Sehriften des \aturwissensehaltliehen \erems für Schleswig-Holstein. a a u } "= L ee, n * > 4. Rue HT ei Inhalt von Band IX. Heft I. G. Lüdeling. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institute der Universität Kiel a A ans P. Knuth. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln . : i Th. Reinbold. Die Rodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde . Sitzungsberichte . A. P. Lorenzen. Aufforderung zur Mitarbeit zu einer Zusammenstellung von Litteratur der Landes- und Volkskunde in Schleswig-Holstein . A. P. Lorenzen. Bericht über die Bibliothek und den Lesezirkel . Auszug aus der Jahresrechnung 188/;, bis 18%/,, Heft I. C. Weber. Ueber die Zusammensetzung des natürlichen Graslandes in Westholstein, Dithmarschen und Eiderstedt . Th. Reinbold. Beiträge zur ned des östlichen Theiles ce Nordsee im Besonderen derjenigen der deutschen Bucht . P. Hennings. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein . resnn.FBilze, vonder Insel Sylt . 20. 2.0... m, Jd. Prehn. Die Laubmoose Land Oldenburg C, Apstein. Das Plankton des Süsswassers und seine quantitative Bestimmung . G. Duncker. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder , G. Karsten. Ueber die Wirkungen kleiner Niveauänderungen durch die atmos- phärischen Niederschläge G. Karsten. Ueber die Benutzung der Naturkräfte . Sitzungsberichte * Seite. 177 179 219 229 259 261 267 275 293 297 311 N URN ruyn, “N Schriften des \rturwissensehaltlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Band IX. Erstes Heft. Mit 3 Tafeln und 6 Figuren. > IN Feb] 1892 > > Berkkact. G. Lüdeling. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Veen Ra En ne See BEE rn a ER ee Er 6 P. Knuth. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln . . . 2. 2 2 2220.71 Th. Reinbold. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde . . ııı SUZDLTEISHEETN, SB Sn re TE ER Le a Ne 7; A. P. Lorenzen. Aufforderung zur Mitarbeit an einer Zusammenstellung von Litte- ratur der Landes- und Volkskunde in Schleswig-Holstein . . . . . 169 A. P. Lorenzen. Bericht über die Bibliothek und den Lese-Zirkel . . . . . . 172 Anszae aus den Jahresrechnungen 1833/,,, 18, IS 2 A 2 2 2 2020 177 Krmagmetische. \essungen physikalischen Institut der Universität Kiel. Von Assistent am physikalischen Institut zu Kiel. Vorbemerkung. Die nachfolgenden Messungen sind auf Anregung meines hoch- verehrten Lehrers, des Herrn Geheimrats Prof. Dr. Karsten angestellt worden. Ihm sowohl wie auch Herrn Prof. Dr. Leonh. Weber spreche ich für die jederzeit bereitwillige Unterstützung meinen aufrichtigsten Dank aus. Auch fühle ich mich den Herren gegenüber zu Dank verpflichtet, die mir über die verschiedensten auf meine Arbeit bezüglichen Punkte Auskunft erteilt haben: Geheimrat Prof. Dr. Neumayer - Hamburg, Prof. Dr. Börgen und Dr. Stück vom magnetischen Observatorium in Wilhelmshaven, Dr. Eschenhagen vom magnetischen Observatoriun! in Potsdam und Dr. Schaper-Lübeck. Die Arbeit ist nicht als abgeschlossen zn betrachten: Einerseits fehlen leider Variationsbeobachtungen der Vertikal-Intensität, da das vorhandene Inklinations-Variometer sich nicht als brauchbar erwies und ein anderes Insrument bislang nicht zu beschaffen war, andereıseits ist es bei der verhältnismässig ungünstigen Lage der Beobachtungsorte mitten in der Stadt unbedingt erforderlich, den Lokaleinfluss zu unter- suchen. Es ist dies um so dringender notwendig, als sich zwischen den einzelnen erdmagnetischen Beobachtungen, die in und bei Kiel angestellt sind, ziemlich beträchtliche Abweichungen zeigen, wie aus der Zusammenstellung in der Schlussbemerkung hervorgeht. Die in dieser Richtung augenblicklich noch vorhandenen Lücken auszufüllen, wird für eine besondere Arbeit vorbehalten. Auch soll versucht werden, die Horizontal-Intensität, und, wenn möglich, auch die Vertikal-Intensität in derselben Weise wie die Deklination auf photographischem Wege zu registrieren. Sodann werden künftig in jeden Monat zweimal ab- solute Bestimmungen jedes Elements gemacht werden; dieselben mussten in den letzten Monaten wegen baulicher Veränderungen ausfallen. Dabei soll bei der Inklinationsbestimmung neben dem W. Weber'schen 1* 4 Erdinduktor besonders auch ein Differential- Erdinduktor nach Leonh. Weber in Gebrauch kommen. Noch möge erwähnt werden, dass die alte Bezeichnungsweise, nach welcher die westliche Deklination positiv zu nehmen ist, beibehalten wurde, da dem Verfasser erst nach Vollendung eines grossen Teiles seiner Rechnungen bekannt wurde, dass in den neueren Arbeiten über Erdmagnetismus, wie den Berichten der internationalen Polarforschung u. a. die Deklination von Norden durch Osten bis 360° gezählt, also die westliche Deklination negativ gesetzt ist. Es stehen jedoch einer diesbezüglichen Umrechnung keinerlei Schwierigkeiten im Wege. AorDekhnabion I. Absolute Bestimmung der Deklination. 1. Beobachtungsort und Instrumente. Die Beobachtungen wurden im eisenfreien Hause des physikalischen Instituts der Universität Kiel angestellt. Dasselbe liest auf dem Hofe des genannten Instituts, ungefähr in der Richtung des magnetischen Meridians. Seine Lage zur Umgebung ist aus dem beigegebenen Situationsplane auf Taf. I ersichtlich. Die Länge des Hauses beträgt 6,25 m, seine Breite 3,25 m. Durch Oberlicht und 2 Fenster in der Ost- und ein solches in der Nordwand ist für gutes Licht gesorgt. In Fig. 1. der Nord- wie Südseite ist eine Schieber- öffnung angebracht, durch die man auf 2 Miren von Messing, M u. M’ visieren kann, die die Form von Fig. ı besitzen und an der Umfassungsmauer des Hofes resp. der Mauer des Instituts befestigt sind. Nach astronomischen Messungen sind die Miren so eingestellt, dass die Verbindungslinie der beiden mittelsten Striche der mm-Teilung genau in den astronomischen Meridian fällt. Im Innern des Hauses sind 2 Steinpfeiler eingemauert, die reich- lich 3 m von einander entfernt stehen und eine Höhe von ı,ı m haben. Auf dem südlichen steht der zum Ablesen dienende Theodolit, vor demselben die Skala, auf dem nördlichen der zum Schutze des Magneto- meters bestimmte Luftkasten, in welchem der Magnet schwebt. Als Deklinations-Instrument dient ein von Meyerstein in Göttingen verfertigtes Gauss-Weber'sches Unifilarmagnetometer von der alten Form. Die Länge des verwandten Masnets beträgt 40 cm, seine Breite 3,8 und seine Dicke 1,0 cm. Andem Magnetometer ist eine Abänderung dahin getroffen, dass bei der absoluten Bestimmung das Umlegen des Stabes durch einfache Drehung um 180° erfolgt, sodass ein Heraus- nehmen des Stabes nicht mehr erforderlich ist. Diese Änderung er- schien um so zweckmässiger, als das Herausnehmen nicht allein sehr unbequem ist, sondern meistens oder wenigstens sehr leicht auch Torsionsänderungen herbeiführt. Es ist nun durch folgende Einrichtung 6 G. Lüdeling. diesem Übelstande abgeholfen worden (vgl. Fig. 2, 3, 4, bei denen der Einfachheit halber die Schrauben am Spiegelhalter fortgelassen sind): Zwei 0,3 cm starke und I,2 cm breite, gut abgedrehte und genau in einander passende Messingringe A u. B, von denen der innere auf der oberen Seife eine Nute besitzt, werden durch 3 in diese Vertiefung greifende Schrauben a a’ a” festgehalten. Lockert man eine derselben, so lässt sich der innere Ring bequem drehen. In dem letzteren ist nun das alte Schiffchen des Magnetometers fest verlötet, in b b’ b” b’”, wie aus Fig. 2 ersichtlich. Der äussere Ring ist durch 2 Ansatzstücke C C’ mit der Alhidade D verbunden, die von dem Torsionskreise E getragen wird wie beim alten Gauss-Weber’schen Magnetometer. Auf diese Weise ist es möglich gemacht, den Magnetstab bequem umzulegen. Der Magnet hängt an einem Träger, wie ihn Gauss und Weber benutzten; derselbe ist unter der Decke des Hauses befestigt. Die Länge des Fadens beträgt ca. 2,3 m. Grosse Schwierigkeiten machte es, einen passenden Aufhängefaden zu finden. Es wurden Versuche mit Aluminium-Bronze-, Stahl- und harten Messingdrähten angestellt, nach welchen ich letzteren unbedingt den Vorzug geben muss. Aller- dings wird dabei vorausgesetzt, dass die Messingdrähte aus gutem Material hergestellt sind; einige hier in Kiel gekaufte Sorten erwiesen sich wenig tauglich wegen ihrer geringen Haltbarkeit, doch zeichneten sich die später von der durch Kohlrausch empfohlenen Drahtfabrik von J. L. Hüttlinger in Schwabach bezogenen sowohl durch grosse Trag- kraft wie auch kleinen Torsionsmodul aus, sodass sie sehr gut zu ver- wenden waren. Der zuletzt gebrauchte Faden hatte eine Dicke von 0,20 mm. Zur Aufhängung des Magnetstabes wurde unten eine Doppel- schlinge gemacht, wie sie Kohlrausch vorschreibt (pr. Physik 87, pag. 178). Als Beruhigungsstab diente ein zweiter Magnet von denselben Dimensionen. War derselbe nicht in Gebrauch, so stand er senkrecht an der Südwand an solcher Stelle, dass seine Längsaxe sich im mag- netischen Meridian befand. Von dieser Stellung aus übte er keinen Einfluss auf das Magnetometer aus, wie durch mehrfache Versuche festgestellt wurde. 2. Vorbestimmungen. Bevor nun zur eigentlichen Messung der Deklination geschritten werden konnte, waren noch einige Vorbestimmungen erforderlich. Dieselben erstreckten sich zunächst auf die Festlegung des geographi- schen Meridians. Die hierzu erforderlichen astronomischen Messungen (Polarstern - Beobachtungen) wurden von Herrn cand. astron. Möller bereitwilligst übernommen. Nach denselben sind, wie schon erwähnt, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 7 die Miren M und M’ derart gestellt und festgeschraubt, dass die Verbindungslinie der mittelsten Teilstriche genau den astronomischen Meridian angiebt. Um nun aber von etwaigen störenden Witterungs- verhältnissen sowie der Veränderlichkeit der genannten Miren unab- hängig zu sein, ist noch an dem nördlichen Pfeiler des eisenfreien Hauses Fig. 5. eine Spiegelmire angebracht, deren Nor- male genau bestimmt ist. Damit dieselbe auch bei ev. Änderungen an der Skala oder dem Theodoliten gebraucht werden kann, ist sie folgendermassen eingerichtet (s. Fig. 5) Ba Eine Messingplatte ist an 2 Stäben fest im Pfeiler vergypst, auf dieser wird durch drei Stellschrauben eine 2te Messingplatte von plankonvexer Form festgehalten, die mit der erhabenen Seite auf der festen Platte aufliegt, auf der ebenen Seite einen 3 cm breiten und 4,5 cm langen Spiegel trägt. Die Normale des Spiegels ist bei Beginn der Beobachtungen auf den vom Fernrohr des Theoldoliten herabgeloteten Skalenteil ein- gestellt, und es wird bei jeder Messung kontroliert, ob etwaige Ver- schiebungen eingetreten sind. Ist dies nicht der Fall, so müssen stets der Vertikalfaden des Fadenkreuzes im Fernrohr, das Lot und das Spiegelbild desselben mit dem geloteten Skalenteil zusammenfallen. Die unverrückte Lage des Fernrohrs selbst wird dadurch überwacht, dass unter dem herabhängenden Lote auf der Steinplatte des Pfeilers ein kleiner Spiegel mit einem eingeritzten Kreuz aufgeklebt ist. Es müssen bei richtiger Lage des Fernrohrs die Spitze des Lotes und ihı gespiegeltes Bild genau mit dem Schnittpunkte des Kreuzes zusammen- fallen. Bei der zweiten Vorbestimmung handelt es sich um Ausmes- sung des Abstandes zwischen Magnetspiegel und Skala. Zu diesem Behufe wurde ein horizontaler Unterbau geschaffen und in die Mitte auf denselben ein Meter-Maassstab gelegt. An diesen schlossen sich Fig. 6. nach den Seiten 2 Zimude Messing-Maassstäbe an, die aus in einan- der verschiebbaren Spisge Skala Röhren bestehen (s. Fig. 6). An den En- den sind dieselben zugespitzt. Nach- 8 G. Lüdeling. dem nun genau an der Skala heruntergelotet war, wurde das eine Ende der Messingröhren gegen den Meterstab gelegt und das andere so weit ausgezogen, bis es genau den Spiegel, resp. den Faden des Senkels berührte. Die Längen wurden darauf auf dem Komparator gemessen. Es ergab sich, dass der Abstand = 3363,2 mm war. Die Dicke des Magnetspiegels beträgt 0,43 mm, die optische Dicke also nahezu ?/, . 0,43 = 0,29 mm, mithin ist die in Rechnung zu ziehende- Gesamt-Entfernung e = 3363,2 + 0,29, e = 3303,49. mm Als Skala diente eine mm - Teilung auf Papier, die auf einem Glasstreifen aufgeklebt ist. Die Teilung wurde auf dem Komparator mit einem Normalmaassstabe verglichen, wobei sich herausstellte, dass ı mm der Papierteilung — 1,00093 mm normal war. Endlich wurde in den Voruntersuchungen noch eine Bestimmung des spezifischen Magnetismus des angewandten Deklinationsstabes vor- genommen, durch Ablenkungsbeobachtungen an einem Wiedemann’- schen Spiegelgalvanometer. Der Magnet von der Länge | = 40 cm und dem Gewicht p = 1120 g wurde in r = 250 cın Entfernung senk- recht zur Längsaxe der Galvanometernadel in der Höhe der letzteren hingelegt (2. Gauss’sche Hauptlage). Die Entfernung der Fernrohr- skala vom Magnetspiegel betrug 1760 mm. In dieser Lage ergab sich nun nach mehreren Beobachtungen im Durchschnitt eine Ab- lenkung von 2,0 Skalenteilen. Hieraus berechnet sich der Ablenkungs- winkel 2 en * 2.1760 ” er 19° 32”. Bezeichnet nun M das magnetische Moment des Stabes, ‘r die Entferuung der Mittelpunkte von Magnet und Nadel, H die Horizontalintensität, die nach den Kohlrausch’schen Tabellen — 0,179 cm —'kg "sec =! angenommen, so ist (mit hinreichender Ge- nauigkeit) N er. tee — op? „2,170 ea 2,, — 15892 Moment-Einheiten. Bei einer 2ten Bestimmung wurde der Magnet bis auf 2 m Ent- fernung genähert, wobei sich ein Ausschlag von im Mittel 4,0 Skalen- teilen ergab, Hieraus folgt ein magnetisches Moment von 16274 Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 9 Moment-Einheiten. Nimmt man das Mittel dieser beiden Resultate, so erhält man einen Stabmagnetismus von 16083 Moment-Einheiten. Da das Gewicht des Magneten = 1120 g ist, so ergiebt sich dem- nach der 16083 _ a Role AA spezifische Magnetismus des Stabes = Dieser Wert scheint ein verhältnismässig günstiger zu sein, da bei einem 2. Magnetstabe von ganz denselben Dimensionen trotz sehr starker Magnetisierung mit Hülfe eines durch die Dynamomaschine in Thätigkeit gesetzten, ausserordentlich kräftigen Elektromagneten kein höherer spezifischer Magnetismus erreicht wurde. Der untersuchte Stab ist daher ohne weitere Bedenken zu den folgenden Bestimmungen verwandt worden. 3. Messungsmethode. Bezeichne nun in nebenstehender Figur 7 NS das Deklinations-Magnetometer, F das Ablesefernrohr, AB die Skala, MM’ die Richtung des astron. Meridians, NE ” ” „ magnet. b2) B so bedeutet < ö die magnetische Deklination. Es ist aber do=a-+to. Von diesen beiden Grössen ist a direkt an der Kreisteilung des Theo- doliten abzulesen, « wird gegeben durch die Beziehung n rn : E I — DR |» worin e? n die Entfernung des im Fernrohr abgelesenen Skalenteils vom mittleren Skalenteil C und e die Entfernung der Skala vom Spiegel bedeutet. tg a = Es handelt sich bei einer absoluten Deklinationsbestimmung also nur um Bestimmung der Differenz zwischen dem gespiegelten und dem vom Fernrohr geloteten mittleren Skalenteil — vorausgesetzt, dass das Azimut der Fernrohraxe, X a, und die Entfernung e bekannt sind. Dabei ist jedoch noch auf zweierlei Rücksicht zu nehmen, und zwar 10 G. Lüdeling. I) auf die Torsion des Fadens und 2) „ „ Stellung des Spiegels gegen dies netische Axe des Deklinationsstabes. Erstere muss möglichst aufgehoben, der Rest sorgfältig be- stimmt werden; letztere soll genau senkrecht sein. Da man dies meistens nicht völlig erreichen wird, so bestimmt man die Richtung der magnetischen Axe dadurch, dass man den Stab umlegt, d. h. um 180° um seine Längsaxe dreht. Eine absolute Deklinationsbestimmung gestaltete sich also folgendermassen: Zunächst wurde durch einen eingehängten Torsionsstab (Messing- stab von den Dimensionen des Deklinationsstabes mit eingelegtem kleinen Magneten) der Faden austordiert. Fiel die Richtung, welche der Torsionsstab in der Ruhe einnahm, nicht ungefähr mit dem magnetischen Meridian zusanmımen, so wurde es durch Drehen am Torsionskreise be- wirkt. Wenn dies der Fall, wurde abwechselnd Magnet- und Torsions- stab mit vorgeschraubtem Spiegel eingelegt und versucht, durch Drehen am Torsionskreise für Torsions- und Magnetstab denselben Skalenteil als Gleichgewichtslage im Fernrohr zu erhalten. Selbstverständlich wird letzteres nie oder selten ganz genau gelingen, ungefähr aber erreicht man es ziemlich leicht. Der Rest der nunmehr nur noch geringen Torsion ist anfänglich auf 2 verschiedene Weisen bestimmt worden, zunächst nach der Angabe von Kreil'). Es bedeute S, den Skalenteil, auf welchen der Magnetstab zeigt, Sg ” ” 3 ” ” ” ” bei Drehung am Torsionskreise um x°, S, den Skalenteil, auf welchen der Torsionsstab in dieser Lage des Torsionskreises zeigt, Sala = ‚ auf welchen der Torsionsstab bei Rück- drehung um x zeigt. Dann ist Sy — S,—=n der Unterschied in der Stellung des Maunetstabes, S,—S,=Nder Unterschied in der Stellung des Torsions- stabes. | Die Differenz n (ausgedrückt in Skalenteilen), die als Korrektion an die Deklination anzubringen wäre, ist nun, wie ohne weiteres einleuchtet, durch die absichtliche Drehung des Fadens um x ° hervorgerufen. Diese Drehung hat aber auch einen Unterschied in der Stellung des Magnet- und Torsionsstabes von (N —n) Skalenteilen bewirkt. Will man also wissen, welche Verbesserung z man an die Deklination zu legen ') Kreil, Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen. Wien 1858, pag. 20, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 11 hat für einen Unterschied in der Stellung der beiden Stäbe von einem Skalenteil, so ergiebt sich dies sofort aus der einfachen Proportion Fig. 8. N—n:n=1:r, woraus folgt: 7—= x Skalenteilen. Für einen beliebigen Unterschied von a Skalenteilen hat man also n Da enger Skalenteilen. FRE Ausser in der vorstehenden Art wurde \ . . . Fer: N die Torsion noch nach einer Methode be- A A SE . stimmt, die sich aus folgender Überlegung BET, ergiebt (s. Fig. 8): t. Ein Torsionsstab hänge in der Richtung T T und bilde mit dem magnetischen Meridian den Winkel t. Hängt man einen Magnetstab ein, so bilde derselbe mit dem magnetischen Meridian wegen der Torsion den Winkel z, der gesucht wird. Es ist also in dieser Lage es äblenkune 7 bei der Torsion —t, 2. Man drehe am Torsionskreise um + x® (im Sinne des Uhr- zeigers), der Magnet komme in die Lage NaS,. Es ist dann Herählenkıne 7, z, die Torsien —xV-tt. 3. Man drehe um — x° (gegen den Uhrzeiger) und erhalte die Lage N,S,. Hier ist die Ablenkung =r-+ 7, die Torsion =x' —t. Nun verhält sich: EM) et H.M. sn @ +5) x—t Hieraus folgt: SR) a re et nügender Genauigkeit auch setzen kann Ss tn x—t wofür man mit ge- Mithin ist Die Ga | at, 2 (ui 22). 2X Das letztere Glied ist aber so verschwindend klein, dass man es ver- _ nachlässigen darf. Man hat daher T = 12 G. Lüdeling. Mehrfache Torsionsbestimmungen nach den beiden Methoden ergaben eine derartige Übereinstimmung, dass z. Zt. nur noch die letztere an- gewandt wird, da sie bedeutend bequemer und schneller zum Ziele führt. Nachdem also erreicht war, dass Torsions- und Magnetstab un- gefähr denselben Skalenteil zeigten, wurde bei eingelegtem Magnetstab der Torsionskreis zunächst um — 50°, 1) dann um — 50° und endlich in die ursprüngliche Lage zurückgedreht und die jedesmalige Gleich- gewichtslage bestimmt. Die Torsion wird in Skalenteilen angegeben, die entweder zu der Meridianlage des Magneten zu addieren oder von ihr zu subtrahieren sind. Letztere erhält man, wie schon erwähnt, dadurch, dass man den Magneten umlegt und das Mittel aus den beiden Gleichgewichtslagen nimmt, unter Berücksichtigung eventueller Ände- rungen der Deklination, die während der Dauer der absoluten Be- stimmungen an einem Siemens’schen Glocken-Galvanometer abgelesen worden sind (s. Situationsplan, Taf. I, Deklin. Var. Gl. G.). Die Ent- fernung der Skala vom Spiegel beträgt hier 1400 mm, der Skalenwert ist demnach (genügend genau) a = 1,033. Will man die Angaben dieses Variations-Instrumentes zu denen des Magnetometers in Beziehung bringen, so hat man den Skalenwert des ersteren auf den des letzteren zurückzuführen. Der Abstand des Spiegels von der Skala betrug beim. Magnetometer 3363,49 mm (Ss, pag. 8), ein Skalenteil war = I,00093 mm, mithin ist hier 1,00093 2. 3363,49 2.0512. tga= ; 10238 Man hat also die Ablesungen am Glocken-Galvanometer mit 0 2 zu multiplizieren. Vor und nach jeder absoluten Deklinationsbestimmung wurde die Lage des Fernrohrs mit Senkel und Spiegelmire genau kontroliert. Nach den astronomischen Messungen beträgt das Azimut der Normale der Spiegelmire (s. Fig. 7): a=0%54,4 W, es ist also nur noch die Bestimmung des Winkels & erforderlich, um ö kennen zu lernen. Es wurde nun in nachstehender Weise beobachtet: 1) s, Lamont, Handbuch, pag. ıI2, Anm. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, 13 1. Magnetstab, 2 s umgelest, 54 2 »„ „ am Torsionskreise gedreht um —+- 50°, 4. „ „ EWR) „ » ifenke a 50°, 5. e wie in 2, 6. ” ” me Aus je 5 Umkehrpunkten fand sich die betr. Ruhelage. Die Meridian- lage ergab sich aus dem Mittel der beiden Kombinationen (I + 6) und (2 +5), die Torsion aus der Kombination (2 + 5) und den beiden Ab- lesungen 3 und 4. Das Schema für die Messungen war also folgendes (die eine Seite des Magnetstabes ist mit einer Marke versehen): Lage des Schwingungen Ruhe- | Vario- ı Magneten des Magnetometers lage || meter 2. Sie ra ea ae Marke oben Marke unten Tordiert ee! a | Tordiert zer: 50° Marke unten Marke oben seen Mire me N or — 1 —l — een] 5 — 4. Beispiele. Beispiel r): 16. Februar 1800. Als Aufhängefaden diente ein Aluminium - Bronze - Draht von 0,23 mm Dicke. Der vom Fernrohr gelotete Skalenteil, auf den die Spiegelnormale gerichtet, war der Skalenteil 65,0. Die Bestimmung wurde ohne gleichzeitige Beobachtung an einem Variations-Instrument gemacht, da ein solches noch nicht zur Ver- fügung stand. 14 G. Lüdeling. Die in der nachfolgenden Tabelle stehenden Zahlen bedeuten die abgelesenen Skalenteile. 1890, Februar 16. Zei Lage des Schwingungen Ruhe- | Vario- a Magneten des Magnetometers lage | meter RT ig,‘ 7 | ee ne Ir Inn 65,0 iR ‚' Marke ORTS] hen 11350 |41,8 30,9 142,611,30,4 | 3612 ob 20 er 41,8 30,8 41,5 | 30,9 41,8 36,27 ac n„..) Tordiert 025 —+ 50° 13,9 | 20,5 | 14,0 | 20,4 | I4,0 | 17,21 Tu 4.) Fordiert 0° 30 — 50° 59,6 52,5 | 59,4 52,4 59,2 55,92 = n„..| Marke Fl 2 oR35|| unten ‚418 | 30,3 | 42,5 | 30,2 | 43,0 | 36,34 | — 4 „| Marke 5 3 oR40| open 433 | 30,3 | 43,7 | 29,7 \ 43,3 | 36,45 = obh45'| Mire — | — | — | —| — | 50 — Hieraus berechnet sich die Meridianlage— | re + Sa To] — 36,37, Torsion = z | 5592 — 36,30) — (36,30. 1721)]» — 2,6 Skalenteilen. Die Torsion wirkt hier nach grossen Zahlen, ihr Wert ist daher von der Meridianlage abzuziehen. Man erhält dann als Korrigierte Meridianlage den Skalenteil 36,37 — 0,26 = 36,11. 2 n n Oo u —— 1. — 1 —— |, >% a la =) Setzt man die Werte ein: n — 650,0 — 361,1 — 288,9 Skalenteilen, = 288,9 X 1,00093 mm, — 289,17 mm, und e = 3363,49 mm, so erhält man: Es ıst nun Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 15 ZN 2 .3363,49 = 202784. * 3363,49?) tg a= Hierzu a= 954,4 giebt die Deklination d==12"21,8 W. für 16.11.1890 ob28,5 p. m., da die ohne Rücksicht auf den Stand eines Variations-Instrumentes abgeleitete Deklination für die der Beobachtung entsprechende mittlere Zeit gilt. Beispiel 2): 1890, März 29. Zei Lage des Schwingungen Ruhe- | Vario- = Magneten des Magnetometers lage | meter 7 AT TR Tremor Eee ERTE EETTNZ E 5 Berne mel. 650 an | Marke | . 3232| oben |448 | 28:6 |44,3 | 28,3 |44,3 || 36,44 || 31,90 Marke 3250 ten 122,8 |51,9 | 24,0 50,8 |22,6 | 37,24 | 31,75 3b 40), ie 22,9 | 15,4 | 20,8 | 14,8 |19,4 | 18,06 | 31,73 ‚ Tordiert A 345| _ con |53:9 | 61,7 | 52,9 [61,0 |53,3 | 57,36 | 31,79 ) Marke ZB 50| unten |2%7 | 466 | 27,0 |46,9 |27,6|| 37,42 | 31,70 M 3" 55 Be 42,1 | 31,0 |42,5 | 30,6 |42,6 || 36,60 | 31,80 4800| Mire ee te —_ Um die Angaben des Variometers in Rechnung ziehen zu können, hat man dieselben, wie schon erörtert, mit dem Faktor 2,41 zu multi- plizieren (s. pag. 12). Man kann dann sämtliche Ablesungen auf eine beliebige Zeit, also einen beliebigen Stand des Variometers reduzieren, indem man die entsprechenden Korrektionen bildet. Im vorliegenden Falle soll die Deklination für die Anfangszeit 3b32 bestimmt werden. Da beim Variometer wegen eines hier gebrauchtenterrestrischen Fernrohres zunehmenden Zahlen zunehmende Deklination, beim Mag- netometer aber zunehmenden Zahlen abnehmende Deklination ent- spricht, so sind dementsprechend die Vorzeichen zu wählen. Es ergeben sich die Korrektionen wie folgt: 16 G. Lüdeling. Zeit Korrektion =K — 336° | + 0,15.2,41 = 0,35 Skalenteilen des Magnetometers. 3400, 2 oma 2m 0 3, [ 3b 45° | + 0,11. 2,4I = 0,26 3.50 1.-1-/0,20.442,41°==0,48 3b 55° | +0,10. 2,41 + 0,24 Diese Werte sind also zu den entsprechenden Zeitmitteln zu ad- dieren; man erhält dann folgende auf die Zeit 3t 32° p. m. reduzierte Werte: Mt | 36,44 + 0,00— [36,44 M? | 37,24 + 0.35 = aa - 37,74 {| 36,64 Mt | 57,36 + 0,26 = [57,62 Hr | M’ | 37,42 4 0,48 = | 37,90 | M° | 36,60 + 0,24 + |36,84 Hieraus folgt als I Be ur 36,84 + 37:59 =: 37,99 2 22 2 Meridianlage: ] — 37,19, Torsion: - BZ — 37,74) — (37,74 — 18,47) ‚= 3,0 Skalenteilen. Da die Torsion auch hier nach grossen Zahlen wirkt, so ist ihr Wert wiederum von der Meridianlage abzuziehen, und es ergiebt sich als Korrigierte Meridianlage der Skalenteil 37,19 — 0,30 = 36,89. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, 17 Es ist daher: n = 650,0 — 368,9 — 281,1 Skalenteilen, — 28.1. 1,00093,. 1m, — 728130) mm; e — 3363,49 mm, und daraus BR» 281,36 ( ; I u) 7 2. 3363,49 4 3363,49°7/’ RB aloe a — 9° 54,4 giebt die d= 12 17,8 W. Hierzu Deklination. 5. Zusammenstellung der absoluten Messungen. Deklina- Zeit 1890. Tag | Stunde tion Februar 16. ne | ars März 29. . 3 52. 0,p.m 2 12417,3 Juni 9. 02. 25,,0,p. m. | 124163 Juni 26. Tol14°2 a... | 12207463 Juli 9. 10. 00.04.m, | 124 August 9. ab 12',3 p. m. | 120 18/,0 in 22, 2h 48',7 p.m. | 12° 19,7 September 5. ur 22 ram | 120.19 ,6 September 25. | gb 34,5 a.m. | 12° ı7/),1 Oktober 3. ab 44,2 p. m. | 12° 17',8 II. Variationsbeobachtungen. 1. Gauss-Weber’sches Magnetometer. Die Variationen der Deklination wurden in der ersten Zeit an demselben Gauss- Weber’schen Unifilar angestellt, mit dem die ab- 2 18 G. Lüdeling. soluten Messungen vorgenommen waren, und zwar an 4 regelmässigen täglichen Beobachtungsterminen. Letztere sind nach den im deutschen Polarwerk, Bd. II, für Wilhelmshaven, 1833, gegebenen Monatskurven derart gewählt, dass 2 mal zur Zeit des Tagesmittels der Deklination und je I mal bei der grössten Ausschreitung nach Westen und Osten beobachtet wurde. Aus den beiden ersten Beobachtungen wurde als arithmetisches Mittel das Tagesmittel der Deklination erhalten; die Differenz der beiden anderen ergab die tägliche Amplitude. Zur Be- stimmung der jeweiligen Ruhelage dienten 3 Umkehrpunkte. Es sei nun w der Bogenwert eines Skalenteils, e die Entfernung des Spiegels von der Skala. Entspricht dann einem gewissen Normalstande auf der Skala N die absolute Deklination D, so hat man für die Lesung n eine Änderung Ad=w(mn-—N), die dem Stande n entsprechende Deklination ist mithin d=D+w@an—N). In unserem Falle betrug der Skalenwert: (s. pag. 12) wm DL Ferner entsprach nach einer absoluten Deklinationsbestimmung dem Skalenteil 360,0 eine absolute Deklination von 12° 24,4 W., folglich ist die hier mn Anwendung zu bringende Reduktionsformel: d==120%24,4 0,512 (n — 360,0). Hiernach sind alle Lesungen auf absolutes Maass zu reduzieren. — Da im Winter 1839 und Frühjahr 1890 häufiger die im Institut vorhandene Dynamomaschine zu Beleuchtungs- und Vorlesungszwecken gebraucht wurde, die ungefähr 17 m weit vom Unifilarinstrumente ent- fernt stand (s. auf dem Situationsplane, Taf. I, die alte Lage der Dy- namomaschine, die punktirt gezeichnet ist), so galt es, auch den Ein- fluss zu untersuchen, welchen sowohl Gasmotor wie Dynamomaschine auf das Magnetometer ausübten. Es wurde zu dem Zweck zunächst der Gasmotor allein angelassen und dann nach einem gewissen Zeit- raum auch die Dynamomaschine eingeschaltet, während im magnetischen Hause von 2 zu 2 Minuten die Ruhelage des Magneten notiert wurde. Aus der Kurve Fig. 9, Taf. I ist der Verlauf der Untersuchungen er- sichtlich: Während der Gasmotor allein bei seinem Anlassen keinen Einfluss auszuüben scheint, wirkt die Dynamomaschine sofort sehr kräftig ein, bringt jedoch während der ganzen Zeit des Gebrauchs eine ziemlich konstante Ablenkung hervor, die sofort bei Ausschaltung der Maschine wieder aufhört. Zwischendurch wurden Glühlampen, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, 19 Bogenlicht u. s. w. ein- und ausgeschaltet, doch zeigte sich dabei keine merkliche Aenderung in der Ruhelage des Magneten. Die Aenderung in der Lage der Kurven um ıoß und ıı® a. m. entspricht einer täg- lichen periodischen Zunahme der Deklination gegen Mittag hin. In der punktierten Kurve ist der Verlauf der Deklination verzeichnet, wie er sich an einigen Tagen später in derselben Beobachtungszeit unter normalen Verhältnissen gestaltet hat. Aus der Untersuchung geht hervor, dass eine nachhaltige Wirkung der Dynamomaschine nicht bestand, und dass daher ein störender Einfluss auf die regelmässigen täglichen Ablesungen des Unifilars nicht vorhanden war — vorausgesetzt natürlich, dass nicht gerade während des Gebrauchs der Maschine beobachtet wurde. — 2. Registrierapparat. Auf Anregung seitens des Herrn Professors L. Weber, die mag- netischen Variationen photographisch zu registrieren, wurden zunächst Voruntersuchungen über die Empfindlichkeit des Papiers und die Leucht- kraft des Lichtes gemacht, die erforderlich waren. Die ersten Versuche mit Platinpapier von Unger & Hoffmann sowie Eastman’schem Brom- silber-Papier ergaben kein genügendes Resultat, die Papiere waren bei Anwendung von Petroleum-Licht nicht empfindlich genug. Nach Er- kundigungen bei Herrn Dr. Eschenhagen-Potsdam wurde darauf das Stolze’sche s. g. F-Papier, ein Bromsilber-Gelatine-Papier in Anwendung genommen, das sich in jeder Beziehung als sehr brauchbar erwies. Zum Zwecke der Registrierung ist nun folgende Anordnung ge- troffen (Taf. IL, Fig., I0.): Auf dem westlichen Pfeiler des abgeschlossenen Raumes im Treppenhause des physikalischen Instituts steht ein Wiedemann’sches Spiegel-Galvanometer G mit ringförmigem Magneten und starker Kupfer- Dämpfung. Vor dem zur Abhaltung von Luftströmungen dienende: Gehäuse, an derselben Stelle, an der sonst das Schutzglas sitzt, ist eine Linse 1 von ca. 49 cm Brennweite aufgekittet. In L steht auf dem Pfeiler ein einfacher viereckiger Holzkasten, dessen hintere Wand herausgenommen ist. In der vorderen befindet sich in Höhe des Masgnetspiegels ein vertikaler, verstellbarer, schmaler Spalt s aus Messing, und dahinter ein Petroleum-Flachbrenner, der mit der schmalen Seite gegen den Spalt gestellt ist und dessen Licht nach den Seiten hin durch die Wände des Kastens abgeblendet wird. Seitlich, auf einem möglichst fest stehenden Bocke liegt ein viereckiger, lichtdichter Holzkasten, dessen Vorderwand herausnehmbar und mit einem Aus- schnitt versehen ist. Hinter dem letzteren befindet sich auf einem Holzansatz A ein horizontaler, verstellbarer Messingspalt S. In einer Y8 20 G. Lüdeling. Seitenwand liegt ein Uhrwerk U, das eine hohle Messingwalze W von ungefähr 14 cm Länge und 8 cm Durchmesser um ihre horizontal liegende Längsaxe dreht. Der erwähnte Messingspalt ist so angebracht, dass die Walze sich möglichst dicht an ihm vorbeibewegt. Vor den Spalt, in den Ausschnitt der Vorderwand des Kastens, kann ein Tubus T von schwarzer Pappe gestellt werden, der ungefähr ı m lang ist und zur Abhaltung des fremden Lichtes dient. Der Kasten muss nun so aufgestellt werden, dass sich die Vorder- fläche des lichtempfindlichen Papiers, das auf die Walze geklebt ist, genau dort befindet, wo das scharfe Bild des Spaltes entsteht. Da letzteres sich mit der Lage des Spiegels ändert, der mit dem Magneten fest verbunden ist, so erhält man also eine kontinuierliche Linie, die genau die Änderungen der Deklination angiebt. Um die Grösse dieser Variationen zu erhalten, ist es erforderlich, zu bestimmen, welcher Bogenwert einer Verschiebung der Kurve um I mm entspricht. Hierzu muss man die Entfernung des Spiegels von der Vorderfläche des photographischen Papiers kennen. Dieselbe betrug hier zuerst 1350,0 mm, der Bogenwert für ı mm war demnach = 1,35. Später ist ein Abstand von 1718,9 mm gewählt worden, sodass jetzt der Bogenwert für I mm gerade 1 beträgt. Für die Berechnung des täglichen Verlaufs der Deklination ist nun noch eine Basislinie erforderlich, für die der absolute Wert der Dekli- nation bestimmt wird und von welcher aus für jede Stunde die Ände- rungen in der Kurve gemessen werden. Diese Linie wird wohl meistens mit einem festen Spiegel hervorgerufen, doch liess sich ein solcher in unserem Falle schlecht anbringen und es wird daher die Basislinie dadurch erreicht, dass man täglich beim Aufkleben des photographischen Papiers von der rechten Kante der Walze aus in einer ganz bestimmten Entfernung von der Kante feine Marken mit einer Nadel an verschie- denen Stellen auf dem Papier einritzt, die man später bei der Berech- nung zu einer geraden Linie verbindet. Zeitmarken erhält man durch Anfang und Ende der Kurve sowie durch die Augenblicke des Lampen- wechsels, die man genau der Zeit nach notiert. Der absolute Wert der Basislinie wurde bestimmt, indem man zu einer bestimmten Zeit im eisenfreien Hause eine absolute Messung machte, für diese Zeit die Ordinaten der Kurve mass und nun mit Hilfe des Bogenwerts einer Verschiebung der Kurve um I mm die absolute Deklination für die Basislinie berechnete. Da sich in der ersten Zeit verschiedentlich grössere Störungen in den Kurven zeigten, die nicht auf eine kosmische Ursache zurückzu- führen waren, sondern, wie sich später herausstellte, ihren Grund in einigen magnetischen Eisenteilen hatten, die sich im Nebenhause vor- Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, al fanden und hier bewegt waren, so ist jetzt zur Kontrole täglich zu vier Zeiten das Siemens’sche Glocken-Galvanometer als Deklinations-Vario- meter abgelesen worden. Nachdem übrigens die erwähnten störenden magnetischen Eisenmassen entfernt sind, haben sich auch noch keine bedeutendere Unregeimässigkeiten in den Kurven wieder gezeigt, die auf störende Eisenmassen schliessen liessen. Gasmotor und Dynamomaschine, welche während der Thätig- keit des Registrier-Apparates öfter in Betrieb gewesen sind, haben bei der grossen Entfernung vom Variometer keinen in der Kurve ersicht- lichen Einfluss ausgeübt. Die Kurven sind vom Juli ab durch Abmessen der Ordinaten der einzelnen Stunden berechnet, und aus den Mittelwerten für die einzelnen Stunden im Monat sind die Monats-Kurven konstruiert. Die Tages- mittel der Deklination (s. Anhang) sind das Mittel der vierundzwanzig stündlichen Ordinaten; Störungen (ausgenommen mechanische) sind bei Bildung der Mittel nicht ausgeschlossen worden. Auf Taf. I, A, sind Photographien einiger Originalkurven von magnetisch störungsfreien Tagen mitgeteilt, in B solche von Tagen mit mehr oder weniger bedeutenden magnetischen Störungen. Auffällig ist bei diesen Kurven, dass in der Zeit von 4® a. m. bis gegen 2" p. m. durchweg gar keine Störungen vorhanden sind. Es ist dies eine Thatsache, auf die schon Humboldt hinweist.!) Eine sehr ausführliche Bearbeitung »magnetischer Ungewitter« wurde später von Sabine, Balfour Stewart, W. Adams u. a. mit Hilfe der Kurven der magnetischen Registrierapparate verschiedener Stationen vorgenommen.?) Da es mir aufgefallen, dass die „magnetischen Un- gewitter“ häufiger mit aussergewöhnlichen atmosphärischen Störungen zusammentrafen, so behalte ich mir eine Untersuchung der bislang in Kiel erhaltenen magnetischen Störungen auf einen Zusammenhang mit besonderen meteorologischen Veränderungen für eine spätere Arbeit vor. Taf. II zeigt die berechneten Monatskurven, nach welchen sich der tägliche Gang der magnetischen Deklination in Kiel ungefähr fol- sendermassen gestaltet (s. letzte Kurve, Juli - Dezember): Während der Nacht ist die Deklination ziemlich konstant, mor- gens gegen 4 Uhr beginnt sie abzunehmen und erreicht ihr Minimum gegen 7B a.m. Von 8 Uhr ab nimmt sie wieder zu bis zu einem Maximum, das gegen ı Uhr p. m. eintritt. Von ı Uhr ab nimmt sie langsam wieder ab. 1) s. Kosmos, IX, pag. 95 ff. 2) mitgeteilt in den Proc, Roy. Soc. und Philos, Trans, 2 G. Lüdeling. Die Amplitude ist im Sommer grösser als im Winter: Sie betrug im Juli 9,2, August 10,3, September 8,'7, Oktober 6,2, November 5,2 und im Dezember 4,6. B. Horizontal-Intensität. I. Absolute Bestimmung der Horizontal-Intensität. ı. Theorie des angewandten Verfahrens. Die absolute Messung der Horizontal-Intensität erfolgte nach der Kohlrausch’schen Methode des absoluten Bifilarmagneto- meters. Das Prinzip dieser Methode ist bekanntlich folgendest): Ein bifilar Ost-West aufgehängter Magnet wird einerseits durch die Horizontalkomponente des Erdmagnetismus in den magnetischen Meridian zurückzudrehen gesucht, während andererseits die Direktions- kraft der bifilaren Aufhängung bestrebt ist, ihn in der Ost-West-Lage festzuhalten. Man beobachtet nun mit Fernrohr und Spiegel die Ein- stellung des Magneten, legt ihn dann in der Bifilarsuspension um und liest wieder ab. Die Hälfte des Winkels zwischen beiden Stellungen sei a. Zu gleicher Zeit wirkt der Bifilarmagnet aus der grossen Ent- fernung r auf kleine Ablenkungsmagnete, die in unserem Falle östlich und westlich vom Bifilar aufgehängt sind. Bedeutet nun D die statische Direktionskraft der Bifilar-Aufhängung, H die Horizontalkomponente des Erdmagnetismus, M das magnetische Moment des Bifilarmagneten, M’+-M” das magnetische Moment der Ablenkungsmagnete, __M+M” “ — RT Sn Ablenkungsmagnete zum Erdmagnetismus, so erleidet das Bifilar- magnetometer folgende Drehungsmomente: das Verhältnis des magnetischen Momentes der beiden a) Von der bifilaren Aufhängung: —D. sin «, b) vom Erdmagnetismus: H., Mocosis M-+-M” c) von den Unifilar-Magnetometern: SUN DE 2 »ueD8 2 M.H. x = uch r ') Die erschöpfende Theorie s. Wied. Ann. N, F. XVII. pag. 737 ft. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 23 wenn M +M”’—,H gesetzt wird; es braucht also nur das Verhältnis des Stabmagnetismus der Magnetometer zum Erdmagnetismus bestimmt zu werden. Für die Gleichgewichtslage ergiebt sich also: H.’ Mi os Be 2 cos @& =D. sure, hieraus folgt: (L) nn D. sin e_ cos«( 1 - 25 Bedeutet nun ferner d den Polabstand des Bifilarstabes, } die Länge der Magnetometernadeln, y die Ablenkung der Magnetometernadeln, © den Torsionsko£ffizienten derselben, !) so hat man für die Unifilar-Magnetometer folgende Drehungs- momente: a) vom Erdmagnetismus: —H. M! (1+60) sin 9,?) b) „ Bifilarmagnetometer: aM SE) - 35) @ cos @ cos p+ sin « sin g), en muss für den Fall des ee sein: 2 2 H.M (146) sin gen, —(i a 5)(Ü Se % (2 cos«@cosy-+ sin «e sin I Hieraus folgt: AL) u 6 + le = =) (2 cos «+ sina. tg y) | r? (I+0)t8 9 en. man (I) mit (II), so erhält man als Schlussgleichung : 1 2 2 (+ Seewr)( + 46-1442) Für den Fall, dass die Skalenabstände bei dem Bifilar und “ Ka Magnetometern nahezu gleich sind, vereinfacht sich die obige Formel zur folgenden : °) (IV.) BR N) 22) (5n-+ 20)6 ae Er 2 AtBun) er (ti Fr 8. e? re £2 ee 1) © ist das Mittel aus den Torsionsko£ff, der beiden Ablenkungsmagnete, das bei der unmerklichen Verschiedenheit derselben genügend genau ist, 2) resp. — H.M” (1 + ®)sin y. Es ist jedoch bei den verwandten MagnetenM’—=M’”, ®) s, Kohlrausch, 1, c, pag. 763. 94 G. Lüdeling. worin n den halben Ausschlag am Bifilar, Fun » R an den Magnetometern, e die Entfernung zwischen Skala und Magnetometerspiegel, Ente » h, $ „ Bifilarspiegel bedeutet un dö=n—.n ist. Bei gleichbleibender Aufstellung der Instrumente hat man in diesem 5n-+ 20) N) Se? Ausdrucke als Veränderliche nur die Grösse ee (' — ( sodass die Berechnung eine sehr einfache wird. 2. Beobachtungsort und Instrumente. Die für die Bestimmung der Horizontal-Intensität getroffenen Ein- richtungen sind nun folgende (s. Taf. I, Fig. ıı, 12, 13, 14, I5, 16): Auf einem am Firstbalken A des eisenfreien Hauses mittels einer Schraube C befestigten Brette B, das um die Schraube drehbar ist, befinden sich 2 kleine Rollen R R mit eingeschnittenen Rändern. Eine derselben ist mit ihrem Lager verschiebbar, so dass der Abstand der Rollen geändert werden kann. Ausserdem sind sie auf dem Ge- winde W W zu bewegen, (Fig. ıı. u. 12.) Über die Rollen werden die beiden in cc befestigten Aufhängefäden gelegt, wie aus Fig. ıı ersichtlich. Die untere Suspension (Fig. 13) besteht zunächst aus einem hölzernen Suspensionsbalken D von 11,5 cm Länge und 1,4 cm Dicke, dessen Enden nach oben hin abgeschrägt und mit eingeschnittenen Nuten versehen sind, die zur Führung der Bifilarfäden dienen. In der Mitte des Balkens ist ein Messingstab E von 10,5 cm Länge und 0,3 cm Dicke eingeschraubt, auf dem sich der Spiegelhalter S befindet. Das untere Ende des Messingstabes greift in den Magnetträger F, ein ebenfalls aus Holz gearbeitetes Schiffchen, in welchem der massive, 15,05 cm lange und 1,1 cm dicke, cylinderförmige Magnet M ruht. Zur Erzielung der gleichen Spannung der Bifilarfäden ist auf D eine Hebevorrichtung h!) angebracht, die aus einem kleinen Bügel besteht. Auf demselben kann mit Hülfe einiger kleiner Theilstriche die Mitte des Abstandes der Bifilarfäden fixiert werden. Wird dann an’ dieser Stelle durch einen um den Bügel geschlungenen Faden die untere Suspension unifilar gehoben, so darf sich hierbei die Neigung des Spiegels gegen die bisherige bei der Bifilaraufhängung nicht ändern. 1) s. Kohlrausch, 1, c. pag. 754. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel 5) Dies kontroliert man mit dem Ablesefernrohr und einem daneben ge- stellten, vertikalen Maassstabe. Durch Verlängerung resp. Verkürzung der Fäden ist die Bedingung der gleichen Spiegelneigung bei Bifilar- und Unifilaraufhängung zu erfüllen, dann ist die gleiche Spannung der Drähte vorhanden. Als Aufhängefäden dienen geglühte Messing- drähte von 0,08 mm Dicke und 223,6 cm mittlerer Länge. Oestlich und westlich vom Bifilarmagneten, in einem Abstande von je 90 cm hängen die Unifilar-Magnetometer (Fig. 14). Dieselben bestehen aus 2 genau gleichen, viereckigen Magneten M’ von 2,48 cm Länge, 1,02 cm Breite und 0,3 cm Dicke. Die beiden Magnete sind in der Mitte durchbohrt und mit einem Gewinde versehen, sodass sie auf dem zugleich als Spiegelhalter dienenden Messingstabe E zu ver- stellen und durch eine Gegenschraube s festzuklemmen sind. Unten am Spiegelhalter ist ein Kupferdraht angelötet, an welchem ein Glimmerblatt G festgeklebt ist, das nach Art der Toepler'schen Luft- dämpfung!) vertikal in einem auf dem Brette H stehenden Glase schwebt. Das Glas ist mit einem Pappdeckel verschlossen, durch dessen centrale Bohrung der Verbindungsstiel herabhängt. Im Glase selbst steht ein 2tes Glimmerblatt I, das in der Mitte einen Vertikalausschnitt besitzt, sodass 2 feste Querwände im Innern gebildet werden, zwischen denen das Glimmerblatt G schwebt. Der Hohlraum ist so in 4 Qua- dranten geteilt, und der Widerstand, den die Luft erfährt, wenn sie bei den Schwingungen der Nadel aus einem Quadraten durch den Vertikalausschnitt in den anderen getrieben wird, ist dermassen gross, dass eine sehr schnelle Beruhigung der Nadel eintritt. Zum Schutze der Magnetometer vor Luftströmungen werden Pappkasten gebraucht, die um dieselben gestellt werden und in Höhe der Spiegel einen mit Glimmerblatt beklebten Ausschnitt tragen (Fig. 15). Die Magnetometer hängen an 1,25 m langen Coconfäden, die in einer mit Torsionskopf versehenen Messingaufhängung befestigt sind (Fig. 16). Letztere ist auf einer Holzschiene L verschraubt, welche auf dem Schlitten N zu verstellen und festzuklammern ist. Der Schlitten seinerseits kann auf einem quer durch das Haus gelegten Holzstabe verschoben werden, wodurch der Abstand r der Magnetometer vom Bifilar auf das Ge- naueste zu regulieren ist. Zum Ablesen der Ablenkungen wurden der auf dem südlichen Pfeiler des eisenfreien Hauses befindliche Theodolit sowie 2 rechts und links neben diesem stehende Fernrohre benutzt. !) s. Müller-Pouillet, Physik, Bd, III, pag. 603. 26 G. Lüdeling. 3. Vorbestimmungen (Dimensionen und Konstante). Aus der Schlussformel (III) zu Dysin & Ba R Id. 1A, % } I mer ner Watgg)(! eu, geht hervor, dass zunächst wieder einige Vorbestimmungen erforderlich waren, die sich auf die Grössen D, d, A, x beziehen. a) Die statistische Direktionskraft D der bifilaren Auf- hängung wurde aus den Dimensionen bestimmt.‘ Es ist nun: !) Hierin bedeutet g die Gravitationskonstante, m das Gewicht des Bifilarkörpers, vermehrt um das halbe Drahtgewicht, a, und a, den oberen resp. unteren Abstand der Fäden, ze die Ludolf’sche Zahl, o den Halbmesser des Bilifardrahtes, E den Elasticitätsmodul des Bifilardrahtes und | die korrigierte Länge der Bifilaraufhängung, d. h. die gemessene mittlere Drahtlänge, vermindert um einen wegen Drahtsteifigkeit abzuziehenden Teil, der=_®. V u m In unserem Falle ist: ES 981,4 cl scen 163,100 g, 0212 m 163,3120, die mittlere Fadenlänge — 223,6 cm, » Dicke der Fäden ==0,008 cm, mithin 0 = 0,004, ferner E= 90. 10". Wegen Drahtsteifigkeit ist daher von der gemessenen Länge abzuziehen ; ee :V 2: DNA.oo Tor 0 m „004 163 eg ‚09 e Mithin ist die korrigierte Länge |= 223,51 cm. das Gewicht des Bifilarkörpers halbe Drahtgewicht IN >] %) s, Kohlrausch, 1. c. pag. 750. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. BAR Ferner ist der Abstand der Fäden oben und unten a — a, 11,31 cm: Hieraus folgt als Torsionsmoment der Fäden DI 2n0.E,e 2.3,14..0,004°.90.107. ee 51 gr 57223551 Die statische Direktionskraft ergiebt sich also: L er —- 1,27 = 22932,47 cm? gsec 2. b) Die Grösse d, der Polabstand des Bifilarmagneten ist berechnet worden. Da die Länge des Magneten —= 15,05 cm ist, so ergiebt sich als — 11,2 „el D-16331, 981,4 Polabstand d = >- = >. 15,05 = 12,54 cm. c) Die Länge der Magnetometernadeln, Aist= 2,48 cm. d) Das Verhältnis der Magnetometernadeln zum Erd- magnetismus, z, ist in bekannter Weise aus Ablenkungsbeobachtungen am Siemens’schen Glocken-Galvanometer bestimmt worden. Es fand sich als Mittel der ı. u. 2. Gauss’schen Hauptlage MM" m Es 3i — == 324. 4. Messungsmethode, Nach den obigen Vorbestimmungen kann nun die Aufstellung der Instrumente erfolgen. Hierbei ist in ganz ähnlicher Weise verfahren, wie im erdmagnetischen Observatorium zu Wilhelmshaven. a) Herstellung des Abstandes von genau 90 cm zwischen Bifilar- und Unifilar-Magnetometer. Nachdem man die beiden Unifilarmagnetometer eingehängt, legt man einen geprüften Metermaassstab in horizontaler Lage hinter die- selben und sorgt dafür, dass der Teilstrich 0 genau in die Ebene der Bifilarfäden fällt. Sodann stellt man rechts und links neben dem Theo- doliten in einer Entfernung von 90 cm ein Fernrohr auf und visiert auf den Coconfaden desjenigen Magnetometers, nach welchem hin der Maassstab liegt. Der Schlitten des Unifilars muss solange verschoben werden, bis der Coconfaden genau mit dem Teilstrich go zusammen- fällt. Dasselbe wiederholt sich dann für das zweite Magnetometer auf der anderen Seite. 98 G. Lüdeling. b) Herstellung gleicher Höhe von Bifilar- und Ablenkungsmagneten. Man stellt ein um die Vertikalaxe drehbares Fernrohr, dessen horizontale Lage durch eine Libelle kontroliert wird, auf die Mitte des Bifilarmagneten ein, die durch eine Marke kenntlich gemacht ist. Dann dreht man das Fernrohr nach rechts und links und bewirkt, dass auch die Mitte der Ablenkungsmagnete mit dem Horizontalfaden des Fern- rohrs zusammenfallen. Man erreicht dies entweder durch Verstellen der kleinen Magnete auf dem Träger D oder durch Heben resp. Senken an der Aufhängung. c) Messung des Abstandes der Skalen von den Spiegeln. Dieselbe erfolgte mit der Seite 7 beschriebenen ausziehbaren Messingröhren. Nunmehr kann die eigentliche Messung vorgenonmen werden: Der Bifilarmagnet wird in das Schiffchen gelegt und nach Beruhi- gung des Magnetometers liest man an dem Bifilar und den beiden Unifi- laren ab. Darauf legt man den Bifilarmagneten um und liest wieder ab. Diese Operation ist sechsmal wiederholt worden, aus den Ablenkungen wurde das Mittel genommen und hierfür die Horizontal-Intensität be- rechnet, die dann also für die mittlere Beobachtungszeit gilt. Nach Schluss der Ablenkungsbeobachtungen erübrigte noch d) eine Messung des Torsionskoäffizienten © der Unifilarmagnetometer. Letztere erfolgte in der gewöhnlichen Weise durch Drehen am Torsionskopf um + 360° und — 360°. Ist allgemein y die hierbei gemessene Ablenkung, « die erteilte Torsion, so ist 90= ——. (1 Ad p Da in der ersten Zeit die Torsionsköpfe nicht vorhanden waren, so wurden bei den Torsionsbestimmungen die Magnete einmal ganz herumgedreht, ohne dass an der oberen Aufhängung etwas geändert wurde. Es ist dann & = 360°. Für diesen Fall wird also @—=2nr n =—=.6,28 und — Er wenn n die Anzahl Skalenteile des Ausschlages, e den Abstand des Spiegels von der Skala bedeutet. — Das Schema, nach welchem beobachet ist, gestaltet sich also folgendermassen: Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel 29 | Bifilar Unifilar Zeit Lage |Skalen, Ab- West Ost e1 des | Ein- | len- ||Skalen| Ab- |Skalen| Ab- Bifilars| stellg. | kung | Ein- | len- | Ein- | len- | stellg. | kung | stellg. | kung aan Bif. 1.1 +1 — || — |) — Karmann Bif. 2.| --------1.------ | mernena | nenne] nennen] Earmemennnnnnen Bi T.| jo 2222 lesen Aaamaeerennn nn IBif. 2.1 [|| +] 4m Kamamanmenenenn IBif. I.) ------|------ || --------40---00.| .2-.---]440404- | Barmen Bif. 2.) ------ | lesssesne benennen nenn ernnenn Sana Bif. 1.| --------| 2° || «4444 [4440404 [anna heran ee — u — ermenn | — un I N— Mittel: 2n’= -------- Bif. Magnet fort.‘ Unifilar | ------- — | —— — | iordierse | Mittel: )|» 15:360° AR Tordiert 2 IR NEE ER We N —— 360° Unmtmlar | ee = Mittel: ee ee ernaede Korsisn =. Mittel: Nachstehend mögen einige Beispiele von absoluten Bestimmungen der Horizontal-Intensität folgen. von r=go cm zwischen Bifilar und Unifilar erhalten. Dieselben sind bei zunächst die Konstante berechnet werden. Nach der Schlussgleichung (III) ist: 2 18) sin & — ra-+60) ige Setzt man nun: 2 € + zgeigp) (\ + sin & Nee I d 2 we ie I 2 r a r® so hat man EB 339: Ed DIETZ ek (14180189) und einem Abstande Hierfür soll k 30 G. Lüdeling, In diesem Ausdruck kann man bei gleichbleibender Aufstellung der Instrumente das Produkt 2DK ein für alle mal bestimmen, —=C; man hat dann bei Intensitätsbestimmungen nur noch V zu berechnen. Bei dem hier gebrauchten Instrument ist D: = 2293247 emaasge=2, 2 D >= 45864.94 ” ” » log (2 D) = 4,661 4808, e e I 1254 1 2,48° | 324 K=ı-+ 2 } 90? 0:75 S 90°? Ip 903’ — I DO9 TEE log K — 0,004 2242 Mithin log C = log (2 DK) = 4,6657050 . 5. Beispiele. Beispiel I): 1390, Juli 31. e — Entfernung des Unifilarspiegels von der Skala — 2274 mm, e— 2 „ Bifilarspiesels 5 2... 2A TO Bifilar Unifllar _ Zeit Lage |Skalen| Ab- | West | Ost e1 des | Ein- | len- ‚|Skalen| Ab- |Skalen-| Ab- Bifilars stellg. | kung || Ein- | len- | Ein- | Ien- ‚stellg. | kung | stellg. | kung gh 00’ a. m.Bif. ı. 2.071 2153402 Gore 8ho5 „ I|Bif. 2.121,811137,4)28,23|251,7\41,39 253,9 8h 10° „ |Bif.1.| 8,24135, 7153, 751255, 2166,75|253,6 Il $h20 „ |Bif. 2. 22,001137,6\28, 35/254,041,61/251,4 Sh 25° „ Bif. 1.) 8,18,138, 253, 70253, 5,67,02/254, I gun: Bif, 2: 22,041138,6)27,88258, 2 41,38|256,4 35° „ |Bif.ı. 8,341137,0 53, 38255,0 66, 70.253, 2 Mittel: 8% 20’ Mi | > : — 254,60 | SR as; | Mittel: 20’ 254,18 Bif. Magnet fort. | Unifilar 140, 60 — 154,17) — | Re + or 13600.46,2 150,31 138,6 Inc a m 43,88\32,6 |58, 2841, ı | Unifilar 40,64 — [54,20 — Mittel : — [39,40| — 139; 85 Mittel: 39,62 Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 31 Da e = 2274 mm, so berechnet sich 39,62 en: — 0,0087115 und hieraus folgt 298 0,0087I15 9= Se = 0,00138g91. Es ist dann also: a sin & Ge 2) 90° (IT + 0,001389L) tg y Zoe) Da rer ® € BEN SDE 22) ad 2, 2A1O 8 2410? 2 Eu 254,18 3 I 254,18 = 20.2274 "4 21722 so erhält man log V = 0,8455211 — 7. Daraus folgt: 2logH =logC-+-log V, = 4,6657050 AIG 0,8455211 ae 2 = 0,5112261 — 2, log H 0,2556130 — I, H = 0,18014 cm =", g’k sec! für 31. Juli 1890 8b 20’ a. m. Beispiel 2: 1890, Oktober 14. Nachdem durch 3 auf einem quer durch das Haus gelegten Holzstabe befestigte Skalen bewirkt ist, dass der Abstand zwischen Skala und Bifilarspiegel-Abstand zwischen Skala und den Unifilar- spiegeln, kann man zur Berechnung des folgenden Beispiels die be- quemere Schlussformel (IV) anwenden: Be, us: 2D Hi. © ol N LEE +5). een (\ E a e? Hierin ist bei der Konstanz der anderen Glieder nur die Variabele ve (: Bau 1 20,8 “ ST Se zu berechnen. Die Entfernung der Skala von den Spiegeln war e = €’ = 2338,8 mm. 39 G. Lüdeling. Bifilar Unifilar Zeit Lage Skalen) Ab- West Ost = des Ein- | len- ||Skalen| Ab- |Skalen| Ab- Bifilars| stellg. | kung | Ein- | len- | Ein- | len- stellg.| kung |stellg.| kung 3b 50’ p. m.Bif. 1..40,40| — |58,52| — |48,38| — 3" 55° |Bif. 2.52, 87|124, 7134, 30/242, 2|24, 151242, 3 4800 |Bif. 1.140, 391124, 858, 751244, 5/48, 501243, 5 4bos' |Bif. 2.152, 881124, 9134, 40|243, 524, 201243, 0 4b ıo' |Bif. 1.40, 41/124, 758, 781243, 8148, 501243,0 auıs' |Bif. 2 |52, 88|124, 7134, 35244, 3124, 101244, 0 4420 |Bif. 1.140, 401124, 8158, 75\244,0148, 36242, 6 Mittel: 48 o5 p.m.| — |2n=124,77| — |28,2| — ans,07 Mittel: 2n’— 243,40 Bif. Magnet fort. | Unifilar |46,60| — 36,31] — ) Tordiert I. -- 3600 42, 3043,1 |32,31140,0 | Mittel: ) ie 6, ; a | Tordier 149,84:32,3 139, 84135, 3 | = Unifilar |40,63| — 136,31) — Mittel: | — |37,70| — 137,65 — Mittel: 37,68 Hiernach wird Noel 97 2. 2338,8 mithin der Torsionskoäffizient 0,0080554 6,28 — 0,0080554 ° =:= 0,0012844. gr Ferner ist _ n= 243,40 ‘ ET = 121,70, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. ö=n — 2n= 59,32, mithin Re 1 EIADERE 62,38 | 90° (I —+ 0,0012844) ° 121,70 (: f (5 . 62,38 + 2. 59,32) 59,32 ) 8.2338,8: ; Es ergiebt sich log V = 0,7099975.,— 1 = 5,8632847 — 0,8467128 — 7. Demnach ist 2logH=log C-+log V, — 4,6657050 + 0,8467128 — 7, — 0,5124178 — 2, log H = 0,2562089 — I, H = 0,18039 cm "kg'ksec-! für 14. Oktober 1890 4b 5’ p. m. 6. Zusammenstellung der absoluten Messungen. Ze 1890. Tag | Stunde einer Juli 22. zR55’a.m.| 0,18039 Juli 31... 1|8b20’a.m.| 0,18014 August ıo. 10h 25’a.m.| 0,18045 Klin 23.'14&35’p.m.) 0,18076 Septbr. 6. [9b 45’a.m.| 0,18030 Septbr. 26. 3bı5’p.m.| 0,18052 Oktober14.4# 5’ p.m.| 0,18039 0,18081 Oktober 15 j 8h 30 a.m. 33 34 G. Lüdeling. II. Variationsbeobachtungen. 1. Beobachtungsort und Instrument. Die Variationsbeobachtungen der Horizontal-Intensität wurden an einem kleinen Bifilarmagnetometer Lamont’scher Art angestellt, das, wie aus dem Situationsplane ersichtlich, insofern eine ungünstige Auf- stellung hat, als es nahe an der Strasse steht. Es war jedoch leider kein anderer, ungestörterer Platz vorhanden. Der verwandte Bifilarmagnet ist ein massiver Stahlcylinder von ıo cm Länge und I,ı cm Durchmesser, auf dessen beiden Enden Spiegel sitzen. Er liegt in einem Schiffichen von Messing und schwebt in starker Kupfer-Dämpfung. Als Aufhängefäden dienen geglühte Messing- drähte von 0,05 mm Dicke und 50 cm Länge. Der obere und untere Abstand der Fäden ist verstellbar, sodass die Empfindlichkeit des Instrumentes reguliert werden kann. Bei dem hier gebrauchten Vario- meter beträgt der Abstand oben und unten ungefähr 7 mm. Oben am Magnetometer befindet sich ein Torsionskreis. Zum Ablesen der Variometer-Einstellungen dient ein zum Magneto- meter gehöriger kleiner Theodolit, der östlich vom Variometer in einer Entfernung von e= 1595 mm aufgestellt ist. Die Orientierung des Instrumentes erfolgte nach der von Kohl- rausch vorgeschriebenen Methode :') Eine Boussole mit sehr kräftiger Nadel wurde so neben dem Bifilar- variometer aufgestellt, dass die Verlängerung der Nadel durch die Mittel- linie des Variometers ging. Legt man dann die Boussolennadel ein und dreht sie um 90° nach der einen und der anderen Seite, so darf dabei keine Änderung im Stande des Bifilarinstrumentes erfolgen. Ist dies nicht von vornherein der Fall, so dreht man am Torsionskreise, bis es erreicht ist. Der Bifilarmagnet hängt dann senkrecht zum mag- netischen Meridian, und die Intensitätsvariationen werden unabhängig von den Deklinations-Änderungen angezeigt. Für die Variationsbeobachtungen ist nun zunächst die Kenntnis des Skalenwertes erforderlich, d.h. der in Bruchteilen der Intensität ausgedrückten Änderung derselben, die einer Änderung der Nadel- stellung um ı Skalenteil entspricht. Zur Bestimmung derselben ist hier die Methode angewandt, die Liznar?) und Kohlrausch’) angeben und die darin besteht, dass man mit einem Hilfsmagneten aus grosser Ent- 1) Kohlrausch, Wied. Ann, XV. pag. 537 ff. ?) Liznar, Anleitung zur Messung und Berechnung der Elemente des Erdmagnetismus, pag. 61 ff. ®) Kohlrausch; Wied. Ann, N. F. XV. pag. 538. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. >) fernung sowohl das Bifilarmagnetometer wie auch ein Unifilarmagneto- meter aus bezüglich gleicher Entfernung und Lage ablenkt und die Ablenkungen an der Skala misst. Bedeutet dann w den Skalenwert, n den Skalenausschlag am Bifilar beim Umlegen des Hilfs- magneten um 180°, n den Skalenausschlag am Unifilar beim Umlegen des Hilfs- magneten um 180", e' den Skalenabstand des Unifilarspiegels, so ist!): n I nunr2ch Der Wert eines Skalenteiles in absolutem Maasse ist aber ww. Derselbe ist gefunden, sobald man nur für einen gewissen Stand des Bifilarvariometers die absolute Horizontal-Intensität bestimmt hat. Ist w ermittelt, so kann man jede Ablesung in absolutem Maass aus- drücken. Es möge einem Normalstande N auf der Skala der absolute Wert der Horizontal-Intensität Hy entsprechen, dann hat man — da bei dem in Gebrauch befindlichen Instrument wachsenden Zahlen abnehmende Intensität u. u. entspricht — für den Skalenteil n die Horizontal-Intensität Hnh =Hy —w (n—N). Dabei bleibt jedoch noch zu berücksichtigen, dass die Änderungen im Stande des Variometers nicht allein von der Horizontal-Intensität abhängen, sondern auch durch die Temperatur-Schwankungen bedingt werden, die sowohl die Messingteile des Instrumentes wie der Magnet selbst erleiden. War bei einer gewissen Normaltemperatur ty, auf welche alle Lesungen reduziert werden sollen, die Lesung N, so wird sie bei einer beliebigen Temperatur t N Die & (t = ty), wenn « den Temperaturkoäffizienten des Bifilars bedeutet, d. h. die Anzahl Skalenteile, um welche sich die Skalenlesung bei einer Tempe- raturänderung von 1° C. ändert. Ist nun w der Temperaturkoöffizient des Bifilarmagneten, d.h. die in Bruchteilen des Stabmagnetismus gemessene Ab- nahme desselben bei einer Temperatur-Erhöhung von 1°C, 1) Kohlrausch, |, c, Bi 36 G. Lüdeling. 8 der Ausdehnungsko£ffizient der Suspension, Bil » „ Fäden, so ist u +28 — 8 Skalenteilen.!) w Bestehen, wie in unserem Falle, Suspension und Fäden aus Messing, so hat man Skalenteilen. w + 0,000018 a Ww Setzt man diesen Wert für « ein, so erhält man als Lesung bei der Temperatur t: N Die Reduktionsformel H„=Hx—w(n—N) geht also unter Berücksichtigung der Temperatur-Korrektion über in HH=Hn-w > Ze + mn (t —a mit Hülfe welcher Gleichung alle Lesungen auf absolutes Maass zu reduzieren sind. (t— tn). —- 0,000018 W 2. Bestimmung des Skalenwertes. Bei der hier gemachten Bestimmung des Skalenwertes wurde als ablenkender Hilfsmagnet der cylinderförmige Magnet gebraucht, der zu den absoluten Bestimmungen diente. _ Derselbe lenkte zunächst aus der ı. Gauss'schen Hauptlage aus einer Entfernung von e= 1200 mm den Magneten des Siemens’'schen Glocken-Galvanometers ab. Es konnte hier jedoch des Raumes wegen nur eine Ablenkung von Osten her stattfinden. Sodann wirkte er aus bezügl. derselben Entfernung und Lage ablenkend auf das Bifilar, hier aber sowohl aus Norden wie aus Süden. Endlich wurde nochmals eine Ablenkung am Unifilar gemacht. Die Ablenkungen waren folgende: (siehe Seite 37). Aus I. und II. folgt im Mittel: n 168 75: un. 80,08 Da nun e = 1400 mm, so ist: ae n’ re 80,65 I n ' 2e EI 5 2, EAORN W = 0.0004903. !) Kohlrausch, pr. Phys, 6, pag. 195. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 37 ee Süden Unifilar I Ruhelage ee SE | nee pe Ablenkun Ganzer "Ablenkung! (a seen: "| Ausschlag 35,88 | 32,96 | 292 | — |4398 larsı | 93 | — 35,86 | 38,82 29,6 58,8 Be 39,82 A2 80,5 35,84 | 32,90 29,4 59,0 | 43,94 47,90 39,6 | 80,8 35,82 | 38,76 | 29,4 58,8 | 43,00 39,82 40,8 80,4 Mittel: n = 58,87 Mittel: n’ = 80,57 BT Bier ° Unifilar I Ablenk. Magn. im Norden 35,78 | 32,86 | 292 | — 143,76 | 3970 | 406 | — 35,78 | 3869 | 291 | 583 | 43,77 ‚47,78 | 401 | 807 35:78 | 32,02 | 296 | 587 | 43,77. | 39,70 40,7 80,8 35,77 | 38,70 | 29,3 | 589 | 43,78 | 47,78 ' 40,0 | 80,7 Mittel: n — 58,63 Mitteln? 780,73 3. Bestimmung des Temperaturkoöffizienten. Zur Bestimmung des Temperaturko£ffizienten des Bifilarmagneten wurde der Magnet in einem Abstande von ungefähr 40 cm vom Glocken- Galvanonıeter in einem Stativ festgeklemmt. In dieser Lage brachte man ihn durch ein Wasserbad allmählich auf höhere Temperaturen und liess ihn dann ebenso allmählich wieder abkühlen. In Zeiträumen von IO zu IO Minuten wurden die Temperaturen und Skaleneinstellungen abgelesen. u — sin (y ——— p) (ta—t,) tg; (Ge: y) ; worin # den Temperaturkoäffizienten des Magneten, y den Winkel, um welchen der Magnet das Galvanometer bei der Temperatur t, ablenkt und y den Winkel, um welchen der Magnet das Galvanometer bei der Temperatur t, ablenkt, bedeutet. 1) Lamont, Handbuch des Erdmagnetismus, pag. 126. Die Berechnung geschah nach der Lamont’schen Formel :!) 38 G. Lüdeling. Bei der Berechnung sind mehrere nahe gleiche Werte zu einem Mittel kombiniert. Es ergab sich Folgendes: Di y-y !le+Y) Ab- t m u —H lesungen in Skalenteilen Meridian | 71,72 — —_ = Se 16,00 | 16,05 723 16,30, | 215,95 . 3 | 32,00 — ed wir 16,45 = en es 16,01 16,20 4,4 16,23 N Meridian | 71,72 = _ ei SE Berechnet man 9 — g und 4 (+ 9) in Bogenwert, so erhält man, da ı Skalenteil = 1’,233 war, nachstehendes Resultat: Skalen- Ab- t y—y ı(py+y’) t, —t, u lesungen Meridian | 71,72 _ u — — — | 16,00 | 16,05 | 9,0 |ıoP48’,ı| 15,95 | 0,000860 16,73 32,00 r ER = — % 16,45 | 25,80 — Be en 16,01 | 16,20 u 10%49,7| 9,60 | 0,000855 Meridian — HE en 8 erh 71,72 Mittel: u = 0,000858. a - Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 39 4. Reduktionsformel zur Berechnung der Variationen. Setzt man die für w und w gefundenen Werte in die Reduktions- formel it —- 0,000018 Ww ED HR ji“ _N ( tw)! Si. so ergiebt sich: __ 0,000858 -- 0,000018 0,0004903 D=Hy—win-N ka)» EB IE u j n — N — 1,787 (er Da nun w = Hx. w., so ist Hn = Hx | I — 0,0004903 |n — N — 1,787 (t — tn) Hx = Ein i I — 0,0004903 [n — N— 1,787 (t—ty)] Beim hiesigen Variometer ist nun Alles auf die Lesung 330,0 und die Temperatur t=-+- 15°C. bezogen. Aus einer absoluten In- tensitätsbestimmung hatte sich die Horizontalintensität für den Skalen- teil 351,1 und die Temperatur + 18,7° C. ergeben = Hx = 0,18039 cm'k g’k sec. Mithin ist: Eier 918039: wyrshikan ine “7 — 0,0004903 [351,1 — 330,0 — 1,787 (18,7 — 15,0) ] Hx = 0,18168 cm» g'k sec. Hieraus folgt: w — 0,18168 . 0,0004903 — 0,000089 Skalenteilen. Diese Werte für Hx, w', N, ty eingesetzt, giebt als Schlussgleichung für das hiesige Bifilarvariometer: Hy = 0,18168 — 0,000089 |n — 330,0 — 1,787 (t — 15,0) |, durch die sämtliche Lesungen auf absolutes Maass und die Normal- temperatur von + 15° C. zurückgeführt werden. — Die Beobachtungs- termine sind nach den Intensitätskurven von Wilhelmshaven gewählt, (wie bei der Deklination, s. pag. 18). 40 G. Lüdeling. CO. Inklination. Absolute Bestimmung der Inklination. ı. Beobachtungsort und Instrumente. Die absoluten Bestimmungen der Inklination wurden, wie alle absoluten Bestimmungen, im eisenfreien Hause angestellt, und zwar mit einem von Edelmann angefertigten W. Weber'schen Erdinduktor und zugehörigem Schwingungsgalvanometer. Die Methode besteht bekannt- lich darin, dass man bei vertikal stehender Drehungsaxe des Induktors, also induzierend wirkender Horizontal-Intensität nach der Multiplikations- methode den Grenzschwingungsbogen bestimmt und darauf eine eben solche Bestimmung für die horizontale Lage der Drehungsaxe macht, also für induzierend wirkende Vertikal-Intensitä. Die so von der Ruhelage nach beiden Seiten hin gewonnenen Ausschläge hat man auf den Sinus der halben Ausschlags- 2 2 3 11x? durch die Korrektion — — 32€ winkel zu reduzieren, wenn x die Ausschläge nach den beiden Seiten und e den Abstand der Skala vom Spiegel des Schwingungs- galvanometers bedeutet. Erhält man dann aus den reduzierten Bögen als Gesamtausschlag bei „Axe hanzemale 2 2.02 n Skalenteile, bei „Axe: vertikal Sue mine n, % , so ist Genauer wird die Methode, wenn zuerst eine Bestimmung bei „Axe vertikal“, dann bei „Axe horizontal“ und endlich wieder bei „Axe vertikal“ angestellt wird. Man erhält so 2 Werte für tgi, aus denen man das Mittel nimmt. Noch mehr würde die Beobachtung an Genauigkeit gewinnen, wenn man, wie Weber empfiehlt, in jeder Lage der Axe 2mal beobachtete und immer 2 Beobachtungsreihen anstellte; allerdings wird dann eine Bestimmung ziemlich zeitraubend. 2. Vorbestimmung. (Aichung des Weber’schen Schwingungs- Galvanometers.) In seiner Beschreibung des Weber’schen Schwingungs - Galvano- meters macht Edelmann!) darauf aufmerksam, dass beim Gebrauch desselben in Verbindung mit dem Erdinduktor stets eine Aichung des ‘) Edelmann, neuere Apparate, Bd. I, pag. 167 ff. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 41 Galvanometers erforderlich sei, um festzustellen, „ob der Betrag der Grenzbögen der schwingenden Galvanometernadel direkt proportional sei der jedesmaligen Electricitätsmenge der einzelnen Induktionsstösse, wenigstens bei kleineren Elongationen.*“ Ist dies nicht der Fall, so muss es durch Einschaltung von passenden Widerständen in den Stromkreis hergestellt werden. Edelmann fand so einen bedeutenden Unterschied (21 Min.) in den Messungen mit geaichtem und unge- aichtem Galvanometer. Hierbei ist jedoch, worauf schon im deutschen Polarwerk !) hin- gewiesen, nicht berücksichtigt, dass Weber die Ausschläge zunächst, wie vorhin erwähnt, auf den Sinus der halben Aussschlagswinkel redu- ziert, daher die Stromstärken nicht direkt proportional den Schwingungs- bögen, sondern den Sinus der halben Ausschlagswinkel setzt. Unter Berücksichtigung des letzteren wird die Differenz in den Messungen mit und ohne Aichungswiderstand bedeutend geringer. Es ist jedoch trotzdem die Edelmann’sche 2te Aichungsmethode’°) angewandt worden, da sie geeignet ist, grösstmögliche Genauigkeit in der Bestimmung zu bieten. Allerdings wurden der Berechnung der einzuschaltenden Widerstände die reduzierten Grenzbögen zu Grunde gelegt. Das Princip jener Methode besteht in Folgendem: Durch passende Stromverzweigung sucht man bei „Axe horizontal“, also induzierender Vertikal-Komponente den Grenzschwingungsbogen ebenso gross zu machen, wie ihn die induzierende Horizontal-Kom- ponente an sich hervorbringt. Mit Hülfe der gemessenen Widerstände von Erdinduktor und Schwingungsgalvanometer ist die Grösse der hierzu einzuschaltenden Widerstände genau zu bestimmen. Aus diesen ist dann leicht die Electricitätsmenge zu berechnen, die nach der Ver- zweigung durch das Galvanometer gelangt. Sei letztere = a und b die ganze Electricitätsmenge (ohne eingeschaltete Widerstände), so ist ” das wahre Verhältnis der erdmagnetischen Komponenten, = tg i. Es kommt also darauf an, a zu bestimmen. Dies geschieht in folgender Weise: ’ Man bestimmt zunächst ohne eingeschaltete Widerstände die Ausschläge der beiden Komponenten. Es sei für 1) Deutsches Polarwerk, Bd, II, pag. 147. 2) Edelmann, ]. c. pag. 177. 42 G. Lüdeling. „Axe horizontal“ der Ausschlag = x Skalenteilen, „Axe vertikal £ h ir 5 x und — —=c. x Dies ist jedoch nicht das wahre Verhältnis der Electricitätsmengen. Wäre es der Fall, so müsste bei „Axe horizontal“ und einer derart eingerichteten Stromverzweigung, dass nur — der Electricitätsmenge c durch das Galvanometer geht, der Skalenausschlag —x werden; letz- teres wird aber nicht der Fall sein. Um eine solche Stromverzweigung machen zu können, ist es erforderlich, dass man die Widerstände des Erdinduktors und des Schwingungs-Galvanometers kennt. Bezeichnet (Fig. 17): w, den Widerstand des Galvanonmıeters in 'Q, walhs “ „ Erdinduktors Fe W; „ einzuschaltenden Widerstand der Verzweigung . . Tee we ee ch llcnden ARiderstand) um die Dämpfung konstant zu halten „ „, so muss man nehmen !!) W3 Fe 2, 1 w=w(t = _; 2. Erhält man bei dieser Verzweigung den Ausdruck x,, so ist X2 x gelangte Elektricitätsmenge zu klein oder zu gross war. Für c hat man dann also richtiger zu setzen —p das Verhältnis, um welches die ins Galvanometer SG =cCHPp; 1 Bestimmt man hierfür die erforderlichen Widerstände, so ergeben sich diese zu W; w,=- 2, 4—1I won t)a Mit dieser Stromverzweigung wird man einen Ausschlag erhalten, der den verlangten x, schon näher kommt. Er sei x,. Hat er die genügende Annäherung an x, noch nicht, so muss man das Verhältnis z —p, wieder multiplizieren mit c, und erhält so c», das jedenfalls 1 schon hinreichende Genauigkeit besitzt. !) Edelmann, 1. c. pag. 170. » Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 43 Es ergiebt sich dann also: ea. u, x Setzt man hier für x er Cep E 1sp>einy'so hat man 1 Bei dem hier gebrauchten Erdinduktor und Schwingungs-Galvano- meter gestalten sich die Verhältnisse folgendermassen: Es war (Fig. ı7) w, —= Widerstand des Galvanometers = ABC = 0,500 8, mw= = s FErdinduktorst- ABIE = 0,725 „: Bei den Schwingungsbeobachtungen ohne Widerstände erhielt man: „Axe horizontal“: x—= 1038,.2.. Skalenteilen, Saxe vertikal 20.3, 427.2... & Hieraus folgt: 1038,2 ———— 25 Oo. 42752 ee N ! I I s Um nun bei „Axe horizontal“ ——-——— der induzierten Elec- c 2,430 tricitätsmenge hindurchzuschicken, musste eine Stromverzweigung an- gebracht werden, derart, dass ee zoo, w=0725(1 Br —= 0,427 2 wurde. Nachdem dies geschehen, erhielt man einen Ausschlag von X, = 418,9 Skalenteilen. Es kam also ein zu kleiner Teil der Vertikal-Intensität durch : > 18 das Galvanometer, und zwar zu klein um — —= I) og %] 427,2 Man hat daher statt des Verhältnisses c== 2,430 zu nehnıen die korrigierte Zahl er,pEe= ec, —2.430.0,980) Ei =n2,381, Hierfür berechnen sich die Widerstände: 1 w;= FE re 0,525 Q und wi = 0723 1 )=o 20.2 Ki ‚725 ( 2,381 — 0,4 Fr 44 G. Lüdeling. Die Einschaltung derselben ergab den Ausschlag x, — 426,4 Skalenteilen. Bildet man für diesen annähernd genauen Wert nochmals das Verhältnis x: 26 ERRLIE: oe 2 nd multipliziert dies mit c, = 2,381, so wird 20 1427,2 man einen hinreichend sicheren Wert für c, erhalten: 26 = ee 725397. 42752 Da nun c,=tgi ist, so ergiebt sich also 26 tsi = e.. 2,381 und hieraus folgt: 427,2 Inklination i = 6710',2. 3. Messungsmethode. Hat man die Widerstände derart genau abgeglichen, so sind sie bei allen Bestimmungen zu verwenden. Man braucht dann, wie aus der Schlussgleichung er X.Xg & | Be) 5 20 x hervorgeht, nur die 3 Schwingungsbeobachtungen zu machen, welche die Grössen x, x, und x, ergeben, d. h. also, in folgenden Lagen zu beobachten : I. Ohne Widerstände f1. Axe vertikal, l2. Axe horizontal. Il. Mit Widerständen: Axe horizontal. Die monatlich mindestens einmal anzustellenden absoluten Bestim- mungen der Inklination werden nun nach folgendem Schema gemacht: Mit Ohne Widerstand Widerstand t Axe horizontal|Axe horizontal] Axe vertikal | Axe horizontal | x ==l--------------- 1 ----- 22222202. 22-2222. 22202 seen nee It ,* 32 e? Er ee 2 re Korr. x =| --------------- | Kenanananannenee |ennanenananannen |ansnsnnnnene nn | — I --------......- — ner ee ee Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universitat Kiel. 45 4. Beispiele. Beispiel 1): 1890, August 27, ıık 5’a.m. (Bei dieser Inklinationsbestimmung ist nur einmal bei „Axe horizontal“ beobachtet. e — 2275 mm. Mit Widerstand Ohne Widerstand Axe horizontal|Axehorizontal| Axe vertikal x >| 427,00 1055,50 428,20 It x° 32 rn 1,29 | 19,52 1,30 1035,98 | 426,90 Korr. x -| 425,71 i-| | 67'8',2 Beispiel 2): 1890. August 29, ıok 55’ a.m. e = 2275 mm. Mit Widerstand Ohne Widerstand Axehorizontal]Axe horizontal! Axe vertikal |Axe horizontal = 1 2425,81 | 1054,42 | 426,56 105 3,88 Ei 32 | 52 19,46 1,29 19,44 Kort.x—=| 424,53 | 1043,96 | 425,27 | 1034,44 67° 13,0 — 6712,53 | - Mittel: i-—= 67° 12',6. 46 G. Lüdeling. 5. Zusammenstellung der absoluten Messungen. Zeit 1890. Tag Stunde Inklination Auzust 26. | TOR, sam. 67° 10,2 August 27. | ııh ı5 a.m. 67° 8,2 Ausust 29. | ı0t sn am. | 672126 September 7.| gt 20’a.m. | 67% 14,3 September 8.| 10h 40’ a.m. | 67° 19,7 ae 5% & Er am. 2 21,4 Schlussbemerkung. Durch die Güte des Herrn Geheimrats Prof. Dr. Neumayer er- hielt ich eine Zusammenstellung der bislang in und bei Kiel angestell- ten erdmagnetischen Messungen, die ich zusammen mit den meinigen in nachstehender Tabelle mitteile: Berechnet | Deklina- | Inklina- Hor.- Bemer- Beobachter für tion tion Intensität | kungen Neumayer | 1856,7 | 16° 29,1 | 68° 59,0 | 0,17097 = Lamont 1858,0 16 22',5 \v699%7,0 | omas _ Neumayer | 1873,35 | 14° 18,4 | 68°19,9 | 0,17526 Tekaktörung Schaper 1885,5 12054 ,1 |. 68°53,2 | o0008 — Lüdeling ! 1890,7,8 | 12% 17',2 | 67° 14,4 | 0,18068 Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 47 Berechnet man aus den einzelnen Epochen die Mittelwerte der Säkularänderung, so ergiebt sich Folgendes: Deklina- | Inklina- Hor.- = ion on Intensität poche Abnahme | Abnahme en Ä ; et ! 1856,7—1873,3 7,8 2,3 0,00026 1856,7—1885,5 7,2 0,9 0,00018 1856,7—1890,7,8 74 3,1 0,00029 1858,0—1873,3 8,1 3,1 0,00025 1858,0—1885,5 7,0 1,6 0,00018 '1858,0—1890,7,8 7,5 35 0,00028 1873,3—1885,5 6,4 —0,2 0,00008 1887,3—1890,7,8 6,6 3,6 0,00030 1885,5—1890,7,8 6,0 T1,T 0,00070 Wie hieraus ersichtlich, besteht zwischen den einzelnen Mittel- werten eine beträchtliche Unregelmässigkeit. Es ist daher, wie anfangs erwähnt, dringend wünschenswert, dass durch Kontrolbeobachtungen an störungsfreien Orten ausserhalb der Stadt der Lokaleinfluss für das eisenfreie Haus des physikalischen Instituts festgestellt wird. Ist einer- seits für die hier gemachten absoluten Bestimmungen anzunehmen, dass der Lokaleinfluss einen vielleicht nicht unerheblichen Wert besitzt, so ist andererseits für die in und bei Kiel angestellten Einzelmessungen zu erwägen, dass bei solchen der Gang der Variationsinstrumente zur Zeit der Messung sehr genau in Rechnung zu ziehen ist, da doch häu- figer beträchtliche Störungen stattfinden, die z. B. bei der Deklination nicht selten bis zu 20° und mehr betragen. (Im Februar und April d. J. zeigte die Kurve des hiesigen Deklinations- Registrierapparates sogar eine Störung von über 40.) In wieweit die Variationen der 3 Elemente bei den Einzelbestimmungen berücksichtigt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. r a k u “4 2 " ef BasN I Ber ru. | 7? DR ER N ., { A » \ bl . Ash a,n-8. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, 51 I. Deklination. (Gauss-Weber sches Magnetometer). Kiel, Februar 1890. Zeit 102 6P ne | 3a Ip Amplitude nah 120 21’.4 | 12° 20’. 1 | 120 20.8 | 12% ı9'.4 | 12° 22'.9 3 er 18,1 26.5 22.3 20.0 23.6 3.6 ro! 19.4 10.4 14.9 20.6 24.7 4.1 320: 19.2 19.7 19.4 21.6 22.3 0.7 DE 18.4 1,3 16.5 13.9 22 8.4 22: 18.3 19.4 18.8 17.4 24.4 7.0 nn 23, 17.5 19.8 18.6 18.0 23.4 5.4 224. 20.0 19.5 19.8 16.9 22.2 5.3 EDS, 21.4 19.3 20.3 16.8 22.4 5.6 = 26, 227 19.6 21.2 178 22.9 5.0 27: 20.9 TAT 19.0 19.4 21.8 2.4 23 120220 | 120794 | 720207 1 120138 | 120271 7.3 Mittel: | _ e= | 120 19.4 | _ | _ 4.9 IR Deklination. (Gauss-Weber'sches Magnetometer). Kiel, März 1390. Zeit 1030 530p ne “ 8304 2%p [Amplitude März ı.| 12%20’'.8 | 12° ıg9’.o | 12 ı9'.g | 12° 15’.9 | 12° 23’,6 Er = 2 19.7 19.2 19.4 17.1 21.6 4.5 = 3 20.7 19.5 20.1 17.1 2202, 5.1 > 4 19.6 17.6 18.8 17.6 21.0 3.4 „ 5. 20.6 18.8 19.7 16.9 21.8 4.9 5 6. 19.3 18.0 18.6 15.8 2302 7.4 PT. 18.0 18.3 18.2 14.0 22.2 8.2 = 8 18.5 18.1 18.3 14.9 22.1 1.2 4,9 18.2 L71 17.6 16.0 | 22.3 6.3 ne. 1O 17.0 17.5 EEE 15.0 20.6 5.6 FL 18.8 17.8 18.3 15.9 21.6 57 pl 20.6 18.6 19.6 15.8 21.8 6.0 : 20.8 19.4 20.1 16.1 20.4 4.3 u ZN 18.9 2307 16.3 15.5 20.8 5 LE 17.5 17.0 17.2 13.8 18.8 5.0 16: 18.3 16.0 17.2 16.0 22.2 6.2 Ed: 3743 19.3 18.3 13.4 19.3 5.9 Me NS, 20.5 12.7 16.6 16.1 22.8 6.7 » 19. 14.9 14.9 14.9 11.5 20,1 8.6 220 14.9 12,8 13.8 10.2 20,1 9.9 a 8 — e SL u ER 2 „ 22, 13.5 15.6 14.6 8.9 20.6 11.7 27, 13.4 14.5 14.1 10.6 19.9 9.3 „24. 15.3 15.3 15.3 11.5 19.2 7a7 25. 15.0 15.1 15.0 12.2 21.4 9.2 „ 26,.| 12° 14°.7 | 12014°.5 | 120 14'.6 | 120 10°.7 | 120 18°.8 SET Se ee je 2 Beer Fer He 2 ei | Mittel ; = a FT | - = | 6.8 > * 52 G. Lüdeling. T Deklination. (Gauss-Weber’'sches Magnetometer). Kiel, April 1890. Zeit 1030a 530p ni 830 1?°p [Amplitude April ı.| 120188 | 120 19.7 | 12° 19.2 | 12° ı2°.2 512%, 2475 12,3 x 2, 18.3 16.6 17.4 15.8 23.0 71-2 5 3: 19.0 17,2 18.1 13.6 24.6 11.0 8 4. 17.0 17.1 17.0 1202 22.4 10.2 h 5. 3 18.1 17007 14.3 | 22.0 Hedl s 6. 17.6 18.9 18.2 14.8 23.5 8.7 x 7]. 19.2 16.8 18.0 14.8 23.0 8.2 = 8. 20.6 16.8 18.7 14.4 24.8 10,4 ni 9. 7 17.5 17.4 12.6 24.1 11.5 Se), 19.2 18.8 19.0 14.2 21.4 2 „al. 19.2 19.6 19.4 13.4 2 8.8 EN L2“ BD 19.8 19.7 13.8 23.2 9.4 „a Tal 12800, 13. jj 2020.33 3 RS 27 1573 TE 28.3 | 720 19-30 1201573 8.2 Mittel ; —_ = ‚I — (2 jean = Vereer 120 18'.4 | = | ge 9.3 iR Deklination. (Gauss-Webersches Magnetometer). Kiel, Juni 1890. Zeit 1o®"a 7°°p An 6?0a 2°p |Amplitude Juni 8 | 120 14,8 | 120 14°.8 | 120 14,8 | 120 11°. 1 | 120 18,5 IRA 34): IR 15.0 15.1 10,0 18.5 8.5 ko) 14.3 14.7 14.5 10.4 17.8 7.4 Se are 14.1 | 13.9 14.0 10.0 19.4 9.4 nT2% 16.1 12.9 14.5 10.4 18.0 7.6 u 14.6 13.4 14.0 9.3 I, 8.4 ETTAN 15.8 12.4 14.1 8.8 17.8 9.0 TEL 2742 10.4 13.8 8.6 18.8 10.2 ro! 13.4 12.9 1367 9.5 17.6 81 ar 12.9 14.4 13.6 9.2 18.5 9.3 a 13.6 13:5 13.6 10.3 19.6 9.3 ur 89; 12.4 12,8 12.6 9.2 15.8 6.6 auto! 15.6 14.9 15.2 9.9 18.8 8.9 2: 15.3 1387 14.5 8.5 18.7 10,2 1422: 14.5 12.5 13.5 10.5 17.8 73 0,23: 14.5 14.1 14.3 7.9 15.8 7.9 „24. 14.8 13.9 14.3 10,2 16,8 6.6 FB: 14.4 13.0 13.7 9.8 14.7 4.9 2b! 14.3 13.4 13.8 10,0 20,6 10,6 BEL 14.7 13.9 14.3 8.6 15.7 1.1 2228 16,8 15.7 16.2 9.6 17.3 Merl 20: 15.2 13.4 14.3 10.0 16,5 6.5 »„ 30. | 12° 15'.5 | 120 15',4 | 120 15°.4 | 12° ı1°.3 | 120 17,5 6.'2 Mittel: = — 120 14.2 — — 8.o 53 Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 101 = spmıduy v'yz | tz |g'92 [s ) | zei hei leigeilotiztilshig'trilz'gı lo'g1lg'g] 6'Lı] 6'S1 g’eıjg’rıle'on 16 [26 |2'g8 |S°6 lg'ıılg’zılg'zı Lzil :ONIN DT ET EEE RER EEREEEEEESEEEE VERSEEEEEEEEEN VEREEEEEEEEEEN VEREEEEEEEEEEN VEREEEEHEHEEEET GESEHEN BEEHEEEEEEHEEN TEEN TEREEEHEEEEREN VEREESEEETEEEN VERREEREEEEHEEET BEREEEHEEEEEENT" EEHEEREENEREEHEEN WERHEEREEEEHEHEN VERESEIEHEHEHEIEET TEHESEEEREHREET VERSEHEN TEE ET Ser | E81 |ggzjtiozjorze 6zzletzgtzig'ezlotzilzzlgzegtzgtzgszlgigelgide |Lrrelligı Sigi m diizenleeiliipilg'Sılg°Sıgigiihigi| IE © 16 |go1 |L61jESıig'gı n’irlä'kıld'irlzigılz’tı6'zıg'Sı9'g1|Z4'21lo'6112'61| #°4ı 14’SrlE en trzilörrıleizı bon giorlaerlerilisclgrgı] oE ©“ Ezı Sg |glozjorılrgrissgılı41lSZ1l6SıloriletiledileSsılgZileor g'oz| #°6r |E'SılL 168 26 |S'8 06 |E'6 Horlborlzııgıı] 62 “ 96 ag jzgıjo'tılg'rı ©'zıgzilgeikeiztiıeziiseg 2Sulrlıgigrjzigi| el gbagsı rııleiorlr6 |g’g [zror Ezılg'eiıtrilotı| ge © rer |o'4 |toz|g'eıjgrı 1 Sır Si gPilo'gı E'gıl/tilı'Sı S’gilg'gılt’ozlo'ozl g'gı |E'71 9°019°6 |o'2 98 |6'4 06 zııErılz’zılözıl ‘Le “ o'£ı 66 |6'zz|hSı|Zeı 1 71]2’S110'91 6°5100'9111°9116°9116°91 681 6°22]6°zz| 002 11°L19b1 S’ı1lo'1119'01|6°6 |1’zı 6'E1 6Eı Sr ESı| ge “ z’oı | 901 |8'0216°91|6°51 |o'g1 141 0°41]1'L1 L'910'02 E61 1g'02 L'oz|o'0z C'61| 9'617 4'L16°9110°91 Fri io'zı gor r’zıg’S16'Sırgr6gı| 'Sz “ S‘or | g’ı1 |TEz]8°91 |5’91,0°9115°91o'g1|g’gı |2’Sı z’Sılrgılo'Zılı tete tize| I 22 g'gı Srılg’zıll'iılg'ıılotile eilt rilıSılo'Szlosı| Hz “ 161 59 |eigzigrrje'Ssıg'p1l2'91/6°41lo'g1|2'41lg'Lız'61lg'tzg'rzlz'geiz'gel zigı zErlgio1sg 2’ So 04 |1’g 26 166 Igrorhroı| "tz * LLı|Lr |bVzz|orıle6 68 hionlY 600109°%S1l4'gı r st rgılrioet’zzlo'ız| Z4'sı |g’gılo'rı 611g’ 1621 211 ZH 061 EL GEST OT zz 651 69 |g’zz|s'rı|g'gı S°Sı0'21l0'91|4'Sı|T9119° 819’ 81 |4’gıg'z2 r°zz0'1e| S’91 grılE'rılg'g |S°8 |6°9 |E'6 |E°6 g’rıngılz'grlozı| 'ız “ — | — |— (0%1[66 |— — o'zılo'tıotıttilttig'lılh61|26ileigs] ıSı 4’ z’erlerılgoorlg'g \g’orlo'SılE SılEzzllıı Zr] 02 © g'rı |6°% |Z'ozlorılo'gı 1'g119°S1|4'S1l0°E1 091 12°816'g1 9'911 E61 |L’02 L'oz| 4’Lı g’eı Hrn Z'11lo'g |1°8 |6°S 00'4 49 Ir SılSEiltizı| 61 * gtrı|SP 18616 zı lei Erziigranjetiaihieeiizeileisıorgı 9/91 8°6116°91| 091 [Sri E’rıg’orr'6 166 gg |S# |E’rılkeilSorgrm| ‘gr © 691 v2 E6ı|jrEı]jhSsı Zorlortireeilgrzii6ti6esitsı/igrlo61 8°61Slıl digı |gigılrigı 6'rıllrei idiiel be 70169 ISO bg | 1 © 06 |25 |zrıll6 (Sg 86 |Torlvorlz'iıgiılgsıltiıleı 6001 1 Erjetrıl Hei |6°6 |hrorg'ı 19°6 [ES es 102 08 28 26 66 | gr “ — EZ 79:07 10:0712:6 111 2.02 2:07 9% 2:6, 8° Eior ter &r1l6:6 10 80 2 0 a [ee Ze Ze Ze ee ee a EEE 65a GE 95 I 620 Dr a Te Tel — | — |— fooı|rı |z'g |E'g |ZL’8 |rroılz’o1 48 #6 #6 | — |— HEilo'zı |z’0119'8 |giorlE'6 |E°6 |E°6 |E’rılgooılS'zrlozılzrıı]| er © rzı LE |191|6°%6 [41 gE1l6zı v'zı voor gı Ser lrıSenloeı this tılSg 29 LE sr 29 29 Eo #4 v2 |S4 \eorlzior| 'zı “ Ze 79 lese 0 oe 82110,0116:921877, 5:02 2207 9:0 mir Gage = | ee je Pe ee BE et: — eh | N keit komaul Aalen! 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Zeit Juli 22. 23. 31. II. Horizontal-Intensität. em-'h g'k sec-1. 630a 0,18038 Mittel: | 0,18041 Kiel, August 1890. Amplitude = 0,00046 em="k g’k sec=!. 230p 0,18058 61 0,18076 Tages- Mittel 0,18048 44 3 0,18058 T000a | 0,18067 | 0,18054 | 0,18020 II. Horizontal-Intensität. em" g'r sec-1. 4°°p 0,18065 61 46 63 LS) 73 39 70 52 0,18071 0,08066 Zeit August ” 3333 SIEB ESZENDENSTESTESEIBTES ESS SEES TE 27. 28. 29. 0°, sr. | 6302 | 0 3°°p 0,18057 | 0,18082 59 49 177 80 70 107 095 103 0,18056 87 71 0,18066 Tages- Mittel Nez 0,18070 | 0,18018 73 38 66 32 74 4 56 48 79 39 64 35 72 46 61 46 58 42 56 43 42 [0/6) 54 25 46 22 22 08 74 43 66 46 71 7 75 58 64 50 84 52 87 60 87 52 76 74 90 68 82 80 74 52 86 72 88 87 87 78 | 0,18061 | 0,18049 Mittel: | 0,18063 | 0,18074 | 0,18069 | 0,18045 Amplitude = 0,000490 cm="k g’hsec-1, g°p 0,18085 59 G. Lüdeling. mM: Horizontal-Intensität. Kiel, September 1890. em='k o’ksec-1. Zeit | 73%a 230p En 10%0a 80p ittel September ıI.| 0,18052 | 0,18075 | 0,18064 | 0,18049 | 0,18090 » 2. 63 46 54 32 74 3 63 63 63 4I 76 5 4 64 | 78 71 48 34 ” 5 47 47 47 59 90 5 6 47 53 50 32 62 n 7 40 61 50 14 65 n 8 38 68 53 32 70 - 9 35 79 57 25 78 10 45 75 60 50 87 „ 11 47 58 52 24 84 12 12 28 20 25 85 n 1 46 58 52 25 93 ; 14 47 77 62 36 76 15 68 52 60 46 76 „ 16 60 66 63 SI 82 » 72 == — — = —— » 18. = er =r Tr = n 19 48 52 50 18 68 20 50 29 40 23 50 » 21 31 33 32 06 61 22 36 46 41 16 66 3 23. 36 63 50 21 67 24 39 69 54 32 73 n 25 72 44 58 59 2%) h 26. 46 52 49 36 71 » 27: 56 58 57 47 71 » 28. 5I 59 55 41 4I R 29. 59 49 54 7986 69 n 30.| 0,18047 | 0,18060 | 0,18054 | 0,18022 | 0,18060 Mittel: 0,18048 , 0,18057 | 0,18053 | 0,18030 | 0,18071 Amplitude = 0,00041 cm="k g’» sec-1. Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel, Kiel, Oktober 1890. Hu. Horizontal - Intensität. em'kg'ksec 1. Zeit Oktober ı vos ı a wı 2 N - [®) un) Lu} I2 Mittel; 8002 0.18070 64 86 0.18085 0.18070 Amplitude = 0.00035 cm "kg! secT1, 3°°p 0.18081 58 86 86 90 87 0.18085 0.18073 Tages- Mittel 0,18076 61 81 86 0.18085 0.18072 11009a 0.18022 80 0.18066 0.18049 80p 0.18080 89 IOoI 109 106 091 92 82 0.18095 0.18084 61 62 G. Lüdeling. 1. Horizontal-Intensität, Kiel, November 1890. cm" g'k sec-1. Zeit 800g 500p es | 11302 9g00p ittel | November ı. | 0,18078 | 0,18082 | 0,18080 | 0,18051 | 0,18084 = 27 81 75 78 61 93 5 3. 85 90 88 76 99 4. 81 83 82 62 98 5 5. 77 80 73 43 89 : 6. 8o 81 80 71 106 e 7 84 74 79 62 091 " 8. 83 77 80 58 92 n 9. 84 77 80 65 81 n 10. 79 83 81 65 76 ET: 90 79 34 67 79 r 12. 79 64 72 63 34 h. 13: 78 42 60 65 76 E 14. 92 70 81 66 82 5 15. 84 69 76 54 81 Bar 79 72 76 60 85 h 17. 80 71 76 59 89 2 18, 78 66 12 70 101 4 19. 84 78 81 58 086 „20 95 74 34 72. 88 e 21. 95 68 82 82 80 ° 22. 94 69 82 67 112 3 23. 84 80 82 75 92 ap: 98 75 86 51 48 BITCE 17 92 76 84 35 91 5 26. 80 81 80 42 88 rar 77 79 78 74 36 2 78 82 80 59 93 » 29. 54 72 78 77 79 n 30. | 0,18081 | 0,18082 | 0,18082 | 0,18062 | 0,18083 Mittel: 0,18084 | 0,18075 | 0,18079 | 0,18062 | 0,18087 Amplitude = 0,00025 cm —k g’k sec 1, Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 63 i DI. Horizontal -Intensität. Kiel, December 1890. cem-'k g’ksec-!, Zeit 800g 40°p Tees; 7002 nu ittel | December 1. | 0.18059 | 0.18074 | 0.18066 | 0.18079 | 0.18050 3 2 80 71 76 88 44 3 83 74 78 92 67 „ 4 70 79 74 95 79 » 5 93 12 82 101 77 A 6 77 80 78 084 68 & 7 81 78 84 93 62 » 3 79 77 78 89 59 5 9 91 78 34 91 70 s; Io 80 83 82 93 68 » I, 96 74 85 104 gI e 12 100 92 96 108 83 5 13 082 79 80 097 64 5 14 82 82 82 89 74 EG SEN 100 72 86 110 66 he 16. 079 80 80 102 70 a 187 72 63 68 075 71 a FıS 73 73 73 81 56 PART, 76 76 76 77 63 5 20 97 90 94 106 81 2421: 85 83 34 105 82 Be22 88 89 88 097 76 EL 81 84 82 80 67 „24 71 73 72 74 56 25 85 81 83 88 72 „26 77 71 74 69 65 „» 2 71 82 76 78 70 „ 28 89 92 90 98 72 „20. 90 89 90 87 83 3 88 63 70 103 79 » 31. | 0.18086 | 0.18087 | 0.18086 | 0.18096 | 0.18086 Mittel: 0.138086 | 0.18079 | 0.18081 | 0.18091 | 0,18070 Amplitude = 0.00021 cm —"kg!k secTt, 64 G. Lüdeling, II. Zusammenstellung der Resultate. ı. Monatsmittel der Deklination und Horizontal-Intensität. Horizontal - Int tät 1890 Deklination en = Monat Tages-Mittel Amplitude Tages-Mittel Amplitude kebruan 120194 4.9 — —_ März’ 2 Mer. 17.3 6.8 _ — INDIE 18.4 9.3 _ — Malle wegen Abwesenheit des Verfassers von Kiel ausgefallen. Jun sen: - 14,2 8.0 — - — Julmer.: 2,. 13.9 9.2 0.18054 0.00046 Aupustease 19.0 10.3 69 40 September . . 17.8 8.7 53 4I Oktober . °. 18.2 6.2 72 | 35 November .. 16.8 5.2 79 25 December. . . 12°16'.6 4.6 0.18081 0.00021 Mittel: 12017’.2 13 0.18068 | 0.00035 65 Ermdtiagnesche Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. "oÖgI Joqwssoag—ıjn[ any uoneumyag Ip uonene\ usysısr} ap Sunuyasisg 'z (mens) E:ge |Sı Ig4E [6rgı | S-StlZSıig'Sı g’SılS'gılg'gilz’4kı g’Z1lg'gıg’61lo'Lz G’Ig[6°02 E61 P°L1 1916 Z pl Lrirsı 6°S1S°Sız’g1 091] TOM an nn nn nn nn nn rn nen nn nn en nn nn nn nn nn m nn — ne —_ u grı|gg FEzlggı]z'Sı ırSszp[ 6r1 6°S1 1791 8791 #41 6°L1 281 1617| z61jE HJ o'gro'lı E'g1 6°S1 4’Sro'gı F'gı F'gı h'g1 2'91 6°Sı]| oqwaoag eız Sı |gzz|gigı] e’Sılg°Qg 1’SılıSı g'Sıirgı &°gı z’21 621 0'g1 2'613 081461 L'g1 S'Z1 991 |2'910'91 8'S1 8°91 z’911#'91 5’91 651] 1aqwaroNn orz SE |S4z|zigı)l&gıhgı Zg1 Sgı ıLı z’l16l1r61d6rlgiozg'ızalp'gojeizz 6002 4igı SZı]ligiirkriosıirglızlil'lıelı) 1Og01NOQ 1zz | &9 #gelg'lılggi gi S'gıl1gr g’Lrio'gı Z'gi g'gı 461 zızlo'tzg paletz Sız 681 hL1 6°Sı ggg r'Sılz'gı Z'gi 1/91 r’gı E’gı| saoqwaydag o'ge |g’ı |g:ZLE lo'61 | F'gı)z gı S'gıtrgrgigı E61 261 E61 L’ozlg'ze ı ve 1GZ|o Hz graz ziocthigı 2Ssigplesıhigi gigı z’lır2ıl60lı jsnany vrz tz 89215 Cılzcı reilletigeilorızrıls hi shilz/grio'sı gg 6°41l6Sı ger giıılEior 16 (26 78 56 g’ııig'zılg'zıllzı ımf zalse® S SlElslsalesmloiolejaloısirieje e|e|ulolsls/zo|sjrjejejı) w „.to2I = uoneumg>q G. Lüdeling. 66 reg OLE TE Pemazrbenyg repfeng we Jr mngpemmeomnwucheg ne gun erzemerchg erg erjfurg SIT Fe 6 eup Erdmagnetische Messungen im physikalischen Institut der Universität Kiel. 67 Lulenbai, SL mm nn er ae [7 7% 2 ni hress he Sandmann: B. == apa 1, zn an Ze an N JS Ta oT In erregen Wen 68 G. Lüdeling. Erdmagn. Messungen im physik. Institut der Universität Kiel. | oa iche Yarialion der magmelischem Voll ahen deli | | el | | | —— as I} —- in — I | —t = r B | Te zz | | N = = = o_' | | z vo. N ‚ | N . = Fre re D - A Ä tn = h | | Sees = ; rr ] IR — | ee el I | | = | 1) - — RL | = | | | : | I . < 12.1631 IPrmmearkt: Vorbemerkung A. Deklination. I. Absolute Bestimmung der Deklination . Beobachtungsort und Instrumente . 2. a) Azimut (Mire, Spiezelmire) b) Skalenabstand . : c) Spezifischer Magnetismus de Maonetstabes 3. Messungsmethode a) Torsion . .. . | bei gleichzeitiger Beobachtung b) Meridianlage durch nee J| des Variometers ABBBEIspIielcH ee ann ee seRnakre TREU 1517 DIRE SET Kanye 5. Zusammenstellung der acikten Meere II. Variationsbeobachtungen . 1. Gauss-Weber’sches Magnetometer. a) Skalenwert B 0 b) Reduktion der Tailarlentigen absolers MR DREHEN c) Störungen durch Gasmotor und Dynamomaschine 2. Registrierapparat. a) Beobachtungsort und nein b) Skalenwert c) Basislinie . ; Le d) Störungen durch he Be eteole dire tefehnässire Beobachtungen an einem Siemens’schen Glocken-Galvanometer e) Tages- und Monatskurven, . B. Horizontal-Intensität. I. Absolute Messung der Horizontal-Intensität . Theorie des angewandten Verfahrens . Beobachtungsort und Instrumente . . Vorbestimmungen (Dimensionen und re) . Messungsmethode . . Beispiele. . : a een a Eee , Zusammenstellung der echten EN ARE un DD - I. Variationsbeobachtungen . .„... „ru. 2 2 1. Beobachtungsort und Instrument, 2 Een a) Skalenwett . . . es, 3 b) Reduktion der Biklarleineen an absolutes Mar u e)) Temperaturkoefliziente 2. Bestimmung; des) Skalenwertes Wr a8 = Temperaturko£ffizienten. . . nn 2 4. Reduktionsformel zur Berechnung der Variationen. . . 2. .2..2...39 C. Inklination. Absolute Bestimmung der Inklination , . . .. .. .. ssssese I, Beobachtungsort und Instrumente. . . 40 2. Vorbestimmung (Aichung des Weber'schen Schwingings- Give 40 3. Messungsmethode” „WHERE A Anbeispieleuen Ns Bat galt Verte ee 5. Zusammenstellung der abeblalen Meinen, ae len, A Schlussbemerkung, %.:". „ Tafn. 2.2 0 Anhang. I. Resultate der Variationsbeobachtungen der Deklination . . . zı I. 5 y : „ Horizontal-Intensität 59 II, Zusammenstellung’ der Resaltäte. .. . . ...2 27. 27. Zee . Monatsmittel der Deklination und Horizontal-Intensität . . oa . Berechnung der täglichen Variation der Deklination für [uk — December “on. Re Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. Gemeinverständlich dargestellt Dr. Paul Knuth. Vor mert. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, mit deren Untersuchung ich mich seit einer Reihe von Jahren beschäftigt habe, bietet eine solche Fülle eigenartiger Erscheinungen, dass sie die Aufmerksamkeit eines jeden Naturfreundes erwecken müssen. In meiner kleinen Schrift: „Botanische Wanderungen auf der Insel Sylt* (Tondern und Westerland 1890) habe ich bereits versucht, in gemeinverständlicher Form die wichtigsten Fragen zu erörtern. Mit der vorliegenden Abhandlung erweitere ich die dort gebrachten Darstellungen auf die ganze Inselgruppe; diesmal jedoch nicht im Gewande „botanischer Wanderungen,“ sondern allgemeiner Schilderungen. Es ist selbst- verständlich, dass sich viele in der ersteren Schrift gebrachten Dar- stellungen in dieser zweiten wiederfinden. Kiel, im December 1890. Dr. Knuth. 21,702. 1770. 1826, 1853. Tatterarur. Camerer, Joh. Friedr., Beschreibung und Nachrichten von der Insel Sylt. (In „Vermischte historisch-politische Nachrichten und Briefen von einigen merkwürdigen Gegenden der Herzog- thümer Schlesswig und Hollstein 2. Theil, Flensburg und Leipzig). Im 6. Kapitel: „Von der Naturgeschichte“ findet sich S. 646 —652 (S 1— 10) eine Schilderung der Sylter Pflanzenwelt, insbesondere von Ammophila arenaria, Lathyrus maritimus und Plantago maritima. Oeder, Georg Christian, Flora danica. Im Ill. Bande dieses trefflichen Werkes sind Sylter Pflanzen abgebildet: Trigonella ornithopodioides (Tafel 368; diese Pflanze ist auf Sylt nicht wiedergefunden), Rosa spinosissima Sm. (Tafel 398), Cuscuta Epithymum L. (Tafel 427), Silene Otites Sm. (Tafel 517). Hornemann, J. W., Forseg til en dansk oconomisk Plante- leere (1. Theil der 3. Aufl). Ausser den schon bekannten Sylter Pflanzen wird die (zweifelhafte) Wahlenbergia hederacea Rchb. und Genista pilosa L. genannt. Nolte, Ernst Ferdinand, Novitiae Florae Holsaticae. Es werden noch folgende Pflanzen von den nordfriesischen Inseln genannt: Galium pusillum L., Cerastium tetrandrum Curt., Jun- cus pygmaeus Rich., Statice Limonium L., Pisum maritimum L., Leontodon autumnalis L., Senecio denticulatus Müll. Müller, Ferdinandus Jac. Henr., Breviarium plantarum Ducatus Slesvicensis austro-occidentalis. (Flora XXXVI. Jahrg., II. Band, Nr. 30 und 31, S. 437—480 und 489—503). Es werden genannt: Zostera minor Nolte und Obione portulacoides von der Padeluck-Hallig; ferner: Molinia coerulea Mnch. y. depauperata Hook. (panicula tenuore, foliis duplo angustioribus) „in syrtibus insulae Sylt,“ ebendaher Plantago maritima L. var. subulata Rth. und paniculata Ferd. Müller (spicis ramosis, ramis paniculum formantibus), sowie „in dunis arenosis insulae Sylt“ 74 1860. 1872. 1376. 1876. 1876. 1878. Dr. Paul Knuth, Centunculus minimus L. y. prostrata Ferd. Müller (caule elongato simplice prostrato); endlich eine Anzahl Pflanzen der Dünen von Eiderstedt: Juncus pygmaeus, J. capitatus, Agropyrum jun- ceum, Salsola Kali, Littorella lasustris, Centunculus minimus, Cuscuta Epithymum, Pirola minor 8 rosea Sm., Radiola linoides, Anthyllis var. maritima etc. Schiötz Th., Beretning om en botanisk Reise, foretaget i Som- meren 1858 i Landskabet mellem Slesvig, Rendsborg og Eckern- förde, samt paa Vesterhavs-Öerne Amrom, För og Sild. (Videns- kabelige Meddelelser I, p. 117— 168). Enthält ausser einer allgemeinen Beschreibung eine Aufzählung der beobachteten Arten. Lange. Johann, Oversigt over de i ärene 1869— 1871 i Dan- mark fundne sjeldne eller for den danske flora nye arter. (Botanisk Tidsskrift, V, S. 244 fl... Hier wurden zuerst die wichtigen Beobachtungen des Küsters und Lehrers L. Borst zu Medolden bei Tondern veröffentlicht, welche sich auf die Pflanzen von Röm beziehen. Prahl, P., Beiträge zur Flora von Schleswig II. (Abhandlungen des Botan. Vereins der Provinz Brandenburg XVII, S. 1—25). Enthält Angaben von Dr. v. Fischer-Benzon über die Flora von Sylt, Amrum, St. Peter, sowie von Borst über diejenigen von Röm. Prahl, P., Eine botanische Excursion durch das nordwestliche Schleswig nach der Insel Romö im Sommer 1874. (Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig - Holstein, III, S. 15—28). Eine inhaltreiche Beschreibung einer Excursion, welche Verfasser unter Führung des Herrn Borst nach Röm machte. von Fischer-Benzon, R., Über die Flora des südwestlichen Schleswigs und der Inseln Föhr, Amrum und Nordstrand. (Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein, II, S. 65— 116). Enthält ausser einer allgemeinen Schilderung des Gebietes die Angaben von Nolte, F. Müller, Schiötz und Joh. Lange (Haandbog i den danske Flora, Aufl., 1864). ferner Beobachtungen einiger Husumer Herren (Paulsen, Thomsen, Rohweder, Lorenzen) und endlich Angaben aus dem auf Föhr und Amrum gesammelten Herbarium des Herrn Handelsgärtners Arfsten in Husum. von Ebner, V., Vortrag über die Insel Sylt. (Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark, Jahrg. 1878, S. LIIL ff.) Enhält eineSchilderung der Sylter Dünen, Geest, Marsch 1886. 1888. 1880. 1880. 1880. 1889. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 765) und Watten und nennt die häufiger vorkommenden Pflanzen der Heide und des Weidebodens bei Wenningstedt, die Dünen- flora bei Wenningstedt und die Vegetation des Dünenthales Gurtdäl auf Hörnum. Buchenau, Franz, Vergleichung der nordfriesischen Inseln mit den ostfriesischen in floristischer Beziehung. (Abhand- lungen, herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen, September 1886, S. 361—384). Diese ausgezeichnete Arbeit des durch seine botanischen Studien auf den ost- friesischen Inseln zur Beobachtung der Flora der nordfriesischen ganz besonders berufenen Verfassers ist die wichtigste Ab- handlung über die Pflanzenwelt von Föhr, Amrum und Sylt. Sie enthält nach vorzüglichen Schilderungen der Vegetations- verhältnisse des Gebietes eine Zusammenstellung einzelner Charakterpflanzen der ostfriesischen und der nordfriesischen Inseln, sowie Beiträge zur Flora der nordfriesischen Inseln nach den Beobachtungen des Verfassers im Juli und August 1886 und ein Litteraturverzeichniss. Knuth, Paul, Botanische Beobachtungen auf der Insel Sylt. („Humboldt,“* Band VII, Heft 3, S. 104-106). Giebt eine Schilderung der Anpassung einiger Sylter Pflanzen an den Standort. Knuth, P., Gab es früher Wälder auf Sylt? („Humboldt,“ Band VII, Heft 8). Enthält eine Darstellung der Anzeichen ehemaliger Sylter Wälder und sucht die Zeit ihrer Existenz und die Gründe ihres Unterganges darzulegen. Knuth, P., Grundzüge einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- welt in Schleswig-Holstein. (Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein, Band VII, Heft 1). Behandelt S. 81—92 (im Sonderabdruck S. 29—40) die Bildung der Marsch, die Sylter Dünen und die Anzeichen ehemaliger Sylter Wälder. Knuth, P., Die Frühlingsflora der Insel Sylt. (Deutsche botanische Monatsschrift, VII. Jahrgang S. 146— 157, 187—190). Enthält die Ergebnisse zweier Excursionen, welche der Ver- fasser im Mai und im Juni 1839 nach Sylt unternommen hat. Raunkiaer, C., Vesterhavets Ö&st- og Sydkysts Vegetation. (Festskrift i anledning af Borchs Kollegiums 200-aars Jubilaeum, S. 317—362). Enthält eine Schilderung der Wald-, Heide-, Moor-, Wiesen-, Frischwasser- und Dünenvegetation der friesischen Inseln (der westfriesischen nach Holkema: De Plantegroei der 76 1889. 1880. 1890. 1890. 1890. 1891. Dr. Paul Knuth. nederlandsche Noordsee-Eilanden etc., der ostfriesischen nach Buchenau: Flora der ostfriesischen Inseln). Raunkizr, C., Notes on the vegetation of the North-Frisian Islands and a contribution to an eventual flora of these islands. (Botanisk Tidsskrift, 17. Bind, 3. Hxfte, S. 179-196). Nach einer allgemeinen Schilderung werden die auf einer im Som- mer 1887 unternommenen Reise nach Amrum, Föhr, Sylt und Röm gesammelten Pflanzen systematisch aufgezählt. Raunkiaer, C., Bemarkninger over de nordfrisiske @ers Plantevzkst samt Bidrag til en eventuel Flora over disse @er. (Auszug aus der vorigen Abhandlung, a. a. O., S. 197—201I). Knuth, P., Botanische Wanderungen auf der Insel Sylt. (Ton- dern und Westerland). Enthält die Beschreibung von vier botanischen Excursionen auf Sylt: ı. Eine Frühlingswanderung nach List; 2. Eine Sommerwanderung nach List; 3. Nach Hörnum; 4. Nach dem Morsum Kliff. In dem Rahmen dieser Wanderungen werden die wichtigsten, der Insel betreffenden botanischen Fragen abgehandelt, so die Gründe nach der leb- haften Färbung der Blüten der Frühlingspflanzen der Insel gesucht, wird der Kampf der Pflanzen mit dem Flugsande geschildert, wird den Spuren ehemaliger Sylter Wälder nach- geforscht und zu entscheiden gesucht, wann sie existirt haben können, wird endlich die Neubildung der Marsch geschildert. Daran schliesst sich ein Verzeichniss der die Sylter Pflanzen- welt betreffenden Litteratur und der bisher von der Insel Sylt angegebenen Pflanzen. Knuth, P., Altes und Neues von der Insel Sylt. („Humboldt,“ Band IX, Heft 3). Einige neu entdeckte Sylter Pflanzen werden genannt. Knuth, P., Soemmerwanderungen auf Sylt. (Deutsche botanische Monatsschrift, VII. Jahrgang, Nr. 7 und 8). Auszug der „Botanischen Wanderungen“ des Verfassers. Knuth, P., Sommerwanderungen auf Sylt. (A. a. O., IX. Jahr- gang, Nr. ı ff.) Fortsetzung der vorigen. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. rer Ncs allen Inseln, welche der deutschen Nordseeküste von der Mündung der Königsau bis zum Ausfluss der Schelde in langgestreckter Kette vorgelagert sind, ist keine von so merkwürdiger Gestalt, keine von so wechselreicher Gliederung der Oberfläche wie die Insel Sylt. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn sie in jeder Hinsicht als der Mittelpunkt der nordfriesischen Inseln angesehen wird, und es sei deshalb gestattet, bei der Schilderung der Pflanzenwelt dieser Insel- gruppe an die Insel Sylt anzuknüpfen. Das ungefähr ı?/, Quadrat- meilen (also beinahe 100 qkm) grosse Eiland hat die Gestalt eines etwas schiefen lateinischen 7. Der nach Südwesten gerichtete, etwa eine Quadratmeile grosse Heiderücken endet mit dem zgeologisch hochinteressanten, der Tertiärformation angehörigen Morsumkliff Die nach Norden und Süden gerichteten schmalen, sich stellenweise bis auf ı Kilometer Breite zusammenziehenden Halbinseln List und Hörnum sind Dünenlandschaften von grossartiger Ausdehnung, an der Westküste einen von Nordnordost nach Südsüdwest gerichteten, fast geraden und nahezu fünf Meilen langen Strand bildend. Am Ostrande der ganzen Insel ziehen sich schmale Wattwiesen hin, und auch der Heiderücken ist zwischen Keitum und Archsum und an seiner südlichen Abdachung von Marschstrecken unterbrochen. Hiernach wird es also die Aufgabe sein, die Flora der Heide, der Dünen, des Sandstrandes und der Wiesen zu schildern. Die Ter- tiärbildung des Morsumkliffs besitzt keine specifischen Pflanzen. Die nächstälteste Formation ist die diluviale Heide. Die einförmige Pflanzendecke derselben besteht vornehmlich aus Heidekraut (Calluna vulgaris (L.) Salisb.), dessen dunkelbraune Farbe durch zahlreiche Büsche der einem Miniaturnadelholze gleichenden Rauschbeere (Empetrum nigrum L.) abgeändert wird. Der Eindruck, den die Heide auf den Beschauer macht, ist ein trauriger; nur dann, wenn das Heidekraut zur Blüthezeit statt des ein- förmigen Braun sein rothes Hochzeitskleid angelegt hat und zahlreiche Bienen und Hummeln von Blüte zu Blüte fliegen, ist die Heide nicht aller Schönheit bar. In zahlreichen Exemplaren erheben sich aus grundständiger Blattrosette die mit grossem orangegelben Blütenkopfe 78 Dr. Paul Knuth. gekrönten Stengel des Berg-Wohlverleihs (Arnica montana L.) hoch über die purpurgefleckte Blütenhülle des Knabenkrautes (Orchis mascula L.), dessen Blütezeit jedoch bereits im Juni beendet ist. Noch früher hat eine niedrige Form des Hundsveilchens (Viola caninaL. var. flavicornis Sm.) ausgeblüht, deren grosse dunkel- blaue Blumenkrone durch einen senkrecht nach oben gerichteten, orangegelben Sporen zu den auffallendsten Pflanzen von Sylt gehört. Sie ist de Frühlingscharakterpflanze der nordfriesischen Dünen- inseln und tritt in allen Formationen theilweise in grosser Menge auf. Im Sommer findet man von ihr nur noch die dreiklappig aufgesprun- genen Kapseln. Dafür sind dann zahlreiche andere Pflanzen auf der Heide blühend, von denen nicht wenige gleichfalls durch grosse und auffallende Blüten und niedrige, oft dem Boden angedrückte Stengel ausgezeichnet sind. Gelbblühendes Fingerkraut (Potentilla silvestris Neck,), ebenfalls gelbblühender Ginster (dorniger englischer Ginster, Genista anglica L., und nichtstechender Färbeginster, G. tinctoria L.) und Hornklee (Lotus corniculatus L.) wechseln ab mit den grünen, kantigen, rutenförmigen Ästen des Besenstrauches (Sarothamnus scoparius (L.) Koch), aus dessen grossen gelben Schmetterlingsblüten der lange, kreisförmig zusammengerollte Griffel hervorragt. Seltener ist sein Verwandter, der durch seine steifen, langen Dornen fast unnah- bare Gaspeldorn oder Heckensame (Ulex europaeus L.). Ur- sprünglich zum Schutze der Dünen angepflanzt, hat sich diese wehr- hafte Pflanze an verschiedenen Stellen der Heide angesiedelt. Zuweilen bietet sie einen recht traurigen Anblick, weil häufig die Äste ganz oder theilweise in der Winterkälte erfroren sind und dann weder die stachelspitzigen Blätter, noch die fast traubig gestellten, grossen, gelben Blüten entfaltet werden. Von sonstigen Schmetterlingsblütlern ist der auf Sylt seltene Wundklee (Anthyllis vulneraria L. var. ma- ritima Schweigg.) mit seidenartig behaartem Stengel und gelben, oft blutroth überlaufenen, zu einem kugeligen Köpfchen zusammengestellten Blüten zu nennen, sowie einige Kleearten, der Mäuseklee (Trifolium arvense L.), dessen kleine weissliche, später fleischfarbene Blumen- krone von den zottigen Kelchzähnen überragt werden, so dass sie sich sammetartig „wie Mäuse“ anfühlen und der gelbblühende nieder- liegende Klee (T. procumbens L.). Ebenfalls niederliegend - auf- strebend ist der Stengel eines sehr häufigen kleinen Gewächses, des Knäuels (Scleranthus perennis L.), dessen kleine in Knäueln stehende, unscheinare Blüten mit breitem, weissem Hautrande versehene Kelch- zipfel besitzen. Einen gleichfalls häufigen Bestandtheil der Heide- flora bildet eine bis !/, Meter hoch werdende doldenblütige Pflanze, die Bibernelle (Pimpinella Saxifraga L.). Zahlreich sind die Korb- Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 19 blütler vertreten: ziemlich selten ist die stachelige, auf Sylt meist nur ein- köpfige Eberwurz (Carlina vulgaris L.), häufig das weissfilzige Faden- kraut (Filago minima Fr.) mit dünnem, gabelspaltig-vielästigem Stengel, das Katzenpfötchen (Gnaphalium dioicum L.) mit gleichfalls weiss- wollig-filzigem, aber einfachem Stengel und weissen oder rosa, in fast doldenartigen Blütenständen stehenden Köpfchen, gelbblühendes Ha- bichtskraut (Hieracium Pilosella L. und H. umbellatum L.) und Ferkelkraut (Hypochoeris radicata L.), denen sich die gleichfalls mit kopfförmigen Blütenständen ausgerüsteten blaublühenden Teufels- Abbiss (Succisa pratensis Mnch.) und Berg-Jasione (Jasione montana L.) anschliessen, ersterer ein seltener Heidebewohner, letztere eine sehr häufige Erscheinung der trockenen und sandigen Partien der Insel. An denselben Örtlichkeiten findet sich in grosser Menge meist blaublühend aber auch bis zum reinen Weiss in der Färbung wechselnd die Glocken- blume (Campanula rotundifolia L.). Andere specifische Heidebewohner sind u.a. der prächtigeEnzian (Gentiana PneumonantheL.), dessen grosse azurblaue, trichter-glockenförmige Blüten einen hervorragenden Schmuck der Heide bilden. Der Stengel der unter dem Schutze des Heidekrautes gedeihenden Pflanze ist meist nur einblütig. Einzelne Plätzchen der Heide erscheinen roth gefärbt von den Stengel der Seide (Cuscuta Epithymum [L.| Murr.), welche sich schmarotzend um Heidekraut, Rauschbeeren und Ginster schlingen. Vielfach trifft man auch blauen Ehrenpreis (Veronica officinalis L.), Augentrost (Euphrasia offi- cinalisL.) mit weisslicher Blüte mit violetten Streifen, Thymian (Thymus Serpylium L.) mit hellpurpurnen Blumen, Grasnelke (Armeria vulgaris Willd.), welche ihre rosenrothen Blüten zu einem langgestielten weithin sichtbaren Köpfchen zusammengestellt hat, Meeresstrand-Wegerich (Plantago maritima L.), dessen graugrüne, fleischige, linealische Blätter an allen Heidewegen in Mengen auftreten, säuerlich schmeckender Ampfer (Rumex Acetosella L.), sowie eine Anzahl Gräser und gras- artige Pflanzen (Luzula campestris L., Carex divulsa Good., C. pilulifera L., Agrostis vulgaris With., Festuca ovinaL., Avena praecox L., A. caryo- phyllea Web., Aira flexuosa L., Poa pratensis L., Anthoxanthum odora- tum _L., Corynephorus canescens P. B., Triodia decumbens P. B., Nardus strita L.). An feuchten Stellen wird Calluna durch die reizenden Zwergbüsche der Glockenheide (Erica Tetralix L.) ersetzt, deren rosenrothe, krugförmige Blüten zu endständigen kopfigen Dolden zu- sammengedrängt sind. Ihr schliessen sich an solchen Örtlichkeiten an: gelbblühender Hahnentfuss (Ranunculus Flammula L.), ferner eine mit den rothgefärbten Drüsenhaaren ihrer rundlichen Blätter kleine Insekten anlockende und verdauende Pflanze, der Sonnentau (Drosera rotundifolia L.), sodann der Zwerglein oder Zwergflachs (Radiola s0 Dr. Paul Knuth. linoides L.), ein kleines Pflänzchen mit fadenförmigem, gabelspaltigem Stengel, rothblühendes Läusekraut (Pedicularis palustris L.), selten zur Blüte kommender, aber an seinen kreisrunden, gekerbten, schild- förmigen Blätter erkennbarer Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris L.), mit den weissen, langen Wollhaaren das Ährchen überragendes W oll- gras (Eriophorum polystachyum L.), moosartiger, am Boden kriechender Bärlapp (Lycopodium inundatum L.) und andere. Hin und wieder findet man urbar gemachte Heidestrecken, auf denen spärlich Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und Buchweizen gebaut wird. Manche auf dem Festlande allgemein verbreiteten Getreideunkräuter, wie Kornblume (Ceptaurea Cyanus L.), Rade (Agrostemma Githago L.), Mohn (Papaver dubium L.), und auf den Geestweiden das Maassliebchen oder Gänseblümchen (Bellis perennis L.) vermisst man auf der Insel, dafür treten andere, der Heide- oder Dünenflora entstammende oder salzliebende Unkräuter auf, nämlich Löffelkraut (Cochlearia danica L.), von dem man im Sommer kaum noch die gedunsen elliptischen, fast kugligen Schötchen antrifft, rothblühendes Tausendgüldenkraut (Erythraea Centaurium L.), die schon vorhin erwähnte Grasnelke (Armeria vulgaris L.). Die gleichfalls schon genannten Gräser Avena praecox L. und A. caryophyllea Web., das honigduftende, gelbblühende echte Labkraut (Galium verum L.), Meeresstrands- und krähenfussblättriger Wegerich (Plantago maritima L. und P. Coronopus L., letzterer besonders häufig auf den die Gärten umgebenden Feldsteinmauern), Heidekraut und Glockenheide, denen sich andere gewöhnliche Unkräuter und Ruderalpflanzen anschliessen, wie Rainfarn (Tanacetum vulgare L.), Schafgarbe (Achillea millefolium L.), Löwenzahn (Leontodon autumnalis L.), Hundeblume (Taraxacum officinale L.), Bocks- bart (Tragopogon pratense L.), Glockenblume (Campanula rotun- difolia L.), gebräuchlicher und rother Augentrost (Euphrasia officinalis L. und Odontites L.), Knautie (Knautia arvensis [L.] Coult.), Stiefmütterchen (Viola tricolor L.), Brunelle (Brunella vulgaris L.), Brombeere(Rubus caesius L.), Löwenmaul (Linaria vulgaris L.), Hornklee (Lotus corniculatus L.), Kleearten (Trifolum pratense L., T. arvense L. und T. repens L.), Vogelknöterich (Polygonum aviculare L.), Rauke (Sisymbrium officinale L.), lanzettblättriger und grosser Wegerich (Plantago lanceolata L. und P. major L.), Jasione, Spergel (Spergula arvensis L.), Sauerampfer (Rumex Acetosella L.), Gauchheil (Anagallis arvensis L. var. phoenicea Scop.), Hahnenfuss (Ranunculus acris L.), Gänse-Fingerkraut (Potentilla anserina L.), Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense Th 8, ww, Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 81 Die Geeststrecken bei Archsum und Morsum sind fruchtbarer ; sie ähneln denen des Festlandes auch in Bezug auf die Unkräuter; doch vermisst man auch hier, wie überhaupt auf den nordfriesischen Inseln, die Mohnarten, dagegen kommen Kornblume, Rade und Gänseblümchen hin und wieder vor. Auf die Heide, welche ehedem eine viel grössere Ausdehnung besass, flogen von Westen her die Dünen auf. Vor ihnen breitet sich nach dem Meere zu ein prächtiger, breiter, steinfreier Sandstrand aus, welcher hie und da mit charakteristischen dickfleischigen Sand- strandpflanzen bewachsen ist. Besonders häufig ist eine violett blühende kreuzblütige Pflanze mit dolchförmigen, zweigliedrigen Schoten, nieder- liegendem, ästigem Stengel und meist fiederspaltigen Blättern, der Meersenf (Cakile maritima L.). Ebenso verbreitet ist eine weiss- blühende Pflanze mit sitzenden, eiförmigen, spitzen, vierzeiligen Blättern, die Salzmiere (Honckenya peploides |L.] Ehrh.), seltener ist das Salzkraut (Salsola Kali L.) mit fleischigen, pfriemlichen, an der Spitze dornigen Blättern und einzelnen, kleinen, sitzenden, blattwinkel- ständigen, grünen, unscheinbaren Blüten. Diese Pflanzen des Strandes verdanken ihre Struktur ihrem salzigen Standorte. Das Salz, welches sie aus dem Boden aufnehmen, wirkt wasseranziehend. Daher quellen ihre Oberhautzellen auf, ver- mehren sich stark und geben so der Pflanze das pralle Aussehen. Werden Salzpflanzen ihren natürlichen Standorten entnommen und auf salzfreien Boden verpflanzt, so gehen manche von ihnen zu Grunde, manche passen sich demselben an, doch verlieren sie ihr fleischiges Aussehen und erhalten. dünne, nur noch wenig saftige Stengel und Blätter. Umgekehrt erhalten einige Pflanzen, welche nicht salzige Standorte bevorzugen, auf Salzboden verpflanzt, fleischige Blätter, z. B. der nicht selten angepflanzte Bocksdorn (Lycium barbarum L.). Hinter diesem Sandstrande erheben sich die Dünen in mehreren Reihen stellenweise bis zu der beträchtlichen Höhe von 20 und mehr Metern. Die grossartigste etwa Io qkm grosse Dünenlandschaft ist die von List; sie sucht in Europa ihres Gleichen. Sie ist recht dazu an- gethan, den Kampf der Pflanze gegen den Flugsand zu studiren. Man muss eben auf Sylt gewesen sein, um die Gewalt eines West- sturmes beurtheilen zu können, der die lockeren Sandmassen erfasst und gegen die Pflanzen schleudert. Nur durch das feste Zusammen- halten vieler Pflanzen vermögen sie dem Sandfluge zu widerstehen und wieder über die bedeckende Sandschicht zu klettern. So kommt es, dass sowohl die Dünen als auch die Thäler meist entweder dicht bewachsen oder ganz kahl sind. 82 Dr, Paul Knuth. Diejenige Pflanze, welche vor allen anderen befähigt ist, dem Sande Widerstand zu leisten, ihn zu besiegen, ist ein graugrünes Gras, der Sandhalm (Psamma arenaria Römer et Schultes— Ammophila arenaria Lk.). Man kann, wie ein Besucher von Sylt geäussert hat, behaupten, dass diese Pflanze die Existenz der Insel bedingt: gäbe es keine Psamma, so wäre sie längst gänzlich übersandet. Sie allein widersteht an der sonst gänzlich pflanzenfreien Westseite der Dünen dem Sturm und Sandfluge; sie ist deshalb dort zu Millionen angepflanzt, um die Dünen zu befestigen; meilenweit sieht man dort nichts als die Reihen von Psamma. Ihr ausserordentliches Anpassungsvermögen an die Ver- änderungen ihres Standortes, ihre wunderbare Widerstandskraft gegen Wind und Wetter hat kürzlich Herr Buchenau in einer besonderen Abhandlung beschrieben. !) Mit Psamma wetteifern aber auch die Bestandtheile der Heide, die Düne vor Anker zu legen. Daher sind ausser der specifischen Dünen- und Salzflora die Heidepflanzen in den Dünen und ihren Thälern in reichem Maasse vertreten. Von den vorhin genannten Pflanzen sind es: Calluna, Empetrum, Thymus, Scleranthus, Anthyllis, Radiola, Ranunculus, Lotus, Ulex (angepflanzt, Rumex, Hieracium, Jasione, Drosera u.s. w. Als eigentliche Dünenpflanzen kommen noch einige hinzu, welche zum Theil zu den schönsten und interessantesten der Insel gehören. So wird der Dünenwanderer überrascht durch eine schöne rothgefärbte Schmetterlingsblüte, die Dünenerbse (Lathyrus maritimus [L.] Big.), welche namentlich in der Nähe von Westerland sehr häufig ist und hier manche Dünenthäler fast gänzlich ausfüllt, während sie in der Umgebung des Dorfes List fast fehlt. Dafür findet sich an den Dünen, welche dieses Dorf in weitem Bogen umgeben, eine prächtig duftende, weissblühende, später mit schwarzrothen, lederigen platt-kugeligen Früchten versehene Rose, der Dünenrose (Rosa pimpinellifolia DC. —=R. spinosissima Sm.), deren kleine, mit zahllosen Stacheln dicht besetzte Zweige im Sande niederliegen. Nicht minder schön ist die gleichfalls bei List häufige Meeresstrands-Männertreu (Eryngium maritimum L.), eine blau überlaufene, mit dornigen Blättern ausgerüstete Pflanze, welche wegen ihres kopfförmigen Blütenstandes und ihrer distelartigen Tracht allgemein als „blaue Distel“ be- zeichnet wird. Die Besucher von Sylt machen aber leider förmlich Jagd auf die schöne, sehr haltbare, daher in Trockenbouquets beliebte Pflanze, so dass trotz ihres massenhaften Vorkommens bei List und !) F. Buchenau, Über die Vegetationsverhältnisse des „Halms“ (Psamma arenaria Römer et Schultes) und der verwandten Dünengräser. (Abhandlungen herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen. 1889. X. Band, S. 397—412). Vgl.S. 103 und 104. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 53 Rantum eine Ausrottung nicht ausgeschlossen ist. Nur bei Kampen nach der Ostseite der Insel zu ist das Ohrlöffel-Leimkraut (Silene Otites L.) häufig, welchem der klebrige Stengel und die grundständigen spatelförmigen Blätter den Namen gegeben haben; die auf dem ein- fachen Stengel in quirlig-traubigen, vielblütigen Wickeln sich aus- breitenden Blüten sind grünlich-weiss gefärbt. Mit der vorhin genannten Psamma wetteifert in der Bezwingung des Flugsandes die Sand-Segge (Carex arenaria L.); ihr Wurzelstock kriecht meterweit wagerecht in gerader Linie unter dem Sande entlang, so dass die aus den Knoten desselben entspringenden Laubtriebe in schnurgeraden Reihen wie auf- marschirt stehen. Stellenweise in Mengen tritt das stark honigduftende echte Labkraut (Galium verum L.) auf, leicht kenntlich an den in acht- bis zwölfzähligen Quirlen sitzenden, schmal-linealischen Blättern und den kleinen citronengelben Blüten. Mehr die Thäler der Dünen als die Hügel bevorzugt die Kriechweide (Salix repens L.), welche mit Blaubeeren!) (Vaccinium uliginosum L.), Heide, Glockenheide, Rauschbeere (Empetrum) niedrige Dickichte bilden, welche schwer zu passiren sind. Zwischen den Torfmoos- (Sphagnum-) Polstern kriechen die fadenförmigen Stengel der zierlichen Moosbeere (Vaccinium Oxycoccos L.), deren dunkelpurpurrothe Früchte massenhaft umherliegen. An trocknen Stellen bildet die sparrige Binse (Juncus squarrosus L.), an feuchten die fadenförmige Binse (J.filiformis L.) fast die ausschliessliche grasartige Vegetation, doch kommit an solchen Stellen auch die Kröten- Binse (J. bufonius L.) hin und wieder vor. In trocknen Dünenthälern (z. B. im Klappholtthal) findet man in manchen Jahren die zierlichste aller Binsen, die nur wenige Centimeter hohe Zwergbinse (J. pyg- maeus Thuill.) meist vergesellschaftet mit der hier fast ebenso winzigen kopfblütigen Binse (Juncus capitatus Weigel). Zwischen den oben erwähnten Gestrüpppflanzen wächst auch an einigen Stellen (z.B. im Klappholtthale und im zweiten Frischwasser- thale) eine sonst nur in schattigen Wäldern anzutreffende kleine Pflanze mit lederartigen, immergrünen Blättern und weissen, in einseitswendiger Traube stehenden Blüten: das kleine Wintergrün (Pirola minor L.). Auch an den Standorten in den Dünenthälern sucht es Schutz vor zu starker Sonnenbestrahlung, wächst auch hier gleichsam in einem 1) Es ist dies nicht die eigentliche Heidel-, Blau- oder Bickbeere (Vaccinium Myrtillus L.) mit scharfkantigen Ästen und eiförmigen, klein-gekerbt-gesägten, kahlen, hellgrünen Blättern, sondern die Rausch- oder Trunkelbeere (V. uliginosum L.) mit rundem Stengel und verkehrt eiförmigen, ganzrandigen, oberseits dunkelgrünen, unterseits bläulich-grünen und netzigen Blättern, Die Früchte beider sind schwarz und bläulich be- reift, doch sind die der letzteren nicht so schmackhaft wie die der ersteren, 6* 34 Dr. Paul Knuth, Walde von Kriechweiden, dessen Bäume freilich mitunter fast über. ragend. Die Dünen von Hörnum ähneln anfangs noch denen von List. Calluna, Erica und Empetrum treten aber spärlich auf; weiter nach Süden fehlen diese Bestandteile der Heide gänzlich. „Es ist wirklich erstaunlich, sagt Buchenau, dass diese Pflanzen trotz ihres massen- haften Auftretens in der Mitte der Insel nicht vermocht haben, die Dünen von Hörnum und ihre Thäler zu besiedeln.* Auch Rosa spinosissima fehlt hier völlig, dagegen ist bei Rantum Eryngium maritimum und Lathyrus maritimus häufig, diesem Theile von Hörnum einen ausgezeichneten Schmuck verleihend. Südlich von der Rantumer Vogelkoje erstreckt sich Hörnum noch zwölf Kilometer weit als eine völlig menschenleere, öde, einsame Wüste, die stellenweise so schmal ist, dass man von der Höhe jeder Düne die Ost- und Westseite der Halbinsel erblickt. Besonders schmal ist sie unmittelbar südlich von Rantum, wo sie sich auf ein Kilometer zusammenzieht. Weiter südlich verbreitert sich die Halbinsel wieder, die Dünen treten in mehreren Reihen nebeneinander auf und schliessen lang- gestreckte Thäler ein, die an Öde und Leere ihres Gleichen suchen. Hin und wieder huscht ein Hase vorüber oder eine Heerde halbwilder Schafe jagt in eiligem Laufe vorbei oder ein junger, noch nicht flügger Vogel sucht geschwind zu entkommen, dürch sein Geschrei hunderte von Möven herbeilockend, welche den einsamen Wanderer kreischend umkreisen. Sonst herrscht hier eine auf die Dauer drückend und beängstigend wirkende Stille. An einem warmen, schwülen Sommertage wirkt dazu noch die Hitze erschlaffend, die Seebrise ist durch die vorgelagerten Dünenhügel abgeschnitten, von Schatten findet sich keine Spur und der glühende Sand der von beiden Seiten oft dicht zusammentretenden Dünen strahlt eine solche Hitze aus, dass man in der Sahara zu wandern meint. An zwei oder drei Stellen finden sich kleine Tümpel mit süssem Wasser, die eine willkommene Gelegenheit bieten, den quälenden Durst zu löschen. Und doch haben diese Dünenthäler eine besondere Anziehungs- kraft für den Pflanzenfreund, indem sie eine merkwürdige Flora von zwerghaftem Wuchs beherbergen. Im Gegensatze zu den Dünen- thälern von List, die zum grossen Theil mit Heidekraut bewachsen sind, fehlt, wie gesagt, hier die Heide, dagegen treten oft nur zwei Zentimeter hohe Pflänzchen der verschiedensten Arten auf, welche durch ihren niedrigen Wuchs einen höchst merkwürdigen Anblick gewähren. Diese Zwergflora besteht aus Ranunculus Flammula, Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 85 Sagina nodosa, S. subulata, Viola tricolor, V. canina var. flavicornis, Radiola linoides, Drosera intermedia, Hydrocotyle vulgaris, Lotus corniculatus, Trifolium repens, T. fragiferum, Potentilla anserina, Galium palustre, Centunculus minimus, Leontodon autumnalis, Jasione montane, Euphrasia officinalis, E. Odontites, Thymus Serpyllum, Erythraea vulgaris (Rafn.) Wittr., E. pulchella (Sw.) Fr., Plantago maritima, Litorella lacustris, Salix repens, Juncus Gerardi Loisl., J- lamprocarpus Ehrh., Scirpus pauciflorus, S. uniglumis, Carex Goode- noughii, C. Oederi, Agrostis alba var. maritima, Ophioglossum vulgatum (sehr selten). Lycopodium inundatum und Cladonia rangiferina. Auch am Morsum-Kliff finden sich Dünen, welche die bekannte Pflanzendecke tragen, doch entbehren sie des Schmuckes der Dünen- rose, der Dünenerbse und der blauen Distel, dagegen sind Heidekraut, Glockenheide, Rauschbeere, Ginster, Kriechweide, Glockenblume, Ha- bichtskraut, Jasione, Thymian, Halm, Sandsegge, Hundsveilchen häufig, seltener ist der Wundklee und der Enzian; hier und da findet man auch hier auf dem Heidekraute die Ouendelseide (Cuscuta Epithymum) schmarotzend. Der Ostrand von Sylt ist von einem Wiesensaume umrahmt, welcher das Wattenmeer von der Düne oder Heide trennt; nur an einzelnen Stellen (vor List und an der Südspitze von Hörnum) treten die Dünen unmittelbar an das Watt heran. Die Marschwiesen be- sitzen ausser den eigentlichen Wiesengräsern zahlreiche Salzboden- pflanzen. So sind sie mit zahllosen Exemplaren von Armeria mari- tima (L.) Willd. bedeckt. Vergebens sucht man nach dem Gänse- blümchen (Bellis perennis L.), welches sonst in unserem Klima den Blumenflor der Wiesen und Grasplätze zu eröffnen und im Spät- herbst zu beschliessen pflegt. Ihm scheint der salzhaltige Boden der Marschwiesen nicht zuzusagen. Es wird hier durch die eben genannte Grasnelke ersetzt; nur auf den der Geest angehörigen Wiesen bei Gross-Morsum findet es sich in geringer Zahl. Ebenso vermisst man manche andere der gewöhnlichsten Pflanzen, welche auch noch in der Sylt gegenüberliegenden Marsch des Festlandes häufig sind, wie die Butterblume (Caltha palustris L.), Huflattich (Tussilago Farfara L.), Pestwurz (T. Petasites L.), Fieberklee (Menyanthes trifoliata L.), Enten- flott (Lemna trisulca L.), Froschlöffel (Alisma Plantago L.) u. a. Dafür erglänzen auf den Marchwiesen die weisswolligen, mit zahlreichen gelb- lichen Köpfchen gekrönten Büsche des Meeresstrands-Beifusses (Artemisia maritima L.); ganze Flächen sind bedeckt mit Wieder- stoss (Statice Limonium L.), deren blaue, in einseitswendigen Eben- sträussen dicht gedrängt stehenden Blüten einen prächtigen Anblick gewähren. Nicht minder schön ist die Meeresstrandsaster (Aster 86 Dr. Paul Knuth. Tripolium L.) mit gelben Scheiben- und blauen Strahlblüten, welche gleichfalls in grosser Zahl auftritt. Das jüngste Wiesenland Sylts ist der sog. „Anwachs“ zwischen Gross-Morsum und Keitum. Hier lässt sich die Neubildung der Marsch und die Festwerdung des Landes in vorzüglicher Weise erkennen. Eine allgemeine Schilderung dieses Vorganges habe ich sowohl in meiner „Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt in Schleswig-Holstein“ S. 29-31, als auch in meinen „Botan. Wanderungen auf der Insel Sylt“ S. 74—78 gegeben. Von den ehemaligen Sylter Wäldern, von denen später die Rede sein wird, ist nichts mehr übrig geblieben. Die jetzt auf der Insel vorkommenden Bäume sind angepflanzt; sie können nur wie später ausgeführt wird, unter dem Schutze einer Erhöhung gedeihen. : Die hauptsächlichsten angepflanzten Holzgewächse sind Flieder (Hollunder, Sambucus nigra L.) und Esche (Fraxinus excelsior L.). Ihnen schliessen sich an Ulme, Schwarzpappel, Silberpappel, Goldregen, Ross- kastanie, Akazie (Robinia Pseudacacia), Eberesche (Vogelbeerbaum, Sorbus aucuparia), einzelne Exemplaren der Edeltanne, alle Obst- sorten, Weissdorn und Bocksdorn (Teufelszwirn, Lycium barbarum), verschiedene Weidenarten, weniger häufig Haselstrauch, Jelänger- jelieber (Geissblatt, Lonicera Periclymenum), Liguster, Buchsbaum, Schneebeere (Symphoricarpus racemosa), Weigelien, Jasmin, Spier- staude (Spiraea salicifolia), wilder Wein (Ampelopsis quinquefolia) und unter den Rosen nicht selten die Dünenrose (Rosa pimpinellifolia). Das Baumleben entfaltet sich naturgemäss noch am besten an der geschützten Ostseite der Insel und zu einer fast üppig zu nennenden Fülle in der zwischen Kampen und List gelegenen vor mehr als hundert Jahren angepflanzten Vogelkoje. Sie bildet jetzt ein schattiges Gebüsch, dessen hauptsächliche Bäume und Sträucher Erlen, Eschen, Weiden und Silberpappeln sind, von lang- herabhängenden Flechten bewachsen. Dazu kommen Geissblatt, Flieder, Schneeball (Viburnum Opulus L.), Blaubeere, Hunds- rose (Rosa canina L,), Brombeere, Heidekraut und Glocken- heide. Diese Anpflanzung ist dadurch beachtenswerth, dass sie eine Anzahl von Pflanzen beherbergt, deren Samen bezüglich Sporen wohl mit den Sträuchern vom Festlande verschleppt wurden und nun hier sich angesiedelt haben: z.B. Sumpfziest (Stachys palustris L.), Wolfsfuss (Lycopus europaeusL.),anhaftendesLabkraut (Galium Aparine L.), Tag- und Nacht-Lichtnelke (Melandryum album Gcke. und M. rubrum Gcke.), Bittersüss (Solanum Dulcamara L.), sowie einige Farne: der dornige Punktfarn (Polystichum spinulosum DC.), der Rippenfarn (Blechnum Spicant L.) und der prächtige Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 87 Königsfarn (Osmunda regalis L.). Die beiden andern Vogelkojen (bei Westerland und bei Rantum) sind viel später angepflanzt. Erle und Kriechweide sind die einzigen Holzgewächse, denen sich Bestandtheile der Heide, Düne und des Ackers zugesellen, z.B. Heide- kraut, Glockenheide, Rauschbeere, Glockenblume, Halm, Schafgarbe, Habichtskraut, Ampfer, Jasione, Hornklee u. a. Von den im Vorhergehenden genannten Pflanzen kommen nur auf Sylt, nicht auf den übrigen nordfriesischen Inseln vor: Lathyrus montanus Bernh. (bei der nördlichen Vogelkoje) Carlina vulgaris L. (auf der Heide) Allium vineale L. (bei List) Ophioglossum vulgatum L. (auf Hörnum) Osmunda regalis L. (nördliche Vogelkoje). Dazu kommen noch folgende: Silene nutans L. (bei Braderup) Cerastium tetrandrum L. (früher bei List) Carex virens Lmk. (auf der Heide) Avena pratensis L. (ebenso) A. pubescens L. (ebenso). Nördlich von Sylt, durch das Lister und Römer Tief davon ge- trennt, liegt die nördlichste deutsche Insel Röm (Romoe). Sie ist 13 km lang und bis 4km breit und wie Sylt eine Düneninsel. Die Dünen bilden jedoch nicht wie auf ersterer, zusammenhängende, längs der ganzen Westküste sich hinziehende Reihen, sondern die Höhenzüge liegen mehr oder weniger vereinzelt und sind durch weite Heidestrecken unterbrochen, auf denen sich hie und da kleine Dünenerhebungen finden. Es fehlen daher auch die langgestreckten Dünenthäler, deren Flora auf Sylt so interessante Ergebnisse lieferte. Die Römer Dünen schreiten seit 1740 nicht mehr ostwärts, sondern sind durch Pflanzen festgelegt. An einzelnen Stellen (bei Kirkeby und bei Twismark) nehmen sie und die Heideformation die ganze Breite der Insel ein, vom West- bis zum Ostrande reichend. Meist jedoch breitet sich an der Ostküste eine fruchtbare Marsch aus, in deren Nähe auch die Ortschaften liegen. Die wichtigsten derselben sind Havneby (Landungsplatz unfern der Süd- spitze), Kirkeby (mit der St. Clemenskirche), Kongsmark, Twis- mark, Toftum, Juvre (unfern der Nordspitze). Besonders die sich westlich und auch noch nördlich von Juvre ausbreitende Marsch ist ein sehr fruchtbarer Landstrich, welcher eine vorzügliche Weide und ein ausgezeichnetes Heu liefert. Auch südlich von Havneby bis zu der schmalen Dünensüdspitze der Insel findet sich ein ähnlicher, aber nur etwa I qkm grosser sandiger Marschfleck. Die ganze Westküste der Insel ist umsäumt von einem Sandstrande, vor dem sich eine ungeheure, 88 Dr. Paul Knuth. vegetationslose, sandige Ebene „Haff-Sand“, (im Norden auch „Juvrer Sand“) findet. Nur ganz in der Nähe des Sandstrandes bemerkt man einzelne Exemplare von Salicornia herbacea L., an denen sich Seegras und Tange festsetzen. Schier endlos dehnt sich der Haff-Sand aus, so dass man das Meer nicht zu erblicken vermag, sondern vermeint, nach „Ellenbogen“, dem nördlichen Theile der Lister Landschaft auf Sylt hinübergehen zu können, deren weisse Dünen herüberglänzen. Nach dieser Schilderung der geologischen Verhältnisse der Insel sollte man meinen, dass sie in botanischer Hinsicht wenig Anziehendes biete, und doch ist Röm die botanisch interessanteste unter den nord- friesischen Inseln. Kann man doch in der ersten halben Stunde, welche man auf der Insel ist, die grössten Seltenheiten der schleswigschen Westseeinseln sammeln. In der nächsten Nähe von Havneby findet man nämlich: Rosa pimpinellifolia, Silene Otites, Galium silvestre Poll, Veronica: spicata, PhleumVarenanıum Juncus pygmaeus. | Die am ganzen Stengel kleberige, duftende Silene Otites und die prächtige, wohlriechende Dünenrose finden sich in solcher Häufig- keit auf Röm, dass man ihnen auf der Heide und in den Dünen auf Schritt und Tritt begegnet. Erstere dringt sogar als Unkraut in Äcker, Gärten und Wiesen ein. Die schöne Veronica spicata L., deren blaue Blüten in gedrungenen ährigen Trauben stehend den Namen ähriger Ehrenpreis rechtfertigen, findet sich nur an einer Stelle ganz in der Nähe von Havneby an alten begrasten Dünen. So viel mir bekannt, ist sie, seit sie 1853 von Hansen -Husby hier entdeckt wurde, von keinem Botaniker wieder aufgefunden. Mir war der Zufall günstig; ganz kurze Zeit nach meiner Landung in Havneby (im Juli 1890) beobachtete ich sie an ihrem Standorte, wo sie in reichlicher Zahl vorkommt. — Das kleine Heide-Labkraut (Galium silvestre Poll. = G. pusillum Sm.) in der Form £. hirtum Koch (G. Bocconi All.) und zwar in der Unterform supinum Gaud. ist auf Röm häufig. Schon Nolte schreibt in seinen „Novitiae florae Holsaticae* (Kilonii 1826) S. 15, No. 66: „Galium pusillum L. in arenosis litoribus insularum occidentalium a Fanöe usque Sylt.“ Die Sandliesche (Phleum are- narium L.), ein seltenes Gras, findet sich nur in dem südlichen Theile der Insel. Der schon von Sylt erwähnte Juncus pygmaeus Thuill. kommt auch hier meist zusammen mit J. capitatus Weigel, in reinem Sande vor und zwar an Stellen, von denen man vermuthen kann, dass sie zeitweilig unter Wasser gestanden haben. Sein Standort ist ein so wechselnder, dass man ihn nur in einem Jahre an demselben Punkte beobachtet, während er im folgenden sich wieder an einer anderen Stelle und zwar meist in ungeheuren Mengen findet. Vielleicht werden Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 89 die Samen der Pflanze von den ursprünglichen Standorten weg- geschwemmt und durch die Feuchtigkeit zur Keimung angeregt. Die Vegetation der theilweise in Kultur genommenen und mit Roggen, Gerste, Kartoffeln, seltener Hafer und Buchweizen bestellten Heide und der Düne stimmt mit den entsprechenden Formationen von Sylt überein. Doch ist Empetrum nigrum L. bei weitem nicht in so grosser Häufigkeit auf Röm vertreten, wie auf Sylt. Es mag dies seinen Grund darin haben, dass auf Röm verhältnissmässig wenig Möven vorkommen, welche auf Sylt die Verbreitung der Rauschbeere bewirken. Stellenweise fehlt diese Pflanze, namentlich im Süden, gänzlich. In der Mitte der Insel finden sich einige Sträucher auf der Heide und der Düne. Ebenso sind Dünenerbse und -distel auf Röm selten. Sie scheinen nur an den äussersten Dünen westlich von Toftum vor- zukommen. Noch seltener ist die von Sylt erwähnte Waldpflanze Pirola minor L.; ich fand sie nur an den äussersten Dünen im „Ihal* westlich von Juvre. Dagegen ist Röm durch das häufige Vor- kommen des W undklees ausgezeichnet. Vergesellschaftet mit Ranun- culus Flammula, Drosera intermedia, Hydrocotyle vulgaris, Pedicularis silvatica, Gentiana Pneumonanthe, Narthecium ossifragum, Juncus atri- capillus Drej., Juncus lampocarpus, Aira ulignosa, Lycopodium inunda- tum u. s. w. leben in den Dünenniederungen bei Kongsmark einige Pflanzen, welche nur auf Röm, nicht aber auf den anderen nordfrie- sichen Inseln vorkommen, während sie auf den ost- und westfriesi- schen Inseln nicht selten sind. Es sind dies das Sumpfherzblatt (Parnassia palustris L.), das Fettkraut (Pinguicula vulgaris L.) und die Sumpfwurz (Epipactis palustris [L.] Crntz.). Die Parnassia besitzt langgestielte, herzförmige, ganzrandige, eine Rosette bildende, grundständige Blätter, aus denen sich der kantige, mit einen einzigen sitzenden, mit tiefherzförmigem Grunde stengelumfassenden Blatte ver- sehene Stengel erhebt, welcher mit einer grossen weissen Blüte ge- schmückt ist. Zwischen den fünf weissen Blumen- und den fünf gelben Staubblättern befindet sich ein aus fünf drüsig gewimperten, gelbgrünen Blättern bestehendes Organ, welches als Nebenkrone bezeichnet wird. Solche die Augenfälligkeit der Blüte erhöhenden Einrichtungen haben den Zweck, die durch Übertragung des Blütenstaubes die Bestäubung vermittelnden Insekten anzulocken. Und in der That ist die Parnassia auf Insektenbesuch angewiesen, um Samen ausbilden zu können, weil die Staubblätter eher reif sind, d.h. die Staubbeutel früher aufspringen, als die Narbe zur Aufnahme von Blütenstaub entwickelt ist. Man sagt dann, eine solche Pflanze sei vormännig (proterandrisch). Die fünf Staubbeutel entwickeln sich nach einander; jeder legt sich, sobald er reif geworden ist, verkehrt auf die Narbe und entleert so den Pollen 90 Dr. Paul Knuth. nach oben, legt ihn also nicht auf, sondern neben die Narbe. Ist dies geschehen, fällt der Staubbeutel ab und der Staubfaden biegt sich zu- rück, worauf ein anderer inzwischen reif gewordener Staubbeutel an die Stelle des ersten tritt u.s. w. Sind sämnitliche Staubblätter ab- geblüht, so entwickelt sich die Narbe. Die auf den Blüten nach Nahrung suchenden Fliegen berühren also, indem sie sich mitten auf die Blüte setzen, mit ihrer Körperunterseite während des ersten (männlichen) Blütenzustandes den Pollen, während des zweiten (weiblichen) die Narbe und wirken so befruchtend. Für einen solchen Dienst, welchen die Insekten einer Pflanze leisten, pflegen letztere mit einer Gegenleistung an die Bestäuber zu dienen, indem sie ihnen als Entgelt Honig bieten. Nicht so hier. Die Parnassia gaukelt den angelockten Insekten nur das Vorhandensein von Nahrung vor; die glänzenden Tröpfchen. der Nebenkronblätter erwecken den Schein, als ob sie reichlichen Honig enthielten, während sie nichts weiter als Aushängeschilder sind, weshalb man diese schöne Pflanze mit Recht eme „Täuschblume“* nennt. Auch des Fettkrautes möge hier eingehender Erwähnung geschehen. Aus der grundständigen Rosette der klebrigen, fleischi- gen Blätter erhebt sich die violette, kurz gespornte Blüte mit dreispaltiger Ober- und zweispaltiger Unterlippe. Wie die öfter er- wähnten Sonnentauarten (Drosera rotundifolia und intermedia) ist auch Pinguicula eine insektenverdauende Pflanze. Auf ihren Blättern befinden sich Drüsen (theils gestielte grössere, theils ungestielte kleinere), welche genau wie bei Drosera infolge eines auch noch so leichten, an- dauernden Druckes, z. B. durch ein darauf geflogenes Insekt, eine Verdauungsflüssigkeit aussondern, durch welche der den Reiz hervor- bringende Körper festgehalten und, falls er verdaulich ist, innerhalb 24 Stunden aufgelöst wird, wobei die Blattränder das Insekt umwickeln. Mit diesen beiden zusammen findet sich endlich noch die Sumpf- wurz (Epipactis palustris [L.] Crntz.), eine Vertreterin der auf den nordfriesischen Inseln seltenen Orchideen; ihr röthlich-graugrünes, mit weisser, purpurgestreifter, gegliederter Lippe ausgestattetes, glocken- förmiges Perigon lässt sie leicht erkennen. Ausser diesen drei durch eigenthümliche Blütenformen aus- gezeichneten Pflanzen ist Röm vor den übrigen Inseln dieser Gruppe durch die dreinervige Segge (Carex trinervis Dgl.) und ein grau- bläulichgrünes Gras Koeleria glauca (Schk.) DC. ausgezeichnet. Letzteres findet sich besonders häufig in den Dünen westlich von Kirkeby, wo es im nackten Dünensande wächst. Ausser dem durch lederartige Blätter mit ganzrandigen Fiedern ausgezeichneten, auch auf einigen anderen Inseln bemerkten Rippen- farn (Blechnum Spicant L.) besitzt Röm im dornigen Punkt- Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 91 farn (Polystichum spinulosum De.) mit doppelt gefiederten Blättern und scharf-dornig-gesägten Fiederchen ein auf den übrigen nord- friesischen Inseln nicht vorkommendes Farnkraut. Bemerkenswerth ist ein Moor westlich von Süder-Twismark, wo sich neben Hydrocotyle vulgaris, Vaccinium Oxycoccos, Lysimachia vulgaris, Drosera intermedia einige für die nordfriesichen Inseln seltenere Pflanzen finden. In den mit Wasser angefüllten Theilen schwimmt neben der weissen Seerose (Nymphaea alba L.) ein seltenes Laichkraut (Potamogeton polygonifolius Pourr.). An sumpfigen Stellen wächst in Mengen Beinheil oder Ährenlilie (Narthecium ossifrragum [L.] Huds.), dessen gelbe Blüten die Pflanze schon von weitem bemerkbar machen; das Sumpfblutauge (Comarum palustre L.) mit dunkelpurpurrothen Blumenblättern, welche kleiner als die innen ebenfalls blutroth gefärbten Kelchblätter sind, theilt den Standort mit dem seltenen Schlammrietgras (Carex limosa L.). In diesem Moor fand ich auch eine bisher auf den nordfriesischen Inseln noch nicht beobachtete Orchidee das zweiblättrige Breitkölbchen (Platan- thera bifolia [L.] Rchb.) mit zweiblättrigem Stengel und weisslichem Perigon, dessen Unterlippe einen langen fadenförmigen Sporn trägt. Der westliche Sandstrand der Insel stimmt in Bezug auf seine Vegetation mit demjenigen der Insel Sylt überein. Die im Jahre 1870 von Herrn Borst-Medolden hier entdeckte Carex incurva Lightf., welche damals dem Orte Kongsmark gegenüber in Mengen vorkam, ist jetzt wohl ausgestorben. Dagegen ist am Strande eine Form von Cakile maritimaL. mit ganzrandigen oder buchtig-ausgeschweiften Blättern, var. integrifolia Hornemann, häufig. So besitzt die Insel Röm mehr als ein Dutzend Pflanzen, welche auf den übrigen nordfriesischen Inseln nicht vorkommen; es sind dies also: Parnassia palustris L., Galium silvestre Poll., Pinguicula vulgaris L., Veronica spicata L., Potamogeton polygonifolius Pourr., Epipactis palustris L., Platanthera bifolia (L.) Rchb,., Carex trinervis Degl., C. limosa L., C. incurva Lightf., Koeleria glauca (Schk.) DC., Phleum arenarium L,, Polystichum spinulosum DC. 92 Dr. Paul Knuth. Dazu kommen noch einige in den zwanziger Jahren auf Röm beobachtete, später jedoch nicht wieder gefundene Pflanzen, nämlich: Pirola rotundifolia L. Gentiana amarella L. Botrychium Lunaria L. Vielleicht auch noch: Ruppia maritima L. Heleocharis palustris R. Br. und Rhynchospora alba Vahl. Die Pflanzendecke der Römer Wiesen entspricht derjenigen der Sylter. Auch bier sind Aster Tripolium, Artemisia maritima, Statice Limonium, Armeria maritima, Plantago maritima, Triglochin maritimum, Euphrasia Odontites die häufigsten und auffallendsten Erscheinungen. Die Garten- und Ackerunkräuter, sowie die Pflanzen an den Wegrändern sind auf Röm in stärkerer Artenzahl vertreten als auf Sylt. Ich führe deshalb folgende Liste auf: Ranunculus acris, R. scele- ratus (bei Kirkeby und bei Toftum), Lepidium ruderale, Sisymbrium officinale und Sophia, Capsella bursa pastoris, Sinapis arvensis, Raphanus Raphanistrum, Spergula arvensis, Viola tricolor, Stellaria media, Coronaria flos euculi, Melandryum rubrum, Agrostemma Githago, Malva silvestris, Geranium dissectum, Erodium Cicutarium, Vicia Cracca, Lotus corni- culatus, Trifolium repens, arvense und procumbens, Potentilla argentea (nur bei Toftum), Alchemilla arvensis (selten, Äcker von Süder-Twis- mark), Aethusa Cynapium (im Pastoratsgarten zu Kirkeby), Galium pusillum, Sedum acre, Centaurea Cyanus (ziemlich häufig), Lappa sp., Cirsium arvense, Leontodon autumnale, Artemisia vulgaris, Achillea millefolium und A. Ptarmica (bei Kongsmark nicht selten), Sonchus oleraceus, Senecio vulgaris, S. Jacobaea (bei Kongsmark), Taraxacum officinale (nicht häufig), Bellis perennis, Bidens tripartitus (z. B. Toftum, Twismark u. s. w.), Tanacetum vulgare, Matricarıa Chamomilla (bei Toftum), Knautia arvensis, Campanula rotundifolia, Linaria vulgaris, Rhinanthus major und minor, Lamium purpureum und amplexicaule, Prunella vulgaris, Veronica officinalis (westlich von Juvre), Lysimachia vulgaris (z. B. bei Kongsmark), Solanum nigrum (Pastoratsgarten), Lycopsis arvensis, Plantago lanceolata, Rumex domesticus, Polygonum aviculare, Urtica urens, seltener dioica (in Juvre), Euphorbia Peplus, Bromus mollis, Lolium perenne, Holcus lanatus, Equisetum arvense. Mit diesen vergesellschaften sich die Bestandtheile der Heide und Düne: Calluna vulgaris, Erica Tetralix, Salix repens, Silene Otites, Rosa spinosissima, Genista anglica, Jasione montana, Plantago maritima, Hieracium Pilosella und umbellatum, Anthyllis Vulneraria, Thymus Serpyllum (auch weissblühend, westlich von Juvre), Galium verum etc. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 95 Während sonst auf den nordfriesischen Inseln Flieder (Sambucus nigra) und Esche unter den angepflanzten Holzgewächsen die erste Stelle einnehmen, ist dies auf Röm nicht der Fall. Ausser den beiden genannten findet man Teufelszwirn (Lycium), Geissblatt, Schwarzpappel, Syringe, in besonderer Häufigkeit aber die Silberweide (Salix alba i.), welche daher auf der Insel sowohl als auch auf dem gegenüberliegenden Festlande den Namen „Romoe’s Piil* (Weide von Röm) führt. In der Verlängerung der südlichen Dünenlandschaft von Sylt, liegt Amrum, die dritte Düneninsel der nordfriesischen Gruppe, nur 5 km von Hörnum entfernt. Die 28 qkm grosse Insel gleicht in ihrer Gestalt einer mit dem Rücken nach Westen, mit den Hörnern nach Osten gerichteten Mondsichel. Der ganze westliche Bogen wird von einer zusammenhängenden Dünenkette, deren Erhebungen sich mit den- jenigen von Sylt messen können, eingefasst, wenngleich sie nicht die Grossartigkeit der Lister. Dünenwelt erreichen. Ihnen ist, im süd- westlichen Theile der Insel, wie bei Röm, eine breite sandige Fläche, der Kniepsand, vorgelagert. Diese mit Geröllsteinen bedeckte, sich von „Satteldün“ bis „Wittdün“ erstreckende Ebene trägt eine spärliche Vegetation, bestehend aus Festuca thalassica, Honckenya peploides, Potentilla anserina, Plantago maritima etc., an denen angeschwemmte Algen- und Seegrasreste haften. Nach Osten zu schliesst sich den Dünen die in der Mitte bis zum Östrande der Insel reichende, sich fast 20 m erhebende Heide an, welche, der Insel wie ein Schild- krötenpanzer aufliegend, südlich von dem Hafenplatze Steenodde eine kleinere, nördlich von dem Hauptorte Nebel eine grössere sandige Wattwiese freilässt, während sich die Dünenhörner auch noch über diese hinaus nach Süden und Norden fortsetzen. Die sandigen Wattwiesen sind wie die entsprechenden Partien von Röm mit guten Wiesengräsern bedeckt und „liefern reichliches Heu und später im Jahre eine gute Weide.“ Von Interesse für den Botaniker ist nur eine kleine, etwas moorige Wiesenstrecke, unferu von Steenodde in der Richtung nach der südlichen Vogelkoje zu gelegen, wo Beinheil zusammen mit Moor-, Heide- und Salzpflanzen in Mengen auftritt. Die Vegetation der Heide entspricht derjenigen von Röm. Man vermisst auch hier einige auf der Sylter Heide häufige oder merkwürdige Pflanzen: Carlina vulgaris und Orchis maculata; spärlich treten Arnica montana und Veronica officinalis auf. Bei Norddorf findet sich nicht nur an Wegen und auf Brachfeldern, sondern auch auf der Heide selbst und sogar bis in die Dünenlandschaft eindrin- gend, die prächtig, rothblühende Karthäusernelke (Dianthus Car- thusianorum L.). Das gänzlich vereinzelte Vorkommen der schönen Pflanze an dieser einen Stelle auf den nordfriesischen Inseln legt den 94 Dr. Paul Knuth, Gedanken „an eine, freilich schon vor langer Zeit erfolgte Verwilderung aus einem Garten doch sehr nahe“. „Die Dünenthäler von Amrum sind von einer wahrhaft er- schreckenden Armut. Die ganze ausgedehnte Partie von den hohen Satteldünen bis zum Leuchtthurm bietet kaum irgend eine bemerkens- werthe Pflanze dar; überall drängt sich die Rauschbeere (Empetrum) vor und Heide und Quendel sind häufig“. Am Abhange des Leucht- thurms von Amrum ist wieder Ulex europaeus zum Dünenschutz an- gepflanzt, in dessen Nähe ich einige winzige Exemplare des Tüpfel- farns fand. „Südlich vom Leuchtthurm bessert sich nun allerdings der Charakter der Dünenthäler; sie werden grösser, feuchter und reicher an Pflanzen“ und bilden dann gewissermassen eine Combination der Dünenthäler von List und Hörnum. „Die Weidengebüsche. ver- mehren sich; mit ihnen vereinigen sich in Menge Vaccinium uligi- nosun und V. Oxycoccus; die rothbäckigen Beeren der letzteren liegen in grossen Mengen auf dem feuchten Sande oder den Torfmoospolstern umher. Zwischen diesen Büschen findet sich in grosser Menge Juncus squarrosus; an feuchteren Stellen wird die ganze Grasvegetation von Juncus filiformis gebildet. Zu diesen Pflanzen gesellen sich Erica, das überall unvermeidliche Empetrum, ferner Ranunculus Flammula, Radiola, Comarum palustre (auf Sylt, wie es scheint, fehlend), Potentilla änse- rina, Drosera rotundifolia, Hydrocotyle vulgaris, Pirola minor (häufig und in kräftigen Exemplaren), Malaxis paludosa (in Büscheln beisammen- stehend), Juncus Leersii, J. lampocarpus, J. anceps, Eriophorum poly- stachyum, Scirpus pauciflorus, Carex Goodenoughii, C. panicea, Agro- stis alba und canina, Lycopodium inundatum u. a., sowie an anderen Stellen Phragmites, Drosera intermedia, Scirpus maritimus, S. Taber- naemontani, Juncus supinus, J. pygmaeus und Littorella lacustris*“. (Buchenau). Eine höchst seltene Pflanze besitzt Amrum in der Pfriemen- kresse (Subularia aquatica L.). Herr C. Raunkiaer fand diesen kleinen nur wenige Centimeter hohen Kreuzblütler mit lineal-pfriemlichen Blättern und kleinen weissen, in lockeren, wenigblütigen Trauben ste- henden Blüten in ausserordentlich grosser Menge an einem fast aus- getrockneten Dünensee südsüdöstlich vom Leuchthurm. Ausser Subularia aquatica L. und dem oben genannten Dianthus Carthusianorum L. ist Amrum durch folgende zwei ihm eigenthümliche von mir nicht aufgefundenen Pflanzen ausgezeichnet: Pulsatilla vulgaris Miller (in den Dünen selten) und Vaccinium Vitis Idaea L. (nach Arfsten’s Herbar.). In Bezug auf die angepflanzten Holzgewächse gleicht Amrum der Insel Sylt: Flieder und Esche sind am häufigsten. Die Acker- Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 95 unkräuter sind fast noch mannigfaltiger als auf Röm. Ausser den von letzterer Insel schon genannten bemerke ich: Teesdalea nudicaulis (L.) R. Br., Stellaria graminea L., Vicia Cracca L. und angustifolia L., Orni- thopus perpusillus L. (massenhaft auf Brachfeldern), Sarothanmınus scoparius (L.) Koch, Scleranthus perennis L. und (seltener) annuus L., Rumex Acetosella L., Arnoseris minima (L.) Lnik. u. a. Die Vogelkojen bieten nichts erwähnenswerthes. Als Holz- gewächse sind wieder Flieder, Pappel, Weide u. s. w. angepflanzt, zwischen denen die Bestandtheile der Heide mit denen des sumpfigen Terrains vergesellschaftet sind. In den Gräben ist Potamogeton natans L. häufig. Mit den Dünen der nordfriesischen Inseln stimmen diejenigen der benachbarten Landschaft Eiderstedt überein, insbesondere die Dünen von St. Peter. Man trifit Sagina, Radiola, Centunculus, Littorella, Eryngium (selten), Anthyllis, Pirola, Gentiana, Cuscuta, Juncus pygmaeus und capitatus, Narthecium, Plantago maritima, Malaxis, Eriophorum etc. etc, sowie die Heide- und Sandstrand- vegetation. Das nördliche Dünenhorn von Amrum weist hinüber nach der Insel Föhr, mit welcher es ehemals verbunden war und wohin man noch jetzt zur Ebbezeit zu Fuss gelangen kann. Sie hat einen Flächen- inhalt von etwa 1'/), Quadratmeilen (80 qkm.), ist also nach Sylt die grösste der nordfriesischen Inseln. Im Gegensatz zu Amrum, Sylt und Röm ist Föhr nicht langgestreckt, sondern bildet eine fast eiförmige Fläche, deren nördlicher Theil aus eingedeichter Marsch, deren südliche aus hoher, sandiger, zum Theil sehr fruchtbarer Heide (Geest) besteht. Auf der Grenze dieser beiden Formationen liegen die zahlreichen Ortschaften. Dünen vermisst man auf der Insel fast gänzlich, nur bei Witsum erheben sich einige niedrige, ältere Dünen- hügel, denen nach Süden zu ein niedriger Marschfleck, der einzige an der Südseite der Insel, vorgelagert ist. Sonst ist der Südstrand von einem 20—30 m breiten, steinigen Sandstrand eingefasst. In Folge des kompakten Baues der Insel ähnelt die Föhringer Pflanzenwelt sehr derjenigen der entsprechenden Partien des Festlandes, doch mischt sich überall natürlich die Meeresstrandsflora ein. In besonders zahlreichen Arten treten uns hier auch die Ackerunkräuter und die Ruderalpflanzen entgegen, weil nicht nur die ganze Marsch, sondern auch die Geest dem Ackerbau und der Viehzucht unter- worfen ist, so dass auf Föhr die Agrar- und Ruderalflora noch ein- gehender zu berücksichtigen ist, als auf den andern Inseln. Hiernach ist es nicht zu verwundern, dass die Föhringer Pflanzen- 96 Dr. Paul Knuth, welt zwar erheblich von derjenigen der drei bisher geschilderten Inseln abweicht, aber keineswegs so interessant wie diese ist. Auf der Geest, welche, wie oben gesagt, gänzlich der Kultur unterworfen ist, wird wieder Gerste, Roggen, Hafer, Kartoffeln und Buchweizen gebaut. Die ursprüngliche Heideflora drängt sich überall da sofort wieder vor, wo das Land brach liegt oder als Weide dient. Diese Heideflora ist mit den Ackerunkräutern untermischt, denen sich die Pflanzen der Wegränder, Dorfstrassen und Bestandtheile der Küsten- flora zugesellen. Dadurch entsteht etwa folgende Pflanzengemeinschaft: Ranunculus acris, Fumaria officinalis, Sinapis arvensis, Sisymbrium officinale, Lepidium ruderale, Thlaspi arvense, Teesdalea nudicaulis, Capsella bursa pastoris, Viola tricolor, Silene inflata, Melandryum album, Agrostemma Githago, Spergula arvensis, Stellaria graminea, Cerastium arvense, Hypericum perforatum, Geraniunn molle und Robertianum, Erodium Cicutarium, Vicia Cracca und V. hirsuta (z. B. bei Wyk), Lotus corniculatus, Trifolium repens, arvense und procumbens, Orni- thopus perpusillus (auffallend häufig, stellenweise ganze Strecken über- ziehend), Genista anglica und tinctoria, Ononis spinosa, Rubus caesius, Potentilla silvestris, Scleranthus perennis, seltener annuus, Sedum acre, Conium maculatum (bei Boldixum), Aethusa Cynapium, Galium verum, Knautia arvensis, Succisa pratensis, Centaurea Cyanus, Sencio vulgaris und Jacobaea, Matricaria Chamomilla (selten), M. inodora (gleichfalls), Achillea millefolium, Lappa sp., Artemisia vulgaris, Leontodon autum- nalis, Hieracium pilosella, Tragopogon pratensis, Filago sp., Tanacetum vulgare und T. Parthenium (verwildert), Arnoseris minima, Jasione montana, Campanula rotundifolia, Calluna vulgaris, Erica Tetralix, Erythraea sp., Lycopsis arvensis, Euphrasia officinalis, Linaria vulgaris, Alectorolophus major und minor, Brunella vulgaris, Lamium purpureum, amplexicaule, incisum (bei Wyk), album (nur in Nieblum bemerkt, sonst nirgends auf den nordfriesischen Inseln), Thymus Serpyllum, Sola- num nigrum, Hyoscyamus niger (in Nieblum), Armeria vulgaris, Plantago lanceolata und maritima, Polygonum aviculare, Rumex_ acetosella, Euphorbia Peplus, Lolium perenne, Nardus stricta, Avena elatior und praecox, Holcus lanatus, Bromus secalinus, Alopecurus pratensis, Poa trivialis, Equisetum arvense. In einem Teiche vor Hedehusum beobachtete ich den Wasser- schlauch (Utricularia vulgaris L.), in den benachbarten Gräben war die weisse Seerose (Nymphaca alba L.) in zahlreichen Exemplaren vertreten. An und auf der sich 5 und mehr Meter über dem vorgelagerten, mit zahlreichen Strand weizenarten und -formen und den anderen Gräsern, sowie den bekannten dickblättrigen Strandpflanzen (Cakile auffallend blass, Honckenya, Salsola) bewachsenen Sandstrande erheben- Pr Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 97 den Geestboden sind die Heidepflanzen mit den Dünenpflanzen ver- gesellschaftet. Man trifft Lathyrus maritimus, Galium verum, Psamma, Elymus, Carex, Plantago maritima und lanceolata, Armeria, Avena praecox und caryophyllea, Lotus, Phragmites communis, Potentilla anserina, Linaria vulgaris, Ornithopus, Trifolium arvense, Pimpinella Saxifraga, Jasione montana, Viola canina und tricolor, Leontodon autum- nalis, Campanula, Anagallis phoenicea, Thymus, Ulex, Sedum acre, Achillea millefolilum, Matricaria maritima, Scleranthus annuus und perennis, Spergula arvensis, sowie in ungeheurer Menge das auf- geblasene Leimkraut (Silene inflata Sm.) mit weisser Blumenkrone und häutigem, aufgeblasenem, offenem, netzig-geaderten Kelche. „Das Rauschen der trockenen Kelche und Früchte bildet hier eine ganz eigenthümliche Begleitung des Windes, wie sie auf vielen Stellen der ostfriesischen Inseln durch dieselben Organe des Klappertopfes (Rhi- nanthus) erzeugt wird,“ Die Dünen bei Witsum sind mit Calluna dicht bewachsen; ausserdem finden sich viele andere Elemente der Heide mit Dünen- pflanzen gemischt, z. B. Lotus, Thymus, Scleranthus, Ammophila, Genista anglica, Ornithopus, Succisa, Hieracium umbellatum, Carex, Viola canina, Avena caryophyllea und praecox, sowie die Rennthier- flechte (Cladonia rangiferina). Die Gräben der Föhringer Marsch sind ausgezeichnet durch das häufige Vorkommen der weissen Seerose (Nymphaea alba) während die gelbe (Nuphar luteum) viel seltener ist. Auf den Deichen sind besonders Gräser vertreten (Avena caryophyllea, Bromus, Holcus, Lolium, Cynosurus etc.), sowie Ruderalpflanzen, wie Bellis, Trifolium repens, Lepidium ruderale, Achillea, Taraxacum, auch Centaurea Cyanus u. a. Die Vogelkojen bestehen aus Ulmen, Pappeln, Eschen, Eichen, Erlen und Weiden. Die krautartigen Pflanzen sind dieselben, welche sonst in der Marsch vorkommen: Seerosen, Wasserhahnenfuss, Wasser- knöterich, Froschlöffel, schwimmendes Laichkraut, Tannwedel, Rohr- kolben, Igelkolben, verschiedene Binsen, Rohrschilf u. s. w. Zum Schlusse möge bemerkt werden, dass die Kirche von Nieblun eine der seltensten Pflanzen in den Ritzen ihres Gemäuers beherbergt; es ist dies die Mauerraute (Asplenium ruta muraria L.), ein kleines Farnkraut mit im Umriss dreieckigen Blättern, welche auf der Unter- seite die braunen, zuletzt meist zusammenfliessenden und die ganze Fläche bedeckenden Fruchthäufchen tragen. Wie schon oben erwähnt, nähert sich in Folge der massigen, abgerundeten Form und der östlicheren, verhältnissmässig geschützteren Lage von Föhr die Pflanzenwelt dieser Insel am meisten derjenigen 7 98 Dr. Paul Knuth, des benachbarten Festlandes. Die Geest und besonders die Gräben der ausgedehnten Föhringer Marsch beherbergen eine Anzahl zwar nicht interessanter, aber sonst doch den Inseln fremder Pflanzen. Fassen wir, ganz abgesehen von Asplenium Ruta muraria L. von Nieblum, diese der Insel Föhr allein zukommende Flora hier nochmals zu- sammen und ergänzen wir sie, so erhalten wir folgendes Verzeichniss: Myosurus minimus L. Batrachium Bandotii Godr. B. divaricatum Wimm. Ranunculus reptans L. R. Lingua L. R. bulbosus L. Caltha palustris L. Nymphaea alba L. (auch Torf- moor auf Röm). Nuphar luteum Sm. Fumaria officinalis L. F. capreolata L. Nasturtium officinale R. Br. N. amphibium R. Br. Vicia tetrasperma Mnch. Geum urbanum L. Epilobium montanum L. Sedum purpureum Lk. Cicuta virosa L. Aegopodium Podagraria L. Cnidium venosum Koch. Chaerophyllum temulum L. Galium uliginosum L. Tussilago Farfara L. Petasites officinalis Mnch. Carduus crispus L. Lampsana communis L. Crepis tectorum L. Menyanthes trifoliata L. Myosotis palustris L. Datura Stramonium L. Verbascum Thapsus L. Limosella aquatica L. Mentha aquatica L. Glechoma hederacea L. Lamium intermedium Fr. Galeopsis bifida Boenn. Utricularia vulgaris L. Hottonia palustris L. Alisma Plantago L. A. ranunculoides L. Butomus umbellatus L. Potamogeton crispus L. P. obtusifolius M. et K. P. gramineus L. Lemna trisulca L. Ir seibbaL. Typha latifolia L. T. angustifolia L. Sparganium ramosum L. Iris Pseudacorus L. Juncus glaucus Ehrh. Eriophorum latifolium Hoppe. Scirpus lacustris L. Carex pulicaris L. C. vulpina L. C. Pseudo-Cyperus L. C. riparia Curt. Panicum filiforme Gcke. Setaria viridis P. B. Phalaris arundinacea L. Glyceria aquatica Whlbg. Hordeum murinum L. Lolium temulentum L. Pilularia globulifera L. Polystichum filix mas Rth. Die Inseln Nordstrand und Pellworm gehören nach der Be- schaffenheit ihrer Flora nicht mit zu den nordfriesischen Inseln, sondern sie sind eingedeichte insulare Marschen, deren Bodenbeschaffenheit und Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 99 Vegetation mit derjenigen der Festlandsmarsch übereinstimmt. Be- kanntlich sind diese beiden Inseln nebst den umliegenden Halligen die Reste einer ehemals viel grösseren Insel Nordstrand, welche durch zahlreiche Sturmfluthen, namentlich durch die „Manndränke“ vom 8, und 9. September 1362, schon bedeutend verkleinert war, durch die Sturmfluth vom Iı. und ı2. Oktober 1634, bei welcher mehr als 6000 Bewohner in den Wellen umkamen, gänzlich auseinandergerissen wurde. Der Boden von Nordstrand ist ein zäher, schlickiger, äusserst fruchtbarer Marschboden, der nach Regengüssen nur auf den mit zwei nagelbeschlagenen Leisten versehenen Holzschuhen, wie sie die Ein- wohner tragen, zu passiren ist. Die Häuser der Landbesitzer stehen auf aufgeworfenen Erdwällen, Werften, während die übrigen, wie auch die Dörfer an den Binnendeichen liegen. Letztere sind die Haupt- strassen der Inseln, doch führen auch einzelne Wege durch die Köge, d. h. die eingedeichten Ländereien. Die Häuser sind mit Bäumen und Sträuchern umgeben, besonders von Esche und Hollunder, doch sind auch Weissdorn, Schwarz- und Silberpappel, Rosskastanie, Linde und Weiden vertreten. Gebaut werden vornehmlich Weizen, Sonimergerste, Raps und Rübsen, Vicia Faba, Hafer, Rothklee, wenig Roggen und Kartoffeln. Meist werden die fetten Weiden zur Viehzucht benutzt, besonders zum „Fettgräsen“, d. h. das Kleinvieh wird in Husum ge- kauft und auf der Insel fett gemacht. Alles Land ist somit der Kultur unterworfen; der Botaniker darf daher keine grosse Ausbeute an interessanten Pflanzen erwarten. Die 6m über den gewöhnlichen Hochwasserstand reichenden Aussendeiche sind durch „Lahnungen“, d.h. in das Meer gebaute Buhnen, geschützt, in denen auch die Schlammmassen sich festsetzen. Selbstverständlich ist hier wieder Salicornia herbacea zu finden. Die Aussendeiche tragen die bekannte Vegetation. Auf den Deichen findet man in Mengen Bellis perennis, Cynosurus cristatus, denen sich Lolium perenne, Trifolium repens, Plantago lanceolata, Ranunculus acris, Taraxacum officinale, Bromus secalinus, Hieracium pilosella anschliessen. An der Aussenseite findet sich hin und wieder Artemisia maritima und Armeria maritima. In den Marschgräben sind Scirpus maritimus, Phragmites communis und Lemna minor häufig, seltener Lemna trisulca, Ranunculus aquaticus, Potamogeton natans (vor dem Dorfe Süden). Auffallend ist das massen- hafte Vorkommen von der echten Kamille (Matricaria Chamomilla) unter dem Getreide und von Carum Carvi auf den Weiden. Sonst beobachtet man an den Wegrändern, in den Dörfern und unter dem Getreide folgenden Ruderalpflanzen: Trifolium repens, procumbens und pratense, Plantago major, Cirsium oleraceum, Senecio vulgaris, Holcus 7 100 Dr. Paul Knuth, mollis, Tussilago Petasites, Lathyrus pratensis (sehr häufig), Polygonum aviculare, Potentilla anserina, Taraxacum officinale, Urtica dioica und urens, Dactylis glomerata, Bromus mollis, Aegopodium Podagraria, Thlaspi arvense, Sinapis arvensis, Vicıa Cracca, Capsella bursa pastoris, Chenopodium bonus Henricus, Stachys palustris, sowie sehr häufig ver- wildert den lauchblättrigen Bocksbart (Tragopogon porrifolius L.), dessen violette Blüten die hohe Pflanze schon von weitem bemerkbar machen. Ausser dieser Nordstrand eigenthümlichen Pflanze findet sich als solche auch die rundblättrige Malve (Malva rotundifolia L.); Pellworm besitzt eine solche in Hordeum maritimum L. Die Halligen sind unbedeichte kleine Marschinseln.. Kaum höher als ein Meter ragt die mit kurzem Gras bewachsene Fläche über den Rand der gewöhnlichen Fluth., „Weder durch Kunst noch Natur beschützt, werden daher die Halligen sehr oft, und besonders in den Wintermonaten sogar wohl zweimal an einem Tage von der wogenden See überschwemmt. Die bedeutendsten sind noch keine halbe Quadratmeile gross; die kleineren, oft nur von einer Familie bewohnten, kaum ein paar tausend Fuss lang und breit; die kleinsten und unbewohnten dienen nur dazu, ein wenig kurzes und feines Heu zu gewinnen, das aber sehr oft, ehe es geborgen werden kann, von der Flut weggespült wird. Das geborgene Heu wird in Diemen zu- sammengehäuft, über die ein Flechtwerk von Stroh, an beiden Enden mit Steinen belastet, herabhängt, wodurch sie eine solche Festigkeit ge- winnen, dass nur mit eisernen Spaten das zum jedesmaligen Gebrauche Nöthige abgestochen werden kann, und diese Heuberge an der Seite des Hauses oft noch eine Zuflucht geben, wenn die Mauern vor der Gewalt der Wellen niederbrechen. Auf künstlichen Erderhöhungen oder Werften stehen die einzelnen Wohnungen, die selten mehr Raum auf der sich schräge absenkenden Höhe lassen, als zu einem schmalen Gang um die Hütte erforderlich ist. Daher trifft man denn auch auf fast allen Halligen keinen Flecken Gartenland für ein wenig Gemüse, keinen einzigen Strauch mit einer erquickenden Beere, keinen Baum zu einem Ruheplatz im Schatten. Für solche Genüsse müsste die Werfte grösser sein, deren Ausführung und Unterhaltung aber schon, so klein sie ist, mehr Kosten erfordert, als das einfache Gebäude, das darauf steht. Auf der Ebene sprosst der Ueberschwemmungen wegen kein fröhliches Gewächs, keine nährende Frucht. Sie ist eine Wüste, die freilich durch ihr fahles Grün, das noch dazu vielfach von schmutziggrau überschlickten Stellen unterbrochen wird, andeutet, wie das genügsame Schaf hier wohl seine spärliche Nahrung finden mag. Vergebens suchst du sprudelnde Quellen, die einen Labetrunk geben Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 101 könnten. Wohl findest du vom Wellenschlag zerrissene Ufer; wohl tiefe Einbrüche des Meeres, die sich oft in langen Krümmungen weit in's Land hinein erstrecken, als wollten sie es in noch kleinere Stücke zertheilen, um leichter desselben Herr zu werden; wohl viele stehende Lachen, ein Nachlass der letzten Ueberschwemmung, zur Erinnerung, dass das Land schon halb dem Ocean gehöre und ihm bald ganz zufallen werde: aber Trinkwasser? Auf der Werfte wird ein Behältnis ausgegraben und rings mit Grassoden ausgesetzt: dahin mag sich Regenwasser von oben her sammeln oder von den Seiten durchsickern; es dient den Schafen zur Tränke und ihren Herren zur Bereitung des Thees, obwohl es von dem mit Meeressalztheilen durchdrungenen Boden den widerlichsten Geschmack angenommen hat, der es für den nicht daran Gewöhnten ungeniessbar macht. Auch nicht einmal den schönen Anblick eines in hellen grünlichen Wellen flutenden Meeres hat der Halligbewohner; ein widriges, trübes Gelb ins Grau ist die gewöhnliche Farbe der Gewässer um ihn her, und vor dem Aufenthalt in einer Meeresstrecke, die bei der Ebbe stundenweit ihren Schlamm- boden aufdeckt, hüten sich die Fische und überlassen gern dem See- hund und der hässlichen Roche allein das wenig einladende Gebiet. Und dies Meer, das die Halligen umgiebt und so oft überwogt, und das auf seinen verschiedenen Punkten nach den Namen der im Laufe der Jahrhunderte darin begrabenen Landstellen und ihrer Eigner be- zeichnet wird, dies an Gaben so arme und an Raub so reiche Meer ist noch dazu ein Räuber, der bald in langsamer, still untergrabender Macht, bald mit wildstürmender Gewalt ein Stück Land nach dem andern von dem Eilande losbricht, so dass der Halligbewohner schon die Jahre zählen kann, wann den Hütten und den Heerden der letzte Raum genommen sein wird. Nicht selten aber steigen die Wasser gegen zwanzig Fuss über ihren gewöhnlichen Stand. Der Erdhügel, der nur eine Zeit lang widerstand, giebt nach; bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein Stück nach dem andern ab und schiesst hinunter. Die Pfosten des Hauses, welche die Vorsicht ebenso tief in die Werfte hineingesenkt, als sie darüber hervorstehen, werden dadurch entblösst; das Meer fasst sie, rüttelt sie, und nicht selten stürzen die Häuser, und die triumphirenden Wogen schleudern sich einander Trümmer und Leichen zu.“ Ich habe es mir nicht versagen können, diese poetische, lebens- wahre Schilderung der Halligen nach Biernatzki !) hier wiederzugeben. Es sind noch .elf solcher Inselchen vorhanden ?): Pohnshallig, ) J. C. Biernatzki, die Hallig, S. 4—8. ?) Beenshallig, auf dem ein seltenes Gras der fadenförmige Dünnschwanz (Lepturus filiformis Trin.) vorkam, ist jetzt nur noch eine Sandbank; die dicht bei Husum 102 Dr. Paul Knuth, Nordstrandischmoor, Südfall, Süderoog, Hooge, Hamburger- hallig, Gröde, Habel, Appelland, Oland, und Langeness mit Nordmarsch. Vier derselben (Hoge, Gröde, Oland und Langeness) haben noch eigene Kirchen. Nordstrandischmoor war ehemals ein mitten im alten Nordstrand belegenes wüstes Moor. Auch jetzt ist die Kleischicht üher dem Moorgrund nach L Meyn, nur 30 cm stark, und auch diese Schicht soll erst von den benachbarten Inseln durch die Ansiedler herbeigeschafft sein. „Es scheint mir, sagt Herr Buchenau, eine interessante, zur Beantwortung auffordernde Frage zu sein, ob die Hallig noch jetzt lebende Moorpflanzen besitzt.“ Mir war es am 6. Juli 1890 ebensowenig möglich wie Herrn Buchenau am ıı. August 1886 Nordstrandischmoor zu besuchen, weil wieder eine zu starke Brandung die Landung verhinderte. Andere Herren, welche im botanischen Interesse eine Fahrt nach Nordstrandischmoor unternehmen und mir dann über die Ergebnisse berichten wollten, haben noch nicht die Zeit dazu gefunden. Die Pflanzendecke der Halligen entspricht der Vegetation der Wattwiesen von Röm, Sylt und Amrum. Herr Buchenau giebt von der Hallig Oland folgende Gewächse an: Cochlearia sp. (danica?), Spergularia marginata, Sagina maritima (ganz ungewöhnlich grosse, bis zu Io cm hohe Pflanzen), Aster Tripolium, Leontodon autumnalis, Hy- pochoeris radicata, Artemisia maritima, Glaux maritima, Statice Limo- nium, Armeria vulgaris, Plantago maritima, Atriplex littorale, latifo- lium, Suaeda maritima, Triglochin maritima, Juncus Gerardi, Festuca distans und thalassica, Hordeum secalium, zu denen an Einschnitten und kahleren Stellen noch Potentilla anserina, Agrostis alba var. mari- tima, Salicornia, Scirpus maritimus, Triticum repens und Obione por- tulacoides hinzutreten. Sind Halligen mit dem Festlande oder einer grösseren Insel durch einen Damm verbunden, so findet an geschützten Stellen eine An- schlickung statt. Wiederum ist es natürlich Salicornia, welche dies bewirkt; man sieht dann diese interessante Pflanze in Mengen auch in den Vertiefungen der Hallig selbt angesiedelt. So ist z. B. Pohns- hallig mit Nordstrand durch einen Damm . verbunden. Geht man zur Ebbezeit über denselben, so merkt man es kaum, wann man den Aussendeich von Nordstrand verlässt und die Hallig betritt, da in Folge der durch Salicornia eingeleiteten Anschlickung während der Ebbe kein Wasser mehr zwischen der Insel und der Hallig vorhanden ist. belegene und mit der Küste durch einen Damm verbundene Padeluck-Hallig ist kein Überrest vom alten Nordstrand, sondern ein losgerissenes Stück des Festlandes., Auf ihr ist de Keilmelde (Obione portulacoides [L.] Moq.-Tand.) in besonders üppiger Ent- wicklung vorhanden. Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 103 Dieser Schilderung der Vegetationsverhältnisse der einzelnen Inseln mögen sich einige Betrachtungen über den Einfluss des Standortes und über die Anpassungen der Pflanzenan Wind und Sand- flug, sowie endlich über die Herkunft der jetzigen Flora anschliessen. Wind und Sand sind die Bedingungen, denen sich die Pflanzen der Inseln anzupassen haben!). Der Wind bewirkt zwerghaftes, nieder- liegendes Wachsthum oder doch gedrungenen Wuchs, kräftige Stengel, tiefgehende Wurzeln. Die Vegetationsorgane werden möglichst dem Boden angedrückt, daher sind Pflanzen mit Blattrosetten häufig. Die Baum- und Strauchvegetation ist bis auf die kriechenden, niedrigen Holzgewächse jetzt auf den Inseln nicht mehr heimisch, sondern sie ist angepflanzt. Nur unter dem Schutze von Häusern oder Mauern, von Wällen oder Hünengräbern, überhaupt einer Erhöhung können die an- gepflanzten Bäume und Sträucher ihr Dasein fristen. Jeder Zweig, welcher sich über den schützenden Bau erheben will, wird vom West- sturm erfasst und entblättert nach Osten hinübergebogen. Stehen die Bäume oder Sträucher reihenweise hinter einander, so sind die am Westende stehenden ganz niedrig, die folgenden vermögen sich etwas höher zu erheben, so dass ein schräg von Westen nach Osten auf- steigendes Dach entsteht. Nur im Osten von Föhr stehen die Bäume gerade, wenigstens in den geschlossenen Ortschaften, weil die Gewalt des Windes hier bereits stark gebrochen ist; im Westen dieser Insel haben sie aber auch wieder die geneigte Stellung. Als Folge des Windes erscheint ferner das Vorwalten windblütiger Pflanzen. Von den 362 von Sylt angegebenen Blütenpflanzen sind 96 ausgeprägt windblütige. Denselben Grund hat das häufige Auftreten und die weite Verbreitung von Pflanzen, deren Samen oder Früchte mit Flugapparaten versehen sind, wie Hieracium umbellatum, Arnica montana, Salix repens u. a. Als Anpassung an den Flugsand erscheine Rhizome, die fast alle Dünenpflanzen besitzen: Diese festigen nicht allein den Boden, sondern vermindern die Gefahr für die Pflanze, gänzlich verschüttet zu werden. Diejenige Pflanze aber, welche vor allen anderen befähigt ist, dem Sandfluge Widerstand zu leisten, ihn zu besiegen, ist der Halm (Psamma arenaria Römer et Schultes—= Ammophila arenaria [L.] Lk.). Nach den Untersuchungen des Herrn Buchenau?), welche im Folgenden im Auszug wiedergegeben werden, beruht diese Fähigkeit zunächst 1) Vgl. das Referat über des Verf, Abhandlung: „Botanische Beobachtungen auf der Insel Sylt“ im „Botan. Centralbl.“ 1889. XXXVII, Band, S. 187 u. 188, 2) F. Buchenau, Über die Vegetationsverhältnisse des „Halms* (Psamma arenaria Römer et Schultes) und der verwandten Dünengräser. (Abhandlungen herausgegeben vom naturwissensch, Verein zu Bremen, 1389, X. Band, S. 397—412). 104 Dr. Paul Knuth. auf der ausserordentlich zähen Textur der Pflanze. Die Scheiden der Laubblätter sind ungemein dicht und fest eingerollt und lockern sich erst beim Absterben der Laubblätter oder werden durch die Ent- wickelung der Achseltriebe aufgesprengt. Die Blattfläche ist im aus- gebreiteten Zustande bis 5 mm breit, unten mit sehr glatter, fester Oberhaut überzogen, oben aber mit etwa 9, durch zarte, dichtgestellte Haare sammetweich anzufühlenden Rippen besetzt. Die Blattfläche ist nun stets überneigend gebogen (nicht gedreht), so dass der grüne, schwach glänzende Rücken nach oben gewendet ist. Diese Eigen- thümlichkeit allein verhindert schon das Vollstäuben der Oberseite mit Sand, welcher an der festen glatten Unterseite abgleite. Noch mehr wird die Versandung der Oberseite, die Vollsetzung der Zwischen- räume der sammtartig behaarten Rippen verhindert durch die Fähig- keit der Blattfläche, sich bei trockenem Wetter von den Seiten fest einzurollen. Jedem aufmerksamen Besucher der Dünenlandschaften muss es auffallen, wie sehr das Aussehen von Psamma durch diese Eigenthümlichkeit bedingt, bezüglich verändert wird. Bei trocknem Wetter sind die Blätter dünn, drahtförmig, nach andauerndem Regen aber sind sie entrollt, flach, und das weissliche Grün der Öberseiten bringt einen etwas frischeren Farbenton in das Bild der Pflanze. Aus dem Sande ragt nur ein besenartiger Büschel dicht gedrängter Blätter von !/, bis ı Meter Höhe. Desto umfangreicher ist der in dem Sande steckende Theil der Pflanze, und zwar sowohl der Laubstengel als auch die unter einem rechten Winkel davon fortwachsenden Aus- läufer. Der Laubstengel wächst langsamer oder rascher, mit kürzeren oder längeren Stengelgliedern mit der wachsenden Düne in die Höhe; er kann daher bei langandauerndem Anwachsen der Düne eine sehr bedeutende Länge erreichen, wobei aber die tiefer im Sande steckenden Partieen absterben. Verändert sich die Düne während des Winters nicht stark, so setzt die Pflanze ihr langsames, stetiges Wachsthum nach oben fort; wird aber die Düne stark mit Sand überschüttet, so strecken sich alle im Frühjahre sich bildenden Achsenglieder. Wird endlich die Düne vom Winde abgetragen, so sterben die auf diese Weise frei- gelegten Triebe zwar ab, aber sie werden rasch wieder durch Knospen der tiefer liegenden Ausläufer ersetzt. Von ebenso grosser Bedeutung für die Erhaltung der Dünen sind die Ausläufer, welche an nicht fest bestimmten Stellen aus der Achsel von Niederblättern oder von Laubblättern entspringen und senkrecht von der Mutterachse fortwachsen, dabei oft die beträchtliche Länge von 5 und mehr Metern erreichend. Die Nebenwurzeln ent- springen meist zu 3—4 in einem Kranze dicht oberhalb der Knoten der Ausläufer. Sie erreichen gleichfalls oft eine sehr erhebliche Länge Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 105 (3—5 Meter), doch sind selten alle lang entwickelt. Durch ihre Länge, ihre horizontale Wachsthumsrichtung und das lange fortdauernde Wachsthum der Wurzelspitze werden auch sie für die Befestigung der Dünen sehr wichtig. So kann ein und dieselbe Halmpflanze in Folge ihrer enormen Widerstandskraft und der Fähigkeit, sich in wunderbarer Weise den Veränderungen ihres Standortes anzupassen, mit der Düne unbegrenzt fortwachsen; doch ist es ausserordentlich schwierig, wenn nicht ganz unmöglich, eine alte Halmpflanze mit allen ihren in sehr ver- schiedenen Höhen entspringenden Ausläufern und Kolonien und deren Tochter-Kolonien auszugraben. Ausser durch Ausläufer vermehrt sich der Halm durch Samen. Er wird aber nie gesäet, sondern, wie bereits gesagt, gepflanzt und zwar den ganzen Winter über, sobald der Frost nicht hindert. Es werden stärkere Büschel in schwächere zerlegt und diese thunlichst tief in den lockeren Sand gesteckt. In Folge seiner ununterbrochenen Lebensthätigkeit ist der Halm ganz besonders gut unseren Küsten- gegenden angepasst, wo der Frost eine so geringe Rolle spielt. So bietet Psamma das hervorragendste Beispiel der Anpassung der Pflanze an den Standort. Wie bereits gesagt, zeigen aber auch die übrigen ausdauernden Dünenpflanzen tief hinabgehende Wurzeln, starke und verzweigte Ausläufer oder unterirdische Stämme, oder endlich sie beginnen, wenn sie verweht werden, ein immer weiter greifendes Gewirre von Äesten, welche den Sand festhalten, z. B. Salz- miere, Labkraut, Mauerpfeffer, Sandsegge, Wundklee, Kriechweide, Heidekraut, Dünenerbse, Dünenrose u. s. w. Oder sie klettern mit Hülfe des Stengels oder von Wickelranken an stärkeren Pflanzen dieser Formation empor, sich so vor der Gefahr der Uebersandung besser schützend. Diejenigen Gewächse aber, welche nur flache Wurzeln besitzen, also nicht bis in die schon in geringer Tiefe stets feuchten Partien!) des Dünensandes eindringen können, haben, wie gleichfalls Herr Buchenau ?) hervorgehoben hat, ihr Wachsthum beendet und die Früchte bereits gereift, bevor die ausdörrende Sommerhitze !) Selbst die dürre Düne, deren Sand ohne jeden Zusammenhalt durch die Finger rieselt, ist in ganz geringer Tiefe feucht. Die zahllosen kleinen Räume zwischen den Sandkörnern wirken als ebensoviel Haarröhrchen bindend und selbst hebend auf die Boden- feuchtigkeit. Das wissen sich die Insulaner wohl zu nutze zu machen, indem sie durch Eingraben einer Tonne in irgend eine flache Dünenmulde sich köstliches reines Trink- wasser verschaffen. Da in grösserer Tiefe der Boden mit Seewasser durchtränkt ist, so kann man mit Recht sagen, dass im Boden das süsse Wasser auf dem salzigen schwimmt, (Buchenau). 2) F. Buchenau, die Pflanzenwelt der ostfriesischen Inseln, (Abhandlungen heraus- gegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen, 1889, S. 260 ff.). 106 Dr, Paul Knuth. einsetzt. Als solche sind zu bezeichnen: das Hungerblümchen (Draba verna), der Mäuseklee (Trifolium arvense), die Teesdalee (Teesdalea nudicaulis), die beiden Hornkraut-Arten (Cerastium semidecandrum und tetrandrum), das kleine Schimmelkraut (Senecio vulgaris), das Dünen- mäuseöhrchen (Myosotis hispida var. dunensis) und mehrere Gräser: der zwergige frühe Hafer (Avena praecox), die weiche Trespe (Bromus mollis) und besonders das kleine Sandlieschgras (Pheum arenarium). Sie alle sind niedrige Pflanzen, welche sich meist nicht einmal 20 cm über den Boden erheben. Charakteristischer Weise gehören sie sämmtlich zu den einjährigen Winterpflanzen, d. h. sie keimen im Herbst, blühen im ersten Frühjahre, reifen im Mai oder Juni ihre Samen und sind im Hochsommer derartig ausgetrocknet und aus- gebleicht, dass sie bei leiser Berührung zerbrechen. Trotz ihrer reichlich entwickelten Wurzelhaare vermögen sie nicht, der auf den Dünen lagernden Sonnenhitze zu widerstehen. Viele Sommerpflanzen schützen sich gegen die Wirkung intensiver Sonnenbestrahlung durch Ausbildung einer die Verdunstung vermindernden Oberhaut. So besitzt die „blaue Distel“ eine stark verdickte, mit Fettüberzug versehene Oberhaut; Wundklee, Jasione, Kriechweide, Ohrlöffel-Leimikraut, Saudistel besitzen wollige oder drüsige Behaarung oder eine klebrige Oberhaut. „Der Mauerpfeffer endlich bietet durch seinen fleischigen Bau, die dicke Ober- haut und die schleimigen Säfte ein direktes Beispiel der dem Steppen- und Wüstenklima angepassten Pflanzenform der Fettpflanzen (Succu- lenten).“ Auch diesen Erscheinungen der Pflanzenwelt der Dünen- inseln hat Herr Buchenau zuerst die richtige Deutung gegeben. „Es ist gewiss von nicht geringem Interesse, sagt er, aber in der Wissen- schaft bis jetzt noch gar nicht beachtet, dass die geringen Anklänge an das Steppenklima, welche unsere Dünenlandschaften zeigen (tiefer feuchter Untergrund bei starker trockener Hitze auf der Erdoberfläche — und wie ist die Wirkung dieser Hitze durch die kurze Dauer unserer Sommer und durch die kühlfeuchten Nächte der Küstenland- schaften abgeschwächt!) — dass diese geringen Anklänge sich sofort in der Organisation zahlreicher Pflanzen abspiegeln!“ Als Anpassung an den Standort, an die Lebensbedingungen, welche Inseln den Pflanzen bieten, sind die auffallend grossen oder auffallend lebhaft gefärbten Blüten mancher Pflanzen aufzufassen. Eine Erklärung findet diese schon dem Laien auffallende Erscheinung darin, dass die Blüten in Folge der durch Wind und Sandflug bedingten Kleinheit und Niedrigkeit vieler Pflanzen mehr hervortreten, als bei denselben Arten des nur durch einen Meeresarm getrennten Festlandes. Dies ist z.B. der Fall beim Thymian und beim Hornklee, Beinwell, Dünen- rose, (auf dem Festlande in Gärten kultivirt, wird sie ein meterhoher, fast Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln. 107 kugeliger Strauch, meist mit gefüllten Blüten), Enzian. Die Augenfälligkeit wird aber noch durch wirklich lebhaftere oder stärker variirende Blüten- färbung, als sie die entsprechenden Arten des Festlandes zeigen, erhöht. Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl darin, dass auf den schmalen, von starken Stürmen heimgesuchten Inseln die die Bestäubung d. h. die Ueber- tragung des Blüthenstaubes auf die Narbe vermittelnden Insekten in geringerer Zahl als auf dem Festlande vorkommen. Bekanntlich ver- meidet es die Natur im allgemeinen, dass der Blütenstaub einer Blüte auf die eigene Narbe fällt, weil durch diese „Inzucht“ nicht so kräftige und zahlreiche Samen, mithin aus diesen nicht so kräftige und wider- standsfähige Nachkommen erzeugt werden, als wenn Fremdbestäubung eintritt. Diese wird entweder durch Insekten oder durch den Wind vermittelt. ') Ist in einem Gebiete einer dieser Faktoren in geringerem Grade als an anderen Orten vertreten, so ist anzunehmen, dass die auf denselben angewiesenen Gewächse dort den anderen gegenüber zurücktreten müssen. Daher sind auf unseren Inseln, wie schon oben erwähnt, die Windblütler verhältnissmässig zahlreich vertreten, daher sind die insularen Arten theils mehr der Selbstbestäubung angepasst, theils vermehren sie sich um so ergiebiger auf vegetativem Wege durch Entsendung von Ausläufern u. s. w., in je höherem Grade sie sich sonst an Insektenbefruchtung angepasst haben; daher endlich werden die Blumen ganz besondere Anstrengungen durch Ausbildungen bunter Blütenfarben machen müssen, um die Insekten anzulocken; es werden sich hier nur die am lebhaftesten gefärbten, den Insekten augenfälligsten erhalten und vermehren. So ist das Stiefmütterchen mit sehr lebhaft gefärbter Blumenkrone auf den Inseln sehr häufig; das Hunds- veilchen besitzt eine grosse, dunkelblaue Blüte mit orangegelbem Sporn, es wurde oben als Frühlingscharakterblume der Inseln bezeichnet; die Glockenblume tritt in sehr kräftigen Exemplaren und in den ver- schiedensten Farbentönen vom tiefen Dunkelblau bis zum reinen Weiss massenhaft auf; die Strandnelke hat auf den Inseln verhältnissmässig grössere und lebhafter gefärbte Blüten, als auf dem benachbarten Festlande; ebenso ist endlich die bereits in der Blütenknospe_ statt- findende Selbstbestäubung der Dünenerbse auf die Insektenarmuth der Inseln zurückzuführen. Es ist interessant, dass ähnliche Erscheinungen von dem bekannten dänischen Botaniker Eug. Warming für die Flora von Grönland nachgewiesen sind. Mehrmals ist in dem Vorhergehenden eine Pflanze erwähnt, welche sich sonst nur in schattigen Wäldern findet; es ist das kleine Winter- 1) Das Wasser kann in sehr seltenen Fällen als Bestäubungsvernnittler auftreten, z.B. beim Seegras (Zostera marina L. u. Z, minor Nolte), 108 Dr. Paul Knuth, srün (Pirola minor L.), das auf Röm, Sylt und Amrum vorkommt. Über die Bedeutung dieses Fundes habe ich schon früher ausführlich berichtet, ?) ebenso über den untermeerischen Torf oder „Tuul“, in welchem sich die Reste der ehemaligen Waldbäume: Kiefer, Fichte!) Birke, Eiche, Erle, Haselstrauch vorfinden, ?) so dass ehemals auf den nordfriesischen Inseln aus Laub- und Nadelholz gemischte Wälder vor- handen gewesen sind. Mit der während der Alluvialzeit durch die Fluthwelle des atlantischen Oceans erfolgten Bildung des Kanals zwischen Frankreich und England wurde aus dem ehemaligen Binnenmeere der Nordsee ein offenes Meer mit Ebbe und Fluth, und die Gezeiten trafen nun direkt auf die nordfriesischen Inseln, und zwar mit voller Wucht und verheerender Gewalt. Die Brandung wirkte um so zerstörender, als sie durch einen fast beständig westlichen Wind gegen die Küste geworfen wurde, worauf durch Zerreibung der feine Dünensand ent- stand und mit diesem Sande eine neue zerstörende Kraft für die Wälder, indem durch ‘die Bildung der Dünen ihr Untergang besiegelt wurde. Ebbe, Fluth und Brandung nagten an der Küste, Spring- und Sturm- fluthen zerrissen das Land, das Meer drang tief in dasselbe, zerstörte die Landbrücken und riss die Inseln vom Festlande los. Die auf dem überflutheten und zerstörten Lande stehenden Wälder gingen unter, die andern wurden durch Sturm und Salzstaub der Brandung geschädigt; den Untergang bereitete ihnen aber die wandernde Düne, deren un- geheures Gewicht sie erdrückte, ?) Als Überreste jener ehemaligen Wälder erscheinen die erwähnten Waldpflanzen. Es ist zu verwundern, dass sie erhalten geblieben sind, jene Zeugen einer längst veränderten Bodenbeschaffenheit und Pflanzen- decke. Günstig für ihre Erhaltung war der feuchte Stand, das fast frostfreie Seeklima und die widerstandsfähigen, niedrigen Holzgewächse, 1) An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich durch die Untersuchung des auf meine Veranlassung nach Weststüirmen am Strande bei Westerland auf Sylt gesammelten, mir gütigst zugeschickten und von mir untersuchten untermeerischen Torfs („Tuul“) zuerst die Fichte als ehemaligen Waldbaum von Schleswig-Holstein nachgewiesen habe, Ich muss die Priorität dieser Entdeckung hier für mich ausdrücklich in Anspruch nehmen, weil in anderen Schriften und Mittheilungen, welche speciell die Torfmoore der Provinz behandeln, diese Thatsache einfach mit Stillschweigen übergangen ist, Ich habe zuerst über das Vorkommen der Fichte im „Tuul“ berichtet in der Sitzung des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig Holstein am 8. April 1839, sodann in meinen Schriften: „Grundzüge einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt in Schleswig- Holstein“ S. 34 (im Sonderabzuge) und „Botanische Wanderungen auf der Insel Sylt“ S. 38. 2) „Gab es früher Wälder auf Sylt?“ („Humboldt,“ Bd. VIII, Heft 8); „Entwicklungs- geschichte der Pflanzenwelt in Schleswig-Holstein“ S. 32—40; „Botanische Wanderungen auf Sylt“ S. 33—49. 3) Vgl. „Natur“ 39. Jahrgang (1890), Nr. 35, S. 416, Die Pflanzenwelt der nordfriesischen Inseln, 109 wie Kriechweide, und Heidekraut. Vielleicht sind einige Erlensträucher in den Dünenthälern von Sylt und Amrum noch die letzten Holzpflanzen jener ehemals die ganze deutsche Nordseeküste umsäumenden Wälder, von deren Pflanzenwelt auf den klimatisch günstiger gelegenen ost- und westfriesischen Inseln erheblich mehr erhalten geblieben ist, als auf den nordfriesischen. U wol “ Die Rhodophyceen (Florideen) | Rothtange | der Kieler Föhrde') von Th- Reinbiold, 'Maor aD, Rıel. Di. nachfolgende Aufzählung basirt wesentlich auf J. Reinke’s „Algenflora der westlichen Ostsee 1889. Meine Arbeit setzt sich hauptsächlich den Zweck, durch Diagnosen, erläuternde Bemerkungen und einen Gattungsschlüssel Algenfreunden die Bestimmung und nähere Kenntniss der rothen Algen des Gebietes zu erleichtern. In der systematischen Anordnung bin ich im Wesentlichen dem bekannten Werke Hauck’s: „Meeresalgen Deutschlands“ gefolgt, welches seiner- seits wieder auf dem zur Zeit ziemlich allgemein gebräuchlichen System J. Agardh’s beruht. (Ord. et spec. Algarum II—IV. 1851 — 1876 und Ergänzungen dazu in Bidr. till. Algern. System.)?) Von ausführlichen Diagnosen der Familien, welche im Gebiete oft nur durch wenige Gattungen, zum Theil durch eine einzige, vertreten sind, habe ich ab- gesehen, da jene nur verwirren dürften, dagegen erschien es mir prak- tisch, Form und Bau des Cystocarps, worauf J. Agardh’s systematische Anordnung in Familien basirt, bei diesen unter spezieller Berücksichti- gung der in Frage kommenden Gattungen anzugeben, da hierdurch !) Aufzählungen der Chlorophyceen und Cyanophyceen (der grünen resp. blauen Algen) des Gebietes habe ich früher im I. resp. 2, Heft des Jahrganges 1890 dieser Zeitschrift geliefert, Nachträge zu den Chlorophyceen finden sich am Schlusse dieses und des vorhergehenden Aufsatzes. 2) Es sei hier nicht unerwähnt, dass demnächst eine neue systematische Anordnung der Rhodophyceen von Seiten des Herrn Professor Dr. Schmitz in dem bekannten Engler- Prantl’schen Werke erscheinen wird — eine vorläufige Mittheilung befindet sich im Dezember-Heft 1889 der Flora — welches verschiedene wesentliche Veränderungen gegen- über dem J. Agardh’schen System bringen dürfte, 112 Th. Reinbold. die Diagnosen letzterer entlastet und, wie ich glaube, an Uebersicht- lichkeit gewinnen dürften. Die Standortangaben für das Gebiet beruhen auf dem im Kieler Universitätsherbar befindlichen Material, welches der Hauptsache nach durch Herrn Professor Dr. Reinke gesammelt ist. Wenn ich meine eigene Sammlung resp. mich als Sammler nur ausnahmsweise angebe, so liegt der Grund darin, dass jenes Material fast ausnahmslos auch in meinem Herbar vertreten ist, da ich den Vorzug genossen, Herrn Professor Dr. Reinke fast auf seinen sämmtlichen zahlreichen Ex- kursionen zur See von Kiel aus begleitet zu haben. Dass ich später auf meinen eigenen Forschungstouren die Mehrzahl der betreffenden Standorte von Neuem feststellte, sei hier für das Grosse Ganze erwähnt. Bei den überall häufigen Arten eine lange Liste der Fundstellen anzugeben, wo ich dieselben im Laufe der Jahre gelegentlich konsta- tirte, erschien mir überflüssig. Ueberhaupt sind ja die Standorte für Algen, speziell für diejenigen, welche in einigermassen tiefem Wasser vor- kommen, oft nur von sehr relativem Werth für den, welcher später darnach sucht; dieselben sind in nur seltenen Fällen mit so absoluter Sicherheit anzugeben, dass ein Wiederauffinden der betreffenden Alge ermöglicht wird. Mehr noch als auf dem Lande muss auf dem Meere eben das Glück dem Suchenden zu Hülfe kommen. Die Rhodophyceen, weil zum grossen Theil Bewohner der sub- litoralen Zone, lassen sich weniger leicht als die anderen Algen vom Ufer aus sammeln, wo man allerdings nach heftigen Winden zuweilen reichlich Auswürflinge aus grösseren Tiefen findet. Will man sich nicht hieran, sowie vielleicht an dem Absuchen der Fischernetze, ge- nügen lassen, so ist das Dredschen vom Dampfer oder Boote aus un- erlässlich, und will ich hier nicht verfehlen, auf zwei Reviere aufmerk- sam zu machen, wo man — etwas Glück vorausgesetzt — hoffen darf, eine verhältnissmässig reiche Ausbeute zu Tage zu fördern; es sind diese: der sog. Cleverberg und die Umgebung der Heultonne bei Bülk und die Region um Boje C nach dem Ufer zu (Strander Bucht). Die Verbreitung in den europäischen Meeren habe ich jedesmal den einzelnen Arten in Klammern beigefügt. Abkürzungen: Rke. = Reinke., litor, — litoral, a er Er} sublit. == sublitoral. NEM. == Nördliches Eismeer Cystoc. = Cystocarp. NS. = Nordsee. Tetrasp. —= Tetraspore, Atl. Oc. = Atlantischer Ocean, Anther. — Antheridien. MM. — Mittelländisches Meer. fructif. — fructificirt, u = 0,00I mm. ‘ Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde, 113 Rhodophyceae. (Florideae.) Rothtange. Rothe oder purpurne vielzellige, verschieden gestaltete, (faden-, krusten-, blatt- und hautförmige) Algen, in deren Zellplasma ein rother Farbstoff (Phycoerythrin) enthalten, welcher das Chlorophyll verdeckt. Fortpflanzung geschlechtlich und ungeschlechtlich; erstere durch Carposporen, welche in Cystocarpien entwickelt werden durch die Befruchtung einer weiblichen Zelle vermittelst Antherozoiden, die in Antheridien sich erzeugen; letztere durch Tetrasporen, welche sich meistens zu 4, selten weniger, (Monosporen, Bisporen) in den Mutter- zellen, Tetrasporangien, entwickeln. !) Die Farbe ist nicht immer ein reines Roth, sondern spielt oft ins Bräunliche und Schwärzliche oder auch ins Gelbliche oder Grünliche über, letzteres namentlich, wenn die Pflanze im Stadium des Absterbens ist, wo dieselbe dann auch wohl eine orange Färbung annimmt. Zu bemerken ist, dass nicht sämmtliche rothen Meeresalgen zu den Rhodophyceen gehören, sondern dass auch einige wenige Cyanophyceen die rothe Färbung zeigen. Die Rhodophyceen sind mit fast verschwindenden Ausnahmen Bewohner des Salz- wassers. Fam. Bangiaceae. (Porphyraceae.) ’’) Berthold: Die Bangiaceen des Golfes von Neapel. 1832. Cystoc. (sowie Tetrasp. und Anther.) in anschwellenden, den, vegetativen Zellen gleichgestalteten, Mutterzellen durch wiederholte Theilung des Zellinhaltes gebildet. I. Gen. Erythrotrichia Aresch. Thallus fadenförmig, aus einer Zellenreihe bestehend, einfach, einer einschichtigen Zellenscheibe entspringend. Erreeramicola (Lyneb.) Aresch. Thallus rosenroth; die Fäden vereinzelt oder in Räschen epiphy- tisch auf grösseren Algen, bis 30mm lang. Zellen 15 bis 25 u dick, ebenso lang bis doppelt so lang. Ungeschlechtliche (bewegungsfähige) Sporen ungetheilt. Geschlechtliche Fortpflanzung nicht beobachtet. Fig.: Hauck, Meeresalgen Fig. ı. a. b. p. 21. Syn.: Conferva c. Lyngb. Bangia ceramicola Chauv. In der sublit. Region auf Furcellaria etc.; nicht häufig. Strander Bucht, Rke. Fructif.: Frühling, Sommer. (NEM.—MM.) 1) Näheres über die Befruchtungsweise findet sich in: J. Agardh, Morphologia Floridearum 1879. Schmitz; Ueber die Befruchtung der Florideen (Sitzungsb. der Königl. Akad. der Wiss. Berlin 1883), sowie eine gedrängte Darstellung bei Hauck, Meeres- algen p. 8 ff, 2) Die Bangiaceen werden von J. Agardh und Anderen den Ulvaceen (Chloro- phyceen) zugerechnet. Siehe J. Agardh: Till Alg. Syst. VI. $) 114 Th. Reinbold, Diese kleine, dem nackten Auge wenig sichtbare, Alge findet sich im Gebiete meistens nur in vereinzelten Fäden. Kommt dieselbe in Büscheln oder Räschen vor, so ähnelt sie im Aeusseren bei oberflächlicher Betrachtung einer Chantransia, oder einem Rhodochorton, sowie jungem Spermothamnion, von welchen dieselben aber, abgesehen von der Fructification, sofort durch die mangelnde Verzweigung zu unterscheiden ist, Fam. Squamariaceae. Cystoc. im Thallus entwickelt, länglich oder unregelmässig ge- formt, die Carposporen über oder nebeneinander gereiht, (Sporenketten) oder unregelmässig angeordnet, von einer farblosen Gallerthülle um- schlossen. Die Familie ist durch den krustenförmigen (nicht verkalkten) Thallus ausgezeichnet. Bei einzelnen, nicht im Gebiete vorkommenden, Gattungen befinden sich die Cystoc. in auf der Oberfläche des Thallus zerstreuten Nemathecien. II. Gen. Cruoria Fries. Thallus krustenförmig, gallertartig, mit der Unterfläche dem Sub- strat angewachsen, im Umfange rundlich, später unregelmässig aus- gebreitet, aus einer horizontalen Zellenfläche bestehend, aus welcher einfache oder schwach verzweigte, durch Gallerte verbundene verticale Gliederfäden entspringen. Cystoc. zwischen den vertikalen Fäden; Tetrasp. seitlich an denselben entwickelt, gross, länglich, zonenförmig getheilt. c. pellita (Lymep.F ries: Thallus dunkelroth, schlüpfrig, c. !/; mm dick. Verticale Fäden I0o—I2 uw dick, einfach oder dichotom getheilt, die Zellen an der Basis dicker. Anther. an kurzen Aesten an den Spitzen der verticalen Fäden. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 3. p. 27. Syn.: Chaetophora pellita Lyngb. In der sublit. Region auf Steinen; selten. Heultonne bei Bülk, Rke. Nur steril gefunden. (Sommer) (NEM. NS. Atl. Oc.) Die Art kann dem Aeusseren nach leicht mit Hildenbrandtia rosea, einer im Gebiete sehr verbreiteten, sowie mit Petrocelis cruenta, einer in der Ostsee seltenen Alge, ver- wechselt werden. Von ersterer unterscheidet sie sich durch einen mehr dunklen, dicken und sammtartig glänzenden Thallus, sowie durch sehr viel grössere Zellen. Die Fructi- fication (Tetrasp.) ist bei allen dreien durchaus verschieden. III. Gen. Actinococcus Kg. Thallus kleine glatte oder höckerige, mehr weniger kugelige, Anschwellungen bildend, parasitisch auf Phyllophora. Der im Zell- gewebe der Nährpflanze entwickelte Theil besteht aus monosiphonen kriechenden Gliederfäden, der Theil ausserhalb aus ebensolchen ein- fachen oder verzweigten, welche strahlig angeordnet, und durch Gallerte Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde, 115 verbunden sind, und aus deren einzelnen Gliedern sich die kreuzförmig getheilten Tetrasp. entwickeln. Cystoc. unbekannt, daher die syste- matische Stellung der Gattung zweifelhaft. Azroseus (Suhr) Ko Fäden des äusserlichen Theiles des Thallus, welcher röthlich oder gelblich, büschelig vorzweigt. Zellen rundlich oder länglich, 7— 12 u dick. Pie KRützing, "Tabı Phye.], t."31. Syn.: Rivularia rosea. Suhr. In der litor. und sublit. Region auf Phyllophora, als deren Frucht die Alge früher wohl angesehen wurde; ziemlich häufig. Bülk, Kieler Föhrde Rke. Das ganze Jahr hindurch. (NEM. sec. Foslie. NS.) Fam. Hildenbrandtiaceae. Cystoc. unbekannt. !) (Einziges) ?) IV. Gen. Hildenbrandtia Nardo. Thallus häutig (nicht mit Kalk incrustirt) dünn, ausgebreitet, dem Substrat mit der Unterfläche fest angewachsen. Zellen klein, rundlich oder kubisch, vertical und horizontal gereiht. Tetrasp. in Conceptakeln (Höhlungen) des Thallus, an deren Wänden dieselben entwickelt sind, oblong, zonen- oder kreuzförmig getheilt. } H. rosea Kg. Thallus hell- bis dunkelroth, mehr weniger glänzend, bis höchstens !/, mm dick; der fructificirende Thallus etwas uneben und mit vielen feinen Poren bedeckt. Zellen c. 4 w dick. Fig.: Hauck, Meeresalgen Fig. 9. p. 38. Syn.: H. prototypus Nardo. H. rubra Harv. H. sanguinea Kg. In der litor. und sublit. Region auf Steinen und Muscheln; über- all häufig. Kieler Föhrde, Rke. Fructif.: Sommer, Perennirend. (NEM. bis MM.) Die Unterscheidung verschiedener Arten und Formen beruht wesentlich wohl nur auf der sehr wechselnden Färbung des Thallus. Aeussere Aehnlichkeit mit Cruoria (siehe diese!) und Petrocelis, 1) Hauck, Meeresalgen p. 38, beschreibt auch Cystocarpien und schliesst seine Gattungsdiagnose mit: („nach Schmitz“), Worauf das Nähere dieser Angabe fusst ist mir nicht gelungen zu ergründen, In der oben erwähnten System, Uebersicht etc. Flora 1889, bezeichnet Schmitz selbst die Cystoc. von Hildenbrandtia als bis jetzt unbekannt, 2) „Einzig“ in Bezug auf die Familie überhaupt und nicht etwa nur rücksichtlich des Gebietes, 8* 116 Th, Reinbold. Fam. Wrangeliaceae. Cystoc. äusserlich; Kern rundlich, nackt, aus unter sich freien, an der basilaren Placenta radial angeordneten, birnförmigen Carpo- sporen zusammengesetzt. V. Gen. Chantransia Fries. Thallus aus verzweigten, unberindeten, monosiphonen Glieder- fäden bestehend, welche einer Zellenfläche entspringen, und deren Zweigspitzen meistens in ein farbloses Haar auslaufen. Tetrasp. äusser- lich, seitlich oder terminal, ungetheilt (Monosporen). Cystoc. und Anther. bei den folgenden Arten unbekannt. !) I. Ch. vir satulan Harv.) Thur Rosenrothe niedrige bis 3 mm hohe Büschel, Franzen oder wollige Ueberzüge auf anderen Algen. Fäden mehr weniger von unten an seitlich verzweigt, IO — 16 u dick. Aeste mit sehr kurzen ab- wechselnden oder einseitigen Aestchen besetzt. Verzweigungen auf- recht. Tetrasp. einzeln oder zu zwei und drei an Stelle von Aestchen, sitzend oder gestielt. Rıo.? Harvey, "Phyec Brit, t.' 313. Hauck, Meeresalgen, Fig. 10, p. 40. Syn.: Callithamnion virgatulum Harv. luxurians J. Ag. h. piliferum, byssaceum Kg. Trentepohlia virgatula Farlow. (New Engl. Alg.) In der litor. und sublit. Region an Algen und Zostera. Strander Bucht, Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. (NEM. bis MM.) ” 2..Ch..secundata (Lyneb.) Thur: Höhe des Thallus und Dicke der Fäden ziemlich wie bei voriger Art. Verzweigung nicht an der Basis, sondern meistens höher hinauf beginnend. Die Fäden oben mehr weniger gleichhoch verzweigt, und die Aeste mehr abstehend, die oberen einseitig und genähert. Tetrasp. sitzend oder gestielt, selten terminal, an den Aesten gereiht. Fig.:Kützing,, Tab. Ehye XL,t:,56 u Syn.: Callithamnion Daviesii B. secundatum Lyngb. C. secundatum J. Ag. C. ramellosum Kg. Vorkommen etc. wie bei voriger Art. Bülk, Rke. Holtenaul 1!) Cystoc, und Anther, sind bisher nur bei einer marinen Art: Ch, corymbifera beobachtet, Siehe Bornet et Thuret Notes algolog. t. 18. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde, alt Die beiden Arten sind einander sehr ähnlich und schwer auseinander zu halten, wie die verwirrende, hier nicht weiter berücksichtigte, Synonymie zeigt. Ein wesentlicher Unterschied dürfte in der Art und Weise der Verzweigung liegen, welche bei Ch, virgatula von unten an bei Ch. secundata meist erst von der Mitte an beginnt. !) VI. Gen. Spermothamnion Aresch. Pringsheim: Zur Morphol. der Meeresalgen 1862. p. 23. Büschelige Rasen von unberindeten verzweigten monosiphonen Gliederfäden; die primären niederliegend, am Substrat durch Wurzel- ästchen haftend, die Zweigspitzen der verticalen oft in ein farbloses Haar auslaufend. Cystoc. terminal an den Aesten, von wenigen Hüll- ästen umgeben. Tetrasp. rund, tetraödrisch getheilt, einzeln oder gehäuft an der inneren Seite der Aestchen. Anther. terminal oder seitlich an den Aestchen, ovale oder cylindrische Zellenkörper dar- stellend. Sp. roseolum. (Ag.) Pringsh. Thallus lebhaft rothe, bis 3 cm hohe, dichte und oft verworrene Büschel bildend. Die verticalen Fäden bald mehr, bald weniger ab- wechselnd oder einseitig verzweigt, die Aeste mit abwechselnden ein- seitigen oder fast fiederigen Aestchen besetzt. Die letzten Verzweigungen 15 bis 30 w dick. Zellen 4 bis 8 mal länger als breit. Fig.: Pringsheim |. c. t. 4—0. Kützing, Tab. Phyc. XI. t. 68. Syn.: Callithamnion roseolum Ag. C. repens Kg. In der sublit. Region an grösseren Algen, besonders oft und üppig an Fastigiaria. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer, (NEM. NS. Atl. Oc.) Die Alge ist dadurch bemerkenswerth, dass nach Pringsheim alle drei Fortpflanzungs- organe normal auf derselben Pflanze vorkommen. Aeusserlich unter Umständen Aehnlich- keit mit Erythrotrichia, Fam. Helminthocladiaceae. Cystoc. dem Thallus eingesenkt. Kern rund, nackt; die kurzen büscheligen sporigenen Fäden aus dem placentaren Centrum allseitig strahlig entspringend. VII. Gen. Nemalion Duby. Thallus gelatinös, stielrund, solide, einfach oder wiederholt dichotom verzweigt, zweischichtig, aus einer dünnen Achse von längs- verlaufenden verflochtenen Fäden bestehend, aus welchen dazu senk- 1) Dicht nördlich der Grenze des Gebietes: Chantraucia efflorescens (J. Ag.) Kjellm, Fig.: Kjellmann, Alg. of the Arctic Sea, t, 23. 118 Th. Reinbold, recht stehende büschelige verzweigte Fäden, deren Zellen allmählig kleiner werden, entspringen, die durch Gallerte zur äusseren Schicht verbunden sind. Cystoc. zwischen den Fäden der letzteren. Tetrasp. in den Endzellen der peripherischen Fäden entwickelt, tetra&drisch ge- theilt. Anther. kleine Büschel ebendaselbst bildend. N. multifidum (Web. et Mohr) ]J. Ag. Thallus braunroth, bis 20 cm lang, bis 3 mm dick, vielfach dichotom getheilt. Achseln rund. Aeste hie und da mit einzelnen abstehenden Aestchen. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XVL t. 61. Syn.: Rivularia m. Web. et Mohr. Mesogloia m. Ag. In der litor. Region an Steinen, Muscheln, Holzwerk; ziemlich häufig. Möltenort, Forsteck Hennings. Bülk, Heikendorf, Rke. Laboe! Fructif.: Sommer (Cystoc.) (NS. Atl. Oc.) Fam. Ceramiaceae. Cystoc. (Favellae) äusserlich. Kern rundlich oder gelappt, von einer farblosen gallertartigen Membran umschlossen. Carposporen ohne bestimmte Ordnung gelagert. VIII. Gen. Rhodochorton Näg. Thallus aus fast stets verzweigten, selten einfachen, unberindeten monosiphonen Gliederfäden bestehend, welche meistens von zweierlei Art sind: primären niederliegenden, zuweilen zu einer pseudoparen- chymatischen Zellenfläche zusammengeschlossenen, und davon aus- gehenden verticalen. Tetrasp. kreuzförmig getheilt, an der inneren Seite der Aestchen sitzend oder terminal. Cystoc. und Anther. unbe- kannt (daher die systematische Stellung der Gattung unsicher). I. R.membranaceum Magnus. Botan. Ergebn. Nordseefahrt. p. 67. Thallus fast mikroskopisch klein, hellroth. Die primären Fäden zu einer netzartigen, später mehr weniger lückenlosen, Zellenfläche zusammengeschlossen; die verticalen einfach oder wenig verzweigt, 5 bis 8 u dick. Tetrasp. terminal. Fig.: Magnus. l. c. Tab. II. Fig. 7—15. Syn.: Callithamnion m. Magnus |. c. In der sublit. Region auf Bryozoen und Algen (Chaetomorpha), rothe Flecke bildend, nicht häufig. Kieler Föhrde, Rke. Fructif.: Sommer und Winter. (NS.) Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange! der Kieler Föhrde, 119 2. R. chantransioides Rke. Thallus hellroth, sehr klein, bis 2 mın hohe Räschen bildend, ohne horizontale primäre Fäden. Verzweigung der c. 5 w dicken Fäden unregelmässig fiederig. Tetrasp. terminal zu zwei bis drei, seltener einzeln, auf kurzen Seitenästen. Chromatophor in Fornı von Schraubenbändern. Fig. und Beschr.: Reinke. Atl. deutsch. Meeresalgen, Pa23kA2T In der sublit. Region auf Bryozoen und grösseren Algen; selten. Vor der Kieler Föhrde, Rke. Heultonne! 3. Rs Rothir (Enel Boat.) Nie. Thallus dunkelrothe, niedrige, oft nur wenige mm hohe, oft aus- gebreitete, verworrene Räschen bildend. Primäre Fäden meistens ein- fach, die verticalen 10 bis 15 w dick, unten nackt, oben mit wenigen angedrückten Aesten, welche zur Fructificationszeit mehr weniger büschelig sich verzweigen. Tetrasp. terminal auf den Aestchen. Fig.: Hauck, Meeresalgen f. 23, p. 68. Syn.: Thamnidium R. Thur. in Le Jolis. Alg. mar. de Cherbourg. In der sublit. Region an Steinen, Muscheln; selten. Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer. (NEM. NS. Atl. Oc.) 4. R. minutissimum Suhr. sp. Thallus mikroskopisch klein, hellroth, einzeln oder in Büscheln. Die aus den verzweigten primären Fäden entspringenden verticalen sind mehr weniger einseitig verzweigt, die langen Aeste ebenso hie und da mit kurzen Aestchen besetzt und in ein farbloses Haar aus- laufend. Tetrasp. sitzend oder kurz gestielt an den Aesten, einzeln oder seltener zu zwei. Fig.: Reinke, Atl. Deutscher Meeresalgen t. 40. Kützing, Tab. Phyc. XI. t. 51. Syn.: Callithamnion m. (Suhr) Kg. In der sublit. Region auf anderen Algen; Bülk, Rke. Selten. Fructif.: Sommer. (NS.) IX. Gen. Antithamnion Näg. Thallus aus monosiphon gegliederten verzweigten Fäden bestehend, welche unberindet oder an der Basis zuweilen durch gegliederte Fasern mehr weniger berindet sind. Aeste unberindet, mit zweizeilig oppo- nirten oder wirteligen Aestchen besetzt. Cystoc, paarig opponirt oder zu mehreren an den oberen Aesten. Tetrasp. an Stelle von Aestchen letzter Ordnung, sitzend oder gestielt, kreuzförmig getheilt. Anther. in Büscheln ebendort. 120 Th. Reinbold. 1: A: plumula. (Bil) Thur Thallus bis 5 cm hoch, unten bis 200 » dick, unberindet. Aest- chen abstehend oder zurückgebogen, innen einfach oder zwiefach ge- fiedert. Fiedern dornspitzig. Die ovalen oder runden Tetrasp. an Stelle von Fiederchen. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 24a, p. 70. Kützing, Tab. Phyc. XI. t. 83. Syn.: Callithamnion plumula Ag. In der sublit. Region an grösseren Algen; selten. Bülk, Rke. Fructif.: Spätherbst und Winter. (NS. Atl. Oc. MM.)!) X. Gen. Callithamnion. Lyngb. Thallus aus verzweigten monosiphonen unberindeten, oder unten durch gegliederte Fasern berindeten, Gliederfäden bestehend. Cystoc. meistens paarig opponirt. Tetrasp. tetraädrisch getheilt, sitzend oder gestielt (bei einigen Arten Seirosporen oder Sporenhaufen). Anther. halbkugelige oder ovale Büschel an den Aestchen bildend. 1. C, corymbosum (Ens] Bot.) As Thallus büschelig hell oder dunkelroth, bis 6 cm hoch. Haupt- stamm unten 3—400 w dick, an der Basis unberindet oder mehr weniger berindet, wiederholt allseitig abwechselnd verzweigt. Aeste mit fast gleichhohen dichotomen, nach der Spitze zu gehäuften, büsche- ligen Aestchen besetzt, die in ein farbloses Haar auslaufen. Tetrasp. an der inneren Seite der Aestchen sitzend, unterhalb der Achseln der Aestchentheilungen, zerstreut. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 25, p. 74. Thuret et Bornet, Etud. phycolog. T. 33—35. Küfzne, Tan Ehye: XI. 1.50: Syn.: Phlebothamnion c. Kg. In der litor. und sublit. Region an Muscheln, Zostera und grösseren Algen; häufig. Kieler Hafen, Lüders. Stein, Engler. Bülk, Strander Bucht, Seeburg, Bellevue, Rke. Fructif.: Herbst (Tetrasp.). (NEM. — MM.) 2. C. byssoideum Arn. Thallus büschelig, hellroth, bis 4 cm hoch. Stämmchen unbe- rindet, oder an der Basis wenig berindet. Fäden zart, sehr schlaff, unten 60 bis 80 u dick, allseitig abwechselnd verzweigt; Aeste lang, 1) Dicht nördlich der Grenze des Gebietes kommt vor: Antithamnion boreale Gobi f. baltica, Rke, Fig.: Reinke, Atlas deutscher Meeresalgen, t. 22. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 121 im Umriss lanzettlich, mehr weniger fiederig verzweigt; Aestchen an der Spitze zuweilen gedrängt. Tetrasp. an der Innenseite der Aestchen (Fiedern), zerstreut. Kıe.:. Elanvey, Ehye. Brit. t...262. Syn.: C. pennato-furcatum Kg. (Tab. Phyc. XII. t. 15.) In der litor. und sublitor. Region an Zostera und grösseren Algen; nicht so häufig, wie vorige. Kieler Föhrde, Hennings. Bülk, Strander Bucht, Rke. Die beiden vorstehenden Arten ähneln sich im Habitus und sind zuweilen schwer zu unterscheiden. C. corymbosum ist derber und trägt die obere Verzweigung einen durchaus dichotomen Character, während bei dem schlafferen C. byssoideum die Ver- ästelung mehr weniger fiederig ist, wobei aber auch eine gewisse Büschelung an den Spitzen vorkommen kann. Auch ist die Anordnung der Tetrasp. eine verschiedene. 32.:C. roseumRothesp. (non’Harvey). Thallus rosenroth, büschelig, bis 3 cm hoch. Fäden unten be- rindet, bis IOO u dick, unregelmässig verzweigt. Aeste lang, oft etwas hin- und hergebogen, unten entfernter, oben gedrängter mit abwechseln- den Fiedern besetzt. Fiedern abstehend. Tetrasp. an der Innenseite der Fiedern sitzend, zuweilen gereiht. Bis! Kützine, ‘Tab Phye.!X1’8.97. 1: Syn.: Phlebothamnion r. Kg. In der sublit. Region an grösseren Algen; selten. Bülk, Heul- tonne, Rke. Fructif.: Sommer (Tetrasp.). (NEM. NS. Atl. Oc.) Dem Aeusseren nach ist die Art mit Spermothamnion roseolum zu verwechseln, um so mehr, als Beide mit Vorliebe auf Fastigiaria vorkommen. Auch im sterilen Zu- stande ist die Unterscheidung unter dem Mikroskop aber leicht, da Sp. sofort an den primären kriechenden Fäden zu erkennen ist. Von der vorigen Art unterscheidet sich diese durch geringere Schlaffheit, sowie event. durch die Anordnung der Tetrasp. XI. Gen. Ceramium. Lyngb. Thallus fadenförmig, monosiphon gegliedert, dichotom verzweigt, ganz, oder nur an den Gelenken gürtelförmig, berindet. Farblose Haare und Adventiv-Aeste häufig aus den Rindengürteln entspringend. Cystoc. an den jüngeren Aesten sitzend, von Hüllästen umgeben. Tetrasp. aus den Rindenzellen sich entwickelnd, eingesenkt oder her- vorbrechend, tetraödrisch getheilt. Anther. in Klümpchen an den oberen Aesten. Von manchen im Habitus ähnlichen rothen Fadenalgen als Polysiphonia, Rhodo- mela etc. ist die Gattung, selbst mit blossem Auge, durch die gabeligen meist zangen- förmig gebogenen Spitzen der Endverzweigungen und das Knotige der Fäden, welches durch die gürtelförmige Berindung der Gelenke hervorgebracht wird, nicht unschwer zu unterscheiden. 122 Th. Reinbold. Die Gattung ist in eine grosse Zahl von Arten zerspalten, deren Abgrenzung bei der Veränderlichkeit der Pflanze zur Zeit noch eine sehr schwankende ist. Die folgende Aufzählung kann auch hier nur unter demselben Vorbehalt gemacht werden, wie in Reinke; Algenflora, p. 24, ausgesprochen ist. Kützing hat das Genus in verschiedene Gattungen zerspalten; Gongroceras, Hor- moceras, Trichoceras etc.; welche jetzt von den meisten Autoren höchstens nur als Sub- genera angesehen werden. A. Berindung nur an den Gelenken. * Tetrasp. äusserlich, hervorbrechend. r. C. tenWissim um (Lynn sbYNFAE Rosenrothe dichte, I—6 cm hohe, Büschel, regelmässig dichotom und ziemlich gleich hoch verästelt. Der ganze Thallus in allen Theilen ziemlich gleichmässig dick. Die gabeligen Endästchen schwach zangen- förmig gebogen. Tetrasp. einzeln oder zu mehreren an der Aussen- seite der ein wenig angeschwollenen Gelenke entwickelt, von den Rindenzellen unten mehr weniger umgeben bleibend. Dicke der Fäden unten c. IOO—200 u. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XII. t. 82. a—c. Syn.: C. nodosum Harvey. Phyc. Brit. t. 90. Gongroceras nodiferum Kg. » tenuissimum Kg. In der litor. und sublit. Region an grösseren Algen und Zostera; ziemlich häufig. Kieler Föhrde, Strander Bucht, Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. (NS. Atl.Oc. MM.) 2. C arachnosdeum. |. Au; Der vorigen Art im Habitus ähnlich, aber zarter und die Aeste nach oben hin sehr deutlich verdünnt. Tetrasp. nackt, oft zu mehreren in Haufen hervorbrechend. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XII. t. 82. d—f. Syn.: Gongroceras tenuicorne. Kg. C. tenuissimum v. arachn. J. Ag. Epic. Vorkommen etc. wie vorige Art. Kieler Föhrde, Strander Bucht, Bülk, Möltenort, Rke. (NS. Atl. Oc.) 3. C. Deslongchampii Chauv. Thallus dunkelroth, bis 5 cm hoch, dicht büschelig, unregelmässig dichotom verzweigt, unten c. 200 u dick. Verzweigungen aufrecht; Spitzen fast gerade, pfriemlich, oder wenig gebogen. Tetrasp. wirtelig, oft gehäuft und Cystocarpien ähnliche Sporenhaufen bildend. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 123 Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 219. Syn.: Gongroceras D. Kg. G. Agardhianum Ke. Tab. Phyc. XI. t. 78. In derlitoralen Region an Zostera und Holzwerk; Diedrichsdorf, Rke. Fructif.: Sommer (NS. Atl. Oc.). Die Art ist charakteristisch durch die mehr weniger geraden Endäste, Die oben erwähnten Sporenhaufen, welche auch bei den beiden vorigen Arten gelegentlich auf- treten, sind von den wirklichen Cystocarpien durch das Fehlen der Hülläste sicher zu unterscheiden. ** Tetrasp. eingesenkt. 4. C. diaphanum (Lightf.) Roth. Thallus dunkel bis braunroth, 5—15 cm hoch, unten bis 400 u dick, abwechselnd seitlich verzweigt. Die Zweige mit dünner werdenden dichotomen Verästelungen besetzt; die gabeligen Spitzen zangenförmig eingekrümmt. Rindengürtel sehr distinct. Internodien sehr durchsichtig. Tetrasp. wirtelig, meist in einfacher Reihe. Bewer bhyeı Britt 193. In der litor. und sublit. Region an grösseren Algen; nicht gerade häufig. Strander Bucht, Bülk, Rke. Fructif.: Sommer (NS. Atl.Oc. MM.). = @2stnietum Grey. et Harv. Thallus der vorigen Art ähnlich, aber meist kleiner und zarter. Hauptsächlich unterschieden durch die durchaus dichotome Verzweigung und die durch den ganzen Thallus ziemlich gleichförmige Dicke der Fäden. Tetrasp. eingesenkt (zuweilen etwas hervorbrechend). Eig.; Harvey, Phyc: Brit. t. 334. Syn.: Gongroceras st. Kg. (Tab. Phyc. XII. t. 78). In der litor. Region an Steinen und Zostera. Kieler Hafen, Bülk, Rke. Fructif.: Sommer (NS. Atl.Oc. MM.). 6. C. divaricatum Crouan. Thallus dunkelroth, bis 3 cm hoch, Fäden unten 100—200 u dick. Verzweigung rein dichotom, die Aeste oft mehr weniger abstehend, die gabeligen Endäste zangenförmig gekrümmt. Tetrasp. seitlich in den dort aufgetriebenen Rindengürteln. Fig.: Crouan flor. du Finist. t. ı2, Fig. 87. In der litor. Region an Steinen, Holzwerk. Möltenort, Diedrichs- dorf, Bülk, Badeanstalt, Rke. Fructif.: Sommer (Atl. Oc.). 124 Th. Reinbold. B. Berindung der Gelenke sich ganz, oder nur theilweise, auch auf die Internodien erstreckend. 7. €. rubrum(duds)) Ag: Thallus dunkelroth, robuste bis 20 cm hohe Büschel bildend, fast stets völlig berindet, unten bis 500 u dick. Adventiv-Aeste oft zahlreich. Spitzen zangenförmig oder mehr weniger gerade. Tetrasp. eingesenkt, zerstreut rings in den Gelenken. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 38a p. 103. Kützing,"TabrEhyc At 73: Syn.: Hormoceras perversum Kg. C. lanciferum Kg. In der litor. und sublit. Region an Steinen, Holzwerk, grösseren Algen, überall häufig. Kieler Föhrde, Möltenort, Hennings. Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer (NEM. —MM.). Eine im Habitus sehr veränderliche Art, von welcher zahlreiche Formen unter- schieden werden, unter denen die f. decurrens (non Harvey) hervorzuheben, bei welcher nur der untere Theil der Fäden völlig berindet ist, während im oberen Theile die Inter- nodien nackt sind. Uebrigens sind auch bei den völlig berindeten typischen Formen die Gelenke immer erkennbar. Adventiv-Aeste oft sehr zahlreich und in einer Form .einseitig entspringend. 8. Ceireinnatum (RK e.J. ae: Thallus dunkelroth, bis 10 cm hoch, dichotom ziemlich gleichhoch verzweigt, unten bis 400 u dick. Endäste meist zangenförmig ein- gekrümmt und eingerollt. Rindengürtel in den Zweigspitzen fast zu- sammenfliessend; unten sich weniger oder mehr auf die Internodien ausdehnend und hier die Zellen in undeutliche Längsreihen geordnet. Tetrasp. in den oberen Rindengürteln ringsherum in einfacher Reihe eingesenkt. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 276. Syn.: C. decurrens Harv. Hormoceras circ. Kg. (Tab. Phyc. XII. t. 70). H. decurrens, confluens Kg. In der sublit. Region an grösseren Algen. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer (NS. Atl.Oc. MM.) Fam. Fastigiariaceae (Furcellariaceae). Cystoc. eingesenkt, zu mehreren rund um die Centralachse des Thallus entwickelt, aus rundlichen Kernen gebildet, die in transversaler Richtung durch Zellgewebe von einander getrennt sind, die Kernchen (Lappen) in der Längsrichtung der Achse meistens zusammenfliessend. Carposporen gross, ohne Ordnung gelagert. Die Rhodophyceen (Florideen) |Rothtange] der Kieler Föhrde. 125 (Einziges) XI. Gen. Fastigiaria Stackh. Thallus knorpelig, stielrund, regelmässig dichotom verzweigt, aus drei Schichten gebildet: längsverlaufenden Fäden im Innern und dazu senkrecht stehenden länglichen Zellen, welche gegen die Oberfläche hin (Rindenschicht) kleiner werden. Fortpflanzungsorgane in den spindel- förmig angeschwollenen Endästchen. Tetrasp. der äusseren Schicht eingesenkt, zonenförmig getheilt. Anther. aus den Zellen der Ober- fläche entstehend. Rtureellata (R.) Staclich. Thallus dunkel- oder schwärzlichroth, 5—15 cm hoch, !/,—2 mm dick, regelmässig dichotom und meist gleichhoch verzweigt, vermittelst Wurzelfäden dem Substrat angeheftet. Enden der Zweige zugespitzt; Achseln mehr weniger spitz. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 46, p. 124. Syn.: Furcellaria fastigiata (Huds.) Lamour. In der litor. und sublit. Region, häufig. Friedrichsort, Strander Bucht, Bülk, Rke. Fructif.: Tetrasp. Winter; Anther.: Frühling. Perennirend. (NEM. NS. Atl. Oc.). Die Pflanze hat nach Habitus und innerer Structur grosse Aehnlichkeit mit Polyides rotundus, welche sich aber durch die scheibenförmige Wurzel sowie — im Zustande der Fructification — durch die warzenförmigen Anschwellungen an den oberen Zweigen scharf von der ersteren unterscheidet. Die Alge findet sich zuweilen in dichten Ballen lose auf dem Meeresboden (f. aegagropila). Fam. Dumontiaceae. Cystoc. dem Thallus eingesenkt. Kern einfach, klein, rundlich mit gallertartigem Hüllmembran. Carposporen wenige, ziemlich gross, ohne bestimmte Ordnung gelagert. XII. Gen. Dumontia Lamour. Thallus gallertartig, stielrund, mehr weniger hohl, aus zwei Schichten zusammengesetzt; die innere aus lockeren, nach Aussen dichteren, längsverlaufenden verzweigten Fäden bestehend, aus welchen senkrecht dazu gerichtete dichotome perlschnurförmige Zweige ent- springen, die, durch Gallerte verbunden, die äussere Schicht bilden. Cystoc. unter der äusseren Schicht; Tetrasp. in derselben, kreuzförmig getheilt, rund, gross. Anther.? D. filiformis (Fl. Dan.) Grev. Thallus hell- bis braunroth, bis 5 dm lang, bis 10 mm dick, mit einer perennirenden Basalscheibe, seitlich verzweigt. Aeste meist ein- fach, beiderends verdünnt, verlängert, dem Hauptstamm gleichgestaltet. 126 ; Th. Reinbold. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 50, p. 129. Syn.: Conferva f. Fl. Dan. Halymenia filiformis Ag. In der litor. und sublit. Region an Steinen und Muscheln; häufig. Seeburg, Hennings. Möltenort: Hennigs, Rke. Bülk, Strander Bucht, Rke. Bellevue, Friedrichsort, Rke. Ellerbek! Fructif.: Frühling. (NEM. NS. Atl. Oc.). F. crispata. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 50a. Thallus bis doppelt so dick, wellenförmig kraus und gedreht, meist mit schwacher Verzweigung. Syn.: Halymenia filiformis $. crispata J. Ag. H. purpurascens ß. crispata Grev. Diese Form kommt in der oberen litor. Region vor, während im tieferen Wasser die Pflanze dünner und mehr verzweigt wird. Im verblichenen Zustande ähnelt die Form crispata auf den oberflächlichen Blick hin einer Enteromorpha intestinalis. Kleine und junge Exemplare der typischen Form können dem oberflächlichen Blick Anlass zur Ver- wechslung mit Nemalion multifidum geben, jedoch ist diese von wesentlich schlüpfrigerer Consistenz und die Verzweigung ausgesprochen dichotom. Fam. Gigartinaceae. Cystoc. dem Thallus eingesenkt oder mit äusserlichem halbkugeligen oder kugeligen Pericarp. Kern aus mehreren, mehr weniger einander genäherten, kleinen Kernen, Tochterkernen, zusammengesetzt, welche durch placentare Fäden oder Zellen getrennt sind; Carposporen ohne bestimmte Ordnung zusammengeballt. XIV. Gen. Chondrus Stackh. Thallus fleischig, knorpelig, flach oder rundlich, dichotom ver- zweigt, aus zwei Schichten bestehend, die innere aus langen netzförmig anastomosirenden Zellen, die später dicker und ungleich werden; die äussere aus senkrecht dazu stehenden perlschnurförmigen dichotomen durch Gallerte verbundenen Fäden. Cystoc. flach warzenförmig bis halbkugelig, auf einer Seite des Thallus hervortretend. Tetrasp. in flachen Erhebungen in Häufchen unter der äusseren Schicht entwickelt, rund, kreuzförmig getheilt. Anther.? Ch. crispus (L.) Stackh. Thallus purpur- bis braunroth, zuweilen gelblich, an der Basis rund, oben flach, mehr weniger fächerförmig, bis 15 cm hoch. Seg- mente linear oder keilförmig. Enden spitz oder stumpf. Cystoc. auf dem Thallus zerstreut. Tetrasp. an den Endsegmenten. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 53, p. 134. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 127 In der litor. und sublit. Region an Steinen und Muscheln; nicht häufig. Strander Bucht, Rke. Möltenort, Rke. (an grossen Steinen der Molen des Bootshafens und wahrscheinlich mit den Steinen dorthin eingeschleppt; eine sehr kleine Form). Fructif.: ? Perennirend. (NEM. NS. Atl. Oc.). In der Ostsee kommt häufig vor: F. incurvata: Thallus fast durchgehends rundlich, entfernt dichotom getheilt, Endsegmente gekrümmt, spitz. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XVII. t. 50. (Ch. incurvatus). Die Art ist sehr veränderlich in der Form — Uebergänge von der F. typica zur F. incurvata — und in der Farbe. Die dem Lichte sehr ausgesetzte Pflanze ist meistens gelblichgrün. Dieselbe ist mit den in der NS. und dem Atl. Oc. vorkommenden Algen Gigartina mamillosa und Gymnogongrus norvegicus, welche gleichfalls der Familie an- gehören, unter Umständen zu verwechseln. — Chondrus crispus bildet den Hauptbestand- theil des bekannten essbaren und officinellen Caragheen oder Irish moss. XV. Gen. Gymnogongrus Martius. Thallus hornartig, rundlich, dichotom verzweigt, aus 2 Schichten bestehend: die innere aus parenchymatischen länglich runden Zellen, die äussere aus senkrecht dazu stehenden perlschnurartigen klein- zelligen durch Gallerte verbundenen Fäden. Cystoc. bei der folgenden Art unbekannt. Tetrasp. in, die Zweige umgebenden, Nemathecien, deren Fäden sich in ovale kreuzförmig getheilte Tetrasp. umwandeln. G. plicatus (Huds.) Kg. Thalius dunkelroth, (zuweilen gelblich), sehr rigide, dichotom ver- zweigt, oft verworrene Rasen bildend. Zweige oft einseitig mit Pro- liferationen besetzt. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XIX. t. 66. Syn.: Ahnfeldtia plicata Fries. Sphaerococcus pl. Ag. Gigartina pl. Lamour. In der sublit. Region an Steinen und Muscheln. Kieler Föhrde, Nolte. Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. Perennirend. (NEM. NS. Atl. Oc.) XVI. Gen. Phyliophora Grev. Thallus stengelig, der Stiel in rigide häutige rippenlose einfache oder getheilte Blattkörper sich erweiternd, welche häufig proliferiren ; aus zwei Schichten bestehend: innen aus grösseren oblongen oder eckigen, aussen aus vertikal gereihten kleinen rundlichen Zellen. Cystoc. äusserlich, mehr weniger kugelig, mit dickem Pericarp. Tetrasp. in 128 Th. Reinbold, polsterförmigen Nemathecien, deren Fäden sich in ovale kreuzförmig getheilte Tetrasp. umwandeln. Anther. aus den Zellen der Oberfläche sich entwickelnd. 1. seh. Br odiaesaah urn „JAN Thallus dunkelroth, bis 15 cm hoch. Stengel einfach oder ver- zweigt; unten rund, oben in keilförmige einfache oder gespaltene Blätter auslaufend, die von rundlichem oblongem oder keilförmigem Umrisse und zuweilen mit ebenso gestalteten Proliferationen besetzt sind. Cystoc. kugelig, auf der Blattfläche sitzend. Nemathecien von ähnlicher Form, gestielt, an der Spitze der Blätter. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 57, p. 140. Syn.: Coccotylus Br. Kg. Sphaerococcus Br. Ag. In der sublit. Region an Steinen und Muscheln; häufig. Ellerbek, Rke. Fructif.: ? Perennirend. (NEM. Atl. Oc. NS.) Als Form unterscheidbar: f. concatenata: Thallus sehr verlängert, Stengel allmählig in den schmalen meist keilförmigen Blattkörper über- gehend, dessen Segmente oft fast linear sind. Syn.: Coccotylus Brodiaei 8. concatenatus Kg. Spec. Alg. C. Brodiaei d. angustissimus. Kg. Tab. Phye. XIX. RER ER Bülk, Rke. 2. Ph. membranifolia (Good et Woodw.) J. Ag. Thallus der vorigen Art ähnlich. Die Blattkörper im Allgemeinen schmäler und oft dichotom bis vieltheilig. Cystoc. verkehrt eiförmig gestielt, am Rande des Stengels oder Blattes, seltener auf der Fläche desselben. Nemathecien etwas erhabene Flecke auf der Blattfläche bildend. Anther. in sehr kleinen proliferirenden Blättchen. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 163. Syn.: Phyllotylus m. Kg. Spec. Alg. et Tab. Phyc, (XIX. t. 75.) Vorkommen etc. wie bei ı. Friedrichsort, Nolte. Bülk, Rke. Die Art ist, wie die vorige, sehr verschiedengestaltig und sind dieselben in sterilem Zustande oft schwer auseinanderzuhalten, Im Allgemeinen ist P, Brodiaei eine stärkere Pflanze mit kürzerem und breiterem Blattkörper; jedoch sind bei P. membranifolia die an sich schmäleren Blattkörper verhältnissmässig breiter an der Basis, auch ist dieselbe meistens reicher (dichotom) verzweigt und sind die Aeste oft verlängert, 3. Ph. Bangii (Fl. Dan.) Jensen. Thallus dunkelroth, bis 5 cm hoch, mehr weniger verworrene Räschen bildend, an der Basis fast stielrund, oben flach und verbreitert, Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 129 bis 3 mm breit, dichotom und unregelmässig fiederig verzweigt. Segmente unregelmässig verbreitert und verschmälert, die Ränder gekerbt oder stumpf gezähnt. Nemathecien polsterförmige Anschwellungen an schmalen Stellen des Thallus bildend. Cystoc. und Anther,? Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XVII. t. 84. Syn.: Rhizophyllis (?) Bangii. J. Ag. Spec. Alg. III. p. 352. Sphaerococcus B. Kg. Chondrus B. Lyngby. Hydrop. Dan. In der sublit. Region zwischen Wurzeln von Zostera und an grösseren Algen. Bülk, Rke. Fructif.: ? Perennirend. (NS.) XVI. Gen. Cystoclonium. Kg. Thallus fadenförmig, fleischig, unregelmässig verzweigt, aus drei Schichten zusammengesetzt. Die innerste Schicht besteht aus längs- verlaufenden, verzweigten, verflochtenen Fäden, an welche sich grosse rundliche Zellen anschliessen. Die schwache Rindenschicht wird durch kleine rundlich eckige Zellen gebildet. Cystoc. kugelige oder ovale einseitige Anschwellungen an den Aestchen bildend. Tetrasp. in der Rindenschicht verdickter Aestchen zerstreut, länglich, zonenförmig getheilt. Anther in einzelnen Rindenzellen der oberen Aestchen ent- wickelt. C. purpurascens (Huds.) Kg. Thallus rosen- bis dunkelroth, bis 3 cm hoch, Stamm unten bis 3 mm dick, allseitig reich aufrecht verzweigt. Aeste verlängert, Aest- chen beiderends verdünnt, an der Spitze zuweilen rankenartig eingerollt. Cystoc. meist zahlreich an den Aestchen. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 61, p. 148. Syn.: Hypnaea p. Harvey. (Phyc. Brit. t. 116). In der sublit. Region an grösseren Algen; ziemlich häufig. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer (NEM. NS. Atl. Oc.). Die Art kann im sterilen Zustande mit der denudaten Form von Polysiphonia elongata verwechselt werden, deren polysiphone Structur aber an den Astspitzen schon hervortritt, ohne dass ein Querschnitt erforderlich ist; ebenso besteht eine äusserliche Aehnlichkeit mit der Nordsee-Alge Gracilaria confervoides. Beide unterscheiden sich aber leicht durch Betrachtung der Zweigspitzen unter dem Mikroskop: Cystoclonium zeigt eine Scheitelspalte, Gracilaria am Scheitel hingegen fächerförmig divergirende Zellreihen, Fam. Rhodymeniaceae. Cystoc. äusserlich mit kugeligem oder halbkugeligem dicken Pericarp. Kern mehr weniger deutlich aus Lappen (Tochterkernen) zusammengesetzt, welche, durch sterile Fäden von einander getrennt, 9 130 Th. Reinbold, aus der centralen Placenta entspringen. Die sporigenen Fäden büschelig, sich allmählig ganz in, durch Gallerte zusammengehaltene, Carposporen umwandelnd. XVIII. Gen. Hydrolapathum. Stackh. Thallus zuerst aus einem gestielten Blatt bestehend, dann stengelig und beblättert. Blatt dünn, aus einer Zellenlage bestehend, mit fieder- artig verästelter Mittelrippe. Zellen in der Flächenansicht ziemlich gross, rundlich vielseitig. Cystoc. gestielt, kugelig, aus der Mittelrippe entspringend. Tetrasp. in kleinen rundlichen oder eiförmigen Frucht- blättchen ebendort, rund, tetraödrisch getheilt. Anth.? H. sanguineum (L.) Stackh. Thallus rosenroth. Stengel einfach oder verzweigt, en proli- ferirend. Blatt breit oder schmal lanzettlich, am Rande oft wellig, I—Io cm breit und bis I5 cm lang. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 70, p. 168. Syn.: Delesseria sanguinea Lamour. Wormskioldia sanguinea Spr. In der litor. und sublit. Region an Steinen und grösseren Algen. Bülk: Nolte, Hennings. . Ellerbek, Rke. Häufig am Diedrichsdorfer Ufer angespült! Fructif.: Winter und Frühling. Perennirend. (NEM. Atl.Oc. NS.) Im Gebiete häufig die F. lanceolata: Stengel dünn, Blatt verlängert, sehr schmal lanzettlich, 2 bis 10 mm breit. Syn.: Delesseria sanguinea £ lanceolata Ag. D. sanguinea £& ligulata Kg. Tab. Phyc. XVI. t. 17, Diet. Bülk, Rke. Bei Bülk fand ich ein Fragment von Plocamium cocineum; es dürfte kaum zweifel- haft sein, dass diese Alge, welche in der Ostsee bislang noch nicht constatirt, von der Nordsee her eingetrieben ist. Fam. Delesseriaceae. Cystoc. äusserlich, warzenformig mit zelligem Pericarp;; Kern einfach; die unter sich freien sporigenen Fäden aus einer grossen basilaren Placenta ausstrahlend, die Carposporen an der Spitze jener entwickelt. XIX. Gen. Delesseria Grev. Thallus wie bei Hydrolapathum. Cystoc. auf der Mittelrippe oder den Seitennerven sitzend oder auch in besonderen kleinen proliferirenden Blättchen. Tetrasp. in Gruppen zu beiden Seiten der Mittelrippe ent- Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 131 wickelt oder ebenfalls in proliferirenden Blättchen, rund, tetra&drisch getheilt. Anther. in kleinen hyalinen Zellen der Blattfläche sich bildend. 1. D. sinuosa (Good et Woodw.) Lam our. Thallus rosenroth, bis 30 cm hoch, Blattkörper länglich oval, I bis 4mm breit, mehr weniger tief buchtig gelappt oder selbst fieder- spaltig, sehr mannigfaltig in der Form, zuweilen einem Eichenblatt ähnelnd. Lappen mehr weniger gezähnt. Cystoc. an den Seitennerven an den Spitzen der Blätter oder in proliferirenden kleinen Blättchen. Tetrasp. in den Zähnen des Randes an den Enden der Nerven oder ebenfalls in besonderen kleinen Blättchen. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 74. p. 173. Syn.: Phycodrys sinuosa Kg. In der litor. und sublit. Region an grösseren Algen. Bülk: Lüders, Hennings, Rke. Strander Bucht, Ellerbek, Rke. Fructif.: Winter. Perennirend. (NEM. Atl. Oc. NS.) Ziemlich häufig die F. lingulata: Stengel dünn, Blattkörper schmal, oval lanzettlich oder zungenförmig, oft ganz ungezähnt und mit zungen- förmigen Proliferationen. D. sinuosa y lingulata Ag. Phycodrys sinuosa f. angustifolia prolifera Kg. Tab. Phyc. XVL t. 20 Fig. a—d. 2. D. alata (Huds.) Lamour. Thallus rosenroth, dichotom und fiederig verzweigt, bis 12 cm hoch. Mittelrippe breit, Querrippen kaum sichtbar. Segmente linear, bis 6 mm breit. Endsegmente zweitheilig. Cystoc. auf der Mittelrippe oder in achselständigen kleinen Fruchtblättchen. Tetrasp. längs der Mittelrippe oder ebenfalls in achselständigen Fruchtblättchen. Fig.: Kützing, Tab. Phyc. XVI. t. 16. Syn.: Hypoglossum alatum Kg. Vorkommen etc. wie vorige; doch nicht so häufig. Bülk, Rke. (NEM. NS. Atl. Oc.) Als besondere Form wird unterschieden: F. angustissima: Thallus sehr schmal, Blattkörper fast nur aut die mehr weniger zweischneidige Mittelrippe reducirt. Syn.: D. angustissima Griff. (Harv. Phyc. Brit. t. 83). Hypoglossumangustissimum Kg. Tab. Phyc.XVL:t. 16. Fam. Gelidiaceae. Cystoc. dem Thallus eingesenkt, kugelige oder halbkugelige An- schwellungen bildend, mit Pericarp. Die verzweigten sporigenen * g* 132 Th. Reinbold. Fäden, einer axilen (oder eben ausgebreiteten wandständigen) Placenta entspringend, entwickeln aus den Endgliedern der Zweige nach einander einzelne ovale Carposporen. XX. Gen. Harveyella Rke. u. Schmitz. (Reinke, Algenflora p. 28 ff.) Thallus parasitisch, knollenförmige kleine glatte oder höckerige Anschwellungen auf der Nährpflanze bildend, in welchen die ver- zweigten Gliederfäden des Parasiten mit wuchernden Zellen jener sich eng verbinden. Einzelne Fadenbüschel des Parasiten bilden auf den Knöllchen kleine polsterförmige Erhebungen, in welchen Cystoc. und Anther. sich entwickeln. H. mirabilis...(Reinsch.) Rke. m. Schmitz. Wie die Gattung. nr Fig. der sterilen Alge: Reinsch. Contribut. t. 53 u. 54. Syn.: Choreocolax mirabilis Reinsch. In der sublitoralen Region auf Rhodomela. Kieler Föhrde, Rke. Fructif.: Winter. (NS. Atl. Oc.) Die Alge ähnelt äusserlich dem Actinococcus roseus, welche Alge aber bisher parasitisch nur auf Phyllophora beobachtet, während Harveyella nur auf Rhodomela gefunden wurde, Fam. Spongiocarpeae. Cystoc. äusserlich in warzenförmigen Nemathecien. Kern einfach, rundlich, in einer farblosen Gallerthülle.. Die grossen Carposporen, von Episporen umgeben, allseitig aus der‘, gleichsam gestielten, Placenta strahlig entspringend. (Einziges) XXI. Gen. Polyides Ag. Thallus rund, knorpelig, regelmässig dichotom, mehr weniger gleichhoch, verzweigt, aus zwei Schichten zusammengesetzt; die innere aus längsverlaufenden verworrenen Fäden gebildet, die äussere aus senkrecht dazu stehenden Reihen von Zellen, welche nach aussen hin kleiner werden (Rindenschicht). Cystoc. an den oberen Zweigen in warzenförmigen Nemathecien entwickelt. Tetrasp. der Rindenschicht eingesenkt, unregelmässig kreuzförmig getheilt. Anther. an den Spitzen der Fäden von Nemathecien, welche flache Anschwellungen bilden. P. rotundus (Gmel.) Grev. Thallus schwärzlich-roth, unten einfach, oben dichotom fast gleich- hoch verzweigt, 5 bis ıo cm hoch, ı bis 2 mm dick. Wurzel scheibenförmig. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 86, p. 198. Thuret et Bornet, Etud. phycol. t. 37—39. Syn.: Polyides lumbricalis J. Ag. Furcellaria lumbricalis Kg. Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 133 In der sublit. Region an Steinen. Friedrichsort, Nolte. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Winter. Perennirend. (NEM. NS. Atl. Oc.) Aehnlichkeit der Pflanze mit Fastigiaria furcellata. Siehe diese! Fam. Rhodomelaceae. Cystoc. (Keramidien) äusserlich, kugelig, ei- oder krugförmig mit deutlichem zelligen Pericarp.; die unter sich freien sporigenen Fäden in einem Büschel aus der basilaren Placenta entspringend. Eine sehr distinecte und weit verbreitete grosse Familie, welche die äusserlich schönsten Repräsentanten des Algengeschlechts enthält. Die europäischen Gattungen haben meist einen fadenförmigen, die aussereuropäischen einen sehr mannigfaltig gestalteten Thallus. XXI. Gen. Rhodomela Ag. Thallus fadenförmig, rund, reich (mehr weniger fiederartig) ver- zweigt, berindet; Zweigspitzen in der Jugend mit farblosen Haaren besetzt. Thallus aus einer monosiphon gegliederten Achse bestehend, welche von mehreren Reihen pericentraler, ungleich langer, Zellen um- geben ist, die in eine dicke Rindenschicht von kleineren Zellen übergeht. Cystoc. eiförmig-kugelig, sitzend oder kurz gestielt. Tetrasp. in mehr weniger höckerigen Aestchen in einer oder zwei Längsreihen geordnet, tetraödrisch getheilt. Anth. länglich, an den Spitzen der Aestchen. I. R. subfusca (Woodw.) Ag. Thallus dunkel- bis schwärzlichroth, bis 2 dm hoch, unten bis ı mm dick. Aeste lang, ruthenförmig, Aestchen an der Spitze oft gebüschelt. Cystoc. mehr weniger gestielt, an den Aestchen. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 94, p. 216. Kützing, Tab. Phyc. XV. t. 36. Syn.: Lophura gracilis, comosa Kg. In der sublit. Region an Steinen, grösseren Algen; überall häufig, Kieler Föhrde, Hennings. Bülk, Rke. Fructif.: Frühling. Perennirend. (NEM. NS. Atl. Oc.). Die Art ist im Habitus sehr veränderlich; die von jüngeren Zweigen entblösste Herbst- und Winterpflanze ist sehr verschieden von der Frühjahrspflanze. Einige Formen ähneln der mehr arctischen R. Lycopodioides Kjellm. (Arct. Sea, t. 9. u. 10); beide Arten will jedoch Reinke (Algenflora p. 30) nicht unterschieden wissen. Mit Polysiphonia nigrescens ist die Art leicht zu verwechseln; am sichersten entscheidet hier das Mikroskop; erstere ist unberindet und zeigt einen anderen Querschnitt. 22 Br vireata. Kjellm. Der Thallus im Habitus der vorigen sehr ähnlich. Die Fructifications- organe bilden sich an und in besonderen kurzen, wenige mm langen, einzeln oder in Büscheln stehenden, mehr weniger verzweigten Aest- chen, welche den perennirenden Theilen des Thallus entspringen. 134 Th. Reinbold. Fig. u. Beschr.: Kjellmann, Alg. ofthe Arct. Sea. p. 110. t.7. In der sublit. Region an Steinen etc. seltener als vorige; Bülk, Rke. Fructificirt im December; perennirend. (NEM. NS.). Die beiden Arten sind nur im fructificirenden Zustande von einander mit Sicherheit zu unterscheiden. Während beiR. virgata die Fructificationsorgane an dem perennirenden Theil des Thallus sich bilden, befinden dieselben sich bei R. subfusca an den neuen Trieben. Die Fructificationszeit beider ist ausserdem eine verschiedene. XXIII Gen, Polysiphonia. Grev. (Hutchinsia Ag.). Thallus fadenförmig, polysiphon, rundlich, berindet oder unberindet, reich verzweigt. Die monosiphone Achse ist von 4 bis 20 pericentralen Zellen umgeben, welche gleichlang und in gleicher Höhe um die Zellen der Axe angeordnet sind. Die Spitzen der Aestchen tragen im Jugend- zustande farblose Haare. Cystoc. eiförmig-kugelig oder krugförmig, sitzend oder kurz gestielt. Tetrasp. in wenig veränderten Aestchen in einer Reihe geordnet, tetraödrisch getheilt. Anther.; längliche, kätzchen- förmige Körper an den Spitzen der Aestchen. A. Thallus mit 4 pericentralen Zellen; * nicht berindet. I. P. urceolata (Lightf.) Grev. Thallus purpur- bis schwärzlichroth, bis 15 cm hohe Rasen bildend, unten 100 bis 200 w dick, mehr weniger dichotom und oft gleichhoch verzweigt. Die verlängerten Aeste mit aufrechten Aestchen abwechselnd oder zuweilen einseitig besetzt. Cystoc. krugförmig, gestielt. Tetrasp. in etwas höckerigen Aestchen. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 167. Kützing, Tab. Phyc. XIII. t. 92. Syn.: P. patens (Dillw.) Kg. P. stricta Grev. P. formosa Suhr. P. roseola Aresch. Phyc. Scand. p. 59. In der litor. und sublit. Region an Holzwerk, Steinen, Muscheln, grösseren Algen, häufig. Möltenort, Forsteck, Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. Perennirend. (NEM. bis MM.). ** Thallus mehr weniger berindet. 2. P. violacea (Roth.) Grev. Thallus hell- bis dunkelroth, bis 20 cm hoch, unten bis Iı mm dick, reich, mehr weniger pyramidal verzweigt, unterhalb oder bis hoch hinauf berindet. Aeste verlängert, unten oft nackt, oben oft dicht Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 135 büschelig mit Aestchen besetzt. Cystoc. eiförmig-kugelig, sitzend oder gestielt. Fig.: Hauck, Meeresalgen. Fig. 97, p. 226. Syn.: P. aculeata Ag. P. divaricata Kg. P. angulosa Kg. P. Olneyi Harv. P. Harveyi Bail. Hutchinsia allochroa Ag. In der litor. und sublit. Region an Steinen etc. und grösseren Algen (Fucus) sowie an Zostera. Ueberall häufig. Möltenort, Ellerbek: Hennings, Rke. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer. (NS. Atl.Oc. MM.). Eine sehr veränderliche Art in Bezug auf Habitus und Ausdehnung der Berindung. Siehe Reinke, Algenflora p. 30. 3..P. slongsata (Huds.) Harv. Thallus dunkelroth, bis 30 cm hoch, unten bis 2 mm dick, robust, bis hoch hinauf berindet. Die ruthenförmigen Aeste unten oft wenig, oben reicher verzweigt; Aestchen beiderends verdünnt, an den äussersten Spitzen unberindet. Cystoc. eiförmig-kugelig, sitzend oder gestielt. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 252. Kützing, Tab. Phyc. XIV. t. 4. Syn.: P. robusta Kg. P. arborescens Kg. P. microdendron J. Ag. In der sublit. Region an Muscheln, Steinen, grösseren Algen. Friedrichsort, Suhr. Bülk, Strander Bucht, Rke. Fructif.: Sommer. Perennirend. (NEM. bis MM.). Die sterile Herbst- und Winterpflanze, welche zum Theil von Aestchen entblösst ist, kann mit sterilem Cystoclonium purpurascens verwechselt werden, deren Aestchen oben ganz und gar berindet sind; auch läuft die Spitze derselben in eine Scheitelspalte aus. Auch eine Verwechselung mit Formen von Rhodomela subfusca ist angängig. 4. P. fibrillosa (Dillw.) Grev. Thallus dunkelroth, im trocknen Zustande leicht gelblich ver- bleichend, bis 20 cm hoch, mehr weniger hoch hinauf berindet, von pyramidalem Habitus mit durchgehendem robusten Stamme und ver- längerten Hauptästen, welche mit langen und kurzen Aesten abwechselnd oder fiederartig bekleidet sind. Die Aeste vielfach getheilt, gegen die Spitze sehr dünn werdend und dort mit gebüschelten zarten Aestchen besetzt. Cystoc. breit eiförmig, sitzend. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 302. 136 Th. Reinbold, In der litor. Region an Steinen und Fucus; nicht häufig. Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. (NS. Atl.Oec.). Die Art kann Achnlichkeit mit Formen von P. violacea, sowie mit Lophothalia byssoides aufweisen. Characteristisch sind der robuste durchlaufende Hauptstamm und die kurzen, oben gebüschelten Seitenäste, welche bei älteren Pflanzen oft mehr weniger nackt werden. B. Thallus mit mehr als 4 pericentralen Zellen. 5. D. nisrescens (Dillw), Grey. Thallus dunkelroth bis 3 dm hoch, unten bis ımm dick, mit ı2 bis 16 pericentralen Zellen, nicht — oder ganz unten sehr schwach — berindet. Aeste ruthenförmig, meist sehr reich, zuweilen fiederartig oder büschelig verzweigt. Cystoc. breit eiförmig, kurz gestielt. Kig,:; Harvey, Phye, Brit. .t. 277: Kützing, Tab. Phyc. XII. t. 56. Syn.: P. sentosa Kg. P. secundata Suhr. (Kützing, 1. c. XII. t. 52). P. lophura Kg. In der litor. und sublit. Region an Steinen etc. und grösseren Algen, überall häufig. Kieler Föhrde: Engler, Hennings. Bülk: Lüders, Rke. Strander Bucht, Rke. Friedrichsort, Suhr. Fructif.: Sommer. Perennirend. (NEM. Atl. Oc. NS.). Unter diese sehr vielgestaltige Art, deren Habitus je nach der Jahreszeit sehr wechselt, und welche mit Rhodomela subfusca leicht zu verwechseln ist, rechnet Reinke, l. ce. alle in dem Gebiete vorkommenden Polysiphonien mit mehr als 8 pericentralen Zellen, berindete oder unberindete. P. secundata Suhr, (Friedrichsort) ist immerhin eine durch die einseitige Verästelung ins Auge fallende Form. XXIV. Gen. Lophothalia J. Ag. Till Alg. Syst. XI. p. 56ff. Thallus fadenförmig, polysiphon gegliedert (mit 4 bis 8 peri- centralen Zellen) berindet oder unberindet, meist reich verzweigt, die letzten Verästelungen mit monosiphonen gefärbten Gliederfäden besetzt. Cystoc. eiförmig gestielt oder sitzend. Tetrasp. in Stichidien, welche aus polysiphonen Aestchen oder den monosiphonen Fäden umgebildet sind, tetraädrisch getheilt. Die Gattung, hauptsächlich aussereuropäisch, neuerdings von J. Agardh, 1, c. auf- gestellt, steht in der Mitte zwischen den Gattungen Polysiphonia und Dasya und ist characterisirt durch die gefärbten monosiphonen Gliederfäden und die Stichidien. L. byssoides (Good. et Woodw.) J. Ag. Thallus purpur- bis braunröthlich, bis 20 cm hoch, unten bis ı mm dick, unberindet, mit 7 pericentralen Zellen, regelmässig allseitig abwechselnd oder etwas fiederig verzweigt. Die dichotom verzweigten monosiphonen gefärbten Gliederfäden aus jedem Gliede der letzten Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 137 Aestchen entspringend. Stichidien aus polysiphonen Aestchen gebildet, welche höckerig anschwellen; Tetrasp. einreihig. Fig.: Harvey, Phyc. Brit. t. 284. Kützing, Tab. Phyc. XIV. t. 24. Syn.: Polysiphonia byssoides Grev. P. byssacea, vaga, asperula Kg. In der sublit. Region an grösseren Algen. Bülk, Rke. Fructif.: Herbst. (NS. Atl.Oc. MM.). Die s. g. Stichidien dieser Art unterscheiden sich wenig von den Tetrasp. tragenden Aestchen von Polysiphonia. Das wesentliche Merkmal beruht in den gefärbten monosi- phonen Fäden, während die bei Polysiphonia vorkommenden ähnlichen Haare stets farblos sind. Uebrigens ist je nach dem Entwickelungsstadium die Art sehr variabel; so fehlen zu Zeiten die gefärbten Gliederfäden gänzlich. Fam. Corallinaceae. Cystoc. (sowie Tetrasp. und Anther.) in Conceptakeln (Höhlungen) entwickelt, welche entweder dem Thallus eingesenkt sind oder warzen- förmige Anschwellungen bilden. Die kurzen sporigenen Fäden ent- springen am Grunde der Conceptakeln und sind zuweilen von farblosen Nebenfäden begleitet. Zu dieser Familie gehören fast alle mit Kalk incrustirten Rhodophyceen. XXV. Gen. Melobesia Lamour. Rosanoff: Recherches anatom. sur les Melobesiees. Cherbourg 1866, Thallus epiphytisch auf grösseren Algen, krustenartig, horizontal ausgebreitet, anfangs rundlich, später zusammenfliessend, mit der Unter- seite dem Substrat ganz angewachsen, am Rande oft wellig oder gelappt, röthlich oder weisslich, aus zwei Schichten bestehend, deren untere aus einer Lage grosser Zellen gebildet ist!), welche strahlenförmig von einem Mittelpunkte ausgehen. Die obere (Rindenschicht) ist zuweilen wenig entwickelt und besteht aus sehr kleinen Zellen. Conceptakel äusserlich. Tetrasp. zonenartig zwei oder viertheilig. BI MM. Bejolisis" Rosan. Thallus dünn und krümlich, rosenroth oder weisslich. Zellen der untern Schicht quadratisch, Rindenzellen sehr klein und undeutlich. Ungeschlechtliche Conceptakel meist zahlreich, die Mündung mit haar- förmig verlängerten Randzellen besetzt. Tetrasp. viertheilig, Cystoc. und Anther.? Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 108, p. 264. Auf abgestorbenen Zostera Blättern. Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. (NEM. bis MM.) !) An den fructificirenden Stellen wird der T'hallus vielschichtig, 138 Th. Reinbold. 2. M: farinosa.ıBaAmour: Thallus ähnlich wie bei ı, aber mehr weniger gezont, die Rinden- zellen deutlich entwickelt, dreieckig oder halbkreisförmig. Zellen der unteren Schicht länger als breit, rechteckig; einzelne Zellen bedeutend grösser und sich nicht mehr theilend, auch ohne Rindenzellen (Grenz- zellen). Ungeschlechtliche Conceptakel häufig, halbkugelig; die Rand- zellen der Mündung nicht oder wenig haarförmig verlängert. Tetrasp. viertheilig. Cystoc. und Anther.? Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 107, p. 263. Vorkommen etc. wie vorige. Strander Bucht, Rke. (NS. Atl.Oc. MM.) 3. M. membranacea (Esper) Lamour. Thallus sehr dünn und wenig verkalkt, weisslich, rund, ringförmig, oft zusammenfliessend. Zellen der unteren Schicht bis zwei Mal länger als breit. Rindenzellen klein, quadratisch. Ungeschlechtliche Conceptakel zahlreich, oft zusammenfliessend, flach warzenförmig mit mehreren siebartigen Oeffnungen. Tetrasp. viertheilig. Männliche und weibliche Conceptakel beinahe halbkugelig. Fig.: Hauck, Meeresalgen, Fig. 104, p. 260. In der sublit. Region an grösseren Algen; Bülk, Rke. Fructif.: Sommer. (NEM. bis MM.) Zusammenstellung der im Gebiete vorkommenden Rhodophyceen. Erythrotrichia ceramicola (Lyngb.) Aresch. Cruoria pellita (Lyngb.) Fries. Actinococcus roseus (Suhr) Kg. Hildenbrandtia rosea Kg. Chantransia virgatula (Harv.) Thur. N secundata (Lyngb.) Thur. Spermothamnion roseolum (Ag.) Pringsh. Nemalion multifidum (Web. et Mohr) J. Ag. Rhodochorton membranaceum Magnus. chantransioides Rke. Rothii (Engl. Bot.) Näg. 2 minutissimum Suhr sp. Antithamnion plumula (Ellis) Thur. Callithamnion corymbosum (Engl. Bot.) Ag. byssoideum Arn. roseum Roth sp. ” ” ” Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 139 Ceramium tenuissimum (Lyngb.) J. Ag. 4 arachnoideum ]J. Ag. R Deslongchampii Chauv. 3 diaphanum (Lightf.) Roth. 2 strictum Grev. et Harv. R divaricatum Crouan. = rubrum (Huds) Ag. circinnatum (Kg.) J. Ag. FE an furcellata (L.) Stackh. Dumontia filiformis (Fl. Dan.) Grev. Chondrus crispus (L.) Stackh. Gymnogongrus plicatus (Huds.) Kg. Phyllophora Brodiaei (Turn.) J. Ag. ” membranifolia (Good. et Woodw.) J. Ag. » Bangii (Fl. Dan.) Jensen. Cystoclonium purpurascens (Huds.) Kg. Hydrolapathum sanguineum (L.) Stackh. Delesseria sinuosa (Good. et Woodw.) Lamour. 5 alata (Huds.) Lamour. Harveyella mirabilis (Reinsch) Rke. u. Schmitz. Polyides lumbricalis (Gmel.) Grev. Rhodomela subfusca (Woodw.) Ag. e virgata Kjellm. Polysiphonia urceolata (Lightf.) Grev. 5 violacea (Roth.) Grev. * elongata (Huds.) Harv. I fibrillosa (Dillw.) Grev. nigrescens (Dillw.) Grev. Terkolkala byssoides (Good. et Woodw.) J. Ag. Melobesia Le Jolisii Rosan. z farinosa Lamour. e membranacea (Esper) Lamour. Bestimmungstabelle für die Gattungen. ı. Thallus kugel- oder warzenförmig; parasitisch aufanderen Algen ” ” ea Rarasıt auf. Phyllopherau.h anne mals. ame ” krustenförmig, horizontal ausgebreitet. nicht kugel- oder krustenförmig; aufrecht, schein gestaltet . „ BRindomelauillan! zusbliatkuis) ; . Harveyella: 2 3 5 140 Th. Reinbold. 3. Kruste mit Kalk incrustrirt, auf Algen und Zostera Melobesia. „ nicht mit „ " „ Steinen, Muscheln 4. 4. : Kruste. hautartig, dünn. Um an, 2 Elldenbrandeen ». gallertartig, "etwası dicker) Nur ı72. 2 CrUorzE 5. Thallus aus mehr weniger deutlich unterschiedenen Stengeln und Blättern bestehend . . .6. » fadenförmig, monosiphon, berindet oder unberindet, einfach oder verzweigt. . . 7. » fadenförmig, verzweigt, von verschiedener Structur, nie monosiphon, aber stets mit centraler gegliederter monosiphoner Axe 12. »„ flach-rundlich, oder fadenförmig ohne monosiphone Axe und nie monosiphon . 14. 6. Blattkörper sehr dünn, hautartig mit Mittelrippe: a. Cystoc. gestielt, kugelig. . . Hydrolapathum. b. A sitzend, warzenförmig. . Delesseria. = derb, ohne Hi he a en hlejolsierce! 7. Fäden unverzweigt‘. Wi. wol SIVERyEhrOIACHIA: »., "Nerzweigstin.G AORTA. DaB: 8. Fäden yöllisnnberindet Im) Ruin leg: „.. „mehr "weniger berindet ar BURN ION RR: 9. Tetrasp. äusserlich, ungetheilt sch Chantransia. 5 a kreuzförmig getheilt (Pränzchen Rodochorton. % ” tetraädrisch ».. . . Spermothamnion. ı0. Fäden meist nur an den Gelenken berindet; Ast- spitzen gabelig-zangenförmig . . . . . Ceramium. „ ander Basis des Stammes (und der Haupt- äste) mehr weniger berindet (durch Fasern) L1. Il. Verzweigung opponirt fiederig. Tetrasp. äusserlich, kreuzförmig getheilt. . . . . . Antithamnion. 5 mehr weniger dichotom oder ab- wechselnd fiederig; Tetrasp. äusser- lich, tetra&drisch getheillt . . . . Callithamnion. 12. Die monosiphone Fadenaxe von mehreren Reihen ungleich langer pericentraler Zellen umgeben; Thallus berindet Rhodomela. - 4 von einer Reihe pericentraler Zellen umgeben, welche von gleicher Länge wie diejenigen der Achse und in gleicher Höhe mit denselben angeordnet sind (ein Glied bilden). Thallus berindet oder unberindet . -. . . . »12 Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde. 13. Letzte Verzweigungen mit monosiphonen gefärbten Gliederfäden besetzt. Te- trasp. in mehr weniger ver- änderten Aestchen (Stichi- 141 dien). Thallus unberindet . Lophothalia. ohne gefärbte Gliederfäden (aber oft mit farbl. Haaren). Tetrasp. in nicht wesentlich veränderten Aestchen. Thal- lus berindet oder unberindet Polysiphonia. 14. Thallus flach (oder zusammengedrückt rundlich), derb, dichotom getheillt . . . . . .„ Chondrus. Tunis are Et 15. Thallus mehr weniger hohl. Cystoc. eingesenkt. Dumontia. schder. .,... ar: este ehalsnTo. 16. Thallus schlüpfrig, gallertartig, dichotom getheilt. Cystocz eingesenkt7:, 1. . Nemalion. „ nicht schlüpfrig, weich, allseitig reich verzweigt. Cystoc. in Anschwellungen Ausserlicht Yl252:4 - uamalr- 15 deu. Cystoelonium. rieides; mehr weniger hornartigs. b, “u17. 17. Thallus regelmässig dichotom fächerig . . . . 18. „ unregelmässig dichotom, verworren . . Gymnogongrus. 18. Thallus mit einer Wurzelscheibe befestigt. Cystoc. äusserlich in Nemathecien . . . . . Polyides. mit einem Geflecht von Wurzelfäden be- festigt. Cystoc. in den angeschwollenen ESSESDIEZED. on. Kastielara, ” 142 Th, Reinbold. (II.) Nachtrag zu den Chlorophyceen. ') I. Gen. Cladophora. Kg. 1. Cl. albida (Huds.) Kg. Thallus meistens hellgrün, schlaffl, zuweilen dicht verworren und etwas schwammig, dicht verzweigt, unten bis 75 w, in den Aestchen c. 20 w dick. Aeste und Aestchen abstehend, zuweilen zurückgebogen, abwechselnd einseitig oder auch wohl opponirt entspringend. Zellen 2—6 mal länger als der Durchmesser. V. refracta Thur. msc. in le Jolis Alg. mar. de Cherb. p. 60. Syn.: (sec. le Jolis): Cl. refracta Harv. Phyc. Brit. t. 24. Wyatt Alg. Danm. Nr. 228. Aestchen vorletzter Ordnung zurückgebogen. In der litor. Region an Steinen. Strander Bucht! (Atl. Oc.) Die von mir nur einmal gefundene Alge stimmt mit dem Wyatt'schen Exsiccat im Wesentlichen überein. Dieselbe unterscheidet sich von Cl, refracta Aresch durch grössere Zartheit, längere Zellen, weniger dicke Zellwände und durch ausgeprägt schwammige Consistenz — bewirkt durch die zahlreichen dünnen sich verwirrenden Aest- chen — sowie durch hellere Färbung. Hauck führt Cl. refracta (Roth) Kg. Harv, Phyc. Brit. t. 24 ebenfalls unter Cl. alhida als Synonym, wie derselbe den Artbegriff überhaupt sehr erweitert hat, indem er mehre Arten Kützings aus dessen Abtheilung Refractae (Spoc. Alg.) unter Cl, albida subsummirt. Das eigentlich Characteristische der typischen Art — mehr weniger opposite Verästelung — ist dadurch allerdings aufgegeben worden, Ueber Cl. refracta vergleiche man auch: Farlow, Alg. of Neu Engl. p. 52. Meine frühere Bemerkung zu Cl. refracta Aresch. wird durch Vorstehendes modificirt. 2,vEl. trichncoma-ke: Hell- oder schöngrüne Rasen. Thallus schlaff und zuweilen etwas schlüpfrig, unten bis 150 u, in den Aestchen bis 40 w dick, reich aber locker verästelt. Aeste verlängert und büschelig-schopfförmig ver- zweigt. Die jüngeren Aeste nackt oder mit, meist einseitigen, Aest- chen besetzt. Zellen 4—ıo mal länger als der Durchmesser. Kig.:: Kützing, "Tab. Phye; IV. t.28, Syn.: Cl. nitida, Ruchingeri, longicoma, viridula Kg. (sec. Hauck.) In der litor. Region an Steinen. Strander Bucht! (MM. NS.) {) Ein (I.) Nachtrag befindet sich am Schlusse der Cyanophyceen, Die Rhodophyceen (Florideen) [Rothtange] der Kieler Föhrde, 143 Hauck vereinigt unter dieser Art fast alle Arten, welche bei Kützing (Spec. Alg.) die Abtheilung Fastigatae bilden. Ohne Zweifel sind dieselben auch sehr nahe mit ein- ander verwandt. Die Art besitzt Aehnlichkeit mit Cl. sericea (Huds) Aresch. (Cl. cry- stallina Kg.), ist aber schlaffer und schlüpfriger und zeigt eine andere Verzweigung, > @eir hamosa’Kee. Thallus dunkelgrün, rigide, unten bis 100 w, in den Aestchen bis 50 u dick. Die Aeste mit abwechselnden, einseitigen, oder auch wohl opponirten oder paarig entspringenden Aestchen besetzt, welche elegant nach einwärts gebogen sind. Aeste an der Basis zusammengewachsen. Zellenwände dick und lamellos. Zellen verhältnissmässig kurz, höch- stens bis 4 (oder 5) mal länger als der Durchmesser. Kia: Kützme,lah, Phye IV. it. 8. Syn.: Cl. Bertolonii, corymbifera Kg. (sec. Hauck). In der litor. Region an Steinen! Friedrichsort in der Nähe des Leuchtthurms! (NS. MM.) Eine sehr gut gekennzeichnete Art, zu welcher Hauck als Form Cl. refracta Aresch, zieht, welche im Habitus sehr abweicht, in den Zellendimensionen etc. aber grosse Aehnlichkeit zeigt. t van bild Waller Eu Ber 2 JE H dal besi} - 4 hagımag Sitzungsberichte. Sitzung am 12. Januar 13gı. Vorsitzender: Major Reinbold. In Stellvertretung des Vorsitzenden eröffnete Herr Major Reinbold die Sitzung mit Vorlage der eingegangenen Zeitschriften und theilte mit, dass von Herrn Lehrer Lorenzen ein Verzeichniss von 27 Zeit- schriften des Vereins aufgestellt sei, welche sich besonders für den Lesezirkel eignen. Diese Liste wird bei den Mitgliedern zirkuliren. Herr Major Reinbold sprach sodann über den Nutzen und die praktische Verwendung der Meeresalgen. Der Vortragende führte ungefähr Folgendes aus: Wenn man die Pflanzenklasse der Thallephiyten in Bezug auf Schaden und Nutzen für die Menschen betrachtet, so stehen wohl an Wichtigkeit die Pilze obenan; die Bedeutung der Algen erscheint zwar weit geringer, ist aber immer doch gross genug, um durch eine kurze Besprechung interessiren zu können. Beschränken wir uns hier heute auf die wichtigeren Algen des Meeres, so fragen wir zuerst nach ihrer allgemeinen Bedeutung für den Haushalt der Natur. Da wird uns die Antwort: Ohne Algen keine Fische! Wir sehen, dass die Algen in demselben Verhältnisse zur Meeresfauna stehen, wie die Pflanzen des festen Landes zu den Thieren auf demselben. Auch jene sind nämlich befähigt, die für die Thiernahrung nothwendigen organischen Stoffe aus unorganischen zu produziren. Diese Nahrungsstoffe gelangen auf indirektem Wege, durch die niedere Thierwelt des Meeres, in den Magen der Fische; nur ganz ausnahmsweise ernähren sich dieselben direkt durch Algen (Sardinen). Bei dieser Thier- (Fisch-) Nahrung hat man nun aber nicht etwa an die mehr oder weniger grossen Algen zu denken, welche man gewöhnlich als „Tang“ bezeichnet und die bei niedrigem Wasser zuweilen als ausgedehnte Wiesen vor unsere Augen treten. Zwar nützen auch diese den Fischen zur Ablage des 10 146 Sitzungsberichte, Laichs, zum Schutz der Brut, und dienen der kleinen Thierwelt als Schirm, aber als Nahrungsmittel sind dieselben garnicht oder doch nur in sehr beschränktem Masse aufzufassen. Die eigentliche Urnahrung der Fische ist dem unbewaffneten Auge nicht oder kaum sichtbar; sie gehört dem durch Prof. Hensen’s bahnbrechende Forschungen in den letzten Jahren so viel genannten Plankton an (dem im freien Meere willenlos umhertreibenden Material an Pflanzen und Thieren). Zwei Algenfamilien sind dort hauptsächlich vertreten: die Peridineen (Gattung Ceratinm) und die Diatomeen (Chaetoceros und Rhizosolenia). In staunenerregender, fast unbegreiflicher Menge füllen diese mikroskopischen Algen das Meer und bilden die Nahrung für die kaum sichtbaren, aber ebenso massenhaft auftretenden Thierchen des Planktons, vor allen der Copepoden (Spaltkrebse), der ausschliesslichen Nahrung des Hä- rings etc. Den hauptsächlichsten Nährstoff liefern die Peridineen, während die Diatomeen im entwickelten Zustande der scharfen, kiese- ligen Hüllen wegen dem Thiermagen weniger zusagen; jedoch ist es wohl zweifellos, dass ihre anfangs nakten Sporen ebenfalls in ausgiebiger Weise zur Nahrung dienen. Sodann aber tragen die auf den Meeres- boden niedersinkenden Diatomeen zur Bildung des Schlammes bei, wo durch die Zersetzung derselben die organischen Bestandtheile mehr. oder weniger für die hier lebende Thierwelt nutzbar werden. Interessante Details über die Urnahrung der Fische findet man in dem eingehenden und sehr klarem Aufsatze von Dr. Heincke: Die Untersuchungen von Hensen über die Produktion des Meeres an belebter Substanz. (Mitth. der Sekt. für Küsten- und Hochsee-Fischerei 1889.) Aber nicht allein auf diese indirekte Weise liefern die Meeres- algen den Menschen Nahrung, sondern auch auf ganz direkte, vermöge ihres mehr oder weniger grossen Gehalts an Stärke, Eiweis, Zucker etc. Die eigentlichen Tangesser kommen auf der Erde hauptsächlich in zwei Gruppen vor. Die eine wohnt an den Gestaden des nördlichen at- lantischen Ozeans und des nördlichen Eismeeres: Schotten, Iren, Nor- weger, Lappen, Isländer etc. Die wichtigsten Algen, welche hier genossen werden — als Sauce, Suppe oder zu Gallerte eingedickt, zusammen mit Oel, Essig oder auch Milch — sind: Rhodymenia palmata (Dulse, Dillesk), Laurencia pinnatifida (Pepper dulse), Porphyra vulgaris (Laver, slake, marine sauce), sowie Chondrus crispus und Gigartina mamillosa (Carageen oder Irisch Moos). Alle diese Arten gehören den rothen Algen (Florideen) an. Von einigen braunen Algen (Fucaceen) werden hier und da die jungen Pflanzen gegessen. Mit fortschreitender Kultur und Wohlhabenheit ist allmählich der Gebrauch obiger Algen als Nahrungsmittel mehr und mehr im Schwinden begriffen. Iren, Nor- weger etc. sind nur aus Noth Tangesser. Anders verhält es sich mit Sitzungsberichte. 147 der zweiten Gruppe: den im und am Indischen Ozean wohnenden Malayen und Mongolen. Hier ist die Alge nicht nur ein Nothbehelf für den Armen, sondern auch ein Leckerbissen für den Reichen, ein bedeutender Handelsartikel. Hauptsächlich sind es Arten der Gattungen Eucheuma — als Agar-Agar auch bei uns eingeführt —, Gelidium und Gracilaria (Ceylon Moos), welche hier, nachdem sie in Kaltwasser aus- gewaschen, gebleicht und getrocknet, meist in der Form von Gallerten zur Verwendung gelangen. In der feineren Küche dienen diese Gel&es dazu, die scharfen Gewürze der Speisen zu mildern. Eine ausführliche Liste der in China als Nahrung benutzten Algen mit ihren einheimischen Namen findet sich in A. von Martens: Tange der ostasiatischen Expedition. Als in der Medizin gebräuchlich sind zu nennen: das oben er- wähnte Carageen — noch jetzt in der neuen deutschen Pharmacopoe aufgeführt — sowie das hauptsächlich im Süden Europas als Wurm- mittel verwandte Alsidium helminthochorton (Corsica Moos). Ferner finden noch die aus getrockneten Stengeln von Laminaria geschnittenen Stifte in der Chirurgie hier und da Verwendung zur Erweiterung von Wundkanälen etc., da die angefeuchteten Stifte bis zu dreifachem Um- fange anschwellen. In der Landwirthschaft finden noch heute einige Fucaceen und Laminariaceen in Schottland, Norwegen, Nordamerika etc. als vorzügliches Düngungsmittel (Sea wrack) ausgiebige Verwendung, und dienen die- selben ausserdem im hohen Norden als werthvolles Viehfutter. Auch Industrie und Gewerbe ziehen aus den Meeresalgen ihren Nutzen. Das Verbrennungsprodukt aus verschiedenen Laminariaceen und Fucaceen, Kelp genannt, diente früher in ausgedehntem jetzt aller- dings sehr beschränktem Maasse zur Gewinnung von Kali-Salzen (Tang- Soda) und Jod. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts wurden in Schottland, auf den Orkney Inseln etc. die Kelp shores theuer verpachtet und Fucus sogar künstlich angepflanzt. Der Gewinn aus den Kelp-Produkten be- trug z. B. im Königreich England in der Zeit von .1720—1800 ca. ı2 Millionen Mark. In China wird der aus Glocopeltis tenax gewonnene Leim zum Firnissen von Papierlaternen und Gitterfenstern ausgiebigst benutzt, und ebendort Gelidium Amansii zum Schlichten des Seidenzeuges. Die Diatomaen-Erde (Kieselguhr) wird als Polirmaterial bei der Glas- und Steingutfabrikation, sowie zur Herstellung des Dynamit verwandt. Manche Verwendungen untergeordneter Art liessen sich noch an- führen — so liefert Chordefilum (Sea tace) den Schotten vorzügliche Fischleinen, die Stengel von Laminaria werden zu dauerhaften Wasser- schalen verarbeitet u. s. w. u. s. w., doch bleibe dieses unausgeführt, 10* 148 Sitzungsberichte, da es sich hier nur darum handelt, den Nutzen der Meeres-Algen im grossen Ganzen vorzuführen. Bemerkt sei noch am Schluss, dass giftige oder überhaupt schädliche Meeresalgen bis jetzt nicht bekannt sind. Hierauf sprach Herr Dr. med. Ernst H. L. Krause, über die Flora des Landes Oldenburg (in Holstein). Seit in Schleswig-Holstein botanisirt wird, ist das Land Oldenburg durch das Vorkommen vieler seltener Pflanzen aufgefallen. Es sind im Ganzen nicht weniger als 24 Arten von Blüthenpflanzen angegeben, die nur im Lande Oldenburg, dagegen nicht im übrigen Schleswig- Holstein wachsen sollten. Kontrollirt man dies Verzeichniss aber an der Hand der Prahl'schen Flora, so bleiben nur zwei dem genannten Lande eigenthümliche Arten übrig; alle anderen finden sich auch anderswo im Gebiet oder waren von vornherein irrthümlich angegeben. Die beiden Oldenburgischen Pflanzen, welche im übrigen Gebiet fehlen, sind Orobanche elatior Sutton und Thalictrum minus L. Trotzdem bleibt das Land floristisch interessant, weil hier auf einem kleinen Raum viele Arten vorkommen, welche sonst nur zerstreut im Gebiet gefunden werden; z. B. Thalictrum simplex L., Delphinium Consolida L., Ranunculus arvensis L., Helianthemum Chamaecistus Miller, Dianthus superbus L., Geranium sanguineum ‘L., Trifolium montanum L., Ulmaria Filipendula L. sp., Peucedanum Oreoselinum L. sp., Libanotis montana Crantz, Galium boreale L., Scabiosa Colum- baria L., Jnula salicina L., Serratula tinctoria L., Crepis biennis L., Chondrilla juncea L., Campanula glomerata L., Melampyrum cristatum L., M. arvense L., Betonica danica Miller, Platanthera bifolia Schmidt sp., Avena pratensis L. Das Hauptverbreitungs-Gebiet der meisten von diesen Arten ist östlich; zu beachten ist, dass mehrere Getreideunkräuter dazwischen sind. Aber von den 24 Charakterpflanzen des Landes Oldenburg kommen ı8 wieder in England oder Irland, 3 weitere in Dänemark oder Norwegen vor, und nur 3 erreichen hier die endgültige Nordwestgrenze, nämlich Delphiniun Consolida (Ackerunkraut), Peuce- danum ÖOreoselinum und Chondrilla juncea. Das es nun überhaupt feststeht, dass in der Vorzeit eine östliche Flora viel weiter nach Westen verbreitet war, so kann die oldenburgische Flora nicht als Vorposten, sondern muss als Ueberbleibsel jener östlichen Pflanzen- gemeinschaft aufgefasst werden. Welche Umstände haben es nun bewirkt, dass so viel östliche Formen (die meisten sind noch im nörd- lichen Mecklenburg sehr selten) im Lande Oldenburg erhalten ge- blieben sind? Ist es die Inselnatur des Landes? Zum Theil gewiss, aber nicht allein, denn Alsen und Fehmarn haben weniger Eigenthümlichkeiten, Sitzungsberichte, 149 obwohl sie mehr vom Festlande geschieden sind. Mit mehr Recht könnte man die Ursache der floristischen Besonderheit im Klima suchen. Es ist nämlich auf der Regenkarte des Andree’schen Atlas das Land Oldenburg nebst Mecklenburg einer trockneren Zone zugerechnet als Ost- holstein. Aber der Unterschied in der jährlichen Regenmenge ist nicht von Bedeutung, umsoweniger als die Differenz nach den neuesten Supan’ schen Karten (in Peterm. Mitt. 36. Taf. 21) hauptsächlich in die Winter- monate fällt. Ausserdem haben weder Lage noch Klima die Ein- wanderung westlicher Formen verhindert, es kommen nämlich vor: Ulex europaeus L., Ilex Aquifolum L., Lamium hybridum Villars (Ackerunkraut), Myrica Gale L., Phleum pratense L. u. s. w. Der Boden des Landes Oldenburg unterscheidet sich nicht wesent- lich von dem in den übrigen Theilen der Provinz, kann also auch die Flora nicht erklären. Ausser der insularen Lage verdankt das Land Oldenburg seine reiche und eigenthümliche Flora dem Umstande, dass es seit viel längerer Zeit entwaldet ist, als Ostholstein. Das letztere hat vom 8. bis 12. Jahrhundert öde gelegen und war mit Wald bestanden, während das Land Oldenburg in derselben Zeit beackert wurde. — Als im 8. Jahrhundert die Slaven in Holstein einfielen, war das ganze Land an- gebaut. Die Fremden drangen bis zur Swentine vor, aber festen Fuss fassen konnten sie dauernd nur in der nordöstlichen Ecke, Stargard, das jetzige Oldenburg, war ihre Hauptstadt. Zwischen diesem Slaven- land und den Wohnsitzen der Holsaten verödete das Land und bewuchs mit Wald, das ist der Isarnhö, der noch am Ende des 12. Jahrhunderts sich von Schleswig bis Lütjenburg erstreckte. Helmold, der zu jener Zeit Pfarrer in Bosau war, schreibt, dass in diesem Walde überall nicht nur Ackerfurchen noch erkennbar wären, sondern dass auch Wälle von festen Plätzen und Mühlenwehre sich darin fänden, ein Beweis, dass einst dies ganze Land von Sachsen bewohnt gewesen wäre. Im Westen dieses Waldes wohnten die Holtsaten — nach Osten bis zum Zwentinefeld (Bornhöved), ihr Hauptstützpunkt war Faldera (Neumünster). Analog lag der Sachsenwald zwischen Stormarn und Polaben. Hamıburg war hier die Grenzfeste. Segeberg ist erst von Kaiser Lothar gegründet. So blieben also West- und Mittelholstein nebst dem Lande Oldenburg dauernd in Kultur, während Ostholstein mit Wald bewuchs.. Vom Land Oldenburg berichtet Helmold, dass es dort nur einen einzigen Wald gab, nämlich den heiligen Hain, in welchem unter alten Eichen das Bild des Landesgottes Prove stand. Nun sollte man meinen, die inländischen Pflanzen hätten in den Grenzwäldern den besten Schutz gegen die ihnen feindliche Kultur 150 Sitzungsberichte, gefunden, Ostholstein müsste reicher sein an altinländischen Arten als der Westen des Landes und Oldenburg. Aber so war es nicht. Die Wälder, welche einst von den Angeln und Sachsen abgetrieben waren, hatten grösstentheils aus Eichen, vielleicht noch theilweise aus Kiefern bestanden; geschlossene Buchenwälder haben die einwandernden Ger- manen noch nicht vorgefunden. Die Wälder aber, welche im Mittel- alter an der Slavengrenze aufwuchsen, waren vorwiegend Buchenbestände. Die Pflanzen, welche in den Waldresten des Landes Oldenburg und in Mittel- und Westholstein sich bis heute erhalten haben, sind ur- sprünglich Bewohner des lichten Eichenwaldes. Von den Charakter- pflanzen des Landes Oldenburg finden sich sieben (also nach Abrechnung der Ackerunkräuter !/, der Gesammtzahl) in Mittel- oder Westholstein. Andererseits treten in diesen Landschaften wieder andere Arten auf (Thesium ebracteatum Hayne, Anthericum Liliago L. und ramosum L.), welche ebenfalls ihr Hauptwohngebiet im Osten haben. Im Schatten geschlossener Buchenbestände können sie nicht bestehen, deshalb sind sie in Ostholstein ausgestorben. Die Ackerunkräuter des Landes Olden- burg finden sich auch in Mecklenburg, sind also wohl slavisch. Schliesslich theilte Herr Lehrer Lorenzen noch Folgendes mit: In der letzten Sitzung des Vereins wurde eines von dem Herrn Dr. Gottsche an den Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg erstatteten Berichtsüber diegeologischen Ergebnisse seiner Sommerreise durch Schleswig-Holstein u. s. w. Erwähnung gethan. Die Veranlassung dazu bot ein zusammenfassender Bericht der „Kieler Zeitung“, in den sich anscheinend mehrere Entstellungen eingeschlichen hatten. Als Antwort auf eine an Herrn Dr. Gottsche gerichtete Bitte um Aufklärung hebt genannter Herr zur Richtigstellung hervor, dass der Glimmerthon von Esbjerg nach wie vor als miocän, nicht oligocän, anzusehen sei, und sich demnach hinsichtlich seines Alters an die bekannten Glimmerthonvorkommnisse im Kreise Haders- leben (Spandet, Gramm) anschliesse. „Der Unterschied besteht nur darin, dass im Hangenden bei Esbjerg mächtige Thoneisensteinbänke auftreten, die an den nordschleswigschen Fundorten fehlen, resp. nur durch Konkretionen vertreten sind. In diesen Thoneisensteinen kommen nicht allzu selten grosse Krebsreste vor, die von den bisher aus dem Glimmerthon bekannten erheblich abweichen.“ — Als Erklärung für das Fehlen dieser Thoneisensteinbank auf Spandet kann vielleicht der Umstand dienen, dass, nach an Ort und Stelle erhaltenen Mittheilungen, sich die hangenden (bedeckenden) Schichten des Glimmerthons nicht mehr in ursprünglicher ungestörter Lagerung befinden. In älterer Zeit hat man etwa den Glimmerthon bedeckende Schichten abgeräumt, eine oberste, wenig mächtige Glimmerthonschicht abgebaut, und nach- Sitzungsberichte. 151 dem diese ausgenutzt war, in jüngerer Zeit eine tiefere Schicht in An- griff genommen, deren Bedeckung also Abraumerde ist. Sitzung am 9. Februar 18gı. Vorsitzender: Prof. Dr. @. Karsten. Nach Vorlage der Eingänge für die Bibliothek sprach Herr Prof. Dr. K. Brandt über Häckel's Angriffe gegen die Plankton-Expedition. Der Inhalt dieses Vortrages ist bereits in dem 2. Hefte, Band VIII, S. 199— 213 mitgetheilt. Herr Lehrer Hansen legte eine von ihm gezeichnete Wand- karte Schleswig-Holsteins vor, welche auf Grundlage der Messtisch- blätter entworfen ist und die geologischen und Höhen-Verhältnisse des Landes in einer besonders für die Zwecke der Schule berechneten übersichtlichen Weise zur Darstellung bringt. Herr Professor Dr. Karsten zeigte eine neue von H. Jahn ge- zeichnete Karte vom Kreise Kiel, die mit der bekannten Sorgfalt ge- arbeitet war. Ein Nachtrag zum Bibliotheks-Verzeichnisse wird von Herrn Lorenzen vorgelegt. Derselbe schlägt eine Anzahl von Regeln für die Bibliothekbenutzung und den Lesezirkel vor. Diese und weitere Vorschläge zur Förderung der Vereinsinteressen sollen im Vorstande weiter berathen werden. Sitzung am 9. März 1891. Vorsitzender: Professor Dr. L. Weber. Da sowohl Professor Karsten als Major Reinbold verhindert sind, eröffnet Professor L. Weber die Sitzung mit der freudig be- grüssten Mittheilung, dass vom Provinzial-Landtage dem Verein für dieses Jahr eine Beihülfe von 1000 M bewilligt ist. Die eingegangenen Schriften für die Bibliothek werden vorgelegt. Herr Lehrer Sell wünscht aus der 2. in die ı. Abtheilung über- zutreten. Hierauf hielt Herr Dr. med. Ernst H. L. Krause einen Vortrag über die inländischen Bäume Schleswig-Holsteins. Von den meisten Pflanzensammlern werden die Bäume gegenüber den Kräutern vernachlässigt; und da Floristen und Pflanzengeographen bei ihren Arbeiten auf das von Sammlern zusammengetragene Material angewiesen sind, so ist unsere Kenntniss von dem Vorkommen und der Verbreitung mancher Baumarten in Schleswig- Holstein noch eine Jückenhafte. Dass die Bäume von den Sammlern wenig beachtet . werden, hat mehrere Gründe: Ein einmal bekannter Baum ist meist leicht wiederzufinden, und man kann von ihm Hunderte von Herbariums- 152 Sitzungsberichte, Exemplaren gewinnen, ein Kraut dagegen nimmt oft der erste Finder mit der Wurzel mit nach Hause, und andere suchen dann Jahre lang vergeblich nach anderen Exemplaren. So gewinnt ein Kraut viel eher den Ruf der Seltenheit als ein Baum. Ferner finden sich alle in- ländischen Baumarten angepflanzt in Gärten und Anlagen, sodass der- jenige Sammler, welcher nur für die Unterscheidung, aber nicht für die Verbreitung der Arten Interesse hat, mühelos seinen Vorrath fürs Herbarium einholen kann. Die Bäume Nord- und Mitteleuropas zerfallen in zwei Haupt- abtheilungen: Nadel- und Laubhölzer, entsprechend den systematischen Klassen der Gymno- und Angiospermen, und zwar sind von den Gymnospermen nur die Coniferen, von den Angiospermen nur die Dicotyledonen vertreten — Cycadeen und Monocotyledonen fehlen, ebenso Baumfarne. In Schleswig-Holstein ist nun die Mannigfaltigkeit der Baumarten noch beschränkter, da hier auch die Nadelhölzer fehlen und nur dicotyle Laubhölzer vorkommen. Es steht zweifellos fest, dass zu einer Zeit, als schon Menschen hier im Lande wohnten, aus- gedehnte Wälder von Kiefern und Fichten hier vorhanden waren, aber es steht ebenso fest, dass diese Baumarten ausgestorben sind, ehe das Land in die Geschichte eintrat, und dass dann erst seit dem Ende des 16. Jahrhunders durch Grundbesitzer und Forstleute Nadelbäume wieder eingeführt sind. Nur am Südrande des Herzogthums Lauenburg haben sich augenscheinlich Kiefernbestände dauernd erhalten. Ein Strauch aus der Familie der Coniferen — der Wachholder — ist verbreitet in der Provinz. Ob der Eibenbaum, welcher in Deutschland einst viel weiter verbreitet war, hier jemals wild wuchs, darüber fehlt jede Nachricht. Die inländischen Laubhölzer vertheilen sich nun auf verhältniss- mässig wenige Familien. Die meisten gehören zu den Choripetalen. Von diesen sind zwei Reihen bei uns nur durch Holzgewächse ver- treten: die Amentaceen und die Frangulinen, erstere mit ıı bis 13 Bäunen aus 2 Familien, letztere mit 3 Bäumen aus 3 Familien. Ferner sind die Familien der Ulmaceen, Tiliaceen und Aceraceen nur durch Bäume, und zwar jede nur durch eine Gattung (mit bezw. 2—3, I und 2—3 Arten) vertreten. Endlich kommen aus zwei Unterfamilien der Rosaceen, nämlich den Amygdalaceen und Pomaceen bei uns nur Holzgewächse vor, darunter 6 bis 8 Bäume aus drei Gattungen. Unter den inländischen Sympetalen sind nur zwei Bäume: die Esche, als einzige Vertreterin der Oleaceen, und der Hollunder oder Ellhorn aus der Familie der Caprifoliaceen. Letzgenannte Familie ist die einzige, welche bei uns gleichzeitig durch einen Baum und ein Kraut (Adoxa) vertreten ist, sie hat ausserdem an inländischen Arten einen Strauch Sitzungsberichte, 153 (Lonicera Xylosteum) und eine Liane (Lon. Perielymenum) aufzu- weisen. In dieser Uebersicht sind alle Arten inbegriffen, welche bei uns in Baumform vorkommen. Von ihnen bleiben sämmtliche Fran- gulinen und der Hollunder in der Regel strauchartig, auch die Linde und die Rosaceen werden nur selten und ausnahmsweise hohe Wald- bäume, sodass für die Bildung der Hochwaldbestände nur die Amen- taceen (7 Arten), die Gattungen Ulmus und Acer und endlich Fraxinus excelsior in Betracht kommen. Liste der inländischen Laubhölzer: Fagus silvatica L., Quercus pedunculata Ehrh., O. sessiliflora Sm., Carpinus Betulus L., Corylus Avellana L., Betula verrucosa Ehrh., B. pubescens Ehrh., Alnus gluti- nosa Gärtn., Salix pentendra L., (? S. fragilis L.), S. Caprea L., ? Popu- lus hybrida M. B.), P. tremula L.; (? Ulmus campestris L.), U. montana With., U. effusa Willd.; Tilia ulmifolia Scop.; Acer Pseudoplatanus L., (? A. platanoides L.), A. campestre L.; Evonymus europaeus L., Ilex Aquifolium L., Rhamnus cathartica L.; Prunus avium L., P. Padus L., Crataegus oxyacantha L., C. monogyna Jacq., (? Pirus communis L.), P. Malus L., P. aucuparia L. sp., (? P. torminalis L. sp.); Fraxinus excelsior L., Sambucus nigra L. Von folgenden Arten ist eine genaue Feststellung der Verbreitung im Gebiet wünschenswerth: Quercus sessiflora Ehrh., Betula pubescens Erh., Ulmus montana With., U. effusa Willd., Acer Pseudoplatanus L., A campestre L., Prunus Padus L. Die beiden Ahornarten erreichen in Schleswig ihre Nordgrenze. Auf einige Arten, von denen es zweifelhaft war bezw. noch ist, ob sie überhaupt als inländisch anzusehen sind, wurde näher einge- gangen: I. Salix fragilis L. Knackweide). Sie ist an Wegen und Knicks häufig angepflanzt, nur am Elbufer wächst sie unter Verhältnissen, die annehmen lassen, sie sei inländisch. Beim Ausheben der Bau- grube für das neue Rathhaus und den Börsenanbau in Hamburg fand man einen aus Zweigen dieser Weidenart hergestellten Damm, welcher von Brackwasserablagerungen bedeckt war. Das Alter dieses Dammes muss nach den Lagerungsverhältnissen so hoch angenommen werden, dass der Fund für die Entscheidung der Frage, ob Salix fragilis in der gegenwärtigen Periode als inländisch zu betrachten sei, nicht ver- werthet werden kann. 2. Populus hybrida M. B. (Silberpappel, Abele). Sie gilt als Bastard der zweifellos von auswärts eingeführten P. alba L. und der inländischen P. tremula L. An einigen Standorten macht sie durchaus den Eindruck einer einheimischen Art. Es ist möglich, dass sie zum 154 Sitzungsberichte. Theil. durch Bestäubung wilder P. tremula mit Pollen von P. alba ent- standen ist. 3. Ulmus campestris L. (Ulme). Sie ist im Gebiet nur angepflanzt bekannt, auch in Dänemark kommt sie nur gepflanzt und verwildert in der Nähe von Anlagen vor. Ihre Verbreitung in Norddeutschland ist nicht hinreichend bekannt, da die älteren Schriftsteller sie nur selten von U. montana unterschieden haben. 4. Tilia ulmifolia Scop. (Linde). Sie ist nur in einigen Wäldern Nordschleswigs „anscheinend wild.“ In Jütland findet sie sich stellen- weise häufig in den Eichengeständen, den Resten verhauener Wälder. Auch in den angrenzenden norddeutschen Gebieten kommt die Linde in Wäldern vor. Es liegen auch Nachrichten über ihr Vorkommen in Wäldern in Mecklenburg und Lüneburg aus früheren Jahrhunderten vor. Sie war während des Mittelalters in Norddeutschland häufiger als jetzt. Unmöglich ist es nicht, dass sie hier überall ursprünglich nur verwildert ist, aber es liegt vorläufig für diese Annahme kein zwingender Grund vor. Es ist auffallend, dass die Art in Südschleswig und Holstein bisher nicht gefunden wurde. 5. Acer platanoides L. (Ahorn, Lohne, Lenne). Dieser Baum ist in der Provinz nur angepflanzt bekannt, ist aber inländisch in Dänemark, Skandinavien und Mecklenburg, urkundlich nachweisbar auch in Priegnitz (1552). Dagegen kennt man ihn im Lüneburgischen nur angepflanzt, während er im Göttingischen wieder zweifellos in- ländisch ist. Diese Art kann im Gebiet noch aufgefunden werden! 6. Pirus communis L. (Birnbaum). Die Kultur der Birne ist bei uns nicht so alt als die des Apfels, aber trotzdem alt genug, dass die Art sich einbürgern konnte. Anscheinend wilde Birnbäume sind bis jetzt nur im Lauenburgischen gefunden. 7. Pirus torminalis L. sp. (Elsbeere, Huttelbaum). Sie wächst jetzt nirgends im Gebiet wild, soll aber vor 100 Jahren hier vorge- kommen sein. Sie fehlt im Lüneburgischen, ist in Mecklenburg jetzt sehr selten, aber dort im vorigen Jahrhundert viel häufiger gewesen. Auf den dänischen Inseln kommt sie ganz vereinzelt vor. Möglicher- weise lässt sich noch ermitteln, ob und wann und wo sie in Schleswig- Holstein gefunden ist. 8. Fraxinus excelsior L. (Esche). Sie findet sich in Wäldern jetzt nicht häufig, ist aber zweifellos inländisch. Eine Urkunde vom Jahre 1314 (betr. Halenbeke bei Uetersen) nennt als Waldbäume „quercus,ffagos et fraxinos, id est Eschen.“ In der Priegnitz und Alt- mark war sie in früheren Jahrhunderten einer der häufigsten Wald- bäume, ist auch für Mecklenburg und die Mittelmark nachweisbar, scheint dagegen im Lüneburgischen niemals häufig gewesen zu sein. Sitzungsberichte. 155 Sitzung am 20. April 1891. Vorsitzender: Professor Dr. &@. Karsten. Unter den Eingängen für die Bibliothek befinden sich die Sendungen von 2 neu in den Tauschverkehr getretenen Gesellschaften, nämlich die Schriften des Vereins Fauna in Luxemburg und die Ravista Argen- tina d. hist. nat. Herr Professor Dr. Karsten sprach darauf über das Grammophon von Berliner. Einleitend wurde daran erinnert, dass die Lufterschütte- rungen, welche unser Ohr als Töne wahrnimmt, durch Wellenlinien darstellbar seien, sodass einem Wellenberge eine Luftverdichtung, einem Wellenthale eine Luftverdünnung entspricht. Bei ganz einfachen Tönen sind diese Wellinien regelmässig verlaufende Sinuskurven-Linien, wie man sie etwa erhält, wenn man den Vertikalschnitt einer Wasserober- fläche nimmt, in welche ein Stein hineingeworfen ist. Fast alle Laute der menschlichen Sprache sind aber komplizirter Natur. Es erklingen immer mehrere einfache Töne gleichzeitig und zwar ist es in der Regel ein Grundton, der mit einer Anzahl seiner Obertöne gleichzeitig durch unser Sprachorgan erzeugt wird. Wie Helmholtz und König das zu- erst nachgewiesen haben, wird der charakteristische Klang jedes Lautes durch eine ganz bestimmte Kombination eines Grundtones mit ganz bestimmten und in bestimmten Intensitätsverhältnissen mittönenden Obertönen bedingt. Die Wellenlinie, welche einen solchen Laut dar- stellt, wird dementsprechend auch eine komplizirtere. Wellenberge und Thäler erhalten eine Menge kleinerer Einbuchtungen, welche schliesslich der Wellenlinie ein unregelmässiges Ansehn geben. Nur ein besonders rein gesprochenes u besitzt eine einfache Wellenlinie. Der nächst einfachere Laut ist ü, bei welchem bereits wenigstens ein Oberton, nämlich die Quint der höheren Oktave mit erklingt. Jemehr der Klang sich dem i nähert, um so mehr höhere Obertöne erklingen mit. Das a ist schon merklich verwickelter; mindestens drei Obertöne sind erforderlich, um den spezifischen Klang zu geben. Die für diese beiden Laute resultirenden Wellenlinien wurden durch eine graphische Darstellung demonstrirt. Als man so die einzelnen Laute analysirt hatte, versuchte König auf dem umgekehrten Wege Lufterschütterungen zu erzeugen, welche entsprechend dem verwickelten Verlaufe einer nach dem Young’schen Prinzipe aus mehreren Einzeltönen zusanımen- gesetzten Wellenlinie verliefen. Er schnitt die letztere in den Rand einer rotirenden Scheibe und blies einen Luftstrom darauf. So wurde von König die erste mechanische Nachbildung der Laute unserer Sprache versucht und hiermit der erste Phonograph erfunden. Dem hervorragenden technischen Genie Edisons gelang es alsdann, solche Wellenlinien durch den gesprochenen Laut in einen weichen Zylinder 156 Sitzungsberichte, eingraben zu lassen. Der hierzu erforderliche feine Stift war an einer Membran befestigt, gegen welche gesprochen wurde und die erzeugte Wellenlinie bestand aus Vertiefungen in dem rotirenden Zylinder. Nach- dem Edison die ursprünglich angewandte Zinnfolie durch einen Wachs- zylinder ersetzt hatte, gelang es ihm bekanntlich, eine überaus natur- getreue Reproduktion der Sprache zu bewirken. Die Handhabung seiner besseren Apparate erfordert eine ungemein grosse Akkuratesse und Uebung. Denn jene kleinen Vertiefungen im Wachszylinder sind fast mikroskopisch klein, und jede geringste Formänderung desselben zwischen dem ursprünglichen Hineinsprechen und dem späteren Re- produziren vernichtet die Wirkung. Eine wesentliche Verbesserung in dem technischen Prinzipe des Phonographen ist von Berliner eingeführt. Der Schreibstift macht hier auf der Oberfläche einer rotirenden Scheibe seitliche in der Richtung des Radius verlaufende Ausbiegungen und zeichnet eine Kurve auf die Scheibe, die in Spirallinien um dieselbe läuft. Die minimale Kraft, welche für solche in Russ oder Fettschicht zu zeichnende Linien erforderlich ist, lässt die Kurven viel exakter zur Darstellung kommen. Die so gewonnene Zeichnung wird nun durch Aetzung als vertiefte Kurve in die Scheibe geschnitten. Hiervon wird ein galvanoplastischer Abzug gemacht und von diesem können nun beliebig viele Positiv-Abdrücke in Hartgummi gemacht werden. Solche Hartgummischeiben sind für einen geringen Preis bereits käuf- lich. Man legt sie auf die rotirende Scheibe des Berliner'schen Grammo- phons und lässt nun einen an einer Membran befindlichen Stift längs der vertieften Kurven gleiten, was mit grosser Sicherheit und ohne besondere Einübung geht. Zugleich bieten diese Grammophonscheiben die Möglichkeit, jene charakteristischen Wellenzüge zu studiren, welche den einzelnen Lauten unserer Sprache zukommen. Es ist hierbei er- staunlich, dass das menschliche Ohr bereits aus den ersten Ansätzen einer charakteristischen Wellenlinie den entsprechenden Laut entnimmt, ohne dass es nöthig wäre, etwa mehrere oder auch nur eine ganze Welle des Grundtones zur Darstellung zu bringen. Mehrere Scheiben mit gesprochenen und gesungenen Sätzen wurden vollkommen deutlich verstanden, x Sitzung am ı5. Juni 1891. Vorsitzender: Major Reinbold. In Vertretung Professor Karsten's eröffnete Major Reinbold die Sitzung mit geschäftlichen Mittheilungen und Vorlage der eingegangenen Druckschriften. Herr Professor Dr. L. Weber demonstrirte eine für das physikalische Institut neu erworbene Heissluftmaschine. Dieselbe Sitzungsberichte, 157 ist gegenüber den sehr komplizirten älteren Maschinen von Ericson, Lehmann u. A. von einfachem Bau und eignet sich daher besonders gut, die eigenthümliche Wirkung dieser Art von Motoren zu erläutern. Die vorliegende Maschine ist nur für kleine Arbeitsleistung berechnet, z. B. für den Betrieb einer Influenzelektrisirmaschine. Die Anheizung erfolgt zu diesem Zwecke mittelst Bunsenbrenners, die Kühlung wird durch zwei mit der Wasserleitung kommunizirende dünne Gummi- schläuche bewirkt. Derselbe zeigte hierauf die im physikalischen Institut neu auf- gestellte Accumulatoren Batterie von 24 Elementen. Die- selbe ist aus der Fabrik von Müller & Einbeck in Hagen bezogen. Die Elemente sind Tudorschen Systems und scheinen sich nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen vortrefflich zu bewähren. Freilich muss es sich erst nach längerer Zeit herausstellen, ob dieselben wirklich die unbegrenzte Lebensdauer haben, die sie besitzen sollen. Dem leicht eintretenden Zerfalle der Bleiplatten wird vorgebeugt durch An- wendung vollkommen reiner und innerhalb enger Konzentrationsgrenzen gehaltener Schwefelsäure, sowie namentlich auch dadurch, dass zu den Accumulatorenplatten selbst ganz reines Blei genommen ist. Die 24 Elemente lassen sich mittelst Umschalters leicht in verschiedenen Kombinationen neben und hintereinander schalten, sodass Ströme von beträchtlicher Stärke oder auch bedeutender Spannung jederzeit zur Verfügung bereit stehen. Die Ladung der Accumulatoren erfolgt mittelst einer Dynamomaschine. Herr Dr. med. Ernst H. L. Krause zeigte Holosteum umbellatum, welches er in diesem Frühjahr bei Friedrichsort gefunden hat. Diese kleine Pflanze war bisher im Herzogthum Schleswig noch nicht be- obachtet. Wie viele andere einjährige Kräuter, unter denen Senecio vernalis als „Wucherblume“ am meisten bekannt ist, breitet Holosteum sich allmählich von Südosten nach Nordwesten aus. Diese Wanderung ist keine stetige, sondern gelegentlich macht eine Art grosse Fort- schritte, während sie zu anderen Zeiten ihr Wohngebiet gar nicht ver- grösser. Holosteum ist bei Oldenburg von den Brüdern Saxesen schon 1814 gefunden, auch bei Segeberg kam es schon seit längerer Zeit vor. Im Gebiet der Kieler Flora wurde es erst 1888 bemerkt, und zwar an einer neugeschütteten Deichstrecke am Barsbecker See. Auch bei Friedrichsort hat die Art sich hauptsächlich an dem neuen Wege angesiedelt, welcher längs des Strandes in der Richtung auf Vossbrook führt. Die Versammlung ist damit einverstanden, dass als Ort der dies- jährigen Generalversammlung vorläufig Rendsburg ins Auge gefasst wird. 158 Sitzungsberichte. Als Mitglieder werden angemeldet aus Kiel die Herren Abt, Lehrer H. H. Groth, Buchbinder Hierowski. Ferner aus Hamburg- Eimsbüttel Herr Lehrer C. Rathjen. Generalversammlung am 23. August in Rendsburg. Obwohl das anhaltende Regenwetter der voraufgehenden Tage die Anmeldungen zur Theilnahme an der Generalversammlung sehr zurückgedrängt hatte, lockte doch das am frühen Morgen des 23. Aug. eintretende schöne Sommerwetter eine kleine Anzahl Kieler Mitglieder auf das um 6 Uhr nach Rendsburg fahrende Schiff, welches nach der anmuthigen Fahrt durch den Eiderkanal dort um ı12!/, Uhr eintraf. Inzwischen waren dort theils aus Kiel, theils aus Flensburg, Husum, Schleswig etc. eine Anzahl andere Mitglieder eingetroffen, sodass die Sitzung um 12°), Uhr mit etwa 30 Anwesenden eröffnet werden konnte. Da Herr Geh. R.-Rath Professor Dr. G. Karsten verhindert war zu erscheinen, eröffnete Herr Major Reinbold die Versammlung. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen proponirte derselbe ein Begrüssungstelegramm an den leider verhinderten Herrn Vorsitzenden. Die Versammlung stimmte dem zu. Es erhielt zunächst das Wort Herr Professor Dr. von Fischer-Benzon zu einem Vortrage über die Wirbelthiere der Diluvialzeit. Wir rechnen die Diluvialformation von der Zeit an, wo das In- landeis sich nach Norden zurückzog und den unteren oder blauen Ge- schiebemergel als Grundmoräne zurückliess. Bei einem folgenden Vor- stoss des Eises wurde der gelbe oder obere Geschiebemergel als Grund- moräne zurückgelassen. Zwischen diesen beiden Eisbedeckungen liegt die Interglacialzeit. Mit der oberen Grenze der Diluvialformation ist es hier nicht sehr genau genommen, weil in dieser Frage überhaupt noch keine vollständige Einigkeit erzielt ist. Die Wirbelthiere der Diluvialformation sind bei uns noch keines- wegs so sorgfältig studiert, wie es wünschenswerth ist. Während durch Steenstrups Bemühungen in Kopenhagen Skelette vom Auerochsen, vom Elch etc. aufgestellt sind, hat man bei uns bis jetzt nur Funde von einzelnen Knochen, Geweihstücken etc. zu verzeichnen; auch ist der Zeitpunkt, bis zu dem die einzelnen Thierarten sich zurückführen lassen, keineswegs immer sicher bekannt. Es werden deshalb alle, welche Funde von Knochen in unseren Mooren machen, gebeten, mög- lichst genaue Aufzeichnungen über die Lagerungsverhältnisse vorzu- nehmen und zugleich Proben von dem Material zu sammeln, in welches die Knochen eingebettet sind. Sollte sich ein ganzes Skellett finden, Sitzungsberichte, 159 so wird um möglichst rasche Benachrichtigung gebeten, damit die Ausgrabung unter Beistand eines Zoologen von Fach vorgenommen werden kann. Schuppen vom Barsch und vom Karpfen sind in den untersten Moorschichten gefunden; beide Fische gehören also zu den ältesten Bewohnern des Landes; der Hecht ist etwas später aufgetreten. — Die Sumpfschildkröte kommt gleichfalls in sehr tiefliegenden Moor- schichten vor. 1866 wurde ein lebendes Exemplar auf einer Wiese in Schwansen gefunden; bis dahin hielt man ihr Vorkommen in Meck- lenburg für das nördlichstee — Reste von Vögeln sind bisher aus unseren Mooren nicht bekannt. — Dasjenige Säugethier, welches am frühesten hier im Lande aufgetreten ist, ist das Renthier, von dem sehr grosse Geweihe früher schon und auch jetzt beim Kanalbau ge- funden sind. Schichten mit Glacialpflanzen, in denen in Dänemark Renthierreste gefunden sind, hat Professor A. G. Nathorst vor wenig Wochen im Kanalbett entdeckt. Bei uns sind Renthiergeweihe bis jetzt nur am Grunde der Moore gefunden. Man darf daraus schliessen, dass das Thier hier noch in der Periode der Zitterpappel gelebt hat. — Der Elch oder das Elen ist hier früher sehr zahlreich gewesen und muss, nach den erhaltenen Geweihschaufeln zu urtheilen, von enormer Grösse gewesen sein. — Der Edelhirsch ist früher gleichfalls in grossen und zahlreichen Exemplaren vorhanden gewesen. — Relativ spät ist das Reh aufgetreten. — Der Auerochs (Bos primigenius Bojanus) ist früher häufig gewesen und hat wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Elch gelebt. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Auerochs überhaupt ausgestorben. — Das Wildschwein findet sich nicht übermässig häufig ; wahrscheinlich ist es erst in der Periode der Eiche aufgetreten. — Reste vom Biber finden sich in den untersten Moorschichten, aber nicht sehr häufig. — Raubthierreste sind bis jetzt wenig bemerkt, doch kennt man Schädel vom Wolf und vom Fuchs. Da in Dänemark der Bär früher nicht selten gewesen ist, so werden Reste von ihm sicher auch noch bei uns zu entdecken sein. Stücke vom Stosszahn des Mammut, sowie einzelne Knochen von ihm, kommen bisweilen in den Sand- und Mergelschichten des Diluviums vor. Sie befinden sich hier oben auf sekundärer Lagerstätte: sie sind fast ausnahmlos beschädigt und zeigen zum Theil deutliche Schlifflächen. Das Mammut kann in hiesiger Gegend nur in einer Zeit gelebt haben, die der Bedeckung durch das Inlandeis voranging. In der an den Vortrag sich anschliessenden Discussion bemerkte Herr Hardesvogt Kühl, dass nach seiner Erfahrung auch Edelhirsche in der Provinz gefunden würden. Er selbst habe einen Elchschädel auf biauem Thon gefunden. 160 Sitzungsberichte. Hierauf sprach Herr Dr. Apstein über die Methoden der pelagischen Bischewei. Da die pelagische Thier- und Pflanzenwelt für die Biologie von höchstem Interesse ist, so ist es nicht unangebracht, einige der Apparate, die zur Erforschung dieser Organismen dienen, zu besprechen und kurz einige Resultate, die durch dieselben erlangt sind, anzuführen. Bis in die Mitte unseres Jahrhunderts war wohl der eifrigste Er- orscher des „Auftriebes“ Joh. Müller. Er verschaffte sich das Material zu seinen Untersuchungen dadurch, dass er das mit einem Gefässe geschöpfte Seewasser untersuchte. Diese Art der Fischerei lieferte aber so spärliches Material, dass er eine Methode ersann, um die pela- gischen Thiere in grösserer Anzahl zu erhalten. Er bediente sich daher seit den 5oger Jahren eines einfachen Netzes (nach Art unserer Schmetterlingsnetze) das hinter dem Boote hergezogen wurde. Somit war der Weg allen späteren Untersuchern gezeigt. Das Netz wurde modificiert, bis wir endlich die complicierten Apparate, wie das Hensen- Vertikalnetz und das Schliessnetz, hervorgehen sehen. Hensen construirte sein Vertikalnetz, um entgegen allen andern Erforschern des „Plankton“ quantitativ fischen zu können, d.h. zu untersuchen, was das Meer an thierischen sowie pflanzlichen Organismen, die willenlos treiben, hervorbringt und fand, dass die Produktion nur wenig der des Landes nachsteht. (5. Kommissionsbericht.) Es folgte die Beschreibung dieses Netzes, Das Schliessnetz dient zur Untersuchung der vertikalen Verbreitung der Organismen. Es ist so eingerichtet, dass es in die Tiefe geschlossen hinabgelassen werden kann, dann sich öffnet und eine bestimmte Strecke (200 m) durchfischt, um dann geschlossen wieder an die Oberfläche des Meeres gezogen zu werden. Das Netz wurde zuerst auf der Expedition des Vettor Pisani benutzt, dann von Chun im Golf von Neapel und bei den Kanaren verwendet und schliesslich zu zahlreichen Untersuchungen während der Plankton-Expedition benutzt. Es wurde mit diesem Netze nachgewiesen, dass in den Regionen zwischen Ober- fläche und Meeresboden noch Organismen leben. Näheres wurde da- rüber mitgetheilt nach dem Bericht von Brandt in den Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1889. Das Prinzip der Con- struction konnte nur angegeben werden. Zum Schlusse wurde ein kleines conisches Netz, das einen Messing- cylinder an seinem untern Ende trägt, dessen Boden durch Gaze ver- schlossen werden kann, vorgezeigt. Es ist zu Horizontal- sowie Vertikal- fischerei geeignet und empfiehlt sich durch seine einfache Handhabung, a Sitzungsberichte. 161 Es wird im Zool.-Institut zu Kiel ausschliesslich zu quantitativen Unter- suchungen verwendet. Dr. med. Ernst H. L. Krause sprach über die Geschichte des Weinachtsbaums. Die betr. Sitte kann nicht auf altgermanischen Ge- brauch zurückgeführt werden, da in dem Gebiet, welches seit Beginn der historischen Zeit dauernd deutsch war, keine Tannenbäume vor- kamen, vielmehr erst seit dem 16. Jahrhundert eingeführt sind. Vor- tragender gab dann eine kurze Uebersicht, wie der heutige Brauch sich in Anlehnung an christlich-orientalische Legenden entwickelt habe und fordert auf, Nachrichten zu sammeln über Einführung und Aus- breitung der Sitte in Schleswig-Holstein. Vgl. des Vortragenden Aufsätze in d. Rostocker Zeitung 1887 Nr. 530 (Dazu Nr. 538), in Englers botan. Jahrbüchern Bd. ıı u. 13 sowie eine Notiz in d. Sitzungsber. d. anthropol. Gesellsch. z. Berlin; ferner Feuilletons von Alexander Tille in d. Gartenlaube 1388 u. 89, Weser-Ztg. 1889 Nr. 15460 u. National-Ztg. 1890 Nr. 704; ferner Bolle, Freiwillige Baum- u. Strauchvegetation d. Prov. Brandenburg (b. Taxus). Ein längeres Referat des Vortrages wird anderweit erscheinen voraus- sichtlich in d. „Heimat.“ In der sich anknüpfenden Discussion bemerkt Herr Kühl, dass nach seiner Erinnerung schon in seiner Kindheit (20er Jahre des Jahr- hunderts) die Sitte des Tannenbaums hier in der Provinz existirt habe. Auch erinnere er nicht, dass dieselbe als neu gegolten habe. Herr Apotheker Schelenz-Rendsburg hatte früher (1867) ge- funden, dass in der Meeresluft kein Kochsalz vorhanden sei. Er hielt an diesem Resultate trotz einer gegentheiligen Beobachtung von Herrn Forstassessor Staub (Sylter Kurzeitung) fest. Derselbe legte einige schöne Mikrophotographieen von Bakterien etc., sowie einige aus Aluminium hergestellte chirurgische Instrumente vor. Herr Gymnasiallehrer Fack theilte brieflich folgendes mit: Ich sammle seit ı4 Tagen zwischen Niendorf und Travemünde unter dem altbekannten Brothener Ufer. Der hohe steile Abhang bietet augenblicklich wenig, da von dem anhaltenden Regen alles von oben herunter gährt und die Entblössungen verdeckt. Man sieht nur die beiden Glacialbildungen: Blocklehm und blauer Mergel. Den Brockenmergel, den ich hier früher beobachtete, finde ich jetzt nicht, die aufliegenden Moore sind nach meiner Ansicht alluviale. Die Ge- steine sind hier massenhaft und von grosser Mannigfaltigkeit. Neben allen möglichen Sorten Felsarten finden sich cambrische Gesteine (Sand- und dunkelfarbige Kalksteine) ferner Silurgesteine (Vaginatenkalk, Beyri- chienkalk, [einrother] Wesenberger Kalk, 2 grosse schöne Marmorblöcke, ferner Kreidegest. zahlreich: Saltholmskalk und Feuersteine, auch der 11 162 Sitzungsberichte, Feuerstein mit grüner Rinde mehrfach gefunden. Ich suche haupt- sächlich nach Holsteiner Gestein. Dasselbe ist aber schon sehr sparsam, wohl fand ich einige Stücke in den 14 Tagen, aber vor 18 Jahren sammelte ich 5 mal so viel an einem Tage. Unter den Einschlüssen fand ich alle bekannte Sachen und kaum etwas neues. Das Gestein ist hier verschieden nach Zusammensetzung und Einschlüssen. So fand ich die weisse, die braungelbe, die braungraue Varietät, weichere und sehr harte feste, so ein Gestein bloss mit Turritella marginalis erfüllt, Dass das brothener holst. Gestein älter (nach v. Koenen) sein sollte, als das übrige im Lande, kann ich nach den Einschlüssen nicht er- kennen. Wohl fehlen hier einzelne Sachen, als Columbella, Pyramidella, Turbonilla, fast gänzlich, ob das Fehlen aber auf ein sicheres Alter hindeutet, weiss ich nicht. Wohl aber könnte das Gestein von Brothen, gewissermassen die letzte Ablagerung der ersten Vereisung, eine untere Schicht des Miocänlagers sein, von welchem die oberen Partien mehr nach Westen geschoben wären. Nach beendeter Sitzung fand ein gemeinsames] \ Essen statt. Darauf wurde die Gesellschaft von Herrn Bauinspektor Görz nach den am Nobiskrug und am Saatsee im Gange befindlichen Kanal- arbeiten in einem freundlichst zur Verfügung gestellten Dampfboot geführt. Als Mitglieder wurden angemeldet aus Rendsburg die Herren Postdirektor Hiltermann, Gymnasialvorschullehrer Dressler, Ka- tastercontroleur v. Stehmann, Wasserbauinspektor Görz, Mühlen- administrator Gemberg, Kreisphysikus Dr. Asmussen, Apotheker Mechlenburg, Lehrer Aug. Hansen, Droguist Brümmer, Zahn- arzt Dörfer. Excursionen. Dem aus der Mitte des Vereins ausgesprochenen Wunsche, hin und wieder Besichtigungen technisch und wissenschaftlich interessanter Etablissements zu veranstalten, wurde im Sommer 1891 zweimal Folge gegeben. Die erste Excursion am 27. April hatte die Brauerei-Einrichtungen und insbesondere die Eisfabrikation der Brauerei zur Eiche zum Ziel. Unter persönlicher Führung der Herren Direktoren Schwensen und Fehrs wurden die für einen grossen Betrieb berechneten Fabrik- anlagen besichtigt. Die zweite Excursion am I. August galt der Fabrik der Herren L. von Bremen & Comp. Unter persönlicher Führung des Herrn Konsul von Bremen wurden den Vereinsmitgliedern in eingehendster Weise die verschiedenen Sitzungsberichte. 163 eigenartigen Spezialfabrikate der Firma, Taucher- und Athmungs- apparate, erklärt, ihre Konstruktion erläutert und durch die Apparate selbst veranschaulicht. Aus den Mittheilungen ging hervor, dass die älteste Nachricht, welche über Aufenthalt der Menschen im Wasser vorliegt, im Aristo- teles und zwar im 32. Buche seiner Probleme zu finden ist. Dort ist davon gesprochen, dass griechische Fischer unter Wasser gingen, indem sie sich einen Kessel über den Kopf stülpten und so ein Luftreservoir schufen. Es liegt also hier schon etwas Aehnliches vor, wie der jetzige Taucherhelm, wenn auch nähere Beschreibung fehlt. Die Taucherglocke trat Ende des 13. Jahrhunderts zuerst auf und in vielen Büchern dieses Jahrhunderts, sowie auch zumal des 16. Jahrhunderts, findet sich die Taucherglocke in der einen oder anderen Form beschrieben. Fast immer wird der Apparate nur Erwähnung gethan, in Verbindung mit Versuchen zum Heben ver- sunkener Schätze, während von einer freien Bewegung unter Wasser nicht gesprochen wird. Im Anfang des 18. Jahrhunderts, im Jahre 1716, findet sich zuerst die Luftzuführung von aussen in die Taucherglocke erwähnt und zwar als Erfindung eines Engländers G. Haley. Durch Blasebälge wurde auf geringe Tiefen, nicht über 3 Meter, Luft durch einen Schlauch eingepumpt, welche durch, einen zweiten wieder nach oben entwich. Erst im Jahre 1779 gelang es wiederum einem Engländer, Namens Smeaton dauernd Luft mittelst grösserer Pumpen auch auf grössere Tiefen zuzuführen, Die Taucherglocke findet sich auch heute noch an einzelnen Stellen angewendet, zumal für Fundirungen bei Brückenpfeilern, in aussergewöhnlich starken Strömungen etc. Im Allgemeinen wird jedoch jetzt überall der Taucherapparat angewendet, welcher dem Taucher freie Beweglichkeit unter Wasser gestattet. Auf der ersten Weltausstellung im Jahre 1851 wurden sog. Ska- phanderapparate zuerst vorgeführt. Wer der erste Erfinder oder Kon- strukteur gewesen, ist niemals mit Sicherheit festgestellt worden. Dieser Apparat, welcher noch heute in ausgedehntem Maasse Verwendung findet, besteht im Wesentlichen aus einem kupfernen Helm, welcher durch Verschraubungen fest verbunden ist mit einem wasserdichten Anzug, in welchem der ganze Körper des Mannes mit seinen Füssen steckt. Die Aermel sind entweder durch Handschuhe oder durch Manschetten fest abgeschlossen und der Anzug hat nur eine Halsöffnung, durch welche der Taucher einsteigt und auf diese Halsöffnung wird dann später der Helm fest verschraubt. Die Luft- zuführung geschah und geschieht noch heute bei diesen Skaphander- 11% 164 Sitzungsberichte. apparaten mittelst eines starken Schlauches, welcher in den hinteren Kopftheil des Helmes mündet, und durch welchen von Luftpumpen, oberhalb des Wassers oder in Booten oder am Lande aufgestellt, die Luft zugeführt wird. Ventileinrichtungen verschiedener Art regeln die Menge der zugeführten Luft, aber immerhin bleibt die Sicherheit des Tauchers allein abhängig von der Dichtigkeit seines Anzuges und der Zu- verlässigkeit der Luftzuführung. Bleibt diese letztere aus, platzt der Schlauch oder wird sein Anzug undicht, so ist der Taucher in den meisten Fällen verloren. Schwere Bleigewichte auf dem Rücken und der Brust angebracht, sowie Schuhe mit schweren Bleisohlen belasten den Mann genügend, um ihn in die gewünschte Wassertiefe zu bringen, und verhindern andererseits seinen Auftrieb, wenn ihm zu viel Luft zugeführt wird. Ausserdem haben diese Apparate den Nachtheil, welcher jedoch von vielen Tauchern nicht als wesentlich betrachtet wird, dass die Luft in seinem Anzug und seinem Helm, welche zusammen sein Luftreservoir bilden, in welchem er lebt, nie vollständig rein sein kann, da er gleich- zeitig in dieses Reservoir auch ausathmet und nur der Ueberschuss der eingepumpten und ausgeathmeten Luft durch sein Ventil entweicht. Diesem Uebelstande, welcher sich besonders da bemerkbar macht, wo dauernde Arbeit unter Wasser ausgeführt werden müsste, hat im Jahre 1865 zuerst ein französischer Marine-Kapitän Namens Rouquayrol in Verbindung mit einem gleichfalls französischen Ingenieur Denaprouze abgeholfen, indem diese beiden im Jahre 1866 einen Regulator kon- struirten, welcher auf dem Rücken wie ein Tornister getragen, eine äusserst sinnreiche Einrichtung enthielt, welche eine Trennung der reinen zugeführten Luft von der ausgeathmeten Luft möglich machte und gleichzeitig die, dem Taucher nothwendige, von geringerer oder grösserer Wassertiefe verschieden bedingte Luftmenge genau den Anforderungen seiner Lunge entsprechend, regulirt. Die Einrichtung dieser Herren wurde von Herrn v. Bremen bereits im Jahre 1867, auf der Pariser Weltausstellung, für Deutschland erworben und bis in die 70er Jahre hinein gemeinsam mit den oben- genannten Erfindern in Paris fabrikmässig hergestellt. Nachdem schon früher einzelne Theile der Apparate in Deutschland angefertigt waren, wurde im Jahre 1876 die gesammte Fabrikation nach Kiel verlegt. Die äusserst sinnreiche und in allen Theilen auf das Gewissenhafteste für die Sicherheit des Tauchers durchdachte und durchgebildete Kon- struktion dieses Regulators wurde den Mitgliedern des Vereins in eingehendster Weise erläutert und vorgeführt, so dass ihnen das Bild einer zweiten Lungenthätigkeit in diesem Regulator vollständig klar wurde. . Sitzungsberichte. 165 Der Regulator bildet gleichzeitig ein von der Luftzuführung un- abhängiges Luftreservoir für den Taucher, so dass er nicht mehr wie bei den Skaphanderapparaten, nur von der Sicherheit der ungestörten Luftzuführung und von der Dichtigkeit der Schläuche und seines Anzuges abhängig ist. Es würde hier zu weit führen, auf die Einzelheiten näher einzugehen, welche im Laufe der Zeit vielfache Vervollkommnungen und Verbesserungen erfahren haben. Von diesem Zeitpunkt an datirt denn auch eine ungemein grosse und bis dahin für viele Zwecke noch nicht gemachte Verbreitung und Anwendung des Taucherapparates, zumal da, wo auf eine Sicherheit des Tauchers Werth gelegt wurde und wo die Verhältnisse es gestatten, geeignetes Personal für die Benutzung der Apparate dauernd auszubilden. Sämmtliche Kriegsmarinen, mit Ausnahme der englischen, adoptirten den neuen Apparat und bildeten besondere Schulen für die Ausbildung von Tauchern. Im Bergbaubetrieb, wo durch Wassergefahr häufig werthvolle Gruben in Gefahr kamen, durch Beschädigung der unter Wasser liegenden Theile der Wasserhaltungsmaschinen, ihren Werth zu ver- lieren, sah man die Wichtigkeit der Apparate ein, nachdem die Sicher- heit für die Arbeit des Tauchens und für den Taucher selbst gegeben war. Die staatlichen Bergbehörden führten an den Bergschulen den Taucherunterricht als Lehrgegenstand ein, die grösseren Eisenbahn- verwaltungen beschafften Taucherapparate zur Untersuchung ihrer Brückenpfeiler, die Hafen- und Wasserbaubehörden verwendeten Taucher- apparate in wesentlich grösserem Umfange wie bisher, und heute giebt es wohl kaum eine grössere Verwaltung, welche mit Wasser und Arbeiten oder Untersuchungen in demselben zu thun hat, die nicht einen Taucherapparat und einen ausgebildeten Taucher besitzt. Im Laufe der Zeit trat dann auch der Wunsch auf, bessere Ver- ständigungsmittel mit dem Taucher unter Wasser zu finden; eine Sprech- und Hör-Vorrichtung durch akustische Schallplatten im Helm wurde den Herren L. von Bremen & Co. patentirt. Seit einigen Jahren ist auch diese Einrichtung wieder ersetzt worden durch die Anwendung des Telephons. Alle diese Einrichtungen erforderten eine besondere Rücksichtnahme auf die schwierigen Verhältnisse, wie sie jede Ver- wendung unter Wasser und jede Arbeit im Wasser bedingt. Beleuchtung unter Wasser trat hinzu, anfangs durch Petroleumlaternen mit künstlicher Luftzuführung, in neuerer Zeit durch elektrische Lampen, .theils mit Glühlicht, theils mit Bogenlicht. Alle diese Einrichtungen wurden nach geschehener Erklärung an den Apparaten selbst in dem auf dem Hofe der Fabrik befindlichen Wasserbassin durch einen Taucher in wirklicher Anwendung vorgeführt. 166 Sitzungsberichte, Für besondere Kriegszwecke sind Apparate gebaut worden, welche dem Taucher einen bis zu sechs Stunden dauernden Aufenthalt unter Wasser gestatten, ohne dass derselbe der Luftzuführung von oben bedarf. Dieser Regulator mit seiner künstlichen Athmungseinrichtung bildete nun gleichzeitig den Anfang zur Konstruktion einer weiteren grossen Reihe von Athmungsapparaten der verschiedenartigsten Kon- struktionen. Es wurden Apparate gezeigt, einfachster Art für Papier- fabriken, Chemische Fabriken, überhaupt für alle Beschäftigungen in gewerblichen Betrieben, bei denen Arbeiten in nicht athmenbarer Luft vorkommen, speziell auch für den Bergbaubetrieb in brandigen und entzündlichen Gasen, alsdann für den Militärdienst zur Benutzung beim Festungsdienst, der Pioniere und für Feuerwehren und viele sonstige Zwecke. Solche Athmungsapparate finden sich in Anwendung auf der ganzen bewohnten Erde. Ein Apparat, wie ihn die Feuerwehren grösserer Städte in grosser Zahl benutzen, sog. Feuertaucher, wobei der in einem leichten Anzug durch Luftzuführung vollständig frei athmende Mann sich inmitten völlig unathembaren Rauches frei bewegte und sich bei direkter An- näherung an Feuer oder Flammen durch eine über seinem Kopfe an- gebrachte Douchevorrichtung vollständig in einen Wassermantel einhüllen konnte, welche ihn gegen jede Gefahr des Feuers sicher stellte, wurde von einem Arbeiter der Fabrik in einem mit Rauch dicht ge- füllten Raum vorgeführt. Zu diesen Athmungsapparaten gehören eine ganze Reihe besonderer Vorrichtungen, zum Verschluss der Nase, der Augen, sämmtlich in sehr durchdachten, jedesmaligen Anforderungen entsprechenden Konstruktion. Im Anschluss an diese Spezialfabrikation der Firma L.v.Bremen &Co. wurden dann die vielfachen und zahlreichen Konstruktionen von Apparaten und Zubehörtheilen aller Art erläutert und gezeigt, welche die Firma herstellt für das seit zehn Jahren zu so grosser Bedeutung gelangte Gebiet der elektrischen Beleuchtung. Auch auf diesem Gebiete hat die Firma sich als Spezialität allen denjenigen Konstruktionen zugewendet, welche der Verkehr im Wasser, am Wasser und auf dem Wasser ‚verlangt. Auch hier liegen ganz besondere Anforderungen vor, Ausser den schon oben erwähnten unterseeischen Laternen fabrizirt die Firma Laternen mit besonderer Einrichtung zum Gebrauch an Bord von Schiffen, für starke elektrische Bogenlichte, zur Hülfe beim Löschen und Laden, bei denen vermieden werden muss, dass der Lichtschein über die zu beleuchtende Arbeitsstelle hinaus, die auf dem Wasser verkehrenden Schiffe in ihrer Fahrt stört. Sinnreiche Einrichtungen Sitzungsberichte. 167 für die Beleuchtung der inneren Räume von Schiffen, welche sowohl den grössten Sicherheitsansprüchen gegen die Feuchtigkeit, als auch der Bequemlichkeit der Passagiere Rechnung zu tragen haben, wurden in Thätigkeit gezeigt. Schiffe sämmtlicher grossen überseeischen Dampfschiffslinien Deutschlands und auch viele in England gebaute Schiffe wurden von der Firma mit ihren Spezial-Konstruktionen aus- gerüstet. Den Schluss bildete die Vorführung eines elektrischen Scheinwerfers, wie solcher auf Kriegsschiffen hier in Kiel in Thätigkeit gesehen werden kann. Die’innere Konstruktion desselben, des beweglichen Gehäuses, sowie die Thätigkeit der Bogenlampe, deren Lichtbild durch angebrachte Beobachtungsgläser deutlich wahrgenommen werden konnte, erregten grosses Interesse der Anwesenden. Der Scheinwerfer war in einer nach den Vorschriften der Suez- Kanal-Kompasgnie hergestellten Vorrichtung aufgestellt, wie solche seitens der Schiffe, welche bei Nacht den Suez-Kanal passiren wollen, zwei Meter über dem Wasser vorne vor dem Bug angebracht werden muss. Die ganze Besichtigung bot ein Bild einer eigenartigen Industrie, welche mit ganz besonders schwierigen Verhältnissen zu rechnen hat und welche nur durch äusserste Aufmerksamkeit der Berücksichtigung zahlreicher, anscheinend unbedeutender, aber in Wirklichkeit werthvoller Nebenumstände sich auf der erreichten Höhe zu halten vermag. Die Besichtigung nahm einen Zeitraum von nahezu 2!/, Stunden in Anspruch, während welcher Zeit die Versammlung mit gespanntester Aufmerksamkeit den überaus interessanten und vortrefflich vorgetragenen Darlegungen des Herrn Konsul von Bremen folgte. Nur Wenige der Anwesenden dürften vorher eine klare Vorstellung davon gehabt haben, ein wie bedeutsames und vielseitiges Hülfsmittel diese fein ersonnenen Apparate der Industrie und der Erforschung unzugänglicher Tiefen des Meeres und der Berge darbieten. Für Alle wird es reizvoll gewesen sein, an einer Stätte zu weilen, in der die Fäden so vielseitiger Interessen zusammen laufen und welche durch die Schaffenskraft ihres Begründers eine internationale Bedeutung gewonnen hat, auf welche die Stadt Kiel ein Recht hat stolz zu sein. Aufforderung zur Mitarbeit an einer Zusammenstellung von Litteratur der Landes- und Volkskunde in schleswig-Holstein, Auf dem Ostern 1832 zu Halle abgehaltenen 2. Deutschen Geo- graphentage hielt Dr. Richard Lehmann, gegenwärtig Professor der Erdkunde in Münster, einen Vortrag über systematische Förderung wissenschaftlicher Landeskunde von Deutschland. In Uebereinstimmung mit den Forderungen des Vortragenden beschloss der Geographentag die Einsetzung einer „Zentral-Kommission für wissenschaftliche Landes- kunde von Deutschland“. Diese Kommission erachtete zunächst die Zusammenstellung der vorhandenen landes- und volkskundlichen Litte- ratur für geboten. Auf Anregung der Kommission nahmen mehrere Vereine die schwierige Arbeit in Angriff. Eine Frucht derselben war, dass zahlreiche bisher wenig bekannte Abhandlungen weiteren Kreisen bekannt wurden. Mit Hilfe solcher Litteratur-Nachweise konnte nicht nur jeder Forscher, sondern auch der Bewohner des Vereinsgebietes über die bisherigen Resultate der Erforschung des in Frage stehenden Bezirks Aufschluss erhalten. Die Litteratur-Nachweise sollen keine Ueberarbeitungen der erschienenen Abhandlungen sein, sondern in der Form der Bücherkataloge nur Angaben der Titel enthalten, wo notwendig, mit kurzem Hinweis auf den Inhalt und Zweck. Bei seltenen Werken wird auch angegeben, wo sie sich befinden. Gegenwärtig sind solche Litteratur-Nachweise für eine Reihe von geographischen oder politischen Bezirken veröffentlicht oder in Vor- bereitung. Soweit bekannt, ist eine derartige Schleswig-Holstein be- treffende Arbeit bisher nicht in Angriff genommen. Der Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein glaubt aber das Andenken derjenigen Männer, die sich in früheren Zeiten um die Landes- und Volkskunde in Schleswig-Holstein verdient gemacht haben, nicht besser ehren zu können, als indem er ihre Schriften vor dem Ver- 170 A. P. Lorenzen. gessenwerden bewahrt; andererseits glaubt er den Nachfolgern durch die Erleichterung der Bekanntschaft mit der auf Schleswig-Holstein bezüg- lichen Litteratur einen wesentlichen Dienst zu erweisen. Soll aber das zu schaffende Werk auch nur annähernd seinen Zweck erfüllen, so ist es, wie die Erfahrung gelehrt hat, auf die Unterstützung und För- derung durch weitere Kreise angewiesen. Nicht ein Einzelner kann ein Werk schaffen, das auch nur annähernd den Anspruch auf Vollständigkeit erheben darf. In der Hoffnung, dass dem Unternehmen die notwendige allseitige Förderung in Schleswig-Holsten, wie in den übrigen deutschen Landesteilen, zu teil wird, habe ich die Zusammenstellung übernommen. Zur näheren Beleuchtung des Inhalts der „Litteratur der Landes- und Völkerkunde Schleswig-Holsteins“ gebe ich im Folgenden eine Gliederung nach den Normalbestimmungen der Zentral-Kommission: I. Bibliographie der landeskundlichen Litteratur, Geschichte der Landeskunde und Verwandtes. II. Landesvermessung, Karten und Rezensionen derselben (topo- graphische, historische, militärische, Post- und Eisenbahnkarten, Panoramen, Führer, Flusskarten, geologisch - geognostische Karten, Kultur- und Forstkarten), Pläne und Ansichten (ein- zelne Landstriche, Kreise und Ortschaften darstellend). III. Landeskundliche Gesamtdarstellungen und Reisewerke über das ganze Gebiet (Lexica und Periodica, systematische Hand- bücher, Reisen durch oder in das Land, Posthandbücher, Orts- verzeichnisse, Längen- und Breitenbestimmungen, Höhen- messungen, Schleswig-Holstein nach Verwaltungsbezirken). IV. Landesnatur: Allgemeines, Oberflächengestaltung und geo- logischer Bau, Erdbeben, Gewässer (Mineralwässer und artesische Brunnen, Flüsse, Wasserleitungen), Klima, Pflanzenwelt, Tierwelt. V. Bewohner: Allgemeines, Anthropologie und Vorgeschichte (Bewohner, vorgeschichtliche Altertümer) Gaukunde, Territorial- Entwickelung, allgemeine Siedelungskunde und sonstiges Geo- graphisch-Historische, Mundartliches, Sprachgrenzen und Orts- namen; Sitte, Brauch, Sage und Aberglaube; Bevölkerungs- statistik (Ortsbevölkerung, Ein- und Auswanderung, Zivil- und Straf - Rechtspflege, Religionsbekenntnisse, Heer, Feuerwehr, Medizinalpersonal); Gesundheitsverhältnisse (Verunglückungen und Selbstmorde, Todesfälle, Blinde, Taubstumme, Gebrechliche, Geisteskranke, einzelne Krankheiten einschl. Impfwesen, Ge- schichte der Epidemieen, Krankenanstalten); wirtschaftliche Kultur (Landwirtschaft, Viehzucht, Acker-, Garten- und Obstbau, Aufforderung zur Mitarbeit an einer Zusammenstellung von Litteratur. 171 landwirtschaftlicher Unterricht, landwirtschaftliche Maschinen) ; Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Kohlen, Torf; Forstwesen; Industrie (Gewerbestatistik, Gewerbeschulen, Industrievereine, einzelne Gewerbe); Handel und Verkehrswesen (Post, Telegraph, Eisenbahnverkehr, Flussverkehr, Seeverkehr, einschl. Seeschiffs- wesen, Jahr- und Viehmärkte, Märkte für einzelne Artikel, Mass und Gewicht, Lotterie, Bankwesen, Sparkassen, Konkurs- und Zwangsversteigerungen, Armenwesen); Verkehrswege (Land- wege, Strassen, Eisenbahnen, Wasserwege im Binnenlande [Kanal-, Strom- und Brückenbauten] und zur See, einschl- Hafenanlagen); geistige Kultur, Kirche, Unterrichtswesen, Wissenschafts- und Kunstpflege ausserhalb der Lehranstalten. VI. Zusammenfassende Landeskunde einzelner Bezirke und Ort- schaftskunde: Allgemeines, Natur (Untergrund und Wasser- verhältnisse, Klima, Flora und Fauna der nächsten Umgebung), Bevölkerung (Anthropologie und Vorgeschichte), Geschichte, Mundart, Sitte und Brauch, Sage und Aberglaube, Statistik (nebst Wirtschaftskunde und Nachweisen über die Pflege geistiger Kultur), Ausbau der Ortschaft, Spezielles über Strassen, Plätze und einzelne Bauwerke, zu der Ortschaft gehörige Fluren, Waldungen und Gewässer in Bezug auf ihre Topo- graphie, ihre Namen und ihre Rechtsverhältnisse. Nicht nur die selbständig erschienenen Abhandlungen sind zu berücksichtigen, sondern vor allen Dingen gilt es, die in periodisch erscheinenden Schriftenreihen, Zeitschriften, Programmen, Jahresberichten verborgenen Arbeiten hervorzusuchen, ja häufig können grössere Zeitungs- artikel der Beachtung wert sein. Es bedarf hierzu der eingehenden Durchsicht, einer Arbeit, die die Kraft des Einzelnen weit übersteigt, Von mehreren Seiten ist schon bereitwilligst Unterstützung zugesagt; aber dieselbe muss dem Unternehmen in noch weit grösserem Masse zu teil werden. Ich bin der Zuversicht, dass zahlreiche Freunde der schleswig-holsteinischen Landes- und Volkskunde sich hierzu bereit erklären werden. Hier und dort werden schon Litteratur-Nachweise über einzelne Zweige der Landes- und Volkskunde oder über einzelne Be- zirke gesammelt sein, die mit Dank behufs Vergleichung und Ergän- zung entgegengenommen werden. Anderswo wird sich die Gelegenheit darbieten, den Inhalt einer Schriftenreihe durchzumustern. In den öffentlichen, Anstalts-, Vereins- und Privatbibliotheken werden manche seltene oder wenig bekannte, unser Land und sein Volk zum Gegen- stande der Besprechung machende Schriften zu finden sein. An alle, die mich zu unterstützen bereit sind, richte ich die Bitte, mir gütige Mitteilung zukommen zu lassen. Ich werde alsdann die 172 A.P.Lorenzen. Anfforderung zur Mitarbeit an einer Zusammenstellung von Litteratur. für die Titelkopieen erforderliche Anzahl von Formularen übersenden, bemerke aber, dass für jedes Werk, bezw. jede Abhandlung ein be- sonderes Formular erforderlich ist. Die Rückseiten der Formulare dienen nur zu Angaben über den Inhalt. Kiel, Muhliusstrasse 991. A. P. Lorenzen. Bericht über die Bibliothek und den Lese-Zirkel. Seit dem I. Januar d. ]J. ist Tauschverkehr mit folgenden Gesell- schaften erzielt: Berlin. Hydrographisches Amt des Reichs-Marine-Amts. Gesellschaft für Erdkunde. Bern. Schweizerische botanische Gesellschaft. Bremen. Meteorologische Station. Brünn. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaus, der Natur- und Landeskunde. Buenos-Aires. Museo de productos Argentinos. Revista Argentina de historia natural. Chemnitz. K. Sächs. Meteorologisches Institut. Cordoba (Arg.). Oficina meteorologica Argentina. Freiberg i. S. Geographische Gesellschaft. Freiburg i. B. Badischer botanischer Verein. Göteborg. Bohuslänsk fiskeritidskrift. Kiel. Verein zur Pflege der Natur- und Landeskunde. Lund (Schweden). Universitet. Luxemburg. Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde. Meriden (Conn.). Scientific Association. Rochester (N.-Y.). Academy of Science. Rom. Specola Vaticana. Rudolstadt. Meteorologische Gesellschaft. Stavanger (Norwegen). Museum. Tacubaya (Mexico). Observatorio astrondömico nacional. Temesvar. Südungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft. Upsala. Universitet. Wien. Zentral- Ausschuss des deutschen und österreichischen Alpenvereins. Zürich, Physikalische Gesellschaft. 174 A. P. Lorenzen. Der Verein steht mithin gegenwärtig mit 246 Gesellschaften in Tauschverbindung. Der in diesem Jahre neu eingerichtete Lese-Zirkel zählt gegen- wärtig 29 Theilnehmer. Die Anzahl der von den einzelnen Lesern regelmässig bezogenen Schriften wechselt zwischen 2 und ı2. Der Umstand, dass nicht nur die Zahl der Leser in letzterer Zeit gestiegen ist, sondern auch frühere Leser weitere Schriften gewünscht haben, zeigt, dass durch den Lesezirkel einem Bedürfniss abgeholfen ist. Für den Lesezirkel stehen folgende Schriften (nach Ortsnamen alphabetisch geordnet) zur Verfügung: Jährlich Hefte: ı. Amsterdam. Tijdschrift van het Kon. Ned. Aardrijks- kundig Genootschap as 2. Berlin. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell- schaft 4 She, Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie 12 4 e Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde 6 5 es Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde 10 EA 5 Naturwissenschaftl. Wochenschrift (2 Expl.) . 52 T: ” Naturwissenschaftliche Rundschau 52 3. Bonn. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins 2 9. Budapest. Földtani-Közlöny 4—6 ıo. Cambridge (Mass.). Bulletin of the Museum of Com- parative Zoology 8—12 ı1. Dresden. Sitzungsberichte u. Abhandlungen der „Isis“ 2 ı2. Frankfurt a. ©. Monatliche Mitteilungen aus dem Ge- samtgeb. der Naturwissenschaft 12 13. 35 Societatum litterae. 12 14. Halle a. Ss. Leopoldina 12 15. S Zeitschrift für Naturwissenschaften 38 16. Hamburg. Monatsbericht der Seewarte 12 17. Kiel. Zeitschrift für Obst- und Gartenbau 12 BS.-», Die Heimat 12 ı9. Kopenhagen. Oversigt over det K. D. Videnskabernes Selskabs Forhandlinger 3 20. r Botanisk Tidsskrift 4 2ı. Lausanne. Bulletin de la societe Vaudoise des sciences naturelles 2 22. Leipa. Mittheilungen des nordböhmischen Exkur- sions-Klubs 4 23. Lissabon. Boletim da sociedade de geographia ig Bericht über die Bibliothek und den Lese-Zirkel. 175 Jährlich Hefte; 24. London. Nature 52 25. Luxemburg. Fauna, Mitteilungen des Ver. Luxemburger Naturfreunde 4—12 26. Moskau. Bulletin de la societe des naturalistes 4 27. München. Sitzungsberichte der math.-phys. Klasse der Akademie der Wissensch. . 3 28. PS Sitzungsberichte der Gesellschaft für Mor- phologie und Physiologie 3 29. Neapel. Bollettino della societa Africana d’Italia 12 30. Nordhausen. Aus der Heimat 52 31. Philadelphia. Proceedings of the Academy of Natural Sciences 3 32. Rom. Bollettino della societa geografica Italiana 12 33. Tacubaya. Boletin del observatorio astronömico nacional 8 34. Tokio. Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens 2 35. Wien. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botani- schen Gesellschaft 4 >. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 4 Zr Verhandlungen der k. K. geologischen Reichs- anstalt 18 er Annalen des k. k. naturhistorischen Hof- museums 4 BI Mitteilungen der anthropologischen Gesell- schaft 4 Piei.e , Mitteilungen des deutschen u. österreichischen Alpenvereins 24. Bei der Bestellung neuer Schriften genügt die Angabe der den einzelnen Publikationen vorangestellten Nummern. Die Bibliothek ist aufgestellt: Faulstrasse ıI. Die Stunden für die öffentliche Benutzung sind vorläufig: Montag 5—7 und Donners- tag 5—7. A. P. Lorenzen. MUSZuUs aus den labire reeamungen 1589. 1890 A. Gemeinschaftliche Angelegenheiten beider Abtheilungen. Einahme: Beiträge der Abtheilung I. (95— 1889. 97 —1890) Beiträge der Abtheilung Il. (2— 1888. 248— 1889. 219— 1890) Für verkaufte Schriften . Zuschuss der Abtheilung 1. Ausgabe: Porto, Schriftenversendung etc. Der Druckerei i An lithographische Anke Feuerung Lokalmiethe Inserate . EUR ARIRBRIEEN, YaArr Bibliothek (Buehbinder 168. 80. Versicherung 23. 40) Dem Boten Umzugskosten Honorar des Archivars Für Ankauf früherer Hefte ” Schriften Kran Kosten der Generalversammlungen in Segeberg und Eutin Mb, 28°. „» 938. 2.09. >>) 2095. MM 3391. 178 Auszug aus der Jahresrechnung für 1889.)1890, B. Angelegenheiten der Abtheilung 1. Einnahme: Kassenbestand am ı. Januar 1889 Beiträge der Mitglieder: 96/95 1889, 98/95 6% Zinsen . Sonstige Einnahmen Ausgabe: Inserate \ Dr: a an Miethe für das en 1880) 90 ı. Quartal Dem Boten us Beitrag zu den Schriften . Beitrag zu A. Porto und verschiedene kleine Ausgaben . Kassenbestand ne 1102 85. rs 3000. 46. 50. 102. 2095. 288. 33- 201505 385. 3000. Über die Zusammensetzung des natürlichen Graslandes in Westholstein, Dithmarschen und Eiderstedt von Dr. C. Weber in Hohenwestedt. I. Allgemeines. Als Grasland bezeichne ich diejenigen Grasflurformationen, welche Drude in seinem Handbuch der Pflanzengeographie (S. 290) in folgender Weise kurz charakterisiert: „Winterruhe, während der warmen Jahres- zeit ständig frisch grün; als Nebenbestandteile Stauden und Halb- sträucher, Moose; Bäume fehlen. Grasrasen geschlossen“. Drude rechnet hierher die Formation der Wiesen, die vorwiegend aus „Gramineen, süssen Gräsern, mit kurzem Rasen“ bestehen und die Grasmoore oder Wiesenmoore. Letztere setzen sich haupt- sächlich aus Cyperaceen, Riedgräsern und sauren Gräsern zusammen, welche den torfig-moorigen Boden mit kurzen Rasen bedecken. Landläufig bezeichnet man die in Rede stehenden Grasflur- formationen nach der Benutzung als Dauerweiden und Wiesen. Jene stellen ein Grasland dar, welches viele Jahre hintereinander als Weide dient und nur gelegentlich gemäht wird. Die Dauerweiden bilden den Gegensatz zu denjenigen Weiden, welche man in Folge der in der Provinz üblichen Feldgraswirtschaft unter Hafer oder Roggen mit einer Mischung von Gräsern und Kleearten ansät, um sie nach einmaligem Mähen ı—2 Jahre als Weide zu nutzen, dann umzubrechen und eine Reihe von Jahren als Ackerland zu bewirtschaften, worauf das Land von neuem als Weide liegen bleibt. — Unter Wiese oder Mähwiese versteht man jedes beliebige Grasland, welches regelmässig zwecks Rauh- futtergewinnung gemäht wird und nur vorübergehend als Weide dient, gleichgiltig ob dasselbe hauptsächlich aus Gramineen oder Cyperaceen besteht. 12 180 Dr. C. Weber. Diese landwirtschaftlichen Bezeichnungen erschöpfen aber den Begriff Grasland nicht vollständig. Es gehören dazu auch alle Weg ränder, Feldraine, Böschungen und Ufer, welche von natürlichem Gras- wuchse mit geschlossener Narbe bedeckt sind. Es würde demnach unstatthaft sein die Bezeichnung Grasland als gleichbedeutend mit „Wiesen und Dauerweiden“ zu setzen. — Im folgenden werde ich den Ausdruck Wiese, wenn kein anderer Zusatz erfolgt, im Sinne der Drude’schen Definition gebrauchen, wonach er das trockenere Gra- mineen-Grasland im Gegensatz zu dem nasseren Cyperaceen-Wiesen- moor bedeutet. Es scheint mir geboten eine Bemerkung darüber vorauszuschicken, wie ich die Bezeichnung „natürlich“ für das Grasland verstanden sehen möchte. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der grössere Teil. der Wiesen und Wiesenmoore, sich selbst überlassen, aus unserem Lande verschwinden würde. In geringer Tiefe "findet man in dem torfigen Boden der in den Niederungen befindlichen Graslandformationen oft beträchtliche Reste von Bäumen und Sträuchern, unter ihnen Weiden, Erlen, Haseln, Birken und Eichen, die ursprünglich das Gelände inne hatten und zum grossen Teile wohl erst durch die Kultur vertrieben wurden. Wo derartiges Grasland sich selbst überlassen bleibt, stellt sich auf ihm wieder ein Anflug von Weiden und Birken ein; in der Nähe von Gehölzen sieht man auch Haseln und Erlen auftreten. Es sind die Anfänge einer Erlenformation, deren einzelne Elemente mit verschiedener Geschwindigkeit anrücken, entsprechend der verschiedenen Beweglichkeit ihrer Fortpflanzungsgebilde. Auf anderen Grasländereien erscheinen unter gleichen Verhältnissen, zum grossen Verdruss der Landleute, Hypnum- und Sphagnum-Polster in alljährlich zunehmender Menge und bezeichnen die Anfänge eines Torfmoosmoores, das sich an die Stelle des Graslandes zu drängen versucht. Nur durch das regelmässige Mähen, Düngen, Entwässern und Bewässern, durch das Bearbeiten mit Eggen und dergleichen wird der grössere Teil des Gras- landes in seinem Bestande erhalten. Nichtsdestoweniger ist man be- rechtigt, es als natürlichen Formationskomplex zu betrachten, insofern als es sich überall von selbst bildet, wo durch irgend welche Ursachen, sei es durch Waldbrand, Überschwemmung etc. oder sei es durch menschliche Thätigkeit eine Entblössung des Bodens erfolgt ist. Es ist allerdings im Vergleich mit anderen natürlichen Formationen durch eine beträchtliche Labilität ausgezeichnet, indem es nämlich im natür- lichen Verlauf der Vegetationsentwickelung nach einer Reihe von Jahren einer Busch- und Waldformation Platz macht. Durch die menschliche Einwirkung geschieht nichts weiter, als dass der labile Zu- stand in einen stabilen verwandelt wird. Eine wesentliche Veränderung Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eidersst. 181 der Pflanzendecke des Graslandes wird aber dadurch nicht hervor- gerufen. Ja, nicht einmal durch Ansamung ist man imstande, die Pflanzendecke unter gegebenen äusseren Verhältnissen dauernd zu ver- ändern, Ich habe mich auf zahlreichen Dauerweiden, die man ursprüng- lich angesamt hatte, davon überzeugt, dass häufig schon nach 5 Jahren keine einzige der ausgesäten Pflanzen vorhanden war, wofern sie nicht zufällig ein Bestandteil der dem Boden angehörigen Subformation war, dass sich vielmehr eine Pflanzendecke vorfand, die sich durch nichts von benachbarten Mähewiesen unterschied, welche seit Menschen- gedenken als solche benutzt worden waren. Ich verstehe hiernach unter „natürlichem Graslande“ ein solches, dessen Pflanzendecke unter den gegebenen Kulturver- hältnissen stabil geworden ist, gleichgiltig, ob es ursprünglich angesät oder durch natürliche Besamung entstanden ist. In beiden Fällen hat allerdings erst eine kritische Untersuchung zu entscheiden, ob die hinreichende Stabilität eingetreten ist; denn ich fand, dass z.B. auf Weiden zuweilen noch nach 12 Jahren einzelne der angesäten Fremdlinge vorhanden waren, während auch in dem von selbst ent- standenen Graslande innerhalb der ersten Jahre seines Bestehens manche Elemente erscheinen, die nicht als dieser Formation eigentümlich be- trachtet werden können. Zweitens schliesse ich in diesen Begriff ein Grasland ein, das ohne Ansamung von menschlicher Hand auf vegetationsentblössten Orten von selbst entstand und seine natürliche Labilität beibehalten hat, da die menschliche Pflege sie nicht in Stabilität verwandelt. Hier hat die Bezeichnung Grasland nur von dem Zeitpunkte an Berechtigung, wo die Grasnarbe sich geschlossen hat; sie hört auf es zu sein, sobald in ihm die Elemente’einer anderen Formation das Übergewicht zu erlangen beginnen. Nach dieser Verständigung über die anzuwendenden Begriffe er- übrigt noch eine kurze Erörterung der Zeit in welcher die Untersuchung der Zusammensetzung des natürlichen Graslandes am passendsten aus- zuführen ist. Die Vegetation desselben entwickelt sich alljährlich in der Weise, dass jede der Pflanzenarten, die es zusammensetzen, zu einer bestimmten Zeit den Höhepunkt ihrer Entwickelung erreicht und dann scheinbar die ausschliesslich herrschende Pflanze bildet. Wenn man daher eine und dieselbe Wiese oder Moorwiese in den verschiedenen Wochen .des Frühjahrs besucht, so zeigt sie ein sehr verschiedenes Bild. Es stellte sich mir bald heraus, dass ich ein richtiges und rasches Urteil über die wirkliche Zusammensetzung der Wiesen nur in den letzten Wochen des Juni und den ersten des Juli erlangen konnte: die zuerst erschienenen Pflanzen sind dann noch in Frucht sichtbar und die zuletzt erscheinenden zeigen sich wenigstens im Beginn der Blüte. 72° 182 Dr, C. Weber. Die Wiesenmoore erfordern dagegen einen zweimaligen Besuch, von denen der erste in den Anfang Juni fallen muss, um die dann meist in der Frucht befindlichen Seggen sicher bestimmen zu können, der zweite in die erste Hälfte des Juli, in welcher erst die auf diesen Wiesen vorhandenen Gramineen zu blühen beginnen. Die Hauptuntersuchung fällt demnach auf die Zeit etwa vom 20. Juni bis 15. Juli. Dieser Zeitraum wird jedoch dadurch beschränkter, dass man hier nach dem 24. Juni mit dem Mähen der Wiesen beginnt. Es ist mir daher nicht möglich gewesen, meine Untersuchungen auf die ganze Provinz auszudehnen, wie ich es wohl gewünscht hätte, zumal meine Lehrthätigkeit für weitere Ausflüge nur die Sonntage frei lässt und die mit dem genannten Zeitabschnitt meist zusammen- fallende Regenperiode manchen Ausflug vereitelt. Ich hielt es daher für geratener, die eingehendste Untersuchung zunächst auf ein enger um- grenztes Gebiet zu beschränken, indenı ich dieselben von meinem Wohn- orte Hohenwestedt über das westholsteinische und dithmarscher Geest- plateau, die angrenzende Eiderniederung und die Marschen Dithmar- schens und Eiderstedts ausdehnte. Dieses ca. 1800 qkm grosse Gebiet habe ich seit fünf Jahren nach allen Richtungen durchwandert. Es ent- hält einen reichen Wechsel von verschiedenen Bodenarten, von: hoher Geest, von Marsch und Moor. Die extensive Wirtschaftsweise in Ver- bindung mit dem zähen Festhalten der fast ausschliesslich grossbäuer- lichen, wenig dichten Bevölkerung an Althergebrachtem, die Abneigung gegen eine Teilung des Besitzes, lassen ausgedehnte Strecken beson- ders der Geest in einem Zustande erscheinen, der beim ersten Anblick wohl den Eindruck urwüchsiger Wildheit hervorruft. Erst neuerdings hat man angefangen, dem Graslande intensivere Kultur angedeihen zu lassen. Welcher Art die dadurch erzeugte Veränderung ist, wird später näher zu erörtern sein. II. Das Grasland der hohen Geest und der angrenzenden Biderniederung. Die beiden Geestbezirke stellen hügelige Plateaus vor, welche sich am Ost-, Süd- und Westrande meist steil aus den umgebenden Niederungen erheben, dagegen im Norden fast durchweg allmählich in die Eider- niederung verflachen. Mehrere tief einschneidende Flussthäler bewirken eine reiche und verwickelte Gliederung des Geländes. Ausgenommen das im Mittel etwa I4 m hohe Thal der Buckener Aue, welches sich nach Osten öffnet, erheben sich die anderen in ihren breiten unteren Teilen wenig über den mittleren Wasserstand der Nordsee oder liegen in dessen Höhe, so dass sie ohne die vorhandenen Deiche regelmässigen Überflutungen durch den Gezeitenstrom ausgesetzt wären. Dagegen steigen die Plateaus, zumal in ihren östlichen Teilen mehrfach über Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst, 183 60 m, in einigen Punkten sogar über 70 und 80° m empor. Nimmt man die 20 m-Linie als Basis an, so ergeben sich an verschiedenen westöstlichen Profilen mittlere Seehöhen von 28—48 m, durchschnittlich ca. 36 m. Ein Totalprofil, welches nordwestlich von Heide an der Marschgrenze beginnend durch den Schrumer Berg (unweit Albersdorf) und den Niendorfer Berg (unweit Hohenwestedt) in gerader Linie ge- lest ist und an der Bünzener Aue endet, ergiebt hingegen auf der Basis Normal-Null nur eine mittlere Höhe von 27 m. Von dem ostholsteinischen Hügellande, welches die breite Senke von Nortorf-Neumünster von unserem Gebiete trennt, unterscheiden sich diese westlichen Hügelländer durch die Gestalt der Höhen, die dort kleinen, rasch emporhüpfenden Wellen, hier massigen, flachen Dünungen gleichen. Einen weiteren Unterschied beider Landschaften bedingen die zahlreichen waldumkränzten Seeen, welche dort die Thäler ausfüllen, während hier die Thalsohlen weite, fast horizontale, grüne Flächen einnehmen, die oft von braunen Hochmooren umrahmt werden. Natürliche Seeen sind in dem ganzen westlichen Gebiete nur sehr spärlich vorhanden und von geringer Ausdehnung; die ziemlich zahlreichen Teiche sind sämtlich durch Aufstauung der Bäche entstanden und dienen zum Betreiben von Mühlen oder zur Fischhaltung. Die nur mässig grossen Ackerstücke (Koppeln) des Höhenlandes sind von Erdwällen umgeben, welche in der Regel mit Buschholz, dem so- genannten Knick, bewachsen sind. Von einem erhöhten Standorte er- hält man infolge dessen bei einem Blicke über die Hügel oft den Ein- druck einer meilenweiten Buschlandschaft, der noch dadurch verstärkt wird, dass die Ortschaften durch Haine von Obstbäumen, von alten Eichen, Eschen, Rüstern u. s. w. verdeckt sind. Der Boden der hohen Geest Westholsteins und Dithmarschens wird an der Oberfläche vorherrschend von Sanden gebildet, deren oberste Schicht gewöhnlich sehr reich an groben Geschieben und grösstentheils aus der Zerstörung des oberen Geschiebemergels hervor- gegangen ist, von welchem sich hier und da vereinzelte Fetzen erhalten haben!). Die darunter befindlichen Korallensande sind in der Regel fast ganz kalkleer. In wechselnder Tiefe, gewöhnlich aber schon bei 3—5 m, trifft man auf die obersten Etagen des unteren Geschiebemergels, der an einigen Stellen bis an die Oberfläche gelangt. Ältere Formationen treten am Rande des Gebietes der Oberfläche nahe, fehlen aber an- scheinend auch in den centralen Teilen nicht. Am Westrande finden sich alte Dünen, ebenso am Ostrande der Reithmoorniederung z. B. bei Legan an der Rendsburger Chaussee. !) Vergl. C. Weber: Über zwei Torflager im Bette des Nord - Ostsee - Kanals bei Grünthal, Neues Jahrb, d, Mineralogie 1891, Bd, II, S. 62 und die Nachträge dazu ebenda, 184 Dr. C. Weber. Die Grundlage der Niederungen bilden innerhalb des Gebietes postglaciale und alluviale Sande, über denen sich eine Torfschicht von meist nur 0,3—1,5 m Mächtigkeit abgelagert hat. Nur in der Eider- niederung erreicht sie eine Dicke bis zu 4 m. Doch ist es wahrscheinlich, dass dort die recente unmittelbar einer interglacialen Torfschicht auf- gelagert ist!). Am Westrande findet sich unter dem Torfe statt des Sandes der Marschklei. Über die Regenhöhen in dem ganzen durchforschten Gebiete stehen mir zuverlässige Angaben nicht zu Gebote, ebensowenig über die Regenhäufigkeit. Dass die erstere nicht gering sein kann, beweisen die zahlreichen Quellen wie der Wasserreichtum der Bäche und Flüsse, und was die Regenhäufigkeit anbelangt, so ist dieselbe aller Wahr- scheinlichkeit nach grösser als in den westwärts vorgelagerten Märschen, wenigstens hat sich mir diese Empfindung im Laufe der Jahre auf- gedrängt. Sie wird dadurch bestätigt, dass die Marschen namentlich in den Frühjahrsmonaten oft unter Dürre zu leiden haben, während die hohe Geest im frischesten Grün prangt. Es liegt auf der Hand, dass der feuchte Seewind beim Ansteigen in dem ziemlich gut bewaldeten Höhengebiete veranlasst werden muss, einen beträchtlichen Teil seiner Dämpfe zu verdichten. Für die bedeutende Feuchtigkeit des Klimas mag ferner auch der Umstand sprechen, dass man auf den Höhen über 60 m überall noch der Erle (Alnus glutinosa) in grosser Zahl und in kräftigen Exemplaren begegnet. Von diesem Gebiete nimmt das natürliche Grasland einen ver- hältnismässig grossen Bruchteil ein. Es bedeckt in erster Reihe die Niederungen, zieht sich aber in zusammenhängenden Flächen auch längs der Auen und Bäche bis zu beträchtlichen Höhen empor; bei Hohenwestedt liegen treffliche Mähewiesen in der Höhe von 60 m und darüber. Dass das Grasland diese Ausdehnung ursprünglich sicher nicht besessen hat ist bereits erwähnt; dass sie nicht grösser ist, bedingt die Benutzung des Landes zum Ackerbau. Das Höhenland ist ursprünglich von einer Eichenwaldformation bedeckt gewesen, von der sich noch ansehnliche Bestände vorfinden, gegenwärtig mit zu- nehmender Einwanderung von Buchen und Nadelhölzern. Ein grosser Teil dieser Waldungen hat dann der Heide weichen müssen, welche besonders die östlichen und centralen Abteilungen der Plateaus inne hat und deren ausgedehnte Eichenkrattreviere noch die frühere Pflanzen- decke des Geländes verraten. Auch die Niederungen hält das Gras- land nicht ausschliesslich besetzt, sondern muss sie besonders an den 1) Vergl. meine angeführte Abhandlung und v. Fischer-Benzon: Die Moore der Prov. Schlesw.-Holst. Sonderabdr. aus XI, 3 d. Abh. d, Nat. V. Hamb. 1891 p, 73. Zusammensetzung des natürl,. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 185 Rändern mit oft ausgedehnten alten Hochmooren teilen, die zum grösseren Teile mit Heide und Birkengebüsch bedeckt sind. Der allmählige Übergang der hohen Geest in die Eiderniederung zumal in die besonders untersuchte Reithmoorniederung, sowie die Ähnlichkeit des Graslandes beider Gebiete lassen es angemessen er- scheinen, sie gleichzeitig zu betrachten. Das Grasland gliedert sich hier in sieben Subformationen. Ich benenne dieselben jedes Mal nach derjenigen Pflanze, welche ich innerhalb des Gebietes gewöhnlich als die herrschende traf, d. h. nach derjenigen Graminee oder Cyperacee, welche durch auffallenden Wuchs und durch ihre Zahl oder wenigstens durch die letztere die Aufmerksamkeit fesselt und den Charakter des Bildes in der oben festgestellten Zeit bestimmt. Zuweilen tritt jedoch die eine oder andere Begleitpflanze stärker hervor, so dass die sonst führende Pflanze an Zahl zurücksteht oder sogar auf kleineren Strecken fehlt. Ich behalte in solchen Fällen zum Zweck einer kurzen Be- zeichnung nichtsdestoweniger den Namen der Subformation bei und betrachte derartige Fälle nur als eine besondere Facies derselben. a. Die Subformation der Aira flexuosa. Aira flexuosa ist in Westholstein das herrschende Gras des trockneren Waldbodens an Stelle der Poa nemoralis, welche man dort im östlichen Hügellande der Provinz vorfindet, die aber dem Westen wohl ursprünglich gänzlich fehlt!). Im geschlossenen Hochwalde trifft man nur einzelne Trupps des Grases; wenn der Wald lichter gestellt wird, ziehen sich dieselben zu einem dichteren, spärlich blühenden Rasen zusammen. Als Wiese kann die Formation aber erst nach dem völligen Abtreiben des Waldes bezeichnet werden. Jetzt bildet Aira flexuosa ein dichtes, reichlich fruchtendes Gehälme, in welchem die übrigen Bodenpflanzen des Waldes wie Trientalis europaea, Asperula odorata u. a. von Jahr zu Jahr mehr verschwinden. Dagegen dringen eine Reihe anderer Pflanzen in zunehmender Zahl ein, besonders Agrostis vulgaris, Festuca ovina, Anthoxanthum odoratum, Holcus lanatus auch wohl Nardus stricta, Molinia coerulea und Poa pratensis. Dikotyle Kräuter und Stauden sind oft in hervorragender Weise an der Bildung der Pflanzendecke beteiligt, übernehmen sogar an beschränkteren Orten die Führung, am häufigsten Hieracium Pilosella. Das Schicksal dieser Subformation ist ein verschiedenes, je nach- dem sie sich selbst überlassen bleibt oder als Dauerweide benutzt wird. Im ersteren Falle geht sie nach 4—5 Jahren in eine parkartige Wald- 1!) Vereinzelte Vorkommnisse der Poa nemoralis in der Umgebung Hohenwestedts, die ich neuerdings feststellte, und Husums, sind wahrscheinlich nur auf Verschleppungen zurückzuführen, 186 Dr. C., Weber. formation über, wofern dem Abtreiben ein Mastjahr vorausging, oder wenn aus dem stehen gebliebenen Walde Samen in Menge herbeigeführt werden bezw. eine regelrechte Aufforstung erfolgt. Unterbleibt das eine oder das andere, so nimmt das meist gleichzeitig erscheinende Heidekraut im Laufe der Jahre unter Verdrängung des Graswuchses das Gelände ein. Die vereinzelt dazwischen angesiedelten jungen Wald- baumpflanzen werden durch das alle paar Jahr wiederkehrende Abmähen des Heidekrautes vernichtet, während dieses selbst wieder austreibt. So geht endlich durch den Einfluss des Menschen eine typische Heide hervor, die nach längerem Liegen infolge der durch sie veranlassten Ortsteinbildung sich für lange Zeit ihren Bestand selbst sichert. Wird nun aber das Aufkommen des Waldes und der Heide gleich- zeitig durch Weidetiere verhindert, so bleibt das Grasland als solches und in der angegebenen Zusammensetzung erhalten. Gewöhnlich über- nimmt indes Agrostis vulgaris die Führung, indem Aira flexuosa mehr zurücktritt und stellenweise überhaupt verschwindet. So trifft man diese Subformation auf hochgelegenem oder trockenem Boden häufig an. Sie zeigt ganz das gleiche Aussehen auch wenn sie nicht un- mittelbar aus dem Walde hervorging, sondern aus Heide, die durch Plaggenhieb und regelmässige Behütung vernichtet wurde, oder aus hochgelegenem, dürren Ackerland, welches man durch Ansamung in Dauerweide verwandelt hatte, Wo hingegen der Boden feuchter ist, erscheint in dem aus dem Walde hervorgegangenen Rasen der Aira flexuosa je nach dem Grade der Feuchtigkeit entweder Poa pratensis oder Poa trivialis, gewinnt rasch an Ausdehnung und lässt endlich eine nach diesen Pflanzen be- nannte Subformation hervorgehen, indem die Aira flexuosa gänzlich verschwindet und sich nur auf den hochgelegenen Teilen des Ge- ländes erhält. Eine besondere Facies zeigt die Subformation der Aira flexuosa auf den alten Binnendünen, welche jetzt grösstenteils von Heide bedeckt sind, indem sie dort die Reste der Dünenvegetation, zumal Carex arenaria, Ammophila arenaria und Elymus arenarius in sich aufnimmt. Dass sich auf Heiden, besonders in den Krattrevieren, regelmässig zahlreichere Heideelemente ihr beigesellen, besonders Sieglingia decum- bens, mag nur kurz erwähnt werden. Auf Moorheiden geht sie in die spä- ter zu besprechende Subformation der Molinia coerulea vollständig auf. Folgende Pflanzen habe ich gewöhnlich in dieser Subformation angetroffen!): Aira 1) In ‚diesen Aufzählungen stelle ich die gewöhnlich oder häufiger herrschenden Pflanzen, zumal‘die Gramineen und Cyperaceen (Juncaceen) voran. Die Begleiter sind systematisch geordnet. Wo kein Autor angegeben ist benutze ich den Namen, den die Pflanze in der „Kritischen Flora der Prov. Schlesw.-Holst.“ führt, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst,, Dithm. u. Eiderst. 187 flexuosa, Agrostis vulgaris, Festuca ovina, Nardus strieta, Anthoxanthum odoratum, Wein- gaertneria canescens, Aira coryophyllea, Aira praecox, Holcus lanatus, Sieglingia decumbens, Poa pratensis (meist f. angustifolia), (Molinia coerulea selten), Erophila verna, Teesdalea nudicaulis, Viola tricolor, V. canina, Spergula arvensis, Arenaria serpyllifolia, Cerastium semidecandrum, Medicago lupulina, Trifolium arvense, T. minus, Ornithopus perpusillus, Potentilla argentea, Herniaria glabra, Scleranthus annuus, S. perennis, Sedum maximum, S. acre, Knautia arvensis, Erigeron acer, Filago germanica, F. minima, Gnaphalium silvaticum, Achillea Millefolium, Crepis tectorum, Hieracium Pilosella, Jasione montana, Campanula rotundifolia, Myosotis stricta, Veronica officinalis, Thymus Serpyllum, Rumex Acetosella. b. Die Subformation der Poa pratensis. Poa pratensis erscheint als herrschende Pflanze des Graslandes an mässig feuchten Orten. Mehrfach stellte ich eine Höhe ihres Gebietes von 2—3 m über dem mittleren Grundwasserstande fest. Die ständigsten Begleitpflanzen sind Bromus mollis, Avena pubescens, Festuca rubra, Dactylis glomerata (besonders in der Nähe von Gebüschen), Cynosurus eristatus, Anthoxantum odoratum. Auch Triticum repens ist stets vor- handen, namentlich in der Nähe von Gebüsch. Spärlich nur finden sich Holcus lanatus und Phleum pratense (meist f. bulbiferum). In der Regel ist Agrostis vulgaris auch in dieser Subformation so zahlreich vor- handen, dass man im August eine Agrostis-Formation zu sehen glaubt. Dagegen kommt A. alba hier nicht vor. Gross ist der Reichtum an Arten mit auffallenden Blüten, doch gewinnen dieselben niemals wie in der vorigen Subformation auf weitere Strecken das Übergewicht über die Gräser. Die Subformation der Poa pratensis trifft man verhältnismässig selten in grösserem Zusammenhange, da das für sie passende Gelände gleichzeitig für den Ackerbau am besten geeignet ist. Sie stellt sich regelmässig auf den Wegrändern und Wällen des mässig feuchten Höhenbodens ein, ebenso auf Grasplätzen in und bei den Ortschaften, besonders auf Kirchhöfen, Chausseerändern. In der Nähe der Ort- schaften drängt sich Lolium perenne oft in so grosser Zahl ein, dass man im Juli, wenn die Fruchthalme der Poa verschwunden sind, eine Lolium-Formation vor sich zu haben glaubt. Da Lolium perenne in keiner Kleegrasmischung für die Weiden der Feldgraswirtschaft fehlt, so ist die Gelegenheit für die Verschleppung eine ständige, Nichtsdestoweniger ist es auffallend, dass es sich dauernd nur an ganz bestimmten Orten aufhält, nämlich nur an solchen, welche häufig animalischen Dünger erhalten wie Tränkstätten, die Eingänge zu den Weiden, Hofstätten, die Ränder von Chausseen, Dorfstrassen und anderen viel- befahrenen Wegen. Die Pflanze gehört anscheinend zu jenen, welche eine stärkere Con- centration der Bodennährlösung verlangen, wie sie durch leicht zersetzbare aniınalische Dungstoffe bedingt ist, Pflanzen, welche sich stets in der Nähe menschlicher Wohnstätten ansiedeln und mit diesen selbst weiter ausbreiten, Nur in der Nähe des Meeres ist Lolium perenne in unserem Lande wohl ursprünglich heimisch, Sie mag aber schon lange vor 188 Dr. C. Weber. der Aufnahme unter die Kulturpflanzen durch Wild und weidende Haustiere von da nach dem höher gelegenen Lande verschleppt sein. Im folgenden stelle ich die Pflanzen zusammen, welche gewöhnlich in der Sub- formation der Poa pratensis angetroffen werden. Die weniger weit verbreiteten setze ich in Klammern. Poa pratensis, Bromus mollis, Avena pubescens, Festuca rubra, Dactylis glomerata, Anthoxanthum odoratum, (Holcus lanatus, Phleum pratense f. bulbiferum), Agrostis vulgaris Briza media, Ranunculus acer, R. repens, Barbaraea vulgaris, Polygala vulgaris (besonders in der Nachbarschaft von Heiden, woselbst sich auch zuweilen P. depressa Wender ein- findet) Stellaria graminea, Cerastium triviale, C. semidecandrum, Hypericum perforatum, H. quadrangulum, Trifolium pratense, T. repens, T. minus, T. procumbens, Lotus corni- culatus, Viecia Cracca, V. angustifolia, Lathyrus pratensis, L. montanus, Potentilla anserina, Alchemilla vulgaris, Saxifraga granulata, Pimpinella Saxifraga, Heracleum Sphondylium, Daucus Carota, Anthriscus silvestris, Galium Mollugo, Suceisa pratensis, Knautia arvensis, Bellis perennis, Achillea Millefolium, Chrysanthemum Tanacetum, Senecio Jacobaea, Centaurea Jacea, Taraxacum officinale, Leontodon autumnalis, Hypochoeris radicata, Campanula rotundifolia, Myosotis intermedia, Verbascum nigrum, Linaria vulgaris, Veronica serpyllifolia, V. Chamaedrys, Euphrasia officinalis, E. Odontites, Alectorolophus major, A. minor, Nepeta Glechoma, Scutellaria galericulata, Brunella vulgaris, Ajuga reptans, Plantago lanceolata, Rumex Acetoss, R. obtusifolius, R, crispus, Urtica dioica, Platanthera montana, Luzula campestris, Equisetum arvense. c. Die Subformation der Poa trivialis. Die Subformation der Poa pratensis wird auf fruchtbarem, feuchten Boden getroffen, in einer Höhe von I—1I,5. m über dem mittleren Grundwasserstande. Der Boden ist in der Regel sehr humos, da er eben seit Jahrhunderten Wiese getragen hat. Der umgekehrte Schluss, nach welchem die humose Beschaffenheit des Bodens Ursache der Sub- formation sei, ist nicht zutreffend, da man sie ebensogut auf humus- armem Sandboden findet. Es gehören zu dieser Subformation die besten Mähewiesen im Quellgebiete der Auen und am Rande der Thal- niederungen. Die sogenannten Matthöfe, d. h. beim Hofe gelegene und mit den Abwässern desselben überrieselte mässig feuchte Wiesen, zeigen gewöhnlich den nämlichen Typus. Die herrschende Pflanze ist Poa trivialis, begleitet von Bromus mollis, Anthoxanthunı odoratum, Phleum pratense, Cynosurus cristatus, Festuca rubra, F. elatior, Alopecurus geniculatus, Holcus lanatus, Aira caespitosa. Jedoch er- scheinen die letztgenannten vier in der typischen Subformation nur spärlich, mehr dagegen dort, wo dieselbe in die nächstfolgende über- geht. Alopecurus pratensis ist nicht selten in ziemlich zahlreichen Trupps vorhanden, besonders an der Grenzregion gegen die Poa pratensis. Die Pflanze ist, nach dem Ergebnis mehrfacher Erkundigungen, erst seit etwa 30 Jahren auf den Wiesen von selbst erschienen und anfänglich für ein Unkraut angesehen worden. Sie breitet sich offenbar gegen- wärtig stärker aus. Dactylis glomerata ist zuweilen vorhanden, fehlt Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm, u. Eiderst. 189 aber viel häufiger und ist jedenfalls kein typischer Bestandteil, des- gleichen fehlt Avena pubescens. Briza media ist dagegen gewöhnlich regelmässiger und zahlreicher als in der vorigen Subformation zu treffen. Zuweilen findet man auch Agrostis alba. Das Vorkommen dieser Pflanze konnte ich jedoch allemal auf frühere Einsaat zurückführen. Sie hält sich mehrere Jahre als untergeordneter Bestandteil, besonders auf stark mit animalischen Dungstoffen versehenen Wiesen, scheint aber im Laufe der Jahre wieder gänzlich zu verschwinden. Dagegen ist Agrostis vulgaris immer in einzelnen Exemplaren vorhanden. Triticum repens erscheint besonders reichlich auf den als Dauerweide benutzten Wiesen dieser Region. Von Lolium perenne, das sich auf ihnen, wie auf denen der vorigen Subformation, in der Nähe von Ort- schaften einfindet, gilt das dort Gesagte. Häufig ist sie eingesät worden. An quelligen Stellen mit gehemmtem Wasserabflusse tritt Equisetum palustre zuweilen in überwiegender Menge auf und verbreitet sich auch auf das benachbarte Gelände. Dort trifft man auch häufiger auf Binsen und Seggen, die sonst in dieser Subformation eine sehr untergeordnete Rolle spielen oder gänzlich fehlen. An derartigen Örtlichkeiten findet gelegentlich unter völligem Zurücktreten der Poa trivialis ein schroffer Übergang in eine Carex-Formation statt, welche namentlich von Carex Oederi gebildet wird. — Unter den sonstigen Begleitpflanzen erscheinen viele der vorigen Subformation. Der Reichtum an bunt- gefärbten Blumen ist aber noch grösser als dort. Der meist vorhandene Rotklee ist zuweilen eingesät. In der typischen Ausbildung trifft man gewöhnlich folgende Pflanzen (weniger all- gemein verbreitete sind in Klammern gesetzt): Poa trivialis, Bromus mollis, Anthoxanthum odoratum, Briza media, Alopecurus geniculatus, (A. pratensis), Holcus lanatus, Festuca rubra, F, elatior, Aira caespitosa, (Dactylis glomerata), Ranunculus acer, (R. auricomus), R. repens, Cardamine pratensis, Coronaria flos cuculi, Cerastium triviale, Stellaria graminea, Trifolium pratense, T.repens, T. minus, Vicia Cracca, Lathyrus pratensis, Alchemilla vulgaris, Angelica silvestris, Heracleum Sphondylium, Anthriscus silvestris, Galium palustre, Bellis perennis, Achillea Millefolium, Senecio aquaticus, Cirsium palustre, Leontodon autumnalis, Taraxacum officinale, Crepis paludosa, (Symphytum officinale), Myosotis palustris, Veronica Chamaedrys, Euphrasia officinalis, E. Odontites, Alectorolophus major, A. minor, Nepeta Glechoma, Ajuga reptans, Brunella vulgaris, Plantago lanceolata, Rumex Acetosa, (R. obtusifolius), R. crispus, (Polygonum Bistorta), Orchis mascula, O. latifolia, Juncus Leersii, J. effusus, (J. silvaticus), Luzula campestris, Carex leporina, (C. pallescens, C, Oederi), Equi- setum palustre, d. Die Subformation der Aira caespitosa. Die Subformation der Aira caespitosa entwickelt sich in typischer Form in den etwas höheren Teilen der Niederungen auf einem Boden, der von den winterlichen Ueberschwemmungen nur ausnahmsweise er- reicht wird. Den Horizont fand ich im Juni und Juli 0,4—0,7 m über 190 Dr. €, Weber. dem Wasser der Gräben. Von hier aus steigt die Subformation mit dem Gelände empor und mischt sich alsdann mit der vorigen. Gewöhnlich ist die Unterlage auf altem Wiesenlande sandige Moorerde oder gar Torf. Aber diese Subformation entwickelt sich auch auf reinem Sande, wenn nur die genügende Feuchtigkeit vorhanden ist. Aira caespitosa hat gewöhnlich nicht ausschliesslich die Herrschaft, sondern sie teilt dieselbe mit Holcus lanatus und oft auch mit Festuca elatior. Oft erlangt die eine dieser Pflanzen das Uebergewicht über die beiden anderen, Festuca elatior aber verhältnismässig seltener und mehr in den höheren Teilen der Region. Mehr untergeordnete Bestand- teile sind Cynosurus cristatus, Anthoxanthum odoratum, Phleum pratense, Alopecurus geniculatus, Briza media. Dagegen fehlen Avena pubescens, Bromus mollis und Triticum repens. Die typische Subformation enthält keine Poa trivialis oder doch höchstens nur kleine Trupps von wenig- blütigen Pflanzen. Agrostis vulgaris ist an einzelnen Orten, wie am Rande der Eiderniederung ziemlich zahlreich zu finden, dort auch an der Grenze gegen die nächstfolgende Subformation der Carex panicea vielfach Agrostis alba. Auf den Wiesen der hohen Geest begegnen uns dagegen Agrostis-Arten in dieser Subformation sehr spärlich, A. alba nur nach erfolgter Einsaat. Festuca rubra ist zuweilen in. unter- geordneter Zahl vertreten, fehlt jedoch meistens und ist wohl nicht als typischer Bestandteil anzusehen. Cyperaceen sind etwas regelmässiger als in der vorigen Subformation vorhanden, machen sich aber im ganzen wenig bemerklich. Von den Papilionaceen treten die Kleearten zurück, nur Lotus uliginosus und Vicia Cracca sind allein ständige Begleiter und zuweilen in grosser Menge vorhanden. Im Frühjar sieht man Anemone nemorosa, weitab von allem Gebüsch, oft ausgedehnte Strecken dieser Region überziehen. Auch Geum rivale ist ein selten fehlender Bestandteil. Ulmaria pentapetala erscheint oft in kleineren Trupps. Im allgemeinen fällt die typische Subformation der Aira caespitosa gegenüber derjenigen der Poa trivialis durch relative Armut an Blumen auf. Bemerkenswert ist, dass Aira caespitosa in einer Waldfacies er- scheint. Wie Aira flexuosa das Untergras des lichten Waldes an trockenen Stellen, so bildet Aira caespitosa es an feuchteren. In derselben Weise entwickelt sie sich nach dem völligen Abtreiben des Waldes zu einer Wiese, in der sie das ausschliesslich herrschende Gras bildet, gewöhnlich sehr reichlich mit Geum rivale und zahlreichen Bodenpflanzen des Waldes durchzogen. Sie geht nach einigen Jahren, sich selbst überlassen, wieder in eine Erlenformation über oder verwandelt sich bei fortschreitender Versumpfung in ein Torfmoosmoor. Wird das eine oder andere durch die Kultur verhindert, so verschwinden die Wald- Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst, Dithm. u. Eiderst. 191 pflanzen aus ihr. Von den höher und tiefer gelegenen Teilen des Geländes zieht sich Aira caespitosa immer mehr zurück und macht dort der Subformation der Poa trivialis, hier der gleich zu besprechenden Subformation der Carex panicea Platz, während die dazwischen liegende Region der typischen Subformation der Aira caespitosa erhalten bleibt, in welche inzwischen Holcus lanatus, Festuca elatior und die anderen Begleiter eingewandert sind. Auf abgetragenen Hochmooren geht diese Subformation in die der Molinia coerulea auf oder mischt sich mit ihr. Die Pflanzen der typischen Subformation sind nach meinen zahlreichen Beobachtungen in dem Gebiete, dessen ausgedehntesten Mähewiesen ihr angehören, folgende: Aira caespitosa, Holcus lanatus, Festuca elatior, Anthoxanthum odoratum, Cynosurus cristatus, Alopecurus geniculatus, Briza media, Phleum pratense, Anemone nemorosa, Ranunculus flammula, R. acer, R. repens, Caltha palustris, Cardamine pratensis, Viola palustris, Coronaria Flos- euculi, Stellaria uliginosa, Cerastium triviale, (Linum catharticum), (Trifolium pratense, T.repens), Lotus uliginosus, Vicia Cracca, (Lathyrus pratensis), Ulmaria pentapetala, Geum rivale, Potentilla anserina, (Sanguiserba officinalis nur in den Wiesen am Rande der Eider- niederung), Lythrum Salicaria, Parnassia palustris, Galium palustre, G. uliginosum, Vale- riana dioica, Suceisa pratensis, Bellis perennis, Achillea Ptarmica, (Centaurea Jacea), Cir- sium palustre, C. oleraceum, Leontodon hispidus, Crepis paludosa, Veronica Chamaedrys, Myosotis palustris, (Euphrasia officinalis, E. Odontites), Alectorolophus major, A. minor, Nepeta Glechoma, Ajuga reptans, Lysimachia Nummularia, Plantago lanceolata, Rumex Acetosa, R. erispus, Triglochin palustris, Orchis latifolia, ©. mascula, Juncus effusus, J. Leersii, J. lamprocarpus, Luzula campestris, Carex leporina, C. pallescens, C. canescens, C. Oederi, C. flava, (Equisetum palustre). e. Die Subformation der Carex panicea. Diese Subformation schildere ich nach den Befunden am unteren Laufe der Haaler Aue, wo sie eine ungewöhnliche Ausdehnung besitzt und von mir wiederholt besucht ist. Carex panicea und Carex vulgaris sind die herrschenden Pflanzen, so dass bald die eine, bald die andere das Übergewicht hat, meist aber C. panicea. Ihnen schliesst sich eine Reihe anderer Seggen von ähnlichem, niederen Wuchse an. Das ein- förmige Graugrün der Vegetation wird kaum belebt durch die Blüten von Rannuculus flammula, vereinzelter Coronaria Floscuculi und durch Trupps von Thalictrum flavum, zu denen an etwas nässeren Stellen noch Eriophorum polystachyum, sehr spärlich Pedicularis palustris und etwas zahlreicher Menyanthes trifoliata, Comarum palustre, Potentilla anserina, Hydrocotile vulgaris nebst Mentha aquatica kommen. Zerstreut erscheinen Juncus filiformis und J. lamprocarpus. Dieses Bild gewährt die Region im Anfang Juni. Gegen Ende dieses oder zu Anfang des folgenden Monats erscheint alsdann Agrostis alba in grosser Menge und mit ihr blühende Trupps von Lythrum Salicaria und Ulmaria pentapetala. 192 Dr, C. Weber. Die Subformation der Carex panicea zieht zuweilen in einer Breite von 100—200 m, in einer gewissen Entfernung mit dem Flusse parallel, von diesem selbst getrennt durch die nächstfolgende Subformation der Carex gracilis, nach dem höheren Gelände hingegen in die der Aira caespitosa übergehend. Sie begleitet aber die Auen auch bis in ihren oberen Lauf und zeigt sich überhaupt immer in demjenigen Teile des Thales, der im Winter regelmässig, jedoch nur auf kürzere Zeit "unter Wasser gesetzt wird. Im Juli fand ich ihren Horizont 0,15—0,3 m über dem Wasserspiegel. In dem höheren Teile der Thäler nimmt sie an Breite beträchtlich ab, mischt sich mehr mit den angrenzenden Subformationen und verliert dadurch mehr oder weniger ihr charakter- istisches Aussehen. Auch fand ich in dem Höhengebiete niemals Agrostis alba in ihr, höchstens vereinzelte Agrostis canina und oft auch Molinia coerulea, zumal wenn graslandbedeckte Hochmoore angrenzen, auf denen die letztgenannte Pflanze stets herrscht. Die Pflanzen, welche sich in der Subformation der Carex panicea gewöhnlich finden fassen, sind : Carex panicea, C. Goodenoughii, (C. flacca), C. flava, C. Oederi, C. muricata, (C. paradoxa), C. teretiuscula, Thalictrum flavum, Ranunculus Flammula, R. acer, R. repens, Caltha palustris, Cardamine pratensis, Viola palustris, Coronaria Floscuculi, Stellaria uliginosa, St. glauca, Vicia Cracca (hier nur wenig blühend), Ulmaria pentapetala, Geum rivale, Comarum palustre, Potentilla anserina, P. silvestris, Lythrum Salicaria, Parnassia palustris, Hydrocotile vulgaris, Galium palustre, G. uliginosum, Valeriana dioica, Menyanthes tri- loliata, Alectorolophus major, Pedicularis palustris, Mentha aquatica, Orchis latifolia, Juncus filiformis, J. lamprocarpus, Luzula campestris, Eriophorum polystachyum, (Alopecurus geni- culatus), (Agrostis alba, A. canina), Molinia coerulea. Hylocomium stellatum Schreb,, H. squarrosum Schmpr. und Hypnum-Arten. f. Die Subformation der Carex gracilis. In grösster Ausdehnung findet sich die Subformation der Carex gra- cilis in den tiefer gelegenen Teilen der Niederungen, welche den bis in das Frühjahr hinein währenden Winterüberschwemmungen ausgesetzt sind und selbst im Sommer sich nur unbedeutend über den Wasserstand erheben (höchstens 0,1 m). Als breiter Streif begleitet sie den unteren Lauf der Flüsse und Auen, flusswärts in eine Schilfrohr- oder Binsenformation übergehend, landeinwärts sich mit der Subformation der niederen Carices mischend. Besuchen wir diese Subformation in den ersten Tagen des Juni in der Eiderniederung, z. B. am Ufer der Haaler Aue, so bietet sie uns dort folgendes Bild. Wie ein weites Kornfeld wogt vor uns das dunkelgrüne Gehälme der Carex gracilis, 0,5—ı m Höhe erreichend, einförmig, durch keine Blume belebt. An der Grenze gegen die Region der niederen Seggen machen sich noch Ranunculus Flammula und R. acer bemerklich, dasselbe gilt von Cardamine pratensis und Galium uliginosum. Truppweise erscheint noch Carex panicea, bald aber ist keine der niederen Pflanzen mehr sichtbar. Fast ohne jeden Unter- Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 193 wuchs ragen die nur mässig dicht stehenden Halme der Carex gracilis aus dem mit abgestorbenen Pflanzenteilen bedeckten, schwankenden Moorboden. Bei genauerer Betrachtung trifit man jedoch noch auf einige Abwechselung. In das Gehälme der herrschenden Segge drängen sich andere, gleich hohe, truppweis oder einzeln, namentlich Carex vesicaria ein, die langen Halme des Juncus filiformis tauchen auf, und hier und da machen sich lichtgrüne Inseln von Digraphis arundinacea, Calamagrostis lanceolata und Salix repens bemerklich. Hin und wieder ist auch der Boden von einigen Begleitern der Carex panicea überzogen, namentlich von Menyanthes trifoliata und Mentha aquatica. Reicher wird der Wechsel erst in unmittelbarer Nähe des Flusses. Anfänglich vereinzelt, dann an Zahl rasch zunehmend, tritt Glyceria fluitans auf, streckenweise die Carices vollständig verdrängend. Berula augustifolia und Caltha palustris bilden ein unteres Stockwerk unter den lichter stehenden Carices und endlich zeigen sich hier einzelne Stellen, auf denen die Vegetation in der Entwickelung auf- fallend weit zurück ist. Sie hat Molinia coerulea inne, welche nicht vor Anfang des Juli ihre Blütenhalme zeigen wird. Wir begegnen hiermit Andeutungen eines Übergangs der Carex-Formation einerseits in die Formation des Schilfrohres mit seiner Gefolgschaft, welche das seichte Wasser des Flusses inne hat, andererseits in die demnächst zu besprechende Molinia-Subformation. Die Subformation der Carex gracilis beschränkt sich keineswegs auf den unteren Lauf der Flüsse; sie erscheint auch in dem oberen, wofern nur die Bedingungder andauernden winterlichen Überschwemmung erfüllt ist, erreicht hier aber in typischer Entwickelung selten eine so grosse Ausdehnung wie dort. Stets findet man sie an solchen Orten etwas artenreicher zusammengesetzt, namentlich fehlen niemals Carex acutiformis, Scirpus silvaticus und selten Glyceria fluitans. Dazu ge- sellen sich Elemente der Schilfrohrformation, wie Phragmites communis, Scirpus palustris, Equisetum limosum oft in grosser Zahl. Als Pflanzen der typischen Subformation stellte ich innerhalb des Gebietes die nachstehenden fest: Carex gracilis, C. vesicaria, C. disticha, C. panicea, C. Goodenoughii, C. acutiformis, Scirpus silvaticus, (S. palustris, Phragmites communis), Digraphis arundinacea, Calamagrostis lanceolata, (Agrostis alba nur in der Eiderniederung), (Molinia coerulea), Glyceria fluitans, Caltha palustris, Ranunculus Flammula, R. repens, Cardamine pratensis, Stellaria glauca, Parnassia palustris, Berula angustifolia, Galium uliginosum, Menyanthes trifoliata, Mentha aquatica, Salix repens, Juncus filiformis, (Equisetum limosum). g. Die Subformation der Molinia coerulea. Die alten Hochmoore, welche besonders die Ränder der Niederungen inne haben, sich aber auch in abflusslosen Mulden des Höhenlandes bildeten, sind während des Sommers an ihrer Oberfläche sehr trocken. 194 Dr. C. Weber. Sie tragen dort keine geschlossene Torfmoosvegetation, wachsen also nicht mehr als Torfmoore weiter. Ihre Vegetationsdecke besteht im gegenwärtigen Zustande einesteils aus einer Waldformation, welche nach den hier und da vorhandenen Restbeständen sich hauptsächlich aus Eichen, Haseln, Erlen, Birken, Zitterpappeln, Weiden, Ebereschen, Traubenkirschen und Faulbaum zusammensetzt. Anderenteils überzieht den Moostorfboden eine Heideformation, welche viele Begleitpflanzen des Torfmooses in sich aufgenommen hat. Wo aber Wald und Heide von den alten Hochmooren entfernt worden sind, findet sich eine Graslandformation, deren herrschende Pflanze Molinia coerulea ist. Als selten fehlende Begleiter gesellen sich dazu von Gräsern Antho- xanthum odoratum, Agrostis canina, Aira flexuosa, Sieglingia decumbens, Festuca ovina, Nardus stricta. Spärlicher erscheinen Aira caespitosa und Holcus lanatus. Hierzu kommen von Riedgräsern namentlich Carex panicea und Carex Goodenoughii, letztere häufig in der Form turfosa, ausserdem Wollgräser und Scirpus caespitosus. Aus der Binsen. familie bilden Juncus squarrosus und Luzula campestris zwei der regel- mässigsten Bestandteile. Von anderen Pflanzen seien nur Hydrocotyle vulgaris erwähnt, welche den Boden oft in ungeheurer Menge überzieht, Narthecium ossifragum, das sich mehr auf die feuchteren Stellen be- schränkt und Salix repens, die in verschiedenen Formen auftretend oft wesentlich an der Bildung der Narbe beteiligt ist. Nur wenige Blumen zieren diese, überdies erst spät, nicht vor Mitte Juni sich ent- wickelnde Subformation. Es sind namentlich Galium saxatile, Comarum palustre, Potentilla silvestris zu nennen; gegen Ende des Sommers er- scheint meist Succisa pratensis in grosser Menge, mehr in kleineren Trupps Gentiana Pneumonanthe. Oft wird das eintönige Graublau, welches die Grundfarbe dieser Subformation des Graslandes bildet, durch kleine hellgrüne Trupps von Polystichum cristatum belebt. Stellenweise erhält die Subformation ein etwas abweichendes Aussehen dadurch, dass eines der oben genannten begleitenden Gräser oder Cypergräser stärker hervortritt. Namentlich sind es Aira flexuosa, Festuca ovina, Nardus stricta, Carex panicea und Carex Goodenoushii, welche durch ihr Vorherrschen lokale Facies der Moliniasubformation bedingen. In ähnlicher Weise wie die Subformationen der Aira flexuosa und Aira caespitosa aus dem Walde hervorgehen, wenn derselbe abgetrieben wird, vermag dies auch die der Molinia coerulea, da diese Pflanze dort, wo lichter Wald auf altem Torfmoosmoor steht, die herrschende Bodenpflanze ist. Mehrfach konnte ich mich überzeugen, dass nach dem Abitreiben des Waldes zunächst ein Grasland entsteht, welches fast ausschliesslich von Molinia coerulea gebildet wird, zwischen der Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm, u, Eiderst. 195 zunächst noch die Waldpflanzen und junger Nachwuchs des Waldes sichtbar sind. Die letzteren beiden werden in diesem Stadium durch das Mähen und Beweiden zum Verschwinden gebracht und es bildet sich die typische Molinia-Subformation aus, wie sie oben geschildert wurde, indem die ständigen Begleiter sich einstellen. Wird derartiges Grasland sich jedoch selbst überlassen, so drän- gen sich Calluna vulgaris und Erica tetralix in rasch wachsender Zahl ein; gleichzeitig aber auch Himbeeren, Brombeeren, Faulbaum, Birken, Weiden, selbst Ebereschen und Eichen. Es entsteht nach einigen Jahren eine parkartige Mischformation von Heide, Grasland und Wald. Aus dem Kampf der drei Formationen geht schliesslich, wenn nicht erneute Eingriffe von Seiten des Menschen erfolgen, der Wald als Sieger hervor. Die Heide bleibt auf dem Moore ebenso wie auf dem anderen Boden in der Region der Aira flexuosa nur erhalten, sobald in dem jetzt erreichten Stadium die zwischen und mit ihr auflaufende Waldvegetation durch das wiederkehrende Abhauen des Heidekrautes immer wieder vernichtet wird. Ganz anders verhält sich dagegen die Vegetation, wenn das Moor selbst abgetragen wird. Geht die Abtragung nur so weit, dass das neue Niveau nur wenige dm. über dem mittleren Grundwasserstande liest, so stellt sich, zumal wenn der Abfluss und Zufluss des Wassers geregelt wird, die Subformation der Aira caespitosa ein, welche mehr oder weniger zahlreiche Elemente der Molinia-Subformation zwischen sich duldet, aber auch grosse Mengen von Sphagnum, dessen Beseiti- gung die fortgesetzten Bemühungen der Landleute erfordert, wenn die Wiese ertragsfähig bleiben soll. Wo hingegen das Moor zum Zweck der Torfgewinnung bis zurm Wasserspiegel und darunter abgetragen wird, erscheinen Typhaceen, Scirpus lacustris, Iris Pseudacorus nebst zahlreichen hoch emporwachsenden Seggen, wie Carex muricata, C. teretiuscula. Namentlich die letzteren bilden säulenförmige Horste, welche allmählig aus dem Wasser hervor- wachsen, worauf sich zwischen ihnen Sphagnum - Arten ansiedeln. Wenn an solchen Orten der Torfabraum unregelmässig zusammen- gehäuft und dadurch ein Gelände mit wechselndem Niveau geschaffen ist, so sieht man Wald, Heide, die Typhaceenformation und die Molinia- nebst der Caespitosa-Form des Graslandes mit dem Torfmoosmoore in Wettbewerb treten. Der Kampf endet hier stets mit dem Siege der letztgenannten Formation. Man kann sich übrigens auch leicht im Gebiete davon überzeugen, dass die Aira caespitosa-Wiesen, welche auf die angegebene Weise auf abgetragenen Mooren entstehen, bei mangelnder Pflege in wenigen Jahren einem sich emporwölbenden Sphagnummoore Platz machen. 13 196 Dr. C. Weber. Die Pflanzen, welche ich am häufigsten in der typischen Subformation der Molinia coerulea antraf, sind: Molinia coerulea, Agrostis vulgaris, A. canina, Festuca ovina, Anthoxanthum odoratum, Nardus stricta, Sieglingia decumbens, Holcus lanatus, Aira flexuosa (seltener Aira caespitosa, Briza media und Festuca rubra), Carex panicea, C. Goode- noughi, C. flava, C. Oederi, (C. fulva), C. echinata, (Rhynchospora alba), Eriophorum polystachyum, E. vaginatum, E. latifolium, Scirpus caespitosus, Narthecium ossifragum, Juncus filiformis, J. Leersii, (J. effusus), J. lamprocarpus, (J. silvaticus), J. squarrorus, Lu- zula campestris, (Thalictrum flavum), Polygala vulgaris, Lotus corniculatus, Potentilla sil- vestris, Comarum palustre, (Sanguisorba officinalis), Ulmaria pentapetala, Hydrocotyle vul- garis, Galium saxatile, Cirsium palustre, Leontodon hispidus, Succisa pratensis, Gentiana Pneumonanthe, Pedicularis silvatica, (P. palustris), Rumex Acetosella, (R. Acetosa), Salix repens, (Örchis maculata), Polystichum cristatum. Dazu Hypnum-Arten und besonders Polytrichum commune L., P. juniperinum Willd., ferner Sphagnum-Arten, II. Einfluss des Wasserstandes, Bodens und der Kultur auf das Grasland der hohen Geest und der Biderniederung. Von den bisher aufgeführten Subformationen des Graslandes ordnen sich die ersten sechs (a—f) nach der relativen Höhe, die das Gelände über dem mittleren Wasserstande erreicht, in der Reihenfolge, in welcher ich sie aufgezählt habe. Die höchste Region hat die Subformation der Aira flexuosa inne, die tiefste die der Carex gracilis. Nichts deutet auf eine Abhängigkeit von der absoluten Höhe über dem Meeresspiegel. Dass die Subformationen der nasseren Region mit dem Herabsteigen von dem Höhenboden an Breite gewinnen, hängt mit der Verbreiterung der Thäler zusammen sowie damit, dass in denselben die Strecken, welche sich nur wenig über dem mittleren Wasserstande erheben, naturgemäss eine weitere Ausdehnung haben als in dem oberen Teile der Thäler. So streng das Vorkommen der einzelnen Graslandformen an die Feuchtigkeit gebunden ist, so wenig lässt sich innerhalb des Gebietes eine Abhängigkeit von der geognostischen Bodenbeschaffenheit erkennen. Es ist schon bei Besprechung der einzelnen Subformationen hin und wieder darauf aufmerksam gemacht, dass sie sowohl auf Sand-, auf Humus- wie auf Moorboden erscheinen können. Diese Unabhängigkeit ist eine allgemeine und selbst die kleineren Strecken mit thonigem Boden tragen innerhalb des Gebietes kein anderes Grasland als ihnen nach ihrem Feuchtigkeitsgrade zukommt. Nur soweit durch den grösseren oder geringeren Abstand des Moränenmergels von der Oberfläche und durch sein Gefälle die Höhe des Grundwassers beeinflusst wird, bekundet er einen Einfluss auf die Grasdecke. In der That bestätigen die Veränderungen, welche in der Aus- dehnung der einzelnen Subformationen des Graslandes der in Rede stehenden Gebiete durch die Kultur hervorgerufen werden, auf das Zusammensetzung des natürl, Graslandes in Westholst,, Dithm. n. Eiderst, 197 vollkommenste die grosse Unabhängigkeit von der Zusammensetzung des Bodens. Wo z.B. die Region der Aira flexuosa oder der Poa pratensis berieselt wird, entwickelt sich bei gleichzeitig gutem Abfluss des Wassers die Subformation der Poa trivialis, oder wenn der Wasser- abzug minder vollkommen ist, die der Aira caespitosa, beziehungsweise eine Mischung beider. Wo die Subformation der Carex panicea durch geeignete Massnahmen entwässert und gegen die winterlichen Über- flutungen gesichert wird, geht sie in die der Aira caespitosa über, die sich an solchen Orten oft in typischer Vollendung entwickelt. Wo dagegen durch Aufstauung der Auen der Grundwasserstand erhöht, das Gelände überflutet wird, räumt die Carex panicea der Carex gracilis und ihrer Gefolgschaft den Platz ein. Wege, Dämme, durch Graben- auswurf erhöhte Ufer, welche durch die Region der Aira caespitosa führen, bedecken sich um so mehr mit der Poa trivialis und ihren Begleitern, je höher sie sich über dem mittleren Wasserstande erheben. Ein gleiches gilt von ähnlichen durch die Menschenhand oder die Natur geschaffenen Bildungen in den Regionen der Carices: je nach der relativen Höhe, welche sie erreichen bedecken sie sich mit einer dieser Höhe entsprechenden Graslandform. Es ist ganz gleichgültig, ob der- artige Bodenerhöhungen aus demselben Materiale bestehen, das den Boden der betreffenden Region bildet, oder aus einem anderen. — Andererseits habe ich festgestellt, dass durch eine Erniedrigung des Niveaus der Moore die Subformation der Aira caespitosa in dem Gebiet der Molinia coerulea erzeugt wird. Alle diese Thatsachen zeigen auf das deutlichste, dass die verschiedenen Formen des Graslandes in dem Geestgebiete auf jeden beliebigen Boden versetzt werden können, sobald daselbst dieihnen zusagende Feuchtigkeit erzeugt wird, sei es durch Entwässerung, durch Be- wässerung, durch Niveauerhöhung oder durch Niveau- erniedrigung. Eine einzige Ausnahme von dieser Regel scheint die Subformation der Molinia coerulea zu machen, die ich in typischer Entwickelung bisher nur auf Moorboden feststellen konnte. Da aber die meisten Elemente einschliesslich der Leitpflanze auch auf dürrem Boden in der Subformation der Aira flexuosa erscheinen, so ist die Möglichkeit nicht _ ausgeschlossen, sie auch in dieser Region als selbständige Subformation zu treffen. Dass aber der Moorboden auch eine andere als die Molinia- Form des Graslandes tragen kann, ist bereits erwähnt worden. Da für die übrigen Subformationen die Bodenfeuchtigkeit das allein Massgebende ist, so erklärt sich daraus ihre Anordnung nach der relativen Höhe des Geländes; es erklären sich daraus auch die all- 19* 198 Dr. C. Weber. mähligen Übergänge der aufeinander folgenden Subformationen. Denn innerhalb unseres Gebietes geht wegen der allmähligen Senkungen des Geländes der trockene Boden gewöhnlich allmählich in den nassen über. Zwischen den einzelnen Subformationen des Graslandes lassen sich daher nur an wenigen Stellen, wo Steilabstürze vorhanden sind, scharfe Grenzlinien ziehen. Dadurch wird die Erkenntnis der einzelnen Subformationen oft erschwert. Je allmähliger die Senkung des Geländes erfolgt, je kleiner also der Neigungswinkel ist, um so deutlicher treten sie hervor, da die Höhenordinaten, zwischen denen sich eine jede ent- wickelt, weiter auseinander rücken und breite Zonen entstehen lassen. Ist die Senkung aber eine raschere, der Neigungswinkel also ein grösserer, so werden die einzelnen Zonen so schmal, dass selbst ein geübtes Auge sie unter Umständen nur schwer zu unterscheiden vermag. Ähnliche Schwierigkeiten machen sich dort geltend, wo das Gelände sehr ungleichmässig ist, wo tiefere und höhere Stellen fort- gesetzt wechseln. Man kann an solchen Orten oft auf einer Fläche von wenigen hundert Quadratmetern sämtliche Graslandformen von der Aira flexuosa bis zu der Molinia coerulea in krausem Durcheinander sehen, und noch verwirrender wirkt es, wenn gleichzeitig die Formationen des Torfmooses, des Schilfrohrsumpfes oder gar des Waldes hinzutreten, wie es oft der Fall ist. Einen auffallenden Wandel schafft hier die Kultur, indem sie das Waldgebüsch beseitigt, das Land ebnet. Es wird dadurch stets einer einzigen Subformation des Graslandes zur Herr- schaft verholfen bezw. der Übergangsvegetation zweier benachbarter Subformationen. Wer daher die Formen des Graslandes kennen lernen will, wird gut thun, seine Studien an der- artigen Örtlichkeiten zu beginnen. Wir haben damit einen der wichtigsten Einflüsse berührt, den die Kultur in unserem Gebiete auf das natürliche Grasland ausübt. Es ist auch vorhin schon in Kürze angedeutet, welchen Einfluss die Bewässerung, Entwässerung, die Niveauerhöhung und Erniedrigung haben. Es bleibt hier noch übrig festzustellen, welche Änderungen durch die Übersandung und durch die Düngung auf dem natürlichen Graslande hervorgebracht werden. Die Übersandung besteht darin, dass man über den Wiesen eine dünne, I—3 cm starke Schicht Quarzsand ausbreitet. Es soll dadurch, ähnlich wie bei der Moordammkultur, die extreme Wärme-Ein- und Ausstrahlung des dunklen Moorbodens und vielleicht auch seine hohe spezifische Wärme verringert werden. Da, wo diese Massregel innerhalb des Gebietes ausgeführt ist, wurde sie gleichzeitig von Bodenabtragung, Ebnung, Entwässerung und Düngung etc. begleitet, so dass nicht fest- Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 199 gestellt werden konnte, welche der eintretenden Veränderungen ihr spezifisch zugeschrieben werden mussten. Um dies zu ermitteln, war ich auf gelegentliche Wahrnehmungen angewiesen. Zu solchen boten sich hauptsächlich nur die Wege, welche man in nassen Wiesen durch Aufschüttung einiger Centimeter Kies herstellt, damit nicht Pferde und Erntewagen in den weichen Boden einsinken. Es ist dies besonders in der Region der Carex gracilis erforderlich. Ich sah auf solchen Wegen stets Glyceria fluitans in grösserer Zahl als gewöhnlich auftreten, zuweilen in solcher Menge, dass der Weg sich schon aus der Entfernung durch das hohe Gehälme der Seggen mit dem Auge verfolgen liess. Es scheint demnach die Besandung eine oder vielleicht auch einige Arten der Subformation zu begünstigen. Es ist mir aber zweifelhaft geworden, ob nicht die gelegentliche Versorgung dieser Wege mit Pferdemist als die eigentliche Ursache der Veränderung angesehen werden muss, da auf Wegstrecken, die offenbar nur sehr wenig benutzt wurden, die Glyceria nicht in gleichem Masse begünstigt war. Sicher wird in dieser Region durch die Übersandung kein Wechsel der Formation veranlasst. Ebensowenig geschieht dies durch gewöhn- liche, schwache oder mässig starke Düngung allein, wovon ich mich zu überzeugen genugsam die Gelegenheit hatte. Werden die Wasser- verhältnisse des Graslandes unberührt gelassen, so werden durch die Anwendung von Kunstdüngern nur einzelne in der betreffenden Sub- formation vorhandene Pflanzen vorübergehend begünstigt. Kalkhaltige Dünger wie Mergel, kohlensaurer Kalk, Thomasphosphat begünstigen namentlich die Schmetterlingsblütler. Kalidünger haben eine ähnliche Wirkung; sie verhelfen auf nassen Wiesen den Ranunculacen oft zu unliebsamer stärkerer Entwicklung. Auf moosreichen Wiesen hemmen Kalkdünger das Wachstum der Moose, insbesondere der Sphagnumarten. Stallmist oder Jauche macht das Wachstum aller Pflanzen üppiger, besonders das der Gräser. Die Wirkungen aller dieser Stoffe hören aber auf, sobald dieselben wieder zersetzt oder aus dem Boden aus- gewaschen sind, was in dem regnerischen Klima des Gebietes anschei- nend rascher als anderswo erfolgt. Eine Ausnahme glaube ich innerhalb des Gebietes hinsichtlich des englischen Raygrases annehmen zu müssen. Diese Pflanze drängt sich, wie bereits bemerkt, in die Subformationen der Poa pratensis wie der Poa trivialis überall dort ein, wo dem Boden animalische Dünge- stoffe regelmässig in ausgiebigem Masse zugeführt werden, und kann an solchen Orten sogar als die führende Pflanze auftreten. Nachträglich finde ich meine oben (S. 187) über Lolium perenne ausgesprochene Vermutung in einer Arbeit von Fr. Briers und H. Vanderyst. „Kann die botan. Analyse d. Dauerwiesen dazu dienen, die für dieselben notwendigen Düngemittel zu bestimmen ?* 200 Dr. C. Weber. (Journ. d’agric. pratique 1891. No. 25, S. 903. Ref. in Biedermanns Centraib. f. Agri- kulturchemie 1891 p. 438) zu einem gewissen Grade bestätigt. Die Verf. fanden nämlich u. a., dass Lolium perenne auf Wiesen durch Nitratstickstoff in seiner individuellen Entwicke- lung anderen Gräsern gegenüber auffallend begünstigt wird. Ob es auch in seiner Ausbreitung auf die Dauer dergestalt begünstigt wird, dass es sich in grösserer Zahl an der Zusammen- setzung der Pflanzendecke einer nitratgedüngten Lolium-Wiese beteiligt, geht freilich aus den Versuchen trotz. der gegenteiligen Annahme der Verfasser nicht ohne weiteres hervor, da die Beobachtungen nicht eine Reihe von Jahren hintereinander an denselben Wiesenparzellen angestellt wurden. Doch scheint dies aus meinen Beobachtungen in Verbindung mit den- jenigen der Verf, zu folgen. Man vergesse eben nicht, dass der im animalischen Dunge reichlich vorhandene Stickstoff durch die im Boden statthabende Oxydation schliesslich in Salpetersäure verwandelt wird. Die Verf. fanden auch Holcus lanatus und Poa trivialis ähnlich wie Lolium perenne durch Nitratdüngung individuell begünstigt. Meine Beobachtungen inner- halb des in Rede stehenden Gebietes sprechen aber bislang dagegen, dass diese Begünstigung auf die Dauer ein Überwiegen der Zahl der genannten beiden Pflanzen gegenüber den anderen Gräsern derselben Wiese veranlasst. Es mag sich dies sehr wohl aus dem Umstande erklären, dass die dauernde Ausbreitung einer Pflanze nicht allein von der Art und Menge der verfügbaren Nährstoffe, nicht allein von den Boden- und Klimaverhältnissen, sondern auch wesentlich von ihren biologisehen Beziehungen zu den anderen Genossen der Pflanzengemeinschaft abhängt, in welcher sie auftritt. Es scheint, dass man den letzt erwähnten Umstand bei Düngungsversuchen nicht oder zu wenig beachtet hat, und dass sich deshalb in der landwirthschaftlichen Praxis die Ergebnisse so oft anders gestalten, als man nach den Versuchen erwarten sollte, Denn es lässt sich schwerlich im voraus bestimmen, welche der vier genannten Faktoren- gruppen bei einer bestimmten Art den Ausschlag geben wird. Sehr erwünscht wäre es, wenn auch Agrostis alba auf ihr Verhalten gegen Nitrat- Düngung geprüft würde, da die Pflanze sich anscheinend ähnlich wie Lolium perenne ver- hält, und in gleicher Weise Glyceria fluitans. Dass durch eine übermässige Tränkung des Bodens mit animalischen Dungstoffen lokal die ursprüngliche Vegetation vollständig vernichtet, sozusagen vergiftet wird, um einer Ruderalflora Platz zu machen, wie bei uns die unmittelbare Umgebung der Dünger- stätten, der Komposthaufen und die Zugänge zu den Weiden zeigen, mag beiläufig er- wähnt werden. Auf weite Strecken hierdurch Änderungen in der Pflanzendecke hervor- zurufen, ist bei unserem ländlichen Wirtschaftssysteme keine Möglichkeit gegeben. Es sind namentlich Polygonum aviculare, Plantago major, auch wohl Chenopodium album, die man an solchen Stätten findet. Nach meinen Wahrnehmungen verschwinden diese Pflanzen aber auf den Lagerstätten der Weidetiere nach wenigen Jahren vollständig; die ursprüngliche Vegetation erscheint wieder und zeichnet sich zunächst nur durch ihren mastigen Wuchs aus. Nach einer Beobachtung von Huntemann (Ref. in Biederm. Centralbl. 1891 p. 65) wurde die Molinia-Formation einer Heidewiese zu Eversten im Gr. Herzogtum Oldenburg durch Düngung mit Chilisalpeter und Compost nicht geändert. Wohl aber trat nach einer jährlich wiederholten Düngung mit ı2 Ctr. Phosphatmehl und Kainit auf I ha ein der- artiges Überwuchern der Papilionaceen ein, dass nach den Angaben des Referates fast alle Gräser und Cyperaceen dadurch völlig erstickt wurden. Ob gleichzeitig Entwässe- rungen vorgenommen wurden, ist aus dem Referate nicht ersichtlich ; das Original ist mir bisher nicht zugängig gewesen. Man hat es hier zunächst offenbar mit einer Übergangs- formation zu thun. Welcher Art die unter fortgesetzter Einwirkung der genannten Dün- gung entstehende endgiltige Formation sein wird, könnte erst nach einer längeren Reihe von Jahren entschieden werden, Nach meinen hiesigen Erfahrungen aber steht es fest, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst,, Dithm. u. Eiderst. 201 dass es bei gleichbleibender Nutzung keine andere, als die der Molinia selbst wieder sein wird, wofern nicht die Düngung in kurzen Intervallen wiederholt wird. Nach alledem scheint es, dass eine ausserordentlich starke Anwendung von Düngemitteln spez, animalischen in ihrer Wirkung den mechanischen Vertilgungsmitteln der ursprünglichen Vegetation gleichzusetzen ist, wobei sich nur der Unterschied herausstellt, dass einzelne Elemente der ursprünglichen Formation erhalten bleiben und einige andere Elemente, die in ihrem Verhalten den Ruderalpflanzen nahe stehen, von aussen eintreten, bis nach dem Aufhören der Wirkung des Düngemittels der alte Zustand der Vegetation wieder erscheint. IV. Das Übergangsgehiet von der Geest zur Marsch. Die Subformation der Festuca elatior. Die Marschen Dithmarschens und Eiderstedts sind bekanntlich aus Marschklei bestehende Alluvialbildungen, die man durch Deiche von 6-8 m Höhe gegen die Überflutungen des Meeres gesichert hat. Ausserhalb der Deiche geht ihre Bildung noch fortgesetzt vor sich; das dort anschlickende Land ist das Vorland. Das ganze Gebiet stellt sich als eine fast völlig wagerechte von zahllosen Entwässerungsgräben durchzogene Küstenebene dar, deren Breite zwischen 3 und I5 km wechselt und deren durchschnittliche Erhebung über dem mittleren Wasserstande der Nordsee ca. I m beträgt. Die einzigen grösseren Bodenerhebungen sind einerseits die alten Deiche (Binnendeiche), welche das Land nach allen Richtungen durchschneiden und sich 3—5 m hoch über das angrenzende Gelände erheben, andererseits die Wurten, künstlich angelegte Hügel, besonders in den älteren Marschen, welche zu einer Zeit, als die Seedeiche noch nicht angelegt oder noch nicht so stark waren, um völlige Sicherheit zu gewähren, die Wohnstätten trugen. Vereinzelt tauchen in dem Gebiete kleine, flache Geestinseln auf, welche aus diluvialen Bildungen bestehen. Der Übergang der Geest in die Marsch wird teils durch Dünen vermittelt, teils durch Moor, welches den meerischen Absätzen auf- gelagert ist und sich nach der eigentlichen Marsch hin verflacht. Nur an wenigen Stellen grenzen der diluviale Sandboden des Plateaus und der Marschkleiboden unmittelbar aneinander wie zwischen Lieth und Lohe. Das moorige Gelände ist häufig nur wenige hundert Meter breit. Eine beträchtlichere Ausdehnung gewinnt es dort, wo breite Flussthäler von der Geest sich in die Marsch senken. Ein derartiges Gebiet ist der ca. 50 qkm grosse 'Thalkessel von Fiel, welcher von der Norder- und Süder-Miele entwässert wird. Seine Grenzen werden ungefähr durch die Orte Nordhastedt, Heide, Hemming- stedt, Meldorf und Sarzbüttel angegeben, welche an seinem Rande auf dem Höhenlande liegen. Das Zentrum bezeichnet der Fieler See, in dessen Umgebung sich das Gelände kaum ı m über, dem Mittelwasser der Nordsee erhebt, Aus der flachen Thalsohle steigen einzelne kleine 202 Dr. €. Weber. Geestinseln 4-6 m hoch empor. Von diesen abgesehen besteht der Untergrund aus schwarzem Torf, welcher nach oben allmählich in sandigen Humus von wenigen dm Mächtigkeit übergeht. Hier und da in der Niederung, hauptsächlich aber an ihren Rändern erhebt sich über dem schwarzen Torf eine braune Hochmoorschicht, die aber srossenteils bis in die Nähe des Wasserspiegels abgetragen ist, so dass vielfach nur noch die Wege in dem ehemaligen Niveau liegen und über der Umgebung emporragen. Erst ı km westlich von Fiel fand ich die schwarze Torfschicht einschliesslich der humosen Decke auf etwa 0,8 m herabsinken. Sie liegt hier auf einem konchylienreichen Marschklei, der selbst wieder von Torf unterlagert sein soll. Der grössere Teil dieses ganzen Gebiets ist von natürlichem Graslande bedeckt, das teils als Mähewiese, teils als Dauerweide oder als beides im Wechsel benutzt wird. Nur wo man die Kleischicht er-_ reichen kann, hat man durch Ausbreitung der aus ihr hervorgehobenen Erde bis zu I5 cm über der natürlichen Oberfläche und durch Vertiefung und Verbreiterung der Gräben vielfach Ackerland geschaffen, das in der Weise der Feldgraswirtschaft benutzt wird. Das Grasland auf dem etwa 2 m hohen Rande des Thalkessels trägt wie an ähnlichen Orten der hohen Geest, wo das Hochmoor abgetragen ist, den Charakter der Subformation der Aira caespitosa. Von der früheren Darstellung findet nur darin eine Abweichung statt, dass Agrostis vulgaris in auffallend grosser Menge auftritt, während Aira caespitosa selbst häufig an Zahl zurücksteht. Auf nicht abgetragenen Stellen des Moores erscheint die Molinia-Form des Graslandes, von der auch manche Elemente in die Region der Aira caespitosa eindringen. Je weiter wir vom Rande der Niederung zur Mitte niedersteigen, um so mehr ändert sich aber das Aussehen des Graslandes. Festuca elatior gewinnt immer mehr das Übergewicht über die Aira caespitosa, ohne dass diese ganz verschwände. Ausser der Agrostis vulgaris, die stets in so grosser Menge getroffen wird, dass sie stellenweis die Führerschaft übernimmt, treten truppweis Poa pratensis und Poa trivialis mit einem Teil ihrer Gefolgschaften in die Vegetation ein, gewinnen fortgesetzt an Raum und bedingen samt dem Wiesenschwingel den bedeutenden Nährwert der alten Dauerweiden bei Fiel. Ich benenne diese Subformation des Graslandes als die der Festuca elatior. Das Kennzeichen für sie ist eben das gleichzeitige Auftreten von Elementen der Subformationen der Aira caespitosa, Poa trivialis und Poa pratensis in demselben Horizont mit gleichzeitig starker Bei- mengung von Agrostis vulgaris uud meist spärlicher Aira caespitosa. Ständige Begleiter sind der gewöhnlich nur in kleinen Trupps er- scheinende Holcus lanatus, sowie Anthoxanthum odoratum, Briza Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 203 media, Festuca rubra, Bromus mollis. Es fehlt Avena pubescens. Dactylis glomerata ist allem Anschein nach nur gelegentlich einge- schleppt. Phleum pratense bildet immer nur kleine, zerstreute Trupps, grössere und häufigere Cynosurus cristatus. Glyceria fluitans stellt sich an feuchteren Stellen ein. Lolium perenne verhält sich hier genau so wie auf dem Höhenlande d. h. es tritt nur dort in Menge auf, wo das Land ständig animalischen Dung empfängt. Agrostis alba habe ich bisher nicht bemerkt. Dagegen erscheint Triticum repens als regel- mässiger und häufiger Bestandteil ; es wird sogar an Stellen, wo frischer Grabenauswurf (Moorerde) ausgebreitet ist, vorübergehend zur herr- schenden Pflanze und bildet daselbst ein hohes, dichtes, dunkelgrünes Gehälme. Von Riedgräsern ist hauptsächlich nur Carex leporina ver- treten, von Binsengewächsen Juncus Leersii und J. effusus. Papilio- naceen treten in den Hintergrund; Weissklee fehlt wohl niemals, der Rotklee ist aber anscheinend eingeschleppt. Nur Vicia Cracca ist immer reichlich vorhanden. Von anderen Begleitern ist Sanguisorba officinalis hervorzuheben, die oft in erstaunlicher Menge auftritt. Die Wiesenschwingelformation bedeckt die ganze Sohle des Fieler Thalkessels, soweit dieselbe von der erwähnten Humusdecke überzogen wird. Sie findet sich nicht nur an anderen, ähnlichen Übergangsstellen der Geest in der Marsch, wir begegnen ihr auch in der Geestmulde, welche südwärts von Heide gelegen, sich von Lohe bis nahe an Hemming- stedt erstreckt. Diese Mulde ist durch die Höhen von Heide, Lieth und Hemmingstedt vollständig von der Marsch abgeschlossen. Der Boden hat im mittleren Teil die gleiche Beschaffenheit wie in der Fieler Niederung, aber mit diluvialer Unterlage. Nichts destoweniger ändert sich der Charakter der Vegetation in keiner Weise an den Rändern der Mulde, wo die Torfschicht verschwindet und die Wiesen unmittelbar auf ca. 3 m tiefem, von blauem Geschiebemergel unter- teuftem Diluvialsande mit sehr schwacher Mutterbodenlage ruhen, wie bei Lohe. Es bestätigt sich auch hier die wiederholte Wahrnehmung der Unabhängigkeit der Form des Graslandes von der geognostischen Beschaffenheit des Bodens. In der Subformation des Wiesenschwingels stellte ich hauptsächlich folgende Pflanzen fest: Festuca elatior, F. rubra, Agrostis vulgaris, Poa pratensis, P. trivialis, Anthoxanthum odoratum, Holcus lanatus, Cynorurus cristatus, Phleum pratense, Aira caespitosa, Briza media, (Glyceria fluitans), Bromus mollis, Triticum repens, (Lolium perenne), Carex lepo- rina, Juncus Leersii, J. effusus, Luzula campestris, Ranunculus acer, R. repens, Carda- mine pratensis, Cerastium triviale, Coronaria Floscuculi Sagina procumbens, Trifolium repens, (T. pratense), Vicia Cracca, Ulmaria pentapetala, Sanguisorba officinalis, Potentilla anserina, P. procumbens, P. reptans, Galium palustre, Achillea ptarmica, Circium arvense, C. lan- ceolatum, C, palustre, Hypochoeris radicata, Taraxacum officinale, Leontodon autumnalis, Myosotis palustris, Alectorolophus major, Nepeta Glechoma, Brunella vulgaris, Ajuga reptans, Plantago lanceolata, P, major, Urtica dioica, Rumex crispus, R, Acetosa, Polygonum Persicaria. 204 Dr. €. Weber. V. Das Grasland der eingedeichten eigentlichen Marsch. Als eigentliche Marsch sei derjenige Teil des Marschlandes be- zeichnet, welcher bis zur Oberfläche aus einer mächtigen Kleischicht besteht. Derartiges Land wird gegenwärtig in Dithmarschen fast aus- schliesslich als Ackerland benutzt. Es sind nur einige tiefer gelegene Stellen von geringer Ausdehnung, zumal die ehemaligen Priele und die Wehle hinter den Binnendeichen, die Binnendeiche selbst, die Seedeiche, die Wegränder und einzelne, wegen ihrer Kleinheit nicht gut zu pflügende Parzellen, nebst verlassenen Wurten, welche hier eine Beobachtung des Graslandes innerhalb des eingedeichten Gebietes zulassen. Anders dagegen in Eiderstedt. Die ganze Landwirtschaft besteht hier fast ausschliesslich in Fettgräsung. Dementsprechend bildet das Pflugland einen verschwindenden Bruchteil des gesamten Areals, soweit es aus Marsch besteht. Nur die kleinen Geestinseln von Garding und Tating dienen ausschliesslich dem Ackerbau). Im übrigen ist das Gelände im Sommer, soweit das Auge reicht, ein grüner Teppich, be- lebt von weidenden Herden und nur von den einzeln liegenden, hinter Bäumen halb versteckten Gehöften unterbrochen. — Das als Dauer- weide genutzte Grasland wird in der Regel in jedem zweiten Jahre einmal gemäht. Begeben wir uns von dem moorigen Übergangsgebiet in die eigentliche Marsch, so treffen wir zunächt auf einen TI00—200 m breiten Saum, der als Dauerweide dient und nur von einer schwachen Moor- schicht überlagert ist. Hier verschwindet Aira caespitosa gänzlich aus der Vegetation und Festuca elatior tritt an Zahl so auffallend zurück, dass man sie nicht mehr als Leitpflanze betrachten kann. Auch Agro- stis vulgaris vermindert sich zusehends. Dafür erscheint jetzt erst einzeln, dann immer häufiger die typische Agrostis alba L. Wir be- finden uns an der Grenze derjenigen Region, die ich als die Sub- formation der Agrostis alba bezeichne. Ich lasse zunächst die kurze Schilderung dieser wie der drei anderen in der Marsch gefundenen Graslandformen folgen. a. Die Subformation der Agrostis alba. Die Agrostis alba, nach welcher ich diese Subformation benenne, ist in ihr keineswegs überall an Zahl hervorragend; sie teilt die Herr- schaft vielmehr mit Poa pratensis, Poa trivialis und Cynosurus cristatus und steht sogar oft bedeutend hinter diesen zurück. Allein sie bestimmt durch ihre hohen, mit grosser Rispe versehenen Halme den Charakter 1) Das Dünengebiet von St. Peter und Ording an der Westküste der Halbinsel ist von der Betrachtung ausgeschlossen, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 9205 des Bildes, den diese Form des Graslandes gewährt. Nur an feuchteren Stellen nimmt sie gleichzeitig mit Poa trivialis auf Kosten der Poa pratensis an Zahl zu. Anthoxanthum odoratum und Lolium perenne sind gewöhnlich in grosser Zahl zu sehen, desgleichen Triticum repens, das unter ähnlichen Verhältnissen, wie in der Region der Festuca elatior, vorübergehend die Herrschaft übernimmt (besonders in Eiderstedt). Hier und da erscheint auch Hordeum secalinum. Holcus lanatus wird in Dithmarschen innerhalb dieser Subformation zuweilen in grosser Menge, selten dagegen in Eiderstedt getroffen. Festuca elatior fehlt oft gänzlich; nur an feuchteren Stellen ist sie regelmässig und in Dithmarschen stellenweise sogar in sehr grosser Menge zu finden. Phleum pratense zeigt sich zuweilen; doch ist es fraglich, ob die Pflanze, welche sehr häufig auf den Feldgrasweiden angesät, daher leicht ver- schleppt wird, hier als eigentümlicher Bestandteil des natürlichen Gras- landes angesehen werden darf. Meine Beobachtungen in Eiderstedt spre- chen dagegen. Ähnliches gilt von Dactylis glomerata, die hier und da zahl- reich vorhanden ist. Dagegen ist Festuca rubra als typischer, wenn auch manchmal fehlender Bestandteil der Subformation anzusehen. Aira cae- spitosa, A. flexuosa, Avena pubescens, Molinia coerulea fehlen immer. Alopecurus geniculatus ist an feuchteren Stellen häufig. A. pratensis zu- weilen eingeschleppt. Gegenüber der Subformation der Festuca elatior zeichnet sich die der Agrostis alba durch grösseren Blumenreichtum aus. Insbesondere sind von Schmetterlingsblütlern Trifolium pratense, T.repens, ferner Vicia Cracca, V. sepium, Lathyrus pratensis, Lotus corniculatus oft überaus zahlreich gegenwärtig. Von anderen Begleitpflanzen seien nur Pastinaca sativa und Carum Carvi als besonders allgemein verbreitet und charakteristisch gegenüber der Geest und der Moormarsch hervor- gehoben. Auch Juncus compressus und ]J. Gerardi sind ebenfalls zahlreich und eigentümlich. An feuchteren Stellen erscheinen einzelne Riedgräser besonders Carex vulpina nebst C. hirta, viel seltener C. panicea und C. Goodenoughii. Equisetum arvense und E. palustre überziehen zu- weilen beträchtliche Flächen, hin und wieder durcheinander wachsend. — In der Nähe der Gräben und Wassertümpel, welche gewöhnlich mit einer Schilfrohrformation besetzt sind, gehen einzelne Elemente der- selben auch in die Subformation der Agrostis alba über, wie Glyceria fluitans und Equisetum limosum. An den Salzwasser haltenden Prielen mischen sich hingegen einzelne Elemente der eigentlichen Strandwiese in sie ein, besonders Festuca distans. — In der Nähe der Ortschaften und Gehöfte drängt sich oft Hordeum murinum in grosser Zahl ein, offenbar als vordringende Ruderalpflanze. Diese Subformation nimmt in Dithmarschen den grössten Raum ein, in Eiderstedt vorwiegend die östlichen ‘und westlichen Teile des 206 Dr. C. Weber, eigentlichen Marschgebietes. Sie vermeidet nur die höchsten Teile der Deiche und Wurten. Die Pflanzen, welche die Subformation der Agrostis alba zusammensetzen, sind nach meinen Betrachtungen in Dithmarschen und Eiderstedt, hier zusammengestellt, wobei ich die häufig fehlenden in Klammern setze und die wahrscheinlich nur eingeschleppten mit einem ? versehe. Poa pratensis, P. trivialis, Cynosurus cristatus, Agrostis alba, Anthoxanthum odoratum (im nördlichen Eiderstedt selten, oder fehlend?), Alopecurus geniculatus, (Phleum pratense?), Agrostis vulgaris, (Phragmites communis), Holcus lanatus (in Eiderstedt seltener) Briza media, (Glyceria fluitans), (Dactylis glomerata ?), Festuca elatior, F. rubra, (F. distans), Bromus mollis, Triticum repens, (Hordeum secalinum ; H. murinum eingeschleppt), Lolium perenne, Ranunculus acer, R. repens, Cardamine pratensis, Cerastium triviale, Trifolium pratense, (T. fragiferum), T. repens, Lotus corniculatus, Vicia Cracca, V.sepium, Lathyrus pratensis, Poten- tilla anserina, (Alchemilla vulgaris), (Lythrum Salicaria), Carum Carvi, Pastinaca sativa, Dau- cus Carota, (Anthriscus silvestris), (Dipsacus silvester), Tussilago Farfara, Bellis perennis, (Pulicaria dysenterica), Artemisia vulgaris, Achillea Millefolium, (A. Ptarmica), Chrysan- themum Tanacetum, Centaurea Jacea, Cirsium lanceolatum, C. arvense, Leontodon autum- nalis, Hypochoeris radicata, Taraxacum officinale, Myosotis hispida, Euphrasia officinalis, E. Odontites, Alectorolophus major, A. minor, Nepeta Glechoma, Brunella vulgaris, Ajuga reptans, Plantago lanceolata, P. major, Rumex Acetosa, Polygonum Persicaria, (P. amphi- bium), Urtica dioica, Juncus effusus, (J. Leersii), J. compressus, J. Gerardi, Carex vulpina, (€. Goodenoughii, C. panicea, C. distans), C. hirta, Equisetum arvense, E. palustre. b. Die Marschfacies der Subformation der Poa pratensis. Die ausschliesslich herrschende Pflanze dieser Subformation ist Poa pratensis, oft begleitet von kleinen Trupps oder einzelnen Exem- plaren der Poa trivialis. Stets ist Cynosurus cristatus in beträchtlicher Zahl vorhanden, ebenso Lolium perenne, in der Regel auch Bromus mollis und Festuca rubra. Festuca elatior ist zuweilen vorhanden, fehlt aber häufig vollständig. Phleum pratense und Dactylis glomerata sind nur wie in die vorige eingeschleppt. Von der grossen Zahl der Begleit- pflanzen dieser Subformation, welche uns auf der hohen Geest ent- gegentreten, fehlen die meisten. Namentlich fällt die Abwesenheit von Avena pubescens auf. Dagegen sind eine Anzahl von Begleitern der Agrostis alba gegenwärtig. Diese Pflanze selbst fehlt gewöhnlich voll- ständig, höchstens vereinzelte Exemplare stellen sich ein. Dafür ist Agrostis vulgaris, wenn auch meist in geringerer Zahl als in der Geestfacies zu finden. In der Nähe von Wohnstätten erscheint auch hier Hordeum murinum. Die Subformation der Poa pratensis nimmt die höheren Teile der Binnendeiche, Seedeiche und Wurten ein; selbst auf den niedrigen Sonimerdeichen, durch welche das Vorland vor dem völligen Eindeichen gesichert wird, ist sie die gewöhnliche Vegetationsform, dort vermengt mit Strandpflanzen, zumal mit Strandquecken. Sie ist ferner auf den Geestinseln Eiderstedts die herrschende Form des Graslandes und Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 207 nimmt daselbst hin und wieder Elemente der Dünen- und Heide- formation bezw. der Aira flexuosa-Form des Graslandes auf (Carex arenaria, Festuca ovina, Nardus stricta, Sieglingia decumbens etc.). Die Pflanzen, welche ich an den angegebenen Örtlichkeiten Eiderstedts und Dith- marschens diese Subformation bilden sah, sind: Poa pratensis, Cynorurus cristatus, Antho- xanthum odoratum, (Phleum pratense?), Agrostis vulgaris, Holcuslanatus, (Dactylis glomerata ?), (Poa trivialis), Festuca rubra, F. elatior, Bromus mollis, Triticum repens, (T. acutum), (Elymus arenarius, H. murinum, Hordeum secalinum), Lolium perenne, Ranunculus acer, R. repens, Sagina procumbens, Cerastium triviale, Ononis spinosa, ©. repens, Medicago lupulina, Trifolium pratense, T. repens, T. minus, Lotus corniculatus, Vicia Cracca, Lathyrus pratensis, Potentilla anserina, Carum Carvi, Pastinaca sativa, Daucus Carota, Tussilago Farfara, Bellis perennis, Achillea millefolium, Cirsium lanceolatum, C. arvense, Leontodon autumnalis Hypochoeris glabra, Taraxacum officinale, Hieracium Pilosella, Euphrasis Odontites, E. officinalis, Alectorolophus major, A, minor, Brunella vulgaris, (Statice Limonium, Armeria maritima), Plantago lanceolata, P. major, (P. Coronopus, P. maritima), Rumex Acetosa, R. crispus, Urtica dioica, Luzula campestris, Equisetum arvense. c. Die Subformation des Hordeum secalinum. Grasland, in welchem Hordeum secalinum herrscht, erscheint einerseits auf den Seedeichen und nimmt dann die Poa pratensis mit- samt ihren Begleitpflanzen in sich auf, andererseits in dem gewöhnlichen Niveau des Marschlandes, in welchem Falle Agrostis alba mit ihrer Gefolgschaft den Bestand bilden hilft. In beiden Facies nimmt die Subformation des Hordeum secalinum fast den ganzen Nordteil von Eiderstedt ein. Die wertvollen, nachweislich mehr als 100 Jahre alten Dauerweiden, die sich dort finden, gehören zum grösseren Teile ihr an. In Dithmarschen ist die Deichform ebenfalls, zumal auf dem Seedeich nicht selten; die Tiefenform mag in früherer Zeit, als sich noch weniger Land unter dem Pfluge befand, ähnliche Ausdehnung wie in Eiderstedt besessen haben, wofür manche Wahrnehmungen sprechen. d. Die Subformation des Lolium perenne. Ähnlich wie die vorige erscheint die Subformation des Lolium perenne sowohl in der Region der Poa pratensis wie in derjenigen der Agrostis alba und zeigt dementsprechend die Elemente bald der einen, bald der anderen. Im nördlichen Eiderstedt hält die Tiefenform solche Weiden inne, die sich um wenige dm über dem übrigen Gelände er- heben sollen, und überzieht dort ausgedehnte Areale; in Dithmarschen ist sie oft, aber der Einschränkung des Graslandes entsprechend, in absolut geringerer Ausdehnung zu treffen. Die Höhenform ist öfters an Stelle der Subformation der Poa pratensis auf Deichen und Wurten entwickelt ; auf die Geestinseln scheint sie nicht überzugehen. 208 Dr. C, Weber, In Eiderstedt, das wegen der grossen Ausdehnung des Graslandes zum Studium desselben besser geeignet ist, als Dithmarschen, fand ich die vier vorstehend geschilderten Subformationen vielfach in ein- ander fliessend. Sie sind dennoch gerade dort leicht auseinander zu halten, da eine jede ausgedehnte Flächen überzieht, Deshalb hielt ich es auch für zweckmässig, sie als besondere Subformationen der Be- trachtung zu unterziehen und nicht nur als verschiedene Facies einer und derselben, wofür man sie wegen der grossen Übereinstimmung in den Begleitpflanzen wohl zu halten berechtigt wäre. Diese Subformationen sind ebensowenig wie die der hohen Geest und der Eiderniederung von der Zusammensetzung des Bodens abhängig. Die schwere, thonreiche Marsch trägt oft dieselbe’Form des Graslandes wie die leichte, sandreichere. Eine Abhängigkeit von der relativen Höhe des Grundwassers lässt sich nur für die Subformation der Poa pratensis und der Agrostis alba erkennen, insofern als jene die höchsten Teile des Geländes, diese die tiefer gelegenen besetzt hält. Auch die Subformation des Lolium perenne scheint im allgemeinen etwas höhere Standorte zu bevorzugen, obschon nicht mit der Ausschliesslichkeit wie die der Poa pratensis. In einem gewissen Niveau des Marschlandes kann sowohl Agrostis alba, wie Hordeum pratense und Lolium perenne dominieren. Warum bald das eine, bald das andere dieser Gräser den Vorrang hat, ist schwer zu entscheiden. Ich vermute, dass die erste Besiedelung massgebend ist. Denken wir uns ein neu entstandenes Land, welches in seiner Nachbarschaft altes, aus einer gleichförmigen Mischung dieser drei Gräser zusammengesetztes Grasland besitzt, so wird es hauptsächlich Sanıen von derjenigen Pflanze empfangen, deren Samenbildung die Witterung besonders begünstigt. Wird nun dieselbe Pflanze in den folgenden Jahren wiederum begünstigt, so muss das in- zwischen besiedelungsfähig gewordene Neuland wieder eine verstärkte Zufuhr der nämlichen Samen erhalten und dies so lange fort, bis die Witterungsverhältnisse eine andere Pflanze bevorzugen. Ich hatte bis- her keine Gelegenheit, hierüber in den Marschen Beobachtungen an- zustellen. In der Nähe Hohenwestedts habe ich aber wiederholt wahr- genommen, dass in der Region der Aira caespitosa in nasskalten Sommern Festuca eliator so auffallend wenig blüht, dass ein ober- flächlicher Beobachter an manchen Stellen die Pflanze kaum vermuten würde, während sie in besonders warmen Vorsommern an den gleichen Orten mit ihren Blütenhalmen die Aira caespitosa selbst überflügelt und verdeckt. Die Erscheinung, dass in den Marschen gerade zur Zeit der Blüte der Gräser oft mehrere Jahre hintereinander Dürre herrscht, worauf dann wieder eine Reihe von Jahren mit normalen oder mit regenreichen Junimonaten folgt, dürfte leicht in ähnlicher Weise die Zusammensetzung des natürl, Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 209 einzelnen Gräser beeinflussen, wie es dieses Beispiel lehrt. Dass auch die zur Zeit der Samenausstreuung herrschende Windrichtung, dass weiterhin die Geschwindigkeit der Anschlickung und Aussüssung des Neulandes von Einfluss auf die Besiedelung sein werden, lässt sich wenigstens mutmassen. Die Erklärung bleibt selbstredend dieselbe, wenn es sich nicht um die Besiedelung von Neuland, sondern von altem Ackerlande handelt, das man als Weide liegen lässt. Es ist sicher, dass der grössere Teil der Weiden Eiderstedts in dieser Weise entstanden ist, ohne dass man damals an eine Ansamung des Landes dachte. Es mag in diesem Falle aber auch der verschiedene Kultur- zustand der als Weide liegen bleibenden Ländereien die neuen Ansiedler in verschiedener Weise begünstigt haben, wie ich die Landleute be- haupten hörte. Übrigens lässt sich auch für viele der untergeordneteren Pflanzen des Graslandes der Marsch, namentlich für Anthoxanthum odoratum, Festuca rubra, F. elatior, Holcus lanatus, was auch bei der Erwähnung dieser Pflanzen schon angedeutet wurde, eine ähnliche Ungleichheit in der Verteilung feststellen, wie für die genannten drei Hauptgräser und jedenfalls in der nämlichen Weise erklären. VI. Das Grasland des Vorlandes. Die Subformation der Festuca thalassica und der Festuca rubra. Das Vorland ist wie die Marsch selbst ein flaches Gelände, etwas uneben durch Lachen, welche bei der Ebbe leerlaufen, durchschnitten von tiefen, natürlichen Wasserläufen und von künstlichen Entwässerungs- gräben, deren Inhalt zur Erhöhung des Bodens diente. Die zur Ein- deichung reifen Teile liegen ungefähr im Niveau der älteren Marsch; die jüngsten Teile gehen in das Watt über. Sie erheben sich kaum über den tiefsten Wasserstand bei Ebbe. Der Boden ist Marschklei, sein Salzgehalt um so geringer, je höher und älter das Land ist. Die Vegetation bildet, wenigstens oberhalb eines gewissen Niveaus, ein Grasland, welches meist als Weide für Schafe oder Gänse, seltener als Mähewiese benutzt wird, die man ein ums andere Jahr mäht, im übrigen beweidet. Komplexe, welche eindeichungsfähig, jedoch nicht gross genug sind, um die Anlage eines Seedeiches rentabel zu machen, sichert man durch einen niedrigen, sogenannten Sommerdeich vor der Zerstörung durch Sturmfluten und Eisschiebungen, beweidet sie mit Rindern oder Pferden und mäht sie ein Jahr um das andere. Diejenigen Teile, welche bei gewöhnlicher Flut soweit über- schwemmt werden, dass die Pflanzen mit ihren Spitzen eben aus dem Wasser hervorragen, tragen den Meerschwingel oder Drückdahl (Festuca 210 Dr. C. Weber. thalassica). Die Pflanze bildet in dieser Region nur einen sehr lockeren Rasen, der kaum als solcher zu bezeichnen ist. Die niederliegenden Sprossachsen sind von Konferven umsponnen, ohne welche der graue Meerschlick zwischen der Festuca sichtbar sein würde. An den tieferen Stellen ist sie von zahlreichem Queller (Salicornia herbacea) durchsetzt, bis an den tiefsten Stellen, welche zur Ebbezeit nur auf wenige Stunden blosliegen, der Queller!) sich allein erhält. Noch tiefere Stellen, die bereits dem Watt angehören, sind meist pflanzenleerer, grauer Schlick soweit sie nicht von Zostera und Ruppia bedeckt werden. An der oberen Grenze der Region des Drückdahl mischt sich in seine lockere Vegetation, fortgesetzt an Zahl wachsend, die Schaar der Strandpflanzen, besonders reichlich der Stranddreizack (Triglochin maritima), der oft einer schmalen Zone durch sein massenhaftes Auftreten ein charakter- istisches Aussehen verleiht. Neben diesem erscheint auch Chenopodina maritima in ungeheurer Menge, ferner Glyceria distans, Artemisia maritima, Atriplex hastatum, Obione pedunculata und andere mehr, und endlich wird dadurch die Pflanzendecke so dicht, dass ein eigent- liches Grasland mit geschlossenem Rasen entsteht. Auf noch höherem Boden, der nur bei aussergewöhnlich hohen Fluten vorübergehend unter Wasser gesetzt wird, stellt sich aber der rote Schwingel in einer kleinen Strandform (Festuca rubra f. litoralis) ein, zunächst noch gemischt mit Festuca thalassica, endlich aber nur ausschliesslich herrschend. Sein dichter Rasen hebt sich durch die lebhafte grüne Farbe von dem Graugrün des Meerschwingels auffallend ab. Hier er- scheinen auch Juncus Gerardi und zuweilen Scirpus rufus in grosser Menge und als nie fehlender, stellenweise sogar die Führung über- nehmender Begleiter, der auch weit in die Meerschwingelregion hinab- geht, das Meerstraussgras (Agrostis alba f. maritima). Höher hinauf tauchen Cerastium triviale samt Trifolium fragifercum auf, an den höchsten Stellen, gewöhnlich erst am Fusse der Deiche, welche das Vorland von dem Binnenlande trennen, auch Weissklee mit vereinzelten Vogelwicken, Rispengräsern (Poa pratensis, P. trivialis) und etwas rascher an Zahl wachsend das englische Raygras, womit der Übergang in die Graslandformen der eingedeichten Marsch angedeutet ist. Diese höhere Region ist reich an Blumen, die allerdings nur wenigen Arten angehören. Besonders machen sich Armeria maritima und etwas früher im Jahre die Cochlearia-Arten bemerklich. 1) Es ist ein Irrtum, dass diese Pflanze in der tiefsten Zone ihres Vorkommens nicht blüht, wie öfters behauptet wird. Ich fand im August 1891 zwischen Schobüll und Husum gegenüber Nordstrand sämtliche Salicornia-Pflanzen auch an der tiefsten Stelle ihres Vorkommens im Watt reichlich blühend, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst, 2]1 Das Grasland des Vorlandes lässt demnach zwei Subformationen erkennen, die der Festuca thalassica und die der Festuca rubra f. litoralis. Die erstere umfasst nur den oberen Saum der ganzen nach der Festuca thalassica zu nennenden Salzsumpfformation, streng ge- nommen nur das Übergangsgebiet zu der zweiten, in ihrer ganzen Ausdehnung als Grasland entwickelten Vegetationszone. Beide gehen ganz allmählich in einander über ; selbst Salicornia herbacea sah ich oftmals sich in den Rasen der Festuca rubra einmischen. Beider Aus- dehnung wird wesentlich durch die Höhe des Landes über dem höchsten Stande der gewöhnlichen Flut bedingt. Sie befinden sich beide ober- halb desselben. Während aber die Subformation der Festuca thalassica eine länger andauernde Überstauung mit Salzwasser ohne merklichen Schaden erträgt, vergeht die der Festuca rubra unter diesen Verhältnissen bis auf die in ihr enthaltenen eigentlichen Halophyten, und es bedarf geraumer Zeit, bis den Boden an solchen Orten wieder eine geschlossene Grasnarbe bedeckt. Die Vorlandformen des Graslandes zeigen auf leichtem und schwerem Kleiboden ganz das gleiche Aussehen. Sie sind nur insofern von dem Boden abhängig, als sie einen gewissen Salzgehalt desselben voraussetzen. Die verschiedene Ausbreitung einzelner Begleitpflanzen, die sich auch hier kund giebt, erklärt sich jedenfalls auf dieselbe Weise wie die der Elemente des Graslandes in der eingedeichten Marsch. Die hier kurz skizzirten Verhältnisse der Vegetation des Vorlandes habe ich an verschiedenen Punkten der Seeküste Dithmarschens und Eiderstedts übereinstimmend vor- gefunden. Die von Herrn Dr. Knuth in „Grundzüge einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt Schleswig-Holsteins“ (Schr, d. naturw. V, f. Schl.-H. VII, Heft ı) auf S. 82—83 gegebene abweichende Darstellung ist wohl auf Grund ganz eigentümlicher, lokaler Vor- kommnisse entworfen, die ich an den genannten Küsten trotz aller Bemühungen nicht zu bestätigen vermochte.') Die in der Graslandregion der Festuca thalassisa am häufigsten beobachteten Pflanzen sind; Festuca thalassica, F. distans, (F. rubra f. litoralis), Agrostis alba f. maritima, Stel- aria maritima, Statice Limonium, Artemisia maritima, Aster Tripolium, Plantago maritima, Chenopodina maritima, Triglochin maritima. In der Subformation der Festuca rubra f. litoralis ausser dieser selbst: (F. thalassica, F. distans,) Agrostis alba f. maritima, Elymus arenarius, Triticum acutum, Lepturus fıli- formis, Cochlearia officinalis, C, danica, Stellaria maritima, Sagina maritima, Cerastium triviale, Spergula salina, Trifolium fragiferum, Bellis perennis, Glaux maritima, Armeria ?) Dagegen stimmt die Beschreibung, welche Herr Prof. Eug. Warming von der Vegetation des Vorlandes in Westjütland (Botan. Exkursioner, Videnskabl. Meddel. fra den naturh. Forening i Kjöbenhavn 1390) giebt, mit meiner Darlegung im allgemeinen überein. Er bezeichnet die Region der Festuca thalassica als „Andelgr&sset “, die der Festuca rubra als „Strand-Engen“. In der letzteren ist nach seinen Beobachtungen aller- dings Festuca rubra nur untergeordnet vorhanden, während Juncus Gerardi dominiert, Das kömmt auf dem von mir besuchten Vorland nur an beschränkten Lokalitäten vor, Möglichen- falls ändert sich der Vegetationscharakter weiter nach Norden, 14 212 Dr. C. Weber. maritima, (Statice Limonium), Plantago Coronopus, P. maritima, (Salicornia herbacea), Chenopodina maritima, Obione pedunculata, Atriplex hastatum, Juncus Gerardi, Seirpus rufus, Triglochin maritima, (Carex distans). Festuca rubra f. litoralis ist eine niedrige Strandform des gewöhnlichen roten Schwingels, welche mit der Hauptform in der Form und Grösse der Ährchen, in der all- gemeinen Form der Rispe, in dem Vorhandensein von Stolonen übereinstimmt. Die Blätter der nicht blühenden Halme sivd dick und rinnenförmig. Folgendes sind die Ab- weichungen : die Stolonen sind nur kurz, nach den seitherigen Befunden höchstens 5 cm lang, der fruktificierende Halm steigt gewöhnlich aus knickigem Grunde auf, er ist meist 15—25 cm hoch. Seine Blätter sind kurz, steif und dick, rinnenförmig, an der Spitze bei der Fruchtreife borstenförmig gedreht. Die Rispenäste sind fast aufrecht, der untere nahezu halb so lang wie die ganze Rispe. Diese trägt 6—12 Ährchen, oft weniger. , Die Deck- blätter derselben sind kahl. — Die Pflanze fand ich ausser auf dem Vorlande auch auf einem Binnendeiche zwischen Tating und Garding, dort etwas höher, Ebenso sind Exem- plare, welche ich in meinen Garten verpflanzte, bis 45 cm hoch geworden. Die Charaktere haben sich hier seit zwei Jahren nicht verändert, nur die Rispe ist ein wenig sperriger als bei den Vorlandpflanzen geworden. VI. Die Beziehungen des Graslandes zu den anderen Pfilanzenformationer des Gebietes. Der Beziehungen des Graslandes zu den anderen Pflanzen- formationen des Gebietes ist in der voraufgegangenen Schilderung mehrfach gedacht worden. Um ihnen zum Schlusse eine präcisere Darstellung geben zu können, halte ich es- für zweckmässig zwischen primären und sekundären Pflanzenformationen zu unterscheiden. Als primäre Formationen betrachte ich solche, welche in einem grösseren Vegetationsgebiete ursprünglich vorhanden sind und sich an bestimmten Örtlichkeiten immer wieder in nahezu gleicher Zusammensetzung einfinden, mögen diese Örtlichkeiten nun erst durch menschlichen Einfluss geschaffen oder im natürlichen Verlauf der Dinge, unabhängig vom Menschen, entstanden sein. — Sekundäre Formationen nenne ich dagegen diejenigen, deren Elementarbestand- teile sich ausschliesslich nur unter solchen Bedingungen zusammen- finden, welche durch die Kultur geschaffen sind, Formationen, die sich also in demselben Vegetationsgebiete mutmasslich nicht vorfanden, bevor es von der Kultur berührt wurde. Beide Gruppen sind natür- liche Formationen in dem Sinne, wie ich diesen Begriff im ersten Teile dieses Aufsatzes für das Grasland definiert habe. — Als künst- liche Formationen möchte ich nur diejenigen bezeichnen, deren Elemente durch die Hand des Menschen selbst zusammengesetzt sind. Eine künstliche Pflanzenformation im strengsten Sinne wäre z.B. ein Roggenfeld. Zwar nur die Roggenkörner sind absichtlich ausgesät, aber unabsichtlich mit ihnen Windhalm, Roggentrespe, Kornblume, Kornrade, Hederich, Ackersenf und manche andere Unkräuter. Stellen Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u, Eiderst. 213 sich auf einem solchen Felde Disteln, Huflattich, Ackerspörgel, Stief- mütterchen, Knäuel (Scleranthus) und andere Gewächse ein, deren Samen aus den natürlichen Pflanzenverbänden herrühren, so ist damit der Übergang der künstlichen in eine natürliche Pflanzenformation eingeleitet. Man würde aber auch diese Übergangsformation noch so lange als eine künstliche bezeichnen dürfen, als die Unkräuter der letztgenannten Gruppe nicht das entschiedenste Übergewicht erlangt haben. Die Grenzen zwischen natürlichen und künstlichen Formationen sind im allgemeinen um so weniger deutlich, je länger die künstlich angelegten sich selbst überlassen bleiben, denn es unterliegt keinem Zweifel, dass diese sehr rasch und mit grosser Entschiedenheit in jene übergehen. Ein angepflanzter Kiefernwald ist zuerst eine künstliche Formation. Wird er aber nicht forstmässig gepflegt, so ist er gewiss nach 50— 100 Jahren, wie so manche Koniferenhölzungen in den west- holsteinischen Bauernforsten, eine natürliche Pflanzenformation geworden. Auch die eingangs erwähnten Beobachtungen über die Änderung der Vegetation angesäter Dauerweiden lehren dies !). Bevor wir nun der Frage näher treten, ob das Grasland als primäre oder sekundäre Formation zu betrachten sei, sehen wir uns nach denjenigen Formationen um, welche innerhalb unseres Gebietes sicher als primäre zu betrachten sind. Solche sind der Wald, die Heide, die Torfmoosformation, die Schilfrohrformation und die Dünen- vegetation. Es ist hier von vornherein der irrtümlichen Ansicht vorzubeugen, dass man die primären Formationen deshalb nicht als natürliche ansehen dürfe, weil ihre räumliche Ausdehnung durch die Kultur verändert ist. Unzweifelhaft hat der jetzt durch Ackerland, Wiesen und Heiden zum grossen Teil verdrängte Wald das ganze Gebiet der hohen Geest, vielleicht in lückenlosem Zusammenhang, inne gehabt, bevor das Land von Ackerbau treibenden Menschen besiedelt wurde. Dansals herrschte allerdings in dem Wald die Eiche, während er jetzt einen grossen Teil Buchen, Kiefern und Fichten enthält. Das hindert mich aber nicht, ihn auch in dieser Gestalt als primäre Formation aufzufassen. Denn ich bin überzeugt, dass die genannten Bäume sich auch ohne menschliches Zuthun, wenn schon in langsamerem Schritt, eingestellt hätten, wie sie sich früher in den Wäldern der Interglacialzeit eingestellt hatten °). Die Heide würde, soweit sie gegenwärtig das ehemalige Wald- gebiet inne hat, unfehlbar einer Gebüschformation weichen, die im 1) Man vergleiche C. Weber: Über Dauerweiden und Wiesen (Landw. Wochenblatt f, Schleswig-Holstein 1892 No. 3) wo diese Änderung an einem Beispiele näher aus- geführt ist. 2) v. Fischer-Benzon a. a, O, 14* 214 Dr. C. Weber. Laufe der Jahrhunderte auf den Ortstein lockernd wirkt und endlich in einen Wald übergeht. Darauf weisen die zahlreichen jungen Eichen, Birken, Weiden und Kiefern hin, die sich selbst auf weit vom Wald entfernten alten Heiden einfinden. Es ist bereits darauf hingewiesen, wie die ‚ständige Vernichtung der jungen Waldvegetation durch das regelmässige Abhauen des Heidekrautes in dem grössten Teil unseres Gebietes die Heide als solche erhält!). Vor dem Einzuge des Acker- bau treibenden Menschen war sie sicher nur auf einzelne hochgelegene Orte der damals wohl vielfach noch von der hohen Geest gebildeten Westküste beschränkt, wo der Wald des Windes wegen nicht auf- zukommen vermochte, besonders auch wohl auf den Binnendünen, auf deren Befestigung sie anscheinend einen bedeutenden Einfluss gehabt hat?). Hier ist sie auch jetzt noch zum grossen Teile erhalten und zeigt, soweit meine Beobachtungen reichen, im allgemeinen die gleiche Zusammensetzung wie auf dem später okkupierten Gelände; sie ist also unzweifelhaft eine primäre Formation. Auch das Torfmoosmoor ist als eine gegenwärtig im Gebiet noch vorhandene primäre Pflanzenformation anzusehen, obwohl dem die Thatsache zu widersprechen scheint, dass die vorhandenen alten Hochmoore zum Stillstand gekommen sind. Ein solcher wird, auch unter gleichbleibenden klimatischen Verhältnissen nach Grisebach eintreten, wenn „die durch Bäche auf der Oberfläche vermittelte Ent- wässerung mit der Befeuchtung der Substanz ins Gleichgewicht getreten ist“ 3), — Meine Beobachtungen sprechen dafür, dass aber zahlreiche andere Torfmoosmoore — und wahrscheinlich in grosser Ausdehnung — in den Thalniederungen der hohen Geest und selbst an manchen Stellen der Marschen entstehen würden, wofern ihnen nicht durch die Kultur fortgesetzt Einhalt gethan würdes sei es durch Entwässerung, insbesondere durch die wiederholte Räumung der Bach- und Fluss- rinnen von Wassergewächsen, durch mechanische Vernichtung der Moose 1) Soweit mir bekannt, hat Herr Prof. Borggreve zuerst in wissenschaftlichen Kreisen darauf aufmerksam gemacht, dass die Heide im Waldgebiete nur durch das Abhauen in ihrem Bestande erhalten wird. — Übrigens habe ich diese Ansicht mehrfach von Land- leuten äussern hören, und sie muss sich meines Erachtens jedem unbefangenem Beobachter aufdrängen. — Dass die Heide nichts destoweniger als natürliche und primäre Formation zu betrachten ist, steht für mich aber gleichfalls durchaus fest. In manchen Teilen Schles- wigs und in Jütland (vergl. Müller, Stud. üb. d. versch. Humusformen p. 242 f.) hat die Heide wahrscheinlich auch ursprünglich ein verhältnismässig grösseres Gebiet inne gehabt als in Holstein, 2) In einer Sandgrube der Binnendünen von Michaelisdonn fand ich die Ortstein- schicht I—I,5 m stark, 3) Grisebach Abh, S. 52—135 eit. v. Drude a. a, O, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 275 oder durch Kalkdüngungen. Weiterhin konnte ich nachweisen, dass die Torfmoosformation sich allemal regeneriert, sobald altes, zum Still- stand gekommenes Hochmoor bis zum relativen Wasserspiegel ab- getragen wird. Dass die Formation des Schilfrohrs, welche die Gewässer besonders in den Marschen besetzt hält, und der Dünenvegatation, die innerhalb unseres Gebietes gegenwärtig nur an der Westküste der Halbinsel Eiderstedt rein angetroffen wird, als primäre in dem oben angegebenen Sinne anzusehen sind, dürfte wohl keinem Zweifel be- gegnen. Mit Rücksicht auf den Wechsel, dem die einzelnen Formationen an einem und demselben Orte unterliegen, sei hier der ferneren irrtümlichen Ansicht vorgebeust, dass eine primäre Formation nur eine solche sei, welche in der Entwickelungsgeschichte der Vegetation einer bestimmten Örtlichkeit die jeweilig erste gewesen ist. Die Binnen- dünen . bedeckte ursprünglich die Dünenvegetation s. str. Dieser folgte die Heide, und die Heide macht gegenwärtig (z.B. auf den Dünen von Legan) wieder dem Walde Platz, an tieferen Stellen dem Torf- moosmoore. In ähnlicher Weise ist auf dem zum Stillstand gekommenen Hochmoore der Wald der Nachfolger der Torfmoosformation, wahr- scheinlich mit Zwischenschaltung der Heide, die hier aber nur von kurzer Dauer gewesen sein mag, da sie nicht unmittelbar unter der Oberfläche Ortstein zu erzeugen vermochte. Es würde der oben angegebenen Definition widersprechen, wollte man in dem ersteren Beispiele nur die Dünenvegetation, in dem anderen nur die Torfmoos- formation als primäre bezeichnen. Was nun das Grasland anbelangt, so kann es jedenfalls nicht in seinem ganzen Umfang als primäre Formation betrachtet werden. Keine Zweifel bestehen hinsichtlich der Subformationen der Festuca thalassica und der Festuca rubra f. litoralis auf dem Vorlande; sie sind beide primär. Auch die der Agrostis alba, des Hordeum secalinum und des Lolium perenne in der Marsch darf man sicher hierher rechnen, wenn schon das Gebiet derselben durch die Eindeichung des Landes auf Kosten der erstgenannten beiden Subformationen künstlich vergrös- sert ist. Ein gleiches gilt von der Subformation der Festuca elatior, der wohl durch die Kultur ebenfalls eine grössere als die ursprüngliche Ausdehnung gegeben ist. Es ändert unsere Auffassung nicht, dass die Subformation der Agrostis alba offenbar aus einer partiellen Vermi- schung der Subformationen der Festuca elatior und der Festuca lito- ralis oder der Festuca thalassica hervorgegangen ist und in demselben Masse noch fortgesetzt hervorgeht, wie die Westküste infolge der 216 Dr. :C,, Weber, Anschlickung weiter hinausrückt, da ja die Vermischung ohne mensch- liches Zuthun stattfindet !). Unter den Graslandformen der Geest halte ich diejenigen für primär, welche sich in denı regelmässigen Überschwemmungsgebiet der unteren Flussläufe befinden, also die Subformationen der Carex gracilis und der Carex panicea. Ursprünglich wohl nur im unteren Thal der Auen beheimatet, haben sie sich nach der Beseitigung des Waldes in die oberen Thäler hinaufgezogen, wobei einzelne Elemente wie die Agrostis alba aus unbekannten Gründen nicht folgten. Nichtsdestoweniger zeigen die Moorwiesen hier soviel Übereinstimmung mit denen der unteren Thäler, dass man sie nicht als sekundär betrachten darf. Dahingegen glaube ich die Subformationen der Aira flexuosa, der Poa pratensis (einschliesslich ihrer Marschform), der Poa trivialis, der Aira caespitosa und der Molinia coerulea für sekundär halten zu müssen. Die Subformation der Aira flexuosa setzt sich offenbar aus Elementen des Waldes, der Heide und der Düne zusammen, die der Molinia coerulea aus solchen des Waldes, der Heide, des Torfmoos- moores und der Moorwiesen, besonders derjenigen der Carex panicea. Die Subformationen der Poa pratensis, Poa trivialis und Aira caespitosa sind die aus der Vormarsch nach der Entwaldung der hohen Geest heraufgewanderte Subformation der Festuca elatior, die sich in mehrere Gruppen trennen musste, je nachdem ihre Elemente sich der mit der Höhe schrittweis abnehmenden Feuchtigkeit anzupassen vermochten. Am höchsten stieg die Agrostis vulgaris und vereinigte sich mit der Subformation der Aira flexuosa, dann folgte Poa pratensis und hinter ihr Poa trivialis, von denen namentlich die erstere zahlreiche Elemente des Waldes und einzelne der Heide in sich aufnahm. Am weitesten blieb die Festuca elatior mitsamt der Aira caespitosa zurück. Indem die letzte Pflanze durch Zuzug aus dem Walde, in welchem sie an feuchten Orten wahrscheinlich auch vorher schon vorkam, sich verstärkte, gewann sie die Oberhand über die Festuca elatior und begründete durch Aufnehmen weiterer Elemente das Waldes (z. B. der Anemone nemorosa) und einiger der Moorwiese (wie die meisten Carices) die nach ihr benannte Subformation des Graslandes der hohen Geest. !) Linn scheint einen ähnlichen Eindruck von dieser Region empfangen zu haben, wenn er in seiner Philos. bot. (ed. 3 cur. Willd.) schreibt: „Pratum mari paulo altius plantis pratensibus uberrimis refertum, elevetur adjacens magisque a mari remota terra, mox aliae plantae et sylvestres hanc operient, cujus exempla in It. scan.“ Man kommt übrigens leicht zu der von meiner Auffassung abweichenden Annahme, dass hier ein Ein- dringen der Waldgräser in die der Strandwiese vor sich geht, wenn man von der Geest in die Marsch hinabzusteigen gewohnt ist, statt den Weg in der umgekehrten Richtung zu beginnen, Zusammensetzung des natürl. Graslandes in Westholst., Dithm. u. Eiderst. 217 Einen strengen Beweis dafür, dass die Entwickelung des Gras- landes der hohen Geest sich so und nicht vielleicht anders vollzogen habe, vermag ich freilich nicht beizubringen. Ich glaubte aber diese Ansicht, die sich mir auf zahlreichen Exkursionen aufdrängte, und die mir die auffallende Erscheinung einigermassen zu erklären scheint, dass die auf der hohen Geest so deutlich getrennten Subformationen des Graslandes in der Marsch und Moormarsch völlig ineinander fliessen, dem Leser nicht vorenthalten zu dürfen. Nur auf einen Umstand möchte ich zum Schluss noch aufmerksam machen, der in gewisser Hinsicht für die Richtigkeit meiner Annahme zu sprechen scheint. Man wäre nämlich berechtigt, die von mir als sekundär bezeichneten Graslandformen als primäre zu betrachten, wenn sich nachweisen liesse, dass auch unter den natürlichen, vom Menschen nicht beeinflussten Verhältnissen, in dem Urwalde, der ursprünglich die hohe Geest bedeckte, weite Strecken dauernd von Waldwuchs entblösst waren und ein Grasland trugen. Nach meinen bisherigen Beobachtungen würde aber unter solchen Verhältnissen ein Grasland sich nur vorübergehend bilden, und zwar würde es entweder der Waldfacies der Aira flexuosa, der Aira caespitosa oder der Molinia coerulea entsprechen, die ich des- halb auch als primär betrachten möchte. Derartiges Grasland müsste jedoch, wenn die Regeneration des Waldes ausgeschlossen ist, binnen weniger Jahre entweder der Heide oder der Torfmoosvegetation weichen, und nur wenn auch diese letzteren beiden gleichfalls aus- geschlossen wären, könnte es dauernd erhalten bleiben. Der gleichzeitige Ausschluss von Wald, Heide und Torfmoor wird aber in Wirklichkeit in unserem Gebiete gegenwärtig nur durch die Kultur erreicht. Hohenwestedt, im September 1891. Se u la wur, 18 de Ee D Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation des östlichen Theiles der Nordsee, ım Besonderen derjenigen der Deutschen Bucht) Th. Reinbold, Major a. D. in Kiel. W ihrend die Algenvegetation der Ostsee in einer fast lückenlosen Weise bekannt, wenn auch nicht für alle Theile derselben ein so voll- ständiges Bild feststeht, wie solches kürzlich durch J. Reinkes muster- gültige Darstellung ?) für den westlichen Abschnitt geliefert ist, so liegen für die Nordsee die Verhältnisse nicht so günstig. Zwar ist die litorale Region — d. i. soweit der Meeresboden bei Ebbe trocken fällt ?) — an den Küsten mehr weniger gründlich untersucht, ganz besonders auch ist die algenreiche Insel Helgoland seit Langem naturgemäss ein beliebtes Ziel für zahlreiche Forscher gewesen, aber das eigentliche hohe Meer ist mit der Dredge — soweit mir bekannt — deutscherseits nur an sehr vereinzelten Stellen in Bezug auf die submarine Vegetation untersucht worden. *) Jeder, auch der kleinste, Beitrag zur Lösung dieser noch schwebenden Frage dürfte daher, wie mir scheint, willkommen sein und dadurch sei auch die Veröffentlichung der im folgendem kurz zusammengestellten !) Die deutsche Bucht ist gegen Nordwesten etwa durch die Linie Rothe Kliff Bank — Borkum Riff Grund abzugrenzen. 2) J. Reinke, Algenflora der westl. Ostsee deutschen Antheils. Kiel 1889 (VI. Be- richt der Komm. z. Unters. der deutsch. Meere, in Kiel. ®) Die Differenz zwischen Niedrig- und Hochwasser beträgt in der Nordsee im Durchschnitt c. 3 m. #) P. Magnus, die botanischen Ergebnisse der Nordseefahrt vom 21. Juli bis 9. Sept, 1872. Berlin 1874 (II. Bericht der Komm. z. Unters. der deutschen Meere). J. Reinke, Notiz über die Vegetationsverhältnisse der deutschen Bucht der Nord- see (Ber. d. deutsch, Bot. Ges. 1889 Band VII Heft 9). 20 Th. Reinbold. Resultate meiner in den letzten Jahren auf und an der Nordsee aus- geführten Untersuchungen motivirt. Dieselben werden mit dazu beitragen eine Anschauung urnzugestalten, welche hie und da, hauptsächtlich aus Analogieschlüssen, sich gebildet hat. Da nämlich die Seekarten bekunden, dass grosse Strecken des Meeresbodens der Nordsee dem- jenigen der Ostsee ähnlich, dem Algenwuchs günstig — weil aus Steinen, Kies, Sand und Muscheln bestehend — da ferner die üppige Vegetation Helgolands, sowie einige Küstenstrecken, z. B. Schottlands, des Bohus- län, bestechend in die Augen fallen, so liegt der Schluss nicht gar so fern, dass der Boden der Nordsee in analoger Weise, wie in der Ost- see, zum Theil auf weiten Flächen dicht mit Algen bedeckt sei, ab- gesehen davon, dass dort des grösseren Salzgehaltes wegen noch eine reichere Mannigfaltigkeit an Arten zu erwarten steht. Für das Nicht- zutreffende dieser Ansicht — was die Quantität der Pflanzen anlangt — wird im Folgenden zwar kein direkter Beweis, wohl aber ein solcher aus Wahrscheinlichkeitsgründen, erbracht werden. Zuerst mögen hier nun die Erfahrungen Platz finden, welche ich mit der Dredge auf dem hohen Meere (in der sub- und elitoralen Region) machte, sodann die Resultate meines Botanisirens in der lito- ralen Zone. I. Untersuchungen auf dem hohen Meere A. Die östliche Nordsee im Allgemeinen. Vom 2. bis 20. August 1839 begleitete ich als Botaniker eine von der Sektion für Küsten- und Hochseefischerei (hauptsächlich zu Fischereizwecken) veranstaltete Untersuchungsfahrt, geleitet durch Dr. Fr. Heincke, auf dem Dampfer „Sophie“. Unsere Route war folgende: Von Geestemünde westlich an Helgoland vorbei bis zum 55" NB. an die 40 m Kante, von dort zur Lister Tiefe (Sylt); weiter, Horns Riff streifend, über die Jütland Bank durch das Skagerrack nach Christians- sand in Norwegen; von hier in einem westlich von dem Heimwege liegenden grösseren Bogen, die Kl. Fischer- und Doggerbank berührend, zur Lister Tiefe und von dort zur Weser zurück. Auf dieser Fahrt wurden ca. 45 Aufzüge mit der Dredge ge- macht, — diejenigen im Fjord von Christianssand nicht mitgerechnet — in Tiefen von 12—60 (meist von 20—40) m, auf verschiedenem, aber fast ausnahmslos für Vegetation günstigem Meeresboden. Das Resultat war ein fast völlig negatives; abgesehen von zwei Stellen wurden nie festgewachsene Algen vorgefunden, wobei ausdrücklich zu bemerken, dass die botanische Dredge (System Reinke) vorzüglich arbeitete und stets Massen von, je nachdem, Steinen, Kies, Sand und Muscheln heraufbrachte. Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation des östlichen Theiles der Nordsee. 292] Dass gelegentlich Fragmente einzelner, vermöge ihrer Luftblasen weittreibender, Algen (Fucus, Ascophyllum, Halidrys) aufgefischt wurden kann das Gesammtresultat nicht modifiziren. Die Erfolglosigkeit meines Dredgens wird in ihrem Werthe durch den Umstand verstärkt, dass die sonstigen Fanggeräthe, welche vielfach vom Dampfer aus in Thätigkeit gesetzt wurden, wie zoologische Dredge, Austernkratzer etc. mit dem losgelösten Meeresboden ebenfalls nie Algen zu Tage förderten. Unerwähnt möge ferner nicht bleiben, dass, um nichts zu verabsäumen, auf meine Veranlassung eine Stelle an der Kl. Fischer-Bank angelaufen wurde, welche auf den englischen (fishing grounds) Karten die hoffnungs- volle Bezeichnung „sea weeds“ trug. Leider entpuppten sich diese nur als grosse Massen verschiedener Arten von Flustra, auf welchen als minimales Resultat die winzige, fast mikroskopisch kleine, grüne Alge Epicladia flustrae Rke. sich fand. Von einer Algenvegetation dürfte aber demungeachtet doch wohl füglich kaum die Rede sein können. Die beiden Stellen, wo ich Pflanzenwuchs fand, waren: I. Die Lister Tiefe (schon durch die Pomm.-Exp. bekannt). Als neu für das Gebiet !) (deutsche Bucht) konstatirte ich hier: *Go- montia polyrhiza (Lagerh.) Born. et. Flah., *Mastigocoleus testa- rum Lagerh., *Hyella caespitosa Born. et. Flah. und *Calothrix Contarenii (Zanard) Born. et. Flah., welche Algen sich auch in der Strandregion fanden. Ausser den bei Magnus |. c. aufgeführten Arten kamen ferner noch Sphacelaria cirrhosa v. aegagropila (in grossen Massen) und Polysiphonia elongata vor. 2. In der Höhe von Klittmöller an der Jütischen Küste (57°3° NB), wo auf ı3m Tiefe c. 2 Seemeilen vom Lande an einer riff- artigen Bank auf grösseren Steinen eine reiche Vegetation sich vorfand, welche im Wesentlichen derjenigen von Helgoland sich ähnlich erwies. Die Dredge förderte zu Tage: Laminaria digi- tata, Desmarestia viridis, Chaetopteris plumosa, Hydrolapathum sanguineum, Delesseria sinuosa und alata, Chondrus crispus, Ceramium rubrum, Spermothamnion roseolum, Antithamnion Plumula, Rhodochorton membranaceum, Peyssonellia Dubyi, Polysiphonia nigrescens, urceolata, Lophothallia byssoides, Co- rallina officinalis. Neues konstatirte ich dort nicht. B, Auf Borkum Riff Grund. Von der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel erhielt ich 1890 den Auftrag, den Borkum 1!) Die meines Wissens für das Gebiet neuen Arten sind im Folgenden mit vor- gesetztem * bezeichnet, % 222 Th. Reinbold, Riff Grund in Bezug auf Algenvegetation etc. zu untersuchen und wurde zu diesem Zweck Anfang Juni auf S. M. Kreuzerkorvette „Victoria“ eingeschifft. Der betreffende Meerestheil wurde nach allen Richtungen befahren, und zahlreiche Aufzüge mit der Dredge wurden ausgeführt. “Der Meeresboden erwies sich als aus Steinen, Kies, Sand und Muscheln bestehend, zeigte aber nicht die geringste Spur von Vegetation !). Mit diesem Befunde stimmen auch die Beobachtungen überein, welche Dr. Fr. Heincke bei einer Untersuchungsfahrt zu Fischereizwecken im September 1890 ebendaselbst machte ?). C. Bei Helgoland. Anfang Juni 1888 hielt ich mich 8 Tage in Helgoland auf und dredgte dort vom Boote aus mit Unterstützung des mit den Meeres- bodenverhältnissen daselbst besonders vertrauten und in Naturforscher Kreisen wohlbekannten Herrn Hilmar Lührs. Hauptsächlich arbeitete ich in dem als algenreich bekannten Nordhafen, konstatirte aber auch, wenigstens nach Norden zu, dass sobald man den gewachsenen Fels- boden verlässt, und je mehr man von der Insel sich entfernt, die Vegetation immer spärlicher wird, um schliesslich ganz aufzuhören. Als neu fand ich dort die beiden Tilopterideen *Haplospora globosa Kjellm. und *Tilopteris Mertensii (Engl. Bot.) Kg. auf deren Auffindung Prof. Dr. Reinke mich besonders hingewiesen hatte, * Leptonema fasci- calatum Rke., sowie zwei bisher unbekannte Algen: *Pogotrichum filiforme Rke. nov, gen. nov. spec. und eine neue charakteristische Art von Ectocarpus, welche nach meinem Namen zu benennen Prof. Dr. Reinke mir die Ehre erwies: * Ectocarpus Reinboldi Rke. nov spec. ?) Diese im Verhältniss zu der kurzen Arbeitszeit und dem so viel- fach frequentirten Terrain immerhin bemerkenswerth erscheinenden Resultate lassen den Schluss zu, dass vor mir (1888) mit der Dredge bie Helgoland wenig untersucht sein muss, — als sicher bekannt ist ') Näheres über diese Untersuchung findet sich in dem in Kurzem erscheinenden Bericht der betr. Kommission. Ich habe dort auch meine praktischen Erfahrungen über das Dredgen mit kleinen Fanggeräthen von hochbordigen und mit starken Maschinen ver- sehenen Dampfern aus niedergelegt, welches man häufig als schwierig oder gar unausführbar ansieht. Es sei hier nur bemerkt, dass ein solches Arbeiten mit der Dredge selbst bei erheblichem Seegange, welcher bei der Fahrt mit der „Sophie“ ziemlich Regel war, durch- aus bequem und mit Erfolg ausführbar ist, wenn das Verfahren den jedesmaligen Ver- hältnissen praktisch angepasst wird. 2) Dr. Fr. Heincke, Bericht etc. in „Mittheilungen der Sektion für Küsten- und Hochseefischerei“ 1891. %) Die beiden letzteren Algen werden im nächsten Heft von J. Reinke „Atlas deutscher Meeresalgen“ (T. 41.) zur Veröffentlichung gelangen. Be Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation des östlichen Theiles der Nordsee. 293 es mir nur von der Pomm. Exp. — Weiter darf aus verschiedenen Gründen vermuthet werden, dass die Forscher wohl meistens in einer und derselben Jahreszeit, dem Hochsommer, dort gesammelt haben. Es erscheint kaum zweifelhaft, dass bei gründlicher rationeller Ab- suchung der näheren Umgebung der Insel vermittelst der Dredge zu allen Jahreszeiten, wozu ja die für dort in Aussicht stehende biologische Station Anregung und günstige Gelegenheit gewiss bieten wird, manches Neue und Interssante im Laufe der Zeit noch gefunden werden dürfte. ')?) Als Gesammtresultat des sub A—C Ausgeführten ergiebt sich, dass von mir wenigstens 100 Aufzüge mit der Dredge auf hohem Meere gemacht sind, von denen nur eine sehr kleine Zahl in grösserer Nähe der Küste (Lister Tiefe, Klittmöller, Nordhafen Helgolands). Wenn auch diese Ziffer in Bezug auf die Länge des durchfahrenen Weges an sich klein erscheinen mag, so fällt anderntheils in das Gewicht, dass die Aufzüge auf die Strecke ziemlich gleichmässig vertheilt, und dabei fast sämmtliche, überhaupt in der Nordsee vorkommenden Meeresboden- formationen ebenso wie verschiedene Meerestiefen berücksichtigt waren. Das Resultat fast aller Aufzüge (diejenigen in Küstennähe bilden eine Ausnahme) war ein negatives, es wurde eine wirkliche Algenvegetation nieht angetroffen. Ganz dasselbe Resultat nun fand auch Prof. Dr. Reinke |. c. beim Abdredgen der Linie Norderney-Helgoland bei seiner Untersuchungsfahrt im August 1889. Aus allem diesen muss der einer Gewissheit nahe kommende Wahrscheinlichkeitsschluss gezogen werden, dass der Meeresboden der östlichen Nordsee mit alleiniger Aussnahme Hegolands sowie vereinzelter Küstenstrecken ohne Algenvegetation ist. Diesen Schluss weiter auf die ganze Nordsee auszudehnen dürfte bei der Ähnlichkeit der in Frage kommenden Verhältnisse so naheliegend wie berechtigt erscheinen. Hierfür möchte ich noch dass Zeugniss eines ausserhalb der Wissenschaft stehenden Gewährsmannes aufführen, welches in diesem Falle doch von einigem Gewicht sein dürfte, so sceptisch man demselben vielleicht gegenüberstehen würde, wenn nicht gleichzeitig eine wissenschaftliche Forschung hier vorläge. Es ist dieses die Aussage des Kapitain Tönjes von der „Sophie“, welcher fast 30 Jahre 1) So fand Prof. Dr. Reinke I. c. bei nur ganz kurzem Dredgen (1839) im Süden der Insel die für Helgoland neuen Algen: Chylocladia rosea und Valonia ovalis. 2) Bezüglich der pflanzengeographischen Stellung etc, der Algenflora Helgolands sei hier auf J. Reinke, „die Flora von Helgoland“ (Deutsche Rundschau, September- Heft 1891) hingewiesen, Eine Aufzählung der Meeresalgen von Helgoland gab R. Wollny in No, ı u.2 der Hedwigia Jahrg. 1831, welche Liste neuerdings durch J. Reinke („Die braunen und rothen Algen von Helgoland“ in Ber. d. D. Bot. Ges, 1891 Bd. IX. H. 8) verbessert, resp. er- weitert ist, 224 Th. Reinbold. hindurch die ganze Nordsee nach allen Richtungen hin mit seiner Kurre (und anderen Fanggeräthen) im wahren Sinne des Wortes durchpflügt hat. Derselbe erklärte, nie Algen (Tang) — wohl aber allerdings die oben erwähnten Flustra-Massen — aus der Nordsee heraufgeholt zu haben. Wenn ich oben angab, dass ich auf fast -allen Bodenformationen gedredgt, so erübrigt es mir noch, die s. z.s. Bodenformationen näher anzuführen, welche ich mit der Dredge nicht berührt habe (nicht berühren durfte). Es sind dieses die Austernbänke. Aber auch diese sind im grossen Ganzen als vegetationslos anzusehen und bilden keine Ausnahme. Schon früher hat Herr Geh. Rath Prof. Dr. K. Möbius diese Thatsache beobachtet, welche jetzt volle Bestätigung erfahren, wo derselbe auf meine Bitte bei der diesjährigen Revision der Bänke im Mai dieser Frage seine besondre Aufmerksamkeit zuzuwenden die Freundlichkeit hatte. Bei meiner Ankunft auf Amrum im Juni wurden mir durch den Austernvorfischer Peters zwar einige wenige Algen (Rhodomela, Cladophora), welche bei der Revision gefunden waren, überliefert zugleich aber die Mittheilung gemacht, dass bei der weitaus grössten Mehrzahl der Austernbänke, sowohl inner- als ausserhalb des Wattenmeeres, keine Algenvegetation gefunden sei. Fragen wir nun zum Schluss nach der Ursache dieser überraschenden Vegetationslosigkeit der Nordsee, SO wird die Erklärung von Prof. Dr. Reinke (l. c.) als die natürlichste zweifellos überall getheilt werden. Der Grund muss in den starken Gezeitenströmungen, welche der Ostsee ja fehlen, gesucht werden. Dieselben erhalten nämlich die losen Bestand- theile des Meeresbodens in beständiger Bewegung und gegenseitiger Rei- bung und verhindern dadurch das Ansetzen resp. Keimen der Algen- sporen. Dass thatsächlich jene Strömungen in der Tiefe sich derartig geltend machen, beweisen viele Grundproben, welche die Dredge her- autbrachte; Steine, Kies und Muscheln waren häufig an den Ecken mehr weniger abgeschliffen. Auch haben die Untersuchungen von S. M. Kbt. „Drache“ 1882 sowie diejenigen auf dem Genius Bank Feuer- schiffe vor der Jahde (Annalen der Hydrog. 1879) relativ starke Tiefenströmungen in der Nordsee festgestellt. II. Untersuchungen in der litoralen Region '). Anfang Juni d. J. besuchte ich während ıo Tage die Inseln Amrum und Föhr und habe die litorale Region daselbst ziemlich !) Geschlossene grössere Algenkollektionen aus der deutschen Bucht liegen folgende vor: Jürgens, Algae aquaticae etc. Dec, 1— 19, 1816 — ı822: Oldenburgische Küste etc. Lehrer Eiben: ostfriesische Inseln, besonders Norderney, P. Andersen; Föhr; Wollny: Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation des östlichen Theiles der Nordsee. 2925 gründlich untersucht, wobei ich insofern vom Glück begünstigt war, als infolge beständiger Ostwinde sehr tiefe Ebben vorherrschten. Vom Dredgen, welches ich anfangs beabsichtigte, musste ich der anhaltend stürmischen Witterung wegen abstehen, da mir nur ein Boot zur Ver- fügung stand. Ich verzichtete um so leichter darauf, als meine früheren Erfahrungen auf der „Sophie“ — in der Nähe der Amrum Bank und westlich Sylt war ohne Erfolg gedredst worden — sowie meine Erkundigungen bei urtheilsfähigen Leuten (besonders bei dem mit dem Meere um Amrum genau vertrauten Austernvorfischer Peters) keine oder doch nur eine äusserst schwache Aussicht ergaben, im offenen Meere westlich Amrum oder im Wattenmeere Vegetation aufzufinden. Der im letzteren vorherrschende Schlickgrund spricht schon in sich für das Fehlen einer Vegetation, und dass die dortigen, auf festerem Boden liegenden, Austernbänke keine Ausnahme bilden ist schon oben bemerkt worden. A. Amrum. Hauptsächlich vier Stellen finden sich hier an der Küste, welche eine wirkliche Algenvegetation aufweisen; von der überall selbst an dem pflanzenlosesten Strande vorkommenden Bewachsung von Molen, Anlegebrücken etc. sehe ich natürlich hier wie im Folgenden ab. 1. Am sog. Kniephafen (Westseite der Insel). (Grössere und kleine Steine, Kies, Muscheln). 2. An der Nordspitze; besonders an der Nordostseite, nördlich des Punktes, wo der Weg über das Watt nach Föhr abgeht. (Kleine Steine, Kies, Muschelbänke). 3. Bei Steenodde (Ostküste). (Grosse und kleine Steine, Kies, Muscheln). 4. Eine Kies- und Muschelbank am Südstrande an der Niedrig- wassergrenze. Im Uebrigen sind der den Dünen vorgelagerte breite sandige Strand der Westseite der Insel, sowie die, theilweise aus Marsch bestehende Ostküste völlig vegetationslos. Zu bemerken ist noch, dass mein kundiger Führer mir mittheilte, dass eine Gruppe grosser, bei besonders tiefer Ebbe blossliegender, Steine am Rande des Liin Sandes, nordwestlich der Nordspitze, mit Algen bewachsen sei. Nach seiner Beschreibung muss Dumontia Helgoland; Sammlung von Helgoländer Algen des Herrn Gaedtke auf Helgoland; Binder: Helgoland. Threde: Die Algen der Nordsee. Dec, 1-10, 1832: Helgoland. Die ersten vier Sammlungen befinden sich ganz, die beiden letzten theilweise im Kieler Universitäts Herbar. Sämmtliche Algen entstammen wohl lediglich der litoralen Zone resp, gelegent- lichem Antriebe aus der Tiefe. 226 Th, Reinbold. filiformis oder Chorda filum — vermuthlich aber letztere Alge — hier vorliegen. | An der Küste Amrums fand ich folgende Arten: Fucus vesiculosus, Chorda filum, *Phyllitis fascia, Elachista fucicola, Dictyosiphon foeniculaceus, *Chordaria divaricata, Ectocarpus con- fervoides und litoralis, *Desmotrichum balticum, Porphyra vulgaris, Hildenbrandtia rosea, * Peyssonellia (?Harveyana), Dumontia filiformis, Cystoclonium purpurascens, Chondrus crispus, Chantransia virgatula, Ceramium rubrum, Rhodomela subfusca, Polysiphonia nigrescens, *Enteromorpha aureola, compressa, Linza, *ramulosa, clathrata, percursa J. Ag. partim, Diplonema percursum Kjellm., Ulva Lactuca L., “Chaeto- morpha aerea u. Linum, Gomontia polyrhiza, Cladophora rupestris, *utriculosa, *glaucescens, sericea, *Isactis plana, Hyella caespitosa, Mastigocoleus testarum, ? *Plectonema terebrans Born. et Flah. Gonio- trichum elegans. !) B. Föhr. Hier bieten nur zwei Stellen Vegetation. 1. Der Strand von Uettersum (an der Westküste) zu beiden Seiten des nach Amrum führenden Weges durch das Watt. (Grosse und kleine Steine, Kies und Muscheln.) Quantitativ ziemlich reiche, aber an Mannigfaltigkeit der Arten arme Algenvegetation. 2. Ein Theil des Strandes von Nieblum (im Süden) mit weiterer Fortsetzung gen Osten bis nach Wyk hin. Hier finden sich sowohl in der mehr weniger breiten Zone von kleinen Steinen und Kies mit einzelnen eingestreuten grossen Blöcken gewachsene Algen — allerdings nur wenige und gemeine Arten — als auch trifft man, besonders zwischen den Badeanstalten und Wyk, auf einen bedeutenden Algenantrieb, wie ich einen ähnlichen auf den nordfriesischen Inseln noch nicht gesehen. Eingezogene Erkundigungen ergaben, dass derselbe vermuthlich von einer alten, jetzt ausser Betrieb befindlichen, Austernbank herstammt, welche, nicht weit von der Küste ab, etwa der Südostspitze der Insel zum Theil auch wohl Wyk gegenüber gelegen sein soll. Mich persönlich über diese Angabe durch Dredgen zu vergewissern erlaubte leider das sehr ungünstige Wetter nicht. Der Strand von Goting, westlich an denjenigen von Nieblum sich anschliessend, ist mit grossen Steinblöcken ') Die Bezeichnung mit * bezieht sich hier und im Folgenden auf das specielle Gebiet der W.-Küste Schl.-Holsteins und der nordfriesischen Inseln, hat jedoch in Bezug auf einige Arten auch Geltung für das weitere Gebiet. Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation des östlichen Theiles der Nordsee, 2927 übersäet, welche zum Theil. weit in das Wattenmeer hinein verstreut sind. Die Hoffnung, hier Algen zu finden, war ver- geblich, soweit ich auch bei der tiefen Ebbe in das Watt vor- drang. Die Nord- und Ostküste der Insel, welche aus Marsch- land bestehen, zeigen keine Algenvegetation. Auf Föhr fand ich folgende Arten: Fucus vesiculosus, Chorda filum, *Lithosiphon pusillus,') Chordaria flagelliformis, Elachista fucicola, Ectocarpus confervoides und litoralis, *Lithoderma fatiscens, Porphyra vulgaris, Dumontia filiformis, Cysto- clonium purpurascens, Chondrus crispus, Ceramium rubrum, Rhodomela subfusca, Polysiphonia nigrescens, Enteromorpha aureola, intestinalis, prolifera, compressa, Linza, clathrata, percursa J. Ag. partim, Diplo- nema percursum Kjellm., Chaetomorpha Linum, Cladophora rupestris, sericea, fracta f. marina, Gomontia polyrhiza, Hyella caespitosa, Masti- gocoleus testarum, Rivularia atra. C Split. Diese Insel habe ich zu verschiedenen Malen besucht. Ich kenne nur eine Stelle, welche Algenvegetation darbietet. Es ist dieses der Strand am sog. Königshafen und an der Lister Tiefe (Ostküste der nördlichen Spitze von Sylt) mit weiterer Fortsetzung nach Süden zu etwa bis zu dem Punkte, wo das Marschland beginnt. Auf der dünen- reichen Westseite der Insel wachsen keine Algen, auch habe ich, selbst nach heftigen Winden von See her, dort nie irgend nennenswerthen Antrieb bemerkt, ein weiterer Beweis für die Vegetationslosigkeit des vorliegenden Meeresbodens. Im Südtheile von Sylt (Hörnum) sowie an der Ostküste, welche zum Theil Marschland, habe ich, abgesehen von dem oben erwähnten Striche, ebenfalls keine Algenvegetation ge- funden. Die Insel ist überhaupt arm an Algen, sehr viel ärmer, wie ich den Eindruck gewonnen habe, als Föhr und Amrum. Ausser den in der litoralen Region durch Prof. Dr. Magnus (Pomm.-Exp.) gefundenen Arten constatirte ich noch: Ulva Lutuca L. Chaetomorpha Linum, Cladophora sericea. Ausserdem sind noch einige der pag. 219 für die Lister Tiefe namhaft gemachten Algen zugleich auch hier anzuführen. D. Romö. (Röm.) Diese Insel habe ich persönlich nicht besucht, will aber doch hier im Zusammenhange und der Vollständigkeit wegen erwähnen, dass nach vielfach eingezogenen Erkundigungen die Küsten dieser vierten 1) Diese Alge fand ich nicht jetzt sondern bereits vor einigen Jahren gelegentlich eines kurzen Aufenthalts in Wyk, Dieselbe, auf Chorda befindlich, dürfte vielleicht von den britischen Küsten her angetrieben sein !? 15 298 Th. Reinbold. Beiträge zur Kenntniss der Algenvegetation. nordfriesischen Insel — im Westen Düne, im Osten Marsch — eine Algenvegetation kaum ergeben dürften. Im Kieler Herbar befinden sich nur einige wenige Algen von Romö, welche fast alle der oberen litoralen Zone (Hochwassergrenze) angehören, wie z. B. der vielfach aufSchlamm und feuchtem Sande vorkommende Microcoleus chtonoblastes (leg. Nolte). Wie schon oben bemerkt so existiren an jeder an sich vegetations- losen Küste doch immer einzelne, räumlich meist sehr beschränkte, Punkte, wo die Vegetation günstige Bedingungen für die Entwickelung findet. Es sind dieses hauptsächlich die Molen, Buhnen, Anlegebrücken, Duc d’Alben etc., welche feste und unverrückbare Anheftungspunkte für die Algen gewähren. Die Vegetation hier setzt sich meist nur aus wenigen Arten zusammen, von denen für unser Gebiet vorzugsweise zu nennen: Fucus vesiculosus, Ectocarpus litoralis, Rhizoclonium riparium, Urospora penicilliformis, Enteromorpha - Arten, Lyngbya semiplena, Rivularia atra etc. Bei Dagebüll (Hafen und Steinbuhnen) constatirte ich ausser den eben erwähnten Arten noch Porphyra vulgaris, *Ceramium tenu- issimum, *Schizogonium laetevirens v. crispum (). Im Hafen von Büsum fand ich *Enteromorpha minima und *Ralfsii, in demjenigen von Husum Enteromorpha minima. Im Vorstehenden habe ich Alles das aufgeführt, was ich aus persönlicher Anschauung von der Algenvegetation der litoralen Region der Westküste Schleswig-Holsteins und der vorliegenden Inseln kennen gelernt habe. Abgesehen davon, dass natürlich eine wiederholte und genauere Untersuchnng der von mir besuchten Punkte, besonders in verschiedenen Jahreszeiten, nur sehr wünschenswerth sein kann, so finden sich auch noch beträchtliche völlige Lücken vor, welche vor der Auf- stellung eines erschöpfenden Gesammtbildes der Vegetation des Gebietes auszufüllen wären. So ist mir z. B. nicht bekannt, dass die Dünen von St. Peter und die Küste nördlich Hoyer, wo der hohe Geestrand an das Wattenmeer herantritt, in Bezug auf das Vorkommen von Algen untersucht sind, und gerade diese Punkte möchten vielleicht ein Resultat ergeben, während für die Küstenstrecken, wo die Marsch un- mittelbar das Meer berührt, die Aussichten dafür ziemlich gleich Null sind. Auch Romö wäre genau zu durchforschen, sowie vielleicht eine oder die andere der Halligen. Es bietet sich daher für die Naturforscher und Naturfreunde der Provinz hier noch ein weites Feld für bezügliche Untersuchungen, und sollten diese Zeilen zu solchen eine Anregung geben, so wäre ein weiterer Zweck dieser „Beiträge“ dadurch erreicht. Kiel. November ı18g1. Bier cvere . zur Pilzflora von Schleswig-Holstein von P. Hennings. T. Bereits in den Jahren 1876 bis 1880 hatte ich der Erforschung der Cryptogamenflora in der Umgebung Kiels meine besondere Auf- merksamkeit zugewendet und neben Meeres- und Süsswasser-Algen gegen 180 Laubmoose, sowie zahlreiche Pilzarten in diesem Gebiete gesammelt. Leider sind mir die Standortsverzeichnisse, welche ich derzeitig geführt habe, abhanden gekommen. Ein Theil der ge- sammelten Pilze wurden dem Herbar des Berliner Museums einverleibt, die Algen und Moose besitze ich noch in grösserer Exemplarien-Anzahl und gedenke letztere gelegentlich zu veröffentlichen. Einzelne der in der Umgebung Kiels von mir beobachteten Pilz- arten will ich hier namhaft machen, da es möglich sein dürfte, dass viele derselben an Ort und Stelle wieder aufzufinden sind, wie mir dieses, nach Verlauf von ıı bis 12 Jahren, neuerdings bei mehreren Arten gelungen ist. In dem jetzigen botanischen Garten fand ich im August und September 1880, den in Norddeutschland äusserst seltenen Phallus caninus unter Syringengebüsch in Hunderten von Exemplaren. Phallus impudicus war ebenfalls im Garten, sowie im Düsternbrooker und Viehburger Gehölz häufig. An Abhängen des Gartens am Düsternbrooker Wege beobachtete ich unter Fichten mehrfach Geaster fimbriatus, Clavaria abietina, Marasmius perforans, Tricholoma rutilans, Clitocybe clavipes, Cl. nebularis, Stropharia viridula. Die überall am Abhange wachsende Veronica hederifolia fand ich im Mai 1874 sehr häufig mit Schröteria delastrina und an den Stengeln mit Sorosphaera Veronicae Schröter, behaftet, 152 230 P. Hennings. sowie Viola odorata mit Urocystis Violae; Adoxa moscha- tellina mit Puccinia Adoxae; Geranium Robertianum mit Stigmaria Robertianae. In den Gebüschen und auf Rasenplätzen zeigte sich im Mai und Anfang Juni Morchella esculenta. In Blüthen von Knautia arvensis fand sich in der Nähe des Pavillons Ustilago flosculosorum. An den Ulmen der Düsternbrooker Allee beobachtete ich im Herbst öfters Pleurotus Ulmarius in gewaltigen Exemplaren, sowie Hühnerei-grosse, gelbe Gallertklumpen von Tremella mesenterica, welche letztere sich auch an Weiden- stümpfen des alten botan. Gartens, sowie bei der Forstbaumschule fand. An einem alten Hollunderstamm in der Nähe der Universität sammelte ich Auricularia Auricula Judae, das Judasohr, und auf dem Rasenplatz vor der Universität sah ich im October 1879, aus dem Stamm einer alten kranken Schwarzpappel den Hallimasch, Armillaria mellea, in grosser Menge hervorbrechen. Der ganze, vielleicht 30 Fuss hohe Stamm war unterhalb der zerborstenen Rinde von unten bis oben mit einem dichten Netze des Pilzmycels, der Rhizomorpha subcorticalis, übersponnen und entsprangen die Fruchtkörper theils einzeln, theils büschelig zu Hunderten aus derselben. Im Düsternbrooker Walde fanden sich u. A. Amanita muscaria, phalloides, Mappa, rubescens, pantherina; Lepiota procera, clypeolaria, cristata, während ich neuerdings L. acutesquamosa, und L, rhacodes dort beobachtete; ferner Tricholoma bicolor, album; Clitocybe clavipes, infundibuliformis, dealbata, cerusata; Collybia butyracea, radicata, velutipes. Am Grunde der Stämme sammelte ich Marasmius alliatus, häufiger M. Rotula und Pluteus cervinus. Ferner beobachtete ich hier unter Bäumen Russula alutacea, chamaeleontina, rubra, heterophylla, fellea, adusta, nigricans und auf letzterm schmarotzend Nyctalis asterophora vor Bellevue. An einem Buchenstamm im Gehölz vor der Forstbaumschule entdeckte Professor Engler 1880 den Polyporus frondosus, welchen ich an gleicher Stelle im September 1890 wieder auffand.. Am Strande unterhalb Bellevue traf ich neuerdings zwischen faulendem Seegras Volvaria glojocephala an. In den Schrevenborner Hölzungen fand sich Mai 1880 Sclerotinia tuberosa, im Herbst waren hier Clavaria botrytis und flava nicht selten. In den meisten Laubwäldern der Umgebung zeigte sich von Juni bis September Hydnum repandum in grosser Menge, während H. imbricatum nur in den Gründen und dem Viehburger Gehölz beobachtet wurde. In letzterem fand ich 1879 auf dem dort häufigen Scleroderma verrucosum, Polyporus parasiticus schmarotzend, damals mir unbekannt, welchen ich nach re Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 231 Verlauf von ı2 Jahren, im September 1891 dort wieder auffand. An einem Buchenstumpfen in den Anpflanzungen hinter Hornheim zeigte sich jährlich Fistulina hepatica, der Leberschwamm, ferner waren hier Daedalea unicolor, Lenzites betulina, L. variegata, Panus stipticus, Pholiota aurivella nicht selten. Unter Buchen beobachtete ich hier oft Tricholoma album, Armillaria mellea, an Buchenstümpfen einzeln Armillaria mucida; zwischen Laub Hygrophorus eburneus, Russula fellea, emetica, fragilis; am Wege Russula nigricans mit Nyctalis parasitica und auf lehmigen Boden Tylostoma mammosum und Peziza badia. In den Fichtenbeständen nahe dem Moor war Marasmius perforans heerdenweise auf abgefallenen Nadeln, dann Clavaria abietina; Collybia butyracea, cirrhata; Clitocybe flaccida, odora, infundibuliformis; Mycena pura, M. filipes und Peziza abietina. An einer Fichte fand ich September 1880 hier Chryso- myxa abietis auf Nadeln. Zwischen modernden Zweigen traf ich oft Cyathusstriatusund Crucibulum vulgare, sowie Clavaria cristata an. Polyporus perennis zeigte sich vereinzelt zwischen Haidekraut, ebenso Boletus piperatus. Lactaria vellerea und rufa waren im Herbst reichlich, hin und wieder auch L. necator, pyrogala und deliciosa zu finden. In den Erlenbrüchen des Viehburger Gehölzes sanımelte ich zahlreicheMyxomyceten, so Arcyria punicea, A. nutans, Stemonites fusca, Comatricha typhina, Physarum sinuosum, cinereum, Lycogala Epidendron, Reticularia Lycoperdon u. s. w. In einem Erlenbruch hinter dem Drecksee traf ich auf dem faulenden Laube eines ausgetrockneten Sumpfes Juni 1880 die schöne Mitrula paludosa in ungeheurer Menge an. Im Wildhofe bei Bordesholm fanden sich Elaphomyces variegatus, Spathularia flavida, Clavaria inaequalis, pistillaris, botrytis, abietina; Lactaria deliciosa, Russula emelita u. s w. Vom Herrn Lehrer Wittmack wurde daselbst im August 1880 Geaster fornicatus heerdenweise zwischen Fichten- nadeln aufgefunden. | Der Pilzreichthum der Wälder, besonders der gemischten Bestände in der Provinz dürfte wahrscheinlich ein verhältnissmässig grosser sein. Die Artenanzahl der Pilze ist zweifellos bedeutender als die der heimischen Phanerogame, Moose, Algen und Flechten ins Gesammt und möchte ich erstere auf reichlich 3000 Arten schätzen. Hiervon ist bisher kaum der zehnte Theil für die Provinz bekannt. Im I. Heft des VII. Bandes der Schriften des Naturwissenschaft- lichen Vereins für Schleswig-Holstein veröffentlichte Dr. E. Fuchs in Kappeln dankenswerthe Beiträge zur parasitischen Pilzflora Ost-Schleswigs. 232 P. Hennings, Veranlasst durch diese Mittheilung habe ich bei fast jährlichen Besuchen meiner Vaterstadt Heide, Kreis Norder-Dithmarschen, der dortigen Pilzflora meine Aufmerksamkeit zugewendet und auf vielfachen Excursionen und Spaziergängen, die ich besonders im Juli 1890 in Begleitung des Herrn Dr. J. Stehn aus Schleswig, sowie im Sep- tember’18g1, in der Umgebung der Stadt, nach Albersdorf und Büsunı unternahm, zahlreiche Arten angesammelt, welche fast sämmtlich dem Herbar des Berliner Museums einverleibt worden sind. Die auf der flachen Geest liegende Stadt wird im Westen und Südwesten von der Marsch begrenzt, während sich im Osten der hohe Geestrücken, welcher z. Th. mit Eichen- und Buchenwaldresten bestanden ist, in blauer Ferne hinzieht. — Früher, vor etwa 30 Jahren lag der Rest eines Buchenwaldes hinter der Schanze im Osten der Stadt, der sogenannte Krattbusch. Derselbe bildete einen Ausläufer der ehemals ausgedehnten Waldungen von Süderholm und Nord-Hastedt. Nadelholz fand sich früher in Dithmarschen nicht oder nur in geringen und jungen Beständen bei Riese und Hanerau. Während der letzten 25 Jahre sind im Norden der Stadt einzelne wüste Haideflächen mit Kiefern und Fichten aufgeforstet worden. Hin und wieder ist auch die Schwarzkiefer, die Edeltanne, die Balsamtanne, seltener die Lärche angepflanzt. Während die Fichte recht gut gedeiht, ist die gemeine Kiefer, wahrscheinlich in Folge Insektenfrasses, meist zu Grunde gegangen. Mit den Nadelhölzern haben sich zahlreiche, dem Nadel- wald eigenthümliche Pilzarten eingefunden. Auf welche Weise die Verbreitung derselben stattgefunden hat, dürfte wohl eine offene Frage bleiben. Von den meistens parasitischen Pilzen des Nadelwaldes beobachtete ich hier besonders Polyporus annosus, den Kiefernwurzelschwamm, an Wurzeln von Fichten und Kiefern; Stereum crispum an Fichten- stümpfen; Irpex fusco-violaceus an abgestorbenen Kiefern; Dasy- scypha calycina, die den Lärchenkrebs verursacht, an Lärchenzweigen, Lophodermium Pinastri an Nadeln der Schwarzkiefer und der Fichten; Calocera furcata an Fichtenstümpfen; Calocera viscosa an Kiefernstümpfen, sowie an letzteren auch Paxillus atro-tomen- tosus. Von den den Boden der Nadelwälder bewohnenden Pilzen, fand ich u. a. Gomphidius viscidus, Marasmius perforans auf Fichtennadeln, Peziza abietina, Thelephora terrestris, Inoloma violacea-cinereum, Hydnum graveolens. Nachstehend gebe ich ein systematisch geordnetes Verzeichniss aller von mir bisher in der Umgebung der Stadt Heide gesammelten Pilzarten, sowie im Anhang eine Aufzählung einzelner Pilze von der Insel Sylt. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 233 Die letzteren wurden vom Herrn Dr. L. Lewin, Dozent an der Universität Berlin, im August d. J. in der Umgebung von Westerland gesammelt und mir in frischen Exemplaren zur Bestimmung übersendet. Dieselben sind von mir präparirt, dem Herbar des Kgl. Museums ein- verleibt worden. Es wäre wünschenswerth, dass auch von anderer Seite die Pilz- flora des Landes erforscht wird und bin ich gerne bereit die Be- stimmung frisch und gut eingesendeten Materials auszuführen. Möglichst frisch, zwischen trockenem Moos in Cigarrenkisten verpackt, lassen sich fleischige Hutpilze recht gut versenden. I. Myxomycetes. Arcyria punicea Pers. An faulendem Holzwerk im Garten, Juli 1890, Lycogala Epidendron (L.) Buxb. Ebenda. Reticularia Lycoperdon Bull. An einem Zaunpfahle jenseits des Kirchhofes, Sept. 1891. Stemonitis fusca Roth. Am Grunde eines Pfahles an der Bahn nach Meldorf, Sept. 1891. Comatricha typhina (Roth.) Rost. An einem faulenden Birken- stumpf beim Waldschlösschen. Fuligo septica (L.) Gmel. An modernden Fichtenstümpfen und auf Nadeln beim Waldschlösschen, Juli 1890. Früher häufig auf Gerberlohe beobachtet. 11.»Eumveetes: Synchytriei. Synchitrium Succisae De Bary. An Blättern und Stielen von Succica pratensis im Loher Moorwege, Juli 1890. Rhizidiacei. Physoderma Heleocharidis (Fuck.) Schröter. Bei Rossdorf an einem Teich auf Scirpus paluster L., Juli 1890. III. Oomycetes. Peronosporacei. Cystopus candidus (Pers.) Lev. Häufig auf Capsella bursa pastoris, den bekannten weissen Rost bildend. C. Tragopogonis (Pers.) Schröter. Auf Blättern von Scorzonera hispanica L. im Garten, Juli 1890, Sept. 1891. Anmerkung. Betreffs der Nomenclatur vergl. Schröter „Die Pilze I.“ in der Cryptogamen-Flora von Schlesien, 234 P. Hennings. Phytophthora infestans (Mont.) De Bary. Auf Kartoffelkraut und Knollen überall. Die Ursache der Kartoffelkrankheit. Plasmopara nivea (Ung.) Schröter. Auf Blättern von Aegopodium Podagraria im Garten, Sept 1891; auf Angelica silvestris in Moorgräben, Juli 1890. Bremia Lactucae Regel. Auf der Unterseite der Blätter von Senecio vulgaris, Sonchus oleraceus, häufig, Juli 1890. Peronospora calotheca De Bary. Auf Galium Aparine am Loher Wege, Juli 1890. P. parasitica (Pers.) Tulasne. Auf Capsella bura pastoris, Sept. 18g1. P. Lamii A. Braun. Auf Lamium amplexicaule im Garten, Juli 1890. P. Myosotidis De Bary. Auf Myosotis spec. im Garten, Juli 1890. IV. Protomycetes. Protomycetacei. Protomyces macrosporus Unger. An Stengeln und Blättern von Aegopodium Podagraria häufig. P. pachydermus Thümen. An Stengeln von Taraxacum officinale Auftreibungen bildend, Juli 1890. V. Ustilaginei. Ustilaginacei. Ustilago longissima (Sow.) Tulasne. Auf Glyceria Qluitans bei Rossdorf, auf Gl. spectabilis bei Büsum in Gräben, Juli 1890. U. Avenae (Pers.) Rostrup. Auf Avena sativa in den Aehren den Brand hervorrufend, Juli 1890. U. nuda Jens. Auf Hordeum vulgare, ebenso. U. Caricis (Pers.) Fuckel. Auf Carex arenaria an Wällen hinter dem Waldschlösschen, Juli 1890. (U. Tragopogonis Schröt. Häufig in Blüthenköpfen von Tragopogon pratensis an der Preetzer Chaussee bei Kiel, 1879, 1880.) U. Scabiosae (Sow.) Schröter. In Blättern von Knautia arvensis an Wegerändern, Juli 1890. U. anomala J. Kunze. In Blüthen von Polygonum Convolvulus an Wällen beim Waldschlösschen und an der Meldorfer Chaussee, Sept. 1891. U. utriculosa (Nees) Corda. In Blüthen von Polygonum lapathifolium, Juli 1890. Sphacelotheca Hydropiperis (Schum.) De Bary. In Blüthen von Polygonum Hydropiper bei Rossdorf und am Loher Wege, Sept. 1891. Tolyposporium Junci (Woron.) Schröter. Auf Juncus bufonius häufig auf feuchten Aeckern am Loher Wege, Aug. 1889. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 235 Tiletiei. Urocystis Junci Lagerheim. In unteren Blattscheiden von Juncus bufonius ebenda. U. Violae (Sow.) Fischer. In Blattstielen von Viola odorata im Garten, Juli 1890. Entyloma Calendulae (Oudem.) De Bary. In Blättern von Calendula officinalis in einem Garten in Rossdorf, Juli 1890. (Schröteria delastrina (Tul.) Wint. Im Kieler Institutsgarten zu Düsternbrook fand ich diesen Pilz im Mai 1874 in grosser Menge auf Veronica hederifolia, ebenso fand ich an den Stengeln dieser Pflanzegleichzeitiggallenartige Auftreibungen(SorosphaeraVeronicae Schröter 1879), die ich derzeitig für die Ursache obiger Art hielt.) Entorrhiza Aschersonii (P. Magnus) De Toni. An Wurzeln von Juncus bufonius auf Aeckern am Loher Wege, Aug. 1880. VI. Uredinei. Uromyces Fabae (Pers.) Schröter, Auf Blättern von Faba vulgaris in Gärten, Juli 1890, Sept. 1891 und auf Blättern von Vicia sepium am Loher Wege, Sept. 1891. (Verursacht den Rost auf Saubohnen.) U. Pisi (Pers.) De Bary. Auf Blättern von Lathyrus pratensis am Loher Wege, Sept. 1891. Das Aecidium findet sich auf Euphorbia Cyparissias und E. Esula. Beide Pflanzen kommen in Dithmarschen gar nicht und in der Provinz sehr selten vor. U. lineolatus (Desmazier) Winter. Auf Scirpus maritimus in Gräben an der Chaussee bei Wöhrden, Sept. 1891. U. appendiculatus (Pers.) Leveille. Auf Blättern der Gartenbohnen (Phaseolus nanus und vulgaris) den Bohnenrost verursachend, Aug. 1889. . Betae (Pers.) Tulasne. Auf Runkelrübenblättern an der Wöhrdener Chaussee auf Aeckern, den Rübenrost hervorrufend, Aug. 1889. . Polygoni (Pers.) Fuckel. Auf Blättern von Polygonum aviculare bei Rossdorf, Juli 1890. . Acetosae Schröter. Auf Rumex Acetosa bei Rossdorf, Juli 1890; Rumex Acetosella, Sept. 1891. . striatus Schröter. Auf Medicago lupulina an der Meldorfer Chaussee, Juli 1890. Rumicis (Schumacher) Schröter. In Gräben der Wöhrdener Chaussee auf Rumex Hydrolapathum, Aug. 1889. . Genistae (Pers.) Schröter. Auf Blättern von Cytisus Laburnum in den Anlagen, Aug. 1889; auf Genista tinctoria am Loher Wege, Sept. 1891. Se et ee ae 236 P. Hennings. PucciniaGalii(Pers.) Schröter. Auf Galium Mollugo (I), (I—=Sommer- RB, oder Uredosporen, Il =Winter- oder Teleutosporen) an der Meldorfer Chaussee, Sept. 1890. . Asparagi De Candolle. Auf Spargelstengeln im Feldgarten, (II) den Spargelrost verursachend, Sept. 1891. . Cirsiilanceolati Schröter. Auf Blättern von Cirsium lanceolatum, (III) bei Rossdorf, Juli 1890. . Lampsanae (Schulz) Fuckel. Auf Lampsana communis bei Ross- dorf (III), Sept. 1891. . Silenes Schröter. Auf Silene inflata, (III) an der Meldorfer Chaussee, Aug. 18809. . Violae (Schumacher) De Candolle. Auf Viola canina var. (II, III) im Moor bei der Schweineweide, Juli 1890. . Pimpinellae (Strauss) Schröter. Auf Pimpinella Saxifraga und Anthricus silvester (III) an der Meldorfer Chaussee und bei Ross- dorf, Sept. 1891. . Menthae Persoon. Auf Mentha aquatica (I, I) Loher Weg, Juli 1890, Sept. 1891. . graminis Persoon. Auf verschiedenartigen Gräsern (II, III) überall häufig, auf Hafer, Gerste, Roggen, dem Raygras- u. s. w. den Getreiderost verursachend. . coronata Corda. Auf Bromus mollis, Holcus lanatus, Aira caespitosa, Calamagrostis Epigeios, Mollinia coerulea, Avena sativa (II, II). Den?;Kronenrost des Hafers hervorrufend, Sept. 1891. sessilis Schneider. Auf Phalaris arundinacea (III) bei Rossdorf am Knick, Juli 1890; Loher Moorweg, Sept. 1891. Allium ursinum, worauf das Aecidium des Pilzes vorkommen soll, findet sich nicht in Dithmarschen. .Rubigo-veraDe Candolle. Aecidium auf Lycopsis arvensis, Juli 1890. II und III auf Bromus mollis. . Anthoxanthi Fuckel. Auf Anthoxanthum odoratum bei Rossdorf, und in der Schweineweide. . Poarum Nielsen. Aecidien auf Tussilago Farfara bei Rossdorf, Juli 1890. . Traillei Plowright. Aecidien auf Blättern von Rumex Acetosa beim Ziegelhof am Teich, Juli 1890. . Caricis (Schum.) Rebentisch. Auf Carex arenaria an Wällen bei Rossdorf (II), Sept. 1891; auf Carex hirta, Aug. 1886. .obscura Schröter. Auf Luzula campestris bei Rossdorf, Juli 1890. . Phragmitis (Schum.) Körnecke. Aecidien auf Rumex Hydrolapathum im Loher Moor, Juli 1890. (IH, III) auf Phragmites communis, daselbst Sept. 1891. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein, 237 P. Magnusiana Körnecke. Auf Phragmites, (III) bei Rossdorf an Tümpeln, Sept. 1891; bei Büsum in Gräben, Juli 1890. P. suaveolens (Pers.) Rostrup. Auf Cirsium arvense, (III) bei Ross- dorf, Juli 1890. P. Hieracii (Schum.) Martini. Auf Lappa minor, (III) in Rossdorf, Juli 1890. P. bullata (Pers.) Schröter. III. Auf Aethusa cynapium, Apium graveolens im Garten, Conium maculatum am Rossdorfer Wege, Sept. 1890. P. Polygoni Persoon. Auf Polygonum Convolvulus, (III) anı Loher Wege, Sept. 1891; auf P. amphibium, II, an Wassertümpeln hinter Rossdorf, Juli 1890. P. Tanaceti De Candolle. Auf Artemisia vulgaris und Tanacetum vulgare, (III) Schweineweide, Juli 1890, Sept. 1891. P. Pruni Persoon. Auf Prumus spinosa, (III) Rossdorf, Sept. 1891. P. Aegopodii (Schum.) Link. Auf Aegopodium Podagraria, (III) im Garten, Sept. 1891. P. Arenariae (Schum.) Schröter. Auf Melandryum rubrum, (III) bei Rossdorf, Juli 1890. P. Spergulae De Candolle. Auf Spergula sativa (III) bei Rossdorf, Sept. 1891. P. Vaillantiae Persoon. Auf Galium Mollugo (III) Loher Weg, Sept. 1891. (P. Circaeae Persoon. Jährlich auf Circaea alpina beim Teiche im alten botanischen Garten zu Kiel, 1878—1880.) P. Malvacearum Montagne. Auf Malva neglecta, Althaea rosea (I, II) in Rossdorf, Aug. 1880. P. Asteris Duby. Auf Achillea millefolium bei Rossdorf (III) Sept. 1891. P. Glechomatis De Candolle. Auf Glechoma hederacea (III) an Wällen bei Rossdorf, Sept. 1891. Triphragmium Ulmariae (Schum.) Link. Auf Ulmaria Beräpetala bei Rossdorf, Juli 1890; am Loher Moorwege, Sept. 1887. Phragmidium Potentillae (Pers.) Winter. Auf Potentilla argentea am Hennstedter Wege, Juli 1890. Phr. Tormentillae Fuckel. Auf Potentilla silvestris. Im Loher Moor, Juli 1890. Phr. violaceum (Schultz) Winter. Auf Rubus fruticosus (I, II) am Rossdorfer Wege, Juli 1890. Phr. Rubi Persoon. Auf Rubus fruticosus (I, III) an der Hennstedter Chaussee am Wall, Sept. 1891. Phr. Rubi Idaei (Pers.) Winter. Am Rossdorfer Wege auf Himbeer- blättern (II) Juli 1390. 238 P. Hennings. Phr. subcorticium (Schrank) Winter. Auf Gartenrosen (II, IM) gemein, den Rosenrost verursachend, Juli 1890. Phr. carbonarium (Schlecht.) Winter. Auf Sanguisorba officinalis im Loher Moor, Juli 1890. Gymnosporangium Sabinae (Dicks.) Winter. Aecidien (Roestelia cancellata Rebent.) einzeln auf Birnenblättern in der Griebel’schen Gärtnerei (wo gleichfalls Juniperus angepflanzt ist), Sept. 1891. Verursacht den Birnenrost. Melampsora Helioscopiae (Pers.) Winter. Auf Euphorbia Peplus in Gärten, Juli 1890. M. Lini (Pers.) Tulasne. Auf Linum catharticum (III) im Loher Moor, Juli 1890. M. farinosa (Pers.) Schröter. Auf Salix caprea und S. aurita (II) am Loher Moorwege, Juli 1890. M. epitea (Kunze und Schmidt) Thümen. Auf Salix alba, Juli 1890. M. mixta (Schlechtendal) Schröter. Auf Salix repens (Il, III) im Loher Schnittwege, Juli 1890. M. vitellina (De Cand.) Thümen. Auf Salix fragilis (III). Loher Weg, Juli 1890. M. Tremulae Tulasne. Auf Populus tremula (II) Schweineweide, Juli 1890. M. populina (Jacqu.) Castagne. Auf Populus balsamifera (I) in den Anlagen, Juli 1890. (Verursacht häufig mit der vor. Art den Pappelrost auf der Unterseite der Blätter.) M. aecidioides (De Cand.) Winter. Auf Populus alba, (II) in den städt. Anlagen, Juli 1890. M, hypericorum (De Cand.) Schröter. Auf Hypericum pulchrum in Tredes Tannenkoppel Sept. 1886, H. perforatum am Wege nach Hemmingstedt, H. humifusum, Waldschlösschen, Juli 1890. M. betulina (Pers.) Tulasne. Auf Betula alba (II) beim Waldschlösschen, Juli 1890. (Verursacht auf der Unterseite der Blätter den Birken- rost.) - M. pustulata (Pers.) Schröter. Auf Epilobium angustifolium (II) im Loher Moorwege, Juli 1890. Coleosporium Senecionis (Pers.) Winter. Am Hennstedter Wege auf Senecio vulgaris und Senecio silvaticus (II), Juli 1890. (Die Aecidien (Peridermium Pini Link) rufen den Kiefernadelrost hervor). C. Sonchi (Pers.) Leveille. Auf Tussilago Farfara (II) bei Rossdorf, auf Sonchus arvensis (II, III) bei Büsum, auf S. oleraceus im Garten, Juli 1890, Sept. 1891. C. Campanulae (Pers.) Leveille. Auf Campanula rapunculoides an Wällen beim Kirchhofe und bei Rossdorf, Juli 1890. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein, 239 C. Euphrasiae (Schum.) Winter. Auf Euphrasia Odontites und E. officinalis am Loher Moorwege, bei Rossdorf u. s. w., Juli 1890. (Chrysomyxa Abietis (Wallroth) Unger. Beobachtete ich im September 1880 an einer jungen Fichte im Viehburger Gehölz bei Kiel. Dieselbe ruft die Gelbfleckigkeit der Nadeln hervor.) Chr. albidaJ. Kühn. Auf der Unterseite der Blätter von Rubus fruticosus, am Wege vor dem Waldschlösschen am Walle, Sept. 1891. Cronartium ribicola Dietrich. Auf Blättern von Ribes nigrum und rubrum im Feldgarten, Aug. 1886. VII, Auriculariei. Auricularia Auricula Judae (L.) Schröter. Wurde von mir in kleinen Exemplaren an einem alten Hollunderstamme am Kieler Schlossgarten Mitte der siebenziger Jahre beobachtet, ausserdem wurde mir dieser Pilz von Herrn stud. Detlefsen aus Husum derzeit mitgetheilt. Die Exemplare wurden der Spiritus-Sammlung des Kieler bot. Instituts einverleibt.) A. Leveillei (Pat.) (= Cyphella ampla Leveille. An einem dürren Pappelzweig (Populus balsamifera) in den Anlagen im Süden der Stadt, Sept. 1891. VIII. Basidiomycetes. 1. Tremellacei. Exidia glandulosa (Bull) Fries. An dürren Eichenästen bei Albersdorf, Sept. 1891. E. albida (Huds.) Brefeld.? An faulendem Holz in einer Gartenlaube, Juli 1390. (Tremella mesenterica (Schaeff.) Retz. Ist um Kiel sehr ver- breitet, so in der Düsternbrooker Allee an Ulmen, Forstbaum- schule und alter bot. Garten an Weidenstümpfen, 1880.) 2. Dacryomyceti. Dacryomyces abietinus (Pers.) Schröter. Gemein an alten Brettern und Holzwerk bei feuchter Witterung. Calocera furcata Fries. An einem modernden Fichtenstumpfen beim Waldschlösschen, Juli 1890. C. viscosa (Pers.) Fries. In sehr kleinen Exemplaren ebendort, Sept. 1891. C. cornea (Batsch) Fries, wurde von mir bei Kiel an Buchenstümpfen im Viehburger Gehölz früher (1880?) mehrfach beobachtet ; Albers- dorf, an einem Eichenstumpfe auf dem Kaiserberg, (Brutkamp) Aug. 18309. 240 P, Hennings. 3. Hymenomycetes. a. Hypochnacei. Hypochnus Sambuci (Pers.) Fries. Häufig am Grunde der Stämme von Sambucus nigra, dem Hollunder, kreideweisse Ueberzüge bildend. b. Thelephoracei. Corticium comedens (Nees) Fries. An abgefallenen Buchenästen bei Albersdorf, Aug. 1889. C. calceum (Pers.) Fries. An alten Stämmen von Syringa vulgaris im Garten, Sept. 1891. C. giganteum Fries. An Kiefernholz, Juli 1890. C. incarnatum (Pers.) Fries. An abgestorbenen Weidenzweigen bei Rossdorf, Juli 1890. An alten Syringenstäimmen im Garten, Sept. 1891. C. quercinum (Pers.) Fries. An abgefallenen Eichenzweigen bei Albersdorf, Aug. 1889. Stereum crispum (Pers.) Schröter. An Stümpfen junger Fichten in den städtischen Anlagen meist in resupinater Form, Sept. 1891. An Fichtenwurzeln beim Waldschlösschen, Juli 1890. St. hirsutum (Willd.) Persoon. Häufig an altem Holzwerke, sowie an Baumstümpfen verbreitet, St. purpureum Persoon. Mit voriger Art gemein. Coniophora cerebella (Pers.) Schröter. An der äussern Wandung einer alten Tonne, Sept. 1891. Dieser Pilz findet sich im Spät- herbste nicht selten an altem Holzwerke, in feuchten Kellern u. s. w. und wird, da er mit dem Hausschwamme äusserliche Aehnlichkeit hat, nicht selten mit diesem verwechselt. Thelephora terrestris Ehrhard. An einem Wall hinter der Schiessbahn beim Waldschlösschen, Juli 1890. Th. laciniata Persoon. Am Grunde eines Fichtenstumpfen in den städtischen Anlagen, Sept. 1891. er Blawearıa cei. Clavulina cristata (Holmskiold) Schröter. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Aug. 1890. Clavariella holsatica P. Henn. n. sp. caespitosa, tenacella, ramosissima, depressa, pallido-ochracea, saepe albido -pruinosa, ı—ı!/, cm alta; ramis brevibus, plerumque flexuosis, inaequaliter divaricatis, confertis; ramulis concoloribus, compressis, apice raro incrassato-obtusis, saepius acutis, dentatis vel cristatis, laciniis saepe recurvatis; sporis subglobosis vel ovoideis, lucide olivaceis 10 X 6—7 vel 7—8 x 6—6!|, u. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 241 Büsum, im Bruhn’schen Garten in der Allee zwischen Gras, Juli 1890. P. Hennings. Diese Art steht habituell der Cl. corrugata Karsten wohl nahe, ist aber dufch die viel dickeren und gedrängter stehenden Zweige und Aeste, durch die ganz andere Form der Verzweigung, sowie durch Grösse, Form und Färbung der Sporen gänzlich verschieden. Cl. abietina (Pers.) Karst. Zwischen Fichtennadeln beim Wald- schlösschen, Juli 1890; unter Gebüsch im Hausgarten, Sept. 1891, wo ich dieselbe bereits 1879 oder 1880 beobachtet hatte. Cl. stricta (Pers.) Karsten. An Baumstümpfen beim Waldschlösschen, 13. December 1891. Wilh. Hennings. Diese Art wurde mir in IO cm hohen, zahlreichen Exem- plaren lebend zugesendet. Clavaria fragilis Holmskiold. Zwischen Gras in einem Graben an der Meldorfer Chaussee bei der Schweineweide, Sept. 1891. d. Hydnaceı. Hydnum graveolens Fries. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Der Pilz besitzt im trockenen Zustande einen durch- dringenden Geruch nach Bockshornklee, der Jahrelang anhält. H. repandum Linne. In einem kleinen Exemplare unter Fichten beim Waldschlösschen, früher häufiger bei Albersdorf beobachtet. Bei Kiel ist dieser Pilz in den Buchenwäldern überall von Juni bis September gemein. H. imbricatum (L.) Persoon. Vereinzelt in den städtischen Tannen und beim Waldschlösschen, Juli 1390. Irpex fusco-violaceus (Schrad.) Fries. (= Hydnum Hollii (Kunze u. Schmidt) Fr. An einem faulenden Kiefernstumpfen beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. e. Polyporacei. Merulius tremellosus Schrader. Am Grunde eines faulenden Birkenstumpfens beim Waldschlösschen, Sept. 1891. M. lacrymans (Wulf.) Schumacher. In Gebäuden verbreitet. In der Höhlung eines Fensterrahmens fand ich August 1890 in einem Gebäude auf Kleinheide Ueberreste eines Fruchtkörpers. Polyporus ferruginosus (Schrad.) Fries. An alten eichenen Zaun- pfählen an der Bahn bei Rossdorf, Sept. 1891. P. versicolor (L.) Fries. Wohl überall an alten Stämmen gemein, ebenso an todtem Holzwerk. 2342 P. Hennings. P. radiatus (Sow.) Fries var. betulicolus m. An einem abgestorbenen jungen Birkenstamm in den. städtischen Tannen, denselben mit dachziegelförmigen Rasen kleiner Hüte bedeckend. Bisher hatte ich diesen Pilz nur an Erlenstämmen beobachtet und hier gewöhn- lich in viel grösseren und stärkeren Hüten. P. annosus Fries (= Trametes radiciperda Hartig). In Bodenhöhlungen an Wurzeln von Fichten in sehr kleinen Exemplaren in den städtischen Tannen, Juli 1889; im Innern fauler Kiefernstümpfe beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Das Mycet des Kiefernwurzelschwammes ist für Nadelholz- Culturen von grösstem Nachtheil, indem es besonders die Wurzeln zum Absterben bringt und eine Rothfäule des Holzes hervorruft. Der Fruchtkörper entwickelt sich häufig unterirdisch an Wurzeln oder am Grunde der Stämme und ist, da er sich allen Unebenheiten des Substrates anzuschmiegen pflegt, von verschieden- artigster Form, krusten- oder hutförmig. (P. Braunii Rabenhorst. (—P. Engelii Harz.) Fand ich August 1889 am Rande eines Cycadeenkübels im Gewächshause des Kieler botan. Gartens. Diese Art wurde von A. Braun an Kübeln des Berliner Palmenhauses entdeckt, wo sie noch jetzt häufig ist. Ich fand dieselbe ebenfalls an Kübeln im Warmhause des Kopen- hagener botan. Gartens und erhielt sie neuerdings aus Blumeau, Prov. St. Catharina, S. Brasilien von Dr. Alfred Möller, in typischen Exemplaren zugesendet.) P. Ribis (Schum.) Fries. Am Grunde alter Johannisbeersträucher im Garten, Sept. 1891. (Früher häufig auch bei Kiel beobachtet.) Der Pilz ist den rothen und schwarzen Johannisbeersträuchen sehr nachtheilig; da er meistens nur am Grunde derselben sich findet, wird er oft übersehen. P. igniarius (L.) Fries. Falscher Zunderschwamm. Verbreitet an Zwetschen- und Pflaumenbäumen, ebenso an Eichen- und Weiden- stämmen, denselben besonders nachtheilig. P. fomentarius (L.) Fries, Aechter Feuerschwamm. In frühern Jahren häufiger an Buchen und andern Laubhölzern beobachtet. P. applanatus (Pers.) Wallr. An einem Baumstumpfen bei Albers- dorf, Sept. 1891. P. amorphus Fries. Am Grunde eines Kiefernstumpfen beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. P. adustus (W.) Fries. An der Aussenseite eines Stacketpfahles an Wischmann’s Garten in dachziegeligen Rasen, Sept. 1891. (Wohl überall verbreitet.) Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 243 P. fumosus (Pers.) Fries. An einem Weidenstumpfen beim Kirch- hofe, August 1889. P. squamosus (Huds.) Fries. In einem sehr kleinen Exemplar an einem Weidenstamm in den städtischen Anlagen, Juli 1890. P. perennis (L.) Fries. Früher (1880?) einmal in Tredes Tannen- koppel gefunden, ebenso in Waldungen bei Hohenwestedt und bei Kiel, aber niemals häufig beobachtet. (Fistulina hepatica (Huds.) Fries. An einem Buchenstumpfen im Viehburger Gehölz bei Kiel jährlich an derselben Stelle, 1878 bis 1880.) Boletus scaber Bulliard. Unter Birken beim Waldschlösschen, Aug. 1889. B. luridus Schaeffer. Bei Albersdorf an der Bahn im Eichenwalde, Aug. 188g. B. edulis Bulliard. Essbarer Steinpilz. Bei Albersdorf unter Eichen, Aug. 1880. (B. parasiticus Bulliard. Bei Kiel in einer moorigen Niederung beim Eingange zum Viehburger Gehölz hinter Hornheim, auf Scleroderma verrucosum schmarotzend. Hier beobachtete ich den seltenern Pilz, ohne ihn zu kennen, zuerst im Sept. 1880. Im Aug. 1839 besuchte ich die Stelle ohne ihn wieder aufzufinden, dagegen fand ich denselben im Sept. 1891 in grösserer Anzahl an der frühern Stelle vor). B. subtomentosus Linne. In Anlagen, an Wegen, Gebüschen nicht selten, so in den städtischen Anlagen, Aug. 1889; bei Rossdorf, Juli 1890; bei Albersdorf, Sept. 1891. Essbar. B. piperatus Bulliard. Bei Albersdorf zwischen Haidekraut, Sept. 1891. (Im Viehburger Gehölz bei Kiel, 1880.) B. bovinus Linne. In den städtischen Tannen in einem Exemplar, Sept. 1891. B. luteus Linn. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Daedalea quercina (L.) Persoon. Gemein an eichenen Pfählen, so an der Bahn vor Rossdorf u. s. w., ebenso an Eisenbahnschwellen und lagernden Eichenstämmen. Dieser Pilz ist dem Eichenholze besonders nachtheilig. Ueberall an dem Bahngeleise, von Heide bis Elmshorn, wo eichene Pfähle als Einfriedigung dienen, fand ich diese mit den consolenartigen Fruchtkörpern oft sehr dicht bewachsen. Ein Inprägnieren des Holzes vor der Verwendung dürfte vom grössten Nutzen sein. D. unicolor (Bull.) Fries. An einem Birkenstumpfen vor dem Wald- schlösschen, Sept. 1890. 16 D4A P. Hennings. (Trametes gibbosa Pers. Fand ich an Pappelbäumen bei der Gaardener Bierbrauerei, sowie daselbst an alten Weidenstämmen Tr. suaveolens Fr. 18380.) (Oligoporus rubescens (Boudier 1839) Brefeldl. Wurde von mir 1880 an kiefernen Stellagenbrettern im Warmhause des alten botanischen Garten beobachtet.) f. Agaricinei. Lenzites variegata Fries. Albersdorf, an Eichenstämmen, Aug. 1889. (Bei Kiel im Viehburger Gehölz an Buchenstümpfen früher oft beobachtet, ebenso an Birken L. betulina Fries. (L. abietina Fries. Diese Art fand ich in einer wunderbaren gestielten und sprossenden Form, welche sehr an die von Lentinus lepideus in dunklen Räumen gebildeten abnormen Formen erinnert, auf der Oberseite einer Gewächshaus-Stellage im alten botanischen Garten zu Kiel, 1879.) Panus stipticus (Bull) Fries. An einem Haselstumpf im Knick am Schanzwege, Aug. 1836. (Bei Kiel häufig im Viehburger Gehölz beobachtet.) Lentinus lepideus Fries. Am Grunde eines Pfahles bei den Anlagen, Aug. 1889. (Früher in ähnlicher Weise bei Gaarden (1880) beobachtet.) Cantharellus cibarius (L.) Fries. In Wäldern bei Nord-Hastedt, bei Albersdorf und Hohenwestedt häufig. (Eierschwamm , Pfifferling, essbar.) (Melanospori). Coprinüs plicatilis (Curtis) Fries. Auf gedüngtem Boden, in Gärten, auf Wiesen, an Wegen, Juli 1890, Sept. 1891. C. micaceus (Bull.) Fries. In den Anlagen zu Süden und Osten der Stadt, rasig auf Rasenplätzen und am Grunde von Pfählen, Sept. 1891. C. atramentarius (Bull.) Fries. Am Wege auf Kleinheide, Juli 1890; auf Rasenplätzen daselbst rasig, Sept. 1891. C. porcellanus (Schaeff.) Schröt. (= C. comatus Fl. Dan... An Düngerhaufen bei Rossdorf, in Anlagen zu Süden der Stadt, Juli 1890. Bolbitius titubans (Bull) Fries. Am Wege von Grünthal nach Albersdorf auf Dung, August 138g. Gomphidius glutinosus (Schaeff.) Fries. Sehr häufig und in oft sehr grossen Exemplaren bei dem Waldschlösschen unter Fichten, Juli 1890, Sept. 1891. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein, 245 G. viscidus (L.) Fries. In den städtischen Tannen zu Norden der Stadt, Sept. 1891. Psathyrella disseminata (Pers.) Karsten. An einem Baumstumpfen in den Anlagen zu Süden der Stadt rasig; einzeln auf Garten- beeten, Sept. 1891. Ps. gracilis (Pers.) Karsten. Unter einem Zaun im Garten, Juli 1890. Panaeolus acuminatus (Fr.) Karsten. An Wegen auf Dung, Juli 1890; bei Albersdorf, Aug. 1889. P. campanulatus (L.) Karsten. An Feldwegen auf gedüngtem Boden, bei Albersdorf am Wege nach Grünthal, Sept. 1891. Psilocybe foenisecii (Pers.) Quelet. Auf Rasenplätzen in den Anlagen, Juli 1890; ebenso im Garten, Sept. 1891. P. atrorufa (Schaeff.) Quelet. Zwischen Fichtennadeln und Haidekraut in den städtischen Anlagen, Sept. 1891. Hypholoma epixanthum (Fr.) Karsten. An einem Fichtenstumpfen beim Waldschlösschen, Sept. 1891. H. fasciculare a Karsten. Häufig an Baumstümpfen und auf Rasenplätzen, so in den Anlagen und in Gärten. (Schwefel- kopf.) H. lateritium (Schaeff.) Schröter. Am Grunde eines eichenen Pfahles beim Bahnübergang vor Rossdorf in einem Exemplar, Sept. 1891. H. appendiculatum (Bull.) Karsten. Am Grunde von Pfählen, rasig, sowie auf Rasenplätzen in den Anlagen, Juli 1890. Psalliota campestris (L.). In einem Exemplar am Wege nach Wöhrden zu, Juli 1890. (Essbarer Champignon.) Stropharia Coronilla (Bull.) Quelet. Auf Rasenplätzen in den Anlagen, Juli 1890. Str. semiglobata (Batsch) Karsten. Gemein auf Dung an Wegen, so nach Lohe, Rossdorf, Grünthal, Albersdorf u. s. w., Juli 1890, Sept. 1891. Str. viridula (Schaeffer.. An Baumstümpfen beim Waldschlösschen, Sept. 1891. | (Ochrospori). Crepidotus acheruntius (Humboldt). Rasenförmig am morschen Fusse einer Bank in den städtischen Tannenanlagen, Sept. 1891. Paxillus atrotomentosus (Batsch) Fries. An einem Nadelholz- stumpfen (Kiefer?) in den Anlagen beim Waldschlösschen, Juli 1890, Sept. 1891. P.involutus (Batsch) Fries. Unter Birken in Kösters Garten, Juli 1890; am Hennstedter Wege unter Birken, Sept. 1891. Galera tenera (Schaeff.) Karsten. Auf einem Rasenplatz in den Anlagen zu Osten, Juli 1890. 16* 246 P. Hennings. G. vittiformis.(Fr.). Quel. Häufig an Wegen, so bei Rossdorf, Braken, Juli 1890; bei Grünthal und Albersdorf, Sept. 1891. G. rubiginosa (Pers.). Zwischen Grünthal und Albersdorf am Wege, Sept. 13891. G. minophila (Lasch). Ebenda und am Rossdorfer Wege, Sept. 1890. G. hypni (Batsch). Zwischen Moos in den städtischen Tannen, Sept. 1891. Naucoria pediades (Fr.) Karsten. An Wegen und auf Grasplätzen häufig, Juli 1890, Sept. 1891. Hebeloma crustuliniformis (Bull.) Karsten. Heerdenweise in den städtischen Tannen und den Waldschlösschen-Anlagen; bei Albersdorf, Sept. 1891. Inocybe geophylla (Sow.) Karsten. Zwischen Gras in den städtischen Anlagen, Aug. 18809. I. rimosa (Bull.) Karsten. Unter Gebüsch auf dem Kirchhofe, Juli 1890; beim Ziegelhofe, Aug. 1889. I. cristata (Scop.) Schröter. Im Haidewege hinter den städtischen Tannen, Sept. 1891. I. scabra (Müller) Schröter. Unter Fichten in den städtischen Anlagen, Sept. 1891. Tubaria furfuracea (Pers.) Smith. An modernden Zweigen beim Ziegelhof, Sept. 1891. Cortinarius (Hydrocybe) obtusus Fries. Auf Rasenplätzen im Garten, Aug. 1839; Waldschlösschen, Sept. 1891. .(H.) castaneus (Bull.) Fries. In den städtischen Tannen, Juli 1890. . (Telamonia) rigidus (Scop.) Fries. Unter Bäumen in Bruhns Garten in Büsum, Juli 1890. ng C. (T.) hemitrichus (Pers.) Fries. Zwischen Moos in den städtischen Tannen, Sept. 1891. C. (Dermocybe) cinnamomeus (L.) Fries. Heerdenweise unter Fichten in den städtischen Anlagen und beim Waldschlösschen, Juli 1890, Sept. 1891. C. (Inoloma) violaceo-cinereus (Pers.) Fries. Unter Fichten in den städtischen Anlagen, Aug. 1889, Sept. 1891. . (Myxacium) collinitus (Pers.) Fries. Zwischen Moosen in den städtischen Tannen, Sept. 1891. (M.) nitidus Fries, Ebenda, Sept. 1891. . (Phlegmacium) glaucopus (Schaeff.) Fries. Städtische Anlagen unter Fichten, Sept. 1891. Flammula carbonaria (Fries) Quelet. Unter Fichten beim Wald- schlösschen, Juli 1890. Are) Mm an Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. DAT Fl. squamosa (Fr.) Karten. Heerdenweise unter Fichten beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. Fl. lubrica (Pers.) Quelet. Städtischen Anpflanzungen unter Fichten, heerdenweise zwischen Gras in sehr verschiedenen Grössen, Sept. 1891. Pholiota mutabilis (Schaeff.) Quelet. An einem Baumstumpf in den Anlagen zu Süden der Stadt, Aug. 1839. (Früher an einem Baumstumpfen im alten botanischen Garten in Kiel.) Ph. squarrosa (Müller) Karsten. An einer Pappel am Wege bei Albersdorf, Aug. 1889. Ph. adiposa (Fries) Quelet. An einem alten Apfelstamm im Garten, Sept. 1891. (Rhodospori). Eccilia cancrina (Fries sub Clitopilo). Am Wege zwischen Grünthal und Albersderf zwischen Haidekraut, Aug. 1889. Sporen rundlich, unregelmässig mit Spitze, fleischröthlich 10°— 15 Xx8—10 u. Nolanea pascua (Pers.) Quelet. Am Wege nach Rossdorf zwischen Gras, an Wiesenrändern nach Rükelshof, Sept. 1891. N. mammosa (L.) Quelet. Im Moorwege bei Lohe zwischen Haide- kraut, Sept. 1891. Leptonia chalybaea (Pers.) Gillet. Ebendort, Sept. 1891. L. lampropus (Fries) Gillet. An einem Wiesenstreifen am Meldorfer Wege, Sept. 1891. Entoloma sericeum (Bull) Gillet. Am Wege nach Hennstedt zwischen Gras, Sept. 1891. E. prunuloides (Fries) Quel. Zwischen Gras am Moorwege bei Lohe, Aug. 18809. Pluteus cervinus (Schaeff.) Quelet. Am Grunde eines Pfahles in den Anlagen zu Süden der Stadt, Juli 1886; ebenso beim Kirch- hofe, Sept. 1891. | (Volvaria gloiocephala (D. C.) Gillet. Zwischen faulendem See- gras am Strande unterhalb Bellevue bei Kiel in einem Exemplar, Sept. 1891.) (Leucospori). Pleurotus ostreatus (Jacq.) Quel. An einem Weidenstamm hinter dem Ziegelhofe, Sept. 1891. P. applicatus (Batsch) Gillet. Im Innern eines hohlen Stammes bei Kruses Gärtnerei, Aug. 1886. Omphalia Fibula (Bull.) Quelet. Heerdenweise zwischen Moos in den städtischen Tannen, Sept. 1891. O. scyphoides (Fr.) Quelet. Im Graben am Hennstedter Wege vor Grünthal zwischen Gras, Aug. 1889. 248 P. Hennings. O. rustica (Fries) Quelet. Bei den städtischen Tannen am Wege, Sept. 1891. ; Mycena corticola (Pers.) Quelet. An der Rinde eines Pappelstammes M. M. sr uns in den Anlagen, Aug. 1886. epipterygia (Scop.) Quelet. Zwischen Moosen unter Fichten beim Waldschlösschen und den städtischen Anlagen, Juli 1890. sanguinolenta (Alb. Schw.) Quelet. Zwischen Fichtennadeln beim Waldschlösschen, Juli 1890. . haematopus (Pers.) Quelet. Aus der Rinde eines gefällten Laub- holzstammes am Feldwege nach Meldorf zu heerdenweise hervor- brechend, Aug. 1886. . amicta (Fries) Quelet. In einzelnen Exemplaren zwischen Nadeln bein Waldschlösschen, Juli 1890. . filipes (Bull.) Quelet. Ebenda, Sept. 1891. . alcalina (Fr.) Quelet. Ebenda zwischen Nadeln, Sept. 1891. (Geruch nach Chlor.) . luteo-alba (Bolt.) Quel. Ebenda, Sept. 1891. _ . rosea (Bull... (—M. pura, Pers. Quelet). Ebenda heerdenweise, Sept. 1891. (Geruch nach Rettig). . elegans (Pers.) Quelet. Im Haidewege hinter den städtischen Tannen, Sept. 1891. galericulata (Scop.) Quelet. Am Grunde alter Stöcke in den städtischen Anpflanzungen, sowie am Grunde morscher Zaunpfähle, Sept. 1891; bei Albersdorf an Buchenstümpfen, Aug. 1889. spinipes (Sw.) (=M. zephira Fr.) Zwischen Nadeln unter Fichten beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Collybia dryophila (Bull.) Quelet. Häufig in Gebüschen, Gaen! Anlagen, so unter Knickgebüsch am Schanzwege, Aug. 1886; in Anlagen, Gärten, Juli 1890; unter Fichten und Birken beim Waldschlösschen und bei Bartels Ziegelei, Sept. 1891. . cirrhata (Schum.) Quelet. Aus kleinen rundlichen, gelben Sclerotien, die in verfaulten Blätterpilzen schmarotzen, entspriessend, heerden- weise unter Tannen in den städtischen Anpflanzungen am Henn- stedter Wege, Sept. 1891. Mitunter findet sich der kleine zierliche Pilz ohne Sclerotien, aus den faulenden Pilzhüten hervorspriessend. . velutipes (Curt.) Quelet. Am Grunde eines alten Weidenstammes, Sept. 1891. . butyracea (Bull.) Quelet. Unter Fichten beim Waldschlösschen und in den städtischen Tannen, Sept. 1891. . radicata (Relh.) Quelet. Auf einem Grasplatze in der Nähe eines Baumes in den Anlagen zu Süden der Stadt, Aug. 1886. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 249 Marasmius caryophylleus (Schaeff.) Schröter. (= M. Oreades (Bolt.) Fries.) Gemein an Wegerändern, auf Triften, in Anlagen, besonders nach Regen. (Essbar.) M. androsaceus (L.) Fries. Häufig auf Laub, Nadeln, so in den Anlagen und beim Waldschlösschen, Juli 2890. M. Rotula (Scopoli) Fries. An alten Stöcken und Baumstümpfen, so im Garten an Syringenstöcken, Juli 1890. M. alliatus (Schaeffer) Schröter (= M. scorodonius Fries.) In Heide- wegen hinter den städtischen Tannen unter Fichten beim Wald- schlösschen , Juli 1890 ; bei Albersdorf zwischen Haidekraut, Sept. 1891. Dieser stark nach Knoblauch duftende Pilz wird häufig (als Mousseron) als Gewürz an Suppen und Saucen benutzt. M. perforans Fries. Auf Fichtennadeln unter Fichten beim Wald- schlösschen und in den städtischen Anlagen, Juli 1890; ebenso bei Nord-Hastedt (Dr. J. Steen, Juli 1890). M. ramealis (Bull.) Fries. Auf modernden Zweigen in den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. Russula cyanoxantha (Schäffer) Fries. Unter Gebüsch zu Süden der Stadt in den Anlagen, Juli 1890. R. pectinata (Bull.) Fries, Auf Rasenplätzen an der Oesterweide, Juli 1390. R. rubra (De Cand.) Fries. Albersdorf im Buchenwald an der Bahn, Aug. 1886. R.nigricans (Bull.) Fries, Beim Waldschlösschen an Wegen, Sept. 1890. R. integra (Pers.) Fries. Bei Albersdorf, Aug. 1886. R.heterophylla Fries. Unter Birken beim Waldschlösschen, Sept. 1891. R. alutacea (Pers.) Fries. Ebenda, Sept. 1891. Lactaria seriflua (De Cand.) Schröter. Zwischen Gebüschen in den Anlagen zu Süden der Stadt, Juli 1890. L. pyrogala (Bull.) Schröter. Zwischen Haidekraut am Loher Moor- wege, Aug. 1886. Geschmack sehr scharf. L. piperata (Scopoli) Schröter. Bei Albersdorf im Buchenwalde an der Bahn, Aug. 188g. L. vellerea (Fries.) Schröter. Ebenda häufig, Aug. 1889. L. rufa (Scopoli) Schröter. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Juli 1890; in den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. L. torminosa (Schaeffer) Schröter. Unter Birken in den städtischen Anpflanzungen und beim Waldschlösschen, in grosser Menge, Sept. 1891. Der Birken-Reizker ist von dem essbaren Reizker durch den anfangs eingerollten, mit striegelig-zottigen Haaren besetzten 2350 P. Hennings. Hutrand, durch die weissliche scharfschmeckende Milch leicht zu unterscheiden. Derselbe gilt als giftig. L. necator (Pers.) Schröter. Unter Birken beim Waldschlösschen und zwischen Haidekraut bei Albersdorf, Sept. 1891. L. deliciosa (L.) Schröter. Sehr häufig unter Fichten in den städtischen Anpflanzungen, Juli 1890. Der essbare Reizker, durch seine ziegelrothe Milch und die gleichgefärbten Lamellen leicht kenntlich, ist einer der schmackhaftesten Speiseschwämme. Limacium pennarium Fries. Unter Buchen und Fichten beim Waldschlösschen, Sept. 1891. L. eburneum (Bull.) Fries. Bei Albersdorf unter Buchen, Aug. 1889. Hygrophorus psittacinus (Schaeff.) Fries. Zwischen Haidekraut im Loher Moorwege, Sept. 1891. | H. conicus (Scopoli) Fries. An einem Feldwege an der Meldorfer Chaussee, Juli 1890; zwischen Albersdorf und Grünthal zwischen Gras, Sept. 1891. H. ceraceus (Wulf.) Fries. Zwischen Haidekraut am Loher Moor- wege, Juli 1890. H. miniatus (Scopoli) Schröter (= H. coccineus Fries.) Ebenda, Sept. 18g1. H. ericeus (Bull.) Schröter (H. virgineus (Wulf.) Fries... Zwischen Haidekraut mit voriger Art, Sept. 1891. Clitocybe fragrans (Sow.) Quelet. Zwischen Gebüschen in den Anlagen, Juli 1890. (Geruch nach Anis.) C. cyathiformis (Bull.) Quelet. Albersdorf im Buchenwald zwischen Moosen, Sept. 1891. C. infundibuliformis (Schaeff.) Quelet. Unter Birken beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. C. dealbata (Sow.) Quelet. Ebendort, bei Albersdorf, Sept. 1891. C.odora(Bull.) Quelet. Unter Birken beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Geruch stark anisartig. Russuliopsis laccata (Scopoli) Schröter. Häufig in Gebüschen und Wäldern, so in den Anlagen zu Süden der Stadt, beim Waldschlösschen, Juli 1890; bei Albersdorf Sept. 18g1. Tricholoma brevipes (Bull.) Quelet. Auf Rasenplätzen und an Wegen in den städtischen Anlagen, Juli 1890. T. saponaceum (Fries.) Quelet. In den städtischen Anpflanzungen unter Fichten, Sept. 1891. T. rutilans (Schaeff.) Quelet. Ueberall an Fichten- und Kiefer- stümpfen beim Waldschlösschen, Juli 1890, Sept. 1891. T. bicolor (Pers.) (= Tr. personatun (Fr.) Quelet.) Zwischen Fichtennadeln beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 251 Armillaria mellea (Vahl) Quelet. An einem Baumstumpfen bei Albersdorf, Sept. 1891. Die Rhizomorpha subcorticalis, das Mycel des essbaren Hallimasch, wurde von mir hin und wieder früher an alten Stämmen in der Umgebung beobachtet. Lepiota granulosa (Batsch) Quelet,. Zwischen Haidekraut bei Albersdorf, Sept. 1891. L. Carcharias (Persoon) Karsten. Am Wege von Grünthal nach Albersdorf zwischen Haidekraut, Aug. 1880. L. cristata (Bolton) Ouelet. Auf Rasenplätzen in den Anlagen zu Süden der Stadt, Sept. 1891. L. excoriata (Schaeff.) Quelet. Auf Stoppelfeldern am Mückenbusch bei Remmels in den siebenziger Jahren sehr oft beobachtet. L. rhacodes (Vittadini) Quelet. Zwischen faulendem Laub hinter dem Waldschlösschen, Sept. 1891. L. procera (Scopoli) Quelet. Beim Waldschlösschen und in den Anlagen zu Osten der Stadt, Sept. 1891; bei Albersdorf, Aug. 1889. (Parasolschwamm, essbar.) Amanita muscaria (L.) Persoon. Häufig in den städtischen An- pflanzungen und beim Waldschlösschen, Juli 1890, Sept. 1891. Giftiger Fliegenschwamm. A. Mappa (Batsch) Fries. Einzeln in den städtischen Anpflanzungen unter Kiefern, bei Albersdorf unter Buchen, Sept. 1891. „Knollen- blätterschwamm“, sehr giftig. A. phalloides Fries. In einem Exemplar am Walle beim Mücken- busche unter Eichen am Wege vor Remmels, Sept. 1891. Grünlicher Knollenblätterschwamm, sehr giftig. Diese Art, welche durch den mehr glockigen, meist nackten (bei feuchtem Wetter) schmierigen Hut, dem schlankeren Stiel, die länger entwickelte Volwa von voriger Art leicht zu unterscheiden ist, gewöhnlich aber mit dieser verwechselt wird, scheint auch in Schleswig- Holstein seltener als A. Mappa zu sein. In den Wäldern um Kiel herum fand ich gewöhnlich letztere Art. A. pustulata (Schaeff.) Schröter (= A. rubescens Pers.) Sehr häufig unter Fichten beim Waldschlösschen, bei Albersdorf im Buchen- walde, Sept. 1891. 4. Phalloideae. Pinallace1. Phallus impudicus Linne Am Abhange der Anlagen zu Süden der Stadt in einem zerfressenen Exemplar, Sept. 1891. Vor etwa 35 Jahren fand ich diesen Pilz im Krattbusche hinter der Schanze. Wahrscheinlich ist derselbe in den Waldungen bei Hastedt und Albersdorf häufig. (Stinkende Gichtmorchel.) 252 P. Hennings. (Phallus caninus Huds. fand ich nebst voriger Art im Jahre 1880 sehr häufig im botan. Institutgarten in Düsternbrook bei Kiel und wurde mir diese Art, als bei Vaasbüttel gefunden, 1872?, von einem Schüler der Landwirthschaftl. Lehranstalt zu Hohen- westedt in einem Exemplar überbracht.) Sphaerobolacei. Sphaerobolus Carpobolus Linnee Am Rahmen eines alten Mistbeetkastens im Garten, Juli 1890. Früher häufig in Gewächs- häusern des Kieler botan. Gartens beobachtet. 5. Gasteromycetes. Lycoperdacei. Lycoperdon piriforme Schaefer. An einem Buchenstumpf bei Albersdorf, August 1889. (Bei Kiel häufig, mit der Varietät tessellatum Fries.) L. gemmatum Batsch. In Anlagen, an Haidewegen, Wäldchen u.s.w. in verschiedenen Formen häufig. L. caelatum Bulliard. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Tuli 1890. Globaria furfuracea Schaefler (= Lycoperdon pusillum Batsch). An Haidewegen häufig, so hinter den städtischen Anpflanzungen, am Wege von Grünthal nach Albersdorf, Sept. 1891. Bovista plumbea Persoon. Am Wege zwischen Albersdorf und Grünthal, Sept. 1891. Sclerodermacei. Scleroderma vulgare Hornemann. Häufig an Wegen, Acker- rändern, so in den Anlagen zu Süden der Stadt, in Gärten, Sept. 1891. Scl. verrucosum »Bulliard. Unter Fichten beim Waldschlösschen, Juli 1890; im Loher Moorwege zwischen Haidekraut, Sept. 1891. Nidulariacei. Crucibulum vulgare Tulasne. Häufig an altem Holzwerk, abgefallenen Zweigen u. s. w. so am Grunde alter Zaunpfähle in den Anlagen, Juli 1890. Cyathus striatus (Hudson) Hoffmann. An der Innenwandung eines hölzernen Mistbeetrahmens im Garten, Juli 1890. IX. Ascompycetes. ı. Gymnoasci. Exoascus Pruni Fuckel. An Früchten von Prunus spinosa im Loher Moorwege, Juli 1890. E. alnitorquus (Tul.) Sadebek. Auf Blättern von Alnus glutinosa häufig, so an Bergs Garten und beim Ziegelhof, Juli 1890. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein, 253 E. Potentillae (Farlow.) Saccardo. An Stengeln und Blättern von Potentilla silvestris in einem Moorwege zu Osten der Stadt, Juli 1890. Die wie mit weisslichem Reif überzogenen braunen Stengel sind hin und hergebogen, an den Enden angeschwollen. (E. deformans (Berkl.) Fuckel fand ich in den siebenziger Jahren jährlich auf Blättern eines alten Stammes von Amygdalus communis im alten botanischen Garten zu Kiel. Fast sämmtliche Blätter waren aufgeblasen, gekräuselt von rothbrauner Färbung.) 2. Discomycetes, Phacidiei. Lophodermium Pinastri (Schrad.) Chevallier. Auf Nadeln von Pinus austriaca und Picea excelsa in den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. Rhytisma salicinum Fries. Häufig auf Blättern von Salix aurita so in den Sandfällen hinter Groths Mühle und im Loher Moorwege, Sept. 1891. Rh. acerinum Fries. Auf Blättern von Acer platanoides auf Klein- heide, schwarze Flecke bildend, Sept. 1891. Pezizei. Ascobolus ciliatus Berk. Auf Ziegenkoth in den Sandfällen bei Groths Mühle, Juli 1890. Mollisia cinerea (Batsch) Karsten. An faulendem Holz diner alten Gartenbank, Juli 1890; ebenso beim Waldschlösschen, Dec. 1891. (Letztere von Wilh. Hennings lebend zugesandt erhalten.) Helotium salicinum Fuckel. An einem alten Weidenstamm in den Anlagen, Juli 1890. H. cyathoideum (Bolt.) Karsten? An faulenden Stengeln von Genista tinctoria am Wege bei den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. Dasyscypha calycina (Schum.) Fuckel. An abgestorbenen Zweigen der Lärchen beim Waldschlösschen, den Lärchenkrebs verur- sachend, Juli 1890. Humaria rutilans Fries. Zwischen Haidekraut im Wege hinter den städtischen Anpflanzungen auf Erde, Sept. 1891. H. scutellata (L.) Fuckel. Auf faulendem Holz im Garten, Sept. 1891. Coryne sarcoides (Jacq.) Tulasne.e An einem Birkenstumpfen beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Bulgaria inquinans (Pers.) Fries. Auf gefällten Eichenstämmen in Albersdorf, Sept. 1891. Peziza pustulata (Hedw.) Persoon. An Wegerändern unter Fichten beim Waldschlösschen, Sept. 1891. 254 P. Hennings. P. aurantia Persoon. Am Rande der Gräber auf dem Kirchhofe, Sept. 1891. (Früher 1873? auf dem alten Hohenwestedter Kirch- hofe häufig beobachtet.) Auf lehmigen Boden vorkommend. P. abietina Persoon. Heerdenweise unter Fichten beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. P. hemisphaerica Wiggers. Auf einem faulenden, feucht liegenden Holzstück bei den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. 3. Pyrenomycetes. Erysiphei. Sphaerotheca pannosa (Wallr.) Leveille. Auf allen Gartenrosen häufig, den Rosen-Mehlthau verursachend. Sph. Castagnei Leveille.e Gemein auf wildem Hopfen, auf Kürbis-: blättern im Garten, Juli 1890. Podosphaera Oxyacanthae (De Cand.) De Bary. Auf Weiss- dornzweigen, den Mehlthau häufig hervorrufend, Juli 1890; auf Cydonia vulgaris im Garten, Sept. 1891. Erysiphe Linkii Leveille. Gemein auf Blättern des Beitese A; des Rainfarn, so an der Meldorfer Chaussee, Sept. 1891. E. graminis De Candolle. Auf Festuca pratensis bei Rossdorf, Juli 1390; auf Bromus mollis an der Meldorfer Chaussee, Sept. 1891. Den Mehlthau auf Gräsern bewirkend. E. Martii Leveille. Auf Trifolium procumbens und Hypericum per- foratum auf der Schweineweide, Juli 1890. E. Umbelliferarum De Bary. Auf Heracleum Sphondylium bei Rossdorf, Juli 1890. E. tortilis (Wallroth) Link. Auf Blättern von Cornus sanguinea in den Anlagen, Juli 1890. E. communis (Wallr.) Link. Auf Aquilegia vulgaris im Garten, Knautia arvensis, Alchemilla vulgaris, Polygonum aviculare u. s. w. sehr häufig. E. Galeopsidis De Candolle. Auf Blättern von Lamium album überall gemein, so an der Meldorfer Chaussee, Loher Weg, bei Rossdorf, Sept. 1891. E. Cichoracearum De Candolle. Auf Calendula officinalis in einem Garten in Rossdorf, auf Plantago major an der Strasse in Klein- heide, Sept. 1891. Microsphaera Lonicerae (De Cand.). Auf Lonicera tatarica in den Anlagen, Aug. 1889. Uncinula Prunastri (De Cand.) Saccardo. Auf Prunus spinosa im Loher Wege und Rossdorf, Juni 1890. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 255 Phyllactinia suffulta Rebent. Auf Blättern eines Haselnuss- strauches im Garten, Juli 1890. Hypocreacei. Nectria cinnabarina Fries. An Zweigen, Stöcken u. s. w. überall gemein. Hypomyces chrysospermus Tulasne. Häufig in Hüten von Boletus-Arten so beim Waldschlösschen, Juli 1890. Hypocrea rufa (Pers.) Fries. An altem Holz fand ich häufiger den Conidienträger (Trichoderma viride Pers.), welches den sogenannten grünen Deckschimmel bildet. Polystigma rubrum (Pers.) De Candolle.. Ueberall auf Blättern des Schlehdornes gemein, dieselben rothfleckig machend, Juli, Sept. Epichlo& typhina (Pers.) Tulasne. An Halmen verschiedener Gräser, so von Phleum pratense, Agrostis vulgaris nicht selten, Juli 1890. Claviceps purpurea (Fries) Tulasne. Auf Roggen, sowie auf verschiedenartigen Gräsern, Lolium perenne, Poa annua, Glyceria fluitans, Phalaris arundinacea, das Mutterkorn hervorrufend. C. microcephala (Wallr) Tulasne. Auf Mollinia coerulea und Phragmites communis Mutterkorn erzeugend, so am Loher Moor- wege, Sept. 1891. Cordiceps militaris (L.) Link. An einem Erdwall in dem Wege der von der Meldorfer Chaussee nach Rossdorf führt sah ich einzelne nur I cm hohe rothe Keulchen zwischen Gras hervor- ragen, die ich für eine Clavaria hielt, und daher die jedenfalls in der Erde befindliche Puppe nicht ausgrub. Nach Hause ge- kommen, sah ich, dass es abnorm gebildete Keulen obigen Pilzes waren, den ich bisher nur in Kiefernwäldern, so bei Berlin sehr häufig gesammelt hatte. Sphaeriacei. Sordaria bombardioides (Auersw.) Niessl. Auf Hasenkoth im Loher Moorwege, Sept. 1891. Leptospora spermoides (Hoffm.) Fuck. Am Grunde eines Eichenstumpfen bei Albersdorf, Aug. 1889. Cucurbitaria Laburni (Pers) Ces. et Not. An dürren Zweigen von Cytisus Laburnum im Garten, Aug. 1886. C. Spartii (Nees) Cesat. An dürren Aesten von Genista tinctoria im Loher Moorwege, Sept. 1890. C. Dulcamarae (Kunze und Schmidt) Fries. An trockenen Zweigen von Solanun Dulcamara im Loher Moorwege, Sept. 1891. 256 P. Hennings. C. Ribis Niessl. An dürren Aesten von Ribes nigrum und rubrum im Garten, Juli 1890. Leptosphaeria Nardi (Fries) Cesati et Notaris. An dürren Blättern von Nardus stricta im Loher Moorwege, Sept. 1891. L. Doliolum (Pers.) Cesati et Notaris. An dürren Stengeln von Urtica dioica im Garten, Sept. 1887. Mamiania fimbriata (Pers.) Cesati et Notaris. Auf lebenden Blättern von Carpinus Betula häufig, so an Wällen am Henn- stedter und im Loher Wege, Sept. 1891. Valsa ambiens (Pers.) Fries. Auf trockenen Zweigen im Garten, Juli 1390. Valsella Myricae Bresadola n. sp. stromatibus exiguis, lentiformibus, ?/, mm circitelatis, cortiolis pustulose protuberantibus ; peritheciis minimis, subglobosis vel depressis, in singulo stromate 5—9, ostiolis minutissimis, punctiformibus, atris perforatis; ascis cylindaceo- clavatis, sessilibus, polysporis, 60.x6—7 u; sporidiis conglobatis, cylindraceo-curvulis 7—81/, X 1!/5—2 u. Am Loher Moorwege in abgestorbenen ER, von Myrica Gale, Sept. 1891. Hercospora Tiliae (Tul.) Fries. An trockenen Lindenzweigen im Garten, Sept. 1890. Diatrypella quercina (Pers.) Fries. An faulenden Eichenzweigen bei Albersdorf, Sept. 1891. D. favacea (Fries) Nitschke. An trockenen Birkenzweigen beim Waldschlösschen, Juli 1890. Hypoxylon fuscum (Pers.) Fries. An dürren Stämmen der Hasel- sträucher im Knick, Loher Weg, Sept. 1891. (Daldinia concentrica (Bolton) Cesati. An dürren Birkenästen im Kieler botanischen Garten. Düsternbrook, Sept. 1880. Prof. Engler.) Ustulina vulgaris Tulasne. Am Grunde alter Eichen, bei Albers- dorf, Sept. 1891. (Bei Kiel, am Düsternbrooker Wege an Buchen- stämmen, Sept. 1891.) Xylaria Hypoxylon (Linn.) Greville. An alten Baumstumpfen im Garten, überall häufig. X. polymorpha (Pers.) Greville.e. An Baumstümpfen beim Wald- schlösschen, Sept. 1891. Dothideacei. Phylliachora Pteridis (Reb.) Fuckel. An lebenden Blättern von Pteris aquilinia bei Albersdorf, Sept. 1891. Ph. Trifolii(Pers.) Fuckel. Auf Blättern von Trifolium repens, Juli 1890. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. 257 Euryachora Sedi Fuckel. (= Leptostroma Sedi Link.) An Blättern und Stengeln von Sedum maximum schwarzglänzende, flach- gewölbte Auftreibungen bildend, überall gemein. Microthyrium Cytisi Fuckel. An faulenden Zweigen von Genista tinctoria am Wege bei den städtischen Anpflanzungen, Sept. 1891. Fungi imperfecti. 1. Sphaeropsidei. Phyllosticta primulicola Desmazieres. Auf Blättern der Garten- Primeln braune Flecke hervorrufend, Juli 1890. Ph. fragaricola Desmaz. et Rob. Auf Garten-Erdbeerblättern roth- braune Flecke erzeugend, Juli 1890. Ph. Violae Desmaz. Auf Blättern von Veilchen und Stiefmütterchen im Garten, Aug. 1883. Ph. Juglandis (De Cand.) Saccardo. Auf Wallnussblättern im Garten, „Dept. 1891. Ph. Acori Oudemanns. Auf Kalmusblättern an Rossdorfer Lehm- gruben, Juli 1890. Ph. Betae Oudem. Auf Runkelrübenblätter rothe und weisse Flecke erzeugend, Aug. 1889. Ph. Brassicae (Curr.) Westend. Auf Rübenblättern braune Flecke verursachend, Sept. 1891. Ph. Quercus Sacc, et Speg.? Auf Eichenblättern, Sept. 1891. Depazea Trientalis Lasch. Auf Blättern von Trientalis europaea bei Albersdorf, Sept. 1889. Phoma acicola (Lev.) Saccardo.. Auf abgefallenen Nadeln von Pinus silvestris beim Waldschlösschen, Sept. 1891. Vermicularia Liliacearum Westendorf. Auf abgestorbenen Liliaceenblättern im Garten, Juli 1890. Diplodia Ribes Saccardo.. An abgestorbenen Zweigen von Ribes rubrum im Garten, Sept. 1891. D. Pruni Fuckel. An abgestorbenen Zwetschenzweigen im Garten, Sept. 1891. D. Syringae Auerswald. An Syringenzweigen ebenda, Sept. 1891. Septoria Syringae Saccardo. Auf Blättern von Syringa vulgaris im Garten, Sept. 1891. S. Ribes Desmaz. An Blättern der rothen Johannisbeere im Garten, Sept. 1891. S. Gei Rob. et Desmaz. Auf Blättern von Geum urbanum bei Ross- dorf, Juli 1890. S. Lamii Saccardo. Auf Blättern von Stachys silvatica bei Albersdorf, Sept. 1391. 258 P. Hennings. Septoria Oenotherae Westend. Auf Blättern von Oenothera biennis in Griebels Gärtnerei, Sept. 1891. Leptostroma filicinum Fries. An Stengeln von Pteris aquilina bei Albersdorf, Aug. 1889. ; Leptothyrium corylinum Fuckel. Auf Blättern von Corylus Avellana im Garten, Juli 1890. Cryptospora Ribis Fuckel. Auf Blättern von Ribes alpinum in den Anlagen, Aug. 188g. 2. Hyphomycetes. Ramularia macrospora Fresenius. Auf der Unterseite der Blätter von Campanula rapunculoides an einem Wall hinter dem Kirch- hofe, Sept. 1891. (Bresadola det.) | R. gibba Fuckel. Auf Blättern von Ramuculus repens ebendort. R. Taraxaci Karsten. Auf Blättern von Taraxacum officinale im Garten, Sept. 1891. % R. Tulasnei Sacc. Auf Blättern von Garten-Erdbeeren, Juli 1890. Fusicladium dendriticum (Wallr.) Fuckel. Auf Blättern der Apfelbäume, schwarzfleckige, zartverzweigte Gebilde erzeugend, Juli 1890. Fumago vagans Persoon. An faulenden Aesten, auf Blättern häufig, besonders auf Weiden- und Lindenblättern den Russthau bildend, Sept. 1891. Fusarium heterosporum Nees. Auf Früchten von Lolium perenne, Meldorfer Chaussee, Sept. 1891. Bei feuchtem Wetter häufig auf Mutterkorn, dasselbe roth überziehend. IN Pilze von der Insel Sylt (bei Westerland) von Herrn Dr. L. Lewin-Berlin. Ende August 1891 gesammelt und eingesendet. Thelephora terrestris Ehrhardt. Lornsenhain, Victoria-Park, auf dem Erdboden eine junge Fichte überwachsend, welche durch den Pilz völlig erstickt worden ist. Polyporus versicolor (L.) Fries. An einem Baumstumpfen ebenda. Boletus scaber Bulliard. Zwischen Haidekraut im Lornsenhain. B. subtomentosus Linne. Ebenda. B. luteus Linne. Ebenda. Stropharia semiglobata (Batsch) Karsten. Auf gedüngtem Boden am Lornsenhain. Naucoria pediades (Fr.) Karsten. Am Wiesenrande zwischen Westerland und Lornsenhain. Paxillus involutus (Batsch) Fries, Unter Birken im Lornsenhain. Entoloma sericeum (Bull.) Gillet. Häufig am Wiesenrande zwischen Westerland und Lornsenhain. Cantharellus cibarius (L.) Fries. Auf dem Wege zwischen Westerland und Wenningstedt zwischen Haidekraut, sonst nirgends beobachtet. Lactaria seriflua (De Cand.) Schröter. Unter Gebüsch im Lornsen- hain. L. necator (Pers.) Schröter. Zwischen Haidekraut unter Birken ebendort. L. rufa (Scop.) Schröter. Unter Gebüsch ebendort. L. subdulcis (Bull.) Schröter. Daselbst. L. mitissima (Fries.) Schröter. Ebenda. Russula fragilis (Pers.) Fries. Zwischen Haidekraut unter Gebüsch im Lornsenhain. 17 260 P. Hennings. Beiträge zur Pilzflora von Schleswig-Holstein. R. emetica Fries. Ebenda. R. heterophylla Fries. Unter Birken ebenda. R. foetens Persoon. Ebenda. Limacium eburneum (Bull.) Fries. Zwischen Haidekraut ebenda Marasmius caryophylleus (Schaeff.) Schröter. Wiese und am Wege. zum Lornsenhain. Mycena rosea (Bull... Ebenda unter Gebüsch. M. galericulata (Scop.) Quelet. Lornsenhain an Baumstümpfen. Collybia dryophila (Bull.) Quelet. Lornsenhain unter Gebüsch. Russuliopsis laccata (Scop.) Schröter, var. amethystea (Bull.). Ebendort. Clitocybe dealbata (Sow.) Quelet. Unter Gebüsch von Salix repens auf dem Wege nach Wenningstedt. Tricholoma rutilans (Schaeff.) Quelet. An Baumstümpfen im Lornsen- hain. Amanita pustulata (Schaeff.) Schröter. Zwischen Haidekraut im Lornsenhain. Var. circinata Pers. Ebendort. A. aspera Secretan. Ebendort. A. muscaria (L.) Persoon. Ebendort. Lycoperdon caelatum Bull. Ebendort, Globaria Bovista (L.) Quelet. Am Kinderhospiz Westerland in Menge. Die Laubmoose Land Oldenburegs. J- Prehn in Fargemiel. Land Oldenburg ist an Moosen nicht gerade reich. Es fehlen die alten und grossen Wälder, sowie die tiefen Sümpfe; auch die ohnehin kleinen Haiden verschwinden mehr und mehr; die Torfmoore werden nach und nach Wiesen, und so bleibt nur Acker und Wiese übrig. Aber ganz so weit ist es noch nicht. Hie und da findet sich noch ein Plätzchen, zu hoch oder zu tief für die Cultur, wohin sich dieses oder jenes Moos gerettet hat und wohl noch einige Zeit geduldet werden muss. Nachstehendes Verzeichniss der Laubmoose Land Oldenburgs - macht natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da das Blümchen, das im Verborgenen blüht, gar leicht übersehen wird. ı. Fam. Hypneen. I. Hylocomium. H. quarrosum L. Häufig. H. triquetrum L. Ebenfalls, Früchte nicht gefunden. H. loreum L. Im Weinberg, aber sehr sparsam und ohne Früchte. 2. Hypnum. . splendens Hedw. Ebenda. . Schreberi Willd. Wie voriges und sparsam. purum L. Häufig, aber ohne Früchte. . cuspidatum L. Häufig. . cordifolium Hedw. Sigg. Torfmoor, aber nur einmal gef. . filicinum L. Am Sigg. See. | . giganteum Schwgr. Sehr selten und ohne Früchte. . commutatum Hedw. Auf kalkhaltigem Boden am Sigg. See und ohne Früchte. Er) KEI Eni Ed En Ed En in 17 262 12, 13. ana a na) J. Prehn, . uncinatum Hedw. An einem Stein am Sigg. Gehölz. . aduncum Schwgr. Selten, . fluitans Hedw. In Wassertümpeln, doch ohne Früchte. . cupressiforme L. Häufig. Form: filiforme. An Bäumen häufig, aber ohne Früchte. tectorum. Brökweide. erectum. Zwischen Geröll, sparsam. . Limnobium. L. palustre Br. et Sch. An nassem Holz und nassen Steinen. Ve N: A. Selten. . Amblystegium. serpens L. Häufig. riparum L. An Holzwerk der Gräben und Brunnen. Kochii Schwgr. An abgestorbenen Stengeln im Sigg. Torfmoor. . Plagiothecium. P. undulatum Br. et Sch, Im Weinberg, doch sparsam und ohne Früchte, P. sylvaticum Br. et. Sch. Daselbst, aber selten. Br. Br. Br. Br. Br. Saee . Rhynchostegium. Rh. striatum Schpr. Wie voriges. Rh. piliferum Br. et Sch. Selten. Rh. praelongum Br. et Sch. Auf Aeckern. Sparsam. Rh. Stockesii Br. et Sch. Sigg. Gehölz auf Steinen. Rh. Schleicheri Hedw. Daselbst, aber nur einmal beobachtet. . Brachythecium. populeum Hedw. An einem Stein im Sigg. Gehölz einmal gefunden. albicans Neck. Saatäcker am Sigg. See, doch ohne Früchte. velutinum H. Gemein. Rutabulum L. Gemein. salebrosum Hoff. Sigg. Gehölz, doch ohne Früchte. mptothecium. C. lutescens Hedw. Ziemlich häufig. H. . Homalothecium. sericeum Br, et Sch. Gemein. Isothecium. I. myurum Brid. Selten. Pylaisia. | P. polyantha Schwgr. An Bäumen; ziemlich häufig. 19. 23. 25. 28. 29. 31. 32. Die Laubmoose Land Oldenburgs. 263 2. Fam. Cylindrothecien. . Climacium. Cl, dendroides Hedw. Auf feuchten Wiesen. Früchte zuweilen häufig. 5. Fam. Thuideen. Thuidium. Th. abietinum L. Sandhügel im Weissenhäuser Brök, aber sparsam und ohne Früchte. Th. tamariscinum Hedw. Häufig, aber Früchte nicht gefunden. Th. delicatulum L. Taucht hie und da auf und stets ohne Früchte, 6. Fam. Leskeen. Anomodon. A. viticulosus Br. et Sch. Im Sigg. Gehölz, doch Früchte nicht gefunden. 8. Fam. Leucodonteen. Leucoden. L, sciuroides L. Häufig, doch stets ohne Früchte, 9. Fam. Neckereen. . Neckera. N. comptanata L. Ziemlich häufig und oft mit Früchten. Homalia. H. trichomanoides Schreb. Wie vorige. ı0. Fontinaleen. Fontinalis. F, antipyretica L. An Steinen in Brunnen, aber selten und mit Früchten nicht gefunden. 11. Fissidenteen. Fissidens. F. adjantoides Hedw. Am Sigg. See und oft mit Früchten. F. taxifolius Hedw. Im Sigg. Gehölz, doch sparsam. F. bryoides Hedw. Daselbst. Wie vorige, fast immer mit Früchten. 15. Fam. Polytricheen. Polytrichum. P. pilifercum Schreb. Am und im Weinberg. P. formosum Hed. Sigg. Gehölz. P. juniperinum und P. commune im Gehölz bei Cismar häufig. P. gracile Menries. Sigg. Torfmoor, 264 41. 46. 47. 49. 50. I 53. J. Prehn. . Catharinea. C. undulata Web. et M. In Gebüschen fast gemein. 16. Fam. Bartramieen Philonotis. Ph. fontana Schw. Sehr selten. Aulacomnion. Aul. palustre Schwaegr. Einmal auf dem Sigg. Torfmoore gefunden, doch ohne Früchte; auch anderswo nicht fruchtend beobachtet. 18. Mniaceen. Mnium. M. undulatum Neck. Unter Gebüsch häufig; doch fruchtende Pflanzen ziemlich selten. RA M. hornum Hedw. An moorigen Stellen in Gehölz, häufig. M. cuspidatum Hedw. Daselbst. M. affıne Schwgr. Auf Wiesen häufig, doch ohne Früchte. ı9. Fam. Bryaceen. Rhodobryum. Rh. roseum Schwgr. Auf berasten Maulwurfshügeln alter Kuh- und Schafweiden, auch in Gebüsch; doch stets ohne Früchte. Bryum. Br. argenteum. Gemein auf sterilen Plätzen. Br. nutans Schreb. Sigg. Torfmoor. Br. caespiticium L. Gemein. Br. capillare Hedw. Besonders auf dem mürben Holz alter Weidenbäume. Br. pseudotriquetrum Hedw. Torfmoore. Br. annotinum Hedw. An feuchten Brettern, Brunnenein- fassungen. Br. crudum Schreb, In feuchtem Sande. Br. aliginosum Br. et Sch. Auf quelligen Stellen. Ausserdem noch einige, die aber noch etwas genauer besichtigt werden müssen, als etwa Br. intermedium, inclinatum, carneum u. a. Leptobryum. Br. pyriforme Hedw. Selten. 21. Fam. Encalypten. Encalypta, E. vulgaris Hedw. An Grabenrändern, doch selten, Die Laubmoose Land Oldenburgs. 265 22. Orthotrichaceen. 54. Orthotrichum. 59. 62. 78. 79. 73- Diesen kleinen Räschen oder Polstern bieten die vielen freistehenden Pappeln Land Oldenburgs so recht geeigneten Boden, und daher sieht man auch fast alle Bäume damit besetzt. Auch die freiliegenden Granitblöcke bieten ihnen passende Unterlage. O. diaphanum Schrad. An Steinen und Holzwerk. Nicht häufig. O. Lyelli Kohn. An Buchen, Pappeln. Stets ohne Früchte. O. leiocarpum Br. et Sch. An Wald- und Feldbäumen. Nicht selten. O. obtusifolium Schrad. Auch an Obstbäumen; hier und da. O. speciosum N. ab. Es. Selten. O, affıne Schreb. Gemein. O. fastigiatum Bruck. Seltener. O. crispum Hedw. Häufig. O. anomalum Hedw. An Steinen. Häufig. 23. Fam. Grimmieen. Racomitrium. R. canescens Hedw. Auf sonnigem Boden. Hier und da. var. ericoides. Brökweide. . Grimmia, G. pulvinata L. An Steinen. Häufig. Schistidium. Sch. apocarpum L. An Steinen häufig. . Hedwigia. H. ciliata Dikr. An Gestein sehr häufig. 25. Fam. Dicranaceen. Dicranum. D. scoparium Hedw. In den letzten Jahren im Sigg. Gehölz aufgetaucht. var. orthophyllum, Hier und da auf Dächern; D. majus und D. undulatum im Gehölz bei Cismar. Dieranella. D. heteromalla. Im Sigg. Gehölz einmal gefunden. Im Gehölz bei Cismar häufig. D. cerviculata Schwgr. Im Sigg. Moor an Torfstichen gefunden. Ceratodon. C, purpureus L. Allenthalben gemein, 266 J. Prehn. Die Laubmoose Land Oldenburgs. 26. Fam. Leucobryaceen. Leucobryum glaucum habe ich freilich im Lande Oldenburg nicht gefunden. Dagegen ist es häufig im angrenzenden Gehölz bei Cismar, wo dieses schöne Moor grosse weiss- graue kompakte Polster bildet. Früchte selten und nur einmal gefunden. 30. Fam. Trichostomeen. 88. Barbula. B. muralis L. An feuchten Mauern. j B. ruralis L. Auf nackter Erde und auf Dächern. Früchte ziemlich selten. B. subulata L. An Abhängen häufig. Von den folgenden Moosen will ich vorläufig absehen und nur Funaria hygrometria L., die häufig ist, anführen. Die echten Torfmoose (Sphagneen) kommen im Lande Oldenburg nicht vor, wohl aber im benachbarten Gehölz bei Cismar. Das Plankton des Süsswassers und seine quantitative Bestimmung Dr. C. Apstein, Kiel, Zool. Institut. Apparate. Als ich im Jahre 1838 von Herrn Geheimrat Prof. Hensen in seine Methode der „quantitativen Bestimmung des Plankton“ eingeführt wurde, machte derselbe mich darauf aufmerksam, von wie grossem Werte eine gleichzeitige Untersuchung der quantitativen Verhältnisse des Plankton im Süsswasser wäre und schlug mir als Arbeitsfeld den ungefähr 20 qkm grossen Selenter See vor. Jedoch scheiterte das Unter- nehmen, da mit den vorhandenen Apparaten diese Untersuchungen nicht ausführbar waren, erstens weil sie für die kleinen Boote, welche auf diesem See zu erhalten sind, zu unhandlich sind und zweitens, weil der jedesmalige Transport bis zu diesem See zu grosse Kosten ver- ursacht haben würde, die ich nicht zu tragen im stande war. Seit jener Zeit habe ich mich unausgesetzt mit dem Halyplankton, namentlich in quantitativer Beziehung beschäftigt, und überlegte dabei, wie es mir möglich sein würde, die Hensen’sche Methode auch auf dass Süsswasser anzuwenden. Im Jahre 1890 konstruirte ich mir ein kleines quantitatives Netz, welches so eingerichtet war, dass der Filtrator (in einfacherer Form) direkt dem Netze angehängt wurde; jedoch bewährte sich das Netz nicht und die Untersuchungen ruhten, zumal ich auch durch andere Arbeiten zu sehr in Anspruch genommen wurde. Erst im Früh- jahr 1891 fasste ich entgültig den Entschluss, meinen Plan zur Aus- führung zu bringen und modifizierte die Hensen’schen Apparate so, dass ich die ganze unten zu besprechende Ausrüstung bequem in einem zweiklappigen Tornister unterbringen und transportieren konnte. 268 Dr. C. Apstein. In Nachfolgendem will ich diese Apparate näher schildern, um auch anderen Gelegenheit zu geben in benachbarten Seen die gleichen Untersuchungen anstellen zu können, Vorher seien mir jedoch einige Worte über den von mir untersuchten See gestattet. Da ich meine Exkursionen zu Fuss machen musste, so gab ich den Selenter See, der von Kiel erst in 3°/, Stunden (starken Marsches) zu erreichen ist für regelmässige Befischung auf und wählte den nur ı!/, Stunde ent- fernten Dobersdorfer See. Ich erhielt von Herrn Inspektor Lübbe in Dobersdorf die Erlaubniss in diesem See meine Untersuchungen anstellen zu dürfen, sowie in zuvorkommenster Weise ein paar gute Ruderboote zur Verfügung gestellt; auch an dieser Stelle sei dem genannten Herrn für seine Unterstützung mein bester Dank ausgesprochen. Auf meinen Fahrten begleitete mich regelmässig der Izjährıge Sohn Adolph des Amtsdiener Haass, dem ich in zweiter Linie das Zustandekommen meiner Untersuchungen verdanke. Oft erfreute ich mich auch der Begleitung des Herrn stud. med. Gastreich, der mit grossem Interesse die Plankton- fischerei verfolgte. Der See (Fig. VII) ist 3!/, gkm gross und zerfällt in zwei fast gleich grosse Teile, einen nördlichen flachen bis 6 m und einen süd- lichen bis 19!/, m Tiefe, beide werden durch eine Insel, auf der im Mai die Möven in grossen Schaaren brüten und eine von der Insel zum Lande ziehende Bank, über der nur ım Wasser steht und die mit Myriophyllum bewachsen ist, getrennt. Die flachen Ufer werden zum Teil von Schilf umgeben. Der Boden besteht aus Sand, über welchem ein feiner Schlick gelagert ist, der in dem tiefen Teile sehr arm an Tieren ist, in dem flacheren Wasser aber zahlreiche Dreyssena polymorpha, Insektenlarven etc. enthält. Die quantitativen Uhnter- suchungen stellte ich vornehmlich in dem südlichen Teile an, namentlich suchte ich, wenn dass Wetter es irgend zuliess, die tiefste Stelle (19!/2 m) zu erreichen. Von ı5 Exkursionen !) habe ich hier ıı mal fischen können, in den andern Fällen konnte ich mich wegen zu hohen See- gangs nicht so weit hinauswagen und blieb in dem nördlichen Teile, in dem der Ankerplatz der Boote war. (Fig. VII A.) Meine Untersuchungen führte ich so aus, dass ich mehrere quan- titative Züge aus der Tiefe machte, die also direkt vergleichbar sind, und dann machte ich Stufenfänge aus Io, 5, 2m um die vertikale Ver- breitung der Organismen zu untersuchen. Daneben fischte ich auch horizontal, um Material für qualitative Untersuchung zu erhalten. Nebenher gingen Temperaturmessungen, und Untersuchung der littoralen- und Bodenorganismen. !) Von April 1891 bis März 1892, Das Plankton des Süsswassers und seine quantitative Bestimmung. 269 Zu meiner Ausrüstung!) gehörten folgende Apparate 1. ein qualitatives Netz, 2. ein quantitatives Planktonnetz, 3. ein Lot, 4. eine Meyersche Flasche, 5. ein Thermometer, 6. zwei Leinen zu 50 resp. 30 m, 7. ein Kasten mit 7 Gläsern zu je 150 ccm und Io Reagensgläsern, ausserdem mit Spritzflasche und Filtrator zum quantitativen Planktonnetz, 8. ein zweiter Kasten mit 6 Gläsern zu je Ioo ccm. Die ganze Ausrüstung wog 10 Kgr und liess sich daher bequem in dem Tornister transportieren. Qualitatives Planktonnetz. Dieses Netz dient hauptsächlich zur Oberflächenfischerei und zeichnet sich dadurch von den gebräuchlichen einfachen Netzen aus, dass sich das ganze Material auf einem kleinen straff gespannten Gazestücke (g) sammelt und von dort leichter und sauberer abgenommen werden kann, als von dem beutelförmigen Boden eines gewöhnlichen Netzes. Das konische Netz ist oben an einem Messingring von 25 cm Durchmesser befestigt, unten an dem zu beschreibenden Eimer von 4 cm Durchmesser. Als Netzzeug verwendete ich Müllergaze Nr. ı2, deren Maschen noch dicht genug sind, wenn es sich nicht um quantitative Untersuchungen handelt. Der Eimer (Fig. V) besteht aus einem Messingcylinder, der in der Mitte auseinanderschraubbar ist (a) und dessen innere Kanten an beiden Enden (k k’) abgeschliffen sind, damit kein Material auf der Fläche liegen bleibt. Um jedes Ende kann ein Klemmring (5r r’ und Fig. 6) gelegt werden, der aus dünnem Messingblech besteht und durch eine Schraube angezogen werden kann. Der obere Teil trägt ausserdem 3 Oesen (o), nach welchen Schnüre vom oberen Netzring laufen, die den Eimer während des Fischens tragen sollen. Die Gaze des conischen Netzes?) wird um das obere Ende des Eimers gelegt und durch einen Klemmring angepresst (r), um das untere Ende des Eimers kommt ein Gazeläppchen (g) über das der untere Ring (r’) gezogen wird. Zieht man das Netz nach dem Fischen aus dem Wasser, so sammelt sich das Material im Eimer und, wenn man diesen senkrecht hält, sickert das Wasser durch das Gazeläppchen hindurch und das Material bleibt auf demselben liegen. Will man nicht solange warten, oder das Material im Wasser erhalten, so schraubt man den untern Teil des Eimers ab und kann den Inhalt in ein anderes Gefäss giessen. Will man das Netz in tiefere Wasserschichten herablassen, dann kann man die drei Schnüre über die Oesen hinauslaufen lassen, so dass 1) Die ganze Ausrüstung kostet noch nicht 50 ‚% und genügt vollkommen für quantitative Untersuchungen, wenn man von den Zählungen absieht, die ein eigens dazu eingerichtetes Mikroskop etc, erfordern, Siehe Hensen: Ueber die Bestimmung des Planktons oder des im Meere treibenden Materials an Tieren und Pflanzen im 5, Bericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere, ?) Siehe Quantitatives Planktonnetz, 270 Dr. C. Apstein., sie sich ungefähr IOcm unterhalb des Eimers zusammen knüpfen lassen, dann kann man hier ein Lot anhängen, welches das Netz schneller in die Tiefe zieht. Quantitatives Planktonnetz Fig. I, II, II, IV. Dieses Netz ist nach dem Princip des Hensen’'schen Plankton- netzes gebaut, unterscheidet sich von diesem nur durch seine geringe Grösse und die Einrichtung des Eimers. Das Netz besteht aus 3 Teilen, dem Aufsatz (Fig. I III A), dem eigentlichen Netz (Fig. III N) und dem filtrierenden Eimer (Fig. II IV). Ueber dem Netzring (R) von 25 cm Durchmesser erhebt sich der konische Aufsatz (A) dessen obere Oeffnung nur IO,5 cm lichte Weite hat. Dieser Aufsatz dient einerseits dazu, dass nur eine kleine Wassermenge in das Netz geraten kann, die dann durch die grosse Netzfläche desto vollkommener filtriert wird, anderer- seits soller auch verhindern, dass beim Aufstossen des Netzes auf den Bodenschlamm dieser in das Netz gerät. Daher sind an dem Netzring (R) ein paar bewegliche Stützen (s) angebracht, die mit Schnüren an dem oberen Ringe (r’) befestigt werden können, so dass der Aufsatz nicht zusammenklappen kann, während dieses für den Transport von Vorteil ist. An dem Ringe (R) hängt das konische Netz (N) aus Müllergaze 20, dessen untere Oeffnung nur 4 cm Durchmesser hat und dessen Seiten- länge 40 cm beträgt. Dieses Netz muss straff gespannt sein, weil sonst in den Falten Material sitzen bleiben würde. Daher wird ein Muster berechnet, ') nach welchem die Gaze geschnitten wird. Unten an dem Netz ist der filtrierende Eimer befestigt. Der obere Teil desselben (Fig. IVE) ist genau so gebaut, wie der obere Teil des Eimers am qualitativen Planktonnetz, an das Gewinde kann dann der folgende Apparat (2 und 4 F) angeschroben werden. Er besteht aus einem I2 cm langen Messingceylinder, dessen Seiten bis auf drei schmale Stäbe (4) herausgenommen sind, aber so, dass noch oben und unten je 3 cm vom Cylinder stehen bleiben (4a und b). Die Gaze wird oben und unten durch Klemmringe (2 und 4f f”), an den Seiten durch 3 schmale Platten (p), die auf die drei stehen gebliebenen Stäbe passen, vermittels Schrauben angedrückt. Es ist dann am Netzzeug des Eimers kein Nadelstich nötig, wenn man die seitlichen Kanten der Gaze zwischen zwei Platten bringt. Der nach der Mitte zu abfallende Boden des Eimers trägt hier ein Rohr (t), welches durch einen durchbohrten Hahn (h) geöffnet und geschlossen werden kann. Mit Hilfe der Schraube (m) kann man den Hahn fester oder lockerer stellen, wie das aus der Figur IV ersichtlich ist. 1) C. Apstein, Die quantitative Bestimmung des Plankton im Süsswasser, in Zacharias: Das Tier- und Pflanzenleben des Süsswassers Bd, II Seite 263 264. Das Plankton des Süsswassers und seine quantitative Bestimmung, 971 Lässt man das Netz senkrecht in das Wasser hinab, zieht es dann wieder senkrecht in die Höhe, so filtriert ein bestimmbarer Teil einer Wassersäule.. Kommt das Netz an die Oberfläche, so wird es von aussen mit Wasser beworfen, so dass sich das Material im Eimer an- sammelt. Durch dessen Wände läuft das Wasser ab, bis auf 38 ccm, die unten im Eimer bleiben. Jetzt öffnet man den Hahn und nun läuft das Wasser mit dem Material in die Flasche mit Konservierungs- flüssigkeit. Jetzt schliesst man den Hahn, schraubt den Eimer ab und spült die Gaze rein (mit einer Spritzflasche), öffnet wieder und lässt nochmals in die Flasche laufen. Im Eimer bleiben, wie ich schon oben erwähnte, 38ccm Wasser zurück, daher kann ich nicht die gewöhnliche Pikrinschwefelsäure verwenden, da sie durch das Wasser zu sehr ver- dünnt würde. Ich fülle daher die Flaschen von I50 ccm mit 30 ccm folgender Lösung: 100 Raumteile konzentr. Pikrinsäure (wässrige Lösung) 0,21. “ N Schwefelsäure. Dazu lasse ich dann den Inhalt des Eimers laufen und nachdem ich letzteren ausgespült habe, ist die Flasche gefüllt, so dass ich nun das Material in der normalen Kleinenbergschen Pikrinschwefelsäure erhalte. Zu Hause wird diese mit Alkohol 60°), ausgewaschen und in diesem wird dann der Fang zu weiterer Verarbeitung aufbewahrt. Wie ich schon oben beim Aufsatz des Netzes hervorgehoben habe, dient dieser dazu, die Einflussöffnung des Netzes zu verringern, je grösser ich dann die filtrierende Fläche des Netzes nehme, desto vollkommener wird das einströmende Wasser filtriert. Die Oeffnung ist 92 gem, die filtrierende Fläche des Netzes 1730 qcm, die des Eimers 62, also in Summe 1792 gem. Ziehe ich nun das Netz mit einer Ge- schwindigkeit von 0,5 m pro Sekunde, so lässt sich aus diesen Angaben der Filtrationscoöfficient berechnen, d. h. die Zahl, mit der ich das ge- fischte Volumen multiplizieren muss, um das Volumen zu finden, das in der ganzen Wassersäule vom Querschnitt der Netzöffnung (= 92 qcm) enthalten ist, Die Rechnung habe ich nach Angaben Hensens!) ausgeführt und fand als Coefficienten 1,39; d.h. wenn ich ı ccm Plankton fische, sind in Wahrheit 1,39 ccm vorhanden gewesen. Die Oeffnung meines Netzes war 92 qcm, um das Volumen unter ı qm Oberfläche zu finden, muss ich das gefischte Volumen mit 10000 92 co@fficient, so.dass ich 152 erhalte, mit welcher Zahl ich das gefischte Volumen multiplizieren muss, um die wahre Menge von Plankton unter ı qm Oberfläche zu erhalten. — 109 multiplizieren, dazu kommt dann noch der Filtrations- 1) Kommissionsbericht 5. Seite 10 und ıı. Dazu Tabellen im Anhange ı und 2. 272 Dr.C. Apstein. Das Plankton des Süsswassers und seine quantitative Bestimmung. Von weiteren Apparaten habe ich ein Lot von ungefähr 2 Kgr, um bei den quantitativen Fängen vorher die Tiefe zu loten, damit das Netz nicht auf den Boden aufstossen braucht und den Schlamm auf- wirbelt. An den Leinen sind Marken angebracht, die sich je in rm Entfernung von einander befinden, damit man an ihnen die Tiefe, bis zu der das Netz gelangt ist, ablesen kann. In einem Holzkasten, der gerade das eine Fach meines Tornisters ausfüllt, befinden sich 7 Flaschen mit weitem Halse zu je 150 ccm, der Eimer zum quantitativen Netz, eine kleine Spritzflasche und 10 Reagens- gläser mit verschiedenen Konservierungsflüssigkeiten für qualitative Fänge. Der Kasten ist in Fächer geteilt, damit der Inhalt nicht an- einander stossen kann. Als Meyer’sche Flasche,!) die dazu dient um aus der Tiefe Wasser zu schöpfen, verwendete ich eine Bierflasche, die in Segeltuch eingenäht war und an der unten das Lot angehängt werden konnte. Die vorstehenden Zeilen veröffentliche ich getrennt von dem 2. Teile, der die Resultate meiner Untersuchungen enthalten wird, weil zu hoffen ist, dass auch in anderen Seen die quantitative Methode Anwendung finden wird. Der 2. Teil der Arbeit kann erst Ende Sommer 1892 erscheinen, villeicht werden aber schon die Apparate in diesem Sommer von anderer Seite benutzt werden, was sehr zu wünschen ist, da ganz naheliegende Seen sich in Bezug auf Menge und Zusammen- setzung des Plankton sehr verschieden verhalten. 1) Karsten; Physikal. chem. Untersuchungen im 1. Jahresbericht zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel für das Jahr 1871. Berlin 1873. Figurenerklärung. Fig. I. Quantitatives Planktonnetz mit dem oberen Teile des Filtrators, (verkleinert). %, II. Der filtrierende Eimer zu diesem Netz, (weniger verkleinert als Fig. 1.) III. Quantitatives Planktonnetz im Längsschnitt. IV. Der filtrierende Eimer zum quantitativen Planktonnetz (?/,nat. Grösse. Längsschnitt.) V. Eimer zum qualitativen Planktonnetz. VI. Klemmring zur Befestigung der Gaze um den Eimer. „ VII. Dobersdorfer See. A Ankerplatz der Boote, M Möveninsel, D Dobersdorf, T Tökendorf, S Dorf Schlesen, Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. (Pleuronectes flesus L. var. leiurus). Von Georg Duncker. Alphabetisches Verzeichniss der angeführten Schriften. 1. Benecke, B,., Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und West- preussen. 8°. Königsberg i. Pr., 1881. p. 98. 2. Blanck, A., Die Fische der Seen und Flüsse Mecklenburgs. In: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 8°. 34. Jahrg. Neubrandenburg, 1880. p. 108. 3. Bloch, M. E., Oekonomische Naturgeschichte der Fische Deutsch- lands. 4°. Berlin, 1782—178;5. Theil II, p. 39. 57. 4. v. d. Borne, M., (in Verbindung mit Dr. B. Benecke, dem Autor des ichthyologischen Theils, und E. Dallmer) Hand- buch der Fischzucht und Fischerei. 8°. Berlin, 1886. p. 114. 5. Braun, M., Junge Pleuronectes flesus im Süsswasser. In: Zool. Anzeiger, Bd. III, 1830. p. 594. 6. Brehm, A. E., Thierleben. Gr. Ausg. Bd. VIII, Fische. Leipzig, 1879, p, 191. 7.Dallmer, E., Fische und Fischerei im süssen Wasser, mit besonderer Berücksichtigung der ProvinzSchleswig-Holstein. 8°. Schleswig, 1877. P. 41. 8. Ebeling, Verzeichnis der bei Magdeburg vorkommenden Fische. In: 2. Jahresber. d. naturw. Vereins zu Magdeburg, Juni 1871. — Die betr. Notiz ist, da mir die genannte Arbeit nicht zugänglich war, entnommen aus Troschels Archiv für Natur- geschichte, 1872, Bd. II: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des Jahres 1871 von Troschel. 9. Feddersen, A., Fortegnelse over de Danske Ferskvandsfiske. In: Naturhistorisk Tidsskrift. 3. R. ı2. B. ı—2 H. 1879. 8°. Kjöbenhavn, 1879. p. 75. 76. 18 976 G. Duncker. 10. Gottsche, C., Die Seeländischen Pleuronectes-Arten. In: Archiv für Naturgeschichte, herausg. von Wiegmann, ı. Jahrg. 1835. Bd. 119.97.146; ı1. Heincke, Fr., Naturgeschichte der Fische. In: Ph. L. Martin, Illustr. Naturgesch. der Thiere. 8°. Bd. II, ı. Leipzig, 1832. p. 420. ı2. Heineken, Ph., Die freie Stadt Bremen und ihr Gebiet. 8°. Bremen, 1830. Bd. L p. 148. 13. Krause, K. E. H., Ein Schollenbastard: Platessa vulgaris X Rhombus maximus. In: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 8°. 35. Jahrg. (1881). Neubrandenburg, 1882. p. 119. 14. Kröyer, H, Danmarks Fiske. 8°. Kjöbenhavn, 1843— 1845. Vol. 1, P..276; 15. Lenz, H., Die Fische der Travemünder Bucht und der angrenzenden Brackwassergebiete. 8°. Lübeck, 1891. p. 11. 16. Leunis, J., Synopsis der Thierkunde, herausg. von H. Ludwig. 8°. Hannover, 1883. Bd. I, p. 717. 17. v. Linstow, Ichthyologische Notizen. In: Archiv für Nat de herausg. von Troschel, 1878, Bd. I, p. 246. ı8. Möbius, K., u. Heincke, Fr., Die Fische der Ostsee. 8°. Berlin, 1833. p. 95. ı9. Moreau, E., Histoire naturelle des Poissons de la France. 8°. Paris, 1831. Vol. III, p. 299. 20. Nilsson, S., Skandinavisk Fauna. 8°. Lund, 1355. Vol. IV, Fiskarna. p. 618. 21. Risberg, G., (Praes. S. Nilsson) Observationes ichthyologicae. 8°. Lund, 1835, p. 12 22, Schlegel, H., De Dieren var Nederland. Visschen. 8°. Haarlem, 1862. p. 166. 168. 23. Schonevelde, St. v., Ichthyologia et Nomenclaturae animalium marinorum, fluviatilium, lacustrium, quae in florentissimis ducatibus Slevigici et Holsatiae. et celeberrimo emporio Hamburgo occurrunt triviales. 4°. Hamburgi, 1624. p. 60—63. 24. Selys-Longcehamps, E. de., Faune Belge. 8°. Liege, 1842. p. 186. 238. 25. v. Siebold, C. Th. E., Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. 8°. Leipzig, 1863. p. 77. 26. Wiepken und Greve, Systematisches Verzeichniss der Wirbel- thiere im Herzogthum Oldenburg. Oldenburg, 1876, p. 83. 27. Yarrel, W., A history of British fishes. 8°. London, 1841. Vol. I, P- 303. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. Diez Da ich in Hamburg häufig Gelegenheit hatte, die dort „Elbbutt“ genannte Flunderform kennen zu lernen und sie mit der in der Nord- und Ostsee vorkommenden Seeflunder (Rauhbutt) zu vergleichen, war mir der deutliche Unterschied zwischen beiden längst aufgefallen. Um so mehr wunderte ich mich, als ich beim Nachsuchen in der darauf bezüglichen Litteratur, soweit mir dieselbe zugänglich war, auch nicht an einer Stelle irgend eine genaue Angabe über diesen Fisch fand, während ungefähr entsprechende Flundervarietäten nur von Bloch, .Gottsche und Kröyer beschrieben waren. Vergleichen wir zunächst die Bemerkungen dieser drei Autoren, über die zu besprechende Flundervarietät!) so finden wir sie darin übereinstimmend, dass bei ihr, im Gegensatz zur gemeinen Seeflunder ?), der Körper nur zum geringeren Theil mit Stachelschuppen bedeckt, zum grössten aber glatt ist. Besonders die Wurzeln der D. und A., sowie die Seitenlinie und ein Theil des Kopfes sind mit Stacheln besetzt, und die Unterseite ist stets weniger rauh, als die obere. Ferner heben beide zuerst genannte Schriftsteller die häufige Linksäugigkeit der Thiere als Gegensatz zur Seeflunder (nach Bloch ist dieselbe sogar ausschliesslich), sowie die geringe Grösse hervor; Kröyer giebt (P- 292) für die Mudderskrubbe als Aufenthaltsort Süss- und Brack- wasser mit schlammigem Grund, ja sogar Landseen an, dagegen für die Sandskrubbe Salzwasser mit Sandgrund. Er vergleicht die beiden Abarten höchst treffend mit den Varietäten leiurus und trachurus Cuv. von Gastrosteus aculeatus L. Im übrigen haben alle drei Forscher ihre Definitionen zu eng gefasst. was desto sonderbarer ist, als sie diesen Fisch nicht nur aus der Elbe, sondern auch aus der Nordsee (Bl., Kr.). von der dänischen Küste (Kr., G.: Seeland) und der östlichen Ostsee (Kr., Bl.: Livland, Danzig) her gekannt zu haben scheinen. Der wahre Elbbutt, welcher von den Elbbrücken Hamburgs abwärts bis Brunsbüttel hinab regel- mässig gefangen wird, ist ein äusserst variabler Fisch. Sonstige Angaben über eine dem Elbbutt entsprechende Flunder- varietät fehlen gänzlich, wenn auch über den Eintritt der „Flunder“ in Flussmündungen genug berichtet wird. Bloch (p. 38), Heincke (p. 419), Möbius und Heincke (p. 90), v. d. Borne (p. ııo) führen als hamburger Volksnamen für Rhombus 1) Dieselbe heisst bei Bloch der „linke Stachelflunder“; bei Gottsche (var. a) dänisch „Mudderskrubbe“, hamburgisch „Elbbütt“; bei Kröyer „Mudderskrubbe“ oder „Aaleflynder.“ 2) Bei Bloch „Flunder“, dänisch bei Gottsche (var, b) und Kröyer „Sandskrubbe“, in Hamburg „Seeflunder“, in Lübeck „Rauhbutt“ genannt. 18* 278 G. Duncker. laevis Rondelet, den Kleist oder Glattbutt, die Bezeichnung „Elbbutt“ an, da der Fisch in die Elbe hinaufsteige, nach Bloch sogar „weit häufiger als die übrigen Gattungen“ (der Schollen). Abgesehen davon, dass mir dieser Umstand, trotz häufiger Erkundigungen bei Elbfischern, nie bekannt geworden ist!), ferner abgesehen von der Thatsache, dass der in der stark salzigen Nordsee häufige Kleist in der westlichen Ostsee nur spärlich vorkommt (cf. Möbius und Heincke |. c., Lenz p. 10), in der salzarmen östlichen aber sogar gänzlich fehlt (s. Benecke), so scheint mir der von Bloch angegebene Volksname jedenfalls auf einem Schreib- oder Gedächtnissfehler dieses ausgezeichneten Forschers zu beruhen. Er sagt nämlich p. 28 von seinem linken Stachelflunder, Pleuronectes passer: „In Danzig wird er Theerbutt und in Hamburg Struffbutt, und wegen seiner Augen auf der linken Seite, um ihn von dem Flunder zu unterscheiden?), auch verkehrter Elbbut genannt.“ Daraus scheint mir nun zu folgen, dass Bloch unter „Elb- butt* eigentlich die rechtsäugige Flunder verstand. Nilsson erwähnt ebenfalls Blochs Bericht vom Kleist, setzt aber ausdrücklich hinzu (p. 640—641): „Bei uns hat man nicht bemerkt, dass er in die Flüsse aufsteigt“. Von den übrigen oben genannten Autoren vermuthe ich, dass sie diesen Volksnamen von Bloch ohne eigene Erkundigung übernommen 1) Womit ich übrigens nicht direkt bestreiten will, dass Rhombus laevis gelegentlich ins Brack- oder selbst Süsswasser kommen könne. Möbius und Heincke verweisen des- bezüglich auf eine kleine Schrift von Wiepken und Greve; ferner führt Heineken in seinem Verzeichnis der Weserfische auch den Pleuronectes Rhombus an. Nach Schlegel (p. 165) gelangt er bisweilen in die Flussmündungen. — Auffällig bleibt allerdings, dass ein so sorgfältiger Forscher, wie v. Siebold, den Kleist nicht unter den gelegentlich das Süss- wasser besuchenden Fischen, wie doch z. B. Petromyzon marinus L. (man beachte seine Bemerkung über die vermeintlichen Laichwanderungen dieses Thieres), aufzählt, dass ein Praktiker, wie Dallmer, Pl. flesus den einzigen ins Süsswasser kommenden Plattfisch nennt. Auch Kröyer berichtet nichts derartiges vom Kleist, wohl aber vom „Aaleflynder“ (-Mudderskrubbe). Feddersen nennt als im Süsswasser vorkommend nicht Rhombus laevis, sondern Pleuronectes flesus (häufig) und Pl. platessa (selten). Dasselbe wie Feddersen, berichtet Selys-Longchamps für die Schelde, und Schlegel (p. 167) bestätigt dies. Schonevelde lässt den Rhombus aculeatus wie den Rhombus laevis, für den er den Namen „Elbbütt“ oder, wenn er rothe Flecken habe „Goldbütt“, oder endlich, wenn er mit rauhen Schuppen besetzt sei „Scharden“ (englisch, wenn in der See gefangen, marin flounder, wenn im Süsswasser, fresh-water flounder genannt), anführt, ohne Unterschied ins Süsswasser auf- steigen. Ebenso zählt er unter seiner Gattung Passer alle möglichen Buttarten auf, die ins Süsswasser gehen sollen. Selbstverständlich kann man auf diese Notizen nicht viel geben, schon allein dann nicht, wenn man z. B. bedenkt, dass er als Hauptunterschied zwischen den Gattungen Rhombus und Passer für jene Rechtsäugigkeit, für diese Links- äugigkeit angiebt ! ?) Für den er keinen Hamburger Volksnamen anführt. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 279 haben!), da ich in Hamburg weder von Fischern, noch von Händlern oder Käufern je den Kleist habe mit „Elbbutt“ bezeichnen hören.?) Ueber das Aufsteigen der Flunder überhaupt, ohne Unterschied der Varietät, in die Flüsse berichten übereinstimmend Bloch (rechts- äugige und Stachelflunder), Heineken (Pl. flesus), Risberg (do.), der sogar von einer in stagno quodam aquae dulcis bei Engelholm ge- fangenen Flunder erzählt, Yarrel (the flounder)°), Selys—Longchamps Pl. flesus), nach welchem sie aussen in die Schelde noch in die Neth (Nebenfluss derselben) bis Westerloo, sowie in die Maas bis Lüttich und in deren Nebenfluss Ourthe aufsteigt, Nilsson (do.), Schlegel (do. der Abbildung nach die Seeflunder), v. Siebold (Pl. flesus), Ebeling (Pl. platessa, jedenfalls eine Verwechslung des glatten Elbbutts mit der Scholle), Dallmer (Pl. flesus), v. Linstow (do. „bei Hameln Scholle genannt“, also Verwechslung wie die bei Ebeling angegebene), Brehm (Pl. flesus), Feddersen (do.), Blanck (do., der Beschreibung nach möglicherweise der Elbbutt), Braun (Pl. flesus iuv.), Benecke (Pl. flesus), Moreau (Flet commun), Heincke (Pl. flesus), Möbius und Heincke (do), Leunis (do.), v. d. Borne (do., der Abbildung nach, wie bei Benecke, die Seeflunder), Lenz (Pl. flesus, Strombutt, ohne dass er diesen von dem gleichfalls genannten Graubutt unterscheidet). Dennach wandert die Flunder durchaus nicht selten ins Süss- wasser. In Deutschland ist sie den Rhein aufwärts bis in die Nähe Basels, in der Weser bis Hameln, in der Elbe bis Magdeburg, in der Trave bis Schlutup, in Mecklenburg in verschiedenen Küstenwässern (Dassower und Ribnitzer Binnensee), sowie im Breitling und in der Warnow bei Rostock beobachtet; auch hat man in den unterhalb der genannten Ortschaften mündenden Nebenflüssen Flundern gefunden (Main, Mosel; Havel, sogar in der Spree). Jedenfalls wird sie auch in die grossen Ströme aufsteigen, welche in die östliche Ostsee münden. Schwer dürfte aber zu entscheiden sein, zu welcher Varietät diese wandernden Flundern gehören. 1) v. d. Borne z. B. sagt, der Glattbutt gehe weit in die Flussmündungen, giebt aber nicht an, wo dies beobachtet sei, 2) Vergl. auch Gottsche, der in Altona bei Hamburg lebte, in Betreff der Namen „Kleist“ und „Elbbutt“ (pag. 175 und 146), sowie die Synonymik Krause’s für die Volks’ namen des Rhombus laevis (pag. 119, Fussnote) an der ganzen deutschen Nordküste, in welcher ebenfalls der Name „Elbbutt“ nicht vorkommt. 3) Yarrel bildet die glatte Form ab, kritisiert aber Blochs Stachelflunder, indem er mit Recht sagt, die Linksäugigkeit sei nicht genügend, um daraufhin eine Art zu be- gründen. Den verschiedenen Grad der Rauheit bei den Flundervarietäten berücksichtigt er nicht, da er für das einzige Merkmal der Flunder überhaupt nur die Dornen zwischen den Strahlenwurzeln der D, und A, hält, 280 G. Duncker. Aus der Travemündung habe ich stets nur die Seeflunder, aus der Elbe bei Hamburg stets nur den Elbbutt gesehen. Beide Varietäten unterscheiden sich, so drückte sich Kröyer (p. 292) höchst treffend aus, wie Gastrosteus aculeatus var. trachurus und var. leiurus, nämlich haupt- sächlich durch die Ausdehnung der rauhen Beschuppung und durch die Grösse. Am charakteristischesten zeigt sich der Unterschied in der Beschuppung an der Rücken- und Bauchkante des flossen- freien Schwanzstiels. Die Gestalt desselben ist bei beiden völlig gleich, dagegen sind die Kanten bei der Seeflunder mit fast stets mehreren Reihen dorniger Knochenhöckerchen besetzt!), wie sich solche auch an der Wurzellinie der D. und A. finden, beim Elbbutt aber, ausser in sehr seltenen Ausnahmefällen, mit vollständig glatten Cykloidschuppen bedeckt. Ein anderer, weniger scharfer Unterschied ist die Ausdeh- nung der rauhen Schuppen und Dornen auf der Körperfläche: bei der. Seeflunder wird der Raum zwischen Lin. lat. einerseits und der D. und A. andererseits auf der Augenseite stets, meist auch auf der blinden, wo sie aber nie völlig fehlen, sowie wenigstens die Augenseite des Schwanzstiels, ganz oder fast ganz von ihnen bedeckt; beim Elbbutt dagegen sind nur an der Wurzel der D. und A. und auf einem schmalen Strich längs der L. lat. Rauhigkeiten vorhanden, die sich an letzterer nur höchst selten auf den Schwanzstiel fortsetzen und oft auf der ge- sammten blinden Seite gänzlich fehlen. Der Elbbutt bleibt ferner stets kleiner als die Seeflunder. — Ein eigenthümlicher Unterschied ist endlich, dass bei den Seeflundern linksäugige Exemplare die Minder- zahl, beim Elbbutt aber mindestens die Hälfte, nach meinen Erfah- rungen?) sogar die Mehrzahl (bis 65 °/,) bilden; was hiervon die Ursache sein mag, ist mir völlig unklar. Die Definitionen des Elbbutts und der Seeflunder lauten also: a. Elbbutts Br 7, D 51—64, A 36—45, P 8-ı2, V [5—] 6, C 1ı7—ı19. Längs der Wurzel der D. und A. meist nur auf der Augenseite eine einfache, selten doppelte Reihe von Dornen, so dass zwischen je 2 Strahlen derselben ein, resp. 2 untereinanderliegende Dornen stehen; häufig fehlen die Dornen am Vorder- und Hinterende der betr. Flosse. Schwanzstiel an den Kanten stets-mit Cykloidschuppen, sehr selten auf der Grenzlinie zwischen der dunklen und weissen Färbung, welche auf jeder Kante der Augenseite nahe liegt, mit einzelnen Ctenoid- schuppen oder Dornen in einfacher Reihe besetzt. Lin. lat. der Augenseite ihrer ganzen Länge nach oder häufiger nur auf der vorderen 1) Sehr gut ist dies auf den vorzüglichen Abbildungen Benecke’s und v. d: Borne’s zu erkennen ; beide haben überhaupt typische Seeflunder dargestellt. ?2) An hunderten von Flunderexemplaren aus der Neustädter Bucht und aus der Elbe beobachtet, cf. auch Gottsche's Anmerkung I, p. 149. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 281 Hälfte, event. den vorderen zwei Dritteln, mit Ctenoidschuppen oder Dornen (letzteres häufiger) zu beiden Seiten eingefasst; L. lat. der blinden Seite ganz oder theilweise glatt. Augenseite stets rauher als die blinde; wenn Hautrauhigkeiten auf ersterer eine grössere Fläche einnehmen, so bilden sie ein ziemlich gleichschenkliges Dreieck, dessen Basis der Hinterrand des Kopfes ist und dessen Spitze auf der letzten Hälfte der L. lat. liest. Augen meist links. Blinde Seite, ausser an der Kopfleiste, rein weiss. b. Seeflunder. Br 7, D 54—62, A 37—45, P9—11, V 6, C 14— 18, Die Dornen an der Wurzel der D. und A. oft auf beiden Seiten in doppelten bis dreifachen Reihen, auf der Augenseite stets bis zum Vorder- und Hinterende der betr. Flosse reichend. Schwanzstiel an den Kanten stets mit Dornen in wenigstens doppelter Reihe besetzt. L. lat. der Augen-, wie die der blinden Seite ihrer ganzen Länge nach mit Dornen besetzt. Augenseite ganz oder fast ganz, blinde mindestens zum Theil von Dornen und Ctenoidschuppen rauh. Augen meist rechts. Blinde Seite häufig mit vielen schwarzen Pigmentpünktchen auf weissgelbem Grund. Der Elbbutt bleibt kleiner als die Seeflunder. Grössere Exemplare, als von 30cm Länge, sind mir erst einmal (37,7 cm; ein seltener Aus- nahmefall) zu Gesicht gekommen. Der Quotient seiner Höhe (mit Ausschluss der D. und A.) und Länge (einschliesslich der C.) beträgt 0,33—0,40 („2!/;—-3 mal so lang wie hoch“). Doch liegt seine grösste Höhe nicht, wie Gottsche für seine Mudderskrubbe (Pl. flesus var. a) angiebt, an der nie fehlenden Spina analis!), sondern stets !—!/ı, der Totallänge hinter derselben. Flossen. In der D. ist der längste Strahl ungefähr der 35; (29.— 37. von 6 mir vorliegenden Exemplaren),in der A der 17. (14.—22.); weder die Strahlen der D. noch die der A. sind jemals beschuppt oder getheilt. In der am Hinterrand gewöhnlich abgerundeten C. ist der 9. (8.—10.) der längste; ein ausgewachsenes, 25 cm langes, mir vor- liegenes Exemplar hat eine rund eingebuchtete, ein junges, 13,9 cm langes eine gerade abgestutzte C. Der erste und letzte Strahl der C, sind gleich !/,, der zweite und vorletzte gleich ?/, der Länge des dritten, resp. drittletzten; die 4 zuerst genannten sind ungetheilt, alle übrigen dagegen an der Spitze getheilt. Die L. lat. setzt sich bis zum Hinter- rande der C. auf der Flossenhaut fort, und zwar gewöhnlich dem Unter- rande des unteren Gabelastes desjenigen Strahles hart anliegend, welcher sich zunächst über dem längsten Strahl befindet, selten an der gleichen Stelle des letzteren selbst. Ein einziges Mal unter den ca. 50 von ') In den Flossenformeln habe ich dieselbe nicht als Strahl mitgezählt, 2832 G. Duncker. mir genauer untersuchten Exemplare sah ich, dass die L. lat. nicht neben, sondern auf einem solchen Ast verlief!). Wie bei allen Pleuronectes- Arten, sind auch beim Elbbutt nur die jederseitigen 2—3 äussersten Strahlen der C. ihren ganzen Länge nach cykloid beschuppt, die übrigen dagegen nur zur Hälfte und weiter abnehmend, so dass die mittleren nur im Wurzeldrittel Schuppen tragen, und zwar auf der blinden etwas weniger weit, als auf der augentragenden Seite. P 8—ı2, ebensohäufig auf beiden Seiten mit ungleicher, wie mit gleicher Strahlenzahl?). Die obersten Strahlen sind ungetheilt und zwar gewöhnlich auf der blinden Seite mehr, als auf der augentragenden. So waren bei einem Exemplar mit 9 Strahlen in beiden P. auf der Augen- seite die obersten 3, auf der blinden die obersten 5 ungetheilt. — V 6, jedoch bei einem 18,6 cm langen, linksäugigen Exemplar links 6, rechts 5, bei einem 8,8cm langen, rechtäugigen beiderseits 5 Strahlen in der V;; dies sind aber nur sehr seltene Ausnahmen. Von den 7 Kiemenhautstrahlen sind jederseits 6 ihrer ganzen Länge nach frei; die beiden siebten dagegen sind mit ihren 2 hinteren 1) Während bei den Angehörigen der Gattung Pleuronectes (untersucht wurden: Pl. platessa, pseudoflesus, flesus var. a und b, limanda, microcephalus und cynoglossus) die L, lat. dem längsten oder dem über diesem liegenden Strahl hart anliegt (nur aus- nahmsweise liegt sie auf dem Strahl), so dass keine Flossenhaut zwischen der L, lat. und dem betreffenden Strahl sichtbar ist, verläuft sie bei Rhombus (maximus und laevis), sowie bei Hippoglossoides (limandoides) mitten auf der zwischen den beiden genannten Strahlen liegenden Flossenhaut, so dass sie keinen von beiden berührt. Bei allen drei Gattungen erstreckt sie sich bis zum Hinterrand der C.; bei Solea (vulgaris) dagegen setzt sie sich nur auf die Wurzelhälfte derselben fort und zwar füllt sie hier den ganzen Zwischen- raum zwischen den beiden Strahlen aus. 2) Unter den 6 in meiner Sammlung befindlichen Exemplaren sind 4 links-, 2 rechtsäugig. Von den linksäugigen haben 2 links eine grössere Anzahl Strahlen in der P. als rechts (12/1 °/s), eins auf beiden Seiten gleichviele (1%), eins links weniger als rechts (!%/,,. Beide rechtsäugige haben links mehr Strahlen als rechts (1!/,., ?%/)., Dagegen war das oben erwähnte Riesenexemplar von 37,7 em Länge rechtsäugig und hatte in der P., !0/,, Strahlen- Schon dieser Umstand beweist, dass Gottsche im Unrecht war, als er behauptete (l.c. p. 137), dass Plattfische im allgemeinen auf der Augenseite einen Strahl mehr in der P. trügen als auf der blinden. Abgesehen aber davon, dass er die grössere Zahl stets links schreibt und damit eine Undeutlichkeit begeht, finde ich, dass bei Cottiden (Cottus scorpius L. und €. bubalis Euphr.) dieselbe Ungleichheit in der Anzahl der P.-Strahlen vorkommt, so dass diese Unregelmässigkeit unmöglich nur von einer Asymmetrie des übrigen Körpers abhängen kann. Unter 13 daraufhin untersuchten Exemplaren von Cottus scorpins hatten 3 in der P. !5/;g, eins 16/,, und eins !6/,,, unter 12 von C. bubalis eins !5/,, Strahlen, also von 25 symmetri- schen Fischen zeigten 6, d. h. 24°/,, diese Unregelmässigkeit, und zwar nach beiden Richtungen, wenn auch bei dieser geringen Menge untersuchter Thiere sich die grössere Strahlenzahl meist rechts fand. — Eher zu Gottsche’s Ansicht passend ist der im Text bei Besprechung der V, erwähnte einzelne Fall von Unregelmässigkeit der Strahlenzahl auf verschiedenen Seiten, Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 283 Dritteln vollständig zusammengewachsen, so dass sie gemeinschaftlich eine gestielte, zweizinkige Gabel bilden. Von grösster Variabilität ist bei der Elbflunder die Rauheit der Beschuppung. Es giebt sehr glatte, fast nur cykloid beschuppte, rauhere, mit Ctenoidschuppen bedeckte und endlich nach Seeflunderart mit Dornen besetzte Exemplare. Dabei sind aber die Kanten des Schwanz- stiels fast stets nur mit Cykloidschuppen besetzt. Ich habe überhaupt erst 4 Exemplare mit geringen Rauheiten an den Kanten des Schwanzstiels, und zwar auf der Linie, auf welcher die dunkle Farbe der Augen- seite sich gegen die weisse der blinden absetzt, gefunden; von diesen hatten drei (darunter das erwähnte grosse Exemplar) schwache Ctenoid- schuppen, eins ganz kleine Dornen, in einfacher Reihe und in nur geringer Anzahl neben Cykloidschuppen. Die Augenseite ist wenigstens an einem Theil der L. lat., sowie der Wurzeln der D. und A. mit rauhen Schuppen besetzt, die blinde oft ganz glatt. Auf der Augenseite ist der mittlere Theil der D. und A. stets, meist auch die D. bis zum Ende (selten am Anfang, vor dem Hinter- rand des Kiemendeckels) und umgekehrt die A. auch am Anfang, dagegen sehr selten der ganzen Länge nach bis zum Hinterende, zwischen den Wurzeln je zweier Flossenstrahlen mit meist einem, selten zwei untereinanderliegenden Dornen besetzt. Reicht die Dornen- reihe der D. nicht bis zum Hinterende der Flosse, so hört gewöhnlich die der A, jener gegenüber, selten später auf. — An der blinden Seite zeigen die Wurzellinien der D. und A. meist keine Rauheiten; nur in einem einzelnen Falle, bei einem 25 cm langen Exemplare, bemerkte ich Ctenoidschuppen in der Mitte der D., während auf der Augenseite die D. vom Anfang des zweiten bis zum Ende des vierten Fünftels und die A. von der Spina analis bis gegenüber dem Ende des vierten Fünftels der D. Dornen trugen. Die L. lat. der Augenseite ist an beiden oder auch nur an einen Rand mit Ctenoidschuppen oder Dornen oder beiden besetzt, die sich nur sehr selten bis zur Wurzel der C. erstrecken. Für gewöhnlich sind nur das erste oder die beiden ersten Drittel ihrer Länge!) von 1) Als Anfangsstelle der L. lat. wird im Text stets ihr Beginn hinter dem Kiemen- deckel angenommen, Dort scheint sie nach vorne in die Kopfleiste zu verlaufen, während sie in Wirklichkeit hart oberhalb und hinter derselben umbiegt und über ihr hinweg auf das Vorderende des Rückens zur Wurzel des dritten oder vierten Strahles der D., in einzelnen Fällen aber auch bis zur Mitte des Oberrandes des oberen Auges verläuft (Supratemporal- ast). Besonders deutlich sieht man ersteres auf der blinden Seite; in letzterem Falle geht sie auf dieser bis zur entsprechenden Stelle der oberen Kopfgrenze. — Zweimal sah ich auch eine Missbildung dieses obersten Theiles der L. lat., und zwar gleichartig auf der blinden, wie auf der Augenseite, In beiden Fällen gabelte sie sich in der mittleren Höhe zwischen 284 G. Duncker. solchen Rauheiten begleitet. Unter 6 Exemplare hatte eins aın Unterrande der L. lat. längs des ersten Drittels derselben eine Ctenoidschuppen- reihe; bei dem zweiten war sie im ersten Drittel an beiden Rändern von Dornen, im zweiten von Ctenoidschuppen eingefasst; bei dem dritten waren die ersten drei Fünftel an beiden Rändern mit Dornen, beim vierten mit Ctenoidschuppen besetzt; das fünfte zeigte schwache Ctenoidschuppen in den ersten zwei Dritteln ihrer Länge; beim sechsten endlich gingen gleiche Schuppen nur vom Kiemendeckel bis zum Hinter- rand der P. an ihr entlang, sonst war sie ihrer ganzen Länge nach nur von glatten Cykloidschuppen eingefasst. — Die L. lat. der blinden Seite ist fast immer ohne jede Rauhigkeiten; höchstens findet man schwache Ctenoidschuppen an ihr in der Ausdehnung, wie sie beim letztgenannten Exemplar für die Augenseite geschildert wurde. Sonstige Rauheiten, wenn überhaupt vorhanden, finden sich auf der Augenseite hauptsächlich am Hinterrand der Kiemenöffnung zwischen L. lat. und der Wurzel der P., sowie, wenn auch seltener, am Bauch zwischen den Wurzeln der P. und V. Dieselben können aus Dornen oder aus Ctenoidschuppen von sehr verschiedenem Entwicklungsgrade bestehen. — Die blinde Seite des Elbbutts ist meistens gänzlich glatt; sehr selten stehen einzelne Dornen oder ein schmaler Strich von Ctenoidschuppen längs des Hinterrandes der Kiemenöffnung zwischen der _L. lat. und der "Wurzel der’?. Am Kopf ist das Interessanteste die Kopfleiste der Augenseite, welche deutlich zeigt, einen wie wenig zuverlässigen Unterschied zwischen Pl. platessa und flesus gerade dieses Merkmal, trotzt seiner häufigen Anwendung als solcher, bildet!). Sie ragt selten stark hervor und ist entweder nach Art der der Scholle in glatte Abschnitte (meist 7) zerlegt, von denen der letzte, auf dem Hauptdeckel liegende der grösste und höchste ist und die Reihe der übrigen nicht genau verlängert, sondern etwas schräg zu ihr, wie auch zu der sie ver- längernden Seitenlinie, liegt, oder besteht, nach Art derjenigen der Kopfleiste und Rückenfirst und sandte den einen Ast zur Wurzel des vierten, den andern zur Wurzel des achten Strahles der D; bei dem einen Exemplar bildeten beide Gabel- äste, bei dem anderen nur der hintere einen stumpfen Winkel mit dem Stamm. Beide Exemplare werden in der Sammlung des zoologischen Instituts zu Kiel bewahrt. Aehnliche Missbildungen kommen auch bei Pl. platessa vor. !) Z. B. bei v. d. Borne, Möbius und Heincke. — Ganz anders verhält es sich mit der der blinden Seite. Diese ist bei beiden Flunderformen stets aus vielen sehr kleinen Knochenkörnchen zusammengesetzt, welche in einer oder mehreren Reihen stehen und fast immer von feinen, schwärzlichen Pigmentpünktchen durchsetzt sind (s. Text weiter unten), dagegen bildet sie bei der Scholle nur eine völlig glatte, sehr niedrige und kaum über die übrige blinde Fläche des Kopfes hervorragende, ungetheilte Linie, an welcher nie eine Spur von Pigment zu bemerken ist. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 285 Flunder, aus vielen aneinander gereihten Höckerchen. Häufig ver- einigt sie in ihren beiden Hälften auch beide Formen, indem die vordere Hälfte schollenartig, die hintere flunderartig gebildet sein oder das umgekehrte stattfinden kann, wobei in letzterem Falle stets der oben erwähnte, grössere Höcker und seine eigentümliche Richtung bestehen bleibt. Zwischen den Augen ist die Kopfleiste stets ganzrandig scharf, und meist auch ziemlich hoch; zuweilen finden sich an einem Abhang nach dem unteren Auge hin, sowie auf den nächstfolgenden Höckern, falls diese flunderartig gebildet sind, mehr oder weniger zahlreiche und starke Dornen oder Ctenoidschuppen; dieselben lassen aber das Hinterende der Kopfleiste stets frei. — Die Kopfleiste der blinden Seite verläuft ununterbrochen am Hinterende des Kiemendeckels in die L. lat. und besteht aus äusserst feinen und dichtstehenden Knochen- körnchen, welche in einer einfachen oder in mehreren parallelen, sehr dicht neben einander verlaufenden Reihen stehen; fast stets sind zahl- reiche feine schwarze Pigmentpünktchen an ihr zu bemerken. Zuweilen ist sie bei unserm Fisch noch etwas stärker ausgebildet, als bei der sonst rauheren Seeflunder. Die sonstige Kopfblindseite bleibt stets gänzlich glatt. — Auf der Augenseite ist die Schnauze nie, die Backen nur selten mit ver- einzelten Rauheiten (Ctenoidschuppen oder, seltener, kleinen Dornen) besetzt. Vor- und Hauptdeckel, sowie der Scheitel sind bisweilen, zumal bei jungen Thieren unter I5 cm Länge, glatt; sonst ist besonders der breite Rand des Vordeckels häufig mit Ctenoidschuppen oder Dornen besetzt, und zwar stets dichter, als die beiden anderen genannten Stellen. An dem Kopf desselben Thieres, ja sogar auf der gleichen Kopfregion können Ctenoidschuppen und Dornen neben einander auftreten. Man sieht, es ist hier, wie bei vielen anderen Merkmalen des Elbbutts, der individuellen Variabilität ein ausser- ordentlich grosser Spielraum gelassen. — Die Nasenöffnungen sind jederseits doppelt; auf der Augenseite liegt die vordere röhrenförmige gleich weit von beiden Augen entfernt und dicht am Rande des Oberkiefers; die hintere, welche ein häutiges, klappenartig verschliessbares Loch darstellt, liegt dicht oberhalb des unteren Auges. Die Nasenöffnungen der blinden Seite sind denen der augen- tragenden gleich gestaltet, liegen aber auf der Rückenfirst vor dem ersten Strahl der D. geradlinig hintereinander. — Längs des Unterkiefers befinden sich in der Haut an der blinden Seite 6, an der augentragenden 4Schleimgruben; an letzterer liegt eine fünfte auf der Einlenkungs- stelle des Unterkiefers in das Os quadratum. (Praeopercularast der L. lat.) Die Bezahnung in den Kiefern des Elbbutts stimmt der Gestalt der Zähne nach ziemlich mit der der Seeflunder überein, denn sie steht 286 G. Duncker. durch eine gewisse unregelmässige Kegelförmigkeit der schneidezahn- förmigen von Pl. platessa gegenüber. Dagegen ist der Unterschied Seeflunder: ı, Kieferzahn von der Aussenfläche; 2, derselbe von der schmalen Kante gesehen; 3. Aussenfläche des Unterkiefers der blinden Seite (ein Theil desselben). — s. Schmelzschicht, c. Cavität, z. vom Kiefer in den Zahn dringender Knochenzapfen. II. Dasselbe vom Elbbutt. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 287 in der Anordnung der Zähne ein auffälliger. Bei der Seeflunder stehen alle Zähne in annähernd gleicher Entfernung von und gleicher Richtung zu einander und bilden zusammen eine ziemlich fest geschlossen Reihe, wenn auch nicht so fest, wie bei der Scholle. Beim Elbbutt dagegen sind an einer Stelle eines Kiefers mehrere Zähne dicht zusammen- gewachsen; an einer anderen aber, durch eine weite Lücke von ihnen getrennt, steht ein einzelner, der von jenen in Grösse und Richtung sehr verschieden ist. Der geringe Gestaltsunterschied der Zähne beider Formen beruht darauf, dass erstens die stärkste Einschnürung des des Zahnes beim Elbbutt ungefähr in der Mitte der Zahnhöhe, bei der Seeflunder dagegen nahe über dem Kieferand liegt, dass ferner beim Elbbutt der Knochenzapfen ziemlieh spitz zuläuft, bei der Seeflunder dagegen breit abgestumpft ist (obgleich er bei beiden Formen un- gefähr die gleiche Höhe erreicht und von der gleichen Menge Zahn- schmelz umgeben ist, so dass der Zahn der letzteren breiter und fester, als der jenes erscheint) und endlich darauf, dass die den Gipfel des Knochenzapfens umgebende, nach aussen vom Zahnschmelz ab- geschlossene Cavität beim Elbbutt eine grössere Höhe und Ausdehnung erreicht, als bei der Seeflunder. (s. d. Figuren). — Die Schlundzähne sind denen der Seeflunder und der Scholle gleich (Gottsche p. 139 u. 149). Von den Eingeweiden der Bauchhöhle ist die röthlichgelbbraune Leber sehr gross, der Magen gestreckt, muskulös, innen mit starken Längsfalten versehen, der Darm sehr lang, vom Pyloricus bis zum After ungefähr gleich der Totallänge des Körpers, meistens sogar noch etwas länger. Seine Blindanhänge wechseln an Zahl und Stellung (0—3 von mir beobachtet, welche sich hauptsächlich am Pyloricus befanden; selten mündete ein einzelner ein wenig unterhalb desselben). — Der Inhalt des Magens und Darmes bestand, soweit er noch erkennbar war, aus den Schalen junger Unionen, schwarzgefaulten Holzstückchen sowie einem Brei von solchen, Sandkörnchen und zerbissenen Resten von Lumbriciden. In der Färbung unterscheidet sich der Elbbutt von der Seeflunder sehr: letztere ist einfach grau, oft mit bläulichem oder bräunlichen Hauch, auf den Flossen bisweilen, am Körper fast nie gefleckt. Der Elbbutt ist an der Augenseite auf hellolivgrauem Grund dunkelbraun gemarmelt!), selten mit grossen reingelben (nie rothgelben, wie Pl. platessa) Flecken gezeichnet. D. und A. sind an der Wurzel röthlichbraun, nach dem !) Diese dunkelbraune Marmorierung ist die veränderliche Farbe, mit welcher der Fisch sich seiner Umgebung anzupassen weiss; beim Absterben verschwindet sie. Die hellolivgraue Grundfarbe, sowie die gelben Flecken sind gänzlich unveränderlich, auch nach dem Tode, und können nur auf ganz reinem Sandgrund zum Schutze dienen, wie sich solcher wohl im Aquarium, schwerlich aber in der Elbe findet. 288 G. Duncker, Aussenrande zu allmählich weinroth, häufig mit grossen rothgelben Flecken versehen; die über die Flossenhaut hinausragenden Strahlen- spitzen sind weiss. P. von der Farbe der Augenseite, ohne gelbe Flecken; V. entweder ganz oder nur an den vorderen Stacheln wie die P. gefärbt, oder endlich ganz weiss. ÜC. ausser am weinrothen Aussenrand wie die übrige Augenseite dunkelbraun, aber ungefleckt. — Blinde Seite reinweiss, ausser an der Kopfleiste (cfr. p. 285); unpaare Flossen weinroth, paarige weiss (zuweilen jedoch ist die V. der blinden Seite gleich der der augentragenden gefärbt). Farbenvarietäten: Falls eine beiderseitige Färbung auftritt, was aver beim Elbbutt viel seltener vorkommt, als bei der Seeflunder, so findet man sie zunächst an der C.!), von wo sie sich dann bei den verschiedenen Individuen verschieden weit nach vorn ausdehnt. Ein- zelne dunkle Flecken auf der sonst weissen Blindseite habe ich beim Elbbutt erst einmal beobachtet, während sie bei der Seeflunder häufig vorkommen. Im naturhist. Museum zu Hamburg befindet sich ein Exemplar, welches nur auf der Augenseite des Kopfes gefärbt ist; sonst ist dasselbe reinweiss. Der Elbbutt wird regelmässig für den Verkauf in der Unterelbe von den Elbbrücken Hamburgs bis nach Brunsbüttel in Holstein ‚hinab gefangen; er findet sich daselbst auch in sämmtlichen Nebenarmen und im unteren Theil der einmündenden Flüsse. Unterhalb Brunsbüttels wird er von der Seeflunder rasch verdrängt. Er wandert nicht, und man findet ibn daher während des ganzen Jahres. Er nährt sich von kleinen Süsswassermuscheln, Würmern, nach Möbius und Heincke (Flundern im Süsswasser) auch von Insektenlarven, sowie von faulenden Pflanzenstoffen. An Schmarotzern fand ich im Darm regelmässig Echino- rhynchus proteus Westrumb in Exemplaren von durchschnittlich 10 bis ı2 mm Länge. Die Grösseren derselben ragten mit dem Rüssel und dem blasigen „Kopf“ (Bulla) häufig frei aus der Darmwand in die Leibes- höhle; der Hals war in der Darmwand und der orangegelbe Körper hing im Darmlumen. In der Leber und den Muskeln der blinden Seite des mehrfach erwähnten Riesenexemplars fand ich drei ca. 4 cm lange 2 einer Ichthyonema Diesing spec., vielleicht I. sanguineum 1) Dasselbe gilt für die Solea- und Rhombus-Arten, für Pl. platessa und für die Seeflunder; durch ihre ausnahmslose Wiederholung ist mir diese Erscheinung schon lange aufgefallen, ohne dass ich sie mir erklären kann. — Am schwersten scheint sich die Unterseite des Kopfes zu färben; dieselbe ist sogar bei einem sonst auf der blinden Seite vollständig ausgefärbten Exemplar von Pl, platessa (selbst die rothgelben Flecken fehlen nicht) rein weiss geblieben. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder, 289 Rudolphi? Sonstige Schmarotzer habe ich nicht bemerkt, habe aber auch nur wenig Aufmerksamkeit darauf verwandt. Die Laichzeit des Elbbutts dauert von November bis ins nächste Frühjahr. Schon im Oktober fand ich Thiere mit vollständig gereiften Geschlechtsprodukten!). Nach M. v. d. Borne sinken die befruchteten Eier der Flunder im süssen Wasser unter (sie schwimmen erst bei 1,78 °/, Salzgehalt). Herr Dr. G. Pfeffer, Custos am naturhist. Museum zu Hamburg, theilte mir freundlichst mit, dass der Elbbutt sich bereits in unmittelbarer Nähe Hamburgs, im Köhlbrand, fortpflanze und dass das Museum ganz junge Exemplare von dort besitze. — Ueber die Entwicklung der eben ausgeschlüpften Jungen bis zur Erreichung der unsymmetrischen Gestalt habe ich bis jetzt nichts erfahren können, hoffe aber im kommenden Frühjahr derartiges Material zu erhalten ; die kleinsten mir zu Gesicht gekommenen Exemplare, welche zwischen Stint in der Elbe gefangen waren, waren bereits unsymetrisch und massen 1,5 cm. Der Nutzen, den unser Fisch für die Hamburger Bevölkerung gewährt, ist recht beträchtlich, da sein Fleisch ebenso wohlschmeckend als billig ist. Dem der Seeflunder wird es allgemein vorgezogen und letztere daher fast nie an den Markt gebracht. — Da er nicht wandert und ungemein häufig ist, fehlt er zu keiner Zeit des Jahres am Markte und ist schon dadurch von Wichtigkeit. Der Elbbutt ist demnäch die Süsswasserform der Flunder und von dieser durch für eine Varietät völlig ausreichende Merkmale unter- scheiden. Wie so häufig Süss- und Brackwasservarietäten von im Salzwasser lebenden Arten?) stellt auch dies Thier eine geschlechts- reif gewordene Jugendform der Stammart?) dar, die sich von letzterer hauptsächlich durch geringere Grösse und geringere Ent- wicklung der Hautrauheit unterscheidet. Die Beobachtung M. Brauns, dass junge Pl. flesus von 2,5—3,5 cm Länge, welche bereits unsymmetrisch waren, sich massenhaft in dem !) Die Seeflunder dagegen laicht erst von Januar oder Februar bis Mai. Es ist dies ein weiteres Beispiel zu dem von Möbius und Heincke (p. 184) gefundenen Gesetz, dass Nordfische des Salzwassers (cf. zur Erklärung dieses Ausdrucks ]. c. p. 170) im Brack-» resp. Süsswasser ihre Laichzeit entweder beibehalten, oder, wie in unserem Falle, sich hier etwas früher fortpflanzen, als im Salzwasser. 2) cf. z. B. Gastrosteus aculeatus und pungitius L, var. trachurus und leiurus Cuv.! Gobius minutus L,. var. maior und minor (Heincke, die Gobiidae und Synguathidae der Ostsee nebst biologischen Bemerkungen. In: Troschels Archiv für Naturgeschichte, 1380, °P. 313). ?) Heincke, Gobiidae und Synguathidae p. 347. 290 -G. Dur :ker. Abflussgraben des Schmachter Sees am Strande bei Binz im Süsswasser fanden, sah ich an der Neustädter Bucht in dem des Hemmelsdorfer Sees bei Niendorf seit vielen Jahren und im letzten Sommer auch an der Kieler Bucht in dem vom Selenter See kommenden Graben, welcher zwischen Laboe und Stein mündet, vollauf bestätigt. Sämmtliche in den Gräben sowohl, wie auch am Strande im Seewasser gefundenen jungen Flundern von 1,5 bis zu 10 cm Länge aber waren, ausser an den Wurzeln der D. und A. sowie längs der L. lat, noch gänzlich glatt!), während ich aus keiner der beiden Buchten?) je dem Elbbutt gleichende erwachsene Flundern erhalten habe, sondern stets nur mit der oben kurz charakterisierten Seeflunder übereinstimmende. Es scheint mir dies ein ausreichender Beweis für die Richtigkeit meiner Auffassung von dem Verhältnis des Elbbutts zur Seeflunder zu sein. Zwischen diesen beiden Formen nun ist, wie wir oben sahen, einer der wesentlichsten Merkmals-Unterschiede die Beschuppung der Schwanzstielkanten, welche bei ersterer stets glatt, nur ausnahmsweise mit schwachen Rauhigkeiten besetzt, bei letzterer immer stark bedornt sind. Deshalb halte ich Kröyers oben erwähnten Vergleich für äusserst treffend und möchte vorschlagen, für die Bezeichnung der beiden Varietäten diejenige Cuviers für die des Stichlings anzuwenden, so dass der Artbegriff !) Die jungen Flundern sind zuerst, bis zu 2,5 cm Länge, gänzlich glatt; später bilden sich auf der Augenseite Rauhigkeiten an der L, lat, dann an den Wurzeln der 2 D. und A.; erst wenn sie länger, als Io cm, sind, wird ihre ganze Oberfläche mehr oder weniger rauh, und die bisher ungetheilte, ganzrandige Kopfleiste bildet sich zu ihrer späteren Gestalt aus. Als Ausgangspunkt für die Entwicklung sämmtlicher Hautrauhigkeiten kann man das Hinterende des Hauptdeckelwinkels annehmen, von wo sie sich anfänglich nur nach hinten, später auch nach vorne, zum Kopf und Vorderende des Rückens hin, ausdehnen. Aus diesen Umständen wird es auch verständlich, wenn beim ausgewachsenen Elbbutt so oft auf der Augenseite der vor dem Hinterrand des Kiemendeckels belegene Theil der Wurzel der D. und die Schwanzstielgegend, sowie die blinde Seite von Rauhig- keiten frei sind: der Fisch ist eben hinsichtlich seiner Beschuppung auf der Entwickelungs- stufe einer höchstens IO cm langen Seeflunder stehen geblieben. ?) Nach mündlicher Mittheilung im Kolleg des Herrn Professor Dr. K. Brandt zu Kiel beträgt der Salzgehalt der Kieler Bucht durchschnittlich 1,5—1,75 °/,, der der Neustädter Bucht 1,44°/.. — Durch die Güte des Herrn Dr. phil. Fr. Dahl, Privatdozent der Zoologie zu Kiel, welcher mir die Korrekturbogen seiner im Erscheinen begriffenen Arbeit „Untersuchungen über die Thierwelt der Unterelbe“ im 6. Jahresber. d. Komm. z. wissensch, Uonters. d. Dtsch. Meere HeftIIl p. 149) freundlichst zur Verfügung stellte, bin ich in den Stand gesetzt, auch für den uns interessierenden Theil der Unterelbe den durchschnittlichen Salzgehalt des Wassers anzugeben. Derselbe beträgt nach den Er- mittelungen Herrn Dr. Dahls (p. 152—153:! bei Hamburg 0,18 °/, und steigt bis Bruns- büttel auf ungefähr 0,49 °/,, bleibt also für gewöhnlich noch unter der Brackwassergrenze, (0,75°/,). Allerdings wechselt er ziemlich bedeutend sowohl in den verschiedenen Wasser schichten, wie auch mit stärkerer oder schwächerer Fluth und Ebbe. Der Elbbutt, eine Varietät der Flunder. 291 Pleuronectes flesus L. zerfällt in die var. trachurus = Seeflunder (Stammform), ungefähr gleich var. b Sandskrubbe Gottsche, genau übereinstimmend mit Kröyers Sandskrubbe und var. leiurus —= Elbbutt (Süsswasserform), ungefähr mit Gottsches var. a Mudderskrubbe, genau mit Kröyers Mudderskrubbe, bei letzterem auch Aaleflynder genannt, übereinstimmend). In den seltenen Exemplaren der letzteren Abart mit schwach rauhen Schwanzstielkanten würden wir endlich die beim Stichling so häufigen, als var. semiarmatus bezeichneten Uebergänge zur Stamm- form vertreten sehen. 1) Nachträglich ersehe ich aus der inzwischen erschienenen, oben citierten Arbeit Herrn Dr. Dahls, dass derselbe den Elbbutt ebenfalls als besondere Varietät der Flunder auffasst und kurz charakterisiert (]. c. p. 160, Nr. 7). 19 Ueber die Wirkungen kleiner Niveauveränderungen durch die atmosphärischen Niederschläge. Von G. Karsten. Es ist ein bei den Landleuten in dem Geschiebelande weit ver- breiteter Aberglaube, dass die Steine in der Erde wachsen. Weil nämlich auf einem von Steinen reingelesenen Acker doch immer wieder Steine zum Vorschein kommen, meint man die Steine müssen nach- gewachsen sein. Natürlich kommen die Steine nur durch die Bear- beitung des Ackers hervor, besonders auf etwas abschüssigem Terrain, weil die oben rein gelesene Erdschicht an andere Stellen transportirt wird und der noch steinreiche Untergrund allmälig zu Tage tritt. Ein solches scheinbares Herauswachsen der Steine wird aber auch durch die atmosphärischen Niederschläge und wieder besonders deutlich auf abschüssigem Boden hervorgebracht, wovon man sich bei jedem Spaziergange im hügligen Lande überzeugen kann. Unser Düsternbrooker Gehölz bietet eine gute Gelegenheit dar, nicht nur diese Wirkung der Niederschläge zu erkennen, sondern auch einen Anhalt für die Grösse der Wirkung zu gewinnen. Auf einem ziemlich abschüssigen Wege, den ich seit zehn Jahren im Sommer häufig begehe, fand ich, dass Steine, die zuerst nur eben an der Oberfläche sichtbar waren nach und nach immer höher hervor- ragten, wobei zugleich der Weg gegen das mit Bäumen besetzte Seiten- terrain immer tiefer eingeschnitten erschien. Eine Messung auf wie hoch sich die abgeschwemmte Schicht belaufen hat, liess sich hier nicht ausführen, weil bei der öfteren Aus- besserung des Weges, theils die hervorgekommenen Steine heraus- genommen wurden, theils der Weg wieder beschüttet wurde. 198 294 G. Karsten, Dagegen war eine andere Erscheinung zu solcher annähernden Messung geeignet. Man bemerkt nämlich an allen Bäumen eine mit dem Alter der- selben zunehmende Formenänderung des unteren Theiles derselben. Der Baum, welcher gepflanzt wird oder der aus dem Saamen auf- spriesst, ist mit seinem Stämmchen die Erdoberfläche in Walzenform durchbrechend. Die Wurzelansätze bleiben unterhalb der Erde und es bilden sich nicht etwa mit dem Alter aus dem Stamm oberhalb der Erde hervortretende Wurzeln. Wo mithin solche Wurzelansätze jetzt oberhalb der Erde vorkommen, ist für ihre Entstehung nur zweierlei möglich. Entweder ist eine Ursache vorhanden, die den Baum ganz allmälig aus dem Erdboden heraushebt, oder die Erde wird von der Oberfläche nach und nach um den Baum herum entfernt. Für das Erstere wird sich schwerlich ein Grund finden lassen; was für eine Kraft sollte es sein, welche mächtige Bäume mit ihrer weitgestreckten starken Bewurzelung aus der Erde herauszuheben ver- möchte? Das Zweite ist ein alltäglicher naturgemässer Process. Man sieht ja überall wie bei Regenfällen das feinere Material von der Höhe nach der Tiefe fortgeführt wird, die Sandbeschüttungen ab- schüssiger Wege befinden sich nach kürzerer oder längerer Zeit an den tieferen Stellen abgelagert. Dieser Process ist es auch, der die Bewurzelung der Bäume auf unserem Hügellande bloslegt und trotz der ganz unmerklichen Wirkung des einzelnen Regenfalles hat sich dieselbe nach längerer Zeit zu einer sehr merklichen verstärkt. Beim Messen des Abstandes der jetzigen Erdoberfläche bis zu dem Anfange des Stammes, wo derselbe eben anfängt walzenförmig zu werden, habe ich folgende Ergebnisse gefunden. In einer jungen auf abschüssigem Terrain vor etwa 30 Jahren angepflanzten Hölzung fand ich diesen Abstand zwischen 20 und 30 Centimetern schwankend, bei einzelnen Bäumen kamen Freilegungen der Wurzeln bis 40 Centi- meter vor. Auf grösseren wenig geneigten Flächen zeigen junge Bäume keine oder ganz geringe Freilegung, starke Bäume oft ziemlich bedeutende, was auf eine frühere, hüglichere Beschaffenheit des Terrains hinweist. Bei den stärksten im Düsternbrooker Holze auf geneigter Fläche stehenden Buchen ist der Abstand von der Oberfläche bis zur Walzen- form des Stammes 2 Meter gross und in einzelnen Fällen noch grösser. Das Alter dieser stärksten Bäume wird kaum auf höher als 200 Jahre geschätzt werden können. Dann würde im Durchschnitt die Abwaschung der Erdoberfläche in 200 Jahren 200 Centimeter, also im Jahre Ein Centimeter betragen. Dieselbe Zahl ergiebt auch un- gefähr die Abwaschung bei der erwähnten jungen Hölzung. Ueber die Wirkungen kleiner Niveauveränderungen, 295 Nun haben wir durchschnittlich in Kiel in jedem Jahre 148 Regen- und 28 Schneetage, zusammen 176 Tage mit Niederschlägen, welche 670 Millimeter Wasser bringen. Ein durchschnittlicher Niederschlag braucht also nur mit seinen }3,7 Millimetern Wasser 0,056 Millimeter Erdreich fortzuwaschen, um die Abwaschung von einem Centimeter im Jahr zu erklären, oder 66 Millimeter Niederschlagswasser müssten ı Milli- meter Erde fortschwemmen; man wird dies gewiss nicht für unwahr- scheinlich halten. Wenn dem so ist, dann ergeben! sich leicht einige Folgerungen. Zunächst sieht man, dass die unscheinbar vorschreitende Abspülung der Erde um die Bäume für diese mit der Zeit Nachtheile bringen muss. Nach der Bloslegung der Wurzeln entstehen Höhlungen zwischen diesen; am unteren Ende des nicht mehr ganz von dem Erdreich ein- geschlossenen Stammes beginnt ein Fäulnissprocess, der Baum geht früher zu Grunde, als es ohne die Bloslegung geschehen wäre. In einem parkartig gehaltenen Holze, wie dem Düsternbrooker, sollte man daher die Bäume, deren Wurzeln stärker freigelegt sind, rechtzeitig durch Anschüttungen gegen zu frühes Absterben schützen. Eine weitere Folgerung ergiebt sich, wenn man bedenkt, dass die kleinen Niveauänderungen durch die Niederschläge unablässig seit Jahrtausenden vor sich gegangen sind, mithin die Summation der viel- tausendfachen kleinen Wirkungen schliesslich einen recht grossen Antheil an der Umgestaltung der Form der Erdoberfläche darstellen. Wenn in 100 Jahren die Hügel unseres Alluvial- und Diluvial- bodens Ein Meter von den Niederschlägen abgetragen werden, so bedeutet dies von der Entstehungszeit der Hügel an gerechnet sehr bedeutende Abtragungen. Nehmen wir ganz willkührlich zwei Ent- stehungsepochen von 5000 und 10000 Jahren an, so würde für Erstere eine 50 Meter, für Letztere eine 100 Meter betragende Erniedrigung der Höhen stattgefunden haben. Die Abschwemmung des niederrieselnden Wassers trifft zunächst ' nur das feine, thonige, kalkige und feinsandige Material, welches in die Niederungen geführt wird. Kies und besonders grobe Gerölle und Steine werden sich zwar senken aber im Wesentlichen an Ort und Stelle bleiben, soweit sie nicht auf stark geneigtem Terrain nach der Freilegung abwärts rollen. Ich bringe hiermit in Zusammenhang die massenhafte Anhäufung von groben Geschieben in eng begrenzten Schichten. Sie sind der Bodensatz einer sehr hohen Ablagerung, aus welcher das feinere Material fortgeschlemmt worden ist. Sollte hier nicht auch der Schlüssel zu einem bisher noch nicht gelösten archäologischen Räthsel zu suchen sein? 296 G. Karsten. Ueber die Wirkungen kleiner Niveauveränderungen. Es sind öfter Geräthe, z. B. Steinwaffen und dergl. in Schichten, die offenbar keine Kulturbearbeitung zeigen und völlig unberührt scheinen, gefunden worden. Wie sind dieselben dorthin gelangt und darf man aus ihnen schliessen, dass Menschen zur Zeit der geo- logischen Bildung der Fundstätte gelebt haben? Das Gesagte giebt eine Erklärung dahin, dass ein solches Geräth von der Oberfläche aus sich durch Fortführung seiner Unterlage ge- senkt hat, und möglicherweise wieder durch Ueberlagerung von höheren Stellen fortgeschwemmten Materials bedeckt wurde. Wäre z.B. eine Steinaxt vor 2000 Jahren auf einem Hügelboden liegen geblieben, so würde sie sich jetzt 20 Meter unter ihrem ersten Ort befinden und könnte mit hohen Sand- und Lehmschichten bedeckt sein. Bei solchen Funden würde es zur Entscheidung der Frage sehr darauf ankommen, die Lage des Fundortes (ob an Abhängen oder in Niederungen), die Beschaffenheit des einschliessenden Materials (ob grobe Geröllschicht) und der Bedeckung (ob Sand und Lehm) fest- zustellen. So viel wie ich weiss, sind solche Funde besonders in Grand- und Mergelgruben vorgekommen, was wohl zur Unterstützung meiner Hypothese dient. Von der Benutzung der Naturkräfte. Von G. Karsten. Schon die ältesten Kulturvölker haben es verstanden, sich die Natur dienstbar zu machen. Ihre Bauwerke vor Allem, dann die Nachrichten über ihren Handel und ihre Technik beweisen es, dass die Gesetze der Mechanik ihnen sehr wohl bekannt waren, dass sie Hebel und Räderwerk, Walzen und Rollen zur Bewältigung grosser Lasten zu verwenden verstanden, und dass sie ausser der Thier- und Menschen- kraft, sich der Naturkräfte der Winde und des Wassers für die Schiff- fahrt und zum Betriebe der Mühlen aller Art zu bedienen gelernt hatten. Die Fortschritte, welche in Tausenden von Jahren in dieser Beziehung gemacht wurden, sind verhältnissmässig zu denen der beiden letzten Jahrhunderte, geringe. Allerdings sind unsere Maschinen handlicher und wirksamer, was damit zusammenhängt, dass wir einen ausgiebigen Gebrauch von den Metallen, besonders dem Eisen, machen, statt des Holzes der alten Mechaniker. Aber als prinzipielle Fortschritte wird nur Weniges zu nennen sein. Als wichtige für die mittelalterliche und moderne Kultur bedeutsame Apparate nenne ich ı. die Uhr, 2. den Bau grosser Segelschiffe, 3. die hydrauliche Presse. Die Erfindung der Uhr mit Schwere- oder elastischem Pendel gehört dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts an. Ohne sie wäre die grosse Schifffahrt der Jetztzeit unmöglich gewesen. Die Vervollkommnung der Segelschiffe und damit die ozeanische Schifffahrt steht ja als der Markstein da zur Bezeichnung der Zeit von der Verbindung aller Theile der Erde. Diehydraulischeoder Brahma’sche Presseisterst Ende desachtzehnten Jahrhunderts erfunden. Ohne sie hätte sich eine der wichtigsten Industrien, welche mit der gewaltigen Industrieentwickelung Englands in Beziehung steht, nicht entwickeln können: die Baumwollenindustrie. Denn die 298 G. Karsten. grössten Flotten hätten nicht Raum genug gehabt, die lose Wolle zu transportiren, während die von der hydraulischen Presse auf ein geringes Volumen verdichtete Baumwolle in den grössten Massen verschiffbar wurde. Die wichtigste Erfindungen des Mittelalters, die der Buchdrucker- kunst mit beweglichen Lettern, ist hier nicht zu nennen, weil bei ihr die Benutzung mechanischer Kräfte das Unwesentlichste ist). Die seit den ältesten Zeiten bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts im Ganzen nicht vermehrte Kenntniss der Naturkräfte und im Gegensatz hierzu die schnell erweiterten Kenntnisse spiegeln sich in gewissen Formen der Kulturentwickelung wieder. Zuerst sucht sich die Familie oder eine grössere Vereinigung den Wohnsitz aus, der Nahrung und Schutz liefert. (z. B. Pfahlbauten.) Lernte man den Wohnsitz überall sicher zu stellen, so konnten freiere Ansiedelungsorte gewählt werden und bei grösseren Gemein- schaften musste entscheidend werden: 1. leichte Verbindung des Wohn- sitzes nach Aussen, 2. gutes Trinkwasser, 3. gutes Baumaterial. Daher die sich immer weiter zu Städten entwickelnden Plätze wohl durch- gehend am Wasser liegen und an Baumaterial keinen Mangel hatten, sei es erst Holz, dann zu behauende oder zu formende Steine. Zur Herstellung aller Art von Bauten, zur Anfertigung der tausend- fältigen Verbrauchsgegenstände für die Ausführung der herrlichsten und grossartigsten Kunstgegenstände genügten die von Menschen- oder Thierkraft zu bewegenden Geräthe und Maschinen. Die mechanischen Maschinen aber schaffen uns keine Vermehrung unsrer Kräfte, sie helfen uns nur die gegebnen Menschen- oder Thierkräfte zur Regelung aller Gattungen von Bewegungen, Heben von Lasten, Transport von Wasser u. s. w. zu befähigen. Als Naturkräfte, welche man sich nutzbar zu machen wusste, kam nur das strömende Wasser und der Wind in Betracht. Diese Kräfte wurden ja auch im Alterthum und Mittelalter verwendet; Schifts- mühlen auf den grossen Strömen; Mühlräder in den schnellfliessenden kleinen Gewässern. Die Bewegung der Schiffe durch die Segel, der Betrieb von Windmühlen in freien Ebnen und auf Anhöhen, Alles dies wurde verwerthet, wenn auch mit sehr geringer Ausnutzung der Natur- kräfte. Ferner war die Benutzung dieser Naturkräfte an wenige Plätze gebunden; gerade an den grossen Wohnplätzen musste man zum Theil ihre Hülfe entbehren, z. B. die Wasserkraft der schnellfliessenden Bäche. 1) Die Luftschifffahrt, in welcher ein den früheren Zeiten unbekanntes Princip zur Geltung gekommen ist, kann noch nicht in Betracht kommen, weil sie noch nicht zu einer grösseren praktischen Bedeutung, herausgewachsen ist. Von der Benutzung der Naturkräfte. 299 Das Eigenthümliche des Gewerbebetriebes bis in das Ende des vorigen Jahrhunderts war daher der des Handwerks im Gegensatz zum Fabrikbetriebe. Als charakteristisch für das Letztere ist nicht die Massenherstellung zu nennen, sondern die Benutzung von Maschinen, die von Naturkräften betrieben, dieselbe Arbeit liefern, welche früher durch die Menschenhand, verstärkt etwa durch maschinelle Hülfen, liefern konnte. Zur fabrikmässigen Herstellung wird man nur Weniges aus den früheren Zeiten rechnen können, so umfänglich auch an manchen alten Kulturstätten die Herstellung vieler Dinge gewesen sein mag, 100 Töpfer, 100 Spinner, u. s. w. machen noch keine Thon- waarenfabrik, Spinnerei und Weberei aus. Es sind eben 100 Menschen- kräfte, die 100 Mal das leisten wie der Einzelne. In der Fabrik dagegen übernehmen leblose Wesen von einer Menschenkraft geleitet, die Arbeit von 100 Menschen. In diesem Sinne könnten die alten Wind- und Wassermühlen zum Mahlen des Getreides, im Gegensatz zu den Handmühlen, die Buchdruckerpresse im Gegensatz zu dem Abschreiber, als ein Anfang des Fabrikbetriebes genannt werden. Immerhin mussten dies Anfänge bleiben, weil für Betriebe, welche srössere Kräfte erfordern, solche nicht vorhanden waren. Dieser Zustand änderte sich, zwar nicht plötzlich, aber innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes dadurch, dass man die Wärme als Betriebskraft benutzen lernte. Rechnet man die ganze Zeit von der ersten unvollkommnen Dampfmaschine bis jetzt, so sind fast genau 200 Jahre verflossen. Allein die erste Maschine von Savery, Dionys Papin, Newcomen u. s. w. waren so mangelhaft und dienten nur so besondren Zwecken (Wasserhebung in Bergwerken) dass sie kaum als Fortschritte gegen die alte Technik erscheinen. In Wirklichkeit ist das Alter der wirksamen Dampfmachinen erst von 1768 zu datiren, in welchem Jahre James Watt seine erste, bewundernswürdig vollendete Dampfmaschine in Betrieb setzte. In Deutschland wurde die erste Maschine 1785 in Hettstadt im Mandsfeldischen, die zweite in Schönbeck benutzt. Welche Umwälzung hat in den verflossenen 124 Jahren diese Erfindung bewirkt! Für andere Dampfmaschinen ist zu merken, dass die ersten brauch- baren Hochdruckmaschinen etwa 1802 gebaut wurden, das erste Dampfschiff 1807, das erste Dampfschiff, welches den atlantischen Ozean kreuzte, 1819, das zweite folgte erst 1838. Die erste Lokomotive lief 1828. Die Kraft, welche durch die vorhandenen Dampfmaschinen der Menschheit neu zur Verfügnng gestellt ist, mag an einem Beispiel dar- gethan werden. In Preussen waren 1891 nach der Statistik 61 864 300 G. Karsten. Dampfmaschinen (ohne die der Kriegsmarine), mit 1 846411 sogenannten Pferdekräften vorhanden. Dies ist eine Kraft, welche der durchschnitt- lichen Arbeitskraft von zehn Stunden arbeitender rund 25 Millionen Arbeitern entspricht, da aber die Maschine nicht auszuruhen braucht, wenn sie nur Futter erhält, so ist in Wirklichkeit die Kraft 2,4 Mal grösser, also gleich der Arbeitskraft von rund 60 Millionen Arbeitern. Alle Dampfmaschinen der Welt geben nach einer Berechnung von Engel mehr Kraft, als sämmtliche Bewohner der Welt, zu 1400 Millionen angeschlagen, liefern könnten! Mit dieser riesigen Vermehrung der Kraft ging Hand in Hand die Entwickelung der Mechanik, um die Kraft nutzbar zu machen, Spinnereien und Webereien, Maschinenbau, Maschinendruck, Papier- fabrikation und wie die Zweige alle heissen, produzirten ungeheure Massen von Waaren, zu deren Herstellung ebenso ungeheure Roh- materialien aus allen Ländern zusammengetragen werden mussten. Es ist kaum auszusprechen, um ein wie Vielfaches dieser Verkehr Alles übertriftt, was vor der Zeit der Dampfmaschinen darin vorkam. Ein Eisenbahnzug von 100 Wagen zu je 200 Ztr. Tragfähigkeit kann eine Million Kilogramm oder 20000 Ztr. Waaren schleppen, was mehr als ein Dutzend der grössten Karawanenzüge nicht vermöchte. Unsere grossen Seedampfer von 10000 Reg.-T. Tragfähigkeit können die Ladung von 20 solchen Eisenbahnzügen transportiren. Und was die Menschenbewegung betrifft, so sind die gewaltigsten Völkerwanderun- gen unbedeutend gegen die Wanderungen, welche jedes Jahr durch Schifffahrt und Eisenbahn sich ereignen. Wie sich der Verkehr mit der Dampfschifffahrt vermehrte, zeigt z. B. Hamburg. Dasselbe hatte 1815 einen eingehenden Schiffsverkehr von 144000 Reg.-T.,‘ 1891 von 5766000 Reg.-T., 36mal so viel in 76 Jahren! Vor Allem aber ist der soziale Einfluss, den die entdeckte Ver- werthung der Naturkraft ausgeübt hat, ein unendlich tiefer. Die billige Herstellung einer Menge von Lebensbedürfnissen, der leichte und ge- sicherte Austausch der Naturprodukte aller Länder, haben die Lebens- haltung der Kulturvölker unendlich gesteigert. Der kleine Handwerker oder Landmann leben in behaglicherer Wohnung, in Zimmern mit guter Heizung, bei guter Beleuchtung, wohlgekleidet, Alles besser als im Mittelalter wohl manch’ stolzer Ritter und Herr. Periodische Hun- gersnoth kann die Menschheit im grösseren Umfange nur da noch treffen, wo unglaubliche Misswirthschaft herrscht, wie in Russland. An den geistigen Schätzen kann Jeder einen Antheil haben, wenn er dar- nach sucht. Selbst der Schmuck des Lebens ist dem Armen nicht ganz unzugänglich. Von der Benutzung der Naturkräfte. 301 Durch die Dampfmaschine, ich will nicht sagen allein, denn es mussten zahlreiche andere Erfindungen hinzutreten, aber durch ihre Vermittelung, ist die Befriedigung der Bedürfnisse und Genüsse demo- kratisirt worden, ist der Gegensatz zwischen Klassen, die ein Monopol auf geistige Bildung und leibliches Wohlsein hatten, und solchen, die zur Unbildung und Genusslosigkeit verdammt waren, zwar nicht aus- geglichen, aber aus einem qualitativen in einen quantitativen umge- wandelt. Die gewaltige Naturkraft der Wärme, die wir benutzen lernten, trägt aber einen ganz andern Charakter, als die noch viel gewaltigeren der Luft- und Wasserbewegung, die man seit Alters her kannte, aber nur mangelhaft zu verwerthen verstand. Die Wärme müssen wir den während unzählbaren Tausenden von Jahren in der Erde aufgespeicherten Schätzen, den Kohlen, ent- nehmen. Indem wir sie in der Dampfmaschine verbrennen, erzeugen wir Kraft, vernichten aber zugleich den Spender der Kraft. Ferner, die mineralische Kohle, denn auf diese kommt es allein an, findet sich nicht überall. Sie hat sodann gegenüber der alten Be- nutzung des Windes und der Wasserläufe den Vorzug, dass wir sie verschicken können. Was das Erstere, den Verbrauch der Kohle anbetrifft, so hat die sich unablässig steigernde Masse der jährlich verbrauchten Kohle schon länger besorgte Blicke in die Zukunft thun lassen. Wie solle es werden, wenn die Kohlenschätze der Natur verbraucht seien? Nun ist zwar diese Sorge keine dringende, denn für etliche Jahrhunderte werden die schon jetzt bekannten Kohlenlager noch ausreichen, auch ist die Auffindung neuer Lager zu erwarten. Immerhin darf man sagen, innerhalb einer Zeit, welche sicher kleiner ist, als die historische Zeit des Menschengeschlechtes, werden die: Kohlen verbraucht sein, und würde kein Ersatz gefunden werden, so müssse eine radikale Umwälzung im Leben der Menschen eintreten. Was die zweite Eigenthümlichkeit des Vorkommens der Kohlen betrifft, das Vorkommen an einzelnen Theilen der Erde, so ist es diese, welche von entscheidender Bedeutung für die Art des Gewerbebetriebes wurde. Allerdings ist ja die Kohle transportirbar, und könnte somit die Wärmekraft an allen Orten ausgenutzt werden. Es ist aber klar, dass I. die Gegenden in der nächsten Nähe der Kohlenlager, 2. solche Orte, zu denen sich die Verschickung billig bewerkstelligen lässt, einen grossen ‚Vorzug besitzen. Dasselbe wird der Fall sein für solche Ge- werbetreibende, die, mit grossen Mitteln arbeitend, sich durch Massen- ankäufe das wichtige Kohlenmaterial billiger beschaffen können. 302 G. Karsten. Dadurch bildeten sich einerseits die grossen Mittelpunkte der Industrie, andererseits die grossen Fabrikanlagen geldkräftiger Unter- nehmer. Der kleine Gewerbetreibende konnte den Wettbewerb mit dem Fabrikanten gleicher, durch Maschinen herstellbarer Waare nicht bestehen, weil er sich nicht wie jener eine billige Arbeitskraft zu ver- schaffen vermochte. Gegen diesen Rückgang des Kleingewerbes würde dasselbe nur eine Hülfe erhalten können, nämlich wenn es in den Besitz einer der Grösse seines Geschäftes entsprechenden Arbeitskraft ebenso wohlfeil gelangen könnte, wie der Grossindustrielle. Während so die Dampfmaschine tief eingreifende Aenderungen in den sozialen Verhältnissen hervorrief, die nach den beiden ange- deuteten Richtungen zu Sorgen und Bedenken Anlass geben mussten, wuchs allmählich eine neue, junge Naturkraft heran, welche ausser den Wunderthaten, die sie schon bis jetzt verrichtet hat, auch dazu berufen scheint, dem Gewerbsleben neue Hülfe zuzuführen und die Besorgniss eines künftigen Kraftmangels wegen Verbrauchs der vor- handenen Kohlen sehr zu mildern. Dies ist die Elektrizität. Die, Kenntniss dieser Naturkraft gehört ja, abgesehen von der Richtkraft der Magnetnadel und der durch Reibung zu STAU UEN Anziehungskraft durchaus der neuesten Zeit an. Die schnell aufeinander folgenden Entdeckungen neuer Elektrizi- tätsquellen führten nicht sogleich zu praktischen Anwendungen. Alex- ander Volta’s Säule 1800, Oersted’s Entdeckung (1820) von der Wir- kung eines elektrischen Stromes auf den Magneten, Amperes grund- legende Erklärung der Wechselbeziehungen zwischen Magneten und Strömen (1820), Arago’s Anleitung starke Elektromagnete zu machen, Faraday's Entdeckung der Induktion (1831) blieben vorerst noch Gegenstände des Studiums der Gelehrten. Geniale Vorschläge die Elektrizität nutzbar zu machen, besonders Sömmering’s und Schweigger's Telegraphenvorschläge, konnten noch nicht zur Ausführung kommen. Gauss’s und Wilh. Weber’s Telegraph zur Verbindung zweier wissen- schaftlichen Institute in Göttingen (1833) bezeichnet den kleinen Anfang einer Verwendung elektrischer Kraft, welche dann schnell zu ungeahntem Erfolge führte. Die elektrische Telegraphie wurde für allgemeine Anwendung durch Steinheil’s Entdeckung von der Leitungsfähigkeit der Erde (1839) ermöglicht und nun folgten schnell die Erfindungen neuer und immer schneller und sicherer arbeitender Apparate. In wenig mehr als 50 Jahren hat sich die märchenhafte Erfindung die Welt erobert. In der That märchenhaft ist es, wenn die Menschen sich auf hunderte von Meilen fast ohne Zeitverlust, schneller als die Erde sich dreht, mit Von der Benutzung der Naturkräfte, 303 einander verständlich machen können. Fast noch mehr dem Phantasie- reiche des Märchens scheint die seit 17 Jahren bekannte Telephonie und Mikrophonie anzugehören, welche der Menschenstimme gestattet, sich auf 50 Meilen weit verständlich zu machen. Dass die elektrische Kraft in den Telegraphen und Telephonen auch einen Kraftzuwachs für die Menschheit bedeutet, braucht nicht ausgeführt zu werden. Zeitgewinn ist nicht nur Geldgewinn, sondern auch Arbeitsgewinn. Aber die wundervolle Verwendung der schnellen Fortpflanzung der Elektrizität gab nicht zugleich die Lösung des Problems, die Grösse der elektrischen Kraft zu verwerthen. Denn Telegraph und Telephon bedürfen nur sehr kleiner mechanischer Kräfte. Und doch hatte die Entdeckung, dass mittelst elektrischer Ströme Magneten ungeheure Anziehungskraft verliehen werden könne, es nahe gelegt, solche Kräfte nun auch mechanisch zu verwerthen. Die Her- stellung elektromagnetischer Kraftmaschinen wollte nicht gelingen. Zwei Erfindungen sind es vornehmlich, welche die Lösung brachten. Nachdem schon bald nach der Entdeckung der Induktion durch Faraday elektro-magnetische Maschinen erfunden wurden, die erste von Pixii 1832, solche Maschinen auch vielfach verbessert wurden, gelang es doch nicht, dieselben so einzurichten, dass sie einen stets in derselben Richtung fliessenden Strom (Gleichstrom) hervorbrachten. Dies gelang erst einem Modelltischler einer belgischen Maschinenfabrik, Gramme, der im Jahre 1871 eine praktische Ausführung einer von Pacinotti an- gegebenen elektrischen Maschine, in dem nach ihm benannten Gramme- schen Ring, erdachte. In dieser Maschine wird durch mechanische Arbeit (Handarbeit oder Dampfmaschine) ein mit Drahtwindungen um- wickelter Ring so zwischen den Polen kräftiger Elektromagnete gedreht, dass die in den Drahtwindungen inducirten Ströme sich zu einem einzigen gleichlaufenden vereinigen. Diese Maschine kam indessen erst zur wahren Geltung durch eine andere, von W. Siemens 1867 herrührende, Erfindung, wodurch die Gramme’sche Maschine in die heutige sogen. Dynamomaschine verwandelt wurde. Da nun in der Dynamomaschine der elektrische Strom nur dadurch erzeugt werden kann, dass die Maschine durch irgend eine schon vorhandene Kraft, thierische oder Dampf- oder Wasserkraft u. s. w., in Bewegung gesetzt wird, so könnte es scheinen, als ob dieses Hervorbringen elektrischer Kraft keinen Vortheil darbiete. Denn bei der Umwandlung einer Kraftform in eine andere geht immer Kraft verloren. Die Kraft eines elektrischen Stromes muss kleiner sein als die ihn erzeugende Kraft. Wenn man also Kraft verliert, sobald man 304 G. Karsten. die Wärme in der Dampfmaschine benutzt, um elektrische Ströme der Dynamomaschine zu erhalten, so würde es thöricht sein, eine solche Kraftverwendung vorzunehmen, es sei denn, dass hiermit andere Vor- theile erzielt werden können. Dies aber ist in der That der Fall. Schon jetzt lassen sich einige derartige in der Praxis bewährte Vortheile angeben und die hierbei gemachten Erfahrungen berechtigen uns, es nicht mehr als phantastische Träumerei zu betrachten, wenn gesagt wird, dass die elektrische Kraft die bisher benutzte Naturkraft der Wärme in Zukunft grösstentheils ersetzen wird. Dies beruht auf folgenden Umständen. Um mit einer, von einer Naturkraft: Wärme, Wind, Wasserbewegung, betriebenen Maschine (Kraftmaschine) eine andere Maschine, die ihre besonderen Leistungen vollzieht, etwa Spinnen, Weben, Drucken u. s. w. (Arbeitsmaschine), in Bewegung zu setzen, müssen die beiden Maschinen mit einer die Bewegung übertragenden Vorrichtung (Transmission) untereinander verbunden sein. Solche Transmissionen durch Axen, Treibriemen u. s. f. lassen sich nur auf ganz geringe Entfernung wirksam herstellen. Mit anderen Worten, die Arbeitsmaschine ist mit der sie treibenden Kraft- maschine, also auch mit der diese treibenden Naturkraft, an denselben Ort gebunden. Nicht so die elektrische Kraft. Der elektrische Strom, der in der Dyanomaschine etwa mit Dampfkraft erzeugt war, ist durch Draht- leitungen nach weit entfernten Orten verschickbar, kann dort eine zweite Dyanomaschine als Kraftmaschine treiben, welche dann beliebige andere Arbeitsmaschinen in Bewegung setzt. Die Fortleitungsfähigkeit elektrischer Kraft auf grössere Entfernungen ist der erste Vorzug derselben. Der zweite Vorzug besteht darin, dass eine vorhandene grosse elektrische Kraft ohne erhebliche Verluste in viele kleine gespalten werden kann. dGesetzt, wir hätten von dem Sitze einer Naturkraft, etwa einem Wasserfalle, aus, einen elektrischen Strom von 200 Pferde- kräften Stärke nach einem Orte versendet, so könnten wir an diesem Orte entweder in einer Fabrik Maschinen mit der ganzen Kraft, oder in 200 kleinen Werkstätten Maschinen von je einer Pferdekraft in Betrieb setzen. Die elektrische Kraft würde wirthschaftlich dann sehr abweichend von der Wärmekraft der Kohlen wirken. Diese begünstigt die grossen Betriebe, jene giebt jedem Betriebe, ob gross oder klein, zu gleichen Bedingungen die von ihm benöthigte Kraft. Ein dritter Vorzug der elektrischen Kraft liegt in den charak- teristischen Wirkungen des elektrischen Stromes, die uns unmittelbar Erzeugnisse liefern, welche wir auf andere Weise gar nicht, oder nur Von der Benutzung der Naturkräfte. 305 auf Umwegen erhalten können. Dahin gehört: ı. die Erzeugung des elektrischen Lichtes, welche schon jetzt, in den ersten Anfängen be- griffen, mit dem aus Kohlengasen bereiteten Lichte in Wettbewerb tritt. 2. Die direkte Wärmeerzeugung, deren Verwendung in der Praxis zwar vorläufig erst noch unerheblich ist, aber sicher von Be- deutung werden wird. 3. Die chemischen Wirkungen des Stromes, die schon zu bedeutenden Anwendungen geführt haben; es braucht nur an die fabrikmässige Darstellung des Aluminiums in der Fabrik zu Neuhausen am Rheinfall erinnert zu werden. Diese Fabrik ent- nimmt dem Rheinfall zum Betriebe von Turbinen 2100 Pferdekräfte und erzeugt durch Dynamomaschinen täglich 1000 Kilogramm Aluminium. Bei den chemischen Wirkungen ist aber eine noch besonders hervor- zuheben, welche einen vierten Vorzug der elektrischen Kraft be- gründet. Diese von J. W. Ritter in München schon 1803 entdeckte, aber erst in neuester Zeit für die praktische Verwerthung reif gewordene chemische Wirkung des elektrischen Stromes besteht in Folgendem : Die vom Strom erzeugten Zersetzungsprodukte des Wassers, indem sie sich auf zwei getrennten gleichartigen Metallflächen ablagern, verwandeln diese in elektrisch entgegengesetzte Substanzen, sodass die- selben dann wie die verschiedenen Metalle eines galvanischen Elementes wieder zur Stromerzeugung benutzt werden können. Ritter nannte solche durch Elektrolyse (elektrische Zersetzung) elektrisch wirksam gemachte Platten eine Ladungssäule, heut heissen sie Accumulatoren. Man kann diese Apparate als Magazine bezeichnen, in denen man elektrische Kraft aufspeichert, um sie später zu beliebiger Zeit zu ver- wenden. Etwas Aehnliches machen wir ja auch mit anderen Natur- kräften. Wir heben ein Gewicht, oder spannen eine Feder, um dann die Schwerkraft oder die elastische Kraft ganz allmählich ihre Wirkungen ausüben zu lassen, z. B. an unseren Uhren. Die Aufspeicherung der Elektrizität aber setzt uns in den Stand, nicht nur sehr grosse Kräfte anzusammeln, sondern auch die aufgespeicherte Kraft zu transportiren, an anderen Orten zu benutzen und alle dem elektrischen Strome eigenthümlichen Wirkungen hervorzurufen. Die Accumulatoren haben daher auch bereits sehr bedeutende Anwendung gefunden. Namentlich wird die elektrische Beleuchtung vielfach nicht unmittelbar durch den Strom der Dynamomaschine, sondern durch eine von dieser geladene Accumulatoren-Batterie erzielt. So werden in Dänemark die Eisen- bahnzüge beleuchtet. Aber auch zum Betriebe von Maschinen, u. A. zur Fortbewegung von Wagen auf Schienenwegen, haben diese Apparate bereits Ver- wendung gefunden, und sie müssen unzweifelhaft als elektrische Vorrich- 306 G. Karsten. tungen bezeichnet werden, die bei der nützlichen Verwerthung der Elektrizität eine sehr bedeutende Rolle spielen werden. !) Endlich als fünfter Vorzug der elektrischen Kraft ist zu erwähnen, dass sie durch Naturkräfte gewonnen wird, welche nicht wie die Wärme der Kohlen dadurch für uns vernichtet werden. Die Winde und das in Stromläufen, Wasserfällen, in der Ebbe und Fluth bewegte Wasser sind Kraftquellen unermesslicher Grösse, von denen bisher nur ein winziger Bruchteil Verwendung fand, deren Ausnutzbarkeit in grösstem Maassstabe durch ihre Umwandlung in Elektrizität uns jetzt nahe gelegt ist. Welche Kräfte in den genannten Quellen verborgen sind, mag ein Zahlenbeispiel zeigen. Wir nennen eine Pferdekraft eine solche, welche in der Stunde 75 Kilogramm ı Meter, oder 25 Kilogramm 3 Meter oder allgemein ein Produkt von Kilogramm und Meter, welches 75 beträgt, zu heben vermag. Der Hauptfall des Niagara lässt in runden Ziffern während einer Stunde Eine Million Dreimal Hunderttausend Kubikmeter Wasser fünfzig Meter tief fallen. Dies sind etwa 240 000 Pferdekräfte. Diese Kraft entspricht also ungefähr dem achten Theile derjenigen, welche alle 1891 in Preussen vorhandenen Dampfmaschinen liefern können. Allein die in den Wasserfällen der Erde enthaltene Kraft ist daher sicher sehr viel grösser, als diejenige sämmtlich jetzt vorhandener Kraftmaschinen. Dass aber diese Wasserkraft sich in der That in der Form des elektrischen Stromes nutzbar machen lässt, und zwar mit all’ den Vor- theilen, welche gerade die elektrische Kraft darbietet, das ist bereits an zahlreichen Orten bewiesen, an denen Wasserfälle zur Herstellung von Beleuchtungsanlagen benutzt sind. Besonders aber ist der merk- würdige Versuch wichtig, welcher bei Gelegenheit der elektrischen Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891 ausgeführt wurde. Von diesem ist nacher die Rede. 1) Es mag hier auf eine kleine Schrift verwiesen werden, welche als Uebersetzung aus dem Holländischen 1866 in Weimar erschien. Dieselbe wird dem verstorbenen Physiologen Donders zugeschrieben und ist betitelt: Anno 2066. In dieser satirischen Schrift kommt folgender Zukunftsraum aus dem Jahre 2066 vor. Der 2066 wieder auf- gelebte Dr. Dioskorides sieht in einer Strasse einen Wagen, auf welchem schwarz an- gestrichene Zylinder stehen, scheinbar ohne eine bewegende Kraft fahren. Der den Doktor begleitende und ihn belehrende Baco erklärt ihm, dass die schwarzen Zylinder Energeia- theken (Kraftbewahrer) seien, von solchen werde auch der Wagen bewegt. Solche Energeiatheken verwende man in allen Häusern, hebe Lasten in höhere Stockwerke, oder benutze sie um Schmieden, Drechslern und andern kleinen Fabrikanten dienstbar zu sein. Für grosse Fabriken wären dergleichen Energeiatheken viel vollkommener und kräftiger. Es gäbe grosse Fabriken zur Herstellung derselben, von denen viele im Gebirge dazu die Kraft des fallenden Wassers, andere in der Ebene die Kraft des Windes benutzten. Diese prophetische Vision ist fast 200 Jahre früher verwirklicht worden als der Dr. Dios- korides erträumte, Von der Benutzung der Naturkräfte, 307 So gross nun aber auch die aus den Wasserfällen zu entnehmende Kraft ist, so bildet sie doch nur einen kleinen Theil der Gesammtkraft, welche in den vorher genannten Bewegungsgrössen enthalten ist. Da wäre zunächst noch das schnell fliessende Wasser in Strömen und Bächen zu nennen, so weit es nicht schon jetzt zum Betriebe von Mühlen in Anspruch genommen ist. Viel wichtiger aber muss die Ausnutzung des Windes erscheinen. Die Luftbewegung der Atmosphäre stellt nicht nur eine grosse Kraft- grösse dar, sondern ihre Verwerthung würde, weil Winde auf der ganzen Erdoberfläche wehen, überall möglich sein. Die bisher angestellten Versuche elektrische Ströme aus Dynamomaschinen durch Windmühlen zu erzeugen, haben noch kein praktisches Resultat gehabt. Die Haupt- schwierigkeit beruht wohl auf der Ungleichmässigkeit des Windes nach Richtung und Stärke. Es kann indessen keinem Zweifel unterliegen, dass solche technische Schwierigkeiten überwunden werden, vielleicht auf dem Wege, dass mit den von den Winden getriebenen Dynamo- maschinen Akkumulatoren geladen werden. Noch bleibt dann die allergrösste Naturkraft zur Reserve für unsere Nachkommen. Der freundliche Begleiter unserer Erde, der Mond, hebt und senkt täglich zwei Mal im Ozean Wassermassen, die nicht nach Kubikmetern, sondern Kubikmeilen zu bemessen sind. Die Grösse der Kraft, welche in dem zur Fluthzeit gehobenen und zur Ebbezeit fallenden Wasser enthalten ist, etwa nach Pferdekräften anzugeben, würde lächerlich sein, eine für die Vorstellung umfassbare Ziffer ergeben. Dass die Ausnutzung solcher Kraft möglich wäre, ist nicht zu bezweifeln. Beispielsweise würden Wassermassen, die von der Fluth in höhere Bassins geführt und zur Ebbezeit aus ihnen abgelassen werden, um durch ihr Abströmen Dynamomaschinen zu treiben, eine derartige Verwerthung andeuten. In der That sind auch nach dieser Richtung hin Versuche gemacht worden, die aus ähnlichen Gründen wie bei der Windkraft noch kein praktisches Ergebniss lieferten. Lassen wir aber einstweilen die beiden letzten Naturkräfte, Wind und Fluth aus dem Spiele, weil heut ihre praktische Verwerthbarkeit noch nicht nachgewiesen ist, so steht doch schon so viel fest; 1. Durch Wasserkräfte sind elektrische Ströme grosser mechanischer Leistungs- fähigkeit zu erzeugen. 2. Die Kraft dieser Ströme lässt sich auf viele Meilen weite Entfernungen auf Maschinen übertragen. Letzteres, die Uebertragbarkeit, gilt selbstverständlich auch für den Fall, dass die elektrischen Ströme nicht durch Wasserkraft, sondern durch irgend eine andere Kraft, z, B. die Dampfmaschine erzeugt sind. Wegen der grossen Bedeutung, welche diese Erfahrungen auf die Entwickelung unseres ganzen wirthschaftlichen Lebens haben werden, 20 308 G. Karsten. soll der Versuch gemacht werden, die Richtigkeit derselben an dem grossartigen Experimente der elektrischen Kraftübertragung zwischen Lauffen und Frankfurt a.M. nachzuweisen, so gut dies mit dem blossen Worte, ohne Zuhülfenahme von Zeichnungen und Experimenten möglich ist. ') Die Aufgabe, welche gelöst werden sollte, bestand in Folgendem. Eine Fabrik in Lauffen am Neckar bezieht aus dem Strome eine Wasser - kraft von 1500 Pferdekräften, durch welche mächtige Turbinen bewegt werden. Die Kraft einer solchen Turbine, dreihundert Pferdekräfte betragend, wurde für die Anstellung des elektrischen Experiments zur Verfügung gestellt. Diese Kraft sollte als elektrischer Strom auf die Entfernung von Einhundert fünfundsiebenzig Kilometer (Fünfundzwanzig Meilen) nach Frankfurt a. M. geleitet werden, um dort mit möglichst geringem Kraftverluste Maschinen zu treiben. Um die technischen Schwierigkeiten dieser Aufgabe übersehen und den grossen Fortschritt der Elektrotechnik würdigen zu können, müssen nun einige Bemerkungen über den elektrischen Strom voraus- geschickt werden. | Wir können in zweierlei Beziehungen entgegengesetzt beschaffene elektrische Ströme herstellen. Erstens können dieselben die Eigenschaft haben, entweder immer in derselben Richtung zu fliessen (Gleichstrom) oder in äusserst kurzen Zwischenräumen ihre Richtung umzukehren (Wechselstrom). Zweitens können die Ströme entweder Hindernisse, die sich ihrer Fortleitung widersetzen, leicht überwinden (hochgespannte Ströme) oder es ist das Gegenteil der Fall (Ströme niederer Spannung). Gleichströme liefert z. B. eine galvanische Batterie, oder Akku- mulatoren; Wechselströme, ein elektrischer Induktionsapparat oder die Leydener-Flasche. Dynamomaschinen können für Gleich- und Wechsel- strom eingerichtet werden. Die Wechselströme sind Ströme hoher, die Gleichströme niederer Spannung. Gleichströme sind es vornehmlich, welche wir zum Kraft- betriebe brauchen. Hieraus ergiebt sich nun eine eigenthümliche Schwierigkeit für Fortleitung der elektrischen Kraft in grössere Ent- fernungen. Gleichströme, die wir gern von dem Ort der Erzeugung nach einem entfernten Orte überleiten möchten, verlangen, um nicht allzuviel von ihrer Kraft zu verlieren, dass man ihnen einen Weg darbietet, der keine grossen Hindernisse bereitet. Das Mittel hierzu würde sein, 1) Bei Abhaltung des Vortrages wurde das nun Folgende durch Experimente über die verschiedenen Formen des Stromes, die Uebertragung desselben und die Umsetzung hochgespannter Wechselströme"in niedrig gespannte Gleichströme und umgekehrt erläutert, Die Benutzung der Naturkräfte. 309 dass man die Verbindung zwischen beiden Orten durch Drähte von gut leitendem Metall, z.B. Kupfer, und von grossem Querschnitt herstellt. Dies verursacht aber bedeutende Kosten, welche schon bei mässigen Entfernungen die Uebertragung der Kraft unrentabel machen würde. Sollten z. B. Gleichströme mässiger Spannung von Lauffen nach Frankfurt verschickt werden, ohne mehr als ein Zehntel ihrer Kraft zu verlieren, so ergiebt die Rechnung, dass dazu eine zylindrische Kupfermasse von mehr als einem Meter Dicke hätte angewendet werden müssen. So geht es also nicht. Nun könnte man einen Wechselstrom verschicken, der wegen seiner hohen Spannung keinen so bequemen Weg braucht. Aber mit dem Wechselstrom ist uns nicht gedient. Aus diesem Dilemma half eine Erfindung, deren Grundzüge etwa 1882 von Ferrari angegeben wurden und die zuerst im Grossen bei dem Frankfurter Experimente in Anwendung gebracht wurde. Diese Erfindung setzt uns in den Stand, durch besondere Zwischenapparate, deren Einrichtung hier nicht genauer erklärt werden kann, einen Gleich- strom in einen hochgespannten Strom und umgekehrt diesen wieder in einen Gleichstrom zu verwandeln. Diese Zwischenmaschinen nennt man Transformatoren und rechnet, dass ungefähr 4°/, der Kraft durch jede solche Umwandlung verloren geht. Nun konnte das Experiment in folgender Weise vor sich gehen. Die dreihundert Pferdekräfte des Neckar treiben eine Turbine, diese eine Dynamomaschine, welche mächtigen Gleichstrom liefert. Der Gleichstrom wird, bevor er Lauffen verlässt, in einen hochgespannten Strom verwandelt. Dieser durchläuft die wohl isolirten Drahtleitungen (drei Kupferdrähte jeder fünf Milimeter dick) bis nach Frankfurt, dort wird er wieder in einen Gleichstrom verwandelt und dient nun dort um über tausend Glühlampen leuchten zu lassen, Wasser zu haben, welches dann wieder als Wasserfall herunter stürzt u. s. w. Das Experiment war gelungen, die Unternehmer für dasselbe: die allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin und die Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich haben sich das grosse Verdienst erworben die Uebertragbarkeit beträglicher elektrischer Kräfte durch Leitungen nach- gewiesen zu haben. Nörgler haben zwar allerhand an dem Experimente auszusetzen gehabt. Bald sollte die Uebertragung des Stromes unsicher sein und keinen stetigen Betrieb gestatten. Bald sollte zu viel Kraft verloren gehen. Man muss im Gegentheil erstaunen, in welchem Maasse ein Versuch gelang, bei dem technische, niemals zuvor bekannte Schwierig- keiten überwunden werden mussten. In der ersten Zeit haben oft genug unsre Gasleitungen versagt, ebenso in neuerer Zeit die besten 20* 310 G. Karsten. Anlagen elektrischer Beleuchtung. Kein Mensch denkt heut zu Tage an diese unvermeidlichen Mängel erster technischer Anlagen. Was aber die Grösse des Verlustes bei der übertragenen Kraft betrifft, so ist Sicheres darüber bisher nicht bekannt; eine zur Fest- stellung desselben eingesetzte Kommission hat das Nähere darüber noch nicht veröffentlicht. Jedenfalls steht aus den Leistungen des von Laufen nach Frankfurt versendeten Stromes fest, dass ein sehr erheblicher Theil der Kraft an dem letzteren Orte wirklich ein- getroffen ist !). Wenn man beachtet, in wie kurzer Zeit die ersten elektrischen Anlagen, z. B. die Beleuchtungsanlagen, sodann die Dauerhaftigkeit und Leistungsfähigkeit der Akkumulatoren aus mangelhaften Anfängen sich entwickelt haben und zugleich wohlfeiler geworden sind, so ist es gewiss, dass es mit der Fernleitung der elektrischen Kraft ebenso‘ gehen wird. Die angedeuteten Fortschritte der Elektrotechnik geben uns die Berechtigung zu behaupten, dass wir am Beginn einer ähnlichen Epoche stehen wie diejenige war, welche durch die Erfindung der Dampfmaschine eingeleitet wurde. Es steht der Menschheit ein ungeheurer Zuwachs an verfügbarer Naturkraft in Aussicht, welche dem Gewerb- fleisse neuen Aufschwung zu geben und die Befriedigung der Be- dürfnisse, die Verbesserung der Lebenshaltung in hohem Maasse zu fördern verspricht. Was aber in unsrer Zeit, die sich ihrer sozial- politischen Bestrebungen rühmt, von Bedeutung ist: die Benutzung der elektrischen Kraft, wird es ermöglichen dem Kleingewerbe neues Leben zuzuführen. Sieht man auch von der erst im Werden begriffenen, und auf zu wenig Orte beschränkten Verwerthung von Wasserkraft u. s. w. ab, so können vorerst Zentralanlagen von elektrischen Kraft- maschinen, welche durch Dampf betrieben werden, die Arbeitskräfte durch hundert Adern in die kleinste Werkstatt leiten. Eine unbegreifliche Kurzsichtigkeit würde es sein, diesen wirth- schaftlichen Entwicklungsprozess zu stören und elektrische Anlagen mehr zu beschränken als für die öffentliche Sicherheit nothwendig ist. Eine Nation, die der neu aufstrebenden Elektrotechnik Hindernisse bereitet, würde sehr schnell im wirthschaftlichen Wettbetriebe weit zurückbleiben. '!) Nach einer mir während des Druckes dieser Zeilen zugehenden Mittheilung, hat die Kommission festgestellt, dass 77 Prozent der Kraft von Lauffen nach Frankfurt ge- langten. Da von vornherein ein Verlust von 10°/, in der Leitung und von 8°/, in den Transformatoren berechnet war, so sind nur 5°/, mehr verloren gegangen. Bei einem ersten Versuche gewiss ein sehr glänzendes Ergebniss, Sitzungsberichte. Sitzung am 9. November 18gı. Vorsitzender: Geh. Rath Professor Dr. @. Karsten. Nach der üblichen Herbstpause begann der Verein am Montag die Reihe seiner Winterversammlungen. Inzwischen war eine grosse Zahl werthvoller Zusendungen anderer Gesellschaften erfolgt, welche vom Vorsitzenden vorgelegt wurden. Insbesondere ist auch durch den Bibliothekar des Vereins, Herrn Lehrer Lorenzen, eine weitere Vervollständigung der früheren Jahrgänge mancher periodisch er- scheinender Schriften bewirkt worden. Die allmählich immer werth- voller werdende Bibliothek erfreut sich einer im Ganzen zwar noch schwachen, aber doch zunehmenden Benutzung der Mitglieder. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dass die Bibliothek Faulstrasse Ir a am Montag und Donnerstag von 5 bis 7 Uhr geöffnet ist, sowie, dass den Mitgliedern des Vereins die unentgeltliche Theilnahme an dem von Herrn Lorenzen eingerichteten Lesezirkel zusteht. Nach Erledigung einiger anderer geschäftlicher Angelegenheiten und nach Aufnahme von fünf neuen Mitgliedern sprach Prof. Reinke über die Algenflora von Helgoland. Diese Insel hat längst eine grosse Anziehungskraft auf die deutschen Botaniker ausgeübt, weil es in der That die einzige Stelle in der deutschen Bucht der Nordsee ist, wo man Meeresalgen in Menge findet. Die übrige Nordsee, soweit sie die deutschen Küsten umspült, gleicht einer sterilen Sand- und Schlamm- wüste. Die Ursache hiervon ist darin zu suchen, dass der freistehende Fels in der Nordsee allein im Stande ist, Algenwuchs zu tragen; denn der Sand- und Kiesboden wird durch die Gezeiten nicht nur an der Küste, sondern auch in den inneren Theilen der Nordsee so sehr in Bewegung versetzt, dass er den Keimen der Algen keinen festen Halte- punkt zu bieten vermag. 312 Sitzungsberichte. Bei Helgoland wurden an Florideen einige Arten mehr, an Phäo- phyceen dagegen einige Arten weniger gesammelt, als in der west- lichen Ostsee. Der pflanzengeographische Charakter von Helgolands Algenflora ist_ein entschieden Insularer, er verhält sich zu der Algenflora der felsigen Küsten Grossbritanniens und Norwegens ähnlich, wie die Land- flora der meisten Inseln zu derjenigen der benachbarten Kontinente: d. h. es fehlen auf Helgoland manche Arten, die an der schottischen und norwegischen Küste vorkommen. Hierauf sprach der Vorsitzende über »Die Wirkungen kleiner Niveauveränderungen durch die atmosphärischen Nieder- schläge (s. oben S. 293). Zum Schlusse machte Herr Dr. med. Ernst H.L. Krause eine Mittheilung über das Vorkommen der gelbblühenden Salbei (Salvia glutinosa) bei Kiel. Die Pflanze ist in Südeuropa bis nach Süddeutschland hin in Wäldern verbreitet. Sie gilt von Alters her als heilkräftig und mag deshalb früher angepflanzt sein. Gegenwärtig ‘findet sie sich in und bei Kiel als Kulturpflanze im botanischen Gar- ten und — nach von Fischer-Benzon — auf Dorfkirchhöfen. Ver- wildert ist sie einmal im Jahre 1808 von dem Pastor L. C. Bargum in der Nähe von Hamhurg gefunden. Bei Kiel ist sie im Düstern- brooker Holz am Wege seit Jahrzehnten beobachtet, zuerst von Pro- fessor Nolte. In diesem Sommer wurde sie auf dem Auswuchs einer Ulme der Düsternbrooker Allee in unmittelbarer Nähe des botanischen Gartens bemerkt. Der Standort befindet sich auf einem schief ge- wachsenen Baum, etwa 3 bis 4 m über dem Boden. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Früchte an diese Stelle aus dem botanischen Garten durch einen Vogel verschleppt sind. Es sind nämlich die Kelche, welche die Frucht umschliessen, sehr klebrig und lassen bei eingetretener Fruchtreife leicht vom Stengel los, Berührt man solch’ reifen Fruchtkelch, so bleibt er am Finger haften und lässt sich nicht durch Schütteln entfernen, man muss ihn vielmehr abstreifen. Sitzung am 21. Dezember 1891. Vorsitzender; Professor Karsten. In dieser Sitzung wurden nur geschäftliche Angelegenheiten erledigt und zwar die Folgenden: - Es wurde beschlossen wiederum eine Petition an den Provinzial- landtag zu richten, in welcher um eine regelmässige Beihülfe von 1000 .#. jährlich für die Zwecke des Vereins gebeten wird. Zweitens wurde beschlossen eine Eingabe an den Magistrat der Stadt Kiel zu richten, in welcher gebeten wird: die Stadt möge bei dem Sitzungsberichte. 313 Bau eines Schulgebäudes auf die Herstellung eines grösseren Bibliothek- raumes Bedacht nehmen, in dem neben andern in der Stadt in mangel- haften Räumen untergebrachten Bibliotheken auch diejenige des Vereins Platz finden könnte. Der Verein würde alsdann seine Bibliothek, sowie die ferneren Zugänge zu derselben, in den Besitz der Stadt Kiel über- gehen lassen, Der Verein steht mit 258 Akademien, naturwissenschaftlichen und geographischen Gesellschaften in Tauschverbindung. Die Bibliothek umfasst ungefähr 2200 Bücherbände (mehr als das Dreifache hiervon an einzelnen Jahrgängen). Der jährliche Zuwachs beträgt mindestens 130 Bücherbände. Die Vereinsbibliothek kann zu den besten und vollständigsten bezüglich der neuern naturwissenschaftlichen Gesellschafts- schriften, gerechnet werden. Die beiden Angelegenheiten sind bis zur Drucklegung dieses Berichts noch nicht erledigt worden. Sitzung am 11. Januar 1892. Vorsitzender: Professor Weber. Der Vorsitzender erörterte einen merkwürdigen Blitzschlag, welcher im Sommer 1891 die Kirche in Preetz getroffen hat. Hierauf legte Herr Dr. Krause eine Anzahl photographischer Abbildungen von Baumbeständen vor und besprach im Anschlusse daran die Frage, in wie weit ein schädigender Einfluss des Windes, der Meeresnähe und der Temperatur auf die nördliche Ausbreitung der einzelnen Baumarten anzunehmen sei. Herr Lüdeling legte eine am 4. und 5. Januar aufgenommene Curve der magnetischen Deklination vor, welcher sehr bedeutende Störungen aufweist und der Zeit nach mit dem am 4. Januar beobachteten Nordlicht zusammenfällt. Der Vorsitzende erklärte noch ein von O. E. Meyer in: Breslau angegebenes Modell, dusch welches die Linsenformel dargestellt wird. Sitzung vom 8. Februar 1892. Vorsitzender: Professor Karsten. Der Vorsitzende legte die zahlreichen Eingänge für die Bi- bliothek des Vereins vor, Hierauf hielt Herr Dr. Apstein den folgenden Vortrag: Über das Plankton des Süsswassers (s. auch oben S. 267). Nachdem Hensen mit so grossem Erfolge quantitative Unter- suchungen im Meere ausgeführt hatte, lag der Gedanke nahe, dieselben auch auf das Süsswasser auszudehnen. Aus diesem Grunde unter- nahm ich vom April bis vorläufig December 1891 eine grössere Zahl 314 Sitzungsberichte. Excursionen nach dem bei Kiel gelegenen Dobersdorfer See. Die Apparate, die sich eng an die von Hensen verwendeten anschliessen, finden sich in diesem Heft beschrieben und abgebildet. Der südliche bis 20 m tiefe Teil des Sees diente hauptsächlich als Arbeitsfeld. Ich habe hier während der genannten Zeit ıı Mal fischen können, während ich 4Mal meine Fahrten nicht so weit, schlechten Wetters wegen, ausdehnen konnte. Die Resultate, die sich aus meinen Untersuchungen ergeben, sind kurz folgende: I. Volumina. Unter ı qrn Oberfläche bei einer Tiefe von 18—20 m fanden sich folgende Mengen an Plankton an den verschiedenen Tagen: 20. IV. — 530ccm 20. IX. — 2045 ccm au Nur zer 4... X. 32,7% 5. VI. — 866 „ 11... X. 20 ıi9. VIE 2 6217; 15. XI — 364 „ 2. VIIL — 682 „ 20: RI. 72888 30. VIll. — 1363 „ Hieraus ergiebt sich ein Aufsteigen der Volumenkurve bis Anfang Juni, dann fällt sie; wodurch der Abfall bedingt wird, werden die Zählungen lehren, alsdann steigt sie wieder, um im Anfang October ihr Maximum zu erreichen, dann fällt sie schnell ab bis zum December. Dadurch, dass ich mehrere quantitative Fänge aus derselben Tiefe machte und also die Volumina direct vergleichen konnte, ist es mög- lich ein Urteil über die Verteilung der Organismen zu bilden. So erhielt ich am 31. Mai aus ıg!/;, m: 4,5 ccm, 4,8 ccm und 4,7 ccm. Das Mittel ist 4,7 ccm, so dass der erste Fang nur um 4,3 °/,, der zweite um 2,1 °/, und der dritte gar nicht vom Mittel abweicht. Am ungünstigten war der 5. Juli, ich erhielt aus IG m: 6ccm, 5,5 ccm und 5 ccm und aus IS m 6ccm und 6 ccm. Mittel ist 5,7 ccm, es weichen die Fänge der Reihe nach ab um 5°/,; 3,6%; 14%; 5/0; 5 lo. Aus vorstehenden Zahlen ergiebt sich, dass das Plankton sehr gleichmässig verteilt sein muss. Sogar der Fang mit der Abweichung 14 °/, ist noch gut, die anderen überraschend gleichmässig, viel gleichmässiger als ich erwartet hatte. 2. Um die Vertikal-Verbreitung des Plankton zu erfahren, machte ich Stufenfänge und zwar derart, dass ich das Netz 2, 5, 1om und bis zum Boden herabliess. Ich fand, dass an der Oberfläche bis 2 m stets mehr Plankton vorhanden war als in dem gleichen Wasser- quantum in der Tiefe von IO—20 m und zwar war am 5. VII. ı!/, am 20. IX. 8Mal so viel an der Oberfläche vorhanden. Die dazwischen- Sitzungsberichte. 315 liegende Wasserschicht von 2—ıIo m war teils ärmer, teils reicher an Plankton als die Tiefe. Aermer im Juli und October, Anfang August und November gleich und reicher im September und Ende August. 3. Die Zusammensetzung des Plankton nach Arten ergab, dass die meisten Organismen Jahrüber vorzukommen scheinen, nur wenige verschwinden zu Zeiten vollständig. Dazu gehören natürlich Larvenformen, wie die von Dreyssena polymorpha, die nur eine bestimmte Schwärmzeit haben. Aber auch andere Organismen gehen ganz fort, so namentlich Ceratium hirudinella, das Mitte October nicht mehr gefunden wurde, während die Ceratien periode im Kieler Hafen gerade zu dieser Zeit begonnen hat. Rosmina cornuta verschwindet im Mai und erscheint erst im November wieder, während in der Zwischenzeit Bosmina gibbera die alleinige Herrschaft unter den Bosminen hat, letztere bleibt aber auch bis zum December. Die folgende Tabelle giebt die Organismen an, soweit ich sie in den verschiedenen Monaten beobachtet habe. Dazu will ich noch bemerken, dass hin und wieder eine Art in einem Monat fehlt, ob sie nicht vorhanden war oder relativ selten, so dass ich sie bei meinen Untersuchungen, die nur auf einen kleinen Teil eines Fanges ausgedehnt wurden, nicht gefunden habe, werden die Zählungen der Fänge ergeben. Bemerken will ich noch, dass das Plankton benachbarter Seen in Bezug auf Volumina und Zusammensetzung sehr bedeutend abweicht. (Tabelle siehe umstehende Seite.) Sitzung am 14. März 1892. Vorsitzender; Professor Karsten. Nach Vorlage der für die Bibliothek eingegangenen Schriften hielt der Vorsitzende einen Vortrag: über die Benutzung der Natur- kräfte (s. ob. S. 297). Zu dem letzten Theile des Vortrages, betreffend die Benutzung der elektrischen Kraft erläuterte Professor Weber an einer Anzahl von Versuchen die neueren Methoden zur Fernübertragung elektrischer Kraft. Es wurden hierbei besonders die hochgespannten Ströme und solche niederer Spannung, sowie die Umwandlung des einen in den andern mittelst der Phasenströme experimentell vorgeführt. 316 Sitzungsberichte, 26/31|2ıl 5 |ı9g| 2 | 30|20| 4 |ıı| ı | ı5| 29| 20 ne IV| V| VIVILVIE VII VOLTIX|X |X |XI XI XI XII 92 Mollusken Dreyssena polymorpha +++) +) + Larve Hexapoden Corethra larve Era Crustaceen Diaptomus gracilis + #|+ | +2), | + + | 10) Eee re Cyclops simplex +++ +!+| +| +1+!+/+|J+| |+/+1J+ Leptodora hyalina ++ +++) +) +|I+J+J+ Slar|| ı Chydorus sphaericus ++ er +! +! +1+/1+J\++1+1+[+ Bosmina cornuta zen El er F coregoni E » gibbera +\+| +/+|\+/+/+/+/+|+)+ Daphnia galeata 4 + ++ Er . cucullata ++ I +++ | #£I ++ IE eF Cederstroemi LIE Daphnella brachyura ar en Rotatorien Anuraea cochlearis ++ | Tl : ++ en » aculeata le + Asplanchna helvetica + SL. || 5 u en LIE Polyathra platyptera Na | &r 0 Conochilus volvox Sul = Infusorien Codonella lacustris +/+ u GER u Rhizopoden Actinophrys sol - + + + Diatomeen Melosira varians ++|+!+1+|/ +| +|+/+/)+\+/+/|+\+1+ n distanz a a N a a a en > + Asterionella gracill. + +++ +/ +) + +/+J++J+!+/+|+ Fragilaria virescens +++ ++) +| ++ x | Eiger Surirella biseriata ++ +/+ + Era er: + Campylodiscus noric, +++ + +/+|+ er Peridineen Ceratium hirudinella I+ + +/+|+!I1 +[| +++ Glenodinium sp. zei =s Protococcaceen | Pediastrum pertusum ++ + + +'+ Je „ Boryanum |+ ++ El + + +|+ Desmidiaceen | Trigonocystis gracilis ++/ ++ +/+/+/+|+ F Staurastrum furcig. + Chroococeaceen| Clathrocysta aeruginosa | + + + + +| +! +|+!1+|+|+/1+[+ [+ | + Microcystis ichthyob. +/+/++/ +! +#+| +|+J+1+1+|+ -ı Chrococcus minutus — + +++ eulle= j Nostocaceen Anabaena oscillar, + +/+/J+!/+ + Rivularia viridis ++|+|+| + 37 pelag. Organismen bisher beobachtet, A HN a N a a =) u ce A 5 . Ben ve BEN FR v “ * =. R je e# Ld Sun BR ee) . Pe €.e),,) R » x 5 a 7} WR 7 . ed Ü SR U > } N os x. - l . ® d er | \ ie N N '} ® a /} -s ® ® ER ®, E I N “ W- “are N € x ] ‘ re 8