreckt fi) vom Kopf bis an den Schwanz laͤngſt den Ruͤckgrad herunter, und hat oben die Weite einer Manns⸗ lende, beym Schwanze aber eines Fingers. Nan muß bey Abſchneidung des Specks Achtung geben, daß man kein Loch hinein macht, ſonſt laͤuft aller Wallrat heraus. Dieſe Ader iſt die Quelle einer Bewegung, und vertheilt ſich durch unzaͤh⸗ lige kleinere Gefaͤſſe in den ganzen Koͤrper, ſo daß Fleiſch, Speck und ſelbſt der daraus gebrannte Thran voll Wallrat find. Auch Anderſon (S. 219) ſchloß, daß der Wallrat durch den ganzer Koͤrper vertheilt ſeyn muͤſſe, weil man ihm aus dem Schwan⸗ ze einer Cachelotte, welche 1720 bey Hamburg in der Elbe ſtran⸗ dete, guten reinen Wallrat ausgeſotten hatte. Daß der Wallrat in groͤſter Menge, und zwar rein und klar, aus dem Hirnſchaͤdel oder Kopfe der Cachelotte, aber auch aus dem uͤbrigen Koͤrper des Thieres erhalten werden koͤnge, wußte man alſo ſchon vor Anderſon (1740). Das nehmliche verſicherte noch kuͤrzlich der groſſe Camper, und ſagt, er habe den Kopf der Cachelotte ſo viel unterſucht, gezeichnet und ge— meſſen, daß er mathemathiſch beweiſen koͤnne, daß der Wallcat nicht aus dieſem Hirnfchädel komme; daß das Gehirn dieſes Wallfiſches nicht viermal groͤſſer ſey, als das vom Menſchen, obgleich das Thier 64 Fuß lang if. Die Beſchreibung dieſes Kopfs und der untern Kinnlade verſprach er bald bekannt zu machen. (Schriften der . Geſellſch. naturf. Fr. III. B. 396 S.). 2 3 Or⸗ EE 242 Zordrager berichtet die Bereitung des Wallrats alſo (S. 302). Man that die 24 Tonnen Gehirn (Breyn) aus dem Kopfe des Potfiſches in eine Kufe, that Salz und Waſſer daran, und ruͤhrte es um. Alsdann tritt das blutige und unreine oben; dieſes ſchaͤumt man ab, thut immer wieder von neuem Salz und Waſſer hinzu, bis die Maſſe ganz weiß wird. Hernach begoß man fie mit friſchen Waſſer, bis das Salz ab⸗ geſpuͤlt war, ließ die weiſſe Materie durch graues Patronen⸗ papier ſeichen, bis fie ganz weiß und ſauber war; alsdenn zog man ſie wiederum durch 5 graue Bogen Papier und preßte ſie. So bekam ſie eine blaͤttrigte Geſtalt. Auſſer andern hat auch Ferber die ſonſt uͤbliche Weiſſe den Wallrat zu bereiten und zu reinigen beſchrieben. (Neue Beytraͤge zur Mineralgeſchichte J. B. 366 S.). Aber dieſe Art ſoll jezt nicht mehr gebraͤuch⸗ lich ſeyn, ſondern der Wallrat wird aus dem friſchen Thrane geſchieden. So ſagt Beckmann (Bibliothek X. 256). Auch wird in Nutty Natural. hiſtory of Dublin J. 369 verſichert, daß man jezt aus dem Fette oder Thrane eines jeden Wallfiſches Wallrat zu machen wiſſe. 8 Ob ich gleich dieſe Kunſt, aus dem Thrane jedes Wallfiſches Wallrar zu bereiten, nirgends beſchrieben finde, fo läßt ſich doch die Art des Verfahrens ſchon ziemlich wahrſcheinlich aus den oben angezeigten Umſtaͤnden und aus der Natur des Wallrats ſchlieſſen. Aber dieſe Verſicherung zeigt auch zugleich, daß nicht der einzige Pot⸗ ſiſch, oder eine einzige Art von Cachelotten, ſondern auſſer den Cache⸗ lotten auch alle übrige Wallfiſche den Wallrat geben. Daß dieſe Ver⸗ ſicherung wahr ſey, wird man noch beſſer einſehn, wenn man uͤber⸗ haupt weiß, was eigentlich der Wallrat, ob das Gehirn allein, oder eine von ihm ganz verſchiedene dligte Feuchtigkeit fey. Dieſe Ent; deckung verdanken wir dem groſſen Camper. Aber fie muß weni⸗ gen bekannt geworden ſeyn; denn in unſern neueſten Compendien wird der Urſprung des Wallrats immer noch unrichtig angegeben. Nach Blumenbach wird er in Geſtalt eines milchweiſſen Oels in beſondern Canälen, die den Blutbehaͤltern im Kopfe andrer Thiere ähnlich find, gefunden. Nach beske findet er ſich in den Blutbehaͤl⸗ tern des Gehirns. Ich muß mich hier aber blos auf die Bemerkun⸗ gen ie 243 gen einſchraͤnken, welche Camper in den Memoires prefentes VI. S. 177 f. mitgetheilt hat, weil ich die audern oben angefuͤhrten Abhandlungen noch nicht geleſen habe. Zuerſt bemerkt er vom Schellfiſche, daß die Hirnhoͤle zweymal groͤſſer als das Gehirn, und mit einem klaren ſchleimigten Weſen angefuͤllt iſt, welches eine ſehr feine und zarte Spinnewebenhaut umſchließt. Bey einigen Fiſchen ſey dieſe Hoͤle zehn und ſogar zwanzigmal groͤſſer als das Gehirn. Bisweilen ſey die Materie; welche den Raum aus: füllt, gallertartig, ein andermal fettig, wie beym Karpen, und harzig wie bey der Cachelotte. Dadurch haͤtten ſich einige Na⸗ turforſcher taͤuſchen laſſen, und dieſe Materie fir das Gehirn ſelbſt angeſehn. Dies iſt die Hauptſtelle, wo Camper kurz erklaͤrt, daß der Wallrat eigentlich diejenige fluͤßige Materie ſey, welche das Gehirn der Cachelotte umgiebt, und wie bey allen andern Fiſchen die groſſe Hirnhoͤle fuͤllt, und ſich ſogar durch den Ruͤckgrad erſtreckt. Zur Erklaͤrung dieſes Satzes will ich feine Erfahrungen an dem Gehirn der ubrigen von ihm zergliederten Fiſche anführen. Die Hirnhöoͤle des Froſchfiſches (CLophins) war ebenfalls nach Verhaͤltniß des Gehirns ſehr groß; der Zwiſchenraum mit einer Spinnewebenhaut angefuͤllt, welche eine ſehr helle Feuchtigkeit wie Waſſer und ohne Geſchmack; enthalt. Er bemerkte darinne mehrere Blutgefaͤſſe. Die laͤnglichte Hirnkammer der Roche war ſo groß, daß fie viermahl mehr Gehirn faffen könnte. Die ganze Hölung enthält ene ſehr durchſichtige Feuchtigkeit, die fo ſchleimigt iſt, wie klare Hirſchhorngallert. Bisweilen iſt ſie von dem ausgetretenen Blute etwas roth ge⸗ faͤrbt. Dieſe Feuchtigkeit geht in den Gang der Wirbelbeine laͤngſt dem Rückenmark. Man muß den Kopf oͤfnen, ehe man das Thier in die Queere zerſchneidet, damit man dieſe Feuchtig⸗ keit nicht verliere. Denn ſonſt laͤuft dieſe Gallert durch den Gang des Ruͤckgrads aus. Schon Gouan hat bemerkt, daß das Gehirn der Fiſche ſehr klein, und alleuthalben mit einem ſchaumartigen, ſehr glaͤn⸗ zenden, grauen, ſpeichelaͤhnlichen Schleim überzogen ſey. (Ges ſchichte der Fiſche S. 90). Dieſe ſchaͤumigte Fettigkeit hat auch Ludwig in dem Gehlen einiger Flußfiſche beſchrieben. a Q2 2 er- 244 fert. de linerea Cerebri ſubſtantia. Lipſ. 1770). Dieſe Fettigkeit verbreitet ſich alſo bey den Cachelotten auch auſſer der Hirnkammer in die Hoͤlung des Nuͤckgrads, und hieraus durch eigue Gänge in das Fleiſch, den Speck, und überhaupt in den ganzen Körper, wie Koͤhne beym Anderſon anmerkt, welcher unter der groſſen Ader im Ruͤckgrad entweder die Holung der Ruückenwirbel verſteht, oder, wenn die Ruͤckgradswirbel nicht in der Mitte einen Gang für das Mark haben ſollten, einen an» dern Gang neben den Wirbeln, dergleichen bey den Hayfiſchen zwey auf beyden Seiten ſind. Wir wiſſen noch uͤberhaupt zu wenig von dem innern Baue der Wallfiſche; und ſicher laͤßt ſich nicht aus der Analogie mit den Delphinen oder Hayfiſchen, die wir noch am beſten, auch nach ihrer innern Beſchaffenheit kennen, ſchlieſſen. Der genaue Vicadazyr hat bey feinen ana⸗ tomiſchen Unterſuchungen zu wenig auf dieſe Materie geachtet, welche das Gehirn der Fiſche umgiebt. Von den Knorbelfiſchen, als Hayın und Rochen, merkt er an, daß alle ſchwammigte Knochen des Kopfs und die Nuͤckenwirbel mit einer haͤufigen ſchleimigten Feuchtigkeit gefüllt find, daß das Gehirn ſelbſt das mit umgeben iſt, und daß der ganze Körper, vorzuͤglich aber der Kopf eine zaͤhe Feuchtigkeit durch eine Menge Schweßloͤ⸗ cher ausſchwitze, welche aus verflochtenen Gefaͤſſen unter der Haut kommt und die Haut dieſer glatten Fiſche immer ſchluͤpfrig erhält. Der Schedel der Hayſiſche iſt in zwey Hölen getheilt; die erſte hinter den ſtebfoͤrmigen Blaͤttern nennt er die Schleim» höle, die hintere engere, die eigentliche Hirnhoͤle. Daß die Schleimhoͤle bey den Hayfiſchen mit einer weiſſen durchſichtigen Feuchtigkeit oder Fettigkeit angefuͤllt ſey, und daß dieſe durch verſchiedene Candle auf der aͤuſſern Haut ausſchwitze, um fie ſtets ſchlupfrig zu erhalten, hat Lamorier ganz kurz bemerkt, (Hiftoire de I’ Academ. 1742 S. 32.) am deutlichſten aber bes ſchreibt Feuilleer dieſe Schleimhoͤle nebſt den Gängen durch die Haut an einem Hayfiſche 3 Schuh lang. (Beſchreib. der Arz⸗ negpfl. Il. S. 133). Weil ich aus der Beſchreibung des Koͤhne urteile, daß die zwey von ihm genannten Behaͤltniſſe des Wallrats mit der Schleimhoͤre und der Hirnhoͤle der Hay⸗ fiſche 4 245 fiſche uͤbereinkommen, und daß der Wallrat durch eben ſolche Canaͤle durch das Fleiſch und den Speck in den ganzen Koͤrper verbreitet, fo ſetze ich Feuillee's Worte hieher. Die Zukunft wird zeugen, ob ich recht gemuthmaſſet habe. Ich oͤfnete dem Seehunde den Kopf, und da fand ich im vordern Theile des Hirnſchaͤdels eine groſſe Hoͤle, welche uͤber⸗ all einen Durchmeſſer von 5 Jollen hatte. Nicht weit von der ſelben traf ich noch verſchiedene andre an, die nicht fo groß waren, und in die ſich wieder andre oͤfneten. Alle dieſe Hölen waren mit einer weiſſen durſichtigen und geronnenen Feuchtigkeit angefuͤllt, welche faſt ſo dick als eine Sulze war. Dieſer Saft war in haͤutigen, weißlichten duͤunen Saͤcken enthalten, die auch ihre Blutgefaͤſſe hatten, und die Hoͤlen uͤberzogen. An verſchie⸗ denen Stellen machte die Haut, worinne die Feuchtigkeit ent— halten war, im Umkreis dieſer Hoͤlen lange und durchſichtige Roͤhren, 2 Linien weit, und mit der nehmlichen Feuchtigkeit angefüllt. Dieſe Roͤhren gingen durch die veſten Theile und das Fleiſch in die Haut, und oͤfneten ſich auſſen durch die Loͤcher am Kopfe. Wenn man darauf druͤckt, fo geht die Feuchtig— keit wie ein Faden heraus. Sie iſt fett, und dient vermuthlich die Haut ſchluͤpfrig zu erhalten. Als ich alle aus der Höle geſammlete Fettigkeit auf einem Papiere trocknen ließ, ward ſie ganz hart. Ich verwahrte ſie, um ihre Natur bey meiner Ruͤckkunft in Europa näher zu unterſuchen. Hiermit ſtimmt vollkommen uͤberein was Sibbald S. 96 aus Tyſons Zer⸗ gliederunft des Braunfiſches anmerkt, daß der Speck dieſer Thiere mit unzaͤhlbaren Zellen oder kleinen Schlaͤuchen voll Oel angefüllt ſey. Wenn dieſe Schlaͤuche nur leicht gedrückt wer⸗ den, oder zerſpringen, ja ſo gar, wenn nach dem Tode die Kaͤlte ſie zuſammenzieht, laͤuft das Oel haͤufig heraus. Delphinen. Aus dieſem Geſchlechte find der Tuͤmler, ober Sprin⸗ ger, Meerſchwein, der Delphin der Alten, (Delphinus Del- Q 3 phis 246 phis Linn.) und der zweyte, der Braunfiſch, der Alten Pho⸗ karna, den Bellon und Nondelet Turſio nennen, ſchon laͤngſt hinlaͤnglich bekannt, und ſogar nach ihren innern Theilen be⸗ ſchrieben. Beyde gleichen einander ziemlich im aͤuſſern ſowohl als iu der Lebensart. Nur hat der Springer einen laͤngern ſpitzigen Schnabel, der Braunfiſch aber eine kurze ſtumpfe Schnautze. Der Springer hat ſeinen Namen davon, weil er bisweilen aus dem Waſſer in die Höhe ſpringt. Binde kruͤm⸗ men ſich beſtaͤndig zuſammen, halten Kopf und Schwanz nie⸗ dergebogen, den Ruͤcken aber in die Hoͤhe; beyde ſchwimmen fehr geſchwind, und ſchwaͤrmen kruppenweiſe um die Schiffe hernm. Der Springer iſt ganz ſchwarz, auf der Bruſt weiß, der Braunfiſch aber oben blaulicht. Beyde geben eine Menge Speck und Thran, und beyde entfernen ſich ziemlich weit von Norden. Den Butzkopf des Anderſon und Tranz nennt O. Fabriz Delph. Turſio und beſchreibt ihn alſo. Die rundliche ab⸗ ſchuͤßige Stirn endiget ſich mit einem ſchmalen Schnabel. Die Zaͤhne ſtehn in beyden Kinnladen weit auseinander, find ſtumpf, faſt wie beym Weißfiſch, aber laͤnger. Der Leib iſt ſehr dick, der Schwanz auch dicker als bey den andern Arten. Die Ruͤ⸗ ckenfinne wie beym Schnabelſiſche. (Bal. roſtrata). Das gan ze Thier ſieht ſchwaͤrzlich aus, am Bauche etwas weißlicht. Fabri erklärt dieſe Art für des Linnee Delphinus Orca, und den von Gunner beſchriebenen Turſio. (Schriften der Dront⸗ heimer Geſellſch. B. IV). Weiter bemerkt Fabriz nichts von ihm und ſeinen Sitten, auſſer, daß er im groͤnlaͤndiſchen Meere ſelten ſey. Anderſons Butzkopf hat eine ſchwarze oder dunkel⸗ braune glatte Haut, und iſt unter dem Bauche weiß. Seine Laͤnge erſtreckt ſich auf 20 Fuß; er giebt 15 und mehr Quartelen Speck. Der Kopf iſt vorn butt, d. i, ſtumpf, als wenn man ein umgeſtuͤrztes rundes Boot von vorne anſſeht. Die Schnautze, welche etwas hervorſteht, iſt vorn und hinten gleich dick. Cranz ſagt noch weniger. Nach Anderſon iſt dieſer der Engländer Grampus, Floundershead, und der Schotten Nordkaper. Nach Martens (S. 93) geht der Kopf vorne ſtumpf ra | 1 un * 1— 247 und der Schnabel iſt vorn und hinten gleich dick, Die Bruſt und Schwanzfloſſen gleichen mehr den vom Wallfiſche. Sie laufen gegen den Wind, und ſpielen haufenweiſe um die Schiffe herum. Die Farbe des Ruͤckeus iſt braun, am Bauche weiß; die Stirn braun und weiß marmorirt. Linnee unterſcheidet feine Orca eben fo wie Fabriz durch roſtrum furfum repan- dum; ferner durch dentes latos ferratos. In der Note aber erklärt er dieſe Zähne für ſtumpf, und ſagt die untere Kinnlade ſey viel groͤſſer. Zugleich fuͤhrt er die Orca des Bellon und Ron⸗ delet als diefeibe an. Aber Rondelets Orca, welche in Sad tonge Epaulard beißt, hat breite und ſpitzige Zaͤhne, womit ſie die Wallfiſche verfolgt und toͤdtet. Das ganze Thier iſt dick und rund; gleicht ſonſt in allem dem Delphin, iſt aber zwanzigmal dicker. Die Orca des Bellon heißt bey feinen Landes leuten Oudre. Eine war uͤber 18 Fuß lang, und uͤber 10 Fuß dick; eine andre 12 Fuß lang, 6 dick. Der Schnabel iſt aufwaͤrts gebogen (imum ſurſum repandum) die Unterlippe fo dick, daß ſie nicht mit der obern ſchließt. In dem Schnabel ſtehn 40 Zähne, wovon die vordern vorn dünn und ſtumpf, die hin⸗ tern aber dick und ſpitzig find. Das Zeugeglied iſt uͤber 2 Fuß lang. Nach der Figur zu urteilen iſt Rondelets Orca verſchie⸗ den, denn ſie hat keinen aufwaͤrts gebognen Schnabel, wie die vom Bellon, welche mir der Butzkop zu ſeyn ſcheint. Dieſen hat auch Dale beſchrieben und abgebildet Appendix ad Hiſtor. Harvic p. 411. Taf. 14 ob ihn gleich Pennant (S. 59) für einen Wallſiſch mit Baarten, haͤlt, fuͤr den Butzkopf des Mar⸗ tens und den Nebbe-hual oder Schnabelfiſch des Pontoppi⸗ dan erklärt, Ihm heißt er daher auch Beaked- Whale. 4. Der Speckhauer iſt des Fabriz Delph. Orca. den Linnee mit Turſio verwechſelt hat. Seine Art erklaͤrt Fabriz für die Orca des Muͤller Prodrom. 57 den Stourvagn den Gunner beſchrieben und abgebildet hat (Schriften der Dronts heimer Geſellſchaft IV. B. Platte XII. fig. 2 3) für den Haa-Hyrningur der Islaͤnder bey Olaffen, welches Hoch— horn bedeutet. Er ſoll nach hm 14 Elfen lang werden, 24 die 248 die ſpitzige Rͤckenfloſſe aber 3 Ellen hoch; und endlich iſt dies auch der Schwerdtfiſch, den Anderſon S. 228 und aus ihm Cranz S. 52 wie auch der Speckhauer, den Stroͤm und Pon⸗ toppidan II. S. 283 beſchrieben haben. Fabri unterſcheidet ihn durch die ſehr hohe Rͤckenfinne, und die etwas kegelſoͤr⸗ migen, und ein wenig gebognen Zaͤhne, geſteht aber dabey, daß er ihn ſelbſt nicht geſehn habe. Anderſon beſchreibt ſeinen Schwerdtfiſch alſo. Er hat einen ſtumpfen Kopf, faſt wie ein Butzkopf, und das Maul voll kleiner doch ſcharfer Zähne. Am Ende des Ruͤckens ſizt eine Finne, wie ein Schwerd, 12 bis 2 Ellen hoch, unten 2 bis 4 Elle breit, oben ſchmaler, gegen den Schwanz zuruͤckgebogen, dick und ſtumpf. Sie gleicht uͤberhaupt eher einem etwas zugeſpizten und gekruͤmten Pfale als einem Schwerdte, und kann dem Wallfiſche nicht den geringſten Schaden thun. Sie ſind ſehr geſchwind, und werden 10 bis 12 Fuß lang. Sie lauren dem Wallfiſche auf, fallen ihn in ganzen Truppen an, reiſſen ihm mit ihren Zaͤhnen groſſe Stuͤ⸗ cken aus dem Leibe, verfolgen und aͤngſtigen ihn, bis er ſtirbt, oder lebendig vor Angſt auf den Strand laͤuft. Wenn der erhizte und ermuͤdete Wallfiſch den Rachen aufſperrt, und die Junge herausſtreckt, ſollen ſie dieſelbe augenblicklich ergreifen und ausfreſſen. Anderſon meynt, daß es dieſelben Thiere find, welche auf den Kürten von Neuengland Killars, Walls fiſchtoͤdter heiſſen. Sie werden daſelbſt 20 bis 30 Fuß lang gefunden. Die Zaͤhne beyder Kiunladen ſchlieſſen in einander; die Finne gegen die Mitte des Ruͤckens iſt 4 bis 5 Fuß hoch. Sie fallen wie Schlaͤchterhunde den jungen Wallfiſch an, und freſſen vornehmlich von ſeiner Zunge und von dem Kopfe. Wenn einige Chaluppen mit einander einen todten Wallfiſch fortſchlep⸗ pen, ſoll ein einziger vermoͤgend ſeyn, den Wallfiſch mit ſeinen Zähnen fort und mit ſich auf den Grund zu reiſſen. (Philo- ſophic. Tranſact. No. 387. S. 265). Auch von dem Saͤge⸗ fiſche, den andre uneigentlich Schwerdtfiſch nennen, erzaͤhlt ſchon Martens, daß ſtie nichts als die Zunge von dem getoͤdteten Wall- und Finnfiſche freſſen. Wenn Anderſon meinte, dieſer Schwerdifiſch ſey vor ihm von niemand noch befchrieben . wor⸗ 249 worden, fo irret er. Denn Martens beſchreibt ihn S. 94 folgendergeſtalt. Wir ſahen, ſagt er, noch eine andre Art groſſer Fiſche, welche wohl eher möchten Blutskoͤpfe genennt werden; denn der Kopf iſt vorn gang ſtumpf. Die Ruͤckenfloſſe iſt dreymal hoͤher, als bey dem eigentlichen Blutskopfe, dem ſte übrigens an Groͤſſe faſt gleichen. An Farbe ſind fie ein wenig di inkelbr⸗ auner. Pontoppidan ſagt, er gleiche in der Geſtalt dem Springer, habe einen ſpitzigen Kopf mit ſehr ſchar⸗ fen herausſtehenden Hauzaͤhnen und ſey nur ein paar Ellen lang. Seine Art, die Wallſiſche zu verfolgen, erzaͤhlt er eben ſo. Der von Gunner S. 8s beſchriebene Stour: Bags nen oder Orca hat in beyden Kinnladen Zaͤhne, welche kegel⸗ foͤrmig aber etwas gekruͤmt und an einer Seite durch das Rei— ben ausgehoͤlt find. Seine Länge beträgt 4 Klaftern, und feis ne groͤſte Dicke im Umkreiſe 14 Klafter. Er gehoͤrt zu den grauſamſten Meerthieren und greiſt alle Thiere an, die wohl mit Fette verſehn ſind. Die groſſen Helleſchollen verzehrt er in un⸗ zaͤhlbarer Menge, und die Seehunde fluͤchten vor ihm aufs Land zu den Menſchen: den Wallfiſchen reißt er groſſe Stuͤcken Speck vom Leibe. Die ſehr ſtarke Ruͤckenfinne fol er ebenfalls zum Angriffe brauchen, und damit die Seehunde von den Klippen herunter ſtoſſen. Gunner merkt an, das Linnee dieſes Thier untecht unter die Cachelotten geſezt habe, zeigte aber nicht den Namen an. Daher kommt es, daß Beckmann (Biblioth. J. S. 518 den Phyſcter mierops des Linnee für die Orca des Gunner erklaͤrte; aber richtiger urteilt Herrmann Tabul. Atlinit. Anim. S. 127) daß Gunner den Phyſ. Furſio vers ſtehe; weil nehmlich Linnee unter dieſem Namen zwey Thiere mit einander vermiſcht hat. Daß Gunner ſein Thier fuͤr die Orca des Plinius erktaͤrt, hat feinen guten Grund, in der Erzaͤhlung des Plinius, welche ich weiter unten aufuͤhren wer⸗ : Daran erinnerte ſich Beckmann nicht. Bey den Nuffen in Kamtſchatka heiſſen dieſe Tiere Koſaken. Sie find 4 Faden lang, haben kleine Augen, einen ſehr groſſen weiten Rachen mit ſehr groſſen ſpitzigen Zaͤhnen, womit ſie den Wallfiſch anfallen und verwunden. Die 2 Ellen hohe und fpigige Ruͤckenfinne, 2 5 a welche Be nie welche im Meere wie ein ſchneidendes Horn andfieht, dient gar nicht zum Angriffe; denn ſie iſt weich, beſteht aus lauter Fett und hat keinen Knochen zur Stuͤtze. Der Speck iſt flüßiger als der vom Wallſiſch. Sie lauren dieſem uͤberall auf, verfolgen und toͤdten ihn, aber auch Steller (S. 105) verſichert, daß fie nichts von ihm freſſen, auch nicht einmal die Zunge. Wenn man ſich ihnen naͤhert, ſo werfen ſie die Fahrzeuge um; daher fürchten ihn die Kamtſchadalen. In Ellis Nachricht von Cooks lezter Reiſe (S. 275%) wird ein kleiner Wallfiſch, ſchwarz, mit rundem Kopfe, einer ſehr langen und ſchmalen Ruͤckenfloſſe, und zwey weiſſen Streifen an jeder Seite des Halſes beſchrieben, den die Ruſſen Katſatki nennen ſollen. Der Name iſt falſch geſchrieben Eexleben, welcher hier nur allzutreu dem Linnee gefolgt iſt, hat Stellers Orca auf die ſeinige gezogen; den Schwerdtfiſch des Anderſon und Cranz, wie auch die Orca des Müller Prodrom. n. 57. hat er zwar abge⸗ ſondert, hält fie aber doch für einerley mit jener. In der Bo: rowskyſchen gemeinuutzigen Naturgeſchichte iſt daraus nicht ohne Grund eine neue Art Delphinus Serra gemacht worden, wenn der Name nur ſchicklicher gewaͤhlt waͤre. 5. Weißfiſch. Dieſen hat man ſeither bald zu den Wallfiſchen bald zu den Cachelotten gerechnet. Gran; be merkte zuerſt in jedem Unterkiefer 6 ſtumpfe in dem einen Uns terktefer aber 8, in dem andern 9 ein wenig eingebogne und ausgeholte Zähne, in welche die untern genau paßten. Die drey hintern, die unten einen Zahn dargegen hatten, waren nur fpikige Stiftgen. Das Thier iſt nur 2 bis 3 Klaftern lang, von Farbe weiß. Die Blaſeroͤhre im Nacken iſt zwar von aufs ſen einfach, inwendig aber ſind zwey ovale Roͤhren 2 bis 3 Zoll im Durchſchnitt. Die weiſſe Haut iſt fingersdick, der Speck eine Hand breit, und giebt nur J Tonnen. Sie hal⸗ ten ſich am meiſten bey Disko auf, werden aber von den Groͤn⸗ laͤndern bey Godhaab gefangen. Nachher hat Pallas die Bemerkungen des Cranz beſtaͤtiget, und das Thier unter dem Namen See Beluge (Delphinus Leucas) genauer be⸗ ſchrieben Sr III. S. 85). Zulezt hat m O. Fabriz um ter 1 ter dem Namen Delphinus albicans deutlich beſchrieben. Er erklaͤrt ihn für Balaena albicans die Müller Prodrom. n. 50. fuͤr den Phyfeter Catodon des Linnee und Müller Pro- dxotm. 51. für den Weißfiſch des Egede, Anderſon, Cranz und Stroͤm. Das Thier hat eine weiſſe Farbe mit einer roͤthlichen Schattirung, bey jungen mit einer Biäulichten. Die Haut iſt einen Zoll dick, der Speck z Zoll, das Fleiſch roth. Der Kopf kurz me einer ſchmalen und ſtumpfen Schnautze, der Scheitel gewölbt und hoͤckrigt mit einer Blaſeroͤhre, welche ſchief ruͤckwaͤrts geht, und inwendig doppelt iſt. Im Unterktefer ſtehn 19 kurze ſtumpfe Zähne weit auseinander, die kleinern voran. Die in der obern Kinnlade, von gleicher Anzahl, find ſpitziger und ein wenig gebogen. Blaulichte kleine Au⸗ gen; kleiner Rachen, breite Zunge, feſt an der untern Kinn⸗ backe ſitzend. Die Kinnbacken von gleicher Laͤnge; an der obern bemerkt man a bis 5 Locher. Der Rüden ohne Fin— ne verengert ſich und laͤuft auf einen Winkel der Laͤnge nach aus, wie beym Wallfiſch. Seine Laͤnge betraͤgt 12 bis 18 Fuß und daruͤber. Er naͤhrt ſich von allerhand Fiſchen, die er in groſſen Haufen vor ſich hertreibt und verfolgt. Sein Schlund iſt aber eng, ſo daß ihn eine allzugroſſe Beute leicht erwuͤrgt. Er wirft im Fruͤhjahr ein junges das erſt blaulicht ausſieht, nach und nach aber weiß wird. In der Lebensart kommen ſie mit den andern Delphinen uͤberein; halten ſich aber gerne bey dem Eiſſe auf, wo fie durch die Löcher Othem holen koͤnnen. Mar; tens (S. 94) ſagt, der Weißfiſch habe auf dem Ruͤcken keine Finne, aber auf dem Kopfe einen Buckel, wie ein Wallſiſch, ſeine Farbe ſey gelbweiß. Er giebt eine Quartele Speck; dieſer iſt aber weich; deswegen reißt die Harpune leicht aus, und man wendet keine groſſe Muͤhe auf ſie. Ihre Gegenwart halten die Fiſcher für ein Zeichen ihres guten Wallfiſchfangs. Anderſon S. 225 hat alles dieſes wiederholt; und er ſezt hinzu, daß er an ſeinem Schedel in der untern Kinnlade 16 kleine ein wenig gebogene, oben runde und etwas platte Zaͤhne, a im 252 im obern Kinnbacken aber keine gefunden habe. Doch geſteht er, daß ſein Schedel ſchadhaft war Der Naarhual oder Einhornfiſch (Monodon Linn.) iſt mit den eigentlichen Wallfiſchen am naͤchſten verwandt; denn er hat faſt alles im Baue des Koͤrpers mit ihnen ges mein, auſſer zwey lange gerade aus der obern Kinnlade durch die Oberlippe zu beyden Seiten heraus ſtehende Zähne, welche bald gewunden bald glatt ſind. Man weiß noch nicht gewiß, ob dieſer Unterſchied von der Art herruͤhre. Beyde Ge ſchlechter haben dieſe Zähne, nur die Alten laͤnger, die Jungen kuͤrzer. Er hat nicht viel Speck, aber der Thran davon iſt dünner und nicht ſo uͤbel riechend als der vom Wallfiſche. Ein Thier von 20 Ellen, deſſen Zahn 7 Fuß lang war, gab nur 12 Tonne Speck. Dieſe Zaͤhne find weiß, inwendig hohl, und werden wie Elfenbein verarbeitet. Oft findet man Thiere mit einem Zahne, wenn ſie den andern im Gefechte oder durch das Eifböhren verloren haben. Gewoͤhnlich halten fie ſich im Nordmeere auf, werden aber auch bisweilen weiter vers ſchlagen. So kam 1736 im Dezember ein Naarhual mit eis ner hohen Fluth in die Elbe und ſtrandete bey Hamburg nach erfolgter Ebbe. Anderſon hat ihn beſchrieben und abgebildet. Auch Klein hat von demſelben Thiere eine Abbidlung gege⸗ ben, welche die fleckigte Haut beſſer vorſtellt. Dieſelbe Figur ſteht auch in Philofoph. Tranſactions No. 447 vom Jahre 1740. Siehe Kleins Miſſus II. Tab. II. C. Im Januar deſſelben Jahres ſtrandeten ein Naarhual im Oſtenſtrom im Bremiſchen, ward gefangen, und hernach zur Schau herum geführt. Eine Beſchreibung davon hatd ange in den halliſchen Ans zeigen 1736 No. 19 gegeben. Strabs nennt dieſes Thier Oryx nach dem einhoͤrnigten Thiere, welches in Afrika und Aegypten zeben ſollte, und fagt, es finde ſich mit dem Wallfiſche und Blaſeſiſch haͤufig und groß im ſpaniſchen Ozean. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß auch dieſe Thiere wie die Wallfiſche im Winter waͤrmere Gegenden ſuchen In der Straſſe Daris verſammlen fie ſich haufenweite um die Eißfelder mit Löchern, Wb fie Luft fchöpfen koͤunen. Im e thun Bi | i 253 ſich mit dem langen Zahne keinen Schaden, ſondern legen ihn einander gleichſam auf den Ruͤcken. Das Thier iſt nach O. Fabriz ganz ſchwarz, die Alten aber weiß marmorirt. Das Blaſeloch auſſen einfach, inwendig doppelt, kann durch eine Klappe verſchloſſen werden Lebt von Schollen und groſ— fen Seequallen; (Actinſis) dieſe fol er mit dem Zahne durch⸗ boren und ausſaugen. Die Groͤnlands fahrer halten fie für Vor— boten der Wallfiſche und ruͤſten ſich bey ihrem Anblicke zur Jagd. Das von Anderfon beſchriebene Thier war ſchneeweiß mit uns zaͤhligen ſchwarzen Flecken, am Bauche ganz weiß, glaͤnzend und glatt anzufuͤhlen. Die Laͤnge war 1 2 Pariſer Fuß, der linke Zahn 5 Fuß 4 Zoll heraus; die Bruſtfinuen waren 9 Zoll lang, und faſt zwo flache Haͤnde breit, der horizontale Schwanz Fuß 22 Zoll breit. Das Maul ſizt tief, iſt klein und ſchmal, ohne alle Zaͤhge; nur der Rand war etwas hart und rauh; die Zunge einer Hand breit. Die Augen ſtehn tief, und nur wenig höher als das Maul. Das Zeugeglied ragte nicht her⸗ vor. Was in den halliſchen Anzeigen von den innern Theilen und Knochen beygebracht wird, iſt un vollſtaͤndig und ungewiß. Das von Rochefort (Hilloire des Antilles J. S. 200) nach einer fremden Erzaͤhlung beſchriebene und ſogar abgebildete Thier, iſt eine Erdichtung oder hoͤchſt verunſtaltete unbekannte Art. Eben fo iſt die Abbildung beym N. Tulpius (Obferv. IV. 50) beſchaffen, deſſen Nachricht man Stellers Befchreis bung von Meerthieren angehaͤngt hat. Das Skelet vom Kopfe iſt noch am beſten beſchrieben von Sachs (Monoce— rologia Raceb. 1676. 8.) von Tycho Leſſen, Tychonius, (Monoceros piſcis haud monoceros. Exercit. Hafn. 1706) und von Zordrager (S. 34) welcher inſonderheit ſehr wahr⸗ ſcheinlich macht, daß die Thiere dieſe Zähne abwerfen, und neue nachwachſen, welche man ſchon klein in der Wurzel des alten hat ſtecken geſehn. Naarhual bedentet eigentlich ein Wallfiſchaaß, vom Nonin Naar eine Leiche und Hual. Noch hat Otho Fabriz eine neue Art bey Groͤnland entdeckt, und beſchrieben, die bey den Groͤnlaͤndern Anar— nf, bey ihm (Monodon Ipurius) unaͤchter over kleiner Eins horn⸗ 254 = oem rem hornfiſch heißt. Er iſt Hein, hat eine kleine Nückenfloffes und an der obern Kinnlade 2 kleine kegelfoͤrmige, ſtumpfe, an der Spitze etwas gebogene Zaͤhne, einen Zoll lang hervorſtehn. Sein Speck und Fleiſch purgiren ſtark, daher werden ſie we⸗ nig gegeſſen. Er naͤhert ſich ſelten den Küſten, und lebt vom Dintenfiſche. (LO igo). Er hebt ſich oft vor den Schiffen ruͤckwaͤrts aus dem Waſſer bis an die Bruſtfloſſen in die Hoͤ⸗ he. Der Groͤnlaͤndiſche Name bezieht ſich auf die Eigenſchaft ſeines Fettes und Fleiſches. Der Körper iſt laͤnglicht, rund, ſchwarz. Im Maule hat er weiter keine Zähne, Das Wallroß (Trichecus Rosmarus) graͤnzt in ſeiner Geſtalt und Lebensart nahe an die Robben, und verbindet dieſe mit dem Geſchlechte der Wallfiſche, Cachelotten und Delphine. Bey den Ruſſen und Lappen heißt das Thier Morſe, bey den andern Nationen hat es die Namen Seekuh, Scepferd, Meerochſe mit der folgenden Art ges mein. Es gleicht, wie geſagt, im aͤuſſern ſehr den Robben, oder Seehunden, hat Schwimmfuͤſſe, wie dieſe, mit 5 Fin⸗ gern, aber kuͤrzern Naͤglen. Der Kopf iſt auch dicker und run⸗ der, und gleicht dem Kopfe eines Mopſes mit abgeſchnittenen Ohren. Die Haut iſt Daumensdick, am Halſe am dickſten, mit kurzem roͤthlichen oder mauſefarbnen Haare. Am breiten Mauie ſitzen eben und unten Strohhalmsdicke hohle ſtachlichte Borſten, wie ein Bart. Ueber dem oberſten Barte ſtehn 2 Naſenloͤcher wie ein Halbzirkel, wodurch er Waſſer, wie die Wallfiſche, doch mit wenigern Geraͤuſche, blaͤßt. Die blut⸗ rothen Augen liegen weit hinterwaͤrts mit ordentlichen Augen⸗ liedern; die Ohrloͤcher ein wenig hoͤher, aber nahe bey den Augen, wie bey den Seehunden geſtaltet. Oben und unten ſtehn auf beyden Seiten 4 breite platte Backzaͤhne; die aus der Oberkinnlade über die untere wie bey dem Moſthusthiere hervorragenden und gebognen Hauer ſind oft Armslang, etwas zuſammengedruͤckt mit einer tiefen Wurzel, inwendig dicht, an der Wurzel hohl mit einem Kern, weiſſer und theurer als 990 Eis — N 255 Elfenbein. Die Jungen haben keine Zähne; dite Alten biswei⸗ len nur einen, weil fe den andern entweder im Kampfe vers loren haben, oder er von ſelbſt ausfällt. Das Zeugeglied iſt ein Ellen langer Knochen, und wird zu Meſſerſchalen und an⸗ dern Dingen verarbeitet. Man ſchneidet keinen Speck von ihr nen, weil es mit Fleiſch durchwachſen iſt. Ihr Unrat ſieht wie Pferdemiſt aus; daher ſchloß Martens, daß ſie auſſer Fiſche auch Kraͤuter fraͤſſen. Sie ſchlafen im Waſſer und auf den Eißfelvern, und ſchnarchen dabey ſtark. Einer ſoll nach Martens immer Wache halten. Wenn fie erwachen, rich⸗ ten ſie ſich auf die Vorderfuͤſſe, ſehn ſchrecklich aus und bruͤl⸗ len. Mit den Hauern ſchlagen ſie in das Eiß, klettern damit hinauf, und ſchleppen ſich damit fort, auch wenn ſie auf dem Lande ſich befinden. Sie leben in Geſellſchaft, und ſehr bes herzt, und vertheidigen einer den andern am meiſten ihre Jun⸗ gen auf das aͤuſſerſte. Wenn ſte im Waſſer verfolgt werden, greifen ſie auch die Boote an, richten ſich in die Hoͤhe, und ſchlagen Loͤcher in den Boden mit ihren Hauern. Auf der Seepferds Inſel in Hudſons Meerbuſen verſammlen ſie ſich im Monat Julius, bruͤllen und toben. Dieſes iſt nach Ellis ihre Brunſtzeit. Damit ſtimmt die Angabe von O. Fabriz uͤberein, welcher hinzuſezt, daß die Thiere in der Monogamie leben, und im Anfange des Frühjahrs ein Junges werfen. Nach ihm leben fie von Muſcheln (Mys) welche fie mit den Hauera aus dem Schlamme oder aus den Felfenrigen hervorholen. Jung ſind ſie ſchwarz, nach und nach werden ſie blaſſer, und im Alter ganz weiß. Auf der dicken runzlichten Haut ſtehn einzelne Haare. Das rothe Fleiſch wird im Knochen weiß. Er geht ſeltner an das Land als auf das Eiß, wo er auf den Vorderfuͤſſen ſizt ober auf der Seite liegt. Wenn er von den Eißſchollen herunterſpringt, und mit dem Kopfe untertaucht, und die Haut ihm glatt und ſteif anliegt, wird er am leichteſten mit der Harpune geſchoſſen, welche aber ſtaͤrker iſt, als die, womit der Wallfiſch geſchoſſen wird. Man haut den Kopf ab, bricht die Hauer aus, die übrigen Zähne werden wenig geachtet, und den Leib laßt man liegen oder treiben. Er wird alſo 256 alſo bloß um der Zaͤhne willen, und zwar nur gelegentlich ge: fangen, wie Martens verſichert, wenn der Wallfiſchfang nicht ergiebig if, | Nach dem Zeugniſſe des Solinus Kap. 22 brauchten die alten Einwohner von Britanien die elfenbeinern Hauzahne zu Degengefaͤſſen. Ein Beweiß, daß in alten Zeiten die Wall; roſſe ſich bisweilen auf den Küſten von Schottland und Irr⸗ land einfanden. Aber wenn dieſe Stelle nicht auf die Wall⸗ roſſe geht, wie Sibbald behauptet, weil dieſe ſich feines if. ſens niemals auf den ſchottiſchen Kuͤſten zeigen, fo muß fie zuverlaͤßig von den Einhornfiſchen verſtanden werden. Zwar ſagt Siobald auch nicht, daß ſie ſich jezt daſelbſt zeigen, aber ein ſicherer Beweiß, daß ſie im Winter mehr gegen Süden ziehn, und alſo in den ſchottiſchen Ozean jaͤhrlich ankommen, iſt, daß 1736 im Februar Naarhual in der Elbe bey Hamburg ſtrandete. Cook traf auf ſeiner lezten Reiſe die erſten Seepfer⸗ de im 580 nordlicher Breite an. Ellis S. 158. Bis 418 hatten die nordiſchen Coloniſten in dem alten Groͤnland einen eignen Biſchof und ſteuerten dem paͤbſtlichen Stuhle an Zehnten und Peterspfennig 130 Liespfund Wallroßzaͤhne. Sie tauſchten auch für Wallroßzaͤhne und Seehundsfelle das zur Feuerung und Haͤuſerbau noͤthige Holz ein. Bald hernach verſchwand Groͤnland und der ganze Han⸗ del dahin auf einmal aus der Geſchichte. (Sprengels Ge⸗ ſchichte der geographiſchen Entdeckungen S. 33). Der Dugon des Buͤffon iſt nur noch aus zweyen Ske⸗ leten vom Kopfe bekannt, woran vorn neben einander zwey kleinere und duͤnnere Zaͤhne, mehr den Scheidzaͤhnen als Hauern ähnlich ſitzen. Auch die Anzahl und Geſtalt der das ckenzaͤhne unterſcheiden dieſe Köpfe von dem Kopfe des Wall roſſes. Den Namen hat Buffon aus einigen Reiſebeſchrei⸗ bungen genommen, und auf Geradewohl dem Thiere beygelegt, dem der von ihm beſchriebene Kopf gehoͤrt haben mag. 257 Der Monati und die Seekuh. Es giebt ohne Zweifel mehrere noch unbekannte Arten von Seethieren, welche den Uebergang von den Landthieren durch die Robben zu den Walls fiſchen durch allmaͤhlige Abſtuffungen leichter machen. Da— hin gehören auch die beyden genannten Thiere. Wenn man die Beſchreibungen des Cluſius, Oviedo, Oxmelin, Labat und Adanſon, welche Buͤffon vom Lamantin oder Manati geſammlet hat, (denn er ſelbſt hatte nur ungeborne Thiere und Köpfe aus den franzoͤſiſchen Beſitzungen in Ameri⸗ ka geſehn, und Daubenton nur einen Embryo aus Guiana zergliedert), wenn man dieſe mit der genauen Beſchreibung und Zergliederung des Steller vergleicht, ſo kann man keinen Augenblick daran zweifeln, was ſchon Schreber vermuthete, daß Stellers Seekuh, welche ſich auf dem Beringseylande im Canal zwiſchen Aſien und Amerika aufhält, ganz verſchleden iſt von dem Manati, welcher ſich an den Kuͤſten von Afrika und Amerika, ja ſogar in Fluͤſſen und Suͤmpfen aufhaͤlt; oder man muß annehmen, daß die oben angeführten Schrift; ſteller ſehr unrichtige Beobachtungen geliefert haben. Der von Buffon beſchriebene Manati hat von den Robben und dem Wallroß noch die Bruſtfloſſen mit Knochen, Fingern, Gelen⸗ ken und Nägeln; davon der ſpaniſche Name Manati, aus wel chem der franzoͤſiſche Lamantin verdorben iſt. Die Hinters fuͤſſe, welche bey jenen halb im Leibe verſteckt, nach hinten gerichtet, neben dem Schwanze ausgeſtreckt liegen, fehlen, und der Manati gleicht mit feinem breiten horizontalen faſt viers eckigten Schwanze mehr den Wallfiſchen. Er hat barinne keine Fußknochen, ſondern bloß Wirbelbeine, welche mit einer dicken harten Haut umgeben und bedeckt ſind. Die Bruͤſte ſitzen an der Bruſt. Cluſius, Hernandez, Du Tertre Adanſon und Daubenton legen ihm Nägel, vier an der Zahl, an den Fingern der Vorderfuͤſſe oder Bruſtfloſſen bey. Die dicke Haut iſt mit dicken Haaren duͤnn beſezt; oben und unten ſtehn an den Lippen ſteiſe, dicke, weiſſe Borſten; nach Orme⸗ lin hat er keine Vorderzaͤhne, ſondern dafuͤr einen harten Knor— pel (Calloſité) und 32 Stockzaͤhne. Adan ſon fand auch bey f R ſeinem 258 feinem Embryo aus Guiana das Herz vor den Lungen und die Lungen an dem Ruͤcken liegen; aber die ſpiralfoͤrmig gewun⸗ dene Luftroͤhre ſah er nicht wie an Stellers Seekuh. Er fand auch nur am Kopfe von Senegal 36 Baͤckenzaͤhne, aber me der Schneide noch Hundszaͤhne. Nach der Nachricht des Mo⸗ lineur Schuldham (in den Philofoph. Tranſactions Vol. 65. S. 249) gehn Manati im St. Lorenzfluß in anſehnlichen Heerden auf das Trockne. Hingegen entfernt ſich Stellers Seekuh niemals von den flachen Kaſten und den Muͤndungen der Fluͤſſe, wo ſie vom Meergraſſe lebt. Sie hat nirgens Haare; aber auf den Lippen, um das Maul und unten auf der hintern Seite der Bruſtfloſſen dicke, harte, hohle Borſten, ohne Zehen und Naͤgel. Stellers Seekuh hat einen kurzen, laͤnglicht viereckigten Kopf, Adanſons Manati einen kegelfoͤr⸗ migen. Der Seekuh fehlt die Stimme, fie ſeufzet nur; der Manati ſoll bruͤllen. Vermuthlich kommt dieſer Unterſchied von dem Bau der Luftroͤbre. Ob die Seekuh allein auf den Kuͤſten von Aſten gegen Norden fi) aufhalte, der Manati aber allein auf den Küſten von Afetka und Amerika, wie weit bey» de gegen Norden und Suͤden gehn, und andre dergleichen Fra⸗ gen, laſſen ſich nicht eher beantworten, bis wir von dem Mar nati eben fo genaue Beſchreibungen von mehrern Reſſenden aus verſchiedenen Ländern erhalten haben, als die Stelleriſche iſt Heer kann ich mich nicht laͤnger bey der Naturgeſchichte dieſer Thiere aufhalten, weil fie auſſer meinem Plaue liegt. Eben ſo wenig kann ich mich auf die Robben einlaſſen, welche von den Groͤnlandsfahrern beylaͤufig um des Thrans und der Fel⸗ le willen gefangen werden. Von dem Manati und der Seekuh nuzt man auſſer dem Fleiſche und Specke, welche ſehr wohlſchmeckend und ſuͤß ſeyn ſollen, (daher man jenes wie Nindfleiſch, und dieſen wie But⸗ ter genießt), die Haut oder das ſehr dicke Leder zu Riemen und anderm Gebrauche. Ju Petersburg haͤngen die Kut⸗ ſchen in Riemen von dieſem Leder. Es iſt auch zu Ventllen in Spruͤtzen gut. Die Haut vom Manati im Lorenzfluſſe zerſchnei⸗ det man in Riemen 3 bis 4 Zoll breit, verkauft ſie in Amerika f zu 259 zu Wagenriemen und nach England zu Leim. Die Zaͤhne von dieſem Manati werden wie Elfenbein verarbeitet; doch fällt die Farbe etwas gelber aus. Forſter berichtet“), daß auch die Wall⸗ roßhaut in Rußland beſonders zu Kutſchenriemen gebraucht werde. Sie haͤtten aber den Fehler, daß ſie, wenn fie naß wer⸗ den, erſtaunend ſehr ſich recken, mehr als alles ihm bekanntes Leder. ——— — = — i. 2 ——— —ꝙ—— — — —— —e— ö — —— — — — — Von dem Wallfiſchfange, und dem daraus ent ſtandenen Handel. Der Wallfiſchfang, wie ihn die Europaͤer in dem Nordmeere im Groſſen treiben, iſt in vielen Stuͤcken verſchieden, und bes ſchwerlicher als ihn die Nationen anſtellen, an deren Kuͤſten ſich der Wallfiſch aufhaͤlt. Von dieſer Verſchiedenheit will ich einige Proben anfuͤhren, weil die Vergleichung dem Leſer nicht allein Vergnuͤgen, ſondern auch in mancher NRuͤckſicht mehr Kenntniſſe von der Lebensart der Thiere ſelbſt und Einſicht in die Beſchaffenheit und Muͤhſeligkeit des groſſen Wallfiſchfanges gewoͤhnen kann. Bey Kamtſchatka verfolgen die Wallfiſche im Fruͤhjahr die andern Fiſche, beſonders die Haͤringe in die Hafen und Buchs ten. Man £rift fie auch oͤfters ſchlafend am Strande bey ab⸗ gelaufner See an. Bisweilen ſteigen ſie in die Fluͤſſe, und werden, wenn ſie ſich nicht wenden koͤnnen, erſchlagen. Es traͤgt ſich auch nicht ſelten zu, daß fie ſtranden, und im ſpaͤten Herbſt todt an das Land geworfen werden. Auch laufen ſie lebendig an das Land, wenn ſie von den Speckhauern verfolgt werden. Um Lapatka und die kurilliſchen Inſeln fahren die Einwohner mit ihren Baidaren oder Kaͤhnen in die See an ſolche Stellen, wo die Wallſiſche zu ſchlafen pflegen. Sie ſchieſſen mit vergifteten Pfeilen an, wornach ſie ſchwellen, wuͤ⸗ ten, in die See gehn, und endlich mehrere oder weniger an das Land geworfen werden. Die Elutari machen Netze von ) Geſchichte der Schiffarth nach Norden. S. 88. R 2 ge⸗ 260 geraͤucherten Wabroßbanten, ſetzen ſie gegen die Muͤndung des elutariſchen Meerbuſens, damit ſich das Thier mit dem Schwan- ze darein verwickle und ſterbe. Darauf fahren die Elutari hins zu, befeſtigen das Thier mit Riemen, und buxtren es an das Ufer. Die Art der Tſchuktſchen kommt dem europaͤlſchen Wall⸗ fiſchfange naͤher. Sie gehn in ſehr groſſen Baldaren von Holz mit Seehundsfellen überzogen, 8, 10, und mehr Mann ſtark, auch 2 bis 3 Fahrzeuge zugleich in die See, rudern auf den Wallfiſch zu und ſtoſſen ihm einen groſſen Noſok von Eiſen oder Knochen tief in deu Leib hinein, welcher alsdenn von dem Sttele losgeht, ſich queer vor die Wunde ſezt, und nicht mehr her— ausgeht. An dem Noſok iſt ein Riemen befeſtiget, deſſen ans deres Ende ſie in dem Baidar liegen haben. An dem Riemen iſt auch eine aufgeblaſene Blaſe oder Wallfiſchdarm befeſtiget, woran ſie erkennen, wo der Wallfiſch in die See hingeht. An⸗ dre Voͤlker binden auch eine aufgeblaſene Seehundshaut oder blos ein Stuͤck Holz daran. So ziehn ſie mit ihm fort, laſſen den Riemen nach, und fo wie fie ihm ' näher kommen, ſtoſſen fie ihm zu wiederholten Malen mit dem Noſok, und Verfolgen ihn fo lange, bis er ermattet. Endlich jagen fie ihn durch Geſchrey und Laͤrm an das Ufer, wo er ſich in der Furcht weit auf das Land ſezt, und folgends getoͤdet wird. Die Art, wie ihn die Islaͤnder, Groͤnlaͤnder, Eskimaux und andre nördliche Nationen fangen, kommt mit den angefuͤhrten in einem oder mehrern Stuͤcken uͤberein; daher ich nicht beſonders davon zu ſprechen noͤthig habe. Zugleich will ich hier von der nationellen Benutzung des Wallfiſches reden, welche von der Handlungsbenutzung ziemlich verſchieden iſt. Dieſe ſucht und braucht nur einige Theile des Wallfiſches; dahingegen die Islaͤnder, Groͤnlaͤnder, Kamtſcha⸗ dalen und Eskimaux den Wallfiſch eben ſo wie die Lappen ihr Rennthier nutzen; das heißt, fie wiſſen alle aͤußre und innere Theile des Wallfiſches zu irgend einem haͤuslichen Gebrauche nuͤtzlich zu verwenden. Dieſe Benutzung hat fie die Noth ger lehrt. Zur Probe will ich einiges davon anfuͤhren, um zu zei— gen, wie der Menſch unter jedem Dimmelöftriche durch feine Er⸗ 261 Erfindungskraft ſich alle Produkte der Natur zu Nutze machen, und dadurch feine Lage zu verbeſſern weiß. Nach unſern Bes griffen haben die mildern Himmelsſtriche groſſe Vorzuͤge vor je⸗ nen kalten und rauhen, weil die Natur hier ohne groſſe Muͤhe den Bewohnern die Mittel zur Befriedigung aller feiner Beduͤrf⸗ niſſe darbietet. Aber dort erſezt der Menſch durch Anftrenz gung ſeines Geiſtes dieſe Gemaͤchlichkeit, und iſt alſo in dieſer Ruͤckſicht ein wuͤrdiger Gegenſtand des philoſophiſchen Beob⸗ achters. | Die Elutari bey Kamtſchatka verzehren zuerſt das rohe Fleiſch von dem erlegten Wallfiſche; das uͤbrige wird in der Luft getrocknet Die Haut wird geſchabt, geraͤuchert, geſchla— gen, und zu Schuhſohlen verbraucht, welche dauerhaft ſind. Den Speck braten ſie in bedeckten Gruben, und heben alsdann die Stuͤcke, welche ringsherum eine braune Rinde bekommen haben, als Vorrath fuͤr das ganze Jahr auf. Die Daͤrme blaſen ſie auf, und bewahren darinne das Fett zum Schmelzen und Brennen. Die Tſchutkſchi machen aus den Daͤrmen Hems den wie die Amerikaner, und gebrauchen ſie ebenfalls auch wie Tonnen. Den Thran gieſſen fie auf Moos, Torf und Wallfiſchknochen, und brennen dieſe alsdann ſtatt Holz, welches ihnen mangelt. Die Kamtſchadalen machen aus der Haut Leder Sohlen und Riemen. Das Fett wird gegeſſen und gebrannt; das Fleiſch dient zur Speiſe. Mit dem Fiſchbeine fuͤgen ſie ihre Baidaren zuſammen, machen Fiſchernetze, Fuchs fallen und Waſſereimer daraus. Aus den Knochen des Unterkinnbackens machen ſie Schlittenlaͤufer, Meſſerheft, allerhand Ringe und Riegel zu ihrem Hundsgeſchirre; aus den Daͤrmen allerhand Blaſen und Gefaͤſſe, fluͤßige Dinge aufzubewahren; aus den Sehnen die elaſtiſchen Sehnen zu ihren Fuchsfallen; fie bedie— nen ſich derfelben auch ſtatt des Bindfadens. Von den Ruͤcken⸗ wirbeln machen ſie Moͤrſer. | Die altefte Nachricht von einem ordentlichen Wallfiſche im Norden, wovon auch die Abgaben bezahlt wurden, finde ich in des Königs Alfred angelſaͤchſiſchen Ueberſetzung des Oroſiuß, welche Barrington 1773 herausgegeben hat. Darinne befins N R 3 det 2 6 2 222 ͤ ²˙ TAT EEE det ſich die Erzaͤhlung von Other, einem vornehmen Nor⸗ manne, der ſich hernach am Hofe des Alfred aufhielt. Die⸗ fer erzählte ihm (zu Ende des ten Jahrhunderts), daß er von Norwegen aus eine Reiſe um das Nordkap nach Permien in 15 Tagen gethan habe. In drey Tagen war er ſo weit gegen Norden gekommen, als die Wallfiſchfaͤnger je am fern⸗ ſten fuhren. Er fuhr, wie er fagte, vorzüglich darum nach Permien um der Wallroßzaͤhne willen, weil ſie ein ebles Bein in ihren Zaͤhnen haben. Der Zaͤhne brachte er einige dem Koͤnige; und ihre Haut ſey ſehr gut zu Schifftauen. Dieſe Wall⸗ fifche ſeyn viel kleiner, als die andern Wallfiſche, und nicht laͤnger, als 7 Ellen. In ſeinem eignen Lande ſey der beſte Wallfiſchfang; ſintemal die Wallfiſche 48 Ellen lang ſeyen, und die groͤſten 30. Darauf erzählt er, daß er mit 5 andern in einem Tage 60 Wallroſſe erſchlagen habe. Unter dem Tribute, den die Finnen damals bezahlen mußten, nennt Other Walroßbein und Schifftaue, die ſie aus Wallroßhaͤuten wirkten. Ein je⸗ der mußte nach Vermoͤgen bezahlen: der Vermoͤgende mußte 15 Marderfelle, 5 Rennthierhaͤute, 1 Baͤrenfell, 10 Koͤrbe Federn, einen Baͤrenkittel, oder einen von Otterfell, ferner zwey Schifftaue, jedes 60 Ellen lang, eins von Wallroßhaus gewirkt, das andre von Seehundsfellen, erlegen. (Forſters Geſchichte der Schiffarth nach Norden S. 85 f.). Pennant fuͤhrt (S. 53) eine Sammlung von Fragen an, welche ein engliſcher Kaufmann 1575 ausgab, um ſich naͤher von dem Wallfiſchfange zu unterrichten. Mau mußte da⸗ mals nach Biſcayen ſchicken und ſich Menſchen kommen laſſen, die den Wallfiſchfang und das Thranbrennen verſtanden, ſogar Boͤttger, welche die Speckfaͤſſer machen ſollten. (Hackluyl’s Col. voy. J. 413). Eben dieſer Hakluit erzählt (III. 194) daß ein engliſches Schiff 1594 nach der St. Laurenzbay nach Baarden, Finnen und Thranoͤl ausgieng, und daſelbſt 7 oder 300 Wallfiſchfinnen (Whale fynnes) fand, welche einen Theil der Ladung von zwey groſſen biſcayiſchen Schiffen ausgemacht hatten, die hier 3 Jahr zuvor verungluͤckt waren. Vorher brauchte man nach Anderſon ſtatt des Fiſchbeins zur Steifung N ge⸗ — ; 263 geſpaltenes Spaniſchrohr oder ander zaͤhes Holz. Die Eng: laͤnder fingen das Gewerbe des Wallfiſchfanges um das Jahr 1598 an; und die Stadt Pull unternahm dieſen Handel zu: erſt. Pennant befuͤrchtet, daß wenn nach und nach auch endlich die Robben und Wallroſſe durch die haͤufigen Verfol— gungen etweder ausgerottet, oder weiter gegen den Pol getrie⸗ ben werden moͤchten, die armen Groͤnlaͤnder folgends in Ge— fahr kommen werden zu verhungern. In alten Zeiten ſeyen die Wallfiſche auf den Kuͤſten von England nicht gefangen worden. Aber wenn einer ſtrandete, fo ward er für einen koͤniglichen Fiſch gehalten. Der Koͤnig behauptete ſeine Rechte auf den Kopf und die Königin auf den Schwanz (Blackfion’e's Comm. I c. 4) So weit gehn die Bemerkungen des Pennant; zu wel chen ich noch einige aus Dü Cange geſammlete Nacheichten hin⸗ zufuͤge. | Unter dem Worte Balena, Ballena, merkt er an, daß nach den engliſchen Geſetzen der Stoͤr und Wallfiſch dem Könis ge allein gehoͤrten, wenn ſie am Ufer gefunden wurden. Er fuͤhrt Brackon de Corona III. c. 2. f. 4. und Fleta I. c. 46. Commentar. Iuris Anglici Lond. 1647. an, wie auch Eley⸗ raes Erklarung der Leges maris Oleronenſes Art. 44 Eine Decima balaenarum, oder Wallfiſch Zehnd, kommt im Mo- naſtico Anglicano vor. In den Legibus Scaniae des Andreas Lueno 8. c. 1. wird der Stoͤhr dem Koͤnige allein zugeeignet; von einem gefundenen Wallfiſche kann ein Fußgaͤnger fo viel nehmen als er tragen mag; ein Reuter ſo viel als das Pferd tragen mag; ein Fuhrmann, ſo viel auf den Wagen geht; ein Schiffer fo viel als ein Fahrzeug mit 6 Rudern faßt; ein jeder muß den Vorfall dem koͤniglichen Schatzmeiſter am zeigen oder ſduſt eine Strafe von 3 Mark an Gelde erlegen. Eine Art von Wallfiſchen, oder auch überhaupt alle kleine Wall⸗ fiſcharten, welche häufig auf den engliſchen Kuͤſten ſtrandeten, nennte man Craflus pilcis, Crafpifeis, Craſpeiſe, Poiſſon a lard und Spelmann Grampois gleichſam grand poiſſon. er iſt ohne Zweifel der engliſche Name Grampus abgelei⸗ R 4 tet. 264 — tet. Auch davon gehörte das Eigenthum dem Könige allein, oder den Lehnsvaſallen und Kloͤſtern, denen der Koͤnig ausdruͤck⸗ lich das Eigenthumsrecht erlaubt hat. Auſſerdem mußten ſie bey der Inveſtitur ſchwoͤren, ſich dieſe Fiſche nicht anzumaſſen. Dergleichen Eid kommt unter dem Worte Aquaria vor, wo neben dem Craflus piſcis noch der Stöhr (eſturjon) und Meer: ſchwein (porpeis) genennt wird. Porpeis iſt das verdorbene Pore peis Schweinfiſch; denn peis iſt piſeis. Man findet auch Porpecia. Das engliſche Porpoife iſt noch mehr ver dorben. Eben fo findet man auch graſpecia ſtatt craſſus iſcis. 8 3 Der Anfang und Urſprung des gröͤnlaͤndiſchen und aͤl⸗ teſten Wallfiſchfanges, muß in der Fiſcherey geſucht werden, den die Einwohner von Spanien, inſonderheit die Biſcayer von alten Zeiten her an ihren Kuͤſten trieben. Nach allen Nachrichten iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ehemals die Walls fiſche nicht ſo eng in die Nordſee eingeſperrt geweſen ſind, wie jezt, ſondern ſich noch über den 40 Grad nordlicher Breis te hinaus durch den galliſchen und ſpaniſchen Ozean, und durch die Meerenge von Gibraltar uͤber das mittellaͤndiſche Meer verbreitet hatten, aber nach und nach durch die haͤufigen Verfolgungen immer weiter zuruck gegen den Nordpol geſcheucht worden ſind. Denn in der ſuͤdlichen Halbkugel gehn ſie bis in eine Breite von 12 und 13 Graden hinaus. Die Roͤmer ſahen die Wallfiſche alle Jahre gegen die Mitte des Winters im dem Ozean vor Gibraltar ankommen, und kannten die Ver⸗ folgungen, welche ſie von Seiten der Speckhauer (Orcae) aus⸗ geſezt find. Plinius führe den Phyſeter als das groͤſte Thier des galliſchen Ozeans an; und Strabo ſagt, der ſpaniſche Ozean ſey voll von Phyſeteren. An einer andern Stelle ſagt er, in dem Ozean, welcher an die Provinz Baetica von Spas nien graͤnze, ſeyen die Wallfiſche, Cachelotten und Einhoͤrner ſehr groß und zahlreich. Unter dem Kayſer Tiberius ſtrande⸗ ten nach ſeiner Erzaͤhlung an den Kuͤſten von Saintonge und Gaſcogne uͤber 300 Wallfiſche von verſchiedner Geſtalt; daß dieſes im Winter geſchehn ſey, vermuthe ich daher 8 17 b 5 Non⸗ 265 Rondelet erzaͤhlt; daß jaͤhrlich im Dezember viele Wall fiſche an den Küften von Gaſcogne gefangen würden. Martens merkt an, daß der groͤnlaͤndiſche Wallfiſch im Fruͤhjahr ſeinen Lauf nach Weſten bey Alt Groͤnland und Jan Mayen Eyland, her⸗ nach aber gegen Oſten bey Spitzbergen richte. Hierauf folge der Finnfiſch. Er vermuthet, daß beyde eine leidliche Kaͤlte ſuchen; denn er habe nachher im Jahre 1671 und 1672 den Finnfiſch in der ſpaniſchen See im Monat Dezember und Ja⸗ nuar geſehn, auch 1673 im Merz vor der Meerenge von Öis braltar im mittellaͤndiſchen Meere. Beyde ſollen ſtets gegen den Wind laufen. Die Zeit, in welcher Martens den Finn⸗ fiſch in der ſpaniſchen See ſah, ſtimmt genau mit der Angabe des Plinius überein; und daraus läßt ſich ſchlieſſen, daß we⸗ nigſtens der Finnfiſch dieſen Zug jahrlich zu einer beſtimmten Zeit halte, vielleicht wie Martens ſchon vermuthete, um eine leidlichere Kaͤlte zu ſuchen. Dieſe Meinung ſcheint auch die Ankunft ber Wallfiſche, worunter ſich ſelten der eigentliche groͤnlaͤndiſche befindet, auf der Weſtkuͤſte vom Norwegen im Jenner zu beſtaͤtigen. Man empfaͤngt und behandelt ſie da nicht als Feinde, denn die Geſetze erlauben nicht ſie zu toͤdten, ſondern als Bundsgenoſſen, welche den Einwohnern unzaͤhlige Schaaren von Heringen, Dorſchen und andern Fiſchen in die Scheeren und Buchten zutreiben, damit fie ſich von dem reichlichen Fange derſelben naͤhren koͤnnen. In dieſer Zeit geht die Erndte der Fiſcher an, welche nur bisweilen einige kleine Wallfiſche toͤdten, wenn dieſe ſich zu weit an das Ufer wagen und die Fiſchernetze verderben. Auch der Schnabelwallfiſch begiebt ſich im Winter von Grönland weiter gegen Guben wie O. Fabriz bezeugt. Die Cachelotten und Einhornfiſche, wel⸗ che in verſchiedenen Gegenden von Deutſchland und Holland an der Muͤndung groſſer Fluͤſſe, oft in groſſer Anzahl geſtran— det find, haben dieſes Unglück allzuſammen nur im Wirter gehabt. So ſtelle ich mir alſo vor, daß ehemals die Wallfſſch⸗ arten, fo wie viele Arten von Fiſchen und Vögeln dieſen jahrr lichen Winterzug gegen Süden haufiger unter 40 Grade nord— 7 5 Breite gethan, und über den galliſchen und ſpan ſchen 8 R 5 Ozean 266 * Ozean durch die Meerenge von Gibraltar bis in das mittellaͤn⸗ diſche Meer vorgedrungen find, bis fie nach und nach durch die haͤufigere Schiffarth und groſſen Fiſchereyen gezwungen wor⸗ den find, einen nicht allein nahrungsloſen, ſondern auch unruhis gen und gefaͤhrlichen Auffenthalt zu meiden. Auf dieſe Art laßt ſich dieſe Meinung mit der gemeinen vereinigen, welche den Wallfiſchen das Nordmeer als ihr eigentliches Vaterland an⸗ weiſet, aus welchem ſie ſich nur dann und wann, wenn ſie ihren Fraß verfolgen, verirren ſollen. Man nimmt dabey an, daß die dicke Specklage unter der Haut ihnen einen ſuͤdli— chern Aufenthalt nicht erlaube, weil dieſe ſonſt von der groͤſſern Hitze leicht ſchmelzen moͤchte, gleich als wenn ſich nicht in den heiſſeſten Himmelsſtrichen faſt eben ſo fette Seethiere aufhiel⸗ ten, und das Beiſpiel der Wallfiſche in der ſuͤdlichen Halbku⸗ gel nicht das Gegentheil bewieſe, wo ihr Aufenthalt nahe an den lequator graͤnzt. Doch auch in der nordlichen Halb⸗ kugel haben wir Beyſpiele. Denn nach Forſkaͤls Zeugniſſe giebt es auch in dem rothen Meere zu Zeiten Wallfiſche. An den Kuͤſten von Japan werden viele Wallſiſche theils mit Netzen, theils mit Harpunen im Jenner gefangen; wie Kaͤmpfer bes richtet. Die Neuntuiß, welche die Griechen von den Wallfiſchen hatten, ſcheinen fie erſt auf den Zuͤgen des Alexander auf dem indiſchen Meere, und auf dem arabiſchen und perſiſchen Meer— buſen erlangt zu haben. Ariſtoteles konnte ſowohl den eigents lichen Wallfiſch mit haarigten Baarten, den er Myſtiketus, als die Cachelotten, welche er Phalaenae nennt, wovon das lateiniſche Balacna abſtammt. Es ſcheint nicht, daß fie die Wallfiſche in dem Theile des mittellaͤndiſchen Meeres, der an Griechenland graͤnzt geſehn haben. Denn fie ſprechen nur von den Wallſiſchen des indiſchen Ozeans, als von Seltenhei⸗ ten, und berufen ſich dabey immer auf das Zeugniß der Per⸗ ſonen, welche Alexandern auf ſeinem indiſchen Zuge gefolgt waren. So ſpricht Aeltan von einem indianiſchen Wallfiſch, deſen Ribben 20, die Kinnladen 15 Fuß lang, die Seiten⸗ flofen aber 7 Fuß breit waren; Nearch von einem, der 25 Klaftern lang war, und erzählt dabey, daß man fie 1 267 Getoͤſe der Trompeten geſcheucht habe. Pyrard erzaͤhlt, daß in dem Meere bey Ceylon die Wallfiſche fo groß und haͤufig waren, daß die Galeeren dadurch in Gefahr geriethen, und die Seeraͤuber ſich genoͤthiget ſahen, dieſelben durch das Getoͤſe ihrer Trommeln, Becken und Keſſel zu entfernen. Auf der Inſel Sukkotra faͤngt man ebenfalls viele Walls fiſche. Am Ufer ſchneidet man ihnen den Bauch auf, nimmt den Amber heraus, und aus dem Kopfe den Wallrat. So ſagt Marco Polo. Wenn der Wallfiſch jemals tief in das mittellaͤndiſche Meer vorgedrungen wäre, fo würde Plinius dieſes nicht unbemerkt gelaſſen haben, da ers als eine Sel⸗ tenheit anfuͤhrt, daß ein Speckhauer (Orca) ſich einſt bis in den Hafen verlaufen hatte. Nachdem die Roͤmer ſich in Britannien feſtgeſezt hatten, lernten ſie auch die Wallfiſche naͤher kennen, welche jaͤhrlich in groſſer Menge auf den Küſten von Schottland, Irrland, der Orkaden und Hebriden ankommen und ſtranden. Schon Horaz nennte den Britanniſchen Ozean Belluoſum Oceanum (V. Od. 14) und Juvenal Quanto Delphinis balaena britan- nica major. Daß auch damals die Wallroſſe ſich bisweilen auf den Kuͤſten einfanden, oder daß die damaligen Einwohner den Fang der Wallroſſe verſtanden und ihre Hauzaͤhne nuzten, bezeuget die Stelle des Solinus Cap. 22 von Britannien. Qui ſtudent cultui, dentibus nantium criam belluarum inſigniunt enſium capulos; eandicant enim ad eburneaın claritatem. Sibbald will zwar dieſe Stelle lieber von den Zaͤhnen der Cachelotten verſtanden wiſſen, weil die Wallroſſe ſich jezt nicht mehr an den ſchottiſchen und irrlaͤndiſchen Kuͤſten zeigen. Aber dies iſt kein Schluß, der auf die vorigen Zeiten gilt. Er merkt an, daß die Wallfiſche im September aus dem Eismeere ankommen und im Merz dahin zuruͤckkehren. Zu dieſen beyben Jahreszeiten zeigen fie ſich haufig auf den Kuͤ⸗ ſten von Schottland und Irrland, und ſtranden zu 100 auf einmal. Nach dem Zuge der Wallfiſche muß man naturlich urthei— len, daß die Bewohner von Irrland, Schottland und Britan⸗ a | nien — U — nien den Wallfiſchfang eher oder eben ſo fruͤh getrieben haͤtten als die Biſcayer, von welchen es allgemein geſagt wird, daß ſie lange Zeit mit gutem Erfolge an den Kuͤſten von Spanien die⸗ ſen Fang getrieben haben. Nach und nach gingen ſie weiter in die See bis an die Kuͤſten von Irrland, endlich von Island und Groͤnland, ſo wie der geſcheuchte Wallfiſch ſich immer nach und nach zurückzog. Seitdem der groͤnlaͤndiſche groſſe Wa fiſchfang aufgekommen und fo allgemein geworden iſt, hat man genug und mit Schaden erfahren, daß der verfolgte Wallfiſch immer weiter nach Norden zu aus der See und von den Kuͤſten weg in das Eiß geflohen if. Der anſehnliche Vorteil dieſer Fiſcherev machte endlich auch die andern Natio— nen arauf aufmerkſam; fo daß auch die Hollaͤnder, welche das mal: mehr Muth in groſſen Unternehmungen zeigten, auf den Ei fall komen, ſich in eine Geſellſchaft zu dieſem Fange zu ver⸗ einigen. Dieſe kam 16 zuerſt unter einigen Kaufleuten von Arnſterdam zu Stande, und dauerte unter verſchiedenen Ver⸗ aͤnderungen und Schickſaalen bis 1645. Die Bifcayer haben nicht allein die Franzoſen, ſondern auch die Hollaͤnder in die⸗ ſem Fange unterrichtet. Sie dienten als Harpunirer bey ih⸗ nen, un commandirten die Schiffe ſowohl als die Fiſcherey. Sobald dieſe vorbey war, kehrten ſie in ihr Vaterland zuruͤck. Von den Biſcayern nahmen die Franzoſen die Einrichtung an, das fie Holz mit ſich führten, und den Speck ſogleich in den Oefen auf ihren Schiffen zu Thran brannten. Doch die eigentliche groſſe groͤnlaͤndiſche Fiſcherey, zu wel⸗ cher mehrere Nationen ſich vereinigten, faͤllt erſt in die Zeit nach der Ent ſeckung von Spitzbergen. Als man einen Weg nach China durch Norden ſuchte, ward Spitzbergen von den Hollans dern 596 von ohngefaͤhr entdeckt, und erhielt von ihnen den Namen, wegen der hervorragenden Bergſpitzen. Im fol⸗ genden Jahre machten die Englaͤnder die nehmliche Entde⸗ ckung; 1608 befuhren fie dieſes Land bis auf die Höhe von 32 Graden, und ſchickten darauf jaͤhrlich einige Schiffe dahin, um Wallroßzähne, Felle von Seehunden und Thran von Weißfiſchen, Seehunden und Wahroffen zu hohlen. er ngr — — 269 Engländer beſchaͤftigten ſich anfangs vorzuͤglich mit dem Fange der drey vorher genannten Thiere, welche damals weniger ſcheu und alſo haͤufiger und leichter zu fangen waren. Nach der Hand fluͤchteten dieſe Thiere, und nach wenigen Jahren gingen die Engländer auch an den Wallfiſchfang. 1612 folgten die Niederlaͤnder den Englaͤndern auf demſelben Wege. Dieſe wollten das Land ſamt der im Anfange ſehr eintraͤglichen Fifches rey fuͤr ſich behalten, ſuchten den Hollaͤndern die Ankunft zu verwehren, und nahmen ihnen 1613 zwey Schiffe mit der Las dung, Fiſchergeraͤthe, Booten und Schaluppen weg. Dieſer Verluſt ward auf 130,000 Gulden geſchaͤzt. 1617 kam es zwiſchen beyden Partheyen zu einem Gefechte, in welchem den Englaͤndern ein Schiff abgenommen, aber hernach wieder zuruͤck gegeben ward. Nach vielen Mißhelligkeiten kam es endlich zu einem Vergleiche, und die Englaͤnder waͤhlten ſich als ein Vorrecht die ſchoͤnſten Bayen nach Suͤden auſſer dem Eiß, als die Horizontbay, Klokbay und den Behoͤndehaven, hin⸗ ter dem Vorland die Bab, der engliſche Hafen genannt; bey Norden das Borland, nebſt der Magdalenenbay. Die Hollaͤn⸗ der muſten ſich weiter nach Norden wenden, und waͤhlten ſich das Amſterdamer Eyland mit der Nord- und Suͤdbay. Die Daͤnen kamen ſpaͤter, und waͤhlten ſich das daͤniſche Ey⸗ land, nebſt einer Bay zwiſchen den Englaͤndern und Hollaͤn⸗ dern. Die Hamburger hielten ſich darauf auf der Weſtſeite in der Hamburgerbay ſuͤdwaͤrts der Magdalenenbay. Die Franzoſen oder Biſcayer ſetzten ſich etwas nor licher als die hollaͤndiſche Bay, naͤchſt der rothen Bay. Als Robert By lot 1616 von feiner zweyten Reiſe durch die Straſſe Davis zu⸗ ruͤckkam, ſo ſtellte er vor, daß daſelbſt, wo er eine Menge der groͤſten Wallfiſche geſehn hatte, der bequemſte Plaz zum Wall⸗ fiſchfange ſey. Die Vorteile dieſes Vorſchlages hat hernach die Erfahrung beſtaͤtiget, nachdem die Hollaͤnder daſelbſt einen jahrlichen ſehr eintraͤglichen Wallfiſchfang angelegt haben. | 1613 kam ein Schiff von Hoorn mit einer anſehnlichen Beute zuruͤck vom Wallſiſchfange; darauf ſuchten die Hoorn— ſchen Theilhaber nebſt andern 1514 eine ausſchlieſſende Frey⸗ heit A ren 5 — 270 heit auf dieſen Fang und den damit verknuͤpften Handel. Die nordliche Compagnie erhielt damals ihre erſte Freyheit auf 3 Jahre; 1617 ward dieſelbe auf 4 Jahre, und 1622 wieder auf 12 Jahre verlängert. Auſſer dieſer hollaͤndiſchen nordlis chen Compagnie erhielt auch 1622 die Seelaͤndiſche Compagnie a Freyheitsbrief auf 12 Jahre. Die Frießlander ſuchten 1633 nach Ablauf der Freyheit der hollaͤndiſchen und feeläns dien Compaguie an den eee Thil zu nehmen, und gingen endlich mit beyden einen Vergleich ein. Die Compag⸗ nie wollte auf Jan Mapens Epland eine Colonie zur Unter⸗ ſtuͤtzung der Landfiſcherey errichten, und ließ daſelbſt 7 Mann zuruck, welche glücklich uͤberwinterten. Im folgenden Jahre 1634 lieſſen fie 7 andre da, welche alle ſtarben; darauf gab ſie ihren Vorſatz auf. Im Jahr 1645 trennte ſich die Com⸗ pagnie und der Wallfiſchfang ward frey gegeben, eben weil er nun nicht mehr fo eintraͤglich war als zuvor. Die Walls fiſche hatten zum Theil abgenommen, weil ſie von allen Seiten von ſo vielen Nationen verfolgt wurden; theils aber waren ſie weiter in der See, und endlich aus der See in das Eiß ges wichen. Man mußte ihnen daher in die See mit der groͤſten Gefahr folgen, und mit groſſer Beſchwerde die Fiſche flenſſen, und zu Schiffe den Speck in Faͤſſer einſchneiden, da man ihn vorher aus Land brachte, den Speck mit Gemaͤchlichkeit abs ſchnitt, und auf dem Lande ausbrannte. Nun unterblieb das Miethen der Nordfahrer um Thran zu laden; denn die Gröns landsfahrer ſelbſt konnten nicht mehr volle Ladung bekommen. Die Englaͤnder und Daͤnen gaben den Fang ganz auf; aber die Hollaͤnder, Franzoſen, Hamburger und Bremer fuhren noch fort, obgleich der Fang beſchwerlicher, gefaͤhrlicher und unfruchtbarer geworden war. Denn nun entſchloß man ſich zur Eißfiſcherey wobey aber bey neblichten oder ſtuͤrmiſchen Wetter viele Schiffe an den Eißſchollen verloren gingen. Man nahm zwar eben deswegen anfangs alte Kauffarteyſchiffe darzu; aber man verlor dabey aur allzu oft Schiff und La⸗ dung duſch das Stoffen und Andringen der Eißſchollen, und bauete endlich nach langer Erfahrung die Groͤnlandsfahrer jo gar 271 gar ſtaͤrker als andre Kauffarteyſchiffe. Nachdem man den ſcheuen und fluͤchtigen Fiſch in verſchiedener Richtung gegen Suͤden, Welt und Of, in verſchiedenen Jahreszeiten und un⸗ ter hoͤhern und niedrigern Graden aufſucht, wird der Fang in die Suͤdeis⸗Weſteis⸗ und Oſteisfiſcherey getheilt. Hierbey folgt man der Bemerkung, daß in der noͤrdlichen Halbkugel faſt jaͤhrlich das Eiß herabwaͤrts aus norden nach gemaͤßig⸗ tern Himmelsſtrichen treibt, und gleichſam durch eine Strös mung von dem Pole gegen den Aequator zu bewegt wird. Nachdem der Wallfiſchfang wieder frey geworden war, weil die Verwaltungskoſten den Gewinn verſchlangen, nahmen zwar mehrere daran Theil, aber der Gewinn nahm eben dar durch ab, weil dieſe Handlung es am wenigſten vertragen kann, wenn viele dabey zuſammen kommen. Dieſes veran⸗ laßte die Kaufleute, daß ſie das, was ſie von dem Wallfiſch⸗ fange zurück erhielten, in die ausländiſchen Hafen gehn lieſſen, weil fie den Eingangszoll 2 pCt und die Niederlagskoſten er⸗ ſparen wollten. Dieſem Misbrauche der für die Handlung fo wohl als für die Einkuͤnft des Staats nachtheilig war, mach⸗ ten die Generaiftaaten 1652 durch eine Verordnung vom 25 May ein Ende, nach welcher alle Schiffe vom Wallfiſchfange mit ihrer Ladung geradesweges in die Hafen des Staats zu⸗ ruͤckfahren ſollten, ohne damit anderwaͤrts Handlung zu kreis ben. Durch eine andre Verordnung von 1661 ward allen Einwohnern der vereinigten Niederlande verboten Schiffe an Auslaͤnder zu verdingen, und ihnen Schaluppen, Tonnen, Ses gel, Harpunen und andre zum Walfifchfange erforderliche Dinge zu verkaufen. Dieſe Verbote wurden hernach unter Bes drohung einer Leibesſtrafe erneuert. Dieſe Misbraͤuche und die dawider ergangenen Verbote zeigen deutlich, wie wenig damals dieſe Handlung abwarf, weil man endlich fogar Schifs fe und Werkzeuge an Ausländer verlehnte, und ihnen dadurch Veranlaſſung gab ſich in den Wallfiichfang neben den Hol— laͤndern einzumiſchen, und dadurch ihren Gewinn noch mehr zu ſchmaͤlern. Durch den erſten Misbrauch entzog man dem Staate die mit dem Wallfiſchfange verbundene Gattungen der Hands 272 Handlung, die Lagerzoͤlle, das Wagegeld, die im Lande hierzu noͤ⸗ thigen Arbeiten und alle die verſchiedenen Mittel des Unterhalts, welche das gemeine Volk von der Schiffarth zu genieſſen hat. Mehr als alle dieſe Verbote half die Verordnung vom 9 April 1675, wodurch diejenigen, die an dem Wallfiſchfange Theil hat— ten, von dem Eingangszolle der e fürs Hundert frey geſpro⸗ chen wurden, hingegen auf das Fett, Brarten, und den Thran vom Wallfiſch, welchen die auslaͤndiſchen Schiffe brachten, eine noch einmal ſo ſtarke Abgabe gelegt ward. Dies gab dem Wallfiſchfange ein neues Leben, und es wurden nun an 250 Schiffe jaͤhrlich auf dieſen Fang ausgeruͤſtet. Jedes Schiff muß bey feiner Abreiſe 6000 Gulden Caution ſtellen, daß es feine Ladung in die Hafen der vereinigten Provinzen zur ruͤck bringen will. Dieſe Fiſcherey iſt bisweilen verboten wor⸗ den, wenn der Staat nehmlich im Kriege Matroſen fuͤr ſei⸗ nen Dienſt noͤthig hatte oder beſorgen mußte, daß der Feind ſeine Schiffe wegnehmen möchte. Sonſt erhaͤlt die Flotte der Wallfiſchfaͤnger in Kriegszeiten eine hinlaͤngliche Bedeckung von Kriegsſchiffen. Wenn ein Schiff der groͤnlaͤndiſchen Fi ſcherey ſtrandet oder Schiffbruch leidet, und jemand etwas von den Gütern deſſelben rettet, fo theilt er es mit dem Eigenthuͤ⸗ mer. Das Eigenthum eines Wallfiſches gehoͤrt dem, der ihn gefangen hat, fo lang er ihn durch einen von feinen Leuten be: wachen läßt. Die deputirten Commiſſarien des Wallfiſchfan⸗ ges, welches gewoͤhnlich die vornehmſten Entrepreneurs aus Suͤd⸗ oder Norc holland find, muͤſſen darauf ſehn, daß den Verordnungen wegen dieſer Fiſcherey in keinem Stücke zuwider gehandelt werde. Die zu dieſem Fange beſtimmten Fahrzeuge ſind von 200 bis 300 Tonnen, und die Anzahl der darzu erforderli— chen Leute richtet ſich nach der Anzahl der Schaluppen, wel⸗ che jedes Schiff zur Aufſuchung der Wallfiſche und zum Harpu⸗ niren mitnimmt. Ein Schiff hat 4 bis 7 Schaluppen bey ſich, und ee 6 bis 7 Leute. Die Schiffe nach der Straſſe Davis fahren gegen das Ende des Hornung ab; die nach Groͤnland aber erſt gegen das Ende des Aprils oder i i im 273 im Anfange des May. Auſſer den Schiffen, die auf den Wallfiſchfang in die Straſſe Davis fahren, gehn gemöhns lich noch 25 bis 30 kleine Fahrzeuge von 50 bis 60 Ton⸗ nen mit, um an den Kuͤſten dieſer Meerenge mit den Wil⸗ den zu handeln, denen ſie Breter, kupferne Keſſel, Becken, Aexte, Meſſer, Hemden von blauer Leinewand, und etwas Nadelwaaren zufuͤhren. Sie tauſchen dargegen von ihnen Haͤute von Seehunden, Fuͤchſen, Baͤren, een Thran und andre Fiſche ein. Es iſt etwas ſehr ſeltnes, ſagt der Berfaf er von Hol⸗ lands Handlung, wenn ein Schiff uͤber die Koſten der Aus⸗ ruͤſtung noch einen betraͤchtlichen Gewinn bringt. Hingegen geben auch die Kaufleute, die dieſen Fiſchfang unterhalten, ihren Antheil barzu nicht in baarem Gelde. Wenn man ſei— nen Antheil an baaren Gelde erlegen muͤßte, wie es geſchehn muß, wenn man bey Ausruͤſtung andrer Schiffe mit Leuten Gemeinſchaft macht, ſo wuͤrden die Hollaͤnder einen groſſen Theil weniger Schiffe auf dieſen Fiſchfang ausſchicken. Hier hat niemand weiter daran Antheil als die Kaufleute, welche die Schiffe, das darzu erforderliche Tau und Segelwerk, die Lebensmittel und alle nöthige Werkzeuge darzu liefern. Ihr Gewinn iſt alſo ordentlicherweiſe das was ſie an ihren Liefe⸗ rungen verdienen. Dieſer eingeſchraͤnkte Gewinn hat es we⸗ der den Englaͤndern noch den Einwohnern von Biſcaya und Bajonne erlaubt, dieſen Fiſchfang in Gemeinſchaft mit den Hollaͤndern abzuwarten, weil ſie ihre Schiffe nicht auf dieſe Art ausruͤſten und bey dem Gewinnſte nicht beſtehn koͤn⸗ nen. Dies, ſezt der V. hinzu, iſt eine von den Wirkungen des Ueberfluſſes an Gelde, welches in der hollaͤndiſchen Hand⸗ lung umlaͤuft, und deſſen Menge ſo groß iſt, daß es wenige Gattungen von Handlung giebt, wo man fein Geld mit groͤſ— ſerm Gewinne anbringen kann. Der Kaufmann iſt mit dem kleinen Vorteile zufrieden, wenn er nur die Zinſen etwas übers ſteigt, welche von den öffentlichen Staatsſchulden bezahlt werden. Doch ehe ich mich weiter in die Geſchichte des groͤnlaͤndiſchen Wallfiſchfangs und in die Berechnung der daraus entſtehen S den 274 * den Vorteile einlaſſe, will ich vorher kurz den Fang ſelbſt be⸗ ſchreiben. Die Hauptſache dabey beruht auf dem Umſtande, daß der Wallfiſch durch die geringſte Wunde, die das Fleiſch unter dem dicken Speck trift, in kurzer Zeit ſich entzuͤndet, auf: ſchwillt, in Faͤulniß übergeht, und unter haͤufigen Bluters gieſſungen ſtirbt. Im Anfange der groͤnlaͤndiſchen Fiſcherey trieben einige Schiffer theils fuͤr die hollaͤndiſche Compagnie, theils für beſondre Rheder den Wallfiſchfang in der See, unter dem Weſteis, weil ſie am Lande nicht fiſchen durften. Bey dieſer Seefiſcherey, wo man ſich noch ſehr vor den Eiß— ſchollen fuͤrchtete, machte man den gefangenen Fiſch, nachdem ihm der Schwanz abgehauen worden war, mit einem ſtarken Ziehſeile durch ein Loch in dem Plugende veſt und fuͤhrte ihn mit, bis man zum Fleußen bequemes Wetter bekam, oder der Fiſch genug aufgelaufen war. Bey ſtuͤrmiſcher See kann man den Fiſch nicht kentern oder wenden. Das Aufſchwellen war noͤthig, damit die See dem Speckſchneider, wenn er auf dem Fiſche ſteht, nicht zu ſehr um die Beine ſpuͤle oder ihn abſpuͤre. Bey der Fiſcherey am Lande hatte man dieſes nicht noͤthig, ſo wenig als bey ber jetzigen Eißfiſcherey, weil man im Eiſſe immer eine ſtille See und das Aus ſſpuͤlen der Speckſchneider nicht zu befuͤrchten hat, auch am Ende den gefangnen Fiſch ſogleich zerſchneiden kann. Bisweilen aber traͤgt es ſich zu daß wenn man mehrere Fiſche gefangen hat, ver lezte, ehe man an das Speckſchneiden kommt, aufſchwillt. Dieſes Aufſchwellen iſt bey der jetzigen Eißfiſcherey zufällig, nicht nothwendig, und fuͤr kleine Schiffe ſehr beſchwerlich und nachtheilig, weil ein geſchwollner Fiſch ſchwer zu kentern iſt, wenn man nicht die Vorſicht braucht, mit der Lanze einige Oefnungen zwiſchen den Ribben zu machen, woraus viel Luft geht; und alsdann ſinkt der Fiſch. | Die Orbnung bey dem jetzigen Wallſiſchfange zwiſchen und in dem Eiſſe iſt folgende. Wenn man auf die Hoͤhe von 61 bis 66 Graden gekommen, und gut Wetter iſt, fängt man an alles zur bevorſtehenden e zurecht zu machen. Wenn Dt 275 Wenn man an das Eiß kommt, ſo ſucht man bis zu einem feften und groſſen Eißfelde vorzudringen, legt das Schiff mit Kabeltauen und Ankerhaken in aufgehauenen Löchern an dem⸗ ſelben veſt, und ankert. Hierauf werden die Chaluppen ausgeſtellt. Die Fiſcherey am Lande oder um Oſten geſchieht waͤhrend dem Seegeln des Schiffs, iſt weniger gefaͤhrlich, aber auch weniger eintraͤglich als die Weſteisfiſcherex. Man ſieht es als ein Zeichen eines guten Fanges an, wenn viele Weißfiſche geſehn werden, als ein ſchlechtes aber, wo ſich vie⸗ le Seehunde zeigen, weil der Wallfiſch ſolche Stellen meidet, weil er da keinen Fraß findet. Wenn man einen Wallfiſch ſieht oder blaſen hört, ruft man im Schiffe fall, fall; als⸗ dann rudern alle Schaluppen nach dem Fiſche zu; der Har⸗ punirer wirft die Harpune nach ihm; und wenn dieſer ges troffen, flieht, und unter Waſſer oder Eiß geht, ſo laͤßt man die an die Harpune geknuͤpfte Seile immer noch ſo weit es noͤthig tft. Am beſten wirft man nach ihm, wenn er blaͤßt, hinter dem Blaſeloche, oder in den dicken Speck auf dem Ruͤcken; in den Leib oder in das Gedaͤrme geſtochen, achtet er die Wunde nicht, am allerwenigſten an dem harten Kopfe, wo die Harpune leicht ausſpringt. So wie der Fiſch wieder aus dem Waſſer oder Eiß hervorkommt, wirft man nach ihm die zweyte, dritte und mehr Harpunen, von mehrern Scha⸗ luppen, bis er matt wird. Kommt er unter dem Eiſſe nicht bald ſelbſt hervor, ſo ſucht man ihn auf dem Schiffe mit den Leinen hervorzuſchleppen. Dieſes gluͤckt aber ſelten, und die Leinen werden abgeſchnitten. Wenn der Fiſch ermuͤdet, blaͤßt er ganz ſchwach und niedrig; vorher aber, ſo lange er noch nach erhaltener Wunde noch Kraft genug hat, ſo ſtark, daß man fein Blaſen von fern wie das Sauſſen einer Kanonens kugel hoͤrt. Ueberhaupt tobt und ſchlaͤgt er zu dieſer Zeit ſo heftig mit dem Schwanze, daß man ſich ihm nicht ohne groſſe Gefahr naͤhern kann. Endlich wird er mit Lanzen todt ges ſtochen. Sobald er zu bluten und Blut zu blaſen anfaͤngt, finden ſich die Mallenucken, eine Art von Möven zu 1000 und mehr auf ihm ein, und naͤhren ſich von dem ausgeſtoche⸗ S 2 nen * 276 nen Specke, oder von dem Fette, welches er mit ausbläßt. Dieſe verrathen auch ſeinen Weg, wenn er noch durchgeht, indem ſie uͤber den blutenden Wunden flattern. Je laͤnger der Fiſch im Waſſer todt liegt, je hoͤher ſchwillt er auf, treibt über dem Waſſer, und berſtet endlich mit einem ſtarken Knal⸗ le. Er wird von Stund an ſtinkend, und raucht; das Fieifch kocht und gaͤhrt wie Bier, und fallen ihm groſſe Löcher in den Leib. Dieſer Dampf ſoll ſchwachen Augen ſo ſchaͤdlich wie Kalk ſeyn. Man hauet dem todten Fiſche zuerſt den Schwanz ab, weil er ſonſt im fortziehn die Schaluppen hinderte, da er in die Queere liegt. Man bindet auch die beyden Bruſt⸗ floſſen durch ein Loch uͤber dem Bauche zuſammen. Einige haͤngen Schwanz und Floſſen an die Seiten des Hi um dem eindringenden Eiß dadurch zu wehren. Vor dem Schwanze macht man ein Seil veſt, dieſes binden ſie an die lezte Schaluppe, und ſo rudern alle Scha⸗ luppen hinter einander veſte und ziehn den Fiſch an das Schiff. Das nennt man buxiren. An das Schiff bindet man ihn veſt, ſo daß das Schwanzende nach vorn, der Kopf aber nach hinten ſteht. Alsdann geht das Flenßen an. Die Speck⸗ ſchneider treten auf den Leib des Fiſches, und ſchneiden den Speck erſt in die Queere und dann in die Länge unten an dem Waſſer. In jedes Stuͤck zunaͤchſt am Waſſer wird ein Loch geſtochen, ein Seil durchgezogen, und alsdann fangen die Zugrollen auf dem Schiffe an, dieſe Stuͤcke in die Höhe zu win; den, die Speckſchneider aber loͤſen ſie von dem Fleiſche nach und nach ab. Indem dieſe Stuͤcke von den Zugrollen an⸗ gezogen werden, kentert oder wendet man zugleich den Fiſch, damit der Speck an den Seiten und unten am Leibe eben fo abgeſchnitten und abgelöfet werden koͤnne. Alle abgeloͤſete Stuͤcken werden hernach in die Hoͤhe gezogen und in den Schiffraum gebracht. In die Baarten werden etliche Baart⸗ anker eingeſezt, und ſo werden ſie an Seilen aus dem Maule etwas heraus gewunden, durch die Speckſchneider fole gends abgeloſet, und endlich in das Schiff gezogen. Hier werden . 5 b ſie 277 fie erſt von dem Zahnfleifche an der Warze geſaͤubert; dann mit Baartbeilen zu Buͤndeln geſpalten, von den groſſen oder obern Maatbaarten 3, 4 oder 5, von den kleinen Maatbaar⸗ ten 5 oder 6 in einen Bund. Den uͤbrigen Koͤrper des Wall⸗ fiſches läßt man treiben und giebt ihn den Raubvoͤgeln und weiſſen Baͤren Preiß. ' Das Abmachen oder Aufräumen beſteht darinne, daß man die Stucke Speck ſaͤubert, in kleinere Stuͤcken zerſchneidet und in die Faͤſſer ſchlaͤgt; wobey jeder Mann ſeine beſtimmte Arbeit hat. Wenn das Schiff lange auf der Ruͤckkehr ver weilen muß, faͤngt der Speck an zu gaͤhren, und zuweilen zerſpringen die Faͤſſer und werden leck. Erſt nach der Ruͤck⸗ kunft wird der Speck in groſſen kupfernen Pfannen ober eis fernen Toͤpfen zu Thran gebrannt, nachdem man zuerſt Waſ⸗ ſer in das Gefaͤß gegoſſen hat, damit der Speck nicht anbren⸗ ne. Die Griefen werden entweder den Hunden uͤberlaſſen, oder Leim daraus gekocht. Der aus der Pfanne gefchöpfte Thran wird in hoͤlzerne Troͤge, die 3 mit Waſſer gefüllt find gegoſſen, abgekuͤhlt, und aus dieſen in einen zweyten und dritten Trog uͤbergetragen. Das Dicke, das man in Holland Prut nennt, ſezt ſich auf den Grund; und aus dem lezten Troge zapft man den Thran in Faͤſſer. Die Prut aus den Trögen wird den Prutkochern uͤberlaſſen, welche den braunen Thran für die Lohgerber und andre Handwerker daraus kochen. Ehemals ſotten die Hollaͤnder den Thran am Lande von Spitzbergen und ſonſten ſogleich aus; aber nachdem man den Fiſch auf und in dem Eiſſe verfolgen muſte, war es zu beſchwerlich den Fiſch erſt an das Land zu fuͤhren. Daher packte man alsdann den ausgeſchnittenen Speck ſogleich in Faͤſſer, und fuͤhrte ihn mit zuruck, um ihn zu Haufe nach Gemaͤchlichkeit auszubrennen. Die Biſcayer aber und Franzoſen behielten ihre Gewohnheit bey, den Speck ſogleich auf ihren Schiffen auszuſteden. Des⸗ halb fuͤhrten ſie Oefen auf den Schiffen ſo wie auch Holz mit ih. Martens giebt zur Urſache an, damit ſie in ihren Shit fen deſto mehr ausgeſottenen Thran faſſen möchten, Sie meinten groſſen Gewinn dabey zu haben, weil ſie alle auf S 3 Part 278 Part fuͤhren, und von groſſen und kleinen Gewinne ihren verhaͤlt⸗ mäßigen Antheil haben. Martens aber hielt dieſes Verfah⸗ ren für keine groſſe Klugheit, wenn man da, wo Faͤſſer ſtehn koͤnnten, uberall das Schiff mit Holz ausfülle. Unter deſſen fo veraͤchtlich Martens von dieſer Gewohnheit der Biſcayer und Franzoſen ſpricht, ſo iſt doch gewiß, daß ſie dadurch ei⸗ nen beſſern und reinern Thran erhielten, als die uͤbrigen Na⸗ tionen. Der in die Faͤſſer gepackte Speck wird unterwegens ranzicht, und faͤngt zu gaͤhren und faulen an, ſo daß die Faͤſ⸗ fer bisweilen gerplagen, und der Thran auslaͤuft. Daher war der hollaͤndiſche Thran gegen den franzoͤſiſchen roth, ums rein und ſtinkend. Dargegen iſt das zweyte Bedenken des Martens mehr gegruͤndet; denn durch dieſes Thranbrennen auf dem Schiffe iſt manches franzoͤſiſche Schiff in Spitzber⸗ gen, ſo wie zu Martens Zeiten zwey, verbrannt worden. Die Ueberbleibſel vom Thrankochen, die Griefen, aus wel⸗ chen man in Holland und Hamburg noch einen guten Leim kocht, gehn dabey auch verloren. Die engliſchen Thranbren⸗ nereyen haben aber auch ſeither dieſe Griefen als ganz un⸗ brauchbar ins Meer geworfen; neulich hat A. Hunter ſie als einen neuen Duͤnger den Landwirthen vorgeſchlagen. Seitdem der Wallfiſchfang jedem Particulier frey ſteht, bilden gewoͤhnlich einige Kaufleute eine kleine Kompagnie un⸗ ser ſich, um auf gemeinſchaftliche Koſten ein oder mehrere Schiffe nach Grönland oder der Straſſe Davis auszuſchicken. Jeder derſelben iſt bey dieſer Fiſcherey und dem Handel, der daraus erwaͤchſt, fuͤr einen gewiſſen Antheil intereßirt. Ei⸗ nem der vornehmſten Entrepreneurs wird. die ganze Direction aufgetragen; er fuͤhrt den Titel Factor oder Buchhalter, und bekoͤmmt gewoͤhnlich ein gewiſſes Gehalt fuͤr ſeine Muͤhe. Die Schiffe zum Wallfiſchfange beſtimmt haben gewoͤhnlich 100 bis 118 Fuß in der Laͤnge. Von dem Vordertheil bis zum Hintertheil verwahrt man den Bord des Schiffs mit einer Art von Einfaſſung oder abſtehenden Rande von Eichenholze. Man fuͤttert auch bie Seiten des Schiffs, damit es dem -Eiffe deſto beſſer widerſtehn moͤge. Jedes Schiff hat eine ge⸗ „ 279 gewiſſe Anzahl von Schaluppen, nach Verhaͤltniß feiner Groͤſ⸗ fe. Ein Schiff von 118 Fuß Länge 30 Breite 124 Tiefe und deſſen oberſter Boden 2 Fuß hoch iſt, muß mit so Mann beſezt ſeyn und 7 Schaluppen haben. Fuͤr eins von 102 Fuß Lange 29 Breite 124 Tiefe, und deſſen Boden 7 Fuß hoch iſt, gehoͤren 42 Mann und 6 Schaluppen. Die⸗ ſe ſind am gebraͤuchlichſten. Ein ſolches Schiff koſtet ganz neu, wenn es aus der Werkſtaͤdte kommt und in See gelaſſen werden kann, etwa 25,00 Gulden. Die Harpunen, alle Faͤſſer und Geraͤthſchaften, und überhaupt alles, was zu dieſer Fiſcherey gehört, das Geld, welches man der Manns ſchaft, nachdem man ſie gemuſtert hat, auf Abſchlag giebt, eingerechnet, beläuft ſich auf g bis 10,5 0 Gulden. Die Anzahl der Schiffe, welche man jaͤhrlich zu dieſer Fiſcherey nach Grönland oder der Straſſe Davis abſchickt, iſt unbes ſtimmt und wechſelt ab. Zordrager hat eine Tabelle gelie⸗ fert, worinne die Zahl der ausgelaufenen und vecungluͤck⸗ ten Schiffe von 1670 bis 1719, die gefangenen Fiſche, der Quartelen Speck, der Preiß des Thrans und der Baarten in Ver— gleichung mit dem Preiffe des Ruͤbenoͤls, welches nach dem Preiſſe des Thrans bald ſteigt, bald falt angegeben if, In Ric⸗ cards Traité general du Commerce Amſterd. 1781 J. Theil S. 65 ſteht ein vollſtaͤndiges Verzeichniß des Ertrages des hollaͤndiſchen Wallfiſchfanges vom Jahre 1610 bis 1779. Ich will nur die lezten Jahre herſetzen. Die Zeile A. bedeutet die Jahre, B die zuruͤckgekommenen Schiffe, C die gefangenen Fi⸗ ſche, D die Quartelen oder Kardelen Speck, E die Summe Thrans aus beyden Fiſchereyen nach Quartelen angegeben, F ben Preiß des Thrans. S 4 Von 280 Von Grönland. A. B. ©: * 1170 105 438% 11319 5 71 110 1054 3319 72 33 45672 15442 7 „„ 8443 674 82 281 9158 75, 388 86 3055 76 84 363 . 83464 , SV e 4508 579 59 1264 4457 Von der Sue Davis. A. B. . D. E. F. 1770 45 852 3815 22285 J; bis 54 Fl. 71 40 38 1808 7285 50 72 72 38 2392 10350 380% 50 80 7 73 43 24092 103414 27466 59 69 ⸗ r 7821 24993 6066 3 / e, ee 981 5934 65 80 76 39 1444 6369 22056 80 63 77.45: "1784: 8 tes 21220 6 578 47 54 2616 10975 60 s 66 ⸗ 78 46 386 2303 9856 72 68 Der Verfaſſer von Hollands Reichthume ſagt, es ſey zweifelhaft, ob dieſer Handel den Entrepreneurs Vortheil brin⸗ ge. Es ſcheine, man koͤnne ihn als eine Art von Lotterie an⸗ ſehn, wogegen eine ſehr kleine Anzahl, welche die groͤſten Looſe gewinnen, alle uͤbrigen verlieren oder nichts bekommen. Ungeachtet dieſes Mangels an Profit, ſey er doch immer fuͤr den Staat uͤberhaupt ſehr vortheilhaft. Eine groſſe Menge von Menſchen finden ihren Unterhalt durch Verfertigung der verſchiedenen Dinge, welche zur Ausruͤſtung eines Schiffs ges ä hös 281 hören, und durch Zubereitung der von dem Fange mitgebrach⸗ ten Producte, welches fuͤr ſich allein ſchon einen ſehr reellen Vortheil bringt. Er bringt zugleich zwey Berechnungen bey, woraus man ſich einen Begriff von den Vorteilen des Walls fiſchfangs machen kann. Beyde wurden bey Gelegenheit eis ner Quantitat Fiſchbein gemacht, welche zwey Schiffe der Oſtindiſchen Kompagnie im Jahre 1733 aus Indien nach Hol⸗ land brachten. Die Kommiſſarien der groͤulaͤndiſchen Fiſche⸗ rey, welche befuͤrchteten, daß ihr Handel hierunter zu ſehr lei⸗ den moͤchte, ſtellten damals der Amſterdammer Regierung vor, welchen Stoß die Schiffarth nach Groͤnland und der Straſſe Davis dadurch bekommen wuͤrde, wenn die Oſtindiſche Kompagnie fortfuͤhre, Fiſchbein aus Indien einzufuͤhren. Sie zeigten die Vorteile, die dem Staat aus der Groͤnlaͤndiſchen Fiſcherey zuwuͤchſen, durch eine Berechnung, deren Haupt⸗ inhalt folgender iſt. Wenn die Entrepreneurs 180 Schiffe (denn ſo viel gin⸗ gen damals aus) ausruͤſten, ſo wagen ſie 10,000 Fl. auf jedes Schiff, oder uͤberhaupt ein Kapital von 18 Tonnen Gol⸗ des oder 1,800, 0 Gulden. Dieſe Summe muß ausgezahlt werden, wenn auch kein Faͤßchen Speck mitgebracht wird. Zum Ankauf der Geraͤthſchaften und des Proviants werden 540,000 Gulden; an baarem Gelde für die Mannſchaft, Fracht und Nebenkoſten 1200,00 Gulden; dies macht zuſammen die Summe von 800,0 Gulden. Für ein Equipement von 18 Tonnen Goldes gehn nicht voͤllig I Tonnen auſſer Landes. Ein gewoͤhnliches Equipement giebt 44,< 00 Quartelen Speck, und 120, 0 Pfund Fiſchbein, auſſer den Wallroßzaͤhnen und Seehunds fellen; welches man auf eine Summe von 2,100,000 Gulden anſchlaͤgt. Hiervon ziehe man 150, 00 Gulden ab, welche für die Ausruͤſtung auſſer Landes gehn, fo bleiben im Lande 1,9:0,000 Gulden. Sonach würde der Wallfiſchfang in einem gewoͤhnlichen Jahre 3 Tonnen Goldes einbringen. Man rechnet dabey für „des Thrans und 4 des Fiſchbeins, welches an Fremde verkauft wird 1,350,000 Gulden, fuͤr das was im Lande verbraucht wird 600, 00 Gulden. S 5 An⸗ 282 Andre aber machen die Berechnung fo, daß in allem 12,600 Fl. verloren werden, wenn ein Schiff leer zuruͤckkommt. Geht die Fiſcherey gluͤcklich von Statten, fo belaufen ſich die Koſten hoͤher, ſind aber auch leichter zu tragen. Die vor⸗ nehmſten Bedienten, die mit der Fiſcherey zu thun haben, ge⸗ nieſſen auſſer ihrem Gehalte noch einer gewiſſen Proviſion, die in einigen Stuͤbern von jedem Quartel Thran aus dem Speck beſteht. Dieſes nennen ſie auf Part fahren. Dieſer Aniheil beläuft ſich für jedes Quartel Thran etwa auf 6 Gul⸗ den, welche mit den Koſten fuͤr das Sieden und die Geraͤth⸗ ſchaften zuſammen 10 Gulden auf das Quartel Thran machen. Man rechnet auf? oder 3 Wallfiſche 100 Tonnen Speck, welche ohngefaͤhr 130 oder + mehr Quartelen Thran geben. Eine Specktonne haͤlt 18 bis 20 halbe Anker; (Seekannen) ein Quartel aber nur 12 halbe Anker oder 14 Ohm. Dieſe 130 Quartelen Thran machen zu 35 Fl. gerechnet 4550 Fl. Auf jede 100 Quartelen Speck rechnet man ohngefaͤhr 3000 Pfund Fiſchbein; alſo auf 130 Quartelen 3900 Pfund; die⸗ ſe machen 00 Pfund zu 150 fl. gerechnet 5850. alſo Thran und Fiſchbein zuſammen 10,400 fl. Gegen dieſe Summe rechne man nun die Koſten der Abreiſe und Ruͤckkehr, welche betra⸗ gen 12,600 Fl. und noch 10 Fl. für jeden Quartel Thran, be⸗ traͤgt für die 130 Quartele 1,300 Fl zuſammen alſo 13,900 Fl. ziehe fie von dem Ertrage des Thrans und Fiſchbeins zu 10,400 Fl. ab, fo bleiben 3,500 Fl. Hieraus ergiebt ſich, daß man auf 2 oder 3 Wallfiſche und 100 Tonnen Speck noch 3500 Fl. verliert. Wer drey oder vier Wallfiſche fängt, die ihm 135 Tonnen Speck geben, haͤtte dieſer Berechnung zufolge, weder Verluſt noch Gewinſt. Auſſer den Wallfiſchen fängt man auch Seehunde und Wall⸗ roſſe. Die Hamburger treiben vornehmlich den ſtaͤrkſten Seehundsfang. Dieſes Thier faͤngt man beſonders wegen ſei⸗ ner Haut, wiewohl ihrer 5 bis 16 auch eine Tonne Speck ges ben. Von den Seehundsfellen macht man Futterale, Schei⸗ den u. dergl. Der Das rohe Fiſchbein, franzoͤſiſch Os oder Cote de ba- leine, vom alten lateiniſchen Coſta Lartoria, hollaͤndiſch Baa⸗ ren, Baarden, ſpaniſch barba de Balaena, geben die Eigen⸗ thuͤmer der Schiffe an die Fiſchbeinreiſſer oder Fiſchbeinſteder. Dieſe kochen es in langen kupfernen Keſſeln mit heiſſem Waſ— ſer, erweichen es, und reiſſen und ſpalten es hernach mit eig⸗ nen eiſernen Werkzeugen in Staͤbe und Stangen. Das ſo geriſſene Fiſchbein wird nach der verſchiedenen Laͤnge und Kuͤr⸗ ze um einen verſchiedenen Preiß pfundweiſe verkauft. Das meiſte in Deutſchland kommt aus Holland, Hamburg und Bremen. Es dient zu Reif⸗oder Fiſchbeinroͤcken, zur Aus⸗ ſteifung der Laͤtze, Schnuͤrbruͤſte, Bruſtſtuͤcke, zur Stuͤtzung der Sonn- und Regenſchirme, zu Handſtoͤcken, ehemals auch in Frankreich zu Ausſteifung der Stiefeln. Weil man das Haar an den Baarten zu nichts anwende⸗ te, ſo meinte Martens, es koͤnnte wohl wie Flachs oder Hanf zugerichtet, und daraus grobe Zeuge, Strickwerk und andre dergleichen Sachen bereitet werden. Einige Peruͤken⸗ macher ſollen jezt die groͤbſten Locken zu einigen Arten von Peruͤken daraus machen. (Beckmanns Biblioth. IX. S. 388). (Der Preiß des geriſſenen Fiſchbeins wird im Amſterdamer Preiß verzeichniß vom 22. Jenner 1781 alfo angegeben. 100 Pfund von 3 bis 4 Viertel Laͤnge go bis 96 Fl. — 5 6 — 100 5 1103 — 62 — 116 . 118 > — 7 8 — 1287 — 4 — 9, 10 — 136⸗/ä¶ — Ungeachtet dieſes ziemlich hohen Preiſſes ſcheint es doch, daß die Waare nicht genug abgehe. Denn in den Preißs fragen von der hollaͤndiſchen zu Harlem errichteten Geſellſchaft, Harlem 1780 werden demjenigen 50 Dukaten verſprochen, der an⸗ zugeben weiß, wie der Gebrauch des Fiſchbeins erweitert werden koͤnne. Seit einigen Jahren hat die Kunſt etwas beygetragen, den Leuten von neuem Luſt zu dieſem Fange zu machen, indem man Wallrat zu den Wachslichtern genommen hat. Dieſe | Waare Waare wird doch jezt mehr geſucht als fonft, da in den Apo⸗ theken nur wenig verbraucht ward.) In Frankreich iſt der Wallfiſchfang, nach dem Ders faſſer der Vorteile der Voͤlker durch die Handlung, heut zu Tage kaum bekannt. Die Kaufleute von Bayonne und von St. Jean de Luz haben ihn viele Jahre lang in einem blühens den Zuſtande erhalten. Sonderlich befinden fi) unter ih- rem Schiffvolke die beſten Harpunirer in ganz Europa. Sie haben ſich eine lange Zeit gegen die hollaͤndiſchen Wallfiſch⸗ faͤnger vollkommen gut erhalten. Endlich iſt dieſer Fiſchfang fo ſehr liegen geblieben, daß vor dem lezten Kriege, vor 1748 nur ein einziger Kaufmann von Bayonne 2 Schiffe darnach ſchickte. Man kann nicht gewiß ſagen, ob die Koſten der Austuͤſtung ihm die Luft darzu benommen haben. Denn ein Schiff zum Wallfiſchfange von 350 Tonnen ſeegelfertig zu ma; chen, erſtreckt ſich in Bayonne auf 94,000 Livres, und in Holland auf 98,000 Livr. Uebrigens braucht Frankreich viel Fiſchthran, Wallrat und Wallfiſchbaarten; folglich muß die⸗ fer Fiſchfang wohl aus Mangel der Matroſen und des Schu⸗ tzes unterblieben ſeyn. Wenn durch die Fiſcherey die franzoͤ⸗ ſiſchen Matroſen gelehrt, durch die Heeringsfiſcherey geuͤbt, und durch einen Paß vom Dienſte auf den koͤnigl. Schiffen frey geſprochen würden, und diefer Fiſchfang völlig von allen Abgaben befreyt wuͤrde, ſo koͤnnte er ohne Zweifel wiederum hergeſtellt werden. Der Wallfiſchfang der Engländer iſt nur im Anfange wegen der ſondeebaren Anmaſſungen der Nation und der dar— aus zwiſchen ihr und den andern Nationen entſtandenen Strei— tigkeiten merkwuͤrdig. Die Engländer waren ohne Zweifel nach den Biſcayern mit die erſten, welche dieſen Fang trie⸗ ben; aber fie erlernten ihn von dieſer Nation, und brauchten auch in der Folge meiſt auslaͤndiſche Offiziere auf ihren Schif: fen, weil ſie den Wallfiſchfang nur immer eine kurze Zeit im Groffen und immer mit Verluſt trieben, und aus manchers ley Urſachen weiter hinter den Hobaͤndern zuruͤck blieben. Die ſo oft nach vielfachen widrigen Erfahrungen gemachten Ver⸗ 285 Verſuche, und die darauf geſezten Belohnungen zeigen nur, daß die Nation diefe Fiſcherev für wichtig und nuzbar erfanns te; die neu erfundene Maſchine aber, um den Wallſiſch be⸗ quemer zu toͤdten, giebt zugleich einen Beweiß von ihrem jaͤhr⸗ lichen Verluſte und ihrer geringen Geſchicklichkeit in dieſem Gewerbe. Die nehmlichen Urſachen, welche den Hollaͤndern eine Ueberlegenheit im Wallfiſchfange zuwege gebracht haben, ſezten immer von je her die Englaͤnder auch in den andern groſſen Meerfiſchereven zurück. Ehe noch in den europaͤiſchen Nationen durch die Hand⸗ lung der Geiſt der Entdeckung und Eroberung erweckt ward, ſcheinen die Biſcayer den Wallfiſchfang fo wie auch die Hee⸗ ringsfiſcherey ungeſtoͤrt und unbeneidet auf und unter den Kuͤſten von Irrland im nordiſchen Meere getrieben zu haben. Aber ſchon von 1553 findet ſich eine Nachricht beym Ritter Borough, daß der Koͤnig von Spanien, Philipp II. fuͤr ſeine Unterthanen die Erlaubniß an den nordlichen Kuͤſten von Irr⸗ land zu fiſchen auf eine Zeit von 21 Jahren mit einem jaͤhr⸗ lichen Tribute von 1000 Pf. erkaufte. Doch wird hier ver⸗ muthlich die Heeringsfiſcherey vornehmlich zu verſtehn ſeyn, welche damals ſchon mehrere Nationen in der Nordſee trieben. Bey Hakluyt (l. S. 413) bittet ein engliſcher Kaufmann in einem Briefe an feinen Freund in der Kunſt die Wallfiſche zu fans gen unterrichtet zu werden. Die Antwort war, daß man darzu ein Schiff von 200 Tonnen mit noͤthigen Geraͤthſchaften und Werkzeugen haben muͤſſe. Was aber das merkwuͤrdigſte war, iſt, daß alle darzu nöthige Leute von Biſcaya hergeſchaft wer⸗ den muͤßten. Die verſchiedenen Verſuche einen nordweſtlichen Weg nach China durch die Hudſons und Davisſtraſſe zu fin! den, und einen nordoſtlichen Weg entweder nordwaͤrts von Nova Zembla oder zwiſchen demſelben und dem veſten Lande von Rußland durch die Waigatsſtraſſe aufzuſuchen, ingleichen die jahrlichen Reiſen nach Archangel, hatten die engliſchen Seefahrer mit bieſen ſtuͤrmiſchen Meeren fo bekannt gemacht, daß einige von der rußiſchen Geſellſchaft, (welche 1554 unter dieſem Namen beſtaͤtiget ward), jezt 1598 anfingen den Walls fiſch⸗ 286 —— fiſchfang nahe bey Spitzbergen zu treiben. Ungeachtet der vielen fehlgeſchlagenen Verſuche ließ man es doch niemals in England an neuen Verſuchen fehlen, den vermeinten nordweſt— lichen Weg nach China zu finden. Die Einwohner von Hull, die ſich ſehr viel und ſehr zeitig mit der Fifcherey an den Kuͤſten von Island und Norwegen abgegeben hatten, machten auch einige Verſuche, dieſen Weg an den Kuͤſten von Grönland zu finden; und in dieſem Jahre vereinigte ſich die rußiſche und oſtindiſche Ge⸗ ſellſchaft, und ſandten beyde einen gewiſſen Johann Knight aus, der im vorigen Jahre von dem daͤniſchen Hofe dahin geſchickt worden war. Allein er kam zuruͤck, ohne etwas ent⸗ deckt oder gewonnen zu haben; auſſer, daß fie jezt zuerſt anfin⸗ gen, die Seeroſſe mit Lanzen zu toͤdten, deren Zaͤhne damals fuͤr beſſer als Elfenbein gehalten wurden, und von welchen ſie viele mitbrachten, wie auch von dem Thrane derſelben, ins gleichen 30 Tonnen Bleyerzt von der Inſel Cherry, welche der Ritter Franz Cherry 1603 entdeckt hatte. In dem Jahre 1608 und 1610 nahm die rußiſche Geſellſchaft von der Cherry Inſel Beſitz, und brachte viele Zaͤhne und Thran von Seeroſ⸗ ſen nach England. 1610 ſchickte die rußiſche Geſellſchaft ein Schiff aus, um Spitzbergen zu entdecken; und im nächſten Jahre ſandte ſie zum erſtenmale 2 Schiffe dahin, bloß zum Wallfiſchfange von 160 Tonnen. Dieſe hatten 6 Biſcayer bey ſich, die in dieſer Fiſcherey erfahren waren. In der Mit⸗ te des Junius toͤdeten fie einen kleinen Wallfiſch, welcher 12 Tonnen Thran gab. Das groͤſte Schiff ward weggetrieben, das andre ſchlug um, aber die Mannſchaft und die Boote wurden durch ein Schiff von Hull gerettet, das damals auch bey Spitzbergen war. A derſon meint, daß die Holländer den Englaͤndern ſo wie in allen ihren Unternehmungen zur See, fo auch in dem Wallfiſchfange nachgeahmt Hätten Die See⸗ fahrer von bem Hafen Hull hatten ſich ſchon lange mit der Fi⸗ ſcherey bey dem Nordkap des norwegiſchen Lapplands abge⸗ geben; und es ſey wahrſcheinlich, daß die Holländer von den⸗ ſelben den Weg nach Spitzbergen gelernt hatten, fo wie vor⸗ her den Weg nach Rußland. Von 1598 bis 1612 hatten a die 287 die Engländer ihren Wallfiſchfang bey Spitzbergen, welches im gemeinen Leben Groͤnland genennt ward, unbeneidet ges trieben. Allein als in dieſem Jahre die Hollaͤnder zuerſt dahin kamen, bemaͤchtigten ſich einige von den Schiffen der rußiſchen Geſellſchaft der Hollaͤnder und ihrer Geraͤthſchaften, und noͤ— thigten fie zurück zu ſeegeln, mit der Drohung , daß wenn ſie ſich jemals wieder in dieſem Meere betreffen lieſſen, ſie ſich ihrer Schiffe und Ladungen bemaͤchtigen wuͤrden; denn ihr Herr der König habe das alleinige Recht zu dieſer Fiſche⸗ rey, weil er, wie ſie vorgaben, dieſelbe, wie auch Spitzber⸗ gen zuerſt entdeckt habe. Und im folgenden Jahre bemaͤch⸗ tigten ſich die Englaͤnder wirklich zweyer von dieſen hollaͤndi⸗ ſchen Schiffen und brachten ſie als rechtmaͤßige Priſen nach England. 1613 erhielt die rußiſche Geſellſchaft vom König Jacob J. ein Patent, dadurch alle andre, ſowohl Englaͤnder als Fremde ausgeſchloſſen wurden, nach Spitzbergen zu ſeegeln. Daher ſchickte fie in dieſem Jahre 7 bewaffnete Schiffe aus. Mit dieſen vertrieben fie aus dieſen Meeren nicht nur 15 Schif⸗ fe der Holländer, Franzoſen und Biſcayer, ſondern auch 4 engliſche Fiſcherboote denen die Holländer den Namen Bey⸗ laufer geben. See errichteten auch auf Spitzbergen ein Kreutz mit des Koͤnigs Wapen, und neunten das Land Koͤnig Jacobs Neuland. Ueber dem Streite ging ſo viel Zeit hin, daß die Fangzeit beynahe verſtrichen war, ehe ſie an den Fang ka— men; indeß bekamen ſie doch noch 16 Wallfiſche. Auch noͤ⸗ thigten fie einige kranzoͤſiſche Schiffe, denen fie daſelbſt zu fiſchen erlaubt hatten, ihnen einen Tribut von 8 Wallfiſchen zu entrichten. (Purchas Pilgrimages II. 465. 466). Her⸗ rey in feiner Geſchichte der engliſchen Schiffarth (J. 5 57. 262) die Jahre 1610 und 1612 angegeben, und aus einer einzigen Erzähiung des Anderſon zwey verſchiedene gemacht. Im Jahre 1614 ließ ſich der König Jacob durch feinen Geſandten Heinrich Wotton mit den Bevollmaͤchtigten der Hochmoͤgenden wegen der Streitigkeiten in Unterhandlung ein, welche theils wegen der Handlung nach Oſtindien, theils we⸗ gen der Fiſcherey im Norbmeere vorgefallen waren, welche lez⸗ 288 leztere ihm und ſeinen Unterthanen von Rechts wegen zugehoͤre. Die rußiſche Geſellſchaſt ſchickte jezt 13 Schiffe nach Spitzbergen, die Hollander aber 18, unter welchen 4 Kriegsſchiffe waren. Sie fiſchten alſo mit Gewalt, oo ſich gleich die Englaͤnder ein ausſchlieſſendes Recht anmaßten. Die rußiſche Geſellſchaft ſchickte 1615 2 Schiffe und 2 Pinnaſſen nach Spitzbergen, die Holländer 11 Schiffe und 3 Kriegsſchiffe zur Bedeckung. Zu gleicher Zeit ließ der daͤniſche Hof 3 Kriegsſchiffe dahin ſee⸗ geln; dieſe waren die erſten daͤniſchen Schiffe, die man da⸗ ſelbſt geſehn hatte. Sie forderten von den engliſchen Schiffen Zoll; dieſer aber ward ihnen verweigert. 1617 gingen die Streitigkeiten der Hollaͤnder und Englaͤnder bey Spitzbergen wegen der Fiſcherey ſehr weit, da die Englaͤnder einen Theil von dem Thran der erſten weggenommen hatten. Jezt wird zum erſtenmale des Fiſchbeins gedacht, das man mit dem Thran zuruͤckbrachte. Vorher nahm man es vermuthlich von den biſcayiſchen Wallfiſchfaͤngern. 1618 privilegirte Jacob J. als Koͤnig von Schottland eine Anzahl von Englaͤndern, Schott⸗ laͤndern und Seelaͤndern als eine neue Geſellſchaft zum Fiſch⸗ fange bey Spitzbergen; und man hatte darzu ſchon viele Schif⸗ fe und Lebensmittel bedungen. Allein dieſes ſchottiſche Patent ward aufgehoben, und beſchloſſen, daß die oſtindiſche See⸗ fahrer ihr Kapital mit der rußiſchen Geſellſchaft vereinigen, und eine gemeinſchaftliche Geſellſchaft zum Wallfiſchfange aus⸗ machen ſollten. Es wurden alſo 13 Schiffe ausgeſchickt. Allein die Seelaͤnder, die denſelben uͤberlegen, und dadurch, daß man ihnen im vorigen Jahre ihren Thran genommen, und das erwähnte ſchottiſche Patent aufgehoben hatte, aufge⸗ bracht waren, griffen die engliſchen Schiffe an, ſchlugen, plünderten und zerſtreuten fie, fo daß die meiſten leer zuruck kamen. Die rußiſche Geſellſchaft war jezt auch im Streite mit den Einwohnern von Hull wegen des Wallfiſchfangs bey der Dreyeinigkeits⸗Jaſel, die in der Nordſee gegen Spitzber⸗ gen zultegt. Die Geſellſchaft machte auf ein ausſchlieſſendes Recht Anſpruch; allein da die Schiffe von Hull dieſe Inſel zur erſt entdeckt, und ſehr zeitig nahe bey derſelben gefiſcht hatten, | ſo 28) ſo ward dieſelbe in dieſem Jahre vom König Jacob der Ins nung zu Hull zu ihrem Wallfiſchfange zuerkannt. Die vers einigte oſtindiſche und rußiſche Geſellſchaft ſchickten 1619 neun Schiffe und 2 Pinnaſſen nach Spitzbergen; allein da dieſes eine unglückliche Reiſe war, fo beſchloſſen fie nach den zweyjaͤhrigen gemeinfchaftlichen Erfahrungen nichts weiter zu wagen. 1620 ſchickten vier Mitglieder der rußiſchen Ge⸗ ſellſchaft auf ihre Koſten 7 Schiffe nach Spitzbergen, welche aber nichts ausrichten; 1621 ſchickten fie dieſelbe Anzahl dahin, und waren glücklicher; 1622 gings ihnen ſehr übel; 1623 in dem lezten Jahre ihrer Verbindung, hatten fie beſſers Glück, aber ſie konnten die Hollaͤnder nicht vertreiben, die mehr Schiffe und eine Vollmacht vom Prinz von Oranten hatten. Die folgenden Jahre waren die Englaͤnder theils in innerliche buͤrgerliche, theils in auswaͤrtige Kriege verwickelt; dieſe Gelegenheit benuzten die Hollaͤnder und wurden Meiſter bey Spitzbergen. Im Jahre gingen nach dem von Anderſon beygebrach— ten Verzeichniſſe folgende Schiffe auf den Wallſiſchfang nach Spitzbergen und der Davisſtraſſe aus. Aus verfchiedenen Gegenden von Holland 251 Schiffe; aus Hamburg 55; aus Bremen 24; aus den Hafen in der Bucht von Bifcaya 20; aus Bergen im Norwegen 5. Dieſes Verzeichniß kam zu Lon⸗ don heraus, und ermunterte vermuthlich die neuen Direcko: ren der Suͤdſeegeſellſchaft auf, in ihren allgemeinen Verſamm— lungen den Vorſchlag zu einem Wallfiſchfange zu thun, der aber doch erſt 3 Jahre nachher zu Stande kam. 1724 verſchaf⸗ te fie ſich eine Parlamentsacte zur Aufmunterung der groͤn⸗ laͤndiſchen Fiſcherey, wodurch die Abgabe von 3 Stuͤbern für ein Pfund Fiſchbein aufgehoben und verordnet ward, daß das Fiſchbein, der Thran und das Oel von Wallfiſche, die in brittiſchen Schiffen, von welchen der Befehlshaber und we— nigſtens — der Schiffleute brittiſche Unterthanen ſeyn muͤſſen, gefangen ah eingeführt würden, auf 7 Jahre von Weinach⸗ ten 1724 an, gaͤnzlich zollfrey ſeyn ſollten. Durch eine Par⸗ lamentsacte des 12 Jahres der Regierung George J. ward dies ! € ſe 290 ans — nennen fe Freyheit von allen Zollabgaben bis auf die Davlsſtraſſe und die benachbarten Meere ausgedehnt, und wurden auch der Thrau und die Haͤute der Seehunde darunter begriffen, oder was ſonſt von dieſen und andern dergleichen Fiſchen oder Geſchöpfen, die in dieſen Meeren gefangen werden, gewonnen wird. Dadurch verſtand man die Eißbaͤre und Wallroſſe. In dieſem Jahre aber war es ſchon zu ſpaͤt zur Fiſcherey; alſo ließ die Geſellſchaft vor⸗ laͤufig 12 Schiffe, jedes von 206 Tonnen auf der Themſe bauen, hielt Hanf von Riga und Faßdauben von Hamburg bereit, und miethete des Herzogs von Bedford groſſen Schiffs werft bey Deptford. Die 12 Schiffe brachten 1725 doch 25 4 Mallfiſche zuruͤck, erſezten aber kaum die Koſten. Doch war dieſes noch das gluͤcklichſte Jahr für die Geſellſchaſt. Weil die Nation ſeit fo vielen Jahren dieſes Gewerbe gänzlich vers nachlaͤßiget hatte, war kein Englaͤnder zu finden, der von der grönlaͤndiſchen Fiſcherey etwas verſtand. Die Gefellſchaft muß: te daher alle ihre Befehlshaber, harpunirer, Steuerleute, Sei— ler und Speckſchneider von den Hollſteinern nehmen, einige wer nige Scheftländer ausgenommen, (die bey dieſer Gelegenheit die Dienſte der Hollaͤnder verlieſſen), die vorher beſtaͤndig eut⸗ weder von den Hamburgern und Bremern, oder von den Hol⸗ laͤndern waren gebraucht worden. Dieſe Hollſteiner koſteten der Geſellſchaft in dieſem Jahre 3056 Pf. St. 18 Schillinge 3 Stuͤber, ob fie gleich nur aus 152 Perfonen beſtanden. Denn fie waren ins geſamt ſogenaunte Offiziers bey der Fiſcherey, und erhielten alſo mehr Gehalt als die gemeinen Schiff leute; uͤber⸗ dieß mußte ihnen die Geſellſchaft jedes Jahr die Reiſekoſten von und nach Hollſtein zuruͤck erſtatten, welches auch die andern Nationen thaten, die ſich ihrer bedienten. Dahingegen wenn man die mehr als doppelte Anzahl nehmlich 353 brittiſche Un⸗ terthauen bey den 12 Schiffen gebraucht hatte, fo wuͤrden dieſe nur 3151 Pf. 15 Schill. 5 St. gekoſtet haben. 1720 erbau⸗ te die Geſellſchaft noch 12 andre Schiffe, und ſchickte alſo 24 Schiffe aus, welche aber nur 164 Wallſiſche zuruͤckbrachten. Wenn von einem halben Wallfiſche die Rede iſt, ſo muß man wiſſen, daß, wenn zwey verſchiedene Schiffe den nehmlichen Fiſch wer; N f fen, en 297 feu und fangen, fie venfelben in gleiche Hälften zu theilen pfle⸗ gen. 1727 ſchickte fie 25 Schiffe aus mit 1106 Mann, wor— unter 344 Auslaͤnder waren; 2 davon verlor ſie; die uͤbrigen 23 brachten nur 222 Fiſch zuruͤck. 1728 brachten dieſe 23 Schiffe nur 18 Schiffe mit. 1729 ging ein Schiff verloren, die andern 22 brachten 272 Fiſch mit. Der Verluſt dieſes einzigen Jahres auſſer dem, was abgenuzt worden war, belief ſich auf 6904 Pf. 8 Sch. 4 St. 1730 brachten die 22 Schiffe nur 12 Schiffe mit. Der reine Verluſt dieſes Jahres betrug 8921 Pf. 5 Sch. 9 St. auf ſerdem was abgenuzt war. 1731 ging eins von den 22 Schif⸗ fen verloren; die uͤbrigen brachten 14 Fiſche mit, wodurch bey weitem die Reiſekoſten nicht bezahlt waren. Auf dem Schiffwerfte der Geſellſchaft hatte man jezt eine neue Gattung von Geſchuͤtz erfunden, um die Harpunen in die Wallfiſche in einer groͤſſern Entfernung zu ſchieſſen, als man die Harpunen mit der Hand werfen kann. Die Schiffe wurden mit einigen davon verſehen, und brauchten ſie auch dieſes und das folgende Jahr mit einigem Gluͤcke. Sie waren vorzüglich bey ſtillem Wetter brauchbar, allein bey ſtuͤrmiſchem Wetter, dergleichen im Groͤnlaͤndiſchen Meere am haͤufigſten iſt, find fie kaum zu gebrauchen. Die fremden Harpunirer konnte man nicht leicht darzu bringen, ſie zu gebrauchen, weil ſie nicht daran gewohnt waren; aber doch ſollen in einem von Elias Bird und Compagnie zwey Jahre darauf ausgeruͤſteten Schiffe von 3 zuruͤckgebrachten Wallfiſchen 2 durch dieſes neue Geſchüͤtz ges toͤdtet worden ſeyn. Es iſt Schade, daß Anderſon uns nicht weiter mit der Einrichtung dieſes neuen Geſchuͤtzes bekannt gemacht hak. Ale lerdings wurde ſonſt eine Maſchine den Wallfiſch in einer groͤſ⸗ ſern Entfernung zu toͤdten, als der Harpuntrer die Harpune mit der Hand werfen kann, jezt, da die Wallſiſche fo ſchen ſind, und man ſich ihnen nicht zu weit ohne Gefahr naͤhern darf, von groſſem Nutzen bey dem Fange ſehn. 1732 brachten die 21 Schiffe nur 24% Fiſch zuruͤck. Nach dieſen Sjaͤhrigen wee Verſuchen gab die Geſellſchaft 2 ſtdieſe 292 dieſe Fiſcherey auf. Sie hatte in dieſen 8 Jahren an Vorſchuͤſſen und Ausgaben + 2862172 Pf. St. 9 Sch. 6 St. Die Einnahme von Thran, Fiſch⸗ bein und den verkauften Schiffen und Geraͤthſchaften betrug 84390 Pf. 6 Sch. 6 St. Der Verluſt an baarem Gelde | ohne die Zinſen betrug alfo 177782 — 3 Be Gewoͤhnlich rechnet man es für ein ziemlich gluͤckliches Jahr, wenn ein Groͤnlandsfahrer nur 3 Wallfiſche mitbringt; aber die Geſellſchaft anne in den 8 Jahren nicht einen ganzen Fiſch auf ein Schiff, ein Jahr in das andre gerechnet, erhalten. Es kam ihr alſo auch nicht der Erfahrungsgrundſatz zu gute, nach welchem man annimmt, daß von 7 Jahren ein gutes den Verluſt von 6 andern ſchlechten erſezt Ehe die Geſellſchaft die Fiſcherey aufgab, baten ihre Directoren bey der Regierung, daß das Parlament eine Belohnung auf diefe Fiſcherey ſetzen moͤch⸗ te. Sonach ward 1733 durch eine Parlamentsacte eine Bes lohnung von 20 Schillingen für jede Tonne von allen Schiffen ausgeſezt, welche in Grosbrittanien von 200 Tonnen und daruͤber zum Wallfiſchfang ausgeruͤſtet und nach der Schiffarts⸗ acte bemannt wurden. Dieſe Belohnung erhielten zwey Schiffe von Privatleuten, die aber doch ſonſt nicht glücklich geweſen waren. Unter den Urſachen, warum es den Englaͤndern mit dieſer Fiſcherey nie ſo hat gluͤcken wollen, wie den Hollaͤndern, giebt Anderſon folgende Urſachen an. 1) Die groͤſſere Spar⸗ ſamkeit der Hollaͤnder, weswegen ſſe Thran und Fiſchbein wohl- feiler verkaufen koͤnnen. 2) Die Art wie fie dieſe Fiſcherey treiben. Der Schiffbauer, Boͤttger, Seiler, Seegelſchneider, Becker, Brauer, Deſtillateur und andre Gewerbe, welche bey der Ausruͤſtung ihrer Schiffe beſchaͤftigt find, haben oft oder meiſtentheils ein jeder ihren Antheil an ſolchen Reiſen; ſo daß ſie immer gleich gewinnen und verlieren. Iſt ein ungluͤcklicher Fang, ſo verdienen fie doch vielleicht nicht viel mehr, als was ſie STEG 293 fie durch ihre Ausruͤſtung der Schiffe für ein ſolches Jahr durch ihre verſchiedene Gewerbe gewonnen haͤtten. Daher koͤnnen fie in dieſem Handel eher fortfahren als bloſſe Kaufleute. 3) Den auswaͤrtigen Verkauf, welcher den Verluſt erſetzen hilft; da die Englaͤnder ihr Land ſelbſt nicht hinlaͤnglich mit Thran und Fiſch⸗ bein verſorgen koͤnnen. 4) Die niedrigen Geldzinſen in Holland. Nach einem Verzeichniſſe von 46 Jahren bis in das Jahr 1721 welches Anderſon erhielt, hatten die Hollaͤnder in dieſem Zeitraume 5886 Schiffe ausgeruͤſt et und 32907 Wallfiſche gefangen. Er ſchaͤzt jeden Wallfiſch durch die Bank 500 Pf. und den ganzen Wehrt der Summe auf 16 Millionen Pf. St. den Abgang der Schiffe, Faͤſſer und Lebensmittel ausgenommen. 1736 brach te ein privat Groͤnlandsfahrer in einem Schiffe 7 Wallfifche nach London. 130 hollaͤndiſche Schiffe ſollen in dieſem Jahre 600 Fiſche gefangen haben. 1740 ward die Belohnung von 20 Schillinge für jede Tonne bis zum 25 Dezember 1750 forte geſezt, und eine neue Belohnung von 10 Schillingen für jede Tonne feſtgeſezt, die aber nur waͤhrend des damaligen Krie⸗ ges mit Spanien dauern ſollte. Auch ward verordnet, daß waͤhrend dieſer Zeit kein Harpunirer, Steuermann oder Matro⸗ ſe von dem Dienſte dieſer Fiſcherey gepreßt werden ſollte. 1749 ward eine neue Belohnung von andern 20 Schillingen fuͤr jede Tonne aufgeſetzt. Auch ward zur Aufmunterung dieſer Fiſche⸗ rey und des Schiffbaues in den amerikaniſchen Kolonien bes ſtimmt, daß jedes Schiff von 200 Tonnen und daruͤber, das in den Kolonien zum Wallfiſchfange ausgeruͤſtet würde, bey feiner Zuruͤckkunft in irgend einen Hafen von Grosbritannien unter gewiſſen Bedingungen dieſe Belohnung von 40 Schillingen auf jede Tonne ebenfalls halten ſollte. Fremde Proteſtanten, wel⸗ che am Bord der brittiſchen Schiffe auf dem Fange Jahre gedient, und den gewöhnlichen Eid abgelegt hätten, ſollten in aller Ruͤck⸗ ſicht für geborne Unterthanen von England gehalten werden, wenn ſie binnen 3 Monaten vor dem abgelegten Eide in irgend einer brittiſchen proteſtantiſchen oder reſormirten Gemeinde das Abendmal empfangen haͤtten, und daruͤber ein Zeugniß Er den 83 re⸗ 294 Predigern von 2 Zeugen unterſchrieben beybraͤchten. Jedoch ſollte ein ſolcher Auslaͤnder ſeine Naturaliſation verlieren, ſobald er uͤber ein Jahr aus England, Irrland, oder den amerikani⸗ ſchen Kolonien abweſend iſt. 1755 ward durch eine Parla—⸗ mentsacte feſtgeſezt, daß, ein jedes Schiff für jede 50 Tonnen Laſt einen Lehrjungen, der ſich wenigſtens auf 3 Jahre ver⸗ miethet hat, am Bord haben ſolle; dieſer ſolle als einer von der Zahl der Leute, die nach den Geſetzen am Borde eines ſolchen Schiffs ſeyn mußten, angeſehn werden. 2) Daß kein Schiff über die Laſt von 400 berechtiget ſeyn ſoll eine groͤſſere Beloh⸗ nung zu fordern, als ein Schiff von 400 Tonnen fordern kann. 3) Schiffe unter 200 ſollen kuͤnftig zu der Belohnung von 4 Schillingen eben ſowohl berechtiget ſeyn, als die von 200 Tonnen und daruͤber durch die vorigen Verordnungen dar⸗ zu berechtiget waren. 1759 brachten 133 hollaͤndiſche Schiffe 435 Wallfiſche zuruck, welches etwas mehr als 34 Fiſch auf jedes Schiff beträgt. Die 16 Hamburger Schiffe brachten aber nur 18 Fiſch zuruͤck. Vor der Belohnung von 40 Schil⸗ lingen waren 1749 nur 2 Schiffe ausgegangen; aber nach⸗ her gingen 1750 ſogleich 20 Schiffe auf den Wallfiſchfang. Im Jahre 1771 gingen 109 engliſche Schiffe dahin, denen das Parlament auf 730,000 hollaͤndiſche Gulden an Premien bezahlte. Dieſe Cuncurrenz der Englaͤnder machte, daß die Hol⸗ laͤnder weniger Schiffe ausſchicktenz und in eben dieſem Jahre ver⸗ ſprachen die Staaten von Holland jedem dahin gehenden Matroſen eine Belohnung von 3. Gulden. (Peſtel de republ. Bataua p.137) Die 1669 geſtiftete Hudſonsbay- Geſellſchaft erhalt aus Hudſonsbay jaͤhrlich eine anfehnliche Menge Thran und Fiſch⸗ bein, welche ſie nach Großbritannien, Portugall, Spanien und Italien ausführt. Aber wenn die Geſellſchaft in der Huds ſons bay eine Kolonie angelegt haͤtte, ſo wuͤrde ſie mit mehr Bequemlichkeit den Wallfiſchſpeck ſogleich daſelbſt ausſchmelzen, das Fiſchbein zubereiten laſſen, und beyde Waaren gerade zu nach deu verſchiedenen Handels plaͤtzen bringen können. So urteilt der Verfaſſer der Brieſe an den Gr. von Chatam. Die Wallfiſche, welche in Hudſons Meerbuſen, um die Kuͤſte von Las ren = 295 Labrador und im Lorenzfluſſe ebenfalls Häufig ſind, finden ſich am Ende des Sommers in Hudſons Meerbuſen in Menge ein. Weil dieſe Thiere in eine waͤrmere Gegend zu ziehn pflegen, ſo muthmaſſete Ellis daraus, daß dieſer Meerbuſen eine weſtliche Durchfahrt und Gemeinſchaft mit der Suͤdſee haben muͤſſe, wo⸗ durch die Wallfiſche einen kuͤrzern Weg gingen. Dieſe Ver⸗ muthung iſt nachher) hinlaͤnglich widerlegt worden. Der nordamerikauiſche Wallfiſchfang wuͤrde zwar hier eben⸗ falls an ſeiner rechten Stelle ſtehn; doch verſpare ich ihn auf die Fiſcherey in der Suͤdſee, weil er ſich bis dahin erſtreckt. In Schweden vereinigte ſich n Jahre 1774 eine Geſell⸗ ſchaft zum Wallfiſchfange in der Straſſe Davis; da aber der erſte Verſuch nicht gelungen iſt, und da Daͤnnemark allerhand Schwierigkeiten dargegen in den Weg zu legen ſcheint, ſo duͤrfte vermuthlich dieſe Geſellſchaft wenig Gluͤck machen. i Daͤnnemark taufcht in feinem Handel mit feinen Befigun: gen auf Faͤroe und Island. „ und ſeit dem es in Groͤnland und der Straſſe Davis in neuern Zeiten Colonien angelegt hat, mit den daſigen Einwehnern jaͤhrlich etwas Thran und Fiſchbein ein; aber die Wallfiſche werden jezt in den Gewaͤſſern von Groͤnland immer ſeltner, auch theilen ſich viele andre Nationen mit den Daͤh⸗ nen in den Wallfiſchfang bey Groͤnland und in der Strafe Davis. Dennoch behauptet Daͤnnemark jezt die Landeshoheit uͤber Groͤn⸗ land, iſt auf die andern Nationen eiferſuͤchtig, und ſucht ihnen wenigſtens das Landen an den Kuͤſten von Groͤnland, und den Handel mit den Einwohnern zu verwehren. Nachdem die Regie— rung auf jedes nach Grönland zum Wallfiſchfange aus ſeegelnde Schiffe eine verhaͤltnißmaͤßige Praͤmie geſezt hat, geſchehen jezt alle Jahre aus verſchiedenen daͤniſchen Hafen Ausruͤſtungen auf den Wallfiſchfang. Dieſe ſuchen ſich auch durch den Robben⸗ ſchlag, oder den Fang der Seehunde ſchadlos zu halten. Von dem Ertrage der groͤnlaͤndiſchen Fiſcherey der Ham⸗ burger hat Zordrager S. 375 von 1670 an bis 1719 ein Berzeichniß geliefert, jedoch ohne Bemerkung des Fiſchbeins und Thraus nebſt ihren Preiſſe. Hamburg unterhaͤlt noch jezt darzu etwa 20 Schiffe von 4 bis 500 Laſten, die nicht fuͤglich T 4 zu 296 — zu andern Endzwecken gebraucht werden koͤnnen. Die Vor— teile bey dieſen Unternehmungen ſind ſehr periodiſch; dennoch giebt es Jahre, in denen viel gewonnen wird, beſonders wenn, wie im lezten Seekriege, auſſerordentliche Einflüffe den Fang und Handel beguͤuſtigen. Oft bleibt nur ein maͤtzi⸗ ges Intereſſe uͤbrig. Selten bringt das Kapital gar nichts, und noch ſeltner entſteht wirklicher Schaden. Man muß dier ſen Handel nicht einzeln, ſondern in ſeinem ganzen Umfange, und nach einem zehnjährigen Durchſchnitte beurteilen, um ein⸗ zuſehn, daß es ſich damit der Muͤhe verlohnt. Im Jahre 1769 waren die Altonaer Kaufleute fo eifrig auf den Wallfiſchfang und Robbenſchlag, daß fie nicht weni⸗ ger als 18 Schiffe nach Grönland ſchickten. Allein der Ver luſt, in welchen dieſes Gewerbe ſeine Rheder ſezte, und die uͤber⸗ wiegende Concourrenz der Hamburger hat gemacht, daß ſie es jezt mit wenigem Eifer betreiben. (Sinapius Leſebuch fuͤr Kaufleute S. 57.) | Vom Wallfiſchfange im Suͤdmeere. In dieſem Meere ſollen nach der Ausſage der aͤltern Rei⸗ ſenden die Wallfiſche groͤſſer als in Norden, und fo zahlreich ſeyn, daß die Schiffe zuweilen nicht durchkommen koͤnnen. Le Maire behauptet ohne Bedenken, daß es hier 100 gegen einen in der Nordſee gebe. Dampier hingegen verſichert, daß die Wallfiſche nahe an dem Aequator nicht ſo groß ſeyen, als in dem ſuͤdlichen Meere, wo ſie wiederum nicht ſo groß ſeyen, als in der Nordſee. Wenn das erſtere wahr iſt, wie es faſt ſcheint, ſo darf man ſich daruͤber um ſo weniger wundern, wenn man bedenkt, wie lange bisher das Nordmeer in dieſer Abſicht, und wie wenig noch das Suͤdmeer befahren worden ſey. Buͤffon behauptet in feinen Epochen, daß der über triebne Fang der Wallfiſche Urſache ſey, daß man jezt im Nord⸗ meer nur kleine unausgewachſene Thiere dieſer Art finde, deren moͤgliches Alter er auf 1000 Jahre ſezt, weil eine Karpe mehr als 297 als 200 Jahre leben koͤnne. Der Praͤſident Des Broſſes rieth daher der franzoͤſiſchen Nation, als ſie noch in dem Beſitze einiger kaͤnder in Nordamerika war, den Wallfiſchfang im Mas gellaniſchen Meerbuſen zu treiben, wo er weit kuͤrzer, leichter und eintraͤglicher ſeyn wuͤrde. Auſſer dem Wallfiſche koͤnne man ſich auch an dem Thrane der Loͤwen Robbe erholen, wel⸗ che in den magellaniſchen Gewaͤſſern haͤufiger und groͤſſer als auf Spitzbergen ſeyen, wo nach Martens die Schiffe in Er⸗ mangelung der Wallfiſche oft von dieſen Thieren den Speck mitnehmen. Der Hauptvorteil bey dem ſuͤdlichen Wallfiſch⸗ fang, wird vermuthlich dieſer ſeyn, daß die Thiere bis jezt noch nicht ſo weit gegen den Suͤdpol in das Eiß gewichen ſind, weil fie weniger beunruhiget werden, und daher die Fahrt von den naͤchſten Niederlaſſungen der Europaͤer gemaͤchlicher und kurzer verrichteet werden kann. Sonſt aber wuͤrde das Eiß im Sühmeere noch mehr als im Nordmeere beſchwerlich ſeyn, weil die füdliche Halbkugel in gleichen Graden der Breite unſtreitig kaͤlter als die nordliche iſt. Einige Seefahrer haben im Sommer und 9 in ziemlich geringen ſuͤdlichen Brei⸗ ten von 49° 50 51 und 52° Eiß angetroffen. Dieſe ganz verſchiedene Tenge der ſuͤdlichen Halbkugel leiten einige von dem Mangel eines ſuͤdlichen groſſen Landes her. Auch Ulloa rieth den Spaniern den Wallfiſchfang in der Suͤdſee als weit vortheilhafter an. Die Fiſche halten ſich nach ihm nicht allein in der Conceptionsbay und von da noch in hoͤhern Breiten, ſondern auch in den Gegenden zwiſchen den Wendekreiſen und bis in eine Breite von 12 bis 13 Gra⸗ den auf, da ſie in der nordlichen Halbkugel jezt ſelten unter ei⸗ ner geringen Breite als von 40 Graden angetroffen wuͤrden. In der Suͤdſee koͤnne man ohne groſſe Muͤhe, Koſten, und Aus⸗ ruͤſtungen, ſelbſt in den Bayen und ohne ſich von den Kuͤſten zu entfernen, eine ſehr reichliche Fiſcherey anſtellen, und da⸗ durch Thran, Fiſchbein (Bar ba de Ballena) und Wallrat ges winnen. Die Wallfiſche leben auch dort von Sardellen und Anchoren. Wo dieſe ſich in Menge aufhalten, begiebt ſich der 8 hin, und ſchlaͤgt mit ſeinem breiten und groſſen T 5 Schwan⸗ 298 ee Schwanze darunter, und verſchlinkt darauf die getoͤdteten Fi⸗ ſche. So ſagt Ulloa. Auf den Küſten von Neuengland werde der Wallfiſchfang mit ziemlichen Vorteile getrieben, und aus dem Wallrate Lichter verfertiget, die eben ſo lange Zeit oder noch laͤnger als Wachslichter brennen, und dabey den Vorzug haben, daß ſie noch weiſſer und durchſichtiger ſind, weder laufen noch einen uͤblen Geruch ausdampfen. Sie leuchten ſehr helle, und verurſachen kein Kopfweh. Dieſer⸗ wegen heißt der Wallrat bey den Spaniern nordliches Wachs. (Cera de Norte.) Burnaby erzählt ebenfalls, daß man in Rhode Island Lichter aus Wallrat mache, aber die Bereitung lehrt er nicht. | Die Wallſiſche auf Isle de France ſollen kleiner ſeyn als die noͤrdlichen und ſich im September begatten. (Voyage a Y Isle de France Amſterd. 1773). Nicht felten finden fich auch Wallfiſche um das Vorgebuͤrge der guten Hofnung und der Verfaſſer der Nouvelle Defeript, du Cap. giebt den Rath fie dort zu fangen; welches, wie ich oben erzaͤhlt habe, auch bes reits einmal verſucht worden iſt. Er erinnert, daß ehemals die Portugieſen den Wallfiſchfang auf der Inſel St. Catherine, die um 5 Grade dem Aequator naͤher liegt, getrieben haben, und daß die Geſellſchaft dem Könige jaͤhrlich 10 c Erusas den bezahlt, und jaͤhrlich 800 Wallfiſche gefangen habe. Dampier erzähle (Voyage aux Terres auſtrales S. 48) daß auf den Kuͤſten von Braſilien eine Art Heiner Wallſiſche um Weynachten in groſſer Menge ankommen, und bis in die Häfen und Seen hineingehn, wo ſie von den ſchwarzen Sklaven der Portugieſen gefangen wuͤrden. Die Erlaubniß zu dieſem Fange ſoll dem Könige von Portugall jährlich 30,000 Reichsthaler eingebracht haben. Bey dem Vorgehuͤrge St. Auguſtin find fo viele Wallfiſche, daß in Angelos Reiſen ver⸗ ſichert wird, ein Kaufmann bezahle dem Könige von Portugal 50,000 Kronen in Golde fuͤr die Freyheit Oel daraus zu ma⸗ chen. Pyrard traf 1610 zu St. Salvador einen franzoͤſi⸗ ſchen Kaufmann, der mit den Portugieſen in Geſellſchaft den Wallſiſchfang auf 7 Jahre gepachtet hatte. Alſo iſt der Wallfiſch⸗ | fang — 299 fang in der Suͤdſee eben fo alt, als der in der Nordſee. Nach Forſtern (Reife S. 417) trift man die Wallfiſche Häufig an der Kuͤſte von Suͤdamerika bis zu den Falklandsinſeln herab und in Südgeorgien an; auch ſollen die Portugieſen nebſt den Nordamerikanern ſeit einigen Jahren einen beteaͤchtlichen Walls ſiſchfang in den erſtern Gegenden eingerichtet haben. Keine Nation ruͤſtet jezt fo viel Schiffe auf den Walls fiſchfang aus als die Neuenglaͤnder, und unter dieſen boys zuͤglich die Einwohner der Inſeln Nantuket und Marthas Weinberg. Die von Nantuket fingen mit dem Kabbeljaus fange an, und geriethen bald auf den Wallfiſchfang. Sie theilten die Suͤdſeite ihrer Inſel in vier gleiche Theile, und jeder Theil ward einer Geſellſchaft von 6 Perſonen uͤberge⸗ ben, und dieſe arbeiteten alle zum gemeinen Nutzen. In der Mitte eines jeden Diſtrikts errichteten ſie einen hohen Maſt mit verſchtedenen Koͤrben verſehn, und nahe dabey ward eine leichte Huͤtte aufgefuͤhrt, in welcher 5 von der Gemeinſchaft wohnten; der ſechſte nahm ſeine Stelle auf dem Maſte ein, und ſah ſorgfaͤltig in die See hinaus, um das Waſſerblaſen der Wallfiſche zu beobachten. Sobald er einige entdeckte, kam er herunter, und benachrichtigte ſeine Gefaͤhrten. Das Wallfiſchboot ward in die See gelaffen, und die Geſellſchaft ſezte ihrer Beute nach. Nachdem der Wallfiſch mit der Harz pune getroffen und getoͤdtet war, ſchlepten ſie ihn ans Ufer. Sie brauchten anfangs kleine amerikaniſche Fahrzeuge, von Cedernholz, 20 Fuß lang, und ſo leicht, daß zwey Mann fie regieren konnten, darzu, worinn 6 Mann waren, als der Härpunirer vorn, der Steuermann und 4 Ruderer. Nach und nach kauften fie größere Schiffe, und thaten weis tere Reiſen, weil ſich die Wallfiſche auch hier allmaͤhlig von ihrer Küfie entfernt hatten. Sie fingen an die Ufer von Capbreton, die Inſel Sable und die vielen fiſchreichen Stel⸗ len an den Ufern von Amerika zu beſuchen Allmaͤhlig gin— gen ſie auch nach Neufoundland, dem Meerbuſen von St. Lorenz, der Straſſe Belisle, der Kuͤſte von Labrador, der Davis Straße und ſogar nach Kap Deſolation im 70. Grade, auf 300 x Ä auf den ſchfang. Nachher beſuchten ſie auch bie Weſt⸗ aa en, die Gegend im 34 Grade der Breite; Bra⸗ nd die Kuͤſte von Guinea. Sie ſind ſogar nach den Falklandsinſeln gekommen, und haben den Vorſatz nach der Suͤdſee zu ſegeln. Auf dieſe Art find fie von einem fo gerin⸗ gen Anfange endlich in ihren jetzigen Wohlſtand verſezt wor⸗ den. Nach ihrem Beyſpiel hat man verſchiedene Handels geſellſchaften auf dem veſten Lande errichtet, aber der Fleiß der Einwohner von Nantuket hat ſie bisher uͤber alle ihre Nebenbuhler erhoben, und ihre Inſel iſt noch immer die vornehmſte Niederlage fuͤr Thran, Fiſchbein und Wallrat. Dem ungeachtet ſind ihre Reiſen nicht immer gluͤcklich, und manche Farth bringt nicht einmal die Koſten ein. Aber eine kuͤnftige Reiſe erſezt den Nerluſt. Zuweilen verkaufen ſie ihre ganze Ladung auf dem veſten Lande, wo ſie ſolche Waren dafür bekommen, als ihnen noͤthig find. Gewoͤhn⸗ lich aber ſchicken ſie alles nach England und bekommen baares Geld dafuͤr. Wenn ſie dieſes vorhaben, wird ein groͤßer Schiff als gewoͤhnlich ausgeruͤſtet, auf der Stelle, wo man die Wallfiſche faͤngt, mit Thran beladen, und ſogleich, ohne nach der Inſel zurückzukommen, nach England geſandt, wos durch fie viel Zeit und Koſten erſparen. Alle dieſe Vorthei⸗ le verdanken ſie nicht ſowohl ihrer Geſchicklichkeit als der Ar⸗ muth ihres Erdreichs. Die nahe und eben ſo bequem zur Fiſcherey gelegene Inſel Marthas Weinberg, deren Erdreich ungleich fruchtbarer iſt, achtet dagegen die Schiffarth weni⸗ ger. Die Schiffe welche zum Wallfiſchfang am geſchickte⸗ ſten ſind, muͤſſen wenigſtens ohngefaͤhr 150 Tonnen haben. Die Mannſchaft beſteht aus 13 Perſonen; damit ſie in zwey Booten zu 6 Mann rudern koͤnnen. Fuͤnf von der Mann⸗ ſchaft ſind beſtaͤndig von alter amerikaniſcher Abkunft; der zu⸗ lezt darzu gekommene bleibt im Schiffe, um es waͤhrend dem Angriffe zu lenken. Die Leute bekommen keinen Sold, ſondern jeder erhaͤlt einen beſtimmten Antheil des Gewinnſtes in Gemeinſchaft mit dem Eigenthuͤmer des Fahrzeuges. Kei⸗ ner von dieſen Leuten iſt uͤber 40 Jahre alt, denn ſie glauben, daß 301 daß man nach dieſem Alter nicht mehr die gehörige Staͤrke und Leichtigkeit zu einem ſo gefaͤhrlichen Gewerbe beſitze. So bald ſie in die Gegenden kommen, wo ſie Wallfiſche erwarten koͤnnen, ſteigt einer auf den Gipfel des Maſts, und wenn er einen entdeckt, ruft er: Avaite Pawana, (hier iſt ein Wall⸗ fiſch). Alle bleiben ganz ruhig, bis er das Wort Pawana wiederholt. Alsdann werden die beyden Boͤte mit allen noͤ⸗ thigen Geraͤthſchaften verſehn, in die See gelaſſen. Sie ru⸗ dern auf den Wallfiſch zu; das eine Boot beobachtet das Gefecht in der Ferne, auf dem andern wirft der Harpunirer die mit dem Namen der Stadt oder des Schiffes bezeichnete Harpune. Der uͤbrige Fang kommt in allen Verrichtungen mit dem groͤnlaͤndiſchen überein. Der aus gehauene Speck wird in dem Schiffsraum aufbewahrt, und nach Bequem—⸗ lichkeit hernach ausgeſotten. Von dem St. Lorenz Wallfiſche, welcher 75 Fuß lang 16 hoch iſt, erhaͤlt man an 180 Tonnen Thran, aus der Zunge allein 16, und gewoͤhnlich 3000 Pfund Fiſchbein 12 Fuß lang. Sobald ihre Faͤſſer alle voll ſind, denn ſie verrichten alle ihre Arbeiten zur See, oder wenn die beſtimmte Zeit ihres Auſſenbleibens zu Ende geht, und ihr Vorrath an Lebensmitteln beynahe verzehrt iſt, kehren ſie nach Hauſe zuruͤck. Die Einwohner von Nautuket ruͤſteten im Jahre 1769 hundert und fünf und zwanzig Schiffe auf den Wallfiſchfang aus, wovon 50 welche zuerſt zuruͤckkehrten 11,5000 Faͤſſer Thran brachten. Im Jahre 1770 ruͤſteten ſie 135 Schiffe darzu aus, jedes mit 13 Mann beſezt. Die beyden erſten Schiffe, welche nach dem geſchloſſenen Frieden den 5 Fe⸗ bruar unter amerikaniſcher Flagge in die Themſe einliefen, was ren zwey mit Thran beladene Fahrzeuge von Nantuket. Wie wichtig fuͤr dieſe kleine Inſel der Wallfiſchfang ſey, lehrt die Vergleichung mit dem Wallfifchfange der Holländer, die in neuern Zeiten nicht viel mehr Schiffe als dieſe Inſulaner ausruͤſten. Von 1771 ais 1777 find aus verſchiedenen hol⸗ laͤndiſchen Seehaͤfen ein Jahr ins andre gerechnet, nach dem Eißmeere nur 90 Schiffe und nach der Straſſe Davis binnen eben 302 eben dieſer Zeit jahrlich etwa 45 Schiffe ausgelaufen, welches zuſammen jaͤhrlich nur 135 Schiffe betraͤgt. In England und Schottland wurden 1775 nur 104 Schiffe auf den Wallfiſch⸗ fang ausgeruͤſtet. Doch England und Holland brauchen groͤſ— ſere Schiffe zu diefer Fiſcherey als Nantuket und gewinnen das her mit einer dem Anſcheine nach geringern oder faſt gleichen Anzahl der Schiffe doch mehr Thran und Fiſchbein, als die Einwohner von Nautuket. So weit geht die Erzaͤhlung in Hector St. Johns Briefen eines penſolvaniſchen Paͤchters, wel⸗ che Sprengel in den Beytraͤgen zur Laͤnder und Voͤlkerkunde 3 B. 125, S. uͤberſezt hat. Als ich dargegen Sprengels Geſchichte der Europaͤer in Nordamerika I. B. 86 S. verglich, fand ich faſt daſſelbe von der Inſel Marthas Weinberg erzaͤhlt, doch mit einigen betraͤchtlichen Abweichungen. Daſelbſt wird die Summe Thran von den erſten 50 zuruͤckkehrenden Schif⸗ fen auf 11,600 Faͤſſer geſchaͤſt, und Sprengel nimmt im Jahre 1777 nur 73 hollaͤndiſche Groͤnlands fahrer an. Die holländiſchen Schiffe, fahrt er fort, find zwar gröffer, denn ein jedes führt 42 bis zo Mann; aber dem⸗ ungeachtet iſt ihr Gewinn an Thran und Fiſchbein nie ſo an⸗ ſehnlich, als der jährliche Vortheil der Neuenglaͤnder geweſen. Eben ſo wenig laͤßt ſich die unter jenen nicht mit begriffene Zahl der hollaͤndiſchen Schiffe nach der Straſſe Davis, deren Anzahl ſeit dem oͤſterreichiſchen Succeßionskriege nie über 45 ſtieg, und ſich 1779 durch die von den Generalſtaaten be⸗ willigte Praͤmie bis auf 63 Fahrzeuge vermehrt hat, mit dem Antheile der Einwohner von Nantuket, Bofton, Ports⸗ mouth und andrer neuengliſchen Plaͤtze am Wallfiſchfange ver⸗ gleichen; weil die neuengliſche Ausfuhr von Thran, Wallrat und Fiſchbein jaͤhrlich einen ſehr betraͤchtlichen Gewinn von faſt 150,000 Pf. St. giebt, Holland aber gewöhnlich dieſen Fang mit Verluſt und nur zum Vorteil einzelner Intereſſenten treibt. Auch der großbeitanniſche Wallfiſchfang, der 1771 durch die Belohnungen des Parlaments auf 109 Schiffe ge⸗ fliegen war, iſt bey weitem nicht fo beträchtlich , von ſolchem e und fo verſchiedener Art als der wärpämzertkcatee Dieſer 303 Diefer wird nicht nur laͤngſt den nordlichen Kuͤſten der neuen Welt, ſondern auch bey den Capoverdiſchen Inſeln, an den afrikaniſchen Kuͤſten, und jenſeit der Falklanbsinſeln in der Euͤdſee getrieben. In den Fruͤhlingsmonaten vom Merz bis May werden die Wallfiſche in dem Meerbuſen von Florida aufs geſucht, und in den Sommermonaten in den Gewaͤſſern oſt⸗ warts von Neufundland, bey Falkland, und laͤngſt den afri⸗ kaniſchen Kuͤſten. Aus dem Wallrat verfertigen ſie Lichter, die in England, Weſtinbien und Nordamerika die Stelle der Wachslichter vertreten, und wovon ſchon 1768 aus Nords amerika 3 20,00 Pfund ausgefuͤhrt worden. So weit Spren⸗ gel. Dargegen ſagt Dudley, daß die rechte Zeit den rech⸗ ten Wallfiſche zu fangen in Neuengland vom Anfange des Fe⸗ bruar bis zu Ende des May ſey. Ein gewiſſer Atkins zu Boſten war einer mit von den erſten, welcher 1670 auf den Fang des Potfiſches ausging. Bey dieſer Gelegenheit entdeck⸗ te er auch den Amber in dem Bauche bes Potfiſches, aber nur immer des maͤnnlichen, weil die Weiber viel ſcheuer und ſchlauer ſind, und man ihnen daher ſehr ſelten ankommen kann, auſſer wenn ſie ſchlafen. Ein franzöſiſcher Schriſtſteller ſagt, daß Neuengland“ vor dem Jahre 1763 zum Wallfiſchfange 120 Schaluppen, jes de von 70 Tonnen und mit 1600 Mann beſezt, gebraucht habe; aber im Jahre 1767 habe dieſer Fiſchfang ſchon 7290 Matroſen beſchaͤftiget. Der Verfaffer der Briefe an den Gr. von Chatam giebt die Ausfuhr aus Neuengland an Thran zu 7000 Tonnen, die Tonne zu 15 Pf. St. alſo 150,000 Pf. St. an, und an Fiſchbein zu 28 Tonnen, die Tonne zu 300 Pf. St. alſo zuſammen 8,400 Pf. St. an. IV. Bey, a 304 IV. Beytraͤge zu der Naturgeſchichte der Schildkroͤten. Unter die Nachrichten, welche nachgeholt zu werden verdie⸗ nen, gehört zuerſt die vom Pater Du Tertre in deſſen Ge ſchichte der Antillen II. B. S. 227, welche Rochefort ver⸗ ſtuͤmmelt hat. Die Figur der Rieſenſchildkroͤte zeigt zwey deutliche Naͤgel an den vordern Floſſen. Der Schild iſt mehr rund, und hinten nicht geſpalten, oder ſpitzig, der Rand aber etwas gezaͤhnt, oder ſaͤgefoͤrmig eingeſchnitten. Ueberhaupt iſt die Figur beſſer als bey Rochefort, aber doch nicht gut. In der Beſchreibung heißt es, das Fleiſch ſey ſo ſehr mit Le⸗ bensgeiſt erfüllt, daß es in Stuͤcken zerſchnitten ſich vom Abend an bis auf den andern Tag bewege. Die Rasuanne (S. 228) unterſcheidet ſich durch einen dickern Kopf, in Be⸗ tracht des Leibes; fie iſt boshafter, und vertheidiget ſich mit dem Maule und den Floſſen, wenn man ſie fangen will. Ihr Fleiſch iſt ſchwarz, riecht fiſchigt (leut la marine) und ſchmeckt uͤbel. Das daraus gezogene Oel iſt ſcharf und verdirbt die Bruͤhen. Einige Zeit nachdem die groſſe Schaale abgenom: men worden iſt, und die Knorpel zu verfaulen anfangen, ſo loͤſen ſich oben acht Blaͤtter ab, die viel groͤſſer ſind als die von der Carette, aber dünner, und ſchwarz und weiß mars morirt. Man legt damit die groſſen Spiegel aus. Die Ta⸗ rette iſt von den dreyen die kleinſte, (S. 229) ihr Fleiſch iſt def. ſer als von der zweyten, das Oel treflich fuͤr die Nerven, Gicht u. ſ. w. Auf dem Schilde hat fie 13 Blätter, 8 plat⸗ te, und fünf wie ein Eſelsruͤcken geſtaltet. (echaben,). Von den 8 platten Blättern haben 4 bis einen Fuß in der Höhe und 7 Zoll in der Breite. Das ſchoͤne Caret muß dick, hell, durchſichtig, von der Farbe des Antimonium ſeyn (et jalpe de minime et de blanc.) Die Schildkroͤte begattet ſich (chevalle) vom Anfange des Maͤrz bis in die Haͤlfte des May, und zwar im Waſſer. Wenn man ſie alsdann fangen will, ſo ent flieht das Weibchen meiſtentheils. Die Maͤnnchen ſind zu der W | Zeit 305 Zeit mager und hart; jene aber set und gut bey Leibe. Vom April bis in den Auguſt gehn ſie bey Mondſchein ans Land; vorher aber unterſucht fie die Stelle. Die folgende oder zwey⸗ te Nacht darauf kommt fie wieder und legt ihre Eyer. Den ganzen Tag über gehet fie herum, und frißt das Graf an den Felſen, und im Meere, ohne jedoch ſich von der Stelle zu entfernen, wo ſie legen will. In 40 Tagen werden die Eyer ausgebruͤtet. Die Jungen ſind alsdann wie kleine Wachteln. Dieſe pflegt man ganz zu fricaßiren. Die Hayfiſche und ans dre groſſe Fiſche verfolgen ſie, und freſſen alle diejenigen auf, die in das Meer kommen. Die Einwohner ſagen, daß, wenu von jeder Brut zwey uͤbrig blieben, ſo würde die ganze Kuͤſte davon bedeckt ſeyn. Diejenigen, welche entkommen, ver⸗ bergen ſich in den Salzſeen, unter Felſen, und in die bogen— foͤrmig verwickelten Wurzeln der Paretuviers, daſelbſt bleis ben ſie ſo lange, bis ſie entfliehen, oder ſich vertheidigen koͤn⸗ nen. Die Thraͤnen, welche ſie weinen ſollen, wenn ſie gefan⸗ gen werden, ſind nichts anders als eine gewiſſe ſchleimigte Materie (glaire) die aus den Augen dringt. Die Carette kommt 17 Tage vorher, um das Land zu unterſuchen, wo fie legen will. Sie iſt bos hafter, beißt härter ein, und laͤßt nicht fo leicht los als die Caouanne. N Die Beſchreibung des Borlaſſe vom Lederſchilde, Taf. 27. Fig. 4. iſt folgende. Sie hat ſieben dornigte erhabene Fur⸗ chen; (deswegen heißt ſie bey ihm the ſpinous tuetle) ſechs Floſſen, fleiſchigt, ohne Naͤgel, platt und ſanft, nicht ohne die Schuppen, welche Rondelets Figur zeigt, von oben blaͤu⸗ licht, auf der untern Seite iſt das Fleiſch roth mit dunkeln Flecken, wie auch der untere Theil des Halſes. Man ſchaͤzte fie 800 Pfund ſchwer. Sie war 6 Fuß vier Zoll von der Spitze der Naſe bis ans Ende des Schildes lang, und hatte 10 Fuß 4 Zoll in der Breite von der Spitze der ausgeſtreckten Vorderfloſſen. Ihre Schaale gleicht der telt. doriacea vom Rondelet. Eine andre wog 600 Pfund und 3 nachdem fie ſich zu todte geblutet hatte. 1 6 Floſſen nahm Borlaſſe, wie 306 wie er in der Note erinnert, auf die Verſicherung der Fiſcher an; auch ſeyen fie ihm fo vorgekommen; obgleich Rondelets Figur nur 4 zeige; er habe aber das ſchwere Thier nicht ums wenden koͤnnen, um es von unten zu betrachten, und dieſen Punct zu berichtigen. Mittlerweile habe er ſie ſo abbilden laſſen, wie ſie ihm vorgekommen ſey. Die Abbildung iſt klein und ſchlecht. Die zwey von Brown (New Illuftrations) beſchriebe⸗ nen Arten ſind die von ihm ſogenannte aſchfarbene, und die mittellaͤndiſche. Die erſte iſt in debensgroͤſſe von oben und un⸗ ten Fig. 1 und 2 abgebildet; ſie hat 5 Finger an jedem Fuſſe, mit einer Schwimmhaut verbunden. Ihre Farbe iſt aſchfarbenz die Raͤnder ganz, ſchoͤn mit weiſſen Linien geziert. Ihr Auf⸗ enthalt iſt unbekannt. In der Fig. 1. ſehn nur die Schwimm⸗ fuͤſſe, Schwanz, der obere Theil des Kopfs nebſt dem Halſe aſchfarben; die Ruͤckenfelder haben mehr eine blaulichte Far⸗ be, und ſind durch weiſſe Naͤhte abgetheilt. Dergleichen Naͤhte haben auch die Seitenfelder, hierauf einen blaulichten Contour, und in der Mitte einen laͤnglichten weiſſen Strich nach unten zu. Der Grund aller Felder iſt ſchwarzblau: Am Hinterkopfe ſtehn zu beyden Seiten zwey runde weiſſe Flecke mit ſchwarzer Einfaſſung; und weiter hinten im Naken zwey dergleichen gröffere, aber mehr in der Mitte. Der graue Hals hat der Laͤnge nach dunklere ſchwarze Streifen. Zwiſchen den Augen zwey weiſſe Puncte, in der Mitte darzwiſchen ein weiſ⸗ ſer Strich. An allen 4 Fuͤſſen 5 deutliche Naͤgel. Unten zeigt Fig. 2 deutlich 12 Felder. Der ganze Unterſchild iſt graulicht weiß. Der Hals mit verſchiedenen geſchlungenen blauen, weiſ⸗ ſen, ſchwarzen und grauen Striefen. Der ganze Schild iſt tellerfoͤrmig rund. Weiter laͤßt ſich in der Figur nichts er⸗ kennen. Die mittellaͤndiſche Art Fig. 3 ſieht mehr helle grau⸗ ſchwarz; Abtheilungen der Schilder und ſaͤgefoͤrmige Hervor⸗ ragungen der Randfelder, wie bey der Carette oder Rieſen⸗ ſchildkroͤte. Der Kopf iſt ſchlecht und undeutlich gezeichnet. Von der Beſchaffenheit der Kinnladen ſteht man nichts. Der Schwanz en urn mau 307 Schwanz zeigt ſich in der Figur ebenfalls nicht. An den Border; floſſen zeigt ſich ein Finger mit einem Nagel an der vordern Seite nach dem Kopfe zu, in der Mitte der Floſſe, und ein andrer Nagel, ebenfalls groß und deutlich, hinten in der nehmlichen Gegend. An den Hinterfloſſen ſind die Finger un deutlicher, am erſten aber ſteht ein Nagel, faſt als wenn die Zehe getrennt waͤre. Nach der kurzen Beſchreibung hat dieſe Art einen dicken groſſen Kopf, und hackenföͤrmige Naſe; der Ruͤcken iſt in fünf Faͤcher getheilt, wovon jedes am Ende ſcharf iſt; der Theil, welcher den Schwanz bedeckt, zweyſpaltig. Die Vorderfloſſen haben Spuren von 5 Fingern; ſie ſind rauh und unvollkommen mit Naͤgeln verſehn, welche an den Seiten herausſtehn. Die Hinterfioſſen haben an der erſten Zehe einen deutlichen Nagel; der Schwanz iſt kurz und kegelfoͤrmig. Das beſchriebene Exem⸗ plar gehörte dem H Pennant, und war bey beghorn, nicht weit von Livorno gefangen worden. Sie ſoll ſehr groß wer— den. Eben dieſe Art meinte ohne Zweifel Pennant, wenn er in der Note zu der Beſchreibung der beyden Lederſchilbe in den Philoſoph. Tranſactionen ſagte: Es giebt in dem mittel⸗ laͤndiſchen Meere zwey Arten, den Lederſchild, und eine andre, die der weſtindiſchen gleicht, und kaum esbar iſt. Ich habe von der leztern Art eine von £eghorn kommen laſſen, und zweifle jezt, ob ſie weſentlich von der amerikaniſchen Schildkroͤte ver— ſchieden iſt. Dieſer Zweifel kann nach der angeführten Ber ſchreibung und Abbildung nicht entſchieden werden. Denn bey⸗ de find, fo wie ich es vermuthete, undeutlich und ohne unter⸗ ſcheidende Merkmale. Die von Gottwald bemerkte Hoͤle unter der Cloake, hat, wenn ſie richtig bemerkt iſt, eine Aehnlichkeit mit dem druͤſigten Beutel, welchen ich bey dem weiblichen Kranich und Waſſerhuhn (fulica atra) unter der Cloake liegen geſehn habe. Sie hat ihre Oefnung über dem After, wird aber durch den gemein: ſchaftlichen Sphinter des Afters mit beſchloſſen. Senſt hat fie feine Gemeinſchaft mit der Cloake; und ich weiß ihre Beſtim⸗ mung nicht; denn für den Fabriziusbeutel kann ich ſie nicht u 2 er⸗ 308 | == erkennen. — Nachdem ich dieſes geſchrieben, habe ich das nehmliche Behaͤltniß an mehrern Voͤgeln unterſucht, und am Ende es fuͤr den Fabriziusbeutel erkannt. Davon ein meh⸗ reres in den Bemerkungen uͤber die Vögel. In der Reife des P. Lobo nach Abyßnien, nach der franzoͤ⸗ ſiſchen Ueberſetzung Amſterd. 1728. T. I. S. 288, finde ich von dem dortigen Meerſchildkroͤten eine merkwuͤrdige Nachricht, die ich nicht weiter erklaͤren kann. Sie haben, heißt es, ei⸗ nen gefährlichen Feind an dem Sapi, welcher ihnen nachſtellt, fo wie das Fretchen den Caninchen. Er hält ſich zwiſchen den Klippen am Meeresufer auf, iſt ohngefaͤhr 2 Palmen lang, hat einen ſehr langen Hals, mit einer 3 Finger breiten Schuppe (ecaille) bedeckt, eine faſt ſchwarze Haut, und haͤlt ſich an den Felſen faſt wie der Blutigel feſt. Wenn die Fiſcher einen Sapi haben, ſo ſetzen ſie ihn in einen Behaͤlter mit Meerwaſſer, binden ihn am Schwanze mit einer langen Leine; und wo ſie Schildkroͤten vermuthen, laſſen ſie das Thier los. Dieſes greift ſogleich die Schildkroͤte an, ſaugt ihr das Blut aus und läßt fie nicht wieder los. Darauf zieht der Fiſcher die Leine mit dem Sapi und der Schildkroͤte heraus. Noch verdanke ich der Guͤtigkeit des altern H. Forſters in Halle einige Nachrichten, die er mir theils gedruckt in den hallt⸗ ſchen gelehrten Anzeigen 1783 St. 85 und 86 theils auf andre Art mitgetheilt hat. Aus den halliſchen Anzeigen ſetze ich folgens de Stellen hieher: In Antiquarian Repertory 2 Voll. Lon- don 1779. findet man Nachricht, daß der Erzbiſchoff Laud im Jahre 1633 eine Landſchildkroͤte (teftudo lutaria) in den Gärten des erzbiſchoͤflichen Palaſts zu Lambeth gebracht habe, welche 1753 geſtorben, allein nicht aus Alter, ſondern weil der Gaͤrtner im Winter ihre unterierdifihe Wohnung aufgegra⸗ ben, und ſie nicht wieder hineingeſetzt halte, ſo daß ſie erfror. Wie lange aber dieſe Schildkroͤte gelebt habe, ehe ſie in den Garten zu Lambeth geſezt worden, Men man nicht nn koͤn⸗ L 309 koͤnnen. Derſelbe Biſchof Laud da er noch Biſchof von Lon⸗ don war, brachte eine andre Schilderoͤte in den biſchoͤflichen Garten zu Fulham 1628, welche aber nach 125 Jahren 1753 vor hohen Alter ſtarb. — Daß der Fregatten Pelikan (Pe- lecanus Aquilus) auf der Inſel Afcenſion die jungen auf der Oberflache des Waſſers ſchwimmende Schildkroͤten wegfaͤngt und verzehrt, wie auch, daß dieſe kleinen Thierchen, wenn ſie zu lange auſſer dem Waſſer gehalten worden ſind, nicht unterſinken konnen, davon iſt Necenf. ein Augenzeuge. Waͤh⸗ rend der Zeit ihrer Begattung eſſen ſie gar nicht. Auſſer der Legezeit kann man den Rieſenſchilt kroͤten auch die Eingeweide von Schafen zur Speiſe geben, indem ſte ſonſt zu mager und elend werden. Zugleich erinnert Herr Forſter, daß P. Poddaert in einer lateiniſchen und hollaͤndiſchen Schrift Amſterdam 1770 eine Teltndo cartilaginea aus dem Schloſſeriſchen Cabinette beſchrieben habe; auch daß Friedrich Miller in London, ein Sohn des durch feine Zeichnungen und Kupfer zur Erlaͤute⸗ rung der Naturgeſchichte ſehr bekannten Joh. Seb. Muͤller aus Nürnberg, in feinen annoch ohne allen Titel herausge⸗ kommenen 30 illuminirten Kupferplatten, welche Thiere und Pflanzen vorſtellen, auf der 26 Tafel eine Teelludo fulcata aus Weſtindien abgebildet habe. Sie ſehe der Geometrica aͤhnlich, ſey aber gröffer, und habe keine gelbe Einfaffuns gen der kleinen Schilder. Wo er nicht irre, ſo heißt ſie in Jamaika the Hiccatu Tortoiſe. Nachher iſt Herr Forſter ſo guͤtig geweſen mir beyde Zeichnungen nebſt Boddaerts Beſchreibung auf meine Vitte zu leihen. Ich will alſo hier daraus einen kurzen Auszug der merkwuͤrdigſten Beobachtungen mittheilen, um den Leſer in den Stand zu ſetzen, überhaupt von H. Boddaerts Arbeit zu urteilen, und zu entſcheiden, ob die von ihm beſchriebene Schildkroͤte eine neue Art ſeh. Ich hatte Muͤhe mich in das nicht allein weitſchweifige, ſondern auch ſehr ungewohnte Las tein des Verfaſſers zu finden; und nahm daher aus Vorſicht 13 fuͤr 310 — fiir meine Sicherheit im Ueberſetzen den hollaͤndiſchen Text zu Huͤlfe. Die Abhandlung des Boddaert macht das dritte und lez⸗ te Stuͤck einer Sammlung aus, welche zuerſt Schloſſers Ab— handlung von der Amboiniſchen Eidechſe, und dann Boddaerts Beſchreibung des Chaetodon Argus oder gefleckten Klipfiſches enthaͤlt. Zuerſt von der Verwandſchaft und dem Uebergange der eyerlegenden Thiere zu den lebendig gebaͤrenden. Dieſen machen die Eidechſen und die Schildkroͤten; welche leztere in der natuͤrlichen Ordnung der Geſchoͤpfe entweder zu den Eidech⸗ ſen gehoͤren, oder doch am naͤchſten an ſie graͤnzen. Sie kom⸗ men in allen Stuͤcken mit denſelben überein, und unterfcheis den ſich bloß durch den knoͤchern Panzer. Ueberhaupt haben alle Bewohner des Ozeans das Eigne, daß ſie mit einer haͤrtern Haut, Schuppen oder Schilden bedeckt ſind. Die natuͤrliche Folge dieſer Thiere, ſcheint folgende zu ſeyn: Eis dechſe, Schildkroͤte, Kuttelfiſch, Meerſtern, Seeigel, Eins ſchaaligte, Jweyſchaaligte Muſcheln, Solen, Pholas, Te- redo, Serpula, Nereis, Aphrodite, Piſces. Ich meine al fo, daß die Schildkroͤten zwiſchen die Eidechſen und Dintens fiſche gehoͤren, weil ſie der Geſtalt des Kopfs, der Fuͤſſe, und des Schwanzes mit den Eidechſen, überein kommen, und der Körper, wie bey den Dintenfiſchen in einer Scheide oder Pan» zer ſteckt. Nach den natürlichen Kennzeichen wuͤrde ich die Schilokroͤte fo beſtimmen: Eine Eidechſe mit kurzen Schwanze und gepanzerten Koͤrper. Der Panzer iſt bey einer einzigen Art, die ich ſelbſt be⸗ ſitze, ganz platt; von den gewöhnlichen Abtheilungen, Fels dern und Schuppen darauf, find der Lederſchild, (Coriacea) die Knorpelſchildkroͤte, (Cartilaginea und die geförnte (gra- nulata) welche Van der Meulen beſtzt, ganz entbloͤßt. Die Knorpelſchildkroͤte und die weiſſe, welche ich beyde nach Schloſ⸗ ſers Tode beſitze, haben einen niedergedruͤckten weichern Pan⸗ zer. Die weiſſe iſt eine Meerſchildkroͤte, von der Spitze der g Schnau⸗ 311 Schnautze bis an das Ende des Schwanzes 2 Zoll 114 Linien Pariſer Maas lang; der Kopf oben erhaben, glatt, laͤng⸗ licht, weißlicht dunkel mit 16 Schildern gedeckt. Der Hals hat keine Kappe, wie bey den andern, und eine dunkelrothe, runzlichte, koͤrnigte Haut. Der Schild iſt eyrund, vorn aus⸗ geſchnitten; die groſſe Achſe iſt 1 Zoll 9 Linien, die kleine x Zoll 7 Linien. Der Rand beſteht aus 24 viereckigten Feldern, die Mitte aus 13 in drey Reihen. Eine weißlichte T Linie breite Linie ſcheidet der Laͤnge nach die mittelſte Reihe. Der Schild ſelbſt iſt nicht wie ſonſt erhaben, ſondern hohl, ſo daß er einen 14 Linien tiefen Bogen macht. Die Farbe iſt weiß⸗ licht oder lebergrau, unten ganz weiß. Die obere Kinnlade beſteht aus einem einzigen, die untere kuͤrzere aus 3 Knochen, wovon die mittelſte in eine krumme Spitze ſich endiget, welche in eine Hoͤle des Gaumen paßt. Zähne fehlen ganz. Die weiche Zunge iſt überall angewachſen. Der Bauchſchild laͤuft vorn und hinten auf eine Spitze aus. Das Armbein iſt 14 Zoll lang, läuft vorn ſpitzig zu, und hat vorn 6 Stralen. Der Nagel kann in ein Loch zuruͤckgezogen und verborgen werden, und ſteht 10 Linien von der Spitze der Finne ab. Die Finne iſt oben braunroth; unten bleicher. Die Hinterfinnen find rundlicht, ſehr duͤnn, haben groͤſſere Koͤrner wie Chagirn auf der Haut, find g Linien lang 6 Linien breit. Boddaert ſezt dieſe Art zwiſchen dem Lederſchild und vie Schuppenſchildkroͤte (Imbricata) und unterſcheidet fie alſo: Teſtudo pedibus pinniformibus, teſta plana coriacea alba, cauda granulata, obtuſa. Ich fuͤr meinen Theil kann in dieſer Beſchreibung keinen eigenthuͤmli⸗ chen Karakter erkennen. Das Thier iſt nach der Groͤſſe zu urteilen, noch jung geweſen, und daher kann es auch kommen, daß der Panzer weich war, vorzuͤglich wenn das Thier in Spi⸗ ritus aufbewahrt lag. Die zweyte Art, welche Schloſſer beſchreiben wollte, und welche er ſchon hatte zeichnen laſſen, beſchreibt Bod⸗ daert S. 27 und karakteriſirt fie alſo: u 4 Schild⸗ 312 Schildkroͤte mit Schwimmfuͤſſen, der Schild wie ein Blatt geſtaltet, etwas platt, gekoͤrnt, die Naſe vorſtehend. Teſtudo pedibus plamatis, teſta lanceolata, planiuf- cula, grauulata, naſo elongato, Er will fie im Syſtem vor die Orbicularis einruͤcken. Die Länge beträgt 3 Zoll, der Kopf platt gedrückt, oben glatt, mit einer ſchwarzen Haut, mit kleinen gelbweiſſen Fle⸗ cken. Die Naſe iſt 2 Linien lang, und ſteht wie ein Ruͤſſel hervor, vorn platt 14 Linie breit; die Naſenloͤcher ſehn nie— renfoͤrmig aus, weil die Scheidewand zu beyden Seiten einen kleinen Anſatz hat. Dieſe Schnautze lauft in ſehr dicke ers habene Muſkeln des obern Kinnbackens aus, ſchwarz mit weiſſen Tüpfeln. Wenn man dieſe zuruͤckzieht, fo kommen Blaͤsgen aus den Naſenloͤchern. Der Kinnbackenknochen iſt veſt, ohne Zaͤhne gelb oder kaſtanienbraun. Die Oberkinn⸗ backe langer als die untere, die Mundoͤfnung ſehr groß, 1 Rs nie von dem Halskragen entfernt. Ueber den Lippenmuſ keln ficht man einen groſſen runden Mufkel, der zugleich dient die Schnautze zuruͤckzuziehn. Die Augenlieder ſind runzlicht, ſchwarzbraun, mit 3 Reihen gelber Flecke geziert, am unters ſten Rande umgeſchlagen. Der Augenring dumelbraun, der Augapfel ſchwarz. Die Kehle iſt aſchbraun oder maufez farbig, mit 5 groſſen gelblichten Flecken. Der Hals dicker als der Kopf, mit einem runzlichten Kragen. Die Haut, welche davon an den Schild und an die Fuͤſſe geht, iſt ſchwarz mit weiſſen Flecken. Der Schild iſt 2 Zoll 114 Linie lang, 2 Zoll 8 Linien breit, von der Geſtalt eines Ulmblatts; der Ruͤcken erhaben, die Seiten flach. Am Halſe iſt der Rand umgebo⸗ gen und mit groſſen Koͤrnern beſezt, die nach den Seiten zu kleiner werden, und endlich verſchwinden. In einem Abſtan⸗ de von 4 kinien faͤngt eine doppelte erhabe Linie an, welche aus laͤnglichten Koͤrnern beſteht, und in dem hinterſten flachen Theile des Schilde zuſammenlaͤuft. Neben derſelben auf bey⸗ den Seite laufen noch audre groſſe und kleine, krumme und ge⸗ 313 gerade Linien; und an der Spitze des Schilde ſtehn 5 purpur⸗ farbne Flecken mit gelbweiſſen Tuͤpfeln umgeben. Der Schild iſt an der Vorderſeite ziemlich dick’, von 12 Linien, wird aber nach und nach duͤnner, an der Spitze am duͤnnſten; an beyden Seiten oben in dem dünnen Theile find keine Streifen, ſondern allein Tuͤpfel; und in einem Abs ſtande von 3 Linien vom Rande, iſt der Schild ſehr glatt und flach. Die Farbe iſt eine braune oliven Farbe mit groſſen braus nen Flecken. Die geförnten Linien und Streifen find lich ter, und ſtehn hier und da am erhabnen Theile, mit weiſſen Tuͤpfel⸗ gen beſprengt. Dieſe ſieht man nur in dem reinen Spiritus, nicht aber am trocknen Schilde. Der Schild halt die Mitte zrois ſchen Leder und Knochen, und naͤhert ſich mehr dem Knorpel. Der Bauchſchild iſt 2 Zoll 2 Linien lang, und viel weicher als der Nuͤckenſchild. Der kegelfoͤrmige Schwanz iſt 1 Linie lang. Die Fuͤſſe ſind mit einer Schwimmhaut verſehn; die vordern vom Halſe bis an die Spitze der Naͤgel 1 Zoll 5 Linien lang. Die Schulter 7 Linien lang, mit einer looſen, runzlichten, brau⸗ nen Haut bedeckt, mit weiſſen Flecken; der Arm 10 Linien lang. Die Breite der Schulter unter dem Schilde betraͤgt 9: kinien. Oben iſt fie erhaben, unten platt, mit tiefen Runzeln. Von dem Ellbogen fängt eine runzlichte, braune Haut mit weiſſen Tuͤpfeln an, welche das Ellbogenbein und die Naͤgel bedeckt, und bey den Fingern ganz durchſichtig iſt. Doch konnte ich darinne keine Gefaͤſſe entdecken. Die fuͤnf Finger ſind krumm; der aͤuſſerſte 3 Linien lang, der zweyte 657 der dritte 6, der vierte 3, der Daumen iſt ſtumpf abge⸗ ſtuzt 14 Linie lang. Sie ſtellen zuſammen einen Elephantenfuß vor; unten ſieht man einen runden, runzlichten, braunen Fleck unter dem Daumen und Zeigefinger. Die braunen Naͤgel ragen kaum aus der Haut hervor. Die Hüfte iſt 4 Linien lang, 6 Linien breit, zuſammengedruͤckt; der Schenkel 74 Linien lang. Von der Ferſe bis an den lezten und laͤngſten Nagel, find 64 Linien. Der Daumen abgeſtumpft mit einem Brands flecke; unter demſelben noch zwey laͤnglichte Brandflecke. Der 1 3 Zei⸗ 314 Zeigefinger tft ebenfalls abgeſtumpft und ohne Nagel; der Na⸗ gel des Mittelfingers iſt ſtark und mit der durchſichtigen Schwimmhaut bedeckt. Die Laͤnge der Finger iſt dieſelbe wie an den Vorderfuͤſſen. Dies iſt der weſentliche Innhalt der Beſchreibung, den ich aus dem lateiniſchen und hollaͤndiſchen Texte zuſammen⸗ geſezt habe. Denn beyde weichen in manchen Puncten von einander ab. Die illuminirte Abbildung, welche das Thier von oben vorſtellt, iſt in meinem Exemplar ſehr durch die Farben verſtellt und undeutlich. Die Vorderfuͤſſe find ſehr ungeftals tet, ohne Spur von Fingern, Schwimmhaut und Naͤgeln, wie abgeſtumpft und ausgezackt. Von den Hinterfuͤſſen ſieht man gar nichts. Der Schild iſt eyfoͤrmig. Die hervorſtehen⸗ de Naſe iſt aber deutlich. Hingegen iſt an dem umgekehrten Thiere alles deutlicher, die Naſenloͤcher, die Schwimmhaut, und die aus derſelben hervorragenden 4 Naͤgel vorn, 3 Naͤ⸗ gel hinten. Die Kürze des Schwanzes, die Länge der vor dern Schwimmfuͤſſe, und inſonderheit die Geſtalt des Bruſt⸗ ſchilds deuten auf eine Meerſchildkroͤte; hingegen die Geſtalt des Ruͤckenſchilds, und der Schwimmfuͤſſe mit Fingern und Naͤgeln auf eine Flußſchildkroͤte. Schade, daß Boddaert die Anfuͤgung des untern Schildes an den obern nicht genauer nach der Analogie mit den Fluß und Meerſchildkroͤten ange⸗ merkt hat. So viel ich aus der Abbildung urteilen kann, geſchieht die Verbindung wie bey den Meerſchildkroͤten, ohne deutliche Abtheilungen von Feldern. Dieſe ſonderbare Bil— dung ſcheint auf den Uebergang von den Meerſchildkroͤten auf die Flußſchildkroͤten zu zeigen. Die hervorſtehende Naſe hat dieſe Art mit der amerikaniſchen weichſchaaligten Flußſchild⸗ fröte gemein, wo fie ſogar noch weiter hervorſteht; aber der Bruſtſchild hat doch die gewöhnliche Form der Flußſchildkroͤten, ob er gleich vorn weiter hervorſteht, und hinten nicht ſo weit wie gewoͤhnlich geht. Die Meerſchildkroͤte des Forſkaol mit tellerfoͤrmigen runzlichten Ruͤckenſchilde, und niedergedruͤckten glatten Rande, welche an allen Floſſen 3 Naͤgel, und die Na⸗ | ſen⸗ 315 ſenloͤcher in einem erhabenen Zylinder vor dem Kopfe heraus⸗ ſtehn hat, ſcheint den Uebergang von den Meerſchildkroͤten durch die neue Art des Boddaert und die Caroliniſche weich⸗ ſchaaligte Flußſchildkroͤte des Garden zu den Flußſchildkroͤten zu machen. Ich wuͤrde vor der Hand, bis kuͤnftig die Zer⸗ gliederung uns genauer von dem innern Baue unterrichtet, dieſe Art ſo unterſcheiden. Teſtudo cartilaginea pedibus palinatis, palmarum quater- nis, plantarum ternis unguibus, teſta ovata cartilagi - | nea, planiuſcula glabra, Farin exſtantibus, Am in morem marinarum figurato et juncto. Millers Teſtudo fulcata habe ich ebenfalls durch die Guͤte des H. Forſters vor mir auf einem groſſen Foliobogen von oben, unten, und den Kopf in natuͤrlicher Groͤſſe, und wie es ſcheint, ſehr karakteriſtiſch gezeichnet. Der Text darzu enthält nichts als den Namen Teſtudo fulcata, und die Anzei⸗ ge ihres Vaterlandes in Weſtindien. Die Zeichnung muſte mir alſo allein die Kennzeichen an die Hand geben, welche ich hier geſammlet herſetze. Ich wuͤnſche, daß man fie auch in der Copie wieder erkennen möge, welche der Herr Verleger dar von hat machen laſſen. Die Farben wird man daraus erſehn koͤnnen; daher uͤbergehe ich ſie, und ſetze nur die Hauptkenn⸗ zeichen her. Den Namen fulcata, die gefurchte, finde ich nicht durch die Zeichnung gerechtfertiget; denn mehrere Arten haben um die Ruͤckenfelder parallellaufende Furchen. Daß es eine Landſchild⸗ kroͤte ſey, zeigt die Geſtalt der Fuͤſſe und die Zuſammenfuͤgung des Panzers ganz deutlich. Die kolbigten Fuͤſſe haben vorn 5 ſtumpfe, hinten 4 Naͤgel. Die Vorderfuͤſſe ſind oben mit groſſen, langen, kegelfoͤrmigen Schuppen bedeckt; die hintern aber zeigen oben dergleichen nicht, ſondern bloß eine koͤrnigte Haut, wie am Halſe und Schwanze. Die 4 Naͤgel des hin⸗ tern 318 tern Fuſſes ſtehn nach vorn gerichtet an der einen Halfte des breiten platten Fußendes; an der andern Haͤlfte des Endes ſtehn einige lange kegelfoͤrmige Schuppen hervor, dergleichen am ganzen Obertheile des vordern Fuſſes zu ſehn ſind. Hinten zwiſchen dem halbausgeſtreckten Hinterfuß und Schwanze ragen unter der Schaale zwey lange ſtarke krummgebogne kegelfoͤrmige Schuppen, wie zwey Sporen hervor, welche wahrſcheinlich an der Hüfte ſitzen, wo fie ſich auch auf der unter Seite der Zeichs nung, an dem eingezogenen Fuſſe mitten auf der gekoͤrnten Haut, gleich vor der hervorragenden Spitze des Bruſtſchilds zeigen. Dieſe befondre Einrichtung mochte vielleicht die Anzei⸗ ge in dem Cabinette des Lerin Vincent veranlaſſen, wo eine amerikaniſche Landſchildkroͤte alſo beſchrieben wird: tegumen- to eleganter maculato, pedibus inferius rotundis, obtu- fis, et undique ſpinoſiſſunis. Nur hat man die Sache übers trieben, wenn man die kegelfoͤrmigen Schuppen an den Vorder fuͤſſen Stacheln neunte. Der Schwanz iſt kurz, kegelfoͤrmig, mit kleinen runden Schuppen gleichſam gekoͤrnt. Der Ruͤckenſchild eyfoͤrmig, hoch gewoͤlbt. Vorn uͤber dem Halfe find 3 Randfelder, welche eckigt zugehn und einen gezackten Rand machen. Die vieleckigten Ruͤckenfelder haben ringsherum laufende parallele Furchen, und oben ein erhabnes kleines plattes vieleckigtes Feld ohne Punkt. Der Unterſchild iſt der groͤſten Breite nach kuͤrzer als der obere. Die hintere gabelfoͤrmige Spaltung reicht faſt bis an die Spi⸗ tze des obern Randes; der vordere gabelfoͤrmige Fortſatz des Bruſtbeins ragt aber ziemlich weit uͤber den obern Rand hinaus. Man ſieht ſie deutlich vorn zwiſchen den ausgeſtreckten Fuͤſſen in der Abbildung von oben. Der Kopf iſt vorn eckige. Denn von der Stirn an vor den Augen ſenkt er ſich ſchief bis an die Naſe; von der Naſe an ſteigt er ſenkrecht mit dem obern Kinn⸗ backen herunter. Die obere Kinnlade iſt vorn an der Spitze in fünf längere Zähne eingekerbt; die Kerben an den Seiten find nicht fo lang. Auf die Lage, Geſtalt und Anzahl der Schuppen am Kopfe will ich nicht rechnen; denn ich finde ſie an 317 en der Skizze vom Kopfe und an dem duminirten Aachen lich gezeichnet. Wenn es mir erlaubt iſt den Karakter dieſer allerdings neuen Art zu beſtimmen, ſo wuͤrde ich ihn nach Linnees Art alſo beſtimmen, und unter die Erdſchilbkroͤten einruͤcken: Teſtudo Calcarata. Teſtudo teſta ovata convexa, ſter- no antice et poſtice bifido, anterius ultra marginem teſtae prominente furca, palmarum unguibus quinis, plantarum quaternis, ener de binis, fronte angulata. Die Spornſchildkroͤte. Mit eyfoͤrmigen gewoͤlbten Schübe, vorn und hinten gegabelten Bruſtſchilde, wovon die Gabel vorn uͤber den obern Rand hervorragt, mit 5 Naͤgeln an den vordern, 4 an den hintern Fuͤſſen, 2 Sporen an den Huͤften, und eckigter Stirne. Ich uͤberlaſſe es Kennern zu beurteilen, bb ich ſo alle Kennzeichen geſammlet und richtig beſtimmt habe; oder ob die Zeichnung noch mehrere und beſſere an die Hand giebt. Dies waͤren alſo meine Beytraͤge zur Naturgeſchichte der Schildkroͤ⸗ ten, fo viel ich deren jetzo zu geben im Staude bin. Mit der Zeit hoffe ich wenigſtens, bey der einheimiſchen Art noch man⸗ chen dunkeln Punct aufklaͤren zu koͤnnen. FPV Zuſaͤtze zur Naturgeſchichte der Blakfiſche. r Daß ſich in dem Amber oft Schnaͤbel von Dintenfiſchen fins den, habe ich bereits aus Seba angemerkt. Dieſe Dintenfiſche werden von den Cachelotten haͤufig mit dem Amber verſchluckt. Th. Brown (Pfeudodox epidemica III. 26) fand in dem Magen des Potfiſches einen Dintenfiſch; (Loligo) und Dud⸗ ley erkannte die Schnaͤbel in dem aus dem Potfiſche ausgeſchnit⸗ tenen Amber für Schnaͤbel der Dintenfiſche, welche die Neu⸗ eng⸗ 318 engländer Squitfifch nennen. (Philoſoph. Tranſactions no. 387). | Born (Teſtacea Muſei Vindobon. 1780 ©. 139) glaubt nicht, daß die Sepia octopodia ſich die Schaale des papiernen Nautilus uur anmaßt, um bequemer zu ſchwimmen, ſondern daß dieſes Thier wirklich zu der Schaale gehöre, und daran angewachſen ſey. Auch haͤlt er die Vermuthung Breyns für nicht unwahrſcheinlich, nach welcher die Kam⸗ mern des groſſen Schiffboots nach Belieben von dem Thiere mit Waſſer koͤnnen augefuͤllt werden, ungeachtet man keine Oef⸗ nung an der Roͤhre, die durch dieſelben geht, bemerken kann. Sollte aber nicht, wie H. B. auch S. 434 von den viel⸗ kammerichten Wurmroͤhren nach Gualtieri bemerkt, das Thier, um aufliegen und auf etwas ruhen zu konnen, dieſe Scheider waͤnde anſetzen, und die Roͤhre blos deswegen da ſeyn, damit es ſich mit feinem langen Knorpel darinne beveſtigen koͤnne, und nicht aus der groſſen weiten Muͤndung herausfalle, wel⸗ ches bey der langen Wurmroͤhre nicht zu befürchten „und alſo kein Knorpel noch Roͤhre darzu noͤthig war? Dies kommt uns wahrſcheinlicher vor, als Breyns, Gualtieri und Martins Meinungen, deren leztere wir [yon im Gentleman's Magaz. 1752 Januar finden. Uebrigens paßt wohl alles was Rumph von den: Thiere des Schiffboots ſagt, allerdings auf eine Sepia, aber die Figur die er giebt, und die Argenville und Martini wi⸗ derholt haben, iſt nicht die wahre, ſondern mit einer andern verwechſelt worden, wie in der amboiniſchen Raritaͤtenkammer ausdruͤklich geſagt wird. Der Zuſatz kommt von Beckmann Phyſik. oͤkonom. Biblioth. XI. B. In dem dritten Theile der Verhandelingen uitgegeven door het Zeeuwſch Genootichap der Wetenſchappen te Viifingen Te Middelburg 1773 kommt in einer Abs handlung des H. Leendert Bomme, von verfchiedenen Meerwuͤrmern eine Nachricht (S. 311) von dem Eyerſtocke vermuthlich des kleinen Dintenfiches vor, welche ich uͤberſezt hier einruͤcke. Den N 319 Den 6 des Heumonats 1771 fand ich auf dem Strande der Inſel Wakchern einen ſchleimigten Koͤrper angeſpuͤlt, den ich anfangs fuͤr eine Seequalle hielt; aber bey naͤherer Unter⸗ ſuchung fand ſichs, daß es ein Eyerſtock war. Nachdem ich ihn in ein Glaß mit Seewaſſer geſezt hatte, zeigte es ſich deut⸗ lich, daß es ein Haufen von weit mehr als 200 trauben- oder beerenartigen Koͤrpern war, von einem gallertartigen oder ſchlei⸗ migten Weſen. Jede Beere war mit einer zaͤhen Haut umge⸗ ben, und endigte ſich von oben auf ein Stielchen oder Schwaͤntz⸗ gen, wodurch alle Beeren ſich an einem zaͤhen Bande vereinig⸗ ten, deſſen Enden mit einander verbunden ſind, und ſo einen runden Kranz machten, wie die Fig. 7. D. aber ſehr verklei⸗ nert zeigt, der in der Mitte wohl ſechs Zoll breit war. Der ganze Haufen war an einen kleinen Holzſtengel beveſtiget, der vielleicht von einigen Seegewaͤchſen abgeſchlagen war. Die Beeren waren von derſelben Groͤſſe, als ein Buͤndel von 5 Stuͤcken der hier Fig. 7. A. abgebildet iſt. Dieſelben waren in verſchiedenen Lagen und als in Buͤſchelgen zuſammengehaͤuft, hatten eine aſchgraue Farbe, waren aber dabey ſo durchſichtig, daß man die kleinen darinne enthaltenen Thierchen deutlich ſehn konnte. Es waren ihrer 20 bis 30 in jeder Beere, jedes mit einer beſondern kleinen Haut eingeſchloſſen; worinne fie eine kleine Bewegung durch Drehen und Wenden machten. Nach⸗ dem ſie einige Stunden in dem Glaße geſtanden hatten, fand ich, daß ſehr viele Thierchen, aus denen ſie umſchlieſſenden beſondern und gemeinen Haͤutchen ausgebrochen, und durch das Waſſer hingeſchwommen waren; auch begaben ſſe ſich biswei⸗ len zuſammen auf den Grund, und bewegten ſich ſehr geſchwind. Ich brachte dieſelben unter das Mikroſcop mit einer maͤchtigen Vergroͤſſerung, und da zeigten ſie ſich wie in der Fig. 7 C. und in natürlicher Groͤſſe bey B. Das Thierchen, fo wie es hier gezeichnet iſt, betreffend, ſo ging das oberſte Ende im Schwimmen voran, ſo daß man urteilen ſollte, daß dieſes der Haupttheil ſey. Nimmt man aber an, daß es die Eigen⸗ ſchaft dieſes Thierchen ſey, hinterwaͤrts zu ſchwimmen; wie man aus vielen Gründen ſchlieſſen muß, daß es vermöge feiner‘ Ueber⸗ 320 5 Uebereinkunft mit den übrigen wahrgenommenen Seekatzen, der hier vorgestellte unterſte Theil der oberſte war; fo ſollen die groſſen ſchwarzen Tuͤpfel die Augen ſeyn, die darauf folgenden hervorragenden Spitzen aber die Fuͤhlers und Aerme. Der Koͤrper des Thierchens iſt laͤnglicht vollrund und endiget ſich an dem hier vorgeſtellten Obertheile wie mit einem kugelrunden Knopf, mit einem durchſichtigen Haͤutchen, wie mit einem Schultermaͤntelchen, von aſchgrauer Farbe mit blaßrothen Fle⸗ cken umhangen. An deſſelben Obertheile ragen zwey zungen⸗ artige Haͤutchen hervor. Dieſer kleine Mantel oͤfnete und ſchloß ſich wechſelsweiſe im Schwimmen; aus demſelben nach unten kam ein breiter Theil wie zwey Schenkel hervor, worauf zwey ſchwarze Tuͤpfel, wahrſcheinlich die Augen, ſtanden; er endi⸗ get ſich mit zwey halbmondfoͤrmigen Freßzangen oder Faͤngern, zwiſchen welchen haarfeine Faſern ſtehn, welche wahrſcheinlich die Aerme ſeyn ſollen. Die Faͤnger zeigten ſich an der innern Seite gezaͤhmt, das Thierchen war ſehr durchſcheinend; und ich ſah die Bewegung der Eingeweide, vorzuͤglich durch das Schultermaͤntelchen. Sie ſtellten einige an der Oberſeite her⸗ abhaͤngende Theile vor, welche wechſelsweiſe ſich auf und nieder bewegten. Ich erhielt die Thierchen ganze 3 Tage lebendig, und in dem Eyerſtocke noch laͤnger, weil nach und nach immer mehrere daraus kamen. Ihre Anzahl muß ſehr groß, und mehr als ein Halbtauſend in dem Eyerſtocke enthalten geweſen ſeyn. Zu welcher Art von Seekatzen fie gehören, iſt mir noch nicht deutlich. Die Kleinheit des Thierchen, wenn es aus dem Eye kommt, laͤßt deſſelben unterſcheidende Theile nicht fe bemerken, und vielleicht werden die obern Theile durch das Wachsthum noch merkliche Veraͤnderungen leiden. Die gewoͤhnliche Seekatze (Sepia) von deren Eyerſtocke und erſt ausgekrochenen Jungen, der gelehrte Noſemann eine ſchoͤne Abbildung in den auserleſenen Abhandlungen des Hout⸗ tuyn 1 Theil Platte 6 gibt, weicht einigermaaſſen in dem Eyerſtocke, merklicher aber in der Geſtalt des Thieres ſelbſt von meinen ab. Die ſpaniſche Seekatze, (Loligo) | kommt 1 321 kommt in der Geſtalt des ausgewachſenen Thiers etwas naͤ⸗ her; aber die Geſtalt des Eyerſtocks, welchen os hadsch abgebüdet hat, fo wie auch die erſt ausgekrochnen Jungen, iſt merklich von den meinigen verſchieden. Derohalben ſollte man auf die Seekatze fallen, die hinten am Leibe zwey Fluͤgel hat und welche Houttuyn in ſeiner Naturgeſchichte der Thiere und Pflanzeu 14 Stuͤck, III. Platte, fig. 3 beſchrieben und abgebildet hat. Aber auſſer einem noch merklichen Unter⸗ ſchiede in der Geſtalt, iſt das Auskommen der Jungen aus der Mutter zufolge dem Pontoppidan ſehr verſchieden. Des⸗ halben achte ich fuͤr das naͤchſte nach Anleitung des gelehrten Herrn Baſter, welcher, nachdem er meine Abbildung geſehen hatte, mir mit ſeinem Rathe beyſtand, zu glanben, daß dieſes Thierchen die kleine Seekatze (Sepiola) des Rondelet und Lin⸗ nee ſey, welchen Houttuyn Th. 14 St. 399 S. anges merkt, und mit einiger Veränderung Platte III. Fig. 4 abge— bildet hat, und die meinen Thierchen am naͤchſten kommt. Ihren Eyerſtock habe ich nirgends abgebildet gefunden; des— wegen muß er etwas ſelten vorzuͤglich auf unſern Kuͤſten ſeyn. — Die kranzfoͤrmige Geſtalt des Eyerſtocks, die aſchgraue durch⸗ ſichtige Farbe der daran haͤngenden Beeren, und die Geſtalt der Jungen unterſcheiden ſich zwar hinlaͤnglich von allen uͤbrigen Arten; aber die vergroͤſſerte Abbildung kommt mir in vielen Stuͤcken fremd und ſelten vor. Die Freßzangen ſtehn an bey⸗ den Seiten vorn wie die Freßzangen der Hirſchkaͤfer, an der innern Seite, mit Zähnen beſezt, weit hervor; da die Zähne bey den uͤbrigen Arten vorn uͤber und in einander wie der Schnabel ei— nes Raubvogels ſtehn, und gewoͤhnlich in den Lippen zuruͤckge⸗ zogen liegen. Faſt glaube ich, daß Bomme die beyden her⸗ vorſtehenden Faͤnger mit Warzen fuͤr den Schnabel angeſehn habe. Die Scheide des Leibes iſt deutlich, und ſteht vom Körper ſehr ab; hinten endiget ſich der Leib mit ein paar ku⸗ gelrunden Anhängſeln „ Aber welchen zu beyden Seiten zwey Fluͤgel hervorragen, die Bomme zungenartig zu nennen ſcheint. Sie ſind auch wirklich nicht ſo rundlich als die kleinen Floſſen an dem Thiere des Rondelet. Hinter den Augen liegen ein * paat 322 paar laͤnglichtrunde Körper, die mir ebenfalls fremd vorkom⸗ men, ob ich gleich weiß, daß alle die Thiere jung ſehr groffe bervorſtehende Augen haben. Es ſcheint nicht, daß Bomme ein groſſer Beobachter war. Auch die Albatroſſen verzehren die Dintenfiſche in Menge; und Herr Forſter in Halle verſichert mich, daß er die Schnaͤ. bel davon haͤufig ir dem Magen dieſer Voͤgel angetroffen habe. Schon Bellon erzaͤhlte, daß die Seemoͤven ſehr begierig nach ihnen find, und fie häufig verſchlingen, wenn fie nach der Bes gattung entkraͤftet an den Ufern trieben. Vermuthlich iſt auch die Geſchichte bey den Alten von dem Adler, welcher einen Meerpolypen raubte, eher von einem eigentlichen Seevogel zu verſtehn. Zu den Bemerkungen über die Voͤgel muß ich noch eine wichtige Anmerkung hinzufuͤgen, die ich eben in Sprengels und Forſters Beytraͤgen zur Voͤlker⸗ und Laͤnderkunde 3 Th. 213 finde, Herr Forſter bemerkt, daß die Fuͤſſe der Waldhuͤner eine beſondre Eigenſchaft haben, welche von wenig Naturkundigern erwaͤhnt worden ſey. Bey verſchiedenen Gattungen haben die Zehen an jeder Seite eine Reihe kurzer biegſamer Zaͤhne, wie die Zähne eines Kammes. Die Gattungen, welche ſolche aus⸗ gezakte Zaͤhne haben, find: Der groſſe Auerhahn, Tetrao Uro- gallus Linn. 2) Das Birkhuhn, Tetr. Tetrix Linn. 3) Das gefleckte Waldhuhn, Tetr Canadenfis oder Tetr. Canace Linn. 4) Das Kragenwaldhuhn, T. Umbellus L. 5) Epaulettenwaldhuhn, Tetr. Togatus Lin. 6) Das Faſan⸗ waldhuhn, T. Phaſianellus. 7) Das Haſelhuhn, Tetr. Bo- naſia Lin. 8) Das pyrrnaͤiſche Waldhuhn, T. Alchata Lin, Herr Forſter meint, daß dieſer Umſtand mit der Zeit ein vor⸗ zuͤgliches Kennzeichen bey einer Abtheilung in dieſem groſſen Geſchlechte werden koͤnne. Das Seehuhn, Tetr. Lagopus g | Lin, 323 Lin. habe dieſe Zähne nicht, ſo wenig als das gemeine und das rothe Rebhun. Sonach waͤre alſo die Bemerkung des Kay⸗ ſers Friedrich von dieſem Umſtande viel allgemeiner wahr, als ich anfangs glaubte. Der Unterſchied bey den Waldhuͤnern liegt nur darinne, daß die kammartigen Zähne an beyden Sei— ten der Zehen ſtehen, bey den andern Voͤgeln aber nur an der innern Seite an einer Zehe. Ich habe noch niemals Gelegen⸗ heit gehabt eine Art mit dergleichen Zehen zu unterſuchen ‚um ihre. Beschaffenheit jezt 4 genau beſtimmen zu koͤnnen. P — KF a r r ——ů — — Ueber die Luftwerkzeuge der Voͤgel. Schon zu lange bin ich Ihnen die verſprochene Mittheilung meiner Beobachtungen über die Luftwerkzeuge der Vögel ſchul— dig geblieben; und ich muß aufrichtig geſtehn, mir iſt dieſe Arbeit ſehr ſchwer geworden. Aus einer zwey Finger ſtarken Sammlung von Bemerkungen, woraus jemand, der nur eine kleine Gabe der Wettlaͤuftigkeit beſaͤſſe, leicht einen mäßigen Folianten zuſammenſchreiben koͤnnte, ſoll ich Ihnen die Reſultate auf wenigen Seiten liefern; ich ſoll, ohne Zeichnungen beyzu⸗ fuͤgen, (denn eine oder zwey koͤnnen nichts erlaͤutern) etwas deutlich beſchreiben, das ſich vielleicht allein beym Anſchauen der Praͤparata deutlicher erklären läßt. Sie wollen von einer Sache etwas, zum wenigſten nichts ganz unvollſtaͤndiges er⸗ fahren, von der ich ſeit beynahe zwey Jahren nur abgeriſſene Beobachtungen habe ſamlen koͤnnen. An Vögeln, deren Rumpf nur etwas verlezt iſt, laſſen ſich die Luftbehaͤlter gar nicht unters ſuchen; und doch erhalte ich die meheſten geſchoſſen, häufig zerſchoſſen, ober die Faͤulniß hat ſchon einen groſſen Theil der duͤnnen Haͤute ſo muͤrbe gemacht, daß ſie der Injection gar nicht widerſtehn koͤnnen. Ich werde daher noch immer ein oder zwey Jahre noͤthig haben, ehe ich meinen Beobachtungen einige Vollkommenheit zu geben im Stande ſeyn werde. Mery war der erſte, neh die Luftblaſen entdeckte, wenn Pers * 2 rault 324 rault, wie es mir ſehr wahrſcheinlich aus ſeiner undeutlichen Beſchreibung wird, dieſelben nicht ſchon vorher in dem Strauſſe geſehn hatte. Camper und Hunter entdeckten zuerſt, daß verſchiedene Knochen, der Voͤgel kein Mark haͤtten, und durch Luftblaſen mit den Lungen in Verbindung ſtuͤnden. Die Beſchrei⸗ bung der Luftroͤhre, der Lungen, und der holen Knochen, mels che Camper ſo vortreflich beſchrieben und abgebildet hat, wer⸗ den fie mir gewiß gern erlaſſen, und erlauben, mich allein auf die Luftblafen und ihre Verbindung mit den Lungen, und hohlen Knochen einzuſchraͤnken. Doch kann ich nicht umhin zu bemerken, daß die Luftroͤhre nie bey ihrer Theilung eine Oefnung habe, durch welche die Luft aus ihr ſogleich in die Hoͤlung der Bruſt kommen koͤnne; daß die Lungen nicht ohne alle Bekleidung ſon⸗ dern mit einer duͤnnen Haut umgeben find, ſo daß die Luft nicht ſogleich aus ihnen in die Hoͤlungen des Koͤrpers anders kommen kann, als durch gewiſſe Oefnungen. Daß die Schenkelknochen des Reihers, welche Camper beym Storche hohl fand, gegen meine Erwartung mit Mark angefuͤllt waren; und endlich, daß die Lungen in gar keiner Verbindung mit den Hoͤhlen der Unterkinnlade ſtehn. Vermuthlich bey allen Voͤgeln, weil ſie wahr⸗ ſcheinlich Luftbehaͤlter haben, befinden ſich verſchiedene Oefnun⸗ gen in den Lungen, wodurch die Luftblaſen mit Luft angefuͤllt werden. Bey Huͤhnern, Enten, Tauben, Kraͤhen u. ſ. w. habe ich deren 7, bey den Falken 6; bey dem Sperlinge 5, und bey dem Reiher nur 4 gefunden; doch hatte die etwas zer⸗ riſſene Lunge des leztern hin und wieder das Wachs durchge⸗ laſſen, wodurch die genauere Unterſuchung derſelben unmöglich ward. Bey den Huͤhnern und uͤbrigen mit 7 Oefnungen ver⸗ ſehnen Vögeln, liegt die erſte derſelben nahe bey dem Eingan⸗ ge der Lungenſchlagader in der Lunge; die zweyte Oefnung befindet ſich ebenfalls an der obern Kante der Lunge, an der aͤuſſern der Ribben zugekehrten Seite, dicht bey dem Eintritte des Luftröͤhrenaſtes; die dritte liegt gleich neben dieſer, und an der dretten wieder, ganz an der obern Spitze des aͤuſſern Ran⸗ des der Lungen die vierte. Die fünfte befindet ſich ebenfalls an dem pe Rande der Lungen, BR weit von der en Spitze 325 Spitze derſelben, in welcher die ſechſte und fiebente Oefnung liegen, welche fich beyde in einen gemeinſchaftlichen Canal vereinigen. Bey den Falken war nur der Unterſchied zu bemerken, daß die fünfte Oefnung der Lungen ſich an der innern Kante ders ſelben befand, und die dritte gaͤnzlich fehlte; fonft ſtimmten fie voͤllig mit den Huͤhnern uͤberein. Bey den Sperlingen fehlen die zwote und dritte Oefnung mit den aus ihnen angefuͤllten Luftblaſen gaͤnzlich; die uͤbrigen 5 waren an eben den Orten wie bey den vorigen Voͤgeln. Vey dem Reiher lief die Lunge gegen den Hals zu in einer Spitze aus, in welcher ſich die erſte Oefnung zum Durchgange der Luft befand: fie ſtimmt alſo in Abſicht der Lage mit der vierten der Huͤhner uͤberein; die bey⸗ den übrigen waren diejenigen, welche ich bey dieſen die erſte fuͤnfte und ſechſte genennt habe. Das Bruſtfell bildet den groͤſten Theil der Luftbehaͤlter der Voͤgel; es beveſtiget ſich eben ſo, wie bey den Saͤugethie⸗ ren, an den Ribben, und bekleidet die inwendige Höle der Bruſt, es uͤberzieht das Bruſtbein, und bildet von daraus ein wahres Mittelfell, an dem die Leber haͤngt, und welches mir dasjenige zu ſeyn ſcheint, was Ariſtoteles, Coiter, Perrault und Hunter das Zwergfell nennen. Es bildet die⸗ ſes Mittelfell eben eine ſolche dreyeckigte Hoͤhle, wie bey den Menſchen, worinn der Schlund und die groſſen Adern nebſt ei⸗ ner Luftblaſe liegen. Derjenige Theil des Bruſtfells, welcher die Lunge umgiebt, ſchließt ſich groͤſtentheils dicht an denſelben an, und bildet verſchiedene Saͤcke, welche die Bruſt und den Bauch einnehmen oder iſt von einer duͤnnern und ſchwaͤchern Be⸗ ſchaffenheit, und macht die Luftblaſen aus, je nachdem es vors zuͤglich durch die weichen Theile des Koͤrpers mehr eingeſchraͤnkt ft, oder mehr Raum ſich aus zudehnen erhält, Die Luftbe⸗ haͤlter der Hühner, Tauben, Kraͤhen, Enten, waren bis auf einige Kleinigkeiten, welche hier anzufuͤhren, mich zu weit von meinem Zwecke, blos einen allgemeinen Begriff davon zu geben, ableiten würde, vollkommen aͤhulich. Bey den Falken fanden nur wenige Verſchiedenheiten ſtatt, und eben ſo bey den Sper— x 3 lins 326 lingen, auſſer, daß verſchiedene Luftblaſen fehlten, die bey jes nen aus denen ihnen mangelnden Oefnungen der Lunge, die Luft erhalten. Ich werde daher die Luftbehaͤlter, ſo wie ich ſie bey den Huͤhnern gefunden habe, beſchreiben und blos die merkwurdigſten Abweichungen bey andern Voͤgeln angeben; bey den Reiher ſind ſie aber ſo verſchieden, daß dieſe eine eig⸗ ne Beſchreibung erfordern. Die erſte Oefnung der Lunge füllt die vordere Herzluftblaſe Fbulla cordis anterior) mit Luft. Dieſe Luftblaſe entſpringt mit ihrer dem Rücken zugekehrten Seite aus der Lunge und liegt unter dem vordern Auſatze des Bruſtbeins. Kurz nach ihrer Vereinigung mit der Lunge bildet ſie einen Canal, wodurch die Schulterluftblaſe (bulla ſcapularis) die Luft empfängt; nach vorne aber gegen das Schluͤſſelbein füllt fie durch eine Oefnung die Holen deſſelben mit Luft. In der Gegend des Herzens vereiniget fie ſich mit der Luftroͤhren⸗Luftblaſe (bulla laryngea) und bildet unter dem Bruſtbeine eine ganze Lage kleiner Blaſen, welche den hohlen Zwiſchenraͤumen deſſelben die Luft mittheilen. Die Schulterluftblaſe (bulla ſcapularis) welche aus dieſer Herz⸗ luftblaſe entſpringt, iſt ziemlich groß, bey den Raubvoͤgeln eine der größten: fie liegt hinter den Schluͤſſelbeinen auf den Ribben und ihren Mufkeln, und erſtreckt ſich bis zu den Schul⸗ terblaͤttern; darauf geht fie, gleichſam vermittelſt eines groſſen Sacks, unter den Schluͤſſelbeinen durch, und bildet daſelbſt gewiſſermaſſen eine neue Luftblaſe, die man die Schluͤſſelbein⸗ Luftblaſe (bulla fubclavia) nennen koͤnnte, da fie dem erſten Anblicke nach von der vorigen ganz verſchieden iſt; uͤbrigens iſt ſie, ſelbſt bey den verſchiedenen Individuen, oft an den beyden Seiten in ihrer Bildung ſich wenig aͤhnlich. Von unten fuͤllt ſie die Achſelluftblaſe (bulla axill laris) mit Luft, deren Groͤſſe und Bildung ſehr unbeſtimmt iſt; ſie liegt inzwiſchen immer bey der Biegung des Schulterbeins, und ſchlingt ſich um den Kopf deſſelben oft mit vielen Auhagen verſehn, herum. Bey den Raubodͤgeln bildet fie uͤberdem eine groſſe Blaſe, die ſich laͤngſt dem Bruftbeine bis zur fünften Ribbe erſtreckt, und den | El 327 Hühnern gänzlich fehlt. Dieſe Achſelluftblaſe geht in einem Ca⸗ nal uuter der Flechſe des Schulterblattmuſ kels durch, und bil— det alsdann die Ruͤckenluftblaſe (bulla dorſalis) welche uͤberdem noch durch einen andern aber kleinern Weg von der Schulter⸗ luftblaſe Luft empfaͤngt, und fo dieſe beyden Luftblaſen vereiniget. Ihre Bildung iſt eben ſo wenig bey den ver— ſchiedenen Vogelarten beſtimmt, wie die der vorigen; fie ums giebt von der Nuͤckenſeite den Kopf des Achſelbeins, und liegt theils auf dem Schulterplatte, theils auf den Muſkeln deſſelben; am merkwuͤrdigſten aber iſt ein enger Canal, womit ſie ſich durch die Hoͤhle der Achſelbeine hindurch windet, und daſſelbe mit Luft anfuͤllt. Bey den Falken und Eulen erſtreckt ſie ſich noch manchmal ziemlich weit zwiſchen den Armmuſ keln, und theilt der Halsluftblaſe (bulla jugularis) die Luft mit, welche bey den Huͤhnern dieſelbe aus der dritten Oefnung der Runge erhaͤlt. Die zweyte Oefnung der Lungen ergießt die Luft in die hintere Herzluftblaſe (bulla cordalis poſterior) welche hinter den Luftroͤhrenaͤſten und dem Herzen liegt, und eben daher eine plattgedruͤckte Geſtalt hat. Sie theilt die Luft allein der Luft⸗ roͤhren Luftblaſe (bulla Jaryngea) mit, welche zwiſchen den Luftroͤhrenaͤſten in die Höhe ſteigt, auf der Luftroͤhre ſelbſt liegt, und bey den Falken ſehr groß iſt. Aus der dritten Oefnung der Lungen wird bey den Huͤhnern und aͤhnlichen Voͤgeln die Halsluftblaſe (bulla jugularis) angefüllt, welche dann erſt ſicht⸗ bar wird, wenn man die Schluͤſſelbein, Luftblaſen weggenom⸗ men hat. Sie liegt auf dem langen Muſkel neben dem lezten Halswirbel, und erſtem Ruͤckenwirbel, ſchlaͤgt ſie darauf zur Seite, und liegt alsdann auf dem bloſſen Wirbelbeine, und füllt den erſten und die folgenden Nuͤckenwirbel mit Luft. Vermuthlich iſt dieſe kuftblaſe mit einer andern kegelfoͤrmigen vereinigt, welche laͤngſt dem Ruͤckgrade liegt, deren wahren Urſprung ich aber nicht entdecken konnte, ſo wie ich ſie auch nur bey 2 Huͤhnern fand. Die Bruſt bildet in der Gegend der Lungen einen der groͤſten und merkwuͤrdigſten Luftbehaͤlter, welcher ſich an den Seiten bis zur Pfanne des Schenkelbeins erſtreckt, und alſo * 4 | den 3 2 8 7. nn den groͤſten Theil der Bruſt und einen groſſen Theil des Bauchs einnimmt. Dieſer Bruſtſack beſteht aus zwey groſſen Hoͤhlen, die in der Mitte durch eine haͤutige Scheidewand von einander getrennt find, und alfo gar keine Verbindung mit einander has ben. Der erſte Bruſtſack empfängt aus der vierten Oefnung der Lungen die Luft, und erſtreckt ſich von der vordern und aͤuſſern Spitze derſelben bis zur fünften Oefnung, alſo faſt bis zum Ende derſelben. Er liegt dicht auf der Leber, und reicht bis ans Bruſtbein. An der andern Seite geht er bis zum Ruͤckgrade, und ſchließt den Schlund ein. In der Gegend des Ruͤckgrads bildet er eine Spitze, die der Luftroͤhre zugekehrt iſt. Zwiſchen den Spitzen der beyden erſten Bruſtſaͤcke befin⸗ det ſich die Schlundluftblaſe (bulla oelophagi) welche an der rechten Seite auf dem Schlunde liegt, und ſich bis unter den Magen hin erſtreckt, und die Luft beyder Lungen auf dieſe Weiſe vereiniget. Der zweyte Bruſtſack iſt weit kleiner wie der erſte; er bekommt die Luft aus der fünften Lungenoͤfnung, von der er bis zum Nande der Leber und der Spitze des Bruſt⸗ beins hinaufſteigt, und ſich nachher in einer ſchraͤgen Linie herunter bis zur Pfanne des Schenkelbeins erſtreckt; hier hat er eine Oefnung, wodurch er die Luft in eine Hoͤhle hinein blaͤßt, welche von dem Bauchfelle und dem Queermuſ kel gebil⸗ det wird. In dieſer Höle iſt, fo viel ich wahrnehmen konnte, die Luft in keinen beſondern Haͤuten eingeſchloſſen, ſondern blos durch das Zellengewebe ergoſſen. Die Hoͤle ſelbſt entſteht durch das feſte Anſchlieſſen des Bauchfells an der vierten Rib⸗ be und der weiſſen Linie; ich wuͤrde ſie auch nie fuͤr einen Luft⸗ behaͤlter gehalten, ſondern geglaubt haben, daß vielleicht durch zu heftige Injection das Wachs dahin gedrungen waͤre, wenn ich dieſes Ereigniß nicht bey den mehrſten von mir in dieſer Abſicht zergliederten Vögeln geſehn hätte, Der groͤßte aller Luft⸗ behaͤlter ſind die beyden Bauchſaͤcke, welche vermittelſt eines langen bis zur Pfanne des Schenkelbeins laufenden Canals, die Luft aus der ſechſten und ſiebenten Oefnung der Lunge empfan⸗ gen. Sie erſtrecken ſich bis zur Leber, welche mit der Milz uͤber beyde heruͤber liegt, und von da bis zum Steiſſe, und fuͤllen 329 füllen den ganzen Unterleib mit Luft, ſo, daß fie die Gedaͤrme auf beyden Seiten einſchlieſſen. Auf dem linken Sacke, wel⸗ cher der groͤſte iſt, liegt der Magen, und biegt ihn, vorzuͤg⸗ lich bey den huͤhnerartigen Voͤgeln, ſtark nach der rechten Seite hinuͤber. An beyden Seiten treten dieſe Bauchſaͤcke aus der Oefnung des Beckens heraus, und bilden einige Blaſen zwiſchen den Huͤftmuſkeln an dem Kopfe des Schenkelbeins; bey den Raubvoͤgeln aber dringt überdem noch eine Verlaͤnge⸗ rung unter dem birnfoͤrmigen Muſkel in der Gegend der Pfans ne hervor, die durch einen feinen Canal die Schenkelknochen mit Luft anfüllt. Dieſer Canal iſt bey dem Kraͤnzlein (ſtrix paflerina) mit denen durch die Oefnung des Beckens heraus⸗ getretenen Blaſen vereiniget. Dieſes iſt die Beſchaffenheit der Luftbehaͤlter bey den Huͤhnern, Raubvoͤgeln und Sperlingen; es iſt mir nun noch uͤbrig, dieſelben bey dem Rether zu beſchreiben, doch muß ich gleich anfangs bemerken, daß der zweyte Bruſtſack, wegen ſtarker Beſchaͤdigung des Vogels, gar keines, der Bauchſack aber nur wenig Wachs empfangen hatte, welches zwiſchen den Huͤftmuſ keln, wie bey den Huͤhnern verſchiedene Blaſen bildete. Es iſt mir auch wahrſcheinlich, daß dieſe Theile mit den beſchriebenen ſehr uͤbereinſtimmen, und ich ſchraͤnkemich daher blos auf diejenigen ein, die aus den erſten Oefnungen der Lungen die Luft erhalten. Die an der Spitze der Lungen be⸗ findliche Oefnung theilte die Luft einer Blaſe mit, die einiger⸗ maſſen mit der vordern Herzluftblaſe der Huͤhner uͤbereinſtimm⸗ te, ſich aber vorzuͤglich dadurch von ihr unterſchied, daß ſie bey der Vereinigung der Schluͤſſelbeine und des Schulterblat⸗ tes aus der Bruſt heraustrat; und in einiger Entfernung von dem lezterm, ſich bis zur Haͤlfte ſeiner Laͤnge hin erſtreckte. Sie fuͤllte die Schluͤſſelbeine und verſchiedene Blaſen mit Luft an, von denen die vornehmſten in etwas der Achſelluftsblaſe entſpricht. Dieſe liegt gleich unter dem groſſen Bruſtmuſkel, und beſteht aus zweyen Theilen, die durch eine tiefe Furche von einander getrennt werden. Der groͤſte Theil derſelben iſt birnfoͤrmig, X 5 und 330 und empfängt die Luft zwiſchen den Schluͤſſelbeinen, dem Ro: pfe des Achſelsbeins und dem anziehendem Armmuſkel aus der Herzluftblaſe, und ruht auf allen dieſen Theilen. Sie vereiniget ſich gegen ihre Spitze zu mit dem zweyten Theile, welcher er auf der andern Seite des Schluͤſſelbeins auf dem Ende des mittlern Bruſtmuſkels liegt, und mit feiner Spitze zwiſchen dem Kopfe des Schluͤſſelbeins und der Gabel in die Bruſt hinein laͤuft, und ſich von neuem mit der Herzluftblaſe vereinigt. Nachher lauft die Herzluftblaſe unter dem Schluͤſ⸗ ſelbeine aus dem Kopfe des Schulterblattes laͤngſt den Halb⸗ wirbeln hin, und füllt die Halsluftblaſe mit Luft, die bey dem Reiher, wie bey ſonſt irgend einem von mir zergliedertem Vo⸗ gel war. Die zweyte Lungenoͤfnung theilte die Luft dem vordern Bruſtſacke mit, der von auſſen uͤberall durch die duͤnnen Zu⸗ ſammenzieher der Bruſt durchblickte, und ſich bey der dritten Ribbe in eine ſcharfe Spitze endigte. Er lief unter den Schluͤſ⸗ ſelbeinen weg, und bildete vorn an der Gabel 2 weite Blaſen die mit einander verbunden waren, und bis zum Halſe her⸗ abliefen, wo ſie blos ſoviel Raum uͤbrig lieſſen, als der Durchgang des Schlundes, und der Luftroͤhre erfordern. Die⸗ ſer Bauchſack nahm den ganzen Raum der Bruſt ein, und bildete unter dem Bruſtbeine eine dünne Lage von Blaſen, wel- che demſelben die Luft mittheilten. Zwiſchen demſelben und dem Herzen machten noch zwey duͤnne platte Blaſen, welche gewiſſer⸗ maſſen der Schlundluftblaſe entſprochen, indem fie die bey⸗ den Bruſtſaͤcke vereinigten. Hinter dem vordern Armmuſkel bildete der Bruſtſack einen Canal, der die Ruͤckenluftblaſe mit Luft verſah, welche aber mit der vordern Herzluftblaſe in Ver⸗ bindung ſtand. Sie lag zwiſchen dem Anzieher des Arms und dem vordern Fluͤgelſpanner und fuͤllte das Achſelbein mit Luft, ſchlug ſich aber nicht, wie bey den Huͤhnern, um den Kopf deſſelben herum. | | Dies 31 Dieſen kurzen aber vortreflichen Aufſatz meines Freundes, des H. Blaſius Merrem habe ich ganz eingeruͤckt, weil er einige meiner Bemerkungen ergaͤnzt, andre erlaͤutert. Er war, Gott weiß durch welches Schickſal an eine Stelle ver⸗ ſchlagen worden, wo ihn Gelehrte gewiß nicht vermuthen, und daher nicht nutzen konnten. Bey Ausarbeitung meiner Bemerkungen uͤber einige Voͤgel kannte ich die Entdeckungen des H. Merrem nur noch aus den abgebrochenen Auszuͤgen in den Goͤttingiſchen Anzeigen 1782 6 Stuͤck; eben jezt aber fand ich von ohngefaͤhr in den Berliner Intelligenz-Blaͤttern 1784 No. 12 und 13 den vorhergehenden Aufſatz, in wel⸗ chem ich die Arbeit meines Freundes wieder erkannte, ob gleich nirgends ſein Name dabey erwaͤhnt wird. Ich glaubte, vielleicht aus allzugroſſer Eigenliebe, doch gewiß aus wahrer Hochachtung gegen meinen Freund, den treflichen Aufſatz mehr in den Umlauf zu bringen, wenn ich ihn in dieſe Sammlung aufnahme, wo er uͤberdieß manche Stelle ergänzt und erlaͤu⸗ tert. Vielleicht kommt er fo eher in die Hände achter Natur, forſcher, welche das ihrige beytragen werden, dieſe Entde⸗ ckungen an mehrern Geſchlechtern und Arten von Voͤgeln fort⸗ zuſetzen und zu vermehren. Meinem Freunde verdanke ich noch eine Erlaͤuterung uͤber die Fluͤgelſporen der Voͤgel, welche er mir in einem Schreiben mitgetheilt hat, als ich ihn um die wahre Beſchaffenheit der⸗ ſelben befragte. Er antwortete mir: Der Sporn der Parra und andrer Voͤgel iſt ein Nagel am Daumknochen, oder die ala notha die keine Federn hat. Ich habe bey Hrn. Prof. Blumenbach ein aͤhnliches Beyſpiel an einem Taubenfluͤgel geſehn: Wenn ſich dieſes bey allen Voͤgeln, welche Spornfluͤ⸗ gel haben, ſo verhaͤlt, ſo iſt meine Vermuthung allerdings un⸗ gegruͤndet; und die dunkle Stelle des Kayſer Friedrich erhält durch dieſe Bemerkung, Beſtimmung und Erklaͤrung. Nach dem was ich an den von mir unterſuchten Voͤgeln bemerkt habe, konnte ich nicht anders glauben, als daß der verlaͤn⸗ gerte Knochenanſatz uͤber dem falſchen Fluͤgel den Sporn N wei 332 weil ich dem falſchen Flügel nur eine einzige Beſtimmung beym Fluge nach dem Beyſpiele des Kayſer Friedrich zutrauete. Einen neuen Beytrag zur nähern Beſtimmung des Cha⸗ racters, welchen die Zehen der Voͤgel darbiet en, giebt mir jezt die neue Reiſebeſcheibung von Sonnerat, wo im zweyten Theile S. 169 der deutſchen Ueberſetzung drey Meervoͤgel unter dem Namen von Seerebhuͤhnern beſchrieben werden, welche kleine Klauen, und die an der Mittelzehe mit einer ſehr kenntbaren, in Geſtalt einer Saͤge zugeſchnittene Graͤte haben. Die Mit⸗ telzehe iſt mit der aͤuſſern durch eine Haut bis zum erſten Ge⸗ lenke verbunden. Der untere Theil der Schienbeine iſt unbe⸗ fiebert; der Schnabel kurz, an der Wurzel breit, auf beyden Seiten zuſammengedruͤckt, oben conver, gegen die Spitze et⸗ was gekruͤmmt. — Der weiſſe indiſche Offenſchnabeler (Bec- ouvert) den Sonnerat Taf. 122 abgebildet, und wovon Buͤffon eine Art beſchrieben hat, kommt in Anſehung ſeiner Fuͤſſe und Schienbeine mit dem Reiher uͤberein, aber er hat nach Buͤffon nur halb das Kennzeichen jenes Vogels an der Klaue der Mittel jehe, welche ſich zwar auf der innern Seite wie eine vorſtehende Spitze erweitert, aber an der Schneide nicht gezaͤhnt iſt. Die obere Kinnlade iſt am Rande der Spt: tze an bis zur Halfte gezaͤhnt; die vordern Zehen find bis zum erſten Gelenke mit einer Haut verbunden. Von der Aehnlich⸗ keit beyder Voͤgel mit dem Reiher will ich hier nicht urtheilen, nur aber noch bemerken, daß das Kennzeichen des an der in⸗ nern Seite, der Mittelzehe hervorſtehenden ſcharfen ungezaͤhn⸗ ten Randes mehrern Voͤgeln auſſer dem Reihergeſchlechte ge⸗ mein iſt, obgleich ſeithero noch ſehr wenige darauf geachtet ha⸗ ben, wie ich bereits erinnert habe. Von dem kleinem ſchreyen⸗ den Bußard von Coromandel merkt Sonnerat S. 144 auch an, daß die Klaue der Mittelzehe ſich einwaͤrts in eine vor⸗ ſtehende ſehr ſchneidende Spitze ausdehne. ueber 333 Ueber die Salbedruͤſen der Vögel finde ich jezt eine Bes merkung des Tyſon, welche ich noch anführen muß, ob er gleich dieſelben aus einem ganz andern Geſichtspuncte betrach⸗ tet. Doch eben dieſes iſt bey einem zweydeutigen Umſtande noͤthig und nuͤtzlich; damit man deſto eher aus der Ueberein⸗ ſtimmung mit andern Thieren den wahren Nutzen eines fons derbaren Theils erkennen moͤge. In der Zergliederung des Biſamſchweins (Piniloſoph. Tranſact. No. 153.) wo Tyſon von der Ruͤckendruͤſe dieſes Thieres ſpricht, vergleicht er das mit die Druͤſen bey andern Thieren, welche eine eigne ſtark riechende Materie zubereiten, und jedem Thiere einen eignen Geruch mittheilen. Die Vipern, Klapperſchlangen, und an⸗ dre kriechende Thiere haben am Schwanze zwey lange Säcke mit einer ſtinkenden Feuchtigkeit, welche den Geſtank dieſer Thiere verurſacht. An dem Bürzel (rumps) der Vögel fin⸗ det man zwey Druͤſen, welche drey Abfuͤhrungsroͤhren auf der Spitze uͤber der Haut haben, und eine ſtinkende Feuchtigkeit von ſich geben. Dieſe Druͤſen ſind in den Gaͤnſen und Enten ⸗ arten, welche im Waſſer leben, am groͤſten; in den kalekuti⸗ ſchen Hünern (Turkeys) iſt der Buͤrzel weniger druͤſigt, hat aber inwendig eine groͤſſere Blaſe. In dem Strauß liegt die Druͤſe hoͤher am Ruͤcken, und macht daſelbſt zwey Bukel, und unter der Haut iſt eine Blaſe mit einer geronnenen gelb⸗ lichten Materie gefuͤllt. Dieſe Lage kommt ſchon der Lage der Druͤſen beym Biſamſchweine naͤher. Das Moſchusthier hat den Sack am Bauche bey dem Nabel. — Sonach ſieht man allerdings eine Uebereinſtimmung in dem Daſeyn und in der Lage dieſer Druͤſen bey mehrern Thieren; aber ihre Beſtim⸗ mung iſt uns noch voͤllig unbekannt, auſſer bey den Voͤgeln. Ob aber der bey ihnen ſeither vermuthete und faſt allgemein angenommene Geruch dieſer Druͤſen der einzige fey; oder ob man daraus mit einiger Wahrſcheinlichkeit auf den Gebrauch derſelben bey ben vierfuͤßigen und kriechenden Thieren ſchlieſ⸗ ſen koͤnne, iſt ſchwer zu beſtimmen, ſo lange Verſuche und Erfahrungen fehlen. An dem Biber wollte Rondelet bemerkt haben, daß er oft den Saft des Biebergeilſacks ausſauge, und | dar 334 damit alle Theile feines Körpers eihfalbe: aber dies ſcheint blos eine Muthmaſſung zu ſeyn, die ich noch nirgends beflätiget gefunden habe. Eine andre Nachricht von dem Biber in Canada ſagt, daß das Thier mit der Pfote den Saft ausdruͤcke, um die vergangene Esluſt wieder herzuſtellen. Aber auch davon fehlen wiederholte Erfahrungen. Die Beſchaffenheit der Lunge in der Meerſchildkroͤte des Gottwald erinnert mich an einen aͤhnlichen Umſtand, den Tyſon an der Klapperſchlange bemerkt hat. Ihre Lungen liegen vom Schlunde 3 Fuß lang im Leibe herab; der vordere Theil beſteht aus Blaſen, oder Zellen, wie beym Froſch, der hintere aber aus einer einzigen Blaſe. Darüber macht Ty⸗ ſon einige Anmerkungen. Die Lungen des Waſſerſalamanders und einiger andrer Thiere beſtehn aus 2 groſſen Blaſen; die vom Froſch, Krokodil und andern aus zwey Lappen von haͤutigen Zellen; aber die Klapperſchlange und alle Thiere dieſer Fami, lie haben zwar nur einen Lungenlappen, aber dar inne bey⸗ de Arten von Lungen vereinigt. Der vordere Theil enthaͤlt lauter Blaͤsgen oder Zellen; der hintere aber eine ganze groſſe Blaſe. Bey der Landſchildkroͤte findet man zwey Lappen, auf jeder Seite einen; aber dieſe ſind wiederum in mehrere andre ab⸗ getheilt, nach den Abtheilungen der Ribben, welche an der Schale befeſtiget ſind, und liegen meiſt im Leibe, das heißt, in dem niedrigſten Theile des Körpers. Merkwuͤrdig iſt es, daß, wo die Bronchien zuerſt in dieſe Abtheilungen treten, ſie netzfoͤrmig ſind, und alsdann eine groſſe Hoͤlung bilden; ſo daß bey dieſen Thieren, wo das Beſtreben zum Athemholen nicht fo häufig iſt, die Natur eine Vorrathskan mer für die Luft in dieſen langen Blaſen angelegt hat, woraus fle nach den Erforderniſſen der thieriſchen Oekonomie jederzeit ausge⸗ ſpendet werden kann. Denn Schildkroͤten, Vipern, Froͤſche, Kroͤten und dergleichen, welche einen groſſen Theil des Jah⸗ des durch ſchlafen, und vorlaufig barzu einen ua Petz me = Bag Speiſe einnehmen, verſehen ſich vielleicht auch mit Luft. In⸗ dem ſie ſo in einem betaͤubendem Schlafe wie todt liegen, iſt es zweifelhaft, ob fie eine Bewegung in den Theilen übrig haben, wel⸗ che darzu dienen, friſche Luft einzuziehen. So hat der Waſ— ſerſalamauder ſtatt der kungen zwey Blaſen, vermuthlich, das mit er nicht ſo oft aus dem Waſſer kommen muͤſſe, um Luft zu ſchoͤpfen. Bey einer Viper, welche einige Tage lebendig blieb, nachdem man Haut und die meiſten Eingeweide davon getrennt hatte, bemerkte man nicht, daß die Lungen fielen, oder ſtiegen, ſondern fie blieben gleichfoͤrmig mit Luft angefuͤllt; aber ſobald ſie ſtarb, athmete ſie aus, und die Lunge fiel. Der Ma⸗ gen war leer, und ſo war er es eine lange Zeit geweſen. (Zer⸗ gliederung der Klapperſchlange Philofoph. Tranſact. No. 144) Hieraus iſt nun klar, daß dieſer ſonderbare Bau der Lungen der Klapperſchlange nicht eigenthuͤmlich iſt, fo wenig als der Meer⸗ ſchildkroͤſe, wo er auch keine Beziehung auf die Lebensart im Waſſer hat, wie Gottwald meinte. Ob der Satz, daß die Abtheilungen der Lungen ſich nach der Zahl der Ribben richten, uͤberall mit der Wahrheil uͤbereinſtimme, kann ich nicht ſagen. Bey der Waſſerſchildkroͤte ſcheint er einzutreffen; denn da lählte ich 10 Abtheilungen und eben fo viele Ribben. ee eee 22223222 eee Anatomiſche Beſchreibung des Braunfiſches. Ich unternehme die anatomiſche Beſchreibung der merk⸗ wuͤrdigſten äußern und innern Theile des Braunfiſches „ob ich gleich nur die aus dem Leibe des Thieres genommenen Einge⸗ weide und Daͤrme nebſt dem maͤnnlichen Zengegliede, und den aus einander genommenen Knochen des Kopfs und den Floſſen, theils in Weingeiſt aufbewahrt, theils trocken durch die Guͤte des H. D. Bloch erhalten, und außer ihrer natuͤrlichen Lage und Zuſammenhange unterſucht habe. Unterdeſſen verglich ich dabey ſorgfaͤltig die Bemerkungen eines Bellon, Ronde⸗ let, 836 let, Major, Redi, La Motte und Gunner ), und dadurch ſah ich mich in den Stand geſezt vom Ganzen eine geuaue Beſchreibung, und von einigen einzeln Theilen eine vollſtaͤndi⸗ gere Nachricht zu geben, als alle dieſe Beobachter einzeln hin⸗ terlaſſen haben: Das Skelet vom Kopfe des Delphin hat Bellon gezeich⸗ net, um daran die Aehnlichkeit mit dem Schweinskopfe zu zeis gen. An demſelben fallen zuerſt die zwey Locher in die Aus gen, welche in der Mitte des Scheitels ſenkrecht herunter in den Gaumen ſich oͤfnen. Sie find durch eine knoͤcherne Schei⸗ dewand getreunt, welche aber duͤnner als unten, und liegen von dem Behaͤltniße des Gehirns in einer Vertiefung des Schaͤdels, weil vor ihnen nach dem Schnabel zu zwey knoͤ⸗ cherne Erhoͤhungen ſind; hinterwaͤrts aber erhebt ſich der Kopf mit einer ſtarken Woͤlbung. Von außen haben beyde Gaͤnge nur eine einzige gemeinſchaftliche halbmondfoͤrmige Oefnung in der Haut mitten zwiſchen den Augen. Unter derſelben be⸗ findet ſich beym Delphin nach Rondelet ein weiches und fet⸗ tes Fleiſch, wodurch beyde Gänge genau verſchloſſen werden koͤnnen. Nach Bellon und Rondelet dienen dieſe beyden Blaſeloͤcher um Luft damit zu ſchoͤpfen und das mit der Nah⸗ rung eindringende Waſſer auszulaſſen. Major beſchreibt den innern Bau der Blaſeloͤcher undeutlich, und meint, fie dienten zugleich das Waſſer auszulaſſen, und ſtatt der Naſen⸗ loͤcher. Das leztere iſt ganz falſch und ungereimt; aber Ma⸗ jor hatte die eigentlichen Nafenlöcher nicht bemerkt. Nach Gunner find die Blaſeloͤcher inwendig mit einer Haut gefuͤt, tert, und oben unter der aͤußern gemeinſchaftlichen Oefnung | mit 5) Joh. Dan. Major in Miſcelian. Acad. Natur. Curiof. Decad I. A. 3. p. 22. (auch in Valentini Amphith. Zootom. p. 93. T. II) Redi degli animali viventi negli animali viventi S. 167. a Motte beym Xlein Miſſu I. p. 21. Gunner in Schriften der Dront⸗ heimer Geſellſch. 1. B. S. 237. Blaſtius und Ray beym Willug⸗ by II. c. 2. wie auch Kulmus Supplement. I. Actor. Vratislav. Artic. XI. Edward Tyſon, Anatomy of a Porpefs London. 1680. 40. und Th. Bartholin. Hiſtor. Anatom. rarior. Centur. II. Hiſtor. ler S. 215 kenne ich nur aus den Ciigtionen der erſten Shrift- * — : AT ae 532 mit einer ſchwarzblauen Haut bedeckt, welche um die Löcher in vielen Kreiſeu faft wie kleine Daͤrme lag. Die Decke des einen Lochs hing mit der andern zuſanunen; abgeſchnitten ſahen ſie wie eine Brille aus. Dieſe Haut iſt eine Verlaͤn⸗ gerung der aͤußern, ſchließt uͤber den Loͤchern dicht zuſammen, oͤfnet ſich nur durch die Luft oder das Waſſer, welche das Thier ausblaͤſet, und verhindert den Eingang derſelben. Die kleinen Naſenloͤcher fand La Motte 1 Zoll, Gunner 2 Zoll von der Spitze entfernt auf beyden Seiken der Schnautze lie⸗ gend. Zwey Zoll hinter den Augen liegen die zwey kleinen Ohrloͤcher, ſo groß wie der Kopf einer Stecknadel, mit vie⸗ lem Fette umgeben und bedeckt, daher ſie nicht leicht in die Augen fallen. Dies wollte vermuthlich Ariſtoteles auch ſa⸗ gen, wenn er berichtet, die Delphinen haften zwar einen ſcharfen Geruch und Gehör, aber keine ſichtbaren aͤußern Defs nungen darzu. An jedem Naſenloche bemerkte Klein eine kleine weiße Borſte, welche ſich bey alten Thieren leicht ab reiben, bey jungen aber allezeit finden ſollen. Das Ohr gleicht ziemlich dem menſchlichen; Klein hat es beſchrieben, und, jedoch undeutlich abgebildet. Die Hoͤle, worinne das Felſenbein ganz frey, und nicht mit dem Schaͤdel feſt verbunden lag, beherbergte in zweyen Exemplaren unzaͤhlige Wuͤrmer, ob ſich gleich ſonſt im ganzen Koͤrper keine Spur davon zeigte. Die Augen find nach Gunner klein, ſchwarzblau, etwas laͤnglicht, und den Schweinsaugen aͤhnlich; nach Major fo groß wie Menſchenaugen; nach Rondelet mit Augenlie⸗ dern ſo weit bedeckt, daß man nur den Stern ſehn kaun. Die Kryſtallinſe iſt nach Petit wie bey den Fiſchen rund. Daß die Tuͤmler oder Braunfiſche alle Jahr im Junius durch Vorwachſung eines Haͤutchens vor die Augen blind werden, und in dieſer Zeit leicht gefangen werden, iſt eine Erzaͤhlung des Anderſon ) welche Horrebow laͤngſt widerlegt hat. Dies f fer ) Nachrichten von Island S. 103. Zorrehow Nachricht. vou Is⸗ land S. 262. Olaffen Reiſe durch Island I. S. 12. Otto Fa⸗ briz Fauna Groenl, S. 46, Petit Mémoires de! Academie de Paris 1730. S. 11. \ 9 3 338 er merkt an, daß den Delphinen, fobald fie aus dem Meere auf die Boote losſtuͤrzen, die Augenlieder uͤber die Augen niederfallen, ſo daß ſie nichts ſehen koͤnnen. Die Urſache die⸗ ſes Zufalls hat er nicht erklärte Unterdeſſen hat Olaffen die naͤhmliche Sage widerhohlt; nur ſollen ſie nach ihm in der Zeit der Begattung, am Ende des Auguſt, blind werden, und oft gerade auf den Strand laufen. Bartholin fand in je⸗ dem Kinbacken 46 Zähne; Gunner im obern 46, un untern 44. Major in beyden 48, zuſammen alſo 96 Otto Fa⸗ briz in jeder 50. Dieſe Zähne ſitzen in den tiefen Spalten der Kinnladen, und ſind einander alle gleich; an meinem Exemplare ſind ſie klein, vorn breit und rundlich, auf der ei⸗ nen Seite mehr platt, auf der andern conver, an der Wurzel hohl, kurz fo wie ſie Klein abgebildet hat. Major beſchreibt ſie als ſpitzig, und ſo geſtellt, daß die obern zwiſchen die un⸗ tern ſich einfuͤgen; ſie ſeyen alle auch etwas beweglich. Die Zunge iſt nach ihm kurz, breitlich, oberwaͤrts gegen den Siber zu rauh, und uͤberall an den Gaumen angewachſen. Nach Gunner iſt fie rund und breitlich, hat vorwaͤrts Franzen (bermuiblich ſolche ſaͤgenfoͤrmige Einſchnitte, dergleichen Ronde⸗ let am Delphin bemerkte), und haͤngt durch ein ſtark gerunzeltes Band faſt an der Unterkinnlade, ſo daß ſie nicht hoch bewegt wer⸗ den kann. Beyde Kinnladen ſind einander in der Laͤuge gleich. Ariſtoteles ſcheint dieſen Thieren die Mundoͤfnung auf der uns tern Seite zu geben, wie bey den Hayfiſchen; er ſagt auch ganz deutlich, daß fie ihren Raub umgekehrt auf dem Rücken ergreifen und verzehren. Aber das erſtere ſtimmt nicht mit der Wahrheit uͤberein, denn die Mundoͤfnung iſt vorn, und lang; aber eben wegen dieſer Laͤnge, und weil die Oefnurig mehr nach unten zu liegt, glaubt Mondelet ebenfalls, daß dieſe Thiere ſich auf den Rücken wenden muͤſſen, um bequem ihren Raub zu verſchlingen. Weiter finde ich über dieſen Punct keine Aufklaͤrung. Das Gehirn iſt nirgends dentlich beſchrie⸗ ben. Rondelet merkt an, daß es in einer vordern und hin⸗ tern, nicht in einen rechten und linken Theil, wie beym Men⸗ ſchen, ſich trennte; doch will Major hinten eine rechte und linken 339 linke Abtheilung, vermittelſt eines knoͤchern Pflugſchaars, den ich auch an meinem Exemplare finde, bemerkt haben. Redi fand es an feinem Delphin fo groß, daß es 36 Unzen wog; bey einem andern Thiere von 380 Pfunden wog es 58 Unzen; welches ihm als etwas auſſerordentliches bey einem Fiſche vor⸗ kam. Der Hay des Steno, welcher 3000 Pfund wog, hats te nicht einmal 3 Unzen Gehirn; ein Meerfuchs von 28 Pfun— den nur Z Unze. Ein Thunfiſch, welcher ausgenommen 390 Pfund wog, hatte wenig über 5 Unze; ein anderer von 342 Pfund hatte noch nicht einmal z Unze. Uebrigens ſoll das Gehirn nach Redi eine leckere und herrliche Speiſe ſeyn. An der Stelle, wo ſonſt das Siebbein liegt, iſt der Schaͤdel ver⸗ ſchloſſen; Maior meinte auch, daß kein Siebbein noͤthig war, weil er keine Naſenloͤcher entdeckt habe. Aber an dem Schäs del, den ich vor mir habe, meine ich an den Seifen vor zwei Durchgaͤnge fuͤr die Geruchsnerven zu bemerken, welche her— nach beym Ausgange aufwaͤrts ſteigen, und nach den Naſen⸗ löchern zu laufen. Von den fuͤnf aͤuſſerlich glatten Floſſen ſind die an der Bruſt am merkwuͤrdiſten. Wenn man Fell und Fleiſch abgeſchnit⸗ ten hat, ſo erblickt man die Geſtalt einer Menſchenhand, mit dem Oberarme, dem Ellbogen, der Speiche, 11 Knochen der Handwurzel; und fuͤnf gegliederten Fingern, welche Major abgebildet hat. Der Oberarm iſt mit dem Schullerblatte vergliedert, welches Major ebenfalls ſamt dem Bruſtbeine und dem Schluͤſſelbeine abgebildet hat. Von der doppelten und ſchraͤge oder horizontalſtehenden Schwanzfloſſe finde ich nirgends eine Aehnlichkeit mit dem Fuſſe angemerkt, ob man gleich nicht ohne Grund dergleichen vermuthen koͤnnte. Sogar verſichert Kulmus, welcher das ganze Skelet des Braunfis ſches abgebildet hat, ausdruͤcklich, daß die Hinterfuͤſſe ſamt den Beckenknochen fehlen. Um mich ſelbſt von der Wahrhelt u uͤberzeugen, unterſuchte ich die mir zugeſendeten und ver⸗ harteten Bruſt- und Schwanzfloſſen genau, konnte aber au— faͤnglich in den Bruſtfloſſen, welche beym Zerſchnelden von | . Thrane * 340 Thrane floßen, keine Knochen unterſcheiben. Nach etlichen Wochen waren ſie ſo weit an der Sonne ausgetrocknet, daß ſich der Oberarm mit dem Ellbogen und Speiche deutlich zeig⸗ ten, aber noch keine Spur von den Fingern. Ich kochte ſie alſo nunmehro beyde mit Aſche aus, und dann erhielt ich die einzelne Knochen der Handwurzel und Finger; die lezten waren aber noch ſehr weich, weil das Thier ſehr jung geweſen ſeyn muſte. Weil fie zu lange gekocht hatten, konnte ich ihren naturlichen Zuſammenhang nicht mehr bemerken. In der Schwanzfloſſe, welche ich noch ganz aus dem Topfe nahm, fand ich ſchlechterdings weiter nichts als die abnehmenden Wir⸗ belknochen, welche auf der ſchmalen Seite ſtanden, die brei⸗ te, laͤnglichte aber gegen einander kehrten, fo daß die beyden Locher, womit fie an den beyden Enden durchbohrt find, pers pendikular ſtanden. Das uͤbrige war ein zaͤher Knorpel. Ich zweifle daher ſehr an der Richtigkeit der Nachricht, welche Prof. Herrmann *) erhielt, daß man nehmlich an dem Skelet eines zu Leiden zergliederten Delphin die zuſammengewachſenen Hinterſuͤſſe bemerkt habe. An dem weiſſen Unterleibe bemerkt man das Nabelloch, die Oefnung der Zeugeglieder und den After. Das Nabelloch ift klein, und liegt oben zuerſt; ohngefaͤhr 7 Zoll davon iſt die Defnung der weiblichen Schaamtheile, denen zur Seite zwey kleinere Oefnungen ſich zeigen, worlnne die Zitzen ver⸗ borgen liegen. Bey dem Manne iſt die Spalte, worinne das Zeugeglied verſteckt liegt 53 Zoll lang. Der After liegt zulezt; vor demſelben bemerkte Gunner an zwey maͤnnlichen Thieren noch ein kleines Loch, welches durch das Fett ging; weiter aber hat er ſeinen Weg nicht derfolgt. Alle dieſe Theile ſollen näher beſchrieben werden, nachdem ich zuvor von dem Skelete des Körpers geſprochen haben werde. Der Ruͤckgrad beſteht aus 54 Wirbelknochen; kein eigentlicher Halswirbel findet ſich nicht, alſo auch kein eigentlicher Hals, wenn man nicht den erſten und breiteſten Wirbelknochen, welcher eberwaͤrts hohl iſt, und auf welchem der Kopf, wie auf dem Atlas ruht, und ſich ) Commentar, Tabulae Affinitat. Animalium ©, 129. En 341 ſich etwas dreht, für den Halswirbel anſehn will, weil er keine Ribbe angefuͤgt hat. Die zwoͤlf folgenden Wirbel haben auf beyden Seiten Ribben und lange dünne Anſaͤtze (Epiphyles), welche an den naͤchſt folgenden 6 oder 8 Wirbeln zur Seite läns ger werden, hierauf aber wieder gegen den Schwanz zu abneh⸗ men. Auf jeder Seite ſind 13 Ribben, wovon die erſte zwi⸗ ſchen dem erſten und zweyten Wirbel durch eine knorplichte Flechſe angefuͤgt iſt, und unten auf dem obern Theile des Bruſtbeins ſteht. So age Major. Hingegen zählte Gunner nur 24 Ribben, und im Ruͤckgrade ſamt dem Halſe 37 Wirbel; D. Bartbolin nur 36 Wirbel. Bellon zählte am Delphin 24 Wirbel und 12 achte Ribben auf jeder Seite, alſo hat er, fo wie Bartholm und Gunner die erſte unächte Ribbe nicht mit ge⸗ zaͤhlt. Die Verſchiedenheit in der Anzahl der Wirbelknochen erklaͤrt ſich daraus, weil die übrigen nur die Mücken und Lendenwirbel, Major hingegen die ganze Summe der Wir⸗ bel gezaͤhlt hat. Unter ver Haut liegt der weiſſe Speck auf der Bruſt, dem Bauche und Ruͤcken 2 bis 3 Zoll hoch. Hierauf ſieht man die groſſen und ſtarken Muſkeln, wovon La Motte die anſehnlichſten beſchrieben hat. Dieſe waren auch noͤthig, damit das Thier ſich fo kruͤmmen Fönne, wie es im Leben ſtets thut, indem es Kopf und Schwanz unz terwaͤrts beugt, und den Ruͤcken empor traͤgt. Todt aber ſtreckt es ſich gerade aus. Das Netz, womit Magen und Daͤrme bedeckt find, iſt nicht fett, wie Rondelet vom Delphin bemerkt; daher mag es kommen, daß Major es nicht be⸗ merkt hat. Das groſſe Zwerchfell, welches Bruſt und Bauch ſcheidet, haͤngt uͤberall an den Ribben feſt. Es ſteigt ſchief von der Spitze des Bruſtbeins nach den Nieren herab. Dei Herzbeutel haͤngt mit dem Mittelfell zuſammen; das Herz groß, mit zwey Kammern, wovon die rechte weit duͤnner und weicher als die linke; und zwey Herzohren. Die Milchdruͤſe (thymus) an der Kehle iſt groß. Die Luftroͤhre iſt groß und weit mit ganzen knorplichten Ringen. Den beſondern Luftroͤh⸗ renkopf hat Bartholin beſchrieben. Das Thier ſoll, wenn es gefangen und geioͤdet wird, ſchreyen und heulen. Dies 23 bat — — 342 EE ˙· EI EIEEE TEENS hat ſchon Ariſtoteles angemerkt. Der Schlund läßt ſich ſehr ausdehnen und erweitern. Die vielfach und kreisfoͤrmig in einander gewundenen Daͤrme find blos durch die Dicke unters ſchieden; wie man vorzuͤglich beym Anfuͤhlen bemerkt; die duͤnnen liegen hauptſächlich auf der rechten Seite, und ſehn von der Galle gruͤnlicht aus; die dicken aber auf der linken, und ſehn mehr fleiſchfarbig. Inwendig habe ich nirgends weder Runzeln noch Klappen bemerkt; auch keinen Blinddarm. Der ganze Darm ohne das Ende, welches Major fuͤr den dritten Magen anſah, maß 24 Berliner Ellen. In dem weib⸗ lichen Braunfifche des Major, welcher 43 Fuß lang, 1 Fuß breit war, und 124 gemeine Pfund wog, hatten die Daͤrme die Länge von 54 Fuß. Die Daͤrme eines Delphin, welcher 200 florentiniſche Pfunde jedes zu 12 Unzen wog, und 33 Fuß lang war, hatten nach Redi 43 florentiniſche Fuͤſſe in der Lange. Inwendig, vorzuͤglich in den dicken Daͤrmen nach dem After zu lagen dieſelben Wuͤrmer frey, welche er theils in den Höfen der Zeugeglieder, theils unter der auffern Haut des Darmkanals in kugelfoͤrmige Blaſen eingeſchloſſen fand. Die Wuͤrmer hatten einen halbmondfoͤrmigen Körper. Die blaß⸗ rothe Lunge beſteht aus zwey gleichen Lappen, oben breit, un⸗ ten ſpitzig, welche am aͤuſſern Rande einen fingerbreiten Raum von gelben Fette haben. An Dichtigkeit und Farbe gleicht ſie der Leber der Landthiere. Major ſahe den Braunfiſch auffer dem Waſſer 7 bis 8 Stunden leben; waͤhrend dieſer Zeit ſtehnte er, und gab einen pfeifenden Laut von ſich. Den Magen be⸗ ſchreibt Major als dreyſach; die Abtheilungen ſeyn durch enge Muͤndungen unterſchieden. Der erſte weißlicht, inwendig mit groſfen Falten, enthielt die Ueberbleibſel von Fiſchen, Mus ſcheln, Krabben und Sandkoͤrner. Der zweyte roͤthlich, leer, mit 343 mit ordentlichern und feinen Runzeln; der dritte glatter, und gleichſam ein Anhang der vorigen, enthielt eine blaßweiſſe und chyloͤſe Feuchtigkeit. Am Grunde des Magens haͤngen auſſen 4 oder 5 kegelfoͤrmige Druͤſen, roth, etwas hart, der Milz ähnlich, und von verſchiedener Groͤſſe. Dieſe vertraten zuſammen die Stelle der Milz. Bartholin fand die eigent⸗ liche Milz an ihrem Platze, und auſſerdem zwey kugelfoͤrmige Druͤſen. Die Gekroͤſedruͤſe fand Major weicher, weniger roth, und ſehr lang, nicht dreyeckigt, wie Bartholin, Gun: ner fand die Milz am mittelſten Theile des Magens haͤngen, von der Gröſſe und Ruͤndung einer Walnuß; darneben aber noch ſechs kleine Druͤſen. Rondelet ſagt vom Delphin, dee Magen ſey groß, wenn das Thier ausgewachſen iſt, in jun⸗ gen aber klein und doppelt. Am Grunde deſſelben haͤnge die Gekroͤſet ruͤſe. Die Milz fen in neugebernen Thieren groß, in alten klein und ſchwarz. Ich fand den erſten und groͤſten Magen ganz runzlicht; den zweyten etroas kleiner, durch eine enge Muͤndung mit ſtarken Falten getrennt; dieſer hatte der Laͤnge nach dicke, ſehr erhabne und gekraͤufelte Falten. Der dritte war inwendig ganz glatt, ohngefaͤhr 5 Zoll lang, oben und unten weiter, in der Mitte ſchmal. Oben beym Anfange macht er einen blinden Sack; unten oͤfnet er ſich durch eine enge Mündung ſchief in den Dorm, woran das Pankreas befeſti— get iſt. Auch dieſer Darm macht beym Anfange einen blins den Sack. Ich würde daher den dritten Magen lieber für den Zwoͤlffingerdarm halten. Andere, welche ihn friſch un⸗ terſuchen koͤnnen, moͤgen dies naͤher beſtimmen. Die Leber war in zwey groſſe und gleiche Lappen getheilt, ohne den klei⸗ nen dreyeckigten, welchen La Motte und Gunner gefunden haben. Keine Gallenblaſe findet ſich nicht; aber deswegen 4 hat # —— 344 ne hat das Thier doch Galle, deren Weg und Ausfluß Medi ge⸗ nau angegeben hat. Major hat blos den Gang aus der Ges kroͤſebruͤſe, und deſſen Mündung in den Zwoͤlffingerdarm be⸗ merkt. Gunner ſagt, der Gallengang gehe aus der Leber niederwaͤrts durch das Mittelfell in den Zwoͤlffingerdarm, und enthalte eine gruͤne Feuchtigkeit. La Motte fand, daß der Gallengang ſich mit dem Gange der Gekroͤſedruͤſe kurz vor deſſen Eingange in den Zwölffingerdarm vereinigte. Am vollſtan⸗ digſten iſt die Beſchreibung von Redi. Dieſer fand im Paren⸗ chyma der Leber zwey Gallengaͤnge, ſo groß, daß der kleine Finger hineinging. Bey ihrem Ausgange vereinigen ſie ſich in einen Stamm, mit ſo dicken Waͤnden, daß man ihn viels mehr fuͤr einen dicken Darm anſehn ſollte. In einer Entfer⸗ nung von 6 Queerfingern wird dieſer Stamm viel dicker, ſo⸗ wohl in der innern Hoͤlung als in den Wänden, und nimmt die Geſtalt eines groſſen Eyes an. Hierauf verbindet er ſich aͤuſſerlich mit dem Zwoͤlffingerdarme, und läuft fo von auſſen die Laͤnge von 5 Queerfingern an demſelben herab. In die⸗ ſer Gegend iſt er inwendig ganz runzlicht, und voll kleiner Zellen, mit ziemlich erhabnen dicken und harten Waͤnden. Hierauf wird der Stamm immer dünner, und oͤfnet fi) in den Darm mit einer groſſen fleiſchigten Warze. Hierdurch ergießt ſich die Galle in Menge. Dieſe lange Beveſtigung des Gallen⸗ gangs an den Darm hat viel ähnliches mit dem Gallengange der Otter. Sobald er aus der Leber kommt, wird er rundum ſehr veſt von einem druͤſigten Koͤrper umgeben, welcher nach Redi die Stelle des Pankreas vertritt. Dieſer wog 19 Unzen, und war von auſſen ganz mit kleinen Blaſen mit Wuͤrmern überfüet. Weil der Gallengang ganz mit dieſem druͤſigten Koͤr⸗ per umgeben und bedeckt iſt, ſo mag dieſes einige Schriftſteller i ver⸗ 345 verankaßt haben den Delphinen die Galle abzuſprechen. Noch fand Redi zwey groſſe Druͤſen an den Seiten des Maſtdarms beveſtiget; zwey andre hingegen an dem Ende der zwey Lun⸗ genlappen; vier andre waren mit der aͤuſſern Haut des erſten Magens vereiniget. Die groſſen und mit einer Haut bedecks ten Nieren liegen zwiſchen der Leber und den Hoden. Sie haͤn⸗ gen wie Trauben aus unzaͤhligen kleinen vieleckigten Theilen oder Nieren zuſammen, welche alle in ihre eigne Haut einge⸗ ſchloſſen, ihren eignen Kanal haben, welcher ſich in den Haupt⸗ ſtamm öfnet. Dieſer geht durch die ganze Niere. Die Ne bennieren waren dichter, und ohne dergleichen Abtheilungen. Die eine Niere, welche Redi unterſucht hat, wog 9 Unzen, und beſtand aus 371 kleinen; die andern aus 380. Nach Medi haben die Nebennieren die nehmliche Farbe und Sub⸗ ſtanz, eine innere deutliche Hoͤle, welche in kleine Zellen ges theilt iſt, doch ſind ſie nicht deutlich, wie die Nieren in kleine Kuͤgelchen getheilt. Die Horngaͤnge laufen auſſerhalb der Nie⸗ ren einen Weg von 16 Queerfinger fort, und dringen endlich in den Hals der Harnblaſe, wo ſie zwiſchen den Haͤuten ih⸗ ren Weg fortſetzen, und ſich in die innere Hoͤle des Halſes nahe bey einander, aber ohne eine warzige Erhebung oͤfnen. Die Harnblaſe iſt ſtark, mittelmaͤßig groß, und oͤfnet ſich durch die Harnroͤhre in die weibliche Schaamoͤfnung unter der Cli⸗ toris, beym Manne aber in das Zeugeglied. Am Delphin find nach Rondelet die Hoden laͤnglicht, und die zubereiten den Gefaͤſſe ſenken ſich nach vielfachen Kreiſen in die Oberho— den. Die zufuͤhrenden Gefaͤſſe endigen ſich in zweydruͤſigte Koͤrper an der Wurzel des Zeugegliedes. Dies iſt nervigt, dem menſchlichen aͤhnlich; das Ende mit der ſpitzigen duͤnnen Eichel ragt hervor, und iſt nicht ganz mit der Vorhaut bedeckt; der 95 uͤbri⸗ 346 übrige Theil liegt in der oben angeführten Spalte am Bauche gekruͤmmt und verſteckt. Es wird von einem Knochen unters flüge, welcher die Stelle der Schaambeine vertritt. Bars tholin ſagt vom Braunfiſche, das lange Zeugeglied beſtehe aus zwey nervigten Baͤndern, wovon das eine dicker als das andre ſey, und am Grunde werde es durch einen knorplichten Knochen, gleich dem Zeugenbeine, unterſtüßzt. La Motte giebt dem Zeugegliede eine Laͤnge von 12 Zollen. Klein hat es ſamt der Hode, der Blaſe und dem Kuochen abgebildet. Taf. V. fig. C. Pon den weiblichen Zeugetheilen hat Bellon eine Zeich⸗ nung aber ohne Erklaͤrung gegeben. Rondelet hat einen weiblichen Delphin mit einem neugebornen Jungen abgebil⸗ det. Die Gebärmutter hat nach ihm einen ſpannenlangen Hals; hierauf theilt fie ſich in zwey Aeſte, wie in den vler⸗ fuͤßigen Landthieren. Die Hoden liegen bey den Mutterhoͤr⸗ nern zwiſchen der Schaam, dem Nabel und dem After. Die Frucht wird in der Mutter eben ſo wie in den vierfuͤßigen Thie⸗ ren, empfangen, ernaͤhrt, endlich geboren, und hernach mit Milch unterhalten. Major fand bie Hoden ſehr klein, ſchlapp; und mit der Mutter durch einen Gang verbunden, deſſen An⸗ fang er nicht wußte anzugeben. Die Mutterſcheide oder Hals war groß, ſtark und runzlicht. Die Mutter ſelbſt in zwey Kammern getheilt, wovon die vordere groͤſſer, die andes re nach dem Grunde zu enger war. In den zwey kleinen Hoͤ—⸗ len zu beyden Seiten der Schaam lagen bewegliche Druͤſen, mit einer Oefnung, welche ſich heraus preſſen lieſſen, und dann Milch gaben; ließ man fie loes, ſo traten fie wieder zurück. Sie vertreten die Stelle der Zitzen. La Motte | ſah * TER 347 ſah die Blutgefaͤſſe, welche aus der Mutter gerade in die kleinen Spalten zu den Zitzen gehn, und zur Seite einer jeden Zitze einen etwas gebognen Knochen, drey Zoll lang, mit vie⸗ len Muſ keln, deren Beſtimmung er nicht gewiß kannte. Weil ſie ſich aber auch in dem maͤnnlichen Thiere am Grunde der Ruthe befinden, ſo ziehe ich ſeine lezte Muthmaſſung, daß ſie die Stelle der Schaambeine vertreten, den uͤbrigen vor; und damit ſtimmt auch Rondelet überein. Medi erwaͤhnt nichts davon, beſchreibt aber die andern Theile genauer. In der Bauchſpalte, welche zu der Mutter fuͤhrt, ſah er eine groſſe und geräumige Hole, in deren Grunde eine groſſe, ums gebogne Warze, mit einer Oefnung an der Spitze, und un— ten auf der einen Seite mit einem haͤutigen, harten, ſtar⸗ ken, halbzirkelfoͤrmigen Fluͤgel. Er hielt dieſe Warze anfangs lich ganz falſch für den Eingang zur Mutter; denn ſie oͤfne⸗ te ſich in eine zweyte kleinere Hoͤle, in deren Grunde eine an⸗ dre eben ſo gebildete Warze wie die vorige lag. Die Oef⸗ nung dieſer Warze führte in einen breiten und fünf Queerfin⸗ ger langen Gang; in deſſen Grunde ſich zwey Muͤndungen zeigen, welche in die beyden Mutterhoͤrner führen, welche von einem fiorentiner Fuß lang find. Am Ende derſelben liegen die Hoden, welche ganz genau einer geſchaͤlten Mandel gleichen. Jedes Mutterhorn iſt, wenn man es genau bes trachtet, voll der kleinſten yer. Durch die Oefnung der Zitzen fuͤhrt der Weg zu einem langen Gange, welcher durch einen groſſen druͤſigten Körper laͤuft, und inwendig voll von Zellen oder haͤutigen Saͤcken if. Die äuffere Lage und Bes ſchaffenheit der beyderley Zeugeglieder hat ſchon Ariſtoteles genau gekannt und beſchrieben. Er ſagt, daß ſich dieſe Thies re mit an einander gekehrtem Unterleibe paaren, zehn Monate 8 tragen, 348 . tragen, im Sommer ein, hoͤchſtens zwey Junge gebaͤren, bieſe hier auf ſaͤugen, und auch in ihren Leib wieder aufnehmen, (wie die Hayfiſche und Rochen) ſo lange ſie klein ſind. Die Jungen ſollen ihre Mutter lange Zeit begleiten, und in zehn Jahren voͤllig auswachſen; die Alten halten ſich paarweiſe zuſammen. Die Art der Begattung bezeugt auch Rondelet, wie auch die Zeit der Geburt. Er ſchnitt im Fruͤhlinge ein faſt ausge⸗ bildetes Junges aus der Mutter; im Herdfte aber im Monat October fand er nur den erſten rohen Stof einer Frucht. Daß die Thiere ſich gegen den Herbſt paaren, erhellet auch aus der Erzaͤhlung der Islaͤnder, welche ich oben angefuͤhrt habe. Zulezt will ich noch bemerken, daß die Milchbruſtroͤhre Ductus thoracicus) weiche La Motte kurz und unvollſtaͤndig beſchrieben hat, auf der linken Seite unter der linken Niere aus den Druͤſen neben der Pfortader entſpringt, unter der Pfort⸗ ader nach dem Halſe in die Hoͤhe ſteigt, und ſich in die Schluͤſ⸗ ſelblutader oͤfnet. Sie wird von einem lymphatiſchen Ges faͤſſe begleitet, welches über die Schlagadern der Rib⸗ ben fortlaͤuft. E N D E. | Verbeſſerungen. * Seite 4 Zelle 20 Solvian lies Salvian. S. 4 3. 28 Solviag . Salvian. S. 7 3. 1 W. 1. l. W. I. S. 73.4 tri Teuthus 1. (Teuthus. S. 8 3. 9 (xrnr l. (A. Kammuſchel.) ©. 8 8. 17 vor⸗ geſtrozten l. vorgeſtrekten. S. 9 3.22 vermuthlich l. vermuthe ich. S. 10 feste Z ile dummel dünne. S. 11 8. 8 komische l. koniſche. S. 12 2.38 wenn noch l. find noch. S. 13 3 25 krimt l. krümt. S. 14 Z. 16 und überall Werdham l. Needham. S. 16 3. 13 an dem dicken Ende l. das dicke Ende. S. 1s 3. 19 Corenca l. Cercyrg. S. 20 Z. 10 aber l. uber. S. 2 3 14 vari l. nari. S. 21 8. 4 et acala l. nari. S. 21 Z. 12 in quam l. inquam. S. 23 Z. 12 an J. ein. S. 23 Z. 27 parumelerarum l. parum elevatum. S. 23 3 3; hinterhaͤu ige l. hintere haͤutige. S. 32 3. 4 die Endigung l. der Eudigung. ©. 22 Z. 12 Logio l. oligo. S. 24 3.5 Albekorer l. Albekoren. ©. 41 3. 14 vor dem J. von dem. S. 43 Z. 10 fle⸗ hen l. ſtechen. S. 48 Z. 8 keune l. keune. S. 48 3. 23 einen l. einem. S. 48 3. 24 angeftellt l. angefuͤlt. S. 48. Z a9 milſi tes l. milchichten. S. 55 Z. 19 Ochſenwagen l. Ochſenmagen. S. 89 Z. 32 nur noch l. wur noch. S. 60 Z. 14 Knochen l. Kno'en. S. 72 Z 20 allgemeine l. alle meine. S. 773. 31 Abbildung l. Ausbildung. S. 813. 18 unſer l. uuſte. S. 85 Z. 20 ſepiem l. ſpeciem. S. 91 Z. 15 fanden fie l. ſand er. S. 91 Z. 20 von den l. an den. S. 94 3. 9 cinium l. crinium. S. 96 Z. 20 Tauger l. Taucker. S. 100 Z. 2) Dorffiſcherey l. Dorſchſiſcherey. S. 710 3. 9 orated l. Oovated. S. 110 Z. 20 Saniſch l. Spaniſch. S. 11% 23. 22 Glaße l. Gloße. S. 124 Z. 32 Moren l. Moͤren. S. 129 Z. 3 worau wenig I. woran man weng. S. 152 Z. 18 gar zu l. gar ſehr zu. S. 152 Z. 22 iu der l. an der. S. 157 3. 15 den die l. den man dur z die. S. 188 3.28 die Spaltung l. bey der Spaltung. S. 69 Z. 1l. gleichwohl nem er. S. 169 Z. 5 Cortis l. Corlis. S. 173 Z. 14 Bruſtechre . Bruſthoͤhle. S. 185 3. 30 mit den l. mit dem ben den. S 190 Z. 10 woran l. wirein. S. 198 Z. 26 Soulfiſch l. Sculfiſch. S. 227 H. 25 Sedenelte l. Sedenerre. S. 227 3. 27 Wallfiſch l. Weißfiſch. S. 255 3. 14 und ſehr l. find ſehr. S 255 Z. 24 Mys l. Myis. S 255 Z. 28 Kno⸗ chen l. Kochen. S. 256 Z. 17 380 l 58. S. 259 3. 17 gewöhnen . gewaͤhren. S. 259 Z. 29 ſchießen l. ſchießen ſie. S. 201 3. 33 Wollaſche I. Wallſiſchfange. S. 263 3.35 Spelmann l. Sp. erklaͤrt. S. 2663-24 konnte l kanute. S. 275 Z. 16 noch l. nach. S. 283 3 2 Lartonia L. Sartoria S. 287 3 29 Herrey l. ervey hat. S. 289 3.25 ſtreich auf aus. ©. 291 3. 9. ı2 Schiffe 12 Fiſche. S. 297 Z. 35 Auchoren l. Anchoven. 305 Z. 26 nich ohne auch ohne. S. 310 Z. 21 fie der l. ſie in der. ©. 320 3. 5 vollcund J. tollrund. S z22 Z. zr Seehuhn l. Schneehuhn. 8 Le} — G 330 8. § welcher er ſtreich er aus. S. 370 3. 10 Halb ⸗I. Hals S. 330 25 machten l. macht er. S. 3318. 31 Geruch l. Gebrauch. S. 3% 11 aber dünner l. oben duͤnner. S. 336 Z. 12 von den I. vor dem. 9 5 SEN 1% erke N A p . Ku 4 1 lern 4 1 | nt na ae LER 19 1 1 . > 3 GH . Vu οο O LIEB; 2 Aue ! 22 ) TR, h 9394907009 OPEL . 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