D * as EH 4437. REN, >, 12 N à LS 05 9 0 465 85 NS CRETE ET Fa Sale university Of connecticut libraries hbl, stx PT1798R59S3 en Mannern! : (un 3 9153 00518 048 b ES/6SA/S6LT/IA 1 2 à ni (EL à, 144 1 — * > i 1 1 0 N 3 s" 2 “à \ t | 1 | x i 1 « N . 1 u 11 — „ « 7 1 7 Fe _ HAE a * PAT 2 2 4 L a SU, Ve * * — = * — : 0 * — ° 5 5 er 3 t “++ | tr 0 U x 8 , Su f j 3 = 197 à * 8 eig z = 14 > m. + / Br u 1 ; = È PAR L € 4 1 * i B 1 ; 1 \ N E —. LEA 1 1 ‘ . K | 1 =} * ri + „ c Co ! = — | 2 1 [1 J N ER 70 5 N 19° 1 f 5 : AN er * ’ h F f N v , à \ y ; } * 1) 4 4 x N . * ' N D 5 ä * = v ERENTO * l 2 n er 2) ı 00 NG, 7 a } À : chach den Männern! 3 Luſtſpiel in einem Art aus dem Franzöſiſchen frei überſetzt von f r 3 Robert. Als Manuſcript gedruckt. | 0 Ausſchließlich durch den Theateragenten Franz Kratz 05 | a in Wien zu beziehen. La ) \ 255 Ho SEN — U 5 N D INT = La vais del ds nd nd st té ES ot à. al ns mé PR er aa, 8 N i Û ! 8 © ml ». 1 N mere ee en + AMaurdiins + , wo b 3 Ye Le as er : a K Dur, en, 6 ; où * 1 N 4 ” ‘ LA * * . + * “ . “ * — 4 » 2 P . 1 * P . y . 3 N sur À DE: * 5 2 . y FE. à n „ - : à 1 ‚ i re Le 4 — Bd U 4 8 ’ ds =. JR 1 Perſonen: Marquis Victor von Rochepierre. Iſabella, ſeine Gemahlin. Louiſe, deren Kammerjungfer. Scene: Paris. analinocg 3 8 IR | 2 mug 2 = Inv e à : Inv 9 alınbaoıg N er Q ; . a0 ung alnalnvg) ( plz Q BuvBug "BR plauadiurz O ao ojnquach alogz 9qupyuaung | — N | aaqupyluaung U uu U (Scene: ein elegantes Boudoir; kurze, wenn möglich geſchloſſene Decoration. Links der allgemeine Eingang. Rechts die Zimmer der Marquiſe. Im Hintergrunde ein Kamin mit einem großen Spiegel. Auf dem Kamin: Pendüle und rechts und links Blumenvaſen. Kaminfeuer. Vor dem Kamin ein Arbeitstiſchchen, daneben ein Gueridon mit einer brennenden Lampe (Lampenſchirm). Rechts von dem Arbeits— tiſchchen eine Cauſeuſe; links Fauteuils. Vorn rechts eine elegante Toilette, auf der— ſelben brennende Lichter. Im Hintergrunde, links und rechts vom Kamin, ſtehen Blumenſtänder mit Blumen. Rechts und links vom Publikum aus, angenommen.) Scene 1. Marquiſe allein; ſpäter Louiſe. Marquiſe. (ſitzt auf der Cauſeuſe und arbeitet an einem Shawl.) Wahrhaftig, bei dieſer Arbeit langweilt man ſich zum Sterben! (erblickt auf dem Kamin eine Zeitung) Siehe, da iſt ja ſchon die heutige Abendzeitung! Wie iſt denn die hierhergekommen, ohne daß ich eine Ahnung davon gehabt? Ach, wahrſcheinlich habe ich Louiſen's Eintritt gar nicht bemerkt, weil ich mich aus- ſchließlich mit dieſem ſchrecklichen Shawl beſchäftigte. (ie nimmt die Zeitung und entfaltet fie) Was giebt's denn heute Neues? Amerika — Amerika — Gott, wie lange wird dieſer entſetzliche Bruderkrieg noch wüthen? (left weiter) Eiſenbahnen — wieder neue Eiſenbah— nen? Gott mag wiſſen, wo ſie all das viele Geld dazu her— nehmen! — Börſennachrichten — ach, das Alles intereſſirt mich ganz und gar nicht. (wirft die Zeitung bei Seite) Ich werde doch lieber wieder arbeiten, das ſcheint mir noch erquicklicher für eine Frau, als Politik leſen. Uebrigens wäre es gewiß billig und zeitgemäß, irgend welche Beſchäftigung für uns Frauen zu erfinden, die uns verhinderte, unſerer Lieblingsgrille zu fröhnen: wachend zu träu— men! (Louife tritt ein von links) Was giebt's? 1 6 Loniſe (mit einem Brief). Einen Brief für die Frau Marquiſe. Marauiſe. Gieb her. Louiſe (wieder links ab). Marquiſe (legt ihre Arbeit zur Seite, erſtaunt). Mein Gott, wer iſt denn ſo liebenswürdig, mir durch die— ſen Brief einen Grund zu momentanem Nichtsthun zu geben? So ein Brief, den man Abends, wenn man allein iſt, erhält, iſt immer ein wenig romantiſch und abenteuerlich; es iſt ein Stück Geheimniß, welches leider, wie alle Geheimniſſe, mit Ent— täuſchung endet. (öffnet den Brief) Dieſe Handſchrift iſt mir gänz— lich fremd. (ieſt') „Frau Marquiſe! Ein aufrichtiger Freund benachrichtigt Sie, daß Ihr Herr Gemahl heute Abend 9 Uhr zu einem Rendez-vous bei Frau von Oneja erwartet wird. Keine Unterſchrift? Wie abſcheulich! (fe fteht auf und geht erregt auf und ab) Eine Frau von Oneja alſo, eine Peruanerin, Mexikane— rin, oder was ſie ſonſt für eine Landsmännin iſt, hat Ihre Neigung errungen, Herr Marquis? Eine Frau, von der man nicht weiß, woher ſie kam; eine Wittwe, von der man nicht weiß, wer Ihr Mann geweſen; mit einem Wort: eine Frau, die nicht zur guten Geſellſchaft zählt? Wahrhaftig, ich bedaure den Geſchmack meines Herrn Gemahls. (ie geht an das Kamin und wirft den Brief in's Feuer, ſich dabei im Spiegel ſehend) Sie iſt häßlich, oder mindeſtens bin ich doch hübſcher wie ſie; aber freilich, das be— merkt er nicht, denn er hat ja die Augen eines Ehemannes! (fie ftügt ſich auf das Kamin) Ich ſehe wohl, mein Mann iſt nicht um ein Haar beſſer, wie alle übrigen Ehemänner: ich bin ſeine Frau, das iſt mein Verbrechen! Ich liebe ihn, aber dieſe Liebe hat ihren urſprünglichen Werth bei ihm verloren. Man beneidet ihn um meinen Beſitz — das tft ihm ſchon genügend. (nimmt ihre Arbeit in die Hand, ohne ſich jedoch zu fesen) Wahrhaftig, es iſt ein großer Ruhm, die Neigung dieſer Mexikanerin errungen zu haben! eine Frau zu lieben, mit gelbem Teint! brr! fie fest fih auf einen Fauteuil links vom Kamin) Doch, ehe ich meinen Mann in ſolch ſchlechtem Verdachte habe, fragt ſich's: verdient dieſer anonyme 7 Brief auch wohl Glauben? Nein; denn das Rendez-vous ſoll um 9 Uhr ſtattfinden, es iſt jetzt halb 9 Uhr und mein Ge— mahl arbeitet noch in ſeinem Cabinet. (Es klopft an die Thür links) Himmel, da iſt er! (fe fängt an erregt zu arbeiten und will beim Eintritt des Marquis aufſtehen.) Scene 2. Marquis (in großer Toilette, von links), Marquiſe. [a Marquis. O ich bitte, meine liebe Iſabella, derangiren ſie ſich nicht meinetwegen. (tritt langſam vor, die Handſchuhe anziehend, an ihr vorübergehend) Mit welcher allerliebſten Arbeit find Sie da beſchäftigt? (egt den Hut rechts auf den Fauteuil am Toilettentiſch.) mir ls Pre: 0 Maraquiſe. Würdigen Sie doch dieſer allerliebſten Arbeit erſt eines Blickes, ehe Sie darüber ſo in Exſtaſe gerathen. Marquis (lau). Das that ich ja ſchon, meine Liebe. (er betrachtet ſich aus der Ferne im Spiegel.) Marquiſe. Wären Sie nicht ſo ſehr mit der Bewunderung Ihres Spiegelbildes beſchäftigt, würden Sie bemerkt haben, daß dieſer häßliche große Shawl, den ich für unſern Kutſcher arbeite, doch wahrhaftig keine allerliebſte kleine Arbeit iſt. Marquis (beiter, ſich dem Kamin nähernd). O, meine Theure, dieſer Shawl verliert erſt im Beſitz des Kutſchers feinen Werth, jetzt und unter Ihren ſchönen füffens- werthen Händen iſt und bleibt dieſe Arbeit allerliebſt. + 1 Be arquife a O Maraquiſe. — —— — Danke für das Compliment. Sie ſind ja außerordentlich liebenswürdig, Herr Marquis. 1* 8 Marquis. Sie wiſſen, das bin ich ſtets Ihnen gegenüber, liebſte Iſa— bella. — Aber à propos, wie kommen Sie zu dieſer beneidens— werthen Galanterie gegen Johann? f Marquiſe. Der arme Menſch leidet an einem permanenten Huſten und da ich gerade nichts Beſſeres wußte, nahm ich dieſen kleinen allerliebſten Gegenſtand Ihrer Bewunderung in Angriff. Sie haben doch nichts dagegen? Marquis. Wie können Sie denken! Ich freue mich im Gegentheile, daß Sie eben ſo gut, als ſchön ſind! Nur fürchte ich, Sie werden mit dieſer Arbeit Ihre ſchönen, mir ſo lieben Augen ermüden. Ich bitte, bedenken Sie das gefälligſt, wenn auch nur um meinetwillen! Marquiſe. So liebenswürdigen Humors hab' ich Sie ja noch nie geſehen? Marquis. Sie thun mir Unrecht, meine Liebe. Ich bin zärtlich und verliebt wie immer, ſo lächerlich Sie das auch finden mögen. Marqnuiſe. Iſt das Ihr Ernſt? Marquis (verwundert). Ich verſtehe Sie nicht. Weshalb ſollte ich Sie nicht lie— ben, Sie, die reizendſte der Frauen? Maraniſe. Ich werde mich wohl hüten, Ihnen hierin zu widerſprechen. (fie fteht auf und holt ſich die Scheere, die rechts auf der Toilette lag) Indeſſen habe ich die Ehre, Ihre Gattin zu ſein und das iſt, in Ihren Augen wenigſtens, ein Umſtand, alle meine guten Eigenſchaften zu verdunkeln. Marquis O Marquiſe O 9 Marquis. Mein Gott, liebſte Iſabella, wie kommen Sie dazu, mich für ſo wahnſinnig zu halten? Maraniſe. Wie ich dazu komme? Weil Sie doch für gewöhnlich ſehr ſparſam ſind mit all den anmuthigen Phraſen, die Sie mir heute ausnahmsweiſe ſpenden. (kleine Pauſe) Apropos, für wen haben Sie denn dieſe hinreißende Toilette gemacht? Wohin wollen Sie? Marquis (eeichthin). In meinen Club. — Aber um wieder auf Ihre Heraus- forderung zu kommen — Marquiſe (raſch). In Ihren Club. Dorthin gingen Sie aber noch nie in ſo brillanter Toilette? Marquis (an Kamin, mit dem Geſicht zur Marquiſe). Ich bin leider heute dazu gezwungen. Es wird ein vor— nehmer Fremder bei uns eingeführt; ich glaube, es iſt der Sou— verain irgend eines kleinen Landes — . i Marquis Marquiſe 5 O Marquiſe. — — (ſetzt ſich wieder an ihren Arbeitstiſch, den Marquis dem Rüden zukehrend, leicht hinwerfend.) Iſt es vielleicht ein Peruaner? Margnis (lachend). Warum nicht lieber ein Azteke! Weshalb glauben Sie, daß er aus Peru ſei? Marauiſe. Nun, ich denke mir, je weiter man herkommt, deſto leichter iſt es, ſich auszugeben, wofür man will. Es wird keinem Men— ſchen einfallen, hinzureiſen, um nachzufragen. Iſt dieſer Kazike verheirathet? "a | Marquis. Weshalb fragen Sie das? 10 Marauiſe (ernft). Weil ich feine Frau niemals bei mir empfangen würde, ich benachrichtige Sie davon. (kleine Pauſe) Um welche Zeit gehen Sie in Ihren Club? Marquis. So gegen 9 Uhr, denke ich. Wollen Sie mich fortſchicken. Maraquiſe. Wenigſtens halte ich Sie nicht zurück. Marquis (nimmt feinen Hut). Nun, ich muß ſagen, Sie belohnen mich ſchlecht für meine Liebenswürdigkeit. Marquiſe i Marquiſe (ironifh). © FRE nr Nehmen Sie es ſich nicht zu ſehr zu Herzen, Herr Ge mahl. Ihre forcirte Liebenswürdigkeit iſt ja doch nur ein bequemes Mittel, mich deſto leichter täuſchen zu können. Marquis (lachend, nach der Thür links gehend). Ich glaube gar, Sie ſind eiferſüchtig? Marquiſe. Wäre das der Fall, würde ich es Ihnen nicht ſagen, ſon— dern ich würde es Ihnen beweiſen. f Marquis Marquiſe Marquis (nahe der Thür). a ar Und wodurch, wenn ich fragen darf? Maranife. Ganz einfach dadurch, daß ich Ihnen Urſache zur Eifer- ſucht verſchaffte. Marquis. Gegründete Urſache? Maranuiſe. Sehr gegründete, darauf verlaſſen Sie ſich! Marquis (kommt vor). Dann begingen Sie großes Unrecht! 11 1 Marquis Marquiſe Maranuiſe. 0 O Unrecht? Wie ſo? Das verſtehe ich nicht? Marquis. Eine ſo geiſtreiche und kluge Dame, wie Sie, wird doch wol wiſſen, daß die Untreue einer Frau niemals eine Wieder— vergeltung, eine Revanche für die etwaige Untreue des Mannes ſein kann. Die Pflichten der Frau ſind ſtrenger, als die unfrigen. Maraniſe. Glauben Sie? Ich behaupte das Gegentheil. Das Wort Pflicht iſt ein großes, weites Wort, es iſt eine geheimnißvolle Gottheit mit dem Janusantlitz; für uns arme Frauen mit ſtrafender, für die Männer mit lächelnder Miene. Das Wort Pflicht reſervirt Euch in Eurer ehelichen Freimaurerei das Recht der Untreue, während wir nur die ſchimpfliche Freiheit eines ſträflichen Schleichhandels beſitzen. | Marquis. Aber, erlauben Sie, Madame — Maraquiſe (aufſtehend). Ich erlaube gar nichts, verſtehen Sie? — Ihr hal— tet es gewiß für höchſt unehrenhaft, den Vertrag mit Eurem Kammerdiener ohne triftigen Grund zu brechen, nicht wahr? Aber die der Gattin am Altar geſchworene Treue zu brechen, wird Euch ſehr leicht! Marquis. Erlauben Sie mir nur einfach die Verſicherung, daß mir dergleichen Ideen noch nie in den Kopf gekommen ſind. Ich bin im Gegentheil ganz Ihrer Meinung: ein Mann, der ſeine Frau hintergeht, begeht eine höchſt ſtrafbare Handlung. Maraquiſe. Sie wollen wahrſcheinlich ſagen, einen Leichtſinn, einen Muthwillen. 12 Marquis. | Sogar ein Verbrechen, wenn Sie wollen, doch unter mil } dernden Umſtänden. Bei der Frau hingegen find diefe mildern- den Umſtände nicht vorhanden. | Marquiſe (ironif). | Ei, das wäre ja ſeltſam. | Marquis. Und doch iſt es fo, verlaſſen Sie fit) darauf. Das Geſetz ſagt nämlich — Marquiſe. Ah, das Geſetz! Allerliebſt! Marquis. Das Geſetz ſagt: die Untreue einer Frau hat für die Familie, für die Geſellſchaft ganz andere und traurigere Folgen, als die Untreue des Mannes. Marquife. Das ſagt das Geſetz? Marquis. Ganz gewiß. Ein Mann dagegen, lieber Gott, verſchwen— det in einer vorübergehenden Laune vielleicht etwas Geiſt, wenn er ihn hat, weiter nichts. Marauiſe. Und wenn er ihn nicht hat? Marquis (etwas ungeduldig, ohne darauf zu achten). Allein eine Frau giebt ſo wenig nicht aus. Ich ſage es zur Ehre Ihres Geſchlechts: eine Frau kann nicht lieben, ohne ihre ganze Seele, ihr ganzes Sein hinzugeben. Verſchwendet der Mann vielleicht einige Mußeſtunden der ehelichen Exiſtenz, ſo zerſtört die Frau dieſe Exiſtenz vollſtändig! Ihr Frauen ſchafft Euch dann ein neues, durchaus anderes Leben, neben demjenigen, welches Ihr uns zu widmen verſprachet. Unſere Irrthümer ſind weiter nichts, als Mangel an Rückſicht; und dieſe Irrthümer können wol für kurze Zeit einige Unordnung 13 in die Ehe bringen, während die Eurigen ein unheilbarer Ruin ſind. (gezwungen lächelnd) Daher ſcheint mir das Wiedervergeltungs— recht in dieſem Punkte nicht gut anwendbar. Es kann ſein, daß ich mich ſchlecht ausgedrückt habe, oder daß Ihnen die nöthige Unpartheilichkeit fehlt, in dieſer Angelegenheit den rich— tigen Maßſtab zu finden, doch iſt das ja, Gott ſei Dank, auch nicht nöthig, da derartige eheliche Verwirrungen wol niemals bei uns vorkommen können. Margnife. Sind Sie zu Ende? Marquis (verbeugt ſich). Maraniſe. Es iſt ſchon ſo, wie ich vorhin bemerkte: wenn Ihr uns betrügt, ſo ſeid Ihr nur leichtfertig; ja vielleicht zollen Euch andere, gleichdenkende Männer noch Beifall darüber. Wenn wir Euch aber betrügen (wozu uns doch nur die ſchrecklichſte Lange— weile, oder Eure Vernachläſſigung verleiten), dann iſt das ein ungeheurer Frevel, ein unverzeihliches Verbrechen! (abbrechend) Nun, guten Abend, Herr Marquis, ich glaube es iſt hohe Zeit für Ihren Club! Marquis. Wiſſen Sie wohl, daß Sie mir jetzt zum zweiten Male die Thüre zeigen, Madame? Maraniſe. Gewiß weiß ich das; doch glaube ich, daß Ihnen in die— ſem Augenblicke nichts erwünſchter ſein wird. Guten Abend, Herr Marquis. Maranis (leichtfertig, ihr die Hand küſſend). Denken Sie ein wenig über meine Theorien nach, Sie werden viel Wahres darin finden! Margqnuiſe (ernſt). Sie würden es ſicher bereuen, wenn Sie es wagten, von Ihren ſchönen Theorien praktiſchen Nutzen ziehen zu wollen, das ſchwöre ich Ihnen. 14 Marquis (im Abgehen). Es war ja auch nur eine Rednerübung meinerſeits. Mor— gen, m on Sie es wünſchen, plaidire ich für das Gegentheil. Gr Nat, liebe Iſabella, gute Nacht! (ab nach links.) Scene 3. Marquiſe (allein, legt ihre Arbeit weg und geht auf und ab). Nein, ſolch' eine grenzenloſe Unverſchämtheit iſt mir doch noch nie vorgekommen! Es fehlte gar nicht viel, ſo hätte er mir bewieſen, daß ich ihm noch Erkenntlichkeit dafür ſchuldig ſei! O das Herz meines Gatten iſt ja durch und durch ver— dorben; er iſt laſterhaft aus Princip, aus Philoſophie. Er geht mit dem ruhigſten Gewiſſen nach dieſem halben Geſtändniß ſeiner Schuld zu ſeiner Geliebten, zu feiner Frau von Oneja! (Pauſe) Bei Hervorſuchung ſeiner überaus lächerlichen Theorien gedachte er meiner auch nicht im Geringſten; nicht meiner Beſorgniſſe, meiner Eiferſucht; er ſuchte vielmehr nur eine gewiſſe Ermuthi— gung für ſich ſelbſt. O ich arme Frau bin wahrhaft zu be— dauern, da ich den ſchlechten Mann bei allen ſeinen Fehlern noch liebe! (Pauſe, reſignirt) Nun, ich wünſche ihm die beſte Unter— haltung bei feiner Mexikanerin! (fie ſetzt ſich vorn rechts an die Toilette und kreuzt die Arme) Ich müßte mich ſelbſt verachten, wollte ich wegen dieſer Frau noch Thränen vergießen! Und doch iſt es traurig, ſehr traurig, ſich ſo offenbar hintergangen zu ſehen. (fie bedeckt ſich die Augen; kleine Pauſe.) Scene 4. Marquiſe. Louiſe (oon linte). Louiſe 5 8 e Maranuiſe. — — — (bein Eintritt der Louiſe auffahrend.) Was giebt's ſchon wieder? Loniſe. Ein Herr brachte ſo eben dieſen Brief für die gnädige Frau, 15 Maraniſe. Ein Herr? Du willſt wol ſagen, ein Commiſſionair? Loniſe. Nein, Frau Marquiſe, es war ein feiner Herr. Marauiſe. Gieb her. (fie nimmt den Brief. Louiſe geht zum Kamin und ſchuͤrt das Feuer) Louiſe! Loniſe (ſich umdrehend). Gnädige Frau? Maraniſe. Man ſpricht viel von der Toilette einer fremden Dame, die am Mittwoch in der Oper war? — es iſt eine — eine Frau von Oneja, glaube ich, und wenn ich nicht irre, unſere Nachbarin. Du wirſt ſie wohl kennen? Kleidet ſie ſich denn wirklich ſo gut? Loniſe (wegwerfend). O Gott, gnädige Frau, wie alle dieſe Frauen! Marquiſe (erſtaunt). Wie ſo? Was heißt das, wie alle dieſe Frauen? Louiſe. Die Frau Marquiſe ſollen mich gleich verſtehen. (kommt vor) Baptiſte, der Kammerdiener des gnädigen . Herrn, welcher vor ungefähr einer Viertel— — — bſtunde an dem Hötel der Fremden vorüber— ging, ſah aus demſelben den Wagen des Herrn von Macon kommen. Die gnädige Frau kennen ja Herrn von Macon? er iſt ein ſehr eleganter, liebenswürdiger, dabei aber ſehr leicht— fertiger junger Cavalier. Nun denn, Baptiſte hat dieſe fremde Dame neben Herrn von Macon im Fond des Wagens ſitzend, genau erkannt. Die Frau Marquiſe werden beſſer als ich wiſſen, ob ſich das ſchickt. Wenn ich aber die gnädige Frau ſo ſpät am Abend in dem Wagen dieſes Herrn ſähe, ſo glaube ich, würde ich wahnſinnig! | Louiſe 16 Marauiſe (tait). Dann müßte ich es wol vorher zuerſt geworden fein. (abbrechend) Das war alſo vor einer Viertelſtunde, ſagſt Du? Loniſe. a O es iſt kaum eine Vierſtelſtunde her. Wenn Sie befehlen, rufe ich Baptiſte, der es Ihnen genau ſagen kann. Maraniſe (ihnel). Das iſt nicht nöthig! Ich will überhaupt dergleichen Sachen nicht wiſſen. (Louiſe will nach rechts ad) Es war alſo wahrſcheinlich vor 9 Uhr, als Baptiſte — Loniſe (ſtehenbleibend). Vor 9 Uhr. Eben erſt kam Baptiſte zurück, 1 ganz erſchrocken von dem, was er geſehen! Margnije. Der arme Baptiſte! Lonuiſe. Ja, gnädige Frau, er meinte, daß er ſelbſt für 100,000 Frs. in einem ſolchen Hauſe nicht dienen würde. Marquiſe. Es wäre zu wünſchen, daß Jedermann ſo dächte, wie Baptiſte. Es iſt gut, mein Kind, Du kannſt jetzt gehen. (Louiſe geht nach rechts hinüber) Höre, Louiſe, ich ſchenke Dir mein Lila-Kleid, verſtehſt Du? Louiſe (freudig erſchrocken). Iſt das Ihr Ernſt, Frau Marquiſe? Maraniſe. Sicher; ich weiß ja, wie ſehr es Dir von jeher gefiel. Loniſe. O, ich danke der gnädigen Frau von ganzem Herzen! Damit das Kleid mir ſicher gefällt, genügte es, daß die Frau Marquiſe es getragen haben! 17 Marquiſe (aächelnd). Aber nicht zu lange, nicht wahr? Nun, geh' jetzt! Louiſe (im Abgehen für ſich). Wie wird ſich die Jeannette ärgern, wenn ſie mich in dieſer Lila-Robe ſieht! Hahaha! (ab nach rechts in die Zimmer der Marauife.) * Scene 5. Margniſe (allein, aufſtehend). Vor einer Viertelſtunde alſo? Wenn Baptiſte recht geſe— hen, jo iſt das ſehr unangenehm für den Herrn Marquis. dachend) O, wie wird er ſich ärgern, ſich ſo düpirt zu ſehen und noch dazu von einer Frau von Oneja! hahaha! Doch beinahe hätte ich den Brief vergeſſen! Das iſt ja heute ein ſehr lebhafter Briefverkehr, wie mir ſcheint. «fie fest fit wieder zur Toilette, öffnet den Brief und ſtößt einen Freudenſchrei aus) Was leſe ich? Armand? Er ift alſo nicht todt? welch ein Glück! (eifrig leſend) Dieſen Morgen zurückgekehrt, wird er mir morgen früh ſeinen Beſuch machen! Warum bis morgen früh warten, warum nicht heute Abend? (lieſt wieder fit) Er ſcheint ſehr verändert; doch das wundert mich nicht, denn ſeit 4 Jahren durchreiſte er allerlei abſcheuliche Län— der! Seit 4 Jahren, ſeit meiner Verheirathung! Welch ein Herz, welche Liebe! Da er zurückgekehrt, ſcheint er geheilt zu ſein. O gewiß, jetzt können wir uns ohne alle Gefahr ſehen, denn ich bin beinahe eine alte Frau und er faſt ein Greis, wie er ſelbſt ſchreibt. O er wird gewiß tauſenderlei Abenteuer zu erzählen wiſſen und ich freue mich wirklich kindiſch darauf! Wie ſchnell werden uns da die langen Winterabende vergehen! (horcht) Doch wie? höre ich recht? Der Wagen kehrt ſchon zurück? (fie geht nach der Thür links. Man hört die ſcheltende Stimme des Marquis) Wahrhaftig, es iſt mein Schmetterling von Mann! (fie lacht) Ach, welch ein Unglück! Baptiſte hat alſo doch recht geſehen? Uebri— gens müßte ich lügen, wenn ich ſagen wollte, es wäre mir un— angenehm. (ſie ſetzt ſich auf die Cauſeuſe, nimmt ihre Arbeit zur Hand, wobei ihr das Knäuel Wolle entfällt, welches bis zur Toilette rollt.) 18 Scene 6. Mlarquiſe. Marquis (von links). Marquis (übel gelaunt). Es wäre wünſchenswerth, Madame, daß Sie künftig das Vorzimmer erleuchten ließen, man muß ſonſt eine Stunde nach der Thür herumtappen. Marquiſe (harmlos). Was iſt Ihnen denn paſſirt? Marquis (unmuthig). Wie geſagt, laſſen Sie künftig das Vorzimmer angemeſſen erleuchten, denn Sie werden doch nicht glauben, daß das Stümpfchen Licht auf der Treppe genügende Helle verbreitet? Maraniſe. Ein Stümpfchen Licht? Marquis (ärgerlich). Nun ja, Ihre Laterne oder Nachtlampe, was weiß ich. (er geht murrend von links nach rechts.) Marquife. Alſo eine Stunde find Sie vor der Thür herumgetappt? Sie Aermſter! Marquis. Gewiß! Ohne Zweifel! (nach einer Pauſe, während er die Hand— ſchuße aussieht) Was arbeiten Sie denn da für ein ſchauerliches Stück Möbel? Marquiſe (ruhig). Es iſt noch dieſelbe reizende Arbeit, über die Sie mir vor kaum einer halben Stunde die größten Schmeicheleien ſagten. Marquis (unliebenswürdig). Das iſt ja ein gräßliche“ Ding! Vorhin habe ich es wahrſcheinlich nicht recht betrachtet. Es ſieht aus, wie ein Strumpf, durch ein Vergrößerungsglas geſehen. Können Sie denn nicht kleinere Maſchen machen? Das ſieht ja aus, wie ein Fiſchnetz! 19 Marquiſe (kurz, ohne ihn anzuſehen). Ich arbeite ja nicht für Sie, mein Herr. Auch ſtricke ich kein Fiſchnetz, ſondern, wie ich Ihnen bereits mitgetheilt, einen Shawl für Johann. Marquiſe 8 Marquis Marquis. „ (ſetzt ſich auf einen Stuhl neben der Toilette). Ah jo, ein Shawl! Das iſt freilich ein Unterſchied. Maraquiſe. Ich habe noch nie gehört, daß man einen Shawl mit einem Fiſchnetz verwechſeln kann. (Pauſe; während derſelben ſpielt der Marquis mit ſeinen Füßen mit dem Knäuel am Boden) Bitte, Herr Marquis, es iſt mein Knäul Wolle, mit dem Sie ſich ſo ſinnig beſchäftigen. Marquis. Bitte um Entſchuldigung. (kleine Pauſe.) Marauiſe. N Wenn es Sie nicht zu ſehr anſtrengt, bitte ich, reichen Sie mir ihn. Marquis. Beruhigen Sie ſich, meine Gnädige, ich werde ihn nicht mehr berühren. (kleine Pauſe. ) Maraquiſe. Wie, Sie könnten wirklich ſo ungalant gegen mich ſein? Marquis. O nein, aber ich glaubte, das müßte ſo ſein, daß dieſer Knäuel ſich auf dem Teppich breit macht. Marquis bückt ſich, den Knäuel aufzuheben; die Marquiſe zieht ihn raſch an ſich, ſo daß der Marquis gezwun— gen iſt, demſelben zu folgen, bis er endlich zu den Füßen der Marquiſe liegt, welche, für ſich lachend, ihm den Knäuel abnimmt und gravitätifch fagt:) Maranuiſe. Ich danke. (Pauſe) Apropos, haben Sie den vornehmen Fremden kennen gelernt? Was iſt es für ein Menſch? Marquis (ſteht lebhaft auf und geht nach links). Ich weiß es nicht; er iſt gar nicht gekommen. Marquis Ra — mn nn 20 Maraniſe. O, ſo haben Sie alſo umſonſt Toilette gemacht? Sie thun mir wirklich leid! Wie ich Sie kenne, muß Sie das ſehr verſtimmt haben. Marquis (geht zum Kamin). Sie wollen damit ſagen, daß Sie mich unliebenswürdig finden? Marauiſe. O nein, im Gegentheil, ich finde Sie bezaubernd, aller— liebſt! Sie, der Sie die ſchönſte Gelegenheit hatten, die ganze Nacht in Ihrem Club zu verweilen, opfern ſich und wollen den Abend bei Ihrer Frau zubringen. Aber ich weiß dieſes Opfer zu ſchätzen, und werde Ihnen zum Dank dafür eine angenehme Neuigkeit mittheilen. Marquis O Marquiſe — es — Marquis (den Ellenbogen auf das Ramin geftüst). Nun, und welche? Maraquiſe. Es kann übrigens auch ſein, ich täuſche mich. Sie haben ja wohl Herrn Armand von Villiers gekannt? Marquis. Ich glaube wohl, indeſſen iſt er mir ſchon ſeit mehreren Jahren aus dem Geſicht gekommen. — (finnend) Doch halt, jetzt erinnere ich mich ſeiner, es war ein langer hagerer Mann, mit einer rieſigen Naſe, auch trug er, wenn ich nicht irre, eine ſchwarze Perrücke! Marauiſe (lachend). Gott bewahre, mit welchem Monſtrum verwechſeln Sie da den ſchönen blonden Armand! Marquis. Blond war er alſo! Gott, wie ich dieſe Farbe haſſe!“ Blond? — Marqnuiſe. Blond. 21 Marquis. Nun, was ift denn mit diefem Herrn Armand? Er reifte, ' wenn ich mich recht beſinne, damals nach China, oder Kamt— ſchatka, oder gar in die Wüſte Sahara. Marquiſe. Er Sie haben Recht, nach China reifte er. Doch iſt er nicht mehr dort! | Marquis (ohne Intereſſe). ? > Iſt er nicht mehr da? Warum iſt er denn nicht dort geblieben? China iſt doch wirklich ein ſchönes Land! Maraquiſe. Waren Sie denn ſchon dort? Marquis. Nein. Aber neulich erzählte Jemand davon. Marauiſe. Um alſo wieder auf Herrn von Villiers zu kommen, ſo iſt derſelbe ſeit heute wieder in Paris und Sie werden ihn morgen fon ſehen. Er ließ jo eben bei mir anfragen, wann ich ihn empfangen würde. Nicht wahr, Sie freuen ſich, daß er wieder in Paris iſt? Marquis (fichtlich unangenehm berührt, geht bis zum Tiſch). Aeußerſt angenehm. (bei Seite) Der fehlt mir gerade. (kleine Pauſe) Hat dieſer Herr Armand Ihnen nicht vor unſerer Ver— heirathung den Hof gemacht? Marquiſe (achſelzuckend). Oh — Marquis. Nicht wahr? i Maraniſe. Sie mögen wohl nicht ganz unrecht haben. Marquis. à Wenn ich nicht irre, war ſogar von einer Heirath zwiſchen Ihnen Beiden die Rede? 22 Marquiſe. Es iſt möglich, daß ein ähnliches Gerücht damals in Paris courſirte, doch war es eben nur ein Gerücht, denn Sie erſchie— nen (ſich verneigend) und damit iſt Alles gejagt. Marquis. So haben Sie dieſen Herrn Armand wohl auch geliebt? Maraniſe. Das weiß ich wirklich nicht, denn ich war damals noch ein halbes Kind, und ich lege mir nicht gerne Rechnung ab von dem, was ich damals empfunden. Marquis. Darf ich glauben, daß Sie damals auch mir gegenüber dieſe kindliche Unbefangenheit beſaßen? Maraquiſe (ächelnd). Aber mein Herr, Sie fragen mich da nach vorſündfluth— lichen Dingen! Wie können Sie glauben, ich erinnerte mich noch deſſen, was ich vor 4 Jahren gedacht? Marquis (gezwungen lächelnd). Nun, ein wenig liebten Sie dieſen Herrn Armand doch wohl? Maraquiſe (flüchtig). Ein wenig, viel, leidenſchaftlich, Alles wie es Ihnen beliebt. Marquis. (ſetzt ſich ſehr übel gelaunt in einen Fauteuil links am Tiſch). N Marquiſ 2 arquife Maraniſe (pöttiſch). Ô — — —— Woher dieſe verſpätete Eiferſucht, theuerſter Gatte? Marquis (ſpöttiſch lächelnd). Ich eiferſüchtig? Wie können Sie glauben? Marquiſe (immer arbeitend). Ich verlange ja auch nicht, daß Sie wirklich eiferſüchtig ſind, Gott bewahre! Indeſſen wäre es mindeſtens höflich, es zu ſcheinen. Aber mich dünkt, Sie bilden ſich viel zu viel 23 auf die Wirkung Ihrer Predigt ein; doch kann ich Sie ver- ſichern, daß ich kaum Nutzen aus ihr gezogen habe. Ich hege und pflege meine eigenen Anſichten, es ſind die meines Geſchlechts, von denen ich niemals, merken Sie wohl auf, Herr Marquis, niemals abweichen werde. Marquis (unruhig, ſich zu ihr wendend)- Soll das eine Drohung ſein? Marquiſe. Nicht mehr und nicht weniger als Ihre wunderbare Ver— theidigung von vorhin eine Entſchuldigung war. Marquis (einlenkend). Sie wiſſen recht gut, daß ich nur geſcherzt. Maranuiſe. Nun denn, ſo iſt die Reihe zu ſcherzen, an mir. Der Wind hat ſich gedreht, treuer Schäfer, wie meine Mutter zu ſagen pflegte. | | Marquis. Mein Gott, wenn Sie es wünſchen, bin ich ja bereit, zu geſtehen, daß im Punkte der Untreue, Mann und Frau gleich ſchweres Unrecht begehen. Kann man vernünftiger ſein? Marauiſe. (ſteht lebhaft auf, und indem ſie mit ihren Filetſtecken auf den Tiſch ſchlägt, ſpricht ſie heftig.) Ich aber behaupte, daß der Fehltritt eines Mannes dop— pelt ſo ſtrafbar iſt, als der einer Frau! Marquis (achend). Ach, das iſt aber reizend! Marguife (bedient ſich des Tiſches wie einer Rebnerbübne). Vor allen Dingen geſtehen Sie ein, Herr Marquis, daß Ihr Männer uns Frauen meiſtens die Wahl laßt, uns entweder zum Sterben zu langweilen, oder Euch zu betrügen! Denn eine Tugend, ſei ſie auch noch ſo ſtark, bedarf doch zuweilen einer gewiſſen Aufmunterung, oder einer Unterſtützung! Ihr aber 24 thut weder das Eine, noch das Andere, ſondern Ihr geht Euren Vergnügungen nach, und laßt den lieben Gott einen guten Mann ſein! Marquis (nähert feinen Fauteuil dem Tifch)- . Ich, meine liebe Iſabella — Marquis Tiſch Marquiſe N — — — — — Marquiſe (ihn unterbrechenb). Wer ſpricht denn von Ihnen ſpeciell? Ich ſpreche von den Männern im Allgemeinen und will Euch gegenüber mein Geſchlecht vertheidigen! Die Männer finden tauſend Gelegen. heiten, ſich die Zeit zu verkürzen und die Langeweile fern zu halten, ſei es durch ihre geiſtige Thätigkeit, ihre Arbeit, oder durch Vergnügungen aller Art. Dennoch ſuchen ſie Aufregun— gen und Zerſtreuungen in der Untreue gegen die angetraute Frau. Geſtehen Sie wenigſtens ein, daß das ſchlecht iſt. Marquis (feine linke Hand auf den Tiſch legend). Von mir kann man ſo Etwas gewiß nicht — Marquiſe. 8 (bemächtigt ſich der Hand des Marquis und hält fie unter der ihrigen feft.) Nein, von Ihnen kann man ſo Etwas nicht ſagen! Sie ſind ein Heiliger, das iſt ja bekannt. Wenn Ihr Männer Euch verheirathet, ſeid Ihr fon abgekühlt; die Verführungen der Sinne, wie die Verlockungen des Herzens finden Euch ſchon ſehr unterrichtet und vollſtändig gefübllos — um nicht zu ſagen blaſirt. Marquis (mit der rechten Hand ſich vertheidigend). O, Madame, ich verſichere Sie — Marquiſe. (bemächtigt ſich auch der rechten Hand des Marquis, ſo daß dieſer gezwungen iſt, ihr in's Geſicht zu ſehen.) Geſchieht das aus Artigkeit, daß Sie mich ſo oft unter— brechen? — Aus grenzenloſer Verderbtheit verletzt Ihr Eure Pflichten! Wir Frauen — das iſt eben der Unterſchied, Herr Marquis — wir beginnen erſt unſer Leben bei der Verhei— 25 rathung, während Ihr dann ſchon geendet habt. (fie läßt die Hände des Marquis) Gegen alle Gefahren, die uns bedrohen, haben wir keine andere Waffe, als unſern Inſtinkt, während Ihr von Kopf zu Fuß mit vortrefflichen Erfahrungen gewappnet ſeid. (ſie geht um den Tiſch und kommt zum Marquis) Aber das iſt noch nicht Alles! Eure Verräthereien tragen nebenbei auch den Charakter der Ueberlegung, der Freiwilligkeit, während das bei uns nicht der Fall iſt. Ihr ſeid die Angreifenden, während wir uns nur vertheidigen können. Die Frau fehlt, wenn ſie ſich beſiegen läßt, das iſt wahr; was aber muß ich von dem Manne ſagen, der mit einem wohlüberlegtem Plan zu Werke geht? Strafbar ſeid Ihr immer, ſelbſt wenn man Euch Schach bietet! (fie klopft dem Marquis auf die Schulter, welcher ihr dann den Kopf zuwendet; jedes Wort betonend) Selbſt wenn man Euch Männern Schach bietet, hören Sie wol? (ie geht nach vorn links) Denn, das ſteht feſt, daß die Untreue häufig genug durch die Thüre in Euer Haus gelangt, welche Ihr offen ließet, um zu Eurer Geliebten zu gehen! Uf! Marquis (verlegen). Das iſt Alles recht ſchön geſagt, aber die Meinung aller Zeiten, niedergelegt in allen Geſetzen der civiliſirten Welt — — Marquiſe (lebhaft, ihm den Rücken zuwendend). Laſſen Sie mich endlich mit Ihren Geſetzen zufrieden! Weiß man denn nicht, daß Ihr Männer ſie gemacht habt? (wendet ſich wieder zu ihm und ſpricht mit Wärme und Feſtigkeit) Bringt eine Frau durch Untreue wirklich Störungen in die Familie, jo tragen Eure Vergehen dafür die Uneinigkeit in den Schooß anderer Familien und die Geſellſchaft gewinnt dabei nichts, das iſt meine Meinung! Marquis (ausweichend). Das Eine erſcheint mir klar, daß Sie im Zorne nur noch ſchöner werden. (er ſteht auf, geht zu ihr und will ihre Hand faifen.) 5 Maraniſe. (zieht dieſe lebhaft zurück, geht an ihm vorüber nach rechts, und ſagt ziemlich trocken.) Das iſt alſo Alles, was Sie mir erwidern können? Marquis. Aber ſagen Sie mir nur, liebſte Iſabella, woher haben Sie denn alle dieſe vortrefflichen Raiſonnements? 26 Marguife. Sie find erſtaunt darüber, nicht wahr? Doch freilich, ich weiß ja, welche geringe Meinung Ihr Männer von unſeren Geiſtesgaben hegt! Ihr fallt förmlich aus den Wolken, wenn Ihr von uns auch einmal ein vernünftiges Wort hört. (fie geht nach dem Arbeitstiſch, rollt ihre Arbeit zuſammen, ſie mit der Nadel zuſammenſteckend) Nun, Herr Marquis, bedanken Sie ſich bei mir, denn ich gab Ihnen für Ihre falſche Münze, gediegene und vollwichtige! Gute Nacht — und angenehme Ruhe, Herr Gemahl! Marquis. Wie, ſchon ſo früh ziehen Sie ſich zurück? Marquiſe. Wie immer, um 11 Uhr. Marquis (geht zum Kamin, vergleicht ſeine Uhr mit der Pendüle). Ich glaubte nicht, daß es ſchon ſo ſpät wäre. Maraquiſe. Sie ſind ſehr gütig. Machen Sie mir demnach das Ver— gnügen, mir gute Nacht zu wünſchen, bevor Sie gehen. Marquis (am Kamin). Genirt Sie denn meine Gegenwart ſo ſehr? Marquife. Mein Gott, nein — (ſie ſetzt ſich an ihre Toilette, nimmt einzelne Nadeln aus ihrem Haar, fo daß es aufgelöft herunterfällt.) n Marcuiſe | O Marquis. 1 4 à (ſitzt mit einem Knie auf der Cauſeuſe und fpricht fo über die Rücklehne derfelben.) Wünſchen Sie, daß ich Ihr Kammermädchen Louiſe rufe? Maraquife. (ſitzt vor dem Spiegel und dreht dem Marquis den Rücken zu.) O nicht doch, ich benutze nur in ſeltenen Fällen die Hülfe meiner Louiſe und auch dann nur auf Augenblicke. Gewöhnlich bringe ich meine Abendtoilette ganz allein zu Stande. 27 Marquis. (kommt vor zur Marquiſe; er legt die Hände auf den Stuhl, jo daß dieſe genöthigt iſt, den Kopf zu erheben, um ihm zu antworten.) Ganz allein? Marquiſe (ordnet ihr Ham). Allein — wie Sie ſehen. Marquis. Sie beſitzen wundervolles Haar, Iſabella! Wiſſen Sie wohl, daß Sie viel zu reizend für meine Frau ſind? Marquiſe. Das iſt wohl möglich. Setzen wir daher den Fall, daß ich nicht Ihre Fran wäre! Marquis (galant). Ich will nämlich damit ſagen, daß man eine ſolche Frau, wie Sie, über alle Maßen lieben muß. Marquiſe. Es koſtet oft Ueberwindung, ſich dazu zu entſchließen. Marquis. Ich ſehe jetzt erſt ein, daß eine wirkliche Liebe erſt dann entſteht, wenn man mit dem Gegenſtande re genaue Be⸗ kanntſchaft gemacht hat. Marquiſe (ihn kalt anſehend). Wollen Sie vielleicht Ihre Vorleſung über Metaphyſik fort— ſetzen? (fie ſteht auf, geht quer über die Bühne und öffnet die Thür links) Mein Herr, ich glaube, durch dieſe Thür gelangen Sie in Ihre Gemächer. Marquiſe Marquis Marquis (aufrichtig). . Iſabella, Du biſt reizend und ich — ich ſehe es ein, ich war meines Glückes gar nicht werth! ber nimmt ein Licht von der Toilette und geht an die Thür rechts) Willſt Du Deinem Gatten erlauben, Dir zu leuchten? (Die Marquiſe zeigt mit der Hand auf die Thür zur linken, der Marquis auf die zur rechten. Gruppe. Leiſe Muſik bis zum Schluß.) Marauiſe (geht nach einer Pauſe einige Schritte auf den Marquis zu). Iſt Ihr Gewiſſen ganz ruhig? Haben Sie gar nichts zu bekennen? 28 Marquis. Wahrhaftig, theure Iſabella, — ich — Marquiſe (raſch). Still! Merken Sie denn nicht, daß ich Alles weiß?! , ‘4 - Marquis (fest fein Licht auf den Arbeitstiſch, verlegen). Wenn das der Fall iſt, ſo bleibt mir nichts übrig, als Dich um Verzeihung zu bitten. Marquiſe (kommt zu ihm, bewegt). Alſo Du bekennſt doch, nicht wahr? Du bekennſt — — Marquis. Daß meine Thorheit beinahe bis zum Wahnſinn ging! ’ Marquiſe (tebaft). | Bis zum Verbrechen, hörſt Du wohl, bis zum Verbrechen! Marquis (serfnirfht). Bis zum Verbrechen. Marquiſe. O, das iſt noch nicht Alles! Und daß die Frau von On — — Marquis (wendet ſich verlegen ab). Maraquiſe. Nun? Marquis (feurig). Und daß Frau von Oneja eine abſcheuliche Coquette iſt! Maraquiſe. Recht fo! Aber Du geräthft bei dieſer Verſicherung jo in Hitze, daß man glauben möchte, Du liebteſt ſie noch immer! Marquis (Herzlich). Mein geliebtes Weib, ich ſchwö're Dir — Marquiſe (nimmt ſeinen Arm, zaͤrtlich). O ſchwöre nicht, ich leſe in Deinen Augen, daß Du jetzt wahr ſprichſt. Schlußgruppe. — ä —— — — University of Connecticut Libraries . „ * À j ? viren ar 1 1 3 1 hack, B Fu u 5 D 56 0 ts Y a VE a Kar 4 Pt à DATE HART AE 77 À 194 #4 LES — e en ROTUMERTAEU „ e e n, e ieee N IE ER LEER Een EDER AUTEUR 0 rd RN RAT EN, 7 ene ah Weis 9 94 * . FOUR, » EAN kel LE 1 Dee 8 n. ne Wie 5 12 Wel À a * „ren N. 2 AOC tan, ss : LAURE AG CCR EN AOL ACTE * V 7 49 96 K * . 1 . v LA * D , 4 à 1 RAA Le) AM 61 9 | (UE CIS ONE IT AN