— 5 Süd⸗ und Mittelamerika. Allgemeine Länderkunde herausgegeben von Prof. Dr. Wilhelm Sievers. Hordamerika. Don Prof. Dr. Emil Deckert. Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit 86 Abbildungen, Kärtchen, Profilen und Diagrammen im Text, 13 Kartenbeilagen, 27 Doppeltafeln in Atzung und Holzſchnitt und 10 Tafeln in Farbendruck. Süd= und Mittelamerika. Don Prof. Dr. Wilhelm Sievers. Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit 54 Abbildungen, Kärt= chen, Profilen und Diagrammen im Text, 9 Kartenbeilagen, 20 Doppeltafeln in ftzung und Holzfcynitt und 6 Tafeln in Farbendruck. Afrika. Don Prof. Dr. Friedrich Hahn. Zweite Auflage. Mit 173 Abbildungen im Text, 11 Karten und 21 Tafeln in Farbendruck, Ätung und Holzſchnitt. Curopa. Don Prof. Dr. Alfred Philippfon. Zweite Auflage. Mit 144 Abbildungen und Karten im Text, 14 Karten und 22 Tafeln in Farbendruck, Atung und Holzſchnitt. Nfien. Don Prof. Dr. Wilhelm Sievers. Zweite Auflage. Mit 167 Abbildungen im Text, 16 Karten= beilagen und 20 Tafeln in Farbendruck, Htzung und Holzfchnitt. Auftralien, Ozeanien und Polarländer. Don Prof. Dr. Wilhelm Sievers und Prof. Dr. Willy Kükenthal. Zweite Auflage. Mit 198 Ab= bildungen im Text, 14 Karten und 24 Tafeln in Farbendruck, Htzung und holzſchnitt. feipzig und Wien Biblidgraphiſches Inftitut. Süd- und Mittelamerika. Dritte, neubearbeitete Auflage, von Prof. Dr. Wilhelm Sievers. Mit 54 Abbildungen, Kärtchen, Profilen und Diagrammen im Text, 9 Kartenbeilagen, 20 Doppeltafeln in Hung und Holzſchnitt und 6 Tafeln in Farbendruck. Ceipzig und Wien Bibliographiſches Inſtitut 1914. * * Rn = > A a‘. 1 RE N 4 % EN RS; Nr ‚ey - 5 0 DE [ 1 * 1% OR 10 a Ne * * 7 en, . “ 1 Alle Rechte vom Verleger vorbehalten. Copyright 1914 by Bibliographisches Institut Meyer, Leipzig. DIE I LCD Dorwort zur zweiten Auflage. In der fünfbändigen erſten Auflage der „Allgemeinen Länderkunde“ mußte „Amerika“ aus buchhändleriſchen Gründen in einem Bande behandelt werden, deſſen Umfang an— nähernd derſelbe war wie der aller anderen Bände. Infolgedeſſen konnte die Darſtellung nicht ſo erſchöpfend ſein wie bei den übrigen, namentlich den kleineren Erdteilen gewid— meten Bänden, vor allem bei Kuſtralien. Da jedoch Amerika aus zum mindeſten zwei ſelbſtändigen Teilen beſteht, die zwar in manchem miteinander übereinſtimmen, in wichtigen Beziehungen aber ſtark voneinander abweichen, und zwar wegen der verſchiedenartigen Entwickelung ihrer Kultur von Jahr: zehnt zu Jahrzehnt in erheblicherem Maße, da ferner die geographiſche Unterſuchung Nord— amerikas und einzelner Teile Südamerikas raſche und mächtige Fortſchritte gemacht hat, ſo wurde bei der Vorbereitung der zweiten Auflage der Länderkunde die Teilung des Bandes Amerika in zwei Bände von gleichem Umfang mit den übrigen beſchloſſen. Die Bearbeitung derſelben liegt in den Händen der Derfaffer der erſten Auflage, näm— lich von Dr. Emil Deckert in Steglitz für Nordamerika und Prof. Dr. Wilhelm Sievers in Gießen für Süd- und Mittelamerika. Die Trennung der zu behandelnden Cänder— räume iſt in derſelben Weiſe erfolgt wie in der erſten Auflage. Es foll nicht verkannt werden, daß auch für eine anderweitige Scheidung Gründe vorliegen, doch erſchienen dem Herausgeber diejenigen, welche für die in der erſten Auflage beobachtete Teilung vorzu— bringen waren, ſtichhaltiger, worüber man ſich auf Seite 449 — 451 dieſes Werkes ausführ— licher unterrichten möge. Außerdem führten praktiſche Erwägungen zu demſelben Ergebnis. Schon der Umſtand, daß die Darftellung Süd- und Mittelamerikas von 22½ Bogen in der erſten auf 58 in der zweiten Auflage und die Nordamerikas von 15 auf 5% Bogen erweitert worden iſt, läßt erkennen, daß das Werk völlig umgearbeitet werden mußte. Dazu kommt aber, daß dem neuen Plane gemäß an die Stelle der Gliederung nach Be— griffskategorien diejenige in geographiſche Einzellandſchaften getreten iſt, wie auch in den bisher erſchienenen Bänden „Afrika“ und „Auftralien, Ozeanien und Polarländer“ der zweiten Auflage der „Allgemeinen Länderkunde“. „Amerika“ erſcheint daher nicht nur in neuer und völlig veränderter Geſtalt, ſondern es werden zwei ganz neue Werke der Öffentlichkeit dargeboten, und der hier vorliegende Band „Süd- und Mittelamerika“ ent— hält nur noch wenige Seilen des Textes der erſten Auflage. Beſondere Schwierigkeiten machte der den geographifchen Fachleuten zur Genüge be kannte Mangel an Übereinſtimmung zwiſchen den großen phyſiſchen Abteilungen des Erd— teils Südamerika und den Staatengebilden. Das tritt beſonders hervor bei Braſilien, Argentina, Bolivia, Peru, Ecuador und Colombia, die je zwei, namentlich aber bei VI Vorwort zur zweiten und dritten Auflage. Venezuela, das drei phyſiſchen Abteilungen Südamerikas angehört, in geringerem Maße auch bei Paraguay und Chile. In dem vorliegenden Bande iſt in erſter Linie auf die großen phyſiſch gleichartigen Länderräume Rückſicht genommen, auf die politiſche Ein- teilung erſt in zweiter Cinie. Weſtindien bedurfte als Inſelland wiederum einer anderen Darſtellungsweiſe. Inwieweit in allen dieſen Punkten das Richtige getroffen worden iſt, überlaſſe ich dem Urteil der Fachleute. Auch in dieſem Bande waren literariſche Nachweiſungen innerhalb des Textes aus— geſchloſſen. Dafür findet ſich am Schluß des Bandes ein umfangreiches Verzeichnis der für Süd- und Mittelamerika in Betracht kommenden Literatur. Gießen, Pfingſten 1905. W. Sievers. Vorwort zur dritten Auflage. Die in der zweiten Auflage dieſes Bandes, 1905, getroffene Anordnung des Stoffes konnte auch bei der dritten im großen und ganzen beibehalten werden. Im einzelnen freilich hat das Buch auch in der dritten Auflage wieder eine ftarfe innere Umgeftaltung erfahren. Namentlich die Abfchnitte über die Kordillerenländer mußten faſt ganz neu geſchrieben werden, teils weil gerade über ihre Natur durch eine Reihe von bedeutenden Arbeiten helleres Cicht verbreitet worden iſt, teils weil der Verfaſſer ſelbſt auf Grund eigener neuer Reifen feine Anſchauungen über fie zu erweitern und zu vertiefen in der Cage war. Ferner bedurfte das geſamte Sahlenmaterial der klimatiſchen, politiſchen und wirt: ſchaftsgeographiſchen Kapitel einer gründlichen Erneuerung, und endlich mußte eine um— fafjende Veränderung in der Illuſtrierung des Bandes mit Abbildungen, Karten, Plänen und Profilen vorgenommen werden. Dieſe erfolgte in der Hauptſache durch die Redaktion und die Fartographifche Anftalt des Bibliographiſchen Inſtituts, die Neugeſtaltung der Dölferfarte übernahm Herr Prof. Dr. Theodor Koch-Grünberg. Ihnen allen, namentlich dem Bibliographiſchen Inſtitut, ſpreche ich für ihre Mühe— waltung und die vortreffliche Ausſtattung dieſes Bandes wie des Geſamtwerkes meinen wärmſten Dank aus. Im übrigen verweiſe ich auf das Vorwort zur zweiten Auflage und erhoffe erneute freundliche Aufnahme des Werkes feitens der Fachleute und aller geographiſch inter— eſſierten Ureiſe. Gießen, April 1914. w. Si ° te vers. Ssuhalt3- Verzeichnis. A. Die Erforſchungsgeſchichte (S. 3). I. Die Vorgeſchichte der Entdeckung IT. III. 1 Amerikas. e Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas l 1. Die Reiſen des Kolumbus 2. Die Entdeckung der atlantiſchen Küsten Süd- und Mittelamerikas und der ſüd— lichen Durchfahrt 3. Die Erſchließung der Weſtküſte Süd⸗ amerikas und die Eroberung ihrer 17% durch die Conquiſtadoren. 4. Die erſte Erforſchung des Inneren Die Zeit der Kolonialherrſchaft . Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen „ 1. Allgemeines 2. Das braſiliſche Bayland 3. Guayana 4. Amazonien. 5. Die La Plata⸗ Länder 6. Patagonien. 7. Die Kordillere bis 405 ſüdl. Breite 8. Die mittelchileniſch-argentiniſche Kor— dillere . 9. Die bolivianiſch⸗ bananen Kor⸗ dilleren . 10. Die Kordilleren von aan Golan bia und Venezuela 1. Zentralamerika 2. Die Antillen B. Allgemeine Überſicht. I. Allgemeines über Amerika. II. Südamerikas Lage, Grenzen und Inſeln III. Entſtehung, Bau uns n formen Seite 4 10 DH — ie ie e ie d S Qt © © D S UN) Je) D O — 1 W b — ww 46 47 Seite D. Das alimnmg 8 V. Die Pflanend ere 5 VI. Die Tiere!! VII. Die Bevölkerunnng 77 VIII. Politiſche Überſicht . .. 85 IX. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe 89 X. Das Verkehrsweſeen 83 C. Das ungefaltete Land des Oſtens (S. 99). 1:Oioyanm’, ds. ein & Das taten legen! 2 108 2. Klima, Pflanzen- und Tierwelt e 3. Bevölkerung und Beſiedelung. .. 113 Die dns III. Aar En AL lag % NN Las 2. Die Flüſſe „129 3. Klima, Pflanzendecke 115 Se 137 4 Die Bevölernng Re rdh 5. Die Befiedelung. . . 11350 IV. Das braſiliſche Berge Gee 1. Zeiitralbr aßen 188 a) Das Land : 39 b) Klima, Pflanzen- 105 Tierwelt 8 c) Bevölkerung und Beſiedelung .. 166 2, Nprdoſtbraſee rk: 170 hene 179 ar BUS Bande ur l b) Klima, Pflanzendecke, Tierwelt l c) Bevölkerung. n d) Staaten und Eebelüngen. l Sdbralen 138 o 190 b) Klima, Pflanzen- und 2 Tierwelt =, 200 c) Die Bevölkerung.. „„ d) Staaten und e e Brafilien als Geſamtſtaat . . . 209 VIII Inhalts-Verzeichnis. V. Die La Plata-Länder 115 2. Allgemeines . 5 Die Landſchaften öſtlich des Stromes a) Paraguay und Miſiones . b) Uruguay . c) Corrientes und Entre Rios „Die Landſchaften weſtlich des Stromes a) Der Chaco b) Die Pampa VI. Patagonien und 5 : 115 2. 3. Das Land 0 Klima, Pflanzendecke 111 N Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhältniſſe und Beſiedelung Die N werublt als Staat Seite 1 DD 2 A2 D. Das gefaltete Land des Weſtens (S. 280). I. Die ſüdlichen Kordilleren. IE I 10 . Der nördliche Abſchnitt: Der ſüdliche Abjchnitt . a) Das Land . b) Klima, Pflanzendecke, Tierwelt c) Die Bevölkerung und Beſiedelung die mittel- chileniſch-argentiniſche Kordillere a) Das Land. b) Klima, Pflanzendecke, Tierwelt c) Die Bevölkerung und Beſiedelung . d) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Die mittleren Kordilleren 18 > © III. Das Land a) Der ſüdliche Abſchnitt. b) Der nördliche Abſchnitt Klima, Pflanzendecke und Tierwelt Die Bevölkerung „Beſiedelung und wirtſchaftliche Bas niſſe Die nördlichen ard 15 Die peruaniſche Kordillere a) Das Land b) Klima, Pflanzendecke 809 1 c) Die Bevölkerung d) Die Beſiedelung. e) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. e D e O — O WW 10 IV. Die gebirgigen Teile Venezuelas 2. Die ecuatorianiſchen Kordilleren a) Das Land b) Klima, Pflanzendecke 5 Tierwelt c) Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhält— niſſe und Beſiedelung . 3. Die colombianiſchen Kordilleren a) Das Land b) Klima, Pflanzendecke Kid Tierwelt c) Bevölkerung und Beſiedelung d) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. und die vorgelagerten Inſeln a) Das Feſtland b) Klima, Pflanzendecke und Tierwelt c) Bevölkerung und Beſiedelung d) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. e) Die vorgelagerten Inſeln. E. Mittelamerika (S. 449). I. Weſtindien oder die Antillen . II 1. 10 Allgemeines a) Lage, Größe, Aufemnan ee 15 Bau. b) Klima, Pflanzendetke 8 Tierwelt ; c) Bevölkerung, wirtjchaftliche und 55 tiſche Verhältniffe . Die Kleinen Antillen a) Die größeren ſüdlichen Juen b) Die kleineren nördlichen Inſeln . Die Großen Antillen a) Puerto Rico b) Haiti. c) Kuba. d) Jamaika e) Die Bahamas . Zentralamerika. l. 10 = 85 Verzeichnis der wichtigſten Literatur . Regiſter Bodengeſtalt und Gewäſſer a) Allgemeines b) Das ſüdöſtliche Ser tenlante c) Das mittlere Zentralamerika. d) Das nordweſtliche Zentralamerika . Klima, Pflanzendecke und Tierwelt . . Die Bevölkerung. ß . Staaten und Siedelungen . „Die wirtſchaftlichen Berhältnifie . AM . 1 O Seite 385 385 393 400 406 406 414 420 428 431 431 436 438 442 Verzeichnis der Abbildungen. Kartenbeilagen. Karte der Forſchungsreiſen in Süd- und Mittel- amerika. 3 Entwidelung des Kartenbildes von ib I Entwickelung des Kartenbildes von Amerika II Geologiſche Karte von Süd- und Mittelamerika Karte der Iſothermen und Iſobaren von Ame— rita 2 Vegetationskarte von Süd⸗ und Mittelamerika Die heutige Verbreitung der ſüd- und mittel- amerikaniſchen Indianer N Verkehrskarte von Süd- und Mittelamerika Fluß⸗ und N von Süd⸗ und Mittel- amerika. I DR Farbige Tafeln. Urwald am unteren Amazonas . Die Bucht von Rio de Janeiro Bei Kap Pilar Das Totenfeld von r Der Cotopaxi in Ecuador . St. Thomas Schwarze Tafeln. Tafel 1 1. Landung des Kolumbus ir Eſpanola. 2. Alexander von een Tafel 2 \ 1. Die Anſiedlung San Juan Bautista auf Mas a tierra in der Juan Fernandez— Gruppe. 2. Rieſenſchildkröten auf den Galäpagos— inſeln. 3. Heide und „Steinſtrom“ auf den Falk landinſeln. 4. Llamaherde in Peru. 371 142 182 288 390 474 49 Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. Tafel 3. a e 1. Der Roroima er = ae von Guayana mit einer Siedelung der Tauli- pang. 2. Boca del Guaviare, Zuſammenfluß des Guaviare und des Paragua zum Orinoco. 3. Steppenbuſchwald (Chaparral) im El Caura-Diſtrikt am Orinoco während der Trockenzeit. 4. Anzapfen eines Balatäbaumes (Mimu- sops balata) zur Kautſchukgewinnung. Tafel 4 1. Goldwäſche am Nuruariſluß, Senke niſch⸗Guayana. 2. Waika- oder Guaica-Indianer vom Cu⸗ hunifluß, Venezolaniſch-Guayana. 3. Die Nurupary-Stromſchnelle am Rio Caiaryh⸗Uauẽpes. 4. Der Lago Grande bei Monte Alegre am Amazonas mit Victoria regia. Tafel 5 EL, 1. Die Anſiedelung Sao Negro. . Ein Sippenhaus der Kaua-Indianer am Rio Caiary-Uaupes in Nordweſtbraſilien. 3. Blick auf die Amazonas⸗Ebene bei Monte Alegre. 4. Campinaslandſchaft am oberen Rio Cu- duiary. Felippe am Rio 1 a u 1. Urwald am Ronuro in Matto Groſſo. 2. Der Hafen und das Riff von Pernambuco. 3. Unter- und Oberſtadt von Bahia. 4. Sabara am oberen Rio das Velhas in Minas Geraes, dahinter die Serra do Eſpinhaco. Tafel 7 1. Petropolis im Staate Rio de Janeiro. 1* Seite 106 134 154 194 2. Ein Viadukt der Bahn Santos - Sao Paulo, Südbrafilien. 3. Kaffee-Fazenda in Oſtbraſilien. 4. Eine Anſiedlung im Araukarienwald des Staates Barana. Tafel 8 a 1. Der Salto Guaira des Rio W 2. Das Kolonieſtädtchen Eſtrella in dem An— ſiedlungsgebiet der deutſchen Bauern im Staat Rio Grande do Sul. 3. Porto Alegre in Rio Grande do Sul und die Lagune dos Patos. Tafel 9 * 1. Das Ufer des Bi in en 2. Eine Häuteſpanneret im La-Blata-Gebiet. 3. Montevideo. Tafel 10. 1. Grasſteppe mit Halten d im e Chaco bei Villa Guillermina. 2. Lengua in Paraguay. 3. Die Quebrachoſiedelung Villa Guillermina im argentiniſchen Chaco. 4. Viehherde in der argentiniſchen nn Tafel 11. & 3 1. Flußlandſchaft in Der Ni 2. Ein Trockental in der Sierra dela Ventana. 3. Die Stadt La Plata. 4. Das Tal des Rio Chico in Patagonien, in eine Baſaltdecke eingeſchnitten. Tafel 12. g 1. Lago Frio in der 1 1 cion Chubut mit einmündendem Gletſcher. Der Austritt des Fluſſes Futaleufu aus dem See Veldo. 3. Der Vulkan Villarica im ſüdlichen Chile. 4. Büßerſchnee. Tafel 13. 5 1. Der vordere Soreonea-@leiiger am t Cerro de los Almacenes (Aconcagua-Gruppe). 2. Die Küſte von Nordchile bei Tocopilla. 3. Santiago de Chile, vom Cerro Santa Lucia geſehen. Dahinter die Kordillere. Tafel 14. 5 1. Verwitterungsdecke, eier a Sandfelder in der Puna de Atacama. 2. Abbau eines Salpeterfeldes in der Toco— e Nordchile. 3. Das Tal von La Paz in Bolivia, vom ſüd— 1 5 Alto aus geſehen, dahinter die Oſt— kordillere. 4. Wachspalmen (Copernicia cerifera) und Buſchwald in der Sierra de Cördoba. 1 Seite 208 244 e OU O De Ne) 10 308 326 Verzeichnis der Abbildungen. Seite Tafel 15 8 7 358 1. Sandwüſte mit Dünen; im Küftenlond von tordperu bei Piura. 2. Die Stadt Huaraz, darüber das Mittel- gebirge und die Cordillera Blanca. 3. Die Erzſchmelze El Veſuvio am Oſthang der Cordillera Blanca. Dahinter ein Schneeberg (Nevado). 4. Blühende Lupinen im Tal von El Veſuvio am Oſthang der Cordillera Blanca in 4540 m Höhe. Tafel 16 402 1. Der Chimborazo, 3 3440 m Höhe von Oſten geſehen; davor das Tuffplateau von Riobamba. 2. Der Coltaſee und das Indianerdorf Colta ſüdweſtlich von Riobamba. 3. Rancho im tropiſchen Küſtengebiet, da— hinter Bananenpflanzung. Markt und Francisco-Kloſter in Quito. 82111 I. 5 42 1. Dampferſtation für eee am Mittellauf des Magdalenenſtromes. 2. Caceres am Cauca. 3. Tunja in der Oſtkordillere von Colombia. 4. Die Gipfel Humboldt und Bonpland in der Sierra Nevada von Merida. Tafel 18 444 1. La Guaira und das Karaibiſche Geb 2. Der Queenspark in Port of Spain auf Trinidad. 3. Die Montagne Belde auf Martinique und die Stätte der einſtigen Stadt St. Pierre. 4. Wochenmarkt in Fort Liberté auf Haiti. Tafel 19 i . 484 1. Tabaksfeld unter Königspalmen 10 doxa regia) auf Kuba. 2. Eine Straße in Spaniſhtown auf Ja— maika. 3. La Habana. Tafel 20 502 1. Der Nicaragua-See, links die Vulkan— inſel Ometepe. . Der Vulkan Santa Maria in Guatemala. 3. Urwald bei San Andres de Oſuna in Guatemala. 4. Die Bai von Panama. 10 e im Sr Criſtoforo Colombo .. he 5 Amerigo Vespucci | Fernäo de Magalhäes . Verzeichnis der Abbildungen. Karl von den Steinen . Richard Schomburgk Jules Crevaux Hermann Burmeiſter Rudolf Amandus Philippi Alphons Stübel . Wilhelm Reiß. Karl Sapper Die Atacama-Tiefe . Die Falklandinſeln . Querprofil über Südamerika a. 4 En 50 nördl. Breite Der Bau Südamerikas : Querprofil von Südamerika unter 330 ſüdl. Breite Die Magalhäesſtraße Regenkarte von Südamerika. - Die Firn- und Gletſchergrenzen in Südamerika Südamerika. . und frühere Vergletſche⸗ rung. Kaffee⸗Ernte in einer 1 a Bananen Simon Bolivar. Joſé de San Martin e rs von Südamerika. Die Llanos des Apure, Venezuela, mit Mau ritia- Palmen . . Tukäno⸗Indianer mit Zigarre En Rauchgabel Schipivo⸗(Chipibo⸗) Mann vom Pachitea . Piro-Indianerinnen vom Ucayali . Hochebene (Chapada) von Matto Groſſo Seite 24 26 Caatingawald in Nordoſtbraſilien Lageplan von Rio de Janeiro Lageplan von Santos 5 Querprofil über Südbraſilien a 260 ſüdl. Breite 5 x Die Mündung des La Blata- Stromes Beſtände der Palme Caranday (Copernicia cerifera) im Chaco von Paraguay Ein Tobahäuptling . £ Der Häuptling Shaihuequen der Museo Querprofil über die Kordillere und das Hoch— becken von Bolivia g Der Titicacaſee mit der Inſel . Monolithiſche Pforte von Tiahuanaco, Bolivia Eine Chola im Feſtputz Antonio Raimondi . 5 Indianer von Cotacachi im A1 Er Die Kordilleren von Colombia und Venezuela Profil durch das Magdalenatal und u Rand⸗ gebiete bei Honda. 5 Waldlandſchaft mit Wachspalmen am“ paß, Colombia Indierin von Trinidad. l Das Karaibiſche Meer und ſeine 1 Santo Domingo: Blick vom Ozamafluß auf die Stadt, das Fort und die Academia nautica Tektoniſche Karte von Zentralamerika. Die Landenge von Nicaragua 3 F Antigua Guatemala mit dem Vulkan Agua 5 Indianiſche Dorfalkalden in Guatemala Der Panamd-Kanal Quindiu⸗ Slüd⸗ und Mittelamerika. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 1 1 „ 5 5 3 — 9 f N * * — 1 . 25 di = — * n n 4 wars 1 9 4 — 5 4 Bi 14 - - 1 eig NAT \ j 5 14 153 N P 4 a = ur ’ 0 8 i * 5 } * 8 8 0 0 N 5 . — 8 25 — „ a” 4 >. © 3 * gt — ” 1 u F L En. u eee e * 1 Bir u 1 I * * 1 % ) A. Die Erforſchungsgeſchichte. Für die Geſchichte des Menſchengeſchlechtes iſt kaum ein Ereignis von jo umwälzender Bedeutung geweſen wie die Entdeckung Amerikas. Vor dieſer ſpielten ſich alle Begeben— heiten auf dem engen Raume der näheren und ſpäter der weiteren Umgebung des Mittel- meeres ab, nach ihr wurde der Geſichtskreis der europäiſchen Kulturvölker plötzlich um das Doppelte erweitert. Vor ihr umſpannte der geographiſche Horizont nur einen Teil der öſtlichen Erdhälfte, nach ihr auch faſt die ganze weſtliche Hemiſphäre und dazu zwei bis dahin unbekannte Ozeane. Allerdings war der Atlantiſche Ozean nicht völlig unbekannt, aber die Kenntnis ſeiner Gewäſſer ging nicht über die Küſten Europas und Afrikas hinaus. So hob in der Tat eine neue Zeit für die Bewohner der Erde an, und nicht mit Unrecht laſſen wir die Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas beginnen. Denn wenn auch im 15. Jahrhundert der allgemeine geiſtige Aufſchwung, die Wiedererweckung der Literatur des Altertums, die Erfindung der Buchdruckerkunſt, die große religiſe Bewegung, die Ausbildung der Schiffahrt und die dadurch herbeigeführte Ausdehnung des Handels, die Abſchließung des Orients durch die Türken genügt hätten, eine neue Zeit einzuleiten, ſo war doch die Ver— doppelung des Geſichtskreiſes der damaligen Welt ohne Zweifel das beherrſchende Ereignis, das der Zeit ſeinen Stempel aufdrückte. Dieſe Erweiterung der Kenntnis von der Erdober— fläche wird heute, da wir vermittelſt des Dampfes die Entfernungen auf der Erde ihrer tren— nenden Eigenſchaften mehr und mehr zu entkleiden verſtehen, in ihrer Wichtigkeit meiſt unter- ſchätzt; man lernt ſie erſt richtig würdigen, wenn man ſich die enge räumliche Begrenzung der mittelalterlichen Kultur, die gerade am Ende des Mittelalters eine Einengung durch das Vordringen der Türken erfuhr, vergegenwärtigt und damit die ungeheuren Räume der da— mals neu erſchloſſenen Meere und der Neuen Welt vergleicht. Kurz, es erfolgte eine völlige Veränderung des Weltbildes in dem kurzen Zeitraume von etwa dreißig Jahren gegenüber einem äußerſt langſamen Fortſchritte während der vergangenen zwei Jahrtauſende. Freilich bemerkten die damals Lebenden die erſtaunliche Veränderung des Weltbildes nicht ſogleich, da ſie ſich zunächſt noch nicht aus dem engen Geſichtskreiſe des Mittelalters losmachen konn— ten: die Erkenntnis von der Entdeckung eines neuen großen Feſtlandes drang bekanntlich erſt nach dem Tode des Kolumbus durch und brauchte auch noch lange, um Allgemeingut zu werden. Bald aber wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt der Ausblick erweitert. Zwanzig Jahre nach der Entdeckung ſah Balboa zuerſt den Großen Ozean, zehn Jahre danach war dieſer ſchon ſeiner ganzen Länge nach durchmeſſen und die Küſte Aſiens, die Kolumbus er— ſtrebte, durch Magalhäes wirklich von Oſten her erreicht. 1 * 4 Die Erforſchungsgeſchichte. J. Die Vorgeſchichte der Entdeckung Amerikas. Die den Alten bekannte Welt war in ſehr enge Grenzen eingeſchloſſen, die etwa durch Britannien, Dänemark, Südrußland, den Jaxartes oder Syr Darja, Indien, Kap Corrientes in Oſtafrika, ferner die Schilfſümpfe des Nils, die Sahara und das Gambiagebiet bezeichnet werden. Mehr oder weniger unklare Berichte lagen über Skandinavien, Mittel- und Oſt— aſien und einen großen Teil von Mittel-, Oſt- und Südafrika vor. Dieſe an ſich ſchon engen Grenzen wurden in der erſten Hälfte des Mittelalters in Aſien und Afrika infolge der Er— oberungen der Araber noch beträchtlich eingeſchränkt, während der Geſichtskreis der Europäer in Nord⸗ und Oſteuropa ſich erweiterte. So gelang es den Normannen, am Ende des 9. Jahrhunderts Island, im 10. Jahrhundert Grönland in Beſitz zu nehmen und um das Jahr 1000 unter Leif dem Glücklichen die Küſten von Labrador, Neufundland und Neu— ſchottland zu erreichen. Die durch dieſe erſte Entdeckung zwiſchen der Alten und der Neuen Welt geknüpften Fäden ſind freilich bald wieder geriſſen, und die endgültige Auffindung Amerikas bedurfte der ganzen zweiten Hälfte des Mittelalters zur Vorbereitung; denn wie die meiſten Fort— ſchritte in der Entwickelung der Menſchheit nicht plötzlich erfolgen, ſondern das Endglied einer langen Kette von vorbereitenden Ereigniſſen ſind, ſo mußten zahlreiche Umſtände zuſammenwirken, um die Tat des Kolumbus überhaupt möglich zu machen. Zunächſt wurde die Aufmerkſamkeit der Europäer auf die reichen Schätze Aſiens ge— lenkt. Die Kreuzzüge lockten ſeit dem Ende des 11. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts zahlreiche Weſteuropäer nach Paläſtina, Syrien, Kleinaſien und Nordafrika und führten zum vorübergehenden Beſitz eines großen Teiles dieſer Länder, dann entwickelte ſich ſeit dem 13. Jahrhundert, nachdem der Siegeszug der zentralaſiatiſchen Mongolen an den Oſt— grenzen Deutſchlands zum Stehen gebracht worden war, ſehr bald zwiſchen Karakorum und China einerſeits und dem Abendlande anderſeits ein ſehr reger Handels-, Geſandtſchafts— und Miſſionsverkehr, und vor allem reizten die Berichte Marco Polos über die Reichtümer Chinas und Indiens im Abendlande die Begier, ſich der genannten Länder und ihrer Schätze zu bemächtigen. Marco Polo, der Sohn Niccolo Polos aus Venedig, erreichte während der Jahre 1271—75 auf dem Landweg über Zentralaſien China, blieb daſelbſt bis 1292 in an⸗ geſehenen Stellungen, lernte faſt ganz China, Birma und die Mongolei kennen, hörte von Japan (Zipangu) und kehrte 1292—95 über Südaſien und Vorderaſien nach Italien zurück. Er erwarb ſich unter allen Abendländern der damaligen Zeit die ausgedehnteſte Anſchauung von Aſien, verſetzte durch ſeine glänzenden Schilderungen ganz Süd- und Weſteuropa in Erregung und erweiterte den Geſichtskreis der europäiſchen Völker um ein Bedeutendes. Um dieſelbe Zeit bereitete ſich eine andere ſehr wichtige Errungenſchaft vor, die Hebung des Schiffbaues und der Schiffahrt, ohne deren Aufblühen die Tat des Kolumbus eben— falls unausführbar geweſen wäre. Gleich nach 1300 treten Seekarten auf, in denen die Küſtenumriſſe des Mittelmeeres ſehr genau wiedergegeben ſind, was auf eine große Sicher— heit in der Beſtimmung der Schiffskurſe, wenigſtens im Mittelmeer, ſchließen läßt. 1318 gelangten dann venezianiſche Schiffe nach Antwerpen. Damit ging die Schiffahrt auf die atlantiſchen Küſten Europas über und erzeugte auch bei den iberiſchen Völkern bald Seetüchtigkeit und Seemacht. Bereits zu Ende des 13. Jahrhunderts entdeckten Die Vorgeſchichte der Entdeckung Amerikas. 5 Genueſen die Kanariſchen Inſeln und Madeira, 1351 erſchienen die Azoren zuerſt auf den Karten, und um dieſelbe Zeit erfand die rege Phantaſie der Seefahrer fabelhafte Inſeln, die St. Brandansinſel, Braſil und ſeit 1367 auch Antiglia oder Antilia. Letztere wurde für die Reiſe des Kolumbus von großer Wichtigkeit, da ſie nach der Meinung der beſten damaligen Gelehrten in der Mitte zwiſchen Weſteuropa und Oſtaſien gelegen ſein ſollte und daher einen wertvollen Stützpunkt für die Überfahrt abzugeben verſprach (vgl. die Karte von Martin Behaim auf der Tafel „Entwickelung des Kartenbildes von Amerika I” bei S. 14). Es bedurfte aber noch anderer Einwirkungen auf die Seevölker Südeuropas, um ſie zur Fahrt über den Atlantiſchen Ozean zu bewegen. Eine der wichtigſten war die Eroberung der öſtlichen Mit— telmeerländer durch die Türken und die dadurch hervorgebrachte Zer— ſtörung des Handels der italieniſchen Seeſtädte mit der Levante, dem Orient und Indien, eines Handels, der in der zweiten Hälfte des Mittelalters Wohl- ſtand nicht allein über Südeuropa, ſon— dern auch über Deutſchland und bis nach Flandern verbreitet hatte. Dieſe Sperrung eines weiten Handelsgebie— tes erzeugte bei den Handelsvölkern Europas den lebhaften Wunſch, Aſien nunmehr auf dem Seewege nach Weſten zu erreichen. Endlich wurden im 15. Jahrhundert die Schriften des Alter— tums, darunter auch die des Geogra— phen Claudius Ptolemäus, eine neue Quelle der Kenntnis ausgedehnter Länderräume. Aber auch die Fehler 15 N des Ptolemäus und ſeines Vorgängers Criſtoforo 5 1 ee der National Marinus von Tyrus haben einen gün- ſtigen Einfluß auf die Entdeckung Amerikas gehabt, indem jie die Veranlaſſung waren, daß man ſich den Abſtand zwiſchen Europa und Oſtaſien viel zu klein vorſtellte. So kam einer der Hauptförderer des Planes, der Florentiner Aſtronom Paolo del Pozzo Toscanelli (13971483), dazu, die Entfernung von Liſſabon nach Zipangu (Ja— pan) auf 100°, diejenige von Liſſabon nach Cathai (China) auf 130% anzugeben, d. h. er ſuchte Japan im Meridian der Südſpitze von Niederkalifornien, China in der Länge der Marqueſas— inſeln. Da man überdies zu kleine Meilen annahm und halbwegs nach Zipangu auf die Inſel Antiglia zu ſtoßen gedachte, ſo erſchien die Fahrt nach Oſtaſien nicht mehr allzu gewagt. Toscanelli fand Verſtändnis für ſeine Gedanken weniger in Italien als in Portugal, be— ſonders bei dem Domherrn des Königs Affonſo V., Hernan Martinez. Er ſandte am 25. Juni 1474 eine Karte nach Liſſabon, die den Seeweg nach Indien in weſtlicher Richtung erläutern ſollte, und fügte ihr ein Schreiben an Martinez bei. Von ihr erfuhr in Liſſabon Chriſtop 0 6 Die Erforſchungsgeſchichte. Kolumbus, der anſcheinend ſchon ſelbſtändig einen Plan zur Aufſuchung Indiens auf dem Seewege nach Weſten ausgearbeitet hatte. Er erhielt von Toscanelli eine Abſchrift der Karte und betrieb von da an mit größerer Zuverſicht ſeine Bemühungen am Hofe Liſſabons. Criſtoforo Colombo (j. die Abbildung S. 5) oder, wie er ſich ſelbſt während ſeiner ſpaniſchen Dienſte nannte, Criſtöbal Eolön, gewöhnlich latiniſiert Kolumbus, wurde in Genua zwiſchen dem 26. Auguſt und dem 31. Oktober 1451 geboren. Nachdem er um 1470 in Pavia Mathematik ſtudiert hatte, widmete er ſich der Schiffahrt, befuhr Mitte der ſiebziger Jahre das Mittelmeer, beſuchte 1477 Briſtol und gelangte bis nach Island. 1478 heiratete er in Liſſabon, lebte dann auf der Inſel Porto Santo bei Madeira und auf den Azoren und hörte hier von fremdartigen rohen Hölzern und bearbeiteten Rohren, welche die Meeresſtrö— mungen herangeführt hatten. Kurz vor 1484 beſuchte er ferner das Fort La Mina in Guinea. Im Jahre 1484 legte er dem Könige Joäo II. ſein Geſuch vor, ein Geſchwader nach Cathai auszurüſten, aber die zur Prüfung des Geſuches eingeſetzte wiſſenſchaftliche Kom— miſſion verwarf, obwohl ſelbſt geteilter Meinung, den Vorſchlag, worauf Kolumbus flucht— artig aus Portugal verſchwand. Von 1484 bis 1492 iſt er dann unabläſſig tätig geweſen, ſeinen Plan zu verwirklichen. Zuerſt wollte er ihn dem franzöſiſchen Hofe vorlegen, fand aber bereits bei der Durchreiſe durch Andaluſien Verſtändnis bei dem Herzog von Medinaceli, der ihn zwei Jahre beherbergte und drei Schiffe ausrüſten ließ, aber die Hilfe der Krone für un— erläßlich hielt und die Aufnahme des Kolumbus in die Dienſte der Krone Kaſtiliens veranlaßte. Dieſe legte das Projekt der Univerſität Salamanca vor, fand aber bei deren Ver— tretern keine tatkräftige Förderung. Nach jahrelangem Warten beſchloß Kolumbus daher (1491), ſein Glück in Frankreich zu verſuchen. Auf der Reiſe nach Huelva gelangte er nach Palos, pochte mit ſeinem Sohn an die Pforte des Kloſters de la Räbida, erregte hier als Fremder Aufſehen und ſchilderte ſeine Pläne und deren Mißlingen. Der Beichtvater der Königin Iſabel, Juan Perez, und der in der Geographie erfahrene Arzt Garcia Hernandez nahmen ſich ſeiner an, und erſterer empfahl ihn der Königin. Daraufhin zog Iſabel ihn an den Hof, und da gerade Granada gefallen war und die Umſegelung des Kaps der Guten Hoffnung durch die Portugieſen neuen Mut zu Entdeckungs— reiſen eingeflößt hatte, ſo zeigte ſie ſich geneigter. Neue Schwierigkeiten entſtanden jedoch aus den maßloſen Forderungen des Kolumbus, und er machte ſich daher zum drittenmal auf den Weg nach Frankreich. Unterdeſſen aber war ſein Anhang gewachſen, einflußreiche Würdenträger traten für ſeinen Plan ein, Geld wurde von privater Seite zuſammengebracht, da der Kronſchatz leer war, und nunmehr gab die Königin nach. Am 30. April holte ein Eil⸗ bote Kolumbus in Santa FE ein und überreichte ihm die Verbriefung aller ſeiner Anſprüche. Am 23. Mai 1492 langte er in Palos an, woſelbſt drei Schiffe ausgerüſtet wurden. Die reiche Kaufmannsfamilie Pinzon, die ſich ebenfalls ſchon ſeit einem Jahre mit der Frage des See— weges nach Indien beſchäftigt hatte, lieh ihm ihre Unterſtützung; Martin Alonſo und Vicente Yanez Pinzon ſtellten ſich ſogar perſönlich in den Dienſt der Unternehmung. Erſterer über- nahm den Befehl über das Schiff „La Pinta“, letzterer über die kleinere „Nita“, während Kolumbus ſelbſt das Admiralsſchiff „Santa Maria“ und gleichzeitig die ganze Fahrt leitete. 1 N „ — * + ya | 8 ie a 9 8 1 a 1 1 — + s N + Ps * 7 * N he n N 1 2 1854 2 00 70 50 40 nn — — TE z I —— | 7 LTE 42 \ | Nast eee 5 AR N EN | — — we; | | @.„böw ul Rössler 1872 1415 v. Bermudas entd 4 „ 4 H Atırey,,I874- * u r ns N A = 5555 3 — — 5 50 . 5 ' (Watliru Long -IlConkepeion) ; kel 5 Ss — | RR ST az, Galapagos IF Se r v.Comiey 1684 e. 5 < Tahalınga Spix 1820 10 — - 2 . S.kimbrosio Heliaſqhe 1 ja e 2) Kühsen Burmeisteßf3 1859 2 Dal SEE 8 18. ; 45 9 site 5 KARTE DER FORSCHUNGSREISEN ne IN SUD-unp MITTEL-AMERIKA bis zur Gegenwart. Maßstab 1:50000000 2 ze 1090 5% Kilometer. Die farbigen Linien bezeichnen. die hauptsächliehsten. Reiserouten. mit Angabe der Namen. der Reisenden und der Zeit.Die verschiedenen Farben. ermöglichen es die einzelnen Reisen. zu verfolgen. Die den. Orten beigefügten. Zahlen bezeichnen. das Gründungsjahr. — W v Tara e . 80 70 60 50 Bibliogr. Institut in Leipzig: Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. =] II. Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. (Siehe die beigeheftete Karte „Forſchungsreiſen in Süd- und Mittelamerika“) 1. Die Reiſen des Kolumbus. Von Palos ſegelte das kleine Geſchwader des Kolumbus am 3. Auguſt 1492 zuerſt nach Gomera. Am 6. September wurde dieſer Hafen verlaſſen, am 9. kam das Land außer Sicht. Nun wurde die Richtung gegen Weſtſüdweſten genommen. Die Überfahrt verlief im ganzen günſtig; man gelangte bald in den Bereich des Nordoſtpaſſats und kam verhältnis— mäßig raſch vorwärts. Mehrmals, ſchon am 18., dann wieder am 25. September und am 6. Oktober, glaubte man Land zu ſehen, aber erſt am 11. Oktober traf man auf untrügeriſche Zeichen nahen Landes: friſche Pflanzen und indianiſche Gerätſchaften, ein Brett, ein ge— ſchnitzter Stab, ein Rohr und ein Pfahl wurden aus dem Waſſer gezogen, und abends glaubte Kolumbus im Weſten Licht zu ſehen, täuſchte ſich aber wohl, denn das Land war noch zu weit entfernt. Von der vorauseilenden „Pinta“ aber erblickte ein Matroſe, Rodrigo de Triana oder Juan Rodriguez Bermejo, wirklich Land, und zwar um 2 Uhr in der Nacht vom 11. zum 12. Oktober, einem Freitag. Als es tagte, ſahen die Seefahrer eine niedrige Inſel vor ſich liegen. Sie wurde unter großer Feierlichkeit von Kolumbus und Pinzon für die Krone Spa— nien in Beſitz genommen. Die zur Gruppe der Bahama-Inſeln gehörige, von den Eingeborenen Guanahani, von den Spaniern San Salvador genannte Inſel, die ſpäter auch den Namen Watlingsinſel erhielt, bedeutete für die Entdecker eine Enttäuſchung. Nach ſeiner Rechnung hatte Kolumbus von Gomera bis San Salvador 1122 Leguas zurückgelegt, was nach Toscanellis Karte ziemlich genau mit der Entfernung von den Kanaren bis Japan übereinſtimmte; er war daher überzeugt, daß er dieſes Land vor ſich habe. Anſtatt der hohen Kultur des Landes und Volkes in Oſtaſien aber fand man hier eine unſcheinbare Sandinſel und nackte Einge— borene, die nicht einmal das Eiſen kannten. Dagegen beſaßen ſie goldene Schmuckſachen, die ihnen bald gegen wertloſe Kleinigkeiten abgenommen wurden. Nach weiteren Gold— ländern befragt, zeigten ſie ſüdwärts, und im Verlaufe dieſer Richtung fand Kolumbus darauf die heute Rum Cay, Long Island und Crooked Island genannten Inſeln ſowie am 27. Oktober Kuba, und zwar die Nipebucht. In Kuba glaubte er nun ganz ſicher das geſuchte Zipangu gefunden zu haben, allein dieſe Hoffnung ſchwand auch bald, als man ſelbſt im Inneren nur eine ſehr ſpärliche indianiſche Bevölkerung in elenden Hütten, aber keine Spur von großen Städten, Königspaläſten, leb— haftem Handel uſw. antraf. Durch die Eingeborenen erfuhr Kolumbus jedoch von einem reichen Land im Oſten, das in der Tat in Haiti (Eſpafola; Tafel 1, Abbildung 1) entdeckt wurde. Bei der Inſel Tortuga trennte ſich Martin Alonſo Pinzon heimlich von ihm und befuhr die Nordküſte Haitis gegen Oſten. Kolumbus erkannte bald, daß die Bevölkerung Haitis eine höhere Stufe der Kultur erreicht hatte, Häuſer, Ortſchaften und viel Gold beſaß. Als er nun aber hörte, daß das Gold aus dem Cibaogebirge bezogen würde, war er wieder vollſtändig überzeugt, nunmehr in Zipangu zu fein. In der Weihnachtsnacht ſtran— dete jedoch die „Santa Maria“ und ging verloren; nun war an Entdeckungsxreiſen nicht mehr zu denken, denn Pinzon war verſchwunden, und das Kolumbus gebliebene Schiff „Nifla“ war das kleinſte der drei Fahrzeuge. Aus den Trümmern des verunglückten Schiffes wurde 8 Die Erforſchungsgeſchichte. die erſte Niederlaſſung der Spanier in Amerika in Geſtalt des Forts Navidad an der Nord— küſte von Haiti gebaut. Am 4. Januar verließ Kolumbus dieſen Platz, traf am 6. Januar die „Pinta“ des Alonſo Pinzon und landete nochmals im Oſten Haitis. Hier hörte er von einer ſüdlich liegenden großen goldreichen Inſel (Jamaica) ſowie von einem Feſtlande, wo die Völker Kleidung trügen (Yufatan), und traf zum erſtenmal auf die in Oſthaiti an der Bucht von Samans ſeßhaften weſtlichſten Karaibenſtämme, die ihm deutlich die Inſelreihe der Kleinen Antillen erklärten. Trotz aller dieſer Hinweiſe verließ Kolumbus mit Pinzon am 16. Januar 1493 Haiti und kam nach ſtürmiſcher Fahrt am 4. März im Tejo, am 31. März in Sevilla an. Martin Alonſo Pinzon traf ſchon am 15. März in Palos ein, erhielt aber die erbetene Audienz bei den Monarchen nicht allein, ſondern nur im Gefolge des Kolumbus bewilligt und ſtarb aus Gram über dieſe Kränkung bereits Anfang April 1493. Neben Ko— lumbus gebührte ihm zweifellos der größte Ruhm bei der Entdeckung Amerikas. Kolumbus wurde mit hohen Ehren empfangen und in allen ſeinen Würden beſtätigt. Am 23. September 1493 ſegelte er mit einer Flotte von 17 Schiffen und 1500 Mann Be- ſatzung wieder ab. Auf dieſer zweiten Reiſe verließ das Geſchwader am 13. Oktober Ferro, nahm einen ſüdlicheren Kurs und traf infolgedeſſen, vom Paſſat begünſtigt, ſchon am 3. No- vember in Dominica ein. Von hier aus wandte ſich Kolumbus nördlich, entdeckte Guade— loupe, Montſerrat, Marie Galante, Redonda, San Martin, Santa Cruz und Puerto Rico und erreichte Navidad auf Haiti am 27. November, wo er jedoch das Fort zerſtört und die Beſatzung getötet fand. Seit Ende April 1494 verfolgte er dann die Südküſte Kubas gegen Weſten, entdeckte am 5. Mai Jamaica, hörte abermals von bekleideten Völkern auf dem Feſtlande, ſuchte ſie aber nicht auf, ſondern kehrte von der Weſtküſte Kubas, ohne deſſen Inſelnatur zu erkennen, wieder nach Haiti zurück. Am 10. März 1496 verließ er die Inſel, beſuchte zunächſt die Kleinen Antillen und erreichte am 11. Juni die Küſte Spaniens. Hier waren indes die Zeiten wenig günſtig für neue Entdeckungen, denn in Europa wütete Krieg, und die Kolonien machten ſich nicht bezahlt. So gelang es Kolumbus erſt 1498 wieder, zu einer dritten Reiſe aufzubrechen, die er am 30. Mai in San Lucar antrat. Auf dieſer wollte er den Aquator überſchreiten, kam aber nur bis zum 7. Grad nördl. Breite und wendete hier den Kurs gegen Weſten und Norden. So ſtieß er am 1. Auguſt auf Trinidad, am 2. Auguſt auf das Feſtland von Südamerika, das Orinoco-Delta, durchfuhr die Meer— enge zwiſchen Trinidad und Venezuela, fand die Inſeln Cubagua und Margarita und ſprach die Anſicht aus, dieſe Küſten möchten ein wirkliches Feſtland ſein. Zu ſeinem Unglück wandte er ſich aber von Cubagua ſogleich nach Ejpafiola (Haiti) und wurde hier in Streitigkeiten ver— wickelt. Die Königin hatte ihre Huld von ihm abgewandt, ſo daß er Ende Auguſt 1500 von ihren Abgeſandten, welche die Zuſtände auf Ejpafiola ordnen ſollten, verhaftet und in Ketten nach Spanien geſchickt wurde. Dennoch gelang es ihm 1502, die Erlaubnis zu einer vierten Reiſe zu erhalten. Am 15. Juni 1502 war er in Martinique, beſuchte dann Eſpafola, hierauf Jamaica und Südkuba und fand am 30. Juli die Islas de los Pinos im Golf von Honduras und ein indianiſches Marktſchiff mit bekleideten, gut bewaffneten Indianern, yukatekiſchen Kauffahrern vom Mayaſtamme, die ihm eine Goldküſte im Süden verhießen. Dies führte zur Entdeckung der Küſte von Honduras, der Laguna de Chiriqui und der Landſchaft Veraguaz hier hörte er auch von einem neun Tagereiſen ſüdlich der Chiriqui-Lagune liegenden Meere. Das war die erſte Kunde vom Großen Ozean. Dieſen hat Kolumbus aber nicht aufgeſucht, Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. 9 ſondern er kehrte an der engſten Stelle des Iſthmus um, erreichte mit Mühe über Jamaica Eipafiola und traf im November 1504 wieder in Spanien ein. Hier ſtarb er am 21. Mai 1506 zu Valladolid in Dürftigkeit und Vergeſſenheit, denn die Ergebniſſe ſeiner letzten Reiſen ſtanden mit den gehegten Erwartungen nicht im Einklang, und die größeren Erfolge der Portugieſen im reichen wirklichen Indien ließen die ſeinigen verblaſſen. Schon zu ſeinen Lebzeiten und in den nächſten Jahrzehnten nach ſeinem Tode hat es nicht an Verſuchen gefehlt, den Ruhm des Kolumbus zu verdunkeln, und bis auf den heutigen Tag gibt es Gelehrte, die ihm das Recht auf den Namen als erſter Entdecker Amerikas ab— ſprechen. Dagegen iſt entſchiedener Einſpruch zu erheben. Alle Anſprüche ſeefahrender Völker, der Basken, Nordfranzoſen und Portugieſen, vor dem Jahre 1492 amerikaniſches Gebiet betreten zu haben, jet es in Braſilien oder am Sankt-Lorenz-Golf, ſowie auch die an— gebliche Entdeckung Mexikos durch die Chineſen im 5. Jahrhundert ſind in das Reich der Fabel zu verweiſen. Nur die Entdeckung Nordamerikas durch die Normannen (vgl. S. 4) kann als geſichert angeſehen werden. Sie iſt aber erſt um 1700 bekannt geworden, war eine rein zu— fällige, und die Normannen ſelbſt haben von ihrer Bedeutung für die Geographie durchaus keine Kenntnis gehabt. Kolumbus hat daher als der Entdecker Amerikas zu gelten, ſelbſt wenn andere ſchon vor ihm oder gleichzeitig mit ihm den Plan einer Weſtfahrt erdacht haben, wie Toscanelli, der wohl den Anſtoß zu der Fahrt des Kolumbus gegeben hat, und auch dann noch, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß Kolumbus ſich nicht bewußt geweſen iſt, einen neuen Kontinent gefunden zu haben, ſondern in dem Glauben geſtorben iſt, er habe Djt- aſien erreicht. Denn die Tat der Entdeckung, die Durchführung der Fahrt wird ihm nicht zu rauben ſein, und es iſt ganz unzweifelhaft, daß er auch an der geiſtigen Urheberſchaft einen großen Teil hatte. Daß ſich die Erkenntnis von der Entdeckung eines neuen Erdteils erſt nach dem Tode des Kolumbus Bahn brach, ergibt ſich allein ſchon aus dem Umſtande, daß die entdeckten Inſeln und Küſten ganz allgemein Indien oder Weſtindien genannt wurden. Anderſeits muß man zugeben, daß Kolumbus ſeine Zeitgenoſſen geiſtig durchaus nicht etwa überragte. An einen neuen Kontinent glaubte er nicht, wenngleich ihm bei der Ent— deckung der Orinoco-Mündungen Zweifel an der Inſelnatur des Landes und bei der Arm— ſeligkeit der Indianer überhaupt Bedenken über die Zugehörigkeit dieſer Länder zu Aſien kamen. Die wiſſenſchaftliche Bildung des Kolumbus war nicht höher, ſondern wahrſcheinlich eher niedriger als die vieler anderer Entdecker der damaligen Zeit, z. B. des Amerigo Ves— pucci. Sie ging jedenfalls nicht über den Durchſchnitt der damaligen Zeit hinaus und krankte, wie damals die Bildung allgemein, an der Unfähigkeit, ſich von altgewohnten Autoritäten, den Kirchenvätern und Kosmographen, und vor allem von den Anſchauungen des Ptolemäus loszulöſen. Dazu war er ganz im Banne religiöſer Anſchauungen befangen, hielt ſich für ein Rüſtzeug Gottes, war aber anderſeits, wie faſt alle Entdecker und Eroberer der damaligen Zeit, nicht frei von Golddurſt und Gier nach Reichtum; kurz, er war ein Menſch ſeiner Zeit, nicht ſeiner Zeit voraus, und darum eben auch befähigt, die Bedürfniſſe ſeiner Zeit zu er- füllen. Sein Name iſt leider nicht auf den neuen Erdteil übergegangen. Zum Teil lag das daran, daß er ſchon von 1504 ab raſch vergeſſen wurde, dann aber an dem Umſtande, daß er nichts oder nur ſehr wenig über ſeine Entdeckungen veröffentlichte, während die vielgeleſenen Briefe des Amerigo Vespucci dieſem den Ruhm eingebracht haben, daß der Novus mundus nach ihm Amerika genannt wurde. Die erſte praktiſche Folge der Entdeckung Amerikas war die Feſtſetzung der ſogenannten 10 Die Erforſchungsgeſchichte. Demarkationslinie zwiſchen den ſpaniſchen und portugieſiſchen Beſitzungen durch den Papſt Alexander VI. 1493. Sie ſollte 100 Leguas weſtlich von irgendeiner Inſel der Kap— verden verlaufen, ſo daß das weſtlich von ihr gelegene Land zu Spanien, das öſtlich von ihr liegende zu Portugal gehören ſollte. Schon aus dieſer geographiſch unhaltbaren Anordnung geht hervor, daß der Papſt und ſeine Berater ſich über die Tragweite ihrer Beſtimmung nicht klar waren; und in der Tat wurde ſie ſchon im folgenden Jahre, 1494, wieder um— geſtoßen. Spanien und Portugal ſetzten auf Wunſch Portugals in dem Vertrage von Tordeſillas feſt, daß die Grenze nicht 100, ſondern 370 Leguas weſtlich der Kapverden ver— laufen ſollte. Das entſpricht ungefähr dem 46. Meridian, der Braſilien öſtlich der Amazonas— mündungen ſchneidet. Spanien glaubte durch dieſen Vertrag die neuentdeckten Inſeln ſowie auch die wichtigen Gewürzländer Indiens für ſich behalten, den Portugieſen aber Afrika über— laſſen zu haben. Allein hierbei verrechnete es ſich erheblich. Im Jahre 1500 fand Cabral öſtlich vom 46. Meridian Land, das ſomit zu Portugal gehörte und bald Braſilien genannt wurde. Dadurch wurde der neue Kontinent Südamerika in einen ſpaniſchen und einen portugieſiſchen Teil zerlegt: ein für Spanien ganz unerwartetes Ergebnis. 2. Die Entdeckung der atlantiſchen Küſten Süd- und Mittelamerikas und der ſüdlichen Durchfahrt. Die Ergebniſſe der über ſieben Jahre ſich erſtreckenden Reiſen des Kolumbus ſind, ſoweit ſie tatſächliche Entdeckungen betreffen, verhältnismäßig gering, da ſie nur zur Auf— findung der Antillen, der Nordküſte von Südamerika und eines Teiles der Küſte von Mittel- amerika geführt haben, aber weder Mexiko noch Florida noch den Magdalenenſtrom umfaſſen. Das lag teils daran, daß es Kolumbus weniger auf die Entdeckung neuer Länder als auf die Erwerbung reicher Schätze ankam, aber auch an dem ungenügenden Zuſtand ſeiner Schiffe, der Ausrüſtung und der Verpflegung. Nordküſte. Ein Umſchwung trat erſt 1499 ein. Weil Kolumbus ſeit der dritten Reiſe in Ungnade gefallen war, anderſeits aber die Erfolge der Portugieſen in dem wirklichen Indien zu neuen Bemühungen anſtachelten, trat ſeitdem eine Reihe von neuen Entdeckern auf, die meiſt dem niederen Adel, den Hidalgos, angehörten, ſich durch Kühnheit und Wage— halſigkeit auszeichneten und die Entſchleierung der Uferländer des Karaibiſchen Meeres voll— endeten. Man nennt ſie die kleinen Entdecker. Mit ihnen zogen aber auch einige wijjen- ſchaftlich höher gebildete Leute aus, die nun durch ihre Berichte und Karten einen größeren Einfluß auf die Mitwelt geübt haben als Kolumbus ſelbſt. An der erſten dieſer Unternehmungen nahmen Alonſo de Hojeda, ein tollkühner Hidalgo, Juan de la Coſa, der beſte Pilot ſeiner Zeit und Verfertiger der erſten Karte des neuen Landes (ſ. die Karte „Entwickelung des Kartenbildes von Amerika I" bei ©. 14), ſowie Amerigo Vespucci, ein italieniſcher Kaufmann, teil. Naturgemäß knüpften ſie an eine der Reiſen des Kolumbus an, und zwar an die dritte; ſie verfolgten zunächſt die Küſte von Guayana nordwärts vom 6. Grad nördl. Breite und entdeckten den Eſſequibo, wendeten ſich dann aber nach der Nordküſte von Südamerika und entrollten deren Verlauf von Margarita, wo Kolumbus ſie verlaſſen hatte, bis zum Kap La Vela auf der Halbinſel Guajira. Nach 13monatiger Abweſenheit liefen ſie Mitte 1500 wieder in Cadiz ein. In demſelben Jahre fand Vicente Yafiez Pinzon die Mündung des Amazonas und entdeckte auf der Rückfahrt Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. 11 Tobago, während die Reiſe des Per Alonſo Nino 1499 —1500 ohne neue Ergebniſſe für die Entdeckungsgeſchichte verlief. Das Jahr 1500 ſah auch noch den Abgang einer zweiten Unter— nehmung, an der ſich neben dem Führer Rodrigo de las Baſtidas wieder der berühmte Pilot Juan de la Coſa beteiligte. Sie führte bereits in den Golf von Darien, entſchleierte die Küſte der Guajira und Dariens und brachte die Kunde von der Entdeckung des Magda— lenenſtroms und von Schneebergen in den Tropen heim, die bald nach der von Baſtidas ge— gründeten Stadt die Sierra Nevada de Santa Marta genannt wurden. Damit war die Nord- küſte Südamerikas vollkommen bekannt geworden; alle im folgenden Jahrzehnt dorthin gerich— teten Unternehmungen des Hojeda 1502, 1505 und 1509, Guerra und Juan de la Coſa 1504, Nicueſa 1509 und Enciſo 1510 waren nur noch Raubzüge, nicht Entdeckungsfahrten. Mittelamerika. Auch die Küſte von Zentralamerika war damals ſchon leidlich bekannt, da Rodrigo de las Baſtidas 1501 bis zum Golfe von San Blas nach Nordweſten, Kolumbus im April 1503 in ſüdöſtlicher Richtung bis über Puerto Bello in den Golf von Darien hinein gelangt waren, ihre Entdeckungen ſomit zuſammengeſchloſſen hatten. Schon damals ſuchte man eine Durchfahrt nach dem gegenüberliegenden Meere, von dem Ko— lumbus dunkle Kunde erhalten hatte, und das für den Golf von Bengalen gehalten wurde. Dieſe Durchfahrt wurde nun freilich nicht gefunden, wohl aber gelang es einem der Teil— nehmer an Enciſos Zug, das Meer auf der anderen Seite der Landenge aufzufinden und damit einen wichtigen Beitrag zur Erkenntnis des Novus mundus als eines wirklich ſelbſtän— digen Feſtlandes zu liefern. Vasco Nufezde Balboa war ſchon 1501, damals 29 Jahre alt, mit Rodrigo de las Baſtidas in Südamerika geweſen und hatte ſich 1510 heimlich wieder nach den neu entdeckten Geſtaden begeben. 1511 erhielt er die Führung der Kolonie Santa Maria del Antigua an Stelle Nicueſas. Bei einem Raubzug in das Innere hörte er zuerſt, daß ſechs Tagereiſen weiter im Weſten von den Berghöhen im Gebiete des Kaziken von Tubanama ein zweites Meer zu ſehen ſei, auf dem gutbekleidete Völker Ruder- und Segelſchiffahrt betrieben. Am 1. September 1513 brach er mit 190 Spaniern und 600 Eingeborenen nach dem fremden Meere auf, gelangte nach 24 Tagen zum Golfe von San Miguel, nahm ihn am 25. Sep⸗ tember feierlich für Spanien in Beſitz und nannte das ſich ſüdwärts ausdehnende Meer die Südſee. Trotz dieſes großen Erfolges wurde nicht Balboa, ſondern der alte Pedrarias de Avila als Statthalter eingeſetzt; von dieſem wurde Balboa 1517 enthauptet. Das übrige Mittelamerika trat erſt ſpät aus dem Dunkel hervor. Erſt 1508 um— fuhren Diaz de Solis und Vicente Yaſtez Pinzon Kuba, ſtellten die vielbezweifelte Inſelnatur dieſes Landes feſt und drangen in den Mexikaniſchen Golf ein. Nach anderen ſoll Sebaſtian de Ocampo dieſes Ruhmes würdig ſein. Erſt 1511, alſo volle 19 Jahre nach der Entdeckung, nahm Diego Velasquez Kuba für Spanien in wirklichen Beſitz und gründete eine raſch aufblühende Kolonie, die bald der Ausgangspunkt ſehr wichtiger Unter— nehmungen wurde. Florida zwar iſt 1513 von dem Statthalter von Puerto Rico, Ponce de Leon, entdeckt worden, aber Yukatan und Mexiko hat man von Kuba aus zuerſt beſucht. Im Februar 1517 gelangten Hernandez de Cördoba und Antonio de Alaminos an die Küſte von Yukatan bei Kap Catoche, verfolgten fie aber nur eine kurze Strecke; im Mai 1515 dagegen vermochten Alaminos und Juan de Grijalva bis Tampico vorzudringen, während Hernan Cortez nur wenig nördlicher vorſtoßen konnte, bis zum Rio Panuco. Die Verbin— dung dieſes Punktes mit dem weſtlichſten in Florida zu erreichen, gelang gleich darauf, 1519, 12 Die Erforſchungsgeſchichte. — im Auftrage des Statthalters von Jamaica, des Francisco de Garay, einem wenig ge— nannten Entdecker, dem Alonſo Alvarez Pineda, der von Florida aus den Mexikaniſchen Golf umfuhr und deſſen geſamte Nordküſte feſtlegte. Dieſe Fahrt hatte die wichtige Erfah— rung gebracht, daß auch von dem Mexikaniſchen Golf aus keine Straße nach Weſten hin— durchführe; dennoch ließ Cortez noch im folgenden Jahrzehnt, z. B. 1524 durch Hurtado de Mendoza, bis zum Golf von Darien ſüdwärts nach einer Meeresſtraße ſuchen. Oſtküſte. Inzwiſchen aber war dieſe weit im Süden des Kontinents durch Magalhäes aufgefunden worden, nicht zufällig und unerwartet, ſondern nach langwierigem, ebenſo eifrigem Suchen wie in Mittelamerika. Um dieſe Entdeckung zu verſtehen, muß man an die Reiſe Hojedas, de la Coſas und Vespuccis anknüpfen. Dieſe hatten, wie oben erwähnt wurde, die Küſte von Guayana vom 6. Grad nördl. Breite an befahren. Raſcher nun als die Entdeckung der Küſten des amerikaniſchen Mittelmeeres erfolgte die Aufklärung über den Verlauf der Oſtküſte Südamerikas. Vicente Dafez Pinzon war es beſchieden, am 26. Januar 1500 die Küſte Braſi⸗ liens am Kap Roſtro Hermoſo, ſpäter Säo Agoſtinho, in 8° 20“ ſüdl. Breite zu entdecken. Doch machte er noch nicht den Verſuch, dieſe Küſte nach Süden zu verfolgen, ſondern fuhr an ihr in weſtnordweſtlicher Richtung entlang und fand den Amazonenſtrom (vgl. S. 10). Als Pinzon im September 1500 wieder in Palos eintraf, war bereits eine zweite Entdeckung der braſiliſchen Küſte bekannt geworden, die kurz auf die Pinzons folgte, aber ſchon im Juli nach Liſſabon berichtet ward. Das war die Entdeckung Braſi— liens durch Pedrälvarez Cabral, der gewöhnlich, wenn auch mit Unrecht, als Entdecker Braſiliens gilt. Cabral befand ſich mit einem portugieſiſchen Geſchwader auf der Reiſe von Portugal nach dem eben durch Vasco da Gama aufgefundenen wirklichen Indien, ſcheint aber den Befehl gehabt zu haben, einen weſtlicheren Kurs zu nehmen. So ſtieß er am 22. April auf Land, das er Ilha da Vera Cruz nannte. Er befand ſich damals unter etwa 17-60 ſüdl. Breite zunächſt vor dem Monte Pascual, dann im Porto Seguro, im jetzigen Staate Bahia, und nahm das Land für die Krone Portugal in Beſitz, da er erkannte, daß dieſe Ilha da Vera Cruz öſtlich der Demarkationslinie von 1494 liege. Noch eine dritte Unternehmung fand in demſelben Jahre (1500) unter dem Befehl des Die go de Lepe an der Küſte von Braſilien ſtatt. Dieſer fand wie Pinzon das Kap Agoſtinho, verfolgte die Küſte aber weiter nach Süden als Cabral und bemerkte bereits ihr ſüdweſtliches Amerigo Vespucci. Nach einem Stich von Rémont.) Zu S. 13. Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. 13 Einſchwenken, eine Beobachtung, die der Hoffnung Nahrung gab, das neue Land im Süden umfahren zu können. Ob Amerigo Vespucci an dieſer Fahrt teilgenommen hat, ift leider nicht zu erweiſen. Amerigo Vespucci (j. die Abbildung S. 12) war 1451 in Florenz als Sohn eines Notars geboren und hatte, wie viele Italiener, während der großen Zeit der erſten Ent⸗ deckungen ſeinen Wohnſitz in Spanien, und zwar als Angeſtellter des Bankhauſes Berardi in Sevilla, das Ausrüſtung und Herrichtung der auslaufenden Entdeckungsſchiffe beſorgte. Somit war er in der Lage, neue Nachrichten aus erſter Quelle zu erhalten und die Ent— decker der damaligen Zeit per- ſönlich kennen zu lernen. So⸗ bald 1498 das dem Kolumbus verliehene Entdeckungsvor— recht gefallen war, trat er mit Hojeda und Juan de la Coſa ſeine erſte Reiſe an (val. S. 10). Falls er ſich von die— ſen im September 1499 ge⸗ trennt hat, könnte er ſowohl mit Vicente Nariez Pinzon im November oder mit Diego de Lepe im Dezember 1499 ſeine zweite Fahrt angetreten haben. Sophus Ruge ent⸗ ſcheidet ſich für die letztere Möglichkeit, da ein Brief Ves— puccis vom 18. Juli vorliegt, Pinzon aber erſt im Septem- ber nach Palos zurückgekom⸗ men iſt. Eine dieſer beiden Reiſen muß er mitgemacht ha- ben, da er ſich ausführlich über die Küſte Braſiliens und den Amazonenſtrom ausläßt. Da nun Vespuccis Ruf als Pilot ſich verbreitete, ſo lag es nahe, daß König Manuel ihn auffordern ließ, der portugieſiſchen Krone ſeine Kenntnis der Küſten und der Nautik für eine Forſchungsreiſe an der Ilha da Vera Cruz zur Verfügung zu ſtellen. Dieſe dritte Reiſe Vespuccis dauerte vom Mai 1501 bis zum 7. September 1502. Sie hat die Küſte Braſiliens zum erſtenmal genauer bekannt gemacht. Wer den Zug leitete, ſteht nicht feſt, da Vespucci die üble Gewohnheit hatte, die Kapitäne nicht zu nennen, und außer ſeinen Berichten keine Quelle vorhanden iſt. Am 16. Auguſt 1501 traf das Schiff auf das Kap Säo Roque und lief nun bis zum Januar 1502 zahlreiche Punkte der Küſte, zuletzt Cananea unter 25° füdl. Breite an. Von hier behauptet Vespucci ſcharf ſüdlich gehalten, unter 52° jüdl. Breite wieder Land gefunden zu haben und dann über Sierra Leone zurück— gekehrt zu ſein; doch läßt ſich die Wahrheit dieſer Behauptung nicht erweiſen, höchſtens ſpricht dafür der lange Zeitraum vom Januar bis September 1502. Der über dieſe Reiſe von Fernäo de Magalhäes. (Nach einem Kupferſtich von F. Selma.) Zu S. 15. 14 Die Erforſchungsgeſchichte. Vespucci verfaßte, 1503 lateiniſch und deutſch veröffentlichte Bericht hat wohl am meiſten zur Bekanntmachung der neuen Entdeckungen, zur Hebung des Anſehens Vespuccis und zur Verdunkelung des Ruhmes des Kolumbus beigetragen. Bald darauf aber war es mit Ves— puccis Macht am portugieſiſchen Hofe zu Ende, denn ſeine mit großem Pomp angekündigte vierte Reiſe (1503 —04), die in ſüdweſtlicher Richtung nach Indien führen ſollte, hatte kein geographiſches Ergebnis. Vespucci verließ den portugieſiſchen Dienſt, fand 1505 eine Anſtellung in Spanien, wurde 1508 Pilot der kaſtiliſchen Krone und ſtarb 1512 in Sevilla. Die Eitelkeit und die Sucht, ſich in den Vordergrund zu drängen, haben Vespucci den Ruhm eingetragen, daß ſein Name auf den neuen Erdteil übergegangen iſt. Bei dem Mangel an Nachrichten über die „neuentdeckten Inſeln“ bildeten Vespuccis Reiſebriefe bald einen Gegenſtand allgemeiner Aufmerkſamkeit, ſie wurden in verſchiedene Sprachen überſetzt und viel geleſen, 1507 ſogar unter dem Namen der „Quatuor navigationes“ von dem Profeſſor am Gymnaſium zu St.-Die in Lothringen, Martin Waldſeemüller (Waltzemüller oder Ila— comilus), zuſammen herausgegeben. Seit dem Jahre 1507 finden ſich denn auch zahlreiche Schriften, die Amerigo Vespucci als Entdecker des Novus mundus betrachten, und in dem— ſelben Jahre machte Waldſeemüller in feiner „Cosmographiae Introductio“ den Vorſchlag, den vierten Erdteil Amerigos Land, Amerige oder America zu nennen. Überraſchend ſchnell fand dieſer Name Anklang; ſeitdem er 1507 von Waldſeemüller auf ſeine 1901 wieder⸗ entdeckte Weltkarte eingetragen worden war (vgl. den Ausſchnitt aus Waldſeemüllers Welt- karte auf der beigehefteten Karte „Entwickelung des Kartenbildes von Amerika 1“), ging er auch auf Karten und Globen über, ohne jedoch andere Namen, wie Terra Sanctae Crucis, Tierra firme, Mundus novus, Novis orbis, Peruana, Brasilia, verdrängen zu können, bis endlich das 17. Jahrhundert ihm volle Gültigkeit verſchaffte. Alle übrigen Ableitungen des Namens aus ähnlich klingenden Bezeichnungen von Bergketten und Völkerſchaften in Amerika ſind entſchieden abzuweiſen. Vespuccis Anſtellung in Spanien und namentlich ſein Amt als Pilot der kaſtiliſchen Krone erlaubten ihm die weitere Verfolgung ſeines Planes, um die neu entdeckten Länder herum in der von der Küſte ſelbſt gewieſenen ſüdweſtlichen Richtung nach den Gewürzinſeln zu fahren. Seinen Bemühungen waren im weſentlichen die beiden Unternehmungen des Juan Diaz de Solis zu verdanken, die nach dem Süden des Novus orbis gerichtet waren. Die erſte fand 1508 —09 ſtatt, gelangte etwa bis zum 40.“ ſüdl. Breite, hatte aber keine Ergebniſſe; an ihr nahm Vicente Yaſez Pinzon teil. Die zweite erlebte Vespucci nicht mehr, allein ſie geht doch noch auf ſeine Anregung zurück. Ihr Führer war derſelbe Juan Diaz de Solis, der nach Vespuccis Tode deſſen Nachfolger als Pilot der kaſtiliſchen Krone geworden war. Er lief, um Balboas Südſee (vgl. S. 11) zu erreichen, Ende 1515 von Spanien aus, befuhr die Oſtküſte Südamerikas vom Kap Säo Roque bis zum La Plata, entdeckte dieſen Strom, wurde aber auf einem Streifzuge aufs Land von den Indianern ge— tötet. Wenn nun auch die Entdeckung der ſüdlichen Durchfahrt de Solis nicht gelungen iſt, ſo zeichnet ſich ſeine Reiſe doch durch ſorgfältige Aufnahme der Küſte und die Auffindung des dritten großen ſüdamerikaniſchen Stromes aus. Inzwiſchen handelte es ſich aber ſchon nicht mehr um den Zuſammenſchluß der Ent— deckungen der Spanier im Südoſten von Südamerika und in Mittelamerika, ſondern um die Erreichung der Molukken, die nach den Berichten der Portugieſen ſehr weit nach Oſten hinaus verlegt wurden, ſo daß man in Spanien hoffte, ſie könnten doch in der ſpaniſchen Erdhälfte —— — — >. 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Dieſe Karten benutzte aber der erſte Umſegler der Erde, Fernäo de Magalhäes (f. die Abbildung S. 13), meiſt Ferdinand Magellan, in Spanien Fernando de Magallanes genannt. Ahnlich wie Kolumbus aus Portugal nach Spanien übergegangen und wie jener ſchon vorgebildet zu großen Entdeckungsfahrten durch den Aufenthalt in Portugieſiſch-Indien, fand er raſcher als ſein großer Vorgänger ſchon wenige Monate nach ſeiner Ankunft in Spanien williges Gehör und ſtach bereits am 20. September 1519 in See. Nachdem er die braſiliſche Küſte von Kap Agoſtinho bis Rio de Janeiro verfolgt und im Januar 1520 den La Plata erreicht hatte, ſuchte er zunächſt in dieſem vergeblich eine Durchfahrt und überwinterte dann nach mehrmaligem Anlaufen der patagoniſchen Küſte am Puerto San Julian in 49 30“ ſüdl. Breite. Von hier aus brauchte er noch über acht Wochen, um bis zur Durchfahrt vorzudringen. Vom 21. Oktober bis zum 28. November 1520 durchfuhr er die nach ihm benannte Straße und ſtellte damit die Möglichkeit einer Durchfahrt vom Atlantiſchen zum Großen Ozean feſt. Außerdem aber wurde durch dieſe Fahrt die Geſtalt Südamerikas im ganzen feſtgelegt, da Magalhäes auch an der Weſtküſte noch bis 459 füdl. Breite nord— wärts fuhr und ihren meridionalen Verlauf erkannte. Vor allem aber führte die Reiſe des Magalhäes dazu, daß Südamerika von nun an als ein beſonderer Erdteil betrachtet wurde, deſſen Formen auf den Karten des dritten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts auch ſchon recht wohl hervortraten (vgl. die Karte des Diogo Ribeiro auf der Tafel „Entwickelung des Kartenbildes von Amerika I” bei S. 14). Das größte Verdienſt des Magalhäes aber beſteht darin, dieſe Entdeckung planmäßig vorbereitet und energiſch verfolgt zu haben, trotz der größten Schwierigkeiten, die ihm ſeine eigene Beſatzung ſowie das unwirtliche Land und Klima ſelbſt entgegenſtellten. Leider vermochte er ſich ſeiner Erfolge nicht lange zu erfreuen, denn er wurde ſchon am 27. April 1521 auf der Philippineninſel Mactan von Eingeborenen getötet. 3. Die Erſchließung der Weſtküſte Südamerikas und die Eroberung ihrer Reiche durch die Conquiſtadoren. Die Entdeckung der Europa abgewandten Weſtküſte Amerikas hat naturgemäß erſt viel ſpäter ſtattgefunden als die der atlantiſchen Seite, aber es iſt doch auffallend, daß nach Auffindung des Großen Ozeans durch Balboa, 1513, lange keine ernſtlichen Anſtrengungen gemacht worden ſind, ſeine Küſten zu erkunden. Ihre Erforſchung iſt eng verknüpft mit der Eroberungstätigkeit der ſpaniſchen Heerführer und Abenteurer, der Con quiſtadoren. Wäh— rend im Norden und Oſten Südamerikas nur ſchweifende, ſelten ſeßhafte Indianerſtämme angetroffen wurden, deren Unterwerfung nicht allzu ſchwer fiel, traten den Spaniern an der Weſtküſte des Kontinents wohlorganiſierte Reiche mit einer eigenen Kultur entgegen, die erſt überwunden werden mußten, zum Teil in überaus blutigen Kämpfen. So gehen hier Entdeckung und Eroberung ineinander über, und es entſteht der eigenartige Typus der Conquiſtadoren, der erobernden Entdecker oder beſſer entdeckenden Eroberer, denn die Eroberung und die Sucht nach reicher Beute waren ſtets der Hauptzweck dieſer kraftvollen Geſtalten. Als ihre bedeutendſten Vertreter gelten meiſt zwei, allerdings voneinander recht verſchiedene Männer, Fernando Cortez und Francisco Pizarro, jener ein gebildeter 16 Die Erforſchungsgeſchichte. Offizier, dieſer ein roher Abenteurer. Sie beherrſchen den Gang der Entdeckungen bis zur Mitte des Jahrhunderts, jener im Norden, dieſer im Süden von Panama; fie bezeichnen den Höhepunkt der ſpaniſchen Macht, die ſie über faſt ganz Südamerika ausdehnen und weit nach Nordamerika hinein vorſchieben, und ſie geben durch die Eroberung der großen Gold— und Silberländer Mexiko und Peru zahlloſen Beutegierigen die Möglichkeit leichter Befriedi— gung ihrer Gelüſte und verhelfen der Krone Spanien zu unerhörtem Gewinn an edlen Metallen und Steinen; ſie leiten aber auch bereits den Niedergang der ſpaniſchen Macht ein, indem ſie den Grund legen zu der Ausbeutung der Kolonien durch das Mutterland, deren vernichtende Folgen bis in die neueſte Zeit für Spanien fühlbar geweſen ſind. Die Ent- deckungstätigkeit wird zur Nebenſache, das ſchöne Beiſpiel des Magalhäes findet höchſtens noch in Cortez einen Nachahmer; bei alledem aber wird binnen 20 Jahren die Weſtküſte Amerikas in ihrem Verlauf von Chile bis Kalifornien entſchleiert und ſelbſt dort, wo große indianiſche Städte bereits beſtanden, zur Gründung von Anſiedelungen geſchritten. Cortez. Es iſt natürlich, daß die Entdeckung der Weſtküſte ihren Ausgangspunkt von dem Iſthmus von Darien und Panamä nahm, dem Gebiete der erſten Koloniſationsverſuche der Spanier. Solange jedoch Pedrarias (vgl. S. 11) hier ſchaltete, kam es nur zur Eroberung von Nicaragua durch Gil Gonzalez d' Avila und zu dem Zuge des Andres Nifio nach der Fonſecabucht und der Küſte des ſüdlichen Guatemala (1522/23). Bei weitem größere Förderung erfuhr die Erforſchung Zentralamerikas durch Fer— nando Cortez und ſeine Unterfeldherren. Dieſer bedeutendſte aller ſpaniſchen Conquiſta— doren, gebürtig aus Medellin, war ein Offizier von akademiſcher Bildung; er ſtand, als er 1519 nach Mexiko kam, im 35. Lebensjahre. Zu wirklichen Entdeckungszügen konnte er aber erſt ſchreiten, nachdem er den Kern des Aztekenreiches, das Tal von Mexiko und ſeine Um— gebung, Spanien endgültig geſichert hatte. Er beſetzte zuerſt die Küſte von Michoacan, Oaxaca, Colima und Tabasco durch Sandoval und Pedro de Alvarado, dehnte 1523— 1524 ſeinen Einfluß bereits auf Guatemala aus, ſuchte aber vor allem nach einer Durch— fahrt vom Atlantiſchen nach dem Großen Ozean und verwendete, etwa vom Jahre 1523 an, viel Zeit und Mühe auf die Löſung dieſes Problems. Zunächſt erforſchte er den Iſthmus von Tehuantepec, dann ſandte er Criſtobal d'Olid um PYukatan herum nach dem Golfe von Honduras, von deſſen Innerem aus eine Straße nach dem Großen Ozean vermutet wurde. Im Jahre 1524 traf hier in Puerto Caballos, jetzt Puerto Cortez genannt, d'Olid mit dem von Pedrarias ausgeſandten Gil Gonzalez d' Avila zuſammen, jo daß ſich die Er— oberer von Norden und Süden her bereits die Hand reichten. Unterdeſſen befuhr Hurtado de Mendoza die atlantiſchen Küſten Zentralamerikas bis zum Golf von Darien. Cortez unterſtützte aber auch ſelbſt dieſe Unterſuchungen durch einen großen Landfeldzug durch Guatemala nach Honduras, der unter anderem auch den Zweck hatte, feſtzuſtellen, ob den Küſtenfahrern nicht doch vielleicht der Eingang zu einer Meeresſtraße entgangen ſei. Zunächſt ſchickte er Anfang 1524 von Mexiko aus Alvarado nach Soconusco, von wo aus dieſer im Laufe des Jahres die ſüdlichen Teile von Guatemala unterwarf und bis El Salvador vor— drang. Dann aber brach er ſelbſt im Oktober 1524 nach Honduras auf, durchzog unter großen Mühen Tabasco, drang in den nördlichen Teil von Guatemala ein, erreichte den See von Petén und den Golfo Dulce oder See von Izabal und gelangte wirklich 1525 bis an die Niederlaſſung des Olid in Honduras. Durch dieſe Züge des Cortez und ſeiner Unterfeldherren iſt das nördliche Zentralamerika Die Geſchichte der Entdeckung Mittel- und Südamerikas. 17 erforſcht, erobert und der ſpaniſchen Krone einverleibt worden; doch bekümmerte ſich Cortez ſpäter wenig mehr um dieſe Landſchaften, ſondern wendete ſein Augenmerk dem Norden zu, immer noch beſtrebt, eine Durchfahrt nach dem Großen Ozean zu finden. Über dieſe Unter⸗ nehmungen ſiehe den Band „Nordamerika“. Pizarro. Solange Pedrarias auf den Landengen ſein hartes Regiment ausübte, kam es auch ſüdlich von Panama nur zu geringen Fortſchritten, obwohl in ſeinem Gefolge ſchon damals der berühmteſten Conquiſtadoren eine ganze Schar beiſammen war, wie Pizarro, Almagro, Benalcazar, de Soto, Coronado, Pascual de Andagoya. Vermutlich aber ſchreckte das Schicksal Balboas ſie ab; jedenfalls geſchah ſeit der Unterſuchung der Küſte bei Panama durch Balboa faſt ein volles Jahrzehnt hindurch nichts von Bedeutung. Erſt 1522 kam Pas⸗ cual de Andagoya ein wenig über den Puerto de Pinas hinaus, dann aber begann Pizarro ſich der Entdeckung der Weſtküſte anzunehmen. Francisco Pizarro ſtammte aus Trujillo in Eſtremadura, war alſo ein Landsmann des Cortez, aber ſchon 1478 geboren und ſomit bereits ein Vierziger. Von unſicherer Herkunft und ohne Bildung, vertritt er den Typus derjenigen Conquiſtadoren, die für die von ihnen eroberten Länder meiſt verhängnisvoll geworden ſind, den eines rohen Soldaten. Ihm geſellte ſich Diego de Almagro zu, ebenfalls ein tapferer Soldat, den keine Familienbande an die Heimat knüpften, und der Prieſter Fernando de Luque. 1527 gelang es Pizarro, den nördlichen Teil der Küſte von Peru bis zum Rio Santa unter 9° ſüdl. Breite zu be⸗ fahren. Dieſe Fahrt genügte, um die Bedeutung des Inkareiches zu erkennen, zeigte aber gleichzeitig die Schwierigkeiten, die der Eroberung entgegenſtanden. Pizarro mußte ſich erſt um Geld nach Spanien wenden, fand hier bei Karl V. Gehör und zog nun 1531 mit einer kleinen Truppe von 180 Mann abermals nach Peru aus. Er erhielt jedoch bald Zuzug von anderen Conquiſtadoren, wie Benalcazar und de Soto, verweilte längere Zeit an der Küſte bei Tumbez und erreichte Mitte 1532 das Innere des Landes, das er nun in raſchem Sieges— laufe bis Ende 1533 unterwarf. Allmählich aber hatte ſich zwiſchen Pizarro und ſeinem Waffengefährten Almagro ein Gegenſatz herausgebildet, der nach der Eroberung Perus zunächſt zu einem Verſuch Almagros führte, weiter im Süden ein neues Feld ſeiner Tätigkeit zu finden. Daraus ent- ſprang der berühmte Zug Almagros durch die Kordilleren von Bolivia, Jujuy und Nord— chile nach Copiapd und von dort der Küſte entlang bis Coquimbo (1535—37). Abgeſandte erreichten jogar den Rio Maule unter 35“ ſüdl. Breite. Für die Erforſchung der Küſte des Erdteils hatten alle dieſe Eroberungszüge wenig Bedeutung, ebenſowenig die Fahrt des Guevara, deſſen Schiff 1526 von dem Geſchwader des Fray Garcia Jofre de Loayſa vor der Magalhäesſtraße getrennt wurde und nach zwei— monatiger Fahrt, ohne die Küſte Südamerikas zu ſehen, den Hafen von Tehuantepec er— reichte, alſo zum erſtenmal Südamerika umfuhr. Aber gerade durch dieſe Fahrt und durch Pizarros Eroberung von Peru wurde man in Spanien dazu gebracht, die Südweſtküſte Süd⸗ amerikas unterſuchen zu laſſen. Nach einem wenig erfolgreichen Verſuche Simon de Alca— lavas, deſſen Kapitän Rodrigo de Isla zum erſtenmal in Patagoniens Kordillere ein— drang, führte Alonſo de Camargo 1540 die erſte Aufnahme der Küſte durch. Um dieſelbe Zeit wurde auch das Innere von Chile bekannter, da Pedro de Valdivia 1540 Santiago gründete. Weitere Aufnahmen der Küſte verdanken wir dem Genueſen Juan Baptiſta Paſtene und dem Statthalter von Chile, Mendoza, der 1557 den Chiloé-Archipel auffand. 2 Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 18 Die Erforſchungsgeſchichte. Damit ſtanden die Umriſſe Südamerikas feſt, bis auf den äußerſten Süden, das Feuer— land, über deſſen Erſtreckung nichts Näheres bekannt war. Dieſes ſowie die Falklandinſeln, die Staateninſel und Kap Hoorn entſchleierten nach und nach Francis Drake 1578, John Davis 1592 und Le Maire und Schouten 1616, jo daß hier bereits Engländer und Hol— länder die Spanier in der Entdeckungstätigkeit ablöſten. Dieſe beſchäftigten ſich inzwiſchen mit der Ausbeutung der Andenländer, in denen edle Metalle leichten Gewinn darboten. 4. Die erſte Erforſchung des Inneren. Die Dorado-Fahrer. Während Pizarro Peru und Almagro Chile eroberten, durch— zog ein anderer der Conquiſtadoren, Sebaſtian Benalcazar oder Belalcazar, das jetzige Ecuador und Colombia und traf 1539 mit Gonzalo de Queſada, der den Magdalenen— ſtrom hinaufgefahren war, und dem Deutſchen Nikolaus Federmann, der von Coro kam, auf der Hochebene von Bogotä zuſammen. Hier berührten ſich alſo bereits die Eroberungs— züge von Norden und von Süden. Im Norden waren es die Feldhauptleute und Statthalter der Welſer, denen Karl V. 1528 das Recht der Beſiedelung von Coro gegeben hatte. Sie durchzogen das jetzige Venezuela und zum Teil auch Colombia bis über den Orinoco hinaus und drangen bereits bis zum Gebiete des Amazonas vor. So gelangte 1528 Ambroſius Dalfinger von Coro aus nach der Sierra Nevada de Santa Marta und in die Kordillere von Perijä und kehrte 1530 nach Coro zurück. Auf einem zweiten Zug ins Gebiet des Magda— lena und Cauca ſtarb er in Chinäcota 1532. Von 1536 an richten ſich die Unternehmungen der deutſchen Conquiſtadoren in Coro mehr nach dem Oſtabhang der Kordillere von Bogota und den weſtlichen Zuflüſſen des Orinoco. 1536—37 finden wir Georg Hohermuth aus Speier und Philipp von Hutten am Arauca und Meta und erfahren mit Erſtaunen, daß es dieſen kühnen Männern gelang, trotz aller von den großen Flüſſen bereiteten Schwierig— keiten über den Uaupés zum Caquetä oder Japura vorzudringen und 1538 den Rückweg nach Coro zu finden. Um Hohermuth Hilfe zu bringen, war 1537 Nikolaus Federmann auf— gebrochen; vom Rio Caſanare her erſtieg er die Kordillere von Bogota und zog dann mit Gonzalo Queſada und Benalcazar den Magdalena hinab nach Santa Marta. In umgekehrter Richtung erreichte um dieſelbe Zeit Hernan de Queſada, ein Bruder des Gonzalo, von der Kordillere aus die Llanos, gelangte ebenfalls an den Japurä nach Mocoa und ein zweites Mal einige Jahre ſpäter in die großen Ebenen. Um dieſe Zeit ſchließt auch die Entdeckungs— tätigkeit der Deutſchen in Coro ab. Die letzte, völlig verunglückte Unternehmung ſetzte Rodrigo de las Baſtidas, 1541 Statthalter von Venezuela, ins Werk. Ihre Führer, Philipp von Hutten (Felipe de Urre) und Bartel Welſer, leiteten zwar den Zug ſo geſchickt, daß ſie bis in die Gegend zwiſchen dem Uaupés und dem Japurä vorzudringen vermochten, allein das erſehnte Dorado fanden ſie nicht und erlitten bei ihrer Rückkehr nach Tocuyo 1546 den Tod durch Henkershand. Die Hydrographie. Während aber dieſe Beutezüge die Hydrographie des Inneren von Südamerika nur wenig förderten, brachte eine einzige kühne Reiſe eines Spaniers Klar⸗ heit über die Waſſerverteilung des Kontinents. Obwohl bereits im Jahre 1500 Vicente Yafiez Pinzon die Mündung des Amazonas gefunden hatte, war der Verlauf des rieſigen Stromes bisher nicht bekannt geworden. Man hätte nun erwarten ſollen, daß der Amazonas durch Schiffe, die in ſeine Mündung eindrängen, entſchleiert worden wäre, allein er iſt durch Francisco de Orellana von den Anden aus bekannt gemacht worden. Orellana war 1539 * — ö 9 At I 18 a 9 58 vv 5 RN ER nu Vo ng 0 75 Sy aaK sayasıa x star. e _ ou, ee Er ngo err % "I VMIUHMINV Stzcdior] ur punsur soypspydesßorgug ore 281 | UA IAIILS v X. \ „ 2 0 5 b \ T N * | a 3 \ 5 a8 ur \ Ye eff a 5 A Laune 2 W οονν Pr | . A SAGIINNATL MVA SAd INNTANM: LN IE Dh N Die Zeit der Kolonialherrſchaft. 19 mit Gonzalo Pizarro von Quito aus über die Kordillere nach dem Rio Napo gezogen; als nun der Hunger drängte, erhielt Drellana den Befehl, mit einem Schiffe ſtromabwärts auf die Suche von Lebensmitteln zu fahren. Er geriet jedoch ſelbſt in Hungersnot, fand erſt in der Nähe des Amazonenſtromes ein Dorf und vermochte nun nicht mehr zurückzukehren. So entſchloß er ſich, den Strom bis zum Meer abwärts zu befahren, und führte dieſen Entſchluß in der Zeit vom 11. Februar bis zum 2. Auguſt 1540 aus, worauf er ſich vom 26. Auguſt bis zum 11. September von der Meeresſtrömung nach der Inſel Cubagua bei Margarita treiben ließ. Dieſe kühne Fahrt enthüllte ſomit die Hydrographie des ganzen äquatorialen Südamerika. Teilweiſe wiederholt und ergänzt wurde ſie durch den Doradozug des Pedro de Urſua, der ſich im September 1560 auf dem Huallaga einſchiffte, den Amazonas erreichte, aber an deſſen Ufern ermordet wurde, worauf Lope de Aguirre 1561 die Überlebenden anſcheinend durch den Rio Negro und Orinoco nach der Küſte von Venezuela führte. Ver— mutlich iſt auf dieſer Fahrt zum erſtenmal die Waſſerverbindung zwiſchen dem Amazonas und dem Orinoco durch den Caſiquiare benutzt worden, doch genügen die vorhandenen Nachrichten nicht zur Klarſtellung des Reiſeverlaufes. Die Doradofahrten der Spanier dauerten noch während des 16. Jahrhunderts fort, ohne der Geographie Nutzen zu bringen, und begegneten ſchließlich an der Orinocomündung denſelben Bemühungen der Eng— länder, namentlich Sir Walter Raleighs. Guayana aber blieb bis auf den heutigen Tag der unbekannteſte Teil des Kontinents. Das dritte Stromſyſtem des Inneren, das des La Plata, iſt nach und nach vom Meere aus erforſcht worden, doch verging auch hier das halbe 16. Jahrhundert, bis über ſeine Grund— züge Klarheit geſchaffen war. Dreimal erreichten im 16. Jahrhundert ſpaniſche Eroberer Peru vom Atlantiſchen Meere her, nämlich 1536—37 Ayolas, 1548 Irala und endlich 1565 Francisco Ortiz de Vergara. So war im allgemeinen um 1550, nach Orellanas und Iralas Fahrten, das Stromnetz Südamerikas bekannt. Um dieſelbe Zeit drang die Anſicht von der Selbſtändigkeit des Novus orbis mehr und mehr durch, der Name Amerika befeſtigte ſich, und um 1600 unterſchied Jodocus Hondius bereits Nord- und Südamerika. III. Die Zeit der Kolonialherrſchaft. (Siehe die beigeheftete Karte „Entwickelung des Kartenbildes von Amerika II“.) Nach der Entdeckung der Küſten und nach der oberflächlichen Unterſuchung des Inneren erlahmte der Entdeckungseifer der Spanier und Portugieſen raſch. Volle 250 Jahre lang, von 1550 bis 1800, ſind daher nur beſcheidene Fortſchritte in der Erkenntnis des von ihnen beſiedelten Erdteils gemacht worden. Beide Völker beſchäftigten ſich ausſchließlich mit der wirtſchaftlichen Ausbeutung Südamerikas, beſchränkten aber auch dieſe großenteils auf den Bergbau, ſo daß der Schwerpunkt der ſpaniſchen Kolonien faſt drei Jahrhunderte hindurch in Peru und Mexiko lag. Alle übrigen Länder wurden vernachläſſigt, ja ihre Kultur ver— minderte ſich teilweiſe ſogar infolge der Ausrottung der urſprünglichen Halbkultur. Die Stromſyſteme des Amazonas, Orinoco und La Plata wurden nur ſchwach beſiedelt, der Handel mit auswärtigen Völkern wurde verboten, derjenige mit dem Mutterlande ſehr er— ſchwert und monopoliſiert, Fremden der Eintritt ins Land lange Zeit nicht geſtattet, kurz eine höchſt engherzige Kolonialpolitik betrieben. 2 * — 20 Die Erforſchungsgeſchichte. Den einzigen Lichtblick in dieſem recht tiefen Dunkel gewährt die ausgedehnte Miſ⸗ ſionstätigkeit, die beſonders durch die Ordensgeiſtlichen ausgeübt wurde. Die Franzis⸗ kaner, Dominikaner und Kapuziner haben ſich im allgemeinen in den beſiedelteren Teilen Südamerikas niedergelaſſen, zum Teil aber auch, wie in Guayana, die Wildniſſe des Inneren aufgeſucht. Die Jeſuiten haben vom Beginn des 17. bis zum Ablauf des zweiten Drittels des 18. Jahrhunderts in weiten Gebieten des Inneren Südamerikas eine blühende Kultur geſchaffen, deren Zerſtörung von ſchwerem Nachteil für die davon betroffenen Völker war; ſie fallen durch beſonders weites Vordringen ins Innere und ausgeſprochenen Wagemut auf. Seit dem Jahre 1616 waren auch Deutſche unter ihnen tätig, wie der Pater Samuel Fritz aus Trautenau (1656-1728), der nicht nur über 40 Jahre am oberen Marafion gelebt und einen großen Teil der ſpaniſchen Miſſionen im Amazonastal begründet, ſondern auch den Amazonas bis Parä befahren und im Jahre 1707 die erſte Karte des Stromlaufes ſowie vom heutigen Ecuador entworfen hat. Auch Karl Brentano aus Komorn bereiſte 1730 —50 das Amazonasgebiet und hinterließ eine 1751 in Rom gedruckte Karte ſowie eine Geſchichte der Marafjon-Miſſionen; die Karte von Maynas von Magnin (1740) wie auch die des Napo von Maroni aus Friaul benutzte La Condamine 1744. Beſonders bekannt geworden aber ſind Dobrizhoffers (1718-91) Beſchreibung der Abiponen im Chaco und Bettendorfs (1625—88) Grammatik der Tupi-Sprache. Geringere Gelegenheit hatten die Miſſionare zu wirklicher Erweiterung der topographiſchen Kenntniſſe. Ob Manuel Ramon der erſte war, der die Waſſerteilung des Orinoco bekannt machte, als er 1744 vom Rio Negro durch den Caſiquiare den Orinoco erreichte, ſteht noch dahin. Wie mächtig die Miſſion der Jeſuiten in Südamerika war, ergab ſich weniger aus der Zahl von 2171 in allen ſpaniſchen und 445 in den braſiliſchen Miſſionen um 1760 tätigen Mitgliedern dieſes Ordens, als aus der Blüte, welche die hauptſächlichen Miſſionsgebiete der Jeſuiten im Inneren, die Llanos von Mojos, die Miſiones am Uruguay und Parana und die Anſiedelungen in Paraguay, erlangten. Im Amazonastal wurden die bis nach Manaos abwärts reichenden ſpaniſchen Jeſuitenmiſſionen um 1700 durch die Portugieſen bis Tabatinga zurückgedrängt, in Miſiones und Braſilien wurden ihre Fortſchritte durch die Pauliſtaner gehindert. Als dann aber im Jahre 1767 die Aufhebung der Jeſuitennieder⸗ laſſungen erfolgte, verſanken die genannten Gebiete bald in den Zuſtand der Verwilderung und des Verfalls. Die wenigen wiſſenſchaftlichen Unternehmungen, die überhaupt in den ſpa— niſchen Kolonien gemacht worden ſind, wurden infolge der Untätigkeit der Spanier meiſt von Fremden ausgeführt; die Portugieſen gingen noch einen Schritt weiter, indem ſie über— haupt keine Fremden ihr Gebiet betreten ließen. Im ſpaniſchen Amerika haben namentlich Franzoſen eine wiſſenſchaftliche Tätigkeit entfaltet. In Cayenne ſtellte 1672 Jean Richer die Geſtalt der Erde feſt. In den Jahren 170712 nahm der Franziskanerpater Louis Feuillee die Weſtküſte des Erdteils auf, deren geographiſche Koordinaten damals noch ſehr unſicher waren. Um dieſelbe Zeit bereiſte der Ingenieur Frezier Peru und Chile. Am bekannteſten aber wurde die große franzöſiſche Gradmeſſungsexpedition nach Ecuador, die unter Pierre Bouguer, Charles Marie de la Condamine und Godin 1736 —42 einen Bogen von mehr als drei Grad auf dem Hochlande von Quito maß. Nach Beendigung dieſer Arbeiten reiſte Bouguer 1743 den Magdalena, La Condamine 1744 den Amazonas hinab, von dem er die erſte zuverläſſige Karte aufnahm. (2 8 nz) reti [pjpg ppnapeb “aoypıqdnis uoBıyıazıpıa[B use op woud po 1 blouvdig ino snquinſou sap Bunpuv7 210 l — 1 UN ud, 1 NOS III nf I S. od. io ˙νE ibu u hdnusijnjug o Tafel 1. Entdeckungsgeichichte. 2. Alexander von Humboldt. Nach dem Gemälde von Weitich in der Berliner Nationalgalerie. (Zu S. 21.) Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 21 Immerhin ſind auch einige wiſſenſchaftliche Leiſtungen der Spanier zu verzeichnen. An den Gradmeſſungen in Ecuador beteiligten ſich die ſpaniſchen Offiziere Antonio de Ulloa und Jorge Juan; in den Waldländern des öſtlichen Peru und Bolivia ſowie in Chile machten Ruiz und Pavon 1781—88 mit Dombey umfaſſende botaniſche Studien, zugleich mit dem Oſterreicher Thaddäus Hänke, während Mutis das jetzige Colombia in bota— niſcher, F. J. Caldas es in naturwiſſenſchaftlicher Beziehung unterſuchte, was Juſſieu bereits in Begleitung der franzöſiſchen Gradmeſſungskommiſſion für Ecuador begonnen hatte. Um 1775 drang der deutſche Pater Falkner vom Rio Negro in Patagonien nach dem Nahuel Huapi vor, 1782 zog Francisco Viedma den Rio Santa Cruz hinauf bis zur Kordillere, wohin von Weſten aus bereits im 17. Jahrhundert die Jeſuitenmiſſionare über den Buri- lochepaß gelangt waren. 1786—88 beſuchte J. de Moraleday Montero die Inſel Chilos, 1792-96 auch den Chonosarchipel und die Fjorde der Weſtküſte zwiſchen 41 und 46° ſüdl. Breite. Ganz an der Wende des Jahrhunderts ſteht bereits derjenige Spanier, deſſen Ar— beiten über die aller ſeiner Landsleute hervorragen, Don Felix de Azara. Er bereiſte als Truppenoffizier von 1781 bis 1802 die La-Plata⸗Länder und brachte auf ſeinen aus⸗ gedehnten Reiſen ein reiches Material über Boden, Klima, Flora und Fauna dieſes damals ganz jungfräulichen Gebietes zuſammen. Als er 1802 nach Spanien zurückkehrte, befand ſich Alexander v. Humboldt (Tafel 1, Abbildung 2) bereits auf dem Boden Südamerikas. Auch er kann noch den vorigen zugerechnet werden, da er als Fremder nur mit beſonderer Erlaubnis der ſpaniſchen Regie— rung die Kontinentalländer betreten durfte, und weil er die Reihe der Reiſenden aus der ſpaniſchen Kolonialzeit beſchließt. Anderſeits eröffnet er die Reihe der großen Forſchungs— reiſenden in Südamerika. Er ſchiffte ſich am 5. Juni 1799 mit dem Botaniker Aimé Bonpland in Coruſa ein, landete in Cumanä in Venezuela, blieb zunächſt in Venezuela, verweilte in Caracas und zog durch die Llanos nach dem Orinoco, den er bis zur Abzweigung des Caſiquiare befuhr; dann wandte er ſich zum Rio Negro und kehrte 1800 über Angoſtura nach Cumand zurück. Im November desſelben Jahres ſchiffte er ſich nach Kuba ein, ſtudierte dieſe Inſel mehrere Monate lang und traf im April 1801 in Cartagena in Colombia ein. Den Magdalena aufwärts fahrend, erreichte er Bogotä und, dem Tale des Rio Cauca folgend, Popayan und widmete ſich dann lange Zeit dem Studium der Vulkane der jetzigen Republik Ecuador. Im Juli 1802 zog er von Quito nach Peru und 1803 nach Mexiko, wo er am 23. März in Acapulco landete. Hier ſetzte er ſeine Unterſuchungen fort und kehrte von Veracruz über Habana und Philadelphia am 3. Auguſt 1804 nach Bordeaux zurück. IV. Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 1. Allgemeines. Durch Humboldt wurde die allgemeine Aufmerkſamkeit auf Südamerika etwa in dem Grade gerichtet wie heute auf Afrika. Eine ganze Reihe ſehr angeſehener Reiſen entſpringt ſeiner Anregung und wird zum Teil auf ſeine Empfehlung hin ausgerüſtet; Staaten, Adel und Gelehrte wetteifern in dem nächſten halben Jahrhundert in der Aufſchließung Süd— amerikas, und die meiſten Völker Europas, außer den Spaniern und Portugieſen, beteiligen 22 Die Erforſchungsgeſchichte. ſich an ſeiner Unterſuchung. Auch bis in die neueſte Zeit hinein wenden ſich wiſſenſchaftliche Reiſende, namentlich Deutſche, Südamerika gern zu. Allein die Erforſchung des Erdteils hat nicht gleichen Schritt gehalten mit der der übrigen Kontinente. Der Grund dafür liegt darin, daß die meiſten ſüdamerikaniſchen Staaten ſich ſeit ihrer Losreißung von Spanien in Revolutionen und Pronunziamentos erſchöpften. Daher blieben ihnen keine Mittel zur wiſſenſchaftlichen Erforſchung ihrer Ländergebiete übrig. Erſt in den letzten zwanzig Jahren haben ſich wenigſtens einige von ihnen dieſer Verpflichtung eines Kulturſtaates erinnert und ſich ernſtlich beſtrebt, wenigſtens Teile ihrer Territorien kartographiſch, zum Teil auch geologiſch aufzunehmen. Zu dieſen Staaten gehören Braſilien, die Argentiniſche Republik, Chile, neueſtens auch Peru, Venezuela und Uruguay, während für Colombia, Ecuador, Bolivia und Paraguay noch faſt nichts geſchehen iſt. Auch die mittel— amerikaniſchen Republiken mit Ausnahme von Coſta Rica entbehren eigener wiſſenſchaft— licher Tätigkeit noch ganz; ebenſo ſind die Antillen nicht ſo bekannt, wie man infolge ihrer günſtigen Lage und ihrer Zugehörigkeit zu europäiſchen Staaten (außer Kuba und Haiti) erwarten ſollte. Nicht einmal die Grenzen aller ſüdamerikaniſchen Staaten gegeneinander ſind bisher genau beſtimmt. So klaffen noch weite Lücken unſerer Kenntnis im Inneren Süd— amerikas, größere als in Afrika und Zentralaſien; die wiſſenſchaftliche Unterſuchung der Länder dieſes Erdteils geht nur ſehr langſam vorwärts, und in manchen Gebieten gilt es ſogar noch, die erſte Pionierarbeit zu verrichten. 2. Das braſiliſche Bergland. Nach A. v. Humboldts Rückkehr begann alsbald eine Bevorzugung Braſiliens, die darin beſtand, daß ſich im 19. Jahrhundert die bedeutenden Reiſenden des zweiten Jahr— zehnts ſämtlich nach dieſem Lande oder doch zunächſt dorthin begaben. Die Urſache lag in dem Ausbruch der Unabhängigkeitskriege gegen Spanien, die das ganze ſpaniſche Südamerika in den Jahren 1810—25 wiſſenſchaftlichen Reiſenden verſchloſſen, während Braſilien ohne große Erſchütterungen die portugieſiſche Herrſchaft in ein eigenes Kaiſertum verwandelte. So vermochten zahlreiche Reiſende zwiſchen 1811 und 1826 Braſilien in Ruhe zu be— reifen. L. W. v. Eſchwege lernte 1811—14 als Berghauptmann in portugieſiſchen Dien- ſten beſonders Säo Paulo und Minas Geraés kennen, Prinz Maximilian zu Wied-Neu— wied machte 1815 —17 die Küſte zwiſchen Bahia und Rio, ihr Hinterland und den Stamm der Botokuden bekannt. Geoffroy Saint-Hilaire widmete ſich 1816—22, Pohl und Natterer 1817—20 vornehmlich zoologiſchen Studien; Natterer und Pohl zogen durch das Innere von Minas und Goyaz, Pohl befuhr den Tocantins bis unterhalb Carolina, und Natterer querte bereits Matto Groſſo von Oſten nach Weſten, um dann den Madeira und Amazonas hinabzufahren. Größere geographiſche Bedeutung haben nur J. B. Spix und Ph. Martius, Ab— geſandte der bayriſchen und öſterreichiſchen Regierung, erlangt. Sie reiſten zunächſt von Rio nach Sao Paulo, dann über Säo Jodo del Rei nach Villa Rica de Ouro Preto, wo ſie die Goldwäſchen unterſuchten, und machten einen Abſtecher zu den Corbados-Indianern. Darauf begaben fie ſich über Sabarä k nach Diamantina oder Tejuco zum Studium der Diamanten- felder, erreichten, durch den Sertäo von Minas Geraés reiſend, den Rio Säo Francisco, be— juchten die Serra do Paranan an der Grenze von Goyaz und durchquerten dann die Provinz Bahia bis zu der gleichnamigen Stadt. Von hier aus drangen ſie abermals bis zum Rio Sao Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 23 Francisco bei Joazeiro vor, überſchritten dieſen und durchzogen Piauhy und Maranhäo bis zum Hafen Sao Luiz. Durch dieſe Reiſe wurde zum erſtenmal ein größerer Teil des Inneren wiſſenſchaftlich unterſucht, nämlich außer der ſchon von Eſchwege geſchilderten Provinz Minas Geraés auch Bahia, Pernambuco, Piauhy und Maranhäo, überhaupt das Stromgebiet des Rio Säo Francisco, und hierdurch ſowie durch die ſich daran anſchließende Befahrung des Amazonas erhält die Reiſe von Spix und Martius ihre bleibende Bedeutung. A. D. d'Orbigny lief zwar 1826 Rio de Janeiro an, wandte ſich aber bald nach den La-Plata-Ländern, dagegen durchquerte Graf F. de Caſtelnau 1844—45 Zentralbraſilien auf dem Wege Goyaz⸗Cu yabã und erſtieg von hier aus die Kordillere von Bolivia. Er folgte dabei den Spuren Natterers, brachte jedoch einen ungleich größeren Schatz geographiſcher Beobachtungen heim. Im übrigen wurde die Kenntnis von Braſilien ſeit 1826 wenig ge— fördert, weil ſich das Intereſſe der Reiſenden wieder dem ſpaniſchen Südamerika zuwandte. In den Jahren 1852 —54 nahm Halfeld den Rio Sao Francisco auf, 1858 und 1859 be— reiſte der ſeit 1837 in Rio anſäſſige Arzt R. Avé-Lallemant Süd- und Nordbraſilien, und zwiſchen 1857 und 1861 hat der ſchweizeriſche Geſandte J. J. v. Tſchudi die mittleren Provinzen Braſiliens kennen gelernt, nämlich Rio, Minas, Eſpirito Santo, Bahia, aber auch Sao Paulo und Santa Catharina, alſo bereits die ſüdlicheren Teile des Landes, die bisher ganz übergangen worden waren. Auch H. Burmeiſter war 1850 —52 in Braſilien tätig. Auffallend vernachläſſigt wurden in dieſer Zeit die Nordoſtſtaaten zwiſchen Bahia und Para, und ſelbſt in den ſiebziger und achtziger Jahren iſt nur die Unternehmung des engliſchen Ingenieurs J. W. Wells, 1873 —75, im Gebiete der Waſſerſcheide zwiſchen dem Rio Sao Francisco und dem Tocantins erwähnenswert. Er befuhr den Sao Francisco bis zum Rio Grande, dann wieder den Rio Somno bis zum Tocantins, dieſen bis Carolina, und erreichte auf dem Rio Guajahu Sao Luiz de Maranhäo. Seit 1890 hat namentlich J. C. Branner die Geologie der Nordoſtſtaaten gefördert, F. Katzer diejenige von Cearä, E. William— ſon die von Pernambuco, Orville A. Derby die von Minas und Bahia; F. Williams und R. Crandell erforſchten die Geologie und Klimatologie von Cearä. 1885 beſuchte P. Ehrenreich die Botokuden am Rio Doce, 1912 W. Knoche. In Südbraſilien haben die Einzelſtaaten die geographiſchen Arbeiten wieder meiſt den Fremden und wegen der großen Zahl der dort lebenden Deutſchen naturgemäß vor— wiegend Deutſchen überlaſſen. Am beſten bekannt iſt jetzt der Staat Rio Grande do Sul, über den zwei Monographien von M. Beſchoren und A. Hettner vorliegen; ferner haben Soyaux, H. v. Ihering, P. Langhans und der ausgezeichnete Kenner Süd— braſiliens, Henry Lange, wichtige Beiträge zur Kenntnis desſelben gegeben. Den Staat Santa Catharina haben außer dem Letztgenannten beſonders G. Stutzer, H. Odebrecht und G. A. Holtermann bekannt gemacht, und Paranä hat bereits durch H. Lange, Sebaſtido Paranä und andere eine erträgliche Darſtellung erfahren. Geologiſch arbeiteten in allen drei Staaten J. v. Siemiradzki und J. C. White, in Rio Grande Karl Walther, in Paranä H. Broß, am Iguazu M. R. Wright. Eine ethnographiſche Karte von Süd— braſilien gab H. v. Ihering heraus, in wirtſchaftsgeographiſcher Hinſicht iſt R. Jannaſch als der beſte Kenner des Landes anzuführen. In der Mitte der achtziger Jahre wurde auch die lange vernachläſſigte Erforſchung von Zentralbraſilien wieder ernſtlich gefördert. Hier war der Xinguü 1842 von der Mündung aus durch den Prinzen Adalbert von Preußen bis zu den Stromſchnellen 24 Die Erforſchungsgeſchichte. unter 4 ſüdl. Breite befahren worden; der ganze übrige Lauf war bis 1884 unbekannt, doch vermutete man die Quellen etwa unter 14° füdl. Breite auf dem Hochlande von Matto Groſſo. Darauf fußend, brach Karl von den Steinen (j. die untenſtehende Abbildung) mit Wil- helm von den Steinen und O. Clauß 1884 von Cuyabä nach den Quellen des Batovy auf, ſchiffte ſich auf dieſem Strome ein und gelangte wirklich unter 12“ ſüdl. Breite an die Ver⸗ einigung der Quellflüſſe des Xingu, fuhr dieſen vollſtändig hinab und beendete die Reife in Parä. Durch dieſe Unternehmung wurde die größte Lücke in der Kenntnis Zentralbraſiliens ausgefüllt. Auf einer zweiten Reiſe erforſchte Karl von den Steinen 1887 von Cuyaba aus mit Paul Vogel und Paul Ehrenreich das Quellgebiet des Batovy und Kuliſehu. An dieſe Reiſe ſchloß ſich 1888 eine Unternehmung Vogels nach Santa Anna de Paranahyba am oberen Paranä und die Befahrung des Ara— guaya durch Ehrenreich. Da indeſſen weder alle Quellflüſſe des Xingü bereits bekannt geworden waren noch auch abgeſchloſſene Unterſuchungen über die Indianer des Gebietes vorlagen, ſo begab ſich 1895/96 Herrmann Me yer mit Ranke nach dem Quellengebiet des Xingu und erkannte als deſſen Hauptquellfluß den Ronuro, deſſen Lauf auf einer zweiten Reiſe (1898/99) mit Pilger, Koch und Mansfeld feſtgelegt wurde. Überhaupt ſind es beſonders ethnologiſche Unterſuchungen geweſen, die der Geographie Zentralbraſiliens genützt haben. 1901 fuhr Max Schmidt noch einmal den Kuli- ſehu abwärts. 1908 zog F. Krauſe von der Oſt— küſte zum Araguaya, Kiſſenbarth unterſuchte die dortigen Indianer, Max Schmidt das Gebiet am Sao Lourengo. In den Jahren 1895-97 wen⸗ dete Henri Coudreau ſeine Aufmerkſamkeit den zentralbraſiliſchen Strömen zu. 1895/96 befuhr er von Norden her den Tapajos, 1896 den Kingu, 1896/97 den Araguaya-Tocantins. Am Tapajds kam er bis 850“ zum Salto Auguſto, am Xingu bis 80 38“ und entdeckte deſſen Nebenfluß Rio Fresco von neuem. Die Wild- nis zwiſchen dem Tapajös und dem Kingu durchmaß zum erſtenmal Frl. Snethlage vom Muſeu Goeldi in Para 1909, die zwiſchen Cuyabä und dem Madeira C. M. Rondon, und P. H. Faweett durchzog als Grenzkommiſſar das Gebiet am Rio Guaporé und am Rio Verde auf zum Teil noch ganz unbekannten Pfaden. Immerhin ſind auch einige braſiliſche Unternehmungen der Geographie des Landes zugute gekommen. Der Plan, auf dem Hochlande des Inneren eine Bundeshaupt⸗ ſtadt zu gründen, führte 1892/93 zur Unterſuchung des Landes zwiſchen 47 und 48° weſtl. Länge und um 15° jüdl. Breite in Goyaz, zur Erforſchung der Serra dos Pyreneos und zum Beſuch des Chapadao dos Veadeiros. Dieſe von Cruls, Pimentel, Huſſak, E. Ule und Cavalcanti geleitete Unternehmung hat viel Licht über das Innere von Goyaz in geo— graphiſcher, geologiſcher, meteorologiſcher und biologiſcher Beziehung gebracht. Außerdem hat in zwei Staaten eine Landesaufnahme begonnen, nämlich in Minas Geraés, wo ein großer Atlas des Staates in 1:100000 im Erſcheinen begriffen iſt, und in Säo Paulo, wo die Karl von den Steinen (um 1890). (Nach Pho⸗ tographie.) Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 25 Flußaufnahmen der Commissäo geogräfica e geolögica wertvolles geographiſches Material bieten und ſeit dem Jahre 1886 eine geologiſch-geographiſche Landesunterſuchung unter der Leitung von Orville A. Derby betrieben wird. Dieſer beſuchte während ſeines langen Aufenthaltes in Braſilien einen großen Teil des Inneren der Provinzen Sao Paulo, Goyaz, Minas Geraés und gab eine Skizze der phyſiſchen Geographie und Geologie Braſiliens heraus, als Nachfolger des Amerikaners C. F. Hartt, der ſchon 1870 eine Geologie und phyſiſche Geographie von Braſilien veröffentlicht hatte. 3. Guayana. Sehr viel ſpäter wurde das Innere der anderen großen Scholle des öſtlichen Süd— amerikas bekannt, nämlich Guayanas. Hier fand im vorigen Jahrhundert bis zur Mitte der dreißiger Jahre überhaupt kein Verſuch zum Eindringen ſtatt, und nicht einmal die Küſten⸗ gebiete waren genauer bekannt. Die Kenntnis Guayanas war daher faſt noch geringer als die vom Inneren Braſiliens, da auch A. v. Humboldt nur die Weſtgrenze des großen Hoch— landes beſucht hatte. Das Verdienſt, hier Wandel geſchaffen zu haben, gebührt wiederum Deutſchen, die aber ihre Reiſen auf britiſche Koſten machten, den Brüdern Robert und Richard Schomburgk (ſ. die Abbildung S. 26). Auf Koſten der Royal Geographical Society in London haben beide Brüder 1835—38 und 1840—44 zahlreiche Reifen ausgeführt, die Flußſyſteme und den Bau Guayanas ſtudiert, die Indianerſtämme bekannt gemacht und die Flora und Fauna erkundet. Da ſie tief in das Innere eindrangen und ſowohl nach dem Süden bis zum Rio Branco und Uraricuera als auch nach dem Weſten, nach Esmeralda am Orinoco, durch— ſtießen, ſo bedeuten ihre Züge eine Entſchleierung großer Teile Guayanas. Dagegen haben ſie den Nordweſten des Landes nicht betreten, den Orinoco nur bis etwas unterhalb Esmeraldas befahren. Guayana lag auch in der Folgezeit wieder geographiſch faſt ganz brach. 1849—68 hat zwar der Maler F. Appun die öſtlichen Teile des Landes kennen gelernt, für die Geo— graphie desſelben aber doch nur weniges beigebracht. Die Kommiſſion zur Beſtimmung der Grenze zwiſchen Venezuela und Braſilien erforſchte 1880 —82 die Grenzgebiete, namentlich die Flüſſe Uraricuera, Padauiry und Marary, Mahn und Cotingo. Im Weſten Guayanas befuhr der Franzoſe Chaffanjon 1886/87 den Orinoco bis in den Oberlauf; 1890 bereiſte A. Jahn den Orinoco. Die Nebenflüſſe des Orinoco in Guayana ſind aber auch jetzt noch ſo gut wie unbekannt; am unteren Caura reiſten 1901 E. André und 1902 S. Paſſarge. Auch haben P. Montolieu 1872 den Inirida und Atabapo, J. Crevaux 1880/81 den Guaviare aufgenommen. Alle dieſe, wie auch G. Hübner, der 1895 von Es- meralda aus auf dem Padamo aufwärts zur Sierra Maraguaca vordrang, und Graf Stra— delli, der 1888 den Vichada befuhr, haben die Geographie von Guayana nur wenig fördern können. Dagegen brachte die Reife Th. Koch-Grünbergs 1911—13 Licht über das weſt— liche Guayana, da es ihm gelang, vom Uraricuera zum Ventuari durchzuſtoßen und dieſen bis zur Mündung zu verfolgen. Reges Leben herrſchte ſeit den achtziger Jahren im Oſten von Guayana, beſonders in der Umgebung des Roroima. C. B. Brown gab zwar ſchon vor 1875 anſchauliche Schilde— rungen des Lebens in Guayana, häufigeren Beſuch durch Europäer aber empfingen die Gegenden am oberen Rupununi, Mazaruni, Cuyuni und Cotingo erſt mit dem Vordringen 26 Die Erforſchungsgeſchichte. der Engländer zum Dorado am Yuruari. 1883 gelang es Whitely, den Roroima faſt bis zum Gipfel, 1884 E. Im Thurm, ihn ganz zu erſteigen und auf 2600 m Höhe zu beſtimmen, und 1911/12 beſuchte auch Koch-Grünberg das Roroima-Gebiet. Im niederländiſchen Guayana ſind hauptſächlich Flußaufnahmen und geologiſche Unterſuchungen ausgeführt worden, vor 1900 durch Zimmermann und Loth, K. Martin und Bakhuis, auch ethnologiſche durch Ten Kate, ſeitdem durch eine Reihe ſyſtematiſch angelegter Expeditionen, deren vorläufigen Abſchluß die Reiſen von Eilerts de Haan und Kayſer 1908 —10 brachten. Von Franzöſiſch-Guayana aus haben ſchon früh zwei angeſehene Reiſende Durchzüge nach dem Amazonas ausgeführt. Zunächſt legte Jules Crevaux (j. die Abbildung S. 27) 1877 bis 1878 die Grenzflüſſe Oyapoe und Ma— roni feſt und brachte wertvolles geologi— ſches Material bei, dann gelang es ihm zweimal hintereinander, über die ganz unbekannten Tumuc-Humac-Berge nach dem Amazonas zu kommen, einmal 1877 vom Maroni zum Hari, dann 1878 — 79 vom Oyapoc zum Parü. Sein Werk nahm 1887-89 H. A. Coudreau wieder auf, der ſchon 188385 vom Rio Branco zu den Quellen des Eſſequibo und von dieſen zurück zum Rio Trombetas reiſte; er verſuchte durch einjährigen Aufenthalt in den Tumuc-Humac-Bergen wertvolle Bauſteine zur Geographie von Franzö— ſiſch-Guayana beizubringen und führte 1889 — 91 noch eine zweite Reiſe in die FFF Grenzgebirge am oberen Oyapoc aus. Zu S 5. Pach längerem Aufenthalt in Amazonien wendete er ſich 1899 abermals dem Trom- betas zu, ſtarb aber an ſeinen Ufern. Im Jahre 1900 ſetzte ſeine Frau, O. Coudreau, die Flußaufnahmen durch die Unterſuchung des Cumina fort. Der franzöſiſch-braſiliſche Grenzſtreit hat Licht über die Goldgebiete am oberen Carſe— venne gebracht, die Levat 1897—1901 bereiſt hat, und Braſilien hat durch F. A. Braga Cavalcante den Araguary aufnehmen laſſen. Dagegen iſt für die Geographie der Grenz— gebiete von Britiſch-Guayana und Venezuela nicht viel herausgekommen, obwohl der Grenz— ſtreit zwiſchen beiden Staaten auch hier eine Erforſchung der unbekannteren Teile Guayanas begünſtigt hätte. Eigene Forſchungen machten in Guayana zwiſchen dem Araguary und dem Rio Para die Botaniker und Zoologen des Muſeums in Para, J. Huber und E. Goeldi. 4. Amazonien. Amazonien wurde bis in die ſechziger Jahre des 19. Jahrhunderts faſt völlig ver— nachläſſigt, da es wegen mangelnder Dampfſchiffahrt ſchwer erreichbar war. Spix und Martius (vgl. S. 22) verließen Para im Auguſt 1819 und befuhren von da aus zunächſt Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. Di den Amazonas über Fortaleza da Barra do Rio Negro, das heutige Mangos, bis Ega; hier trennten ſie ſich: Spix verfolgte den Solimdes aufwärts bis Tabatinga, Martius zog den Ja- purä hinauf bis zum Fall von Araraquara. Auf dem Rückwege unterſuchten beide zuſammen den Rio Negro bis Barcellos und den unteren Madeira. In den nächſten vierzig Jahren folgten nur drei größere Bereiſungen des Amazonas, durch E. Pöppig 183132, Smyth und Lowe 1835-36 und den Grafen de Caſtelnau 1847. Sie alle fuhren von Peru aus den Strom hinab. Seit 1848 hielten ſich zwei angeſehene engliſche Naturforſcher in Amazonien auf, A. R. Wallace bis 1852, unter anderen auch am Uaupés, und H. W. Bates bis 1859. Eine ſyſtematiſche Aufnahme der Flußläufe Amazoniens ſetzte erſt ſeit 1862 ein. Von 1862 bis 1864 nahmen die Braſilier Acevedo und Pinto den Amazonas ſelbſt auf. Dann begann W. Chandleß ſeine erfolgreichen Fahrten auf dem Amazonas 1862, Purus 1864—65, Acre 1866, Juruä 1867 und auf den Flüſſen zwi— ſchen dem Madeira und dem Tapajös 1868; endlich nahm er 1869 den unterſten Beni auf. Bald darauf unterſuchte der Amerikaner James Orton die peruaniſchen und ecuatorianiſchen Nebenflüſſe des Amazonas, insbeſondere 1873 den Napo, und Ad— miral Tucker bemühte ſich 1868 —74, das Syſtem des Ucayali aufzuklären, wobei er den Ucayali ſelbſt und ferner 1873 den Pachitea und Pichis aufnahm. Unterſtützt wurde Tucker durch den deutſchen In— genieur Wertheman, der den Tambo, und den Peruaner Samanez, der den Ene unterſuchte. Erſterer verbreitete 1878 —79 auch Licht über die Zuflüſſe des Huallaga in der Gegend von Moyo— bamba, namentlich über den Paranapura und Mayo Jules Crevaur (1880). Mach Photographie. ſowie den in den Amazonas fallenden Cahuapanas. n Den Mayo abwärts zogen 1875 W. Reiß und A. Stübel; fie ſchifften ſich auf dem Huallaga ein, fuhren ihn und den Amazonas hinab und haben durch wertvolle Meſſungen die Angaben über die Höhe des Amazonastales weiter berichtigt. Überhaupt war dieſe Zeit für die Erforſchung des Amazonasgebietes wichtig. In den Jahren 1875—76 hatte Oberſt G. E. Church nochmals den Madeira und Purus auf— genommen, teilweiſe begleitet von dem Landſchaftsmaler Keller-Leuzinger. Desgleichen befuhr im Auftrage der britiſchen Regierung der Geolog C. B. Brown den Amazonas und ſeine ſüdlichen Nebenflüſſe, und 1878 machte T. O. Selfridge eine genaue Aufnahme des Madeira bis zum Theotoniofalle. Auch über den oberen Madeira beginnt in dieſer Zeit größere Klarheit zu entſtehen: der von Orton nur auf wenige Meilen unterſuchte Rio Beni, einer der bedeutendſten Quellflüſſe des Madeira, wird 1880 von E. Heath von Reyes unter 14° füdl. Breite bis zur Mündung befahren. Ebenſo wendet ſich die Aufmerkſamkeit den nördlichen Zuflüſſen des Amazonas zu, die zum Teil noch nicht bekannt waren; 1875 ſcheint der Sea oder Putumayo zum erſtenmal von einem Colombianer, Reyes, im Boote befahren worden zu fein, was 1876 zur Unterſuchung des Fluſſes mit Dampfer durch A. Simſon führte; allein erſt J. Crevaux gelang es, ihn genau aufzunehmen. 28 Die Erforſchungsgeſchichte. Der franzöſiſche Marineleutnant Jules Crevaux (ſ. die Abbildung S. 27) ent- faltete um das Jahr 1879 eine unermüdliche Tätigkeit im Amazonasgebiet. Von 1876 an erforſchte er die Flußgebiete von Franzöſiſch-Guayana und dehnte von 1879 an feine Arbeiten auf das geſamte Syſtem des Amazonas aus. Er verfolgte erſt den Sea faſt bis an die Quelle in der Kordillere Colombias und fuhr dann den Japurä wieder hinab; auf dieſe Weiſe verbreitete er ganz neues Licht über zwei Zuflüſſe des Amazonas. 1880 —81 wandte er ſich nach dem Nordweſten, fuhr den Magdalena aufwärts, überſchritt die Kordillere und gelangte den Guaviare hinab in den Orinoco. Daß 1880 —82 eine venezolaniſch-braſiliſche Kommiſſion den Rio Negro und Rio Branco unterſuchte, iſt ſchon S. 25 erwähnt worden. Aber auch die unteren linken Nebenflüſſe des Amazonas, die bisher nicht bekannt waren, wurden in dieſer Zeit erforſcht. Den Paru und Yary entjchleierte, wie erwähnt, J. Crevaur, den Urubü, Yamunda, Uatumä und Trombetas wenigſtens teilweiſe der Botaniker Barboza Rodriguez 1874—75. Im Jahre 1899 ſetzte H. A. Coudreau die Unterſuchung des Ya- munda bis 0° 33° ſüdl. Breite und des Trombetas fort. Nach dieſen Reiſen war das Flußſyſtem des Amazonas im allgemeinen feſt— gelegt, und die folgenden Reiſenden haben daher nur noch eine Nachleſe halten können. Zu ihnen gehört Richard Payer, der ſeit 1882 Aufenthalt am Amazonas nahm; von jeinen Flußfahrten ſind am bekannteſten die auf dem Napo 1890 und die auf dem Jaua— pery 1901. 1881 befuhr Ch. Wiener den Morona und Paſtaza, 1886 M. Monnier den Paſtaza, bis 3“ ſüdl. Breite dann den Huallaga, 1889 P. Ehrenreich nach Beendigung ſeiner Unterſuchung des Araguaya den Purus. Die Trombetas-Mündung beſchrieb F. Katzer. Nachdem ſeit der Mitte der achtziger Jahre von Süden her die großen ſüdlichen Neben— flüſſe des Amazonas erforſcht waren, machte ſich Henri Coudreau ſeit 1895 an ihre Unterſuchung von Norden her. 1895 befuhr er den Tapajös bis zum Salto Auguſto, 1896 den Kingu bis 80 35°, 1896—97 den Araguaya, 1898 die Flüſſe zwiſchen dem Tocantins und dem KXingü. Den unteren Tapajös unterjuchte auch F. Katzer, das Land zwiſchen dem Guamä und dem Ozean J. Huber und v. Kraatz-Koſchlau, die Inſel Marajo E. Goeldi. 19031905 bereiſte Th. Koch-Grünberg das Gebiet am oberen Uaupés und Papurä be— ſonders zu ethnologiſchen Zwecken, 1908 und wieder 1912 Hamilton Rice das zwiſchen dem Guaviare und dem Apaporis. Sehr wertvoll ſind auch die von Pedro Portillo herausgegebenen Aufnahmen des Amazonas zwiſchen Iquitos und Manaos, des Tigne, Paſtaza und Morona. Beſondere Förderung erhielt im letzten Jahrzehnt des verfloſſenen Jahrhunderts ferner die Hydrographie der Ströme Beni und Madre de Dios. 1897 war Pereira Labre vom Madre de Dios zum Acre durchgebrochen, 1892—93 begann J. M. Pando, der Prä— ſident von Bolivia, ſeine verdienſtvolle Erforſchung jenes Stromgebietes. Er nahm zunächſt Teile des Madre de Dios ſelbſt auf und wendete ſich 1893 — 94 zum Purus-Acre, 1894 zum Jurud und Javary, immer mit dem Zweck, eine Waſſerſtraße zu finden, die Bolivia einen bequemen Ausgang nach dem Atlantiſchen Ozean gewähre. Aus dieſen Unterſuchungen erwuchs die Inambarifrage. Pando hatte 1893 den Madre de Dios und den Inambari befahren und ſetzte des letzteren Mündung in den Madre de Dios in 67% 43“ 45” weſtl. Länge, Munoz aber in 719“ 45“. 1897 unterſuchte daher Pando nochmals den Inambari und fand, daß er weſtlicher fließe, als er angenommen hatte. Um dieſe Zeit gelang es auch, vom Ucayali nach dem Beni zu Waſſer zu gelangen, indem C. F. Fiscarrald 1894 den Camiſea Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 29 aufwärts und den Terjali-Manu abwärts befuhr, 1898 Viellerobe den Michagua hinauf⸗ und den Caspajali⸗Manu hinabreiſte. O. H. Fawcett nahm 1906 den Orton, den oberen Acre und den unteren Abuna auf. Beſonders tätig waren die Peruaner, auch die Geogra⸗ phiſche Geſellſchaft in Lima. Unter den von ihnen ausgeführten Reiſen ragen die von J. M. van Haſſel und J. S. Villalta hervor. 5. Die La Plata⸗-⸗Länder. Obgleich die La Plata-Länder früher koloniſiert wurden als Amazonien, ſind ſie doch ebenſolange ohne genaue Flußaufnahmen und wiſſenſchaftliche Unterſuchungen ge— blieben. Nach der Gründung der Städte Buenos Aires, Corrientes und Aſuncion er— folgte ſchon vor 1550 die Eroberung des La Plata-Gebietes und die Befahrung ſeiner großen Ströme. Bekannter wurden dieſe Landſchaften aber erſt durch die Jeſuiten, die ſeit 1610 Miſſionen am Parand und PBara- guay gründeten. Ihre Macht wurde 1767 ge= brochen, und damit war auch die Kultur zwi— ſchen dem Paraguay und dem Parana auf lange Zeit zerſtört, die Niederlaſſungen ver— fielen, und die blühende, ſeit 1620 beſtehende Provinz Paraguay ſank in das Dunkel der Barbarei und der Vergeſſenheit zurück. Auch die Zeit der Unabhängigkeitskämpfe der La Plata⸗-Provinzen gegen Spanien war nicht ge— eignet, geographiſchen Aufnahmen Vorſchub zu leiſten, ebenſowenig wie die dann folgende Zeit der Bürgerkriege und der Gegenſätze zwi— ſchen den Vereinigten Staaten von La Plata, Hermann Burmeiſter (um 1870). (Nach Photographie.) der Banda Oriental oder Uruguay und Para- guay. So ging denn unſere Kenntnis der La Plata-Länder noch bis gegen 1850 nur un- weſentlich über das hinaus, was Felix de Azara 17811802 erzielt hatte, zumal da auch die bedeutenden Reiſenden aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit Ausnahme von d'Orbigny 1828 — 29, die La Plata-Länder auffällig mieden. Erſt am Anfang des ſechſten Jahrzehnts, 1853 — 56, nahm der Nordamerikaner Th. Page den La Plata, den Parana und den Paraguay auf, ſtellte die Schiffbarkeit des bei Santa FE mündenden rechten Nebenfluſſes Salado feſt und erklärte auch den Rio Cuyaba, den eigentlichen Quellfluß des Paraguay, für ſchiffbar. In den Jahren 1854—59 und 1863 bereiſte ein franzöſiſcher Arzt, de Mouſſy, Argentina und Paraguay. Eine größere Be— deutung aber haben ſein Atlas und ſein dreibändiges Reiſewerk nicht erlangen können, vielmehr iſt die wiſſenſchaftliche Erforſchung wieder eng mit einem deutſchen Namen ver— knüpft, wie ſo oft in Südamerika. Hermann Burmeiſter (f. die obenſtehende Abbildung), geboren 1807 zu Stralſund, verließ 1850 fein Lehramt der Zoologie zu Halle und bereiſte zunächſt 1850 —52 Braſilien. 30 Die Erforſchungsgeſchichte. Dann wendete er ſich 1856 den La Plata-Staaten zu, durchzog deren Kern, die Ebenen zwiſchen den Flüſſen, und überſchritt 1859 die Kordillere in der Richtung auf Copiapö. Im Jahre 1861 ſiedelte er ganz nach Buenos Aires über, richtete ſeit 1870 die naturwiſſenſchaft— liche Fakultät in Cördoba ein und lebte ſeitdem wieder in Buenos Aires, wo er 1892 ſtarb. Mehr als ein Jahrzehnt hindurch hat er die Naturwiſſenſchaften und die Geographie in Argentina faſt allein vertreten und ſeinen Namen für immer mit der wiſſenſchaftlichen Unterſuchung der La Plata-Staaten aufs engſte verbunden. Als ſeine Nachfolger können die deutſchen Profeſſoren von Cördoba gelten. Gleich der erſte unter ihnen, Alfred Stelzner, hat 1872 und 1873 zwei umfangreiche Rundreiſen in die Kordillere und die Pampa nördlich und ſüdlich von Cördoba gemacht und ein grundlegendes Werk über die Geologie der Argentina und von Südamerika über- haupt hinterlaſſen. Sein Nachfolger L. Brackebuſch dehnte in den Jahren 1875—88 feine Unterſuchungen über das ganze Gebiet zwiſchen Chile und dem La Plata und zwiſchen Jujuy und dem Rio Atuel aus und hat die Geographie und Geologie der andinen und der pampinen Staaten in weitem Maße bereichert. Sodann hat W. Bodenbenderr jeit 1887 dieſe Studien fortgeſetzt, insbeſondere in den Ebenen ſüdlich von Mendoza und öſtlich von Cördoba. Auch der Phyſiker Döring, die Botaniker Lorentz und Kurtz reihen ſich den vorigen würdig an: Lorentz bereiſte den Chaco, Kurtz 1887—88 mit Bodenbender das Land zwiſchen Mendoza und San Rafael, 1891—93 die Ebenen am Rio Atuel und Diamante. Ferner veröffentlichte der Bergingenieur G. Avé-Lallemant zahlreiche Arbeiten über die Kor— dillere und ein größeres Werk über die Provinz San Luis, Bodenbender 1905 ein ſolches über die Sierra de Cördoba. Auch die argentiniſche Regierung ſelbſt förderte die Erforſchung des Landes durch die ſeit 1875 eingeleitete Zurückwerfung der Indianer aus der Pampa. Nachdem ſchon 1877 die alte Indianergrenze San Luis — Mercedes — Lavalle — Bahia Blanca nach Weſten verſchoben war, drängte General Roca 1879 die Indianer bis über den Rio Negro nach Süden zurück; ein Stab von deutſchen Gelehrten aus Cördoba, Lorentz, Döring und Nieder— lein, folgte dem Heere und erkundete die jetzige Gobernacion de la Pampa; dann wurden die Fortſchritte langſamer. 1890 nahm v. Grumbkow das Mar Chiquita auf, 1894 beſtieg H. Valentin die Sierras Olavarria und Azul, 1895 Alboff die Sierra Ventana; an der Unterſuchung der Pampa und ihrer Gebirgszüge nahmen ferner R. Hauthal, S. Roth und F. Ameghino teil. Im Norden der großen Ebenen, im alten Jagdgebiet der Indianer, dem Gran Chaco, verlief der Gang der Erforſchung ähnlich. Bald nach der Expedition des Generals Roca vertrieb eine ähnliche Unternehmung unter dem General Victorica 1884—85 die Indianer vollſtändig aus dem Chaco auſtral, zum Teil auch aus dem Chaco central, alſo über den Bermejo und Pilcomayo. Bis dahin war der Chaco faſt ganz unbekannt, nur Fontana hatte ihn 1875—80 durchſtreift und dabei den Doppellauf des Rio Bermejo-Teuco feſtgeſtellt; nun wurde der Chaco auſtral mit Ackerbaukolonien bedeckt und lieferte damit eine gute Grundlage für weitere Erforſchungen. Schon hat der Botaniker P. G. Lorentz die Vegetationsformationen des Chaco unterſucht, und zwei allgemeine Werke über den Chaco von L. J. Fontana und J. A. Baldrich liegen aus den Jahren 1881 und 1890 vor. Beſonderen Widerſtand leiſtete hier im Chaco außer den Indianern namentlich ein Fluß, der eine Reihe von Forſchungsreiſen veranlaßte und lange Zeit ein Problem darbot, Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 31 der Pilcomayo. Dieſer trat 1881 infolge der Abſchneidung Bolivias vom Meere und des Wunſches dieſes Staates, einen neuen Handelsweg nach dem Atlantiſchen Ozean zu gewinnen, in den Vordergrund des Intereſſes, ſowohl für Bolivia wie auch für Paraguay und Argen— tina. Schon 1881 hatte Fontana den Fluß eine Strecke weit vom Unterlaufe aus befahren; 1882 war Jules Crevaux bei dem Verſuche, den Pilcomayo hinabzureiſen, von den Toba erſchlagen worden, was mit zur Ausſendung der militäriſchen Expedition Victoricas beitrug. 1883 verſuchte A. Thouar von Bolivia aus auf dem Pilcomayo nach Paraguay zu gelangen, verließ ihn aber aus Mangel an Lebensmitteln und brach mühſam nach Aſuncion durch, womit er die erſte bekannt gewordene Durchkreuzung des Chaco leiſtete. In dem— ſelben Jahre (1883) befuhren J. A. Baldrich und Ybazeta den Pilcomayo von 24 bis 220 ſüdl. Breite bis zur Colonia Crevaux und ſtellten ſchon damals ſeine ſchwankende Tiefe bei ſteilen Ufern und unregelmäßigem Laufe feſt. 1884 gelangte dann Feilberg mit flachgebauten Dampfern den Pilcomayo 400 km hinauf bis zu den Stromſchnellen von La Espera, und 1885 machte wiederum Thouar den Verſuch, den Strom zu befahren. 1890 endlich nahmen John Page, ein Amerikaner, der ſchon 1885 den Rio Bermejo aufgenommen hatte, und Storm unabhängig voneinander neue Unterſuchungen des Stromlaufes vor, wobei der Pilcomayo als unbrauchbar für die Schiffahrt erkannt wurde. Dennoch zieht er noch immer die Forſcher an ſich und hat noch im Jahre 1898 dem Spanier Ibarreta, der ihn abwärts befahren wollte, den Tod durch Toba-Indianer gebracht, nachdem kurz vorher Ramon Liſta auf dem Wege zu ihm durch Mörderhand gefallen war. Seit 1900 haben beſonders G. Lange und W. Herrmann, Adalbert und Arnold Schmied ſowie eine Kommiſſion unter D. Krauſſe für Argentinien und E. Ayala für Paraguay den Fluß unterſucht. Im Jahre 1899 befuhren die Engländer Leach, Bolland und andere den Teuco— Bermejo aus der Gegend von Oran bis Corrientes, und 1889 iſt auch der nördliche Chaco überſchritten worden, nämlich von M. S. Arana und 3. Calvimonte, jedoch im äußerſten Norden und jo, daß ſich beide in der Mitte, in San Joſé de Chiquitos, trafen. Den nörd- lichſten Chaco bereiſte ſeit 1891 Cerceau; er nahm den Paraguau auf, Bolland die Laguna Gaiba. Auch E. Nordenſkiöld mit ſeinen ethnologiſchen Reiſen 1908 und Th. Herzog bei feiner Überlandreiſe von Paraguay nach Santa Cruz 1911 —12 ſowie R. Carnier 1907—10 haben weſentlich zur Erforſchung des Chaco beigetragen. Letzterer gab auch die erſte moderne phyſikaliſch-geographiſche Darſtellung von Paraguay, während für diejenige von Uruguay Walther und Guillemain ſeit 1909 das Wichtigſte getan haben. Außerdem erfolgte ſeit 1908 eine ſtaatliche Landesaufnahme von Uruguay. Noch ein wenig beſuchtes, in ſeiner Hydrographie nicht völlig geklärtes Stück des La Plata⸗Syſtems auf argentiniſchem Boden bedarf der Erwähnung, das Territorio de las Miſiones am mittleren Parana, das Gebiet der alten Jeſuitenniederlaſſungen. Zur Auf— hellung dieſes verſteckten Winkels haben beſonders Viraroſo 1881, Ramon Liſta 1853, G. Niederlein 1884 und J. B. Ambroſetti 1894 beigetragen, während G. Bove 1883 bis 1884 den Alto Parana bis zum Salto Guairä, Kapitän Jerrmann 1896 die Zuflüſſe des Parand, Igatimi und Munday aufnahmen. In Paraguay war in den Jahren 1883 bis 1884 Hugo Toeppen tätig. Da 1879 die Indianergrenzen über den Rio Negro hinausgeſchoben waren und auch im übrigen eine rege Tätigkeit in Argentinien herrſchte, erteilte die Regierung dem Deutſchen A. Seelſtrang 1882 den Auftrag zur Ausgabe eines großen offiziellen Atlas der Republik, 32 Die Erforſchungsgeſchichte. deſſen größter Teil, 20 Blatt, bis 1890 erſchien. Ergänzt wurde dieſer Atlas 1891 durch L. Brackebuſchs große Karte der argentiniſchen Republik in 111000000. Im Jahre 1884 hat dann das Militärgeographiſche Inſtitut eine Landesaufnahme in 1:25000 in An⸗ griff genommen, von der 75 Blätter erſchienen ſind. 1906 begann die allgemeine Triangu- lation des Landes, die zu einer Karte in 1100000 und einer in 1:1000 000 führen wird. Auch eine geologiſche Landesanſtalt und eine meteorologiſche Zentralſtelle haben ſchon gute Ergebniſſe geliefert, erſtere viele kleine Arbeiten von Keidel, Stappenbeck, Reichert, letztere ein großes klimatiſches Werk von W. G. Davis. 6. Patagonien. Das Erſtarken Argentiniens und die geſteigerte Neigung zur Koloniſation lenkten die Blicke der Argentinier alsbald auf Patagonien. Bis 1869 hatten dieſes nur wenige Reiſende betreten, nur ſpärliche Hütten erhoben ſich an den Mündungen der Flüſſe auf der unmirt- lichen, von den Schiffern gemiedenen Küſte; niemand hatte ein Eigentumsrecht auf das Innere geltend zu machen für nötig befunden. Doch galt es als Überlieferung, daß die Oſtküſte Patagoniens, an der unter dem Vizekönig Juan Joſé de Vertiz um 1780 die Hafen- plätze San Julian, Santa Elena, San Gregorio, Puerto Deſeado und Carmen angelegt worden waren, zur Argentiniſchen Republik gehöre, die Weſtküſte zu Chile; über die Süd⸗ küſte war keine Beſtimmung getroffen worden, und ſo gründeten hier 1849 die Chilenen Punta Arenas als Stützpunkt für die beginnende Dampfſchiffahrt durch die Magalhäes-Straße nach Chile. Ins Innere waren weder von der atlantiſchen noch von der pazifiſchen Seite her größere Vorſtöße gemacht worden. Zwar waren die Jeſuiten von Chiloé zwiſchen 1600 und 1717 zum Nahuel Huapi und zur patagoniſchen Hochebene gelangt, aber ihre Reiſen wurden in dem letztgenannten Jahre durch die Zerſtörung der Miſſion am Nahuel Huapi gewaltſam beendet und fanden nur am Ende des 18. Jahrhunderts eine Fortſetzung durch den Pater Menendez. Von der Oſtſeite her hatte ſchon vor dieſer Zeit der Pater Falkner am Rio Negro entlang den Nahuel Huapi erreicht, und Francisco Viedma drang ebenfalls bis an den Rand der Kordillere vor, indem er den Rio Santa Cruz hinaufging. Es war alſo nur der Lauf der beiden Flüſſe Rio Negro und Santa Cruz bekannt, und das blieb ſo bis 1869. Auch Charles Darwins berühmte Reiſe, die er mit dem Kapitän Fitzroy von der „Beagle“ 1833 den Rio Santa Cruz aufwärts machte, und N. Descalzis Beſuch des Rio Negro in demſelben Jahre haben zwar die naturwiſſenſchaftliche Kenntnis von Patagonien gefördert, aber keine räumliche Ausdehnung unſeres Wiſſens hinterlaſſen. Da brach plötzlich im Jahre 1869 der Engländer G. Ch. Muſters den Bann, indem er von Punta Arenas aus ganz Patagonien bis zum Rio Limay durchzog. Er folgte zunächſt der Oſtküſte bis zum Rio Santa Cruz, darauf dem Rio Chico bis zur Mündung des Rio Bel— grano und näherte ſich dann, mit den Tehuelchen nordwärts ziehend, immer mehr dem Oſt⸗ rande der Kordillere. Oſtlich des Nahuel⸗Huapi-Sees bog er nach Oſten um und durch- querte das nördliche Patagonien bis zum unteren Rio Negro, wo er 1870 ankam. Durch dieſe Reiſe wurde zum erſten Male Licht über das Innere Patagoniens verbreitet. Seitdem begann die Erforſchung kräftiger einzuſetzen. In Südpatagonien entdeckte Feilberg 1873 den Lago Argentino, einen der Duell- ſeen des Santa Cruz, doch wurde dieſe Entdeckung erſt ſpäter bekannt. 1875 begab ſich Francisco Moreno nach dem Rio Santa Cruz und dem Rio Negro, 1876 abermals nach Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 33 dem erſteren Fluſſe, dieſes Mal begleitet von Carlos M. Moyano. Sie erreichten den Lago Argentino und entdeckten außerdem die Seen Viedma und San Martin. Um dieſelbe Zeit (1877) hatten auch Rogers und Ibar ſowie Evelyn Ellis von Punta Arenas aus den Lago Argentino beſucht. Schon im folgenden Jahre (1878) brach Moyano, jetzt zuſammen mit Ramon Liſta, nach dem Rio Chico auf, gelangte dorthin aber, wie Muſters, auf dem Landwege von Punta Arenas her und verfolgte den Fluß bis an die Quelle. 1879 zog er wiederum den Santa Cruz hinauf und entdeckte außer dem Lago San Martin noch einen vierten Quellſee. Die Verſuche aber, bequeme Päſſe nach dem Großen Ozean oder wo— möglich eine Waſſerverbindung dahin aufzufinden, hatten keinen Erfolg. Dagegen fand Moyano die Quellen der Flüſſe Coilé und Gallegos und gab dadurch 1886 A. de Caſtillo Veranlaſſung, den Rio Gallegos bis zu ſeinen Quellen aufzunehmen. 1892 —93 folgte A. Mercerat auch dem Rio Coilé bis an ſeine Quellen. Zu den wichtigeren wiſſenſchaft— lichen Unternehmungen am Ende des 19. Jahrhunderts ſind die von Otto Nordenſkiöld 1895—97, M. J. B. Hatcher 1897-99, R. Hauthal 1899-1901, K. Reiche und R. Pöhl— mann (1900) zu rechnen, deren Ergebniſſe zum Teil von O. Wilckens bearbeitet worden ſind. Speziell geologiſch arbeiteten ferner der Schwede Quenſel, Th. G. Halle, M. Wilcox und C. Skottsberg. Nachdem 1881 die chileniſch-argentiniſche Grenze in Südpatagonien und Feuerland feſtgelegt worden war, bedurfte auch letzteres Land einer Unterſuchung. An dieſer beteiligten ſich 1881 Boſſi, 1882 G. Bove ſowie die franzöſiſche Korvette „La Romanche“ durch Be— fahrung der Küſten; 1884 begannen dann Bove und Noguera von Uſchuaia aus die Erfor— ſchung des Inneren, 1886 zog Ramon Liſta von Norden her ins Innere, und nun ſchritt die Erkundung Feuerlands auch von chileniſcher Seite durch J. Popper 1886 und J. Scheltze 1887 raſcher fort. Eine ausgedehnte und wertvolle wiſſenſchaftliche Unterſuchung nahmen 1895—97 O. Nordenſkiöld, P. Duſén und A. Olin in Feuerland und Südpatagonien vor. Mittelpatagonien iſt noch der am wenigſten bekannte Teil des Landes. Auch hier war ein Engländer, Durnford, der erſte Pionier, indem er 1878, faſt ein Jahrzehnt nach Muſters, den unteren Rio Senger und die Seen Colhué und Muſters auffand. Hierher gelangte dann 1880 Moyano auf ſeiner großen Reiſe durch das mittlere Patagonien. Er war Ende 1880 von Santa Cruz aufgebrochen, zog den Rio Chico bis gegen die Mündung des Rio Belgrano aufwärts und folgte dem Wege Muſters'; nahe dem Quellgebiete des Deſeado entdeckte er den See Buenos Aires und reiſte dann den Senger abwärts bis zu ſeiner Mündung in den Chubut. Auch Lino de Roa unterſuchte 1884 das Chubutgebiet zwiſchen 40 und 45° jüdl. Breite und gab zum erſten Male eine brauchbare Beſchreibung davon. 1886 zog Fontana den Chubut aufwärts bis 71 45° weſtl. Länge, fand die Quellen des Senger in dem Lago Fontana und unterſuchte die Seen Colhué und Muſters genauer. Neuerdings hat auch in Mittelpatagonien eine tiefgehendere Art der Erforſchung eingeſetzt; eine Frucht derſelben iſt R. Stappenbecks Abhandlung über den Lago Muſters. In Nordpatagonien hatten, ſolange nicht die Indianer über den Rio Negro gedrängt waren, nur Aufnahmen des Limay und Negro durch Moreno 1875—76 und Guerrico 1877 ſtattfinden können, ſo daß Muſters' Durchquerung zunächſt vereinzelt blieb. Im Jahre 1879 aber führte Moreno eine große Reiſe von Carmen de Patagones quer durch Nord— patagonien zum Quellgebiete des nördlichen Chubut aus, durchzog das Land alſo in um— gekehrter Richtung wie Muſters und kehrte über den Limay und Rio 0 zurück. In Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 34 Die Erforſchungsgeſchichte. denſelben Jahren drangen mit General Roca die deutſchen Gelehrten Lorentz, Döring und Niederlein bis zum Rio Limay vor, und auch dem zweiten Feldzuge gegen die Indianer unter General Villegas 1881, der bis nach den Anden zwiſchen Limay und Neuquen führte, waren Topographen und Naturforſcher beigegeben. 1881 befuhr dann Obligado den Limay faſt bis zum Nahuel Huapi, 1883 —84 wiederholte O'Connor dieſe Fahrt; ein zu— ſammenfaſſendes Werk über den Rio Negro, den Rio Limay und den Nahuel Huapi gab 1888 Albarrazin heraus. Den Rio Colorado und den Agrio ſowie auch den Neuqusn ſelbſt unterſuchten 1881 Olascoaga, 1891 J. v. Siemiradzki zu geologischen Zwecken, während neuere, mehr geographiſche Arbeiten F. Kühn, geologiſche Unterſuchungen R. Stappen— beck zu verdanken ſind. 7. Die Kordillere bis 40“ ſüdl. Breite. Die Kordillere ſüdlich von 40% ſüdl. Breite iſt in neuerer Zeit durch eine Reihe von Expeditionen ſo gut erforſcht worden, daß ſie, falls dieſe Unternehmungen fortgeſetzt werden ſollten, bald zu den bekannteren Teilen des großen ſüdamerikaniſchen Meridional— gebirges zählen dürfte, während vor dem Jahre 1869 ſo gut wie überhaupt nichts, vor dem Jahre 1893 faſt nichts über den ſüdlichſten Teil desſelben bekannt geworden war. Außer den Reiſen der Jeſuiten, der Moraleda y Montero (vgl. S. 21) und Menendez (vgl. ©. 32), iſt nur ein Verſuch von Cox, 1835 nach dem Nahuel Huapi vorzudringen, zu erwähnen. Erſt in den Jahren 1877—84 wurde die Weſtküſte durch Schiffe verſchiedener Marinen, darunter den deutſchen „Albatros“ unter Kapitän Plüddemann 1883 —84, aufgenommen. Der „Albatros“ zerlegte die Wellingtoninſel in eine Reihe von Stücken, und die chileniſche Marine arbeitet alljährlich in dieſem ſchwer zugänglichen Inſelgewirr. Der weiter nördlich gelegene Chonosarchipel war ſchon 1870—72 von Simpſon aufgenommen worden. In der Kordillere hatten die Offiziere der argentiniſchen Unternehmungen gegen die Indianer 1879 und 1881 zuerſt Vorſtöße von Oſten aus gemacht, um den von den Jeſuiten im 17. und 18. Jahrhundert vielbegangenen bequemen Paß von Buriloche oder Bariloche zwiſchen dem Nahuel Huapi und dem Seno de Reloncavi aufzufinden, was jedoch erſt 1889 dem Chilenen Barrios von Weſten her gelang. 1882 —83 erkundete dann Brönd— ſted den Oſtabhang der Kordillere, ihre Seen und die über ſie führenden Päſſe zwiſchen 38 und 42°, 1887/88 machte Fontana von argentiniſcher Seite her die Flüſſe Futaleufu und Carrileufu bekannt. Damit enden zunächſt die größeren argentiniſchen Reiſen in dieſem Teile der Kordillere, und an ihre Stelle treten die chileniſchen Unternehmungen. 1884 nahm Serrano den Rio Vuta Palena im Unterlauf auf; 1885 ſuchte Valverde den Burilochepaß von Weſten her auf, indem er den Rio Puelo hinaufzog. Die großen Reiſen aber ſind an den Namen des Deutſchen Hans Steffen geknüpft. Dieſer hatte 1891 von Llanquihue aus die Kor— dillere öſtlich des Sees gleichen Namens und öſtlich des Seno de Reloncavi unterſucht. 1893 wurde er dann von der Regierung in die Kordillere geſchickt und erreichte, den Rio Petröhue aufwärts ziehend über den Lago de Todos los Santos und den Boquete de Perez Roſales, den Nahuel Huapi, wo gleichzeitig P. Stange anlangte, der von Oſorno über den Puyéhue— paß gereiſt war. In dieſes Jahr (1893) fiel der neue Vertrag zwiſchen Chile und der Argentina, wonach die öſtlich der Gipfellinie der Kordillere liegenden Landſchaften und Flußteile letz— terer gehören ſollen. Da aber eine Gipfellinie nicht überall klar erkennbar iſt, ſo entſtanden Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 35 Zweifel über die wirkliche Grenze, und es wurden Sachverſtändige von beiden Seiten ins Gebirge geſchickt. Von argentiniſcher Seite waren das Ramon Liſta 1894, der den Lago Nuevo unter 42“ ſüdl. Breite und 72“ weſtl. Länge entdeckte, und Francisco Moreno 1896, deſſen großes Werk über die Kordillere 1897 erſchien; von chileniſcher Seite hat H. Steffen die Hauptarbeit getan. Zunächſt ſandte die Regierung 1893—94 eine große Doppelexpedition aus, Steffen nach dem Rio Palena, Stange nach dem Nahuel Huapi, mit der Beſtimmung des Zuſammen— treffens am Oberlaufe des Rio Palena. Stange vermochte mit P. Krüger und v. Fiſcher den Nahuel Huapi vollſtändig aufzunehmen, Steffen fuhr mit großer Mühe den Palena hinauf und ſtellte als deſſen Quellflüſſe den Carrileufu und Rio Frio feſt, von denen der erſtere das Gebirge vollſtändig durchbricht. Im Sommer 1894/95 folgte ſodann die Unter- ſuchung des Rio Puelo durch Steffen und Krüger, wobei es gelang, die Quelle des Puelo und eine in einem Längstal mit Pampacharakter gelegene argentiniſche Kolonie, Valle Nuevo am Rio Maiten, zu entdecken. 1895-96 unterſuchten Steffen und K. Reiche den Rio Manſo, einen Nebenfluß des Puelo, 1896—97 Steffen, v. Fischer und Duſén den Aiſen, einen der öſtlich der Kordillere entſtehenden Flüſſe. Unterdeſſen verſuchten Krüger, Selle und Stange den Unterlauf des Futaleufu und ſeine Mündung zu beſtimmen, mußten aber ihrer Inſtruktion halber davon abſtehen. Vom oberen Futaleufu-Tale begaben ſich die Reiſenden nach dem Chubut hinüber und ſtellten durch dieſe Reiſe eine Verbindung mit den Aufnahmen am Puelo und am Palena her. Im Sommer 1897/98 verfolgte H. Steffen mit Krautmacher den Rio Cisnes, der ſich als ein bedeutender Fluß erwies; den Lago La Plata fand er jedoch nicht und begab ſich dann vom Rio Senger nördlich nach dem Nahuel Huapi. Unterdeſſen unterſuchten Krüger und Rethwiſch den Rio Corcovado bis zur Quelle. Im Sommer 1898/99 ſetzte Krüger die Erforſchung der Kordillere unter 43° füdl. Breite fort, befuhr den erſt 1898 in ſeiner Bedeutung erkannten Rio Helcho und ſtellte feſt, daß dieſer ſchiffbare, durch den Lago Nelcho fließende Fluß der Unterlauf des Futaleufu iſt. In derſelben Zeit wendete ſich Steffen viel weiter nach Süden und ſtieß zum erſten Male eine Breſche in den bisher ganz unzugänglichen Teil der Kordillere zwiſchen 46 und 499 ſüdl. Breite, unterſuchte die in den Golf de Peſias mündenden Fjorde, denen im Oſten hohe Eismauern vorliegen, und fand endlich im Bakerkanal drei weit aus der Kordillere kommende Flüſſe, die Rios Baker, Bravo und de la Pascua in der Gegend des hohen Schneebergs Monte Cochrane. Seitdem ſind namentlich chileniſche, zum Teil auch fremde Kriegsſchiffe an der Aufnahme der weſtpatagoniſchen Inſeln tätig geweſen. 8. Die mittelchileniſch-argentiniſche Kordillere. Während im ſüdlichen Chile die Erforſchung der Kordillere zuerſt von argentiniſcher Seite ausging, iſt in Mittel- und Nordchile das Gegenteil zu verzeichnen. Hier haben chile— niſche Gelehrte ſich bereits zu einer Zeit dem Studium der Kordillere gewidmet, als man in Argentinien noch nicht einmal die großen Ströme aufgenommen hatte. Über die früheſten Reiſenden im Mittelchile iſt wenig zu ſagen: E. Pöppig landete 1829 in Talcahuano und erſtieg bereits den Vulkan von Antuco, Ch. Darwin lernte 1833 Chiloé und die ganze chileniſche Küſte, von der Kordillere die Umgebung des Uspallatapaſſes kennen, J. J. v. Tſchudi zog 1858 von Catamarca über die Kordillere bis Cobija. H. Burmeiſter über— ſchritt fie 1859 zwiſchen Catamarca und Copiapo. 3 * 36 Die Erforſchungsgeſchichte. Ihnen gegenüber läßt ſich eine Reihe von fremden Gelehrten anführen, die ſich die Er— forſchung Chiles als Lebensaufgabe geſtellt hatten. Der älteſte unter ihnen iſt A. Piſſis, ein franzöſiſcher Geolog; er lebte ſeit 1848 im Lande und hat im Laufe der folgenden 30 Jahre eine geologiſche Karte der chileniſchen Mittelprovinzen aufgenommen, die im ganzen nicht als genau gilt; 1870 und 1877 bereiſte er auch die Atacama. Größere Wertſchätzung hat Rudolf Amandus Philippi (j. die untenſtehende Abbildung) erlangt. Er bereiſte zu— nächſt 1853 — 54 die Atacama, dann 1858 —62 den Süden Chiles und die Inſeln, 1878 und 1883 Arauco und entfaltete als Profeſſor der Naturwiſſenſchaften in Santiago eine lebhafte wiſſenſchaftliche Tätigkeit, die ihm mit der Zeit eine Stellung bereitet hat, wie ſie Burmeiſter für Argentina zukommt, näm— lich die des Vaters der naturwiſſenſchaftlichen und geographiſchen Forſchung in Chile. Ihm zur Seite ſtand von 1858 bis 1886 der aus— gezeichnete Mineralog J. Domeyko, ein Pole. Auch den deutſchen Arzt C. Martin kann man hier anſchließen, da er von ſeinem Wohnſitze in Puerto Montt aus eine fruchtbare geogra— phiſche Tätigkeit in Südchile entfaltet und eine wertvolle Landeskunde von Chile (1909) hin⸗ terlaſſen hat. Während alle dieſe Unternehmungen von Chile ausgingen, waren um 1880 auch Ge— lehrte und deutſche Offiziere in argen— tiniſchen Dienſten tätig, um die Oſtſeite der Kordillere zu erforſchen. Im Jahre 1877 lernte Oberſt J. Hoſt das Gebirge zwiſchen dem oberen Rio Grande und dem oberen Neuquen kennen, 1880/81 erforſchte er mit Ritters- bacher die Kordillere zwiſchen 36 und 390. Rudolf Amandus Philippi (1896). (Nach Photographie.) Seine Aufnahmen erfahren eine willkom⸗ mene Ergänzung durch Avé-Lallemants eingehende geologiſch-geographiſche Studien über die Kordillere zwiſchen dem Pichachen— paſſe und dem Rio Atuel (38350), die beſonders wegen zahlreicher Höhenmeſſungen wert— voll ſind. Auch H. Kurtz und W. Bodenbender (vgl. S. 30) beſtiegen zunächſt den im Knie des Rio Atuel liegenden Stock des Cerro Nevado und bereiſten 1887/88 die Kordillere zwiſchen dem Atuel und dem Limay. 189193 begab ſich Kurtz allein in das Quellgebiet des Atuel und Salado. Den hier gelegenen Vulkan Peteroa erſtieg 1896 bis nahe dem Gipfel P. Stange. Auch R. Hauthal, Wolff und Lange bereiſten 1894 die Kordillere zwiſchen 34 und 36% Burckhardt und Wehrli ebenda und zwiſchen 38 und 39“. Ihnen ſchließen ſich mit neueren Arbeiten L. Riſo Patron über die Grenze zwiſchen Chile und der Argentina (46—350), H. Keidel über den Bau der Argentiniſchen Anden, Keidel und R. Stappenbeck über die Präkordillere zwiſchen Mendoza und San Juan, W. Schiller und F. Reichert über das Juncal Maſſir an. Auch Alfred Stelzner hatte ſchon 1872/73 ausgezeichnete geologiſche Beobachtungen, Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 37 beſonders auf der Seite von Mendoza, angeſtellt, wo auch G. Avé-Lallemant umfaſſende Meſſungen und Unterſuchungen vorgenommen hat, namentlich zwiſchen 31% 42° und 320 45“ ſüdl. Breite. Das iſt die Umgebung des höchſten Berges Südamerikas, des Aconcagua, den P. Güßfeldt 1884 bis 6400 m erſtieg, ohne über ſeine Natur als Vulkan ins klare zu kommen. Erſt am 14. Januar 1897 gelang die Erſterſteigung Fitzgeralds Führer Zur— briggen, einige Tage ſpäter dem Geologen Vines, der feſtſtellte, daß der Aconcagua— gipfel aus Hornblendeandeſit beſteht. Nördlich des Uspallata-Paſſes hat die Hauptarbeit der neueren Zeit L. Brackebuſch verrichtet, deſſen Arbeitsgebiet in die Zone zwiſchen 34 und 22“ ſüdl. Breite und 61 und 71° weſtl. Länge fällt. Brackebuſch bereiſte von Cördoba aus zunächſt 1881 die Provinzen Catamarca und La Rioja und die Sierra Famatina, die Hauthal 1895 auf 6150 m Höhe beſtimmte, ſowie die Sierras de Velasco und Ancaſte. In demſelben Jahre erſtieg er von Jujuy aus das Despoblado, die Puna de Jujuy, und kehrte über die Sierra de Zenta nach Salta zurück. Im Auguſt 1883 begab er ſich von Tucuman in die Gebirge zwiſchen der Sierra de Aconquija und Salta, erſtieg abermals die Puna und nahm den Rückweg über Fiambala, Jaguel und San Juan nach Cördoba. Nach längerem Aufenthalt in Europa 1884 machte er 1886—87 eine vierte Reiſe in die Puna nördlich des Paſſes von San Francisco. Endlich führte ihn eine fünfte Reiſe in die Kordilleren von San Juan und La Rioja, in denen er das ganze Gebiet zwiſchen San Juan und Catamarca gut erforſchte. Dieſen großen Reiſen entſprangen geologiſche, geodätiſche, phyſiographiſche und hypſometriſche Karten, eine große Karte der Argentiniſchen Republik, eine Karte des Inneren derſelben, auch mit geologiſchem Kolorit, und eine Reihe erläuternder Aufſätze. Dieſer ſyſtematiſchen Bereiſung der argentiniſchen Kordillere zwiſchen Mendoza, San Juan und Jujuy haben die Chilenen wenig Gleichwertiges entgegenzuſetzen. Abgeſehen von R. A. Philippis Reiſen in der Atacama ſind es meiſt kleinere Unternehmungen, die zum Teil an Brackebuſchs Routen anſchließen. Dahin gehören vor allem die Forſchungen Alex. Bertrands, der bereits 1879 eine Karte der Salpetergebiete der Küſte heraus- gegeben hatte. Er erſtieg 1884 von San Pedro de Atacama aus die öſtliche Kordillere, durch— zog das Despoblado bis Antofagaſta de la Sierra und kehrte über Molinos nach Atacama zurück; außerdem ſtieß er nordwärts bis Ascotan vor. Das Ergebnis war eine Karte des Gebirges von 21 bis 27 und von 66½ bis 6914°. Eine zweite große Karte dieſer Gegenden gab 1890 S. Roman heraus. Bedeutender noch ſind die Ergebniſſe der Reiſen L. Darapfſkys, eines deutſchen Ingenieurs. Dieſer hat in den neunziger Jahren die Atacama zwiſchen 67° und der Küſte ſowie namentlich zwiſchen 261, und 24½“ genau aufgenommen und ſehr wertvolle Karten über ſie und das Departamento Taltal veröffent— licht. Auch R. A. Philippis Sohn, Friedrich Philippi, bereiſte 1885 die Atacama zwiſchen Copiapo, Antofagaſta de la Sierra und Tarapacä. Bei Gelegenheit der Erbauung der Bahn Antofagaſta — Ascotan —Huanchaca erſtieg H. Berger den Vulkan Oyagua, den Licancaur 1886 Joſé Santelices. Das Grenzgebiet gegen Peru bereiſten gegen 1900 R. Pöhlmann, K. Reiche und F. v. Wolff, während F. Kühn 1909 von der argenti— niſchen Seite die Atacama zwiſchen 27 und 250 unterſuchte. Eine große Abhandlung über die Pflanzendecke Chiles bot K. Reiche. Endlich macht die Landesaufnahme Chiles erhebliche Fortſchritte, da mehrere Kartenwerke in 1:25 000, 1:50000, 1:100000 in Arbeit ſind, zum Teil mit geologiſchem Kolorit. 38 Die Erforſchungsgeſchichte. 9. Die bolivianiſch-peruaniſchen Kordilleren. Wiederum anders als in der chileniſch-argentiniſchen Kordillere verlief die Erforſchungs— tätigkeit in Bolivia und Peru. Dieſe großen Gebirgsländer haben nämlich zwar wegen der Reſte der alten peruaniſchen Kultur bereits früh und immer wieder bis auf die neueſte Zeit Reiſende angezogen, und gerade die großen wiſſenſchaftlichen Reiſenden aus der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts haben faſt alle Peru und Bolivia aufgeſucht, aber die Erforſchung der Geographie jener Länder mußte meiſt vor der Beſchäftigung mit ihrer Archäologie und Ethnologie zurücktreten. Die erſte Periode der Erforſchung Bolivias und Perus dauert von 1825 bis 1847. Sie iſt die Zeit der großen Reiſenden in mehreren Teilen des Kontinents und wird ein— geleitet durch den franzöſiſchen Bergmann und Meteorologen J. B. Bouſſingault, der 1825-31 das nördliche Südamerika durchzog und dabei auch Nordperu kennen lernte. Ihm folgte der Irländer J. B. Pentland; er durchforſchte 1826—28 Bolivia, Peru und Nord— chile zu botaniſchen und geologischen Zwecken und lebte ferner 1836-39 als britiſcher Konſul im Lande. Wichtiger für die Geographie und Geologie von Bolivia war der Aufenthalt A. D. d'Orbignys, der 1830—33 die Weſtküſte und die Sierra bereiſte und als Begründer der phyſiſchen Geographie Bolivias gelten darf. Um dieſelbe Zeit, 1830 —31, kreuzte Ed. Pöppig die Kordillere von Peru zwiſchen Lima, dem Cerro de Pasco und dem Huallaga, und ihm folgten 1835—36 die Engländer Smyth und Lowe in Südperu. Endlich erſtieg der Graf de Caſtelnau 1845 von den Llanos de Santa Cruz her die Kordillere von Bolivia und begab ſich weiter über Lima, Cerro de Pasco, Ayacucho, Euzco in das Ucayali-Tal. Um dieſe Zeit hatte auch J. J. v. Tſchudi angefangen, Peru zu bereiſen; vier Jahre lang, 183842, hielt er ſich dort auf und kehrte 1858 nochmals dahin zurück. Kurz darauf, 1850, betrat den Boden Perus der Mann, deſſen Name mit der Er— forſchung dieſes Landes ebenſo eng verknüpft iſt wie der Philippis mit Chile und der Bur— meiſters mit Argentinien, der Italiener Antonio Raimondi (geit. 1890; vgl. die Ab— bildung auf ©. 354). Er hat Peru in vier Jahrzehnten nach allen Richtungen durchzogen und ſein Geſamtwiſſen über Peru in einem auf ſieben Bände berechneten Werke und in einem großen Atlas niedergelegt, die leider beide unvollendet geblieben ſind. Auch Mariano Felipe Paz Soldan, geſtorben 1887, veröffentlichte wertvolle Arbeiten über Nordperu. Im übrigen trat ſeit 1846 ein Stillſtand ein, der etwa bis 1875 dauerte. In dieſer Zeit teilen ſich Botaniker und Archäologen in die Unterſuchung der Länder. Unter erſteren ragen Sir Clements Markham (1852—54 und 1860—62) ſowie J. K. Haßkarl (1853 bis 1854) hervor; fie verpflanzten die Chinarindenbäume der Montana nach Indien und Java und erforſchten den Oſtabhang der Kordilleren, wo auch um 1865 und 1872 G. Wallis tätig war. Von Archäologen nimmt nach Tſchudi der Amerikaner E. G. Squier den erſten Platz ein, der als Geſandter der Vereinigten Staaten 1863/64 Peru gut kennen lernte. Endlich haben namentlich Berg- und Zivilingenieure, wie Hugo Reck 1863 und 1865, J. B. Minchin 1877 und 1882 und Muſters 1887 gute Karten von Teilen des boliviani- ſchen Hochlandes veröffentlicht und damit unſere Kenntnis des Landes entſchieden be— reichert. Auch E. Churchs Karte des Madeiragebietes 1877, E. Heaths Karte des Beni zwiſchen La Paz und Reyes 1882 und Pandos Karte des Landes zwiſchen Cuzco und dem Beni 1901 haben als wertvolle Beiträge zur Geographie Bolivias zu gelten. Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 39 Mit dem Jahre 1875 beginnt außerdem eine neue Periode größerer Reiſen und geſteigerter Tätigkeit in Bolivia und Peru. Im Norden hat Eduard André 1875, von Colombia und Ecuador ausgehend, unſere Kenntnis der Geographie Perus vermehrt, und Charles Wiener durchzog das Land 1875/76 ebenfalls zu allgemein geographiſchen Zwecken. Im Jahre 1875 betraten auch W. Reiß und A. Stübel peruaniſchen Boden. Sie erforſchten gemeinſam das große Totenfeld bei Ancon, nördlich von Lima, und reiſten dann zuſammen von Pacasmayo über Cajamarca nach dem Huallaga und dieſen hinab zum Amazonas. Überdies beſuchte A. Stübel noch Bolivia. Von Tacna aus erſtieg er am Tacora vorbei das Hochland, umging den Illimani vollſtändig und kehrte über Puno zur Küſte zurück. Auch Adolf Baſtian durchzog 1876 zu ethnologiſchen Zwecken Peru und Bolivia, und im ſelben Jahre lernte Freiherr Max v. Thielmann Peru kennen. Kurz darauf, 1876— 79, unterſuchte der Ingenieur A. Wertheman den Norden Perus genauer; ſeine Karte umfaßt die Gegend von Chachopoyas zwiſchen 77 und 78½ weſtl. Länge und 5° 207 bis 7° ſüdl. Breite. Eine Reihe von Verſuchen wurde ſeit 1877 gemacht, kurze und möglichſt bequeme Wege von Lima nach dem Amazonastieflande zu entdecken, ohne daß jedoch irgendeiner der aufgefundenen Pfade größere Bedeutung gewonnen hätte. An dieſen Beſtrebungen be— teiligten ſich 1885 O. Ordinaire, 1886 G. P. James und 1891 R. Payer. Während 1877 die Väter Seneze und Nötzli von Loja zum Maranon hinabgeſtiegen waren und das Tal des in den Huallaga fallenden Huamba erforſcht hatten, machten 1894 umgekehrt die Ge— brüder Rimbach die Reiſe von Quito den Paſtaza hinab und nun vom Paranapura über Balſapuerto nach Moyobamba und Chachapoyas. In den Jahren 1888-90 bereiſte ferner A. Hettner die Kordilleren von Südperu und Bolivia zwiſchen Lima, Cuzeo, La Paz und Arica. 1898 maß Sir Martin Conway eine Reihe der Hochgipfel der Cordillera Real de Bolivia und erſtieg mehrere, darunter den Illampu und den Ilimani. Im Jahre 1893 veröffentlichte der deutſche Arzt E. W. Middendorf auf Grund langjährigen Aufenthaltes (1855—62, 1865—71, 1876—88) und umfangreicher Reiſen ein beſonders die Altertümer berückſichtigendes Werk über Peru. Neuere Unterſuchungen über Geologie, Geographie und Vergletſcherung Perus führten 1907/8 R. Hauthal und 1909 W. Sievers aus, während auf ausgedehnten Reiſen A. Weberbauer die Pflanzendecke erforſchte und G. Steinmann und O. Schlagintweit mehrere geologiſche Profile über Peru legten. In Südperu entfalteten zwei nordameri— kaniſche Unternehmungen unter Hiram Bingham 1911 und 1912 eine ſehr ausgedehnte Tätigkeit. Einer großen franzöſiſchen Expedition unter Sénéchal de la Grange und dem Grafen G. de Créqui-Montfort, die 1903 Bolivia bereiſten, ſind wertvolle geologiſche und kartographiſche Ergebniſſe über das Gebiet des Titicaca zu verdanken. Endlich haben der Cuerpo de Ingenieros de Minas und die Geographiſche Geſellſchaft in Lima in ihren „Boletines“ eine ganze Reihe wertvoller Einzelbeiträge zur Geographie Perus geliefert; die Karte A. Raimondis von Peru liegt jetzt vollſtändig vor. 10. Die Kordilleren von Ecuador, Colombia und Venezuela. Außer Bouſſingault (S. 38) ſind für die nördlichen Kordilleren Südamerikas aus älterer Zeit nur die Botaniker H. Karſten und Bertold Seemann ſowie der Zoolog Moritz Wagner als Erforſcher erwähnenswert. Karſten durchzog etwa von 1849 bis 1856 40 Die Erforſchungsgeſchichte. die drei Staaten Venezuela, Colombia und Ecuador und betrieb auch geologiſche Studien, Seemann war um 1850 in Colombia und Ecuador tätig, und Moritz Wagner machte 1857—59 eine verdienſtvolle Reiſe in die Grenzgebiete zwiſchen beiden Staaten. Sie alle müſſen zurücktreten vor den beiden Geologen Wilhelm Reiß und Alphons Stübel (j. die untenſtehende Abbildung und die auf S. 41), deren Reiſeziel zunächſt Colombia war. Hier landeten ſie 1868 bei Santa Marta, befuhren den Magdalena bis Honda und be— gannen von Bogota aus die Unterſuchung des Landes. Nachdem ſie gemeinſam die Oſt— kordillere erforſcht hatten, überſtieg Reiß die Zentralkordillere in Antibquia und verfolgte den Rio Cauca bis Popayan, während Stübel das Gebirge öſtlich von dieſer Stadt kennen lernte. Anfang 1870 überſchritten beide von Paſto aus die Grenze von Ecuador und haben dann fünf Jahre lang dieſen Teil der Kordilleren nach allen Richtungen hin durchzogen, wobei als Hauptquartier Quito diente. Während anfangs noch einige Reiſen, beſonders um Quito und in Imbabura, gemeinſam gemacht wurden, trenn— ten die Reiſenden ihre Wege und ihre Tätigkeit bald in der Art, daß Reiß die trigonometriſchen, Stübel die rein geologiſchen Arbeiten zufielen. Im Jahre 1872 hielt ſich Stübel vorwiegend in der Provinz Riobamba auf, während Reiß als erſter den Cotopaxi erſtieg, den auch Stübel im folgenden Jahre bezwang. Erſt im Oktober 1874 verließen ſie Ecuador. Sie haben ſomit ſieben Jahre in Colombia und Ecuador zugebracht und von dieſen Reiſen eine ungeheure Fülle von wert— vollem Stoff mitgebracht, der allerdings leider nur zum Teil verarbeitet worden iſt; aber die Karte von Ecuador wurde durch ſie überhaupt erſt geſchaffen und die Kenntnis von der Geologie und phyſiſchen Geographie Ecuadors und zum Teil auch Colombias auf eine vollkommen neue Grundlage geſtellt. Auf Ecuador allein beſchränken ſich die verdienſtlichen Arbeiten Theodor Wolfs, der als Lehrer an der Polytechniſchen Schule in Quito von der Regierung beauftragt wurde, Ecuador zu bereiſen; dies führte er in umfangreichſtem Maße aus, jo daß ſein 1892 er- ſchienenes Werk über Ecuador großenteils auf eigener Anſchauung beruht. Beſonders wert— voll iſt ſeine Karte von Ecuador, zu der er ebenfalls vielfach, jo z. B. im weſtlichen Küften- gebiet, erſt die Grundlage ſchaffen mußte. Ergänzt werden Reiß', Stübels und Wolfs Arbeiten durch die einer Reihe anderer Reiſender, die von 1875 an Ecuador und Colombia beſuchten. Zunächſt bereiſte 1875—76 Eduard Andrs beide Republiken, mit der beſonderen Abſicht, einen bequemen Weg von den Hochbecken Ecuadors nach dem Amazonas zu finden. Ihm folgten 1876 Adolf Baſtian zu ethnologiſchen Zwecken und 1877 der Freiherr Max v. Thielmann, erſterer von Peru aus, letzterer über den Magdalenenſtrom; M. v. Thielmann gelang die dritte Beſteigung des Cotopaxi, kurz darauf, 1880, die vierte dem Engländer Edward Whymper, der auch als erſter Europäer zweimal den Chimborazo erſtieg und mehrere der großen Vulkanberge Alphons Stübel (um 1885). (Nach Photographie.) Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reiſen. 41 Ecuadors bezwang, wobei die Geographie durch Höhenmeſſungen, Erweiterung der topo— graphiſchen Kenntniſſe und klimatiſche Beobachtungen bereichert wurde. 1899 führten die franzöſiſchen Hauptleute Maurain und Lacombe Vorarbeiten zu einer neuen Grad— meſſung im Hochlande von Ecuador aus, die 1903 —07 von Tulcan bis Payta erfolgte. In den Jahren 1901/02 unterſuchte Paul Groſſer die Vulkanberge des Landes. 1903 be- ſtieg Hans Meyer die hohen Vulkane ſpeziell zu glazialen Studien, die er zu einem wert— vollen Werke verarbeitete, und für Süd-Ecuador füllte die in dieſer Hinſicht noch vor- handene Lücke 1909 W. Sievers aus. Wolf gibt auch eine genaue Darſtellung der Galäpagosinſeln, die übrigens nicht ſelten beſucht wurden, 1835 ſchon von Ch. Darwin, 1879 von Th. Wolf, 1884 von der italieniſchen Korvette „Vettor Piſani“ unter Graf Pandolfini, 1888 von dem Chilenen Vidal Gormaz und 1891 von dem deutſchen Zoologen G. Baur. Colombia iſt bisher keiner ſo eingehenden Erforſchung unterzogen worden wie Ecuador. Auch das große Kartenwerk des italieniſchen Oberſten Agoſtino Codazzi, der als Begleiter Bolivars während und nach den Befreiungs— kriegen Südamerikas Venezuela und Colombia aufnahm, iſt für das letztere Land nicht vollſtändig durchgeführt worden. Reiß und Stübel haben hauptſächlich den Süden kennen gelernt, und Bouſſingault, Karſten, André, Baſtian, v. Thielmann haben das Land nur durchzogen. So iſt denn die Weſtkordillere mit dem ihr vor⸗ liegenden Tiefland am Großen Ozean faſt ganz unbekannt geblieben, und von der Zentralkordil— lere hat faſt nur die Landſchaft Antiöquia öfters Reiſende geſehen, wie E. Steinheil 1871—72, R. B. White 1862 —78, Friedrich v. Schenk 1878 —81, Friedrich Regel 1896— 97. Alle dieſe Reiſenden bejuchten vorwiegend die Gegend von Medellin und Mani— zales. Ferner durchzog Jules Crevaux 1889 die Oſtkordillere an den Quellen des ea oder Putumayo und Japurä und abermals 1881 zwiſchen Neiva und dem Guaviare. 1883 bis 1884 bereiſte A. Hettner das Gebirge zwiſchen Bogotä und Cucuta, 1905 H. Stille das Magdalena-Tal und die umliegende Kordillere. Ein beſonderes Arbeitsfeld in Colombia bietet die im äußerſten Norden des Landes ſich erhebende Sierra Nevada de Santa Marta, wo ſchon 1855 —57 Eliſée Reclus eine Reiſe gemacht hatte. In das Gebirge ſelbſt drang aber erſt 1878 —80 der englische Ingenieur F. A. A. Simons ein und ent— warf die erſte brauchbare Karte desſelben. Endlich gelang es 1886 Wilhelm Sievers, die Nevada von Süden und Norden her bis 4700 m zu erſteigen, eine genauere Kenntnis davon zu gewinnen und eine ausführlichere Karte herzuſtellen. Ferner gab Sievers die erſte Be— ſchreibung von der bisher nicht beſuchten Sierra de Perijä an der Grenze zwiſchen Colombia und Venezuela. F. Simons bereiſte Anfang der achtziger Jahre die bis dahin im Inneren völlig unbekannte Halbinſel Guajira. Wilhelm Reiß (um 1885). (Nach Photographie.) Zu S. 40. 42 Die Erforſchungsgeſchichte. Venezuela nördlich des Orinoco iſt jelten von wiſſenſchaftlichen Reiſenden bejucht worden, nach Humboldt nur von Bouſſingault Anfang der zwanziger und H. Karſten am Beginn der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts; dafür aber erfreute es ſich einer kartographiſchen Aufnahme durch den Italiener A. Cod azzi, der bis zum Jahre 1840 einen noch jetzt im ganzen brauchbaren Atlas und eine Geographie des Landes veröffentlichte. Seine vierblätterige Karte von Venezuela bearbeitete 1876 M. Tejera, ohne ſie im weſent— lichen zu verbeſſern. In demſelben Jahre reiſte C. Sachs von Caräcas durch die Llanos nach dem Orinoco, und der Maler A. Goering beſuchte zu Anfang der ſiebziger Jahre die nördlichen Gebirge. Dieſe genauer zu unterſuchen, war der Zweck zweier Reiſen von W. Sievers. Auf der erſten, 1884—85, beſchränkte er ſich beinahe ganz auf die faſt gar nicht bekannte Kordillere von Merida, auf der zweiten, 1892 —93, bereiſte er Coro, Bar⸗ quiſimeto, Zentralvenezuela und auch den ſeit Humboldt nicht wieder beſuchten Oſten, von wo er die Llanos bis zum Orinoco durchzog. Dieſe Tätigkeit hat in den Jahren 1911/12 A. Jahn für die Kordillere von Merida fortgeſetzt, deren Höhen er genau vermeſſen hat. Endlich hat die Regierung ſelbſt 1904 die Landesaufnahme begonnen, deren Früchte ein „Plano Militar“ in 111000000, 60 Karten in 1:250000 und etwa 300 in 1:50000 ſein ſollen. 11. Zentralamerika. Zentralamerika hat erſt ſeit etwa 1850 eine eingehendere geographiſche Erforſchung erfahren. Auch hier hat die Wege der Reiſenden im weſentlichen zweierlei beſtimmt: einmal die alte Kultur im nördlichen Teile Zentralamerikas, dann aber die Vulkane der Weſtſeite. Daher ſind im allgemeinen die atlantiſchen Teile des Landes erſt ſehr ſpät oder auch bis heute noch nicht bekannt geworden. Nachdem bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts faſt nur Karten von verſchiedenem Wert und zur Befriedigung des praktiſchen Bedürfniſſes der Reiſenden veröffentlicht worden waren, wie die John Bailys 1850, begannen J. J. Stephens Reiſewerk 1841 über die Ruinenſtätten des nördlichen Zentralamerikas und die Erbauung der Eiſenbahn über die Landenge von Panamä 1850—53 die Augen der fremden Gelehrten auf die Iſthmusgebiete zu lenken. Dazu kam, daß ſich England der Mosquitoküſte und einiger Häfen des atlan— tiſchen Teiles von Zentralamerika bemächtigte, wenn auch ohne dauernden Erfolg. Von 1848 bis 1851 beſchäftigte ſich der nordamerikaniſche Geſandte in Nicaragua, E. G. Squier, beſonders mit den archäologiſchen Reſten einerſeits und den Vulkanen des Landes ander— ſeits. Die beiden Erforſcher Coſta Ricas, Moritz Wagner und Karl Scherzer, bevor— zugten für ihre biologiſchen und wirtſchaftlichen Studien 1853—54 den pazifiſchen Weſten, während Karl v. Seebach ſich 1863 —65 ausſchließlich dem Studium der zentralamerifa- niſchen Vulkane widmete, deren er 27 unterſucht hat. Auch die große franzöſiſche Expedition von A. Dollfus und Montſerrat betrieb 1866—67 in Salvador und Guatemala vor— nehmlich die Unterſuchung der Vulkane. Daneben arbeitete 1854 Agoſtino Codazzi am Iſthmus von Chiriqui und veröffentlichte 1858 eine Karte der Landengen von Darien und Panamä; 1859 gab M. v. Sonnenſtern ſeine Karte von Guatemala, 1863 diejenigen von Nicaragua und Salvador heraus. 1861 erſchien ſodann die erſte brauchbare Karte von Coſta Rica von dem deutſchen Arzt und Botaniker A. v. Frantzius. Derſelbe Verfaſſer unterſuchte zugleich die Flora von Coſta Rica, worin ihm 1877 H. Polakowſky folgte, während der Amerikaner W. Gabb Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 43 1873 eine dreijährige geologiſche Aufnahme Coſta Ricas begann, die namentlich den Süden des Landes auf beſſere kartographiſche Grundlagen ſtellte. Anzuſchließen ſind hieran die Unterſuchungen der Iſthmusgebiete von Coſta Rica und Panama durch den Biſchof A. Thiel von Coſta Rica, insbeſondere im Lande der Guatuſos- und Chirripö-Indianer 1881—84, ſowie A. Pinarts Züge auf der Landenge von Chiriqui und zu den Guaymi— Indianern 188384. Eine größere Abhandlung über ſeine Reifen gab der Begleiter Thiels, der ſchwediſche Zoolog C. Bovallius, 1887 heraus. Eine beſonders eifrige Tätigkeit zur Unterſuchung Coſta Ricas hat endlich H. Pittier, der Nachfolger Polakowſkys in San Joſe, entfaltet. Nachdem er 1888 den Vulkan Irazu beſtiegen und zu 3417 m Höhe beſtimmt hatte, begab er ſich 1889 an den Rio San Juan und zog vom Iſthmus von Salinas über Guanacaſte und Liberia nach San Joſé; 1890 beſtieg er den Vulkan Poas, unterſuchte 1892 die Gegend von Boruca und Terraba und erforſchte 1894 das Gebiet der Bribri-Indianer. Dieſen großen Reiſen entſprang eine moderne phyſiſche Geographie des Landes. In Nicaragua haben außer der Reiſe Bovallius' zunächſt die Unterſuchungen des Rio San Juan und des Nicaraguaſees und die Vorſtudien des Ingenieurs Menocal ſeit 1885 wertvolle Bereicherung unſerer geographiſchen Kenntniſſe gebracht. Im atlantiſchen Teil hat der Bergingenieur B. Mieriſch 1892 und 1893 zwei Reiſen ausgeführt, die eine nach den Minendiſtrikten Pispis und La Concepcion, die andere 1893 von Managua bis zum Kap Gracias ä Dios, indem er die Flüſſe Rio Grande, Tuma, Prinzapolca, Cuculaia und Coco befuhr. Neuerdings haben die Forſchungen von W. E. Simmons, A. Heilprin und anderen Licht über den Nicaraguaſee und die Waſſerſcheide daſelbſt verbreitet. Honduras iſt bisher nur von wenigen Reiſenden beſucht worden, ſo von C. Charles, der es von Amapala über Tegucigalpa nach Puerto Cortez durchquerte, und von Karl Sapper, aber auch das faſt unbekannte Innere von Britiſch-Honduras iſt ſeit 1878 etwas mehr erforſcht worden. Nachdem 1878 —79 H. Fowler das Innere durchzogen hatte, gelang es 1888 W. Miller, nach Santa Cruz vorzudringen, und W. Goldsworthy, das bisher nur von Fowler beſuchte, ganz unbekannte Cockscombgebirge zu erſteigen. Salvador und Guatemala waren 1878—82 das Arbeitsfeld von E. Rockſtroh; geographiſch wichtig ſind ſeine Erſteigungen und Meſſungen der Vulkane Acatenango und Fuego 1882 ſowie ſeine mit Ortega 1880 ausgeführte Unterſuchung des Vulkans im Jlo— pangoſee. Auch Otto Stoll hat während ſeines Aufenthaltes in Guatemala 1878—83 im weſentlichen der ethnographiſchen Erforſchung des Landes gedient, weniger der geographi— ſchen. Im Norden Guatemalas pflegten bis vor kurzem die Ruinenſtätten der Mayakultur die Reiſenden faſt allein anzulocken; ihnen widmeten Dejire Charnay und A. P. Maudſlay 1880 —82 ihre Zeit faſt vollkommen und dehnten ihre Unterſuchungen auch auf Südmexiko und Yukatan aus. Eine botaniſche Reiſe durch Nordguatemala und Südmexiko führten 1877 Bernouilli und Cario aus, indem ſie von Atitlan über Quiche und Chacula in Mexiko zogen; Bernouilli ſetzte dann die Reiſe von Chiapas aus über Palenque und Beten nach Coban fort und betrat ſomit abermals Nordguatemala. Seit 1897 bereiſten Eduard und Cäcilie Seler Guatemala von Zeit zu Zeit. Weit ausgedehnter als alle vorigen Reiſen waren diejenigen Karl Sappers (j. die Abbildung S. 44), da ſie ganz Zentralamerika umfaſſen. Von ſeinem Wohnort Coban in Nord— guatemala aus begann Sapper 18888 vorerſt die ihm naheliegenden Teile Guatemalas, dann die Vulkanlandſchaften des Weſtens zu bereiſen. Im Jahre 1889 durchwanderte er zunächſt 44 Die Erforſchungsgeſchichte. Mittelguatemala und Chiapas, 1891 die atlantiſche Seite Guatemalas, das Peten, die Cocks⸗ combberge in Britiſch-Honduras, das Land am Golf von Amatique, 1892 den Süden Guate⸗ malas, alſo die pazifiſche Küſte, ihre Vulkane und auch Honduras. 1893 wandte er ſich nach Tabasco und Chiapas, 1894 nach Yukatan, und 1895 erforſchte er Salvador und Weſt— honduras. Nach einem Aufenthalt in Europa 1895 begab er ſich 1896 abermals in das Gebirgs⸗ land von Britiſch-Honduras, bereiſte 1897 und 1898 Südguatemala, Salvador, Honduras und Nicaragua, 1899 dieſes und Coſta Rica ſowie Chiriqui und Anfang 1900 nochmals Honduras und die atlantiſchen Teile von Nicaragua. So hat er in zwölf Jahren ganz Zentralamerika mit Ausnahme des äußerſten Südens nach modernen geographiſchen Prinzipien erforſcht und die Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen in zahlreichen wertvollen Schriften ver— öffentlicht. Eine wichtige und grundlegende Ar- beit iſt ferner die Triangulierung des pazi— fiſchen Zentralamerikas vom Tacanä bis zum Momotombo durch die nordameri— kaniſche interkontinentale Eiſen— bahnkommiſſion. Auch beginnt das Iſthmusland durch die Unterſuchungen der Nordamerikaner über die Umgebung des Panamäkanals und den geplanten Waſſerweg durch Nicaragua in geologi— ſcher Hinſicht beſſer bekannt zu werden. 12. Die Antillen. Die Antillen ſind ihrer geringen Größe halber, mit Ausnahme von Haiti, in ihrer Topographie genügend bekannt, Karl Sapper (1901). Mach Photographie.) Zu S. 43. ſo daß von wirklichen Entdeckungsreiſen auf ihnen nicht mehr die Rede ſein kann. Hier wird daher nur von der wiſſenſchaftlichen Erforſchung dieſer Inſeln berichtet werden. In dieſer Beziehung verhalten ſie ſich äußerſt ungleich, indem einige, beſonders einige britiſche und die niederländiſchen Kolonien, bereits einer vollkommenen kartogra— phiſchen und geologiſchen Aufnahme unterworfen worden ſind, während andere, beſonders die bisher ſpaniſchen Kolonien und Haiti, einer ſolchen noch faſt ganz entbehren. Die meiſten Kleinen Antillen, von St. Thomas bis Grenada, ſind wiſſenſchaftlich noch ſehr wenig durchforſcht und ermangeln genauerer Aufnahmen, obwohl ihre Kleinheit ſolche erleichtern würde. Von den Inſeln vor der Nordküſte Südamerikas haben Aruba, Curacao und Bo— naire, die niederländiſchen Inſeln, eine geologiſche, wenn auch nicht ins einzelne gehende Aufnahme durch Karl Martin 1884—8ß erfahren, während über die venezolaniſchen Aves, Roques, Orchila, Blanquilla, Tortuga, Margarita, Hermanos und Teſtigos nur ſpärliche Angaben, namentlich von A. Codazzi (1840) und R. Ludwig (1883-85), vor- liegen. Dagegen iſt die engliſche Inſel Trinidad durch eine umfangreiche Bereiſung und Die Zeit der wiſſenſchaftlichen Reifen. 45 Aufnahme ſeitens der Geologen G. P. Wall und J. G. Sawkins bis 1860 und durch zahl— reiche Einzelſchriften aus den folgenden Jahrzehnten bekannter geworden. Einer gleichen Durchforſchung darf ſich nur eine andere britiſche Kolonie rühmen, Jamaica, über deſſen phyſiſche Geographie wir ſeit 1869 durch J. G. Sawkins und C. B. Brown, ſeit 1900 durch R. T. Hill genügend unterrichtet ſind. Um ſo trauriger ſteht es bis jetzt mit den übrigen Großen Antillen. Über die phyſikaliſche Geographie von Puerto Rico beſitzen wir nur ſpärliche Nachrichten von P. T. Cleve, W. Sievers, R. T. Hill und über Cuba ſolche von Policarpo Cia, Salterain, de Caſtro und neuerdings von Hill, Spencer, Frazer und Emil Deckert. Doch haben die Vereinigten Staaten die Unterſuchung dieſer Inſeln begonnen; daran nahmen bisher teil C. Willard Hayes, T. Way— land Vaughan und A. Spencer. Haiti iſt trotz der Unterſuchung von Charles Gabb (1869 —71) im Inneren vielfach noch ſo unbekannt, daß man über den Verlauf der Bergketten und ihre Höhe noch immer nicht genau unterrichtet iſt; da obendrein Gabbs Aufnahme ſich nur über den öſtlichen, zu Santo Domingo gehörenden Teil erſtreckte, ſo iſt jeder Beitrag zur Kenntnis der Inſel will— kommen. Solche gaben in neuerer Zeit beſonders R. Stuart und G. Tippenhauer durch umfaſſende Zuſammenſtellungen, erſterer 1878, letzterer 1892 —93 für den weſtlichen Teil von Haiti und Baron H. Eggers 1887, der auch Tobago 1892 beſuchte, ſowie R. Ludwig 1889 durch Einzelreiſen für Santo Domingo. Seit 1899 hat aber Gentil Tippenhauer eine Reihe von Unterſuchungen über die phyſiſche Geographie Weſthaitis veröffentlicht, die uns ein richtigeres Urteil über die Inſel ermöglicht haben. Von den Kleinen Antillen haben ihre Beſitzer dagegen bisher keine den heutigen Anforderungen entſprechenden Aufnahmen gemacht, ſo daß man bei ihrer Behandlung meiſt auf ältere Arbeiten zurückgehen muß. Von keiner von allen dieſen Inſeln, außer Martinique, liegt eine Darſtellung vor, die der von Martin, Brown, Wall, Sawkins und Hill an die Seite treten könnte, und trotz ſehr zahlreicher Arbeiten über die Natur der Inſeln, namentlich über Flora und Fauna, beſitzen wir keine genügenden geographiſchen Monographien über ſie; einen Anfang dazu machten K. Sappers Vulkanſtudien 1903. Die Geographie und Geo— logie ſind aber gegenüber der Botanik und Zoologie ſehr vernachläſſigt worden. Das gilt beſonders von Tobago, Grenada, den Grenadinen, St. Vincent, St. Lucia, Dominica, Mont- ſerrat, St. Chriſtoph, Antigua, Barbuda, Nevis. Etwas beſſer bekannt geworden ſind Bar— bados und Anguilla, letzteres durch Sawkins und Maclure, das franzöſiſche St.- Barthé— lemy und St. Martin durch R. Ludwig, während das niederländiſche St. Euſtache und die niederländiſche Hälfte von St. Martin von K. Martin leider nicht mit unterſucht worden ſind. Über Martinique liegen dagegen ausführliche, durch den Ausbruch des Pelde ver— urſachte Abhandlungen, beſonders von A. Lacroix und A. Heilprin, vor; Guadeloupe behandelte eingehend J. Ballet. Über die phyſikaliſche Geographie der britiſchen und däniſchen Virginiſchen Inſeln hatte nur P. T. Cleve berichtet, doch beginnen neuerdings die Dänen ſelbſt ihre lange vernachläſſigten Beſitzungen auch wiſſenſchaftlich zu unterſuchen. Für Anegada wie auch für Barbados darf R. Schomburgk nicht unerwähnt bleiben, und auch J. W. Spencer hat auf den Kleinen Antillen eine Reihe von wertvollen geographiſch— geologiſchen Arbeiten ausgeführt. B. Allgemeine Überſicht. J. Allgemeines über Amerika. Unter Amerika verſteht man ſeit dem 17. Jahrhundert diejenigen Länder, welche ſich von der Beringſtraße bis zum Kap Hoorn erſtrecken. Meiſtens rechnet man ihnen jetzt auch noch die Arktiſchen Inſeln vor Nordamerika und endlich Grönland zu. In dieſem Falle nimmt Amerika den Raum von 83° nördl. Breite bis 56° ſüdl. Breite und (im Norden) zwiſchen 20 und 167° weſtl. Länge ein und bildet daher eine gewaltige Mauer zwiſchen dem Atlantiſchen und dem Großen Ozean. Durch die europäiſchen Kulturvölker von Oſten her entdeckt, erſchien es dieſen als Weſthälfte der Landmaſſen gegenüber der von ihnen be— wohnten Oſthälfte. Da aber der Große Ozean das Hauptmeer der Erde iſt, ſo ſollte Amerika als das öſtlich von ihm liegende Land beſſer die Oſtfeſte genannt werden, wie Friedrich Ratzel ſchon vor zwei Jahrzehnten ausgeführt hat. Amerika hat eine ſo große meridionale Erſtreckung wie keine andere Landmaſſe der Erde. Dennoch fügt es ſich in deren Anordnung harmoniſch ein. Sein Weſten hat nämlich ſehr nahe Beziehungen zu den übrigen Geſtadeländern des Großen Ozeans. Daß der Nord— weſten nur durch eine ziemlich ſchmale Straße von dem gleichartig gebauten nordöſtlichen Aſien getrennt iſt, daß alſo nahe Beziehungen zwiſchen den beiden großen Erdräumen vor⸗ liegen, war ſchon länger bekannt. Die neueren Entdeckungen im Südpolargebiet laſſen aber keinen Zweifel mehr, daß auch der Süden ſich in dem antarktiſchen Graham-Land fortſetzt. Da dieſes aber nach Victorialand hinüberführt, das ſeinerſeits wieder nach Neuſeeland deutet, ſo wird der Landring um den Großen Ozean, wenn er auch an mehreren Stellen unterbrochen iſt, leicht erkennbar. Allerdings ſetzt ſich Südamerika nach der Antarktis nicht geradlinig fort, ſondern in einem ſcharfen, gegen Weſten geöffneten Bogen über Südgeorgien und die Sand— wich-Inſeln (ſ. die Karte auf S. 53), ſo daß die pazifiſche Umrandung gewiſſermaßen nach dem Atlantiſchen Ozean hinüberſchlägt. Dieſe eigentümliche Erſcheinung findet ſich aber noch ein zweites Mal, nämlich in dem Inſelbogen der Antillen (ſ. die Karte auf S. 53). Freilich liegt vor dieſem Bogen im Weſten die geſchloſſene Landmaſſe Zentralamerikas, aber dieſer Abſchluß iſt erſt verhältnismäßig neu, da die Landenge von Panama offenbar noch bis in ſehr ſpäte Zeit offen war. Dieſes Übergreifen des pazifiſchen Typus nach den Antillen läßt ſich nun zur Ein— teilung Amerikas in große Unterabteilungen mit Vorteil und innerer Berechtigung ver— werten. Denn es werden dadurch zwei große Landmaſſen voneinander geſondert, eine im Süden und eine im Norden. Man unterſcheidet ſie nach ihrer topographiſchen Lage und ihrer Eigenart ſchon ſeit dem 17. Jahrhundert als Südamerika und Nordamerika. Allgemeines über Amerika. Südamerikas Lage, Grenzen und Inſeln. 47 Wenn beide auch in der Geſtalt, dem Bau und der Hydrographie manche Ahnlichkeit mit- einander haben, ſo gibt es doch tiefgreifende Unterſchiede und Gegenſätze in bezug auf Klima, Flora, Fauna, Bevölkerung, wirtſchaftliche und politiſche Verhältniſſe zwiſchen ihnen, die jeder der beiden Hälften den Stempel eines eigenartig entwickelten Teiles der Erde ver— leihen. In der Tat ſind Nord- und Südamerika auch räumlich durch das amerikaniſche Mittel— meer voneinander getrennt und nur durch die ſchmale Landenge von Panamä miteinander verbunden. Dieſe Brücke iſt aber, wie oben erwähnt, erſt neuerer Entſtehung, ſo daß zweifel— los lange Zeiträume hindurch Nord- und Südamerika als ſelbſtändige Maſſen beſtanden haben. Auch heute iſt der Austauſch der Flora und Fauna beider Hälften noch nicht weit gediehen, geſchweige denn beendet, ſondern er vollzieht ſich vor unſeren Augen. Daher iſt es ſchwierig, das zwiſchen Nord- und Südamerika liegende Land einem der beiden Erdteile zuzuweiſen. Heute pflegt man die Grenze Nordamerikas auf die Landenge von Tehuantepec, diejenige von Südamerika auf die von Darien zu legen; das zwiſchen beiden liegende ſchmale zerſtückelte Land nennt man Zentralamerika und das ganze Mittelglied, einſchließlich der mehr ſüdamerikaniſchen Typus tragenden Antillen, Mittelamerika. Die Größe dieſer drei Unterabteilungen wird verſchieden angegeben. In den eben erörterten Grenzen hat Zentralamerika eine Fläche von 770000, Weſtindien von 245000, Mittelamerika alſo von 1015000 qkm. Nordamerika ohne den Arktiſchen Archipel hat 19,6, mit dieſem gegen 21, mit Grönland 24 Millionen qkm Fläche, Südamerika 17,6, Amerika im ganzen 38,2, mit dem Arktiſchen Archipel und Grönland 43 Millionen etwas weniger als Aſien (44), jeder einzelne Teil aber erheblich weniger als Afrika (29). II. Südamerikas Lage, Grenzen und Inſeln. Lage. Als einer der drei Südkontinente gehört Südamerika zum größten Teil der ſüdlichen Halbkugel an. Seine Südſpitze iſt das Kap Hoorn unter 55° 5% ſüdl. Breite, ſeine Nordſpitze das Kap Gallinas auf der Halbinſel Guajira in 11“ 33’ nördl. Breite; demnach erſtreckt es ſich über 671, Breitengrade oder rund 7500 km. Dagegen iſt ſeine größte Breite zwiſchen der Punta Pariña in Peru unter 81“ weſtl. Länge und dem Kap Branco bei Parahyba in 34 50° weſtl. Länge nur 5150 km. Im Süden reicht es von allen Erdteilen am weiteſten gegen den Südpol, im Norden wird es durch das 6200 m tiefe Karaibiſche Meer von den Antillen getrennt, im Weſten fällt es zum Großen Ozean ab, im Oſten ſenkt es ſich langſam zum Atlantiſchen. Seine Weltſtellung wird aber nicht nur durch ſeine geo— graphiſche Lage, ſondern auch durch ſeine Geſtalt bedingt. Dieſe gleicht einem Dreieck, deſſen Spitze im Süden liegt, und deſſen Baſis gegen den mittleren Atlantiſchen Ozean ge— richtet iſt. Indem nun die eine Seite des Dreiecks von Nordoſten nach Südweſten verläuft, kommt die bezeichnende Zuſpitzung der Form Südamerikas nach Süden zuſtande, eine Tat— ſache von größter Wichtigkeit für das Klima des Südens. Wegen dieſer Geſtalt und Lage Südamerikas iſt Afrika mit 3000 km Entfernung deſſen nächſter Nachbar, aber nur mit ſeiner Guineaküſte; die Südſpitzen beider Erdteile liegen dagegen 87“ oder etwa 6800 km aus- einander, und zwiſchen Südamerika und Neuſeeland dehnen ſich ſogar 127 Längengrade, rund 9000 km, während die Entfernung von den Orinocomündungen nach New York nur 4000, nach Lizard 7600 km beträgt. 48 Allgemeine Überſicht. Grenzen. Die Grenzen Südamerikas ſind ziemlich leicht zu ziehen. Die ganze Weſt— ſeite wird von dem Großen Ozean begrenzt, der unmittelbar am Rande des Erdteils in dem Atacama-Graben mehr als 7000 m Tiefe erreicht; die tiefſte Stelle, 7635 m (ſ. die unten⸗ ſtehende Textkarte), wurde gegenüber Taltal zwiſchen 25 und 26“ ſüdl. Breite gelotet, und auch an der Umbiegungsſtelle der Kordilleren, bei Arica, fanden ſich Tiefen von 6000— 7000 m. Nur drei Inſelgruppen liegen außerhalb Südamerikas im Großen Ozean, werden dem Erdteil aber zugerechnet. Die nördlichſte iſt die zu beiden Seiten des Aquators zwiſchen 89 und 92° weſtl. Länge 900—1200 km von der Küſte entfernte Galäpagosgruppe. Ihre Größe beträgt nach Th. Wolf 7430 qkm, etwa ſoviel wie das Großherzogtum Heſſen. Sie zerfällt in zehn größere und zahlreiche kleinere Inſeln; Albemarle oder Iſabela hat 4278 qkm, Indefatigable oder Chaves (Santa Cruz) 1023, Narborough oder Fernandina 651, James, San— tiago oder San Salvador 574, Chatham oder San Criſtöbal 434, Floreana, Charles oder Santa Maria 140 qkm Fläche. Die Galäpagos verdanken ihre Entſtehung allein vulkaniſcher Aufſchüttung und haben keine Spur eines Grundgebirges. Dagegen beſitzen ſie nicht weniger als 2000 Krater, aber faſt alle ſind erloſchen; nur im Weſten der Inſelgruppe, auf Albemarle und Narborough, kom— men zuweilen noch Ausbrüche vor. Auf Albemarle er— reicht ein Kegel 1430 m, zwei andere 1130 und 1150 m, und ebenſo hoch erhebt ſich Narborough, während die f übrigen Inſeln niedriger ſind, Chatham 750, James oder Fact Si Santiago 530 m. Maſſen von paraſitiſchen Kratern, mit 1 häufig nur 30 —50 m Höhe, liegen an den Gehängen a raonsoom| der Hauptkegel, ſchwarze Lavablöcke und Lavaſtröme be- S 00000 » 2000000 - über 6000 decken den Boden, und die Eroſion hat eine Reihe der Die Ace na be fe Krater in Ruinen verwandelt. Alle Galäpagosinſeln be— ſtehen, im Gegenſatz zu der Kordillere des Feſtlandes, aus Baſaltlaven und haben daher meiſt dunkle Farben, doch ragen auch graue lockere Tuff— kegel aus den Lavafeldern hervor. Die glaſige Beſchaffenheit der Lava erzeugt zahlloſe Hörner, Spitzen, Nadeln und Zacken, während in den oberen, regenreicheren Gebieten der Galäpagos die Formen ſich abrunden, die Krater ſich ausfüllen und die Lava in eine fruchtbare rote Erde zerfällt. Im allgemeinen iſt das Klima der Galäpagos ungewöhnlich trocken und kühl, teils wegen der ozeaniſchen Lage, teils wegen des kühlen Oberflächenwaſſers in der Umgebung der Inſeln. Die Temperatur erreicht nur 22— 230, in 277 m Höhe nur 1819 im Mittel, auf dem Cerro de San Joaquin, dem höchſten Gipfel von Chatham, in 712 m Höhe, fällt ſie nach Wolf bei Nebel bis 14%. Demgemäß ſind auch die Inſeln arm an Niederſchlägen, wenigſtens in der unteren Zone, doch unterſcheidet man zwei Jahreszeiten, die Trockenzeit von Juli bis Januar und die Regenzeit von Februar bis Juni. Die Regen kommen faſt ſtets von Südoſten. Die Vegetation iſt je nach der Höhe ſehr verſchieden. Im Unterland ſieht 0 Juan Fernandez. — Galäpagosinieln. Tafel 2, Nach Photographie. (Zu S. 50.) ES 2. Rielenichildkröten auf den Galäpagosinieln. Nach Photographie. (Zu S. 49.) Tafel 2. Salklandinieln. — Tierwelt. 3. Heide und „Steinſtrom“ auf den Falklandinſeln. Nach Photographie von J. 6. Anderifon. (Nach Kariten u. Schencks Vegetationsbildern, 4. Reihe, Heft 3.) (Zu S. 51.) 4. Clamaherde in Peru. Nach Photographie von W. Haufer in La Paz. (Zu S. 74.) Südamerikas Lage, Grenzen und Inſeln. 49 man überall zwiſchen den ſchwindſüchtigen Gebüſchen die ſchwarzen, braunen und roten Laven hervorſchimmern. Bäume fehlen faſt ganz und werden durch gewaltige Kandelaber— Kakteen erſetzt, während dünnbelaubte Büſche mit kleinen aſchenfarbenen Blättern und un— ſcheinbaren Blüten vorherrſchen, meiſt Lantana, Krotonarten und Euphorbien. Zu größerer Höhe, 6—8 m, bringen es meiſt nur die Algarroben, Mimoſen, die in den höheren Teilen der Galäpagos mit Grasland und der Bromeliazee Usnea herrſchend werden, doch treten hier auch andere Bäume, der Guayavo, der Lechoſo mit Balſamrinde und ein Polylepis ähnlicher auf. Die wichtigſte Nutzpflanze iſt die Orſeille, Orchila (Roccella sp.), auch baute man in der Höhe der ſogar Palmen enthaltenden Inſel Floreana Zuckerrohr, Vuca, Baumwolle, Indigo, Bananen, Orangen, Feigen, Gemüſe, Kartoffeln, auf Chatham Zucker. Die Tierwelt der Galäpagos fällt am meiſten durch ihre Eigenart auf. Am bekann— teſten iſt die Galäpagosſchildkröte (Testudo elephantopus; Tafel 2, Abbildung 2), die den Inſeln ihren Namen verſchafft hat. Sie lebt auf den kleineren Inſeln von Kaktus und Dornen, auf den höheren dagegen in der feuchten Zone beſonders vom Graſe der Sa— vannen. Neben ihr ſind die Iguanas am bekannteſten, die aber nicht mit den Iguanas des Feſtlandes zu verwechſeln ſind, ſondern eine beſondere Gattung, Amblyrhynchus, bilden und die letzten Vertreter der Meeresſaurier auf Erden ſind. Von Säugetieren iſt nur der kleine Nager Oryzomys galapagoënsis bekannt, außerdem gibt es natürlich Ratten und ferner eingeführte Nutztiere, Rinder, Schweine, Ziegen, Eſel, Hunde, Katzen. Die Vögel zeichnen ſich durch Mangel an Farbenpracht und große Zahmheit aus, ſind vielfach endemiſch und nach Höhenzonen verteilt. Eingeführt iſt das Haushuhn. Die Zahl der füften- bewohnenden Seevögel iſt ungeheuer, namentlich der Albatros (Diomedea chlororhynchus) und der Pinguin (Aptenodytes sp.) bedecken zu Zehntauſenden den Boden. Inſekten ſind zahlreich, Landſchnecken ſehr charakteriſtiſch. Die Galäpagos wurden erſt 1832 von Leuten aus Louiſiana beſiedelt, doch verödete die auf Charles gegründete Anſiedelung bald wieder, und Walfänger allein liefen die Inſeln an. In den ſechziger Jahren aber fand eine neue Einwanderung ſtatt, diesmal nach Chatham, wo die Kopfzahl der Anſiedler jetzt 200 betragen ſoll. Sie treiben Viehzucht und etwas Ackerbau, beſonders auf Zucker, ſowie Gartenbau und ſammeln Orſeille und die Schildkröten— eier ihres Oles wegen. Eine größere Bedeutung werden die Galäpagos aber erſt nach der Eröffnung des Panamäkanals erhalten; einſtweilen haben die Bemühungen der Vereinigten Staaten, ſie von Ecuador zu erwerben, keinen Erfolg gehabt. Unter 80 weſtl. Länge und 26° ſüdl. Breite erhebt ſich 900 km vor der chileniſchen Küſte die vulkaniſche Klippengruppe San Felix, San Ambroſio, Gonzalez und Cathedral of Peterborough. Die ruinenhaften Reſte der letztgenannten Inſel haben wegen ihrer Ahnlichkeit mit der Kathedrale der Stadt Peterborough ihren Namen erhalten. San Am⸗ broſio iſt 254, San Felix oder Morro Amarillo 183 m hoch. Unter 80° weſtl. Länge und 33° 45° ſüdl. Breite liegt die Gruppe Juan Fernandez, die den Namen ihres Entdeckers ſeit 1574 trägt, zwei Inſeln, Mas ä tierra, 560 km, und Mas ä fuera, 720 km von der Küſte. Die öſtliche (95 qkm), die eigentliche Trägerin des Namens Juan Fernandez und auch der geringen Beſiedelung, beſteht aus einem niedrigen und einem bis 983 m hohen Teile, während Mas a fuera (85 qkm) bis 1850 m aufragt. Beide ſind rein vulkaniſch, haben aber keine tätigen Krater mehr und erfreuen ſich eines ſehr milden, ozeaniſchen Klimas, mit einer ausgeſprochenen Regenzeit vom April bis September Länderkunde, Süd- und Mittelamerika. 3. Aufl. 4 50 Allgemeine Überſicht. und vorherrſchenden öſtlichen Winden. Mas ätierra iſt in ſeinem bergigen Teile ſtark bewaldet, im Unterland mit Savannen bedeckt und beſitzt noch Palmen, beſonders die Chontapalme, ſowie Baumfarne. Ein Drittel der Pflanzen iſt endemiſch, wie auch die Fauna inſularen Endemismus zeigt, namentlich unter den Käfern und Vögeln; im übrigen iſt fie füdamerifa- niſch. Die Inſel wurde im 16. und 17. Jahrhundert oft von den Flibuſtiern angelaufen, aber erſt 1704—09 von Alexander Selkirk, dem Vorbild Robinſons, bewohnt. Neuerdings hat die chileniſche Regierung die Inſeln Chile einverleibt und auf Mas ä tierra eine An— ſiedelung errichtet (Tafel 2, Abbildung 1). Eine dritte Inſel iſt Santa Clara. Maßstab 1: 2000000 10 2 30 “0 50 2 reton Pebble T. B N 90 ee } ee vr th . Ki 8 = 705 RED Split IS Ports Or e % S az Is, gecd 192, Den |Passage = In 85 First I Maßstab 1: 130 000 „ lom. 3 ER ‚bemarle ben Stephese SEN“ a C.Mere® 8 t Et ey one >37 wa 25 9 . ce Sun Im” Westl. Länge vCGreemih 59 Die Falklandinſeln. Die ſüdchileniſchen Küſteninſeln ſind Beſtandteile des Erdteils, ebenſo Feuerland, das durch die Magalhäesſtraße von ihm abgelöſt iſt. Die Südorkney-, die Südſhetland⸗, die Sandwich-Gruppe und Südgeorgien ſind ihres polaren Gepräges halber ſowie auch wegen ihrer Lage zu der Antarktis zu rechnen. Dagegen geben die Inſeln im Atlantiſchen Ozean wieder Anlaß zu Zweifeln, ob ſie Südamerika zugerechnet werden dürfen oder nicht. Die größte Gruppe im Atlantiſchen Ozean ſind die Falklandinſeln (16700 qkm; ſ. die obenſtehende Karte). Da fie unter 51—53“ ſüdl. Breite und 58 —62“ weſtl. Länge etwa 350 km von der Staateninſel entfernt liegen und in ihrem Bau von dem nächſt⸗ benachbarten patagoniſchen Hochland ſowie von den Anden abweichen, galten ſie lange als ein dem Erdteil vollkommen fremdes Stück Landes. Bei genauerer Unterſuchung ſtellte ſich aber heraus, daß ſie Beziehungen zu den alten Maſſen von Braſilien und Südafrika haben; ihre devoniſchen, ſteilgefalteten Tonſchiefer und Sandſteine mit ſehr verſchiedenem Streichen ſtimmen mit denen von Matto Groſſo und Bolivia überein, und es wurde nicht nur die für Südamerikas Lage, Grenzen und Inſeln. 51 Südafrika und Braſilien höchſt bezeichnende Gloſſopterisflora, die eine Kälteperiode zu Ende der Karbonzeit andeutet, gefunden, ſondern auch glaziales Konglomerat wie in Südafrika. Was von dieſem alten Landſtück heute noch übrig iſt, das ſind zwei nach Nordoſten gerichtete Hauptinſeln, die durch den Falklandſund getrennt werden, und zahlreiche Neben— inſeln. Die Küſten ſind zerlappt und bieten gute Häfen, von denen einer die öſtliche Inſel faſt zerſchneidet. Die Oberfläche iſt bergig und bei beiden Hälften etwa gleich hoch. Weſt— falkland erhebt ſich im Mount Adam zu 700 m, Oſtfalkland in den Wickham Heights zu 685 m Höhe, doch kommen auch im Süden Erhebungen von 500—600 m vor. Oſtfalkland iſt eigent⸗ lich nur eine Reihe von ſchmalen Halbinſeln, Weſtfalkland iſt nicht ſo ſtark gegliedert, hat aber einen Archipel von etwa 100 Inſeln vor ſeiner Weſtküſte. Der Falklandſund iſt wahr— ſcheinlich ein Einbruch in dem Schiefergebirge, da die Ufer nahezu aneinander paſſen, doch hat auch die Eiszeit wohl Anteil an der Ausgeſtaltung der Oberflächenformen gehabt; die Buchten, ja der Sund ſelbſt, erinnern an die Fjorde der ſüdchileniſchen Küſte und beſitzen gute Häfen. Bezeichnend ſind die gewaltigen Steinſtröme, Haufwerke von quarzitiſchen Steinblöcken (Tafel 2, Abbildung 3). Das Klima iſt ozeaniſch, rauh und kühl, regneriſch und unwirtlich, aber geſund. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt nur 5,9“, der Februar ſteigt nur auf 9,6“, aber der Juli iſt immer noch 2,3» warm. Gewaltige Stürme, meiſt aus dem weſtlichen Quadranten, über- wehen die Inſeln und verhindern den Baumwuchs, der Niederſchlag beträgt 633 mm; im Winter lagern große Schneemaſſen auf den Bergen, bleiben aber an der Küſte ſelten 1 Der Vege tationscharakter iſt ſchon antarktiſch; niedrige Sträucher, Weiden und Birken— geſträuch, bilden eine Buſchvegetation, und üppiges Gras bietet gute Weideplätze. Die Umbellifere Azorella glebaria ſchickt eine Menge Zweige nach allen Seiten aus, erzeugt eine torfige Maſſe und ſcheidet ſehr große Mengen von Harz aus. Im übrigen beherrſcht das Tuſſockgras (Dactylis caespitosa) mit ſeinen übermannshohen Haarbüſcheln den Land— ſchaftscharakter. Getreidebau iſt ſchwierig, Weizen reift nicht mehr, Gerſte, Hafer, Kar— toffeln und Rüben gedeihen jedoch. Die Tierwelt iſt arm, die Säugetiere beſchränken ſich auf den patagoniſchen Fuchs (Pseudalopex antareticus Shaw), eine Maus und Seelöwen an den Küſten. Waſſervögel ſind häufig, ſieben Raubvogelarten kommen im Inneren vor. Reptilien und Amphibien fehlen ganz. Unter den Inſekten ſind einige Käfer nur auf den Falklandinſeln zu finden. Pferde, Rinder, Schweine, Kaninchen ſind verwildert, das wichtigſte Nutztier iſt das Schaf. Obwohl die Falklandinſeln ſchon 1592 von Davis entdeckt worden waren, erhielten ſie exit 1689 ihren jetzigen Namen, jedoch haben die Franzoſen ſie ſeit 1708 ſtets als Iles Ma- louines, Malvinen, bezeichnet; denn die erſte Niederlaſſung der franzöſiſchen Fiſcher aus St. Malo war Port Louis auf Oſtfalkland 1763; die der Engländer, Port Egmont vor Weſt— falkland, wurde 1766 gegründet. Nach vorübergehender Eroberung durch Spanien 1767—70 gelang es 1771 England, ſich die Inſeln endgültig zu ſichern, doch wurde erſt 1820 die dauernde Beſiedelung, und zwar durch einen Deutſchen von Buenos Aires her, begonnen, worauf end— lich 1833 England neues Intereſſe gewann und 1840 die Koloniſation begann. Im Jahre 1911 lebten auf den Falklandinſeln 2272, mit Einſchluß von Südgeorgien 3275 Menſchen, deren Beſchäftigung Schafzucht und Fiſchfang iſt. Erſtere ergab für 3 Millionen Mark Wolle und 177600 Mark Talg ſowie für 350000 Mark Häute, zuſammen für 3527000 Mark Vieh- zuchtprodukte zur Ausfuhr. Die Fiſcherei war noch ergiebiger, da ſie für 5415000 Mark 4 * 52 Allgemeine Überſicht. Walfiſchöl und für 330000 Mark Fiſchbein lieferte. Im ganzen hatte die Ausfuhr 1911 einen Wert von 9423120, 1912 von 12460000 Mark, die Einfuhr einen ſolchen von 1878260, 1912: 1860000, der Geſamthandel alſo den von 11301380, 1912: 14320000 Mark, ein ſehr großer Betrag für eine jo menſchenarme Kolonie. Allerdings gab es 1911: 706 170 Schafe, und die Tonnenzahl der Schiffe betrug 1912: 198000, da die Pacific Steam Navigation Co. den Hauptort Port Stanley anläuft. Die iſolierte Lage der Inſeln iſt durch die Errich- tung einer Station für drahtloſe Telegraphie gemildert worden. Unter 20½ ſüdl. Breite liegt etwa 1125 km vom Lande entfernt die kleine braſiliſche Inſel Trindade, mit guten Landungsplätzen, von felſiger Natur und durch eine kleine Beſatzung geſchützt. Oſtlich von ihr erhebt ſich der Felſen Martin Vaz, der, wie Trindade ſelbſt, von vulkaniſchen Geſteinen gebildet iſt. Endlich ragt unter 3° 50“ ſüdl. Breite und 320 25/ weſtl. Länge Fernando de Noronha aus dem Meere hervor, eine 11 km lange, 2,5 km breite, 332 m hohe Inſel aus Trachyt, Phonolith, Baſalt und deren Tuffen ſowie rezentem, kalkigem Sandſtein mit ſcharfen Kuppen an den Küſten. Die Flora entſpricht der von Nordoſt— A n 11 155 n Hochland von Guayana a 5525 braſilien, iſt 5 7 Tal g Gau :Tald.Magdalena ca 350 Vrmowo Serra Pacaraima Tal d Ass aber wegen e Ostkordillere 3500 $erra Maraßuaca 2500: Rorojma 2665 Bakhuis Geb1160 7 15755 — Hochebene rBogotä ca 2650 Serra dewapichı2250, ! at: ATLANT. OZEAN größerer Trok⸗ Wi: msn — — — — 7 ! 0 5 4 4 a 5 kenheit noch za weniger üp⸗ 2000 2 * „ Querprofil über Südamerika unter 4 und 50 nördl. Breite. pig. Wieſen und Weiden nehmen einen Teil des Inneren ein und verdrängen die Wälder, wobei die alte Flora durch neue Formen erſetzt wird. Die Fauna beſteht aus Seevögeln, Ratten, Schlangen, Eidechſen und Inſekten. 1503 entdeckt, dient Fernando de Noronha der braſiliſchen Regie— rung jetzt als Verbrecherkolonie; von 2000 Bewohnern ſind 1400 Sträflinge und 160 Soldaten. III. Entſtehung, Bau und Oberflächenformen. (Siehe die beigeheftete geologiſche Karte.) Wenige Erdteile haben einen wenigſtens äußerlich ſo klaren Aufbau wie Südamerika. Schon bei flüchtigem Blick auf die Karte und das obenſtehende Querprofil unterſcheidet man drei Hauptteile: ein hohes Gebirge im Weſten, ein mäßig hohes Bergland im Oſten und ein niedriges Tiefland zwiſchen beiden (ſ. auch das Profil auf S. 54). Dieſe drei Hauptteile ſind in tektoniſchen Gegenſätzen allererſter Ordnung begründet; der mäßig hohe Oſten gehört dem nach atlantiſchem Typus gebauten Lande an, der ſehr hohe Weſten folgt dem andinen oder pazifiſchen Typus (ſ. die Textkarte auf S. 53), und das zwiſchen beiden liegende Tiefland hat beide zuſammengefügt. Der älteſte Teil iſt der Oſten, das große Bergland von Braſilien und Guayana, eine ſchon in ſehr früher Zeit angelegte Scholle. Sie beſteht aus gefaltetem Gneis, Glimmer⸗ ſchiefer und Phyllit und gehört in ihren unteren Teilen der archäiſchen Formation an. Ihre Faltung muß ſchon in vorſiluriſcher Zeit erfolgt ſein, denn über ihr lagern horizontal marine Sandſteine und Kalkſteine der paläozoiſchen Epoche, des Silur, Devon und Karbon. Dann muß eine lange Feſtlandsperiode gefolgt ſein, denn erſt die Kreide lieferte wieder marine * Steinkohle U] Alluvium u.Diluvium | EZ] Tertiär-Formation Kreide | Mesozoische Formation Jura I Trias EEE] Paläozoische Formation EZ] Archäische Formation FE Ältere Eruptivgesteine a Jüngere ” ” Bibliographisches Institut in Leipzig. GEOLOGISCHE KARTE VON SÜD-v. MITTEL- AMERIKA. Nach Steimann,‚Brackebusch, Stübel,Sapper u. Nuhstab m fonte ‚Alluvium u. Diluvium EZ Tertiär-Formntion Argentinische Kordillere. | MnAstab 1: 12.000000 e | 3 Goldgruben regnen be, 1 Sulz x Kupfer = © Asphalt,Petroteum r Sen- » Mfineralwüsser \ude = Steinkohle | | EZ Auysium u Dituvium | EEE Tertiär-Formation | EEE Kreide — Sura stenozuische == Formation Trias Paläozoische Formation , EZ Archfüssche Formation | EEE Äutere Eruptivgesteine | 000 000. ZZ] Paläozoische Formation EEE Archüische F.u.ült. Eruptivgest. I Jamuire Bibliographisches Institut in Leiprig. Entſtehung, Bau und Oberflächenformen. 53 Sedimente, und es fehlen auch größere Ablagerungen aus der Tertiärzeit. Infolge dieſer langen Feſtlandsperiode iſt die Abtragung ſehr bedeutend geweſen. Jedenfalls ſind die Ablagerungen der Kreide in einem großen Teile von Braſilien und Guayana ſchon zerſtört und abgewaſchen worden, ſo daß das Urgebirge entblößt iſt. Die Höhen erreichen denn auch im ganzen Oſten nur 2600 2 700 m, und das nur in einigen wenigen Gipfeln des öſtlichen Braſilien und des mittleren und weſtlichen Guayana. Der größte Teil der großen Scholle des Oſtens hat kaum 300800 m Höhe und iſt ebenes bis hügeliges Land, durch das die Flüſſe ſich mühſam einen Weg bahnen, da ſie bereits in das Grundgebirge ein— geſchnitten ſind. Im Weſten dagegen zieht ein ge⸗ ſchloſſenes, erſt in der Tertiärzeit voll- endetes junges Faltengebirge, die Anden oder Kordilleren, mit gewaltigen Gipfeln der ganzen Küſte entlang vom Kap Hoorn bis Kap Gallinas; es be— ſtimmt den Verlauf der Küſte, bildet die große kontinentale Waſſerſcheide und er⸗ zeugt bedeutende Unterſchiede in Klima, Vegetation, Bewäſſerung, Beſiedelung und Verkehr. Nach den neueren An— ſchauungen ſind die Anden aus zwei Be- ſtandteilen zuſammengewachſen, einem pazifiſchen im Weſten und einem atlan— tiſchen im Oſten. Die vom Großen Ozean ausgegangene Faltung ergriff nämlich nicht nur die dieſem zunächſtbefindliche Erdrinde, ſondern auch Teile der weiter im Oſten gelegenen braſiliſchen Scholle. 2 8 75 e 2 I . So wurden namentlich in Südperu, Bo- EFT, / ZA Deindine Bau. AH R Fulkanische Inselt e, von Allant. us. | livia und Argentina dieſer letzteren an— gehörende Schichten gefaltet und mit dem pazifiſchen Teil der Kordilleren zu— ſammengeſchweißt. Wo dieſer Vorgang am kraftvollſten war, da wurde das Gebirge am breiteſten, wo er ſchwächer wirkte, da blieb die Kordillere auf den pazifiſchen Beſtandteil beſchränkt. Daraus erklären ſich die Gegenſätze zwiſchen einzelnen Abſchnitten der Kor— dilleren, z. B. zwiſchen den ſüdchileniſchen mit nur einem (pazifiſchen) Hauptzug und den bolivianifchen mit zwei hohen Randketten und einem dazwiſchen gelegenen hohen Rücken. Im ganzen laſſen ſich von 35° ſüdl. Breite bis 6° nördl. Breite eine ältere paläozoiſche Oſt⸗ kette und eine jüngere meſozoiſche Weſtkette unterſcheiden, an die ſich in Colombia eine dritte im Oſten angliedert, während ſüdlich von 35° die Oſtkette fehlt. Die Richtung des Geſamt— gebirges iſt ſüdlich von 180 (Arica) rein meridional, nördlich davon nordweſtlich, dann nord⸗ nordweſtlich und von der Punta Pariſia an nordnordöſtlich. Einen wichtigen Beſtandteil der Kordilleren bilden die Eruptivgeſteine, teils ältere, teils meſozoiſche, beſonders Der Bau Südamerikas. (Nach Eduard Sueß.) Zu S. 46 u. 52. 54 Allgemeine Überſicht. Porphyrite, auch tertiäre Andeſite, junge Granodiorite, die Lakkolithe und Batholithe ſchufen, und endlich die andeſitiſchen Laven noch tätiger Vulkane. Die Vulkane ſtehen in drei großen Gruppen, einmal in Südchile bis gegen Santiago, dann in Nordchile, Bolivia und Südperu zwiſchen 25 und 16° ſüdl. Breite und endlich in Ecuador und Südcolombia zwiſchen 2° ſüdl. und 5° nördl. Breite. Nördlich von 5“ nördl. Breite fehlen ſie gänzlich. Da ſie dem Grundgebirge vielfach aufgeſetzt ſind, ſo bilden ſie oft die höchſten Gipfel, wie der Cotopaxi (6000 m), der Sajama (6400 m) und der Llullaiyaco (6600 m), aber auch die paläozoiſchen Berge der Oſtkordillere von Bolivia erreichen im Illampu 6600 und die granodioritiſchen Lakkolithe im Ilimani 6400 und im Huaskaran 6763 m. Noch höher ſind die meiſt aus jüngerem Eruptivgeſtein beſtehenden Berge um den 35. Grad, der Aconcagua mit 7000 und der Mercedario mit 6800 m Höhe. Daß dieſe hohen Gipfel mit Firn und Gletſchern bedeckt ſind, bedarf keiner beſonderen Hervorhebung. Zwiſchen den Oſt- und Weſtketten erſtrecken ſich, durch Riegel getrennt, von Nordchile bis Südcolombia Hochbecken. Sie ſind für die Kordilleren bezeichnend und haben wegen ihres friſchen Klimas die Sitze der altindianiſchen Kultur gebildet, namentlich das Hoch— N e N becken des Titicaca in Bolivia e ee . S de Cördobazaso parans eee und Südperu, aber auch noch W. Mar f i o. diejenigen von Colombia. Der dritte große Beſtand⸗ i teil Südamerikas ſind die Flach— Querprofit über Südamerika unter 330 fühl. Breite, sofache über⸗ länder. Sie liegen meiſtens n tief und können daher als Tief- länder bezeichnet werden. Am Austritt aus den Anden hat der Amazonas eine See— höhe von nur 180 m, und den einen Quellfluß des Paraguay, den Rio Cuyaba, kann man bis Cuyabä befahren, ohne 200 m Seehöhe zu überſchreiten. Wo der Orinoco den Caſiquiare zum Rio Negro entſendet, liegt das Land 280 m hoch, und Santa Cruz de la Sierra am Austritt des Guaporé-Madeira aus den Anden hat nur 440 m Höhe. Weitere Tiefebenen finden wir in Colombia und Venezuela an der Mündung des Magdalena— Cauca und um den See von Maracaibo. Südamerika iſt daher der Erdteil des Tieflandes, das auf etwa 40 Prozent ſeiner Geſamtfläche geſchätzt wird. Gewöhnlich wird dabei be— reits das ſüdlich des Rio Colorado beginnende Tafelland von Patagonien eingerechnet, das aber 300 — 600 m hoch iſt. Je nach der geographiſchen Lage und dem Klima ſind dieſe Ebenen recht verſchieden. Die Selvas Amazoniens ſind ein Waldland, die Llanos und die Pampas Grasländer, die Campos Braſiliens nicht mehr reine Grasländer und die patagoniſche Tafel eine Geröllwüſte mit Geſtrüpp. Dieſe Verſchiedenheiten ſind zum Teil auch eine Folge der Entſtehung dieſer Ebenen. Teilweiſe ſind ſie die Böden alter Meere, vielfach auch von Süßwaſſerſeen, oder ſie ſind aus Flußanſchwemmungen aufgebaut, beſonders die tropiſchen. Im Süden haben auch Eis und Wind großen Einfluß geübt, indem Eis von den Kordilleren herabfloß und die patagoniſche Tafel mit bilden half, ſeine Moränen aber vom Waſſer und Wind zerkleinert und als Löß von dieſem in der Pampa wieder abgelagert wurden. Die gewaltigen Tiefländer Südamerikas gewähren reichlichen Raum für die großen Flußſyſteme. Da nun das hohe Andengebirge den Weſten einnimmt, ſo entſpringen viele große Flüſſe auf ihm nahe dem Großen Ozean. In Ecuador liegt die kontinentale Dr - * EI —— EEE 2 85 2 — Entſtehung, Bau und Oberflächenformen. 55 Waſſerſcheide an den Quellflüſſen des Paute auf dem Paſſe von Cajas nur 40 km vom Großen Ozean. Die meiſten Ströme fließen daher nach Oſten, Nordoſten und Südoſten. Der bei weitem mächtigſte unter ihnen iſt der Amazonas. An Länge zwar iſt er, ſelbſt wenn man den Ucayali anſchließt, mit 5500 km Lauflänge dem Miſſiſſippi und Nil nachzuſtellen, allein ſein Stromgebiet übertrifft mit 7 Millionen qkm, alſo der dreizehnfachen Größe Deutſchlands, an Ausdehnung alle übrigen Flußgebiete der Erde bei weitem, da jedes der drei Stromſyſteme des Kongo, des Miſſiſſippi und des La Plata nur wenig über 3 Millionen qkm umfaßt, während die des Ob und Nil noch kleiner ſind. Der La Plata hat mit feinen Verzweigungen, dem Parana, Paraguay, Uruguay und Pilcomayo, ein dem des Miſſiſſippi— Miſſouri faſt gleich großes Stromgebiet von 3,1 Millionen qkm, obwohl ſeine Lauflänge nur 3880 (2) km beträgt; ſelbſt der der Donau vergleichbare 3000 km lange Orinoco hat ein Stromgebiet von faſt 1 Million qkm. Da ſich die braſiliſche Maſſe bis 350 ſüdl. Breite ausdehnt, jo erhält der Paraguay-Paranä im Gegenſatze zu den beiden anderen Strömen ſüdliche Richtung; er iſt im Verhältnis zu den Kordilleren gleich dem nordamerikaniſchen Miſſiſſippi ein Längsfluß. Die wichtigſten Ströme des Erdteils ſind die folgenden: Lauflänge Stromgebiet a“ (Kilometer) (OKilometer) Amazonas⸗Ucay alu 5500 7.050 000 La Plata-Syitem . » . 2. 2... 3880 3100 000 a EEE 3000 944 000 Si eis??? 2900 652 000 Rio Cplocaods . 750 000 Nr 1200 450 000 eee a 1380 346 000 Pad 1350 266 000 Zuſammen: 13 558 000 Alle dieſe Ströme und viele zwiſchen ihnen verlaufende kleinere ergießen ſich in den Atlan— tiſchen Ozean, deſſen Einzugsgebiet das des Großen Ozeans gewaltig übertrifft, nach A. Bludau in folgender Weiſe: Einzugsgebiet Okilometer Prozent Atlantiſcher Ozean 16275 000 92,5 Großer Den 1.056 000 6,0 Abflußloſe Hochbeden . . . . . 274000 1,5 Erdteil: 17605 000 100,0 Die drei größten Stromgebiete nehmen daher mit 11,1 Millionen qkm faſt zwei Drittel des Erdteils ein, mehr als die Größe Europas beträgt. Infolge der Ausbildung großer Ströme und wegen ihres Laufes im Tieflande ſind die Waſſerwege Südamerikas bis tief in das Innere des Kontinents für Dampfer befahr- bar, beſonders der Amazonas mit ſeinen Nebenflüſſen Madeira, Rio Negro, Yapurd, Sea, Ucayali, Hualläga, Purüs und anderen. Nur die Flüſſe des braſiliſchen Hochlandes, der Tapajbs, der Xingü, der Araguaya⸗Tocantins, wie auch der Rio Säo Francisco, der Para— hyba, der Parana und der Uruguay find im Unterlauf durch Schnellen geſperrt. Aber auch ſie erlauben oberhalb der Schnellen größeren Schiffen die Fahrt. Ferner bietet der Hauptarm des La Plata, der aus dem Berglande von Matto Groſſo in ſüdlicher Richtung herabſtrömende Paraguay, mit dem Cuyabä und Säo Lourenso eine treffliche Waſſerſtraße bis in das Herz 56 Allgemeine Überſicht. des Kontinents. Selbſt die Flüſſe an der Grenze Patagoniens, der Rio Colorado und der Rio Negro, ſind noch weithin ſchiffbar, der Orinoco trägt Dampfer bis zu den Stromſchnellen von Atures, der Magdalena bis Honda. Südamerika iſt daher wie kein anderer Kontinent durch ſchiffbare Ströme begünſtigt und wird vorausſichtlich dereinſt einen gewaltigen Ver⸗ kehr auf ſeinen Waſſerſtraßen ſehen. Eine Eigentümlichkeit Südamerikas iſt die Armut an Seen. Außer den großen Seen des Hochbeckens von Bolivia, dem Titicaca und dem Lago de Poopo, iſt in den Tropen nur der See von Valencia in Venezuela erwähnenswert. Wo dagegen glaziale Einflüſſe a G a las Dirgenes Ma alhäes- — eder e N SPiritu Santo stian B. Us. Sebastian OZEAN c Sunday 5 Mission. [TIER 4 N GROS gt N Maßstab 1: 5125000 0 50 100 150 Do = At. Tometer: 5 Die Magalhäesſtraße. ſich geltend gemacht haben, namentlich in der ſüdlichen Kordillere von 35° an ſüdwärts, da häufen ſich Gebirgsſeen, wie der Nahuel Huapi und die Quellſeen des Rio Santa Cruz (j. die Karte der Vergletſcherung auf S. 64). Die Küſten Südamerikas ſind auffallend geradlinig, beſonders an der Weſtſeite des Erdteils, weniger im Oſten und Norden. Im Süden trennt die Magalhäesſtraße (. die obenſtehende Karte) das Feuerland und die ſüdlichen Inſeln Navarin, Wollaſton, Hoſte, Hoorn, Clarence, Dawſon, Ines, Deſolation von dem Feſtlande ab. Sie beſteht aus zwei ſenkrecht aufeinandergerichteten Teilen, die in nordöſtlicher und ſüdöſtlicher Richtung ver⸗ laufen, und iſt nichts anderes als der letzte Reſt früherer ausgedehnterer Meeresverbin⸗ dungen zwiſchen den beiden Ozeanen. Ihr Oſten hat patagoniſchen, d. h. atlantiſchen, ihr Weſten andinen, alſo pazifiſchen Typus. Die Weſtküſte ſetzt dieſen pazifiſchen Typus in Form einer longitudinalen, konkor⸗ danten, in ihrer Streichrichtung dem Streichen des Gebirges und der Schichten entſprechenden Kite fort. Sie iſt anfangs, in Südchile, eine wildzerriſſene Steilküſte, die mit ihren Fjorden, Entſtehung, Bau und Oberflächenformen. 57 Gletſchern und vor der Küſte gelagerten Inſelgruppen der norwegiſchen Weſtküſte nicht un— ähnlich it. Tief ein⸗ und ſogar durchgreifende Fjorde gliedern hier die Küſte in hervorragen- der Weiſe; das Gewirr der Inſeln iſt aber teilweiſe erſt in neueſter Zeit bekannter geworden. So haben ſich die früher als größere Körper gezeichneten Inſeln Hannover und Wellington bei genauerer Aufnahme in Archipele aufgelöſt. Bekannter ſind auch die Inſeln Madre de Dios, Adelaide und King William. Nach Norden folgen jenſeit des Golfes von Penas die mit dem Feſtlande ebenſo ſchwach zuſammenhängende Halbinſel Taytao und der durch den Moraleda-Kanal abgetrennte Chonos- und der Guaytecas-Archipel. Von 43 — 420 erſtreckt ſich die große Inſel Chiloe. Hier endet die fjordreiche Südweſtküſte, und an die Stelle der Zerriſſenheit treten einfachere Formen. In Mittelchile verläuft die Küſte geradlinig mit nur wenigen Vorſprüngen. Zugleich wird ſie öder, auf der Halbinjel von Talcahuano ſtehen noch dichte, hochſtämmige Wälder, aber ſchon bei Valparaiſo ſind die gelblichgrauen Uferfelſen kahl, kieſig, einförmig, und in Nordchile tritt vollkommene Wüſte an die Küſte heran. Zu⸗ gleich ändert die Weſtküſte bei Arica ihre Richtung. Sie zieht bis Pisco nordweſtlich, dann nordnordweſtlich, meiſt mit ſteilem Abfall und nur geringem Sandſtrande bis zur Punta PBaritta. Nur kleine, aber durch ihren Reichtum an Guano bekannte Klippen und Inſeln, wie San Lorenzo vor Callao, begleiten ſie, und nur wenige Buchten, wie die von Casma, Sa⸗ manco und Chimbote, ſind in ſie eingeſchnitten. Gute Häfen ſind daher ſelten, ſchlechte Reeden die Regel. An der Punta Pariña dreht die Küſte dann nach Nordnordoſten. Hier greift der Golf von Guayaquil mit der Inſel Bund ein, und an die Stelle öden Strandes tritt ein üppigfeuchtes Waldgebiet, die Küſte aber bleibt einförmig bis nach Panama. Die Nordküſte iſt lebendiger gegliedert, weil hier ein Landgebiet mit einer offenbar wechſelvolleren Geſchichte liegt. Aus der Tiefe des Golfs von Uraba, in den der Atrato ſein Delta ſchiebt, zieht die Küſte zunächſt einförmig und nur durch die Mündung des Sinü unter- brochen nordoſtwärts; dann aber folgt das Mündungsland des Rio Magdalena mit Haff— bildung, Lagunen, ſtarker Verſandung und teilweiſe hohen Ufern. Gleich darauf ſchieben ſich die Schneegipfel der Sierra Nevada de Santa Marta nahe an die Küſte heran, ſodann erſcheint die größte ſüdamerikaniſche Halbinſel, Guajira, mit öder Steilküſte, und nun eröffnet ſich das weite Becken des Golfs von Maracaibo und der dahinterliegenden Lagune von Mara- caibo. Wie die Guajira einen Gebirgskern beſitzt, jo auch die im Oſten den Golf von Mara⸗ caibo abſchließende Halbinſel Paraguana, die durch einen Sandſtreifen mit der monotonen, auch an den Küſten teils ſterilen und verſandeten, teils verſumpften Landſchaft Coro ver— bunden iſt. Oſtlich der Mündung des Yaracui beginnt wieder Steilküſte, die, nur durch den Golf von Barcelona unterbrochen, bis zum Oſtende des Feſtlandes hinzieht. Vor dieſem liegt ein abgeriſſenes Stück des Erdteils, die Inſel Trinidad. Nur ſchmale Straßen, die Boca de Dragos und die Serpents Mouth, führen die Gewäſſer des Golfs von Paria und des Orinoco nach Norden und Oſten ab. Vom Orinoco an beginnt an der Oſtküſte der atlantiſche Küſtentypus, erzeugt durch den Abbruch des Landes in der Querrichtung und in Guayana gekennzeichnet durch flache ſandige Geſtade mit Mangrovewäldern. In dieſer Form ſetzt ſich die Küſte, an der die gegen Nordweſten laufende Strömung die Flußmündungen ablenkt und verſchleppt, bis über die Mündung des gewaltigen Amazonas fort, deſſen unterſter Lauf einen rieſigen Trichter bildet, in dem eine große Inſel, Marajd, und zwei kleinere, Mixiana und Caviana, liegen. In der Gegend der Mündung der Flüſſe von Säo Luiz de Maranhäo beginnt die 58 Allgemeine Überſicht. einförmige Küſte Nordoſtbraſiliens, in der bald das Gebirgsgerüſt dieſes Landes an das Meer herantritt, bald Dünen mit Kokoshainen den Uferſaum bilden. Nahe dem Kap Säo Roque erſcheint vor der Küſte das große Sandſteinriff (Tafel 6, Abbildung 2), das, ein Wahr⸗ zeichen früherer öſtlicherer Erſtreckung der Küſte, bis nach Eſpirito Santo hin den Saum Süd⸗ amerikas begleitet. Die einzige größere Bucht hinter ihm iſt die Allerheiligen-Bai, Bahia de todos os Santos. In Eſpirito Santo, nördlich des Rio Doce, tritt die Lagunenküſte auf, die ſich mit einer größeren Unterbrechung bis nach Uruguay fortſetzt. Sie ähnelt nach Bau und Ausſehen der Haffküſte der Oſtſee und erhält ihre klarſte Ausbildung in den Lagunen dos Patos, Mirim und la Mangueira in Rio Grande do Sul. Nur zwiſchen Rio und Santos iſt die Haffküſte unterbrochen, weil auf dieſer Strecke die Ausläufer der Serra do Mar vom Meere abgeſchnitten werden. Dadurch entſtehen Steilküſten mit überaus maleriſchen Buchten, wie die prachtvolle Bai von Rio (ſ. die Tafel bei S. 182). Der gewaltige Mündungstrichter des Rio de la Plata trägt bereits patagoniſchen Küſtentypus. Dieſer iſt durch weite, bogenförmig einſpringende Buchten und zerlappte For⸗ men charakteriſiert. Die Küſte iſt dabei zwar eine Steilküſte, bildet aber als Tafellandsrand einen ſcharfen Gegenſatz zu der ſteilen Fjordküſte der Kordillere in Südchile. Die bekannteſten Buchten ſind die Bahia Blanca, die Bahia Falſa, der Golf von San Matias, die Bahia Nueva, der Golf von San Jorge und die Bahia Grande an der Mündung des Rio Santa Cruz. Setzt man die Küſtenlänge eines Landes gleich dem Umfange einer Figur, die bei gleichem Flächeninhalt den kleinſten Umfang hat, alſo in der Ebene dem Kreisumfang, ſo findet man bei der Annahme von 17,6 Millionen qkm Fläche für Südamerika eine Küſten— entwickelung von 1:2, womit es faſt allen Nordkontinenten um das 1½ 2 fache nach⸗ ſteht und nur Afrika noch um ein Geringes übertrifft. IV. Das Klima. (Siehe die beigeheftete Iſothermen- und Iſobarenkarte und die Regenkarte auf ©. 61.) Temperatur. Da Südamerika ſich von 12° nördl. bis 56° ſüdl. Breite, alſo über 68 Breitengrade ausdehnt, ſo enthält es alle Klimate mit Ausnahme des polaren; im Süden iſt das Klima gemäßigt und ſubtropiſch, im Norden tropiſch. Wenn es daher auch weniger leicht iſt als bei Afrika oder Auſtralien, das Klima Südamerikas als Ganzes zu charakteriſieren, ſo kann es doch als gemäßigt, mild, ozeaniſch, frei von ſchroffen Extremen bezeichnet werden. Dennoch weicht es namentlich im tropiſchen Weſten ſo ſehr von den normalen Werten ab, daß ein ſtarker Gegenſatz zwiſchen dem Weſten und dem Oſten, etwa in den Breiten von 0—250, beſteht: Jahr Februar Juli Schwankung Lim 12% AT RER 197 23,0 15,9 771 Bahia (120 37) 24,8 26,8 22,5 4,3 Antofagaſta (23° 39) . . 18,5 21,6 16,4 5,2 (Januar) Rio de Janeiro (220 54). . . 223,5 25,6 19,7 5,9 Die Oſtſeite des Erdteils ift alſo in dieſen Breiten im Jahresmittel um 4—5° wärmer, aber normal, während auf der Weſtſeite eine ganz abnorme Abkühlung herrſcht. Dieſe iſt auf den Perüſtrom zurückzuführen, der an der Küſte von Peru nordwärts bis zu den Galä⸗ pagos verläuft und nur etwa 21—22° anſtatt 26 —27 Wärme hat. Er iſt jo kühl, daß die F NIT RARUANTORT AO TT u „ x er" " 000000007: 7 ESTER "UOPEASTNU,) UL NAIWANHLOSI 000000 001.7 anger "U9PB.LSTyuR,) ur NAIWMMNHLOSI TInr TTC N us, SOSsgqaay / Hasena NIS 5 0% N MN 4 91 \ 7 8 / er . bin J 6 9 . — leber N een \ — 4 A 9 — g 00 or os1 N R YILMUDIEN SAN mn Su ids nN) VMI AAV NOA NAUVAOSITGNII NANYAHLOST Nd SELYUVM -Irzdiorf ur ynysup soyostydeazorrgrg U 44A „ar mund 007 Melee eee 0 „ —— — ———ñ———— ͤ— U 001 eee eee 0 *¹ — nn Um Mn nn U - ——— — r —— — — eu 3 ail 5 000 000 001: ase NAUUV AOS! — LA umg. . o > IR —̃ — 2 N — 295 Me / "sup pus Tor u | ROY 3 * 600 000 000 001:T ams. | NAUV NOS! 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Im Mittel des Jahres verläuft die Grenzlinie des tropiſchen und ſubtropiſchen Klimas, die 20=Iſotherme, von Südoſten nach Nordweſten über den Erdteil. Im Südſommer verſchiebt ſie ſich ſüdwärts bis zu einer ähnlich wie im Jahresmittel verlaufenden Linie, die von den Mündungen des Chubut nach dem Inneren und dann nordwärts nach Valparaiſo zieht. Das Klima des äußerſten Südens iſt dann ſehr kühl (8%), aber das ganze Innere des Erdteils ſowie der Norden haben zu dieſer Zeit mehr als 25° Mitteltemperatur, die inneren Hochebenen Argen— tinas jogar über 30%. Im Südwinter zieht ſich die 20 Iſotherme in die tropiſchen Gebiete zurück; ſie verläuft dann von Rio nach Santa Cruz de la Sierra und von hier nordweſtlich etwa bis Lima. Die höchſte Temperatur liegt im Südwinter natürlich auf der nordäquato— rialen Seite Südamerikas, wo ſich in Guayana und vielleicht auch in Venezuela ein Gebiet mit über 27 Mitteltemperatur entwickelt, alſo mit geringerer als im Südſommer im Inneren Argentinas. Von der 20%Fjotherme an nehmen die übrigen Iſothermen nach Süden ſehr gleichmäßig ab, aber die 0 Iſotherme erreicht im Süden nur noch Feuerland, die Winter des äußerſten Südens ſind alſo mild. Im ganzen ähneln daher die Jahresiſothermen in ihrem Verlauf mehr den Sommer- als den Winteriſothermen. Die Wärmeſchwankung muß, wie ſich aus dem Geſagten ergibt, am ſtärkſten in Inner⸗Argentina ſein, wo ſie in der Tat 15°, im Chaco ſogar 200 überſteigt, doch iſt das Gebiet dieſer ſtärkſten Schwankung kleiner als in Südafrika und viel kleiner als in Auſtralien. Im übrigen La⸗-Plata⸗Gebiet und in Patagonien beträgt die Schwankung über 10°, dann bis zu einer Linie Lima-Rio 5° und nordwärts davon unter 50, auch die ganze Weſtküſte und die Südſpitze haben weniger als 10e Jahresſchwankung. Im Mittel des Jahres iſt der Oſten, Amazonien, Braſilien, das La-Plata-Gebiet und Patagonien zu warm, aber nur bis zu 3%. Im Januar zeigt ſich etwa dasſelbe Bild, jedoch mit Ausnahme von Amazonien; dann iſt namentlich Nordpatagonien um 6 zu warm. Im Juli find nur noch Braſilien und Ama— zonien einerſeits, Mittel- und Südpatagonien anderſeits um 1—4“ zu warm. Die höchſten Temperaturen werden auch in Südamerika nicht in den Tropen er— reicht, ſondern in den Subtropen, wo die Maximumiſotherme von 42°, die übrigens noch bis nach Chubut in Patagonien hineinreicht, noch mehrfach überſchritten wird: San Juan hat ein mittleres Maximum von 45,50, Rio Cuarto von 44,3“, Cördoba von 43,7“ und Mendoza von 43,00. Demgegenüber kommen hier bereits mittlere Minima von —5 bis —90 vor, jo daß die Schwankung zwiſchen den Extremen bei Cordoba 52,6“, bei Mendoza 52,20, in San Juan 51,00 und ſelbſt in Roſario am La Plata noch 51,8“ beträgt. Erheblich 60 Allgemeine Überſicht. größere Kältegrade treten aber in Patagonien ein, in Gallegos — 19e, in Santa Cruz —17°, in Rawſon — 12,5%, jo daß hier bei Höchſttemperaturen von 31,2“, 33% und 42,20 Schwan— kungen von 50,2“, 50,0% und 54,7“ vorliegen, in der Kolonie des 16. Oktober in 571 m Höhe bei abſoluten Extremen von 36,7 und —20,0° ſogar eine ſolche von 56,7“. Auch ſind in der Kolonie Sarmiento — 330, anderswo — 29“ und —28° beobachtet worden, während die höchſte überhaupt vermerkte Temperatur, 46,8“, zu Chilea in Santiago del Eſtero eintrat. Ergibt ſich alſo zwiſchen den äußerſten Extremen eine Differenz von faſt 80e, jo ſind dieſe extremen Temperaturen im Verhältnis zu anderen Erdteilen doch noch mäßig zu nennen. Luftdruckund Winde (j. die Karte der Iſobaren). Die tropiſchen Teile Südamerikas werden weſentlich durch die Paſſate beherrſcht, die ſubtropiſchen von den beiden Hochdruck— gebieten im Atlantiſchen und Pazifiſchen Ozean, die gemäßigten Gebiete ſtehen unter dem Einfluß vorwiegender Weſtwinde. Im Südſommer iſt der Luftdruck über den Kontinent ſo gleichmäßig verteilt, daß nur die Nordküſte und die mittelchileniſche Küſte höheren Druck als 760 mm haben, während der ganze Reſt Südamerikas weniger als 760 mm aufweiſt. Im Südwinter dagegen haben nur der Süden von 40° an und der Norden nördlich einer Linie von Lima nach Parä geringeren Druck als 760 mm, der ganze mittlere Teil dagegen mehr als 760 mm. Zu dieſer Jahreszeit erinnert die Verteilung des Luftdrucks am meiſten an die im Jahresmittel, welche zwiſchen 20 und 43°, alſo in den Subtropen, hohen Druck zeigt. Die Winde ſind im Südſommer meiſt von dem Meere auf das ſich erwärmende Land gerichtet. Im Norden herrſcht dann der Nordoſtpaſſat, ſüdlich des Amazonas auch meiſt öſtlicher Wind, an der Oſtküſte der Südoſtpaſſat. Im Oſten der Kordillere kreiſen in Inner-Argentina die Winde um ein Minimum, und dazu treten ſchwere Pamperos aus Süden auf. Im Weſten der Kordillere herrſchen von 45° an gegen Süden kräftige Südweſt- und Weſtwinde. Wäh— rend des Südwinters dringt der Südoſtpaſſat in die nördliche Halbkugel ein und überweht das Amazonastal und Guayana. Niederſchläge. Die Niederſchläge (ſ. die Karte auf S. 61) ſind in Südamerika im Mittel ziemlich reichlich, wenigſtens im Verhältnis zu Afrika und Auſtralien. Zunächſt beſteht ein Gegenſatz zwiſchen dem Süden Südamerikas ſüdlich von 350 und dem Reſt des Erdteils. Im Süden, dem Gebiet vorwaltender Weſtwinde, ſteigen die Luftſtrömungen an der Kor— dillere empor und erzeugen hier an der Weſtſeite des Kontinents einen ungemein reichen Regenfall. Südweſtchile ift daher eines der niederſchlagsreichſten Länder mit 2000-3000 mm Niederſchlag, aber raſcher Abnahme nach dem Inneren zu. Am Oſtabhange der Kordilleren beträgt die Regenmenge allgemein unter 600 mm, und die patagoniſche Oſtküſte erhält viel- fach unter 200 (Santa Cruz 153 mm), meiſt jedoch 200—600 mm. Ein ſehr ſcharfer Gegenſatz beſteht darum hier zwiſchen dem feuchten Weſten und dem trockenen Oſten, überdies fällt der Regen auch zu verſchiedenen Jahreszeiten, im Weſten im Winter, im Oſten im Sommer. Gerade umgekehrt liegen die Dinge in den ſubtropiſchen Teilen Südamerikas. Schon unter 370 ſüdl. Breite wird an der Weſtküſte der Niederſchlag geringer; Valparaiſo iſt mit 600 mm Regen ſchon ziemlich trocken, Coquimbo (30°) hat nur noch 207, und in Iquique (20°) ſinkt die Regenmenge gar auf 5 mm. Von Arica an nimmt ſie wieder um ein Geringes zu, aber die ganze Weſtküſte bis zum Golf von Guayaquil, wo das kühle Küſtenwaſſer endigt, iſt äußerſt trocken. Hier tritt alſo der eigentümliche Fall ein, daß auch unter den Tropen bis nahe an den Aquator faſt völlige Regenloſigkeit herrſcht. Dagegen fällt von da an nord— wärts Regen wieder ſehr reichlich. Das Klima. 61 Demgegenüber nimmt der Niederſchlag an der Oſtküſte von Bahia Blanca an zu (Buenos Aires 930 mm) und erreicht gerade unter der Breite der Atacama am Gebirge zwiſchen Santos und São Paulo ſogar bis zu 3700 mm. Die Küſte bleibt weiter regenreich bis nach dem Kap Säo Roque, worauf eine Unterbrechung im trockenen Nordoſtbraſilien Quixeramobim in 5%; 600 mm) eintritt; aber Guayana erhält an der Küſte wieder zwiſchen 2000 und 3000 mm Regen. Das Innere iſt im ganzen regen⸗ reich, doch treten auch hier ſtarke Un⸗ terſchiede hervor. Während die Oſt⸗ abhänge der Kor⸗ dilleren ein unge⸗ mein niederſchlags⸗ reiches Gebiet ſind, empfangen ander⸗ ſeits die Campos Braſiliens, die Pampa ſowie der Chaco weit weniger Regen, am wenig⸗ ſten wohl die inne⸗ ren Hochebenen Ar⸗ gentinas, wodie Nie⸗ derſchlagsmenge in San Juan auf 50 mm ſinkt. Überall in den ſubtropiſchen und en » so Zee & ı Wendekreis des Krebs SR | Maßstab 1:75000000 | N. 1000 2000 200 600 tropiſchen Teilen E600 1300 · Südamerikas über⸗ be 200 119 190 so 2 S - 50 6 wiegen in bezug auf die Vertei⸗ lung des Regens über das Jahr die Sommerregen. Nur an der Weſtküſte, in der Atacama und Mittelchile, und merkwürdigerweiſe auch im Inneren Guayanas ſowie an der Küſte Nordbraſiliens bei Pernambuco treten Winterregen auf. In bezug auf die Sommerregen kann man ferner Gegenden mit einmaliger Sommerregenzeit nahe dem ſüdlichen Wendekreis, alſo den Chaco, Paraguay und Südbraſilien, auch das ſüdliche Zentralbraſilien, unterſcheiden, ferner ſolche mit doppelter Regenzeit und doppelter Trockenzeit etwa zwiſchen 15 und 5° ſüdl. Breite und endlich Gebiete mit Regen in allen Monaten um den Amazonenſtrom und am Rande der Kordillere. Dieſe Zonen ſind aber nicht ſo deutlich ausgeprägt, wie ſie die Theorie Regenkarte von Südamerika. (Nach Berghaus’ phyſikaliſchem Atlas und anderen Quellen, mit Ergänzungen von W. Sievers.) 62 Allgemeine Überſicht. erfordert, ſondern die doppelte Regenzeit ift deutlich nur in Colombia und Venezuela, weniger ſcharf auf der ſüdlichen Erdhälfte ausgebildet. Höhenklima. In den Kordilleren entwickelt ſich das eigentümliche, beſonders unter den Tropen auffallende Höhenklima, deſſen hauptſächliche Merkmale Abnahme der Tem— peratur und des Luftdrucks und allmähliche Anderung der Art und Form des Niederſchlags ſind. In Venezuela und Colombia unterſcheidet man drei Höhenregionen, die tierra caliente, das heiße Land, die tierra templada, das gemäßigte Land, und die tierra fria, das kalte Land. Dieſe drei Regionen nach beſtimmten Höhenlinien (0 —1000 m, 1000 - 2000 m und über 2000 m) abzugrenzen, ift ſchwierig, da ſich die Höhengrenzen nach der geographiſchen Breite verſchieben. Am beſten zieht man die Grenze zwiſchen der tierra caliente und der tierra templada dort, wo die Kultur der tropiſchen Tieflandsgewächſe, des Kakaos, der Kokospalme, aufhört und die der gemäßigten, namentlich des Weizens, beginnt, und verfährt ähnlich mit der Begrenzung der tierra templada gegen die tierra fria, indem man dieſe mit der oberen Grenze der gemäßigt tropiſchen Produkte, Kaffee, Banane, Yuca, zuſammen— fallen läßt. Je weiter man aufwärts gelangt, deſto mehr ſchwindet der Charakter der Tropen; das einzige, was von ihm in die tierra fria übergeht, iſt die Gleichmäßigkeit der Temperatur. Höhe f e | Wärmfter Kühlſter a 155 | Breite Jahr | Monat Monat Extreme Schwankung Bogonſe .. 2660 40 35 N. | 14,4° 14,8 13,90 23,5% 6,19 0,9° its 2850 98,1260 12,80 12,4% 28/%6% 289 0, Arequipa 2450 16 22“ 8. 13,50 14,0% 13,2% 22,80% 1589 0,8 Cu o. . | 3380 130 27 S. 10,00 13° | 7½ 23,3, —1,7 3,60 Die Wärme fällt alſo in Höhen von 2000-3000 m nicht mehr läſtig, die Kälte noch nicht. Oberhalb 3000 m aber beginnt die letztere unangenehm fühlbar zu werden, zumal da die Ausſtrahlung ſehr groß iſt; am Tage brennt zwar die Sonne herab, aber im Schatten friert man. Auf den Päramos des äquatornäheren Nordens fallen Niederſchläge, Regen oder Schnee, faſt in jedem Monat, das Wetter gleicht einem ewigen April, oder aber Nebel um— hüllen die Berge. In der Puna von Mittel- und Südperü ſowie Bolivia iſt eine trockene ſonnige Zeit ſtreng von einer naſſen trüben geſchieden, während deren oberhalb 3800 m Schneeſtürme häufig ſind; der Schnee bleibt aber nur in den äußerſten Höhen liegen. Die Schneegrenze liegt in den Kordilleren in ſehr verſchiedener Höhe (ſ. die Abbildung S. 63). Zwiſchen 100 nördl. und 120 ſüdl. Breite ſchwankt ſie nur zwiſchen 4700 und 4900 m Höhe, dann ſteigt ſie bei der Annäherung an die Subtropen raſch an, aber je nach der Expoſition verſchieden hoch. Auf der Oſtſeite der Kordilleren überſchreitet ſie unter 15° 5000, unter 250 5500 m, an der Weſtſeite aber erreicht ſie bei 25° ſogar den ſehr hohen Wert von 6000 m und darüber. Dann ſinkt fie raſch bis 40°, und zwar fällt ſie im Weſten ſtärker als im Oſten, dort bis auf 1600, hier bis 2100 m. Vom 40. Grad an ſenkt ſie ſich auf beiden Seiten gleich- mäßig gegen 56° zu und erreicht hier etwa 900 m. Schneeberge, Nevados, ſind daher in Südamerika keineswegs ſelten, auch in den Tropen nicht. Im äußerſten Norden ragen freilich nur vereinzelte Gebirgsteile über die Schneegrenze hinaus, ſo die Sierra Nevada de Santa Marta mit 5300 m, die Sierra Nevada de Merida mit 5100 m und die Sierra Nevada de Cocui mit 5000 m Höhe. Dann folgen in der colombianiſchen Zentralkordillere und in Ecuador die hohen Vulkane vom Ruiz bis Das Klima. 63 zum Sangay (214° ſüdl. Breite). Zwiſchen dieſem und dem Nevado de Cajamarquilla (79 ſüdl. Breite) in Peru klafft aber eine Lücke, und erſt von 80, der Kordillere von Conchucos an, beginnt eine faſt ununterbrochene Reihe hoher Schneeberge, zunächſt die Cordillera Blanca, dann die Weft- und die Oſtkordillere. Von der Gegend von Potoſi und Cochabamba (18°) an bis zum Vulkan von Copiapd (27°) ſetzen die Schneeberge wieder aus, erreichen aber dann ihre größte Geſchloſſenheit auf der ganzen Strecke bis an die Magalhäesſtraße. Gletſcher ſind in Südamerika neuerdings in weit größerer Zahl nachgewieſen worden. Daß ſie im feuchten Südweſten in großer Menge auftreten, nimmt wegen des feuchten 45° 4730 50° 5230 35 7000102 220 8 0. 0 220 5° 2380 10° 0 15° o 20° 2230 25° 2730 30° 3230 35% 3780 40 0 ä 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Meter 10029730%259225020222507°507730219° 0 15° 1730 20° 2230 25° 27,30 30° 3230 35° 3730 40° 4230 45% 4730 50° 5230 55° 7000 Evernätung 1:300 — e der Fin Gletscher EN nn sten der Kordillere vom EES. ar. — kühlen Seeklimas nicht wunder, aber daß unter 46½“, alſo in der Breite von Bern, ein Gletſcher in der Laguna de San Rafael den Meeresſpiegel erreicht, iſt doch eine ganz außergewöhnliche Erſcheinung, ja es gibt hier ſogar zwiſchen 46 und 51“ ausgeſprochenes Inlandeis (vgl. die Karte der Vergletſcherung Südamerikas auf S. 64). Nach Norden zu nehmen die Gletſcher raſch ab, finden ſich aber auch in Aquatornähe, am Chimborazo allein deren 14, und auch noch in den kleineren Schneegebirgen Colombias und Venezuelas. Sehr viel bedeutender war ihre Ausdehnung während der quartären Eiszeit (j. die Karte auf S. 64). In den äquatorialen Gegenden behielten ſie allerdings meiſt auch zu jener Zeit den Typus der Hängegletſcher, den ſie noch heute haben, aber im Süden ſchoben fie ſich als lange Zungen die Täler hinab; außerdem legten ſich Plateaugletſcher oder Eis— felder auf die oberen Teile der Puna von Peru und Bolivia, und auf dem patagoniſchen Hochlande wuchſen die aus den Kordilleren herausfließenden Gletſcher zu einem Inlandeis zuſammen. Wahrſcheinlich haben die Gletſcher in den Tropen damals 500—600 m tiefer ihr Ende erreicht als heute. Außer dieſer Eiszeit iſt mit Sicherheit eine zweite, frühere und stärkere, feſtſtellbar, R. Hauthal nimmt ſogar eine dritte an. 80 / Dee Azuay 4.86 od e CanarAZogues 30 60 50 40 pgramo dels AHmorzaqero Sa Nevada d Ruiz Bine eyado de Huila as 2 Y Acrora mbo g Merida senevada dı ArdilleraBlanca NarZlermo dePasce Aconcagua e u Ojos del Salado 53a ercedario" o Mendoza uncal u pungato Pampa deEmpeza cmorolque Nevado de Pastps Grandes evado de Cacti falſa ierra de Aconquija ele FÜ Vea piata, SUDAMERIKA. Jetzige und frühere Vergletscherung. (Nach W. Sievers) 10 Maßstab 1: 37500000 - >20 1090 Kilometer. ! Vergletscherung, Schneeberge. Alsreilliche Vergletscherung. Gefüllte oder bereits ausgetrocknete Wasser, becken im Gebiete des ariden. Klimas. 2 een im Gebiete des riralen Klimas. Henze der Patagonischen Gerölformation ‚gegen das Lößgebiet. L.-Zago oder Laguna, V,-Volcano. 70 westl.von 60 Greenwich 50 4 30 Die Pflanzendecke. 65 Geſundheitsverhältniſſe. Das tropiſche Klima Südamerikas ift im ganzen nicht ungeſund, doch iſt die Malaria an den feuchten Küſten des Oſtens, Nordens und Nordweſtens endemiſch und dringt auch in die Täler der Gebirge, in Peru bis über 2500 m Höhe, vor. Gefährlicher iſt das Gelbfieber, das in denſelben Gegenden auftritt und namentlich an der braſiliſchen Küſte bis nach Santos in früheren Jahren ſchwere Opfer gefordert hat; heute iſt aber durch ſanitäre Maßregeln gerade in Oſtbraſilien die Gefahr der Erkrankung an Gelb— fieber ſehr herabgemindert, und die meiſten Häfen, ſelbſt das früher als Kirchhof der Europäer berüchtigte Santos, ſind vollkommen frei davon. Auch die ſehr zu fürchtende Dysenterie (Ruhr) ſteigt im tropiſchen Gebirge bis etwa 2000 m. An der Weſtküſte iſt ſeit einigen Jahren die Peſt eingeſchleppt worden; ſie tritt zwar nicht ſehr verheerend auf, aber ihre Exiſtenz hat doch den Schiffsverkehr, z. B. in Guayaquil und Payta, erheblich geſtört. Auch das Gelb— fieber iſt in den Salpeterhäfen der Weſtküſte neuerdings erſchienen. In Guayana haben Framboiſie und Yaws eine bedeutende Verbreitung gewonnen, find aber durch Salvarſan in überraſchender Weiſe zurückgedrängt worden, während gegen die aus Niederländiſch— Indien übertragene Beriberi ausreichende Heilmittel noch nicht bekannt ſind. In den Tälern Perüs iſt die Warzenkrankheit, Verruga, verbreitet, aber nur in Höhen von 1500 bis gegen 3000 m, dazu auch eine Uta genannte lupusartige Hautkrankheit, die mit der oberen Grenze der Zuckerfelder aufhören ſoll und bereits auf den altperuaniſchen Vaſen ab— gebildet iſt. Das Gebirgsklima iſt im allgemeinen geſund und kräftig, in der Höhe von 3000 m pflegen die Lungenkranken der Küſte Heilung zu ſuchen und oft zu finden. Dagegen ſind auch dieſe Höhen nicht frei von Typhus, der überall in Südamerika häufig iſt. Für Perſonen, die dazu neigen, iſt die Bergkrankheit, Soroche, ſehr läſtig und hinderlich. Sie beſteht in Atemnot, Kopfſchmerz, Naſenbluten, Appetitloſigkeit, Herzklopfen, Übelkeit, geiſtiger Ab⸗ ſtumpfung und Kleinmut. Merkwürdigerweiſe tritt ſie nicht überall gleichmäßig auf, ſondern man kann in Bolivia und Peru oft hohe Bergrücken ohne einen Anfall überſchreiten, während in etwas tiefer gelegenen Gegenden ein ſolcher erfolgt. Daher kann die Urſache des Soroche nicht allein in der Verminderung des Luftdruckes liegen, ſondern es müſſen noch andere, bisher unaufgeklärte Bedingungen hinzukommen. V. Die Pflanzendecke. (Vgl. die Vegetationskarte bei S. 67.) Allgemeines. Der geographiſchen Lage Südamerikas entſprechend iſt das Pflanzen— kleid des Erdteils in zwei große Unterabteilungen zu zerlegen, nämlich das der Tropen und das der ſubtropiſchen und gemäßigten Gebiete. Von dieſen beiden Abteilungen überwiegt die erſtere, weil Südamerika mit ſeinem größeren Teile in die Tropenzone fällt. Daher iſt Südamerika der Kontinent der Tropenpflanzen in höherem Grade als Aſien, weil dieſes gerade unter den Tropen in Halbinſeln und Inſeln aufgelöſt iſt, und auch in größerem Maße als Afrika, da Südamerika feuchter iſt als dieſes. Erſtreckt ſich doch der tropiſche Wald an der Oſtſeite bis 35“ und iſt doch der Erdteil gerade unter den Tropen am breiteſten. Nur die Weſtſeite macht eine Ausnahme davon, teils weil die an der Küſte dahinziehende kühle Meeresſtrömung wegen der durch ſie hervorgerufenen Trockenheit die tropiſchen Pflanzen in hohem Grade beſchränkt, dann aber auch, weil an der Weſtſeite die hohen Kordilleren liegen, welche die tropiſche Tieflandsvegetation außerordentlich einengen. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 5 66 Allgemeine Überſicht. Immerhin ſteigt dieſe an den Kordilleren namentlich dort, wo genügende Feuchtigkeit vor- handen iſt, bis zu beträchtlicher Höhe empor. Auch in dem gemäßigten Gebiet Südamerikas macht ſich ein Unterſchied zwiſchen der Weſt⸗ und der Oſtſeite bemerkbar, aber in gerade entgegengeſetztem Sinne wie unter den Tropen, denn dort iſt von 400 an die pazifiſche Seite die waldreiche, die atlantiſche die pflanzenarme, weil die vorherrſchenden weſtlichen Winde auf der erſteren ihre Feuchtigkeit abſetzen. In den Subtropen endlich iſt die Vegetation über die ganze Breite des Kon— tinents ſpärlich, wieder infolge der in ihnen herrſchenden Trockenheit. Das Pflanzenkleid Südamerikas iſt daher in deutlichſter Weiſe ein Abbild des Klimas, was auch aus einem Ver⸗ gleich der Regenkarte auf Seite 61 mit der beigegebenen Karte der Vegetationsformationen klar hervorgeht. Eine beſondere Abteilung der Pflanzendecke bildet endlich die Vegetation der hohen Kordilleren, die wiederum in ihrer Mannigfaltigkeit der Ausdruck des mit der Höhe wechſelnden Klimas iſt. Bei der Größe Südamerikas ergab ſich bald der Wunſch nach einer Einteilung. Schon A. v. Humboldt und Martius haben eine Gliederung verſucht. Erſterer ſonderte das Amazonasgebiet als Hyläa aus, letzterer fügte dieſem, die „Najaden“ enthaltenden Ge— biete die Regionen der „Oreaden“ in Oſtbraſilien, der „Dryaden“ in den tropiſchen Berg- wäldern Braſiliens, der „Hamadryaden“ in Nordoſtbraſilien und der „Napäen“ im ſub— tropiſchen Braſilien hinzu. Dieſe Unterabteilungen haben ſich aber nicht eingebürgert, jon- dern man unterſcheidet jetzt mit größerem Recht die natürlichen Vegetationsformationen nach einheimiſchen Namen: man ſpricht von Llanos, Selvas, Campos, Caatingas, Pampas, was im Grunde wieder auf den Wechſel von Wald und Grasland hinauskommt. Die tropiſchen Gebiete. Der Wald. Der tropiſche Regenwald erreicht ſeine größte Uppigfeit und Ausdehnung in Amazonien (ſ. die Farbentafel bei S. 142). Hier über⸗ zieht er nahezu lückenlos das ganze Tiefland zwiſchen den Kordilleren und dem Atlantiſchen Ozean, zwiſchen dem oberen Orinoco und dem oberen Madeira. Nur nahe der Mündung des Amazonas treten Savannen an den Strom heran (Tafel 5, Abbildung 3). Hohe Stämme, Mannigfaltigkeit in der Zuſammenſetzung, lebhaftes Grün, weißliche und grünliche Blüten, überhaupt nur wenige Blumen ſind für den Wald charakteriſtiſch. Ausläufer der Selvas ſind die Wälder Colombias, Venezuelas ſowie des Tieflandes von Ecuador und der oſtbraſiliſche Küſtenwald zwiſchen dem Rio Säo Francisco und Santos (Tafel 7, Abbildung 1). Un⸗ gefähr von 1000 bis 1300 m an geht der tropiſche Wald des Tieflandes in den tropiſchen Bergwald über. Dieſer enthält noch Palmen, wie die bis 3000 m Höhe ſteigende Wachs- palme Ceroxylon andicola (ſ. die Abbildung S. 418), im übrigen als bezeichnende Pflanzen Baumfarne in großer Menge, zahlloſe Epiphyten, namentlich Orchideen der verſchiedenſten und fremdartigſten Formen, und die feingebauten Cinchonen oder Fieberrindenbäume. Die obere Grenze dieſer Wälder liegt in 2500 —3200 m Höhe, je nach der Expoſition gegen den Wind. Alle Oſtgehänge der Kordilleren von Venezuela bis Bolivia ſind mit dichtem Walde dieſer Art überzogen. Ihr oberer Rand heißt in Peru La Ceja de la Montarta, die Braue des Waldes. Er zeichnet ſich durch die Undurchdringlichkeit der Pflanzenmaſſen aus, deren dicke, knotige Stämme in gedrehte Aſte oder in Mengen von Luftwurzeln auslaufen, und beruht auf der Nebelbildung in der Höhe. Wo die Niederſchlagsmenge geringer wird, da werfen die Wälder in der Trockenzeit ihr Laub ab und werden dann Trockenwälder. Schon in Coro und namentlich an den Südgehängen der Gebirge Venezuelas kann man ihrer ganze 70WestlLv.Greenw. 60 VEGETATIONSKARTE VON SÜD-v.MITTEL- AMERIKA. nach O. Drude, KReiche, K. Sapper W. Sievers, AWeberbauer und anderen Quellen. Maßstab 1:50 000 000 500 1000 Kilometer. Die Heimat einiger wichtiger Nutzpflanzen ist durch Eintragung ihrer Namen an den beire/Yenden Stellen kenntlich gemacht. 0 2000 eongeloun Fe Tropische Gebiete: 222 ]Tropischer Regenwald, mizPalmen (vorherrschend).Bertholleta excelsa,Hevea bra- siiensis, Kukaobaınn (Theobroma cacao). 7777 Mittelamerikan. Regenwälder. Charakteristisch: Corozopalme cohune), Kaudschukbaum (Gstilloa elastica) Mahagoni - baum (Swietenia mahagoni)Campecheholzbaum GHaematoxylon campechianum). I ] Antillenregion ‚Regenwald auf | I | | Ostgrenze dKoka-- h . —Mordgaw Mate: Antofagastag; 22 Gr.Antillen und den nördi.Kl-Antillen mit Kakteen ‚Baumfarnen Bambusdickichten, ‚Palmen (Charakterbaum Oreodoza regia). Auf Haiti,Gıba u.Jamaica Bergwälder mit Pinus occidentalis. EZ] Mittelamerikan’Trockenwälder. EIS 05 7 „ Eichen- und Kiefernwälder. EZ] Bahamaregion. ropischer Ber&wald (La Ceja en (alderapß/# Nopdgr.d.Baumveg. u Tau tn 18 de la Montana u. Gehölze der Nebelregion) mit Wachspalme (Cerozylon andicola}Baumfar- nen,Epiphyten,Orchideen u.Fieberrindenbäumert Gemäßigte Gebiete: 2] Interandine höhere Stufe, meist Kulturen. ZE#] Pampare6ion ‚besonders mit Bi- alten. pflanzen. Steppe (Monte) nu, Chanar- (Gourliaea decortü J. Caatin$aregion, mit Palmen, Cäsal- Pünien ‚Barrigu erngesträuche und Euphorbiazeen. Le Mangrovebestände. Monte, Cestrüippvegetafion, inter- andine tiefere Stufe, mi Kakteen, Opuntien, Agaven und dornigen Mimosen. — Savannen, mit Chaparro (Gratella americana). — Baumsavanne, Palmen (Copernicia tectorum fFlezuosa.). — os-(Grassteppen-) Region. Hohe Gräser, es un 2 Subtropische Gebiete: Fer] SüdbrasilischeAraukarienregion, mit Pur. -Teebaum (lex para Is) u. Ber dm 5 ee, F O7] Argentinischer Bergwald, Fexert- wälder mit Schlingpflanzen, Epiphyten,Farnen und Nutzhölzern. chhacoregion mit Wachspalme (Coper- nicia. cerifera). — Sudl. M | Weingrenze —— PuertoMont >-Südgg v.Mais u.Obst / / / | ZA Region der a) Gebiet mit Nothofagus betuloides, -| südchilen. Zibocedrus tetragona.Zunehmen. Wälder. antarktischer Iypen. b) Gebiet mit Notho "Dombeyi, Weinmannia, stärk.Hervortreten der Nadelhölzer (Araucariaimbhrieata u.excelsa),älercefichte (Fitzroya patagonica) Erscheinen antarktischer Apen, obe- Diet mit Nothofagus oe Hochgebirgsvegetation: EEE Punaresion mit Kompositen.d.Gattung Espeletia, Gucitium-Stauden,Werneria-Arten, Polpiepis und. Hak- teen. In Nordperu geht die Punavegetation in die Paramo- Vegetation ü BEE Antarktische Ho siert durch Adesmia, andere. legend mit Mauritia / Bolax Slebaria Sebirgsflora, charakteri: 'olazx.glebaria,Erikazeen! Bibliograph. Institut, Leipzig. Die Pflanzendecke. 67 Reihen jehen, größere Ausdehnung erreichen ſie jedoch erſt im Nordoſten und im Inneren Braſiliens. Hier heißen ſie Caatinga, der weiße, d. h. weißſtämmige Wald, und treten zwiſchen Cearä und Alagoas ſogar an die Küſte heran. An dieſer herrſcht ſonſt in den feuchten Gebieten der Mangrove wald. Die Grasfluren. Der tropiſche Wald wird ſchon in den äquatorialen Gebieten ge— legentlich von Grasfluren unterbrochen, die vielfach mit xerophilen Gewächſen reich durchſetzt ſind und dann eine Geſträuchformation (Matorral) bilden. Sind ſie reines Grasland, ſo heißen ſie Savannen, ſo z. B. in den Llanos zwiſchen den Kordilleren Venezuelas und Colombias und den Selvas. Sie ſind aber zuweilen auch mit Baumgruppen, namentlich Palmen (Copernicia tectorum und Mauritia flexuosa), beſtanden (ſ. die Abbildung S. 124). Anderſeits gehen fie nördlich vom unteren Orinoco in faſt wüſtenhaftes Land über. Über— haupt zieht etwa 200 —500 km von der Nordoſtküſte entfernt ein Streifen trockenen, wald— armen Landes hin. Auf ihm liegen auch die Savannen von Guayana (Tafel 3, Ab— bildung 3), die ſich durch anmutige Belaubung und farbenreichen Blütenſchmuck ihrer Kräuter- und Stauden- ſowie Strauchflora auszeichnen. In ihrer Fortſetzung nach Süd— often treten zwiſchen dem unteren Tapajobs und dem Ringu die Campos Braſiliens an den Amazonas heran. Sie beſtehen in ihrer reinſten Ausbildung, in Südbraſilien, aus Im hohen Gräſern, nähern ſich aber dann bereits dem Typus der ſubtropiſchen Pampa. Im übrigen ſind ſie mit Kakteen, Myrtazeen und Mimoſeen beſtanden, verdorren zur Trockenzeit, bedecken ſich aber zur Regenzeit mit friſchem Grün und reichem Blumenflor. Da nun namentlich in Braſilien die Feuchtigkeit ſehr an die Waſſerläufe gebunden iſt, ſo durchdringen ſich hier je nach der Niederſchlagsmenge und dem Waſſerreichtum Grasflur, Trockenwald und feuchter Regenwald (j. die beigeheftete Karte). So iſt der feuchte Regenwald auf die Ufer des Tapajös, Xinguü, Araguaya, Tocantins, Säo Francisco, Paraguay und Parana beſchränkt. Mit zunehmender Trockenheit treten die Wälder nur noch als Galeriewälder auf, oder ſie ſchrumpfen auf Waldinſeln, Capdes, zuſammen, die, meiſt vereinzelt auf den Grasfluren ſtehend, hügelartige Anhäufungen von geſelliglebenden Pflanzen verſchiedener Größe ſind, meiſt mit Mauritia-Palmen als Kern. Dieſen Capdes ähnlich ſind die Capoeiras, ein Niederwald, Trockenwald, Buſchwald, wäh— rend anderſeits ſich der Cerrado, ein höherer geſchloſſener Buſchwald, entwickelt oder auch der Carrasco, ein nicht über 3,5 m hoher Zwergwald mit dichtgedrängten Sträuchern, ſaftigem Laub und Geſtrüpp. Queimados ſind Brandflächen, auf denen ſich eine dürftige Vegetation anſiedelt, unter Sertäo verſteht man die trockenſten Teile Braſiliens, ſeien ſie nun mit lichtem, mannshohem Geſträuch bedeckt, deſſen Acacia dumetosa ſtark an den Aka⸗ zienferub Innerauſtraliens erinnert, oder ſeien ſie ganz kahl und wüſtenhaft. Die ſubtropiſchen Übergangsgebiete. Etwa von 200 an ſchieben ſich zwiſchen die tropiſchen und die ſüdlichen Teile Südamerikas Übergangsgebiete ein. Von dieſen hat am meiſten tropiſchen, den vorhergehenden Vegetationsformationen ähnlichen Charakter die ſüdbraſiliſche Vegetationsformation des Ilex paraguayensis, des Paraguay-Teebaums, und der Araucaria brasiliensis (Tafel 7, Abbildung 4), die in Verbindung mit Palmen— beſtänden, Campos und Carrascos Südbraſilien kennzeichnet. Im Weſten bildet der argen— tiniſche Bergwald einen Ausläufer des tropiſchen Bergwaldes der öſtlichen Kordilleren. Er erfüllt zwiſchen 19 und 270 ſüdl. Breite alle Vorberge bis zu 2400 m Höhe und zerfällt in eine obere Abteilung von 2400 bis 1100 und eine untere von 1100 bis 300 m Höhe. Der 5 * 68 Allgemeine Überſicht. Chaco endlich vom Rio Mamore im Norden bis zum Saladillo im Süden tft weites Park— land mit wechſelnden Gehölzen und Wieſenflächen, Schilfdickichten und gelegentlichen Hainen der Wachspalme Copernicia cerifera (ſ. die Abbildung S. 241). Nach Süden zu gehen alle drei Formationen in die Pampa und die Chatarjteppe über. Die Vegetationsregionen des gemäßigten Südamerikas. Im ſüdlichen, küh— leren Südamerika treten die tropiſchen Pflanzen zurück, verſchwinden jedoch keineswegs. Nach Griſebach enthält die argentiniſche Flora vielmehr noch 17 Prozent der tropiſchen Flora, 24 der in Braſilien und Paraguay vorkommenden Pflanzen, nach Engler im ganzen 31 Prozent aus beiden Gebieten ſowie 6 ſolcher Pflanzen, die überall in den Tropen heimiſch ſind. Wohl aber ſind von je 100 Pflanzengattungen bereits 23 endemiſch und 34 andin, 2 Prozent chileniſche und 4 angeſiedelte fremde. Beiſpielsweiſe trifft man bei Cördoba einerſeits die braſiliſche Palme Trithrinax brasiliensis, anderſeits den andinen Baum Poly- lepis racemosa. Die Palmengrenze zieht über die La-Plata-Mündung nach dem Südende der argentiniſchen Bergwälder unter 28° ſüdl. Breite und erreicht die chileniſche Küſte unter 31°. Bis 399 kann Wein, bis 44“ Mais und Obſt gebaut werden, die Kakteen aber über— ſchreiten noch den 50. Breitenkreis. Im ſüdlichen Südamerika ſind die wichtigſten Vegetationsregionen die Pampa, die wüſtenhaften Dornſtrauchregionen des inneren Argentinas und Patagoniens und die Wälder der feuchten Küſten und der Kordilleren. Die Pampa (Tafel 10, Abbildung 4) iſt reines Grasland, da der Baumwuchs aus— ſchließlich an die Waſſerläufe gebunden iſt (Tafel 11, Abbildung 1), aber es miſchen ſich mit ihm an vielen Stellen Stauden und Kräuter, gelegentlich auch Sträucher. Am Parana und in Corrientes erinnern Bambuſen, Agaven, Bromelien, in den Uferwäldern der Flüſſe Lianen und Scitamineen und einzelne Orchideen an tropiſche Formen, während im Süd— oſten drei oder vier eingeſchleppte Diſtelarten in großen, dichten Beſtänden wuchern. Im Meridian von Bahia Blanca geht die Pampa in die trockenen, ſterilen, teilweiſe wüſten— haften Steppen des Inneren Argentinas über, die ſich bis an den Fuß der Anden, bis zum Saladillo und in Patagonien bis zum 42. Grad erſtrecken. Sie haben einen ge— meinſamen, durch Dornſträucher, Mimoſeen, in ſtruppig-dornigen Waldungen und durch Halophytenbeſtände gekennzeichneten Vegetationscharakter und werden von Griſebach als Chan arſteppe, von Hieronymus als argentiniſche Eſpinale-Region, von Drude als Monte unterſchieden. Die Charakterpflanze dieſer Dornbuſchgebiete iſt der Chanarſtrauch (Gourliaea decorticans). Noch troſtloſer wird der Vegetationscharakter in Patagonien und Feuerland, wo es nicht einmal zu größeren Beſtänden von Geſträuchen kommt, wenn auch in den Flußtälern Grasland erſcheint (Tafel 11, Abbildung 4). Der öde Charakter der Vegetation ſetzt ſich auf die Weſtküſte fort, jedoch hier unter dem Einfluſſe des durch das kühle Küſtenwaſſer erzeugten trockenen Klimas in niederen geographiſchen Breiten, nämlich etwa von 30° an nordwärts bis zum Golf von Guayaquil. Im Süden, zwiſchen 27 und 18°, nimmt die Vegetation überhaupt jo ſehr ab, daß man in der Atacama bei Tocopilla und Cobija unter dem Wendekreiſe Pflanzen auf den Felſen mit der Lupe ſuchen muß (Tafel 14, Abbildung 1). Allerdings nehmen die Beſtandteile der Flora, je weiter man nach Norden kommt, einen deſto tropiſcheren Typus an, aber die Einförmigkeit bleibt und mit ihr der in der Atacama am reinſten ausgeprägte Wüſten⸗ charakter, auch an der Küſte von Peru. Von Arica bis zum Golf von Guayaquil find Die Pflanzendecke. 69 Bäume überhaupt ſelten, reichlich dagegen die Kakteen, vor allem Cereus peruvianus, und Agaven; Palmen fehlen faſt ganz. Nur im äußerſten Süden Patagoniens und des Feuerlandes ſowie an der Weſtküſte bis zu 35° finden ſich Wälder aus Buchen und Nadelhölzern, am kräftigſten zwiſchen 50 und 38 ſüdl. Breite. Drude will im äußerſten Süden den Magalhäesſchen Buſchwald, von Chiloé an nordwärts den valdiviſchen Koniferenwald, die chileniſche Araukarienregion, aus- ſondern, doch gehen dieſe wohl vielfach ineinander über oder nebeneinander her. Jeden— falls wiegen im Süden Fagus betuloides, Fagus antarctica und Fagus obliqua vor, in Mittel- chile die Koniferen Araucaria imbricata und Libocedrus tetragona. Mit dem 34. Grade nimmt aber die reiche Waldvegetation Süd- und Mittelchiles ab, unter 320 endet ſie ganz, unter 30° der Baumwuchs überhaupt. Die Hochgebirgsvegetation. Über alle genannten Regionen erſtreckt ſich auf den größten Höhen der Kordilleren die Hochgebirgsvegetation. Sie erreicht infolge der Breite der hohen Anden in Bolivia und der Hochatacama ihre breiteſte Ausdehnung und ver— ſchmälert ſich nach Feuerland und Venezuela zu. Auch ihre Beſtandteile ſind je nach der geographiſchen Breite verſchieden, im äußerſten Süden antarktiſch, im äußerſten Norden zum Teil mit tropiſchen Pflanzen des tieferen Landes nahe verwandt. Daher ſind auch die Land— ſchaftsbilder der höchſten Teile der Kordilleren je nach der Lage zum Aquator verſchieden. Im äußerſten Süden herrſcht die antarktiſche Hochgebirgsflora, im Feuerlande zwiſchen 550 und 1000 m, in Valdivia bis 2000 m, am Aconcagua bis 3000 und 4000 m, in Bolivia noch höher hinauf, ſtets charakteriſiert durch eine Adesmia mit kurzem Dorngezweig, durch boreale Ranunkulazeen, Alſineen und antarktiſche, endemiſche Arten, wie Azorella (Bolax) glebaria, Acaena, Erikazeen und Gräſer. Auf ſie folgt in Nordchile vom Aconcagua— gebiet an, beſonders aber in Bolivia und Südperu, die Vegetation der Puna. Die wich— tigſten ſie charakteriſierenden Pflanzen ſind meiſt harte Gräſer, weißwollige Kompoſiten der Gattung Espeletia, Geſträuche, wie Fuchſien, die Tola, Culeitium-Stauden, Werneria- Arten, Krummholz der Chuquiraga und Polylepis und Budleya, dazu zahlreiche Kakteen, im Oſten auch Erikazeen. In Nordperu geht die Punavegetation in die Päramo-Vege— tation (Tafel 16, Abbildung 1) über. Ihre Charakterpflanzen ſind die Eſpeletien, Kom— poſiten von höchſt eigentümlicher Geſtalt, die in etwa elf Arten auch aus Colombia und Venezuela bekannt und in wechſelnden Höhen von 2750 —4450 m verbreitet ſind. In den Tälern dringen freilich die tropiſchen Pflanzen der Tierra caliente aufwärts, ſo daß man zwei Höhenregionen in ihnen unterſcheiden kann, eine untere, mehr tropiſche, bis etwa 2700-2900 m, und eine obere, gemäßigte, bis zur Grenze der Kulturen, 3500 — 3800 m. Namentlich die letztere iſt es, welche die Hochbecken der Anden von Bolivia bis Colombia erfüllt; ſie iſt von Wolf für Ecuador als interandine Region ausgeſchieden worden. Die höchſten Pflanzen findet man in Mittelperu bis etwa 4800, in Südperu und Bolivia noch über 5000 m. Nach der Zuſammenſetzung der Flora unterſcheidet Oskar Drude in Südamerika drei Florenreiche: das tropiſche, das andine und das antarktiſche. Erſteres nimmt den ganzen Norden und Oſten, den nördlichen Teil des Chaco und alle Landſchaften öſtlich des Rio Para— guay ein, das andine ift auf die Kordilleren, die Pampa, Patagonien und den ſüdlichen Chaco, das antarktiſche auf Feuerland und die Kordillere von Südchile bis etwa 399 ſüdl. Breite beſchränkt. Nach A. Engler ſetzt ſich die Flora des Erdteils aus fünf Elementen zuſammen, 70 Allgemeine Überſicht. dem tropiſch-amerikaniſchen mit vorwiegend hygrophilen Formen, dem andinen mit xero— philen Formen, dem antarktiſchen, aber ferner auch noch dem arktiſch-alpinen und endlich dem borealen nordamerikaniſchen. Doch iſt es ſchwer, die einzelnen Florengebiete voneinander abzugrenzen. Zahlreiche Pflanzen ſind über den größten Teil des Erdteils verbreitet und außerdem noch über Weſtindien und Zentralamerika bis nach Mexiko, z. B. die Kakteen, die Arazeen, manche Gesnerazeen, Verbenazeen, Laurazeen und Euphorbiazeen. Seit der Kreidezeit ſcheinen ſehr günſtige Bedingungen für den Austauſch der Pflanzen längs des ganzen Oſtens Südamerikas beſtanden zu haben. Erſt nachdem die Kordilleren ihre jetzige Höhe erreicht hatten, wurden auf ihnen die rein tropiſchen Pflanzen in ihrer Entwickelung und Verbreitung beſchränkt, und gleichzeitig wanderten nordamerikaniſche, boreale, ein; aber die tropiſche Grundlage erhielt ſich auch in den nördlichen Kordilleren, und dieſe ſind jetzt ſogar beſonders reich an eigentümlichen tropiſchen Gattungen. Überhaupt haben die Kordillerenpflanzen ſo enge Verbindungen mit denen des übrigen Südamerika, daß Engler ſogar nur ein großes ſüdamerikaniſches Florenreich mit zwei Unterabteilungen, einer tropiſchen und einer andinen, annimmt. Auffallend ſind auch die Beziehungen des ſüdlichen Südamerika zu Neuſeeland, Polyneſien und Auſtralien, die ſo weit gehen, daß Engler dieſe Flora zuſammengefaßt und altozeaniſch genannt hat, zumal da ſie auch noch im Kaplande vertreten iſt. Nutzpflanzen. Wie Amerika überhaupt iſt auch Südamerika im Verhältnis zu der Oſtfeſte arm an Nutzpflanzen. Es kann auch in dieſer Beziehung in einen ſüdlichen gemäßigten und einen nördlichen tropiſchen Teil gegliedert werden, von denen der letztere reicher an Nutzpflanzen iſt als der erſtere. Einheimiſche Nutzpflanzen. Im ſüdlichen Südamerika hat Patagonien keine einzige Nutzpflanze von Bedeutung, in Chile dagegen begegnet man der für uns wichtigſten aller amerikaniſchen Pflanzen, der Kartoffel (Solanum tuberosum). Darwin fand ſie wildwachſend im Chonosarchipel auf ſandigen Geſtaden bis über 1 m hoch, aber ſie wächſt auch auf der Kordillere von Cauquenes und überhaupt in den Anden. Eine zweite chileniſche Nutzpflanze, die ftattliche Araucaria imbricata, bietet, wie auch die Araucaria brasiliensis, in ihren Samen ein gutes Nahrungsmittel. Braſilien ſcheint die Heimat des Paraguay— Teebaums (Ilex paraguayensis) zu ſein, deſſen zerkleinerte Blätter und zartere Zweige, mit kochendem Waſſer ausgezogen, ein Getränk (Mate) liefern, das bei allen Bewohnern des ſubtropiſchen Südamerika dieſelbe Rolle ſpielt wie in China der Tee und in Europa der Kaffee. Der Maniok (Manihot utilissima), im ſpaniſchen Südamerika ſtets Huca genannt, ein bis 2 m hoher, der Familie der Euphorbiazeen angehörender, wohl auch aus Braſilien ſtammender Strauch, enthält in ſeinen Wurzelknollen viel Nahrungsſtoff, der, zu Mandioka verarbeitet, die Grundlage der Ernährung der tropiſchen Indianerſtämme bildet. In den Caatingawäldern wird die Wachs- oder Carnaubapalme (Copernicia cerifera) als Nahrungs⸗ pflanze benutzt, und in Amazonien ſtellen ſich wieder nutzbare Palmen Mauritia, Guilielma, Euterpe ein, ferner die Erdnuß (Arachis hypogaea), die Bertholletia excelsa, welche die Paränuß liefert, der ſpaniſche Pfeffer (Capsicum annuum), der Guayabobaum (Psidium guayaba), die Yamswurzel (Dioscorea triloba), die ebenfalls im nördlichen Südamerika heimiſche Batate (Batatas edulis), die Arracacha esculenta, eine im Norden ſehr verbreitete Knollenfrucht, und die Pfeilwurz (Maranta arundinacea). Die wichtigſten Nutzpflanzen Amazoniens ſind jedoch heute die Kautſchuk liefernden Bäume, deren es eine ganze Reihe 5 Die Pflanzendecke. 71 gibt. Am bekannteſten iſt Hevea brasiliensis, eine bis 19 m hohe Euphorbiazee mit fleiſchigem Stamm und grauer, dünner Rinde, aus welcher der weißliche, in der Regel von Mai bis Auguſt gewonnene Milchſaft quillt; der Baum leidet nur wenig durch die Anzapfung, die alle drei Jahre wiederholt werden kann, doch wird er oftmals zur Gewinnung ſeines Saftes gefällt. In Oſtbraſilien gewinnt man Kautſchuk auch aus der Euphorbiazee Manihot Gla- ziovii und in Guayana und Venezuela den Balatä genannten Gummiſtoff aus der Mimusops balata (Tafel 3, Abbildung 4). Der in Guayana und im nordweſtlichen Colombia wildwachſende Kakao (Theo— broma cacao) wird bis zu 13, gewöhnlich aber 5—6 m hoch und bildet eine ausgebreitete Krone, deren eigentümlich dunkle Belaubung eine Kakaopflanzung ſchon von weitem verrät. Die gelbe bis rötliche, 10—16 em lange Frucht enthält zahlreiche, in fünf Längsreihen an- geordnete Samen, die Kakaobohnen. Die Kultur des Baumes iſt leicht, aber nur in Gegen— den mit 24— 28 Mitteltemperatur, alſo nur im Tieflande und in Gebirgen zu bis 1600 m Höhe, und hier auch nur an feuchten Stellen, zu ermöglichen. Der Wald liefert ferner zahl— reiche Nutzhölzer, wie das Mahagoniholz, und aromatiſche und offizinelle Wurzeln, Rinden und Pflanzen, wie Sarſaparille, Ipekakuanha und Vanille. In den Bergwäldern am Oſtabhange der Anden wächſt der charakteriſtiſche Fieber- oder Chinarindenbaum (Cinchona officinalis), deſſen Rinde das berühmte Heil- mittel gegen Malaria, das Chinin, liefert. Ein immergrüner Baum von 3—20 m Höhe mit aufrechten Aſten, hat er dunkelgrüne, rotgeäderte Blätter, riſpenförmige Blüten von blaß⸗ roter Farbe und iſt einer der hübſcheſten und am leichteſten kenntlichen Bäume der Anden in der Region von 1400 bis 2400 m. Schonungsloſe Ausnutzung hat die Beſtände der Fieber- rindenbäume in ganz Südamerika zwiſchen 199 jüdl. und 10“ nördl. Breite aber jo ſehr ge— ſchädigt, daß die wertvollſten Anpflanzungen jetzt in Indien und Java zu ſuchen ſind, wo der Baum eingeführt worden iſt. Auch die das Heilmittel Kokain liefernde Koka (Erythroxylon coca) iſt in den Bergwäldern der öſtlichen Anden heimiſch. Der mannshohe Strauch mit hellgrünen, zarten Blättern liebt hauptſächlich einen Höhengürtel von 1000 bis 2500 m. Die großen Hochländer von Bolivia und Peru ſind die Heimat der Quinua (Cheno- podium Quinua), der Oka (Oxalis tuberosa) und der Bohnen. In den tieferen Landſchaften ſind die Ananas, die ſonderbare „Butterfrucht“ Aguacate oder Palta (Persea gratissima) und eine der köſtlichſten Tropenfrüchte, die Cherimoya (Anona cerihmolia), heimiſch. Beſonders reich an Fruchtbäumen aller Art, namentlich an Anonenarten, ſowie an Knollenfrüchten ſind die Nordküſten Südamerikas; der Sapotebaum (Sapote Achras), der Melonenbaum (Carica Papaya), der Zuckerapfel (Anona squamosa und A. muricata), mehrere Dioscorea-Arten, die Batate, Melonen und Kürbiſſe gehören dahin. Die Kokospalme ſcheint ihre Heimat in Zentralamerika zu haben, von wo aus ſie die Küſten Südamerikas eroberte. Ob auch die Banane (ſ. die Abbildung S. 72) aus Amerika ſtammt, iſt zweifelhaft. Sie iſt in etwa 50 Arten bekannt, war wahrſcheinlich ſchon vor der Entdeckung Amerikas in dieſem Erdteil heimiſch und iſt als Nahrungspflanze für die breiten Schichten der Bevölkerung faſt wichtiger als der Mais, wird aber erſt ſeit kurzem in Colombia zum Zwecke des Exports regelrecht angepflanzt. Indigo wurde im 18. Jahrhundert ſehr ſtark angebaut und ſoll ſogar ſchon zur Zeit der Entdeckung in Mexiko heimiſch geweſen ſein, ſeine Kultur verlor aber ſeit dem Emporkommen der Anilinfarben jede Bedeutung. Die Heimat mehrerer, auch für Südamerika ſehr wichtiger Kulturpflanzen wird meiſt 72 Allgemeine Überſicht. nach Mittelamerika oder Mexiko geſetzt. Eine von ihnen, der Mais (Zea Mais), verdient ſogar von allen Kulturpflanzen Amerikas die erſte Stelle, da er im ganzen nördlichen Süd— amerika die Grundlage des Ackerbaues bildet. Die Agave (Agave americana und Foureroya), gewöhnlich Maguey genannt, treibt aus ihrer ſtarren Laubroſette einen bis 14 m hohen und manchmal an 4000 Blüten tragenden Blütenſchaft. Aus den zähen Faſern der Blätter werden Seilerwaren, Kaffeeſäcke, Stricke, Packtuch, ja ſogar Schiffstaue gemacht, während der Saft Kaffee-Ernte in einer Kaffeepflanzung unter Bananen. (Nach Photographie von Moritz Schanz.) Zu S. 71 u. 73. eine molkenartig trübe, zuckerhaltige Flüſſigkeit gibt, die im gegorenen Zuſtand als „Pulque“ das Nationalgetränk der Mexikaner iſt. Die Agave hat ſich von Mexiko aus über die meiſten dürren Gebiete Südamerikas verbreitet. Als dritte möglicherweiſe in Mexiko heimiſche Kulturpflanze gilt der Tabak. Die Bewohner der Antillen rauchten bereits 1492 den Tabak in gerollten Blättern oder aus verzierten Schilfrohren (Tabacos) als Arznei und als Mittel gegen die Moskitos, und auch in den älteren Gräbern Nordamerikas fanden ſich Tonpfeifen. In Südamerika hat er ſich beſonders über Colombia, Venezuela und Braſilien verbreitet, wird aber auch noch in Paraguay und Argentina gebaut. Die aus Weſtindien ſtammende Baumwolle, Gossypium barbadense, lieferte den Indianern ſchon vor der Entdeckung ihren Kleiderſtoff. Heute iſt ſie beſonders in Nordoſtbraſilien und in Peru häufig. Die Tierwelt. 73 Eingeführte Nutzpflanzen. Von fremden tropiſchen Nutzpflanzen find zwei für Süd⸗ und Mittelamerika von größter Bedeutung geworden, nämlich Zuckerrohr und Kaffee. Das Zuckerrohr, 1506 von den Kanariſchen Inſeln zunächſt nach Santo Domingo gebracht, bürgerte ſich überraſchend ſchnell auf ſämtlichen Antillen und im tropiſchen Süd— amerika ein und wurde bald das wichtigſte Produkt und die Grundlage des Wohlſtandes dieſer Inſeln, zugleich aber der Anlaß zur Einführung der Negerſklaverei, mit deren Wieder- abſchaffung die Zuckerrohrpflanzungen verfielen und der Wohlſtand vieler Kolonien ebenſo raſch wieder ſank. Immerhin bildet die Zuckerrohrkultur noch heute einen ſehr wichtigen Beſtandteil des Landbaues Mittel- und Südamerikas. Sie ſteigt in den tropiſchen Anden bis 2700 m Höhe an. Die ehedem große Bedeutung des Zuckerrohrs iſt jetzt auf den Kaffee (ſ. die Abbildung S. 72) übergegangen, der erſt 1717 vom Kapitän Declieux nach Martinique übertragen wurde und ſich von dort aus derart über die Inſeln und das tropiſche Südamerika verbreitet hat, daß er jetzt das wichtigſte Produkt dieſer Länder iſt, und daß Südamerika drei Viertel der Kaffeeernte der Erde liefert, beſonders Braſilien und Venezuela. Von fremden ſubtropiſchen und gemäßigten Nutzpflanzen hat namentlich der Süden Südamerikas den größten Nutzen gezogen. Die meiſten ſubtropiſchen Früchte, Agru— men, Mandeln, Aprikoſen, Pfirſiche, Pflaumen, Quitten, Miſpeln, Feigen, der weiße Maul— beerbaum ſind in Chile, Peru, Argentina, Uruguay, Paraguay und Südbraſilien mit Erfolg eingeführt worden, ebenſo Apfel, Birnen, europäiſche Futterkräuter, beſonders Luzerne, Gemüſe, Küchenkräuter, Faſer- und Olpflanzen, ſelbſt der Olbaum und die Rizinuspflanze. Weizen hat in Argentina jetzt (1912) einen Ausfuhrwert von faſt 400 Millionen Mark im Jahre erreicht, und dort ſowohl wie in Chile iſt die Phyſiognomie des Landes durch europäiſche Nutz— pflanzen völlig verändert worden. VI. Die Tierwelt. Allgemeines. Ganz Südamerika und auch noch die Antillen, Zentralamerika ſowie die Tierra caliente von Mexiko werden von einer eigenartigen Fauna bewohnt. Sie fällt durch ihre Einheitlichkeit und Geſchloſſenheit, ihren Reichtum und ihre Eigenart auf und iſt daher von A. R. Wallace und A. Jacobi als die neotropiſche Region, von R. Lydekker ſogar als ein neogäiſches Reich zuſammengefaßt worden. In Zentralamerika finden ſich Übergangsformen zu der Fauna Nordamerikas, die ſich erſt ſeit der Tertiärzeit mit der ſüd— amerikaniſchen miſcht, ſo daß die Unterſchiede zwiſchen der Fauna Nord- und Südamerikas noch jetzt groß ſind. In der Tertiärzeit müſſen ſie allerdings noch viel ſchärfer geweſen ſein, denn die ſüdamerikaniſche Tierwelt bildete offenbar ein beſonderes Gebiet für ſich, und Südamerika wird von Lydekker und A. Jacobi geradezu als eine der drei zoologiſchen Hauptregionen der Erde angeſehen. Namentlich die ungemein reichen Funde tertiärer Säugetiere in den Santa-Cruz⸗Schichten Patagoniens haben uns eine höchſt eigentümliche, von den Formen anderer Erdteile erheblich abweichende Fauna vor Augen geführt. C. H. Eigenmann kam auf Grund einer Unterſuchung der Süßwaſſerfiſche Süd— amerikas zu dem Urteil, daß im früheſten Tertiär zwei Landſtücke im tropiſchen Süd— amerika beſtanden, die er Archiguayana und Archamazonas nennt. Sie waren durch das Meer des jetzigen unteren Amazonastals getrennt, ſtanden aber, zum wenigſten Archi— guayana, mit Afrika in Landverbindung. Nach der Zerſtörung dieſer Landbrücke zu Anfang 74 Allgemeine Überſicht. der Tertiärzeit wurden die tiergeographiſchen Beziehungen zwiſchen Afrika und Süd— amerika nicht wieder angeknüpft. Nach dieſer, bereits von R. v. Ihering und A. E. Ort— mann vorbereiteten Theorie beſtand ferner als ſelbſtändiges drittes Stück Südamerikas das Kordillerenland. Dieſes wuchs nach und nach mit den beiden anderen Stücken des Erdteils zuſammen, indem das Meer zwiſchen ihnen austrocknete und zuerſt in Brackwaſſer⸗ ſeen, dann in Süßwaſſerſeen und ſchließlich in Land verwandelt wurde. In das neue Land wanderten dann von allen Seiten die Tiere ein, während die pazifiſchen Küſtenländer über den Iſthmus von Panamä und durch das Atrato-Tal bevölkert wurden. Die marinen Typen veränderten ſich allmählich in ſolche des Süßwaſſers, erhielten ſich aber im Titicaca- See und an einigen anderen Stellen. Noch ein viertes Landſtück, das zur Bildung der Fauna des Kontinents beitrug, liegt in Patagonien vor, das im ganzen eine eigenartige Tierwelt beſeſſen hat und zum Teil noch beſitzt. Vielleicht hat Patagonien mit Auſtra⸗ lien und Neuſeeland Beziehungen gehabt, worauf auch die Flora hinweiſt (S. 70); auch W. J. Sinclair glaubt gewiſſe foſſile Beuteltiere Patagoniens mit Tasmanien in Ver- bindung bringen zu können. Auf dieſen Grundlagen beruht auch die heutige Fauna Südamerikas, wenngleich namentlich im Norden noch Veränderungen vor ſich gegangen ſind. Aber die für Süd— amerika charakteriſtiſchen Säugetiere, wie Llamas, Alpacas, Vicufas, Guanacos, die Faul— tiere, Gürteltiere, Ameiſenfreſſer, finden ſich in den anderen Erdteilen nicht. Mit Auſtralien hat Südamerika die Beuteltiere gemein, von denen nur die Familie Didelphys auf Süd— amerika beſchränkt iſt. Eigentümlich ſind ihm ferner die in der Alten Welt gänzlich fehlenden geſchwänzten Affen, huftragende Nagetiere und der außerdem nur in Südaſien lebende Tapir. Nicht weniger als acht Säugetierfamilien ſind auf den Erdteil beſchränkt, mit im ganzen über 100 Gattungen. Kaum minder bemerkenswert iſt das Fehlen vieler ſonſt weitverbreiteter Gruppen, denn mit Ausnahme einer Gattung auf den weſtindiſchen Inſeln und einer Sorex, die Guatemala und Coſta Rica bewohnt, fehlen die Insectivora, ferner die Viverridae, die Rinder und Schafe, wie überhaupt Wiederkäuer, ausgenommen Hirſche und Llamas, und endlich die nicht wiederkauenden Huftiere bis auf die Tapire und Pekaris. Wie die Regenverteilung und die Verbreitung der Pflanzen vor allem den Unter— ſchied zwiſchen dem ſüdweſtlichen andinen und dem nordöſtlichen tropiſchen Südamerika erkennen laſſen, jo ſteht auch eine andine Fauna des gemäßigten Kordilleren— gebietes und Patagoniens einer tropiſchen im ganzen Norden und Oſten des Erdteils gegen— über. Außerdem aber umfaßt ein Übergangsgebiet zwiſchen beiden die La-Plata⸗Länder. Die gemäßigte Region Südamerikas wird durch die Gattung Auchenia charak— teriſiert. Dieſe umſchließt die den Kamelen naheſtehenden wertvollen Haus- und Jagdtiere der hohen Kordilleren und Patagoniens. Das Llama (Auchenia lama; Tafel 2, Abbil⸗ dung 4) iſt das bekannteſte und wichtigſte der Gruppe, das Wappentier Südamerikas. Es iſt auf Bolivia, Peru und Ecuador beſchränkt, kommt jedoch in letzterem Staate bereits ſeltener vor und wird zum Transport der Erze in den höchſten Teilen der Anden verwendet. Das ihm ſehr ähnliche Alpaca (Auchenia alpaca) wird ſeiner feinen Wolle wegen geſchätzt, auch ſeines Fleiſches halber gehalten, zum Laſttragen aber nicht benutzt. Das nordwärts bis Mittelperü vorkommende Vicuna (Auchenia vicugna) iſt ein zierliches, leicht beweg— liches, roſtgelbes Tier mit ſehr feiner Wolle, welche zu den teuerſten Ponchos (vgl. S. 80) verarbeitet wird. Das überaus flüchtige und genügſame Guanaco (Auchenia huanaco) Die Tierwelt. 75 iſt über einen großen Teil der ſüdlichen Kordilleren, namentlich aber die Steppen und Wüſten Patagoniens verbreitet. Sonſtige andine und Pampastiere ſind die Haſenmäuſe (Lagostomidae), die Chinchilla (Eriomys chinchilla oder E. lanigera) in den Kordilleren von Chile und Bolivia, in Höhen zwiſchen 2000 und 3500 m, die echte Haſenmaus (Lagidium Cuvieri) in Höhen von 3000 5000 m, die Vizcacha (Lagostomus trichodactylus) in den Pampas zwiſchen dem Rio Negro und dem Uruguay, mehrere Arten von Wühlmäuſen (Ctenomys) in Patagonien und Feuerland, der Pampashaſe (Dolichotis patagonicus), der Huemul (Cervus chilensis), der Pampashirſch (Cervus campestris), der chileniſche Bär (Ursus ornatus), der Brillenbär, das Stinktier (Mephitis chilensis) und der Fuchs, Zorro (Canis Azarae). Im allgemeinen beſchränken ſich die genannten Tiere auf die kühleren Teile des Kon— tinents, den Süden und die Kordilleren; einige aber nehmen auch den ganzen Erdteil ein. Dazu gehören der Puma oder Silberlöwe (Felis concolor), Hirſche und Rehe (Venados), wie das Camposreh (Coassus simplicicornis), der Savannenhirſch (Cervus savannarum) in Guayana und dem ganzen Norden, der Cervus virginianus und C. rufus, die Gürteltiere (Dasypus) Tatu, Armadill, im nördlichen Südamerika Cachicamo genannt. Ihnen nahe ſteht die argentiniſche Gürtelmaus (Chlamydophorus truncatus). Im tropiſchen Südamerika unterſcheidet man am beſten Waldtiere, Savannen— tiere und Waſſertiere. Unter den Waldtieren ſind die Affen die eigentümlichſten. Anthro— pomorphe Affen fehlen freilich gänzlich, und die übrigen bleiben an Größe gegen die Affen der Oſtfeſte ſtark zurück. Charakteriſtiſch ſind für Südamerika die langſchwänzigen Affen, ſo die Klammeraffen (Cebidae), die Pithecidae, Schweif- und Springaffen, und die Hapa— lidae, die Seidenäffchen und Löwenäffchen. Ausgezeichnet ſind die ſüdamerikaniſchen Affen ferner durch das Fehlen der Backentaſchen und der Geſäßſchwielen. Die bekannteſten dieſer Affen ſind der Satansaffe Braſiliens (Pithecia satanas), der Kapuzineraffe (Cebus albi- frons), der Uiſtiti (Hapale ursula), das Totenkopfäffchen (Chrysothrix sciurea) und nament- lich der Brüllaffe (Mycetes niger). Die Südgrenze der Affen verläuft von Bahia Blanca nach Nordnordweſten gegen die Kordillere von Bolivia. Zu den Waldtieren gehören ferner die Faultiere (Brachypodidae). Auch ſie beſaßen zu Anfang der Quartärzeit Rieſenformen, deren Vertreter das in den Pampas nicht ſeltene Megatherium, das Mylodon und das von Hauthal in einer Höhle bei Ultima Eſperanza in Südweſtpatagonien aufgefundene Grypotherium waren. Von den waldbewohnenden Katzen lebt der Jaguar (Felis onca) in den tropiſchen Tiefländern und Flußniederungen. Ferner gehören hierher der Cunaguaro (Felis macrura), die Katzen Felis yaguarundi und Felis eyra ſowie die häufige Pardelkatze (Felis pardalis). Das größte ſüdamerikaniſche Säugetier, der 2 m lange Tapir, bewohnt alle tropiſchen Teile des Kontinents, jedoch nur das heiße Land, beſonders den Wald und die Flußufer, und iſt ein Pflanzenfreſſer. Das Pekari, Catuche, ein Nabel- oder Biſamſchwein, kommt in zwei Arten vor. An den Grenzen von Wald und Savanne leben die Ameiſenfreſſer, neben den Faultieren und Gürteltieren die dritte Familie der in Südamerika hauptſächlich ver— tretenen Zahnarmen. Man unterſcheidet den großen Ameiſenbären oder Yurumi (Myr- mecophaga jubata), den Tamandua (M. tetradactyla) und den wenig über 20 cm meſſenden kleinen (M. didactyla); die beiden letzteren ſind Baumtiere. Weiter ſind hier auf— zuführen das Eichhörnchen (Sciurus aestuans), der Wickelbär (Cercoleptes caudivolvulus), 76 Allgemeine Überſicht. der Marder, von Beuteltieren das Opoſſum (Didelphys opossum) und der Krabbenbeutler (Didelphys cancrivora). Zu den Savannentieren gehören die oben erwähnten Hirſche und Rehe, manche Gürteltiere und Ameiſenfreſſer, der Naſenbär oder Coati (Nasua socialis und N. rufa), der Waſchbär (Procyon cancrivorus), der Fuchs (Canis brasiliensis), der Schakalfuchs (Lyca- lopex vetulus und L. fulvicaudus), der Mähnenwolf (Chrysocyon jubatus), von Nagern das Aguti (Dasyprocta aguti und D. croconata), die Paca (Coelogenys paca), das Stachel— ſchwein oder Puercoeſpin (Cercolabes prehensilis), das Felſenmeerſchwein (Cavia rupestris) und das Kaninchen (Lepus brasiliensis). Waſſerbe wohner ſind das Waſſerſchwein, Chiguire oder Capivara (Hydrochoerus capybara), der Porco de agua (Waſſerſchwein) oder Schweifbiber (Myopotamus coypus), der Fiſchotter, Nutria (Lutra brasiliensis), der Delphin (Delphinus amazonicus) und der eigentümliche Lamantin (Manatus americanus) vor allem im Amazonas. Der Kaiman lebt im ganzen tropiſchen Südamerika bis zum La Plata einſchließlich und ſperrt nicht ſelten durch ſeine bloße Anweſenheit für einige Zeit Flußübergänge. Man unterſcheidet den grünlichbraunen kleineren Brillenkaiman, Jacaré-tinga (Caiman sclerops), und den ſchwarzen, gelbgefleckten, größeren und gefährlicheren Anwohner des Amazonas, Jacaré acu oder großen Kaiman (Caiman niger Spi). Gewaltige Flußſchildkröten (beſonders Podocnemis expansa) beleben in ungeheurer Zahl die Sandbänke der Ströme und werden dort wegen ihres Fleiſches und des in ihren Eiern enthaltenen Ols maſſenhaft getötet. Leguane (Iguana tuberculata und I. delicatissima) bewohnen die Bäume, in dürren Gegenden huſchen die Eidechſen zahlreich über den trockenen Boden, und in den Sümpfen der Savanne und des Waldes vollführen Fröſche verſchiedener Art ihr Konzert. Schlangen find überaus zahlreich. Unter den giftigen iſt wohl am bekannteſten die Klapper— ſchlange, Cascabel (Crotalus horridus), die ihr naheſtehende Bothrops atrox von Braſilien, die Mapanare (Lachesis) und die ſchwarzrot gebänderte Korallenſchlange (Elaps corallinus); unter den nichtgiftigen die Tragavenado, Rehverſchlingerin (Boa constrictor), unter den Waſſerſchlangen die Anakonda (Eunectes murinus), die beiden letzteren Rieſenſchlangen. Im Süden des Erdteils werden Schlangen ſeltener, kommen aber auch noch am La Plata und im mittleren Chile vor. Weit reicher als die Säugetierfauna iſt die Vogelwelt, die auch an eigentümlichen Formen alle anderen Regionen überragt. Von 680 Gattungen kommen allein 500 im tro- piſchen Südamerika vor. Die neotropiſche Region „beſitzt (nach Wallace) 23 Familien, welche vollſtändig auf ihre Grenzen beſchränkt ſind, und 7 andere, die ſich nur noch in die nearktiſche Region verbreiten“. Beſonders verſchieden ſcheinen die Vögel Hochbraſiliens von denen des Amazonasgebietes zu fein, denen ſich als dritte Subregion die colombia- nische anſchließt. Südamerika nördlich des Orinoco dagegen hat viele Formen mit Zentral- und Nordamerika gemein. Am reichſten iſt die Vogelwelt am Oſtabhang der Anden ver— treten, wo namentlich die Tanagridae meiſt in den Wäldern vorkommen, während die Fringillidae in den höheren Ebenen, die Ameiſendroſſeln (Formicariidae) in den Tieflands⸗ wäldern des Amazonasgebietes vorherrſchen. Der König der ſüdamerikaniſchen Vögel überhaupt iſt der Kondor, der heilige Vogel der Peruaner, der bis über 7000 m Höhe aufſteigt; nordwärts iſt er bis zur Sierra Nevada de Merida verbreitet, kommt aber im Süden auch um Mendoza in Argentina und an der Die Bevölkerung. Zu Sierra de Cordoba vor. Der Aasgeier (Cathartis) beſorgt in mehreren Arten die Straßen— polizei. Der Nandu oder ſüdamerikaniſche Strauß findet ſich in zwei Arten. Die größere (Rhea americana) bewohnt die Campos, die Pampas und das nördliche Patagonien, die kleinere (Rhea Darwini) in großen Herden das ſüdliche Patagonien, wo ſie von den Ein— geborenen vorzugsweiſe mit Bolas (Schleuderkugeln) gejagt wird. Beſonders bezeichnend ſind die Papageien, ſowohl die großen Araras wie die kleineren grünen Loros und die kleinen Pericos, dann die bis in den Süden des Erdteils ſtreifenden Kolibris, ferner die Tukane, die Hokkohühner, der Regenſchirmvogel, der Trompetenvogel, die beutelför— mige Neſter bauenden Icterinae. Ungeheuer zahlreich ſind die Waſſervögel, auch noch an den Lagunen der Pampa, und die Seevögel an den Küſten. Unter den formen- und farbenprächtigen Fiſchen, deren allein der Amazonas an 2000 Arten beherbergt, ſind wohl am bekannteſten die elektriſchen geworden, die in einem großen Teile des nördlichen Südamerika lebenden Zitteraale, Tembladores (Gymnotus electricus); ferner verdienen Erwähnung der durch ſeine Gefräßigkeit hervorragende Caribe (Serrasalmo Nattereri), der in kürzeſter Zeit das Fleiſch von den Knochen eines in den Fluß geratenen Tieres löſt, ihres eßbaren Fleiſches wegen der Bagre (Platystoma planiceps), die Sardine (Poecilia vivipara), der Pirarucu (Sudis gigas) des zentralen Südamerika und endlich der merkwürdige Lurchfiſch (Lepidosiren paradoxa). An Inſekten übertrifft die neotropiſche Region alle übrigen. Sie iſt, nach Wallace, „ſo außerordentlich reich an Inſekten, ſie iſt ſo voll eigentümlicher Gruppen und Formen von außerordentlicher Schönheit, in einer endloſen Fülle von Arten, daß keine genügende Vorſtellung dieſes Zweiges ihrer Fauna durch einfache Aufzählung der eigentümlichen und charakteriſtiſchen Gruppen gegeben werden kann“. Namentlich gilt das von den Schmetter- lingen und Käfern. Erſtere ſind mit 13 Familien von überhaupt 16 in Südamerika vor— handen, und drei davon ſind auf dieſes beſchränkt, von den Gattungen Longicornia und Ce— rambysidae der Käfer faſt alle. Auch der Reichtum an Landſchnecken iſt erſtaunlich, ſo daß Wallace die neotropiſche Region für die an Landſchnecken reichſte der Erde erklärt. Das wichtigſte Nutztier iſt das Llama, für die patagoniſchen Indianer ſind es das Huanaco und der Strauß; im übrigen haben eingeführte Nutztiere, Rinder, Pferde, Schafe, Eſel und Maultiere eine viel größere Bedeutung gewonnen als die einheimiſchen. Die Indianer halten als Haustiere Affen, Papageien, Hokkohühner, Tukane und kleinere Vögel und Säugetiere, ja auch junge Jaguare. | VII. Die Bevölkerung. (Siehe die Karte der „Sitze der Urbevölkerung von Süd- und Mittelamerika“ bei S. 81.) Allgemeines. Als die Spanier und Portugieſen Südamerika zuerſt betraten, fanden ſie überall Stämme, die trotz mancherlei Unterſchieden im einzelnen doch derſelben Raſſe angehörten. Man nannte ſie Indios, Indier oder Indianer. Blumenbach faßte ſie und ihre nordamerikaniſchen Verwandten als die „amerikaniſche Raſſe“ zuſammen. Die ſüdamerikaniſchen Stämme ſind von Norden her eingewandert, nachdem die Brücke der Landengen Mittelamerikas entſtanden war. Zur Zeit der Entdeckung aber be— fanden ſie ſich auf einer Rückwanderung nach Norden, wie das Eindringen der Karaiben bis nach Puerto Rico und das anderer Völkerſchaften bis Nicaragua beweiſt. Da aber bereits 78 Allgemeine Überſicht. aus den älteren Schichten der Pampasformation menſchliche Schädel bekannt geworden ſind, ſo iſt das Alter des Menſchengeſchlechtes auch in Südamerika ein recht hohes. Ferner ſind an der atlantiſchen Küſte von Guayana bis zum Feuerland ſowie in Chile ausgedehnte Muſchelhaufen, in Braſilien Sambaquis genannt, aufgefunden worden, die uns in paläo— lithiſche Zeit zurückverſetzen. Die Fiſcher- und Jägerſtämme, welche dieſe Reſte hinterlaſſen haben, ſind als die Bor- fahren der heutigen ſüdamerikaniſchen Indianer anzuſehen. Über die Art ihres Lebens geben uns heute noch die in Feuerland und Weſtpatagonien lebenden Ona und Feuerländer einen Anhaltspunkt, während im übrigen die auf dem primitiven Kulturſtande ſtehengebliebenen Küſtenvölker meiſt ausgerottet worden ſind. Nur im Oſten Braſiliens finden wir noch die Botokuden am Rio Doce und die Bugres und Kam oder Kaingang in Parana und Santa Catharina als Repräſentanten dieſes urſprünglichen Zuſtandes. Im übrigen haben auch die ſüdamerikaniſchen Urvölker eine Entwickelung durch— gemacht, die je nach den Verhältniſſen der von ihnen bewohnten Landſchaften groß oder gering war. Karl von den Steinen und Paul Ehrenreich nehmen an, daß von den höheren Teilen Südamerikas, von Guayana, dem braſiliſchen Hochland, den Kordilleren und auch dem kühleren Süden, eine allmählich aufſteigende Kultur ausging. Aus dieſen friſcheren und zu größerer Kultur auffordernden Gebieten bewegten ſich von allen Seiten Stämme in das gewaltige tropiſche Waldland zwiſchen den Kordilleren, dem Orinoco, dem öſtlichen Braſilien und dem Chaco, alſo in das eigentliche Amazonien, vermiſchten ſich hier und erzeugten eine den phyſikaliſchen Bedingungen des Landes entſprechende Kultur, die der tropiſchen Tieflandsſtämme. Dieſe beruhte einerſeits auf der durch die großen Flüſſe bedingten Fiſcherei und Schiffahrt, dann auf der in den Waldwildniſſen und wieder auf und an den Strömen ſich bietenden Jagd, aber ſie gelangte doch auch zu einem primitiven Ackerbau, beſſer Hackbau, auf gerodeten Stellen des Waldes, und dieſe Seßhaftigkeit oder doch wenigſtens halbe Anſiedelung rief dann eine nicht ganz geringe weitere Ausbildung in bezug auf Hausbau, Flechterei, Weberei, Keramik, Waffentechnik und Schmuckformen hervor. Diejenigen Stämme nun, welche in den urſprünglich gewählten Sitzen verweilten, hatten keine Gelegenheit zu höherer Entwickelung, ſondern ſie blieben auf der Stufe primi- tiver Jäger und Fiſcher ſtehen. Das iſt namentlich bei den nach einem Suffix vieler ihrer Stammesnamen genannten Gésvölkern im öſtlichen und mittleren Braſilien der Fall geweſen; ſie entbehren der Errungenſchaften der tropiſchen Tieflandſtämme, haben weder Häuſer noch vielfach Ackerbau, weder das Kanu, noch Töpferei oder Weberei und führen nur Pfeil und Bogen als Waffen. Umgekehrt erreichten die auf den kühlen Hochbecken und in den höher gelegenen Tälern der Kordillere wohnenden Völker eine noch weit höhere Kulturſtufe als die tropiſchen Tieflandsſtämme. Ihre Kultur gründete ſich auf den Ackerbau in den Höhen zwiſchen 1500 und 3500 m, und ſie ſchufen nicht nur geordnete geſchloſſene Siedelungen, ſondern auch wohlorganiſierte Staaten, kräftige Heere, gute Straßen, raſchen Verkehr und ſogar eine Schrift. Sie verſtanden die Metallſchätze ihrer Gebiete auszunutzen, entwickelten die Töpferei zu hoher Stufe, verfertigten haltbare und vielfach reiche Gewänder und glänzende Schmuck— ſachen, hielten Haustiere, beſtellten auf eigenartigen terraſſierten Anlagen ihre Felder mit Mais, Quinua, Olluco, Oca und Kartoffeln und erbauten ſogar Tempel und Paläſte (ſ. die Abbildung S. 341). Ihre hauptſächlichen Vertreter waren die Ketſhua und die Nimard Die Bevölkerung. 79 in Peru, Bolivia und Ecuador, doch können ihnen auch die Stämme der Hochbecken von Colombia, beſonders die Chibcha, zugerechnet werden. Ahnliche kulturelle Erfolge erzielten die Stämme der Küſte von Peru, denn auch ſie waren gezwungen, die hier weniger günſtigen Naturbedingungen durch Arbeit zu über⸗ winden. Das in der Küſtenwüſte ſpärliche Waſſer der Flüſſe verwerteten ſie zur Berieſelung und legten an ihnen Pflanzungen, namentlich von Mais und Baumwolle, an; allmählich erhoben ſich an den Waſſerläufen Städte, Feſtungen, Tempelpyramiden, Heiligtümer und Paläſte. Ihre Toten begruben ſie im Sande der Wüſte in hockender Stellung, umwickelten deren Körper mit Geweben und ſetzten dieſen Bündeln künſtliche Köpfe aus Holz oder Baum— wollenzeug auf. Zu vielen Tauſenden findet man heute dieſe Mumien, zugleich mit kunſtvoll gefertigten Gefäßen aus Ton, aber auch aus Silber und Gold, in niſchenartigen Gräbern im Wüſtenſande (ſ. die farbige Tafel bei S. 371). Noch einen anderen Gang nahm die Entwickelung der ſüdlich des großen Waldgebietes Amazoniens ſitzenden Stämme. In der Übergangslandſchaft zwiſchen Wald und Steppe, im Gran Chaco, leben die vermutlich aus der Kordillere ſtammenden Chaco-Stämme, teils an den Lagunen und Flußläufen als Fiſcher, Jäger und Ackerbauer, teils aber in den zwiſchen den Strömen gelegenen Ebenen als wilde Reitervölker und Krieger. Daher haben ſie nur geringe Kleidung, wenig Schmuck, ſehr primitive Wohnungen und ſpärlichen Haus⸗ rat. Als Vertreter der erſtgenannten Abteilung kann man die Guatb am Paraguay, als ſolche der letzterwähnten die Toba am Pilcomayo (ſ. die Abbildung S. 244) bezeichnen. Sie führen über zu den Pampasſtämmen oder Puelche, die jetzt ganz verdrängt ſind, und zu den Patagoniern und Araukanern. Die erſteren beiden waren urſprünglich, wie noch heute die den Patagoniern nahe verwandten Ona, reine Jägervölker, deren Haupt- jagdtiere das Guanaco und der Strauß waren, während die Araukaner in Chile gewiſſer— maßen eine Verkümmerung der Kultur der Kordillerenvölker von Bolivia, eine Halbkultur mit Ackerbau, Töpferei, Weberei, Metallbearbeitung zeigten. Seit der Einführung des Pferdes haben ſie alle ſich in Reitervölker verwandelt. Wenn nun auch die ſüdamerikaniſchen Indianer im einzelnen vielfach voneinander abweichen, jo laſſen ſich doch gewiſſe gemeinſame Eigentümlichkeiten aufſtellen. Der Körperbau iſt gedrungen: breite, gewölbte Bruſt, breite Schultern, entwickelte Oberarme, kurze Unterarme, zierliche Hände und Füße, breite Geſichter mit vorſpringenden Backenknochen und niedrigen, ſchmalen Stirnen (ſ. die Abbildungen S. 145—148) ſind die Regel. Oft erinnern die kleinen, ſcheinbar ſchiefgeſtellten Augen an die mongoliſche Raſſe, während andere Stämme Adlernaſen beſitzen und größere Ahnlichkeit mit den Polyneſiern aufweiſen. Manche Indi— viduen zeigen faſt europäiſchen Typus. Die Körperhöhe ſchwankt zwiſchen 150 und 191 cm und iſt im Süden Südamerikas bedeutender als im Norden, doch gehören zu den größten Indianern Südamerikas auch die Borord Zentralbraſiliens mit einer mittleren Körperhöhe von 173,6 cm. Die Hautfarbe iſt hellgelb bis lohfarben, ſelten kupferrot, das Haar iſt meiſt ſchwarz, blauſchwarz, glänzend, zuweilen auch dunkelbraun und faſt ſtets ſtraff, ſchlicht, dick, der Bart ſpärlich. Die Kleidung richtet ſich nach dem Klima, iſt aber im ganzen gering. Die in tropiſchen Gebieten lebenden Indianer tragen häufig nur den Lendenſchurz, doch gehen manche Stämme am Oſtabhange der Anden von Ecuador, in Zentralbraſilien und im Chaco zeitweilig, z. B. zur Jagd, zum Kampfe, oder überhaupt ſtets ganz nackt. Selbſtgewobene Baumwollen- und Rindenzeuge werden in der Weiſe einer Tunika beſonders von Frauen getragen, vielfach, 80 Allgemeine Überſicht. beſonders im Chaco und im ſüdlichen Südamerika auch Fellmäntel und grell, meiſt blau und rot, gefärbte Ponchos, deckenähnliche Überwürfe, die in der Mitte einen Schlitz zum Durch- ſtecken des Kopfes haben; wo Papageien häufig ſind, kommen auch kurze Mäntel aus Federn vor. Eine Kopfbedeckung wurde urſprünglich wohl kaum getragen; in den Tropen dienen Blütenſcheiden von Palmen und auch Strohhüte als Kopfbedeckung, in Chile herrſchte ein ſpitzer Hut aus gekräuſelter Wolle. Das Tätowieren iſt oder war faſt überall im Schwange, doch trat an ſeine Stelle allmählich das Bemalen, das jetzt noch ganz allgemein geübt wird. An Schmuckſachen werden Halsbänder von Zähnen, Glasperlen und Knochen ſowie Kopf— putz aus Papageienfedern am häufigſten getragen. Ohrplatten ſind namentlich bei den Botokuden und Chaco-Stämmen, Lippenpflöcke bei den Botokuden, Kayapd, Chiriguano, Kainguä und bei Anwohnern des Kingu im Gebrauch. Die Waffen und Geräte beſtanden vor Ankunft der Europäer aus Stein, Knochen und Holz; Pfeile und Bogen waren faſt allgemein verbreitet, die Ketſhua hatten Schleudern und Wurfbretter. Letztere ſind auch heute noch am Xingu, Araguaya und oberen Ama⸗ zonas üblich. Pfeilgifte ſind noch häufig im Gebrauch, vor allem das gefürchtete Curare, ein Auszug der Wurzeln der Liane Urari (Strychnos Crevauxi) in Guayana, ein Abſud der Rinde der Strychnos Castelnaua am oberen Amazonas, ferner das Gift der grünen Baum⸗ ſchlange bei den Guajiro. Das Blasrohr wird namentlich von den Stämmen Oſtecuadors, Oſtvenezuelas, Nordweſtbraſiliens und Guayanas geführt, die Wurfkugel, Bola, von denen des Chaco und Patagoniens. Auffallend iſt das völlige Fehlen eiſerner Waffen und Geräte zur Zeit der Entdeckung, während Gold, Kupfer, Bronze und Silber in beſchränktem Maße, hier und da auch Zinn und Quedjilber verbreitet waren. Ungemein entwickelt war die Töpferei, vielfach auch die Weberei, Gerberei und Flechterei. Der Hausbau iſt dagegen weniger hervorragend, ja manche Stämme ſind geradezu als hüttenlos zu bezeichnen, aber Pfahlbauten ſind am Meeresufer der Tropen nicht ſelten. Im Gegenſatz dazu ſtehen die großartigen Steinbauten der Ketſhua und Aimarä in Peru und Bolivia, und auch am Kingü und Tapajbs ſowie in Guayana gibt es große, ſorgfältig ausgeführte Familienwohnungen für bis zu 100 Perſonen (Tafel 3, Abbildung 1, und Tafel 5, Abbildung 2). Der Charakter der Südamerikaner iſt ſehr verſchieden beurteilt worden. Stolz, Zurückhaltung, Würde, Strenge des Ausdrucks werden gewöhnlich zuerſt bemerkt und im Sinne der natürlichen Schweigſamkeit, des Mißtrauens und Phlegmas gedeutet; gewiß ſind die meiſten dieſer Eigenſchaften bei manchen Stämmen vorhanden, gewöhnlich aber nur bei ſolchen, die jahrhundertelang geknechtet wurden, während die noch unabhängigen Stämme Heiterkeit, Neigung zu Feſten, Spielen und Tänzen zeigen. Sie ſind cachjüchtig und grau= ſam, vermögen aber auch Schmerzen aller Art zu ertragen und legen ſich ſelbſt Peinigungen auf. Die Erziehungsfähigkeit der Indianer iſt zweifellos erwieſen, und ihre hohe Kultur in den Kordilleren ſpricht ſehr für die Intelligenz der amerikaniſchen Raſſe, doch liegen ihre Fähigkeiten und Charaktereigenſchaften wohl mehr auf der Seite des Duldens oder des paſſiven Widerſtandes als auf der des tätigen Eingreifens. Wirtſchaftlich ſind ſie Jäger, Fiſcher oder Ackerbauer, ſelten Viehzüchter. Einteilung. Wie in der Pflanzenwelt und dem Klima Südamerikas drei hauptſäch⸗ liche Abteilungen zu unterſcheiden waren, ſo läßt ſich auch die Bevölkerung in drei große Ab⸗ ſchnitte teilen, nämlich die tropiſchen Stämme, die ſüdlichen Stämme und die Kultur- völker der Kordilleren. Ihre Grenzen gehen aus der beigehefteten Karte hervor. £ . 4 n 1 Westl L.v. Greenw. 60 50 —— — — „ —— — 7 — DIE HEUTIGE VERBREITUNG DER SD- ND MITTELAMERIKANISCHEN INDIANER. Auf Grund der Einteilung nach Sprachgruppen. Entworfen und gezeichnet von Th. Koch- Grünberg. S PRACH GRUPPEN Mittelamerikas: au ES Toto, Talamanca u.s — a, u.s.w. ER Rama, Guatuso Nice, Lenca us ur ZZ Ava 8 ER Cuna | IN inselkaraibisch (Bar) I Chorotega Südamerikas: i Zaraiden IL] Aruak III Tagan FE Ataralur L.. scnneger 90 Sprachlich Isolierte Stämme (auf der Karte weiß $Selassen; von Norden nach Süden.) Timote Mir-Miranpu Otomaken 2 JFaruro SA Guahibo 40 Zor:-Lorenzos Stämme und Völker, die heute erloschen, wie: (Chimu), (Quito), (Chibeha) oder nur noch in ganz geringen Resten vorhanden sind, wie: (Timote), (‘ Sr Bibliograph. Institut ‚Leipzig. Die Bevölkerung. 81 Die tropiſchen Stämme. In der Kolonialzeit ſind von Portugieſen und Spaniern leider gar keine Verſuche zur Einteilung der tropiſchen Indianer in große Gruppen gemacht worden, was um ſo bedauerlicher iſt, als ſeit jener Zeit zahlloſe Stämme ſpurlos verſchwun— den ſind. Erſt A. v. Humboldt begann Unterabteilungen auszuſondern, doch wurden die Tupi derart in den Vordergrund gerückt, daß ſchließlich faſt alle Stämme mit ihnen in Be- ziehung gebracht wurden. Martius ſtellte zwar einerſeits die Gesgruppe, anderſeits aber die Guckgruppe und die colluvies gentium, eine Vereinigung von Stämmen zu neuen Horden, auf und vereinigte ſogar die Karaiben mit den Tupi, worin ihm d'Orbigny ſchon vorangegangen war. Im übrigen nannte man alle Nicht-Tupi auch Tapuya. So wurde eher neue Verwirrung als Klarheit geſchaffen. Erſt nachdem Lucien Adam um 1890 auf Grund der Ergebniſſe Jules Crevaux' die Karaiben und Maipureſtämme Guayanas von— einander geſchieden hatte, war Raum für die jetzt gültige Einteilung gewonnen. Auf Grund linguiſtiſchen Materials unterſchied 1885 Karl von den Steinen, veranlaßt durch die Auf— findung völlig primitiver Stämme an den Kingu-Quellflüffen, außer den Karaiben, G83 und Tupi die Nu⸗Aruak, Lucien Adams Maipure. Dieſen fügte Paul Ehrenreich für den tro— piſchen Teil Südamerikas die Goytaca, die Pano, Miranya, Karayä und Guaikuru hinzu. Neuerdings hat dann Theodor Koch-Grünberg dieſe Einteilung auf Grund neuer Studienreiſen noch etwas verändert; dazu kommen die linguiſtiſchen Forſchungen des Fran— zoſen P. Rivet, ſo daß man jetzt folgende, auch auf der beigegebenen Karte niedergelegte Unterabteilungen unterſcheidet, deren urſprüngliche Heimat freilich keineswegs mit ihren gegenwärtigen Sitzen übereinzuſtimmen ſcheint. Die Tupi zerfallen in zwei Gruppen, die reinen, mit der alten, faſt rein bewahrten Tupiſprache, und die unreinen Tupi. Die Küſtentupi, die Bewohner des öſtlichſten Braſi— liens, waren reine Tupi und führten als Tupinambas, Tupinaè, Tupinikin den Namen Tupi in ihren beſonderen Stammesbezeichnungen, ſind aber bis auf geringe Reſte vernichtet worden. Als Guarant ſitzen noch heute die reinen Tupi in Paraguay, als Parentintin am Madeira, als Apiakä am oberen Tapajds, als Kamayurä im Xingü-Quellgebiet, während die Guarayo am Oſtfuße der Kordilleren, die Kokama und Omagua am oberen Solimdes als Weſttupi gelten. Zu den unreinen Tupi rechnet man die Mundurukü am Tapajos, die Yuruna am Kingu, die Curuahé und Chipaya zwiſchen Kingu und Tapajoz, die Manitſauä und Auetö nahe den Kinguüquellen. Alle Tupi find gute Schiffer und leben von Jagd, Fiſch— fang und den Erzeugniſſen ſpärlichen Ackerbaues. Die Geésvölker des Oſtens gelten als Urbewohner ihres Gebietes und ſind charak— teriſiert durch mongoliſchen Typus, Mangel der Hängematte, ſchwache Ausbildung der Schiff— fahrt, Benutzung von Flößen, ferner durch die berühmten Lippenpflöcke, botoques, aus Holz und Ohrenpflöcke aus Palmblattrollen und durch andere ethnographiſche und anthro— pologiſche Merkmale. Am tiefſten ſtehen die Bugres des Südens und die Botofuden der Küſtengebirge am Rio Doce, Jägernomaden ohne Ackerbau, Viehzucht, Induſtrie und Töpferei. Ihre Nachbarn in den Paranäprovinzen, die Kaingang, haben ſchon Ackerbau, Weberei, Töpferei; die Kayapö und Akuä auf der Waſſerſcheide gegen den Tocantins ſtehen noch etwas höher, am höchſten die Suyä am Kingu. e Die Karaiben ſind durch die Entdeckung der primitiven, aber an Zahl nicht unbedeu— tenden Bakairi am oberen Kingu beſonders bekannt geworden, die nach Karl von den Steinen ein der karaibiſchen Grundſprache ſehr nahe kommendes Idiom ſprechen. Die Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 6 82 Allgemeine Überſicht. hauptſächlichſten Karaibenſtämme, die Oyana (Rucuyenne), Makuſcht, Taulipäng, Arekunc, ſitzen in Guayana, abgeſprengte Teile als Motilon weſtlich des Sees von Maracaibo, als Pal— mella am Guaporé, als Umäua und Carijona am Japura, endlich als Bakairi und Nahuquä am oberen Kingü. In Oſtvenezuela bildeten die jetzt faſt ausgeſtorbenen Cumanagoto und Chaima den Übergang zu den Karaiben der Antillen. Hier waren die Karaiben im 15. Jahr⸗ hundert erſchienen, hatten die Aruakmänner getötet, die Weiber behalten. Als Caniba, Kanni- balen, wurden ſie jahrhundertelang den Europäern der Antillen gefährlich. Alle ſind gute Schiffer, Jäger, Fiſcher, aber auch Ackerbauer; ſie bedienen ſich der baumwollenen Hängematte. Ihnen gegenüber hält die Gruppe der Aruak (ſ. die Abbildung auf S. 148) an der aus Baſt geflochtenen Hängematte feſt und zeichnet ſich beſonders durch hohe Entwickelung der Töpferei und Flechterei aus. Die Aruak wohnen jetzt in geſchloſſener Maſſe zwiſchen dem oberen Orinoco und dem oberen Madeira, doch iſt es ungewiß, wohin ihre urſprünglichen Wohnſitze zu verlegen ſind. Auch haben ſich keine mächtigen Stämme unter ihnen aus— gebildet. Abgeſondert wohnen die Guajiro auf der Halbinſel Guajira, die eigentlichen Aruak oder Arowaken an der Küſte von Guayana, die Mehinaku und Jaulapiti am oberen Kingu, die Kinikinau, Guan und Tereno am oberen Paraguay. Unter den kleineren Gruppen find beſonders zu erwähnen die Betoya oder Tukano (j. die Abbildung auf S. 145), deren Vertreter vom Uaupes weſtlich bis zum Napo ſitzen; die Uitoto zwiſchen Japura und Sea; die Zaparo und die in zahlreiche Unterabteilungen zerſplitterten Jivaro weſtlich vom Napo am Oſtabfall der Kordilleren; die Cahuapana ſüdlich von dieſen; die Pano (ſ. die Abbildung auf S. 147) am Ucayali und Javary, aber auch am oberen Yurud, dem mittleren Madeira ſowie am Beni und Madre de Dios; die Tacana zwiſchen Beni, Madeira und Rio Acre; endlich die Karaja am Araguaya und auf dem rechten Ufer des mittleren und unteren Xingu. Stämme mit iſolierten Sprachen find die Otomaken, Yaruro, Piaroa, Guahibo, Saliva, Puina ve und Warau im Flußgebiete des Orinoco; die Schiriand am Uraricuéra und im Quellgebiete des Orinoco; die Maku zwiſchen Rio Negro und Japurä; die Miranda und Juri zwiſchen Japurä und Sea; die Tekuna oder Tikuna ſüdlich von ihnen auf dem linken Ufer des Amazonas; die Mura im Mündungsgebiet des Madeira und Purus; die Bororb und Guatöb am oberen Paraguay; die Trumai im Quellgebiet des Xingu. Erloſchen ſind die Kiriri-Sabuya am unteren Sao Francisco, ebenſo die Puri, Ko— ropb und andere Stämme in Oſtbraſilien, deren Sprachen die Goytaca-Gruppe bilden. Die Guaikuru-Gruppe umfaßt die Völker am oberen Paraguay und die wilden Reiterſtämme des nördlichen Chaco. Es gehören dahin die Kadiuéo bei Miranda, die Toba (ſ. die Abbildung auf S. 244), Pilagä, Mokovi und die jetzt ausgeſtorbenen Abipon im Chaco ſowie die Payaguä von Aſuncion. Unter dem Namen Matako-Gruppe werden Stämme des mittleren und nördlichen Chaco zuſammengefaßt, wie die eigentlichen Matako, die Choroti und die Aſhluſhlay, und unter der Bezeichnung Maskoi-Gruppe hat Koch-Grünberg die Lengua (Tafel 10, Abbildung 2), Guanä des Chaco, Sanapand und einige kleinere Stämme des nördlichen Chaco vereinigt. Der Samuku-Gruppe endlich gehören die Chamacoco und einige Stämme im unbekannten Inneren des nördlichen Chaco an. Die Völker des Südens. Die ſüdlichen Stämme zeichnen ſich vor den tropiſchen dadurch aus, daß ſie ſich ſeit der Einführung des Pferdes durch die Europäer aus Stämmen mit geringer Viehzucht und etwas Ackerbau in wilde Reiter- und Jägervölker verwandelt Die Bevölkerung. 83 haben. Sie ſind daher in ihrer Kultur von den tropiſchen Stämmen recht verſchieden und haben auch im Körperbau und Charakter eine etwas andere Entwickelung genommen. Sie ſind im ganzen erheblich größer als die tropiſchen Stämme, kraftvoller und kriegeriſcher. Die Pampasindianer, Pueltſchen oder Taluhet, ſaßen in der Pampa zwiſchen dem Rio Salado und dem Rio Negro und hatten in den Ureinwohnern Uruguays, den Charrua, Verwandte. Sie wurden jedoch ſeit 1879 über den Rio Negro nach Süden verdrängt, wo ſie noch in geringen Reſten leben. Die Araukaner hielten Mittel- und Südchile beſetzt, wurden aber aus Mittelchile ſeit dem 16., aus Südchile ſeit der Mitte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr verdrängt und auf die Oſtſeite der Kordilleren hinübergeſchoben. Neuer— dings ſind ſie jedoch meiſt nach Chile zurückgekehrt. Die eigentlichen Patagonier zerfallen in die nördlichen Tehueltſchen vom Rio Negro bis zum Chubut und die ſüdlichen Tehueltſchen von dieſem bis zum Feuerland; auf dieſem wohnen als dritter Stamm der Patagonier die Ona. Endlich bewohnen die tiefſtehenden Feuerländer das Feſtland und die Inſeln im Gebiete der Fjorde vom Süd— feuerland bis zu den Chonosinſeln in geringer Zahl. Die andinen Kulturvölker. Über den größten Teil der Kordilleren, von Nord— chile bis Colombia, breiteten ſich zur Zeit der Eroberung Völker aus, die aus ſich ſelbſt heraus eine eigenartige, für die amerikaniſche Raſſe bezeichnende Kultur entwickelt hatten. Im Süden, in Bolivia und Südperu, ſaßen die Aimarä, die Erbauer der großartigen, aller- dings unvollendeten Bauwerke von Tiahuanaco am Titicacaſee. Sie ſcheinen von Nord— weſten eingewandert zu ſein und ſind die einzigen, denen ihre Sprache nicht von den herr— ſchenden Ketſchua genommen wurde. Dieſe, das kräftigſte Volk Südamerikas, hatten kurz vor dem Eindringen der Spanier alles Kordillerenland von 30° ſüdl. Breite bis zum Aquator ſich zu unterwerfen verſtanden; es ſind aber Anzeichen vorhanden, daß bereits vor der An— kunft der Spanier ihre Kultur in Verfall geraten war. Eine große Reihe von anderen Kulturvölkern muß namentlich am Weſtgehänge der Kordilleren gegen das Meer gewohnt haben. Sie find, wie das Reich von Chimu bei Trujillo, bereits von den Ketſchua ſelbſt unterworfen worden, ſo daß die Spanier die Trümmerſtätten ſchon vorfanden. Auch die Stämme der Hochbecken von Ecuador, die Quito und andere, waren dem Inka Huaina Ccapac erlegen, dagegen hatten die Ketſchua die Hochbecken von Colombia noch nicht erreicht. Hier beſtanden zur Zeit der Entdeckung die ſelbſtändigen Reiche der Chibcha um Tunja und Sogamoſo, doch war ihre Kultur geringer als die der Ketſchua. Als die Spanier und Portugieſen ſich Südamerikas bemächtigten, wurden die Indianer an den Küſten ihrer Wohnſitze raſch beraubt. Ein Teil wurde vernichtet, ein anderer zu Sklaven gemacht, der Reſt ins Innere verdrängt. Auch auf den Kordilleren, im Gebiete der Kulturvölker, wurde unter den Indianern gewaltig aufgeräumt, doch ſaßen ſie hier in zu großer Zahl, um ganz vertrieben zu werden, vielmehr haben ſie ſich gerade hier bis heute am reinſten und zahlreichſten erhalten. Im übrigen Südamerika wurden im Laufe der Zeit ganze Stämme vernichtet, deren Namen nur noch in Ortsnamen auf uns gekommen ſind. Den Verſuch, die Indianer der Kultur zuzuführen, haben nur die Mönchsorden, Franziskaner, Dominikaner, Kapuziner, ſowie die Jeſuiten gemacht. Am unteren Amazonas ſiedelten ſie in Dorfſchaften Indianer aus verſchiedenen Stämmen an, die ſich vermiſchten und ſo eine colluvies gentium bildeten, die man Tapuya nannte. Sie wurde durch die aus dem Tupi 6 * 84 Allgemeine Überſicht. abgeleitete Miſſionsſprache, die lingua geral, zuſammengehalten, während ſich für die Kor— dillerenländer das Ketſchua als Umgangsſprache einbürgerte. Im übrigen ſpaniſchen Amerika aber beſtand keine allgemeine Sprache. Als zweites Bevölkerungselement ſind die Neger (Taſel 18, Abbildung 4) anzuſehen. Sie gelangten zum Erſatz der Indianer als Arbeiter nach Amerika, haben vorwiegend die tierra caliente beſiedelt, ſich bedeutend vermehrt und über dieſe ausgebreitet. Ein Teil machte ſich ſogar unabhängig, ſeit 1663 in Surinam, wo ſich am oberen Maroni bis heute, noch verſtärkt durch friſchen Zuzug, wie 1865 ſeitens der Paramaca, die ſogenannten Buſchneger gehalten haben. Die dritte Raſſe iſt die jetzt herrſchende weiße Raſſe. Sie beſtand bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts faſt ausſchließlich aus Spaniern und Portugieſen, deren in Südamerika geborene Nachkommen Criollos, Kreolen, genannt wurden. Später ſind aber noch andere Europäer, namentlich Italiener, in großer Zahl eingewandert, letztere vorzugsweiſe nach Argentina, Uruguay, Südbraſilien und Säo Paulo. Dieſe Gegenden und Chile wurden auch von Deutſchen bevorzugt, doch wohnen Deutſche bei weitem nicht in ſo großer Zahl in Südamerika wie in Nordamerika. Ferner leben Aſiaten in Südamerika, Chineſen nament- lich in Peru, Indier und Malaien in Guayana und auf den britiſchen Antillen, alle jedoch erſt ſeit etwa 70 Jahren und in geringer Zahl. Daher haben ſie ſich auch bisher nur wenig mit den drei hauptſächlichen Raſſen Südamerikas vermiſcht. Wohl aber hat im Laufe der Zeit eine ſehr umfangreiche Vermiſchung zwiſchen der weißen Raſſe, den Indianern und Negern ſtattgefunden, und es hat ſich daraus eine Miſch— lingsbevölkerung gebildet, die in manchen Staaten, wie in Venezuela, bereits vorherrſcht, ſo daß die drei Hauptraſſen hier und anderswo nur noch mit wenigen Prozenten an der Be— völkerung teilnehmen. Die Weißen miſchen ſich mit den Negern zu Mulatten, mit den In— dianern zu Meſtizen, die Neger mit den Indianern zu Zambos oder Chinos. Die Abkömm— linge von Meſtizen und Indianerinnen heißen, wenigſtens in Peru, Cholos (j. die Abbildung auf S. 342), die von Weißen und Mulattinnen Cuarterones, endlich die von Weißen und Cuarteroninnen Quinteronen, und die Verbindung dieſer mit Weißen erzeugt zuletzt wieder Weiße. So entwickelt ſich ſchließlich wieder die reine Raſſe, beſonders häufig bei den India— nern, da die weiblichen Meſtizen ſich hauptſächlich indianiſchen Männern zuneigen. Daher gewinnt die eingeborene Raſſe vielfach wieder an Boden, beſonders in Bolivia und Peru. Im ganzen herrſcht das indianiſche Element der Zahl nach vor in Paraguay und in den Kordilleren von Nordchile bis Colombia ſowie in Amazonien. Demgegenüber iſt die weiße Raſſe in Chile, Argentina und Uruguay ſowie in Südbraſilien und Säo Paulo in der Mehrzahl und bildet auch an der geſamten übrigen Oſtküſte einen anſehnlichen Teil der Bevölkerung. Die Neger ſitzen dicht an dieſer Oſtküſte, am dichteſten in Rio, Bahia, Teilen von Nordoſtbraſilien und in Venezuela; die Miſchung zwiſchen Weißen und Negern iſt durch die Aufhebung der Sklaverei ſeit der Unabhängigkeit befördert worden, und ſo ſchreitet die Kreuzung der drei Raſſen immer weiter fort. Über das Verhältnis der Raſſen zueinander fehlen aber genaue Angaben. Die Zahl der unabhängigen und unziviliſierten Indianer ſoll in Braſilien 300000, in Peru 100000, in Bolivia 100000, in Ecuador 50000, in Argentina etwa 30000, in Paraguay 50000 Köpfe betragen. Rechnet man noch je 50000 für Venezuela, für Colombia und für Guayana hinzu, ſo erhält man im ganzen etwa 700000 freie Indianer. Werden ferner die ziviliſierten Indianer der Kordillerenſtaaten auf etwa 5¼ Millionen Politiſche Überſicht. 85 veranſchlagt, jo ergeben ſich gegen 6 Millionen Indianer. Neger rechnet man für Braſilien 2%, für ganz Südamerika 4 Millionen. Ferner mögen im ganzen etwa 10 —410½% Millionen Weiße in Südamerika leben, vornehmlich in den Südſtaaten und Braſilien. Der ganze Reſt, etwa 20 Millionen, alſo die Hälfte der Geſamtbevölkerung des Erdteils, iſt auf die Mif chlinge zu rechnen. VIII. Politiſche Überſicht. (Vgl. die politiſchen Grenzen auf der Verkehrskarte bei S. 93.) Politiſche Verhältniſſe. In bezug auf die politiſchen Verhältniſſe iſt Südamerika auffallend einheitlich. Auf ſeinem Boden liegen nur drei kleinere europäiſche Kolonien, der ganze Reſt trägt ſelbſtändige Freiſtaaten. Südamerika hat daher unter allen Erdteilen am wenigſten europäiſche Kolonien. Das iſt um ſo bemerkenswerter, als bis zum Jahre 1822 umgekehrt faſt der ganze Kontinent aus ſolchen beſtand, nämlich aus portugieſiſchen und ſpaniſchen Beſitzungen. Im 16. Jahrhundert hatten die Spanier die Nord- und die ganze Weſtküſte, von der Oſtküſte außerdem die La Plata- und die Orinoco-Mündungen beſetzt, die Portugieſen dagegen das Land zwiſchen dem Amazonas-Trichter und der Haffküſte von Rio Grande do Sul. Freilich hatten die Spanier ſich der Angriffe der Engländer, die Portugieſen der Nebenbuhlerſchaft der Franzoſen und Holländer zu erwehren in Kämpfen, die, namentlich im Oſten, mehr als ein Jahrhundert dauerten. Hier gelang es den ſeit 1540 in Braſilien heimiſch gewordenen Portugieſen, zuerſt 1611 die Franzoſen, dann 1654 die Holländer zu vertreiben, doch blieben dieſe Völker an der Küſte von Guayana anſäſſig. Auch die Spanier hatten ihre Beſitzungen gelegentlich gegen die Fremden, namentlich Guayana und die Nordküſte gegen engliſche Flotten zu verteidigen, aber ſeit 1660 blieben ſie doch dauernd Herren ihrer Kolonien und Südamerika, mit Ausnahme von Franzöſiſch- und Niederländiſch-Guayana, zwiſchen Spanien und Portugal geteilt. Es bedurfte nur noch der Auseinanderſetzung dieſer beiden Nationen über das Innere des Erdteils und über die Grenze in Südbraſilien. In beiden Fällen hatten die Portu— gieſen nach längeren Kämpfen den größeren Erfolg. Sie ſchoben ihre Herrſchaft um 1700 bis nach Tabatinga am Amazonas vor und drangen 172030, gelockt durch Funde von Gold und Diamanten, von Säo Paulo her nach Matto Groſſo vor; um dieſelbe Zeit, 1731, grün- deten ſie auch Rio Grande do Sul. Die politiſche Einteilung der ſpaniſchen Kolonien berück— ſichtigte lange nur den Norden und Weſten. Man unterſchied bis 1776 nur drei Statthalter- ſchaften, das Generalkapitanat Caräcas (Venezuela), das Vizekönigreich Neugranada (Colom— bia) und das Vizekönigreich Peru (Ecuador, Peru, Bolivia, Chile, die La Plata-Länder). Zu dieſen kamen erſt gegen Ende der ſpaniſchen Herrſchaft 1775 das Vizekönigreich La Plata (Uruguay, Argentina, Paraguay, Chile, Bolivia) und 1797 das Generalkapitanat Chile. Während ſomit im 18. Jahrhundert äußere Feinde die ſpaniſchen und portugieſiſchen Kolonien kaum beläſtigten, verfielen ſie im Inneren infolge der Mißwirtſchaft der Spanier und Portugieſen raſch. Ein gewaltiger, immer unerträglicher werdender Druck laſtete auf ihnen. Der Handel mit anderen Ländern als den Mutterländern wurde verboten, Fremden der Zutritt ins Land verwehrt, der Anbau wichtiger Erzeugniſſe, wie Wein und Olfrüchte, ſowie die Gewinnung von Salz in Braſilien aus Rückſicht auf das Monopol in Portugal unterjagt. Ackerbau und Viehzucht, die ſich im 17. Jahrhundert in ungeahnter Weiſe entwickelten, ber fielen im 18., die Preiſe ſtiegen ins Ungeheure, der Schmuggel blühte. Hierzu kam parteiiſche 86 Allgemeine Überſicht. Rechtspflege, Willkürherrſchaft der Statthalter und vor allem die völlige Zurückſetzung der Südamerikaner, der Kreolen, gegen die aus dem Mutterlande gekommenen Beamten. Daher brach ſchon 1749 infolge der Monopoliſierung des geſamten Handels durch die Compania Guipuzcoana in der Umgebung von Caräcas ein Aufſtand aus. Dieſer wurde zwar bereits 1751 wieder unterdrückt, aber der Freiheitskampf der Vereinigten Staaten Nordamerikas gegen England und die franzöſiſche Revolution belehrte die Kreolen, daß und wie es möglich ſei, den Druck einer privilegierten Klaſſenherrſchaft von ſich abzuſchütteln. So kam es 1782 in Peru und Cundinamarca, 1797 in Colombia, 1806 in Venezuela und 1809 in Quito zu aufrühreriſchen Bewegungen. 1810 erhob endlich Francisco de Miranda in Caracas die Fahne offenen Aufſtan⸗ des, wurde aber 1812 durch den ſpani— ſchen General Murillo gefangen und ſpäter in Cadiz hingerichtet. An ſeine Stelle trat der Befreier des nördlichen Südamerika, Simon Bolivar (ſ. die nebenſtehende Abbildung), aus altem Geſchlechte, 1783 in Caräcas geboren, alſo abermals ein Venezolaner, und ihm gelang es 1813, von Cartagena aus bis nach Caräcas ſiegreich vorzudringen und am 4. Auguſt in ſeine Vaterſtadt einzuziehen. Wiederum aber ging ſchon im folgenden Jahre (1814) der gewonnene Vorteil verloren; Vene— zuela mußte preisgegeben werden und blieb in den Händen der Spanier, bis endlich Bolivar 1819 Venezuela und Neugranada ſamt Ecuador zu der alten FETT Republik Colombia zu vereinigen und e en eee 1821 bei Carabobo die Unterdrücker vollſtändig zu beſiegen vermochte. Um dieſelbe Zeit wie in Venezuela brach auch in Chile und in den La Plata-Staaten der Aufruhr aus und führte in wenigen Jahren zur Befreiung vom ſpaniſchen Joch. Seit 1811 entſtanden unter Joſé Gaſpar Tomas Rodriguez da Francia, der 1814 Diktator wurde, die Republiken Paraguay und Uruguay. Im Jahre 1819 ſchlug dann General Joſé de San Martin (j. die Abbildung auf ©. 87) die Spanier in Chile und Argentina und ver- richtete ſomit für den Süden des Erdteils dieſelbe Arbeit der Befreiung wie Bolivar im Norden. Endlich führte der von Sucre 1824 erfochtene Sieg von Ayacucho zur völligen Räumung des Erdteils durch die Spanier 1825 und zur Errichtung der Bolivar-Republik Bolivia neben den ſeit 1822 bereits gegründeten Republiken Paraguay, Uruguay, La Plata (Argentina), Chile, Peru und Colombia. Bald jedoch zeigten ſich die ſchweren Mängel der ſpaniſchen Abkömmlinge. Zwiſchen den ſiegreichen Führern begannen ſogleich Streitigkeiten, die fortan faſt das geſamte Staats⸗ leben Südamerikas beherrſchten. Zuerſt zerfiel die Republik Colombia 1830 wieder in ihre Politiſche Überſicht. 87 drei Teile: Venezuela, Neugranada (ſpäter Colombia) und Ecuador; Colombia, Venezuela, Peru, Ecuador, Bolivia, Paraguay, Uruguay und Argentina krankten fortgeſetzt an Revo— lutionen und Bürgerkriegen, und nur in Chile herrſchte ſeit 1839 Ruhe, bis 1891 ſelbſt hier ein Bürgerkrieg entbrannte. Auch unter ſich und gegen andere Staaten führten die Republiken Krieg. Schon 1828 erklärte Peru den Krieg an die alte Republik Colombia; 1839 ſiegte Chile über Bolivia und Peru; 1845 geriet Argentina in Konflikt mit England und Frankreich, 1852 ſtand es gegen Braſilien, Paraguay und Uruguay; 1865 kamen Colombia und Ecuador aneinander; 1864 — 69 kämpften Chile, Peru, Bolivia und Ecuador gegen Spanien und von 1864 bis 1872 Braſilien, Uruguay und Argentina gegen Paraguay; 1879-81 beſiegte Chile Peru und Bo⸗ livia. Die Entwickelung der Republiken war daher keine ſtetige, Parteikämpfe haben ſie alle zerriſſen und ſind bis auf den heutigen Tag die Haupthinderniſſe ihres Fortſchrittes. Bald kämpften Kleri⸗ kale und Liberale, beſonders in Colom— bia, erbittert um die Herrſchaft, bald rangen föderaliſtiſche und zentraliſtiſche Beſtrebungen miteinander, wie in Ve— nezuela. In Braſilien verliefen umge— kehrt gerade die Jahre der ſchweren Kämpfe der ſpaniſchen Kreolen gegen das Mutterland, 1807—21, ruhig, weil die portugieſiſche Königsfamilie damals in Braſilien lebte. Als aber dann nach deren Rückkehr nach Portugal das Mut- terland die alte Abhängigkeit der Kolonie von ſich wieder einführen wollte, da er- 2 a . e en keit, wählte jedoch den älteſten könig— lichen Prinzen, Dom Pedro, zum Kaiſer. Dieſer gab 1824 eine Verfaſſung und regierte bis 1832. Dann folgte Dom Pedro II. 1832—89, jo daß das Land 67 Jahre lang Kaiſertum war. Am 15. November 1889 wurde aber das Kaiſertum von der Militärpartei und den durch die Sklavenbefreiung geſchädigten Großgrundbeſitzern in einem faſt unblutigen Auf— ſtande geſtürzt; ſeitdem iſt auch Braſilien Republik. Demnach beſteht Südamerika zurzeit aus zehn Republiken und drei europäiſchen Kolo— nien, da ein Teil von Niederländiſch-Guayana 1815 an England überging. Die Größe und Einwohnerzahl der einzelnen Republiken iſt noch ſehr unſicher. Wollte man alle von ihnen ſelbſt angegebenen Flächenzahlen annehmen, ſo würde der Erdteil um mehrere Millionen Quadratkilometer wachſen. Grenzſtreitigkeiten beſtanden zwiſchen den meiſten Staaten, namentlich den nördlichen, oft über Hunderttauſende von Quadratkilo— metern, jo daß z. B. für die Fläche Perüs die offiziellen und die gebräuchlichen Zahlen um nicht weniger als 633000 qkm voneinander abwichen. Immerhin find nach und nach durch 88 Allgemeine Überſicht. Schiedsſprüche die Grenzen der meiſten Staaten feſtgelegt worden, ſo für Colombia und Venezuela 1893, Venezuela und Britiſch-Guayana 1897, Braſilien und Argentinien 1891, Franzöſiſch-Guayana und Braſilien 1900, Chile und Argentinien 1902, Braſilien und Bolivia 1903, Britiſch-Guayana und Braſilien 1904, Bolivia und Peru 1909, Peru und Ecuador 1913. Unſicher find noch die Grenzen zwiſchen Peru und Colombia ſowie Ecuador und Colombia, und der ſeit der Abtretung von Taena und Tarapaca von Peru an Chile 1880 hervorgerufene erbitterte Haß der Peruaner gegen Chile erzeugt dauernd Kriegsgefahr. Eine ſchwere Wunde erlitt auch Colombia durch die Losreißung des Staates Panamä 1903. Die für 1912 gültigen Zahlen für Fläche, Einwohner und Volksdichte der ſüdameri— kaniſchen Staaten ſind folgende: Staaten: O Kilometer Einwohner Volksdichte Agentin —8 2789 462 8 700000 3,1 Higgs 8 178 700 1226 000 7,0 Paragnao ggg ih. 253 100 800 000 3,2 Brnjilten) n 8 8 497 540 24 600 000 2,9 Franzöfiich-Guayana . . . .» . 78 900 49000 419) 708 Niederländifch-Guayana . . . . 129100 93000 (1911) 0, Britiſch- Guayana ... . 233810 441810 296000 438 000 (1911) 1,3 Benennen 8 942 300 2755000 (1909) 2,8 Atlantiſche Staaten: 13102912 rund: 38 500000 3,0 Kolonibia® = Son ER. 1206 200 5073000 4,2 Ecuador (und Galapagod) . » 2.2.2... 307 243 1500 000 5,0 SPotea Dana Enge NSS, ee ee 1167000 5 580 000 4,8 ee, ER len 1 440 000 2 266 000 1,6 r S er 757 366 3415 000 4,5 Pazifiſche Staaten: 4877809 17834000 3,6 Geſamtſumme: 17980721 rund: 56 300 000 3,1 Rechnet man Venezuela als Kordillerenſtaat zu der zweiten Staatengruppe, ſo erhält man für die Kordillerenſtaaten 5820 109 qkm und 20600000 Einwohner, und die Zahlen für die öſtlichen Staaten ſinken auf 12260612 qkm und 35745000 Einwohner. Die Oft- ſeite hat alſo zwar mehr Einwohner als die Weſtſeite, aber auch mehr Fläche, und die Volksdichte (j. die Karte S. 89) iſt auf ihr ſogar geringer als auf der Weſtſeite. Bei weitem der größte Staat iſt Braſilien, er nimmt nicht viel weniger als die Hälfte Südamerikas ein; dann folgt Argentina und nun vier faſt gleich große Staaten, Bolivia, Colombia, Peru, Venezuela, weiter Chile und endlich die Kleinſtaaten Südamerikas: Ecuador, Paraguay, Uruguay. In der Einwohnerzahl ſteht an dritter Stelle Peru, dann folgen Colombia, Chile, Venezuela, Bolivia, Ecuador, Uruguay, Paraguay. Die größte Volksdichte haben Uruguay, Ecuador, Peru, Chile, Colombia, die geringſte Bolivia, Venezuela, Braſilien. Wie ſich innerhalb der einzelnen Staaten die Volksdichte verteilt, zeigt am beſten die Textkarte auf S. 89. Man bemerkt ſehr menſchenarme Gebiete im ganzen Inneren, in der Atacama und in Patagonien und dichte Beſiedelung in der Umgebung der Hauptſtädte ſowie am Oſtrande. Große Anſammlungen der Bevölkerung aber fehlen ebenſowohl wie ganz unbewohnte Gebiete größeren Umfanges. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 89 IX. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Bergbau. In der Kolonialzeit erzeugte Südamerika vornehmlich Produkte des Bergbaues, namentlich Silber. Das wichtigſte Land für den Bergbau und das wirtſchaft— lich kräftigſte war damals Peru, das zu jener Zeit auch das heutige Bolivia mit einſchloß. Maßstab 1:75 000 000 0 500 1000 1500 2000 Kilometer. Bewohner auf 10 Kilometer: | 0-01 01-1 NN 1-9 10- 25 2 25-50 Eier 50 Orte über 500.000 Einwohner » 100000 „ " 50000 » unter 50000 » 5 88 fast Sen 8 8 [Bevöikerungs ichtigkeit der kleinen Antillen Im dreifachen Maßstabe der Die ZELLE entsprechen der Anzahl der ewohreer auf den. U Kilometer. Volksdichtigkeit von Südamerika. Zu S. 88. Peru ſoll nach A. v. Humboldt bis zum Jahre 1802: 873 Millionen Peſos, alſo faſt 3500 Millionen Mark Silber ergeben haben. Außerdem war namentlich Colombia wegen ſeines Goldes bekannt, doch lieferte auch Perü dieſes Metall. Ebenſo wird die Ausbeute an Gold aus Braſilien bis 1800 auf 3900 Millionen Mark geſchätzt. Dazu kam ferner ſeit 1730 die Diamantenausfuhr aus Braſilien. In neuerer Zeit ſind dieſe Edelmetalle aber weit ſpär— licher geworden. Das wichtigſte Bergbauland Südamerikas iſt jetzt Chile mit 512 Millionen Ausfuhrwert an Bergbauprodukten, darunter allein 447 für Salpeter, 46 für Kupfer, der Reſt für Borkalk und Jod. Dann folgt Bolivia mit rund 100 Millionen Mark, davon 87 für 90 Allgemeine Überſicht. Zinn. Peru liefert nur noch für 44 Millionen Mark Erze zur Ausfuhr, meiſt ſilberhaltige Bleierze und Kupfer. Unter den Goldländern erzeugt Colombia 15, das Doradogebiet Guayana etwa 20 Millionen Mark Erze, meiſt Gold, davon Venezuela 5, früher bis zu 20 Millionen. Gering iſt die Ausfuhr von Bergbauerzeugniſſen aus Braſilien, aber am ſchwächſten iſt der Bergbau in den La Plata-Staaten. Ackerbau. Der Ackerbau iſt im ganzen im Aufſchwung, hat aber in Guayana und anderen Ländern durch die unüberlegt plötzliche Abſchaffung der Sklaverei zeitweiſe ſehr gelitten. Um 1760 erzeugte Cayenne zwölfmal mehr Baumwolle, dreimal mehr Kakao und doppelt ſoviel Zucker als heute. Ahnlich, wenn auch nicht ganz ſo ſchlimm, iſt es in Surinam. Dagegen hat Britiſch-Guayana heute noch eine günſtige wirtſchaftliche Stellung, weil es hier gelungen iſt, für die Neger indiſche Kulis als Erſatz heranzuziehen. Andere Länder, wie Venezuela und Colombia, haben weniger ſcharfe Kriſen durchzumachen gehabt, während Braſilien ſich dadurch geholfen hat, daß es die Sklaverei nur ganz allmählich abſchaffte. Santos, Buenos Aires, Montevideo, Rio, Victoria, Bahia, Pernambuco, La Guaira, Maracaibo und Guayaquil ſind die wichtigſten Häfen für Ackerbauprodukte. Unter dieſen iſt für Süd- und Mittelamerika bei weitem das wichtigſte der Kaffee (ſ. die Abbildung auf S. 72). Südamerika iſt der Kaffeekontinent, Braſilien das hauptſäch⸗ liche Kaffeeland der Erde. 1906/07 erzeugte Braſilien 20192000 Sack Kaffee, 1912 hatte ſeine Kaffeeausfuhr den Wert von 902 Millionen Mark. Vom Juli 1900 bis Juni 1901 lie⸗ ferte es von 15,4 Millionen Sack 11,5 Millionen = 75 Prozent, im Jahre 1910/11: 15,8 Mil⸗ lionen Sack allein aus dem Hafen Santos. Das zweitwichtigſte Kaffeeland iſt Venezuela mit 1912: 63 Millionen Mark, dann folgt Colombia mit 38, doch kommen geringere Mengen auch aus Peru und Bolivia. Das zweite Ackerbauprodukt des tropiſchen Südamerika für die Ausfuhr iſt der Kakao, der im Werte von 42 Millionen Mark von Ecuador, von 10 Millionen Mark von Venezuela geliefert wird. Für die Bewohner aller tropiſchen Länder des Erdteils iſt Zucker noch wichtiger, die Zuckerausfuhr iſt aber auf Braſilien, wo ſie 1910: 14, und Peru, wo ſie 1912: 28 Millionen Mark betrug, beſchränkt. Baumwolle kommt von Nordbraſilien (1912: 21) und Peru (1912: 22 Millionen Mark), Tabak von Braſilien (1912: 29 Millionen Mark), während er ſonſt überall zwar viel angebaut wird, aber im Lande bleibt. Auch Mais, ein überall allgemeines Getreide, wird nur aus Argentina (1912 allerdings für 436 Millionen Mark) ausgeführt. Eine größere Bedeutung hat neuerdings die Ausfuhr von Bananen aus Colombia (1911: 9 Millionen Mark) erlangt. Kopra, Kokosöl, Vanille, ſpaniſcher Pfeffer werden an den Küſten, dieſer beſonders in Peru, in geringen Mengen gewonnen, Reis wird nur wenig angebaut und faſt nicht aus-, aber in großen Mengen eingeführt. Die Ausfuhr von Indigo hat infolge Erfindung der Anilin⸗ farben ein Ende genommen, dagegen kommen Orangen in großen Mengen von Paraguay, während die Koka aus Peru und Bolivia nur einen geringen Beitrag zur Ausfuhr ergibt. Von Waldprodukten hat die Chinarinde früher einen wichtigen Ausfuhrgegenſtand gebildet, heute nicht mehr. Dafür iſt der Kautſchuk zu größter Bedeutung gelangt. 1910 lieferte Braſilien allein 33000 Tonnen im Werte von 494 Millionen Mark, 1912 für 320, dazu Bolivia für 25, Peru für 25, Ecuador für 4, Colombia für 3,6 und Venezuela für 10,1, alle zuſammen für 387,7 Millionen Mark. Sehr wichtig iſt ferner der Mate, von dem Braſilien 1912 für 42 Millionen Mark exportierte, und das Quebracho, aus Argentinien 1912 für 34 Millionen Mark ausgeführt. In geringeren Mengen kommen Sarſaparille, Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Ipekakuanha und andere Medizinal— pflanzen zur Ausfuhr, Holz dagegen faſt gar nicht. Ein ganz anderes, aber ſehr aus⸗ geprägtes Bild geben die ſubtropi— ſchen Staaten: Chile, Argentina, Uruguay und Rio Grande do Sul. Namentlich Argentina iſt eines der wichtigſten Ackerbauländer geworden, da es 1912 für 1093 Millionen Mark Ackerbauerzeugniſſe ausführte, dar— unter Weizen für 392, Leinſamen für 137 und Mais für 436 Millionen Mark. Auch Uruguay lieferte 1910 für 8 Mil lionen Mark Ackerbauprodukte, Chile für 12,6, beſonders Hafer (3,5), Weizen (3,2), Bohnen (2,4) und Gerſte (1,5). Viehzucht. Ebenſo bedeutend iſt die Viehzucht für die Ausfuhr der La Plata-Staaten geworden. Schaf— wolle kam aus Argentina 1912 für 232 Millionen Mark, aus Chile für 12, aus Uruguay eine unbekannte Menge. Dazu lieferten die La Plata-Staaten Talg, Hörner, Klauen, ſehr viel Häute, Vieh und Fleiſch. An Häuten führte Argentina 1912 für 209, an Vieh für 44, an Fleiſch für 170, an Talg für 47 Millionen Mark aus, an Viehzuchtpro— dukten in dieſem Jahre volle 725 Mil- lionen Mark, Uruguay 194. Die Zahl der Rinder betrug in Argentina allein 1908: 29 Millionen, die der Schafe 67, der Schweine 1½, der Pferde 71, Mil⸗ lionen; in Uruguay gab es 1911: 18 Mil- lionen Schafe und 7 Millionen Rinder. Auch die Induſtrie zieht von dieſer Entwickelung neuerdings Nutzen, teils die auf der Viehzucht beruhende Gefrierfleiſchfabrikation, die Gerberei und andere, teils die auf den Acker⸗ bau gegründete Mühleninduſtrie, aber die Ausfuhr von Induſtrieprodukten iſt noch gering. Er EM aaldıy | S = | . * oo | = 8 A 10 a 1 4 — a = a — = Sn — Q 2 2091 Sn Day = — ung S 2 > 2 75 | 8 | [7 [> 1972409 ie, — | . 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Die wichtigſten Ausfuhrgegenſtände Südamerikas find unter Weglaſſung von Guayana in umſtehender Tabelle in Millionen Mark Wert zuſammengeſtellt. Sie ergibt, daß Südamerika faſt ausſchließlich Rohſtoffe liefert. Der Ackerbau überwiegt mit 2273 Millionen Mark die Viehzucht mit 1002 um 1271, aber auch die Waldprodukte haben mit 479 Millionen Mark großen Wert, ſind aber wegen Rückgang des Kautſchukpreiſes 1912 vom Bergbau mit 688 wieder überflügelt worden. Die Induſtrie ergibt Gefrierfleiſch allein für 175 Millionen Mark, dazu Leder aus Chile (8) ſowie Mehl aus Chile (1,2) und Argentinien (30 Millionen Mark). Die Reihenfolge der Erzeugniſſe iſt ſchwer feſtzuſtellen, weil Uruguay die Viehzuchtprodukte, Peru die Erze nicht beſonders unterſcheidet. Ohne dieſe iſt ſie (in Millionen Mark): Kaffee 1006, Salpeter 447, Mais 440, Weizen 400, Häute 289, Wolle 252, Fleiſch 175, Leinſamen 147, Zinn 96, Hafer 91, Kakao 82, Kupfer 54, Talg 47, Baumwolle und Mate je 43, Zucker 42, Quebracho 36,4, Tabak 31, Gold 23, Jod und Borkalk 17, Steinnüſſe 12. Der Handel des Erdteils hat jetzt einen Geſamtwert von 8864 Millionen Mark. Iſt das für einen ſo großen Kontinent auch noch nicht viel, ſo hat ſich doch in den letzten Jahr— zehnten, wenigſtens im Süden, in Chile, Uruguay und Argentinien ſowie in Braſilien ein bedeutender Aufſchwung gezeigt. Die größten Handelswerte haben, wie die folgende Tabelle (1912) in Millionen Mark angibt, Argentinien und Braſilien, dann folgen je in weitem Abſtande Chile und trotz ſeiner Kleinheit Uruguay. Alle übrigen Länder haben einen Handelswert von weniger als 300 Millionen Mark und ſind daher noch wenig entwickelt, am meiſten noch Britiſch-Guayana, am wenigſten die Kordillerenſtaaten (außer Chile), Paraguay ſowie Franzöſiſch- und Niederländiſch-Guayana. Überhaupt tritt der Weſten, das Kordillerengebiet mit 1840, unter Zurechnung Venezuelas 2030 Millionen Mark ſehr zurück gegen den atlantiſchen Oſten mit 7020, ohne Venezuela 6830 Millionen; das Verhältnis iſt alſo wie 2:7. Vielleicht wird die Eröffnung des Panamäkanals hierin Wandel ſchaffen. 8 Geſamthandel S 2 Staat Einfuhr Ausfuhr Handel des Erdteils VCC 502 566 1068 12,05 Proz. C 5 79 144 223 2 FFC „ 189 292 3.5 mr FFC A 46,5 52 98,5 1,1: woe r re 72 89 161 Ist Pgifiſche Staaten 802,5 1040 1842, 20,8 Proz. nene 85 105 190 3 - Pazifiſche Staaten einſchl. Venezuela 887,5 1145 2032,5 22,92 Proz. Britiſch⸗Guayana (191/12) . 77 . “ii 36 | 41,7 78 0,88 Proz. Niederländiſch-Guayana (19117 7,3 3, 11 0,12: = Franzöſiſch-Guayana (191) . » -» . - 9 95 18,5 0,2 - IC ͤ EN N! 1284 1512 2796 31,54 CC7777CCCC(0C ( ˙ De | 21,5 1771 39 0,4 - CTC 196 (191) 213 (1912) 409 4,61 = ECV 1558 13922 3480 39,26 Atlantiſche Staaten ohne Venezuela 3112 3719 6831, 5 | 77,08 Proz. Zuſammen: 4000 4864 8864 100,0 Proz. RT ae a Southampton -B.Aires Bremerh.- Santos ap 40%. 2 0 ee. Br 7 AnEH zZuleydsy (47) nh PRTSS = öl 2 — = "NNMOLTIAYOMI (u) en 8 Uebe, ul U A iel Japuejue sten 000 00008 : 1 Wegen "VMINANV IL li ns NOX AHLAVMSAHAAMAd& M 7 ‚goynyeweußd 0 . Anett. N N ey aayey A ROT), Et \ Pr 62 (PT 7 01 (mansı9'$) 1¹νe½¼,. N F Mee ä » 05) -sO AA Jul. zo 00 (ana \ "IOPBATRS es "BURBUBT-'d \ endenmon-N Seanpuog OH o \ em meu 9 ue ;,S A BOLLISO)-I \ 'SBINPUOH-TPSTIIE - ud N Ry nu ? g1usoyoy fahoſinq N MDR AzjeS "LILZNIIBJSA-LELEUEGEH - SJIEZEN;S "L/LSUESJIO Mo gan) - UsreyuaWadg 10 ONIXaW ad - A EUegE -N BERN TREE ER EHE MOANU LHMIOANU Ve IOC A 08 'TDSM — — ST "ONTALALLNON 'nSIeL neff An r \ JAIAUL NOW = ap BEL en 2 NON IVA 0008211 at M 5 N DN eee er oS pere N br Sy ou usqu N > "Nepng WA Y e — 2) ENT Er 5 ar OSIVUV. eliple 08 d’IVA | 1 1 80 ee out R A se NN 8-- -_ S Tp Aa ohn on nuαν ? PUDJLmaTOL "FM4) Drunsg "mamypg ‘oubayonıL “vdumgg “uanbnans vaymg-1 “wazray ON f= MRS PPRALZRPSTIT 0D, Aynpoidnpmayary-dNn au PaRL-L poche um -& Dimspzwuonr e “assorane- N -aypadunag) zyoygemg -e3 "PTOUPH N- APR D Uaumumg-83 eee g n- r v. eue piece d azpsıdnng a "22412750 - n ö RO: SYeINSUOY FF uouogababras; ẽũEmᷓ ue 779 m} 2P ννẽ3jf.ι) ° 000 008 :T IT-OoVIIWD | o jY/ n],Z u a ae: j,Qñ aο any νννj“ H a7 c p⁰ν⁰jq . 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Der Lage Südamerikas entſprechend, hat zuerſt die Europa am nächſten gelegene Nordküſte einen größeren Dampfſchiffsverkehr veranlaßt. Er wurde allerdings in der erſten Zeit im weſentlichen nur durch Zweiglinien aufrecht erhalten, die von der jahrzehntelang als Mittelpunkt aller Schiffahrt in Weſtindien dienenden Inſel St. Thomas ausgingen. Später begann dann die direkte Dampfſchiffahrt nach den Häfen Venezuelas und Colombias. Die ſchnellſte, beſtausgeſtattete und teuerſte, die franzöſiſche Linie, läuft in 15 Tagen von St.⸗Nazaire über Guadeloupe und Martinique nach La Guaira, während die Schiffe der Hamburg-Amerika-Linie nur Paſſagiere 3. Klaſſe nehmen und von Hamburg nach La Guaira volle 23 Tage brauchen. Seit 1901 aber verbindet die Hamburg- Amerika⸗Linie als Nachfolgerin der Atlas-Linie New York über Jamaica mit Colön und Hamburg über Havana mit Mexiko. Die britiſche Royal Mail erreicht von Southampton zwar in 12 Tagen Barbados, ſetzt aber dort Paſſagiere und Poſt auf kleine, nur alle 4 Wochen verkehrende Dampfer über, während die Hauptlinie über Trinidad nach Jamaica und Colon führt. Die franzöſiſchen, deutſchen und britiſchen Dampfer haben als Stützpunkte Mar- tinique, St. Thomas und Barbados. Eine ſehr lange Fahrt haben auch die im übrigen ſehr guten holländiſchen Dampfer, die auf der Reife von Amſterdam nach Curacao zuerſt Para— märibo, Demerara und Trinidad, dann Caruüpano, Cumand, Guanta, La Guaira und Puerto Cabello anlaufen und darauf über Haiti nach New Pork weitergehen. Ferner verbindet die Red D Line New York mit Puerto Rico, Curacao, La Guaira, Puerto Cabello und Mara— caibo, die New York and Cuba Mail New York mit Cuba, den Bahamas und Mexiko, die United Fruit Line Nordamerika mit dem atlantiſchen Mittelamerika und eine Linie der Panamä⸗-Kanal⸗-Geſellſchaft New York mit Colon. Die drei europäiſchen Kolonien in Guayana werden von ihren nationalen Linien angelaufen, aber nur Surinam und Demerara durch die holländiſche Linie direkt von Europa aus, während Cayenne durch die Royal Mail und die Compagnie Générale Transatlan— tique mit Barbados beziehungsweiſe Martinique — Trinidad mittels Zweiglinien verbunden iſt. Zwiſchen Guayana und Braſilien beſteht keine direkte Verbindung, außer mit Küſten— dampfern; auch das Amazonastal war bisher in bezug auf Dampfſchiffahrt ungünſtig geſtellt. Para und Mangos waren bis 1901 nur durch die engliſche Booth-Linie von Liver— pool in 16 beziehungsweiſe 25 Tagen zu erreichen, ſeitdem ſendet aber auch die Hamburg— Amerika⸗Linie monatlich zweimal Paſſagierdampfer dahin. Der Verkehr mit der Oſtküſte, Braſilien und der La Plata-Mündung hat ſich neuerdings ſehr ſtark geſteigert. Nordoſtbraſilien ſteht durch die Hamburg-Südameri— kaniſche Dampfſchiffahrts-Geſellſchaft, die ſeit 1900 mit der Hamburg-Amerika— Linie eine Übereinkunft getroffen hat, mit Deutſchland in Verbindung, und von Pernambuco 94 Allgemeine Überſicht. an werden die braſiliſchen Häfen Pernambuco, Bahia, Rio und Santos auch von dem Nord— deutſchen Lloyd mit kleineren Schiffen, von den engliſchen Linien von Southampton und Liverpool und der franzöſiſchen Linie Bordeaux-Buenos Aires ſowie von Havre und Marſeille aus berührt. Dazu kommen für Rio und Bahia eine Linie nach New Pork, für Südbraſilien die Hamburg-Amerika-Linie in Verbindung mit der Hamburg-Südamerika⸗ niſchen, ferner öſterreichiſche, ſpaniſche, engliſche, italieniſche und franzöſiſche Geſellſchaften. Eine Schnellverbindung Dakar-Pernambuco iſt geplant. Endlich läuft der Lloyd Brazileiro Bars, Maranhäo, Piauhy (Amarragäo), Cearä, Natal, Parahyba, Pernambuco, Maceio, Bahia, Victoria, Rio, Santos, Iguapé, Cananea, Paranaguä, Antonina, Sao Francisco, Desterro, Rio Grande, Montevideo und Buenos Aires an. Manche europäiſche Geſell— ſchaften landen in braſiliſchen Häfen auch auf der Fahrt nach Montevideo und Buenos Aires, und einzelne laufen von hier aus den Parana hinauf bis Roſario; Buenos Aires wird aber auch direkt von Hamburg, Bremen und von engliſchen, franzöſiſchen, italieniſchen Häfen erreicht, mit den beſten Schiffen (Cap-Dampfern“) von Hamburg jetzt in 22, von Genua jogar in 16 Tagen. Dazu kommt die Hamburger Kosmos-Linie, die auf der Fahrt nach der Weſtküſte Südamerikas Montevideo berührt, die ebenfalls nach der Weſtküſte fahrende Pacific Steam Navigation Company zweimal im Monat und eine Linie New York-Rio— Montevideo-Buenos Aires. Patagonien wurde bis 1900 mit Ausnahme des wichtigeren Hafens Bahia Blanca nur von argentiniſchen Regierungsſchiffen beſucht, aber ſeitdem hat die Hamburg-Amerika-Linie in Verbindung mit der Hamburg-Südamerikaniſchen auch die patagoniſchen Häfen in das weite Netz ihrer Verbindungen einbezogen; überdies läuft die argentiniſche Linea Nacional del Sud die patagoniſchen Küſtenplätze an. Die Weſtküſte Südamerikas hat wegen ihrer größeren Entfernung von Europa bei weitem weniger Verbindungen mit dieſem Erdteil als die Oſtküſte. Die älteſte die Weſtküſte befahrende Geſellſchaft iſt die engliſche Pacifie Steam Navigation Company, deren Dampfer von Liverpool über Liſſabon, Pernambuco, Bahia, Rio, Montevideo die Falk— landinſeln und Valparaiſo Callao in 49, mit Schnellfahrten in 42 Tagen erreichen. Dann folgt die Hamburger Geſellſchaft Kosmos. Berührt werden meiſt die Häfen Punta Arenas, Corral, Coronel, Talcahuano, Valparaiſo, Coquimbo, Huasco, Caldera, Antofa— gaſta, Cobija, Iquique, Piſagua, Arica, Mollendo, Pisco, Callao, Salaverry, Pacasmayo, Eten, Pimentel, Payta, Guayaquil, Manta, Esmeralda, Tumaco, Buenaventura. Seit dem Jahre 1900 hat aber die Kosmos-Linie ihre Fahrten bis Mexiko, ja bis Seattle in Nordamerika ausgedehnt. Sie braucht von Hamburg bis Valparaiſo 48, bis Callao 65 Tage. Auch Chile ſelbſt beſitzt in der Compania Sudamericana de Vapores eine gut gedeihende Ge— ſellſchaft, deren Schiffe bis Panamä laufen. Die großen Segelſchiffe des Hauſes Laeisz in Hamburg, wie der Fünfmaſter Potoſi, haben aber die Reiſe von Hamburg nach den Salpeterhäfen auch in kaum 70 Tagen bereits mehrfach zurückgelegt. Alle Dampferlinien fahren durch die nicht ungefährliche Magalhäesſtraße und laufen hier Punta Arenas an, die Segelſchiffe nehmen ihren Weg um Kap Hoorn. Bequemer iſt die Reiſe nach Valparaiſo jetzt über Buenos Aires-Mendoza und den Uspallata-Paß in 25 Tagen. Man kann aber in derſelben Zeit Valparaiſo auch über New York-Panams erreichen, wobei man jedoch beim Paſſieren der Landenge zweimal umſteigen muß. Die Reiſe von Europa nach den Häfen der Weſtküſte, namentlich nach Zentralamerika, Ecuador, Peru, Mexiko und Kalifornien, wird nach Eröffnung des Panamäkanals ſehr Das Verkehrsweſen. 95 erleichtert werden. Die 1855 angelegte Eiſenbahn Colon -Panamä brachte eine vorläufige Ab- hilfe der Schwierigkeiten des Reiſens zwiſchen Europa und der Weſtküſte Amerikas, der 1881 von F. v. Leſſeps begonnene Panamäkanal dagegen mußte 1888 aufgegeben werden. Im letzten Jahrzehnt haben aber die Vereinigten Staaten den Kanal nahezu vollendet. Binnenſchiffahrt. Die Flußdampfſchiffahrt in Südamerika iſt noch nicht ſo aus— gebildet, wie es die zahlreichen großen ſchiffbaren Ströme ermöglichen könnten. An den von La Guaira über Curacao nach Maracaibo fahrenden Red D-Dampfer ſchließt ein vene- zolaniſcher an, der den See von Maracaibo bis zum Südufer befährt, um dann Waren und Paſſagiere auf kleine Flußdampfer abzugeben, die den Rio Escalante und den Rio Catatumbo⸗Zulia, erſteren bis Santa Barbara, letzteren bis Eucontrados, aufwärts gehen. Das Orinocoſyſtem wird von einer engliſch-venezolaniſchen Geſellſchaft bis Ciudad Boli— var befahren, weiter aufwärts nur während der Regenzeit bis Atures am Orinoco, Orocus am Meta, Nutrias am Apure und die Portugueſa hinauf. Auf dem Magdalena (Tafel 17, Abbildung 1) wird ſeit 1845 die Schiffahrt mittels Dampfern betrieben, die in etwa ſieben Tagen bis Honda laufen, aber wegen der ſtarken Strömung und der großen Treib— holzmaſſen nicht unbedeutende Schwierigkeiten zu überwinden haben. Der Cauca wird bis Cäceres (Tafel 17, Abbildung 2) befahren, größere Schiffe vermögen auch auf dem Mittel— lauf zwiſchen Cali und Cartago zu verkehren, nicht aber zwiſchen Cartago und Cäceres. Eine ſchönere, beſſere und breitere Waſſerſtraße bietet der Amazonas dar, der den größten Schiffen die Fahrt bis in das peruaniſche Gebiet geſtattet; der Paſſatwind ermöglicht ſelbſt Segelſchiffen, weit ſtromaufwärts vorzudringen. Seit 1852 ſind Dampfſchiffe auf dem braſiliſchen, ſeit 1865 auf dem peruaniſchen Teile des Stromes in Tätigkeit, unter denen diejenigen der Amazon Steam Navigation Company, einer 1867 in Para gegründeten Ge— ſellſchaft, etwa 30 an der Zahl, ſich auszeichnen; außer dieſen verkehren auch etwa 20 braji- liſche Dampfer auf dem Strome, denen ſich in Tabatinga die peruaniſchen anſchließen. Seit 1901 fährt auch die Hamburg-Amerika-Linie bis Manaos. Zu dem Verkehr im Amazonasbecken tragen aber auch die Nebenflüſſe bei, unter denen der Rio Negro auf 750 km, der Ucayali, Huallaga und Purus ſowie der untere Madeira auf 290 km regelmäßig befahren werden. Auf dem Huallaga gehen Dampfer bis Yurima- guas, auf dem Ucayali bis Sarayacu; der Ia und der Japurä ſind zwar ſchiffbar, der Iga ſogar bis zu den Kordilleren, aber heute werden ſie noch nicht benutzt. Kleinere Nebenflüſſe erlauben flachgehenden Dampfern die Fahrt noch nahe den Quellen; 1896 vermochte ſogar ein ſolcher die Waſſerſcheide zwiſchen dem Ucayali und dem Madre de Dios zu überwinden, der ſelbſt wie der Beni und Inambari für Dampfer ſchiffbar iſt. Leider aber verſperren Stromſchnellen den mittleren Madeira und unteren Beni völlig, ſo daß keine Waſſerſtraße von Bolivia nach Braſilien führt, und die Flüſſe Tapajos, Kingu und Tocantins ſind nur auf kurze Strecken im Unterlauf brauchbar. Im ganzen werden im Amazonasbecken etwa 10000 km Waſſerſtraßen mit Dampfern befahren. Dagegen ſind die übrigen an der Oſtküſte Braſiliens mündenden Ströme deſto weniger für die Schiffahrt geeignet, da Stromſchnellen ſie in kürzeren und längeren Entfernungen von der Küſte unterbrechen. Dennoch werden ſtreckenweiſe befahren der Guajahu, Mearim, Itapicuru, Parahyba, Jaguaribe, Caxoeira, Jequitinhonha, Mucury, Doce, Ribeira de Iguapé, Jacuhy und Itajahy; auch der Sao Francisco iſt, abgeſehen von dem Unterlauf, der auf 264 km allerdings Schiffe von nur 3 / m Tiefgang zu tragen vermag, auf 1500 km für 96 Allgemeine Überſicht. Dampfer von 5 m Tiefgang ſchiffbar. Im Inneren bietet der Tocantins-Araguaya auf 1200 km Entfernung eine gute Waſſerſtraße. Auf dem La Plata-Syſtem teilen ſich braſiliſche, paraguayiſche und argentiniſche Dampfer in die Schiffahrt: Dampfer des Lloyd Brazileiro befahren monatlich den Para- guay bis nach Cuyaba, ein paraguayiſcher läuft ebenfalls monatlich hin und her von Co— rumbä bis Montevideo, zweimal wöchentlich verkehren Dampfer zwiſchen Concepeion und Aſuncion, und alle vier Tage geht ein Dampfer der argentiniſchen Linie Nicoläs Mihanovich von Buenos Aires nach Aſuncion. Für Segelſchiffe iſt die Fahrt flußaufwärts langſam und beſchwerlich, bei Hochwaſſer vermögen aber Fahrzeuge von 5 m Tiefgang bis Aſuncion, bis nach Roſario Schiffe jeder Größe zu gelangen. Weniger günſtig ſind die beiden anderen zu dem La Plata⸗Syſtem gehörigen Flüſſe, der Paranä und der Uruguay. Erſterer, gewöhn⸗ lich Alto Parana genannt, wird durch den großen Fall von Sete Quedas oder Guaira unter 20° ſüdl. Breite gänzlich unſchiffbar gemacht und hat auch in dem unterhalb davon liegenden Stromteil hier und da Schnellen, der Uruguay ſogar noch im Territorium von Uruguay ſelbſt, bei Salto, ſo daß ſeine Schiffbarkeit noch mehr beeinträchtigt wird; doch verkehren auch oberhalb der Schnellen argentiniſche und braſiliſche Dampfer. Die Linie Mihanovich läßt alle vier Tage Dampfer bis Concordia ab. Unter den großen Nebenflüſſen des Paraguay kann der Rio Bermejo mit Dampfern von normalem Tiefgang ſechs Mo⸗ nate, mit flachgehenden das ganze Jahr hindurch bis Preſidencia Roca befahren werden, während der Pilcomayo mit Sicherheit nur 400 km aufwärts während neun Monaten des Jahres ſchiffbar iſt. Von den patagoniſchen Flüſſen iſt der Rio Negro, mit Ausnahme der Zeit von März bis Mai, ſchiffbar, und der Rio Neuquen geſtattet Schiffen die Fahrt bis zum Fort der vierten Diviſion, alſo faſt bis 1000 km von der Mündung. Von Seen tragen der Titicaca, der Llanquihue- und der Valencia-See kleine Dampfer. Größere Flußboote befahren den Magdalena und den Araguaya. Der Landverkehr. Das Eiſenbahnweſen in Südamerika hat erſt ſeit den ſieb— ziger Jahren des 19. Jahrhunderts durch das energiſche Eintreten Argentinas und Chiles ſowie durch großartige Bauten in Peru und Venezuela und durch die Verlängerung der Küſtenbahnen Braſiliens ins Innere eine raſchere Entwickelung genommen, ſo daß jetzt (1912) etwa 71000 km Eiſenbahnen im Kontinent vorhanden ſind, wovon 46 Prozent auf die Argentina, 30 Prozent auf Braſilien kommen. Vor 1860 gab es in Südamerika überhaupt nur ganz wenige Bahnen, wie die Bergwerksbahn Caldera -Copiapo in Chile, jeit 1852, die Mauäbahn, von Porto de Maus am Nordufer der Bai von Rio de Janeiro nach der Sierra da Eſtrella, ſeit 1854, und die Argentiniſche Weſtbahn, ſeit 1857, deren damaliger Endpunkt jedoch unmittelbar vor dem Weichbilde der Stadt Buenos Aires lag. Immerhin hatte Braſilien am 1. Januar 1868 ſchon 651,4 km Eiſenbahnen, und gleich- zeitig begann ſeit der Verbindung von Valparaiſo mit Santiago 1863 auch in Chile der Eiſenbahnbau reger vorzuſchreiten. Mit der zunehmenden Beruhigung in den politiſchen Verhältniſſen der Staaten wuchſen auch die Eiſenbahnſtrecken beſonders in Argentinien, Braſilien und Chile, ſo daß 1890 in dieſen drei Ländern zuſammen 21757 km im Betrieb waren, nämlich in Braſilien 7648, in Argentinien 11400 und in Chile 2709; von den übrigen Ländern kam nur noch Peru mit 1347 km in Betracht. Auch war um dieſe Zeit die erſte Transkontinentalbahn Buenos Aires Valparaiſo ſchon ſo weit gefördert, daß nur noch die Kordillere ſelbſt zu überſchreiten war; Das Verkehrsweſen. 97 infolge der in beiden Ländern um 1890 eingetretenen Revolutionen und Kriſen ſtockte aber der Bau dieſer wichtigen Bahn lange und konnte erſt 1910 vollendet werden. Sie durch⸗ quert die Kordillere zwiſchen den Stationen Las Cuevas und Caracoles in einem 3600 m hohen Tunnel und iſt bis heute die einzige Erdteil-Querbahn geblieben. Um dieſe Zeit, 1894, wurde auch die deutſche Eiſenbahn zwiſchen Valencia und Caracas in Venezuela vollendet, während die chileniſche Längsbahn erſt 1899 Temuco in der Richtung nach Süden überſchritt und 1901 Oſorno erreichte. Im Jahre 1900 hatten Chile 4643, Argentinien 16000 und Braſilien 14000, dieſe drei Länder zuſammen alſo gegen 35000 km Eiſenbahnen. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat nun der Eiſenbahnbau in Südamerika ſehr große Fortſchritte gemacht. 1908 wurde die Hauptſtadt von Ecua- dor, Quito, erreicht, 1910 der Tunnel zwiſchen Chile und Argentinien durchgeſchlagen, 1912 konnte die Bahn von Arica nach La Paz und die ſchon vor Jahrzehnten begonnene Bahn zur Umgehung der Stromſchnellen des Madeira-Mamors eröffnet werden. 1913 gelang es, die chileniſche Längsbahn bis nach Iquique fortzuſetzen und die Verbindung des bolivianiſchen mit dem argentiniſchen Netz anzubahnen. Die großartigſte Unternehmung aber iſt wohl die im Bau begriffene Bahn von Sao Paulo nach Corumbä am Paraguay, die ſpäter bis Santa Cruz de la Sierra in Bolivia fortgeſetzt werden ſoll. Auch in Peru iſt man daran, die ſchon 1870 von Henry Meiggs begonnene berühmte Oroya-Bahn, welche die Kordillere in 4775 m Höhe überſchreitet, nach dem Tieflande hinüber weiterzuführen, dagegen bleiben Colombia und Venezuela im Eiſenbahnbau neuerdings zurück. Die Oroya-Bahn iſt trotz der ungeheuren Höhe des Galera-Tunnels aber nicht mehr die höchſte, ſondern fie iſt von zwei bolivianiſchen Bahnen überflügelt worden. Jedenfalls iſt aber Südamerika der Erdteil der höchſten Bahnen, wie folgende Tabelle der Höhenlage der Scheitelpunkte zeigt: Potoſi — Rio Mul ati etwa 4880 m Crucero Alto a. d. Bahn Arequipa Puno 4471 m Ascotan —Collahuaſ i... etwa 4820 - MEER a kr we Dee 4270 - Oroya-Bahn, Galera-Tunnel. . . . 4775 - Uymi—Huandaa . . . 2... 4152 - Die höchſte Stadt der Erde, El Cerro de Vasco, mit 4350 m, iſt auch ſchon an das Eijen- bahnnetz angeſchloſſen, und in der Sierra Famatina erreicht eine Drahtſeilbergbahn nach der Mine La Mejicana 4618 m. Durch den Ausbau der chileniſchen Längsbahn nach Norden ſowie durch die Ver— größerung des bolivianiſchen und des peruaniſchen Eiſenbahnnetzes iſt das Projekt einer ſüd⸗ amerikaniſchen Längsbahn wenigſtens in ſeiner ſüdlichen Abteilung, etwa bis 120 ſüdl. Breite, ſeiner Ausführung nähergekommen, aber die Vollendung dieſer Bahn wird wohl noch lange auf ſich warten laſſen. Im Jahre 1911 hatte das Eiſenbahnnetz Südamerikas folgende Größe: 1911 1900 1911 1900 Argentinien (1913) . . 32 624 km 16 000 km Bolivia (1912). . . 1284 km 1000 km Braſilien (1913). . . 23073 - 14000 ⸗ Sertezuelg .ı . 2.2 00% 92 - 850 - CFT 6000 = 4640 - r 900 = 660 - ea (1912) 25 s 1700 = Ecuador (1910) . 563 =» 100 = Uruguay (1912). . . 2500 - 1900 - Bataguch - »...20.2 373 250 Von etwa 41000 km iſt die Länge der ſüdamerikaniſchen Eiſenbahnſtrecken in zehn Jahren alſo auf rund 71000 geſtiegen. Ein raſcher Fortſchritt iſt weiter zu erwarten, zwei Erdteil⸗Querbahnen ſtehen in Ausſicht, die eine Sao Paulo -Corumbä — Santa Cruz-Cocha— bamba, die andere Buenos Aires —Neuquén Chile. Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 7 98 Allgemeine Überſicht. Erſt wo die Eiſenbahnen ihr Ende erreichen oder zu Seiten derſelben erhält der Ver— kehr in Südamerika einen ſpeziell ſüdamerikaniſchen Charakter. Hier zeigt ſich nun recht der Gegenſatz der Oberflächengeſtaltung zwiſchen dem Oſten und dem Weſten, indem auf den offenen Campos Braſiliens und auf den Pampas Argentinas Fahrſtraßen viel leichter anzulegen ſind als in den hohen, unzugänglichen Anden; im Oſten ſind Karren und Wagen, in den Anden Maultiere die wichtigſten Transportmittel. In Braſilien und Argentina fährt man abſeits der Eiſenbahnen mit Poſtwagen, die in Argentina Galeras heißen, oder in ſchwerfälligen Ochſenkarren; in Venezuela wird zurzeit ein Netz von Fahrſtraßen angelegt. Wo auch dieſe zu Ende ſind, und das iſt meiſtens bereits in ſehr geringer Entfernung von der Küſte der Fall, da beginnt überall das Reiſen zu Pferde und, namentlich in allen gebirgigen Gegenden, vor allem in den Anden, zu Maultier. Die Telegraphenlinien. Wenn nun auch die Wege vielfach noch ſehr vernach— läſſigt werden, jo iſt auf den Ausbau des Telegraphennetzes großer Wert gelegt worden, wie folgende Tabelle zeigt. 1912 1900 1912 1900 Argentina (1910) . . 61000 km 45000 km Uruguay 8600 km 5700 km Braſilien (1911). 58000 = 24000 - Venezuela (1911) . . . 7900 - 5700 = Chile (1910). . . . 36000 - 24000 - r 6100 - 4500 = Colombia (1911) . . 18000 - 14000 -» Fündnese 5340 - 1800 - joy en 15000 * 4200 ee 4000 - 800 = Demnach iſt das Telegraphennetz in zehn Jahren von etwa 130000 auf 220000 km ver- längert worden. Außerdem iſt die drahtloſe Telegraphie hinzugekommen, die gerade in den Wildniſſen der Tiefländer der großen Ströme ſehr wertvolle Dienſte leiſtet; ſehr gute Belege dafür ſind die drahtloſe Verbindung zwiſchen den öſtlichſten peruaniſchen Kordilleren— ſtationen und Iquitos am Maraiton ſowie die Errichtung vieler drahtloſer Stationen an den Küſten (vgl. die Verkehrskarte bei S. 93), darunter einer auf den Falkland-Inſeln und auch ſchon mehrerer auf der pazifiſchen Seite des Erdteils; Braſilien hatte 1913: 32, Argentinien 105, Uruguay 24, Chile 8, Peru 9, Colombia 4. Eine wertvolle Vermehrung haben im letzten Jahrzehnt auch die Kabel erfahren. Im Jahre 1900 gab es an der Oſtküſte nur drei, an der Weſtküſte eines, zwiſchen Valparaiſo und Panamä. Jetzt führt auch ein deutſches Kabel von Monrovia in Afrika nach Pernambuco, das überdies mit Dakar ſowie durch zwei Kabel mit den Capverden verbunden iſt. Außerdem iſt die Mündung des La Plata direkt mit Aſuncion und dieſes mit Freetown verbunden, und zur Verbindung der Haupthafenſtädte liegen Kabel der Küſte entlang zwiſchen Buenos Aires und La Guaira. An der Weſtküſte iſt das Kabel von Valparaiſo ſüdwärts bis Ancud fortgeſetzt worden, ſo daß nur noch im Süden zwiſchen Ancud und Buenos Aires, im Norden zwiſchen La Guaira (beziehungsweiſe Curagao) und dem Atrato Lücken beſtehen. 0 er e u opdprT opufgg ure o IIINy oe ee 8 1351 5 He UFER: aa RE N reg OL 08 06 0 01 02 08 — p 7ꝗ§%—%—, 7˙—.—.. 9 —————— noi, PIRS Dee, ISIENMTWDZ ANU db peeling Sonden bini, 19) o ανẽl Ahναiν ., 000 000 L&:1-PIS JUN uns As Sg. HY pun- Ansa VUIUAKWaas 0* 08 en rer Er IL f a 0 I. 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Wenn aber die Karte zu Rate gezogen wird, ſo zeigt ſich, daß die Schwemmlandebene des Amazonas zwiſchen die beiden von— einander getrennten Abteilungen des ungefalteten Schollenlandes des Oſtens eingreift. Letzteres kann daher nicht geſchloſſen behandelt, ſondern muß in zwei Teile getrennt werden, Guayana und Braſilien. Dadurch wird die Einheitlichkeit der Darſtellung unterbrochen. Ich habe mich deshalb entſchloſſen, alle ungefalteten Landſchaften des Oſtens, ſeien ſie nun alt oder jung, zuſammenzufaſſen, und ſtelle als erſten großen Abſchnitt das ungefaltete Land des Oſtens auf, mit den Unterabteilungen Llanos, Guayana, Amazonien, Braſilien, La Plata-Länder, Patagonien. Eine Schwierigkeit bereitet hier die Zu— teilung der beiden äußerſten Landſchaften, der Llanos im Norden und Patagoniens im Süden. Beide liegen vor dem Gebirge und verdanken dieſem zum Teil ihre Entſtehung, die Llanos infolge der Tätigkeit der Flüſſe, Patagonien wegen der großen Gletſcher, die ſich von der Kordillere auf die Hochebene hinaus erſtreckt haben. Sie haben infolgedeſſen einen an— deren Landſchaftscharakter und eine ſelbſtändige Stellung gegenüber ihren Nachbarland— ſchaften Guayana, Amazonien und der Pampa. Man wird daher zwar guttun, ſie als ſelb— ſtändige Landſchaften auszuſondern, doch muß bei der Darſtellung Rückſicht auf die noch nicht beſprochenen Faltengebirge genommen werden. Der zweite große Abſchnitt Südamerikas ſind die Kordillerenländer, die Falten— gebirgslandſchaften. Sie nehmen den ganzen Weſten des Erdteils ein und müſſen in Unter- abteilungen zerlegt werden. Dieſe Unterabteilungen aufzuſtellen, iſt nicht einfach, weil durchaus zwingende Gründe für die eine oder die andere Einteilung nicht vorliegen. Über— dies macht die Begrenzung gegen das ungefaltete Gebiet des Oſtens Schwierigkeiten. Zwar iſt im Norden die Grenzlinie zwiſchen beiden leicht erkennbar, nicht aber im Süden. Gebirgs— züge, die vielleicht noch dem Andenſyſtem angehören, treten hier weit im Inneren Argen— tiniens, mitten in dem ungefalteten Lande auf und bilden die Grenzen zwiſchen der niedri— gen Pampa und den inneren Hochebenen dieſes Staates. Sie zwingen dazu, entweder dieſe Hochebenen bei dem Kordillerenſyſtem zu behandeln und dadurch die Beſprechung der politiſchen Geographie Argentinas zu zerreißen, oder aber Argentina im Zuſammenhang zu behandeln und dafür die Kordilleren an zwei getrennten Stellen zu erörtern. Ebenſo greift 0 100 Das ungefaltete Land des Oſtens. umgekehrt Chile, das Kordillerenland reinſter Ausbildung, politiſch auf das patagoniſche Hochland über; Bolivia, Peru, Ecuador, Colombia haben ihren Schwerpunkt in den Kor— dilleren, beſitzen aber bedeutende Teile Amazoniens, alſo jungen Tieflandes, und der Staat Venezuela iſt ſogar phyſiſch dreiteilig, da er ſowohl Faltengebirgsland wie junge Ebenen, aber auch noch Teile des alten Schollenlandes, Guayanas, enthält. Hier wird weniger Rückſicht auf die politiſchen als auf die phyſiſchen Verhältniſſe ge— nommen werden. Daher ergeben ſich für Südamerika folgende Abſchnitte und Abteilungen: A (C). Das ungefaltete Land des Oſtens. I. Guayana. II. Die Llanos. III. Amazo⸗ nien. IV. Das braſiliſche Bergland. V. Die La Plata-Länder. VI. Patagonien und Feuerland. B (D). Das gefaltete Land des Weſtens. I. Die ſüdlichen Kordilleren (Patagonien und Südchile). II. Die mittleren Kordilleren von Santiago bis Arequipa. III. Die nörd- lichen Kordilleren (1. Die peruaniſchen, 2. die ecuatorianiſchen, 3. die colombianiſch-vene⸗ zolaniſchen Kordilleren). IV. Das übrige Venezuela und die Inſeln der Nordküſte. C(E). Mittelamerika. I. Weſtindien. II. Zentralamerika. Das ungefaltete Land des Oſtens beſteht aus altem Schollenland und jungem Flachboden. Das Schollenland des Oſtens iſt durchaus einheitlich gebaut. Ungefaltet ſind zwar nur die vornehmlich zutage tretenden oberen Ablagerungen der meſozoiſchen Periode, während das alte archäiſche Grundgebirge gefaltet iſt; da aber dieſes meiſt nur an den Rändern, namentlich an der Küſte, auftritt, die ungefalteten Ablagerungen dagegen den Oberflächenformen des ganzen Oſtens Südamerikas ihre charakteriſtiſche Eigenart geben, ſo glaube ich mich des Ausdrucks „ungefaltetes Schollenland“ mit Recht bedienen zu dürfen. In der Tat hat ſeit der Faltung des alten archäiſchen Grundgerüſtes keine Störung in der Lagerung mehr ſtattgefunden, und ſelbſt die marinen devoniſchen und karboniſchen Ab— lagerungen, alſo Schichten ſehr hohen Alters, liegen ungeſtört über dem Grundgebirge. Mit dem Karbon erlöſchen nun für ſehr lange Zeit alle Meeresbildungen, das Land lag alſo trocken und wurde ohne Zweifel ſtarker Abtragung unterworfen. Erſt in der oberen Kreide— zeit erfolgte eine Meeresüberflutung, deren Ergebnis in Nordbraſilien und Guayana eine Sandſteinbedeckung geweſen iſt. Dagegen fehlen tertiäre Meeresablagerungen in Braſilien wieder ganz, und in Südbraſilien ſind Meeresſedimente überhaupt ſehr ſelten, außer in den zum La Plata-Gebiet gehörenden Teilen. Wohl aber bildeten ſich im heutigen Amazonien Landſeen, denen ein Teil des jetzigen Hügellandes am unteren Amazonas entſtammt. Der Tertiärzeit gehört ferner ein Teil des patagoniſchen Tafel- und Stufenlandes an, und Tertiär lagert wohl auch unter dem jetzigen La Plata-Gebiet, von dem aus eine große tertiäre Meerestransgreſſion gegen Braſilien vordrang. Endlich haben ſich während der Quartärzeit die großen Tiefländer zwiſchen den einzelnen Abteilungen des öſtlichen Schollenlandes und den Kordilleren ausgebildet, teils in Form von lakuſtrinen (See-) und fluviatilen (Fluß-) Ablagerungen, wie in Amazonien, teils mit Hilfe des Windes, wie in der Pampa, oder auch unter Mitwirkung des Eiſes, wie in Patagonien. Im ganzen iſt aber das Schollenland des Oſtens von hervorragender Gleichartigkeit, und wie der geologiſche Bau auf weite Strecken hin einheitlich iſt, ſo ſind es auch die Höhen. Der größte Teil von Braſilien und Guayana ift eine wellige Ebene von 300 —800 m Höhe, über die ſich nur einige langgeſtreckte Rücken erheben; im Süden, in Braſilien, bildet unmittel- bar hinter der Küſte ein geſchloſſener Gebirgswall von 1000 —1500 m Höhe die Landſchaften Guayana: Das Land. 101 von Porto Alegre bis Ouro Preto, und hier kommen auch vereinzelt noch höhere Gipfel vor, be- ſonders in der Serra da Mantiqueira, wo der Ititiaya mit 2712 mals höchſter Berg des ganzen Oſtens aufragt. In Guayana nimmt das über 1000 m hohe Land einen feſter geſchloſſenen Raum zwiſchen dem oberen Orinoco und dem Eſſequibo ein, während öftlich dieſes Fluſſes kein Gipfel 1500 m Höhe überſteigt. In dem höheren venezolaniſchen Teile kommen dagegen wieder Berge mit mehr als 2000 m Höhe vor, wie der Duida, und an der Grenze Venezuelas, Braſiliens und Britiſch-Guayanas erhebt ſich der höchſte Gipfel Guayanas, der Roroima, zu 2600 m Höhe. Die ſüdliche, braſiliſche Abteilung der öſtlichen ungefalteten Scholle iſt ſomit größer, aber niedriger und ärmer an 2000 müberſteigenden Gipfeln als die nördliche, Guayana. Von ähnlicher Gleichartigkeit ſind die Tiefländer am Orinoco, Amazonas und La Plata. An zwei Stellen verſchmälern ſie ſich erheblich, einmal zwiſchen Guayana und dem Karaibiſchen Gebirge, das andere Mal zwiſchen den Anden und den weſtlichen Vorſprüngen des braſiliſchen Tafellandes. An erſterer Stelle hat das Tiefland nicht ganz 200, an letzterer etwa 200-300, unter 16° jüdl. Breite kaum 150 km Ausdehnung. Im Gebiete des Ama— zonas erſtreckt es ſich zwiſchen 1“ nördl. Breite und 49 ſüdl. Breite beinahe über den ganzen Erdteil, vom Oſtfuße der Anden bis zum Atlantiſchen Ozean, bei einer Breite von faſt 900 km unter 60° weſtl. Länge. Von Cuyabä bis Bahia Blanca erreicht es eine Längenausdehnung von 2330 km bei einer überall annähernd gleichen Breite von 700 km. Die Höhe dieſes Tieflandes iſt am geringſten im Amazonasbecken. Mit der Seehöhe von 180 m im Pongo de Manſeriche am Austritt des Marafion aus den Anden ſtimmen die Höhen von Coca an der Mündung des Rio Coca in den Napo mit 260 m, Santa Maria am oberen Yapura mit 187 m, Cabuyaro am oberen Meta mit 148 m leidlich überein. Der nördliche Rand der Llanos hat rund 300 m Höhe, die Quellen der Flüſſe Purus und Aere am äußerſten Oſtabhange der Anden liegen über 300 m hoch, und auch die enge Gaſſe am Mamoré hat noch etwa 250 — 300 m Seehöhe. Dann aber folgt im Paraguay-Syſtem wieder ganz tiefes Land: Cuyaba unter 16° ſüdl. Breite, unmittelbar am Abfall des braſiliſchen Tafellandes, liegt in kaum 200 m Höhe, und der geſamte Lauf des Paraguay, des unteren Paranä und auch des unteren Uruguay liegt noch darunter. Südlich der Sierras de Cördoba und de San Luis geht das niedrige Land allmählich in die patagoniſche Hochebene über, die nur an der Küſte weniger als 200 m Höhe hat, im übrigen aber bis zu 1000 m aufiteigt, weſtlich der genannten Sierras in die inneren andinen Hochebenen Argentinas. Verſchieden iſt infolge der klimatiſchen Unterſchiede der Landſchaftscharakter der drei großen Abteilungen der Tiefebenen, aber auch er läßt ſich nach der Ausdehnung der großen Stromgebiete abgrenzen. Die nördlichen und ſüdlichen Teile der großen Ebenen tragen Savannen und Steppen mit dürftiger Baumvegetation, während das Amazonas— tiefland mit faſt unendlichen Urwäldern erfüllt iſt. I. Guayana. 1. Das Land. Unter Guayana wird das Land zwiſchen dem Orinoco und dem Amazonas verſtanden. Der Name ſtammt vielleicht von den noch jetzt zu beiden Seiten der Tumuc— Humac-Berge unter dem Namen Rucuyenne lebenden Guayana- oder Wayana-Indianern, 102 Das ungefaltete Land des Oſtens. einem zur Zeit der Entdeckungen nahe der Küſte wohnenden Karaibenſtamm. Es iſt daher Guayana zu ſchreiben, nicht Guyana oder Guyane, welche verderbten Formen Engländer und Franzoſen unter Weglaſſung des a in der für die Indianerſprachen Südamerikas be- zeichnenden Silbe gua eingeführt haben. Guayana hat nur im Nordoſten und Norden feſte Grenzen, nämlich den Atlantiſchen Ozean und den Orinoco; im Weſten werden gewöhnlich der obere Orinoco, der Atabapo und der Guainia als Begrenzung angenommen, doch verlaufen noch weſtlich von ihnen Höhen— züge und erzeugen die Stromſchnellen im oberen Uaupés und im mittleren Japurä. Die Süd⸗ grenze von Guayana iſt ganz unbeſtimmt; die Gebirge enden im Oſten und Weſten unter 1°, in der Mitte unter 49 nördl. Breite. Erſterer Breitenkreis würde eine bequeme Grenze Guayanas bilden, wenn nicht das Syſtem des Rio Branco vom Amazonas her weit nord— wärts eingriffe. Dennoch wird es ſich empfehlen, den genannten Breitenkreis als Grenze aufzuſtellen, da auf ihm die Quellen zahlreicher Nebenflüſſe des Rio Negro und des Ama— zonas liegen und auch die Vegetation hier einen gewiſſen Wechſel erfährt. Die Größe Guayanas beträgt in dieſen Grenzen ungefähr 1200000 qkm. Den größten Teil Guayanas nimmt ein altes kriſtalliniſches Grundgebirge ein, das ſowohl im öſtlichen Guayana wie auch am Orinoco in weſtöſtliche ſteile Falten gelegt iſt und aus Gneis, Granulit, Pyroxengeſteinen und Granit beſteht. Am Cuyuni und Yuruari wird es von Diabas durchſetzt, in deſſen unmittelbarer Nähe Gold vorkommt. Ein großer Teil der höheren Gebirge im venezolaniſchen Guayana iſt granitiſch, wie auch in der Gegend von Ciudad Bolivar die rundlichen, gebudelten, nicht allzu hervorragenden Kuppen; das flache Land dagegen bilden kriſtalliniſche Schiefer. Das Grundgebirge iſt wahrſcheinlich in der Kreidezeit überflutet und abgeſchliffen und mit einer gewaltigen Sandſteindecke über— lagert worden. Dieſe iſt aber ſpäter auf weite Strecken hin wieder abgetragen worden. Schomburgk unterſcheidet in Guayana drei Sandſteinarten, den feinkörnigen rötlichen, den bunten und den kieſeligen dichten, und nimmt als Grenzen der Sandſteinformation den 60. und 62. Grad weſtl. Länge ſowie 6° 2° und 4° 307 nördl. Breite an; doch hat man auch im weſtlichen venezolaniſchen Guayana Sandſtein gefunden, z. B. am oberen Urari⸗ cuera und in den von Koch-Grünberg beſuchten Marutani-Bergen. Oſtlich vom 60. Grad weſtl. Länge ſcheint der Sandſtein ganz zu fehlen, und gerade hier reicht Guayana weiter nach Süden. Die Küſte fällt raſch gegen Südoſten ab, und die ſüdlichen Grenzgebirge treten plötzlich wieder gegen 1° füdl. Breite vor. Wahrſcheinlich haben große Querbrüche die Er⸗ niedrigung des Gebirges und ſeine Verſchiebung gegen Süden öſtlich von 60° weſtl. Länge verurſacht und begrenzen auch im Süden am Uraricuera-Tal Guayana. Das Land beſteht in ſeinen Oberflächenformen aus einem Wechſel von weiten welligen Ebenen und darüber aufragenden Höhenzügen, den Reſten der zerſtörten Sandſtein⸗ decke oder den härteren Geſteinspartien des Grundgebirges (vgl. die Abbildung 1 auf Tafel 3 und das Profil auf S. 52). Im ganzen fällt eine Zweiteilung Guayanas auf, die ſich auch in ſeiner politiſchen Aufteilung widerſpiegelt. Dem höheren venezolaniſchen Weſten ſteht der niedrigere, europäiſchen Nationen gehörende Oſten gegenüber; von dem Ganzen beſitzt Braſilien den Südabfall. Als Trennungslinie zwiſchen dem Weſten und Oſten kann der 60. Meridian gelten, der auch ungefähr das europäiſche von dem venezolaniſchen Guayana abgrenzt und überdies, wie oben bemerkt, geologiſch verſchiedene Landſchaften voneinander ſcheidet. Ferner beſteht ein Gegenſatz in den Flußrichtungen des Oſtens Guayana: Das Land. 103 und Weſtens. Im europäiſchen Guayana fließen die Ströme meiſt rein nördlich, im vene⸗ zolaniſchen Guayana nach Nordnordweſten, manche Nebenflüſſe nach Oſtnordoſten oder Weft- ſüdweſten. Im äußerſten Norden Guayanas endlich ſtrömt der Orinoco ſelbſt von der Mün— dung des Apure bis zum Meer ohne Unterbrechung von Weſtſüdweſten nach Oſtnordoſten, und zwar am Nordrande des Berglandes von Guayana entlang. Eine ſolche Regelmäßigkeit der Richtungen iſt nicht zufällig, ſondern muß in der Tektonik des Landes begründet ſein. Über dieſe wiſſen wir zwar ſehr wenig, erkennen aber, daß auch die dem Tafellande auf— geſetzten Höhenzüge entſprechend angeordnet ſind, was freilich im Oſten Guayanas, öſtlich des Eſſequibo, weniger deutlich iſt. Hier ſcheinen die Höhenzüge von Weſten nach Oſten zu ziehen, ſo daß die Flüſſe als Querflüſſe herabkommen und die vorliegenden Parallel— ketten in den zahlloſen Waſſerfällen durchbrechen, die für Guayana überhaupt bezeichnend ſind. Dieſes weſtöſtliche Streichen der Gebirge zeigt die Karte, aber auch die Schichten fanden Martin am Surinam und Crevaux im Inneren Franzöſiſch-Guayanas in gleicher Richtung ſtreichend. Im venezolaniſchen Guayana dagegen haben die Gebirgszüge eine auffallende Neigung zur Richtung nach Nordnordweſten, während die Streichrichtung der Schichten nordnordöſtlich iſt. Eine weitere Eigentümlichkeit Guayanas iſt die Lage der Hauptwaſſerſcheide am Südrande der Scholle und das Auftreten der geſchloſſenſten Höhenzüge daſelbſt. Von dem ſüdlichen Steilrande des weſtlichen Guayana fließen die Ströme in langem Laufe nach Norden zum Orinoco ab und durchziehen dort auf 400 —450 km Länge das Bergland, im Süden dagegen treten ſie faſt ſofort, nach kaum 50 km langem Laufe, in das Tiefland ein. Dieſelbe Erſcheinung wiederholt ſich im öſtlichen Teile Guayanas, nur iſt hier das Ganze um drei Grade gegen Süden verſchoben. Die Gewäſſer bilden außerordentlich zahlreiche Schnellen und Fälle, und zwar im venezolaniſchen Teile Guayanas, indem ſie zunächſt die ſtufenförmig abfallende Sandſteindecke hinabeilen, öſtlich vom Eſſequibo dagegen, indem ſie über die harten, weſtöſtlich ſtreichenden archäiſchen Schiefer von einer Parallelkette zur anderen hinabſpringen. Durch Humboldt berühmt geworden ſind die Stromſchnellen des Orinoco bei Atures und Maipures. Der Eſſequibo ſtürzt unter 31 14° nördl. Breite mit nur 45 m Breite über einen jähen Abhang hinab, bekannter iſt aber in neuerer Zeit der große Waſſerfall des Potaro, eines Nebenfluſſes des Eſſequibo, geworden. Dieſer Kaiateur genannte Fall hat eine Höhe von 226 m, iſt alſo viermal ſo hoch wie der Niagara und führt in der Regenzeit eine Waſſermenge von 500 ebm in der Sekunde; er ſoll früher 300 m hoch geweſen und bereits 25 km zurückgeſchritten ſein. Im oberen Orinocogebiet vereinigen ſich ſogar der Padamo und der Kundanamo mit Katarakten. Großartig ſind ferner die von den hohen Sandſteinfelſen des Roroima und Kukenam herabſtürzenden Staubbäche. Zahl- reiche durch Guayana nach Norden abfließende Nebenflüſſe des Orinoco, namentlich der Caront, fallen über ganze Reihen von Stromſchnellen, und auch der Cuyuni und der Ma— zaruni beſtehen faſt nur aus ſich wiederholenden Stromſchnellen und werden gleich ober— halb ihrer Mündungen durch Katarakte geſperrt, ſo daß nur der große Trichter des Eſſequibo in dieſem Gebiet ungehindert ſchiffbar iſt. Nach Oſten hin werden die Flüſſe aber im ganzen beſſer befahrbar, wie der Corentijne, deſſen ſchiffbare Strecke 275 km beträgt. Endlich ſei der für Südweſtguayana eigentümlichen Flußteilungen gedacht, unter denen die Gabelteilung des Orinoco am bekannteſten geworden iſt. Dieſer Strom entſendet nämlich bei Buenaguardia den Caſiquiare zum Rio Negro (vgl. S. 107), außerdem aber 104 Das ungefaltete Land des Oſtens. ergießt ſich am Weſtabhange der Sierra Imeri ein Arm des Fluſſes Baria in den Cauabury; der Hauptſtrom fällt in den Caſiquiare, der Nebenarm durch den Cauabury in den Rio Negro. Während hier wirkliche Flußteilungen vorliegen, kommen an anderen Stellen Guayanas Annäherungen verſchiedener Flußſyſteme vor, die zur Regenzeit eine Verbindung der Gewäſſer und einen Übergang zu Waſſer von einem Strom zum anderen ermöglichen. So vermittelt eine „Tragſtelle“, Portage, zwiſchen dem Atabapo und Guainia; zur Regen- zeit tritt ſie großenteils unter Waſſer und ermöglicht dann die Überfahrt. Auch die Savannen um den Amucu-See bei Pirara erlauben zur Hochwaſſerzeit einen Waſſerweg zwiſchen dem Rupununi und dem Tacutu, alſo zwiſchen dem Eſſequibo und dem Rio Branco-Amazonas; hier ſoll das Land nur 100 m hoch liegen. Der Eſſequibo ſoll außerdem mit dem Rio Trom- betas durch den Apini in Verbindung ſtehen, und im öſtlichen Guayana vermengen ſich zur Regenzeit die Lachen und Tümpel an den Oberläufen der atlantiſchen Küſtenflüſſe Oyapoe, Cachipur und Araguarh mit den Waſſern der Zuflüſſe des zum Amazonas fließenden Pari. Sehr eigentümlich iſt die Küſte geſtaltet. Ihr blauer, tiefer, toniger Boden iſt das Produkt der gemeinſamen Arbeit der Flüſſe und der Meeresſtrömung, die vom Amazonas her gegen den Orinoco ſtrebt. Die mitgeführten Sinkſtoffe werden am Mündungsgebiet der Flüſſe niedergelegt, aber durch die Küſtenſtrömung nach Weſten verſchleppt. Dadurch werden die Flußmündungen verſperrt, die Flüſſe ſelbſt in ihren unterſten Teilen nach Weſten ab- gelenkt, ſo daß ſie der Küſte parallel laufen, ſo der Uaſſa und der Cachipur, der Cottica, Suri— nam, Saramacca, beſonders aber der Nickerie und alle weſtlich vom Eſſequibo mündenden Flüſſe. Küſtenſeen, Haffe und Kanäle, Pripris, ſind daher häufig, beſonders zwiſchen der Inſel Maragaͤ und dem Amazonas und zwiſchen dem Eſſequibo und dem Orinoco. Das öſtliche Guayana. Das öſtliche Guayana iſt weniger mannigfaltig geſtaltet als das weſtliche. Die inneren Teile von Franzöſiſch-Guayana liegen etwa 200-400 m hoch; ihre Gipfel überſteigen 800 m, die der Küſte näheren Landſchaften 400 m nicht. Der be- deutendſte Bergzug des Inneren ſind die Tumuc-Humac-Berge (ſprich: Tümüc⸗Hümac⸗h. Sie beſtehen aus unregelmäßig angeordneten, kuliſſenartig voreinander geſchobenen grani— tiſchen Höhenzügen und ſind mit dichtem Walde bedeckt, aus denen nur vereinzelt ſchroffe Granitkuppen, wie der 580 m hohe Mitaraca, emporragen; der höchſte Gipfel iſt der Timo⸗ takem mit 800 m. Im niederländiſchen Teil von Guayana liegen die Dinge im Süden ähnlich, inſofern bei 2“ nördl. Breite die Hauptwaſſerſcheide gegen den Amazonas verläuft, von der der Tapanahoni und der Corentyne abfließen. Dagegen zieht hier öſtlich vom Mittellauf des Corentyne unter 4“ nördl. Breite eine höhere Kette, das Wilhelmina⸗ Gebirge, mit 1160 m Gipfelhöhe. Dieſes gibt den kleineren Küſtenflüſſen, dem Coppename und dem Nickerie, das Leben. In Britiſch-Guayana entſpricht ihm die ebenfalls unter 4° nördl. Breite verlaufende Makarapou-Kette, aber daneben treten noch mehrere andere äquatorial gerichtete Bergzüge auf, wie die Cuano- und Coratamung⸗Ketten unter 30 207, und endlich iſt auch die waſſerſcheidende Kette im Süden unter 1—2° höher als im nieder⸗ ländiſchen Gebiet. Sie führt hier den Namen Mondberge, erreicht nahe 2“ als Cairrid-Kette 1500 m Höhe und trägt die Quellen des Eſſequibo, Rupununi und Tacutu ſowie des Trom⸗ betas. An die Küſte tritt das Gebirgsland nur in Franzöſiſch-Guayana, in Geſtalt felſiger Kuppen, denen auch die Fles du Salut bei Cayenne zugehören. Von Flüſſen ſind im Süden nur die zum Amazonas verlaufenden Hari, Paru und Trombetas genauer bekannt geworden, während die Quellen des Yamunda, Uatumä und Guayana: Das Land. 105 Yanapery noch nicht beſucht worden ſind. Dagegen ſind die in Europäiſch-Guayana fließen⸗ den Ströme jetzt ſämtlich aufgenommen. Der Oyapoc, der öſtliche, und der Maroni, der weſtliche Grenzfluß des franzöſiſchen Guayana, entſtehen auf den Tumuc-Humac-Bergen, der letztere aus einer ganzen Reihe von Quellflüſſen zwiſchen 53° 30° und 55 30“; der weſt⸗ lichſte iſt der Tapanahoni. Sie bilden zuſammen einen bei Cottica 500 —600 m breiten, 5—20 m tiefen, waſſerreichen Strom, der mit einem 7 km breiten Trichter mündet. Dagegen entſtehen die folgenden Flüſſe Suriname, Saramacca, Coppename und Nickerie, wie be— merkt, auf einer nahe 4½¼ liegenden Schwelle, und erſt der längere Corentyne entſpricht an Größe wieder dem Maroni. In Britiſch⸗Guayana gehören der Berbice und der Demerara wieder zu den kleinen Küſtenflüſſen, dann aber greift der mächtige Eſſequibo weit nach Süden und zugleich nach Weſten aus. Der Eſſequibo entſteht in der Serra Acarai unter 1° nördl. Breite aus zwei Quellflüſſen, dem Chipwa oder Eſſequibo und dem Jaore. Der Oberlauf verläuft in einem engen Tal und iſt reich an Stromſchnellen, unter denen der Wilhelm IV.- Katarakt beſonders großartig iſt. Unter 4° nördl. Breite nimmt der ſchwärz— liche Fluß den gelben, 200 m breiten Rupununi von Weſten her auf, der mit dem Rewa die Grenzlandſchaften gegen den Rio Branco entwäſſert, und fließt nun in tiefem Walde, faſt bis zur Mündung noch ſtarke Stromſchnellen bildend, nach Norden ins Meer. Die 24km breite Mündung ſelbſt, ein rieſiger Trichter, wird durch drei flache Inſeln in vier Kanäle ge— teilt; der Fluß gleicht hier einem mit zahlreichen waldigen Inſeln erfüllten See. Kurz vor⸗ her nimmt er die aus dem Sandſteingebirge kommenden, ſehr waſſer- und ſtromſchnellen— reichen Ströme Mazaruni und Cuyuni auf. Unter den Nebenflüſſen des Cuyuni iſt der Nuruari durch die reichen Goldlager an ſeinen Ufern bekannt geworden. Das weſtliche Guayana. Die eben genannten Flüſſe führen in das weſtliche Gua— hana ein. Der Landſchaftscharakter dieſes Teiles iſt ziemlich gleichartig. Am meiſten fällt im Inneren der Wechſel weiter graſiger Täler und in Tafelberge aufgelöſter Höhenzüge auf, wie ihn die Abbildung 1 auf Tafel 3 zeigt. Die Täler werden von wellenförmigen Er⸗ hebungen, Hügelgruppen und gewaltigen iſolierten, bis zu 200 m hohen Granit- und Gneis⸗ felſen durchzogen. Ihr Boden beſteht aus mächtigen Konglomeraten von gerollten Sand— ſtein⸗ und Brauneiſenſteinfragmenten, rotbraun gefärbten Quarzſtücken und Tonmaſſen. Die höheren Teile ragen auch zur Zeit der Überſchwemmungen ſtets aus dem Waſſer heraus; ſie ſind mit Brauneiſenſteinkörnern und Quarzbrocken bedeckt, die tieferen Teile dagegen haben meiſt Sand- und Tonboden. Hohe Termitenbauten, Gras und Gebüſch bedecken die Ober— fläche. Vielleicht bezeichnen die Täler des Eſſequibo und Uraricuera zwei große Bruchlinien, an denen das Land gegen Süden und Oſten verſchoben worden iſt, vielleicht aber handelt es ſich auch um epigenetiſche Talbildung, inſofern die Täler vom Ende der Kreidezeit an in Sandſtein angelegt wurden und nach dem allmählichen Verſchwinden des Sandſteines in die darunter liegenden archäiſchen Geſteine einſchnitten. Dabei ſcheinen kräftigere Ströme ſchwächere angezapft zu haben, wie der Caroni den Paragua, deſſen Ober- und Mittellauf zum Syſtem des Aro gehören dürften. Über den Tälern erheben ſich die Bergzüge. Sie ſind wohl die Reſte einer früher be— deutend höheren Platte, insbeſondere im Sandſteingebiete die Überbleibſel einer umfang⸗ reicheren Decke; im Granitgebiet herrſcht größere Zerſplitterung. Ihre Höhe iſt verſchieden, im Nordoſten am Caroni und Caura am geringſten, im Südoſten und Südweſten am größten. Hier erreicht das Maraguaca⸗Gebirge 2500 m. Es ſcheint aus Granit zu beſtehen, obwohl 106 Das ungefaltete Land des Oſtens. Schomburgk es wegen ſeiner Roroima⸗ähnlichen Geſtalt für ein Sandſteingebirge hielt; eben- falls granitiſch iſt die weſtlich davon liegende Sierra Parima. Dagegen werden die Sierras Uſupamo und Carapo zwiſchen dem Caroni und Cuyuni ſowie die höheren Teile der waſſer— ſcheidenden Ketten des Südens und die Sierra Onory aus Sandſtein gebildet. Aus ihm be— ſtehen auch die öſtlichen Teile der Sierra de Rincote und der ſogenannten Sierra Paca— raima, von denen letztere ſich als waſſerſcheidender, wenig hervorragender, in Einzelberge aufgelöſter Rücken bis 65%cweſtl. Länge hinzieht, worauf dann die Sierras Parima, Curupira, Tapiirapecb und Imeri weiterhin als Waſſerſcheiden dienen, ſämtlich ohne eigentlich das Gepräge von Gebirgen zu haben. Vor den einzelnen Höhenzügen liegen iſolierte Gipfel, wie der Cerro Cunavano (1884 m) am Sipapo, der Yamart (2258 m) am Ventuari, der Yapacana (2187 m) am Orinoco. Zwei andere aber haben die wiſſenſchaftliche Welt am meiſten gefeſſelt, nämlich der Duida (2478 m) bei Esmeralda am Orinoco und der Roroima an den Quellen des Mazaruni und Cotingo. Erſterer, ein nackter felſiger, imponierender Gipfel, wurde von Humboldt für einen Granitberg gehalten, ſoll aber nach R. Schomburgk eine 1200 bis 1500 m mächtige Sandſteindecke tragen. Der zweite, weit großartigere Berg, der Roroima, bisher Roraima genannt, „der rote Felſen, gehüllt in Wolken, die ewig fruchtbare Mutter der Ströme“, wie die Indianer ſagen, iſt ein gewaltiger Sandſteinklotz mit faſt ſenkrechten Wänden (Tafel 3, Abbildung 1). Er führt die genannten Bezeichnungen der Indianer mit Recht, denn er beſteht aus rotem, verſteinerungsloſem Sandſtein, iſt faſt ſtets in Dünſte und Wolken gehüllt, und von ihm laufen die Waſſer zum Amazonas, zum Orinoco und zum Eſſequibo. Sein 2600 m hoher Gipfel iſt in wunderliche Felsformen verwittert. Neben dem Roroima iſt der Kukenam der bekannteſte Sandſteinklotz dieſes Gebietes geworden, ein dem Roroima an Höhe wenig nachgebender Berg; doch gibt es noch Dutzende anderer hoher Sandſteintafelberge. Dem Südrande der ſogenannten Sierra Pacaraima entlang ſtrömt der Hauptquellfluß des Rio Branco, der Uraricuera, der bei älteren Reiſenden, wie Schomburgk, unter dem Namen Parima vorkommt. In ſeinem Unterlaufe zieht dieſer langſam durch ausgedehnte Savannen und nimmt bei Sao Bento den Tacutü-Mahu-Cotingo auf; von hier an heißt der Strom Rio Branco, führt weißes Waſſer, durchbricht noch einmal einen Höhenzug, das Mu⸗ cajahh-⸗Gebirge, und tritt endlich in das Tiefland des Amazonasgebietes ein. Nach Süden ſtrömt auch der Seite 134 näher zu beſprechende Rio Guainia, der Oberlauf des Rio Negro, in großem Bogenlauf. In ihn mündet der Caſiquiare. Das Orinoco-Syſtem. Der Orinoco iſt mit 2400 km Lauflänge durchaus kein beſonders langer Fluß. Auch ſein Stromgebiet iſt nicht ungewöhnlich groß, denn mit faſt 1000000 qkm übertrifft es das der Donau nur um ein Viertel. Dagegen iſt er ausgezeich⸗ net durch Breite, Tiefe und Waſſerreichtum. Die Breite erreicht ſchon oberhalb der Kata⸗ rakte von Maipures 1500 m, zwiſchen Meta und Arauca bis zu 6 km, an der Mündung des Apure über 10 km, oberhalb Ciudad Bolivar 3 km. Die Tiefe wird im Oberlauf an der Gabelung auf 12 m, unterhalb der Mündung des Apure auf 16 m, bei Ciudad Bolivar auf 50, oberhalb des Deltas auf 120 m geſchätzt, die Waſſermenge ſoll vor der genannten Stadt bei Niederwaſſer 7000, bei Hochwaſſer 25000, im Durchſchnitt 14000 ebm in der Sekunde betragen. Die Flut wird noch bei Ciudad Bolivar, 400 km vom Meere, geſpürt. Das Waſſer iſt gelbweiß, an der Mündung der ſchwarzen Flüſſe oft auf viele Kilometer getrübt, die Guayana. Tafel 3. a — 1. Der Roroima und die Savanne von Guayana mit einer Siedelung der Taulipang. Nach Photographie von Th. Koch-Grünberg in Freiburg i. Br. (Zu S. 106 u. 114.) 2. Boca del Guaviare, Zuſammenfluß des Guaviare und des Paragua zum Orinoco. Nach Photographie von f. Jahn in Caräcas. (Zu S. 107.) Tafel 3. Guayana und Llanos. — r . 2 . 2 teppenbuichwald (Chaparral) im El Caura-Diitrikt am Orinoco während der Trockenzeit. Nach Photographie von S.Paifarge in Hamburg. (Zu S. 67, III u. 125.) u an 4. Anzapfen ei Nach Photographie. (Zu S. 71, 112 u. 121.) Guayana: Das Land. 107 Wärme beträgt 24—28°, die Ufer ſind im Oberlaufe dicht bewaldet, im Mittel- und Unter⸗ lauf meiſt ſandig, mit ſchwarzen Felsblöcken bedeckt und auffallend arm an lebenden Weſen; eine Ausnahme macht nur die Gegend der Mündungen des Apure. So rieſig nun die Waſſermaſſe des Stromes zur Hochwaſſerzeit iſt, ſo ſehr vermindert ſich zuzeiten das Waſſer in dem oberen und mittleren Orinoco. Dieſe Hochwaſſer und Niederwaſſer ſind Folgen der Regenzeit und der Trockenzeit, alſo des Klimas. Gewöhnlich ſteigt der Orinoco von Ende März an langſam, fällt zuweilen im April wieder, ſteigt dann aber raſcher bis zum Juli und behält Hochwaſſer etwa bis zum 25. Auguſt; dann folgt ein langſames Fallen bis zum Januar und Februar, unterbrochen durch einen geringen Anſtieg ungefähr um Anfang November. Der Unterſchied zwiſchen Hoch- und Niederwaſſer beträgt in Ciudad Bolivar 12—15, am unteren Orinoco 25 m. Ahnlich ſoll nach Codazzi die mittlere Schwellhöhe beim Meta 14, Guaviare 12, Apure 12, Atabapo 11, Vichada und Caroni 9, Ventuari 8 m betragen. Das ganze Jahr hindurch wird der Orinoco nur bis Ciudad Bolivar, in den Regenmonaten dagegen bis Atures, 1400 km, wenn auch nicht regelmäßig, befahren. Da er aber großenteils in einer menſchenarmen Wildnis fließt, ſo iſt ſeine Be— deutung für den Verkehr gering. Der Orinoco entſteht, ähnlich wie der Madeira, aus zwei Quellflüſſen, von denen der eine in Guayana, der andere in der Kordillere entſpringt. Gewöhnlich wird angegeben, ſeine Quellen lägen in Guayana, wo Chaffanjon 1887 den öſtlichen Quellfluß, Paragua, bis nahe an einen 1300 m hohen Berg des Parima genannten Höhenzuges verfolgte. Dieſen Berg nannte er Pic F. de Leſſeps und bezeichnete ihn als den Träger der Quelle des Orinoco. Tatſächlich aber iſt die Quelle des Orinoco noch von keinem Weißen gejehen worden. Rich— tiger iſt es jedoch, den zweiten Strom, der das Orinocoſyſtem bilden hilft, als Hauptquell- fluß anzuſehen, nämlich den Guaviare. Dieſer entſteht auf der Oſtkordillere von Colombia zwiſchen 3 und 4 nördl. Breite, teils am Cerro Neiva (2700 m) öſtlich von Neiva, teils am Cerro Oſeros (3800 m) nahe 4°, und zieht, öfters von Stromſchnellen unterbrochen, durch die Llanos. In dieſen wird er durch den von Süden ihm zugehenden, aber nicht auf der Kordillere, ſondern in den Llanos auf einer Cerros Yimbi genannten Bodenſchwelle ent— ſpringenden Inirida verſtärkt und vereinigt ſich alsdann bei San Fernando de Atabapo mit dem öſtlichen Quellfluß des Orinoco, Paragua (Tafel 3, Abbildung 2). Dieſer emp⸗ fängt von beiden Seiten Nebenflüſſe, darunter von Norden her den Padamo mit dem Matacuni, ſtrömt in weitem Tale bei Esmeralda vorbei und entſendet bei Buenaguardia den Caſiquiare zum Rio Negro. Dieſe berühmte Waſſerteilung entzieht ihm den dritten Teil ſeines Waſſers. Der Fluß ſtrömt hier mit Heftigkeit in einer nur 80 m breiten Schlucht und drängt mit gewaltigem Stoß gegen die Tonſchichten des linken Ufers. Vielleicht hat dieſer Anprall allmählich eine Bucht gebildet, die ſchließlich durchbrach und dem Strom ein neues Bett öffnete. Alljährlich wandert die Gabelungsſtelle einige Meter abwärts und erweitert ſich dabei zuſehends. Der Caſiquiare hat, wie der Orinoco, weißes Waſſer und, wie alle weißen Flüſſe, große Moskito⸗ plage, ſo daß man ihn beim Übergange vom Orinoco zum Rio Negro möglichſt meidet und den unbequemen Tragplatz Pavita — Pimichin zwiſchen dem Atabapo und dem Rio Negro vorzieht. Am Eingang nur 40 m breit, verbreitert ſich der Caſiquiare ſogleich zu 300, ſpäter bis 1000 m und erreicht eine Lauflänge von 200 km; auf dem Wege zum Rio Negro nimmt er den Pacimoni und den Siapa⸗Baria von Oſten her auf. Zur Regenzeit iſt das Bett des 108 Das ungefaltete Land des Oſtens. Fluſſes zum Überfließen voll, und Überſchwemmungen der Ufer find häufig. Der Strom hat, nach Humboldt, viele Ahnlichkeit mit dem Rio Negro. Der Orinoco ſtrömt von der Gabelteilung an in gewundenem Laufe nach Weſtnord— weſt weiter. Seine Ufer ſind öde, ſein Anblick iſt traurig. So erreicht er die Mündung des mächtigen, deltabildenden, von der Sierra Maigualida kommenden Ventuari, wo er ſich ſcharf gegen Weſten wendet, um dieſe Richtung bis San Fernando beizubehalten. Hier geht dem Orinocoſyſtem noch ein dritter, kleinerer Fluß von Süden zu, der Atabapo, und deſſen Richtung folgt nun der Hauptſtrom: San Fernando bezeichnet alſo einen hydrographiſch wichtigen Punkt. Der Atabapo entſpringt unter 3% nördl. Breite. Er wie ſeine Nebenflüſſe und der Rio Negro haben ſämtlich ſchwarzes Waſſer, aguas negras, eine Erſcheinung, die ſich zwiſchen 2“ ſüdl. und 5° nördl. Breite ſehr häufig findet, während der Orinoco und der Caſi— quiare weißes Waſſer haben. Nördlich des Zama kommt die ſchwarze Färbung nicht mehr vor. Viele der ſo gefärbten Gewäſſer entquellen den offenen Savannen, nicht dem Urwald, wahrſcheinlich moorigem, eiſenhaltigem Boden, ſo daß die Analogie mit den äquatorialen ſchwarzen Zuflüſſen des Kongo unleugbar iſt. Die Landſchaft am Atabapo iſt ganz anders als die am Orinoco. „Es verändert ſich alles“, ſagt Humboldt, „die Farbe des Waſſers, die Beſchaffenheit der Atmoſphäre und die Geſtalt der am Ufer wachſenden Bäume; den Tag über wird man nicht von den Moskitos geplagt, die langbeinigen Zancudos werden zur Nachtzeit ſehr ſelten. Die Gewäſſer des Orinoco ſind trübe, mit erdigen Stoffen beladen, diejenigen des Atabapo dagegen rein und von angenehmem Geſchmack.“ Die Ufer des Orinoco ſind zwiſchen San Fernando und der Mündung des Zama mit dichtem Walde bedeckt, dann aber wird die Waldung lichter. An der Mündung des dem Gua— viare parallel laufenden Vichada liegen zahlloſe granitiſche Felſen in der Ebene zerſtreut. Dann folgen die Mündung des Sipapo und die Katarakte. Die Katarakte von Maipures und Atures liegen ſüdlich und nördlich eines Riegels, den der Orinoco zu durchbrechen hat. Weſtlich des Fluſſes erhebt ſich der Uniana hier noch zu 582 m Höhe. Dieſe von einem Ufer zum anderen ſich erſtreckenden Sperrungen haben, nach Humboldt, ein ziemlich gleichförmi— ges Ausſehen, „ſie beſtehen aus unzähligen Eilanden, Steindämmen, aufgehäuften und mit Palmbäumen bewachſenen Granitblöcken.“ Sie ſind jedoch nicht hoch, ſondern die etwa 10 m betragende Höhe des Waſſerſturzes verteilt ſich auf eine lange Strecke. Dieſe beiden Kata⸗ rakte ſperren den Orinoco für die Schiffahrt ab und bilden eine ſcharfe Grenze im Strom⸗ lauf. Bis hierher rechnet man daher den Oberlauf. Im Mittellauf erweitert ſich der Orinoco bedeutend, bildet zunächſt die Inſel Pau- moa, verengt ſich wieder und iſt von Granitriffen und Stromſchnellen durchſetzt. Etwas nörd- lich des 6. Grades nimmt er dann von links den Rio Meta auf. Der Meta itt der dritte große Strom, der dem Orinoco von Weſten aus zugeht. Er entſpringt mit zwei Quellarmen unmittelbar öſtlich von Bogotä am Oſtabhange der Cordillera oriental von Colombia, mit einem dritten, Upia, öſtlich von Tunja. Unterhalb von Cabuyaro, dem Punkte der Vereini⸗ gung der Quellflüſſe, liegt das Flußbett nur 140 m hoch, fo daß der Lauf des Stromes durch die Ebene ziemlich frei von Stromſchnellen iſt. Seine Waſſermenge erinnert an die der Donau, ſeine Tiefe beträgt 10—24 m; Dampfer befahren ihn bis Orocu'. An der Mündung iſt er ein mächtiger Strom. Der Orinoco empfängt dann den Capanaparo und den Arauca, echte Llanosſtröme, von links, den Suapure von rechts, bildet bei Caicara ein ſcharfes Knie und nimmt nun an Guayana: Das Land. 109 der Mündung des Apure öſtliche Laufrichtung an. Der Apure entſpringt in der Kordillere von Merida unter dem Namen Uribante, fließt zunächſt gegen Weſtſüdweſten zwiſchen den Längsketten der Kordilleren und bricht dann nach den Llanos durch; einen ganz ähnlichen Verlauf hat ſein linker Nebenfluß Caparro, der ihm faſt parallel fließt, während im Süden der Caucagua und der Uricuna neben ihm herziehen, bis ſie ſich nahe bei Apurito mit ihm vereinigen. In zahlloſen Armen verbinden ſie ſich aber ſchon vorher mit dem Apure, und zur Regenzeit iſt das ganze Ufergebiet des Stromes ein weiter, gelbbraun ſchimmernder See, aus dem die grünen Uferwälder hervorragen. Südlich von San Fernando de Apure wird das Gewirr der Verbindungsarme nach dem Arauca am größten, und gleichzeitig mündet von links der Rio Portugueſa, der, durch den Rio Acarigua, den Guanare, Guanarito, Guanaparo von rechts, den San Carlos, Pao, Tisnados von links verſtärkt, in ſüdöſtlichem Laufe zum Apure eilt. Der Apure mündet unter Abzweigung zahlloſer Arme in den Orinoco, zur Trockenzeit ſchmal und faſt verſandet, zur Regenzeit weithin die Ebene überflutend; an der Mündung iſt der Geſamtfluß nicht weniger als 3700 m, zur Regenzeit ſogar über 10 km breit und gleicht dann mehr einem See als einem Fluſſe. Im Mündungsgebiet vereinigt ſich mit ihm der Apurito-Guärico. Von Caicara zieht der Orinoco nahe dem Nordabfall des Tafellandes von Guayana entlang und bleibt ein breiter, ruhig fließender, bei Wind jedoch wilder Strom. Noch mehr- mals aber hat er gegen die Ausläufer des Berglandes von Guayana zu kämpfen, namentlich bei Ciudad Bolivar oder Angoſtura (Enge), wie dieſe Stadt früher in bezeichnender Weiſe genannt wurde. Oberhalb und unterhalb von Angoſtura hat der Strom 2000—2600 m Breite, vor der Stadt ſelbſt aber wird er durch ein Granitriff auf 850 m bei 50 m Tiefe ein- geengt; in der Mitte des Stromes, zwiſchen Ciudad Bolivar und der am nördlichen Ufer befindlichen Vorſtadt Soledad, liegt ein rieſiger Granitfelſen. Bei Ciudad Bolivar beginnt der Unterlauf. Der Orinoco zieht hier durch ein ziemlich ödes Land zwiſchen ſandigen, kahlen Ufern und gelegentlich hervorſpringenden Granithügeln. In ſeinem Bett liegen zahlreich mächtige, mit dunkelſchwarzer, firnisartiger Tropenkruſte bedeckte Felsblöcke. Unterhalb von Guayana vieja, der alten, 1591 gegrün⸗ deten Hauptſtadt von Guayana, jetzt einem elenden Dorfe, beginnt das Delta in der Größe von 25300 qkm, alſo eines Drittels von Bayern. Der Hauptſtrom behält ſeine öſtliche Richtung bei, ſendet jedoch nach Norden und Nordoſten eine Anzahl von Armen ab, von denen der Macareo dem Dampferverkehr dient. Bei Sacupana teilt er ſich in zwei Arme, die ſich aber dicht vor der Mündung wieder vereinigen, und wälzt dann unter Bildung mehrerer Inſeln ſeine Waſſer ins Meer, wo ſie von der Küſtenſtrömung aufgefangen und nach Norden getrieben werden, um durch den „Drachenſchlund“ (Boca de Dragos) das Karai- biſche Meer zu erreichen. Zwiſchen Caicara und Ciudad Bolivar zieht der Orinoco eine Reihe großer Neben— flüſſe an ſich. Vom Llano her gehen ihm allerdings nur unbedeutendere zu, wie der Mana— pire; von Guayana aber empfängt er den Cuchivero, den Caura und den Aro ſowie unterhalb Ciudad Bolivar den Caroni mit dem Paragua. Alle dieſe Flüſſe fließen durch menſchenarme Wildnis. Ihre Waſſertemperatur liegt zwiſchen 24 und 28°, ihre Farbe it dunkel, faſt ſchwarz, das Waſſer aber doch klar, und noch weithin ſieht man, wie an der Mün— dung des Caroni, das ſchokoladenfarbene Waſſer im gelben Orinoco. Häufig bilden die Flüſſe noch vor der Mündung Fälle, wie der Caroni, der 20 m tief herabſtürzt. Die Mündungen 110 Das ungefaltete Land des Oſtens. des Caura und Caroni find 600 m breit, ihre Quellen ſowie die des zwiſchen beiden fließen— den Paragua liegen auf der Sierra Pacaraima; der Caura kommt als Merevari von den 1000 m hohen Marutani-Bergen. Auf eine größere Strecke ſchiffbar iſt nur der Caura. 2. Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima Guayanas iſt rein tropiſch. Genaue Temperaturbeobachtungen liefern nur die Küſtenplätze Georgetown, Paramäribo und Cayenne, während aus dem Inneren keine fortlaufenden Aufzeichnungen vorliegen. Wärmſter Kühlſter Ä N 1 Jahr Monat Monat Schwankung Niederſchlag Georgetown 26,40 27,30 25,80 1,50 2200 Paramaribo 26,20 27,30 25,20 2,10 2270 Cayenne 26,40 27,30 25,80 1,0 3010 An der Küſte iſt das Jahresmittel alſo allgemein ziemlich gleich, und die Monatsmittel ſind es ebenfalls; die wärmſten Monate ſind Oktober und September, die kühlſten Januar und Februar; die Schwankung iſt überall ſehr gering, das Klima alſo durchaus äquatorial. Die Extreme bewegen ſich im Mittel nur zwiſchen 35,1“ in Cayenne und 19,2“ in Paramäribo. Die Niederſchlagsmenge iſt bedeutend und nimmt von Weſten nach Oſten zu. Merk— würdig iſt, daß ein großer Teil des Niederſchlags in den Monaten Dezember bis Februar fällt, die ſonſt in den nordäquatorialen Tropen trockener zu ſein pflegen. Cayenne empfängt nämlich von 3010 mm in den Monaten Dezember bis Februar 934, alſo 31 Prozent, Para⸗ märibo 27 Prozent. Das Hauptmaximum fällt in beiden Plätzen allerdings in den Mai mit 509 mm in Cayenne und 298 mm in Paramäribo. Am trockenſten ſind die Monate September und Oktober, auch in Georgetown, wo zwei Maxima des Regenfalls im Juni und Dezember mit je ungefähr 300 mm erkennbar find. Die Erklärung für dieſe abnorme Verteilung der Jahreszeiten ſucht man in Temperaturunterſchieden zwiſchen Meer und Land. Demnach gibt es an der Küſte keine ſcharf ausgeprägten Jahreszeiten, man unter- ſcheidet aber doch zwei Regen- und zwei Trockenzeiten, erſtere mit mehr ſüdlicher, letztere mit mehr nördlicher Windrichtung und höherer Temperatur. In Holländiſch-Guayana be— ginnt die kleine Regenzeit im November mit ſtarken Regengüſſen, heftigen Winden und bewegter See, dauert bis Februar und macht der angenehmſten Zeit des Jahres, der kleinen Trockenzeit vom Februar bis April, Platz. Dann folgt die große Regenzeit vom April bis Auguſt, die „Zeit der Wolken“ der Indianer. Sie bringt allgemeine Überſchwemmungen mit Waſſerſtandsunterſchieden bis zu 13 m, Überrieſelung der Savannen und des Wald- bodens ſowie gewaltige elektriſche Entladungen und iſt im Inneren mit weſtlichen und nord- weſtlichen Winden verbunden. Mit ſchweren Gewittern endet ſie auch, und Morgennebel leiten die große Trockenzeit ein, die ungeſundeſte Jahreszeit, in der Malaria und Dysenterie, gelegentliche Einbrüche des gelben Fiebers ſowie die javaniſche Beri-Beri ihre Opfer fordern. Im ganzen iſt das Klima aber wohl beſſer als ſein Ruf, beſonders das des Inneren, über das wir noch ſehr wenig wiſſen. Jedenfalls nehmen die Temperaturen wegen der größeren Höhenlage im Inneren ab, und auch die Regenmenge ſcheint geringer zu ſein, wie aus der weiten Verbreitung der Savannen zwiſchen 3 und 49 zu ſchließen iſt. Im Sandſteingebiet um den Roroima fallen die Regen von April bis Auguſt und wieder im November und Guayana: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. 111 Dezember; der Südabfall hat wahrſcheinlich ſeine Haupttrockenzeit von Juli bis September, alſo ſchon ſüdhemiſphäriſchen Typus, wie Mangos. Jedenfalls nimmt im Rio Branco die Waſſermenge in dieſen Monaten fo ſtark ab, daß der Verkehr mit Mangos unterbrochen wird. Die Vegetation. Über die Vegetation des Inneren ſind wir wenig unterrichtet. R. Schomburgks Flora von Guayana, A. von Humboldts Beobachtungen am Orinoco und Rio Negro, J. Hubers Unterſuchungen an der Küſte, die Schilderungen Appuns und Im Thurms Bemerkungen über Britiſch-Guayana ſind das wichtigſte Material. Auf der flachen Küſtenniederung erſtreckt ſich die Küſtenvegetation ſo weit land— einwärts, als das Salzwaſſer durch die Flut aufwärts bewegt wird, bei einigen Flüſſen bis über 20 km. Große, beſonders aus Rhizophora Mangle und Avicennien beſtehende Wal- dungen dehnen ſich an den Flüſſen aus, zwiſchen dieſen und in einiger Entfernung von der Küſte ſolche aus Leguminoſen, Laurineen, Melaſtomazeen und Palmen. Zwiſchen Oyapoc und Amazonas heißt die aus Avicennia nitida und Bambus gebildete Küſtenvegetation nach J. Huber Ciriubal. Sie geht einerſeits in den Igapö-Wald, anderſeits in den Trockenwald, Matto ſecco, dieſer wieder durch den Cerrado, eine Gebüſchregion, in die Savanne über. Auf die Küſtenvegetation folgt der Urwald. Dieſer nimmt Guayana öſtlich vom Eſſe— quibo faſt ganz ein und wird nur zwiſchen dem Corentijne und dem Demerara durch Sa— vannen unterbrochen, doch tritt eine Veränderung in der Waldflora auf, ſobald die zwiſchen 4 und 5° nördl. Breite ſich hinziehende Gebirgskette erreicht wird. Der Wald hat faſt kein Unterholz, nur an lichten Stellen und am Flußufer Scitamineen, Aroideen und Farne; die Üppigkeit der Vegetation iſt ungeheuer. Wald dehnt ſich auch über den oberen Orinoco und Rio Negro aus, doch werden zwiſchen 5 und 2° ſüdl. Breite lederartige, glänzende und ungezahnte Blätter allgemein, und der Wald erhält einen ins Bläuliche ſpielenden Ton, während weiter im Norden ſattgrüne Farben herrſchen. Gegen den unteren Orinoco hin wird der Wald ſpärlich und die Vegetation geradezu dürftig. Zwiſchen den Felsblöcken er- ſcheinen graue, kandelaberförmige Cereen, alle friſcheren Formen treten zurück, Farne, Orchideen, Aroideen, Lianen verſchwinden, und die Palmen beſchränken ſich auf zwei Arten, die Mauritia flexuosa und die Copernicia tectorum. Das Innere von Guayana bedecken Savannen (Tafel 3, Abbildung 1), beſonders zwiſchen / und 2° nördl. Breite, 60 und 63° weſtl. Länge. Sie ſcheinen ſich aber nach Weſten weiter zu erſtrecken, denn auch Esmeralda am Orinoco liegt im Savannengebiet. Ferner treten ſie wieder im Oſten am Oyapoc auf. Die ſie zuſammenſetzenden rauhhaarigen Gräſer mit gelben Halmen ſind meiſt Zyperazeen und werden nach Schomburgk von einer Menge ſtacheliger, holziger und krautartiger Pflanzen durchſetzt. Der Wuchs der hier und da, beſonders auf Erhebungen, auftretenden, iſoliert ſtehenden Bäume, z. B. Curatella und Psidium, iſt krüppelhaft. Die ſumpfigen Niederungen der Savanne werden größtenteils von der Mauritia flexuosa, teils vereinzelt, teils in förmlichen Wäldern, eingenommen. Schon hier in Guayana erſcheinen die Capdes, Waldinſeln, auf der Savanne. Sie ſind meiſt Freis- bogenförmigen Umfangs, beſtehen aus Waldbäumen des Urwaldes, haben aber nicht deren volle Höhe. Ihr reicher Boden, ſchwerer Lehm mit Sand und verwitterten vegetabiliſchen Beſtandteilen oder Dammerde, läßt, ſobald Waſſer vorhanden iſt, Scitamineen, Farne und Palmen gedeihen. Ein 30—60 m breiter Galeriewald begleitet die Flußufer. In der Trockenzeit iſt die Savanne eine fahle, gelbe, ſtaubige und heiße Landſchaft, aus der die ſpärlichen Bäume trübſelig hervorragen (Tafel 3, Abbildung 3); ein Teil der 112 Das ungefaltete Land des Oſtens. Waldbäume verliert das Laub, die Sümpfe verſiegen, und die Savanne gleicht einem dünn⸗ geſäten, reifen Getreidefelde. Zu Beginn der Regenzeit füllen ſich die Sümpfe und Flüſſe mit Waſſer; die prächtigen Blüten der Victoria regia öffnen ſich, und an ihren Rändern wie auf den Savannen ſelbſt entſteht ein reicher Blumenflor. Über der Savanne erhebt ſich als letzte Region die Sandſteinregion, mit graſigen Tälern und quellenreichen, bewaldeten Bergen von 1200 — 2600 m Höhe. In ihr ver⸗ ſchwinden zahlreiche Formen der tieferen Regionen. Dafür erſcheinen Proteazeen, Cin— chonen, Erikazeen, Velloſien, rieſige Erdorchideen und Baumfarren. Die Waldbäume zeigen den Typus des Bergwaldes, geringere Höhe, lederartige, glänzende Belaubung. Die Gräſer ſind friſcher, zarter und weicher als die der Niederung und nehmen zwiſchen ſich ſchönblühende Sträucher auf. Bis 1200 m Höhe ſteigt die Mauritia flexuosa. Auf der Gipfelfläche des Roroima fanden Whitely, Im Thurm und Perkins nur einige Gräſer und eine Yuccaa ähnliche Vellosia, aber keinen Baum, ſondern nur locker zerſtreute, kleine Büſche. An Nutzpflanzen hat Guayana vor allem den Kakao hervorgebracht, vielleicht auch Dioscorea-Arten, den ſpaniſchen Pfeffer und den Guayabo-Baum (Psidium pomiferum). Die Mauritia flexuosa iſt eine höchſt wertvolle Nutzpalme, die Bixa Orellana liefert den Farb⸗ ſtoff Ruku, die Dipteryx odorata, der Sarräpia-Baum, die aromatischen Tonkabohnen. Nutz⸗ holz findet ſich reichlich in den Wäldern, und neuerdings kommen dazu die Kautſchuk, Balata, gebenden Waldbäume, beſonders wohl Hevea guyanensis und Mimusops balata (Tafel 3, Abbildung 4). Aus verſchiedenen Strychnos-Arten gewinnt man das Curaregift. Von eingeführten Nutzpflanzen kommen nur Kaffee und Zuckerrohr an der Küſte in Betracht. Die Tierwelt Guayanas iſt noch ſehr wenig bekannt, da nur Schomburgk und Appun ſich mit ihr befaßt haben. Unter den Säugetieren ſind die Fleiſchfreſſer am ſtärkſten vertreten, die Pflanzenfreſſer ſpärlich, da ſie der Wald nicht begünſtiat; die Raubtiere ſind über das ganze Gebiet, auch in bezug auf die Höhenſtufen, gleichmäßig verbreitet, es ſind Jaguar, Puma und verſchiedene andere Katzen, Felis nigra, die black cat der Koloniſten, Felis jaguarundi, Felis pardalis, ferner Marderarten. Von Affen ſind die langſchwänzigen Klammeraffen, Ateles, und die Hapalidae, kleine Löwen- und Seidenäffchen mit langen, aber nicht greifenden Schwänzen, ſowie die Brüllaffen am häufigſten. Die Affen ſind aber im Gegenſatz zu den Raubtieren meiſt auf beſtimmte Diſtrikte beſchränkt, was übrigens auch von einzelnen Wiederkäuern gilt. So lebt eine Anzahl von Hirſchen, beſonders Cervus rufus, nur im Walde, Cervus savannarum aber auf der Savanne. Die Ufer der Savannen- flüſſe bewohnt das Waſſerſchwein, die der Urwaldflüſſe zieht das Aguti vor. Die Küſten⸗ waldung bevorzugen Procyon cancrivorus und das Beuteltier Didelphys, die Savanne Canis cancrivorus und mehrere Ameiſenfreſſer, Myrmecophaga jubata, M. didactyla und M. tetradactyla. Von Gürteltieren leben auf der Savanne ſechs, von Faultieren im Walde drei Arten. Der Tapir und das Pekari ſind über ganz Guayana verbreitet, erſterer aber nur bis 1200, das Pekari bis zu 900 m Höhe. Der Manatus americanus, die Seekuh, dringt zur Hochwaſſerzeit bis in den Rio Branco bei Sao Joaquim vor und der Delphinus amazonicus bis in den Tacutu. Die Vögel Guayanas zeichnen ſich durch ihr überraſchend lebhaftes und prachtvolles Gefieder aus, beſonders die Papageien, Tukane, Kuckucke und Kolibris. Zugvögel fehlen, Strichvögel dagegen find häufig, namentlich Waſſer- und Watvögel; fie ziehen in der Trocken⸗ zeit aus den verſiegenden Sümpfen und Waſſerflächen der Savannen hinweg oder erſcheinen, Guayana: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Bevölkerung und Beſiedelung. 113 wie einige Ampelis-Arten und die roten und blauen Aräras, zur Fruchternte. Ornitho— logiſche Regionen ſind, ſoweit man bisher weiß, die Küſtenregion, die Savanne und das Roroimagebirge, das im ganzen tierarm iſt, aber von eigentümlichen Vögeln bewohnt wird und anſcheinend die natürliche Grenze für eine Reihe von Gattungen und Arten bildet, die nur bis 1200 und 1800 m Höhe herab vorkommen. Von Reptilien und Am— phibien ſteigt die auf der Savanne heimiſche Klapperſchlange bis 1900 m Höhe, während Lachesis rhombeata und Trigonocephalus atrox den feuchten Wald faſt nie verlaſſen. Die Boa constrictor liebt den trockenen Wald, erreicht eine Länge von 6—9 m, geht aber nie ins Waſſer, während Boa murina oder Eunectes murinus, die angeblich bis zu 12 m lang wird, meist im Waſſer lebt, doch auch am Ufer oder im Sande auf Baumſtämmen ſich zuſammen— rollt. Unter den Schildkröten iſt am Orinoco Podocnemis Dumerilianus die gemeinſte; ſie erſcheint an beſtimmten Orten in ungeheuren Maſſen, legt Mitte März ihre Eier am Strande ab und gibt dadurch Veranlaſſung zu lebhaftem Treiben, da das Fleiſch der Schild— kröten in Guayana allgemein gegeſſen wird, die Eier aber wegen ihres Olgehaltes einen wertvollen Handelsartikel bilden. Auch Seeſchildkröten kommen an der Küſte ziemlich zahl— reich vor. Der Kaiman lebt in mehreren Arten in den Buchten und auf den Sandbänken der Flüſſe. Unter den Batrachiern iſt die häßliche Pipa americana häufig in der Nähe der Küſte, in Sümpfen und Pflanzungen zu finden. Fiſche ſind in ganz ungeheuren Mengen in den Flüſſen vorhanden, und die Indianer ſind denn auch großenteils Fiſcheſſer. Die Sümpfe der Savanne nennt Schomburgk natürliche Fiſchbehälter. Am bekannteſten iſt der große Wels, Laulau. Unter den ſehr zahlreichen Inſekten ſind farbenprächtige, auffallend große und ſonderbare Formen häufig. Der Roroima und das Sandſteingebirge überhaupt ſind durch eine beſondere Inſektenfauna ausgezeichnet. 3. Bevölkerung und Beſiedelung. Bevölkerung. Die Indianer Guayanas gehören jetzt großenteils den beiden großen Gruppen der Karaiben, zum Teil auch der Aruak an, welche die urſprünglichen Bewohner vertrieben haben. Von dieſen ſind nur noch geringe Reſte vorhanden, darunter die Oto— maken vom mittleren Orinoco, die Humboldt durch ſeine Schilderung ihrer Gewohnheit, Erde zu eſſen, bekanntgemacht hat, und deren ſpärliche Reſte jetzt weſtlich des Orinoco im Llano zwiſchen Apure und Meta leben ſollen. Bekannt iſt auch die ſchon vor Humboldts Reiſe erfolgte Vernichtung der Atures, die ihre Toten in Körben und Urnen in der Höhle von Ataruipe am Oſtufer des Orinoco bei Atures beigeſetzt haben. Die Gruppenſtellung der Otomaken und Atures iſt ebenſowenig beſtimmt wie die der Warrau oder Guarauno im Orinocodelta und im Küſtengebiet gegen den Eſſequibo, ſowie der Guaharibo oder Schiriand am oberen Uraricuera. Andere Stämme mit iſolierter Sprache find die Mäku am Auary, nördlich des Uraricuera, die Auaké und Kaliäna im Quellgebiet des Parana oder Caront, die Piaroa am unteren Ventuari und auf dem rechten Ufer des Orinoco; ferner der große Stamm der Guahivo zwiſchen dem Vichada und dem Meta ſowie die Puinare am Inirida. Auch die Tupi ſind ſchon ſtark zurückgedrängt und zum Teil ſeit langer Zeit verſchwun— den. Heute rechnet man ihnen noch zu die Oyampi am Cunani und in den Tumuc⸗Humac⸗ Bergen, die Emerillon im Inneren des franzöſiſchen Guayana und die Palikur. Sie bauen Maniok, trieben bis vor einem Jahrhundert Menſchenfreſſerei und find die am weite— ſten nordwärts vorgeſchobenen Tupi. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 8 114 Das ungefaltete Land des Oſtens. Wahrſcheinlich waren auch die Aruakſtämme urſprünglich Bewohner Guayanas, oder ſie haben die anfangs erwähnten Ureinwohner bereits vertrieben, um dann ihrerſeits in manchen Gegenden wieder den Karaiben zu weichen, die ſich keilförmig in ſie einſchoben und ſie an die Ränder ihres früheren Gebietes drängten. Man rechnet zu ihnen die heute aus— geſtorbenen Maipure, ferner die Baniwa, Baré, Piapöko und andere Stämme am oberen Orinoco, unteren Guaviare, Atabapo und Guainia, die ſehr angeſehenen Wapiſchiana und die Atorai zwiſchen dem Rio Branco und Eſſequibo, endlich die eigentlichen Aruak oder Arowaken an der Küſte von Demerara und Surinam. Die Küſtenſtämme ſtehen ſeit langer Zeit in nahen Beziehungen zu den Europäern. Schon Schomburgk berichtet, daß er bei ihnen Hemden, Tiſche, Stühle und allerlei europäiſches Hausgerät gefunden habe, und ſeit— dem haben ſie ſich vollkommen mit den übrigen Einwohnern Britiſch-Guayanas vermiſcht. Auch die Stämme am Orinoco haben ſchon Veränderungen durch die Venezolaner erlitten, und die Wapiſchiana und Atorai find mit Braſiliern und Engländern in Berührung ge— kommen. Dadurch haben ſie zwar an ihrer Urſprünglichkeit eingebüßt, aber in ihrem Typus noch keinen Wechſel erlitten, ſondern ſind noch reine Stämme. Sie haben vielfach ähnliche Sitten und Gebräuche wie die Karaiben, ſo das Durchſtechen der Unterlippe, das Tragen von Geldſtücken als Schmuck, den vollen Haarſchmuck, den Frauenraub und das Männerkindbett. Die Karaiben haben in Guayana jetzt ihre hauptſächlichſten, vielleicht ihre Urſitze. Ihnen gehören die bekannteſten Stämme Guayanas an, die Rucuyenne oder Wayana der Tumuc-Humac-Berge, die Makuſchi und Taulipäng vom Eſſequibo und Roroima (Tafel 3, Abbildung 1), ferner die Pianagoto zwiſchen den Oberläufen des Corentijne und Paru, die Arefund vom Caront und Yuruan und, wie auch ihr Name beſagt, die Galibi an der Küſte von Cayenne; und weiter rechnet man zu ihnen die Apalai am Paru, die Trio am oberen Corentijne, die Kariguano an den Quellen des Rio Trom— betas, die jetzt ausgeſtorbenen Paravilhana im Knie des Rio Branco-Uraricuera, die Kriſchana am Qauaperi, die Maionggong an den Quellen des Caura, die den letzte— ren ſehr nahe verwandten Makiritare zwiſchen Ventuari und Orinoco, die Waika oder Guaica am Cuyuni (Tafel 4, Abbildung 2), endlich die heute wohl erloſchenen Tamanako am unteren Orinoco. Im allgemeinen ſind ſie ſchöne, kräftige Leute mit ziemlich lichter Farbe, milden Zügen, ſtarker Naſe, ſchlanker, wohlgebauter Geſtalt. Die Männer tragen das Haar kurz, die Frauen herabhängend oder in langen Flechten auf dem Scheitel zuſammengebunden. Schomburgk rühmt von den Makuſchi Ordnungsliebe, Reinlichkeit, Betriebſamkeit und Gaſt⸗ freundlichkeit. Sie bemalen das Geſicht mit Farbe der Bignonia chica und Genipa americana, die Weiber ſalben das Haar mit Krappöl. Durch die Ohrlappen und die Naſenſcheidewand werden Holzſcheiben oder Rohrſtäbe gezogen, durch die Unterlippe Nadeln. Perlenhalsketten mit Geldſtücken und perlgeſtickte Schamſchürzen vervollſtändigen den Schmuck. Die Hütten ſind meiſt viereckig, ſeltener rund, und werden mit Wedeln der Maximiliana regia bedacht. Den Hausrat bilden Hängematten, hölzerne Schemel, ausgehöhlte Kürbiſſe und Kochgeſchirre aus Ton. An dem Hauptbalken der Hütte hängen Jagdtrophäen und Waffen, Kriegskeulen, Bogen, Pfeile, Federmützen und das merkwürdige Blasrohr, das ſie von den Arekuna und Maionggong gegen ihr furchtbares vegetabiliſches Gift, Urari oder Curare, eintauſchen. Neger und Mulatten bilden den Grundſtock der jetzigen Bevölkerung im öſtlichen und einen großen Teil derſelben im weſtlichen Guayana. Manche von ihnen haben eigene freie Guayana: Bevölkerung und Beſiedelung. 115 Gemeinweſen geſchaffen und damit eine Art Staat im Staate gebildet, ſind aber zugleich auch in afrikaniſche Lebensweiſe zurückgefallen. Im Jahre 1663 ſandten die portugieſiſchen Juden ihre Sklaven zur Vermeidung der Kopfſteuer in den Buſch. Hier gründeten dieſe aber Anſiedelungen und erſtarkten jo ſehr, daß ſie 1772 Paramäribo angreifen konnten. Die be- kannteſten ſind die Boni mit dem Hauptort Cottica am Awa und drei weiteren Dörfern, die einflußreichſten die Duca unter dem Grand Man in Dri Tabaki, der auch die Poligudu zwiſchen dem Awa und Tapanahoni beherrſcht. Die Paramacca ſind erſt 1865 aus Suri— nam ausgewandert und ſitzen jetzt am unteren Maroni bis zu der Strafkolonie St.-Laurent; der fünfte Stamm, die Saramacca, wohnt am mittleren Surinam. Fiſchfang, Schiffahrt, Jagd find ihre Hauptbeſchäftigungen, doch wird auch etwas Ackerbau auf Mais, Yuca, Ba— nanen, Bataten getrieben. Das zweitſtärkſte Volkselement der Kolonien, die Aſiaten, iſt zum Erſatz der frei— gelaſſenen Sklaven ſeit 1845 herangezogen worden. Zunächſt wurden indiſche Kulis ein— geführt, in einem halben Jahrhundert etwa 170000, namentlich aus den Ländern ſüdlich des Ganges, dann durch die Holländer Javanen und Malaien und ferner einige tauſend Chi— neſen. Die Aſiaten in Surinam find daher großenteils Malaien, die in Britiſch-Guayana meiſt Hindu. In Cayenne gibt es überdies noch Chineſen, Annamiten, Japaner, Araber und Kabylen, jo daß ein rechtes Völkergemiſch und ein wahres Chaos von Sprachen, Sitten und Trachten entſtanden iſt. Die in Guayana herrſchenden Europäer und von Europäern abſtammenden Süd amerikaner ſind ſehr gering an Zahl; namentlich tritt dieſes Mißverhältnis im öſtlichen Guayana hervor, wo in Cayenne und Surinam, abgeſehen von Sträflingen, nicht mehr als je 1000 leben, während in Britiſch-Guayana ihre Zahl allerdings 6000 erreicht. Ihnen zugerechnet werden als Weiße häufig die in der niederländiſchen Kolonie herrſchenden Juden portugieſiſcher Abſtammung, doch wanderten dieſe nicht direkt aus Portugal, ſondern 1663 aus Braſilien ein. Dagegen ſtammen die ſogenannten Portugieſen aus Madeira und den Azoren und bilden jetzt mit den Braſiliern eine beſondere Klaſſe. Dieſe verſchiedenen Volkselemente haben nun eine Miſchbevölkerung hervorgerufen, in der manche Indianerſtämme, namentlich Teile der küſtenbewohnenden Aruak, faſt ganz aufgegangen ſind. Im allgemeinen aber läßt ſich die räumliche Verteilung der einzelnen Raſſen derart feſtlegen, daß die Aſiaten nur an der Küſte, beſonders in Britiſch-Guayana, die unabhängigen Indianer im Inneren leben, während Europäer, Neger und Mulatten im Orinocogebiet an den Flüſſen, im öſtlichen Guayana an der Küſte angeſiedelt ſind. Die Beſiedelung. Für 1893 nahm H. Coudreau in den drei Kolonien 410300 Ein⸗ wohner an, 1911 waren es 438000; dazu kommen für das braſiliſche Guayana etwa 50000, für das venezolaniſche 150000, ſo daß im ganzen gegen 640000 Menſchen in Guayana leben. Davon ſind auf die Aſiaten in den drei Kolonien etwa 150000 zu rechnen, auf die Weißen 40000, auf die Indianer 50000, auf die Neger und Mulatten 400000, doch ſind dieſe Zahlen ganz unſicher, da für die nicht von Europäern beherrſchten Teile Guayanas jede Angabe der Verteilung der Raſſen fehlt. Politiſch zerfällt Guayana jetzt in fünf Abteilungen. Die erſte Anſiedelung grün— deten erſt im Jahre 1576 die Jeſuiten gegenüber der Inſel Fajardo an der Stelle des heutigen Puerto Tablas; fie wurde aber bereits 1579 von den Holländern zerſtört. Dieſe ſetzten ji ſeit 1580 an der Küſte von Guayana feſt und errichteten bis 1630 blühende Kolonien an den 8 * 116 Das ungefaltete Land des Oſtens. Flüſſen Eſſequibo, Berbice und Corentijne. Inzwiſchen hatten ſeit 1595 auch die Eng— länder, beſonders unter Sir Walter Raleigh, die Orinocomündungen beſetzt, 1618 die von Diego de Berrio 1591 neugegründete ſpaniſche Orinoconiederlaſſung zerſtört und die jetzige Kolonie Surinam beſiedelt. Im Jahre 1613 erreichten ferner die Portugieſen von Maranhäo aus die Mündungen des Amazonas, gründeten 1616 Para und verbreiteten alsbald ihren Einfluß über das untere Amazonastal und die Küſte bis Cayenne. Endlich beſiedelten ſeit 1626 die Franzoſen Guayana weſtlich vom Oyapoc. Dieſer Wettbewerb der Nationen dauerte das 17. und einen Teil des 18. Jahrhunderts über an. 1629 —32 wurden die Eng⸗ länder und Holländer von den Portugieſen aus Guayana öſtlich vom Oyapoc vertrieben, und auch die Orinocomündungen vermochten ſie nicht zu halten: 1667 traten ſie ſogar die Kolonie Surinam an die Niederlande ab. Seit 1674 aber wurden die franzöſiſchen Be— ſitzungen der Herrſchaft der franzöſiſchen Krone unterſtellt, und ſeitdem beſtanden andauernd Grenzſtreitigkeiten zwiſchen Frankreich und den Niederlanden einerſeits und Portugal ſowie deſſen Nachfolger, Braſilien, anderſeits. Dieſe ſind erſt 1891 und 1900 durch Schiedsſpruch des Zaren und der Schweiz beſeitigt worden. In den Napoleoniſchen Kriegen eroberte dann England die niederländiſchen Kolonien und behielt 1815 die weſtlichen derſelben, während die Herrſchaft über die Orinocomündungen 1822 auf Spaniens Nachfolgerin, die Republik Venezuela, überging. Auch zwiſchen England und Venezuela entſtanden, namentlich ſeit den Goldfunden am Cuyuni, Grenzſtreitigkeiten, die 1897 durch den Schiedsſpruch einer britijch- venezolaniſch-nordamerikaniſchen Kommiſſion beigelegt worden ſind. Für 1911 liegen fol- gende Zahlen vor: OKilometer Einwohner Dichte Brafiliſcher Anteil. eig 300909 50000 0,17 Venezolaniſcher Anteil. Hetwa 450000 150 000 0,3 Selbſtändige Gebiete: 750000 200000 0,27 Cayenne (Franzöſiſch-Guayana) (1911) . . . 78900 49 000 0,6 Surinam (Niederländiih-Guayana) . . . . 129100 93000 0,7 Demerara (Britiſch- Guayana .. 233810 296000 1,3 Die drei Kolonien: 441810 438 000 1,0 Guayana: 1192000 638 000 0,55 In dem braſiliſchen Anteil liegt am oberen Rio Branco das frühere Fort Sao Joaquim, heute ein halbes Dutzend von Soldaten bewohnter Palmſtrohhütten, etwas unter⸗ halb davon Boa Viſta, ein geſchloſſener Wohnplatz mit Viehhandel, da friſche Savannen die Umgebung bilden. Am oberen Rio Negro liegt der Grenzplatz Cucuhy, im übrigen nur unbedeutende Hütten; am mittleren Trombetas und Cuminä haben ſich flüchtige Neger- ſklaven aus Obidos, die Mucambeiros, angeſiedelt. In dem bis 1900 ſtrittigen, jetzt braſili⸗ ſchen Küſtenland, das fälſchlich oft Amapä genannt wurde, liegen Goldfelder an den Quellen der Flüſſe Cachipur (Caſſiporé), Cunani, Calgoene und Amapa im Granitgneis und Diabas. Sie lieferten Ende des 19. Jahrhunderts jährlich etwa 220000 kg Gold, mehr als die Gold- minen in Cayenne. Die Bevölkerung treibt Ackerbau auf Yuca, Tabak, Mais, Baumwolle, Kakao, Ruku (vgl. S. 112), ferner Fiſchfang, Schiffahrt und Handel mit Cayenne, Para und Vigia, wohin kleine Goletten zu fahren pflegen. Ende der achtziger Jahre lebten 18 000 Rinder auf den Savannen, und auch die Inſel Maracä iſt der Viehzucht zugänglich gemacht worden. Die Anſiedelungen an der Küſte, Mapa, Cunani, Cachipur, ſind ganz unbedeutend. Guayana: Bevölkerung und Beſiedelung. 117 Cayenne (Franzöſiſch-Guayana)h iſt zurzeit der am wenigſten wertvolle euro— päiſche Beſitz in Guayana, hat aber im 18. Jahrhundert eine reiche Blüte gehabt. Nach der Einführung des Kaffees 1716, des Kakaos 1730 erzeugte die Kolonie 1760 viermal mehr Ruku, dreimal mehr Kakao, zwölfmal mehr Baumwolle, doppelt ſoviel Zucker als heutzutage. Auch hier waren die Jeſuiten die wichtigſten Förderer des Ackerbaues, der mit ihrer Ver⸗ treibung ſank, bis die Kolonie nach Aufhebung der Sklaverei 1794 ſo völlig herunterkam, daß dieſe ſchon 1802 aufs neue eingeführt werden mußte. Man ſuchte nun durch Malaien, Chi- neſen und Weiße die Kolonie wieder zu heben, doch wurden alle Fortſchritte durch die zweite Aufhebung der Sklaverei 1848 abermals völlig vernichtet. Von 1852 an wurden Sträflinge nach Cayenne verſchickt, Malaien und Chineſen wanderten in größerer Zahl ein, aber erſt die Entdeckung von Gold (1886) brachte zeitweilig neues Leben. Die Goldfelder gereichten der Kolonie aber nicht zum Segen, da ſie die Arbeiter aus den Pflanzungen lockten und Ader- bau und Viehzucht lahmlegten. Eine Reihe von Erzeugniſſen der Pflanzungen fiel ganz aus, wie Baumwolle, Pfeffer, Bananen, Ruku, Maniok, Kannel, Muskatnüſſe, Gewürznelken; andere, wie Zucker, gingen gewaltig herab. 1840 führte man noch 1700000 kg Zucker aus, 1885 nur 52000. Auch das Areal des mit Parägras beſtandenen Landes ging zurück. Heute werden Zucker, Pfeffer, Melaſſe, Tabak, Kaffee, Vanille, ja ſogar Holz und Vieh eingeführt. Und doch liefert der Wald zahlreiche Medizinal- und Textilpflanzen, Ol, Harz und Gummi enthaltende, auch aromatiſche Pflanzen und Farbhölzer, und die Savannen könnten viel Vieh ernähren. Ausgeführt werden Gold, Kakao, Kaffee, Ruku, Kautſchuk, Roſenholz, Roſenholz⸗ eſſenz, Phosphat, Vogelfedern, Häute, Hörner und Fiſchblaſen. Gold wurde bis 1901 im Werte von 165 Millionen Mark gefördert, 1901 aber wurden neue Goldfelder am Inini ge⸗ funden. 1911 hatte die Geſamtausfuhr den Wert von 9253600 Mark, die Einfuhr einen ſolchen von 9786400, der Handel von 19040000 Mark. Die Tonnenzahl der Schiffe in Cayenne war 1910 nur 50000, meiſt Interkolonialdampfer von Martinique, die Zahl der Eiſenbahnkilometer 16. Die Einwohnerzahl ſtieg von 1895 bis 1901 von 30300 auf 32900 und bis 1911 auf 49000. Die Hälfte der Bevölkerung ſind Neger, ein Teil, 1901: 6920, weiße Sträflinge. Von 1852 bis 1867 ſollen nach E. Reclus etwa 18000, von 1852 bis 1890 nach Brunetti deren 20000 nach Cayenne geſchafft worden ſein, von denen ein großer Teil geſtorben, ein anderer aus⸗ gebrochen und in den Wäldern verkommen iſt; die aufgewendeten Koſten betrugen 100 Mil⸗ lionen Frank. Die Sträflinge wohnen in den vier Strafanſtalten zu Cayenne, Kuru, auf den Iles⸗du⸗Salut und am unteren Maroni; die Sträflingskolonien an dieſem Fluſſe ſind im Rückgange, St.⸗Laurent, St.⸗Maurice, St.⸗Louis im Verfall, St.⸗Jean und St.⸗Pierre ganz aufgegeben. Die einzige Stadt, Cayenne, mit 12000 Einwohnern, vereinigt ein Viertel der Zivilbevölkerung, meiſt Farbige; bereits 1604 gegründet, aber erſt ſeit 1877 Hauptort der Kolonie, iſt ſie ein gut gebauter, aber ſchmutziger Platz. Surinam (Niederländiſch-Guayana befindet ſich in ähnlicher Lage wie Cayenne. Auch Surinam hatte im 18. Jahrhundert ſeine Blütezeit, ging aber ſeit dem Anfang des 19. infolge des Wettbewerbes der Zuckerrüben ebenfalls zurück. Zwar hielt es ſich noch durch die Kaffee⸗ und Baumwollkultur aufrecht, aber 1863 und 1873 wurde es durch die Aufhebung der Sklaverei und die Abſchaffung der ſtaatlichen Aufſicht über die befreiten Neger auf das ernſt— lichſte geſchädigt. Der Mangel an Arbeitern zwang zur Aufgabe der Pflanzungen, deren Eigentümer nach Europa überſiedelten. Einzig die Juden, die ſchon ſeit dem 18. Jahrhundert 118 Das ungefaltete Land des Oſtens. zahlreich im Lande ſaßen, hielten auch nach der Abſchaffung der Sklaverei aus, kauften die Pflanzungen, verpachteten ſie an Neger und haben jetzt die Kolonie in Händen. Dazu kamen 1900: 3600 Javanen und Malaien. Im übrigen beſteht die Bevölkerung aus Negern und Mulatten, 1900: 71000, im Inneren aus etwa 12000 Indianern und Buſchnegern. Im ganzen zählte man im Jahre 1911: 93000 Bewohner auf 129100 qkm Fläche. Von dieſer Zahl entfallen 35400 auf die Hauptſtadt Paramäribo; andere Ortſchaften von Bedeutung fehlen. Die Küſte verſandet teilweiſe ſehr raſch, oder ſie wird auch wieder ſtrich— weiſe vom Meere zurückerobert, ſo daß Ortſchaften landeinwärts verlegt werden müſſen, z. B. Nickerie am Nickerie, das 1860 und abermals 1879 dem Andrängen des Meeres zu weichen hatte. So nachteilig derartige Ereigniſſe auch ſind, ſo könnte die Kolonie doch immer— hin wenigſtens den eigenen Bedarf an Nahrungsmitteln erzeugen. In den Pflanzungen, die alle am Meere liegen und nach holländiſcher Art durch Dämme geſchützt, durch Kanäle be— wäſſert werden, wird jetzt vorwiegend Kakao und Zucker gebaut. Im Jahre 1910 hatte die Aus⸗ fuhr einen Wert von 14,2, die Einfuhr einen ſolchen von 12,6, 1911 aber nur von 3,3 und 7,3 Millionen Mark. Außer Kakao und Zucker wird Gold, Balatä (Kautſchuk)b und Rum aus- geführt. Gold ergab ſchon 1884: 2,5, 1890-1901: 26 Millionen Mark Ausfuhrwert. Bieh- zucht und Induſtrie fehlen; der Wald liefert Braunhartsholz (Andira racemosa), andere Nutzhölzer und Balatä. Der Schiffsverkehr betrug 1911: 215000 Tonnen, eine Eiſenbahn führte 188 km weit bis Dam im Goldgebiet. Demerara (Britiſch-Guayana) hat nicht dieſelbe Entwickelung durchgemacht wie Surinam und Cayenne, ſondern nach vorübergehendem Rückgang in den letzten Jahrzehnten einen fo großen Aufſchwung genommen, daß es jetzt eine wertvolle Kolonie, das einzige vor— geſchrittene Land Guayanas iſt. Britiſch-Guayana iſt aus den beiden holländiſchen Kolonien Eſſequibo und Berbice erwachſen, deren Anfänge in die Jahre 1580 und 1627 fallen. Als ſie im Jahre 1814 an England kamen, waren ſie in ziemlich blühendem Zuſtand und wurden 1831 als Britiſch-Guayana vereinigt. Zucker war ſchon 1670 von Eſſequibo nach Holland ausgeführt worden, nachdem braſiliſche Juden das Zuckerrohr zuerſt angepflanzt hatten; 1720 wurde in Berbice Indigo gebaut, 1743 aber in Eſſequibo wieder aufgegeben; dafür entſtand 1746 die erſte Baumwollpflanzung, und ſchon 1791 erteilte Berbice 46 Konzeſſio⸗ nen dafür. Auch Kakao wurde bereits 1720 kultiviert, und Kaffee gab gute Ernten; 1811 führten Demerara und Eſſequibo 11 Millionen Pfund Baumwolle, 12 Millionen Pfund Kaffee und 23400000 Pfund Zucker aus; dazu kam ſeit 1804 Farbholz. 1781 entſtand die Stadt Stabroek, ſeit 1812 Georgetown genannt, 1790 Neu-Amſterdam. Alle dieſe Erfolge wurden, wie in den beiden anderen Guayana, durch die Abſchaffung der Sklaverei (1838) in Frage geſtellt. Allein während die beiden anderen Kolonien ſeitdem fortwährend ſanken, hat das britiſche Guayana die Zeit der Not überwunden, indem es ſeit 1845 indiſche Kulis einführte; dieſe haben die zurückgegangene wichtige Zuckerkultur gehalten, während die Kaffee- und Baumwollpflanzungen ſeit 1838 eingingen. Freilich hat zu dieſer wirtſchaftlichen Beſſerſtellung auch die engliſche Tatkraft und die geſchickte Anlage der Pflan- zungen beigetragen. So hatte denn der Handel 1911/12 den hohen Wert von 78000000 Mark gegen 30 Millionen Mark in den beiden anderen Kolonien zuſammen. Davon kamen 36 Mil⸗ lionen auf die Einfuhr, die beſonders aus Lebensmitteln, Manufakturwaren, Rohſtoffen be- ſteht und zu 47,6 Prozent aus Großbritannien, zu 24,4 Prozent aus den Vereinigten Staaten und zu 8,2 Prozent von Kanada kommt. Die Ausfuhr hatte den Wert von 41700000 Mark Guayana: Bevölkerung und Beſiedelung. 119 und ging zu 40 Prozent nach dem Mutterlande, zu 31,6 Prozent nach Kanada und zu 14,2 Pro⸗ zent nach den Vereinigten Staaten. Das wichtigſte Erzeugnis des Bodens iſt Zucker, der 1910/11: 69 736 Acres einnahm und 57,2 Prozent der Ausfuhr im Werte von 20809300 Mark ergab, mit ſeinen Produkten, Rum und Melaſſe, ſogar 64 Prozent im Werte von 23296000 Mark. Reis wurde auf 31680, Kakao auf 2200, Kaffee auf 2546, Kokospalmen auf 9760 Acres angebaut, und 1023631 Kokosnüſſe wurden ausgeführt, ferner für 158560 Mark Zitronen- ſaft und für 47040 Mark Reismehl. Der Viehſtand umfaßte 71500 Rinder, 2160 Pferde, 17500 Schafe, 10300 Ziegen, 16600 Schweine, 5400 Eſel und lieferte zur Ausfuhr Vieh für 133 260, Häute für 45840 und Leder für 14400 Mark. Alle dieſe Erzeugniſſe, außer Zucker, treten aber zurück gegen Gold und Kautſchuk oder Balataͤ. Gold iſt von Jahr zu Jahr in der Ausfuhr wichtiger geworden. Nachdem ſchon 1847 und 1856 am Yuruari in Venezo— laniſch⸗Guayana Gold gefunden war, gelang es engliſchen Proſpektoren in den achtziger Jahren, auch am Cuyuni ſolches zu entdecken. Im Jahre 1884 wurde ſchon Gold für 20000, 1892 für 9200000 Mark ausgeführt; 1885 — 1901 wurden im ganzen für rund 100 Millionen Mark Gold gewonnen, 1910/11: 54989 Unzen, deren Ausfuhrwert nicht an— gegeben iſt, aber auf etwa 9 Millionen Mark oder 25 Prozent der Ausfuhr veranſchlagt werden kann. Die wichtigſten Gruben und Wäſchen liegen am Cuyuni. Seit 1900 werden auch Diamanten am oberen Barima, Mazaruni und Potaro in ähnlichen Schichten wie in Braſilien gefunden, 1910/11: 3035 Karat. Der Schiffsverkehr betrug 1911/12: 989000 Ton⸗ nen, davon 1910/11: 67,3 Prozent unter britiſcher, 17,4 unter holländiſcher Flagge. Eine 152 km lange Eiſenbahn verbindet Georgetown mit New Amſterdam. Die Zahl der Tele- graphenkilometer war 2586, die der Telephonkilometer 505; zwei Kabel führen nach Trinidad. Die Bevölkerung Britiſch-Guayanas, 1911: 295700, itzt, wie in allen drei Kolonien, vorwiegend an der Küſte im Mündungsland und an den Unterläufen der Flüſſe, während das Innere menſchenarm iſt; wieviel wilde Indianer im Inneren leben, iſt ſchwer zu ſagen. Die Hindu (1900: 135000) und Mulatten ſowie die meiſten Neger (130000) wohnen an der Küſte und in den Städten. Die 6000 Europäer ſind denen in Cayenne und Surinam an Arbeitsleiſtung weit überlegen, da keine weißen Sträflinge und nur wenige Truppen im Lande liegen. Politiſch zerfällt die Kolonie jetzt in vier Counties. Das öſtlichſte, Berbice, hat als Hauptort New Amſterdam oder Berbice. Dann folgt Demerara mit 120000 Ein- wohnern, von denen die Hälfte, etwa 60000, auf die Hauptſtadt Georgetown am rechten Ufer der Demeraramündung fällt, eine lebhafte Handelsſtadt mit buntem Volksleben. Sie iſt bereits durchaus europäiſch eingerichtet, hat Gasbeleuchtung, Waſſerleitung, Straßen⸗ bahnen, einen großen Botaniſchen Garten, ein ausgezeichnetes Muſeum für Naturkunde und Ethnographie, große Spielplätze, Rennbahnen, Docks, ein Telephonnetz und bedeutende öffentliche Gebäude (vgl. den Plan von Georgetown auf der Verkehrskarte von Südamerika bei S. 93). Der Weiten Britiſch-Guayanas iſt weniger beſiedelt. Im County Eſſequibo liegt am Zuſammenfluß des Eſſequibo mit dem Mazaruni und Cuyuni Bartica Grove, das Eingangstor zu den Goldminen am Cuyuni. Der Nord weſtdiſtrikt zwiſchen dem Cuyuni und der Küſte hatte bis 1870 als Bewohner nur Warrau- und Waika-Indianer; dann ſiedelten ſich Portugieſen an, bald kamen die Goldfunde hinzu, und jetzt haben ſich ſowohl am Cuyuni Anſiedelungen der Goldſucher gebildet wie auch nahe der Küſte ſolche von Händlern, beſonders in den verſchlungenen Flußgebieten des Waini, Barima und 120 Das ungefaltete Land des Oſtens. Amacuro. Der Hauptort iſt Morawhanna am Rio Barima, aber die wichtigſte, wenn auch kleine Anſiedelung Barima Sand, welche die Orinocomündungen beherrſcht, iſt durch Schiedsſpruch an Venezuela gefallen. Venezolaniſch-Guayana iſt erſt durch die Schiedsſprüche der Königin Chriſtine von Spanien (1891) über die Grenze zwiſchen Colombia und Venezuela und der Grenzkommiſſion über das Cuyunigebiet in feſte Grenzen eingeſchloſſen worden, doch erkennt die venezo— laniſche Regierung die weſtliche Grenze nicht an. Alle offiziellen Angaben über die Größe des Landes ſind daher ungenau. Während des 16., 17. und des größten Teiles des 18. Jahrhunderts war Venezolaniſch— Guayana ein Land ohne Bevölkerung und ohne Bedeutung. Erſt ſeitdem 1764 die Stadt Angoſtura, das jetzige Ciudad Bolivar, gegründet war und die Kapuziner, Franziskaner und Jeſuiten das Caront- und Cuyunigebiet zu beſiedeln angefangen hatten, kam etwas Leben in die Wildnis. Im Jahre 1762 und endgültig 1768 wurde Guayana als ſelbſtändige Provinz von Neu-Andaluſien losgelöſt, aber die Entwickelung blieb doch ſchwach. In den Befreiungs— kriegen gegen Spanien war es von 1816 bis 1818 die Operationsbaſis der Aufſtändiſchen; die blühenden Miſſionen der Orden wurden damals vernichtet. Die Einwohnerzahl iſt ganz ungenau bekannt. Für 1909 geben die offiziellen Quellen folgende Zahlen: Oilometer Einwohner Dichte Siet deer 9000 56000 0,2 Territorio Amazonas 321 700 45000 0,2 Zuſammen: 519700 101 000 0,2 Hierzu kommen aber noch an 50000 Indianer, ſo daß die Einwohnerzahl etwa 150000 be— tragen wird. Da die offiziellen Angaben etwa 80000 qkm Fläche zu viel annehmen, ſo beträgt die wirkliche Volksdichte bei 440000 qkm und 150000 Einwohnern 0,34. Am beſten bevölkert ſind das Goldgebiet am Puruari und die Ufer des Orinoco und des unteren Caura; dagegen iſt alles Land zwiſchen dem Caroni und dem oberen Orinoco faſt vollſtändige Wild- nis. Am Orinoco hat es nur eine Stadt zu einer gewiſſen Blüte gebracht, Ciudad Bolivar oder Angoſtura, aber auch erſt ſeit der Einführung der Dampfſchiffahrt; bezeichnend iſt, daß kein anderer Ort am Orinoco auch nur eine Einwohnerzahl von 1000 erreicht hat. Die Bolivarſtadt allein nimmt mit 15000 Einwohnern die vierte Stelle unter den Städten der Republik ein; ſie erhielt ihren Namen 1846 zur Erinnerung an ihre wichtige Rolle als Ausgangspunkt des Siegeszuges Bolivars und Sitz des zweiten Kongreſſes, von dem die Unabhängigkeitserklärung Venezuelas 1818 und die Errichtung der großen Republik Colombia 1819 ausgingen. Von den übrigen venezolaniſchen Städten unterſcheidet ſie ſich aber weder in ihrem Straßenbild noch in ihrer Bevölkerung erheblich, ſelbſt das indianiſche Element tritt wenig hervor. Unterhalb von Ciudad Bolivar liegen Barrancas und Puerto Tablas, oberhalb Moitaco und Caicara, aber von hier bis Atures finden ſich nur Einzelhütten oder Häuſergruppen. Alle genannten Ortſchaften enthalten nur wenige hundert Einwohner, oft nicht einmal hun— dert. Auch San Fernando de Atabapo, der Handelsmittelpunkt am oberen Orinoco, hat noch nicht 300 Bewohner, darunter Weiße und Neger. Oberhalb von San Fernando be— ſtehen die Anſiedelungen meiſt nur aus Indianerhütten oder aus zeitweiligen Behauſungen der Kautſchukſammler; von den älteren bekannten Anſiedelungen ſind manche verlaſſen, wie Guayana: Bevölkerung und Bejiedelung. — Die Llanos. 121 Esmeralda, das Chaffanjon 1886 völlig aufgegeben fand. Ein wenig volkreicher ſind die Ufer des Guainia. Schon Davita am oberen Atabapo hat mehr Einwohner als San Fernando, und am Guainia liegt eine ganze Reihe von Anſiedelungen mit zum Teil mehr als 100 Ein— wohnern, wie Maroa, Tiriquin und der Hauptort San Carlos. Größer ſind die Ortſchaften im Gebiet der Goldminen. Sie haben ſich teilweiſe aus den alten Miſſionsdörfern ent⸗ wickelt, wie Guacipati und Upata, und ſtammen dann von 1757 und 1762, oder ſie ſind neueſten Urſprungs, reine Kinder des Goldes, wie der größte Ort des Yuruari, El Callao, mit 3000 Bewohnern, eine echte Goldgräberſtadt. Die oftmals geplante Eiſenbahn von dem 700 Bewohner zählenden ſchmutzigen Puerto Tablas am Orinoco nach El Callao iſt immer noch nicht zuſtande gekommen. Wirtſchaftlich wurde zuerſt die Auffindung des Goldes wichtig, das den Dorado— fahrern ſtets entgangen war und erſt 1842 von einem Braſilier, 1856 von einem Deutſchen entdeckt wurde. Die Fundſtätten find teils Goldwäſchen, wie im Puruari (Tafel 4, Ab⸗ bildung 1), teils Quarzriffe im archäiſchen Schiefergebirge, an Stellen von Durchbrüchen alteruptiver Geſteine. Alle Quarzgänge in dieſen Schichten enthalten Gold; zur Ausbeutung eignen ſich aber nur die reichſten, da es an Verkehrswegen fehlt. El Callao erzielte 1884 für 13 Millionen Mark Gold, 1910/11 betrug die Ausfuhr 4,2 Millionen Mark. Im übrigen erzeugt Guayana Balatä (Kautſchuk), 1912/13 für 5 Millionen Mark, und Reiherfedern, 1912 für 1,6 Million Mark, während die Ausfuhr der aromatiſchen Tonkabohnen (Sarrä⸗ pia), der Frucht von Dipteryx odorata, ſehr zurückgegangen iſt. Vieh wird nach Trinidad und Cayenne geſchickt, und auch ein Teil der 1912: 9 Millionen Mark betragenden Aus— fuhr Venezuelas an Häuten kommt aus Guayana. Außerdem hat Ciudad Bolivar als Haupthandelsplatz Guayanas die Ausfuhr aus den Zufahrtsſtraßen zum Orinoco, alſo dem Apure und Meta ſowie Teilen der Llanos, zu vermitteln und führt daher auch etwas Kaffee, Tabak und Vogelbälge aus. Die Geſamtausfuhr aus Bolivar betrug 1912 wohl etwa 12 Millionen Mark. Der Handel iſt ganz auf die Regenmonate Mai bis November beſchränkt; Atures, Orocue, Nutrias und El Baul ſind die Endſtationen für die Schiffahrt. II. Die Llanos. Unter dem Namen Llanos verſteht man den nördlichſten Abſchnitt des großen Tief— landes von Südamerika, der ſich zwiſchen den Kordilleren und Guayana von dem Orinoco— delta bis nahe an den erſten nördlichen Parallelkreis erſtreckt und das Grasland der Llanos von dem Waldgebiet Amazoniens trennt. Wenn auch das Wort Llanos nichts anderes be— deutet als Ebenen, ſo iſt dieſe Bezeichnung doch zu einem geographiſchen Namen geworden, der nur für das tropiſche Savannenland in dem genannten Gebiete gilt und im weſentlichen auf dieſe Vegetationsformation gegründet iſt. Bodengeſtalt und Gewäſſer. Die Llanos erſtrecken ſich, wie das Profil auf S. 52 zeigt, in der Höhe von 400100 m abwärts zum Orinoco. Der Boden beſteht teils aus einem roten, durch Raſeneiſenſtein verkitteten Sandſtein, teils aus grobem, an Brauneiſen reichem Konglomerat, das den ganzen Süden der Llanos bis zum Orinoco zuſammenſetzt und gelegentlich auch an deſſen Ufern anſteht; in den weſtlichen Llanos wiegen dagegen Tongeſteine, kalkiger Boden und Lehm vor. Dieſe Geſteine ſtammen, ſoviel wir heute wiſſen, 122 Das ungefaltete Land des Oſtens. aus der Quartärzeit, in der das in der Tertiärzeit an Stelle der heutigen Llanos befindliche Meer allmählich mit Sedimenten der Flüſſe zugeſchüttet wurde. Da die Gebirge im Norden und Weſten der Llanos im ganzen höher ſind als die von Guayana, ſo liegt auch das Land an ihrem Fuße höher als am Rande von Guayana. In Venezuela werden die Ufer des tertiären Meeres zum Teil durch Höhenzüge bezeichnet, welche Galeras heißen, wie die von Ortiz, von Pao und von El Ball; noch heute machen ihre mauerförmigen Wälle den Eindruck ſteiler, felſiger Küſten. Im übrigen werden die Höhenunterſchiede hauptſächlich durch die Flüſſe hervorgerufen, die ſich in den trockenen Boden eingeſchnitten haben. Dadurch ſind große und kleine Tafeln, Meſas, entſtanden. Sie fallen weniger im weſtlichen feuchteren als im öſtlichen trockeneren Llano auf, da die Oberflächengegenſätze, Höhen und Tiefen, in erſterem weniger ausgeprägt ſind als in letz— terem. Große, öſtlich von 67 mit beſonderen Namen bezeichnete Meſas ziehen meiſt nach Südſüdweſten und bilden die Waſſerſcheiden zwiſchen dem Orinoco und dem Unare ſowie deren Nebenflüſſen, die Cafios in das lockere Material der Llanos eingegraben haben. Die Höhe der Meſas beträgt bis zu 400 m, im allgemeinen wird aber 250 m Seehöhe im Llano nicht überſchritten. Infolge dieſer Höhenunterſchiede ſpricht die Bevölkerung von Llanos Altos und Llanos Bajos, hohen und tiefen Llanos. Erſtere ſind trockener, letztere feuchter und behalten auch zur Trockenzeit eine gewiſſe Friſche, ſo daß die Herden dann von den Llanos Altos, wohin ſie ſich während der Regenzeit zurückziehen, in die auch Eſteros ge— nannten ſaftigeren Weidegründe der tieferen Gegenden hinabgetrieben werden. Eine Ausnahme in der allgemeinen orographiſchen Anordnung der Llanos macht nur der Oſten, vom Golf von Barcelona an. Hier liegt die Waſſerſcheide nämlich weiter im Süden, näher am Orinoco, und die Flüſſe brechen, wie der Unare und der Aragua, nach Norden durch, oder ſie fließen nach Oſten zum Orinocodelta oder zum Golf von Päria ab. In dem übrigen Llano iſt die Hydrographie einfacher, am einfachſten im colombia⸗ niſchen weſtlichen Llano. Dort fließen die Flüſſe von der Oſtkordillere in rechtem Winkel ab und bilden die Syſteme des Guaviare und des Meta, zu denen als kleinere die des Vichada, des Capanaparo und des Arauca kommen. Im weſtlichen venezolaniſchen Llano fließt auch der Apure noch gegen Oſten, vor der Kordillere von Mérida, aber von dem Karaibiſchen Gebirge ziehen die Flüſſe ſüdwärts hinab und vereinigen ſich mit dem Apure. Die bedeutend- ſten Flüſſe dieſes Teiles des Llano ſind der Portugueſa-Cojedes, der Pao, der Tisnados und der Guärico. Die Flüſſe der Llanos gewähren je nach den Jahreszeiten einen ſehr verjchie- denen Anblick. Zur Regenzeit ſind auch kleine Waſſerläufe häufig tagelang unüberſchreitbar, zur Trockenzeit verſiegen ſelbſt große Flüſſe, ſofern ſie nicht aus der ſchneetragenden Kordillere kommen, ſo weit, daß alle Schiffahrt aufhört und bequeme Furten entſtehen. Obwohl die Ebenen nur ein geringes Gefälle haben, treten die Flüſſe doch mit ſtarker Strömung in ſie ein und ſind auch aus dieſem Grunde oft ſchwer zu überſchreiten. Dem Klima der Llanos fehlt eine wiſſenſchaftliche Unterſuchung und Beobachtung noch durchaus. Im ganzen wird es mit dem Klima von Guayana die Temperaturverhält- niſſe gemeinſam haben, in der Feuchtigkeit und der Verteilung der Jahreszeiten aber weicht es von ihm ab. Die Temperatur beträgt im Mittel etwa 26 — 27“ und ſchwankt während des Jahres offenbar wenig. Wohl aber werden hohe Extreme erreicht, namentlich in den trockeneren Teilen der Llanos, wie im Gebiete der Flugſandhügel des Oſtens. In Acarigua am nördlichen Rande der Llanos beobachtete ich im Oktober 1885: 52 im Sande. Die Die Llanos. 123 Winde wechſeln mit den Jahreszeiten. Im Nordſommer tritt der Südoſtpaſſat über den Orinoco hinüber, oder es herrſchen weſtliche unbeſtimmte Winde, im Nordwinter bläſt der Nordoſtpaſſat über die Ebenen. Dann herrſcht die Trockenzeit. Sie dauert von Mitte No⸗ vember bis Mitte April und bringt außerordentlich klare Luft; nur ſelten ſieht man Gewölk aufſteigen, das dann gewöhnlich des Abends wieder aufgelöſt wird. Von Februar an nimmt aber die Trübung des Himmels ſchon wieder zu, und die Stärke des in der Trockenzeit be⸗ ſtändig wehenden Nordoſtpaſſates und Oſtwindes wird geringer, womit zugleich eine Drehung des Windes nach dem ſüdlichen Quadranten und das Aufſteigen von Wolken, meiſt im Süd⸗ oſten, verbunden ſind. Um dieſe Zeit beobachtet man über den Llanos die ſogenannten Blitze der Trockenzeit (Relämpagos veraneros), Flächenblitze, welche die Regenzeit ankündigen. Dieſe dauert von April bis Oktober, wird jedoch um Mitte Juni bis Mitte Juli durch eine kurze, wenn auch nicht gänzlich regenloſe Trockenzeit unterbrochen, ſo daß man eher von einer ſtarken Abſchwächung der Regenzeit ſprechen kann. Dann ſetzen mit rückkehrender Sonne die Regen wieder ein, und es beginnt nun die große Regenzeit, die bis Mitte November, in trockenen Jahren jedoch nur bis Ende Oktober anhält. Am Nordrande der Llanos erlebte ich aber noch gegen Mitte November 1885 ſchwere Regen, und die Ebenen glichen einer weiten Seefläche. Beſonders auffallend iſt die große Trockenheit des Oſtens. Die Pflanzendecke iſt es, welche, wie den meiſten Ländern, ſo auch den Llanos ihre charakteriſtiſche Eigenart aufprägt. Gewöhnlich ſtellt man ſich unter den Llanos eine weite Ebene vor, mit erſtaunlicher Fülle und gewaltiger Höhe des Graſes, mit reichlicher Bewäſſe⸗ rung in der Regenzeit, mit üppigem Wuchs der Palmen an den Waſſerſtellen, doch auch mit rieſigem Sonnenbrand in der wolkenloſen Jahreszeit, dazu mit Herden wilder, über die Sa⸗ vanne dahingaloppierender Pferde, aber mit nur wenigen Häuſern und wenigen Men⸗ ſchen. Dieſe Vorſtellung geht auf die glänzenden Schilderungen A. v. Humboldts zurück und trifft für einzelne Teile der Llanos, z. B. die tiſchgleichen Ebenen ohne Baumwuchs bei Calabozo, denen Humboldts Schilderung entſtammt, noch zu. Sie gilt auch noch für die Ebenen zwiſchen Calabozo und dem Unare, wohl auch für diejenigen am Meta in Colombia. Hier iſt die Ebene ganz flach, entbehrt ſelbſt des kleinſten Hügels, enthält an den Flußufern Waldſtreifen und läßt auf dem von Rinderherden beweideten Graslande keine menſchliche Wohnung erkennen, da dieſe alle im Gebüſch verſteckt ſind. Dichter Dunſt füllt die Atmo⸗ ſphäre, und Rauchwolken zeigen von den Menſchen entzündete Grasbrände an. Aber ſeitdem man verſchiedene voneinander abweichende Teile der Llanos zu unter- ſcheiden gelernt hat, darf man nicht mehr von einer reinen Graslandſchaft ſprechen, ſon— dern von einer ſolchen mit Baumgruppen. Wahrſcheinlich hat Alexander v. Humboldt den von ihm am häufigſten geſehenen Landſchaftstypus fälſchlich auf das ganze weite Gebiet der Llanos ausgedehnt und verallgemeinert, wo es nicht am Platze war. Ferner aber hat die Verminderung der gewaltigen Rinderherden der ſpaniſchen Zeit, welche in den zahl— reichen Kriegen bis zum Jahre 1870 vernichtet wurden, zum Wiederaufkommen des Baum— wuchſes auch abſeits der Flüſſe geführt. Jedenfalls wechſelt der Vegetationscharakter je nach der Bewäſſerung und der Nieder— ſchlagsmenge. Im Weſten am Gebirgsfuße und zwiſchen dicht zuſammentretenden Wajjer- läufen ſowie in Gegenden, wo reichlich Grundwaſſer dicht an die Oberfläche tritt, da iſt der feuchte Typus verbreitet: Baumgruppen erſcheinen inſelartig auf der Savanne, die Galeriewälder an den Flußufern entſenden zungenförmige Ausläufer gegeneinander 124 Das ungefaltete Land des Oſtens. und vereinigen ſich hier und da, wie im Mündungsgebiete des Apure und Arauca, zu einem feuchten Regenwald. Von der Kordillere von Merida her ſteigt ein Waldgebiet, die Selva de Ticoporo, an die Zuflüſſe des Rio Suripä nur deshalb herab, weil dieſe ſehr dicht neben- einander liegen. Eine zweite Erſcheinung dieſer Art iſt die Selva de Camilo an den Quell— flüſſen des Apure, zwiſchen dem Uribante und Sarare, eine dritte die Selva de Turen zwiſchen der Portugueſa und dem Cojedes. Wo die Bewäſſerung geringer wird, be— gleiten die im Lande Palma Moriche genannten Mauritia-Palmen in langen Reihen die Quellgebiete und die Oberläufe der Bäche und dringen auch zwiſchen die zerſchnittenen Die Llanos des Apure, Venezuela, mit Mauritia⸗Palmen. (Nach J. Chaffanjon.) Tafelſtücke der hohen Meſas in Sumpfſtrecken und an ſtehenden Gewäſſern ein. Solche Ortlichkeiten heißen Morichales (ſ. die obenſtehende Abbildung). Im Oſten find dieſe Morichales beſonders häufig und oft die einzige Zierde der Land— ſchaft. Infolge der größeren Trockenheit find hier nur die nahe dem Gebirge und dem Dri- nocodelta liegenden Landesteile friſcher, aber ſelbſt die vielgerühmte tropiſche Vegetation des Orinocodeltas läßt ſich an Fülle und Üppigkeit nicht entfernt den feuchttropiſchen Regen⸗ wäldern am Maracaiboſee vergleichen und verdankt überhaupt nur den zahlreichen Armen des Orinoco, die hier dicht aneinandertreten, ihre Entſtehung. Am ſüdlichen Ufer des Dri- noco, wo Zuflüſſe ſpärlich ſind, tritt ſogleich wieder die trockene Llanosflora auf, und graue, kandelaberartige Cereus beleben anſtatt der Palmen die ungeheuren Felsblöcke. Schon am Gebirge zwiſchen Orituco und Piritu erſtreckt ſich ein halbhoher Trockenwald als Übergang Die Llanos. 125 zu dem dürren Typus der Llanos. Dieſer herrſcht im Oſten zwiſchen dem Rio Gua- nipa und dem Orinoco und reicht weſtwärts bis in die Gegend von Chaguaramas, im Oſten bis gegen das Orinocodelta. Er zeigt ſich auf den höheren Teilen der Llanos, beginnt mit Gebüſchen xerophiler Pflanzen, Kakteen, Dornſträuchern und dem Chaparro (Curatella ame- ricana; Tafel 3, Abbildung 3), geht aber ſtellenweiſe in eine faſt vollkommene Sandwüſte über, in der Flugſandhügel und Chaparrales auf weite Strecken die einzige Abwechſelung bilden. Auch zwiſchen Maturin und Santa Barbara treten auf dem Grasteppich noch immer die Chaparros auf, vereinzelt auch Corozo-(Attalea Cohune) und Kokospalmen ſowie Stauden und Kkäuter, dazu rote und weiße Termitenbauten, in der Ferne meiſt die grünen Galerie⸗ wälder an den Flüſſen. In den heißen Stunden des Tages ſind Sandwirbel, Sandhoſen, zu Beginn der Regenzeit Grasbrände häufig. Unter den Bäumen der Llanos ſind die Palmen die auffallendſten, außer der Mauritia beſonders die 78 m hohe Copernicia tectorum. Die Tierwelt im Llano hat viel Gemeinſames mit der von Guayana und wird noch mehr als jene durch die ausgeprägte Trockenzeit beeinflußt. In dieſer vergraben ſich der Kaiman und die Waſſerſchlange am Ufer, die Fiſche verlaſſen die kleineren, zu Tümpeln aus⸗ trocknenden Waſſerläufe und ſteigen in die größeren Flüſſe hinab, Pferde und Rinder ſuchen die Flußufer auf. In der Regenzeit dagegen lauert der Kaiman auf den Sandbänken der Flüſſe auf Beute, die Waſſerſchlange verläßt ihre Erdhöhle, die Pferde und Rinder flüchten ſich auf die höheren Teile des Landes, die Fiſche bieten ihren zahlloſen Feinden auch in den trockeneren Teilen des Landes eine Beute, und mit ihnen bevölkern die in ungeheuren Scharen fiſchenden Waſſervögel die ſich wieder mit Waſſer füllenden Tümpel. Zu den beſonders eigen— tümlichen Tieren der Llanos gehört der Zitteraal (Gymnotus), der kräftige elektriſche Schläge auszuteilen vermag; er lebt ſowohl in den Lagunen und Tümpeln der Llanos wie in den zum Orinoco ziehenden Flüſſen. Die urſprüngliche Bevölkerung der Llanos iſt jetzt faſt ganz verſchwunden. Vor der Eroberung durch die Spanier ſaßen im Oſten ziemlich zahlreich Karaibenſtämme, die Cumanagoto, Uriapari, Quaqua, Chaima, Topocuare, Guayquire und Guayparo; von ihnen ſieht man in den öſtlichen Llanos nur noch ſpärliche Reſte in feſten Anſiedelungen zwiſchen Maturin und Ciudad Bolivar, beſonders am Rio Tigre. Auch weiter weſtlich zwiſchen dem Orinoco und der Kordillere von Merida iſt von den kleinen zerſplitterten Stämmen der Yaruro, Guamo, Achagua, Tacarigua, Guire, Curagua nicht viel anderes übriggeblieben als die jetzt auf beſtimmte Ortlichkeiten, z. B. Achaguas ſüdlich des Apure, übergegangenen Namen. Dagegen haben ſich Indianer ſüdlich des Meta, in dem colombianiſchen Teil der Llanos, noch in etwas größerer Zahl erhalten; ſie ſind die Nachkommen der Guahibo, Enagua, Amarizano und Saliva und erfreuen ſich noch einer engen Verbindung mit ihren Raſſe— genoſſen in Guayana und ſüdlich des Guaviare; man nennt ſie jetzt Mitua und Guacamayo. Die Vichada am Vichada und die Mocoa in den Waldblößen zwiſchen Guaviare und Caquetä, anſcheinend frühere Kordillerenbewohner, gehören eher ſchon zu Amazonien. An die Stelle der Indianer ſind im Llano Venezuelas Miſchlinge, Neger und Weiße getreten, beſonders Mulatten, weniger Meſtizen und Zambos. Sie haben den Llanos das ihnen jetzt eigene Gepräge gegeben. Hirten und Viehzüchter, ausgezeichnete Reiter und er— fahren in der auf die Viehzucht gegründeten Käſebereitung, leben ſie meiſt auf Einzelhöfen, Viehhöfen, Hatos, ſeltener in Dörfern und Gemeinden, pflegen jedoch auch Ackerbau, ſo daß ihre Anſiedelungen meiſt von Bananenhainen, Yucapflanzungen und Maisfeldern begleitet 126 Das ungefaltete Land des Oſtens. ſind. So ſtark unterſcheiden ſie ſich in der Lebensweiſe und auch in den Anſchauungen von den Gebirgsbewohnern, daß ein Gegenſatz zwiſchen dieſen beiden Bevölkerungsgruppen Vene⸗ zuelas entſtanden iſt, der zur Ausbildung des beſonderen Typus der Llaneros und nicht ſelten zu politiſchen Kämpfen geführt hat. Eine alte Erfahrung lehrt, daß Aufſtände, die von den Llaneros ausgehen, teils wegen der Zähigkeit dieſes Volkes, teils wegen des unermeß— lichen Raumes der Llanos ſchwer zu dämpfen ſind, und von den Befreiungskriegen gegen die Spanier bis zu der Revolution von 1902 haben ſtets die Llanos den Aufſtändiſchen Rück halt und Zuflucht gewährt. 1 Die Beſiedelung. Da ſich die Llanos von der Küſte bis in das am wenigſten zugäng⸗ liche Innere des Erdteils erſtrecken, ſo iſt ihre Beſiedelung ſehr ungleich, im ganzen aber gering. Von den Orinocomündungen und vom nördlichen Venezuela aus wurden ſchon früh Siedelungen angelegt und dieſe ſo weit vorgeſchoben, wie es die Schiffahrt auf den Flüſſen geſtattete. Daher ſind anſehnliche Orte wie Barinas auch noch tief im Weſten von Venezuela entſtanden, aber die oberhalb der Stromſchnellen des Orinoco liegenden Teile der Llanos, alſo die colombianiſchen Gebiete, ſind ganz unkultiviert geblieben. Im colombianiſchen Teil der Llanos finden ſich Siedelungen nur entlang dem Grenzfluſſe Arauca, wo Arauca lebhaften Handel mit Vieh treibt, und entlang dem Meta, wo Orocué der Endpunkt der Dampfſchiffahrt iſt, ſowie längs des Fußes der Kordillere; hier liegen El Pilar, Caſanare, Chira, Moreno im Norden, Cabuyaro und Villavicencio im Süden, dieſes ſchon in 450 m Höhe. Alle dieſe Orte aber ſind nur klein. Sie treiben vor allem Handel mit Vieh, weshalb große Viehweiden im Walde gerodet worden ſind, auf denen das Vieh vor dem Aufſtieg auf die Kordillere gemäſtet wird. Die Produkte des Acker— baues, Bananen, Mais, Zucker, Kakao, werden meiſt im Lande verzehrt; nur etwas Kaffee ging eine Zeitlang den Rio Meta abwärts. Die eigentlichen Graslandſchaften ſind faſt ganz menſchenleer. Politiſch unterſchied man bisher die Territorien Caſanare im Norden, San Martin in der Mitte und Caquetä im Süden, heute die Intendencia Meta und das Kom— miſſariat Caquetä. Für Meta gibt die Zählung von 1911 auf 221000 qkm nur 29299 Ein⸗ wohner an, die Volksdichte iſt alſo 0,1. Auch Briſſon rechnete für Caſanare im Jahre 1890 nur 1500 Indianer; am Vichada und am Guaviare erheben ſich nur einzelne Hütten. Die venezolaniſchen Llanos ſind weit beſſer bewohnt. Im Weiten, zwiſchen dem Meta, dem Orinoco und dem Apure, iſt die Bevölkerung allerdings ſpärlich, die Siede— lungen beſchränken ſich auf Guasdualito, Achaguas und kleinere; der Staat Apure hatte 1909 auf 76500 qkm nur 23000 Einwohner, alſo eine Volksdichte von 0,3. Am Apure liegen Nutrias, 1712 gegründet, jetzt Endpunkt der Dampfſchiffahrt auf dem Apure, und San Fer- nando de Apure, ein Ort aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, heute mit 3500 Bewohnern und lebhaftem Handel nach Ciudad Bolivar auf dem Waſſerwege und nach Caräcas auf dem Landwege. Das Land nördlich des Apure nimmt der Staat Zamora mit 1909: 63000 Ein⸗ wohnern auf 35200 qkm ein; die Volksdichte liegt hier alſo auch noch unter 2, aber unter den Städten ſind Guanare und Barinas bemerkenswert. Barinas, ſchon 1576 gegründet, nahm in ſpaniſcher Zeit durch die Entwickelung der Viehzucht und beſonders durch ſeinen Tabakbau einen ſolchen Aufſchwung, daß es eine der angeſehenſten Städte der tierra firme wurde. Im Unabhängigkeitskriege vermochte es eine ganze Schwadron mit weißen Pferden beritten zu machen, und noch um 1840 hieß eine Provinz nach der Stadt. In den Kriegen von 1866 — 70 iſt Barinas aber völlig heruntergekommen und hat heute keine herrſchende Die Llanos. 127 Stellung mehr; ſeine 2200 Einwohner leben vom Handel mit dem Orinoco und der Kordillere, bauen aber faſt keinen Tabak mehr. Im Staate Portugueſa (15200 qkm und 96000 Ein- wohner) liegt Guanare, eine tote Landſtadt, aber doch nicht ohne Handel, da der Fluß Guanare bis nahe an die Stadt Dampfer trägt, allerdings nur zur Regenzeit. Nach Oſten hin folgt der Staat Cojedes. Auf 14800 qkm ernährt er 88000 Einwohner, hat alſo eine Volksdichte von 6 und iſt ſchon weit beſſer bevölkert, weil er ſchon früh bejiedelt wurde. In ihm liegt das alte San Carlos, eine Gründung von 1678, in der ſpaniſchen Zeit eine reiche Stadt von 10000 Einwohnern, heute aber verfallen und infolge der in den Unabhängig— keitskriegen erlittenen Drangſal auf 3000 Bewohner herabgeſunken. Dagegen kommt die Doppelſtadt Acarigua⸗Araure mit 5000 Einwohnern empor. Altere Orte aus der Zeit um 1700 ſind auch Pao und Tinaco (2500 Einwohner). Der mittlere venezolaniſche Llano enthält den Staat Guärico mit 66400 qkm und 184000 Einwohnern. In dieſen Gebieten erlauben die Flüſſe keine Dampfſchiffahrt mehr, der Verkehr geht daher ganz zu Lande vor ſich und iſt, da keine Orinocohäfen von Bedeutung vorhanden ſind, in dem ſüdlichen Teile ſehr ſchwach. Dieſer iſt daher faſt unbewohnt, während der Norden ſtärker beſiedelt it. El Valle de la Pascua und Chaguaramas ſind kleine Städte des Inneren mit etwa 2000 Bewohnern; dagegen iſt Altagracia eine Randſtadt mit lebhaftem Handel nach Caräcas, die zwar nur 2300 Einwohner hat, aber allmählich an die Stelle von Orituco getreten iſt. Weitere Randſtädte ſind San Caſimiro und San Sebaſtian de los Reyes, eine alte ſpaniſche Stadt, beide in Aragua, ferner Ortiz. Die Hauptſtadt des ganzen mittleren Llano iſt Calabozo, mit 3736 Bewohnern, ebenfalls eine Gründung von 1722, ein lebhafter Handelsplatz auf dem Wege von Caräcas nach San Fer— nando de Apure und Biſchofsſitz. Den öſtlichen Llano nehmen hauptſächlich die Staaten Anzoätegui und Monagas mit zuſammen 72 200 qkm und 208000 Einwohnern ſowie das Territorio Delta mit 40200 qkm und 7200 Bewohnern ein; die Volksdichte iſt alſo 2. Den Handel beherrſchen im Weſten Aragua und Zaraza, im Oſten Maturin; dieſes ſteht ſowohl mit Cumanä wie mit Ciudad Bolivar und vornehmlich mit Trinidad in Verkehr, wohin aus den Cafios an der Mündung des Colorado und San Juan viel Vieh ausgeführt wird. Maturin iſt zwar mit 4400 Bewoh- nern der größte Ort der geſamten Llanos, aber eine echte Llanosſtadt, nämlich ein großes Dorf mit breiten Straßen auf weiter Savanne. Alle übrigen Ortſchaften des öſtlichen Llano ſind ganz unbedeutend und der Erwähnung nicht wert. Der Grund für dieſen Mangel an volkreichen Ortſchaften iſt wohl in der geringeren Kultur des nördlich davorliegenden Ge— birges von Cumanä im Verhältnis zu dem von Caräcas zu ſuchen, dann aber auch in der un— günſtigen Beſchaffenheit des Landes ſüdlich vom Rio Amana. So kommt es, daß die Llanos nördlich des Rio Amana etwa 50000, die Landſchaften ſüdlich davon nur wenige Tauſende Einwohner haben; auch die Orinocohäfen Soledad, gegenüber von Ciudad Bolivar, und Barrancas ſind unanſehnliche Dörfer. Im Delta des Orinoco haben ſich außer Pedernales keine Wohnplätze gebildet, und die Guarauno-Indianer hauſen noch in den Wäldern, die ſie ſelten verlaſſen, um etwa in den Anſiedelungen der Weißen oder von den Orinoco— dampfern Abfälle der europäiſchen Kultur zu erhandeln. 128 Das ungefaltete Land des Oſtens. III. Amazonien. 1. Das Land. Allgemeines. Aus den Llanos des Guaviare und Inirida führt eine kaum bemerk— bare Bodenſchwelle zum Rio Uaupés oder Waupes und damit in das große Tiefland Ama— zonien hinüber. Amazonien iſt das größte tropiſche Tiefland der Erde, das ſich zwiſchen Guayana, den Kordilleren und Braſilien ausdehnt, ein ungeheures, gleichartiges, in ſich ge— ſchloſſenes Ländergebiet, mit der Hauptader des großen Amazonenſtromes, zahlreichen Nebenadern gewaltiger Zuflüſſe des Amazonas und nur einer einzigen Offnung zum Atlan⸗ tiſchen Ozean. Nach Norden hin ſteht es durch den Caſiquiare in unmittelbarer Verbindung mit dem Orinoco; nach Süden vereinigen in der Regenzeit die Quellflüſſe des Guaporé und Paraguay ihr Waſſer auf den ſumpfigen Ebenen von Villa Bella. So bildet Amazonien eine Vermittelung zwiſchen dem Orinoco und dem La Plata und nimmt auch infolge ſeiner äqua⸗ torialen Lage und der Gleichartigkeit der Anordnung der Flüſſe eine zentrale Stellung ein. Die Größe Amazoniens wird gewöhnlich übereinſtimmend mit dem Flußgebiet auf 7 Millionen qkm angegeben, was dem dreizehnfachen Areal des Deutſchen Reiches gleich- kommt. In dieſer Zahl find aber auch die den Kordilleren angehörigen Einzugsgebiete der Ober- läufe des Amazonas ſelbſt und einiger großer Zuflüſſe, des Ucayali und Madeira, namentlich aber faſt die geſamten Stromſyſteme der in Zentralbraſilien entſpringenden und erſt unmittel- bar ſüdlich des Amazonas die Tiefebene erreichenden Flüſſe Tapajds, Kingu und Tocantins⸗ Araguaya eingerechnet; ebenſo wird man den Rio Guainia und den oberen Rio Branco ſowie die Oberläufe der abwärts von Manaos mündenden nördlichen Zuflüſſe des Ama— zonas Guayana zuweiſen müſſen. Für das Flachland Amazonien bleiben daher nur etwa 4500000 qkm übrig, immerhin noch faſt die Hälfte der Fläche Europas. Nimmt man den 1. Grad nördl. Breite als nördliche, eine Linie von den Quellen des Guaporé nach denen des Pilcomayo als ſüdliche, die Kordillere als weſtliche Grenze an, jo hat Amazonien die Geſtalt eines großen Trichters, deſſen Achſe ſich von dem Kordillerenrande unter 5° ſüdl. Breite oſtnordöſtlich nach der unter dem Aquator gelegenen Mündung erſtreckt. Von allen Seiten laufen die Ströme auf die Hauptader zu, nämlich nach einer etwa durch Manaos bezeichneten Stelle unter 60° weſtl. Länge und 3° ſüdl. Breite. Der nördliche Teil des großen Trichters iſt etwas ſchmäler als der ſüdliche, da hier der Madeira mit ſeinen Quell⸗ flüſſen weit nach Süden ausgreift; die Waſſermenge der nördlichen Zuflüſſe iſt aber kaum geringer als die der ſüdlichen, weil ſie der äquatorialen Zone mit Regen zu allen Jahreszeiten angehören. Unterhalb Manaos tritt eine raſche Einengung des großen Flußtales ein, da zu beiden Seiten die Ausläufer der alten Schollen Guayanas und Braſiliens erſcheinen; hier kommen auch die Nebenflüſſe erſt kurz vor ihrer Mündung zu einem ruhigeren Laufe. Durch dieſe, namentlich von Braſilien her, verſtärkt, wälzt ſich die ungeheure Waſſermaſſe in den Atlantiſchen Ozean, dem ſie bis auf 500 km Entfernung noch ſüßes Waſſer zuführt. Über die Geſchichte der Entſtehung des großen Tieflandes wiſſen wir nur wenig, da es an genauen Beobachtungen noch immer ſehr mangelt. Nach den früheren An⸗ ſchauungen ſollte Amazonien als eine große Deltabildung des Marafion und ſeiner Neben- flüſſe, alſo von Weſten nach Oſten fortſchreitend, entſtanden ſein. Friedrich Katzer hat dem⸗ gegenüber die Anſicht ausgeſprochen, daß das jetzige Tiefland umgekehrt vom Atlantiſchen Amazonien: Das Land. Die Flüſſe. 129 gegen das Pazifiſche Meer allmählich vorgeſchritten ſei. Jedenfalls ſind der Oſten und Norden der älteſte Teil des Landes, inſofern die archäiſchen Ablagerungen Guayanas und Braſiliens im Gebiete des unteren Amazonas ſo nahe aneinandertreten, daß nur eine ſchmale Lücke für das Tiefland offen bleibt. Das alte archäiſche Grundgebirge iſt in Falten gelegt, die im Norden des Amazonas nach Oſten, im Süden nach Südoſten verlaufen. Auf dieſer Grund— lage ſetzten ſeichte Meere der Silur-, Devon- und Karbonzeit, vielleicht auch noch die des Perm, Sedimente ab in Form einer gegen Weſten offenen Halbmulde, ſo daß die älteren Glieder im Oſten, die jüngeren im Weſten, etwa bis gegen die Mündung des Madeira, lagerten. Eine wirkliche Synklinale ſcheint allerdings trotz dieſer ſchüſſelförmigen Lagerung nicht vorzuliegen, ſondern im Oſten ſind ſtarke Störungen zu verzeichnen. Während der meſozoiſchen Zeit blieb der Oſten Amazoniens frei von Meeresbedeckung, alſo Feſtland. Erſt in der jüngſten Kreide ſchob ſich ein Meer langſam von Süden nach Norden über das untere Amazonien hinweg, und auch von den Kordilleren her erreichte das Meer der oberſten Kreide den Purüs. Auch in der Tertiärzeit blieb das untere Amazonien Feſt— land. In der älteren Tertiärzeit ſcheint es ein mit Dünen und Waſſerflächen bedecktes Tief— land geweſen zu ſein. Auf dieſem entwickelte ſich nun ein großer Strom, der Vorläufer des Amazonas, der aber umgekehrt wie dieſer, nämlich von Oſten nach Weſten, gerichtet war. Von dem guayaniſch⸗braſiliſchen Feſtland lief das Waſſer nach Weiten ab, zerfurchte in der jüngeren Tertiärzeit die Ablagerungen der älteren und trug ſie faſt völlig ab. Dann aber erlahmte die Eroſionskraft der Ströme, weil ſich in der jüngeren Tertiärzeit die Kordillere im Weſten zu erheben begann. Der vielleicht im Oſten des Golfes von Guayaquil mündende Fluß wurde allmählich geſtaut, und es entwickelten ſich Brackwaſſerlagunen. Dieſe wurden langſam ausgeſüßt, und während ſich die weſtliche Schranke mehr und mehr, wahrſcheinlich im mittleren Miozän, erhob, wurde das Amazonastiefland in einen rieſigen Binnenſee ver— wandelt, deſſen Oſtende bei Serpa lag. Darauf erzwangen die Gewäſſer dieſes Sees einen Ausgang nach Oſten, und der alte Fluß wurde rückläufig. In der Quartärzeit bildete ſich allmählich der jetzige Zuſtand des nach Oſten gerichteten Fluſſes heraus, und eine großartige Abtragung der jungtertiären Ablagerungen fand ſtatt, deren Reſte als Serra Paranaquära, Serra von Almeirim uſw. heute 300 m über der gegenwärtigen Oberfläche liegen. Zu— gleich ſank der Meeresſpiegel an der atlantiſchen Küſte, ſo daß der Strom zu ſtärkerer Eroſion angeregt wurde. Heute dringt das Atlantiſche Meer gegen die Küſte vor, ſo daß die Mün— dung des Amazonas nicht als Delta, ſondern als Trichter ausgebildet iſt. Die Höhe Amazoniens iſt ſehr gering. Am Austritt des Amazonas aus der Kordillere hat der Fluß nur noch 180 m, bei Pebas 105, nach anderen Meſſungen bei Nauta 95, bei Tabatinga 80 oder 56, bei Manaos nur noch 26 m Höhe über dem Meere. Der Flachboden ſenkt ſich alſo auf einer Strecke von 3200 km um nur 180 m und hat demnach ein Gefälle von nur 1:17700. Das Gefälle des Stromes ſelbſt iſt noch geringer, da ſeine Lauflänge unterhalb Borja ſogar 4700 km beträgt. 2. Die Flüſſe. Der Amazonas. Der von Francisco de Orellana 1540 vom Napo abwärts befahrene Amazonas hat ſeinen Namen wahrſcheinlich von der an ſeinem Unterlauf häufigen Poro— roca, einer Flutwelle, erhalten, die im Tupi-Guarani Amaeunu (Waſſerwolkenlärm) genannt wird. Die Spanier deuteten dieſe Bezeichnung auf Amazonen und glaubten auch, an der Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 9 130 Das ungefaltete Land des Oſtens. Mündung des Trombetas mit Amazonen zuſammengetroffen zu ſein. Der Amazonas ent— ſpringt als Marafion auf dem Cerro San Lorenzo in der Kordillere von Huayhuaſh in Mittel- peru bei 10¼ ſüdl. Breite und etwa 6000 m Höhe. Nach 700 km langem Gebirgslauf tritt er im Pongo de Manſeriche (180,m) in die weite, ſteinloſe Waldebene. Er iſt zwar nicht der längſte, wohl aber der waſſerreichſte und mit dem größten Flußgebiet ausgeſtattete Strom der Erde. Er iſt mehr als 5500 km lang, entwäſſert ein Gebiet von 7 Millionen qkm und wird von 18 großen Strömen mit 1500-3500 km Länge und von etwa 200 größeren Neben- flüſſen geſpeiſt. Der Amazonas zeigt in dem gewaltigen Laufe von Borja bis Para alle typiſchen Erſcheinungen eines Tieflandſtromes erſten Ranges. Zwar wird ſeine Länge durch die zahlreichen Windungen nur ungefähr um die Hälfte vergrößert, indem anſtatt der direkten Entfernung zwiſchen dem Hualläga und Para, die 3000 km beträgt, tatſächlich 4450 km zurück— gelegt werden, allein namentlich auf der Strecke von Tabatinga bis Manaos iſt der Ama— zonas äußerſt gewunden, während er unterhalb Manaos ſtatt 1300 km nur 1600 durchläuft. Die Ufer des Amazonas ſind im allgemeinen niedrig, am flachſten natürlich zur Hoch— waſſerzeit; im ganzen aber werden z. B. die hohen Ufer des Rio Negro gegenüber den niedrigen des Amazonas gerühmt. Doch erreichen die letzteren bei Obidos und an der Serra de Eréré Höhen bis zu 30 m. Meiſtens iſt im Unterlauf das nördliche Ufer höher als das ſüdliche, auf der Mittelſtrecke aber das ſüdliche. Da zur Zeit des Ablaufens der Ge— wäſſer die unterſpülten Ufer oftmals einſtürzen, begrenzt den Strom häufig ein Steilrand, der das Landen erſchwert. Die von der Seiteneroſion herſtammenden groben Sinkſtoffe werden an Ufervor— ſprüngen oder auf Erhebungen des Flußbodens wieder abgeſetzt, und ſo iſt die Auf— ſchüttung ſehr bedeutend. Dadurch bilden ſich Untiefen, die durch mitgeführte Baum— ſtämme und Grasflächen weiter erhöht und von Waſſerpflanzen noch mehr erweitert werden. So entſtehen Inſeln oder Neulandbildungen am Ufer, die aber bei Hochwaſſer wieder ab— geriſſen und ſtromabwärts getrieben werden können. Der Anblick des Stromes wechſelt daher je nach der Jahreszeit ſehr. Der Ama— zonas ſteigt im oberen Teil des Tieflandes ſchon im Oktober, und es beginnt dann die Enchente; ſie dauert bis zum Juni, worauf bis zum September das Waſſer fällt, Va— ſante. Somit iſt im September und Oktober Niedrigwaſſer, im Juni und Juli Hochwaſſer. Bei den Nebenflüſſen des Amazonas tritt das Hoch- und Niedrigwaſſer zu ganz ver— ſchiedenen Jahreszeiten ein, je nachdem ſie von Norden oder Süden kommen. Die ſüd— lichen Nebenflüſſe ſteigen zur Südſommerzeit, Kingu und Tapajös vom Oktober bis März, der Ucayali annähernd zu derſelben Zeit, der Madeira bis zum Mai; bei dieſem gewaltigen Fluſſe braucht das Hochwaſſer zwei Monate, um von der Kordillere bis zur Mündung zu gelangen, denn San Antonio paſſiert es im April, die Mündung im Mai. Der Juruä, Jutahy und Javary ſteigen etwas ſpäter als die großen, weit aus Süden kommenden Flüſſe, erſt im Januar, und ſtoßen ihre Hochwaſſer bis zum Juni ab. Die nördlichen Nebenflüſſe haben ihr Hochwaſſer in der entgegengeſetzten Jahreszeit, der Japurä vom März bis Juli, der Rio Negro vom März bis Ende Auguſt. Daher erhält der Amazonas bald von den nördlichen, bald von den ſüdlichen Nebenflüſſen Waſſer, doch zeigt ſich bei ihm eine An⸗ lehnung an die Schwellzeiten des Südens, der ihm die größere Waſſermaſſe bringt. Am oberen Amazonas iſt das Hochwaſſer ſtärker ausgeprägt als am mittleren und am unteren. Steigt der Strom, fo erhöht er ſeinen Waſſerſpiegel um 10 —15 m und überjchreitet durch Amazonien: Die Flüſſe. 131 ſeine Überſchwemmung mit ſeinen Nebenflüſſen weithin die Ufer. Zu dieſer Zeit iſt das Amazonasbecken eine gewaltige Waſſerwüſte; die an und für ſich ſchon einander ſehr ge— näherten großen Nebenflüſſe verbinden ſich dann vollends durch Kanäle untereinander und mit dem Hauptſtrom, die zur Trockenzeit oft trocken liegenden Lagunen zur Seite der Ströme füllen ſich, der Uferwald ſteht meilenweit unter Waſſer. Man unterſcheidet an den Stromufern drei Landſtufen, je nachdem ſie von der Überſchwemmung noch erreicht werden oder nicht. Die höchſte iſt die Terra firme, meiſt rote Tone, über dem Niveau der Überſchwemmungen; fie allein iſt für Anſiedelungen geeignet, und auf ſie ziehen ſich auch die Indianer und Kautſchukſammler in der Zeit des Hochwaſſers zurück. Dann folgt abwärts die Varzea, auch Varzem und Vargem (Ebene) genannt, das zeitweilige Überſchwemmungsgebiet, und endlich deſſen unterſte Teile, der fat ſtets über⸗ ſchwemmte Jgapd (Sumpf). In der Regel verlaufen ſich die Gewäſſer im Mai. Der von einer Schlammſchicht überzogene Boden des Uferwaldes wird dann wieder ſichtbar, die Lagunen entleeren ſich, die nördlichen Nebenflüſſe geben ihr Waſſer an den Hauptſtrom ab, und die Verbindungen zwiſchen den Strömen löſen ſich. Die Uferſeen, Kanäle und Inſeln ſind am Amazonas beſonders eigentümlich. Die Uferſeen werden zunächſt zur Hochwaſſerzeit durch das überſchüſſige Waſſer gebildet und ver— mehren ſich beim Ablaufen des Waſſers natürlich bedeutend; wahrſcheinlich werden ſie aber auch durch Quellen geſpeiſt, und überdies ſtehen ſie meiſt mit dem Hauptfluß durch Kanäle in Verbindung. Man unterſcheidet weiße und braune Uferſeen, d'agua branca und d'agua preta; erſtere ſind kühler, tiefer und in ihrem Waſſergehalte beſtändiger, letztere treten häu— figer aus und werden vom Strome öfter gefüllt. Laufen die Seen ab, ſo bleiben die Kanäle übrig; find dieſe klein, fo heißen fie Furo (Loch, Offnung) oder mit einem Tupi-Worte Igarapé (Bootweg), ſind ſie aber groß, jo nennt man ſie Parana (Waſſer). Dieſe Kanäle nehmen in einzelnen Teilen Amazoniens eine derartige Ausdehnung an, daß ſie ganze Fluß— ſyſteme netzartig miteinander verbinden, z. B. den Japurä mit dem Amazonas und dem Rio Negro, den Purus mit dem Madeira und dieſen mit dem Amazonas; oft erweitern ſie ſich auch zu Seen (Lagos). Die Teilung der Ströme im tiefen Lande befördert die Bildung von Inſeln im Strombett, teils Hauptinſeln im Strome ſelbſt und von dieſem erzeugt, teils Inſeln zwiſchen den Nebenäſten des Amazonas oder zwiſchen dieſem und den Nebenflüſſen. Es ſind Sandinſeln, Prayas, Coroas, in der Tupi-Sprache Ybicui, „zerriebenes Land“, oder höher liegende mit feſtem Ufer, und dann bewachſen, Caapoam oder Camapuam, d. h. runder, konvexer Wald. Die Nebeninſeln am Ufer heißen meiſt Jgapo, wie auch das benachbarte niedrige, überſchwemmte Land. Die Hauptinſeln ſind ſtets niedrig, eben, ohne Felſen und Riffe, ſelten ſumpfig, an der Spitze von Sandbänken begleitet und oft mit Ambaübas (Ce- cropia adenopus) beſtanden. Dichter Urwald dagegen bedeckt die Nebeninſeln am Ufer. Die größte Inſel Amazoniens, Marajd, an der Mündung, iſt größer als die Schweiz, die Inſel dos Tupinambaras zwiſchen Madeira und Amazonas halb ſo groß wie dieſe. Das Waſſer des Amazonas und auch der meiſten ſeiner Nebenflüſſe iſt ungewöhnlich rein und klar. Man unterſcheidet „weiße“ und „ſchwarze“ Flüſſe. Die erſteren haben ſchmutzig gelbrotes, durch lehmige Beſtandteile gefärbtes Waſſer, die letzteren dunkel olivgrünes. Die Waſſermenge beträgt bei Obidos 100000, bei Almeirim 120000 ebm in der Sekunde, bei Hochwaſſer ſehr viel mehr. Die Waſſertemperatur iſt 26%. Die Tiefe des Stromes iſt im ganzen noch wenig bekannt; in der Enge von Obidos erreicht fie 83m. Die Geſchwindigkeit 9 * 132 Das ungefaltete Land des Oſtens. beträgt etwa %, m in der Sekunde, ein im Verhältnis zu dem ſehr geringen Gefälle bedeu— tender Wert; wahrſcheinlich wird dieſe große Geſchwindigkeit durch das Vorwärtstreiben der gewaltigen Waſſermaſſe erzeugt, deren Kraft ſo groß iſt, daß Boote, die aufwärts fahren wollen, die Nebenarme, Furos, vorziehen und ſelbſt Dampfer an manchen Halte— plätzen nur durch beſtändiges Arbeiten der Maſchine vor dem Abwärtstreiben zu ſchützen ſind. Die Breite des Amazonas iſt bei Nauta 1320, bei Iquitos ſchon 1800 m, ſteigt nach und nach auf mehrere Kilometer und it unterhalb Manaos nie geringer als 5 km; bei Auftreten von Inſeln erweitert ſich das Bett ſehr, doch wird die außerordentliche Breite des Rio Negro mit 50 km nicht erreicht. Wohl aber wirkt der durch Inſeln nicht unterbrochene Waſſerſpiegel des unteren Amazonas an mehreren Stellen ſeeartig, ſo daß die Reiſenden häufig den Ver— gleich mit großen Landſeen, z. B. dem Bodenſee, ziehen. Im Unterlauf nennt das Volk den Strom Rio Mar, „Meerfluß“, oder den Strom der Tauſend Inſeln, und bis nach Obidos hinauf kann man ihn in ſeiner vollen Breite überhaupt nicht überſehen. Bis hierher iſt auch die Wirkung der Gezeiten zu ſpüren; in Almeirim beträgt die Höhe der Springflut Im, bei Para 3 m. Zur Zeit der Springflut tritt im Amazonas die eigentümliche Pororoca auf. Sie iſt, gleich der Mascaret der Seine, eine rieſige Waſſerwelle, die mit großer Gewalt ſtromauf läuft und alles, was ſich ihr entgegenſtellt, zerſtört. Kleine Schiffe, die von der Pororoca ereilt werden, ſind meiſt verloren; ſie flüchten daher möglichſt in kleine Küſten— kanäle. Außer dem Fluß von Parä überfällt die Pororoca auch alle anderen Trichter der Mündung und wütet namentlich am Nordufer der eigentlichen Amazonasmündung bei Ma— capa und noch an der Küſte von Guayana bis zur Inſel Maraca. Jedenfalls hängt ſie mit der Flut zuſammen. Unterhalb der Xinguͤmündung erweitert ſich der Fluß zu einem gewaltigen Mün— dungstrichter von 100 km Breite, in dem die Inſeln Tucuyüs, Gurupa und Porcos ſowie zahlreiche andere langgeſtreckte Eilande liegen. Die Mündung des Trichters in das offene Meer ſperren die Inſeln Caviana und Mixiana ab und zwingen ſo den Strom, mit reißender Strömung zwiſchen ihnen, dem Feſtlande von Macapä und der Inſel Marajd hindurch ſeine Wogen ins Meer zu wälzen. Das iſt die Hauptmündung des Amazonas. Neben dieſer aber entſendet der Strom eine Reihe von Armen nach Südoſten und verbindet ſeine Waſſer mit der Mündung des Tocantins-Araguaya. Der bekannteſte von den zahl— reichen Kanälen iſt der Tajipuru, durch deſſen nicht ſehr breite, von grünen Wänden üppigſter Vegetation eingeſchloſſene Waſſerſtraße die Dampfer von Para zum Amazonas eilen. Ein breiter Waſſerarm zweigt hier über Portel zum KXingu ab, erreicht dieſen aber nicht, ſondern nimmt nur den Rio Anapu auf. Zwiſchen dem Amazonas und dem Tocan— tins liegt die 19000 qkm große Inſel Marajo, ein im Weiten mit Wald, im Oſten mit Savannen bedeckter abgegliederter Teil des Feſtlandes. Die Mündung des Tocantins-Araguaya läuft in den Trichter des Rio Para aus, der nun wegen günſtigerer Bedingungen für die Schiffahrt an Stelle der durch Inſeln ge— ſperrten, durch Gezeitenſtröme verſchlammten Hauptmündung das Eingangstor zum Ama— zonas geworden iſt. Die Streitfrage, ob dieſer Rio Para überhaupt eine Amazonasmün— dung ſei, läßt ſich dahin beantworten, daß in der Tat durch Kanäle eine bedeutende Menge Waſſer vom Amazonas zum Para fließt und durch dieſen mündet. Es iſt auch wahrſchein— lich, daß der Tocantins-Araguaya früher in den Amazonas gemündet hat, als noch das Land ſich weiter hinaus ins Meer erſtreckte, und daß erſt durch das Sinken der Mündungsgebiete Amazonien: Die Flüſſe. 133 der Tocantins vom Amazonas abgetrennt und ſelbſtändig geworden iſt. Dennoch läßt ſich nicht leugnen, daß der Tocantins jetzt eine ſelbſtändige Mündung, eben den Rio Parc, hat, die allerdings auch der Amazonas mit benutzt. Der Rio Para iſt bedeutend ſchmäler als die Hauptmündung des Amazonas, aber immerhin noch 30—60 km breit, hat zahlreiche Inſeln mit üppiger Vegetation und ſchmutziggelbe Fluten, während der Tocantins klares, dunkles Waſſer führt; auch dies ſpricht für Beimiſchung großer Mengen von Amazonaswaſſer. Die Geſamtbreite der Mündung von der Ponta do Norte bis zum Kap Magoari auf Marajd mißt 250 km; rechnet man aber den Rio Parä hinzu, jo ſteigt die Geſamt— ausdehnung der großen äquatorialen Flußmündungen Südamerikas auf 320 km, gleich der Entfernung von Berlin bis zur Elbmündung. Die Nebenflüſſe. Betrachtet man eine Karte des Amazonasſyſtems, ſo bemerkt man, daß der Amazonas ſelbſt nicht in der Mitte desſelben zieht, ſondern nahe dem nördlichen Rande, etwa ſo, daß ein Viertel des Einzugsgebietes nördlich von ihm, drei Viertel ſüdlich von ihm liegen. Man erhält den Eindruck, als ob die großen ſüdlichen Nebenflüſſe, Madeira, Tapajds, Kingu und Araguaya-Tocantins, ihn nach Norden gedrängt hätten; auch tritt als eigentliche Achſe des Geſamtſyſtems der Madeira hervor, der mit ſeinem großen Quellfluß Beni quer von den in Bolivia und Peru nach Nordweſten ſtreichenden Kordilleren abläuft und ſeinen nordöſtlichen Lauf im ganzen einhält. Dieſe Vorſtellungen laſſen ſich aber nicht mehr aufrecht erhalten, ſobald man den Amazonas in ſeinem Laufe von den Kordilleren nach dem Meere in zwei Abſchnitte teilt, die den geologiſchen und orographiſchen Gegen— ſätzen in Amazonien entſprechen. Bis in die Gegend der Madeiramündung fließt der Strom in dem großen Tiefland und erhält die hauptſächlichen Nebenflüſſe aus der Kordillere; unter— halb der Mündung des Madeira tritt er in die große öſtliche Maſſe ein und empfängt nur noch von dieſer ſeine Zuflüſſe. Demgemäß iſt das Amazonasſyſtem in ſeinem oberen Ab— ſchnitt ziemlich harmoniſch gebaut, in ſeinem unteren wird es beſonders von Süden, aus der braſiliſchen Maſſe her, geſpeiſt, in viel geringerem Maße von Guayana her. Daß die ſüd— lichen Nebenflüſſe im ganzen ſtärker ſind, hängt damit zuſammen, daß der Erdteil nach Süden zu viel geräumiger iſt als im Norden des Stromes. Die nördlichen Nebenflüſſe. Bald nachdem der Marafion das letzte Felſentor der Kordilleren paſſiert hat, geht ihm der Morona zu, ein noch wenig bekannter Fluß, deſſen Quellen öſtlich von Alauft in Ecuador liegen; er iſt zwar angeblich auf 250 km ſchiffbar, ſogar für Dampfer von über 1m Tiefgang, entbehrt aber des Verkehrs bisher völlig, da ſeinem Tale die Kautſchukbäume fehlen. Dieſe finden ſich dagegen in großer Zahl am Ufer des Paſtaza, eines größeren, zwiſchen den beiden Kordilleren Ecuadors bei Latacunga und Riobamba entſpringenden Stromes; allein dieſer ſelbſt iſt reißend und für den Verkehr wenig geeignet, da er ſein Bett oft wechſelt, das Ufer ſtark unterwühlt, viele Baumſtämme führt und ſehr ungleichmäßige Tiefe hat. Etwa 50 km vor feiner Mündung liegt die Lagune Rimachuma, die ihm als Hochflutbecken dient. Bis Andoas iſt er ſchiffbar. Der dann folgende Rio Tigre iſt faſt unbekannt, der Napo dagegen bildet die am häufigſten be— fahrene Waſſerſtraße zwiſchen Quito und dem Marafion. Schon von Orellana 1541 benutzt, hat er oftmals als Verbindung zwiſchen den beiden fo verſchiedenen Gebieten dienen müſſen. Er entſteht bei Coca aus dem eigentlichen Napo und dem Coca, die beide auf der Oſt— kordillere Ecuadors entſpringen, beginnt bei Coca in 260 m Höhe ſeinen Tieflandslauf und nimmt auf dieſem den goldführenden Aguarico und den Curaray auf, einen waſſerreichen, 134 Das ungefaltete Land des Oſtens. 9—11 m tiefen, durch Kautſchukwaldungen fließenden Kordillerenfluß. Unregelmäßigkeit des Strombettes, ſchneller Wechſel des Waſſerſtandes und der Tiefe beeinträchtigen die Schiffbarkeit des Napo erheblich, daher wird meiſt der Curaray vorgezogen, der Dampfern von 5—7 m Tiefgang die Fahrt erlaubt. Der Ia oder Putumayo entſteht öſtlich von Paſto in der Lagune Cocha, fällt ſehr raſch in niedriges Land und erhält auf ſeinem langen Laufe faſt gar keine Nebenflüſſe; am bekannteſten iſt der Carapana. Nur an einer Enge, den Thermopylen, ſtrömt der ga raſcher; ſeine Ufer ſind aber im allgemeinen ſehr niedrig. Nahe der Mündung hat er nur 260 — 7/00 m Breite, aber er wird mit der Zeit wohl eine für ſeine Größe ungewöhnliche Bedeutung er— halten, da er von Cuamby (in 300 m Höhe) an für Dampfer von 2 m Tiefgang befahrbar iſt. Breiter und waſſerreicher, aber weniger wichtig für den Verkehr iſt der Japurä (Va- purä, Yupurä). Er entſteht als Caquetä nahe den Quellen des Ika an der colombianiſchen Oſtkordillere bei Limon und fließt dem Putumayo zunächſt parallel; ſpäter weicht er nach Oſten ab und begleitet den Maranhäo auf eine breite Strecke, jo daß die Vereinigung erſt bei Teffé erfolgt. Den nur 200 m betragenden Höhenunterſchied zwiſchen dem Fuße der Kor— dillere und Teffe überwindet der Japurä in vier Stromſchnellen, deren bedeutendſte der Fall von Araracuara iſt. Dieſer 20 m hohe Fall ſperrt die Schiffahrt vollkommen, während die abwärts folgenden Schnellen von Jaryhana und Sihare keine unüberwindlichen Hinderniſſe bilden. Granit und Sandſtein, gigantiſche, abgerundete, glänzend dunkelſchwarze Felſen— trümmer erheben ſich an beiden Ufern zu ſenkrechten Felswänden. Im übrigen beſtehen die Ufer aus Ton und violettem bis braunem Sandeiſenſtein, die Inſeln aus Breccien von gelbem und rotem Jaſpis und Quarz. Die Hauptmündung hat bei ungefähr 17 m Tiefe etwa 2 km Breite, doch iſt die Verzweigung des Fluſſes oberhalb und unterhalb der Mündung ſo ſtark, daß eine Fläche von etwa 100000 qkm von dem Gewirr der Neben— arme eingenommen wird. Durch den Apaporis ſteht der Japurä mittels kurzer Landwege mit dem Uaupés oder Waupses in Verbindung. Dieſer entſpringt nicht auf der Kordillere, ſondern wie der Guainia in den weſtlichen Llanos und bildet den Oberlauf des großen Rio Negro, deſſen zweiter Quellfluß der Guainia iſt. Von den Juruparyfällen (Tafel 4, Abbildung 3) bis zur Mün⸗ dung des Papuri bei Jauareté hat der Uaupeés viele Stromſchnellen, im Unterlauf aber fließt er ruhig und mächtig dahin. Auch der Guainia entſteht im weſtlichen Llano, macht aber einen mächtigen Bogen nach Norden und empfängt von Oſten den Caſiquiare vom Orinoco her (vgl. S. 107). Man erhält den Eindruck, als ob der Guainia urſprünglich als Oberlauf des Atabapo dem Orinocoſyſtem angehört habe. Der Rio Negro, indianiſch Parana Pixuna (Schwarzwaſſer), wird durch den Zu— ſammenfluß des Uaupés mit dem Guainia unterhalb von Säo Felippe gebildet. Er fällt zu⸗ nächſt in vielen, aber überwindbaren Schnellen über die Ausläufer der Serra Imeri hinab und iſt von Trindade an ohne Hindernis ſchiffbar. Seine Verzweigung in zahlloſe Flußarme und ſeine Inſelbildung geht noch über die des Amazonas hinaus; ſeine Breite erreicht daher ſtellenweiſe 50 km, beſonders abwärts der Mündung des Padauiry, der wie der Cauabury und Marauiä den Südrand Guayanas entwäſſert, ſowie auch unterhalb der Mündung des Rio Branco. Der ſchwach ſtrömende, bis zu 35 m tiefe Strom hat flache, ſandige, erſt bei Mangos hohe Ufer und führt ungeheure Waſſermaſſen; dennoch verſchwindet ſein dunkles Waſſer ſehr raſch in den gelblichweißen Fluten des Amazonas, ein Beweis für Guayana. J. Goldwäſche im Yuruarifluß, Venezolaniich-Guayana. Nach Photographie. (Zu S. N un 4 = = >‘ X 2. Waika- oder Guaica-JIndianer vom Cuyunifluß, Venezolaniich- Guayana. Nach Photographie. (Zu S. 114.) RE REN ER VAN FERNE Tafel 4. Tafel 4. Amazonien. - 3. Die Yurupary-Stromichnelle im Rio Caiary-Uaupes. Nach Photographie von Th.Koch-Grünberg in Freiburg i. Br. (Zu S. 134.) 4. Der Lago Grande bei Monte Alegre am Amazonas mit Victoria regia. Nach J. Huber, Arboretum amazonicum, Pard 1900. (Zu S. 142.) Amazonien: Die Flüſſe. 135 die überragende Mächtigkeit dieſes waſſerreichſten aller Ströme, der zuweilen ſogar in das Bett des Rio Negro eindringt. Weitaus der gewaltigſte Nebenfluß des Rio Negro iſt der Rio Branco, früher Parima genannt. Sein bedeutendſter Quellfluß iſt der Uraricuera von der Serra Mas— chiaty, der längs dem Südrande Guayanas von Weſten nach Oſten fließt und den Uraricaparä aufnimmt; feinen Lauf wiederholen im Süden der wenig bekannte Mucajahy und der Caratiri- mani, über den man ſo gut wie nichts weiß. Die Richtung erhält der Rio Branco aber durch den vom Roroima kommenden Cotingo, dem von Oſten der Tacutu und der Mahn zu— gehen. Zwiſchen 2 und 3° nördl. Breite durchbricht der Rio Branco mehrere ihm vorliegende Höhenzüge und fließt dann mit milchfarbenem Waſſer ſüdwärts zum Rio Negro, deſſen tinten— ſchwarzes Waſſer mächtig von ihm abſticht. Der Rio Branco hat im Gegenſatz zum Rio Negro faſt gar keine Inſelbildung und einen faſt geradlinigen Verlauf, wird aber von einer Reihe von Flußſeen eingeſäumt, wahrſcheinlich Reſten früherer Laufſtrecken. Als eine ſolche faßt man auch den Jauapery auf, der den Unterlauf des Rio Branco im Oſten begleitet. Unterhalb von Manaos empfängt der Amazonas von links nur noch kleinere Neben— flüſſe. Zunächſt den Urubu, deſſen Quellen nahe denen des Eſſequibo vermutet werden; möglicherweiſe liegen ſie aber auch im Tiefland. Alle folgenden Flüſſe kommen von den Tumuc-Humac Bergen und der Serra Acarahh, ſtrömen über Schwellen in Stromſchnellen herab, erweitern ſich nahe den Mündungen ſeeartig und fließen, bevor ſie münden, durch die Sinkſtoffe des Amazonas verſchleppt, dieſem parallel. Es ſind der Uatumä, der Nhamunda, der Trombetas mit dem Cuminä, Cachorro, Mapuera, der Paru und der Jary. Zugleich drängt der Amazonas, von den großen ſüdlichen Nebenflüſſen nordwärts geſchoben, an den Rand der Maſſe von Guayana und durchſchneidet die älteren und jüngeren tertiären Ab— lagerungen, deren Reſte als Serra de Eréré und de Almeirim über ihm aufragen. Die ſüdlichen Nebenflüſſe. Nach ſeinem Austritt aus dem Gebirge empfängt der Marafion zuerſt von Süden den Hualläga. Dieſer entſpringt in der Gegend von Cerro de Pasco, gelangt bald in tieferes Land, ſo daß er bei Tingo Maria (600 m) für Boote ſchiffbar wird, fließt in weitem, dichtbewaldetem Tal, durchbricht ſodann in einem Pongo die 1200 m hohen Cerros de Otanähui und tritt darauf in die Ebene hinaus. Dampfer befahren ihn daher meiſt nur bis Hurimaguas an der Mündung des Paranapura. Hier iſt er in 170 m Seehöhe 8 m tief und ſo breit wie der Rhein bei Kehl. Seine Waſſermaſſe ſoll im Pongo de Aguirre 1400 ebm in der Sekunde erreichen, aber oftmals vermögen Dampfer des niedrigen Waſſerſtandes halber nur bis Laguna heraufzukommen, nur wenige Kilometer von der Mündung. Von links empfängt er den Mayo, von rechts faſt gar keine Zuflüſſe. Der Ucayali entſteht weit im Süden der peruaniſchen Kordillere und betritt nach der Vereini— gung des Urubamba und Tambo als Ucayali in 260 m Höhe die Ebene. Er entbehrt hier der Schnellen ganz und ſtellt eine bis weit ins Innere befahrbare Waſſerſtraße dar, die aber unter ſehr ungleichem Waſſerſtand und daher ſtarkem Wechſel der Strömung leidet. Auch ſeine Nebenflüſſe Pachitea, Palcazu und Pichis ſind weithin befahrbar, letzterer bis zum Puerto Victoria in 100 20° ſüdl. Breite und 210 m Höhe. 1896 gelang es C. F. Fiscarrald ſogar, mit einem kleinen Dampfer den Camiſea, einen oberen Nebenfluß des Ucayali, auf— wärts und den Terjali⸗Manu abwärts fahrend, unter Überſchreitung einer 20m hohen Waſſer— ſcheide, Riberalta am Beni zu erreichen. Die Amazonasdampfer beenden ihre Fahrten auf dem Ucayali allerdings meiſt ſchon bei Sarayacu. 136 Das ungefaltete Land des Oſtens. Die zwiſchen dem Ucayali und dem Madeira fließenden Ströme ſind typiſche Niede— rungsflüſſe mit langſamer Strömung, ſchwarzem Waſſer und ausgedehnter Schiffbarkeit faſt bis an die Quellen, die bei ihnen allen in den Vorhöhen der Kordilleren, den ſogenannten Andes Conomanas, in 350 m Höhe liegen. Man rechnet zu ihnen den Javary oder Jaca— randa, den Jutahy, den Jurud und den Purüs. Während aber der bei Tabatinga mün— dende Grenzfluß Javary und der Jutahh einfache Bogen beſchreiben und faſt keine Neben— flüſſe aufnehmen, beſtehen Jurud und Purus aus gleichmäßig zuſammengeſetzten Fluß— ſyſtemen, indem jeder von beiden einen bedeutenden rechten Nebenfluß hat, der Juruä den Tarauacä, der Purus den Acre. Beide ſind für Dampfer ſchiffbar bis dicht an die Quellen, da ſie genügend Waſſer führen und dieſes meiſt, im Gegenſatz zu anderen Amazonaszuflüſſen, in einen Kanal zuſammendrängen. Freilich haben die Flußläufe ſehr viele Windungen, jo daß die Lauflänge des Purus von 1500 km Luftlinie auf 3000 km erhöht wird; feine Tiefe beträgt unterhalb der Mündung des Acre 16 m, die Breite 300 m, die Schwellhöhe bis zu 18 m. Vor der Mündung des Paranapixuna oder Capauä bildet der Purus eine große Inſel und fällt dann mit einem Delta in den Amazonas. Die Landſchaft am Purus iſt nach P. Ehrenreich von erdrückender Einförmigkeit, nichts als Waſſer und Wald. Der größte ſüdliche Nebenfluß des Amazonas iſt der Madeira, der Holzfluß, ſo ge— nannt wegen der ungeheuren Mengen treibender Baumſtämme, die er bei ſeiner Entdeckung mitführte. Die Indianer nannten ihn Cayari, den Weißen Fluß. Ein Teil ſeines Waſſers kommt aus den Kordilleren von Bolivia und Peru, ein anderer wird von dem braſiliſchen Hochland entſendet, und ſo greift der Madeira weiter nach Süden aus als die übrigen ſüd— lichen Zuflüſſe des Amazonas. Sein ſüdlichſter Quellfluß, der Mamoré oder Guapay, entſpringt als Rio Grande in der Kordillere von Cochabamba, betritt bei Santa Cruz de la Sierra die Ebene und fließt nun nordweſtlich, unter Aufnahme zahlreicher Nebenflüſſe aus der Kordillere. Unter ihnen iſt der bis 282 m Höhe ſchiffbare Chimoré am bekannteſten. Von rechts erhält er dagegen faſt gar keine Zuflüſſe, da ihm der San Miguel, der Nebenfluß des Guaporx, parallel fließt. Als die weſtlichen Quellflüſſe müſſen wohl der Madre de Dios und der Beni angeſehen werden; erſterer entſpringt als Inambari auf dem Gehänge der Oſtkordillere, nimmt dann den Namen Amaru-Mayu oder Schlangenfluß an und fließt bei Riberalta mit dem Beni zuſammen. Obwohl der Madre de Dios hier die doppelte Wajjer- menge des Beni führt, wird doch meiſt letzterer als der Hauptquellfluß angeſehen. Er ent⸗ ſteht bei La Paz aus mehreren Quellflüſſen, Rio de la Paz, Rio Mapiri, Rio Caca, und fließt unter Aufnahme verſchiedener Nebenflüſſe von links nordwärts nach Riberalta. Unterhalb dieſes Platzes geht dem vereinigten Beni und Madre de Dios noch der Tahuamanuͤ oder Orton zu. Nach der Vereinigung aller Quellflüſſe fällt der Madeira mit Hilfe von 17 Strom⸗ ſchnellen, die ſich auf eine mehrere hundert Kilometer lange Laufſtrecke verteilen, bis auf kaum 40 m Höhe. Dieſe Stromſchnellen werden durch Granit und archäiſche Schiefer ge— bildet, können zwar bei Hochwaſſer, mit Ausnahme des Theotoniofalles, überwunden werden, ſtören aber die Schiffahrt vollkommen, da ihre Überwindung die Bergreiſe bis zu 3 oder 4 Monaten verlängert. Daher ſind ſie 1912 durch eine Eiſenbahn umgangen worden (S. 97). Unterhalb von San Antonio beginnt der für die Schiffahrt ganz freie Unterlauf. Während im Mittellauf die gelben Fluten des Stromes tobend und ſchäumend über die ſchwarzen Stromriffe ſtürzen, hat der Unterlauf des Madeira den Charakter der Tieflandſtröme Ama⸗ zoniens. Laſtende Einförmigkeit, zur Regenzeit tiefe Melancholie, lockere Ufer, zahlreiche Inſeln Amazonien: Die Flüſſe. Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 137 ſind nach Martius für ihn bezeichnend. An der Mündung, die bei mittlerem Waſſerſtande 24 m über dem Meere liegt, it der Madeira 2500 m breit, ſendet aber vorher einen Arm nach rechts ab und bildet mit dem Amazonas die 14 300 qkm große Inſel dos Tupinambaras. Er ſoll im Unterlaufe nach Keller-Leuzinger eine Waſſermenge von 14—15000 cbm in der Sekunde wälzen, die bei Niedrigwaſſer, Vaſante, auf 4200 fällt, bei Hochwaſſer, Enchente, auf 39000 ebm ſteigt. Wenn dieſe Meſſungen auch nicht ganz zuverläſſig ſind, jo ſteht doch feſt, daß der Madeira dem Amazonas nicht viel nachgibt. Die letzten ſüdlichen Nebenflüſſe des Amazonas ſind der Tapajds und der Kingi, zwei rieſige Ströme von 2000 km Länge mit gewaltigen Waſſermaſſen. Wer ihre meerbuſen— artigen Mündungen ſieht, die beim Tapajds 13, beim Xingu 15 km Breite haben, erwartet, Tauſende von Kilometern auf ihnen ungehindert ins Land fahren zu können, allein die Stromſchnellen von Apuhh am Tapajds und von Juruä am Kingu machen dem bald ein Ende. Der Tapajds iſt bei Itaituba, bis wohin ihn Dampfer befahren, 318, bei Pinhel 11100, bei Alter do Chao 14800 m breit, an den Fällen bei Boa Viſta nur 200. Seine Tiefe beträgt nach Fr. Katzer bei Bom Jardim 23 m, ſeine Geſchwindigkeit in der Sekunde bei Itaituba 0,23, bei Santarem 0,35 m; die Waſſermenge dort 2759, hier, wohl wegen ein- dringenden Amazonaswaſſers, 12436 cbm in der Sekunde. Der Strom iſt arm an Inſeln, aber waldreich an den Ufern. Demgegenüber erheben ſich aus der auffallend klaren, grünen, von der des ſedimentbeladenen Amazonas ganz abweichenden Flut des Kingu reichlich Inſeln mit Sandufern und Buſchwerk. Abwärts von Porto de Moz beſteht die Kingumündung aus einem Gewirr von kleinen Waldinſeln und bildet daher eine maleriſche Waſſerſtraße, aus der hier und da ein Igarapé abzweigt. Wo endlich der Kingu ſeine dunkleren Fluten mit den hellen des Amazonas miſcht, da vermag man von dem einen Ufer dieſes Rieſenſtromes das andere nicht mehr zu ſchauen. Über die Oberläufe des Xingü, des Tapajös und des Tocan— tins-Araguaya wird auf Seite 162 berichtet werden. Die hierher gehörende Mündung des letzteren Stromes beginnt ſchon bei den Itaboca-Fällen, nahe 4°, bis wohin der Tocan- tins befahrbar iſt. Hier erweitert ſich der Strom ſeeartig, teilt ſich bei Patos in Kanäle, erreicht unterhalb Cametä ſchon 20 km Breite und drängt gegen die höheren öſtlichen Ufer. Nahe der Mündung nimmt der Rio Para von Süden noch die Flüſſe Acarä und Capim auf, die vereint bei Belem oder Para münden. 3. Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima Amazoniens gehört zu den regelmäßigſten und gleichartigſten der Erde. Es iſt durchaus tropiſch-äquatorial, da Amazonien zu beiden Seiten des Aquators, wenn auch vorwiegend auf der Südſeite desſelben, liegt und weder ſtarke Unterſchiede in der Höhe, noch auch ſchroffe Wechſel in den Jahreszeiten aufzuweiſen hat. Vor allem iſt die Wärme außerordentlich gleichmäßig verteilt und keineswegs übermäßig hoch; dagegen beſtehen in der Feuchtigkeit in dem weiten Tieflande Gegenſätze. Leider haben wir nur von vier Punkten ausreichend genaue meteorologiſche Beobach— tungen, und dieſe Stationen liegen alle am Amazonas ſelbſt, ſo daß für die Gebiete an den Nebenflüſſen jegliche ſicheren Werte fehlen. Immerhin laſſen die vorhandenen Beobach— tungen wenigſtens für die Temperatur den Schluß zu, daß auch die abſeits des Haupt— fluſſes gelegenen Landſchaften nur geringe Abweichungen von den gefundenen Ergebniſſen zeigen werden, denn ſie ſind ausnehmend gleichwertig. 138 Das ungefaltete Land des Oſtens. | | Rärmiter Kühliter | 1 S | Jahr | Monat Monat Schwankung Niederſchlag Dare „ 25,7 | 236,5 25,0 1,5 2204 Dbidos . 26,2 | 28,0 25,1 2,9 — Manaos. a 26,1 27,0 25,5 1,5 2127 Janis, 26,0 26,9 25,2 1,7 2623 Hierzu kann man Ei San Antonio am oberen Madeira unter 90 6 ſüdl. Breite ſtellen, das ein Jahresmittel von 25,7, Monatsgegenſätze von 29,4 und 22,6 und eine Niederjchlags- menge von 2318 mm hat. Man ſieht, daß bei den vier erſtgenannten Orten die Jahresmittel überall faſt gleich ſind, daß auch die Mittel des kühlſten Monats nur um 0,4“ voneinander abweichen, und daß, wenn man von Obidos abſieht, dasſelbe auch bei den Mitteln des wärm— ſten Monats der Fall iſt. Daher iſt auch die Schwankung nahezu dieſelbe. Eine Ausnahme macht nur Obidos, wo der wärmſte ſowohl wie der kühlſte Monat etwas extremere Werte haben, jo daß die Schwankung auf faſt 3° ſteigt. Man kann nicht jagen, daß das wegen größerer Entfernung vom Meere jo ſei, denn Manaos und Iquitos mit geringerer Schwan— kung liegen noch weiter von der See entfernt. Die Niederſchlagsmenge iſt überall im Oſten etwa 20002500 mm, nimmt aber gegen die Kordillere hin offenbar zu. Die Feuchtigkeit iſt im Weſten Amazoniens ſo groß, daß man Arzneimittel, Salben und Salz nicht in feſtem Zuſtande erhalten kann, das Pulver nicht trocken wird, Uhren ſtehen bleiben und die Näſſe auch durch die Ochſenhäute dringt, ſo daß die unter ihnen zu bewahrenden Dinge verſchimmeln; eine jede Vertiefung iſt mit Waſſer gefüllt, und Nebel liegen in den Wäldern. Das gilt für die Abhänge der Kordillere und deren Fuß vom Napo bis zum oberen Huallaga. Der Regenfall iſt in keinem der drei Plätze in irgendeinem Monat ganz unterbrochen, zeigt jedoch eine deutliche Abnahme in den Mo⸗ naten Juli bis November in Parä, Juni bis September in Manaos, ſo daß, wenn über⸗ haupt von einer Trockenzeit geredet werden kann, dieſe in unſerem Sommer eintritt. Am meiſten Regen fällt in Para und Manaos im April und März, dann im Februar und Januar, und auch im Dezember und November iſt die Regenmenge in Manaos, im Mai in Manaos und Parä noch erheblich. Im April fällt in Mangos etwa achtmal mehr Regen als im Sep⸗ tember, aber ſelbſt die regenärmſten Monate haben in beiden Städten noch ein ausreichendes Maß von 44—50 mm. In Iquitos herrſcht der ſtärkſte Regenfall im März und Dezember ſowie im Januar und Februar, dann nimmt im April die Regenmenge ab, ſteigt im Mai und im September wieder an, erreicht aber ſelbſt im trockenſten Monat Auguſt noch 117 mm. Wärme und Niederſchlagsmenge ſind daher in Amazonien nicht übermäßig hoch, das feuchtwarme Klima wirkt aber doch da erſchlaffend, wo es nicht durch eine Periode kühleren, trockeneren Wetters unterbrochen wird. Der Eintritt einer ſolchen hängt von den Winden ab. Dieſe ſind über Amazonien nicht gleichmäßig und regelmäßig verteilt, wie etwa im ſüd— lichen und nördlichen Paſſatgebiet, ſondern ſie wechſeln wie in der Kalmenregion und ſind nur in den vom Aquator ferneren Gebieten ſchärfer ausgebildet. Wie es den tropiſchen Ver⸗ hältniſſen entſpricht, flauen die Winde zur Regenzeit ab und kommen dann meiſt aus ver- ſchiedenen Richtungen; erſt zur Zeit des Nordſommers entwickelt ji) am unteren und mitt- leren Amazonas ein kräftigerer Wind, der Südoſtpaſſat, der die Trockenzeit herbeiführt. Wenn die Sonne ihre Wärme der nördlichen Halbkugel zuwendet, ſo wird das ganze Windregime nordwärts verſchoben, die Kalmenzone paſſiert Guayana, und der Südoſtpaſſat Amazonien: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 139 rückt nordwärts über Amazonien nach. Das geſchieht in den Monaten Juni bis September, und daher regnet es in dieſen am unteren Amazonas weniger als in den übrigen Monaten. Namentlich in der Gegend von Santarem tritt der Paſſat als heftiger Oſtwind mit großer Stärke auf, erzeugt hier eine vollkommene Trockenheit von halbjähriger Dauer und ſteigt am Amazonas aufwärts, freilich mit abnehmender Kraft; immerhin werden in Nauta und Iquitos noch vielfach Oſtwinde beobachtet. Vermutlich wird der Paſſat aber nur in den Flußtälern ſtärker ſpürbar und paßt ſich ihrer Richtung an; ſo erſcheint er am Madeira und Tapajos ſowie am oberen Hualläga als Nordoſtwind und wird daher von den Fahrzeugen, die flußaufwärts fahren, in allen Teilen Amazoniens ſehr geſchätzt. Im äußerſten Süden, im Tieflande Bolivias, weht der Südoſtpaſſat, der ſüdlichen Lage 10 —17° ſüdl. Breite ent- ſprechend, einen Teil des Jahres hindurch, vom Juni bis September, in der Trockenzeit. Dieſen öſtlichen Winden ſteht eine weſtliche Luftſtrömung von den Anden her gegen das Atlantiſche Meer entgegen. Sie iſt im Amazonastal als vento de eima („Wind von oben“) bekannt und ſcheint kühl zu ſein, da ſie bei der Begegnung mit dem Paſſat Nieder- ſchlag erzeugt; jedenfalls folgt auf ihr Wehen im Amazonastal ſtets Niederſchlag. Je nach- dem nun die beiden Luftſtrömungen einander vertreiben, herrſcht bald Weſt⸗, bald Oſtwind, im allgemeinen aber wiegt der Weſtwind mit größerer Feuchtigkeit am oberen, der Oſtwind mit größerer Trockenheit am unteren Amazonas vor. Ahnliche weſtliche Winde ſind bekannt von dem bolivianiſchen Tiefland am Mamoré, wo Nordweſt- und Südoſtwinde faſt rhythmiſch während der Trockenzeit wechſeln, vom Beni, vom oberen Purus und Acre, wo warme Nordweſtwinde helles Wetter, kühle Südoſtwinde Regen bringen. Hier handelt es ſich alſo um den Gegenſatz zwiſchen dem kühlen, aus ſüdlichen Breiten wehenden Südoſtpaſſat und wärmeren äquatorialen Luftſtrömungen. Die genannten Faktoren bedingen die Ausbildung verſchiedener Jahreszeiten. Theo— retiſch liegt der größte Teil von Amazonien in der Kalmenregion und in der Zone mit doppelter tropiſcher Regenzeit; nur der äußerſte Süden, das Tiefland am Mamoré und Guapore, reicht noch in das Gebiet mit einmaliger Regenzeit hinein. So ſcheint ſich denn auch in der Tat in den Llanos von Chiquitos und am Mamors der jahreszeitliche Wechſel zu geſtalten, indem eine große Trockenzeit vom Mai bis Oktober einer regenreicheren Periode in der anderen Hälfte des Jahres gegenüberſteht. Weiter nördlich ſollte nun eigentlich eine doppelte Regen— zeit zu erwarten ſein, mit zwei dazwiſchen liegenden Trockenzeiten. Davon aber ſcheint weder am Madeira noch am Purus die Rede zu ſein, man kann höchſtens von einer Abſchwächung der Trockenzeit im September ſprechen, im übrigen ſteht eine Trockenzeit vom Juni bis Oktober einer Regenzeit mit (in San Antonio) 87 Prozent der Geſamtregenmenge gegenüber. In den trockenen, vom kühlen Südoſtpaſſat beherrſchten Monaten kommen auch in den äquatorialen Gegenden ſtarke Temperaturerniedrigungen durch kühle ſüdliche Winde vor. Wenn am Beni 1881 die Temperatur durch den Südoſtpaſſat um 18°, von 340 auf 16°, herabgeſetzt wurde und in den Llanos de Chiquitos binnen einer Viertelſtunde Temperaturſtürze von 14—150 vorkommen, jo mögen wohl dieſelben Urſachen auch unter 5° ſüdl. Breite am Madeira 1867 und 1874 durch Südweſtwind einen Temperaturſturz von 42° auf 200 veranlaßt haben und in den ſogenannten Friagem in Ega (Teffé) im Mai, in Iquitos im Juli und am Purus vom Mai bis Auguſt die Temperatur während mehrerer Tage bis auf 190 und 15° ſinken laſſen. Dieſe Kälteperioden erwähnen bereits die Miſſionare des 17. Jahrhunderts von den Miſſionen am Napo und Marafion. 140 Das ungefaltete Land des Oſtens. Je mehr man ſich nun dem Amazonas nähert, deſto ſpäter tritt die Regenzeit ein, ſo daß ſich eine allgemeine Verſpätung aller meteorologijchen und vegetativen Er— ſcheinungen von Süden nach Norden feſtſtellen läßt. Die Flüſſe ſteigen im Süden früher als im Norden, der Purüs, Jurud und Javary früher als der Amazonas, die Aſſahy— palme (Euterpe oleracea) reift an letzterem einen Monat ſpäter als am Purus, und im No⸗ vember werden am Puruüs ſchon junge Schildkröten gefangen, während man zu dieſer Zeit am Amazonas erſt die Eier ſammelt. Während nun unter dem 10. Grad ſüdl. Breite die zweite Regenzeit kaum an⸗ gedeutet iſt, tritt fie in Teffe oder Ega am Amazonas deutlich hervor. Man unterſcheidet dort eine große Regenzeit von Ende Februar bis Juni, eine große Trockenzeit bis Mitte Oktober, eine kleine Regenzeit bis Mitte Januar und eine kleine Trockenzeit bis Ende Februar. Während der großen Regenzeit iſt der Himmel bedeckt und düſter, ſchwere Regen fallen, doch kommen auch ſonnige Tage vor; im Juni erreichen die Überſchwemmungen den Höhepunkt. In Iquitos dagegen fällt die Trockenzeit überhaupt weg, die kleine und große Regenzeit ver- einigen ſich, und wenn auch nach Wolf am Napo noch zwei Regen- und Trockenzeiten zu unterſcheiden find und Sala im Dezember 1896 am Ucayali unter 8 / ſüdl. Breite eine Trockenperiode fand, jo hat doch hier jchon jeder Monat Regen. Nahe der Kordillere von Ecuador ſoll nur eine Regenzeit von Mai bis Oktober einer Trockenzeit von November bis April gegenüberſtehen, doch gibt Villavicencio zu, daß es auch hier jeden Monat regnet. Man wird daher wohl guttun, zu ſagen, daß nahe und an den Gehängen der Kordillere kein Monat regenlos iſt, wohl aber eine Verminderung des Niederſchlags in den Monaten No— vember bis April ſtattfindet. Ahnlich ſcheint es auch am Rio Uaupeés zu ſtehen, wo nach Wallace die Amazonastrockenzeit auch durch Regen ausgefüllt wird, alſo Regen in allen Monaten fällt. Dies ſtimmt mit A. v. Humboldts Beobachtungen am Rio Negro überein, wo ſich ſogar in der trockenen Jahreszeit der blaue Himmel kaum 2—3 Tage hält und nur im Dezember und Januar kein Regen fällt. Je weiter man nun den Amazonas hinabgelangt, deſto trockener wird das Klima, ſo daß nicht nur ein Gegenſatz zwiſchen Nord und Süd, ſondern auch zwiſchen Weſt und Oſt beſteht. In Manaos beginnt die kleine Regenzeit ſchon zuſammenzuſchrumpfen, in Villabella oder Parintins wird ſie ſehr kurz, und in Parä gibt es nur eine Regenzeit, und zwar vom Januar bis Mai, alſo zur Zeit der ſüdlichen Deklination der Sonne. Es kommen jedoch auch in der Trockenzeit in Parä Regenſchauer vor, ſo daß ſich beide Jahreszeiten hier faſt nur durch die Menge des Niederſchlages unterſcheiden, zumal da auch die Regenzeit trockene Tage genug enthält. Am ausgeprägteſten iſt die Trockenzeit in der Gegend von Santarem, zwiſchen dem Tapajds und dem King, alſo in der Mitte zwiſchen den trockeneren Teilen Guayanas und Nordoſtbraſilien. Hier weht vom Juni bis Oktober der kühle, trockene Oſtpaſſat, vento geral, wenigſtens in den frühen Tagesſtunden, regelmäßig talaufwärts, leider aber fehlen für Obidos Angaben über die Niederſchlagsmenge. — Eine Karte der Verteilung der Jahres- zeiten in Amazonien hat Otto Emmel veröffentlicht. Die Vegetation Amazoniens iſt dem Klima gemäß durchaus tropiſch; während aber das Klima noch geographiſche Provinzen erkennen läßt, iſt die Vegetation vom Fuße der Kordilleren bis zur Mündung des Amazonas nahezu überall dieſelbe. Ein ungeheurer Wald erſtreckt ſich im Süden bis nahe an die Quellen des Madeira, verſchmilzt im Weſten an den Kordilleren mit den dortigen Bergwäldern, begleitet im Nordoſten die Küſte vom Amazonien: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 141 Orinoco bis Maranhäo und bildet in dieſer Ausdehnung die größte geſchloſſene Vegetations⸗ region Südamerikas. Als Grenzen dieſer großen Selvas find 30 nördl. Breite gegen Guayana und der Kordillerenfuß gegen die Gebirgswälder anzunehmen. Zwiſchen dieſe Wälder aber drängen ſich am unteren Amazonas bei Obidos und Santarem, auf der Inſel Marajd und öſtlich vom mittleren Rio Branco Savannen als Verbindungsglieder zwiſchen dem Grasland Guayanas und Hochbraſiliens, und auch ſelbſt am Fuß der Kordilleren, z. B. in Bert, treten regengrüne Savannen aus Zyperazeen und Gramineen auf, die zwar niemals ganz verdorren, aber doch während der Trockenzeit fahl werden. Auch wird der Wald hier einerſeits zu einem Buſchwald von dm Höhe herabgedrückt, anderſeits löſt er ſich in Savannen— gehölze auf oder geht in die Form des Matorral über, einer halb offenen Vegetationsforma— tion an den Flußufern. Endlich kommen zwiſchen dem Uaupes und dem Guaviare lichte Buſchſteppen (Tafel 5, Abbildung 4) mit Chaparros (vgl. S. 125), ähnlich den Campos von Matto Groſſo, vor. So ganz alleinherrſchend ſind die großen Wälder alſo doch nicht. Als Charakterpflanzen Amazoniens ſind namentlich die Palmen anzuſehen. Sie treten hier in ſo großer Fülle auf wie ſonſt nirgendwo in Südamerika und bilden ohne Zweifel den ſchönſten Schmuck des Waldes, vielfach, wie im Igapöwald, dem Überſchwem— mungsland der Ströme, faſt den einzigen; hier ragen die Palmen weithin über den Wald empor, während ſie im eigentlichen Hochwalde der terra firme, im Eté- oder Guazuwalde, doch unter den dunkelgrünen Laubmaſſen der hochſtämmigen Lorbeer- und Ficus-Arten ver- ſchwinden. Die einzelnen Palmenarten haben ihre beſonderen Gebiete: in der Umgebung von Para waltet die Aſſahypalme (Euterpe oleracea) vor, am Japurä und Sea iſt die Paxiuba (Iriartea exhoryza) am häufigſten, am oberen Amazonas herrſcht die Iriartea ventricosa, am Rio Negro die Piaſſabapalme, und am Purus und Jurud ſowie am unteren Amazonas liefert die Tucumäpalme (Astrocaryum tucuma) feine Faſern. Die Bactris erreicht nur eine Höhe von 4—5 m, und die Orumbambapalme (Desmoncus) erklimmt als Kletterpalme be- nachbarte Stämme. Die in Guayana häufigen Mauritia flexuosa und M. vinifera kommen im Waldgebiet des Amazonas ſeltener vor, bilden jedoch am Japurä Wälder und bewohnen die freien Savannen des öſtlichen Teiles der Inſel Marajb. Außer Astrocaryum tucuma mit S—10 m Höhe iſt nach J. Huber auch die kaum 5m hohe Mumbacapalme (Astrocaryum mumbaca) für das untere Amazonasgebiet ſehr bezeichnend. Ferner kommt die Steinnuf- palme (Phytelephas microcarpa), Jarina, namentlich in der Nähe der Kordillere, am Ucayali, aber auch am Jurud und Purus ſowie entlang dem Amazonas bis Fonteboa vor. Sehr be— zeichnend für das Gebiet am Unterlauf iſt ferner die Ubuſſu- oder Buſſupalme (Manicaria saccifera), während die Javarypalme (Astrocaryum jauari) in ganz Amazonien verbreitet iſt und z. B. am Rio Capim in Parä zu ſo dichten Beſtänden zuſammentritt, daß man von Javarizaes redet. Weitere häufige Gattungen ſind Attalea, Leopoldina, Orbignya, Geonoma. Charakteriſtiſche andere Bäume ſind die mächtige, bis 60 m hohe Myrtazee Berthol- letia excelsa, deren kopfgroße Früchte die Paränüſſe enthalten, die unten zu erwähnende Kautſchuk liefernde Euphorbiazee Hevea brasiliensis und andere Hevea-Arten, 20 m hohe, langäſtige, mit grauer Rinde bekleidete Bäume, ferner der Kakaobaum (Theobroma cacao), die Humiriazee Saccoglottis uchi, der Uchy des unteren Amazonas, die Leguminoſe Andira retusa, der Uchyrana, ſowie ihre Verwandte, Andira inermis, die Morcegueira der Inſel Ma— rajb. Beide werden auch in den Straßen als gute Schattenbäume angepflanzt. Mimoſen, Lorbeer⸗ und Ficus⸗Arten ſpielen bei der Zuſammenſetzung des Waldes eine große Rolle, 142 Das ungefaltete Land des Oſtens. und zwiſchen ihnen ſtehen Bambuſen, Muſazeen und Palmen, deren Laubkronen durch die Blüten der Lianen, Malpighiazeen und Bignoniazeen geſchmückt, deren Stämme von zahl- reichen Epiphyten bedeckt ſind. Floriſtiſche Unterabteilungen zu bilden, iſt bisher nicht gelungen. Solche laſſen ſich nur gewinnen, wenn man die Wälder der terra firme mit denen des Überſchwemmungs— gebietes vergleicht, oder indem man die Vegetation der Weißwaſſerflüſſe in Gegenſatz bringt zu der der Schwarzwaſſerflüſſe. Der bedeutendſte Gegenſatz im Waldgebiet Amazoniens beſteht zwiſchen dem überſchwemmten Uferwalde, Caa-Igapô, gewöhnlich Igapo ge- nannt, und dem höheren, außerhalb des Bereiches der Gewäſſer liegenden Caa-Eté oder Guazüwalde. Aus dem Überſchwemmungsgebiet bleibt eine ganze Reihe von Pflanzen, beſonders die Lianen, ausgeſchloſſen, die auf dem höheren Ufer fortkommen und dem dortigen Wald ein anderes Ausſehen geben. Außerdem iſt der Etéwald viel hochwüchſiger, jo daß er den Eindruck hoher Hallen macht, unter denen die Palmen verſchwinden, während im Igapö— wald umgekehrt zahlreiche Palmenkronen über dem niedrigeren Laubwalde aufragen (ſ. die beigeheftete farbige Tafel „Urwald am unteren Amazonas“). Bezeichnend für den Igapo— wald iſt ferner das lebhaft wechſelnde Grün, während im Etéwald das düſtere Grün der Lorbeergewächſe herrſcht. Scitamineen und Muſazeen mit dichten, breiten Blättern, die Javarypalme und 4 m hohe Aroideen begleiten und ſperren wie ein dichtes Gehege die Waldſäume. Die Prinzeſſin Thereſe von Bayern bemerkte auch einen Unterſchied zwiſchen der Vegetation an den Weißwaſſerflüſſen und der an den Schwarzwaſſerflüſſen. Die Wälder am Rio Negro erſchienen ihr arm gegenüber denen des Amazonas. Die mäch— tigen Waldrieſen, wie Ceiba samauma und Bombax munguba, treten ebenfalls zurück, „nur Holzgewächſe mittleren und niederen Wuchſes bilden die Beſtände, und im Fluſſe ſelbſt treiben keine entwurzelten Bäume“. Eine Lichtung des Waldes und der Übergang zu den Savannen vollziehen ſich nur an den Grenzen des großen Waldgebietes, am auffallendſten am waſſerreichen Amazonas ſelbſt zwiſchen den Mündungen des Tapajds und Kingu, z. B. bei Santarem. Hier treten die Campos unvermittelt an den Fluß heran, mit ihren niedrigen, gewundenen, kandelaber— artigen Stämmchen mit „weicher, dicker, riſſiger Rinde, ſteifen, rauhen Blättern, dichten Hecken ſtacheliger Bromelien, kleinen, kugeligen Kakteen, Zwergpalmen und dürren Gräſern“. (Ehrenreich.) Ihr kurzes Gras verdorrt bei dem Vorrücken der trockenen Zeit, im Auguſt und September, aber die aus halbhohen Waldbäumen und Palmen beſtehen— den Waldinſeln, Capdes oder Capoeiras, behalten ihr Laub. Dadurch unterſcheiden ſie ſich von den Caatingawäldern Braſiliens und nähern ſich den Savannenwäldern Guayanas, zu denen ſie auch die nächſten räumlichen Beziehungen haben. J. Huber, der die Savan— nen Amazoniens genau unterſucht hat, bemerkte auf ihnen Niederungen, in denen ſich während der Überſchwemmungszeit das Waſſer hält, wie im Lago Grande de Monte Alegre (Tafel 4, Abbildung 4) und im Lago d' Arary der Inſel Marajöb. Aus dem Umſtande, daß die fluvio-litorale Flora der Campos mit der Ufervegetation am Amazonas übereinſtimmt, ſchloß J. Huber, daß die Savannen verlaſſene Flußſtrecken, die Capdes auf ihnen frühere Flußinſeln darſtellen. Bei weitem das wichtigſte Produkt des Waldes iſt der Kautſchuk. Der eigentliche Kautſchukbaum, Seringa, Amazoniens iſt die Euphorbiazee Hevea brasiliensis oder Siphonia elastica. Außerdem geben der Balatäbaum (Mimusops balata), die Castilloa elastica, die Urwald am unteren Amazonas. Nach der Natur, von A. Goering. Amazonien: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 143 Hancornia speciosa und Sapium⸗Arten Gummi. Der Kautſchukbaum gehört zu den hoch— ſtämmigen Mitgliedern des Caa-Eté, hat hellgrünes, leicht aufgebautes Laub und entläßt bei Verletzungen der Rinde aus ſeinem ſchlanken, hellen Stamm einen milchweißen Saft, der zu Kautſchuk gerinnt. Dieſer Name ſtammt nach Coudreau von den Cambebesindianern, die den Saft Cauuchü nannten, während die Braſilier ihn und den Baum Seringa, die mit der Saftſammlung beſchäftigten Leute Seringueiros nennen. Dieſe, jetzt meiſt Cearenſer, doch auch Indianer, erbauen zwiſchen bedeutenden Seringabeſtänden teils gewöhnliche Hütten, teils aber ein großes Geſchäftshaus, den ſogenannten Barracäo; ſolche für die Be— ſiedelung wichtig gewordene Anſiedelungen heißen Seringal. Von ihnen aus gehen die Kautſchukſammler in den benachbarten Wald, ſchneiden in die Rinde der Hevea Rinnen und hängen Tongefäße unter dieſe. Den ſo gewonnenen Milchſaft ſchüttet der Seringueiro in ein über dem Feuer ſtehendes Metallgefäß und dreht nach dem Erwärmen eine mit dem erkalteten Kautſchuk des vorigen Tages überklebte Holzſchaufel darin um. Getrocknete Früchte der Inaja oder der Urucurypalme (Attalea excelsa) dienen zur Heizung eines flaſchen⸗ oder bienenkorbähnlichen Gerätes. In den dieſem entſtrömenden Rauch wird die mit friſchem Milchſaft überlaufene Schaufel gehalten und in ihm gewendet bis zur Ver- dickung der Flüſſigkeit; ſpäter ſchneidet man die 2 bis 5 kg ſchwere, dunkel gewordene Kautſchukmaſſe vom Holz herab. Nach dem Kautſchuk iſt der Kakao das wichtigſte Produkt. Seine Kultur beſchränkt ſich aber auf die Strominſeln und die Ufer des Amazonas und erfordert vor allem Wärme und Feuchtigkeit. Der Kakaobau gibt in Amazonien zwei Ernten, eine im Januar und Februar, die andere im Juni und Juli; ſeine Kultur iſt daher einträglich. Von weiteren Nutzpflanzen ſind zu erwähnen die Ipekakuanha (Cephaslis ipecacuanha), die Vanille (Vanilla aromatica), deren Wert jedoch dem der mexikaniſchen nachſteht, die den Kopaivabalſam gebende Copaifera guayanensis und die Cumaru genannte Tonkabohne des Sarräpiabaumes (Dipteryx odo- rata), ferner die den roten Farbſtoff Ruku liefernde Bixa orellana, ein mächtiger Buſch, der über und über mit weißen Blüten bedeckt iſt, und die Sarſaparille (Smilax papyra- cea), ein Strauch. Die Koka (Erythroxylon coca) kommt von Teffé an aufwärts unter dem Namen Mpodu vor, und der Caſtanheiro (Bertholletia excelsa) läßt aus der Höhe von mehr als 30 m feine mächtigen Früchte zu Boden fallen, deren Samen als Paränüſſe in den Handel kommen. Die Indianer bauen, je nach ihrer Kulturſtufe, Maniok, Mais, Reis, Bananen, Papaya, Baumwolle, Tabak, Bataten, Seſam, Ignamen (Yams), Ananas und Zuckerrohr in Pflanzungen an, die, wenn ſie verlaſſen ſind, als Taperas im Landſchaftsbilde durch ihre beſondere Vegetation auffallen. Die Zahl der wertvollen Holzarten iſt ſehr groß. Sie zeichnen ſich, beſonders das Jakarandaholz der Bignoniazee Machaerium firmum, durch Dichte, Schwere und Feſtigkeit aus, werden aber kaum ausgeführt. Die Tierwelt Amazoniens hat nähere Beziehungen zu Guayana als zu dem übrigen Braſilien, teils wegen der Übereinſtimmung der beiden erſteren in Klima und Waldbedeckung, teils wegen der größeren Trockenheit und Waldarmut Zentralbraſiliens. Wie Amazonien den Kern des tropiſchen Südamerika überhaupt bildet und das große Waldgebiet des Kon— tinents ausmacht, ſo iſt es auch der Tummelplatz der echt tropiſchen Fauna, die gerade hier einen ungeheueren Artenreichtum entfaltet, gegen den die Zahl der Individuen gering zu nennen iſt. Wenn man allein in der Umgebung Paräs 700 Arten von Schmetterlingen ſam— meln kann und im Stromgebiet des Amazonas 1800 — 2000 Arten von Fiſchen und über 144 Das ungefaltete Land des Oſtens. 600 Arten Vögel kennt, ſo ſind das Zahlen, die den Artenreichtum Amazoniens gut ver— anſchaulichen und diejenigen anderer Länder weit überragen. Namentlich Vögel und Inſekten ſind in Amazonien überreich vertreten. In elf Jahren ſammelte Bates allein 14712 Arten Käfer, von denen nicht weniger als 8000 neu waren. Dennoch wird von den Reiſenden ziem- lich allgemein hervorgehoben, der Wald Amazoniens ſei tot; für gewiſſe Gegenden und für eine gewiſſe Jahreszeit mag das auch gelten, im allgemeinen ſpielt ſich aber wohl das Tier— leben nur vielfach in den Tiefen des großen Waldgebietes ab und liegt nicht ſo offen da wie in lichteren Ländern. Beſonders während der großen Überſchwemmungen zieht ſich die Tier- welt in die inneren Teile der Urwälder zurück. Die großen Säugetiere wandern, ſelbſt wenn ſie des Schwimmens kundig ſind, aus Mangel an Nahrung, aber auch die Fiſche und Schild— kröten vertauſchen die Sümpfe mit den Binnengewäſſern und Lachen, und ſelbſt die Sumpf— vögel weichen in die Gegenden mit trockenerem Boden zurück. So bleiben um dieſe Zeit nur die Waldvögel als Bewohner der Stromufer übrig. Daher find die Flüſſe zur Ein- teilung der amazoniſchen Tierwelt geeignet; der Amazonas ſelbſt bildet eine tiergeographiſche Grenzlinie und in kleinerem Maße auch der Madeira und der Rio Negro, ſo daß vier Unter— abteilungen, der Nordweſten, der Nordoſten, der Südoſten und der Südweſten, entſtehen. Naturgemäß ſind die Tiere Amazoniens meiſt Waldtiere oder Waſſertiere. Zu den Waldtieren gehören vor allem die mit Greifſchwanz verſehenen Kletteraffen. Von der Gat- tung Cebus ziehen zahlreiche, zu etwa fünf Arten gehörende Exemplare durch das Dickicht der Wälder; ſie werden ſelten gezähmt, ſondern dienen den Indianern nur als Nahrung. Dagegen ſind die Spinnen- oder Klammeraffen, wie der Goldſtirnaffe (Ateles Bartlettii) vom Ucayali ſowie auch die Wollaffengattung Lagothrix häufige Hausgenoſſen der Menſchen, namentlich ihres heiteren Weſens wegen, das den Satansaffen (Pithecia satanas) dagegen abgeht. Die Nachtaffen, Carat oder Cucienei (Nyctopithecus felinus und N. vociferans), halten ſich den Tag über ruhig und gehen nachts auf Raub aus. Am unteren Amazonas, auch bei Bard, ſind die Totenkopfäffchen (Chrysothrix sciurea) und die Löwenäffchen (Hapale ursula) ſehr häufig. Weitere Baumtiere ſind der Wickelbär (Cercoleptes caudivolvulus), das Faultier, das Eichhörnchen; daneben kommt der Waſchbär (Procyon canerivorus) am unteren Amazonas vor. Von Raubtieren iſt der Jaguar (Felis onga) häufig, die kleineren Katzen Felis macrura, Felis pardalis, Felis yaguarundi, Felis Eyra, Luchſe, Marder, der Puma (Felis concolor) ſind ſeltener. Ferner ſind die Beutelratte Didelphys cancrivora, der Tapir und das Pecari Waldtiere. Unter den Waſſertieren iſt am bekannteſten das Waſſerſchwein, Capybara (Hydro— choerus Capybara), eine beſonders beliebte Beute des Jaguars. Im übrigen leben von Säugetieren in den Waſſern Delphine und Lamantine und dringen bis an den Fuß der Kordillere vor. Der Delphin oder Boto (Inia Geoffroyi oder Delphinus amazonicus) hat ſich offenbar langſam an das Süßwaſſer gewöhnt; der Lamantin (Manatus americanus und M. inunguis), ein Tier von 4—6 m Länge, wegen ſeines dem der Rinder angeblich ähn— lichen Geſichtes Ochſenfiſch oder Seekuh genannt, lebt vom Graſe der Ufer und ſteigt zur Hochwaſſerzeit flußaufwärts. Beſonders häufig iſt der Kaiman, aber nur in ruhigem Waſſer; er wird 5m lang. Die Schildkröte Podocnemis expansa kommt in ungeheueren Mengen vor, iſt aber auch bereits ſeltener geworden, da ihre Eier zur Olgewinnung in ſolcher Menge geſammelt werden, daß die Regierung Braſiliens ein Verbot der Herſtellung des Schildkrötenöles erlaſſen mußte. Wie groß die Zahl der Schildkröten geweſen ſein muß, Amazonien: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Die Bevölkerung. 145 geht daraus hervor, daß man die Zahl der jährlich geſammelten Eier auf 250 Millionen ſchätzte. Der Pirarueu (Arapaima oder Sudis gigas), der gewöhnlichſte Fiſch Amazoniens, urſprünglich wohl ein Bewohner des Meeres, iſt die eigentliche Nahrung der Indianer, wird zu vielen Tauſenden harpuniert oder mit Pfeilſchüſſen gefangen, namentlich während der Vaſante (vgl. S. 130), und dann getrocknet. Der größte Fiſch iſt der Piraiba (Piratinga pirä-aiba), der bis zu 2 m lang wird. Sehr häufig iſt auch der in Guayana Caribe, in Bra⸗ ſilien Piranha genannte, überaus gefräßige, bereits Seite 77 erwähnte Fiſch. Auch der merk— würdige Lurchfiſch Lepidosiren paradoxa kommt vor. Unter den Schlangen iſt am bekannteſten die Rieſenſchlange (Boa constrictor). Sel- tener und von geringerer Gefährlichkeit für den Menſchen, als meiſt angenommen wird, iſt die Ana⸗ konda, Sucuriju oder Yacumama, die Schlangen- mutter (Eunectes murinus), eine Waſſerſchlange von 7 m Länge. Dagegen ſind mehrere Lachesis- Arten, darunter der 2 m lange Flamon, giftig, be— ſonders aber eine nur / m lange graue Viper, die glücklicherweiſe ſelten iſt. Auch die reiche Vogelwelt Amazoniens macht ſich nicht überall ſehr bemerkbar, ſondern nur an den Waſſerläufen und in der Nähe fruchttragen— der Bäume. Die Kolibris find ziemlich ſchwach ver- treten, um ſo ſtärker die Papageien und Tauben. Die Indianer zähmen Agamis (Psophia crepitans und P. leucoptera) und Ibiſſe; als Unglücksvogel gilt der Habicht, Caracaraà (Polyborus vulgaris), während der Geier, Cava (Astur cachinnans), die Giftſchlangen verſcheuchen ſoll. Sehr zahlreich ſind die Waſſervögel, Reiher, Ibiſſe, Kraniche, Schnep— . SEES 21 AR fen, Störche, auch Gänſe, Enten und Möwen, wäh— Lesser u 90 5 0 ne ne rend Papageien, Finken, Kuckucke, Fliegenfänger und Neuntöter, Spechte und Tufane den Wald bewohnen. In ſeinen Werken „Aves do Brazil“ und „Album de Aves Amazonicas“ hat der verdiente frühere Leiter des Muſeu Goeldi in Parä, E. A. Goeldi, eine ausgezeichnete Darſtellung der Vögel Amazoniens gegeben. 4. Die Bevölkerung. Die Indianer. Amazoniens urſprüngliche Einwohner waren Indianer, und auch heute iſt es noch der Hauptſitz der tropiſchen ſüdamerikaniſchen Indianer. Allerdings ſcheinen die hauptſächlichen Indianerſtämme des heutigen Amazonien nicht deſſen Ureinwohner geweſen zu ſein, ſondern dieſe ſind von den drei großen Gruppen der Tupi, der Aruak und der Karaiben, die nacheinander von Hochbraſilien in das Amazonastiefland hinabſtiegen, verdrängt worden und gegenwärtig nur noch in Reſten vorhanden. Es ſind ſprachlich iſo— lierte Stämme auf ſehr niedriger Kulturſtufe, meiſt rohe Horden ohne Kenntnis des Acker— baues, beſſeren Hausbaues, jeder Kunſtfertigkeit, oft auch ohne den Beſitz des Kanus und der Hängematte. Koch-Grünberg rechnet zu ihnen die Makü am Unter- und Mittellauf Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 10 146 Das ungefaltete Land des Oſtens. des Rio Negro; auch ſcheinen die Mura am unteren Madeira und Purus dieſer urſprüng— lichen Bevölkerungsſchicht anzugehören. Höher ſteht eine Reihe von Stämmen, die ſich zwar nicht unter die Tupi, Aruak und Karaiben einreihen laſſen, aber doch bereits eine gewiſſe Kultur aufweiſen. Man faßt ſie in beſtimmte Gruppen zuſammen, deren Grenzen und Unterabteilungen aber zum Teil noch nicht feſtſtehen. Zu ihnen gehört die Betoyagruppe. Nach den Forſchungen von Koch— Grünberg und Rivet erſtreckt ſich dieſe Gruppe vom oberen Meta und Apure ſüdweſtlich über den Uaupés, Japurä und Sea bis zum Napo. Die eigentlichen Betoya und die Tama am oberen Meta ſind ausgeſtorben. Heute ſitzen die Betoyaſtämme hauptſächlich am Uaupes, wo ihnen beſonders die Tukäno (ſ. die Abbildung auf S. 145), Deſana, Uanäna und Kobeua angehören; die letzteren zeichnen ſich durch Maskentänze aus. Überhaupt haben die Stämme am Uaupeés, wohl unter dem Einfluſſe der Aruak, vielleicht ſogar der alten peruaniſchen Sierravölker, einen gewiſſen Kulturbeſitz in Geſtalt von großen hölzernen Signaltrommeln, Flecht- und Federarbeiten und keramiſchen Erzeugniſſen; auch weben ſie Faſerhängematten, verwenden das Pfeilgift Curare und kauen, wie die Kulturvölker der Sierra, Coca. Zwiſchen dem Uaupés und dem Japurä ſitzen außer kleinen Betoyahorden die Yupua, Yahuna und Kueretü, am oberen Japurä, Igä und Napo die Tama, Koreguaje und die bereits halbzivili— ſierten chriſtlichen Makaguaje und Pioje. Zwiſchen Japurä und Ira wohnt die ehemals volk— reiche, in den letzten Jahren durch die Kautſchukſammler arg verringerte Uitotogruppe. Eine iſolierte Stellung nehmen die Miranya am Cauiuarhy ein. Sie gelten für ein kriegeriſches Volk, ſind nur Jäger, keine Fiſcher und haben wenig Ackerbau. Sie haben den Portugieſen zahlreiche Sklaven geliefert, ſich aber noch ziemlich rein erhalten. Zu Martius! Zeit hatte der Stamm noch 6000 Seelen, war kräftig, wohlgebaut, dunkelgefärbt, der mäch— tigſte Stamm am Japurä. Ihre Weiber gingen ganz nackt, ihre Hütten waren für mehrere Familien eingerichtet, viereckig, mit Giebeldach verſehen. Sie pflanzten Yuca zur Mehl— und Kuchenbereitung, Baumwolle zur Gewinnung von Stoffen, betrieben Flechtarbeit und färbten die ſelbſtgeſponnenen Gewebe mit Pflanzenſäften. Damals waren die Miranya Anthropophagen und ſollen es gelegentlich auch jetzt noch ſein. Die Panogruppe hat ihren Hauptſitz am Ucayali. Sie umfaßt die bis auf geringe Reſte untergegangenen Pano im Süden der Napomündung, die Mayoruna am Javary, die Konibo, Kaſchibo und die Schipibo (ſ. die Abbildung auf S. 147) am Ucayali, die Kaſchinana am oberen Juruä, die Karipuna am mittleren Madeira und kleinere Stämme. Am längſten bekannt ſind die Mayoruna. Sie ſind groß, ſtark, hellfarbig, haben keine Kleidung, ſondern bemalen nur den Körper und das Geſicht, tragen Holzſtücke in der Lippe und ſehr langes Haar. Sie find Jäger und Fiſcher, ſchweifen in den Wäldern zwiſchen dem Javary und dem Ucayali und haben keine feſten Anſiedelungen; doch gibt es ein Dorf halb angeſiedelter Mayoruna, Cochaquinas. Weiter rechnet man die Setibo ſowie die ſich auffallenderweiſe nicht bemalenden, ſondern tätowierenden Remo zu den Panoſtämmen. Es ſcheint, daß dieſe Gruppe von Völkerſchaften in den erſten Jahrhunderten nach der Entdeckung auf einer höheren Kulturſtufe ſtand als jetzt, namentlich die Pano ſelbſt. Weitere Gruppen bilden die Tikuna, die ſchöngebauten Yagua oder Yahua am Javary und Solimdes und die Péhua am Marafion. Alle dieſe Stämme gehen faſt nackt, bemalen Geſicht und Körper, tragen Federſchmuck und führen als Waffen Bogen und Pfeile, die häufig mit Curare vergiftet werden, ſowie das Blasrohr. Amazonien: Die Bevölkerung. 147 Zwiſchen dem Napo und der Kordillere leben die Gruppen der Jivaro und Zaparo. Die beſonders durch die Forſchungen von Rivet bekannt gewordenen Jivaro, einer der intereſſanteſten Stämme, ſind ſtattlich, kräftig, arbeitſam, freiheitsliebend und ſehr kriegeriſch und leben teils von Jagd und Fiſchfang, teils aber auch von Schweinezucht und Ackerbau. Sie bewohnen große Hütten, leben in Polygamie, kennen die Trommelſprache, üben das Männerkindbett und haben beſtändige Fehden untereinander. Beſonders bekannt geworden iſt ihre Sitte, die Köpfe erſchlagener Feinde zuſammenſchrumpfen zu laſſen und ſo zu kon— ſervieren, ohne deren Geſichtszüge viel zu verändern. Sie zerfallen in eine große Anzahl von Unterabteilungen. Man darf ſie auf 20000 Seelen ſchätzen, ſie bilden alſo einen der größten Stämme. Im äußerſten Sü⸗ den ſitzen die Gruppen der Takäna am Beni und Madre de Dios, der Yurafare und der Chiquitos zwi— ſchen dem Mamoré und dem oberen Paraguay. Die Aruakſtämme. Die dem großen Volke der Aruak angehören- den amazoniſchen Stämme ſind ſehr zahlreich, aber noch wenig bekannt. Am mittleren Haupe3 trifft man die Tariäna. Die Manau und die Kara⸗ hyaby zwiſchen dem Rio Negro und dem Rio Branco ſowie die Aruan auf der Inſel Marajd im Amazonastrich- ter ſind jetzt ausgeſtorben. Dagegen leben noch zahlreiche Stämme am mittleren Amazonas, wie die Maraua, die Jumana und die Kauiſchana, am Putumayo die Uainuma und Pajje, am Surud die Katauiſchi und Katu⸗ a 90. e i im kina. Den Purus beſiedeln von der Mündung an aufwärts die Paumari, Yuberi, Pamana, Yamamadi, zwiſchen dem Purus und dem Aere trifft man eine Reihe von Stämmen, die als Ipurina zuſammengefaßt werden, zwiſchen Purus und Ucayali und an dieſem die Piro (j. die Abbildung auf S. 148). Nur von wenigen dieſer letzteren Stämme iſt die Lebensweiſe genauer bekannt, denn ſie ſind ſelten beſucht worden. Kleidung und Schmuck ſind ſehr ſpärlich, ſo daß der ſchöne Körperbau zu voller Geltung kommt. Der Ackerbau tritt ganz zurück gegenüber der Jagd und der Fiſcherei; die Amazonasindianer durchſtreifen die unendlichen Wälder nach Beute und befahren das ungeheure Flußnetz mit ihren Einbäumen und Rindenkanus. Die Wohnungen beſchränken ſich daher auf primitive, oft tief im Wald verſteckte Hütten. Meiſt werden die im ſüdlichen Amazonien Malocas genannten Siedelungen (Tafel 5, Abbildung 2) wegen der Überſchwemmungen in einiger Entfernung von den Flüſſen angelegt, hier und da aber liegen ſie auch als Pfahlbauten in Lagunen. Viele Stämme gehen durch Auf⸗ ſaugung und Ausſterben raſch zugrunde, namentlich wo ſie mit der Kultur und beſonders 10* 148 Das ungefaltete Land des Oſtens. dem Kautſchukhandel in Berührung kommen, andere ſind noch widerſtandsfähig, wie die kriegeriſchen Ipurina am Purus. Hier können auch die Mojo und Baure zwiſchen Mamoré und Guapors angeſchloſſen werden, obwohl ſie von den Hauptſitzen der Aruakſtämme abgeſondert ſind. Die Mojo bilden den wichtigſten Beſtandteil der Urbewohner in den Llanos des Mamoré und Guapore, ſtehen ſchon ſeit langer Zeit unter dem Einfluß der Miſſion und haben ſich allmählich zu nüß- lichen Gliedern der primitiven Geſellſchaft jener weltabgeſchloſſenen Gegenden entwickelt; ſie dienen nämlich als Schiffer auf dem Madeira und kamen früher in dieſer Eigenſchaft bis nach Manaos hinab. Sie haben auch einigen Ackerbau und Indu⸗ ſtrie, beſonders Weberei, Flech— terei und Holzſchnitzerei. Zur Zeit der Entdeckung müſſen ſie nach Nordenſkjölds Forſchungen eine weit höhere Kultur gehabt haben. Heute ſind ſie an Zahl ſehr zurückgegangen und zum Teil durch den Einfluß der Kaut⸗ ſchukſammler verkommen. Die Karaiben und Tupi. Zu den Karaiben gehören die Umäua oder Karijona am oberen Japurä, die Yuma am mittleren Amazonas und unteren Madeira, die Woyawai am oberen Trom⸗ betas, die heute erloſchenen Bo- nari am Yamunda, die Apalai und Apoto am Paru. Die erſt⸗ N ZU z genannten ſind ihrer Sprache e ann 5 DI im Bejige von nach ſo nahe mit den Karaiben Guayanas verwandt, daß man ſie für einen abgedrängten Beſtandteil der letzteren halten darf. Die Woyawai ſind ein kräftiger, betriebſamer Stamm von auffallend heller Hautfarbe. Die Arära, deren Züge zwiſchen dem unteren Xingu und dem Madeira verlaufen, ſind mit den Apiakä des unteren Araguaya identiſch, vielleicht auch mit den Yuma. Als Tupi werden jetzt die Kokama und Omagua am oberen Amazonas angeſprochen, die aber nicht mehr rein erhalten ſind. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts zwangen ſie die Feldhauptleute der Welſer, die, wie 1545 Philipp von Hutten, durch ihren Reichtum be- ſonders angezogen wurden, durch ihre Tapferkeit zum Rückzug. Sie bewohnten damals den Napo, Ica und Japurä und werden auch von Orellana als kriegeriſch und gelehrig geſchildert. Heute ſind ſie katholiſch, tragen Strohhut, Hemd und Hoſe und lieben den Alkohol, ſo daß kaum noch einige hundert Familien vorhanden ſind. Ferner gehören zu der Tupigruppe u burn »- — u 4 “| u — . * * A gi an * K er Amazonien: Die Bevölkerung. 149 die Mauhé am unteren Tapajd3 und die nomadiſchen und anthropophagen Parentintin, öſtlich des mittleren Madeira. Sie fallen beſonders durch die in Lippen und Ohren ein- geklemmten Holzſtücke auf, welche die Ohrlappen tief herabziehen, und leben in beſtändiger Fehde mit den Munduruku des Tapajös. In den Wäldern am Chimoré und Chapare in Bolivia ſitzen die ſehr zuſammengeſchmolzenen, wenig bekannten, rohen Siriono. Endlich gehören zu den Tupi die im Waldgebirge des oberen Madre de Dios und Beni, aber auch zwiſchen dem Guaporé und Itonamas lebenden Guarayo. Sie haben ungemein helle Farbe, ſcheinen ſeit der Entdeckung ihre Wohnſitze nicht gewechſelt zu haben und wollen aus Südoſten eingewandert ſein. Groß, kräftig und ſchlank, mit ſtarken Bärten, machen ſie einen ſehr männlichen Eindruck, und es werden ihnen mancherlei gute Eigenſchaften nachgerühmt. Sie bauen achteckige Hütten und bis 10 m lange Kähne, haben jedoch gar keine Kleidung, ſondern bemalen den Körper ſchwarz und rot. Im bolivianiſchen und peruaniſchen Amazonien läßt ſich die Bevölkerung in drei Schichten trennen, die wilden Indianer, Indios bravos, in den Wäldern, die vielfach ſeßhaften chriſtlichen Indianer, Indios mansos, und die Miſchlinge aus Spaniern, Indianern und fremden Völkerſchaften. Die im Walde ſchweifenden Nomaden treiben Tauſchhandel, die ſeßhaften vermitteln den Handel zwiſchen ihnen und der herrſchenden Klaſſe, den Miſch— lingen; die beiden erſteren werden aber von den letzten kunſtgerecht ausgebeutet und ge— plündert, gerade wie in früheren Zeiten die Corregidores der Indianer deren hauptſächliche Auspreſſer waren. Meiſt leben alle dieſe verſchiedenartigen Elemente in Einzelhütten oder in Gruppen von Hütten, geſchloſſene Ortſchaften kommen nur am Marafion jelbft vor. Ahn⸗ lich liegen die Dinge bis nach Mangos hinab, und noch ſchlechter iſt das weiße Element im ecuatorianiſchen und colombianiſchen Teile Amazoniens vertreten. Nur in Bolivia finden ſich im Inneren der Llanos de Mojos noch größere Anſiedelungen mit einiger weißer Be— völkerung, die aus den Jeſuitenmiſſionen hervorgegangenen Dorfſchaften. Homogene Indianerbevölkerung. Der allgemeine Vorgang der Ausgleichung der Stammesunterſchiede hat eine homogene Indianerbevölkerung ausgebildet, vornehmlich am Amazonas abwärts von der Madeiramündung. Sie iſt unter dem Namen Tapuyo oder Tapuya bekannt und wird durch die lingua geral, die in den Miſſionen gelehrte alte Tupiſprache mit portugieſiſcher Beimiſchung und Anpaſſung an die Bedürfniſſe der Kirche, zuſammengehalten. Indem ſich nun die Tapuyo mehr und mehr mit den übrigen Raſſen, Schwarzen und Weißen vermiſchen, bereitet ſich die Entſtehung einer einheitlichen Miſch— bevölkerung für das Amazonastal abwärts von Manaos vor, und die Tapuyaſprache beginnt der portugieſiſchen zu weichen. Dieſe Miſchbevölkerung wird Caboclos genannt, was eigent— lich nur für die Miſchlinge von Indianern und Negern gilt, während die zwiſchen Indianern und Weißen Mamelucos heißen. Langſam verſchwinden auch die urſprünglichen Beſchäfti— gungen der Indianer, Fiſcherei und Schiffahrt, und machen dem jetzt ganz Amazonien über— ſchwemmenden Kautſchukhandel ſowie in geringerem Maße dem Ackerbau und der Viehzucht Platz. Ihren zurückhaltenden, ſchweigſamen Charakter haben die Tapuyo dabei jedoch be— halten, und ſo fühlen ſie ſich wohler auf dem Lande, in Pflanzungen, Fazendas oder Einzel— hütten an den Strömen, als in dem geräuſchvollen Leben der Städte. Zahl. Die indianiſche Bevölkerung Amazoniens hat ohne Zweifel an Zahl bedeutend abgenommen. Wenn auch die Berichte über viele Tauſende von Kriegern einzelner Völker— ſchaften meiſt ſtark übertrieben geweſen ſein werden, ſo ließ ſich doch auch im 19. Jahrhundert 150 Das ungefaltete Land des Oſtens. der Verfall und das Verſchwinden ganzer Stämme nachweiſen. Die Urſachen dieſer Zer- ſtörung ſind dieſelben, denen auch anderswo die Naturvölker unterliegen; ein dichtbevölkertes Gebiet, wie etwa Peru, iſt Amazonien aber wohl niemals geweſen. Genaue Zahlen für die gegenwärtige indianiſche Bevölkerung Amazoniens liegen nicht vor. Neuere Schätzungen ergeben für Bolivia überhaupt 100000, demnach für Bolivianiſch-Amazonien vielleicht 80000, für Braſilien 200000, alſo für Braſiliſch-Amazonien etwa 100000. Ferner gehören die 100000 unabhängigen peruaniſchen und 50000 ecuatorianiſchen Indianer dem Tiefland an. Rechnet man noch 50000 für Colombia hinzu, ſo erhält man als wahrſcheinliche Ge— ſamtſumme für die unabhängige Indianerbevölkerung Amazoniens höchſtens 400000. Wie hoch die urſprüngliche Bevölkerung geweſen ſei, läßt ſich daraus nicht ſchließen. Nimmt man das Sechs- bis Siebenfache der jetzigen Bevölkerung für die Zeit um 1500 an, jo ergäbe ſich für damals eine Bevölkerung von 2,5 bis 3 Millionen Indianern und eine Volksdichte von kaum 0,4 auf das Quadratkilometer. Doch ſind alle dieſe Schätzungen recht unſicher. In allen Teilen Amazoniens überragen die Indianer die Nichtindianer an Zahl noch erheblich; letztere ſind zwar neuerdings durch die Kautſchukſammler aus Cearä und den benachbarten Staaten erheblich verſtärkt worden, allein dieſe Einwanderer werden das Land nach Ausbeutung des Kautſchukreichtums größtenteils wieder verlaſſen. Dunkelfarbige ſitzen in Amazonien in feſten, unabhängigen Anſiedelungen nur am oberen Trombetas und Cuminä. Das ſind die Mucambeiros in den freien Gemeinweſen, Mucambos, entlaufene Negerſklaven und deſertierte Soldaten in buntem Gemiſch mit Indianern, alſo ähnlich wie im Inneren von Europäiſch-Guayana die Boni und andere freie Negerſtämme. Die Weißen ſind entweder Braſilier oder Europäer, nur verhältnismäßig wenige Nordamerikaner. Unter den Europäern ſind ganz beſonders viele Franzoſen, ſelbſt mehr als Portugieſen, wenigſtens im Inneren; in Parä überwiegt das portugieſiſche Element alle übrigen. Die Weißen leben vornehmlich in den Städten Parä, Manaos und den kleineren am Ufer des Amazonas, aber in ſehr geringer Zahl am oberen Amazonas; dagegen finden ſich unter den Beſitzern der Fazendas am unteren Amazonas ſowie auch unter den Kapitänen der Amazonasdampfer viele Weiße. 5. Die Beſiedelung. Amazonien iſt politiſch unter fünf Staaten geteilt, nämlich Braſilien, Bolivia, Peru, Ecuador und Colombia. Da die Grenzen noch ungeregelt find, geben die Karten die Aus- dehnung der einzelnen Staaten verſchieden an. Nach Größe und Einwohnerzahl ergibt die politiſche Gliederung etwa das Bild, das die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt. Der colombianiſche Teil Amazoniens iſt wohl der am weiteſten zurückgebliebene. Lange Zeit vollkommen ohne Bedeutung, hat er Wichtigkeit erſt durch die Kautſchuk— gewinnung erhalten. Die 3,5 Millionen Mark, welche der Ausfuhrwert für Kautſchuk aus Colombia 1911 erreichte, ſind wohl aus dem colombianiſchen Anteil an Amazonien ge⸗ wonnen worden. Seit Jahren finden am Sea oder Putumayo Kämpfe zwiſchen den Colombianern und den Peruanern ſtatt, und die Indianer werden von beiden in der ſchmäh—⸗ lichſten Weiſe ausgebeutet und zu Tauſenden hingemordet. Auch aus dem ecuatoria- niſchen Teil Amazoniens kommt faſt nur Kautſchuk, 1911 für etwa 4 Millionen Mark. Auch hier entvölkert der Kautſchukhandel die beſtehenden Ortſchaften und wirkt vernichtend auf die Indianer. Daher ſind in beiden Gebieten Siedelungen von Bedeutung nicht Amazonien: Die Bevölkerung. Die Beſiedelung. 151 vorhanden, die alten Miſſionsſtationen ſind eingegangen, und die Malocas der Indianer nehmen an Zahl und Einwohnerzahl eher ab als zu. Die Hoffnungen, welche man auf gute Waſſerſtraßen ſetzte, haben ſich nicht erfüllt, die meiſten Flüſſe ſind ungeeignet für größere Schiffe, und die Goldgewinnung aus den Flüſſen Napo und Aguarico iſt ſehr gering. Größe und Einwohnerzahl Amazoniens. Oilometer Einwohner Dichte Staat Para, etwas über zwei Fünftel. 500000 700 000 1,4 Braſilien Staat Amazonas, mit Ausnahme des Landes zwi— | ſchen Madeira und Tapajös und des Guayana⸗ lich von d . . . .. 1600 000 450000 0,28 Bebartantento EI Benn 265 000 36 000 0,1 Bolivia Territorio de Colönid. . s. 270000 11.000 0,02 Departamento Santa Cruz zur Hälfte 180 000 200000 1,1 Peru ene =. 3 ans anasern: 300 000 45000 0,5 Teile von Cuzeo und BPunv. . ». ». .. 2... 70000 25000 0,3 ( Srielie - - - u un. er 100000 80 000 0,3 Colombia, Kommiſſariate Caquetä, Putumayo und Uaupe . 200 000 60000 0, 3 485 000 1607000 0,6 Dazu unabhängige Indianer: e ae e 100000 LETTER, 80000 P 100000 | =. 212.10 et le ee 50000 330 000 330000 Zuſammen rund: 3485 000 2000000 | 0,6 Im peruaniſchen Anteil ſteht es injofern erheblich beſſer, als der Marafion und ſeine großen Nebenflüſſe Ucayali und Huallaga wichtige Waſſerſtraßen bis an den Fuß der Kordillere abgeben, ſo daß der Handel einen wertvollen Verkehrsweg nach dem Meere zur Verfügung hat. Aber die Kautſchukgewinnung hat auch hier zur Entvölkerung geführt, da die Indianer in ſchändlicher Weiſe ausgebeutet und geradezu ausgerottet werden. Daher erſchallen in Peru ſelbſt bewegliche Klagen über den Rückgang der Bevölkerung im Departa— mento Loreto, die wohl ohne die Indianer 1814: 25600, 1853: 38800, 1876: 61000 be— trug, während ſie heute auf 45000 herabgegangen iſt. Überdies ſoll die Indianerbevöl— kerung von 40000 bis 200000, wie frühere Schätzungen lauteten, auf höchſtens den zehnten Teil zuſammengeſchmolzen ſein, weil die Gouverneure nicht bezahlt werden und daher die Indianer auspreſſen. Dennoch liegt in Loreto eine der größeren Städte Perus, nämlich Iquitos, das von den 45000 Einwohnern des Departamento allein 25000 enthält, den Kautſchukhandel in ſich vereinigt und den Rang des Handelszentrums für das geſamte obere Amazonien erlangt hat. Im Jahre 1911 hatte die Ausfuhr von Kautſchuk aus Iquitos den Wert von etwa 10 Mill. Mark. Während Iquitos gewachſen iſt, haben alle anderen Orte in Loreto an Einwohnern verloren. Nauta, 1830 an Stelle einer alten Miſſion gegründet, iſt ſeit 1862 wegen Veränderungen im Flußbett raſch geſunken, Loreto, Pebas, Barrancas, San Ans tonio ſind ganz unbedeutend; für die Zukunft hat Puerto Melendez, nahe dem Pongo de 152 Das ungefaltete Land des Oſtens. Manſeriche, gute Ausſichten. Die Verbindung des Marafiontales mit Lima war ſtets ſo ſchlecht, daß die Beamten zur See nach Para und dann den Amazonas hinauf fahren mußten, und auch heute erſetzt die drahtloſe Telegraphie zwiſchen Iquitos und Lima nicht den fehlenden guten Verkehrsweg. Die geplante Marafionbahn von Payta nach dem Austritt des Stromes aus der Kordillere ſteht noch auf dem Papier. Die geſamte Einfuhr kommt daher heute von Parä, und die Ausfuhr geht ausſchließlich dorthin. Dieſe beſteht, abgeſehen von Kautſchuk, aus geringen Mengen Tabak, Wachs, Hüten, Schildkrötenöl, Fiſchen, Sarſaparille und Gold. 1909 hat Peru ferner von Bolivia das Gebiet um Puerto Maldonado am Amaru Mayo oder Madre de Dios durch Schiedsſpruch erhalten und damit ein wertvolles Kautſchukgebiet, in dem der erwähnte Hafen und die Siedelung El Aſtillero (Schiffswerft) die Kerne für künftige Ortſchaften bilden. Seit 1912 hat aber der gewaltige Sturz der Kautſchukpreiſe lähmend auf den Handel gewirkt. Dies gilt auch von dem bolivianiſchen Anteil an Amazonien. Dieſer iſt wegen ſeiner Abgeſchloſſenheit durch die hohe Kordillere im Süden und den Mangel an ſchiffbaren Auswegen zur Küſte lange Zeit eine weltferne, ſtille, dem Verkehr entrückte Landſchaft ge- weſen. Später machten ſich aber auch hier bedeutende Veränderungen bemerkbar, da der Kautſchukhandel eine große Bedeutung gewann und die Erbauung von Eiſenbahnen nach ſich gezogen hat. Vielleicht wird ſich daher auch die heute noch ſehr geringe Einwohnerzahl heben, zumal da ſchon einmal blühende Siedelungen in den Llanos de Mojos beſtanden haben; denn der bolivianiſche Anteil an Amazonien enthält außer den mit tiefem Wald bedeckten Landſchaften am Madre de Dios und Beni auch offenes Grasland zwiſchen dem Mamoré und der braſiliſchen Grenze. Dieſe Gegenden gehören aber bereits zu der braſi— liſchen Maſſe. Das Land zwiſchen der neuen Grenze gegen Peru und dem Mamore hatte bis in die 1870 er Jahre faſt gar keine Einwohner; ſeitdem aber drangen zahlreiche Kaut- ſchukſammler ein und ſchafften von Cavinas das Gummi den Beni aufwärts nach Reyes und von da zum Yacuma und Mamoré. Später wurde der Beni dann von der Mündung bei Villa Bella aus befahren, und es entſtanden zahlreiche Niederlaſſungen von Kautſchuk— ſammlern, die in den Karten als Ortſchaften verzeichnet, aber meiſt bald wieder aufgegeben wurden. Beſonders wichtig wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die nördlich der alten Landſchaft Caupolican gelegenen Gebiete am Rio Acre wegen ihres Reichtums an Kaut⸗ ſchuk. Das führte zur Gründung der Acre-Republik und zu dem Vertrage mit Braſilien von 1903, in dem das Acregebiet gegen Zahlung einer Entſchädigung und das Verſprechen der Erbauung der Madeirabahn an Braſilien faſt ganz abgetreten wurde. Durch dieſen Vertrag verlor Bolivia die wichtigſten Kautſchukgebiete, die 1899 zur Ausfuhr Kautſchuk im Werte von 20 Millionen Mark beigeſteuert hatten, ſo daß der Ausfuhrwert 1908 auf 9 Millionen Mark ſank. 1911 iſt er aber wieder auf 31,3 Millionen geſtiegen, und er kann auf noch größeren Aufſchwung rechnen, da die Bahn zur Umgehung der Stromſchnellen des Madeira 1912 wirklich eröffnet worden iſt. Sie führt von San Antonio am Madeira nach Guajara mirim am Mamore, immer auf dem braſiliſchen Ufer; der gegenüber Guajara mirim gelegene bolivianiſche Hafenplatz iſt Puerto Suere genannt worden. Dadurch hat das bolivianiſche Amazonien einen ſehr wertvollen Verkehrsweg nach Para erhalten. Der wichtigſte Handelsplatz am Beni iſt Riberalta, am Zuſammenfluß mit dem Madre de Dios; am Oberlauf des Beni liegt Reyes. Der braſiliſche Anteil an Amazonien zerfällt in die beiden Staaten Amazonas Amazonien: Die Beſiedelung. 153 und Parä. Erſterer gehört Amazonien faſt ganz an, letzterer zu einem Drittel, da der Süden zum braſiliſchen Bergland, der Norden zu Guayana zu rechnen iſt. Setzt man für Amazonas, unter Abzug des Gebietes zwiſchen Madeira und Tapajos und der Landſchaften in Guayana nördlich von 1“ nördl. Breite, 1600000, für den mittleren Teil von Para 500000 qkm an, ſo ergibt ſich ein Areal von 2100000 qkm. Wichtiger als die ungeheure Größe iſt der Umſtand, daß Braſilien die Hauptader des großen Amazonasſyſtems, den Amazonas ſelbſt, beſitzt und ſomit alle Nebenflüſſe wirtſchaftlich beherrſcht. Daher ſind die am Kordillerenrande gelegenen nichtbraſiliſchen Teile Amazoniens abhängig von Braſilien. Sie alle empfangen ihre Waren zu einem großen Teile von Braſilien und ſenden faſt ihre ganze Ausfuhr dahin, da die Waſſerwege zum Amazonas eine billigere Beförderung gewähr— leiſten als die ſchwierigen Kordillerenpfade. Bisher iſt der ungeheure Beſitz freilich nur ſehr ſchwach bevölkert; für Amazonas wurden 1890 nur 148000, für Para 328000 Bewohner angegeben. Nimmt man für heute 550000 und 760000 (vgl. S. 151) ſowie zugleich an, daß der größte Teil von ihnen im eigent- lichen Amazonien lebt, ſo erhält man eine Volksdichte für das Geſamtgebiet von 0,6, für Amazonas von 0,28, für Para von 1,4 gegenüber Werten von 0,2 und 0,6 für die Geſamt⸗ ſtaaten. Erſt 1700 erſchienen Portugieſen überhaupt, erſt 1853 der erſte Flußdampfer in Loreto, und erſt 1866 wurde die Dampfſchiffahrt auf dem Amazonas allen Nationen frei— gegeben. Seitdem hat Amazonien ſich zu entwickeln begonnen, beſonders ſeit dem Anfang der 1880er Jahre, doch ſitzt auch jetzt noch die geſamte Bevölkerung an den Stromufern und auch an dieſen nur an ganz beſtimmten Stellen, ſo daß weite Strecken der Ufer des Ama— zonas ſelbſt noch einen überaus öden Eindruck machen, und die Anſiedelungen in der großen Wald- und Waſſerwüſte verſchwinden (Tafel 5, Abbildung 3). Die Beſiedelung Amazoniens iſt von zwei Seiten aus begonnen worden, von der Kordillere her durch die Spanier und von der Mündung aus durch die Portugieſen. Schon 1602 zog der ſpaniſche Jeſuit Rafael Ferrer von Quito aus den Napo hinab, grün- dete 1603 die erſte Miſſion im Napo⸗Tal, San Pedro de los Cofanes, ſowie zwei weitere mit im ganzen 6500 Einwohnern, und drang dann 1605 zum Marafion vor. Hier kamen die Miſſionen bald in Blüte, beſonders durch die Bemühungen eines Deutſchen, des Paters Samuel Fritz. Dieſer gründete zwiſchen der Mündung des Napo und der des Rio Negro 40 Miſſionen mit 40000 Einwohnern, darunter ſechs Städte. Am Ende des 17. Jahr- hunderts ſaßen in 74 Niederlaſſungen 160000 Anſiedler. Auch die Portugieſen hatten erſt mit der Gründung von Para 1615 feſten Fuß in Amazonien gefaßt und beſiedelten in langſamem Vorgehen den Unterlauf; doch befuhren ſie auch den mittleren Stromlauf, den Solimdes, ſchon damals zu dem Zweck, Sklaven für ihre Pflanzungen zu rauben. So konnte es nicht ausbleiben, daß es zu Zuſammenſtößen zwiſchen beiden Völkern kam, in denen die Portugieſen Sieger blieben. Im Jahre 1710 nahm eine portugieſiſche Truppenabteilung alle ſpaniſchen Miſſionen ein, führte 20000 Indianer als Sklaven weg und vertrieb den Reſt in die Wälder. Da nun die Portugieſen ihre Anſiedelungen von der Mündung her, die Spanier von der Kordillere aus am Amazonas entlang vorſchoben, ſo iſt es verſtändlich, daß einerſeits der Unterlauf, der Amazonas ſelbſt, etwa bis Mangos, anderſeits der obere Lauf, der Marafion, bis Loreto am beiten beſiedelt find, und daß eine weite Lücke mit ſehr ſpärlicher Beſiedelung zwiſchen Loreto und Manass klafft. Von der 1781 feſtgeſetzten Grenze zwiſchen Loreto und Tabatinga gelangt man zuerſt 154 Das ungefaltete Land des Oſtens. nach dem letztgenannten portugieſiſchen Grenzorte, der es ſeit ſeiner Gründung 1766 nicht weiter als zu einigen Hütten unter dem Schutz einer kleinen Feſtung gebracht hat, aber als Zollſtation wichtig iſt. Die übrigen Anſiedelungen ſind ſehr unbedeutend; außer den genann⸗ ten ſind nur noch Säo Paulo de Dlivenga, Tonantins und Fonteboa erwähnenswert, und ſowohl die Ufer des Hauptſtromes wie die ſeiner Nebenflüſſe Javary, Jutahy und Juruä von Süden, Ira und Japurä von Norden ſind menſchenleer. Teffé oder Ega, eine Gründung des Paters Fritz aus dem Jahre 1668, der wichtigſte Ort zwiſchen Manaos und Jquitos, hat noch nicht 1000 Bewohner, die Kautſchuk, Medizinalpflanzen, Schildkröteneier ſammeln und Viehzucht treiben. An der Mündung des Coary liegt Coary. Der Purüs war zu Anfang der 1860er Jahre noch von vollkommener Wildnis um— geben; nachdem aber der ungeheure Kautſchukreichtum ſeiner Uferwälder feſtgeſtellt war, belebten ſich ſeine Ufer. Im Jahre 1871 gab es ſchon 2000 Anwohner, 1889 ſchätzte Ehren⸗ reich ihre Zahl auf 50000. Als feſte Anſiedelung hat ſich das 1871 von Oberſt Pereira Labre, einem Bolivianer, gegründete Labrea, an der Mündung des Ituxy, erhalten; am Acre iſt die Station Nova York Endpunkt der Dampfſchiffahrt. Weiter aufwärts findet man nur noch Malocas der Indianer und Kautſchukniederlaſſungen, meiſt große Geſchäftshäuſer, Barracaos, um die ſich die einfachen Hütten der cearenſer Arbeiter gruppieren. Auch Zuckerpflanzungen befinden ſich am Strome, deren Produkt jedoch Branntwein, nicht Zucker iſt. Der Madeira hatte ſeine große Zeit in den ſechziger und ſiebziger Jahren. Damals wanderten Kautſchukſammler in ſeine Uferlandſchaften ein, und 1877 begann man die Er- bauung einer Eiſenbahn zur Umgehung der Stromſchnellen; 1878 wurden jedoch dieſe Ar— beiten infolge der Koſten und politiſcher Schwierigkeiten eingeſtellt, und dann wurde es ſtill am Madeira. Der ſpäter eingetretene große Aufſchwung der Kautſchukgewinnung belebte jedoch ſeine Ufer wieder, und ſeitdem die erwähnte Eiſenbahn 1912 wirklich fertig geworden iſt, hat der Strom größeren Verkehr zu erwarten. Säo Antonio am nördlichen Endpunkt der Bahn wird eine wichtige Siedelung werden. Auch heute gibt es Ortſchaften genug an den Ufern des Madeira, aber beſondere Bedeutung hat keine, auch nicht Borba. Ebenſo entbehrt der Rio Negro bisher größerer wirtſchaftlicher Bedeutung; ſeitdem im Jahre 1809 die Verwaltung von dem Orte Barcellos nach Manaos verlegt worden it, iſt Barcellos von 4000 auf wenige hundert Einwohner geſunken. Auch alle übrigen Siede⸗ lungen am Rio Negro ſind nicht größer, weder Moura an der Mündung des Rio Branco, noch Carvoeiro, Moreira oder Thomar und Säo Felippe (Tafel 5, Abbildung 1). Im ganzen ſind die Ufer der großen Nebenflüſſe des Amazonas ſehr ſchwach bevölkert. Bevölkerung und Handel vereinigen ſich vielmehr in einem Brennpunkte, der Hauptſtadt des Staates Amazonas, Manaos, das mehr und mehr Handel, Menſchen und Verkehr an ſich zieht und die Zahl von 65000 Einwohnern bereits überſchritten hat. Die Verlegung der Verwaltung und Garniſon von Barcellos nach der Feſtung Fortaleza da Barra do Rio Negro gab dieſer ſeit 1809 erhöhte Bedeutung, doch hatte die Einwohnerzahl ſich bis 1820 noch nicht über 3000 gehoben, und auch 1853 hatte Manaos noch kaum 4000 Ein⸗ wohner. Der Grund für ſeine raſche Entwickelung in den letzten Jahrzehnten liegt in der Eröffnung der Dampfſchiffahrt und in ſeiner günſtigen Lage, ungefähr da, wo die größten Nebenflüſſe des Amazonas, Purüs, Madeira und Rio Negro, ſich vereinigen, ſowie in dem Umſtande, daß die hohen Ufer des Rio Negro klimatiſch und wirtſchaftlich beſſere Bedingungen darbieten als die der Überſchwemmung ausgeſetzten des Amazonas. Amazonien. Tafel 5. MR e NI 8 0 * Il. Die Anliedelung Sao Felippe am Rio Negro. Nach Photographie von Th. Koch-Grünberg in Freiburg i. Br. (Zu S. 154.) 2. Ein Sippenhaus der Kaua-Indianer am Rio Caiary-Uaupes in Nordweitbralilien. Nach Photographie von Th.Koch-Grünberg in Freiburg j. Br. (Zu S. so u. 147.) Tafel 5. Amazonien. 3. Blick auf die Amazonas-€bene bei Monte Alegre. Nach Photographie von J. Huber. (Zu S. 66 u. 155. 4. Campinaslandichaft am oberen Rio Cuduiary. Nach Photographie von Th. Koch-Grünberg in Freiburg i. Br. (Zu S. 141.) Amazonien: Die Beſiedelung. 155 So hat denn Manaos, obwohl 16 km oberhalb der Mündung des Rio Negro gelegen, doch allmählich den Vorrang vor allen übrigen Siedelungen Amazoniens, mit Ausnahme des Eingangstores Parä, erlangt. Unterhalb Manaos beginnt die am ſtärkſten beſiedelte Stromſtrecke, das Gebiet des Ackerbaues und der Viehzucht. Die Ortſchaften ſind aber freilich nur klein, da Parä und Manaos die Bevölkerung an ſich ziehen; von Obidos abwärts hat keine Ortſchaft am Amazo— nas meh? als 3000 Einwohner. — Serpa, jetzt Itacoatiara, hatte ſeine gute Zeit während der 1860er bis 1870er Jahre; gegenüber der Mündung des Madeira gelegen, diente es als Niederlage für die vom Strome kommenden Kautſchukmengen. Bei Villa Bella oder Villa Nova da Rainha oder de la Imperatriz, jetzt Parintins genannt, beginnt die Zone der Kakao⸗ pflanzungen, die ſich bis über Santarem nach Monte Alegre ausdehnen. Auf dieſer Strecke iſt der Hauptort Obidos. Er beherrſcht auf dem hohen nördlichen Ufer die Stromenge zwiſchen Pflanzungen, Hochwald und den hier ſchon wieder auftretenden Campos und hat 1200 Einwohner. Je weiter nach Oſten, deſto wichtiger werden die zuerſt bei Serpa erſcheinenden Sa— vannen; Alemquer am Paracary treibt bereits Viehzucht auf den nördlichen Savannen wie auch Ackerbau im gerodeten Urwald, aber bei Santarem an der Mündung des Tapajds be— ginnt die Zone der Campos dicht an den Amazonas heranzutreten (Tafel 5, Abbildung 3). In der Savannenzone iſt die Beſiedelung der Stromufer beſonders groß, Häuſer und Vieh— ſtationen wechſeln ab und geben den vorbeikommenden Dampfern Gelegenheit, die Produkte der Viehzucht aus dem Lande zu ſchaffen; kleine Dörfer und Städte ſind häufig, letztere meiſt auf dem nördlichen, hohen Ufer. Unter ihnen ſind am bekannteſten Monte Alegre mit Viehzucht, Kakaobau und Töpferei, Prainha, ein verfallener Platz, Almeirim mit Indianer⸗ bevölkerung vom Aracajuſtamme und das 1758 gegründete Santarem. Dieſes iſt jetzt mit 2500 Einwohnern die wichtigſte Stadt zwiſchen Manaos und Parä und Ausgangspunkt der Tapajosſchiffahrt. Vom Tapajds kommen Kautſchuk, Vanille, Kopaivabalſam, Paränüſſe und Tonka⸗ bohnen. Die Anſiedelungen am Strome ſind alle unbedeutend. Die auf den Karten ſtehen⸗ den, Uxituba, Sipotuba, Bacabal, ſind nach F. Katzer ganz, Santa Cruz und Cury nahezu eingegangen, im Rückgange ſind auch Alter do Chao, Boim und Aveiro; dagegen blüht Itaituba auf, weil in ſeiner Umgebung Kautſchukpflanzungen angelegt ſind. Neue An— ſiedelungen ſind Braſilio Legal, Monte Chriſto, Livramento, Barreiras, Caſtanho, Santarem- zinho, Piranga und Diſteiro. Endpunkt der Schiffahrt iſt Lauritama auf der Inſel Ananaz. Der Kin gu iſt, wie der Tapajös, nur auf eine kurze Strecke, bis Souzel, ſchiffbar und wirt— ſchaftlich von ſehr geringer Bedeutung. An ſeiner Mündung liegt das häßliche Porto de Möz. Im Mündungsland des Amazonas wird die Beſiedelung wieder ſchwächer, der Wald nimmt zu, und die Schiffahrt iſt ſchwierig. Mitten im Inſelgewirr liegt Gurupä (1100 Ein- wohner), wichtig durch den hier abzweigenden Kanal von Tajipuru, der den geraden Weg nach Parä bildet. Am nördlichen Mündungsarm des Amazonas liegt Macapä (1200 Einwohner), faſt unter dem Aquator, eine Gründung der Portugieſen von 1744, jetzt eine Feſtung und Verbannungsort für politiſche Verbrecher, faſt ohne allen Handel und daher tot. Landein— wärts erhebt ſich Mazagao, wohin 1770 die aus dem marokkaniſchen Mazagan ausge wan— derten portugieſiſchen Familien überſiedelten. Auf der großen Inſel Marajö liegen weite Savannen mit viel Vieh und reiche Fazendas am Araryſee, aber es fehlen größere Ortſchaften; 156 Das ungefaltete Land des Oſtens. die bekannteſten ſind Chaves an der Nordküſte, mit Viehhandel, und Breves am Waſſerwege von Gurupä nach Para, mit Ackerbau und Töpferei. Der ſüdliche Arm iſt die Mündung des Rio Para oder Tocantins-Araguaya. Dieſer iſt nur bis Itaboca ſchiffbar, aber wirtſchaftlich wichtiger als der Kingu und Tapajos. An ihm liegt Cametä mit 1700 Einwohnern. Am Südufer des großen Mündungstrichters erhebt ſich Vigia (3000 Einwohner), die Signalſtation für Parä, am Atlantiſchen Ozean der Lotſenhafen Salinas und das Seebad Braganga (2600 Einwohner), zu dem von Para eine Eiſenbahn führt. Sie alle aber werden in den Schatten geſtellt durch den großen Hafenplatz des Amazonastales, die wichtigſte Stadt Nordbraſiliens, Belem oder Parä. Im Jahre 1615 gegründet, hat Santa Maria de Belem do Gräo Paras eine günſtige Lage zur Seite des großen Aſtuars, an der Mündung der Flüſſe Capim und Acarä in den Guayaru ge— nannten, zum Rio Parä führenden breiten Seitentrichter des letzteren. Im Jahre 1820 hatte es 25000 Einwohner, ging aber 1835 auf 10000 zurück, als der große Aufſtand, Caba⸗ nagem, der Indianer und Neger die Stadt vorübergehend in die Hand derſelben gebracht hatte. 1848 erreichte es wieder 15000, 1850 aber wurde die Bevölkerung durch das gelbe Fieber nahezu ausgerottet. Erſt die Einführung der Dampfſchiffahrt 1853 brachte einen Auf— ſchwung. 1886 berechnete Coudreau die Einwohnerzahl auf 60000, 1895 wurden 100000, jetzt werden 170000 angegeben. Parä hat alſo einen ſehr großen Aufſchwung genommen und verſpricht als Hafen des größten Stromgebietes der Erde auch eine der größten Städte der Erde zu werden. Die Bevölkerung iſt außerordentlich gemiſcht: Braſilier portugieſiſcher Her— kunft, Mulatten, Neger, Araber, Indier von Cayenne und Demerara, Meſtizen, Indianer, Europäer. Unter dieſen ſind die Portugieſen am zahlreichſten. Sie haben auch den Handel zum Teil in Händen, aber wenig Kapital; dieſes geben meiſt die Fremden. Deutſcher Handel verdrängt den übrigen, ſeitdem die Hamburg-Amerika-Linie den Amazonas befährt, raſch. 1902 betrug die Ausfuhr aus Parä 62, 1909: 74½ Millionen Mark; fie beſtand großenteils aus Kautſchuk, der Parä zum zweiten Ausfuhrhafen Braſiliens gemacht hat, daneben aus Kakao, Häuten, Maniokmehl, Paränüſſen, Kopaivabalſam und Tonkabohnen. Ebenſo hob ſich die Einfuhr nach Para auf 27 Millionen Mark im Jahre 1909, jo daß in dieſem Jahre der Geſamthandel Paräs 101 Millionen Mark betrug. IV. Das braſiliſche Bergland. Die Grenze des braſiliſchen Berglandes gegen Norden bildet eine die unterſten Wajjer- fälle des Madeira, Tapajös, Kingu und Tocantins verbindende Linie. Im Oſten iſt das Meer eine ausreichende Grenze, im Süden und Weſten dagegen iſt die Begrenzung nicht ganz einfach. Eine Tieflandsbucht ſcheidet am Rio Parana den ſüdlichſten Ausläufer des braſiliſchen Berglandes in Südbraſilien und Uruguay von dem ſüdweſtlichen, der in Geſtalt der Berge von Südweſt⸗Paraguay bis nahe an den Paraguay herantritt. Endlich zieht ein dritter Sporn von Cuyaba aus weſtnordweſtlich am Nordufer des Guaporé entlang bis zum Madeira und entſendet einen Ausläufer von Corumbä am Paraguay gegen den Mamore. Trotz der ungeheuren Ausdehnung dieſes Gebietes iſt deſſen Zuſammenſetzung und Bau überall ähnlich, ja der gleiche. Die älteſten Geſteine ſind Gneiſe und Granite, die man der archäiſchen Formation zurechnet. Sie finden ſich ſowohl an der Küſte des Atlan- tiſchen Ozeans wie auch im tiefgelegenen Inneren am oberen Mamoré und San Miguel Das braſiliſche Bergland. 157 und ſind vielleicht ſchon vor dem Silur, vielleicht während desſelben gefaltet worden. Neben dem Gneis und Granit treten Glimmerſchiefer und kriſtalliner Kalk auf, darüber Schiefer verſchiedener Art, Chlorit-, Talk-, Glimmerſchiefer, Quarzite, der Itacolumit und der Itabirit, in denen jener Reichtum an Gold, Eiſen und wertvollen Steinen vorhanden iſt, der Braſilien berühmt gemacht hat. Auch die ſogenannte Tapanhoacanga, mit Limonit verkittete Eiſenerzblöcke, und endlich die im Alluvium in Wäſchen erſcheinenden Diamanten gehören dieſer Formation an, die mit dem laurentiſchen und huroniſchen Syſtem Nord- amerikas verglichen wird. Demgegenüber beſtehen die paläozoiſchen Ablagerungen, die auf dem gefalteten kriſtallinen Grundgebirge abgeſetzt wurden, aus roten und weißen Sandſteinen, Quarziten und Kalkſteinen und ſind nicht mehr gefaltet, ſondern meiſt horizontal oder leicht geneigt gelagert; durchſetzt werden ſie von gewaltigen Mengen dioritiſcher Eruptivgeſteine. Die marinen Ablagerungen gehören den Perioden des Silur, Devon und Karbon an; in der letzteren entwickelte ſich eine reiche Flora, die in den Steinkohlenlagern von Tubaräo und an anderen Orten Südbraſiliens erhalten iſt. Während dieſer Zeit trat eine durch die Gloſ— ſopteris⸗Flora bezeichnete Erniedrigung der Temperatur ein, und nun nahmen die Meeres- transgreſſionen ein Ende. Meſozoiſche und kretazeiſche Meeresablagerungen kennen wir mit Sicherheit aus dem Inneren des braſiliſchen Berglandes. Überhaupt wiſſen wir von Ablagerungen der Trias und des Jura wenig, und nur die Kreide iſt ſicher an der Küſte nordwärts von Bahia vertreten. Ein Teil ihrer Ablagerungen wird aber auch für tertiär gehalten, während ſonſt Tertiär marinen Urſprungs faſt nicht vertreten iſt. Während der Tertiärzeit, vielleicht ſchon während der Kreidezeit, beſtanden bereits die Korallenriffe der Oſtküſte, das Sandſteinriff möglicherweiſe auch ſchon zu Anfang des Pliozän. Seitdem haben an der Oſtküſte bald poſitive, bald negative Bewegungen ſtattgefunden; heute über- wiegt die Hebung. Inwiefern die gewaltige Erhebung der Andenketten im Tertiär die braſiliſche Scholle beeinflußt hat, läßt ſich noch nicht genügend überblicken; jedenfalls wurde ein Teil derſelben mit gefaltet (vgl. S. 53). Die von L. Agaſſiz behauptete Vereiſung der höheren Teile Braſiliens in der quartären Eiszeit iſt mit Sicherheit abzulehnen, wohl aber müſſen in der permokarbonen Eiszeit Teile Südbraſiliens vergletſchert geweſen ſein. Vul⸗ kane fehlen in der braſiliſchen Scholle ganz. Für eine Einteilung Hochbraſiliens in Unterabteilungen ſind weniger die Geologie und die Orographie als vielmehr die Hydrographie geeignet. Bei der Betrachtung einer Karte Braſiliens ſcheinen zahlreiche Gebirgsketten mit Ebenen zu wechſeln; es hat ſich jedoch ergeben, daß dieſe vermeintlichen Gebirgsketten wenig anderes ſind als die ſtehengebliebenen Reſte eines weit ausgedehnten Tafellandes, in dem die Flüſſe ſich Becken und Eroſionsrinnen geſchaffen haben, und wo Hochebenen mit Tafelbergzügen abwechſeln. Größere Gebirgs— landſchaften befinden ſich nur im Gebiete der archäiſchen Geſteine zwiſchen Parana und Eſpirito Santo. Die Tafelberge werden Serras, die Hochflächen ſelbſt Chapadas und, wenn ſie von Buſchwerk beſtanden ſind, Sertäos genannt. Sie werden durch die Serras und die zwiſchen ihnen verlaufenden Flußtäler in teilweiſe ſehr weite Becken gegliedert. Die Hauptflüſſe, mit Ausnahme des Sao Francisco, vermögen aber den Rand des Plateaus nicht zu durchbrechen, ſondern fließen meiſt nahe der Küſte entlang, wenden ſich gegen das Innere und ſuchen nun nach Südweſten, Norden und Nordoſten das Meer zu erreichen. Auf dieſe Weiſe wird Hochbraſilien in eine Reihe von Landſchaftsgruppen zerteilt, 158 Das ungefaltete Land des Oſtens. die in phyſikaliſcher, wirtſchaftlicher und politiſcher Beziehung voneinander abweichen. Das ganze Innere entwäſſert ſich zum Amazonas in fünf großen Strömen und iſt durch gewal— tige Entfernungen von der Oſtküſte abgeſchloſſen, hat dagegen einen ſchiffbaren Ausgang nach Süden im Paraguay; dieſe zentrale, gleichartig gebaute Landſchaft, Zentralbraſilien, pflegt man im Oſten bis zur großen Waſſerſcheide zwiſchen Amazonas und Oſtküſte zu rechnen. Alles öſtlich von dieſer Waſſerſcheide gelegene Land wird beherrſcht durch den ſtufenweiſen Abfall vom Inneren nach der Küſte und durch den Gegenſatz zwiſchen dem Hoch— land des Inneren und den ſteilen Randgebirgen nahe der Küſte. Zwei gewaltige Ströme bilden ſich auf dieſen grasreichen Hochländern: der Parana und der Sao Francisco. Erſterer fließt ſüdweſtlich, letzterer nordöſtlich aus der Gegend des 20. Breitenkreiſes ab, aber der Parana verläuft in den großen Flußkanal des Paraguay, der Säo Francisco bricht zum Meere durch. Die von ihnen durchzogenen Gebiete kann man als Paranä-Staaten und Sao Francisco-Staaten ausſcheiden, was ſich ungefähr mit dem Begriff Süd- und Oſtſtaaten deckt, für deren Trennung auch klimatiſche, wirtſchaftliche und Gründe der Raſſen— verteilung angeführt werden können. Endlich kann man noch den trockeneren Nordoſten ausſondern; ihm fehlt eine ausgebildete Sammelrinne, und über ſeine Südgrenze ſowie über die Grenzen der übrigen großen Gruppen läßt ſich ſtreiten. Im ganzen unterſcheiden wir alſo folgende Unterabteilungen: Zentralbraſilien mit Matto Groſſo und Goyaͤz als Kern; Nordoſtbraſilien mit Maranhäo, Piauhy, Cearä, Rio Grande do Norte, Para— hyba, Pernambuco, Alagoas; Oſtbraſilien mit Sergipe, Bahia, Minas Geraes, Rio de Janeiro, Sao Paulo und dem Diſtricto Federal; Südbraſilien mit Paranä, Santa Catharina, Rio Grande do Sul. Auch von den benachbarten Staaten Bolivia, Paraguay und Uruguay gehören Teile noch dem braſiliſchen Schollenlande an, nämlich von Bolivia die Landſchaften zwiſchen dem San Miguel und dem Guaporé und zwiſchen dem Otuquis und dem Paraguay; von Paraguay der geſamte bergige Teil und von Uruguay alles Hügelland. Hier werden dieſe Teile der braſiliſchen Maſſe jedoch bei Bolivia, Paraguay (vgl. S. 222) und Uruguay (vgl. S. 230) beſprochen werden. 1. Zentralbraſilien. Die Grenzen Zentralbraſiliens ſtimmen im Norden und Weſten mit denen der bra— ſiliſchen Scholle überein. Im Oſten iſt die Waſſerſcheide zwiſchen dem Tocantins und den zum Atlantiſchen Ozean ſtrömenden Flüſſen eine gute Grenze: die Serras da Cinta, do Negro, das Coroadas, das Mangabeiras, Vermelha, do Duro, da Tabatinga, do Paranan; im Süden kann der Lauf des Paranahyba und Paranä bis zur Serra dos Dourados als Grenzlinie an— geſehen werden. Im Weſten gehören ferner etwa 250000 qkm bolivianiſches Gebiet dazu, und im Süden dehnt ſich der Staat Matto Groſſo auch über die nördlichſten Landſchaften des La Plata⸗Tieflandes aus, während der äußerſte Norden mit 375000 qkm den Staaten Para und Amazonas angehört. Die Größe des Gebietes beträgt demnach etwa 2,s Millionen qkm; eee Dfilometer Einwohner Volksdichte rf ee 2 ee 1378783 300000 0,2 FV ² AAA Nr. 2 BEER 747311 300.000 0,4 Teile von Para und Amazonas 950000 40000 0,04 Bolivianiſcher Anteil der Provinzen Beni und Santa Cruz 250000 50000 0, Zuſammen: 3325000 700000 0,21 Zentralbraſilien: Das Land. 159 a) Das Land. Der Boden. Zentralbraſilien gehört ſeiner Zuſammenſetzung nach zu den älteſten Teilen Südamerikas. Den Untergrund bildet ein kriſtalliniſches Schiefergebirge aus Gneis und archäiſchen Schiefern. Dieſes iſt wahrſcheinlich mit darauf lagernden ſiluriſchen Ablage— rungen in fächerförmige Falten gelegt worden. Über die abradierte Oberfläche des alten Gebirges haben ſich abermals Sedimente gebreitet, die vom Devon an horizontal oder doch nur leicht geneigt liegen, bei Cuyabä rötliche und weiße Sandſteine, Konglomerate und die „Canga“ genannten Breccien mit Braun- oder Roteiſenerz. Im übrigen treten im Süd⸗ oſten und Oſten rote Sandſteine und Decken von Eruptivgeſteinen auf, jedoch nur öſtlich vom N ö N Mn \ | \ N \ \ 14 7 1 Kl, Kin & AN N DONE, NN IE", 4 MANS N F. \ R 4 0 8 BAR, N X A — Ne U 1 N N 4 i N — NA * N f NN 0 N r N N N W N 4 * e 1 N. * N N IE Mn U Hochebene (Chapada) von Matto Groſſo, im Hintergrund eine Serra. (Nach K. v. d. Steinen.) mittleren Araguaya. Man rechnet ſie meiſt der Trias zu. Grobkörniger Granit, Pegmatit und Itakolumit bilden kleine Bergzüge und Kuppen im Oſten, Kalkſtein unterbricht hier und da die weicheren Formen der Schiefer. Über den Norden und Weſten weiß man wenig. An den Stromſchnellen des Araguaya liegen Diorit und kriſtalliniſche Schiefer im Fluß— bett, Tonſchiefer und Canga am Ufer. Die Oberfläche iſt meiſt eine weite Ebene, die nur hier und da von kleinen Tafel— bergen, im Oſten meiſt von iſolierten Kuppen gekrönt wird. Nach Karl v. d. Steinen ſind überhaupt alle hier auf den Karten angegebenen Serras gar nicht vorhanden. Man erhält aber den Eindruck von Serras leicht, weil das Plateau durch flache Täler von verſchiedener Breite gegliedert iſt: von unten geſehen imponiert der Rand des Plateauabfalles als Serra, und von oben erſcheinen die Ränder der Becken als beſondere Hügelzüge (ſ. die obenſtehende Abbildung). Ob bei deren Bildung tektoniſche Bewegungen wirkſam geweſen ſind, entzieht ſich noch der Kenntnis. Nach Ehrenreich haben die denudierenden Kräfte die urſprüngliche 160 Das ungefaltete Land des Oſtens. Hochebene in ein Syſtem von Stufen verwandelt, die als Serras bald in ſteilen zerklüfteten Wänden, bald in ſanften Gehängen abfallen. Beſonders auffällig zeigt ſich die Denudations⸗ wirkung in der Abtrennung zahlreicher kleiner Plateaus von der Hauptmaſſe. Solche iſo⸗ lierten Erhebungen erſcheinen teils als langgeſtreckte, baſtionartige Wälle, teils als mächtig aufragende, mitteralterlichen Burgen ähnelnde Tafelberge. Sie umgeben entweder die Terraſſenränder, namentlich den weſtlichen Hauptabfall zum Tal des Cuyaba, wie die vor- geſchobenen Forts einer Feſtung, oder ſie erheben ſich völlig zuſammenhanglos mitten auf der Hochebene ſelbſt. Die tropiſchen Niederſchläge haben die Oberfläche des Plateaus mannigfaltig verändert. Entweder ſind flache Talmulden entſtanden, in deren Wieſen⸗ gründen das von den Höhen abſtrömende Waſſer ſich ſammelt, oder es haben ſich bei ſtärkerer Eroſion tiefe, von ſteilen Wänden umſchloſſene Einſchnitte gebildet, in denen oft das Urgeſtein zutage tritt. Die flachen Hügel zwiſchen den Talmulden bezeichnet man als Chapaddes, höher anſteigende Terraſſen als Chapadas. Das harte Erdreich ihrer Oberfläche iſt mit grobem Sand oder bröckeligen eiſenhaltigen, oft ſchlackenähnlichen Konglomeraten, der jo- genannten Canga, bedeckt. Das Waſſer dringt hier nur ſehr wenig in den Boden ein, ſondern fließt ſchnell in die Täler ab, und nur an günſtigen Stellen kommt es zur Bildung von Humus und rotem Lehm. Hier iſt auch die Vegetation reichlicher, die im übrigen nur an den Waſſer⸗ läufen ſelbſt genügende Entwickelungsbedingungen findet. Nach Norden, Weſten und Süden fällt die Hochebene zum tieferen Lande terraſſenförmig ab. So ſind die Cordillera Geral zwiſchen dem Guaporé und dem Jamary, die Serra dos Parecis an den Quellen des Guaporé, die Chapada Alta bei Villa Maria und das Chapadaplateau oder Plateau von Matto Groſſo Teile des großen Hochlandes von Zentralbraſilien. Die große Chapada von Matto Groſſo dehnt ſich oſtwärts bis zum Araguaya aus, ihr Steilrand fällt gegen den Säo Lourengo ab und ſetzt ſich ſüdwärts zum Taquary fort, im Südweſten davon in den Serras Sangue, de Maracaju und dem Amambayaplateau. Zwiſchen dem Araguaya und dem Paranä-Parana⸗ hyba werden die Serra Cayapo und die Serra Divijdes de Rio Claro als große Gebirgs— ketten angegeben, doch ſind ſie auch nur Tafellandſtufen und von geringerer Höhe, als erwartet wird. Schon hat ihre Fortſetzung nach Nordoſten, die Serra dos Pyreneos, öſtlich von Meia Ponte oder Pyrenopolis ſich eine Herabſetzung von 2000—3000 auf 1385 m gefallen laſſen müſſen. Immerhin zieht ſich eine 1000-1200 m hohe Schwelle von Pyreno— polis nach Formoſa an den Quellen des Rio San Marcos hin. Sie iſt mit Waſſertümpeln, wie der Lagoa Feia, der Lagoa Meſtre und der Lagoa Formoſa, bedeckt. Die genannten Höhen ſind ſchon ungewöhnlich groß, denn im allgemeinen liegt Zen— tralbraſilien nur 400 —700 m hoch. Cuyabä liegt nur 220, Goyaz 550, Diamantino 415 und Pyrenopolis 740 m hoch. Die große Chapada von Matto Groſſo hat etwa 700 m Höhe, 500 m über dem Rio Cuyabä. Auf dem Wege vom Cuyabä nach dem Araguaya überſchritt Chren- reich kaum 700 m Höhe, und erſt zwiſchen dem Araguaya und Goyaz betrugen die größten Höhen 900 m und darüber. Auch nördlich von Goyaͤz ſind es nur die an die Waſſerſcheide ſich anſchließenden öſtlichen Teile Zentralbraſiliens, die Höhen über 1000 m erreichen. Die Flüſſe. Die Bewäſſerung Zentralbraſiliens iſt recht ausgiebig, was ſich ſchon aus dem Vorhandenſein von fünf ſehr waſſereichen Strömen ergibt. Das ſetzt in Anbetracht der geringen Höhe des Quellgebietes in Erſtaunen: „Aber“, ſagt v. d. Steinen, „wir ſind in den Tropen. Der reiche Waſſergehalt der Luft erzeugt überall Niederſchläge, überall quillt und rauſcht es, kleine, unſcheinbare Quellbäche fließen zuſammen und erzeugen ſchließlich Zentralbraſilien: Das Land. 161 die waſſerreichen Rieſenſtröme, die dem Amazonas zueilen.“ Von einem erhöhten Stand- punkt aus läßt ſich die Verteilung der Waſſerläufe ſofort an den ſie begleitenden Baum⸗ ſtreifen erkennen, am ausgeprägteſten auf dem Plateau von Matto Groſſo und im Sertäo von Camapuan. Zum Paraguay entwäſſert ji) der Weſt- und Südabhang der großen Chapada zwiſchen den Quellen des Kingü und Araguaya. Die Quellflüſſe des Paraguay verlaufen meiſt nach Weſten und Südweſten, ſchneiden in den Rand des Plateaus ein, bilden die ſo— genannte Serra de San Jeronymo und vereinigen ſich im Tieflande. Zu ihnen gehören der Rio Paraguay ſelbſt, der in der Gegend von Diamantino entſpringt, der Rio Cuyaba, der Säo Xourengo mit dem Itiquira, Corrente und Piquiry, der Taquary mit dem Coxim und dem Taquary-mirim (d. h. Kleiner Taquary), endlich auch noch der Aquidauana und der Mondego oder Miranda. Sie beginnen alle mit ſchmalen Tälern, die von Buriti— Palmen (Mauritia vinifera) beſtanden ſind, oft verſumpfte Böden haben und daher ſchwer zu überſchreiten ſind. Später tritt dann ſtärkere Eroſion ein, die Bäche ſchneiden in die paläozoiſchen Schiefer des Untergrundes ein, bilden, ſobald ſie in die Ebene treten, Sümpfe und überſchwemmen das flache Land. Ahnlich find auch die Anfänge desjenigen Aſtes des Madeiraſyſtems, der auf dem Hoch- lande von Zentralbraſilien entſpringt, des Rio Guaporé. Dieſer entſteht an der Serra dos Parecis und läuft zunächſt ſüdſüdöſtlich, als ob er dem zum Paraguay ziehenden Jauru zufließen wollte, dann aber wendet er ſich im Bogen nach Weſten, von Villa Bella an nach Nordnordweſten und fließt hier in einem breiten, aber ſeichten, oft von Baumſtämmen ge- ſperrten, zur Trockenzeit kaum befahrbaren Bett. Ein Zufluß, der Rio Alegre, kommt dem Nebenfluſſe des Jauru, Aguapehy, jo nahe, daß in der Regenzeit eine Verbindung ihrer Gewäſſer eintritt. Das iſt die berühmte Vereinigung der Stromgebiete des Amazonas⸗ Madeira und La Plata-Paraguay. In ſeinem weiteren Laufe umzieht der klare, grün- liche, waſſerreiche Guaporé den Rand des braſiliſchen Berglandes und bildet die Grenze zwiſchen Braſilien und Bolivia. Unterhalb Beira vereinigt er ſich mit dem gelblichen, noch waſſerreicheren Mamoré zum Madeira. Dieſer hat oberhalb der Stromſchnellen von Guajara eine Breite von 500 —1200 m und fließt in 155 m Höhe ruhig dahin, ſtürzt aber dann über die Riffe von Guajara Mirim hinab. An Nebenflüſſen erhält der Guaporé von Norden keine irgendwie bedeutenden, von Süden den Paraguau und den Baures mit dem Blanco oder Branco, ferner den Itonamas oder San Miguel, einen großen Fluß, alle aus den ſüdweſtlichen Vorhöhen des braſiliſchen Berglandes. Das zwiſchen dem Madeira und dem Araguaya liegende Hochland iſt faſt völlig un— bekannt; auf einer Fläche von mehr als 1 Million qkm, der doppelten Fläche des Deutſchen Reiches, ſind außer einer Route nur die Flußläufe oberflächlich erforſcht worden. Dieſe Haupftflüſſe Zentralbraſiliens, der Tapajos, der Kingu und der Doppelſtrom Araguaya— Tocantins, ſind im Unterlauf durch Stromſchnellen geſperrt und daher für die Erſchließung des Inneren wenig oder gar nicht geeignet. Ihre Quellen liegen teils auf der Chapada von Matto Groſſo, teils auf der Serra Cayapd und ihren nordöſtlichen Fortſetzungen, alſo im Herzen des Erdteils. Der Unterſchied zwiſchen Hoch- und Niederwaſſer beträgt beim Ara— guaya 7—9, beim Xingu oberhalb der Volta 3 —4, beim oberen Guaporé 4,5 —6,5 m. Das Niedrigwaſſer tritt bei den genannten Strömen im Juni und Juli, alſo im Südwinter, ein, das Hochwaſſer im Oktober bis März. Länderkunde, Süb- und Mittelamerika, 3. Aufl. 11 162 Das ungefaltete Land des Oſtens. Der Tapajbs entſpringt mit vielen Quellflüſſen auf dem Hochlande zwiſchen 60 und 55° weſtl. Länge. Unter dieſen Quellflüſſen kommt der 275 m breite Juruana im Weſten von der Serra dos Parecis, der 460 m breite Arinos im Oſten aus der Serra Mazagäo. Nahe 10° ſüdl. Breite vereinigen ſie ſich zum Tapajds, der nun viele Stromſchnellen und den 9 m hohen Salto Auguſto bildet. Dann folgt eine ruhigere Strecke bis zur Mündung des von Oſten kommenden, bis 9° ſüdl. Breite bekannten, im Unterlaufe 500 m breiten Rio Sao Manoel oder das tres Barras, der wahrſcheinlich als Paranatinga (Weißwaſſer) nahe dem Kingu entſpringt. Eine zweite Reihe von Katarakten mit der Cachoeira de Apus ſperrt den Tapajds unter 414° ſüdl. Breite. Der Xingu fließt ebenfalls aus mehreren großen Quelladern zuſammen, einer weſt— lichen, dem 300 m breiten Ronuro (Tafel 6, Abbildung 1), einer öſtlichen, dem 400 m breiten Kuliſehu, und dem kleineren Batovy in der Mitte. Unter 12“ ſüdl. Breite vereinigen ſich dieſe drei Quellflüſſe zum Xingu, der hier 500 m breit iſt, aber bis zu 1000 m breit wird und unter dem 10. Breitengrade den erſten großen, 2—3 m hohen Martius-Katarakt bildet, dem eine Reihe weiterer Fälle und nach einer ruhigeren Strecke unter 8° ſüdl. Breite wieder eine Menge von Stromſchnellen folgen. Auf 400 —500 m verſchmälert und zwiſchen Felſenufern eingeengt, gewinnt der Kingu hier den Charakter eines Bergſtromes. Die Gegend erinnerte K. v. d. Steinen etwas an den Trollhätta, „ſtille, tote Natur, nebelumflorte, ſanft ge— bogene Bergrücken, ſteinwallumgürtete Inſelchen und der Uferzug des Waldes“; die be— nachbarten Höhen betragen dort teilweiſe 200 m über dem Fluſſe. „Zuweilen Bilder wie an einem Schweizer See mit ſteilem Waldufer, das Waſſer flaſchengrün, auch totes, ſteiniges Cachoeira-Terrain mit den dürren Bäumen im Walde.“ Zwiſchen dem 7. und 4. Grad ſüdl. Breite liegt wieder eine ruhigere Strecke; der Fluß iſt majeſtätiſch breit, von vielen Riffen durchzogen, oft nur 1 m tief, der Boden Sand und Fels. Bei Piranhaquara beginnt aber der Abſturz von den äußerſten Stufen des Tafellandes, und der größte Katarakt des Stromes liegt nahe 4° ſüdl. Breite. Erſt unter 3“ hören die Stromſchnellen auf, und der faſt 8 km breite inſelreiche Xing vereinigt ſich mit dem Amazonas bei Porto de Möz. Das öſtlichſte große Stromſyſtem zeigt uns einen Doppelfluß, den Araguaya— Tocantins. Der Araguaya, der zweitgrößte ſüdliche Nebenfluß des Amazonas, iſt größer, waſſerreicher und beſſer ſchiffbar als der Tocantins, deſſen Name aber doch auf das ganze Stromſyſtem übergegangen iſt. Seine Quellen ſind noch nicht beſucht worden. Als Rio Grande entſpringt er auf der Serra Cayapoö, fließt wie der Tocantins im allgemeinen in nördlicher Richtung und nimmt unter 12“ ſüdl. Breite den noch recht wenig bekannten, an- geblich auf 500 km ſchiffbaren Rio das Mortes auf, der unter 16“bſüdl. Breite im Gebiete der gefürchteten Cayapö-Indianer zu entſpringen ſcheint. Bereits vor der Aufnahme dieſes Fluſſes teilt er ſich aber in zwei Arme, welche die große Inſel Bananal umſchließen, und behält dieſe Teilung auf die Strecke von 400 km bei. Von dieſen Armen, Furos, iſt der linke der größere, der rechte verſiegt zuweilen in der Trockenzeit. Nach Vereinigung der beiden Arme bildet der Strom bei der erſten Anſiedelung, Prezidio de Santa Maria, den erſten Katarakt, dem nun eine ganze Reihe weiterer folgen, und bei Sao Joao de Araguaya vereinigt er ſich, 1750 m breit, mit dem Tocantins. Bei Leopoldina, von wo aus der Ara- guaya auf 1000 km mit Dampfern befahren werden kann, beträgt die Breite des Stromes 500—1700 m, die Tiefe 4,7 m. Zur Regenzeit überſchwemmt er weithin die tonigen und mergeligen Ufer. Nebenflüſſe erhält er nur von links, nämlich den Criſtallino, das Mortes, Zentralbraſilien: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. 163 Tapirapé und Tocaiuna⸗Paraupeba, da der nahe Lauf des Tocantins auf der rechten Seite die Ausbildung von Nebenflüſſen erſchwert. Der Tocantins entſpringt mit zwei Quellarmen auf der Serra dos Pyreneos im höheren archäiſchen Gebirge und fließt in nördlicher Richtung; zuletzt macht er eine Schwen— kung nach Weſten, die ihn raſch dem Araguaya zuführt, und erreicht dieſen bei So Francisco mit einem dreiarmigen Delta. Bis Porto Nacional unter 11° jüdl. Breite wird der Tocantins mit Booten befahren, ſeine Breite beträgt aber nur 400 m. Im Unterlauf hat auch er auf einer Strecke von 300 km Katarakte, im Mittellauf wird er unter 12° ſüdl. Breite vollkommen unfahrbar. Auch unterhalb der Vereinigung der Zwillingsſtröme ſtürzt die vereinigte Waſſer— maſſe noch über zahlreiche Stromſchnellen und wird erſt nach Überwindung der Itaboca— Katarakte (27 m Fall auf 10 km) für die Dampfſchiffahrt geeignet. p) Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Über das Klima Zentralbraſiliens liegen Beobachtungsreihen nur von drei Stationen vor und aus dieſen auch nur von wenigen Jahren, ſo daß unſere Kenntnis desſelben auf ſehr ſchwachen Füßen ſteht. Wärmſter Kühlſter Regen . 2 | Jahr | Monat Monat Sn u Cuyaba (15° 36“, 225 m) 26,0° 26,80 23,30 3,50 1425 Araguaya (15° 3“, 490 m). 24,70 26,2° 23,40 3,20 . San Antonio (90 67, 50 m) 25,70 29,40 22,60 6,89 2318 Sieht man von San Antonio an den Stromſchnellen des Madeira ab, jo iſt die Jahres⸗ ſchwankung mit 3—4“ noch gering, aber größer als in gleicher Breite an der Küſte. Das Jahr hat im Mittel 26— 24,5, der wärmſte Monat 26—27°, der kühlſte 22— 23,50 Mittelwärme. Die normalen Werte wird wohl Araguaya bieten, weil Cuyabä mit 225 m Seehöhe um mehrere hundert Meter tiefer liegt als das braſiliſche Hochland. Die wärmſten Monate ſind in Araguaya der September und der März, in Cuyabä der Februar, die kühlſten in Araguaya der Juli, in Cuyabä der Juni. Jedenfalls iſt das Klima Zentralbraſiliens infolge der Höhen kühler, und es treten auch die Friagem de Sao Jodo zu Johannis, für gewöhnlich allerdings erſt im Juli und Auguſt ein. Die Temperaturſchwankungen ſind ſelbſt in dem tief gelegenen Cuyabäã groß, ein Maximum von 40° ſteht einem Minimum von 8° gegenüber, die Differenz beträgt ſomit 320. Es gibt alſo heiße Regenzeiten und kühle Trockenzeiten, und ſelbſt die mitt- lere tägliche Schwankung erreicht faſt 12%. Man hat auf den Chapadas bei Cuyabä die Tem- peratur bis 6° herabgehen ſehen, und in größeren Höhen ſollen Temperaturen unter Null erreicht werden. In Pyrenopolis oder Meia Ponte, alſo in der Breite von Cuyaba, aber m Quellgebiete des Tocantins, ſoll die mittlere Jahrestemperatur 18—20° betragen, aber auch hier kommen ſehr tiefe Temperaturen vor, jo nach Cruls am 12./13. Juli 1892 bei Cataläo in der Fazenda de Marianno dos Caſados —,5°; es iſt daher nicht verwunderlich, wenn zuweilen berichtet wird, daß Reif und Eisbildung die Vegetation geſchädigt hätten. Dieſe ſtarken Abkühlungen werden durch Winde aus dem ſüdlichen Quadranten hervorgebracht, beſonders durch kalte Südweſt- und Südoſtwinde; wahrſcheinlich ſind dieſe nichts anderes als der zur Trockenzeit über den Süden Braſiliens wehende Südoſtpaſſat, der lokal oder durch den Einfluß der Kordilleren Bolivias nach Südweſt abgelenkt wird, oder 11* 164 Das ungefaltete Land des Oſtens. aber ſie entſtehen durch Aſpiration ſeitens der wärmeren äquatorialen Teile Zentralbra⸗ ſiliens. In der Regenzeit treten umgekehrt Nordweſtwinde beſonders häufig ein, entſprechend dem Sonnenſtand über der Südhalbkugel. Das Jahr zerfällt in eine Trockenzeit und eine Regenzeit, nämlich ein Halbjahr mit Regenmangel und Blattfall, Dürre und Sonne von Mai bis September und eins mit tropiſchen Sommerregen von Oktober bis April, in dem beinahe neun Zehntel der Nieder- ſchläge fallen. Im zentralen Matto Groſſo iſt die Dürre während der Trockenzeit ſehr groß. „Der Himmel“, ſagt K. v. d. Steinen, „gleicht einer bläulichen Milchglasglocke. Von den Blättern blinkt der Tau, dem dieſe ſkrofulöſe Natur ihr Daſein ſchuldet; die verkrüppelten Bäume werfen lange, ſchmale Schatten über das braunrötlich verfärbte Gras. Die Luft iſt unbewegt, keine Halmſpitze zittert, man fühlt, wie ſie ſich langſam erwärmt.“ Nach Ehrenreich tritt die Trockenzeit in Matto Groſſo bereits im Mai ein und dauert bis Ende September; in der zweiten Hälfte des Oktober ſetzen die Regen ſtärker ein und halten mit kurzen Unterbrechungen vom Dezember oder Januar bis in den April hinein an. Weiter nach Oſten gegen Goyaz verſchieben ſich dieſe Perioden, die Trockenzeit dauert vom Juni bis zum Oktober. Am unteren Kingu verſchiebt ſich die Regenzeit nach Clauß noch um einen weiteren Monat, Januar bis Juni, ſo daß alſo hier regelmäßige Herbſtregen fallen, denen wahrſchein— lich eine Frühjahrsregenzeit zuzugeſellen iſt. Danach wären wir hier bereits in das Gebiet mit doppelter Regenzeit gelangt. Zugleich hören die Kälterückfälle auf oder nehmen doch wenigſtens ab, und das Klima wird nach und nach heißtropiſch. Es muß daher anſcheinend das Klima des nördlichen Zentralbraſilien von dem des ſüdlichen unterſchieden werden; letzteres hat ſcharf geſchiedene einmalige Regenzeit und Trockenzeit mit ſtarken Temperatur- gegenſätzen, erſteres wahrſcheinlich zwei Regenzeiten und gleichmäßigere Wärme während des ganzen Jahres; die Grenze liegt etwa unter 12° ſüdl. Breite. Die Regenmenge des Jahres beträgt zu Cuyaba nur 1425 mm, der regenreichſte Monat iſt der Januar mit 270, der trockenſte der Juli mit 4 mm. Die Vegetation ſetzt ſich aus drei Beſtandteilen zuſammen, die ineinander eingreifen, den Campos, dem Caatingawald und dem tropiſchen Urwald. Ein jeder Waſſerlauf pflegt von Urwaldſtreifen begleitet zu werden, eine jede Chapada aber trägt die Campos⸗ vegetation. Überdies entwickeln ſich alle die verſchiedenen Übergangsformen zwiſchen Grasflur und Wald, die wir als Sertäo, Capdes, Cerrados, Capoeiras kennen; ferner bleibt der Charakter der Campos nicht überall derſelbe, indem fie bald Sträucher, bald Bäume auf- nehmen, bald reine Grasfluren ſind, und ſchließlich macht ſich in der Vegetation auch die Ausdehnung Zentralbraſiliens über 12 Breitengrade geltend. Größere, von Waſſerläufen unabhängige Urwaldkomplexe beſtehen an den weſt⸗ lichen Hauptabhängen des großen Plateaus, in Matto Groſſo an den Quellen des Sao Lourengo, in Goyaz am Anſtieg zur Serra dos Marecos, beſonders aber in dem ausgedehnten, von Meia Ponte bis gegen Rio Claro, ſüdlich von der Serra Dourada, ſich hinziehenden „Dichten Walde“, Matto Groſſo, von Goyaz, der freilich jetzt an den Straßen ſchon ſehr ge— lichtet iſt. Hier erheben ſich mächtige, ſäulenartige Stämme, darunter der Jatoba (Hymenaea courbaril), die Mimoſee Cordia cuyabensis und die Inga edulis, umſtrickt von Lianen und Kletterpalmen. Bambusdickichte und ſtachelige Mimoſen bilden das Unterholz. Charakte⸗ riſtiſch für alle Wälder des Inneren iſt wegen der Trockenheit ihre Armut an Epiphyten. Zentralbraſilien: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. 165 In großer Menge und Üppigkeit tritt dagegen eine der ſchönſten Palmen Braſiliens, die Oaguazu (Attalea spectabilis), in dieſen Bergwäldern auf. Der Uferwald der Flüſſe erſtreckt ſich am Araguaya-Tocantins flußaufwärts bis 170 ſüdl. Breite, am Tapajös bis etwa 13° ſüdl. Breite und unterſcheidet ſich nur wenig vom Urwald Amazoniens, in den er an den Unterläufen der Ströme unbemerkt übergeht. Die Bertholletia excelsa bildet nach Ehrenreich am Araguaya ſüdwärts bis Sao Joao größere Beſtände, die Kautſchukbäume gedeihen nur bis Alcobaga. Die Aſſahypalme (Euterpe oleracea) trifft man bis Säo Vincente, während die ebenfalls amazoniſche Javarypalme (Astrocaryum Jauary) den 9. Grad erreicht. Noch weiter ſüdlich ſieht man am häufigſten die Oaguazupalme, während die Buritipalme (Mauritia vinifera) und die Akuripalme (Attalea princeps) ſeltener am Araguaya ſelbſt als vielmehr auf dem Hochlande Haine bilden, am unteren Flußlaufe freilich in ungeheueren Beſtänden gedeihen. Auch die Inajäpalme (Maxi- miliana regia) und die Maraja genannte Bactris setosa begleiten den Lauf des Araguaya noch eine Strecke weit ſüdwärts. Der Wald verzweigt ſich mit dem Netz der Waſſerläufe, indem er an ihren Ufern emporſteigt, ſchrumpft aber dabei zu einem Galerie wald zuſammen. Je ſchmäler der Bach wird, deſto mehr überwiegen die Buritizaes, aber gegen die Quellen der Bäche löſen ſich auch dieſe Haine auf, die Palmen ſtehen nur vereinzelt, und jo erreichen wir die Cam— pos. Einen anderen Übergang zu den Campos bilden die Caatingawälder, nämlich da, wo der Boden nicht mehr das ganze Jahr hindurch genügend durchfeuchtet iſt; ſie haben ein Unterholz in Geſtalt von Hecken ſtacheliger Mimoſen und Bromelien und ſchlanker, zäher, dünner Schlingpflanzen. Auf dem Übergangsgebiete zwiſchen Caatingas und Campos ſind Bäume und Sträu— cher durch große, harte, während der Dürre abfallende Blätter ausgezeichnet; allmählich aber ändert ſich die Baumvegetation, und die Grasflur herrſcht vor; über dem rötlichen Lehm— grunde und weißen Sande breitet ſich ein Teppich graugrüner, haariger Grasbüſchel aus, beſonders Paspalum-Arten, aber die Gräſer erreichen meiſt kaum Im Höhe. An manchen Stellen bedecken Ananasbeſtände weithin den Boden, an anderen Mimoſeen, vorwiegend Acacia dumetorum, Myrtazeen uſw., eine Buſchvegetation (Carrascos) bildend; auf Sumpfboden gedeiht eine immergrüne Vegetation (Pantanales), meiſt im Überſchwem— mungsgebiet der Flüſſe und dann vielfach aus Palmen beſtehend, ſonſt weſentlich aus Myr— tazeen zuſammengeſetzt. Die Palmen treten in den Campos überhaupt zurück, und manche hervorragende Art, wie die Copernicia (Corypha) cerifera, überſpringt geradezu die trockenen hohen Campos und tritt erſt im Gran Chaco wieder auf. Bilden die Campos ein Gemiſch von Grasfluren mit verkrüppelten Bäumen oder auch von Geſträuchklumpen und Buſchwäldchen, jo werden ſie Sertäo genannt. „Meilen— weit ſieht man“, wie Paul Ehrenreich berichtet, „nichts als verkrüppelte Bäumchen mit auf— fallend gewundenen Stämmen, dicker, borkiger Rinde und rauhen, graugrünen Blättern, dazwiſchen kleine Palmen, wie Cocos campestris, die Patipalme Syagrus botryofera und andere, ferner kugelige Kakteen und dürre Gräſer. Beſonders ſeltſam erſcheinen bis 1,5 m hohe, morgenſternartige Stauden der Gattung Paepalanthus ſowie die kronleuchterartigen, im Frühjahr mit prächtigen weißen und violetten Blüten gezierten Baumlilien.“ Bietet der Camp ſchon in der Regenzeit einen wenig üppigen Anblick dar, ſo iſt er zur Trockenzeit meiſt von erſtaunlicher Ode und Einförmigkeit. „Zahlreich“, ſchreibt Karl v. d. Steinen, 166 Das ungefaltete Land des Oſtens. „liegen welke Blätter auf dem Boden. Nicht wenige Bäume ſind nackt und kahl, von anderen ſtehen nur noch die dünnen Stümpfe.“ Noch elender iſt die Vegetation in den Queimados, Brandflächen, die durch ſpontane, aber häufiger durch abſichtliche Brände entſtehen. Die Höhen über 1300 m werden durch die geſellig wachſenden Liliazeenbäume Vellosia und Barbacena bezeichnet. Von Nutzpflanzen werden in den tiefgelegenen Flußtälern Zentralbraſiliens alle feuchttropiſchen angebaut, jedoch in ſehr geringer Menge. Auf den Hochflächen gedeiht bereits der Weizen, neben Tabak und Zucker auch Kaffee. Eine Ilex Art, Ilex affinis, gibt einen trinkbaren Tee, eine kleine knotige Melaſtomazee, der Pao de papel (Tibouchinia papyrifera), Papier, zahlreiche Medizinalpflanzen, Koka, Saſſafras, Ipekakuanha, Icicariba, ein Balſambaum, Arzneien, die Bäume Jacaranda, Jatoba und viele bisher unbenutztes Holz. Die Tierwelt Zentralbraſiliens iſt noch wenig bekannt. Savannen- und Waſſer⸗ tiere (vgl. S. 175 und 144) herrſchen vor. () Bevölkerung und Beſiedelung. Zentralbraſilien beherbergt noch eine Anzahl von Stämmen, die auf ſehr primitiver Kulturſtufe ſtehen. Von Karaiben hat ſich der 1884 von Karl v. d. Steinen gefundene Stamm der Bakairi (vgl. S. 81) rein erhalten. Heute zerfallen die Bakairi in wilde und zahme. Der materielle Kulturbeſitz der erſteren iſt ſehr gering, die letzteren, an den Quellen des Paranatinga und Arinos, tragen europäiſche Kleidung und pflanzen Mais, Maniok, Bohnen, Reis, auch Tabak und Zucker, durchbohren aber noch Ohrläppchen und Najen- ſcheidewand. Am Kuluene ſitzen die Nahuquä, am Zuſammenfluß des Guaporé mit dem Baures die Palmella, 400 an der Zahl, mit einer dem Makuſchi Guayanas ähnlichen Sprache. Endlich gehören zu den Karaiben die Yaruma am Paranayuba, die vielleicht mit den Yuma identiſchen Arära zwiſchen dem unteren Kingu und dem Madeira ſowie die Apiakä am unteren Tocantins. Nach der Anſicht K. v. d. Steinens ſollen in dieſen Gegenden die Urſitze der Karaiben liegen. Zu den Aruak find die Parecis und Kabiſchis an den Quellen des Tapajös zu rechnen. Die Parecis ſind infolge des Einfluſſes der braſiliſchen Bergleute von Diamantino bereits halb ziviliſiert, ſammeln jetzt Ipekakuanha in den Wäldern und verkaufen Hänge- matten und Körbe an die weißen Anſiedler. Am Guaporé und Baures ſitzen die Baure, am Kingü die Waurä und Mehinaku ſowie die Kuſtenau. Dieſe ſind mittelgroße Leute von kräftigem Körperbau; die Männer ſind auf dem Rücken, die Frauen an den Oberarmen täto⸗ wiert, den Vorderkörper und die Mitte des Geſichts ſchwärzen ſie bisweilen mit öligem Ruß. Tupi ſitzen von den Xingüquellen nach Nordoſten, nämlich die Kamayurä, Tapi- rapé und Guajajara, letztere ſchon an der Grenze gegen Maranhäo. Sie haben gleich- artige Sprachen und bilden den Übergang zu den Küſtentupi. Am unteren Tocantins hauſen in den Urwäldern die noch faſt ganz unbekannten Stämme der Pacaya und Ja— cundä ſowie die Anta oder Tapiranya. Alle dieſe gehören, wie auch die Apiakä des mittleren Tapajbs, zu den reinen Tupi. Demgegenüber ſind die unreinen Tupi zwar weniger zahlreich an Stämmen, wohl aber bedeutender an Volkszahl und Macht. Man rechnet jetzt dahin die Auetö und Manitſaua am oberen, die Yuruna am mittleren king und die Mundurukü am Tapajds, früher am Madeira. Die Puruna ſcheinen ſeit der Mitte des 19. Jahrhunderts vom 3. bis 8. Grad ſüdl. Breite flußaufwärts gezogen zu ſein. Ihre Zentralbraſilien: Bevölkerung und Bejiedelung. 167 Dörfer beſtehen aus kunſtloſen Strohhütten, die von allerlei gezähmtem Getier belebt ſind. Ihre Körpergröße iſt gering, die Naſe gebogen, Augenbrauen und Schläfenhaare ſind raſiert, die Wimpern ausgeriſſen. Sie tragen ſchöne, meiſt grüne Federhauben und als Waffen vier— kantige Bogen von 2 m Länge mit leichten Pfeilen; ihre Kanus können bequem bis zu zehn Perſonen aufnehmen. Die Nahrung der Yuruna bejteht weniger in Fiſchen als in Vege— tabilien, Bananen, Mais, Maniok, Bataten, Mamon, Nüſſen uſw. Die weſtlichen Ges ſind die von Karl v. d. Steinen 1884 gefundenen Suyä am mittleren Xingu. Sie ſind ſchlank, kräftig, von gelblicher Farbe, haben eine hohe Stirn, ſchmale gerade Naſen, ſpärlichen Bartwuchs und tragen Lippenpflöcke und Ohrrollen. Die Kleidung der Männer beſteht faſt nur aus Kopfbinde und Federſchmuck, die Waffen ſind ſchwere platte, 140 em lange Keulen, Lanzen, Bogen und Pfeile. Ihre Hütten find bienen- korbähnlich, ihre Geräte anſehnlich. Die Suyä werden auch als weſtliche Cayaps be- zeichnet, gegenüber den nördlichen und ſüdlichen Cayapö, von denen die erſteren am unteren Araguaya, am Tocantins und bis weit nach Maranhäo hinein, die letzteren zwiſchen dem Parana und dem oberen Araguaya im Sertäo von Camapuan wohnen. Die nördlichen Cayapo ſind auf dem rechten Ufer des Tocantins bereits angeſiedelt, während die freien Cayapö nur ſelten in die Dörfer kommen. Sie wurden im Weſten des mittleren Araguaya 1908 von F. Krauſe genauer erforſcht. Unter dem Namen Chavantes und Cherentes ſind die Akuä bekannt. Nach Ehrenreich wurden ſie an den Ufern des Tocantins, wo ihre Sitze zur Zeit der Entdeckung waren, allmählich gezähmt und angeſiedelt. Weſtlich des Araguaya aber leben noch heute die wilden Akuä am Rio das Mortes, ein bisher noch ganz urſprünglicher Stamm, der von jeher im Ruf der Streitluſt und Gewalttätigkeit ſtand. Sie ſind ſchön von Geſtalt, von ſehr heller Hautfarbe und hoch gewachſen. Auch die Borord zwiſchen dem Rio Cuyabä und dem Paranahyba können den Ges— Völkern noch zugerechnet werden. Sie ſind ausgezeichnet durch ihre Körpergröße und treiben vorwiegend Jagd und Fiſcherei, aber weder Schiffahrt noch Ackerbau. Auch kennen ſie die Hängematte nicht, wohl aber verſtehen ſie kunſtreiche Schmuckſachen und Waffen anzufertigen. Unſicherer Zugehörigkeit und iſoliert in ihrer Sprache ſind die Karayä und ihre Unterabteilungen, die Shambiſa und Savajé, d. h. Wilden, beide an der Inſel Bananal des Araguaya. Sie erinnern in ihrer durch prachtvolle Feder- und Flechtarbeiten aus⸗ gezeichneten verhältnismäßig hohen Kultur an die Stämme Guayanas, mit ihren Masken— tänzen an die durch den Duk-Duk bekannten Bismarck-Inſulaner. Ihre Zahl iſt ziemlich bedeutend, 3—4000, ſie wohnen in etwa 20 Dörfern. Schiffahrt und Fiſcherei ſind die Hauptbeſchäftigungen, der Ackerbau iſt gering. Endlich mögen noch die Trum ai am oberen Kingu erwähnt ſein, deren Männer klein, häßlich und krummbeinig ſind, während die Weiber in der Jugend oft hübſch und daher Gegenſtand der Beutezüge der Suya jind. Die Beſiedelung. Die nichtindianiſche Bevölkerung beſteht zum Teil aus Farbigen, beſonders in Matto Groſſo, zum Teil aus Miſchlingen zwiſchen Indianern, Ne— gern und Weißen, ferner aber aus Weißen, den Nachkommen der ſeit 1680 eingewanderten Pauliſtaner (vgl. S. 20). Von den erſten Anſiedelungen haben ſich Diamantino und Villa Bella oder Matto Groſſo ſowie Goyäaz zeitweiſe zu volkreichen Städten entwickelt; die Stadt Matto Groſſo ſoll 20000 Einwohner gehabt haben. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts aber gaben die Minen nicht mehr den gewünſchten Ertrag; ganz Zentralbraſilien geriet 168 Das ungefaltete Land des Oſtens. in argen Verfall, die Anſiedelungen verſchwanden, der Handel ging völlig zurück, die wenn auch beſchwerlichen Verkehrswege auf den Flüſſen, z. B. dem Guaporé-Madeira und dem Tapajbs, ſowie die Landwege verfielen, und der Rio Paraguay wurde durch Paraguays abſchließende Politik geſperrt. Erſt nach der Niederwerfung Paraguays im Kriege von 1865 bis 1870 iſt ein Aufſchwung aus dieſen traurigen Verhältniſſen eingetreten, aber faſt nur im Gebiet von Cuyabaͤ. Denn man darf nicht vergeſſen, daß hier die einzige Ausgangspforte aus dem Inneren beſteht, die ohne große Schwierigkeiten zu paſſieren iſt; alle von Cuyabaͤ entfernter gelegenen Gebiete ſind nach wie vor tot. Eine Beſſerung iſt erſt zu erwarten, wenn die beiden großen Eiſenbahnbauten vollendet fein werden, die Corumbaͤam Paraguay mit dem Parana und Sao Paulo und ferner einen Punkt am Araguaya, wahrſcheinlich Leopoldina, mit Goyaz und Cataläo verbinden ſollen. Sie werden den Süden und Oſten Zentralbraſiliens auſſchließen, während für den Norden eine Bahn von Alcobaga am To— cantins nach dem nördlichen Endpunkt der Schiffbarkeit des Araguaya geplant iſt. An der erſtgenannten Bahn wird bereits eifrig gearbeitet, ſo daß der Zuſammenſchluß der vom Paraguay und vom Parana ausgehenden Strecken in wenigen Jahren zu erwarten it. Einſtweilen iſt die Beſiedelung von Matto Groſſo und Goyaz noch äußerſt gering, und die natürlichen Hilfsquellen in beiden Staaten find erſt noch zu entwickeln. In Matto Groſſo hat die Vernichtung des Bergbaues die Arbeitskräfte aus dem Lande getrieben. Gold, Kupfer, Eiſen ſind ohne Zweifel reichlich vorhanden, werden aber zurzeit nicht ab- gebaut. Auch Diamantengruben würden bei beſſeren Verkehrswegen wohl wieder geöffnet werden können. Kakao, Vanille, Kautſchuk und Ipekakuanha ſind die Produkte des Waldes, nahe Cuyabaͤ gedeiht etwas Kaſſee, und am Miranda und Coxipo bieten große Wälder von Mate (Ilex paraguayensis) gute Ausſichten für die Zukunft. Auch das Zuckerrohr gibt vor— zlgliche Ernten, doch fehlt es an Händen und Geld zu umfangreicherem Betriebe. In den Militärkolonien werden Mais, Reis, Zucker, Maniok und Bohnen gepflanzt. Größere Aus— ſichten auf Blüte dürfte die Viehzucht haben, da die ungeheueren Campos Platz für rieſige Herden bieten und das Gewerbe weniger Arbeitskräfte erfordert als der Ackerbau. Nach N. b. Ihering werden die Eſtancias in Matto Groſſo nach sesmarias = 13330 ha gerechnet, und viele haben eine Fläche von 3—20, die der Familie Malteiros am Paraguay ſogar 60 70 sesmarias, alſo bis zu 900000 ha, auf denen 80000 Stück Vieh leben. Vieh iſt daher auch der wichtigſte Ausfuhrgegenſtand von Matto Groſſo, und dazu kommen Herva Mate, Häute, Drogen, Diamanten, etwas Gold, am Amazonas das Guarana, eine ein gutes Getränk gebende, aus dem gepulverten Samen der Paullinia sorbilis gewonnene Paſte. Die Aus— fuhr aus Matto Groſſo, hauptſächlich alſo von Cuyabä, hatte 1910 immerhin den Wert von 6167000, die Einfuhr dahin von 5633000, der Handel von 11800000 Mark, jo daß Matto Groſſo die neunte Stelle in der Handelsliſte der braſiliſchen Staaten einnahm. Der ganze Norden enthält nur winzige Anſiedelungen von Indianern und einigen Weißen an den Ufern der Flüſſe, ein paar Hurung-Dörfer am Kingu, ſpärliche Siedelungen am Madeira, darunter San Antonio, den Ausgangspunkt der Eiſenbahn zur Umgehung der Stromſchnellen, und Guajara-mirim, deren Endpunkt. Am Tapajbös beſtehen meiſt nur ver— ſtreute Einzelhäuſer, die volkreichſte Siedelung iſt die des Auguſto da Coſta mit 40 Be— wohnern. Am Alto Tapajds lebten 1895 nach Coudreau nur 74, am Rio Sao Manoel 152 ziviliſierte, im ganzen am Tapajös oberhalb Itaituba nur 1680 ziviliſierte Bewohner, außer— dem 1460 Mundurukü und 100 Apiakä. Nur zwei Sammelplätze hat die Bevölkerung in Zentralbraſilien: Bevölkerung und Beſiedelung. 169 Matto Groſſo, am oberen Guaporé und am oberen Cuyaba. Am oberen Guaporé war Villa Bella oder Matto Groſſo ſeit 1737 eine rege Bergſtadt, jetzt iſt es ein elendes Dorf von kaum 1000 Einwohnern; berüchtigt wegen ſeiner Fieber, würde es ſich ohne den hineingeleg— ten Militärpoſten wohl ganz auflöſen. Am oberen Paraguay treibt Säo Luiz de Cäceres, früher Villa Maria, lebhafte Viehzucht und beſitzt auch Eiſenerzlager. Am Säo Lourengo hat die Regierung ſeit 1875 ſechs Militärkolonien zur Förderung des Ackerbaues angelegt, darunter Sao Lourengo. Die alte Bergſtadt Diamantino iſt jetzt verfallen. Am Rio Cuyabä liegen Roſario und Cuyabä. Cuyaba entſtand am Anfange des 18. Jahrhunderts aus einer Goldwäſche im Gebiete der gleichnamigen Indianer und gedieh leidlich; 1820 wurde es an Stelle von Villa Bella Hauptort der Provinz, entwickelte ſich aber erſt ſeit der Begründung der Dampfſchiffahrt auf dem Paraguay und iſt ſeit 1833 auch Biſchofsſitz. 1817 hatte es nur 2000, heute angeblich 34000 Bewohner, meiſt Farbige. Die Häuſer ſind aus Lehmziegeln aufgeführt und mit Ziegeln gedeckt, ſehen aber trotz ihrer Armlichkeit ſauber und gut aus, die Straßen ſind hügelig, das Pflaſter halsbrechend. Am Rio Miranda liegt inmitten von Matéwäldern Miranda. Corumbä wird nach Eröffnung der Bahn wichtig werden. Im Staate Goyaz iſt bisher vorzugsweiſe Viehzucht betrieben worden, die auf dem ſtellenweiſe ſalzigen Lehmboden recht ausſichtsvoll iſt, aber ſehr primitiv ausgeübt wird; immerhin werden, im Gegenſatze zu Matto Groſſo, Pferde und Maultiere gezüchtet und für 40—80 Mark nach Matto Groſſo verkauft. Ausgeführt werden Häute ausſchließlich nach Parä. Der Ackerbau genügt nach Paul Ehrenreich „kaum für den eignen Bedarf; ex— portiert wird nur Tabak, der hochgeſchätzt iſt. Kaffee gedeiht vortrefflich, und ſeine Kultur iſt in den ausgedehnten Walddiſtrikten der ſüdlichen Hochebenen noch bedeutender Entwicke— lung fähig“; Zucker wird ebenfalls angebaut und verarbeitet. Die Induſtrie beſchränkt ſich auf Herſtellung von Zigaretten, Butter, Käſe, Zucker, Getränken. Der Bergbau kann erſt nach Eröffnung beſſerer Verkehrsmittel lohnen, wenn auch heute bereits Mineralien aus— geführt werden, z. B. Aſbeſt und Pyroluſit. Die reichſten Goldminen liegen teils in der Nähe der Hauptſtadt bei Anicuns, Rio Claro, Ouro fino und Santa Rita, teils auch im Norden und Weſten bei Pilar, Boa Viſta, Bomfim und endlich am oberen und mittleren Tocantins, wozu neuerdings noch der Rio Bonito, der obere Araguaya und der Cayapofinho getreten find. Überdies kommt Gold im Canga, im Flußſand und im Schutt der Berggehänge vor, meiſt aber in Quarzgängen im Glimmerſchiefer, Diamanten bei Agua Suja in Minas, doch findet keine rationelle Aus— beute ſtatt. Sehr reines Eiſenerz erſcheint in einer Mächtigkeit bis zu 30 m im Tonſchiefer und Sandſtein, Kaolin bei Cataläo, ferner Serpentin und Marmor. Leider entbehrt Goyäz noch völlig einer günftigen Verbindung nach der Küſte. Um 1900 brauchte der Poſtreiter vierzehn Tage bis zur nächſten Eiſenbahnſtation Überaba; heute iſt Cataläo von der Eiſenbahn erreicht, und deren Fortſetzung über Goyaͤz nach Leopol— dina ſteht in Ausſicht. Die beiden Ströme ſind durch Stromſchnellen geſperrt. Für den Araguaya hat man 1868 einen Dampfer vom Piquiry über Land nach Itacaiu gebracht, worauf dann zwei andere von Para aus folgten. Zurzeit beſteht noch das merkwürdige Verhältnis, daß die Anwohner des Araguaya ihre Waren von Süden, die des oberen Tocan— tins fie durch die Tocantins⸗-Dampfer von Norden beziehen. Der wichtigſte Einfuhrartikel aus Parä iſt Salz, während nach Para Ochſenhäute, Vieh, Hühner und Paränüſſe geſchafft werden. Die Ausfuhr von Goyäͤz beſteht aus Erzen, Vieh, Häuten, Tabak und Paränüſſen. 170 Das ungefaltete Land des Oſtens. Die Siedelungen ſind meiſt klein. Am Araguaya iſt Leopoldina als Endpunkt der Dampfſchiffahrt der wichtigſte Ort, befindet ſich aber im Verfall; nahe der Nordgrenze liegt Prezidio de Santa Maria. Viel beſſer beſiedelt ſind die Ufer des Tocantins von Säo Jodo und Sao Francisco an der Nordgrenze über Imperatriz, Porto Franco, Boa Viſta, Caro- lina, Pedro Affonſo, Thereſa Chriſtina nach Porto Nacional. Mehrere dieſer Orte gehören jedoch zu Maranhäo, beſonders Carolina. Viehreichtum zeichnet dieſe Gegenden aus. Auf dem Hochland liegen Flores, Fortas und Formoza ſowie Meia Ponte oder Pyrenopolis. Die einzige Stadt von Bedeutung in dieſem Staat iſt die Hauptſtadt Villa boa de Goyäz mit 13500 Einwohnern. „Maleriſch im tiefen Talkeſſel am ſchmalen, aber reißenden Rio Ver— melho gelegen, trägt ſie“, nach Ehrenreich, „denſelben Charakter wie alle kleinen braſiliſchen Binnenſtädte. Die Häuſer, zum guten Teil mit Marienglasfenſtern, ſind ein-, höchſtens zweiſtöckig und blendendweiß getüncht, in ihrer dürftigen inneren Ausſtattung die große Entfernung des Ortes von der Welt der Dampfſchiffe und Eiſenbahnen bekundend.“ Im äußerſten Süden liegt, ſchon auf dem Gebiet von Matto Groſſo, Santa Anna de Paranahyba, ein weltferner Grenzplatz nahe der Mündung des Mogy Guazuͤ. Der bolivianiſche Anteil. Zu Zentralbraſilien iſt ſeiner Entſtehungsgeſchichte nach auch noch das zu Bolivia gehörige Land zwiſchen dem Paraguay und Mamore einerſeits, dem San Miguel anderſeits zu rechnen; denn geologiſch und orographiſch iſt es eine Fortſetzung der braſiliſchen Maſſe, hydrographiſch gehört es zum Syſtem des Madeira, der äußerſte Süden mit dem Rio Otuquis zum Paraguay. Die Höhenzüge überſchreiten meiſt 600 m nicht, nur ausnahmsweiſe ſteigt ein Gipfel bis 900, der Cerro Chochii bei San Joſé zu 1100 m an. Das Klima zeigt dieſelben Grundzüge wie das Zentralbraſiliens; nach Herzog fällt die Temperatur bei Santiago zuweilen auf 0°, und es bildet ſich Reif. Die Vegetation iſt ein Gemiſch von Grasfluren und verkrüppelten Bäumen, wie auf den Campos. Die Einwohner ſind Nachkommen der von den Jeſuiten im 18. Jahrhundert angeſiedelten Chiquitos, Gua— rayos und Mojos. Leider ſind die Siedelungen ſeit der Austreibung der Jeſuiten um 177 verfallen, und die Bevölkerung hat ſich zerſtreut. Heute leben auf dieſem zu den Departa- mentos Santa Cruz und Beni gehörigen Hügellande kaum 20000 Menſchen, die wegen un— genügender Beſtellung der Felder oftmals Hunger leiden. Die Ortſchaften ſind daher klein, Santiago hat nur 600 Einwohner. Eine Ausnahme machen die Kaffee, Kakao, Zucker, Baum⸗ wolle pflanzenden Dörfer San Pablo, Yaguarä, Urubicha und Yotau ſowie der Hauptort Aſuncion (1200 Einwohner), alle am mittleren Rio San Miguel. 2. Nordoſtbraſilien. Nordoſtbraſilien iſt von allen ſüdamerikaniſchen Landſchaften Afrika am nächſten gelegen und beſitzt auch eine Anzahl von Eigenſchaften, die es den afrikaniſchen Gebieten in vieler Beziehung nähern. Die Zerſplitterung in kleine Landſchaftsgebiete, deren jedes eine beſondere politiſche Einheit bildet, das trockene Klima, der Mangel eines großen Strom— gebietes, das Vorkommen von Varietäten der afrikaniſchen Weinpalme (Raphia vinifera) und der hohe Prozentſatz an Negern in einzelnen ſeiner Staaten erinnern ſtark an Afrika. Über die Begrenzung Nordoſtbraſiliens ſind verſchiedene Anſichten möglich. Gegen Zen— tralbraſilien bilden die Serras das Coroadas, Mangabeira, Vermelha und Gurgueia, die Waſſerſcheide gegen den Tocantins und den Sao Francisco, eine geeignete Grenze; im Nor- den iſt der Grenzfluß gegen Parä, der Rio Gurupy, dazu paſſend, aber im Süden beſtehen Nordoſtbraſilien. 171 Zweifel. Die Waſſerſcheide gegen den Rio Sao Francisco zieht in Form der Serras do Piauhy und dois Irmäos zwiſchen Piauhy und Bahia-Pernambuco, aber das trockene Klima und die Vegetation bleiben auch in Pernambuco ähnlich, da hier die Campos des Inneren die Küſte erreichen und erſt ſüdlich vom Rio Säo Francisco wieder Küſtenwälder erſcheinen. Da außerdem die Waſſerſcheide nördlich des letzteren nur ſchwach ausgeprägt iſt und auch Pernambuco und Alagoas wirtſchaftlich den Landſchaften Nordbraſiliens gleichen, die Zucker, Baumwolle, Reis, Tabak bauen, im Inneren Viehzucht, aber wenig Bergbau treiben, während der Kaffeebau hier noch keine Rolle ſpielt, ſo ſchließe ich Pernambuco und Alagoas mit ein. Da die Oberflächengeſtalt es nicht zur Ausbildung eines einheitlichen Strom— gebietes kommen läßt, ſo iſt Nordoſtbraſilien auch politiſch zerſplittert. Es nehmen an Nord— oſtbraſilien teil: Staaten OKilometer Einwohner Dichte CCCCCCPCC er as 459 884 600000 1,3 e a ee ann 301797 450000 1,5 FFF 104250 1000000 9 Nie Grande do Norte 57485 480.000 8 BORUBHDaEEN ET re 9. 74731 650000 8 Penn rk: 128 395 1650000 12 ee a ED ER 58491 800 000 14 Nordoſtbraſilien 1913: 1185033 5630000 5 Nordoſtbraſilien hat alſo die Größe von Colombia, iſt aber etwas ſtärker bevölkert. Vom Amazonas gegen den Sao Francisco nimmt die Beſiedelung deutlich zu, aber die mittlere Volksdichte überſteigt doch noch nicht 5. Ohne Pernambuco und Alagoas hätte Nordoſtbraſilien auf 1000000 qkm 3180000 Einwohner, alſo eine Volksdichte von nur 3. Das Land. Die phyſiſche Geographie von Nordoſtbraſilien iſt noch wenig bekannt. Ein Grundgebirge von Granit, Syenit, Gneis und kriſtalliniſchen Schiefern iſt im Inneren mit Sedimentgeſteinen bedeckt, beſonders im Parnahyba-Becken, das eine großartige Sand— ſteinbildung der Kreidezeit it. Auch in Ceara tritt Jura und Kreide auf, und zwiſchen Pernambuco und Parahyba erreicht die Sandſteinformation die Küſte; endlich zeigt ſie ſich in den Provinzen Pernambuco und Alagoas am Rio Sao Francisco. Tertiäre und quartäre Bildungen umſäumen die Küſte vom Amazonas bis gegen Natal und wieder zwiſchen Per— nambuco und der Mündung des Rio Sao Francisco. Die Verwitterung greift 10 —20 m tief, und der Boden iſt im Sertäo von Ceara weithin mit Quarz bedeckt. Die der Kreide zuge— hörigen Gebiete laſſen auf ihrer Oberfläche oftmals Salzausſcheidungen erkennen, die für die Entwickelung der Viehzucht in Maranhäo, Piauhy und Ceara ſehr wichtig geworden ſind. Daneben kommen Gips, Alaun, Ocker, Salpeter vor. Im übrigen ſind die Nordoſt— ſtaaten nicht reich an nutzbaren Erzeugniſſen des Bergbaues. Das Kupfer von Maranhäo wird noch nicht ausgebeutet, in Cearä finden ſich Eiſenlager am Rio Cangatt, Gold und Amethyſte im Glimmerſchiefer. Die Orographie des nordöſtlichen Braſilien iſt noch wenig aufgeklärt. Im ganzen liegt wohl ein welliges Hügelland vor, aus dem einzelne Ebenen und ausgeprägte Höhen— züge hervortreten. Die Ebenen erſtrecken ſich beſonders im Becken des Parnahyba und fallen hier anſcheinend mit der Ausdehnung der Kreideformation zuſammen; ſomit erfüllen ſie auch den Weſten von Cearä und den Süden von Maranhäo, namentlich aber Piauhy. Es ſcheint jedoch, als ob dieſe Ebenen in Form von Tafeln gegen die Waſſerſcheiden aufſtiegen 172 Das ungefaltete Land des Oſtens. und hier und da dieſe ſelbſt bildeten. Wahrſcheinlich nimmt die Ebene den größten Teil der ſogenannten Serras auf der Waſſerſcheide ein, die Serras da Cinta, das Coroadas, do Negro, das Mangabeiras und Gurgueia, Höhen von 800-1000 m, die nur wenig über das benachbarte Land emporragen. Was von dieſen Serras zu halten iſt, zeigt deutlich Martius' Übergang über die Serra dois Irmäos. Faſt unmerklich überſchritt der Reiſende ein niedriges Joch, Boqueiräo, zwiſchen flachen, mit Kakteen beſtandenen Hügeln, in 400 m Höhe. Er nennt die Waſſerſcheide ſelbſt ein breites, ſanft anſteigendes Tafelland. Anſcheinend teilt ſich die Serra dois Irmäos bei Ouricury in zwei Aſte, deren nördlicher als Serra Arari, Serra da Miſſäo, Serrania und Serra Grande das Meer an der Mündung des Parnahyba erreicht; er trennt deſſen Stromgebiet und damit Piauhy von dem Syſtem des Jaguaribe in Cearä. Der ſüdliche Aſt hat größere Höhen als der ganze übrige Nordoſten; bei Triumpho ſind die Berge über 1000 m und bei Brejo ſogar 1200 m hoch; hier ragt das archäiſche Grundgebirge aus den Kreideſedimenten hervor. Überhaupt wird die Landſchaft bei der Annäherung an die Küſte friſcher und ab— wechſelungsreicher. Von Parahyba nach Rio Grande do Norte zieht eine Stufe des ar— chäiſchen Gebirges unter dem Namen Serra Borborema, und durch Cearä verlaufen weitere Terraſſenränder als Serra do Machado und Serra Boticario. Nach F. Katzer haben die 700—900 m hohen Granit- und Gneisgebirge im Inneren von Cearä ſanft gewölbte Kuppen auf breiten Sockeln, aber keinen deutlichen Kamm. Der größere Teil des Landes it flachwelliger Sertäo von 150 m Höhe, über den 100 —200 m hohe Berge aus Syenit, Granit und Gneisgranit hervorragen. Obwohl ihre Höhe über der welligen Hochfläche nicht bedeutend iſt, wirken ſie doch wegen ihrer Glockenform und ihrer Schroffheit maleriſch und großartig. Ihre Formen ſind Grate, Türme, Zinnen, Mauern, und die Eroſion hat ihnen Karren, Pfannen, Becken, Wannen und Keſſel eingeprägt, die ihnen ein ungemein charakte— riſtiſches Anſehen verleihen. Das leicht gewellte Innere enthält ziemlich viel Waſſer, ver— wandelt ſich aber in der Trockenzeit in eine Stein- und Sandwüſte, und Steinfelder ſind häufig. Nahe der Küſte liegen 10—30 km breite feuchte Ebenen auf der Landſeite großer Dünenwälle. Sie werden zur Regenzeit unter Waſſer geſetzt, zeigen aber zur Trockenzeit nur noch Tümpel und Sümpfe. Die Dünen erreichen 60 m Höhe und ſind meiſt vegetationslos, nur hier und da mit Kakteen, Gras und Geſtrüpp bedeckt. Vor der Küſte liegen Riffe, teils Korallenriffe, aber auch ein großes Sandſteinriff in Geſtalt einer ſchmalen, mauerförmigen Felsbank, die zur Ebbezeit ziemlich freiliegt, aber zur Flutzeit vom Meer überſpült wird. Hinter ihr ankern die Schiffe in ſicheren Häfen; die Durchfahrt aber durch die engen natür— lichen Pforten des Riffes hat ſchon manchem Schiffe das Daſein gekoſtet. Hier und da iſt das Riff zu Hafenmauern künſtlich ergänzt und trägt dann Leuchttürme und Befeſtigungen, wie bei Pernambuco (Tafel 6, Abbildung 2); im ganzen aber iſt es ein ſchweres Hindernis für die Schiffahrt und den Handel. Wie das Riff die Küſte, ſo ſperren Barren die Flußmündungen. Der bedeutendſte Fluß iſt der Parnahyba, deſſen Unterlauf auch in der Richtung des Oberlaufes des Säo Francisco liegt. Er entſteht aus zwei Quellflüſſen, dem eigentlichen Parnahyba und dem Gurgueio, die an der Serra Gurgueia entſpringen und ſich unter 449 weſtl. Länge vereinigen. Von rechts erhält er zwei bedeutende Zuflüſſe, den Piauhy-Canindé und den Poty aus der Serra dois Irmäos und der Serrania Grande; im Unterlaufe fließt ihm der Rio Longa zu, worauf bei Parnahyba das ſechsarmige Delta des ſtattlichen Fluſſes beginnt. Bei Säo Luiz Braſiliſches Bergland. Tafel 6. Nach J. Urwald am Ronuro in Matto Groſſo. Nach Photographie von Herrmann Meyer in Leipzig. (Zu S. 162.) 2. Der Hafen und das Riff von Pernambuco. Therefe, Prinzeiiin von Bayern, Meine Reife in die braiilianiichen Tropen, Berlin 1897. (Zu 8. 88, 172 u. 178.) Tafel 6. Braliliiches Bergland. 2 3. Unter- und Oberitadt von Bahia. Nach photographie. (Zu S. 191.) 4. Sabard am oberen Rio das Velhas in Minas Geraes, dahinter die Serra do Eipinhaco. , 5 Nach Photographie. (Zu S. 195.) Nordoſtbraſilien. 173 münden ferner die Flüſſe Itapicuru und Guajahü mit dem Pindaré und Mearim. Der Guajahu iſt der Hauptfluß dieſes Flußſyſtems; er entſteht ſehr nahe dem Tocantins bei Carolina, fließt durch niedriges Land zum Meer und nimmt von rechts den Mearim auf, von links an der Mündung den Pindaré aus der Serra da Desordem. Der Guajahuü leidet an der Mündung noch unter der Pororoca des Amazonas (S. 132). Der Itapicuru ent- ſpringt nicht weit vom Parnahyba, an der gleichnamigen Serra, ſtrömt öſtlich und wendet ſich bei Caxias nördlich. Von hier an kann er trotz ſeiner Breite von 200 m nur 20—25 m große, beladene Fahrzeuge tragen, denn er enthält zahlloſe Sandbänke und einzelne Strom- ſchnellen und macht viele Krümmungen. Der Fluß von Cearä tft der Jaguaribe, dann aber decken ſich die Flußgebiete nicht mehr mit den politiſchen Bezirken, ſondern der Rio das Piranhas durchzieht die Staaten Parahyba und Rio Grande do Norte in der Quer— richtung. Unter den übrigen Küſtenflüſſen ſind der inſelreiche Parahyba und der Fluß von Pernambuco, Capibaribe, die bekannteſten. Oſtlich vom Parnahyba verſiegen die Flüſſe in der Trockenzeit, weshalb Talſperren für Bewäſſerungszwecke geplant worden ſind. Die Grundzüge des Klimas von Nordoſtbraſilien gehen aus folgender Tabelle hervor: zum | nr at Hees | “o Quixeramobim (5° 16“, 207 m) 27,30 | 28,60 26,20 2,40 591 Parahyba (7 6) 26,30 27,40 25,20 2,20 142² Pernambuco (A)... . 26,10 27,50 24,0 3,50 2356 Victoria (80 9“, 161 m) 25,00 26,20 23,20 3,00 1051 Iſabel (80 45°, 229 m) . . . 293,80 25,00 | 21,70 3,30 1038 Die Temperatur iſt danach hoch, beſonders in Quixeramobim; die wärmſten Monate ſind Dezember, Januar und Februar, die kühlſten Juni, Juli und Auguſt. Das Innere iſt wärmer als die Küſten, wie Quixeramobim gegenüber Parahyba und Pernambuco zeigt, aber anderſeits nimmt ſchon in geringer Höhe die Temperatur auffallend ab. Als mittlere Extreme gelten für Quixeramobim 36,2 und 19,20, für Pernambuco 33,7“ und 18, 7e, in Victoria in nur 161 m Höhe 155 0 6 beobachtet worden ſein. Anderſeits maß F. Katzer 1897 im Sande bei Cangati 62, Die Niederſchläge ſind it Se Hinſicht außergewöhnlich. Erſtens ſind ſie im ganzen ſehr gering, und zweitens treten ſie an der Küſte zwiſchen dem Cap Sao Roque und Bahia zu abnormen Zeiten ein. In Quixeramobim fallen im ganzen Jahre noch nicht 600 mm, und das ganze Innere, mit Ausnahme von Maranhäo, iſt ſehr arm an Regen. Da außerdem die Regen manches Jahr ganz ausbleiben, ſo ſind Dürren für das Innere, na— mentlich von Ceard, Piauhy und Pernambuco, eine ſchwere Plage: die Vegetation verdorrt, die Herden und die Tiere des Waldes gehen zugrunde, und die Bewohner flüchten in die Küſtenſtädte. Wenn ſich dieſe Dürren das zweite Jahr wiederholen, jo werden ſie zu einem großen Unglück für das Land; in der großen Dürre von 1878 ſind in der Stadt Fortaleza 25230 Flüchtlinge geſtorben. Die Dürren ſollen ſich nach der Anſicht der Bewohner des Inneren alle zehn Jahre wiederholen; die bekannteſten traten ein 1792—96, 1808 3/09, 1816/17, 1824/25, 1844/45, 1877— 79, 1888/89 und 1898. Auch zwiſchen den Dürreperioden haben die Bewohner der genannten Staaten unter ungleichmäßigen Niederſchlägen zu leiden; fo fielen in Fortaleza 1849 —76 im niedrigſten Falle 850, im höchſten 2450 mm. 174 Das ungefaltete Land des Oſtens. Dagegen traten 1826, 1842, 1866, 1872 in Cear& Überſchwemmungen auf. An der Küſte iſt der Regenfall vielfach reichlicher, in Sao Luiz 1636, in Fortaleza im Mittel 1500 und in Pernambuco 2356 mm. Während aber in Säo Luiz die Niederſchläge noch in den Monaten März bis Mai, alſo im Südherbſt, am reichlichſten ſind und die Regenzeit in die Monate Januar bis Juni fällt, am mittleren Parnahyba in die Zeit vom Januar bis März, regnet es zwiſchen 5 und 12“ an der Küſte zur Zeit des fernſten Sonnenſtandes, alſo im „Winter“. Quixeramobim empfängt von 591 mm in den Monaten Februar bis April 370, alſo 63 Pro- zent, und September bis November ſind regenlos; dagegen hat Pernambuco zwar auch die Zeit geringſten Regenfalles mit 255 mm = 10 Prozent in den letztgenannten Monaten, aber Caatingawald in Nordoſtbraſilien mit Bombazeen, Palmen und Kakteen. Nach Martius.) das Maximum fällt mit 305 mm auf den Juni, und die Monate März bis Auguſt bringen mit 1288 mm 54 Prozent der Jahresſumme. Eine ſtichhaltige Erklärung für dieſe Ab— weichung von den normalen Verhältniſſen iſt bisher nicht gegeben worden, zumal da das Innere des Landes die geſetzmäßigen Sommerregen hat. Die Vegetation iſt im ganzen ſpärlich. Bis zum Parnahyba begleitet Mangroven— wald die Küſte, dann folgt bis Parahyba öder Strand, hier und da mit Kokoshainen und Salzgärten. Erſt dort, wo die Regen wieder häufiger werden, nimmt der Wald wieder zu, jo daß er die Küſte zwiſchen Parahyba und dem Rio Sao Francisco erfüllt; aber dieſer Waldſtreifen iſt nur ſchmal. Im Inneren tritt der Wald nur als Caatinga auf (ſ. die oben- ſtehende Abbildung). Er iſt lichter und niedriger als der feuchttropiſche Urwald, da die Stämme weitläufiger ſtehen und nur bis 12 m hoch werden, und wechſelt mannigfaltig ab mit Grasfluren und lockeren Palmenbeſtänden. In der Regenzeit iſt die Landſchaft friſch, der Wald grün und ſchön, während der Trockenzeit dagegen werfen die Waldbäume ihr Nordoſtbraſilien. 175 Laub ab, die Färbung wird ein düſteres Grau, und beſonders auf Kalkſtein erhält der Caa⸗ tingawald dann ſein charakteriſtiſches ödes Gepräge. Der volltropiſche Charakter der Caatingas geht aus dem Vorkommen zahlreicher Palmen hervor, wie der Kokospalme, der Carnaubapalme (Corypha cerifera), namentlich in Cearä, und der Haine bildenden Buritipalme (Mauritia vinifera und M. armata). Die Kokospalme iſt vielfach ein weſentlicher Beſtandteil der Caatingas und mit Kaktus⸗ pflanzen (Cereus) vergeſellſchaftet (vgl. die Abbildung auf S. 174). Charakteriſtiſch für den Nordoſten, beſonders für Cearä, ſind die niedrigen Carnauba- oder Carnahubap almen, die braſiliſchen Wachspalmen mit fächerförmigen Blättern und zahlloſen Stacheln auf den Stämmen. Ihr Nutzen iſt mannigfach, da ihre Wurzeln abgekocht ein Arzneimittel, ihre Stämme Bauholz geben, während ihre Blätter als Material zum Dachdecken und für jähr⸗ lich etwa 1—2 Millionen Strohhüte ſowie Matten, ihre Blattfaſern zu Beſen, das Mark, die Blattknoſpen und die Früchte zur Nahrung verwendet werden. Vor allem aber zieht man aus den Blättern ein Wachs, das zu Kerzen verarbeitet und vielfach ausgeführt wird. An ſonſtigen Nutzpflanzen ſind für den Nordoſten bezeichnend Baumwolle, Tabak, Zucker, Mais und Reis; dieſe Zuſammenſtellung zeigt ſofort, daß das Land ein verhältnismäßig trockenes tropiſches Klima hat, doch werden auch Kakao und Kaffee angebaut. Maniok iſt ganz allgemein, und der Wald liefert Gummi und Harze. Der feuchte Regenwald tritt ſehr zurück, er begleitet im Inneren nur die Flüſſe, iſt aber weder ſo üppig noch ſo ausgedehnt wie in der Amazonasniederung und wird von großen Wieſenflächen unterbrochen, die öſtlich von Sao Luiz de Maranhäo immer mehr in ſterile Strecken übergehen. Dagegen treten die Cam pos oder der Sertäo hier an die Küſte Südamerikas heran, was ſonſt nirgends wieder vorkommt. Die Tierwelt von Nordoſtbraſilien iſt durchaus verſchieden von der Amazoniens; ſie hat vielmehr ähnliche Formen wie die der Camposſtaaten des Inneren. Die Baumtiere, Klettertiere, Waſſertiere treten zurück und machen den Steppentieren Platz. Anſtatt der ſpärlicher werdenden Affen erſcheinen die Säugetiere der Savanne, der Mähnenwolf (Chrysoeyon jubatus), verſchiedene Schakalfüchſe (Lycalopex vetulus und L. fulvicaudus), das Stinktier (Mephitis chilensis), das Felſenmeerſchwein (Cavia rupestris), der große Ameiſenbär (Myrmecophaga jubata), der Camposhirſch (Blastocerus campestris) und das Camposreh (Coassus simplicicornis). Unter den Vögeln werden die Schwimmvögel ſeltener, die auf trockenem Lande lebenden häufig, jo die Erdeule (Spectyto cunicularia), die ſchön ſingenden Camposſpottdroſſeln (Mimus saturninus), ein Trupial (Leterus jamacaii), ein Königswürger (Milvulus tyrannus), mehrere Arten Töpfervögel (Furnarius), rotbraune Baumhacker (Picolaptes bivittatus), Camposſpechte (Colaptes campestris), die Seriema, ein Schlangenſtorch (Dicholophus cristatus), das Steißhuhn (Rhynchotus rufescens und Nothura media) ſowie endlich zwei Strauße (Rhea americana und Rhea macrorhyncha). Dieſer Aufzählung fügt Prinzeſſin Thereſe von Bayern noch an Reptilien die für die Cam— pos charakteriſtiſche Klapperſchlange (Crotalus terrificus) hinzu. Die Inſekten ſind zahl— reicher, als die anſcheinend öden Savannen erwarten laſſen. Die Bevölkerung Nordoſtbraſiliens beſteht aus Indianern, Negern, Weißen und be— ſonders vielen Miſchlingen. Die Indianer treten aber ſehr zurück. Zu Martius' Zeit (1820) waren ſie noch häufiger und kamen in großer Zahl in die Ortſchaften am Itapicuru und Canindé, nach Caxias und Oeiras; damals gab es etwa 80000 wilde und 9000 ziviliſierte 176 Das ungefaltete Land des Oſtens. Indianer in Piauhy und Maranhäo. Die Goldſucher und die Blattern ſind die hauptſäch— lichen Urſachen ihres Rückganges; am häufigſten ſind ſie noch in den beiden letztgenannten Staaten. Von den wilden Indianern ſind die Guajajara, Manajo und Cupinhara Tupi, während zu den Ges die Cayapöſtämme gerechnet werden, deren Gebiet vom Tocantins nach dem Guajahü hinüberreicht. Ihre Zahl iſt unbekannt, ihre Berührung mit den Weißen gering. Die ziviliſierten Indianer ſind in Cearä und Rio Grande do Norte Nachkommen der Kayriri, in Parahyba zweier derſelben Völkergruppe angehörender Horden, der Caheté und der Poti— guard. Auch in Pernambuco ſtammen ſie von den Kayriri, aber auch von verſchiedenen Ges— ſtämmen und von den zu den Karaiben zu rechnenden Pimenteira, die auch in Piauhy ſaßen. Neger, Weiße und Miſchlinge. Die an Stelle der Indianer eingeführten Neger nehmen in Maranhäo 23, in Pernambuco 14, in Rio Grande do Norte 12, in Alagoas 12, in Parahyba 9 und in Cearä 6 Prozent der Bevölkerung ein. Sie waren früher mächtig genug, im Anfang des 17. Jahrhunderts einen Aufſtand wagen und beſondere Anſiedelungen, Kilombos, am Rio Una in Pernambuco gründen zu können. Jetzt haben die Weißen das Übergewicht, doch werden wohl viele zu den Weißen gezählt, die beſſer noch als Farbige einzureihen wären. Am ſtärkſten ſind die Weißen in Rio Grande do Norte, Cearä und Para— hyba vertreten, alſo in den trockeneren Ländern, wo ſie 43, 38 und 38 Prozent ausmachen, ſchwächer in Pernambuco, Maranhäo und Alagoas, wo ihnen 34, 28 und 25 Prozent der Be— völkerung zukommen. In dieſen Staaten überwiegen dafür die Miſchlinge mit 60 Prozent in Alagoas, 49 Prozent in Pernambuco und 46 Prozent in Maranhäo; doch machen dieſe auch in Parahyba und Cearä faſt die Hälfte der Bevölkerung aus, die Nordoſtſtaaten ſind alſo Miſchlingsſtaaten. Immerhin gilt die Bevölkerung derſelben als intelligent, tätig und energiſch, und unter dem Namen der Cearenſer hat ſie Ruf und Anſehen im übrigen Braſilien, namentlich in Amazonien. | In bezug auf die Beſiedelung kann man Nordoſtbraſilien, mit Ausnahme des weſt— lichen Maranhäo, das ganz den Typus Amazoniens hat, in drei Zonen einteilen. An der Küſte oder Beiramar wiegt das Ackerland vor und liegen die hauptſächlichen Städte. Dann folgt die Montuoſo-Zone, das gebirgigere, am meiſten bewaldete Land, ebenfalls mit Ackerbau und meiſt kleineren Siedelungen, und das Innere nimmt der Sertäo ein, die infolge der Dürren ſehr ſchwach bewohnte, faſt ganz auf Viehzucht beſchränkte Zone. Hier herrſcht der genügſame Viehhirt, Vaqueiro, ein roher, verwilderter, finſterer, melancholiſcher, aber ver- wegener und im Kampfe mit den Unbilden des Klimas geſtählter Menſchenſchlag. Wirtſchaftlich ähnelt Nordoſtbraſilien nur im Nordweſten, in Maranhäo, noch Ama— zonien. Dagegen werden infolge des trockeneren Klimas im übrigen beſonders Ackerbau— erzeugniſſe der trockeneren tropiſchen Gebiete erzielt, Baumwolle, Zucker, Tabak, Mais, Reis, auch etwas Kaffee, und in den feuchten Flußniederungen von Maranhäo und Piauhy Kakao. Die Baumwolle wird in Maranhäo im Oktober und November, in Pernambuco im Juli und Auguſt geerntet; Reis wird beſonders aus Maranhäo ausgeführt und bildet dort mit Maniokmehl und Bohnen die Grundlage der Ernährung. Das Zuckerrohr war ſchon 1637, als die Holländer nach Braſilien kamen, dort eingeführt und hat mit der Zeit eine wichtige Rolle im Wirtſchaftsleben des Landes erlangt, teils durch Ausfuhr des Zuckers ſelbſt, teils wegen der Anfertigung von Melaſſe und Branntwein. Tabak wird jeit dem An- fang des 19. Jahrhunderts namentlich in den Staaten nördlich des Säo Francisco gebaut und gedeiht gut, während Indigobau und Seidenzucht wieder eingegangen ſind. Nutzholz Nordoſtbraſilien. 177 wurde bis 1797 maſſenhaft an der Küſte geſchlagen, dann aber geſchont, indem es zum Eigen— tum der Krone erklärt wurde; ausgeführt werden Blauholz und Gelbholz, daneben andere Produkte des Waldes, wie Kopaivabalſam, Ipekakuanha und Kokosnüſſe. An Carnauba- wachs wurden 1900 von Aracaty und anderen Häfen 1000 Tonnen ausgeführt. Ein weiterer Ausfuhrartikel, Häute, entſpringt der Viehzucht, die im Inneren blüht, wenigſtens dort, wo Salz vorkommt. Die Rindvieh- und Pferdezucht war ſchon im 18. Jahrhundert in Pernambuco, Ceara und Piauhy zum Aufſchwung gekommen, leidet aber unter den Dürren; immerhin iſt das Innere der genannten Staaten mit Viehhöfen bedeckt. Politiſch iſt Nordoſtbraſilien in die ſieben auf S. 171 angegebenen Staaten geteilt. In dem nördlichſten, Maranhäo, liegen die Ortſchaften noch, wie in Amazonien, nur an der Küſte, an den Flüſſen oder an den zu den Viehweiden des Inneren führenden Straßen. Die Hauptſtadt Sao Luiz, genannt nach Ludwig XIII., zu deſſen Ehren ſie 1610 von La Rivardiere gegründet wurde, hat etwa 50000 Einwohner und einen Handelsumſatz von 71, Millionen Mark im Jahre. Ihr gegenüber liegt Alcantara, mit Salzhandel, an der Küſte Tury⸗aſſü mit Goldminen. Inmitten von Zucker-, Baumwolle- und Reispflanzungen erhebt ſich Vianna am Pinduré; am Itapicuru liegt Caxias mit 24000 Bewohnern, die beſonders Baumwollbau und Viehzucht treiben. Das 1762 zur Provinz erhobene Piauhy iſt ein noch wenig entwickelter Staat, obwohl er das große Becken des Parnahyba enthält, und beſitzt keine Ortſchaften von Bedeutung. Therezina, der Hauptort des Inneren und die politiſche Hauptſtadt des Staates, ſoll allerdings 30000 Einwohner haben. Der Hafen Parnahyba am Iguarazu, einem rechten Arm des Parnahyba-Deltas, gilt für ungeſund; der Vorhafen an der Küſte iſt Amarragäo (Ankerplatz). Die frühere Hauptſtadt Oeiras am Caninde iſt zurückgegangen, ſeidem 1852 Therezina am Hauptfluſſe ſelbſt gegründet wurde. Der Süden und Weſten ſind faſt menſchenleer, abgeſehen von Anſiedelungen an den Flüſſen. Der Handel betrug 1910 faſt 5, die Ausfuhr, die beſonders Baumwolle, Häute, Kautſchuk und Vieh umfaßt, 3 Millionen Mark. Als Kern der Nordoſtſtaaten gilt Ceara wegen ſeiner zentralen Lage und ſeiner hohen Volksdichte. Seine Hauptſtadt Fortaleza oder Cearä entbehrt zwar eines Fluſſes, iſt aber beſſer gebaut als alle bisher genannten Orte und zeichnet ſich durch Gartenanlagen, archi— tektoniſchen Schmuck und Sauberkeit, namentlich aber durch die große Zahl der weißen Be— wohner vorteilhaft aus; ſie hat jetzt 65000 Einwohner, leidet aber unter der ungünſtigen Beſchaffenheit der Reede. Ausgeführt werden Baumwolle, Palmwachs und Häute. Unter den übrigen Küſtenplätzen iſt Aracaty mit 16000 Einwohnern der bedeutendſte, beſonders für die Ausfuhr von Carnaubawachs, während Aracagu und Camoeim kleine Häfen mit weniger als 10000 Einwohnern ſind. Der größte Platz des Inneren, Sobral, iſt durch Eiſenbahn mit Camocim verbunden, Cearä mit Quixada und Maranguape, das 12000 Einwohner und reiche Orangenkultur hat. Im Tale des Jaguaribe führen Uniao, Icb und Telha Lavres Häute, Ackerbauprodukte und Wachs über Aracaty aus. Der Handel Cearäs betrug 1910: 1115, die Ausfuhr 7¼ Millionen Mark. Rio Grande do Norte iſt ein kleiner Staat von 480000 Einwohnern und enthält auch nur kleine Städte. Der Hauptort Natal hat nur 20000 Einwohner und geringen & 5 mit Zucker, Baumwolle, Häuten und Salz, den wichtigſten Erzeugniſſen des Staates; leidet unter der beſonders ſchlechten Reede, die das Landen ſehr erſchwert. x Gene Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 178 Das ungefaltete Land des Oſtens. die beſonders dem Zuckertransport dient, verbindet ihn mit dem Inneren. Die Einfuhr betrug 1910: 1,1, die Ausfuhr 0,8 Million Mark. Parahybas Volksdichte iſt nicht viel größer als die des vorigen Staates, allein ſeine Volksziffer ſtieg auf 650000, und ſein gleichnamiger, ſchon 1579 gegründeter Hauptort iſt eine Stadt von 35000 Einwohnern. Sie liegt zwei Stunden oberhalb der Mündung des Parahyba; der Hafenplatz iſt Cabedello. Eine Eiſenbahn führt auf der Strecke Natal Per⸗ nambuco durch den Staat Parahyba. Der Handel desſelben betrug 1910: 4½ Millionen Mark, wovon 3 Millionen auf die Ausfuhr, namentlich Zucker und Baumwolle, kamen. Pernambuco it einer der am früheſten beſiedelten Staaten Braſiliens; 1535 gründete Duarte Coelho Pereira an der Mündung des Iguarazuͤ eine Anſiedelung und erbaute bald darauf die alte Hauptſtadt Olinda. 1630 wurde Pernambuco ſamt Parahyba, Rio Grande do Norte und Cearä von den Holländern in Beſitz genommen und erſt 1661 an Portugal zurückgegeben; ſeit jener Zeit datiert der holländiſche Charakter der Hauptſtadt. Nach ſpär⸗ lichen Anfängen hat ſich die Volkszahl auf 1650000, die Volksdichte auf 12 gehoben, aber die Verteilung der Bevölkerung iſt ſehr ungleich. Auf die ziemlich öde, wenn auch mit Palmen beſtandene Strandzone, Praia, folgt in der 60 km breiten tertiären Waldregion, Matta, das Gebiet der Zuckerpflanzungen, während das gebirgigere Binnenland, Agreſte, aus kriſtallinen Schiefern aufgebaut, dem Baumwollbau günſtig iſt. Das innere Hochland it von Caatingas umſäumt, mit Quarzgeröll bedeckt und eine faſt vollkommene Wüſte, auf deren einförmigen Campos kaum noch Viehzucht getrieben werden kann. Die Induſtrie iſt ziemlich kräftig, hauptſächlich in der Hauptſtadt Recife und in Form von Zuckerraffinerien auf dem Lande. Der Handel betrug 1910 faſt 34 Millionen Mark, wovon 10½ auf die Aus- fuhr, namentlich Zucker, Baumwolle, Tabak, Häute, kamen. Der Verkehr mit dem Auslande wird durch die großen fremden Dampfſchiffsgeſellſchaften und den Lloyd Brazileiro auf- rechterhalten, der nach dem Inneren durch drei Bahnen, nach Natal, nach Maceib und nach dem Rio Sao Francisco. In Zukunft wird Pernambuco vielleicht für den Großverkehr mit Europa in Betracht kommen. Schon jetzt vereinigt ſich der Verkehr vollſtändig in der viertgrößten Stadt Braſiliens, Recife de Pernambuco (Tafel 6, Abbildung 2) mit 250000 Einwohnern. Ihren Namen führt ſie nach dem Riff, das ihren Hafen beengt, ihre Bedeutung hat ſie durch ihre Lage nahe am öſtlichſten Kap Südamerikas erhalten. Drei Stadtteile ſetzen Pernambuco zuſammen: Recife am Eingange des Hafens, Antonio Vaz ſüdweſtlich davon und Boa Viſta jenſeit der Lagune; doch gehört auch das alte Olinda, wenige Kilometer nördlich von Pernambuco, mit dazu. Auffallend ſind die nach hollän— diſcher Art die Stadt durchziehenden Grachten mit ihren Baumgängen und die ſchmalen hohen holländiſchen Häuſer mit ihren ſteilen Ziegeldächern, ein Stück Holland unter Palmen und Kakteen. Der enge Hafeneingang iſt zur Zeit des Südoſtpaſſats nur mit Gefahr zu paſſieren. Im Inneren des Staates ſoll Nazareth 15000 Einwohner haben. Alagoas bildet die ſüdliche Fortſetzung von Pernambuco, bis an den Säo Francisco. Es entbehrt der öden Sertäoflächen des Inneren und iſt auf die fruchtbareren Küſtengebiete beſchränkt. Daher iſt ſeine Volksdichte auch 14. Sein Handel erreicht 61, Millionen Mark, wovon 2,8 Millionen auf die Ausfuhr, beſonders Zucker, kommen. Alagoas iſt der Staat der Miſchlinge. An der Küſte zum Teil ſchon mit Urwald bedeckt, weiter im Inneren ein reiches Ackerbaugebiet mit Anbau von Zucker, Baumwolle, Tabak, Mais, Maniok, dann ein Campland, wird es auf der Südweſtſeite durch den hier ſchiffbaren Rio Säo Francisco Oſtbraſilien: Das Land. 179 begleitet. Hier iſt neben Piranhas, dem Endpunkt der Schiffahrt, beſonders Penedo auf⸗ geblüht. Die Hauptſtadt Maceid, durch Eiſenbahn mit Imperatriz verbunden, hat 40000 Einwohner, die alte Hauptſtadt bis 1839, Alagoas, führt namentlich Tabak aus. 3. Oſtbraſilien. Oſtbraſiliens Begrenzung iſt im Weſten und Norden bereits bei Zentralbraſilien (S. 158) und Nordoſtbraſilien (S. 171) erörtert worden; im Oſten iſt das Meer die Grenze. Will man im Süden die Waſſerſcheide als Grenze betrachten, ſo würde die Abgrenzung durch die Serra do Andrequecé, den ſüdlichen Teil der Serra da Matta da Corde, die Serra dos Vertentes und die Serra da Mantiqueira erfolgen, und die oberen Teile des Paranäbeckens würden ganz aus Oſtbraſilien ausgeſchieden werden. Da jedoch die Grenzen des Staates Minas Geraes nur um ein Geringes über dieſe Waſſerſcheide nach Weſten übergreifen, ſo erſcheint es ratſam, die politiſche Grenze von Minas und Rio de Janeiro als Südweſt— grenze anzunehmen. Es fragt ſich aber ferner, ob nicht auch der Staat Säo Paulo noch zu Oſtbraſilien zu rechnen ſei. Dafür ſpricht ſeine enge Verknüpfung mit dem Staate Rio de Janeiro, die Fortſetzung der Serra da Mantiqueira von dem einen in den anderen ſowie der Umſtand, daß auch Sao Paulo einer der großen Kaffeeſtaaten Braſiliens iſt, ſich ſomit wirtſchaftlich an Rio, Minas, Eſpirito Santo und Bahia anſchließt. Dagegen läßt ſich geltend machen, daß Sao Paulo durchaus dem ſich nach Weiten und Süden ent— wäſſernden Paranäbecken angehört, und daß Klima und Vegetation ſubtropiſch werden. Hier wird Säo Paulo zu Oſtbraſilien gerechnet werden. In dieſer Ausdehnung hat Dit- braſilien eine Fläche von 1419185 qkm und bildet mit 13790000 Einwohnern den Kern des Landes. Es verteilt ſich auf folgende Staaten: Okilometer Einwohner Volksdichte Seien! Seat. 39090 500000 13 Bi ehe ee 426427 2560000 6 Epi sen 8 44839 430000 10 Mas. Gerdes nen 547 855 4850000 9 Rid de Jaen „Ars. ar 68 982 1250000 18 Bundesdiſt ri 1116 1000000 — Sac Pans, Sell 290 876 3200000 11 Oſtbraſilien: 1419185 13790000 10 a) Das Land. Zuſammenſetzung. Den größten Raum nimmt in Oſthbraſilien die archäiſche Formation ein; in ihren unteren Teilen iſt ſie beſonders in den küſtennahen Ketten, der Serra do Mar und Serra da Mantiqueira, entwickelt. Sie beſteht hier aus granitähn— lichem granatführenden Gneis, der die Nadeln, Zacken und Klippen des Küſtengebirges bildet, und aus ſchieferigen Gneiſen und Glimmerſchiefern ſowie Granit und Syenit, die in den oberen Teilen der Serra da Mantiqueira vorherrſchen. An Bodenſchätzen enthält dieſes Syſtem Marmor, Eiſenerze und etwas Gold, in Oſtminas Berylle, Turmaline ſowie Graphit. Die obere Abteilung der archäiſchen Formation tritt mehr im Inneren auf, in der Serra do Eſpinhago, der Serra da Matta da Corde und der Waſſerſcheide gegen den Tocantins, erfüllt aber auch den Süden der Serra da Mantiqueira und das ſüdliche, hochgelegene Minas überhaupt. Glimmerſchiefer, Chloritſchiefer, der eigentümliche Gelenkquarzit Itakolumit 12* 180 Das ungefaltete Land des Oſtens. und der Eiſenglimmer enthaltende Itabirit, Roteiſenſtein und Magneteiſenerz ſind die wich— tigſten Beſtandteile dieſes Syſtems. Werden die Verwitterungsreſte dieſer eiſenſteinreichen Schichten durch Brauneiſenſtein wieder verkittet, ſo entſteht ein Konglomerat, das als Tapanhoacanga (Negerkopffels) bekannt iſt. Abgeſehen von ſehr reichen Eiſenerzen und Marmor enthält das huroniſche Syſtem Braſiliens faſt alles Gold von Minas und Bahia, ferner Kupfer, Wismut, Blei und Antimon, die berühmten Topaſe von Minas Novas und Ouro Preto und wahrſcheinlich auch die im Alluvium häufigen Diamanten. Das geſamte archäiſche Schiefergebirge iſt ſcharf gefaltet und ſtark abgetragen. In Nordminas und Südbahia, vielleicht auch an der Tocantins-Waſſerſcheide, erſcheinen als älteſte, vielleicht ſiluriſche, aber dem Alter nach nicht ſicher beſtimmbare paläozoiſche Ablagerung horizontal über den Schichtenköpfen des Hurons Sandſteine von quarzitiſchem Habitus. Bläuliche Sandſteine, Mergelſchiefer und Kalkſteine devoniſchen oder karboniſchen Alters begleiten in einfachen Falten das Tal des Sao Francisco zu beiden Seiten, und hori— zontale Schichten von Sandſtein und Mergelſchiefer bilden die Ebenen des weſtlichen Minas und Bahias, ihr Alter iſt jedoch nicht mit Sicherheit feſtzuſtellen. Gewaltige Diorit-Eruptionen durchſetzen das Paläozoicum und geben mit ihren Zerſetzungsprodukten, der terra roxa (violette Erde), den beſten Boden für die Kaffeekultur. Ferner kommen in Bahia und Sergipe an der Küſte Ablagerungen der Kreidezeit vor, meiſt Sandſteine und Süßwaſſermergel in ge— ringer Höhe. Andere kleine lignitführende Süßwaſſerablagerungen in den Bergen von Minas Geraes weiſt man dem Tertiär zu, während das Quartär durch Fluß- und Seeablagerungen ſowie eine Verwitterungsdecke vertreten iſt, die einen großen Teil des Hochlandes bedeckt. Orographie. Oſtbraſilien beſteht im Inneren aus großen Hochebenen, die, von der Waſſerſcheide gegen den Tocantins ausgehend, ſich oſtwärts über das Innere zu beiden Seiten des Tales des Säo Francisco verbreiten. Ihre Höhe beträgt im Mittel 500 — 800 m, die Höhenunterſchiede werden nur hervorgerufen durch einige ſtehengebliebene Höhenzüge, die der Denudation ſtandgehalten haben, ſowie durch die Flußtäler, die nun das Land in eine Menge Chapadas zerſägen und auch einzelne als Berge bezeichnete Felsklötze heraus— meißeln. Nach Oſten zu ſinkt das Land in drei Stufen ab, die zwei breite Terraſſen zwiſchen ſich einſchließen. Dieſe Stufen ſind im Lande als Serras bekannt. Sie nähern ſich einander nach Süden zu, entſprechend dem Abfall der Küſte nach Südweſten, und ver— einigen ſich ſchließlich in dem mächtigen Gebirgsland des Staates Rio de Janeiro. Die weſtlichſte, innere Stufe wird durch die waſſerſcheidenden Serras do Duro, da Tabatinga, do Paranan gebildet und iſt ſehr wenig bekannt. Vielleicht kann man als ihre ſüdlichen Ausläufer die Serra da Matta da Corde und die Serra dos Vertentes anſehen. Dann folgt die große Hochebene des Beckens des Sao Francisco. Sie führt über zu der zweiten, mittleren Stufe. Dieſe beginnt im Norden ſüdlich des Säo Francisco als Serra da Tiuba, führt weiter die Namen Serra da Aſſuruä, Serra da Chapada und Serra das Almas und zeichnet ſich durch Reichtum an Gold und Diamanten aus. Vom Morro Crun— diuba an wird die Stufe höher und breiter und erhält nun den Namen Serra do Eſpinhago, Rückgratgebirge. In ihr liegen der Itambé (1823 m) bei Diamantina, der Itacolumi (1752 m) bei Ouro Preto, der Pico de Piedade (1783 m) bei Sabara und der Caraga (1955 m). An die Stelle der Tafelberge der nördlicheren Serras treten in der Serra do Eſpinhago langgeſtreckte Gebirgszüge mit pyramidalen und kegelförmigen Gipfeln. Der Itambeẽ iſt noch ein rund— licher, zerklüfteter Quarzſchiefergipfel mit alpiner Vegetation, aber in ſeiner Nachbarſchaft Oſtbraſilien: Das Land. 181 hat die Serra do Gavico ſchon ſpitzige Formen, und gleich gigantiſchen Wellen ziehen die Gebirge im Quellgebiet des Jequitinhonha einher. Der Itacolumi iſt ein ſonderbarer Fels- berg mit zwei Hörnern, Ita (der Stein) und Curumim (der Junge); ſein Name bedeutet daher im Tupi „der Stein mit dem Sohne“. Er erinnert ſchon an die wilden Felſenbildungen der Küſtengebirge. Einem verſteinerten Meere gleich erſcheinen von ſeinem mit Gras be- wachſenen Gipfel aus die umliegenden wellenförmigen Kämme des Gebirges und ihre zackigen Gipfel, rotbraun und grün gefärbt in großartiger Einförmigkeit. Oſtlich der Serra do Eſpinhago liegt eine wenig bekannte zweite Hochebene an den Quellen des Paraguazu und um die Mittelläufe des Contas, Jequitinhonha, Mucury und Doce. Einzelne Höhenzüge, wie die an Diamanten reiche Serra da Sincorä und die Serra do Chifre, erheben ſich über ihr und führen über zu der dritten Stufe, den küſtennahen Serras. Dieſe werden von den eben genannten Flüſſen durchbrochen und ſind, je weiter man nach Süden kommt, deſto ausgeprägter und mit deſto üppigerem Walde beſtanden, aber auch um jo unzugänglicher. Zwiſchen 14 und 16° ſüdl. Breite heißen ſie Serra da Itaraca, dann Serra dos Aymores oder Caymores. Sie enden etwa unter 21° jüdl. Breite. Das Küſtengebirge von Rio de Janeiro und Sao Paulo führt keinen einheitlichen Namen, iſt aber vielfach als Serra do Mar bekannt. Es beſteht aus den älteſten Geſteinen, nament— lich aus Gneis und Granit, und hat wilde, unregelmäßige Formen, obwohl es zum größten Teil bewaldet iſt. In der Gegend von Petropolis erhebt ſich das Orgelgebirge, die Serra dos Drgäos, zu 2232 m Höhe. Es führt ſeinen Namen von den orgelpfeifenartigen Felſen— gebilden auf ſeinem Kamme. Ihre zahnartige Geſtalt iſt die Folge der ſtarken Faltung und der Zerſtörung der weicheren Schichten, zwiſchen denen die härteren herausragen. Gewaltige Zinken und Hörner, wie der „Gottesfinger“, Dedo de Deos, und die „große Flaſche“, Garra- fäo, ſtarren in die Lüfte, von Waldbergen maleriſch eingerahmt. Hinter der Serra do Mar ſteigt die Serra da Mantiqueira empor, ein bereits aus Schiefer, Quarziten, Hornblende- und Talkgeſteinen, körnigem Kalk und Itakolumit beſtehen⸗ des Gebirge von ſehr unregelmäßigen Formen, ein wildes Haufwerk von Bergen. Es wird durch das Parahybatal von der Serra do Mar getrennt, iſt ein langer, ununterbrochener maleriſcher Gebirgszug, bald bewaldet, bald mit Grasland, Stauden oder Rosas (Pflan- zungen) bedeckt. Die Serra da Mantiqueira gipfelt in dem höchſten Berge des öſtlichen Süd— amerika, dem Itatiaya, mit 2712 m Höhe an der Grenze von Minas, Rio und Säo Paulo; er beſteht aus Nephelinſyenit und Granit und läuft in die „ſchwarzen Nadeln“, Agulhas Negras, aus, Felsſpitzen, die 500 m über ein Plateau hinausragen. In Säo Paulo wird der Bau des Gebirges wieder einfacher. Die Serra do Mar ſetzt ſich als Serra Paranapiacaba über 240 ſüdl. Breite fort und beſteht zwar ebenfalls noch aus Granit und Syenit, aber ihre Höhe beträgt nur noch 1200 m. Der Rio Ribeira ſcheidet die Serra Paranapiacaba von einer zweiten Küſtenkette, der Serra Cadias. Dann folgt nach dem Inneren zu das 600 m hohe flache Campgebiet von Säo Paulo, die Waſſerſcheide zwiſchen den Küſtenflüſſen und dem Paranägebiet, eine aus karboniſchen Schichten gebildete, von Dioritkuppen gekrönte Ebene, und endlich die große Diabas- und Melaphyrdecke des Inneren bei Ribeiräo Preto, Sao Carlos do Pinhal und Batataes. Die Küſte Oſtbraſiliens iſt im Norden meiſt eine Flachküſte mit Dünenbildung, ſeltener erſcheint ein felſiger Vorſprung. Muſcheln und Quarzgeſchiebe bedecken den Strand, über dem Wolken von Moskitos ſchweben. Am Rio Doee iſt die Küſte eine troſtloſe Sandwüſte 182 Das ungefaltete Land des Oſtens. mit niederem Gebüſch und etlichen Kokospalmen. Auch die Annäherung an die Küſte wird vielfach erſchwert; zwar tritt das große Sandſteinriff der Nordoſtküſte ſüdlich vom Rio Sao Francisco nicht mehr auf, aber Korallenriffe lagern hier und da vor der Küſte und nehmen vor Caravellas ſogar die Form von Inſeln an, die, ſechs an der Zahl, als Abrolhos bekannt ſind und einen granitiſchen Kern haben. Bis über Cabo Frio hinaus erſtreckt ſich die Flach— küſte, und noch öſtlich Nictheroy treten Strandſeen auf. Dann aber beginnen die Ausläufer der Serra dos Orgäos an das Meer heranzutreten. Sie bilden die berühmte Bucht von Rio de Janeiro eine der ſchönſten Landſchaften der Erde (ſ. die beigeheftete farbige Tafel „Die Bucht von Rio de Janeiro“). Zwei Landſpitzen dringen von Weſten nach Oſten gegeneinander vor und laſſen nur einen ſchmalen, überdies durch Inſeln beengten Eingang in die ſich dahinter weit öffnende Bucht frei; auf der öſtlichen Landzunge liegt Nictheroy, auf der weſtlichen Rio und vor ihr der Zuckerhut, Päo de Azucar, ein 387 m hoher iſolierter Granitkegel, das Wahrzeichen von Rio. Die Bucht von Rio hat eine Länge von 30—36, eine Breite von 18—24 km, eine Fläche von 429 qkm und eine Tiefe von 31 m; ſie ent- hält etwa 80 Inſeln und eine Unzahl kleinerer Buchten und felſiger Landzungen. Die Küſte bleibt weſtlich von Rio zunächſt Steilküſte mit mehreren Küſteninſeln, wie Isla Grande und Sao Sebaſtiäo, dann aber wird ſie wieder Flachküſte mit Barren und eigenartigen Flußmündungen, wie der des Ribeira. Die Gewäſſer. Die Hydrographie Oſtbraſiliens wird durch den ſtufenförmigen Abfall des Landes zur Küſte beherrſcht, iſt aber nicht überall gleichartig ausgebildet. Im Süden tritt die Waſſerſcheide wegen der großen Höhen der Serra do Mar dicht an das Meer heran; im Norden geht ſie weiter gegen das Innere zurück. Daher ſind die im Süden zum Atlantiſchen Ozean fließenden Küſtenflüſſe im ganzen kürzer als die nördlicheren. In Sao Paulo iſt nur die eigenartig verlaufende Ribeira bemerkenswert. Sie iſt durch ein Kanalnetz mit Una einerſeits und Cananea anderſeits verbunden, ſo daß eine Waſſerſtraße der Küſte entlang beſteht. Auch der Parahyba in Sao Paulo und Rio iſt durch einen ſehr eigentümlichen Lauf ausgezeichnet. Er entſpringt in einer Höhe von 1500 m am Nordhang der Serra do Mar im Staate Sao Paulo, fließt zunächſt nach Südweſten, wendet ſich aber dann plötzlich nach Nordoſten zurück und zieht nun in einem langen fruchtbaren Tale zwiſchen der Serra do Mar und der Serra da Mantiqueira hindurch. Von Norden her nimmt er bei Entre Rios den Parahybuna und den Rio Preto auf und wird unterhalb der Schlucht von Sao Fidelis ſchiff— bar; ſeine Barre iſt aber nur Küſtenfahrern zugänglich, ſein Lauf beträgt über 1000 km. Die nun folgenden nördlicheren Küſtenflüſſe haben alle das gemein, daß ſie über die dritte Randſtufe in Katarakten nach Oſten abfallen. Ihre Schiffbarkeit iſt daher gering. Ihre Quellen liegen auf der zweiten Stufe, der Serra do Eſpinhago und ihren nördlichen Fortſetzungen. So kommt der nördliche Quellfluß des Rio Do ee vom Itambe, der Hauptfluß aus der Gegend von Ouro Preto. In ſeinem Oberlaufe iſt der Doce wegen Stromſchnellen und Waſſerfällen faſt ohne Verkehr, der Unterlauf aber wird auf 220 km mit Kanus befahren. Der Dampfſchiffsverkehr iſt eingegangen, da die Mündung durch eine gefährliche Barre oft auf Monate geſperrt wird. Der 750 km lange Fluß hat ein Stromgebiet von 97500 qkm, im Unterlaufe eine Breite von 300 —500, vor der Mündung von 2000 m; er ſteigt vom Oktober an etwa 6 m, überſchwemmt im Dezember und Januar die Ufer weithin, it aber zur Trockenzeit waſſerarm. Auf den Doce folgt der Mueury, deſſen Quellen an der Serra do Chifre liegen, und der Jequitinhonha oder Rio de Belmonte, der auf dem Itambé Die Bucht von Rio de Janeiro. (Nach der Natur, von K. Oenike.) if Oſtbraſilien: Das Land. 183 entſpringt, dann aber, von dem Araſſuahy begleitet, im Bogen in einem wilden Waldtale nach Nordoſten abfließt, ferner der Rio de Contas, deſſen Hauptarm von der Serra Geral öſtlich von Carinhanha kommt, deſſen Nebenflüſſe aber auch die Serra da Sincora entwäſſern, und der bekanntere Paraguaſſü (Paraguazu), deſſen Mündung in der Aller— heiligenbucht liegt. Dieſer Strom entſpringt mit zwei Armen an der Serra Chapada Dia- mantina und der Serra da Sincorä und fließt in doppeltem Bogen über Cachoeira, wo er vom Stufenrande herabfällt, zum Meere. Der Rio Säo Francisco tft der größte Strom Oſtbraſiliens. Er hat eine Länge von 3000 km, etwa wie die Wolga, ein Stromgebiet von 652000 qkm, etwa wie Oſterreich— Ungarn, und eine Waſſermenge von 2800 ebm in der Sekunde. Die Schwellzeit des Fluſſes dauert vom November bis Februar. Während dieſer Zeit erlangt er zwiſchen den niedrigen Uferhöhen oft eine ungeheure Breite und überſchwemmt auf 20—30 km Entfernung alles, oder er durchzieht zwiſchen den Kalkhügeln das Land und teilt es in zahlloſe Inſeln; dann iſt ſogar die eigentliche Stromrinne zwiſchen den hohen Ufern 6—12 km breit. Der Sao Fran— cisco fließt, wie der Parana, in der Längsrichtung Braſiliens, bricht aber unter 89 ſüdl. Breite oſtwärts zum Meere durch und durchſchneidet die öſtlichen Randſtufen in Katarakten. Seine Quellen liegen in der Serra da Canaſtra in etwa 1200 m Höhe. Dann vereinigt er ſich mit dem Rio das Velhas, deſſen 350 km langer Lauf trotz mehr als 200 Stromſchnellen als Verkehrsſtraße dient. Dagegen wird der Rio Sao Francisco durch den 15 m hohen Fall von Piraporä für die Schiffahrt im Oberlaufe geſperrt. Der Strom fließt hier in einer Höhe von 533 m und fällt nun bis Joazeiro, wo er ſich nach Oſten wendet, 165 m; bei Säo Nomäo liegt er 499, bei Januaria 486, bei Carinhanha 379 m hoch und kann auf dieſer Strecke mit Barken befahren werden. An der Grenze von Bahia und Pernambuco aber wird er öder, die von Urubü an den Fluß begleitenden Salzablagerungen verſchwinden ebenfalls, die Vieh- zucht tritt daher zurück, und nur wenige Meierhöfe beleben die Landſchaft. Der Endpunkt der Schiffahrt im Mittellauf iſt jetzt Jatobä; hier beginnt der Strom einen Kalkſteinzug zu durchſchneiden und iſt auf dieſer Strecke meiſt reißend und tief, aber ſchmal. An anderen Stellen bildet er Inſeln und ſtürzt ſchließlich in dem 80 m hohen großartigen Katarakt von Paulo Affonſo in die Küſtenebene hinab. Unterhalb des Falles von Paulo Affonſo beginnt der Unterlauf; die Uferberge wer— den niedriger, der Strom breitet ſich aus, zahlreiche bewaldete Inſeln erſcheinen, und Ebbe und Flut ſind zwölf Leguas aufwärts ſpürbar. Die Mündung erfolgt in zwei Armen. Der Hauptarm iſt durch eine Barre verſperrt, ſo daß die Schiffahrt den kleineren, weſtlicheren Arm, den Rio Guaratuba, vorzieht. Die Waſſerfarbe des Sao Francisco iſt weithin im Meere bemerkbar, und ihm entgegen ſtürmen rieſige Brecher aus dem hellgrün bis bräunlichgrün gefärbten Meere auf die Küſte zu. f An Nebenflüſſen erhält der Säo Francisco nur ganz unbedeutende von der im Regenſchatten liegenden Oſtſeite, dagegen eine Reihe von links, aus der Waſſerſcheide gegen den Tocantins, nämlich den Paracatu, den Pardo und Urucupa, den Japore, den die Grenze zwiſchen Minas und Bahia bildenden Carinhanha und endlich den Rio Grande de Bahia, deſſen ſüdlicher Aſt, Rio Grande, aus der Serra da Tabatinga geſpeiſt wird, während der nördliche, der Rio Preto, durch den Sapäo zum Tocantinstal führt. Endlich greift auch das Paranaſyſtem nach Oſtbraſilien ein, indem die großen ſüd— öſtlichen Quellflüſſe des Stromes in der Serra da Mantiqueira und der Serra do Mar 184 Das ungefaltete Land des Oſtens. entſpringen. Der waſſerreichſte, der Rio Grande de Minas, entſpringt nördlich von Tau— baté mit dem einen Quellarm, Sapucahy, am Itatiaya, mit dem anderen, Rio Verde, und mit der Hauptquelle nördlich des Itatiaya und zieht durch die Campos des ſüdlichen Minas nordweſtwärts. Dort, wo ihn die Eiſenbahn bei Porto da Rifano überſchreitet, liegt er 590 m hoch und iſt auf große Strecken ſchiffbar, wird jedoch weiter abwärts durch Stromſchnellen geſperrt. Nahe ſeiner Mündung nimmt er den Rio Mogy Guazuüauf, der, durch den Pardo verſtärkt, aus der Gegend von Caldas und der Südſpitze von Minas kommt. Ein weiterer großer Quellfluß des Parana, der Tieté, entſteht nahe dem Meer an der Serra do Mar, hat die Größe der Elbe, iſt dunkelbraun, durchſtrömt die Kaffeegebiete von Sao Paulo und die Campos und trägt ſtreckenweiſe kleine Dampfer; anderſeits aber ſtürzt er in 56 Waſſer— fällen und Stromſchnellen über die Riffe der Eruptivgeſteinsdecke des Inneren hinab und it im Unterlauf für die Schiffahrt ungünſtig. Der Grenzfluß gegen Parana iſt der Rio Paranäpanema, ein wenig bekannter Fluß, deſſen Quellen in der Serra Paranapiacaba liegen; ſein Lauf iſt öde und aller Anſiedelungen bar, aber für den Verkehr anſcheinend ge— eigneter, als erwartet worden war. Im Salto Grande fällt er 12 m tief hinab. p) Klima, Pflanzendecke, Tierwelt. Das Klima Oſthbraſiliens iſt, wie folgende Tabelle zeigt, noch durchaus tropiſch. Jahr SE eh Schwankung M e 24,80 26,80 22,50 4,30 1944 FF 1 WER 22,50 25,60 19,70 5,90 1109 r 21,9% 25,30 18,50 6,5° 2331 Uberaba (190 45’, 760 m) . . 21,70 23,50 18,40 5,10 1767 Juiz da Fora (210 46“, 675 m) 19,4 22,70 16,1% 6,6 1579 Barbacena (21 13’, 1143 m) 17,30 13,8) 13,80 6,0° 1306 Aus dieſer Tabelle ergibt ſich eine regelmäßige Abnahme der Wärme nach Süden und mit der Höhe, zugleich eine Zunahme der Schwankung. Selbſt in Santos (24° ſüdl. Breite) er- reicht der wärmſte Monat noch 25,3, der kühlſte 18,5“; die Küſte iſt alſo bis über den Wende- kreis hinaus ſehr warm. Der wärmſte Monat iſt meiſt der Februar, auch der Januar, in Barbacena der März, der kühlſte überall der Juli. Die Extreme betragen in Rio 36,5“ und 13,5, in Uberaba 33° und 1°, in Barbacena 29,6“ und 2,6“, in der 800 m hoch im Orgel- gebirge gelegenen Colonia Alpina fällt das Thermometer ſogar auf —0, 1“. Es werden alſo in den Gebirgen ſchon bei geringen Höhen, namentlich aber auf den inneren Hochebenen ſehr niedrige Temperaturen beobachtet. Bei Säo Paulo (740 m) kann man ſchon von an⸗ genehmem Frühlingsklima mit erträglicher Sommerhitze und nicht zu empfindlicher Winter- kälte ſprechen. Eisbildung iſt ſelten, aber Reif erſcheint, wie 1902, häufig als läſtiger und gefährlicher Feind der Kaffeekultur, und zwar weniger an den hochgelegenen Gebirgs— hängen als vielmehr über den tieferen Hochebenen. In der Stadt Säo Paulo ſind Froſt— tage ſehr ſelten, doch iſt ſchon —1“ beobachtet worden, in Tatuhy — 1,8“, in Cunha —5°, zwiſchen Barbacena und Ouro Preto im Juni 1870 —6°, jo daß die Zuckerrohrernte geſchädigt wurde. Am 19. Juni 1843 ſchneite es in Ouro Preto in 1100 m Höhe, am 12./13. Juli 1892 fand Cruls an der Grenze von Goyäz — 2,5“. Auch weht im Winter häufig mehrere Tage hindurch ein kalter Südoſtwind, Minuano. Oſtbraſilien: Klima, Pflanzendecke, Tierwelt. 185 Beſteht ſomit ein Gegenſatz zwiſchen der warmen Küſte und dem oft kühlen Inneren, jo läßt ſich ein ſolcher auch in bezug auf die Niederſchlagsmenge feſtſtellen; die Küſten— ſtationen erhalten im allgemeinen bedeutend mehr Regen als das Innere. Schon Bahia hat 1944, Ubatuba (23½ % 2455, Santos 2331 und der Alto da Serra am Oſthange der Serra do Mar in 800 m Höhe gar 3697 mm Regen. Eine Ausnahme macht allein die Umgebung von Rio mit nur 1091 mm, vermutlich weil der Südoſtpaſſat hier nicht ſenkrecht gegen die Küſte wehen kann. Nach dem Inneren zu nimmt die Regenmenge raſch ab: Sao Paulo hat 1375, Queluz im Parahybatal und das Orgelgebirge haben nur wenig über 1340, Sabara in Minas 1640 und Uberaba 1767 mm. Erſt bei Gongo Soco (20° ſüdl. Breite, 43“ weſtl. Länge) findet ſich wieder der auffallend hohe Wert von 2940 mm. Da nun an der Küſte der Südoſtpaſſat meiſt Steigungsregen bringt, ſo werden die Jahreszeiten hier ebenfalls andere als im Inneren, denn es regnet an der Küſte, wenig— ſtens von 25 bis 15°, in allen Monaten, auch in Rio, und zwiſchen 15 und 10° iſt das Jahr in zwei Regen- und zwei Trockenzeiten geteilt. In Bahia fällt die große Regenzeit in die Monate April bis Juli, alſo Südherbſt und Südwinter, die kleinere in den Oktober und November, alſo Südfrühling, während Ubatuba unter dem Wendekreis nur im Juli eine geringe Regen— menge, 1,5 Prozent, empfängt und das Maximum im Januar fällt, wenn auch hier noch der April und Mai ein zweites Anſteigen der Regenmenge zeigen. Nordbahia bildet alſo den Übergang von den Winterregen Pernambucos zu den Sommerregen Rios, und dort ſind auch noch gefährliche Dürren nicht ganz ſelten, die ſogar zuweilen an der Küſte auftreten. In dem Sertäo von Nordbahia iſt daher Hitze und Dürre in der Trockenzeit das Normale, und die Regenzeit ſchrumpft auf drei Monate zuſammen. Im übrigen hat das Innere von Minas und São Paulo ausgeſprochene Sommerregen und eine einmalige Trockenzeit von Oktober bis März mit dem Maximum im November (Überaba), Dezember (Sabarä) oder Januar (Sao Paulo). An die Stelle des Regens treten in der trockeneren Zeit oft Nebel, welche den Pflanzen die entbehrte Feuchtigkeit gewähren, beſonders in den Flußtälern. In der Trockenzeit herrſcht der Südoſtpaſſat, während in der Regenzeit die Winde aus Weſten und Norden kommen. Das Klima der Küſte war früher im allgemeinen nicht ungeſund, iſt aber durch das gelbe Fieber berüchtigt geworden. Dieſes iſt im Jahre 1850 zuerſt nach Rio gekommen und hat ſeitdem die Oſtküſte in der ſchlimmſten Weiſe heimgeſucht, ganz beſonders Rio und Santos; in den erſten Jahren ſeines Auftretens ſoll es 120000 Perſonen befallen haben, und in Rio wurde noch gegen 1900 auf 350 Einwohner ein Todesfall am gelben Fieber ge— rechnet. Im letzten Jahrzehnt iſt es aber durch ſanitäre Maßregeln gelungen, dieſe gefähr— liche Plage ſo weit zurückzudrängen, daß Rio ſowohl wie Santos jetzt geſunde Häfen ſind. Die Pflanzendecke Oſtbraſiliens ſpiegelt die ſchon erörterte Verteilung des Regens wider. An der Küſte, zwiſchen dem Rio Sao Francisco und Santos, herrſchen Wälder, vor ihnen Mangrovebeſtände, ähnlich wie in Amazonien; das trockene Innere dagegen nehmen Campos ein, zwiſchen denen ſich Wald an den Flüſſen entlangzieht, und den Übergang zwi— ſchen dieſen Formationen machen die Caatingas, beſonders in Bahia. Endlich reichen von Süden her Araukarienhaine in die tropiſchen Formationen hinein. Vor der Küſte bildet Rhizophora Mangle die meiſten Beſtände. Auf den Küſtendünen am Contas wachſen Balſambäume (Humirium floribundum) und die Strandpalme Buri (Diplothemium maritimum), mit wohlſchmeckenden Früchten; am Doce erſcheinen in der 186 Das ungefaltete Land des Oſtens. Sandwüſte gelbblühende Sträucher (Turnera odorata), der mexikaniſche Stachelmohn (Arge- mone mexicana), die mexikanische Kompoſite Zinnia multiflora und die hübſche Vinca rosea. Für die Sumpfvegetation in Meeresnähe ſind Montrichardia linifera, für die Reſtinga zwi⸗ ſchen Sandſtrand und Urwald Kakteen, Opuntien und Bromelien bezeichnend. Die unteren Teile der Küſtenwälder heißen Matto virgem (jungfräulicher Wald), die oberen Matto geral (gewöhnlicher Wald). Im Tiefland überwiegen Palmen, Lorbeer⸗ formen, Myrtazeen und Tamarinden, an den Abhängen des Küſtengebirges kommen noch Farnbäume, Bambuſſe, Epiphyten und Lianen hinzu. Einförmig und ruhelos iſt der Urwald in den tieferen Teilen; eine ungeheure Menge von Paraſitenpflanzen bedeckt die Baumäſte, und die Stämme werden oft bis zu 30 m hoch. Im Matto geral dagegen werden die rieſigen Laubbäume ſeltener. Mächtige Büſche der Taquararohre (Bambus) und herzförmige Blätter der Aroideen bilden mit Palmen und Baumfarnen zuſammen Dickichte. In den trockeneren Teilen Oſtbraſiliens ſpielen auch die Caatingawälder noch eine wichtige Rolle, indem ſie ſich von Norden her in die Campos einſchieben. Sie erreichen nach Martius zuweilen die Höhe junger Eichenwälder oder gleichen Wäldern von zwanzigjährigem Schlagholz und werden von niedrigem Geſträuch und Buſchwerk abgelöſt, das meiſt ſehr dicht verwachſen iſt. Sie bevorzugen harten, granitiſchen Boden oder Kalkſtein und beſtehen in Südbahia aus niedrigen, ſtarkveräſtelten Bäumen, zwiſchen denen dichtes Dorngebüſch aufrankt oder Reihen von Kaktus wachſen. Neben den ſtacheligen Cereus-Stämmen und Opuntien treten ſtrauchartige, blattloſe Euphorbien und Geſträuche von Jatropha auf. Die Caatingawälder gehen in einigen Teilen Oſtbraſiliens in den Sertäo über, der in Nordbahia eine faſt vollkommene Wüſte iſt. In den tieferen Stellen findet man zunächſt noch feuchtere Waldinſeln, Capdes, auf den Höhen aber hört die Vegetation bald ganz auf oder wird allein noch durch Kräuter, dichtes Geſtrüpp, niedrige Bäume und Kakteen vertreten, die hier und da geſchloſſene Hecken bilden und mit weißen Borſten bedeckt ſind. Die Bäume werfen die Blätter zur Trockenzeit ab, behalten jedoch genügend Saft im Holz, um raſch wieder Blätter zu treiben, ſobald ein Regen niedergeht. Deshalb kann man im verbrannten Sertäo, deſſen Pflanzen völlig blattlos ſind, zuweilen Streifen friſchgrüner Caatingawälder treffen. Auch ſpeichern die Bäume Waſſer in den Wurzeln auf, z. B. der Imbu (Spondias tuberosa). Dieſe Wälder nehmen in dem Sertäo häufig die höheren Teile, namentlich die Gehänge der Serras, ein, während Grasland und Geſtrüpp ſich in den tiefer gelegenen Ge- bieten halten. Hier überzieht die Ananas in Haufen weite Strecken; Kaperngeſträuch, Aka⸗ zien, Winden treten auf, von Palmen die Aricuri-Palme (Cocos coronata). Auch am Rio Säo Francisco und ſeinen Nebenflüſſen erſcheinen häufig zerſtreute Gruppen von Palmen, beſonders die Mauritia armata, die Weinpalme (Mauritia vinifera) und dichte Beſtände der Indayapalme (Attalea Indaya und A. humilıs). Im Süden, namentlich in Minas und Säo Paulo, entwickeln ſich die Campos in vollem Maße. Über grüne Grasfluren ragen bläuliche Höhenzüge wie Inſeln hervor, Ter⸗ mitenbauten erreichen in Form koniſcher Hügel die Höhe von 3 m, einzelne Cereen bringen eine Abwechſelung in der Grasflur hervor. An anderen Stellen zeigen ſich waldloſe Abhänge und Geſtrüpp, der Jatoba oder Heuſchreckenbaum (Hymenaea Courbaril L.), hier und da Niederwald, Buſchwald und Cerrados, vereinzelt Palmen und Faultierbäume, Cecropien, dann wieder baumloſe Cochilhas, leichte Hügel, in der Ebene; den größten Teil des Gebietes nimmt aber in Sao Paulo der Campo vero, die wie eine Tiſchplatte ebene Grasflur, ein. Oſtbraſilien: Klima, Pflanzendecke, Tierwelt. 187 In den Capdes erſcheinen im Süden die Araukarien, meiſt in ſonderbarer Weiſe zu— ſammen mit Palmen, und Araukarien bilden auch einen Beſtandteil der Höhenflora. Am Innenrande der Serra do Mar ſchieben ſie ſich als nördlichſte Nadelhölzer Südamerikas nach Norden vor und treten hier zu Wäldern zuſammen. Nach oben hin aber werden auch ſie von einer Hochvegetation abgelöſt, die wir ſchon kennen gelernt haben (vgl. S. 166). Unter den Nutzpflanzen ſpielt in Oſtbraſilien, namentlich in Sao Paulo, Rio, Oft- minas und Eſpirito Santo, der Kaffeebaum bei weitem die erſte Rolle, neben ihm im Norden beſonders Tabak und Baumwolle. Zuckerrohr iſt überall in gut bewäſſerten Gebieten durch die friſche Farbe ſeiner Anpflanzungen erkennbar, Maniok, Reis, Bohnen und Bananen bilden die Grundlage der Nahrung der Bevölkerung. Bäume mit bitterer Rinde, die zwar wie die der Cinchonen der Kordilleren Quina genannt wird, aber an Heilkraft gegen dieſe zurückſteht, Ipekakuanha, Saſſafras, Sarſaparille, der Balſambaum Icicariba ſind Produkte auch des oſtbraſiliſchen Waldes. Wertvolle Holzarten, beſonders das koſtbare rote des Jaca— randd (Machaerium firmum), ſind geſchätzt; Palmen liefern Wachs, Baſt und Holz, das Taquararohr Material zum Hausbau, die Myristica officinalis aromatiſche Nüſſe. Auch die Koka und der Teebaum von Paraguay (Ilex) kommen bereits vor. Die Zahl der Frucht— bäume iſt ſehr groß, die Rebe wird im Süden gepflegt. Die Fauna Oſtbraſiliens unterſcheidet ſich nach den Höhenſtufen und klimatiſchen Ge— genſätzen, namentlich aber nach den Vegetationsformationen. Der Matto virgem hat eine beſondere Tierwelt mit eigentümlichen Arten. Unter den Säugetieren treten die Baum— tiere, z. B. Affen, hier wieder häufiger auf. Der Brüllaffe (Mycetes) läßt ſeine gewaltige Stimme hören, die Cebiden, Springaffen (Callithrix) und der Eriodes hypoxanthus ziehen ſcharenweiſe durch den Wald. Dagegen fehlen die in Amazonien häufigen Woll- und Klam— meraffen, die Schweif- und Kurzſchwanzaffen ſowie die Chryſothrix-Arten und alle Nacht— affen. Unter den übrigen Säugetieren begegnet man dem Jaguar und dem Puma, dem Rüſſelbären und den Schakalfüchſen, wie auf den Campos; von Nagetieren ſind Eichhörnchen und Greifſtachler (Cercolabes) auf den Bäumen, das Aguti und die Paca im Unterholz und die Stachelratte (Loncheres) auf dem Boden anzutreffen; beſonders häufig ſind aber die Beutelratten (Didelphys). Auf den Campos ſind die Baumtiere auf die Galeriewälder der Flüſſe beſchränkt, Herden kleiner Affen, Jacobus penicillatus, verbergen ſich bei der Annähe— rung der Reiſenden in dem Dickicht, die Cavia rupestris, das Felſenmeerſchwein, verkriecht ſich im Geſtein, das Gürteltier ſucht nach einem Schlupfwinkel, der Ameiſenfreſſer galoppiert ſchwerfällig über die Ebene. Am Waldſaum weiden der ſchwarze Tapir, das Reh (Cervus campestris), das Pekari (Dicotyles labiatus) und Hirſche. Während der Nacht ziehen Wolf (Lupus americanus), Fuchs (Vulpes campestris) und Jaguar (Felis onga) beuteſuchend umher. Von Vögeln laſſen ſich im Waldlande Adler und Königsgeier (Cathartes Papa L.) ſowie Falken und Eulen ziemlich häufig beobachten. Kolibris beleben mit ihren glänzenden Farben das eintönige Grün des Waldes, die Tukane (Rhamphastidae) ziehen in größeren Geſellſchaften nach Nahrung aus, Hokkohühner (Crax und Penelope), Baumkuckucke (Buco— nidae) und Waldhähne (Baryphthengus ruficapillus Fieill.) halten ſich einſam im Gezweige auf, und Waſſervögel der verſchiedenſten Art, Enten, Reiher, Rallen und Taucherhühner, bevölkern die Sümpfe und Gewäſſer des Waldes. Auf den Campos hat die Vogelwelt wieder ein anderes Gepräge. Hier treiben ſich die Scharen der grünen Papageien und der Periquitos herum. Sie fallen herdenweiſe über die Baumwoll- und Maispflanzungen her 188 Das ungefaltete Land des Oſtens. und laſſen ſich mit ungeheurem Geſchrei auf die einzelnen Bäume der Grasflur nieder. Der Pirol (Oriolus minor), die beweglichen, Hauben tragenden Anus, ſperlingsartige Tauben vervollſtändigen das farbenprächtige Bild; dazwiſchen galoppieren die familienweiſe zu— ſammen weidenden Strauße gleich Pferden über Höhen und Niederungen, und über alles das erhaben thront der geſetzlich geſchützte rotköpfige Aasgeier, Urubu (Cathartes ruficollis). Nachts hört man beſonders den Ziegenmelker (Caprimulgus albicollis). c) Bevölkerung. Die Indianerbevölkerung Oſtbraſiliens iſt im allgemeinen nur noch in geringen Reſten vorhanden. Sie beſtand an der Küſte urſprünglich aus Tupi. Dieſe ſind jedoch in der eingewanderten Bevölkerung völlig aufgegangen, und ſo haben ſich nur noch einige Trüm— mer der Ges-Gruppe an der Grenze von Minas und Eſpirito Santo ſowie in dieſem Staate in den Wäldern erhalten. Zu ihr waren auch wohl die noch von Martius geſehenen Maſſakara, Ponta und Arakuja um den Rio Sao Francisco zu rechnen; heute aber ſitzen im Gebiete des genannten Stromes keine unabhängigen Indianer mehr. Auch zwei andere Untergruppen, die Kamakan am Rio Pardo und die Patacho am Rio Jequitinhonha, ſind wahrſcheinlich ſchon ganz in der angeſiedelten Bevölkerung aufgegangen oder ausgeſtorben. Dagegen haben ſich die Burung oder Botokuden, Botocudos, die Aymoré der erſten Anſiedler, noch in Südbahia, Eſpirito Santo und Minas in den Flußgebieten des Mucury und Doee erhalten. Körperlich unterſcheiden ſie ſich nicht allzuſehr von den übrigen Indianern Südamerikas, doch fallen ſie durch ihre ungewöhnlich helle Farbe und die Lippen— pflöcke, botoques, auf, die ihnen den Namen gegeben haben. Allerdings verlaſſen die Männer dieſe Sitte bereits, fie tragen nur noch 9em breite Scheiben in den Ohrlappen; die Be— malung mit Blau, Rot und Schwarz erſetzt in gewiſſem Grade den ſpärlichen Schmuck. Klei— dung tragen die Botokuden auch jetzt meiſt noch nicht, höchſtens wenn ſie in den Fazendas arbeiten. Sie haben auch weder Hütten, noch Kähne, noch Hängematten und kennen weder Töpferei noch Haustiere, alſo auch keine Viehzucht, ja ſie können nicht einmal ſchwimmen. Ihre Geräte beſtehen aus Bambusmeſſern und Steinbeilen, ferner aus ſehr primitiven Koch— töpfen und Fruchtſchalen des Kalebaſſenbaumes (Crescentia cujete), hier und da auch aus Kör— ben, Holzgefäßen und Bambusflöten, ihre Waffen aus Pfeilen, Bogen und zuweilen Keulen. Die Botokuden ſind ausſchließlich Jägernomaden und nähren ſich von der Jagdbeute. Südlich vom Ouro Preto leben die Puri oder Coroados, ein Reſt der Goyatakä-Gruppe, und die Koropd. Früher waren fie wie die Goyatakä oder Goytaakes ſelbſt und die Arary, Pitta und Yumetto am Parahyba bedeutende Völker, und noch am Anfang des vorigen Jahr— hunderts zählte man ihrer eine große Zahl, jetzt aber gehen ſie baldigem Ausſterben entgegen. Daher treten die Indianer überall zurück. In der Provinz Rio de Janeiro bilden ſie 2, in Bahia 4, in Eſpirito Santo und Säo Paulo kaum 2 Prozent der Bevölkerung. Die Beſiedelung Oſtbraſiliens durch Weiße hielt ſich anfangs in engen Grenzen und nahm exit größere Maße an, nachdem die Franzoſen und Niederländer im 17. Jahrhun⸗ dert aus Braſilien vertrieben worden waren. Die hauptſächliche Arbeit verrichteten bei der Koloniſierung Oſtbraſiliens die Pauliſtaner. Sie unterwarfen die Indianer und gründeten die Städte, hatten jedoch heftige Kämpfe mit den aus anderen Provinzen gekommenen Frem⸗ den, Foraſteiros, zu beſtehen. Im allgemeinen hat ſich aber in Minas und Sao Paulo eine ziemlich weiße Bevölkerung erhalten. Portugieſen bilden ihren Grundſtock; ſie waren die Oſtbraſilien: Bevölkerung. Staaten und Siedelungen. 189 Gründer der Kolonien, ihre Sprache herrſcht im Lande. Im übrigen ſind Italiener be— ſonders zahlreich, dann folgen, freilich in weitem Abſtande, die Spanier, Deutſchen, Fran⸗ zoſen, Engländer und Nordamerikaner. Die letzten drei ſind ziemlich ſpärlich vertreten, Deutſche findet man beſonders in Säo Paulo, Santos, Rio und Bahia. Neger ſind ſeit dem 16. Jahrhundert in ſo großen Mengen nach Braſilien gebracht worden, daß 1818 die Hälfte der Bevölkerung aus Negerſklaven beſtand. Infolgedeſſen wurde 1831 die weitere Einfuhr von Negerſklaven verboten, heimlich aber bis 1856 fortgeſetzt. Im Jahre 1871 wurden alle von nun an von Sklavinnen geborenen Kinder für frei erklärt, 1884 in Cearä und Amazonas überhaupt alle Sklaven, und 1885 wurde allen über 60 Jahre alten Negern auch in den übrigen Provinzen die Freiheit geſchenkt. Freilich ging das nicht ohne heftigen Widerſtand der Großgrundbeſitzer, insbeſondere in Minas Geraes und Rio de Janeiro, ab, aber im Jahre 1888 wurde endlich die Abſchaffung der Sklaverei über— haupt erklärt. Man rechnet, daß damals immerhin noch 600— 700000 Sklaven, etwa ein Drittel der im Jahre 1871 vorhandenen Zahl, durch dieſe Maßregel die Freiheit erlangten. Reine Neger ſind am zahlreichſten im Staate Rio mit 34 Prozent, am ſeltenſten in Sao Paulo mit 10 Prozent. Bei weitem die erſte Stelle nimmt in den Oſtſtaaten die Miſchlingsbevölkerung ein. Die Sprößlinge von Weißen und Negern, die Mulatten, ſind wohl am häufigſten, weniger zahlreich ſind die hier im Lande Caboelos oder Mamelucos genannten Meſtizen, und die Miſchlinge zwiſchen Indianern und Negern, Cabores oder Cafuzos. Aus der Kreu— zung aller dieſer untereinander entſteht nun die allgemeine Miſchung, deren Zunahme raſcher vorſchreitet als die der reinen Raſſen, ſo daß Braſiliens Zukunft einer Miſchraſſe gehören dürfte. Gegenwärtig nehmen in Bahia, wo von jeher ein großer Sklavenmarkt war, die Mijch- linge 46 Prozent ein, in Säo Paulo nur 13,5 Prozent. In Bahia bilden Neger und Miſch— linge zuſammen faſt 75, in den Staaten Rio und Eſpirito Santo 60 Prozent der Bevölkerung. Infolge des verſchiedenen Klimas der Küſte und des Inneren haben ſich beſondere Volksteile ausgebildet, die Küſtenbewohner und die des Hochlandes. Beierſteren über— wiegt das dunkle, bei letzteren das weiße und indianiſche Element. Eine beſondere Stellung nehmen die Bewohner des öden Sertäo, die Sertanejos, ein, die man in vieler Beziehung mit den Llaneros Venezuelas vergleichen kann. Sie leben auf einſamen Höfen von den Er- trägniſſen eines geringen Ackerbaues und der Viehzucht, von Früchten, Rindfleiſch, Milch, Käſe, gehen fleißig auf die Jagd und verſchmähen bei eintretenden Dürren und Hungersnot auch nicht das nahrungsarme Brot der Aricuripalme (Cocos coronata). d) Staaten und Siedelungen. Von den ſechs Staaten, in welche Oſtbraſilien zerfällt, nehmen fünf die Küſte ein, nämlich Sergipe, Bahia, Eſpirito Santo, Rio de Janeiro und Sao Paulo. Von dieſen ſind Sergipe, Eſpirito Santo und Rio nur Küſtenſtaaten, Bahia und Sao Paulo greifen dagegen weit ins Innere ein; Minas Geraes endlich hat gar keine Küſtenſtrecke. Außer- dem gehört zu Oſtbraſilien der Bundesdiſtrikt, die Umgebung der Hauptſtadt Rio de Ja— neiro, und dieſe ſelbſt. Die Größen- und Bevölkerungszahlen für die einzelnen Staaten ſind auf S. 179 zuſammengeſtellt. Oſtbraſilien iſt der Kern des braſiliſchen Staates, da es mehr als die Hälfte der Geſamt— bevölkerung enthält. Von ſeinen faſt 14 Millionen Einwohnern kommen aber wieder 10, 190 Das ungefaltete Land des Oſtens. auf Rio mit dem Bundesdiſtrikt, Säo Paulo und Minas Geraes, in denen zuſammen die Volksdichte über 11 beträgt. Sie iſt an der Küſte im ganzen höher als im Inneren, aber in Sao Paulo und Minas wächſt fie auch im Inneren, während das Innere von Bahia noch verhältnismäßig recht ſchwach bevölkert iſt. Sergipe, der kleinſte Staat Braſiliens, ermangelt auch größerer Städte, da ſelbſt ſeine Hauptſtadt, Aracaju, nur 32000 Einwohner hat; ſie iſt aber durch eine Bahn mit Propria am Rio Säo Francisco verbunden, von wo Zucker und Mangabeira-Gummi aus⸗ geführt werden. Auch Eſtancia (12000 Einwohner), der Mittelpunkt der Landwirtſchaft, iſt mit Aracaju durch eine Eiſenbahn verknüpft. In Bahia bietet das Innere gute Gelegenheit zur Viehzucht und enthält Gold und Diamanten, während an der Küſte Tabak, Kakao, Baumwolle, Kaffee und Zuckerrohr gebaut werden. Dieſe Erzeugniſſe ſowie Gummi und Häute werden ausgeführt. Die Induſtrie beſteht in Zigarren- und Zigarettenfabrikation, Herſtellung von Maniokmehl, beſonders in Nazareth, Spinnerei und Weberei; auch werden große Viehmärkte, z. B. in Feira de Sant' Anna (25000 Einwohner), abgehalten. Zwei Eiſenbahnlinien führen von der Hauptſtadt ins Innere. Die eine geht von Bahia nach Joazeiro am Rio Säo Francisco, einem lebhaften Städtchen mit regem Handel in Salz, Erzen, Kautſchuk und Erzeugniſſen der Viehzucht. Das Innere entbehrt aber größerer Ortſchaften; in den trockenen Gebieten ſüdlich des Paraguazu ſind Sincora und Caeteté die bekannteſten, am Rio Säo Francisco hat Barra do Rio Grande die größte Seelenzahl. Dieſe kleinen Städte leben von Ackerbau im Flußtale des Sao Fran⸗ cisco und von Viehzucht auf den umliegenden Campos, von Bergbau auf Gold in der Serra do Aſſuruä und von Handel mit Salz, der auch in Piläo Arcado vor der Serra do Piauhy nahe der Grenze von Pernambuco blüht. Der Weſten von Bahia zwiſchen dem Fluſſe und der Waſſerſcheide gegen das Tocantinsbecken iſt ſehr menſchenarm. Die zweite Bahn geht von Säo Felix am Rio Paraguazu, gegenüber dem bekannteren Orte Cachbeira (Strom- ſchnelle), der mit Säo Felix eine Anſiedelung von 30000 Einwohnern bildet, nach Santa Iſabel an der Serra do Sincorä. Cachoeira iſt der Endpunkt der Schiffahrt auf dem in die Bahia de Todos os Santos fallenden Rio Paraguazu, Maragogipe der äußere Hafen an der Mündung. Santo Amaro an der Bucht von Bahia hat 10000 Einwohner. Die Anſiedelungen an der Küſte ſind wenig volkreich, da ſich das Leben haupt— ſächlich in der Stadt Sao Salvador de Bahia zuſammendrängt. Dieſe Stadt ſoll 1510 durch einen Händler Alvares als bleibende Anſiedelung gegründet worden ſein, aber erſt um 1550 ſtädtiſchen Charakter erhalten haben. Immerhin iſt Bahia eine der älteſten Städte Bra⸗ ſiliens und hat ſogar lange Zeit eine führende Rolle im Lande geſpielt, indem es bis 1763 die Hauptſtadt und zugleich während zweier Jahrhunderte der Haupthandelsplatz blieb. Es war auch die volkreichſte Stadt, beſaß faſt die Hälfte aller Weißen Braſiliens als Einwohner und hatte beſonders wegen des großen Sklavenmarktes eine Bedeutung als Mittelpunkt des Verkehrs. Erſt ganz neuerdings iſt Bahia mit 300000 Einwohnern von Säo Paulo (400000) an Einwohnerzahl überflügelt worden, als Handelsſtadt auch von Santos, Rio und Parä. Die Stadt zerfällt in zwei Teile, einen unteren langgeſtreckten am Ufer und einen oberen größeren auf dem ſteilen Küſtengebirge; als dritter entwickelt ſich die Vorſtadt Victoria. Die untere Stadt, Cidade baixa oder Praia (Strand), die Hafenſtadt, beſteht im weſentlichen nur aus einer langen Straße mit allen Gebäuden einer großen Seehandelsſtadt. Demgemäß iſt ſie auch eng, ſchmutzig: ein reines Geſchäftsviertel mit vorwiegend farbiger Bevölkerung und Oſtbraſilien: Staaten und Siedelungen. 191 ſehr hohen Häuſern. Aufzüge führen von der unteren Stadt den grünen Abhang hinauf nach der oberen, ſehr unruhig gebauten, bunten, von Palmen überſchatteten Oberſtadt, Cidade alta, mit den Gebäuden der Staatsregierung, zahlreichen Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden (Tafel 6, Abbildung 3). Die übrigen Küſtenplätze ſüdlich von Cachoeira ſind von geringer Bedeutung; Itaparica auf der gleichnamigen Inſel hat etwa 6000 Einwohner. Noch weit kleiner ſind diejenigen ſüdlich des 14. Grades, Barra do Rio de Contas, das ſchon 1540 gegründete, früher goldreiche Ilheos, Cannavieiras und Belmonte. Dieſe Anſiedelungen ſind aber wichtig wegen ihres Kaffeebaues, der dem ſüdlichen Bahia bereits den Charakter eines Kaffeeſtaates aufprägt. Porto Seguro oder Cabralia, der Ankerplatz Cabrals, hat nur 1000 Bewohner. Von Cara- vellas, einem Küſtenſtädtchen von 3000 Einwohnern, führt eine Eiſenbahn über die Kolonie Leopoldina und die Serra dos Aimores in das Gebiet der Mucurykolonien von Minas Geraes, in denen Deutſche, Schweizer, Holländer und andere Europäer angeſiedelt wurden. Die be— deutendſte Anſiedelung iſt hier Philadelphia oder Theophilo Ottone. Die Abrolhos (S. 182) werden nur von wenigen Fiſchern und der Bedienungsmannſchaft des Leuchtturms bewohnt. Eſpirito Santo hat im weſentlichen Ackerbauanſiedelungen und baut vorwiegend Kaffee. Den Ortſchaften ſind häufig Vorhäfen vorgelagert, die den Handel vermitteln; ſo liegt Villa da Barra vor St. Matheus, Barra do Rio Doce oder Regencia vor Linhares. Auch Santa Cruz und Guarapary mit gutem Hafen führen Kaffee aus, daneben Fiſche, Baumwolle und Bauholz, während auf dem Rio Doce Speck, Salz und Tabak ſowie die Erzeugniſſe der Pflanzungen und Viehhöfe nach aufwärts verfrachtet werden. Der bedeu— tendſte Hafen des Staates iſt Victoria (30000 Einwohner) an dem ſüdweſtlichen Ende der Gneisinſel do Eſpirito Santo, die Nachfolgerin der alten Hauptſtadt dieſer Küſte, Villa Velha oder Eſpirito Santo, einer ſchon 1535 gegründeten, jetzt nur noch von Fiſchern bewohnten Anſiedelung. Der hier mündende Rio de Santa Maria iſt 54 km weit für Kähne und kleine Dampfer ſchiffbar. Der an ihm gelegene Flußhafen Porto da Cachoeira iſt der Ausgangs— punkt für die Anlegung der Kolonie Santa Leopoldina geweſen, die von etwa 11000 Deutſchen, Schweizern, Tirolern, Holländern, Belgiern, Franzoſen, Italienern, Polen und Luſobraſiliern bewohnt wurde, jetzt aber als Kolonie aufgehört hat zu beſtehen. Ein bedeu— tender Teil der reichen Kaffeeausfuhr von Victoria kommt aus dem Gelände von Santa Leopoldina, und ebenſo exportiert eine andere deutſche Kolonie, Rio Novo, auf dem Rio Itapé Mirim nach dem gleichnamigen Orte und deſſen Vorhafen, dem winzigen Platze Barra mit wenigen Häuſern, aber deutſcher Bibliothek. Viel bedeutender dagegen als das unter der gefährlichen Barre leidende Itapé Mirim iſt Anchieta, eine 8000 Ein- wohner zählende Stadt, die frühere Villa Benevente. Rio de Janeiro und der Diſtricto federal. Im flachen Mündungsgebiet des Parahyba liegt Campos (30000 Einwohner), der Mittelpunkt der Zuckerkultur, eine indu— ſtrielle Stadt in überaus fruchtbarer Umgebung, durch die Küſteneiſenbahn mit Nictheroy, durch die Parahybabahn mit dem Inneren verbunden; doch iſt auch ihr Vorhafen Sao Jodo da Barra an der Mündung des Rio Parahyba durch eine Barre geſperrt. Ebenſo— wenig brauchbar für die Schiffahrt iſt der andere Hafen Imbetiba, deſſen Nachbarſtadt Macahe gleichfalls Zucker ausführt. Das 1775 gegründete Cabo Frio handelt mit Butter, Rizinusöl, Fiſchkonſerven und Meeresprodukten. Am Parahyba führen Säo Fidelis, Areas, Entre Rios, Parahyba, Barra do Pirahy, 192 Das ungefaltete Land des Oſtens. Vaſſouras, Barra Manſa und Rezende, alle mit 10—13000 Einwohnern und mit grünen Zuckerrohrfeldern, Bananen-, Orangen- und Kaffeepflanzungen, vornehmlich Kaffee aus. Am Nordhange des Parahyba Tales liegt Valenga, am Grenzfluſſe gegen Minas, dem Rio Preto, der gleichnamige Ort und Iſabel, im Gebirge zwiſchen dem Parahyba und der Küſte Pirahy, Macacu, Nova Friburgo und Petropolis ſowie Cantagallo mit Goldwäſchen. Neu— Freiburg (Nova Friburgo) war urſprünglich (1819) eine Schweizer Kolonie, hat aber jetzt faſt keine Schweizer mehr als Einwohner, ſondern Braſilier und Deutſche; auch Petropolis (30000 Einwohner) war anfangs (1845) eine deutſche Kolonie und beherbergt noch heute viele Deutſche, hat aber durch die Erbauung des großen Sommerpalaſtes des Kaiſers Dom Pedro einen anderen Anſtrich erhalten als die übrigen deutſchen Ackerbaukolonien (Tafel 7, Abbildung 1). Sommerfriſche für die Fluminenſer (die Bewohner von Rio) iſt auch There- zopolis am Nordhange der Küſtenkette, ein ebenfalls von vielen Deutſchen bewohnter Ort. Die Hauptſtadt des Staates ſeit 1902, Nictheroy, früher ein Indianerdorf, wurde 1834 nach Ausſcheidung des Municipio neutro zur Stadt erhoben, entwickelte ſich raſch und hat mit den Vorſtädten Sao Lourengo, Icarahy und Säo Domingo jetzt 60000 Einwohner. Die engſten Beziehungen verknüpfen dieſe Stadt mit Rio de Janeiro, der Hauptſtadt des Landes und dem Kern des Municipio neutro oder Municipio da Corte, des jetzigen Diſtricto Federal. Die Stadt erhebt ſich am weſtlichen Eingange der vielgerühmten Bucht von Rio (ſ. die Tafel bei S. 182) und gilt wegen der großartigen Umgebung als die ſchönſt— gelegene der Erde (ſ. den Lageplan auf S. 193). Hatte man früher beim Betreten Rios eine gewiſſe Enttäuſchung, inſofern die Straßen der Altſtadt ſchmal, ohne anſehnliche Häuſer oder Kirchen waren, ſo hat ſich das Bild neuerdings ſehr geändert, denn es iſt Licht und Luft auch in die Altſtadt gedrungen, und zugleich ſind die Geſundheitsverhältniſſe ſo ſehr gebeſſert worden, daß Fälle gelben Fiebers faſt nicht mehr vorkommen; auch hat man am Ufer der Bucht prachtvolle Anlagen und Palmengänge geſchaffen. Die Hauptſtraße Avenida Rio Branco enthält die meiſten Geſchäftshäuſer, die Rua do Ouvidor die meiſten Läden. Beide ſind die belebteſten und bekannteſten Straßen Rios; von den öffentlichen Plätzen iſt die Praga do Tiradentes, früher Konſtitutionsplatz, der bedeutendſte. Die Neuſtadt beginnt hinter der zu einem Park umgeſchaffenen Praga da Republica, früher d'Acclamagäo, mit dem Stand- bilde Pedros J. Sie hat mehr den Charakter einer modernen Stadt mit breiten, aber weniger belebten Straßen und geht allmählich in die mit Villen der Kaufleute und mit üppigen Gärten geſchmückten Vororte über, unter denen Botafogo am Fuße des durch eine Drahtſeilbahn erreichbaren Alto do Corcovado am bekannteſten iſt. Hier liegt auch der berühmte Botaniſche Garten mit ſeiner großartigen Allee von Königspalmen (Oreodoxa regia); der Stadt näher, . am Quai da Gloria, befindet ſich der Jardim Publico. Drahtſeilbahnen erklimmen die Fels⸗ gipfel der Umgebung, Straßenbahnen durchziehen die Stadt. Als Sitz der Bundesregierung hat Rio die herrſchende Stellung im Staate; überdies iſt es Sitz eines Erzbiſchofs, des Obergerichtes, zahlreicher Wohltätigkeitsanſtalten und Banken. Wiſſenſchaft und Kunſt könnten noch beſſer gepflegt werden, doch beſtehen Bibliotheken, Muſeen und wiſſenſchaft— liche Geſellſchaften. Die Einwohnerzahl wird jetzt auf 1000000 angegeben. Minas Geraes. Von Rio aus erſteigt eine Eiſenbahnlinie in mächtigen Bauten die Serra do Mar, teilt ſich im Parahyba Tal und gelangt in zwei Strängen nach Minas Geraes. Im ſüdlichen Teile von Minas drängt ſich die Bevölkerung enger zuſammen. Säo Jodo del Rey und Sao Joje oder Tiradentes, alte Bergſtädte aus der zweiten Hälfte des Oſtbraſilien: Staaten und Siedelungen. 193 17. Jahrhunderts, haben wegen minder günſtiger Lage bisher nur wenig Einwohner; Juiz de Fora entwickelt ſich mit blühendem Ackerbau und einiger Induſtrie allmählich zu einem Hauptorte des Inneren; in Lafayette pflegt man auf der Reiſe von Rio nach Ouro Preto zu übernachten. In Barbacena herrſcht Induſtrie vor. Im ſüdweſtlichen Winkel von Minas zeichnet ſich Campanha durch Weinbau und heiße Quellen aus, um Caldas blühen FH ah P zaz e Sys - Dee 8 1 N > ZERT ie e N SS 1 Arsenal Kathedrale 2 Börse 7 National Bibliotheks 3 Praga da Republica 8 National Museum. 4 Palast I Observatoruun 5 Theater 1 Rathaus Maßstab 1 126 900 Hilometer Lageplan von Rio de Janeiro. Zu ©. 192. Ackerbau und Viehzucht, im ſüdöſtlichen Winkel liegen die Kaffee bauenden Städtchen Mar de Heſpanha, Uba und Carangola. Die bisherige Hauptſtadt Ouro Preto hatte den Höhepunkt ihrer Entwickelung bereits überſchritten, bevor die neue gegründet wurde. Zu Martius' Zeit hatte die damals Villa Rica genannte Stadt zwar nur 8500 Einwohner, hob ſich aber ſpäter auf mehr als 35000, iſt indeſſen ſeitdem wieder auf 10000 zurückgegangen. Gegründet infolge der Auffindung von Goldlagern 1698, iſt Ouro Preto immer eine reine Bergbauſtadt geweſen. Auch Sabarä (Tafel 6, Abbildung 4) mit 5000 Einwohnern iſt urſprünglich eine Minenſtadt, aber heute liegt ihre Bedeutung beſonders in dem Goldſchmiedegewerbe und in dem Weizen- und Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 13 194 Das ungefaltete Land des Oſtens. Zuckerbau der Umgebung. Eine künſtliche Schöpfung iſt die allerdings ſchon ſeit 1780 exi⸗ ſtierende, aber erſt ſeit 1897 emporgekommene, weil damals zur Hauptſtadt gemachte Stadt Bello Horizonte mit (offiziell) 40000 Einwohnern. Im Oſten von Minas liegt Diamantina mit bedeutender Ausfuhr der hier gefun- denen, meiſt auch ſchon an Ort und Stelle geſchliffenen Diamanten ſowie von Gold. Zurück— gegangen iſt das durch ſeine Topaſe früher berühmt geweſene Minas Novas, und klein ſind auch Serro Itabira und Conceicäo, ebenfalls Bergbauorte. Am Rio Sao Francisco ſitzt oberhalb von Carinhanha auch in Minas keine ſehr zahl- reiche Bevölkerung, weil das Klima des Flußtales nicht gut iſt. Immerhin hat ſich Januaria oder Salgado zu einer Stadt von 10000 Bewohnern entwickeln können, während Sao Fran- cisco und Sao Romão klein geblieben ſind; letzteres iſt einer der wichtigeren Plätze für den Salzhandel. An dem Zuſammenfluß des Rio Säo Francisco mit dem Rio das Velhas liegt Guaicuhy, am Hauptfluſſe aufwärts Pirapora, der Endpunkt der Eiſenbahn im nördlichen Minas, mit dem Hafen Porto Fluvial. Der äußerſte Weiten von Minas beſteht großenteils aus Chapadas und Sertäo mit Viehzucht. Hier führen Handelswege von Januaria am Sao Francisco über die Chapadas da Santa Maria und den Bio do Paranan nach Cavalcanti in Goyaz und von Sao Romão über das Tal des Paracatu nach der gleichnamigen Stadt, die beſonders von dem Handel mit Vieh und Zucker lebt. Erzeugniſſe der Viehzucht und des Bergbaues ſowie etwas Salz ſind die Quellen des Wohlſtandes des ſüdweſtlichen Minas, wo Uberaba lange Zeit der Endpunkt der jetzt nach Cataläo in Goyaz durchgeführten Eiſenbahn war. Sado Paulo itt der geiſtige Kern Braſiliens, obwohl es weder die Hauptſtadt noch die größte Einwohnerzahl enthält; aber die Bevölkerung iſt von jeher tatkräftig und geiſtig bedeutend geweſen. Die Pauliſtaner haben die Indianer zurückgedrängt, den größten Teil der Städte gegründet, die Goldminen bearbeitet und eine Reihe hervorragender Staats— männer, darunter drei der letzten Präſidenten der Republik, geſtellt. Sie erzeugen den größten Teil der Kaffeeausfuhr Braſiliens; ſie haben das Eiſenbahnnetz (6000 km) am weiteſten ins Innere vorgeſchoben und bis vor kurzem allein etwas für die wiſſenſchaftliche Unterſuchung und das Bildungsweſen ihres Staates getan. Auch um die Literatur iſt das Volk von Sao Paulo verdient. Das wird begreiflich, wenn man die Verteilung der Raſſen in Sao Paulo betrachtet. Dieſer Staat enthielt nämlich ſchon um 1890: 68 Prozent Weiße, alſo mehr als zwei Drittel, und nur 10 Prozent Neger und 13,5 Prozent Miſchlinge, von denen auch wohl viele auf die Meſtizen fallen. Die ziviliſierten Indianer beginnen hier wieder einen größeren Prozentſatz einzunehmen, nämlich 8,4 Prozent. Für 1910 berechnet v. Ihering ihre Zahl aber auf nur noch 10000, während die Bevölkerung des Staates auf 3400000 geſtiegen war, jo daß ihr Anteil wie der der Neger nur noch 0,3 Prozent betragen würde. Natürlich hat die gerade in Säo Paulo ſehr ſtarke Einwanderung zugleich mit dem Ausbau der Verkehrswege im Laufe der beiden letzten Jahrzehnte große Veränderungen hervorgerufen, doch kann man jagen, daß der Nordweſten noch faſt unbekannter Sertäo it; ihn durchziehen nur der Tiété als wenig geeigneter Waſſerweg ſowie die neue, bis faſt an den Parana durchgeführte Sorocabana-Bahn. Am Unterlaufe des Tiété hat die Viehzucht bereits zur Entſtehung größerer Siedelungen Veranlaſſung gegeben wie Säo Manoel (30000), im Südweſten liegen die Regionen des Bergbaues, im Oſten die Kaffeediſtrikte. Flachgehende Dampfer befahren den Tiete, und die Waſſerkräfte der Flüſſe werden der Braſiliſches Bergland. l. Petropolis im Staate Rio de Janeiro. Nach Photographie. (Zu S. 66 u. 192.) U MNT 2 10 1 4 1 Nach Photographie. (Zu S. 195.) Tafel 7. Tafel 7. Braſiliſches Bergland. 3. Kaffee-Sazenda in Oſtbraſilien. Nach Thereie, Prinzeiiin von Bayern, Meine Reiſe in die braſiljaniſchen Tropen, Berlin 1897. (Zu S. 195 u. 210.) 4. Eine Anliedlung im Araukarienwald des Staates Parand. Nach Photographie von H. Nickol in Tibagy (Parand). (Zu S. 67 u. 203.) Oſtbraſilien: Staaten und Siedelungen. 195 ſtark aufſtrebenden Induſtrie dienſtbar gemacht, jo in Itu, Piracicaba (40000) und Sorocaba. Auch ſind mehrere Eiſenbahnen an den oberen Rio Grande vorgeſchoben; hier liegt Franca (50000). Die Bedeutung der Siedelungen hat oftmals gewechſelt: Orte wie Sorocaba und Itapera de Fachina haben ſo lange geblüht, als ſie Endſtationen der Eiſenbahnen waren. Bekannt ſind Botucatu (32000) als Eiſenbahnknotenpunkt und Mittelpunkt vieh- reicher Campos, Tatuhy (30000) und Itapetininga (30000). Oſtlich davon drängen ſich in der Mitte der bewohnten Teile von Sao Paulo die Kaffee— pflanzungen (Tafel 7, Abbildung 3) zuſammen, meiſt zwiſchen Jundiahy (32000 Einwohner) und dem Rio Grande, beſonders um Ribeiräo Preto (75000), Sao Carlos do Pinhal (67000), Araraquara (45000), Limeira (28000). Hier liegen auch Amparo (50000), Braganga (42000), Rio Claro (38000) und Campinas, das ſeine Entwickelung zu einer Stadt von 90000 Ein— wohnern gleichfalls dem Kaffeebau verdankt. Im SSS DI u FE] Maßstab 1:209000 , äußerſten Oſten endlich I mans r liegen im Tale des Para- hyba und an der Eiſen— bahn nach Rio freundliche [PAN SL / IE en Städte wie Lorena, Gun- | iger Se ratinguetä (46000), Tau- |: Rare 4 baté (50000), Nogy das Cruzes (30000). Von Weſten, Norden und Oſten her vereinigen ſich alle Eiſenbahnen und Verkehrswege in Sao Paulo, der Hauptſtadt des Staates. Dieſe wurde nach Aufgabe des benach— barten Piratininga im Lageplan von Santos. Jahre 1560 gegründet, aber erſt 1711 zur Stadt erhoben. Ihre Entwickelung fällt überhaupt erſt in die letzten Jahr— zehnte, namentlich ſeitdem Fremde in großer Menge eingewandert ſind. Ihre Einwohnerzahl iſt in dieſer Zeit gewaltig angewachſen, nach neueren Quellen bis zu 400000. Damit iſt Sao Paulo jetzt die zweitgrößte Stadt Braſiliens, die drittgrößte Südamerikas geworden. Die Bewohner ſind meiſt Weiße, darunter ſehr viele Italiener in einem beſonderen Stadt— viertel, dagegen nur wenige Farbige und Indianer. Deutſche gibt es 10—12000; ſie beſitzen bedeutende Handelshäuſer, Apotheken, Druckereien und Konditoreien. Die 740 m hoch gelegene Stadt macht einen geordneten, reinlichen, in vielen Beziehungen ſogar eleganten Eindruck und hat auch große öffentliche Gebäude, z. B. den Mpiranga-Palaſt, Theater, Uni— verſität, Techniſche und Handelshochſchule, da gerade hier neben den nen Inter⸗ eſſen auch die wiſſenſchaftlichen einen guten Boden gefunden haben. Von São Paulo aus führt in zwei Stunden eine bei der Überwindung der Serra do Mar Drahtſeilbetrieb anwendende Eiſenbahn (Tafel 7, Abbildung 2) nach dem wichtigſten Hafen des Staates und Braſiliens überhaupt, Santos. Santos (f. den obenſtehenden Lageplan) 13 * 196 Das ungefaltete Land des Oſtens. liegt auf einer ſumpfigen Inſel an der Küſte und war daher lange Zeit hindurch der Sitz des gelben Fiebers, deſſen Verheerungen ihm den Namen „der Kirchhof der Europäer“ eintrugen. Heute iſt Santos Seebad und ſo geſund, daß Schiffe, die aus dieſem Hafen kommen, nicht mehr in Quarantäne gelegt werden. Großartige Hafenanlagen ſind aus— geführt worden, um den immer mehr anſchwellenden Handel zu bewältigen: lagern doch bisweilen viele hunderttauſend Sack Kaffee in Santos, und hat doch der Handel der Stadt einen Wert von 600 Millionen Mark. So hat denn Santos jett auch faſt 90000 Einwohner. Die älteſte Anſiedelung an der Küſte iſt der nahe Santos gelegene Flecken Säo Vicente, ein 1531 gegründeter Hafenplatz, jetzt eine Villenkolonie der Kaufleute von Santos. Die übrigen Hafenſtädte, Ubatuba, Sao Sebaſtiäo, gegenüber der Inſel gleichen Namens, Villa Iguapé mit dem Hafen Porto de Iguapé und Cananea, werden heute nur noch von Küſten— fahrern angelaufen, da ſie keine Verbindung mit dem Inneren haben, doch ſoll das an einem ausgezeichneten Kanalhafen liegende Sao Sebaſtiäo (10000 Einwohner) an die Bahn Sao Paulo Rio angeſchloſſen werden. Das Hinterland von Cananea, die Täler des Ribeira und Sao Lourengo, ſind menſchenarm. Bei Kiririca wird Marmor, bei Apiahy Gold gewonnen. 4. Südbraſilien. Südbraſilien umfaßt die Staaten Parana, Santa Catharina und Rio Grande do Sul oder die Paranäſtaaten, da der Parana ſie mit Ausnahme der Küſtenflüſſe hydro— graphiſch völlig beherrſcht. Wie in hydrographiſcher Beziehung, ſind ſie auch in orographiſcher einheitlich, aber auch wirtſchaftlich ſind ſie gleichartig, da die Grasfluren des Inneren der Viehzucht, die Waldgebirge des Oſtens dem Ackerbau und der Waldwirtſchaft dienen und die großen Fazendas Oſtbraſiliens durch kleine, von den Bewohnern ſelbſt bearbeitete Grund— ſtücke abgelöſt werden. Klima und Vegetation werden mit Ausnahme der Küſte ſüdwärts immer ſubtropiſcher, an die Stelle des Kaffees tritt als Hauptprodukt der Mate, daneben erſcheinen Weizen, Flachs, Hopfen, Wein, Maulbeerbäume für Seidenraupenzucht und Arau— karien. Eine mächtige europäiſche Einwanderung gibt Südbraſilien überdies ein beſonderes Gepräge; infolge ihrer Einwirkung hat die auf Viehzucht gegründete Induſtrie hier eine be— ſondere Ausdehnung erfahren, zumal da im äußerſten Süden, in der ſüdlichen Hälfte von Rio Grande do Sul, der Charakter des Landes bereits ganz der der Pampa iſt. Die Größe Süd— braſiliens beträgt 532000 qkm, etwa ſoviel wie die des Deutſchen Reiches, die Einwohner— zahl 2,8 Millionen, wie folgende Tabelle zeigt: Okilometer Einwohner Volksdichte SE TE 251904 570000 2„3 Santa Catharina . . 43535 (?) 510000 12,0 Rio Grande do Sul. . . 236553 1750000 7,4 Südbraſilien: 531992 2830 000 5,3 a) Das Land. Südbraſilien weicht in feiner Zuſammenſetzung von Oſtbraſilien darin ab, daß die archäiſche Formation zurücktritt und auf die Randgebirge von Paranä und zum Teil auf Santa Catharina beſchränkt wird; in Rio Grande bedeckt ſie freilich wieder mehr Raum. Dafür werden die ſedimentären Gebiete umfangreicher, inſofern Devon und Karbon, meiſt Sandſteine und Mergelſchiefer, den größten Teil der inneren Hochebenen einnehmen. Die Karbonformation enthält am Tubardo und am Jacuhy Kohlen, die auch bereits Südbraſilien: Das Land. 197 abgebaut werden. Eigentümlich berührt die Glossopteris-Flora des oberen Karbon von Rio Grande, da ſie auf ein ſehr viel kühleres Klima und auf größere Kontinentalerſtreckung in der Richtung nach Südafrika und Auſtralien zur Karbonzeit ſchließen läßt. Zu dieſen Forma- tionen tritt die Trias, im Inneren und Weſten des Paranägebietes Bee rote Sandſteine, Schiefer und weitverbreitete Konglomerate, ſowie endlich Eruptivgeſtein, teils Grün— ſteine, teils Mandelſteintrapp, nach v. Siemiradzki dolerit- und anameſitähnliche Diabaſe und Melaphyre, nach Beſchoren Baſalte. Sie bilden in den Staaten Rio Grande und Parana lange Grate, in Santa Catharina den Oſtrand des Küſtengebirges und enthalten ausgezeich— nete Chalzedone, Achate, Amethyſte, Jaſpiſſe und Bergkriſtalle, die jetzt vielfach in Ober— ſtein und Idar an der Nahe verarbeitet werden. Die Sandſteine der Trias liefern gutes Baumaterial, auch kommen Blei und Kupfer vor; zur Zeit der Jeſuiten wurden überdies Silber und Gold gefördert. Der Bau Südbraſiliens erſcheint einfach, wird aber verwickelt durch Bruchlinien, die das Land in eine Reihe von Tafeln mit nach Oſten aufgebogenen Rändern zerlegen (ſ. das Profil). In d bie 5 Rio do Cobre = eh: n 0 * 1 chäiſche Forma⸗ dens | 15 eee us "roh 2 | Paranagus tion auf, aber das 5 | —_ ee | 900m hohe Längs- e tal zwiſchen den Maßstab 1:6750000 -—— 2— m zu mn beiden Randgebir⸗ ae San delen E jRaters gen, der Serra dos Querprofil über Südbraſilien unter 260 ſüdl. Breite. Mach J. v. Siemiradzki.) Orgäos und den Serras do Mar und Cadias, iſt nach v. Siemiradzki eine eingeſunkene Scholle. Serrinha liegt noch 1254 m hoch, dann fällt die innere Tafelſcholle langſam bis Colonia Thereza auf 765 m; ſie beſteht aus Devon und Karbon. Darauf erſcheint abermals ein oſtwärts aufgebogener Rand einer dritten Tafelſcholle in Geſtalt der noch 1200 m hohen Serra da Eſperanga und weiter die über Guarapuava auf 900 m abfallende Scholle ſelbſt, an deren Zuſammenſetzung Karbon, Trias und Melaphyr beteiligt ſind. Endlich begegnet man in der Serra de Säo Soäo mit 1064 m dem vierten Steilrande, den dann eine langſam abfallende Tafelſcholle aus rotem Sandſtein der Trias und Melaphyr ablöſt, die bis 580 m abſteigt; in dieſe innerſte Scholle iſt das Tal des Paranä bis zu 300 m Meereshöhe eingeſchnitten. Die archäiſchen Gebiete wie die auf dem Randgebirge auflagernde Sandſtein- und Eruptivgeſteinsdecke ſind reich an Oberflächenformen, die durch Verwitterung und Eroſion entſtanden ſind. Im archäiſchen Gebirge krönen Granitblöcke in Haufwerken und in der Form von Wollſäcken die Gipfel der Berge ſowie die Hügel des niederen Landes; im Sandſtein— gebiet erſcheinen eigentümliche pilz- oder tiſchartige Gebilde, deren ſchwarze Verwitterungs— kruſte von zahlloſen Mooſen und Flechten in glänzenden Farben überzogen iſt. Tiefe Regen— ſchluchten mit Erdpyramiden durchſchneiden den Boden, und unter dem Einfluß des Waſſers entwickeln ſich ſonderbare Formen, wie Säulen, Pfeiler, Tore, Türme, Kaſtelle und Kathe— dralen. In dem Gebiete der Mandelſteindecke finden wir wieder andere Bildungen, wie die Baſaltſäulen der Serra dos Orgäos. Im Süden endlich ſind ſargdeckelförmige Berge häufig. Im Süden Paranas tritt die Waſſerſcheide ganz nahe an die Küſte heran; in Santa 198 Das ungefaltete Land des Oſtens. Catharina entfernt ſie ſich etwas mehr von ihr, und das von nun an meiſt Serra Geral genannte Küſtengebirge läßt Raum für die Entwickelung eines größeren Küſtenfluſſes, des Itajahy. Vom Morro do Trombudo an nimmt die Serra Geral wieder ſüdliche Richtung an und zieht bis Porto Alegre faſt unmittelbar an der Küſte hin. Von hier an wendet ſich der Steilabfall von neuem dem Inneren zu, ſo daß wiederum Platz für die Entwickelung eines größeren Küſtenfluſſes, des Jacuhy, geſchaffen wird. Ob das hier nach Weſten umbiegende Randgebirge nur als ein Erzeugnis der Denudation aufzufaſſen ſei, wie A. Hettner meint, wofür Reſte der zerſtörten Decke weiter im Süden ſprechen, oder, mit v. Siemiradzki, als Ergebnis eines großen Bruches, der von Weſten nach Oſten vom Rio Uruguay bis Porto Alegre läuft, mag dahingeſtellt bleiben. Jedenfalls beſteht das Randgebirge aus einem ſchmalen Streifen roten Sandſteins im unteren und einer mächtigen Decke von Eruptiv— geſteinen im oberen Teile; beide liegen horizontal und bedingen einen Höhenunterſchied von 400 m über dem Tieflande. Die Täler ſind reine Eroſionstäler mit Waſſerfällen und klaren Gebirgsbächen, die Höhen ſind alle ungefähr gleich, in Rio Grande bis über 800 m; vor dem Gebirge liegen im Süden Inſelberge, abgetrennte Plateauteile in Form ſarg— förmiger Berge. Das landſchaftliche Gepräge des Randgebirges der Serra Geral erinnert wegen der langgeſtreckten Rücken, der ſanften Formen der Gehänge und des dunkeln Waldes an den Thüringer Wald. Iſt man aber auf die Höhe gelangt, ſo verſchwindet der Gebirgscharakter völlig, und man tritt wieder in ein weites ebenes Grasland ein, das Hochland des Inneren. Dieſes gleicht auf den erſten Blick vollkommen der Campanha des Südens, beſitzt aber doch größere Mannigfaltigkeit als dieſe, indem zahlreiche Baumgruppen, Capdes, oder Araukarienhaine in ihm auftreten. Der Grund für die größere Abwechſelung liegt in der bedeutenderen Höhe über dem Meere, welche die Flüſſe zu ſtärkerem Einſchneiden zwingt, ſo daß einzelne geſchloſſene Tafeln und zahlreiche Tafelſtücke entſtanden ſind. Man kann daher das innere Hochland als ein ſtark erodiertes Tafelland bezeichnen, mit einzelnen flachen, rundlichen Kuppen, ſanften, breiten Mulden, Wäldern in den Senken und Gras auf den Höhen. Mengen von Kugeln bedecken den Boden, achat- oder amethyſtreiche Reſte der großen Mandelſteindecke des Inneren, aus der ſie durch Zerſtörung des umliegenden Geſteins aus— gewittert ſind. Der Boden iſt an vielen Stellen rot. Das graſige, hügelige bis ebene Land im Süden von Rio Grande dagegen beſteht aus archäiſchen Geſteinen, Gneis, Glimmerſchiefer, Hornblende-, Chlorit- und Talkſchiefer und iſt als Fortſetzung des oſtbraſiliſchen archäiſchen Schiefergebirges zu denken, jedoch unter Verluſt des Gebirgscharakters. Über dieſem archäiſchen Grundgebirge, das den Boden der Pampa bildet und ſich nach Uruguay fortſetzt, lagern einige ſchwach gefaltete devoniſche Schollen und das Kohlengebirge ſüdlich des Jacuhy in Muldenform. Außerdem aber ragen aus ihm einzelne Cochilhas hervor, die auch Serras genannt werden, aber wohl nur breite, durch das Einſchneiden der Flüſſe ſtehengebliebene Rücken ſind, wie die Cochilha Grande zwiſchen Cacequy und Bags, die Waſſerſcheide zwiſchen dem Uruguay und dem Atlantiſchen Ozean, und die Serra dos Tapes ſüdlich des Camacuam ſowie die Serra do Herval nördlich dieſes Fluſſes; es ſind aufgebogene Teile der archäiſchen Platte, die letzten ſchwachen Aus- läufer der aufgebogenen archäiſchen Ränder der Serra do Mar und der Serra Geral. Die Küſte beſteht von der Gegend von Desterro in Santa Catharina an nach Süden hin bis über die Lagoa Mirim hinaus aus Jungtertiär und Quartär und iſt eine flache Südbrajilien: Das Land. 199 Haffküſte mit langgedehnten Strandſeen und Nehrungen. Im nördlichen Parana beginnt die Inſelbildung, die durch die großen Inſeln do Mel, Säo Francisco und Santa Catharina bezeugt iſt. Durch Eingreifen des Meeres in das Land entſtehen die großen Buchten von Paranagud, von Tijuca (Tijucas) oder Säo Sebaſtiäo und diejenige hinter der Inſel Sao Francisco. Dann aber zeigen ſich von Imbituba an in Santa Catharina und Rio Grande bradige Strandſeen. Sie erreichen nach dem Zurücktreten der Serra Geral mächtige Aus- dehnung in der Lagoa dos Patos und der Lagoa Mirim. Das nach den Patos-Indianern genannte Haff iſt 250 km lang, bis zu 70 km breit und wird durch die lange Nehrung Praia de Pernambuco vom Meere getrennt, beſitzt aber einen Ausgang, die Barre von Rio Grande do Sul, eine höchſt gefährliche, kaum 4 m tiefe Mündung, deren ſandige Um- gebung häufig Schiffbrüche geſehen hat. Sie wird neuerdings mit großen Koſten aus— getieft, aber auch die Lagoa dos Patos iſt ſchwer zu befahren, da ſie höchſtens 10 m tief, an den meiſten Stellen aber viel ſeichter iſt. Das ſüdlichere Haff, die Lagoa Mirim, iſt 220 km lang und an der breiteſten Stelle 52 km breit. Dieſe Lagune hatte vielleicht einſt an der Südoſtſeite einen Ausgang nach dem Meere, iſt aber jetzt durch die Nehrung, auf der die Laguna da Mangueira liegt, von ihm abgeſchloſſen. Dagegen verbindet ſie der 80 km lange Kanal Gongalvo oder Gongalo mit der Lagoa dos Patos. Infolge der Lage des Gebirges in der Nähe vom Meere entwickeln ſich in Barana und Santa Catharina nur wenige längere Küſtenflüſſe. Der Itajahy fließt zwiſchen Küſten— gebirge und Serra Geral nordwärts und bricht dann bei Badenfurt und Blumenau zum Meere durch. Während er im Ober- und Mittellauf eine Reihe von Fällen paſſiert, iſt der Unterlauf bis Blumenau für kleine Dampfer ſchiffbar. Im Süden desſelben Staates hat der Tubaräo durch die Kohlenlager an ſeinen Ufern Bedeutung gewonnen. In Rio Grande entſpringt der Jacuhy nördlich von Cruz Alta auf dem Tafellande, durchbricht die Serra in zahlreichen Stromſchnellen, vereinigt ſich mit dem Vacacahy von der Cochilha Grande und läuft nun der Serra entlang in öſtlicher Richtung in die Lagoa dos Patos bei Porto Alegre. Da er bei günſtigem Waſſerſtand bis oberhalb vom Rio Pardo mit Dampfſchiffen befahr— bar iſt, ſo bildet er die wichtigſte Verkehrsader des Staates; auch ſein Nebenfluß Taquary iſt bis Taquary ſchiffbar. Der Camacuam iſt ein Tieflandsfluß; ſeine Quellen liegen in der Cochilha Grande, ſeine Mündung an der Lagoa dos Patos. Endlich iſt der Jagua— räo als Grenzfluß gegen Uruguay bekannt; er führt bereits in die Lagoa Mirim. Das Paranäſyſtem kann in ſeinen Quellflüſſen weit nordwärts bis in die Serra dos Pyreneos verfolgt werden, wo der Corumbä und São Bartholomeo entſtehen; ſie vereinigen ſich mit dem Paranahyba, der als San Marcos aus der großen Waſſerſcheide nordweſtlich von Paracatu herabkommt und die nordnordöſtlich gerichtete Achſe des ganzen Syſtems am deut— lichſten ausprägt. Er nimmt noch den Rio das Velhas von Südoſten auf, empfängt von rechts aus den Serras Diviſdes de Rio Claro und Cayapd die Rios Meia Ponte, dos Bois, Turvo und Verde, die durch den öden Sertäo von Camapuan rinnen, und vereinigt ſich unterhalb von Santa Anna do Paranahyba mit dem waſſerreichſten Quellfluß des Parana, dem Rio Grande. Von da an heißt der Geſamtſtrom Barand; er nimmt nun außer dem in den Rio Grande fallenden Mogy Guazu den Tiété und Paranäpanema auf, dem waſſerreiche Zu— flüſſe aus Paranä zugehen, der Itavaré, der Rio da Cinza und der große Tibagy. Der dann folgende Rio Jvahy fällt ſchon nicht mehr in den Paranäpanema, ſondern in den Parana. Dieſer empfängt ferner von rechts aus der Serra Cayapd und dem Sertäo de Camapuan 200 Das ungefaltete Land des Oſtens. die Flüſſe Racuri, Verde, Pardo, Anhanduy, aus den Serras Sangue und de Maracaju den Rio Ivinhema, der eine erträgliche Waſſerſtraße in das ſüdliche Matto Groſſo bietet und bereits von den Pauliſtanern benutzt wurde. Bald nach der Aufnahme des Ivahy durchbricht der Parana die Serra dos Dourados und bildet dann die große Inſel del Salto Guaira, die nach dem nun folgenden großen Waſſerfall (Gran Salto) von Guairä oder den ſieben Fällen, Sete Quedas, genannt iſt. Nach ſeeartiger Erweiterung an der großen Inſel ſtürzt der Parana hier in mehreren, 15—18 m hohen Fällen in das Tiefland hinab (Tafel 8, Abbildung 1) und erreicht die Grenze ſeines Oberlaufes. Sodann nimmt er von rechts den Acaray auf und zieht nun durch den JGuazu („Großes Waſſer“) das Waſſer des nördlichen Santa Catha- rina und des ſüdlichen Parana an ſich. Der J-Guazu entſteht bei Palmeiras, ſeine Haupt— achſe verlängert ſich jedoch durch den Rio Negro bis nahe an die Küſte bei Joinville. So fließt er in weſtlicher Richtung und mit beträchtlicher, kriſtallklarer, grüner Waſſermenge und 150 — 200 m Breite nach Weſten über das Hochland ab. Seiner zahlreichen Stromſchnellen halber iſt er zwar ſchwer zu befahren, trägt jedoch bereits Dampfer; vor der Mündung bildet er den gewaltigen Salto Victoria. In der Fortſetzung der Rinne des Paranä liegt das Tal des Uruguay, der durch einen Höhenzug von dem Paranä getrennt iſt und ihm erſt an der Mündung zugeht. Immerhin iſt der Uruguay noch zum Becken des Paranä zu rechnen. Auch ſein Oberlauf iſt ein Tafel— landsſtrom und nach Weſten gerichtet, ſeine Quellen liegen am Abhang des Küſtengebirges, in der Serra Geral; denn er entſteht mit mehreren Quellflüſſen, den Rios Marombas, das Canvas und das Pelotas an der Serra Geral genannten Randſtufe des Hochlandes, zieht beſonders von Süden her das Waſſer aus dem nördlichen Rio Grande, deſſen Grenze er bildet, und fließt durch dichten Urwald über die Hochfläche nach Weſten ab. Auf dieſem Laufe wird auch er durch Stromſchnellen unterbrochen, namentlich durch den gegen 2—10 m hohen Salto Grande, den jedoch beladene Boote zur Hochwaſſerzeit paſſieren können, und den Salto de Mucundo oder Mucuanäo, kurz unterhalb der Mündung des Peperi Guazu. Hier verengert ſich der 400 m breite Uruguay und ſtürzt in einer Reihe von wilden Fällen vom Hochland in das tiefere Land hinab, bildet aber auch hier noch den Pirapö-Fall und hat ſogar noch bei Concordia nördlich von Payſandu einen Fall, kann jedoch zwiſchen den Fällen befahren werden. In Rio Grande empfängt er noch zwei Nebenflüſſe, den Ijuhy Guazu aus den Campos bei Cruz Alta und den Ibicuy Guazu aus den weſtlichen Aus— läufern der Serra Geral. Erſterer iſt bis Santo Angelo, letzterer bis Cacequy ſchiffbar. Gemeinſame Eigenſchaften der Ströme des Hochlandes ſind, daß ſie ſehr nahe der Küſte am Weſthange des Randgebirges entſpringen und in langem Laufe über das nach Weſten ſich abdachende Hochland unter Bildung von Stromſchnellen abfließen, wie auch der Uruguay ſelbſt. Sie laufen faſt geradeswegs weſtlich bis nordweſtlich zur Sammelrinne, ſind im allgemeinen tief eingeſchnitten und haben für die Schiffahrt wenig Wert. b) Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima Südbraſiliens iſt ein Übergangsklima zwiſchen den Tropen und den ge— mäßigteren Teilen der Subtropen, da Säo Paulo und Santos nahe dem Wendekreiſe, Rio Grande do Sul unter 32° liegen; außerdem wird es meiſtens durch die Höhe gemildert. Im ganzen kann man Paranä noch dem tropiſchen Klima zurechnen, Santa Catharina aber iſt ſchon durchaus ſubtropiſch, Rio Grande do Sul halb gemäßigt. Südbraſilien: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. 201 Station Jahr Sof 1 Schwankung W Curityba (250 26“, 900 m) . . 16,40 20,40 12,00 8,40 1481 Joinville (260 19) ) 20,20 24,4 16,0 7,80 2245 Blumenau (28 55 20,80 25,30 15,80 9,50 1704 Porto Alegre (300 2“) 19,40 25,00 13,50 11,50 799 Pelotas (3047). . 2... 17,70 23,00 12,0 10,4 1255 Rio Grande d nd Far. 17,50 22,80 12,40 10,0 945 Naturgemäß nimmt die Temperatur mit der geographiſchen Breite von Norden nach Süden ab; in Säo Paulo herrſchen Mitteltemperaturen von 18—22“ im Jahre, in Parana ſinken ſie auf 16—20°, und in Rio Grande haben auch die Küſtenſtationen nur noch 17180 mittlere Jahrestemperatur. Überdies bildet ſich ein Gegenſatz zwiſchen der warmen Küſte und dem kühleren Inneren aus. In Curityba ſteht ein Januar mit 20,4 einem Juni von nur 12“ gegenüber, wodurch die Differenz auf 8,4“ ſteigt, während die noch nicht 100 m über dem Meere gelegenen deutſchen Kolonien Joinville und Blumenau im benachbarten Santa Catharina 24,4 und 25,3“ in den wärmſten, 16,6“ und 15,8“ in den kühlſten Monaten und Jahresmittel von 20,2“ und 20,8“ haben; die Differenz beträgt ſomit für Blumenau ſchon faſt 10“ſ und ſteigt in Porto Alegre auf 11,5“, da hier ein Januar von 25,0% einem Juli von 13,50 gegenüberſteht. Der wärmſte Monat it allerdings vielenorts der Februar, be— ſonders ſüdlich von 30°, der kühlſte meiſt der Juni. Die mittleren Maxima betragen in Blumenau 37,4, in Porto Alegre 35,5“, in Pelotas 40,8“ und in Rio Grande 37,1, in Curityba aber nur 34%. Die mittleren Minima halten ſich in Blumenau und Porto Alegre zwiſchen 3 und 4°, in Pelotas und Rio Grande aber zwiſchen —3 und —4°, während Curityba — 4,5% verzeichnet. Das Klima wird alſo nach Süden hin extremer, es tritt gelegentlich wirkliche Winterkälte ein, und zwar meiſt in plötzlichem Wechſel. Aber auch an ſolchen kalten Tagen pflegt die Sonne über Mittag eine ſtarke Kraft zu entfalten und die entſtandene Eis— bildung zu beſeitigen. Da es ſich indeſſen hier um einen ausgeſprochenen ſubtropiſchen Winter handelt, ſo erſcheinen nicht ſelten Reif, Schnee und Eis auf den hochgelegenen Campos und den Waſſerläufen des Südens. In hellen Winternächten frieren die Waſſer— lachen im ſüdlichen Teile des höheren Rio Grande regelmäßig zu; in Santa Catharina tötete der Froſt vom 26. bis 31. Juli 1858 im Diſtricto Lages 30000 Stück Vieh, und eine Schnee— decke hielt 14 Tage an. Ahnliches wiederholte ſich in den Jahren 1876 und 1879, und auch von dem 26. und 27. Juli 1870 und vom Jahre 1830 weiß man, daß auf dem Hochland eine mehrtägige Schneedecke vorhanden war, während der Schnee in den deutſchen Kolonien der Serra Herval nur ausnahmsweiſe eine Nacht liegen geblieben iſt. Demgegenüber zieht ſich an der Küſte das tropiſche Klima ſüdwärts bis in die Gegend von Porto Alegre, alſo bis dorthin, wo das ſchützende Gebirge von der Küſte verſchwindet. Übrigens kommen auch hier im Sommer plötzliche Abkühlungen vor, wenn der kalte und feuchte, gewitterbringende Südwind, der Pampero, weht, während der Minuano, ein kalter, trockener, heftiger Weſtwind, hauptſächlich im Winter auftritt. Die Niederſchlagsmengen ſind ſehr verſchieden verteilt. Im allgemeinen iſt die Küſte regenreich, das Binnenland trockener; dieſer Gegenſatz nimmt aber von Norden nach Süden ab. So beſteht ein ſolcher zwiſchen Curityba und Blumenau, da erſteres 1480, letzteres 1700 mm im Jahre erhält. Die meiſten Regen fallen in Curityba im Januar, in Blumenau 202 Das ungefaltete Land des Oſtens. im Februar; zur Ausbildung einer ausgeprägt trockenen Jahreszeit, wie in der Stadt Sao Paulo, kommt es jedoch nicht, wenn auch die Monate Juli und Auguſt beſonders wenig Regen empfangen. Joinville dagegen erhält mit 2245 mm wieder eine größere Regenmenge, und hier hat nur der Juli weniger als 100 mm Niederſchlag. Im äußerſten Süden tritt aber eine Abnahme der Niederſchläge ein; Pelotas im Graslande von Rio Grande empfängt im Jahre nur noch 1255 mm Regen, und vier Monate weiſen bereits unter 100 mm Niederſchlag auf. Eine ausgeſprochene Regen- und Trockenzeit beſteht aber auch hier nicht; die trockenſten Monate ſind Januar, Mai, Oktober und November. Die Jahreszeiten ſind an der Küſte und im Norden wenig ausgeprägt; in Curityba ſowohl wie in Blumenau fällt Regen in allen Monaten, und auch in den Küſtenſtädten von Rio Grande do Sul iſt kein Monat regenlos. Die Maxima des Regenfalles liegen aber in Curityba und Blumenau im Hochſommer, Januar und Februar, in Rio Grande dagegen im Auguſt. Pelotas erhält in den Monaten Juni bis September von 1255 mm 480, d. h. 39 Prozent, Blumenau dagegen 42 Prozent in den Monaten Dezember bis März. Im Norden herrſchen alſo noch ausgeſprochene Sommerregen, im Süden dagegen Winterregen, beſonders auf den Campos des Inneren: dann ragen die Cochilhas wie langgeſtreckte Inſeln aus dem Waſſer hervor und dienen den Herden als Zufluchtsorte, während umgekehrt im Dezember die Hitze das Gras verdorrt, die Bäche austrocknet und den Lehmboden aufklaffen läßt. Die Vegetation Südbraſiliens entſpricht dem Klima inſofern, als auch ſie einen Übergang bildet von der tropiſchen des Inneren und des Nordens zu der gemäßigten Argen— tinas. Im übrigen bietet ſie, je nach der Lage und Höhe des Bodens, auf dem ſie ſteht, ganz verſchiedene Bilder dar, zumal da die einzelnen Vegetationsformationen, Küſtenwald, Fluß— wald, Grasflur, Teewald und Araukariengehölze, anſcheinend regellos ineinandergeſchoben und miteinander verknüpft ſind, ſo daß das Ganze unruhig und mannigfaltig wird. Be— ſonders bezeichnend ſind die Beſtände des Paraguay Teebaumes (Ilex paraguayensis) und der Araucaria brasiliensis. Der Küſtenwald begleitet die warme Küſte von Paranaguä bis Porto Alegre und hat daher zunächſt noch durchaus tropiſchen Charakter, entbehrt aber der Üppigfeit der tro— piſchen Regenwälder; namentlich fehlen die Schlingpflanzen, die dem tropiſchen Walde den Eindruck des Undurchdringbaren, Üppigen und Zauberhaften verleihen. Palmen kommen noch in größerer Zahl vor, im Norden die Indayapalme (Attalea indaya) und die Tucumä⸗ palme (Astrocaryum tucuma), im Süden die Jeriväpalme (Cocos coronata), die erſt in Uruguay verſchwindet, während die Uricauapalme bei Säo Lourengo in Rio Grande ihre Südgrenze erreicht. Im übrigen iſt der Küſtenwald und der des Randgebirges im ganzen ein gemiſchter Laubwald mit dichtem Unterholz und wird im weſentlichen aus Myrtazeen und Laurineen gebildet. Er endet bei Santa Maria im Inneren von Rio Grande, ſeine Aus— läufer erſtrecken ſich aber noch über die öſtlichen Teile der Serras do Herval und dos Tapes, dann folgen ſüdwärts nur kleine Waldinſeln, Capdes, in der Grasflur, und gegen den Uru— guay hören auch dieſe auf. Der Küſtenwald ſteigt jedoch in den Tälern aufwärts und verbindet ſich an ihren Anfängen am Uruguay und deſſen Nebenflüſſen ſowie auch am Oberlaufe des Parana mit dem großen Urwalde des Inneren. Der feuchte Regenwald am oberen Uruguay nimmt nach Beſchoren 16000 qkm Fläche ein. Er wird aus Bäumen mit dichten Kronen, Epiphyten und undurchdringlichem Unterholze gebildet und iſt am Uruguay kräftiger als der Südbrafilien: Klima, Pflanzen- und Tierwelt. 203 Küſtenwald, deſſen Unterholz zum großen Teil aus Taquararohr beſteht, während der Uru— guay-Uferwald über ein ſehr verſchlungenes Unterholz von Dornen der verſchiedenſten Arten verfügt. Von beſonderen Pflanzen ſind zu erwähnen die Zwergpalme Guariganga, die an manchen Stellen einen Wald im Walde bildet, der Painabaum, deſſen Früchte einen baum- wollartigen Stoff enthalten, der Jaboticaba (Eugenia centiflora) mit ſchmackhafter Frucht, die Cañafiſtola (Cassia brasiliensis), der Grundahy oder Pao ferro (Caesalpinia ferrea ?) und die Buritipalme als einzige Fächerpalme. Mit der Höhe verändert ſich der Wald im Inneren wie an der Küſte, dort ſchon in tieferen, hier erſt in höheren Lagen. Auf dem Hochlande verſchwindet der gemiſchte Laubwald mehr und mehr, und an ſeine Stelle tritt der im ganzen niedrige Teewald oder der Kiefernwald. Der im weſentlichen aus Teebäumen, beſonders Ilex paraguayensis, zuſammengeſetzte Tee- wald oder Herval bedeckt einen Teil der Serra Geral in Rio Grande und des Hochlandes unter dem Namen Herval de Rima und Herval de Säo Joao weſtlich bis zur Länge von Santa Maria da Bocca do Monte, wurde ſchon von den Jeſuiten ausgebeutet, dann aber wieder aufgegeben, und wird erſt jetzt gerodet. Der Kiefernwald oder Pinhal beſteht aus der Araucaria brasiliensis, die in Paranq mehr vereinzelt, in Rio Grande aber in lichten Wäldern vorkommt (Tafel 7, Abbildung 4). Die in Entfernungen von 4—8 m voneinander wachſenden Stämme werden ſehr hoch, 1½—2½ m dick und entſenden erſt in großer Höhe die dicken, gebogenen Aſte, welche die tiefdunkle Krone bilden. Oftmals geht auch der Wald der Küſte auf dem Randgebirge in etwa 1300 m Höhe in den ſogenannten Fachinal, dichtes, wenig ſaftiges Geſträuch aus Malvazeen, Laurineen, Myrtazeen und Fuchſien, über. End— lich folgen ganz oben die mit kurzem, ſaftigem Graſe bedeckten Hochwieſen. Den Übergang vom Walde zu den Grasfluren bilden auch hier noch die Waldbrand— ſtätten, Queimados, die Waldinſeln, Capdes, und die Galeriewälder an den Flüſſen. Auf den Campos ſtehen Araukariengehölze oder Beſtände der Butiäzwergpalme, auch lichte Haine von Timbé und Buritipalmen, und in den weſtlichen Campos überwiegt der Eiſenbaum Grundahy. Man unterſcheidet auch hier den Campo vero, die reine Grasflur, und die Carrascos, die Gebüſchbeſtände, die, je nachdem ſie zerſtreute Sträucher oder baumartige Liliazeen enthalten, Campo jerrado, geſchloſſener, oder Campo aberto, offener Camp, genannt werden. Dagegen iſt das ſüdliche Rio Grande zwiſchen dem Randgebirge der Serra Geral und dem Uruguay eine echte Grasſteppe, die von den Campos durch den Mangel an Stauden und das faſt völlige Fehlen von Holzgewächſen abweicht und an der Grenze von Uruguay vollkommen pampinen Charakter annimmt. An Nutzpflanzen erſcheinen neben den auch im Norden Braſiliens angebauten Erzeug— niſſen der Tropen, wie Maniok, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle, Mais, im gemäßigten Süd— braſilien der Teebaum und die Araukarie. Der Teebaum (S. 70), deſſen Ausbeutung be— ſonders in Paraguay erfolgt, iſt auch für Südbraſilien von großer Wichtigkeit, da die ganze Be— völkerung des Landes Mate trinkt und dieſer überdies aus einzelnen Staaten ausgeführt wird. Die Araukarie liefert Bauholz, Bretter zur Ausfuhr, Harz, Aſche, Pottaſche und Holzkohlen. Im übrigen gedeihen in Südbraſilien ſehr zahlreiche Erzeugniſſe der ſubtropiſchen und gemäßigten Zone. Weizen, Gerſte und Roggen tragen hundertfältig, der Wein kommt gut fort, der Maulbeerbaum ſichert der Seidenraupenzucht Erfolg, Erbſen, Linſen, Bohnen, Kar— toffeln, Bataten, die Erdnuß und Mais geben reiche Ernten, Rizinus und Tabak werden in größeren Mengen angepflanzt, neuerdings auch die Ramié; Hopfen, Lein, Flachs und 204 Das ungefaltete Land des Oſtens. zahlreiche Gemüſe werden angebaut und Früchte in allen Höhenlagen der Gebirge in reichem Maße gewonnen. Auch Maniok, Reis, Bananen, Arrowroot und Zuckerrohr gedeihen noch. Die Tierwelt Südbraſiliens bildet ebenfalls einen Übergang von der des tropiſchen Braſilien zu der des gemäßigten Argentina, jedoch noch mit Vorwiegen der tropiſchen Tiere. Von Zentralbraſilien her dringen dieſe nach dem Süden vor und miſchen ſich hier, nament— lich in Rio Grande und am Uruguay, mit den gemäßigten Formen der Pampa. Nach Süden hin verſchwinden die meiſten tropiſchen Tiere, aber nicht auf einmal, ſondern ſtufenweiſe, in den Wäldern der Serra Geral, denn als Waldtiere betreten ſie das Grasland nicht mehr. Etwas weiter, bis zum Rio Camacuam, dringen die Brüllaffen vor. Der Tapir und die Paca (Coelogenys paca) erreichen ihre ſüdliche Grenze an der Serra dos Tapes, die übrigen aber, Jaguar, Puma, Waſſerſchwein, Ameiſenbären, Waſchbären (Procyon), Rüſſelbären (Nasua socialis) und Stachelſchwein (Cercolabes villosus), am Uruguay. Die Tiere der ge— mäßigten Pampa ſind jedoch in Rio Grande ſelten, die Vizcacha überſchreitet den Uruguay nicht, aber der Strauß iſt auch auf den Campos von Südbraſilien vorhanden. Der Aasgeier, Urubu (Cathartes urubu), iſt in Südbraſilien häufig, und ſehr zahlreich ſind auch hier die Waſſervögel, Hühnervögel, Raubvögel; Kolibris kommen bis an den Uruguay vor. Von Schlangen iſt die Klapperſchlange ſelten, die Korallenſchlange häufiger, noch gewöhnlicher die giftige grauſchwarze Javaraca und die ſchwarzgelbe Sururucu. c) Die Bevölkerung. Südbraſilien enthält nur noch verhältnismäßig wenige Reſte der Urbevölkerung. Sie gehören der Ges-Gruppe an, werden im Lande allgemein Coroados genannt, heißen aber Kame oder Kaingang und ſind über das Innere der vier Staaten, beſonders aber über Paranä verbreitet. Nach Ehrenreich ſind auch die am Paranäpanema wohnenden und die in Säo Paulo Chavantes genannten Stämme zu ihnen zu zählen. In Rio Grande find die Kaingang in der Gegend von Nonohay in einem Aldeamento mit elenden, aus Matten, Taquararohr, Schilf, Baumzweigen und Gras gebauten Hütten angeſiedelt. Anſtatt mit dem nationalen, aus den Faſern der Brenneſſel gefertigten Kuru bekleiden ſie ſich jetzt mit eingeführten Stoffen und vertauſchen ihre alten Waffen, Pfeil und Bogen, gegen Gewehre. Ihre Beſchäftigung beſteht im Einſammeln von Mate. Ob auch die Bugres oder Schoflang zwiſchen dem oberen Uruguay und dem Tubaräo den Ges zuzurechnen ſind, iſt nicht ſicher, aber höchſt wahrſcheinlich, da ihre Bezeichnung und ihre Waffen darauf ſchließen laſſen. Be— ziehungen zu ihnen zu gewinnen, iſt den Koloniſten nicht gelungen, vielmehr herrſcht ein be— ſtändiger Kampf zwiſchen beiden Teilen, der mit baldiger Ausrottung der Bugres enden wird. Über die Zahl der gegenwärtig noch lebenden unabhängigen Indianer iſt nichts be- kannt; die Kayud am Paranäpanema heißen in Paraguay Kaingus und ſollen 3000 Köpfe zählen. Sie ſind Tupi und gute Schiffer, welche die Cachoeiras leicht zu überwinden ver— ſtehen. Überdies findet man Reſte einer älteren Bevölkerung in den ſogenannten Samba— quis, Trümmerhaufen aus Muſcheln, Knochenreſten und Topfſcherben, die als Kjökken⸗ möddinger betrachtet werden. Dieſe Sambaquis kommen beſonders an der Küſte von Süd—⸗ braſilien, aber auch im Norden vor. Die indianiſche Raſſe iſt in Südbraſilien von den Weißen vollſtändig verdrängt wor— den. Abgeſehen von dem angrenzenden Säo Paulo herrſcht in keinem Teile Braſiliens die weiße Bevölkerung ſo vor wie in Südbraſilien. Das iſt um ſo bemerkenswerter, als die Südbraſilien: Die Bevölkerung. 205 Beſiedelung im größeren Maßſtabe erſt im 18. Jahrhundert begonnen wurde. Zwei Elemente haben bei der Beſiedelung das Beſte getan: im Norden die Pauliſtaner, im Süden die Jeſuiten aus dem La Plata-Gebiete. Ihr Vorgehen war aber durchaus verſchieden, indem die erſteren die Indianer ausrotteten, die letzteren ſie anſiedelten. So konnten denn auch Zuſammenſtöße zwiſchen beiden Gruppen nicht ausbleiben, und die erſten Anſiedelungen der Jeſuiten am mittleren Paranä mußten infolge der Angriffe der Pauliſtaner ſchon 1630 nach dem unteren Parana ins Gebiet der jetzigen Miſiones und an den oberen Uruguay verlegt werden. Erſt fünfzig Jahre ſpäter begann die Gründung von Ortſchaften an der Küſte durch Kaufleute, Miſſionare und Anſiedler aus Sao Paulo, nämlich von Porto Alegre und Rio Grande do Sul 1743 und 1747. Der Jaguaräo, der auch jetzt die Grenze gegen Uruguay bildet, wurde ſchon damals als Grenze zwiſchen ſpaniſchem und portugieſiſchem Volkstum beſtimmt. Die in Südbraſilien wohnenden Romanen waren alſo im weſentlichen portu— gieſiſcher Abkunft, ſogenannte luſitaniſche oder Luſobraſilier. Ihnen gegenüber ſtehen die im letzten halben Jahrhundert in Südbraſilien eingeſtröm— ten nichtportugieſiſchen Europäer, die erſt nach Aufhebung der portugieſiſchen Herr— ſchaft über das Land zugelaſſen wurden. Im Jahre 1824 wanderten die erſten Deutſchen in Rio Grande ein und gründeten dort die Kolonie Sao Leopoldo auf dem Randgebirge; dann ſtockte die Einwanderung ein Vierteljahrhundert und wurde erſt 1849 fortgeſetzt, be— ſonders bis zum Jahre 1859. Das Verbot der Auswanderung nach Braſilien durch das von der Heydtſche Reſkript für Preußen legte die Beſiedelung durch Deutſche jedoch für längere Zeit lahm, und an ihrer Stelle erſchienen die Italiener, die nun von der braſiliſchen Regierung ſeit 1874 in Staatskolonien angeſiedelt wurden, und zwar ebenfalls in den Wäl— dern des Randgebirges, wo ſie an Zahl die Deutſchen bereits übertreffen. Ebenſo haben die Polen, meiſt Leute aus Galizien und Ruſſiſch-Polen, im weſentlichen die Randgebirge in Parand inne. Man kann auf Südbraſilien 100000 Polen, 400000 Deutſche (mit Nach- kommen) und gegen 800000 Italiener rechnen. Nach Landſchaften teilt ſich die Bevölkerung räumlich inſofern, als die Luſobraſilier die Grasfluren ſowohl im Tieflande von Rio Grande wie auch auf dem Hochlande bevorzugen, während die fremden Koloniſten, Deutſche, Polen, Italiener und andere, in den Waldgebieten der Serra Geral wohnen. Die Miſchlinge ziehen das Hochland vor, die wenigen Neger das warme Küſtenland. Eine ähnliche Scheidung zeigen auch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Die Kolo— niſten der Serra treiben vorwiegend Ackerbau, die Luſobraſilier und Miſchlinge der Campos Viehzucht. Von Norden nach Süden nimmt die Viehzucht zu, der Ackerbau ab. In Parana beginnt der Wert der Ackerbauprodukte infolge Mangels an Kaffeepflanzungen bereits ſtark zu ſinken, indeſſen werden Baumwolle, Zucker und Getreide ſowie die Ramiépflanze an— gebaut; mehr hervor tritt die Viehzucht, da Maultiere gezüchtet werden und Rinderherden allgemein ſind. Der wichtigſte Wirtſchaftszweig Paranäs iſt aber das Sammeln, Trocknen und Ausführen des Herva-Mate, von dem 1905: 27,8 Millionen Kilogramm ausgeführt wurden. In Santa Catharina führen die Koloniſten der Küſte Schmalz, Butter, Honig als Erzeugniſſe der Viehzucht aus, und auch Herva-Mate kommt noch von dort. Der Acker— bau richtet ſich auf Maniok, Bohnen, Mais, Reis, Zuckerrohr, Arrowroot und Früchte, auch ſchon auf die Weinrebe; ausgeführt wird Maniokmehl. Im Inneren ernähren die Campos beträchtliche Herden. In Rio Grande überwiegt bereits die Viehzucht den Ackerbau. Im nördlichen gebirgigen Teil des Staates werden die für Santa Catharina genannten 206 Das ungefaltete Land des Oſtens. Ackerbauprodukte erzeugt, zum Teil auch ausgeführt; außerdem Lein, Hülſenfrüchte, Tabak, Rizinus, Gemüſe und Kartoffeln. Der Wald liefert noch Herva-Mate. Beſonders großartig aber iſt die Viehzucht im ſüdlichen ebenen Teil des Staates ausgebildet, wo auf einer Legoa quadrata (43,5 qkm) 2500—3000 Stück Vieh leben. Ganz Rio Grande do Sul ſoll nach Schüler 6 Millionen Rinder, ein Viertel bis ein Sechſtel ihrer Geſamtzahl in Braſilien, beſitzen. Davon werden jährlich 500000800000 geſchlachtet, denn auf die Viehzucht hat ſich eine ſehr bedeutende Induſtrie gegründet. Während früher die Tiere nur um ihrer Häute willen geſchlachtet wurden, werden in Rio Grande jetzt Haare, Häute, Klauen, Knochen, Hörner, das Fett verwertet und teils im Lande verbraucht, teils auch ausgeführt. Ferner beginnt die Herſtellung von Butter und Käſe ſich zu verbreiten, und das Fett wird zu Seifen und Kerzen verarbeitet, Ochſenzungen und künſtlicher Guano werden ausgeführt und das geſalzene und gedörrte Fleiſch weithin geſandt. Großartige Schlachtanſtalten, Xarqueadas (von Karque, gedörrtes Fleiſch) oder Einſalzereien (Saladeros) beſtehen namentlich in Pelotas, Jaguaräo, Bagé, Quarahim und Säo Gabriel. Auch Wolle wird ausgeführt und verarbeitet, doch iſt die Menge der Schafe im Gegenſatz zu dem trockeneren Argentina noch gering. Auf die Viehzucht gehen auch die großen Gerbereien und Schuhfabriken in Rio Grande zurück, doch führt Braſilien immer noch für 10 Millionen Mark Leder ein. Ferner beſtehen in Santa Catharina Metallgießereien, in Paranä Tiſchlereien und Sägereien, in beiden An— ſtalten zur Verwertung der Herva-Mate, in Rio Grande ebenfalls Metallgießereien, Möbel— und Wagenfabriken, Wollwaren-, Baumwollwaren- und Konſervenfabriken, große Mühlen und Hutfabriken. Der Handel iſt lebhaft. Aus Paranä kommen faſt nur Mate und Holz, aus Santa Catharina außerdem Maniokmehl, Butter, Zucker und Zuckerrohrbranntwein, Cachaga, auch Holz und Holzwaren, Speck, Schmalz, Bohnen, Felle, Drahtſtifte, Bananen, Kaffee, Käſe, Eier, Stärke, Tabak, Zigarren, Arrowroot und Getreide, aus Rio Grande namentlich Vieh— zuchtprodukte, als Dörrfleiſch, Schmalz, Fett, Wolle, Talg, Seife, Haare, Häute, Speck, Fleiſch, ferner Mate, Mais, Tabak, Wein und vor allem Maniokmehl. Die Ausfuhr betrug 1910 aus Parana 11, aus Santa Catharina 2,3, aus Rio Grande 12,8 Millionen, die Ein— fuhr in die drei genannten Staaten 4,2, 3,4 und 27,9 Millionen Mark. d) Staaten und Siedelungen. Der Staat Parana wurde erſt 1853 von Sao Paulo abgetrennt. Der Viehzucht trei- bende Weſten iſt wenig bewohnt und mit Trümmern alter Miſſionen bedeckt, die namentlich am Ivahy und Tibagy zahlreich waren. Die Viehzucht hat zur Anſiedelung teils in zerſtreuten Höfen, teils in Dorfſchaften Veranlaſſung gegeben, beſonders im Süden, Weſten und Norden von Curityba, in den Orten Guarapuava, Caſtro und Ponta Groſſa. Hier liegen auch die wichtigeren polniſchen Kolonien, wie Polonia, Antonio Olynth und Rio Claro. Italiener leben beſonders in Nova Italia und Rio Negro, Deutſche ebenda und in Aſſunguy, nament- lich aber in der Hauptſtadt Curityba. Dieſe liegt etwa 900 m hoch zwiſchen Araukarien⸗ wäldern auf einer weiten Ebene unter Baumreihen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein halbverlorenes Dorf, hat Curityba ein ſehr langſames Wachstum gehabt, bis ihm 1885 die Eiſenbahn von Paranaguä aufhalf. Die kaum 6000 Einwohner zählende, erſt 1854 zur Stadt erhobene Ortſchaft wuchs ſeitdem auf 60000 Einwohner an und beſitzt auch ſchon zahl— reiche anſehnliche öffentliche Gebäude. Noch bis vor zwei Jahrzehnten war Paranaguä Südbraſilien: Staaten und Siedelungen. 207 mit 5000 Einwohnern größer als der Hauptort Curityba. An der Mündung des Itibiri vor der Bucht von Paranaguä gelegen, iſt es der natürliche Hafen für Paranc, leidet aber unter Waſſermangel in der Flußmündung und hat daher einen Vorhafen. Noch geringere Waſſer— tiefe findet man im Hafen von Antonina am inneren Ende der Bucht, von wo eine Zweig— bahn die Hauptbahn bei Morretes erreicht. Santa Catharina wurde ſeit dem Ende des 17. Jahrhunderts durch Pauliſtaner be— ſiedelt, konnte jedoch wegen der Beunruhigung der Küſte durch Freibeuter und Schmuggler nicht emporkommen; erſt 1821 wurde es eine eigene Provinz. Bald darauf begann die fremde Einwanderung, die dem Lande ſeitdem den Stempel aufgedrückt und ihm überhaupt Be⸗ völkerung verſchafft hat, denn 1810 beſaß Santa Catharina nur wenig über 30000 Bewohner. Zu dieſen traten ſeit dem Jahre 1847 Deutſche, zunächſt in der Kolonie Santa Iſabel im Küſtenlande gegenüber Desterro, dann 1849 in Dona Francisca. Im folgenden Jahre wan— derte der Gründer der bekannteſten Kolonie Südbraſiliens, Dr. Blumenau, mit 17 Perſonen am Itajahy ein und brachte nach anfänglichem Mißerfolg ſeine Gründung mit ſtaatlicher Bei— hilfe zur Blüte. Allmählich entwickelte ſich ſomit eine ganze Reihe von deutſchen Kolonien, im Norden Joinville, Neudorf, Brüderthal und neuerdings Säo Bento, am Itajahy Blume- nau, Badenfurt, Warnow, Brusque, Itajahy, am Tijuca Angelina, am Maruhy und Cubatäo Säo Pedro d' Alcantara, Santa Iſabel, Thereſienſtadt oder Thereſopolis und 1897 Hanſa. Der eigentliche Kern des Deutſchtums in Santa Catharina iſt das Itajahytal um Blumenau. Hier ſitzen etwa 15000 Deutſche aus allen Teilen des Reiches, vorwiegend aber Pommern, in geſchloſſenen Maſſen, außerdem Schweizer, Holländer, Italiener und Polen, letztere meiſt in Luis Alvez und bei Ascurra. Die Deutſchen haben ſich hier in Sitte und Sprache im allgemeinen rein erhalten; ſie erfreuen ſich evangeliſcher Kirchen, ſtaatlicher Rechte und Schulen und ſeit kurzem einer Eiſenbahn bis zu der an den Ufern des Itajahy zerſtreut gelegenen Anſiedelung Blumenau (25000 Einwohner). Im Norden iſt die Ko— lonie Dona Francisca der Kern der deutſchen Anſiedelungen. Hier entwickelte ſich all— mählich als Hauptort Joinville, eine Stadt mit breiten, regelmäßigen Straßen, zahlreichen Gärten, zwei Kirchen, einer Schule und einem deutſchen Konſulat. Der Hafen von Join— ville iſt Sao Francisco auf der gleichnamigen Inſel vor der Küſte; dahin geht auf dem Waſſerwege die Ausfuhr der Kolonie, Mate, Tabak, Rizinus, Mais, Arrowroot, Butter. Mit Säo Bento iſt Joinville durch eine gute Straße verbunden, und die Anſammlung deutſcher Bevölkerung hier im Norden dürfte 20000 betragen. Im ſüdlichen Küſtenlande, im Quell- gebiet des Itajahy, liegt Santa Thereſa, und jenſeits beginnt die Kolonie Gräo Paräſam Ober— laufe des durch ſeine Steinkohlen wichtig gewordenen Rio Tubaräo. Die Lager ſind durch die Dona Chriſtina-Bahn von dem Hafen Laguna nach Minas aufgeſchloſſen. Der größte Teil der 1881 errichteten Kolonie wird von Italienern bewohnt, der Reſt ſind Franzoſen und Braſilier. Das Innere von Santa Catharina iſt im weſentlichen ein Gebiet der Viehzucht, und alle Anſiedelungen daſelbſt leben von dieſer, im Norden Porto Uniao und im Süden Curiti— banos. Die Campos des Weſtens durchzieht jetzt die Eiſenbahn von Parana nach Rio Grande. Haupthafen und Hauptſtadt des Staates iſt das frühere Desterro, jetzige Florianopolis, mit 25000 Einwohnern, auf der Inſel Santa Catharina. Rio Grande do Sul war lange ein Zankapfel zwiſchen Spanien und Portugal, dann zwiſchen Braſilien und Argentina. Zeitweiſe war es auch mit dem jetzigen Uruguay verbunden, und zweimal, 1835 —1844 und 18921893, verſuchte es, ſich von Braſilien 208 Das ungefaltete Land des Oſtens. loszureißen. Dieſer politiſche Gegenſatz gegen Braſilien liegt in dem Überwiegen der Pampa und der Viehzucht begründet, alſo in wirtſchaftlichen Bedingungen, die das Land mehr nach Argentina und Uruguay hinweiſen als nach Braſilien. Wie im Aufbau, ſo zerfällt auch in bezug auf die Kultur der Staat Rio Grande in drei Abteilungen: das Serragebiet mit Acker— bau, fremden Koloniſten, einem Viertel der Bevölkerung und einer Volksdichte von etwa 12 in der Mitte, den ſchwach bewohnten hochgelegenen Norden mit 1 und den dichter bevölkerten Süden mit etwa 8 Bewohnern auf das Quadratkilometer. Erſt 1824 begann auch für Rio Grande das Einſtrömen europäiſcher Einwanderer, zu— nächſt mit der Gründung der Serrakolonie Säo Leopoldo, dann im größeren Maßſtabe nach den Bürgerkriegen und der deutſchen Revolution, alſo ſeit 1849. Bis 1859 entſtanden die Kolonien Santa Cruz, Santo Angelo, Nova Petropolis, Mundo Novo, Tres Forquilhas, Torres, Sao Lourengo, Montalverne, 1860 Santa Emilia, Eſtrella (Tafel 8, Abbildung 2), Forqueta und Mariante. Dann trat eine Pauſe in der Einwanderung ein; 1870 wurde Ger— mania, 1875 die Privatkolonien Maratd, Bexigas, Salvador, in den achtziger Jahren Taquary, Kröff, Rio Pardenſe, Jjuhy Grande am Uruguay, Säo Luis, Nova Santa Cruz und Joao Enet oder Boruſſia gebildet. 1898 gründete ferner Herrmann Meyer die Kolonien Xingu und Neuwürttemberg, und das Intereſſe für die deutſchen Kolonien in Südbraſilien belebt ſich wieder. R. v. Ihering ſchätzt die Zahl der Bewohner deutſcher Abſtammung in Rio Grande auf 200000, von denen zwei Drittel Proteſtanten ſind. Außerdem aber wanderten Italiener ein, die namentlich in den ſiebziger Jahren die Kolonien Sao Feliciano, Conde d' Eu, Dona Iſabel, Caxias und Silveira Martins beſetzten, und endlich ſind braſiliſche Militärkolonien im Uruguaygebiet zu erwähnen, wie Nonohay (1850) und Caſeros und Alto Uruguay (1880). Zu den Serrakolonien ſtehen die Ortſchaften des Jacuhytales in naher Beziehung. Sie erhalten von jenen viele ihrer Lebensmittel und vermitteln den Handel des Gebirges mit der Küſte. Da ſie ſchon im Tieflande liegen und Dampfſchiffs- und Eiſenbahnverbindung nach der Küſte haben, ſo ſind ſie erheblich größer als die Ortſchaften der Serra. Auch in ihnen ſind die Deutſchen zahlreich. Die bekannteſten ſind Santa Maria da Bocca do Monte, Cachoeira, Rio Pardo, Santo Amaro, das kohlenreiche Sao Jeronimo und Triumpho. An der Mündung des Jacuhy mußte ſich notwendigerweiſe eine größere Stadt entwickeln, Porto Alegre (Tafel 8, Abbildung 3). Dieſe Stadt verdankt ihre Blüte den deutſchen Serra— kolonien, daher iſt ſie auch von 40000 Deutſchredenden bewohnt, hat deutſche Schulen, Volksbildungsanſtalten und Bibliotheken. Ihre Einwohnerzahl hat ſich auf faſt 150000 gehoben, ihre Ausfuhr beſteht hauptſächlich aus Herva-Mate, Mais, Maniokmehl, Hülſen⸗ früchten, Tabak, Cachaga und Erzeugniſſen der Viehzucht. Nachteilig iſt für ſie wie für die übrigen Städte an der Lagoa dos Patos die Barre an deren ſüdlichem Ausgang, die aber jetzt vertieft wird. Hier liegen Rio Grande (40000 Einwohner) und Pelotas (50000 Einwohner) nahe beieinander, erſtere mehr Handelsſtadt, letztere der Mittelpunkt der Salzereien. Von Pelotas führt eine Bahn über Bags und Alegrete mitten durch die Ebene nach dem Uruguay; ſie trifft bei Cacequy auf die Meridionalbahn, die über Paſſo Fundo von Santa Catharina kommt. Das Land iſt hier überall von der Art der Pampa, bedeckt mit Eſtancias, arm an Dörfern. Am Uruguay beginnt erſt jetzt wieder das infolge der Austreibung der Jeſuiten um 1770 unterbundene Leben, aber zu größeren Siedelungen iſt es auch hier noch nicht gekommen. Grenzorte ſind hier Uruguayana und im Süden, an der Lagoa Mirim, Jaguaräo mit etwa 10000 Einwohnern und großen Schlachtanſtalten. Tafel 8. Braſiliſches Bergland. Tafel 8. Braſiliſches Bergland. 2. Das Kolonieitädtchen Eſtrella in dem Anſiedlungsgebiet der deutſchen Bauern im Staat Rio Grande do Sul. Nach Photographie. (Zu S. 208.) 3. Porto Alegre in Rio Grande do Sul und die Lagune dos Patos, Nach Photographie von Calegari in Porto Alegre. (Zu S. 208.) Braſilien als Geſamtſtaat. 209 Braſilien als Geſamtſtaat. Braſilien bedeckt eine Fläche von 850000 qkm, iſt alſo größer als Auſtralien, wenig kleiner als Britiſch⸗Nordamerika und doppelt jo groß wie das eigentliche China. Von Süd⸗ amerika nimmt es beinahe 50 Prozent ein. Auf dieſer großen Fläche leben aber im höchſten Falle 25 Millionen Menſchen, etwa 44 Prozent der Geſamtbevölkerung Südamerikas. Dieſe Zahl iſt indeſſen unſicher und beruht nur auf einer Schätzung für das Jahr 1913. Im einzelnen verteilen ſich Fläche und Bevölkerung, wie folgt: | A,Rilometer | Einwohner | Dichte 000 3235236 | 1455000 0,16 2 FÜR Bsp EIN DRITT: 77, BR 500.000 0,2 FCC 1149512 | 760.000 0,6 Territorium Acre. 191000 1500 1)0 „ 1185 033 | 5630000 5,0 f re 459844 600.000 | 1,3 PPP 301 797 450.000 1,5 c · ERRUT 104250 1000000 10,0 Rio Grande do Norte 57485 480000 8,0 C 74731 650000 8,0 Pernambuoo 22220. 128395 1650000 112,0 . 58 491 800 000 14,0 Zentralbraſiliiien 2126094 603 000 0,3 oe Bean Vin. 747311 303.000 0,4 rr 1378783 300 000 0,2 len taten 1419185 13790 000 10,0 a 39090 500000 n C 426.427 2560000 6,0 „„ IN, 547855 4850000 9,0 TTC NET I 44839 430000 9,0 Be age) Yan. Dee 68982 1250 000 | 180 P 1116 1000 000 — P 290876 3200 000 11,0 „ . 2. 531992 2830000 5,3 Vcc 251904 570000 2,3 Peng 43535 510000 11,0 Rio Grande do Sunn 236553 1750 000 8,0 Zufammen: | 8497540 24308 000 hi 28 Dazu kommen nach R. v. Ihering nur noch 200000 frei lebende Indianer, meiſt in Ama— zonas, Matto Groſſo und Goyaz. Naturgemäß iſt das Innere, Amazonas, Matto Groſſo, Goyaz, am ſchwächſten bewohnt, aber auch die nordöſtliche Küſte, Parä, Maranhäo, Piauhy, iſt gering bevölkert. Überſchritten wird die Volksdichte des Geſamtſtaates nur in den öſtlichen Staaten von Cearä bis Rio Grande do Sul, mit alleiniger Ausnahme von Paranä. Den Kern des Staates bildet Oſtbraſilien mit mehr als der Hälfte, faſt 60 Prozent, der Ein— wohner, und in dieſem wieder die Staaten Säo Paulo und Minas (33 Prozent). Die Zuſammenſetzung der Bevölkerung iſt ſehr bunt. Die Indianer ſind nicht mehr die Grundlage derſelben, ſondern die Miſchlinge, beſonders die zwiſchen Negern und Weißen. 1872 zählte man unter 10 Millionen Einwohnern faſt 2 Millionen Neger, Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 14 210 Das ungefaltete Land des Oſtens. je 3,s Millionen Miſchlinge und Weiße, aber ſeitdem muß das Miſchlingselement zu— genommen haben. Allerdings iſt auch die Einwanderung Weißer ſeitdem bedeutend geweſen, während die von Negern nicht mehr ſtattfindet, nachdem 1888 die Sklaverei voll— ſtändig beſeitigt worden iſt. 1912 wanderten 180000 Perſonen ein, davon 76000 Portu— gieſen, 35000 Spanier und 32000 Italiener, alſo meiſt Romanen; von 1820 bis 1912 ſollen 1,3 Million Italiener, 860000 Portugieſen, 403000 Spanier, 115000 Deutſche, 92000 Ruſſen (meiſt Polen), 75000 Oſterreicher, 38000 Türken und Araber, 25000 Franzoſen, 20000 Engländer, zuſammen 3146000 Menſchen, eingewandert ſein. Die Zahl der Deutſchen und ihrer Nachkommen ſchätzt H. Schüler 1912 auf 400000. Über die zweifellos ſtarke Rückwanderung liegen ſichere Zahlen nicht vor. Von den Städten haben ſich ſechs zu Großſtädten mit mehr als 100000 Einwohnern entwickelt. Rio, das 1908: 858000 hatte, wird heute wohl gegen 1 Million Einwohner haben. Dann folgen Säo Paulo mit 400000, Bahia oder Sao Salvador mit 300000, das alte Recife oder Pernambuco mit 250000 und die neueren Parä und Porto Alegre mit 170000 und 147000. Eine Anwartſchaft, 100000 zu erreichen, haben Santos und Campinas mit je 90000, Ribeiräo Preto mit 75000 und Sao Carlos mit 67000, alle in Säo Paulo, ferner Nictheroy und Mandos mit je 60000 Bewohnern. Zweifelhaft ſind die Zahlen für Curityba (60000), Fortaleza (65000), Therezina in Piauhy (30000), Maceid (40000) und Cuyaba (30000). Die Hilfsquellen Braſiliens ſind reich. Sie ergeben ſich vornehmlich aus Ackerbau und Waldwirtſchaft ſowie aus Viehzucht und Bergbau. Ackerbau und Bergbau ſind in den Oſtſtaaten am ſtärkſten ausgebildet, die Waldwirtſchaft in Amazonien; die Viehzucht hat ihre Stätte in Nordoſtbraſilien und in Rio Grande do Sul. Die Ackerbauerzeugniſſe be— ſtehen hauptſächlich aus Kaffee, Tabak, Kakao, Baumwolle und Zucker für die Ausfuhr, aus Maniok, Erdnüſſen, Bohnen, Bananen, Orangen, Mais, Reis für die Ernährung der Bevölkerung. Kaffee (Tafel 7, Abbildung 3) iſt bei weitem das wichtigſte Produkt Bra- ſiliens, da 1910/11: 77 Prozent der Geſamtkaffeeernte der Erde auf Braſilien fielen. Im einzelnen produziert Säo Paulo wieder mehr Kaffee als das ganze übrige Braſilien zu— ſammen, jo daß der Hafen von Säo Paulo, Santos, bei weitem die größte Ausfuhr im Lande hat. Sehr viel geringer iſt die Kaffeekultur in Minas, Rio und Bahia, ohne Belang in Cearä und Pernambuco. Die Ernte findet April bis Auguſt, in der Trockenzeit, ſtatt, der Ertrag wechſelt je nach dem Wetter; 1906/07 wurden 20192000, 1910/11 nur 10853000 Sack zu je 60 kg erzeugt, in erſterem Jahre gingen allein über Santos 15680000 Sack = 941 Millionen kg. 1910 hatte die Kaffeeausfuhr einen Wert von 534, 1912 von faſt 943 Mil⸗ lionen Mark. Der Verbrauch des braſiliſchen Kaffees iſt am größten in den Vereinigten Staaten, in Deutſchland und in Frankreich. Tabak wurde in Braſilien beſonders zur Sklavenzeit gebaut, da für eine Rolle Tabak bisweilen ein Sklave zu haben war. Bahia iſt ſtets der hauptſächliche Boden für die Tabakkultur geweſen und iſt es noch heute: 1910 lieferte es 448366 Ballen = 32000 Tonnen = 3200000 kg. Aber auch die meiſten übrigen Staaten, ſoweit ſie nicht ſehr feucht ſind, erzeugen Tabak. 1910 hatte die Ausfuhr einen Wert von 32,1 Millionen Mark, nur 2,6 Prozent des Geſamtausfuhrwertes, 1912 von 29 Millionen Mark. Bei weitem der größte Teil des ausgeführten Tabaks geht nach Deutſchland, doch verbrauchen die ſeit etwa 40 Jahren beſtehenden Zigarren- und Zigarettenfabriken in Säo Felix und Cachoeira bei Bahia auch etwa 600 — 700 Tonnen. Braſilien als Geſamtſtaat. 211 An dritter Stelle der Ausfuhrliſte ſteht mit (1910) 2,1 Prozent oder 27 (1912: 31) Millio⸗ nen Mark der Kakao, der im Gegenſatz zu Tabak und Baumwolle in den feuchttropiſchen Staaten Amazonas und Parä am beſten gedeiht, und zwar hier in urſprünglichem Zuſtand und auf Pflanzungen, außerdem an der feuchten Oſtküſte, beſonders in Bahia, aber auch noch bis nach Säo Paulo. 1910 führte Bahia 24230, Amazonien 5000 Tonnen aus, während vor 1901 aus Bahia kaum die Hälfte des jetzigen Quantums kam. Der Kakao wird meiſt nach Frankreich, Deutſchland und den Vereinigten Staaten verſchifft. Das vierte wichtige Acker⸗ bauprodukt für die Ausfuhr iſt Baumwolle, 1910 im Werte von 18 (1912: 21) Millionen Mark. Daß dieſer Wert nicht größer iſt, darf wundernehmen, da die Nordoſt- und Zentral- ſtaaten Braſiliens für den Anbau von Baumwolle ganz hervorragend geeignet ſind. Aber der Kaffeebau hat die Baumwollproduktion zurückgedrängt, ſo daß heute nicht mehr wie 1874: 78000 Tonnen erzeugt werden; der größere Teil der Baumwolle wird jetzt im Lande jelbjt verarbeitet, die ausgeführte geht meiſt nach England und Portugal. Wahrſcheinlich hat die Baumwollkultur in Braſilien eine große Zukunft. Endlich wird Zucker ausgeführt, 1910 für 13,6 Millionen Mark = 1,1 Prozent des Wertes der Geſamtausfuhr. Zuckerrohr wird faſt in allen Staaten Braſiliens gepflanzt, beſonders in Parahyba, Pernambuco, Alagoas und Sergipe, aber die mit Zucker bepflanzte Fläche iſt nicht genau bekannt. Der größte Ernteertrag wurde 1901/2 mit 350000 Tonnen erzielt; 1904/5 ſtand Pernambuco mit 120000 Tonnen von im ganzen 237600 weit voran, 1910/11 erzeugte es von 276000 Tonnen 129000. Im ganzen nimmt die Ausfuhr von Zucker ſtark ab, da 1883: 238000, 1910 nur 59000 Tonnen ausgeführt wurden, meiſt nach den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Der Anbau von Cinchona Calisaya in der Serra dos Orgäos und der von Tee iſt gering. Neben dem Kaffee hat eines der Waldprodukte, der Kautſchuk, in den letzten 30 Jahren eine außerordentlich große Bedeutung gewonnen. Man unterſcheidet drei Arten rohen Gummis, das Seringa-, das Manigoba- und das Mangabeira-Gummi. Die erſtgenannte Sorte ſtammt von der Hevea brasiliensis in Amazonien, die zweite von Manihot glaziovii, die dritte von der Hancornia speciosa; auch iſt der Caucho, von dem der Name Kautſchuk ſtammt, von der Castilloa elastica erwähnenswert. Während Seringa und Caucho aus Amazonien kommen, iſt die Manigoba ein Erzeugnis von Bahia, Cearä, Maranhäo und Piauhy, die Mangabeira aber wird hauptſächlich im Inneren von Bahia gefunden, ferner in Maranhäo, Piauhy, Matto Groſſo und auch im Amazonasgebiet, wozu neuerdings Sao Paulo, Minas und Goyaz getreten ſind. In den letzten Jahren hat man nämlich auch in Gegenden, wo die Hancornia speciosa nicht wild wächſt, Pflanzungen von Gummi liefernden Bäumen angelegt. Beſonders wichtig für die Steigerung der Ausfuhr von Kautſchuk war die Erwerbung des Acregebietes von Bolivia 1903; das kommt auch in den Ausfuhrziffern zum Ausdruck, da 1892 —97 durchſchnittlich jährlich 16000, 1902 —1907: 33000 Tonnen aus- geführt wurden. 1910/11 hatte die Ausfuhr einen Wert von 494 Millionen Mark, ſeit kurzem aber iſt der Gummipreis ſehr ſtark gefallen, daher auch die Ausfuhr 1912 auf 325 Mill. Mark, Das zweite wichtige Waldprodukt iſt der Herva-Mate (vgl. S. 70), die Blätter des Ilex paraguayensis. Dieſer Baum kommt im Süden Braſiliens an den Ufern der Flüſſe Parana und Uruguay ſowie ihrer Nebenflüſſe vor, und zwar in großen Beſtänden in den Staaten Rio Grande do Sul, Santa Catharina, Parana und Matto Groſſo, in kleinen auch noch in Säo Paulo, Minas und Goyaz. Der größte Teil dieſes Produktes wird im Lande 14* 212 Das ungefaltete Land des Oſtens. verbraucht, aber der Mate gibt auch zu einer Ausfuhr im Werte von (1910) 39,2 (1912: 426) Millionen Mark Anlaß, jo daß er in der Ausfuhrliſte an dritter Stelle ſteht. Von ſonſtigen Waldprodukten ſind die wertvollen Nutzhölzer, wie Jacaranda oder Palliſander, Bao ferro oder Eiſenholz und im Süden das Holz der Araukarie, bisher nur in geringen Mengen im Werte von jährlich 350 — 900000 Mark zur Ausfuhr gelangt, beſonders aus Para und Manaos. Das Carnaubawachs der Palme Copernicia cerifera kommt haupt- ſächlich aus Nordoſtbraſilien und Amazonien für jährlich 3—4 Millionen Mark, Paränüſſe der Bertholletia excelsa namentlich von Parä und Piaſſavafaſern der Palme Attalea sp. aus den Nordoſtſtaaten. Gering iſt die Ausfuhr von Ipekakuanha, Sarſaparille, Strychnos und anderen Medizinalpflanzen. In Matto Groſſo ſpielt das Guarana, eine Paſte aus den gepulverten Samen der Paullinia sorbilis von Amazonien, die ein erfriſchendes Ge— tränk liefert, eine Rolle. Die Viehzucht findet noch nicht die Beachtung, welche ihr angeſichts der ausgedehn— ten Campos des Inneren zukommen ſollte, und iſt heute erſt in den Südſtaaten wirklich wichtig geworden. Namentlich die Staaten Rio Grande do Sul, Parana, Matto Groſſo und Sao Paulo, aber auch Minas, Rio, Cearä, Piauhy und das Savannenland von Parä bieten weite Flächen zur Aufzucht von Rinderherden. Wenn dennoch Braſilien nur etwa 35 Mil— lionen Rinder beſitzt, ſo iſt dieſe Zahl großer Steigerung fähig. In der Tat hebt ſich auch die Ausfuhr von Häuten, ſo daß dieſe mit (1910) 34,8 Millionen Mark die fünfte Stelle in der Ausfuhrliſte einnehmen; etwa die Hälfte dieſer Häute kommt aus Rio Grande do Sul, aber eine ungeheure Menge von Rindern wird für die Herſtellung des gedörrten Fleiſches benötigt. Pferde, Eſel, Maultiere werden ebenfalls beſonders in den Südſtaaten gezogen, Schweine und Schafe noch mehr, und die letzteren liefern in Rio Grande do Sul das Material für die Wollſtoffinduſtrie. Unter den Ausfuhrartikeln ſind auch die Felle, 1910 mit 14 Millionen Mark, ihrer Herkunft nach beſonders von Cearä, zum Teil auf die Viehzucht zurückzuführen, zum anderen aber auf die Jagd. 1912 hatte die Ausfuhr von Häuten und Fellen zuſammen den Wert von 56 Millionen Mark. Gegenüber der Viehzucht tritt der Bergbau in der Ausfuhr zurück, was angeſichts des großen Reichtums Braſiliens an Edelmetallen und Edelſteinen auffällt. Gold, Manganerze, Monazitſand, Diamanten, Edelſteine, Halbedelſteine und Steinkohlen gelangen zur Förde— rung, zumeiſt auch zur Ausfuhr, aber der Bergbau nahm 1910 an der Geſamtausfuhr mit nur weniger als 2 Prozent, etwa 22 Millionen Mark, teil. Außer den genannten Boden- ſchätzen kennt man noch Kupfer, Queckſilber, Blei, Graphit, dieſe alle in Minas Geraes und einigen anderen Staaten, Wolfram auch in Rio Grande do Sul. Das ſeit 1700 gefundene Gold wird allein in Minas auf 658228 kg im Werte von 1500 Millionen Mark angegeben, und wenn auch die Goldgewinnung zurückgegangen iſt, ſo ſind die Lager doch noch nicht er— ſchöpft. Nachdem 1698 die erſten reichen Goldlager aufgefunden worden waren, teils in den Alluvien der Flüſſe, teils aber auch in Quarzadern, entwickelte ſich, namentlich in Minas Geraes, ein ſehr reger Bergbau auf Gold, der bis 1800 einen Geſamtwert von 1950 Millionen Mark erreicht haben ſoll. Im Jahre 1901 wurden 4000 kg Gold im Werte von 14,5 Millionen Mark ausgeführt, 1910 hatte die Ausfuhr einen Wert von 9 Millionen Mark. Die wichtigſte Goldmine des Landes iſt Morro Velho bei Sabard. Manganerz findet ſich in großen Lagern in Minas, Bahia, Sao Paulo, Matto Groſſo, Goyaz, Santa Catharina und Rio Grande, wird aber nur in Minas, beſonders bei Queluz, und in Bahia gefördert; ſein Ausfuhrwert betrug Braſilien als Geſamtſtaat. 213 1910: 7 Millionen Mark, wovon nur ein geringer Teil nach Deutſchland kommt. Dagegen nimmt dieſes faſt die ganze Ausfuhr von Monazitſand, 1910 für 3 Millionen Mark, auf. Dieſer Sand entſteht aus der Zerſtörung von Graniten und Gneiſen der Küſte von Bahia und Eſpirito Santo und enthält das zur Herſtellung von Glühſtrümpfen verwendete Thorium. Die Diamantengräberei bildet noch gegenwärtig einen wichtigen Teil des Berg— baues, ergab aber 1909 nur 925000 Mark für die offizielle Ausfuhr. Kurz vor 1730 kamen zuerſt kleine, weiße, glänzende Steinchen, die jahrelang in Braſilien als Spielmarken benutzt wurden, nach Liſſabon und wurden hier von dem holländiſchen Konſul als Diamanten er— kannt. Die portugieſiſche Regierung beeilte ſich, für jeden Diamanten ſuchenden Sklaven eine Abgabe von 50, ſpäter von 250 Milreis zu erheben, nahm alle Diamanten von mehr als 20 Karat für die Krone in Anſpruch und monopoliſierte ſchließlich 1776 die Gewinnung der Edelſteine gänzlich. Die Diamanten finden ſich in dem Geſchiebe der Flüſſe in einer be- ſtimmten Schicht, dem Cascalho velho, und außerdem im Trümmergeſtein, beſonders der Serra da Sincorä und der Serra Aſſuruä in Bahia, ſowie bei Diamantina in Minas Geraes, ferner bei Diamantino in Matto Groſſo und in geringerer Zahl und Güte in den Staaten Goyaz, Sao Paulo und Paranä. Die Diamantenausfuhr, 1732 — 71 für 72 Millionen Mark, iſt ſeit der Entdeckung der Kapdiamanten zurückgegangen, wohl aber haben die bra— ſiliſchen Diamanten ihre außerordentliche Schönheit, die ſie vor denen der Alten Welt aus- zeichnet, behalten; ihre Farben ſind ſehr verſchieden, oft kommen ganz farbloſe vor, ſonſt ſind ſie weingelb, ockergelb, lauchgrün, hell-flajchengrün, hell-bläulichgrün, ſchwärzlichgrün, ſchwarz (Carbonados), rötlich und karmeſinrot. Auch andere wertvolle Steine ſind in Minas und Bahia häufig, beſonders Beryll, Smaragd, Topas, Spinell, Korund und Lazulith. 1909 wurden für dieſe Edelſteine und die Halbedelſteine, Amethyſt, Onyx, Opal uſw., der ſüdlichen Staaten nur 225000 Mark Ausfuhrwert angegeben, aber in Wirklichkeit iſt der Ausfuhrwert derſelben wie auch der Diamanten ſehr viel größer. Steinkohle kommt in Santa Catharina und Rio Grande do Sul vor, Petroleum in Säo Paulo, Lignit und Naphtha an einigen Stellen in Minas; aber zur Ausfuhr ge— langen alle dieſe Bodenſchätze nicht, ebenſowenig das vielfach reichlich vorhandene Eiſen. In der Umgebung des Rio Sao Francisco ſind Salinen bejonders häufig. Salzſtapel— plätze find Joazeiro und Barra do Rio Grande für den Norden, Säͤo Romäo und Barra do Rio das Velhas oder Guaicuhy für den Süden. Ein Sack Salz koſtet dort 60 —80 Pfennig. Die Induſtrie hat lange unter der Eiferſucht des Mutterlandes gelitten und ſich erſt ſeit dem Jahre 1840 in beſcheidenem Maße entwickeln können. Sie begann mit Weberei, Metallbearbeitung, Herſtellung von Papier und Schokolade, ſchritt dann zur Fabrikation von Blumen, Kerzen, Likören, Zigarren, Zigaretten fort und erreichte einen hohen Stand in der Möbeltiſchlerei, der Anfertigung von Hüten und in der Weberei. Aber erſt ſeit der Errichtung der Republik, 1889, macht ſich ein allgemeiner Aufſchwung, beſonders in Rio und Sao Paulo ſowie in den Südſtaaten, bemerkbar, wenn auch die Induſtrie zur Ausfuhr bisher nur ver— hältnismäßig wenig beiträgt. Auf den Ackerbau gründet ſich die Mühleninduſtrie, die Her— ſtellung von Baumwollgeweben, Schokolade, Seidenwaren, Leinenwaren, von Zigarren, Zigaretten, Bier; die Viehzucht erzeugt die mächtige Dörrfleiſchbereitung, die „Xarqueadas“ in den Südſtaaten, ferner die Wollinduſtrie, die Butter- und Käſebereitung; auf dem Bergbau beruht die Hütteninduſtrie, auf der Waldwirtſchaft die Herſtellung von Möbeln, Hängematten, Wagen, Hüten, Olen, Harzen, Parfümerien; auch werden Tauwerk und Bindfaden, Leder und 214 Das ungefaltete Land des Oſtens. Papierwaren, chemiſche Produkte, Glas- und Tonwaren, Biskuits, Eiſenwaren, Schirme, Schuhe, Nudeln, Werftgegenſtände, Blumen, Zündhölzer und Pulver im Lande erzeugt. Der Handel belief ſich 1910 auf 2232 Millionen Mark, wovon 1268 auf die Ausfuhr, 964 auf die Einfuhr kamen; 1912 lauteten dieſe Ziffern 2796, 1284 und 1512 Millionen Mark. Die Aus fuhr beruht auf neun beſonders wichtigen Produkten, deren Wert folgen- der war (in Millionen Mark): | | Prozent der Geſamt⸗ | | 1907 1908 1909 | 1910 ausfuhr 1910 | 1912 Kaffee 572,0 460, 670, 534,0 42 81 942,7 Kautſchuk 274,0 236,0 380,0 494,0 39,0 | | 325,3 Herva-Mate . 32,0 330 | 380 390 | 3,0 | 26 Häute 34,5 26,3 36,4 34 2,75 56,0 Tabak 25,7 16,8 26,6 32,1 2,6 29,0 Kakao 40,2 40,0 | 320 27,0 2,1 1 14 31,0 Baumwolle 34,6 4,1 12, 18,0 14 21,0 elle en 0 a a 140 19,0 14,0 11 Ir — VVV 27 FF * — Unter den übrigen Ausfuhrgegenſtänden ſind (1910) Gold (9), Manganerz (7), Monazitſand (3 Millionen Mark), ferner Diamanten, andere Edelſteine (1,3 Million Mark), Carnäuba⸗ wachs zu erwähnen, Wolle, Paränüſſe, Kleie, Baumwollſamen, Bananen, Piaſſava und Maniokmehl. Aus der obenſtehenden Tabelle der wichtigſten Ausfuhrgegenſtände ergibt ſich, daß Kaffee und Kautſchuk mit zuſammen 1028 Millionen Mark Ausfuhrwert im Jahre 1910 (1912: 1272) ungefähr vier Fünftel (1912: 84 Prozent) der Geſamtausfuhr beſtritten. Auf den Ackerbau kamen 1910: 49,2, auf Waldprodukte 42, auf Produkte der Viehzucht 4 Prozent. Die wichtigſten Häfen waren nach H. Schüler 1909 folgende: Ausfuhr Santos Manaos Para . Rio Bahia Porto Alegre. Paranagna . Pernambuco Ceara. Cuyaba . Victoria. Maranhão . . 223) 1 ee N Alagoas . le A Senta Balberina 2,2127... Rio Grande do Norte 240 663 000 85 576 000 74505 000 63 600 000 36 450 000 12 854 000 10 829 000 10 497 000 7 300 000 6 167 000 5 000 000 3 727 000 3 000 000 2 800 000 2 310 000 775 000 | Einfuhr Handel (in Milreis Gold zu 2,29 Mark) 63 511000 304174000 17200 000 102 776 000 27 286 000 101 791 000 124.387 000 187 987 000 16 276 000 52 726 000 27 930 000 40 784.000 4223 000 15.052 000 23 434.000 33 931 000 4162 000 11 462 000 5633 000 11 800 000 1135 000 | 6135 000 3829 000 7556 000 1497 500 4497 500 3683 200 6 483 200 3360000 5 670 000 | 1111000 1886 000 Danach iſt Santos bei weitem der erſte Hafen Braſiliens, weil er die enorme Kaffeeausfuhr vermittelt; in der Einfuhr ſteht er ſtark gegen Rio zurück. Für die Ausfuhr ſind ferner ſehr wichtig Mangos, Para, dann erſt Rio und in weiten Abſtänden Bahia und Porto Alegre. “ Braſilien als Geſamtſtaat. 215 Dagegen ſteht bei der Einfuhr Rio voran, dann folgen Santos, Porto Alegre, Parä, Per— nambuco, Manaos, Bahia, Cuyabä. Daraus ergibt ſich für den Geſamthandel die Reihen— folge Santos, Rio, Manaos und Para (dieje faſt gleich), Bahia, Porto Alegre, Pernambuco, Paranägua, Cuyaba, Cearä, dieſe alle mit noch über 10 Millionen Milreis Gold. An der Einfuhr beteiligten ſich 1912 Großbritannien mit 25 Prozent, Deutſchland mit 17, die Vereinigten Staaten mit 15 und Frankreich mit 9, zuſammen 66 Prozent, alſo mit zwei Dritteln; der Reſt entfiel auf Argentinien, Belgien, Portugal und Italien mit zuſammen 21,5 Prozent und die übrigen 12,5 Prozent auf andere Länder. Die Ausfuhr ging 1912 zu 40 Prozent nach den Vereinigten Staaten, zu 14 nach Deutſchland, zu 11 nach England, zu 10 nach Frankreich, zuſammen zu 75 Prozent nach dieſen vier Ländern. Weiter kommen für die Ausfuhr in Betracht die Niederlande, Oſterreich-Ungarn, Argentinien, Belgien und Uruguay. Der Schiffsverkehr betrug 1911: 22386 Schiffe mit 23 Millionen Tonnen, dar- unter 5412 fremde mit 14,5 Millionen Tonnen. Die Großſchiffahrt wird durch fremde Linien unterhalten, unter denen die Hamburg-Südamerikaniſche Dampfſchiffahrts-Geſellſchaft, ſeit ſie mit ihren großen Schnelldampfern Rio anläuft, den erſten Platz einnimmt; außerdem ſind Großbritannien, Frankreich, Italien, Oſterreich-Ungarn, Spanien, Holland, Belgien, Schweden und die Vereinigten Staaten daran beteiligt. Die Küſtenſchiffahrt betreibt be- ſonders der Lloyd Brazileiro. Nach einem vergeblichen Verſuch Dom Pedros II. vom Jahre 1835, fremdes Kapital zum Bau von Eiſenbahnen ins Land zu ziehen, wurde 1854 als erſte Strecke in Braſilien die Bahn von Mauä im Norden der Bucht von Rio nach Inhomerim, 14,5 km, eröffnet. Obwohl ſich die Kilometerzahl der braſiliſchen Bahnen inzwiſchen auf (1912) 23000 erhöht hat, kann doch von einem Eiſenbahn netz noch nicht geſprochen werden. Allerdings kann man ſeit kurzem von Rio bis nach Uruguay mit der Eiſenbahn fahren, da die Linien im ſüdlichen Sao Paulo fertig geworden find, aber im Norden gehen die Eiſenbahnen nicht über den Staat Minas hinaus. Auch ins Innere ſind ſie noch nicht weit vorgedrungen; der Staat Goyaz wird erſt jetzt erreicht. Da ferner in Amazonien die Flüſſe gute Verkehrswege bie- ten, fo iſt die Verteilung der Schienenwege über das Land ſehr ungleich. Die bedeutend- ſten Eiſenbahnen des Landes find folgende: die Leopoldina-Bahn zwiſchen Rio, Südoſt⸗ Minas und Eſpirito Santo 2600 km; die belgiſche Compagnie Auxiliaire des Chemins de Fer du Breſil (hat ſeit 1905 alle Bahnen in Rio Grande do Sul in Pacht) 2171 km; die Eſtrada de Ferro Central do Brazil in Rio, Säo Paulo und Minas 1970 km; die Oeſte de Minas- Bahn 1100 km; die Great Weſtern of Brazil Railway 1500 km; die Mogyana-Bahn in Minas und Sao Paulo 1400 km ; die Sorocabana- und Ituana-Bahn in Sao Paulo 1300 km; die Pauliſta⸗Bahn in Säo Paulo 1150 km; die Sao Paulo-Rio Grande-Bahn 900 km; die Säo Francisco- und Bahia⸗Bahn 700 km; die Sapucahy-Bahn in Sao Paulo und Minas 550 km; die Bahia- und Minas⸗Bahn 150 km; die Eſtrada de Ferro Central de Bahia 350 km; die Baturité-Bahn in Cearä 450 km; die Sao Paulo-Bahn 150 km; die Parand- Bahn im Staate Barand 450 km; zuſammen 17000 km. Ganz ohne Bahnen waren bis 1912 noch die Staaten Amazonas, Piauhy, Sergipe und Goyaz, ſehr arm an Bahnen die Staaten Parä, Maranhäo, Cearä, Alagoas, Pernam⸗ buco, Bahia, Eſpirito Santo, Santa Catharina und Matto Groſſo. Im Jahre 1912 hat aber Matto Groſſo die Madeira-Mamoré-Bahn, etwa 360 km, erhalten. Unter den 216 Das ungefaltete Land des Oſtens. — Bahnprojekten ſind zwei großartige bereits in der Ausführung begriffen, nämlich die Ver- bindung zwiſchen Süd-Minas und Leopoldina am Araguaya über die Stadt Goyaz und ferner die Fortſetzung der Sorocabana-Bahn in Säo Paulo, die Eſtrada de Ferro Noroeſte von Baur über den Rio Paranä unterhalb des Sucuriu nach Corumbä, 1407 km, aljo quer durch den Süden von Matto Groſſo. Die Ausdehnung der Eiſenbahnſtrecken in Bra- ſilien geht aus der Verkehrskarte bei Seite 93 hervor, der Kapitalwert aller fertigen Bahnen wurde nach E. Dettmann 1909 auf 2 Milliarden Mark geſchätzt. Die Länge der Telegraphenlinien betrug 1911: 58257 km, die der Telephonlinien 1910: 60400 km; auch gab es 1913: 32 Stationen für drahtloſe Telegraphie. V. Die La Plata-⸗Länder. 1. Allgemeines. Unter dem Namen La Plata-Länder werden hier die ebenen Landſchaften zwiſchen dem braſiliſchen Bergland und den Kordilleren, etwa bis 15°, zuſammengefaßt. Sie ge— hören mit Ausnahme des äußerſten Südweſtens und Nordweſtens dem Stromgebiete des La Plata an. Die Abgrenzung dieſes Gebietes iſt aber ſchwieriger, als es den Anſchein hat. Stellt man als Einteilungsprinzip den Tieflandscharakter der Landſchaften auf, ſo gehören im Oſten Entre Rios und Corrientes unzweifelhaft noch zu unſerem Gebiet. Auch Paraguay und Uruguay liegen zum allergrößten Teil unter 200 m Höhe, der Oſten Paraguays freilich höher, und auch Miſiones iſt ein höheres Land. Dagegen müßte der Süden von Rio Grande do Sul noch dem La Plata-Gebiet zugefügt werden. Im Norden müßte die Grenze an der größten Verengerung des Tieflandes bei Santa Cruz de la Sierra gezogen werden, im Süden geht das Tiefland über den Rio Negro nach Patagonien über, aber im Weſten würden die 300 —700 m hoch gelegenen inneren Hochebenen, die andinen Provinzen der Argentina, auszuſcheiden ſein. Richtet man ſich nach der geologiſchen Zu— ſammenſetzung der Oberfläche, ſo würde man zwar die Grenzen im Norden und Süden weit ausdehnen können, aber im Oſten dürften ganz Uruguay, Miſiones und der Oſten von Paraguay nicht berückſichtigt werden, da ſie geologiſch nichts weiter ſind als Fortſetzungen der braſiliſchen Maſſe; ja es müßten ſogar die Gebirge der Provinz Buenos Aires als Ausläufer derſelben abgeſondert und die inneren jugendlichen Ebenen als Ausfüllungen von Bruch— feldern zwiſchen den Kordillerenketten dieſen zugeſchlagen werden. Der Hydrographie nach hätte man Sao Paulo, ganz Südbraſilien, ja Teile von Minas und Matto Groſſo dem La Plata-Gebiet anzugliedern, im Weſten ferner Oſtbolivia; dagegen fielen die ganze ſüd— weſtliche Pampa wie auch der nördliche Chaco aus. In ethnographiſcher, klimatiſcher, pflanzen- und tiergeographiſcher Beziehung findet ein allmählicher Übergang vom Norden zum Süden ſtatt. Daher ſind die La Plata-Länder auch wirtſchaftlich nicht gleich— artig. Der Norden hat tropiſche Ackerbau- und Waldprodukte, wenn auch ſchon Viehzucht, der Süden iſt ein Viehzuchtgebiet allererſten Ranges und entwickelt ſich zugleich mehr und mehr zu einem Ackerbauland mit Getreidearten der ſubtropiſchen Zone. Politiſch endlich zerfällt unſer Gebiet in fünf Staaten, Bolivia, Braſilien, Paraguay, Uruguay, Argentina. Man wird alſo keines der erwähnten Einteilungsprinzipien als allein maßgebend er- achten können, ſondern zwiſchen ihnen allen eine Mittellinie zur Abgrenzung wählen müſſen. Die La Plata-Länder: Allgemeines. 217 Nun ſchließt der Brauch das ſüdliche Rio Grande von den La Plata-Ländern aus und weiſt es Südbraſilien zu, dem es auch politiſch angehört. Wollte man Rio Grande von Braſilien abreißen oder den Staat in zwei Teilen behandeln, einen bei Braſilien, den anderen mit Uruguay zuſammen, ſo würde dies Verfahren wenig Anerkennung finden. Ebenſo iſt Para⸗ guay trotz ſeines an Braſilien erinnernden Oſtens ein La Plata⸗Staat, da ſeine wirtſchaftliche und politiſche Entwickelung an den Rio Paraguay gebunden iſt; und auch Uruguay iſt wirt— ſchaftlich durchaus ein pampiner Staat, ja mit dem enormen Überwiegen ſeiner Viehzucht— produkte faſt typiſch für die La Plata-Länder. Daß endlich die Pampa und der Chaco der Kern der La Plata⸗Gebiete ſind, bedarf keiner Erörterung; ſie allein haben die Geſtalt reiner Flachböden, auch noch der bolivianiſche Anteil. Schwierig iſt dagegen die Frage der Auf— nahme der andinen Provinzen der Argentina. Dieſe inneren Hochebenen ſind kein Tief— land und gehören auch hydrographiſch nicht mehr dem La Plata an, zu dem ſie ſich freilich früher entwäſſert haben müſſen. Überdies ſind ſie Zwiſchenländer zwiſchen den zerſplitterten öſtlichen Kordillerenketten und ſollen daher bei der Beſprechung der Kordilleren behandelt werden. Die Grenze gegen Patagonien bildet wohl am beſten der Rio Colorado (j. den Abſchnitt „Patagonien “). Innerhalb dieſer Grenzen bietet nun der meridionale Lauf des Paraguay-Parand gute Gelegenheit zur Teilung des Landes in einen öſtlichen, vielfach noch von den Aus— läufern der braſiliſchen Maſſe durchzogenen Abſchnitt und in eine weſtliche Abteilung, die reines Tiefland iſt. Südlich von Roſario iſt dieſe Grenzlinie freilich auch nicht mehr vor— handen, da der große Strom nicht ſüdwärts nach der Bahia Blanca, ſondern ſüdoſtwärts nach dem La Plata⸗Trichter verläuft. Aber der Gegenſatz zwiſchen dem braſiliſch gebauten Lande und dem reinen Tieflande bleibt auch hier noch beſtehen, da das Land öſtlich von 61° mehr das Gepräge von Uruguay hat, das weſtlich davon gelegene echte Pampa ohne Bergzüge iſt. Demnach gehören zu dem hier zu behandelnden La Plata-Gebiet folgende Landſchaften: Octilometer Einwohner Dichte CCC ERR LADE I 178 700 1 226 000 7,0 Die argentinischen Provinzen Entre Rios, Corrientes, Miſiones 189000 850 000 4,0 Paraguay öſtlich des Paragun dss 150 000 750 000 5,0 Geringer. Aplell u. -e0a e 130 000 50000 0, Landſchaften öſtlich des Fluſſes: 640 000 2 876000 4,4 Bolivianiſcher Chan -. - - » 2... 225000 30 000 0,13 Paraguayaniſcher Chaco Chaco 770000 105 000 50 000 0, Argentiniſcher Chaw . eo 440 000 270 000 0,6 Die Pampa (Buenos Aires und Pampa ganz, Santa Fé, Teile von Santiago und San Luis, von Cör⸗] Pampa 688 000 4550 000 6,6 T ˙· -- ee) Landſchaften weſtlich des Fluſſe : 1458000 4900000 3,3 Zuſammen: 2098000 777600 | 3,9 Die dieſen Landſchaften gemeinſamen Eigentümlichkeiten ſtehen zu deren langer, meri- dionaler Ausdehnung in Beziehung, die zwiſchen 17 und 40° volle 23 Grade, alſo mindeſtens 2500 km, beträgt, während die Breite 900 km kaum überſchreitet. Daher erinnert unſer Gebiet an ein breites Tal, und in der Tat iſt die ganze Landſchaft eine tektoniſche Senke zwiſchen dem älteren Südamerika im Oſten und dem jüngeren im Weſten. So konnte ſich 218 Das ungefaltete Land des Oſtens. hier, im Gegenſatz zu Amazonien, ein meridional gerichtetes Stromſyſtem entwickeln, das La Plata-Syſtem, die Lebensader der La Plata-Länder. Es erſtreckt ſich zwiſchen 14 und 35° ſüdl. Breite, bedeckt nach A. Bludau eine Fläche von 3100000 qkm, beſteht aus drei Flüſſen, dem Paraguay, dem Parana und dem Uruguay, und zieht, im Gegenſatz zum Amazonas, ſein Waſſer wenigſtens jetzt nicht mehr aus der Kordillere, ſondern vorwiegend aus dem tropiſchen Inneren Braſiliens. Hier liegen die Quellen des Paraguay nahe bei 14, die des Paranä unweit 16° ſüdl. Breite. Die Länge des La Plata-Parana iſt ungefähr 4000 km. Die drei den La Plata bildenden großen Ströme ſind von ſehr verſchiedenem Charakter: der Paraguay iſt ein echter Tieflandſtrom, der Parana ein Hochlandſtrom, und der Uruguay wiederholt in kleinerem Maßſtabe den Charakter des Paranä. Der Uruguay fällt überhaupt erſt in den Mündungstrichter und nimmt daher eine ähnliche Stellung zu dem La Plata-Syſtem ein wie der Rio Para, der Tocantins-Araguaya, zum Amazonas— ſyſtem, vermutlich auch aus derſelben Urſache, dem langſamen Sinken der Küſte. Überhaupt laſſen ſich Analogien zum unteren Amazonasſyſtem finden, inſofern der Paraguay dem Madeira gleichzuſtellen iſt, der ja auch, am Rande der braſiliſchen Scholle fließend, größten— teils ein Tieflandſtrom iſt, der Parana aber den ſtromſchnellenreichen Hochlandſtrömen Tapajds und Kingu ähnelt. Orville Derby hat mit Recht darauf aufmerkſam gemacht, daß „eine leichte Verände— rung in den Niveauverhältniſſen am Anfange des Aſtuariums der Paranämündung eine Scheidung von Paraguay, Paranä und Uruguay zu drei verſchiedenen Becken zur Folge haben würde“. Sänke das Land um den La Plata Trichter um ein Geringes, jo würde zu— nächſt das Becken des Uruguay abgetrennt; überſchritte dieſe Senkung des Tieflandes 70 m, jo würde das Meer bis gegen Aſuncion am Paraguay vordringen und das Becken des Parana von dem des Paraguay abſcheiden. In der Tat iſt der untere Teil der ſüdlichen Ebenen erſt durch die Alluvionen der großen Ströme geſchaffen worden. Der Paraguay. Die Quellen und Quellflüſſe des wahrſcheinlich nach einem Kaziken genannten Paraguay haben wir ſchon Seite 161 kennen gelernt. Nahe der Vereinigung des Sao Lourengo mit dem kaum 30 m breiten Paraguay unter 18° jüdl. Breite umgeben kahle, ſpärlich bewachſene Berge den Fluß. An der Serra Dourada entlang, im Oſten immer noch von meilenweiten Sümpfen begleitet, erreicht der Paraguay bei Corumbä 140 m Seehöhe, hat alſo ein Gefälle von nur 60 m ſeit Cuyabä und liegt hier ſchon 200 m tiefer als der Parand in gleicher Breite. Bei Albuquerque nimmt er von der braſiliſchen Seite zahlreiche Flüſſe, darunter den Taquary, den Aquidauana und den Miranda oder Mondego, auf. Am Puerto Pacheco, unter 20°, liegt der Fluß nur noch 100 m über dem Meere und bildet von hier an die Grenze zwiſchen Bolivia und Braſilien; er fließt im allgemeinen in einem gewundenen Bette zwiſchen niedrigen Ufern, deren Höhe nur bei Aſuncion auf 7 m ſteigt, und deren Material ſandige Tone, kompakter harter Ton und Humuserde ſind. Durch „üppige Laubwaldungen mit dichtem Untergeſtrüpp, hier und da ein Stückchen Wieſe vor— gelagert, breitblätterige Waſſerpflanzen, von hellvioletten Blüten durchſetzt“, ſo geht es bis zum Wendekreiſe, wo ſich wiederum die Landſchaft verändert, denn hier tritt der einförmige Chaco an den mittlerweile gewachſenen Strom heran, deſſen Breite zuweilen 1000-1500 m, gewöhnlich 600 —800 m bei einer Tiefe von 6—22 m und einer Geſchwindigkeit von 3 bis 4 km in der Stunde beträgt. Der Strom iſt bei Hochwaſſer bis Aſuncion für Seeſchiffe be— fahrbar; zu dieſer Zeit überſchwemmt er die Ufer weithin, beſonders das rechte, und ſein Die La Plata-Länder: Allgemeines. 219 Waſſer ſteigt dann mitunter bis in die Kronen der Bäume. Die Ortſchaften liegen daher meiſt auf dem höheren linken Ufer. Bei Aſuncion mündet der Pilcomayo, bei Nuevo Timbo der Teuco-Bermejo, worauf die Vereinigung des Paraguay mit dem ihm von Oſten zu— gehenden waſſerkräftigeren Paranä folgt. Der Paranä. Unterhalb des Salto Guairä (dal. S. 200) iſt der Parana bereits ein mächtiger, waſſerreicher, ſchiffbarer Strom, deſſen Name „Waſſer“ in der Tat berechtigt iſt, denn ungeſtüm wirbelt das gelbe Waſſer zwiſchen meiſt hohen Uferwänden mit grünem Wald- ſaum auf und nieder. Die Strömung iſt ſo ſtark, daß die Dampfer zur Zeit des Hochwaſſers oft von den herabtreibenden Baumſtämmen in Gefahr gebracht werden, die Tiefe beträgt bis 70 m, das Bett iſt felſig. Das Hochwaſſer überſchwemmt alljährlich die Uferregion der Taquarabeſtände (Bambus) und dringt bis an den Saum des Uferwaldes vor. Das linke Ufer iſt meiſt ſteiler, das rechte flach, ſumpfig, durch Sandflächen gebildet oder weithin über— ſchwemmt. Dampfer können über die Stromſchnellen von Apipé bequem bis zum Iguazu gelangen, wenn auch ein Rapido bei Yaciretä die Schiffahrt hindert und beträchtlichen Wogenſchwall erzeugt. Weiter abwärts ſind die corrientiniſchen roten Sandſteinufer hoch, weil der Fluß hier den Abfall der braſiliſchen Maſſe anſchneidet. Dann aber nimmt er das Gepräge eines Tieflandfluſſes an, der offene Camp wird allmählich durch einen Buſchſaum oder Buſchwald verdrängt, das charakteriſtiſche hohe Taquararohr tritt mehr und mehr zurück, kleine flache gelbe Sand- und Sandſteininſeln, auch Flugſandbildungen kommen vor. Nach der Vereinigung mit dem Paraguay zwiſchen Humaita und Corrientes behält der Strom den Namen Parana, folgt aber der Richtung des Paraguay und fließt ſüdlich bis ſüdweſtlich. Das linke, der braſiliſchen Maſſe zugekehrte Ufer bleibt hoch, das rechte iſt flach und wird von zahlreichen Nebenarmen begleitet, beſonders zwiſchen Bellaviſta und Santa Fe; ſie ſind teils Abzweigungen vom Strome ſelbſt, teils Waſſerläufe, die mit dem Salado in Verbindung treten. Das hohe Ufer beſteht zu oberſt aus Dammerde, dann aus gelblichem Lehm und unten aus grauem Ton und iſt von Schluchten mit einigem Baum— und Strauchwuchs unterbrochen (Tafel 9, Abbildung 1). Bei Santa Fs erreicht der untere Parana ſeine größte Breite, ſpaltet ſich in zwei mächtige Arme und führt bei Parana 17570 ebm Waſſer in der Sekunde; dann wird er ſchmäler, bleibt aber auch bei Roſario ein gewaltiger Strom, der bis hierher von den größten Seeſchiffen befahren werden kann. End— lich tritt im ſüdlichen Entre Rios die Ebene auch an das linke Ufer heran, ſo daß das Land bald mit Waſſer bedeckt, bald frei davon iſt. Der Strom wendet ſich nun bei Roſario gegen Südoſten und bildet mit dem ihm in mehreren Armen zuſtrömenden Gualeguay die große Inſel de las Lechiguanas und eine Menge kleinere Eilande. Dann löſt er ſich in drei Haupt— arme auf, den Parana Guazu, den die Schiffahrt benutzt, den Parana de las Palmas, der für Segelboote geeignet iſt, und den Parana Largo, der vielfach verſandet und waſſerarm iſt; zahlreiche Nebenarme bilden ein weitverzweigtes Waſſernetz. Der Uruguay und der La Plata. Der Uruguay, der „Fluß des bunten Vogels“, tritt an der Mündung des Peperi Guazu in das Tiefland ein. Er iſt ein kleineres Abbild des Parana, hat aber unter 28% noch den Fall von Pirapo, unter 31,5“ den Salto Oriental. So iſt der dem Rhein an Breite und Waſſermenge gleichkommende Strom nur bis Con— cepcion (180 km) für Schiffe von größerem Tiefgang, für große beladene Kähne allerdings bis Concordia (324 km) befahrbar. Nach der Vereinigung des Uruguay mit dem Paranä-Paraguay erhält die trichterförmige 220 Das ungefaltete Land des Oſtens. Geſamtmündung den Namen Rio de la Plata (Silberitrom), das Waſſer iſt hier je- doch keineswegs ſilberfarben, ſondern ſchmutzigtrübe wie die Elbe bei Hamburg. Bis über Buenos Aires hinaus im Mittel 250 km, ausnahmsweiſe bis Roſario (340 km), und auf dem Uruguay bis Concordia (335 km) ſind Flut und Ebbe zu ſpüren. Der 300 km lange Trichter erſtreckte ſich früher bis oberhalb der Stadt Parana. Die Ufer werden aus Seelöß, darunter aus ſandigen miozänen Mergeln, oligozänen Sanden, ganz unten aus roten kretazeiſchen Sanden und Sandjteinen gebildet; in 295 m Tiefe liegt unter Buenos Aires Granit. Die heutige Mündung (f. die untenſtehende Textkarte) kann man in drei Teile teilen. Der erſte reicht von der Mündung des Parana und Uruguay bis zu der Verengung des Buſens zwiſchen 2 . 2 2 N TA: 2 Zr m a N G 3 MM ad Wa. 2 Ri rt 8 ee S. 00 N Ne oB 5 M Die Mündung des La Plata-Stromes. Enſenada und Colonia, deren Entfernung voneinander 52 km beträgt; er wird faſt ausſchließ⸗ lich von Flußwaſſer eingenommen. Der zweite erſtreckt ſich zwiſchen der genannten Enge und einer zweiten Einſchnürung, die von Montevideo nach der Punta de las Piedras reicht und 105 hm breit iſt. Hier beginnt bereits der Kampf des Flußwaſſers mit dem eindringenden Meerwaſſer, und zugleich treten bedeutende, die Schiffahrt bedrohende Sandbänke auf. Dies ſetzt ſich in noch höherem Maße in dem dritten, äußerſten Abſchnitt des La Plata fort, der ſich bis zu 300 km erweitert und bereits großenteils von Meerwaſſer ausgefüllt wird. Vor der Küſte von Uruguay liegen die Inſeln Flores und Lobos, auf der argentiniſchen Seite die Gerö⸗ nimo⸗Eilande. Selbſt an dem La Plata⸗Aſtuarium verleugnet ſich der Gegenſatz zwiſchen dem Hügelland am Oſtufer und der argentiniſchen Ebene am Weſtufer nicht: auf der Seite von Uruguay tritt das archäiſche Grundgebirge des öſtlichen Südamerika mit Hügeln von noch 150 m Höhe, dem Cerro de Montevideo, an die Küſte heran, im Weſten aber iſt das Ufer⸗ land äußerſt flach, nur ſelten ſieht man ſchmale Landſtreifen über das Waſſer hervorragen, und die rieſige Waſſermaſſe macht nicht den Eindruck eines Fluſſes. Gemeinſam iſt dem La Plata-Gebiet auch die geringe Meereshöhe, die an keiner Die La Plata-Länder: Allgemeines. 221 Stelle 300 m überſteigt, außer wo die Ausläufer der Kordilleren oder der braſiliſchen Maſſe hineinragen. Gleichartig iſt auch die Beſchaffenheit des Bodens; wenigſtens wird der ganze Süden von 40 bis etwa 23° von Löß eingenommen, während der Norden zwiſchen 23 und 17° mehr Lehmböden hat. Das Ganze aber iſt die Ausfüllung eines alten Meeresbodens, der nach vorhergegangener Wüſtenperiode in der Kreidezeit im mittleren Tertiär zwiſchen der braſiliſchen Maſſe und den Kordilleren beſtand und erſt im Pliozän trockengelegt wurde. Seitdem arbeiten der Wind als Lößbildner, die großen Tieflandsſtröme als Schöpfer mächtiger Alluvionen und die Gebirgsflüſſe als Träger mächtiger Schuttmaſſen an der Erhöhung und Ausgeſtaltung der rieſigen Ebene, deren Neigung im ganzen gegen Südoſten gerichtet iſt. Die meridionale Ausdehnung des La Plata-Gebietes erzeugt aber auch zahlreiche Ver— ſchiedenheiten der einzelnen Teile desſelben, denn infolge der Erſtreckung von 17 bis 40° ſüdl. Breite iſt das Klima des Nordens noch durchaus tropiſch, das der mittleren Teile ſub— tropiſch und das des äußerſten Südens gemäßigt. Wenn auch wegen der Lage des Haupt— teiles unter den Subtropen das La Plata-Gebiet im ganzen trocken iſt, ſo nimmt doch der Regen gegen Norden, nicht aber auch gegen Süden, zu, weil die Kordillere von Südchile den Niederſchlag auffängt. Daher iſt im Süden die Pampa eine trockene Steppe, im Norden der Chaco ein weites Wald- und Weidegebiet mit Weihern, Tümpeln und höherer Feuchtig— keit. Im Oſten des Stromes ſind die Gegenſätze der Vegetation und des Klimas weniger ſcharf als im Weſten. Die ſüdlichſte Abteilung fällt hier ganz weg, da der La Plata ſchon unter 35° ſüdl. Breite mündet; die Pampa ſetzt ſich nach Uruguay hinüber fort, verliert aber durch den hügeligen Charakter des Landes ihre Eigenart, die Meeresähnlichkeit. Überdies wandeln zahlreiche Flüſſe und Waſſerläufe das nördliche Entre Rios und Corrientes in eine Marſch— landſchaft mit Lagunen und Sümpfen um, und in Paraguay und Matto Groſſo erlaubt häufigerer Regen, verbunden mit der welligen Oberfläche, das immer allgemeinere Auf— treten von Wäldern auf den Höhenzügen und an den Flußufern. Auch die Tierwelt zeigt einen Übergang von tropiſcheren Formen im Norden zu gemäßigten im Süden, und nicht minder iſt dieſer Gegenſatz in der Beſiedelung erkennbar. Der tropiſche Norden iſt im Chaco noch das unumſchränkte Jagdgebiet der Indianer, in Paraguay die Hochburg der halb— ziviliſierten Urbevölkerung. In der Pampa aber und in Uruguay iſt die indianiſche Be— völkerung, wenn auch erſt im Laufe des 19. Jahrhunderts, durch die Weißen völlig verdrängt worden. Ein ganz oder halb urſprüngliches Indianergebiet im Norden ſteht daher jetzt einem völlig ausgebildeten Kulturlande mit europäiſcher Ziviliſation im Süden gegenüber. Kulturell, wirtſchaftlich und politiſch hat alſo der gemäßigte und ſubtropiſche Süden das Übergewicht über den tropiſchen Norden. Zur Aufſtellung der Unterabteilungen erſcheint daher der Gegenſatz zwiſchen Nor— den und Süden auf den erſten Blick wohl geeignet, aber in bezug auf Bau, Zuſammen— ſetzung und Oberflächengeſtalt des Bodens iſt kein irgendwie durchgreifender Unterſchied vorhanden. Man wird daher am beſten den Gegenſatz zwiſchen dem Weſten und dem Oſten zur Einteilung verwenden. Dann ergeben ſich folgende Unterabteilungen: a) Oſtlich des Fluſſes: 1) Paraguay und Miſiones, Hügelland am Weſtrande der braſiliſchen Maſſe, über— gehend in die Ebene, noch faſt tropiſch in Klima und Vegetation, früheres Kulturgebiet, indianiſche Bevölkerung. 222 Das ungefaltete Land des Oſtens. 2) Corrientes, ſüdliche Fortſetzung von Paraguay, aber mehr eben, ein Zwiſchen— ſtromland mit viel Waſſer, noch halbtropiſche Vegetation, Viehzucht und Ackerbau. 3) Entre Rios und Uruguay, hügelig-wellige Ebenen, Fortſetzung des braſiliſchen Grundgebirges, ſubtropiſche Graslandſchaft, vorwiegend Viehzucht, aber auch Ackerbau. b) Weſtlich des Fluſſes: 1) Gran Chaco, weites, ſteinloſes Flachland mit Wechſel von Wald und Weide, Teichen und abflußloſen Waſſerläufen, ein Indianergebiet, Beſiedelung nur im Süden begonnen. 2) Pampa, ſubtropiſche bis gemäßigte Grasebene, vollkommenes Flachland mit Trockenbetten, meiſt außerhalb der Palmengrenze, an den Rändern früh, im Inneren ſpät beſiedelt, Kern der Viehzucht und des Ackerbaues der La Plata-Länder. 2. Die Landſchaften öſtlich des Stromes. a) Paraguay und Miſiones. Paraguay und Miſiones gehören, ſoweit ſie Berg- und Hügelland enthalten, ganz der braſiliſchen Maſſe an und beſtehen daher auch aus denſelben Geſteinen. Dieſe große ein— heitliche Maſſe wird aber unter 56° durch einen Steilrand begrenzt, und da Paraguay von dieſem Meridian geſchnitten wird, ſo zerfällt es in eine höhere öſtliche und eine niedrigere weſtliche Stufe. Die öſtliche iſt das Anambaya-Plateau, ein bis zu 600 m hohes Land, durch das der Paranä fließt, die weſtliche das Berg- und Hügelland von Mittel-Paraguay, zwiſchen 56° und dem Fluſſe. Außerdem aber beſteht ein Gegenſatz zwiſchen dem Norden und dem Süden des Landes inſofern, als der Norden mehr archäiſches Gebiet, der Süden vorwiegend Sandſteine und Eruptivgeſteine enthält. Überdies nimmt im ganzen die Höhe des Landes von Norden nach Süden ab. Das Anambaya-Tafelland iſt nach K. Carnier eine modellierte Hochfläche von 500 bis 400 m Höhe, die ſich gegen den Parana hin langſam um 200-300 m ſenkt und nahe Eſtrella und Punta Bond (22°) ihre größte Erhebung, 600 m, hat. Es beſteht aus roten Sandſteinen, im weſtlichen Randgebiet auch aus baſiſchen Eruptivgeſteinen, beſonders Melaphyren, die auch wieder am Paranä auftreten und dort z. B. den Salto Guairä bedingen. Der Boden des Anambaya-Plateaus iſt rotbrauner Lehm oder Sand. Der Bruchrand trägt die Waſſer— ſcheide zwiſchen dem Parana, zu dem die Flüſſe Igatimi, Acaray und andere hinabeilen, und dem Paraguay, wohin ſich der Apa, Aquidaban, Ipané, Jejuy und Tebicuari ergießen. Im Süden ſchneidet die Bruchlinie den Paranä bei Encarnacion, ſo daß Miſiones ganz dem öſtlichen Teil, dem Anambaya-Plateau, angeſchloſſen werden muß. Die Landſchaft weſtlich der Bruchlinie hat offenbar durch eine Schollenbewegung gegenüber dem Anambaya-Plateau eine tiefere Lage erhalten und ſeitdem eine ſelbſtändige geologiſche Geſchichte gehabt. Sie wird heute, beſonders nördlich vom 23. Grad und ſüd— lich vom 25. Grad, von vielen kleineren, meiſt auch niedrigen Bergzügen durchzogen. Unter dieſen beſteht das 500-600 m hohe Bergland am Apa aus Granit, Syenit und Porphyr in den tieferen, Glimmerſchiefer und Quarzit in den höheren Teilen. Oſtlich von dieſem Bergzug wiegen dagegen Tafelberge aus Sandſtein vor, wie der Cerro Margarita, der ſchon auf dem Gebiete von Matto Groſſo liegt. Im Süden iſt die ſogenannte Sierra de Villa Rica die höchſte Erhebung. Sie beſteht aus Sandſtein mit einer Melaphyrdecke und macht daher auch mehr den Eindruck einer Tafel als eines Gebirges. Ihr Alter iſt vermutlich Die La Plata-Länder: Paraguay und Miſiones. 223 permokarboniſch, ihre Gipfel ſind häufig große Klötze und Kuppen, Dome und Spitzen, viel— leicht Reſte der Eruptivdecke; der bekannteſte Berg iſt der Cerro Tatuy oder Guazu (680 m). Weiter nach Süden hin ſcheint die Melaphyrdecke infolge ſtärkerer Eroſion der Flüſſe zu fehlen oder doch aufgelöſt zu ſein, wie denn überhaupt der Süden mehr das Gepräge einer welligen Ebene hat. Für den Weſten ſind weite, flache Täler, ſumpfige Lagunen, waldige, ſtellenweiſe von hochliegenden Weiden unterbrochene Höhenzüge bezeichnend. Die Seehöhe dieſes ſumpfigen Tieflandes beträgt nur 80 —200 m. In der Nähe des Paraguay werden die Sümpfe und Lagunen ausgedehnter, wie die Lagunen Ipoa und Ipagarai; niedrig gelegene ſumpfige Marſchen, die Eſteros, erſtrecken ſich auch am Parana entlang und erſchweren den Verkehr. Im Norden und Oſten tritt der Charakter der braſiliſchen Campos mehr hervor. Der Boden beſteht oft aus rotem, eiſenhaltigem Ton und aus ſchwarzer, fruchtbarer Humuserde, zu— weilen auch aus Sand; dann iſt er nur mit Gebüſch beſtanden, während ſonſt Grasland und Wald die gewellte Ebene einnehmen. Eiſen iſt häufig und wird auch bei Ibicuy, San Miguel und Caapucu ſüdweſtlich von Villa Rica ſeit langem bearbeitet. Die Flüſſe verlaufen infolge der meridionalen Erſtreckung der Waſſerſcheide faſt alle in äquatorialer Richtung. Im Norden des Landes und im äußerſten Süden ſind die nach Weſten abfließenden die längeren, in der Mitte die zum Parana ſich ergießenden. Der Grenz— fluß zwiſchen Braſilien und Paraguay, der Rio Apa, mündet bei Confluencia in den Para— guay. Er iſt ein langer, wenig bekannter Fluß, wird aber an Länge freilich noch durch die im Süden ſich anſchließenden Rios Aquidaban, Ipané und Jejuy übertroffen. Der Aquidaban iſt während der Regenzeit ſchiffbar, der Ipans ſtets, und zwar auf 360 km für Schiffe von 12—15 Tonnen; der Jejuy ſammelt das Waſſer aus einem beträchtlichen Teile von Mitte- Paraguay und dient trotz ſeiner Sandbänke zur Verſchiffung des Mate aus den Wäldern ſeines Urſprungsgebietes, wo Igatimi in nur 215 m Höhe liegt. Dann folgt eine Reihe kurzer Flüſſe, da die Kordillere von Villa Rica nun nach Weſten vorſpringt, und im Süden endlich der Tebicuarh, ein breiter und tiefer Fluß, der den größten Teil des Jahres bis Villa Rica ſchiffbar iſt und die Lagune Ipoa als Stauſee benutzt. Die öſtlichen Flüſſe Paraguays ſind im Gegenſatze zu den vorigen mehr Hochlands— gewäſſer. Die meiſten ſind wenig bekannt, ihre Ufer nur ſchwach beſiedelt, ihre Bedeutung gering. Gegenüber der Inſel Sete Quedas mündet der Igatimi, unterhalb des Salto Guaira der Igurey und der Itaimbey. Größer ſind der Acaray und der Monday, der gegenüber dem Iguazu den Parana erreicht, während die ſüdöſtlichen Flüſſe, darunter der bekanntere Pirapo, nur kurzen Lauf haben; der Monday mündet mit 150 m Breite in den Parana und beſitzt etwa 5 km aufwärts einen 40 m hohen und 50 m breiten, hufeiſenförmigen Waſſerfall von großer Schönheit. Die häufigen Waſſerfälle und Stromſchnellen der öſtlichen Flüſſe ſind namentlich im Hinblick auf die zahlreichen Yerbales ſehr nachteilig. Die ſüdliche Fortſetzung von Paraguay iſt das von dieſem Lande nach Südbraſilien hinüberführende argentiniſche Territorium Miſiones, ein hügeliges, gewelltes, im Inneren wenig gegliedertes Land ohne auffallende Oberflächenformen, mit kaum 200—300 m Höhe. Flüſſe von Bedeutung können ſich nicht entwickeln, weil der Höhenzug von Miſiones zwi— ſchen dem Uruguay und Paranä entlangzieht. Das Klima von Paraguay iſt ein gemäßigt tropiſches mit hoher Sommerwärme, ausgeſprochenen und reichlichen Sommerregen, aber bereits niedrigen Wintermitteln. 224 Das ungefaltete Land des Oſtens. Wärmſter Kühlſter Niederſchlag Jahr Schwankun Jah Monat Monat ch 5 mm Aſunciunn In 22,59 27,00 16,10 10,9% 1415 StacucHbt. nn mr ne, 22,20 26,50 16,9% 9,60 1451 Pofſadaasass se 21,6 26,80 16,6% 10,20 1565 Die Jahrestemperatur iſt etwa gleich der von Santos, der wärmſte Monat, in Aſuncion der Dezember, in Itacurubi der Januar, übertrifft den von Santos um 1—114°, der kühlſte, Juni, bleibt gegen Santos um 11,—2° zurück, das Klima iſt alſo extremer als das der Küſte unter gleicher Breite. Immerhin iſt das Klima von Aſuncion recht warm, aber 1902 er- froren im Norden des Landes die Bananen. Die Extreme betragen im Mittel 40,2“ und 2,4, die abſoluten erreichen 41,8“ und 0e. Die größten Temperaturunterſchiede bringen die Winde, beſonders der kühle Südwind, Pampero, infolgedeſſen die Queckſilberſäule binnen einer Viertelſtunde um 17° fallen kann; meiſt beträgt die Erniedrigung der Temperatur bei Südwind 10—12°, aber im Auguſt 1879 fiel das Thermometer wegen der ungewöhnlichen Dauer des Südwindes von 31,3 auf 5%. Der Wind wechſelt vorwiegend zwiſchen Nord und Süd, öſtliche Winde pflegen nur den Übergang zwiſchen beiden zu bilden; Windſtillen ſind häufig, Weſtwinde ſehr ſelten. Der Südwind iſt der Wind der Trockenzeit, der Nordwind tritt häufiger in der Regenzeit auf, die Windſtärke iſt im allgemeinen gering, Stürme ſind ſelten und meiſt nur Ausläufer der Pamperos des Südens. — In Miſiones hat Poſadas ein Jahresmittel von 21,6“, eine mittlere Schwankung von 10,2“, Villa Concepeion und Santa Maria am Uruguay haben 19,7“ als Jahresmittel und eine Schwankung von 12,3“. Die Niederſchlagsmenge iſt ausreichend, da ſie zwiſchen 1300 und 1700 mm liegt (Villa Rica 1670 mm) und zeitlich derart verteilt iſt, daß die Sommermonate etwa ein Drittel mehr als die Wintermonate erhalten. In Aſuncion fallen von 1415 mm vom Oktober bis zum März 886, = 63 Prozent, vom Oktober bis zum Mai 1146, - 81 Prozent, während die Monate Juni bis September nur 269, = 19 Prozent, empfangen. In Itacurubt fällt der meiſte Regen im Januar mit 224mm, = 15 Prozent, Oktober bis April erhalten 1114 mm, — 77 Prozent, Mai bis September 837 mm, = 23 Prozent. Aber kein Monat iſt ganz regen⸗ los, ſelbſt der Auguſt weiſt in Aſuncion noch 46, in Itacurubi 31 mm auf, während er in Cuyabä nur 4mm bringt. Im ganzen iſt das Klima feucht, und die allzu ſtarken Regenfälle (am 25. Februar 1892 in Aſuncion 80,2 mm in einer Viertelſtunde und am 6./7. Januar 1902 195 mm in 24 Stunden) ſind mehr gefürchtet als Dürren, wenn auch ſolche gelegentlich ein— treten. Im Februar 1878 fielen nach H. Mangels 610 mm, im Auguſt 1893: 0,5; jo war denn auch 1878 das regenreichſte Jahr mit 2613, 1893 das regenärmſte mit 1020,5 mm. Schnee kommt in Paraguay überhaupt nicht vor, Hagel und Nebel ſind ſelten, Tau dagegen reich— lich, Gewitter häufig. Reif gab es in Aſuncion 1878 an 16, 1881 an 10 Tagen, dagegen ſcheint Eisbildung kaum einzutreten. Die Vegetation iſt bei der Lage Paraguays zwiſchen 22 und 27 noch vorwiegend tropiſch. Palmen ſind häufig, tropiſche Waldbäume noch zahlreich, und rein tropiſche Nutz⸗ pflanzen gedeihen noch. Je weiter man aber nach Süden gelangt, deſto häufiger wird das Grasland. Ebenſo läßt ſich beim Fortſchreiten von Oſten nach Weſten eine Anderung der Vegetation beobachten, denn das Anambaya-Plateau iſt großenteils bewaldet, die niedri— geren weſtlichen Teile Paraguays ſind Grasland. Wo ſich aber in dieſem Bergzüge Die La Plata-Länder: Paraguay und Miſiones. 225 einſtellen, da nimmt auch der Wald wieder die Herrſchaft an ſich, überhaupt bedeckt die Savanne den Boden nirgends ganz. Im feuchten Regenwald ſind die wichtigſten Bäume zwei Arten Laurel (Nectandra porphyria und eine andere), drei Arten Cedro (Cedrela brasiliensis und zwei andere), der Angico (Acacia angico), der Inga (Inga uruguensis), der Ombu (Picurnia dioica) mit ſchwammigem Holze, der Palo Santo (Guayacum sanctum), beſonders im Norden des Aqui- daban, drei Arten Timbb (Enterolobium timbouva und zwei andere) und der Talabaum (Celtis tala oder aculeata) mit dunkler Blattkrone; dazu kommen die Pindopalme (Cocos australis), die Myrtazee Eugenia, die ſtärkemehlhaltige Sterculia rex, die Cañafiſtola (Cassia brasiliensis). Die Bäume ſind oft 8—20 m hoch und 1 m dick, manche, wie der Cedro, die Canafiſtola und der Timbo, noch bedeutend höher und dicker. Auch Araufarien- beſtände ſind in Paraguay und Miſiones häufig. Der Wald iſt bald dicht, bald licht, bald niedrig, bald hoch und enthält hier viel, dort wenig Unterholz von Bambus, Taquara oder Tacuarembd (Chusquea-Arten), von Palmen, Lianen, holzigen Stauden, hohen und nied— rigen Kräutern, Schlingpflanzen und Farnen, während Pilze, Flechten, Mooſe und Gräſer den Boden mit einem weichen Teppich überziehen. Außer den feuchten Wäldern kommen auch Trockenwälder vor, in denen die Bäume des argentiniſchen Tieflandes und ſeiner Hochebenen eine Rolle ſpielen, beſonders Mimoſeen, wie der Vinal (Acacia ferox), der Algarrobo (Prosopis dulcis) und die Algorabilla, ferner der Quebracho aus der Familie der Apocyneen und die Weide, Sauce (Salix humboldtiana), die namentlich den Paraguay ſüdlich von Aſuncion umſäumt. Überhaupt begegnen ſich in Paraguay und Miſiones hygrophile und xerophile Formen: neben großen Wäldern mit Bambus, Palmen und Schlingpflanzen, Waſſer- und Sumpfpflanzen aller Art ſtehen an trockenen Stellen Dorngebüſche, Kakteen und Agaven, und die Ananas gedeiht wie im trockenen Inneren Braſiliens. Für die Volks wirtſchaft ſind beſonders die weſtlichen Grasländer wertvoll. Hier entwickelt ſich die Viehzucht, die als wichtigſten Ausfuhrgegenſtand Häute liefert (1911 für 4,12 Millionen Mark), aber noch nicht die Bedeutung erlangt hat, die ſie haben könnte. Vor dem fünfjährigen Kriege 1865— 70 hatte Paraguay 2 Millionen Stück Großvieh, nach 1870 nur noch 15000, und wenn auch für 1909: 6,5 Millionen Rinder angegeben wurden, ſo hätten ſich ohne den Krieg doch viel gewaltigere Herden entwickeln können. Die Eſtancias ſind aber zum Teil ſchon reich an Rindern, die Société fonciere du Paraguay hatte 1905: 120000 Stück, die Rural Belga Sudamericana an 30000, die Familie Quevedo 25000. So ſtieg denn die Ausfuhr von Häuten von 33000 im Jahre 1881 auf 191000 im Jahre 1904, ihr Wert von 200000 auf 4,1 Millionen Mark, und Häute nahmen 1911: 21 Prozent des Ausfuhrwertes des Landes ein. Außerdem hat ſich ſeit etwa 1900 die Saladero-Induſtrie entwickelt, die 1903 ſchon für 1 Million Mark Salzfleiſch ausführte. Der Ackerbau wurde bereits von den Jeſuiten zur Blüte gebracht, und auch noch 1865 wurden in Paraguay 1300 Millionen kg vegetabiliſche Nahrungsſtoffe erzeugt, aber der Krieg zerſtörte den Ackerbau ebenſo vollſtändig wie die Viehzucht, und die Anbaufläche hat noch nicht wieder den früheren Stand erreicht. So waren 1863: 89 769 ha mit Mais be- pflanzt, 1901 erſt wieder 47262. Die Baumwollkultur verſchwand ganz, Tabak, Maniok, Bohnen wurden bis 1901 nicht wieder in den früheren Mengen geerntet, und nur Zuckerrohr, Erdnüſſe und Bataten wieſen eine Zunahme auf; ſtatt 58 Millionen Baumwollſtauden gab Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 15 226 Das ungefaltete Land des Oſtens. es 1901 erſt wieder 328000. Die wichtigſte Nutzpflanze iſt heute der Tabak, der auch für die Ausfuhr 1911 mit einem Wert von 3,6 Millionen Mark 15 Prozent zum Geſamt— ausfuhrwerte beiſteuerte. Im übrigen werden namentlich Apfelſinen, Bananen, Tomaten und Ananas zu vielen Millionen ausgeführt, aber ihr Wert iſt gering. Alle übrigen Erzeug— niſſe des Ackerbaues bleiben im Lande. Dazu gehören außer Mais, Maniok, Zucker, Bohnen, Erdnüſſen, Bataten auch Kürbiſſe, Melonen, Luzerne (Alfalfa) und Wein. Die hauptſächliche Ackerbauzone iſt das Land weſtlich von Villa Rica. Heute zieht man auf Plantagen Apfelſinen— und Zitronenbäume, Bananen, Baumwolle, Reben, Faſerpflanzen, gewiſſe Palmen, auch den Kaffeebaum und von Waldprodukten den Gummibaum und den Paraguay Teebaum. Der Wald gibt drei der wichtigſten Erzeugniſſe Paraguays: Holz, Quebracho und Verba. Das Holz wird beſonders von den Bäumen Curupay (Calliandra), Cedro (Cedrela), Laurel (Nectandra), Lapacho (Tecoma) in großen Holzſchlägereien (Obrajes) gewonnen und hatte 1911 einen Ausfuhrwert von 4,3 Millionen Mark, = 22 Prozent der Gejamt- ausfuhrſumme. Dazu kommt das wichtige Quebrachoholz und deſſen Rinde, beſonders von den Beſtänden des roten Quebrachobaumes im Gebiet des Rio Apa, mit einem Ausfuhr— wert von 1911: 2,4 Millionen Mark, = 12 Prozent. Dagegen wurde Verba nur für 2,3 Millio— nen Mark, = 12 Prozent, ausgeführt gegen 3,6 Millionen Mark im Jahre 1905. Die Yerbales gehören der Regierung, die ihre Ausbeutung verpachtet; ſie liefern jährlich etwa 7 Millionen kg Mate, der zum großen Teil ausgeführt wird. Überdies werden von Paraguay aus auch braſiliſche Yerbales ausgebeutet und ihre Erzeugniſſe über Aſuncion ausgeführt. Man gewinnt die Verba vom Januar bis Auguſt und wirbt im Dezember Mannſchaften zum Pflücken der Blätter, ſo daß oft ganze Anſiedelungen ihrer männlichen Bewohner beraubt ſind, doch pflegen auch die Indianer der Wälder ſich an der Ausbeutung des Teebaums zu beteiligen; auf dieſe Weiſe entſtehen in den Waldwildniſſen Paraguays vorübergehend Pfade und Siedelungen, poblaciones. Beſonders der Rio Jejuy trägt jährlich 5000-30000 kg Verba auf meiſt von ausländiſchen Romanen geführten Chatas (Schuten), von denen manche direkt nach Buenos Aires gehen, um die Umladung in Aſuncion zu er— ſparen. Im Oſten iſt das hauptſächliche Yerbagebiet nördlich des Acarahy um Tacurupucu. Alle drei Waldprodukte zuſammen nahmen 1911 mit 9 Millionen Mark 46 Prozent des Ausfuhrwertes Paraguays ein. Der Bergbau beſchränkt ſich auf Eiſengewinnung am Ibicuy, die Induſtrie auf die erwähnten Saladeros und Obrajes, auf die Herſtellung von Zucker, Zigaretten und Zigarren, Paraguaytee, Ol, Streichhölzern, Kerzen, Seife, Eis, Mineralwäſſern, Mehl, Nudeln, Bier, Likör und auf Hausinduſtrie, beſonders Anfertigung von Kleidern, Wäſche und der berühmten Spitzen (Nanduty). Der Handel iſt in Paraguay weniger als in allen ſüdamerikaniſchen Staaten ent— wickelt, teils weil das Land noch öfters von inneren Unruhen heimgeſucht wird, teils weil es durch den Krieg ſehr zurückgeworfen worden iſt, und endlich weil es als Binnenſtaat unter den Zöllen ſeiner Nachbarn leidet. 1911 hatte der Handel nur 46,15 Millionen Mark Wert, die Ein- fuhr 26,4, die Ausfuhr 19,75. Die Einfuhr beſteht aus Induſtrieartikeln und Lebensmitteln und kam hauptſächlich aus Großbritannien (7,6 Millionen Mark), Deutſchland (7,5), Argen⸗ tina (3,2). Die Ausfuhr weiſt fünf Hauptartikel auf: Holz mit 4,3 oder 22 Prozent, Häute mit 4,1 Millionen Mark oder 21 Prozent, Tabak mit 3,6 oder 15 Prozent, Quebracho mit 2,4 oder 12 Prozent und Paraguaytee mit 2,3 Millionen Mark oder 12 Prozent. Weitere Die La Plata-Länder: Paraguay und Miſiones. 227 Gegenſtände der Ausfuhr ſind Früchte, Salzfleiſch, Kleie, Haare, Hörner, Knochen, Que— bracho- und Orangeneſſenz, Schafwolle, Bretter und Salz. Sie richtete ſich beſonders nach Argentinien (11,2 Millionen Mark), Deutſchland (4,2) und Uruguay (3). Am Gejamt- handel waren Argentina mit 14,4, Deutschland mit 11,6 und Großbritannien mit 7,86 Mil⸗ lionen Mark beteiligt. Der Verkehr wird auf dem Paraguay durch die Dampfer der Geſellſchaften „Nicolas Mihanovich“ und „Transportes Fluviales“ aufrechterhalten, auf dem Parana bis Encar— nacion. Außerdem fährt der Lloyd Brazileiro von Rio auf dem Paraguay bis Cuyabä. Die wichtigſten Häfen ſind Aſuncion, Encarnacion und Concepcion. An Eiſenbahnen beſitzt Paraguay nur die Hauptlinie Aſuncion Villa Rica-Encarnacion mit 373 km Länge. Sie wurde zwar ſchon 1861 von Aſuncion aus begonnen, aber erſt 1908 vollendet, doch kann man immerhin jetzt über Encarnacion und Corrientes unter Benutzung des Trajektes über den La Plata direkt nach Buenos Aires gelangen. Die Telegraphenlinien hatten 1912 eine Länge von 4000 km. Die Beſiedelung. Die Ureinwohner von Paraguay gehörten der großen Gruppe der Tupi an, und zwar dem Stamme der Guarani, der wieder in die Guarani, Kaingua, Chiribö, Apeteré und Mbaticola zerfiel. Dieſe ſind im Laufe der Jahrhunderte halb ziviliſiert und ganz chriſtianiſiert worden. Außerdem leben im öſtlichen Waldgebiet geringe Reſte der Guayaqui, Jägernomaden auf der Stufe der Steinzeit, ſcheue Waldmenſchen, deren man ſelten einen zu Geſicht bekommt. Die Tupi von Paraguay wurden ſeit dem 17. Jahrhundert von den Jeſuiten in Miſſionen zur Arbeit, zur Kultur, zum Chriſtentum und zu einer maßvollen Selbſtverwaltung erzogen. Man rechnet, daß von 1610 bis 1768 in Paraguay und den Miſiones 700000 Indianer ge— tauft und um das Jahr 1730 in ihren Anſiedelungen 133000 vereinigt wurden, jo daß Ort- ſchaften von 5—6000 Einwohnern beſtanden. Seit der Vertreibung der Jeſuiten (1768) iſt die Zahl und Größe der Ortſchaften ſtark zurückgegangen, ſo daß das Gebiet der Miſſionen 1801 nur noch 14000 Indianer zählte; der Reſt lebte zerſtreut auf dem Lande, hielt ſich jedoch raſſenrein. Seitdem aber 1848 die Indianer das Bürgerrecht der Republik Paraguay er- halten haben, hat die Miſchbevölkerung namentlich in den Städten zugenommen. Infolge der erwähnten Koloniſation des Landes durch die Jeſuiten hat Paraguay ſchon zu einer Zeit, als Uruguay noch kaum beſiedelt wurde und in Rio Grande die erſten Städte gegründet wurden, eine beträchtliche politiſche Macht gehabt und ſtand noch bis zum Jahre 1870 ſeinen Nachbarn mindeſtens gleich. Das iſt um ſo bemerkenswerter, als Paraguay damals der einzige Binnenſtaat Südamerikas war und neben Bolivia noch iſt; doch war gerade in Paraguay die Beſiedelung ganz beſonders früh, anſcheinend vorwiegend von Basken, be— gonnen worden, ja Paraguay war in dem erſten Jahrhundert der Eroberung ſogar der Kern der La Plata-Beſitzungen Spaniens. Schon 1536 wurde auf dem linken hohen Ufer des Paraguay von Juan de Ayolas die Stadt Aſuncion, von jeher Hauptort von Paraguay, an— gelegt, die bis 1620 die Hauptſtadt aller ſpaniſchen La Plata-Länder war. Alle dieſe Errungenſchaften gingen, wie erwähnt, etwa ſeit 1770 wieder verloren. Eine Beſſerung trat erſt ein, nachdem infolge der Unabhängigkeitswirren 1811 die ſpaniſchen Truppen das Land verlaſſen hatten und 1814 Paraguay zur Republik mit Dr. Francia als Diktator gemacht worden war. Dieſer ſchloß zwar den Staat ganz nach außen ab, ſammelte aber die Reſte der Kultur der Jeſuiten, regierte nach ihren Grundſätzen, hielt ein kleines, 15* 228 Das ungefaltete Land des Oſtens. kräftiges Heer und bewahrte dem Lande faſt 30 Jahre Ruhe und Frieden. Im Jahre 1845 öffnete Carlos Lopez das Land den Fremden, regierte jedoch ebenſo unumſchränkt wie Francia. Die ungeſchickte Politik ſeines Sohnes Solano Lopez aber verwickelte Paraguay 1865 in einen fünfjährigen Krieg mit Braſilien, Uruguay und Argentina, in dem es nach furchtbaren Kämpfen unterlag. 1872 mußte Paraguay den Norden an Braſilien, den Chaco ſüdlich vom Pilcomayo an Argentina abtreten. Dieſer Landverluſt war jedoch leichter zu ertragen als die in dem barbariſchen Krieg eingetretene Verwüſtung und Verwahrloſung der Pflanzungen, die Vernichtung des Viehſtandes, die Verbrennung der Felder und Wälder und der gewaltige Menſchenverluſt. Das 1865 ſtark bevölkerte Land war 1870 zu einer Ein- öde geworden, Aſuncion hatte faſt die ganze Bewohnerſchaft durch Cholera, Hunger und Krieg verloren, und die Bevölkerung von Paraguay beſtand 1872 nur noch aus 231000 Perſonen, meiſt Kindern, Greiſen und Krüppeln. Da überdies Paraguay gezwungen wurde die Koſten des Krieges zu bezahlen, befindet es ſich bis zum heutigen Tage in ſchlechten finanziellen und wirtſchaftlichen Verhältniſſen. Die Volkszählung von 1900 ergab auf 253 100 qkm 635000 Einwohner, darunter noch etwa 100000 (16,2 Prozent) unabhängige und halbziviliſierte Indianer; für 1911 wurden 800000 Einwohner angenommen, 50000 unabhängige Indianer einbegriffen. Da dieſe großenteils im Chaco leben, ſo bleiben für die Landſchaften öſtlich des Fluſſes etwa 750000 Menſchen übrig, ſo daß die Volksdichte hier 5, im ganzen Staat 3,2 beträgt. Überdies drängt ſich die Bevölkerung an der Lebensader des Landes, dem Rio Paraguay, zuſammen, ſitzt aber auch hier nur in der Umgebung von Aſuncion und ferner bei Villa Rica dicht, während man im Süden zu viele Sümpfe, im Norden und Oſten weite Wildniſſe hat. In⸗ dianer und Miſchlinge, die das Guarani ſprechen, herrſchen vor, wogegen Weiße und Neger in der Minderzahl ſind. Unter den Fremden, 1900: 18300 oder 2,9 Prozent der Geſamt— bevölkerung, befanden ſich 9300 Argentinier, 2220 Italiener, 2000 Deutſche, 1300 Braſilier, 750 Spanier, 650 Franzoſen, 400 Engländer. Die Einwanderung, um welche ſich die Re— gierung ſehr bemüht, belief ſich 1882 —1910 auf 18360, iſt alſo ſehr gering. Schon der ältere Lopez ſuchte Fremdenkolonien anzulegen, aber ohne Erfolg. Erſt 1883 entſtand durch Einwanderung von Deutſchen der Ort San Bernardino, der jetzt 1200 Einwohner zählt. Dazu kam ſpäter Dr. Förſters Kolonie Neu-Germania, während die erſte franzöſiſche Kolonie von 1853, Nueva Burdeos, am weſtlichen Ufer des Paraguay, als Villa Hayes mit 1400 Einwohnern, davon 240 franzöſiſche und italieniſche Koloniſten, wiedererſtanden iſt. Ferner gibt es noch die Kolonien Eliſa mit 300, Cosme mit 50, Neu-Auſtralien mit 600, Gaboto mit 232, 25de Noviembre mit 2500 und Nacional Yegros mit 1300 Einwohnern, ferner Hohenau, Stanley, Riſſo, Caſado, Trinacria und Guillermo Tell. Städte ſind in Paraguay ſehr ſelten. Zwar hat nach offiziellen Angaben Villa Rica 30000, Caazapa 9000, Concepcion 25000, San Pedro 12000, Luque 8000, Carapegua 15000 und Pilar 14400 Einwohner, aber alle dieſe Zahlen beziehen ſich auf die Diſtrikte, nicht auf die Ortſchaften ſelbſt. Aſuncion, die Hauptſtadt der Republik, am linken Ufer des Paraguay auf den Ab- hängen der zum Fluſſe abfallenden Hügel erbaut, iſt die einzige größere Stadt mit (1912) 75000 Einwohnern. Nach dem Kriege des Jahres 1870 ein großer Trümmerhaufen meiſt unanſehnlicher Häuſer, zwiſchen denen die Reſte Lopezſcher Prachtbauten emporragten, gehört die Stadt jetzt zu den beſſeren Binnenſtädten des La Plata-Gebietes. Sie ent⸗ hält eine ſeit 1842 erbaute Kathedrale und mehrere andere Kirchen, Theater, Hoſpital, Die La Plata-Länder: Paraguay und Miſiones. 229 Kaſernen und Bahnhof, auch den biſchöflichen Palaſt, beſitzt außerdem elektriſche Beleuch- tung und Hafenbauten. Im übrigen liegen die Städte Paraguays zum Teil an der Eiſenbahn von Aſuncion nach Villa Rica, wie Luque und Paraguarh, alle aber, wie auch die deutſche Kolonie San Bernardino, inmitten dicht bewohnter Gebiete mit freundlichen Häuſern, Ackerbau, Vieh- zucht und Handel. Auf die Pflanzungen von Orangen, Mais, Bananen, Tabak und Frucht— bäumen folgen der Wald und die Yerbales; hier iſt Villa Rica als Ausgangsort der Straßen ins Innere neuerdings wieder emporgekommen. Im Inneren ſind nur Ibicuh mit Eijen- bergbau und Caazapä erwähnenswert. Auch Igatimi am oberen Jejuy enthält trotz des leb— haften Handels mit Yerba nur wenige Hütten. Nicht viel beſſer ſteht es mit den Ortſchaften am Rio Paraguay; hier liegen häufig nur kleine Feſtungen oder Ruinen ſolcher, und nur wenige Wohnplätze haben neben Aſun— cion eine Bedeutung behalten können. Zu ihnen gehören Concepcion nahe dem Wende— kreis, ein früher ſehr bekannter Ort mit lebhaften Yerbahandel, und San Pedro, nahe der Mündung des Jejuy, mit etwas Schiffahrt auf dieſem. Die Ortſchaften in der Nähe der braſiliſchen Grenze ſind alle im Kriege zerſtört worden; ebenſo erging es den im Süden von Aſuncion gelegenen, wie Villa del Pilar, Oliva und Humaitä, dem von Lopez ſtark befeſtigten ſüdlichen Grenzplatze. Auf dem rechten Ufer des Paraguay liegt die Kolonie Villa Hayes. Am Paranä beginnen erſt im Gebiete der alten Miſiones, wo der Fluß weſtwärts ſtrömt, Ortſchaften, wie die alte Jeſuitenſtadt Encarnacion oder Itapua gegenüber Poſadas mit Handel in Mate, Holz, Häuten und Tabak. Ferner liegen hier El Carmen und San Cosme, während landeinwärts die großen Kirchen der Jeſuiten in Jeſuͤs, San Pedro, Santiago, Santa Roſa und Santa Maria nur noch von wenigen Hütten umgeben ſind. Miſiones. Phyſikaliſch, klimatiſch und daher auch wirtſchaftlich iſt das argentiniſche Territorium Miſiones an Paraguay anzuſchließen. Auch in Miſiones haben die Jeſuiten eine längere Blüte durch Anſiedelung der Indianer in Dörfern hervorgerufen und Ackerbau auf Mais, Maniok, Baumwolle und Zuckerrohr getrieben. Nach ihrer Vertreibung verfielen die Miſſionen hier aber noch mehr als in Paraguay, und erſt 1875 wurde von argentiniſchen Einwanderern die jetzige Hauptſtadt Poſadas gegründet, 1895 die Oſtgrenze feſtgelegt. Um dieſe Zeit betrug die Einwohnerzahl 33000, aber da man alle Guarani-Elemente unver- nünftigerweiſe bekämpfte, jo fiel ſie 1901 auf 27300 und hat auch 1911 erſt 45800 erreicht, ſo daß die Volksdichte in dem nur 29822 qkm umfaſſenden Territorium noch gering (1,75) iſt. Unter den 33000 Einwohnern des Jahres 1895 waren faſt 11000, alſo ein Drittel, Fremde, und von dieſen wieder drei Fünftel Braſilier, ein Fünftel Paraguayer. Angebaut wurden 1900/01 nur 11644 ha (1895: 14460), davon 6581 mit Mais, 1552 mit Maniok, 1102 mit Bohnen, je 808 mit Zuckerrohr und Tabak, 364 mit Reis. Der Wald liefert Mate und Holz, die Viehzucht iſt in den letzten Jahren geſtiegen, die Induſtrie beſteht vorwiegend aus Holzfällereien (Obrajes) und Sägewerken. Der noch unbedeutende Handel leidet unter der Unregelmäßigkeit der Schiffahrt, die während der trockenen Monate nur bis Apipé führt. Die Anſiedelungen ſind naturgemäß noch klein, auch der Hauptort Poſadas. Zur Zeit Francias vermittelte er den Tauſchverkehr mit Paraguay, jetzt iſt er als Endpunkt der Dampfſchiffahrt auf dem Wege, der wichtigſte Landhandelsplatz zwiſchen Argentina und Paraguay zu werden; die aus roten Ziegelbauten errichtete Stadt iſt aber noch unanſehnlich. Auch mehrere alte Miſſionen der Jeſuiten erſtehen wieder zu neuem Leben, wie Concepcion, 230 Das ungefaltete Land des Oſtens. Candelaria, Santa Tecla, Santa Ana, Corpus, Yacirets und nahe dem Uruguay San Javier, Apoſtolos und San Joſé. Im übrigen ſammeln ſich die Anſiedler loſe um die aus- geplünderten Kirchenruinen. p) Uruguay. Uruguay kann wegen ſeiner wirtſchaftlichen Eigenart noch den La Plata-Staaten zu⸗ gerechnet werden, obwohl es ſeinem geologiſchen Aufbau nach zur braſiliſchen Maſſe gehört; außerdem aber grenzt es an den La Plata und hat ſogar zeitweiſe zu der argentiniſchen Republik gehört. Seine Selbſtändigkeit verdankt es im Grunde nur dem Gegenſatz zwiſchen Braſilien und Argentina, ſonſt wäre es eine Provinz eines dieſer Staaten. Seine Fläche beträgt nämlich nur 178 700 qkm, ſeine Einwohnerzahl 1226000. Über die Zuſammenſetzung und den Bau des Landes haben wir erſt ganz neuer- dings durch K. Walter und C. Guillemain einige Klarheit gewonnen. Danach tritt in Uru— guay das Grundgebirge der braſiliſchen Maſſe noch hervor, beſonders im ganzen Süden ſowie in einem Streifen ſüdlich von Rivera. Es beſteht hier aus Gneis, Glimmerſchiefer und metamorphiſchen Schiefern mit Syenit, Granit und Diorit; dieſe Formationsreihe iſt ſteil aufgerichtet und ſtreicht gegen Südſüdoſten. Darüber liegt eine zweite Gruppe mit nordweſtlichem Streichen und nordöſtlichem Einfallen von nur 5—8°; dieſer Formationsreihe gehören Sandſteine, ſandige Tone, Sandſteinſchiefer, Tonſchiefer und dolomitiſche Kalke an. Über dem Ganzen liegt vielfach die Pampasformation und an der Küſte ſowie an den großen Flußtälern junges Alluvium. Endlich ziehen im Nordweſten des Landes Porphyre und Mela— phyre in der Richtung gegen Weſtnordweſten. Über das Alter der Sandſteine ſteht nichts Sicheres feſt, aber wahrſcheinlich gehören ſie zum Teil dem Devon an, und es gibt auch permo— karboniſche glaziale Konglomerate bei Fraile Muerto, ſo daß dieſe Formation der Gondwana— land⸗Fazies Südafrikas äquivalent ſein dürfte. Foſſile Hölzer ſcheinen ferner auf die Exiſtenz der meſozoiſchen Formation zu deuten. Meeresablagerungen ſollen ganz fehlen, die erwähnten Sedimente ſind alle terreſtriſcher Entſtehung. Uruguay bildet daher geologiſch wohl nur eine Fortſetzung von Rio Grande do Sul. Damit ſtimmt auch das Vorkommen von Achat, Chal- zedon, Jaſpis, Opal, Amethyſt und anderen Halbedelſteinen überein. Ferner findet ſich Gold im Norden, Eiſen an vielen Stellen, Kupfer und Bleiglanz im Süden, Kohle im Oſten des Landes. Die Oberflächenformen ähneln ebenfalls denen Südbraſiliens. Aus dem Norden Uruguays bildet K. Walther permotriadiſche Sandſteinberge von ähnlicher Geſtalt ab wie dort, und die im Lande als Cuchillas bezeichneten Höhenzüge ſind wie in Südbraſilien die letzten Eroſionsreſte einer früher ausgedehnteren Decke, oft nichts weiter als die jtehen- gebliebenen Rücken zwiſchen zwei Flußgebieten, wie z. B. die Cuchilla de Haedo im Norden, die Cuchilla Grande im Süden und der Grenzrücken gegen Rio Grande, die Cuchilla de Santa Ana. Ihre Höhe beträgt nur 200 —300 m. An Braſilien erinnert auch die allgemeine Neigung des Landes gegen Weſten. Daher entſendet die Cuchilla de Santa Ana die meiſten Quellflüſſe des Rio Negro, des Hauptſtromes von Uruguay, der, unterſtützt im Süden durch den Rio Yi (ſprich: It), im Norden durch den Tacuarembb, das ganze Land in der Mitte durchzieht. Das breite Becken des Rio Negro wird im Norden durch die Cuchilla de Haedo, im Süden durch die Cuchilla Grande begrenzt; daher entwickeln ſich im Norden und Süden dieſer Rücken ſelbſtändige Flüſſe, dort der Arapay, hier zwei durch eine Hügelkette bei Minas voneinander getrennte Flüſſe, der Rio Santa Lucia nach Weſten, der Cebollati nach Oſten. Die La Plata-Länder: Uruguay. 231 Letzterer fällt in die Lagoa Mirim, das von Rio Grande her ſich erſtreckende Haff. Daher iſt die Küſte hier eine flache, ſumpfige, ſchlecht zugängliche Haffküſte; dagegen tritt nahe Monte- video das alte Grundgebirge an das Meer heran und bildet hier Abraſionsterraſſen. Der hier liegende „Cerro“ von Montevideo hat noch 150 m Höhe. Im ganzen iſt Uruguay nach Bur meiſters treffendem Ausdruck not beautiful, but useful. Das Klima Uruguays iſt, da das Land zwiſchen 30 und 35° liegt, ſubtropiſch, wie folgende Tabelle zeigt: Wärmſter Kühlſter Niederſchlag N w | Jahr | er at Schwankung En San Jorge (122 m) 15,90 22,50 9:78 12,80 1101 Mercedes (39 m)) 17,10 24,10 10,0% 14,10 870 Montevideo (0 m) 16,30 22,10 10,40 11,70 980 Von diejen Orten liegt Montevideo an der Küſte, Mercedes nahe derſelben, San Jorge mehr im Inneren. Die Jahrestemperaturen liegen gleichmäßig um 16—17°, der wärmſte Monat, Januar, erreicht noch hohe Wärme, der kühlſte, Juni, kaum noch 10°, die Schwankung ſteigt auf 12—14°, während Pelotas in Rio Grande nur etwas mehr als 10° hat. Die Ex— treme betragen in San Jorge 39,4 und —6,1°, in Mercedes 38“ und —5,4°, in Montevideo 35,40 und 1,5%, der Einfluß des Meeres macht ſich alſo hier ſehr geltend. Immerhin iſt das Klima ſchon ziemlich extrem, und beſonders der Winter iſt deutlich ausgeprägt. Die Feuchtig- keit iſt für Länder in den Subtropen normal, die Regen ſind ziemlich gleichmäßig über das Jahr verteilt. Mercedes erhält von 870 mm im Herbſt (März bis Mai) 236, = 27 Prozent, im Frühjahr 221, = 25 Prozent, im Sommer 228, = 25 Prozent und im Winter 183, = 23 Prozent. In San Jorge fallen von 1101 mm im Herbſt 29 Prozent, im Frühjahr 23 Bro- zent, im Sommer 22 Prozent und im Winter 26 Prozent. Der Herbſt hat daher einen kleinen Überſchuß, der Sommer bleibt gegen das Mittel zurück. Die Maxima fallen in San Jorge in den April und Auguſt, in Mercedes in den April und Oktober, in Montevideo in den Mai (98) und den Oktober (94). Auch fällt auf, daß oft große Regenmengen in kurzer Zeit niedergehen, in Montevideo ſowohl wie namentlich im Inneren. Schnee kommt an der Küſte überhaupt nicht, im Inneren nur ſehr ſelten vor. Die Winde wechſeln im allgemeinen zwiſchen einem feuchten Nord und einem kühlen Südweſt; ſie folgen oft ganz plötzlich auf— einander und bringen dann bedeutende Schwankungen der Temperatur mit ſich, nament- lich wenn der kühle, oft tagelang wehende Pampero, der Südweſtwind aus der Pampa, mit Staubwolken und Gewittern daherziehend den warmen Nordwind ablöſt, was meiſt in den Frühlingsmonaten Oktober bis Dezember geſchieht. Im mittleren Uruguay hat man dabei Abkühlungen von 24° in 14 und von 17,3 in 6 Stunden erlebt. Auch aus Südoſten blaſen, wenngleich ſeltener, ſo doch alljährlich heftige Winde in den Hafen von Montevideo; ſie bringen gelegentlich Landregen. Die Vegetation iſt ähnlich wie in Entre Rios und in der Pampa um Buenos Aires (vgl. S. 250). Der Tierwelt fehlen bereits die Affen, der Jaguar und andere tropiſche Tiere. Dagegen ſind ſubtropiſche bis gemäßigte Formen, namentlich Waſſer- und Steppen— tiere, ſehr häufig. Zu ihnen gehören die große, als Fiſchotter bezeichnete Ratte Nutria (Myopotamus coypus) und der wirkliche Fiſchotter, Lobo oder „Wolf“ (Lutra paranensis), das Waſſerſchwein (Hydrochoerus capybara), die Pampaskatze (Felis pajeros), der Wolf 232 Das ungefaltete Land des Oſtens. (Aguarä, Canis jubatus) und der Huron (Galictis vittata), der Fuchs (Aguarä Chay, Canis azarae) und das Gürteltier. Am häufigſten aber ſieht man Hirſche, und zwar fuchsrote (Cierbo, Cervus paludosus) in den buſchigen, ſumpfigen Niederungen des Inneren, und roſt— gelbrot gefärbte kleinere (Venado oder Gama, Cervus campestris) im Felde. Echte Haſen fehlen, dagegen kommt die Bizcacha ſchon vor. Von Reptilien fällt die Giftſchlange Bothrops alternatus auf, von Eidechſen die große Iguana (Salvator merianae); in den Lagunen lebt die Sumpfſchildkröte (Platemys hilarii), und allgemein iſt die ſchlangenförmige Eidechſe Ophiodes striatus. Von Vögeln ſind am bekannteſten die Erdeule (Lechuſa, Strix cunicularia), der Ca- rancho (Polyborus brasiliensis) und der ſchwarze Geier (Catharistes atratus s. urubu), alſo pampine Vögel, ferner der Kiebitz, Terotero (Vanellus cajennensis), die ſchöne Taube Columba maculosa und zwei Arten Hühner, Rhynchotes rufescens und Nothura maculosa. An den Strömen leben in Scharen der Chajo (Palamedea chavaria) ſowie Wat- und Sumpfvögel; Seeſchwalben und Seemöwen bevölkern die Küſte und ziehen hinauf nach den großen Schlächtereien, um ſich von deren Abfall zu nähren, gewöhnlich begleitet von einem großen Ibis (Bandurria, Ibis chalcoptera). Der ſüdamerikaniſche Storch Tuyuyn (Ciconia maguari) iſt dem unſrigen zum Verwechſeln ähnlich, aber größer, und mit ihm lebt der Tantalus loculator; beide fliegen in Schwärmen. Daran ſchließen ſich Löffelreiher (Eſpatula, Platalea ajaga), die ſehr gewöhnlichen weißen Reiher, Garza blanca, ſowie graue Reiher (Ardea cocoi) und Kormorane (Carbo brasiliensis), die oft reihenweiſe auf den im Paranä ſchwimmenden Baumſtämmen ſitzen; der Flamingo dagegen iſt ſelten. Die Bevölkerung beſtand urſprünglich aus den Charrua, einem Zweige der Pampa— Indianer. Sie wurden in einem letzten verzweifelten Kampfe 1831 vernichtet; ſeitdem wird Uruguay nur noch von Nachkommen der europäiſchen Einwanderer bewohnt. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war das Land ein Zankapfel zwiſchen den Südamerikanern ſpaniſcher und denen portugieſiſcher Zunge. Bereits 1679 hatten die Portugieſen an der Mündung des La Plata die Nova Colonia do Sacramento gegründet. Nachdem dann das linke Ufer des La Plata allmählich an Spanien gekommen war, legte dieſes 1726 Monte- video an und befeſtigte es 1777. In jener Zeit hieß das jetzige Uruguay La Banda Oriental, das Oſtufer, eine Bezeichnung, die ſich im Volke auch heute noch erhalten hat; doch beſtand auch der Name Uruguay ſchon als Gobierno de Uruguay, eine Unterabteilung des Vize— königreichs La Plata. Nach der Unabhängigkeitserklärung 1811 folgten Wirren, 1817 die Beſetzung durch Portugal, 1825 deſſen Vertreibung, darauf Krieg zwiſchen Braſilien und Buenos Aires, 1828 wieder Unabhängigkeit der Banda Oriental und 1830 Erklärung der Republica del Uruguay. 1851 —55 und 1864 beſetzte Braſilien Uruguay, das nun, 1865 —70, am Kriege gegen Paraguay beteiligt war und von da an ſelbſtändig blieb. Trotz aller Wirren und Kriege iſt die Bevölkerung Uruguays während des 19. Jahr- hunderts ziemlich raſch geſtiegen; ſie beträgt nach der Berechnung für 1912: 1226000 Köpfe, ſo daß bei 178 700 qkm Fläche die Volksdichte 7 überſchritten wird. Da aber die Stadt Monte⸗ video allein etwa 350000 Menſchen umfaßt, ſo ſinkt die Volksdichte im Lande auf etwas unter 5. Außer Montevideo haben nur Payſandu und Salto je etwa 20000 Einwohner, während im Inneren die Bevölkerung meiſt auf Eſtancias über das Land zerſtreut iſt. Dem- entſprechend ſteigt die Volksdichte um beide Städte auf 15, fällt aber im Inland oft unter 2. Die Fremden nehmen einen beträchtlichen Teil der Geſamtbevölkerung ein. 1908 gab es Entrerios und Corrientes. Tafel 9. — — 1. Das Ufer des Parand in Argentinien. Nach photographie. (Zu S. 219.) 2. Eine Häuteipannerei im La-Plata-Gebiet. Nach Photographie. (Zu S. 255 u. 257.) Uruguay. Tafel 9. (Sec 'S nz) Öıydvadojoyg oil ooplaejquoul 's Die La Plata-Länder: Uruguay. 233 unter 180000 Fremden 62000 Italiener, 55000 Spanier, 27800 Braſilier, 18000 Argentiner, 8300 Franzoſen, 1444 Syrer, 1400 Schweizer, 1300 Briten, 1100 Deutſche und 1100 aus Oſterreich⸗-Ungarn. Die Einwanderung betrug 1911: 141000, die Auswanderung 124000 Köpfe, jo daß jährlich ein Überſchuß von 15—20000 Perſonen dem Lande zugute kommt, und da der Überſchuß der Geburten jährlich etwa ebenſoviel beträgt, ſo wächſt die Bevölkerung in 5 Jahren um rund 100000. Politiſch zerfällt das Land in 19 Departamentos. Die Hauptſtadt Montevideo, genannt nach dem mit Fort und Leuchtturm ge— krönten Hügel El Cerro oder Montevideo, beſteht erſt ſeit 1726; ſie liegt auf einer felſigen Halbinſel und zeichnet ſich durch die weißleuchtenden Farben ihrer amphitheatraliſch auf— ſteigenden Häuſer aus (Tafel 9, Abbildung 3). 1860 hatte die Stadt erſt 38000 Einwohner, Anfang der 1890er Jahre ſcheint ſie 200000 erreicht zu haben, jetzt hat ſie 353000, weshalb ſie zu den ſüdamerikaniſchen Großſtädten gehört. Von den 353000 Einwohnern ſind aber an 100000 Fremde, beſonders viele Spanier, Italiener, Franzoſen, Argentinier; ebenſo wohnt der größte Teil der Deutſchen und Briten Uruguays in Montevideo. Der Hafen, dem Un— ſicherheit des Fahrwaſſers und ſchlechter Ankergrund anhafteten, iſt einem Umbau unter- zogen worden. Einen zweiten großen Hafen will man in Payſandü (19000 Einwohner) am Uruguay anlegen, an dem überhaupt die für die Zukunft wichtigeren Siedelungen liegen. Dieſe zweite Stadt des Landes, eine Gründung des Paters Sand von 1772, war 1864 ganz zerſtört worden, hat ſich aber durch die Fleiſchinduſtrie wieder emporgearbeitet. Weiter auf— wärts am Fluſſe hat El Salto (Der Fall) mit 18000 Einwohnern ſeine Bedeutung den Stromſchnellen des Fluſſes zu danken, welche die Dampfer während des größten Teiles des Jahres zum Umladen zwingen. Noch nördlicher liegen an ihm Conſtitucion, Belen und Santa Roſa, am Mündungstrichter Fray Bentos (7000), Mercedes (14000 Einwohner) und La Co- lonia del Sacramento (4000), die alte portugieſiſche Siedelung von 1679, an der Küſte nur die kleine Stadt Maldonado mit 3000 Einwohnern. Ihr nahe liegen San Joſé (12000), Rocha (12000) und Minas (7000), auch Canelones (4000) und La Florida (12 500; vgl. die Karte auf S. 220); im Inneren San Fructuoſo (7500), San Pedro del Durazno (8000), Trinidad (9000) und Treinta y Tres (7000), nahe der braſiliſchen Grenze Rivera (8000), Melo (8000) und Artigas. Wirtſchaftliches. Uruguay iſt ausgeſprochenermaßen ein Land der Viehzucht, da von ſeiner Ausfuhr 1912: 90 Prozent auf deren Erzeugniſſe kamen, während der Ackerbau mit nur 4,3 Prozent, der Bergbau mit 4,8 Prozent beteiligt waren. Rinder und Schafe, ſeltener Pferde, beleben ſeine Landſchaft, urſprünglich in Eſtancias, jetzt auch in kleineren Höfen; 1912 gab es 18 Millionen Schafe, 7 Millionen Rinder, im ganzen 26 Millionen Tiere im Werte von 430 Millionen Mark. Bis in die Mitte der 1860er Jahre hielt man die Rinder nur der Häute wegen (Tafel 9, Abbildung 2) und warf das Fleiſch, ſoweit es nicht im Lande verzehrt wurde, weg. Nachdem aber 1862 in Fray Bentos die erſte große Fabrik für Fleiſchextrakt errichtet worden war, ſind immer mehr Anſtalten für die Verwertung der maſſenweiſe angetriebenen Rinder entſtanden, ſo daß Uruguay heute im Verhältnis zu ſeiner Einwohnerzahl mehr Sala— deros und Gefrieranſtalten als die Nachbarſtaaten beſitzt. Das friſchgeſchlachtete Fleiſch ver- ſendet man jetzt in Kühlſchiffen mit Eiskammern beſonders nach Braſilien und Kuba; neben den Häuten verwendet man auch Knochen, Haare, Hörner, Talg, Fett, Zungen und Därme und verarbeitet ſogar die Exkremente zu künſtlichem Dünger. 1900 wurden für 37500000 Mark Wolle, für 36634000 Felle und Häute, für 2146000 Fleiſch, für 6630000 Talg, für 5291000 Fleiſchextrakt und für 2050000 lebendes Vieh ausgeführt; 1900/1 wurden 684600 (1899/1300: 234 Das ungefaltete Land des Oſtens. 747700) Stück Vieh geſchlachtet. 1912 betrug der Wert der ausgeführten Viehzuchtprodukte 193600000 Mark. Darin ſind aber die Erzeugniſſe der auf die Viehzucht gegründeten In— duſtrie einbegriffen, deren Wert eine ganze Reihe von Millionen Mark betragen muß. Außerdem verſendet die Induſtrie Mehl, Kleie und Fruchtkonſerven. Der Ackerbau iſt aus geringen Anfängen langſam emporgeblüht und bringt jetzt auch namentlich Weizen, dann etwas Mais, Leinſaat und Kanarienſamen zur Ausfuhr, 1912 für 9 Millionen Mark, während der bei Salto gebaute Wein ſowie der Tabak im Lande bleiben. 1906 waren 600000 ha bepflanzt, beſonders mit Weizen, Lein, Mais, Gerſte, Vogelfutter, Mani, Hafer und Klee. Die Hauptſitze des Getreidebaues ſind Colonia, San Joſé, Soriano und Canelones. Der Bergbau liefert Halbedelſteine, 1910 für 4,3 Millionen Mark. Die Geſamtausfuhr erreichte 1910 den Wert von 176,7 Millionen Mark, 1912: 213,2; die Einfuhr 1910: 176,8, 1912: 195,7, der Geſamthandel 1910: 353,5, 1912: 409 Millionen Mark. Die Einfuhr beſtand vorwiegend aus europäiſchen Induſtrieartikeln, Mate, Ol, Tabak, Zucker, Wein, Holz, Kohlen, Eiſen und kam 1910 zu 30 Prozent aus Großbritannien, zu 17 aus Deutſchland, zu 10,5 aus den Vereinigten Staaten und zu 9 aus Frankreich, welche vier Staaten ſomit zwei Drittel der Einfuhr beherrſchten; an dem Reſt nahmen Italien, Belgien, Argentinien, Spanien, Braſilien und Kuba teil. Die Ausfuhr ging 1910 zu 22 Prozent nach Frankreich, zu 19 nach Belgien, zu 14,3 nach Argentinien, zu je 10 nach Braſilien und Deutſchland, ſomit zu drei Vierteln in dieſe fünf Länder; das übrige Viertel wurde von Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Italien, Kuba und Spanien auf— genommen. Faſt den ganzen Handel beherrſcht Montevideo, doch beſtehen noch bedeutende Flußhäfen in Fray Bentos und Payſandu, die von Seeſchiffen erreicht werden können, während Salto und Conſtitucion auf Flußſchiffe angewieſen ſind; der geſamte Schiffsverkehr betrug 1912: 13 139 eingelaufene Schiffe mit 10424000 Tonnen Gehalt, woran freilich der Lokalverkehr zwiſchen Montevideo und Buenos Aires einen beträchtlichen Anteil hat. Das Eiſenbahnnetz hatte 1912 eine Länge von 2455 km, im Bau waren 959 km; die Hauptlinien führen von Montevideo nach Santa Roſa am Uruguay, nach Rivera bei Santa Ana und nach Pelotas. Die Telegraphenlinien waren 1911: 2389 km lang. c) Corrientes und Entre Rios. Oberflächengeſtalt. Wie ſchon die Namen, Corrientes, „Strömungen, Waſſerläufe“, und Entre Rios, „zwiſchen Flüſſen“, ſagen, ſind die ſüdlich von Paraguay liegenden Land— ſchaften ein Zwiſchenſtromland, das auch das argentiniſche Meſopotamien genannt wird, da es zwiſchen dem Uruguay und dem Paraguay liegt. In der Länge von etwa 700 km er- ſtrecken ſich dieſe Landſchaften über den Raum zwiſchen 271% und 34“; dagegen iſt ihre Breite bedeutend geringer, im Norden 350, in der Mitte nur 160, im Süden 230 km. Sie bilden einen langen Landſtreifen von 159000 qkm Fläche, nämlich: OKilometer Einwohner Volksdichte Gorrientes M;; ir. az, 84 402 395 000 4,7 Entre Rios ; Eee. 74571 416 000 5,6 158 973 81¹ 000 5,0 Über die Geologie des Landes iſt noch ſehr wenig bekannt. Jedenfalls ſetzen ſich die Geſteine der braſiliſchen Maſſe von Rio Grande do Sul nach Corrientes und von Uruguay nach Entre Rios fort, beſonders die große Platte ſedimentärer Gebilde des Inneren Die La Plata-Länder: Corrientes und Entre Rios. 235 Uruguays mit ihren Decken von Porphyr und Melaphyr. Man findet in Entre Rios rötliche Sandſteine und Kalkſteine, aber dieſe ſcheinen eher dem Tertiär anzugehören, wie dies un- zweifelhaft bei den feinen rötlichen Lehmen und Tonen der Fall iſt, die Reſte von Maſto⸗ don, Toxodon und Pferden enthalten. Auch in Corrientes beſteht das Land in der Nähe des Paranä aus rotem, eiſenhaltigem Sandſtein, darüber aus ſandigem, lettenartig grauem Lehm und darüber wieder aus einer Lage humoſen feinkörnigen Sand- und Lehmbodens. Ob der Lauf der beiden Flüſſe Uruguay und Paraguay, welche das Land begrenzen, auf Bruchlinien in der braſiliſchen Maſſe zurückzuführen iſt, ſteht nicht feſt, iſt aber wahrſcheinlich. Corrientes iſt eine vollkommen flache und mit Lagunen und Sümpfen auf weite Strecken hin bedeckte Tiefebene. Wahrſcheinlich ſind hier ein oder mehrere frühere Fluß— läufe des Paranä zu ſuchen, der zur Zeit des größeren Waſſerreichtums der andinen Zuflüſſe weiter öſtlich gefloſſen ſein wird, und zwar vermutlich in der Lagunenreihe ſüdlich von Apipé, von der Laguna Ibera an über die von Cora ſüdwärts bis gegen Mercedes oder durch den Rio Corrientes. Noch jetzt verläuft aus der ſüdlichſten Lagune ſüdwärts zum Uruguay der Rio Mirinay, während ein zweiter Fluß, der Aguapey, ſüdlich von der Laguna Ibera zum Uruguay zieht und eine dritte große Lagunenreihe ſich von Itaqui am Parana über die Laguna Malaya zum Fluſſe von Goya erſtreckt. Die Lagunen von Corrientes ſind große, weit ausgedehnte, runde, waſſerreiche, aber doch im ganzen flache, für die Schiffahrt ungeeignete Bildungen; ſie ſind durch eine beſondere Waſſer- und Ufervegetation aus— gezeichnet und weichen in vieler Beziehung von den Lagunen des Chaco ab. Corrientes iſt landſchaftlich ein Gemiſch von Camp- und Weide-, Buſch- und Waldland. Dagegen hat Entre Rios mehr das Gepräge von Uruguay, als ein leicht gewelltes, höheres, fruchtbares, von zahlreichen Waſſerläufen durchzogenes Land, deſſen Cuchillas des gratartigen Charakters derer von Uruguay allerdings entbehren. Nach Burmeiſter iſt es ein terraſſiertes Tafelland mit Buſchwald an den Grenzflüſſen und dünn bewachſenen Höhen in der Mitte. Am Parana iſt das Land großenteils eine ſumpfige Niederung, die aber bereits der Pampa ähnelt. Am be- kannteſten iſt unter den Flüſſen der ganz Entre Rios meridional durchfließende Rio Gualeguay. Das Klima wird durch die meridionale Erſtreckung zwiſchen 27 und 34° als ein durch— aus ſubtropiſches beſtimmt, mit tropiſchem Einſchlag im Norden und Annäherung an das Pampaklima im Süden. Wärmſter Kühlſter S Niederſchlag J wanku | Jaht | Monat | Monat Pat mm Corrientes (270 30%). . . 10,72 1193 BI FT). urn: 20,00 25,70 12,00 979 Parana (31 45) . . . 18,70 25,00 13,0° 955 Die Temperatur nimmt alſo gegen Süden um etwa 3° ab, die Extreme werden in derjelben Richtung bedeutender, da Corrientes mit 370 und 1“ noch mehr den Stationen in Paraguay ähnelt, während Goya mit 40,2 und —0,s ſowie Paranä mit 39,2 und —1,2 ſchon tiefere Wintertemperaturen zeigen. Die Niederſchläge nehmen ebenfalls nach Süden ab, Corrientes erhält noch 1200, Goya noch nicht 1000, Concordia am Uruguay 1069 mm. In den beiden letztgenannten Stationen fallen die Hauptregen im Dezember, Januar und März. Goya empfängt in den Monaten Oktober bis März von 979 mm 663, alſo 67 Prozent, jo daß Sommerregen noch vorherrſchen, aber im Februar tritt ſchon eine Abſchwächung ein. In 236 Das ungefaltete Land des Oſtens. Concordia ſüdlich von 31“ herrſchen aber ſchon deutliche Herbſtregen, indem die Monate März und April mit je 130 mm ſogar den Dezember mit 124mm übertreffen, fo daß in jenen beiden Monaten faſt 25 Prozent alles Niederſchlages fallen. Regenarm iſt aber in Corrientes und Entre Rios kein Monat, der Juni empfängt in Goya noch 40, der Auguſt in Concordia 62 mm. Immerhin iſt überall die trockenere Zeit von Mai bis Oktober von der feuchten Zeit Oktober bis April deutlich unterſchieden. Die Vegetation und die Tierwelt bilden Übergänge von denjenigen Paraguays (S. 225) zu denen Uruguays (S. 232). Die Beſiedelung. Corrientes iſt ziemlich früh beſiedelt worden, ſeit 1825 auch von Basken, die ſich als Händler und Schiffer auf den Strömen, als Gärtner und Viehzüchter auf dem Lande nützlich machten; dazu kamen ſeit 1850 Spanier und Italiener. Die Provinz hatte 1911 mit ihren 395000 Einwohnern eine Volksdichte von 4,7; ſie ähnelt in ihren Produkten zum Teil Paraguay, zum Teil Uruguay, zwiſchen denen ſie auch räumlich die Mitte hält. Der Buſchwald und die Uferwälder der Lagunen und Flüſſe liefern Balken, Bretter, Planken, zahlreiche Nutzhölzer, aber nur wenig Mate, die Viehzucht gibt reichen Ertrag an Häuten, Wolle, Fleiſch, Fett, Haaren, Hörnern und lebenden Tieren. Schon im Jahre 1895 zählte man faſt 3 Millionen Rinder, 1405000 Schafe und 410000 Pferde, alſo einen reichen Viehſtand, der die Grundlage des Wohlſtandes bildet; 1912 hatte er einen Wert von 160 Millionen Mark. Angebaut waren 1912: 239000 ha, beſonders mit Weizen, Mais, Leinſaat, Luzerne, Linſen, auch mit Erbſen, Bohnen, Maniok, Tabak, Erdnüſſen, Reben, Orangen, Melonen und Kürbiſſen, Reis und Zuckerrohr. Die Induſtrie beruht in der Haupt- ſache auf der Viehzucht und nur in geringem Maße auf dem Walde. Schlacht- und Einjalz- anſtalten ſowie Fabriken zur Verwertung der tieriſchen Erzeugniſſe ziehen ſich die den Handel vermittelnden Ströme entlang. Die Eiſenbahn durchquert jetzt Corrientes zwiſchen Monte Caſeros am Uruguay und der Stadt Corrientes am Parana, eine zweite Bahn führt von Concordia in Entre Rios den Uruguay entlang nach Santo Tomé, gegenüber San Borja. Die Anſiedelungen liegen meiſt an den Strömen; ſo auch die ſchon 1588 gegründete Hauptſtadt Corrientes unweit vom Zuſammenfluß des Paranä und Paraguay, eine äußerlich unſcheinbare Stadt mit (1909) 20000 meiſt Guarani ſprechenden Einwohnern. Nur wenige Flußſtädtchen ſind anmutig, wie Empedrado und Bella Viſta mit ihren weiß— getünchten Häuſern, roten Ziegeldächern und grauen Ranchos, inmitten von Orangen— waldungen; auch Goya macht einen ähnlichen Eindruck. Iſt ſchon die Hauptſtadt nicht groß, ſo haben die im Inneren liegenden Ortſchaften eines Viehzucht treibenden Landes natürlich ebenfalls nur wenige Einwohner, wie Mercedes, Saladas, San Roque, Sauce, und auch die Wohnplätze am Uruguay, San Pablo, Reſtauracion oder Paſo de Libres gegenüber Uruguayana, La Cruz und Santo Tomé, ſind nur von geringer Größe. Entre Rios grenzt im Süden bereits an Uruguay, im Weſten an Santa Te und Buenos Aires, alſo an Pampaprovinzen. Das graſige, waſſerreiche Land iſt denn auch von jeher der Sitz der lohnendſten Viehzucht, beſonders der Rinderzucht geweſen und ernährt noch jetzt zahlloſe Pferde, vor allem aber Rinder, die meiſt in die gewaltigen Saladeros wandern. Schon im Jahre 1895 zählte man 2785000 Rinder, 515000 Pferde und 61/, Mil- lionen Schafe. 1912 hatte der Viehſtand einen Wert von 211 Millionen Mark. Von dieſem gewinnt man Wolle, Fleiſch, Talg, Fett, Häute, Hörner und Knochen, auch Haare, Klauen und Borſten in den zahlreichen Saladeros, deren bekannteſte die von Gualeguay; ſind auch Die La Plata-Länder: Der Chaco. 237 Fleiſchextraktfabriken gibt es, z. B. in Santa Elena am Parana und bei Gualeguaychü. Ackerbau wird zwar in Entre Rios erſt in zweiter Linie getrieben, iſt aber keineswegs un- bedeutend, denn in der Provinz waren 1912: 330000 ha mit Weizen, 403000 mit Lein, 60000 mit Mais und 49000 mit Hafer bebaut; dazu kommen aber noch ausgedehnte Luzernefelder und Pflanzungen von Gerſte (11000), Roggen (600 ha), Erdnüſſen (Mani), Tabak, Maniok, Bataten, Erbſen, Linſen, Rizinus und Weinreben, während Zuckerrohr nicht mehr gedeiht. Die Induſtrie gründet ſich hauptſächlich auf die Viehzucht in Geſtalt der Gefrier- fleiſchfabriken, der Einſalzereien und der Dörrfleiſchfabriken. Die größte Gefrierfleiſch— anſtalt ift die von Kemmerich in Santa Elena am Parana, mit 340000 Rindern, 20000 Pfer⸗ den, 50000 Schafen. Ferner ſind Gerbereien (Tafel 9, Abbildung 2), Ziegeleien, Mühlen und Bierbrauereien vorhanden. Seeſchiffe vermögen auf dem Parana Parana, auf dem Uruguay Payſandu, auf dem Gualeguay Gualeguay zu erreichen. Überdies gibt es etwa 800 km Eiſenbahnen. Die Bevölkerung betrug Ende 1911: 416000 Köpfe, was bei 74571 qkm eine Volks⸗ dichte von 5,6 ergibt; ſie ſitzt großenteils auf dem Lande in Eſtancias, Einzelhöfen und kleinen Anſiedelungen. Zahlreiche Einwanderer aus Deutſchland und Tirol haben blühende Kolo— nien gegründet, wie Mocoretä und Libertad im Norden; Deutſchruſſen ſitzen zwiſchen Paranä und Diamante, und Italiener leben in großer Zahl im Lande verſtreut. Die Zahl der Frem⸗ den iſt alſo recht hoch. Die Anſiedelungen liegen meiſt an den Flüſſen: jo am Parana Santa Elena, die lebhafte Stadt La Paz, die freundliche Kolonie Hernandarias und Parana. Paranä oder La Bajada del Parana war 1854—59 Hauptſtadt der Republik und hat lange unter dem Verluſt dieſer Eigenſchaft gelitten. Heute hat ſie etwa 30000 Einwohner und hebt ſich anſcheinend raſcher. Sie iſt noch Hauptort der Provinz und erſcheint ſtattlich mit weißen Häuſern und älteren Gebäuden in einigem Grün auf dem hohen Ufer des Paranä. Unter⸗ halb von Paranä liegen Diamante und Victoria (3000 Einwohner), dann aber fehlen Städte am Strome, da Roſario und Buenos Aires keine Nebenbuhler aufkommen laſſen. Am Uru⸗ guay erſtrecken ſich Concordia mit 13000 Einwohnern und reichem Ackerbau, das kleine Co- lon (3000 Einwohner), der Hafen für die Schweizer Ackerbaukolonie San Joſé, und Con- cepcion del Uruguay mit 10000 Einwohnern, die frühere Hauptſtadt von Entre Rios. Während hier nur Schiffe mit weniger als 6 m Tiefgang einlaufen können, hat Guale- guaychü den größten Flußhafen der Provinz und infolgedeſſen 14000 Bewohner, lebhaften Handel mit Vieh, Fleiſch, Fleiſchextrakt, Lebensmitteln und ſteigende Induſtrie. Binnen- orte ſind Gualeguay (12000) und Nagoya. 3. Die Landſchaften weſtlich des Stromes. a) Der Chaco. Gewöhnlich wird der Chaco in den nördlichen, Chaco Boreal, bis zum Pilcomayo, den mittleren, Chaco Central, bis zum Teuco-Bermejo, und den ſüdlichen, Chaco Auſtral, bis zum Salado, eingeteilt. Da der Norden rein tropiſches, der Süden rein ſubtropiſches Klima hat, ſo ergeben ſich Unterſchiede in der Vegetation, Tierwelt und den Erzeugniſſen. Dennoch hat der Chaco gemeinſame Charakterzüge. Der Name Chaco ſtammt aus dem Guarani und bedeutet angeblich Jagdgrund. Das damit bezeichnete Gebiet erſtreckt ſich in ziemlich gleichmäßiger Breite von 500 —550 km 238 Das ungefaltete Land des Oſtens. über den Raum von 17-300, alſo über etwa 1400-1450 km. Die Fläche beträgt daher 770000 qkm, die Bewohnerzahl etwa 350000. Daran nehmen teil: OKilometer Einwohner Dichte Win ae SE Peer EEE 225000 30 000 0,13 JJ 105000 50 000 0,5 ea nn de 440 000 270 000 0,6 Gobernacen Chaeyyuyyuy 2... 136 635 33 500 0,25 Gobernacion de Formofa. . . 2... . 107 258 16 200 0,15 Teile von Santiago del Eſtero und Santa F6 125000 200000 0,15 rr 70000 20000 0,3 Oberflächengeſtalt. Der Boden beſteht oben aus einem feinſandigen Humus, unten aus einer 1—4 m mächtigen Schicht lehmigen Sandes auf eiſenführendem Lehm. Der Untergrund enthält meiſt ſtark ſalziges Waſſer; das Grundwaſſer ſchwankt beträchtlich, hält aber im ganzen das Niveau der Lagunen und Moräſte ein. Die Oberfläche iſt ganz eben, im Inneren völlig ſteinlos und ſenkt ſich von 300 m im Nordweſten auf 100 m Höhe im Oſten. Weder Hügel noch höhere Tafeln ſind erkennbar; gegen die Flüſſe fällt der gleichmäßig einförmige Boden zwar ab, aber nur eine einzige Niederung zieht im mittleren Chaco zwiſchen den Flüſſen hin: ſie nimmt die Waſſerläufe des Arroyo Julio Roca und Aguaray Mini auf. Ebenſo enthält der Chaco Auſtral nur eine einzige Hohlform, in der mit zwei Quellflüſſen der Rio Madrejon Grande verläuft. Von den Bodenſchätzen, die gering zu ſein ſcheinen, werden Petroleum und Borax erwähnt. Die Flüſſe ſind meiſtens ſehr gewunden, vereinigen ſich wegen der Ebenheit des Bodens nur ſchwer miteinander und bieten alle dieſelben Eigen— tümlichkeiten dar. Die größeren entſpringen in den Kordilleren und fließen in ſüdöſtlicher Richtung quer über die Ebene zum Paraguay; aber nur der Pilcomayo, der Teuco-Bermejo und der Salado erreichen ihn, die übrigen verſiegen vorher in der Ebene. Alle ſind waſſerarm und für die Schiffahrt ungeeignet. Die Lagunen ſind nach G. Niederlein nur „erweiterte und tiefer gewundene Canadas“ (enge Täler), liegen alſo im Zuge der Flüſſe und haben mehr den Charakter von Moräſten und Eſteros, die ſich periodenweiſe nach den Nieder- ſchlägen zu Lagunen ausbilden, während andere auch während der Trockenzeit ihr Waſſer nicht ganz verlieren. Der landſchaftliche Eindruck des Chaco iſt örtlich und je nach den Jahreszeiten verſchieden, wird aber auch an ſich abweichend beurteilt. Während die argen— tiniſchen Offiziere unter Victorica über ſeine Schönheiten entzückt ſind, nennt Karl von den Steinen den Oſtrand verzweifelt reizlos. Im ganzen zeigt der Chaco einen Wechſel von Wald- und Weideland, viel Grasland und Palmen (Tafel 10, Abbildung 1), bietet alſo einen parkartigen Anblick. Der Chaco Boreal enthält zwiſchen 19 und 20° einige Höhenzüge, deren Gipfel 900 m erreichen mögen und als Cerros Criſtian, San Miguel und Mediano bezeichnet werden. Sie ſind wahrſcheinlich Ausläufer der braſiliſchen Maſſe. Zwiſchen ihnen dehnen ſich Ebenen mit Lagunen, den „Paat“ der Indianer. Von einer dieſer Lagunen her läuft der Rio Timahanas in ſüdöſtlicher Richtung zum Paraguay. Nordoſtwärts dagegen zieht aus der Kordillere gegen die Laguna Concepcion der Rio Parapiti, erreicht ſie jedoch jetzt meiſt nicht mehr. Demnach läuft die Waſſerſcheide zwiſchen dem Amazonas-Madeira und dem Paraguay quer über den Chaco von Südweſten nach Nordoſten. Wie der Parapiti nur bei Hochwaſſer zum Rio San Miguel vorzudringen vermag, ſo erreicht auch der Rio Otuquis meiſt nicht den Paraguay. Die La Plata-Länder: Der Chaco. 239 Am Salto de Guarapetendi betritt der nordweſtlich von Potoſi entſpringende Pilco— mayo den Gran Chaco und durchfließt ihn in ſüdöſtlicher Richtung. Er hat auf große Strecken hohe Ufer, eigentümliche Verengungen und Verbreiterungen, bildet an anderen Stellen gewaltige Sandbänke, die von Waſſervögeln in dichten Scharen bedeckt ſind, und fließt zwiſchen niedrigem Buſchwalde. Ein größerer Waſſerfall bei Caballu-Repoti ftört die Schiff— fahrt. Weiter abwärts werden ſeine Ufer felſig, 15 —18 m hoch. Die Tiefe des Fluſſes beträgt in der Trockenzeit nur 1—11, m, die Geſchwindigkeit iſt ziemlich bedeutend, die Breite 12001300 m. Von 22—25° fließt der Pilcomayo in zwei Armen, deren nördlicher Brazo oriental, Oſtarm, heißt. Bei Aſuncion mündet der Fluß mit mehreren Armen in den Para— guay. Alle Verſuche, ihn ſchiffbar zu machen, ſind bisher der hohen Koſten wegen unter— blieben, eine Waſſerſtraße nach Bolivia bietet er alſo nicht. Der Chaco Central beſteht aus Alluvialboden. Zu oberſt liegt eine Humusſchicht von 50—80 em Mächtigkeit, dann folgt eine 40 cm ſtarke ſumpfige Lage, hierauf eine Lehm- ſchicht von 25 em und nun abwechſelnd ſumpfige und lehmige Schichten. In dieſen frucht— baren Gebieten wechſeln große ſchattige Wälder mit üppigen gras- und blumenreichen Wieſen, und im Untergrunde läßt ſich trinkbares Waſſer durch Graben leicht erlangen. Zwiſchen dem Pilcomayo und dem Teuco-Bermejo fließen der Aguaray Mini und der Arroyo Julio Roca in derſelben Richtung in den Paraguay; dann folgt der Bermejo. Dieſer entſpringt als Rio Grande auf dem Despoblado de Jujuy (S. 326) und teilt ſich ſüdlich vom Wendekreiſe in zwei Arme. Der ſüdlichere war früher der Hauptſtrom, der nördlichere, oder Teuco, der weniger bedeutende Arm. Allmählich aber hat ſich das Waſſer ganz dem nördlichen Arm zugewendet, jo daß der ſüdliche jetzt faſt ausgetrocknet iſt. Außerdem bildet ſich an der Laguna Grande der Arroyo Vanguardia, der bei Yacaré den Paraguay erreicht, während der Ber— mejo bei Nuevo Timbo mündet. Der blaue Bermejo kann von flachgehenden Dampfern das ganze Jahr, von tiefgehenden während der Regenzeit befahren werden. Der Chaco Auſtral beſteht ebenfalls aus dichter Humuserde, unter der in einiger Tiefe die Tosca (vgl. S. 247) der Pampa hervortritt; auch hier wechſeln reizvolle Urwälder mit Grasfluren und finden ſich überall natürliche Gewäſſer, außer in der Gegend zwiſchen 27% und 29» und nahe 61—62°, wo Sand und Salz herrſchen und trinkbares Waſſer ſelbſt in 80 m Tiefe fehlt; vielleicht liegt hier eine nordöſtliche Fortſetzung der Salinas Grandes am Rio Saladillo vor. Der Boden iſt meiſt hoch, fruchtbar und zum Ackerbau geeignet; die üppige Grasflur bietet der Viehzucht eine Zukunft, und dem Waſſermangel kann an vielen Orten durch Graben von Brunnen abgeholfen werden, wie ſelbſt die Indianer zu tun pflegen. Der öſtliche Teil des Chaco geht allmählich in eine fruchtbare Flußlandſchaft über. Eine Reihe von Flüſſen zieht hier dem Parana entlang: der Saladillo dulce, der Saladillo amargo, der Calchaqui und der Salado ſelbſt. Der Sala do entwäſſert die Kor— dillere zwiſchen Salta und der ſüdlichen Sierra de Aconquija unter verſchiedenen Namen, fließt dann als Rio Juramento oder Paſaje gegen Südſüdoſten durch Santiago del Eſtero, bildet unter 28½ ſüdl. Breite eine große Lagune, wendet ſich gegen Südoſten und tritt dann in die fruchtbareren Teile von Santa FE ein. Hier mündet er erſt ſüdlich vom 32. Grad ſüdl. Breite in den Paranä. In dem gewaltigen Sumpfgebiet unterhalb Matarä macht er fo viele Windungen, daß die Lauflänge ſehr vergrößert wird; im ganzen hat er faſt die dreifache Länge der direkten Entfernung von ſeiner Quelle bis zu ſeiner Mündung; überdies weiſt er unterhalb Matarä ſtarke Strömung und geringe Tiefe auf. Im Unterlauf nimmt er an 240 Das ungefaltete Land des Oſtens. Tiefe noch ab, ſo daß ſein Bett in der Trockenzeit für Wagen gangbar wird, während er bei Hochwaſſer und nach Hinwegräumung der Hinderniſſe in ſeinem Mittellaufe mit kleinen Dampfern befahren werden könnte. Über den Salado hinaus erſtreckt ſich der Chaco noch bis zum Saladillo. Dieſer fließt von Tucuman in breitem Bette zwiſchen ſanft geneigten, ziemlich hohen Ufern; bei Santiago iſt er zur Trockenzeit ſo flach, daß die Räder eines Wagens nur zum Teil vom Waſſer benetzt werden. Das Waſſer iſt ganz klar, ohne Geröll, die Ufer ſehr niedrig: eine ebene, loſe Flugſandmaſſe. Im Unterlauf endlich leidet der Saladillo an den allgemeinen Übeln der Flüſſe des Chaco und der Pampa, einem breiten Bett mit wenig Gefälle, vielen Krümmungen, geringer Tiefe und großer Veränderlichkeit ſeines Laufes. Er endet ſchließlich in dem großen Sumpfgebiet der Laguna Saladas de los Porongos. Das Klima des Chaco iſt noch wenig bekannt, da nur von zwei Stationen Beob— achtungsreihen vorliegen. Niederſchlag mm 8 Wärmſter Kühlſter Jahr | Monat | Monat ei: Chaco Miffion (23° 23, 580 250) I ie 28,70 “| 19,10 | 9,60 1081 Villa Formoſa (26° 12, 580 6“ 21,40 26,40 16,50 9,90 1452 Außerdem kommen als Randſtationen in Betracht: Santiago del Eſtero . | 21,70 | 28,50 | 14,40 | 14,10 | 497 Tucuman . 8 18,80 24,40 12,2 12,20 965 Die Temperatur ſinkt naturgemäß von Norden nach Süden, außerdem auch von Weſten nach Oſten, da die Kordillere Schutz gibt. Das Klima iſt ſchon nicht mehr völlig tropiſch, und zwar wegen der niedrigen Wintertemperaturen, die vornehmlich durch die Pamperos aus Argentina hervorgerufen werden. Die mittleren Extreme betragen 38“ und 3,2“, doch kommen offenbar in Formoſa weit ſtärkere Unterſchiede vor, die Chaco Miſſion weiſt 43,50 und —20 auf. Oberſt Ybazeta beobachtete im November 1884 zwiſchen 24 und 26° ſüdl. Breite als Maximum 35 —40°; der Januar iſt in Tucuman und Santiago wärmer, der Juli kühler als in Formoſa, das Klima dieſer Städte des Inneren iſt alſo extrem; Santiago hat als mittlere Extreme + 42,5 und — 0,1“, Tucuman als abſolute 40,0 und —1,1°. Die Niederſchläge nehmen nach Süden und Weſten hin ab, ſo daß die trockenſten Gegenden um Santiago liegen, das nicht mehr 500 mm empfängt, während Formoſa am Paraguay das Dreifache erhält. Die Regen haben aber inſofern noch tropiſchen Charakter, als fie im Sommer niedergehen. Daß von den 1081 mm der Chaco Miſſion in der Sommer- zeit vom November bis April 75 Prozent alles Niederſchlages fallen, ſetzt nicht in Erſtaunen, aber auch Tucuman bekommt von feinen 965 mm in den vier Monaten Dezember bis März 575, faſt 60 Prozent, und auch in Formoſa fallen von 1452 in den Monaten Oktober bis April 1135, 78 Prozent. Nur in Santiago iſt das ſonſt in den Dezember (Formoſa) oder Januar (Tucuman) fallende Maximum auf den März verſchoben, aber Dezember bis März bringen zuſammen 323 mm, 65 Prozent. Auch iſt an keinem dieſer Orte ein Monat ganz regenlos. Dennoch leiden viele Gegenden im Chaco, auch in deſſen nördlichem Teil, an Waſſermangel. Die Vegetation. Landſchaftlich iſt der Chaco ein Übergangsgebiet zwiſchen Steppe und Wald mit parkartigem Charakter. Der Wald iſt vorwiegend an die Flußufer gebunden, findet ſich aber auch abſeits an Stellen, wo die Wurzeln das Grundwaſſer erreichen können. Der landſchaftliche Eindruck iſt daher verſchieden, je nachdem man die trockenen oder die Die La Plata-Länder: Der Chaco. 241 feuchteren Teile beſucht: während in der Umgebung der Flüſſe der Boden ſo waſſerreich iſt, daß der feuchte Grund dem Weideland ſchadet, entbehren weite Strecken im Inneren ſowie im Norden des Waſſers oft ganz. Daher entwickeln ſich mehrere Vegetationsformationen, nach Lorentz neun, darunter die Uferwaldungen, die Ufergebüſche, die Mimoſenwaldungen, die offenen Auen, die Sträucher, die Palmenbeſtände. Die Palme des Chaco, die Wachs⸗ palme, Caranday, Copernicia (oder Corypha) cerifera, überzieht weithin die Ebene, nament- lich am Paraguay entlang, aber auch noch an der Weſtgrenze des Chaco, am Oberlaufe des Bermejo und Teuco zwiſchen Oran und dem Fort Belgrano in weit ausgedehnten Beſtände der Palme Caranday (Copernieia cerifera) im Chaco von Paraguay. Nach der Natur, von K. Oenike.) Beſtänden, tritt jedoch nur ſelten zu geſchloſſenen Hainen zuſammen (ſ. die obenſtehende Abbildung, Tafel 10, Abbildung 1 und Tafel 14, Abbildung 4). Die Wälder des Chaco haben nicht mehr den Formenreichtum der braſiliſch-äquato— rialen, ſondern beſtehen oft nur aus Algarroben und anderen hochſtämmigen, dichtſtehenden Dornbäumen und doppelte Mannshöhe erreichenden Sträuchern, ſo daß hohe und niedere Wälder wechſeln. Auch die großen Urwälder werden oft durch meilenlange, 2—4 km breite Lichtungen, Claros, unterbrochen, die mit den nahrhafteſten Gräſern bedeckt ſind. Die ſub— tropiſchen Feuchtwälder begleiten allein die Flüſſe und werden an ihnen nur hier und da durch reine Palmenwälder abgelöſt. Die dieſe Wälder zuſammenſetzenden Bäume ſind an— nähernd dieſelben wie in Paraguay, vor allem der Laurel, der noch 22m Höhe erreicht, der wert— volles Holz liefernde Guayacan (Porlieria hygrometrica) und der Nogal (Juglans australis). Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 16 242 Das ungefaltete Land des Oſtens. Charakteriſtiſch für den Chaco ſind die Trockenwälder zwiſchen den Flüſſen, ſüdwärts bis zum Salado. Lorentzteilt fie in mehrere Unterabteilungen, von denen die Chacoformation, eine Übergangsformation zwiſchen den Trockenwäldern und den ſubtropiſchen Feucht— wäldern, am wichtigſten iſt. Sie wird hauptſächlich aus den hohen Bäumen Bulnesia Sar- mienti, dem 15—20 m hohen Palo Santo der Argentinier, ſowie der Leguminoſe Gleditschia amorphoides von 16 m Höhe zuſammengeſetzt. Ganz allgemein ſind die Algarrobobäume, der Algarrobo rojo (Prosopis pauta), der Algarrobo negro (Prosopis nigra) und der Algarrobo blanco (Prosopis alba). Die 25 m hohe Leguminoſe Cebil blanco (Piptadenia cebil) mit gerb- ſäurehaltiger Rinde und feſtem Holze und der Quebracho colorado werden von Lorentz zur Abtrennung beſonderer Formationen benutzt. An der Weſtgrenze geht der Chaco in den argentiniſchen Bergwald über, wo er ſchon die dieſem eigenen Erlen, Aliſo bravo (Tern- stroemia clusifolia und Alnus ferruginea), enthält, im Süden in die nördliche Pampa, mit der er den Chaftar (Gourliaea decorticans) gemein hat. Die Tierwelt iſt im Norden des Chaco noch rein tropiſch, im Süden fehlen ſchon die tropiſchen Tiere. So iſt der Jaguar am Bermejo bereits ſeltener, der große Ameiſenbär (Myrmecophaga jubata) überſchreitet 220 nicht, und auch der Tapir iſt wohl auf den Norden beſchränkt. Von Affen kommen Brüllaffen (Mycetes caraya), Kapuzineraffen (Cebus fa- tuellus) und der Titi (Hapale penicillata) vor. Der Puma iſt in Paraguay und dem Chaco nicht häufig, Felis jaguarundi, F. colocolo, F. pajeros und die rötliche F. eyra leben in Paraguay, die Gato monteés (Felis mitis) im Chaco. Der Fuchs bewohnt mit ſieben Arten beide Seiten des Paraguay, der Huron kommt in zwei Arten (Galictis vittata und G. bar- bara) vor, ferner das Stinktier (Mephites suffocans), der Naſenbär, Coati (Nasua narica), und die Nutria, letztere mit drei Arten, von denen Lutra brasiliensis am bekannteſten iſt; auch der Waſchbär (Procyon lotor) lebt hier. Das einzige Beuteltier des Chaco iſt Didelphys azarae, mit dunkelgrauem Pelz. Von Nagern ſind das Waſſerſchwein (Hydrochoerus capy- bara), namentlich in den Flußlandſchaften, die Cavia leucophiga im Chaco, die Cavia aperea in Paraguay häufig. Die Wühlmäuſe, wie Ctenomys brasiliensis, untergraben den Boden des Chaco, der Pampashaſe (Dolichotis patagonica) und die Vizeacha erſcheinen im Süden desſelben, und das Kaninchen (Lepus cuniculus) iſt beſonders an der Grenze von Salta all— gemein. Erwähnenswert find ferner das Pekari (Dicotyles torquatus), verſchiedene Hirſche und Rehe, Cervus paludosus an Lagunen und Cervus campestris auf den graſigen Ebenen. Der gefährlichſte Waſſerbewohner iſt der Kaiman. Die Bevölkerung des Chaco iſt noch vielfach durchaus urſprünglich und beſteht zum größten Teil aus Indianern. Wie in Klima und Vegetation, ſo zeigt ſich im Chaco auch in der Bevölkerung ein Übergang zwiſchen dem Norden und dem Süden, denn ſeine Bewohner vereinigen die Merkmale der Waldindianer des Nordens mit denen der Steppenſtämme der Pampa. Im ganzen find ſie nomadiſierende Sammler mit Jagd und Fiſchfang als Haupt— beſchäftigung, aber nur geringem Ackerbau und Viehzucht. Nur im Weſten, bei den Chane und Chiriguano, hat ſich eine größere Seßhaftigkeit entwickelt; in den Tälern der Ausläufer der Kordillere wird Mais gebaut, und eine Reihe von Stämmen ſendet Arbeiter in die Zuder- pflanzungen. Der bei weitem größte Teil aber iſt durch das Klima zu periodiſcher Wanderung verurteilt: in der Regenzeit zwingen die Überſchwemmungen der Flüſſe zur Aufgabe der proviſoriſchen Siedelungen an dieſen, in der Trockenzeit aber veranlaßt der Mangel an Waſſer im Inneren zur Rückkehr an die Ufer der Ströme. Obwohl es alſo an feſten Siedelungen Die La Plata-Länder: Der Chaco. 243 fehlt, iſt die Induſtrie eigenartig und hoch entwickelt. Namentlich die Schnurknüpferei hat zur Herſtellung wertvoller Erzeugniſſe geführt, die Weberei iſt bei einigen Stämmen eben⸗ falls bekannt, und in Federarbeiten leiſten mehrere Hervorragendes. Dagegen hat die Töpferei nur bei den Randſtämmen des Weſtens und des Oſtens, den Chané, Chiriguano und Cadiuéo, feſten Fuß gefaßt. Der Mangel an Steinen im Chaco erklärt das Fehlen von Steinwerkzeugen und die Verwendung harter Hölzer zu Geräten. Die Europäer haben den Chaco-Indianern das Pferd gebracht und dadurch bei den meiſten eine Umwälzung ihrer Lebensweiſe hervorgerufen. Namentlich die Guaikurü— ſtämme ſind auf dieſe Weiſe zu Reitervölkern geworden, zum Teil ſogar zu gefürchteten Räubern, und einige Chacovölker ſind durch die Einführung von Ziegen, Schafen und Rin- dern in nicht geringem Grade beeinflußt worden. Dazu kam ferner die Miſſion, beſonders die der Jeſuiten, die im nördlichen Chaco Erfolge errangen; aber auf die kräftigſten Stämme des Chaco, z. B. die Toba, hat auch die Miſſion keinen Einfluß gewinnen können. Ihrer Sprache nach kann man die Chaco-Indianer in Guarani (Tupi) und Nicht-Guarani einteilen. Zu den Tupi find die Chiriguano zu rechnen. Ihre Wohnſitze erſtrecken ſich am Weſt— rande des Chaco vom Rio Bermejo bis Santa Cruz de la Sierra. Erſt im 19. Jahrhundert gelang es den Franziskanern, Miſſionen unter ihnen zu errichten, in denen ſie heute an— geſiedelt ſind und Ackerbau ſowie etwas Viehzucht treiben. Ein Teil von ihnen aber führt noch das wilde Nomadenleben im Inneren des Chaco Boreal, in den ſie von der bolivianiſchen Regierung zurückgetrieben worden ſind. Ein Nachbarſtamm von gleichartiger Kultur ſind die Chané. Ihrer Herkunft nach zur Aruak-Gruppe gehörig, ſprechen ſie wie die Chiriguano heute das Guarani, leben jetzt zum allergrößten Teil in Abhängigkeit und verlieren ihre eigenartige Kultur immer mehr. Sie treiben Maisbau wie die Chiriguano, wohnen in feſten Dörfern und unter⸗ ſcheiden ſich in ihrer Kultur vollſtändig von den eigentlichen Chaco-Indianern. Zur Matacogruppe gehören die Stämme der Mataco, Mataguayo, Nocten, Cho- roti, Aſhluslay und einige andere, die in geſchloſſener Maſſe die Gebiete des mittleren und zum Teil noch nördlichen Chaco bewohnen. Vielleicht ſind auch die Tapiete hinzuzurechnen, die heute das Guarani ſprechen. In ihrer Kultur zeigen dieſe Stämme eine deutliche Be— einfluſſung von ſeiten der beiden erſtgenannten, aber auch einen großen Unterſchied gegen ſie, inſofern als bei ihnen die Seßhaftigkeit nicht ſo ausgebildet iſt. Ihre Wohnungen ſind primitive Laubhütten, ihre Kleidung iſt noch die urſprüngliche, Ledergürtel und Mäntel aus Schafwolle, bei den Frauen der Wollſchurz; der Ackerbau iſt ſchon leidlich entwickelt. Als Guaikuru faßt man die Stämme der Toba, Abipön, Mokovi, Mbaya-Kadiuso und Bayagua zuſammen, von denen heute nur noch die Toba als wildes Reitervolkam unteren Pilcomayo wohnen, während die Reſte der Mbaya-Kadiuso ſich auf das linke Paraguay-Ufer zurückgezogen haben und die Payagua als trauriges Überbleibſel eines früher gefürchteten Waſſernomadenvolkes im Hafenviertel von Aſunciön ihr Daſein friſten. Der noch heute auf etwa 4000 Seelen geſchätzte Tobaſtamm (ſ. die Abbildung auf ©. 244) zerfällt wieder in eine Anzahl von Unterſtämmen, von denen die Pilagã am be— kannteſten ſind. Trotz jahrhundertelanger Bemühungen der umliegenden Staaten ſind die Toba heute noch ein wildes, ganz urſprüngliches Reitervolk. Die Tracht der Männer be— ſteht in einer auf primitivem Webſtuhl gewobenen Decke aus Schafwolle, die Weiber tragen ſolche aus Tierfellen. Als Waffen dienen Lanzen, Bogen und Pfeile, die heute immer mehr 16* 244 Das ungefaltete Land des Oſtens. durch die Feuerwaffe erſetzt werden. Trotz ihrer ausgeſprochen nomadiſchen Lebensweiſe haben es die Toba doch im Weben zu einiger Kunſtfertigkeit gebracht, während die Keramik noch in den Anfängen iſt. Letztere hat ſich dagegen bei den Kadiuéo zu einer Vollkommen— heit entwickelt wie ſonſt nirgends im Chaco. Hier treffen wir auch auf ſolide Wohnungen in Geſtalt feſter Hütten ohne Seitenwände; ſie ſtehen in einer einzigen Reihe und bil- den zuſammen ein Dach, unter dem der ganze Stamm wohnt. Zu der Maskoigruppe rechnet Th. Koch die ſogenannten Lengua (s. Ta- fel 10, Abbildung 2) weſtlich von Villa Concepcion mit ihren ſüdweſtlich von ihnen wohnenden Unterabteilungen der Tovsle und Suhin, ferner die Angaité, Sanapand, Sapuki und Guanä. Die Wohnſtitze dieſer Stämme greifen zwiſchen 20 und 25° ſüdl. Breite tief in den Chaco Boreal ein. Die Lengua haben bezüglich ihrer Kultur viel mit den Tobas gemein. Nördlich der Maskoiſtämme wohnen die Chamacoco, Tumanahaä und Moro, die Boggiani zur Sprachgruppe der Sa— muku vereinigt hat, und deren primitive Kultur ſich noch am urſprünglichſten erhal- ten hat. Ackerbau und Viehzucht fehlen vollſtändig, die Jagd und das Sammeln wilder Früchte liefern die Nahrung. Die Wohnungen ſind ſehr primitiv und beſtehen aus Matten, die, über Stangen und Aſte gehängt, als Zeltdach dienen. Die Weberei fehlt und wird durch eine gutentwickelte Schnurknüpferei erſetzt; namentlich der Federſchmuck hat eine erſtaunliche Aus⸗ bildung erfahren. Am fernſten ſtehen den Chacovölkern die Guato, die in dem großen Seengebiet am oberen Paraguay als Waſſernomaden ihre urſprüngliche ſpärliche Kultur noch ziemlich gut bewahren konnten. Der wildreiche Wald und ihr Hauptelement, das Waſſer, ſpendet ihnen reichliche Nahrung. Dazu wird die Banane angepflanzt. Die Beſiedelung. An die Stelle der Indianer treten an den Rändern des Chaco allmählich weiße Koloniſten, doch geht die Beſiedelung der Indianergebiete langſamer vor ſich, als erwartet wurde, weil die Toba mit den Grenzern in beſtändiger Fehde liegen und der Raſſenkrieg ohne Einſchränkung tobt; nur im Süden ſchieben ſich die Ackerbaukolonien, Der Chaco. Tafel 10. J. Grasiteppe mit Palmen im argentiniichen Chaco bei Villa Guillermina. Nach Photographie von R. Lütgens in Hamburg. (Zu S. 238 u. 241.) Tafel 10. Chaco und Pampa. 3. Die Quebracholiedelung Villa Guillermina im argentiniichen Chaco. Nach Photographie von R. Lütgens in Hamburg. (Zu S. 245 u. 276.) 4. Viehherde in der argentiniichen Pampa. Nach Photographie. (Zu S. 247, 250, 281 u. 255.) Die La Plata-Länder: Der Chaco. 245 Holzſchlägereien und Quebrachoſiedelungen, unterſtützt durch Eiſenbahnbauten, allmählich, doch ernſtlich in den Chaco ein (Tafel 10, Abbildung 3). Der Chaco zerfällt, wie auf Seite 238 angegeben, politiſch in drei Abteilungen. Der bolivianiſche Chaco enthält noch ſo gut wie keine Siedelung von irgendwelcher Bedeu— tung. Man kann nur eine Anzahl von Zuckerpflanzungen am Fuß der Kordillere und mehrere Anlegeplätze am Paraguay im Oſten anführen, unter denen der Puerto Pacheco im Gebiete der Chamacoco am bekannteſten iſt. Das Innere iſt noch freies Jagdgebiet der Toba, Chiriguano, Nachtene und Zamuco, und ſelbſt am Pilcomayo fehlt es noch ganz an Siedelungen. Auch der paraguayaniſche Chaco hat weder Siedelungen noch Bedeu— tung; nur nahe der Mündung des Pilcomayo liegt die Kolonie Villa Hayes. Der argentiniſche Chaco iſt zwar auch noch ganz ſchwach beſiedelt, da dort in den beiden Gobernaciones Formoſa und Chaco 1911 auf 244000 qkm nur 40000 Menſchen lebten, was eine Volksdichte von 0,16 ergibt, aber im Weſten und Süden in den zu den Pro— vinzen Salta, Tucuman, Santiago del Eſtero und Santa FE gehörigen Teilen des Chaco beginnt doch das Leben ſich neuerdings ſtärker zu regen. Hier bietet der Bermejo einen Waſſer— weg, an dem denn auch einige Anſiedelungen liegen, meiſt feſte Plätze wie die Forts Arias, Wilde, Irigoyen, Madero, Ortiz und die Kolonien Victoria, Preſidente Roca und Reunion, am Oberlauf Rivadävia und die Forts Gorriti, Victorica und Belgrano ſowie nahe Oran die Forts Dragones, Lavalle und Las Cenizas. Den Weſtrand begleiten Zuckerpflanzungen, in denen die Mataco-Indianer arbeiten, und es werden auch Mais, Baumwolle, Tabak, Erd— nüſſe und Rizinus geerntet ſowie Viehzucht auf Rinder, Ziegen, Schafe und Pferde ge— trieben; dazu kommt die Ausbeutung der Quebracho-Gehölze. Den Südweſten nimmt die Provinz Santiago del Eſtero ein. Zwar reicht ihr ſüd— weſtlicher Teil in die andinen Provinzen hinein, ihr ſüdöſtlicher grenzt an die Pampa, auch liegen faſt alle Anſiedelungen ſüdlich des Fluſſes Salado; dennoch iſt ſie in der Hauptſache eine Chacoprovinz. Auch ihre wirtſchaftlichen Verhältniſſe weiſen auf den Chaco hin. Wohl hatte ſie 1911 auf 143484 qkm 222000 Einwohner, alſo eine höhere Volksdichte (1,6) als die andinen Provinzen Argentinas, ſie ſteht aber in der Anbaufläche meiſt noch unter dieſen. 1909 waren 179675 ha beſtellt, davon nur 23000 ha mit Mais, 7100 mit Weizen, eine größere Fläche mit Luzerne, und außer den genannten Feldfrüchten erzeugt ſie Zucker, Tabak, Reis, Baumwolle, Honig, Wachs, Koſchenille, Johannisbrot und Quebrachoholz, deſſen Menge (zwiſchen 30 und 22° ſüdl. Breite und 58—65° weſtl. Länge) auf 168 Millionen Tonnen berechnet worden iſt und zur Entſtehung von Siedelungen, wie Villa Guillermina (Tafel 10, Abbildung 3), Anlaß gibt. Der Viehſtand hatte einen Wert von 43 Millionen Mark. Am Juramento-Salado ſind befeſtigte Plätze, wie El Rincon, Figueroa, Matarä, in Santa Féè die Forts Inca, Pizarro und Olmes angelegt worden. Schon zieht die Eiſenbahn von Tucuman über Fort Inca gegen die Stadt Santa Fs, und es iſt ſogar eine Abzweigung bis Milagros und Tintina mitten im weſtlichen Chaco Auſtral gebaut worden. Die älteren Ortſchaften aber liegen alle ſüdlich der geſchützten Linie. Unter ihnen hat Santiago del Eſtero, eine der älteſten Städte der Republik, die in nur 200 m Höhe inmitten von Lagunen und Sümpfen liegt, eine Mittelſtellung zwiſchen dem Chaco, den inneren Hochebenen und der Pampa. Im Jahre 1553 unter dem Namen Tucuman gegründet, verödete ſie 1633 in- folge einer Hochflut des Rio Dulce gänzlich, blühte unter den Jeſuiten auf, ſank aber nach deren Vertreibung wieder. Nachdem ſie jedoch durch eine Eiſenbahn mit Cördoba und 246 Das ungefaltete Land des Oſtens. Tucuman ſowie auch mit Santa FE verbunden worden iſt, hat ſie ſich erholt und zählt jetzt mit La Banda 20000 Einwohner. Im Oſten wurden ebenfalls Forts erbaut, wie Charrua und Aguilar, Ombu, Chipillas, das Fort Ipota am Vanguardia und andere. Unter ihrem Schutze wurden Kolonien angelegt und Eiſenbahnen in der Nähe des Paranäd bis San Toms und von hier weſtwärts in den Chaco vorgeſchoben; auch führt von Formoſa ſchon eine kurze Bahn nach dem Inneren. Zu den bekannteſten Kolonien gehören die Schweizer Kolonie Heredia, ferner Reconquiſta und Florencia, von denen ſich Reconquiſta zu einer kleinen Stadt entwickelt hat. Namentlich aber iſt die neben ihr gelegene Kolonie Avellaneda gewachſen und hatte 1910: 87000 Ein- wohner, die freilich nicht in einem geſchloſſenen Gemeinweſen vereinigt ſind. Noch weiter im Norden liegen Reſiſtencia und Formoſa, dieſes ſeit 1882 Hauptort der Gobernacion gleichen Namens, Reſiſtencia oder San Toms ſolcher für die Gobernacion del Chaco. Ita— liener, Slawen, Schweden und auch Deutſche ſind in dieſen vorgeſchobenen Kolonien an— geſiedelt. Sie leben hauptſächlich vom Ackerbau auf Mais, Weizen, Olpflanzen, Raps, Anis, Mani ſowie von Viehzucht. Auch gedeihen in den fruchtbaren Niederungen Fruchtbäume der verſchiedenſten Art ſowie das Zuckerrohr, die Luzerne, Yuca, Indigo. Der Handel von Formoſa und Chaco hatte ſchon 1900 einen Wert von 11 Millionen Mark. b) Die Pampa. Die echte Pampa beginnt am Rio Saladillo und wird gewöhnlich bis zum Rio Colo— rado, beſſer bis zum Chadi Leufu und Urre Lafquen gerechnet. Im Oſten bildet der Parana die Grenze, im Weſten geht die Pampa unmerklich in die inneren Hochebenen über. Eine Höhengrenze zwiſchen beiden iſt nicht zu ziehen; dagegen läßt ſich allenfalls das Auftreten des Chaſtarſtrauches (Gourliaea decorticans) und das Aufhören des Graslandes als Grenze gegen die Pampa bezeichnen, aber auch dieſe Grenzlinie iſt nicht ausreichend, da der Chaftar— ſtrauch ſchon weſtlich von 62“ häufiger wird. Daher empfiehlt es ſich, die Pampa im Weſten durch die Linie Santiago del Eſtero Rio Seco --Cördoba Villa Mercedes -Rio Salado zu begrenzen, die den Vorteil natürlicher Grenzen, der Sierra de Cördoba und des Rio Salado, bietet. In dieſer Begrenzung nimmt ſie eine Fläche von etwa 688000 qkm ein, iſt alſo nahezu jo groß wie der Chaco oder wie Ofterreich-Ungarn. Daran nehmen teil die Provinzen: OKilometer Einwohner Dichte Buenos Aires und Bundesdiſtrikt . . 305307 3 200 000 10,5 Sans , 27 7) SR Eee 131 906 842 000 6,7 Cördohg zwei Dette! 100 000 400 000 4,0 San Luis (ein kleiner Teil7 7 5000 15000 3, Gobernacion de la Pampa. 146000 90000 0,6 Zuſammen: 688000 4 550 000 6,6 Man kann die Pampa in drei Teile zerlegen, einen nördlichen und einen ſüdlichen, und den ſüdlichen wieder in einen weſtlichen und einen öſtlichen. Der nördliche iſt friſcher und niedriger, der ſüdliche höher und trockener, der öſtliche Teil des letzteren aber enthält die pampinen Sierren, alſo auch Bergland. Die Grenze zwiſchen dem nördlichen und dem ſüdlichen Teil zieht von Villa Mercedes den Rio Quinto entlang, den Salado hinab zum Meere, die zwiſchen dem weſtlichen und öſtlichen verläuft auf 62/0. Der nördliche umfaßt rund 295000 qkm, der ſüdliche 395000, der weſtliche Teil des letzteren 195000, der öſtliche 200000 qkm. Die La Plata-Länder: Die Pampa. 247 Die nördliche Pampa. Der Boden der nördlichen Pampa beſteht aus Löß und Humus. Der Humus iſt nach Santiago Roth 0,3 —0,6 m mächtig, faſt waſſerdicht und bei- nahe überall vorhanden; Stellen, an denen er fehlt, heißen Desplayados. Der Löß zerfällt nach demſelben Gelehrten in drei Abteilungen, die von oben nach unten an Härte, Feſtigkeit und Dunkel der Farbe zunehmen. Oben liegt ein lockerer, hellgelber homogener Löß, eine Süßwaſſerſeebildung; darunter folgt kompakter gelblichbrauner, vermutlich äoliſcher Löß und ganz unten die rotbraune feſte, untere, vielleicht fluviatile Pampasformation. Wahr- ſcheinlich hat in der Pampa ſeit langer Zeit ein trockenes Klima beſtanden, das den Winden ein Zuſammentreiben des Sandes geſtattete, wobei aber auch dem Regen und den von den Anden ausgehenden Gewäſſern eine Rolle zufiel, indem ſie den Schutt und das Geröll ſowie Sand und Lehm nach dem Meere hinführten. Abflußloſigkeit ſcheint aber doch am häufigſten geweſen zu ſein, ſo daß der Löß aus dem Humus durch Aufnahme von Stoffen aus den Sicker⸗ wäſſern und durch Gebirgsſchutt gegen unten allmählich verfeſtigt worden zu ſein ſcheint. Seine Entſtehung wird in die Tertiär- und Quartärzeit geſetzt. Er enthält zahlreiche Reſte von Säugetieren, z. B. Glyptodon, Toxodon, Mylodon und Megatherium. Vielleicht wurde der Löß zum Teil von den Winden durch Aufbereitung und Wiederablagerung des patagoniſchen Moränenmaterials gebildet. Zur Pampasformation gehört auch die ſogenannte Tosca, eine kalzinierte Tonſubſtanz mit Kieſelerde; ſie bildet große Knollen im Lehm, erſcheint da, wo ſie an die Flußufer herantritt, wie unterhalb Buenos Aires und bei Roſario, in der Form von felſenähnlichen Maſſen und iſt auch im übrigen weit über die Pampa verbreitet. Die Tosca iſt wahrſcheinlich eine rein anorganiſche Bildung, vermutlich die Folge von Infiltrationen der Gewäſſer, die den quartären Lehm abſetzten. Die Pampa nimmt an Höhe von Oſten nach Weſten langſam zu: Roſario hat 38 m, Villa Maria mit Villa Nueva 200 m Seehöhe. Dagegen liegen am Rande der Pampa Cordoba 390 und Villa Mercedes 480 m hoch. Alle Reiſenden ſtimmen darin überein, daß die Pampa eine meeresgleiche Ebene ſei (Tafel 10, Abbildung 4 und Tafel 11, Abbildung 1). Selbſt in der Färbung erinnern die äußerſten Grenzen des Geſichtsfeldes an den Meeres- horizont; nur ſelten ſieht man einen Waſſerriß, Barranca, oder eine ausgedehntere Senke, Caftada, in der das Schilfrohr, Cana, wächſt; nur in den Betten der Waſſerläufe finden ſich Gerölle, und mit der Annäherung an das Gebirge entwickeln ſich Bodenſchwellen. Für die Pampa iſt ferner bezeichnend, daß ſie nur von wenigen Flüſſen durchſtrömt wird (Tafel 11, Abbildung 1). Abgeſehen von den Gewäſſern, die aus den Sierras im Süden der Provinz Buenos Aires unmittelbar zum Meere verlaufen, ſind in dem ganzen Gebiete nur zwei Flüſſe vorhanden, die nicht im Sumpf und Sand verſiegen. Im Norden kommt der aus dem Rio Tercero und dem Rio Cuarto gebildete, weiter abwärts Saladillo, nach der Vereinigung Sarcaranal genannte Fluß aus dem ſüdlichen Teile der Sierra de Cordoba heraus und erreicht, wenn auch mit Mühe, den Paranä oberhalb Roſario. Viel— leicht iſt er der frühere Oberlauf des mitten in der Pampa entſpringenden und im Süden von Buenos Aires in den Atlantiſchen Ozean mündenden Rio Salado. Der ganze Reſt der Pampa gehört dem abflußloſen Gebiet an und nimmt eine Reihe von anfangs waſſer— kräftigen Flüſſen aus den benachbarten Gebirgen auf. Dahin gehören die aus der Sierra de Cördoba entſtrömenden Rios Primero und Segundo, die ſich in das weite Sumpf— gebiet der Umgebung der großen Lagune Mar Chiquita verlieren. Das iſt eine 80 km lange und bis zu 50 km breite, 6 Prozent Salz enthaltende, inſelreiche flache Lagune von höchſtens 248 Das ungefaltete Land des Oſtens. 34 m Tiefe und 23—24 Waſſertemperatur. Auch ſonſt iſt die Pampa namentlich in dem Gebiete zwiſchen dem Colorado und der Sierra de Cordoba mit ungezählten Lagunen be— deckt, gewöhnlich Salzſümpfen und Salinen, die vielfach Salzkruſten auf dem Boden und an den Rändern ausſcheiden. Die Sümpfe, Ciönegas, erweitern ſich in der Regenzeit oft zu großen Lagunen, ſo daß das Land dann mit Waſſer weithin bedeckt iſt, vor allem am Fuße der Sierra de Cördoba. Reichere Bewäſſerung findet ſich ſonſt nur in der unmittelbaren Nähe des Paranä und in dem Sumpfgebiet zwiſchen ihm und dem Mar Chiquita. Süd— lich des Rio Salado erreichen der Arroyo Azul und andere das Meer nicht mehr, aber der kleine Saladillo ſcheint ſich früher in der Kette der Lagunen Epecuen, Monte und Arbolito weiter ins Innere ausgedehnt zu haben. Die ſüdweſtliche Pampa. Südweſtlich der Linie Mar del Plata Villa Mercedes erſtreckt ſich die ſüdweſtliche, trockenere, abflußloſe, 200—500 m hohe Pampa. Sie bildet einen Übergang zu den patagoniſchen Hochflächen und enthält neben der Tosca bereits Sand— ſtein. Die Bewäſſerung iſt gering; erwähnenswert iſt nur der Rio Quinto, der aus der Sierra de San Luis als waſſerreicher Fluß heraustritt, aber bald auf der Pampa in der Laguna Amarga verſiegt, einem von frischer Vegetation und hohen Dünen umgebenen ſalzigen Becken. In derſelben Weiſe verliert ſich der Rio Desaguadero, ein von zahlreichen Zuflüſſen aus den Anden geſpeiſter Strom, mit dem Tunuyan in Sümpfen vor der Laguna Bebedero. Weiter verſchwinden der Diamante und der Atuel unter dem Namen Salado im Süden des 36. Grades in einer Kette kleiner Salzſümpfe. Erſt in ihrer Verlängerung finden wir einen Fluß, der das Meer erreicht, nämlich den in den Colorado laufenden Rio Chadi Leufu, der den Lago Urre Lafquen durchſtrömt, nach anderen Angaben aber den Colorado auch nicht erreicht. Im all— gemeinen iſt die Pampa in dieſen Gegenden eine öde, einförmige, faſt waſſerloſe und wüſten— hafte Steppe ohne kräftigen Baumwuchs, deren tiefere Teile zahlreiche Lagunen, Salzſümpfe, die Laguna Colorada Grande und Blanca Grande, die Salinas Chicas, einnehmen. Süd— lich der Ortſchaft General Acha bei Hucal und Epupal beſteht die Pampa aus einem Wechſel von 300 m hohen Tafeln und dazwiſchenliegenden 130250 m hohen graſigen Eroſionstälern. Dieſe ſind nach J. v. Siemiradzki 2—7 km breit, bis 170 m tief in das hohe Plateau ein- geſchnitten, von Sanddünen bis zur Hälfte erfüllt und abflußlos. Zwiſchen den Dünen haben ſich kleine, meiſt ſalzige Seen gebildet, und auch einzelne Süßwaſſerquellen ſind vorhanden. Die ſüdöſtliche Pampa trägt einen ähnlichen Charakter wie die ſüdweſtliche, aber in gemilderter Form. Außerdem enthält fie eine Reihe von kleinen, nicht hohen Gebirgs— zügen, die Pampinen Sierras; meiſt überſteigen ſie nicht 500 m Höhe, gelegentlich 800, in der Sierra de la Ventana 1200. Sie ſind als äußerſte ſüdliche Ausläufer der braſiliſchen Maſſe anzuſehen und beſtehen wie dieſe aus ſehr alten Ablagerungen, nämlich nach Döring, Valentin und Hauthal aus einem Kern von Granit und Gneis, alſo einem kriſtalliniſchen Sockel und einer Auflagerung von Sedimenten unbekannten, vielleicht frühpaläozoiſchen Alters, Dolomiten, Quarziten, Sandſteinen und Konglomeraten ohne jegliche Foſſilien. Das Ganze iſt ſcharf gefaltet und nach Weſten geneigt. Oben darauf liegt Löß und glaziales Konglomerat. Man unterſcheidet drei von Nordweſten nach Süden gegen die Küſte ziehende Rücken. Den nördlichſten bilden gegen Mar del Plata zu die Sierra de Azul, die Sierra Olavarria, die 450 m hohe Sierra de Tandil und die 270 m hohe Sierra del Volcan. Der nordweſtliche Teil dieſer Gebirge, die Sierras Baja und Chica bei Hinojo und Olavarria, beſtehen aus devoniſchen Marmoren, darüberlagernden grauen Quarziten und ſchwarzen Die La Plata-Länder: Die Pampa. 249 Kalkſteinen, zwiſchen denen rote Granite durchſetzen. Die zweite, von der vorigen durch eine 300 m hohe Pampa und an der Küſte durch das öde Huecuvu-Mapu, Land des Teufels, ge- trennte Gebirgsmauer iſt die Sierra Ventana (1200 m) mit ihren Fortſetzungen, der Sierra de Pillahuinco und der Sierra de Curumalän, wilde, felſige, faſt kahle Gebirge aus Gneis und grauem Quarzit. Ein dritter Zug von Gebirgen verläuft nördlich des Rio Urre Lafquén in Geſtalt der Sierra Lihuel Calel mit ihren Nebengliedern Caleu-Cö und Cochi-Cö ſo⸗ wie der Sierra Chica. Dieſe Gebirge ſind 600-700 m hohe Granitporphyrrücken, mit wilden Spitzen und maleriſchen Gipfeln, waſſerreichen, graſigen Tälern und nackten Felſen. Über⸗ haupt ſind die Formen dieſer Gebirge ſchroff und eigenartig, wie der Name Sierra de la Ventana, Fenſtergebirge, bereits vermuten läßt; ihre Vegetationsdecke iſt gering; die Sierra Ventana iſt geradezu wüſt und öde, faſt völlig nackt und baumlos (Tafel 11, Abbildung 2). Weſtlich des 65. Meridians und nördlich des 36. Breitenkreiſes geht die obere Pampa allmählich in die inneren Hochebenen Argentinas über (vgl. S. 320). Ganz beſonders jenſeits des Rio Salado verſchwinden die Lagunen, und ſchon vor dem Fluſſe dehnt ſich eine der berüchtigten Traveſias, die Traveſia de Puntana, mit vollſtändigem Wüſtencharakter aus. Dieſer iſt auch noch bis gegen Mendoza zu verfolgen, denn die Traveſia del Tunuyan und das Land ſüdlich von San Luis ſind klaſſiſche Länder der Inlandsdünen und Flugſandhügel. Klimatiſch iſt die Pampa das am beſten bekannte Gebiet der Republik, da jetzt mehr als 100 meteorologiſche Stationen über ſie verteilt ſind. Gelegen zwiſchen 30 und 40° der Breite, erfreut ſich die Pampa eines geſunden ſubtropiſchen Klimas, für das Trockenheit und ſtarke Temperaturſchwankungen bezeichnend ſind. Dieſe nehmen von der Küſte gegen die Kordillere und von Norden nach Süden zu, wie folgende Tabelle zeigt: e ee ae, eee es Cördoba (437 m) 10650 22,90 9,90 13,00 704 Rosario (29 W 5 li. 17,20 24,70 1 15,10 921 Rio Cuarto (436 m)) 16,4 23,00 9,00 14,0° 752 Buenos Aires (22 m) . . 16,60 23,10 10,10 13,00 930 Mar del Plata (17 m) 13,60 19,60 7,90 11,70 690 Tandil (175 m) 14,40 21,20 7,90 13,30 790 General Ada (221m). . 14 22,70 7,20 15,50 498 Bahia Blanca (15 m ) 14,60 22,50 7,50 15,00 530 Die Küſtenſtationen Buenos Aires, Mar del Plata und Bahia Blanca haben alſo geringere Schwankungen als die in ähnlicher Breite gelegenen Orte Tandil, Rio Cuarto, Roſario, General Acha. Ihre wärmſten Monate, meiſt Januar, ſind kühler, ihre kühlſten Monate, im Norden Juni, im Süden Juli, in Mar del Plata Auguſt, ſind wärmer als die entſprechenden Monate der Inlandſtationen. Die Extreme erreichen in Buenos Aires und Mar del Plata 39,5“ und —5,00 (— 5,40), in Bahia Blanca 41,20 und —5, 20, dagegen im Inlande in Roſario 44,0“ und —7,8e, in Cördoba 43,70 und —8,9°, in Tandil 41,0 und —8, oe, in General Acha ſogar 43,50 und —9,2°. Im Inneren treten regelmäßig Wintertemperaturen auf, die an der Küſte nicht erreicht werden. Immerhin ſind auch an dieſer Temperaturen unter Null nicht ſelten, und anderſeits ſind die Sommermonate ſchon hier heiß, im Inneren oft ſehr heiß. Die Niederſchläge ſind gering, an der Küſte aber höher als im Inneren, wie Buenos Aires mit 930 gegen Rio Cuarto mit 752, Roſario mit 921 gegen Cördoba mit 704, Bahia 250 Das ungefaltete Land des Oſtens. Blanca mit 530 gegen General Acha mit 498 zeigen. Man erkennt aber auch eine Zunahme der Trockenheit gegen Süden von Buenos Aires mit 930 über Mar del Plata mit 690 nach Bahia Blanca mit 530 mm. Die Niederſchläge fallen in den nördlichen Teilen der Pampa in den Monaten November bis Februar, alſo im Sommer, wie Cördoba zeigt, das von 768 mm in dieſen Monaten 446, — 57 Prozent, erhält, während der Juni und Juli nur 13 mm empfan- gen, alſo faſt regenlos ſind; der Typus der Jahreszeiten iſt alſo noch ganz tropiſch. Aber ſchon in Roſario und Rio Cuarto iſt neben dem Dezember der März der regenreichſte Monat, ſo daß eine Annäherung an Herbſt- und Frühjahrsregen ſtattfindet. November bis März empfangen in dieſen Orten 58 und 70 Prozent allen Regens. Noch mehr tritt das in Buenos Aires hervor, wo die regenreichſten Monate März mit 118, Dezember mit 99 und Oktober mit 92 mm ſind, die Monate Oktober bis März 58 Prozent der Jahresſumme bringen und auch die Wintermonate Juni bis Auguſt noch 184mm, = 20 Prozent, erhalten. Die Tendenz der Verteilung des Regens über das ganze Jahr wird noch ſtärker in Tandil, Azul, General Acha, Mar del Plata und Bahia Blanca, doch iſt überall der März noch der regenreichſte Monat. In Bahia Blanca fallen im Herbſt 153, im Frühling 151, im Sommer 146 mm, alſo faſt gleichviel, und nur der Winter iſt mit 80 mm, — 15 Prozent, regenärmer. Unter den klimatiſchen Erſcheinungen der Ebenen iſt der Pampero die bekannteſte. Dieſer kühle Südweſtwind weht, wenn Barometermaxima ſich über der Pampa bilden und nordwärts wandern, und wechſelt ſchroff mit dem warmen, im Inneren erſtickend heißen Nordwind Zonda; daher ſind im Inneren des Landes Temperaturſprünge häufig. Reif iſt ſehr allgemein im Winter, Eis ſeltener, doch zerſtören Nachtfröſte zuweilen die Vegetation auch in Buenos Aires, alſo an der Küſte. Hagel fällt nicht oft, Gewitter nehmen nach Süden hin an Zahl raſch ab. Schnee fällt im ganzen Süden, in Buenos Aires ſehr ſelten. Die Pampa iſt ein einförmiges Grasland (Tafel 10, Abbildung 4). Dennoch ſind die dieſes bildenden Gräſer nicht überall dieſelben. Im Norden nehmen beſonders Arten von Festuca, Poa, Agrostis, Stipa, Paspalum, Panicum, Andropogon daran teil, während Kom— poſiten, Euphorbiazeen, Solanazeen, Verbenazeen und Malvazeen die Kräuter ſtellen. Im Süden herrſchen Stipa-, Melica-, Paspalum- und Andropogon-Arten, gemiſcht mit Kräutern und Stauden aus den Familien der Verbenazeen, Portulazeen, Malvazeen, Euphorbiazeen und Kompoſiten; Blumenſchmuck aber iſt im ganzen ſelten, nur an höher gelegenen, buckelförmig gewölbten Stellen trifft man dichte Teppiche mit bunten Blumen, Verbenazeen oder von der Portulaca grandiflora, die ein kräftiges Karminrot zeigt. Zur Trockenzeit iſt im allgemeinen die Steppe kahl, gelb und trocken, an den Lagunen und Flüſſen aber hält ſie ſich auch in der Trockenzeit friſch. Die zahlreichen Lagunen der Pampa umkränzen üppiges Sumpfgras, Gynerium, Binſen und vielfach auch Bäume, während die Salinen von einer Halophyten-Vegetation umgeben ſind. Ferner kommen in den Niederungen der gewellten Pampa Gebüſche vor, die ge— legentlich in Buſchwald und im Norden in Trockenwälder übergehen. Sie werden nördlich des Breitenkreiſes von Roſario häufiger und erſtrecken ſich auch noch von Soledad nahe dem Salado bis nach Reduccion am Rio Cuarto, jo daß man auf dem Wege von Santa FE nach Cordoba weit weniger Grasland zu überſchreiten hat als auf der Strecke von Roſario oder gar von Buenos Aires nach Cordoba. Am Rio Tercero nimmt die Gegend von Fraile Muerto an einen vom Grasland abweichenden Charakter an, holzige Gebüſche erſcheinen, werden nach Norden hin allmählich höher und verſchwinden erſt wieder in der Nähe der Salinas Grandes. Die La Plata-Länder: Die Pampa. 251 Wo die Gebirgswäſſer auf der ſonſt trockenen oberen Pampa bei Cördoba Leben ſpenden, da tritt ſogleich der Algarrobo-Baum (Prosopis duleis) mit ſeiner durchbrochenen Belaubung auf. Weiden, immergrüne Laurineen, verwilderte Orangen- und Pfirſichbäume, dazu der Ombu (Picurnia dioica), der in der Grasſteppe ſeines raſchen Wachstums wegen geſchätzt wird, ſind die bekannteſten Bäume (Tafel 10, Abbildung 4). Auch vier Palmen kommen in den öſtlichen und nördlichen Pampas vor: die höchſtens 9 m hohe Pindopalme am La Plata, die Vataypalme (Cocos yatay) in Entre Rios und zwei kleine Trithrinax- Arten von höchſtens 9m Höhe. Wo die Palmen zu Ende gehen, erſcheinen die von G. Niederlein als beſondere Vegetationsformation angeſehenen Talawaldungen, deren wichtigſte Glieder der Talabaum (Celtis Tala) von 8 m Höhe und der doppelt mannshohe Sambucus australis ſind. Dieſe Waldungen treten in ſehr verſchiedener Ausdehnung auf und bringen einige Abwechſelung in die ſo einförmige Landſchaft. Weiter im Süden, bei General Acha, umgeben Gynerium— beſtände die Lagunen, und dichtes Geſtrüpp von Prosopis-, Berberis- und Juniperus- Arten wird von 10 m hohen Algarrobo-Bäumen durchwachſen, aber nach J. v. Siemiradzki immer nur auf dem Boden der Täler. Die benachbarten höheren Ebenen tragen nicht einmal mehr Diſtelflecke und Kleefelder, ſondern nur violett blühende Gräſer, verkrüppelte Mimoſen und Kräuter. Im übrigen durchdringen ſich Steppe und Wald in der Art, daß Lichtungen der Pampa in die Wälder eingreifen und wiederum Waldinſeln auf der Grasebene erſcheinen. Die Pampinen Sierren enthalten meiſt nur eine ſpärliche Vegetation. In den feuchten Schluchten wächſt das Pampasgras Gynerium argenteum, an der Sierra Ventana die in der Pampa häufige Berberis diversifolia, eine kriechende Clematis und als höher auf— ragende Gewächſe der Dornſtrauch Colletia longispina ſowie Cereus-Arten. Überdies erhält die Landſchaft ihr Gepräge durch Opuntien, Echinocactus, den Chattarjtrauch, Mimojen- ſtauden und Oxalis-Arten ſowie durch die europäiſchen Kleeſorten Medicago lupulina und M. denticulata. In den höchſten Teilen fand N. Alboff nur noch etwa zehn Pflanzenarten, und auf der Sierra Lihuel Calel bemerkte J. v. Siemiradzki kaum etwas anderes als einen weißblühenden ſtacheligen Cereus. In der Gegend von San Luis und Villa Mercedes beginnt eine allmähliche Verände— rung der Pflanzendecke: auf die Graspampa folgen am Rio Cuarto halbſterile Flächen und Sandwüſte, und jenſeit des Desaguadero erſcheint in der Traveſia del Tunuyan eine völlig gleichmäßige, ſanft gegen die Kordillere aufſteigende Salzſteppe mit vollkommenem Mangel an Baumwuchs, fettigem, tonigem, faſt weißem Boden und kräftig auswitterndem Salz. Nutzpflanzen. Durch die Einführung europäiſcher Nahrungspflanzen und Frucht- bäume hat die Pampa einen anderen floriſtiſchen Charakter erhalten. Früher ein ödes Jagd- gebiet für Indianer, iſt ſie durch die Einfuhr von Schafen, Rindern und Pferden ein blühendes Viehzuchtgebiet mit anderem landſchaftlichen Charakter geworden. An die Stelle der ur- ſprünglichen Vegetation ſind weite Strecken einer violett blühenden Kleeart und Gebüſche übermannshoher buntblätteriger Diſteln getreten. Die Gegend iſt nach J. v. Siemiradzki „überall ohne jegliche Unterbrechung von Drahtzäunen (alambrados) begrenzt, ein Beweis, daß jeder Landfleck ſeinen Eigentümer beſitzt; Menſchen ſieht man jedoch außer in der un— mittelbaren Nähe der Städte äußerſt ſelten; man begegnet nur unzähligen Herden von Schafen, Pferden und Hornvieh, auch viele Strauße (Rhea americana) werden gezüchtet“. Die wichtigſten Nutzpflanzen ſind in den Eſtancias (Tafel 10, Abbildung 4) Luzerne, Weizen und Mais, dann Lein; auch werden Gemüſe und Fruchtbäume zahlreich gezogen, und 252 Das ungefaltete Land des Oſtens. Anpflanzungen von Eukalyptus, Weiden und Pappeln geben dem Lande einen fremden Anblick. Anderſeits haben europäiſche Unkräuter, beſonders Diſteln, weite Strecken der Pampa eingenommen und ihren urſprünglichen Vegetationscharakter ganz verändert. Die Tierwelt. Das Charaktertier der Pampa iſt die Vizcacha, da ſie weſtwärts nicht über den Rio Cuarto, ſüdwärts nicht über den Colorado hinauskommt, ein Nagetier von der Geſtalt, aber bedeutenderer Größe als unſer Kaninchen, daneben die Erdeule Strix oder Athene cunicularia, eine weiß und braun gefleckte Eule ohne Ohren, nicht viel größer als eine Dohle. Häufig ſind auch der ſchwarze Aasgeier (Cathartes urubu) und ein Chimango genannter Falke (Milvago chimango), der auf Feldern und Grasland ſo verbreitet iſt wie die Krähen in Deutſchland. Der Strauß, Aveſtruz (Rhea americana), durchſtreift die Grasländer in Trupps von 15 bis 20 Stück, wird aber von der Kultur immer mehr verdrängt. Naturgemäß findet in meridionaler Richtung eine Veränderung in der Tierwelt der Pampa ſtatt. In den nördlichen ſubtropiſchen Teilen der Steppe erſcheinen andere Tiere als im Süden, und die Lagunen haben eine andere Tierwelt als das trockene Grasland. Am Nordrand und in der Mitte der Pampa kommen noch Papageien, Spechte und Kolibris vor, ferner eigenartige Sänger und Hühner-, ſeltener Sumpf- und Waſſervögel. An den Wegen leben in Gebüſchen die Cachelotte (Anabates unirufus), ein Specht (Colaptes australis) und der ſchöne gelbe Kardinal (Gubernatrix cristatella), und die Viehherden werden be— gleitet von dem bei ihnen Nahrung ſuchenden Chopi-Vogel, dem Tordo, d. i. Droſſel, der Gauchos, Molothrus sericeus. Im Südweſten beginnt die Bizcacha in den höheren Teilen der Pampa ſüdlich vom Rio Cuarto zu fehlen, findet ſich aber noch in der unteren Pampa, namentlich in den Eroſionstälern der Gegend um General Acha. Hier iſt das Hauptfeld des Pampashaſen (Dolichotis patagonica), hier treffen die Vizcacha und ihre Begleiterin, die Erdeule, mit dem patagoniſchen Nager Tucutuco (Ctenomys magellanicus) zuſammen, und die Vögel und Inſekten ſind zahlreich. Von Raubtieren findet man den Fuchs Canis azarae und die wilde Katze Felis pajeros ſowie den Puma. Auf der trockenen Steppe begegnet man dem Steppenhirſch (Cervus campestris) und dem patagoniſchen Huanaco, dem Strauß, kleinen Raubvögeln und dem Pampashuhn, Martineta (Eudromia elegans). Auch die Pam— pinen Sierren haben noch ihre Fauna, die Sierra Lihuel Calel namentlich das hier ganz zum Bergtier gewordene Huanaco, den Steppenhaſen, das Gürteltier Praopus hybridus und den Nager Ctenomys magellanicus, nicht aber die Vizeacha; von Vögeln finden ſich Raubvögel, auch die Eule Athene cunicularia. Im Inneren, namentlich gegen die Kordillere hin, erſcheint auch das ſonderbare Mantelgürteltier oder der Schildwurf, Pichy ciego (Chlamydophorus truncatus). In der Gegend von Mendoza beginnt die Zahl der Waſſervögel ſich zu lichten, da die Trockenheit zunimmt, während die Gebirgsvögel, wie der Kondor, gelegentlich das tiefere Land überfliegen. Aber auch die Säugetiere werden ſeltener, ſelbſt Hirſche und Rehe fehlen auf den öden, braunen, oft ganz grasloſen Fluren. Die Bevölkerung. Wie die Vegetation der Pampa, ſo iſt auch ihre urſprüngliche Bevölkerung im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert und verdrängt worden. Die Ur- bevölkerung waren die Puelche oder Pampasindianer, die ein Übergangsglied zwiſchen den Chacoſtämmen und den Patagoniern bildeten. Sie ſind um 1880 endgültig im Süden über den Rio Negro, im Norden über den Salado getrieben worden. Noch im Jahre 1860 kamen Einfälle der nördlichen Pampasindianer bis in die Mitte der Pampa vor, und 1878 gab es auch im Süden noch Grenzkämpfe. Die raſch vorſchreitende Beſiedelung veranlaßte daher Die La Plata-Länder: Die Pampa. 253 1879/80 den Kriegszug des Generals Roca gegen die patagoniſchen, 1881/82 den des Generals Victorica gegen die Chacoſtämme. Seitdem nun im Norden wie im Süden das Land durch eine Reihe von kleinen Forts geſchützt wurde, gibt es keine unabhängigen unziviliſierten In⸗ dianer mehr in der Pampa, und auch die Zahl der angeſiedelten iſt gering, da ſeit der früheſten Beſiedelung eine Vermiſchung zwiſchen den Ureinwohnern und den Spaniern eingetreten iſt, die zur Entſtehung der eigenartigen Miſchbevölkerung der Gauchos Veranlaſſung gegeben hat. Die Gauchos waren Nachkommen von Spaniern und eingeborenen Weibern. Von den ſpaniſchen Soldaten hatten ſie nach H. Burmeiſter „das wilde, ungebundene Treiben, die Luſt und Neigung zur ſoldatiſchen Haltung, den Hang zur Beſchäftigung mit Pferden und den Abſcheu vor der mühſamen Feldarbeit des Landbauers ererbt“. Ihre Brauchbar— keit im Kriegsdienſt machte ſie zum Kern der Kavallerie Argentinas. Heute ſind ſie faſt ver— ſchwunden und vor dem Ackerbau ins Innere zurückgewichen. Die Städtebewohner gleichen dem allgemeinen Typus der Spaniſch-Amerikaner, doch überwiegt in den Städten der Pampa das europäiſche Element mehr als in anderen Teilen Südamerikas. Das iſt die Folge der ſtarken europäiſchen Einwanderung, die ſich faſt ausſchließlich nach den geſünderen, gemäßigteren Teilen Argentinas richtet. Sie iſt ſo mächtig, daß die Argentina faſt des Charakters ſüdamerikaniſcher Staaten beraubt worden iſt und mehr einen europäiſchen Anſtrich erhält. Namentlich die Italiener haben eine ſo bedeutende Kopf— zahl, daß die großen Hafenſtädte der Pampa, Buenos Aires und Roſario, bereits mit dem italieniſchen Element rechnen müſſen; aber auch das flache Land, beſonders in Santa Fe, erhält mit der Zeit zahlreiche italieniſche Ackerbaukolonien, und an der Südgrenze der Pampa ſitzen die Italiener auch als Viehzüchter und überſchwemmen überdies die Landſtädte mit Kleinhänd— lern. Die Geſamtzahl der Bewohner der Pampa darf man auf annähernd 4600000 anſetzen, und zwar nehmen daran teil Buenos Aires mit 3200000, die Gobernacion Pampa mit etwa 90000, Santa Fe mit 840000 Bewohnern, endlich große Teile von Cördoba und kleine von San Luis und Santiago del Eſtero mit annähernd 415000 Menſchen. Daher fallen von der Geſamteinwohnerzahl der Argentina, 7 Millionen, etwa 4½ Millionen auf die Pampa. Die Volksdichte iſt im allgemeinen noch gering, nämlich etwa 7; im Oſten, um Buenos Aires, ſehr viel höher, etwa 20—50, im Süden, in der erſt ſeit 1880 beſiedelten Gobernacion Pampa weit ſchwächer, noch nicht 1, in den älteren Provinzen Cördoba und Santa FE 10—3. Sie erhöht ſich überall da beſonders ſtark, wo an die Stelle der Viehzucht der Ackerbau tritt. Wenn auch die Volksmenge in der Pampa noch gering iſt, ſo ſind doch einige ihrer Städte alt. Die Beſiedelung erfolgte einerſeits vom La Plata aus, anderſeits von Chile her. 1535 wurde durch Pedro de Mendoza die Stadt Nueſtra Serra de Buenos Aires gegründet, 1573 Santa Fé und Cördoba. Buenos Aires mußte zwar 1537 ſchon wieder aufgegeben werden, blieb aber ſeit ſeiner zweiten Gründung (1580) durch Juan de Garay dauernd be— ſtehen und entwickelte ſich allmählich zum bedeutendſten Hafen der La Plata-Staaten und neuerdings zu einer modernen Millionenſtadt, zur größten Stadt Südamerikas. Um 1870 hatte die Stadt 120000, 1895: 650000, 1902: 850000, 1912 etwa 1400000 Einwohner; damit iſt ſie die zweitgrößte der romaniſchen Raſſe. In der Tat beſteht ihre Bevölkerung großen— teils aus Romanen, teils Argentinern ſpaniſcher Abkunft, teils Spaniern, und etwa 300000 Italienern. Nachdem ſie in den letzten Jahrzehnten raſch mit ihren Vororten Belgrano, Barracas, Alſina zuſammengewachſen, iſt ſie in ihrem unteren, am Fluſſe gelegenen Teil eine ältere Handelsſtadt mit ziemlich engen Geſchäftsſtraßen, in denen das Leben faſt ſo ſtark 254 Das ungefaltete Land des Oſtens. flutet wie in London oder in New Pork. Die äußeren Teile dagegen ſind breit angelegt und enthalten vielfach noch einſtöckige Häuſer. Glänzende öffentliche Gebäude, wie der Parlamentspalaſt, zahlreiche zum Teil ſchöne Plätze, wie die Plaza 25 de Mayo und die Plaza Victoria, Boulevards, wie die Avenida de Mayo, der Paſeo Colon, Standbilder von Bolivar, San Martin, Garibaldi, der Obelisk mit der Statue der Freiheit ſchmücken die Stadt. Sie beſitzt aber auch öffentliche Gärten, wie den prachtvollen Palermo— Park, den Zoologiſchen und den Botaniſchen Garten. 1909 hatte ſie bereits über 100 Linien der elektriſchen Straßenbahn, einige 20 Theater, wohlgepflegte Markthallen, großartige Banken, wertvolle wiſſenſchaftliche Anſtalten, wie die Univerſität, Kliniken und andere mehr. An Kirchen zählt die Stadt neben der von 1621 ſtammenden Kathedrale etwa 20 andere, und auf den Kirchhöfen finden ſich ganze Reihen impoſanter Denkmäler. Mangel⸗ haft ſind noch die Bahnhöfe, ungenügend auch die Hafenanlagen, die dem rieſig wachſenden Verkehr nicht mehr entſprechen. Eine durchaus künſtliche Schöpfung iſt dagegen La Plata, die Hauptſtadt der Provinz Buenos Aires (Tafel 11, Abbildung 3). Sie wurde erſt 1882 im Südoſten von Buenos Aires gegründet und iſt im weſentlichen eine Stadt der Beamten, der Gelehrten und der Verwaltung. Große Muſeen mit vorzüglichen Sammlungen, breite, ſchöne Straßen und Plätze, viele aus- gezeichnete öffentliche Gebäude vermögen aber nicht über die Tatſache zu täuſchen, daß La Plata wenig Leben, Handel und Verkehr hat; immerhin wird die Einwohnerzahl auf 95000 angegeben. Im übrigen ſind die Städte der Provinz Buenos Aires klein, da die Hauptſtadt ſie nicht aufkommen läßt. So ſind Mercedes an der Weſtbahn (15000 Einwohner), Chivilcoy (15000 Einwohner) und Campana, dieſes am Parana, zu nahe an Buenos Aires gelegen, um ſich raſcher entwickeln zu können, und ähnlich geht es wohl auch Pergamino und Junin im Weſten, Azul, Tandil und Chascomus im Süden, während Mar del Plata als vornehmes Seebad Ausſicht auf Wachstum hat. Aber erſt Bahia Blanca liegt weit genug von Buenos Aires entfernt und zugleich ſo günſtig, daß es wegen der raſch zunehmenden Be— ſiedelung der Pampa ein zweites großes Handelszentrum geworden iſt. Schon 1908 hatte es eine Ausfuhr von 211 Millionen Mark in Wolle und Weizen, Mais, Häuten, Talg, Haaren, Knochen, Kleie, Mehl und Straußenfedern. So hat es ſich denn auch von 13000 Ein- wohnern um das Jahr 1895 auf 35000, als Gemeinde 60000, im Jahre 1910 gehoben. Als Hauptort und Haupthafen der ſüdlichen Pampa hat Bahia Blanca eine große Zukunft. Die wichtigſte Siedelung im Inneren der Gobernacion de la Pampa iſt General Acha. Ahnlich wie Bahia Blanca hat auch Roſario gegenüber Buenos Aires Selbſtändigkeit zu erlangen vermocht. Es iſt der Hafen der nördlichen Pampa und kann von Seeſchiffen noch erreicht werden. Während die übrigen Häfen am Paranä, Campana, San Pedro und San Nicolas (20000 Einwohner), nicht ernſtlich gewachſen ſind, hat das 1725 gegründete Roſario ſeit Eröffnung der Dampfſchiffahrt einen großen Aufſchwung genommen, ſo daß es 1887: 50000, 1912 aber 209000 Einwohner zählte. Es iſt weſentlich Handels- und ſeit einigen Jahren auch Induſtrieſtadt mit ſtarker Ausfuhr in Weizen, Mais, Lein, Häuten, Wolle, Quebracho und Mehl; auch gibt es Eiſengießereien, Bierbrauereien, Gerbereien, ſehr große Mühlen, Korn- elevatoren und Zuckerfabriken. Um 1910 kamen etwa 1200 Dampfer an die Stadt. Fruchtbares Ackerland an der Grenze der Pampa und des Chaco ſowie reiche Bewäſſe— rung durch Arme des Paranä und des Salado haben Santa FE neuerdings zu einer Stadt von 50000 Einwohnern gemacht. Seit 1651 in die Sümpfe zwiſchen den genannten Flüſſen Die La Plata-Länder: Die Pampa. 255 verlegt, wuchs Santa FE wegen der Indianergefahr nur langſam und hat erſt ſeit Zurück— drängung der Chacoſtämme Leben gewonnen. Aderbau- und Induſtrieerzeugniſſe find die Erwerbsquellen ſeiner Bewohner. Dagegen konnte die Pampa im Weſten und Norden von Santa FE erſt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ernſtlich beſiedelt werden. Weſtlich der Stadt entſtanden ſeit 1856 Ackerbaukolonien, darunter Eſperanza und Rafaela, während von Cördoba aus die Täler des Primero und Segundo mit Siedelungen wie Santa Roſa, San Francisco, Concepcion beſetzt wurden. Am Rio Tercero liegen Villa Nueva und Villa Maria, weiter abwärts Belleville oder Fraile Muerto; am Rio Cuarto, im Mittelpunkt reichen Ackerbaues, die gleichnamige Stadt mit 15000 Einwohnern. Am wichtigſten iſt aber die ſchon 1573 gegründete Randſtadt Cördoba an der Grenze der Pampa und des Gebirges geworden. Schon 1699 Biſchofsſitz, wurde Cordoba bald der Mittelpunkt kirchlicher Beſtrebungen und iſt daher reich an Kirchen und Klöſtern. Auch durch wiſſenſchaftliche Tätigkeit hat es ſich von jeher ausgezeichnet, und noch heute iſt es der Sitz einer Nationalakademie und Univerſität, in der beſonders die ſeit 40 Jahren dort lebenden deutſchen Profeſſoren der Naturwiſſenſchaften Glänzendes geleiſtet haben, jo daß die Uni- verſiät von Buenos Aires bei weitem überſtrahlt wurde. Außerdem iſt Cördoba eine lebhafte Handels- und Induſtrieſtadt geworden, da die Provinz eine der wichtigſten der Republik iſt. So hat denn Cordoba um 1900: 60000, 1912 faſt 100000 Einwohner erreicht. — Auch Villa Mercedes am Südende der Sierra de Cordoba iſt eine weſtliche Randſtadt der Pampa. Wirtſchaftliche Verhältniſſe. Die Pampa iſt nicht nur geographiſch, ſondern auch wirtſchaftlich der Kern der La Plata-Länder. Ihrer Lage unter den Subtropen entſprechend, iſt ſie ein Grasland und demgemäß in erſter Linie für die Viehzucht geeignet. In der Tat beruht die argentiniſche Wirtſchaft in erſter Linie auf der Viehzucht. Dieſe hat einen gewaltigen Aufſchwung genommen, wie aus nachſtehender Tabelle hervorgeht: Schafe (1895) Rinder (1895) Pferde Viehſtand in Mill. Mk. (1908) Provinz Buenos Aires. . 53000000 7500 000 1675000 1324 Provinz CördobkKn nm 2 600 000 2000 000 583 000 234 Provinz Santa e. 2000 000 2 300 000 405.000 219 Gobernacion Pampa. 5300000 500 000 220 000 74 Zuſammen: 62900000 12 300 000 2 883 000 1851 Demgegenüber ergab die Viehzählung von 1908 im ganzen Lande 67200000 Schafe, 29117000 Rinder und 7531000 Pferde. Die Zahl der Schafe hat daher allerdings in den 13 Jahren von 1895 bis 1908 nicht viel zu-, ſondern eher abgenommen, da 1895 im ganzen Lande 74400000 Schafe exiſtierten. Dagegen iſt die im weſentlichen auf die Pampa be— ſchränkte Rinderzucht von 12,3 auf 29,1 Millionen Rinder gewachſen, und auch die Zahl der Pferde hat ſich faſt verdoppelt, von 4445000 auf 7531000. Ebenſo ſtieg die der Schweine von 653000 auf 1403000. Außerdem iſt die Pampa jetzt reich an Straußenfarmen, die man ſchon auf der Fahrt von Buenos Aires nach Mendoza von der Bahn aus gelegentlich zu Geſicht bekommt. Naturgemäß wird die Viehzucht vorwiegend auf Einzelhöfen betrieben, ausgedehnten, durch Stacheldrahtzäune eingefriedigten Eſtancias (Tafel 10, Abbildung J). Allmählich hat ſich aber auch der Ackerbau entwickelt, ſo daß dieſer jetzt für die Aus— fuhr die Viehzucht ſchon faſt überwiegt. Er muß an ſehr vielen Orten freilich mit künſtlicher Bewäſſerung betrieben werden, erzielt aber geradezu glänzende Ergebniſſe und hat einen rieſigen Aufſchwung genommen, wie folgende Tabelle zeigt: D or O Das ungefaltete Land des Oſtens. Bepflanzung in Hektar. 1 Jahr | Roggen | Weizen Mais Lein Luzerne Hafer Buenos Aires . . 1895 — 368000 | 609000 64 800 161 000 — Cordsbn . 1895 — — 95000 36 000 198000 — Santa e 1895 — 1030000 | 186000 | 266 600 134000 — Gobernacion Pampa. 1895 — — 2 765 — — — Buenos Aires 1908/09 54500 2152 900 | 1470000 | 442000 | 1650000 1 040 600 Gas 1908/09 13000 2050 000 | 250000 | 450000 1350 000 30 000 Seils F 1908/09 6500 1037240 820000 | 660000 760 000 35 000 o 1908/09 15000 902 800 59000 30 000 320 000 80 000 Die Anbaufläche von Mais ſtieg alſo von 1895 bis 1908/09 von 893000 auf 2599000 ha, alſo faſt um 200 Prozent, die von Luzerne auf 4 Millionen, im ganzen Lande von 700000 auf 4,7 Millionen, alſo um faſt 700%. Die Geſamtſumme des bebauten Landes betrug in Hektar 1908/09 in Buenos Aires 3525000, in Cordoba 1678000, in Santa TE 2014400 und in Pampa 370000. Da zu dieſer großen Ackerbauzone nur noch Entre Rios mit 565000 ha gehört, ſo beſtreiten die Pampaprovinzen zum mindeſten drei Viertel allen Ackerbaues. Cördoba iſt wegen ſeines künſtlichen Futterbaues die wichtigſte Erzeugerin von Luzerne, Santa FE wegen des Waſſerreichtums die von Lein; Gerſtenfelder gibt es beſonders in Buenos Aires, Erdnüſſe (Mani) kultiviert Santa Fe, Tabak Cordoba, Kartoffeln Buenos Aires und Santa Fé. Das Zuckerrohr gedeiht in den Pampaprovinzen kaum noch außer in Santa Fé, die Rebe dagegen in Buenos Aires, in Cördoba und in Santa Fe. Beträchtlich iſt der Anbau von Bohnen, Erbſen, Linſen, Bataten, Maniok, endlich Gemüſen. Auf dem gewaltigen Aufſchwung der Viehzucht und des Ackerbaues beruht auch der ebenſo rieſige der Induſtrie, die wiederum hauptſächlich in den Pampaprovinzen ihren Sitz hat. An erſter Stelle ſteht jetzt die Gefrierfleiſchinduſtrie, die auf den Ausfuhrmärkten allmählich das geſalzene Fleiſch der Saladeros verdrängt. Von den 20 großen Frigorificos Argentinas liegt nur die von Kemmerich in Entre Rios. Auf der Viehzucht beruhen ferner die Milchinduſtrie, die Herſtellung von Butter und Käſe und die Verſorgung der großen Städte, in erſter Linie der Hauptſtadt, mit Milch und ferner die Häuteinduſtrie und Gerberei. Auf den Ackerbau ſind gegründet die Mehlfabrikation, die beſonders nach Braſilien liefert, die Zuckerinduſtrie, z. B. in Roſario mit Zucker von Tucuman, und die Brauerei, namentlich in Buenos Aires und Cördoba. Große Ausſichten für die Zukunft haben die Weberei, die Quebrachoinduſtrie, vornehmlich in Santa Fe, und die erſt beginnende Großfiſcherei. Dazu kommen die Papier-, Hut⸗, Zündholz- und Parfümfabrikation, die Anfänge einer Tertil- induſtrie, eine bedeutende Likörfabrikation, Nudel- und Kakesfabrikation und die Her- ſtellung von eingemachten Früchten. Den Handel der drei Pampaprovinzen und der Gobernacion Pampa kann man faſt mit dem Handel der Argentina überhaupt gleichſtellen, denn mit Ausnahme eines Teiles von Entre Rios, das ſeine eigenen Häfen hat, geht nahezu der geſamte Handel des Inneren, des Chaco und der andinen Provinzen über die Pampaprovinzen nach den in ihnen liegenden Handelsemporien Buenos Aires und Roſario. So haben denn dieſe beiden Häfen und Bahia Blanca zuſammen (1910) einen Verkehr von 12%, Millionen Regiſtertonnen (vgl. S. 278). Patagonien und Feuerland: Das Land. 19 O i > * — 2 —U— — 55 sten 2 Er 2 . * — . — 0 2 x 2 Rn tt . NE * 3 * N x * — — W . 0 . N. 8. N — 9 — a Pa: N al 5 7 EM 8 ER ER IR Te he ß > — 25 — — 2 WN 2 sur. An st * 0 Mer: * — 2 er _ r 5 5 wich — 6 — 7 RER — — — Die peruaniſche Kordillere: Die Bevölkerung. 371 über. Dann eroberten die Inkas, vom Hochlande her, die Küſte und pfropften auf die vor— handenen älteren Kulturen ihre eigene. Sie beſeitigten aber auch in der Sierra die vor— gefundenen anderen Kulturen, wirkten alſo überall nivellierend. Wir vermögen daher in Peru eine Anzahl von alten Kulturen übereinander zu erkennen, ohne daß deren zeitliche Reihenfolge oder Alter bisher genügend ſichergeſtellt wären; Max Uhle nimmt für die Ent⸗ wickelung der Kulturen der Küſtenvölker 2000—3000 Jahre an. Die Küſtenſtämme wurden von den Inkas als Yunca zuſammengefaßt, doch be— deutet dieſer Name nur die nach der Küſte hinabführenden Täler und iſt von dieſen auf ihre Bewohner übertragen worden. Überall, wo Waſſer rinnt, entwickelten ſich Siedelungen, die bei zunehmender Kultur den Anbau von Baumwolle, Mais und Früchten betrieben. Im Süden beſtanden anſcheinend nur unbedeutende Staatsweſen, weshalb denn auch hier die hinterlaſſenen Ruinen großer Bauten ſpärlich ſind. Erſt im Norden der jetzigen Provinz Ica gab es mächtigere Staaten, namentlich in den Tälern Chincha und Caßete. Noch heute ſtehen im Tal von Chincha Tempelreſte, große Höfe, kleine Wohngebäude und Reſte eines Palaſtes mit eigentümlicher Architektur, in dem von Cartete die Trümmer der alten Inkafeſtung mit Türen und Niſchen, gewaltigen Steinen und allen Merkmalen von Inkabauten. Nördlich von Cartete hatten die vier Täler von Lurin, Lima, Chancay und Huaman einen gemeinſamen Herrſcher. Das bevölkertſte, namentlich aber wegen ſeiner Kultſtätte berühmteſte Tal der ganzen Küſte war Lurin; hier erhob ſich der Tempel des Pachacamac, ſowie ein Sonnentempel, ein Kloſter der Sonnenjungfrauen und die alte Stadt Pachacamac ſelbſt. Auch im Tale des Rimac, um Lima, ſaß eine dichte Bevölkerung in drei Städten: das alte Huadca iſt jetzt ein Haufen von Huacas, in denen eine Feſtung, ein Palaſt, ein Tempel und viele Häuſer zu erkennen ſind; Armatambo und Cajamarquilla ſind die beiden anderen. Sie alle zeigen keine Einwirkung der Inkas, während im Tale von Huacho am Fluſſe Huaman wieder eine alte Inkafeſtung, Paramanga, mit zwei großen Baſtionen, einer Ringmauer und mächtigen Terraſſen, ſowie am Meere in dem jetzigen Cerro de la Horca eine alte Burg ſtanden. In dieſen Gegenden liegen, zum Teil an waſſerloſen Stellen, wie bei Ancon (ſ. die beigeheftete Farbentafel), wo Reiß und Stübel umfangreiche Grabungen veranſtaltet haben, ausgedehnte Nekropolen, weite Totenfelder mit unzähligen Maſſen⸗ und Einzelgräbern. Überall wurden die Leichen in hockender Stellung im Wüſten⸗ ſande beigeſetzt, mit Baumwollzeug, dann mit Binden umwunden, mit einem Gewand be— kleidet, darauf in dicke Lagen roher Baumwolle gehüllt oder auch in einen ſtarken Sack oder in geflochtene Matten eingenäht, die mit Stricken zuſammengehalten wurden. Dieſen Ballen ſetzte man einen künſtlichen Kopf aus Stoffen oder Holz auf. Allmählich erfolgte dann in dem ſalpeterhaltigen Sande die Mumifizierung der Körper. Beigegeben wurden Grab— tafeln, mit Wollfäden umſponnene Rohrſtäbe, Waffen, Werkzeuge, Schmuckſachen, Flöten, Ruder, Zeremonialſtäbe und ſtandartenartige Ehrenzeichen. Mit dem Tal von Casma beginnt eine andere Bauart. Die hier ſtehende Feſtung Chancaillo hat ovale Rundmauern, niedrige runde Türme und quadratiſche Bauten. Auf einem anderen Hügel ſieht man Mauertrümmer mit Stufen und Plattformen, vielleicht zwölf Altäre, bei Mojeque Tempelruinen mit drei übereinanderliegenden Plattformen aus Granit, ähnlich wie die mittelamerikaniſchen Stufenpyramiden. Ebenſo ſind im unteren Santa— tale neben deutlichen Inkabauten Reſte früherer Häuptlingswohnungen und Feſtungen, Caſtillos, bei Panamarquilla im Tale Nepeña ein pyramidenförmiger Tempelbau erhalten. 24 * 372 Das gefaltete Land des Weſtens. Endlich folgt nahe Trujillo das berühmte Trümmerfeld von Chanchan, gewöhnlich Gran Chimu genannt. Hier ſtehen auf einer Fläche von 5—6 qkm graue Mauern mit hofartigen Räumen ſowie drei künſtliche Hügel mit Baureſten. Von dieſen lieferte die Huaca de Toledo 1577/78 den reichſten Fund in Peru im Werte von 7 Millionen Mark: goldene Trinkgefäße, Schalen, Figuren, Schmuckſachen, Gürtel, Diademe und Götterbilder; ſie war vielleicht eine mit einem Tempel verbundene Grabſtätte, während die Huaca de la Roſa als ein alter Königspalaſt, die Huaca del Sol am Rio Mocha als ein Sonnentempel der Inkas gilt. Die Stadt ſelbſt enthält 4—8 m hohe, oben ſpitz zulaufende Mauern, zwei angebliche Paläſte, Waſſerbehälter, Waſſerleitung, Hafenanlagen und Staubecken, wurde aber von den Inkas, anſcheinend durch die Zerſtörung der Waſſerleitungen, erobert, ſo daß ſie ſchon bei Ankunft der Spanier verödet dalag. Die Bewohner von Chimu verehrten beſonders den Mond, die Sonne und das Meer, Felſen und Götzenbilder; ſie trieben Ackerbau und Fiſchfang, bauten Mais, Yuca und Bataten, brauten eine Art Chicha, hielten Hunde und Meerſchweinchen und befuhren das Meer mit den noch jetzt üblichen floßartigen Caballitos (Pferdchen) aus Schilf und Rohr. Sie waren ſehr geſchickt in der Metallbearbeitung und der Töpferei, haben zahlloſe beachtenswerte Geſichtsvaſen und Geräte aller Art hinterlaſſen und verſtanden auch die Anfertigung von Geweben gut, während die Baukunſt weniger ent— wickelt war; doch wurden auch hier pyramidenförmige Tempel, wie der bei Eten noch ſtehende, aus geſchichtetem Lehm erbaut. Die Stämme der Sierra. In der Sierra war die Bevölkerung ebenſowenig ein— heitlich wie an der Küſte. In Nordperu jagen kleinere Völker, mit einer Reihe von Kultur— mittelpunkten, z. B. um Cajamarca, in der Nähe von Huamachuco, wo die Feſtung Marca Huamachuco ein ſolcher geweſen iſt, dann in den Conchucos genannten Tälern um 8° ſüdl. Breite, im Santa-Tale, wo der Puma Cayan über Huaraz einen Häuptlingsſitz bezeichnet, weiter im Tale des oberen Puccha, bei Chavin de Huantar, wo ein großer, zum Teil unter— irdiſcher Palaſt den berühmten Stein von Chavin geliefert hat und noch große Reſte eines alten Tempels ſtehen. Weitere Stämme waren die Huanka um Huankavelica, die Huaman bei Ayacucho und die Chanka um Andahuaylas. Über dieſe kleineren Kulturen ragen zwei Völker hinaus, von denen das eine, die Aimarä (vgl. S. 340), jetzt ſeine Wohnſitze hauptſächlich in Bolivia hat. Die Verbreitung der Aimarä muß aber weit größer geweſen ſein, da ihr Einfluß ſich an der Küſte nordwärts bis Lima nachweiſen läßt und ihre Grabtürme, Chullpas, noch in den Conchucos vorkommen. Alle dieſe Stämme gingen in den letzten Jahrhunderten vor der Eroberung durch die Spanier in dem Reiche der Inkas auf, deſſen Gründung dem bedeutendſten Volke der Sierra, den Ketſchua, Quechua oder Quichua, auch Khechua, Keſhua, gelungen iſt. Sie er— oberten nach und nach nicht nur das Hochland von Peru, ſondern auch das Küſtenland, ferner das heutige Ecuador, das jetzige Bolivia und dehnten ihre Herrſchaft ſüdwärts bis zum Rio Maule in Chile und bis über die Täler von Calchaqui in Nordweſt-Argentinien aus. Überall verpflanzten ſie die unterworfenen Stämme in ihr urſprüngliches Gebiet, oder ſie ließen die eroberten Landſchaften durch Beamte, die von ſtarken Garniſonen in Feſtungen unterſtützt wurden, verwalten. Sie übten eine Art von Militärkoloniſation, zwangen den Unterworfenen ihre Sprache, das Ketſchua, auf und errichteten über den Tempeln der⸗ ſelben ihre Sonnentempel, wie in Pachacamac bei Lima; auch ſicherten ſie ihre Herrſchaft durch ein gut funktionierendes Syſtem des Schnellverkehrs. Die peruaniſche Kordillere: Die Bevölkerung. 373 Die Ketſchua waren und ſind zum Teil auch heute noch echte Vertreter der ameri— kaniſchen Raſſe mit olivenfarbener Haut, ſcharfen Geſichtszügen, kurzem Schädel und mächtig entwickeltem Rumpf. Ihre Nahrung beſtand in Mais, Quinua, Oka, Arracache, Ulluco und Kartoffeln. Koka wurde als Speiſe der Vornehmen betrachtet und nur ſelten an das Volk verteilt; endlich wurden Fiſche und das Fleiſch der männlichen Llamas genoſſen. Die Kleidung bildeten der baumwollene Poncho, Sandalen, Kopfbinden, kurze Mäntel und bei den Frauen große Decken und Gürtel. Die Gewerbtätigkeit war überhaupt bei den Ketſchua hoch entwickelt: namentlich die Töpfer und Metallarbeiter galten als ſehr geſchickt und be- arbeiteten Gold, Silber, Kupfer zu allerlei Geräten und zu Waffen. Die Bauten der Ketſchua waren ganz beſonders großartig. Die Häuſer freilich, deren man noch heute einige erhalten findet, ſcheinen einfach geweſen zu ſein; ſie hatten einen inneren Hof, um den die untereinander nicht verbundenen und fenſterloſen Zimmer lagen, und ſpitze Dächer von Holz, Stroh, Gras. Die Feſtungen, darunter Sacſa Huaman über Cuzco, Ollantai Tambo und Piſac im Urubamba Tale, enthielten gewaltige Tore, Stein— mauern, rieſige konzentriſche Steinwälle, Turmanlagen. Vor allem aber ſind die Tempel von Cuzeo berühmt geworden. Dieſe alte Herrſcherſtadt zerfiel in Ober-Cuzco oder Hanan— Cuzco und Unter⸗Cuzco oder Hurin-Cuzco, über denen ſich am Fuße des Sacja Huaman die Terraſſe Collcampata erhob. Mitten in der Stadt lag der große Feſtplatz, Hancaypata, und an dieſem im Dreieck der Sonnentempel, die Königspaläſte, das Kloſter der Sonnenjung— frauen und die Häuſer der Adligen. Heute ſind noch einige alte Mauern vorhanden, Grund— mauern von Häuſern und eintönige Wände, alles von gewaltiger Feſtigkeit und aus mäch— tigen Steinen zuſammengeſetzt. In dem großen Sonnentempel Intihuaſi, „Sonnenhaus“, ſtand das Bild der Sonne in einer weiten, mit Goldplatten bekleideten Halle; auch das Bild ſelbſt war aus goldenen Platten gearbeitet und hatte ein menſchliches Antlitz, von geflammten Strahlen umgeben, deren Ränder mit Edelſteinen eingefaßt waren. In einem Neben- gemach befand ſich das auf einer ſilbernen Platte eingemeißelte Bild der Mondgöttin, wiederum inmitten von Silberplatten. Auch die Türen waren mit Gold und Silber belegt, das Geſims beſtand aus goldenen Platten, und in einem Hofe waren die Reſervevorräte an Gold zu Pflanzen, Blumen, Früchten und Tieren verarbeitet. Weitere Inkabauten bietet namentlich Colpa oder Huänuco viejo, wo noch eine ganze Lagerſtadt mit den Ruinen eines Sonnentempels und eines Inkapalaſtes und mehrere als Vorratshäuſer benutzte Türme vorhanden ſind, und neuerdings mehrte ſich die Zahl der auf— gefundenen alten Städte beſonders um den Apurimac. Sehr bemerkenswert ſind endlich die Straßen und Brücken, wie die 42 m lange, 49 m hohe Steinbrücke von Pachachaca in Junin. Von der Hauptſtadt Cuzco liefen nämlich nach den vier Himmelsrichtungen vier Hauptſtraßen in die vier großen Provinzen des Reiches: die bekannteſte über Cajamarca nach Quito, eine zweite nach Nazca an der Küſte, eine dritte nach der Gegend von Arequipa und Arica und die vierte nach Chuquiabo, jetzt La Paz. Sie überquerten in möglichſt gerader Richtung Berge und Täler, waren gepflaſtert, mit Mauern und Baumreihen eingefaßt und in gewiſſen Abſtänden mit Unterkunftshütten, Tambos, verſehen, wo die Läufer der Inkas zu übernachten pflegten, deren Nachrichten außerordentlich ſchnellübermittelt wurden. Waſſer— leitungen führten vielfach aus feuchteren Gegenden in trockene, insbeſondere an der Küſte. Die Familie, die Grundlage des Staates, beruhte im allgemeinen auf der Einzelehe, außer bei dem hohen Adel. Die Kinder wurden ſtreng erzogen und früh abgehärtet, aber 374 Das gefaltete Land des Weſtens. wenig unterrichtet, denn die Schulen waren nur für die Kinder der Vornehmen, die in dem Hauſe der Wiſſenſchaften in Cuzco von den Anautas, Prieſtern, in der Beobachtung der Geſtirne, der Feldvermeſſung und der Anlage von Bauten unterwieſen wurden. Im übrigen beſtand eine durchaus kommuniſtiſche Verfaſſung. Von dem Lande erhielten der Inka und die Sonne, d. h. die Prieſter, je einen Teil, der dritte und vierte Teil aber wurden für die Bearbeiter und ihre Familien, für Schwache und Witwen gemeinſam beſtellt. Die aus dieſen beiden Vierteln gewonnene Ernte wurde geteilt, die anderen beiden Viertel aber, das für den Inka und das für die Sonne, zum Teil zu Reſervevorräten verwendet. Angeſtellte der Regierung ſorgten für richtige Bearbeitung des Bodens, der künſtlich be— wäſſert, mit dem Guano der Küſteninſeln gedüngt und den Familien je nach ihrer Kopfzahl in größeren oder kleineren Parzellen zugeteilt wurde. Zweimal im Jahre wurde Wolle, Baumwolle und Leder von Staats wegen ausgeteilt; nachdem unter Aufſicht der Beamten die Kleidung angefertigt worden war, wurde der Reſt an die Behörde zurückgegeben. Ebenſo wurden die Laſt- und Haustiere gleichmäßig verteilt. Über je 10, je 100, je 1000 Familien waren beſondere Aufſeher geſetzt: niemand durfte einen anderen Beruf ergreifen als ſein Vater, niemand ſeinen Wohnort wechſeln, niemand Hageſtolz bleiben; auch die religiöſen und weltlichen Feſte wurden vollkommen ſchematiſch abgehalten. Unter dieſen Umſtänden darf es nicht wundernehmen, daß das ganze Volk zum Kriegs— dienſt herangezogen und militäriſch durchgebildet wurde, und dieſer ſtraffen Diſziplin iſt auch die Unterwerfung der benachbarten Völkerſchaften zu danken. Infolge der guten Organi— ſation des Staates konnten Statiſtiker genaue Verzeichniſſe über die Zahl der Bevöl— kerung, über Geburten und Todesfälle ſowie über die Tribute und die in den Speichern des Staates aufbewahrten Lebensmittel, Kleidungsſtücke und Waffen führen. Sie bedienten ſich dazu in Ermangelung der Schrift einer eigentümlichen Bezeichnungsweiſe durch Knoten, Kipus, die, aus wollenen Fäden von verſchiedener Farbe in mancherlei Weiſe geſchlungen und gruppiert, an einer gemeinſamen dicken Schnur befeſtigt wurden und vereinzelt heute noch zur Viehzählung im Gebrauch ſind. Die Religion war der Sonnenkultus. Am Tage der Winterſonnenwende wurde das Sonnenfeſt gefeiert, bei dem der Sohn der Sonne, der Inka ſelbſt, als Oberprieſter diente. Neben der Sonne, Inti, verehrten die Ketſchua auch zwei andere Gottheiten: Viracocha oder Huiracocha und Choke illa. Huiracocha, der „Lavaſee“, iſt wohl die Perſonifizierung des feuerflüſſigen Elements, und Reſte ſeines großen Tempels befinden ſich bei Rajchi im Tale des Huilcamayo bezeichnenderweiſe am Fuße eines erloſchenen Vulkans mit zahlreichen Lavaſtrömen. Der zweite Gott war der Regen- und Blitzgott, die Religion war alſo eine Verehrung der Naturkräfte. Die Prieſter zerfielen in mehrere Klaſſen; der Oberprieſter war der angeſehenſte Mann nächſt dem Inka. Über dem ganzen Staatsbau thronte als abſoluter Herrſcher der Inka, ein Sohn der Sonne, der als Halbgott und nach ſeinem Tode geradezu als Gott verehrt wurde; die Mumien der dreizehn Inkas ſtanden im Hauſe der Sonne in Cuzco und die der Inkafrauen, die ſtets Halbſchweſtern der Inkas waren, in dem Saale des Mondes. Glanz und Pracht umgaben den Inka, deſſen Abzeichen eine ſchwarzrote Kopfbinde und weiße und ſchwarze Federn waren; ſeine Bedienung bildeten Söhne des Adels. Überlieferungen verlegen die Grün— dung des Reiches in das 11. Jahrhundert n. Chr. und ſchreiben ſie dem Sonnengott ſelbſt zu, der ſeinen Sohn Manko Kapac und deſſen Weib Mama Oello auf die Inſel Titicaca im Die peruaniſche Kordillere: Die Bevölkerung. 375 gleichnamigen See ausſetzte. Von hier aus breitete ſich die Kultur zuerſt nach Nordweſten aus, wo die Stadt Cuzco, die heilige Stadt der Indianer Perus, gebaut wurde. Dreizehn Inkas folgten dem Manko Kapac auf dem Throne Perus, unter denen Thupac Jupanqui das Reich bis nach Quito und Nordchile und Huaina Kapac deſſen Einfluß bis weit in das Tiefland Amazoniens ausdehnte. Während alle dieſe Stämme zu einer gemeinſamen Maſſe verſchmolzen ſind, haben ſich die Antis als Volk noch erhalten, wenn auch bei weitem nicht in der Ausdehnung, die dieſer Stamm unter dem Namen Kampa gehabt hat. Sie haben ihren Namen auf das Gebirge der Kordilleren übertragen und bewohnen das Land zwiſchen dem Mantaro-Ené-Tambo und dem Urubamba⸗Quillabamba; ſie tragen lange Gewänder, bemalen ſich rot und ſchwarz, ſchmücken ſich mit Federn und bilden mit ihrem Leben in der Montana und ihrer Hinneigung zu Jagd und Fiſchfang den Übergang von den Bewohnern der Sierra zu den Waldindianern des Tieflandes. Ihrer ethnographiſchen Stellung nach gehören ſie zur Aruak-Gruppe, deren weſtliche Vorpoſten ſie ſind. Die eingewanderte Bevölkerung. Während die Indianerbevölkerung zurück— ging, iſt die der Fremden, namentlich an der Küſte, raſch gewachſen. Schon bei der erſten Landung in Tumbez führte Pizarro Neger mit ſich, aber zu größerer Einwanderung kam es doch erſt um die Mitte des 16. Jahrhunderts, und bald war die Zahl der Neger größer als die der Weißen: um 1625 betrug ihre Zahl 30000, davon in Lima und Umgebung 22000, der Reſt im übrigen Küſtenlande, da die Neger die kalte Sierra und Puna nicht lieben. Gegen 1820 wurde die Einfuhr von Sklaven verboten, 1835—39 aber wieder zugelaſſen, nachdem San Martin bereits alle nach 1821 Geborenen für frei erklärt hatte; endgültig abgeſchafft wurde die Sklaverei erſt 1856. Damals ſollen noch 15000 Negerſklaven vorhanden geweſen ſein. Seitdem nimmt ihre Zahl wegen Aufgehens in die anderen Raſſen ab. Infolge des Verbotes der Sklaveneinfuhr und der Ausdehnung des Zuckerrohranbaues wurden von 1850-75 auch in Peru gegen 90000 faſt nur männliche ſüdchineſiſche Kulis eingeführt, meiſt als Arbeiter an den Eiſenbahnen und auf den Guano-Inſeln. 1876 war ihre Zahl aber auf noch nicht 50000 geſunken, es waren alſo faſt 42 Prozent geſtorben. Seit 1882 erhielten die Chineſen freie Verfügung über ſich und haben ſich ſeitdem als kleine Händler, Köche, Wirte über das Land verbreitet, zum Teil aber auch größere Firmen gegründet. Die Weißen ſind die herrſchende Raſſe in Peru ſeit der Conquiſta, doch ſind jetzt die Familien reinen weißen Blutes ſelten, die Meſtizen dagegen häufiger. Die Miſchung von Spaniern und Negerinnen ergab eine zweite, allmählich der weißen ſich immer mehr nähernde Miſchraſſe. Man unterſcheidet weiße Kreolen, weiße Meſtizen, Meſtizen, Mulatten und Chinos (Abkömmlinge von Negern und Mulattinnen), ferner Quarteronen (ſolche von Weißen und Mulattinnen), Quinteronen (die von Weißen und Quarteroninnen) und Cholos (die Abkömmlinge von Meſtizen und Indianerinnen). Häufig heißen auch alle Negerblut und Negerzüge zeigenden Miſchlinge Zambos, alle mit Indianermerkmalen Cholos, im ganzen ſchlägt aber das indianiſche Element mehr und mehr wieder durch. Nach C. Wieße kommen 50 Prozent aller Einwohner auf die Indianer, 32 auf Miſchlinge, 15 auf die Weißen und 3 auf die Neger, nach meiner Meinung über 50 Prozent auf Miſchlinge. Allmählich hat ſich ein Gegenſatz zwiſchen den Küſtenbewohnern, Cojterios, und den Gebirgsbewohnern, Serranos, herausgebildet; erſtere ſind lebhafter, freier, betriebſamer und beſitzen die politiſche Macht, letztere verſchloſſener, mißtrauiſcher, meiſt den Cojterios durchaus 376 Das gefaltete Land des Weſtens. abgeneigt und rückſchrittlicher geſinnt. In den Städten beſteht die weiße Bevölkerung vor— nehmlich aus Beamten, Offizieren, Geiſtlichen, Kaufleuten, Arzten und Ingenieuren, auf dem Lande aus Gutsbeſitzern, kleineren Landwirten und Bergwerksbeſitzern. Die Fremden ſind faſt ausſchließlich europäiſche Kaufleute, Eiſenbahn- und Bergwerksbeamte und haben den Handel in Händen. Die Amerikaner beherrſchen durch den Ankauf der Minen von Cerro de Pasco das Bergweſen, die Engländer durch ihre mächtige Peruvian Corporation Eiſen— bahnen und induſtrielle Anlagen, die Deutſchen den Geſamthandel in ſteigendem Maße. d) Die Beſiedelung. Peru hat nach der offiziellen Angabe eine Fläche von 1833916 qkm, nach plani— metriſcher Berechnung in Juſtus Perthes' geographiſcher Anſtalt aber nur 1137000. Hierzu ſind aber noch 30000 qkm zu rechnen, die 1909 von Bolivia erworben wurden, ſo daß die Geſamtfläche des Landes ungefähr 1170000 qkm betragen wird. Auf dieſem Raume ſollen 5580000 Menſchen leben, aber dieſe Zahl iſt ganz unſicher, da ſeit 1876 keine Volks— zählung ſtattgefunden hat. Von dieſen 5½ Millionen Einwohnern kann man wohl den vierten Teil, 1400000, auf das Küſtengebiet rechnen, auf die Montafia aber, ungerechnet die frei ſchweifenden Indianer des Tieflandes, kaum 150000. Der ganze Reſt, rund 4 Millionen, alſo 72 Prozent, bewohnt die Sierra, die auch in dieſer Hinſicht der Kern des Landes iſt. Demnach hat die Sierra bei rund 850000 qkm Fläche, wie das ganze Land, eine Volksdichte von faſt 5, die Küſte bei 100000 eine ſolche von 14, die Montaita aber mit 220000 qkm eine Dichte von 0,7 auf 1 qkm. Wieße rechnete für 1876 bei 3 Millionen Bewohnern für die Sierra 1930000, für die Küſte 685000, für die Montana 385000. Im ganzen iſt die Volks— dichte im Norden höher als im Süden. Die Küſte. Nach dem auf S. 358 und 364 über die Küſte Geſagten konnten Ortſchaften dort nur an Waſſerläufen entſtehen; ſie ſind naturgemäß meiſt Hafenorte, doch kommen auch weiter aufwärts in den Flußtälern Dörfer und ſelbſt kleine Städte wie Ica vor. Auf die bereits auf S. 345 beſprochenen Häfen Islay und Mollendo folgt eine ſehr wenig beſiedelte Küſtenſtrecke mit der kleinen Hafenſtadt Camana (4000 Einwohner). Pisco ift ein ſandiger, öder Ort mit bedeutender Vergangenheit; nachdem er jedoch 1687 durch eine Erdbeben— flutwelle faſt vernichtet wurde, hat er ſich nicht wieder ganz erholt. Am Mittellauf des Rio Ica liegt ca, ſchon 1563 gegründet und 1569, 1647 und 1664 durch Erdbeben beſchädigt, mit 7000 Bewohnern, in 400 m Höhe, mit Anbau von Wein, Zucker und Herſtellung von Zuckerbranntwein und ſogenannten Piscos, Tongefäßen für die Aufnahme des Weines. Neuere Häfen ſind Tambo de Mora vor Chincha und Cerro Azul vor Cariete. Lima, die Hauptſtadt von Peru, wurde 1535 von Francisco Pizarro gegründet, war jahrhundertelang Sitz des Vizekönigs und wurde als Reſidenz desſelben und als Ausfuhrort aller Schätze des Landes mit verſchwenderiſchem Luxus ausgeſtattet. Die ſchachbrettartig in einer weiten, künſtlich bewäſſerten und gut angebauten Ebene zu beiden Seiten des Rimac am Fuße des Berges San Criſtöbal angelegte Stadt enthält aus der ſpaniſchen Zeit noch die gewaltige zweitürmige Kathedrale und den erzbiſchöflichen Palaſt, beide an dem Haupt⸗ platze, Plaza de Armas, und als beſondere Sehenswürdigkeit das alte Haus der Vizekönige, Caſa de los Vireyes, und das Grab des Pizarro. In neuerer Zeit hat man an die alte innere Stadt neue moderne Quartiere mit ſchönen Boulevards und großen Häuſern, auch vielen öffentlichen Gebäuden, angebaut und hält die Straßen ſauber, ſo daß der Aufenthalt in der Die peruaniſche Kordillere: Die Beſiedelung. 377 Stadt angenehm iſt. Lima hatte 1913: 150000 Einwohner, doch wird man mit dieſer Zahl der Bedeutung des Wohnplatzes nicht gerecht. Dieſem ſind vielmehr die durch elektriſche Bahn mit Lima verknüpften Vororte Miraflores, Barranco und Chorrillos mit zu— ſammen vielleicht 10000 Einwohnern zuzuzählen, am Meere gelegene Villenorte und See- bäder, Stätten des eleganten Lebens ſowohl wie auch der Zurückgezogenheit. Im Nord— weſten von Lima iſt ferner Ancon ein kleines Seebad und eine Art Vorort von Lima. Namentlich aber iſt der Verkehr zwiſchen Lima und der kaum 6 km entfernten Hafenjtadt El Callao (Kallu = Zunge, Landzunge) lebhaft, wohin zwei Eiſenbahnen und eine elek— triſche Linie führen. Callao, 1537 von Diego Ruiz auf einer La Punta genannten Land— ſpitze gegründet, 1671 Stadt, wurde 1746 durch Erdbebenflutwellen zerſtört, iſt aber aus allen Kriegen und Fährniſſen immer wieder erſtanden, da es einen durch die Inſel San Lorenzo geſchützten guten Hafen hat. Heute iſt Callao eine lebhafte echte Hafenſtadt von etwa 35000 Einwohnern. Im ganzen wohnen daher in Lima, Callao und den Vororten von Lima mehr als 200000 Menſchen. Die Küſte nördlich von Lima hat auf eine weite Strecke keine Anſiedelungen von Bedeutung; zu erwähnen ſind nur Huacho an der Mündung des Huaura, Supe und Casma. Chimbote, der Ausgangspunkt für die Bahn nach Huaräz, iſt nach anfänglichem Aufſchwung ohne Fortſchritt geblieben, Salaverry iſt ein künſtlich geſchaffener Platz mit ſchlechter Reede und wenig Bevölkerung, aber als Ausgangspunkt von Eiſenbahnen doch von Wichtigkeit. Größer iſt Trujillo mit 7500 Einwohnern, ein Ort mit noch anſehnlichen alten Häuſern, der ebenfalls im 16. und 17. Jahrhundert viel einflußreicher war: von Almagro 1535 gegrün- det, wetteiferte er mit Lima, wurde auch 1614 Biſchofsſtadt, aber 1619, 1725 und 1759 durch Erdbeben ſchwer mitgenommen. Auch Pacasmayo, der Ausgangspunkt der Bahn nach Cajamarca, hat nur 500 Bewohner, Eten 5000, Monſefu 6000, aber meiſt einſtöckige Häuſer und Rohrhütten, deren Inſaſſen, Indianer, noch die Chimüſprache jprechen. Hier am Unterlaufe des Chancay-Fluſſes haben ſich im gut bewäſſerten Gelände überhaupt von jeher größere Siedelungen befunden. Der bedeutendſte Ort war früher Lambayeque, aber heute iſt dieſe Stadt ebenſo wie das am Rande der Wüſte gelegene Ferreſtafe gegen Chiclayo zurückgetreten, das mit wahrſcheinlich 15—20000 Einwohnern jetzt den Handel mit dem Inneren beherrſcht. Reiche und ſehr große Zuckerpflanzungen liegen oberhalb Chiclayo an der Bahn nach Pätapo, die größte aber, Cayalty, weiter im Süden, nahe Sana. Eine weitere Gruppe von Siedelungen hat ſich ſchon in früher Zeit an den Flüſſen Piura und Chira entwickelt. Piura war die erſte ſpaniſche Gründung in Peru und hat ſich auch bis heute als Hauptort der nördlichen Küſte erhalten. An ſeinen Ausgängen vom Wüſtenſande überweht und nur ſehr ſelten von Regenfällen erquickt, hat Piura doch etwa 15000-20000 Einwohner und iſt auch durch Eiſenbahn mit dem kleinen, aber nicht ſchlechten Hafen Payta verbunden. Neben dieſen alten Siedelungen hat ſich in neueſter Zeit die durch Kleinbahn mit Piura verbundene Stadt der Strohhutflechterei, Catacaos, zu 15000 Einwohnern entwickelt, während das alte Sechura zurückgegangen iſt. Auch die nördlichſte Stadt der Küſte von Peru, die alte Inkafeſtung Tumbez, bei der Pizarro und Almagro 1526 landeten, mit etwa 2500 Einwohnern, hat nicht mehr die frühere Bedeutung, dagegen iſt die ſüdlich vor ihr liegende Küſte durch die Bohrungen auf Petroleum in neuerer Zeit belebt worden. Die Sierra. In der Sierra ſind die Ortſchaften gleichmäßiger über das Land verteilt als an der Küſte, aber im allgemeinen auch nur klein, da die Einwohnerzahl keiner 30000 378 Das gefaltete Land des Weſtens. überſteigt. Die größte Stadt des Inneren, abgeſehen von Arequipa, und der Mittelpunkt des alten Inkareiches iſt Cuzeo oder Kusko, das dem Indianer noch heute als heilige Stadt gilt, bei deren Anblick er den Hut zieht und ein Gebet ſpricht. 1533 auf der alten Hauptſtadt als ſpaniſche Stadt gegründet, wurde Cuzco 1536 durch die Indianer ſelbſt mittels auf die Grasdächer geſchleuderter Brandpfeile zerſtört und dann von den Spaniern auf den Ruinen der Tempel neu aufgebaut. Die Reſte der alten Inkabauten ſind ſchon S. 373 ge⸗ ſchildert worden, aber auch die von den Spaniern erbauten Kirchen und Klöſter ſind groß— artige und ſchöne Gebäude, beſonders die Kathedrale, die Jeſuitenkirche Igleſia de la Com- paſtia, die alte Dominikanerkirche von 1536, das auf den Trümmern des Sonnentempels errichtete Dominikaner- und das Franziskanerkloſter ſowie vier Nonnenklöſter; ſie ſind alle aus gut behauenen Quadern gebaut und ſehr feſt gefügt. Die Straßen ſind eng und ſchlecht gepflaſtert, die Häuſer, von denen auch die geringeren aus Stein gebaut und mit Ziegeln gedeckt ſind, zweiſtöckig; außerdem gibt es noch altſpaniſche Häuſer mit geräumigen Höfen. Die Zahl der Bewohner wird 27000 betragen. Etwas häufiger ſind die Siedelungen im Gebiete des Apurimac. Zwar gewährt dieſer Fluß ſelbſt keiner größeren Ortſchaft Platz an ſeinen Ufern, aber über dem Tale liegen Abancay und Andahuaylas mit 1500 und 2400 Einwohnern, erſteres ein ärmlicher Flecken, aber Hauptort des Departamento Apurimac, letzteres ebenfalls ein unſcheinbarer Indianer⸗ platz, aber mit leidlichem Ackerbau und Viehzucht. Im benachbarten Departamento Aya- cucho folgt dann Ayacucho, mit 20000 Einwohnern, 22 Kirchen, darunter 9 Kloſterkirchen, nach Cuzco die bedeutendſte Stadt der Sierra; es wurde als San Juan de la Victoria 1539 von Pizarro angelegt, behielt aber den alten Namen Huamanga oder Huamankaka (Schnee, Fels), bis es (1825) nach der Ebene von Ayacucho benannt wurde. Unter den Orten im Mantarogebiet hat Huanta ſeinen Silberreichtum faſt ganz verloren, ebenſo wie Huancavelica ſeinen Queckſilberreichtum, der ſeit 1567: 400 Millionen Mark ergeben haben ſoll. In etwas weniger unwirtliche Gegenden führt Huan ca yo ein, eine freundliche, jetzt von der Eiſenbahn erreichte Stadt mit nur einer breiten Hauptſtraße und unvollendeter Kirche, aber lebhaftem Handel, namentlich in Koka. Jauja in 3500 m und Tarma in 3080 m Höhe dienen als klimatiſche Kurorte, Oroya hat nur als Endpunkt der Bahn nach Lima eine Bedeutung, Chiella zwar gute Häuſer und lebhaften Verkehr, aber faſt keine Bewohner; es führt als beinahe einzige Fracht für die Bahn Silber aus. Der Hauptort der ganzen Gegend iſt die unwirtlich in 4300 m Höhe gelegene Bergſtadt El Cerro de Pasco mit jetzt etwa 10000-12000 Einwohnern, eine richtige Bergbauſtadt von ſehr unregelmäßiger Bauart und mit rund 1000 Gruben, deren Stollen und Schächte ſich ſogar in den Häuſern ſelbſt öffnen. Die Bedeutung der an die Oroya-Bahn angeſchloſſenen Stadt iſt heute weit größer als die irgendeiner anderen in der Sierra. Am Oberlaufe des Huallaga iſt Huänuco (1800 m) als Sitz des Präfekten, des Ober⸗ gerichts und eines Biſchofs mit 5300 — 7000 Einwohnern und großer Kathedrale, der Kirche der Mercedarier, einer Brücke über den Huallaga und reichen Obſtgärten der Hauptort. Dagegen entbehrt der Oberlauf des Mararion bedeutenderer Ortſchaften ganz, an ſeinen Nebenflüſſen liegen das durch Silberreichtum bekannte Huallanca (3500 m) und die alte Kultſtätte Chavin de Huantar. In Ancachs drängt ſich die Bevölkerung viel mehr im Santa-Tale zuſammen, dem beſtbeſiedelten Teil der Sierra. Von 90 45“ bis 8% 45“ reihen ſich hier in der Höhe von 3500 Die peruaniſche Kordillere: Die Bejiedelung. 379 bis 2000 m die Ortſchaften faſt aneinander. Von dem Schmelzwerk Ticapampa gelangt man über Recuay nach dem Hauptorte des Tales, Huaräz (Tafel 15, Abbildung 2), in 3000 m Höhe mit etwa 8000 Bewohnern, einem ſchmutzigen, ſchlecht gehaltenen Platz mit vorwiegend Ketſchua ſprechender Cholobevölkerung. Weit freundlicher und heller iſt das 500 m tiefer liegende Jungay mit 6000— 7000 Einwohnern und ſchöneren Häuſern; es hat auch Caraz überflügelt, das ebenfalls an 6000 Einwohner haben mag, einen Ort mit ſehr fruchtbarer Umgebung, und ebenſo Huaylas (5000-6000 Einwohner). Zwiſchen 8½ und 714° liegen die kleinen Landſtädte und Provinzialhauptſtädte Co- rengo, Cabana, Pallasca, Santiago de Chuco, Dtuzco, Huamachuco, Contumazä und Caja— bamba zwiſchen Weizen-, Mais- und Luzernefeldern, die oft hoch über den Orten an den Berghängen kleben, alles Städte, deren Dachbekleidung, rote Ziegel, freundlich wirkt. Nördlich des 8. Grades iſt das altberühmte Cajamarca in 2860 m Höhe der Haupt— ort. Es enthält einen rieſigen Platz mit mächtiger Hauptkirche und das Zimmer, das Ata— huallpa mit Gold und Silber füllen ließ, um ſich loszukaufen, aber von den Inkabauten, die zahlreich vorhanden waren und zum Teil den die heißen Quellen gebrauchenden Inkas zur Wohnung dienten, nur noch den Königsſitz auf dem Hügel Santa Polonia, einen halbrunden, in Tuff ausgehauenen Steinſitz, wahrſcheinlich einen Opferplatz. Die 15000 (2) Bewohner der Stadt, meiſt Cholos, beſitzen große Geſchicklichkeit in der Anfertigung von Drellen, Teppi⸗ chen, Ponchos und feinen Frauenmänteln, aber auch als Großhandelsplatz kommt Cajamarca in ſeiner Eigenſchaft als Endpunkt der Eiſenbahn von Pacasmayo und größter Ort der geſamten Sierra im Norden von Lima immer mehr auf. Unbedeutender ſind Celendin mit 4000, Hualgayoc mit 2000, Jäen de Bracamoros mit 1000 Einwohnern. Im äußerſten Norden iſt die Form der Comunidades, über das Gebirge zerſtreuter Siedelungen, häufig, aber es gibt auch noch geſchloſſene Ortſchaften, wie Huancabamba und Ayavaca. Die Oſtkordillere iſt heute großenteils gegen früher zurückgegangen; ſo haben die Orte Pataz, Parcoy, Pias gar keine Bedeutung mehr, ja nur noch wenige hundert Einwohner, und nur vereinzelt halten ſich noch Ortſchaften in beſſerem Zuſtande, wie Huacrachuco und Tayabamba. Der Grund für dieſen Rückgang liegt in dem Mangel ausreichender Verkehrs- mittel, ſo daß die vorhandenen Produkte die Fracht nicht mehr ertragen. Nur die Provinz Chachapoyas macht eine Ausnahme. Hier iſt es zur Ausbildung von größeren Ortſchaften gekommen, weil die Verbindung der Sierra mit Loreto und dem Amazonas hergeſtellt wer— den mußte. Chachapoyas iſt eine in 2323 m Höhe auf der mittleren Schwelle der Oſt— kordillere gelegene Bergſtadt mit 4000 Einwohnern, mächtiger Plaza, Kathedrale, Läden, Warenlagern und meiſt großen, aber kahlen und öden Häuſern und Anbau von Weizen, Mais, Gemüſen und Früchten. Von Chachapoyas führt nach Moyobamba hinunter noch immer derſelbe Handelsweg wie zur Zeit der Ankunft der Spanier, doch läßt er ſich jetzt mit Maultieren zurücklegen. Moyobamba liegt nur 860 m Hoc) in ſehr freundlicher Umgebung, wie auch der Name „Ebene mit Obſtgärten“ andeutet. Die ſehr ausgedehnte Stadt hat 7000 Einwohner, iſt regelmäßig gebaut, aber ungepflaſtert und hat nur unſcheinbare Häuſer mit Palmſtrohdächern; ihre ſehr helle Bevölkerung flicht vornehmlich Strohhüte. Von Moyobamba gelangt man einerſeits auf halsbrechendem Pfade durch Flüſſe und Waſſer— lachen nach Balzapuerto, anderſeits den Rio Mayo hinab über Tabaloſos, Lamas und Tara- poto (374 m) nach dem Huallaga. Die hier liegenden Siedelungen geben ſich mit Ackerbau, der Anfertigung der Tocuyo genannten Gewebe und Tabakhandel ab. 7 380 Das gefaltete Land des Weiten. Im übrigen ſind die feuchten, üppig bewaldeten Oſtabhänge der peruaniſchen Kordilleren naturgemäß teils wegen des dichten Waldkleides und der Schwierigkeit des Verkehrs, dann aber hier und da noch immer wegen der Indianergefahr und über allwegen der weiten Entfernung von der Küſte ſehr menſchenarm und haben auf weite Strecken gar keine Ortſchaften. In den Andes von Carabaya liegt Sandia (2000 m) im Tale des Inam⸗ bari in einem wegen ſeines Goldreichtums berühmten Gebiete. Auch die Oſtabhänge der Kordilleren von Huanta und Huancayo ſind wenig bewohnt. Zwar hatte Tarma früher regen Handel mit den Tälern des Perené, Chanchamayo und Paucartambo, aber der Mangel an guten Wegen und die Gefährdung durch wilde Indianer haben dieſe Ort— ſchaften zurückgehen laſſen. In der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts beſtanden am Perené und Chanchamayo zahlreiche Ortſchaften, doch fielen ſie alle dem Aufſtande der Indianer 174252 zum Opfer, und erſt ſeit 1869 vermehren ſich die Haciendas unterhalb San Roman wieder. An einem Nebenfluſſe des Pachitea liegt die 1857 gegründete deutſche Kolonie Pozuzu. e) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Peru iſt trotz ſeines Reichtums an Erzen, ſeiner glänzenden Vergangenheit und ſeiner fruchtbaren Täler ein armes Land. Die Bergwerke ſind teils erſchöpft, teils kommen ſie dem Lande nicht zugute, ſondern ſind an Fremde verpachtet; die beſten Ackerbaudiſtrikte liegen an den Oſtgehängen der Kordillere, haben daher keine Verkehrswege, weder nach der Küſte noch nach dem Amazonastale, und geben nur geringen Ertrag. Die Viehzucht iſt ebenſo— wenig entwickelt, die Induſtrie noch in den Anfängen, der Handel daher im Verhältnis zur Größe und Einwohnerzahl des Landes ſehr gering, und die Eiſenbahnen befinden ſich in den Händen der Fremden. Die wichtigſten Bodenprodukte der neueren Zeit, Guano und Sal— peter, ſind teils verſchleudert, teils im Kriege gegen Chile verloren gegangen, und der Wohl— ſtand Perus hat durch den pazifiſchen Krieg einen argen Stoß erlitten. Erſt in neueſter Zeit beginnt das Land ſich von den empfangenen Schlägen entſchieden zu erholen und gewinnt durch die Entwickelung des Ackerbaues an der Küſte ſowie durch die Ausfuhr von Kautſchuk eine geſundere wirtſchaftliche Grundlage, als ſie der früher allein herrſchende Bergbau zu geben imſtande war. Zugleich treten ſeitdem neben der Sierra noch die Küſte und die Mon— taſta als Erzeugerinnen von Rohſtoffen auf, und heute überwiegen die Produkte des Ader- baues bereits diejenigen des Bergbaues. Der Bergbau auf Erze war während der Kolonialzeit und bis gegen das Ende des 19. Jahrhunderts der herrſchende Wirtſchaftszweig. Silber, Gold, Queckſilber waren die Hauptprodukte des Landes. Seit der Eroberung bis 1803 lieferte Peru nach Humboldt Silber im Werte von faſt 873 Millionen Peſos, und noch in den Jahren 1851—75 förderte man für 322 Millionen Mark Silber ſowie für 26 Millionen Mark Gold. 1891 rechnete man 2641 Silbergruben, 427 Goldvorkommniſſe und 20 Queckſilberfundſtätten, und auch heute lieſt man in den peruaniſchen Zeitungen beſtändig von Anmeldungen neuer Minen, und zwar nicht nur von Metallen, ſondern namentlich auch von Kohle, die in der Sierra an ſehr vielen Stellen anſteht. Die berühmteſten Silberminen waren und ſind noch die 1630 entdeckten Gruben vom Cerro de Pasco, die bis 1878: 2100 Millionen Mark ergaben; bekannt ſind auch die von Huallanca, von Ticapampa im Santatale, von Chilete bei Cajamarca und von Hualgäyoc; neuerdings werden auch im Oſten der Cordillera Blanca, bei Tarica, El Veſuvio und Pompei, zum Teil mit deutſchem Kapital, Silber, Blei und Kupfer gefördert. Die peruaniſche Kordillere: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 381 Aber manche der berühmteſten Bergwerke, wie das von Hualgayoc und die Queckſilber— minen von Huancavelica, ſind im Rückgang. Meiſt liegen die Metallfundſtätten in beſon⸗ ders großen Höhen von 5000 m, in Sandia wird Gold ſogar in noch größeren Höhen aus dem Moränenſchutt der Gletſcher gewaſchen. Von den Minen wird das Erz auf Llamas nach den meiſt in 3000 — 4000 m liegenden Erzſchmelzen hinuntergeſchafft. 1912 betrug der Wert der Erzausfuhr aus Peru noch etwa 44 Millionen Mark. Dazu kommt als Aug- fuhrgegenſtand Petroleum von Negritos, Zorritos und Talara bei Tumbez, wo die im Tertiär aufgeſetzten Bohrtürme teilweiſe vor der Küſte im Meere ſtehen. 1912 hatte die Ausfuhr von Petroleum einen Wert von 15 Millionen Mark. Dagegen gelangen Kohlen, die meiſt in den Quarziten der Kreideformation und in ſtark geſtörter Lagerung vorkommen, nicht zur Ausfuhr, ſondern es werden noch Kohlen eingeführt, und auch das Salz, das teils in Salinen an der Küſte, teils aus dem großen Salzberg El Cerro de la Sal in Chancha— mayo gefördert wird, bleibt im Lande. Der Verluſt der gewaltigen Salitrales von Tara— paca bedeutet für Peru den Verluſt der wichtigſten Einnahmequelle; aber auch der ungeheure Reichtum an Guano iſt für den Staat ohne Vorteil geweſen. Zwar haben die auf den Inſeln der Küſte, namentlich der Chinchagruppe bei Pisco, vorhandenen Guanolager von 1840 - 70 für Peru erhebliche Einnahmen gebracht, aber zugleich wurde durch dieſes Ein- ſtrömen von jährlich hundert Millionen Peſos in die öffentlichen Kaſſen eine arge Korrup— tion großgezogen. Immerhin ſind gegen Verpfändung des Guanos ſeit 1867 die großen Kordillerenbahnen Lima-Oroya und Mollendo-Arequipa-Puno ſowie die meiſten kleineren Küſtenbahnen erbaut worden. Heute wird noch für 21, Millionen Mark Guano ausgeführt. Die Viehzucht hat in Peru nie die Rolle geſpielt wie in Argentina, Uruguay oder Venezuela, aber ſie erlaubt doch den Bewohnern der ſonſt ertragloſen Grasflächen der Puna, Herden von Llamas, Alpakas, Schafen, Rindern und Pferden zu halten. Rinder ſind am häufigſten im Norden; im chileniſchen Kriege aber iſt der Viehſtand ſehr zurückgegangen, und der Preisfall der Wolle ſowie der Mangel an geeigneten Hirten ſind weitere Gründe dafür. Schafe werden namentlich auf der Puna einerſeits und an der trockenen Küſte, z. B. bei Piura, anderſeits gehalten, wo auch Ziegen- und Maultierzucht herrſcht, während die Llamas und Alpakas hauptſächlich zwiſchen Cerro de Pasco und Puno und Pferde in Liber— tad und am Santa gezogen werden. Im Jahre 1912 betrug der Ausfuhrwert an Schaf- und Alpakawolle faſt 8 Millionen Mark, und auch Häute (2,5) und Vieh gelangen zur Ausfuhr. Der Wald des Oſtabhangs liefert Kautſchuk, Kopaivabalſam, Kopal, Cascarilla, Sarſa— parille, Vanille, Ipekakuanha, Ruku, Steinnüſſe, während Bauholz an der Küſte noch ein— geführt wird. Chinarinde wurde früher in großen Mengen ausgeführt, litt aber unter ſtarken Preisſchwankungen, und Peru vermochte nach der Anpflanzung großer Beſtände von China— rindenbäumen in Java und Ceylon nicht mehr mit dieſen Inſeln zu wetteifern. Am wich— tigſten iſt aber die erſt ſeit kurzem beſtehende Ausfuhr von Kautſchuk geworden, die 1912 den Wert von 25,6 Millionen Mark erreichte und die dritte Stelle unter den Erzeugniſſen des Landes einnahm. Der Ackerbau beſchränkte ſich zur Inkazeit auf die S. 368 und 369 angegebenen Pflan— zen, zu denen die Spanier Weizen, Gerſte, Bananen, Zuckerrohr, auch Reben und Obſtbäume, die Olive, Reis und Kaffee hinzufügten: Produkte, die jetzt zonenweiſe über Peru verteilt ſind. Die Küſte liefert, meiſt mittels künſtlicher Bewäſſerung, im Norden Zucker in den fruchtbaren Auen von Lambayeque, Chiclayo, Ferreñafe an den Flüſſen Lambayeque, 382 Das gefaltete Land des Weſtens. Sana, Jequetepeque und Chicama, aber auch noch ſüdlich bis Lima und im Tal von Caftete, Baumwolle am Rio Chira bei Piura und in den ſüdlichen Tälern, im Süden ferner Wein und das Ol der Olive. Auch die meiſten tropiſchen Früchte gedeihen gut überall, wo Waſſer fließt. Die Sierra erzeugt ebenfalls Zucker in den Flußtälern bis zu 2700 m, hauptſächlich im Santa⸗Tale zwiſchen Caraz und Yungay, Luzerne und Mais bis 3000, Weizen bis 3500 m, ſodann Gerſte, Quinua, Oka, Ulluco, Kartoffeln und Hülſenfrüchte, beſonders Bohnen, bis über 3800 m Höhe. Tabak wird namentlich um Jaén gepflanzt, Koka um Huänuco, Tarma, Otuzco, Huanta, am Urubamba und Paucartambo, Kaffee und Kakao in Chanchamayo, Huänuco und Carabaya. Dieſe Produkte führen ſchon zur Montaria über, deren frucht- barſte Teile, die Yungas, leider wegen Mangels an Verkehrswegen nach der Küſte wenig Fortſchritte machen können. Das wichtigſte Erzeugnis iſt hier die Koka. Für die Ausfuhr find nur Baumwolle mit (1912) 22 und Zucker mit 28 Millionen Mark Wert wichtig, aber ſie übertrafen in einzelnen Jahren, z. B. 1909, bereits den Wert der Bergbauerzeugniſſe. Die Induſtrie beſchränkt ſich zunächſt auf Verarbeitung des Zuckers zu Branntwein, Aguardiente, und Rum, mit Ausfuhr von 1912: 7,6 Millionen Mark, auf die Herſtellung von Wein aus den Trauben des Südens und auf Olgewinnung; auch führten die Reismühlen von Ferreiiafe, Chiclayo und Pacasmayo 1909 für 1200000 Mark geſchälten Reis nach Colombia, Ecuador und Chile aus. Stärkefabriken beſtehen in Chicama und Huacho, Kokain⸗ fabriken in Lima, Callao, Monzon und Huänuco; Faſer-, Farbe- und Parfümpflanzen, beſonders die Agave, geben Anlaß zur Hausinduſtrie, die aber zurückgeht, da es bequemer iſt, die aus dem Auslande eingeführten wertloſen und nicht haltbaren, aber fertigen Kleider zu kaufen. Piura, Catacaos und Moyobamba führen Strohhüte, Lima Zigaretten aus. Weiter werden Bier in Lima, Callao, Arequipa und Cuzco, Streichhölzer, Seife, Kerzen, Eis, Teppiche, Hanfſeile, Hüte, Tuche, Möbel in größerem Maßſtabe nur in Lima und Callao, Wollwaren in Lima, Cuzco und Huaräz, Baumwollwaren in Lima, Ica und Arequipa erzeugt. Endlich gibt es Gerbereien, Ziegeleien und Eiſengießereien, am großartigſten iſt aber die auf den Bergbau gegründete Induſtrie, mächtige Hüttenwerke, darunter der be- rühmte „Smelter“ bei Cerro de Pasco, und kleinere Erzſchmelzen, wie die von El Veſuvio in der Cordillera Blanca (Tafel 15, Abbildung 3). Bei der Ausdehnung des Landes über 14 Breitengrade und dem Mangel einer Längs⸗ bahn ſtehen die einzelnen Teile Perus untereinander nur in ſehr loſer wirtſchaftlicher Ver— bindung, der Norden mit dem Süden nur zur See. Es haben ſich daher Wirtſchaftszonen, Querſtreifen, entwickelt, die von der Küſte bis nach der Montana reichen. In Nordperu ſind ihre wichtigſten Ausgangspunkte die Häfen Payta, Eten, Pacasmayo, Salaverry, Sa⸗ manco, Chimbote, Casma, Supe, Huacho und Callao. Der Handel hat durch den Verluſt der Salpeterlager von Tarapaca und durch den chileniſchen Krieg einen ſchweren Schlag erhalten, von dem er erſt jetzt ſich zu erholen beginnt. Bald nach dem Kriege, 1884, hatte er einen Wert von etwa 57 Millionen Mark, für ein Land von 4 Millionen Einwohnern eine ſehr geringe Summe; 1891 war er auf etwa 67 Millionen Mark geſtiegen, 1901 auf 141, und 1912 betrug er 292 Millionen Mark, immerhin fünfmal ſo viel wie 1884. Davon entfielen auf die ſtark ſteigende (1909: 128) Ausfuhr 189, auf die Einfuhr 103; überhaupt iſt die erſtere meiſt höher als die letztere. Eine Geſundung iſt erſt mit dem Aufblühen des Ackerbaues an der Küſte eingetreten, und damit iſt auch eine voll— ſtändige Veränderung in der Zuſammenſetzung der Ausfuhr erfolgt. Früher waren Guano, Die peruaniſche Kordillere: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 383 Salpeter, Erze die wichtigſten Beſtandteile derſelben, heute ſind es neben Erzen Zucker und Baumwolle und dazu der Kautſchuk des Tieflandes des peruaniſchen Amazonien. Handel Perus (in Millionen Mark). 1901 1912 Proz. (1912) 1901 1912 Proz. (1912) Erze 35, 44,24 23,3 Baumwolle. . 7,4 22,1 11,6 Zucker . 20,0 28,14 1478 Kautſchuailek — 25,6 13,4 Von ſonſtigen Ausfuhrgegenſtänden ſind erwähnenswert Petroleum (15,1), Wolle (7,7), Rum (7,6), Guano (3,6) und Häute (2,4s Millionen Mark), auch Hüte, Reis, Salz, Olkuchen. Auf die Ackerbauprodukte kamen 1909: 49 Millionen Mark oder 40 Prozent, auf die des Bergbaues 36 oder 30, auf den Wald 25 oder 20, auf die Viehzucht 11 oder 9. Die Ausfuhr ging 1911 zu 33,3 Prozent nach Großbritannien, während die Union 28,3, Chile 18, Frankreich 5 und Deutſchland 7,5 Prozent von ihr aufnahmen. Die Einfuhr wird aus Induſtrieerzeugniſſen, Manufakturwaren, Rohſtoffen, Lebens— mitteln, Holz, Kohlen, Eiſen gebildet. Daran nahmen 1911 Großbritannien mit 31,7 Prozent, die Union mit 23 Prozent, das Deutſche Reich mit 17,4 Prozent, ferner Belgien, Frank— reich, Auſtralien und Italien teil. Der Schiffsverkehr iſt, wie derjenige der Weſtküſte überhaupt, vorderhand noch gering. Eine genaue Statiſtik fehlt, aber der Haupthafen Callao beherbergte 1912: 562 Schiffe mit 1388000 Tonnen Gehalt. Den Dampferverkehr vermitteln die Pacifie Steam Navigation Company von Liverpool, die Compaſtia Sudamericana de Vapores aus Valparaiſo, die Hamburger Kosmos⸗Linie und die 1910 eröffnete nationalperuaniſche Dampferlinie; die englische Linie läßt ſeit 1909 auch raſchere Fahrten machen, die in Perü nur Mollendo und Callao berühren. Die Häfen ſind meiſtens überhaupt nicht ſo zu benennen, ſondern ſie ſind ſchlechte Reeden mit ſehr hohem Seegang, der das Ausbooten zuweilen lebensgefährlich macht, beſonders in Mollendo, Salaverry, Pacasmayo und Eten. Aber gerade hinter dieſen liegen die größeren Städte Arequipa, Trujillo, Cajamarca und Chiclayo. Beſſer iſt der Hafen von Payta für Piura, gut der durch die Inſel San Lorenzo geſchützte Hafen von Callao, die beſten Naturhäfen aber, die geſchützten Buchten von Chimbote und Samanco, haben keinen größeren Verkehr nach dem Inneren, am meiſten noch Casma für Mittelancachs. Auf dem Lande ſind die Verkehrswege im ganzen ſpärlich und ſchlecht gehalten. Sie beſtehen, abgeſehen von den Eiſenbahnen, nur in ſeltenen Fällen aus Fahrſtraßen, meiſt nur aus Maultierpfaden. Dieſe ſind in der Sierra während der Trockenzeit zwar einigermaßen paſſierbar, aber doch holperig und ſehr ſteinig, zuweilen förmlich getreppt, aber in der Regenzeit werden ſie oft durch Sümpfe ungangbar, und bei dem allgemeinen Mangel an Brücken wird der Reiſende dann auch von kleinen Bächen oft tagelang auf— gehalten. Zudem zwingt das unruhige Relief der Sierra, bald über ungeheuer hohe Päſſe hinüberzureiten, bald wieder in ſehr tief eingeſchnittene Täler hinabzuſteigen. Um von einer Seite des Marafion oder Apurimac auf deren andere Seite zu gelangen, braucht man meiſt einen vollen Tag, da die Ströme bis zu 2000 m tief in die Sierra eingeſchnitten ſind und überdies in den ſogenannten „Puertos“, d. h. Übergangsſtellen, häufig in mühſamer und zeit— raubender Weiſe auf Flößen überſchritten werden müſſen. An der Küſte aber ſind es einer— ſeits wieder die Flüſſe, die bei Hochwaſſer den Übergang verwehren, anderſeits die lockeren Sandmaſſen der zwiſchen ihnen liegenden Wüſtenſtrecken, die das Reiſen außerordentlich 384 Das gefaltete Land des Weſtens. anſtrengend machen. Dazu kommen der paſſive Widerſtand der Cholos und an vielen Orten, ja in halben Provinzen, deren wirkliche oder angebliche Unkenntnis des Spaniſchen. So iſt es denn nicht wunderbar, daß auch die Länge der Eiſenbahnſtrecken (2460 km) bisher im Verhältnis zur Größe des Landes noch recht gering iſt, wenn auch 5400 km im Bau ſein ſollen. Überſicht der Eiſenbahnen Perus. Strecke km | Eröffnung | Strecke km Eröffnung IloMoqueguunn . . 100 | 1872 Chimbote- Limena. . . . | 104 | 1876-1909 Enſenada — Pampa Blanca 201905 Salaverry — Trujillo — Ascope 76 1876 Mollendo — Arequipa — Puno . 523 ' 1871—1876 | Huanchaco Tres Palos . 14 1898 Suliaca-Cuzo . . . .. 340 18761910 | Zuckerpflanzung Roma . . | 53,5) 1905 (2) e 5 1868 Chicama - Pampass 45 2 Cerro Azul Caſiete | ? Trujillo -Menocuche . | 26 1906 Tambo de Mora-Chincha Alta 12 72 Pacasmayo Magdalena. . | 153 1876-1911 Callao — Liuaa [13,5 1871 Eten Ferreñafe | 43 1871 Lima Cerro de Pasco. .. 340 1871-1904] Pimentel — Chiclayo — Lam⸗ Oroya - Huanca yo . . 1125 | 1910 baheque 5 24 1873 Cerro de Pasco— Gollartsquisca 43 1907 Chiclayo — Pätapdo . . 24 1874 Lima An cn. 38 1876 Eten Cayaleiei g 37 1905 (2) Chancay — Pala 25 1875 Puerto Bayovar — Reventazon 49 1903 Playa Chica — Salinas de Payta — Piua 97 1887 i 0 1873 Piura - Catacao s 11 1889 Supe — San Nicolas. 8 61899 La Palizada -Tumbez . 11 1911 (2) Supe Pativilca . 12,2 1903 Zuſammen Peru etwa: 2460 Pativilca — Paramango . . 10 1901 Im Bau iſt Ancon-Huacho (? km). Im öſtlichen Tieflande beſteht überhaupt noch keine Eiſenbahn, eine Überſchienung der Sierra iſt bisher nicht erreicht worden, aber auch das Eindringen der Eiſenbahnen in die Gebirgstäler iſt nur ganz vereinzelt gelungen, weil mehrfach die aufgeworfenen Dämme durch Hochfluten in den engen Garios wieder weggeſpült wurden. So ſind denn bisher nur drei Bahnen bis in das Innere der Sierra vorgeſchoben worden, eine im Süden (Mollendo-Puno und Cuzco), die zweite in der Mitte des Landes (Callao-Lima-La Oroya- Cerro de Pasco und Huancayo), die dritte im Norden (Pacasmayo-Cajamarcah. Und doch hat der Eiſenbahnbau in Peru früher und in weit größerem Stile begonnen als in anderen Ländern Südamerikas. Schon in den Jahren 1867-70 baute der nord- amerikaniſche Ingenieur Henry Meiggs mit dem aus dem Erlös des Guanos der Küſte gewonnenen Gelde die ſüdliche Hauptbahn von Mollendo über Arequipa nach Puno, die im Crucero Alto 4471 m Höhe erreicht. 1870 begann er dann die bisher höchſte Gebirgs⸗ bahn der Erde, die durch ihre kühne Anlage und ihre Steilheit, ihren Reichtum an Brücken über tiefe Schluchten und ihren über der Schneegrenze liegenden, 4775 m hohen Tunnel berühmt gewordene Oroya-Bahn. Die erſtere iſt jetzt von der Station Juliaca nach Cuzco weitergeführt worden, die zweite von La Oroya nach El Cerro de Pasco einerſeits und Huancayo anderſeits, von wo ſie über Ayacucho nach Cuzco weiterlaufen ſoll. Die dritte Bahn, Pacasmayo-Cajamarca, ſtammt in ihren Anfängen auch ſchon aus dem Jahre 1876, iſt aber drei Jahrzehnte hindurch nur bis Yonan fahrbar geweſen und erſt 1911 nach Cajamarca gelangt. Noch eine vierte ſollte vom Hafen Chimbote im Santa Tale aufwärts nach Huaraz und Recuay führen, aber ſie iſt, obwohl ebenfalls 1876 begonnen, nur bis Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Das Land. 385 La Limefña, 104 km weit, gebaut worden. Die übrigen Bahnen ſind ſämtlich kleine, von den Häfen ausgehende Stichbahnen ins Innere, zum Teil, wie die Bahn Pisco-Ica (1868) und Eten -Ferrefafe -Lambayeque -Chiclayo (1871 —73), ſehr alte, zum Teil aber ganz neue. Natürlich hat der chileniſche Krieg auch den Eiſenbahnbau ſehr hintangehalten; zwiſchen 1876 und 1898 iſt nur die Nordbahn Payta-Piura-Catacaos (1887-89) entſtanden. Dieſe ſoll nun über die Erniedrigung der Kordillere bei Huarmaca nach dem Maraiion bei Jaen weitergeführt werden, ebenſo die Oroya-Bahn über Tarma nach Chanchamayo, doch liegt die Ausführung dieſer Pläne noch in weitem Felde. 2. Die ecuatorianiſchen Kordilleren. a) Das Land. Während in Peru der Gegenſatz zwiſchen der älteren öſtlichen und der jüngeren weſt— lichen Kordillere weniger ſcharf hervortritt als in Bolivia, erſcheint er in Ecuador wieder ſehr klar und deutlich. Auch in Ecuador iſt die öſtliche Kordillere die ältere, die weſtliche die jüngere. Erſtere beſteht im weſentlichen aus Gneis, Glimmerſchiefer, Urtonſchiefer und granitiſchen Geſteinen, während letztere außer einem Gerüſt meſozoiſcher, wahrſcheinlich der Kreide zugehöriger Sandſteine, Konglomerate und Kalkſteine vornehmlich Eruptivgeſteine, Porphyr, Porphyrit, Propylit, Diorit, Diabas und andere, enthält. Ausgezeichnet ſind beide ferner durch beträchtliche Ergüſſe junger Eruptivgeſteine, beſonders von Andeſit, aber auch von Trachyt, und durch das Andauern der Eruptionen einiger tätiger Vulkane bis in die Gegenwart. Die von den Vulkanen herabgefloſſenen Lavaſtröme bilden an vielen Stellen Riegel zwiſchen den beiden Kordilleren, und da auch das nichteruptive Gebirge Verbindungs— glieder zwiſchen dieſen entwickelt, ſo entſtehen zwiſchen den beiden Hauptketten Querjoche. Dieſe teilen das Hochland in deutlich abgegrenzte und geſondert nach Oſten und Weſten entwäſſerte Abſchnitte, Hochbecken (Tafel 16, Abbildung 1 und 2) von 2000-3000 m Höhe zwiſchen den 3000—6000 m hohen Kordilleren. Der Ausdruck Hochbecken iſt von Theodor Wolf eingeführt und an die Stelle der früheren Bezeichnung Hochland oder Hochplateau geſetzt worden, weil das Gelände faſt überall uneben und von Schluchten durchzogen, im ganzen aber beckenförmig iſt. Von 4° füdl. Breite an findet eine Veränderung des Klimas ſtatt, deſſen zunehmende Feuchtigkeit nun auch auf der Weſtſeite der Weſtkordillere dichteſten Wald erzeugt, ſo daß vom Golf von Guayaquil an beide äußeren Abhänge der Kordilleren ein üppiges Waldland ſind. Zugleich entwickelt ſich vor der Weſtkordillere ein großenteils feuchtes Tiefland mit beträchtlicher Ausbildung von Waſſerläufen, wodurch auch in dieſer Be— ziehung ein Gegenſatz zum Süden entſteht. Landſchaftlich iſt Südecuador in mancher Beziehung vor Nordecuador bevorzugt. Es fehlen ihm die wohl gewaltigen, aber öden Lavaſtröme und Lavafelder der Hochbecken des Nordens, die dieſen ſo wüſt erſcheinen laſſen; die geringere Höhe der Hochbecken geſtattet im Verein mit dem milderen Klima ausgedehnteren Anbau, der fruchtbarere Boden und die friſchere Vegetation locken Anſiedler an, und die interandinen Landſchaften ſind beſſer be— völkert. Anderſeits vermißt man wieder die großartige Krönung der Kordilleren durch ſchnee— bedeckte Vulkane, und auch im Süden liegen weite Strecken der Hochbecken wüſt und öde. Die Vulkane ſind es vor allem, die in Nordecuador die Aufmerkſamkeit auf ſich ziehen Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 25 386 Das gefaltete Land des Weſtens. und zahlreichen Forſchern als ausschließliche Studienobjekte gedient haben. Aber das Auf— treten der Vulkane iſt doch zu vereinzelt, um das Landſchaftsbild allein zu beſtimmen; dieſes beherrſcht vielmehr vor allem die Kordillere. Der überaus gebirgige Oſtabhang der Weſt— kordillere und der Weſtabhang der Oſtkordillere ſind am Fuße mit leichten Streifen von Wald geſchmückt, die in den Schluchten aufwärts ziehen, im übrigen aber ſind ſie von der Paͤramo— Vegetation bedeckt; der Mangel an reicherer Vegetation, der Wechſel der Grasflächen und der am Fuße auftretenden kleinen Wälder gibt beiden etwas Gemeinſames, wiewohl die Formen der Berge ſelbſt ein wenig voneinander abweichen: gleichartige, mächtig breite und ſteil abfallende Bergrücken zeichnen die Oſtkordillere aus, ſchroffere Formen die Weſtkordillere. Bis zu 3400 m Höhe erſtrecken ſich Ackerbau und Viehzucht, darüber hinaus das Paramo— gebiet: die unwirtlichen, über die Baumgrenze aufragenden, von Sturm und Regen, Hagel und Schnee gepeitſchten, mit grobem Graſe und hochandinen Pflanzen beſtandenen Regionen des Hochgebirges (vgl. die farbige Tafel bei S. 390). In die äußeren Gehänge der Kordillere haben die Ströme tiefe Furchen gezogen. Ein weiterer Beſtandteil des Landſchaftsbildes ſind die im allgemeinen öden, rauhen, braunen, mit Sand und Lavatrümmern bedeckten langen, ſchmalen Hochbecken, in denen das Grundgebirge nicht mehr hervortritt. Endlich fallen die Schneeberge in der Landſchaft ins Auge. Sie find zwar nur vereinzelt, aber ſie geben ihr einen überaus wirkungsvollen Abſchluß und gewähren einen außerordentlich großartigen Anblick. Die ſüdlichen Hochbecken und ihre Umrandung. Die undeutliche Gliederung der Kordillere im nördlichſten Peru ſetzt ſich auch in Südecuador etwa bis in die Gegend von 315° fort. Die Oſtkordillere tritt zurück, die Weſtkordillere wird niedrig, die Päſſe ſind daher ebenfalls nicht hoch, und die Flußtäler liegen tief. Zwiſchen Ayavaca (2760 m) in Nordperu und Cariamanga (1990 m) in Südecuador bildet der Grenzfluß Rio Calvas oder Marcara oder Eſpindula einen unter 1000 m Meereshöhe liegenden Einſchnitt. Das Land in ſeiner Umgebung, meiſt Sedimentgeſteine und Eruptivgeſteine der Kreide, iſt noch zum großen Teile kahl. Eine zweite tiefe Furche iſt das Tal des Catamayo, des nördlichſten Quell- fluſſes des Rio Chira, das man zwiſchen Gonſanamä und Loja in nur 1150 m Höhe über- ſchreitet. Hier tritt Tertiär bis weit gegen das Innere des Gebirges vor, aber anderſeits begegnet man zwiſchen dem Rio Catamayo und Loja in dem Chonta Cruz genannten, 2620 m hohen Bergrücken ſchon den Geſteinen der Oſtkordillere, nämlich Phylliten und Glimmer⸗ ſchiefern. Dieſe ſetzen die Oſtkordillere öſtlich von Loja zuſammen, treten aber auch in dem Guagra Uma genannten Riegel auf, der die Stromgebiete des Chira und Tumbez von dem des Jubones ſcheidet. Dagegen nimmt Tertiär mit gut erhaltener Flora das Innere des Beckens von Loja (21002300 m) ein, in dem der Rio Zamora fließt, vielleicht auch das des Beckens von Zaruma, des wichtigſten Bergwerkbezirkes Ecuadors, im Quellgebiete des Tumbez. Dieſe beiden Becken ſind die ſüdlichſten, aber ſie ſind noch klein, das von Loja ſchmal und lang. Sehr viel größer iſt das Becken von Cuenca (27002500 m), in dem der Rio Paute ſeine Quellflüſſe ſammelt. Es wird im Süden durch die Paͤramos von Silvan und Tinajillo, 3500 m hohe Rücken aus Hornblendeandeſit, abgeſchloſſen und enthält die ihrem Alter nach nicht genau bekannte Sandſteinformation von Azogues und quartäre Bildungen. Eine große Rolle ſpielen aber hier ſchon die Laven und Tuffe; ſchon im Süden des Beckens von Loja kommen bei Suru nahe Palmira Laven vor, dann aber bedecken dieſe zuſammen mit Tuffen beſonders die Gegend von Dita und Nabon, und die Tuffe reichen am Paͤramo Silvan Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Das Land. 387 bis über 3000 m Höhe aufwärts. Im übrigen beſtehen die Päramos der Oſtkordillere auch hier aus älteren Geſteinen und erreichen 4000-4500 m Höhe, während die Weſtkordillere hauptſächlich Porphyrite und Andeſite enthält. Dieſe iſt weſtlich von Cuenca auf dem Paſſe von Cajas in der Eiszeit bis 3500 m abwärts vergletſchert geweſen. Im Norden wird das Becken von Cuenca durch den Gebirgsſtock von Azuay be— grenzt: eine 4500 m hohe, im oberen Teile aus jungeruptiven Laven, Tuffen und Geröllen aufgebaute, die Weſtkordillere völlig zurückdrängende und ſich gleichſam ins Tiefland vor— ſchiebende, zur Eiszeit vergletſchert geweſene Anſchwellung, welche die bisherigen Querjoche an Mächtigkeit übertrifft und an Höhe um 1000 m überfteigt. Durch die Reſte der Weſt⸗ kordillere wird das kleine, 3100 m hohe, auch bereits von vulkaniſchen Tuffen gebildete Hoch— becken von Cañar abgeſchloſſen, während ſich im Norden an den Gebirgsſtock von Azuay das 2400 m hohe Becken von Alauſi mit dem Rio Chanchan anlehnt. In dieſem ganzen Gebiete wird die Waſſerſcheide bald von der Weſtkordillere, bald von der Oſtkordillere gebildet. So fließt der Zamora von Loja nach Oſten zum Santiago, der Jubones als Rio Leon nach Weſten ab, erſterer von der Weſtkordillere, letzterer von der Oſt— kordillere. Bedeutender iſt der Paute, der wiederum aus der Weſtkordillere oberhalb Cuenca ſein Waſſer zieht und nach Aufnahme des Rio Pamar aus der Oſtkordillere dieſe durchbricht. Hier liegt die Waſſerſcheide, auf dem Paſſe von Cajas, nur 40 km von der Küſte des Großen Ozeans, öſtlich von Alauſi aber wieder auf der Oſtkordillere. Alle dieſe Flüſſe find waſſerreich, da die Höhe der Kordillere zunimmt, der Gebirgsſtock von Azuay und auch die Oſtkordillere oftmals im Jahre, wenn auch nicht dauernd Schnee tragen und das Klima feuchter wird. Im Quellgebiet des Rio Zuña⸗Upano ſcheint der Schnee ſogar dauernd liegen zu bleiben. Die nördlichen Hochbecken und ihre Umrandung. Im Norden folgt auf das Becken von Alauſi das Becken von Riobamba (2800 m), deſſen brauner Boden in allen Teilen einen äußerſt öden Eindruck macht, da er von Flugſand in mächtigen Lagen bedeckt und von Staubſäulen überweht wird, die hier und da dünenartige Hügel gebildet haben; erſt gegen die Kordilleren hin ſtellt ſich friſchere Landſchaft ein, in der man bis 3400 m Höhe Ackerbau und überall Viehzucht treibt. Die Ebene von Riobamba wird von den Quellflüſſen des Rio Chambo von Weſten nach Oſten durchſtrömt, die ſich dann mit dem dem Rio Chambo entgegenkommenden Rio Patate aus dem Becken von Latacunga vereinigen. Auch liegt hier der auf Tafel 16, Abbildung 2 abgebildete See Colta. Der Fluß durchbricht darauf die Oſtkordillere in enger Schlucht bei Los Bartos (1800 m) unterhalb des Tunguragua und heißt dann Paſtaza. Dieſer Durchbruch wird gelegentlich, wie 1886, durch Lavaſtröme des Tunguragua geſchloſſen und dann zeitweiſe in ein Seebecken verwandelt. Die Oſtkordillere wird auf der Höhe von unwirtlichen Päramos eingenommen, an deren öſtlichen Gehängen feuchtigkeittriefende Bergwälder und monatelang ungangbare Sümpfe liegen. Sie iſt hier eine faſt unbekannte, ſtark gegliederte, an Anſiedelungen ganz außerordentlich arme Bergwildnis: erſt nach wochenlangen gefahrvollen Wanderungen über die Päramos und durch die Waldgebirge erreicht man die Dörfer der wilden Jivaro. Die Oſtkordillere trägt hier drei für Ecuador ſehr bezeichnende Vulkane: den Sangay am Oſt— gehänge in verſteckter Lage, den an den Nordweſtabhang angelehnten Tunguragua und den Altar, das Muſter eines aufgeſetzten Vulkanberges; von dieſen ſind die beiden erſteren noch tätig, der Sangay ſogar beſtändig, während der Altar erloſchen iſt. Der Sangay iſt der tätigſte aller Vulkane Südamerikas; ſeine Exploſionen folgen 25 * 388 Das gefaltete Land des Weſtens. ſeit 1728 ſo raſch aufeinander, daß die Dampfſäule über dem Krater in ſtufenförmige Abſätze zerfällt. Die Aſche erreicht bei Oſtwind Guayaquil und bedeckt in der Sierra wie an der Küſte die Pflanzungen, ohne ihnen jedoch ernſtlich zu ſchaden, während der Sand auf den Paͤramos in der Nähe des Vulkans das Gras ungenießbar macht. Der wohl nur durch Aufſchüttung, anſcheinend ohne Laven entſtandene Sangay iſt ein 1600 —1700 m hoher regelmäßig ge⸗ formter Kegel über dem hier 3600 m hohen Grundgebirge, jo daß die Geſamthöhe des Berges 5323 m beträgt. An den Rändern des Kraters liegt Schnee, was bei der ſtarken Tätigkeit des Berges befremdet, ja der ganze Kegel iſt ſogar bis weit herab vergletſchert, das Eis aber von einer Aſchenſchicht überdeckt. So iſt die Sangaylandſchaft, wie A. Stübel bemerkt, „von unvergeßlicher Großartigkeit und Eigentümlichkeit; denn mehr als jede andere trägt ſie das Ge⸗ präge der Wildheit, und zwar gründet ſich dieſer Eindruck auf das gleichzeitige Wirken und In⸗ einandergreifen gewaltiger vulkaniſcher Kräfte und rigoroſer Vorgänge in der Atmoſphäre, auch wird die Ungaſtlichkeit durch keine ſichtbaren Spuren menſchlicher Exiſtenz gemildert“. Während der Sangay wenig bekannt iſt, gehört der Altar oder Collanes zu den be— kannteſten Vulkanen des Hochlandes. Seine drei zackigen, 5294 m, 5355 m und 5405 m hohen ſchwarzen Gipfel ſind nichts anderes als die Umrandung eines großen Kraters, auf deſſen Boden jetzt ein Gletſcher in der ſehr geringen Höhe von 1903: 4300 (1870: 4028) m endet. Der Tunguragua fällt zuerſt dadurch auf, daß er ſich aus 1800—2000 m Höhe er- hebt; über dieſe Baſis ragt er aber noch 3000 m, bei Baſſos ſogar 3200 m empor, da er auf 5087 m Höhe beſtimmt worden iſt. Er hatte 1641, 1773, 1781 und zuletzt 1886 Ausbrüche, entſandte dabei mächtige Lavaſtröme in das Tal des Paſtaza hinab und ſtaute dieſen zu einem See. Bis zu 4700 m abwärts trägt der Berg Schnee, dann folgt eine 300—400 m breite ſandige Zone, das Arenal, graufarbiger, mit lockerem Geröll bedeckter, infolge der häufigen Schneefälle vegetationsarmer Boden, und von 4000 m abwärts niederes Geſtrüpp, das in 3000 m Höhe von den Feldern der Bewohner von Bafſsos abgelöſt wird. Die Weſtkordillere verläuft vom Querjoche von Tiocajas bis zum Chimborazo regel— mäßig, doch ſcheidet ſich von ihr im Weſten eine dritte, ihr parallel laufende, 3000 m hohe Kette, die mit ihr das Becken von Chimbo einſchließt, in dem der Chimbo ſüdwärts zieht; man kann dieſes Becken als Seitenſtück zu dem von Zaruma im Süden und dem weſtlich des Pululagua und Iliniza im Norden auffaſſen. Am Nordweſtende des Beckens von Riobamba erhebt ſich nun über dem Chimbotale der Eisberg (Urcurazu) von Chimbo, Chimborazo (Tafel 16, Abbildung 1), der bekannteſte Berg Südamerikas, zu der größten Höhe in Ecuador, 6310 m. Über dem 4000 m hohen Grundgebirge ſteigt er als einfacher vulkaniſcher Bau noch 2000 — 3000 m empor und bleibt als Vulkanberg ſomit gegen den Tunguragua und den Cotopaxi zurück, auch iſt er nicht mehr tätig und in hiſtoriſcher Zeit nie tätig geweſen. Seine mächtige Eishaube beginnt bei 4700 —4800 m, im Norden etwa in 5000 m Höhe, doch ſind noch in 5800 m Höhe manche Stellen gelegentlich ſchneefrei. Man kann fünf Gipfel unter⸗ ſcheiden, den 6310 m hohen Südgipfel, den 6269 m hohen Weſtgipfel, ferner den Nord⸗ gipfel, den Mittelgipfel und den Oſtgipfel. Dieſe entſenden 16 Gletſcher, die längeren nach Norden und Oſten, wie den 4 km langen Hans Meyer-Gletſcher, bis 4400 m, die kürzeren, meiſt 2 km Länge nicht überſteigenden nach Süden, Weſten und Nordweſten. Vor dieſen liegt im Süden ein mächtiger Moränengürtel wie eine koloſſale, freilich nimmer grüne Gir⸗ lande. Auch Nieve penitente oder Zackenfirn fand Hans Meyer auf dem Berge. Der 4489 m hohe Sattel von Abraspungo verknüpft den Chimborazo mit dem Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Das Land. 389 Carihuairazo, deſſen ſteiler Südweſtgipfel 5106 m erreicht. Er iſt von der Gletſchereroſion ebenfalls ſtark angegriffen und wurde am 29. Juni 1699 durch ein Erdbeben zerriſſen, wobei er einen ungeheuren Schlammſtrom gegen die Ebene von Ambato ergoß. Dieſe Schlamm— ſtröme, eine Eigentümlichkeit der ecuatorianiſchen Anden, entſtehen durch plötzliches Ab— fließen von kleinen Seen oder durch die Schneeſchmelze bei Eruptionen. Der Carihuairazo (Mann, Wind, Eis) iſt ein gewaltiger Calderaberg, d. h. Vulkanberg mit großem Srater- keſſel, der dem Grundgebirge derart aufgeſetzt iſt, daß er von Riobamba ſich als 2000 m hoher Berg präſentiert, am Sattel gegen den Chimborazo hin aber nur 700-1000 m Höhe zu haben ſcheint. Der Kraterkeſſel iſt derart vergletſchert, daß der Carihuairazo dem Altar und Antiſana an die Seite geſtellt werden kann. Zwiſchen dem Chimborazo-Carihuairazo und dem Tunguragua wird das Becken von Riobamba durch den mächtigen vulkaniſchen Querriegel des 4452 m hohen interandinen Igualata geſperrt, der keinen Krater hat und wahrſcheinlich nicht durch Aufſchüttung ent— ſtanden iſt. Zwiſchen ihm und dem Chimborazo führt der Paß vom Sanancajas in 3607 m vom Becken von Riobamba in das Becken von Latacunga. Dieſes 2600-2800 m hoch liegende Becken iſt mit dem Becken von Ambato verbunden, gehört durch den Rio Patate dem Paſtazagebiete an und wird von den Flüſſen in Schluchten zerſägt, ſo daß es in Lava— bänke und vulkaniſche Hügelzüge zerfällt. Seine Umgebung iſt arm an vulkaniſchen Rieſen: auf der Oſtkordillere ſteht gar kein Vulkan, da der dafür gehaltene 4576 m hohe Cerro Hermoſo de los Llanganates von Reiß als ein Schieferberg erkannt wurde, am Weſtgehänge der Weit- kordillere nur der Quilotoa (4010 m) mit einem anſcheinend tiefen Kraterſee von 16 Waſſerwärme, ſalzigem, aber trinkbarem Waſſer und ſehr ſteilen Uferwänden. Dagegen erheben ſich mehrere vulkaniſche Berge im Inneren und an der Weſtſeite des Hochbeckens, jo der Llimpi (3850 m), der Sagoatoa (4158 m), ein einförmiger ſteiler Kegel mit radialen Tälern und einem 150 m tiefen Krater, der Quispicaſha (4585 m) und der Caſaguala. Im Norden wird das Becken von Latacunga durch den Nudo de Tiupullo (3600 m) abgeſchloſſen, von dem die Cerros de Chaupi (4000 m) zum Iliniza, die Gehänge des Numinahui zum Cotopaxi überführen. Nördlich von dieſem Riegel dehnt ſich in Höhen von 2900 m im Süden, 2400 m im Norden das langgeſtreckte Becken von Quito mit ſeiner groß— artigen Umrahmung von ſchneebedeckten Vulkanbergen aus. Dieſen Höhenunterſchied durch— mißt der am Iliniza entſpringende Längsfluß des Beckens, der im Oberlaufe Rio Grande, dann Rio San Pedro, endlich Guaillabamba genannte große Quellfluß des Rio Esmeraldas. Gegen den nördlichen Ausgang zu nimmt die Höhe des Beckens bis 2100 m ab, der Fluß ſchneidet tief in das Land ein, bei Turo bis 1718, bei Perucho bis 1565 m Höhe, bis endlich der Durchbruch nach Weſten in tiefer Schlucht erfolgt. Wie in dem Becken von Latacunga, ſo erheben ſich auch in dem von Quito interandine Vulkanberge, darunter der alte Vulkan Ruminähui (4757 m). Dieſer dem Cotopaxi naheſtehende noch unter der Schneegrenze bleibende Berg iſt ein ganz beſonders ſchöner Kegel, der Typus eines Calderaberges mit Kraterkeſſel und talartiger Einſchartung (Barranco) an einer Seite; gegenüber dem Cotopaxi und Iliniza fällt er aber als unbedeutend weg. Ihm äußerſt ähnlich iſt ſein nördlicher Nach— bar, der Paſochoa (4255 m), während der Jlald (3161 m) mehr dem aus Lavamaſſen erbauten Sagoatoa gleicht. Die Reihe der Vulkanberge der Weſtkordillere eröffnet der Iliniza. Er beſteht ungewöhnlicherweiſe aus zwei Gipfelpyramiden von faſt gleicher Höhe, 5305 und 5162 m, 390 Das gefaltete Land des Weiten. mit Schneebedeckung bis zu 4700 m herab. Der nun folgende Corazon (Herz) hat einen mächtigen gerundeten Unterbau und eine angeblich herzförmige obere Felſenpyramide von 4816 m Höhe, trägt aber nur wenig Schnee. Der im Norden ſich anreihende Atacatzo iſt mit 4539 m noch weniger hoch, hat die Form eines abgeſtumpften Kegels und iſt ſchneefrei; am Oſtabhang trägt er Buſchwald, in Schluchten bis zu 3700 m Felder und Wieſen bis 3900 m, am Weſthang Hochwald. Beide Berge haben Calderas, der Corazon ſogar die größte in Ecuador mit 1200 m Tiefe. Dann folgt als letzter der Pichincha, an deſſen Gehänge die Stadt Quito ſich anlehnt. Er beſteht aus zwei Hauptteilen, dem Alten oder Rucu-Pichincha und dem Kind- oder Guagua-Pichincha, mit im ganzen ſechs Gipfeln, von denen der höchſte, Guagua (4787 m), beſtändig eine weiße Dampfſäule aus ſeinem 600 m tiefen, außerordentlich ſteil abfallenden Krater entſendet. Wir kennen aber nur drei ſicher beglaubigte Ausbrüche des Vulkans aus den Jahren 1566, 1575 und 1660; bei allen dreien wurde Quito von Aſchen— regen heimgeſucht. Auf dieſe vier großen Vulkane folgen nordwärts bis zum Durchbruch des Guaillabamba noch die kleineren Cerros de Calacali und der Pululagua: erſtere aus lößartigem Tuff beſtehende Paͤramos von faſt 3700 m Höhe, letzterer ein 3300 m hoher Vulkanberg mit großartiger Caldera, einem großen Eruptionskegel und tiefem Krater. Nicht minder großartig iſt die öſtliche Umgebung des Beckens von Quito mit ebenfalls vier großen Vulkanen, darunter dem tätigen Cotopaxi. Schon die 4919 m hohe Pyramide des Quilindaña iſt ein bedeutender Vulkanberg mit einem weit ausgedehnten domförmigen Unterbau und einem zentral geſtellten pyramidalen Oberbau von ſchroffen Formen; er fällt aber wenig auf, da er auf einem öſtlichen Sporn der Oſtkordillere etwas verſteckt liegt. Die großartigſten Maße hat dagegen der nur 6 km vom Quilindafſa entfernte, aber auf der Weſtſeite der Oſtkordillere gelegene Cotopaxi (j. die beigeheftete farbige Tafel „Der Cotopaxi in Ecuador“). Seine Geſtalt iſt von jeher als die reinſte Ausbildung einer vulkaniſchen Kegelform berühmt geweſen, ſeine Höhe (6005 m) macht ihn zu dem höchſten tätigen Vulkan der Erde, ſein 2000 m hoher Schneemantel zu einem der ſchönſten. Der Krater des Cotopaxi hat 750—800 m Durchmeſſer, 400—500 m Tiefe, ſeine Ausbrüche haben außerordentliche Verheerungen angerichtet. Abgeſehen von zwei Eruptionen im 15. Jahr⸗ hundert, war der Berg 1532—34 tätig, im 17. Jahrhundert dagegen ruhig. 1742 aber er- eignete ſich jener entſetzliche Ausbruch, der das meiſte Unheil durch das plötzliche Schmelzen der Schneemaſſen anrichtete; er dauerte bis 1750. 1766—68 tobte der Berg von neuem, teilweiſe derart, daß der Donner in letzterem Jahre bis Honda in Colombia gehört wurde, war dann aber untätig bis 1803. Erſt im Januar dieſes Jahres „verſchwand (nach A. v. Hum⸗ boldt) plötzlich in einer Nacht der dicke Schneemantel der Gehänge, und der grauſchwarze Körper des Berges ſtand nackt vor den Augen der erſtaunten Umgebung; in dunkelroter Glut erhob ſich die Feuerſäule des aufſprühenden Schlackenregens zu gewaltiger Höhe“. Kleinere Ausbrüche fanden 1845, 1859 und in den 1860er Jahren, ein großer aber am 26. Juni 1877, weitere 1880, 1883, 1885, 1886 und 1904 ſtatt. In den Zeiten ſtarker Eruptionstätigkeit pflegt der Kraterrand des Cotopaxi nur geringe Schneebedeckung zu haben, 1903 aber fand Hans Meyer eine gewaltige Firnkrone rund um den mit Rauhfroſt bezogenen Krater. Der Berg ſelbſt iſt bis zu etwa 49004550 m (Oſten) von einem Firnmantel bedeckt, aber die aus ihm herausragenden Gletſcherzungen haben nicht mehr als 1½ km Länge, da Hohlformen fehlen; ebenſo gibt es wegen der Jugend des Berges weder Kare, noch Tröge, noch Stufentäler. DER COTOPAXI IN ECUADOR, von 3500 m Höhe aus Nordwesten gesehen. Nach A. Stübel. Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Das Land. 391 Nördlich vom Cotopaxi folgt die maleriſche und immer mit Schnee bedeckte Spitze des faſt 5000 m hohen Sincholagua, eines großartigen, aus Lavabänken beſtehenden Pyra- midenbaues über einem breiten, reichgegliederten Unterbau, und dann, durch eine 4000 m hohe Schwelle mit dem Sincholagua verbunden, der gewaltige, 5756 m hohe Antiſana, einer der bedeutendſten Vulkanberge Ecuadors. Er iſt wie der Rumiftähui und der Paſochoa ein Calderaberg auf ſehr hoher Baſis, liegt doch an ſeinem Weſtfuße in weiter Einöde, meiſt inmitten von Nebeln und Wolken, der einſame Hato del Antiſana in 4095 m Höhe. Der Antiſana hat einen ſchneebedeckten Nordgipfel und einen turmartigen Felsbau mit ſchwarzen Felsbildungen; zwiſchen beiden liegt der 1800 m lange, über 1000 m tiefe Krater und in dieſem wieder ein mächtiger, kaskadenartig bis 4200 m herabreichender Gletſcher. Auch der Antiſana iſt jetzt erloſchen, doch berichten die Archive von zwei allerdings nicht genügend be— glaubigten Ausbrüchen in den Jahren 1590 und 1728, und Humboldt ſah im Frühjahr 1801 mehrere Tage lang eine ſchwarze Rauchſäule über ihm aufſteigen. Beſonders befannt- geworden iſt der große, auf den Ausbruch von 1728 zurückgeführte Lavaſtrom, der den See Secas abgedämmt hat. Vergletſchert iſt der Antiſana in hohem Maße bis etwa 4200 m im Südoſten, 4700—4900 m im Weſten. Für einen Vulkan wurde lange der Sara-Urcu am Oſtrande der Oſtkordillere ge- halten, aber er beſteht nach W. Reiß aus Gneis und Glimmerſchiefer. Hinter ihm ſteigt als letzter großer Vulkan der Oſtkordillere der majeſtätiſche, ſchneeige Kegel des 5840 m hohen Cayambe auf. Dieſer iſt der Höhe nach ein Nebenbuhler des Cotopaxi, die Mächtigkeit ſeiner Eismaſſen aber bleibt ſogar nicht hinter der des Chimborazo zurück, namentlich an der regelmäßig geneigten und daher völlig mit Eis gepanzerten Südſeite, deren Gletſcherzungen weit auf die Rücken und in die Schluchten der Schneeanhäufungen hinabreichen, in denen gelbliche, bräunliche und rötliche Töne mit dem Weiß des Bimsſteinſandes, den ſchwarzen Felſen und dem grünlichblauen Farbenſpiel des Eiſes herrliche Gegenſätze bilden. Das Becken von Quito wird im Norden durch den 4294 m hohen Mojanda und den 4012 m erreichenden Cuſin-Urcu begrenzt, von denen erſterer eine ſehr breite Gipfelfläche und, in dieſe eingeſenkt, einen ſehr umfangreichen Kraterkeſſel mit einem großen und zwei kleineren Kraterſeen ſowie einem alten Ausbruchskegel beſitzt, während letzterer ein Caldera— berg iſt. Zwiſchen beiden führt eine kaum 3100 m hohe Schwelle, der Alto de Cajas, in das nur 2600 1600 m hohe Becken von Ibarra. Dieſes wird vom Rio Mira durchfloſſen, der die Abflüſſe der Seen von San Pablo (2700 m) und Yahuar Cocha bei Ibarra aufnimmt, dann Rio Ambi heißt, noch den Chota empfängt und nach der Vereinigung aller dieſer Arme in 1500 1200 m Seehöhe durch die Weſtkordillere bricht. Mitten in dieſem Becken liegt über Ibarra der ſchwarze Rieſe Imbabura, ein 4582 m hoher, faſt 1900 m über dem See von San Pablo aufſteigender, freiſtehender, aber nicht ſchneegekrönter Vulkan, mit deutlichem Unter- und Oberbau, einer großen Caldera und einem Nebenkegel mit Lavaſtrömen. Die Oſtkordillere führt öſtlich des Taguando den Namen Cordillera de Angochagua, erreicht im Yurac Cruz nur noch 3577 m Höhe, erhebt ſich aber doch 1200 m über dem Tale und trägt, obwohl ſie aus jungem Eruptivgeſtein beſteht, keinen Vulkan mehr. Auf der Weſt— kordillere findet ſich nördlich von der Serrania de Chanchagran über dem 3080 m hohen See Cuicocha der noch 4966 m hohe, erloſchene Cotacachi, ein ſehr auffallender Berg von regel— mäßiger Kegelform mit ſteiler Gipfelpyramide. Im Norden wird das Hochbecken von Ibarra durch die vulkaniſchen Querjoche des Päramo del Anjel und der Cerros de Boliche mit etwa 392 Das gefaltete Land des Weiten. 3400 m Höhe begrenzt, über die anſcheinend noch höhere Vulkane aufſteigen. Dann gelangt man in das letzte Hochbecken, das kleine, aber hohe, um die Stadt Tulcan (2977 m) ſich ausdehnende Becken, über dem im Norden die Vulkane Chiles und Cumbal mit 4780 und 4790 m Höhe gerade über die Schneegrenze emporragen, während der Cerro Negro nur 4470 m erreicht. Alle drei beſitzen bedeutende Calderas und Krater, ſind aber nicht mehr tätig. Vor der Kordillere dehnt ſich im Weſten ein weites Tiefland von etwa 150 km Breite aus, ein üppig bewaldetes, reich bewäſſertes Land mit großen Flüſſen und teilweiſe beträcht— licher Kultur. Darin treten an einigen Stellen bis zu 700 m hohe Bergzüge auf, die vielleicht als Fortſetzungen der Küſtenkordilleren des Südens aufzufaſſen ſind. Die Mitte ſtammt aus der Kreidezeit und enthält wiederum Grünſteinkuppen, namentlich zwiſchen Guayaquil und Porto Viejo, während der Norden, Esmeraldas und Manabti, dem Tertiär und frühen Quartär angehört. Noch jünger iſt der äußerſte Süden, da er, wie ſchon die Umgebung von Tumbez, aus jungen Sandſteinbildungen mit beträchtlichen Reſten von Maſtodon und Equus andium beſteht. Zuletzt wurde das jetzige Flußgebiet des Guayas Land: dieſe Landſchaften wurden noch in der Quartärzeit von einem Buſen eingenommen, der bis zu den Gehängen der Kordillere und ſüdwärts bis Machala reichte, aber allmählich von den Sinkſtoffen der Flüſſe zugeſchüttet wurde und ſich nur noch zu beiden Seiten der Inſel Bund erhalten hat. Von dieſen verſchiedenen Beſtandteilen bilden die Kreidehügel Höhen bis zu 700 m, das Tertiär Hügelland von 200 —300 m Höhe, die Quartärformation flachwellige Landſchaften von 20—80 m Höhe und das alluviale Land vollkommene Ebenen. Dadurch, daß der Kreidezug und das Tertiär der Küſte entlang meridional verlaufen, ſind die Flüſſe gezwungen worden, in ebenfalls meridional verlaufenden Syſtemen der Kordillere entlang zu fließen. Sie haben den Charakter ausgebildeter Tieflandsflüſſe, führen viel Waſſer, ſind meiſt auch in der Trockenzeit ſchiffbar, beſitzen bedeutende Breite und Tiefe und überſchwemmen zur Regenzeit durch Uferbreſchen weithin das Land, ſo daß namentlich die Alluvialebene dann eine weite Waſſerwüſte iſt und das Waſſer des Golfs bis zur Inſel Punä ſüß wird; aber die Ufer ſelbſt haben bis zu 1 m Höhe über dem höchſten Waſſerſtand und bleiben daher meiſt trocken. Deshalb beſitzen dieſe Bancos genannten Uferbänke auch großen Wert als Pflanzungsböden, zumal da ſie oft einen Kilometer breit ſind; am oberen Guayas ſind ſie zu großen erhöhten Ebenen zuſammengewachſen. In ihren Unterläufen verhalten ſich die Tieflandflüſſe freilich verſchieden: während der Rio Guayas die Lücke gegenüber der Inſel Pund gewinnt und daher im Unterlauf ſchiffbar iſt, bricht der Rio Esmeraldas durch das Küſtengebirge hindurch und wird infolgedeſſen für die Schiffahrt un— brauchbar. Daher beſchränkt ſich die Kultur vollſtändig auf das Stromgebiet des Guayas. Der Rio Gua yas war bis zur Erbauung der Bahn die Lebensader für ganz Ecuador. Er entſteht aus zwei Quellflüſſen aus der Gegend zwiſchen dem Quilotoa und dem Cari— huairazo. Die vereinigten Flüſſe nehmen dann vom Chimborazo her den Rio Chimbo auf, der ſeinerſeits den Chanchan aus dem Becken von Alauſi empfängt. Bei Guayaquil geht dem Guayas ein zweiter großer Parallelfluß zu, der Daule. Dieſer entſteht auf den flachen Ebenen nahe dem Aquator mit zwei Quellflüſſen, die ſich unter 0% 30“ ſüdl. Breite vereinigen, nimmt darauf den ihm parallel fließenden Rio Bobo oder Macul auf und empfängt auch Waſſer aus dem tertiären Gebirge von Jipijapa. Die vereinigten Ströme Guayas und Daule bilden ein 25000 qkm großes Mündungsgebiet. Schon 20 km oberhalb Guayaquil, bei der Hacienda Calis, iſt der Guayas 1400 m, bei Guayaquil 2000 m breit und dazu 15 m tief; Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 393 ſchließlich ſpaltet er ſich in zwei große Trichter, die um die Inſel Punä herum ihr Waſſer ins Meer ergießen. In den öſtlichen Meeresarm, den Canal de Jambeli, fallen auch kleinere, aber waſſerreiche, an ihren Ufern dicht bewaldete Flüſſe, wie der Naranjal, als Unterlauf des Rio de Caſtar, der Jubones und der Tinajillas. Infolge der Flachheit des quartären Landes iſt es für flache Fahrzeuge möglich, vom oberen Daule in einen der Zuflüſſe des Esmeraldas zu gelangen, der ſeine Quellen tief in der Kordillere am Iliniza und Cotopaxi hat, aber im Unterlauf für die Schiffahrt un- brauchbar iſt, da größere Fahrzeuge nur mit Mühe bis nach Esmeraldas gelangen. Ganz anders iſt das Land zwiſchen dem Unterlaufe des Guayas und dem des Esmeral— das geſtaltet. Die Küſte erinnert hier an die von Peru; namentlich die Halbinſel ſüdlich des 2. Grades iſt eine Einöde, die kein Waſſer und deshalb auch keine Anſiedelungen, außer am Meere, beſitzt. Trockenbetten, Salinen, Mangrovewälder nehmen das Küſtengebiet ein, auf das nach dem Inneren zu mit Mimoſen und Kakteen beſtandene trockene Rücken und wirr verſtreute Berge folgen, und jo iſt auch der Landſchaftscharakter der Inſel Bund. Aber ab— geſehen von dieſem ſterilen Küſtengebiet beſteht auch in dem gut bewäſſerten Tiefland ein großer Gegenſatz zwiſchen Norden und Süden: die nördliche Hälfte des Landes iſt eine Wild- nis, der Süden dagegen ein gut bevölkertes Kulturland. b) Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima. Das Klima Ecuadors iſt durchaus äquatorial, wird jedoch durch die Höhenunterſchiede ſehr mannigfaltig: man unterſcheidet das Klima des Küſtengebietes, das des Hochlandes und das der Montaita und des Tieflandes im Oſten, macht aber an der Küſte und im Hochlande noch Unterabteilungen. Das Küſtenland wird im Süden noch durch das kühle Küſtenwaſſer beeinflußt und hat daher ein noch ziemlich kühles Klima. In der Hacienda El Reereo unter 0 27 ſüdl. Breite erreicht das Jahresmittel nur 23°, der Februar 25,2“, der Oktober 22,80, etwa 3-4“ weniger, als die geographiſche Breite erforderte. Die mittleren Extreme ſind 30 und 20%. Auch die Niederſchläge erinnern an das peruaniſche Küſtenklima, denn die Regen fallen nur während zweier Monate, Februar und März, und zwiſchen Juni und November treten auch hier noch Garuas auf, aber in Form von Staubregen. Die Niederſchlagsmenge iſt nicht bekannt, wahr— ſcheinlich aber geringer als 1000 mm, da die Vegetation ſpärlich iſt und auf der Inſel Bund ſowie der Halbinſel El Morro kein Süßwaſſerbach vorhanden iſt. Von der Küſte nach dem Inneren zu ſteigen ſowohl die Temperatur wie die Niederſchlagsmenge. In en überſteigt das Jahresmittel ſchon 26— 27. Gerade umgekehrt verhält ſich der Norden des Küſtenlandes, weil hier das Meer warm iſt. Daher iſt die Wärme an der Küſte hoch und die Niederſchlagsmenge bedeutend. Beide nehmen im Gegenſatz zum Süden des Küſtenlandes nach dem Inneren hin ab. In Esmeral— das haben die Küſtenſtationen wahrſcheinlich 27 im Jahresmittel, die weiter landeinwärts liegenden Orte kaum 26°, doch fehlt es hier noch an genauen Meſſungen. Überdies regnet es in Esmeraldas in allen Monaten, und es herrſcht daher große Waſſerfülle und in ihrer Folge reiche Vegetation. Die Winde kommen hier beſonders aus dem Norden, in Manabi und weiter ſüdlich aus dem Süden. Die Gehänge der Kordilleren und die Täler. Weiter ins Innere hinein wird das Klima im Süden wärmer, im Norden kühler, jedenfalls aber mit der Annäherung an die 394 Das gefaltete Land des Weſtens. Kordillere überall feuchter. Während Guayaquil regelmäßige Jahreszeiten von fünf feuchten Monaten, Januar bis Mai, und ſieben trockenen hat, nimmt gegen die Kordillere die Trockenzeit immer mehr an Länge ab, bis man in die feuchte Urwaldregion gelangt. Zuweilen wird eine zweite Regenzeit, Cordonazo de San Francisco, zu Ende September und Anfang Oktober bemerkt, die das Jahr dann in vier Jahreszeiten gliedert. In der Höhe von 300—1500 m Höhe kann man von Trockenzeit überhaupt nicht reden, ſondern höchſtens ſagen, daß es in der Zeit von Juni bis November am Tage nicht ſo ſtark regnet wie in der übrigen Zeit, während nachts auch dann Regen oder Garua fällt. Mit zunehmen— der Höhe wird das Klima trockener, die Mitteltemperaturen nehmen ſo raſch ab, daß die Haciendas Santa Inés im Paſtazatale und Mindo am Gehänge des Pichincha in 1244 und 1264 m Höhe 18,3 ſtatt 19,7 Mitteltemperatur haben. Auch die vom Tieflande in die Sierra eindringenden Kordillerentäler, z. B. die des Catamayo in Loja, von Yunguilla in Azuay, des Guaillabamba und Chota-Mira in der nördlichen Sierra, ſind jo tief eingeſchnitten, daß die Luft in ihnen ſtagniert, und erleiden infolge Waldmangels am Tage hohe Wärme, nachts beträchtliche Abkühlung, im ganzen Schwankungen bis zu 24%. Genaue Meſſungen liegen aber nur von Faique im Becken von Zaruma in 840 m Höhe vor. Hier hat das Jahr eine Mitteltemperatur von 22,10 und eine Schwankung von nur 1,8“, da dem wärmſten Monat Februar mit 230 ein Juli mit auch noch 21,2“ gegenüberſteht. Die Extreme betragen 32,8“ und 13,10, die Niederſchlagsmenge 1433 mm, wovon 1299, alſo 91 Prozent, in den Monaten Dezember bis Mai fallen. Die Sierra. Das Klima der Sierra iſt je nach der Höhenlage wiederum verſchieden, denn Lagen wie Loja mit 2073 m und der Hato am Antiſana in 4075 m Höhe laſſen ſich nicht vergleichen. Man unterſcheidet daher eine untere Stufe von etwa 2000-3000 m und eine obere von über 3000 m Höhe. In der unteren Stufe ſind im ganzen die Hochbecken ent— halten, mit Jahresmitteln von 18—11P, zwiſchen welchen Grenzen freilich auch wieder ſehr verſchiedene Klimate eingeſchloſſen find. So haben Orte wie Baños (1800 m), Loja (2073 m), Ibarra (2225 m) und Cuenca (2560 m) ein warmes, angenehmes Klima von 18—15° Mittel- temperatur, Quito dagegen mit 2850 m und einem Mittel von 12,6“ bei einem wärmſten Monat von 12,8“, einem kühlſten von 12,4“ und Extremen von 23,5 und 6,1“ niemals rechte Wärme, wohl aber recht niedrige Temperaturen und das ganze Jahr hindurch kühles, wenig angenehmes Wetter. Ahnlich verhält ſich das Klima der in gleicher Höhe (2800 m) gelegenen Orte Riobamba mit 13,7, Latacunga mit 14,3“ und Calacali mit 12,2“, und dabei ſind dieſe Orte wegen des Schutzes der Kordilleren noch begünſtigt. Noch ungünſtiger iſt das Klima in der Nähe von 3000 m: Tulcan (2977 m), Angamarca, Guamote und Mulalb haben noch Mittel von 13—119, aber das Thermometer fällt des Nachts nicht ſelten auf 0e, und das Wetter ähnelt ſchon ſehr dem Päramowetter. Ein das Klima verſchlechternder Umſtand iſt in dieſen Höhen die Art, wie der Niederſchlag fällt. Quito erhält 1120 mm in Form kühler Regenſchauer, Böen und Schlagregen, wie ſie unſerem April eigen ſind, und da auf dieſe Regenſchauer auch dort Abkühlung zu folgen pflegt, ſo wechſelt das Wetter in Quito zwiſchen Sonnenglut bei Tage, rauher Kälte des Abends und häufigen Regengüſſen, zu denen im Okto⸗ ber auch Gewitter und Hagel treten, ferner ganz allgemein die ſtarke Bewölkung und Nebel, beſonders von Dezember bis Mai. Der meiſte Regen fällt in Quito und überhaupt in der Sierra im April, Mai und März mit zuſammen 448 mm = 40 Prozent, ein zweites Maximum zeigt ſich aber im Oktober, November und Dezember mit 289 mm = 26 Prozent, fo daß zwei Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 395 Regenzeiten zwei Trockenzeiten gegenüberſtehen; die größere Trockenzeit tritt vom Juni bis September mit 174 mm oder 15 Prozent, die kleinere im Dezember und Januar ein. Die obere Stufe der Sierra von Ecuador hat Päramoklima. Dieſes unterſcheidet ſich von dem Klima der vorigen Stufe durch weitere Abnahme der Temperatur, durch die ſtürmiſche Luftbewegung und dadurch, daß der Niederſchlag häufig in Form von Graupeln, Schloßen und Schnee fällt, während die Niederſchlagsmenge dieſelbe bleibt. Die Mittel- temperaturen liegen unter 119, nach Wolf in Alao (3097 m), Provinz Chimborazo, um 10,5, in Frutillas am Pichincha (3133 m) nahe 10,20, in Tablon (3380 m) bei 9,2, auf dem Antiſana in 4095 m bei 5%. Hier haben die Monate November bis Mai mehr als 5° Mittel- temperatur, der Juli und Auguſt wenig mehr als 3°, das Klima iſt alſo ſüdhemiſphäriſch. Das mittlere Maximum ſoll 11°, das mittlere Minimum —6,2° betragen. Die Jahresſchwan— kung iſt alſo kaum höher als 20, ſomit durchaus noch tropiſch, der Unterſchied zwiſchen den mittleren Extremen erreicht noch nicht 18°. Da nun aber die Temperaturen das ganze Jahr hindurch nahezu dieſelben bleiben, ſo herrſcht das ganze Jahr hindurch Päramokälte und Päramowetter, ein ins Schlechtere verändertes deutſches Aprilwetter mit ſehr ſtarken Schwankungen an demſelben Tage. Am häufigſten beginnen und ſchließen die Tage mit Sonne, während im Laufe des Mittags Nebel, Regen, Schnee, Hagel und Gewitter auf— treten, ſo daß ein Tag alle europäiſchen Jahreszeiten umfaßt. Schneebedeckung und Gletſcher. Von 3500 m an fällt vereinzelt, von 4000 m an regelmäßig Schnee, aber liegen bleibt er erſt von etwa 4700 m an. Dieſe Grenze, die Firn— oder Schneegrenze, iſt, wie überall, ſo auch in Ecuador im Rückgang. Vor 40 Jahren fand Reiß ihre mittlere Höhe zu 4665 m, 1903 beſtimmte ſie Hans Meyer zu 4750, und zwar zu 4800 für die Weſtkordillere und zu 4700 für die Oſtkordillere. Lange Schneeketten fehlen aber in Ecuador, die Schneebedeckung beſchränkt ſich auf einzelne Berge, beſonders die Vulkane. Die mittlere Gletſchergrenze liegt bei 4500 —4600 m und iſt ebenfalls zurückgegangen, da Reiß ſie um 1870 noch bei 4600—4700 m annahm; am tiefſten, bis 4200 m, zieht der Gletſcher in der Caldera des Antiſana abwärts. Durch Hans Meyer iſt aber 1903 feſtgeſtellt worden, daß die Zahl der Gletſcher in Ecuador bedeutend größer iſt, als bisher angenommen wurde. Am ſtärkſten vergletſchert iſt der Chimborazo (Tafel 16, Abbildung J), der allein 16 Gletſcher entſendet, aber auch die breite Maſſe des Antiſana iſt der Vergletſcherung förderlich, während andere Berge, wie der Cotopaxi, der Tunguragua und der Sangay, trotz ihrer großen Höhe wegen ihrer vulkaniſchen Natur doch ſtärkerer Eisbedeckung ermangeln. Wirkliche Talgletſcher finden ſich aber auch nur in den Calderas des Antiſana, Altar und Carihuairazo, am Nordoſtrande des Chimborazo und am Weſtgehänge des Cayambe. Alle übrigen ſind nur Firngletſcher, Eiszipfel oder etwas längere Hängegletſcher. Über die Firn— grenze hinaus ragen nur 16 Berge, in der Weſtkordillere der Chimborazo, Carihuairazo, Iliniza, Corazon, Cotacachi und Chiles, in der Oſtkordillere der Sangay, Altar, Tunguragua, Cerro Hermoſo, Quilindaſta, Cotopaxi, Sincholagua, Antiſana, Sara Urcu und Cayambe. In der Eiszeit war die Kordillere bis etwa 3500 m abwärts vergletſchert. Hans Meyer hat die einſtige Firngrenze zu 4200—4250, die einſtige Gletſchergrenze zu 37003800 m beſtimmt, aber vereinzelt gelangten die Gletſcher, wie ich am Oſtabhang des Paſſes von Cajas weſtlich von Cuenca gefunden habe, bis 3500 m hinab; die Firngrenze lag alſo etwa 500 —600, die Gletſchergrenze rund 800 m tiefer als heute. Auch kann man zwei Perioden der früheren Vergletſcherung unterſcheiden, von denen die erſte die ſtärkere war. 396 Das gefaltete Land des Weſtens. Die Pflanzendecke. Die Vegetation Ecuadors wird, wie das Klima, durch die vertikale Gliederung des Landes in Zonen und Regionen geſchieden, nämlich in die feuchte und die trockene Küſtenregion, die amazoniſche Tieflandsregion, die Außenränder der Kor— dilleren mit Waldbekleidung und die tiefen Kordillerentäler, ferner die ſubandine Region oder die Hochbecken bis etwa 3400 m, mit dem Ackerbau der Sierra, und endlich die Paͤramo— oder die hochandine Region, deren obere Grenze je nach der Höhe der Schneegrenze ſchwankt. Die trockene Küſtenregion umfaßt die Umgebungen des Golfs von Guayaquil, die Unterläufe der Flüſſe Guayas und Daule, die Inſel Bund und die Küſte von Guayas und Manabi bis zur Caraques-Bai, mit Ausnahme der Gegend von Jipijapa, Olon und Valdivia, weil hier gegen die Küſte eine Gebirgskette vorſtößt, die größere Niederſchlags— mengen erhält. In dieſer trockenen Küſtenregion zwingt eine lange Trockenzeit die Bäume, ihre Blätter abzuwerfen, um der Verdunſtung Schranken zu ſetzen, mit Aus— nahme weniger, deren Organe die Verdunſtung an ſich ſchon auf ein Geringes herabdrücken. Auf die Mangrovewälder der Küſten mit Rhizophora mangle und Avicennia nitida folgt zunächſt eine Region der Halophyten: am ſalzigen Meeresſtrande meiſt Kräuter und Sträu— cher, Chenopodium, Salsola, Portulak, ferner Dornſträucher, der Manzanillobaum (Hippo mane mancinella), eine giftigen Milchſaft enthaltende Euphorbiazee, und die Kokospalme. Auf den Halbinſeln Morro und Santa Elena wächſt eine an Perus Küſten erinnernde Wüſtenflora: gewaltige Kakteen wie Cereus, Opuntien und Mimoſen, dazu ſpärliches Gras und die Orſeilleflechte (Roccella). Im übrigen trockenen Küſtengebiet bilden ſich Savannen aus, die an die Grasnarbe der friſcheren Teile der Küſte von Peru erinnern; auf ihnen ſtehen hier und da, zwiſchen Guayaquil und Santa Elena ſowie auf der Inſel Bund, lichte Wälder mit Algarrobo- und Ceibabäumen (Bombax ceiba), dem Nutzholz liefernden Guayacan (Guayacum officinale), auch Cäſalpinien, Jacaranda und andere. In der feuchten Küſtenregion erlaubt eine längere Regenzeit das Aufkommen feuchttropiſcher Pflanzen, zahlreicher Palmen und wärmebedürftiger Produkte. Dieſe Region nimmt das ganze übrige Tiefland der Weſtküſte ein, insbeſondere die Provinz Esmeraldas bis zu den aufwärts folgenden Bergwäldern. Die Sabanen machen den Regenwäldern Platz; wo erſtere noch vorhanden ſind, wie bei Babahoyo und Pueblo Viejo, werden die 3 m hohen Gräſer Paspalum und Panicum von einzelnen oder in Gruppen ſtehenden Bäumen, Mimoſen, Cassia, Piperazeen, Papilionazeen beſchattet. Im Walde fällt die Palma real (Cocos butyracea) auf durch ihr geſelliges Wachstum und ihre große Zahl; die kleineren Palmen Iriartea, Bactris, Euterpe liefern Material zum Hüttenbau, die Guilielma speciosa eßbare Früchte, die Carludovica palmata Stroh für Hüte und die palmenähnliche Zyklan— thazee Phytelephas macrocarpa Steinnüſſe, die in großen Mengen ausgeführt werden. Wertvolles Holz geben außer dem Guayacan und Roble (Jacaranda) der Cedro (Cedrela odorata), der Guayabo (Psidium), die Cañafiſtola (Cassia fistula) und die Ochroma pisca- toria, letztere für den Bootbau; Kautſchuk ſpenden die Urtikazee Castilloa elastica (2), eßbare Früchte Sapote (Matisia cordata), Mango (Mangifera indica), Brotbaum (Artocarpus), letztere beiden fremde Bäume, ferner Miſpel (Achras sapota) und Aguacate (Persea gra- tissima), Papaya (Carica papaya), die Naranjos und Limones, Citrusarten, der Kakaobaum, deſſen Kultur ganz allgemein iſt, unter den Muſazeen mehrere Arten, Musa sapientum und Musa paradisiaca. Ferner kommen zahlreiche Gräſer vor, wie Bambus, die Caita brava (Guadua latifolia und G. angustifolia), von 30m Höhe, und Carrizos (Saccharum contractum Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 397 und Gynerium saccharoides), Verwandte des Zuckerrohrs (Saccharum officinarum). Farne, Aroideen, Bromeliazeen und Orchideen beleben in reichſter Fülle den Wald, darunter die Vanille in zwei Arten, und unter den Lianen (bejucos) ragt die Sarſaparille (Smilax officinalis) durch ihren Nutzwert hervor. Zur Ausfuhr gelangen von dieſen Nutzpflanzen Kakao, Kaffee und Kautſchuk. Am häufigſten angebaut werden außerdem Reis, Mais, Zucker⸗ rohr, Tabak, Baumwolle, Ananas und Bananen (Tafel 16, Abbildung 3). Die Gehänge der Kordilleren. Manche von den genannten Pflanzen ſteigen hoch am Gebirge empor: die Phytelephas bis 800, die Orangen bis 2500, die Bananen bis 2400 m Höhe; im allgemeinen aber beginnt die Bergwaldregion dort, wo die tropiſchen Tieflandg- pflanzen in größerer Zahl ihre Grenze erreichen, bei 1300—1600 m, während Theodor Wolf die untere Grenze der „feuchten Andenwälder“ ſchon bei 300 m Höhe legen will. Bis zu etwa 1000 m herrſchen noch Palmen, Skitamineen, Lianen und Muſazeen vor, weiter oben Farne, Aroideen und Orchideen, Mooſe und Flechten. Zwiſchen 800 und 2800 m Höhe erreichen die Farne die Größe von Bäumen und ihre größte Individuenzahl, die Cinchonen zwiſchen 2000 und 2600 m. Mit zunehmender Höhe wird der Wald niedriger, lichter, blumenreicher und enthält zahlreiche Sträucher und Stauden, Fuchſien, die herrlichſten Orchideen und die geſellige Wachspalme Ceroxylon andicola, mit ſchlanken, bis 35 m hohen Stämmen, befon- ders um 2500 m Höhe. Die Bergwälder der Oſtkordillere entſprechen im allgemeinen denen der Weſtkordillere, doch kommen, ſoweit wir die Flora überhaupt kennen, auch einige Unterſchiede vor; ſo wachſen nur am amazoniſchen Abhange die Mauritiapalmen bis zu 1000 m, der Mahagonibaum (Swietenia mahagoni), eine dem Paraguay-Teebaum ähnliche Ilex-Art, die giftige Strychnos toxifera, die Granadilla (Passiflora) mit überaus ſchmack— haften Früchten und die balſamiſchen Kopaiferabäume, meiſt jedoch nur in den unteren Teilen des Bergwaldes. Die Vegetationsregion der Hochbecken. Zwiſchen den Kordilleren erſtreckt ſich die interandine Region von 1800 bis 3400 m Höhe, deren Beſtandteile die Ergebniſſe eines trockeneren und zugleich kühlen Klimas ſind. Daher verſchwinden hier, ausgenommen in tiefen Tälern, die tropiſchen Formen faſt völlig und mit ihnen auch der Wald beinahe ganz, ja es treten ſogar die Bäume überhaupt zurück. Dieſe beſchränken ſich in den Hochbecken auf wenige Bäume (Tafel 16, Abbildung 1), den Capuli (Prunus salicifolius) mit dunkelbelaubter Krone, feſtem Holz und herber Frucht, den Sauce (Salix humboldtiana) an Waſſerläufen, die Erle, Aliſo (Betula acuminata) und einige Fruchtbäume in geſchützten Haciendas, bejon- ders Apfelſinen und Limonen, Pfirſiche, Birnen, Mandeln, Quitten und Cherimoya, ſowie den Schinus molle. Unter den Sträuchern ſpielen in den trockenen heißeren Tälern Algar- toben (Prosopis horrida), Croton, Kakteen, zum Teil mit Tillandſien behangen, eine Rolle, während die Agave americana und Foureroya unter dem Namen Cabuya die Indianerhütten als Zäune umgeben. Über dieſer meiſt ſterilen Vegetation erheben ſich nun die blumigen Raſen mit zahlreichen Stauden und blühenden Büſchen, wie Fuchſien, Senecio, Ribes; unter den Gräſern wiegen Paspalum und Arundo nitida vor, und Vaccinium mortinia gibt eßbare Beeren. An Nutzpflanzen baut man Weizen und Mais, in den tieferen Gebieten Gerſte, Luzerne, Quinua, Kartoffeln, Oka, Bohnen, Erbſen bis zu 3400 m Höhe. Die Päramo-Region. Die formenarme Paͤramo-Vegetation beginnt mit hohem Graſe etwa in 3000 m Höhe und wird immer alpiner, je höher man ſteigt; nach Wolf ver- ſchwinden aus der Flora der oberſten Teile des Gebirges bald ganze Familien, beſonders die 398 Das gefaltete Land des Weſtens. Myrtazeen, Melaſtomazeen, Piperazeen. Auch die Baumvegetation hört in 3500 m fo gut wie ganz auf, nur der Quinuar (Polylepis) und die Chuquiraga microphylla bilden am Chim- borazo und anderen Bergen noch kleine Gehölze bis zu 4200 m, und 2 m hohe Gebüſche der Chusquea aristata ſteigen am Antiſana bis zu 4000 m; meiſt aber kriechen in dieſen Höhen die Sträucher, Baccharis, Rubus- und Gaultheria-Arten, am Boden. Die wichtigſte Vege- tationsform find hier die Gräſer (ſ. die farbige Tafel bei S. 390), namentlich das Ichu⸗ Gras (Stipa ichü), dazu Andropogon- und Paspalum-Arten; ſie werden im Lande wegen ihrer Trockenheit paja, Stroh, genannt und bilden die Pajonales, die in den tieferen Teilen das ganze Land überziehen, von 4500 m lan aber ſich zu lichten beginnen, in einzelne Flecke zerfallen und niedriger werden. Die Pajonales machen einen öden Eindruck und bilden die Grundlage der Päramo-Vegetation, aber trotz aller Unwirtlichkeit jetzt den eigentlichen Reichtum der oberen Sierra, denn ſie gewähren in Höhen, die dem Ackerbau verſchloſſen ſind, der Viehzucht eine Stätte und den armen Indianern einen Lebensunterhalt. Ihr Ton iſt das ganze Jahr hindurch bräunlichgelb, wird aber gemildert durch zahl— reiche Blütenpflanzen, Stauden und Kräuter, die einen herrlichen Blumenflor ent— falten. Zu ihnen gehören Kalzeolarien, Valeriana, Potentilla, die Werneria-, die weiter im Süden ſelteneren Senecio-Arten und viele zu jeder Jahreszeit blühende Stauden, wie die purpurrote Gentiana cernua, ein violetter Crocus, weiße Zichorien und gelbe Sternblumen. Mit ihnen miſchen ſich rote Stengel des Lycopodium crassum, und auf dem Aſchenboden der Vulkane täuſcht die rankende Gunnera magellanica mit ihren großen Blättern und ihrer üppig grünen Farbe über die Unfruchtbarkeit des Bodens hinweg. Dazu kommen der ſonder— bare Farn Jamesonia einnamona bis zu 4500 m Höhe, das wollige Frailejôn, die Cha- rakterpflanze der Päramos, beſonders Culeitium nivale und C. rufescens, ferner Valeriana alypifolia, Pernettya angustifolia und die weite Flächen überziehenden Stereocaulon-Flech⸗ ten, die Whymper noch in 5638 m Höhe gefunden haben will. Jedenfalls ſteigen die zuletzt genannten Pflanzen über 4600 m empor, und die Frailejöon-Arten treten noch innerhalb der Schneegrenze, angeblich bis zu 5000 m Höhe, auf, beſonders an den inneren Gehängen der Kordilleren. Die Tierwelt von Ecuador iſt noch wenig bekannt. Sie gliedert ſich nach Höhen- regionen und klimatiſchen ſowie pflanzengeographiſchen Zonen; diejenige des amazoniſchen Abhangs ſtimmt mit der Amazoniens großenteils überein, während die der Küſte, obwohl noch durchaus tropiſch, etwas von der amazoniſchen abweicht. Auf der Sierra finden ſich nahe Beziehungen zu Peru und Colombia. Unter den Säugetieren ſind Affen in der Sierra nur an den tropiſchen Gehängen bis zu etwa 1000 m Höhe verbreitet; das weſtliche Tiefland bewohnen die Gattungen Cebus, Mycetes, Ateles, Roll- und Greifſchwanzaffen, Brüllaffen und Klammeraffen aus der Fa⸗ milie der Cebiden. An Fledermäuſen bevölkern 4—5 Arten die wärmeren Teile des Landes, von Beuteltieren nur eine Zorro genannte Didelphys-Art, eine Beutelratte, die Küſte, wäh⸗ rend wir von Edentaten das zwei- und das dreizehige Faultier, Gürteltiere und Ameijen- freſſer in allen wärmeren Gegenden finden. Die Raubtiere ſind ziemlich reich vertreten, zu⸗ nächſt durch 5 Arten von Katzen: den Jaguar an den wärmeren Gebirgshängen, den Puma in allen Höhen bis zu den Päramos, und die Tigrillos (Felis pardalis, F. tigrina, F. macrura), kleinere Katzen, die namentlich die Hühnerſtälle der Anſiedelungen heimſuchen. Die mittleren Lagen der Sierra bevorzugen der Fuchs Canis azarae, im Lande Lobo, Wolf, genannt, und Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 399 verſchiedene Marder, der Bär Ursus albifrons und das Stinktier (Mephitis vittata), während der Rüſſelbär oder Cuchuche (Nasua socialis), ein Waſchbär (Procyon cancrivorus) und der Wickelbär oder Cuſumbe (Cercoleptes caudivolvulus) die tieferen bewaldeten Gegenden auf— ſuchen, wo ſie teils an den Flußufern, teils, wie der Wickelbär, auf den Bäumen leben. Fiſch⸗ otter gehen in den Flüſſen der Beute nach, der Tapir kommt in zwei Arten, Tapirus ameri- canus und T. villosus, vor, erſterer im warmen Lande, letzterer, mit dickerem Pelz, aber kleiner, in der Sierra, und zwei Wildſchweine, Jabali Dicotyles labiatus) und Saino (Dico- tyles torquatus), ſchaden den Pflanzungen des tieferen Landes, namentlich an der Küſte. Von Nagern leben in Ecuador das Aguti, hier Guatuſa genannt (Dasyprocta aguti), und die Paca oder Guanta (Coelogenys paca) in der Tierra caliente, Eichhörnchen ſehr zahlreich in den Wäldern, Haſen und Kaninchen, Conejos, ſowie das Cui (Cavia cobaya), ein als Haustier gehaltenes Meerſchweinchen, endlich Mäuſe und Ratten in allen Höhen. Die Wiederkäuer werden auch in Ecuador noch vom Llama (Auchenia lama) vertreten, das jedoch viel weniger als in Peru und Bolivia benutzt wird. Von Hirſchen bewohnt der weitverbreitete Cervus chilensis oder antisanensis die höchſten Teile des Gebirges, der Cervus virginianus die Küſte. Unter den Vögeln iſt auch in Ecuador der Kondor (Sarcorhamphus gryphus) hervor- zuheben, der aber die Sierra nicht verläßt; im Küſtengebiet erſetzen ihn der ebenfalls Buitre genannte Geierkönig, Rey de Gallinazos (Sarcorhamphus papa), und die gewöhnlichen Aas— geier, Gallinazos, Cathartes atratus und Cathartes aura. Große Falken und Weihen kommen in der Sierra vor, die Schleiereule (Strix flammea) und große Uhus bewohnen ſowohl die Küſtenwälder wie die Päramos, die Küſte die vom La Plata bekannte Eule Strix cunicularia. Alle Gegenden der Tierra caliente enthalten zahlreiche Papageien der verſchiedenſten Art und Größe, alle Wälder an den Gehängen der Sierra prachtvoll gefiederte Trogone, Tukane und Spechte. Auch kommen etwa 20 Arten Tauben und viele Hühnervögel vor, darunter der Pauji (Crax pauxi) und die Guacharacas, Penelope und Crax, ſowie Faſanen. Scharen von Sing- und Sperlingsvögeln bewohnen Gebirge und Küſtenwälder, zeichnen ſich aber mehr durch ſchönes Gefieder als durch lieblichen Geſang aus, die Kolibris oder Chupaflores vor allem im wärmeren Lande, aber auch in den mittleren und ſehr großen Höhen. Amphibien und Reptilien ſind bei weitem am zahlreichſten im Tieflande. Außer großen Meeresſchildkröten, Chelonia midas und Chelonia imbricata, der Karettſchildkröte, gibt es eine Anzahl Schildkröten auf dem Lande, im Küſtenlande Chelys- und Trionyx- Arten. Hier leben auch in ungeheurer Zahl der bis 6 m lange Kaiman, Lagarto (Crocodilus occidentalis), 1—11, m lange Iguanas, der Baſilisk (Anolis) und Eidechſen. Schlangen ſind ſehr allgemein; giftige und ungiftige Korallenſchlangen, Elaps und Erythrolampus, zeigen beide ſchwarze und rote Ringe, weshalb ſie ſchwer zu unterſcheiden ſind, die grüne Papageienſchlange, Dryophis, iſt eine Baumſchlange, die Klapperſchlange fehlt auch nicht, und bösartige Vipern, wie Lachesis und Trigonocephalus, werden mit Grund gefürchtet. Auf den Päramos findet man noch in über 4000 m Höhe Fröſche, die in zahlreichen Arten und Individuen auch im übrigen Lande häufig ſind, Fiſche dagegen kommen oberhalb von 3000 m überhaupt nicht mehr vor, aber von etwa 2000 m an abwärts, beſonders in der Tierra caliente beider Abhänge, häufig. Als Haustiere ſind aus der urſprünglichen einheimiſchen Fauna nur das Llama, das Cui (Meerſchwein) und der Hund hervorgegangen. Zu dieſen haben die Spanier eingeführt: Maultiere als wichtigſte Verkehrsmittel, Pferde und Eſel, die weniger als ſolche benutzt 400 Das gefaltete Land des Weiten. werden, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Katzen, die ſämtlich alle Höhenſtufen des Landes bewohnen, wenn auch die Schafe die Höhen und trockenen Teile der Sierra, die Ziegen die trockene Küſte vorziehen. c) Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhältniſſe und Beſiedelung. Die Indianer. Die urſprüngliche Bevölkerung des jetzigen Ecuador hat ihre alten Namen und ihre Sprache aufgegeben, doch erhalten ſich die alten Stammesnamen zurzeit in den bekannteren Ortsnamen wie Quito, Latacunga, Otavalo, Cayambe, Alauſi, Cariar, Tumbez. Von dieſen Nationen waren die Quitu mit 34 Unterabteilungen die bedeutendſte, doch gelangten ſie erſt dann zu politiſcher Macht, als das Volk der Cara, angeblich infolge des ungeſunden Klimas von Manabi, von der Küſte auf die Sierra emporſtieg. Ihre Häupt⸗ linge beherrſchten nun unter dem Titel Schiri etwa bis zum Jahre 1300 das Hochbecken von Quito und dehnten dann ihre Macht über das Hochbecken von Riobamba bis nach Piura aus. Dadurch kamen ſie in Berührung mit dem Reiche der Inkas, dem ſie ſchließlich nach heftigen Kämpfen kurz vor Anfang der Conquiſta erlagen. Zunächſt eroberte der Inka Tupak Pupanki den nur loſe mit Quito verbundenen Süden, dann, 1450, Alauſi, ſpäter nahm der Inka Huayna Kapak den Reſt. Aber nur wenige Jahrzehnte nach der Eroberung des Reiches der Cara erſchienen die Spanier im Lande und vernichteten alsbald die Inkaherrſchaft. Wenn nun auch die alten Stämme und Nationen als ſolche verſchwunden ſind, ſo iſt immerhin doch noch die Hälfte der Bevölkerung Ecuadors rein indianiſch, zunächſt die der Tiefländer zu beiden Seiten der Kordilleren, aber auch der größte Teil der auf den Pä— ramos der Kordillere wohnenden Menſchen. Die rein indianiſche Bevölkerung unterſcheidet ſich weſentlich nach den drei großen Abteilungen des Landes; läßt man hier die Jivaro (val. S. 147) und Zaparo des öſtlichen Tieflandes unerwähnt, ſo bleibt ein Gegenſatz zwiſchen den Indianern der Sierra und denen der Küſte beſtehen. Die Küſtenſtämme haben wahr⸗ ſcheinlich ſtets in großer Zerſplitterung gelebt, ſind aber höher ziviliſiert geweſen als die Stämme des Inneren; viele von ihnen ſind in den Kämpfen mit den Inkas arg vermindert und einige ganz ausgerottet worden. Nach der Einwanderung der Weißen und Neger ver- miſchten ſie ſich mit dieſen und leben nun mit ihnen in Dörfern, außer in der Provinz Esmeraldas, die ihrer dichten Wälder wegen von Inkas, Spaniern und Anſiedlern über- haupt gemieden worden iſt. Hier haben noch einige Stämme den urſprünglichen geſchloſſenen Verband bewahrt, namentlich die Cay apa mit etwa 2000 Seelen an den Flüſſen Cayapa, Onzole und Grande. Sie bemalen den Körper, ſind Jäger und Fiſcher, betreiben aber auch etwas Anbau von Bananen und Yuca, halten Hunde, Schweine und Federvieh, vertauſchen ſelbſtangefertigte Ruder, Boote und Körbe ſowie Produkte des Waldes gegen Leinwand und führen als Waffen Blasrohre und vergiftete Pfeile. Die Indianer der Sierra weichen ſehr von der Küſtenbevölkerung ab, ſind ſeit Jahr— hunderten Chriſten, ſprechen Ketſchua, zum Teil auch Spaniſch, und haben ſich an die Fremd⸗ herrſchaft gewöhnt. Das Ketſchua wurde ihnen aber weniger durch die Inkas als durch die Spanier gebracht, die für den Religionsunterricht nach portugieſiſchem Muſter eine lingua geral brauchten, und hat derart überhandgenommen, daß heute die alten Stammesſprachen vollkommen vergeſſen ſind. Dagegen iſt die äußere Erſcheinung der verſchiedenen Stämme noch ſehr mannigfaltig, ſo daß man annehmen darf, ihre körperlichen Merkmale werden früher dieſelben geweſen ſein wie heute (ſ. die Abbildung auf S. 401): Kupferfarbe, glattes, Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhältniſſe, Beſiedelung. 401 ſchwarzes, langes, üppiges, oft noch in Zöpfe geflochtenes Haar, Mangel an Bartwuchs, ſchwarze, meiſt kleine Augen, breites Geſicht, weiße Zähne, ſchmale Schultern, kleine Füße und mittlere Statur, wozu als Charaktereigenſchaften Phlegma, Melancholie, Schweigſam— keit, Mißtrauen und Faulheit kommen. Wiewohl ſtark und kräftig, auch geneigt zum Weg⸗ ſchaffen ſchwerer Laſten, ſind ſie doch, weil faul und ſtumpfſinnig, außer im Rauſche, für andere Arbeiten ſchwer zu haben. Sie tragen Hemd und Hoſe, einen wollenen Poncho und Filzhüte, die Frauen den Anaco, ein den Unterkörper verhüllendes Tuch, ein anderes für den Oberkörper und eine Art Mantel, der den ganzen Oberkörper bedeckt. Alle dieſe Kleidungs— ſtücke werden aus grobem Tuch im Lande ſelbſt verfertigt. Ihre Wohnungen ſind Stroh— und Lehmhütten (Tafel 16, Abbildung 2) mit nur einem Raum, in dem einige Felle als Lager und wenige Geräte den Hausrat ausmachen. Seitdem die Spanier den Indianern die Fremd— herrſchaft von neuem gebracht haben, ſind dieſe durch allerlei ungerechte Behandlung, Sklaverei und Unbill noch unzugänglicher geworden als vor— her und haben ſich gegen die ihnen angetane Be— drückung des öfteren ohne Erfolg aufgelehnt. Wenngleich ihre Lage ſich ſeit Abſchüttelung der ſpaniſchen Herrſchaft gebeſſert haben mag, ſo ſtehen ſie doch noch auf einer ungemein niedrigen Stufe und leben in großer Abhängigkeit. Die Nichtindianer. Die Beſſergeſtellten ſind aber häufig ſchon Miſchlinge, entweder Meſtizen oder Cholos, meiſt Städtebewohner. Ihre Zahl zu beſtimmen, iſt ſehr ſchwer, wahr— ſcheinlich aber nehmen ſie nahezu die andere, nicht rein indianiſche Hälfte der Bevölkerung ein, 5 denn die übrigen in Ecuador vertretenen Raſſen Indianer von Cotacachi im nördlichen Ceua— ſind ſehr gering an Kopfzahl. Neger leben, jeit- lucber und Cotomsin, Berlin 1888) u & 10. dem die Sklaverei 1854 aufgehoben worden iſt, in reiner Raſſe kaum noch in Ecuador, ſondern vermiſchen ſich mit den Indianern zu Zam— bos, beſonders aber mit den Weißen zu Mulatten, außer in Esmeraldas, wo es noch Dörfer von reinen Negern gibt, die ſich hier auch deshalb erhalten haben, weil die Cayapa mit ihnen keine Verbindungen eingehen. Auch die Weißen ſind wahrſcheinlich viel ſchwächer an Zahl, als man im allgemeinen annimmt: nach Wolf in den Städten ein Achtel, auf dem Lande ein Hundertſtel der Bevölkerung, aber ſie haben die Gewalt und alle guten Stellungen in Händen. Die Zahl der Fremden in Ecuador iſt geringer als in anderen Staaten Südamerikas. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Die Sierra. Allgemein wird Ackerbau betrieben, doch beſitzt das am dichteſten bewohnte Hochland nur einen größtenteils armen, unfruchtbaren Boden. Die Haciendas ſind aber wenigſtens in Südecuador ſehr gut gehalten und weit anſehnlicher als in der Sierra von Peru. Beſonders in den Tälern von Ibarra, Cuenca, Chillo und Loja ſind reiche Ernten möglich. Der Mais iſt jetzt wie zu Zeiten der Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 26 402 Das gefaltete Land des Weſtens. Schiris das wichtigſte Getreide des Hochlandes, wenngleich er in ſterilen Hochbecken, wie Rio⸗ bamba, Ambato, Latacunga, nicht gut ausfällt; aber noch dienen ungeheure Mengen Mais zur Bereitung der Chicha. Der Anbau der vor der Eroberung allgemein gezogenen Quinua (Chenopodium quinoa) iſt dagegen ganz zurückgegangen und durch den von Weizen und Gerſte (Hordeum sativum) erſetzt worden. Obwohl dieſe bis 3000 und 3400 m Höhe ge- pflanzt werden, reichen ſie doch zur Verſorgung der Sierra nicht aus, weshalb das Küſtenland Mehl aus Kalifornien einführt. Ferner dienen zahlreiche Knollenpflanzen zur Ernährung der Hochlandſchaften, vor allem die Kartoffel. Dazu kommen die altindianiſchen Knollenpflanzen Oka (Oxalis crenata), Ulluco (Ullucus tuberosus) und Maſhua (Tropaeolum tuberosum), ferner europäiſche und amerikaniſche Hülſenfrüchte: Erbſen, Linſen, Bohnen, Kichererbſen. Hafer und Roggen ſind unbekannt. Als wichtigſte Futterpflanze iſt die Luzerne anzuſehen, die im warmen Lande ſowohl wie auch in der Sierra gleich gute Ernten gibt, und endlich ſteigen die Produkte der Tierra caliente in den Tälern empor, der Kaffee bis 1500 m Höhe. Die Viehzucht iſt die Hauptbeſchäftigung der Bewohner der Sierra, da die weiten Päramos eine ſtets brauchbare Weide liefern; der Reichtum der Landgüter der Sierra beſteht daher nach Th. Wolf oft nur in einigen Quadratkilometern Paͤramos. Auf ihnen weidet auch der arme Indianer ſeine Schafe, da die Weiden Gemeindeeigentum ſind, aber die Viehzucht ſteht ebenſowenig wie der Ackerbau auf einer hohen Stufe, und weder für die Zucht der Pferde noch für die der Rinder wird etwas getan. Immerhin nehmen Häute mit 1,1 Mil⸗ lion Mark Wert in der Ausfuhrliſte die ſiebente Stelle ein. Der Bergbau iſt im ganzen ſchwach entwickelt; am meiſten begünſtigt in bezug auf Bodenſchätze iſt der Süden, aber die Ausbeute an allen vorhandenen Metallen iſt gegenwärtig gering; am bekannteſten ſind wohl die Goldminen von Zaruma, die 1911 für 2,5 Millionen Mark zur Ausfuhr beiſteuerten. Bei Pilzhun in Cafſar liegen ferner anſehnliche Silbergruben, und überdies kommen Blei, Kupfer, Zink, Antimon, Arſen, Platin, Schwefel in geringen Mengen vor. Die Induſtrie der Sierra beſchränkt ſich auf die Weberei, Käſerei, Töpferei, die Be- reitung von Seife und eingemachten Früchten. Namentlich die Bewohner von Imbabura, Pichincha und Azuay liegen der Textilinduſtrie ob und erzeugen Tücher, Decken, Mäntel, Leibgürtel, Binden aus Baumwolle und Wolle und in der verſchiedenſten Form und Güte, ferner Spitzen und Seidenſtickereien, Körbe, Flechtwaren, Schuhe, Fußdecken, Seile und Stricke, letztere aus den Faſern der Cabuya. Der Verkehr auf dem Hochlande leidet unter dem Mangel an guten Wegen, ja nach Wolf ſcheinen die Wege eher da zu ſein, um den Ver- kehr zu erſchweren. „Dörfer, ſcheinbar einen Büchſenſchuß voneinander entfernt, ſind durch Schluchten und Wege getrennt, welche der Regen von ein paar Stunden unpaſſierbar macht, oder nur auf ſtundenweiten Umwegen zu erreichen.“ Das Hochland wird aber jetzt durch die großartige, 1908 vollendete, 563 km lange Eiſenbahn nach Quito aufgeſchloſſen. Dieſe führte von Duran gegenüber Guayaquil ſchon vor 1890 über PYaguachi nach Puente de Chimbo und iſt von einer amerikaniſchen Geſellſchaft weitergebaut worden. Das Küſtenland. Das Küſtengebiet iſt ein Ackerbauland, aber nur in den feuchten Teilen, während die trockenen, außer einigen Fruchtbäumen, ſpärlichen Bananenpflanzungen und Gemüſen, faſt keinen Anbau geſtatten. In der feuchten Zone iſt das wichtigſte Ackerbau⸗ produkt der Kakao, der von Jahr zu Jahr mehr Fläche einnimmt, obwohl er ſich auf die Täler der zum Guayas zuſammentretenden Flüſſe, die Küſte öſtlich von Bund und einige Küſtenſtriche von Esmeraldas beſchränken muß. Die Ernte fällt je nach der Regenmenge Ecuatorianiiche Kordilleren. Tafel 16. = 2 EU sed 1 A N BE RATE J. Der Chimborazo, aus 5440 m Höhe von Oſten geliehen; davor das Tuffplateau von Riobamba. Nach Photographie von J.Horgan in Scranton, U. S. N. (Zu S. 388, 395 u. 397.) — 332 A f VE 26 Be. 223 2. Der Coltaſee und das Indianerdorf Colta ſüdweſtlich von Riobamba, Nach Photographie von J. Horgan in Scranton, U. S. H. (Zu S. 588, 401 u. 405.) Tafel 16. Ecuatorianiſche Kordilleren. 3. Rancho im tropiſchen Küſtengebiet, dahinter Bananenpflanzung. Nach Photographie von J. Horgan in Scranton, U. S. A. (Zu S. 397, 403 u. 404.) Er TS} ER Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhältniſſe, Beſiedelung. 403 verſchieden aus und iſt, wie Wolf ſagt, das Barometer für den Handel Guayaquils, alſo Ecuadors. So wurden im Jahre 1890: 16740000 kg nach Guayaquil gebracht, 1883 nur 6906000, während 1901 der Kakao mit 23600000 kg mehr als 75 Prozent der Ausfuhr ein— nahm. 1911 hatte die Kakabausfuhr einen Wert von 42 Millionen Mark. Neben Kakao wird Zuckerrohr bis zur Höhe von 2000 m, jedoch am meiſten im Tieflande angepflanzt, aber zum geringen Teil ausgeführt, und zwar wiederum meiſt aus dem Stromgebiet des Guayas und Daule. Reis und Mais werden nur wenig gezogen und genügen durchaus nicht, um den Bedarf des Landes zu decken. Der ziemlich allgemein an den Flußufern gepflanzte Tabak vom Rio Daule, von Esmeraldas und Santa Roſa wird meiſt im Lande ſelbſt verbraucht und gelangt nicht zur Ausfuhr, und Baumwolle wird faſt gar nicht mehr angebaut. Auch die Kaffeekultur iſt zurückgegangen, doch ſtand Kaffee 1911 mit einem Wert von 3100000 Mark noch an fünfter Stelle der Ausfuhr. Sehr umfangreich ſind ferner die Bananen— pflanzungen (Tafel 16, Abbildung 3), da die Banane die wichtigſte Nahrung für die Be— völkerung bildet; dazu treten zahlloſe Nährfrüchte: die Duca, Batate, Tomate, Ananas, Melone, Granadillo, Mamey, Miſpel, Aguacate, Sapote, Mango, Orange und Limone, die Papaya, Cherimoya und zahlreiche andere. Von dieſen wird ein großer Teil, namentlich Bananen, nach der trockenen Küſte von Peru ausgeführt, die außerdem in ihrem Bedarfe an Holz auf das waldige Tiefland Ecuadors angewieſen iſt. Gewaltige Bambusrohre und die Steinnuß, Tagua, find neben den ausgezeichneten Bauhölzern die wichtigſten Aus— fuhrprodukte des ecuatorianiſchen Waldes, und zu ihnen tritt mehr und mehr der Kaut— ſchuk. Dieſe beiden Produkte ſtanden 1911 mit 9,5 bzw. 4 Millionen Mark an zweiter und vierter Stelle der Ausfuhrliſte. Endlich liefern die Faſern der Hutpalme (Carludovica pal- mata) feine Panamahüte, die den drittwichtigſten Ausfuhrgegenſtand bilden, deſſen Wert 1911: 5,2 Millionen Mark betrug. Viehzucht wird auf den Savannen der trockenen Küſte in geringem Maße getrieben, während Bergbau, mit Ausnahme der Salzgewinnung aus den Salinen der Küſte, ganz fehlt; dagegen hat ſich eine gewiſſe Induſtrie an den Anbau des Zuckerrohrs geknüpft, indem zahlreiche Zuckermühlen, Trapiches, und Raffinerien, Ingenios, eingerichtet worden ſind, in denen jedoch in erſter Linie Zuckerrohrbranntwein deſtilliert wird. Im übrigen iſt Induſtrie nur in Guayaquil eingedrungen, wo eine Eisfabrik, eine Gasanſtalt, Eiſengießerei, Schofo- ladefabriken, Bierbrauerei und anderes beſtehen. In Manabi iſt Jipijapa der Hauptſitz der Strohhuterzeugung, und in den Küſtengebieten werden Hängematten geflochten. Der Handel wird vorwiegend von Guayaquil aus beſorgt. An der Ausfuhr (1911: 56 [1912: 52,2] Millionen Mark) ſind großenteils Kakao (1911 für 42 Millionen Mark), ferner Steinnüſſe (9,5), Hüte (5,2), Kautſchuk (4,13), Kaffee (3,1), Gold (2,5) und Häute (1,1 Mil— lionen Mark) beteiligt ſowie geringe Mengen von Holz. Die wichtigſten Abſatzgebiete waren 1912 Frankreich (28), die Vereinigten Staaten (25), Deutſchland (17), England (8 Prozent), für den Küſtenhandel Peru und Chile. Die Einfuhr hatte 1912 den Wert von 46,5 Millionen Mark und kam vorwiegend von England (25), den Vereinigten Staaten (23), Deutſchland (21) und Frankreich (7 Prozent). Der Geſamthandel erreichte 1912: 98,7 Millionen Mark Wert. Deutſche, engliſche und chileniſche Dampferlinien ſetzen Ecuador mit der Außenwelt in Ver— bindung: der Schiffsverkehr betrug 1911 in dem Haupthafen Guayaquil: 218 eingelaufene Schiffe mit 403000 Tonnen Gehalt. Die Beſiedelung. Ecuador hat 299600, mit den Galäpagos-Inſeln (vgl. S. 48) 267 404 Das gefaltete Land des Weiten. 307000 qkm Fläche und eine Einwohnerzahl von 1500000, wovon etwa 50000 auf die Indianer des Tieflandes kommen ſollen, alſo eine Volksdichte von 5. Es iſt in Provinzen geteilt, die zum Teil das Küſtenland, wie Esmeraldas, Manabi und Guayas, zum Teil die Sierra, zum Teil aber außer dem Hochland auch noch Teile der tieferen Landſchaften des Weſtens und Oſtens einnehmen, wie Imbabura, Pichincha, Leon, Chimborazo, Cuenca, Azuay und Loja. Man unterſcheidet daher beſſer Küſtenland und Sierra. Das Küſtenland. Das Leben der Küſte vereinigt ſich in der größten Hafen- und Handelsſtadt des Landes, Guayaquil, mit 75000 Einwohnern. Der lebhafte Handel und der ſtarke Schiffsverkehr unterſcheiden die am Unterlauf des Guayas liegende Stadt vorteil— haft von den toten Städten der Sierra: oft verkehren 15—20 Dampfer und Hunderte von anderen Fahrzeugen auf dem Fluſſe. Die Hauptſtraße, der Malecön, in einer Ausdehnung von etwa 21, km am Ufer ſich erſtreckend, weiſt neben zahlreichen Holzhäuſern auch beſſere Gebäude, elegante und geſchmackvolle Läden auf. Obwohl Guayaquil mehrfach, zuletzt im Juli 1902, durch Brände ſchwer gelitten hat, entwickelt es ſich doch immer mehr und hat Anwartſchaft auf weiteres Wachstum. Neben Guayaquil kommt kein anderer Küſtenort auch nur im entfernteſten auf. Im Norden hat ſich der gute Hafen Pailon am Golf von Ancon bisher keine Geltung verſchaffen können, auch Esmeraldas iſt eine Anſiedelung von nur 3000 Einwohnern: beide ermangeln eines volkreichen Hinterlandes und find auf die Ausfuhr der ſpärlichen Walderzeugniſſe an- gewieſen, welche die faſt nackten, nach der Sklavenbefreiung 1854 angeſiedelten Neger ſammeln. Im ganzen hat die Provinz Esmeraldas nur 14600 Einwohner, die Provinz Manabi 64000; dieſe gehört ſchon dem trockenen Küſtengebiet an und führt Strohhüte von Montecriſti und Jipijapa (6000 Einwohner) aus, während der Wald Holz, Steinnüſſe, Kautſchuk, der Ackerbau etwas Kakao liefert. Hauptort iſt Puerto Viejo mit angeblich 10000 Einwohnern, Häfen ſind Manta und Charapoto ſowie Bahia de Caraques, von wo eine franzöſiſche Geſellſchaft eine Eiſenbahn ins Innere baut, die bisher 54 km weit bis Calceta gekommen iſt. In der Provinz Guayas liegen außer Guayaquil El Naranjal, Balao, Santa Elena und Morro, in der Provinz del Oro Machala mit 5000 Einwohnern. Im Inneren haben ſich auf den Bancos der Flüſſe die Kakao, Tabak und Zucker bauenden Anſiedelungen Daule und Santa Lucia am Daule ſowie Babahoyo mit 5000 Einwohnern am Guayas entwickelt; an der Eiſenbahn nach Quito ſind Yaguachi und Puento de Chimbo die beiden bedeutendſten Tieflandsſtationen, aber das Land iſt voll von kleinen Weilern und Einzelſiedelungen, Ranchos (Tafel 16, Abbildung 3), inmitten von Pflanzungen. Die Sierra. Die Beſiedelung der Hochbecken gewährt völlig andere Eindrücke. Hier iſt es zwar zu einer größeren Anzahl von Städten gekommen, dieſe ſind aber meiſtens klein, wenn auch zum Teil lebhaft. In der ſüdlichſten Provinz der Sierra, Loja, mit 66000 Bewohnern, iſt außer den großen Dörfern Zaraguro, Cariamanga, Gonſanamä und Catacocha nur Loja ſelbſt zu er- wähnen, eine Stadt von angeblich 10000, wahrſcheinlich aber weniger Einwohnern, wie denn überhaupt meiſt außer einer Hauptſtadt in den einzelnen Hochbecken kein bedeutender Ort aufkommt. So nimmt Cuenca mit mindeſtens 30—35000, vielleicht 50000 Einwohnern den herrſchenden Platz in dem nach ihm genannten Hochbecken ein, eine ungemein lebhafte Stadt, die drittgrößte der Republik, Biſchofsſitz, Hauptort des Südens und durch günſtiges Klima im Beſitz einigen auf Viehzucht und Ackerbau beruhenden Wohlſtandes. Azogues Die ecuatorianiſchen Kordilleren: Bevölkerung, wirtſchaftliche Verhältniſſe, Beſiedelung. 405 (5000 Einwohner) hatte früher Queckſilbergruben, Sigſig hat Goldwäſchen, Bafios heiße Quellen; Gualaleo, ein Ort von 3000 Einwohnern, iſt ebenſowenig bedeutend wie Caſſar. In dem folgenden Becken erreicht Alauſi etwa dieſelbe Einwohnerzahl wie Azogues; bei La Matriz und Tixan liegen Alaun- und Schwefelgruben. Im Becken von Riobamba iſt der Ort Guand mit 4—5000 Einwohnern bekannt als Sitz der Textilinduſtrie der Provinz Chim- borazo (122000 Einwohner), zu der alle dieſe Orte gehören. Riobam ba hat es auf (offiziell) 18000 Einwohner gebracht. Obwohl dieſe Stadt damit die vierte der Republik an Größe iſt, macht ſie doch einen toten Eindruck und iſt nur bekannt durch die furchtbaren Erdbeben, die ſie während der Ausbrüche der Kordillerenvulkane zu erdulden hatte, und durch die voll— kommene Verlegung, die ſie 1799 erfuhr. In Bolivar (43000 Bewohner) kann der 6000 Seelen zählende Hauptort Guaranda, freilich ſchon am Weſthang der Weſtkordillere, aber noch in der Höhe von 2700 m, der Sierra zugezählt werden. Dort, wo der Patate die Hochbecken verläßt und durch die Oſt— kordillere bricht, liegt Baſtos mit den bekannteſten Thermalquellen Ecuadors. Ambato wird auf 10000, Latacunga auf 15000 Köpfe geſchätzt, ſo daß letzteres mit Riobamba um den vierten Platz unter den Städten der Republik wetteifert; beide ſind ſtaubige Orte auf öder Hochebene zwiſchen den Aſchenablagerungen der Vulkane und machen trotz ihrer Umgebung von Gärten und Obſtbäumen einen traurigen Eindruck, da ſie zum Teil aus Bimsſtein gebaut ſind. Das folgende Hochbecken enthält die Hauptſtadt der Republik und der Provinz Pichincha (205000 Einwohner), Quito. Dieſe Stadt baut ſich nach Stübel „amphitheatraliſch am Hange des Pichincha auf, hat trotzdem aber eine abſonderlich geſchützte, man kann jagen ver— ſteckte Lage; von den Landſtraßen aus wird Quito erſt ſichtbar, wenn man in die nächſte Umgebung eingetreten iſt“. Der von der Stadt eingenommene Raum iſt ſehr begrenzt, die in Quadrate zuſammengefaßten Häuſer ſind meiſt einſtöckig, der Reichtum an Kirchen, ſchwach bewohnten Klöſtern (Tafel 16, Abbildung 4) und geräumigen Höfen iſt auffällig groß; auch hat Quito durchaus ſpaniſchen Charakter und ermangelt aller Bauwerke aus der Zeit vor der Eroberung. Miſchlinge und Indianer ſollen etwa ſieben Achtel der Bevölkerung aus- machen, die 1906 zu 51000 feſtgeſtellt wurde. Quito herrſcht in dem nach ihm genannten Becken ſo ſehr allein, daß auch nicht eine Ortſchaft ſonſt noch erwähnenswert wäre. Weniger tritt dieſe beherrſchende Stellung bei Ibarra in der Provinz Imbabura (68000 Einwohner) hervor, das mit 10000 Bewohnern wenig über Otavalo und das Weberei treibende Cotacachi mit je 4000 Köpfen hinausragt; es ſtammt aus dem Jahre 1606, wurde wie Otavalo 1868 durch Erdbeben zerſtört und erfreut ſich ſchon eines milderen Klimas, etwa wie Loja und Cuenca im Süden Ecuadors. Gegen den Imbabura zu lag die alte Feſtung der Caranqui-Indianer, die der Inka Huayna Kapak brach. Die nördliche Grenzprovinz Carchi (36000 Einwohner) enthält die Grenzſtadt Tulcan mit 4000 Bewohnern, im übrigen nur kleine Dörfer (Tafel 16, Abbildung 2). Der Oſtabhang der Kordillere birgt nur in den Flußtälern einige Haciendas und Siedelungen. Im 16. und 17. Jahrhundert freilich waren die Ufer des Chinchipe und San— tiago mit Miſſionen beſiedelt, die jedoch ſämtlich Opfer der Indianer geworden ſind. Heute erblickt man nur noch die Trümmerſtätten von Loyola, Zamora und Logronio. Die Provinz El Oriente hat angeblich 80000 Einwohner, der Hauptort Archidona iſt ein Dorf. Über die Galäpagos⸗Inſeln ſiehe S. 48. 406 Das gefaltete Land des Weſtens. 3. Die colombianiſchen Kordilleren. a) Das Land. In Colombia vermag man, wie die Karte auf S. 407 zeigt, vier Gebirgszüge zu unterſcheiden, die im Lande als Küſtenkordillere, Weſtkordillere, Zentralkordillere und Dft- kordillere bezeichnet werden. Die Küſtenkordillere verläuft zwiſchen dem Großen Ozean und einer Tiefenlinie, die durch die Flüſſe San Juan und Atrato deutlich gemacht wird. Die Weſtkordillere liegt zwiſchen dieſer Tiefenlinie und einer zweiten, vom Caucatal ein— genommenen. Die Zentralkordillere zieht zwiſchen dieſem und dem Tal des Magdalena nordwärts, und jenſeits des letzteren entwickelt ſich als vierte die Oſtkordillere. Alle vier zuſammen haben unter 1° nördl. Breite ihre geringſte Breite, nämlich 250 km, treten dann aber fächerförmig auseinander und erreichen ihre größte Geſamtbreite unter 7“ mit 550 km. Hier aber brechen die drei weſtlichen Kordilleren ab, und die öſtlichſte teilt ſich in zwei Aſte, die Kordillere von Mérida in Venezuela und die Sierra de Perijä, die aber mit der iſolierten Sierra Nevada de Santa Marta ſchon nahe 11° in Beziehung ſteht. Das Andengebirge klafft in Colombia in Virgation auseinander, ähnlich wie die Oſtalpen in der Länge von Graz. Unterſucht man dieſe äußere Anordnung auf ihre innere Berechtigung im Hinblick auf Zuſammenſetzung und Tektonik, jo iſt man wegen der geringen wiſſenſchaftlichen Er— forſchung der colombianiſchen Kordilleren zunächſt noch auf unſichere Ergebniſſe angewieſen. Über die Küſtenkordillere und die Weſtkordillere wiſſen wir nämlich faſt gar nichts, über die ſüdlichen Teile der Zentralkordillere ſehr wenig; nur über das Magdalenatal von 3“ an nach Norden hin ſowie über die Oſtkordillere und die Nevada de Santa Marta liegen ausführlichere Beobachtungen von A. Hettner 1882—84, W. Sievers 1885—86 und Hans Stille 1907 vor. Nach der Anſicht von H. Stille fand gleichzeitig mit der vormeſozoiſchen Faltung des ſüdlichen Andengebietes, Argentiniens, Bolivias und Perus auch in Colombia eine Faltung ſtatt, die in allen einzelnen Zweigen der colombianiſchen Anden das aus kriſtallinen, namentlich phyllitiſchen Geſteinen, aus Glimmerſchiefer, Quarzitſchiefer, Grauwackenſchiefer, Tonſchiefer ſowie Gneis beſtehende Grundgebirge intenſiv zuſammenpreßte. Dieſes ge— faltete Grundgebirge wurde von Graniten durchbrochen, wahrſcheinlich gegen das Ende der Faltungsperiode, jedenfalls vor der Kreidezeit. Im Anfang derſelben erfolgte auch in Colombia eine mächtige Transgreſſion, welche die Unebenheiten des beſtehenden Landes ausglich. Sie beginnt mit Konglomeraten, roten Sandſteinen und Mergeln, zum Teil auch weißen und gelben Sandſteinen, und wird in den oberen Stufen namentlich durch mächtige Bänke von Kalkſteinen bezeichnet. Während der Kreidezeit ſcheint keinerlei Störung in der Gebirgslagerung eingetreten zu ſein, wohl aber erfolgten Intruſionen von Andengraniten und Porphyriten, ähnlich wie ſie von den übrigen Teilen der Kordilleren bekannt ſind. Dieſe Intruſionen dauerten noch bis zum Alttertiär an, und während desſelben erfolgten nun weitere Ablagerungen von Sandſteinen und Konglomeraten, den ſogenannten Honda— ſchichten, ſowie auch von Mergeln und tuffartigen Geſteinen. Während der Tertiärzeit und bis in unſere Tage hinein haben endlich Eruptionen jüngerer vulkaniſcher Geſteine, nament- lich der Andeſite ſtattgefunden, aber anſcheinend nur in der Zentralkordillere, jedenfalls nicht in der Oſtkordillere. Dazu kamen vor Ablagerung der tertiären Hondaſchichten tektoniſche Bewegungen, Die colombianiſchen Kordilleren: Das Land. 407 die namentlich im ſpäten Tertiär den Magdalenagraben zwiſchen der jetzigen Zentralkordillere und der Oſtkordillere ſchufen. In Staffeln ſank, wie die Skizze auf S. 408 zeigt, das Land zu beiden Seiten des jetzigen Magdalenatales ab. Nach Stille läßt ſich der Graben, nach kurzer Unterbrechung bei Honda, bis gegen den Rio Rancheria verfolgen, wo er zwiſchen der Nevada — e 5 Rio, N d W SAE ST Zur * 8 rn 9 50 ab 1:10000000 250 x KÄllometer Die Kordilleren von Colombia und Venezuela. Zu ©. 406. de Santa Marta und der Sierra de Perija ausläuft; er hätte dann eine Länge von etwa 1000 km. Möglicherweiſe iſt auch das Caucatal das allerdings weniger augenfällige Ergebnis derartiger Brüche, ſo daß die Zentralkordillere einen Horſt zwiſchen zwei Gräben bilden würde. Vergleicht man nun die Kordilleren von Colombia mit denen von Ecuador und Peru, ſo ſtellt ſich nach allem, was wir wiſſen, die Weſtkordillere als Fortſetzung der Weſtkordillere 408 Das gefaltete Land des Weſtens. von Ecuador und Peru heraus; der Oſtkordillere dieſer Länder aber entſpricht in Colombia die Zentralkordillere, und die Oſtkordillere bildet eine neue Erſcheinung. Die ſüdlichen Hochbecken. Nach dem Geſagten iſt es verſtändlich, daß der Typus der ecuatorianiſchen Anden ſich zunächſt wenigſtens fortſetzt, inſofern ſich Hochbecken bis in die Gegend von Popayän erſtrecken. Ihre Abgrenzung gegeneinander iſt freilich bei dem geringen über Südcolombia vorliegenden geographiſchen Material noch nicht möglich. Jeden— falls können als Becken die Landſchaften um Paſto ſelbſt, um Almaguer und vielleicht um Popayän angeſprochen werden, die in 2544 und 1740 m Höhe liegen. Dafür ſpricht auch die Bewäſſerung, indem die erwähnten Landſchaften, ähnlich wie in Ecuador, von meridional gerichteten Flüſſen durchzogen werden, die ſchließlich einen gemeinſamen Ausgang nach Weſten in der Sammelrinne des Patia finden, während ſich erſt von Popayän an ein großer, nordwärts zwiſchen den Kordilleren verlaufender Stromlauf, der Cauca, ausbildet. Der hauptſächlichſte Fluß von Südcolombia iſt der Rio Pattaz; ſein ſüdlichſter Quellfluß, Guai- tarä, kommt aus dem Becken von Tulcan, der nördlichſte, Patia, aus dem von Popayän. Nach dem Zuſammenfluß beider und der Aufnahme des Rio Mayo bricht der Patia in einer Zentr-Kordill® 8 Ost-Kordillere D 75 Rio Maßdalena-Senkungsfeld 8 7 . ita del Alto del Raizal Cn a EN Santa Ana am.Rio Magdalena jenio Guaduas Las bares Filleta Rio Seco Kristallines Honda - schichten Suaduas- schichten VIIlets- Schichten Grundgebirge Profil durch das Magdalenatal und ſeine Randgebiete bei Honda. (Nach H. Stille.) Zu S. 407. nur 40 m breiten, 500 m hoch gelegenen Schlucht durch die Weſtkordillere, zieht dann den Rio Telembi von Tüquerres an ſich und mündet mit einem Delta bei Moro. Das Gebirge ſelbſt iſt ſehr wenig bekannt, doch treten noch, wie in Ecuador, Vulkane als bezeichnende Oberflächenformen auf; ſie ſind anſcheinend dem Grundgebirge aufgeſetzt, wie in Ecuador, aber nicht mehr ſo hoch wie dort. Im Süden erheben ſich der Azufral von Tuquerres (4070 m) auf der Weſtkordillere, der 4264 m hohe Vulkan von Paſto zwiſchen dieſer und der Oſtkordillere und auf dieſer der Bordoncillo (3700 m) über dem Quellbecken des Putumayo-Jca, dem 70 m tiefen See Cocha, d. h. See (2750 m), und dem ausgetrockneten Seebecken von Sebondoi (2150 m). Etwas weiter nördlich iſt von dem Paͤramo de las Ani— mas aus dem 19. Jahrhundert ein Ausbruch bekannt, dann folgt die Gruppe der Vulkane im Quellgebiet des Cauca, zunächſt der Sotarä (4435 m) und weiter die Sierra Nevada de Coconuco, die trotz ihres Namens die Schneegrenze nicht überſteigt, aber fünf die Zentral kordillere von Nordweſten nach Südoſten durchſetzende Vulkane trägt. An dem Abhang gegen das Caucatal ſteht der Puracé (4700 m), während der Pan de Azuücar (4670 m) zum Magdalenatal abfällt; erſterer hatte 1849 einen Ausbruch, bei dem er Popayan bedrohte und den Cauca aufſtaute, einen zweiten 1899. Auf dem benachbarten Päramo de las Papas entſpringen die Quellflüſſe des Cauca und des Magdalena. Die Kordillere wird anſcheinend im Süden vorwiegend aus kriſtalliniſchen Schiefern, im Norden auch aus Sedimentgeſteinen der Kreide zuſammengeſetzt und hat im Oſten meiſt eine Höhe von 38004000 m, im Weſten von nur 25003500 m. Weſtlich von Popayän ſteht den Vulkanen des Oſtens der Cerro Munchique mit nur 3012 m Höhe gegenüber. Die colombianiſchen Kordilleren: Das Land. 409 Die Weſtkordillere und die Küſtenkordillere. Die Weſtkordillere iſt der weſt— lich des Caucatales gelegene Teil der colombianiſchen Kordilleren. Ihr Weſtabhang iſt nicht näher bekannt, ihr Oſtabhang beſteht anſcheinend nur aus Sediment- und Eruptivgeſteinen der Kreideformation; ſie iſt daher wahrſcheinlich jünger als die Zentralkordillere, erreicht jedoch nördlich vom Cerro Munchique noch bedeutende Höhen, während gerade in dieſen Breiten die Zentralkordillere auf 3500 m herabſinkt. Die Weſtkordillere hat auf ihrem langen Verlaufe von Popayän bis zum Norden Antiöquias einen Kamm von etwa 2000 m Höhe, über dem ſie ſcharfgeformte Gipfel von 3000-3400 m bildet. Zu ihnen gehören die Cerros Tatamã und Caramante mit 3000, die ſchroffen Farallones von Citara mit 3300, der Päramo Frontino mit 3400 und der Paramillo mit 3370 m Höhe. Die Päſſe mögen 2000—2500 m hoch liegen, jo daß die Paßhöhen gegen die Gipfelhöhen um etwa 1000 m zurückbleiben. Als ein 2000-3000 m hohes, dunkles Waldgebirge ſtreicht die Weſtkordillere gegen Norden und bricht erſt in der Umgebung des Rio Sinu im Staate Bolivar ab, erhebt ſich nördlich von Antiöquia, wo die Quellen des Rio San Jorge und Sin liegen, noch einmal zu größerer Höhe, verzweigt ſich dann und löſt ſich in niederes Hügelland auf. Die Küſtenkordillere oder Kordillere von Chocb ſcheint noch jünger als die Weſt— kordillere zu ſein und den Küſtengebirgen von Ecuador zu entſprechen; ſie ſoll wie dieſe aus jungen Ablagerungen, Sandſteinen, Mergelſchiefer und Geröllen beſtehen und dürfte daher wohl dem Tertiär angehören. Die Küſtenkordillere tritt auch in der Küſtengeſtaltung hervor, indem die Küſte ſich von der Bahia del Choco an mehr gegen Weſten vorſchiebt. Sie zieht von Buenaventura an nordwärts bis zum Truando, einem Nebenfluſſe des Atrato, und bildet zwiſchen 5 und 6° nördl. Breite ſogar zwei Ketten, wodurch Längstäler entſtehen, wie das des Rio Baudo und das eines nördlich davon fließenden Zufluſſes des Atrato. Ihre Höhen betragen angeblich 800 —1800, hier und da aber nur 300 — 500 m, jedoch gemeſſen hat ſie niemand genau, da von wiſſenſchaftlichen Reiſenden das unwegſame Waldgebirge noch nicht betreten worden iſt. Ein großes, wohl tektoniſches Längstal iſt auch die zwiſchen der Küſtenkordillere und der Weſtkordillere liegende Senke, in der zwei waſſerreiche Flüſſe, der Atrato im Norden und der San Juan im Süden, fließen; die Höhe der Talwaſſerſcheide zwiſchen beiden beträgt kaum 100 m. Der San Juan entſpringt in der Weſtkordillere, fließt in einem Quertale weſt— wärts und tritt bei Tado in das Längstal ein, dem er bis gegen 4° nördl. Breite folgt; dann ſchlüpft er durch eine Lücke in der Küſtenkette nach Weſten zum Meere hinaus, das er in einem großen Delta erreicht. Leider liegen hier Barren mit nur 1½ —2 m Waſſer darüber vor, jo daß der allerdings nur 300 km lange, aber mit ſeinen Zuflüſſen auf 500 km ſchiffbare und ſehr waſſerreiche Strom dem Verkehr nicht den ſonſt möglichen Nutzen bringt; immerhin wird er mit Dampfern, Booten und Barken befahren. Auch der in derſelben Senke nach Norden fließende Atrato leidet an nur 2m tiefen Barren in den Armen ſeines Deltas, wäh— rend er ſonſt tief iſt und Seeſchiffe bis weit ins Land hinein tragen könnte. Auch er entſtammt der Weſtkordillere, tritt bei Llora in die Längsfurche, nimmt in dieſer mehrere waſſerreiche Flüſſe von Oſten her auf, wird von zahlreichen Stauſeen umgeben und mündet, verſtärkt durch den kräftigen, aus dem Paramillo der Weſtkordillere entquellenden Sücio, mit jo mäch— tigen Sinkſtoffen, daß der hinterſte Teil des Golfes von Uraba, die Culata del Golfo, von dieſem abgeſchnitten werden wird. Der Atrato hat eine Länge von 665 km, ein Flußgebiet von gegen 30000 qkm und iſt mit ſeinen Nebenflüſſen etwa 1100 km weit ſchiffbar. 410 Das gefaltete Land des Weſtens. Noch ein großer Fluß entſpringt in der Weſtkordillere und mündet in den Golf von Darien: der Sinü. Seine Quellen liegen weſtlich von Ituango in Antidquia, ſeine Lauf⸗ länge beträgt 460 km, ſein Stromgebiet 16200 qkm. Er zieht zwiſchen den nördlichen Aus— läufern der Weſtkordillere, den Cerros de Quinamari und de Murucucu, hindurch und er- weitert ſich dann zu einer gewaltigen Lagune. Dampfer befahren ihn bis 180 km von der Mündung aus, doch leidet auch dieſe wieder unter verkehrshindernden Barren. Nahe den Quellen des Sinü befinden ſich auch diejenigen des erſten großen Nebenfluſſes des Magda— lena, San Jorge, deſſen Lauf meiſt im Tieflande, deſſen Mündung bei Magangus liegt. Das Caucatal. Der Cauca entſpringt am Päramo de las Papas in der Zentral- fordillere, ſtrömt zwiſchen dem Puracé und dem Sotara hindurch und tritt dann in das quar- täre Valle de Cauca, eine lange, vielleicht urſprünglich tektoniſche, dann durch Eroſion vertiefte Senke, ein, in der er von Popayaͤn bis über Cartago hinaus fließt. Bei Quilichao hat er Stromſchnellen, fällt aber von hier an bis Cartago um nur 170 m, von 1070 m bis 900 m, und iſt auch für Dampfer ſchiffbar, aber dieſer Vorteil iſt bedeutungslos, da eine lange Strecke voller Stromſchnellen dieſes Stück vom ſchiffbaren Unterlaufe trennt. Dieſe Gebirgs⸗ ſtrecke beginnt unterhalb Cartago und beſteht in einem großen Bogenlauf, der in das Gebirge von Antibquia eingeſchnitten iſt, während das Längstal von kleineren Nebenflüſſen benutzt wird. Auf dieſer Strecke iſt ſein Tal eng, oftmals ſchluchtartig, mit Bambuswald beſtanden, außerordentlich heiß und ungeſund. Unterhalb des Puerto de Caramanta wird der Cauca wieder ſchiffbar bis in die Gegend von Antioguia, dann aber ſperren ihn abermals Strom- ſchnellen und Untiefen bis Cäceres (Tafel 17, Abbildung 2), ſo daß hier nur der Unterlauf unter 200 m Seehöhe befahren werden kann. Schließlich vereinigt ſich der Cauca in zwei Armen mit dem Magdalena in der Ebene gegenüber von Mompös, nimmt aber vorher noch den aus der Zentralkordillere kommenden Nechi mit dem Porce, den Hauptfluß des nörd- lichen Antiöquia, auf. So erhält er eine Waſſermenge von 2200 ebm in der Sekunde, faſt ſo viel wie der Magdalena. Die Zentralkordillere. Die Zentralkordillere wird vom Puracs an niedriger, er— reicht meiſt nicht mehr 3500 m, nördlich des Nevado de Huila allerdings wieder 4000 m, und zeichnet ſich wegen des Vorwiegens der kriſtalliniſchen Schiefer durch ſanfte, rundliche Formen aus. An ihrer Zuſammenſetzung nehmen ferner teil Sandſteine, Tonſchiefer, Kieſelſchiefer der Kreide, am Weſtabhange Diabas, Porphyrit, Granitporphyr, am Oſtabhange Tuffe, auf der Höhe des Kammes auch Sande, Bimsſtein und Andeſite, die den bis 5° nördl. Breite noch vorhandenen, zugleich die Schneeberge bildenden Vulkanen entſtammen. Unter 30 nördl. Breite liegt der Nevado de Huila, ein erloſchener Berg von angeblich 5700 m Höhe, mit ſtarker Eisbedeckung, den Reiß und Stübel 1869 bis zu 4800 m beſtiegen. Sehr wenig bekannt iſt der Barragan oder Santa Catalina nahe 4° nördl. Breite, ein noch zuweilen mit Schnee bedeckter, wohl 4500 m Höhe überſteigender Kegel, worauf nördlich des Quindiupaſſes (3500 m) der regelmäßige Kegel des Tolima (5525 m), die ſchneebedeckte Kuppe des Ruiz (5600 m) und kleinere Berge folgen. Der Tolima, eine der ſchönſten Vulkanformen der Erde, erhebt ſich über dem 4300 m hohen kriſtalliniſchen Grundgebirge, raucht noch, ſoll 1826—29 erhöhte Zeichen von Tätigkeit gegeben und 1595 einen Ausbruch gehabt haben. Von anderen wird dieſer aber dem Ruiz zugeſchrieben, von dem Schlammſtröme ins Land hinab— gefloſſen ſein ſollen; er hat noch in 4900 m Höhe am Weſtfuße einen großen Krater, Olleta, iſt der nördlichſte Vulkan der Kordilleren und wird auch als Meſa Nevado de Herveo bezeichnet. Die colombianiſchen Kordilleren: Das Land. 411 Die Höhe der Kordillere ſinkt vom Ruiz an auf höchſtens 4000 m, und die Schärfe des Kammes verliert an Klarheit. Das Gebirge fällt nach Weſten nicht gerade ſehr tief, aber ſteiler ab als nach Oſten, wo etwa 50 km zwiſchen ihm und dem Magdalena zu durchmeſſen ſind; daher führt eine Reihe von kurzen Quertälern dem Cauca, eine Menge von längeren dem Magdalena Waſſer zu. In der Gegend von Salamina beginnt die Zentralkordillere ſich zu verbreitern, zu erniedrigen und nach der Weſtkordillere hinüberzugreifen, mit der ſie nun verſchmilzt; etwas weiter ſüdlich, bei Honda, wird auch das Magdalenatal eingeengt. Das Gebirge erhält an Stelle einer ſcharfen Kammlinie nunmehr unregelmäßige Höhenzüge. Dieſe Berglandſchaft, Antibquia, hat daher keine ſtark hervortretenden Gipfel mehr, ſon— dern iſt ein im Süden und Weſten 2000-3000 m erreichendes, im Oſten und Norden unter 2000 m zurückbleibendes, an vielen Stellen geradezu in eine Art Tafel übergehendes Gebiet, deſſen Zugehörigkeit zu der Zentralkordillere ſich aus der Ubereinſtimmung in der Zufammen- ſetzung ergibt. Kriſtalliniſche Schiefer, Granit, Syenit und Diabas, zum Teil mit reichen Erz- gängen, aber auch Tonſchiefer, Sandſtein, Konglomerat und Mergel mit Kohlenflözen bilden das Bergland von Antiöquia; auch Goldſeifen ſind an mehreren Stellen bekannt. Alle dieſe Schichten ſind, wie die Kordillere überhaupt, ſtark gefaltet. Der Magdalena. Der Rio Magdalena, der größte Strom der nördlichen Kordilleren, entſpringt auf demſelben Päramo wie der Cauca und fällt raſch ins Tal ab; bei San Aguſtin liegt ſein Tal 1600, bei Timand 1000, bei Neiva nur 400 m hoch. Die Breite des Tales beträgt bei Neiva 50 km, die des Fluſſes ſelbſt 200 m, die Länge der Senke von San Aguſtin bis Jirardot 350 km. Leider wird die Bedeutung des Magdalena als Verkehrsader aber durch die ihn unter 5° nördl. Breite ſperrenden Stromſchnellen und die Barre an ſeiner Mündung erheblich beeinträchtigt. Er zerfällt daher in zwei ſchiffbare Teile, einen kaum be— nutzten oberen und einen von Dampfern regelmäßig befahrenen unteren, der jedoch mit dem Meere nicht in Verbindung ſteht. Der Oberlauf kann bis Jirardot angeſetzt werden. Auf dieſer Strecke fließt der Magda⸗ lena in dem genannten Graben und erhält zahlreiche Zuflüſſe aus der Zentralkordillere, klei- nere auch aus der Oſtkordillere, aber keinen von Bedeutung. Bei Jirardot beginnt der Mittellauf (Tafel 17, Abbildung 1), den man bis zur Mündung des Sogamoſo rechnen kann. Zunächſt wendet ſich der Magdalena weſtwärts, ſucht dann die Tiefenlinie zwiſchen der Oſt- und Zentralkordillere auf und fließt in dieſer nordwärts bis Nare. Auf dieſer Strecke iſt der Graben weniger deutlich. Der Strom hat zunächſt unterhalb der Mündung des Bogotäfluſſes eine Tal- enge von nur 130m Strombreite und bildet nach allmählichem Fall von 280 bis 200 m unterhalb Honda bei Pescaderias Stromſchnellen, die der Schiffahrt ein Ziel ſetzen. Eine zweite Enge liegt bei Nare in 131 m Höhe, wo der Rio Nare aus Antiöquia mündet. Darauf empfängt der Magdalena von Antibquia den Bartolomé, von Santander den Sogamoſo (vgl. S. 413). Im Unterlaufe beginnt an der Mündung des Lebrija die Zone der Verzweigungen und Ver— legungen des Strombettes. In dieſem Gebiete empfängt der Magdalena ſeinen dritten größeren öſtlichen Nebenfluß, den Ceſär, aus der Sierra Nevada de Santa Marta und der Sierra de Perijä, an deſſen Unterlauf auch die gewaltige Laguna de Zapatoſa, ein Stauſee mit 68 m Tiefe und 1000 qkm Größe, liegt, der ſich aber zur Regenzeit auf das Doppelte erweitert. An der Mündung des Ceſär beginnt die Teilung des Magdalena in zwei Arme, deren Verhältnis zueinander nicht immer dasſelbe geweſen iſt. Die ſtärkſte Veränderung des Stromlaufes hat ſeit Anfang der 1860er Jahre unter 9 ſtattgefunden, woſelbſt der Magdalena 412 Das gefaltete Land des Weſtens. nach und nach den Hauptarm bei Mompos faſt ganz verlaſſen und ſtatt deſſen einem Seiten⸗ arm, dem Brazo de Loba, ſein Waſſer zugewendet hat, ſo daß die Dampfer jetzt meiſt dieſen und den unteren Cauca benutzen. Nach der Vereinigung mit dieſem Fluſſe dehnen ſich die auch in der Trockenzeit braungelben lehmigen Fluten des Magdalena weit aus, indem Sümpfe und Lagunen weithin das ganze Oſtufer zwiſchen El Banco und Calamär begleiten. Bei Calamar entſendet der Strom nach Weſten den Arm El Dique, der ſüdlich von Cartagena mün- det und durch einen Kanal mit dieſer Stadt verbunden iſt. Weiterhin laufen mehrere Seiten- arme nach Nordoſten ab, um in ein großes, ſeichtes Haff, die Ciénaga Grande, zu fallen. Der Hauptſtrom behält ſeine nördliche Richtung bei und teilt ſich unmittelbar vor der Mündung nochmals in zwei Arme, welche die Isla de los Gomez umſchließen, aber gerade an der Mündung ſchieben ſich von Weſten her Hügel an den Magdalena heran und ſperren die Flußarme durch eine unüberwindliche Barre. Der rechte Mündungsarm, Rio Viejo, kommt überhaupt nicht in Betracht, da er bei einer Breite von 500—800 m nur 11, m Waſſer führt; aber auch der linke weſtliche, die Boca Ceniza, wurde bis 1857 überhaupt nicht und ſeitdem nur ſehr ſelten befahren, da er zwar zeitweilig bis zu 7m Waſſertiefe, aber ebenſooft Verſperrungen aufzuweiſen hat, die eine regelmäßige Befahrung ausſchließen. Daher bleibt der gewaltige, 8—15 m tiefe Unterlauf des Stromes den Seedampfern verſchloſſen, denen ſonſt das Emporkommen bis Magangué oder Guamal möglich wäre, und ſo hat ſich am End— punkte der Magdalenaſchiffahrt Barranquilla als Handelsſtadt entwickelt. Vor der Mündung liegt eine ſandige Nehrung, Salamanca. Der Magdalena führt im Mittel 7500 ebm Waſſer in der Sekunde, ſein Stromgebiet umfaßt 300000 qkm, ſeine Länge beträgt etwa 1350 km. Die Oſtkordillere. Die Cordillera oriental de Colombia oder die Oſtkordillere, die Waſſerſcheide zwiſchen dem Magdalena und dem Amazonas und Orinoco, entwickelt ſich an den Quellen des Caquetä zu einem ſelbſtändigen Gebirge und zieht anfangs als einfache geſchloſſene Kette mit wahrſcheinlich 3000 m Höhe nach Nordnordoſten. Die Cerros de la Fragua, Miraflores und de Neiva im Süden und der Cerro Oſeras unter 4° ſind die ein- zigen höheren Gipfel, die man vorläufig auf den Karten unterſcheidet. Nach Codazzi ſoll die Oſtkordillere zwiſchen dieſen nur etwa 2000-3000 m hoch ſein und im Weſten von einer langen Hügelreihe begleitet werden, die mit ihr den Lauf des Magdalena einſchließt. Von 4 nördl. Breite an wird die Oſtkordillere breiter und wächſt allmählich zu einem 200 km breiten, bis 5000 m hohen Gebirge, der Kordillere von Bogota, heran. Sie beſteht aus einem intenſiv gefalteten vorkretazeiſchen Grundgebirge und darauf lagernden, vielfach noch faſt ungeſtörten Kreideſchollen. Ihre Tektonik wird nicht durch die Faltung, ſondern durch die Verſchiebung der einzelnen Kreideſchollen gegeneinander beherrſcht. Da- durch bilden ſich hervorragende Teile, welche die größten Höhen enthalten, und Senkungs⸗ felder; dieſe ſind häufig meridional nebeneinander aufgereiht. So veranlaſſen die höchſten Teile eine im Oſten liegende Waſſerſcheide, die im Paͤramo de la Suma Paz 3900 m erreicht, die Senkungsfelder aber ergeben die für die Oſtkordillere bezeichnenden Hochebenen. So entwäſſert der Sogamoſo die große Hochebene von Sogamoſo, der Suarez die von Übaté bis Chiquinquirä reichenden, zu denen noch zahlreiche kleinere kommen, wie die von Tunja (Tafel 17, Abbildung 3), Toca, Santa Roſa am oberen Sogamoſo, von Samaca und Leiva am oberen Suarez, während dem Rio Bogota die Hochebenen von Chocontä, Zipaquira und Bogota zufallen. Dieſe liegen alle zwiſchen 2000 und 3000, die großen von Bogota, Ubate- Chiquinquira und Sogamoſo zwiſchen 2500 und 2600, viele der übrigen zwiſchen 2600 und Die colombianiſchen Kordilleren: Das Land. 413 2800 m Höhe. Ihr Boden beſteht aus Torf, Kies, Sand, Lehm; ihre Entſtehung iſt als Aus⸗ füllung von Seen zu denken, die durch allmählich erfolgendes tieferes Einſchneiden der Flüſſe bereits ſtark vermindert waren. Die Hochebene von Bogota wird im Oſten von groß— artigen Bergen begrenzt, im Weſten nur durch niedrige Höhenzüge, im Nordweſten durch treppenförmig übereinander aufſteigende, inſelartige Höhen und den dahinter ſich erheben- den zackigen Kamm der Randberge; nach Norden und Süden entſendet ſie eine Anzahl von Ausläufern und macht noch jetzt bei Nebel den Eindruck eines großen Gebirgsſees. Der Abfluß des einſtigen Waſſerbeckens erfolgt gegen Südweſten zum Rio Bogota, der die im ganzen unfruchtbare Ebene in der Richtung nach Südſüdweſten durchzieht und darauf in dem ge- waltigen, 146 m hohen Tequendama⸗Falle über die Randſtufe nach Süden hinabſtürzt. Der Rio Sogamoſo entwäſſert den größten Teil der Oſtkordillere nördlich von Bogota zwiſchen Füquene und Tunja im Süden, Bucaramanga und Malaga im Norden und führt wie ſein großer Nebenfluß Suarez das Waſſer nach Nordnordoſten ab. Er kommt aus der Gegend von Tunja von einem 2700-2800 m hoch gelegenen alten Seebecken und zieht aus den ſchneebedeckten Kordilleren von Chita und Cocui zahlreiche Waſſerläufe an ſich. Dann durchſchneidet er in tiefen, bis auf die Tierra caliente hinabreichenden Schluchten die einzelnen Falten des Gebirges und vereinigt ſich mit dem Rio Suarez oder Garavita. Dieſer ent- ſpringt im Süden der Laguna de Füquene und gibt dem Sogamoſo die Richtung, bis beide unterhalb Jirön das Gebirge verlaſſen. Beide Flüſſe ſind wegen ihrer Stromſchnellen, Wirbel und Engpäſſe für die Schiffahrt unbrauchbar. Oſtlich des Sogamoſo-Oberlaufes, wo die Päramos bei Bogota und Tunja 3500 bis 4000 m Höhe erreichen, erhebt ſich die Kordillere in der Sierra Nevada de Cocui zu 5100 m; aber in dieſer Gegend beginnt auch bereits ihre Auflöſung, denn in der Breite von Bucara— manga teilt ſie ſich in zwei Aſte. Der kleinere, weſtliche, zieht als Kordillere von Ocaña in der Richtung des Geſamtgebirges nordwärts und nimmt an der Laguna de Zapatoſa den Namen Sierra de Perija an. Durch die Päramos zwiſchen Bucaramanga und Pamplona von der Kordillere von Bogota abgegrenzt, beſteht die Kordillere von Ocaſta aus Graniten und kriſtallinen Schiefern mit teilweiſer Überdeckung durch Kreide. In Längstälern zwiſchen den einzelnen Ketten fließen die Quellflüſſe des Catatumbo (val. S. 431). Nördlich von der Stelle, wo dieſer ſchiffbare Fluß oſtwärts durchbricht, liegt einer der unbekannteſten Züge der Anden, die Sierra de Perija, jo genannt nach der venezolaniſchen Stadt Perija, während man ſie in Colombia einfach Los Andes nennt. Sie beſteht am Weſt⸗ fuße bis 550 m Höhe aus Melaphyren und Quarzporphyren mit deren Breccien und Tuffen, dann bis zu 1500 m aus mächtigen Bänken roten Sandſteins, in größeren Höhen aus weißem Sandſtein und gewaltigen Maſſen weißen Kalkſteins, während der öſtliche Fuß des Gebirges Granit enthalten ſoll. Das Gebirge ſtreicht nördlich und iſt in ſteile Falten gelegt; wo es ſich jedoch der Sierra Nevada de Santa Marta nähert, biegt es nach Nordoſten um und verläuft unter die ſandigen Flächen der Guajira. Hier liegen auch die größten Höhen im Cerro Pintado mit 3000 m, einem impoſanten Gipfel aus weißem Kalkſtein über rotem Sandſtein, einem überaus maleriſchen Berge, deſſen weiße und grüne Farben ſich von dem tiefen Blau des Himmels ſehr wirkungsvoll abheben. Im Norden vereinigt ſich die Sierra de Perija mit der Nevada de Santa Marta, im Oſten ſtürzt ſie ſteil zu dem Bruchfelde des Maracaiboſees ab. Die Sierra Nevada de Santa Marta ift ihrer Zugehörigkeit nach nicht klar zu beſtimmen. Stille hält ſie für eine Fortſetzung der Zentralkordillere von Colombia, von der 414 Das gefaltete Land des Weſtens. ſie durch Einbruch getrennt worden iſt, während ich ſelbſt mehr dazu neige, ſie als ein den Kordilleren fremdes Glied und als einen Beſtandteil des zertrümmerten Gebirgsbogens auf— zufaſſen, der über die Guajira-Halbinſel, Paraguanä und die übrigen Küſteninſeln Venezuelas nach Oſten verläuft und nahe Beziehungen zu den Antillen hat. Sie erhebt ſich auf drei Seiten ſteil aus der Ebene zu der bedeutendſten Höhe des ganzen Nordens, 5200 m, und tritt nur im Nordoſten mit dem Kordillerenzuge der Sierra de Perija in Berührung. An ihrer Zuſammenſetzung nehmen Granite, Gneis, kriſtalliniſche Schiefer, alte Eruptivgeſteine, Diabas, Diorit und namentlich Porphyr teil, am Südoſtrande auch rote Sandſteine, während jüngere Eruptivgeſteine gänzlich fehlen. Dieſe Geſteine bilden ein gewaltiges, zerriſſenes, von zahlreichen kleinen Flüſſen durchfurchtes Gebirge, das vom Meere aus einen großartigen Anblick bietet, beſonders da der Nordrand allenthalben Wälder trägt, während im Inneren und Süden meiſt nur die dem Meere zugekehrten Seiten bewaldet ſind. Eine Schneekette von etwa elf Gipfeln, deren höchſter mit einem kleinen Jochgletſcher gekrönt iſt, und ein von Weſten nach Oſten ſtreichender Kamm hoher Päramos mit einer mittleren Höhe von über 4000 m bilden die Hauptwaſſerſcheide. Die Eiszeit hat auch hier ein Herabrücken der Schneegrenze und der Eisſtröme gebracht. Das Innere iſt kahl, der Südabhang vielfach recht öde und nackt, außerordentlich zerriſſen, wild und unzugänglich; ungemein tiefe Täler öffnen ſich nach Süden und enthalten die waſſer— reichſten Quellflüſſe des Rio Ceſär, aber auch weſtwärts ſtrömen waſſerkräftige Flüſſe zum Rio Aracataca, während den Oſten der Rio Ceſär und der Rio Rancherta umfließen. Im Nordoſten geht die Sierra Nevada de Santa Marta in die 12000 qkm große Halb- inſel Guajira über, den nördlichſten Vorſprung des ſüdamerikaniſchen Feſtlandes. Dieſe beſitzt drei Gebirgsmaſſen aus alten Eruptivgeſteinen, erreicht im Nordoſten im Macuira und Muripiche 700 —800 m Höhe und zeichnet ſich durch ihre Trockenheit aus; der Südweſten, zwiſchen dem Rio Rancheria-Calancala, iſt eben und mit Savannen und Geſtrüpp beſtanden. Die Küſten umſäumen ſalzige Lagunen und Strandvegetation. p) Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima. Das Klima Colombias iſt der Lage des Landes zwiſchen dem Aquator und 12e nördl. Breite entſprechend vollkommen tropiſch, aber es wird infolge der Ausdehnung und Höhe der Kordillere vielfach verändert. Die tiefe Senke des Magdalenatales läßt das tropische Tieflandsklima bis gegen 2° füdl. Breite, alſo in der ganzen Ausdehnung Colombias, zwiſchen die Gebirge eindringen und beſchränkt die Tierra templada und namentlich die Tierra fria auf viel geringere Flächen als in Peru, Bolivia und Ecuador. Die ſtarke Erwärmung der Tiefländer des Atrato, San Juan, Magdalena, unteren Cauca, ja auch des immerhin 900 —1500 m hoch fließenden oberen Cauca, ferner des Rio Ceſär und des Maracaibotief— landes führt den benachbarten Gebirgen von unten her ſo viel warme aufſteigende Luft zu, daß Colombias Gebirge auch aus dieſem Grunde viel wärmer ſind als die unter gleicher ſüd— licher Breite gelegenen gleich hohen, aber völlig geſchloſſenen Kordilleren von Nordperi. Beobachtungen über Temperaturen ſind im ganzen ſpärlich und nur für kurze Zeit gemacht worden. In der Tierra caliente hat Puerto Berrio am Magdalena (165 m) ein Jahresmittel von 25,9, Buenaventura am Großen Ozean ein ſolches von 26,1. Die wärm⸗ ſten Monate erreichen 26,3 und 26,70, die kühlſten 25,7 und 25,6“, die Schwankung beträgt alſo in Puerto Berrio nur 0,6, in Buenaventura 1,1. In Rio Hacha erreicht die Temperatur Die colombianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 415 im Mai früh 27, nachmittags 30 und abends 29, in Santa Marta iſt ſie im Januar um je einen Grad geringer. Wie wenig aber die Temperatur von der Sonnenſtellung abhängt, zeigt der Umſtand, daß die Monate Januar und Februar in beiden Stationen die wärmſten ſind, während die kühlſten auf Auguſt bis Oktober fallen; während alſo in der Regenzeit die Wärme gemildert wird, entfaltet ſie ſich in der Trockenzeit voll. Gegenüber den Küſten⸗ ſtationen bieten die des Inneren extremere Werte: in Valle de Upar ſteigt die Temperatur im Februar und März auf 31— 320, gelegentlich auch 34 — 35“, in Camperucho im Ceſärtale erreicht fie im Februar mittags 35°, früh 24,5 und abends 9 Uhr noch 30,5%. Die trockenen Täler des Inneren ſind alſo heißer als die Küſte. In der Tierra templada, die man mit 600 m Höhe, der Grenze des Kakaos und der Kokospalme, beginnen laſſen kann, ſind die Jahresmittel natürlich geringer. In der Sierra Nevada de Santa Marta ſchwankt die Wärme in 1000 m Höhe an trüben Tagen an der feuchten Nordſeite zwiſchen 21 und 24°, in 1960 m Höhe am Südabhange zwiſchen 13 und 220; hier fällt die Morgentemperatur auf 13°, während am Nordabhange in 1700 m um die- ſelbe Zeit 18° ſind: der Nordabhang iſt alſo wärmer, gleichmäßiger, der trockene Südabhang extremer. Medellin in Antiöquia (1510 m) hat eine mittlere Jahrestemperatur von 21,10, im wärmſten Monat, Februar, 21,6%, im kühlſten, November, nur 20,2“; es herrſcht alſo das ganze Jahr hindurch Sommerwärme, jedoch mit den mäßigen Extremen von 29,4 und 13,60. Über 2000 m Höhe gelegene Orte leiden dagegen bereits an Wärmemangel während der Nacht: in Pamplona (2300 m) empfindet man bei etwa 16—17 ſchon Kühle. Die Tierra fria beginnt bei etwa 2200 m, der oberen Grenze der Bananen, der Nuca und des Zucker— rohres. Hier hat Bogota (2660 m) nur noch ein Jahresmittel von 14,4, bei einem März und April von 14,8, einem Juli von 13,90, alſo die ſehr geringe Schwankung von 0,9%. Da aber die Wärme im höchſten Falle nur bis 23,5“ ſteigt, wohl aber unter 6° ſinken kann, fo herrſcht hier bereits ein an Quito erinnerndes kühles Höhenklima mit Aprilmaximum. Der Luftdruck iſt über dem ganzen nördlichen Südamerika ſehr regelmäßig. Die hauptſächlichen Luftſtrömungen ſind der Nordoſtpaſſat in der Trockenzeit, weſtliche Winde in der Regenzeit; die ſüdlichſten Gebiete beſtreicht in der Regenzeit auch der dann auf die nördliche Halbkugel vordringende Südoſtpaſſat. Der Nordoſtpaſſat herrſcht vom Oktober oder November bis März oder April und bringt im allgemeinen Trockenheit, an den nördlichen Gebirgsrän⸗ dern auch Niederſchläge mit ſich. Zuweilen wird er in den Monaten Dezember und Januar durch heftige Nordwinde abgelöſt, die als Ausläufer der aus Nordamerika das Miſſiſſippital abwärts wehenden Nordwinde anzuſehen ſind und die Temperatur herabſetzen. Schreiten die nördlichen Winde, Paſſate und andere, nach dem Inneren vor, ſo erwärmen ſie ſich und beſtreichen die Täler mit ſengender Glut (32—35°), wie ich im mittleren Ceſärtale im Februar und März 1886 bemerken konnte. In den Monaten der Regenzeit, April-Mai bis Oftober- November, wehen dagegen an den Nordküſten weſtliche Winde, oder es herrſcht Windſtille. Das Maß der Feuchtigkeit iſt im allgemeinen in unſerem Gebiete noch ziemlich be— deutend, ſinkt jedoch in manchen Gegenden ſchon unter 600 mm im Jahre herab; leider iſt die Regenmenge aber noch weniger bekannt als die Temperatur. Cartagena hat im ganzen Jahre nur 955 mm Regen, Antiöquia in 570 m Höhe 1009 mm, Medellin in 1509 m Höhe 1596, Bogotä in 2610 m Höhe ebenfalls 1614 mm. Die Regenmenge nimmt alſo nach oben hin zu, iſt aber nirgends bedeutend, mit Ausnahme der pazifiſchen Küſte und der Nord— gehänge der Sierra Nevada de Santa Marta, über welche Gebiete genaue Meſſungen aber nicht 416 Das gefaltete Land des Weſtens. vorliegen. In den letztgenannten Gegenden bringt nicht nur die Regenzeit Regen, ſondern auch zur Trockenzeit fallen Steigungsregen. Dagegen erhalten die im Regenſchatten gelegenen inneren Täler und die Südabhänge der nördlichen Landſchaften geringere Niederjchlags- mengen, z. B. das Ceſärtal und die Guajira, die Senke von Cucuta und das Magdalenatal. Die Jahreszeiten ſind in dem weitausgedehnten Lande nicht überall dieſelben. Nach der Theorie ſollte es von April bis Oktober regnen, oder es müßte das Jahr im Süden in zwei Regenzeiten und zwei Trockenzeiten geteilt ſein. Das iſt auch der Fall im Caucatale, im Patiatale, im oberen Magdalenatale und an der pazifiſchen Küſte, etwa bis 8“ nördl. Breite. Hier zerfällt es in eine lleine Regenzeit vom März oder April bis Juni oder Juli und in eine große vom September bis Dezember oder Januar, zwiſchen die ſich Trockenzeiten einſchieben. Dieſen Typus hat auch Bogotä, wo vom Oktober bis Dezember 38 Prozent, vom Juni bis September 19 Prozent des Niederſchlags fallen. Die Maxima zeigen ſich im April mit 244 und im November mit 243 mm. In Medellin und Antiöquia findet eine Abſchwächung der Regen im Juni und Juli ſtatt, im Mai fallen wie im Oktober je 11 Prozent der geſamten Regenmenge. Die Zeit der Unterbrechung der Regen nennt man den kleinen Johannis⸗ ſommer, El Veranito de San Juan. Demgegenüber erhält Cartagena von ſeinen 955 mm Niederſchlag volle 935 von Mai bis November, davon wieder 224 im Oktober, es ſteht alſo eine ausgeprägte Regenzeit einer Trockenzeit gegenüber, doch iſt auch hier noch eine Ab— ſchwächung der Regen im Juli erkennbar. Die Grenze regelmäßigen Schneefalles liegt in etwa 4000 m Höhe, die des gelegent- lichen in 3300, die Schneegrenze ſelbſt in der Nevada de Santa Marta im Auguſt in 4560, im Februar in 4710 m Höhe. Größere Firnmaſſen und kleine Gletſcher tragen einerſeits die Nevada de Santa Marta und die Sierra Nevada de Cocui, anderſeits die hohen Vulkanberge der Zentralkordillere, aber zur Ausbildung langer Schneeketten kommt es nicht. Kleine Hängegletſcher ziehen bis etwa 4500 m abwärts, aber in der Eiszeit waren auch die Gebirge Colombias bis etwa 4000 m abwärts vergletſchert. Die Vegetation Colombias ſchließt ſich ziemlich eng an diejenige Ecuadors an, jo daß man namentlich die Pflanzen des Tieflandes von Ecuador hier wieder antrifft. Auch ſind die Höhenregionen recht ähnlich. Die Flora Colombias vermittelt zwiſchen derjenigen Ecuadors und Zentralamerikas und iſt vollkommen tropiſch. Die tieferen Teile des Landes bis zu 1300 m Höhe ſind die Träger der tropiſchen Vegetation. Hier trifft man die Steinnüſſe liefernde Phytelephas, die zahlreichen Palmen des Nordens von Südamerika, wie die Kokospalme, die Gattungen Iriartea und Attalea, Kokosarten der Gruppe Syagrus, die Corozo-Palme (Attalea cohune) im Gejärtale, die Curua⸗Palme auf den Savannen des Unterlandes, während die Königspalme der Antillen, Oreodoxa regia, meiſt nur künſtlich gezogen wird. Unter den Dikotyledonen finden wir die bekannten tropiſchen Waldbäume; zwei der ſchönſtblühenden Bäume, der Ceibo (Bombax) und der Bucare (Erythrina umbrosa), laſſen ziegelrote Blüten weithin über die von ihren Kronen beſchatteten Kaffeepflanzungen leuchten. Die geſamte Region iſt urſprünglich ein großes Waldland von ähnlicher Üppigfeit wie Amazonien. Die Täler des Atrato, San Juan, Magdalena und unteren Cauca, die ganze Weſtküſte, die Gehänge der Gebirge Colombias, ferner die Umgebung der Lagune von Mara⸗ caibo find mit tiefdunklen Feucht wäldern überzogen. Hier bedeckt der Wald die Randketten häufig ſo dicht, daß auf die Entfernung mehrerer Tagereiſen nicht einmal ein Ausblick auf Die colombianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 417 das umliegende Land möglich iſt. Die Kronen der höheren Bäume erheben ſich ſchichtenweiſe über die niedrigen und bilden ein für die Sonnenſtrahlen kaum durchdringbares Dach, ge- waltige, bruſthoch aufragende Wurzeln ſpannen ſich am Boden aus, und von oben herab hängen Ranken und Luftwurzeln bis zur Dicke von Schiffstauen. Moräſte und Lagunen durchziehen dieſen Tieflandswald, zwiſchen deſſen mauergleicher Vegetation ſich mühſam die waſſerreichen Ströme hindurchwinden. In den trockeneren Teilen, wo Savannen eine größere Verbreitung haben, tritt der Wald in der Form des Galerie waldes auf, jo im Tale des Rio Ceſaͤr; häufiger iſt aber der Trockenwald, im Lande Montariuela ſeca ge- nannt, ein meiſt nicht ſehr hoher, lichter, weißſtämmiger, zur Trockenzeit blattabwerfender Wald mit vorwiegenden Mimoſen; er findet ſich vornehmlich zu ſeiten der Flußufer, auch beſonders häufig im Regenſchatten der Gebirge, alſo an den Südhängen und inneren Ketten. Wo die Bedingungen für die Entſtehung von Wald noch ungünſtiger oder wo Rodungen in großer Zahl angelegt worden ſind, da bildete ſich die ſehr verbreitete Geſtrüppvege— tation, der Monte, an dem beſonders Kakteen, Opuntien, Agaven, dornige Mimoſen, wie Cuji, der Dividivi (Caesalpinia coriaria), Ananas und Maya (Bromelia chrysantha), ſowie der Totumobaum (Crescentia cujete) teilnehmen. Dieſe Montegebiete ſchieben ſich unregel- mäßig zwiſchen die feuchten und trockenen Wälder ein, gewöhnlich aber jo, daß der Troden- wald den Übergang vom feuchten Regenwalde zum Monte bildet. Man ſcheidet fie in Unter- abteilungen, Cujiſal, vorwiegend Mimoſazeengeſtrüpp, Cardonal, Cereusgewirre, und Tunal, Haufwerke niedriger Kakteen, wie Echinocactus, Mamillaria, Melocactus, Pilocereus. Die wichtigſten Montegebiete ſind das Ceſärtal und der Südoſtrand der Nevada de Santa Marta, die ganze Guajira, die Umgebung von Rio Hacha und Maracaibo. Wo größerer Waſſer— reichtum herrſcht, treten Savannen auf, wie im Ceſärtale, doch ſind dieſe in Colombia ver— hältnismäßig ſelten. An den Küſten aber erſtrecken ſich Mangrovebeſtände weithin, namentlich an der Oſtküſte von Coro, und eine Küſtenvegetation mit der Strandtraube, Uva de Playa (Coccoloba uvifera), an ſalzigen Lagunen und auf Dünen, umgibt die Guajira ſowie alle trockenen Küſten von Colombia. Die oberen Teile des Landes von 1300 m Höhe an. Auf den unteren Wald folgt in der Tierra templada zunächſt der nicht minder jchöne Bergwald. In ſeinen unteren Teilen enthält er noch Palmen, wenn auch die Kokospalme und die herrliche weſtindiſche Oreodoxa regia ſowie die Mauritia in 500-1000 m Höhe verſchwinden; ja eine Palme, die merkwürdige andine Wachspalme (Ceroxylon andicola; ſ. die Abbildung auf S. 418) mit ſchlanken Stämmen und ſchwanken Kronen, erſteigt das Gebirge bis zu 3000 m Höhe. Cha- rakteriſtiſch ſind aber für den Bergwald die Baumfarne, die namentlich in 1300—1800 m Höhe ſtehen, und die Cinchonen, Fieberrindenbäume, in 1600 —2500 m Höhe. Das knorrige Geäſt der Bäume bekleiden in Menge die Epiphyten, namentlich Orchideen der verſchieden— ſten, fremdartigſten Formen, Schlingpflanzen kommen noch vor, während Moos, Flechten und Nebel dem Bergwalde einen mehr nordiſchen Zug verleihen. Die Päramos. In den Höhen von 2800 m an geht der Baumwuchs allmählich in Krüppelformen über, bis er ſchließlich ganz verſchwindet. Doch iſt die Baumgrenze keine ſcharf abgegrenzte Linie und liegt auch nicht überall in gleicher Höhe, ſondern richtet ſich nach dem Boden und der Bewäſſerung, namentlich aber nach dem Winde. Als die weiteſten Höhengrenzen für die Bäume ſind 1450 und 3500 m anzuſehen: auf erſtere Höhe geht der Wald am Südabhang der Nevada de Santa Marta zurück, letztere erreicht er im windgeſchützten Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 27 418 Das gefaltete Land des Weſtens. Inneren der Kordilleren. Die Päramos find die über der Baumgrenze liegenden Kämme der Gebirge: kahle, öde, unwirtliche Hochflächen mit Hochmooren, Sümpfen, Lagunen, meiſt öden, ſchwermütigen Weihern, deren Ufer mit Schilf, Binſen und Gras beſtanden Waldlandſchaft mit Wachspalmen am Quindiupaß, Colombia. Mach M. v. Thielmann.) Zu S. 417. ſind. Die auf den Päramos wachſende Flora erinnert ſehr an die hochandine von Ecuador; die Unterſchiede betreffen nach Th. Wolf meiſt die Arten, während Gattungen und Familien dieſelben bleiben. Eine Pflanzenform aber iſt den Päramos Colombias beſonders eigen: die filzbedeckten Espeletien, die durch ihre wolligen Filzüberzüge und ihren Harzreichtum als Wärmeſpender in den unwirtlichen, kalten Höhen nützen. Ihr Name Frailejön, großer Die colombianiſchen Kordilleren: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 419 Mönch, iſt von dem die Pflanze einhüllenden Filz entnommen, den das Volk mit einer Mönchskutte vergleicht. Die größte, Espeletia grandiflora, wird bis zu 6 m, meiſt jedoch nur 2—3 m hoch und anſcheinend 1 m dick, was ſchwer zu erkennen iſt, da die abgeſtorbenen trockenen Blätter über den dicken Stamm wie eine Panzerdecke herabhängen. Die Espeletien beginnen an den Vulkanen Cumbal und Chiles die Kalzeolarien zu erſetzen und finden ſich noch auf den Baramos der Sierra Nevada de Santa Marta. Eine Reihe anderer Kompoſiten tritt hinzu, wie die großblütigen 8enecio-Arten Senecio silphioides der Zentralkordillere Co- lombias und S. coceineus von der ecuatorianiſchen Grenze. Einheimiſche Nutzpflanzen. Das bekannteſte Produkt des Waldes war lange die Chinarinde, deren wertvollere Arten zwar noch in Colombia, nicht aber mehr in Venezuela auftreten; heute wird faſt keine Chinarinde mehr ausgeführt, geſchweige denn der Baum angepflanzt. Die Koka (Erythoxylon coca) wächſt noch in der Nevada de Santa Marta und der Sierra de Perija; ſie ſpielt aber auch in Colombia keine Rolle mehr, während die harten Steinnüſſe der Phytelephas macrocarpa ausgeführt und aus den Faſern der Carludovica palmata, Jipijapa, Panamähüte gefertigt werden. Die Palme Ceroxylon andicola liefert Wachs wie ihre braſiliſche Verwandte, verſchiedene Waldbäume geben Kautſchuk und Gummi, der Kuhbaum, Palo de Vaca (Galactodendron utile), eine dicke, milchartige Flüſſigkeit, der Algarrobo (Hymenaea curbaril) ein Harz, der Caoba (Swietenia mahagoni), die Vera (Guayacum arboreum) Nutzholz, während die Frucht der Cafafiſtola als Heilmittel, die des Dividivi (Caesalpinia coriaria) als Gerbſtoff dient und Copaifera officinalis den Kopaiva— balſam erzeugt. Der von 1000 m an häufige Bambus, Guadua, iſt für die Herſtellung von Brücken, Hütten und die Belegung von Straßen von Wert, der Rucu (Bixa orellana) gibt ausgezeichneten, aber wenig benutzten Farbſtoff, und Orchideen der Bergwälder werden zum Verſand nach Europa geſammelt. In den Trockenwäldern und dem Monte ſpielen der Flaſchenbaum (Crescentia cujete), der Dividivi und die Agave (vgl. S. 429) eine Rolle. Von einheimiſchen Nutzpflanzen, die in Pflanzungen angebaut werden, ſind neben der überall im Lande wachſenden, aber vielleicht doch nicht einheimiſchen Banane ſowie dem Zuckerrohr die wichtigſten Nahrungspflanzen Mais und Yuca. Der im Tieflande drei, ja vier Ernten gebende Mais wird zu Broten, Arepas, gebacken oder in Rollen verzehrt oder auch roh der Suppe beigegeben; die Yuca bildet wie die Kartoffel, Name, Arracache, Ocumo, Apio, Batate entweder eine Zukoſt zur Suppe, oder ihr Mehl wird in Kuchenform geröſtet. Auch die Baumwolle pflanzten die alten Bewohner der Kordilleren bereits, um ihre Kleider davon herzuſtellen, die ſie mit Rucu, Indigo und anderen Farbſtoffen färbten; ihr Anbau iſt aber, gleich dem des Indigos, infolge der Einführung billiger Zeuge zurück— gegangen. Dagegen haben die Pflanzungen von Tabak, beſonders um Ambalema im Magdalenatal, und die von Kakao im feuchtheißen Tieflande erſt ſeit der Abſchüttelung der den Handel lähmenden ſpaniſchen Herrſchaft einen Aufſchwung genommen, doch iſt der Anbau beider auf die tieferen Teile beſchränkt, wie der der Kartoffel auf die höheren. Die Kokospalme wird ihres Oles wegen gezogen, aber nur in geringem Maße angepflanzt: Erbſen und Bohnen waren den Ureinwohnern zum Teil bekannt, ſind aber durch zahlreiche europäiſche Arten ergänzt worden und gedeihen meiſt in der Tierra fria und der Tierra tem— plada. Die Ananas wächſt wild im Monte, die Melone bildet eine wichtige Nahrung für die niederen Klaſſen, und die Vanille erreicht Höhen von 2000 m. Die wichtigſten Fruchtbäume ſind Mango, Guayabo, Sapote, Aguacate, Granadillo und Orangenbäume. 27 * 420 Das gefaltete Land des Weſtens. Von eingeführten Kulturpflanzen gedeiht der Kaffee am beſten in Höhen von 6001800 m, alſo in der Tierra templada, kommt dagegen in der Tierra fria nicht mehr, in der Tierra caliente ſchlecht fort; namentlich in Santander finden ſich reiche, ausgedehnte Kaffeepflanzungen, beſonders um Bucaramanga. Das Zuckerrohr iſt eine der allgemeinſten und wichtigſten Nutzpflanzen auch Colombias geworden; in allen tieferen Tälern der Gebirge wird es an den feuchten Flußufern angepflanzt, aber auch noch in über 2000 m Höhe. Weniger allgemein iſt der Anbau von Weizen, doch nimmt er zu; er vermag ſchon in 500 m Höhe zu gedeihen und ſteigt bis über 3000 man. Reis wird in Colombia häufiger angepflanzt, Gerſte mit einigem Erfolge in den oberen Teilen der Tierra templada und in der Tierra fria, Hafer und Roggen fehlen ganz. Überdies ſind eine Menge europäiſcher Fruchtbäume eingeführt worden, die ſich den verſchiedenen klimatiſchen Höhenſtufen angepaßt haben, wie Apfel, Pfirſiche, Quitten, Aprikoſen, Apfelſinen, ſeltener Birnen. Die Tierwelt. Über die tiergeographiſchen Verhältniſſe Colombias ſind wir nur ungenügend unterrichtet, da eine ſyſtematiſche Bearbeitung der Verbreitung der Tiere in dieſen Gebieten noch ausſteht; die Ausſonderung geographiſcher Unterabteilungen iſt da— her noch nicht möglich. Im ganzen ſtimmt die Tierwelt Colombias mit der Amazoniens in der Tierra caliente, mit der von Ecuador in der Tierra templada und Tierra fria überein, weshalb hier auf die an jenem Ort gegebene Darſtellung (vgl. S. 399) hingewieſen werden kann; jedenfalls hat ſie einen rein tropiſchen Charakter und wird wie die Pflanzenwelt namentlich durch die Höhenunterſchiede gegliedert. () Bevölkerung und Beſiedelung. Die Bevölkerung. In ähnlicher Weiſe wie die Pflanzen- und Tierwelt waren auch die Ureinwohner in zwei große Hauptgruppen geſchieden: die das Tiefland bewohnenden Stämme und die Gebirgsſtämme. Die erſteren gehören wenigſtens zum Teil zu den großen Gruppen der ſüdamerikaniſchen Tieflandsindianer, die letzteren haben Beziehungen einer— ſeits zu den Ketſchua von Peru, anderſeits zu den zentralamerikaniſchen Kulturvölkern. Jeden⸗ falls ſtanden ſie kulturell hoch über den Völkern des Tieflandes. Die Stämme des Tieflandes zwiſchen den Kordilleren und an deren Rändern können zum Teil ohne weiteres den Karaiben zugeſellt werden. Wenigſtens iſt das mit Sicherheit der Fall bei den Motilones, die in den Wäldern zu beiden Seiten der Sierra de Perija in ſehr primitivem Zuſtand haufen. Andere Stämme, die man als Chocövölker zuſammenfaßt, weil fie den Weſtrand der Weſtkordillere und das Chocd genannte Küſten— gebiet bewohnen, ſowie die auf dem Iſthmus von Darien lebenden Cuna gehören jedenfalls auch den Indianern des tropiſchen Waldgebietes Südamerikas an. Endlich ſind der Aruak— gruppe die Guajiro auf der Halbinſel Guajira zugewieſen, ein niemals unterworfener, heute noch auf 50000 Köpfe veranſchlagter kräftiger Stamm. Ihre Hautfarbe iſt hell fupfer- braun, ihre Haarfarbe ſchwarz; Geſtalt, Haltung und Gang ſind ebenmäßig, vornehm, elaſtiſch. Die Frauen gelten für hübſch und leben häufig in Rio Hacha in Ehe mit Colom— bianern, wozu fie für 150 —200 Mark zu erwerben find. Die Männer tragen meiſt nur ſchmale Tuchſtreifen, auch ſchwarz gefärbte Mäntel und geſtickte Schärpen, auf dem Kopfe ein Stroh— geflecht mit Federn, die Frauen ein leinenes, braunes, rotes oder ſchwarzes, ſackartiges Klei— dungsſtück mit Löchern für Kopf und Arme, ſowie ſchwarze baumwollene Tücher über Bruſt und Nacken. Beide Geſchlechter bemalen ſich gern mit der ſchwarzen Farbe des Dividivi und Die colombianiſchen Kordilleren: Bevölkerung und Beſiedelung. 421 ſchmücken ſich mit Ketten aus Karneol, die den Wert von 15—30 Stück Vieh haben. Die Guajiro zimmern zwar leichte Behauſungen, Ranchos, brechen ſie aber raſch wieder ab und ſchlafen in Hängematten, die zwiſchen Pfählen aufgehängt werden; nur Vornehme beſitzen mehrere Ranchos im Lande, die bis zu zwanzig in Gruppen vereinigt werden können. Sie treiben Viehzucht mit Schafen und Ziegen, beſitzen auch Rinder, Pferde und Maultiere, ſind gute Reiter und geben viel auf reiches Sattelzeug; ihre Waffen beſtehen aus Bogen und dreierlei Arten Pfeilen, neuerdings auch aus Feuerwaffen. Ihre Beſchäftigung bilden außer der Viehzucht der Salzhandel und das Sammeln von Dividivi und Braſilholz. Ihre Stammes— einteilung erinnert an die ſchottiſchen Clans. Die Gebirgsſtämme zerfielen wieder in zwei Gruppen, eine weſtliche und eine öſtliche. Zu der Weſtgruppe rechnet man die frühere Bevölkerung des mittleren und oberen Caucatales, die aber ausgeſtorben oder in der europäiſchen Einwanderung aufgegangen iſt. Sie hatte be— reits eine hohe Kultur, deren Reſte heute nur noch in den Gräbern hervortritt; ihre Bauten ſcheinen bedeutend geweſen zu ſein, ihre Metallbearbeitung ſtand auf ſehr hoher Stufe. Eine große Menge ſehr wertvoller goldener Geräte und Figuren iſt im Gebiete der alten Quimbaya nahe Cartago, der Nori um Antiöquia, der Caramanta, Arma, Pozo, Pancora, Carräpa und Lile in der Gegend von Cartago gefunden worden. Während die tropiſchen Tieflandsſtämme Pfeil und Bogen führen, waren die Gebirgsvölker mit Lanzen, Keulen, Wurfbrett und Wurf— ſpeer bewaffnet. Die Wohnungen wurden aus Rohr und Palmblättern in Kegelform errichtet, es gab auch große Wohnſtätten für mehrere Familien; die Kleidung war gering. Manche Einrichtungen, beſonders bei den Coiba oder Cueva auf dem Iſthmus von Darien, erinnern an die Kulturvölker von Zentralamerika, ſo der in keinem Dorfe fehlende Feſtplatz, auf dem Menſchenopfer ſtattfanden. Die Religion war ein Ahnenkult, die ſtaatliche Organiſation locker. Ob zu dieſen Stämmen auch die Bewohner der alten Kultſtätten von San Aguſtin unter 20 nördl. Breite und von San Gabriel gehörten, deren merkwürdige Architektur neuer— dings bekannt geworden iſt, ſteht noch nicht feſt. In der Oſtgruppe der Gebirgsvölker ragen die Chibcha als Hauptkulturvolk der Oſt— kordillere hervor. Sie nannten ſich Muisca, „Menſchen“, lebten zwiſchen 4½ und 7° nördl. Breite in dem auch jetzt am beſten beſiedelten Teile der Kordillere, nördlich bis Mälaga, weſtlich bis Zipaquirä und Velez, in den Stromgebieten des Bogota, Sogamoſo und Suarez, im Oſten bis an den Fuß des Gebirges, und waren wahrſcheinlich aus verſchiedenen Stämmen zu einem einheitlichen Volke zuſammengewachſen. Noch zur Zeit der Conquiſtadoren unter- ſchieden ſie ſich in ihren körperlichen Merkmalen, redeten aber anſcheinend eine gemeinſame Sprache, die in den zahlreichen auf a ausklingenden Ortsnamen noch erhalten iſt. Sie wohnten in hölzernen Häuſern und Hütten, zum Teil von bedeutendem Umfange, mit kegel— förmigen Dächern; ein jedes derartiges Gehöft wurde von Pfählen umgeben und ſtand allein. Die Kleidung wurde aus Baumwolle verfertigt, Schmuck, namentlich Goldplatten, in Ohren, Naſen, Lippen, war den Fürſten, Prieſtern und dem Adel vorbehalten. Schleudern, Speere, Lanzen und Keulen waren die Waffen. Ihre Kultur gab ſich in geſitteten Lebensverhältniſſen, Metallbearbeitung, Bergbau und geordneter Staatseinrichtung kund. Beſonders geſchickt waren ſie in der Bearbeitung des Goldes, verſtanden dagegen weder Eiſen noch Kupfer zu ſchmieden; aus Gold verfertigten ſie namentlich Schmucksachen, Götterbilder, Amulette, Bruſtplatten, Bilder der von ihnen verehrten Geſtirne, Kopfſchmuck in Kronenform und Naſenringe. Alljährlich pflegte ſich der 422 Das gefaltete Land des Weſtens. Kazike von Guatavita bei Feſten zu Ehren der Gottheit mit Goldſtaub zu beſtreuen und in die Fluten des heiligen Sees zu tauchen: ein Brauch, aus dem die Sage vom El Dorado, dem Vergoldeten, entſtanden fein ſoll. Der Feldbau richtete ſich auf Quinua, Oka, Bohnen und Kartoffeln in der Tierra fria, Mais, Yuca, Bataten und Arracache in der Tierra tem— plada. Ausgeführt wurden Baumwollen- und Goldwaren ſowie Salz von Zipaquirä, bejon- ders nach dem nahe dem heutigen Neiva gelegenen Hauptmarkte am oberen Magdalena. Die Chibcha verehrten die Sonne, den Mond und die Geſtirne und errichteten ihnen Altäre und Tempel, deren berühmteſter der Sonnentempel von Iraca war, jetzt Sogamoſo, der Sitz der geiſtlichen Herrſcher der Chibcha. Jetzt bezeichnen daſelbſt nur noch abgeſchliffene Sandſteinplatten von runder Form die Stelle, wo die Chibcha, nach Oſten gewendet, ihre Gebete zu verrichten pflegten. Die Prieſter, Chiqui, bildeten eine beſondere Kaſte mit klöſterlicher Erziehung und Zölibat, an ihrer Spitze ſtand der Oberprieſter und Vorſteher des Tempels zu Iraca. Die weltliche Macht übten zwei Herrſcher aus, im Süden der Zipa in Funza, im Norden der Zaque in Tunja. Außer den Prieſtern beſtanden die Kaſten der Krieger, deren Amt im Frieden Polizei und Steuererhebung war, der Kaufleute und Hand— werker und endlich der Bauern, zu denen noch als fünfte Kaſte die beſiegten Angehörigen fremder Stämme kamen. Die übrigen Stämme der Oſtkordillere waren von weit geringerer Bedeutung als die Chibcha: unter anderen die Fuſagaſugä, die Gundai und die Sutagao, die Panche, Colima, Naurä, Muzo und Yarigui, denen ſich nordwärts die Chitarero und oſtwärts die Lache anſchloſſen, anſcheinend verwandte Völker von tieferer Kulturſtufe, die wilden Be— wohner der Grenzgebiete gegen Venezuela. Vielleicht haben auch die Tairona, die alten Bewohner der Nevada de Santa Marta, die in Reſten als Chimila noch am Weſthange des Gebirges leben, der Chibchagruppe angehört, und in der Sprache ähneln dieſer die heutigen Indianer der Nevada, die Köggaba und Bintukua, die Nachkommen der Arhuacos. Dieſe ſcheinen die Reſte verſchiedener Stämme, die ſich vor dem Andringen der Spanier in das Hochgebirge retteten, in ſich aufgenommen zu haben, wenigſtens hört man unter dem kaum 3000 Köpfe zählenden Volke vier verſchiedene Dialekte. Sie ſind kleine, wohlbeleibte, ſtramme Leute mit dunkelgelbbrauner Farbe, ſchwarzen Augen, ebenſolchem Haar und ſpär— lichem Bartwuchs. Die Frauen gehen gebückt von der Laſt der mit Stirnbändern befeſtigten Taſchen, in denen ſie Lebensmittel, Hausrat und Kinder befördern. Beide Geſchlechter tragen mantelartige oder ſackförmige, ziemlich ſchwere, baumwollene Gewänder und auf dem Südabhange eine ſchwarze oder graue baumwollene Mütze, auf dem Nordabhange meiſt keine Kopfbedeckung oder den Strohhut. Ihre niedrigen, kreisrunden Hütten ſind oft bis an den Boden mit Stroh bekleidet und ſtehen zu je zwei einander gegenüber, da die Geſchlechter getrennt wohnen; es gibt aber nur vier Dörfer am Nordabhange und eins am Südabhange, während die Hütten ſonſt vereinzelt oder in Gruppen verſtreut ſind. Die Nahrung beſteht aus Vegetabilien: Arracache, Bananen, Yuca, Apio, Kartoffeln, Bohnen, Bataten, Kohl, Mais und Zwiebeln, ſelten aus Fleiſch, ferner aus Zucker und Rum; auch fehlt gewöhnlich nicht eine Pflanzung der hellgrünen Koka, deren Blätter ſie als Narkotikum mit gepulverten Meer⸗ muſcheln zuſammen kauen. Die Arhuaco ſind überaus friedfertig, paſſiv, ſchwerfällig, träge und ungaſtfreundlich; ihre religiöſen Vorſtellungen ſind anſcheinend unentwickelt, doch gibt es heilige Stätten mit Steinreihen und Granitblöcken, z. B. in Takina. Ihre Zauberer und Arzte, Mamas, verlieren ihren Einfluß vor der eindringenden Kultur. Die colombianiſchen Kordilleren: Bevölkerung und Beſiedelung. 423 Die Indianer ſind heute noch ein ſehr weſentlicher Beſtandteil der Gebirgsbevölkerung. In Colombia nehmen fie etwa 4045 Prozent der Geſamtbevölkerung ein, in der Tierra fria herrſchen ſie faſt allein, und auch in der Tierra templada dürften ſie noch über die Hälfte der Bevölkerung ſtellen, während ſie in der Tierra caliente durch Neger und Mulatten viel— fach erſetzt worden ſind. Wie überall, ſo wurden auch in Colombia im 16. Jahrhundert Neger eingeführt, denen namentlich die Arbeit in den Pflanzungen des Tieflandes, zum Teil auch in den Bergwerken zufiel. Daher ſind die Neger vorwiegend in der Tierra caliente anſäſſig, zumal ſeit der Auf- hebung der Sklaverei 1821 und 1852. Ihre Zahl mag gegenwärtig einſchließlich der aus ihnen hervorgegangenen Miſchlinge 5 Prozent der Bevölkerung, alſo etwa 250000, betragen. Für die Weißen nimmt Hettner 10 Prozent der Bevölkerung, etwa 500000, an. Wahr- ſcheinlich beſtand die ſpaniſche Einwanderung in den erſten Jahrzehnten nach der Conquiſta aus Andaluſiern und Basken, meiſt Beamten und Großgrundbeſitzern, die das Land unter ſich verteilten und die Bearbeitung der Bergwerke in Angriff nahmen. Zu ihnen geſellten ſich erſt nach der Abſchüttelung der ſpaniſchen Herrſchaft Fremde, meiſt Bergleute, Kauf— leute, jpäter auch Ingenieure, Eiſenbahnbeamte, Gelehrte, Kapitäne, nicht aber Ackerbauer, ebenſowenig wie ſpaniſche Bauern nach der Conquiſta ins Land kamen. Der Nationalität nach ſind die Fremden jetzt größtenteils Italiener und Franzoſen, meiſt aus dem unteren Mittelſtande, während Deutſche und Engländer ſeltener ſind, aber, wie die Germanen in Süd- amerika überhaupt, in leitenden Stellen ſich befinden, die Deutſchen als Kaufleute, die Eng— länder als Bergbaubeamte. Aus der Vermiſchung der drei Raſſen untereinander iſt auch in Colombia eine Miſchlingsbevölkerung hervorgegangen, bei der das indianiſche Element die bedeutendſte Rolle ſpielt, ſo daß jetzt die Zahl der Cholos, der Miſchlinge aus Weißen und Indianern, 40—45 Prozent beträgt, Indianer und Indianerabkömmlinge alſo etwa 85 Pro— zent, 44, Millionen, ausmachen. Dieſe Miſchlinge bewohnen vornehmlich die Tierra templada. Die Beſiedelung. In bezug auf Beſiedelung beſteht ſchon ſeit der Zeit ſelbſtändiger indianiſcher Reiche ein Gegenſatz zwiſchen der Weſt- und Zentralkordillere einerſeits und der Oſtkordillere anderjeits: in erſteren war ſie mit Ausnahme von Antidquia ſtets im ganzen gering, in letzterer ſtärker, weil die Hochebenen Gelegenheit zur Anſammlung von Menſchen gaben. Daher verlegten die Spanier den Kern ihres Beſitzes in die Oſtkordillere, gründeten nahe der alten Hauptſtadt der Zipas, Funza, 1538 die neue, Bogota, und ſchufen hier 1547 die erſte politiſche Einheit, die Preſidencia Nueva Granada. Dieſer wurden nach und nach die wichtigen Gobiernos der Küſte, Cartagena und Santa Marta, ſowie die Landſchaften der Zentralkordillere, Antibquia und Popayän, ja auch die Kordillere von Merida und die Llanos ſamt Guayana unterſtellt. Aus der genannten Präſidentſchaft wurde 1719 das Vize— königreich von Santa Fé de Bogota, dem das weſtliche Colombia und Quito hinzu— gefügt wurden, ſo daß es bis 1777 die Ausdehnung der ſpäteren erſten colombianiſchen Republik hatte. Im Jahre 1777 wurde jedoch das Generalkapitanat Caräcas, das heutige Venezuela, dem Vizekönigreich entzogen, Quito aber beibehalten. Nach den Unabhängigkeits— kämpfen gegen Spanien entſtand ſodann 1820 die große Republik Colombia, die Carä— cas, Bogotä und Quito umfaßte, aber ſchon 1830 in ihre Beſtandteile, Venezuela, Ecuador und das heutige Colombia, zerfiel. Dieſes hieß damals noch Nueva Granada, wurde in 15 Provinzen geteilt, wechſelte mehrmals ſeine politiſche Einteilung und verwandelte ſich 1861 in die Vereinigten Staaten von Colombia, alſo aus einem Einheitsſtaat 424 Das gefaltete Land des Weſtens. in einen Staatenbund. Im Jahre 1886 veränderte die klerikale Revolution dieſe Staaten in Departamentos, eine der häufigen neueren Einteilungen aber ſetzte 1911: 14 Departa⸗ mentos, zwei Intendanzen, Chocb und Meta, und die Kommiſſariate Guajira, Arauca, Jurado, Uraba, Caquetä, Putumayo und Uaupes feſt. Dabei iſt jedoch zu bemerken, daß am 3. November 1903 der Staat Panamä unter ſtillſchweigender Duldung der Vereinigten Staaten ſich von Colombia unabhängig machte, ein ungeheurer Verluſt für dieſes Land. Die Fläche Colombias beträgt nach neuerer planimetriſcher Berechnung der geogra— phiſchen Anſtalt von Juſtus Perthes in Gotha 1206200 qkm. Im Nordoſten gehört ſeit 1891 die ganze Guajira zu Colombia, dagegen hat im Südoſten Venezuela den 1891 ergangenen Schiedsſpruch der Königin Chriſtine von Spanien nicht anerkannt, und auch gegen Braſilien, Ecuador und Peru find die Grenzen noch nicht vollkommen feſtgelegt. Die Einwohnerzahl war bisher ganz ungenügend bekannt. 1912 fand aber eine Zählung ſtatt, die 5072000 Einwohner ergab, jo daß die Volksdichte etwas über 4 beträgt. Am dichteſten ſitzt die Bevölkerung in der Oſtkordillere, wo die Dichte 11—13 erreicht, in Cun— dinamarca, das die Hauptſtadt Bogota enthält, ſogar 32. Auch die Departamentos Tolima und Antioquia haben die Volksdichte von 12 —13, und im Caucatale ſteigt dieſe auf 20. Da- gegen ſinkt ſie an der atlantiſchen Küſte, mit Ausnahme der Umgebung der größeren Städte, auf 7 in Bolivar und 3 in Magdalena und fällt im ganzen Llano des Oſtens jedenfalls auf weniger als 1. Die Verteilung der Bevölkerung über das Land gibt folgende Tabelle an: Departamentos Fläche in QAkilom. Einwohnerzahl Volksdichte ee IICDI BIN ZU. ST Srasrasgen 63 200 | 741000 | 12,0 em AR EEE aber san 2800 115.000 41,0 EI AA ERST UEER EN 62 000 421 000 7,0 r 45 723 587000 13,0 i 2:5 Vet se ehe 20 500 342 000 17,0 Gauge ieee SEIN IT enen. 56 675 212 000 4,0 Buraitemana OO BETT Re 22 350 714000 32,0 Si e ee ee eee ee 22 500 158 000 | 7,0 N ern N Yun dust, 53000 150 000 3,0 e N ONE RR 26000 293 000 11,0 Nee Van ai ahne 17 374 204 000 12,0 Sin ander 49 626 400 000 8,0 SO an a DELETED EREET 22 000 283 000 13,0 eee, ch Aria ara 10 825 | 217 000 20,0 a 1 221.000 29.000 0,1 N | 13.000 53.000 4,0 Arauca 0 is 4 900 | ? Caqueta | ? 24500 ? Uaupes ? 5500 ? Putumayo, Kommiſſariate 2 31400 2 Uraba ? 6500 2 Jurado 2 8200 ? Guajira 2 53 000 ? Zuſammen: 5053 000 Die Ortſchaften ſind teils Fortſetzungen indianiſcher Anſiedelungen, teils Neugrün- dungen der Spanier, was ſich meiſt aus den Namen entnehmen läßt. So ſind Tunja, Die colombianiſchen Kordilleren: Bevölkerung und Beſiedelung. 425 Zipaquirä, Sogamoſo erſteren, Malaga, Pamplona, Salazar, Velez, Dcaria letzteren Ur— ſprunges, während man bei zahlreichen Orten wie Santa Fé de Bogotä eine Verbindung des ſpaniſchen mit dem indianiſchen Namen bemerkt, wobei meiſt letzterer beſtehen bleibt, erſterer wieder verſchwindet. Die Orte liegen am häufigſten in der Tierra fria und zwar meiſt wieder zwiſchen 2500 und 2800 m Höhe, alſo auf den Hochebenen: jo Paſto, Bogota, Zipaquirä, Chocontä, Ubate, Chiquinquirä, Tunja, Sogamoſo; oder näher an 2000 m, wie Velez, Malaga, Pamplona, Manizales. Mit Vorliebe wurden auch gemäßigte Teile der Tierra templada ausgeſucht, z. B. für Ocaßa, Socorro, Bucaramanga, Moniquirä, Me- dellin, Popayän. Nur wenige Orte dagegen liegen tiefer als 1000 m, wie Sirön, Salazar, Cucuta und die Städte des Cauca- und Magdalenatales, Buga, Cartago, Antidquia, Caceres, Neiva, Jirardot, Ambalema, Honda, endlich die Hafenſtädte Santa Marta, Barran- quilla, Cartagena, Buenaventura. Die Einwohnerzahlen der Städte waren bisher ſehr wenig geſichert; die Volkszählung von 1912 geſtattet genauere Angaben. Wahrſcheinlich gelten aber auch dieſe Zahlen für die Gemeinden, alſo die Städte ſamt ihrer nächſten Umgebung. Danach enthält Colombia fol— gende Städte über 19000 Einwohner: . 120000 | Sonſon 23000, Nees 22 000 eden 1.117000 Pad ds 28 000 | Cena 21000 Barranquilla . 49000 | Cali. 28000 | Yarumal . . . 21000 Cartagena. . 37000 | Ibagues 26000 Bucaramanga . . 20000 Manizales . . 34000 | Palmiraa . . . 24000 | Popay an 20000 Ferner werden noch angegeben für Lorica und Cartago je 19000, Salamina und Fredonia je 18000, Santa Roſa und Abejorral je 17000, Carmen, Quibdo und Tüquerres je 16000. Auffallend iſt das plötzliche Steigen von Bogotä, das bisher nur zu 85000 Bewohnern an— genommen wurde. Von den oben genannten 15 Städten liegen drei, Bogotä, Cücuta und Bucaramanga, in der Oſtkordillere, vier, Medellin, Manizales, Sonſon und Yarumal, in Antiöquia, zwei, Barranquilla und Cartagena, an der Küſte, drei, Popayän, Palmira und Cali, im Caucatal, zwei, Neiva und Ibagus, an oder nahe dem Magdalena. Der Süden und Weſten des Landes, die Zentral- und Weſtkordillere, der Chocb und das Atratogebiet ſind menſchenarm. An der Grenze gegen Ecuador liegen Ipiales (15000) im Gebiete des oberen Patia in 3080 und Tüquerres (16000) in 3057 m Höhe, ferner Paſto, Bolivar (18000) und Almaguer (11000), die dem nördlichen Patiaquell- fluß angehören; von ihnen iſt Paſto mit 28000 Einwohnern der einzige volkreichere Ort. An der Küſte haben die Häfen Buenaventura 6500 und Tumaco 12000 Einwohner. Ganz unentwickelt ſind auch noch die Flußtäler des San Juan und des Atrato: zwar iſt das erſtere reich an Platin und bei Novita an Gold, und der Atrato bietet eine Waſſerſtraße von 400 km Länge, aber Barren ſperren die Flußmündungen, das Klima gilt als mörderiſch, und die Ein— wohnerzahl iſt von jeher ſehr gering geweſen; nur die Ortſchaft Quibdo am Atrato hat bereits 16000 Einwohner. An der Küſte des Golfs von Uraba ſind jetzt um Puerto Ceſär mit deut— ſchen Mitteln große Bananenpflanzungen angelegt worden. Im Caucatale finden ſich ſchon beim Abſtieg von der Weſtkordillere einige Anſiede— lungen und ſogar größere Ortſchaften, wie Tocoto in 1535 m Höhe über Cali, Anſerma über Cartago und Rio Sucio (16000) an der Grenze der Departamentos Cauca und Antiöquia. Dann folgt nahe den Quellen des Fluſſes die alte Stadt Popayän. Während der Kolonialzeit 426 Das gefaltete Land des Weiten. weit mächtiger als jetzt, namentlich wegen ihrer zahlreichen Gold- und Silberbergwerke, wurde ſie in den Unabhängigkeitskriegen und durch Erdbeben, wie 1827, ſehr mitgenommen. Heute hat Popayaän nur noch 19000 Einwohner. Der Hauptort des mittleren Caucatales, Cali, eine alte Stadt, ging in den letzten Jahrzehnten nicht ſo vorwärts wie das mit Tabak— bau und Viehzucht beſchäftigte Palmira (24000), aber die Zählung von 1911 gibt Cali doch wieder faſt 28000 Einwohner. Bekannt ſind ferner Buga (12000), mit Anbau von Zucker⸗ rohr, Bananen, Tabak, Futterkräutern, und Cartago (19000). In Antibquia (740000 Einwohner) iſt jetzt Medellin mit 71000 Einwohnern Haupt- ort, eine regelmäßig gebaute, von Pflanzungen und Weiden umgebene, durch ihr friſches Klima ausgezeichnete, von Fremden, auch Deutſchen, ziemlich ſtark bewohnte Stadt. Die alte Hauptſtadt Santa FE de Antidquia (11000) liegt in 572 m Höhe am linken Ufer des Cauca, an deſſen Unterlauf Cäceres (5500; Tafel 17, Abbildung 2) und Nechi wohl wichtige Plätze für die Dampfſchiffahrt, aber nur unbedeutende Siedelungen ſind. Der ſüdlichſte Ort in Antibquia iſt Manizales mit 35000 Einwohnern, eine natürliche Bergfeſtung in 2130 m Höhe und ein aufſtrebender Platz mit Kakaohandel und Viehzucht, deſſen Aufſchwung aber durch zwei Erdbeben 1878 unterbrochen wurde; trotzdem hat er eine Anzahl von anderen Ortſchaften überflügelt, wie Salamina (18000) mit anſehnlichen Salzlagern, Santa Roſa (17000), Neiva und den Minenplatz Marmato am weſtlichen Ufer des Cauca. Um Medellin gruppieren ſich das Strohhüte ausführende Sopetran, das durch ſeine Goldminen berühmte Santa Roſa de los Oſos und Rio Negro; über dem Porce liegt Amalfi, am Oſtabhange der Zentralkordillere Remedios und Zaragoza. Im Magdalenatale ſind die Ortſchaften wenig volkreich. Den Süden beherrſcht Neiva (22000 Einwohner), die Gegend nördlich von 49 Ibagué (26000 Einwohner) unterhalb des Vulkans Tolima. Am mittleren Magdalena war Ambalema (6600) früher durch ſeinen Tabakbau berühmt, Honda (8600) durch ſeine Lage nahe den Stromſchnellen des Fluſſes. In neuerer Zeit iſt Jirardot (11000) als Ausgangspunkt der Eiſenbahn nach Bogotä empor- gekommen, und von Puerto Berrio geht diejenige nach Medellin aus. Puerto Berrio und Puerto Wilches nahe der Mündung des Sogamoſo ſind aber nur kleine Häuſergruppen. Am unteren Magdalena folgt auf Puerto Nacional, das den Verkehr mit Ocaña vermittelt, Tamalameque ſowie das an der Mündung des Ceſär gelegene El Banco. Zurückgegangen ſind Simiti infolge der Erſchöpfung ſeiner reichen Minen und das alte, früher bedeutende Mompös wegen der Veränderung des Stromlaufes des Magdalena; letzteres iſt durch Ma— gangué ſowohl als Stapelplatz für die Waren des Magdalenahandels als auch wegen des Reichtums an Vieh in den benachbarten Ebenen abgelöſt worden. In dieſen iſt Corozal (11000) der Mittelpunkt für den Viehhandel, Carmen (16000 Einwohner) der für den Tabaf- bau. Noch weiter abwärts haben Tenerife, Heredia und Calamar (6500), letzteres an der Ab— zweigung des Dique, ferner Remolino, Sabana Grande und Soledad (8200) einigen Verkehr. Alle genannten Orte werden jedoch vollkommen in den Schatten geſtellt durch die ein— zige größere Handelsſtadt des Magdalenatales, Barranquilla, mit 49000 Einwohnern. Barranquilla liegt inmitten einer weiten Sandwüſte zwiſchen Palmen und Geſtrüpp, hat winkelige Straßen, große freie Plätze mit zweiſtöckigen Holzhäuſern, an der Peripherie viele Strohhütten und einen Warenumſatz von jährlich etwa 47 Millionen Mark. Demgegenüber vermag Cartagena, einſt die reichſte Stadt des Landes, nur noch einen Umſatz von 27 Mil- lionen Mark aufzuweiſen. 1532 —40 von den Spaniern erbaut und nach der Eroberung durch Colombianiiche Kordilleren. Tafel 17. — Fe We | 2 J. Dampferitation für Kaffeeverladung am Mittellauf des Magdalenenſtromes. Nach Photographie. (Zu S. 95, 411 u. 450.) Tafel 17. Colombianiſche und venezolaniiche Kordilleren. 5. Tunja in der Oitkordillere von Colombia. Nach Photographie aus dem Belit von F. Regel in Würzburg. (Zu S. 412 u. 427.) 4. Die Gipfel Humboldt (4942 m) und Bonpland (4835 m) in der Sierra Nevada von Merida. Nach Photographie von f. Jahn. (Zu S. 432.) Die colombianiſchen Kordilleren: Bevölkerung und Beſiedelung. 427 Franz Drake zu einer der größten Feſtungen umgeſchaffen, war es lange Zeit der angeſehenſte Hafenplatz Südamerikas und der Sammelplatz der großen ſpaniſchen Silberflotten; heute iſt es mit dem Magdalena durch den Canal del Dique und durch die Eiſenbahn nach Calamar verbunden und hat neuerdings wieder einen Aufſchwung genommen, was ſich auch in dem Anſteigen der Einwohnerzahl von 10000 auf 37000 ausdrückt. Leidlich beſiedelt iſt das Tal des Sinu, wo Lorica (19000) der Mittelpunkt größerer Kakaopflanzungen geworden iſt. Zu den ſchwächſtbevölkerten Teilen Colombias gehört das Departamento Magda— lena. Einſt enthielt es drei der blühendſten Städte der Kolonialzeit, Santa Marta, Valle de Upar und Rio Hacha, heute haben alle drei weniger als 10000 Einwohner. Die ſchon 1525 gegründete, noch zu den Mündungshäfen des Magdalena zu zählende, wenn auch nicht an ihm liegende Stadt Santa Marta war bereits 1529 Biſchofsſtadt und hatte ſich trotz zahl— reicher Plünderungen und Zerſtörungen immer wieder zu einem der wichtigſten Handels— plätze des ſpaniſchen Reiches entwickelt. Nach der Begründung der Dampfſchiffahrt auf dem Magdalena gab ſie ihre Stellung an Barranquilla ab und ſank zu einer lebloſen Klein— ſtadt herab. Nachdem ſie aber Eiſenbahnverbindung nach dem Magdalena erhalten hat, wird ſie wieder von größeren Dampfern angelaufen und hebt ſich allmählich. Ihre Ein- wohnerzahl betrug 1912: 8400. Einen Teil der Bedeutung der Stadt hat La Ciénaga übernommen, ein lebhafter, erſt 1870 entſtandener Handelsplatz mit nur wenigen größeren Häuſern, aber vielen palmſtrohgedeckten Hütten, mit Tabak- und Kakaobau und 15000 Einwoh- nern. Südlich davon entwickelt ſich Rio Frio an der Eiſenbahn von Santa Marta. Das Innere des Staates Magdalena iſt dagegen ſehr geſunken. Die alte Stadt Valle de Upar mit früher ſchwunghaftem Handel, großen Kirchen und alten, feſten Häuſern iſt auf 7000 Köpfe herab- gegangen, und der Hafen Rio Hacha (9500), früher Stapelplatz für die Perlenfiſcherei, wurde durch die Zerſtörung der Perlenbänke und die beſtändigen Revolutionen, beſonders die von 1860, ſehr geſchädigt. In den Indianerreſervationen der Nevada iſt Atanquez zu nennen. Die Oſtkordillere iſt beſonders reich an Städten. In ihr liegt vor allem die Haupt— ſtadt der Republik, Santa Fé de Bogota, mit jetzt angeblich 120000 Einwohnern am Fuße zweier kapellengeſchmückter Berge, Monſerrate und Guadalupe. Sie gehört mit Quito, La Paz, Aſuncion zu denjenigen ſüdamerikaniſchen Landeshauptſtädten, welche fern vom Meere liegen, aber ſie iſt heute die von der Küſte aus am ſchwerſten zu erreichende unter allen. Immerhin entwickelt ſie ſich mehr und mehr zu einer Großſtadt und entbehrt auch nicht wiſſenſchaftlicher Anſtalten, wie eines botaniſchen Gartens, einer Univerſität, einer Stern— warte ſowie eines Muſeums. Die übrigen Orte der Oſtkordillere ſind meiſt kleine Landſtädtchen: ſo der Mittelpunkt des Salzhandels und der Kohlengewinnung Zipaquirä am oberen Rio Funza, Guaduas (10600), Tocaima und La Meſa am Wege zum Magdalena, Nemocon, Pacho, Facatativa (10500), Ubate, Fuſagaſuga (13000) und Chocontä ſowie Gachetä und Guatavita. Nicht größer als dieſe Anſiedelungen des Departamento Cundinamarca (717000 Einwoh- ner) ſind diejenigen von Boya ca (587000 Einwohner), wie Moniquira, Leiva, Santa Roſa, Soata, Cocui; Nemocon, Sesquile und Tauſa fördern Salz, Pacho, Samaca und Subachoque Eiſen, Leiva und Moniquirä (11000) Kupfer, noch andere verfertigen Kleider, beſonders Ruanas, wie Cocui. Über 5000 Einwohner haben in Boyaca aber nur Tunja und Soga— moſo: Tunja mit 9000 Einwohnern, der alte Hauptſitz der weltlichen Herrſcher der Chibcha, liegt in öder, grauer Ebene (Tafel 17, Abbildung 3) und iſt ſelbſt ebenſo öde und ſchmutzig, 428 Das gefaltete Land des Weſtens. hat aber noch alte ſpaniſche Häuſer und ſchöne Kirchen. Sogamoſo (15000) iſt heller, freund— licher und reinlicher und nimmt durch Handel mit dem Llano von Labranza Grande einen Aufſchwung. An der Grenze gegen Santander liegt nahe dem Suarez die alte Stadt Chiquinquirä mit etwa 14500 Einwohnern, ein Wallfahrtsort erſten Ranges, aber auch mit bedeutender Viehzucht und einigem Handel. Um den Suarez drängen ſich ferner die größeren Städte des Departamento San— tander (604000 Einwohner): zunächſt die alte Stadt Velez mit 8600 Einwohnern, ferner Puente Nacional (15000) an der Übergangsſtelle über den Suarez, das alte, ſchmutzige, ſchlecht gehaltene Socorro in nur 1256 m Höhe, lange Zeit Hauptſtadt des Staates, mit 11500 Be- wohnern, und San Gil (10000) mit bedeutender Induſtrie in Hängematten, Kleidern, Stoffen ſowie anſehnlichem Zuckerbau. Über der Vereinigung des Suarez mit dem Sogamoſo liegt Zapatoca mit 10000 Einwohnern, gegenüber die drei engverbundenen Orte Piédecueſta, ron und Bucaramanga. Von dieſen iſt das tabakbauende Jirön der tiefſtgelegene Ort mit nur 560 m Seehöhe und zugleich der kleinſte (6200), während Piédecueſta (8000) und Bucaramanga (20000 Einwohner) größere Handelsſtädte ſind. Bucaramanga iſt auch Mittel— punkt der hier im Norden blühenden Kaffeekultur, überhaupt des Handels des mittleren und ſüdlichen Santander, während für den Norden San Joſé de Cücuta mit 21000 Einwoh— nern dieſelbe Rolle ſpielt; es wurde nach dem Erdbeben von 1875 völlig neu errichtet, liegt in nur 360 m Höhe und iſt Sitz bedeutenden deutſchen Handels. Pamplona (15000 Einwoh- ner), inmitten von Baramos, ſtellt Körbe, Strohmatten, Flechtwaren, Bier her; Ocaña (17000) und Salazar (9200) haben beträchtlichen Kaffeebau; auch Chinäcota hat 10000 Einwohner. d) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Colombia iſt von der Natur reich ausgeſtattet und könnte in allen Höhenlagen ein ſehr ergiebiges Ackerbauland ſein; es leidet aber unter dem Mangel an Verkehrswegen, Unternehmungsgeiſt und Kapital. Der Ackerbau gründet ſich auf die S. 419 genannten Nutzpflanzen. Mais, Yuca, Bananen, Kartoffeln, Hülſenfrüchte und gewiſſe Gemüſe werden mit dem faſt allgemein an- gepflanzten Zuckerrohr als Frutos menores (geringere Früchte) zuſammengefaßt, bilden aber die Grundlage für die Ernährung des Volkes, auch für das Getränk, da das Zuckerrohr Gua— rapo und Aguardiente, Saft und Branntwein, der Mais aber die allgemein übliche Chicha liefert. Auf den Hochbecken von Bogota und Chiquinquirä baut man Weizen, doch wird dieſer nirgends ausgeführt. Zur Ausfuhr gelangen dagegen Kaffee, Bananen und Tabak, die wichtigſten Erzeugniſſe der Pflanzungen. Der Kaffee kommt vornehmlich aus Santander, von Ocaſta, Bucaramanga, Cüucuta, vor allem von Chinäcota, Salazar, Rio Negro und Carmen, dagegen erſchweren die hohen Frachten und der Rückgang der Kaffeepreiſe die Kaffeekultur im Inneren und an den Llanosrändern ſowie in der Nevada de Santa Marta. Immerhin nahm Kaffee 1909 mit 19,2 von 62 Millionen Mark Ausfuhrwert volle 31 Prozent ein, 1911 von 89,5: 38, alſo 41 Prozent. Für die Ausfuhr gewinnen Bananen, beſonders in Santa Marta, ſteigende Wichtigkeit; 1909 betrug ihr Ausfuhrwert erſt 1½, 1911 aber ſchon 8,7 Millionen Mark, womit ſie in der Ausfuhrlifte die dritte Stelle erreichten. Eine größere Bedeutung für die Ausfuhr hat nur noch ein drittes Ackerbauerzeugnis, nämlich der Tabak, mit allerdings nur 1,3 Million Mark Ausfuhrwert im Jahre 1911. Dieſe drei Pflanzungs⸗ produkte ergeben alſo zuſammen einen Wert von 48 Millionen Mark, 54 Prozent des Die colombianiſchen Kordilleren: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 8 429 Ausfuhrwertes, womit die überragende Bedeutung des Ackerbaues deutlich gemacht iſt. Auf— fallenderweiſe tritt in der Ausfuhrliſte von 1911 der Kakao ganz zurück, obwohl die feuchte Weſtküſte und das Caucatal ſowie die Gegend von Neiva, Cücuta und Bucaramanga Kakao— pflanzungen haben. Der Tabak wurde früher beſonders um Ambalema und Carmen am Magdalena ſowie bei Jirön in beſonderer Güte gebaut, hat aber als Ausfuhrgegenſtand lange nicht mehr den Wert wie früher. Der Anbau von Indigo hat faſt ganz aufgehört. Ebenſo iſt die Ausfuhr von Chinarinde faſt erloſchen, während ſie 1880 rund 20 Mil— lionen Mark Wert hatte; aber durch Raubbau iſt dieſes wichtige Erzeugnis vermindert und in der Güte durch die Pflanzungen auf Ceylon, jetzt auf Java, überholt worden. Dagegen liefert der Wald heute Kautſchuk, meiſt vom Oſtabhang und aus dem Amazonasgebiet, für 3,6 und Steinnüſſe, namentlich aus dem Weſten, für faſt 3 Millionen, zuſammen für 6,6 Millionen Mark oder 7 Prozent der Geſamtausfuhr. Außerdem ſind als Waldprodukte Kopaivabalſam und edle Hölzer, auch Kokosnüſſe anzuführen, während in den trockeneren Gegenden der atlantiſchen Küſte die Dividivi genannten Schoten der Caesalpinia coriaria zum Gerben, die Faſern der Agave-Arten zur Herſtellung von Stricken, Hängematten, Seilen, Säcken verwendet werden. Zur Induſtrie dient auch die Jipijapa-Palme Carlu- dovica palmata, da ihre Blätter zur Anfertigung von Strohhüten benutzt werden; 1911 ſtanden Hüte mit 4,4 Millionen Mark an fünfter Stelle auf der Ausfuhrliſte. In der Sierra beſteht eine Hausinduſtrie in der Herſtellung von Kleidern und Mänteln (Ruanas) aus Wolle und Baumwolle, auch wird Töpferei, Sattlerei, Gerberei getrieben. Die moderne Groß— induſtrie iſt erſt allmählich in die größeren Städte eingedrungen, aber die Induſtrieerzeug— niſſe müſſen meiſtens noch aus dem Auslande eingeführt werden. Die Viehzucht iſt im ganzen auch wenig entwickelt, am meiſten einerſeits in den Savannen der Tierra caliente, anderſeits auf den Paͤramos der Tierra fria. Rinder, Eſel, Pferde, Maultiere, Ziegen und Schafe ſind die Nutztiere. Ausgeführt wird Vieh in geringer Menge, obwohl die Llanos ungeheure Herden ernähren könnten, dann Käſe, namentlich aber Häute, die 1911 mit mehr als 7 Millionen Mark Ausfuhrwert die vierte Stelle in der Ausfuhrliſte einnahmen und von der Geſamtausfuhr 8 Prozent ausmachten. Der Bergbau iſt nicht mehr von der Bedeutung wie vor 200 oder 100 Jahren; bis 1720 und von 1800 —1820 war Colombia das reichſte Goldland der Erde und lieferte von 1520 —1820 etwa eine Million Kilogramm Gold. Nach 1820 ging der Bergbau infolge der beſtändigen Revolutionen und Kriege zurück, und er leidet auch heute noch unter dem Mangel an Verkehrswegen. Immerhin hat die Goldförderung neuerdings wieder zugenommen; 1911 hatte die Ausfuhr von Gold den Wert von 14 Millionen Mark, ſo daß Gold der zweit— wichtigſte Gegenſtand derſelben war. Außerdem wurde nur noch Platin im Werte von 1,4 Million Mark ausgeführt, jo daß dieſe beiden Bergbauerzeugniſſe zuſammen 17 Prozent der Geſamtausfuhr ausmachten. Von ſonſtigen Bodenſchätzen iſt beſonders das Salz von Zipaquirä und von anderen Orten der Oſtkordillere zu erwähnen. Die reichen Smaragd— gruben von Muzo haben keine Bedeutung mehr und ebenſowenig die Förderung von Kupfer, Blei, Zinn, Eiſen und Kohle. Das wichtigſte Goldland iſt Antidquia. Der Handel des reichen Landes hat unter denſelben Einwirkungen wie die anderen Wirtſchaftszweige zu leiden gehabt. 1898 betrug er 120, 1911: 162 Millionen Mark, wovon 89,4 auf die Ausfuhr, 72,4 auf die Einfuhr kamen. Die Aus fuhr beſtand 1911 aus Kaffee (37,9 Millionen Mark), Gold (14), Bananen (8,7), Häuten (7,2), Hüten (4,4), Kautſchuk (3,6), 450 Das gefaltete Land des Weſtens. Steinnüſſen (2,96), Platin (1,4), Tabak (1,3 Million Mark). Die Erzeugniſſe des Ackerbaues ergaben zuſammen 48 Millionen Mark- 54 Prozent der Geſamtausfuhr; der Wald lieferte 7,3, der Bergbau 17, die Viehzucht 8 und die Induſtrie 5 Prozent. Über die Ausfuhr von Kakao, Vieh, Dividivi, Kokosnüſſen, Salz, Harzen fehlen genaue Zahlen. Die Einfuhr be— ſteht aus Induſtrieartikeln, Manufakturwaren, Lebensmitteln, Eiſen, Kohlen uſw. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutſchland und Frankreich ſind die für Colombias Handel wichtigſten Länder mit 43, 26, 13 und 6 Prozent. Verkehr. Der bedeutendſte Hafen iſt Puerto Colombia (2500 Einwohner) vor Barranquilla, eine neuere, an die Stelle von Salgar und Sabanilla getretene Reede. Daher iſt das Zollhaus von Barranquilla für den Handel das wichtigſte, denn hier findet die Um— ladung der Waren auf die Magdalenadampfer ſtatt. Der zweitwichtigſte Hafen iſt Cartagena, dann folgen Buenaventura und Tumaco an der Weſtküſte, neuerdings aber kommt auch das lange zurückgebliebene Santa Marta wieder empor, während Rio Hacha nur lokale Bedeu— tung für den Handel mit Curacao hat. Ein nicht geringer Teil des Handels Colombias geht auch über Maracaibo, da der frühere Staat Santander von Cucuta aus nach Nordoſten den nächſten Ausweg zur Lagune von Maracaibo hat. Dieſe Verſchiedenheit der Handelsbedeu— tung ſpricht ſich in der folgenden Tabelle der Zollhäuſer für 1909 gut aus: Einfuhr Ausfuhr Handel 1909 Barranqui lla . 22960 000 22 760 000 45 720 000 Carens . 9040000 18 200 000 27 240 000 Buenaventura. 4120 000 4680 000 8 800 000 CCC ee 5160 000 8200 000 FCC 1880 000 4 840 000 6 720 000 Gate Din 2 600 000 5 240 000 5 840 000 ale Flaia .: 240 000 600 000 840 000 Ipiales (Ecuador). 132 000 336 000 468 000 Arauca (Yan) . . . . . 144 000 232 000 376 000 Die Eingangstore Colombias liegen alſo auf der atlantiſchen Seite, die allein 85,6 Millionen Mark Handelswert hat gegen 14 Millionen Mark der pazifiſchen. Auf der atlantiſchen Seite mündet nämlich der Magdalena, der die Hauptader des Inneren Colombias iſt und von noch größerer Bedeutung ſein würde, wenn nicht ſeine Strömung ſehr ſtark, ſein Waſſerſtand ſehr wechſelnd wären und zwei ſchwere Hinderniſſe für die ſeit 1845 beſtehende Dampfſchiff— fahrt vorlägen, an der Mündung die Barre und im Mittellauf die Stromſchnellen bei Honda. Befahren werden auch der Cauca bis Cäceres, der San Juan auf 300, der Atrato auf 400, der Patia auf 150 km. Die Reiſe von Barranquilla bis Honda dauert ſechs bis ſieben Tage. Außer den flachgehenden Schaufelraddampfern ſind auch die großen gedeckten, mit Stangen fortbewegten Boote, Champanes, im Gebrauch (Tafel 17, Abbildung 1). In Puerto Colombia liefen 1906: 279 Schiffe mit 505000 Tonnen Gehalt ein. Die genannten Seehäfen und die Landeplätze am Magdalena ſind die Ausgangspunkte kurzer Eiſenbahnlinien. Puerto Colombia iſt durch eine kurze Eiſenbahn mit Barran- quilla verbunden, Santa Marta mit Ciénaga und Herédia am Magdalena, Cartagena mit Calamar am Magdalena. Von Encontrados am Rio Catatumbo führt eine Bahn nach Cücuta, und von Buenaventura aus iſt ein Stück der Bahn ins Caucatal fertig. Ferner führen Bahnen von Puerto Berrio am Magdalena nach Medellin in Antiöquia, von Jirardot nach Bogota und Chiquinquirä. Im ganzen gibt es aber noch nicht einmal 1000 Eiſenbahnkilometer. Venezuela: Das Feſtland. 431 IV. Die gebirgigen Teile Venezuelas und die vorgelagerten Inſeln. a) Das Feſtland. Von dem Päramo de Tama zieht ein Aſt der colombianiſchen Oſtkordillere gegen Nord— oſten unter dem Namen Kordillere von Merida und ſchließt mit der Sierra de Perijd das Senkungsfeld des Maracaiboſees ein. In der Gegend von Carache beginnt auch die Kor— dillere von Merida ſich aufzulöſen. Ihre ſüdlichſten Zweige verlaufen bis zur Senke von Yaritagua, die nördlicheren ſetzen ſich in dem Bergland von Coro fort. Jenſeits der Senke von Yaritagua liegt das Venezolaniſche Küſtengebirge oder das Karaibiſche Gebirge, an— ſcheinend ein den Kordilleren fremdes älteres Gebirge. Es iſt durch den Bruch von Barcelona in zwei Teile, einen weſtlichen und einen öſtlichen, getrennt, wird aber ſchon vor der Senke von Yaritagua durch das Yaracui-Gebirge eingeleitet und ſetzt ſich auch über die Boca de Dragos bis zur Oſtſpitze von Trinidad fort. Demnach iſt das Gebirgsland Venezuelas in mehrere Einzellandſchaften geteilt. Das Senkungsfeld des Sees von Maracaibo. Zwiſchen der Guajira und Para— guanä öffnet ſich der Eingang zum Tiefland von Maracaibo, das zwiſchen der Sierra de Perija im Weſten, der Guajira im Norden, dem Bergland von Coro im Oſten und der Kordillere von Merida im Süden ein Gebiet von etwa 60000 qkm umfaßt. Wahrſcheinlich iſt dieſes große Flachland ein gewaltiges Einbruchsfeld zwiſchen den genannten Gebirgen, das nach Geſtalt und Größe dem großen Tieflande des unteren Magdalena ähnelt. Es iſt anzunehmen, daß das ganze Flachland von Maracaibo wie das Tiefland des Magdalena urſprünglich Meeresbuchten geweſen ſind, die allmählich von den Sedimenten der aus den benachbarten Gebirgen kommenden Flüſſe zugeſchüttet wurden, namentlich dort, wo die Gebirge hoch und waſſerreich waren. Das iſt beſonders der Fall am Fuße der Sierra de Perija und der Kordillere von Merida, weshalb auch das Flachland am Weſt- und Südufer der Lagune von Maracaibo viel breiter als am öſtlichen Ufer iſt, über dem ſich die niedrigen Gebirge von Coro erheben. Der ganze weſtliche und ſüdliche Teil der urſprünglichen Meeres- bucht wird daher von einem jungen diluvialen und alluvialen Flachlande eingenommen, das nirgends 50 m Höhe erreicht. Von den Flüſſen bietet der Catatumbo-Zulia eine für Dampfer ſchiffbare Waſſerſtraße von 250 km Länge bis an die Grenze von Venezuela und Colombia dar. Der Chama, der größte Fluß der Kordillere von Mérida, mündet auf der Süd— ſeite des Maracaiboſees, und der kleinere Escalante erlaubt die Schiffahrt bis nach San Carlos. Infolge der ſtarken Tätigkeit der Flüſſe iſt die urſprüngliche Meeresbucht auf ihren öſtlichen Teil beſchränkt worden, der nun unter dem Namen Lagune von Maracaibo bekannt iſt. Dieſer große See hat noch eine Fläche von etwa 13600 qkm, iſt 170 km lang, am Südufer mit 120 km am breiteſten, hat im übrigen eine mittlere Breite von faſt 100 km und verſchmälert ſich im Norden bis auf 15 km gegenüber Maracaibo. Am Ausgang gegen den Golf von Maracaibo legen ſich zwei Nehrungen vor das ſchmale Becken, verengen es bis auf 500 m, bilden die Inſel Zapara und erzeugen eine Barre mit nur 2 m Waſſertiefe bei Ebbe, 31, m bei Flut. Vor dem Ausgange liegt die kleine Inſel Toäs mit anſcheinend granitiſcher Unterlage, die eine Verbindung zwiſchen der Sierra Nevada de Santa Marta und Paraguanä anzudeuten ſcheint. Schon ſüdlich von Maracaibo nimmt die Tiefe des Sees bis 432 Das gefaltete Land des Weſtens. auf 150, im ſüdlichſten Teil der Lagune bis auf 250 m zu; ſein Waſſer hat überall eine gleich- mäßige Wärme von 26° und iſt ſüß, außer bei Flut und nördlich von Tods, wo es brackig wird. Im Oſten des auch El Saco genannten Golfs von Maracaibo liegt eine Halbinſel, Baraguand. Sie wird nur durch eine ſchmale, ſandige Dünenlandenge an das Feſtland geknüpft, iſt etwa 3000 qkm groß und weicht in ihrem Bau völlig von dem benachbarten Feſtlande ab. Sie beſteht aus einem Kern von kriſtalliniſchen Schiefern und Granit, einem Stock alter Eruptivgeſteine, einer Decke von Kreidegeſteinen und namentlich aus Tertiär, iſt im allgemeinen kaum höher als 100 m, erreicht aber in dem ſchroff aufſteigenden Cerro de Santa Ana, einem Berge aus Dioritporphyrit, 800 m Höhe und beſitzt Flüſſe und Bäche überhaupt nicht, dagegen zahlreiche Tanke. So zeigt ſie nähere Beziehungen zu der Guajira und zu Aruba und Curacao als zu Coro. Die Kordillere von Mérida und ihre Ausläufer. Die Kordillere von Merida, nach der Stadt Merida genannt, beſitzt wie die Oſtkordillere als echtes Faltengebirge eine zentrale Achſe aus kriſtalliniſchen Schiefern und Granit und zwei Außenzonen aus Sand— ſteinen, Kalkſteinen und Schiefern der Kreideformation. Auch Tertiär nimmt, beſonders im Weſten und Oſten, an ihrem Aufbau teil und iſt noch mit gefaltet worden, wogegen junge Eruptivgeſteine vollkommen fehlen und von älteren auch nur Granit vorkommt. Der nörd— liche Abfall iſt bedeutend ſteiler als der ſüdliche. Aus der Senke von Cucuta erhebt ſich zu— nächſt das aus Kreide und Tertiär gebildete, 1200—2000 m hohe Bergland des weſtlichen Tächira, auf das öſtlich von San Criſtöbal die höheren Ketten und die kriſtalliniſchen Schiefer folgen. Zunächſt bildet ſich eine, dann zwei Hauptketten aus, die Berghöhen ſchwellen bereits bei La Grita zu 3700, nördlich von Merida zu 4000-4700 m an. Am linken Ufer des reißenden Chama ſteigt nun der Kern der Kordillere, die Sierra Nevada de Merida, auf. Dieſe iſt der höchſte Teil der Kordillere, beſteht großenteils aus Gneis, in den größten Höhen auch aus Granit und trägt fünf Schneegipfel, von denen die La Columna (die Säule) genannte Spitze 5000 m erreicht. Da die Schneegrenze hier in nur 4500—4700 m Höhe liegt, jo ſind die Columna und vier andere Gipfel dauernd mit Schnee bedeckt und tragen eine Reihe von Gletſchern, die bis 4300 m hinabreichen (Tafel 17, Ab⸗ bildung J). Nach Oſten hin nähern ſich die Culata-Kette, die Sierra Nevada und alle ihr ſüdlich folgenden, zum Teil noch 3500 m erreichenden Ketten und vereinigen ſich zu dem Berg- lande von Mucuchies, deſſen granitiſche Gipfel in der 4700 m hohen Schneekette von Santo Domingo und dem 4640 m hohen Pan de Azuüͤcar, einem ſchildförmigen Gipfel, der Sierra Nevada wenig nachgeben. Zwiſchen beiden liegt der letzte, 4000 m überſteigende Paß der Anden, der 4120 m hohe Päramo de Mucuchies. Sehr reich iſt die Kordillere von Mérida an Schotterterraſſen, die der Periode nach dem Abſchmelzen des in der Eiszeit bis zu 3500 m auf ihr lagernden Eiſes entſtammen. Auf der höchſten dieſer Meſas liegt die Stadt Merida. Nunmehr teilt ſich die Kordillere in drei Aſte. Der nördliche ſinkt ſchon bei Valera unter 2000 m herab, der mittlere und der ſüdliche ziehen, nur durch das tiefe Tal des Rio Bocond getrennt, mit einer Reihe hoher, nahe an 4000 m herankommender Päramos nordoſtwärts gegen Tocuyo, wo die mittlere Kette abbricht und in das niedere Bergland von Coro über- geht, während die ſüdliche mit 1500 —1000 m Höhe noch den Rio Barquiſimeto erreicht. Coro und Barquiſimeto. Zu den Kordilleren darf auch wohl noch das im Nordoſten der Kordillere von Mérida gelegene Gebirgsſyſtem von Coro gerechnet werden, das die Venezuela: Das Feitland. 433 Landſchaft Coro ganz und den Staat Barquiſimeto (Lara) zum Teil umfaßt, ſomit das ganze Gebiet zwiſchen dem Maracaiboſee, Paraguanä und dem Golfo Triſte. Im Süden durch eine Linie von Tucacas über Duaca nach Carora begrenzt, nimmt es in dieſer Ausdehnung eine Fläche von 47000 qkm ein, etwa jo viel wie die Kordillere von Merida. Wahrſcheinlich bildet das Gebirgsſyſtem von Coro als nordöſtlicher Ausläufer der Kordilleren die Fortſetzung der zwiſchen San Criſtöbal im Tächira und Dcaria liegenden Gebirgsketten, deren nordöſtlich ſtreichende Glieder unter dem Maracaiboſee zur Tiefe gegangen ſind. Coro beſteht nur aus Kreide und Tertiär, Kalkſteinen, Sandſteinen, Schiefertonen und Mergeln in zonenförmiger Anordnung und mit oſtnordöſtlichem Streichen. Das Gebirge gipfelt in der 1500 m hohen Sierra de San Luis und der 1000 1500 m erreichenden Kordillere von Agua Negra. Die Senke zwiſchen beiden Gebirgen erreicht nirgends 400, meiſt nur 200—300 m Höhe und iſt in der Mitte mit Geſtrüpp, in den öſtlichen Teilen mit Wald und Gras beſtanden; im Weſten waſſerarm, im Oſten waſſerreich, erzeugt ſie keinen einheitlichen Strom. Dagegen fließt am Südrande der Kordillere von Agua Negra der größte Fluß des nördlichen Vene⸗ zuela, der waſſerreiche, zur Regenzeit oft unpaſſierbare Rio Tocuyo. Südlich von Coro, öſtlich von der Kordillere von Mörida, gelangt man an ein Land ohne ſcharf ausgeſprochenen Charakter, das Zwiſchenland von Barquiſimeto. Dieſes 500-900 m hohe Land beſteht durchweg aus gefalteten Tonſchiefern im Untergrunde, aus Kreideablagerungen, gefalteten Sandſteinen und Kalkſteinen, Quarziten und Konglomeraten und hat überall dieſelben Farben der Landſchaft: rötlichen Boden, mattgrüne Kakteen und fahles Geſtrüpp. Die Anordnung der Höhenzüge und der Flüſſe iſt wirr; die mitten durch Barquiſimeto hindurchziehende Waſſerſcheide entſendet im Weſten und Norden aus dem Becken von Carora Waſſer zum Tocuyo und zum Atlantiſchen Ozean, im Süden durch den Rio Barquiſimeto zum Apure. In den Höhenzügen ſtreiten eine oſtnordöſtliche und eine nordnordweſtliche miteinander: die eine entſpricht der Streichrichtung der Gebirge von Coro und der Kordillere von Merida, die andere derjenigen der Brüche des nun folgenden Gebirges von Mittel- und Oſtvenezuela. Aus dieſem Wechſel erklärt ſich der unregelmäßige Verlauf der Oberflächenformen. Das Karaibiſche Gebirge. Alles öſtlich von Coro und Barquiſimeto gelegene Ge— birgsland gehört dem Karaibiſchen Gebirge an. Dieſes erſtreckt ſich von der Senke von Yaritagua und dem Rio Aroa im Weiten bis nach dem äußerſten Oſten von Venezuela und umfaßt auch noch die Inſeln Margarita, deren Nebeninſeln ſowie Trinidad, vielleicht auch Tobago. Während das Kordillerenſyſtem nur junge Faltungsgebirge enthält, muß das Ka- raibiſche Gebirge als ein altes bezeichnet werden. Seine Bergformen haben den Ausdruck des Abgenutzten, Abgehobelten und Greiſenhaften; ſie ſind ſtärker zerfurcht und gewiſſermaßen runzelig, und ihre archäiſche Grundlage iſt in viel höherem Maße entblößt als bei den Kor— dilleren. Auch befindet ſich das ganze Gebirge bereits im Zuſammenbruch, denn einerſeits haben große Längsbrüche das früher offenbar viel breitere Gebirge zum Teil zerſtört: die Inſel Margarita und ihre Nebeninſeln müſſen vormals eine dritte Längskette gebildet haben, ein großer Längsbruch hat auch den Golf von Cariaco geſchaffen und die Halbinſeln Araya und Päria abgegliedert, und Längsbrüche gliedern ferner Trinidad. Anderſeits wird das Gebirge von großen Querbrüchen durchſetzt: der eine, die Yaracui-Senfe, trennt das Yaracui- Gebirge von der Hauptmaſſe des Karaibiſchen Gebirges ab, der andere klafft in der Breite von faſt 200 km zwiſchen dem Kap Codera und Araya und greift durch das ganze Gebirge Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 28 434 Das gefaltete Land des Weſtens. hindurch gegen die Llanos hinein, der dritte hat in der Boca de Dragos Trinidad von dem Feſtlande abgelöſt. Dadurch wird das Karaibiſche Gebirge in vier Abſchnitte zerlegt. Das Yaracui-Gebirge und der Kern des Karaibiſchen Gebirges zwiſchen Nirgua und Rio Chico bilden die Weſthälfte und nehmen eine Fläche von 36000 qkm ein, dann folgt der große Bruch von Barcelona und öſtlich von ihm das Gebirge von Carüpano und Cumand ſowie die Inſel Trinidad, welche die Oſthälfte des Karaibiſchen Gebirges ausmachen und 20000 qkm bedecken, davon Trinidad allein 4544. Das ganze Gebirge beſteht aus zwei in öſtlicher Richtung ſtreichenden Hauptketten. Dieſe ſind durch Querriegel miteinander verbunden, zwiſchen denen Senkungsfelder liegen: teils trockene Seeböden oder bereits durch Flüſſe, wie den Tuy, ausgefüllte, teils aber noch mit Waſſer bedeckte, wie der See von Valencia, der Golf von Cariaco und zum Teil auch der Iſthmus von Caſanai. Auch in dieſer Beziehung ſowie durch die geringere Höhe, die 2800 m nicht überſchreitet, unterſcheidet ſich das Karaibiſche Gebirge von den Kordilleren. Die beiden Hauptketten ſtimmen darin überein, daß die nördliche ausſchließlich aus archäiſchem Geſtein beſteht, weichen aber inſofern voneinander ab, als die ſüdliche Hauptkette im weſtlichen Ab— ſchnitte aus archäiſchen Geſteinen, alten Eruptivgeſteinen und einer Anlagerung von Kreide und Tertiär gebildet wird, während öſtlich des Bruches von Barcelona das Kreidegebirge die archäiſchen Schichten völlig verdrängt. Das Streichen der Schichten iſt gegen die Antillen gerichtet, was ebenſo für einen früheren Zuſammenhang mit dieſen ſpricht wie die Ahnlichkeit der Zuſammenſetzung, denn auch die Antillengebirge beſtehen im weſentlichen aus einem alten Schiefergebirge mit Eruptivgeſteinsſtöcken und einer Decke von Kreide und Tertiär. Der weſtlichſte Teil des Karaibiſchen Gebirges, das Varacui-Gebirge, erhebt ſich aus der Niederung des Aroa zur Höhe von 1500—1800 mund ſetzt ſich aus archäiſchen Schiefern und Granitſtöcken zuſammen. Im Nordweſten, wo die Kupferminen von Aroa liegen, iſt es ein düſteres Waldgebirge mit wenigen Lichtungen und ſpärlich verſtreuten Hütten, im Süd— often erſtrecken ſich kahle, mit Savannen bedeckte Vorhöhen, in den mittleren Höhen Pflan⸗ zungen und nur ganz oben Wald. Die nun folgende Varacui-Senke, eine kaum 100-200 m hohe, von Pflanzungen, Wald und Savannen bedeckte, grün und gelb ſchimmernde Niede— rung, geht im Süden in die Senke von Yaritagua über, die der Rio Barquiſimeto und der Rio Nirgua nach Süden entwäſſern. Die Waſſerſcheide zwiſchen dem Naracui und dem Barquiſimeto liegt in nur 300 m Höhe, und wenn auch ihre Breite nur 12—24 km beträgt, ſo bilden doch die beiden Niederungen zuſammen eine tiefe Furche, deren Bedeutung für den Verkehr im Lande noch nicht genügend gewürdigt worden iſt. Dieſe Furche hat aber in ihrem ſüdlichen Teile inſofern eine noch größere Wichtigkeit, als fie zwiſchen Yaritagua und San Rafael das Kordillerenſyſtem von dem des Karaibiſchen Gebirges ſcheidet und ſomit als eine tektoniſche Linie erſten Ranges gelten darf, deren Richtung ſich auch in den Llanos in Form des Stromlaufes des Cojedes-Portugueſa-Apure (vgl. S. 122) fortſetzt. Geröll, Schutt, Breccien und Konglomerate bilden den Boden, auf dem Wald und Savanne mannigfach wechſeln, ganz ähnlich wie in den Llanos. Oſtlich von dieſer Senke erſteigt man die dunkeln Waldgebirge von Nirgua und tritt in den Hauptteil des Karaibiſchen Gebirges ein. Hier erhebt ſich die nördliche Kette aus dem ſumpfigen Tieflande zwiſchen San Felipe und Puerto Cabello und zieht zunächſt mit der mäßigen Höhe des Naracui-Gebirges, 1500 —1700 m, als ein im Norden mit dichtem Walde bedecktes, im Süden von Savannen und Pflanzungen beſtandenes Gebirge oſtwärts. Venezuela: Das Feitland. 435 Zwiſchen Puerto Cabello und Valencia ſchneidet der nur 600 m hohe, Las Trincheras genannte Paß mit einer 93° warmen Quelle ein. Dann ſchwillt das Gebirge ganz allgemein zu 2000 m, vereinzelt noch höher an, enthält nur wenige Päſſe und ſcheidet mauergleich die feuchte, wald— bedeckte Küſte von dem trockeneren Inneren. Oſtlich des 1000 m hohen Paſſes von Catia zwiſchen La Guaira und Caräcas erreicht die Nordkette (Tafel 18, Abbildung 1) die größten Höhen des Karaibiſchen Gebirges überhaupt in dem Pico de Naiguataä mit 2782 und der Silla de Caräcas mit 2665 m, verliert dann an Höhe und bricht am Kap Codera plötzlich ab. Nicht ganz ſo ſchroff wie gegen das Meer fällt die Küſtenkette nach Süden ab; hier liegt der See von Valencia oder von Tacarigua, anſcheinend in einer tektoniſchen Tiefenlinie, ein wun— derſchönes, abflußloſes, von klippigen Inſeln belebtes, etwa 70 m tiefes Waſſerbecken von faſt ovaler Form in 412 m Höhe. Durch die nur 530 m hohe Senke von La Victoria und Conſejo, die berühmten Täler von Aragua, wird das Becken des Valenciaſees von dem großen Flußtale des Tuy geſchieden. Die ſüdliche Hauptkette, Serrania del Interior, weicht von der nördlichen durch das häufigere Auftreten von Eruptivgeſteinen und Kreideablagerungen und durch geringere Höhe und Geſchloſſenheit ab. Im Weſten nur 1000 m hoch, wird ſie bereits ſüdlich Valencia durch den nur 400 m hohen Paß von Tinaquillo, der einen bequemen Weg nach den Llanos von San Carlos darbietet, zerſchnitten, ſchwillt ſüdlich des Valenciaſees auf über 1500 m an, erleidet aber eine abermalige Einſchartung durch den nur 560 m hohen Paß von Villa de Cura, der die Verbindung zwiſchen Caräcas und den Llanos von Calabozo herſtellt. Erſt von da an wird die Serrania del Interior ein geſchloſſenes Gebirge mit Höhen von 1500 m; ihre größte Höhe (1800 m) erreicht ſie im Cerro Azul oder Luzero. Damit gelangen wir bereits in die Nähe des Bruches von Barcelona. Die Nord— kette fehlt hier ganz, die Höhen der Südkette aber, die im Stromgebiete des Unare in Hügel— land aufgelöſt iſt, überſchreiten 500 m nicht mehr, weshalb der Unare als einziger Fluß der Llanos nach dem Atlantiſchen Meere durchzubrechen vermag. Der öſtliche Abſchnitt des Karaibiſchen Gebirges hat wiederum zwei Haupt— ketten, von denen jedoch die ſüdliche die höhere iſt. Die braunroten Berge von Barcelona und Cumanacoa beſtehen ausſchließlich aus Sandſtein und Kalkſtein, erreichen im Turumiquire 2010 m, ſind alſo etwas höher als die Serrania del Interior und zeigen deutliche Karſt— erſcheinungen, Höhlen, wie die berühmte, von Humboldt beſuchte Guächarohöhle, und ſchroffe Formen. Die Küſte iſt zwiſchen Barcelona und Cumanc eine Steilküſte, vor der in dem braunen und grünen Meere graue und braune Inſeltrümmer liegen: ein großartiges Ineinandergreifen von Land und Meer, von Inſeln, Halbinſeln, Klippen, Vorſprüngen und blauen Buchten. . Die Verbindung zwiſchen der Süd- und Nordkette wird durch einen nur SO km langen Iſth mus gebildet, der aus der Lagune von Caſan ai im Weſten, dem ſumpfigen Flußgebiete des Rio Pilar im Oſten und einem noch unzerſtörten Pfeiler des Kreidegebirges von nur 550 m Höhe mit 97° heißen Quellen beſteht und Schwefellager enthält. Nördlich davon be— ginnt die Nordkette, ein archäiſches Gebirge aus Glimmerſchiefer, das in eine weſtliche Halbinſel, Araya, und eine öſtliche, Päria, zerfällt. Obwohl von derſelben Zuſammenſetzung, ſind beide doch ſehr verſchieden. Araya überſteigt kaum 500 m Höhe, iſt ſehr trocken, entbehrt des Waldes vollſtändig, der Pflanzungen faſt ganz, wird nur von öder Geſtrüppvegetation überzogen und hat ſandige, ſalzige Küſten, während man die Halbinſel Päria als ein dichtes 28 * 436 Das gefaltete Land des Weſtens. Waldgebirge bezeichnen darf, vor dem ſich nach Süden ein feuchtheißes Küſtenland mit reichem Anbau von Kakao ausbreitet, ſo daß die allergrößten Gegenſätze zwiſchen der weſt— lichen und öſtlichen Hälfte der Nordkette, ähnlich wie in Coro, beſtehen. b) Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima. Das Klima des gebirgigen Teiles von Venezuela iſt noch wenig bekannt. Meteorologiſche Stationen gibt es nur in Caräcas, Puerto Cabello, La Guaira ſowie auf den Inſeln Curacao und Trinidad. Auch it 2½ Jahre lang in der deutſchen Kolonie Tovar, nördlich von La Victoria, beobachtet worden; dagegen fehlen genaue Aufzeichnungen aus dem geſamten Weſten zwiſchen Colombia und Valencia. Da überdies alle vorhandenen Stationen, mit Ausnahme von Caracas und Tovar, am Meere liegen, jo iſt beſonders unſere Kenntnis des Höhenklimas Venezuelas ſehr gering. Das Klima der Republik wird aber gerade durch die verſchiedene Erhebung des Landes über den Meeresſpiegel mannigfaltig. Alle tiefer gelegenen Teile haben ein heißes, tropiſches Klima. Dieſes iſt aber auch bereits verſchieden, weil die dem Meere nahe gelegenen Landesteile meiſt reichere Nieder— ſchläge empfangen als das Innere; doch gibt es auch davon Ausnahmen. Die Küſtenſtationen La Guaira und Puerto Cabello haben ſehr hohe Jahresmittel, nämlich 27“ und darüber, erſteres 27,1, letzteres 27,0 die Mittel der wärmſten Monate erreichen und überſteigen 28°, die der fühlften gehen aum unter 26° herab, die Schwankung iſt alſo gering, 1,7 2,50. Ein wenig kühler find die Inſeln Trinidad und Curacao, erſtere mit 25,9, letztere mit 26,8“ Jahresmittel. Auf Trinidad aber erreichen die wärmſten Monate Mai und September nur 26,6“ im Mittel, auf Curacao ſteigt das Septembermittel auf 28,10 und die kühlſten Monate weiſen als Mittel auf Trinidad 24,9, auf Curacao 25,6“ auf, beide Male im Februar. Extreme ſind nur von Trinidad bekannt, 31,9 und 17,9. Die Schwankung beträgt bei Trinidad 1,7, auf Curagao 2,8“. In der Tat iſt das Klima gleichmäßig heiß. Der wärmſte Platz, La Guaira, leidet darunter, daß auch die Nächte in den wärmeren Monaten wenig abkühlen, da die am Tage erhitzten Felswände dann ausſtrahlen; daher heißt der Hafenplatz El Infierno, die Hölle. Friſcher ſind natürlich die Gebirgsländer: Caracas in 920 m Höhe hat ein Jahresmittel von 21,8“ bei einem Mai von 23,3 und einem Januar von 20,3“; die Schwankung beträgt alſo nur 3. Noch geringer iſt dieſe in der 1000 m höher ge— legenen Kolonie Tovar, wo das Jahresmittel auf 14,4, der wärmſte Monat, April, auf 15,10, der kühlſte Monat, Januar, auf 12,7, die Schwankung auf 2,4“ ſinkt. Die mittleren Extreme ſind mäßig, in Caracas 26,8 und 14,4. Eine Überſicht über die genannten Stationen gibt folgende Tabelle: Wärmſter Kühlſter Jahr Monat Monat een 1 Willemſtad auf e . 26,80 28,10 25,30 2,80 600 a Gugi roa rs 27,10 28,30 25, 80 2,50 — Pee 27, % 27,90 26,20 1779 — St. Anns auf Trinidad .. 25,90 26,60 24, 72 1698 Caräcas (920 m).. 2,80 23,30 20,30 3,00 811 Tovar (2040 m)) 14,40 15,1° 12,70 2,40 — In der Kordillere von Mérida kommen nun aber weit niedrigere Temperaturen vor, weil ſie zu einem großen Teile zwiſchen 2000 und 4000, in der Nevada de Merida und der Sierra Venezuela: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 437 de Santo Domingo bis gegen 5000 m hoch iſt. In Höhen von 3000 m ſinkt das Jahresmittel wahrſcheinlich auf 12“, in 4000 m auf 6°, und in den größten Höhen wird es nahe 0° liegen. Die Niederſchläge ſind, abgeſehen von Curagao, nur in Caräcas und auf Trinidad gemeſſen worden. Hier betragen ſie 1698 mm im Jahre, dort nur 811. Wollte man daraus ſchließen, daß die Küſte überall feucht ſei, ſo wäre das ein Irrtum. Schon nahe Trinidad iſt die Halbinſel Araya ein ſehr trockenes Gebiet, und ebenſo leiden die weſtlichen Teile von Coro, die Halbinſel Paraguanä, die Inſeln vor der Küſte von Venezuela und die Umgebung von Maracaibo an großer Trockenheit, während anderſeits die Halbinſel Päria, die Küſte zwiſchen Kap Codera und Tucäcas, das öſtliche Coro, der Zulia und die nördlichen Gehänge der Kordillere von Merida ſehr feucht ſind, zum Teil weil der Paſſat an den hohen Küſten⸗ gebirgen emporſteigt und Niederſchlag durch Abkühlung erzeugt. Nach dem Inneren zu nimmt die Regenmenge im ganzen ab, namentlich in den ſüdlich der höheren Ketten ge— legenen Tälern; daher hat Caracas nur 811 mm Niederſchlag. Sehr trocken iſt Barquiſimeto. Die Verteilung der Jahreszeiten iſt ebenfalls recht verſchieden. Im Oſten, im Karaibiſchen Gebirge, zerfällt das Jahr in zwei Hälften, die Trockenzeit von Dezember bis April und die Regenzeit von Mai bis November. So hat Caräcas in erſterer nur 116 mm Regen von 811, alſo 14 Prozent, in der Regenzeit faſt 86, und für Trinidad ſind dieſe Zahlen 350 von 1698 — 20 Prozent und 80 Prozent. Das Maximum des Regenfalles liegt auf Trinidad im Auguſt mit 261 mm, dagegen macht ſich in Caracas gerade im Auguſt eine Ab⸗ ſchwächung der Regen bemerkbar, ſo daß die regenreichſten Monate Juli und Oktober ſind. Im weſtlichen Venezuela tritt dieſe Abſchwächung etwas früher ein, im Juni und Juli, und iſt auch deutlicher. Man kann daher von einer Vierteilung des Jahres reden, da in den ge— nannten Monaten die Regenzeit durch den Veranito de San Juan, den kleinen Johannis- ſommer, unterbrochen wird, wenn es auch zu einer wirklichen kleinen Trockenzeit nicht kommt. Schnee fällt in der Kordillere von Mérida bis etwa 3500 m abwärts, bleibt aber dauernd erſt über 4600 m Höhe liegen. Die Schneegrenze liegt aber auf den ſchneefreien nördlichen Ketten derſelben höher als 4700 m, an anderen Stellen in 4500 m Höhe. Gletſcher dringen bis 4300 m abwärts, und in der Eiszeit war die Kordillere ſicher an zwei Stellen, in der Nevada de Merida und in der Sierra de Santo Domingo, weit herab vergletſchert, nach A. Jahn ſogar bis 3250 m. Die Pflanzendecke. Die Vegetation Venezuelas ähnelt der Colombias (vgl. S. 416). Auch in Venezuela finden ſich der feuchte Regenwald, der Trockenwald, die Savannen, der Monte, aber die Ausdehnung des Regenwaldes nimmt nach Oſten hin ab. Er bedeckt vor— wiegend nur noch die Gehänge der Kordillere von Merida und der Sierra de Perija, ferner das öſtliche Coro und den Nordabhang des Karaibiſchen Gebirges zwiſchen dem Yaracui und dem Kap Codera und ferner von Rio Caribe bis Trinidad. Auch hier wachſen jene zahlloſen Laubbäume und Baumrieſen, die wir ſchon in Colombia und Ecuador kennen gelernt haben, deren Aufzählung hier jedoch zu weit führen würde. Der Bergwald kommt wegen der niedrigen Waldgrenze im Oriente dort überhaupt nicht, ſondern nur in Mittel- und Weſtvenezuela vor, namentlich am Nordhange des Karaibi— ſchen Gebirges und in der Kordillere von Merida. Der Trockenwald bedeckt Weſtcoro, Barquiſimeto, die Umgebung des Sees von Valencia, das Tuytal, die Südſeite der Serrania del Interior, das Tal des Unare und die Südſeiten des Gebirges von Cumand und Carüpano und geht beſonders auf Araya, Margarita, um Cumand, Barcelona und am Unare in den 438 Das gefaltete Land des Weiten. Monte, die Geſtrüpplandſchaft, über, der auch den Norden der Lagune von Maracaibo um— zieht, das weſtliche Coro und Barquiſimeto bedeckt und ſogar in das Innere der Kordillere von Merida eindringt, während Savannen mit dicht ſtehenden Gräſern in den Becken von Bejuma, Miranda, Montalban und Nirgua, vor allem aber in der Yaracui-Senke auftreten. In der Höhe werden ſie durch die Bergwieſen erſetzt, die im Oriente ſchon von 400 —500 m an erſcheinen, aber auch in der Serrania del Interior und auf der Cordillera coſtanera vor— kommen. Dagegen ſind die Päramos mit den auf S. 418 geſchilderten Eigenſchaften für einen großen Teil der Kordillere von Mérida bezeichnend. Die Nutzpflanzen ſind im ganzen dieſelben wie in Colombia, nur fehlen die Chinarindenbäume, die Steinnußpalme und die Koka im Oſten ganz. Tierwelt. Die Fauna erinnert an die von Guayana einerſeits und die von Co— lombia anderſeits. Die Waldtiere treten im ganzen zurück, doch hört man noch oft das Heulen der Brüllaffen, Araguatos, im Walde und ſieht gelegentlich ein Faultier (Bradipus torquatus), ſeltener Tapir, Jaguar, Vaͤquira oder Pekari, in den Höhen den Puma. Eine Reihe von anderen Katzen kommt vor, und daneben ſind erwähnenswert der Fuchs Canis azarae, der Huron (Galictis vittata), der Bär Ursus ornatus, der Wickelbär (Cercoleptes caudivolvulus), der Waſchbär (Procyon cancrivora) und der Naſenbär (Nasua socialis). Den Wald liebt noch der Ameiſenfreſſer, Oſo palmero (Myrmecophaga jubata), während der Oſo melero (Myrmecophaga tetradactyla) die Savanne bevorzugt wie auch das Gürteltier, Cachicamo (Dasypus novemeinctus), das Reh, Venado (Cervus virginianus und C. savannarum), der Haſe (Lepus brasiliensis), die Lapa (Coelogenys paca), das Aguti (Dasyprocta aguti) und das Stachelſchwein, Puerco-eſpin (Cercolabes prehensilis). An Waſſertieren find häufig die Nutria (Lutra brasiliensis) und der Perro de Agua (Myo- potamus brasiliensis). Auch zwei Beuteltiere leben noch in Mittelvenezuela, nämlich das Rabopelado (Didelphys cancrivora) und der Perrito de Agua (Chironectes variegatus). Während man von Vögeln am Gehänge der Kordillere von Merida noch die großen roten Papageien, Guacamayos, fliegen ſieht, bekommt man in Mittelvenezuela und dem Oriente nur die grünen Amazonen, Loros, und die kleinen Pericos und Periquitos zu Geſicht. Häufig ſind außer dieſen in der Savanne der Trupial (Icterus xanthornus) und der rote Kardinal (Phoenicothraupis rubra) ſowie die Paraulata (Mimus lividus). Der Zamuro (Cathartes atratus) oder Aasgeier beſorgt die Straßenreinigung, weicht aber ſcheu vor dem Rey de Zamuro, dem Geierkönig (Gyparchus papa), zurück, der Gavilan (Thrasaetus harpyia) zieht ſeine Kreiſe hoch über dem Gebirge, und an den Waſſerläufen hört man die gellende Stimme der Guacharaca (Penelope argyrotis), im Walde die melo— diſchere des Paujt (Pauxi galeata) ſowie zahlreicher Tauben. Von Reptilien iſt der Kaiman in Mittelvenezuela nur in den Llanoszuflüſſen und in den Küſtenflüſſen zu treffen, während er im Zulia und am Magdalena in ungeheuren Mengen erſcheint. Überall häufig ſind die großen Iguanas (Iguana delicatissima), welche Bäume erſteigen, und die Klapper⸗ ſchlange (Crotalus horridus), ſeltener die ſehr giftige Mapanare (Lachesis mutus) und die Korallenſchlange (Erythrolampus venustissimus). c) Bevölkerung und Beſiedelung. Bevölkerung. In Mittelvenezuela iſt die Urbevölkerung faſt vollſtändig vernichtet oder von den Einwanderern, Weißen und Negern, aufgeſogen worden. Wenn hier auch Venezuela: Bevölkerung und Beſiedelung. 439 größere Reſte der Eingeborenen noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts exiſtiert haben müſſen, ſo ſind heute doch nur im äußerſten Oſten noch geringe Reſte der Urbevölkerung in Ge— ſtalt der Cumanagoto und Chaima in der Gegend von Barcelona, Cumand und Cumanacoa, ſowie in den ſüdlich anſchließenden Llanos erhalten: Stämme, die Humboldt vor einem Jahr- hundert noch wohl ſtudieren konnte, während ſie jetzt ihre Eigenart ſo gut wie ganz eingebüßt haben. Ihre Sprache erlaubt jedoch den Schluß, daß ſie den Karaiben angehört haben, und es iſt wahrſcheinlich, daß auch die Stämme von Mittelvenezuela, die kriegeriſchen Caräcas-Indianer und die gefürchteten Jirajara in der Gegend von Yaritagua und Nirgua, Karaiben waren. Neuerdings haben die Landſchaften um den Valenciaſee aber Altertümer geliefert, welche die Ausdehnung des Einfluſſes der Chibcha bis hierher beweiſen. Die in der Kordillere von Merida eingeſeſſenen Stämme, vor allem die Timotes ſtanden noch mehr unter der Wirkung der Chibchakultur. Sie zerfielen in viele Unterabteilungen. Jeder Stamm bewohnte eine Ortſchaft, deren Häuſer Bohio, deren Gotteshäuſer Caneyes genannt wurden. In den wärmeren Gegenden ging man unbekleidet, bemalte aber den Körper mit dem Rot der Bixa orellana, in den kühleren brauchte man baumwollene Mäntel, die den Männern bis zu den Knien, den Frauen bis auf die Füße reichten. Angebaut wurden Mais Yuca, Arracache, Ba- taten und Waſſermelonen auf Terraſſen am Gehänge der Berge, ſowie auch bereits der Kakao. Neger wurden auch in Venezuela als Sklaven eingeführt, allerdings nicht in ſo großen Mengen wie in Weſtindien, und ſollen zu Anfang des 19. Jahrhunderts 62000, 8 Prozent der Bevölkerung, 1830 noch etwa 50000 Köpfe gezählt haben. Seitdem aber hörte der Sklaven— handel auf, der Zugang an Negern war gering, und die Miſchung mit den übrigen Raſſen nahm zu. Heute ſitzen reine Neger am häufigſten an der Küſte und im warmen Lande, werden aber immer ſeltener: ihre Zahl wird kaum 5 Prozent der Bevölkerung, etwa 138000, betragen. Noch geringer iſt die Zahl der Weißen, da die zuerſt beſonders aus den baskiſchen Pro— vinzen, Kaſtilien und Katalonien eingewanderten Spanier ſich alsbald ſo ſehr mit den übrigen Raſſen vermiſcht haben, daß nur noch wenige Familien ungemiſchtes weißes Blut aufzuweiſen haben. In der Tat hat ſich allmählich eine Miſchlingsbevölkerung ausgebildet, die bei weitem den größten Teil der Geſamtbevölkerung des Landes ausmacht, mit Ausnahme von Guayana, wo reine Indianer noch häufig ſind (vgl. S. 120). Die Kordillere von Merida beherbergt Neger in der Tierra caliente um San Criſtöbal und Valera, Indianer in der Tierra fria und Tierra templada, Weiße und Miſchlinge in letzterer. Die Zahl der reinen Weißen ſchätze ich um Mérida und La Grita auf 15—20, im Tächira und Trujillo auf 10 Prozent. Die Fremden haben für die Entwickelung des Landes die größte Bedeutung ge— wonnen: Deutſche haben den Außenhandel des Landes faſt vollkommen in der Hand und ſind auch neuerdings durch die Erbauung der großen Eiſenbahn zwiſchen den beiden Haupt— ſtädten von Venezuela die Beherrſcher der wichtigſten Verkehrsſtraße des Landes geworden. Nordamerikaner vergrößern ihren Einfluß auf die nördlichen Küſtenländer mehr und mehr, die Holländer ſtammen meiſt aus Curacao und haben daher ſehr enge Beziehungen zum Feſtlande, und Korſen haben den Kakaobau im Oſten Venezuelas faſt monopoliſiert. Die Beſiedelung. Auf den älteſten Karten heißt die Nordküſte Südamerikas Tierra firme, der Oſten Päria, Macarapana oder Tierra Curiana, der Weiten bis zum Kap la Vela Coſta Canchieto und Coquibacoa, auch ſchon Coro. 1520/21 wurde Cumand, 1527 Coro und von hier aus 1545 Tocuyo, 1551 San Felipe, 1552 Barquiſimeto, 1555 Valencia, 1567 Caracas und 1572 Carora gegründet, 1578 die Hauptſtadt des nunmehr nach einem 440 Das gefaltete Land des Weſtens. indianiſchen Pfahldorfe Klein-Venedig, Venezuela, genannten Landes nach Caräcas verlegt. Im 17. Jahrhundert gründeten Dominikaner, Kapuziner, Franziskaner und Auguſtiner zahl- reiche Städte, z. B. 1637 Barcelona, im 18. legten Miſſionare Carüpano an. Das 1777 von dem Vizekönigreich von Neu-Granada losgelöſte Generalkapitanat Caräcas machte 1820 nach der Befreiung Venezuelas von den Spaniern der großen Republik Colombia Platz, die aber 1830 wieder zerfiel. Seitdem beſteht die Republik Venezuela bald als Einheitsſtaat, bald (jetzt wieder) als Bundesſtaat und blüht trotz beſtändiger Wirren im ganzen auf. Die Geſamtzahl der Bevölkerung in Venezuela betrug zu Humboldts Zeit 800000, fiel infolge der Kriege bis 1825 auf 660000 und ſtieg dann raſch; 1839 nahm Codazzi 954000, 1854: 1500000 an, für 1873 werden 1750000, für 1900: 2245000 angegeben. Heute rechnet man für ganz Venezuela auf 942300 qkm 2756000 Einwohner, jo daß die Volksdichte 2,7 be- trägt. Die hier behandelten Landſchaften find aber im Gegenſatz zu Guayana (vgl. S. 120) und auch zu den Llanos (vgl. S. 126) verhältnismäßig dicht bewohnt; jo kommen in den Staaten Miranda und Aragua 17—18, in Trujillo 20, in Lara und dem Yaracuy 10 —12 Menſchen auf ein Quadratkilometer, in Carabobo ſogar 36, im ganzen gebirgigen Norden etwa 12. Von den 2%, Millionen Einwohnern des Geſamtſtaates Venezuela leben etwa 100000 in Guayana, 300000 im Küſtenland des Nordens, 600000 in den Llanos und 13 Million im Gebirgsland des Nordens, ſo daß alſo dieſes zuſammen mit dem Küſtenlande rund 2 Millionen Menſchen beherbergt. Die Größe der Städte iſt noch gering. Nach den neueſten Angaben ſoll Caräcas 73000, Maracaibo 50000, Valencia 40000, Puerto Cabello 14000 und La Guaira 12000 Einwohner haben, doch iſt auch Ciudad Bolivar wohl eine Stadt von 13—15000 Bewohnern. Seit 1909 zerfällt Venezuela in 20 Staaten, einen Federaldiſtrikt und zwei Territorien. Bei dem häufigen Wechſel in der Einteilung des Landes empfiehlt es ſich nicht, die Ver— teilung dieſer Staaten über das Land eingehend zu beſprechen. Der Bundesdiſtrikt umfaßt Caraͤcas und deſſen nächſte Umgebung, die Territorien ſind Delta und Amazonas. In der Kordillere von Meérida leben in drei Staaten 337000 Menſchen, nämlich in: Kilometer Einwohner Dichte EEE 11100 101 700 9,0 M 11300 88 500 8,0 S 7400 146 600 20,0 Zuſammen: 29800 336 800 11,2 Sie enthält eine Reihe freundlicher Aderbauftädte, deren Bewohner Kaffee und Kakao pflanzen und nach Maracaibo ausführen, und hat auch mit dem Llano regen Handel. Die Ortſchaften liegen mit geringen Ausnahmen in der Tierra templada, meiſt in 800 —1200 m Höhe, alſo in der Zone der großen Kaffeediſtrikte, des Zuckers und der Maisfelder; unterhalb von 600 m liegt nur San Antonio in der Senke von Cucuta, etwas über 600 m die andere Ausgangspforte der Kordillere, Valera, mit dem benachbarten Betijoque. Über 2000 m ſind nur ſechs Ortſchaften des zentralen Gebirges gelegen, zu denen die Bergſtadt Mucuchies in 3030 m gehört. Der Hauptort der Kordillere iſt Mérida, ein Landſtädtchen von wahrſchein— lich nur 78000 Einwohnern. Merida wurde 1812 und 1894 durch Erdbeben arg mitgenom⸗ men und leidet auch an mangelnder Verbindung nach der Küſte. San Criſtöbal, der Hauptort der weſtlichen Landſchaft Tächira, mag 5000, Ejido bei Merida mit reichem Kaffeebau 4000, La Grita wie Trujillo, der Hauptort der Landſchaft Trujillo, je 3000 Einwohner haben. Venezuela: Bevölkerung und Beſiedelung. 441 Zulia heißt das Land um die Lagune von Maracaibo. Es beſitzt auf 65500 qkm 150000 Einwohner, von denen 50000 auf die einzige bedeutende Stadt, Maracaibo, ent- fallen, in der gut gebaute Häuſer, namentlich am Hafen, und der ſchöne Platz La Concordia mit der Kathedrale und einer Bildſäule Bolivars auffallen; die Deutſchen leben zum Teil in der Vorſtadt Los Haticos. Das Fort San Carlos an der Barre iſt 1903 durch deutſche Kriegsſchiffe zerſtört worden. Der Zulia war 188390 mit dem öſtlich daranſchließenden Staate Falcon, der alten Landſchaft Coro (140000 Einwohner), zu einem Geſamtſtaate verbunden, aber deſſen frühere Hauptſtadt, Capatärida, iſt nur ein kleines Landſtädtchen von 3000 Einwohnern. Dagegen iſt Coro, eine der älteſten Städte in Südamerika, 1527 von den Augsburger Welſern angelegt worden, denen Karl V. die Landſchaft Coro verpfändet hatte. Sie war zunächſt Sitz eines Biſchofs und bis 1578 der Regierung und iſt jetzt Haupt⸗ ſtadt des Staates Falcon, hat aber nur 9000 Einwohner, ihr Hafen, La Vela, kaum 2500, der Hafen Cumarebo ebenfalls nur gegen 2000, San Luis noch nicht 900 Einwohner. Der Hafen— platz Tucacas iſt im Aufſchwunge begriffen, da er 1869 durch die Erbauung der Eiſenbahn nach den Kupferminen von Aroa der Hafen für dieſe, ſeit 1888 nach der Fortſetzung der Eiſenbahn bis Barquiſimeto der Hafen für den Staat Lara wurde. Lara hat 190000 Ein- wohner und eine Volksdichte von 10; der Hauptort Barquiſimeto iſt freilich ein wenig an— mutiger Platz mit 10000 Einwohnern. Reichen Ackerbau treibt ferner das 5000 Einwohner zählende Tocuyo, und auch der Handel von Carora mit 4000 Einwohnern iſt anſehnlich. Der Yaracui iſt eine wohlangebaute, gut beſiedelte Landſchaft mit der Tabaksſtadt Yaritagua nahe Barquiſimeto und der alten Stadt Real de San Felipe mit altſpaniſchem Typus; erſtere hat 4000 Einwohner und treibt Handel, beſonders mit Barquiſimeto, San Felipe (6500 Einwohner) mit Puerto Cabello. Dieſe Stadt iſt der Haupthafen des am dichteſten bevölkerten, aber kleinſten Staates Carabobo und liegt auf einer Halbinſel an der Mangrovenküſte. Ihr Hafen wurde durch das 1902 von Deutſchen und Engländern zer- ſtörte Fort Libertador geſchützt und iſt nächſt Guanta der beſte des Landes, ihren Handel haben die zahlreich vertretenen Deutſchen in Händen, die zum Teil in der maleriſchen Billen- kolonie San Eſtéban leben. Hauptſtadt von Carabobo iſt die große Handelsſtadt Valencia in einiger Entfernung vom See, eine regelmäßig gebaute Stadt mit ſchönen Plätzen, zahl- reichen Kirchen und 40000 Einwohnern. Zwiſchen Valencia und Caräcas liegt der am dichteſten beſiedelte Teil der Re— publik. Hier drängen ſich die wohlbeſiedelten Ortſchaften, Kaffee- und Zuckerpflanzungen, und hier verläuft auch die Eiſenbahn zwiſchen den beiden Hauptſtädten. An ihr und nahe dem Valenciaſee liegen Guacara mit 4000, San Joaquin mit 3000 und Maracai mit 6000, Turmero mit 5000, Cagua mit 4000 und La Victoria mit 9000 Einwohnern, während ſüdlich davon Villa de Cura 9000 Einwohner erreicht hat. Der aus dem Staate Miranda aus- geſonderte Bundesdiſtrikt, ein 1930 qkm großer Raum mit 113000 Bewohnern, enthält im Tale des Rio Guaire ſüdlich der Küſtenkette des Karaibiſchen Gebirges in 922 m Höhe die weitgedehnte Hauptſtadt Venezuelas, Caracas. Vom Bahnhofe aus durchfährt man eine Reihe von Straßen mit niedrigen, einſtöckigen Häuſern, bis man auf die prachtvolle Plaza Bolivar gelangt, auf der ein von F. v. Miller in München gegoſſenes Reiterſtandbild des Befreiers ſteht, und um welche die Kathedrale, die Caſa Amarilla, die Amtswohnung des Präſidenten der Republik, und die erzbiſchöfliche Reſidenz ſich gruppieren. Von anderen öffentlichen Gebäuden ſind zu nennen die aus weißem Sandſtein aufgeführte ſchöne 442 Das gefaltete Land des Weſtens. Univerſität, der Palacio de Artes y Oficios an der Plaza del Capitolio, der Bundespalaſt, das prunkvolle Theater und viele Kirchen, endlich das Pantheon, das die Reſte Bolivars und mehrerer anderer Heroen der Unabhängigkeitskämpfe enthält. Die ſchachbrettförmig angelegte Stadt gewinnt durch den lebhaften Verkehr, die zahlreichen Straßenbahnlinien und durch elektriſche Beleuchtung einen großſtädtiſchen, europäiſchen Charakter. La Guaira (Tafel 18, Abbildung J), der wichtigſte Hafen des Landes, iſt nur eine ſchlechte, durch einen Wellenbrecher gegen die Nordwinde geſchützte offene Reede, hat ſich aber wegen des ſtark bevölkerten Hinterlandes zu einem lebhaften Platz entwickelt und iſt durch Straßenbahn mit dem Vororte Maiquetia und dem Seebade Macuto verbunden. Oſtlich von Caräcas iſt das Land weniger ſtark beſiedelt. Das Tuytal enthält noch mehrere Ortſchaften von mehr als 2000 Einwohnern: El Conſejo, Cua und Ocumare und am Ausgange Rio Chico mit 3000 Einwohnern inmitten von Kakaodiſtrikten. Die Küſte von Barlovento iſt leidlich, die zwiſchen Rio Chico und Barcelona ſehr ſchwach bewohnt. Der Oſten heißt im Lande El Oriente und iſt von allen Teilen des Nordens der Republik am meiſten zurückgeblieben. Barcelona mit 7—8000 Einwohnern iſt eine tote Stadt trotz der nahe gelegenen Kohlenminen und des vorzüglichen Hafens von Guanta. Lebhafter iſt das wohlgehaltene, anſehnliche Cumanä mit 9000 Einwohnern, der älteſte und größte Ort des Oſtens, früher deſſen Mittelpunkt, jetzt aber ohne guten Hafen und mehrmals durch Erdbeben zerſtört. So hat die erſt 1740 gegründete Stadt Carüpano infolge des mehr und mehr aufblühenden Kakaobaues im Inneren und wegen ſeines beſſeren Hafens 8000 Einwohner erreichen und Cumanä in der Handelsbewegung überflügeln können. Gegenüber Trinidad liegen Guiria und im Aſphaltgebiet Guariquen. d) Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Über die wirtſchaftlichen Verhältniſſe kann hier raſcher hinweggegangen werden, weil der Ackerbau demjenigen von Colombia gleicht (vgl. S. 428). Die Frutos menores, geringeren Früchte, ſind die Grundlage für die Ernährung des Volkes und umfaſſen Mais, Bohnen, Erbſen, Yuca, Kartoffeln; dazu treten Bananen und Zuckerrohr. Ausgeführt wird von allen dieſen Erzeugniſſen faſt nichts, auch Tabak nicht, der beſonders um Cabudare in Coro und bei Yaritagua im Yaracui angebaut wird. Der Anbau von Indigo ergab um 1800 den be- deutenden Ausfuhrwert von faſt 6 Millionen Mark, hat aber wie der von Baumwolle ſo gut wie ganz aufgehört, und auch die Kokospalme liefert nur wenig Ol und Kopra zur Ausfuhr, beſonders aus den Pflanzungen um Puerto Cabello, Cariaco, Cumand und auf Margarita. Weizen wird nicht ausgeführt, weshalb das Wirtſchaftsleben vorwiegend auf Kaffee und Kakao ruht. Der Kaffee wurde 1730—40 in Venezuela eingeführt, verbreitete ſich aber erſt im 19. Jahrhundert über das Land; heute iſt er deſſen wichtigſtes Erzeugnis; von ſeinem Preis ſind Wohlſtand und Verarmung abhängig. Er wird allgemein angebaut, beſonders in den Valles de Aragua und öſtlich Caracas bei Guarenas, auch im Yaracui und bei Nirgua, dann aber namentlich in der Kordillere von Mérida. 1885/86 hatte die Kaffeeausfuhr aus Venezuela einen Wert von 28,5 Millionen Mark, 1895/96 von 68,6, und 1912/13 belief ſie ſich auf 62 Millionen Mark. Das zweitwichtigſte Erzeugnis des Landes iſt der Kakao, be— ſonders in der Gegend zwiſchen Carüpano und El Pilar, dann im Süden der Halbinſel Paria, um Rio Chico, im unteren Tuytal, auf dem Nordabhange des Karaibiſchen Gebirges von Kap Codera bis San Felipe, im Yaracui und am Nordrande der Kordillere von Merida. Venezuela: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 443 1912/13 hatte der Kakao einen Ausfuhrwert von 19,6 Millionen Mark. Er ſtreitet mit dem von Ecuador um den erſten Rang und wird beſonders nach Frankreich ausgeführt. Der Wald lieferte bis vor einem Jahrzehnt Tonkabohnen von Guayana, ein wenig Dividivi, die zum Gerben und Färben benutzten Schoten der Caesalpinia coriaria, ferner Medizinalpflanzen und Bauholz, aber ſchon 1907 hatte der Kautſchuk aus Guayana die dritte, 1912/13 hat er die zweite Stelle in der Ausfuhrliſte erklommen, denn es wurde für 9,s Mil- lionen Mark Kautſchuk ausgeführt. Die Fiſcherei beſchränkt ſich auf die Ausbeutung der Perlenbänke von Margarita und iſt für die Ausfuhr ohne Bedeutung (1908/09: 184000 Mark), die Jagd ergibt von den Flußufern der Llanos und Guayanas Reiherfedern im Werte von 1912/13: 1,5 Million Mark. Die Viehzucht iſt naturgemäß vor allem in den Llanos entwickelt, wenn auch der Rinder- und Pferdebeſtand wohl nicht mehr ſo groß iſt wie zur Kolonialzeit. Aber es werden doch zwei Erzeugniſſe der Viehzucht, nämlich lebendes Vieh, auch Pferde, Eſel, Maultiere, ſowie Häute ausgeführt, 1912/13 für 0,9 und 8,8 Millionen Mark. Der Bergbau iſt in Venezuela weniger ergiebig als in den meiſten übrigen Kordil- lerenländern. Die Kordillere von Merida iſt arm an Bodenſchätzen, das Karaibiſche Ge- birge etwas reicher; von Bedeutung iſt zurzeit nur der Goldbergbau in Guayana, der 1912/13 Gold im Werte von 4,9 Millionen Mark zur Ausfuhr beiſteuerte (vgl. S. 121). Im andinen Teil Venezuelas gibt es nur Kupfer, Kohlen und Aſphalt. Die Kupferminen von Aroa im Yaracui ſind ſchon ſeit dem 18. Jahrhundert in Betrieb, waren bis 1866 die einzigen Berg— werke im Lande, förderten 1880 —83 jährlich für etwa 3, 1884 ſogar für 5 Millionen Mark Kupfer, haben aber ſeit etwa 20 Jahren an Ergiebigkeit eingebüßt. Immerhin wurden auch noch 1912/13 für 1328000 Mark Kupfer ausgeführt. Kohlen finden ſich an verſchiedenen Stellen, im Tächira, in der Gegend von Ortiz und Parapara, aber meiſt in ſtark geſtörten, ſchwer abzubauenden Flözen der oberen Kreide. Nur in Naricual, 19 km von Barcelona, 38 km vom Hafen Guanta, iſt eine größere Förderung möglich geweſen. Naphtha, Aſphalt und Petroleum enthält das Tertiär ſowohl im Tächira, im äußerſten Weſten, wie auch bei Guäriquen, im äußerſten Oſten. Hier beſteht ein Pechſee, ähnlich wie auf Trinidad, aus dem von der New York Bermudez Company 1912/13 für 1,28 Million Mark Aſphalt ausgeführt wurde. Endlich kommen Schwefel bei Mundo Nuevo und Chaguaramas nahe Carüpano, Phosphate bei Agua Blanca nahe Acarigua und Guano an verſchiedenen Stellen der Küſte vor; auch wird an dieſer Salz aus Salinen gewonnen. Die Induſtrie iſt erſt in der Entſtehung, und Möbel, Kleider, Schuhe, Filzhüte, Strumpf⸗, Wollen⸗, Leinen- und Seidenwaren, Drogen, Chemikalien, Farbwaren, Steingut>, Glas- und Porzellanwaren müſſen daher eingeführt werden. Vorhanden find dagegen Zuckerraffinerien, Schokoladen- und Likör⸗, Seifen-, Zündholz- und Wagenfabriken, und es werden auch Nudeln, Eſſig, Ol, Limonade, Bier und Mineralwaſſer im Lande hergeſtellt. 1910 erſchien zum erſten Male Gefrierfleiſch im Werte von 620000 Mark auf der Ausfuhr- liſte, ein Erzeugnis, das wegen des Viehreichtums der Llanos große Anwartſchaft hat, ein wichtiger Gegenſtand des Handels zu werden. Der Handel Venezuelas hat ſtets je nach den politiſchen Zuſtänden im Lande und auch nach dem Kaffeepreiſe geſchwankt. Im Jahre 1897, als die Kaffeepreiſe noch hoch ſtanden, hatte er einen Wert von 130 Millionen Mark, wovon 75 auf die Ausfuhr kamen; als 1898 die große Kaffeekriſe eintrat, ſank er auf 94 Millionen, davon 59,6 für die Ausfuhr. 1908/09 erreichte er wieder 105,6, 1910/11: 141,6 Millionen Mark und ſtieg, 444 Das gefaltete Land des Weſtens. wiederum wohl wegen des erneut hochſtehenden Kaffeepreiſes, 1912/13 auf 190 Millionen Mark. Davon kamen auf die Ausfuhr 104,7, auf die Einfuhr 85,3 Millionen; die Aus⸗ fuhr iſt ſtets größer als die Einfuhr. Die Einfuhr beſteht hauptſächlich aus Manufakturwaren, Induſtrieerzeugniſſen, Le— bensmitteln, Halbfabrikaten und Rohſtoffen, wie Kohlen, Eiſen. 1912/13 kamen von der Ein⸗ fuhr 33 Prozent aus den Vereinigten Staaten, 21 Prozent von Großbritannien, 16 Prozent aus Deutſchland, 13 Prozent aus Frankreich, der Reſt hauptſächlich aus den Niederlanden, Spanien und Italien. Die Ausfuhr richtete ſich 1912/13 zu 39 Prozent nach den Ver⸗ einigten Staaten; dann folgte Frankreich, das namentlich den Kakao aufnimmt, mit 27 Prozent, weiter Deutſchland mit 15,5, Großbritannien mit 6,5, Spanien mit 6 Prozent, die Niederlande und Italien. In der Ausfuhr ſteht der Kaffee mit 1912/13: 62 Millionen Mark Wert ſo ſehr voran, daß er faſt 60 Prozent der Geſamtausfuhr einnimmt. Dann folgen Kautſchuk mit 9,s Millionen oder 7 Prozent, Kakao mit 9, Millionen oder 12 Prozent, Häute mit 8,8, Gold im Werte von 4,9 Millionen Mark, und endlich ſind noch Reiherfedern mit 1,5, Kupfer mit 1,33, Aſphalt mit 1,25 und Vieh mit 0,9 Million Mark nennenswert. Die früher eine große Rolle in der Ausfuhr ſpielenden aromatiſchen Tonkabohnen des Sarrapiabaumes in Guayana werden kaum noch ausgeführt. Im ganzen kommen auf die Erzeugniſſe des Ackerbaues etwa 72 Prozent, der Wald liefert 10 Prozent, die Viehzucht ungefähr ebenſoviel, der Bergbau 7,5 Prozent, und der Reſt entfällt auf Jagd, Fiſcherei und Induſtrie. Der Schiffsverkehr ſtellte ſich 1911/12 auf 1950 eingelaufene Schiffe mit 1570000 Tonnen Gehalt. Flußdampfer befahren den Orinoco bis zu den Stromſchnellen von Atures und ſeine Nebenflüſſe Meta, Apure, Portugueſa, ferner den Rio Escalante und den Catatumbo-Zulia; ein Dampfer verkehrt auch auf dem See von Valencia. Die wichtigſten Häfen ſind Maracaibo, La Guaira, Puerto Cabello und Ciudad Bolivar; der Handelswert in den Zollhäuſern dieſer vier Häfen belief ſich 1908/09 für die Ausfuhr auf 29, 22, 20 und 18, zuſammen 89 Prozent des Geſamthandelswertes. An dem Reſt nehmen Carüpano, Criſtöbal Colon, Cano Colorado, Puerto Sucre (für Cumana), alſo die öſtlichen Häfen, ferner La Vela für Coro, Guanta, Pampatar auf Margarita und Tucacas teil. Leider nötigt die Barre von Maracaibo zur Umladung der Waren von den großen Seedampfern auf kleinere in Curagao. Daß Maracaibo die erſte Stelle unter den Handelshäfen Venezuelas einnimmt, liegt an dem Umſtande, daß es auch für den Handel des colombianiſchen Departamento Nordjantander das Tor iſt. Die Einfuhr geht zu 45 Prozent durch La Guaira, da hinter dieſem die Hauptſtadt liegt; dann erſt folgt Maracaibo mit 22 Prozent und in weiterem Abſtand Puerto Cabello mit 14 und Ciudad Bolivar mit 9 Prozent, dieſe vier zuſammen mit 90 Prozent, endlich Caru⸗ pano, Tucacas, La Vela uſw. An Eiſenbahnen beſaß Venezuela 1912: 925 km, als älteſte die 163 km lange Bahn Tucacas-Barquiſimeto (anfangs nur bis Aroa). 1883 wurde die 37 km lange großartige Gebirgsbahn von La Guaira nach Caräcas eröffnet, die in zahlreichen Kurven und ſieben Tunnels das 1000 m hohe Gebirge erklimmt, und fünf Jahre ſpäter gelang es, den zweiten Hafen des mittleren Venezuela, Puerto Cabello, mit der zweiten Stadt des Inneren, Va⸗ lencia, durch einen Schienenweg zu verbinden: beide Bahnen waren britiſche Gründungen. Von 1888—94 wurde ſodann von den deutſchen Ingenieuren L. A. Müller und C. Plock die ſogenannte Deutſche Eiſenbahn oder Gran Ferrocarril de Venezuela gebaut. Sie ver⸗ bindet Caräcas mit Valencia, durchmißt das Gebirgsland von Los Teques, iſt 196 km Karaibiiches Gebirge und Trinidad. Tafel 18. J. La Guaira und das Karaibiiche Gebirge. Nach Photographie von G. Schott in Hamburg. Cu S. 438 u. 442.) n- “2 x no A —— — — — — — — 2. Der Queenspark in Port of Spain auf Trinidad. Nach Photographie von C. Abt in Frankfurt a. M. (Zu S.445 u. 446.) Tafel 18. Weitindien. 3. Die Montagne Pelee auf Martinique und die Stätte der einitigen Stadt St. Pierre. Nach Photographie von C. Abt in Frankfurt a. M. (Zu S. 452, 467 u. 468.) 4. Wochenmarkt in Fort Liberté auf Haiti. Nach Photographie von 6. Schott in Hamburg. (Zu S. 84 u. 459.) Venezuela: Die vorgelagerten Inſeln. 445 lang, enthält nicht weniger als 152 Viadukte und Brücken und 86 Tunnels und braucht 734 Stunden. Dazu kommen ferner die Ferrocarril Central von Caräcas nach Santa Lucia, die kleine Bahn an der Küſte von Maiquetia über La Guaira nach Macuto, die 33 km lange Bahn von Carenero nach Rio Chico, die Guanta-Bahn von dieſem Hafen über Barcelona nach den Kohlenminen von El Naricual, die kleine Bahn von La Vela de Coro nach Coro und die von den Flußhäfen ſüdlich des Lago de Maracaibo nach der Kordillere führenden Bahnen, nämlich von La Ceiba nach Sabana de Mendoza (für Trujillo), die Tächira-Bahn von Encontrados am Catatumbo nach Uraca und die allerdings zeitweiſe unterbrochene Bahn von Santa Barbara am Rio Escalante nach El Vigia (für Mérida). Die Länge der Tele- graphenlinien betrug 1912: 7889, die der Telephonlinien 5872 km. e) Die vorgelagerten Inſeln. Trinidad (britiſch). Trinidad (4544 qkm) iſt nichts anderes als ein durch den Quer- bruch der Boca de Dragos losgelöſtes Stück des Feſtlandes, das mit dieſem in jeder Be— ziehung übereinſtimmt. Es beſitzt daher auch eine aus Glimmerſchiefer und Kalkſtöcken be⸗ ſtehende Nordkette (Tafel 18, Abbildung 2) archäiſchen Alters, die im Tucutche zu 941, in der Aripogruppe zu 856 m Höhe aufſteigt und durch im Weſten breitere, im Oſten engere Quertäler ausgezeichnet iſt. Südlich von dieſer dichtbewaldeten, landſchaftlich ſehr ſchönen Kette ziehen der waſſerreiche Caroni zwiſchen Sümpfen weſtwärts, der Oropuche oſtwärts ins Meer. Dieſe Flüſſe entwäſſern bereits die mittleren Hügellandſchaften zwiſchen Point a Pierre im Weſten und Point Noir im Oſten: 200 —300 m hohe, vielfach ſchroffe, aber leicht gewellte, von lichten Wäldern beſtandene, der Kreide und dem Miozän angehörige Gebiete, die man als Fortſetzung der Südkette des Karaibiſchen Gebirges anſehen kann. Darauf folgt ſüdwärts eine zweite Niederung mit dem nach Oſten ablaufenden Ortoirefluſſe und endlich an der Südſeite ein kaum 220 m hoher, aber in ſteile und abſchüſſige Grate zerteilter be- waldeter Höhenzug aus tertiärem kalkigem Sandſtein und loſen Sanden. Die Küſten ent⸗ halten große, von den Gezeiten überflutete Sümpfe und bei San Fernando, Kap Cedros und in der Lagoon Bluff eine Reihe von Schlammvulkanen, die aus kleinen Offnungen flüſſigen Aſphalt und Gaſe heraustreten laſſen. Im November 1911 entſtand ein ſolcher im Meere vor der Südweſtküſte. Am großartigſten iſt der ſogenannte Pechſee oder Pitch Lake, der am Point La Brea auf einem 50 m hohen Sandſockel ruht und aus eiſenhaltigen, mit 32—36 Prozent Aſphalt durchdrungenem Sande beſteht. Er iſt in der Sonne ſo weich, daß ſeine Oberfläche nicht begangen, ſondern nur von den in Bewegung befindlichen Pferde— bahnen, die zur Ausbeutung des Aſphalts dienen, eilig befahren werden kann. Die graue bis ſchwarze Maſſe ſchmilzt wie Lack, hat einen muſcheligen glänzenden Bruch und wird zum Pflaſtern, Kalfatern und Feuern verwendet. Außerdem liefert Trinidad Porzellanit. Das Klima iſt bereits auf S. 436 beſchrieben worden; die Fauna und Flora ſind denen des Feſtlandes ſehr ähnlich, doch erinnert letztere durch die maſſenhaft und hoch wachſenden Bambusbeſtände bereits an die Antillen. Die Bevölkerung beſteht aus Negern, Miſch— lingen, Weißen und etwa 90000 Indiern (ſ. die Abbildung auf S. 446), die faſt ein Drittel der Bewohner ſtellen. Sie betrug für Trinidad und Tobago 1911: 333552; Tobago iſt nicht beſonders erwähnt, hatte aber 1901: 18750 Bewohner. Man wird daher für Trinidad allein ungefähr 315000 annehmen und die Volksdichte auf faſt 70 anſetzen können, was den hohen Dichteziffern der Kleinen Antillen entſpricht. Wirtſchaftlich gehört Trinidad zu 446 Das gefaltete Land des Weiten. den blühenderen Kolonien der britiſchen Krone, während die Inſel unter ſpaniſcher Herr- ſchaft keine Bedeutung hatte. Die wichtigſten Erzeugniſſe ſind Kakao und Zucker, erſterer 1911/12 im Ausfuhrwerte von 22547440, letzterer von 15194400 Mark, in Prozenten der Geſamtausfuhr: 54 und 36. Weiter nahmen an der Ausfuhr teil 20 Millionen Kokosnüſſe, wohl meiſt ſchon aus Pflanzungen, im Werte von 1579300 Mark, Kopra für 265280 und Kokosöl für 8860, zuſammen für 1853440 Mark, ferner Früchte für 293220, Ackerbauerzeug⸗ niſſe alſo für faſt 40 Millionen Mark = 96 Prozent. Endlich wird ein wenig Kautſchuk aus- geführt, dann Aſphalt und 1911 zum erſten Male Petroleum im Werte von 656 780 Mark; der Ausfuhrwert des Aſphaltes betrug 1900: 31, Millionen Mark. Der Han⸗ del hatte 1911/12 den Wert von 136,22 Millionen Mark, wovon 66,86 auf die Einfuhr, 69,36 auf die Ausfuhr kamen; die Ausfuhr an Landesprodukten belief ſich aber nur auf 41,56, da der Reſt, 27,80 Millionen Mark, Durchgangs- güter waren. Von der Einfuhr kamen 1911: 37 Prozent von Großbritannien, 29,3 von den Vereinigten Staaten, 10,7 von Venezuela, 7 von Kanada, mwäh- rend dieſe Staaten von der Ausfuhr 20,6, 41,8, 3 und 8,2 Prozent, Frank⸗ reich (Kakao) 11,1 Prozent erhielten. Der Schiffsverkehr betrug 1911: 4898 mit 3657695 Tonnen Gehalt, wovon etwa 2500000 auf die britiſche Flagge kamen. An Eiſenbahnen gab es 1910: 142 km, nämlich von Port of Spain RER nach San Fernando, mit Abzweigun⸗ Indierin von Trinidad. Mad Photographie) Zu S. 43. gen nach Sangre Grande im Oſten und Tabaquite im Inneren der Inſel. Der Hauptort Port of Spain oder Puerto Espafa hat bereits 60000 Einwohner und iſt als Sitz der Regierung und blühender Handelsplatz von großer Bedeutung. Er iſt im Norden und Oſten von Hügeln umgeben und hat gerade, breite Straßen mit Baumgängen, lange, niedrige, luftige Häuſer, Parke (Tafel 18, Abbildung 2), einen ſehr belebten Hafen, Straßenbahn und eine wahre Perle in ſeinem wundervollen Botaniſchen Garten. Tobago (britiſch). Tobago oder Tabago hat eine Fläche von 295 qkm und zerfällt in zwei Teile, einen ſüdweſtlichen und einen nordöſtlichen, die durch eine zwiſchen den beiden Hauptorten der Inſel, Scarborough und Plymouth, zu ziehende Verbindungslinie gegen⸗ einander abgegrenzt werden. Erſterer iſt flach und trocken, flußlos, eine Korallenbildung mit Buſchwald, der die früheren Zucker- und Baumwollpflanzungen völlig verdrängt hat, letzterer ein Hügel- und Bergland, das nach Norden ſteil, nach Süden ſanft abfällt, im Pigeon Point 700 m Höhe erreicht, aus Tonſchiefer und Eruptivgeſteinen beſtehen ſoll und nur an der Süd⸗ und Weſtſeite einigermaßen entwickelte Flüſſe beſitzt. Der Südweſten erhält nur 1000, vo Venezuela: Die vorgelagerten Inſeln. 447 Scarborough 1600, die Mitte des Landes 1800 mm Regen; tropiſcher Urwald, aber mit nur wenigen Farnen und Orchideen, bedeckt daher das bergige Innere. Die Bevölkerung betrug 1901: 18750 Menſchen gegen 20626 im Jahre 1889, die Volksdichtenziffer iſt aber mit 63 noch hoch. Auch auf Tobago iſt die Zuckerkultur zurückgegangen, der Anbau von Kakao und der Kautſchuk liefernden Castilloa elastica vorgeſchritten. Margarita und Tortuga (venezolaniſch). Wie Trinidad, jo gehört auch Mar- garita mit ſeinen Nebeninſeln Coche, Cubagua, den Teſtigos und Frailes zum Karaibiſchen Gebirge, von dem die genannten Inſeln eine frühere, nördliche Kette gebildet zu haben ſcheinen. Margarita zerfällt in zwei, durch eine Landzunge verbundene Teile, deren beide Berge, im Weiten der Macanao und im Oſten der Copei, 1200 —1300 m hoch ſein ſollen. Die Inſel beſteht aus Gneisglimmerſchiefer, Graphitſchiefer, Quarzit, Marmor mit öſtlichem Streichen der Schichten, aus einem älteren Eruptivgeſtein und einem Mantel von tertiärem Kalk an den Küſten. Bäche zählt man nur vier, dagegen zahlreiche Tanke, und die Vegetation enthält faſt ausſchließlich Geſtrüpp: Kakteen, Mimoſen und Agaven, doch laſſen ſich an friſcheren Stellen Kokospalmen, Mais, Zuckerrohr, Bananen, Yuca, Ananas, Miſpeln, Aji, Name, Papaya, Guayabo, Tabak und Baumwolle anpflanzen. Die Zahl der Einwohner beträgt 40000, die Volksdichte bei 1270 qkm 32, aber die Hauptorte Aſuncion, Porlamar, Pampatar und Juan Griego haben kaum mehr als je 1000 Einwohner, und der Weſten, Macanao, iſt faſt unbewohnt. Tortuga iſt ein flaches, nicht dauernd bewohntes Riff. Die Inſelreihe von den Hermanos bis Aruba. Dieſe Inſelreihe erſtreckt ſich von 64— 70 weſtl. Länge und beſteht aus Eruptivgeſteinsſtöcken, Reſten eines kriſtalliniſchen Schiefergebirges und auf den größeren, weſtlichen Inſeln auch aus Kreide, Tertiär und Quartär. So findet man auf Blanquilla und Orchila Gneis und Glimmerſchiefer, auf Orchila auch Bronzitſerpentin, während die Hermanosklippen ſchroffe, von Seevögeln be- wohnte Diabasfelſen ſind und Los Roques aus Granit und Quarzglimmerdiorit gebildet iſt. Blanquilla hat nur 60, Orchila 120, Los Roques 250 m Höhe, und die Geſamtgröße der Inſeln von den Hermanos bis zu den Aves beträgt nur 250 qkm. Auch ſind von allen nur Blanquilla und Los Roques bewohnt, erſteres von einer Viehzucht treibenden Familie, letzteres von venezolaniſchen Beamten, Leuchtturmwärtern und Fiſchern. Sämt⸗ liche Inſeln von Margarita bis zu dem baumloſen, heißen Koralleneiland Aves gehören politiſch zu Venezuela. Niederländiſch ſind dagegen die drei weſtlichen Inſeln Bonaire, Curagao und Aruba mit 335, 550 und 165, zuſammen 1050 qkm Fläche. Bonaire enthält einen Kern von Glimmerporphyrit und Diabas im 230 m hohen Brandaris ſowie Kreide und im Süd— oſten ein jungquartäres Flachland. Aruba beſteht aus Quarzdiorit, Diabas und Altquartär, im Südweſten aus jungen Korallenkalken und erhebt ſich im Hooiberg und Jamanota zu 180 m Höhe. Curacao wird aus einem Kern von alten Eruptivgeſteinen, daran gelagerter Kreideformation und einem Mantel von alt- und jungquartären Korallenkalken gebildet, erreicht im Nordweſten im Sankt Chriſtoffelberg 376 m, beſitzt zahlreiche Spitz- und Tafel- berge von 100 —200 m, im übrigen aber im ganzen Inneren kaum 30 m Höhe. Seine jarg- förmigen plateauartigen Berge fallen von oben faſt ſenkrecht ab, gehen gegen die Küſte in eine 30—40° geneigte Fläche über und werden von ſchroffen Tälern in faſt völlig iſolierte Klötze zerlegt. Alle dieſe Inſeln, ſamt den vorhergenannten, bilden die Pfeiler eines zer- ſtörten Gebirges, das vielleicht Beziehungen zu dem Karaibiſchen Gebirge, wahrſcheinlicher 448 Das gefaltete Land des Weiten. aber ſolche zu der Sierra Nevada de Santa Marta, der Guajira und Paraguanä einerſeits und zu den Kleinen Antillen anderſeits gehabt hat. Die Inſeln ſind ganz waſſerarm, auf weite Strecken baumlos und nur mit Monte bedeckt, ſo daß das zur Bewäſſerung nötige Waſſer in Tanken aufgefangen werden muß; doch hat die ſorgſame niederländiſche Regierung immerhin einige Pflanzungen, beſonders von Orangen, Miſpeln, Aloe und Erdnüſſen, geſchaffen, die freilich in dürren Jahren nicht zur Verſorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln ausreichen (im Jahre 1911 fielen größerer Menge geſammelt und ausgeführt, auf Bonaire auch etwas Braſilholz. Die Vieh— zucht liefert auf Aruba und Bonaire Schafe, Eſel, Rindvieh, Ziegen und Pferde, auch Ziegenfelle und etwas Wolle zur Ausfuhr, die Fiſcherei Schildkröten, Schildpatt und ge— ſalzene Fiſche, die Salinen von Bonaire ziemlich viel Salz. Wichtiger als alles dieſes iſt aber die Gewinnung von Phosphat, von dem 1881 — 1911: 500000 Tonnen, am meiſten (34700) 1907/08, ausgeführt wurden, und zwar von Aruba, während die Santa-Barbara— Mine auf Curagao ſtill liegt und die Vorkommniſſe von Little Curagao 1911: 2000 Tonnen ergaben. Ferner förderte man auf Aruba 1910/11: für 190000 Mark Gold und Silber. Neuerdings werden auf Curacao Verſuche gemacht, die Siſalkultur einzuführen und die ſehr ausſichtsreiche Seefiſcherei, beſonders um Aruba, zu beleben. Der befannte Likör wird nicht auf Curagçao, ſondern in Holland hergeſtellt. Im übrigen lebt die Kolonie haupt— ſächlich vom Handel. Dieſer betrug 1911 (in Mark) für: Einfuhr Ausfuhr Handel Gass 5717 820 1969 040 7686 860 dg 598 560 802 000 1400 560 Bofidi re EUER 433 340 200 560 633 900 Zuſammen: 6749720 2 971 600 9721 320 Die Einfuhr beſtand weſentlich aus Lebensmitteln und Kleidern, die Ausfuhr aus Stroh— hüten (739500), deren Fabrikation immer wichtiger wird, Dividivi (205440), Aloe (177420), Pfirſichen (60860), Ziegenfellen (81200), Salz (52520), Orangenſchalen (28900), Holz (15600), Häuten (6560), Eſeln (1920), dem erwähnten Gold und Silber (190000), Phosphat und endlich Kohle (862000). Die Schiffahrt wird durch die Red-P-Line von New Pork, die Hamburg-Amerika-Linie ſowie holländiſche, britiſche, ſpaniſche und italieniſche Dampfer aufrechterhalten; auch findet Umladung nach Maracaibo und Coro auf kleinere Dampfer der Red-⸗D-Line ſtatt. 1911 liefen 363 Dampfer und 1175 Segler mit zuſammen 2534000 cbm Gehalt den Haupthafen des Schottegat auf Curacao an. An ihm iſt der holländiſch gebaute Ort Willemſtad entſtanden, eine ſaubere, 15000 Einwohner große Stadt mit ſchönen alten Gebäuden. Die Bevölkerung Curagaos betrug 1911: 32846, die von Aruba 9616, die von Bonaire 6531, zuſammen 48993. E. Mittelamerika. Zwiſchen Süd- und Nordamerika dehnt ſich als Mittelglied zwiſchen dieſen beiden Erd— teilen die Landmaſſe von Mittelamerika aus. Sie hängt in dem ſchmalen Iſthmus von Pa⸗ nama mit Südamerika zuſammen, iſt aber in ihrem öſtlichen Teil in Inſeln aufgelöſt. Daher unterſcheidet man das Feſtland von Mittelamerika, Zentralamerika, im Weſten und das Inſelland, Weſtindien oder die Antillen, im Oſten, über deren Flächeninhalt ſchon auf S. 47 berichtet worden iſt. Das Verhältnis Mittelamerikas zu Süd- und zu Nordamerika iſt lange Zeit mangels ausreichender Beobachtungen unſicher geweſen. Auch heute iſt es noch nicht völlig genügend geklärt. Wahrſcheinlich iſt aber Mittelamerika ein Teil des andinen, nach pazifiſchem Typus gebauten Landes, das in einem großen Bogen in Geſtalt der Antillen nach der atlantiſchen Seite übergreift. Dieſer von E. Sueß die Kordillere der Antillen genannte, aus großen und kleinen Inſeln beſtehende zerbrochene Gebirgszug trennt den nördlicheren flacheren von dem ſüdlicheren höheren und zugleich in bezug auf die Meere tieferen Gebiet. Im Norden liegt das nur 4000 m tiefe Mexikaniſche Meer, im Süden die bis zu 6269 m tiefe Karaibiſche See. Dieſe Tiefe findet ſich ſüdlich von Groß-Cayman und wird für die Vortiefe der von Jamaica nach dem Feſtland hinüberreichenden Schwelle jetzt vom Meere überſpülten Landes gehalten, das in den Sierras del Mico und del Espiritu Santo ſowie in der Inſel Roatan ſeine konvexe Seite gegen Norden kehrt. Der von dem Antillenbogen und dem nördlichen Südamerika umgebene ſüdliche und Hauptteil des Karaibiſchen Meeres iſt im Meridian von La Guayra 5200 m tief, dagegen findet ſich die größte Meerestiefe in ganz Mittelamerika mit 8340 m nördlich von Puerto Rico, nahe 20% im Atlantiſchen Ozean. Dieſe wird von Eduard Sueß für eine Vortiefe des großen Geſamtbogens der Antillen angeſehen; ſie erſtreckt ſich oſtwärts bis Sombrero, wo ſie noch 6000 erreicht, weſtwärts bis gegen Haiti und bildet im Atlantiſchen Ozean einen dieſem ſonſt fremden Graben. Das pazifiſch gebaute Land erleidet alſo zwiſchen dem Wendekreis und 5° nördl. Breite zwei Virgationen. Im Norden treten die Kordillerenäſte in Virgation auseinander und ſtrahlen nach Yufatan und den Großen Antillen aus. Im Süden zerteilt ſich die Kordillere von Colombia fächerförmig nach Nordoſten. Beide Virgationen vereinigen ſich in dem Bogen der Antillen, gerade wie die Kordilleren von Patagonien und Grahamland in dem dazwiſchen gelegenen Inſelgebiet (vgl. die Karte auf S. 450). Im allgemeinen ſtellen die mittelamerikaniſchen Länder einen Übergang zwiſchen Süd- und Nordamerika dar. Die von Mexiko ausgehende Virgation erſtreckt ſich bis an das nördliche Coſta Rica, die von Südamerika kommende beherrſcht mehr den Oſten Mittel- amerikas. Pukatan bildet mit Florida, großen Teilen von Texas und der Oſtküſte Mexikos Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 29 bun guvaun aufe gun 299m ahplıgyvany sv 99 0¹ Muna SL 08 — —rð·;5:; . — —̃ ̃ ͤ— — - D u —— — ne x m ne rn \ >36 4 pbmumsng N 0 ; * N ER ' } 9 7 2 „ Et * 0008 50 n neh a T ınbı 10038080 gun] . - — RrOIUOTBA adang vrp DB * 7 „ S \ A EIOPUO! 6 > 22 D * Sy Fo po Y W 72 „ 90 de PL vu 90 uno 10 Sengerhormnzd EN 0 mer a = . 3 RN T- DER pts ui ap-ühn 8 2 N a / ; | 5 / ve 269 0 N N Muoννν De 2 2 8 2 8) U | 1 /7 ar Be /u6 / ER 6 . £ ‚gg VDE N . 7 * eee DE RES “9 9 LE ar Sag v 0 tyre er — * at ? 5 ‚ Sac 1 / We 8 (, aden 1 5 DI og N O9NIMOQ,OLNVS AUT mu nagt log d es essjede7- 2 cor sein SW LOZLASQUEI opug-egpꝗ vor edesa]- If Soel eepe pen Sıer Hesi ö tre eee URS. NS . 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In der Pflanzenwelt beſtehen dieſelben nahen Be- ziehungen bis nach Südflorida und den mexikaniſchen Küſtengebieten, etwa bis 25—300 nördl. Breite, und zoologiſch wird ganz Mittelamerika mit den Küſten Mexikos zu der Südamerika umfaſſenden zoologiſchen Region gerechnet. Auch die Bevölkerung Zentralamerikas iſt mit ihrem Überwiegen der indianiſchen Raſſe und der Herrſchaft des romaniſchen Elements durchaus an diejenige Südamerikas anzuſchließen, während in bezug auf Weſtindien dies nur für Kuba und Puerto Rico uneingeſchränkt gilt. Politiſch beſteht Zentralamerika aus ſechs Freiſtaaten von ähnlichem Charakter wie die ſüdamerikaniſchen, Weſtindien aus drei etwas abweichend gearteten Republiken und zahlreichen Kolonien europäiſcher Mächte ſowie der Vereinigten Staaten. J. Weſtindien oder die Antillen. 1. Allgemeines. a) Lage, Größe, Zuſammenſetzung und Bau. Lage und Größe. Die Antillen bilden zwiſchen 12 und 28° nördl. Breite und 59 bis 850 weſtl. Länge einen mächtigen Bogen; der ſüdlichſte Punkt desſelben iſt die Südſpitze von Grenada, der nordöſtlichſte das flache Eiland Sombrero, der weſtlichſte das Kap San Antonio auf Kuba, der nördlichſte die Grand Cays der Kleinen Bahäma-Bank. Wenngleich zwiſchen allen einzelnen Inſeln der Atlantiſche Ozean mit dem Karaibiſchen Meere in Ver— bindung ſteht, ſo iſt doch an zwei Stellen eine etwas breitere Lücke zu erkennen, nämlich zwiſchen Tobago und Grenada eine ſolche von etwa 120 und zwiſchen der Doginſel und Anegada eine von 110 km. Durch dieſe beiden Lücken werden die Kleinen Antillen ab- gegrenzt: im Süden von den feſtländiſchen Inſeln Südamerikas, im Nordweſten von den Jungferninſeln und Großen Antillen. Die ebenſo breite Meerenge zwiſchen Puerto Rico und Haiti wird durch die Inſel Mona in zwei engere Durchläſſe getrennt, die zuſammen die Mona⸗Paſſage heißen. Haiti dagegen iſt von Kuba nur 75 km entfernt, und wenn auch die Straße von Florida zwiſchen Cay Largo und Kuba über 220 km breit iſt, ſo liegen doch vor dieſer breiten Offnung die Bahäma⸗Inſeln, deren Entfernungen voneinander und von Flo— rida 100 km nicht überſchreiten. Die Größe der Antillen beträgt unter Abrechnung der S. 444 — 447 genannten feſt⸗ ländiſchen Inſeln 231287 qkm, etwa zwei Drittel Preußens; die der einzelnen Glieder iſt aber ſehr verſchieden, weshalb man früh zwei große Gruppen, die Großen und die Kleinen An— tillen, unterſchied. Die Großen Antillen umfaſſen Kuba, Jamaika, Haiti und Puerto Rico, die Kleinen Antillen alle übrigen Inſeln; erſtere bedecken 221885, letztere zuſammen nur 18 716 qkm, mit den feſtländiſchen Inſeln von Südamerika 24855 qkm. Man tut jedoch beſſer, 29 * 452 Mittelamerika. die Kleinen Antillen in drei weitere Gruppen aufzulöſen, nämlich die Kleinen Antillen im engeren Sinne (6372 qkm), die Virginiſchen oder Jungferninſeln (510 qkm) und die Bahäma⸗ Turks- und Caicosinſeln (11835 qkm), zu denen ſchließlich die Inſelreihe Aruba Tobago mit 6139 als fünfte hinzukäme. Der Schwerpunkt liegt alſo bei den Großen Antillen und unter dieſen wieder bei Kuba, das mit 114524 qkm ſeine Nachbarin Haiti mit 77253 weit überragt, während Jamaika (ohne Caymansinſeln) nur 10896, Puerto Rico 9314 und die Caymansinſeln 584 qkm bedecken. Zuſammenſetzung und Bau. Das zerriſſene und zerſtückelte Faltengebirge der Antillen beſteht aus drei teilweiſe noch vorhandenen Zonen. Die mittelſte und älteſte bildet den Kern der alten Kordillere der Antillen, durchzieht Puerto Rico und Oſthaiti und ſpaltet ſich in Weſthaiti in zwei Gebirgszüge, deren nördlicher auf Kuba die Sierra Maejtra und nach Emil Deckert vielleicht auch das Bergland der Cinco Villas bildet, deren ſüdlicher aber über die ſüdweſtliche Halbinſel Haitis nach Jamaika übertritt. Dieſe Zone beſteht aus einem kriſtalliniſchen Schiefergebirge, zahlreichen Stöcken alter Eruptivgeſteine und daran angelagerten Ablagerungen der Kreideformation, läßt ſich in Bruchſtücken noch auf den Jungferninſeln, auf St. Martin, St. Barthélemy, Antigua und vielleicht auch noch auf Guadeloupe erkennen und zeigt die nächſten Beziehungen zu dem Karaibiſchen Gebirge Ve— nezuelas. Die äußere und jüngſte Zone beſteht nur aus mitteltertiären und quartären Geſteinen. Sie bildet niedriges Land, wird auf den Kleinen Antillen nur noch in Barbados, Barbuda, Anegada und Sombrero angetroffen, verbreitert ſich dann aber und zieht über die Bahäma⸗Inſeln nach Florida; ihr gehören wahrſcheinlich auch die tertiären und quartären Gebirge der Großen Antillen ſowie Yufatan an. Die dritte, innerſte Zone wird aus— ſchließlich aus jungen Eruptivgeſteinen, Andeſit und Trachyt gebildet und trägt noch zahl— reiche erloſchene ſowie einige tätige Vulkane, wie die Soufriere von St. Vincent und die durch den Ausbruch von 1902 berühmt gewordene Montagne Belde auf Martinique (Tafel 18, Abbildung 3). Ihr gehören ganz an Grenada, die Grenadinen, St. Vincent, Santa Lucia, Mar- tinique, Dominica, Guadeloupes Weſthälfte, Montſerrat, Redonda, Nevis, St. Chriſtoph, St. Euſtatius und Saba, von denen ſeit der Entdeckung St. Vincent, Santa Lucia, Mar- tinique, Guadeloupe und St. Chriſtoph Ausbrüche gehabt haben ſollen. Wahrſcheinlich ſind ihr aber auch Teile von Weſthaiti und Jamaika zuzurechnen, Inſeln, auf denen neuer- dings Andeſite, Dolerite und Baſalte in größerer Ausdehnung gefunden worden ſind; an der Nordküſte von Jamaika ſteht auch ein erloſchener Vulkan. Übrigens halten Lacroix und Sapper auch die mittlere Reihe für vulkaniſch, weil im Unterbau von einigen ihrer Inſeln Andeſite und Baſalte angetroffen worden ſind. Auch petrographiſch ſind die Gabbros und Granite denen der Anden gleich. Die Kordillere der Antillen iſt nun zerbrochen und großenteils unter das Meer ver— ſenkt. Manche der ſtehengebliebenen Pfeiler bauen ſich auf gemeinſamem Sockel auf, der nur ſeichtes Meer über ſich trägt, wie die Gruppe Grenada, Grenadinen, St. Vincent, die alle innerhalb der 200 m-Linie liegen, und die Reihen Nevis, St. Chriſtoph, St. Euſtatius einerſeits, St. Barthélemy, St. Martin, Anguilla, Doginſel anderſeits, ferner Antigua und Barbuda ſowie alle Jungferninſeln von Anegada bis Puerto Rico einſchließlich. Zwiſchen anderen aber gähnen gewaltige Abgründe, z. B. zwiſchen den Jungferninſeln und St. Croix ein 5000 m tiefer Schlund. Die Bahäma⸗Inſeln liegen dagegen wieder auf einem breiten Sockel. Im Verhältnis zu den Meerestiefen, zu denen der Gebirgsbogen der Antillen abfällt, Weſtindien oder die Antillen: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 453 ſind die Berghöhen auf den Inſeln gering. Als höchſter Gipfel der geſamten Antillen wird die 3140 m hohe Loma Tina auf Haiti angeſehen, wie denn überhaupt Haiti eine Reihe von 2500 m überjteigenden Gipfeln beſitzt und als Kern der Antillen aufzufaſſen iſt. Damit vermögen Kuba mit der 2560 m hohen Sierra Maeſtra und Jamaika mit den 2240 m er- reichenden Blue Mountains nicht zu wetteifern, zumal da der Umfang ihrer höheren Gebirge nur gering iſt, und Puerto Rico tritt mit 1132 m im El Yunque ganz zurück. Obwohl die Kleinen Antillen keine ſo hohen Gebirge wie die Großen haben, machen ſie doch vielfach einen bedeutenderen Eindruck, da ihre ſchroffen, vulkaniſchen Kegel ſteil aus dem Meere aufſteigen und zum Teil noch anſehnliche Höhen erreichen. Als höchſter Gipfel auf den Kleinen Antillen gilt die Grande Soufrière auf Guadeloupe mit 1677 m, der auf Dominica der Morne Diablo- tin mit 1447 m wenig nachſteht. Die Montagne Peélée auf Martinique hat 1350, die Soufriere von Santa Lucia 1200, der Kegel von Nevis 1100 m Höhe. Dagegen erheben ſich die äußeren Inſeln nur zu 300—400, die Bahamas nur zu 100 m Höhe. p) Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima. Das Klima der Antillen iſt wegen der Lage der Inſeln in einem tropiſchen Meere durchaus tropiſch, auch noch auf den ſich bis 28“ erſtreckenden Bahamas. Die Jahres- mittel ſchwanken zwiſchen 26,4 in Santiago de Cuba und 24,6“ in Cienfuegos daſelbſt. Der wärmſte Monat iſt im Süden der Auguſt, auf Barbados ſogar erſt der September, auf den Großen Antillen meiſt der Juli; den höchſten Wert gibt Santiago de Cuba mit 28,1“, den niedrigſten Sanchez an der Samanä-Bai auf Haiti mit 26,6%. Der kühlſte Monat iſt der Februar, auf Kuba und den Bahämas der Januar; das niedrigſte Mittel hat Cienfuegos mit 20,9, das höchſte Barbados mit 25,30, ſonſt liegt es meiſt zwiſchen 23 und 24,5%. Die Schwan— kung nimmt im ganzen nach Norden zu. In dem ganz in den Ozean vorgeſchobenen Bar- bados beträgt fie nur 29, in Habana und Naſſau über 6°, das Klima wird alſo nach Norden zu extremer. Das prägt ſich auch in den mittleren Extremen aus: Barbados hat 33,5 und 16°, Habana 36,2 und 11,80, der Unterſchied ſteigt alſo von 17,5 auf 24,4. In den Höhenſtationen ſinken die Temperaturen allerdings noch mehr, in Neweaſtle auf Jamaika auf 7,6 bei einem Maximum von 320, einer Höhe von 1160 m und einem Jahresmittel von 19,6%. Das niedrigſte Jahresmittel hat die Chinarindenpflanzung auf Jamaika in 1496 m Höhe, nämlich 16,4, die Schwankung beträgt aber hier auch nur 3,5 bei einem Auguſt von 18,2 und einem Februar von 14,70. Vergleicht man dieſe Werte mit Guatemala in derſelben Höhe, jo zeigt ſich, daß in der letzteren Stadt bei Werten von 18,2, 20 und 16,3“ die Temperaturabnahme mit der Höhe langſamer erfolgt als auf der Inſelſtation. Wärmſter Kühlſter Niederſchlag Jahr Schwankun Jah Monat Monat ch 9 mm oo 26,30 27,10 25,00 2,0 1467 PFF DTD .;. .,. 25,60 27,30 23,40 3,9 1635 Safe Cum... . | 26,30 27,80 24,10 370 1208 | San Junn ins 25,60 26,90 24,10 2,80 1450 King en ne: 26,00 27,60 | 24,30 3,30 964 Port-ausfrinee . . . . 26,20 27,80 24,40 3,0 1394 Haban ns rer 24,80 27,70 21,30 6,40 1314 Naſſ ark E c E 24,90 27,80 21,80 6, 1382 454 Mittelamerika. Alle Antillen ſtehen den größten Teil des Jahres unter der Herrſchaft des Nordoſt— paſſates, außer in den Monaten Auguſt bis Oktober, in denen wechſelnde Winde vorherrſchen. Auf den öſtlichen Inſeln weht der Paſſat überhaupt allein und wird dort als ein faſt rein öſtlicher Wind verſpürt, ebenſo meiſt auf den Oſt- und Nordſeiten der übrigen Inſeln. während die Weſtſeiten auch Windſtillen und weſtliche Winde, beſonders in der Regenzeit, kennen. In den Monaten Dezember und Januar treten die empfindliche Abkühlung bringen- den Nortes oder Northers, nördliche Winde, häufig auf. Eine der auffallendſten meteoro— logiſchen Erſcheinungen der Antillen ſind die Wirbelſtürme, Zyklone, Hurricanes. Sie kommen faſt nur zur Zeit des Rücktritts des Paſſates, in den Monaten Auguſt bis Oktober (88 Prozent) vor, beginnen in der Gegend von Barbados, ziehen an den Nordküſten der Kleinen und Großen Antillen entlang und biegen dann ab, um dem Floridaſtrom nach Nord— oſten zu folgen. Zuweilen jedoch entſtehen ſie ſchon an der afrikaniſchen Küſte, wie der Zyklon von 1853, der in vier Tagen den Atlantiſchen Ozean zwiſchen Kap Verde und den Bahämas überraſte. Sie beginnen meiſt mit Nordwind und raſchem Fallen des Barometers, dann treten elektriſche Erſcheinungen im Norden und Nordoſten und Windſtöße mit Regenſchauern aus derſelben Richtung ein, das Blitzen wird häufiger, und der Sturm erreicht bald ſo große Stärke, daß keine Sprache genügt, um die Großartigkeit dieſer Naturerſcheinung zu be— ſchreiben. Dazu kommt als ein die Bevölkerung erſchreckender Faktor die völlige Dunkelheit, da die elektriſchen Entladungen mit fortſchreitendem Sturme verſchwinden. Nach dem Paſſieren des Zentrums beginnt dann abermals der heftigſte Sturm von der entgegen— geſetzten Richtung her, ſo daß die feſteſten Häuſer zittern und der Erdboden erſchüttert wird, bis allmählich der Wind über Weſt nach Süd und Südoſt übergeht und ſchönem Wetter Platz macht. Solche, Wohnſtätten und Pflanzungen verwüſtende, Schiffe vernichtende Orkane ſchädigen den Wohlſtand der von ihnen heimgeſuchten Inſeln auf Jahre hinaus, ſind aber nicht gerade häufig und hauſen auch nicht alle gleich ſchlimm. Zu den verheerendſten ge— hörten der vom 10. Auguſt 1853 in Barbados, der vom 1. Oktober 1866 über den Bahamas, der vom 11. September 1898 über Barbados, St. Vincent und Santa Lucia ſowie der vom 7. Auguſt 1899 auf Puerto Rico und den Bahämas. Die Niederſchläge ſind ziemlich ungleich verteilt, auch ſogar auf den einzelnen Inſeln: jo liegen auf Puerto Rico Stationen mit 1450 und 3439 mm Niederſchlag nahe bei- ſammen, auf Jamaika ſolche mit 964 und 2820, und ſelbſt auf dem kleinen Guadeloupe ſolche mit 1635 und 3765 mm. Der Gegenſatz wird teils durch die Höhenlage hervorgerufen, da auf Guadeloupe Camp Jacob in 533 m 3765 mm empfängt, auf Jamaika Neweaſtle mit 2820 mm in 1160 m Höhe. Aber es kommt auch in weit höherem Maße noch die Lage gegen⸗ über dem Paſſat in Frage. Stationen, die dem Paſſat ausgeſetzt ſind, erhalten nicht nur in der Regenzeit Niederſchlag, ſondern auch durch Aufſteigen des Paſſats an den Bergen wäh— rend der Trockenzeit. Daher beſteht ein ſtarker Gegenſatz zwiſchen den an der Lupſeite und den an der Leeſeite gelegenen Stationen. Gute Beiſpiele dafür bietet die Tabelle auf S. 455. Da ſich die weſtindiſchen Inſeln von 10—27 nördl. Breite erſtrecken, ſo darf man auf den nördlichen eine einfache, auf den ſüdlichen eine doppelte Regenzeit und Trockenzeit er⸗ warten. Das trifft aber nicht überall zu, denn in einigen Fällen erſcheinen in der einfachen Regenzeit zwei Maxima, während ſich in anderen die beiden Regenzeiten auch im Süden zu einer zuſammenziehen, und außerdem verwiſcht der Paſſat mit ſeinen Steigungsregen Weſtindien oder die Antillen: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 455 die Deutlichkeit der Jahreszeiten noch mehr. Eine ausgeſprochene einfache Regenzeit findet ſich auf Kuba, wo Habana in den Monaten November bis April von 1314 mm 378, alſo faſt 29 Prozent, in der Regenzeit aber 71 Prozent erhält; in Naſſau liegt die Sache ähn⸗ lich, auf Haiti und Jamaika findet ſich meiſt eine Abſchwächung der Regenzeit im Juli. Auf Puerto Rico dagegen fällt das Maximum in den Juli, ein zweites in den November, dieſes durch den Paſſat erzeugt. Auch die Kleinen Antillen zeigen im ganzen eine Trockenzeit im Dezember bis April, doch iſt kein Monat regenlos. Auf Santa Cruz bringen Januar bis April von 1208 mm 213 = 17,6 Prozent, in Baſſe Terre Dezember bis April von 1305 mm 374 = 29 Prozent, auf Barbados Januar bis Mai von 1467 mm 327 — 22 Prozent, aber auf dem Eſtate Aromet in St. Kitts empfangen Dezember bis April von 2669 mm doch volle 727, allerdings auch nur 27,5 Prozent; und in Camp Jacob bringen die Monate Februar bis April, die trockenſten, zuſammen noch 582 mm Regen, über 15 Prozent. Regenlos iſt daher kein Monat, der trockenſte, der Februar, empfängt noch 50 —80 mm, nur in Santa Cruz und Barbados geht der März auf 31 und 37 mm zurück. Zwei Maxima der Regenmenge ſind auf St. Vincent, Barbados, Dominica, Guadeloupe und den Großen Antillen erkennbar, meiſt im Sommer und Herbſt in verſchiedenen Monaten. Niederſchlagsmengen auf der Leeſeite und der Lupſeite (in Millimetern). Puerto Rico Dominica San Juan La Perla, Paſſatſeite Port Roſeau Lupſeite o 83 193 148 166 b 56 60 71 | 98 e 63 144 58 125 RA 94 | 267 61 131 C 126 395 73 267 F 5 366 | 207 | 290 mne 161 406 | 266 | 295 en 152 | 286 274 254 o [ 137 | 294 | 223 243 Oktober ar 166 345 176 269 November 1 425 | 200 290 C 112 | 257 | 145 193 Zuſammen: 1450 | 3408 | 1902 | 2621 Ahnlich ſtehen einander auf Haiti gegenüber Sanchez im Oſten mit 2061, Rort-au-Prince im Weſten mit 1394, auf Jamaika Bort- Antonio im Nordoſten mit 3500 und Kingston im Süden mit nur 964 mm. Die Pflanzendecke. Im ganzen iſt die Flora Weſtindiens durchaus tropiſch, wenngleich die Nähe von Nordamerika ihr bereits einen Übergangscharakter gibt. Eine er- hebliche Verringerung des tropiſchen Charakters der Vegetation findet erſt auf den Bahämas ſtatt, aber die Flora der Antillen iſt ärmer als die Südamerikas, da viele Pflanzen die Straße zwiſchen Trinidad und Grenada nicht überſchreiten und, je weiter man ſich von Südamerika entfernt, um jo eigenartiger werden; denn wenn auch die Kleinen Antillen noch ein gemein- ſames Florengebiet bilden und wenige endemiſche Formen haben, ſo entſpricht wahr— ſcheinlich jede der Großen Antillen einer floriſtiſchen Unterabteilung. Da aber die Flora der Inſeln im einzelnen noch zu wenig bekannt iſt, ſo wird man die Vegetationsregionen 456 Mittelamerika. am beſten nach der Höhe abgliedern; allerdings ſind die unteren durch die 400 jährige Herr- ſchaft der Europäer mannigfach verändert und des Waldes vielfach entkleidet worden. Auf den die Flachküſten begleitenden Mangrovengürtel folgt die Küſtenvegetation. Vielfach, wie im Süden Jamaikas und auf den Jungferninſeln, durch den Regenmangel hervorgerufen, enthält ſie vorzüglich Croton-Arten, Kakteen, den Blauholzbaum (Haemat- oxylon campechianum), Strandtrauben (Coccoloba uvifera) mit runden Blättern und Palmen, beſonders die Kokospalme. Der Regenwald iſt auf die feuchteren Inſeln, die Großen Antillen und die ſüdlicheren Kleinen Antillen bis Guadeloupe beſchränkt. Er enthält viele nutzbare Bäume: Caoba oder Mahagoni (Swietenia mahagoni) und Cedro (Cedrela odorata), die auf Jamaika den Wald fat allein bildeten, ſowie Ebano (Caesalpinia ebano) und Guayacan (Guayacum officinale). Schlingpflanzen und ein dürres Unterholz aus Kakteen, Baumfarnen, kleinen Palmen und ſcharfen harten Gräſern erſchweren das Eindringen; oftmals führt auf den Großen Antillen der Weg durch hohe Bambusdickichte, und in den höheren Teilen des Waldes treten namentlich Laurazeen auf. Palmen ſind noch häufig und fallen gerade in Weſtindien, wo der Wald weniger üppig iſt, beſonders auf, am meiſten die Oreo- doxa regia (Tafel 19, Abbildung 1), die mit ihrem geraden Stamme, ihrer herrlichen Krone und der Eleganz ihrer Geſtalt als Typus der Palmen und als Charakterbaum Weſtindiens gelten darf und auf Kuba und Puerto Rico zu vielen Tauſenden in den trockeneren Gegenden an den Gehängen der Hügel und auf der Savanne ſteht. Zu ihr geſellen ſich die Kohlpalme (Oreodoxa oleracea), mehrere Arten von Fächerpalmen der Gattung Thrinax, die Sabal umbraculifera und die ſtachelige Acrocomia lasiospatha. An die Stelle des Waldes ſind vielfach Baumſavannen getreten, beſonders an den trockeneren Südſeiten der Inſeln: hier finden ſich der Ceibabaum (Eriodendron anfractuosum) mit ſeinen in Wolle gehüllten Samen, der Caoba und die Cedrela odorata, die harzreiche Bursera gummifera, der das Guahakharz liefernde Guajacum officinale, hochſtämmige Mimoſen, in ganz trockenen Gebieten Kakteen und Opuntien, die gelbe Heiligendiſtel und das Eſpartillogras (Kyllingia filiformis), während die einheimiſchen Savannengräſer durch die Einführung des Guinea- und Parägraſes (Pani- cum maximum und P. molle) verbeſſert worden ſind. Der Bergwald erſtreckt ſich von 1200 bis 2300 m Höhe aufwärts und iſt daher nur auf Haiti, Kuba und Jamaika rein ausgebildet, aber in ſeinen unterſten Teilen auch auf Guade⸗ loupe, Dominica und Martinique noch vorhanden. Ihn charakteriſieren geſellig wachſende Farnbäume bis zu 18 m Höhe, Palmen der Gattung Euterpe, Epiphyten, Orchideen, Lyko⸗ podiazeen, Erikazeen und ſeltener auch Fuchſien. Im Gegenſatze zu den feuchteren Gebieten werden die ſandigen und kieſigen Gehänge der Gebirge und das Land zwiſchen den Flüſſen überhaupt von lichtem Kiefernwalde eingenommen. Dieſen bildet die für die Antillen charakteriſtiſche Pinus occidentalis, die bei 1300 m Höhe mit 60 m hohen, 3—4 m dicken Stämmen ihre beſte Entwickelung findet, auf Haiti bis 200 m, auf Kuba ſogar bis an die Küſte herabſteigt, als waldbildender Baum aber nur in den höheren Teilen der Großen Antillen erſcheint und bis 2300, als Krummholz noch bis 2630 m vorkommt. Weiter gehören in dieſe Region die geſellige Konifere Podocarpus coriaceus, eine Zypreſſe, und die Wacholder⸗ arten Juniperus virginiana von Nordamerika und Juniperus barbadensis. Die Hoch— gebirgsregion der Antillen iſt auf Haiti, Jamaika und Kuba beſchränkt. Von 2300 m an verkrüppelt der Kiefernwald und macht Bergweiden und der Erikazeenvegetation Platz, die, begleitet von borealen Stauden, die höchſten Höhen einnimmt. Die Rücken der Berge Weſtindien oder die Antillen: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 457 ſind meiſt mit Gras in feſten, dichten Büſcheln bewachſen, und über dieſes Grasland ſind, wenigſtens auf Haiti, einzelne Kiefern verſtreut. Nutzpflanzen. Ganz beſonders reich ſind die Antillen an Nutzpflanzen, wenn auch eine Reihe der jetzt wichtigſten erſt eingeführt worden iſt. Unter den einheimiſchen iſt neben Mais die Baumwolle die wertvollſte. Sie wurde ſchon zur Zeit der Entdeckung Amerikas ganz allgemein auf den Antillen angebaut und ſcheint in drei Arten in Weſtindien einheimiſch geweſen zu ſein, nämlich der nach Barbados genannten Gossypium barbadense, ferner G. hirsutum und G. religiosum. Der Melonenbaum (Carica papaya) und die Pfeilwurz, Arrowroot (Maranta arundinacea) ſtammen ſicher aus dem Antillengebiete, der Aguacate-Baum (Persea gratissima) nicht unbedingt, wahrſcheinlich aber wieder die Anonen von Puerto Rico und Haiti, die Vanille und die Vamswurzel (Dioscorea) von Kuba, ob aber auch der Tabak (Tafel 19, Abbildung J), iſt zweifelhaft. Zwar kommt die Gattung Nicotiana in mehreren Arten auf den Antillen vor, aber N. tabacum ſoll aus Ecuador nach Antigua eingeführt worden ſein. Von Wichtigkeit iſt auch der aromatiſche Myrtazeenbaum Pimenta vulgaris, deſſen Früchte als Nelkenpfeffer beſonders von Jamaika ausgeführt werden. Für die jetzige Produktion haben außer dem Tabak hauptſächlich die ſpäter eingeführten Nutzpflanzen Bedeutung gewonnen, nämlich das ſchon ſehr früh eingeführte Zuckerrohr und der erſt 1717 nach Martinique, 1727 nach Haiti, 1740 nach Kuba gelangte Kaffee. Beide nehmen die größten Anbauflächen ein: das Zuckerrohr beſonders Oſtkuba, Puerto Rico, Bar- bados, St. Chriſtoph, der Kaffee Weſthaiti, der Tabak Weſtkuba. Von Trinidad bis Dominica wird Kakao gebaut, auf Dominica und Montſerrat Zitronen, auf St. Vincent auch Arrowroot, auf den Bahamas Henequen (Agave rigida und A. angustifolia). Jamaika erzeugt jetzt haupt⸗ ſächlich Früchte, und auf den kleineren trockeneren Inſeln von Barbados bis zu der Jungfern— gruppe kommt die lange vernachläſſigte Baumwollkultur wieder auf. Der Wald liefert Farb- holz, beſonders Blauholz und Gelbholz in Nordhaiti, ferner Bauholz, Harze und Gummi. Die Tierwelt. Die Tierwelt der Antillen ähnelt weit mehr derjenigen Südamerikas als der Fauna Nordamerikas, worin eine Hauptſtütze für die Anſicht liegt, daß Weſtindien zwar mit Südamerika, nicht aber, oder doch nur kurze Zeit, mit Nordamerika verbunden ge— weſen ſei. Aber auch mit Südamerika wurde die Verbindung bereits gelöſt, ehe die größeren Säugetiere überwandern konnten, und die Fauna der Antillen iſt daher um ſo eigenartiger, als ſie infolge der langen Iſolierung inſulare Ausbildung erfahren hat. Auf den Antillen fehlen nämlich Jaguare, Pumas, Faultiere, Ameiſenfreſſer, Gürtel- und Beuteltiere völlig. Von Säugetieren find drei Familien Fledermäuſe vorhanden, die zum Teil auf die An- tillen beſchränkt ſind; die charakteriſtiſche Gattung Solenodon der Insectivora kommt in zwei Arten vor: einer auf Haiti und einer, Almiqui (Solenodon cubanus), auf Kuba. Bezeich- nend iſt ferner die auf Kubas waldigere und unzugänglichere Teile beſchränkte Ferkelratte (Capromys). Das größte Säugetier der Antillen iſt das Aguti, der Goldhaſe (Dasyprocta aguti), dem man auf Haiti und einigen kleineren Inſeln, Grenada, St. Vincent, Santa Lucia und vielleicht auch St. Thomas begegnet, während der Waſchbär Procyon lotor) und Affen ausſtarben. Die heute vorhandenen Affen ſind von Europäern eingeführt. Die Vögel ſind zwar nicht ſo zahlreich und ſchön wie in Südamerika, aber um ſo eigen— artiger, da etwa ein Drittel der Gattungen und Arten den Inſeln eigentümlich ſind; ſehr auffallend iſt aber, daß eine jede Inſel hauptſächlich von Vögeln bewohnt wird, die höchſtens noch auf einer oder zwei der anderen Inſeln leben. Am ſchärfſten individualiſiert ſcheint die 458 Mittelamerika. Vogelwelt Jamaikas zu ſein, ſodann die von Kuba. Von Schlangen ſind fünf eigentümliche Gattungen Colubridae und die Lanzenſchlange (Trimeresurus lanceolatus) bekannt, die auf Martinique, Santa Lucia und St. Vincent eine Plage geworden iſt. Zahlreich ſind ſowohl Land— ſchildkröten wie mächtige Seeſchildkröten, von denen jeder Dampfer einige mit nach Europa zu nehmen pflegt. Von Amphibien ſind Baumfröſche den Antillen faſt eigentümlich, da ſieben Arten davon auf Kuba, Haiti, Jamaika leben. Die Landſchnecken ſind durch ihren Artenreichtum und ihre Verwandtſchaft mit aſiatiſchen und afrikaniſchen Formen merkwürdig. c) Bevölkerung, wirtſchaftliche und politiſche Verhältniſſe. Die Bevölkerung. Die Indianer. Die Urbevölkerung der Antillen beſtand aus Angehörigen der beiden großen Gruppen der Aruak und der Karaiben. Von dieſen ſind die Aruakſtämme die älteren. Sie wohnten unter dem Namen der Cibuney auf Kuba und den Bahamas, als Taino auf Jamaika, Haiti und Puerto Rico, als Allouages auf den Kleinen Antillen. Auf dieſen waren ſie aber zur Zeit der Entdeckung ſchon durch die Karaiben oder Calina verdrängt worden, die auch bereits Puerto Rico und Teile von Haiti erobert hatten. Ihrem Vordringen ſetzten die Spanier ein Ziel, und um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren Aruak ſowohl wie Karaiben auf den Großen Antillen und den Bahämas vollſtändig ausgerottet. Zwar ſind die Angaben über die Zahl der Indianer zur Zeit der Entdeckung ſehr verſchieden, da Columbus die Bewohner von Haiti auf eine, Las Caſas gar auf drei Millionen ſchätzte; aber auf alle Fälle iſt der Menſchenverluſt gewaltig geweſen. Schon 1524 ſollen die Indianer Kubas auf den dritten Teil, 1554 auf wenige Familien zuſammen⸗ geſchmolzen ſein; auf Haiti verſchwand die Raſſe im Laufe von 50 Jahren ganz, auf Ja- maika waren bei der Übergabe an England 1655 keine Indianer mehr vorhanden, und auf den Bahämas ſtarben ſie bereits nach 20 Jahren infolge von Übertragung nach Haiti zum Erſatz der dortigen Indianer aus. Auf Puerto Rico erhielten ſich die Indianer länger und reiner, weil dieſe Inſel keine Goldminen und daher nur eine geringe ſpaniſche Bevölkerung hatte; ſie verſchmolzen hier mit den Spaniern zu den Jivaros, die jetzt den Hauptbeſtandteil der Landbevölkerung bilden. Auf den Kleinen Antillen haben ſich bis zum Jahre 1624 überhaupt keine Anſiedler dauernd niedergelaſſen, ſo, daß die Karaiben hier ungeſtört leben konnten; dann aber er- folgte raſch ihre Austreibung von den meiſten Inſeln durch Engländer, Franzoſen, Holländer, Dänen und Flibuſtier. Nur auf St. Vincent, Santa Lucia und Dominica hielten ſie ſich, begünſtigt durch das dichte Waldkleid dieſer Inſeln, lange rein und erreichten ſogar, daß dieſe Inſeln 1748 für neutral erklärt wurden und ihnen überlaſſen blieben; in den folgenden Jahr⸗ zehnten ſind ſie freilich auf Santa Lucia und Dominica ſtark mit Negern und Weißen gemiſcht worden. Nur auf St. Vincent behielten ſie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts immer noch Widerſtandskraft, wurden erſt 1796, noch 5000 an der Zahl, zwangsweiſe nach Honduras gebracht, leben aber noch in geringen Reſten auf St. Vincent, wo ſie durch den Ausbruch der Soufriere von 1902 noch weiter vermindert worden ſein ſollen. Die Neger. Schon 1505 wurden von den Spaniern zum Erſatz für die ſchwindende Arbeitskraft der Indianer in großer Zahl Neger zur Arbeit in den Bergwerken Haitis ein⸗ geführt: in der Zeit von 1680 bis 1786 jollen über zwei Millionen Neger auf die Antillen über- haupt, 610000 davon nach Jamaika gebracht worden ſein, von 1628 bis 1807 nach dieſer Inſel allein etwa eine Million, während die Zahl der noch nach Aufhebung der Sklaverei 1820 in Weſtindien oder die Antillen: Bevölkerung, wirtſchaftliche und politiſche Verhältniſſe. 459 Kuba eingeſchmuggelten auf 500000 angegeben wird. Auch die Kleinen Antillen empfingen ſeit 1624 Hunderttauſende von Negern, ſo daß dieſe an Zahl bald die Weißen über— trafen. In Jamaika gab es 1655: 1500 Spanier und 1500 Nichtſpanier, Neger und Mijch- linge, 1830: 20000 Weiße und 324000 Farbige, 1890 aber nur 15000 Weiße gegen 620000 Farbige; auf Puerto Rico zählte man 1775: 50000 Farbige gegenüber 29000 Weißen, 1830 beide Raſſen in gleicher Zahl; auf Kuba gab es 1774: 43,8 Prozent Neger, Freie und Sklaven, 1817: 56, 1846: 35, 1907: 30 Prozent, der Zahl nach 75200, 314000, 472000, 621000. Auf Haiti iſt ihre Menge im Weſten derart gewachſen, daß ſie faſt die ganze Be⸗ völkerung allein ausmachen und für die Inſel charakteriſtiſch geworden ſind (Tafel 18, Ab- bildung 4); hier haben ſie um die Wende des 19. Jahrhunderts die Weißen ganz verdrängt und bilden, angeblich 2½ Millionen Köpfe ſtark, einen eigenen Staat, während im Oſten mehr Miſchlinge als reine Neger vorhanden ſind. Und dabei gab es 1687 im Weſten Haitis neben 4411 Weißen nur 3582 Farbige! Auch die Kleinen Antillen ſind, mit Ausnahme von Barbuda, vorwiegend von Farbigen bewohnt, beſonders Martinique und Guadeloupe, wo ſie auch politiſch den Weißen gleichberechtigt ſind; allmählich aber nehmen die Farbigen die Eigenſchaften ihrer Beherrſcher an, ſo daß engliſche, franzöſiſche, däniſche und holländiſche Neger ſich voneinander in der Art, ſich zu geben, unterſcheiden. Die Weißen. Die erſten weißen Bewohner der Antillen waren Spanier, Katalanen und Basken in den Städten, Galicier, Andaluſier, Kaſtilianer und Islenos von den Kanaren auf dem Lande. So ſind die ehemals ſpaniſchen Inſeln die einzigen, auf denen das weiße Element einen bedeutenden Teil der Bevölkerung bildet, wenn auch viele Farbige ſich den Weißen zuzurechnen pflegen: Puerto Rico ſollte um 1890: 475000 Weiße und 324000 Far⸗ bige, Kuba 1875: 915000 Weiße und 455000 Farbige, 1907: 1428000 Weiße und 621000 Farbige enthalten. Von den übrigen Fremden lebten Franzoſen ſeit dem 18. Jahrhundert auf Haiti und den Kleinen Antillen in größerer Zahl, ſind aber um 1800 aus Haiti zum größten Teil nach Kuba ausgewandert. Dagegen beſtimmen ſie durch Sprache, Sitte, Orts- namen vielfach heute noch die britiſchen Inſeln in ihrer Eigenart, beſonders St. Vincent, Santa Lucia und Dominica. Engländer, Nordamerikaner und Deutſche haben meiſt den Handel in Händen, die Deutſchen beſonders auf Kuba, die Engländer in ihren Kolonien, die Nordamerikaner neuerdings auf Kuba und Puerto Rico. Auch Aſiaten findet man auf den Antillen: auf Kuba 1877: 44000, 1907: 12000 Chi⸗ neſen, auf Guadeloupe 1888: 16000, auf Martinique 13000, auf Trinidad 1900: 84000, auf Jamaika 1900: 15000 indiſche Kulis. Eine nicht geringe Bedeutung haben endlich die Mulatten auf vielen Inſeln gewonnen, da ſie, zwiſchen den Weißen und Negern ſtehend, den Ausſchlag gegeben haben, ſo bei den ſchweren Kämpfen um den Beſitz der Inſel Haiti und in den Aufſtänden der farbigen Bevölkerung auf Martinique; ihre Zahl iſt aber gegen— über der der reinen Neger noch immer nicht bedeutend. Zahl und Volksdichte. Die Zahl der Bewohner Weſtindiens wird gegenwärtig etwa 8370000 betragen, wovon auf die Großen Antillen 7, Millionen entfallen. Auf Kuba lebten 1907: 2272000, auf Puerto Rico 1911: 1136000, auf Jamaika 831000 und auf Haiti (wahrſcheinlich) 3225000 Menſchen; etwa 62000 enthalten die Bahama-, Caicos- und Turks⸗ inſeln, 33000 die Jungferninſeln und den Reſt von rund 856000 die übrigen Antillen, unter Abrechnung der Inſeln vor der Küſte von Südamerika. Die Antillen haben daher bei der dreifachen Größe Bayerns nahezu ſo viel Einwohner wie dieſes Land, und die Volksdichte 460 Mittelamerika. übertrifft mit 35 auf 1 qkm bei weitem die Südamerikas und des größten Teiles von Nord- amerika, ſchwankt aber zwiſchen 4 und 400. Im allgemeinen ſind die Kleinen Antillen mit 46 auf 1 qkm gut, die Großen mit 35 gut bewohnt, wobei vor allem Kuba und Haiti mit 20 und 42 den Ausſchlag geben, während Puerto Rico mit 120 ſehr gut, Jamaika mit 76 recht gut beſiedelt ſind. Die Bahaͤma-, die Caicos- und Turksinſeln und Barbuda weiſen mit 5, 13 und 4 die geringſten Volksdichten überhaupt auf; dagegen haben Barbados 400, Grenada 197, Martinique 187, St. Chriſtoph 156, Saba 150, Montſerrat 147, Antigua 136, St. Thomas 124, St. Barthélemy 124, St. Vincent 122, Guadeloupe 116 als Volksdichte. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. In der wirtſchaftlichen Entwickelung der An— tillen kann man ſechs Abſchnitte unterſcheiden. Die erſte Periode dauerte von 1492 bis etwa 1550 und kannte nur Bergbau, der aber auch nur auf Haiti größere Mengen von Gold lieferte. Der Ackerbau wurde nur zur Ernährung der geringen Bevölkerung, aber nicht zum Zweck der Ausfuhr von Maſſenprodukten betrieben, und die Viehzucht ergab nur auf Haiti Häute. Infolge der Ausrottung der Indianer und der Entdeckung der reichen Schätze von Mexiko und Peru, welche die weiße Bevölkerung aus den Antillen herauslockten, hörte der Bergbau jedoch ziemlich bald auf. Die zweite Periode iſt eine Übergangszeit, in der alle Wirtſchaftszweige brach lagen, aber die Keime zu der ſpäteren Periode der großen Pflanzungsbetriebe gelegt wurden. An die Stelle des Bergbaues trat der Anbau wichtiger Nutzpflanzen: von Indigo, Zucker und Baumwolle auf Jamaika und Haiti, Tabak auf Kuba und Puerto Rico, Kakao auf Jamaika und Haiti, Pfeffer auf Jamaika und ganz zum Schluß von Kaffee auf Guadeloupe und Martinique. Die Dauer dieſer Periode iſt auf den einzelnen Inſeln und ſelbſt in deren einzelnen Teilen verſchieden geweſen, im allgemeinen darf man aber von 1750 an die dritte Periode der wirtſchaftlichen Entwickelung der weſtindiſchen Inſeln anſetzen: die Zeit der hohen Blüte des Ackerbaues und der Plantagenwirtſchaft, etwa bis zur Abſchaffung der Sklaverei reichend, die auf den Inſeln zu verſchiedenen Zeiten eintrat. Nur auf Haiti begann die Blüteperiode früher, endete aber auch früher; hier kann man ſie von dem Verluſt der ſpaniſchen Herrſchaft über Haitis Weſten datieren. Nachdem dieſer 1697 an die Franzoſenüber— gegangen war, folgte bald, beſonders ſeit 1722, ein ſehr erheblicher Aufſchwung der Kultur, wodurch Haiti damals zum reichſten Lande der Antillen wurde, zum Teil auch wohl, weil ſein Klima dem 1748 eingeführten Kaffeebaum beſonders zuſagte: 1789 erzeugte die Inſel 43 Millionen kg Kaffee und führte für 108 Millionen Mark Produkte aus. Auf Kuba begann ebenfalls nach der Vertreibung der Spanier aus Haiti und Jamaika ein Fortſchritt, da die flüchtigen Spanier ſich meiſtens nach Kuba wendeten, doch wirkte dazu auch die Einnahme Habanas durch die Engländer 1763 mit. Eine weitere Steigerung erfuhr Kubas Ausfuhr durch den Rückgang Haitis um 1800. So hob ſich die Zuckerausfuhr Kubas von 1764 bis 1853 von 1 Million kg auf 3,25, die Tabakausfuhr 1789 —1850 von 2,8 auf 18 und die Kaffee— ausfuhr bis 1835 auf 25 Millionen kg. Jamaika entwickelten die Engländer ſeit 1655 glänzend, ſo daß dieſe Inſel zu Anfang des 19. Jahrhunderts die reichſte der Antillen war und 1805: 10 Millionen kg Kaffee lieferte. Puerto Rico ergab 1824: 9 Millionen kg Zucker und 70000 Tonnen Kaffee, und auch einige der Kleinen Antillen blühten auf, wie Martinique, das 1827: 1 Million kg Kaffee und 24,5 Millionen kg Zucker ausführte. Die vierte Periode iſt durch einen allgemeinen Rückgang des Wohlſtandes infolge der Aufhebung der Sklaverei gekennzeichnet. Da dieſe eine unmittelbare Folge Weſtindien oder die Antillen: Bevölkerung, wirtſchaftliche und politiiche Verhältniſſe. 461 der franzöſiſchen Revolution war, jo wurden zunächſt Guadeloupe, Martinique und der fran- zöſiſche Teil von Haiti davon betroffen und alsbald in gefährliche, ja Haiti in verhängnisvolle Kämpfe hineingeriſſen. Nachdem die Weißen bis 1804 von dieſer Inſel verdrängt worden waren, verfielen die 12000 Pflanzungen des franzöſiſchen und die 5500 des ſpaniſchen Teiles der Inſel und mit ihnen der Anbau von Baumwolle und Zucker und der Wohlſtand der Inſel. Auf Jamaika ſank die Zuckerproduktion von 1833 bis 1841 von 60 auf 25 Millionen kg, und die Grundbeſitzer wanderten aus, obwohl ſie über 117 Millionen Mark Entſchädigung erhielten. Nur auf wenigen Inſeln ging die Aufhebung der Sklaverei ohne große Erjchütte- rungen vorüber, ſo auf Barbados, Antigua und namentlich in den ſpaniſchen Kolonien, wo ſich die Regierung erſt 1880 zur allmählichen, 1886 zur völligen Aufhebung der Sklaverei ent⸗ ſchloß. Die Maßregel betraf aber hier nur noch 25000 Sklaven, da die meiſten Grundbeſitzer ihre Neger bereits nach und nach freigelaſſen hatten; obendrein war das Los der Sklaven auf den ſpaniſchen Inſeln weit weniger hart als auf den engliſchen. Daher ſetzte ſich die Blüte der ſpaniſchen Kolonien Kuba und Puerto Rico gerade in den Jahrzehnten 1830 —80 fort. Die fünfte wirtſchaftliche Periode iſt die eines langſamen Aufſchwungs, wenn⸗ gleich in anderer Weiſe als bisher. Die Neger begannen allmählich einzuſehen, welchen Wert die Arbeit für ihr eigenes Fortkommen habe, bebauten aber den Boden zunächſt nur zur Gewinnung ihrer eigenen Nahrung: der Großgrundbeſitz zerfiel, und an ſeine Stelle traten kleine Landgüter. Überdies drängte die Zuckerkultur den Anbau aller übrigen Nutz⸗ pflanzen zurück, namentlich auf den Kleinen Antillen, während Haiti den Kaffeebau bei- behielt. So hob ſich die Ausfuhr von Martinique von 24,5 Millionen kg im Jahre 1827 auf 49,33 im Jahre 1884. Dieſe Periode wurde um das Jahr 1885 durch eine ſechſte Periode abgelöſt, die noch andauert. Sie wird auf den Kleinen Antillen durch den Rückgang der Zuckerkultur infolge der Konkurrenz der Zuckerrüben und des Preisfalles des Zuckers überhaupt und durch die Verſuche zur Einführung neuer Nutzpflanzen bezeichnet. Der Handel der engliſchen Antillen fiel 1884—97 von 13,4 auf 10,2 Millionen Mark, die Rohzuckerproduktion bis 1900 nach H. de R. Walker auf 2300000 kg. Letztere hat bei einigen Inſeln ganz auf⸗ gehört (Grenada), bei anderen faſt ganz (Tobago, Dominica, Jungferninſeln), und während auf Jamaika und auf allen britiſchen Antillen 1881: 77 Prozent der Ausfuhr auf Zucker kamen, waren es 1911 auf Jamaika nur noch 8,4 Prozent. Dennoch wird auch heute noch auf vielen Inſeln, die durch Orkane zu leiden haben, hauptſächlich Zucker angepflanzt, wie auf Barbados, da ein durch den Orkan zerſtörtes Zuckerfeld bereits nach 115 Jahren wieder eine Ernte gibt, alle übrigen Nutzpflanzen aber erſt ſehr viel ſpäter. So führten denn auch Barbados 1911 für faſt 8, St. Kitts und Nevis für 2,7 Millionen Mark Zucker aus. Ebenſo blüht die Zuckerkultur noch auf den Großen Antillen, Kuba und Puerto Rico, von wo 1911 für 235 und 98 Millionen Mark Zucker aus- geführt wurden, aber auch die Dominikaniſche Republik lieferte für 16,7 und Jamaika für 5 Millionen Mark Zucker zur Ausfuhr. Der Geſamtwert der Zuckerausfuhr aus den Antillen beläuft ſich demnach (1911) auf etwa 365 Millionen Mark, ſo daß Zucker immer noch das weitaus wichtigſte Ausfuhrprodukt Weſtindiens iſt. An zweiter Stelle ſteht Kaffee, deſſen Hauptausfuhrgebiet Haiti iſt, den aber auch Puerto Rico, 1911 für 20 Millionen Mark, liefert; dann folgen Tabak (Tafel 19, Abbil- dung J), allein aus Kuba für 112, aus Puerto Rico für 28 Millionen Mark, und Früchte, 462 Mittelamerika. allein von Jamaika beinahe 30, von Kuba 8, von Puerto Rico S Millionen Mark, faſt ausſchließ⸗ lich Bananen, doch auch Kokosnüſſe, Orangen, Ananas und Limonen. Aus Zitronen bereitet man auf vielen Kleinen Antillen Zitronenſaft, hauptſächlich auf Dominica, wo jährlich für 1% Million Mark davon ausgeführt wird, ſowie auf Montſerrat. Der Arrowroot hat ſich beſonders auf St. Vincent eingebürgert, der Kakao auf Grenada, das für 41, Millionen Mark liefert, ſowie auf Haiti, wo die Dominikaniſche Republik für 16 Millionen Mark aus- führt, während Jamaika nur für 2 liefert. Neuerdings beginnt auf den nördlichen Kleinen Antillen und auf Haiti der Anbau der Baumwolle wieder zuzunehmen, hauptſächlich auf St. Kitts und Montſerrat, die zuſammen ſchon für 1 Million Mark zur Ausfuhr beiſteuern, auf Antigua, Barbados (760000), St. Vincent (840000) und Grenada (180000 Mark). Letz⸗ tere Inſel erzeugt ferner Gewürze für 400000 Mark, Muskatnüſſe und Gewürznelken. Der Anbau von Tee auf den Höhen der Antillen iſt noch nicht weiter entwickelt. Endlich ſind noch Piment und Ingwer auf Jamaika erwähnenswert. Holz, Blauholz, Gelbholz, Guayacanholz kommt hauptſächlich von Haiti, Häute, Vieh, Wachs, Honig von allen Großen Antillen, Erze faſt nur von Kuba, wo die Ausfuhr von Eiſenerzen 1910 faſt 16 Millionen Mark Wert hatte. Die politiſche Geſchichte der Inſeln. Die gegenwärtige Beſitzverteilung zeigt die Tabelle auf S. 463. Im 16. Jahrhundert waren alle Antillen im unbeſtrittenen Beſitze der Spanier, doch beſiedelten dieſe ſeit 1496, dem Jahre der Gründung von Santo Domingo, zunächſt nur Haiti, ſeit 1509 Jamaika und Puerto Rico, von 1511 an durch Velasquez Kuba, die Kleinen Antillen dagegen ſo gut wie nicht, und überdies wanderten nach der Eroberung von Mexiko und Peru viele Spanier von den Antillen dorthin aus. All- mählich aber ging die Seeherrſchaft der Spanier zurück, und andere Mächte kamen empor. In dieſer Übergangszeit blühte das Handwerk der See- und Landräuber, der Flibuſtier, Bukanier und Korſaren, beſonders ſeit 1630. Sie vermochten nur deshalb eine ſo große Bedeutung für die Geſchichte Weſtindiens zu gewinnen, weil Spanien, Frankreich und England ſich damals die Wage hielten; erſt als ſie ſich gegen England wandten, vernichtete dieſes ſie im Laufe von wenigen Jahren, um 1700. Die Nichtſpanier nahmen im 17. Jahrhundert zunächſt die von den Spaniern un⸗ beſetzt gebliebenen Kleinen Antillen ein: die Franzoſen 1625 St. Chriſtoph, 1632 Mont⸗ ſerrat, 1635 Guadeloupe und Martinique, die Holländer 1634 Aruba, Curagao und Bonaire, die Engländer 1624 Barbados, 1625 St. Thomas, 1627 Dominica, 1632 Antigua, 1635 Santa Lucia, aber auch 1655 das unbeſchützte Jamaika; doch hatte 1647 St. Thomas noch keine feſte Anſiedelung. Nur die drei Inſeln St. Vincent, Santa Lucia und Dominica, die Hauptſitze der Karaiben, wurden erſt im 18. Jahrhundert beſiedelt; St. Vincent und Santa Lucia wurden noch Mitte des 17. Jahrhunderts den Karaiben ſogar geradezu überlaſſen unter der Bedingung ihres Verzichtes auf die übrigen Inſeln. An Wirren fehlte es freilich auch im 18. Jahrhundert nicht, denn der ſchon im 17. hervorgetretene Gegenſatz zwiſchen Frankreich und England ſteigerte ſich immer mehr, und das Kriegsglück ſchwankte hin und her. So wechſelten die Kleinen Antillen oft den Beſitzer, bis endlich 1815 Groß— britannien, das 1781 auf Barbados, Antigua, Santa Lucia und Jamaika beſchränkt war, alle Kleinen Antillen feſthalten konnte, mit Ausnahme von Martinique, Guadeloupe und der Hälfte von St. Martin, die franzöſiſch, St. Barthélemy, das ſchwediſch, St. Thomas, St. John und Santa Cruz, die däniſch blieben, ſowie der holländiſchen Inſeln Saba, Weſtindien oder die Antillen: Bevölkerung, wirtſchaftliche und politiſche Verhältniſſe. 463 St. Euſtatius und St. Martin (halb). Im Jahre 1877 gelangte endlich das ſeit 1648 fran- zöſiſche, ſeit 1784 ſchwediſche St. Barthͤlemy an Frankreich zurück. Die gegenwärtigen Beſitzverhältniſſe auf den Großen Antillen. I. Britiſche Beſitzungen: en OKilometer Ne Dichte Bahäma⸗Jufenn Een 0 1783 11405 55 944 5 Turks⸗ und Caicos⸗Inſeln 1783 430 5615 13 0 RE Reed ar er 1655 10 896 31 400 76 Cam Üm)⁸ RE 584 (1909) 6 500 11 ine 9. 2 1667 (?) 150 5 562 3% Anguilla .. . 88 4075 45 St. Chriſtoph = Kitts) t | 1783 176 | 26 283 156 Nevis r | 129 12 945 100 Barbuda . | 189 En 4 Antigua. ee e N 2 | 231 || 1 80 e eee 83 12 200 147 neee ed. 1783 (1805) 777 33 900 43 Santa Lucia ; 1803 (1814) 602 56 600 90 St. Vincent und nördl. Grenadinen BE 360 42 000 122 Grenada und ſüdl. Grenadinen. 1763 345 68 000 — 5 C 430 171500 400 Zufammen: | 2689 1564798 | 58 II. Franzöſiſche n ale Er | 987 184.000 187 e AIR MEN KURT 1603 185 900 116 Deſirade 1770 1816 27 1484 55 Les Saintes und Petite Terre n 18 1728 96 CFCTCC | 149 1906 16 835 ib) Brssertheletiß ., .. 2 ...% . . 1877 | 25 2 616 104 St. Martin (zum Teil). t | 1648 || 3 863 74 Zuſammen: | 2861 396 426 138 III. Niederländiſche Beſitzungen: St. Martin =. Sei) eee Ai 47 2 891 61 S Ain rn 1814 13 1932 149 Ch Guſtatius ne ae 21 1334 63 Zuſammen: 81 6157 76 IV. Däniſche Beſitzungen: Ste. Croix oder Santa Cruz . 218 15 478 71 %% V 1815 86 1901 10684 124 St. John enen | 85 942 17 Zuſammen: 398 27104 75 V. Puerto Rico: (den Vereinigten Staaten gehörig) .. 1899 9314 1136 000 120 VI Selbſtändige Republiken: Dominikaniſche 3 Nun ie 48 577 (1912) 725000 15 Holt r 28 676 2 500 000 92 Kuss en un, 114524 2472000 | 22 V. und VI. zuſammen: 201 0911 6833000 | 34 Antillen, Gefamtfumme: 251287 8 827 480 38 464 Mittelamerika. Von den Großen Antillen ſind Jamaika ſeit 1655 unbeſtritten britiſch, Kuba und Puerto Rico bis 1898 ſpaniſch geblieben. Erſt in dieſem Jahre ging Puerto Rico in den Beſitz der Vereinigten Staaten über, Kuba aber, das dieſe ebenfalls Spanien entriſſen, wurde zur Republik gemacht, ſo daß die Spanier als Kolonialmacht aus Amerika völlig ver— drängt worden ſind. Auf Haiti verloren die Spanier den Weſten ſchon 1697 an die Fran- zoſen und den Oſten in den Befreiungskriegen der ſpaniſchen Koloniſten 1809 an die Domini⸗ kaniſche Republik; der Weſten ging aber in fünfzehnjährigem Kampfe (1791—1804 auch den Franzoſen wieder verloren und verwandelte ſich in die Negerrepublik Haiti. 2. Die Kleinen Antillen. a) Die größeren ſüdlichen Inſeln. Barbados (britijch) iſt trotz ſeiner geringen Größe von nur 430 qkm eines der wich— tigſten Glieder der Antillen. Die Inſel beſteht aus tertiären Kalken und Mergeln mit bitu- minöſen Quellen, Braunkohlenbildungen und Salzlagern, im Oſten aus quartären Korallen— kalken. Sie ſteigt terraſſenförmig aus dem Meer empor, hat im Oſten eine ſteile Riffküſte und iſt im ganzen ein hügeliges Flachland ohne hervorragende Berge; die größte Höhe er— reicht der Mount Hillaby (350 m). Die Vegetation iſt wegen der Regenarmut und der häu— figen Orkane weniger üppig als auf den Nachbarinſeln, zumal da auf Barbados der frucht— bare vulkaniſche Boden völlig fehlt. Im Jahre 1624 von Jakob J. als Lehen an Lord Leigh verliehen, beſaß Barbados 1806 ſchon über 60000, 1834: 84000, 1871: 146000 ſchwarze Bewohner und enthält auch heute nur 10 Prozent Weiße. 1911 betrug die Bevölkerung: 171500, die Volksdichte 400. Das iſt nur möglich geworden, weil die Inſel von jeher dicht bevölkert war und unter den zahlreichen politiſchen, wirtſchaftlichen und elementaren Kata— ſtrophen verhältnismäßig wenig gelitten hat. Selbſt die große Zuckerkriſe zu Ende des 19. Jahrhunderts hat Barbados weniger geſchadet als anderen Inſeln, weil das Land keine großen Pflanzungen enthält, ſondern nur kleine Güter, auf denen die für die Ernährung der Bevölkerung notwendigen Nutzpflanzen: Bananen, Bataten, Yams, Mais, Zuckerrohr, Fruchtbäume, angebaut werden. Immerhin führt Barbados bedeutende Mengen Zucker, Rum und Melaſſe ſowie etwas Arrowroot aus. Viehzucht wird wenig betrieben, der Berg— bau beſchränkt ſich auf die ſeit 1896 eröffneten Aſphalt- oder Manjak-Minen. Die Bedeutung von Barbados liegt vielmehr im Handel, da es zum Hauptſtapelplatz für die britiſchen Kolonien in Mittelamerika geworden iſt, ſeitdem die Royal Mail-Linie die Inſel als Hauptſtation anläuft und von ihr aus Interkolonialdampfer nach den Häfen um das Karaibiſche Meer und nach Guayana ſendet. Im Jahre 1910 hatte die Ausfuhr den Wert von 21776600 Mark, wovon 15662550 auf Erzeugniſſe der Kolonie, 7,92 auf Zucker, 6,22 auf Melaſſe, 0,76 Million Mark auf Baumwolle kamen; die Einfuhr, beſonders Mehl, Holz, Getreide, Hülſenfrüchte, Fiſche, Butter und Induſtriegegenſtände, erreichte 26903880 Mark. Aus dieſem faſt 49 Millionen betragenden Geſamthandel erklärt ſich auch die hohe Tonnenzahl der Schiffe, die 1910 dort verkehrten: 3397000. Eine 32 km lange Eiſenbahn verbindet Bridgetown im Weſten mit St. Andrews im Nordoſten. Die Haupt- ſtadt Bridgetown hat bereits 50000 Einwohner und ſtreitet mit Port of Spain um die Stelle des lebhafteſten Hafens Weſtindiens nach Habana. Weiter im Norden der Weſtküſte liegt Speightstown. Einige Küſtenplätze dienen jetzt als Seebäder und Winterſtationen. Die Kleinen Antillen: Die größeren ſüdlichen Inſeln. 465 Grenada und die Grenadinen (britiſchß. Grenada, das mit den Grenadinen 345 qkm groß iſt, erhebt ſich im Mount Maitland zu 840 m Höhe über dem Meere, trägt neben vielen kleinen Kraterſeen den Grand Etang in einem anſcheinend erloſchenen Krater und beſteht wahrſcheinlich faſt ganz aus Andeſit. Die Formen der Berge ſind bald ſchroff, bald ſanft gerundet, je nachdem Felſenmaſſen aus dem alles überziehenden Walde hervor— ragen oder von ihm verdeckt werden. Grenada wurde 1498 von Kolumbus entdeckt und Aſuncion genannt, blieb aber bis 1650 unbeachtet. Dann begann ein 130jähriger Streit der Engländer und Franzoſen um die Inſel, der 1782 zugunſten der erſteren entſchieden wurde. Während dieſer Zeit wurden die Karaiben ausgerottet und Neger an ihre Stelle geſetzt, die heute noch den Hauptbeſtandteil der Ende 1911 auf gegen 68000 berechneten Bevölkerung bilden. An die Stelle der 1897 völlig erloſchenen Ausfuhr von Zucker iſt die von Kakao getreten, 1910 im Werte von 4426040 Mark, 83 Prozent der 5292800 Mark betragenden Geſamtausfuhr. An dieſer nahmen ferner teil: Nelken und Muskatnüſſe im Werte von 413460 und Baumwolle für 180000 Mark, ſowie kleinere Mengen von Kokos— nüſſen und Zitronenſaft. Die Baumwolle und der Zitronenſaft kommen von Carriacou. An Rum wurden 1911: 63356 Gallonen deſtilliert, aber nicht ausgeführt. Die Einfuhr betrug 1911:6 184540 Mark, vorwiegend Textilwaren, andere Induſtriegegenſtände, Mehl und Fiſch, der Handel erreichte alſo 11477340 Mark. Die Tonnenzahl der 1911 an- und ausgelaufenen Schiffe betrug 535161. Sie verkehrten faſt ausſchließlich in dem Haupthafen St. Georges, der im Südweſten liegenden, 6000 Einwohner zählenden Hauptſtadt der Inſel. Die Grenadinen ſind etwa 600 vulkaniſche Klippen und Inſeln, unter denen Carria⸗ cou, Cannouan, Mayero, Muſtique und Bequia die bekannteſten ſind. Sie haben ſehr geringe Fläche, ſchroffe Formen, waldige Kuppen und machen einen romantiſchen Eindruck. St. Vincent (britiſch). Die eiförmig geſtaltete, 360 qkm große Inſel St. Vincent iſt der Hauptſitz der vulkaniſchen Tätigkeit der Antillen. Sie iſt die einzige, die ſeit der Entdeckung mehrfach, 1718, 1812, 1902, vulkaniſche Ausbrüche gehabt hat, und zwar aus dem in ihrem Norden ſtehenden Vulkane La Soufriere. Dieſer 1128 m hohe Kegelberg hatte vor dem letzten Ausbruche einen Krater von 5 km Umfang und 150 m Tiefe. Am 7. Mai 1902 begann die letzte große Eruption, die den Norden der Inſel verwüſtete und über 2000 Menſchen das Leben gekoſtet hat. Sie fand wie diejenige vom 27. April 1812 am Anfang der Regenzeit ſtatt, gleich- zeitig mit der der Montagne Pelée auf Martinique, und dauerte bis 1904. Aus dem wellen— förmig hügeligen Gelände der Inſel, das von fruchtbaren, mit Pflanzungen bedeckten Tälern durchzogen iſt, erhebt ſich ferner der Morne au Garou zu 900 m Höhe. Die Inſel iſt dicht be- waldet und ſehr maleriſch, hat aber zuweilen, wie 1838 und 1898, unter Zyklonen gelitten. St. Vincent iſt die einzige Inſel der Antillen, auf der ſich noch Reſte der urſprünglichen Bevölkerung erhalten haben, nämlich Karaiben. Dieſe haben gerade hier der Beſiedelung die größten Schwierigkeiten in den Weg gelegt, beſonders zwiſchen 1722 und 1740, in den erſten Jahrzehnten der Pflanzungstätigkeit, aber auch nach der britiſchen Beſitzergreifung (1762). Erſt nachdem 1796 ihrer 5080 nach Britiſch-Honduras geſchafft worden waren, trat Ruhe ein. Heute beſteht die Bevölkerung zum größeren Teil aus Farbigen; 1881 zählte man unter 40500 Bewohnern 28400 Neger und 7080 Miſchlinge, 2700 Europäer, meiſt ſeit 1850 eingewanderte Islenos von den Azoren, 2200 Indier, die ſeit 1861 auf die Inſel gekommen waren, und endlich 200 Karaiben. Vor dem Ausbruch der Soufrière von 1902 hatte St. Vincent 45—46000 Einwohner, am 2. April 1911: 41877. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 30 466 Mittelamerika. Der fruchtbare Boden St. Vincents ergab ſchon um 1740 einen Pflanzungsertrag von 1% Millionen Mark im Jahre, aber die Aufhebung der Sklaverei und der Orkan von 1838, neuerdings der von 1898 und die Eruption der Soufrieère haben die Inſel ſchwer geſchädigt. Der Handel betrug 1910: 3978340 Mark, wovon 2023600 auf die Ausfuhr, 1954740 auf die Einfuhr entfielen. Dieſe kam meiſt von Großbritannien und den britiſchen Kolonien, jene ging nach denſelben. Sie beſtand aus Baumwolle (842000 Mark = 41 Prozent), Arrow— root (600000 Mark = 30 Prozent), Zucker, Sirup, Melaſſe (117000), Vieh (108000) und Kakao (82000 Mark). Baumwolle wird jetzt auf 3600 Acres gepflanzt und hat Arrowroot bereits überflügelt; 1903/04 war der Ausfuhrwert der Baumwolle erſt 16000 Mark. Der Hauptort, Kingstown, mit 6000 Einwohnern nimmt den größten Teil des Handels und der Schiffahrt (1910: 145394 Tonnen) auf ſich; er iſt, wie die weſtindiſchen Städte überhaupt, aus Holz gebaut (Tafel 19, Abbildung 2), reich an Gärten und ſehr maleriſch. Georgetown im Oſten und Chäteau Belair im Nordweſten haben durch den Ausbruch des Vulkans gelitten. Santa Lucia (britiſch). Eine 2000 m tiefe Straße trennt St. Vincent von der durch ihre malerische Schönheit ausgezeichneten, 602 qkm großen Inſel Santa Lucia. Dieſe erhebt ſich im Grand Magaſin oder der Soufriere, einem erloſchenen Vulkan mit Kraterſee, zu 1200 m Höhe und iſt durchaus vulkaniſch, verhielt ſich aber im Jahre 1902 trotz ihrer Lage zwiſchen St. Vincent und Martinique ruhig; bemerkenswert iſt allerdings das Auftreten einer heißen Springquelle im Meere öſtlich der Inſel im Sommer 1902. Vom Jahre 1766 wird ein Ausbruch des 550 m hohen Qualibou berichtet, doch iſt dieſe Nachricht nicht unbedingt glaubhaft. Ein langer Höhenzug, von dem viele Täler zum Meere hinabziehen, verläuft über die ganze Inſel, iſt wegen ſeiner gewaltigen Hochwälder bekannt und enthält noch zahl— reiche heiße Quellen. Die Verſuche der Engländer und Franzoſen, ſich ſeit 1635 auf Santa Lucia feſtzuſetzen, blieben wegen des Widerſtandes der Karaiben lange vergeblich. Daher wurde die Beſie— delung der Inſel erſt ſehr ſpät vollzogen: um 1700 wurde fie nur von Holzfällern aus Martinique und Barbados beſucht, und erſt nach 1720 faßten franzöſiſche Anſiedler feſten Fuß, nach einer Neutralitätsperiode, 1748 bis 1762, England endgültig 1814. Die Bevöl— kerung, 1910: 56600, beſteht zum größten Teil aus Schwarzen; die Zahl der Weißen ſoll 1000 betragen, die Karaiben ſind ausgerottet worden, die Volksdichte iſt 90. Das Haupt- erzeugnis, Zucker, iſt durch die Zuckerkriſe entwertet worden: während die Inſel um 1885 noch jährlich 9 Millionen kg Zucker ausführte, ergab die Zuckerausfuhr 1900 nur noch 1,1, 1911: 1,3 Million Mark. Ausgeführt wird ferner Kakao, meiſt nach Frankreich, 1910 für 818700 Mark, ſo daß Zucker und Kakao 92 Prozent der Ausfuhr beſtreiten. Der Reſt fällt auf Baumwolle (26000), Holz (18520), Früchte (16000), Pfeffer (10920), Zitronenſaft (6400), Rum (7800), und von Viehzuchtserzeugniſſen auf Häute (13640) und Honig (8000 Mark). Die Geſamtausfuhr hatte 1910 den Wert von 2326140 Mark, doch kamen noch Kohlen im Werte von 2337220 Mark hinzu, da Santa Lucia Kohlenſtation für die Kriegs- ſchiffe, auch deutſche, iſt, die dort Schießübungen vornehmen. Der Geſamthandel iſt bei einer Einfuhr von 5544160 Mark: 7870300, mit Kohlen 10207520 Mark. Der Hauptort, Port Caſtries, an der Nordweſtſeite iſt durch ſeinen gegen die Zyklone verhältnismäßig ſicheren Hafen ausgezeichnet und hat 5000 Einwohner. Martinique (franzöſiſch). Wiederum durch eine 2000 m tiefe Straße von ihrer ſüd— lichen Nachbarin geſchieden it Martinique, mit 987 qkm die zweitgrößte der Kleinen Antillen, Die Kleinen Antillen: Die größeren ſüdlichen Inſeln. 467 eine langgeſtreckte, durch die Bucht von Fort de France in zwei ungleiche Teile geſpaltene Inſel. Der niedrigere Süden enthält den 505 m hohen Mont Vauclin und wird von dem höheren Norden durch eine ſchmale Gebirgsbrücke geſchieden. An dieſe lehnt ſich nach Weſten zu Schwemmland, das die Bai von Fort de France immer mehr einengt, während in der Mitte fettes, toniges Land, vielfach auch Kalkſtein die Oberfläche bildet, wie denn auch Riffe die Bucht von Fort de France umſäumen. Den Untergrund von Martinique bildet aber überall Eruptivgeſtein. Der Norden beſteht aus den vulkaniſchen Pitons du Carbet (1207 m) nördlich der Stadt Fort de France, dem Morne Jacob über St. Pierre und dem höchſten Gipfel der ganzen Inſel, der 1350 m hohen Montagne Pelsée (Tafel 18, Abbildung 3). Sie galten für erloſchen, auch die Montagne Pelée. Um jo furchtbarer war die gewaltige Eruption dieſes Vulkans vom 8. Mai 1902, die binnen wenigen Minuten zur Zerſtörung der Stadt St. Pierre und zur Vernichtung von 30000 Menſchen führte. Der Ausbruch wurde bereits im April 1902 eingeleitet, erreichte ſeinen erſten Höhepunkt am 8. Mai früh 8 Uhr in dem Ausſtrömen ungeheuer heißer, giftiger, erſtickender Gaſe, wahrſchein— lich ſchwefliger Säure, und glühenden Schlammes, ſeinen zweiten am 20. Mai und nahm dann langſam ab, wenn auch noch mehrfach im Juni, Auguſt und Oktober 1902 ſowie am 26. März 1903 heftige Eruptionen erfolgten. Bis zu dem Ausbruche der Montagne Pelée war Martinique eine der blühendſten weſtindiſchen Inſeln, da es auf nur 988 qkm 1901: 207000 Bewohner, alſo die hohe Volks— dichte von 210 beſaß; ſeitdem es 1902 jedoch etwa ein Siebentel ſeiner Einwohnerzahl ein— gebüßt hat, iſt dieſe auf 1911: 184000, die Volksdichte auf ungefähr 187 herabgegangen. Die Bevölkerung iſt in Sprache, Sitten und Anſchauungen durchaus franzöſiſch und hat ſeit 1635 mit geringen Unterbrechungen zu Frankreich gehört; nur 1762/63, 1794—1802, 1809 bis 1816 waren die Engländer Herren der Inſel. Gleich darauf empörten ſich die 80000 Schwarzen gegen die 10000 Weißen und 11000 Mulatten, die Bevölkerung betrug alſo damals bereits über 100000 Köpfe; auch 1902 rechnete man kaum 10000 Weiße, aber 100000 Neger und Mulatten. Den Reſt bilden indiſche Kulis. Wirtſchaftlich nahm Martinique erſt nach dem Utrechter Frieden 1713 und ſeit der Einführung des Kaffeebaums durch Desclieux (1717 oder 1723) einen Aufſchwung. Das hauptſächlichſte Produkt war jedoch Zucker, wovon Martinique ſchon 1827: 24,5 Millionen kg neben 1 Million kg Kaffee ausführte. Nach der Aufhebung der Sklaverei fiel die Ausfuhr freilich von 14,8 auf 7,3 Millionen Mark in dem einen Jahr von 1847—48, aber 1884 ergab die Inſel wieder 49,3 Millionen kg Zucker, 17,6 Millionen Liter Rum und die dieſem ähn— liche, aber in geringeren Mengen zur Ausfuhr gelangende Täfia, dazu 481000 kg Kakao, 365000 kg Holz, 118000 kg Kaſſia und etwas Kaffee. Die Zuckerkriſe, der Orkan von 1891 und ungünſtige Handelsverhältniſſe haben allerdings ſeitdem einen Rückgang hervorgerufen; der Ausbruch des Vulkans hat aber nur einen geringen Teil des bebauten Landes vernichtet. Immerhin betrug die Ausfuhr 1901: 19, 1911: 22, die Einfuhr 1901: 21,6, 1911: 15,6 Millionen Mark; der Handel Martiniques 1911 alſo gegen 38 Millionen Mark. Eiſen— bahnen gibt es etwa 200 km. Die Hauptorte Martiniques waren bis 1902 St. Pierre und Fort de France. Zwiſchen beiden beſtand inſofern ein Gegenſatz, als Fort de France, obwohl Sitz der Regie— rung, des oberſten Gerichtes und mehrerer anderer hoher Behörden, nur 20000 Bewohner hatte gegen 30000, die das ungeſundere, dem Paſſat abgekehrte St. Pierre zählte; dabei 30* 468 | Mittelamerika. iſt der Hafen von Fort de France weit beſſer als der von St. Pierre. Dieſer Wettbewerb iſt am 8. Mai 1902 durch die Vernichtung von St. Pierre ſeitens der Montagne Pelée ab- geſchnitten worden: St. Pierre exiſtiert nicht mehr, und man geht kaum zu weit, wenn man ſagt, es ſei dort kein Stein auf dem anderen geblieben. Von glühenden Steinen entzündet und von ſiedenden Schlammaſſen überſchüttet, bildet St. Pierre jetzt ein ſchauerliches Trüm⸗ mer- und Totenfeld (Tafel 18, Abbildung 3), während früher die dicht aneinander gedräng- ten Häuſer den Eindruck einer geſchäftigen Seehandelsſtadt machten gegenüber dem mehr weſtindiſchen Kolonialſtadttypus zeigenden Fort de France. Die Orte Le Lamantin und Le Francois hatten 14000 und 11000 Bewohner. Dominica (britiſch). Dieſe Inſel hat eine ähnliche Geſtalt wie Santa Lucia, gehört auch zu der vulkaniſchen Reihe der Kleinen Antillen und iſt die zweithöchſte derſelben, da ihr Hauptgipfel, Morne Diablotin, mit 1447 m Höhe nur den Bergen von Guadeloupe nachſteht. Auch er iſt ein alter Vulkan, in deſſen Kraterbecken ein mit ſiedendem Waſſer gefüllter See lag; dieſer hat jedoch durch Bodenbewegungen ſeit 1880 ſeine Eigenart eingebüßt und iſt 1902 während der Ausbrüche auf Martinique und St. Vincent verſiegt, was auf ſtärkere vulkaniſche Regungen auch auf dieſer Inſel ſchließen läßt. Überdies treten zahlreiche Kegel— berge und heiße Quellen auf. Das oft lockere vulkaniſche Geſtein der Inſel iſt von vielen Waſſerläufen in tiefen Eroſionstälern angeſchnitten worden, ſo daß die orographiſche Glie— derung Dominicas mannigfaltig iſt. Da die Gebirge überdies mit mächtigen Wäldern bedeckt und die aus Lavaſtrömen gebildeten Küſten wenig zugänglich ſind, ſo iſt Dominica ſtets von geringer Bedeutung geweſen. Überhaupt war die Entwickelung der Inſel langſam, da die Karaiben bis 1748 ſie allein zu beherrſchen verſtanden; erſt 1756 ſetzte ſich England in den Beſitz Dominicas und hat es mit Ausnahme der Jahre 1771—82 und 1805 gegen die Franzoſen gehalten. 1911 betrug die Bevölkerung Dominicas nur 33900, die Volksdichte nur 43. Die Einwohner ſind vorwiegend Farbige: Neger und Mulatten. Auch hier wurde die Entwickelung durch die Abſchaffung der Sklaverei unterbrochen, und der Rückgang der Zuckerpreiſe ergab in den 1890er Jahren einen zweiten Rückſchlag: 1892 führte Dominica 110000 kg Zucker aus, 1901 nur noch 7500 kg, ſo daß die Zuckerinduſtrie auf der Inſel faſt völlig erloſchen iſt. An ihre Stelle iſt der Anbau von Kakao und Zitronen getreten, der 1910/11 für 1406660 Mark Zitronenſaft und für 475000 Mark Kakao ergab, und ferner kommen Früchte und wilder Honig ſowie etwas Kaffee, Arrowroot, Baumwolle, Holz und Bay-Rum zur Ausfuhr. 70000 Hevea-Pflanzen ſowie Vanille bieten gute Ausſichten. Die Inſel enthält noch immer faſt 158000 Acres unkultiviertes Land, von denen 80000 kultivierbar ſein würden. Die Ausfuhr betrug 1910: 2242200, die Einfuhr 2946440, der Handel alſo 5188640 Mark, die Tonnenzahl der Schiffe 695000. Der Hauptort Port Roſeau oder Charlottetown, maleriſch an der Weſtſeite der Inſel vor den grünen, mit Kaffee bepflanzten Hügeln gelegen, iſt eine ſtark zurückgegangene Stadt von 6000 Einwohnern mit langen, breiten Straßen. Die Guadeloupe-Gruppe (franzöſiſch) nimmt zuſammen 1780 qkm ein: Guadeloupe 1586, Marie Galante 149, Dejirade 27, Les Saintes und Petite Terre 18. Geologiſch laſſen ſich dieſe Inſeln zwei Zonen der Antillen einordnen, nämlich die Saintes und der hohe Weſten von Guadeloupe, Baſſe Terre, der inneren vulkaniſchen, die anderen Inſeln und der flache Oſten von Guadeloupe, Grande Terre, der äußeren tertiären Kalk- und Sandſteinzone, doch ſollen nach Spencer im Weſten der Hauptinſel auch ältere Eruptivgeſteine vorkommen. Die Kleinen Antillen: Die größeren ſüdlichen Inſeln. 469 Die weſtlichen, vulkaniſchen Inſeln ſind ſehr zerriſſen, mit bewaldeten Kuppen, Kegeln und Klippen bedeckt und waſſerreich, die öſtlichen dagegen flach, niedrig, trocken und waſſerarm. Die ſieben Saintes gelten als Reſte zweier zerſprengter Vulkane, enthalten Krater und Lavahügel, erheben ſich im Chameau auf der öſtlichſten, Terre de Haut, zu 316 m und haben nur wenig Vegetation, aber (1906) über 1700 Bewohner (Ackerbauer und Fiſcher), alſo die Volksdichte von 96. Marie Galante iſt eine terraſſenförmig aufſteigende ebene Kalkſteininſel von 205 m Höhe, mit poröſem Boden, geringer Vegetation und ſpärlichem Anbau, doch 1906: 16800 Einwohnern und der Volksdichte von 113. Petite Terre wird nur gelegentlich bewohnt, während La Dejirade, eine langgeſtreckte Kalkſteininſel von 278 m Höhe, 1906: 1500 Menſchen beherbergte (Volksdichte 55). La Guadeloupe ſetzt ſich zuſammen aus einem flachen öſtlichen Teil, Grande Terre, von 656 qkm und einem hohen weſtlichen, Baſſe Terre, von 930 qkm Fläche. Dieſe Namen ſind irreführend, da Grande Terre der kleinere, Baſſe Terre der höhere Teil iſt; man bezeichnete aber im 17. Jahrhundert die öſtlichen Küſten mit Capes Terre, die weſtlichen mit Baſſe Terre. Grande Terre beſteht aus rotem, ſehr fruchtbarem Boden auf den Erhöhungen und ſchwarzer Humusdecke in den Niederungen ſowie aus gelben Tonen und vulkaniſcher, von Baſſe Terre ſtammender Aſche, im Oſten aus Korallenkalk und erreicht nur 130 m Höhe. Es beſitzt keine Bäche, ja kaum Quellen, iſt in der Trockenzeit geradezu waſſerarm und daher, namentlich auf der Oſtſeite, ſehr ſchwach bewohnt; im Weſten liegt die durch Eiſenbahn mit La Bathie verbundene freundliche Stadt Point Pitre am Buſen Petit Cul de Sac. Sie hat 15000 Einwohner in zweiſtöckigen Holzhäuſern, verdankt ihre Bedeutung dem geſchützten Hafen, hat ſich ſeit ihrer Gründung, 1760, raſch entwickelt und iſt jetzt Haupthandelsplatz der Inſel. Baſſe Terre hängt mit Grande Terre durch eine ſchmale, von der Rivière Salbe durchfloſſene Landenge zuſammen und erhebt ſich in der Grande Soufriere, der höchſten Spitze der Kleinen Antillen, zu 1677 m. Dieſer alte Vulkan enthält in ſeinem zerriſſenen, nackt über den Wäldern emporſteigenden Kegel einen Krater, iſt in Fumarolenzuſtand und hat ſich 1902 während der Eruption auf Martinique nicht geregt. Der Sans Toucher (1480 m), die Deux Mamelles (773 m), die Groſſe Montagne (720 m) und der Caraibe (698 m) liegen ſämtlich auf der nach Nordnordweſten ſtreichenden Achſe von Guadeloupe, ſind dicht be— waldet und entſenden viele Waſſerläufe nach den Küſten. An dieſen findet man die meiſten Pflanzungen ſowie die von grünenden Hügeln umgebene, aber ſonſt häßliche, aus Holz gebaute Hauptſtadt von Guadeloupe, Baſſe Terre, mit 12000 Einwohnern. Guadeloupe wurde im Jahre 1635 zuerſt von Franzoſen beſiedelt und hat eine ſehr wechſelvolle Geſchichte gehabt, da die Engländer es nicht weniger als ſechsmal, 1666, 1691, 1703, 1759, 1794 und 1810, jedoch meiſt nur auf kurze Zeit, zuletzt auf 5 Jahre, in Beſitz nahmen. Nach der Ausrottung der Karaiben beſteht die Bevölkerung von Guadeloupe großenteils aus Negern und Mulatten, aber nur wenigen (1000) Weißen und etwa 15000 indiſchen Kulis, deren nach Aufhebung der Sklaverei etwa 40000 eingeführt worden ſind. 1911 zählte man 212000 Menſchen auf Guadeloupe, was eine Volksdichte von 119 ergibt, doch hatte die Inſel ſchon 1794: 108000, um 1860: 132000 Einwohner. Wirtſchaftlich er— lebte Guadeloupe von 1847 auf 1848 einen ſtarken Rückgang in der Erzeugung ſeines Haupt⸗ produktes Zucker, deſſen Ausfuhr von 38 auf 17 Millionen kg fiel, und nach langſamem Auf— ſchwung der Zuckerinduſtrie die völlige Entwertung des Zuckers. Dagegen ſtieg in demſelben Jahre die Kaffeeausfuhr auf 700000 kg, die von Kakao auf 300000 kg, und außerdem werden 470 Mittelamerika. bedeutende Mengen Melaſſe ſowie in geringeren Mengen Rum und Vanille ausgeführt, Tabak, Bananen, Orangen, Mais, Baumwolle und Rucu angepflanzt. Der Handel hatte 1911 einen Wert von 31,7 Millionen Mark, wovon 15,5 auf die Einfuhr und 16,2 auf die Ausfuhr kamen. p) Die kleineren nördlichen Inſeln. Nördlich von Guadeloupe beginnt die ſchon ſeit Marie Galante vorbereitete Doppel— reihe kleinerer Inſeln, welche die Engländer die Leewardinſeln nennen. Montſerrat und Redonda britiſch). Montſerrat hat nur 83 qkm Fläche, aber 914 m Höhe, enthält im Süden zwei Soufrieres (Solfataren, Schwefelkrater), von denen die eine noch Anzeichen von Tätigkeit geben ſoll, in der Mitte die niedrigeren Centre Hills, im Norden die Silver Hills und iſt durch eine von 1897 bis 1900 dauernde Erdbebenperiode neuerdings wieder bekannter geworden, weil man in dieſer den Vorläufer, wenn nicht die Urſache für die Eruptionen der übrigen Antillenvulkane geſehen hat. Montſerrat war eine der erſten von den Franzoſen 1625 beſetzten Kleinen Antillen, iſt aber ſeit 1815 in den Händen der Engländer und hatte unter dieſen bis vor kurzem eine bemerkenswerte Blüte erreicht, ſo daß es noch 1897 für 440000 Mark, beſonders Zucker und Zitronenſaft, ausführen konnte; im Jahre 1899 zerſtörte jedoch ein großer Orkan die Pflanzungen und ſogar die Waldungen, ſo daß die Ausfuhr 1900 nur 160000 Mark betrug. Im Jahre 1910 hat ſich aber wieder die von Zitronenſaft von 7360 auf 180000 Mark gehoben, während die von Zucker nur noch 190 Tonnen betrug. Dagegen hat Baumwolle einen Ausfuhrwert von 314000 Mark erlangt; überdies hat man begonnen, Zwiebeln in größerem Maßſtabe anzupflanzen. Die Ausfuhr betrug 1910/11: 687860 Mark, die Einfuhr 762 120, der Handel alſo 1449980 Mark, die Schiffstonnenzahl 1910: 360326. Der Hauptort New Plymouth an der Weſtküſte iſt ein beſcheidenes, aber anmutig gelegenes Städtchen. Die ganze Inſel hat nur 12200 Einwohner, aber die hohe Volksdichte von 147. Redonda iſt ein 182 m hoher vulkaniſcher Kegel von 1,3 qkm Fläche mit 18 Einwohnern. Nevis und St. Chriſtoph (britiſch). Nevis und St. Chriſtoph oder St. Kitts ſind politiſch, wirtſchaftlich und auch in bezug auf ihre Bodenbeſchaffenheit eng verbunden; beide liegen auf einem gemeinſamen Sockel, find nur durch eine 3 km breite, 8 m tiefe, mit Riffen beſetzte Meerenge getrennt und bilden zuſammen die Preſideney St. Kitts-Nevis der Leeward Islands. Nevis iſt ein impoſanter erloſchener Vulkan von 129 qkm Fläche und faſt 1100 m Höhe, St. Chriſtoph (176 qkm) beſteht aus einer Nevis entgegengeſtreckten Halb— inſel mit einem Salzſee und aus einem vulkaniſchen Hauptkörper mit dem 1300 m hohen Mount Miſery, deſſen ſcharfgeränderter, 729 m tiefer Krater 1692 noch tätig geweſen ſein ſoll, jetzt aber einen See und Beſtände von Kohlpalmen, Gras und Bäumen enthält. Der vielfach aus vulkaniſcher Aſche beſtehende, poröſe, ſehr fruchtbare Boden erzeugte von jeher viel Zucker, ſowohl zur Zeit der Malteſer von 1651 an, als auch in der zweiten Blüte— periode zu Anfang des 19. Jahrhunderts und noch heute im Verhältnis zu den Nachbarinſeln. Der Rückgang der Zuckerpreiſe hat die Inſeln jedoch geſchädigt. 1910 wurden nur für 2724120 Mark Zucker ausgeführt, dafür aber für 769500 Mark Baumwolle. Immerhin war die Geſamtausfuhr faſt 4, die Einfuhr 3,8, der Handel 7,8 Millionen Mark. Der Schiffs- verkehr betrug auf beiden Inſeln 1910: 593942 Tonnen. St. Chriſtoph und Nevis haben auch politiſch dieſelben Schickſale gehabt. Im Jahre 1625 von den Franzoſen, dann von den Engländern beſiedelt, waren ſie ſeit 1651 Eigentum Die Kleinen Antillen: Die kleineren nördlichen Inſeln. 471 des Malteſerordens, dann bis 1713 zwiſchen England und Frankreich geteilt und gehören ſeitdem England, außer 1782/83. Die urſprünglich franzöſiſche Bevölkerung wurde nach und nach durch Engländer erſetzt, die Hauptmaſſe der Bevölkerung aber ſind Neger und Mulatten. Nevis hat mit 1911: 12945 Bewohnern die Volksdichte von 100, St. Chriſtoph mit 26283 Be- wohnern 156. Hauptort von Nevis iſt Charlottetown an der Weſtſeite, von St. Chriſtoph die an den grünen Hügeln des Affenberges langgeſtreckte typiſch weſtindiſche Stadt Baſſe Terre. St. Euſtatius und Saba (niederländisch). Dieſe zwei ſeit 1635 niederländischen Inſeln ſind die letzten der vulkaniſchen Kleinen Antillen; erſteres hat aber nur 20,7, Saba nur 13 qkm Fläche. St. Euſtatius beſteht aus dem erloſchenen Vulkan Punchbowl im Süden (600 m) und einem vulkaniſchen Bergland im Norden, die beide durch eine weite Ebene verbunden ſind, auf welcher der Hauptort Oranjeſtad oder Orangetown liegt. Saba iſt ein erloſchener Vulkan von 860 m Höhe. St. Euſtatius hatte 1911: 1344, Saba 1932 Einwohner. Der Handel betrug in St. Euſtatius 151702 Mark, davon 73422 in der Einfuhr, 78280 in der Ausfuhr. Dieſe beſtand beſonders aus Baumwolle und Baumwollſamen (17480 Mark), Ba⸗ taten und YHams (9000), Zitronenſaft und Vieh, während Saba Spitzen (14800), Zitronen- ſaft, Kartoffeln (1640), Zwiebeln (1070) und Vieh zu der 20000 Mark betragenden Ausfuhr lieferte. Die Einfuhr nach Saba hatte den Wert von 115080, der Handel den von 135000 Mark. Die Bevölkerung ſitzt auf Saba ſehr dicht (Volksdichte 148) an den Gehängen des Vulkans; auf St. Euſtatius iſt die Volksdichte mit 64 für die Kleinen Antillen normal. Antigua (britiſch), St. Barthélemy (franzöſiſch), St. Martin (niederländiſch und franzöſiſch), Anguilla (britiſchß). Im Oſten der inneren Zone der Kleinen Antillen beginnt mit Antigua zuerſt die mittlere Zone dieſes Bogens, welche die eben genannten vier Inſeln ſowie Dog Island umfaßt. Zwar treten nach J. W. Spencer ſchon auf Baſſe Terre (Guade— loupe), St. Chriſtoph und St. Euſtatius ältere Exuptivgeſteine im Untergrunde auf, allein auf Antigua bilden ſie zuerſt in Form porphyritiſchen Materials einen vollſtändigen Ab— ſchnitt der Inſel. Dieſes Geſtein iſt wahrſcheinlich der Kreidezeit zuzurechnen und wird in der Mitte von Antigua von veränderten Breccien begleitet, über denen tertiäre Tuffe und Konglomerate mit marinen Kalken und Sanden, wahrſcheinlich tertiäre Süßwaſſerbildungen, von etwa 1000 m Mächtigkeit in 12—20° nach Nordoſten fallende Bänke bilden, während der Nordoſten der Inſel aus weißen, grauen, gelblichen Kalken und Mergeln, kalkigem Sandſtein mit 10° Einfall nach Nordoſten ſowie aus Kieſen beſteht, die dem mittleren und oberen Tertiär zugehören. Die Höhe von Antigua beträgt 400 m, und das trockene Klima verhindert mit dem poröſen, ebenen Boden die Ausbildung von Bächen, ſo daß das Waſſer in Ziſternen aufgefangen werden muß. Der trotzdem anfangs wohl vorhanden geweſene Wald hat infolge der ſeit 1632 durch die Engländer begonnenen Beſiedelung zuerſt der Baumwollkultur, dann, nach Abſchaffung der Sklaverei (1838), Zuckerpflanzungen Platz gemacht. An Zucker wurden 1910 aber doch noch 13488 Tonnen ausgeführt. Auf 16481 von 52 794 kultivierbaren Acres Land pflanzt man außer Zuckerrohr neuerdings auch Baum— wolle, deren Ausfuhrwert 1910: 171380 Mark betrug, und Zwiebeln und hat Verſuche mit dem Anbau von ams, Bataten, Mais, Bohnen, Tabak, Baumwolle und Früchten gemacht, beſonders von Ananas, Orangen, Zitronen, Limonen, Granatäpfeln, Guayabo und Mangos. Die Ausfuhr geht faſt ausſchließlich nach den Vereinigten Staaten und betrug 1910: 3,92, die Einfuhr 3,4, der Handel 7,32 Millionen Mark. Der Schiffsverkehr hatte 1910 die bedeu— tende Tonnenzahl von 644705, da Antigua wegen ſeiner zentralen Lage zum Hauptplatz 472 | Mittelamerifa. der Leewardgruppe gewählt worden iſt. In der Hauptſtadt St. John oder Johnstown ver— einigen ſich etwa 15000 von den 30000 meiſt farbigen Bewohnern Antiguas; die Inſel hat die hohe Volksdichte von 136. Antigua iſt nur 1666—88 franzöſiſch, ſonſt ſtets britiſch ge— weſen und hat ſeine Blüte zum großen Teil der Familie Codrington zu verdanken. St. Barthélemy beſteht aus einem Grundgerüſt von alten Eruptivgeſteinen, im Norden aus tertiären Kalken, Tuffen, Konglomeraten und Sanden wie Antigua, erreicht nur 300 m Höhe, iſt hügelig, felſig, mit Salzſümpfen bedeckt und ermangelt ſüßen Waſſers völlig. Die von den Engländern St. Barts genannte Inſel wurde zuerſt von Franzoſen beſiedelt, 1784 an Schweden abgetreten, aber 1877 an Frankreich zurückverkauft. Die Bevölkerung, 1906: 2616, ſitzt mit einer Dichte von 104 auf der nur 25 qkm großen Inſel, ſpricht zwar Engliſch, hat aber franzöſiſche Sitten und Gebräuche und beſteht zu zwei Dritteln aus ſeit 1847 freien Negern. Dieſe bauen Zucker, Tabak, Früchte, Maniok, etwas Kakao und Baum- wolle und leben zum Teil in dem Haupthafen Le Carénage und der kleinen Stadt Guſtavia. St. Martin (franzöſiſch und niederländiſch) wird aus einem Grundgerüſt von Horn— blendegranit, Quarzaugitdiorit, Diabas, Porphyrit, Quarzporphyr und deren Breccien ge— bildet, enthält aber auch Kalkſilikathornfelſe und Malakolithſchiefer, alſo die Spuren eines kriſtallinen Schiefergebirges, und darüber alttertiäre Tuffe, Konglomerate, marine Kalk— ſteine und Sandſteine, mitteltertiäre Kalke und Mergel ſowie im Südoſten pliozäne kalkige Mergel und Sandſteine, endlich Sand mit vulkaniſchen Bomben. Die Inſel (99 qkm) iſt ein im Morne du Paradis zu 585 m Höhe aufſteigendes Hügelland, das im Oſten und Weſten große Lagunen mit langen Nehrungen beſitzt. Die Bevölkerung beſteht zu einem Viertel aus Weißen, meiſt Engländern, und betrug 1911 in dem 47 qkm umfaſſenden, ſeit 1648 niederländiſchen Teil 2891 Köpfe, während in dem 52 qkm großen nördlichen 1906: 3863 unter franzöſiſcher Herrſchaft lebten; die Volksdichte war alſo 67. Die Einwohnerzahl iſt gegen 1889 um 1300 zurückgegangen. Hauptort des niederländiſchen Teils iſt Philipps⸗ burg, des franzöſiſchen Marigot. Erſterer hatte 1911 eine Handelsbewegung von 455300 Mark, wovon 271100 auf die Einfuhr, 184200 auf die Ausfuhr kamen; letztere beſtand in Baumwolle, Baumwollſamen (146460), Salz (66640 Mark) und Vieh. Dog Island und Anguilla (britiſch) beſtehen ebenfalls aus alten Eruptivgeſteinen und tertiärem Kalkſtein. Anguilla (88 qkm) hat ihren Namen (Aal) von ihrer Geſtalt, iſt flach und niedrig, enthält in der Mitte einen Salzſee und war 1911 von 4075 meiſt farbigen Bewohnern beſiedelt, die Viehzucht treiben und Salz ausführen; die Volksdichte beträgt 46. Barbuda und Sombrero (britifch). Im Oſten der mittleren Reihe der Kleinen Antillen liegt Barbuda als ein Reſt der von Barbados über Marie Galante und Grande Terre nach Sombrero und Anegada verlaufenden äußeren Zone derſelben und beſteht daher aus einer tertiären und quartären 60 m hohen Kalkſteinplatte mit rezenten Riffen. Da ihr Boden das Waſſer wie ein Schwamm einſaugt, fo iſt er für den Ackerbau ungeeignet; überdies iſt die Inſel ohne Hafen. Da ſie außerdem ſeit 1860 ein Lehen der Familie Codrington iſt, ſo hatte ſie 1901 nur 775 faſt ausſchließlich weiße Bewohner und damit die ſehr geringe Volksdichte von 4; ſie bildet daher in vieler Beziehung einen Gegenſatz gegen die übrigen Antillen. Der Hauptort iſt Codrington. Sombrero iſt ein flaches Eiland aus Korallenkalk, Phosphat und Guano, die eine Zeitlang abgebaut wurden; es wird nur von der Bedienungsmannſchaft eines Leuchtturms bewohnt. Die Jungferninſeln (Virgin Islands; britiſch und däniſch). Ein 3000 m tiefes Die Kleinen Antillen: Die kleineren nördlichen Inſeln. 473 Meer trennt die Doginſel und Sombrero von den Jungferninſeln oder Virgin Islands, die wegen ihrer Abſonderung von den übrigen Kleinen Antillen gewöhnlich als eine Gruppe für ſich angeſehen werden. Vier von ihnen liegen dicht beiſammen, nämlich Virgin Gorda, Tortola, St. John und St. Thomas, Santa Cruz oder Ste. Croix 60 km im Süden der letzteren, Anegada 30 km im Nordoſten von Tortola. Im ganzen gehören der Gruppe etwa 100 Eilande an, die jedoch zuſammen nur 509 qkm umfaſſen, unter Einrechnung von Vieques und Culebra vor Puerto Rico 658. Von dieſer Fläche nehmen die größeren däniſchen Inſeln: Santa Cruz, St. Thomas und St. John 218, 86, 55, zuſammen 359 qkm ein, während die kleineren britiſchen: Tortola, Virgin Gorda und Anegada 150 qkm bedecken. Von den genannten Inſeln vertritt das trockene, waſſerarme Anegada mit gefähr— lichen Riffen und nur zeitweiliger Beſiedelung die äußere tertiäre Zone der Antillen. Die übrigen Inſeln gehören der mittleren Zone an, da ſie aus kriſtallinen Schiefern und alten Eruptivgeſteinen beſtehen, nämlich aus Tonſchiefer, Quarziten und Urkalk einerſeits, Granit, Diorit, Quarzporphyr, Felſit und ihren Breccien, auch der in Weſtindien häufigen Diorit— breccie Blue-Beache anderſeits. Daneben kommen aber auch jüngere Eruptivgeſteine, wie Baſalte, vereinzelt vor, z. B. auf Copper Island. Die genannten Geſteine bauen im ganzen hügelige, mäßig hohe, an den Küſten ſteile Hügel auf, deren früher gut bewaldete Rücken jetzt kahl oder doch nur mit mäßiger Vegetation beſtanden ſind. Die Inſel Ste. Croix erreicht 350, St. Thomas 474 m Höhe, die übrigen ſind niedriger, manche Koralleninſeln, auch Anegada, ganz eben. Der Wald iſt im Laufe der Jahrhunderte ausgerottet worden, und an ſeine Stelle iſt Strauchwerk getreten, das mit Pflanzungen wechſelt und die Inſeln doch im ganzen grün und einladend erſcheinen läßt; Waſſer iſt aber ſpärlich. Die Jungferninſeln wurden 1625 zuerſt vorübergehend von Europäern, dann 1666 von Holländern, 1667 von Engländern, 1671 von der Däniſch-Weſtindiſchen Geſellſchaft be- ſiedelt. Seitdem ſind die Inſeln St. Thomas, Santa Cruz und St. John mit Ausnahme der Jahre 1801 und 1807 ſtets däniſch, die übrigen dauernd britiſch, Culebra und Vieques bis 1899 ſpaniſch geweſen. In dieſem Jahre gingen dieſe beiden Inſeln mit Puerto Rico an die Vereinigten Staaten über. Die däniſchen Inſeln. St. Thomas hatte Mitte des 19. Jahrhunderts dieſelbe Stellung wie heute Barbados, ja eine noch weit beherrſchendere, da es den Handel mit den Uferländern des Karaibiſchen Meeres faſt allein vermittelte. Damals zur Blütezeit der Segelſchiffahrt, aber auch noch Jahrzehnte darüber hinaus, war es ein Freihafen mit ge— waltigen Warenniederlagen und der Mittelpunkt des interkolonialen Handels. Seitdem aber die Dampfſchiffahrt erweitert und Barbados als Stützpunkt für die britiſchen Linien ge— wählt worden iſt, hat das Monopol von St. Thomas ein Ende genommen; dazu kamen die Entwertung des Zuckers, der ſchwere Orkan von 1867, Erdbeben und Cholera. Auf Santa Cruz wurde der Rückgang durch die allerdings ſehr vorſichtig eingeleitete Abſchaffung der Sklaverei hervorgerufen, die Negeraufſtände, Auswanderung, eine Zerſplitterung der großen Zuckerpflanzungen und eine beträchtliche Abnahme ihrer Erträge zur Folge hatte. Da die Regierung mit der Abſicht umging, die Inſeln an die Union zu verkaufen, ſo tat ſie für ihre Hebung wenig. Nachdem aber im Mai 1902 ihr Verbleiben bei Dänemark entſchieden war, ſucht man ſie durch Gründung von Handelsgeſellſchaften zu heben, und erwartet nach Eröffnung des Panamäkanals einen größeren Aufſchwung. Im Jahre 1911 zählte man auf Santa Cruz noch 15478, auf St. Thomas 10684 474 Mittelamerika. Bewohner, gegen 1890: 12019, auf dem durch einen guten Hafen ausgezeichneten St. John nur 942, im ganzen 27104, was Volksdichten von 71, 124, 17 und 75 ergibt. Die Hauptſtadt, Charlotte Amalie, mit 10000 Einwohnern, liegt maleriſch in drei Abteilungen zwiſchen den Bergen und dem wunderſchönen Hafen von St. Thomas und macht mit ihren weißen Häuſern, den roten Dächern und den ragenden Kokospalmen auf dem öden Erdreich einen farbenprächtigen Eindruck (ſ. die beigeheftete Farbentafel). Auf Santa Cruz liegen zwei Ortſchaften, im Weſten Frederikſtaed, im Norden Chriſtianſtaed. Die britiſchen Inſeln. Die britiſchen Jungferninſeln hatten 1911: 5562 Einwohner, alſo eine Dichte von 37, und ſind nie bedeutend geweſen, obwohl Tortola einen guten Hafen beſitzt. Doch hatte auch Tortola vor der Abſchaffung der Sklaverei 11000 Einwohner und große Ausfuhr von Zucker, während neuerdings faſt kein Zucker ausgeführt wird; an ſeine Stelle ſind Baumwolle und Zitronen getreten. Die Ausfuhr hatte 1910 den Wert von 132 200, die Einfuhr von 174430 Mark, und der Schiffstonnengehalt betrug 12770 (1891: 24000). Spaniſh Town und Road Town ſind kleine Anſiedelungen auf Tortola. 3. Die Großen Antillen. a) Puerto Rico. Puerto Rico iſt mit 9314 qkm die kleinſte Inſel der Großen Antillen und zugleich die am regelmäßigſten gebaute, da ſie faſt rechteckig geſtaltet iſt und außer der Bucht von Guayama im Südoſten keine größeren Einſchnitte aufweiſt. Ihre Küſten ſind weithin flach, einförmig und ermangeln guter Häfen, von denen die beſten der bisher unbenutzte von Guanica im Südweſten und der von San Juan im Nordoſten ſind, während Arecibo, Aguadilla, Maya— guez und Ponce mehr oder weniger offene Reeden haben. Nach Bau und Zuſammen— ſetzung beſteht Puerto Rico aus einem Grundgerüſt von roten und grauen Schiefern, Dioritporphyrit, der Diabasbreccie Blue Beache und wahrſcheinlich auch Sandſtein, Ab— lagerungen, die als Fortſetzung der mittleren Zone der Kleinen Antillen anzuſehen, aber dem Alter nach nicht näher bekannt ſind. Außerdem kommt im Süden kretazeiſcher Kalkſtein, im ganzen Norden von der Nordküſte bis zu dem Hauptgebirge der Inſel eine tertiäre Kalk— ſteintafel vor, über welche die ziemlich waſſerreichen Flüſſe Loiza, Bayamon, La Plata, Morovis, Manati und Grande in engen Tälern zum Meere hinablaufen. Das Hauptgebirge ſelbſt fällt nach Norden ſanft, nach Süden ſchroff ab und ſcheint einfach gebaut zu ſein; es beſteht aus den oben zuerſt genannten älteren Ablagerungen und erreicht etwa 700, im Oſten in dem Gebirgsſtocke des Luquillo, und zwar im Gipfel El Yunque, 1130 m Höhe. Wald iſt nur noch wenig vorhanden, da die Inſel großenteils bebaut iſt, und wo er noch auf— tritt, iſt es meiſtens Trockenwald, kein feuchter Regenwald; den flachen Norden nehmen weite Savannen ein. Die Inſel Vieques (Crab Island) iſt ein abgegliedertes Stück von Puerto Rico, Culebra ähnelt St. Thomas. An die Stelle der Aruak-Be völkerung der Inſel Boriquen oder Puerto Rico ſind ſeit 1509 Spanier getreten, doch haben ſich die beiden Raſſen zu den Jivaros, den jetzigen kleinen Bauern des Landes, vermiſcht. Neger ſind ſeltener als auf den meiſten Antillen, da die weiße Einwanderung ſtärker war als dort. Anfangs vernachläſſigte Spanien Puerto Rico ſehr und nahm erſt ſeit 1763 Anteil an der Inſel; dann folgte ein Rückgang, bedingt durch Kämpfe des Mutterlandes und durch Wirren auf der Inſel ſelbſt, von 1823 an aber führte Copyright 1911. a re 8 er 7 is NEUERER ee St. Thomas. Von H.Schnars-Alquiit. Nach einer Saklimile-Gravüre im Verlag von Ludwig Möller, Lübeck. Die Großen Antillen: Puerto Rico. Haiti. 475 der neue Statthalter Miguel de la Torre eine erſtaunliche Blüte der Inſel herbei. Im Jahre 1830 zählte man 319000 Einwohner, 1883: 447000 Weiße und 343000 Neger, während der 1899 nach der Eroberung Puerto Ricos durch die Vereinigten Staaten aufgenommene Zenſus ſogar über 953000 Einwohner und ſomit eine Volksdichte von 102 ergab, die höchſte auf den Großen Antillen; 1911 rechnet man 1136000 Bewohner, 120 auf 1 qkm. Am dichteſten bevölkert iſt der Nordweſten, um Aguadilla und Mayaguez, wo auch die meiſten Weißen leben, am geringſten der Südoſten, um Guayama, wo die Farbigen überwiegen. In wirtſchaftlicher Beziehung war die Entwickelung Puerto Ricos anfangs lang— ſam. Im Jahre 1783 brachte die Inſel nur 130000 kg Zucker, 560000 kg Kaffee und 350000 kg Tabak hervor, 1824 aber 9 Millionen kg Zucker und 3,5 Millionen kg Kaffee, 1888: 88,6 Millionen kg Zucker, 21,7 Millionen kg Kaffee, je 3,5 Millionen kg Tabak und Honig und 31 Millionen kg Melaſſe, dazu als geringere Erzeugniſſe Wachs, Kokosnüſſe, Früchte, Häute und Vieh. Dann machte ſich die Zuckerkriſis bemerkbar, und der ſchwere Orkan vom 7. Auguſt 1899 ſchädigte die Kaffeepflanzungen. 1911/12 hatte die Zuckerausfuhr wieder einen Wert von 126176000 Mark, die von Tabak ergab 29760000, Kaffee 27020000, Früchten 9480000, zuſammen 192436000 Mark. Da die Geſamtausfuhr 219140000 Mark betrug, ſo nehmen die Erzeugniſſe der Pflanzungen 87 Prozent derſelben ein: Puerto Rico iſt alſo eine tropiſche Pflanzungskolonie von hohem Werte. Auch die Viehzucht iſt lohnend, aber Wald- und Bergbauprodukte ſind nur in geringem Maße vorhanden: die Goldwäſchen von Corozal ſind unbedeutend, und Eiſen gelangt noch nicht zur Ausfuhr. Die Induſtrie erſtreckt ſich auf große Zucker- und Melaſſefabriken ſowie auf Herſtellung von Zigarren und Zigaretten, Seife, Nudeln, Sodawaſſer, Eis und auf Eiſengießerei. Gegenüber der Ausfuhr von 219140000 ſteht eine Einfuhr von 246672000 Mark, jo daß der Geſamthandel 465812000 Mark beträgt, der ſich naturgemäß zum bei weitem größten Teil nach den Vereinigten Staaten richtet. Eiſenbahnen gab es 1911: 547 km, nämlich die Linien San Juan Arecibo-Aguadilla, Mayaguez- San German Ponce, Telegraphen 1910: 950 km. Schiffe verkehrten 1911/12 im äußeren Handel 845 mit 1146000 Tonnen. Die genannten Orte ſind die wichtigſten Siedelungen der Inſel. Die im ganzen eng und winkelig gebaute Hauptſtadt San Juan liegt auf einer Inſel gegenüber dem Feit- lande und hat einen ſchwer zugänglichen, ſtark befeſtigten Hafen, anſehnliche Straßen, viele einſtöckige Holzhäuſer, aber auch gute, alte, feſte ſpaniſche Steinhäuſer; ihre Einwohnerzahl betrug 1910: 48 700. Mehr den Charakter einer weit und offen gebauten Handelsſtadt hat die Hauptſtadt des Südens, Ponce, eine Gründung von 1752, mit ihrem regen Leben, großen Warenlagern, weiten Plätzen und 35000 Einwohnern, ſie leidet aber an der un- geeigneten Reede, an welcher der Vorhafen La Playa liegt. Arecibo, an ſeichter Fluß— mündung an der Nordküſte, hatte vor dem Orkan von 1899: 10000 Einwohner und ſehr ausgedehnte Zuckerkultur; Aguadilla und Mayaguez ſind die wichtigſten Häfen der Weſt— küſte mit 10000 und 16000 Bewohnern, während das im Binnenlande gelegene Caguas 10000 erreicht hat. Guayama hat als Hafen für den Südoſten eine gewiſſe Bedeutung. b) Haiti. Phyſiſche Geographie. Haiti iſt mit 77253 qkm (etwa die Größe Bayerns) zwar nicht die größte der Antillen, wohl aber der Kern Weſtindiens, da ſich die beiden Bogenſtücke von Kuba und Jamaika hier ſcharen. Letzteres ſpricht ſich auch in den Umriſſen aus, da 476 Mittelamerika. gegen Kuba und Jamaita zwei Halbinſeln, gegen Puerto Rico eine dritte vortreten. Im Nord— oſten liegt ferner die Halbinſel Samana, im Süden ſpringt ein Zipfel gegen die Korallen— inſel Beata und die baſaltiſche Inſel Alta Vela vor, im Weſten liegt die große Inſel Gonave vor der Bucht von Port au Prince, im Norden die Flibuſtierinſel Tortuga gegenüber Port de Paix, im Südoſten gegenüber Puerto Rico Saona und in der Mona-Paſſage Mona. Über Zuſammenſetzung und Bau Haitis ſind wir nur ungenügend unterrichtet. Anſcheinend wird der Kern der Inſel von einem kriſtalliniſchen Schiefergebirge gebildet. Gneis, Glimmer⸗, Hornblende-, Chlorit-, Epidotſchiefer finden ſich in der waſſerſcheidenden Hauptkette ſowohl im Oſten des Landes als auch im Inneren bei San Juan de la Maguana, dazu als alte Eruptivgeſteine Granit, Diorit, Diabas, Olivinfels, Pikrit, Porphyrit, Quarz⸗ porphyr, zum Teil mit ihren Tuffen und Breccien, auch der charakteriſtiſchen Blue Beache, und endlich Serpentin. Darüber liegen Kalkſteine, Schiefer und Konglomerate der Kreide, die vielfach durch die Eruptivgeſteine ſtark beeinflußt und ebenſo ſcharf gefaltet ſind wie das Grundgebirge, und ferner bilden tertiäre Schiefer und Sandſteine mit Lignit den größten Teil der Gebirge des Nordens. Sie werden von Gabb dem Miozän zugewieſen, während das ſogenannte Poſtpliozän, darunter zahlreiche junge Korallenkalke, an der Nordküſte einen ſchmalen, an der Südküſte einen breiten Streifen einnimmt, an dem ſich auch Sabanen- und Küſtenkonglomerate ſowie Sande beteiligen. Ferner haben die Unterſuchungen R. Ludwigs die Exiſtenz ziemlich bedeutender Mengen junger Eruptivgeſteine ergeben, nämlich Baſalt im Inneren bei San Juan und in der Gegend der Lagune von Enriquillo ſowie Andeſit, Nephelindolerit und Trachyt öſtlich davon und auf der Inſel Alta Vela. Vervollſtändigt wurde dieſes Ergebnis durch den von Gentil Tippenhauer geführten Nachweis eines umfang— reichen Baſaltgebietes im ganzen Weſten der Inſel, an dem außerdem noch vorwiegend tertiäre Kalkſteine, ältere Tonſchiefer und eozäne Sandſteine teilnehmen. Die Faltung iſt ſteil, und große Brüche ſcheinen die Inſel in die jetzige Form zerlegt zu haben; ſo durchſetzt ſie eine große Bruchlinie noch jetzt in der Länge von Oſten nach Weſten in der Senke der Lagunen Rincon, Entiquillo und Dulce, de Fondo oder Azuay. Dieſe Tiefenlinie liegt am Innenrande der Kordillere der Antillen, iſt teilweiſe mit Waſſer bedeckt, enthält junges Eruptivgeſtein und ſetzt ſich nach dem Buſen von Port au Prince hinüber fort. Auch die große Ebene des Yuna-Yaqui im Norden iſt ein Bruchfeld, deſſen öſtliche Fortſetzung noch vom Meere, der Bai von Samana, bedeckt iſt. Beide Bruchfelder laufen in weſtnordweſtlicher Richtung, teilen die Inſel in drei hauptſächliche Gebirgszüge und ſind noch heute wie auch die Küſten, z. B. bei Cap Haiti, der Sitz ſchwerer und häufiger Erdbeben, welche die Fortdauer im Zuſammenbruch des Landes erweiſen. Bodenſchätze ſind an— ſcheinend in genügender Menge vorhanden, werden aber nicht abgebaut. Der Goldreichtum des 16. Jahrhunderts iſt verſchwunden, wenn auch noch einige Goldwäſchen vorhanden ſind. Am bekannteſten und anſcheinend recht reichlich vorhanden ſind jetzt Petroleum, Salz, Lignit und Braunkohlen aus dem Tertiär der Bruchfelder. Unter den Gebirgszügen Haitis iſt der nördlichſte und niedrigſte im Mittel 600 bis 700 m, im Diego de Ocampo 1220 m hoch und dicht bewaldet. Er beſteht aus tertiärem Kalk— ſtein, ruht jedoch auf älteren Schiefern, heißt Sierra de Monte Criſti und ſetzt ſich in der Halbinſel Samana nach Oſten fort. Das ſüdwärts davon liegende Tiefland von Nord— haiti iſt 150—220 m hoch und ſehr fruchtbar, da der Kalkboden mit einer tiefen Schicht ſchwarzer Erde bedeckt iſt. Nach Oſten fließt der Yuna mit ſeiner Fortſetzung Camu von Die Großen Antillen: Haiti. 477 La Vega her in die Bucht von Samand und mündet hier zwiſchen Waldſümpfen, im Weiten zieht der nördliche Daqui von der Gegend von Santiago nach der Bahia de Manzanillo bei Monte Criſti, doch ſind beide Flüſſe trotz ihres Laufes in der Ebene zur Schiffahrt nicht geeignet. Ihre Wurzeln haben beide Flußſyſteme in der großen Hauptkette von Mittelhaiti, die in zwei Aſte zerfällt. Der nördliche verläuft von Dajabon ſüdlich des Yaqui in oſtſüd— öſtlicher Richtung, trägt die Gipfel Jicora und Gallo, den 2440 m hohen Pico Entre los Rios und den 2955 m hohen Pico de Yaqui, an dem beide Yaqui entſpringen, und vereinigt ſich an den Quellen des Yuna mit dem ſüdlichen Hauptaſte. Hier liegen die unzugänglichſten Gebirgsgegenden von Haiti, die Loma del Valle, das Längstal von Conſtanza in 1170 m Höhe und der höchſte Gipfel des ganzen haitianiſchen Gebirgsſyſtems und überhaupt der Antillen, die 3140 m hohe Loma Tina. Das Gebirge iſt landſchaftlich ſchön, von nicht be— ſonders ſchroffen Formen und mit dichten Laub- und Nadelwäldern bedeckt, die reizvoll mit Waldwieſen und Weiden abwechſeln. Der ſüdliche Hauptaſt enthält den 2630 m hohen Pico del Valle, einen graſigen, blockbedeckten Rücken. An ihn ſchließen ſich nach Süden 1800 m hohe Ketten, welche die Halbinſel zwiſchen Azua und Santo Domingo bilden und im Weſten nördlich der Laguna Enriquillo noch 2300 m Höhe erreichen. Die Flüſſe des Südens, der Ozama, Jaina, Nigua und Nizao, ſind nur kurz, länger ſchon iſt der Yaqui chico, am längſten aber der weſtlich von San Juan entſtehende Artibonite, der das Waſſer aus dem größten Teile von Nordweſthaiti an ſich zieht. Südlich vor dem Gebirge entwickelt ſich die ſüdliche Bruchzone, zuerſt in der echten Depreſſion der großen Laguna Enriquillo, deren Spiegel 34 m unter dem des Meeres liegt, dann jenſeit einer Niederung in Geſtalt der Laguna Dulce oder Laguna de Azuay oder des Etang Saumätre mit +33 m Höhe. Beide ſind mit Palmen umkränzt, land— ſchaftlich ſchön und unterliegen ſtarken Schwankungen des Waſſerſtandes. Die Lagune Enriquillo hat anſcheinend Seiches. Ein breites Band baſaltiſchen Geſteins begleitet das Bruchgebiet auf der Südſeite, und ein Baſaltlavaſtrom liegt am Nordweſtende der Laguna de Azuay. Über Waſſer liegt wieder der Einbruchskeſſel der Ebene Cul de Sac zwiſchen dem Etang Saumätre und Port au Prince, während der Golf von Port au Prince wieder ein unter Waſſer geſetztes Stück der großen Bruchzone iſt. Das ſüdliche Gebirge umfaßt die anſcheinend baſaltiſche Sierra de Baburuco, auf welcher der Gipfel Montagne de Haut noch 1500 m erreichen ſoll, aber auch die ſüdweſtliche Halbinſel Haitis mit dem Mont la Hotte (2260) und dem 2700 m noch überſteigenden Mont la Selle. Die wirtſchaftlichen und politiſchen Verhältniſſe. Wenn ſchon in phyſiſcher Beziehung zwiſchen dem Oſten und dem Weſten Haitis manche Gegenſätze beſtehen, ſo ſind dieſe in wirtſchaftlicher und politiſcher noch weit deutlicher. Nachdem nämlich Spanien 1697 den Weſten Haitis an Frankreich abgetreten hatte und die Bukanier, die auf den nördlichen Savannen der Inſel das Fleiſch der verwilderten Rinder „boucanierten“ (trockneten), auch aus ihrem Schlupfwinkel Tortuga vertrieben waren, empfing der Weſten franzöſiſche Kultur und Sprache und blühte mächtig auf. Allein als im Jahre 1791 die freien Farbigen, meiſt Mulatten, von der geſetzgebenden Verſammlung in Paris ihre Gleichſtellung mit den Weißen erhalten hatten, erhob ſich ein gefährlicher Aufſtand der Sklaven gegen alle Grundbeſitzer, Weiße und Farbige, worauf die letzteren in das Lager der Sklaven übergingen. Als aber der Führer der Farbigen, Touſſaint l' Ouverture, ſich 1801 zum Präſidenten der ſelbſtändigen Inſel Haiti erklärte, ſandte Napoleon Bonaparte ein Heer von 25000 Mann nach der Inſel: 478 Mittelamerifa. Touſſaint fiel in die Hände des Generals Leclere und ſtarb 1803 in einem franzöſiſchen Gefängnis. Dennoch führten die Farbigen den Guerillakrieg fort, vertrieben die Franzoſen bis 1804 ganz von der Inſel, erwieſen ſich aber als unfähig, den vernichteten Wohlſtand wieder zu ſchaffen. Der Oſten der Inſel, den die Spanier 1809 wieder beſetzt hatten, machte ſich 1821 als Dominikaniſche Republik ebenfalls ſelbſtändig, wurde zwar 1822 von dem Präſidenten des franzöſiſchen Weſtens, Boyer, erobert, aber nur bis 1843 behauptet. Seitdem zerfällt Haiti wieder in die beiden noch jetzt beſtehenden Teile: den vor— wiegend ſpaniſchen Oſten, die Dominikaniſche Republik, und den früher franzöſiſchen Weſten, die jetzige Republik Haiti. Von dieſen beiden Staaten hat der weſtliche, obwohl er kleiner iſt, doch bei weitem größere wirtſchaftliche Bedeutung und eine viel dichtere Be— völkerung. Erſterer führt vorwiegend Kaffee und Blauholz, letzterer Kakao und Zucker aus. Haiti hat auf 28676 qkm nach einer Schätzung von 1912: 2500000 Einwohner, alſo die Volksdichte 89, während in der Dominikaniſchen Republik auf 48577 qkm 1913: 724500 Menſchen lebten, was die Volksdichte von 15 ergibt. Die ganze Inſel hat demnach auf 77253 qkm wahrſcheinlich 3225000 Einwohner, alſo die Volksdichte von 42. Die Dominikaniſche Republik. Die Dominikaniſche Republik oder Santo Do— mingo, fälſchlich San Domingo genannt, hat die dreifache Größe Sachſens, aber die Ein— wohnerzahl der Stadt Leipzig. Die vorwiegend aus Mulatten, in den Städten jedoch auch aus Weißen beſtehende, Spaniſch ſprechende Bevölkerung ſitzt am dichteſten in dem ſchon von den Indianern und den älteſten ſpaniſchen Koloniſten bevorzugten nördlichen Tieflande, wo etwa 300000 Menſchen leben, dann auch um die Hauptſtadt. Die Siedelungen ſind aber von geringer Größe. Die alte Hauptſtadt Santo Domingo hat nur 22000 Ein— wohner und macht den Eindruck einer alten ſpaniſchen Feſtung (ſ. die Abbildung auf S. 479). Das berühmteſte ihrer Gebäude iſt die 1514—40 erbaute Kathedrale, in der Kolumbus bis 1794 beigeſetzt war. Als Hafenſtädte ſind Sanchez an der Samanä-Bucht, Puerto Plata (6000) und Monte Criſti an der Nordküſte ſowie Enriquillo oder Barahona (4000 Ein- wohner) an der Südküſte erwähnenswert. Die wichtigſten Städte des Inneren ſind das freundliche, lebhafte Santiago mit 15000 und La Vega mit 10000 Einwohnern, im Süden Azua, das wegen ſeiner Salz- und Petroleumlager eine Zukunft hat. Wirtſchaftlich iſt die Dominikaniſche Republik noch wenig entwickelt. Ihre geſamte Ausfuhr hatte 1912 den Wert von nur 50 Millionen Mark, die Einfuhr erreichte faſt 33, der Geſamthandel alſo etwa 83 Millionen Mark. Von der Einfuhr kam für 20 Millionen Mark von den Vereinigten Staaten, für 6,5 von Deutſchland, die Ausfuhr ging zu 58 Prozent nach der Union, zu 14 nach Deutſchland. In der Ausfuhr hat Zucker ſtets vorangeſtanden: 1912 mit 23,36 Millionen Mark; dann folgte Kakao mit 17 und Tabak mit 2, Millionen Mark, zuſammen 43 Millionen; der Reſt kommt auf Kaffee (2260000), Bananen (450000), Häute (940000), Wachs (600000), Holz (500000) und Baumwolle (400000 Mark). Die Ackerbauerzeugniſſe nehmen alſo 46,1 Millionen Mark, 90 Prozent der Ausfuhr, ein, der Wald iſt mit feinem Mahagoni, Campeche, Mora-, Zedern- und Pockholz weiterer Aus- beutung fähig, der Bergbau ergibt noch ein wenig Gold, am Marta, am Verde und am Jaina, hat aber doch nicht entfernt mehr die Bedeutung wie in der erſten Kolonialzeit; am hoffnungsreichſten ſind jetzt die Steinſalzlager zwiſchen der Yaquimündung und der Laguna Enriquillo, das Petroleumgebiet im Umkreiſe von 80 km um Azua, die Lignite der Sierra de Monte Criſti, Magneteiſenlager am oberen Yuna und Silbererze bei Yajica. Die Großen Antillen: Haiti. 479 Die wichtigſten Häfen ſind, nach dem Handelswerte geordnet, San Pedro de Macoris, Puerto Plata, Santo Domingo, Sanchez, Azua, Samana, Monte Criſti und Barahona; die Zahl der eingelaufenen Schiffe betrug 1911: 607, darunter viele der Hamburg-Amerika⸗ Linie, die Tonnenzahl 478800. Die ältere Eiſenbahn von Sanchez nach La Vega iſt über Santiago nach Puerto Plata fortgeſetzt worden, die Eiſenbahnkilometer betragen 282 und 362 in Plantagen, die Telegraphenlinien 2042 km. Haiti. Haitis Bevölkerung enthält neun Zehntel Neger, ein Zehntel Mulatten; die wenigen Tauſend Weiße, darunter 600 — 700 Deutſche, verſchwinden daher faſt ganz. Die Santo Domingo: Blick vom Ozamafluß auf die Stadt, das Fort und die „Academia nautica“. (Nach Photographie von Dr. G. Schott, Hamburg.) Zu S. 478. 5 Sprache, ein verdorbenes Franzöſiſch, und haitianiſche Art dringen in der Grenzzone gegen Santo Domingo langſam, aber zähe vor. Grenzkriege ſind häufig und das Verhältnis beider Staaten zueinander ſchlecht, Haiti iſt aber der Dominikaniſchen Republik wirtſchaftlich, poli— tiſch und an Volkszahl durchaus überlegen, obwohl die Geſchichte der Republik eine fort— laufende Folge von Revolutionen iſt. Der großen Blüte der Inſel zur franzöſiſchen Zeit iſt tiefer Verfall gefolgt: die Ebene von Port au Prince iſt zur Wüſte geworden, da die Bewäſſerungsanlagen verfielen, der Kaffee iſt minderwertig, weil die Neger ihn nicht genügend reinigen, und der Zucker iſt wegen mangelnder Verbindungswege oft nicht verkäuflich. Aber Haiti hat den Vorteil, daß es im ganzen ein Küſtenland und daß feine Natur äußerſt üppig ift; daher ſind Pro— duktion und Handel trotz aller Erbärmlichkeit der heutigen Zuſtände noch immer von Be— deutung. Wirtſchaftlich hat ſich ſeit der Vertreibung der Franzoſen eine Veränderung voll— zogen, indem die Neger die Zuckerkultur, die ihnen als das Symbol der Sklaverei erſchien, 480 Mittelamerika. faſt ganz abgeſchafft und nur noch den Kaffeebau behalten haben. Die Kaffeeernte iſt natürlich geringer geworden: 1789 betrug ſie 43, 1911/12: 39,4 Millionen kg. Zucker, der 1789: 73,5 Millionen kg ergab, wird überhaupt nicht mehr ausgeführt, und die Geſamt— ausfuhr betrug 1911/12: 74,2 Millionen Mark gegen 108 im Jahre 1789. Die wichtigſten Ausfuhrgegenſtände waren 1911/12: Kaffee und Holz, dann Baumwollſamen, Baumwolle und Kakao, in kleineren Mengen Ziegenfelle, Honig, Wachs, Schildpatt, Zigarren, Rum und Stärke. Das Holz iſt Blauholz, Gelbholz, Mahagoniholz, Pockholz, Guayacholz, meiſt Campecheholz, 1911/12: 40 Millionen kg. Der Wert des Handels betrug 1911/12: 112,7 Millionen Mark, 38,5 für die Einfuhr und 74,2 für die Ausfuhr. Die wichtigſten Häfen ſind für Blauholz Cap Haiti, Saint Marc, Gonaives, Port de Paix, Aux Cayes, Aquin und Miragoane, für Kaffee Port au Prince, Jaemel, Gonaives, Aux Cayes, Cap Haiti, Petit Goave, Jérémie, für Kakao Jérémie, Cap Haiti und Port au Prince. 1912 liefen 1227 Schiffe mit 2365000 Tonnen ein. Nach dem Wert der Zolleinnahmen iſt die Reihenfolge der Häfen: Port au Prince, Cap Haiti, Jaemel, Gonaives, Aux Cayes, Petit Goave, Saint Marc, Jérémie, Port de Paix, Aquin, Miragoane. Eiſenbahnen gab es 1913: 208 km. Die Beſiedelung Haitis iſt im allgemeinen ſpäter erfolgt als die von Santo Do— mingo. Während hier Santo Domingo, Santiago, La Vega und Azua aus den erſten Jahren der Entdeckung ſtammen, wurde auf haitianiſchem Gebiete nur die Stadt Aux Cayes an der Südküſte bereits im Jahre 1503 gegründet. Die übrigen Städte ſind viel jünger, aber weit volkreicher als die dominikaniſchen. Port au Prince hat 105000, Jacmel 40000, Jèrémie 35000, Cap Haiti 30000, Aux Cayes 25000, Gonaives und mehrere Binnenorte an 15000 Einwohner. Die wichtigſte Stadt der Südküſte iſt Jaemel, das Aux Cayes überflügelt hat; kleiner ſind Aquin, St. Louis und das ſeinen Namen mit Recht tragende Sale Trou, Petit Trou, Miragoane und Léogane, ſämtlich, wie auch Jérémie, Grand Goave und Petit Goave, auf der ſüdweſtlichen Halbinſel. Port au Prince, die erſt 1730 gegründete Hauptſtadt, macht von weitem einen guten, beim Näherkommen jedoch einen um jo ungünſtigeren Ein⸗ druck, da ſie voll von Ruinen und in jeder Beziehung ſchlecht gehalten iſt. Saint Mare und Gonaives leiden unter der Nähe von Port au Prince, der vorzügliche Hafen Möle St. Nicolas an dem Mangel eines Hinterlandes, Port de Paix tritt gegen Cap Haiti, den Hauptort des Nordens und Hauptſchauplatz der großen Revolutions- und Bürgerkriege, eine 1842 durch ein Erdbeben in Ruinen gelegte Stadt, zurück. Im Inneren ſind die Orte des Artibonite- Tales, Hincha, Las Caobas, Mirebalais, teilweiſe recht volkreich. c) Kuba. Phyſiſche Geographie. Kuba, die größte Inſel der Antillen, bedeckt mit Neben- inſeln, bei einer Länge von 1100, einer Breite von 50—150 km, 114425 qkm, alſo etwa die dreifache Fläche Hannovers. Eine weite Flachſee begleitet die Südküſte von Cabo Cruz bis Trinidad und von Cienfuegos bis Kap San Antonio und trägt dort die durch ihre Schönheit berühmten Inſeln Jardines de la Reina, hier die große Inſel Pinos; der Nordküſte ziehen zwiſchen Nuevitas und Cärdenas die Islas de Camaguey und der Archipel de Sabana entlang. Kuba erinnert in ſeiner Zuſammenſetzung an Haiti und die Jungferninſeln. Es beſteht aus einem archäiſchen Schiefergebirge und Eruptivgeſteinsſtöcken von Diabas, Diorit, Porphyr mit Eiſen- und Kupfererzen, aus meſozoiſchen Felsarten in der Mitte und im Norden, einem großen Zug von Serpentin, der die Inſel in der Längsrichtung durchzieht, Die Großen Antillen: Kuba. 481 und tertiären Schiefern, Sandſteinen und Kalkſteinen, deren Oberfläche verkarſtet und mit roter Erde bedeckt iſt. Endlich ſind jüngere Eruptivgeſteine, Dolerite, vielleicht auch Baſalte vorhanden. Wahrſcheinlich gehört die Sierra Maeſtra zu der kriſtalliniſchen Kern— zone der Antillen, doch ſind von dieſer verhältnismäßig nur geringe Reſte übriggeblieben, während die äußere tertiäre Zone ſtark entwickelt iſt. Das kubaniſche Land hat in der Tertiär— und Quartärzeit bedeutende Veränderungen, Oszillationen, durchgemacht, die am beſten an dem gewaltigen Kranz von Korallenkalk rund um die Inſel zu erſehen ſind und die hand— förmig in das Land eingreifenden Häfen ſowie die engen Flußmündungen, zwei bezeich— nende Eigentümlichkeiten Kubas, veranlaßt haben. Gebirgsland beſitzt Kuba allein im Südoſten, alles übrige kann nur als Berg- oder Hügelland gelten. Die 240 km lange Sierra Maeſtra aber erhebt ſich ſteil aus dem Meere, trägt im Pico de Tarquino mit 2560 m den höchſten Gipfel der Inſel, enthält auch noch nahe ihrem Weſtende im Ojo del Toro einen 1580 m hohen Berg und ebenſo weſtlich von Guan— tanamo den 1588 m hohen Cerro Gran Piedra. Im Norden fällt die mit dichtem Walde, namentlich auch mit Kiefern und Farnbäumen beſtandene Sierra Maeſtra im ganzen ſanft ab, löſt ſich in einzelne Züge und Gruppen von Tafelbergen, Lomas, auf und hat hier im Gegenſatz zu den ſonſt runden Bergformen infolge der Zerklüftung des Tertiärfalfes ſchroffe Formen. Im Süden liegen die prachtvollen Buchten von Santiago und Guantänamo. Die in engen Schluchten ſtrömenden Bäche und Flüſſe verſiegen in der Trockenzeit großenteils, führen dagegen in der Regenzeit gewaltige Maſſen roten Schlammes in die Ebene hinab. Im Oſten geht die Sierra Maeſtra in das Hügelland von Baracoa über, eine bis 600 m hohe Kalkſteintafel mit einzelnen ſchroffen Tafelbergen und mehreren Terraſſen, die eine ruckweiſe Hebung dieſes Teiles von Kuba verraten. Man unterſcheidet hier unter den Oberflächenformen Picos und Pans, zugeſpitzte und abgeſtumpfte Kegelberge, Arcos und Tetas, abgerundete Kuppen, Sillas, Sattelberge, und endlich Meſas und Punques, Tafel- berge. Nördlich der Sierra Maeſtra durchzieht der 330 km lange Cauto in feinem 11000 qkm großen Stromgebiet vorwiegend junges Schwemmland und hat den früher größeren Golf von Guacanayabo mit ſeinen Sedimenten zum Teil ausgefüllt. Nördlich des Cauto beginnt jener lange Serpentinzug, der, begleitet von lichten, harten Kalkſteinbergen, durch die ganze Inſel hindurchläuft, Kupfer, Chromeiſen, Gold führt und zwar nur ein niederes Bergland, aber doch die Waſſerſcheide der Inſel bildet, ohne daß jedoch Flüſſe von Bedeutung ſich entwickeln könnten. Dieſes Innere von Kuba, El Camaguey, iſt deshalb recht unzugänglich, weil an beiden Küſten weite Sümpfe den Zugang zum Meere und koralliniſche Inſelreihen den zum Lande ſperren. Das Innere ſelbſt iſt der Verwitterung ſtark ausgeſetzt geweſen. Im Oſten beſtehen die ſteilwandigen, 200—300 m hohen Berge aus Granit, Diorit, Serpentin und Tertiärkalk, im Nordweſten erhebt ſich das Kalkgebirge der Sierra de Cubitas zu 500 m Höhe, aber im übrigen iſt das Camaguey eine weite, flache, von der überall häufigen Tierra colorada bedeckte, mit Trockenwald und Savannen beſtandene, waſſerarme, in der Regenzeit jedoch oft überſchwemmte Ebene, in der Corrales (Viehhöfe), Potreros (Weiden), Herden und berittene Hirten das Vorwiegen der Viehzucht erkennen laſſen. Im Weſten folgt das Bergland von Las Villas mit der Sierra de Sancti Spiritus und der Sierra de Trinidad, die in der Loma de Banao 1700, in dem Pan de Azucar, „Zucker⸗ hut“, und den Lomas del Infierno und Lomas del Purial, den „Höllen- und Fegefeuer— bergen“, 1500 m Höhe erreicht. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 31 482 Mittelamerika. Der Weſten Kubas beſteht von Cienfuegos an zuerſt aus dem Sumpfland der Halb— inſel Zapata und dem Iſthmus von Matanzas, Guines und Habana, einem kaum 100 m hohen Lande, deſſen Kreidekalkberge ſchroff, höhlenreich, rötlichweiß bis gelb gefärbt ſind, in rote Erde verwittern und Feuerſteine enthalten. Der Reſt der Inſel zerfällt öſtlich und weſtlich von Batäbano in die Vuelta Arriba und die Vuelta Abajo, von denen erſtere mehr ein Hügel- und Flachland, letztere ein Terraſſenland iſt. Ein Unterſchied zwiſchen beiden beſteht in bezug auf die Oberflächenformen darin, daß der urſprüngliche Stufen- und Ter- raſſenbau in der Vuelta Abajo noch erhalten, in der Vuelta Arriba aber bereits verwittert iſt: von der See geſehen, erſcheint daher die Vuelta Abajo als eine lange Mauer mit mehreren Stufen, während die Vuelta Arriba nur eine Anzahl von Tafel- Zuckerhut- und Sattel⸗ bergen oder auch Gruppen von ihnen zeigt, wie den Pan de Matanzas mit 386 m Höhe. Beide beſtehen aus Diorit, Serpentin und Tertiärkalk und enthalten Eiſen und Kupfer, ſind aber nur mit ſpärlicher Vegetation von Eſpartogras, Heiligendiſteln und Opuntien be— ſtanden. Die Vuelta Abajo erreicht größere Höhen, im Pan de Guajabon 800 m, und beſitzt den einzigen Binnenſee Kubas, den Ariguanaboſee, inmitten einer Karſtlandſchaft mit verſchwindenden Flüſſen, Höhlen, Dolinen, Naturbrunnen und Wieſenquellen. Im Norden entwickelt die Sierra de los Organos ſteile Rücken, und im Weſten endet das Hügel⸗ land mit ſcharfen Graten, Cuchillas. Die häufigen Beſtände von Kiefernwald, Pinal, haben der Provinz Pinar del Rio den Namen verſchafft, aber auch der Inſel de los Pinos, die 450 m Höhe erreicht und in Zuſammenſetzung und Bau durchaus der Vuelta Abajo gleicht. Durch Erdbeben hat Kuba 1755, 1766, 1826 und 1852 gelitten, durch Zyklone 1768, 1791, 1810, 1844 und 1846. Bevölkerung und wirtſchaftliche Verhältniſſe. Nach dem Ausſterben der In— dianer hat die Bevölkerung Kubas durch die Einführung der Negerſklaven viel ſchwarzes Blut erhalten. Die Zahl der nach Kuba gebrachten Negerſklaven wird für 1524—1821 auf rund 400000 berechnet; da ſie aber das Recht hatten, ſich durch Arbeit freizumachen, jo gab es 1774 neben 44000 Sklaven bereits 31000 freie Neger; 1875 waren noch etwa 16 Prozent der Bevölkerung Sklaven, da aber bis 1886 über 200000 freiwillig freigelaſſen wurden, waren bei der völligen Abſchaffung der Sklaverei 1886 nur noch 25000 vorhanden. 1907 war die Zahl der Farbigen etwa 620000, d. i. 29 Prozent, darunter 335000 Mulatten. Die Zahl der Weißen betrug 1774: 96000, 1907: 1428000, darunter nur wenige Fremde, ſo daß die weiße Bevölkerung Kubas ungewöhnlich gleichartig und der Inſel ein typiſch ſpaniſcher Stempel aufgedrückt iſt. Dennoch beſtand von jeher und bis in die neueſte Zeit hinein ein ſcharfer Gegenſatz zwiſchen den im Lande geborenen Weißen, Kreolen, und den neuen Ankömmlingen aus Spanien, Gringos, ein Gegenſatz, der weſentlich zum Verluſte Kubas für Spanien beigetragen hat. Die Peninſulares, Spanier, wurden vom Mutterland in jeder Weiſe vor den in Kuba geborenen Weißen, Criollos, bevorzugt, ſo daß dieſe ſich allmählich zu der Partei der Farbigen hielten und mit dieſen langſam verſchmolzen. Da die Peninſulares vorwiegend in den Städten, die Criollos aber auf dem Lande als Pflanzer und Viehzüchter lebten, ſo bildete ſich neben einem Proletariat von Farbigen und Kreolen ein Gegenſatz zwiſchen Stadt und Land heraus. Ein weiteres Bevölkerungselement ſtellen die Nichtſpanier, namentlich Deutſche, Nordamerikaner und Engländer. Außer⸗ dem leben ſeit 1847 chineſiſche Kulis auf Kuba, deren Zahl 1907: 11000 betrug. Die Geſamtzahl der Bewohner der Inſel war 1910: 2,2, 1912: 2,47 Millionen, die Volksdichte 22. Die Großen Antillen: Kuba. 483 Kuba ijt von 1512 bis 1898 mit alleiniger Ausnahme einer vorübergehenden Beſetzung Habanas durch die Engländer, 1762 —63, in den Händen der Spanier verblieben, allein während des 19. Jahrhunderts haben die eben geſchilderten Verhältniſſe zu blutigen Auf- ſtänden gegen Spanien geführt, namentlich in den Jahren 1837, 1855 und 186878. Wenn ſchon der letztgenannte nur mit Mühe von Spanien bewältigt werden konnte, ſo führte die 1895 ausgebrochene Erhebung zum Verluſt Kubas für das Mutterland. Die Ver— einigten Staaten nämlich, die Kuba bereits 1848 für 400 Millionen Mark Spanien hatten abkaufen wollen, eroberten im Kriege von 1898 die Inſel und zwangen Spanien 1899 zum Verzicht auf ſeine Souveränitätsrechte über Kuba. Dieſes wurde dann bis 1902 von ihnen verwaltet und iſt jeitdem Republik. In wirtſchaftlicher Beziehung trat Kuba in den erſten Jahrzehnten nach der Conquiſta gegen Haiti ganz zurück, da es von 1515 bis 1534 nur 260000 Peſos Gold lieferte. Der Tabak wurde zu Handelszwecken nicht vor Ende des 16. Jahrhunderts angebaut und gewann erſt im 18. ſteigende Bedeutung, auch geſtattete die geringe Volksmenge anfangs nur mäßigen Ackerbau: um 1700 erzeugte Kuba 50000, um 1750: 1 Million kg Tabak. Erſt nachdem die aus Jamaika 1655 und aus Weſthaiti 1697 vertriebenen Spanier ſich auf Kuba vereinigt hatten, erfolgte ein Aufſchwung, doch kam die Inſel erſt nach der Beſetzung durch die Engländer und nach der Erklärung Habanas zum Freihafen, 1762/63, ſowie nach der Ver— treibung der Franzoſen aus Haiti zur Blüte, namentlich auch weil die vorſichtige Abſchaf— fung der Sklaverei hier geringere Erſchütterungen zeitigte als auf den übrigen Antillen. Im Jahre 1895 erreichte die Ausfuhr der Inſel den hohen Wert von 352 Millionen Mark. In den Jahren der Wirren ſank die Ausfuhr bedeutend, hob ſich aber wieder auf 185,6 Millio- nen Mark für 1900 und auf 576 für 1910, worunter für 435 Millionen Mark Zucker und 111,5 Millionen Mark Tabak und Zigarren waren. 1912 betrug ſie ſogar 692 Millionen Mark. Der Ackerbau nimmt 96 Prozent der Ausfuhr ein und wird ſtets die Grundlage des Wohlſtandes Kubas bleiben. Er erſtreckt ſich auch heute noch beſonders auf Zucker und Tabak (Tafel 19, Abbildung 1). Zucker wird faſt allein in den Gebieten zwiſchen Habana, Cienfuegos und Remedios gebaut, Tabak in der Vuelta Abajo und der Provinz Pinar del Rio, beide gemiſcht im Südweſten Habanas, um Santa Clara und um Holguin, ferner bei Bayamo und Manzanillo, Zucker allein bei Puerto Principe und Nuevitas, Tabak allein an der Nipebucht. Außerdem findet ſich Kaffeebau nur noch in geringer Ausdehnung bei Can— delaria und bei Bayamo, beſonders aber in der Sierra Maeſtra zwiſchen Santiago und Guantänamo. Im ganzen iſt aber Oſtkuba auch nicht entfernt das Ackerbaugebiet wie der Weiten, der von Mantua bis Remedios und Sancti Spiritus ein weites Tabak- und Zuder- land iſt, doch werden gerade hier Orangen, Ananas, Bananen in größeren Mengen gezogen. 1910 wurden für 8,4 Millionen Mark Früchte ausgeführt. Der Anbau anderer Nährfrüchte und Nutzpflanzen, wie Mais, Reis, Bataten, Indigo, Baumwolle und Kakao, iſt nie über beſcheidene Anfänge hinausgelangt. Viehzucht wurde vor 1895 auf 4212 Potreros (Weiden) in den Sabanen des Cama⸗ guey und des Berglandes der Cinco Villas getrieben, kommt für die Ausfuhr aber nur mit einem geringen Betrage für Häute, Wachs und Honig in Betracht. Der Wald liefert Holz, beſonders aus den Wäldern der Sierra Maeſtra, 1911 für 8,5 Millionen Mark, die Fiſcherei Schwämme, der Bergbau 1911 für 15,6 Millionen Mark Eiſenerze, daneben Mangan, Salz und ein wenig Kupfer, die Induſtrie Rum und Liköre ſowie viele hundert Millionen 31* 484 Mittelamerifa. Zigaretten und Zigarren. Wenn freilich ſchon vor 1895 ein großer Teil des Tabaks von Puerto Rico in Habana verarbeitet wurde und als Habanazigarren die Inſel wieder ver— ließ, ſo iſt heute nur ein geringer Bruchteil der aus Habana kommenden Zigarren als echtes Erzeugnis Kubas anzuſehen. Der Handel Kubas hat ſich 1912 auf die bedeutende Summe von faſt 1200 Millionen Mark gehoben, wovon 692 auf die Ausfuhr, 504 auf die Einfuhr kamen. Die Ausfuhr be— ſtand 1910 aus Zucker (435,2 Millionen Mark), Tabak und Zigarren (111,5), Eiſenerz (15,6) und Früchten (8,4 Millionen Mark), endlich aus kleineren Mengen Holz, Schwämmen, Häuten, Honig, Wachs, Kokosnüſſen und Kaffee. Sie richtete ſich 1912 vor allem nach den Vereinigten Staaten, nämlich mit nicht weniger als 580 Millionen Mark, alſo 84 Prozent, während auf England nur 6,5, auf Deutſchland 3,5, auf Frankreich 1,5 Prozent kamen. Ebenſo kam die Einfuhr zu 52 Prozent, nämlich mit 262 Millionen Mark, von den Ver- einigten Staaten, während aus England 12, aus Spanien 8, aus dem Deutſchen Reich 6,4, aus Frankreich 6 Prozent nach Kuba gelangten. Sie beſteht aus Nahrungsmitteln und Vieh, Fabrikaten, Rohſtoffen und Gebrauchs- und Luxusartikeln. Die Vereinigten Staaten nahmen vom Geſamthandel 1912: 832 Millionen Mark, alſo nicht weniger als 70 Prozent ein. Der Schiffsverkehr betrug 1911: 1573 Schiffe, die Eiſenbahnen hatten 1910 eine Länge von 3433, die Telegraphenlinien eine ſolche von 8151 km. Obwohl die erſte Eiſen— bahn Habana -Guines ſchon 1837 angelegt ward, erfolgte der Zuſammenſchluß der weſt— lichen mit den öſtlichen Linien doch erſt 1903. Die Beſiedelung. Im Jahre 1901 nahm man an, daß 23,3 Prozent der kubaniſchen Bevölkerung in Städten über 8000, 47,1 Prozent in ſolchen über 1000 Einwohnern, in Habana allein etwa 15 Prozent, alſo 52,9 Prozent auf dem Lande lebten. Die Hauptmaſſe der Bevölkerung ſitzt in Weſtkuba; rechnet man dieſes bis an die Weſtgrenze der Provinz Santa Clara, ſo ergibt ſich für Weſtkuba 1910: O Kilometer Einwohner Dichte Provinz Pinar del ioo 13 500 255 000 19 La Hab ang 8221 575000 70 ene er 8444 260 000 31 für Oftkub 30165 1090 000 36 ur Oſttuba: Provinz Santa Clara 21411 514 000 24 Comaan ey 26 098 135 000 5 Driente 36 850 481000 13 84359 1130 000 13 Zuſammen: 114524 2220 000 19 Von den letzten drei Provinzen iſt aber nur El Oriente der wirkliche Oſten; die beiden anderen können auch als Mittelkuba betrachtet werden und haben dann bei 47509 qkm 649000 Ein⸗ wohner, alſo eine Dichte von 14. Am ſchwächſten bewohnt iſt das Camaguey, vor allem die Savannengebiete mit Viehzucht und ſehr wenig Ackerbau zwiſchen Remedios und Holguin. Dem entſpricht auch die Verteilung der Städte, da ganz Mittel- und Oſtkuba im Oſten von Remedios nur zwei Städte mit über 20000 und nur fünf mit mehr als 10000 Einwohnern hat, während der Weſten vier mit über 20000 beſitzt. Der Größe nach überragt alle anderen Städte Habana, das ſchon um das Jahr 1830 eine Großſtadt von 100000 Einwohnern war, 1877: 199000 erreichte, aber die 200000 erſt 1887 überſchritt und jetzt 300000 hat. In Weitindien. J. Tabakfeld unter Königspalmen (Oreodoxa regia) auf Kuba. Nach Photographie von M. Rode in Berlin. (Zu S. 456, 457, 461 u. 483.) ANDRADESY LIVERY stetes — nn R 5 Da Spar — £ N mn ai ̃ Sei TE ET a . a 2. Eine Straße in Spaniſhtown auf Jamaika. Nach Photographie der International preß Photo Co. in New Bork. (Zu S. 487.) Weſtindien. Tafel 19. N (sst s nz) 'uilgog ur apoy ul uoa oiydvaßojoyg sou "DUDADH DJ Sur WR IR Die Großen Antillen: Kuba. 485 weitem Abſtand folgen dann Santiago mit 45000, Matanzas mit 36000, Cienfuegos mit 30000, Puerto Principe oder Camaguey mit 29000 und Cärdenas mit 24000 Einwohnern, endlich Santa Clara, Trinidad und Sancti Spiritus mit 20—18000 Einwohnern. In Oſtkuba iſt die bedeutendſte Stadt Santiago, die alte Hauptſtadt des Landes bis 1607 und noch jetzt der Sitz des Erzbiſchofs der Inſel, die zweitälteſte Stadt Kubas. Sie iſt der Ausfuhrhafen für den Kaffee, die Nutzhölzer, die Viehzuchtprodukte der Sierra Maeſtra, die Eiſenerze von Jaragua und vermag in ihrer prachtvollen Bucht eine große Flotte zu be- herbergen. Die Bevölkerung bilden aber vorwiegend Farbige. Baracoa (6000 Einwohner) führt Ananas und Bananen aus, Mayari Tabak, Jibara und Manzanillo Früchte, Zucker und Tabak, Produkte, die um die Binnenſtädte Holguin und Bayamo (je 10000 Einwohner) angebaut werden. Guantänamo iſt der Stützpunkt der Union. Im Camaguey iſt Puerto Prin eipe die einzige Stadt, und es fehlt hier wegen der Unzugänglichkeit der Küſte nament— lich völlig an Hafenſtädten, mit Ausnahme von Nuevitas. Die fünf Städte, nach denen das Bergland der Villas den Namen hat, ſind nicht unbedeutend: das alte Trinidad (von 1514) und Sancti Spiritus haben zwar durch Aufſtände und Seeräuber viel zu leiden gehabt, treiben aber lebhaften Anbau von Zucker und Kaffee und beſitzen gegen 20000 Einwohner, während Remedios, ein bedeutender Ausfuhrhafen für Zucker und Tabak, bei 10000 ſtehen geblieben iſt. Santa Clara iſt ein großer Tabakmarkt, Sagua La Grande verdankt ſeine Wichtigkeit ſeiner Lage am Oſtende der großen Zuckerregion von Weſtkuba, und das erſt 1830 entſtandene Cienfuegos hat in kaum 75 Jahren alle übrigen überflügelt und iſt jetzt ſchon die viertgrößte Stadt der Inſel. In Weſtkuba hat die Vuelta Arriba ſowohl wie die Vuelta Abajo im Inneren nur kleine Städte, da das ganze Land mit Zucker und Tabak bebaut iſt. Um ſo größer ſind die Hafenſtädte, wie das ganz moderne Cärdenas und das im Gegenſatz dazu von 1587 ſtammende Matanzas, die einen großen Teil der Zuckerausfuhr der Vuelta Arriba ver— mitteln. In der Vuelta Abajo fehlen aber auch die Hafenſtädte: Pinar del Rio hat nur 10000 Einwohner und auch die Vieh, Holz, Früchte und Marmor ausführende Inſel Pinos nur 4000. Alle übrigen Städte werden nämlich erdrückt durch die Hauptſtadt La Habana, die an dem Punkte der Vereinigung der größten Tabakregion der Vuelta Abajo mit dem wichtigſten Zuckergebiet der Vuelta Arriba und überdies an der ſchmalſten Stelle der Inſel liegt. Dieſe an der berühmten Bucht von Habana (Tafel 19, Abbildung 3) erbaute einzige Großſtadt Weſtindiens hatte 1907: 297000 Einwohner. Die im Jahre 1702 beendigten Umwallungen der alten Stadt ſind zwar ſeit 1863 nahezu gänzlich geſchleift worden, doch hat es ſich bis heutigentages im Sprachgebrauch erhalten, von der inneren und äußeren Stadt zu ſprechen. Während die erſtere, gegen den Hafen zu gelegene alte Stadt aus den engſten, einen Wagenverkehr eben noch ermöglichenden Gaſſen und Gäßchen beſteht, ſind die äußeren, neu angelegten Stadtteile nach einem einheitlichen Plan erbaut und weiſen vielfach ſchöne, breite Boulevards mit ſchattigen Gehwegen auf. Der Verkehr in den Straßen iſt äußerſt lebhaft, jedoch nicht ſehr geregelt. Ein Kranz von Vororten, wie La Regla und Guanabacoa, im Oſten der Habana bringt deren Einwohnerzahl auf 350000. In der weſtlichen Fortſetzung der Sierra Maeſtra liegen die Caymaninſeln, Little Cayman und Grand Cayman, 584 qkm, mit 5600 Einwohnern und der Volksdichte 10. Sie ſind britiſch, werden zur Kolonie Jamaika gerechnet und haben ähnliche Erzeugniſſe wie die Bahämas, namentlich ſolche des Fiſchfanges. 486 Mittelamerifa. d) Jamaika. Von den Großen Antillen nimmt Jamaika mit 10896 qkm Fläche die dritte Stelle ein und ähnelt auch in dem nahezu geradlinigen Verlauf ſeiner Küſten am meiſten Puerto Rico. In bezug auf Entſtehung und Bau iſt es in ſeinem granitiſch-ſyenitiſchen Kern ein tertiärer Lakkolith mit zahlreichen, von dieſem ausgehenden Gängen oder ein kriſtalliniſches Schiefer- gebirge mit Eruptivgeſteinsſtöcken, Graniten, Syeniten, Porphyren und Serpentin, ähnlich wie die Hauptgebirge Haitis und Kubas. Darüber liegen nun in Jamaika, wie in Haiti, be⸗ trächtliche Ablagerungen der Kreide ſowie tertiäre und zwar eozäne Bildungen, Sandſteine, Schiefer, Konglomerate und loſe Sande; wahrſcheinlich kommen auch Baſalte in den jüngeren Teilen der Inſel vor, und ſicher gibt es an der Nordküſte einen erloſchenen Vulkan von 200 m Höhe, der wohl der Kern eines früheren Kegelberges iſt, da Aſchen vollkommen fehlen. Das Grundgebirge der Inſel iſt gefaltet, aber im Norden und Süden liegt, ähnlich wie auf Haiti und Puerto Rico, eine hohe junge Kalkſteinplatte mit ſteilen, an den Küſten oft ſchroff ab- fallenden Rändern. In ſeiner äußeren Erſcheinung iſt das im Oſten Jamaikas hervortretende Faltengebirge dem Hauptgebirge Haitis ähnlich, aber die Blue Mountains erreichen nur 2236 m Höhe; der Weſten iſt ein gewelltes, hügeliges Land mit höchſtens 1050 m Höhe im Dolphin Head. Die Waſſerſcheide zieht mehr im Norden Jamaikas, weshalb an der Nord- küſte nur ein größerer Fluß, der Great River, im Süden aber drei, der Cobre, Dry River und Black River, münden. Die Bevölkerung Jamaikas betrug beim Übergang der Inſel an England (1655) kaum 3000, wurde aber in nur zwanzig Jahren von den Engländern durch Heranziehung von Holländern, Indern und Negerſklaven auf 17000 gehoben; von letzteren ſollen in den Jahren 1680 1786 nach Jamaika 610000 überführt worden ſein. Um 1833 betrug die Volkszahl etwa 360000 Seelen, darunter 322000 Sklaven. Dieſes Verhältnis, eines der ungünſtigſten in Weſtindien, hat ſich ſeitdem nicht verbeſſert, ſondern im Gegenteil ſo weit verſchlimmert, daß man 1890 unter 635000 Einwohnern nur 15000 Weiße, alſo nur 2,29 Prozent, zählte. Die Zählung von 1911 ſtellte 831123 Menſchen feſt. Indiſche Arbeiter gab es 1899: 15000. Die Volksdichte beträgt 76, iſt alſo beträchtlich. Wirtſchaftliches. Jamaika lieferte ſchon 1670: 850000 kg Zucker, 90000 kg Kakao, je 25000 kg Kaffee und Indigo, auch Baumwolle, Tabak und Vieh ſowie 10000 Scheffel Salz und war im Anfang des 19. Jahrhunderts die reichſte Inſel Weſtindiens, da ſie 1805: 859 große Zuckerfabriken beſaß und 137000 Fäſſer Zucker und 10 Millionen kg Kaffee ausführte. Die plötzliche Abſchaffung der Sklaverei hat aber Jamaika auf lange Zeit und bis auf den heutigen Tag aufs ſchwerſte getroffen. Das Grundeigentum wurde entwertet, der Grundbeſitz zerſplittert, die Arbeiter den Pflanzungen entzogen und die Pflanzer trotz der Entſchädigung von 120 Millionen Mark auf das äußerſte benachteiligt. Die Produktion ſank von 1833 bis 1841 um etwa zwei Drittel, Zucker von 60 auf 24,15 Millionen, Ingwer von 1,4 Million auf 900000, Pfeffer von 4,2 auf 1,8 Million und Kaffee von 4,95 auf 3,2 Millionen kg; ſtatt 755 Fäſſer Melaſſe wurden nur noch 51, ſtatt 35000 Fäſſer Rum nur etwa 12000 ausgeführt, und die Bevölkerung ging bis zum Jahre 1844 um 25000 Köpfe zurück. Später erfolgte ein langſamer Aufſchwung, zu Ende des 19. Jahrhunderts eine wirtſchaftliche Um⸗ wälzung, inſofern an die Stelle des früher herrſchenden Anbaues von Zuckerrohr zunächſt der von Kaffee, dann namentlich der von Früchten getreten iſt. Der Anteil des Zuckers an der Die Großen Antillen: Jamaika. Die Bahamas. 487 Ausfuhr betrug 1901/02 nur noch 7 Prozent, der des Kaffees 7,9 Prozent, der von Rum 6,4 Prozent; 1911 aber war die Reihenfolge der Ausfuhrgegenſtände: Bananen 29131620, Zucker 4948 260, Logholz und Extrakt daraus 5302 760, Kaffee 3682620, Kakao 2028960, Kokosnüſſe 1973740, Rum 1718320, Piment 1665040, Ingwer 1172740, Orangen 939700, Zigarren 718460, Honig 502040, Trauben 386200, Ziegenfelle 281040, Holz 260580, Häute 256480, Annatto 110600, Bienenwachs 75240, Zitronenſaft 68000 Mark. Von der Geſamt⸗ ausfuhr im Werte von 58961340 Mark nahmen Früchte überhaupt (Bananen, Orangen, Trauben) 30457520 Mark, alſo faſt 52 Prozent, mit Kokosnüſſen zuſammen 32431260 Mark, 55 Prozent, Bananen allein aber faſt 50 Prozent ein, während Zucker 8,4, Kaffee 6,3, Kakao 3,5, dieſe drei zuſammen mit 10659840 Mark 18 Prozent beſtritten. Zu den Ackerbau⸗ produkten gehören auch noch Piment, Ingwer, Zitronenſaft, ſo daß der Ackerbau 45996880 Mark oder 78 Prozent zum Ausfuhrwert beiſteuert. Der Reſt entfällt auf Erzeugniſſe des Waldes, der Viehzucht und der Induſtrie, allein von dieſen gehen Zigarren und Rum mit 2436 780 Mark — 4 Prozent dem Ackerbau ebenfalls zu, was deſſen Prozentſatz an der Aus— fuhr auf 82 ſteigen läßt. Die Einfuhr hatte 1911 einen Wert von 57311060, der Handel einen ſolchen von 117272400 Mark. Die Einfuhr kam zu 45 Prozent von Großbritannien, zu 41,8 Prozent von den Vereinigten Staaten, zu 8,5 Prozent von Kanada; die Ausfuhr ging zu 61,9 Prozent nach den Vereinigten Staaten, zu 14,7 Prozent nach Großbritannien, zu 8,6 Prozent nach Kanada. 1911 verkehrten in Jamaika 1508 Schiffe mit 2158647 Tonnen, davon 1390003 in Kingston, 556241 in Port Antonio, 76714 in Montego Bay, 53013 in Port Morant und 37474 in Port Maria. Neben dem Haupthafen Kingston entwickelt ſich jetzt raſch an der Oſtſeite der Inſel Port Antonio, das durch eine Eiſenbahn mit Kingston einerſeits und Montego an der Nordweſtküſte anderſeits verbunden iſt. Die Geſamtlänge der Eiſenbahnen betrug 1912: 300, die der Telegraphen 1674, die der Telephonlinien 864 km. Die Beſiedelung hat auf Jamaika von jeher das Land bevorzugt. Die Spanier gründeten 1525 an der Südküſte zuerſt Santiago de la Vega, jetzt Spaniſhtown (Tafel 19, Abbildung 2), eine kleine Stadt mit jetzt 6000 Einwohnern, darunter vielen Franzoſen; ihr alter Hafen Old Harbour iſt verſandet, die Hafenſtadt Port Royal vor dem Haff von Kingston erlag 1693 einem Erdbeben, 1772 einem Zyklon. Die einzige größere Stadt auf Jamaika iſt das erſt 1871 zur Hauptſtadt gemachte, 1907 durch Erdbeben verwüſtete Kingston mit etwa 40000 Einwohnern. Die übrigen Siedelungen ſind meiſt Hafenplätze, im Südweſten Black River und Savanna la Mar, im Nordweſten Lucea, Montego und Falmouth, im Nord— oſten Port Maria und Port Antonio, der Haupthafen für Bananenausfuhr, im Südoſten Moranttown, ein Stapelplatz für Orangen. Im Inneren liegen keine Anſiedelungen von Bedeutung, das Land iſt aber bedeckt mit kleinen Dorfſchaften, Häuſergruppen und Einzel— höfen; Mandeville iſt der Mittelpunkt der Orangen- und Kokosnußkultur. e) Die Bahämas. Die Bahämagruppe oder die Lucayiſchen Inſeln, wie ſie nach den Korallenriffen, Los Cayos, genannt wurden, bildet eine in nordweſtlicher Richtung zwiſchen 70 und 80° weſtl. Länge ſich erſtreckende Reihe von Inſeln und wird durch den Alten Bahäma-Kanal von Kuba und durch den Neuen Bahäma⸗Kanal von Florida getrennt. Die Bahamas haben eine Fläche von 11405 qkm, find aber durchweg ganz flache Koralleninſeln. Bereits im Nordoſten Haitis ragen Bänke bis nahe an die Meeresoberfläche, dann folgt die Gruppe der Turksinſeln, 488 Mittelamerifa. hierauf die mit den vorigen 430 qkm enthaltenden Caicosinſeln und endlich vom 73. Grad an die eigentlichen Bahamas. Sie erheben ſich aus ſehr tiefem Meere meiſt nur zu 40—60, Klein Salvador zu 125m Höhe, während andere oftmals von der Flut überſchwemmt werden. Im ganzen zählt man 29 größere, 661 kleine Inſeln ſowie 2387 Felſen und Riffe, welche die Schiffahrt außerordentlich erſchweren. Die größten Inſeln ſind Andros mit 3524 qkm, Groß Abaco nebſt Klein Abaco mit 2313 qkm und Groß Bahäma mit 1542 qkm, ferner Inagua; die übrigen, namentlich Eleuthera, Cat Island, Long Island, Acklin Island uſw., ſind faſt raupenförmig geſtaltet. In ſich geſchloſſener, wenn auch kleiner, ſind Rum Cay, Crooked Island, Mariguana und die durch Kolumbus' Landung berühmt gewordene Inſel Guanahani, San Salvador oder Watlings Island. Manche umſchließen gemeinſam große, bis 3 m tiefe Lagunen, die hier und da die Bewegung der Gezeiten mitmachen, ſelbſt wenn ſie Süßwaſſer enthalten. Der Boden beſteht ausſchließlich aus Korallenſand und Korallenkalk, der durch— löchert, porös, vom Waſſer zernagt, in der Tiefe weicher, an der Oberfläche äußerſt hart und auf einigen Inſeln von einer durch Verwitterung entſtandenen überaus reichen Humusſchicht bedeckt iſt, beſonders in den Mulden. Da der Kalkſtein das Waſſer raſch einſaugt, ſo kommt es auch auf den größeren Inſeln nicht zur Ausbildung von Bächen und Waſſerläufen. Die Bewohner der Bahämas wurden bereits in der erſten Hälfte des 16. Jahrhun— derts, 40000 an der Zahl, von den Spaniern nach Haiti und Kuba überführt. Die Inſeln lagen daher unbewohnt, bis 1629 Engländer ſich auf New Providence niederließen. Dieſe wurden zwar 1641 und 1703 durch die Spanier vertrieben, kehrten aber 1667 und 1718 zurück und brachten die Inſelgruppe nunmehr mit Hilfe der Neger zur Blüte. 1911 hatten die Bahä— mas 55944, die Turks- und Caicosinſeln 5615 Einwohner, alſo Volksdichten von nur 5 und 13. In wirtſchaftlicher Beziehung haben die Bahamas manchen Wechjel erlebt. Zuerſt begründeten die Engländer die Baumwollkultur, die ſich aber nur bis 1800 erhielt, weil die Ernten wiederholt durch Inſekten vernichtet wurden. Eine beſonders glänzende Zeit erlebten die Inſeln während des amerikaniſchen Bürgerkrieges, da die Blockadebrecher meiſt die Bahamas anliefen: 1864 erreichte die Einfuhr den Wert von 107, die Ausfuhr einen ſolchen von 93,5 Millionen Mark. In den 1870er Jahren führten die Bahämas vorwiegend Früchte aus, 1873 ſchon 51, Millionen Ananas und 2½ Millionen Orangen ſowie Bananen, Trau- ben, Melonen und bis 1883 Zucker. Auch 1900 ergaben 7½ Millionen Ananas, beſonders von Eleuthera, 1,2 Million Mark Ausfuhrwert, 1911 war die Ausfuhr von Früchten über⸗ haupt auf 183520 Mark = 4,4 Prozent geſunken. Dagegen hatte die von Siſal einen Wert von 897100 Mark = 21 Prozent, die Erzeugniſſe des Ackerbaues ergaben alſo 25,4 Prozent. Am wichtigſten iſt aber die Fiſcherei mit 56 Prozent des Ausfuhrwertes, woran Schwämme mit 2227620 und Schildpatt mit 128 100 Mark Anteil haben. Auch Holz wurde für 681960 Mark- - 16 Prozent ausgeführt, während die Salzgewinnung gering iſt. Die Geſamtausfuhr betrug 1912/13: 7160000, die Einfuhr 5520000, der Handel alſo 12680000 Mark. Für den Import kamen 1911 die Vereinigten Staaten mit 71 Prozent, für den Export mit 48 Prozent in Betracht; nur 13 Prozent des erſteren kam von Großbritannien, und 14 Pro⸗ zent der Ausfuhr ging dorthin. Die Tonnenzahl der eingelaufenen Schiffe erreichte 1912/13: 624000. Eine neue Quelle des Wohlſtandes iſt auch auf den Bahämas die Fremdeninduſtrie geworden, da viele Nordamerikaner den Winter auf den Inſeln zubringen, beſonders in dem 10000 Einwohner zählenden Naſſau auf New Providence. Die Turks- und Caicos-Gruppen mit 430 qkm und 1911: 5615 Einwohnern, davon Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 489 3702 Farbige, 1681 auf Grand Turk, bilden ein beſonderes Department der Kolonie Ja- maika. Sie ſind aber nur die ſüdöſtlichſte Fortſetzung der Bahäma-Inſeln, reine Korallen- inſeln, und haben daher auch deren Produkte (Salz 390000, Schwämme 30600, Siſalhanf 24450 und Schildpatt 14860 Mark Ausfuhrwert), die größtenteils von den Vereinigten Staaten aufgenommen werden. Die Ausfuhr hatte 1912/13 einen Wert von 520000 Mark; die Einfuhr von 560000, der Handel alſo von 1080000 Mark. Die Tonnenzahl der ein- laufenden Schiffe betrug 187000. II. Zentralamerika. 1. Bodengeſtalt und Gewäſſer. a) Allgemeines. Begrenzung. Zentralamerika erſtreckt ſich in nordweſtlicher Richtung von Südamerika nach Nordamerika und wird im Nordoſten deutlich durch das Karaibiſche Meer, im Südweſten durch den Großen Ozean begrenzt. Weniger klar ſind die Landgrenzen. Diejenige gegen Südamerika darf man wohl auf der Waſſerſcheide zwiſchen dem unzweifelhaft Südamerika angehörenden, weil aus der Kordillere entſtrömenden, Atrato und dem Tuira anſetzen, der in die Bai von San Miguel und den Großen Ozean fällt. Ob freilich dieſe Grenze als eine Scheidelinie erſter Ordnung gelten darf, iſt nicht bekannt, ebenſowenig, ob die Kordillere ſich von Südamerika auf die Landengen fortſetzt. Noch ſchwieriger iſt die Begrenzung gegen Nordamerika. Ein altes Schiefergebirge zieht über die Landenge von Tehuantepec nach Mexiko hinüber, ſo daß auch hier keine ſcharfe geologiſche Grenzlinie vorliegt; immerhin bildet dieſe Landenge eine tiefe Senke zwiſchen dem Hochlande von Anahuac und den hohen Ketten des ſüdlichen Chiapas und Guatemala. Danach wären alſo Chiapas, Tabasco, Campeche und Vukatan noch zu Zentralamerika zu rechnen. Da aber dieſe Staaten zu Mexiko gehören, Mexiko nur eine Halbinſel Nordamerikas iſt und Nordamerika ſamt Mexiko in einem anderen Bande des vorliegenden Werkes behandelt werden, begrenzen wir hier Zentralamerika mit der poli— tiſchen Grenze Mexikos gegen Guatemala und Britiſch-Honduras. In dieſem Umfange hat Zentralamerika eine Größe von 535290 qkm, iſt alſo ſo groß wie das Deutſche Reich. Zuſammenſetzung und Bau. Zentralamerika gehört dem andinen Teil Süd— amerikas an. Seine Gebirgszüge treten von Mexiko her in Virgation gegen das Karaibiſche Meer auseinander, wie die Karte auf S. 490 zeigt. Ein altes kriſtalliniſches Schiefergebirge zieht aus Chiapas gegen Südoſten und Oſten nach Guatemala hinein und erreicht in der Sierra de las Minas noch 3000 m Höhe. Dann bricht es am Golf von Honduras ab und findet ſeine Fortſetzung wahrſcheinlich in Südkuba. Dieſes Gebirge war bereits während der paläo— zbiſchen Zeit vorhanden, wurde während der meſozoiſchen Zeit abgetragen und mit einer Decke von Kalkſteinen, Sandſteinen, Mergeln und Konglomeraten bedeckt, dann im mittleren Tertiär wiederum gefaltet und durch Längs- und Querbrüche zerſtückelt, die denn auch die Ablöſung von den Antillen hervorriefen. Während das Gebirgsland zu beiden Seiten des Rio Motagua noch mehr nordöſtlich ſtreicht, erhält es im nördlichen Honduras eine mehr öſtliche Streichrichtung, wird hier aber durch eine nordſüdliche Tiefenlinie von der Fonſeca— bucht bis zur Mündung des Ulua durchſchnitten. Südöſtlich des Rio Patuca laſſen ſich auch 490 Mittelamerika. in Nicaragua noch Bruchſtücke öſtlich bis nordöſtlich ſtreichender Ketten erkennen, die auf eine frühere Verbindung mit Jamaika deuten. Nur die Cockscomb-Berge in Britiſch-Hon⸗ duras, ein 1000 m hohes, aus Granit und Quarzporphyr, Tonſchiefer, Quarzit und karbo— niſchem Kalkſtein beſtehendes Horſtgebirge, ſcheinen ſich in den allgemeinen Bau nicht ein- zufügen, ſtreichen aber doch auch nach Nordoſten bis Oſten. Gesa Central de Chriapas H Sierra Madre " — — Tag⸗ U Sierra d.Espiritu.st d Gedinge v.Soledad o Grenzgeb.v.Honduras p Sierra de Managua [ | N 0 e Yan 90608 8 * V NM R | 13 Zahual | 14 Suchitar Is Boguerön | 16 Ropango 17 Sarı Vicente | 18 Zecapa 19 Qunameca | 20 t 8 8 N 2 U h 1 =: ä _—- — : 21 onchagua 22 Tigre Tiefe d He, 23 Oosequina %4 Ne zu 5 25 Flic H 26 Momotormbo IN] H 27 Medtene 3 Masaya 29 Momobacho 1 | 5 5 A 8 aA, A 2 a 30 Ometepe 8 Maßstab 1: 13.000.000 0 100 200 30: € = "Eilom ! Die Gebirge sind durch Buchstaben, E die Villkane durch Zahlen klärt. Dektoniſche Karte von Zentralamerika. Nach C. Sapper. Zu ©. 489 Durch die in der Tertiärzeit eingetretenen Längsbrüche wurde namentlich der Süd— flügel des geſamten Grundgebirges verſenkt und mit vulkaniſchen Maſſen überlagert. Daher bilden vulkaniſche Geſteine einen weſentlichen Teil Zentralamerikas, einerſeits in Geſtalt breiter Ergüſſe, beſonders in dem ebenen Teil von Nicaragua oder in den Baſaltgebirgen von Honduras, anderſeits aber auch in Form von einzelnen Vulkanbergen, die nur auf der pazifiſchen Seite auftreten. Es find 81 an der Zahl, darunter 44 in neuerer Zeit tätige, meiſt Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 491 andeſitiſche Berge. Sie ſind in fünf Linien angeordnet, nämlich vom Chiriqui in Veragua durch Coſta Rica, dann von der Inſel Madera im See von Nicaragua bis zum Coſeguina am Golf von Fonſeca, ferner vom Conchagua bis zum Tecuamburo in Salvador, weiter vom Pacaya bis zum Lacandon und endlich vom Tajamulco bis zum Tacand, dieſe letzteren beiden in Guatemala. Dieſe heutige „Feuerlinie“ iſt nach Eduard Sueß der Reſt einer früher weiter nach Norden ausgedehnten. Inwiefern die großen Waſſerbecken Zentralamerikas, der Nicaraguaſee und der Ma- naguaſee ſowie die Fonſecabucht, mit der Zerſtückelung des Landes durch Brüche zuſammen— hängen, und ob ſie etwa Grabenbrüche ſind, läßt ſich noch nicht mit Sicherheit entſcheiden. Ebenſowenig wiſſen wir genau, ob auch die Gebirge der Landengen von Veragua und Panama dem geſchilderten Schema des Aufbaues einzufügen ſind. Höhe. Im allgemeinen reicht die Höhe der Berge nicht an die im nördlichen Süd— amerika und in Mexiko heran, übertrifft aber ſchon mit dem bei Huehuetenango 3500 m über- ſteigenden Grundgebirge diejenige der Antillen. Darüber aber erreichen die Vulkane noch größere Höhen: der Tajumulco und der Tacand bei San Marcos in Guatemala 4210 und 4064 m, der bekanntere Acatenango 3960, der Fuego 3835, der Agua 3753 und der Atitlan 3525, der wenig bekannte Vulkan Zunil bei Quetzaltenango 3533 m. Ihnen geben wenig nach die bereits erloſchenen Kuppen Serchil bei San Marcos mit 3636 m, San Tomas und Siete Orejas bei Quetzaltenango mit 3551 und 3362 ſowie der Quiché bei Totonicapan mit 3402 m. In Honduras und Nicaragua ſind die Berghöhen viel geringer und erreichen 3000 m nicht, in Coſta Rica dagegen erwachſen den guatemaltekiſchen Vulkanen Nebenbuhler in dem Turrialba (3342 m) und dem Irazu (3452 m), in Chiriqui in dem Chiriqui (3600 m). Bewäſſerung. Zur Ausbildung größerer Flüſſe kommt es nicht, da Zentralamerika nicht ſehr breit iſt und die ſüdöſtliche Längsrichtung durch Gebirge geſperrt wird. Die Waſſer— ſcheide liegt ganz am pazifiſchen Rande, weshalb der Große Ozean nur Küſtenflüſſe erhält. In den Atlantiſchen Ozean münden einige bedeutendere, aber nur auf kurze Strecken für kleinere Dampfer ſchiffbare Flüſſe: der Uſumacinta in den Campechegolf, der Rio Grande de Motagua in den Golf von Amatique; beide umfließen Yufatan. Dann folgen in Honduras der Rio Ulua, der Coco oder Segovia und der Rio Grande, in Nicaragua der Rio San Juan, der Entwäſſerer des großen Nicaraguaſees, der ſeinerſeits wieder mit dem Managuaſee zeit— weilig in Verbindung ſteht. Dieſe beiden Waſſerbecken ſind die einzigen großen Seen Zen⸗ tralamerikas; geringer an Bedeutung ſind der Pojoa in Honduras, die Laguna Izabal oder Golfo Dulce und der See von Flores in Nordguatemala, endlich der Bergſee von Atitlan in den Altos von Guatemala. Man unterſcheidet am beſten drei natürliche Landſchaften, die durch zwei Tiefen— linien, die Furche des Nicaragua- und Managuaſees ſamt der Bucht von Amapala einerſeits und die Guascaran-Ulua-Linie in Honduras anderſeits, voneinander getrennt werden. Daraus ergeben ſich drei Abſchnitte: ein ſchmaler ſüdöſtlicher, die Kordilleren von Darien, Panama, Veragua, Chiriqui und Coſta Rica; ein breiter mittlerer: Nicaragua und Oſthon— duras, und ein etwas ſchmälerer nordweſtlicher: Weſthonduras, El Salvador und Guatemala. b) Das ſüdöſtliche Zentralamerika. Die Iſthmuskordilleren von Darien, Panamä und Veragua. In Darien beginnt ein anſcheinend zuſammenhängendes, aus alten Eruptivgeſteinen, Granit, Syenit, 492 Mittelamerifa. ſowie aus kriſtalliniſchen Schiefern beſtehendes, dichtbewaldetes Gebirge. Es zieht in nord- weſtlicher Richtung zunächſt als Sierra Mali mauergleich dicht am Karaibiſchen Meere hin und hat einen faſt gratförmig ſcharfen Kamm, aber im allgemeinen ſanfte Formen, breite Gewölbe und lange Züge. Die Höhe ſcheint 700 m und mehr zu betragen. Die Landenge von Panama iſt die ſchmalſte Stelle Zentralamerikas, zugleich eine der niedrigſten, da der höchſte Punkt, La Culebra, nur 82 m erreicht. Er liegt nahe dem pazifiſchen Hange und ſendet zum Atlantiſchen Ozean den Fluß Chagres. Eine geſchloſſene Kette iſt hier aber nicht mehr vorhanden, ſondern Einzelberge werden von dichtem, hohem Walde, auch von niedrigem Buſchwald überdeckt, und die Niederungen nimmt Sumpfland ein. Ein tertiärer Sattel aus Breccien, Orbitoidenkalk und glaukonitiſchen Tonen bildet den nordweſtlichen, Eruptivgeſtein, darunter Andeſit von La Culebra und Labradorit von den kleinen Inſeln des Golfs von Panama, den ſüdöſtlichen Teil der Landenge. Weſtlich derſelben ſchwillt das Gebirge wieder an. Eine mächtige Kette von 2500 m Höhe, aus Granit, Syenit und Diorit beſtehend und von Tertiär und jungem Schwemmland begleitet, bildet die Kordillere von Veragua. Nahe der atlantiſchen Küſte zeigen ſich ſchroffe Höhenrücken, rundliche Hügel in Gruppen, iſolierte Kegel und Kuppen, während die Kordillere als eine mächtige Mauer mit zwei hohen Ketten bis zum Golf von Chiriqui dahin— zieht. Da aber im Süden bereits junge Eruptivgeſteine vorkommen, ſo ergibt ſich ſchon hier der im übrigen Zentralamerika ſo allgemeine Gegenſatz zwiſchen dem älteren Norden und dem jüngeren Süden, und ebenſo tritt der weitere Gegenſatz zwiſchen dem feuchten, wald— bedeckten Norden und dem trockenen Süden auf, beſonders da, wo die tertiäre, mit Savannen bedeckte flache Halbinſel Azuero gegen den Großen Ozean vorſpringt. Dieſe ſcheidet den perlenberühmten Golf von Panamä mit der Inſel San Miguel im Oſten von dem von Mon- tijo, der durch die Inſel Cöiba abgeſchloſſen wird. Weiter weſtlich liegen einander zwei Buchten gegenüber: im Süden die flache Bahia de David mit einigen Küſteninſeln, im Nor- den die durch einen Kranz von Inſeln und eine Halbinſel vom Meere getrennte, überaus ge— räumige Laguna de Chiriqui. Die Kordillere von Chiriqui und Coſta Rica. Hier tritt bereits ein Vulkan auf, der ſchöngeformte, regelmäßige, noch kürzlich tätig geweſene Chiriqui. Er erreicht gleich 3600 m, mehr als die Vulkane von Coſta Rica, beherrſcht weithin die ganze Umgebung land— ſchaftlich und enthält in ſeinem alten Krater einen SO m hohen jüngeren. Nördlich des tief einſchneidenden Golfo Dulce im Süden Coſta Ricas beſteht die Kordillere von Tala— manca im Norden aus alten Eruptivgeſteinen und kriſtallinen Schiefern, im Süden aus ſteil aufgerichteten tertiären Kalken. Sie beginnt mit dem Cerro Rövalo und dem Pando, erreicht im Kamuk oder Pico Blanco 2904 m, wird dann von einem 2265 m hohen Paß durchſchnitten und ſchwillt hierauf über den Durika, früher fälſchlich Uyun genannten Berg zum höchſten Gipfel Coſta Ricas und des ganzen ſüdlichen Zentralamerika, dem noch nicht beſtiegenen Chirripö Grande an. Von hier aus bleibt ſie geſchloſſen bis zum Cerro de las Vueltas (3033 m) und löſt ſich dann in drei Züge auf, die noch 2400 m Höhe erreichen. Von der Kordillere von Talamanca aus ergießen ſich in den Atlantiſchen Ozean der Tararia, der Tarire, der Eſtrella, der Chirripö-Matina und der Pacuare, nach dem Großen Ozean der Diquis und kleinere. Die atlantiſchen Flüſſe ſind Hochfluten unterworfen, im Unterlauf für kleine Fahrzeuge ſchiffbar, aber an ihren Mündungen wegen Verſumpfung meiſt unbenutzbar. Unter 100 wird das Gebirge der Landengen von einer Senke unterbrochen, in der nach Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 493 Weſten der Rio Grande de Tarcoles, nach Oſten der Reventazon abfließen. Vor dieſer Senke erhebt ſich im Norden die ſogenannte Cordillera Central, vier Vulkane, Turrialba, Irazu, Barba und Poas. Sie iſt mit den Ausläufern der Sierra de Talamanca durch eine hohe Schwelle verknüpft, auf der die Hauptſtadt San Joſé in 1165 und die Stadt Cartago in 1451 m Höhe liegen. Den hohen Vulkanen eigentümlich ſind die Terraſſenbildung und das in Zentralamerika häufig beobachtete Andern ihrer Ausbruchsſtellen gegen den Großen Ozean hin. Auch fallen ſie weniger auf als ſonſtige Vulkane, da ſie der charakteriſtiſchen Kegel— form faſt entbehren; von 2000 m an aufwärts tragen ſie keinen Wald mehr. Der Krater des Jrazu hat 1000 m Durchmeſſer, der Turrialba beſitzt drei Krater, der Poäs zwei, in denen Waſſer ſteht. Die beiden öſtlichen, Jrazu und Turrialba, liegen auf einem gemeinſamen, 2000 m hohen Unterbau und haben 3452 und 3342 m Höhe, während die von ihnen durch eine nur 1550 m erreichende Senke getrennten weſtlichen, der Barba und der Poas, nur 2900 und 2678 m hoch ſind. Die weſtliche Abteilung des Rückengebirges von Coſta Rica heißt Sierra de Guana— caſte. Sie zieht von San Ramon gegen Nordweſten als ein 1500 m hohes Waldgebirge, über dem ſich einzelne Gipfel erheben. Dieſe ſind meiſt Vulkane, wie der Miravalles (1600 m), der Cuipilapa oder Rincon de la Vieja (1500 m) und der Oroſi (1571 m), während der Tenorio (1500 m) von der Hauptkette nach Nordweſten vorgeſchoben liegt. Von dieſen war nur der Cuipilapa 1851 und 1863 tätig. Der Rio Tempisque ſcheidet von der Sierra de Guanacaſte die 1000 m hohe, lang— geſtreckte Halbinſel Nicoya, die vielleicht mit den Halbinſeln Oſa und Burica eine wahrſchein— lich ſedimentäre Parallelkette des Hauptgebirges der Landenge andeutet, der auch Azuero angehört haben mag, doch enthält Nicoya, dem der junge Vulkan Herradura (791 m) gerade gegenüberliegt, wahrſcheinlich auch jungeruptives Geſtein. c) Das mittlere Zentralamerika. Die Senke von Nicaragua (ſ. die Karte auf S. 494) beginnt im Südoſten mit dem waldbedeckten Tieflande Coſta Ricas zwiſchen der Eiſenbahn und dem Rio San Juan und enthält gegen den Großen Ozean zu flache Waſſerbecken, die Seen von Nicaragua und Mana- gua und die Fonſecabai, mit der ſie endet. Dieſe Senke iſt wahrſcheinlich ein infolge eines Grabenbruches entſtandenes Bruchfeld, doch läßt die Südſeite keinen ſo klaren Einblick in die urſprünglichen Verhältniſſe zu. Im Süden liegen zwiſchen dem Großen Ozean und dem See von Nicaragua tertiäre Schichten, die den nur 46,4 m über dem Meere gelegenen Iſthmus von Rivas bilden und ſich auch in 300 m hohen Hügelzügen nach Coſta Rica ausdehnen. Die Seen ſelbſt bildeten in tertiärer Zeit mit dem Golf von Fonſeca einen großen, nach Nordoſten eingreifenden Meerbuſen, wahrſcheinlich ſogar eine Straße zwiſchen beiden Meeren. Jüngere Laven trennten ſie dann vom Großen Ozean, tertiäre Schichten vom Atlantiſchen. Auch würde eine Schließung des Ausgangs der Fonſecabai einen Landſee entſtehen laſſen, der dem Lago de Managua ungefähr gleich wäre. Der von vielen kleinen Flüſſen geſpeiſte Nicaraguaſee (Tafel 20, Abbildung 1) oder, wie er nach der Stadt Granada auch genannt wird, Lago de Granada erſtreckt ſich in faſt eiförmiger Geſtalt von Südoſten nach Nordweſten, iſt bei 163 km Länge und 72 km Breite etwa 7700 qkm groß (S Heſſen), bis zu 80 m tief und liegt in nur 33 m Höhe. Das Waſſer iſt trinkbar und ſelbſt am Ufer oft noch ſo tief, daß große Schiffe dicht an das Land herankommen können. Im Oſten entwäſſert 494 Mittelamerika. ſich der Nicaraguaſee durch den 90—360 m breiten Rio San Juan. Die Uferberge dieſes Fluſſes veranlaſſen die bei der geringen Höhendifferenz zwiſchen dem Nicaraguaſee und dem Meere auffallende Bildung von Stromſchnellen, welche die Schiffahrt erſchweren. Ein trockenes, nur hier und da mit Tümpeln erfülltes, mit heißen Quellen beſetztes Flußbett und der Waſſerlauf des Eſtero de Panaloyo verbinden den Nicaraguaſee mit dem Managuaſee. Diejer iſt 1134 qkm groß (= Rheinheſſen), langgeſtreckt, im Norden ſtark gebuchtet, im Süden weniger gegliedert, 47 m hoch, 20—80 m tief. Im See von Nicaragua beginnt mit der Inſel Ometepe eine neue Vulkanreihe, deren Ende im Coſeguina liegt. Schon im Nicaraguaſee erheben ſich der waldbedeckte Madera (1268 m) und der kegelförmige Ometepe (1720 m; Tafel 20, Abbildung 1), am Weſt⸗ rande der Zapatera und der 1400 m hohe Mombacho. Zwiſchen dieſem und dem folgenden Pulkan Barba 2900 Madera 1268 Miraralles 1600 * VV'Ic'uL̃ Ne 1:4 500.000 Ometepe 1720 20 20 5 AR Telica 1028 e — — Die Landenge von Nicaragua. Zu S. 493. Doppelgipfel Maſaya (600 m) liegt das ſchöne Maar des Apoyoſees. Der 1670 noch tätige Maſaya iſt wie ſein Nachbar Nindiri erloſchen, aber von Lavafeldern umgeben, beſonders im Norden. Auf der Halbinſel Chiltepe im Süden des Managuaſees ragt der Vulkan Chiltepe mit großem Krater über eine ganze Reihe von Maaren empor, im See ſelbſt der Momotombito, mit dem die aus neun Vulkanbergen beſtehende Reihe des weſtlichen Nicaragua beginnt. Der öſtlichſte von dieſen Vulkanbergen iſt der 1258 m hohe Momotombo, ein kühner, kahler, geſchwärzter Gipfel, der beſtändig raucht und 1902 im Anſchluß an die Eruptionen auf St. Vincent und Martinique einen Ausbruch hatte. Er gehört bereits zu den Maribios— vulkanen, wie auch der 800 m hohe Aſocosco mit kleinem Krater, der Las Pilas, der Chichi- galpa (1425 m) mit mehreren Kratern, der ziemlich zerſtörte Rota oder Orota (800 m), der 1028 m hohe Telica mit ſchwach tätigen Fumarolen und neuen Spalten und der Chonco (1125 m). Die weſtlichſten in der Reihe find der 890 m hohe, nicht tätige, aber ſtark rauchende Vulkan von Santa Clara und der Volcan Viejo (1780 m), ein gewaltiger Kegel, deſſen drei ineinandergelagerte Krater Dampfſäulen ausſtoßen. Außer dieſen ſind aber in neuerer Zeit noch zwei kleine Feuerberge an den Flanken der großen entſtanden: der eine wuchs am 13. April 1850 in acht Tagen bis 60 m am Fuße des Pilas empor, der andere, der Volcan Nuevo, entſtand am 14. November 1867 nordweſtlich von Leon und hat es auf ebenfalls 60 m Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 495 Höhe gebracht. Der letzte, außerhalb der Reihe der Vulkane von Leon ſtehende Feuerberg, der Coſeguina an der Fonſecabucht, ein abgeſtutzter Kegel von 1100 m Höhe, iſt wegen ſeines Ausbruches vom 20. Januar 1835 berühmt geworden. Im Norden der großen Landſenke ſetzen ſich im ganzen die jungen Eruptivgeſteine mit ihren Tuffen fort in Form des Berglandes von Nicaragua. Obwohl die Höhen nicht bedeutend ſind, da 1800 m kaum irgendwo überſchritten werden, hat das Land doch vielfach den Charakter eines Gebirgslandes, wie nördlich des Managuaſees, über dem ſich die blauen, zerriſſenen Berge von Matagalpa erheben, während das Nordufer des Nicaraguaſees, das wellenförmige Weidegebiet von Chontales, langſamer anſteigt. Aus der Gegend von Mata— galpa und Jinotega ziehen drei Höhenzüge durch Nicaragua. Sie beſtehen zumeiſt aus jüngerem Eruptivgeſtein, Baſalt, Andeſit, aber auch aus alten Eruptivgeſteinen, Porphyr, Melaphyr, Diorit, Diabas, Granit; auch find Sedimentgeſteine der meſozoiſchen und Tertiär— zeit nachgewieſen worden. Manche Flüſſe, wie der Rio Prinzapolca, führen Gold. Dieſe ſtrömen in langem Laufe von der Waſſerſcheide nördlich der Seen aach Oſten zum Atlan⸗ tiſchen Ozean ab, wie der Siquia, der Rio Grande-Tuma, der Prinzapolca und der Coco, Yare oder Segovia. Ihre Quellen liegen alle auf einer den Seen im Norden folgenden Linie von Choluteca nach Libertad, ihr Mündungsgebiet iſt die ſumpfige, im Norden mit Sand überdeckte Mosquitoküſte, die durch mächtige Strandſeen, wie die Laguna de las Perlas und die an der Mündung des Vava, ausgezeichnet und überaus flach iſt. Dieſer Küſtentypus ſetzt ſich auch nordweſtlich vom Kap Gracias d Dios über das öſtliche Honduras in Form großer ſeichter, ſchlecht zugänglicher Lagunen fort, wie der Caratasca-, der Brus- und der Eben-Lagune, und die waſſerreichen Flüſſe leiden unter Barren; die des Rio Coco hat nur 1—1½% m Waſſer. Der Rio Patuca zieht den größten Teil des Waſſers von Oſthonduras an ſich; nördlich von ihm entwickeln ſich nur noch die Rios Negro und Aguan, während der Choluteca bereits ſüdwärts zur Fonſecabai fließt. Schon am Rio Coco ſtehen kriſtalliniſche Schiefer an, von wo an archäiſche Gebirgszüge eine größere Rolle zu ſpielen beginnen als im Südoſten Zentralamerikas. Das Streichen dieſer iſt öſtlich bis nordöſtlich geweſen, doch ſind die alten Hochgebirgszüge großenteils zerſtört, und die Höhen überſteigen 2500 m nicht mehr. Das Grenzgebirge zwiſchen Nicaragua und Honduras erreicht 1700—1800 m, ungefähr ebenſoviel die ebenfalls archäiſche Zentralkette von Olancho, die aus meſozoiſchen Kalkſteinen gebildete Sierra de Yoro und die archäiſche Kette von Su— laco, während das Bergland um Tegucigalpa, die Sierras de Yuscaran und de Lepaterique 2000, der Cerro del Chile in der Sierra von San Juancito 2200 m Höhe haben. Die am meiſten ausgeprägten Gebirge aber, die nördlichen Küſtenketten, erheben ſich im Cerro Cangrejal (Congrehoy) zu 2450 m Höhe, beſtehen weſentlich aus alten Eruptivgeſteinen und werden von einem in den Inſeln Utila, Ruatan (250 m) und Guanaja (400 m) noch bruchjtüd- weiſe erhaltenen Gebirgszug begleitet, der wahrſcheinlich eine Fortſetzung der Sierra Omoa oder del Eſpiritu Santo iſt. d) Das nordweſtliche Zentralamerika. Zwei Flüſſe ſcheiden Honduras in zwei Teile, der Guascoran im Süden und der Humuya⸗Ulua im Norden; der ſüdliche iſt kurz, der nördliche lang, entſprechend der ſanften Abdachung zur atlantiſchen Seite, die auch im nordweſtlichen Zentralamerika wieder her— vortritt. Beide entſtehen in den nur 1500 —2000 m hohen Gebirgen zwiſchen Tegucigalpa 496 Mittelamerika. und Comayagua, werden durch den nur 1000 m hohen Paß von Rancho Chiquito voneinander getrennt und fließen beide in einer Tiefenlinie, die vermutlich tektoniſchen Störungen ihre Exiſtenz verdankt, da das Streichen der Geſteinsſchichten und der Gebirge hier nord— nordöſtlich bis nördlich wird. Als Fortſetzung der tektoniſchen Senke iſt der Grabenbruch von San Pedro Sula im Norden anzuſehen. Weſtlich von ihr hat man nach Sapper drei orogra— phiſche Zonen in Zentralamerika zu unterſcheiden: die Urgebirgskette im Norden, Reſte einer meſozoiſchen Kette in der Mitte und jungeruptives Gebirge im Süden, das zugleich von der Amapalabai an bis zur mexikaniſchen Grenze Vulkane trägt. Das jungeruptive Gebirge des Südens, die Vulkanreihe. In der Fonſecabai liegen der 840 m hohe Vulkan El Tigre auf der Inſel Amapala und die 720 m hohe Inſel Sacata Grande. Auf dem Feſtlande eröffnet die Vulkanreihe der 1250 und 1170 m hohe Doppelvulkan Conchagua, ein 1868 tätiger Berg, von dem ſich bis zu dem gewaltigen Kegel des San Miguel (2132 m) ein weites Lavafeld hinzieht. Dann folgt auf den mit mächtigem Krater verſehenen Chinameca (1402 m) die eigentümliche Reihe der Vulkane bis zum Rio Lempa, die, von einer Hauptſpalte ausgehend, zwei Querſpalten entſendet. Den Ausgangs— punkt dieſer Reihe bilden der Jucuapa (1700 m) und der durch einen See ausgezeichnete, Spuren von Tätigkeit zeigende Tecapa (1604 m); ihre Endpunkte find der Uſulutan (1453 m) und der Taburete (1170 m), die gegen den Großen Ozean vorgeſchoben ſind. Die übrigen Vulkane ſind der Alegria, Berlin, Cerro Verde, Santa Elena, Tigre, Santiago, Unaria mit 1100 1800 m Höhe. Der 2174 m hohe Doppelvulkan San Vicente wird auf der Nordſeite von zahlreichen Kegeln begleitet und hat einen wohlerhaltenen Krater im Oſtkegel. Von ihm laufen zwei Spalten aus, die eine, ſüdliche, über San Salvador und Santa Ana nach Guatemalas Küſte, die andere nach Nordweſten mehr ins Innere über den Guijaſee nach der Stadt Guatemala. Die ſüdliche Reihe eröffnet der erſt im Januar 1880 ent- ſtandene Vulkan in dem 200 m tiefen Jlopangoſee. Er bildete ſich nahe dem erloſchenen Kegel des Cojutepeque nach ſehr heftigen Erdſtößen neben Klippen und Inſeln und wurde etwa 50 m hoch. Auf ihn folgt im Weſten der Doppelvulkan von San Salvador, von denen der eine, der 1950 m hohe Boquerön, einen mächtigen Krater von faſt 3 km Durchmeſſer mit einem See beſitzt und Zeichen von Tätigkeit gibt; darauf der gegen das Meer vorgeſchobene, merkwürdigſte aller Vulkane Zentralamerikas, der Izalco, der ſeit dem 29. März 1793 im Südweſten des erloſchenen Cerro Redondo entſtand, 1885 m hoch iſt und zu den ununter— brochen tätigen Vulkanen vom Typus des Stromboli gehört. Außer mehreren großen Aus- brüchen (1798 und 1805—07) hat er ganz regelmäßige rhythmiſche Eruptionen und ähnelt daher in Amerika nur dem ebenfalls erſt ſeit 200 Jahren tätigen, aber viel höheren Sangay (vgl. S. 387); im Februar 1895 fanden alle 15—20, im Herbſt desſelben Jahres alle 5Minuten Ausbrüche ſtatt. Der Vulkan von Santa Ana oder Lamatepec iſt mit 2385 m Höhe der höchſte aller Vulkane der Republik El Salvador, beſitzt einen großen eigentümlichen Krater mit einem gelbgrünen See und ſoll noch 1874, 1880 und 1882 Ausbrüche gehabt haben. Die nördliche Reihe enthält weniger bedeutende Kegel als die ſüdliche: den Cojutepeque, Tecomatepe und Guazapa, einen nur noch im Gerüſt erhaltenen älteren Vulkan, den vor— trefflich konſervierten San Diego mit ſchönem Krater und mächtigen Lavaſtrömen und den Iztepeque, einen Obſidianberg mit Obſidianlavaſtrömen und Millionen von fauſt- und kopf— großen Obſidianrollſtücken. Alle dieſe Berge find nur 750—1450 m hoch, dagegen erreicht der ſchöne Doppelvulkan Suchitan 2000 m, der folgende Tahual 1700 m; beide ſind ſchon Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 497 ſtark zerſtört. Tätig ſind von allen genannten nur der San Miguel, der Chinameca, der Tecapa, San Vicente, Boquerön, Santa Ana, beſtändig aber der Izalco. Dann folgen der Chingo (1785 m), der Ipala, Monte Rico, Santa Catarina, Cuma und Amayo, die Gruppe von Cerro Redondo, lauter erloſchene Berge, und ſchließlich ſüdlich der Stadt Guatemala ſelbſt der 2570 m hohe tätige Pacaya. Eine weitere, vierte Linie von Vul— kanen beginnt mit den drei großen Vulkanen bei Guatemala, dem Agua (3753 m; ſ. die untenſtehende Abbildung), dem Acatenango (3960 m) und dem Fuego (3835 m). Der Agua, der Waſſervulkan, gilt jetzt für erloſchen und hat ſeinen Namen von einem im 5 Aldi, PURE eee Pu PA N ae . Antigua Guatemala mit dem Vulkan Agua. Nach E. Reelus. September 1541 eingetretenen Ausbruch, bei dem gewaltige Waſſerfluten große Ver— wüſtungen anrichteten. Der Acatenango iſt ebenfalls erloſchen, beſitzt aber fünf Krater, die in einer einfachen Linie von Norden nach Süden aufeinander folgen. Sein ſüdlicher Nach— bar, der Fuego, iſt dagegen tätig, und zwar in dem ſüdlichen ſeiner drei Krater, von denen der neueſte 1852 und 1856 Aſchen und Laven ausſtieß und auch ſchon zwiſchen 1581 und 1737 acht Ausbrüche gehabt haben ſoll; ſein letzter Ausbruch fand 1880 ſtatt. Wahrſchein— lich muß man den Acatenango und den Fuego als ein gemeinſames Vulkanſyſtem auf— faſſen, deſſen Tätigkeit von Norden nach Süden gegen den Großen Ozean wandert. Dasſelbe gilt auch von dem aus drei Kegeln beſtehenden, 3525 m hohen Atitlan, deſſen ſüdlichſter Kegel der höchſte und allein noch tätige iſt. Auf ihn folgt gegen Weſten, unmittelbar am Südweſtende des 1500 m hohen, herrlichen, von 500 m hohen Steilwänden umrahmten 2 Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 32 498 Mittelamerika. Sees von Atitlan, der 3050 m hohe erloſchene San Pedro mit ſtark zerſtörtem Krater und völlig bewaldetem Gipfel und weiter der 3533 m hohe Zunil. Weſtlich davon liegt über Quetzaltenango die wiederum nordſüdlich gerichtete, anſcheinend ein Syſtem bildende Gruppe des Cerro Quemado und Santa Maria (Tafel 20, Abbildung 2) mit 3179 und 3768 m Höhe. Erſterer iſt ſeiner weſtlichen Kraterumwallung beraubt, ſtößt aber an zahlreichen Stellen Waſſerdämpfe aus, letzterer galt für erloſchen und ſollte überhaupt keinen Krater haben; jein furchtbarer Ausbruch vom 25.—27. Oktober 1902 mit dreitägigem Aſchenregen war daher für ſeine Umgebung eine Überraſchung. Die fünfte und letzte Linie umfaßt den 2500 m hohen Lacandon, den Tajumulco und den Tacand, die zugleich mit 4210 und 4064 m Höhe die höchſten Gipfel Zentralamerikas ſind, die einzigen, die über 4000 m Höhe hinausragen. Der Tajumulco hat viele Lavaſtröme entſendet, iſt aber anſcheinend lange nicht mehr tätig geweſen. Der Tacanä iſt von zwei Ringwällen, wahrſcheinlich früheren Kraterwänden, umgeben und hatte 1855 einen leichten Ausbruch. Beide Vulkane machen wegen ihrer iſolierten Lage und zeitweiliger Schnee— bedeckung einen majeſtätiſchen Eindruck. Das geſamte Gebiet der mittelamerikaniſchen Vulkanreihe iſt der Sitz gewaltiger Erd— beben, die vor allem Guatemala, Salvador und Nicaragua erſchüttern; die berühmteſten ſind die von Cartago 1851, San Salvador 1854, Altguatemala 1773, Neuguatemala 1830, San Salvador 1891 und Quetzaltenango 1902. Die jungeruptive Landſchaft nördlich der Vulkanreihe. Auch über die Vulkan— zone hinaus ſetzt ſich das jungeruptive Gebiet fort, von Südweſthonduras bis nach Chiapas überall charakteriſiert durch anſcheinend regelloſe Anordnung der Kuppen, ſtarke Gliederung und dürftige Vegetation. In Südweſthonduras treten andeſitiſche, baſaltiſche, rhyolitiſche und auch porphyriſche Geſteine zu einem mächtigen, durch die Erojion tief zerſchnittenen Berglande zuſammen, das zwiſchen Comayagua und San Salvador in den Montecillos, der Sierra de Opatoro und der Sierra de Opalaca noch 2000 müberſchreitet, im kühn geformten Erapuca 2500 und in den Bergen von Selaque vielleicht ſogar 2800 m Höhe erreicht. Alle dieſe Gebirgszüge geben ihr Waſſer an den Rio Lempa ab, der in Guatemala entſteht, die Laguna de Guija durchfließt und als Hauptfluß von El Salvador bei Zacatecoluca nach einem 300 km langen Laufe, auf dem er ein Gebiet von 19000 qkm entwäſſert, mündet. Eine Eigentümlichkeit des Gebirgslandes von Honduras, Nicaragua und Guatemala ſind die kleinen Valles, Hochebenen, die in den Einſenkungen des Geländes nach Sapper durch alluviale, äoliſche und vulkaniſche Aufſchüttung gebildet find, in Guatemala z. B. die Hoch- ebenen von Quetzaltenango und San Marcos. Bei Soledad erreicht das Gebirgsland 2650, öſtlich von Guatemala 2500 m Höhe; es ſteigt im Cerro Santa Maria zu 2623 m empor, ſinkt bei Chimaltenango auf 1740 herab und gipfelt endlich in den Bergen Quiche und Cotzie mit 3400 und 3620 m. Seen find häufig, aber ſie find meiſt Kraterſeen und daher nur klein; von den be- kannteren Vulkanen enthalten der Tecapa, der Boquerön, der Santa Ana und der Ipala ſolche. Das ältere Gebirgsland von Nordweſthonduras und Mittelguatemala. Nördlich des jungeruptiven Gebirges erſtreckt ſich durch Nordweſthonduras ein meſo— zoiſches Gebirge, das in der Sierra de Merendon 2100 m Höhe überſteigt. Ihm folgt im äußerſten Norden die 2100 m hohe archäiſche Sierra del Eſpiritu Santo, die durch den großen atlantiſchen Bruch und den von San Pedro Sula abgeſchnitten iſt. Das Gebirgsland von Mittelguatemala beſteht im Süden aus einer Glimmerſchieferkette, die ſich von Zentralamerika: Bodengeſtalt und Gewäſſer. 499 Huehuetenango bis an den Golf von Amatique erſtreckt, der Sierra del Eſpiritu Santo alſo im Norden parallel läuft, nördlich von San Aguſtin 3000 m, am Golfo Dulce aber nur 500 merreicht und tiefe Täler, ausgebildete Kämme und tiefe Paßeinſchnitte enthält. Nördlich darauf folgt ein aus Kalken und Dolomiten, Tonſchiefern, Sandſteinen und Mergeln aufgebautes paläo⸗ zoiſches und meſozoiſches Gebirge, das durch das tiefe, enge Tal des Rio Chixoy in zwei Hälften geteilt wird. Die weſtliche Hälfte trägt den Namen Altos Cuchumatanes und iſt ein gefaltetes Gebirge, deſſen paläozoiſcher Teil nördlich von Huehuetenango noch 3500, deſſen meſozoiſcher Teil gar 3800 m Höhe erreicht. Der Nordabfall der öſtlichen Hälfte iſt die Alta Berapaz: ein ſtaffelförmig abgebrochenes, 2500 m hohes Faltengebirge, das aus archäiſchen, paläozoiſchen, meſozoiſchen und tertiären Schichten beſteht, wozu noch im Oſten und Nord- oſten ein bedeutendes, 1000 m hohes Serpentingebirge tritt. Hieran ſchließt ſich etwa bis zum 16. Grad nördl. Breite ein weites Gebiet von Kreidekalkſtein mit nur 600 —200 m Höhe, das wie alle Kalkſteingebiete von Mittelguatemala Karſterſcheinungen, Dolinen und Einſturz— löcher, zwiſchen denen kegelartige Hügel ſtehenbleiben, zeigt. Dieſes Kreidegebirge erſtreckt ſich noch weit bis Chiapas hinein, wo es größere Höhen bis zu 2000 m erreicht, und fällt im Norden zu dem großen Bruchfeld des jugendlichen Beten (ſ. unten) ab. Die Flüſſe. In Nordweſthonduras verläuft, dem nordöſtlichen Streichen der Sierra del Eſpiritu Santo entſprechend, der Rio Chamelecon ſcharf nordöſtlich und ebenſo, nördlich der Sierra Atima, ein Quellfluß des Ulua, der Jicatuyo, der mit dem Sulaco und Humayo in dem großen nördlichen Bruchgebiet zuſammenfließt. Der Ulua iſt im Unterlauf von Pimienta an ſchiffbar und trägt einen kleinen Dampfer, ſeine Mündung leidet aber unter der Brandung und einer Barre mit nur 2— 2,75 m Waſſer. Zum Flußgebiet des Ulua gehört vielleicht auch der 20 km lange, 7—8 km breite, 15 m tiefe Yojoaſee, mit einem oberirdiſchen und einem unterirdiſchen Abfluß. In Mittelguatemala iſt der Motagua der Hauptfluß. Er hat ſeine Quellen bei Totonicapan, ſeine Mündung bei Omoa, wo er ein Delta bildet. Da er aber eine Barre mit nur einem Meter Waſſer beſitzt und unter der Meeresbrandung leidet, ſo kann er als Fahrſtraße kaum benutzt werden, obwohl ſeine Länge 415 km, ſein Stromgebiet 15000 qkm beträgt. Geeigneter iſt der Polochie mit 300 km Länge und einem Einzugsgebiet von 7500 qkm. Er ſetzt ſich aus zwei Quellflüſſen zuſammen, dem Polochic und dem Coban, und durchfließt den großen Golfo Dulce oder den See von Mabal, einen nur 15 m tiefen, 730 qkm großen Landſee, wahrſcheinlich der Reſt einer größeren Wajjer- bedeckung, deren weſtliche Hälfte jetzt das Polochictal bildet. Alle dieſe Flüſſe find im Unter- lauf ſchiffbar, der Polochic bis Panzös. Nordguatemala, Britiſch-Honduras und Yukatan. In Britiſch-Honduras erheben ſich die Cockscombberge als Reſt eines alten, durch Brüche auf allen Seiten, im Oſten durch den großen atlantiſchen Bruch zerſtückelten archäiſch-paläozoiſchen Gebirges, das die nächſten Beziehungen zu den Gebirgen der Antillen hat. Sie beſtehen aus kriſtalliniſchen Schiefern, karboniſchen Tonſchiefern und Granit, im Süden auch aus Quarzporphyr, ſind mit dichtem Walde bedeckt und gipfeln im Victoria Pic mit 1128 m. Tiefeingeriſſene Täler beherbergen die waſſerreichen Flüſſe, die Formen des Waldgebirges ſind aber im ganzen ſanfte Kämme im Tonſchiefer, runde Kuppen im Granit und jähe Wände im Quarzit. Nach Weſten fallen die Cockscombberge in das Beten ab, ein tertiäres und kretazeiſches Hügelland von 200-300 m Höhe, das im Süden ein Senkungsfeld mit flachgelagerten Schichten und ebener Oberfläche iſt, im Norden aber ſchon zu dem tertiären Kalkplateau von Yukatan gehört. 32* 500 Mittelamerika. Es zerfällt in eine Anzahl bogenförmig gekrümmter Bodenſchwellen und enthält den abfluß- loſen See von Beten, der wahrſcheinlich tektoniſchen Vorgängen, aber auch dem Einſturz von unterirdiſchen Hohlräumen ſeine Entſtehung verdankt und durch die Maya-Bauwerke auf ſeinen Inſeln berühmt iſt. Flüſſe entwickeln ſich im nördlichen Beten überhaupt nicht. Den Norden der Cocks⸗ combberge umfließt der 280 km lange, im Unterlauf ſchiffbare Belize; in der ſumpfigen, mit Lagunen bedeckten Küſtenebene von Britiſch-Honduras münden zahlreiche waſſerkräftige, aber kurze Küſtenflüſſe. In Nordguatemala vereinigen ſich die Flüſſe Lacantun, de la Paſion und der große, bei Totonicapan entſpringende Chixoy zum Uſumacinta mit 1000 km Länge und einem Einzugsgebiet von 73000 qkm, im äußerſten Nordweſten der Salegua und der Cuilco zum Grijalva, der 51000 qkm Stromgebiet hat und mit 715 km Lauflänge Chiapas durchzieht. Beide münden in Tabasco. 2. Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. Das Klima. Das Klima Zentralamerikas iſt ein rein tropiſches, da das Land zwiſchen 7 und 20° der Breite liegt. Es iſt infolge der Umgrenzung durch zwei Meere ozeaniſch, ent— behrt aber nicht der Verſchiedenheiten, teils wegen der wechſelnden geographiſchen Breite, dann infolge der Höhenunterſchiede, endlich aber, weil die atlantiſche Seite im ganzen feuchter, die pazifiſche trockener iſt. Leider ſind die Beobachtungen nicht gleichwertig, be— ſonders aus Nicaragua und Honduras ſpärlich und kurz. Wärmſter Kühlſter Niederſchlag N — Jahr Monat Monat e mm Colon | | 26,40 26,70 | 26,10 0,60 3235 Greytomwn Atlantiſche Seite . .. 26,20 27,10 25,30 155 6588 Belize | 26,30 28,10 23,10 5,00 2069 DE ehe 65 nike | | 26,20 27,00 25,10 1,9% 1436 San Salvador (640 m) | Pazifiſche Seite. 23,10 24,6° | 21,90 2,70 1734 Tegucigapla (920 m) . | | 22,00 ⁶ 24,589 18,9 5,60 1200 San Joſé de Coſtarica (1150 m | Höhen- | 19,70 205° | 18,80 1,70 1754 Guatemala (1480 m)) 5 4 5 Haren 18,20 20,0% 16,30 3,79 1330 Quetzaltenango (2350 m) | | 14,5° 16,80 10,90 5,90 710 Wie die Tabelle zeigt, ift die atlantiſche Küſte gleichmäßig warm, die pazifiſche wenig— ſtens in ihrem nördlichen Teile, etwa von 130 nördl. Breite an, erheblich kühler. Die wärmſten Monate ſind auf der atlantiſchen Seite Juli und Juni, auch ſchon Mai, auf der pazifiſchen Juni, Mai und April, die kühlſten überall Januar, Februar, dieſer auf der atlantiſchen Seite, und Dezember, in Belize und San Salvador. Die Schwankung ſteigt auf beiden Küſten von etwa 1% auf dem Iſthmus bis zu 5 und 6° im Norden. Die Extreme ſind mäßig, im Süden faſt 36, in Belize faſt 33° für das obere Extrem, etwas ſtärker für die Minima, die auf dem Iſthmus 14 —19, in Belize 15—16° betragen. Von den Höhenſtationen zeigt die höchſte, Quetzaltenango, 25,7 und —0,3, Guatemala 30,0 und 6,6 und San oje 29,6 und 13,1“. In dieſen iſt der Mai der wärmſte Monat. Von ſonſtigen Binnenſtationen hat Chimax bei Coban in Guatemala, 1300 m hoch auf der atlantiſchen Seite gelegen, 30,8 und 4,5“ als Extreme bei einer Mitteltemperatur von 17,90 für das Jahr, 19,7 für den Mai und 15,4 für den Januar. Chimax hat alſo in 1300 m dieſelbe Jahrestemperatur wie Guatemala in Zentralamerika: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 501 faſt 1500 m; in dieſen Höhen iſt alſo die atlantiſche Seite wohl wegen des Reichtums an feuchten Wäldern kühler. Reif und Eis kommen von 1800 m an aufwärts alljährlich in den Altos von Guatemala vor und ebenſo in allen übrigen hochgelegenen Teilen Zentralamerikas, aber im Januar 1885 trat ſogar in Coban (1320 m), im Februar 1881 in Antigua Guatemala (1520 m) verderblicher Froſt ein. Schnee fällt nur auf den höchſten Bergen, dem Tajumulco, Tacand, Agua und Fuego, und iſt im ganzen ſelten, da die Winterzeit zugleich die Trockenzeit iſt. Im Juli 1892 bedeckte ſich der Gipfel des Tajumulco bis 3500 m Höhe abwärts mit einer Schneedecke, die aber nur zwölf Stunden anhielt, und in demſelben Monat lag ein Schneefeld bis 3400 m abwärts an der Nordſeite des Berges. Der herrſchende Wind iſt an der atlantiſchen Seite der Nordoſtpaſſat, während der Weſten nur im Winter vom Paſſat, im übrigen beſonders von Südwinden beſtrichen wird, wenigſtens nordwärts bis zur Fonſecabai. An der atlantiſchen Küſte bringen die ſogenannten Northers oder Nortes, Temporales, ſtarke Abkühlung, mehrwöchige Landregen und Nebel und treten als Papagayos bei Corinto auch auf die pazifiſche Seite über. Außerdem unter- ſcheidet man trockene Nortes: nordöſtliche Winde mit klarem Wetter. Im allgemeinen iſt die atlantiſche Seite weit regneriſcher als die pazifiſche, weil die herrſchenden Oſt- und Nordwinde an erſterer Steigungsregen erzeugen, während die pazi— fiſche im Regenſchatten liegt. Auf der Landenge von Panama empfangen Colon und Gamboa auf der atlantiſchen Seite 3235 und 2370, auf der pazifiſchen Panamä nur 1436 mm Nieder- ſchlag, in Coſta Rica und Nicaragua Puerto Limon, Greytown und Bluefields auf der atlan- tiſchen 3091, 6588 und 2352, Rivas auf der pazifiſchen nur 1699 mm, Puerto Barrios in Guatemala 3100, Tegucigalpa in Honduras 1200 mm. Von pazifiſchen Binnenſtationen erhalten San Joſé de Coſta Rica (1135 m) 1754, Heredia (1100 m) 1614, Managua und Maſaya (45 und 240 m) 1716 und 1346, Guatemala (1480 m) 1330, San Salvador (640 m) 1734, Quetzaltenango (2350 m) nur 710 mm, von atlantiſchen aber Chimax bei Coban (1306 m) 2382 mm, Setal und Tual (730 und 820 m) 5288, Cubilquitz (300 m) 4000, Chiacam (850 m) 2800 mm Niederſchlag. Die atlantiſche Seite iſt alſo auch im Inneren weit regenreicher als die pazifiſche, wo die höchſte Niederſchlagsmenge in Mercedes an der Coſta Cuca in 1000 m Höhe 3914 mm betragen ſoll. Belize endlich erhält 2069 mm Regen. Dieſer Gegenſatz in der Niederſchlagsmenge hängt eng mit dem Verlauf der Jahres— zeiten zuſammen. Auf der atlantiſchen Seite haben alle Monate Regen, wenn auch von Januar bis April ein Nachlaſſen der Niederſchläge erkennbar iſt. So empfängt Gamboa von 2370 mm in dieſen Monaten nur 182 mm = 7,7 Prozent, Belize von Februar bis April von 2069: 190 mm = 9,1 Prozent. Greytown und Limon machen freilich eine Ausnahme davon, während Colon von Januar bis April 8,9 Prozent erhält. Die regenreichſten Monate ſind in Gamboa der Oktober und der Mai, in Colon der November und der Juli, in Limon der Juli und der Dezember, in Greytown der November mit 926 mm (!) und der Juli mit 874 mm (1), in Belize endlich der Oktober und der November. Auf der pazifiſchen Seite iſt eine Trockenzeit (Verano) von November bis April von der Regenzeit (Invierno) zu unterſcheiden. Schon in Naos (Panama) bringen Dezember bis April mit 139 mm nur 12,3 Prozent der Jahresſumme, in Rivas (Nicaragua) der November bis April 9, in Maſaya 6, in San Salvador 6,s Prozent und auch in den Höhenſtationen San Joſé 13, in Guatemala 6 Prozent. Die Maxima fallen hier meiſt in den Juni, doch gibt es noch ein zweites Maximum im Oktober oder September; es liegen alſo zwei Regenzeiten vor oder 502 Mittelamerika. eine mit Abſchwächung im Juli und Auguſt (El Veranillo). Man muß die regelmäßigen tropiſchen Regen im Mai-Juni von den Herbſtregen trennen, die weſentlich durch den Nordoſt⸗ paſſat hervorgerufen werden, ſobald dieſer im September wieder ſtärker zu wehen beginnt. Nach A. Merz laſſen ſich drei Zonen unterſcheiden, eine atlantiſche mit 3000 6500 mm, eine pazifiſche mit 2000 mm und weniger, eine mittlere mit 1500 mm. In allen dieſen regnet es zur Zeit der Zenitſtände der Sonne, auf der pazifiſchen Seite auch während des Südweſtmonſuns, auf der atlantiſchen während des Nordoſtpaſſats. Pflanzendecke. Allgemeines. Die Vegetation Zentralamerikas bildet, wie das Klima, infolge der Lage des Landes einen Übergang von dem tropiſchen Südamerika zu dem ſubtropiſchen Süden Nordamerikas. Hier miſchen ſich die Palmen Südamerikas mit den Eichen und Kiefern Nordamerikas, und zwar ſowohl in horizontaler Beziehung in Nicaragua als auch in vertikaler in den höheren Gebirgen. Demgemäß beſtehen Gegenſätze zwiſchen dem Südoſten und dem Nordweſten und zwiſchen den Höhen und Tiefen, wozu als ein dritter, ſehr auffallender Gegenſatz der zwiſchen der feuchten atlantiſchen Seite mit dichten Wäldern und wenig Grasland und der trockenen pazifiſchen mit Savannen und Trockenwald, Blattfall in der Trockenzeit und allen Eigentümlichkeiten trockener tropiſcher Länder kommt. Die Tierra caliente rechnet Sapper etwa bis 600, die Tierra templada in Honduras bis 1700 oder 1800, in Darien und Panama bis etwa 2000 m Höhe; darüber folgt die Tierra fria. Die erſte der drei Höhenregionen zeigt überall noch tropiſchen Typus, die zweite aber umfaßt bereits immergrüne ſubtropiſche Formen, die dritte eine Miſchung von nordiſchen, auſtralen und tropiſch-hochandinen Gewächſen. An der pazifiſchen Küſte dehnt ſich noch tropiſcher Küſten— wald aus, in 1250 m Höhe aber findet man bereits Nadelwälder, und während in Coſta Rica der Baumfarn bis 2300 und in Panama die Palme Chamaedorea pacaya bis 2100 m Höhe ſteigen, kann man in Guatemala Kaffee- und Zuckerpflanzungen nicht über 1500-1600 m Höhe anlegen; über 3250 m kommen nur noch alpine Kiefernwälder und Bergwieſen vor. Die Grenzlinie zwiſchen dem Südoſten und dem Nordweſten liegt in der großen Landſenke von Nicaragua, iſt aber nicht ſcharf ausgeprägt, da z. B. Guanacaſte⸗Nicoya noch zum nordweſtlichen Abſchnitt gehört; aber im allgemeinen kann man Darien, Panama, Veragua, Chiriqui, Talamanca, Coſta Rica zum ſüdöſtlichen, Nicaragua, Honduras, El Sal⸗ vador und Guatemala zum nordweſtlichen Abſchnitte rechnen. Die Flora der zuerſt genannten Landſchaften ſchließt ſich auf das engſte an die tropiſche Flora von Colombia an, während die der nordweſtlichen Landſchaften bereits zu Südmexiko neigt. Südlich der Seenlinie fehlen die Nadelhölzer faſt ganz, die Kakteen werden ſeltener, die Farne erſcheinen in ganz anderen Arten, und dafür treten die in Mexiko fehlenden Chinarindenbäume, zahlreiche Palmen und eine unüberſehbare Reihe echt tropiſcher Bäume des feuchten Regenwaldes auf. Nördlich der Seenlinie entwickeln ſich nach Nordweſten hin immer kräftiger die ſubtropiſchen Eichen- und Kiefernwälder, ferner Baumſavannen an den feuchteren, Geſtrüppgebiete, Chaparrales und Jicarales (vgl. S. 504), in den trockeneren Gegenden. Offenbar iſt die Grenzlinie zwiſchen dem Südoſten und dem Nordweſten in der geologiſchen Geſchichte der Landengen begründet; ſie iſt die eigentliche Trennungslinie zwiſchen Süd- und Nordamerika. Die Küſte enthält auf beiden Seiten eine ziemlich übereinſtimmende Litoralflora, zunächſt Mangroven, dann krüppelige Akazien, Mimoſen und Euphorbiazeen auf dem mit Kochſalz durchtränkten Boden, ſowie Sumpfpflanzen; über die Dünen kriecht die bekannte Ipo- moea pes caprae, und bei Panama wächſt auch die Baumwollſtaude Gossypium barbadense. Zentralamerika. Tafel 20. iu ug nr — l. Der Nicaraguaiee, links die Vulkaninſel Ometepe. Nach Photographie von d. Cardenas. (Zu S. 493 u, 494.) 2. Der Vulkan Santa Maria (5768 m) in Guatemala, davor der Vulkan de! Valle (Sooo m). Im Vordergrund Indianerhöfe zwiſchen Maisfeldern. Nach Photographie von 6. Kurter in duetzaltenango. (Zu S. 498, 504 u. 508.) Tafel 20. Zentralamerika. — 3. Urwald bei San Andres de Ojuna in Guatemala. Nach Photographie von J. I. Huber in Gelnhauien. (Zu S. 3053.) 4. Die Bai von Panamd. Nach Photographie von p. Faffold. (Zu S. 512.) Zentralamerika: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 503 Von hochſtämmigen Bäumen ſind am häufigſten die Kokospalme, der Manzanillo (Hippo- mane mancinella) und der Jicaro (Crescentia cucurbitina); auf die pazifiſche Küſte beſchränkt ſind Prosopis horrida und Eugenia guayaquilensis. Lederartige, glänzende Blätter, Armut an Arten, Reichtum an Individuen ſind auch hier für die Küſtenflora bezeichnend. Der Südoſten. Die feuchten Regenwälder ſind die vorherrſchende Vegetations— formation in Darien und Panama, werden aber in Veragua und Coſta Rica bereits auf einen ſchmäleren Streifen an der atlantiſchen Küſte beſchränkt. Sie zeigen ſowohl in der Tiefe wie in der Höhe noch die üppige Fülle der ſüdamerikaniſchen Feuchtwälder und enthalten auch noch die ſüdamerikaniſchen Palmengattungen Bactris, Geonoma und Iriartea, die Guilelmia speciosa und Elaeis melanococca, viele Scitamineen, eine Fülle von Laub— bäumen und als Unterholz Aroideen, Helikonien mit rieſigen Blättern und vielgeſtaltigen großen Blüten ſowie zahlreiche Bromeliazeen und Kompoſiten. In dem Bergwalde wiegen von 1000 m an Baumfarne, Gräſer, Gebirgsorchideen vor, während Vanille, Sarſa— parille, Indigoſtrauch, Melonenbaum und Kakaobaum verſchwinden. Die Palmen vertritt noch die Chamaedorea pacaya. Von 1000 m an verändern auch Roſazeen, Labiaten und Kompoſiten mit reichem Blütenflor den Charakter des Waldes, und Fuchſien, Salvien, Lupinen, Kräuter, Pflaumenbäume und Brombeerſträucher erinnern an europäiſche Gärten, während zwiſchen 1300 und 2400 m Eichen, Gebirgserlen und die Agave americana herrſchen. Auf der pazifiſchen Seite treten die Schattenpflanzen gegen die Lichtpflanzen und die blattabwerfenden Bäume und Sträucher zurück, und Savannen geben der Landſchaft den Charakter. Es ſind Grasfluren mit inſelartigen Gruppen von Bäumen, alſo Baum— ſavannen mit niedrigen, kriechenden Gräſern, beſonders von den Gattungen Digitaria, Pani- cum und Eragrostris, ſie enthalten aber auch ſaure Gräſer und das für die Viehzucht wichtigſte Paspalum notatum. Die berühmte Mimosa pudica, die Senſitiva der Meſtizen, bedeckt nach Moritz Wagner in manchen Gegenden faſt die Hälfte der Savannenfläche. Der Guayabo— baum erſcheint ebenfalls häufig auf der Savanne, die Ananas iſt allgemein, und in den Gärten wachſen der Mangobaum und Anonazeen. Der Nordweſten. Der feuchte Regenwald (Tafel 20, Abbildung 3) beginnt meiſt in der Höhe von 100 bis 200 m und enthält die oftmals erwähnten tropiſchen Pflanzenfamilien. Von Bäumen ſind ihm nach Sapper beſonders eigentümlich die Corozopalme (Attalea cohune), der Kautſchukbaum (Castilloa elastica), der Mahagonibaum (Swietenia mahagoni) und der Campecheholzbaum (Haematoxylon campechianum). Die Ceiba (Bombax ceiba) pflanzen die Indianer in der Nähe ihrer Anſiedelungen auf freien Plätzen an, die Kokospalme tritt nicht nur in der Nähe der Küſte, ſondern ſogar bis zur Höhe von 1200 m auf, wenn auch nur in künſtlichen Anpflanzungen, die Corozopalme auf den ſüdlichen Baumſavannen bis 650, in den nördlichen Wäldern bis 450 m Höhe. Bezeichnend für den Nordweſten Zentralamerikas ſind auch die rieſigen Cereusformen, die ſich nur in trockenen Gebieten einſtellen, aber an keine Höhenlage gebunden ſind. In der unteren Bergwaldregion zwiſchen 1000 und 2000 m erreichen die immergrünen Eichen das Maximum ihrer Verbreitung und bilden den Wald auch auf der pazifiſchen Seite, während die Baumfarne auf die atlantiſche beſchränkt ſind. Bezeichnend find ferner der Taxixcb (Perymenium Türckheimii), der 1600 m, ver- einzelt aber noch 2100 m erreicht, und der Liquidambarbaum von 700-1900 m. Die obere Bergwaldregion oberhalb von 2000 m Höhe iſt durch die Kiefern charakteriſiert, beſonders durch Pinus leiophylla und P. montezumae, in Guatemala durch 504 Mittelamerifa. P. occidentalis. Auf der pazifiſchen Seite reicht der Nadelwald bis 1500 m abwärts, auf dem Wege von Quetzaltenango nach Retalhuleu bis 1660, in trockenen Gegenden jedoch bis nahe an die Küſte, wie in den Tälern des Motagua und Polochie, wo noch in 50 m Höhe Kiefern wachſen. Im ganzen aber nehmen ſie die kühleren Teile Zentralamerikas ein, ver⸗ binden ſich in den Gebirgen von Honduras und Guatemala mit den Eichen (Tafel 20, Ab— bildung 2) und bedecken von 86° weſtl. Länge an nach Weſten das ganze Innere. Ihnen geſellen ſich in großen Höhen die Zypreſſen und Tannen zu, von den letzteren jedoch nur die Pinabete (Abies religiosa) in Guatemala und auch da nur weſtlich von Quetzaltenango zwiſchen 2800 und 3550 m Höhe. Die Laubwaldgrenze liegt im allgemeinen in 3300, die Nadelwaldgrenze in 3700-3800 m, doch kommen Kiefern noch in der Höhe von 3980 m auf dem Gipfel des Tacanä fort. Im allgemeinen aber beginnt über der Waldgrenze die alpine Region der Gräſer, Stauden und Sträucher mit Myrten- und Vacciniengebüſchen, Erikazeen, ſtrauchigen und halbſtrauchigen Kompoſiten, ferner Salvien, Kruziferen, Roſazeen, Umbelliferen, denen in den höchſten Höhen Raſenflächen folgen. Eine Anzahl niederer alpiner Pflanzen, After, Gentiana-, Saxifraga-, Ranunculus-Arten und Lupinen ſowie mexikaniſche Mooſe und Flechten machen den Schluß. In den trockeneren Teilen bilden ſich Trockenwälder aus, die einerſeits den pazi- fiſchen Abhang der Gebirge in El Salvador und Nicaragua bedecken, anderſeits auch im Hinterlande der atlantiſchen Küſte als Pineridges vom Rio Grande bis zum Rio Patuca vorkommen und durch Blattfall während der Trockenzeit ausgezeichnet ſind. Gelegentlich entwickelt ſich auch der von Sapper ſo genannte Halbwald, in dem hochgewachſene immer— grüne Gräſer in großen Beſtänden auftreten, während an den Flußufern der Galeriewald ſich einſtellt. Treten die Bäume noch mehr zurück, ſo erhält man die Baumſavanne, die ſich bei weiterer Abnahme der Bäume zur Savanne entwickelt. Dieſe iſt in einem 50 bis 60 km breiten Streifen über das ganze jungeruptive Gebirge von Nicaragua bis Soconusco verbreitet, enthält vorwiegend Gräſer und Kräuter und iſt im Verano gelblichbraun, im Invierno friſch, lichtgrün und reizvoll. Der Chaparrobaum (Curatella americana) bereitet den Boden für die Aufnahme weiterer Baumbeſtände vor, und zahlreiche Sträucher, Ver- benazeen und Leguminoſen, unermeßliche Mengen von Mimoſen, auch viele Rubiazeen er⸗ zeugen zuſammen mit Opuntien, Mamillarien, Agaven und Kakteen die Strauchſteppe, die namentlich Nord-Yukatan und Teile von Honduras bedeckt. Beſondere Formen dieſer mit krüppeligen Bäumen beſtandenen Gras- und Strauchlandſchaften ſind die Jicarales, in denen der Jicaro, und die Chaparrales oder Charascos, in denen der Chaparro vor— wiegt. Dieſe bedecken auch Teile von Guatemala, einen bedeutenden Teil von El Salvador, das Innere von Britiſch-Honduras und den Süden des Peten bei Flores, alſo meiſt die Senken zwiſchen den Hauptgebirgszügen. Nutzpflanzen. Der Wald liefert eine Reihe wertvoller Hölzer, namentlich Bau— und Farbhölzer. Das Mahagoniholz iſt zerſtreut, nicht mehr in geſchloſſenen Beſtänden vor⸗ handen, aus den küſtennahen Wäldern vielfach ſchon verdrängt und jetzt am häufigſten in Britiſch-Honduras, Campeche und Tabasco, am unteren Motagua und bei Livingſton zu finden. Gelbholz (Maclura) iſt ſeltener, am reichlichſten noch in El Salvador, Blauholz (Haematoxylon campechianum) dagegen wird noch in großen Mengen aus den Troden- wäldern des Petén und von Yukatan, Tabasco und Britiſch-Honduras ausgeführt. Kautſchuk⸗ Zentralamerika: Klima, Pflanzendecke und Tierwelt. 505 Gummi⸗ und Milchſaft liefernde Bäume bietet der feuchte Regenwald der atlantiſchen Seite, während der Kaugummi (Chicle) erzeugende Baum Chichopate in Mittel-Nufatan am häufigſten iſt. Die Sarſaparille iſt vielfach ausgerottet, wird aber, wie der Kautſchukbaum (Castilloa elastica), jetzt häufig angepflanzt. Dazu kommen Harze, Kakaofrüchte, der Peru— balſam, das Produkt der Rinde des Myroxylon Pereirae, und an Fruchtbäumen Sapote achras, der Melonenbaum (Carica papaya), die Anona squamosa und die Aguacate. Wichtiger als alle dieſe Pflanzen ſind aber die dem Ackerbau zugrunde liegenden, allerdings zum Teil eingeführten Nutzpflanzen. Der Kaffee hat jetzt für Zentral— amerika, namentlich für Guatemala und Coſta Rica, bei weitem die größte Bedeutung: hier bedecken Kaffeepflanzungen die Hochebenen, dort das jungeruptive Gebiet der pazifiſchen Seite und die Umgebung von Coban in der Verapaz. Kakao wird beſonders im Südweſten des Nicaraguaſees und weſtlich von Puerto Limon angepflanzt, Indigo iſt heute auf El Sal— vador und Südhonduras ſowie die Gegend von Rivas in Nicaragua beſchränkt, Zucker wird in ganz Zentralamerika, Tabak ganz allgemein angebaut, aber beide gelangen meiſt nicht zur Ausfuhr. Zur täglichen Nahrung dienen Mais, Orangen und Bananen, weniger Reis und Yuca. Sehr bedeutend iſt der Anbau der Bananen geworden, die an ſehr vielen Stellen der atlantiſchen Küſte, beſonders an der Chiriqui-Lagune im nördlichen Coſta Rica, von Bluefields bis zum Rio Grande, im nördlichen Honduras und in Britiſch-Honduras zu großen Pflan— zungen vereinigt worden ſind, während die das Henequen (Agavefaſer) liefernde Siſalagave im Gegenſatz dazu gerade in den trockenſten Gebieten, im Beten und in PYukatan, gedeiht. Der Kakao erreicht 600 —900, der Indigo 700, Reis und Baumwolle 1000, Tabak 1400, Kaffee 1550, Zuckerrohr 1600, Bananen 1800, Yuca 1950, Mais und Bohnen 3000 m Höhe, und auf den Altos von Guatemala gedeihen Weizen und Kartoffeln von 18003100, Apfel und Pfirſiche von 1800 — 2500 und Gerſte von 1500 m bis zu den höchſten Höhen. Die Tierwelt. Die Fauna Zentralamerikas bildet ebenfalls einen Übergang von der ſüdamerikaniſchen zu der nordamerikaniſchen, trägt aber im ganzen mehr das Gepräge der erſteren und iſt daher eine tropiſche. Jedenfalls ſind aber nicht alle Tierklaſſen gleichmäßig von beiden Erdteilen her auf das Iſthmusland eingewandert, ſondern viele Tiere, wie Süß— waſſerfiſche, Reptilien, Landſchnecken, Spinnen und ungeflügelte Inſekten vermochten die Meerengen zwiſchen den einzelnen Teilen von Zentralamerika nicht zu überſchreiten. Daher beſitzt dieſes viele eigentümliche Arten von Tieren, deren Verbreitungsgrenzen durch die Tiefenlinien gegeben zu ſein ſcheinen, aber die Grenze zwiſchen der ſüdamerikaniſchen und der zentralamerikaniſchen Fauna liegt anſcheinend in Coſta Rica oder in Veragua, denn die Fauna von Darien, Panama und Veragua iſt noch durchaus ſüdamerikaniſch; dann aber treten nordamerikaniſche Formen auf, der Coyote, ein Schakal, z. B. auf den Savannen von Guanacaſte. Die Säugetiere bekunden den Übergangscharakter der Fauna am deutlichſten. Be— zeichnend ſind der an den Gehängen des Chiriqui bis 1800 m ſteigende eigentümliche Tapir Elasmognathus Bairdii mit abweichendem Bau des Rüſſels und ein auf Chiriqui beſchränkter Affe der Gattung Chrysothrix, der die lichteren Wälder der pazifiſchen Seite bewohnt, während die Brüll- und Klammeraffen der atlantiſchen Seite mit den ſüdamerikaniſchen identiſch zu ſein ſcheinen; ihr Gebiet erſtreckt ſich bis Mexiko, das der Cebiden nur bis Guate— mala. Der Jaguar, Tigre, und der Cuguar oder Puma, Leon, folgen dem Reh, Venado, bis auf die Gipfel der Vulkane, ſind aber ſcheu und nicht häufig. Von Beuteltieren kommen 506 Mittelamerika. Didelphys cancrivora, von Edentaten das Faultier Bradypus didactylus, von Gürteltieren Dasypus novemeinctus und D. unicinctus vor, und auch das Nabelſchwein, Pecari (Dico- tyles torquatus), der ſüdliche Waſchbär (Procyon cancrivorus), das Baumſtachelſchwein, der Ameiſenbär, das Aguti, die wieſelartige Taira, die Paca (Coelogenys) ſind ſüdamerikaniſche Formen. Ihnen ſtehen als nördliche Arten gegenüber der Cervus mexicanus, der Wolf, der Haſe, das Eichhörnchen (Pteromys), die Spitzmaus, der Coyote der Prärien Nordamerikas, während Cervus rufus, der Savannenhirſch, ſowohl in Südamerika wie in Mexiko vorkommt. Die Vögel Zentralamerikas ſind ſehr zahlreich, da von Guatemala allein 600 Arten bekannt geworden ſind, meiſt ſüdliche Arten, doch auch eine Anzahl von Wandervögeln Nord— amerikas, die während des Winters nach Zentralamerika ziehen. Aber manche der eigen— artigſten ſüdamerikaniſchen Vögel gelangen nur bis Coſta Rica, wie der Regenſchirmvogel und der Glockenvogel, ſo daß auch die Vögel die Hauptgrenzlinie einzuhalten ſcheinen. Im Südoſten ſind Papageien und Tukane noch jo häufig wie in Südamerika, und der durch ſeine Farbenpracht auffallende Trogon resplendens erſcheint vereinzelt noch an den Gehängen der Vulkane von Guatemala und Mexiko. Aus den ſeidenweichen gold- oder purpurglänzen— den, auch ſmaragdgrünen Federn dieſes Quetzal genannten Vogels verfertigten die Azteken ihre Königsmäntel, und heute führt ihn die Republik Guatemala im Wappen. Die großen Gattungen Crax und Penelope bewohnen die Grenzen von Wald und Savanne, Schrei— und Klettervögel bevorzugen jenen, Hühnervögel nach Moritz Wagner dieſe. Raubvögel ſind ſelten, der Kondor fehlt. Die Reptilien ſind wenig bekannt und, wie es ſcheint, nicht ſehr häufig, aber in be— ſonderen Arten vertreten. Gefürchtet und ziemlich allgemein ſind Giftſchlangen, eigentümlich die Eidechſen; der Kaiman bewohnt die Flüſſe und Seen der atlantiſchen Niederung ſowie den Nicaraguaſee, Fröſche und Kröten ſieht man oft. Süßwaſſerfiſche ſind im ganzen ſelten, aber wegen ihrer Mannigfaltigkeit in den Formen intereſſant. Sie haben die nächſten Be— ziehungen zu den öſtlichen Flüſſen Südamerikas, faſt keine zu denen des Weſtabhanges der Kordillere, aber eine große Zahl Fiſche kommt auf beiden Seiten der Landengen gleichzeitig vor, und eine Verbreitungsgrenze ſcheint wieder etwa in Chiriqui zu liegen. Inſekten, na— mentlich Käfer und Schmetterlinge, ſind noch häufig. Die ſpärlichen Landſchnecken weichen von den ſüdamerikaniſchen ab und beweiſen die lange Iſolierung Zentralamerikas. 3. Die Bevölkerung. Die Indianer. Allgemeines. Für Zentralamerika iſt das Überwiegen der india- niſchen Urbevölkerung über die übrigen Raſſen in ähnlicher Weiſe charakteriſtiſch wie für Bolivia, Peru und Ecuador. In allen Teilen des ausgedehnten Gebietes iſt die indianiſche Raſſe noch heute die an Kopfzahl herrſchende, am meiſten in den Mexiko nächſtgelegenen Teilen von Guatemala, aber auch in Honduras und Coſta Rica, ja ſogar in Nicaragua, wo die Spanier wegen des Goldreichtums des Landes zur Zeit der Entdeckung die Urbevölkerung am ſtärkſten vermindert hatten. Die aus der phyſiſchen Geographie Zentralamerikas hervor- gehenden Gegenſätze zwiſchen einzelnen Teilen des Landengengebietes haben ſich auch in ethnographiſcher Beziehung als wirkſam erwieſen: auf dem bewaldeten atlantiſchen Abhange ſaßen zur Zeit der Spanier und haben ſich noch heute in Reſten erhalten vorwiegend un— kultivierte Stämme, auf den lichteren pazifiſchen dagegen Kulturvölker, die Vorfahren der jetzigen kompakten indianiſchen Bevölkerung Zentralamerikas. Außerdem beſtand ſchon Zentralamerika: Die Bevölkerung. 507 damals ein Gegenſatz zwiſchen dem weniger kultivierten Südoſten und dem vorgeſchrittenen Nordweſten, und dieſer Gegenſatz hat ſich ſeit dem 16. Jahrhundert wohl noch verſchärft, da heute faſt alle Indianer des Südoſtens als Naturvölker, die des Nordweſtens als Kulturvölker zu bezeichnen ſind. Nur wenige Reſte früherer Naturvölker wohnen im Nord— weſten, und auch ſie ſind vielleicht nur von einer früher höheren Stufe herabgeſtiegen, was übrigens auch für manche Naturvölker des Südoſtens angenommen wird. Man wird daher die Indianer am beſten in Natur- und Kulturvölker einteilen, doch verſchwinden erſtere an Zahl und Bedeutung völlig gegen die letzteren. Die Naturvölker. In Darien, Panama, Veragua und Chiriqui ſcheint die Bevöl— kerung niemals ſehr ſtark geweſen zu ſein, und da auch gerade hier die ſpaniſche Koloniſation anfangs kräftig einſetzte, ſo iſt die indianiſche Bevölkerung dieſer Landſchaften auf geringe Reſte zuſammengeſchmolzen. Zu ihnen gehören die Tula oder Cuna-Cuna, an den Flüſſen wohnende und daher auch Ti, Flußleute, genannte Stämme von unſicherem Urſprunge. Ihr Typus iſt der in Zentralamerika überhaupt herrſchende: ſie ſind klein, unterſetzt, fett— leibig, verhältnismäßig hell von Hautfarbe, bartlos, aber ausgeſtattet mit üppigem ſchwarzen Haarwuchs. Ihnen nahe ſtehen an Geſtalt, Größe, Hautfarbe, Sitten und Gebräuchen die Guaimi in Veragua und Chiriqui. Ihre Webkunſt iſt ebenſo verfallen wie ihre Färbekunſt, Töpferei, Waffenherſtellung und Goldſchmiedekunſt, wenngleich die Baumwolle noch an— gepflanzt wird. An die Guaimi ſchließt ſich auf dem Gebiete von Coſta Rica eine Anzahl von Stämmen, die meiſt als Talamanca-Indianer zuſammengefaßt werden; zu ihnen gehören die Terraba und Boruca auf der pazifiſchen Seite, die Chirripd, Cabecare, Bribri, Tiribie, Viceita und andere auf der atlantiſchen. Von dieſen ſind die Chirripo und die Cabecare ſchon ſeit längerer Zeit Chriſten, die übrigen ſind meiſt in den 1880er Jahren von dem ZBiſchof von Coſta Rica, Bernhard Auguſt Thiel, getauft worden. In mancher Be— ziehung ſtehen die Talamancaſtämme noch auf verhältnismäßig urſprünglicher Stufe, da ſie ihre Schmuckſachen, Federkronen, Zahnhalsbänder, Perlenſchnüre ſowie auch ihre alten Waffen, Pfeile, Bogen und das Blasrohr zum Teil noch beibehalten haben; auch wohnen ſie noch in ihren Strohhütten und verſtehen es, Seilbrücken über die Bäche und Flüſſe zu ſpannen. Auch die Guatuſo am Rio Frio in Coſta Rica ſind den vorhergenannten Stämmen ähnlich, tragen aber weniger europäiſche Kleidung als jene, früher überhaupt nur einen Lendenſchurz. Sie find gute Ackerbauer, pflanzen Bananen und Zuckerrohr, Mais und Yuca in ſauberen Pflanzungen und leben überdies von Fiſchen und Fleiſch, Kakao und Chicha. Sie wohnen in Palenques, Gruppen von großen Häuſern, ſchlafen in Hängematten, kennen die Töpferei und Korbflechterei, benutzen Mahlſteine, tragen neben Bogen und Pfeilen heute auch Gewehre, fangen aber den Jaguar und den Tapir noch in Fallen. Ihre Zahl iſt nur noch ſehr gering. Dann folgen landeinwärts in Nicaragua die Wulwa, Cucra, Ulua, Laman, Siquia und Rama ſowie die Sumo und Miskito oder Mosquito an den öſtlichen Zuflüſſen des Rio Coco. Bekannter waren die Chontal, ein Stamm von großer Vergangenheit, der jedoch zurzeit raſch abnimmt und mehr und mehr in die Meſtizenbevölkerung der Ladinos übergeht. In Honduras leben ferner auf der atlantiſchen Seite die Toaca und Patuca, Jicaque und die den Sumo ähnlichen Paya oder Poya: kräftige, ausdauernde, gedrungene, niedrig gewachſene Waldbewohner, zum Teil von halb nomadiſcher Lebensweiſe, zum Teil in feſten Wohnſitzen und mit großen, gemeinſamen Häuſern. Sie treiben Weberei, Flußſchiffahrt in 508 Mittelamerika. Rindenkanus und Einbäumen und bauen auch Bananen, Mais, Rucu, Yuca und Frucht— bäume an. Die Bewohner des Inneren von Honduras, die Leuka, ſcheinen früher ein Kulturvolk geweſen zu ſein, da ſie Tempel, Städte und gute Wege beſeſſen haben ſollen. In Guatemala hat ſich nur ein einziges Naturvolk allen fremden Einflüſſen zu ent— ziehen gewußt, nämlich die noch 200—300 Köpfe ſtarken Lakandonen oder Karaiben im Beten, in der nördlichen Alta Verapaz, am oberen Lacuntun und in Chiapas. Sie leben von der Jagd, die ſie mittels Pfeil und Bogen ausüben, ſind erſt neuerdings zum Teil mit eiſernen Werkzeugen bekannt geworden und ſammeln im Walde Kakao, Honig und Wachs, die ſie gegen Salz und andere Gegenſtände eintauſchen; auch beſitzen ſie Rindenkanus, einige wenige Hausgeräte, Töpfe, Teller und Schalen aus Ton, Holzlöffel, Mahlſteine, Körbe und Stühle, Holztrinkſchalen und Hängematten. Ihre Wohnungen beſtehen aus leichten, offenen Hütten, auch finden ſich Heiligtümer. Neben den Urbewohnern des Landes leben ſeit 1796 auch Inſelkaraiben von St. Vin— cent an der Küſte von Nordhonduras, Guatemala, Britiſch-Honduras und in geringen Reſten auf Ruatan. Sie unterſcheiden ſich in mancher Beziehung von den zentralamerikaniſchen Indianern. Zunächſt ſind ſie nicht reinen Blutes, ſondern mit Negerblut gemiſcht, alſo Zam— bos, ziehen die Duca dem Mais vor, ſind Fiſcher, Holzſchläger, Gartenbauer, bauen Fahr— zeuge und treiben Handel; auch haben ſie auf Grund der Zucker- und Tabakpflanzungen eine geringe Induſtrie geſchaffen. Sie zeichnen ſich durch grelle Kleidung, wie die Neger der Antillen, aber auch durch Sauberkeit in ihren Anſiedelungen und an ihrem Körper aus. Die Kulturvölker. Die Kulturvölker Zentralamerikas haben weder jetzt noch zur Zeit der Entdeckung mit einem einheitlichen Namen bezeichnet werden können. Es waren wahrſcheinlich zahlreiche Völkerſplitter von geringer Widerſtandskraft gegen die Spanier, wie die faſt ganz ausgerotteten Stämme des weſtlichen Nicaragua, die Nagrandan, Mangue, Chorotega und Choluteca, ſowie die Nahua oder Nicarao, einigermaßen ziviliſierte Völker mit anſehnlichen Bauten, deren Zerſtörung durch die Spanier tief zu beklagen iſt. Dieſe Indianer waren meiſt wohlgebaut, von heller Farbe und trugen das Haar bis auf einen Streifen am Rande der Stirn geſchoren; Tätowierung, Bemalung und Ohrſchmuck waren ohne Zweifel bekannt, auch kam Deformation des Schädels im Kindesalter vor. Als Schmuck wurden Goldſachen und Perlen getragen, die dem jetzigen Coſta Rica den Namen „reiche Küſte“ verſchafft haben. Die Waffen waren Lanzen mit Spitzen aus Quarz, Obſidian, Kupfer oder Fiſchgräten, ferner Holzſchwerter mit Obſidianklingen und hölzerne, hautüber— zogene, federgeſchmückte Schilde. Als Kleidung dienten baumwollene Jacken und kurze, die Schenkel bedeckende Hoſen. Die Siedelungsform der alten Kulturvölker war der Einzelhof, der auch heute noch in entlegeneren Gegenden bei weitem vorwiegt (Tafel 20, Abbildung 2). Außerdem aber gab es beſtimmte Bevölkerungszentren, insbeſondere bei den Kultſtätten, in der Umgebung der Häuptlingswohnſitze, in der Nähe von Salinen und Goldwäſchen und ferner an befeſtigten Plätzen; Städte und Dörfer entſtanden aber erſt durch die Einwirkung der Spanier. Erhalten ſind von den indianiſchen Wohnſtätten nur die öffentlichen Gebäude, Tempel, Feſtungen, großen Plätze, nicht aber die eigentlichen Wohnungen, deren leichtes Material, Rohr und Gras, raſch verfiel. Je nach den einzelnen Landesteilen und ihren wirtſchaftlichen und poli— tiſchen Bedingungen war die Anlage der indianiſchen Siedelungen verſchieden. Im Hochlande von Guatemala und in Chiapas überwiegen die befeſtigten Plätze, ſo daß die Siedelungen eng Zentralamerika: Die Bevölkerung. 509 ſind. Feſtungsart haben auch die Bauten der ſüdlichen Maya im Peten, im Cholgebiete und in Copan: umwallte, auf Hügeln gelegene Hofräume, Steinmauern von bedeutender Aus⸗ dehnung. Nur Erdwälle und Steinmauern pflegen die Ruinen von Südguatemala, Chiapas und der Verapaz aufzuweiſen, während ſich größere Steinbauten im weſentlichen im Gebiete der vorgeſchrittenen Maya finden, die im Tieflande die ſonſt auf den Platt- formen ſtehenden Holzbauten durch Steinhäuſer erſetzt zu haben ſcheinen. An Tempeln, Bild- werken und Opfer⸗ altären muß es un⸗ geheure Mengen gegeben haben, da ſich trotz aller Zer⸗ ſtörung durch die Spanier ihrer noch heute ſehr viele vom Urwald über⸗ wuchert finden, da⸗ zu auch große Po⸗ ſtamente, auf de⸗ nen Götterfiguren ſtehen. Die Spra⸗ chen erlauben eine Einteilung in verſchiedene Stämme. Die Pi⸗ pil, Azteken von Herkunft, jchweig- ſame, dunklere, ernſte Leute, wei⸗ chen von den et⸗ was helleren und lebhafteren, den Maya ähnlichen Hochlandſtämmen Guatemalas, den Quiché und Cakchiquel, ab und haben in bezug auf ihr Sprachgebiet ſtarke Einbuße erlitten zugunſten dieſer und der Pokoman und Chorti. In der Gegend von Coban wohnen die Pokonchi und Kekchi, weiter im Norden, von Flores und Machaquila an, die eigentlichen Maya. Der gegenwärtige Zuſtand aller dieſer Völker kann als Halbziviliſation bezeichnet werden. Sie kleiden ſich in Hemd, Hoſe, Jacke oder Bluſe, tragen um die Schultern Decken und auf dem Kopfe unter dem Strohhut ein Tuch, deſſen Enden über die Bruſt herabfallen, und gehen barfuß (j. die obenſtehende Abbildung). Die Wohnungen ſind Lehmhütten mit Indianiſche Dorfalkalden in Guatemala. (Nach Photographie.) 510 Mittelamerika. Blätterdächern oder noch einfachere Behauſungen, die ſich um das einzige beſſer gebaute Gebäude, die Kirche, ſammeln. Sie bilden noch immer eine den Weißen und ſelbſt den Miſch— lingen feindſelig gegenüberſtehende geſchloſſene Maſſe, in manchen Landſchaften, wie in der Alta Verapaz, bis zu 95 Prozent der Bevölkerung. Überall wird in derſelben Weiſe Weberei, Strickerei, Färberei, Mattenflechterei, Hutmacherei und Maismahlen, Säen und Ernten betrieben, und die Nahrung ſowie deren Zubereitung iſt überall die gleiche. Immerhin ſind in einigen Gegenden auch Veränderungen in der Lebensweiſe erfolgt, haupt— ſächlich infolge der Zuſammenziehung der Einzelhöfe in Dörfer, der Einführung europäiſcher Reit- und Zugtiere, der Anlage von Wegen und neuerdings von Eiſenbahnen. Die Nichtindianer. Neger ſitzen an der atlantiſchen Küſte Zentralamerikas ziemlich zahlreich, beſonders in Panama und Darien, weshalb Mulatten und Zambos dort am häufigſten ſind. Die Weißen ſind gering an Zahl, da die eingewanderten ſpaniſchen Familien viel fremdes Blut in ſich aufgenommen haben und die Zahl der Fremden gering iſt. Wenn man die Geſamtzahl der Weißen in Zentralamerika auf 100000 ſchätzt, ſo dürfte dieſe Zahl eher noch zu hoch als zu niedrig ſein. Am zahlreichſten unter ihnen ſind wohl die Nord— amerikaner, beſonders in der Kanalzone, wo man ſie auf mindeſtens 60000 veranſchlagen kann. Von Deutſchen leben etwa 900 in Guatemala; ſie haben einen großen Teil des Handels, der Pflanzungen und der Eiſenbahnen, zum Teil auch bedeutenden Landbeſitz in Händen. 4. Staaten und Siedelungen. Allgemeines. Zentralamerika bildete als ſpaniſche Kolonie das Generalfapitanat Guatemala, welches das heutige colombianiſche Gebiet ausſchloß, aber Soconusco mit um— faßte und in dieſer Ausdehnung 1778 etwa 5600000 Einwohner hatte. Im Jahre 1821 riß es ſich von Spanien los, verfiel aber alsbald in Wirren, die bis auf den heutigen Tag an— dauern. Guatemala, das ſich 1821 gleich an Mexiko hatte anſchließen wollen, wurde 1822 dem mexikaniſchen Königreich des Iturbide einverleibt, nach deſſen Sturz aber mit den übrigen neuen Staaten Zentralamerikas, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Coſta Rica, zu der Republik der Vereinigten Staaten von Zentralamerika vereinigt, zu der auch das damals noch ſelbſtändige Quetzaltenango und Chiapas gehörten. 1833 ſchloſſen ſich aber letztere beiden wieder an Mexiko an, wodurch die Union zerfiel. Nachdem 1839 Duebal- tenango von Mexiko wieder an Guatemala übergegangen war, ergab ſich der heutige poli— tiſche Zuſtand, aber die Bemühungen, die fünf Staaten zuſammenzufaſſen, wiederholten ſich noch mehrfach und führten 1842—45, 1851, 1885, 1889-90 und 1898 zu vorübergehender Vereinigung. Überdies haben Revolutionen in den einzelnen Staaten und Kriege derſelben gegeneinander das ganze 19. Jahrhundert hindurch gedauert und ſich, mit Ausnahme von Coſta Rica, auch in das 20. fortgeſetzt, ſo daß das Gedeihen Zentralamerikas oftmals und ernſtlich aufgehalten worden iſt. Neben den fünf Staaten beſteht ferner noch die britiſche Kolonie Britiſch-Honduras ſeit 1839, und 1903 riß ſich der zu Colombia gehörige Staat Panamä auf Betreiben der Vereinigten Staaten von Colombia los; endlich „pachteten“ dieſe letzteren von der neuen Republik Panamä einen 16 km breiten Streifen Landes zu beiden Seiten des Kanals, die ſogenannte Kanalzone, und beginnen jetzt ihren Einfluß in immer ſtärkerem Maße auch in den übrigen Staaten, hauptſächlich in Nicaragua, geltend zu machen. Über die Größe und Einwohnerzahl der acht politiſchen Abteilungen in Zentral- amerika unterrichtet folgende Tabelle: Zentralamerika: Staaten und Siedelungen. 511 O Kilometer Einwohner Dichte PPP er: ). 86 250] 387000 (1911), 4,5 Kanalzone (Vereinigte Staaten). 1160 7 63000 (1912) 5 54,0 VCC 520 Se 48410 400 000 (1912) 8,3 CCC 128 340 600 000 5,0 C 114 670 566000 (1911) 5,0 adadoer‚‚ ee 21 160 1200 000 (1913) 57,0 - Fc 113.030 1991 000 (1912) 15, Britiſch⸗ Honduras 22 270 41000 (1911) 1,8 Zuſammen: 535290 5248 000 10, Demnach hat Zentralamerika ungefähr die Größe des Deutſchen Reiches, aber nur die Ein— wohnerzahl des Königreichs Sachſen. Die drei Republiken Nicaragua, Honduras und Gua— temala ſind annähernd gleich groß, Britiſch-Honduras ſtimmt mit El Salvador in der Größe zuſammen. Während aber letzteres die Volksdichte von 57 hat, bringt es Britiſch-Honduras nur auf 1,8, Ziffern, die zur Charakteriſierung des Gegenſatzes zwiſchen der pazifiſchen und der atlantiſchen Seite Zentralamerikas geeignet ſind. Wären die anderen Republiken auch nur auf je einen Abhang beſchränkt, ſo würde die Volksdichte ſich in ähnlichen Ziffern äußern; da ſie aber beide Abhänge einnehmen, ſo ergeben ſich für ſie Mittelzahlen zwiſchen 4 und 18. Panama. Der ſeit 1903 von Colombia losgeriſſene Landengenſtaat Panamä hat die Größe von 86250 qkm und 1911: 387000 Einwohner, die Volksdichte 4,5. Er iſt daher etwa ſo groß wie Maine, aber noch nicht ſo volkreich wie New Orleans, mit der Kanalzone freilich faſt ſo wie Pittsburg. Die Bevölkerung beſteht aus 192000 Miſchlingen verſchiedenen Urſprungs, aus 49000 Negern, 48000 Indianern, 46000 Weißen und 2300 Oſtaſiaten. Das weiße Element wird durch die Bewohner der Kanalzone ſehr verſtärkt, aber auch farbige Arbeiter, beſonders von den weſtindiſchen Inſeln und Venezuela, leben in ihr. Daß der Staat noch zum größten Teile von feuchtem Urwald bedeckt iſt, erkennt man leicht aus ſeinen Erzeugniſſen, welche die eines tropiſchen Waldlandes ſind. 1911 wurden nämlich ausgeführt für 9000000 Mark Bananen, für 676000 Mark Steinnüſſe, für 315000 Mark Kokosnüſſe und für 466000 Mark Kautſchuk und Gummi, dazu Sarſaparille, Balſam, Holz. Die Viehzucht auf den pazifiſchen Savannen, namentlich um David und auf der Halbinſel Azuero, liefert geringe Mengen Vieh und Häute für 386000 Mark, die Fiſcherei Schildpatt, für 306000 Mark Perlmutterſchalen und an den Perleninſeln Perlen, der Bergbau für 345000 Mark Gold. Die Geſamtausfuhr hatte 1911 den Wert von 12025000 Mark, die Einfuhr dagegen einen ſolchen von 42 Millionen Mark, worin ſich der Einfluß des Kanalbaues deutlich zeigt, zum Teil auch der des Durchgangshandels über die Landenge, da ſchon 1898 einer Ausfuhr von 4 eine Einfuhr von 13,4 Millionen Mark gegenüberſtand. Die Beſiedelung iſt ſehr ungleichmäßig; nur an zwei Stellen liegen Ortſchaften in größerer Nähe beieinander, einmal zwiſchen Colon und Panama kan der engſten Stelle der Landenge und dann im Savannengebiet von Azuero. Die Stadt Panamã liegt am Großen Ozean auf einer Landzunge (ſ. die Karte auf S. 523). Schon 1521 von den Spaniern ge- gründet, 1671 von den Flibuftiern zerſtört und an anderer Stelle wieder aufgebaut, ſank ſie ſchnell, als die ſpaniſche Herrſchaft über Süd- und Mittelamerika gebrochen wurde, iſt aber ſeit dem Aufblühen Kaliforniens wieder gewachſen. Ein Teil der Kirchen und Klöſter, darunter die Kathedrale und das Dominikanerkloſter, ſind maleriſche Ruinen, daneben aber ſind neue Straßen entſtanden, beſonders ſeitdem die Amerikaner Licht und Luft in die 512 Mittelamerika. Stadt gebracht haben. Neben Panama, das auf 37500 Einwohner geſchätzt wird, entwickelt ſich an der Kanalmündung die neue Stadt Balboa oder La Boca, eine Gründung der Amerikaner mit luftigen Holzhäuſern auf Pfählen, während Ancon das große Hojpital enthält. Gegenüber der Stadt Panama liegen Küſteninſeln (Tafel 20, Abbildung 4), darunter die Geſundheitsſtation Taboga und die Quarantäneſtation La Culebra, weiter draußen der Perlenarchipel. Auf der anderen Seite der Landenge iſt Colön (18000 Ein- wohner) eine neue, auf Urwaldgebiet errichtete, großenteils aus hölzernen Häuſern be— ſtehende Stadt, die 1886 während der Revolution in Colombia vollſtändig eingeäſchert wurde, ſich aber ſeitdem neu erhoben hat. Sie hat eine ungeſunde Lage, iſt aber wichtig wegen ihres mächtigen Dampferverkehrs. Als reine Handelsſtadt mit Ausfuhr von Bananen nach New York und ſtarkem Durchgangshandel nach und von der geſamten Weſtküſte, aus⸗ geſtattet mit Docks, Hafenanlagen und Bahnhof, macht Colön einen durchaus modernen Eindruck, ganz beſonders in den durch die Amerikaner angebauten Vorſtädten, wie in Criſtö— bal, wo nahe dem Eingang in den Kanal eine gute Bildſäule des Kolumbus ſteht. Zwiſchen Colon und Panama haben ſich an der Eiſenbahn- und Kanalſtrecke kleine, ſaubere, ſchon volk— reiche Ortſchaften entwickelt, wie Empire und Obispos, aber nach Eröffnung des Kanals werden ſie verſchwinden. Immerhin iſt ſeit einem Jahrzehnt unter der rührigen Leitung der Amerikaner reiches und friſches Leben in der ganzen Kanalzone erblüht. Oſtlich von Panama liegen heute nur armſelige Dörfer früheſter Koloniſation, und auch weſtlich von Panamsã herrſcht zunächſt Waldland. Aus der Halbinſel Azuero kommen Vieh und Häute in Menge, doch treiben die Bewohner auch Töpferei und fertigen die ſogenannten Panamähüte aus den Faſern der Carludovica palmata. Ahnliche Betriebe hat auch die 15000 Einwohner zählende Stadt David am Iſthmus von Chiriqui, inmitten ausgedehnter Savannen und eines in den 1860er Jahren Gold liefernden Gebietes. Wich— tiger iſt der in der Laguna de Chiriqui höchſt maleriſch gelegene Hafenplatz Bocas del Toro (10000 Einwohner) wegen ſeines mächtig anwachſenden Handels mit Bananen, Kokosnüſſen, Sarſaparille, Kautſchuk, Holz, Balſam und Schildpatt. Coſta Rica. Coſta Rica, die „reiche Küſte“, iſt mit 48410 qkm und 1912: 400 000 Ein⸗ wohnern der kleinſte Staat Zentralamerikas; ſeine Volksdichte beträgt 8,3. Die Bevölkerung nahm anfangs nur langſam zu, 1675 betrug die Zahl der Spanier nur 500, die alle um das 1564 gegründete Cartago und um Esparta wohnten, aber Ende des 18. Jahrhunderts ſtieg die Volkszahl, freilich unter Einrechnung der Indianer, auf 40000. Einen Vorteil freilich brachte die langſame Entwickelung mit ſich: die Spanier vermochten keine Negerſtlaven zu kaufen und hielten ſich daher raſſenreiner als anderswo; überdies ſtammen die Coſtaricaner von Nordſpaniern ab, die als arbeitſam, nüchtern und gebildet gelten. Wilde Indianer zählt man etwa 2800, Neger leben meiſt in den Küſtengegenden, die Einwanderung iſt aber ge⸗ ring: Spanier, namentlich Jslerios, Deutſche, Franzoſen, Engländer, Nordamerikaner, Neger und Chineſen ſetzen ſie hauptſächlich zuſammen. Die Siedelungen ſind ſehr ungleich verteilt, da etwa 320000 Menſchen auf dem ſchmalen Streifen zwiſchen Puerto Limon und Punta Arenas, namentlich auf den faffee- pflanzenden Hochebenen des Inneren wohnen. Für die Küſtengebiete rechnet man 80000, davon auf Nicoya 20—25000 Menſchen; hier liegen im Gebiete der Savannen Nicoya und Liberia oder Guanacaſte mit Viehzucht, während Talamanca anſehnlicher Ortſchaften völlig entbehrt. Die beiden Häfen Punta Arenas und Puerto Limon ſind als Siedelungen klein, Zentralamerika: Staaten und Siedelungen. a 513 aber Puerto Limon wächſt raſch. Nahe Punta Arenas liegt Esparta, die zweitälteſte, 1578 gegründete Stadt Coſta Ricas. Auf dem Hochlande erheben ſich Alajuela, Herédia und Car- tago, kaffeepflanzende Städte von je etwa 5— 7000 Einwohnern um die Hauptſtadt San Joſé de Coſta Rica mit 32500 Einwohnern. Dieſe Stadt hat wegen der häufigen Erdbeben niedrige, aber ſolid gebaute Häuſer, gut gepflaſterte Straßen mit elektriſcher Beleuchtung, anſehnliche öffentliche Gebäude, wie den Nationalpalaſt, die Kathedrale, Univerſität, Biblio⸗ thek, Muſeum, meteorologiſche Anſtalt, Archiv, Krankenhaus, Aſyl für Geiſteskranke, Lyzeum, Banken. Sie iſt auch der Sitz aller wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen, die in Coſta Rica im ganzen beſſer gepflegt werden als in den übrigen Staaten, weshalb Coſta Rica als der vorgeſchrittenſte Staat Zentralamerikas gilt. Wirtſchaftlich war Coſta Rica von 1840—98 faſt ausſchließlich ein Kaffee land, da noch 1898 von der 23,9 Millionen Mark betragenden Ausfuhr 17,8 auf Kaffee (S 74 Prozent), nur 3,9 auf Bananen kamen; ſeitdem jedoch 1898 der Preis für Kaffee gefallen iſt, ſank die Kaffeeausfuhr 1901 unter 50 Prozent; 1912 betrug ſie 15,25 Millionen Mark oder 35,5 Pro⸗ zent. Dagegen haben die ſeit 1880 angepflanzten Bananen ſeit 1898 einen immer mehr ſteigenden Anteil an der Ausfuhr bekommen: 1912 führte man ihrer für 21,3 Millionen Mark aus, das ſind 50 Prozent der Ausfuhr gegen 16 Prozent im Jahre 1898. Weiter wurde für 366000 Mark Kakao und für 400000 Mark Kautſchuk ausgeführt, während Mais, Weizen, Zucker, Reis, Bohnen, Kartoffeln nur der Ernährung der Bevölkerung dienen und der An— bau von Tabak und Indigo zurückgegangen iſt. Als zweiter Wirtſchaftszweig iſt der Berg— bau wichtig, da er aus den Minen von Aguacate und Guanacaſte 1912 für 3,25 Millionen Mark Gold und Silber, 8 Prozent der Ausfuhr, ergab; als dritter liefert die Wald wirt— ſchaft, abgeſehen vom Kautſchuk, für 510000 Mark Zedern-, Mahagoni- und Pockholz (Guayacan) ſowie Sarſaparille und lebende Pflanzen in geringeren Mengen. Die Vieh— zucht ergab 1912 für 500000 Mark Häute, in welcher Zahl freilich auch Rehfelle ein- geſchloſſen ſind, und etwas Schlachtvieh, die Fiſcherei lieferte Schildpatt, die Jagd Vogel- bälge und Reiherfedern. Die In duſtrie iſt in Coſta Rica in der Entwickelung begriffen, beſonders Zucker- und Branntweinbrennerei, Brettſchneiderei, Mehlfabrikation, Ziegel- brennerei, Gerberei, Seifenſiederei und neuerdings die Fabrikation von Rizinusöl, Schals, Schokolade, Parfümerien, Eis, Bier, Mineralwaſſer und Patronen. Der Handel hatte 1912 einen Wert von 79 (1890: 56) Millionen Mark, wovon 43 auf die Ausfuhr und 36 auf die Einfuhr kamen. Erſtere, deren wichtigſte Gegenſtände oben er- wähnt ſind, ging zumeiſt nach Nordamerika (50 Prozent), England (41 Prozent) und Hamburg (6 Prozent), das mit Coſta Rica ſtärkeren Handelsverkehr hat als mit irgendeiner anderen Republik Zentralamerikas. Die Einfuhr, in der Hauptſache aus Geweben aller Art, Lebens— mitteln und Luxusartikeln beſtehend, kam 1912 vorwiegend von den Vereinigten Staaten (52), Deutſchland (18 Prozent), England (17), Frankreich, Italien und Spanien. Die Schiffahrt verzeichnete 1912 in Punta Arenas 87 eingegangene Schiffe mit 179000, in Puerto Limon 538 mit 1130000 Tonnen, jo daß im ganzen die Tonnenzahl der ein- und ausgelaufenen Schiffe auf 1310000 Tonnen zu veranſchlagen iſt. Im Jahre 1891 war die Zahl der in Punta Arenas eingelaufenen Schiffe noch etwas höher als die der nach Limon fahrenden. Nicaragua. Nicaragua hat eine Größe von etwa 128340 qkm und angeblich 600000 Bewohner; die Volksdichte beträgt daher 5, weniger als in den meiſten anderen Staaten. Die Hälfte der Bevölkerung ſollen Ladinos ſein, Miſchlinge von Weißen und Indianern, Länderkunde, Süd⸗ und Mittelamerika, 3. Aufl. 33 514 Mittelamerika. ein Drittel reine Indianer, ein Sechſtel Mulatten und Neger. 1778 ſoll Nicaragua 104000 Bewohner gehabt haben. Die Beſiedelung begann 1523 an der pazifiſchen Seite, wo ſie auch heutzutage weit ſtärker als im Oſten iſt. Die älteſte Anſiedelung, Leon, überführte man nach Subtiaba, der Nagrandanerſtadt, wo ſie trotz Plünderung und Erdbeben erblühte und 50000 Bewohner erreicht haben ſoll; in der republikaniſchen Zeit auf 25000 geſunken, ſoll Leon 1911 wieder 60000 Bewohner gehabt haben. Der Sitz der Regierung aber wurde in den 1860er Jahren nach Managua verlegt, das jetzt 40000 Einwohner haben ſoll. Mitten in Kaffeepflanzungen liegt Granada mit 25000 Einwohnern, eine ſchon 1523 gegründete Stadt am Nicaraguaſee, während Maſaya mit 15000 Einwohnern Obſt, Gemüſe und Tabak liefert. Die alte Stadt Chinandega, die durch Erdbeben ſtark gelitten hat, ſoll 13000 Bewohner haben, doch ſind alle dieſe Zahlen wohl zu hoch gegriffen. Die pazifiſchen Hafenſtädte Corinto und Brito ſind wenig volkreich, die atlantiſchen beginnen ſich beſſer zu entwickeln, jo Greytown oder San Juan del Norte und der Hauptort des früheren Mosquito Territoriums, Bluefields, mit angeblich 15000 Einwohnern und blühendem Handel in Bananen, Kokosnüſſen, Orangen, Ananas, Holz und Auſtern. Die Mosquitoküſte iſt ein Land mit wechſelnden Schickſalen, das von den Mosquito bevölkert und ſeit 1670 durch engliſche Anſiedler verſtärkt iſt; nach langjährigem Beſitz verzichtete England aber 1783 auf die Mosquitoküſte, und 1860 fiel das Gebiet an Nicaragua, dem es nach mancherlei Streitigkeiten 1881 durch Schiedsſpruch des Kaiſers von Oſterreich zugewieſen wurde. Die Flußtäler der atlantiſchen Seite ſind bis auf die durch den Bergbau entſtandenen Anſiedelungen menſchenleer, und auf den Höhen des Inneren liegen auch nur kleine Ortſchaften, wie Libertad, Matagalpa, Jinotega, San Rafael und Ocotal, alle am öſtlichen Gehänge. Wirtſchaftlich iſt Nicaragua noch wenig entwickelt. Am wichtigſten iſt der Ackerbau, der ſich wie in Coſta Rica beſonders auf Kaffee und Bananen erſtreckt; 1909 wurde für 6,2 Millionen Mark Kaffee ausgeführt, außerdem als Ackerbauerzeugniſſe Bananen, Zucker, Kokosnüſſe, Indigo ſowie als Induſtrieprodukte des Ackerbaues Stärke und Melaſſe. An- gepflanzt werden ferner Orangen und Zitronen, Tabak, Mais, Reis und Kakao, von denen letzterer ebenfalls bereits zur Ausfuhr gelangt. An zweiter Stelle folgt der Bergbau mit einem Ergebnis von 4,3 Millionen Mark an Gold, auch Salz von der pazifiſchen Küſte. An dritter ſteht die Wald wirtſchaft, die 1909 Holz für 1600000 Mark, meiſt Mahagoni-, Gelb- und Zedernholz ſowie Gelbholzextrakt, auch Sarſaparille und Kautſchuk ergab. Während der Bergbau im Aufſchwunge begriffen iſt, da die Minen im Oſten, Bonanza, Conſtancia, Vaspuc, Cuicuina am Prinzapolca, Colonia, Concordia nahe dem Salto Grande des Pispis, reich zu ſein ſcheinen, geht die Viehzucht zurück. Sie wurde 1854 von Squier noch als blühend geſchildert, um 1890 dagegen klagte die Regierung ſelbſt über den Rückgang an Vieh und Pferden. Die Jagd liefert Rehfelle und Vogelfedern, die Fiſcherei Schildpatt. Der Handel hatte 1910 einen Wert von 28,5 Millionen Mark, wovon 18,2 auf die Aus⸗ fuhr, 10,3 auf die Einfuhr kamen; für 1897/98 gibt Sapper erſtere zu 12,7, letztere zu 11,46 an. Die gegenwärtige Reihenfolge der Ausfuhrartikel iſt Kaffee (38,7 Prozent), Gold, Holz. 1910 ging die Ausfuhr zu 42 Prozent nach den Vereinigten Staaten, zu 10,8 Prozent nach Deutſchland, zu 21 Prozent nach England, zu 19 Prozent nach Frankreich, während die Einfuhr zu 52 Prozent von den erſteren, zu 24 Prozent von England, dann aus Frankreich (5) und Deutſchland (11 Prozent) kam. Zentralamerika: Staaten und Siedelungen. 515 Honduras. Honduras iſt der einzige Staat Zentralamerikas, der faſt ganz auf der atlantiſchen Seite liegt und am Ufer der Fonſecabai nur einen ſchmalen Streifen Landes beſitzt. Wohl wegen dieſes Nachteils iſt er unter allen Staaten der Landenge wirtſchaftlich am ungünſtigſten geſtellt. Auf 114670 qkm Fläche rechnete man 1887: 382000, 1911: 566000 Menſchen, die Volksdichte zu 5. Im Jahre 1887 gab es 265000 Ladinos und 69000 Indianer, während die Zahl der Weißen ſehr gering iſt. Daher ſind auch die deutſchen Intereſſen und Beſitzungen in Honduras geringer als in dem übrigen Zentralamerika. Wirtſchaftlich fällt bei Honduras zunächſt auf, daß der Ackerbau, namentlich der Kaffeebau, und der Wert des Handels gegen alle anderen Staaten Zentralamerikas erheblich zurückſtehen: 1911/12 wurde für nur 300000 Mark Kaffee, aber für 4¼ Millionen Mark Bananen ausgeführt. Die dünne Beſiedelung des Landes und der Mangel größerer Land— gebiete auf der pazifiſchen Seite iſt die Urſache für das Zurücktreten des Kaffees gegenüber den Früchten, von denen auch Kokosnüſſe (1911/12 für 750000 Mark) und Orangen in größeren Mengen aus der Ebene von Sula und dem Nordküſtengebiete ſowie von den Inſeln ausgeführt werden. Der Anbau von Indigo iſt jetzt auf Choluteca und del Valle be— ſchränkt, ergab aber noch 1901: 192600 Mark zur Ausfuhr; Tabak wird namentlich um Copan gut und viel erzeugt und, wie auch Ingwer, in kleinen Mengen ausgeführt, Zuckerrohr wird allgemein, Reis oft, aber nur in kleinem Maße, gepflanzt, Weizen findet ſich gelegentlich von 1200 man. Mais, Bohnen, in Oſthonduras auch Yuca, bilden die Grundlage der Volksnahrung. Im Gegenſatz zu den anderen Ländern ſtehen Produkte des Bergbaues in Honduras an zweiter Stelle, da die Ausfuhrliſte für 1911/12: 3,2 Millionen Mark Edelmetalle, alſo 28 Prozent der Geſamtausfuhr, aufweiſt, namentlich Rohſilber, Gold und Eiſen. Für die Viehzucht kommen beſonders Yoro und Olancho in Betracht, von wo viel Vieh nach Kuba, Coſta Rica, Britiſch-Honduras und Guatemala ausgeführt wird, 1911/12 für 660000 Mark, während die Ausfuhr an Häuten und den in der Ausfuhrſtatiſtik mitgerechneten Fellen von Ziegen und Rehen 550000 Mark betrug. Der Wald liefert Holz, namentlich Mahagoni, Zedern- und Gelbholz, ſowie ferner etwas Kautſchuk, 1911/12 für 240000 Mark, auch Sarſaparille, Chicle (Kaugummi) und Vanille, die Fiſcherei ein geringes Quantum Schild— patt, die Induſtrie Sohlleder und Strohhüte. Der Handel betrug 1911/12: 23,9 Millionen Mark (gegen 10,23 im Jahre 1897/8), wovon 11,5 auf die Ausfuhr, Früchte, Metalle, Kokos— nüſſe, Vieh, Häute, Felle, Kaffee, Kautſchuk, 12,4 Millionen Mark auf die Einfuhr kamen. Während früher nur Amapala als Hafen für Honduras in Betracht kam, iſt ſeit 1900 auch hier die Nordküſte für den Handel wichtiger geworden als die Südküſte, beſonders Puerto Cortez. Die wichtigſten Verkehrsländer ſind die Vereinigten Staaten, die 1909/10 zwei Drittel aller Einfuhr lieferten, dann England und das Deutſche Reich, während die Aus— fuhr in demſelben Jahre zu 87 Prozent nach den Vereinigten Staaten, im übrigen vornehm— lich nach Deutſchland, England, Zentralamerika und Kuba ging. Zurzeit leidet der Handel noch unter dem Mangel an geeigneten Verkehrswegen. Eine 100 km lange Eiſenbahn führt von der Fonſeca-Bai nach Tegucigalpa. Die Beſiedelung iſt auf dem atlantiſchen Abhange ſehr gering. Der Haupt— hafenort, Puerto Cortez oder Puerto Caballos mit gutem Ankergrunde, auch für tiefgehende Schiffe, iſt noch ſehr wenig volkreich. Von 1524 ſtammt Trußillo mit wenigen hundert Karaiben und Ausfuhr von Vieh, Häuten und Waldprodukten, neuer iſt La Ceiba; auf Ruatan liegt Progreſo oder Puerto Real. Das Innere iſt wenig beſiedelt, die Ortſchaften 33* 516 Mittelamerika. klein; erwähnenswert ſind Gracias, ein ſchon 1536 entſtandener Ort, Moro im Savannen— gebiet, Olancho, San Pedro Sula, das tabakpflanzende Santa Roſa (10600 Einwohner), das tempelberühmte Copan und Corquin mit Gerbereien. Auf dem pazifiſchen Ab— hange ſind das Choluteca Tal mit Choluteca und Yuscaran, die Gegend von Comayagua und Tegueigalpa ſowie die Küſte am beſten bewohnt, doch hat die jetzige Hauptſtadt Tegueigalpa nur 22000, die ältere, Comayagua, nur 3000 Bewohner; dieſes wechſelte 1824—80 mit Tegu⸗ cigalpa als Landeshauptſtadt. 18000 Einwohner hat Juticalpa. El Salvador. Die Heilandsrepublik, Repüblica del Salvador, hatte auf nur 21070 qkm 1913: 1200000 Einwohner, alſo eine Volksdichte von 57, die höchſte in Zentralamerika, weil El Salvador nur den pazifiſchen Abhang bedeckt, dem atlantiſchen aber gar nicht angehört. 1778 wurden nur 147000 Bewohner gezählt, ſo daß ſich die Bevölkerung in 134 Jahren verachtfacht hat. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beſtand ſie nach Pedro S. Lamas zu 56 Prozent aus Indianern, zu 14 aus Weißen, zu 30 aus Ladinos, die faſt ſämt⸗ lich Ackerbauer ſind, meiſt in günſtigen Verhältniſſen leben und die Republik zu Wohlſtand gebracht haben. Wer von den Nachbarſtaaten nach El Salvador kommt, bemerkt, nach Sapper, eine günſtige Veränderung bei Land und Volk: die Felder ſind mit Stacheldraht eingezäunt, das Nationalvermögen iſt gleichmäßiger verteilt, indem faſt jeder ſein Gütchen hat, das er mit ſeinen Angehörigen und wenigen Arbeitern bewirtſchaftet, und in keinem zentralamerika— niſchen Staate, außer Coſta Rica, iſt der Prozentſatz der Weißen höher als in El Salvador. Wirtſchaftlich iſt El Salvador vor den übrigen Republiken durch den Anbau von Indigo ausgezeichnet, der namentlich in der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts das be— kannteſte Erzeugnis des Landes war, noch 1865 einen Ausfuhrwert von 10 Millionen Mark gegen 1 Million für alle übrigen Produkte, 1912 aber nur von 341000 Mark ergab; er kommt meiſt aus dem Tale des Lempa und der Gegend von San Vicente, Uſulutan, Lislique und El Diviſadero. Seit dem Rückgange des Indigobaues iſt das wichtigſte Erzeugnis des Ackerbaues der Kaffee, der bereits 1890: 56,5, 1912: 28 Millionen Mark (faſt 80 Prozent) zur Ausfuhr ſtellte, und deſſen Pflanzungen jetzt den ganzen Abhang des Gebirges von Ahuachapan bis San Miguel bedecken. Noch zwei andere Ackerbauerzeugniſſe gelangen zur Ausfuhr, Zucker mit 600000 Mark und etwas Tabak, während Mais, Bananen, Orangen, Weizen im Lande bleiben. Der trockene Wald liefert Peruͤbalſam, 1912 im Werte von 280000 Mark, auch etwas Kautſchuk, Chicle, Sarſaparille und ſehr wenig Holz, der Bergbau 1912 Gold und Silber im Werte von 2672000 Mark zur Ausfuhr, die Viehzucht Häute für 256000 Mark. Der Handel der Republik belief ſich 1912 auf 62,84 Millionen Mark, wovon 27, u auf die Einfuhr, 35,74 auf die Ausfuhr kamen. Die Einfuhr kam zu 36,5 Prozent von den Vereinigten Staaten, zu 30 Prozent von Großbritannien, zu 13 von Deutſchland und zu 7,4 von Frankreich. Die Ausfuhr beſtand zu 82 Prozent aus Ackerbauerzeugniſſen und ging zu 30 Prozent nach der Union, zu 17 Prozent nach Frankreich, zu 23 Prozent nach Deutſchland und zu 10 Prozent nach Italien. In den Häfen Acayutla, La Libertad und La Union liefen 1909: 552 Schiffe mit 889000 Tonnen Gehalt ein. El Salvador iſt nicht nur volk, ſondern auch ſtädtereich. Die Hauptſtadt San Sal- vador ſtammt von 1525 und hatte um 1850: 60000 Einwohner, wurde aber 1854 und 1873 durch Erdbeben teilweiſe zerſtört und ſoll erſt 1897 wieder 50000 Einwohner erreicht haben; heute hat ſie 60000. Wegen der Erdbeben iſt ſie großenteils aus einſtöckigen Häuſern gebaut, aber regelmäßig und hübſch angelegt; größere Gebäude, wie die Kathedrale, ſind aus Holz und Zentralamerika: Staaten und Siedelungen. 517 Blech errichtet. Im Oſten iſt San Miguel mit 20000 (2) Einwohnern, reicher Kaffeekultur und beſuchten Jahrmärkten der Hauptort, im Weſten war Santa Ana mit ebenfalls ſtarkem Kaffeebau bisher größer als die Hauptſtadt, da es 59000 Einwohner hat. Je 20000 Bewohner haben die vier Städte Ahuachapan an der Grenze gegen Guatemala, San Vicente im Oſten, Chalchuapa bei San Salvador und Zacatecoluca. Im Indigogebiet liegen Chalatenango und Senſuntepeque, im Inneren Metapan, im Tabakdiſtrikt Cojutepeque und Chinameca, alles Städte um 10000 Einwohner. Nahe der Küſte führen Uſulutan und Sonſonate, dieſes nahe dem Izalco, inmitten von Ananaspflanzungen, zu den Hafenſtädten La Union an der Fonſecabai, mit verſandendem Hafen, La Libertad, einer offenen Reede vor San Salvador, und Acajutla vor Santa Ana über, dorfähnlichen Siedelungen mit bedeutendem Handel. Guatemala. Guatemala iſt mit 113030 qkm einer der größten, mit 1991000 Ein⸗ wohnern der volkreichſte Staat Zentralamerikas, zählte aber 1778 nur 366000. Auf dem pazifiſchen Abhange überſteigt die Volksdichte 20, erreicht zwiſchen der Hauptſtadt Guatemala und San Marcos 50, ſinkt aber auf dem atlantiſchen Abhang in der Alta Verapaz zu 5—10, im Petén zu 0—1 herab. Die Bevölkerung beſteht zur Hälfte aus reinen Indianern, zur anderen faſt ausſchließlich aus Indianermiſchlingen: 1880 zählte man 845000 Indianer und 380000 Ladinos, und wenn für 1903: 1091519 Eingeborene und 750615 Weiße angegeben werden, ſo ſind in letzterer Zahl wohl die Ladinos enthalten. Neger, Mulatten, Zambos und Weiße ſind gering an Zahl, die alteingeſeſſenen ſpaniſchen Familien haben ſich jo weit mit in- dianiſchem Blute gekreuzt, daß kaum noch eine ungemiſcht iſt, und die Einwanderung iſt auch gering, da von den Fremden der größte Teil aus Mexiko und Zentralamerika gebürtig iſt. In wirtſchaftlicher Beziehung beruht der Wohlſtand Guatemalas auf dem Kaffee, der überall im Lande an die Stelle des Indigos und der Koſchenille getreten iſt und auch den Kakao verdrängt hat. Die wichtigſten Kaffeegebiete ſind die Coſta Cuca, die Coſta Grande, die Landſchaft Tumbador, alſo das Land zwiſchen dem Grenzfluſſe Suchiate und Mazate- nango um San Marcos und Retalhuleu, dann das ganze pazifiſche Gehänge mit Alluvial— böden oſtwärts bis Amatitlan und endlich auf dem atlantiſchen Abhange die Verapaz um Coban. 1894 hatte der Kaffee einen Ausfuhrwert von 52, 1901/02 nur noch von 26,7 Mil- lionen Mark, worin ſich der Einfluß des Kaffeepreisſturzes kundgibt; doch nahm Kaffee 1912 mit 46,2 Millionen Mark noch immer 84 Prozent der Geſamtausfuhr ein. Bananen ſtehen an zweiter Stelle, 1912 mit 2,8 Millionen Mark, Zucker mit 1912: 2,4 Millionen Mark an dritter. Kakao, früher eines der wichtigſten Erzeugniſſe Guatemalas, und Tabak werden faſt nicht mehr, Baumwolle und Indigo überhaupt nicht mehr ausgeführt, und die Kokospalme iſt zwar an den Küſten häufig, wird aber nicht in größeren Pflanzungen vereinigt. Da nun auch alle übrigen Erzeugniſſe, Weizen, Gerſte, Agave und Kartoffeln aus den Altos, Mais, Reis, Bohnen, Henequen vom übrigen Lande, nicht zur Ausfuhr kommen, ſo nehmen Kaffee, Bananen und Zucker, 1912 zuſammen für 52,8 Millionen Mark, 95,8 Prozent der Ausfuhr ein. Der Wald lieferte zur Ausfuhr 1912 Holz für 1 Million, Kautſchuk für 640000 und Chicle (Gummi) für 634000, zuſammen für 2,3 Millionen Mark = 4 Prozent der Ausfuhr, auch etwas Sarſaparille und Vanille: alles von der atlantiſchen Seite. Den viertwichtigſten Artikel für die Ausfuhr ergab 1912 die Viehzucht, nämlich Häute mit 1400000 Mark, ferner etwas Wolle und Käſe; auf den Höhen, namentlich in Lichtungen und am Waldrande, hält man aus⸗ gedehnte Herden. Der Bergbau iſt zurückgegangen, und ſelbſt jo gute Minen wie die Silber- grube von Mataquescuintla ſind aufgelaſſen worden, ſo daß nur noch eine Bleiglanzgrube 518 Mittelamerika. bei Chiantla, Goldwäſchen im Motaguatal und Salinen bei Nueve Cerros am Chixoy, bei Santa Magdalena am Rio Negro und im Südoſten bei Chiquimulilla im Betriebe ſind. Die Induſtrie liefert zur Ausfuhr Wollwaren, Wachstuch und Zigarren, aber nur in ge— ringen Mengen, im übrigen in beſchränktem Maße Zeuge, Möbel, Bier, Zündhölzer, Seife und Kerzen, die Hausinduſtrie der Indianer auch Steinzeug, Strohhüte, Körbe, Matten, Seile, Stricke, Netze und Hängematten. Der Handel hatte 1912 den Wert von 96,5 Millionen Mark, davon 55,25 in der Aus— fuhr, 41,25 in der Einfuhr. Dieſe kam zu 46 Prozent von den Vereinigten Staaten, zu 23 Bro- zent von Deutſchland (9,15 Millionen Mark), zu 17,5 Prozent von England. Die Ausfuhr ging zu 54 Prozent (29,4 Millionen Mark) nach Deutſchland, beſonders Kaffee, zu 35 Pro— zent nach der Union und zu 13 Prozent nach dem Vereinigten Königreich. Die wichtigſten Gegenſtände waren (in Millionen Mark): Kaffee 46,2 (84 Prozent), Bananen 2,8, Zucker 2,4, Häute 1,4, Holz 1,0, Kautſchuk 0,64 und Chicle 0,6. 819 Schiffe mit 1140000 Tonnen Gehalt liefen die Häfen San Joſé, Champerico und Ocös am Großen, Livingſton und Puerto Barrios am Atlantiſchen Ozean an. Die Eiſenbahnkilometer betrugen 1912: 722, die Tele- graphenlinien 6160 km. Die Beſiedelung Guatemalas vollzog ſich ohne Schwierigkeit. Die erſten Städte— gründungen waren Sahcaja bei Totonicapan in den Altos, Iximché oder Santiago, das älteſte Guatemala (1524) im Weſten und Nueva Sevilla nahe der Mündung des Polochie im Oſten (1544), aber zu großen Städten iſt es in Guatemala nicht gekommen, ſondern die Bevölkerung ſitzt großenteils in Landſtädten und in Dörfern. Außer der Hauptſtadt Guate— mala (80000) gibt es nur drei Städte mit mehr als 20000 Einwohnern: Quetzaltenango (30000), Totonicapan (26000) und Coban (25000). Die pazifiſche Seite enthält zunächſt kleine Hafenſtädte: San Joſé de Guatemala, der Haupthafen des Landes, iſt nur ein Dorf, Champerico, der zweite Hafenplatz, wird wegen der Fiebergefahr faſt nur zur Trockenzeit bewohnt, und Ocöbs iſt ebenfalls als Ortſchaft ganz unbedeutend. Dagegen liegen mehrere hervorragendere Orte in geringer Höhe über dem Meere am Gehänge des Gebirges, wie Escuintla und Retalhuleu, früher ein indianiſcher Markt für Kakao und Baumwolle, jetzt eine wichtige Eiſenbahnſtation mit Kaffeegärten zwiſchen Kokospalmen und Bananen und mit 15000 Einwohnern. In den Höhen von 1200— 2500 m drängen ſich die Ortſchaften zuſammen. Hier erhebt ſich die Hauptſtadt Guatemala mit 1911: 80000 Bewohnern zwiſchen den Vulkanen Agua und Fuego, die ſie mehrmals zum Wechſel ihres Standorts gezwungen haben. 1527 zerſtörte der Vulkan Agua die alte Stadt, Ciudad Vieja, 1773 Antigua Guatemala, und erſt ſeit 1776 ſteht das heutige Guatemala. Zwar ſind auch in der jetzigen Stadt die Häuſer wegen der Erdbeben einſtöckig, allein es gibt doch eine Anzahl ſchöner öffentlicher Gebäude: die große Kathedrale an der Oſtſeite der Plaza de Armas, die ernſte, vornehme Univerſität, das kleine, hübſche Theater und die intereſſante Markthalle. Die reinlichen, vielfach mit Steinplatten belegten Straßen ſind jetzt elektriſch erleuchtet. Übrigens hat ſich auch Antigua Guatemala als eine Stadt von 15000 Einwohnern erhalten (ſ. die Abbildung auf S. 497), in der die maleriſchen Ruinen der alten Kathedrale, Klöſter und Paläſte mit den neuen Wohnhäuſern einen merk— würdigen Gegenſatz bilden. Unter den übrigen Städten hat Amatitlan, früher der Hauptſitz der Koſchenillezucht, von ſeinen 13000 Einwohnern ſeit 1865 die Hälfte verloren, während Solola in 2140 m Höhe entralamerifa: Staaten und Siedelungen. 519 9 heute noch mit 15000 Bewohnern eine der volkreicheren Städte des Landes tft; kleiner iſt Chimaltenango. Weſtlich von Sololä beginnen die Altos, in denen der Weizenbau, die Agavenkultur, die Viehzucht und die Induſtrie ihre Stätte haben. Hier liegen die beiden größeren Städte Quetzaltenango mit 30000 und Totonicapan mit 26000 Einwohnern, in denen Leinen- und Baumwollwaren, Muſikinſtrumente, Kleider, Mäntel, Tücher, Decken, Möbel, Steingut angefertigt werden und Gerberei, auch Färberei beſteht. Je weiter man nun nach Norden hinabſteigt, um ſo ſchwächer wird die Beſiedelung, obwohl Huehuetenango bereits wieder in der Zone mit reichem Bodenertrag liegt und Zaca- pulas am Rio Negro (1166 m) den Handel der Altos mit der Verapaz vermittelt. In dieſen Höhenlagen befinden ſich auch die Bleigruben von Chiantla, die Silberminen von Alotepeque und Mataquescuintla, die Salinen von Magdalena und Chiquimulilla ſowie die alte Stadt Jalapa an der Grenze von El Salvador, tiefer unten jedoch Jutiapa und Santa Roſa. Über dem oberen Motaguatale liegen Chiquimula, Esquipulas, ein Wallfahrtsort der Indianer, und Escapa mit Tabakbau, am Strome ſelbſt die großartigen Ruinen von Quirigua. An der Mündung entwickelt ſich der Hafen Puerto Barrios neben Livingſton, welches das Polochic-Tal beherrſcht. Zwiſchen den Oberläufen des Motagua und Polochie liegt die Baja Verapaz mit den Ortſchaften Salama (7000 Einwohner), San Gerönimo und Rabinal inmitten von Ruinen älterer Städte, aber auch zwiſchen Zucker-, Bananen- und Orangenpflanzungen. Bekannter iſt der Mittelpunkt des atlantiſchen Kaffeebezirks, Coban in der Alta Verapaz, eine infolge ihrer günſtigen Lage in 1313 m Höhe raſch auf 25000 Einwohner angewachſene, zerſtreut gebaute Stadt mit einſtöckigen Häuſern. Weitere Sitze des Kaffeebaues ſind San Criſtöbal, Tucuru, Tactic, Panzös und Languin; auf dem Wege nach dem Peteén liegt Chiſec. Das Beten, mit noch nicht 10000 Einwohnern und der geringen Volksdichte von 0,3, führt noch ein kulturfernes Leben; größer als der Hauptort Libertad oder Saclue mit nur 600 Einwoh— nern und ſtarker Viehzucht iſt Flores auf einer mit Mayaruinen gekrönten Inſel im See von Beten, inmitten ſehr fruchtbarer Umgebung, reicher Pflanzungen und dichter Wälder. Britiſch-Honduras. Zentralamerika enthält auch eine europäiſche Kolonie, Bri— tiſch-Honduras, mit 22270 qkm Fläche, aber (1911) nur 40500 Einwohnern und einer Volksdichte von 1,3. Der Grund für dieſe geringe Beſiedelung liegt in der Zuſammenſetzung des Landes aus einer feuchten, bewaldeten, ſumpfigen Küſte und dem faſt unbekannten Cocks⸗ combgebirge. Im Jahre 1717 ließ ſich hier der Flibuſtier Wallis nieder, hielt ſich gegen die Angriffe der Spanier und ermöglichte auf dieſe Weiſe England, 1836 ſein Beſitzrecht auf Hon⸗ duras geltend zu machen, das es 1853 zur Kolonie erhob. Die Bevölkerung iſt an der Küſte zuſammengedrängt, beſteht aus Karaiben von St. Vincent und Negern, Miſchlingen aus bei- den Raſſen ſowie aus 500 Weißen. Sie beutet vorwiegend den Wald aus, der große Mengen von Holz für die Ausfuhr liefert: 1911 wurden für 4012000 Mark Holz, davon für 22000 Mark Blauholz, für 3432000 Mark Mahagoniholz und für 360000 Mark Zedernholz aus- geführt. Der Wald lieferte ferner Kautſchuk für 75000 und Kaugummi, Chicle, für 3888 000, im ganzen alſo Produkte für faſt 8 Millionen Mark zur Ausfuhr. Dazu kommen noch Kokos— nüſſe für 525000 Mark, von denen ein Teil freilich in Pflanzungen gewonnen wird. An Früchten wurden Bananen für 373000 Mark ausgeführt und Ananas, Kakao, Zuckerrohr, Kaffee, Pfeffer, Reis, Mais, Muskatnüſſe und Vanille in kleineren Mengen angepflanzt. Die Fiſcherei ergab 1911 für 80000 Mark Schildpatt ſowie auch Schwämme, die Induſtrie 520 Mittelamerika. 53281 Gallonen Rum. Der Handel hatte 1911 den Wert von 22290400 Mark, wovon auf die Ausfuhr 10743600, auf die Einfuhr 11546800 Mark kamen, doch waren von der Ausfuhr 6336000 Mark wieder ausgeführte, vorher eingeführte Waren. 1912 betrugen die Zahlen 22,9, 11,04 und 11,86 Millionen Mark. Die Ausfuhr richtete ſich 1911 zu 71 Prozent nach den Vereinigten Staaten, zu 12 Prozent nach England, zu 9 Prozent nach Mexiko; die Einfuhr kam zu 44 Prozent von den Vereinigten Staaten, zu 23 Prozent von Mexiko, zu 21 Prozent von England. Die Tonnenzahl der Schiffe betrug 1911: 588000. Hauptorte ſind Belize (10000 Einwohner) gegenüber der Inſel Turneffe, im Norden Coroſal (5000 Einwohner). Eine Eiſenbahn führt von Belize 40 km ins Innere. 5. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. Bergbau. Der älteſte Wirtſchaftszweig der Europäer in Zentralamerika, der Bergbau, wurde von den Spaniern bis Mitte des 18. Jahrhunderts mit Erfolg betrieben, iſt aber jeit- dem zurückgegangen. Heute wird in Panamä nur noch eine einzige Mine bearbeitet, und auch in Guatemala trägt der Bergbau zur Ausfuhr ſo gut wie nichts mehr bei. In Coſta Rica, Nicaragua, El Salvador und Honduras wird er dagegen neuerdings wieder etwas kräftiger betrieben. Gold und Silber ſind vor allem die den Bergbau noch einigermaßen lohnenden Metalle. 1911 wurden Erze ausgeführt (in Millionen Mark und Prozenten der Ausfuhr): Honduras 32 30 Prozent Coſta Rica. . . . 5,00 13,0 Prozent Nieatagun).. .. 418 26 = El Salvador .. 6,44 8,„8s 18,77 18,7 Prozent In Honduras werden die Silberminen von San Juancito, Valle de los Angeles, Santa Lucia, Aramecina und El Labor ſowie die goldquarzhaltigen von El Retiro und Cuajinicuil in Olancho ſowie El Gobernador abgebaut. Auch Gold wäſchen kommen vor, namentlich in den Flüſſen des Oſtens. Eiſen findet ſich bei Agalteca, Opale bei Erandique. In Nicaragua, wo zur Zeit der Conquiſta am meiſten Gold angetroffen wurde, ſind am bekannteſten die Gold- und Silberminen von Aguas Calientes in Leon, von El Golfo in Nueva Segovia und von La Libertad im altberühmten Bezirke Chontales. Wichtiger ſind aber die neuerdings erſchloſſenen Fundſtätten im Oſten, an den Rios Prinzapolca, Vaspue, Vava, Coco, Pispis, die goldhaltige Quarze und Waſchgold liefern, ſowie die am Rio Siquia. In Coſta Rica hat der Bergbau durch die Eröffnung der Goldminen von Monte Aguacate eine Zunahme erfahren, wichtiger aber iſt das aus dem Meere in Salinen gewonnene Salz. Auch in Guatemala wird Salz gewonnen, aber in ſehr primitiver Art in den Binnenſalinen. Die Waldwirtſchaft, die Jagd und der Fiſchfang ſind in den zentralamerika— niſchen Republiken noch in den erſten Anfängen; was man aber daraus machen könnte, zeigt das Beiſpiel der britiſchen Kolonie Honduras, die für 8 Millionen Mark Erzeugniſſe dieſer Wirtſchaftszweige ausführt, darunter für 3888000 Mark Chicle (Gummi), für 3,4 Millionen Mark Mahagoni und für 576000 Mark andere Hölzer, auch für 73000 Mark Kautſchuk und für 80000 Mark Schildkrötenſchalen. Demgegenüber iſt die Ausfuhr der ſelbſtändigen Repu⸗ bliken nur klein, da alle zuſammen 1911 nur für 2,6 Millionen Mark Kautſchuk und Chicle, für 3,3 Millionen Mark Holz zur Ausfuhr brachten. Dazu kamen für 360000 Mark Balſam aus El Salvador und ein wenig Sarſaparille. Im ganzen liefert alſo Zentralamerika Wald⸗ produkte für etwa 13 Millionen Mark zur Ausfuhr. Zentralamerika: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 521 Zu den Waldprodukten ſind zum Teil auch noch die Kokosnüſſe zu rechnen, die aber auch in Pflanzungen geerntet werden. 1911 führte Panama für 450000, Britiſch-Honduras für 520000, Honduras für 440000 Mark Kokosnüſſe aus, Panamä ferner für 473000 Mark Elfenbein- oder Steinnüſſe. Ackerbau. Heute iſt der Ackerbau der wichtigſte Wirtſchaftszweig in Zentralamerika. Schon im 18. Jahrhundert lieferten Indigopflanzungen in El Salvador und Guatemala faſt allen Indigo, und Ende des 19. Jahrhunderts konnte von El Salvador allein jährlich Indigo noch für 10 Millionen Mark zur Ausfuhr gebracht werden. Dann aber verfiel die Indigokultur infolge der Entdeckung der Anilinfarben, und heute iſt ſie faſt auf El Salvador beſchränkt, wo ſie 1911 noch einen Ausfuhrwert von 1 Million ergab. Aus demſelben Grunde iſt die früher blühende Koſchenillezucht zurückgegangen, die auf die Anpflanzung von Nopalkaktus— hecken gegründet war und Mitte des 19. Jahrhunderts noch 1 Million kg Koſchenille lieferte. Seit dieſer Zeit iſt an die Stelle dieſer Kulturen der Kaffee getreten, das heute wich— tigſte Erzeugnis Zentralamerikas. Er ergibt trotz des ſtarken Verbrauchs im Inlande einen Überſchuß für die Ausfuhr und ſteht in Guatemala, El Salvador und Nicaragua an der Spitze der Ausfuhrliſte. Es führten aus (in Millionen Mark und Prozenten der Geſamtausfuhr): Guatemala (1912) .. 46,2 84 Prozent Nicaragua (1910) . . 6,19 38 Prozent El Salvador (1912) . . 28 89 7 Coſta Rica (1912) 15,2 36 = 95,6 63 Prozent Dazu kommen noch 256000 Mark für Honduras, ſo daß die geſamte Kaffeeausfuhr ſich auf ungefähr 96 Millionen Mark beläuft. Dagegen muß in Panamä und in Britiſch-Honduras Kaffee eingeführt werden. Welch große Bedeutung der Kaffee für die nördlichen Staaten hat, geht aus den Prozentzahlen für Guatemala und El Salvador hervor, aber auch in Coſta Rica nahm der Kaffee bis 1900: 50 Prozent des Ausfuhrwertes ein. Neuerdings iſt er in Coſta Rica durch die Bananen überflügelt worden, deren Aus— fuhrwert in Zentralamerika in ſtarkem Steigen iſt, wie folgende Tabelle für 1911 zeigt (in Millionen Mark und Prozenten der Geſamtausfuhr): Coſta Rica 21,3 50,0 Prozent | Guatemala. .. 2,8 5,0 Prozent Panama 90 „ Britiſch⸗Honduras. 0,37 2.8 * Honduras 40,0 = 38,0 20,0 Prozent Während der Kaffee faſt nur auf der pazifiſchen Seite der Landengen oder, wie in Coſta Rica, auf der Höhe gedeiht, iſt die Banane die Frucht der atlantiſchen Abdachung, teils wegen des feuchteren Klimas, teils wegen der raſcheren Ausfuhrmöglichkeit nach Nord— amerika. Die wichtigſten Bananenpflanzungen liegen um Puerto Limon in Coſta Rica und bei Bocas del Toro in Panamä. Auch der Anbau anderer Früchte, wie Orangen, Zi— tronen und ſelbſt der ſonſt trockenere Gegenden vorziehenden Ananas, kommt auf der atlan— tiſchen Seite empor. Daher konnte die United Fruit Company in New York auf dieſen neuen Wirtſchaftszweig die Errichtung einer eigenen Dampferlinie gründen. Die übrigen Ackerbauprodukte ſind für die Ausfuhr von geringerer Bedeutung. Zuckerrohr wird überall im heißen und gemäßigten Lande gebaut und hat in Guatemala neuerdings ſogar zu einer größeren Ausfuhr (1912: 2400000 Mark), in Salvador zu einer geringeren (0,6 Million Mark) geführt, während die übrigen Nahrungspflanzen: Mais, Reis, Bohnen und Yuca, im Lande bleiben. Yuca wird beſonders in Honduras, Coſta Rica und 522 Mittelamerika. Panamä von den Indianern gepflanzt. Auch Kakao, der an der feuchtheißen atlantiſchen Küſte ſehr gut gedeiht und früher ein Ausfuhrartikel Guatemalas war, kommt nur in Coſta Rica ſeit 1899 zur Ausfuhr, jedoch in geringen Mengen (1912: 360000 Mark). Der Anbau von Baum⸗ wolle hat ſich nur noch in El Salvador erhalten, und hier zieht man auch die für Yukatan fo wichtige Siſalagave, Henequen, in kleinen Pflanzungen. Weizen, Kartoffeln, Zwiebeln und Gemüſe können nur in größeren Höhen in Guatemala, Salvador, Honduras und Coſta Rica gedeihen, gelangen aber nicht zur Ausfuhr, und auch der Tabak ſpielt in dieſer keine Rolle. Viehzucht. Die Viehzucht tritt gegen den Ackerbau ganz zurück, erſcheint aber in den Ausfuhrliſten unbedeutender, als ſie in Wirklichkeit iſt. Das wichtigſte Land für die Vieh— zucht iſt Honduras, das 1911/12 für 660000 Mark Vieh und für 550000 Mark Häute ausführte. Auch Coſta Rica lieferte 1912 Häute für 500000, Guatemala ſolche 1912 für 1400000 Mark. Induſtrie. Induſtrieerzeugniſſe gelangen in Zentralamerika noch nicht zur Ausfuhr. Die Indianer haben die S. 518 erwähnte Hausinduſtrie, verfertigen aus Schafwolle Wollen— ſtoffe und Decken, aus Agavefaſern Seile, Stricke, Sandalen, Matten, Hängematten, aus Palmſtroh Hüte und Matten. Töpferei iſt namentlich in El Salvador in beſtimmten Gegen⸗ den, wie in und um Cojutepeque, üblich, auch ſtellt man hier die Maismahlſteine, und zwar in drei Formen, her. Europäiſche Induſtrie iſt meiſt nur durch Bierbrauerei, Sodawaſſer⸗, Seifen- und Kerzen, Eis- und Zündholzfabrikation in den Hauptſtädten vertreten, auf dem Lande durch Hüttenwerke, Zementwerke, Holzſägereien, Zuckerfabriken, Branntweinbrenne⸗ reien, Mühlen, Kaffeeſchälereien und eine Baumwollſpinnerei. Handel. Bis vor zweieinhalb Jahrzehnten war der Handel Zentralamerikas faſt ganz auf die pazifiſche Seite beſchränkt, aber ſeitdem haben die atlantiſchen Häfen bedeutend größere Wichtigkeit erlangt als bisher. Der Wert des Handels ergibt ſich aus der folgenden Tabelle (in Millionen Mark und für 1912): ee Tonnen Kilometer S 1 5) f — Staaten Einfuhr Ausfuhr Handel des Geſamt Schiffsverkehr Eiſenbahnen handels Britiſch⸗ Honduras. 11,04 11,s6 22,9 6,0 588 000 40 Guatemala 41,25 55,25 96,5 26,0 1140000 722 El Salvador 27,1 35,68 62,8 17,0 668 000 320 Honduras (1911/12) 12,4 11,5 23,9 6,5 629000 (1905) 171 Nicaragua (1910) | 10,3 18,2 28,5 7,8 474000 (1908) 260 Coſta Rica 36,0 43,0 79,0 21,5 1 310 000 687 Panama . 2 42,0 12,0 54,0 15,2 4027000 325 Zuſammen: 180,1 | 187,5 367,6 100, 8 836 000 2525 In dieſer Zuſammenſtellung fällt, wenn man von Panama, das wegen des Kanalbaues eine abnorme Einfuhr hat, abſieht, auf, daß das kleine Coſta Rica an zweiter Stelle der Handels- bewegung ſteht, während Honduras und Nicaragua ganz zurückbleiben. Für die Ausfuhr waren die wichtigſten Gegenſtände: Kaffee mit 96, Bananen mit 38, Erze mit 18,67, Holz mit 8, Chicle mit 3,9, Häute mit 2,5 und Kautſchuk mit 1 Million Mark. Es kommen alſo 13 Millionen Mark auf die Waldprodukte, 19 auf die Erze und unter Zurechnung von Zucker, Kakao, Indigo 137 Millionen Mark auf die Ackerbauerzeugniſſe, mehr als 73 Prozent. Der Handel richtete ſich meiſt nach den Vereinigten Staaten, die in Honduras 1910: 67, in Nicaragua 1909: 52, in Guatemala 1910: 41, in Coſta Rica 1911: 46,5 Prozent der Einfuhr Zentralamerika: Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe. 523 und in den gleichen Jahren in Honduras 87, in Coſta Rica 56, in Nicaragua 41,7 Prozent der Ausfuhr in Anſpruch nahmen. Das Deutſche Reich ſteht in beider Hinſicht meiſt an dritter Stelle, nimmt aber in der Einfuhr bei Guatemala und Coſta Rica den zweiten, in der Aus- fuhr bei Honduras den zweiten, bei Guatemala ſogar den erſten Platz ein, mit 1912 faſt 30 von 55 Millionen Mark, 54 Prozent. 1912 liefen 819 Schiffe mit 1140000 Tonnen ein; an Eiſenbahnen gab es 722, an Telegraphen 1911: 6088 km. Verkehr. Schiffahrt. Die Dampfſchiffahrt an den Küſten Zentralamerikas war lange Zeit, mit Ausnahme des atlantiſchen Hafens Colön, faſt ganz auf die pazifiſche Seite beſchränkt. Hier verkehren die Dampfer der engliſchen Pacifie Steam Navigation Company und der Compania Sudamericana de Vapores von Südamerika her bis Panama, wo an ſie die amerikaniſche Pacifie Mail Steamſhip Co. anſchließt, bis San Francisco; ſeit dem Jahre 1900 befährt aber auch die deutſche Kosmos⸗Linie die ganze Weſtküſte von Panama bis über San N 5 Ay) Vi | 5 | Der Panamäsrfanal. Zu S. 524. Francisco hinaus. Die meiſtangelaufenen Häfen ſind Panama, Punta Arenas in Coſta Rica, San Juan del Sur und Corinto in Nicaragua, Amapala in Honduras, La Union, Libertad und Acajutla in El Salvador und San Joſé, Champerico und Deos in Guatemala. Benachteiligt ſind daher die Landſchaften zwiſchen Panama und Punta Arenas, doch verkehren kleinere Dampfer auch in Pedregal, dem Hafen von David, von Panama und Punta Arenas her. Auf der atlantiſchen Seite hob ſich der Schiffsverkehr um jo mehr, je mehr Eiſen⸗ bahnen nach den atlantiſchen Häfen gebaut wurden, und manche Häfen der atlantiſchen Küſte haben Ausſicht, ihre pazifiſchen Nebenbuhler in ähnlicher Weiſe zu überflügeln, wie es Puerto Limon (1912: 538 Schiffe) mit Punta Arenas (1912: 87 Schiffe) getan hat. Immerhin laufen auch heute noch die großen europäiſchen Dampferlinien von Hamburg, Bordeaux, Southampton und Genua (vgl. S. 93) nur Colon an, mit Ausnahme der Hamburg-Amerifa- Linie, die jetzt auch eine Linie über die Antillen nach Puerto Barrios in Guatemala ſchickt und, da ſie überdies die ſeit den 1870er Jahren an der Oſtküſte verkehrende engliſche Atlas— Linie 1901 angekauft hat, auch den Verkehr mit den von der Atlas-Linie früher angelaufenen Häfen Puerto Limon und Greytown vermittelt. Die Häfen der atlantiſchen Küſte werden aber jetzt namentlich von der New Porker United Fruit Line beſucht, darunter Bluefields an der Mosquitoküſte, die Mündung des Rio Grande in Nicaragua, die des Rio Coco, ferner Trujillo, La Ceiba, Puerto Cortez in Honduras, Puerto Barrios und Livingſton in Guate- mala und Punta Gorda, Stann Creek, Belize in Britiſch-Honduras, endlich auch die Inſeln Guanaja, Ruatan, Utila in der Bai von Honduras. 524 Mittelamerika. Eine Veränderung in den Verkehrsverhältniſſen wird ohne Zweifel auch in Zentral- amerika der Panamäkanal herbeiführen, doch ſind die Folgen dieſes Ereigniſſes noch nicht über— ſehbar; jedenfalls wird die Weſtküſte des Gebietes der Landengen weſentlich dadurch gewinnen. Flußſchiffahrt kann nur auf den Waſſerwegen der atlantiſchen Seite getrieben wer— den, und auch hier werden nur der Polochie in Guatemala durch die Laguna de Mabal bis Panzos und ferner der New River in Britiſch-Honduras befahren. Außerdem verkehren auf dem Rio San Juan in Nicaragua Dampfer, die zugleich die Ufer des Nicaraguaſees anlaufen, und endlich iſt der Managuaſee ein Feld für die Binnenſchiffahrt. Eiſenbahnen. Infolge der geringen Breite der Landengen trat ſchon früh der Wunſch hervor, die beiden Küſten miteinander durch Schienenwege zu verbinden. Zuerſt gelang das naturgemäß auf der kürzeſten Strecke, der Landenge von Panama (j.die Karte auf S. 523), wo Colon und Panamä bereits 1855 durch eine nur 75 km lange, aber hochwichtige Eiſenbahn verbunden wurden. Seitdem haben alle zentralamerikaniſchen Staaten den Eiſenbahnbau begonnen, aber zur Verknüpfung beider Küſten durch Schienenwege iſt es erſt ſehr ſpät und auch erſt an zwei Stellen gekommen. Einmal in Coſta Rica, wo Puerto Limon mit Punta Arenas jetzt endlich durch Eiſenbahn verbunden iſt, während noch bis 1903 die kleine Strecke zwiſchen Alajuela und Esparta an der Weſtküſte fehlte. Ebenſo iſt es um dieſelbe Zeit ge— lungen, in Guatemala die ältere pazifiſche Strecke San Joſé Guatemala mit der neueren atlantiſchen, Puerto Barrios —San Aguſtin, zu einer Querbahn zu vereinigen; außerdem führt nahe Escuintla eine Abzweigung nach dem pazifiſchen Hafen Champerico, und auch Ocos hat Verbindung mit Mexiko. Dagegen iſt die in Honduras geplante Überlandbahn bisher nicht über kurze Stücke an der pazifiſchen Seite, von San Lorenzo an der Fonſecabucht bis Tegueigalpa, und an der atlantiſchen, von Puerto Cortez bis Potrerillos, hinausgekommen. In Nicaragua beſteht die Strecke Corinto-Leon-Managua-Granada auf dem pazifiſchen Abhange. Kleinere Unternehmungen ſind die Bahn Panzos-Pancajche und Ocöos-Coate— peque in Guatemala und La Libertad —-San Salvador — Santa Ana in Salvador. An Länge der Schienenwege ſtehen wieder Guatemala mit 722 und Coſta Rica mit 687 km voran, dann folgen Panamä mit 325 und El Salvador mit 320, ferner Nicaragua mit 260 und Honduras mit 171, endlich Britiſch-Honduras mit 40 km. Die geplante panamerikaniſche Längsbahn an der pazifiſchen Seite liegt daher noch in weitem Felde. Die Zahl der Tele⸗ graphenkilometer betrug 1912 in Guatemala 6068, in Nicaragua 4093, in Honduras 491, in Salvador 3788. Dazu kommt noch Britiſch-Honduras mit 552, während die Zahlen für Panama und Coſta Rica nicht bekannt ſind. Verzeichnis der wichtigſten Literatur über Südamerika. Allgemeine Werke mit zum Teil grundlegenden Angaben für die Geographie Südamerikas. Sueß, Ed.: Das Antlitz der Erde III. Wien und Leipzig 1882—1909. Enthält mehrere größere Ab⸗ ſchnitte über den Bau des Erdteils, die für die in dieſem Bande gegebenen Angaben maßgebend ge— weſen ſind. Bludau, A.: Die Areale der außereuropäiſchen und der europäiſchen Stromgebiete. Pet. Mitt. 1897-1900. Krümmel, O.: Handbuch der Ozeanographie. 2. Aufl. 2 Bde. Stuttgart 1907 und 1911. Schott, G.: Geographie des Atlantiſchen Ozeans. Ham⸗ burg 1912. | Im Erſcheinen ift auch die Neubearbeitung von Kerner von Marilaun, A.: Pflanzenleben. 3 Bde. 3. Aufl. von A. Hanſen. Leipzig und Wien 1912 —14. Desgleichen fehlt eine Tiergeographie auf mo⸗ derner Grundlage. Man muß zurückgehen auf Einzel- abhandlungen und auf Wallace, A. R.: Die geographiſche Verbreitung der Tiere. 2 Bde. Dresden 1876. Jacobi, A.: Lage und Form biogeographiſcher Gebiete. Atlantiſcher Ozean. Ein Atlas von 39 Karten. Herausg. von der Deutſchen Seewarte. 2. Aufl. Hamburg 1902. Stiller Ozean. Ein Atlas von 31 Karten. Herausg. von der Deutſchen Seewarte. Hamburg 1896. Dieſe beiden Atlanten geben nicht mehr den neueſten Stand der Kenntnis. Für die Tiefenmeſſungen ſind da⸗ gegen neu: Groll, M.: Der Atlantiſche Ozean. Karte in 1:40 Mill. Veröffentl. d. Inſt. f. Meereskunde, Berlin. Neue Folge A, Heft 2. Abgeſchloſſen Januar 1912. — Der Stille Ozean. Karte in 1:40 Mill. Ebenda. Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Hann, J. v.: Handbuch der Klimatologie. 3. Aufl. Stutt⸗ Ztſchr. Geſ. Erdk. Berlin 35, 1900. Lydekker, R.: Die geographiſche Verbreitung der Säuge— tiere. Jena 1901. Müller, R.: Die geographiſche Verbreitung der Wirt⸗ ſchaftstiere. Leipzig 1903. Kirchhoff, A.: ſ. oben. Das Werk von W. Kobelt: Die Verbreitung der Tier⸗ welt, geht auf Südamerika ſo gut wie nicht ein. Wirtſchaftsgeographiſche Darſtellungen ent⸗ halten die Lehrbücher der Wirtſchafts- und Handels⸗ geographie, am beſten Andree, K.: Geographie des Welthandels. Herausg. von F. Heiderich u. R. Sieger. 3 Bde. Frankfurt 1911—13. Friedrich, E.: Geographie des Welthandels und Welt⸗ verkehrs. Jena 1911, mit vielen Karten. Hierher gehören auch die beiden wertvollen Werke: Semler, H.: Die tropiſche Agrikultur. 4 Bde. Wiesbaden. gart 1908—11. Quelle für die meiſten klimatiſchen Zahlen; dazu: Supan, A.: Die Verteilung des Niederſchlags auf der feſten Erdoberfläche. Ergzh. 124 zu Pet. Mitt. Gotha 1898, Karte in 1:100 Mill. Meteorologiſche Zeitſchrift. Eine neuere Darſtellung der Verteilung der Pflan⸗ zen fehlt. Man iſt angewieſen auf die bereits veralteten Werke: Griſebach, A.: Die Vegetation der Erde. 2 Bde. 2. Aufl. Leipzig 1884. 8 Drude, O.: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart 1890. — Die Florenreiche der Erde. Ergzh. 74 zu Pet. Mitt. Gotha 1884. Schimper, A. F. W.: Pflanzengeographie auf phyſiologi⸗ ſcher Grundlage. Jena 1898 (darin über Südamerika gufft, H.: Geſchichte Südamerikas. Berlin u. Leipzig 112. Garcia Calderon, F.: Die lateiniſchen Demokratien Ame⸗ nur wenig). Kirchhoff, A.: Pflanzen⸗ und Tierverbreitung. Allge- meine Erdkunde. 5. Aufl. Leipzig, Prag, Wien 1899. Mit Vorteil können dagegen benutzt werden die Ab- | ſchnitte über die Verteilung der Pflanzen in: Wagner, H.: Lehrbuch der Geographie. 9. Aufl. Hannover und Leipzig 1912. Supan, A.: Grundzüge der phyſiſchen Erdkunde. 5. Aufl. Leipzig 1911. (Die ſechſte wird bald erſcheinen.) 2. Aufl. 1897-1900. Engelbrecht, Th. K.: Die Landbauzonen in außertropiſchen Ländern. 3 Bde. Berlin 1898—99. Monographien einzelner Nutzpflanzen ſind: Fiſcher, M.: Die geographiſche Verbreitung des Kaffee- . baums. Leipzig 1886. Oppel, A.: Der Reis. Bremen 1890. — Die Baumwolle. Leipzig 1902. Rung, R.: Die Bananenkultur. Mitt. Gotha 1911. Über die Handelsſtatiſtik, aber auch über die Fläche der Staaten und deren Bevölkerungszahl unterrichtet am beſten der Gothaiſche Genealogiſche Hofkalender, der jährlich im Dezember erſcheint. Die Entſtehung und Entwickelung der Staaten des romaniſchen Amerika behandeln: Supan, A.: Die territoriale Entwickelung der europäiſchen Kolonien. Gotha 1906. Ergzh. 169 zu Pet. rikas. Leipzig 1913. Die gegenwärtig vorliegenden Lehr- und Handbücher der Völkerkunde ſind entweder veraltet oder für die Zbwecke dieſes Bandes wenig brauchbar. Amt beiten eignet ſich zurzeit Buſchan, A.: Völkerkunde, Stuttgart 1910. Von F. Ratzels „Völkerkunde“ iſt eine 3. Auflage (6 Bde.) in Vorbereitung. 926 Allgemeine Werke über Südamerika. Wappäus, J. E.: Mittel und Südamerika. In: Stein und Hörſchelmann, Handbuch der Geographie und Statiſtik. 7. Aufl. Leipzig 185867. Reclus, E.: Nouvelle Geographie Universelle. Bd. XIX, XX. Paris 1892, 1894. Beide Werke, namentlich das erſte, haben nur noch hiſtoriſchen Wert, ſind aber wertvolle ältere Arbeiten, das letztere reich an guten Abbildungen und Karten. Neuer ſind Regel, F., und Ambroſius, E.: Abſchnitt Südamerika in A. Scobel, Geographiſches Handbuch. Bd. II. Biele⸗ feld und Leipzig 1910, ſowie Regel, F.: Abſchnitt: Das lateiniſche Amerika in K. An⸗ drees Geographie des Welthandels, Bd. III, dieſes vorwiegend wirtſchaftsgeographiſch. Erwähnenswert ſind ferner: The South American Series, eine Sammlung von Ein⸗ zeldarſtellungen der Staaten Südamerikas mit einer Geſamtdarſtellung von F. Garcia Calderon, Latin America, als Einleitung. New York, ſeit 1910. Einzelne Zweige der Geographie behandeln ſpeziell für Südamerika: Steinmann, G.: Diluvium in Südamerika. Zeitſchr. Dtſch. Geol. Geſ. 1906, Mon.⸗Ber. 8—10. — Gebirgsbildung und Maſſengeſteine in den Kordil— leren Südamerikas. Geol. Roͤſch. I, 1910. Voß, E. L.: Die Niederſchlagsverhältniſſe von Süd— amerika. Ergzh. 157 zu Pet. Mitt. Gotha 1907. Emmel, O.: Die Verteilung der Jahreszeiten im tropiſchen Südamerika. Gießen 1908. Sievers, W.: Die heutige und die frühere Vergletſcherung Südamerikas, in: Verhandlungen der Geſellſchaft deutſcher Naturforſcher und Arzte. 83. Verſ. zu Karls⸗ ruhe 1911. Baſtian, A.: Die Kulturländer des alten Amerika. 2 Bde. Berlin 1878. Kartenwerke über Südamerika als ſolches fehlen. Zum Studium der Geographie des Erdteils dient am beſten die ſechsblätterige Karte in Stielers Handatlas. 9. Aufl. Gotha 1906, Blatt 95-100, ſowie die Karten 92—94. Ferner Meyers Geographiſcher Handatlas. 4. Aufl. 1912, Blatt 106—116. E. Debes' Neuer Handatlas. 4. Aufl. 1913 (die neueſte Erſcheinung), Blatt 57—59. Andrees Handatlas. 5. Aufl. Leipzig 1906, Blatt 189 bis 200. Berghaus, H.: Phyſikaliſcher Atlas. 1886-92. Dieſer Atlas enthält eine Fülle von Karten zur Geo⸗ logie, Hydrographie, Ozeanographie, Klimatologie, Bio⸗ logie und Anthropogeographie von Südamerika, aber ein großer Teil dieſer ſonſt vorzüglichen Darſtellungen ent⸗ ſpricht, etwa 25 Jahre alt, nicht mehr dem heutigen Stande der Anforderungen. Leipzig 3. Aufl. Gotha In und über Südamerika erſcheinende geogra— phiſche Zeitſchriften. Boletim do Museu Paraense de Historia Natural e Ethnographia. Seit 1894. Revista trimensal do Instituto de Ceara. Seit 1886. Revista do Instituto Geographico e Archeologico Pernam- bucano. Seit 1862. Literaturnachweis. Revista trimensal do instituto historico, geographico e ethnographico do Brazil. Rio, ſeit 1837. Revista da sociedade de geographia do Rio de Janeiro. Seit 1885. Boletim da Commissäo geographica e geologica do Estado de Minas Geraes. Boletim da Commissäo Geographica e Geologica do Estado de Säo Paulo. Anuario estadistico de la Republica oriental del Uru- guay. Montevideo, ſeit 1896. Boletin del Instituto Geogräfico Argentino. Aires, jeit 1881. Revista del Museo de la Plata. Geit 1891. Anales de la Oficina meteorolögica Argentina. Seit 1883. Mehrere Miniſterialveröffentlichungen, z. B. Boletin de la Instruccion püblica und Anales del Ministerio de Agricultura, Seccion Geologia, ſeit 1907. Veröffentlichungen der Deutſchen Akademiſchen Ver— einigung zu Buenos Aires. Seit 1900. Boletin de la Academia Nacional de Ciencias en Cordoba. Cordoba, ſeit 1886. Anales de la Universidad de Chile. Santiago. Verhandlungen des Deutſchen wiſſenſchaftlichen Vereins zu Santiago. Seit 1880. Anuario hidrogräfico de la Marina de Chile. Santiago, ſeit 1876. Memoria de la Marina de Chile. Santiago. Boletin de la Sociedad Geogräfica de la Paz. La Paz, ſeit 1898. Boletin de la Sociedad Geogräfica de Lima. Lima, ſeit 1880. Boletin del Cuerpo de Ingenieros de Minas del Peru. Lima, ſeit 1903. Publicacion de la Junta de vias fluviales. Lima, ſeit 1904. Revista técnica. Caracas, ſeit 1911. Buenos Internationaler Amerikaniſten⸗Kongreß. 20 Tagungen. 1876-1914, meiſt mit je 2 Bänden. Südamerikaniſche Rundſchau. Berlin, ſeit 1894. Süd⸗ und Mittelamerika. Berlin, ſeit 1908. O Transatlantico, Revista ilustrada. Stuttgart und Berlin, ſeit 1914. El Mensajero de Ultramar. Stuttgart und Berlin, jeit 1914. Beides Organe des Deutſch-Südamerikaniſchen In⸗ ſtituts in Bonn, das auch herausgibt: Mitteilungen des Deutſch-Südamerikaniſchen Inſtituts. Ebenda, ſeit 1913. Über die Fortſchritte der Erforſchung des ro— maniſchen Amerika berichtet W. Sievers im Geogra— phiſchen Jahrbuch. Gotha, zuletzt in Band XXXVI, 1914. S. 329. Landesaufnahmen. In Chile werden Karten in 1: 25000 und 1: 50000 vom Generalſtab herausgegeben, ſeit 1911 auch ſolche in 1:100000 als Mapa de Chile. Auch gab die Oficina de Menſura de Tierras ſeit 1909 eine Karte von Chile in 1:500000 heraus; außerdem ſind eine Wandkarte, Mapa escolar, in 1:1 Mill. und ein Atlas in 1:1½ Mill. nahezu fertig. Argentinien hat ſeit 1884 nach Gründung des Militär⸗ geographiſchen Inſtituts Meßtiſchblätter in 1:25000 ver⸗ öffentlicht. Die Karte des Landes, Carta de la Repü- blica, wird in 1:100000 erſcheinen, außerdem in 1:1 Mill. als Teil der Allgemeinen Karte der Erde und in 1:2 Mill. als Wandkarte. Literaturnachweis. 527 Uruguay hat von 1908—12: 18000 qkm in 1:25000 aufgenommen. Venezuela gibt einen Plano Militar heraus, teils in 1:50000, teils in 1:250000 und in 1:1 Mill. In Braſilien gehen die Einzelſtaaten ſelbſtändig vor, bisher aber nur Minas Gerages, wo die Ausgabe einer Karte in 1:100 000 ins Stocken geraten iſt, und Sao Paulo, deſſen Karte in 22 Blättern und in 1:200000 der Vollendung nahe iſt. Eine umfangreiche Literatur iſt aus den Grenz⸗ ſtreitigkeiten erwachſen; ein Verzeichnis der wichtigſten Schriften dieſer Art findet ſich in W. Sievers, „All- gemeine Länderkunde“, kleine Ausgabe, I 439, Leipzig 1907. Reiſen in größeren Teilen des Kontinents. La Condamine, Ch. 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Acre (Fluß) 27. 28. 29. 136. — (Republik) 152. — (Territorium) 209. Adalbert von Preußen, Prinz 23. Adam, Lucien 81. Adelaide 57. Admiralitätsbuſen 287. Agalteca 520. Agaſſiz 285. 286. Agave 72. Agreſte 178. Regiſter. Fettgedruckte Zahlen bedeuten Hauptſtellen. Agrio 34. 295. 296. Agua 491. 497. 501. — Blanca 443. Aguacate 513. Aguadilla 474. 475. Agua Negra, ſ. Kordillere von Agua Negra. Aguapey 235. Aguaray⸗Mini 238. 239. Agua Salada 350. Aguas Blancas 331. — Calientes 520. Agua Suja 169. Aguilar, Fort 246. Aguirre, Lope de 19. Agulhas Negras 181. Ahuachapan 517. Aillas 302. Aimarä 78. 80. 83. 340. 341. 372. Aiſen 35. 283. 286. Ak⸗Kapana 341. Akuä 81. 167. Alagoas (Ort) 214. — (Staat) 171. 176. 178. 209. Alajuela 513. Alakaluf 291. Alaminos, Antonio de 11. Alao 395. Alauſi 405. — Becken von 387. Albarrazin 34. Albatros (Schiff) 34. i (Inſel), ſ. Iſabela (In⸗ il). Alboff 30. Albuquerque 218. Alcalava, Simon de 17. Alcantara 177. Alcobaga 168. Alegrete 208. Alegria 496. Alemquer 155. Allin Ccapak 356. Allouages 458. Almagro, Diego de 17. 303. Almeirim 155. Alotepeque 519. Alpaca 74. Altar 388. 395. Alta Vela, Inſel 476. Alta Verapaz 499. 510. 519. Alter do Chäo 137. 155. Altiplanicie 315. 325. Alto da Serra 185. — Parancd 31. 96. Altos 519. — Cuchumatanes 499. — de Coligua 298. — de Purilari 330. Alto Uruguay 208. Aluminé 294. 295. Alvarado, Pedro de 16. Amalfi 426. Amambayaplateau 160. 222. Amapa 116. Amapala (Inſel) 496. — (Ort) 43. 515. 523. Amarizano 125. Amarragäo 177. Amaru⸗Mayu 136. Amatitlan 518. Amayo 497. Amazonas (Staat) 151. 152. — (Strom) 10. 12. 13. 18. 19. 20. 22. 23. 26. 27. 28. 39. 40. 54. 55. 57. 62. 77. 9. — (Territorium) 209. Amazonastal 93. Amazonien 26. 59. 66. 70. 78. 79. 99. 100. 128. — bolivianiſcher Anteil 152. — braſiliſcher Anteil 152. — colombianiſcher Teil 150. — ccuatorianiſcher Teil 150. — peruaniſcher Anteil 151. Amazon Steam Navigation Com- pany 95. Ambalema 425. 426. Ambato 405. — Becken von 389. Ambroſetti, J. B. 31. 340. Ameghino, F. 30. 266. Ameiſenfreſſer 75. Amerika (Name) 14. Amparo 195. Ampato 358. Amucu⸗See 104. Ananaz 155. Ancachs 378. Anchieta 191. 538 Ancon 377. 512; ſ. auch Golf von Ancon. — Totenfeld von 39. 358. 371. Ancud 289. 304. Andacollo 309. Andagoya, Pascual de 17. Andahuaylas (Fluß) 357. — (Ort) 378. Andalgalä 348. Anden, ſ. Kordilleren. Andes von Carabaya 325. Andine Kulturvölker 83. André, Eduard 25. 39. 40. 41. Andros 488. Anegada 45. 451. 452. 473. Angamarca 394. Angelina 207. Angol 303. 306. 314. Angoſtura, ſ. Ciudad Bolivar. Anguilla 45. 452. 463. 471. 472. Anhanduy 200. Anicuns 169. Anka Cocha 360. Anſerma 425. Anta 166. nr Hochgebirgsregion Yntiglia (Antilia) 5. Antigua 45. 452. 460. 461. 462. 463. 471. — Guatemala 501. 518. Antillen 22. 44. 46. 47. 72. 73. 451; ſ. auch die Namen der ein- zelnen Inſeln. — Große 451. 460. 464. 474. — Kleine 8. 44. 45. 451. 452. 458. 460. 464. Antibquia (Departamento, Land- ſchaft) 40. 41. 411. 425. — (Stadt) 424. 425. 426. Antis 375. Antiſana 391. 395. e (Ort) 59. 304. 332. 344. 352 — (Provinz) 303. 343. 344. — de la Sierra 37. 329. 347. Antofagaſta⸗Eiſenbahn 352. Antofalla 347. — Vulkangruppe von 329. Antonina 207. Antonio Olynth 206. — Vaz 178. Antuco, Vulkan von 35. 283. 293. Apa 222. Apaca 287. Apalai 114. 148. Apaporis 28. 134. Apeteré 227. Apfelbaum 300. Apiahy 196. Apiafa 81. 166. Apipe 229. 235. Apolobamba 351. Apoſtolos 230. Apoto 148. Apoyoſee 494. Regiſter. Appun, F. 25. 111. Apure (Fluß) 107. 109. 122. 444. — (Staat) 126. Apurimac 357. Apurimac⸗Anden 356. Apurito⸗Guärico 109. Aquidaban 222. Aquidauana 161. 218. Aquin 480. Araca 353. Aracaju 190. Aracaty 177. Aragua (Llano) 122. — Täler von 435. 442. Araguary 26. Araguaya 24. 28. 55. 67. 161. 162. 163. 165. Aramecina 520. Arana, M. S. 31. Arapah 230. Arära 166. Araracuara 134. — Fall von 27. Araraquara 195. Arary 188. Araryſee 155. Araſſuahy 183. Arauca (Fluß) 18. 108. 122. 126. — (Ort) 126. 424. 430. Araucaria brasiliensis 67. Arauco (Provinz) 36. 305. — (Stadt) 303. 306. Araukaner 79. 83. 302. Araukanien 305. 306. Araukarie 203. Araya (Halbinſel) 433. 435. Arbolito, Lagune 248. Archamazonas 73. Archidona 405. Archiguayana 73. Arcos 481. Areas 191. Arecibo 474. 475. Arekuna 82. 114. Arenales 321. 339. Arequipa (Departamento) 343. 345 — (Stadt) 332. 345. 365. 366. 384. — Ebene von 332. Argentina 22. 29. 31. 32. 36. 59. 61. 68. 72. 73. 88. 92. 273. Argentiniſcher Bergwald 338. Argentiniſche Republik, ſ. Argen⸗ tina. — Weſtbahn 96. Argentino, ſ. Lago Argentino. Arhuaco 422 Arias, Fort 245. Arica 39. 57. 60. 332. 345. Arica⸗La Paz⸗Bahn 97. Ariguanaboſee 482. Arinos 162. Arma 421. Armatambo 371. Aro 109. Aroa, Kupferminen von 434. 441. 443. Arowaken 82. 114. Arroyo Azul 248. — Julio Roca 238. 239. — Norquinco 261. — Perdido 262. — Vanguardia 239. Artibonite 477. Artigas 233. Aruak 82. 113. 114. 147. 166. 458. Aruan 147. Aruba 44. 447. 448. 462. Ascotan 37. 352. 353. Ascotan-Collahuaſi-Bahn 97. Ascurra 207. Aſhluſhlay 82. 243. Aſiaten 84. 115. 459. Aſocosco 494. Aſſunguy 206. Aſuncion (in Paraguay) 29. 31. 170. 224. 227. 228. — (auf Margarita) 447. Atabapo 25. 104. 107. 108. Atacama (Provinz) 343. — (Müſte) 36. 37. 61. 68. 330. 336. Atacama-Graben 48. Atacamas 340. Atacameiios 302. Atacatzo 390. Atanquez 427. Atitlan 43. 491. 497. — See von 498. Atläntico 424. Atlantiſcher Ozean 3. Atlantiſche Staaten 88. 92. Atorai 114. Atrato 57. 409. 430. 489. Atrato-Gebiet 425. Atrato⸗Tal 74. Atravieſo de la Leña 294. Atuel 36. 248. 296. Atures (Indianer) 113. — (Ort) 103. 120. — Stromſchnellen von 56. Auafe 113. Auca Mahuida 260. Auchenia alpaca 74. — huanaco 74. — lama 74. — viceugna 74. Auetö 81. 166. Auguſto da Coſta 168. Aux Cayes 480. Auzangate 356. Aveiro 155. Avé-Lallemant, G. 30. 37. — R. 23. Avellaneda 246. Aves 44. 447. Avicaya 353. Avila, Gil Gonzalez d' 16. — Pedrarias de 11. Ayacucho 38. 86. 378. Ayala, E. 31. Ayavaca 379. 386. Aymore, ſ. Botokuden. Ayolas 19. Azängaro 346. Azapa 345. Azara, Felix de 21. 29. Azogues 404. Azua 479. 480. Azuay, Gebirgsſtock von 387; ſ. auch Laguna de Azuay. Azuero (Halbinſel) 492. 493. 511. 512 Azufre 329. Azul 254. Babahoyo 404. Bacabal 155. Badenfurt 207. Bagé 206. 208. Bahäma⸗Bank, Kleine 451. Bahämainſeln 451. 452. 453. 454. 457. 460. 463. 487. 488. Bahia (Ort) 22. 184. 185. 190. 210. 214. — (Staat) 12. 23. 179. 189. 190. 209. — Blanca (Bucht) 58. — — (Ort) 61. 249.254. 256.275 278. 279. — de Caraques 404. — de David 492. — del Chocb 409. — del Oro 310. — de Manzanillo 477. — de San Jorge 271. — de Todos os Santos 58. — Falſa 58. — Grande 58. — Sutil 262. 283. — Nueva 58. Baily, John 42. Baja Verapaz 519. Bajo Imperial 306. Bakairi 81. 82. 166. Bakerkanal 35. 288. Bakhuis 26. Balao 404. Balata 71. 112. Balboa (Stadt) 512. Balboa, Vasco Nuniez de 3.11.17. Balchetaſtraße 271. Baldrich, J. A. 30. 31. Ball 265. Ballet, J. 45. Balſapuerto 39. Balſas 361. Bananal, Inſel 162. 167. Banane 71. 90. 521. Banda Oriental 29. Baniwa 114. Baños 363. 394. 405. Baracoa 485. — Hügelland von 481. Barahona 479. Barba 493. Barbacena 184. 193. Regiſter. Barbados 45. 93. 452. 453. 455. 457. 460. 461. 462. 464. Barbuda 45. 452. 460. 463. Barcellos 27. 154. Barcelona 435. 440. 442. 445. — Bruch von 435. Bare 114. Baria 104. Barima Sand 120. Barinas 126. Barlovento 442. Barquiſimeto (Ort) 439. 441. 444. — (Staat) 42. 433. 437. — Zwiſchenland von 433. 1 72. Barra do Pirahy 191. — do Rio de Contas 191. — do Rio Doce 191. — do Rio Grande 190. Barragan, ſ. Santa Catalina. Barra Manſa 192. Barranca 364. Barrancas 120. 151. Barranco 377. Barranquilla 412. 425. 426. 430. Barreiras 155. Barrios, A. 34. 294. Barthélemy, j.Saint-Barthelemy. Bartolomé 411. Baſaltdecken, patagoniſche 258. Baſſe Terre (Guadeloupe) 468. 469. — — (Stadt) 471. Baſtian, Adolf 39. 40. 41. Baſtidas, Rodrigo de las 11. Bates, H. W. 27. 144. Batovy 24. 162. Baumwolle 72. 90. 211. 378. 460. 462. Baur, G. 41. Baure 148. 166. Baures 161. Bayamo 483. 485. Bayamon 474. Beagle-Kanal 282. Behaim, Martin 15. Beiramar 176. Belalcazar, j. Benalcazar. Belém 156. Belgrano, Fort 245. Belize (Fluß) 500. — (Stadt) 501. 520. 523. Bella Viſta (Argentina) 278 — (Corrientes) 236. Belleville 255. Bello Horizonte 194. Belmonte 191. Benalcazar (Belalcazar), Seba⸗ ſtian 17. 18. Beni 27. 28. 38. 136. Bequia 465. Berbice 105. 119. Bergbau 89. — Argentinas 277. 350. — Bolivias 353. — Braſiliens 212. 287. 539 4 | Bergbau Chiles 309. 343. — Colombias 429. — Perus 376. — Venezuelas 442. — Zentralamerikas 520. Berger, H. 37 Bergwald, argentiniſcher 67. | Beriberi 65. 110. Berlin 496. | Bermejo (Fluß) 30. 31. 96. 239. | - "245. 323. | Bermejo, Juan Rodriguez 7. Bernouilli 43. Berrio, Diego de 116. Bertrand, Alexander 37. Beſchoren, M. 23. 197. Beſiedelung des Chaco 244. E der mittleren Kordilleren 343. — der La Plata⸗Länder 227. — Patagoniens 272. — Perus 376. Betoya 82. 146. Bettendorf 20. Bevölkerung Amazoniens 145. — der Antillen 458. 463. — Argentinas 273. — Bolivias 340. — Braſiliens 209. — des Chaco 242. — Colombias 420. — Ecuadors 400. — Guayanas 113. — Nordoſtbraſiliens 171. 177. — Oſtbraſiliens 188. — der Pampa 252. — Paraguays 227. — Patagoniens 267. — Perus 366. — Südamerikas 77. — Südbraſiliens 204. — Südchiles 291. — Uruguays 232. — Venezuelas 438. — Zentralamerikas 506. — Zentralbraſiliens 166. Bexigas 208. Bingham, Hiram 39. 358. Binnenſchiffahrt 95. Bintukua 422. Biobio (Provinz) 305; ſ. auch Rio Biobio. Black River 486. 487. Blanco, ſ. Rio Branco. Blanquilla 44. 447. Blasrohr 80. Bludau, A. 55. 218. 261. Bluefields 501. 514. 523. Blue Mountains 453. 486. Blumenau (Ort) 201. 202. 207. Blumenau, Dr. 207. Blumenbach 77. Boa Viſta 116. 137. 169. 170. 178. Boca Ceniza 412. — de Dragos 57. 109. 434. 445. — de Reloncavi 286. 294. 424. | 540 Boca de Rio Negro 272. Bocas del Toro 512. 521. Bodenbender, W. 30. 36. Boggiani 244. Bogota 21. 40. 41. 415. 423; ſ. auch Rio Bogota. — Hochebene von 18. 412. 413. Boim 155. Bola 80. Bolivar (Departamento) 424. — (Provinz) 405. — (Staat) 120. — (Stadt), ſ. Ciudad Bolivar. Bolivar, Simon 86. Bolivia 21. 22. 28. 31. 38. 62. 69. 71. 74. 75. 79. 86. 88. 92. 351. 352. Bolland 31. Boman, E. 340. Bomfim 169. Bom Jardim 137. Bonaire 44. 447. 448. 462. Bonanza 514. Bonari 148. Boni 115. Bonpland, Aimé 21. Booth-Linie 93. Boquerön 496. 497. Boquete de Perez Roſales 34.294. — de Valle Hermoſo 317. — Nahuel Pan 287. Borax 311. Borba 154. Bordoncillo 408. Boriquen 474. Bororb 79. 82. 167. Boruca 43. 507. Boruſſia 208. Boſſi 33. Botokuden 22. 23. 78. 81. 188. Botucatu 195. Bouguer, Pierre 20. Bouſſingault, J. B. 38. 39. 41. 42. Bovallius, C. 43. Bove, G. 31. 33. Boyaca 424. 427. Brackebuſch, L. 30. 32. 37. 317. 320. 322. 338. Braganga 156. 195. Branco, ſ. Rio Branco. Brandaris 447. Branner, J. C. 23. Braſil 5. Braſilien 12. 13. 20. 22. 29. 52. 566. 67 70 2 73. 75. 78. 88. 92. 99. 100. 209. Braſilio Legal 155. Braſiliſches Bergland 100. 156. Braſiliſch⸗Guayana 116. Braunſchweig, Halbinſel 282. 288. Brazo de Loba 412. Brejo 172. Brentano, Karl 20. Breves 156. Bribri 43. 507. Bridgetown 464. Regiſter. Brillador 310. Briſſon 126. Britiſch⸗Guayana 88. 92.104.116. 1182119, Britiſch⸗Honduras 43. 511. 519. 521. 522. Brito 514. Bröndſted 34. Broß, H. 23. Brown, C. B. 25. 27. 45. Brüderthal 207. Brunetti 117. Brunswick, Halbinſel, ſ. Braun⸗ ſchweig. Brus⸗Lagune 495. Brusque 207. Bucaramanga 425. 428. Buenaguardia 103. 107. Buenaventura 414. 425. 430. Buenos Aires (Ort) 29. 30. 61. 249. 253. 256. 273. 274. 275. 276. 278. 279. — — (Provinz) 246. 255. 256. 274 — — (See) 33. Buga 425. 426. Bugres 78. 81. 204. Bukanier 462. 477. Bulnes 296. Burckhardt, Karl 36. 283. 293. Burica, Halbinſel 493. Burilochepaß, ſ. Paß von Buri⸗ loche. Burmeiſter, Hermann 23. 29. 35. 231. 235. 253. 318. 335. Burung, ſ. Botokuden. Büßerſchnee, ſ. Nieve penitente. Caa⸗Eté 142. Caa⸗Igapb 142. Caatinga 67. 164. 165. 174. 185. 186. Caazapa 228. 229. Caballo Cocha 360. Caballu⸗Repoti 239. Cabana 379. Cabecare 507. Cabeceras del Valle 337. Cabedello 178. Cabo Blanco 271. Caboclos 149. 189. Cabo Frio 182. 191. — Raſo 271. Cabral 10. 12. Cabuyaro 101. 108. 126. Caca Aca 325. Cacequy 208. Cäceres 410. 425. 426. Cachapoal 296. Cachinal de la Sierra 310. 331. 344. Cachipur 104. 116. Cachiyuyal 331. 344. Cachoeira (Ort) 190. 208. — de Upue 162. Cachorro 135. Caeteté 190. Cafayate 348. Cafuzos 189. Cagua 441. Caguas 475. Caheté 176. Cahuapana (Volk) 82. Cahuapanas (Fluß) 27. Caicara 108. 109. 120. a. 452. 459. 460. 463. Cairrid⸗Kette 104. Cajabamba 379. Cajamarca 39. 363. 379. Cajamarquilla 371. Cajas, ſ. Paß von Cajas. Cajon 295. Calchiquel 509. Calabozo 123. 127. Calacali 394. Calama 335. 344. Calamar 426. Calbuco (Ort) 305. — (Vulkan) 283. 293. 295. Calcamayo 357. Calceta 404. Calchaqui 239. Calchaqui⸗Täler 335. 340. 348. Calgoene 116. Caldas (Departamento) 424. — (Ort) 193. Caldas, F. J. 21. Caldera 332. 343. Caldera⸗Copiapb⸗Eiſenbahn 96. Caleta Buena 345. — Oliva 344. Caleu⸗Cb 249. Cali 425. 426. Calina 458. Calingaſta 317. Callao 365. 382. 383. Calle⸗Calle, ſ. Rio Calle⸗Calle. Callejon de Huaylas 363. Calvimonte, Z. 31. Camacuam 199. Camaguey (Ort) 485. — (Provinz) 484. Camanä 376. Camanchaca 333. 336. Camargo (Ort) 350. Camargo, Alonſo de 17. Camarones 271. Camblaya 323. Cambridge 288. Gameta 137. 156. Camiſea 28. 135. Camocim 177. Campana (Archipel) 288. — (Ort) 254. Campanario 294. Campanha 193. Campeche 489. Camperucho 415. Campinas 195. 210. Camp Jacob 454. 455. Campo aberto 203. — del Arenal 320. Campos 54. 67. 77. 142. 164. 165. 185. 186. 191. Campo ſerrado 203. — vero 203. Camü 476. Canal de Jambeli 393. — de Moraleda 288. — Eyre 283. Cananea 13. 182. 196. Cañar (Ort) 405. — Becken von 387. Candelaria 230. 483. Canelones 233. 234. Cañete (Ort) 376. — Tal von 371. 382. Canga 159. Caniba 82. Cannavieiras 191. Cannouan 465. Caño Colorado 444. — de Pato 363. Canodon Grande 262. Caños 122. Cantagallo 192. Capanaparo 108. 122. Caparro 109. Capatärida 441. Capaua 136. Cap⸗Dampfer 94. Capes Terre 469. Capibaribe 173. Capillitas 350. Capim 137. Capoeiras 67. 142. 164. Capdes 67. 111. 142. 164. 187. Caquetä (Fluß) 18. 134. 412; ſ. auch Japurä. — (Kommiſſariat) 126. 151. 424. Cara 400. Carabobo 440. 441. Caraga 180. Caracas (Generalkapitanat) 85. 440 — (Ort) 21. 42. 435. 436. 437. 439. 441. 444. Caräcas⸗Indianer 439. Carache 431. Caracoles 97. 310. 314. 344. Carahue 309. Caraibe 469. Caramanta 421. Caranday 241. Carangola 193. Caranqui⸗Indianer 405. Carapegud 228. Caratasca-Lagune 495. Caratirimani 135. Caravellas 191. Caraz 379. Carcaranal 247. Carchi, Provinz 405. Cärdenas 485. Carelmapo 309. Carenero 445. Cariaco, ſ. Golf von Cariaco. Cariamanga 386. 404. Regiſter. Caribe 77. Carihuairazo 389. 395. Carijona 82. Carinhanha 183. Cario 43. Carmen (Colombia) 425. 426. — de Patagones 32. 33. 272. Carnaubapalmen 175. Carnaubawachs 212. Carnier, K. 31. 222. Carolina 22. 23. 170. Caroni 107. 109. 110. 445. Carora 439. 441. Carrapa 421. Carrascos 67. 165. 203. | Carriacou 465. Carrileufu 34. 35. 285. 286; ſ. auch Corcovado (Fluß). Carrizal 310. — Bajo 343. Carſevenne 26. Cartagena 21. 415. 426. 430. Cartago (Colombia) 425. 426. — (Cojta Rica) 493. 513. Carupano 440. 442. 444. Carvoeiro 154. Caſado 228. Caſaguala 389. Caſanai, Iſthmus von 435. Caſanare (Ort) 126. Caſeros 208. Caſiquiare 19. 20. 21. 103. 106. 107. 128. TCasma (Bucht) 57. — (Fluß) 377. — (Ort) 382. — (Tal) 371. Caspajali⸗Manu 29. Caſtanheiro 143. Caſtanho 155. Caſtaño 317. Caſtelnau, Graf F. de 23. 27. 38. Caſtillo, A. de 33. Caſtro (Ort) 206. 304. Caſtro, de 45. Catacaos 377. 382. Catacocha 404. Cataläo 163. 168. 169. Catamarca (Fluß) 321. — (Ort) 35. 334. 349. — (Provinz) 37. 273. 274. 347. 348. 350. Catamayo 386. — Tal des 394. Catatumbo 413. 431. 444. Cathedral of Peterborough 49. Eatia, ſ. Paß von Caätia. Cat Island 488. Cauabury 104. Cauca (Departamento) 424. 425. | — (Fluß) 18. 21. 40. 95. 408. 410. 430. Caucagua 109. Caucho 211. Caupolican 152. Cauquenes 307. Caura 25. 109. 110. Cautin (Provinz) 303. 305. Cauto 481. Cavalcante, F. A. Braga 26. Cavalcanti (Forſcher) 24. — (Ort in Goyäz) 194. Caviana 57. 132. Cavinas 152. Caxias 177. 208. Caxoeira 95. Cayalty 377. Cayambe 391. 395. Capyapa 400. | Cayapd 167. 176. Cayapoſinho 169. Cayari 136. | Cayenne (Kolonie), ſ. Franzöſiſch⸗ Guayana. — (Ort) 110. Caylloma 357. Caymansinſeln 452. 463. 485. Ceara (Ort), ſ. Fortaleza (Ort). — (Staat) 23. 171. 172. 177. 209. Cearenſer 176. Cebollati 230. Ceja de la Montana 355. 368. Celendin 379. Centre Hills 470. Cerceau 31. Cerrado 67. 111. Cerrados 164. Cerro Ambato 320. — Apoſtol San Juan 286. — Aſanaque 323. — Azufre 330. — Azul (Berg in Chile) 293. — — (Berg in Venezuela) 435. — — (Hafen) 376. — Blanco 316. 329. — Bonete 318. — Cangrejal (Congrehoy) 495. — Caramante 409. — Champaqui 319. — Chochii 170. — Cochrane 286. — Criſtian 238. — Cunavano 106. — Cutch 287. — de Cuzco 327. — de la Fragua 412. — de las Vueltas 492. — del Azufre 317. — del Chile 495. — del Cobre 317. — de los Gigantes 319. — del Quirineo 298. — de Montevideo 220. 231. — de Murucucu 410. — de Neiva 412. — de Pasco 38. 358. 359. 380. — de Potoſi 353. — de Quinamari 410. — de San Joaquin 48. — de Santa Ana 432. — de Tagua Tagua 298. — de Tahua 327. 542 Cerro Diamante 295. — Gran Piedra 481. — Hermoſo de los Llanganates 389. 395. — Las Polleras 295. — Machado 320. — Manrique 318. — Margarita 222. — Mediano 238. — Minas 287. — Miraflores 412. — Munchique 408. 409. — Negro 392. — Neiva 107. — Nevado 36. 295. — Oſeras 412. — Oſeros 107. — Overo 294. — Oyaroide 331. — Paipaz 316. — Payen 295. — Payne 283. — Pillaquitron 287. — Pintado 413. — Quemado 498. — Redondo 496. 497. — Rövalo 492. — San Lorenzo 130. — San Miguel 238. — Santa Maria 498. — San Valentin 286. Cerros Carrera 287. — de Alhue 296. 298. — de Boliche 391. — de Calacali 390. — de Chaupi 389. — de la Sal 311. — de Otanähui 135. 360. — Yimbi 107. Cerro Tatama 409. — Tatuy 223. — Tomalaſta 319. — Tres Cruces 322. — Verde 496. Ceſär, ſ. Rio Ceſär. Chacabuco 303. — Viejo 272. Chacaltaya-Gletſcher 325. Chacaras 303. Chacarilla 353; ſ. auch Paß von Chacarilla. Chachacomani 325. Chachani 330. Chachapoyas 39. 360. 379. an 20. 30. 31. 59. 61. 68. 69. 1 — argentiniſcher 217. 245. — Auſtral 237. 239. — bolivianiſcher 217. 245. — Boreal 237. 238. — Central 237. 239. — Miſſion 240. — paraguayaniſcher 217. 245. Chacofluß 326. Chaco-Sndianer 79. 243. Chacula 43. Regiſter. Chadi Leufu (Leuvu) 246. 248. 260; ſ. auch Rio Salado (Pata— gonien). Chaffanjon 25. 107. 121. Chagres 492. Chaguaramas 127. 443. Chaima 82. 125. 439. Chaiten 292. Chalatenango 517. Chalchuapa 517. Chalten 283. 285. 286. Chama 431. Chamacoco 82. 244. Chamiſa 305. Champanes 430. Champara 362. Champerico 518. 523. 524. Chanaral 343. Chanarcillo 310. 343. Chañ̃arſteppe 68. 339. Chanarjtrauch 68. 246. Chancaillo 371. Chancay (Ort) 370. — (Tal) 371. Chanchamayo 358. 380. Chanchan (Fluß), ſ. Rio Chanchan. — (Trümmerfeld) 372. Chandleß, W. 27. Chané 242. 243. Chango 302. 340. Chanka 372. Chao 364. Chapada Alta 160. — von Matto Groſſo 160. Chapadäo dos Veadeiros 24. Chapadaplateau 160. Chapadas 160. 180. Chaparé, ſ. Chimoré. Chaparrales 125. 504. Charakter der Südamerikaner 80. Charapoto 404. Charcas (Provinz) 351. — (Stadt), ſ. Sucre (Ort). Charles (Galäpagos-⸗Inſel) 48. 49. Charles, C. 43. Charlotte Amalie 474. Charlottetown (Dominica), ſ. Port Roſeau. — (Nevis) 471. Charnay, Deéſiré 43. Charrua (Fort) 246. — (Indianer) 83. 232. Chascomus 254. Chäteau Belair 466. Chatham 48. 49. 288. Chavantes 167. 204. Chaves (Inſel) .. Indefatigable. — (Ort auf Marajd) 156. Chavin de Huantar 362. 372. 378. Chayanta 324. Cherentes 167. Chiacam 501. Chiantla 518. 519. Chiapas 43. 44. 489. 510. Chibcha 79. 83. 421. 422. Chicama 363. 382. Chichas 340. Chichigalpa 494. Chiclayo 377. 382. Chicle 516. Chiella 358. 378. Chile 17. 20. 21. 22. 30. 32. 35. 36. 60. 61. 69. 70. 73. 75. 86. 88. 92. 304. — (Generalkapitanat) 85. 303. Chilea in Santiago del Eſtero 60. Chilecito 350. Chilenen 301. Chileniſche Längsbahn 97. 314. Chileniſches Längstal 296. Chiles 392. 395. Chilete 380. Chili 357. Chillan (Ort) 304. 307. — (Vulkan) 293. Chiloe 21. 32. 35. 57. 288. 309. Chiloé-Archipel 17. 304. Chiltepe, Halbinſel 494. Chimaltenango 519. Chimax 500. 501. Chimbo, Becken von 388. Chimborazo (Provinz) 405. — (Vulkan) 40. 63. 281. 388. 395. Chimbote 377. 382. 384. — (Bucht) 57. Chimoré 136. 324. 353. Chimu 83. 370. Chinäcota 18. 428. Chinameca 496. 497. 517. Chinandega 514. Chinarindenbaum 38. 71. Chincha 376. — (Tal) 371. Chinchagruppe 381. Chinchay Cocha 358. Chinchipe 361. Chineſen 375. Chingo 497. Chinin 71. Chinos 84. 375. Chipayä 81. Chipillas, Fort 246. Chipwa 105. Chiqui 422. Chiquimula 519. Chiquimulilla 518. 519. Chiquinquirä 425. 428. Chiquitos 147. 170. Chira (Ort) 126. 364. Chiri 360. Chiribb 227. Chiriguano 242. 243. Chiriqui 44. 491. 492. — (Landenge) 42. 43. Chirripb 507. 1 — Grande 492. Chirripb⸗Indianer 43. Chirripb⸗Matina 492. Chiſec 519. Chitarero 422. Chivilcoy 254. Chixoy 500. 518. Chocchan 361. Chocb 424. 425. Chocontd 425. 427. — (Hochebene) 412. Chocôvölker 420. Choele-Choel 261. Choique Mahuida 260. Cholos 84. 342. 375. 423. Choluteca (Fluß) 495. 516. — (Ort) 515. — (Volksſtamm) 508. Chonco 494. Chonos (Volksſtamm) 291. Chonosarchipel 21. 34. 57. 288. Chonta Cruz 386. Chontal 507. Chontales 520. Chorolque 324. 334. Choroti 82. 243. Chorrillos 377. Chorti 509. Choſica 366. Chos Malal 263. 264. 272. Chota⸗Mira, Tal 394. Chriſtianſtaed 474. Chubut (Fluß) 33. 35. 261. 271. — (Gobernacion) 59. 270. — (Kolonie) 272. Chuchunga 361. Chullpas 342. Chulumani 351. Chungui 357. Chuquiago 346. Chuquiaguillo 353. Chuquichaca 350. Chuquiſaca, ſ. Sucre (Ort). Church, G. E. 27. 38. Cia, Policarpo 45. Cibaogebirge 7. Cibuney 458. Ciénaga, La (Ort) 427 — Grande 412. Cienfuegos 453. 485. Cinchona officinalis 71. Cinco Villas, Bergland 452. 483. Cinti, ſ. Camargo (Ort). Cipres 290. Ciriubal 111. Cisnes 35. 283. 286. Ciudad Bolivar 21. 106. 107. 109. 120. 440. 444. — Vieja 518. Clarence, Inſel 56. 282. 287. Clauß, O. 24. Cleve, P. T. 45. Coary 154. Coatepeque 524. Coati, Inſel 328. 341. Coban 43. 501. 517. 518. 519. Cobija 35. 344. 352. Cobre 486. Coca (Fluß) 133. — (Ort) 101. Cocha 362. 408. Cochabamba (Ort) 63. 323. 334. 351. 352. 353. Regiſter. Cochamo (Fluß) 285. Cochamb (Ort) 305. Coche 447. Cochi⸗Cb 249. Cochilha Grande 198; ſ. auch Cuchilla Grande. Cochilhas 198. Cochrane 285. Cockscombberge 43. 44. 490. 499. Coco 43. 491. 495. 520; ſ. auch Segovia. Cocui 427. Gogh. Agoſtino 41. 42. 44. 412. 440. Codrington 472. Coiba (Inſel) 492. — (Volksſtamm) 421. Coilé 33. 262. Cojedes (Staat) 127. Cojedes⸗Portugueſa-Apure 434. Cojutepeque (Ort) 517. — (Vulkan) 496. Colchagua 306. 307, Colhué (See) 33. Colihuales 290. Colima 16. 422. Collahuaſi 344. Collanes, ſ. Altar. Collaqui 293. Collas 341. Collcampata 373. Collipulli 306. Collon-Cura 294. 296. Colombia 18. 21. 22. 39. 62. 63. 66. 72. 79. 86. 88. 92. 406— 430. — Große Republik 423. 440. Colombo, Criſtoforo, ſ. Kolumbus. Colon (am Uruguay) 237. — (Landenge von Panama) 500. 501. 512. 523. Colon, Criſtöbal, ſ. Kolumbus. Colonia (am La Plata) 234. — (in Nicaragua) 514. — Alpina 184. — Avellaneda 275. — Crevaux 31. — Escalante 270. — San Martin 270. — Sarmiento 264. 270. — Thereza 197. Colbnias, Territorio de 151. Colbn-Panamä⸗Eiſenbahn 95. Colorado, ſ. Rio Colorado. Colta, See 387. Colupo 331. Comayagua 516. Comodoro Rivadavia 272. Compagnie Generale atlantique 93. Compania Guipuzceoana 86. — Sudamericana de Vapores 94. 313. 383. 523. Eonceicäo 194. Concepcion (Argentina) 255. 297. 298. 303. 304. 306. Trans⸗ rn (Paraguay) 227. 228. 229 — (Uruguay) 237. Concepcionſtraße 288. Conchagua 496. Conchucos 362. Concordia (Entre Rios) 235. 237. — (Nicaragua) 514. Conde d' Eu 208. Condorhuaſi 362. Condoriaco 309. Condoriri 325. Conoc Cocha 363. Conquiſtadoren 15. Conſejo 435. Conſtancia 514. Conſtanza, Längstal 477 Conſtitucion 307. Contumaza 379. Conway, Sir Martin 39. Coololo 325. N Coonuco 272. Copacabana 341. Copan 516. Copei 447. Copiapb 17. 30. 35. 37. 332. 343. — Vulkan von 63. 329. Coppename 105. Copper Island 473. Coquibacao 439. Coquimbo (Ort) 17. 60. 332. — (Provinz) 308. Cora 235. Coratamung 104. Corazon 390. 395. Corcovado (Fluß) 35. 285. 286. — (Vulkan) 283. Cordillera 355. — Anſilta 318. — Blanca 63. 359. 362. — Central 493. — de Angochagua 391. — de Chila 357. — de Conchucos 362. — de Huanzo 357. — de Huayhuaſh 130. 359. 362. — de la Paz 325. — de los Andes 280. — de los Frailes 327. — del Tigre 318. — Geral 160. — Negra 359. 363. — Nevada 359. — Oriental (Peru) 360. — — de Colombia 412. — Real 325. — Totora 318. Cördoba (Ort) 30. 37. 59. 68. 247. 249. 255..275. 320. — (Provinz) 246. 253. 255. 256. 273. 274. 276. Cordoba, Hernandez de 11. Cordon de Varos 330. Corentijne 103. Corentyne 104. 105. Corinto 514. 523. 524. 544 Coripata 351. Coro, Bergland von 42. 57. 66. 431. 432. 433. 437. 439. 441. — (Ort) 18. 445. Coroados 22. 188. 204. Coroas 131. Corocoro 328. 346. 353. Coroico 351. 354. Coronado 17. Coronel 306. 310. Corongo 379. Coropuna 358. Coroſal 520. Corozal 426. Corpus 230. Corquin 516. Corral 305. Corrente 161. Corrientes (Fluß), ſ. Rio Cor⸗ rientes. — (Ort) 29. 31. 275. 278. — (Provinz) 222. 234. 235. 236. Cortez, Fernando 11. 12. 15. 16. Corumbä 169. 218. Coſa, Juan de la 10. 11. 12. 13. Coſeguina 495. Cosme 228. Coſta (Peru) 355. — Canchieto 439. — Cuca 517. — Grande 517. — Rica 22. 42. 43. 44. 510. 511. 512. 513. 520. 521. 522. 523. Coſteños 375. Cotacachi 391. 395. 405. Cotagaita 323. Cotahuaſi 357. Cotingo 25. 135. Cotopaxi 40. 54. 390. 395. Cottica 104. 105. 115. Cotzie 498. Coudreau, Henri 24. 26. 28. 115. — O. 26. County Eſſequibo 119. Courty, G. 340. Cox 34. Coxim 161. Coxipb 168. Coy, ſ. Coilé. Crab Island, ſ. Vieques. Crandell, R. 23. i e Graf G. de 39. 40. Crevaux, Jules 25. 26. 27. 28. 31. 41. 103. Criollos 84. 482. Criſtallino 162. Criſtöbal Colon 512. Crooked Island 7. 488. Crucero Alto (Arequipa - Buno- Bahn) 97. 384. Cruls 24. 184. Cua 442. Cuajinicuil 520. Cuamby 134. Regiſter. Cuano 104. Cuarterones 84. Cubagua 8. 19. 447. Cubilquitz 501. Cuchilla de Haedo 230. — de Santa Ana 230. — Grande 230; ſ. auch Cochilha Grande. Cuchillas 482. Cuchivero 109. Cucra 507. Cucuhy 116. Cuculaia 43. Cücuta 41. 425. 430. Cuenca 394. 404. — Becken von 386. Cuerpo de Ingenieros de Minas 39 Cueva 421. Cuicocha 391. Cuicuina 514. Cuilco 500. Cuipilapa 493. Culata del Golfo 409. Culata-Kette 432. Cul de Sac, Ebene 477. Culebra (Inſel vor Puerto Rico) 473. 474. Cuma 497. Gumana 21. 435. 439. 442. Cumanacoa 439. Cumanagoto 82. 125. 439. Cumarebo 441. Cumbal 392. Cumbinama 361. Cumbre de Uſpallata 317. Cuminäd 26. 135. Cuna 420. Cuna⸗Cuna, j. Tula. Cunani 116. Cundinamarca 424. 427. Cunza 340. Cupinhara 176. Curacao 44. 436. 437. 447. 448. 462. Curacautin 306. Curagua 125. Curanilähue 310. Curaray 133. Curare 80. 112. Curicb (Ort) 296. 314. — (Provinz) 306. 307. Curitibanos 207. Curityba 201. 202. 206. 210. Curuahé 81. Cury 155. Cuſilluni 354. Cuſin⸗Urcu 391. Cuvier 266. Cuyabä (Fluß), ſ. Rio Cuyaba. — (Ort) 23. 24. 96. 101. 160. 163. 164. 169. 210. 214. Cuyo 347. 348. Cuyuni 25. 103. 105. 119. Cuzco 38. 39. 373. 375. 378. (Departamento) Dajabon 477. Dalfinger, Ambroſius 18. Darapsky, L. 37. 326. 329. Darien 11. 42. 47. 491. Darwin, Charles 32. 35. 41. 70. 258. 266. Daule (Anſiedelung) 404. — (Fluß) 392. David 511. 512. Davis, 69 18. 51. — W. G. 3 Dawſon, at 56. 282. 288. Deckert, Emil 45. 452. Declieux 73. Dedo de Deos 181. Del Oro, Provinz 404. Del Valle 515. Demarkationslinie 10. Demerara (Fluß) 105. — (Kolonie), ſ. Britiſch-Guayana. Deſana 146. Descabezado Chico 293. — Grande 293. Descalzi, N. 32. Desclieux 467. Deſeado 33. 260. 262. 271. Deſierto de Tumbez 364. Dejirade 463. 468. Deſolacion, Inſel 56. 287. Des poblado de Jujuy 37. 326. 347. — de Olmos 364. — de Piura 364. Desterro 207. 210. Dettmann, E. 216. Deutſche 205. 207. 303. Deux Mamelles 469. Diamante (Fluß) 30. 248. 295. 296. — (Hafen) 278. Diamanten 22. 213. Diamantina 22. 194. Diamantino 160. 167. 169. Dichato 310. Diego de Ocampo 476. Diquis 492. Diſteiro 155. Diſtricto federal, ſ. Bundesdiſtrikt unter Oſtbraſilien und Vene⸗ zuela. — Lages 201. Dobrizhoffer 20. Doce, ſ. Rio Doce. Doginſel ( (Dog Island) 451. 452. 471. 472 Dollfus, A. 42. Dolphin Head 486. Dombey 21. Domeyko, J. 36. 310. Dominica 8. 45. 452. 453. 455. 457. 458. 459. 461. 462. 463. 468. Dominikaner 20. Dominikaniſche Republik 45. 461. 462. 463. 464. 478. Dona Chriſtina-Bahn 207. — Francisca 207. — Ines, Vulkan 329. Dona Iſabel 208. Dorado-Fahrer 18. Döring 30. 34. Dormida 348. Drachenſchlund, ſ. Boca de Dragos. Dragones, Fort 245. Drake, Francis 18. 427. Drei⸗Brüder⸗Berge 287. Dri Tabaki 115. Drude, O. 68. 69. 264. 339. Dry River 486. Duida 101. 106. Dulce, Lagune, ſ. Azuay, Lagune, und Fondo, de. Duran 402. Durika 492. Durnford 33. Dürren 173. Duſén, P. 33. 35. Dysenterie 65. 110. Eben⸗Lagune 495. Ecuador 18. 20. 21. 22. 39. 63. 66. 69. 74. 79. 86. 88. 92. 385-405. Ega, ſ. Teffé. Eggers, Baron H. 45. Ehrenreich, Paul 23. 24. 28. 78. 81. 136. 142. 154. 159. 164. 165. 167. 169. 170. 204. Eigenmann, C. H. 73. Eilerts de Haan 26. Einzellandſchaften Eiſenbahnen 96. 97. — von Argentina 97. 279. — von Bolivia 97. — von Braſilien 97. 215. — von Chile 97. 314. — von Colombia 97. — von Ecuador 97. — von Mittelamerika 524. — von Paraguay 97. — von Peru 97. 384. — von Südamerika 96. — von Uruguay 97. — von Venezuela 97. Eiszeit 284. 290. 295. 362. Ejido 440. El Almendral 308. — Aſtillero 152. — Banco 426. — Baron 308. — Beni, Departamento 151. — Callao 121. 377. — Camaguey 481. — Carmen 229. — Cerro 233. 346. — — de la Sal 381. — — de Pasco 97. 378. — Cobre 310. — Condor 270. — Conſejo 442. — Dique 412. — Diviſadero 516. Eleuthera 488. El Gobernador 520. — Golfo 520. 199. Südamerikas Regiſter. Eliſa 228. El Labor 520. Ellis, Evelyn 33. El Morro, Halbinſel 393. — Naranjal 404. — Naricual 445. — Nudo de Pasco 356. — Oriente (Ecuador) 151. 405. — — Kuba) 484. — — (Venezuela) 442. — Päramo 270. 273. — Pilar (Colombia) 126. — — (Venezuela) 442. — Potro 317. 318. — Pueblito 319. — Puerto 308. Elqui 309. 316. El Quimal 331. — Retiro 520. — Rincon 245. — Saco 432. — Salto (Ort) 233. — — (Vulkan) 319. — Salvador 16. 42. 43. 44. 510. 511. 516. 520. 521. 522. — Tigre 496. — Valle de la Pascua 127. — Veranito de San Juan 416. — Veſuvio 380. 382. — Vigia 445. — Yunque 453. 474. Emerillon 113. Emmel, Otto 140. Empedrado 236. 278. Enagua 125. Encarnacion 227. 229. Enchente 130. 137. Enciſo 11. Encontrados 430. 445. Ené 27. 357. Engler, A. 68. 69. 70. Enriquillo, Lagune 476. Entre Rios (Ort) 191. — — (Provinz) 222. 234. 236. 274. 276. Epecuén, Lagune 248. Epuyen 285. Erandique 520. Erapuca 498. Ercilla 306. Erdbeben 297. 308. 332. 440. Erforſchungsgeſchichte 3. Erythroxylon coca 71. Escalante 272. 431. 444. Escapa 519. Eſchwege, L. W. v. 22. 23. Escuintla 518. Escurrebraga 361. Esmeralda 25. 107. 121. Esmeraldas (Fluß) 393. — (Ort) 404. — (Provinz) 396. Eſpañola, ſ. Haiti. Esparta 513. Esperanza 255. Eſpinale⸗Region 68. 339. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. Eſpinazitopaß 318. Eſpindula 386. Eſpirito Santo (Ort) 58. 191. — — (Staat) 23. 179. 189. 191. 209. | Esquina 278. Esquipulas 519. Eſſequibo 10. 26. 103. 104. 105. Eſtancia 190. — San Julian 270. Eſtancias 275. Eſtate Aromet 455. Eſtero de Panaloyo 494. — Ultima Eſperanza 283. | Eiteros 122. 223. Eſtrella (Fluß) 492. — (Kolonie) 208. Etang Saumätre 477. Eten 377. 382. 383. Evangeliſtas 289. Eyre-Fjord 288. Facatativd 427. Fahrſtraßen 98. Faique 394. Fajardo 115. Falcon 441. Falklandinſeln 18. 50. 51. Falklandſund 51. Falkner, Pater 21. 32. Falmouth 487. Famatina 318. Fandango 318. Farallones von Citara 409. Faultier 75. Faweett, P. H. 24. 29. Fazenda de Marianno dos Caſa— dos 163. Federmann, Nikolaus 18. Feilberg 32. Feira de Sant' Anna 190. Fernandina, ſ. Narborough. Fernando de Noronha 52. Ferreñafe 377. 382. Ferrer, Rafael 153. Feuerland 18. 33. 56. 59. 68. 69. 75. 78. 100. 257. 262. 270. 273. 282. 287; ſ. auch Patagonien. Feuerländer 78. 83. Feuillée, Louis 20. Fiambala 37. 347. Fieberrindenbaum 71. Fierro 318. Figueroa 245. Fiscarrald, C. F. 28. 135. Fiſcher, v. 35. Fitzgerald 37. Fitzroy (Berg) 285. 286. — (Kapitän) 32. Flachländer Südamerikas 54. Flecha 318. Flibuſtier 462. 511. Floreana (Galäpagosinſel), ſ. Charles. Flores (Inſel) 220. — (Ort in Braſilien) 170. 35 546 Flores (Ort in Guatemala) 519. — (See) 491. Florianopolis 207. 210. Florida 11. 12. — Straße von 451. Flußſyſteme Südamerikas 54. Fondo, de, Lagune 476. Fonſeca-Bai 16. 496. Fontana, L. J. 30. 31. 33. 34. Fonteboa 154. Formoſa (Gobernacion) 238. 274; ſ. auch Villa Formoſa. Formoza 170. Forqueta 208. Fortaleza (Fluß) 364. — (Ort) 173. 174. 176. 177. 210. 214. — da Barra do Rio Negro 27. Fortas 170. Fort de France 467. — — — Bai von 467. — Lagunita 259. — Navidad 8. Fowler, H. 43. Frailejon 398. 418. Fraile Muerto 230. 255. Frailes 447. Frailetambo 360. Framboiſie 65. Franca 195. Francia, Joſé Gaſpar Tomas Ro— driguez da 86. 227. Frantzius, A. v. 42. Franziskaner 20. 243. Franzoſen 85. 116. Franzöſiſch-Guayana 20. 88. 92. 104. 116. 117. Fray Bentos 233. Frazer 45. Frederikſtaed 474. Fredonia 425. Freiheitskampf 86. Freirina 310. Frezier 20. Friagem de Säo Joäo 139. 163. Frias 320. Frigorificos 256. Fritz, Samuel 20. 153. Frutillar 305. Frutillas 395. Frutos menores 428. 442. Fuego 43. 491. 497. 501. Funza 422. 423. Furos 131. 162. Fuſagaſuga 422. 427. Futaleufu 34. 285. 286. Gabb, Charles 45. 476. — W. 42. Gaboto 228. Gachetd 427. Gaciayo 347. Gaiman 272. Galäpagosinſeln 41. 48. Galäpagosſchildkröte 49. Galeras 98. 122. Regiſter. Galera-Tunnel 97. Galera von El Baul 122. — von Ortiz 122. — von Pao 122. Galeriewald 67. 165. 417. Galibi 114. Gallegos (Fluß) 33. 262. 263. 264. 271 — (Ort) 60. Gallo 477. Gamboa 501. Garavita, ſ. Suarez. Garay, Francisco de 12. — Juan de 253. Garrafäo 181. Garuas 333. 365. 393. Gatico 344. Gauchos 253. Gefrierfleiſchinduſtrie 256. 276. Gelbes Fieber 65. 110. 185. General Acha 249. 254. General Acha-Chos Malal-Bahn 271. Geographiſche Geſellſchaft in Lima 39. Georgetown (Britiſch-Guayana) 110. 118. 119. — (St. Vincent) 466. German 475. Germania 208. Geésvölker 78. 81. 167. 188. 204. Gletſcher 63. 290. 334. 395. Gobernacion Chaco 238. 274. — Chubut 257. 274. — Formoſa 238. 274. — Neuquén 257. 272. 274. — Pampa 30. 246. 253. 255. 256. 274. 276. — Rio Negro 257. 274. — Santa Cruz 257. 274. — Tierra del Fuego 257. 274. Godin 20. Goeldi, E. 26. 28. Goering, A. 42. Gold, Goldwäſchen 22. 180. 212. Goldsworthy, W. 43. Golfo Dulce 16. 491. 499. Golf von Amatique 44. — von Ancon 404. — von Ancud 288. — von Barcelona 57. — von Cariaco 433. — von Corcovado 288. — von Darien 11. 12. 16. — von Guayaquil 57. 60. — von Honduras 8. 16. — von Maracaibo 57. — von Mexiko 11. 12. 449. — von Montijo 492. — von Paria 57. — von Pefſas 35. — von San Blas 11. — von San Jorge 58. — von San Matias 58. — von San Miguel 11. — von Uraba 57. 409. Gonaives 480. Gonave, Inſel 476. Gongalvo, ſ. Kanal von Gongalvo. Gongo Soco 185. Gonſanamä 386. 404. Gonzalez 49. Gorbea 305. Gordon 287. Gormaz, Vidal 41. Gorriti, Fort 245. Gossypium barbadense 72. Gourliaea decorticans 68. Goya 235. 278. Goyatakä 188. Goyaz (Ort) 23. 160. 164. 167. 168. — (Staat) 22. 24. 25. 158. 169. 209. Goytaca 82. Gracias 516. Granada 514. 524. Gran Chaco 30. 79. 222. — Chimu 372. Grand Cays 451. Grande, ſ. Rio Grande. Grand Etang 465. Grande Terre (Guadeloupe) 468. 469. Grand Goave 480. — Magaſin 466. Gran Ferrocarril de Venezuela 444. Gran Pajonal 357. Gräo Parä 207. Great River 486. Grenada 44. 45. 451. 452. 457. 460. 462. 463. 465. Grenadinen 45. 452. 463. 465. Grenzen Südamerikas 48. Grévy 282. Greytown 500. 501. 514. 523; ſ. auch San Juan del Norte. Grijalva (Fluß) 500. Grijalva, Juan de 11. Gringos 482. Griſebach 68. 339. Groſſe Montagne 469. Groſſer, Paul 41. Groß Abaco 488. — Bahäma 488. — Cayman 449. Großer Ozean 3. 8. 48. Grumbkow, v. 30. Grypotherium 266. Guacara 441. Guächarohöhle 435. Guachipas 322. Guacipati 121. Guadeloupe 8. 45. 452. 455. 459. 460. 461. 462. 463. 468. 469. — Grande Soufriere 453. 469. Guaduas 427. Guagra Uma 386. Guahibo 82. 113. 125. Guaica 114. Guaicuhy 194. Guaikuru 82. 243. Guaillabamba 389. — (Tal) 394. Guaimi 507. Guainia 104. 106. 121. 134. Guaira, Fall 96. Guaitard 408. Guaitecasinſeln 288. Guajahu 23. 95. 173. Guajajara 166. 176. Guajara Mirim 152. 161. Guajira (Halbinſel) 10. 11. 41. 47. 57. 414. 431. — (Kommiſſariat) 424. Guajiro 82. 420. Gualaleo 405. Gualeguay (Fluß) 219. — (Ort) 237. Gualeguaychü 237. Guamä 28. Guamo 125. Guamote 394. Guanä 82. Guanabacoa 485. Guanacaſte 43. 512. 513. Guanacoberge 309. Guanahani 7. 488. Guanaja, Inſel 495. 523. Guanaparo 109. Guanare (Fluß) 109. — (Ort) 127. Guanarito 109. Guanb 405. Guanta 442. 444. Guanta-Bahn 445. Guantänamo 485. — Bucht 481. Guapay, ſ. Mamoré. Guaqui 346. 353. Guarand 168. 212. Guaranda 405. Guarani 81. 227. 243. Guarapary 191. Guarapuava 197. 206. Guaratinguetä 19. Guarauno 82. 113. 127. Guarayo 81. 149. 170. Guärico (Fluß) 122. — (Staat) 127. Guäriquen 442. 443. Guascoran 495. Guasdualito 126. Guatavita 427. Guatemala (Ort) 500. 501. — (Generalkapitanat) 510. — (Republik) 16. 42. 48. > 510. 2. 523. 511. 517. 520. 521. 5 Guatb 79. 82. 244. Guatuſo 43. 507. Guaviare 25. 28. 41. 107. 122. Guayabo 112. Guayama 475. Guayana 10. 12. 19. 20. 25. 52. 5. 7 57. 59. 61. 65. 67. 71. 7 116. 8. 99. 100. 101. — vieja 109. Regiſter. Guayana-Indianer 101. Guayaqui 227. Guayaquil 65. 403. 404. Guaymi-Indianer 43. Guayparo 125. Guayquire 125. Guaytecas-Archipel 57. Guazapa 496. Guazu (Berg), ſ. Cerro Tatuy. — (Wald) 142. Guerra 11. Guerrico 33. Guevara 17. Guillemain 31. 230. Guillermo Tell 228. Guire 125. Guiria 442. Gundai 422. Gurgueio 172. Gürteltier 75. Gurupä 132. 155. Güßfeldt, P. 37. Guſtavia 472. Gymnotus electricus 77. Habana, ſ. La Habana. Hacienda El Recreo 393. Haiti 7. 8. 22. 44. 45. 451. 452. 453. 457. 458. 459. 460. 461. 462. 463. 464. 475. 479. Halfeld 23. Halle, Th. G. 33. Hamburg-Amerika⸗Linie 93. Hamburg-Südamerikaniſche al chiffahrts-Geſellſchaft Handel von Argentinien 256. 277. — von Bolivia 353. — von Braſilien 214. — von Chile 312. — von Colombia 429. — von Ecuador 403. — von Mittelamerika 522 — von Paraguay 226. — von Peru 378. — von Südamerika 92. — von Uruguay 234. — von Venezuela 443. Hänke, Thaddäus 21. Hannover (Inſel) 57. 288. Hanſa 207. Hans Meyer-Gletſcher 388. Hardy 282. Hartt, C. F. 2 daſſel, F. M. van 29. Haßkarl, J K. 38. AL M. 5 . B. 33. 257. 258. 3 am Antiſana 394. Hatos 125. Hauthal, R. 30. 33. 36. 37. 39. 63. 75. 266. 282. 283. 286. 322. 324. 325. 329. 330. 358. Hayes, C. Willard 45. Heath, E. 27. 38. Heilprin, A. 43. 45. Heredia (Argentinien) 246. — (Colombia) 426. — (Coſta Rica) 501. 513. Hermanos 44. 447. Hermite 287. Hernandarias 237. Herradura 493. Herrmann, W. 31. Herval 203. Herva-Mate, ſ. Mate. Herzog, Th. 31. 170. Hettner, A. 23. 39. 41. 198. 406. 423. Hevea brasiliensis 71. — guyanensis 112, Hieronymus 68. Higuera 309. 310. Hill, R. T. 45. Hincha 480. Hinojo 248. Hochbecken des Titicaca 327. — Ecuadors 385. — in den Kordilleren 54. — von Lipez 327. — von Uyuni 327. Hoek 324. Hohenau 228. Hohermuth, Georg 18. Hojeda, Alonſo de 10. 11. 12. 13. Hokkohühner 77. Holguin 483. 485. Holländer 85. 116. Holmberg, E. L. 264. 339. Holtermann, G. A. 23. Holz 519. Honda 40. 56. 407. 425. 426. Hondius, Jodocus 19. Honduras 8. 16. 43. 44. 495. 510. 511. 515. 520. 521. 522. 523. — Golf von 489. Hoorn (Inſel) 56. — (Kap) 287. Hope, Inſel 282. Hornopiren 283. Hoſt, J. 36. Hoſte 56. 287. Huaca de la Roſa 372. — del Sol 372. — de Toledo 372. Huäcas 370. Huacho 371. 377. 382. Huacrachuco 360. Huadca 371. Huahuin 294. 5 Huaina Potoſi 325. Huakar 359. Hualgäyoc 363. 379. 380. 381. Hualjcan 362. Huallaga 19. 27. 2 135. 359. Huallanca 378. Huamachuco (Fluß) 363. — (Ott) 379. Huaman 372. — (Tal) 371. Huamba 39. 8. 38. 39. 55. 95. 548 Huanaco 74. 77. 252. 266. Huanana, ſ. Vilafro. Huanay 351. . Huancabamba 361. 379. Huancapeti 363. Huancavelica 378. 381. Huancayo 357. 378. Huanchaca 37. 327. 333. 347. 353. Huandoy 362. Huanka 372. Huanta 357. Huantajaya 310. 345. Huänuco 359. 378. 382. — viejo 373. Huanuno 353. Huara 345. Huaraz 17. 359. 362. 363. 364. 366. 379. 384. Huari 362. Huarmaca 363; ſ. auch Paß von Huarmaca. Huasco 343. Huaskaran 54. 356. 362. Huaskar Cocha 360. Huaura 364. 377. Huayabamba 360. Huaylas 379. Huayna Kapak 400. — Potoſi 353. Huber, J. 26. 28. 111. 141. 142. Hübner, G. 25. Huechu⸗Lafquén 294. Huehuetenango 519. Hue mules 285. Huequi 283. Huila 424. Huilcanota 357. Huilliches 302. Huincocaya 366. Humahuaca 334. Humaita 229. Humayo 499. Humboldt, Alexander v. 21. 25. 42. 66. 81. 89. 103. 106. 108. 111. 113. 123. 140. 390. 435. 439. 440. Humuya⸗-Ulua 495. Hurricanes 454. Huſſak 24. Hutten, Philipp von 18. Hydrographie 18. 55. Hylacomylus, ſ. Waldſeemüller. Ibagué 425. Ibar 33. Ibarra 394. 405. — (Becken) 391. Ibarreta 31. Ibicuy (Ort) 229. — Guazu (Fluß) 200. Ica 365. 370. 376. Ica 27. 28. 41. 55. 134; ſ. auch Putumayo (Fluß). Jeb 177. Igapb 131. 142. Igarapé 131. Regiſter. Igatimi (Fluß) 31. 222. 223. — (Ort) 229. Igualata 389. Iguana 49. Iguazu 23. 200. Igurey 223. Ihering, R. v. 23. 74. 168. 208. Ijuhy Grande 208. — Guazu 200. Ilacomilus, ſ. Waldſeemüller. Ilalb 389. Iles du Salut 104. 117. — Malouines, ſ. Falklandinſeln. Ilex paraguayensis 67. 70. Ilha da Vera Cruz 12. 13. Ilheos 191. Ilimani 39. 54. 325. Iliniza 389. 395. Illampu 39. 54. 325. Illapel 309. Illimani, ſ. Ilimani. Ilo 345. Ilopangoſee 43. 496. Imbabura (Provinz) 40. 405. — (Vulkan) 391. Imbetiba 191. Imperatriz 170. Imperial (Fluß) 296. 297. — (Ort) 303. Im Thurm, E. 26. 111. Inagua 488. Inambari 28. 136. Inca, Fort 245. Incahuaſi 329. Indefatigable 48. Indianer 30. 77. 84. 113. 145. 400. 458. 506. 507. 515. 517. Indigo 71. 516. Induſtrie von Argentinien 245. 256. 276. — von Bolivia 354. — von Braſilien 206. 213. — von Chile 312. — von Colombia 429. — von Ecuador 402. — von Mittelamerika 522. — von Paraguay 226. — von Peru 378. — von Südamerika 91. — von Uruguay 233. — von Venezuela 443. Ines 56. Inirida 25. 107. Inka⸗Ebene 317. Inka⸗Kultur 302. Inkas 371. 372. 374. 400. Inlandeis 281. 284. Innerargentiniſche Hochebenen 320. Inquiſivi 351. Inſelkaraiben 508. Inſeln Südamerikas 48. Intihuaſi 373. Ihpagarai, Lagune 223. Ihpala 497. Ihpaneé, ſ. Rio Ipané. Ipekakuanha 143. Ipiales 425. 430. Ipoa, Lagune 223. Ipota, Fort 246. Ipurina 147. 148. Iquique 60. 304. 310. 332. 344. 345. Iquitos 28. 138. 151. Iraca 422. Irala 19. Irazu 43. 491. 493. Irigoyen, Fort 245. Iſabel (Nordoſtbraſilien) 173. — (Dftbrafilien) 192. Iſabela, Inſel 48. Isla de los Gomez 412. — del Rey Guillermo 288. — Grande 182. — Rodrigo de 17. | Islas de Camaguey 480. — de los Pinos 8. Islay 345. Isluga 330. Iſthmus von Caſanai 435. — von Darien 16. — von Matanzas, Guines und Habana 482. — von Ofqui 288. 290. — von Panama 16. 74. — bon Tehuantepec 16. Itaboca 156. Staboca-Fälle 137. Itacaiu 169. Itacoatiara 155. Itacolumi 180. 181. Itacurubi 224. Itaimbey 223. Itaituba 137. 155. Itajahy (Fluß) 95. 199. — (Kolonie) 207. Itajahytal 207. Italiener 189. 205. 208. 253. Stambe 180. Itapera de Fachina 195. Itapetininga 195. Itapicuru 95. 173. Itapua, ſ. Encarnacion. Itaqui 235. Itatiaya 101. 181. Itavaré 199. Itiquira 161. Itonamas, ſ. San Miguel (Fluß). Itu 195. Ituango 410. Iturbide 510. Ivahy 199. Ivinhema 200. Iximché 518. Izalco 496. 497. Iztepeque 496. Jacaranda 136. Jacmel 480. Jacobi, A. 73. Jacuhy 95. 198. 199. Jacuhytal 208. Sacunda 166. Jäen de Bracamoros 361. 379. Jaguaräo (Fluß) 199. 205. — (Ort) 206. 208. Jaguaribe 95. 173. Jaguel 37. Jahn, A. 25. 42. 437. Jaina 477. Jakarandaholz 143. 212. Jalapa 519. Jalca 355. 368. Jamaika 8. 45. 451. 452. 453. 457. 458. 459. 460. 461. 462. 463. 464. 486. 487. James (Inſel), ſ. San Salvador (Galäpagos-Inſel). James, G. P. 39. Jannaſch, R. 23. Januaria 183. 194. Jaore 105. Japoré 183. Sapura 18. 27. 28. 41. 55. 134. Jardines de la Reina 480. Jary 135. Jaryhana 134. Satoba 183. Jauapery 28. 135. Jauareté 134. Jauja 378. Jaulapiti 82. Javary 28. 130. 136. Jejuy, ſ. Rio Jejuy. Jequetepeque 363. 364. 382. Jequitinhonha 95. 182. Seremie 480. Jerrmann, Kapitän 31. Jeſuiten 20. 29. 32. 34. 205. 225. 227. 243. Jeſus 229. Jicaque 507. Jicarales 504. Jicatuyo 499. Jicora 477. Jinotega 514. Jipijapa 404. Jirajara 439. Jirardot 411. 425. 426. 430. Siron 425. 428. Jivaro 82. 147. 458. 474. Soao Enet, ſ. Boruſſia. Joazeiro 23. 183. 190. Jod 311. Johnstown, ſ. Saint John (Anti gua). Joinville 201. 202. 207. Juan de Ayolas 227. — Fernandez 49. — Godoi 343. — Griego 447. Juan, Jorge 21. Jubones 387. 393. Jucuapa 496. Juiz de Fora 182. 184. 193. Jujuy (Ort) 30. 37. 348. — (Provinz) 273. 274. 347. 349. | Jumana 147. Regiſter. Juncal (Berg) 295. | — (Fluß) 326. Juncal-Maſſiv 36. | Jundiahy 195. Jungferninſeln 45. 452. 459. 461. 463. 472. 473. Junin 254. Juradb 424. | Juramento 322. 323. Juri 82. Surua 27. 28. 130. 136. Juruana 162. Juſſieu 21. Jutahy 130. 136. Jutiapa 519. Kabel 98. Kabiſchis 166. Kadiueo 82. 244. Kaffee 73. 90. 210. 428. 505. 517. 521. Kaffeebaum 187. Kaiateur 103. Kaiman 76. Kaingang 78. 81. 204. Kaingud 204. 227. Kakao 71. 90. 112. 143. 211. Kaliäna 113. Kamayurä 81. 166. | Kams, ſ. Kaingang. Kampa 375. Kamuk 492. Kanal von Chacao 288. 292. 297. — von Gongalvo 199. | — von Pacchapungo 357. — von Tajipuru 155. Kanalzone 510. 511. Kap Agoſtinho 15. — Branco 47. — Catoche 11. — Cedros 445. — Codera 437. 442. — Froward 288. — Gallinas 47. — Gracias a Dios 43. — Haiti 480. — Hoorn 18. 47. 282. — La Vela 10. — Paquica 331. — Pilar 288. | — Roſtro Hermoſo 12. — Sao Agoſtinho 12. — — Roque 13. 14. 58. 61. Kapuziner 20. Karahyaby 147. Karaiben 8. 77. 81. 113. 114. 148. 166. 458. 465. 466. 519. Karaibiſches Gebirge 101. 431. 433. 434. — Meer 10. 47. Karaya 167. Kariguano 114. Karijona 148. Karipuna 146. Karſten, H. 39. 41. 42. Kartoffel 70. 287. 289. 549 Kaſchibo 146. Kaſchinana 146. Katarakt von Atures 108. — von Maipures 108. — von Paulo Affonſo 183. Katauiſchi 147. Katukina 147. Katzer, Friedrich 23. 28. 128. 137. 155. 172. Kauiſchana 147. Kautſchuk 70. 90. 142. 211; ſ. auch Balata. Kayapod 81. Kayriri 176. Kayſer 26. Kayua, j. Kaingua. Keidel, H. 32. 36. Kekchi 509. Keller⸗Leuzinger 27. 137. Ketſchua 78. 80. 83. 372. 373. 374. Kingston 453. 455. 487. Kingstown 466. King William 57. Kinikinau 82. Kiriri⸗Sabuya 82. Kiſſenbarth 24. Klapperſchlange 76. Klein Abaco 488. — Salvador 488. Klima Amazoniens 137. — der Antillen 453. — Bolivias 333. — des Chaco 240. — Colombias 414. — von Corrientes und Entre Rios 235. — Ecuadors 393. — der Galäpagos 48. — Guayanas 110. — der mittleren Kordilleren 332. — der peruaniſchen Kordilleren 364. — der ſüdlichen Kordilleren 288. — der Llanos 122. — von Mittelchile 298. — Nordoſtbraſiliens 173. — Oſtbraſiliens 184. — der Pampa 249. — von Paraguay 223. — Patagoniens 263. — von Peru 364. — Südbraſiliens 200. — Uruguays 231. — von Venezuela 436. — von Zentralamerika 500. — von Zentralbraſilien 163. Knoche, W. 23. Kobeua 146. Koch⸗Grünberg, Theodor 24. 25. 26. 28. 81. 102. 145. 146. Köggaba, j. Arhuaco. Kohlen 310. Koka 71. 143. Kokain 71. Kokama 81. 148. Kokospalme 71. 550 Kolibris 77. Kolonialherrſchaft, Zeit der 19. Kolonie des 16. Oktober 60. 272. Kolumbus 3. 4. 5. 6. 7. 10. 11. 13. 14. 15. 458. Kommiſſion zur Beſtimmung der Grenze zwiſchen Venezuela und Braſilien 25. Kondor 76. 301. Konibo 146. Königin⸗Adelaide-Inſel 288. Kordilleren 34. 35. 36. 38. 39. 53. 60. 61. 62. 63. 65. 66. 69. 70. 71. 73. 74. 75. 76. 78. 100. 280. — colombianiſche 406. — ecuatorianiſche 385. — mittelchileniſch-argentiniſche 292. — mittlere 282. 315. — nördliche 282. — peruaniſche 355. — ſüdliche 282. Kordillere von Agua Negra 433. — von Bogota 18. 412. — von Bolivia 17. 23. — von Chiriqui und Coſta Rica 492. — von Chocb 409. — von Cochabamba 324. — von Huayhhuaſh, ſ. Cordillera de Huayhuaſh. — von Jujuy 17. — von Merida 42. 406. 431. 432. 437. — von Nahuelvuta 297. — von Nordchile 17. — von Ocaña 413. — von Patagonien 17 — von Bertja 18. — von Talamanca 492. — von Veragua 492. Koreguaje 146. Koropô 82. 188. Körperbau der Südamerikaner 79. Körperbemalung 80. Kosmos⸗Linie 94. 313. 383. 523. Kraatz⸗Koſchlau, v. 28. Krauſe, F. 24. 167. Krauſſe, D. 31. Krautmacher 35. Kreolen 84. 375. Kriſchana 114. Kröff 208. Krüger, P. 35. Kuba 7. 8. 11. 21. 22. 45. 451. 452. 453. 457. 458. 459. 460. 461. 462. 463. 464. 480. 483. 484. Kuereti 146. Kühn, F. 34. 37. 322. Kukenam 103. 106. Kulis, chineſiſche 482. — indiſche 467. Kuliſehu 24. 162. Kuluene 166. Kundanamo 103. Kupfer 310. 353. 326. Regiſter. Kurtz, H. 30. 36. Kuru 117. Kusko, ſ. Cuzco. Küſten Südamerikas 56. Kuſtenau 166. Küſtenentwickelung Südamerikas 58. Küſtenkordillere 297. 316. 331. La Banda Oriental 232. — Bathie 469. — Boca 512. Labre, Pereira 28. Labrea 154. 5 Laca Ahuira 327. Lacantun 500. Lacar, See 260. 283. La Ceiba (Honduras) 515. 523. — (Venezuela) 445. Lache 422. La Ciénaga 427. — Colonia del Sacramento 233. — Columna 432. Lacombe 41. La Concepcion 43. Lacroix, A. 45. La Cruz 236. La Culebra 492. 512. La Cumbre 294. La Deéſirade 469. Ladinos 513. 515. 517. Laeisz 94. Laeisz⸗Linie 313. La Espera 31. Lafayette 193. La Florida 233. Lage Südamerikas 47. Lagoa dos Patos 199. — Feia 160. — Formoſa 160. — Meſtre 160. — Mirim 198. 199. 231. Lago Argentino 32. 33. 285. — Barros Arana 285. — Bravo 285. 286. — Buenos Aires 259. 283. 285. — Cayutué 294. — Chapo 294. — Chico 285. — Cholila 285. — Colhuapi 262. 271. — d' Arary 142. — de Granada 493. — de Llanquihue 296. — de Poopo 56. 327. — de Ranco 297. — de Todos los Santos 34. 294. — Fagnano 287. — Falkner 294. — Fontana 33. 262. 285. — General Paz 285. — Grande de Monte Alegre 142. — Hermoſo 294. — Inferior 285. 286. — Jorge Montt 285. 286. 259. 262. | Lago Lacar 294. — La Plata 35. 285. — Maravilla 285. — Matiquina 294. — Menendez 285. — Montt 286. — Muſters 33. 262. — Nahuel Huapi 259. — Nicolas 285. 286. — Nuevo 35. Lagoon Bluff 445. Lago San Martin 33. 259. 260. 285. — Sarmiento 285. — Superior 286. — Urre Lafquen 248. 257. — Viedma 259. 285. — Villarino 294. — Velo 35. La Grange, Senedhal de 39. — Grita 432. 439. 440. — Guaira 435. 436. 440. 442. 444. Laguna 135. 207. — Bebedero 248. — Blanca 260. — — Grande 248. — Colorado Grande 248. — Concepcion 238. — de Azuay 476. 477. — de Chiriqui 8. 492. — de Coipaſa 327. — de Fondo 476. — de Füquene 413. — de Guija 498. — de Maracaibo 57. 431. — de Poopo 327. — de San Rafael 63. 284. 290. — de Santa Ana 360. — de Unimarca 328. — de Villarica 297. — de Mabal 524. — de Zapatoſa 411. — dos Patos 58. — Dulce 477. — Enriquillo 477. — Gaiba 31. — Huechu⸗Lafquén 293. — Ibera 235. — Szabal 491. — Malaya 235. — la Mangueira 58. — Mirim 58. Lagunas 310. Lagunen 326. Lagunenküſte 58. — von Santa Ana 360. La Habana (Provinz) 484. — — (Stadt) 453. 483. — Joya 366. Lakandonen 508. La Libertad (El Salvador) 517. — — (Nicaragua) 520. 524. — Limena 385. Laman 507. Lamas (Ort) 379. Lamas, Pedro S. 516. Lamatepec 496. La Matriz 405. Lambayeque (Fluß) 363. 364. (Ort) 377. La Mejicana 97. — Merced 366. — Meſa 427. Lampangui 309. Landſchnecken 77. Lange, G. 31. 36. — Henry 23. Langhans, P. 23. Languin 519. Lanin 283. 293. La Paz (Ort am Parana) 237. — — (Ort in Bolivia) 38. 39. 332. 346. 348. 352. 353. La Perla 455. — Plata (Fluß in Puerto Rico) 474. — — (Fluß in Südamerika) 14. 15. 19, 29. 30. 55 — — (Republik) 86. — — (Stadt) 254. 275. 279. — — (Vizekönigreich) 85. — — Länder 21. 23. 29. 99. 100. 216. — — Syſtem 96. 218. La Quiaca 334. 347. 352. 353. Lara 433. 440. 441. La Regla 485. — Rioja (Ort) 320. 334. 347. 349. — — (Provinz) 37. 273. 274. 348. 350. — — Bach von 321. — Rivardiere 177. — Romanche 33. Las Baſtidas, Rodrigo de 18. — Caobas 480. — Caſas 458. — Cenizas 245. — Cuevas 97. — Pilas 494. La Serena 298. 309. Las Trincheras 435. — Villas, Bergland von 481. Latacunga 394. 405. — Becken von 389. La Union (El Salvador) 517. 523. — (ſüdliche Kordilleren) 305. Lauri Cocha 360. Lauritama 155. Lavalle, Fort 245. Lavaſen 361. Lavayen 323. La Vega 477. 479. 480. — Vela de Coro 441. 444. 445. — Victoria 435. 441. Leach 31. Lebrija 411. Lebu 306. 310. Le Carénage 472. Lechiguanas, Inſel de las 219. Leewardinſeln 470. Le Frangois 468. Leguan 76. Regiſter. Lehmann-Nitſche, R. 340. Leif der Glückliche 4. Leimebamba 360. Leinſamen 91. Leiva 412. 427. Le Lamantin 468. — Maire 18. Lengua 82. 244. Lenox 310. Leon (Ort) 514. 524. — Ponce de 11. Leopoldina 162. 168. 170. 191. Lepe, Diego de 12. 13. Lescano 272. Les Saintes 463. 468. Leuka 508. Levat 26. Lewandowſfki, M. 276. Liberia 43. 512. Libertad 514. 519. 523; ſ. auch La Libertad. Lican⸗Antai 340. Licancaur 37. 330. Lile 421. Lima 38. 39. 59. 365. 376. 382. — Tal 371. Limari 316. Limay (Fluß) 32. 33. 34. 36. 261. 295. 296. — (Ort) 34. 263. 264. — Tal von 269. Limeira 195. Linares (Ort) 307. — (Provinz) 306. Linhares 191. Lirima 330. Lislique 516. Liſta, Ramon 31. 33. 35. Little Curacao 448. Livingſton 519. Livramento 155. Llacanora 363. Llai Llai 309. Llaimas 293. Llala 345. Llallagua 353. Llama 74. 77. Llamellin 361. Llaneros 126. Llanos 18. 21. 42. 54. 67. 99. 100. 121. 126. — Altos 122. — Bajos 122. — de Chiquitos 139. — de Mojos 20. 152. — de Santa Cruz 38. Llanquihue (Ort) 34. — (Provinz) 304. — (Vulkan) 293. Llanquihue⸗See 96. 284. 297. Llaucan 361. Llimpi 389. Llora 409. Lloyd Brazileiro 94. 96. Llullaiyaco 54. 330. Loayſa, Garcia Jofre de 17. 1 551 Lobos, Inſel 220. Logrono 405. Loiza 474. Loja (Ort) 39. 386. 394. — (Provinz) 404. — Becken von 386. Lolog, See 283. 294. Loma de Banao 481. — del Valle 477. Lomas del Infierno 481. — del Purial 481. Loma Tina 453. 477. Londonderry 287. Long Island 7. 488. Lonquimai 283. 293. Lopez, Carlos 228. — Solano 228. Lorena 195. Lorentz, P. G. 30. 34. 339. Loreto, Departamento 151. Lorica 425. 427. Los Andes 298. — Angeles 306. — Baños 387. — Hornos, Paß 331. — Roques 447. Löß 221. 247. Lota 306. 310. Loth 26. Lowe 27. 38. Loyola 405. Luan Mahuida 260. Lucea 487. Ludwig, R. 44. 45. 476. Luftdruck 60. Luis Alvez 207. Lumaco 306. Luque (Ort) 228. 229. — Fernando de 17. Lurin, Tal 371. Lurucatao 326. Luſobraſilier 205. Luzerne 300. Luzero, ſ. Cerro Azul (Venezuela). Lydekker, R. 73. Macacu 192. Macanao 447. Macapa 155. Macarapana 439. Macareo 109. Maceib 179. 210. Machala 404. Maclure 45. Macuira 414. Macul 392. Macuſani 356. Macuto 442. 445. Madeira 22. 24. 27. 38. 55. 136. 137. 161. Madeira-Mamore-Bahn 215. Madera 49. Madero, Fort 245. Madre de Dios (Fluß) 28. 136. — — — ($njelgruppe) 57. 288. Magalhäes, Fernäo de 3. 12. 15. 352. 552 Magalhäesſtraße 17. 56. 63. 283. Magallanes, Fernando de, ſ. Ma- galhäes. Magangué 426. Magdalena (Departamento) 424. 427. — (Fluß) 11. 18. 20. 21. 28. 40. 54. 55. 56. 57. 95. 408. 411. 412. 430. — (Ort) 519. Magdalena-Tal 41. 406. 426. Magellan, Ferdinand, ſ. Magal⸗ häes. Magnin 20. Maguey 72. Mahl 25. 135. Maionggong 114. Maipo 296. Maipu 293. 303. Maipure 114. Maipures 103. Maiquetia 442. 445. Mais 72. 90. 91. Makaguaje 146. Makarapou 104. Mafiritare 114. Mafıı 82. 113. 145. Makuſchi 82. 114. Malaga 425. Malaria 65. 110. Maldonado 233. Malleco (Ort) 303. — (Provinz) 305. Malocas 147. Malvinen, ſ. Falklandinſeln. Mamelucos 149. 189. Mamore 136. 161. 323. Man 258. Manabi 404. Managua 43. 501. 514. 524. Managuaſee 491. 494. 524. Manajo 176. Manaos 20. 27. 28. 129. 138. 154. 210. 214. Manati 474. Manau 147. Mandeville 487. Mangabeira 211. Manganerz 212. Mangels, H. 224. Mangrovewald 67. Mangue-Chorotega 508. Manicoba 211. Manihot utilissima 70. Manillin 309. Maniok 70. Manitjaua 81. 166. Manizales 41. 425. 426. Mansfeld 24. Manſo, ſ. Rio Manjo. Manta 404. Mantaro 357. 358. Manzaneros 268. Manzanillo 483. 485. Mapa 116. Mapiri (Fluß) 136. 325. Regiſter. Mapiri (Ort) 351. Mapocho 308. Mapuche 302. Mapuera 135. Maraga 104. 116. Maracai 441. Maracaibo (Stadt) 440. 441. 444; ſ. auch Laguna de Maracaibo. — See von 54. 95. — Tiefland von 431. Maragogipe 190. Maraguaca-Gebirge 105. Marajo, Inſel 28. 57. 132. 155. Maranguape 177. Maranhäo (Hafen) 214. — (Staat) 23. 171. 173. 176. 177. 209. Marañon 20. 39. 360. Maranon-Anden 356. 359. Marary 25. Marata 208. Maraua 147. Marca Huamachuco 372. Marcara 386. Mar Chiquita 30. 247. Marco Polo 4. Mar de Heſpanha 193. — del Plata 249. 254. Margarita 8. 10. 44. 447. Mariante 208. Maribiosvulkane 494. Marie Galante 8. 463. 468. 469. Marigot 472. Mariguana 488. Marinus von Tyrus 5. Markham, Sir Clements 38. Marmato 426. Maroa 121. Maroni (Fluß) 26. 105. — (Forſcher) 20. Martin, C. 36. 302. 303. — K. 26. 44. Martinez, A. 276. Martinique 8. 45. 73. 93. 452. 453. 459. 460. 461. 462. 463. 466. Martin Vaz 52. Martius 22. 23. 26. 27. 66. 81. 137. 172. Martius⸗Katarakt 162. Marutani-Berge 102. 110. Mas a fuera 49. — d tierra 49. Maſaya (Berg) 494. — (Ort) 501. 514. Maskoi 82. Mataco 243. Matagalpa 514. — Berge von 495. Mataguayo 243. Matako 82. Matanzas 484. 485. Mataquescuintla 519. Matara 239. 245. Mate 70. 90. 211. Matorral 67. 141. Matta 178. Matto geral 186. — Groſſo (Ort) 164. 169. — — (Provinz) 22. 24. 158. 167. 168. 209. — virgem 186. Matucana 358. 365. 366. Maturin 127. | Maud 215. Mauabahn 96. Maudjlay, A. P. 43. Mauhe 149. Maule (Provinz) 306. Maullin (Ort) 305. Maurain 41. Mauritia flexuosa 112. Maya 8. 509. Mayaguez 474. 475. Mayari 485. Mayaſi 361. Mayero 465. Maynas 20. Mayo, ſ. Rio Mayo. Mayoruna 146. Mazagäo 155. Mazaruni 25. 103. 105. Mbaticola 227. Mbaya-Kadiuéo 243. Mearim 95. 173. Medanos 321. 339. Medellin 41. 415. 425. 426. Medio Yunga 337. Mehinaku 82. 166. Meia Ponte (Ort) 163. 170. Meiggs, Henry 97. 384. Mejillones 344. 345. Mel, do (Inſel) 199. Melinka 292. Melo 233. Mendoza (Ort) 30. 36. 37. 59. — (Provinz) 273. 274. 275. 320. 334. 335. 347. 348. 349. 350. Mendoza, Hurtado de 12. 16. — Pedro de 253. Menendez, Pater 32. 34. Menocal 43. Merced 308. Mercedario 54. 293. 317. 318. Mercedes 231. 233. 235. 236. 254. Mercerat, A. 33. Merevari 110. Merida 440. Meſa Nevada de Herveo 410. Meſas 122. 481. Meſeta Belgrano 287. — del Lago Cardiel 287. — Zeballos 287. Meſſier⸗Kanal 288. Meſtizen 84. 375. Meta (Fluß) 18. 107. 108. 122. 444. — (Intendencia) 126. 424. Metan 348. Metapan 517. Mexikaniſches Meer, ſ. Golf von Mexiko. Mexiko 11. 16. 19. 21. — Tal von 16. Meyer, Hans 41. 388. 390. 395. — Herrmann 24. 208. Michagua 29. Michoacan 16. Middendorf, E. W. 39. 325. 342. 345. Mieriſch, B. 43. Mihanovich 96. Milagros 245. Miller, W. 43. Mimusops balata 112. Minas (Ort) 207. 233. — Geraés (Provinz) 22. 23. 24. 25. 179. 189. 192. 209. — Novas 194. Minchin, J. B. 38. Minchinmävida 283. Mino 330. Minuano 184. Miraflores 377. Miragoane 480. Miranda (Fluß) 161. 168. 218. — (Ort) 169. — (Staat) 440. 441. Miranda, Francisco de 86. Miranya 82. 146. Miravalles 493. Mirebalais 480. Miſchlinge 84. 125. 176. 189. 228. 342. 401. 439. 459. Miſiones 20. 31. 221. 222. 223. 229. 274. Miskito, ſ. Mosquito. Miſſionen 20. 153. 227. Miſti 329. 330. 334. 366. Mittelamerika 47. 100. 449. Mittelpatagonien 33. Mixiana 57. 132. Mizque 323. Mocha, Inſel 298. Moche 364. Mocoa (Indianer) 125. — (Ort) 18. Moitaco 120. Mojanda 391. Mojeque 371. Mojo 148. 170. Mokovi 82. 243. Möle St. Nicolas 480. Molinos 37. 335. 348. Mollendo 332. 345. 365. 383. 384. Mombacho 494. Momotombito 494. Momotombo 44. 494. Mompös 412. 426. Mona, Inſel 451. 476. Mona⸗Paſſage 451. 476. Monazit 213. Mönchsorden 83. Monday 223. Mondberge 104. Mondego, ſ. Miranda (Fluß). Moniquirä 425. 427. Monnier, M. 28. Monſefü 377. Montagne de Haut 477. Regiſter. Montagne Pelée 45. 452. 453. 467. Montalverne 208. Montana 38. 355. 366. 370. Monte (Lagune) 248. — (Begetationzformation) 68. 417. — Aguacate 520. — Alegre 155. — Carrasco 331. — Chriſto 155. Montecillos 498. Monte Cochrane 35. 286. Montecriſti (Ecuador) 404. Monte Criſti (Haiti) 479. Montego 487. Montego-Bay 487. Monte Meiggs 358. — Pascual 12. Monte⸗Region 339. Monte Rico 497. — San Clemente 286. — Sarmiento 262. 282. 287. Montes Rivadävia 287. Monte Tarn 282. Montevideo 231. 232. 233. Montijo, ſ. Golf von Montijo. Mont la Hotte 477. — la Selle 477. Montolieu, P. 25. Mont Oreille 282. Montſerrat 8. 42. 45. 452. 457. 460. 462. 463. 470. Montuoſo 176. Mont Vauclin 467. Monzon (Fluß) 360. — (Ort) 382. Moquegua (Departamento) 343. — (Provinz) 345. — (Stadt) 345. Moraleda-Kanal 57. Moraleda y Montero, J. de 21. 34. Moranttown 487. Morawhanna 120. Moreira 154. Moreno (Ort) 126. 272. Moreno, Francisco 32. 33. 35. 286. — Joſeè Antonio 310. Morichales 124. Möricke 293. Morne au Garou 465. — Diablotin 453. 468. — du Paradis 472. — Jacob 467. Mornington 288. Moro 244. — Cocha 358. Morona 28. 133. Morovis 474. Morretes 207. Morro 404. — Amarillo, ſ. San Felix. — Crundiuba 180. — do Trombudo 198. Morros 258. Morro Velho 212. Mosquito 507. Mosquitoküſte 495. Mosquito Territorium 514. Motagua 499. 519. Motaguatal 518. Motilones 82. 420. Mount Adam 51. — Buckland 262. 287. — Burney 288. — Cathedral 288. — Darwin 262. 287. — Hillaby 464. — Hope 287. — Maitland 465. — Miſery 470. — Tarn 288. Moura 154. Mouſſy, de 29. Moyano, Carlos M. 33. Moyobamba 27. 39. 379. 382. Mucajahy 135. Mucambeiros 116. 150. Mucuchies 432. Mucury 95. 182. Mucurykolonien 191. Muisca 421. Mulalb 394. Mulatten 84. 114. 125. 189. 375. 401. 459. 467. 469. 471. 514.517. Mulchen 306. Müller, L. A. 444. Munday 31. Mundo Novo (Südbraſilien) 208. — Nuevo (Venezuela) 443. Munduruku 81. 166. Munoz 28. Mura 82. 146. Mururata 325. Muſters (See) 33. Muſters, G. Ch. 32. 33. 38. Muſtique 465. Mutis 21. Muzo 422. 429. Nabon 386. Nacimiento 306. Nacimientos de Jaguel 329. Nacional Yegros 228. Nadis 290. Nagoya 237. Nagrandan 508. Nahua, ſ. Nicarao. Nahuel Huapi 21. 32. 34. 35. 56. 261. 283. 284. 294. 296. — Pan 287. Nahuqud 82. 166. Nandu 77. Naos 500. 501. Napo 19. 20. 27. 28. 133. Naranjal 393. Narborough 48. Nare 411. Naricual 443. Narino (Paſto) 424. Naſſau 453. 488. Natal 177. 554 Natterer 22. 23. Nauräd 422. Nauta 129. 151. Navarin 56. 282. 287. Nazareth 178. Nazca 370. Nechi 410. Neger 84. 114. 125. 176. 189. 342. 375. 401. 423. 439. 458. 459. 467. 469. 471. 474. 482. 486. 510. 514. 517. 519. Negreiros 345. Negritos 364. 381. Negro, ſ. Rio Negro. — Muerto 271. Neiva 41. 411. 425. 426. Nelſonſtraße 288. Nemocon 427. Nepena, Tal 371. Neu⸗Amſterdam 118. Neu⸗Auſtralien 228. Neu-Braunau 305. Neudorf 207. Neu-Germania 228. Neugranada 85. 86. 423. Neuquén (Fluß) 34. 36. 96. 261. 295. 296. — (Gobernacion) 257. 272. — (Ort) 270. 272. — (Tal) 269. Neuquén-Bahn 279. Neuwürttemberg 208. Nevada de Meérida 437. — de Santa Marta 416. 417.422. Nevado de Acay 322. — de Aconquija 320. — de Acrotambo 360. — de Cachi 322. — de Cajamarquilla 63. 360. — de Famatina 319. — de Huaskaran 281. — de Huaylillas 362. — de Huila 410. — del Veladero 318. — de Paſtos Grandes 322. — de Pelagatos 362. — de San Francisco 318. — de Sorata 325. — Gallina Muerta 318. — Huallatiri 330. Nevados 62. — de Chani 322. Nevis 45. 452. 453. 463. 470. 471. New Amſterdam 119. Newceaſtle 453. 454. New Plymouth 470. — River 524. Nhamunda 135. Nicaragua 16. 42. 43. 44. 510. 511. 513. 514. 520. 521. 522. 523. — Bergland von 495. Nicaraguaſee 43. 491. 493. 524. Nicarao 508. Nickerie (Fluß) 104. 105. — (Ort) 118. Nicoya (Halbinſel) 493. Regiſter. Nicoya (Ort) 512. Nictheroy 192. 210. Nicueſa 11. Niederländiſch-Guayana 88. 92. 104. 116. 117. Niederlein, G. 30. 31. 34. 238. Niederſchläge 60. Nieve penitente 295. 388. Nigua 477. Nindiri 494. Nino, Andres 16. — Per Alonſo 11. Nipebucht 7. 483. Nizao 477. Nocten 243. Noguera 33. Nogy das Cruzes 195. Nonohay 208. Norddeutſcher Lloyd 94. Nordenſkiöld, E. 31. — Otto 33. 258. 263. 283. Nordküſte 93. Nordoſtbraſilien 158. 170—179. Nordpatagonien 33. Nord-Santander 424. Nori 421. Noria 345. Normannen 4. 9. Norquin 271. 272. Nortes 501. Northers 501. Nötzli 39. Nova Colonia do Sacramento 232. — Friburgo 192. — Italia 206. — Petropolis 208. — Santa Cruz 208. Nuble (Fluß) 296. — (Provinz) 306. 307. Nudo von Apolobamba 325. — de Pasco 356. 359. — de Tiupullo 389. Nueva Burdeos 228. — Granada (Preſidencia) 423. — — (Stadt) 423. — Italia 305. — Sevilla 518. Nueve Cerros 518. Nuevitas 483. 485. Nuevo Imperial 306. — Timbo 239. Nutrias 126. Nutzpflanzen Amazoniens 143. — Bolivias 357. — Braſiliens 176. 187. 203. — des Chaco 242. — von Chile 300. — Colombias 419. — Ecuadors 401. — von Guayana 112. — der Pampa 251. — Paraguays 225. — der peruaniſchen Kordillere 368. — Südamerikas 70. — Venezuelas 442. Nutzpflanzen Weſtindiens 457. — Zentralamerikas 504. Oaxaca 16. Obidos 138. 155. Obligado 34. Obrajes 226. 229. Obſtruction-Sund 288. Ocampo, Sebaſtian de 11. Dcafia 425. 428. Ochſenius, C. 299. 302. 311. Ocobamba 356. Ocoña 357. O'Connor 34. Ocbs 523. 524. Ocotal 514. Ocumare 442. Odebrecht, H. 23. Oeiras 177. O' Higgins 306. 307. Ojancos 310. Ojo del Toro 481. Olancho 515. 516. Olascoaga 34. Olid, Criſtobal d' 16. Olin, A. 33. Olinda 178. Oliva 229. Ollantai-Tambo 373. Ollitapaß 318. Olmes, Fort 245. Omagua 81. 148. Ombu, Fort 246. Ometepe, Inſel 494. Ona (Indianer) 78. 267. 268. Ona (Ort) 386. Onzole 400. Oran 31. 348. Orangebai 289. Orangen 90. Orangetown (Oranjeſtad) 471. Orbigny, A. D. d' 23. 29. 38. 81. Orchila 44. 447. Ordinaire, O. 39. Orellana, Francisco de 18. 129. 133 Orinoco 18. 19. 20. 21. 25. 28. 42. 54. 55. 56. 57. 95. 103. 106. 107. 108. 109. 444. Orinoco-Delta 8. Orkane 466. 470. 473. 475. Orocué 108. 126. Oroſi 493. Orota, ſ. Rota. Oroya 357. Oroya-Bahn 97. 358. 378. 384. Orſeille (Orchila) 49. Ortega 43. Ortiz (Chaco) 245. — (Llanos) 127. Ortmann, A. E. 74. Ortoirefluß 445. Orton (Fluß) 29. 136. Orton, James 27. Oruro 333. 346. 352. 353. Oſa, Halbinjel 493. Oſorno (Ort) 34. 305. 314. — (Bulfan) 283. 293. Oſpino 127. Oſtbraſilien 158. 179. Sa 179.189.191. Oftfonbiflere 315. 318. 322. 323. 360. 386. 412. 427. Otavalo 405. Otomaken 82. 113. Dtuzeo 363. 379. Otway Water 282. 283. 288. Ouricury 172. Ouro Fino 169. — Preto 22. 184. 193. Ovalle 309. Oyagua 37. 330. Oyampi 113. Oyana 82. Oyapoc 26. 105. Ozama 477. Paat 238. Pabellon de Pica 345. Pacasmayo 39. 377. 382. 383. Pacasmayo-Cajamarca-Bahn 384. Pacaya (Indianer) 166. — (Vulkan) 497. Pacchapungo, ſ. Kanal von Paccha⸗ pungo. Pachacamac 371. Pachachaca 357. Pachitea 27. 135. Pacho 427. Pacifie Mail S — Steam Navigation Company 94. 313. 383. 523. Pacimoni 107. Padamo 25. 103. Padauiry 25. 134. Page, John 31. — Th. 29. Pailon 404. Pajonales 337. 398. Palanquen 294. Palca 317. Palcazu 135. Palena 35. 283. 285. Palenque 43. Palikur 113. Pallasca 379. Palmella 82. 166. Palmen 141. Palmira 386. 425. 426. Pamana 147. Pampa 30. 61. 68. 69. 217. 222 246. — Aullagas 327. — de Chira 364. — de Empeza 327. — de Islay 331. 358. — de la Paciencia 310. 331. 344. — de las Salinas 320. — de Tamarugal 310. 331. 333. 336. 344. Pampasindianer 79. 83; ſ. Regiſter. Pampas (Fluß) 357. Puelche. Pampatar 444. 447. Pampero 224. 231. 250. Pampine Sierren 248. 251. Pamplona 415. 425. 428. Panama (Ort) 57. 501. 511. 523. — (Staat) 510. 511. 522. — Golf von 492. — Landenge von 42. 43. 46. 47. 492. Panamäkanal 95. 524. Panamarquilla 371. Pancajche 524. Panche 422. Pancora 421. Pan de Azucar (Berg auf Kuba) 481. — — — (Gipfel der Kordillere von Merida) 432. — — — (Ort in Chile) 343. — — — (Vulkan in Colombia) 408. — de Guajabon 482. — de Matanzas 482. | Pando (Berg) 492. Pando, J. M. 28. 38. a Graf 41. Pano 82. 146. Pans 481. Pantanales 165. Panulcillo 310. Panza, Inſel 327. teamſhip Co. 523. Panzös 519. 524. Pao (Fluß) 109. 122. — (Ort) 127. Päo de Azucar 182. Papageien 77. Papoſo 344. Papuri 134. Paquare 492. Para (Fluß), ſ. Rio Para. — (Ort) 20. 29 138. 156. 210.214. — (Staat) 24. 26. 151. 153. 209. Paracatu 183. 194. Parada 271. Paragua 107. 109. Paraguana 57. 414. 432. 437. Paraguarhy 229. Paraguaſſu 183. Paraguau 31. 161. Paraguay (Fluß) 29. 55. 67. 161. 218. — Repubii 20. 22. 29. 31. 61. 73. 86. 88. 92. 217. 221. 222.230. 238. Paraguay⸗Tee, ſ. auch Mate. Paraguay⸗Teebaum 67. 70. Parahyba (Fluß) 55. 95. 171. 173. 176. 178. 182. 191. 209. 214. Parahybuna, ſ. Juiz de Fora. Paramacca 115. | Raramaribo 110. 118. Paramillo 409. O or Oe Päramo del Anjel 391. — de las Animas 408. — de las Papas 408. 410. — de la Suma Paz 412. — de Mucuchies 432. — de Tama 431. — Frontino 409. — von Silvan 386. — von Tinajillo 386. Paäramoklima 395. Paäramos 62. 386. 397. 417. 418. 438. Päramo-Vegetation 69. Parana (Fluß) 24. 29. 31. 55. 67. 68. 131. 158. 183. 199. 218. 219. — (Ort) 206. 235. 237. 275. 278. — (Staat) 23. 78. 196. 205. 209. — de las Palmas 219. Parana, Sebajtiäo 23. Paranagud 206. 214. — Bucht von 199. Parana Guazu 219. Paranahyba 55. 158. 199. Parana Largo 219. Paranäpanema, ſ. Rio Paranä⸗ panema. Paranapixuna 134. 136. Paranapura 27. 39. 135. 360. Paranäſtaaten 196. Paranatinga 162. Paravilhana 114. Parcoy 379. Pardo (Fluß zum Rarand) 200. 208. — (Fluß zum São Francisco) 183. Parecis 166. Paredes, M. R. 342. Parentintin 81. 149. Päria, Halbinſel 433. 435. 437. 442. Parinacota 330. Parintins 155. Parnahyba (Fluß) 172. — (Hafen) 177. Parnahyba-Becken 171. Parral 307. Paru 26. 28. 104. 135. Pascua, ſ. Rio Pascua. Paſo Barrios 294. Paſochoa 389. Paſo de la Brea 318. — de la Pena Negra 317. — de las Flechas 317. — del Eſtanzuelo 318. — del Fierro 318. — de Libres 236. Paſſarge, ©. 25. Paſſate 60. Paſſé 147. Päſſe der Kordilleren 287. — — in Chile 294. — der Weſtkordilleren 329. Paſſo Fundo 208. Paß, A Buriloche (Bariloche) 21. 294. — 75 Cajas 55. 387. 395. 556 Paß von Cätia 435. — von Chacarilla 329. — von Huarmaca 356. — von Rancho Chiquito 496. — von San Francisco 37. — von Tinaquillo 435. — von Uspallata 294. 298. — von Villa de Cura 435. Paſtaza 28. 39. 133. Paſtene, Juan Baptiſta 17. Paſto 40. 425. — Vulkan von 408. Patagones 263. Patagones-Choéle-Choél-Bahn 271. Patagonien 21. 32. 54. 59. 60. 68. 69,70 73. 74. 75. 77. 78. 94. 99. 100. 257— 273. 274. Patagonier 79. 83. Pätapo 377. Pataz 379. Patia 408. 430. Patillos 345. Patos 137. Patron, L. Riſo 36. Patuca (Volksſtamm) 507. Paucartambo 356. Pauchata 334. Pauliſtaner 20. 167. 188. 205. Paumari 147. Pauſa 357. Paute 55. 386. 387. Pavon 21. Paya, ſ. Poya. Payagud 243. Payer, Richard 28. 39. Payne 286. Payos 291. Payſandu 232. 233. Payta 41. 65. 377. 382. Pazifiſche Staaten 88. 92. Paz Soldan, Mariano Felipe 38 Pebas 129. 151. Pedrarias 16. 17. Pedregal 523. Pedro Affonſo 170. Pedro I., Dom 87. — II., Dom 87. Péhua 146. Pehuenches 302. Pelée, Montagne, ſ. Montagne Pelcée. Pelotas 59. 201. 202. 206. 208. Penck 268. Penco 306. 310. Pentland, J. B. 38. Peperi Guazu 200. Pereira Labre, Oberſt 154. Perené 357. 380. Pergamino 254. Perlenarchipel 512. Pernambuco (Ort) 61. 174. 210. 214. — (Staat) 23. 171. 173. 176. 178. 209. Regiſter. Peru 16. 17. 19. 20. 21. 22. 27. 38. 63. 65. 68. 69. 71. 72. 73. 74. 79. 86. 88. 92. 355-385. — (Vizekönigreich) 85. Perucho 389. Perüſtrom 58. Pescaderias 411. Peſt 65. Petén 43. 44. 499. 519. Peteroa 36. 293. Petit Cul de Sac, Buſen 469. Petite Terre 463. 468. 469. Petit Goave 480. Petropolis 192. Pfeilgifte 80. Pferd 91. Pflanzendecke, ſ. Vegetation. Philadelphia 191. Philippi, Friedrich 37. — Rudolf Amandus 36. 37. 300. 321. 330. 331. 336. 340. Philippsburg 472. Pianagoto 114. Piapbko 114. Piaroa 82. 113. Pias 379. Piauhy (Fluß) 172. — (Staat) 23. 171. 176. 177. 209. Pica 344. Pic F. de Leſſeps 107. Pichachen 294. Pichachenpaß 36. 279. Pichi Mahuida 260. Pichincha (Berg) 390. — (Provinz) 405. Pichis 27. 135. Pichu⸗Pichu 330. Pico Blanco 492. — de Huaylas 362. — del Valle 477. — de Naiquata 435. — de Piedade 180. — de Tarquino 481. — de Yaqui 477. — Entre los Rios 477. Picos 481. Piédecueſta 428. Pigeon Point 446. Pikunche 302. Pilaga 82. 243. Piläo Arcado 190. Pilar (Ort in Goyäz) 169. — (Ort in Paraguay) 228. Pilaya 323. Pilcomayo 30. 31. 55. 96. 238. 239. 323. 352. Pilger 24. Pillaquitron 287. Pilmayquén 296. Pilon 350. Pimenteira 176. Pimentel 24. Pinar del Rio (Hafen) 485. — — — (Provinz) 482. 483. 484. Pinart, A. 43. Pindaré 173. Pineda, Alonſo Alvarez 12. Pinhal 203. Pinhel 137. Pinos, Inſel 480. 482. 485. Pinto 27. Pinzon, Martin Alonſo 6. 7. 8. — Vicente Paſez 6. 10. 11. 12. 13. 14. 18. Pioje 146. Pipil 509. Piquiry 161. 169. Piracicaba 195. Pirahy 192. Piranga 155. Piranhaquara 152. Pirapb (Fall) 200. 219. — (Fluß) 223. Pirapora 194. Pirara 104. Piray 324. Piro 147. Piſac 373. Piſagua 310. 345. Piſagua-Lagunas-Patillos-Bahn 344 Pisco 57. 376. Pispis (Diſtrikt) 43. Piſſis, A. 36. Pitons du Carbet 467. Pitrufquen 305. 314. Pitta 188. Pittier, H. 43. Piura 365. 377. 382. Pizarro, Fort 245. Pizarro, Francisco 15. 17. — Gonzalo 19. Placilla 344. Planchon (Berg) 293. — (Paß) 279. 294. Plock, C. 444. Plüddemann 34. Plymouth 446. Poäs 43. 493. Pohl 22. Pöhlmann, R. 33. 37. Point da Pierre 445. — à Pitre 453. 469. — La Brea 445. — Noir 445. Pokoman 509. Pokonchi 509. Polakowſky, H. 42. Polen 205. Poligudu 115. Polochie 499. 524. Polochic-Tal 519. Polonia 206. Pomabamba 362. Pomarape 330. Pompei 380. Ponce 474. 475. Poncho 80. 302. Pongo de Aguirre 135. — de Manſeriche 101. 130. 361. — de Rentema 361. Pongos 361. f Ponta Groſſa 206. Popayan 21. 40. 425. 426. Popper, J. 33. Pöppig, Ed. 27. 35. 38. Porce 410. Porcos 132. Porlamar 447. Pororoca 129. 132. Portage 104. Port Antonio 455. 487. — au Prince 453. 479. 480. — Caſtries 466. — de Paix 480. — Egmont vor Weſtfalkland 51. Portezuelo Challacarhua 327. — de Pereda 329. Portillo Come Caballos 317. — de Azufre 317. — de las Vacas heladas 317. — del Viento 317. — de Valle Hermoſo 317. Portillo, Pedro 28. Port Louis auf Oſtfalkland 51. — Maria 487. — Morant 487. Porto Alegre 59. 201. 208. 210. 214. — da Cachoeira 191. — da Rifano 184. — de Iguapé 196. — de Moz 137. 155. — Fluvial 194. — Franco 170. Port of Spain 446. Porto Nacional 163. 170. — Rico, ſ. Puerto Rico. — Seguro 12. 191. — União 207. Port Roſeau 455. 468. — Royal 487. — Stanley 52. Portugalete 347. Portugieſen 85. Portugueſa (Fluß) 109. 122. 444. — (Staat) 127. Poſadas 224. 229. Potaro 103. Potiguarä 176. Potoſi 63. 324. 333. 346. 352. 353. Potoſi⸗Rio Mulato-Bahn 97. Potrerillos 524. Poty 172. Poya 507. Pozo (Völkerſchaft) 421. — Almonte 345. Pozuzu 380. Praia 178. Prainha 155. Präkordilleren 281. 318. 338. Prayas 131. Preſidente Roca 245. Prezidio de Santa Maria 162. 170. Pringles 271. Prinzapolca 43. 495. 520. Progreſo 515. Regiſter. Propria 190. Ptolemäus, Claudius 5. 9. Pua 306. Puccha 361. Puelche 79. Puelo 285. 286. 292. Pueltſchen 83. Puenches 302. Puente de Chimbo 402. 404. — Nacional 428. Puerto Barrios 501. 519. 523. 524. — Belgrano 279. — Bello 11. — Berrio 414. 426. 430. — Caballos, ſ. Puerto Cortez. — Cabello 435. 436. 440. 441. 444. — Camarones 272. — Colombia 430. — Cortez 16. 43. 515. 523. 524. — de Caramanta 410. — de Pinas 17. — Deſeado 32. 273. — Espana, ſ. Port of Spain. — Gallegos 271. 273. — Galvan 279. — Ingeniero White 279. — Limon 501. 512. 513. 521.523. — Madryn 271. — Maldonado 152. — Melendez 151. — Montt 36. 289. 305. 314. — Nacional 426. — Octai 305. — Pacheco 218. 245. — Pando 353. — Pirämides 272. — Plata 479. — Principe 483. 485. — Real 515. — Rico 8. 45. 451. 452. 453. 454. 457. 458. 459. 460. 461. 462. 463. 464. 474. 475. — San Julian 15. 271. 273. — Sucre (Bolivia) 152. — — (Venezuela) 444. — Tablas 115. 120. 121. — Varas 305. — Victoria 135. — Viejo 404. — Wertheman 357. — Wilches 426. Puertos 361. 383. Pueyrredön, ſ. Cochrane. Puinare 113. Puinave 82. Pulacayo 327. 347. 353. Pular 329. Pulque 72. Pululagua 390. Puma Cayan 372. Puma⸗puncu 341. Punä, Inſel 57. 392. 393. 396. Puna 62. 63. 69. 326. 328. 333. 346. 355. 362. 368. — brava 337. 557 Puna de Atacama 326. 336. — de Jujuy 322. 326. — von Bolivia 327. 328. 333. 337. 346. — von Peru 355. 357. 362. 366. 368. Punchbowl 471. Punitaqui 309. 310. Puno 39. 346. 384. Punta Arenas (Chile) 32. 33. 263. 264. 269. 271. 272. — (Cojta Rica) 512. 513. 523. — Gorda 523. — Pariña 47. 57. Puntiagudo 293. Püquios 310. Puracé 408. Purén 303. 306. Puri 82. 188. Purus 27. 28. 55. 95. 136. 154. Putumayo (Fluß) 27. 41. 134; ſ. auch Sea. — (Kommiſſariat) 151. 424. Puyeéhue (Paß) 34. 294. — (See) 296. — (Vulkan) 293. Pyrenopolis 160. 163. 170. Qualibou 466. Quaqua 125. Ouarahim 206. OQuarteronen 375. Quebracho 90. 226. 242. 276. Quechisla 353. Queimados 67. 166. Queluz 185. Quenſel 33. Querocotillo 363. Queſada, Gonzalo de 18. — Hernan de 18. Quetrupillan 293. Quetzaltenango 500. 501. 510. 518. 519. Quibdo 425. Quiche (Ort) 43. — (Volksſtamm) 509. — (Vulkan) 491. 498. Quilca 345. Quilindana 390. 395. Quillabamba 357. Quillen 294. Quillota 308. Quilotoa 389. Quilquihue 294. Quimbaya 421. Quimſa Cruz 325. Quinteronen 84. 375. Quirigua 519. Quispicaſha 389. Quito (Ort) 19. 20. 21. 39. 40. 97. 394. 405. — (Volksſtamm) 83. — Becken von 389. Quitu 400. Quixada 177. Quixeramobim 61. 173. 558 Rabinal 519. Racuri 200. Rada de Tilly 271. 272. Rafaela 255. Raggi 269. Rahue 296. Raimondi, Antonio 38. 39. 355. Raleigh, Sir Walter 19. 116. Rama 507. Ramon, Manuel 20. Rancagua 307. Rancho Chiquito, ſ. Paß von Rancho Chiquito. Ranco, See 284. 296. Ranke 24. Ratzel, Friedrich 46. Raura 360. Rawſon 60. 263. 264. 269. 272. Recife 178. Reck, Hugo 38. 329. 337. Reclus, Eliſée 41. 117. Reconquiſta 246. Recuay 363. Red D Line 93. Redonda 8. 452. 470. Regel, Fr. 41. Regen, ſ. Niederſchläge. Regencia, ſ. Barra do Rio Doce. Regenwald, tropiſcher 66. Reiche, Karl 33. 35. 37. 290. 336. Reichert, F. 32. 36. 295. Reiß, Wilhelm 27. 39. 40. 41. 371. 389. 391. 395. 410. Reloncavi, Buſen von 292. Remedios 426. Remo 146. Re molino 426. Rengo 307. Renihue (Fluß) 285. 286. — (Vulkan) 293. Rennellinſel 288. Reſiſtencia 246. Reſtauracion 236. Retalhuleu 517. 518. Rethwiſch 35. Reunion 245. Reventazon 493. Re wa 105. Reyes (Reiſender) 27. — (Stadt) 27. 38. 152. Rezende 192. Rhea americana 77. — Darwini 77. Ribeira 182. — de Iguapé 95. Ribeirdo Preto 195. Ribeiro, Diogo 15. Riberalta 136. 152. Rice, Hamilton 28. Richer, Jean 20. Rimac 358. 359. 371. Rimbach, Gebrüder 39. Rincon, Lagune 476. — de la Vieja 493. Rinder 91. Rio Acarigua 109. Regiſter. Rio Agrio 261. — Aguan 495. — Alegre 161. — Amana 127. — Ambi 391. — Apa 223. — Aquidaban 223. — Aroa 433. 434. — Atuel 30. 36. — Baker 35. 260. 262. 284. 285. 286. Riobamba 40. 394. 405. — Becken von 387. Rio Barquiſimeto 434. — Barrancas 261. — Baudb 409. — Belgrano 32. 33. 260. — Beni, ſ. Beni. — Bermejo, ſ. Bermejo. — Biobio 296. — Blanco, ſ. Rio Branco. — Bobo 392. — Bogota 413. — Bonito 169. — Branco 25. 26. 28. 104. 106. 135. 161. — Bravo 35. — Bueno (Fluß) 296. — — (Ort) 305. — Caca 136. — Calle-Calle 260. 294. 296. 297. — Calvas 386. — Carrileufu, ſ. Carrileufu. — Caſanare 18. — Cauca, ſ. Cauca. — Cautin 296. — Cayutué 294. — Ceſär 411. 414. — Chadi Leufu, ſ. Chadi Leufu. — Chalia 260. 262. — Chambo 387. — Chamelecon 499. — Chanchan 387. 392. — Chico (Fluß) 32. 33. 260. — — (Ort) 442. 445. — Chimbo 392. — Chimore, ſ. Chimoré. — Chira 382. 386. — Choapa 316. — Cisnes, ſ. Cisnes. — Claro (Fluß) 286. — — (Ort) 169. 195. 206. — Claro-Maule 296. — Coco, ſ. Coco. — Coile, ſ. Coile. — Colorado 34. 55. 56. 257. 296. — Corcovado, ſ. Corcovado. — Corrientes 68. 235. — Cuarto (Fluß) 247. — — (Stadt) 59. 249. 255. — Cullen 263. — Curacb 260. — Cuyaba 29. 54. 55. 161. — da Cinza 199. — das Canvas 200. 261. Rio das Mortes 162. — das Pelotas 200. — das Piranhas 173. — das tres Barras 162. — das Velhas 183. 199. — de Belmonte, ſ. Jequitin⸗— honha. — de Cafiar 393. — de Contas 183. — de Copiapb 316. — de Huallanca 361. — de Huaräz 363. 364. — de Janeiro (Ort) 15. 22. 58. 184. 192. 210. 214. — — — (Staat) 23. 179. 182. 189. 191. 209. — — — Bai von 58. — de Jauja 358. — de la Pascua 35. 285. — de la Paſion 500. — de la Paz 136. 325. — de la Plata 58. 220. — de las Burras 326. — del Huasco 316. — de Llacanora 363. — de los Huemules 286. — de los Patos 317. — de Oro 310. — de Oroya 358. — de Piura 364. — Desaguadero 248. 327. — de San Juan 321. — Deſeado, ſ. Deſeado. — de Sechura 364. — de Valdivia 296. — Diamante, ſ. Diamante. — Doce 23. 78. 95. 182. — dos Bois 199. — Escalante, ſ. Escalante. — Esmeraldas 389. — Fenix 260. 262. 285. — Fresco 24. — Frio (Fluß) 35. 286. — — (Ort) 427. — Futaleufu, ſ. Futaleufu. — Gallegos, ſ. Gallegos. — Genua 262. — Grande (Fluß; Araguaya) 162. — — Germejo) 239. 323. — — (Colorado) 36. 261. 295. — — de Bahia 23. 183. — — de Minas 184. 199. — — de Motagua 491. — — de Tarcoles 493. — — (Esmeraldas) 389. — — (Mamore) 136. — — Marauon) 361. — — Nicaragua) 43. 491. 495. — do Norte (Staat) 171. 176. 177. 209. — — — — (Hafen) 214. — — do Sul (Ort) 201. 206. 208. — — — — (Staat) 23. 196. 198. 205. 207. 208. 209. — Guainia, ſ. Guainia. — Guajahu, ſ. Guajahü. Rio Guaporé 24. 161. — Guaratuba 183. — Guayas 392. — Guruph 170. — Hacha 414. 420. 427. 430. — Ipané 222. 223. — Jejuy 222. 223. 226. — Lauca 327. — Lempa 496. 498. — Leon 387. — Leona 285. — Limahy, ſ. Limay. — Lipez 326. 327. — Loa 331. — Longa 172. — Madrejon Grande 238. — Magdalena, ſ. Magdalena. — Maiten 35. — Manſo 35. 285. 286. 292. — Mapiri, ſ. Mapiri. — Marombas 200. — Maule 17. — Maullin 297. — Mayo 27. 135. 260. 262. 360. 408. — Meia Ponte 199. — Mirinay 235. — Mocha 372. — Mogy Guazuͤ 184. — Mulato 346. 353. — Napo, ſ. Napo. — Negro (Fluß) 19. 20. 21. 27. 28. 30. 32. 33. 34. 55. 56. 96. 103. 130. 134. 154. 230. 261. 271. 296. 495. — — (Gobernacion) 270. — — (Ort in Colombia) 426. — — (Ort in Südbraſilien) 206. — Neuquén, ſ. Neuquén. — Nirgua 434. — Novo 191. — Nupe 361. — Otuquis 170. 238. — Palena, ſ. Palena. — Pamar 387. — Panuco 11. — Parä 26. 132. 133. 156. — Paranäpanema 184. — Parapiti 238. — Pardenſe 208. — Pardo, ſ. Pardo. — Pascua 285. 286. — Patate 387. 389. — Patuca 495. — Paute, ſ. Paute. — Pellegrini 273. — Petröhue 34. 294. — Pilar 435. — Pilcomayo, ſ. Pilcomayo. — Pispis 520. — Portugueſa, ſ. Portugueſa. — Preto 182. 183. 192. — Primero 247. — Prinzapolca, ſ. Prinzapolca. — Puelo 34. 35. 283. 285. 286. — Queropalca 361. Regiſter. Rio Quinto 246. 248. — Rancheria 407. 414. — Saladillo 240. 246. 247. 248. 350. — — amargo 239. — — dulce 239. — Salado (nördl. Pampa) 29. 238. 239. — (patagonien) 262. — (Provinz Buenos Aires) 247. — (Provinz San Luis) 36. 246. 248. 260. — San Carlos 109. 323. — — Juan (Argentina) 317. 323. — — — (Colombia) 406. 409. 430. — — — (Nicaragua) 494. 524. — — Martin 263. — — Pedro 389. — Santa, ſ. Huaraz. — — Cruz 21. 32. 262. — — Lucia 230. — — Maria 322. — Santiago, ſ. Santiago. — Säo Francisco, ſ. Säo Fran⸗ cisco. — — Manoel 162. 168. — Seco 262. — Segundo 247. — Senger 33. 35. 261. 285. — Siquia 495. 520. — Sogamoſo 411. 413. — Somno 23. — Sucio 409. 425. — Teca 261. — Telembi 408. — Tempisque 493. — Teno-Mataquito 296. — Tercero 247. — Tigre, ſ. Tigre. — Tocuyo, ſ. Tocuyo. — Trombetas, ſ. Trombetas. — Tumbez 364. 386. — Turvo 199. — Ulua 491. 499. — Valcheta 262. — Vaspuc 520. — Vava 495. 520. — Verde 24. 184. 199. 200. — Viejo 412. — Vuta Palena, ſ. Vuta Palena. — Helcho, ſ. Velcho. — M 230. — Zamora 386. 387. — Zußña⸗Upano 387. Riſſo 228. Rittersbacher 36. Rivadävia 245. 271. Rivas 501. Rivera 233. Rivet, P. 81. 146. Roa, Lino de 33. Road Town 474. Roatan, Inſel 449. Roca (Ort) 271. 43. 491. [3 O O Roca, General 30. 34. 253. Rochä 233. 8 Rockſtroh, E. 43. Rodriguez, Barboza 28. Rogers 33. Roman, S. 37. Rondon, C. M. 24. Ronuro 24. 162. Roques 44. Roroima 25. 26. 101. 103. 106. 110. Roſario (am Cuyabä) 169. — (am Parana) 59. 247. 249. 254. 256. 275. 278. 279. — de la Frontera 348. Roſario⸗See 287. Rota 494. Roth, Santiago 30. 247. Rovereto, G. 319. Royal Geographical Society in London 25. Royal Mail 93. Ruatan (Hafen von Honduras) 508. 515. 523. — (Inſel) 495. Rucuyenne 82. 101. 114. Ruge, Sophus 13. Ruiz (Vulkan) 63. 410. Ruiz (Forſcher) 21. Ruku 112. 143. Rum Cay 7. 488. Ruminähui 389. Rupac 361. Rupanco, See 296. Rupununi 25. 104. 105. Saba 452. 460. 462. 463. 471. Sabana, Archipel de 480. — de Mendoza 445. — Grande 426. Sabanilla 430. Sabarad 22. 185. 193. Sacata Grande, Inſel 496. Sachs, C. 42. Saclue 519. Saco 294. Sacſa Huaman 373. Sacupana 109. Sagoatoa 389. Sagua la Grande 485. Sahcaja 518. Saint Anns 436. Saint⸗Barthélemy (St. Barts) 45. 452. 460. 462. 463. 471. 472. Saint Chriſtoph 45. 452. 455. 457. 460. 462. 463. 470. 471. Sainte Croix, ſ. Santa Cruz. Saintes 469. Saint Euſtache (St. Euſtatius) 45. 452. 463. 471. Saint Georges 465. Saint⸗Hilaire, Geoffroy 22. Saint⸗Jean 117. Saint John (däniſche Inſel) 462. 463. 474. — — (Ort auf Antigua) 472. 473. 560 Saint Kitts, |, Saint Chriſtoph. Saint⸗Laurent 117. Saint⸗Louis 117. Saint Marc 480. Saint Martin 8. 45. 452. 462. 463. 471. 472. Saint⸗Maurice 117. Saint Pierre (Martinique) 117. 467. 468. Saint Thomas 44. 457. 460. 462. 463. 473. Saint Vincent 45. 452. 454. 455. 457. 458. 459. 460. 462. 463. 465. — — Soufrieère 452. 465. Sajama 54. 327. 330. 334. Sala 140. Saladas 236. Saladeros 206. 225. 233. 277. Saladillo, ſ. Rio Saladillo. Salado, ſ. Rio Salado. Salama 519. Salamanca (Hafen) 309. — (Nehrung) 412. Salamina 425. 426. Salar Carcote 327. — de Atacama 311. 330. — de Uyuni 327. Salares 326. 330. 337. Salar Grande de Huanillos 311. — von Antofalla 326. — von Arizaro 326. Salaverry 377. 382. 383. Salazar 425. 428. Salegua 500. Salgado 194. Salgar 430. Salinas (Hafen am Atlantiſchen Ozean) 156. — (Ort in der mittelchileniſch⸗ argentiniſchen Kordillere) 310. — (Salzwüſten) 320. — Chicas 248. — Grandes 320. 326. — Iſthmus von 43. Salitrales 339. Saliva 82. 125. Salpeter 310. 331. Salta (Ort) 37. 275. 334. 348. — (Provinz) 238. 245. 273. 274. 347. 349. Salterain 45. Salto 232. 234. — Auguſto 24. 28. 162. — de Guarapetendi 239. — de Mucunäo 200. — Grande 200. — Guairäͤ des Parana 31. — Inſel del 200. — Oriental des Uruguay 219. — Victoria 200. Salvador (Kolonie in Südbraſilien) 208. — (Republik), ſ. El Salvador. Samaca 412. 427. Samand (Bucht) 8. 453. 477. an Regiſter. Samana (Hafen) 479. — (Halbinjel) 476. Samanco (Bucht) 57. — (Hafen) 382. Samanez 27. Sambaquis 78. 204. Samuku 82. 244. Sana (Fluß) 364. — (Ort) 377. 382. San Aguſtin 411. 421. 524. — Ambroſio 49. Sanancajas, Paß 389. San Antonio (Chile) 343. — — (am Madeira) 138. 139. 151 182 — — (patagonien) 271. — — (Venezuela) 440. — — (Zentralbrajilien) 163. Sanapana 82. San Bartolomé 358. — Bernardino 228. 229. — Carlos (Fluß), ſ. Rio San Carlos. — — (Guayana) 121. — — (Llanos) 127. — — (patagonien) 272. — — (ſüdlich von Mendoza) 348. — Caſimiro 127. Sanchez 453. 455. 479. San Cosme 229. — Criſtöbal (Galäpagos), ſ. Cha- tham. — — (Guatemala) 519. — — (Venezuela) 439. Sancti Spiritus 485. Sandia 380. 381. San Diego 496. Sandoval 16. Sandwich-Inſeln 280. San Felipe (Chile) 309. — — (Venezuela) 439. 441. — Felix 49. — Fernando (Chile) 307. — — (Guayana) 108. — — (Trinidad) 445. 446. — — de Apure 109. 126. — — de Atabapo 120. — Francisco 255. — Fructuoſo 233. — Gabriel 421. Sangay 63. 387. 395. San Gerönimo 519. — Gil 428. — Gregorio 32. Sangre Grande 446. San Guillermo 317. — Ignacio 366. — Javier 230. — Joaquin 441. — Jorge (Fluß) 410. — — (Ort) 231. — Joſé (Chile) 305. — — (Cojta Rica) 43. 493. 501. 523. — — Entre Rios) 237. — — (Halbinjel) 272. | San Joſé (Jujuy) 348. — — (Uruguay) 230. 233. 234. — — (Vulkan) 293. — — Gentralbraſilien) 170. — — de Chiquitos 31. — — de Coſtarica 500. 513. — — de Cuͤcuta 428. — — de Guatemala 518. Juan de Puerto Rico 453. 455. 474. 475. — — (Flüſſe) ſ. Rio San Juan. — — (Präkordillere) 36. 37. — — (Provinz) 273. 274. 347— 350. — — (Staten-Inſel) 271. — — (Stadt) 59. 61. 320. 334. 348. — Juancito 520. — Juan del Norte 514. — — del Sur 523. — Julian 32. — — Tal von 259. Sankt Brandansinſel 5. — Chriſtoffelberg 447. — Matheus 191. — Thomas 93. San Lorenzo (Inſel) 57. 377. 383. — — (Ort) 524. — Luis (Argentina) 253. 320. 347. 348. 349. — — (Provinz) 30. 246. 273. 274. — — (Venezuela) 441. — Marcos (Fluß) 199. 363. — — (Ort) 517. — Martin (Argentina) 348. — — (Inſel), ſ. Saint Martin. — — (See) 33. San Martin, Joſé de 86. San Miguel (Berg) 496. 497. — — (Fluß) 136. 161. — — CInſel) 492. . — — Bai von 489. — Nicolas 254. — Pablo (am Uruguay) 236. — — (Zentralbraſilien) 170. — — (See) 391. — — (Vulkan) 330. — Pedro (Bolivia) 330. — — (Guatemala) 498. — — (Paraguay) 228. 229. 254. — — de Atacama 37. 333. 347. — — del Durazno 233. — — de los Cofanes 153. — — de Macoris 479. — — Sula 496. 516. — Rafael (Argentina) 30. 348. — — (Nicaragua) 514. — — (Patagonien) 271. — Roman 380. — Roque 236. — Salvador (Bahama-Inſel) 7. — — GGaläpagos⸗Inſel) 48.288. — — (Ort) 488. 500. 501. 516. 524. — Vulkan von 496. San Sebaſtian-Bai 262. — Sebaſtian de los Reyes 127. Sans Toucher 469. Santa (Fluß), ſ. Huaraz. — Ana (El Salvador) 497. 517. 524. — — Miſiones) 230. — — Vulkan von 496. — Anna de Paranahyba 24. 170. — Barbara 445. — Catalina 410. 497. — Catharina (Hafen) 214. — — (Inſel) 199. — — (Staat) 23. 78. 196. 205. 206. 207. 209. — Clara (Inſel) 50. — — (Kuba) 483. 485. — — (Provinz) 484. — Vulkan von 494. — Cruz (Braſilien) 155. 191. 208. — — (Departamento, Bolivia) 151 132. — — Galäpagos⸗Inſel), ſ. Inde— fatigable. — — (Patagonien; Goberna— cion) 257. 260. 270. — — (patagonien; Fluß), ſ. Rio Santa Cruz. — — (patagonien; Ort) 33. 60. 263. 264. 271. 273. — — (Weſtindien) 8. 453. 455. 462. 463. 473. — — de la Sierra 31. 54. 97. 351. 352. — Elena (Ort in Ecuador) 404. — — (am Parana) 237. — — (Vulkan) 496. — Emilia 208. — Fe (Provinz) 238. 245. 246. 255. 256. 273. 274. 276. — — (Stadt) 29. 253. 254. 275. 278. — — de Antibquia 426; ſ. auch Antibquia (Stadt). — — de Bogota (Ort) 425. 427. — — — — (Vizekönigreich) 423. Santa Ines, Inſel 287. — Sjabel 207. — Leopoldina 191. — Lucia (Chile) 308. — — (Ecuador) 404. — — (Honduras) 520. — — (Inſel) 452. 454. 458. 459. 462. 463. 466. — — Soufriere 453. 466. — Luiſa 344. — Magdalena 518. — Maria (Galäpagos-Inſel), ſ. Charles. — — (Paraguay) 229. 323. — — (Vulkan) 498. — — (am Papurä) 101. — — da Bocca do Monte 208. — — del Antigua 11. — Marta 18. 40. 415. 425. 427. 430. Regiſter. el, Departamento 424. 428. Santarem 137. 155. Santaremzinho 155. Santa Rita 169. — Roſa 348. — — (Antioquia) 425. 426. — — (Guatemala) 519. — — (Honduras) 516. — — (Paraguay) 229. — — (Santa Fe) 255. — — (Sogamoſo) 412. 427. — — de los Andes 309. — — de los Oſos 426. Santa⸗Tal 371. 378. 382. Santa Tecla 230. Santelices, Joſé 37. Santiago (Bolivia) 170. — (Chile; Provinz) 307. — (Chile; Stadt) 17. 298. — (Fluß) 361. 387. — (Galapagos), ſ. James-Inſel (Galäpagos). — (Paraguay) 229. — (Vulkan in Zentralamerika) 496. — de Chuco (Peru) 379. — de Cuba 453. 481. 485. — del Eſtero (Stadt) 240. 245. 253. 350. Santo Amaro 190. 208. — Angelo 208. — Domingo (Ort) 479. 480. — — (Republik), ſ. Dominika⸗ niſche Republik. — — Schneekette von 432. San Tomas 491. Santos 58. 65. 184. 185. 195. 210. 214. Santo Tomé 236. 246. San Valentin 290. — Vicente (Ort in El Salvador) 516. 517. — — (Vulkan) 496. 497. Säo Antonio 154. — Bento 207. — Carlos do Pinhal 195. — Feliciano 208. — Felippe 154. — Felix 190. — Fidelis 191. — Francisco (Fluß) 22. 23. 55. 67. 95. 158. 170. 183. — — (Inſel) 199. — — (Ort) 194. 207. — Gabriel 206. — Jeronimo 208. — 3040 170. — — da Barra 191. — — de Araguaya 162. — — del Rey 22. 192. — Joaquim 116. — oje 192. — Leopoldo 205. 208. — 2ourengo (Fluß) 24. 55. 161. 169. 218. Länderkunde, Süd- und Mittelamerika, 3. Aufl. 561 Säo Lourengo (Ort in Braſilien) 208. — Luis 208. — Luiz 23. 174. 177. — — de Cäceres 169. — — de Maranhäo 23. 57. Saona 476. Säo Paulo (Ort) 184. 195. 210. — — (Staat) 22. 23. 24. 25. 179. 189. 194. 209. 815 Paulo-Corumbä-Bahn 97. 352. Säo Paulo de Olivenga 154. — Pedro d' Alcantara 207. — Romäo 183. 194. — Salvador de Bahia, ſ. Bahia (Ort). — Sebaſtiäo (Hafen) 196. — — (Inſel) 182. — — Bucht von 199. — Vicente 196. Sapaleri 330. Sapper, Karl 43. 45. 496. Sapucahy 184. Saramacca (Fluß) 104. 105. — (Volksſtamm) 115. Sara⸗-Urcu 391. 395. Sarayacu 95. 135. Sarmiento 60. 272. Sarräpiabaum 112. 143. Sarſaparille 143. Sauce 236. Sauces 306. Savajé 167. Savanna la Mar 487. Savannen 67. 111. 141. 417. Sawkins, J. G. 45. Scarborough 446. 447. Schafe 91. Scheltze, J. 33. Schenk, Friedrich v. 41. Scherzer, Karl 42. Schildkröten 76. Schiller, W. 36. Schipibo 146. Schiri 400. Schiriand 82. Schlagintweit, O. 39. Schmidt, Max 24. Schmied, Adalbert und Arnold 31. Schnee 333. 395. 416. Schneeberge 62. Schneegrenze 62. 290. 295. 298. 334. 366. 437. Schoklang, |. Bugres. Schollenland des Oſtens 100. Schomburgk, Brüder 25. 45. 102. 106. 111. 113. 114. Schöner, Joh. 15. Schottegat 448. Schouten 18. Schwarzwaſſerflüſſe 142. Schweine 91. Sebondoi, See von 408. Secas, See 391. Sechura, Wüſte von 364. 36 562 Secure 324. Seebach, Karl v. 42. Seelſtrang, A. 31. Seemann, Bertold 39. 40. Seen 56. 284. 294. 297. Seeſchiffahrt 93. See von Izabal 16. — von Peteén 16. — von Valencia in Venezuela 56. Segovia 491. 495. Selaque, Berge von 498. Seler, Eduard und Cäcilie 43. Selfridge, T. O. 27. Selkirk, Alexander 50. Selle 35. Selva de Camilo 124. — de Ticoporo 124. * — de Turen 124. Selvas 54. 66. 141. Sénéchal de la Grange 340. Seneze 39. Senger (Senguer), ſ. Rio Senger. Seno de Reloncavi 34. Senſuntepeque 517. Serchil 491. Sergipe 179. 189. 190. 209. Seringa 211. Serpa 155. Serpents Mouth 57. Serra Acarai 105. — Arari 172. — Borborema 172. — Boticario 172. — Cadias 181. 197. — Cayapb 160. 162. — da Aſſurud 180. — da Chapada 180. — da Cinta 158. 172. — da Eſperanga 197. — da Itaraca 181. — da Mantiqueira 179. 181. — da Matta da Corde 179. 180. — da Miſſäo 172. — das Almas 180. — das Coroadas 158. 170. 172. — da Gincora 181. — das Mangabeiras 158. 172. — da Tabatinga 158. 180. — da Tiuba 180. — de Almeirim 129. 135. — de Erere 135. — de Maracaju 160. — de São Joao 197. — Diviſdes de Rio Claro 160. — do Andrequece 179. — do Chifre 181. — do Duro 158. 180. — do Ejpinhaco 180. — do Gaviäo 181. — do Herval 198. — dois Irmäos 171. 172. — do Machado 172. — do Mar 58. 181. — do Negro 158. 172. — do Paranan 22. 158. 180. — do Piauhy 171. Regiſter. Serra dos Aymores 181. — dos Dourados 158. — dos Orgäos 181. 197. — dos Parecis 160. — dos Pyreneos 24. 160. — dos Tapes 198. — dos Vertentes 179. 180. — Geral 198. — Grande 172. — Gurgueia 170. 172. — Mangabeira 170. Serrania 172. — de Chanchagran 391. — de Chichas 324. — del Interior 435. 438. — de Sarapana 330. Serrano, Forſcher 34. Serranos 375. Serra Paranapiacaba 181. — Paranaquära 129. Serras 159. 180. Serra Sangue 160. — Vermelha 158. 170. Serrinha 197. Serro do Mar 197. — Itabira 194. Sertanejos 189. Sertäo 67. 164. 165. 176. 186. — von Camapuan 167. 199. — von Minas Geraés 22. Sesquilé 427. Setal 501. Sete Quedas, Fall von 96. 200. Setibo 146. Shambiſa 167. Shehuen 260. Siapa⸗Baria 107. Sicaſica 346. Siemiradzki, J. v. 23. 34. 197.198. 248. 251. 261. 264. 265. Sierra 355. 367. — Ancaſte 37. — Baguales 287. — Baja 248. — Balmaceda 263. — Carapo 106. — Carmen Sylva 263. — Cazador 287. — Cerezuela 319. — Chica 248. 249. 319. — Curupira 106. — de Achala 319. — de Aconquija 37. 320. 338. — de Aguilar 322. — de Ambato 318. 319. 320. 338. — de Amotape 364. — de Ancaſte 318. 320. — de Andacaba 324. — de Azul 30. 248. — de Baburuco 477. — de Cordoba 30. 315. 318. 319. 350. — de Guanacaſte 493. — de Huilcaconga 356. — de Ischilin 319. Sierra de la Huerta 315. 318. 319. — de las Minas 489. — de la Ventana 248. — del Cajon 322. — del Campo 319. — de Lepaterique 495. — del Eſpiritu Santo 449. 498. 499. — del Mico 449. — de los Llanos 319. — de los Organos 482. — del Volcan 248. — de Malanzan 315. — de Merendon 498. — de Monte Criſti 476. — de Olte 262. — de Opalaca 498. — de Opatoro 498. — de Perijd 41. 406. 413. 431. — de Pocho 319. — de Quilino 319. — de Rincote 106. — de San Juancito 495. — de San Luis 319. 350. 433. — de Sancti Spiritus 481. — de Santa Victoria 322. — de Santo Domingo 437. — de Talamanca 493. — de Tandil 248. — de Trinidad 481. — de Ulapes 319. — de Velasco 37. 319. — de Villa Rica 222. — de Woro 495. — de Yuscaran 495. — de Zenta 37. 322. — Dorotea 287. — Famatina 37. 319. 338. 350. — General Roca 259. — Gulumpaja 320. — Imeri 106. — Latorre 287. — Leone 13. — Lihuel Calel 249. 260. — Maeſtra 452. 453. 481. 483. — Mali 492. — Maraguaca 25. — Nevada de Coconuco 408. — — de Cocui 62. 413. 416. — — de Merida 62. 432. — — de Santa Marta 11. 18. 41. 57. 62. 406. 413. 419. — Olavarria 30. 248. — Dmoa 4%. — Pacaraima 106. — Parima 106. — Pis del Palo 319. — Pintada 295. — Puela, ſ. Sierra Cerezuela. — Tapiirapecb 106. — Uſupamo 106. — Uttak 259. — Valcheta 259. — Velasco 320. — Ventana 30. 249. Siete Orejas 491. Sievefing 297. Sievers, W. 39. 41. 42. 45. 406. Sigſig 405. Siharé 134. Silber 310. 353. Silillica 329. Silla de Caräcas 435. — de Payta 364. Sillas 481. Silveira Martins 208. Silver Hills 470. Simiti 426. Simmons, W. E. 43. Simons, F. A. A. 41. Simpſon 34. 2 Simſon, A. 27. Sincholagua 391. 395. Sinclair, W. J. 74. Sincora 190. Sinu 57. 410. — Tal des 427. Sipapo 108. Sipotuba 155. Siquia (Fluß), ſ. Rio Siquia. — (Indianer) 507. Siriono 149. Sklaverei 73. 87. 189. 458. 466. 469. 471. 477. 482. 486. Skottsberg, C. 33. Skyring Water 288. Smelter 382. Smyth 27. 38. — Canal 283. Snethlage 24. Spata 427. Sobral 177. Socompa 329. Soconusco 16. 510. Socorro 425. 428. Sogamoſo (Fluß), ſ. Rio Soga- moſo. — (Ort) 425. 428. — Hochebene von 412. Soledad (Colombia) 426. — (Orinoco-Hafen) 109. Solimana 357. Solimöes 27. Solis, Juan Diaz de 11. 14. 15. Solola 518. Sombrero 449. 451. 452. 472. Sonnenſtern, M. v. 42. Sonſon 425. Sonſonate 517. Sopetran 426. Soriano 234. Sorocaba 195. Sorocabana-Bahn 216. Soroche 65. Sotarä 408. Soto, de (Conquiſtador) 17. — (Inſel) 328. Soyaux 23. Spanier 85. Spaniſh Town (Tortola) 474. Spaniſhtown (Jamaica) 487. Spencer, J. W. 45. 468. 471. Regiſter. Spix, J. B. 22. 23. 26. 27. Squier, E. G. 38. 42. Stabroek, ſ. Georgetown (Brit.- Guayana). Stange, P. 34. 35. 36. Stanley 228. Stann Creek 523. Stappenbeck 32. 33. 34. 36. Staten Island 18. 263. 264. 271. 282. 287. 289. Steffen, Hans 34. 35. 285. 287. 292. Steinen, Karl von den 24. 78. 81. 159. 160. 162. 164. 165. 166. 167. — Wilhelm von den 24. Steinheil, E. 41. Steinmann, G. 39. 322. 324. en Alfred 30. 36. 318. 320. Stephen, J. J. 42. Stewart 287. Stille, Hans 41. 406. 407. Stokes 285. 286. Stoll, Otto 43. Storm 31. Stoſch⸗Kanal 288. Stradelli, Graf 25. Strauß 77. 266. Stuart, R. 45. Stübel, Alphons 27. 39. 40. 41. 329. 330. 371. 405. 410. Stutzer, G. 23. Suapure 108. Suarez 412. 413. Subachoque 427. Subtiabä 514. Suchitan 496. Sucio, ſ. Rio Sucio. Sucre (Feldherr) 86. — (Ort) 323. 350. 352. Südamerikaniſche Längsbahn 97. Südbraſilien 158. 196. 208. Süd⸗Orkney⸗Inſeln 280. Südpatagonien 33. Süd⸗ Santander 424. Süd⸗Shetland⸗Inſeln 280. Sueß, Eduard 280. 315. 355. 449. Sula, Ebene von 515. Sulaco (Fluß) 499. — Kette von 495. Sumo 507. Supe (Fluß) 364. 377. — (Ort) 370. 382. Superior 285. Surinam (Fluß) 104. — (Kolonie), j. Niederländiſch⸗ Guayana. Suriname 105. Suru 386. Sutagao 422. Suya 81. 167. Tabak 72. 90. Tabaloſos 379. 563 Tabaquite 446. Tabasco 16. 44. 489. Tabatinga 20. 27. 129. 153. Tablazo de Payta 364. Tablon 395. Taboga 512. Taburete 496. Tacanä 44. 82. 491. 498. 501. Tacarigua (See), ſ. Valencia, See von. — (Volksſtamm) 125. Tächira 432. 440. Tacna (Ort) 39. 332. 345. — (Provinz) 303. 343. 345. Tacna- La Paz⸗Bahn 352. Tacora (Berg) 39. 330. e (Paß) 329. Tactic 519. Tacuarembb 230. Tacutu 104. 106. 135. Tado 409. Tahual 496. Tahuamanü, ſ. Orton (Fluß). Taino 458. Tairona 422. Tajipuru 132. Tajumulco 491. 498. 501. Takäna 147. Tala 348. Talamanca (Indianer) 507. — (Provinz) 512. Talara 364. 381. Talca (Ort) 296. 298. 304. — (Provinz) 306. 307. Talcahuano (Halbinſel) 57. — (Ort) 35. 297. 306. Tal des 16. Oktober, ſ. Valle 16 de Octubre. Talinay 309. Taltal 37. 344. Taluhet 83. Tama 146. Tamalameque 426. Tamanako 114. Tamaya 309. 310. Tambo 27. 135. 357. — de Mora 376. Tampico 11. Tandil 249. 254. Tapajös 24. 27. 28. 55. 67. 130. 137. 155. 161. 162. 165. 168. Tapanahoni 104. 105. Taperas 143. Tapieté 243. Tapir 75. Tapiranya, ſ. Anta. Tapirape (Fluß) 163. — (Indianer) 166. Tapuya 149. Tapuyo 149. Taquary (Fluß) 161. — (Kolonie) 208. 218. Taquary⸗-mirim 161. Tarapaca (Ort) 37. 331. 345. — (Provinz) 303. 343. 344. Tarapoto 379. 367 564 Tararia 492. Tariana 147. Tarica 380. — Scharte von 362. Tarija 323. Tarire 492. Tarma 357. 378. Tasna (Berg) 324. — (Ort) 353. Tata Jachura 330. Tätowieren 80. Tatuhy 195. Taubaté 195. Taulipäng 82. 114. Tauſa 427. Tayabamba 379. Taytao, Halbinſel 57. 288. Tebicuary 222. 223. Tecapa 496. 497. Tecomatepe 496. Teebaum 203. Teffé 27. 134. 154. Tegueigalpa 43. 500. 501. 516. 524. — Bergland 495. Tehuantepec 17. — Landenge 47. 489. Tehueltſchen 32. 83. 267. 268. Tejera, M. 42. Tejuco 22. Tekuna 82. Telegraphenlinien von Argentina 98 — von Bolivia 98. — von Braſilien 98. — von Chile 98. — von Colombia 98. — von Ecuador 98. — von Paraguay 98. — von Peru 98. — von Südamerika 98. — von Uruguay 98. — von Venezuela 98. — von Zentralamerika 24. Telegraphie, drahtloſe 98. 152. Telha Lavres 177. Telica 494. Temperatur 59. Te muco 306. 309. Tenerife 426. Ten Kate 26. Tenorio 493. Tequendama-Fall 413. Tereno 82. Terjali-Manu 29. 135. Terraba (Indianer) 507. — (Ort) 43. Terrafirme 131. Terral 333. Terre de Haut 469. Territorio Amazonas (Guayana) 120. — de las Miſiones, ſ. Miſiones. — de los Andes 274. 347. — Magallanes 292. Teſtigos 44. 447. Regiſter. Tetas 481. Teuco 30. 31. 238. 239. Theophilo Ottone 191. Theotoniofall 27. 136. Thereſa Chriſtina 170. Thereſe von Bayern 142. Thereſienſtadt 207. Thereſopolis 207. Therezina 177. 210. Therezopolis 192. Thiel, Bernhard Auguſt 43. 507. Thielmann, Max v. 39. 40. 41. Thomar 154. Thouar, A. 31. Tiahuanaco 341. 370. Tibagy 199. Ticapampa 379. Tiefländer 54. 101. 392. Tierra caliente 62. 414. 502. — Curiana 439. — del Fuego 262. — firme 439. — fria 62. 415. 502. — templada 62. 415. 502. Tierwelt von Amazonien 143. — der Antillen 457. — des Chaco 242. — von Chile 300. — Colombias 420. — von Ecuador 398. — von Feuerland 267. — Guayanas 112. — Oſtbraſiliens 187. — der Pampa 252. — Patagoniens 266. — der peruaniſchen 369. — Südamerikas 74 — 77. — Südbraſiliens 204. — Uruguays 231. — Venezuelas 438. — Weſtindiens 457. — Zentralamerikas 505. Tiete 184. 199. Tigre (Fluß) 28. 133. — (Inſel) 496. Tijuca, Bucht von 199. Tikuna 82. 146. Timanä 411. Timotes 439. Timpic 360. Tinaco 127. Tinajillas 393. Tinaquillo, ſ. Paß von Tinaquillo. Tingo Maria 135. 359. Tinguiririca 293. Tinki Cocha 360. Tinogaſta 348. Tintina 245. Tippenhauer, Gentil 45. 476. Tipuani 351. Tiradentes 192. Tiribie 507. Tiriquin 121. Tisnados 109. 122. Titicaca (Inſel) 328. 341. Kordillere Titicaca (See) 39. 56. 74. 96. 281. Tixan 405. Toaca 507. Toäds, Inſel 431. Toba 31. 79. 82. 243. Tobago 11. 45. 445. 446. 447. 451. 461. Toca 412. Tocaima 427. Tocaiuna-Paraupeba 163. Tocantins 22. 23. 24. 28. 67. 96. 132. 133. 137. 1622 Tocopilla 332. 335. 344. 345. Tocoto 425. Tocuyo (Fluß und Stadt) 18. 432. 433. 439. 441. Todos los Santos 284. Toeppen, Hugo 31. Toldorumi 358. Tolima (Berg) 410. — (Departamento) 424. Tolten 297. Tomé 306. 310. Tonantins 154. Tongoi 309. Tonkabohne 112. 143. Topocuare 125. Toqui 302. Tordeſillas, Vertrag von 10. Torres 208. Tortola 473. 474. Tortuga 7. 44. 447. 476. Tosca 239. 247. Toscanelli 5. 6. 9. Toscatal 295. Totonicapan 518. 519. Totora 323. Totoralillo 310. Touſſaint l' Ouverture 477. Tovar 436. Traful 294. Traiguen 306. Transandine Bahn 96. 279. 314. Traveſia Grande del Tunuyan 249. 251. 321. Treinta y Tres 233. Trelew 271. 272. Trelope 293. Tres Forquilhas 208. — Hermanos 287. — Puntas 310. Treutler 302. Triana, Rodrigo de 7. Trinacria 228. Trindade (braſiliſche Inſel) 52. Trinidad (engliſche Inſel) 8. 44. 57. 431. 434. 436. 437. 445. 457. — (Ort auf Kuba) 485. — (Ort in Uruguay) 233. Trio 114. Triumpho (Nordoſtbraſilien) 172. — (Südbraſilien) 208. Trockenwälder 66. Trombetas 26. 28. 104. 135. Tromen 295. Tronador 283. 293. Truando 409. Trujillo (Landſchaft und Ort in Venezuela) 440. — (Ort in Honduras) 523. — (Ort in Peru) 377. Trumai 82. 167. Truomen 294. Tſchudi, J. J. v. 23. 35. 38. 333. Tua 330. Tual 501. Tubaräo 199. Tucacas 444. Tucapel 303. Tucker, Admiral 27. Tucuman (Ort) 37. 240. 275. 320. 347. 348. 349. 350. — (Provinz) 245. 273. 274. Tucuru 519. Tucutche 445. Tucuyus 132. Tuichi 325. Tuira 489. Tukane 77. Tukano 82. 146. Tula 507. Tulcan 41. 392. 394. 405. Tuma 43. Tumaco 425. 430. Tumanaha 244. Tumbador 517. Tumbez (Fluß), ſ. Rio Tumbez. — (Ort) 17. 377. Tumuc⸗Humac-Berge 26. 104. 105. Tumusla 323. Tunari 324. Tunguragua 387. 388. 395. Tunja 412. 422. 424. 425. 427. Tunnel 97. Tunuyan 248. Tupak Amaru 346. 351. — Pupanki 341. 400. Tupi 81. 113. 148. 166. 243. Tupinambaras, Inſel dos 137. Tupinambas 81. Tupiza 350. 353. Tupungato 293. Tüquerres 425. — Azufral von 408. Turksinſeln 452. 459. 460. 463. 487. 488. Turmero 441. Turo 389. Turrialba 491. 493. Turyaſſu 177. Tuſſockgras 51. Tutupaca 330. Tuy 435. 442. Typhus 65. Uainuma 147. Uanäna 146. Uaſſa 104. Uatumä 28. 104. 135. Regiſter. Uaupeés (Fluß) 18. 27. 28. 134. — (Kommiſſariat) 151. 424. Uba 193. Ubaté 412. 425. 427. Ubatuba 185. 196. Uberaba 184. 185. 194. Ubinas 330. Ucayali 27. 28. 55. 95. 130. 135. Ucayali-Tal 38. Uchiza 360. Uhle, Max 370. Uitoto 82. 146. Ule, E. 24. Ulloa, Antonio de 21. Ultima Eſperanza 282. Ulua (Fluß), ſ. Rio Ulua. — (Volksſtamm) 507. Umäua 82. 148. Una 182. Unare 122. 435. Unaria 4%. Uncia 353. Uniana 108. Uniäo 177. United Fruit Company 521. — — Line 93. 523. Upa Mayo 358. Upata 121. Uraba 424; ſ. auch Golf von Uraba. Uraca 445. Uraricuera 25. 102. 105. 106. 135. Uriapari 125. Uribante 109. Uricuna 109. Urre, Felipe de, ſ. Hutten, Philipp von. Urre Lafquen 246. 260. Urſua, Pedro de 19. Urubamba 135. 356. Urubicha 170. Urubu (Fluß) 28. 135. — (Ort) 183. Urucupa 183. Uruguay (Fluß) 55. 96. 200. 218. 219 — (Republik) 22. 29. 31. 73. 86. 88. 92. 217. 222. 230. Uruguayana 208. Urwald 111. 164. Uſhuaia 33. 263. 264. 271. 273. 289. Uspallatapaß 35. 37. 94. 294. 298. Uſulutan 496. 516. 517. Uſumacinta 491. 500. Uta 65. Utcubamba 360. Utila (Inſel) 495. 523. Uxituba 155. Uyun 492. Uyuni 347. 353. Uyuni-Huandaca-Bahn 97. Vacacahy 199. Valdivia (Ort in Chile) 289. 303. 304. 305. 565 Valdivia (Provinz) 69. 304. Valdivia, Pedro de 17. 302. 303. 307. Valenca 192. Valencia 435. 439. 440. 441. 444. — See von 96. 435. Valencia-Caracas-Eiſenbahn 97. Valentin, H. 30. Valera 439. 440. a Cauca (Departamento) o.. — de los Angeles 520. — de Upar 415. 427. — Frio 285. — Nuevo 35. 285. — 16 de Octubre 263. 264. 272. 285. 286. Vallenar 343. Valles 337. 498. Valparaiſo (Ort) 60. 297. 298. 303. 304. 308. — (Provinz) 307. Valverde 34. Vanille 143. Varzea 131. Vaſante 130. 137. Vaspuc 514. Vaſſouras 192. Vaughan, T. Wayland 45. Vava, ſ. Rio Vava. Vegetation Amazoniens 140. — Argentinas 241. 250. 338. — Bolivias 337. — Braſiliens 164. 174. 185. 202. — des Chaco 240. — Chiles 290. 299. 335. — Colombias 416. — Ecuadors 396. — Feuerlands 265. — der Galäpagos 48. — von Guayana 111. — der Llanos 123. — der Pampa 250. — von Paraguay 224. — von Patagonien 264. — Perus 367. — Südamerikas 65. 73. — Sübbraſiliens 202. — Venezuelas 437. — Weſtindiens 454. — Zentralamerikas 502. — von Zentralbraſilien 164. Veinteicimo de Noviembre 228. Velasquez, Diego 11. Veldes 272. Velez 425. 428. Venezolaniſches Küſtengebirge 431. Venezolaniſch-Guayana 101. 116. 120. Venezuela 18. 19. 21. 22. 39. 42. 59. 62. 63. 66. 71. 72. 86. 88. 92. 100. 121—127. 431—40. — (Bundesdiſtrikt) 441. Ventuari 25. 107. 108. 566 Veracruz 21. Veragua 8. Veranito de San Juan 437. Verapaz 517. Verde, ſ. Rio Verde. Vergara, Francisco Ortiz de 19. Verkehr Argentinas 278. — Bolivias 352. — Braſiliens 215. — Chiles 313. — Colombias 430. — Ecuadors 402. — Paraguays 227. — Patagoniens 271. — Perus 383. — Südamerikas 93. — Uruguays 234. — Venezuelas 444. — Zentralamerikas 523. Verruga 65. Vertiz, Juan Joſé de 32. Vespucci, Amerigo 9. 10. 12. 13. Vettor Piſani, Korvette 41. Viacha 353. Vianna 177. Viceita 507. Vichada (Fluß) 25. 107. 108. 122. — (Indianer) 125. Victoria (Araukanien) 306. — (Argentiniſcher Chaco) 245. — (Eſpirito Santo) 191. 214. — (Nordoſtbraſilien) 173. Victoria Pic 499. Victorica, Fort 245. — General 30. 31. 253. Vicuña 74. Vidal 288. Viedma (Ort) 272. — (See) 33. 262. Viedma, Francisco 21. 32. Viehzucht Argentiniens 275. — Bolivias 354. — Braſiliens 212. — Chiles 311. — Colombias 429. — Ecuadors 402. — Paraguays 225. — Patagoniens 269. — Perus 381. — Südamerikas 91. — Uruguays 223. — Venezuelas 442. — Zentralamerikas 522. Viellerobe 29. Vieques 473. 474. Vigia 156. Vilafro, See 357. Villa Bella (Amazonien) 152. 155. — (Zentralbraſilien) 167. 169. — Benevente, ſ. Anchieta. — boa de Goyaz 170. — da Barra 191. — de Cura 441; ſ. auch Paß von Villa de Cura. — de la Imperatriz 155. — del Pilar 229. Re giſter. Villa Formoſa 240. — Hayes 228. 229. 245. — Iguapeé 196. Villalta, J. S. 29. Villa Maria 247. 255. — Mercedes 247. — Nova da Rainha 155. — Nueva 247. 255. — Rica (Chile) 303. — — (Paraguay) 228. 229. — — (Vulkan) 293. — de Ouro Preto, ſ. Ouro Preto. — Velha, ſ. Eſpirito Santo (Ort). Villavicencio 126. Villegas, General 34. Vina del Mar 304. 308. Vines 37. Viraroſo 31. Virazon 333. Virgin Gorda 473. Virgin Islands, ſ. Jungferninſeln. Viru 364. Vitor 357. Vodudähue 286. Vogel, Paul 24. Volcan de las Yeguas 293. — de la Ventana 258. — del Azufre 293. — Nuevo 494. — Viejo 494. Volksdichte von Argentinien 273. — von Braſilien 209. — der ſüdamerikaniſchen Staaten 88 Vorgeſchichte der Entdeckung Ame⸗ rikas 4. Vorkordilleren 318. Vuelta Abajo 482. 483. — Arriba 482. Vulkane 54. 281. 286. 293. 318. 329. 385. 408. 410. 453. 465. 466. 467. 469. 490— 498. Vuta Palena 34. 286. Waffen 80. Wagner, Moritz 39. 40. 42. Waika 114. Wald 66. Waldſeemüller Martin 14. Walker, H. de R. 461. (Waltzemüller), Wall, G. P. 45. Wallace, A. R. 27. 73. 76. 77. 140. Wallis, G. 38. Walther, Karl 23. 31. 230. Wapiſchiana 114. Wärmeſchwankung 59. Warnow 207. Warrau, ſ. Guarauno. Waſſerſcheide 103. 259. 286. Waſſerwege 55. Watlingsinſel (Watlings Island) 7. 488. Waupes, ſ. Uaupeés. Waura 166. Wayana, |. Rucuyenne. Weberbauer, A. 39. 337. 367. 368. Wehrli 36. Weinſtock 300. Weiße 84. 125. 150. 176. 188. 204. 269. 303. 342. 401. 423. 439. 459. 467. 482. 486. 510. 515. 517. Weißwaſſerflüſſe 131. 142. Weizen 91. Wellingtoninſeln 34. 57. 288. Wells, J. W. 23. Welſer (Familie) 18. — Bartel 18. Wertheman, A. 27. 39. Weſtindien 100. 451. Weſtkordillere 280. 316. 317. 329. — R. B. 41. Whitely 26. Whymper, Edward 40. Wickham Heights 51. Wied⸗Neuwied, Prinz Maximilian zu 22. Wiener, Charles 28. 39. Wieße, C. 375. Wilckens, O. 33. Wilcox, M. 33. Wilde, Fort 245. Wilhelmina-Gebirge 104. Wilhelm IV.⸗Katarakt 105. Willemſtad auf Curacao 436. 448. Williams, F. 23. Williamſon, E. 23. Winde 60. Wirbelſtürme 454. Wirtſchaftliche Verhältniſſe Argen⸗ tiniens 275. — — Bolivias 352. — — Braſiliens 210—216. — — von Chile 309. — — Colombias 428. — — Ecuadors 401. — — der Pampa 255. — — Paraguays 225. — — Patagoniens 269. — — Perus 380. — — Südamerikas 89 — 98. — — von Uruguay 233. — — Venezuelas 442. — — Weſtindiens 460 — 462. — — Bentralamerifas520—524. Wolf, Theodor 40. 41.48.69.140. 385. 395. 397. 401. 418. Wolff, F. v. 36. 37. Wollaſton⸗Inſeln 56. 287. Worsley⸗Sund 288. Woyawai 148. Wright, M. R. 23. Wulwa 507. Wurfbretter 80. Wüſte 337. Xarqueadas 206. Kingu (Fluß) 23. 24. 28. 55. 67. 130. 137. 161. 162. 168. Xingu (Kolonie) 208. Kiririca 196. Nacaré 239. Haciretä 219. 230. Yagua 146. Vaguachi 404. Yaguara 170. Yahgans 268. 292. Yahua 146. Yahuar Coca 391. Yahuna 146. Yamamadi 147. Yamari 106. Yamunda 28. 104. Yanacadi 351. 354. Yanamayo 361. Yanatilde 356. Yanganuco 362. Yanteles 283. Yapacana 106. Yapacani 324. Yapura, ſ. Japurä. Yaqui 477. — chico 477. Varacui (Fluß) 57. — (Landſchaft) 440. 441. 442. Naracui-Öebirge 431. 434. Naracui-Senfe 433. 434. 438. Yare, ſ. Segovia. Vari 26. 28. 104. Yarigui 422 Yaritagua, Senke von 431. 434. Yaruma 166. Yarumal 425. Yaruro 82. 125. Regiſter. Vary, ſ. Pari. Hate 283. Hauapery 105. Yauri 357. Navi 323. Yavita 121. e Tragplatz 107. Yaws 65 Mbazeta 31. 240. Nbicut 131. Yelcho (Fluß) 35. 283. 285. — (See) 286. Verba 226. 276; ſ. auch Mate. Yojoaſee 491. 499. Yoro 515. 516. Yotau 170. Puberi 147. Yuca 70. 115. Yufatan 8. 11. 43. 44. 489. Yuma 148. Yumetto 188. Yuna 476. 477. Yunca 371. Yungas 325. 335. 337. 342. 351. 354. 382. Yungay 362. 379. Yunguilla, Tal des 394. Yunque, El 474. Yunques 481. Yupua 146. Yurac Cruz 391. Yurafare 147. Yurimaguas 95. 135. Yuripiche 414. Yuruari (Fluß) 26. 105. Puruari (Territorium) 121. 567 Yuruna 81. 166. Yuscaran 516. Mabal, See von, ſ. Golfo Dulce. Zacapulas 519. Zacatecoluca 517. Zambos 84. 375. 517. e (0555 ſ. Rio Zamora. le 1525 Zapara, Inſel 431. Zaparo 82. 147. Zapatera 494. Zaque 422. Zaragoza 426. Zaraguro 404. Zaruma, Becken von 386. Zentralamerika 42. 47. 100. 489. Zentralbraſilien 158—170. Zimmermann 26. Zinn 353. Zipa 422. Zipaquird 425. 427. 429. — Hochebene von 412. Zitteraal 77. Zollipulli 293. Zonda 350. Zorritos 364. 381. Zucker 90. 277. Zuckerrohr 73. Zulia (Fluß) 431. — (Landſchaft) 437. 441. Zunil 491. 498. Zurbriggen 37. Zyklone 454. 482. 2 2 = N 3 E — n = 5 2 . Ay) Ya i 3 * U 1 8 = A 5 a 2 a . ee 3 25 3 EEE ee Eee 7 Te —