{ } t a Fa SMITHSONIAN. DEPOSIT N x 3 Akademie der Wissenschaften in Wien 4 IE - " Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse ai ER N) Sitzungsberichte Abteilung I 128. Band Jahrgang 1919 — Heft 1 bis 10 (Mit i7 Tafeln und 32 Textfiguren) Wien, 1919 Aus der Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Ber 12 BB nur Sennheiser fan an Van aba = || ale eg nm ns a Aare: ” DEREN & Ya [ | R salat ut no m Inhalt Seite Bukowski G. v., Beitrag zur Kenntnis der Conchylienfauna des marinen Aquitanien von Davas in Karien (Kleinasien). Zweiter Teil. (Mit en ee >Kpa nen 2 nee 98 Fritsch K., Blütenbiologische Untersuchungen an einigen zen En Ostalpen! Preis; 2K 50h, = „e.-, s ee Furlani J., Über den Einfluß der Bestrahlung nn Dddersum, pyocyaneum (Gessard, Flügge) und seine Pigmente. [Preis: 3K 50h] . . 25 — Beobachtungen über die Beziehungen zwischen der Intensität der chemischen Strahlung und der Luftbewegung. (Mit 8 Text- neuten.) |bres- 3 Kl. . ... : - nn: 2 . 145 Greger J., Untersuchungen über die hereehung einiger ne [Pre eis: KL. Sr 503 Grobben K., os die sie oder der omatpden und die systematische Stellung dieser Malakostrakengruppe. (Mit 2 Tafeln und 4 Textfiguren.) [Preis: 4K] . NE 185 Handel-Mazzetti. H., Vorläufige Übersicht über die ee und -formationen von Kweitschou und Hunan [Preis: 1K 50h] 33i Höhnel F., Fragmente zur Mykologie (XXIII. Mitteilung, Nr. 1154 bis 1188) [Preis: 14K] . ee i le . 580 Krasser F., Ein neuer se einer eapaenn am Becherblüte aus der alpinen Trias. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: SO En era, . 525 Marchet A., Der Gabbro- en von el im ee reichischen Waldviertel. (Mit 2 Tafeln und 5 Textfiguren.) [Preis: DEREN en 1 ru 210 — Zwillings- und Lageverzerrung beim Staurolith. (Mit 2 Tafeln end > Nextheuren.) [Bres. 12 KT. . . 2. 629 Müller L., Über Hydathoden bei Araceen. (Mit 2 Tafeln ed 3 ie Meuten.) reis: -& KR]... 0... 03.4 % er .2,8:608 PeruSek M., Über Manganspeicherung in den en von Wasser- pflanzen. (Mit 1 Doppeltafel.) [Preis:2K 50h] . !.. . i 3 Priesner H., Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. (Mit 5 De eguren) [Peeis: 2 K]. MESLERTHUSEE a TE > : weht Schnarf K., ahnen über die a in von ge cium B®urantiacum. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 7”K 10h]. ..... 755 De ' IV Sperlich A., Die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz), ein auf die Nachkommenschaft von Saisonpflanzen mit festem Rhyth- mus ungleichmäßig übergehender Faktor. (Mit 4 Tafeln und 4 Text- nSLen.) Preis: 2ER]. 4... an an ne ee, — Über den Einfluß des Quellungszeitpunktes, von Treibmitteln und des Lichtes auf die Samenkeimung von Alectorolophus hirsutus All.; Charakterisierung der Samenruhe [Preis: 7K]. . Tschermak G., Der Vesuvian in chemischer Beziehung [Preis: 2K] . . Weese J., Beiträge zur Kenntnis der Hypocreaceen. (II. Mitteilung.) 2... (Mit l Tafel.) (Preis: 116.K SB0ann. „em an a Se Seite 379 477 351 693 ! ee x Wo He re er a oe af Dan TEN MAY 2 1002 £: >02 (Mit 1 Doppeltafel) u - E kn Z - x m % A | R ER „RL Fee # S & 17 ‘ ” < r- ü x Bar . “ EL ® zu x { un 5 ‚ DD z < = = > Wr] he £ a: 5 2 x je Im = sy: > 2.5 o ji 5 B x ? BR | e - =» « See 2 S FREIE ! : n E Se: = s "Wien, 1919 on a aus der Staatsdruckerei a EN ne z Y en # " Universitätsbuehhändier = £ > | BER a ndter. der Akademie ‚der Wissenschaften Be a * a Sin i ee a © « X ö i Ye AR Ge, v u | Inhalt 22, des 1. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: | - | = ee aSede Perusek M., Über Manganspeicherung in den Membranen von Wasser- pflanzen. (Mit 1. Doppeltafel,) [Preis 2 K.50 hl. 7 0. „zn Furlani J., Über den Einfluß der Bestrahlung‘ auf Bacterinm pyocyaneum (Gessard, Flügge) und seine un [Preis: 3K 50 ale 2 = KR ER . [4 hi \Ü u senschaften in Wien vissenschaftliche Klasse itzungsberichte Abteilung I logie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 1. Heft 5 De oh , =, Pe a FI Sn == Re L; TR Fi Ver a Über Manganspeicherung in den Membranen von Wasserpflanzen Von Milena Perusek Aus dem Pflanzenphysioiogischen Institut der Universität Wien Nr. 129 der zweiten Folge (Mit 1 Doppeltafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 13. März 1919) I. Einleitung. Durch die Untersuchungen von Molisch ist gezeigt worden, daß manche Wasserpflanzen imstande sind, Mangan — gleichwie Eisen — bei Lichtzutritt in ganz charakteristi- scher Weise in der Membran zu speichern, wobei die experi- mentell gestützte Auffassung von Molisch dahingeht, daß die Speicherung des Mangans in Form von Manganoxyd (vgl. Molisch, II, p. 1428) wahrscheinlich eine Folge der Kohlen- säureassimilation darstellt (Molisch, IH, p. 1434). Herr Hofrat Molisch hatte die Liebenswürdigkeit, mich aufzufordern, seine Arbeit über die Manganspeicherung bei Wasserpflanzen (Molisch, III) zu erweitern und die von ihm gewonnenen Resultate durch Ergänzung mit neuen Erfahrungen auf eine breitere Versuchsbasis zu stellen. Es sei mir gestattet, gleich an dieser Stelle meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Hofrat Prof. Dr. Hans Molisch, für die dauernde Führung und Förderung meiner Arbeit, sowie Herrn Prof. Dr. Oswald Richter für die zahlreichen Anregungen meinen wärmsten Dank auszusprechen. + M. Perusek, II. Allgemeine Bedingungen für die Manganspeicherung. Als Ausgangspunkt meiner Untersuchung diente ein von Molisch zum ersten Male gemachter Versuch: Man löst ein beliebiges Mangansalz (vgl. Molisch, III, p. 1432) in gewöhn- lichem Leitungswasser und füllt damit ein mittelgroßes Glas- gefäß. In die Lösung wird nun eine: Wasserpflanze, z. B. Elodea .canadensis gebracht und das Gefäß an ein direkt be- lichtetes Fenster gestellt. Nach kürzerer oder längerer Zeit bemerkt man schon mit freiem Auge, daß sich die Blättchen allmählich braun zu färben beginnen, bis sie schließlich dunkelbraun werden. Unter dem Mikroskop zeigt die Flächen- ansicht des Blattes eigentümliche braune, ovale Flecke an den einzelnen Zellen; der Querschnitt lehrt uns, daß die Braun- färbung nur in den äußeren Zellwänden der Epidermis auf- tritt. Nach Behandlung mit verdünnter Salzsäure verschwinden die braunen Flecke vollständig und durch eine chemische Untersuchung kann man sich überzeugen, daß diese lokale Membranfärbung von einer Manganverbindung herrührt. Nur gewisse Wasserpflanzen sind befähigt, Mangan in den Zellwänden einzulagern; neben dieser spezifischen Fähig- keit der Manganspeicherung kommen für das Gelingen des Versuches noch verschiedene andere Momente in Betracht. a) Belichtungsverhältnisse. Wie Molisch durch Versuche festgestellt hat, erfolgt die Manganoxydabscheidung nur bei Lichtzutritt. Aber auch in schwachem diffusen Lichte bleibt sie oft ganz aus (Molisch, II, p. 1433). So verweilten z. B. Lemna trisulca, L. minor, Fontinalis, die im Februar in eine 0°05-prozentige MnSO,-Lösung gelegt worden waren, mehrere Wochen in der Lösung, ohne sich zu färben und starben schließlich ab. Bei Elodea und Stratiotes hingegen, welche überhaupt eine reich- lichere Manganoxydausscheidung zeigen, erschien die Braun-- färbung etwa nach 3 Wochen. Im Juni, bei günstigen Belich- tungs- und Temperaturverhältnissen, erfolgte die Abscheidung auch bei den erstgenannten Pflanzen in kurzer Zeit. Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 3) In direktem Sonnenlichte zeigt sich die Braunfärbung infolge der Manganoxydabscheidung oft schon nach wenigen Stunden. So färbten sich die Blätter eines Elodea-Sprosses im Mai- nach 2!/, Stunden sehr deutlich braun. Die Wirkung des Lichtreizes auf die Manganoxyd- abscheidung ist ganz lokal. Ein Blatt von Stratiotes wurde mittels eines Streifens schwarzer Wachsleinwand an einen Objektträger befestist und in einer Mangansalzlösung dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt. Die nicht belichtete Stelle des Blattes unter dem Streifen blieb vollständig ungefärbt, während das übrige Blatt schon tiefbraun war, und zwar war die Absrenzung der beiden Partien ganz scharf. Je intensiver die Belichtung, desto schneller und reich- licher erfolgt die Manganoxydspeicherung in der Epidermis. So zeigt auch wahrscheinlich aus diesem Grunde die meist stärker .belichtete Oberseite der Blätter — sofern diese beider- _ seits Mangan speichern — in der Regel eine intensivere Braunfärbung als die Unterseite. b) Konzentration der Versuchslösung. Die Mangansalze sind jedenfalls in stärkerer Konzentration den Pflanzen schädlich. Die verschiedenen Pflanzen zeigen in dieser Beziehung eine verschiedene Empfindlichkeit. Potamo- geton Incens z. B. geht in einer O'O5-prozentigen Mn SO,-Lösung schon nach wenigen Tagen zugrunde, Ceratophyllum nach längerer Zeit, und zwar ohne sich zu-färben. Am günstigsten haben sich Konzentrationen von ungefähr 0:01 bis 0°03%, Mn€l, oder MnSO, in Leitungswasser erwiesen. (Wo nichts Besonderes erwähnt wird, wurde als Versuchslösung immer die Lösung eines Mangansalzes in Leitungswasser verwendet.) Manche Pflanzen vertragen ziemlich hohe Konzentrationen, wie Elodea canadensis, die in einer einprozentigen MnSO,-Lösung bei einem bestimmten Versuch noch nach 10 Tagen lebte; bei einem anderen Versuche waren Blodea wie auch Stratiotes in einer O‘05-prozentigen MnCl,-Lösung nach 3 Monaten noch am Leben. Die meisten Pflanzen jedoch gehen auch in schwächeren Lösungen nach einigen Wochen zugrunde. 6 M. Perusek, c) Die Manganoxydabscheidung ist eine Lebenserscheinung. (Molisch, III, p. 1432). Die wichtigste Bedingung ist, daß man mit lebenden Pflanzen experimentiert; denn tote Pflanzen sowie auch einzelne tote Zellen zeigen nie die charakteristische Erscheinung. Versuch: Sprosse von Elodea, Rannnculus agnatılıs, Potamogeton pectinatus u. a. wurden auf verschiedene Weise getötet (1. durch Austrocknenlassen, 2. durch heißes Wasser, 3. durch Alkohol) und in eine O°'Od-prozentige MnCl,-Lösung gebracht. In keinem Falle trat eine Manganoxydabscheiduns ein. Zu den Versuchen eignen sich nur gesunde, kräftige Pflanzen. Vergleichende Versuche mit kräftigen, im Freien gewachsenen und mit geschwächten Zlodea-Sprossen aus dem Aquarium zeigten, daß die Braunfärbung bei diesen viel lang- samer erfolgt und nicht dieselbe Intensität erreicht als bei jenen. Viele Zellen blieben überhaupt ungefärbt, obwohl sie lebten. 10/9 Mn Cl, 0) 5 19/9 Mn Ch 0°010%/, MnCl, © (D) © = so — Versuchs- R WER © S © © S © a N Sn N Sn N Sn au [«b} : © («b} en Rs ee ee an oo Se oo us S= Su nf SA nf, :S Di nf, - (eb) - («B} - © nd 6) Sa &) x &) 1 Tag 4 3 3 1 1 _— 2 Tage 5) 3 4 1 1 1 7 Tage 5) 3—4 b) 1 2 1 Skala: 1 kaum merklich, — 5 intensiv gefärbt. II. Verbreitung der Fähigkeit bei Wasserpflanzen, Mangan in den Membranen zu speichern. Zunächst war eine möglichst große Anzahl von Wasser- pflanzen auf ihre Fähigkeit der Manganspeicherung hin zu prüfen. Dabei stellte es sich heraus, daß diese den typischen ’ | Ä “ Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 7 submersen Pflanzen fast allgemein zukommt (eine Aus- nahme bildet z. B. Utricularia). Bei Wasserpflanzen mit polymorphen Blättern zeigen ebenfalls die submersen Blätter fast durchwegs Mangan- einlagerung (eine Ausnahme bildet Cabomba), bei Schwimm- blättern erfolgt sie in der Regel nur in der unteren Epi- dermis (bei Hydrocharis auch in der oberen). Die aus- gewachsenen Luftblätter (die sich am Fundorte außerhalb des Wassers befanden) zeigen gewöhnlich keine Abscheidung oder nur in ganz geringem Maße, wohl aber in jugendlichem Stadium, solange sie noch untergetaucht sind. Gedacht ist hier hauptsächlich an Alisma und Sagittaria. Es sei hier betont, daß die Pflanzen bei den Versuchen stets mit allen ihren Teilen in der Mangansalzlösung unter- getaucht gehalten wurden, ganz gleichgültig, ob Wssser- oder Landpflanzen, und ob sie in der Natur submers, teilweise : oder ganz außerhalb des Wassers aufgefunden wurden. Bei den amphibischen Pflanzen und den Schwimm- pflanzen ist die Fähigkeit, Mangan zu speichern, nicht so verbreitet wie bei den typischen submersen Wasserpflanzen, auch erfolgt die Abscheidung weniger energisch als bei diesen. Unter den Sumpfpflanzen, den Pflanzen, die in sumpfigem Boden wurzeln und mit den oberirdischen Organen gewöhn- lich in die Luft ragen, ist diese Fähigkeit schon fast gar nicht zu finden. Die einzige Ausnahme bildet unter den ge- prüften Pflanzen Butomus. umbellatus, bei dem die charakte- ristische Erscheinung auftritt. Bei einigen Sumpfpflanzen erscheint die Braunfärbung nur auf einzelne Zellen oder Zell- gruppen beschränkt, die äußerst spärlich und unregelmäßig über die Blattfläche zerstreut sind, so bei Veronica beccabunga und V. anagallis;, die meisten Sumpfflanzen jedoch zeigen keine Manganspeicherung. Unter der Annahme, die Manganeinlagerung sei eine Folge der Kohlensäureassimilation, ließe sich diese progressiv abneh- mende Fähigkeit der Manganabscheidung von den typischen ' submersen Wasser- zu den Landpflanzen folgendermaßen erklären: Die submersen Wasserpflanzen sind nur an die direkte Kohlensäureaufnahme durch die Epidermis angewiesen, 1) M. Perusek, welche infolge der dünnen Kutikula, die auch ganz fehlen kann, ermöglicht wird. Ebenso .wie die typischen submersen Wasserpflanzen verhalten sich die submersen Blätter von Wasserpflanzen mit polymorphen Blättern. Daß die schwer benetzbare Oberseite der Schwimmblätter keine Manganoxyd- abscheidung zeigt, wäre verständlich, da die Kohlensäure so gut wie nicht durch die Epidermis eintreten kann, sondern deren Aufnahme durch Spaltöffnungen besorgt wird. Dasselbe ist auch bei den Blättern der Landpflanzen der Fall, die eine normal ausgebildete Kutikula besitzen. Unter den untersuchten Pflanzen ließ sich bei folgenden keine Manganspeicherung nachweisen: Jsoetes Malinvernia- num, Sparganium simplex, Scirpus lacustris, Nuphar luteum, Nymphaea sp., Cabomba sp. (submerse Blätter), Bacopa Mon- niera, Ambnlia sp., Myriophyllum proserpinacoides, Fippuris vulgaris, Utricularia vulgaris, Gallitriche sp. Ludwigia palustris, Lysimachia nummularia, Polygonum amphibinm, « Galium palustre, Myosotis scorpioides u. a. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der mangan- speichernden Pflanzen in bezug auf die Topographie der Manganeinlagerung. Myriophyllum, Elodea, Vallisneria und Ranuncnlus aguatılis wurden schon von Molisch angeführt, die übrigen haben sich nach meinen Untersuchungen als manganspeichernd erwiesen. Der Ort der Manganeinlagerung ist für die einzelnen Pflanzen charakteristisch. ? a) Bei Pflanzen, bei denen Mayr (l) Hydropoten nach- gewiesen hat, stimmt die Lage der durch Manganoxyd braun- gefärbten Stellen mit der Lage der Hydropoten überein. Diese färben sich in einer Fuchsinlösung rot (Mayr, I, p. 282 und 353); dieselben Stellen zeigen in einer Mangansalzlösung Braunfärbung, so bei Ceratophyllum demersum, Potamogeton natans, Ranunculus aguatilis, R. divaricatus, Sagittaria sagıtti- folia, Alisma plantago, A. gramineum, Myriophyllum spicatum. Da die Hydropoten besondere Organe darstellen, die zur Auf- nahme der Nahrung, also auch der Kohlensäure, befähigt sind, spricht die erwähnte Tatsache neben anderen für die Annahme, Manganspeicherung ın Wasserpflanzen. ‚9 daß die Manganoxydeinlagerung mit der Kohlensäureassimila- tion zusammenhängt (vgl. Fig. 7 bis 9). b) Aber auch bei manchen Pflanzen, bei denen keine Hydropoten nachgewiesen sind (z.B. Elodea, siehe Tabelle), bleibt die Manganabscheidung auf bestimmte Zellkomplexe beschränkt. Allerdings kommt es vor, daß sich bei Zlodea die anfänglich ungefärbt bleibenden Zellreihen über den Nerven bei langer Versuchsdauer schließlich auch schwach zu färben beginnen, doch bleibt immer noch ein deutlicher Unterschied gegenüber dem übrigen Blatt bestehen. Der Stengel bleibt stets ungefärbt, wie das auch bei anderen Pflanzen der Fall ist (Ranunculus agnatılis, R. dinaricatus u. a.). Bei einigen Pflanzen färben. sich die. Zellen. über-.den Blatinerven nur etwas langsamer und schwächer als die Umgebung (so bei Potamogeton crispus, P. perfoliatus, P. Incens). Bei den ge- nannten Pflanzen bemerkt man an den Blättern inselweise die Zellen schwächer oder gar nicht gefärbt. Die Abgrenzung ist zwar nicht scharf, doch scheint diese Differenzierung nicht zufällig zu sein, da dieselbe auch bei der Färbung mit Fuchsin eintritt. Einen besonderen Fall bilden die Raphidenzellen bei Lemna trisulca und Z. minor, die, sich von den übrigen Zellen abhebend, keine Manganeinlagerung zeigen. c) Wo in der Tabelle nichts Besonderes erwähnt wurde, zeigen alle Epidermiszellen des betreffenden Organs Mangan- oxydabscheidung oder besitzen wenigstens die Fähigkeit dazu. Es kommt oft vor, daß sich nicht alle Zellen gleichmäßig färben; bei einigen Zellen oder Zellkomplexen erfolgt die Ab- scheidung wahrscheinlich aus inneren Gründen langsamer oder gar nicht. In vielen Fällen jedoch dürfte die Ursache in den Belichtungsverhältnissen liegen. | Die Abscheidung erfolgt bei verschiedenen Pflanzen unter gleichen Umständen verschieden rasch und intensiv. Chara -2.B. wird schon in kurzer Zeit ganz schwarz vom abge- schiedenen Manganoxyd, ebenso die Hydropoten an den Band- blättern und Schwimmblattstielen von Sagitiaria sagittifolia, während bei anderen Pflanzen, wie bei Fydrocharis, die Ab- scheidung nur langsam vor sich geht. M. Perusek, 10 "UOAION Wop Aoqn 7stew “YToMoA oyosıojJun pun -modo aIp Joqn ypıf -ıeds ‘uoddnın ur uojfez usYq1ejo3 oIp oyaıds "u9AJON UOP JogN LO][9Z DIP asToMmua]joJs | JENS Yerquurmyog »ydellago 9ZzueZ3 yelqzssse M ospjuajd vumsı]y v9 ISı]Y S9UOP9LAYOI0UON -uoddnıs]joz opunı sıq ojuAo P3U2IS ussunjageH 19p ujssyoy uop ur pun sıseqyeig Jop an] ue u9]j0Z uop Aogyne oysepllsqo 9zurd < -vards unypWydoraaw | 20090P180Y.110J0E] "uosun] -9gTH Jap uUJ9syay uap pun sısegyeig Jop Ue Y9nIS soyzualsoäge Jleyos mnsaoun um uowwousssne ‘ayaeIago 9zue3 yeld -2P wmnj16ydojw.129 20990714 d0]0129 "uosunjJ9geg op ufosyaYy oIP WOWWOUSSSne ‘oydepnaqgo 9ZzueS < sıyıgonbo snyno9unnmo‘y "usdunjogen A9p ujosyoYy uap ur ua]jez usp pun sıseq s1703 -yeg Ip Aogne otpelLoeqgo vzues yelqsssse M -1100:P Snnounne‘y ID2901NIUMUDN SOUOP2JAIO0LAI ua] -pug usgunl usp 1ogne ayarIJIego 9zurd3 SUoATJ suppınyf v9 2DI2ID1IIIN aeoyedad uay9 0911 SydeNago 9zur3 | -wweIS pun uoyoyelg | -arldızuv sıyonızuo, 2029070U17U0 I 19SnW "uajjoz oyaryues snjjeyL J9zueZ3 "ds 2.109 3029010) 9ea9Aydororyg 2 „Q SQ Q ® | Summoyprdsuesuer 19P MO uesıg Sajqlepon „ıy pun Zunyeg Sıfrue g | 11 Manganspeicherung in Wasserpflanzen. "u9go 9IM Tpueipeig wv uoyrsıjoz F sıgq z pun Alsujoyip wsp Joqn uo]joz J9p owygeusny Au oypelnogog. ozues ‚sıuopidg a1sjun pun 91990 'stunoprdg alsjun pun 919940 BIICHBERN soJje391 pun yallızds uo][eIS 97418J95 -stulopıdg] aJojun pun 919140 sosisJun pun -10gQ Jap usddnıspjez pun wojjoz oujezure "USAION UP Joqn uayteıjjoz araıyouı "oylas -J9jun Jop ue ueddnısjjaz ayıoyıoa Sgewjodalr pun uUoAIoN Up Joqn ue]pZz "U9AJ9ON UP Joqn uayTeıoz odaıyouı "pueigejg we pun stunopıdg weroyun . 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Die viereckigen Epidermiszellen hingegen zeigen die Manganeinlagerung in den oberen Zellwänden. Bei Chara wird in sämtlichen Zell- wänden Manganoxyd abgeschieden (Fig. 4). e) Der gefärbte Teil der Zellwand ist nicht immer von _ gleicher Form. Oft sind seine Konturen parallel denen der Zellwand und er ist von einer schmäleren oder breiteren un- gefärbten Zone umgeben (Fig. 6). Er kann auch elliptisch, rund oder biskuitförmig (Fig. 1a) und von verschiedener Größe im Verhältnis zur Zellwand sein. Nicht selten treten daneben an den Membranen Zapfenbildungen auf, die ebenfalls Mangan- oxyd einlagern (Fig. 1), manchmal erscheinen auch diese allein (Molisch, III, p. 1428). Zuweilen färbt sich die ganze Epidermis gleichmäßig, entweder gleich von Anfang an (stets bei Riccia), oder es verwischen sich nach längerer Zeit die anfangs gebildeten Figuren. Oft jedoch bleiben diese noch nach Wochen scharf abgegrenzt erhalten. Im allgemeinen sind diese Figuren nicht charakteristisch für die einzelnen Pflanzen, es können verschiedenartige auf demselben Blatt zugleich auf- treten. Manchmal geht die Färbung von den Rändern der Zell- ‚wand aus. Selten sind die braunen Flecke ohne Beziehung zu den einzelnen Zellen strichweise über das Blatt angeordnet (so an den Luftblättern von Alisma plantago). Sehr auffallend ist die regelmäßige Querstreifung bei den Rindenzellen von Chara (Fig. 5). Es ist interessant, daß die in den Interzellularräumen eingelagerten Kalkcarbonatkrystalle derart aneinandergefügt sind, daß bei der Flächenansicht der Rindenzellen hellere und dunklere miteinander abwechselnde Partien erscheinen, und infolgedessen eine ähnliche Quer- streifung zustande kommt wie infolge der Manganeinlagerung in der Membran. 14 M. Perusek, f) Wenn die Pflanze sehr lang in der Mangansalzlösung verweilt, werden zuweilen ganze Krusten einer braunen, körnigen Masse auf der Blattoberfläche abgeschieden. Diese Erscheinung wurde bei Zlodea beobachtet. Zuerst erfolgte die Abscheidung an den Stellen, wo auch die Zellwand das Manganoxyd einlagerte, später auch gegen den Rand zu. Doch war die Abscheidung in der Mitte viel reichlicher, so daß die abgehobene Kruste gleichsam ein Abbild des braungefärbten Blattes zeigte, indem auf der Fläche dunkiere Flecke, ent- sprechend den einzelnen Zellen, zu erkennen waren. Auf der Oberfläche der Wasserpflanzen, die sich in Mangansalzlösungen befanden, waren oft große Mengen von Eisenbakterien, ‘die statt Eisen Mangan speicherten, zu beobachten. Ebenso fielen die Fußzellen mancher epiphytischer Algen auf, welche nicht selten vom abgeschiedenen Mangan- oxyd ganz schwarz erschienen (vgl. Molisch, I, p. 71, und IV, p. 50). IV. Besonderheiten in der Manganspeicherung. a) Verhalten des Spaltöffnungsapparats. Bei manganspeichernden Pflanzen, die Spaltöffnungen besitzen, fallen die Zellen des Spaltöffnungsapparats durch ihr besonderes Verhalten unter den übrigen Zellen auf: Die Schließzellen bleiben stets ungefärbt, in der Regel auch die den Schließzellen parallelen Nebenzellen (Fig. 2); manch- mal zeigen die quergestellten benachbarten Zellen ebenfalls keine Manganspeicherung. Zuweilen kommt es auch vor, daß die Nebenzellen nur schwächer gefärbt sind als die Umgebung. Die erwähnte Erscheinung ist ein neuerlicher Beleg für die besondere Stellung des Spaltöffnungsapparats, auf die schon öfters hingewiesen wurde (vgl. Leitgeb, I, p. 131; -Molisch, I, p. 30; Kindermann, I; Kluyver, I, p. 1148; Molisch, VI, p. 480). Die Ursache für das auffallende Ver- halten der Spaltöffnungen bei manganspeichernden Pflanzen könnte in der Membran oder — was wahrscheinlicher ist — im besondern Chemismus dieser Zellen liegen (vgl. Hamorak, ]). or Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 1 b) Verhalten der Zellen in der Umgebung von toten Stellen. Esist eine merkwürdige Erscheinung, daß sich Zellen, die an tote Stellen angrenzen, in der Regel gar nicht oder wenigstens schwächer färben als die übrigen. An den Stengeln ven Potamogeton acutifolins wurden oft einzelne Zellen mit zer- störtem Inhalt beobachtet; die Zellen, die unmittelbar an solche Zellen grenzten, blieben vollkommen ungefärbt, obwohl sie lebten, wie durch Plasmolyse nachgewiesen wurde, während die nächsten Zellen schon tiefbraun gefärbt waren. Durch Verwundung wurden künstlich solche tote Stellen erzeugt. Elodea-Blätter wurden durch Nadelstiche, durch das Berühren mit einer glühenden Nadelspitze und durch Ab- schneiden der Blattenden verwundet, die Sprosse 4 Tage in Leitungswasser und nachher in eine MnSO,-Lösung gebracht. Bei kleinen Wundstellen trat der Unterschied zwischen den angrenzenden ungefärbten Zellen, die alle starke Protoplasma- strömung zeigten, und den übrigen intensiv gefärbten Zellen deutlich hervor (Fig. 6). Auch an-größeren Wundstellen war das in der Regel zu beobachten. Bei den großen Brandwunden war die Abgrenzung nicht so deutlich; oft blieben mehrere Zellreihen ungefärbt oder die Zellen der Umgebung waren schwächer gefärbt oder zeigten nur Zäpfchenbildung. In der Nähe der Brandwunden war stets die Tendenz zur Zäpfchen- bildung zu beobachten. | Bei den kleinen Wunden begannen sich nach längerer Zeit, etwa einer Woche bei günstigen Belichtungsverhältnissen, auch die anfänglich ungefärbten Zonen zu färben, während sie bei den größeren noch nach 14 Tagen unverändert blieben. Nach 3 Wochen waren alle, auch die die großen Wundstellen _ umgebenden Zellen intensiv gefärbt, wenn auch nicht so stark wie die übrigen. - - Um sich zu überzeugen, ob die Dauer der Ausheilung einen Einfluß auf die Färbung der an die Wundstelle an- grenzenden Zellen habe, wurden Blodea-Sprosse sofort nach der Verwundung in die Mangansalzlösung gebracht; sie zeigten dieselbe Erscheinung wie solche, die 4 bis 9 Tage im Leitungs- wasser der Ausheilung überlassen wurden, woraus hervorgeht, 16 M. PerusSek, daß die Dauer derselben keinerlei Bedeutung für die Mangan- speicherung jener Zellen hat. V. Einige Versuche betreffend die Frage der Mangan- speicherung als Folge der Kohlensäureassimilation. a4) Wie schon erwähnt, erfolgt die Manganeinlagerung in den Membranen der Wasserpflanzen nur im Lichte, und zwar wie Molisch (III, p. 1434) durch Versuche festgestellt hat, in der roten Hälfte des Spektrums rascher und intensiver als in der blauen. Dieser Umstand legt den Gedanken nahe, daß die Einlagerung mit der Kohlensäureassimilation im Zusammen- hange steht. Versuche mit Kohlensäureabschluß führten nicht zur Lösung dieser Frage, da die Pflanze die bei der Atmung abgegebene Kohlensäure zur Assimilation verwenden kann (Molisch, Il, p. 1434). Folgender Versuch mit vollständigem Luftabschluß führte ebenfalls nicht zum erwünschten Resultat: 3 Zlodea- Sprosse wurden auf eine Stunde in abgekochtes Wasser gebracht, damit beim Einlegen in die Versuchslösung kein lufthaltiges Wasser an: den Blättern haften bliebe. Sodann wurde je ein Sproß in eine Eprouvette gebracht und dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt. Von-den 8 Eprouvetten wurden vier mit einer O'1-prozentigen MnCl,-Lösung in ab- gekochtem und filtriertem. Leitungswasser gefüllt und mit Öl überschichtet, die anderen vier mit einer ebensolchen Lösung in nicht abgekochtem Leitungswasser. Nach Ablauf von 1, 2, 3 und 8 Stunden wurden die Blättchen je eines Sprosses aus der Lösung mit Luftabschluß, beziehungsweise aus der Kontroll- lösung unter das Mikroskop gebracht. Es zeigte sich, daß sich die Blättchen trotz des Luftabschlusses färben. Aber auch diese Tatsache würde der oben erwähnten Annahme nicht wider- sprechen, da die Pflanze den Sauerstoff aus den Interzellular- räumen veratmen kann, und die auf diesem Wege, beziehungs- weise durch die intramolekulare Atmung gebildete Kohlensäure wieder die Assimilation ermöglicht. Auffallend ‘war bei dem Versuche, daß die Sprosse in den Lösungen mit Luftabschluß sogar eine stärkere Manganeinlagerung aufwiesen als die Kontrollpflanzen. | Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 17 Dieser Unterschied konnte vielleicht von der Verschieden- heit der Individuen herrühren. Deshalb wurde der Versuch wiederholt. Zehn möslichst ähnliche, gesunde Sprosse wurden "auf 2 Stunden in abgekochtes Leitungswasser gelegt, dann je fünf in eine abgekochte MnCl,-Lösung mit Luftabschluß, beziehungsweise in eine nicht abgekochte, und dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt. Nach 3 Stunden wurden die Blättchen der einzelnen Individuen bezüglich ihrer Manganoxydspeiche- rung verglichen. Der Vergleich ergab, daß tatsächlich die Braunfärbung bei den 5 Sprossen aus den Lösungen mit Luft- abschluß durchschnittlich deutlich intensiver war als bei den übrigen, eine Tatsache, die ich mir allerdings nicht ohne weiteres erklären kann. = b) Bekanntlich sind viele Wasserpflanzen imstande, dem Calcium- und Alkalicarbonat die Kohlensäure zu ent- nehmen, wobei die Carbonate ausgeschieden werden, und zwar soll die Kohlensäureentnahme aus den Bicarbonaten sogar eine sehr wichtige Rolle bei der Kohlensäureassimilation der Wasserpflanzen spielen (Angelstein, I, p. 16 des Sonder- abdruckes). Das ausgeschiedene Alkali könnte nun die Ursache für die Fällung und Einlagerung des Mangans in Mangansalz- lösungen sein (vgl. Molisch, III, p. 1436). Es wurde eine ganze Reihe von Wasserpflanzen auf ihre Fähigkeit hin, das Wasser alkalisch zu machen, geprüft. Dazu wurden natürlich nur solche Versuchsgefäße verwendet, in denen das Wasser keine aus dem Glase herrührende Alkale- szenz zeigte, wobei als Indikator Phenolphtalein diente (vgl. Molisch, V, p. 969). Nach Molisch bewirken folgende Pflanzen Alkaleszenz des Wassers: Potamogeton lucens, P. natans, P. perfoliatus, P. crispus, Ceratophyllum demersum, Stratiotes aloides, Myriophyllum verticillatum, Vallisneria spiralis, Elodea canadensis, Ranumculus aguatilis, Riccia flnitans und Chara sp. Unter den geprüften Pflanzen wurde das Wasser außerdem bei folgenden alkalisch: Potamogeton pectinatus, P. densus, P. acutifolins, Myriophyllum spicatum, Najas major, Hydrilla verticillata, Ranumculus divaricatus, Sagittaria sagittifolia, Alisma plantago (Bandblätter), Alisma gramineum, Lemna trisulca, L. minor, Fontinalis antipyretica. ID Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 18 M. PeruSek, Außer bei den von Molisch angeführten Pflanzen (Aydro- charis morsus ranae, Utricularia sp., Polygonum amphibium, Veronica beccabunga, Lemna polyrrhiza) ließ sich keine Alkaleszenz des Wassers nachweisen bei: Callitriche sp., Alisma plantago (Luftblätter), Veronica anagallis, Galium palustre, Myosotis scorpioides, Lysimachia nummularia, Spar- ganium simplex, Butomus umbellatus. Im allgemeinen sind es dieselben Pflanzen, welche das Wasser alkalisch machen und in Mangansalzlösungen Mangan- oxyd speichern. Ausnahmen bilden Butomus und Hydrocharis, die zwar Manganoxyd ausscheiden, aber keine Alkaleszenz des Wassers bewirken. Das könnte man so erklären, daß die erwähnten Pflanzen sehr langsam die Kohlensäure durch die Epidermis aufnehmen, wodurch nur wenig Alkalicarbonat aus- geschieden wird und dieses in kurzer Zeit wieder in Bicarbonat übergeführt werden kann. Übereinstimmend damit färbt sich Hydrocharis erst nach längerem Verweilen in der Mangan- salzlösung, manchmal nach einigen Wochen, oft auch gar nicht. Pflanzen, die sich — wie Elodea oder Potamogeton — in kurzer Zeit auf der ganzen Oberfläche färben, bewirken alle starke Alkaleszenz des Wassers. c) Folgender Versuch sollte zur Klärung der Frage bei- tragen, ob die Manganspeicherung nur von der Kohlensäure- aufnahme oder speziell von der Zerlegung der Alkalibicarbonate abhängig ist: Elodea-Sprosse wurden in destilliertes Wasser gebracht, durch welches Kohlensäure durchgeleitet wurde, um das an den Blättchen haftende CaCO, zu lösen; dann wurden die Pflanzen mit destilliertem Wasser gewaschen und teils in eine O'O5-prozentige MnSO,-Lösung in destilliertem Wasser, in welche kurze Zeit Kohlensäure eingeleitet wurde, gebracht, teils in eine solche in Leitungswasser, und die Gefäße in direktes Sonnenlicht gestellt. Im Leitungswasser zeigte sich die Bräunung sehr bald, während die Pflanzen im destillierten Wasser, obwohl lebend, auch nach einer Woche keine Färbung aufwiesen. Der Grund konnte darin liegen, daß sich die Pflanze in einer ihr schädlichen Lösung befand und dadurch geschwächt wurde, und nicht in der Abwesenheit des Alkalibicarbonats. En N. Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 19 Deshalb wurde eine Nährlösung (0 :025°%/, KNO,+0'025°/, KCI in destilliertem Wasser), der 0:05°/, MnSO, und NaHCO, zugesetzt wurde, verwendet. Mn SO,+-Nährlösung MnSO, — | Leitungs- NaHCO;- Zus u Spur | 0:010/, | 0:030/, | 030), wasser Beginn der Versuche 5. Juli 8. Juli — 1 5: 92 m 9 12. Juli —_ 5 a A R = Skala: 1 kaum merkliche, 5 sehr intensive Braunfärbung Se i In der Nährlösung ohne Bicarbonatzusatz färbte sich die Pflanze so gut wie gar nicht (nur 3 Blättchen zeigten eine sehr geringe Ausscheidung). In den Lösungen, den NaHCO, zugesetzt wurde, war die Ausscheidung viel reichlicher als im Leitungswasser. Besonders intensiv war die Färbung in der Lösung mit 0:01°/, Bicarbonatzusatz. Die betreffende Pflanze assimilierte so kräftig, daß am Morgen des 6. Juli (die Pflanzen waren am Abend des 5. Juli in die Lösungen gebracht worden), noch bevor sie vom direkten Sonnenlichte getroffen wurde, mit großer Geschwindigkeit Gasbläschen von der Verwundungs- stelle des Stengels aufstiegen, während bei den übrigen Sproß- stücken hievon nichts zu bemerken war. Daß die Sprosse mit reichlicherem Zusatz von NaHCO, weniger intensiv assimi- lierten, ist darauf zurückzuführen, daß infolge der größeren Menge des Bicarbonats ein Teil zur Fällung des Mangans in der Lösung verwendet wurde, andrerseits ist bei den betref- fenden Lösungen wohl auch das Optimum der Konzentration überschritten worden (Angelstein, I, p. 15 des Sonderabdtr.). Der Sproß, der auffallend intensiver assimilierte als die übrigen, zeigte auch in sehr kurzer Zeit eine unverhälnismäßig reichlichere Manganoxydabscheidung, woraus man wohl mit 20 M. Perusek, einiger Wahrscheinlichkeit schließen dürfte, daß diese parallel mit der Assimilation einhergeht. | VI. Zusammenfassung. Die von Molisch entdeckte, im Lichte eintretende Mangan- oxydspeicherung in der Epidermis submerser Wasserpflanzen wurde weiter verfolgt: und führte zu folgenden Ergebnissen: 1. In Übereinstimmung mit Molisch erfolgt die Mangan- einlagerung nur an lebenden Objekten. 2. Die Fähigkeit, Mangan in der Zellwand zu speichern, findet sich fast allgemein bei den typischen submersen Wasser- pflanzen; seltener und in geringerem Maße tritt die Mangan- speicherung bei amphibischen und bei Schwimmpflanzen auf und fehlt fast vollständig bei Landpflanzen. 3. Bei zu starker, der Pflanze schädlicher Mangansalz- konzentration oder wenn die Individuen stark geschwächt sind, bleibt die Manganoxydabscheidung bei sonst mangan- speichernden Pflanzen oft ganz aus. 4. Der Ort der Manganspeicherung ist für die einzelnen Pflanzen charakteristisch. Bei Pflanzen mit Hydropoten sind es diese, welche Manganoxyd in den Membranen einlagern. 08. Bei manganspeichernden Pflanzen mit Spaltöffnungen zeigen die Schließzeilen, in der Regel auch die Nebenzellen, keine Manganoxydeinlagerung. 6. Die an eine verletzte Stelle angrenzenden Zellen unter- scheiden sich von den übrigen dadurch, daß sie sich anfangs überhaupt nicht, später aber schwächer als die Umgebung infolge der Manganoxydspeicherung färben. 7. Die Form des gefärbten Teiles der Zellwand ist in der Regel für die einzelnen Pflanzen nicht charakteristisch; eine Ausnahme . bildet die regelmäßige Querstreifung der Rindenzellen bei Chara. 8. Die Manganspeicherung erfolgt meist nur in der äußeren Epidermismembran; nur ausnahmsweise kommt sie auch in den Seitenwänden der Epidermiszellen oder in den Zellwänden der subepidermalen Zellschichte vor. 9. Wasserpflanzen, die in größerer Menge Manganoxyd speichern, bewirken durchwegs Alkaleszenz des Wassers. Manganspeicherung in Wasserpflanzen. 21 10. In einer Lösung des Mangansalzes in destilliertem Wasser, auch bei Zusatz von neutralen Salzen, zeigen die Pflanzen keine Manganspeicherung, wohl aber in der erwähnten Lösung mit Alkalibicarbonatzusatz. 11. Die unter 1, 2, 4, 9 und 10 angeführten Tatsachen stimmen — neben der von Molisch betonten Abhängigkeit der Manganspeicherung vom Lichte — mit der Annahme überein, daß diese eine Folge der Kohlensäureassimilation darstellen dürfte. ‚Literatur: Angelstein U. I. Untersuchungen über die Kohlensäure- assimilation submerser Wasserpflanzen. Cohn’s Beit. zur Biologie der Pflanzen, Bd. 10, 1911. HamorakN,., I. Beiträge zur Mikrochemie des Spaltöffnungs- apparats. Diese Sitzungsber., Abt. I, 124. Bd., 1915. Hassak C., I. Über das Verhältnis von Pflanzen zu Bicarbo- naten und über Kalkinkrustation. Unters. aus dem bot. Inst zu, Tübingen, 11. Bd. Houtermans -E., I. Über angebliche Beziehungen zwischen der Salpetersäureassimilation und der Manganabscheidung Bsder Kilanze Diese Sitzunssber.,. Abt: I, 121. Bd.,. 1912. Kindermann V., I. Über die auffallende Widerstandskraft der Schließzellen gegen schädliche Einflüsse. Diese Sitzungs- Ber Abe. 1. FIl. Bd, 1902. KluyverA.J. I. Beobachtungen über die Einwirkung von ultravioletten Strahlen auf die höhere Pflanze. Diese Sirzunssber; Abt: 1, 120. Bd., T911. Leitgeb H. I. Beiträge zur Physiologie des Spaltöffnungs- apparats. Mitt. des bot. Inst. zu Graz. Jena 1888, Bd. 1. Mayr Fr., I. Hydropoten an Wasser- und Sumpfpflanzen. Bei- hefte zum Bot. Zentralblatt, Bd.: XXXII, 1. Abt., Dresden 1915; 22 M. Perusek, Molisch H, I. Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. Jena 1892. II. Untersuchungen über das Erfrieren der Pflanzen. Jena Ver III. Über lokale Membranfärbung durch Manganverbin- dungen bei einigen Wasserpflanzen. Diese Sitzungsber., ie. Ba: 1909. | IV. Die Eisenbakterien. Jena 1910. V. Über die Fällung des Eisens durch das Licht und grüne Wasserpflanzen. Diese Sitzunssber, Abr. L Bad. I I. VI. Beiträge zur Mikrochemie der Tianze Berichte a3 Deutschen Bot. Ges, XXXVI. Jahrg., Heft 8, 1918. Pringsheim N,, I. Über die Entstehung der Kalkinkrustationen an Süßwasserpflanzen. Pringsheim’s Jahrb., Bd. 19, 1888. Manganspeicherung’in Wasserpflanzen. 23 Erklärung der Abbildungen. Die Figuren 1, 2, 3,4,6,7 und 9 etwa 290-fach, Fig. 5 und 8 etwa 90-fach = = Fig... Fig. Fig. vergrößert. . 1a. Flächenschnitt eines Blattes von Stratiotes aloides, nach längerem Verweilen in einer 0°05-prozentigen MnSO,-Lösung; neben der charakteristischen Manganspeicherung in der Membran tritt Zapfen- bildung (2) auf. . 15. Querschnitt desselben; Manganeiniagerung in der oberen Epidermis- wand, eine Zelle zeigt die erwähnte Zapfenbildung (2). . 2. Unterseite eines Schwimmblattes von Potamogeton natans, nach drei- tägigem Verweilen in einer O'Ol-prozentigen MnÜl,-Lösung. Die Schließzellen und die ihnen parallelen Nebenzellen zeigen keine Manganeinlagerung, wodurch sie sich scharf von der Umgebung abheben. 3. Querschnitt durch einen Sproß von Lemna trisulca, die sich 5 Tage in einer 0°025-prozentigen MnCl,-Lösung befand. Die Mangan- speicherung tritt nicht in der äußeren Epidermiswand, sondern in den Seitenwänden sowie in den inneren Membranen auf. 4. Querschnitt durch ein Thallusstück von Chara sp. aus einer 0'01- prozentigen MnCl,-Lösung; die Manganeinlagerung ist nicht auf die äußere Oberhautwand beschränkt; sie nimmt wohl ihren Ausgang in dieser und schreitet dann gegen das Innere vor. . 5. Flächenansicht eines solchen; die Rindenzellen zeigen die charakte- ristische Querstreifung. . 6. Flächenansicht eines Blattes von Elodea canadensis, das durch eine Nadelspitze verwundet und auf 3 Tage in eine 0'05-prozentige MnCl,-Lösung gebracht wurde;. die an die verletzte Stelle an- grenzenden Zellen zeigen keine Manganoxydabscheidung. . 7. Eine Hydropote von der Unterseite eines Schwimmblattes von Sagittaria sagittifolia, nach 13-tägigem Verweilen in einer 0'025- prozentigen MnCl,-Lösung; die Zellen der Hydropote lagern Mangan- oxyd ein, während sich die Umgebung nicht färbt. . 8. Lange Hydropote (vgl. Mayr, I, p. 284) von der Unterseite eines Bandblattes von Sagitiaria sagittifolia. Die Hydropoten = die Zellen’ über den Nerven, wiesen in einer 0°025-prozentigen Mn Cl,-Lösung nach 3 Tagen sehr reichliche Manganoxydabscheidung auf, die übrigen Zellen dagegen keine. 9. Querschnitt durch den Stengel von Myriophyllum spicatum, aus einer 0°025-prozentigen MnCl,-Lösung,; nur die äußere Epidermis- wand der Hydropote zeigt Manganoxydeinlagerung (vgl. Mayr, I, pP. 329). a TE Manganspeicherung in Wasserpflanzen. M. PeruSek: Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., ma 1919. 128. Bd.; Far BR ÖÜNIICE SF IS RIO EN: VRRTRURHERDISN, Ä NRTIRIEDISTRAN, an, WELLE ARTEN IN, | TEE Über den Einfluß der Bestrahlung auf . Bacterium pyocyaneum (Gessard, Flügge) und seine Pigmente Von Prof. Dr. Johannes Furlani (Staatsgymnasium in Wien VII.) Aus dem Institut für Pathologische Histologie und Bakteriologie der Universität Wien. Vorstand Prof. Dr. Oskar Stoerk. (Vorgelegt in der Sitzung am 6. Februar 1919) 1. Die Pigmente der Bakterien fluoreszens liquefaziens und Pyocyaneus und ihre Bildung. Es liegen eine Reihe von Arbeiten über die Pigmente der Pyocyaneus-fluoreszens-Gruppe vor,. so von Babes, Boland, Charrin, D’Arsonval, Ernst, Fordos, Gessard, Jakowski, Krause, Ledderhose, Mühsam und Schimmel- busch, Noesske, Thumm, Wasserzug, Kurt Wolf. Auf Grund meiner eigenen Beobachtungen muß ich mich jenen Autoren anschließen, die zwei Gruppen von Farbstoffen unter- scheiden; den Ausführungen Thumm’s und denjenigen K. Wolf’s kann ich, wie sich im Laufe des Folgenden zeigen wird, in manchen Punkten nicht beipflichten. B. fluoreszens- liquefaziens bildet einen wasser- und alkohollöslichen, chloro- formunlöslichen, im durchfallenden Lichte gelben Farbstoff mit größerer Fluoreszenz. Durch Zusatz von Säuren wie auch durch längeres Stehen an der Luft oxydiert dieser Farbstoff, wobei er eine olivbraune Farbe annimmt. Beschleu- nigt wird dieser Oxydationsvorgang an der Luft bei höherem Luftdruck oder beim Durchgang durch ein Berkefeld-Porzellan- 26 J. Furlani, filter. Stets verliert dabei der Farbstoff die Fluoreszenz. Um- gekehrt wird durch Zusatz von Alkali zum Lösungsmittel die Fluoreszenz erhöht, wodurch die Lösung leuchtend grün erscheint; im durchfallenden Lichte bleibt die Farbe jedoch unverändert gelb. Das Spektrum des B. fluoreszens, beob- achtet im Mikrospektroskop Zeiß, bei einer Schichtdicke von 1O mm, zeigte außer einer totalen Endabsorption am roten Ende bis 690 und darauffolgender rascher Abnahme der Ab- sorption eine stärkere Zunahme derselben zwischen 610 und 580, die hier jäh. aufhört. Die totale Endabsorption am violetten Ende reicht bis 430, von da an nimmt sie bis 520 ab, um hier zu verschwinden. Außer diesem Farbstoff enthält der Pyocyaneus noch einen chloroformlöslichen Farbstoff, der aus jüngeren Kulturen in blaugrüner Farbe in Lösung geht: das Pyocyanin der Autoren. Dieses Pyocyanin macht durch sein Vorkommen die wesentliche Unterscheidung des B. pyocyaneum vom B. fluo- reszenslignefaciens aus. Dieser Farbstoff, aus wässeriger Lösung leicht in rhombischen Krystallen erhältlich, zuerst von Fordos 1860 isoliert und benannt, hat nach Ledderhose die Formel C,H,,N,0O und ist eine dem Anthracen verwandte aroma- tische Verbindung. Das Pyocyanin geht aus einer Leukobase durch Oxydation dieser in alkalischer Lösung hervor. Die Reduktion gelingt durch Schwefelwasserstoff, aber auch durch Natriumamalgam. Umgekehrt oxydiert sich die Base rasch durch Einleiten von Sauerstoff zum blauen Farbstoffe. Wird der wässerigen Lösung Salzsäure zugesetzt, so geht die blaue Farbe in rot über. Die totale Endabsorption sah ich am roten Ende des Spektrums bis 660, dann -nimmt sie bis 600 ab, wo sie sich wieder bis 590 verstärkt. Am violetten Ende erscheint die Strahlung bis 430 stärker geschwächt; sie nimmt von hier rasch ab, um bei 490 ganz zu verschwinden. Das Pyocyanin pflegt man aus einer Bouillonkultur derart zu gewinnen, daß man in dieselbe Chloroform eingießt und das Röhrchen sofort energisch schüttelt. Gießt mandas Chloro- form jedoch langsam ein und vermeidet ein zu heftiges Schütteln, so tritt nicht der blaugrüne Farbstoff ins Chloroform Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 27 ein, sondern das Chloroform nimmt zuerst eine zarte, himbeer- rote Farbe an, dann tritt in der Grenzschicht gegen die Bouillon hin die bekannte Pyocyaninfärbung ein, die sich allmählich nach unten hin ins Chloroform. ausbreitet, wodurch die Rosafärbung verdeckt wird. Gießt man, bevor letztere Mengung eintritt, den oben befindlichen Flüssigkeitsanteil mit dem in der Bouillon enthaltenen gelbgrünen Fluoreszin und dem in der Grenzzone befindlichen blauen Pigment ab, so hat man die rascher: lösliche Komponente des chloro- formlöslichen Pigmentanteiles von der schwerer löslichen blauen getrennt. Diese beiden zusammen geben das Pyocyanin der Autoren, das ich Rohpyocyanin nennen .will. | Aus dem Rohpyocyanin konnte ich durch Ausschütteln mit konzentrierter Salzsäure wieder seine beiden Komponenten “ trennen: 1. In die Salzsäure tritt ein rubinroter Farbstoff über, der, 'mit Lauge alkalistert, ultramarinblau wird, das reine Pyo- eyanin. Von Chloroform wird es in gleicher Farbe wieder aufgenommen und zeigt dann auch nach längerer Zeit (2 bis 6 Wochen) keine Farbenänderung — im Gegensatz zur Roh- lösung, die allmählich eine gelbgrüne Farbe annimmt. 2. Nach dem Ausschütteln der Rohlösung mit Salzsäure ist im Chloro- form das himbeerfarbene Pigment verblieben, das von Lauge in rotbrauner Farbe übernommen wird. Dieses Pigment, das Pyoerythrin, ist wohl identisch mit dem von Beyerink, in Pyocyaninkulturen aus Gartenerde gezogen, beobachteten Farbstoff. In Schwefelsäure geht es in grüne Farbe über. Auch Eisessig färbt es grün; Ammoniak restituiert wieder die Himbeerfarbe. In manchen Pyocyaninstämmen sind kaum Spuren. dieses Pigments vorhanden. Darum, und weil es im Lichte seine Farbe äußerst rasch in nußbraun ändert, um schließlich unter Bildung eines dunklen Niederschlages zer- stört zu werden, wurde es ganz übersehen. Auch ist es in älteren Kulturen bereits zerstört. Beim Cassin’schen Bazillus, mit dem auch Conor gearbeitet hat, wird nur das Erythrin gebildet. Wird die Rohpyocyaninlösung in Chloroform zuerst mit Alkali behandelt, so geht in dieses das Pyoerythrin über, das Chloroform bleibt durch das Reinpyocyanin ultramarin- blau gefärbt. Es ändert sich also durch die Änderung der 28 J. Furlani, Reihenfolge der chemischen Zusätze zu der Rohlösung nichts hinsichtlich der Komponenten derselben. Werden die zuletzt angeführten Oxydationsprodukte des Chromogens, Pyocyanin und Pyoerythrin nicht getrennt, so bilden sie die weiteren, von Fordos, Boland u. a. beschriebenen gelben bis.braunen Oxydationsprodukte; dies gilt sowohl für Lösungen als auch für Krystalle. Wird eine Rohpyocyaninlösung in Chloroform aus einer erst einen Tag alten Kultur, fnit verdünnter Salz- säure (1:3 nach Boland) behandelt, so geht das ganze Rohpyocyanin in die Säure über und das Chloroform bleibt farblos; ist die Kultur, aus der extrahiert wurde, bereits einige Tage alt oder läßt man die Rohpyocyaninlösung erst einige Tage stehen, so bleibt nach der Behandlung mit verdünnter Salzsäure im Chloroform ein gelber Rest, bläulich fluores- zierend, später; ohne, Fluoreszenz; \esnäst dies dieser xanthose der Autoren. Die Bildung dieses Farbstoffes nimmt im Rohpyocyanin mit der Zeit immer mehr zu. Lösungen und Krystalle des Pyocyanins verändern ihre Farbe bekamntlich aus blaugrün in gelbgrün. Die Pyoxanthose kann mit Schwefelsäure aus dem Chloro- form in Orangefarbe ausgeschüttelt werden. Diese Pyo- xanthose geht aus dem Rohpyocyanin hervor, indem bei der Zunahme der Xanthose eine Abnahme des Cyanins eintritt. Diese Abnahme geht so weit, daß sich aus Kulturen, die einige Wochen alt sind und ebenso aus Lösungen des Farb- stoffes kein Cyanin mehr ausschütteln läßt, wohl aber ist die Xanthose vorhanden. Während dieses Umwandlungsprozesses haben Kulturen und Lösungen eine Verfärbung ins Braune erlitten. Die Rohpyocyaninlösung in Chloroform, die aus gelb- grün in gelb übergegangen ist, entfärbt sich schließlich nach 6 bis 8 Wochen ganz, wobei ein Niederschlag gebildet wird. Behandelt man alte, bereits ganz rotbraun gewordene Kulturen mit Chloroform, so geht bekanntlich nichts vom Farbstoffe mehr in Lösung. Es ist also auch die Xanthose verschwunden. Das Endprodukt dieses Oxydationsprozesses des ursprüng- lichen Chromogens ist ein braunroter, stabiler Farbstoff, der allmählich entstanden ist, wie Boland beschreibt, in Alkali oder Wasser löslich ist und den ich Pyophaein nennen will. Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 29 ö Oxydation und Reduktion des Rohpyocyanins konnte ich auch durch Elektrolyse beobachten. Ich habe zu diesem Zwecke den Inhalt eines Bouillon- oder Peptonwasserröhrchens mit Pyocyaneus beziehungsweise Fluoreszenskultur, dann bloß die Flüssigkeit nach Abzentrifugieren der Bakterien, schließlich Wasserlösungen von Cyanin, beziehungsweise Fluoreszin in eine \/-Röhre gegossen und einen schwachen elektrischen Strom durchgeleitet. Da die Ergebnisse bei den verschiedenen Versuchsanordnungen die gleichen waren, so kann es sich hierbei — wie aus dem Folgenden hervorgeht — nur um Veränderungen der Farbstoffe selbst gehandelt haben. Wurde die Flüssigkeit in der \/-Röhre beiderseits mit Paraffinöl überschichtet, so zeigte das Pyocyanin folgende Farbenveränderungen: Sofort nach Schließung des Stromes trat am Sauerstoffpol eine rubinrote Verfärbung ein, die in rotbraun, braun, gelbbraun überging, bis die Flüssigkeit voll- kommen entfärbt war; dafür sammelte sich ein Niederschlag in der neutralen Zone an. Die Zeit, die bis zur völligen Ent- -färbung nötig war, hing von der ursprünglichen Tiefe der Färbung der Lösung, also von der vorhandenen Pyocyanin- menge ab und schwankte zwischen 30 Minuten und 2 Stunden. ‚Wir sehen am Sauerstoffpol die durch den freiwer- denden Sauerstoff gebildeten Oxydationsprodukte des Pyoeyanins in rascherer Folge als in Kulturen oder Lösungen entstehen. Umgekehrt tritt am Wasser- stoffpol durch den naszierenden Wasserstoff eine Reduktion des Pyocyanins zu seiner Leukobase ein. Wird die Lösung nicht mit Paraffinöl gegen die Atmosphäre abgeschlossen, so tritt einerseits am O-Pol eine viel raschere, andrerseits am H-Pol eine bedeutend verzögerte Entfärbung ein, ein Beweis für die große Sauerstoffempfindlichkeit unseres Farbstoffes. Das Pyocyanin verhält sich also wie Atmungs- pigmente, die Sauerstoff leicht aufnehmen, aber auch leicht wieder abgeben. Die Behandlung einer Fluoreszinlösung in der gleichen Weise ergab: ! 30 J. Furlani, Am Sauerstoffpol Verfärbung in Braun bei Ver- schwinden der Fluoreszenz, dann Ausbleichung bis auf die neutrale Zone, die eine bräunliche Farbe behielt; die farblos gewordene Lösung zeigte eine Zeit lang ein Irisieren. Am Wasserstoffpoltrat eine starke Steigerung der grünen Fluoreszenz ein, so daß die Flüssigkeit geradezu grünleuchtend erschien. Es entspricht also auch das Verhalten des Bacterio- fluoreszins einerseits dem in Salzsäure, andrerseits dem in Ammoniak. Die in Kulturen von Fluoreszens liquefaziens beobachtete Zunahme der Fluoreszenz bis zu einem Maximum ist also auf eine Zunahme der basischen Reaktion im Kultur- medium durch Produktion von Ammoniak zurückzuführen. Wurde eine Lösung, die Fluoreszin und Pyocyanin enthält, also die Bouillon von einer Pyocyaneus-Kultur der Elektrolyse unterworfen, so war das Ergebnis folgendes: Am Sauerstoffpol trat eine Braunfärbung — beide Pigmente bilden ja braune Oxydationsprodukte —, dann Aufhellung ein; so- dann zeigte die Flüssigkeit nur mehr das Irisieren des Fluo- reszins, die neutrale Zone blieb gelb. Am Wasserstoffpol trat ein rasches Verblassen zufolge der Pyocyaninreduktion ein, wobei aber eine Zunahme der Fluoreszenz analog dem . Fluoreszin verhalten, die zu erwarten war, ausblieb. Hinsichtlich der Lebensbedingungen unserer beiden Bak- terien wird angegeben, daß im Nährsubstrat Phosphor, Magne- sium und Sulfat nötig seien, die Farbstoffbildung trete bei Gegenwart von Ammoniak und Luftsauerstoff ein. Ich habe Pyocyaneus und Fluoreszens in Agarröhrchen im Dunkeln kultiviert, die einerseits mit Paraffin abgeschlossen wurden, also eine gewisse Menge von Luft enthielten, andrerseits wurden Kulturen mit Paraffinöl überschichtet, das zuvor aus- gekocht worden war; diese Kulturen waren also vom Zutritt der Luft, abgesehen von Luftbläschen, die zwischen Öl und Agar haften blieben, abgeschlossen. Bei beiden Arten des Abschlusses wurden Spuren von Fluoreszin gebildet; das Wachstum hörte auf dem Schrägagar nach wenigen Tagen auf. Die Pyocyaninproduktion war in beiden Fällen eine ver- schiedene. Wurden die Röhrchen mit Paraffinabschluß, die [} 3 B e d Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. | nur eine ganz geringe Fluoreszenz zeigten, nach 3 bis 4 Monaten geöffnet, so trat sehr bald (nach zirka !/,- Stunde sichtbar) ein lebhaftes Ergrünen der Oberfläche des Agars ein, das dann in immer tiefere Schichten fortschritt. Wurden die Röhrchen mit Parafinölabschluß geöffnet, so wurde ein Ergrünen erst mit dem in allen Röhrchen nach Öffnung neuerlich einsetzenden Bakterienwachstum sichtbar, also erst nach 1 bis 2 Tagen. Im ersten Falle war also unter Einfluß der geringen, eingeschlossenen Menge von »Reizsauerstoff« das Chromogen gebildet worden, daß sich sofort nach Zutritt einer genügenden Menge von Luftsauerstoff zu Pyocyanin oxydierte, im zweiten Falle konnte bei Abwesenheit von Sauerstoff die Cyanobase nicht gebildet werden. Wir haben zwischen der Bildung des Chromogens und des durch Oxydation daraus hervorgehenden Farbstoffes zu unterscheiden. Die Menge der Chromogenproduktion ist bei verschiedenen Stämmen eine verschiedene. Durch Erwärmung der Kultur auf 57 bis 58° wird sie bekanntlich vermindert beziehungsweise verhindert. Wesentlich beeinflußt wird sie durch den herrschenden Dampfdruck in der Atmosphäre. — Neelsen hat beobachtet, daß die Bildung des blauen Pigments der Erreger der Blau- färbung der Milch durch schwüle Witterung, warmen Regen, S- und SW-Winde begünstigt werde, kühles Wetter dagegen sie hemme und sogar unterdrücke. — Pyocyaneus-Agar- plattenkulturen zeigten im absolut feuchten Raum eine gelb- grüne Fluoreszenz, während die Kontrollkulturen schön chrom- grün waren; die Extrakte aus den ersteren zeigten nur eine geringe Spur von Pyocyanin, auch trat kein rasches Ergrünen bei Entnahme aus der feuchten Kammer ein, das hätte erfolgen müssen, falls das Chromogen - vorhanden gewesen wäre. Kulturen von Fluoreszens dagegen zeigten keine Unter- drückung der Fluoreszinbildung im feuchten Raum. Als im ‚Juni 1917 nach einer langen Schönwetterperiode die Feuchtig- keit vor einem eintretenden Regenwetter rasch zunahm, gaben plötzlich die Pyocyaneus-Stämme, die vorher stets schön chromgrüne Kulturen geliefert hatten, solche, die nahezu kein Pyocyanin, wohl aber Fluoreszin bildeten. Nach neuer- 32 I Purtanı, lichem Eintritt trockenen Wetters ergaben die von den pyo- cyaninschwachen Kulturen abgeimpften Platten und Schräg- agaraussaaten wieder chromgrüne Färbung. Die Wirkung strahlender und oszillierender Energie auf die Farbstoffabscheidung. des Pyocyaneus beobachteten Jakowski, D’Arsonval und Charrin. Ersterer fand, daß die Pigmentbildung in Dunkelkulturen rascher als in Lichtkul- turei vor sich gehe; letztere konnten eine Abschwächung der Farbstoffausscheidung und Vermehrungsintensität durch starke elektrische Ströme mit großer Schwingungszahl fest- stellen. Krause konnte zeigen, daß innerhalb eines Solenoids die grasgrüne Farbe der Pyocyaneuskulturen ins gelbliche überging. Zur Ergänzung und Erweiterung dieser in der Literatur bekanntgewordenen Versuche stellte ich mir die Aufgabe, die Einwirkung der Strahlung im allgemeinen auf die Bildung der beiden Pigmente, des Fluoreszins und des Pyocyanins, zu ermitteln und festzustellen, ob sich ein Unterschied hin- sichtlich der Wirkung diffuser und paralleler Strahlung einer- seits, andrerseits ein Unterschied in der Wirkung der Strahlung ‘von verschiedener Wellenlänge zeige. 2. Die Wirkung diffuser Strahlung auf die Farbstoffproduktion von Fluoreszens-liquefaziens-Pyocyaneus. Die Versuche wurden nach 20stündiger Bebrütung im Thermostaten bei 37°C im diffusen Lichte des Laboratoriums vorgenommen. Die Messung der Lichtintensität nach dem v. Wiesner’schen Verfahren erfolgte mif dem Handinsolator. Verglichen wurden die erreichten Schwärzungen des photo- graphischen Papiers mit dem Farbentone 2°53, bei dem ich mein Auge seinerzeit, anläßlich eigener photometrischer Unter- suchungen,! bei geringeren Lichtintensitäten als am empfind- lichsten für Schwärzungsunterschiede befunden hatte. 1 Siehe hierüber meine Abhandlung: »Das Lichtklima im österreichischen Küstenlande«. Denkschr. d. Akad. d. Wiss., mathem.-naturw.- Kl., Wien, 1976,93. BA. Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 88 Der Vergleich der hier sowie auch in den weiteren Ver- suchen produzierten Farbstoffmengen erfolgte durch kolori- metrische Bestimmungen; anfänglich auf dem von Boland eingeschlagenen Wege, später jedoch auf dem einfacheren und eine genauere Schätzung zulassenden der Elektrolyse der Pigmente. Wie oben auseinandergesetzt wurde, wird das Pyocyanin beim Durchgang eines sehr schwachen Stromes allmählich zur Leukobase reduziert. Die Zeit bis zu diesem Farbloswerden der Lösung ist eine um so größere, je mehr Farbstoff durch den gleichstarken Strom reduziert werden . soll. Verwendet man jedesmal gleiche Mengen des Lösungs- mittels für das Pigment, so lassen sich die Zeiten, die not- wendig sind, damit der Elektrolyt vom Wasserstoffpol bis zur neutralen Zone farblos erscheine, in den einzelnen Versuchen vergleichen und so die relativen Größen der Pigmentbildung leicht und viel genauer angeben als durch den Vergleich der jeweiligen Farbstofflösungen mit einer stets wieder frisch ‚herzustellenden Normalfarbstofflösung. In der gleichen Weise lassen sich die Pyophaein- und Fluoreszinmengen durch Ver- ‚gleich der zu ihrer Zerstörung am Sauerstoffpol notwendigen ‚Zeiten abschätzen. — Die Impfung der verschieden hierzu ‚verwendeten Nährböden erfolgte durch die Verteilung gleicher ‚Mengen (= 1 Öse) einer stark verdünnten Bakterienaufschwem- ‚mung in physiologischer Kochsalzlösung. | Es ergibt - sich im allgemeinen aus diesen Versuchen: Die Pyoeyaninausscheidung erscheint im diffusen eichte seesch die im Dunkeln vermindert, „die Fluo- reszinproduktion etwas gefördert, desgleichen ist die Bildung der Oxydationsprodukte des Pyocyanins, vor allem des Pyophaeins, im diffusen Lichte gefördert. ‚Bei Luftabschluß wird im Dunkeln die Fluoreszin- ‚sowie die Pyocyaninproduktion gehemmt. Spuren von ‚Pigment, vor allem Fluoreszin in den Kulturen, sind auf Luft- bläschen in der Kulturflüssigkeit zurückzuführen. Im Pepton- wasser, wo keine Fluoreszinproduktion statthat, wird unter Einfluß des Lichtes bei Luftabschluß Pyocyanin produziert, während in Bouillon unter denselben Bedingungen nur die Cyanobase auftritt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 3 34 1 Korlanı, Tabelle 1A. Plattenkulturen im diffusen Lichte. | E = d E Licht- 3 : Versuchs- ersuchs- | ; \ten- Reeuftat 3 = anordnung dauer sität 0004 Fluoreszin Von San I I 20 Stunden — | - cyaneus ein Schräg- Fluoreszin, Spur von agarröhrchen \ Pyocyanin beimpft, dann mit - Paraffin abgeschlos- 0004 |Fluoreszin, wenig Pyocyanin | sen. Von diesen - lluoreszierenden | ** Stunden Fluoreszin und Pyocyanin Röhrchen nach > deutlich 3 Möchen -Asar „Bau. ann rn platten beschickt. 8 Tage 0:004 Mehr Pyophaein Dieseszeien per: em rer an en 10 Tage 0 Weniger Pyophaein > wenis Pyocyanin platten mit 36 Stunden Se Bouillonzusatz. i 2 \ Raschere Pigmentbildung, Diese zeigten bei: 4 f ) Chromgrün, Fluoreszinund Pyocyanin deutlich Starke Trübung der Flüssig- 4 Tage 0'004 | keit, grüne Zone unter Häut- Desgleichen chen, Spur Pyocyanin Bouillonkulturen. — Diese zeigten bei: Starke Trübung der Flüssig- 2 Tage 9) keit, grüne Zone unter Häut- chen, Pyocyanin deutlich Desgleichen Bouillon +Leitungs- wasser zu gleichen Teilen besät. Es zeigte sich: 8 Tage 0004 | Fluoreszin, mehr Pyocyanin Mehr Fluoreszin, weniger Raschere Pigmentbildung, Desgleichen Agar- 0:004 | Zinnobergrün, Fluoreszin, Pyocyanin 1: SE ne EL 3 u ya E ji f Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 30 E 5) _ Licht- u. Versuchs- Versuchs- | . 28 inten- “3 anordnung dauer er on sıtät > 0007 20 Stunden Er | 0007 2 Tage 0 0007 I Pyo- Von Stamm I! Pyo a, cyameus schön 0 chromgrün, Agar- platten besät. Es zeigte sich: a, 2 6 Tage 0 0008 8 Tage 0 0008 16 Tage 0 Von Stamm II Bouillonröhrchen- kulturen; der Inhalt N Tae nach 16 Tagen (Oberfläche gras- —— grün) in Schalen nr 1 Tag ) umgegossen: 0'008 |Niederschlages. Im Röhrchen Resultat Schwach fluoreszierend; kein Pyocyanin | > | Schwach grasgrün; Pyo- cyanin vorhanden | Schwach grasgrün; Fluo- reszin reichlich, Pyocyanin wenig Chromgrün; Fluoreszin und Pyocyanin reichlich vor- handen Chromgrün Chromgrün Grünbraun; Pyophacin deutlich Chromgrün; Pyophacin in Spuren Rotbraun Beginnende Bräunung; Pyophaecin deutlich Rotbraun; Pyocyanin nur noch in Spuren Rotbraun; Pyocyanin noch reichlich vorhanden | ! | Bildung eines dunklen erst nach 2 Monaten Desgleichen 08) » J. Furlani, Licht- Bi: 2.0 DE Versuchs- | Versuchs- b 3# inten- n 5 anordnung dauer tät cH- sitä 0°013 20 Stunden 0 0'013 2 Tage 0) s ER 0:014 4 Tage 0) Von Stamm Ill I 09-014 3 cyaneus grasgrün, Agarplatten besät.| 6 Tage | Es zeigte sich: | 0 | 0-016 8 Tage 0) 0'016 10 Tage 0) 0'017 12 Tage (0) ee | Zn — | —— [I Resultat Wenig Fluoreszin, kein Pyocyanin Fluoreszin und Pyocyanin vorhanden Hellgrün; Spur von Pyo- cyanin Intensiv grasgrün; etwa 4Afache Menge Pyocyanin des Lichtversuches Grasgrün; beide Pigmente | deutlich Chromgrün; Pyocyanin- menge 5fache des Licht- versuches Chromgrün mit Stich ins Braune; Pyophaein deutlich Chromgrün; Pyophaein | weniger als im Lichtversuch Dunkelbraun; Pyophaein- menge 3fache des Dunkel- versuches Grünbraun. Pyophaein vor- handen Schwarzbraun. Pyophaein- menge 5Öfache des Dunkel- versuches Braungrün. Pyophaein reichlich. Schwarzbraun. Geringe Spuren von Pyocyanin Braun. Pyocyanin noch reichlich vorhanden Einfluß der Bestrahlung auf Dacterium pyocyaneum. 37 Tabelle 12. Röhrchenkulturen im diffusen Lichte. Licht- | inten- Resultat sität Versuchs- Versuchs- anordnung dauer Keane Versuchs- nummer b: Gelb mit grüner Fluo- Von Stamm Il 1 Tag reszenz, geringe Spur beimpfte Bouillon- von Pyocyanin röhrchen, die nach 90-007 3 Wochen Dunkel- b: Gelb mit grüner Fluo- kultur im obersten reszenz, kein Pyocyanin, 5 Drittel ergrünt, im| 1 Mo wohl aber nach Sauer- Brutofen auf 24 stoffdurchgang Stundenlligebracht | we zer? intensiv bis auf den c: Grünbraun, Spur von Boden ergrünen. las Pyocyanin, Pyophaein Diese zeigten dann 0:007 nach: | c: Rotbraun, kein Pyocya- Klone! nin, Pyophaein deutlich a: Schwach ergrünt, wenig Pyocyanin, nach 20 Ta- gen gleich viel Cyanin Von Stamm Il wie in b. beimpfte Röhrchen mit Bouillon + aqgua| 10 Tage | 0'014 | b: Stärker ergrünt, mehr destillata (1 : 10) Pyocyanin, kein Pyo- ergaben: phaein c: Grünbraun, kein Cya- 6 nin, wohl aber Phaein a: Tief chromgrün, Fluo- reszinin Spuren, Cyanin Von Stamm Ill reichlich beimpfte Bouillon + = — Quellwasserröhr- b: Zinnobergrün, Fluores- 10 Tage | 0'014 chen (1:10) durch Auskochen sterili- siert ergaben: zin wenig, Cyanin wenig c: Schwach gelbgrün fluo- reszierend. Fluoreszin wenig, kein Cyanin Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 89 25 Licht- 5 E Versuchs- Versuchs- ans Det 3 2 anordnung dauer sität a: Mäßige Trübung, grau- ‘grün, Cyanin und Pha- ein vorhanden b: Geringe Trübung, schwach blaugrün, nur Cyanin vorhanden | Von Stamm IX Pyocyaneus chrom- ek 7 | grün beimpfte | 4Wochen | 0:018 | °° a Se Peptonwasserröhr- .ı.ı - Xanthose und Phaein chen ergaben: vorhanden e: Minimale Trübung, keine Pigmentierung ’ f: Starke Trübung, keine Pigmentierung ———————n [mm ll | 00 | : Lichtkultur bei Luftzutritt. a b: Lichtkultur bei Paraffinölabschluß. c: Liehtkultur bei Terpentinölabschluß. d: Dunkelkultur bei Luftzutritt. e: Dunkelkultur bei Paraffinölabschluß. F: Dunkelkultur bei Terpentinölabschluß. 40 RR Furlani, Es erfolgt also unter Einfluß der Strahlung auch. bei Sauerstoffabschluß@eine ‚Bildung des Chrome- gens, in Peptonwasser wird „dasselbe zum Piemest oxydiert. Der hierzu notwendige Sauerstoff wird wohl durch Abspaltung aus. einer Säure, etwa der für den Pyocyaneus nachgewiesenen Amidobernsteinsäure gewonnen. Wird als Abschlußmittel an Steile von Paraffin Terpentinöl genommen, so wird durch das darin enthaltene Ozon das Cyanin zum Phaein oxydiert. "3, Die Wirkung der Bestrahlung mit der Uviol- und mit der Quarzlampe, insbesondere hinsichtlich der Farbstofi- abscheidung. re Im allgemeinen wurden diese Versuche folgendermaßen durchgeführt: Die Nährböden, die bei diesen Arbeiten zur Verwendung kamen, wurden stets gleichmäßig mit 2 Tropfen einer stark verdünnten Bakterienaufschwemmung beschickt. Zur Aufschwemmung war physiologische Kochsalzlösung, destilliertes Wasser oder verdünnte Bouillon stets mit gleichem Resultate verwendet worden. Als Nährboden wurden, da die Ergebnisse auf verschiedenen Nährböden wie in den im vor- hergehenden besprochenen Versuchen die gleichen waren, nur anfänglich festflüssige Medien, später nur mehr Agar verwendet. — Es hat ja übrigens auch Ward gefunden, daß es sich bei der Wirkung der Strahlung auf Bakterienkulturen, nicht um eine Wirkung auf den Nährboden handle, sondern daß das Licht, wie auch Bovie neuerdings feststellte, direkt auf die Zelle und nicht durch Bildung von Toxinen im Medium wirke. Die Wirkung der Höhensonne und der Quarzlampe war im wesentlichen die gleiche. Die Bestrahlung der besäten Platten erfolgte in lichtdichten Blechkassetten, in deren Deckel sich je zwei Fenster zum Lichteinlaß befanden, die nach der Bestrahlung sofort wieder durch eine verschiebbare Blech- platte verschlossen werden konnten, Hinter den Fenstern konnten auf der Unterseite des Deckels die festen oder die Kuvetten mit den flüssigen Filtern angebracht werden. Nach der Bestrahlung kamen die Kulturen auf 20 Stunden in den HET RA, a” at en Br Be ad a Zn Zu Bd ze el a ET DE EG VOPRAEER 2; hr 24 Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 41 Brutofen von 37°C, _ um _dann bei der Lufttemperatur des Laboratoriums von 15 bis 20°C zu verbleiben. Außer solchen frisch besäten Platten kamen auch bereits gut gewachsene und pigmentierte, ferner solche, die besät und dann gleich bebrütet worden waren, zur Bestrahlung. Als feste Filter fanden »Jenaer Gläser« der Firma Schott mit X 620-ultrarot und X 923-ultrablau als flüssige aqua destillata, konzentrierte Lösungen von Alaun, Kalibichromat, Kupferchlorid, Kupferoxyd- ammoniak, Eosin, ferner Petroleum von 10 um Schichtendicke Verwendung. Die verwendete künstliche Höhensonne war eine Lampe von 220 Volt, die Quarzlampe eine solche von 110 Volt. Die Strahlungsintensitäten betrugen in der Entfernung der Prä- parate von 50 cm 0'633 B. E. beziehungsweise 0'425 B. E. Das Wirkungsquantum (A) der Bestrahlung entsprach also dem der totalen Lichtintensität für Wien etwa des Monats April, 12 Uhr. Um die Wirkung der durch die Bestrahlung bewirkten Erwärmung der Präparate festzustellen wurden Parallelversuche angestellt, bei welchen der eine Teil der Platten während der Bestrahlung unter Wasserkühlung ge- halten wurde. 5 | Das Kulturmedium wies nach beendeter Bestrahlung bei den gekühlten Platten eine Temperatur von 15 bis. 20°C, bei den ungekühlten von 40 bis 45°C auf. Bei letzteren trat die Wirkung der Bestrahlung rascher ein als bei den gekühlten, sonst änderte sich an den hier zu besprechenden Wirkungen nichts. Die Angaben über die Zeitdauer der Bestrahlung be- - ziehen sich in der folgenden Tabelle auf die Versuche ohne Wasserkühlung, da diese bei den späteren Versuchen fort- gelassen wurde, und bei Behandlung. mit der Höhensonne. Wo Abweichungen vom hier geschilderten Versuchsverfahren - statthatten, wurden sie in der »Versuchsanordnung« der Tabelle angegeben. Ir Furlanı, yoıpyaroı urueAd 'yeruowwep4xosajpdny 'F ‘SruaMm umzsaron]] ‘unisnerg ypoemyas urueAy uay9ro[3sop ‘uapuetloA urzsaIlon] FT !unıd puojys1ojJdny 'g 2 ‚uogesio uoyesaq -SBI3 AISUOJUT {U9SYIeM9S USsOg WY uojnuny: c1 ‚YOSIIJ asoıp pun yesoq ualyeld = : ‘onau uopınm 8 sSogonsio‘ sap 6 SruaMm yeuroayorgies] "z u97y4ejg Uo}Tyeajsagq uap von urueAn ‘yaıpyoraı urzsalon]]J !unısseig usınds ur urueAd une]vy ‘I ‘yaıynap wIzseJon]] {PuslorzsaJon] A U9PURLLIOoA Sunmigag auyg (geruowuwepAxolefdny ‘F umeydoäg sayoı Sunynagog : Ba) 3 { ; praojyoaajdny "eg -uogesıo je odeL cg TER IPEHEADIER SPERUNIS RE UN ee “uopyediedy ounıgwosyo “auas a yewoayorgires] "z i -yoemad n3 ujpyungq wı ‘unıd 119P { £ OUHO | -woayo Snauvdoofg [I wWReIS UoN -ueJoaun \ Sunynigag uspunIs FZ YDeN ee I Zunjyensag = Jowuwnu yeynsoy Joyrg Jaopusmıo\ 10p soneq EP ERN -Syonsıo\ yenssq sdurejisqfisg2>2nYd J9p pur usınyyny]-suszss1onpJ pun -snaueA9oAd ‘Ss OPEL 43 - Einfluß der Bestrahlung auf Baclerium pyocyaneum. 'I ur spe umeAg ayow ‘unıdseId ‘u9syoe mas nd uruekn Sıuam ‘unIe]][oy (ussy9eMma3 Frua MM Sunloyuowsig Jop Sunyoysg sury Sunjyenssq 1op yoeN 'z pun I ur spe urueÄg Ayaw ‘urzsssonj] ZruoM ZunJoyuawsrg 19p Sunyoy„g auloy Zunpyeysag Jop yoeN "uruekJ) SuM urzssion]g yaıyoıay OIUSWUTURÄT 999043 e ur aIM © 2 pun I ur se ayaw ummeAn ‘ulzss1on]T Stuam -unıssels ‘Zunpfiqguawstg 919y9eMyaSg usy9To]Jssaq Sıuom urueA) ‘yoryoroı uIzsal -on]g -unisseıs ‘Funpjiqyuswsig oy.ıeıS pnIojyaJoJdny unely yeruowwepAxo1ojdny pLIojyassIdny yewoaysrare‘ unelv y1eruowwepAxoloJdny] 2 pmojyssojdny yewo.ysrgrey? une]y "s ei! vomum 08 —- usjnumM 08 uomun GI usnumN GT 374e41350q JopaIm pun4oInigqgoaquapun}gz uuep Y1ye14soq uoyejdieZy ayes -99 YISL7} JJ wurIS usqjas uloN :gqe3ı1o ‚uuep ‘yoynıqog uapunys 0% 45 1910A uoyeldızdy ayes -99 yosııy JJ WWEIS uagjss WOA :uogesio usyerdiedv sjesaq YOSIIF JJ wweIS usgppswop uoA GArdae ie 1237 1 Tuch 07 2 ne a a TE a we ua A ie Zu el I 021 yarnop urzsoasonpg ‘usınds ur urueAg "puelalz -SeIonJ unIsgjes ‘uasyvema3 y9eMmy9s (a]7023u0M) ‚ayeid oyyegsoqun 'G uspueysoA umuefg ‘unıswoiygs puey yreruowurepAxo1sjdny "+ -UOSUOBMEI Ypemmps omg ofeyuaz ei soury umueAy :uogedio usyerd . 3 ‘pus.orzsolong; unISgJoS puey !uosypem i yewolystgme} '& uopnumm c# | -e3y aygsaq yasız “yoenyasyuauı rer 5 -985 wemyas ‘sofqie; oNıeq 9Teıjuaz : -Sıd snauphoodg “AI wue]S uoN\ E, en X T:8 = 2]]04YUOy JOPp une]yY '2 Jop nz oduswurzssJon]g {usy9lo]ssaq soumy une “yaryoreı UIZSSJOnJJ PU9IOIZSSION]J eyergsop enby '] 74e}s ussy9emag pury “I}sus A] SO]LISIS | Sunjyesog Jowuwnu Q = eIıINnSse JOJTL J3J9OPU9IMJO SUNUDJIOUBSUINSIS/ yeynsay NET 30JoP N rg p onsIo se 44 "45 Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. uspueyJoA umeAg pun urzse1onjJ {un1dseıd “Uasyoe mas SIgeM 1/5 :Jounyuedio], 1oyuf) sojgqıe} “ussyoe mes Sgewgoro]3 pun m :jouyjereg ‚Join. uspury10A umieÄn pun UIZSIION]LT ‘unıdseı13 uUoy9s puey ‘19JSUa AT SO]LIIIS uopuetLloA urueAn pun UTZSIION]F | UnISTJoy U9syde mas YIEMUIS yaryore.L une) ‘eunuu unAıg pun urzsolonfg Sruom !un13se.ı13 Arsuo}ur ussy9emas ng uoinds ur uruefY ‘yoıydrsı UIZSAIONLT ‘PUSI9TZSIION] Y.IeIs “Uosy9e mad yoemy9S SruaMm uzsalon]g ‘pusı ir -oIZsaIongy jewrmu uueAg) ‘unıdsuıd uasyoemog m3 puey ‘J04suog SoTLIaIS x ee OIONUOM 9][0.4uUoM ‚enn-&ss X nei yoreayn-039 X ION Spuns I -IBAY oyesoq YOSIIF UOYOTOJISSIA uspnum GI | : uogu.3.o uoyye]d oyesaq yasıyJ unas opunys I -WOIUO SNEWVKIOAZ ‘A WUeIS UoA :uoge3ıo uayerd 2 usınds ur urueAg en 2. =g uoA Isp nz AdUSWUTZSOJon]J Jegsiomyoeu yyoru uruefg ‘eg pun , yeruowurepAxolojdnyy 'F zT ur spe Joujy oduswurzseron]J :qe319 uoNelau9g '0I IA Jo}yonZze3 uSUONEeIUINZ OT Up -InM °F 's 'n 04yanZza3 Zunjpuey sourey urueÄn !uonelausg 'F pun 'e op 9aIp se Joumy uoyelousn yewolyorggey 'g a u 19soIp oBuawurzsaIron]g | veyolojdsoq uaynum 08% a Br a ee En ZI soufoy uueA) :ure uoA “yensoq uspnumy 0E yoınp war Menu el un RT ‘ydunmag uoyejg aydsııy uopınm g] g -Tne uop ur ZuniyswIs\ aulo {uauolye soyonsıo sap uaınyınyy uop von E -9U9N UEpuasjomepueuromne uap UI Ppuay z -UEMYIS USSUIAWUTZSIION]T !PU9AOIZSII ejejmsap enby *I E -OnJj} unaIgPI UOYUIS pury ‘194SU9 ] SOTLIEJIS = USpuryIoA o][O.MNUOM ssoyyJuex pun urueAy uasy9emas Sıge N Soyyuex auroy “urueÄg yarynap Sunyajurgy . 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Furlani, uapueyIoA umueÄn pun uIzsol unely '2 -OnJJ ‘un1Sgjos ‘uasy9emas Ayaun senIg uapueloa uruekn pun urzsal -onj] ‘unıdgps ‘uasy9emad us}sdtuam 01 we woyonsIoafpereg G uape won Sunjyeysag Jawumu yeynsoy 199] ] 19yopuamıay ren Zunup.JouesyonsIoA‘ -syonsıon (PR. ER ar En ng vun 52 Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocvanenm. 09 unısjoy ‘uasydemad Se N pualgız | -SeJony Jedtusm UZSSIONIJ 01 ON yorypıaa ureid Stuam urmzselongg ‘unıdseld “1onuousıd pun ussy9eM93 USISYIEIS ue | 4suos “104sU0 1] SOUISUIEMAS Joyaemyog ) Bun uekg “yorpyoreı urzsoaon] N pusierzsslong unısse1d uUoyas ‘ussupemead ypemnyas t& yoryporan | en Bu ÜlzSo1on]J A eterel) EN | ‘uns eu asus aan SOIaS | ojo.1uoy yewoayprgne] nelg 3oy uomurw Of pun usmum ce UOY9IO]SSIAT 95 J. Furlani, 4 ojnagqsnejuawstg aydıaı ‘puaı -9IZSIIONJ uUNISSE1S U9SY9eMa3 SEN 9z "IN yonsıo\ wm oIm 7suos ‘I94sU9 ] SOUssy9emsgqg yY9emyas 93 IN o]J0.1]uoM yewoayorgey] Q - yansıs\A WI oIM 3suos ‘ussypem nejg N I 48 -25 109suoJ WI ueluofoy adıum ınN HANEEN ‚05 pun 3 us/numw 67 93 "IN yonsıoy wI aIM\ 404 97 "IN yansıo\ wI aIm unıdqjos 0 uasyoema3 Ind 4sUoSs ‘104sUa,] SO]LIEIS Zunjyesjsag x Jauumu yeypnsay - JayL I 199puamloA 12p soneq ZunupJouesyonsIaä ‚Syonsia s S > S 2 S Sy x > S aa} be In} {os} {e1 0) & = < S Re) un © jan} 5 "oO a >) Lam = .-—_ ea} unıSwolyo {ussy9emad Mo puslotzssiong Zum ‘und -9[93 !uosyoemaS Joy wI spe Joypemyag unıgwolyd ‘ussyoema3 uUoyas Ayas 4sU0OS ‘I9JsuU9 1] SOUasyoeMmad yvemyas pus191zss1on]J unlsse13 uoUoSs ‘uasyoemas yoemyas ussydemas In pun unıSgjo3 puey we ‘J0]suUo J SO]LIEFIS o]]0.144uoM yeuoayorgey nelg 304 \ uoynumy Or uayoT9]3saq 88 56 J. Furlani, Die Ergebnisse dieser Versuche lassen sich folgender- maßen zusammenfassen: Bei Bestrahlungen ohne Filter zeigt sich eine Schädigung des Bakterienrasens im verminderten Wachstum der “unter dem. Tenster- gelegenen, Fducke Be strahlten Fläche schon bei einer Bestrahlungsdauer von nur 4 Minutem> Eine Sterilisteruns der. Kläche’ergiptsich bei der 1Öfachen Bestrahlungsdauer in 40 Minuten. . Durch Ausschaltung von Strahlungsbezirken in den Licht- filtern wird die Lichthemmung entsprechend gemindert. In dieser Hinsicht waren die Versuche Nr. 25 am instruktivsten. Das Wachstum hinter dem Alaunfilter, das die gesamten »farbigen« Strahlen durchläßt, ist gegenüber dem hinter den andern Filtern "am "geringsten. "Daß kurzer schwarfe Bestrahlungen mil Einem iengen Spektralbezirke SIE gerade gegenteilige Wirkung haben, scheint mir aus den Versuchsergebnissen' (Nr. 25 fund 26)! ber Ver wendung des Kupfer£hlerids- und des Blauffltere hervorzugehen. Bei einer Bestrahlungsdauer von 10 Minuten wären diese /Plattien "am stärksten Be wachsen; wurde die Expositionszeit verlängert, so verblieb nur dem von der geringeren Strahlenmenge getroffene Rand- anteil des Rasens fortschreitende Wachstumstendenz, während im Zentrum sich allmählich die Lichthemmung einstellte. Diese Hemmung nimmt für das Kkurzwellise Tieis viel. rascher als. für das lanswellige zu wie gear suche in Nr. /27 gegenüber denen von Nr. 26 »eieen wel eben die verwendeten Lichtgqwellen reieh an kurzwer liger Strahlung sind. Die Abscheidung von Fluo- reszin wird imallgemeinen durch langwelliges Licht, die des Cyanins, durch kurzwellises hauptsachlien gefördert. Dieser Reiz für die Pigmentabsonderung läßt sich nur vor Bebrütung der Platte ausüben. Ist die Bestrahlung zu intensiv — wie die Versuche ohne Verwendung eines Filters zeigen — oder zu lang andauernd, so tritt eine raschere Oxydation unserer Pigmente ein, die sich durch eine gelb- grüne bis gelbe Färbung bei Mangel von Fluoreszenz einer- seits (Oxydation des Fluoreszins), andrerseits durch Bildung von Xanthose oder Phaein äußert. In dieser Hinsicht sind die a a Sn Eu u 0 lu 0 Einfluß der Bestrahlung auf Baclerium pyocvanenum. 57 @ „Versuche Nr. 20, 21: und 22 von Interesse. Während die Bestrahlungsdauer von 55 Minuten das vorhin besprochene Resultat, Förderung der Fiuoreszinproduktion im schwachen langwelligen (besonders schön hinter dem Eosinfilter) und der Cyaninproduktion im stärkeren, kurzwelligen Lichte zeigt, ist "bei einer Bestrahlung von mehr als I Stunde eine Hemmung - der Pigmentierung durch rasche Oxydation der Farbstoffe zu beobachten, die sich als eine Verfärbung in Gelb dem Auge - zu erkennen gibt. Das Fluoreszin ist mißfarbig gelb, zeigt keine Fluoreszenz. Xanthose ist reichlich vorhanden. Diese u.a. von Gaillard beobachtete Pigmentzerstörung bel Bakterien durch Strahlung ist also auf eine weit- gehende Oxydation des Farbstoffes zurückzuführen 3 Bundes entspricht deri„Ausbleichung »in unseren Ver- suchen mit Hilfe der Elektrolyse. Die pigmentzerstö- rende Wirkung der Strahlung zeigt sich bei unseren Bakterien -am deutlichsten bei einer Bestrahlung von 1 Stunde 30 Minuten hinter dem Kupferoxydammoniakfilter, wo die Fläche unter dem Fenster farblos erscheint. — Die Versuche mit Kulturen von pigmentschwachen . Stämmen zeigen ein dem geschilderten „entsprechendes. Verhalten. Eine ‚Steigerung der Fluoreszin- produktion ließ sich in 10 aufeinanderfolgenden Generationen nicht erblich fixieren. Wurden,von Platten, auf denen durch Lichtreiz eine Erhöhung der Fluoreszinproduktion erzielt worden war, neue abgeimpft und diese im Dunkeln gezogen, so trat stets wieder eine Verminderung der Fluoreszinproduk- tion und Ausscheidung von Pyocyanin ein, das in den be- strahlten Kulturen verschwunden war. Eine Überführung ‚des Pyocyaneus- Typus in den des Fluoreszens ligquefaciens gelang also nicht. im Daß die Wachstumshemmung bei Bestrahlung, wie sie sich unmittelbar unter dem Fenster der Kassetten in manchen ‚obiger Versuche zeigt, in erster Linie auf eine Überhöhung der. Atmung zurückzuführen. ‘ist, zeigen die, Versuche, in denen die Kultur ‚mit Paraffinöl abgeschlossen wurde; hier war die Agarplatte gleichmäßig bewachsen. — Pigmentbildung trat erst nach Tagen und sehr gering auf. — Wurde ; jedoch der Kultur durch Terpentinöl Ozon zugeführt, so trat 98 J. Furlani, Atmungstod ein, die Platte war steril. Die folgenden Versuche im Sonnenlichte werden zeigen, daß zu dieser Schädigung bei Bestrahlung noch eine spezifische Wirkung des Lichtes hinzutreten kann. 4. Die Einwirkung der Bestrahlung mit Sonnenlicht und die Wirkung des ausgeschiedenen Pyocyanins. Die Röhrchen und Plattenkulturen wurden im Freien im Monate Juni der Sonnenbestrahlung ausgesetzt bei andauernd günstiger Witterung (Ss _4D1_4). Um festzustellen, ob die hierdurch bedingte Erwärmung der Präparate die Ergebnisse qualitativ ändere, wurden in einzelnen Versuchen mit Platten- kulturen die Kästchen in Eiswasser gestellt. Diese Beeinflussung trat nicht ein; die Erwärmung bewirkte nur eine Beschleu- nigung der Ergebnisse. Bei den Plattenkulturen wurde auch hier die Bestrahlung durch Öffnung der Fenster vorgenommen, während die Röhrchen aus dem diffusen Lichte hinter der Mattscheibe des Laboratoriumfensters, ins Sonnenlicht gebracht wurden. Diese Ergebnisse zeigen keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Befunden bei Einwirkung des Sonnenlichtes allein, dieses Lichtes zusammen mit diffusem Licht und schließlich bloß des diffusen Lichtes. Entsprechend der größeren Intensität der Sonnenstrahlung erschefnt die Fluo- reszinbildung gefördert, die Cyaninbildung ist anfänglich geringer. Später tritt aber eine auffallende Vermehrung der Cyaninausscheidung ein, so daß nach 4 bis 6 Wochen die Bouillonkulturen bis zum Boden des Röhrchens tief ergrünt sind. Durch Vergleich mit den Dunkelkulturen zeigte sich nun, daß nicht etwa weniger Chromogen im Lichte produziert wird, was sich durch Einleiten von Sauerstoff nachweisen ließ, sondern daß anfänglich die Oxydation der Cyanobase zum Cyanin im Lichte und besonders im Sonnenlichte eine geringere ist als in den Dunkelkulturen. Das später eintretende starke Ergrünen der Bouillon wird nicht durch eine stärkere Pigmentproduktion, sondern durch eine stärkere Oxydation der Base verursacht. 9 uapuetlIoA 2 uueA) pun urzserongg ‘uoyfoM aunıs ujoyung wur YLımzyynT Ioq 9]]0.4Uo41 -SEIS [og uslago wr ‘SungniL oyieIs NLNySAnpyoJsıones yoeu urueky nyyosg® :yoeu u9 ury YsIpAxo uZsaIon]J | Zuazsen mn 1 P -[Jounuodıo], -mMM JonIgag uopunig 0% wer SIG yll j as wepyoeu uogqes1a uoA Zunpyenys| 63 vaydıyoluomog oydu -»2q ‘unıdsel3 snauvhoohT -onfgJ auyo unergqunsd ‘Sungnif oyıeJs Junpojuryyogsiones ydeu' s19 uruekn ag oyorse} “uopueyIoA uIzsal1on ‘DUSI9TZSIION niydsqelouuyufele ae], FI ’ puey I Hd -P I U | gRIU>9SgqEJQUgJEIeA 069.0 I wugg von unısgpp3 wyoemyos ‘Zungnı] vdıgem uspueyJoA urueAg pun umzsaronffy : PUSJ9TZSIIONY UNLIAJISISUOS (aydelLLagO usJdoydepyeM Jop ue 9uoz aunıdseıd ‘SungnL] oyIeIg yeyısusjunyor] > | Jourumu | yeyynsay ygnzynT oromıN Jonepsyonslor UNUPJOUBSYONSIOA Sushäsen\| Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyanenin. Zunpyeijssqusuuog JadITemysZz Iaq usınyyngusysayoyg WE ologeL Furlani, 3: 60 "] ULS[e uIZseIJon] HJ J9dtuam ‘US4SN.IeIS I we aypejptagg Ip ue SungieT ‘pusı -Uoy9I0]SSOPp aJJo.ıyuoy -STzsa1onJ} unıdgjes !ZungnIf oN1eIS 'F usınds ur yaıuneig uIzss1on]J "zuaz gnyosqe :Sungnigog -SIION]J auyo yarqjas !Zungnıs s1n9 'e -[0uyuodıo], uspunys 03 Yoeu usgesuıa voysıygauopmog oydıroq IE ZULI93 UIZSSION]J ‘Zuszsss1onjpg uoA Ands u ZungueJ gnjyosgejouyyereg 0°9:0 uoy9To]dsadq -9[99 sypemyas ‘gungnıiL Adıgem '2 suaısvfanbı7 SW3ZS310N]T IIA wwe}s uUoN yoryoIoı UTZSSION]J ‘Puslarzsel -on]Jj; uNI39]93 uoy>s !Zumgqni]L oy1elS I or em uspuey.JoA zZ UI (J spe ummAn 3esruam ‘SungnIL odrgen 'F Hauelalasag PlIOHoM en Wand „BER nn :ı9q Junnigag uspunJg (zZ OSoyJuex ‘uneiggfas “Zungnı] ayıeIs 'e -T0unued.IaL ee E uapueyJoA umeAn ıanu -10s8e. MUoJdag y7„dusq INIUISAETOULDJEIEA 059.0 uayorjsseq :unaönejgq uoyas ‘“ZungniL odıyeMm 'z I] wureIS vo Jegqstemydeu 9soyyurx pun ururfY “unasnejq Yowmyos “Sungnaj asıgem 7 | Terdoydonem | eynsoy nz) yeymsay | ‚nanzym] 91a TSNEDSTSNS TEN SUmnpzBistansIsA -syonsion | | (ERNEST EEE — co Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. sojqle] {uosyoeMmaS pP Se I9N1EIS 'C urzsa1 -onjJ uoA ınds ‘ZungnıL ofewmum '7 uopuryloA UMmeugq “unerg UIZ -S2JoNn] J uneiqunss ‘SungnI]L 9YielS 'E Sunpajuopolsianes y9eu uruwA) ‘uopueyJoA UIZSAION]T "PuUaseIz -SssJong? unIsafes ‘Zungni]L aSıgem '7 uspueyJoA umefg pun urzsoeJon]J ‘pueroizse1ong unidgfes jsuos uoyos ‘NOYSISSNII Jop jeytigq sojsıogo ‘SungnIL oN4eIS "I “unıaseız sorqiez ‘SungnuL SSıge Zunuo] ayaıyuneig ‘ZungnI] asıgeN ıinds uı . umzss1on]g ‘yaıgpos ‘SungniL odunen usınds UI UIZSSJION]J ‘ZU9ZSSION] A uoA inds pur yorgpes ‘ZungnI]L sSıgeN a an el nn ne 2 gnjyasgqe -[jouquodıe], Toq Anynyfoyung gnjyosqe -JumeIeg 1709 INYHATONUNnd gnyosge Sunynigeg -[oumuedio] uapunys 0z yoeu uagesıa . uaydayosuojpmog ayydum Yyenseä u mmog 2% 8 -9q unIFWoIyo SNIUDNI0oNg - gnfyosqejoungeseg ol XI wuwrg von c18.0 a3e]L >Pua2]oF -Jopueuisjne 8 | SSL O1 usydo.ydaeyeM uaypTo]3sop 9]TONLOM gny>sqe : Zunmnsgqag uapunIs 07 -ounuodıa] yoeu usgesıa uaydaygı -J9ssemuoJdag ayrdumaq zE gayosgejougfeleg 09:0 waypTo]3soq susı90[onbi] SUIZSIAON]T ‘IA wwejs uoN usJdoydoyeM Be eh PR 1 on na ea Ente tl El An ie nein Aue a iz ER RN Wr J. Furlani, UOPUBLLIOA . YranzynT I0q anynyjoyung mueAn ‘unıdnepq ‘Sungni]L asıge m "9 gnjyasqe uoydro[aseq "G -Jouyuadıo] Taq Aanypnyppyung gnjy>sqe So7g.Ie] “gegqyydaıs wuney Sungnıf] 'r yensag -JOugfegeg 199- INYNNTENUNA vel SIQ ya | :uogesio uagslyoLnassem Se], >puaSjoz| -u0Jdagayydumag uoysTo]ssop FE uapuelLloA umeyg pun gnjyasqe -Jopueurome g XI wwejs von asoyyuex “uneig ‘Zungnıp odıgem 'e -JuyuodıaL er ‘ose]L 0] HARHRISA urmeÄg nu gnIyosgejouugeseg 18.0 “unıonerg JoAyyaBıd !Zungnı] asıgen "2 Jegqsiamyoeu umeyg pun 9soqyuex umeAn ‘unısneıs ‘SungnıL digen '] usJdonydayye M yensusjunyorT e Jouwumu yeyynsoy YeanzyymT So JOnepsyansIa‘ unup.ouesyonsloA -Syonsson Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 63 Tabelle 332. F Röhrchenkulturen im diffusen Toageslichte, die täglich 30o Minuten der Sonnenbestrahlung ausgesetzt waren. |Versuchs- Versuchs- | . Resultat nummer | anordnung | a: Nach 7 Tagen minimale grüne Zone unter dem Häutchen; nach 15 Tagen starke Trübung; nach 21 Tagen oberstes Drittel = ergrünt; nach 28 Tagen bis zum Boden ergrünt; nach 6 Wochen tief chromgrün, 3 Fluoreszin zu dieser Zeit reichlich und gut fluoreszierend, Cyanin, Xanthose und Phaein vorhanden. Agarplattenausstrich geringes Wachstum b: Nach 7 Tagen Trübung viel geringer als i in a; nach 15 Tagen stärker geworden, irisierend; nach 28 Tagen intensive gelbe i Färbung; nach 6 Wochen weitere Zu- Vom Stamm III nahme der Trübung. Ergrünen nach Ein- Pyocyaneus € leitung von Sauerstoff, also infolge Oxy- ; ; Sue dation der Zyanoleukobase 35 |beimpfte Bouillon- röhrehen ergaben | 4: Nach 7 Tagen deutliche grüne Schichte nach 20 Stunden unter dem Häutchen, Trübung geringer Bebrütung: als in a; nach 15 Tagen stark ergrünt; oberstes Drittel nach 21 Tagen ergrünt; nach 6 Wochen nur Boden keine Grün- färbung. Fluoreszin vorhanden, intensives Ergrünen nach Einleiten von Sauerstoff infolge Zunahme des Cyanins, Xanthose und Phaein in geringer Menge, weniger als in a e: Nach 7 Tagen minimales Wachstum, kein Häutchen, keine Pigmentabsonderung; nach 15 Tagen farblos; nach 28 Tagen gelbe Färbung; sehr geringe Trübung auch noch nach 6 Wochen. Geringe Menge von Fluoreszin, Cyanin nicht nachweisbar 64 Versuchs- anordnung Versuchs- nummer Desgleichen Peptonwasser- 36 röhrchen ergaben: Von Stamm IX Pyocyaneus chromgrün 37 beimpfte Bouillon- röhrchen ergaben nach 20 Stunden Bebrütung: D% : Nach : Nach 7 Tagen geringe Trübung wie in a. : Nach 7 Tagen zart blaugrün; auch nach Cyanin und Xanthose vorhanden : Nach 15 Tagen farblos, irisierend, sehr : Nach 4 Wochen starke Trübung bis zum : Nach 4 Wochen starke Trübung, keine : Nach 4 Wochen oberstes Drittel ergrünt, Nach 4° Wochen J. Furlani, Resultat 7 Tagen geringe Trübung, zart blaugrün; nach 15 Tagen grün mit bräun-_ licher Verfärbung. Cyanin, Xanthose, Phaein vorhanden; nach 21 bis 28 Tagen Zunahme des braunen Farbentones, Trü- bung minimal, desgleichen Wachstum auf Agarplatte Deutliche blaugrüne Färbung nach 21 Tagen; nach 6 Wochen Xanthose nach- weisbar; nach 2 Monaten olivgrün, Phaein neben Cyanin und Xanthose vorhanden 15 Tagen noch wenig getrübt; nach 21 Tagen intensiv blaugrün; nach 6 Wochen unverändert, ‚starkes Sediment, schwach getrübt; nach 6 Wochen farblos, minimale Trübung und minimales Sediment Boden ergrünt. Alle Pigmente vorhanden. Agarplattenausstrich steril Nach 4 Wochen Trübung geringer als in a, gelbe Färbung mit schwacher grüner Fluoreszenz. Fluoreszin in Spuren, Cyano- base vorhanden Pigmentabscheidung. Von dieser Kultur nach 2 Monaten Aussaat auf Agarplatte wächst gut mit Pigmentabsonderung starke Trübung. Alle Pigmente vorhanden keine Pigmentabson- derung, schwache Trübung : Wie in e. a Einfluß der Bestrahlung auf Baclerium pyocyaneum. 65 Versuchs- Versuchs- Besslidt nummer anordnung | a: Nach 4 Wochen gut getrübt, blaugrün jedoch verfärbt. Cyanin und seine Oxy- dationsprodukte vorhanden b: Nach 4 Wochen gleich getrübt wie a, intensiv blaugrün, mehr Cyanin als in a, } ß jedoch Xanthose nur in Spuren Br :. c: Nach 4 Wochen geringe Trübung, jedoch | Desgleichen ae Sedimentierung, Spur von Gelb- en Peptonwasser- färbung. Xanthose vorhanden röhrchen ergaben: d: Nach 4 Wochen wenig getrübt, intensiv blaugrün. Cyanin vorhanden, Xanthose in Spuren e: Nach 4 Wochen wenig getrübt, keine Pigmentabsonderung f: Nach 4 Wochen wenig getrübt, stärkere Sedimentierung. Spur von Gelbfärbung durch Xanthose a: Lichtkultur bei Luftzutritt. b: Lichtkultur bei Paraffinölabschluß. : Lichtkultur bei Luftabschluß mit Terpentinöl. : Dunkelkultur bei Luftzutritt. Sy SS e: Dunkelkultur bei Paraffinölabschluß. f: Dunkelkultur bei Terpentinölabschluß. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. > 66 J. Furlani, Wurde in dieser Phase aus einer solchen Kultur ab- geimpft, so zeigte sich geringes Wachstum, in einem Falle blieb die Platte steril. Es tritt also die Oxydation des Chromogens in verstärktem Maße zu einer Zeit auf, wo Wachstum und Lebenstätigskeit der Kultur’ ver mindert sind, wohl eine Folge.der Bestrahlune De Tatsache stimmt mit der von Noesske gemachten Beob- achtung überein, daß eine durch Kochen abgetötete Pyo- cyaneus-Kultur stark ergrünt. Da eine so abgetötete Kultur blaugrün bleibt, so schließt Noesske daraus, daß mit größter Wahrscheinlichkeit in den lebenden Pyocyaneus-Kulturen die Keime selber die Reduktion des Cyanins zur Leukobase durch Absorption des in denselben locker gebundenen Sauerstoffes vornehmen. Seine Behauptung, daß bei der floridesten Keim- entwicklung die Cyaninbildung anscheinend am meisten gehemmt oder ganz sistiert werde, ist jedoch dahin zu ändern und zu ergänzen, daß hier das Chromogen in größter Menge ausgeschieden, aber auch sein Oxyd am stärksten reduziert wird, also am wenigsten Cyanin in Erscheinung tritt, in Bouillonkulturen. — Ein ganz anderes Verhalten zeigen die Kulturen im Peptonwasser. Wie schon die Versuche ım diffusen Lichte ergaben, erfelst hier "keine sReduktion dee Cyanins, das auch im Sonnenlichte unabhängig vom Sauerstoff der Lüft entsteht. Ein Unterschied zwischen den Ergebnissen im Sonnenlichte bei Luftzutritt und bei Luftabschluß zeigt sich im Verhalten .des Cyanins, indem dasselbe im ersteren Falle sich rasch weiter oxydiert, was bei Luftabschluß nicht eier. Dall ıst. Ich .prüfte nun,: ob das Fehlen des Fluoreszins in der Peptonwasserkultur vielleicht im Zusammenhang stünde mit dem Ausbleiben der Cyaninreduktion, indem ich der Kultur Fluoreszinlösung zusetzte; dies war nicht der Fall. Wohl tritt aber diese Reduktion ein, sobald einer lebenden Peptonkultur Bouillon zugesetzt wird oder wenn einer lebenden Bouillon- kultur eine durch Kochen abgetötete blaue Peptonkultur oder eine Zyaninlösung zugesetzt wird. ES erscheint somit erwiesen, daß es sich bei der Reduktion des. Pyo0- cyanins um einen Lebensvorgang des Bakteriums, um R. e 3 b % N N E R: 4 Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 67 Sauerstoffgewinnung handelt, welcher Vorgang im Peptonwasser entweder auf ein Minimum beschränkt ist oder es wird der durch die Bestrahlung abgespal- tene Sauerstoff überhaupt nicht verwendet. Darum erfolgt bei Luftzutritt im Sonnenlichte eine rasche Weiter- oxydation des Cyanins. Werden bei Luftzutritt gewachsene " grüne Bouillonkulturen von Pyocyaneus mit Paraffinöl über- schichtet, so zeigt sich bereits nach etwa einer halben Stunde vom Boden des Röhrchens beginnend ein Erbleichen der Flüssigkeit, das nach obenhin fortschreitet, bis dieselbe in Gänze eine gelbgrün fluoreszierende Farbe angenommen hat. Durch Einleiten von Sauerstoff wird die grüne Farbe wieder En repenerieri. Ks. ist--.dies ‚ein ‚Beweis, dafür, ı daß -in,.der Bouillonkultur der vom Pigment gebundene Sauer- stoff nach Entzug des Luftsauerstoffes aufgebraucht worden ist und daß dem vom Pigment locker gebun- denen Sauerstoff die gleiche Verwendung zukommt wie dem Luftsauerstoffe. Werden dagegen blaue Pepton- - kulturen von Pyocyaneus mit Paraffiinöl überschichtet, so tritt keine Farbenänderung in der Flüssigkeit ein. Der vom Pigment in der Peptonkultur gebundene Sauerstoff kat keine weitere. Bedeutung... .Wir..haben;. alsıoy im Due vanin..ein Bigment-vor-uns;--das:;, je; nach.-dem Kulturmedium entweder ein bedeutungsloses bakte- rielles Ausscheidungsprodukt ist oder aber sich so verhält wie Atmungspigmente, die Sauerstoff leicht an sich ketten, aber auch leicht wieder abgeben. — Die Reduktion des Cyanins erfolgt aber nicht nur in von der atmosphärischen Luft abgeschlossenen Kulturen. Frische, gut wachsende Bouillonkulturen ohne Ölabschluß sind bekanntlich nur an der Oberfläche von schön grüner Farbe, es ist also nur in den mit der Luft unmittelbar in Berührung stehenden Flüssigkeitsschichten Cyanin vorhanden, während die tieferen erst nach Schütteln oder Einleiten von Sauerstoff ergrünen, um nach einiger Zeit wieder das gelbgrüne Aussehen des Fluoreszins anzunehmen; mit dem Altern der Kultur breitet sich dann die grüne Farbe von der Oberfläche nach immer tieferen Schichten der Flüssigkeit aus. Es hat also nicht 68 J. Furlani, nur bei Luftabschluß, sondern überhaupt in Bouillon das Pyocyanin die Aufgabe, von der Oberfläche der Flüssigkeit Sauerstoff nach tieferen Schichten der Flüssigkeit zu leiten, wo sonst nur wenig Sauer- stoff zur Verfügung stünde und die aärobe Atmung der hier schwebenden Bakterien zu fördern. Daß die Atmung tatsächlich eine Förderung erfährt, das scheint mir insbesondere aus später noch zu besprechenden Versuchen hervorzugehen. Ray Lankaster hat gefunden, daß Spirographis Spal- lanzani einen Farbstoff besitzt, der in Bindung mit Sauerstoff smaragdgrün (Chlorocruorin), ohne Sauerstoff rot (Erythro- cruorin) erscheint und daß es des Schwefelammoniums oder der Stokes’schen Lösung bedarf, um ihm das O zu entziehen, um also einen den lebenden Geweben gleichen Effekt zu erzielen, während dies mit Wasserstoff oder Kohlendioxyd nicht gelingt. Krukenberg fand bei Sipunculus nudus, wo ‘die Gewebeatmung eine geringere ist als bei jenem Röhren- wurme, daß das Hämoerythrin Griffith’s schon nach längerem Einleiten von Kohlendioxyd seines Sauerstoffes verlustig wird. Bei Mollusken und im Krabbenblute fanden Fredericgq und Griffith ein Pigment, das mit Sauerstoff himmelblau, durch Kohlendioxyd oder Schwefelwasserstoff aber entfärbt wird, das Hämocyanin. Pfeffer und Ewart weisen für bekannte Farbstoffbakterien die Fähigkeit nach, Sauerstoff locker zu binden und an einen sauerstofffreien Raum abzugeben. Als verhältnismäßig viel Sauerstoff speichernd werden Bacterium cimabareum, Micrococcus agils, Staphylococcus citreus, Bacillus janthinus angeführt. Bei Diplococcus rosens, Sarcina rosea und Intea ist diese Fähigkeit schwächer ausgebildet. Diese Bakterien gaben, in die Gaskammer gebracht, nach Einleitung von Wasserstoff Sauerstoff ab, was durch Engel- mann’'s Sauerstoffbakterienmethode nachgewiesen wurde. Außer dem Bacterium cyanogenes, Micrococcus prodigiosus, Spirillum vubrum wird auch dem Pyocyanens, da durch molekularen Wasserstoff keine Pigmentreduktion erfolgt, die Fähigkeit der lockeren Bindung abgesprochen. | hr } je} de) Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. mm | m [mm sl nn Jegstamyoeu 9soyguex ‘ewruru ueynumT 08 urueAn YOIPAXO JaNIB}S uIZsaJlon] J “z ur spe puaı 404 uspungg z -9IZse1onJy A9dLuaM 7sUoS ‘1SISUAT SO]LISIS SOuTo]y 'C UIZS9IION]J Zuom ‘uruekg [era °7T ur spe J„oAısusjur age neg pun twnsweMy 93suos “osu9gJ SOJLeIs Sour 'F * S :u9ge3.9 usyyejdiesy yaıynap oYgsaq yosıyy ‘unıs ssoyyuex „age ‘umein Aruam ‘pusloizselong yewolydıgmey] 059.0 -WOIUI SNaUDKIoNT 6% wney UIZSSION]YJ ‘unıSgjos ‘ussyoemaZ JoypeMmuyag ' uonul A wuwe}g uo [ I DERYSS 'E IN 07 Ss uoA a SORT umueAy ZruoM “urzss1on]T JeIA ‘Puslalzsalon]; ATSusJuUr unIJSse.ı1d 104 ; Jsuos “IeIsua] wep Jeyun wnspeM SalOyUIemy2S 'Z uspueyloA 9soyyuex ‘uruwAny ‘uIzsoson]J 0 unıdseıd ‘uasyoemad nF 4sU0oS ‘197SU9T SOfLIEIS "] - Irss its Joy]Lg Sunyensag Yensuayur 4 J9wumu NEHNFSR J979puoMmAoA | Op Jonpq -SIUNJyeN4S Mn -SYONSIO A Yyanusuuos yaınp usıInynyusyelg U0A Zunjyenjsag oe 2 Delle J. 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AISUSJUT USIYIIYIS 949701) uasy9ema3 n3 YSıssnneA 'Z USPUEU.IOA Ssoyyuex pun umeiyg. “ZungIe] Jeunissogouuız uoA „nds ‘ussyaemad Zum .Iyos yeyyusoy De :gnjyosge = . 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Kurlani, 78 EEE u WEN N N > Su u u us | nejg pun joy ur se J oysrmyos Zunioyuswsig wnysyvey Sadıgewysre]g ORTEN J9AISUSJUT oyye]jd 9p opuey we usjnum 08 i au ne : - Sunpfiquiuefz pun wn4syoe M ‘104sua,] SoJL1a}S SOUTOIY a opunys I 002.0 ec sc JOAISUsJUr 9yyejq J9p apuey we Zunpjiqutzsolongd usjnu 0% pun umwf9) wnysypeM “elsusg SajLIsjs saure] u uapunyg 7 1lorznp9.l ? Jyaru umueÄn) "Moyuousıd pun ussy9emes Joydemyas ala yoro]3 nzoteu aduoswuruef) a 704 ur 9Im yarojd 4suUos ‘Sunss ZUNpJIqutzsalon]] Aa! IND 012.0 red v2 Zunylojya.npyoJsioneg 'n J9sse M UI anagqsny 94nZ2 ‘N191Z 5 q ne +04 uo}numm 08 -npa.J uruekY "AISuUaJur dunpfrqurzsaslonjy pun wn}syoe MA ylorznpa. od3tuom urueAy ‘“Sunpjiqyuowäsrg uoy9ToTssap ‘ ; oO 7Uoy uaınyjny] USIoJyoroq op Se wngsıpem SEJJUDemyaS : Q (1.:2.]) 304 u oım yaıs]d nzayeu 9dua "elznpeı :uageäs vonujd umeAn ‘uam UZSSeIon]g wnmsyoeM SOAISUSIU] nei N 829.0 aav ne we 8 ee un an en Ben em xI wuels uon Zunpajy2ınpyorssoneg 'n 19sse y\ UL aYnaqsny 01n3 'L1aIz S 304 usynum C2 -nP94 UIURÄN 'AISUSJUT ZunpJIqurzsoJlon]y pun wnIsy9e M A ——— — J9y]Ld Zunjyeysaog h yeyısuojur Jawwnu yeypnsoy | & ZunuploursyonsiaA Joppusmle\ | Jap Joneq | -Saunge.4S -STONS.AIIA 2 N; K r. Ka Sl Zar htd u Pe in a LEN a a et an ir a) | an [ga © I 255 1. ; = Einfluß der Bestrahlung auf Baclerium pyocvaneum. (9 Nun haben aber die Untersuchungen Ray-Lankaster'’s, Fredericg’s, Griffith’s u. a., sowie die ausgedehnten Studien - Krukenberg'’s, die nicht zur Genüge berücksichtigt erscheinen, gezeigt, daß es auch im Tierreiche Atmungspigmente gibt, die nicht durch molekularen Wasserstoff reduziert werden können. Es kann der Umstand, ob eine Reduktion des sauer- stofführenden Pigments durch Wasserstoff möglich ist oder nicht, unmöglich als Maßstab dafür genommen werden, ob ein Organismus imstande ist, aus einem Pigment den Sauer- stoff zu nehmen oder nicht; dies würde ja besagen, daß der lebenden Zelle keine kräftigeren Reduktionsmittel zur Ver- fügung stehen als der molekulare Wasserstoff, Die Bedeutung eines sauerstofführenden Pigments hängt von der Energie der Atmung, d. h. von den dem Organismus zur Verfügung stehenden Reduktionsmitteln ab.. Bekanntlich gelingt die Reduktion unseres ‚Pigments, des Pyocyanins, mit dem Wasserstoff in statu nascendi oder mit Schwefelwasserstoff. Ein Pigment kommt als Sauerstoffüberträger wohl dann in Betracht, wenn es, durch einen lebenden Organismus zur Base reduziert, neuerlich befähigt ist, Sauerstoff zu binden, und sich dieser Wechsel von Oxydation und Reduktion durch längere Zeit wiederholen läßt. Autoxydation allein berechtigt freilich nicht zur Annahme einer lockeren Bindung. — Pfeffer selbst gibt ja an, daß es Pigmente. gibt, die Sauerstoff lockerer, andere, die ihn weniger locker binden. Auch in der Arbeit Shibata’s über die lockere Bindung des Sauerstoffes durch Bakterien erscheint die Reduktion des Pigments durch Wasserstoff als Kriterium für eine solche Bindung angenommen. Dem Pyocyaneus wird wieder die Fähigkeit der lockeren Sauerstoffbindung abgesprochen. Außer der vorhin genannten Literatur über im Tierreiche vorkommende Atmungspigmente erscheint hier auch die mittlerweile erschienene, oben angeführte Arbeit Nösske’s nicht berücksichtigt. Shibata sagt in seiner Arbeit, daß es für die Funktion gleichgültig sei, ob das Pigment als Sekret außerhalb der Bakterienzelle oder in derselben sich finde, da auch bei niederen Tieren der Farbstoff in der Blutflüssigkeit, also extrazellulär gegenüber den konsumierenden Zellen sich 80 | murlanı, vorfinde. Diese Auffassung bezüglich der Funktion der Pigmente niederer Tiere steht im Widerspruche zu seinem Kriterium der lockeren Sauerstoffbindung durch die Wasser- stoffreduktion, da in solchem Sinne diese Atmungspigmente von Wirbellosen, wie aus den obigen Erörterungen hervor- geht, nicht als solche aufgefaßt werden könnten. Zur Sterilisierung von Agarplattenkulturen mit sonnenlicht: reichte "eine Fxpostionzar eo 25 Minuten bei einer Lichtintensität von 0'700 (Versuchsnummer 44) aus. Pansini hatte allerdings eine Sterilisation seiner Pyocyaneus-Kulturen erst in einer Stunde erzielt, jedoch macht er keine Angaben über die Lichtinten- sität bei seinen Versuchen. Bei Verwendung von Filtern: wurde die "Sterilisation in Blau. bei einer Pape. sitionszeit von 1 Stunde 20 Minuten, Liehtinfeaew — 0'650, in -Rot in 2 Stunden 30 Minten erreient (Versuchsnummer 39). Wie bei der Bestrahlung mit künst- lichen Lichtquellen wird durch Abfilterung von Strahlungs- bezirken nach kurzen Bestrahlungen die Farbstoff- ausscheidung erhöht und zwar erscheint ec Einfluß der schwächer brechbaren Strahlen die Fluo- reszin-, unter PBıinflüb der starker Drecehbar ne, Zyaninbildung erhöht. Diese "Erhöhung der Fluoreszinabscheidung, durch den Reiz langwelliger Strahlung veranlaßt, hat wohl in der höheren Erwärmung durch diese ihren Grund. Im Brutofen bei 37°C gewachsene Kulturen zeigen das gleiche Verhalten. Da wir wissen, daß durch die Erwärmung die Atmung erhöht wird, andrerseits bei Sauerstoffabschluß die Fluoreszin- produktion gehemmt wird, so haben wir wohl in diesem Farbstoffe ein Stoffwechselprodukt zu sehen, das mit der a&roben Atmung im Zusammenhange steht. In der kurzwel- ligen Strahlung finden andrerseits die optimalen Lebensbedin- gungen rascher ihre obige Grenze. Während also nach einem gleich lange einwirkenden Reiz mit langwelliger Strahlung noch eine reichlichere Reduktion der Cyanobase erfolgt, also weniger Cyanin vorhanden ist, hat sie bei kurzwelliger Strahlung bereits eine Hemmung erfahren, es wird mehr ur die een eu DL u al ln la iin ln ual al Su an "pe Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. Sl Cyanin ausgeschieden. — Auch pigmentschwache Stämme (Versuch 45) zeigen diese Erscheinung. Die von einem solchen Stamme gezogene Kultur ist gegen Bestrahlung empfindlicher, sie. wird rascher geschädigt, als die von einem reichlich Pigment absondernden Stamme erhaltene (Versuch 45). Bereits: gut gewachsene Kulturen, die dann erst bestrahlt wurden, sind weniger empfindlich für die Belichtung als frische Aussaaten. Kulturen mit grünem, Sauerstoff abgabefähigen Pigment wurden in 40 Minuten Bestrahlung stärker geschädigt als solche mit oxydiertem, gebräuntem Pigment; die von diesen Platten neuerdings angelegten Kulturen wuchsen im letzteren Falle besser als im ersteren (Versuche 46 und 47). Gaillard fand, daß die Lichtwirkung bei Luftzutritt' stärker ist als ohne denseiben. Auch in unseren Kulturen war das Wachstum bei Luftabschluß ein geringeres als bei Luft- zutritt (Versuch 45). Nach längerer Bestrahlung (2 Stunden) trat auch bei Ausschluß aärober Atmung Sterilisation ein (Versuch 39). Die Versuche mit. künstlichen. Lichtquellen und im Sonnenlichte zeigen übereinstimmende allgemeine Ergebnisse, die mir geeignet erscheinen, die herrschenden Unstimmig- keiten in der Beurteilung der Lichtwirkung auf Bakterien zu bereinen. Downes und Blunt hatten gefunden, daß die bakterizide Wirkung der blauen Strahlen eine größere ist als die der roten, und Bovie formulierte neuerdings das Gesetz, daß die zerstörende Wirkung des Lichtes zunimmt, wenn die Wellenlänge abnimmt. Andrerseits fand R. v. Wiesner, daß die langwelligen Strahlen den kurzwelligen an desinfizie- render Kraft überlegen sind und die maximale Wirkung der “für unser Auge unsichtbaren Bezirke den ersteren zukomme. Da ‘nun die Strahlung verschiedener Wellenlänge nicht qualitativ, sondern nur quantitativ verschieden ist, so kann auch ihre Wirkung auf die materiellen Purkte nur von quantitativer Verschiedenheit sein, was ja auch mit der Planck und Einstein’schen Quantenhypothese in Überein- stimmung steht; es muß also das von Bovie empirisch gefundene Gesetz gelten. Entsprechend der kürzeren Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 6 82 J. Furlani, Schwingungsdauer der kurzwelligen Strahlung erleidet die Zelle durch dieselbe mehr elektromagnetische Oszillationen in der gleichen Bestrahlungszeit, als wenn sie durch lang- wellige Strahlung getroffen wird. Es wird also der gleiche Eifekt dureh kurzwellige Strahlung in kürzerer ach erzielt werden als durch langweliige, wodurch es kommt, daß bei gleicher Bestrahlungsdauer demk wa welligen und langwellisen’ Lichte’ ven?den meisaen Physiologen qualitativ verschiedene Wirkungen Zu- geschrieben werden konnten. Mit diesen Erwägungen stimmen die Ergebnisse meiner Bestrahlungsversuche überein. Bei einer Bestrahlungsdauer von 15 Minuten er- scheint das Wachstum der Pyocyanens-Kulturen hinter dem Blaufilter gegenüber den Dunkelkulturen ge- fordert, ‘das: Wachstum ‘hinter dem. Rome gleich stark wie in den Dunkelkulturen (Versuche 49, 92). Mit der Verlängerung der Bestrahlungsdauer ändert sich dieses Verhalten. Bei einer Bestrahlungsdauer von 30° Minuten’ erscheint das Wachstum der’ Kulıaeı hinter dem DBlausrkter zeehemmt, dass der Koss hinter dem Rotfilter "gegenüber den Dunkelikulruren gefördert (Versuche 44, 45, 48). Blaauw, E. Vogt und jüngstens Sierp haben durch Versuche‘ mit Phycomyces, Avena sativa, Lepidium sativum nachgewiesen, daß die Wachstumskurve der Pflanze durch den Lichtreiz eine Ver- änderung erfährt. " Sierp findet, daß'die Sac hs'sche’»eröpe Periode« des Wachstums durch Lichtwirkung eine Abänderung in dem Sinne erfährt, daß eine anfängliche Steigerung, dann aber eine Herabdrückung, ein früheres Eintreten des Maximums und eine frühere Beendigung des Wachstums, also der Zell- teilung, statthat. Diese Abweichung ist um so größer, je größer die wirkende Lichtintensität ist. Unsere Versuche zeigen, daß eine Photowachstumsreaktion auch für Bakterien statthat. Die Photoreaktion, zuerst Förderung und dann Hemmung der Zellteilung, wird um so rascher eintreten, je größer. das auf die Bakterienzelle einwirkende Strahlungsquantum Ah.v (wobei Ah die universelle Konstante — Wirkungsquantum Planck’s, v die Frequenz bezeichnet). in ’der'Zeiteinhett>ist. Einfluß der Bestrahlung auf Baclerium pyocyaneum. 83 Daß durch diese Gesetzmäßigkeit sämtliche mit der Zell- _ teilung, zusammenhängenden Stofiwechselvorgänge beein- - flußt werden, ist wohl klar. Diesen Erwägungen entsprechend muß in der Strahlung hoher Frequenz (blau), wegen des ihr innewohnenden hohen Quantums h.v die _ wachstumsfördernde Wirkung des Lichtes rascher eintreten als in.der: Strahlung.geringerer Frequenz (rot); ebenso tritt aber auch die darauffolgende Wachstumshemmung in der kurzwelligen Strahlung früher ein als in der langwelligen (Versuche 53, 54 und 55). Diese Betrachtungsweise erscheint mir geeignet, die obengenannten, Unstimmigkeiten über die Wirkung von ver- schiedenfarbigem Licht zu beseitigen und drückt wohl ein allgemeines Gesetz der Wirkung von verschiedenfarbigem Lichte auf die Lebensvorgänge aus: Verschiedenfarbiges Licht, das sind elektromagnetische Schwingungen von quantitativer -Verschiedenheit, rufen physio- logische Reaktionen von quantitativer Verschieden- heit hervor. In verschiedenfarbigem Lichte erscheinen in gleichen Zeiten verschiedene Phasen desselben Reaktionsvorganges des Organismus; es kann so der Eindruck einer qualitativ verschiedenen Wirkung erweckt werden. 5. Über die Reduktion des Pyocyanins durch andere sauer- stoffverbrauchende Bakterien und über die Erhöhung des Gaswechsels durch dieses Pigment. Für die Feststellung, daß das Pyocyanin als Sauerstoff- überträger in Betracht komme, erschien mir einerseits die Prüfung der Frage von Wert, ob das Pigment auch durch andere a@robe Bakterien reduziert. werde; andrerseits, ob der Verbrauch von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxyd bei . seiner . Anwesenheit erhöht würden. Mühsam und 4 Schimmelbusch haben darauf hingewiesen, daß die Sym- biose des Pyocyaneus mit verschiedenen anderen Mikro- organismen.die Pigmentproduktion zu. beeinflussen vermag. 84 I. Furlaniı, So verliere unser Bakterium in Mischkulturen mit Staphylo- kokken, Tetragonus, Anthrax, Aspergillus fumigatus, Oidium lacteum das Vermögen der Farbstoffproduktion ganz oder nahezu ganz. Ich habe wässerige Pyocyaninlösung Staphylo- kokkenkulturen (Staph. albus) oder Streptokokkenkulturen in Bouillon zugefügt oder aber die mit Cyanin versetzte Bouillon mit solchen Bakterien besät. Die Kulturen wurden durch das Cyanin nicht geschädigt, sondern wuchsen gut. In manchen Kulturen zeigte sich bereits nach der 24stündigen Bebrütung bei 37°C, in anderen, nachdem sie erst noch mehrere Tage bei Zimmertemperatur belassen wurden, ein Verschwinden der grünen Farbe der Flüssigkeit, bis auf eine grüne Zone an der’ Oberfläche bei Buftzutsitt;?bei Lufabschlußeffehltessauch diese. Durch Einleiten von Sauerstoff wurde die grüne Farbe wieder hergestellt, ein Beweis, daß das Cyanin zur Base reduziert worden war. Doch stellte ich auch Staphylokokken- und Streptokokkenstämme fest, von denen das Cyanin nicht oder nur in geringem Maße reduziert wurde. Es verhielten sich also Stämme von Staphylokokken und Strepto- kokken dem Pyocyanin gegenüber genau so wie der produzierende Organismus, das Dacterium pyocyaneum selbst, d. h. sie reduzierten das Pigment zur Leuko- base. So ist die von Mühsam und Schimmelbusch als Verlust der Farbstoffproduktion beschriebene Beobachtung wohl zu erklären als Reduktion des vom .Pyocyaneus aus- geschiedenen Cyanins durch die symbiontischen Bakterien. Um zu ermitteln, ob die Cyaninreduktion durch ‚Bak- terien eine Bedeutung für die Atmung der Bakterienzelle habe, untersuchte ich, ob der Gaswechsel der viel Pigment produ- zierenden Pyocyanei ein größerer sei als der pigmentschwacher und der von Flmoreszens liquefaziens. Daß damit kein zwin- gender Beweis für die Bedeutung des Pyocyanins als Atmungspigment erbracht wird, ist mir ja. klar; ein solcher ist überhaupt nicht zu erbringen. Doch ist die Wahrschein- lichkeit immerhin groß, daß, wenn bei Gegenwart einer größeren Menge eines vom Organismus reduzierten Pigments der Atmungsgaswechsel ein :größerer ist als bei Anwesenheit einer geringeren Menge oder beim Fehlen dieses Pigments : . Ir Einfluß der Bestrablung auf Daclerium pyocvaneum. 89 in einem sehr nahe verwandten Organismus, dem Pigmente eine respiratorische Bedeutung zukomme. Die einschlägigen Versuche wurden in folgender Weise durchgeführt: Als Kulturgefäß wurden Hesse’sche Kölbchen verwendet, die, mit einem eingeschliffenen Glasstopfen ver- schlossen, zwei Röhrchen trugen, die durch einen Glashahn gesperrt waren. Über dem Glasstopfen befand sich zum sicheren Abschluß eine Quecksilberschicht. In die Kölbchen wurden 100 cm? Bouillon eingefüllt, die im ersten Falle mit 5cm? einer Pyocyaneus-Aufschwemmung vom Stamme IX, im zweiten einer solchen vom Stamme IV (pigmentschwach), im dritten mit einer Fluoreszens - Aufschwemmung vom Stamme VI besät waren. Die Glashähne wurden nun ge- schlossen. Die Kölbchen kamen durch 20 Stunden in den Brutofen bei 37°C und .‚wurden dann bei 18 bis 20°C Luft- temperatur im diffusen Lichte gehalten. Täglich wurden nun den Versuchen mit der Hempel’schen Gasbürette, die unter Quecksilber gefüllt wurde, gleiche Mengen Gas (20 bis 30 cm’) entnommen und das Gas in die Kali-, dann in die Phosphor- pipette übergetrieben. Nach der Gasentnahme wurden die Hähne geöffnet, so daß ein Gasausgleich mit der atmo- sphärischen Luft erfolgte. Die Ablesungen erfolgten bei 20° C. — Wie die folgende Tabelle zeigt, ist in den Parallelkulturen der Sauerstofiverbrauch und die Kohlendioxydabgabe in den ersten 6 Tagen im wesentlichen gleich, erst dann tritt mit dem Wachsen der ausgeschiedenen Pyocyaninmenge ein stärkerer Gaswechsel des farbstoffkräftigen Pyo- cyaneus-Stammes ein. Auch die Untersuchungen K. Wolfs zeigen einen größerer Gaswechsel des Pyocyaneus gegenüber dem Fluoreszens in den letzten Beobachtungstagen. Überein- stimmend mit seinen und Hesse’s Befunden zeigt auch die Tabelle, daß mehr Sauerstoff aufgenommen als Kohlendioxyd abgegeben wird. | Auffallend ist auch in den Beobachtungen Wolfs die wohl durch die größere Atmung bedingte, im Vergleich zum Verhalten des Fluoreszens erhöhte Ammoniakproduktion nach 14 bis 28 Tagen des Pyocyaneus, ein Umstand, der wohl für meine Auffassung von der Bedeutung des Cyanins spricht, 86 J. Furlani, Tabelle 4. Sauerstofiverbrauch und Kohlendioxydabgabe auf ı00 cm’ Luft von Bakterien. Fluoreszens lique- | Pyocyaneus, schön Pyocyaneus, | | faziens chromgrün pigmentschwach O3 00, O, CO, O, | Co, 1 Tag 2:4 Be) 0 2:9 0°5 0°6 2 Tage 6°2 2°6 1'6 6 45 A 49 3 Tage 6 i 24 a 88 75 6°83 4 Tage 10 63 9 ge1 6°5 647 > Tage 1951 6°3 16°3 16 8'2 85 6 Tage 12°3 7.39 12-5 12 8 7:9 1... Base 9 68 14 12°2 ae 8 Tage 102 6 14°5 124 7. ub 64 lage 10°5 6°3 17 14°1 \ 82 6°6 10 Tage Si Se 18°2 15°3 6 gs 91 11 Tage ; 8:8 47 18 147 6'6 49 12 Tage 8 42 1736 144 Dt 4 13 Tage 7 3'6 18°5 15°2 6'8 4:8 14 Tage re 3'9 18'2 | 15 7 9'8 ne a a u a Liane ” SE ri ee De a eo e Wr ren Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 87 Es wäre von Wert, die Größe des Sauerstoffbindungs- vermögens unseres Zyanins quantitativ zu ermitteln; dieses Exkretionsprodukt scheint ja einen Fingerzeig zu geben, wie die Sauerstoffüberträger entstanden sein könnten. Für die Wertung seiner biologischen Bedeutung sind aber zunächst die Fragen maßgebend, ob es Sauerstoff bindet und ob es von der lebenden Bakterienzelle wieder reduziert wird — beide Fragen sind bejahend zu beantworten. "Während die Fluoreszentes als Bewohner von Boden und Wasser harmlose Saprophyten sind; kann der Pyocyaneus außerdem zum Erreger von Krankheitsprozessen werden. Wenn er auch anaerob leben kann, so ist eine floride Ent- wicklung nur bei Sauerstoffanwesenheit möglich. Es ist nun sicher von Bedeutung, daß das Zyanin in Pyocyaneus-Eite- rungen in der reduzierten Form vorhanden ist, also Sauerstoff dem Bakterium in den Eiter zuführt. Andrerseits hat ja Jakowski gefunden, daß die neuen, durch den tierischen Organismus durchgeführten Generationen intensiver Pyocyanin bilden als die zur Impfung benutzen. Die Möglichkeit, sich durch die Ausscheidung des Cyanins auch einem lebenden, atmenden Gewebe gegenüber im gleichen Raume den nötigen Sauerstoff sichern zu können, ist gewiß einer der Faktoren, die es dem Pyocyaneus zum Unterschiede von den Flmores- zentes ermöglichen, seinen Lebenshaushalt zu beeinflussen, also unter Umständen der Pathogenität seine Besiedlungs- möglichkeit zu vergrößern. Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Das Pyocyanin kann außer durch Schwefelwasserstoff oder Nairiumamalgam auch durch den elektrischen Strom am Wasserstoffpol zur Leukobase reduziert werden; am Sauer- stoffpol wird es zum stabilen Pyophaein oxydiert und schließlich auch dieses Pigment durch den Strom zerstört. Das DBacteriofluoreszin zeigt am Wasserstoffpol eine starke Steigerung seiner grünen Fluoreszenz, am Sauerstoff- pol Verfärbung in Braun bei Verschwinden der Fluoreszenz und schließlich Ausbleichung. PrruBeEB 88 J:Furlani, 2. Die Pyocyaninabscheidung ist bei geringen Lichtinten- sitäten im diffusen Lichte und bei Anwesenheit von Luft- sauerstoff geringer als im Dunkeln; die Fluoreszinbildung sowie die Oxydation des Cyanins zum Phaein wird unter diesen Bedingungen gefördert. Von Bouillonkulturen wird im Lichte und bei Luftabschluß die Cyanobase produziert, von Peptonwasserkulturen die Base aber auch zum blauen Pigmente oxydiert. Im Dunkeln werden bei Luftabschluß keine Pigmente produziert. 3. Das Wachstum .von frischgesäten Pyocyaneus-Kulturen wird durch kurze Bestrahlungen mit künstlichen Lichtquellen (Quarzlampe oder Höhensonne) sowie mit Sonnenlicht bei Durchlaß eines engen Strahlungsbezirkes (Verwendung von flüssigen Lichtfiltern oder soichen von Jenaer Glas) gefördert. Mit dieser Wachstumsförderung durch schwache Bestrahlung (bei einer Intensität von 0'635 B. E. und Blaufilter bis zu 10 Minuten Belichtungsdauer) geht eine erhöhte Reduktion des Cyanins parallel, wodurch eine verringerte Cyanin- abscheidung bei geringer Belichtung in Erscheinung tritt. Längere Bestrahlungen rufen die bekannten Wachstumshem- mungen hervor. Mit Abnahme des Wachstums tritt als Hem- mungserscheinung eine geringere Cyaninreduktion ein, wodurch eine größere Menge dieses Pigments, am raschesten unter Einfluß kurzwelliger Strahlung, zur Abscheidung kommt. Die Fluoreszinproduktion erscheint durch langwellige Strahlung gefördert. Der Verlust der Pigmentbildung - durch. ‚lange Bestrahlung beruht auf einer raschen Oxydation der Farb- stoffe. Eine Sterilisierung von Agarplattenkulturen wurde mit der U-Lampe bei einer Strählungsintensität von 0'685 B. E. in. „40. Minuten, mit, Sonnenlicht „bis /=0700 BE 25 .Minuten,:.. hinter, dem--Blaußlter "yon |. Jenaer Bass J=0'650 in 1 Stunde 40 Minuten, hinter dem Rotfilter von Jenaer Glas bei J= 0'600 in 2 Stunden 30 Minuten erzielt. Gut entwickelte Kulturen sind ‚gegen Bestrahlung weniger empfindlich als frische Aussaaten. 4. Die Wirkung von verschiedenfarbigem Lichte auf die Bakterienzelle ist eine quantitativ verschiedene. Der Effekt der kurzwelligen Strahlung von größerem Wirkungsquantum ; | FEIERT EINEN ET 1008 Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum. 89 ein kürzerer Zeit‘ derselbe wie der der langwelligen Strahlung von geringerem Wirkungsquantum in längerer Zeit. Es erscheinen in verschiedenfarbigem Lichte in gleichen Zeiten verschiedene Phasen desselben Reaktionsvorganges des Organismus. Diese Gesetzmäßigkeit zeigen Wachstum _ und Pigmentabsonderung des Pyocyanens. 5. Die Reduktion des Cyanins ist in Bouillonkulturen ein Lebensvorgang zur Gewinnung von Atmungssauerstoff. Das Pigment ist hier ein Sauerstoffvehikel zum Transport nach tieferen Flüssigkeitsschichten, es verhält sich also wie die Atmungspigmente. Pyocyanens-Stämme mit kräftiger Pigment- produktion zeigen mit der Zunahme der ausgeschiedenen Cyaninmenge eine Erhöhung des Atmungsgaswechsels. Im Peptonwasser ist das Cyanin ein bedeutungsloses Aus- scheidungsprodukt. 6. Das Pyocyanin wird auch von anderen Bakterien . reduziert. Beobachtet wurde die Reduktion mit Staphylococcus albus und Streptococcus pyogenes. Diese Untersuchungen wurden zum größten Teile im Universitätsinstitute für pathologische Histologie und Bakte- riologie in Wien durchgeführt. Für ihre Förderung, insbeson- dere auch durch die Ermöglichung der Benutzung der Hilfs- mittel dieses Instituts, bin ich dem Vorstande, Herrn Prof. DD, Stoerk,. sowie: dem » Assistenten, Herrn ‚Dozenten SP I Bauer, zu größtem Danke; verpflichtet.: Desgleichen habe ich Herrn Prof. Dr. Ehrmann und Herrn Dozenten Dr. Kyrle für die gütige Erlaubnis der Benutzung von Quarzlampe und Höhensonne meinen besten Dank abzustatten. Wien, Ostern 1918. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 7 90 J. Furl ani, Literaturnach weis. Arnaud et Charrin, Transformation et &limination de la matiere organique azotee par le bacille pyocyanique dans un milieu de culture determinee. (Le Bullet. Med. 1891,.N7:,80) | Babes, Note sur quelges matieres colorantes et aromatiques produites par le bacille pyocyanique. (Compt.. vend. biol., 1889.) Bejerink, Bildung und Verbrauch von Stickoxydul durch ‚ Bakterien. «(Zentralbl. 4.. Bakt;. 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(Ber. di d. boisGes,.Bd» 85, 1918,) R. % ne Die en OS ne gene ı u f. en N Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Eretogıe, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, _ Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen mn Br 128. Band. 2. und 3. Heft (Mit 5 Tafeln und 22 Textfiguren) Wien, 1919 Aus der Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder- Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften a san W' Inhalt des 2. und 3. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Bukowski G. v., Beitrag zur Kenntnis der Conchylienfauna des marinen Aquitanien von Davas in Karien (Kleinasien). Zweiter Teil. (Mit infarel)sjeneis: 2uK), ; Priesner H., Zur Thysanopteren-Fauna Akne Mit | b) Textfiguten,) (Breis:' 2,K]. 2 RAS un : OR: Furlani J., Beobachtungen über die Bohnen bean der Intensität der chemischen Strahlung und der Luftbewegung. (Mit 8 Text- figuren.) [Preis: 3K] . Lie Grobben K., Über die Muskulatur des Voldeopier a an ee und die systematische Stellung dieser Malakostrakengruppe. (Mit 2 ‚Tafeln und 4 Textfiomnen.) Preis: £K] . „ur... 20% “oR Marchet A., Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg im niederöster- reichischen Waldviertel. (Mit 2 Tafeln und 5 Textfiguren.) [Preis: 6K 50h]. Seite de) (it 185 215 128. Band. 2. und 3. Heft . us Beitrag zur Kenntnis der Conchylienfauna des marinen Aquitanien von Davas in Karien (Kleinasien) Zweiter Teil Von Gejza v. Bukowski (Mit 1 Tafel) ; | (Vorgelegt in der Sitzung am 13. März 1919) In dem zweiten Teil dieser Arbeit, der sich an die Be- schreibung der Melongena Lainei Bast. und an die daran geknüpften Vergleiche! anreiht, sollten ursprünglich sämtliche aus dem Aquitanien von Davas sich in meiner Kollektion befindenden Potamides-Arten einer eingehenden Betrachtung unterzogen werden. Verschiedene in neuester Zeit hinzugetretene Umstände haben jedoch eine Änderung des Planes bewirkt. Vor allem muß gesagt werden, daß die Untersuchung des ganzen in Rede stehenden Materials heute noch nicht völlig abgeschlossen erscheint. Andrerseits wieder ist es sehr fraglich geworden, ob ich in der Lage sein werde, die betreffenden - Studien in den nächsten Monaten fortzusetzen und sie in einer allen Anforderungen entsprechenden Weise zu beenden. - Ich fühle mich infolgedessen bewogen, meiner früheren Absicht entgegen, eine Teilung der in Betracht kommenden Erör- terungen vorzunehmen und die bisher erzielten Ergebnisse gesondert, schon jetzt zur Veröffentlichung zu bringen. So gelangt daselbst nur ungefähr die Hälfte der mir vorliegen- den Potamides-Arten zur Besprechung. 1 Siehe diese Sitzungsberichte, 125. Band, 1916, p. 353—369. a6) G. v. Bukowski, Wir. werden uns im nachstehenden zunächst mit den beiden für das südfranzösische Aquitanien und Burdigalien sehr charakteristischen Species Potamides subcorrugatus d’Orb. und Potamides subclavatulatus d’Orb. beschäftigen und dann zwei neue Varietäten von Potamides margarilaceus Brocchi näher ins Auge fassen. Die Vorführung der rest- lichen Arten, welche alle dem Formenkreise des Potamides pictus Defr. angehören, bleibt einem späteren Zeitpunkt vor- behalten. Über die letztgenannte Gruppe möchte ich bloß bemerken, daß- die bei Davas vertretenen Species und Varietäten sämtlich auch im südfranzösischen Aquitanien und Burdigalien vor- kommen. Die kleinasiatischen: Exemplare, welche sich auf drei Arten, darunter den Typus des Potamides pictus Defr. mit zwei Varietäten verteilen, stimmen mit Stücken derselben drei Formen von Merignac, Saucats und St. Paul de Dax, die sich, als Cerithium pictum Bast. bezeichnet, im natur- historischen Hofmuseum in Wien finden, in allen Merkmalen sehr ut überem. Wenn wir die bis jetzt besproehenen oder erwausen Formen unserer Fauna überblicken, so läßt sich deutlich er- kennen, daß die uns beschäftigenden aquitanischen Bildungen Nordkariens und jene Südfrankreichs außerordentlich große und auffallende Analogien in bezug auf Formenvergesell- schaftung bieten. Es’ gilt dies übrigens, wie ich vorererend beifügen will, in fast gleich hohem "Grade auch von des hier noch nicht angeführten Conchylien der besagten Auf- sammlung. : Angesichts der großen Entfernung, welche die genannten Gebiete voneinander in westöstlicher Richtung trennt, dürfte nun diese Tatsache eine nicht geringe Bedeutung haben für die Gewinnung einer richtigen Vorstellung über die Art und Weise, wie die gerade um die Wende von Oligocän und Miocän einsetzende Einwanderung der Senegalfauna in die Mediterranregion der "Thetys erfolste und*wie sich? hier die Verdrängung‘ der alttertiären Fauna durch dieselbe vollzog. Ns) = Aquitanien von Davas. =u Potamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orbigny Kai.) Die. T bis 6. | Von den zahlreichen Exemplaren des Potamides subcor- rugatus d’Orb.t welche die uns beschäftigende Kollektion aufweist, eh nicht ein einziges bedeutendere Dimensionen. Die Länge des Gehäuses übersteigt hier niemals 21mm. Es entsprechen mithin sämtliche mir vorliegenden Stücke solchen ” des südfranzösischen Neogengebietes, die L. Vignal als Var. _ minima bezeichnet.? + B.: Ebenso wie diese Abart wurde. bekanntlich von dem _ genannten F orscher bei Potfamides subcorrugatus Orb. auch noch eine Var. major von dem mittelgroßen Typus abgeschieden. Da jedoch irgendwelche Abweichungen’ in bezug auf Skulptur _ und andere Merkmale nicht angegeben werden und sich die Unterscheidung beider Abarten ausschließlich auf Größenver- _ hältnisse zu stützen scheint, so habe ich in der Überzeugung, daß als Grundlage für die Aufstellung von Varietäten die Größe 4 ‚des Gehäuses allein unzureichend sei, es vorgezogen, von - der Anwendung der durch Vignal vorgeschlagenen Bezeichnung _ Umgang zu nehmen. Was andrerseits die von Grateloup angeführte Var. Burdigalina Grat. anbelangt,? welche sich vom Typus dadurch _ unterscheiden soll, daß sie im ganzen nur einen einzigen starken, auf dem letzten Umgang. gegenüber der Mündung auftretenden Querwulst besitzt, so hat L. Vignal in seiner vorhin zitierten Arbeit auf die Unmöglichkeit der Aufrecht- haltung dieser Abtrennung aufmerksam gemacht, indem er _ gezeigt hat, daß die besagte Eigenschaft allen von ihm unter- suchten Individuen aus dem Gironde-Becken zukommt. Daran - anknüpfend will ich nun gleich nachdrücklich betonen, daß Fi 8 x A Er > 1 A. d’Orbigny, Prodrome de pal&ontologie stratigraphique universelle, Paris, Vol. 3, 1852, p. 80, Nr. 1468. 2 L. Vignal, Cerithiidae du tertiaire superieur du departement de la - Gironde. (Journ. de Conchyl., Paris, vol. 58, 4. ser., tome 12, 1910, p. 180. pl.9, fig. 39.) | 3 Grateloup, Conchyliologie fossile des terrains tertiaires du baässin - de l’Adour. Atlas. Bordeaux, 1840, pl. 48, fig. 2. = £ 98 G.v. Bukowski, die kleinasiatischen Stücke bezüglich des eben erwähnten Merkmals. durchweg mit. den von. ;L. Vignal beschriebenen übereinstimmen. Im nachfolgenden mag nun eine kurze Charakteristik dieser Art Piatz greifen. Zunächst muß aber hervorgehoben werden, daß dieselbe lediglich auf den aus der Umgebung von Davas stammenden Exemplaren basiert und im Hinblick darauf, daß in meinem Material gewisse Merkmale wegen des unvollstän- digen Erhaltungszustandes gar nicht zur Beobachtung gelangen, keine erschöpfende sei. Das kegelig-turmförmige, am hinteren Ende in eine: ziemlich scharfe Spitze auslaufende Gehäuse besteht aus elf durch tiefe Nähte voneinander getrennten Windungen, von welchen nur die drei obersten und die letzte eine etwas deut- licher ausgeprägte Wölbung zeigen, während die übrigen fast eben erscheinen. Eine Unbeständigkeit macht sich dabei in- sofern bemerkbar, als das Ausmaß der Wölbung des letzten Umgangs innerhalb gewisser enger Grenzen schwankt und als es einerseits Individuen gibt, bei welchen die Mehrzahl der Windungen geradezu als eben bezeichnet werden kann, "andrerseits wieder häufig Exemplare angetroffen werden, deren Windungen sämtlich eine besonders an den Querfalten wahr- nehmbare, allerdings sehr schwache Konvexität aufweisen. Die Schalenverzierung bilden Spiralreifen und Querfalten. Es gilt das von allen Windungen mit Ausnahme der ersten’ embryonalen, die jeglicher Skulptur entbehtt. Von den Längsreifen zählt man, wenn man von dem feinen fadenförmigen Spiralleistehen absieht, das sich ganz zuunterst unmittelbar an der Naht zieht und niemals fehlt, stets nur vier. Dieselben sind mehr oder minder gleich stark entwickelt, oben immer abgeflacht und auf den Querfalten etwas verdickt, wodurch der Eindruck hervorgerufen wird, daß daselbst längsgestreckte Anschwellungen auftreten. Die Breite der Rinnen, welche die Spiralreifen voneinander scheiden, wechselt einigermaßen nach den Individuen. Zumeist stellen sich diese Rinnen als ungemein schmal dar und erreichen sie überhaupt nur ganz ausnahmsweise die Breite der Spiralleisten. Nahezu als Regel kann es ferner gelten, daß die zwischen he Ei Agıtitanien von Davas. 99 3 dem untersten und dem nächstfolgenden Längskiel liegende Rinne etwas breiter ist als die anderen. Nicht unerwähnt mag schließlich noch bleiben der nicht selten zur Beobachtung - gelangende schwachwellige Verlauf der Längsskulptur, der namentlich an den zwei obersten Spiralreifen manchmai stärker auffällt. Auf der Grundfläche sehen wir drei in weiteren Abständen F als sonst verteilte, gegen die Mündung zu breiter werdende Längsreifen verlaufen, denen sich hinter dem vordersten noch ein schwächeres, zuweilen sehr zartes, fadenähnliches Leistchen beigesellt. Die kräftigen Querfalten beschreiben im großen und ganzen einen überaus flachen Bogen. Bei vielen Individuen erscheint ihre Krümmung auf den oberen Umgängen sogar derart schwach - ausgeprägt, daß zu ihrer Wahrnehmung die größte Aufmerk- samkeit gehört. In bezug auf die Breite der Querfalten und der sie trennenden Kanäle herrscht keine Konstanz. Hierin g- s ‚bieten die einzelnen Exemplare manchmal schon auf den ersten Blick erkennbare Unterschiede dar, und damit hängt es auch zusammen, daß die Zahl der auf einen Umgang entfallenden Querfalten nieht immer die gleiche bleibt. So schwankt die- selbe zum Beispiel auf der vorletzten Windung zwischen 11 und 13, wobei allerdings hervorgehoben werden muß, daß bei den meisten Stücken, die auch in anderer Hinsicht als Typus dieser Spezies gelten können, hier 12 Querfalten aus- | gebildet sind. Bestimmten, stets vorhandenen, besonderen Eigentüm- lichkeiten in der Skulptur begegnen wir auf dem letzten Um- gang. Derselbe weist zunächst gegenüber der Mündung einen sehr starken Wulst auf, der sich, wie gleich zu Anfang gesagt wurde, als der einzige auf dem ganzen Gehäuse dar- 3 stellt, denn die unregelmäßig auf den übrigen Windungen - verstreuten, von den gewöhnlichen durch größere Breite ab- _ weichenden Querfalten, welche bereits L. Vignal (l.c.) an den südfranzösischen Exemplaren richtig beurteilt hat, verdienen deshalb, weil sie in der Regel nicht stärker erhöht sind als die anderen, kaum die Bezeichnung von Wülsten. Daß es sich aber bei diesen breiteren Querfalten tatsächlich um stehen- 100 G.v. Bukowski, gebliebene Mundwülste handelt, geht daraus klar hervor, daß unter ihnen, aut der Innenseite, der dort verdickten Schale geradeso wie bei dem eigentlichen Wulst des letzten Um- sanges zwei zumeist gleich Sroße Zähne aufıreien: Ta) weitere Eigentümlichkeit der Schlußwindung äußert sich darin, daß hier die Querfalten sowohl vor als auch hinter dem Wulst schwächer werden und enger aneinander gereiht sind, wodurch sich ihre relative Zahl als größer erweist. Die Mündung hat sich leider bei keinem Exemplar meiner Kollektion erhalten. An einigen Stücken läßt sich nur konsta- tieren, daß die fest anliesende Innenitppe dünn, /bezienume weise gar nicht schwielig verdickt ist, Die auf der sedrehten Spindel in der Mitte verlaufende Falte erscheint durchgehends sehr kräftig entwickelt. Im Vergleich mit ihr stellt sich tie zweite Falte, welche sich weiter oben auf der Mündungswand hinzieht, immer als etwas minder stark dar. Was das. Aussehen der Mündung, vor allem des Mund- saumes betrifft, so kann hier nur auf die in erster Linie’ zu berücksichtigenden besten Abbildungen dieser Spezies in den Arbeiten von L.. Vienal! und M. CToessmann” vewaed werden. Mit diesen Abbildungen herrscht, wie man sieht, in allen Merkmalen, deren Beobachtung der Erhaltungszustand unserer Exemplare gestattet, volle Übereinstimmung und sie sind es auch allein, auf die sich meine Bestimmung stützt. Ein Vergleichsmaterial stand mir nicht zur Verfügung. Es erübrigt schließlich zu erwähnen, daß die Zeh 2 mir von Davas vorliegenden Stücke 120 belrast Bevor wir uns aber der Betrachtung der nächstfolgenden Spezies zuwenden, möchte ich nach einise Bemerkungen über die zwei von Grateloup als Varietäten des Polamides sub- corrugatus d’Orb. (= P. corrugatus Grateloup und Basterot, non P. corrugatus Brongniart) bezeichneten und abgebildeten Formen beifügen. IL. Vignal, Cerithiidae du tertiaire superieur du departement, de la Gironde. (Journ. de Conchyl., Paris, 4. ser., tome 12, Vol. 58, 1910, p. 180, pl. 9, fig: 37—39.) 2 M.Cossmann, Essais de pal&eoconchologie comparee. Paris; livr. 7,1908, p: 125, pr 10, fie21-—-22: Aquitanien von Davas. 709 Von der einen Abart, der Var. Burdigalina Grat.! ist schon Beneanes die Rede gewesen. Sie ‚spielt eine ziemlich große "Rolle in den Erörterungen der verwandtschaftlichen Verhält- "nisse verschiedener Foımen aus der daselbst in Betracht 4 kommenden Grüpee. Wahrend L. Viena! (l.c,p. 181), wie 4 _ Bereits gesagt wurde, ihre Abtrennung vom Typus des Pota- _ mides subcorrugatus für unstatthaft erklärt, stellt R. Hoernes? - dieselbe m cıe Nahe des von nm aus Steiermark beschrie- _ benen Potamides Dollfussi R. Hoern. und gibt er sogar die eskenkeit zur das "beide mitemander: identisch. sind. Der orieny sche Name »subcorrugatus« darf nach der Ansicht des letztgenannten Forschers im vorliegenden Falle keine An- "wendung finden. F. Sacco?® wieder vergleicht die Var. Burdi- E galina mit Potamides monregalensis Sacco aus dem Helvetien 3 und Tortonien Piemonts, eines sehr nahen Verwandten des. = Erbiadentatus Defr., an den sie durch verschiedene Charaktere 4 stark erinnern soll. Die Meinungen über die Stellung der in Rede stehenden Form gehen mithin -sehr weit auseinander. In besagter Hinsicht wird eine endgültige Entscheidung wohl so lange nicht erfolgen können, bis nicht die ganz unzurei- Eeende Zeichnung in dem Atlas Grateloup’s durch eine Breie, Sute Abbildung des Originals ersetzt ist, und im Hin- blick darauf halte ich auch vorderhand alle diesbezüglichen - Auseinandersetzungen für überflüssig. | Die zweite Abart, Var. fmbercnlosa Grat“ vom welcher die Diagnose »anfractibus ultimis tuberculato-spinosis« gegeben 3 wird, ist im Atlas Grateloup’s durch eine Abbildung dar- gestellt, die für eine sichere Bestimmung völlig ungeeignet er- scheint. Es’darf daher nur als eine Vermutung von mir aufgefaßt werden, wenn ich sage, daß ich sie für eines der zahlreichen E 1 Grateloup, Conchyliologie fossile des terrains tertiaires du bassin de ib er Atlas. Bordeaux, 1840; Supplement, pl. 3 (48), fig. 2. = 2 R. Hoernes, Neue Cerithien aus der Formengruppe der Clava biden- fala (Defr.) Grat. von Oisnitz in Mittelsteiermark etc. (Diese Sitzungsber., Bd. 110, Abt. 1, 1901, p. 322—323.) A 3 F,Sacco, Imolluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Li- 2 Suria. Torino, parte 17, 1895, p. 55. 4 Grateloup, 1. c., Supplement, pl. 3 (48), fig. 8 102 G.v. Bukowski, Übergangsglieder zwischen Potamides subcorrugatus d’Orb. und Potamides subclavatulatus d’Orb. halte, mit denen wir uns gleich im Nachstehenden eingehender beschäftigen werden. Auf eine weitläufige Erörterung der verwandtschaflichen Verhältnisse will ich mich diesmal nicht einlassen. Nur ein Ergebnis der Vergleiche soll hier kurz berührt werden, nämlich das, daß mit Pofamides subcorrugatus d’Orb. unter anderen auch der durch V. Hilber aus dem Miocän Mittelsteiermarks beschriebene‘ Polamides perrugatus Hilb.t gewisse schon auf den ersten Blick auffallende Analogien aufweist. Die Ähnlichkeit erreicht jedoch keineswegs ein so großes Ausmaß, als man nach der Darstellung durch Hilber zu glauben versucht wäre. Den von Hilber angeführten Unterschieden könnten noch einige andere hinzugefügt werden. Die Trennung der beiden genannten Arten dürfte sich also in allen Fällen leicht durch- führen lassen. Potamides (Terebralia) subciavatulatus d’Orbigny Tar Pie, 7 Noch bis vor kurzem war man bei der Bestimmung des Potamides subclavatulatus d’Orb.,?” wenn’ man nicht zufällig über südfranzösische Stücke für den Vergleich verfügte, auf eine einzige Abbildung angewiesen, auf die in dem Atlas Grateloup’s enthaltene Zeichnung,’ welche, was die zweck- entsprechende Wiedergabe der Merkmale betrifft, viel zu wünschen übrig lassen dürfte und die überdies bloß von einer ganz kurzen ungenügenden Charakteristik begleitet ist. Krst im. Jahre: 1910. hat’ dann L. Vienal eine zZ 00 Abbildung dieser Art in schöner Lichtdruckausführung nach einem Exemplar aus dem Gironde-Becken gegeben.* Diese 1 V. Hiiber, -Neue Conchylien aus den mittelsteirischen Mediterran- schichten. Diese Sitzungsb., Bd. 79, Abt. 1, 1879, p. 443, Taf. 4, Fig. 9 und 10. 2 A.d’Orbigny, Prodrome de palcontologie stratigraphique universelle. Paris, Vol. 3, 1852, p. 81, Nr. 1486. 3 Grateloup, Conchyliologie fossile des terrains tertiaires du bassin de ’Adour. Atlas. Bordeaux, 1840, pl. 17 (1), fig. 17. 4 L. Vignal, Cerithiidae du tertiaire superieur du departement de la Gi- ronde. (Journ. de Conchyl., Paris, 4. ser., tome-12, Vol. 58, p. 181, pl. fig. 40.) k a . 2 Aquitanien von Davas. 103 3 weicht jedoch, wie der Vergleich lehrt, von jener im Atlas _ Grateloup’s, welche wir als die den Typus darstellende betrachten müssen, in mancher Beziehung ganz erheblich ab. “Das ihr zu Grunde liegende Stück ist meiner Meinung nach nichts anderes, als eines von den vielen Übergangsgliedern, _ die von Potamides subcorrugatus d’Orb. zu Potamides sub- clavatulatus d’Orb. hinüberführen. Es scheint sich dabei um ein Exemplar zu handeln, das nicht weit von der Mitte zwischen den beiden genannten Spezies steht und dem, wie E ich vorgreifend bemerken will, unsere in Fig. 10 und Fig. 11 r abgebildeten Individuen in der Entwicklungsreihe sehr nahe - kommen. | | E. Vignal betont in seiner vorhin zitierten Arbeit mit 2 stoßem Nachdruck, daß es zwar leicht sei, typische Stücke des Potamides subclavatulatus d’Orb. und Polamides subcor- } rugatus d’Orb. voneinander. zu unterscheiden, daß es aber schwer fällt, die Trennung vorzunehmen, sobald man Stücke wo: sich’ .hat,) deren ‚obere... Windungen. in ..der.» Verzierung 4 jenen des Potamides subcorrugatus d’Orb. gleichen, untere 3 dagegen die Charaktere des Potamides subclavatulatus d’Orb. - zur Schau tragen. Hiermit erscheint also klar ausgedrückt, - daß im südfranzösischen Jungtertiär die beiden in Rede stehenden Arten durch Übergänge miteinander verbunden sind. Im Aauitanien. von Davas tritt uns dieser allmähliche Übergang mit großer Deutlichkeit entgegen. Das von mir auf- _ gesammelte Material enthält aber leider nur solche Übergangs- Er 2lieder, deren extreme Formen. in. der sich von Potamides subcorrugatus d’Orb.. zu Potamides subclavatulatus d’Orb. E vollziehenden Umbildung ungefähr bis zur Mitte reichen. Der E Typus der; zuletzt; erwähnten: Spezies, Gndet ‚sich in. ‚meiner Kollektion nicht vor. # Wir wollen nun im nachstehenden einzelne Stadien der _ besagten in der gleichen Richtung stetig fortschreitenden Um- _ änderung, soweit dieselben in der vorliegenden Suite zur E Beobachtung gelangen, einer ganz kurzen Betrachtung unter- 2 ziehen. Fig. 7 und Fig. 8 stellen zwei Exemplare dar, bei welchen _ nur der letzte und der vorletzte Umgang eine gegenüber Be‘ 104# G.v. Bukowski, dem Potamides subcorrugatus d’Orb. bis zu einem gewissem Grad abweichende Gestalt und Skulptur zeigen, während alle übrigen Windungen gar keinen Unterschied bieten. Auf dem vorletzten Umgang, der im Gegensatz zu den vorhergehenden deutlich gewölbt erscheint, ‘beginnt der zweite” Spiralreifen, von oben gerechnet, stärker hervorzutreten. Er wird bei weitereny Schalenwachstum immer kräftiger und damit im Zusammen- hang entwickelt sich dann auf dem letzten Umgang nach und nach auch‘ eine "seinem "Verlaufe "entsprechende "Zienten scharfe Kante, welche "die" eckis gewordene Außenwandeere Schlußwindung in eine schmale, von der Naht unter mäßig starker Neigung abdachende, : bloß den obersten Spiralreifer? tragende Fläche und einen größeren, zur Basis abfallenden Abschnitt teilt. Ein dornenähnliches Vorspringen des Kielreifens. an den Kreuzungsstellen mit den Querfalten ist eine Erschei- nung, die ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf. Die beiden untersten Längsreifen behalten in diesem Stadium noch bis an das Ende des Gehäuses ihr gewöhnliches Aussehen. Zur Veranschaulichung eines weiteren, dem Potamides subclavatulatus d’Orb. sich mehr nähernden Entwicklungs- stadiums dienen die Abbildungen Fie. 9a und 9b. Man sieht, daß bei diesem Individuum die geschilderten Veränderungen schon auf dem- dritten Umgang, von vorn gerechnet, ihren Anfang nehmen und zum Schluß die der zuvor beschriebenen Exemplare an Schärfe übertreffen. Hier läßt sich auch bereits. die Beobachtung machen, daß auf dem letzten Umgangs die zwei untersten Spiralreifen ungleich stark werden und daß: sich zwischen sie mitunter ein zartes, fadenförmiges Längs- leistehen einschiebt. Eine noch bedeutend größere Annäherung in der ange- gebenen Richtung zeigen dann die beiden Stücke, welche in Fig. 10 und Fig. 11 zur Anschauung gebracht wurden. Hier setzt die Ausbildung der bezeichnenden Artmerkmale schon um einen Umgang früher ein. Die vorderen Windungen weisen dabei bereits eine sehr scharf ausgeprägte stufenförmig ab- gesetzte "Gestalt der Außenwand auf und die durch den Kiel- reifen an den Querfalten erzeugten Dornen treten daselbst viel kräftiger hervor: als bei- den bis “jetzt "beschriebenen Aquitanien von Davas. 105 Exemplaren. Auf der Schlußwindung, zuweilen übrigens auch schon auf dem vorletzten Umgang macht sich zwischen den zwei unterhalb der Kante liegenden Spiralreifen in bezug auf Stärke ein größerer Unterschied bemerkbar und außer dem fadenähnlichen Längsleistchen, das in dem sie trennenden Kanal verläuft, zieht sich manchmal ein zweites ganz gleiches Leistchen auch noch zwischen dem obersten Längsreifen und dem Kiel. Die Bestimmung der 44 Stücke meiner Sammlung, welche sich auf die drei eben behandelten Übergangsformen verteilen, als Potamides subclavatulatus d’Orb. erfolgte auf Grund der "Tatsache, daß diejenigen von ihnen, die dem zuletzt betrachteten Ausbildungsstadium angehören, mit der Abbildung dieser Errrtes in. dem. Aufsatze..L. Vignal’s..(l..c.), in: sämtlichen Charakteren sehr gut übereinstimmen. Die Anwendung des besagten Artnamens auf alle, selbst auf die näher dem Pota- mides subcorrugatus d’Orb. stehenden Übergangsglieder halte Beh hierbei. deshalb für ‚gerechtfertigt, weil. die allen. zukom- mende kantige Form der unteren Windungen oder wenigstens der Schlußwindung sowie die sich bis zur Dornenentwicklung: steigernde Anschwellung des verstärkten Kielreifens an den Kreuzungsstellen mit den Querfalten ungemein auffällige Eigen- schaften bilden, die dem Potamides subcorrugatus d’Orb. völlig remed sind. und die, ‚für. die; Trennung. beider Arten selbst in ‚den Anfängen der Umänderung ein so ausgezeichnetes Mittel abgeben, daß sich die Ziehung der Grenze bei der Benennung in der Aufeinanderfolge der Übergänge unmittelbar hinter dem Potamides snubcorrugatus d’Orb. empfiehlt. Ferner möchte ich noch mit einigen Worten auf die schon eingangs flüchtig berührten, durchaus nicht geringen Unter- schiede zurückkommen, welche zwischen der Abbildung dieser Espezies.'beiL. Vignal.und.der,bei. Gnateloup zutage treten. Von einer Aufzählung derselben kann aber ohneweiters abge- sehen werden, da der Vergleich der Abbildungen genügt, um die wichtigsten von ihnen sofort wahrzunehmen. Es ist nur sehr zu bedauern, daß L. Vignalüber die besagten Abweichungen keine Aufklärung gegeben hat. Infolgedessen wie auch wegen des Mangels einer genaueren Beschreibung 106 G.v. Bukowski, bleibt uns vorderhand nichts anderes übrig, als die sich hier bemerkbar machenden Unterschiede einesteils der Unzu- länglichkeit der von Grateloup gegebenen Zeichnung zuzu- schreiben, andernteils wieder, wie ich es tun zu müssen glaubte, darauf zurückzuführen, daß die Abbildung in der Arbeit Vignal’s nicht den Typus sondern eine nicht weit von der Mitte zwischen Potamides snbclavatulatus d’Orb. und Pota- mides subcorrugatus d’Orb. stehende Übergangsform darstellt. Vor allem muß betont werden, daß bei dem Typus des Potamides subclavatulatus dOrb. alle Windungen mit Aus- nahme der embryonalen so gestaltet und verziert sein dürften, wie bei unseren Stücken nur die jüngsten Umgänge. Grateloup bezeichnet ihn als einen Verwandten des Potamides cristatus Lam. (Desh.) aus dem Pariser Grobkalk! und die Abbildung, die er von ihm gibt, erinnert tatsächlich ziemlich "stark az diese eozäne Form. Da letztere jedoch zu der Sektion Pota- mides sensu stricto gehört,” während sich unsere Art dureh das Vorhandensein einer sehr kräftigen medianen Falte auf der Spindel "als eine’ Terebraka efweist‘ sor "kan ver wohl von einer sehr nahen Verwandtschaft kaum die Rede sein. Wir sehen, daß sich an Pofamides subclavatulatus d’Orb. verschiedene Fragen knüpfen, die ihrer Lösung noch harren, und wir können nur hoffen, daß die von M. Cossmann und A. Peyrot in Angriff senommene und seit dem Jahre 1903 in Fortsetzungen erscheinende Publikation über die jungter- tiäre Conchylienfauna der Aquitaine? diesbezüglich bald die volle Klarheit bringen wird. Endlich ist noch nachzutragen, daß ebenso wie die vor- hin beschriebene Art auch diese in meiner Sammlung nur durch kleine Exemplare vertreten ist, unter denen sich keines findet, dessen Gehäuselänge 20 mm übersteigen würde. 1 G.P. Deshayes, Description des coquilles fossiles des environs de Paris. Paris, 1824—1837, tome 2, p. 420, pl. 60, fig. 10—11. 2 M. Cossmann, Essais de pal&oconchologie comparee. Paris, livr. 7, 1906, p. 105. 3 M. Cossmann et A. Peyrot, Conchologie neogenique de l’Aquitaine. _ (Actes d. ]. soc. Linn. de Bordeaux, 1909 und folgende.) Bel ar’ on EN EN Aquitanien von Davas. 107 Potamides (Tympanotomus) margaritaceus Brocchi Ta Rier 1215. Wie bei den beiden zuvor beschriebenen Arten fällt auch bei dieser ganz besonders die geringe Größe der klein- asiatischen Stücke auf, und: zwar bei letzterer um so mehr als wir gewöhnt sind zu sehen, daß sich dieselbe in anderen Gebieten zumeist durch relativ bedeutende Dimensionen aus- zeichnet, welche sich weit von jenen unserer Individuen entfernen. Die Kollektion von Davas birgt kein einziges Exemplar, dessen Länge mehr als 22mm betragen würde. Potamides marsaritaceus Brocchi ist hier durch zweı Varietäten vertreten, die ich als neu zu bezeichnen gezwungen war, weil sie, wenn wir auch die Kleinheit nicht berück- Sichtigen, mit keiner von den zahlreichen in der Literatur angeführten Abarten dieser Spezies vollkommen übereinstimmen. Eine von ihnen, die Var. fabana, bietet in gewissen Merk- malen sogar so bedeutende Unterschiede dar, daß ich eine Zeit lang überlegt habe, ob es nicht zweckmäßiger wäre, sie als eine neue Art aufzufassen, der man einen Platz zwischen Potamides margaritaceus Brocchi und Pofamides (Ptycho- potamides) papaveraceus Bast. anzuweisen hätte. Da aber zwischen ihr und der zweiten, von mir »carica« benannten Varietät, über deren Zugehörigkeit zu der ersterwähnten Form nicht der geringste Zweifel obwaltet, ein Übergang Stattfindet, entschloß ich mich den hier zum Ausdrucke ge- langten Standpunkt einzunehmen. Var. tabana n. var. ie! 1943, Das kegelig-turmförmige, oben sehr spitz zulaufende Gehäuse setzt sich aus 13 ebenen, durch tiefe Nähte von- einander getrennten Windungen zusammen. Als Verzierung finden sich auf jedem Umgang zunächst drei mit kräftigen Knötchen besetzte, nicht besonders stark aufragende Hauptspiralreifen, von welchen der mittlere immer schwächer beziehungsweise schmäler als die beiden anderen erscheint und infolgedessen auch kleinere, in die Länge ge- streckte Knötchen trägt, während auf dem oberen und dem p) . 108 G.v. Bukowski, unteren Hauptkiel im Gegensatz dazu größere, vorwiegend runde Körner auftreten. Dabei wäre noch zu bemerken, daß auf .dem. letzten , Umgang .:die. Körner. des obersten ‚Reifens jene des unteren an Größe etwas übertreffen. Die Anordnung der Knötchen, deren man auf jedem:.yon ‚den, jüngeren Is gängen. 20. bis 25 in einer Reihe, zählt, ist, insofera ei ziemlich gleichmäßige, als die Zahl, die Dichte und die gegen- seitige Stellung derselben im Laufe des Schalenwachstums keinem starken, namentlich keinem so großen Wechsel unter- liegen, wie bei der zweiten Varietät meiner Sammlung, der var. carica. Zu .den drei Hauptkielen gesellt sich, dann am vorderen Rand der Windungen unmittelbar an der Naht noch ein sehr zartes fadenförmiges Spiralleistchen, das in entsprechend dünne, langgestreckte Knötchen zerfällt. Ein ebenso feiner fadenför- miger Spiralstreifen kommt endlich auf dem letzten Umgang in dem tiefen Kanal zwischen dem obersten und dem mittleren Hauptstreifen zur Ausbildung. Die Körnelung entsteht durch leicht gekrümmte Anwachs- | falten, die aber in den Furchen nur sehr schwach hervortreten. Besonders in der obersten Furche, welche stets tiefer isf-als die zweite, sind diese bogigen Querfalten kaum angedeutet und nicht leicht erkennbar. Die flache Basis der Schlußwindung, auf welcher sich die Anwachsstreifung besonders schön ausgeprägt zeigt, zieren vier, Spiralreifen. Von denselben "sind. die, dee uneroe gleichem Ausmaß schwach entwickelt, ziemlich dünn und weisen nur Spuren einer durch die Anwachsstreifen erzeugten Kerbung auf. Der oberste Reifen ist dagegen stark erhaben, viel breiter als die vorgenannten und erscheint kräftig gekörnelt. Über die Mündung kann, da dieselbe bei keinem Exemplar unversehrt geblieben ist, bloß gesagt werden, daß der linke Mundrand die stets mit einer kräftigen Falte ‚versehene Spindel als starke Lamelle bedeckt. Reste alter Mundränder auf dem Gewinde kamen nicht zur Beobachtung. Var. fabana scheint im Aquitanien von Davas nicht sehr häufig vorzukommen. Meine Ausbeute beläuft sich hier bloß auf 18 Stücke. u us u He ei rer a De ET En an a T ara nn ale Bed a5 Lean u an D Dre a a a nn Aquitanien von Davas. 109 Die Frage, an welche Form sich die in Rede stehende Varietät am nächsten anschließt, läßt sich nicht leicht beant- worten. Im Hinblick darauf, daß mir die wichtigsten für die Bildung eines diesbezüglichen Urteils vor allem in Betracht kommenden Formen bloß von Abbildungen bekannt sind, will ich auch im folgenden von’ eingehenderen Vergleichen absehen und beschränke ich mich aufeinige kurze Bemerkungen. Unter den bisher beschriebenen Varietäten des Potamides : margaritaceus Brocchi bietet meinem Dafürhalten nach Var. simplicior' Vignal! noch die meisten Anklänge an unsere Abart. Sie zeigt daneben aber auch nicht unbedeutende. Unterschiede, von denen sich die wesentlichsten, nach der zitierten Abbildung zu urteilen, darin äußern dürften, daß bei ihr die Körner aller drei Hauptspiralreifen annähernd gleich eroß sind und enger aneinander gedrängt stehen und daß auf dem letzten Umgang keine Einschiebung eines faden- förmigen Spiralleistehens in der obersten Furche stattfindet. In vielen Charakteren sehr ähnlich scheint ferner der gleichfalls im Gironde-Becken vorkommende Potamides (Tym- panotomus) sonensis Vignal? zu sein. Wenn wir uns an die Abbildung und die Beschreibung in der Arbeit Vignals halten, gelangen wir zu der Erkenntnis, daß diese Ähnlichkeit besonders in der Schalenskulptur eine auffällige ist. Im übrigen besteht jedoch ein scharfer Gegensatz darin, daß bei Potamides sonensis Vignal die Spindelfalte durchweg fehlt, während sie bei unserer Form, wie wir gesehen haben, immer vorhanden ist. Ob außerdem nicht auch die der südfranzösischen Art eigentümlichen Merkmale, die geringe Dicke und die schwache Entwicklung des äußeren Mundsaumes einen Unterschied dar- stellen, läßt sich wegen der sehr starken Beschädigung des letzten Teiles der Schlußwindung an allen unseren Stücken nicht entscheiden. Eine dritte Form, die bei der Ermittlung der verwandt- schaftlichen .Verhältnisse vielleicht noch mehr als die beiden 1 L. Vignal, Cerithiidae du tertiaire superieur du departement de la Gironde. (Journ. de Conchyl., Paris, 1910, 4. ser., tome t2, Vol. 58, p. 169, pl. 8, fig. 25.) =. Vipnal, I. c., w467 'pl.8, Iig»24. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 9 10 G.v. Bukowski, zuvor erwähnten ins Gewicht fällt, ist Potamides (Tympano- tomus) Pedemontanus Sacco! aus dem Helvetien Italiens, den man bei etwas weiterer Fassung des Artbegriffes als. eine Varietät des Potamides margaritacens Brocchi be- zeichnen könnte. Neben manchen großen Analogien in der Verzierung der Schale ergeben sich aus dem Vergleich unserer Stücke mit den zitierten Abbildungen dieser Art immerhin auch einige Abweichungen, die hier nicht ungenannt bleiben sollen. Bei Potamides Pedemontanus Sacco scheinen die Knötchen der Hauptspiralreifen, von denen der zweite und der dritte als fast gleich stark geschildert werden, zahl- reicher und nicht rund sondern quergestreckt zu sein und die Anwachsfalten dürften in den die Kiele trennenden Furchen schwächer hervortreten. Die Abbildungen größerer Exemplare lassen außerdem Andeutungen eines treppenförmigen Absitzens. der jüngeren Windungen erkennen, was bei var. fabana nie- mals zutrifft. Wie Potamides Pedemontanus Sacco erinnert auch Var. tabana durch ihre Skulptur einigermaßen an Potamides (Pty- chopotamides) papaveraceus Bast.” Besonders hervorzuheben wäre daselbst neben dem ähnlichen Aussehen und der ähn- lichen Anordnung der Knötchen auf den Längskielen, daß die Zahl der. Körner, die!'auf..eine Reihe eines’Umganses entfallen, die oleiche ist und daß die Basis eine nahezu gleiche Verzierung trägt. In anderen Merkmalen wieder, so zum Beispiel in der sehr verlängert turmförmigen Gestalt des "Gehäuses, das nebstbei aus zahlreicheren Windungen besteht, 1 F. Sacco, Sopra aleuni Potamides del .bacino terziario del Piemonte. (Bull. della soc. malacol. ital., Pisa, 1888, vol. 13, p. 106, tav. 7, fig. 22 — 28.) und F.Sacco, I molluschi ‘dei, terreni terziarıı del Piemonte edle Liguria. Torino, 1895, parte 17, pag. 48, tav. 3, fig. 19. 2 Vgl. vor allem: M. Hoernes, Die fossilen Mollusken des Tertiär- beckens von Wien. (Abh. d.k.k. geol. Reichsanstalt, Wien, Bd. 3, 1856, S. 403, Taf. 42, Fig. 8) und F. X. Schaffer, Das Miocän von Eggenburg. (Ibid., Bd. 22, Heft 2, 1912, p. 156, Taf. 52, Fig. 8.) — Diese Abbildungen stellen zwar nach der Auffassung von F. Sacco und F.X. Schaffer nicht den Typus, sondern eine »Var. Grundensis Sacco«s benannte Abart. des Potamides papaveraceus Bast. vor, eignen sich aber für den Vergleich viel besser als die Zeichnung im Atlas Grateloup’s. Sr b E Aquitanien von Davas. 124 treten bei Potamides papaveraceus Bast., wie schon seine Zugehörigkeit zu einer anderen Sektion beweist, so bedeu- tende Unterschiede hervor, daß mir deren weitere Erörterung überflüssig erscheint. Var. carica n. var. Fig. 14— 15. Für diese Varietät ist besonders charakteristisch der sich im Laufe des Schalenwachstums mehrmals vollziehende Wechsel der Verzierung. Von den 13 ebenen, durch tiefe Nähte von- einander geschiedenen, etwas treppenartig abgesetzten Um- gängen, welche das konisch-turmförmige Gehäuse bilden, zeigen die zehn obersten, die Embryonalwindung ausgenommen, eine ziemlich gleiche Skulptur. Dieselbe läßt sich kurz folgen- dermaßen skizzieren: Ganz unten, unmittelbar an der Naht verläuft zunächst ein zartes fadenförmiges in langgestreckte Knötchen zerteiltes Spiralleistchen. Von den drei Hauptspiralreifen, welche dann darüber an den Seiten folgen, sind der obere und der untere gleich kräftig entwickelt und mit 19—17 gleich großen runden oder quadratischen, stark erhabenen Körnern besetzt. Der mittlere Hauptkiel erscheint dagegen immer sehr schwach und stellt sich öfter sogar nur als ein ungemein zartes fadenähn- liches Leistchen dar. Die 15—17 Knötchen, die er trägt, sind auch dementsprechend schmal und ın die Länge gezogen. Außerdem wäre noch zu erwähnen, daß man daselbst zwar einer schön ausgeprägten Anwachsstreifung begegnet, daß aber die Querfalten in den Furchen kaum merklich hervortreten. Auf dem elften Umgang sieht die Verzierung insofern etwas anders aus, als hier die Körner des obersten Hauptkiels jene des unteren an Größe übertreffen. Bei einem Teil der Indivi- duen weist überdies ‘der mittlere Hauptreifen eine abweichende Beschaffenheit auf. Die Zahl seiner Knötchen wächst bis zu 24 aan. Sie sind sehr klein, vorwiegend rund und stehen, da die Entfernungen zwischen ihnen bedeutenden Schwankungen unterliegen, bald nahe aneinander gruppiert, bald weit aus- einander. 112 G.-v. Bukowski, Die auffallendste Änderung der Skulptur erfolgt aber erst auf dem vorletzten Umgang. Ihr Beginn knüpft sich an das Auftreten eines besonders kräftigen, zum Schluß der elften Windung stehengebliebenen alten Mundrandes. Zuerst sei die starke unvermittelte Vermehrung der Knötchen angeführt, welche auf allen drei Hauptkielen mehr oder weniger dicht aneinander gedrängt erscheinen und deren Zahl in einer Reihe bei manchen Stücken bis auf 34 steigen kann. Auf dem obersten Reifen hat man es mit viereckigen, quergestreckten, auf den beiden anderen Hauptkielen hingegen mit rundlichen Knötchen zu tun. Ein weiteres Merkmal, das sowohl den vor- letzten als auch den letzten Umgang von den übrigen unter- scheidet, ist die Einschaltung je eines äußerst zarten faden- törmigen Längsleistchens in den zwei breiten Furchen, welche die Hauptreifen voneinander trennen. Als bezeichnend für diese zwei Windungen bleibt dann nur noch übrig anzugeben, daß hier die bogig gekrümmten Querfalten im Zusammenhang mit den wohi ausgeprägten Anwachsstreifen verhältnismäßig stark entwickelt und auch in den Rinnen sehr deutlich wahr- nehmbar sind. Was endlich die Schlußwindung anbelangt, so weicht die Skulptur derselben von jener des vorhergehenden Umganges dadurch wesentlich ab, daß der oberste Reifen mit relativ sehr groben, weiter als sonst voneinander entfernten und in- folgedessen minder zahlreichen Knoten, die gegen die Mündung zu fast stachelartig aufragen, besetzt ist, während die anderen Kiele ihr früheres Aussehen beibehalten. Die Grundfläche dieser Varietät bietet in jeder Beziehung, wenn wir von dem Hinzutreten eines fünften Spiralreifens absehen, große Analogien mit der Basis der var. fabana dar. Das- selbe eilt auch vom Innenrand der Mündung und von der Spindelfalte. Wie der rechte Mundrand beschaffen war, ent- zieht sich dagegen der Beurteilung, weil er in keinem einzigen Falle erhalten geblieben ist, Var. Carica findet sich im Aquitanien von Davas nicht häufig vor. Meine Kollektion enthält nur sieben Exemplare, die ohne Bedenken als dieser Abart angehörig angesprochen werden können. ua En ce Zul u " _ " " a ie ©. I Zu _ Ne Ip Dal BEER NEN REDE OLE SE Pe ed ee ER a. LEEREN Aquitanien von Davas. | 113 Die Ermittlung ihrer verwandtschaftlichen Verhältnisse tz in der Nähe der var. calcarata Grat., jener Abart des tamides (Tympanotomus) margaritaceus Brocchi einräumt, Iiwertige, zufolge der Unbeständigkeit gewisser Charaktere gar selbst wieder in mehrere Varietäten zerfallende Spezies faßt wird. | ria. Torino, parte 17, 1895, p. 47—48. Fig. Fi Fig. Fig. Fig. < Fig. is Fig. Fig. [N . 18%) DD G. v. Bukowski, Aquitanien von Davas. Tafelerklärung. Polamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orb. Ein kleines Exemplar, bei welchem der letzte Umgang fehlt, in dreifacher Vergrößerung. Die erste embryonale und auch die übrigen Windungen sind verhältnis- mäßig gut erhalten. und 3. Polamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orb. Zwei mittelgroße Exemplare mit normaler Vermehrung der Querfalten auf dem letzten Umgang in zweifacher Vergrößerung. Potamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orb. Eines der größten Exem- plare der Kollektion in zweifacher Vergrößerung. Der letzte Umgang fehlt ganz. Potamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orb. Ein mittelgroßes Stück, das im Gegensatz zu den normal ausgebildeten Individuen eine stärkere Vermehrung der Querfalten auf dem letzten Umgang aufweist, in zweifacher Vergrößerung. Potamides (Terebralia) subcorrugatus d’Orb. Ein mittelgroßes Exem- plar, bei dem die auf dem letzten Umgang besonders stark vermehrten Querfalten schwächer, beziehungsweise dünner als sonst erscheinen, in zweifacher Vergrößerung. und 8. Polamides (Terebralia) subclavalulatus d’Orb. Zwei Exemplare aus der Reihe der Übergangsglieder zwischen Potamides subcorrugatus d’Orb. und Polamides subclavatulatus d’Orb., die dem Polamides subcorrugaltus d’Orb. noch sehr nahe stehen, in zweifacher Ver- größerung. Potamides (Terebralia) subclavatulatus d’Orb. Ein Individuum, das einem etwas weiter entfernten Umbildungsstadium in der Richtung von Potamides subcorrugatus d’Orb. zu Potlamides subclayatulatus d’Orb. als die in Fig. 7 und 8 abgebildeten Stücke angehört, in zweifacher Vergrößerung. | 10 und 11. Potamides (Terebralia) subclavalulatus d’Orb. Zwei Exem- 12 plare, die unter den Übergangsformen zwischen Polamides subcorru- gatus A’Orb. und Potamides subclavalulatus d’Orb. ungefähr. die Mittelstellung einnehmen, in zweifacher Vergrößerung. . Polamides (Tympanolomus) margaritaceus Brocchi, var. labana n. var. Das größte Exemplar der Kollektion in zweifacher Vergröße- rung. 13. Polamides (Tympanotomus) margarilaceus Brocchi, var. Zabana n. var. Ein mittelgroßes Stück in zweifacher Vergrößerung. 14 und 15. Polamides (Tympanotomus) wmargaritaceus Brocchi, var. carica n. var. Die zwei größten Exemplare der Kollektion in zwei- facher Vergrößerung. Wien. > = ” a < = pre) oO) > < ö © N 3 — = : = SS) E mM - NS), (55) ii) \ SR [N AUL\ Wr \ ET NGERRLFEZ | % s (dad i are aD. INN . v Yı re. a u aWırz a RN er] RN WR) N ası)le ar, R Ku Ka Fir} Sitzungsberichte d. Akad. d. Wiss., math,-naturw. Klasse, Karl Reit.chläger. Wien. del. an: einigen wenigen Stellen, knapp an den Ufern der Bäche und Flüsse, ergiebig. Aus demselben Grunde war auch das Durchsieben von Rasenstücken von geringem Erfolge begleitet. Das Ergebnis meiner Sammeltätigkeit, zugleich mit dem sehr interessanten Resultate der Albanien-Ausbeute Karny’s der Jahre 1917 und 1918 soll in folgendem zusammengefaßt werden. i Für das Zustandekommen dieser Zusammenstellung und die Reichhaltigkeit : derselben bin ich‘ meinem Freunde Dr. H. Karny in Wien, dessen reiche Sammlung und Bücherei mir bei der Bearbeitung der albanischen Thripse . zur Verfügung stand, zu Dank verpflichtet, ebenso schulde ich Dank meinem Freunde‘ Fachlehrer L. Mader in Wien, der mich mit Material unterstützte und mit mir auf den anstrengenden Touren Freud und Leid teilte. Unter den 46 vorgefundenen Arten befanden sich einige Formen, die bisher nicht bekannt waren; es sind dies: 116 H. Priesner, Melanothrips fuscus var. pallidior m., Aeolothrips fasciatus var. collaris m., Odontothrips var. meridionalis m., Physothrips Frici var. croceicollis m., Baliothrips dispar var. ustnlatus m., Haplothrips statices var. trifolii m., Trichothrips ripicola m., Phloeothrips bispinosus m. Liophloeothrips glaber m. und Liothrips Dampfi var. micros m. Für den. mediterranen Charakter der Fauna sches mir foleenge Arten bDezeiehnerd zu sem: Aeolothrips var. collaris m., Heliothrips haemorrhoidalis Bouche, Physothrips amnulatus Karny, Physothrips Frice Uzel mit var. bthri Kaxnyr und var. discolor Kara Bacillothrips longiceps Reut.,, Psendocryptothrips meridio- nalis m. und Liothrips Dampfi Karny. Was. die einzelnen Pflanzen anlanet, au demu re Physapoden vorgefunden wurden, sei hervorgehoben, daß auf Scirpus L. spec. sich Baliothrips dispar Hal. aufhielt. Salivr L. beherbergte auf ihren Blättern Physothrips Schillei m. (sehr zahlreich!), außerdem Physothrips ulmi- foliorum Hal. und Thrips salicarius Uzel. Auf. Tamarizx gallica, L. fand sich. an: verschiedenen Orten außerordentlich häufig Liothrips Dampfi Karny, seltener waren Haplothrips aculeatus Fabr., Chirothrips manicatus Halid., Physothrips Friei Uzel und Thrips tabacı. Lindem: | Auf Platanus-Blatt traf ich Haplothrips phyllophilus Priesn. Auf Onercus lanuginosa Thuill. fand ich Liothrips var. pragensis Uzel: und vermutlich auf: der! genajnten Pflanze oder auf Paliurus australis Gärtn. Dendrothrips Degeeri Uz. und Haplothrips aculeatus F. Auf Phragmites L. und Oryza L. war stets Haplothrips acnleatus Fabr. anzutreffen. Durch Klebenbleiben an den drüsig behaarten Blättern von Nicotiana L. fanden zahlreiche Thripse den Tod. Auf diese Weise fand ich Aeolothrips fasciatus L., Heliothrips haemorrhoidalis Bouche, Frankliniella robusta Uzel(?) und Liothrips Dampfi Karny. Die Fruchtzäpfchen von HAumnlus lupulus L. dienten Physothrips Frici Uzel, Thrips tabaci Lind. und Haplo- Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 117 E thrips aculeatus Fabr. zum Aufenthaltsort, besonders zahl- reich fand sich in diesen Thrips obsoletus Uzel, der bisher nur auf dieser Pflanze mit Sicherheit nachgewiesen ist. Die diversen Blüten beherbergten folgende Arten:! . Liliacee (gen.?, spec.?): *Thrips major Uzel. Spartium L.: *Odontothrips ulicis Hal., Physothrips _ annulatus Karny. | Passiflora L.: Thrips palustris Reut. Lythrum salicaria L.: *Frankliniella intonsa Trıyb., - Thrips tabaci Lind. Aeolothrips fasciatus L. 0 Pumica granatum L.: Thrips major var. adustus Uz. Crithmum maritimum L.: *Thrips tabaci Lind. Daucus carota L.: *Thrips tabaci Lind. Aeolothrips E war. collaris Pries. i Vitexr agnıus castus L.: ” Thrips tabacı Lind., Physothrips E Frici Uzel, Aeolothrips fasciatus L., Aeolothrips var. adustus 3 DZ, Aeolothrips var. collaris Pries, Ihrips physapus L.,. E Physothrips atratus Hal., Frankliniella intonsa Tıyb. Haplo- 4 Ihrips distinguendus Uz., Haplothrips aculeatus Fabr. Labiate (? spec.): *Thrips tabaci Lind. E Scabiosa L.: *Haplothrips distinguendus Uz.,, Thrips - tabaci Lind. Physothrips atratus Hal., Physothrips annu- latus Karny, Thrips physapus L., Aeolothrips fasciatus L. 3 Aster L.: Thrips tabaci Lind. Haplothrips juncorum Ban. (2). | £ Achillea millefolium L.: *Thrips tabaci Lind., Haplo- 3 thrips statices (Hal.) Uz. | | Matricaria. L.: *Haplothrips statices (Hal.) Uz. 2 Echinops L.: Physothrips Frici Uz., Haplothrips distin- guendus Uz. | E —, Carduus L. und Carlina corymbosa L.: *Thrips phy- # sapus L., *Physothrips Frici Uz., *Haplothrips tritici Kourd., = 1 Die in großer Zahl in den betreffenden Blüten vorgefundenen Spezies sind mit einem * versehen, die übrigen sind nach dem Grade der Häufig- E keit geordnet. 115 HiuPriesin.ei; Thrips tabacıi Lind., Frankliniella intonsa Tryb., Aeolothrips fasciatus L., Physothrips atratus Hal. Scolymus hispanicus L.: ”Thrips physapus L., *Physo- thrips Frici Uz., Frankliniella pallida Uz., Thrips tabaci Lind., Frankliniella intonsa Tryb., Haplothrips triici Kourd,, Physothrips atratus Hal. Den Rasen bewohnten:! Sericothrips staphylinus Hal., Aptinothrips var. connaticornis Uz., Anaphothrips obscurus Halid., Frankliniella tenmicornis Uz., Thrips nigropilosus UZz., Thrips tabaci Lind. Thrips major Uz., Cryptothrips Icarus Uz., Oryptothrips bicolor Heeg., Pseudocryptothrips meridio- nalis Pries., Haplothrips aculeatus Fabr. ImisLaubgesiebe,. und. im ’Angeschwemmien "de Bäche und Flüsse waren: Sericothrips staphylinus, Hal, Limothrips denticornis Hal. Chirothrip manicatus var. adustus Uz., Aptinothrips var. connaticornis Uz., Physothrips Frici Uz.,.Phys..Frici _var.ı discoler Karny, Thrips ’täbaeı Lind., Oryptothrips Icarus Uzel, Pseudocryptothrips meri- dionalis Priesn., Haplothrips acnleatus Fabr., Haplothrips distinguendus Uz. Unter Ölbaumrinde waren: Physothrips Frici Uz. und var. /ythri Karny, Haplothrips distinguendus Uzel und var. alkpesixis.;Pries.;..beide sehr zahlreich;? unter Platanenrinds Dendrothrips saltatrix Uzel. Das nachfolgende Verzeichnis enthält die einzelnen Arten systematisch geordnet, nebst Angabe der Fundorte und Anzahl der gesammelten Tiere,® ferner die: Beschreibungen der neuen und einiger wenig bekannter Formen. 1 Aufzählung in systematischer Reihenfolge. > Zu diesem Vorkommen der beiden Arten möchte ich bemerken, daß man den Aufenthalt dieser typischen Blütenbewohner unter Rinden während der trockenen und blütenarmen Jahreszeit als »Sommerschlaf« auffassen könnte. > Wo nicht besonders angegeben, sind die betreffenden Exemplare von mir gesammelt. | Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 149 Subordo Terebrantia. Familie Aeolothripidae. Genus Melanothrips Hal. 1a. Melanothrips fuscus Sulz. Elbasan, 20. IV. 18, Ber Ferecher (Karny). Pieri, 18. IV.18, 209,207 geketschert (Karny). 1 5b. Melanothrips fuscus var. pallidior m. nov. Von der e Aypischen Form nur durch die hellen, schwach grau ge- 2 trübten, vorderen Abdominalsegmente verschieden. Elbasan, = 20.1V.18, 222 geketschert (Karny). Genus Aeolothrips Hal. - =. Neofothtips Taseiatus L. Biza, 22. VII. 18,2 77 geketschert my) hRuskulr 24.1X, 18,010. tet an E Nicotiana-Blatt klebend. Elbasan, 27. V1. 18,3 22 (Karny); BarVE 18, 1. 2= (Karny);»30, VIIS, 49 Polgeketschert Pearmy);'v1.18, 12 (Käarny); 23. VIM. 189% 22m Blüten von Vitexr agmus castus L.; 24. VII. 18 in Scabiosa-Blüte; Be 18 698 in Blüten. von ZLyihrum; 25. VIN. 18, 2 2? am Ufer des Skumbi geketschert; 28. VII. 18, 222 geketschert; 28. VIII. 18, 1 2 trans. var. collaris m. in Blüten 2041 Daucns cavolas 1.23.18 PFifin Carduus-Blüte; 05. I, 18, 1 ? am Skumbi- Ufer geketschert. 2b. Aeolothrips fasciatus var. adustus Uzeil. Elbasan. 23%. Wil. ©18, 01 2: in! Blüten. von Vier agnus castus !L. 2 c. Aeolothrips fasciatus var. collaris m. nov. Diese Form unterscheidet sich von der typischen wahr- _ scheinlich nur durch die Färbung. 7: Kopf, Abdomen, Mittel- und Hintertibien, Mittel- und Hintertarsen und die Binden auf den Flügeln schwarzbraur, Mittel- und Hinterschenkel und Pterothorax hell graubraun, Prothorax und Vorderbeine _ hellgelb, ersterer hinten in der Mitte mit einer. graubraunen Makel. Manchmal auch der Pterothorax gelb und die ersten 120 H. Priesner, Abdominalsegmente braun, die Mittel- und Hinterschenkel hell gelblich. An: gen’Fühlern” das ‘erste Glied bras zweite heller, besonders. an ‚der Spitze, das dritte weiß, an der äußersten Spitze plötzlich dunkel, die übrigen Glieder schwarz. d.: Oberseite des Kopfes, eine Makel am Prothorax une Oberseite des Pterothorax, die Mittel- und Hintertibien, dann die Mittel- und Hintertarsen, ferner die. letzten zwei, Ab- dominalsegmente, die Binden auf den Flügeln und die Fühler vom vierten Glied ab braun oder schwarzbraun, die übrigen Körperteile mit Ausnahme der schwarzen Augen gelb. Biza, 22. VII. 18,6 .9 8,2. %d.,.geketschert (Kann Portes, 6. VII. 18,,3 2.2 !aufiniederen PllianzenKaraı Elbasan, 21. V1..18, 1.2. geketscherti(K ara) 27 NE 7.2 82,.1: d: (Karny) BO. MO ef, gekeischre 7 (Karny); 23.VUL:18, 1: in Blüten von Vitex agnus casns TE 25. VII. 18, 1 2 am.Ufer des: Skumbi, seketschert; 13. je 2 i.2 in Blüten, 3. Aeolothrips nobilis Pries. Medua, 25. IV. 18, 1 ® geketschert (Karny). Familie Thripidae. Genus Chirothrips Halid. +.a. Chirothrips manicatus Halid. Medua, 28. IX. 18, 1 2 geketschert. Eibasan, 27. VI. 18,1 ? (Karny); 30. VL 18, 3 2 2, Lgeketschert Karny);'23.VM 18, 2.292,12 I am Skumbi-Ufer geketschert. Elbasan-Susica, 14. IX. 18, 1 ? auf Sumpfwiese geketschert. 4b. Chirothrips manicatus var. adustus Uz. Eibasan, VII 18, 3 22 im Gesiebe am Rande eines Reisfeldes; 25. VIIM.-18, 1 2: am »Skumbi-Ufer geketschert; 31. VII. 18, 1 2. auf Tamarix gallica L.; 18.IX. 18,1 2. auf Tamarixr' gallica L. »Elbasan-Susicäa, ı14.IX. ‚18,12 2-91 -auf Sumipf- wiese geketschert. | Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 121 Genus Limothrips Halid. 5. Limothrips denticornis Hal. Eibasan, 5. IX. 18, 1? im Gesiebe. Genus Sericothrips Halid. 6. Sericothrips staphylinus Halid. Medua, 28. IX. 18, E27 brachypt: geketschert. Mamuras, 3. VIIL 18, 1° - #. macropt. in Eichenwald geketschert (Karny). Elibasan, be Br BET maeropt. (Rarny); 28::VIM 8,7? 1% f. macropt. geketschert; IX. 18, 1 2? f. brachypt. im Gesiebe am Bachufer; IX. 18,2 22 f. brachypt. im Gesiebe am Rande eines Sumpfes (Mader); 9. IX. 18, 3 2 2 f. macropt. geket- Erhiert; 18, 1X. 18, 1 9 f. macropt. geketschert. Fieri, 28. IV. 18, 1 2 £. macropt. geketschert (Karnv). Genus Dendrothrips Uzel. - ‘. Dendrothrips Degeeri Uzel. Eibasan-Susica, 14.1X. 18, 1 ? (var. sehr licht), auf Paliurus ‚ausiralis Gärt. oder Ouercus lanuginosa Thuill. 8. Dendrothrips saltatrix Uzel. Eibasan-Susica, Eis iX. 18, 1 ? unter Rinde von Platanus L. Genus Heliothrips Halid. 9. Heliothrips haemorrheidalis Bouche. Ruskuli, 3 24.1IX. 18, 1 2 tot an Nicotiana-Blatt klebend. Genus Aptinothrips Halid. 10. Aptinothrips rufus Gmel. var. connaticornis Uz, Ban 21. Vi 18 1 9 Geketschert (Karny),;, VI. 18, 229 im Gesiebe am Rande eines Beisteldes. 1X. .18.,20,2,7 im Gesiebe am Rande eines Sumpfes; 5. IX. 18, 7 2? im Gesiebe. Genus Anaphothrips Uzel. 11. Anaphothrips obscurus Halid. Elibasan, 25. VII. 18, 1 2 f. brachypt. am Ufer des Skumbi geketschert; 28. VII. 18, LE, H. Priesner, 1 2 f. macropt. am Ufer des Skumbi im Rasen; 3. IX. 18, 1 ?. f. macropt. im Rasen; ». IX. 18, 29 Pre prachver Gesiebe. Elbasan susica, 18.18.18, 1 7 u prachymı f. macropt. auf Sumpfiviese geketschert. Genus Odontothrips Halid. 12. Odontothrips ulicis Halid. var. meridionalis nov.! Durazzo, 18.V. 17,2? ? in Blüten von Spartium_L. (Karny): 27V. 17,:193- 2°9,.7 95 in-Blüten von. Sparkium L.-(Karny). Genus Physothrips Karny. 13a. Physothrips atratus Halid. Elbasan, 27. VI. 18, 2.22 (Karny); 23. VI. 18, .1.2 in Blüten von Vorey ae casins 1, A vu 21 2,12. d. in,Blüten- von Scabiosa E.: 3. IX. 18, 1 2 in Blüten ‚von Scolymms “hispanıcns mer >. IX. 18, 177 aut Bla won Cheurpuate to Ne in Blüten; 10...%. 18, 129° in Blüten" von Cardums res Carlina corymbosa L. 3b. Physothrips atratus var. adustus Uzel. Eibasan. 23. VII. 18, 1 2 ın Blüten von Vriex amms easıa 8 14. Physothrips annulatus Karny. Durazzo, 27. V. 17, 1 ? in Blüten von Spartium L. (Karny). Elbasan, 24. VII. 18, 2 2? in Blüten von Scabiosa L. 15 a. Physothrips ulmifoliorum Halid. Elbasan, 16.18. 18, 1° 9 @ekerecher. 1 Von ulicis Hal. durch rudimentären Zahn an den Vorderschienen und ganz dunkles 4. Fühlerglied verschieden und vielleicht Species. 2 Physothrips ulmifoliorum var. obscurus Uzel bezieht sich ver- mutlich teilweise auf Physothrips Schillei Pries. @. Phys. ulmifoliorum Hal. ist von Phys. Schillei Pries., wie ich neuerdings vermute, spezifisch verschieden. Auch Physopus var. annulıcornis Uzel ist von ulmifoliorum (Hal.) Uzel spezifisch verschieden. Fraglich ist, ob annulicornis Uzel mit Schillei artgleich ist oder nicht. Beide Arten zeigen, so scheint es, dieselbe Fühlerbildung und sind vorläufig nur durch die Färbung voneinander zu trennen. Die Fundplätze der beiden letztgenannten Formen sind ver- schieden. Ph. Schillei kommt stets auf Sträuchern vor (Salix, Betula, Corylus), DD Zt De se de Zu a ep =, ae BD ulm el a ne Zar ana ©) © nn on A en S i cy% Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 2 15 db. Physothrips ulmifol. var. salicis Reut. und var. obscurus Uzel? Elibasan, 14. IX. 18, Anzahl ?? auf alt ;L. 16. Physothrips Schillei Pries. Elbasan, 15. IX. 18, auf Weiden am Ufer des Skumbi; 16. IX. 18, Anzahl 2 ?, ide geketschert.! am! Skumbi>Ufer; 18. ’IX."18, 3 277 geketschert. Elbäsan-Susica, 14. IX. 18, Anzahl 29,5 J7F auf Salix. 17 a. Physothrips Frici Uzel.! Medua, 28. IX. 18,12 in Fruchtzapfen von Jumnulus lnpulus L. Bazar-Sjak, 14. IX. 17, 1 2? (Karny). Elbasan-Susica, 18. IX. 18, 1 d auf Sumpf- wiese geketschert; 14.IX. 18, 1 ? geketschert. Elbasan,30.V1. 18, nszakeischert (Karny);.23. VAL LS EP 2,18 in Blüten von'Vitex agnus castus; 25. VIU. 18, F 9, 1’S am Ufer des Skumbi geketschert; 31. VIIL 18, 1 ? von Tamarix Ballica 1.) geketschert;" IX.v18, 1.7? ' geketschert; 3. IX. 18, 262 Din! Blüten. vom Scolymas hispamicus L.; 13. IX. 18, Brcahl 28, ‚und... in ‚diversen Blüten>13. IR. 18, große Ben 2fc: in Blüten: von "Carduns 1. und ıCarlina Eorymbosa. \L.; 15. IX. 18,.2.,2 8. von Tamarix geketschert; Bernıs, 127m Blüten -von Echinops. L.,:18;: IX. 18; I +zekeischert; 19.1IX.), 184427, 2i®si runter Rinde von Ph. anmulicornis fand deh bis jetzt stets nur im Rasen oder durch Ketschern auf Wiesen. Erst die Entdeckung des Jf' von anunulicornis würde uns zeigen, ob wir es hier mit zwei verschiedenen Arten oder nur mit Farbenformen einer und derselben Art zu tun haben. Die drei genannten Formen können folgend getrennt werden: 1'' Fühler länger, das sechste Fühlerglied so lang oder seltener etwas kürzer als das dritte Glied; Fühler bei ausgefärbten Exemplaren gänzlich dunkel graubraun oder die mittleren Glieder hell und grau geringelt. 2'' Körperfarbe dunkelbraun, Fühler graubraun, das sechste Fühler- Ber drdes 3 ungewöhnlich 'stark' verlängert .... 2... 2... 2.2: SERMTer Ir res. 2' Körperfarbe hellgelb, einzelne Stellen am Körper grau getrübt, die mittleren Fühlerglieder gelb, grau geringelt. Sg’ unbekannt. .annulicornis Uz. 1' Fübler kürzer, das sechste Fühlerglied stets etwas länger als das dritte Glied; das dritte und vierte Fühlerglied heller als die übrigen, gelb- - lieh, das vierte mitunter gegen die Spitze dunkler. Sechstes Fühlerglied des ea N A ulmifoliorum Hal. 1 = Euthrips dalmatica Karny.. 124 H. Priesner, Olea europaea L.; 20. IX. 18, 3 2? unter Rinde von Olea (Mader). 17 b. Physothrips Friei var. croceicollis m. nov. Kopf und Abdomen graubraun, Thorax safrangelb. Beine gelb, Flügel nur sehr schwach getrübt. Mamuras, 3. VI. 18, 1 2 in Eichenwald :geketschert'.(Karny). Elbasan, 3: IX 18, 1 2. im Gesiebe (Mader). ji 17 c. Physothrips Friei var. discolor Karny (= Euthrips discolor . Karny). ‚Eibasan, „13..0% 13, ‚2.0 9, ın Site 23. VII 18, 2 22 in Blüten: von Viler agnus castus L.. 17 d. Physothrips Friei var. lythri Karny (= EZuthrips Iythri. Karny). Elbasan, 3. IX. 18,/13 SS in Blüten von Scolvmus hispanicus L.; 9. IX. 18, 1 9%, 1 9 geketschert; 13. IN. 18, einige ? 9, Anzahl Jo in Blüten von CarduusL. und Carlina corymbosa L.; 13: IX. .18,:1 2, . Anzahl o’o in Blüten: 15. IX. 18, 1 ? am Ufer des Skumbi geketschert; 16. IN. 18, 1 2. geketschert;. 19. IN. 18, 1 2 unter Rinde von Olea europaea L. Genus Frankliniella Kaıny. 18. Frankliniella robusta Uzel (?). Ruskuli, 24. IX. 18, 1 2 stark defekt, tot an Nicotiana-Blatt klebend. 19. Frankliniella tenuicornis Uzel.Eibasan, 28. VIll. 18, 3 22 im Rasen; Anfang IX. 18, 1 2? im Gesiebe am Rande eines Sumpfes- (Mader); 16. IX.,18.1 ? am skumbı I = geketschert. ‚Elbasan-Susica, 14. IX. 18, 12 auf Sumpt wıese geketschert. 20 a. Frankliniella intonsa Trybom. Skutari, 14. IV. 18, 1.2 angeflogen (Karny). Medua, 28. IX. 18, 1,2 se ketschert: Sukshi, »28..VIL.18, 532-997 geketscehert (Bazasıı Elbasan, 23. VII. 18, 1 2, 1 in Blüten von Viter agnus castus L:, 28. VIII."18, 2 WS geketschert; "8. BU Ie, ran Blüten "von "Scolymus hispanicus L, 9. X. 15 I 7 oe ketschert; 13. IX. 18,5 29 in Blüten; 13. IX. 18, 2 9% in Blüten von Carduns oder Carlina corymbosa; 14. IX. 18, ze 3 22 auf Sumpfwiese geketschert. Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 125 20 b. Frankliniella intonsa var. adusta Uzel. Elbasan, 25. VII. 18, Anzahl ?2 in Blüten von Lythrum salicaria L;; 3. IX. 18, 1 2 in Blüten von Scolymus hispanicns L. j 2]. Frankliniela pallida Uzel. Elbasan, 3. IX. 18, 4 22, einige SF in Blüten von Scolymus hispanicus L. Genus Thrips L. 22 a. Thrips physapus L. Elbasan, 23. VII. 18, 4 ?? in Blüten von Vitex agnus castus L.; 24. VII. 18, 2 ?® in iiten von Scabiosa L.; 3. IX. 18, 91 22 in Blüten von Scolymus hispanicus L.; 9. IX. 18, 1 ? geketschert; 13. IX. 18, u Aazanl 2? 2,1: in Blüten;’13. IX: 18, große Zahl 29, 1. in Blüten von Carduns L. und Carlina corymbosa .L.; #0: 1%. 18° 1°2 geketschert. | 22b. Thrips physapus var. flavescens Pries. d EI- basan, 3. IX. 18, 43 Exemplare in Blüten von Scolymaus hispanicus L.,; 13. IX. 18, große Zahl in Blüten von Carduns „und Carlina Bbneberg Ir 22c. Thrips physapus var. adustus Uzel. Elbasan, E18 3 2°? in Blüten von Scolymus hispanicns L.; Her. 18,:3 22 m Blüten; 13. IX. 18, Anzahl 72 in _ Blüten von Cardmıs und Carlina corymbosa L. 23 a. Thrips tabaci Lindem. Medua, 28. IX. 18, 222 = An Blüten von Crithmum maritimum 1L:; 28. IX. 18,5 2% _ in Fruchtzäpfchen von Humulus lupnlus L. Mamuras, E B0vm. 18, 1 2 in Eichenwald geketschert (Karny). Stobrdo, 28. VII. 18, 1 2 in Aster-Blüten. Sasso bianco, 7. VII. 18, FT aıBlüten(Karıy). Eibasan,: VII: 48,01 9 im Gesiebe am Rande eines Reisfeldes; 23. VII. 18, große Zahl ?? in Blüten von Viter agnus castus L.; 24. VII. 18, 90 2. Sn. Blüten von. Seabiosa 1%; 25..VIIL. 18, Anzahl 22 in Blüten von Lythrum salicaria L.; 25. VIl. 18, — einige ?? am Skumbi-Ufer geketschert; 28. VII. 18, 1 ? 4 im Rasen; 28. VIII. 18, große Zahl ?? in Blüten von Daucus cädrota L.; 28. VII. 18, große Zahl ?? in Blüten von Achillea millefolium L.; IX. 18,6 2% in Labiaten-Blüten; 3. IX. 18, 4 22 in Blüten von Scolymus hispanicus L.; 5. IX. 18, 1 2 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd, 10 126 H. Priesner, im :Gesiebe; 18. IG.48,; einige-$. 2. in /Blüten„von "(Carduns und Carlina corymbosa.L.; 13. IX. 18, große Zahl 2? in diversen! Blüten;«ala: Du18,4 2-2 auf) TZamarir:: 1197 3 1: 2. geketschert; ‘18. IX. 18,:2.22 geketschert.Elbasan- Susica, 14. IX. 18, 2 22 auf -Sumpfwiese,. geketschert. ' Bier, 18. I 18. |’2 gekeischent (Kar), 23 b. Thrips tabaci var. pullus Uzel. Sukshi, 23. VII 18, geketschert (Karny). 24 a. Thrips major Uzel. Ferruk, 24. x 17,.20 in Blüten ‚einer Ziliacee.| Elbasan, .13.41X%7 18, 229 um Blüten. 24 b. Thrips major Uzel var. mit stark getrübten Flügeln und dunkleren Beinem ® == meledensis Karny) Terzue 24. X. 17, veinige. 22 in. Blüten einer ‚Liliascee Elbasaa 3. IX. 18, 1 2 im Rasen. Fien,. IS Merz keischer: 24c. Thrips;' major UÜz:- var,! ganz "licht! Durazze 10. VI. 17, 1 2 in Blüte von Punica granatum L. (Karny). 25. Thrips viminalis Uzei.! Elbasan, 28. VER IS 12 geketschert; 14. IX.»18,152 2:2 auf, Sumpfwiese’igekefschert: 19. aulaski ? zauf Seal: de 26. Thbrips palustris ‚Reut»Skutarı, 26 U SB 17 75 Blüte von Passiflora re O:chrids, 13. ss Ir Sumpfe (Karny). 27. Thrips obsoletus Uzel. ?: Körperfarbe gelb oder sattgelb bis orangegelb, Kopf oft vor den Augen und im Nacken, ferner Prothorax und Pterothorax ‘auf der Scheibe, dann .die Dorsaisegmente‘ des Abdomens oftmals grau getrübt oder mit grauen Zeichnungen. 1 Die Cotypen von Thrips salicarius Uzel und T. viminalis Uzel, welche sich im Wiener naturhistorischen Museum befinden, vermag ich voneinander nicht zu, unterscheiden. Bei den albanischen Exemplaren ist der Kopf wohl deutlich, aber nur sehr wenig breiter als lang und das fünfte Fühlerglied legt sich mit ziemlich breiter Fläche an das sechste an. Die Flügel sind gleichmäßig dunkel getrübt. Das J’ zeigt auf dem dritten bis sechsten Ventralsegment je eine elliptische, das siebente eine rundliche, lichte Vertiefung. Diese auf Weiden auch in Österreich vorkommende Art ist von major Uzel sicher spezifisch verschieden. ER N EN EN Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. r27 Außenseite der Schenkel und Schienen ebenfalls oft grau getrübt. Augen schwarz und rot pigmentiert, Stirnaugen hell- rot oder orangerot pigmentiert. An den Fühlern das erste und dritte Glied ganz hell; das erste nur bei sehr dunklen Exemplaren, das ganze - zweite und die Spitze des vierten Gliedes mehr oder weniger stark grau getrübt, die distale Hälfte des fünften Gliedes stets stark getrübt, das sechste und siebente Glied schwärz- lich, das sechste an der Basis grau durchscheinend. Blüsel gelblich oder Sanz,heli, ‚die vorderen mit drei, F oft nur zwei Borsten an der distalen Hälfte der Außenader. Die Borsten auf dem Körper sehr licht. Kopf breiter als lang, an den Seiten leicht gewölbt, nach Bhinten nicht. verengt. An den Fühlern das dritte Glied das "längste, das zweite und vierte Glied fast gleich lang, das fünfte länger als das siebente. Styius länger als bei Thrips BE favus Schr. 3 Prothorax viel breiter als der Kopf, nach: vorn verengt. Pterothorax ziemlich mächtig, Abdomen mäßig breit. Körpermaße: Fühler, 1. Glied 0:016 bis 0°019 mm lang, 0'024 mm breit; 2. Glied 0'035 mm lang, 0'024 mm Erbreit; 3. Glied 0:046 mm lang, 0'019 mm breit; 4.. Glied 0:088 mm lang, 0019 mm breit; 5. Glied 0:02 mm lang, 0:019 mm breit; 6. Glied 0'048 mm lang, 0'018 mm breit; 7. Glied 0°:019 mm lang, 0'008 mm breit. Kopf 0102 mm lang, 0:136 mm breit. Prothorax 0'128 mm lang, 0'179 mm breit. Pterothorax 0'238 mm lang, 0'23 mm breit. Abdomen 0:68 mm lang, 0'238 mm breit. Gesamtlänge I mm. JS: Heilgelb, Rücken oft sehr schwach getrübt, die ersten vier Fühlerglieder hell,. das fünfte an der Spitzhälfte, das sechste und siebente ganz dunkel, das sechste an der Basis meist hell. Kleiner als das ®. | Thrips obsoletus ist von Thrips flavus Schr. durch die - hellen Borsten am Körper, von dessen var. flavosetosus Pries. © durch dunklere Flügel, kürzere Fühler (kürzere. mittlere _ Glieder), aber längeres letztes Glied und die Fühlerfärbung spezifisch verschieden. Ich habe eine große Zahl (gegen 125 HE. Priesasr, oz 900 Exemplare!) untersucht und die angegebenen Merkmale konstant gefunden. Von Uzel war obsoletus als Varietät von Thrips flavus Sch. aufgefaßt worden, genannter Autor kon- fundierte obsoletus mit der heilborstigen flavus-Form. ! | Im männlichen Geschlecht ist flavus von obsoletus durch das plötzlich getrübte letzte Drittel des fünften Fühlergliedes (bei obsoletus ist die Endhälfte getrübt), ferner durch kürzere Fühler gut zu unterscheiden. Medua,; 28 IX. 18, 1817 2 9, H61.E in den Rruehr zäpfchen von Humnulus lupulus L.! 28. Thrips nigropilosus Uzel. Eibasan, 5. IX. 18,2 22 forma macropt. im Gesiebe. Genus Baliothrips Uzel. 29a. Baliothrips dispar Halid (= Bagnallia agnessae Basn.). Elbasan-Susıca, na IX ie a er Ta Scirpus L.; 16. IX. 18, 4 2 2’ geketschert. Elbasan, 18. IX. I®& ı2 29, 2.90 am Urer ges Sskompi 2 Verchase 29b. Baliothrips dispar var. ustulatus m. nov. Körper- farbe graubraun, Abdomen hellgrau, die zwei letzten Abdominal- segmente dunkel; an den Beinen die Schienen an der Spitz- hälfte heilgelb, sonst wie die typische Form gefärbt. Elbasan- Susica, 18... 18 1. augen Subordo Tubulifera. Familie Phloeothripidae. Genus Bacillothrips Buffa. 30. Bacillothrips longiceps ©. M. Reut. (?) Das einzige erbeutete Exemplar ist wegen der Körperform und des leicht nach innen gekrümmten, röhrenförmigen Fortsatzes des sechsten Segmentes des Ö sicher in das Genus Baceillothrips 1 Auch bei Linz in Oberösterreich fand ich Thrips obsolelus Uzel in ungeheuren Mengen in Hopfenzäpfchen. En. ln a ee Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 29 Buffa zu stellen und mit B. linearis Buffa sehr nahe ver- wandt, vielleicht sogar identisch, es scheint mir aber auch die Beschreibung des Reuter’schen Megalothrips longiceps! gut auf dieses Tier zu passen, weshalb ich das einzige albanische Exemplar vorläufig als B. longiceps Reut. be- zeichne und eine kurze Beschreibung desselben folgen lasse. cd: Körperfarbe schwarz, äußerste Basis der Schenkel und äußerste Spitze der Schienen schmal bräunlich, Tarsen gelbbraun. Fühler schwarz, das zweite Glied an der Spitze bräunlich, das dritte Glied gelb, das vierte gelb, im Spitzen- drittel dunkel, das fünite Glied nur an der Basis bräunlich, sonst dunkel, die folgenden Glieder schwarz. Das erste Fühlerglied langgestreckt, etwas länger als das zweite, dieses birnenförmig, das dritte sehr lang, das längste im ganzen Fühler, anfangs schmal, parallel, gegen die Spitze keulig verbreitert, das vierte um zirka ein Drittel kürzer als das dritte, das fünfte etwas kürzer als das vierte, beide zusammengenommen jedoch etwas länger als das dritte, die folgenden Glieder abnehmend kürzer, das achte schmal und lang, länger als das vorhergehende. Körper sehr schmal und langgestreckt. Kopf zirka dreimal so lang als breit, hinter den Augen verengt, dann geh unten "wieder erweitert, hinter den Augen mit. der normalen, starren, kleinen Postokularborste, die Kopfseiten dahinter jederseits mit fünf bis sechs kleinen Börstchen. Prothorax und Pterothorax einander gleich breit, Prothorax um nicht ganz die Hälfte kürzer als der Kopf, Pterothorax quadratisch. Flügel fehlen. Abdomen lang und schmal, das sechste Segment seit- lich jederseits mit einem röhrenförmigen Anhang, der an der Spitze nach abwärts und innen gekrümmt ist und (wenn die Segmente eingezogen sind) das Körnchen am Hinterrande des siebenten Segmentes nicht ganz erreicht. Am achten Segment befindet sich ebenfalls jederseits ein kleines Höcker- chen am Seitenrande. Das neunte Segment ventralseits 1 Ist sehr wahrscheinlich gleichfalls dem Genus Bacillothrips B. bei- zuziehen. 130 H. Priesner, schuppenförmig verlängert; Tubus kurz, nur halb so lang als der Kopf, nach hinten verengt, dann wieder leicht verbreitert, gegen die Spitze jedoch abermals verengt. Körpermaße: Fühler, 1. Glied 0:068 nm lang; 2. Glied 0:06 mm lang; 3. Glied 0°23 mm lang; 4. Glied 0'145 mm lang; 5. Glied 0'119 mm lang; 6. Glied 0'085 mm lang; 7. Glied 0:051 mm lang; 8. Glied 0:06 Q) mm lang. Kopf 0:68 mm lang, 0'221 mm breit. Prothorax 0°23 bis 0:29 mm lang, 0:43 mm breit, Pterothorax zirka 0'453 mm lang, 0'453 mm breit. Abdomen 1'96 mm lang, am vierten Segment 0'476 mm, am siebenten Segment 0°306 mm breit. Tubus 034 mm lang, an der Spitze 0:06 mm breit. Gesamtlänge (im geschrumpften Zustande): 34 mm. Elbasan, 4. IX. 18, 1 Z zwischen den Halmen einer Graminee. Genus Cryptothrips Uzel. 3l. Cryptothrips TIearus” Uzel f.. aptera ‘Elpaese IX. 18, 1: im Gesjebe;,2..X 18:79 1 7 m Gere 19. IX. 18 1 & m Ger. 32. Cryptothrips bicolor Heeger. Elbasan, 5..IX. 18, 1 S im Gesiebe. Genus Pseudocryptothrips Priesn. 33. Pseudocryptothrips meridionalis Priesn. Elbasan, 1 ® im Gesiebe am Ufer eines Baches; 1. IX. 18, 2 22 im Geniste am Ufer eines Baches; 5. IX. 18, 1 ? im Gesiebe. Genus Haplothrips Setv. 34a. Haplothrips statices Halid. Elbasan, 1. VI. 18, einige Exemplare in. Blüten von Chamomilla L. (Karny); VI...18 1,8 (Karny)ys0.4Nk 1rineAnzahluigeckeischer (Karny). 34D. Haplothrips statices var. trifolii m. nov. Diese Form. unterscheidet sich von sialices Hal. durch Kemer: Gestalt und ganz helle Flügel. Von Haplothrips juncorum Bagn. ist sie durch längeren Tubus sofort zu unterscheiden, en Ah ine zus Zur Thysanepteren-Fauna Albaniens. 151 _ won den übrigen Arten durch die rudimentären Postokular- borsten. Sie findet sich in Österreich häufig in Blüten von Trifolium pratense L.- Elbasan, 30. VI. 18, geketschert “(Karny); 28. VII. 18, 1 ? und 4 Larven in Blüten von Achillea millefolium L. Durazzo, 18. V. 17, geketschert _ Karny). 35. Haplothrips juncorum Bagn. (?) Stobrdo, 28. VII 15, 1 2 in Aster-Blüte (Karny). 36 a. Haplothrips distinguendus Uzel. Mamuras, 10. IX. 18, 1 2 angeflogen (Karny). Ruskuli, 24. IX. 18, 1 2 am Strande geketschert. Elbasan, 24. VII. 18, große Zahl 22 und fd in Blüten von Scabiosa L.; 31. VII. 18, 3 auf Tamarix gallica; 9. IX. 18, 1 2 geketschert (Mader); 13. IX. 18, 1 Exemplar und 1 Larve in Blüten; 18. IX.’18, 1 $ in Echinops-Blüte; 18. IX. 18, 2 ?2 im Gesiebe am Rande eines Reisfeldes; 19. IX. 18, Anzahl ?? und JÖ unter Rinde von Olea europaea L. (darunter einige JS var. crassipes Pries.). 36 5. Haplothrips distinguendus var. alpestris Priesn. Elbasan, 18. IX. 18, 1 2 geketschert; 19. IX. 18, einige - Exemplare unter Rinde von Olea enuropaea L. 37. Haplothrips phyllophilus Priesn. Diese vielleicht zu Hindsiana Karny gehörige Spezies habe ich bisher noch nicht genauer beschrieben. Körperfiarbe (infolge des außerordentlich reichlichen - Hypodermalpigmentes) rotbraun bis schwärzlichbraun. Die hartchitinigen Teile des Körpers sind braun oder schwarz- braun, ähnlich wie bei H. acnleatus Fabr. gefärbt. Fühler hellgelb, in der Regel nur das erste und zweite (dieses an der Spitze hell) Glied und sechste bis achte Glied braun, oft aber das fünfte Glied hellgrau getrübt, in seltenen Fällen (kleine dd!) sämtliche Fühlerglieder wenigstens oberseits hellgrau getrübt. Beine braun, Vorderschienen gegen die Spitze gelb, alle Tarsen und die äußerste Spitze der Mittel- _ und Hinterschienen gelblich, manchmal aber die Mittel- und Hintertarsen ganz leicht grau getrübt. Die Borsten an den Hinterecken des Prothorax und die Postokularborsten sind braun, an der äußersten Spitze jedoch ganz hell. 132 H.Priesner, Kopf ziemlich lang, an den Seiten gleichmäßig gerundet, hinten leicht verengt, um 012 mehr lang als breit, Postokular- borsten lang und deutlich, Mundkegel breit gerundet. An den Fühlern das erste Glied kurz, das zweite und dritte Glied ungefähr gleich lang, das dritte an der Basis sehr dünn, das vierte meist etwas länger und deutlich breiter als das dritte und fast so breit als das zweite, das fünfte so lang wie das vierte, die folgenden Glieder abnehmend kürzer. | | Prothorax . deutlich .breiter als. ‘der:.Kopf, an Seinen Vorderecken und in der Mitte des Seitenrandes mit je einer starren, mäßig langen, dunklen Borste, an seinen Hinterecken mit je zwei langen Borsten; diese Borsten sind an der Spitze meist-abgestutzt Pterothorax kaum breiter ‘als der;Prothorax; Flügel in der Mitte sohlenförmig verengt, ganz klar, am Hinterrande des Vorderflügels sind acht bis elf Fransen eingeschaltet. Abdomen normal gebaut. Das zweite bis siebente Abdominal- segment mit je zwei Paaren Flügelsperrdornen. Die Seiten- borsten am Abdomen spitzig und dunkel. Tubus sehr kurz, um 0°46 kürzer als der Kopf. Körpermaße (typisches. Exemplar)» Kühler. rl. "Glied 0:024mm lang, 0'029 mm breit; 2. Glied 0'043 mm lang, .0:027 mm breit; 3. Glied 0°043 bis 0'046 mm lang, 0'022 mnz breit; 4. Glied 0°:046 bis 0'049 mın lang, 0:026 mm breit; 5. Glied 0049 mm lang, 0'024 mm breit; 6. Glied 0:041 mmz lang, 0°022 mm breit; 7. Glied 0'088 mm lang, 0:019 mar breit; 8. Glied 0'026 mm lang, 0'012 mm breit. Kopf 0187 mm iang, 0'162 mm breit. Prothorax 0'119 mm lang, 0'238 mnz breit. Pterothorax 0'289 mm lang, 0'255 mm breit. Abdomen 0:68 mm lang, 0°:272 mm breit. Tubus 0'102 bis 0'119 mm lang, an der Basis 0051 bis 0°06 mm, an der Spitze 0'034 mm breit. Gesamtlänge 1'2 bis 10 mm. Durch den kurzen Tubus mit Haplothrips aculeatus Fabr., obscuripennis' Bagn. und jJuncorum Bagn. verwandt, unter- scheidet sich phyllophilus von acnleatus F. durch die in der Mitte fast stets hellen Fühler, die dunklen, an der Spitze fast r7 [4 a) . [2 Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 133 stets abgestutzten Prothoraxborsten, von obscuripennis Bagn. durch die abgestutzten Borsten und die glashellen Flügel, ferner die Fühlerbildung und von juncorum Bagn. durch die langen Postokular- und Prothoracalborsten. Die Spezies findet sich fast ausschließlich auf Blättern der Laubbäume, besonders Fagus, Ouercus und Platanus, Die Typen stammen aus Steiermark (Umgebung Graz, V. 1914). In Albanien fand ich diese Art in Elbasan, 24. VII. 18 (1 2) auf Platanus-Blatt. 38. Haplothrips tritici Kourd. Baldrin-Sumpf, 8. VIIL 18 12 0) auf Tamarix (Karny). Elbasan, 3. IX. 18, 3 Stück in Blüten von Scolymus hispanicus L.; 13. IX. 18, 22 Stück m Blüten von. Larduus.L.; 27.,VI. 18 (Karny). 39. Haplothrips ‚aculeatus” Fabr. Medua, 22. IX. 18, 1 Exemplar in Fruchtzäpfehen von Aumnlus lupulus L.; me 3,28, 1 €. geketscher. Ruskuli, 10. IX. 17, 2 29, 1 JS auf einer schilfartigen Graminee am Strande (Karny); 24. IX. 18, 3 29, 3 d’d' am Strande geketschert- 2122,22. VI. 18, 1. Stück geketschert .(Karny). Mamuras, 8. VII. 18, in Eichenwald geketschert (Karny). Rogozina, 21. IX. 18,.3. Exemplare auf Tamarix. Elbasan, 29. VI. 18, 27 (Karny);,30. VL- 18-4 Stück geketschert (Karny); VIH. 18, am Ufer des Skumbi am Rande eines Reisfeldes gesiebt; VII..18,.1, Stück am Ufer des Skumbi geketschert; 23. .VIM. »18,..1.. in »Blüten. von. Vitex agmus. castus. L.; 25. NI1..18, inı großer Zahl. am Skumbi-Ufer geketschert; 28. VII. 18, 4 Exemplare im Rasen; 28. VIH. 18 geketschert: IX. 18, 1 d im Gesiebe am Ufer eines Baches; Anfang IN. 18, 5 Exemplare im Gesiebe am Rande eines Sumpfes; 15. IX. 18, 3 29 am Ufer: des Skumbi auf Tamarix L.; 15. KK. 18, 4 Exemplare geketschert; 18. IX. 18, 3 Exemplare auf Paliurus australis Gärt. und Quercus lanuginosa Thuill. Elbasan-Susica, 14. IX. 18, 1. Stück ı auf. Sumpfwiese geketschert; 18. IX. 18, große Anzahl und 2 Larven auf Oryza L.. Portica-Sumpf. bei. Fieri, 18. IV. 18 geketschert (Karny). 134 HI Priesner, Genus Trichothrips Uzel. 40. Trichothrips ripicola m. nov. spec. ?: Körperfarbe dunkelbraun (Kopf und Prothorax die dunkelsten Partien), an den Fühlern die beiden ersten Glieder dunkelbraun, das zweite gegen die Spitze licht, das dritte Glied gelb, die Spitzhälfte leicht grau getrübt, das vierte und fünfte Glied grau, die übrigen Glieder schwärzlichbraun. Schenkel braun, die vorderen am dunkelsten, an der Spitze etwas heller, Vorderschienen gelblich, die Ränder braun getrübt, Mittei- und Hinterschienen lichtbraun, gegen die, Spitze gelb, sämtliche Tarsen gelb. ze Eh e Marc Fig. 1. Kopf von Trichothrips ripicola Pries. Vergr. 130fach. Kopf (Fig. 1) um 0'2° mehr Hang "als breit, Seine’ Seien leicht gerundet, nach vorn und hinten schwach verengt, Post- okularborsten gut entwickelt, an der Spitze geknöpft. Ocellen vorhanden, jedoch schwach entwickelt. Mundkegel breit gerundet, zirka die Mitte des Prosternums erreichend. An den Fühlern das erste Glied kurz, an der Basis so breit wie das zweite, ‘aber kürzer als dieses, das zweite und dritte Glied ungefähr gleich lang, das zweite Glied birnförmig, das dritte Glied kegelförmig (seine Seiten geradlinig), an der Spitze fast abgestutzt erscheinend, das vierte so breit wie das zweite und ganz wenig länger als das dritte, das fünfte kürzer und schmäler als das vorhergehende, das sechste ebenso, das siebente Glied so lang wie das fünfte, das achte zugespitzt, mit dem siebenten ein Ganzes bildend. nr 1 See er Zu a in te tn un a) > Eu FE Br na a Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 135 Prothorax kürzer als der Kopf, in der Nähe der Vorder- ecken mit einer, in der Nähe. der Hinterecken mit je zwei mäßig langen, hellen, gekeulten Borsten. Vorderschenkel ver- dickt, Vordertarsen mit einem schwachen Zähnchen bewehrt. Pterothorax so breit wie der Prothorax, Flügel voll- kommen fehlend. Abdomen ziemlich schmal, das erste und zweite Segment jederseits am Hinterrande mit einer, das dritte bis achte Segment mit zwei hellen, gekeulten Borsten jederseits, das neunte Segment mit einem. Paar mäßig langen, hellen gekeulten Borsten und einem Paar sehr langen, heilen und einfachen Borsten besetzt. Schwache Flügelsperrdornen finden sich am dritten bis sechsten Segment. Tubus sehr kurz, konisch, um 0°4 kürzer als der Kopf, nicht ganz doppelt so lang als an der Basis breit. Körpermaße: Fühler, 1. Glied 0'024 mm lang, 0'029 mm breit; 2. Glied 0°039 bis 0041 mm lang, 0'028 bis 0'029 mm breit; 3. Glied 0'038 bis 0:039 mm lang, 0'027 mm breit; 4. Glied 0:043 mm lang, 0°027 bis 0:029 mm breit; 5. Glied 0:039 bis 0'041 mm lang, 0:024 bis 0°026 mm breit; 6. Glied 0:038 mm lang, 0'022 mm breit; 7. Glied 0:038 mm lang, 0:019 bis 0:02 mm breit; 8. Glied 0:023 bis 0:024 mm jang, 0'012 mm breit. Kopf 0178 mın lang, 0'149 mm breit. Prothorax 0'127 mm lang, 0'281 mm breit. Pterothorax 0.238 mm lang, 0'272 mm breit. Abdomen zirka 0°68 mm lang, 0:289 mm breit. Tubus O°1 bis 0°102 mm lang, an der Basis 0057 mm, an der Spitze 0:034 mm breit. Gesamtlänge 1'2 mm. Durch die Körperfarbe und die gezähnten Vordertarsen mit Trichothrips ulmi Fabr. und pini Fabr. verwandt, unter- scheidet sich die neue Art von den genannten, mir unbe- kannten Arten durch die Fühlerfärbung und Fühlerform und die bedeutend geringere Körpergröße. Elbasan, 15. IX. 18, 1? forma aptera am Skumbi- Ufer geketschert. Y/r . 136 H. Priesner, Genus Phloeothrips Halid. +41. Phloeothrips bidens Bagn. (?) Vorra, Sommer 1918, 1 ? auf Gebüsch (Karny). 42. Phloeothrips bispinosus m. nov. spec. Jg: Körperfarbe dunkelgraubraun, das rote Hypodermal- pigment durchscheinend, an den Fühlern das erste und zweite Glied schwarzbraun, das dritte Glied an der Basis und Spitze gelb, das vierte, fünfte und sechste graubraun, an der Wurzel gelb, das siebente und achte Glied ganz dunkel. Beine grau- braun, Vorderschienen gegen die Spitze gelblich, Vordertarsen gelblich, Mittel- und Hintertarsen grau mit einem Stich ins. Gelbliche. Flügel glashell, Vorderflügel mit einem sehr un- deutlichen grauen Längswisch (nicht so stark getrübt wie bei bidens Bagn.) Kopf um 0'24 mehr lang als breit, an den Seiten”leicht gewölbt, hinten deutlich eingeschnürt, an den Seiten sehr spärlich mit kleinen Wärzchen besetzt, welche kleine Borsten tragen, von denen die hinterste sehr kräftig entwickelt ist, wie dies sonst bei keiner der bekannten Arten der Fall ist (Fig. 2). Postokularborsten sehr klein und schwer sichtbar (bei bidens Bagn. lang und deutlich!). Fühler ähnlich geformt wie bei bidens Bagn., nur ist das dritte Glied an der Innen- seite nicht ausgebuchtei (Fig. 2). Prothorax an den Hinterecken mit kurzen, starren Borsten besetzt, außerdem jederseits mit zwei langen, glas- hellen gekeulten Borsten; innerhalb des Seitenrandes vor der Mitte mit einer sehr langen, gebogenen, glashellen Borste jederseits, die am-Ende ein Knöpfchen trägt. Vorderschenkel verdickt, am Innenrande vor der Spitze ohne Zahn, auch die Schienen sind ungezähnt, der Vordertarsus trägt jedoch einen sehr kräftigen Zahn. Pterothorax breiter als lang, Flügel in der Mitte gleich breit, fast ungetrübt, vor der Spitze des Innenrandes mit zwölf eingeschalteten Fransen. | Die Flügelsperrdornen am Abdomen ziemlich kurz. Tubus um 0'38 kürzer als der Kopf, mehr als doppelt so lang als an der Basis breit. | r, ri an & [0 Ka 4 Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 194 Körpermaße: Fühler, 1. Glied 0:034 mm lang, 0038 bis 0:041 mm breit; 2. Glied 0°057 bis 0:059 mm lang, 0019 mm breit; 3. Glied 0°078 bis 0°084 mm lang, 0'038 bis 0°041 mm breit; 4. Glied 0'081 mm lang, 0'041 mm breit; 5. Glied 0'068 mm lang, 0'032 mm breit; 6. Glied 0:059 mm lang, 0028 mm breit; 7. Glied 0'046 bis 0 049 mm lang, 0:023 bis 0'024 mm breit; 8. Glied 0'028 mın lang, 0:015 bis 0:016 mm breit. Kopf 0'289 mın lang, 0'246 mm breit. Prothorax 0'187 mm lang, 0'357 mm breit. Pterothorax Big. 2; Kopf von Phloeothrips bispinosus Pries. Vergr. 130fach. 0.391 mm lang, 0'442 mm breit. Abdomen 0°79 mm lang, 0408 mm breit (erstes Segment). Tubus 0'179 mm lang, an der Basis 0'068 mm breit. Länge der Flügel 1:07 mm; Breite der Flügel 0:077 mm. Länge der paarigen dornförmigen Borste am Kopf 0'022 bis 0'024 mm. Gesamtlänge: 1:66 mm. Die neue Art unterscheidet sich von Phl. bidens Bagn., mit dem sie nahe verwandt zu sein scheint, durch die ein- fachen Vorderbeine des JS, durch die beiden kräftigen Dörn- chen an den Kopfseiten, durch das nicht ausgebuchtete dritte 138 bl, doriesper, Fühlerglied, durch das Fehlen deutlicher Postokularborsten und durch fast ungetrübte Flügel, von Phloeothrips obscuri- cornis Reut. und Phl. parvus Uz. durch die Färbung der Fühler und Beine; von den amerikanischen Arten käme dieser neuen Art nur Phl. macnlatus Hood. nahe, der sich durch die Körperfarbe sofort unterscheiden läßt. FR Ruskuli, 23..IX. 18, 1 d am Strande geketschert. 43. Phloeothrips nodicornis Reut. (= Acanthothrips nodicornis Reut.) Paprijali, & VIM. 18 12 vangeflesch (Karny): Genus Liophloeothrips nov. Fühler achtgliedrig. Ocellen vorhanden. Kopf länger als der Prothorax, Borsten am Körper gekeult. Kopfseiten ohne Warzen. Augen mäßig groß. Rüssel sehr scharf zugespitzt, SM bis zum Hinterrande des Prosternums reichend, Seiten konkav, Oberlippe scharfspitzig. Beine kräftig, mäßig lang, Vorder- schenkel (wenigstens beim d) stark verdickt, Vordertarsen gezähnt. Flügel gleich breit. Neuntes Segment des Abdomens beim Z schuppenförmig vorgezogen. Tubus kürzer als der Kopf. Der Gattung Phloeothrips am nächsten stehend, unter- scheidet sie sich hauptsächlich durch die glatten Wangen; von Liothrips Uzel ist die neue Gattung durch die kurzen Beine und Fühler und von Zygothrips Uzel durch die in der Mitte nicht verengten Flügel verschieden. 44. Liophloeothrips glaber nov. spec. d: Körperfarbe braunschwarz, Fühler braunschwarz, die. Spitze...des-zweiten; Gliedes, das, dritte bis. sechste Glied hellgelb, das fünfte an der Spitze undeutlich, das sechste deutlich getrübt. Vorderschienen gelb, an der Basis und am Außenrande bis zur Mitte braun, Mittel- und Hintertibien dunkelbraun, an der Spitze scharf abgegrenzt gelb. Sämtliche Tarsen gelb. Kopf länger als breit, ähnlich wie bei ZHaplothrips aculeatus geformt, Postokularborsten deutlich, dunkel, wie bei Phloeothrips geknöpft. Mundkegel sehr spitzig, den Hinterrand Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 139 des Prosternums erreichend.* Augen mäßig groß. An den Fühlern das erste Glied fast quadratisch, das zweite Glied bedeutend länger, birnförmig, das dritte Glied langgestreckt kegelförmig, so lang wie das vierte und das fünfte, das sechste Glied kürzer als das fünfte, das siebente kürzer als ‘dieses, das achte klein, auch an der Basis schmäler als das vorhergehende, scharf zugespitzt. Prothorax sehr breit, in der Nähe der Vorderecken mit einer kurzen, dunklen, geknöpften Borste, am Vorderrande jederseits mit einer kleineren, in der Mitte des Seitenrandes mit einer ebensolchen Borste, in der Nähe der Hinterecken mit jederseits zwei ziemlich kurzen, gekeulten Borsten, die - gleichfalls grau getrübt sind. Pterothorax ziemlich mächtig, Flügel ziemlich hell, gleich breit, mit vermutlich sechs bis sieben eingeschalteten "Fransen. | Von den Beinen sind die Vorderschenkel stark ver- dickt, unbewaffnet, die Vordertarsen mit einem sehr kräftigen Zahne bewehrt. Abdomen etwas schmäler als der Pterothorax, Flügel- ‚sperrdornen nicht besonders kräftig (wegen der dunklen Körperfarbe im Präparat undeutlich sichtbar). Zweites bis neuntes “Abdominalsegment mit jederseits zwei gekeulten, mäßig langen Borsten, die gegen die Spitze des Abdomens länger werden, das neunte Segment außerdem mit ein Paar langen spitzigen Borsten. Neuntes Segment auf der Ventral- seite schuppenförmig verlängert. Tubus um 0'2+ kürzer als der Kopf. Körpermaße: Fühler, 1. Glied. 0:027 mm, lang, 0:026 bis 0:027 mm breit;. 2. Glied 0:043 mm lang, 0'027 mm breit; 3. Glied 0:051 mm lang, 0:024 mm breit; 4. Glied 0:051 mm lang, 0'027 mm_ breit; 5. Glied 0051 mm lang, 0:024 bis 0:027 mm breit; 6. Glied 0°046 bis 0:047 mm lang, 0024 mm breit; 7. Glied 0'039 bis” 0-04 mm lang, 0-02 mm breit; 8. Glied 0'022 bis 0023 mım lang, O-Oll mm 1 Die Mundteile konnte ich bei dem in »Canada« eingeschlossenen Exemplar nicht mehr untersuchen. 140 H. Priesner, breit. Kopf 0:179 mm lang, 0:153 mm breit. Prothorax 013 mm lang, 0°272 mm breit. Pterothorax 0'289 mm lang, 0° 323 mm breit. Abdomen 0'714 mm lang, 0'351 mm breit. Tubus 0136 mm lang, an der Basis 0°06, an der Spitze 0°048 mm breit. Gesamtlänge 13 mm. Medua, 29 IX: 13,.1 7° ,von Gebüsch (Onercas na geklopft. Ich :habe. lange: gezögert, . auf, Grund; eines einzieen Exemplars ein neues Genus aufzustellen. Da jedoch das Tier völlig ausgefärbt und tadellos erhalten ist und außerdem durch die vermutliche Vermittlung zwischen den beiden Genera Phloeothrips und Liothrips eine wichtige Stellung im System einzunehmen: scheint, habe..ich ‚mich zu seiner. Benennung und Beschreibung entschlossen. Genus Liothrips Uzel. 45. Liothrips setinodis var. pragensis Uzel. Mamuras 3... VUL 18 einige. Exemplare -in.. Eichenwald gekeischer?: (Karny). Vorra, Sommer 1918 auf Gebüsch (Karny). El- basan (?), VII. 1918 auf Ouercus lanuginosa Thuill. (Diese Stücke sind mir verloren gegangen.) 46. Liothrips Dampfi Karny. Da ich diese von Karny entdeckte Art in großer Zahl und in verschiedenen Größen auffand, gebe ich eine genaue Beschreibung derselben. Körperfarbe "schwarz,” die Bindehaute "praun, Bes. samt Tarsen rein schwarz, Borsten am Körper dunkel. An den Fühlern das erste Glied’ schwarz, das zweile an de Basis und innen schwarz, außen und an der Spitze braun, das dritte Glied‘ gelb, ‘das’ vierre Glied velb, an der Ppne schwach braun getrübt, das fünfte gelb, die Spitzhälfte braun, das sechste dunkelbraun, nur ganz an der Basis licht, das siebente und achte Glied dunkelbraun. Seltener ist auch das dritte Glied an der Spitze ganz schwach getrübt. Flügel hell, ungetrübt. RING A Ein nn a Aue dd ll eich u u co ä m “ Kuhn: ; Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 141 Kleine, braun gefärbte Exemplare nenne ich var. micros m. nov. Kopf (Fig. 3) um 0°4 mehr lang als breit, seine Seiten parallel, nur ganz hinten undeutlich verengt. Postokular- borsten sehr klein, kaum wahrnehmbar. Fühler ver- hältnismäßig kurz, das erste Glied kürzer als das zweite, etwas breiter (an der Basis) als lang, das dritte, das längste $ e | 24 AN Sy { AR Fi & x No ——>S A \ j N i / i a DE 14 U ee i 5 \Y L geh a) & ER " Im 3 3° —t = N S £ Ya N N Ya 4 N / Y IN \ G > Fig. Kopf und Prothorax von Liothrips Dampfi Karny. Vergr. zirka 160fach. im Fühler, viel länger als das zweite und ungefähr so lang wie die beiden ersten zusammengenommen, die folgenden Glieder abnehmend kürzer, das letzte Glied zirka halb so lang als das dritte. Mundkegel in der Anlage spitzig, an der Spitze schwach abgestutzt, die Oberlippe scharfspitzig. Prothorax (Fig. 3) quer trapezförmig, die Borsten auf demselben verhältnismäßig kurz, an der Spitze abgestutzt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 11 142 H.:Priesner,; Pterothorax mächtig, breiter als der Prothorax. Flügel ziemlich breit, gleich breit, vollkommen klar, die Vorderflügel mit sieben bis zwölf eingeschalteten Fransen, an der Basis des Vorderrandes, wo die drei starren, schwarzen Borsten stehen, nur mitunter leicht gelblich getrübt. Beine schlank, bei beiden Geschlechtern vollkommen unbewehrt. Abdomen normal gebaut, die Borsten am Hinterrande der Tergite ziemlich kräftig und scharfspitzige. Tubus kurz konisch (Fig. 4, um 0'4 bis 0°5 kürzer als der Kopf, ungefähr doppelt so lang als an der Basis breit. Fig. 4. Neuntes und zehntes Abdominalsegment (Dorsalansicht) von Liothrips Dampfi Karny. Vergr. zirka 160fach. Larve (Fig. 5): Gelb; Kopf, zwei viereckige Flecken auf dem Prothorax, Fühler, Beine und die zwei letzten Abdominal- segmente braun, die Borsten am Körper und ein rundlicher Fleck an der Basis jeder Borste ebenfalls braun. Borsten am Körper mäßig lang, an der Spitze stets mit einem kleinen Knöpfchen, mit Ausnahme der zwei jangen, gekrümmten Haare an der Abdomenspitze. Fühler siebengliedrig. Länge der zwei aufgefundenen Exemplare zirka 1’4 mm. Körpermaße (d. Imago): Fühler, 1. Glied 0'029 bis 0:041 mm lang, 0°032 bis 0'043 mm breit; 2. Glied 0°043 bis 0.054 mm lang, 0°:029 bis 0082 mm breit; 3. Glied Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 143 Fig. 5. Larve von Liothrips Dampfi Karny. Vergr. zirka 100fach. 144 H. Priesner, Zur Thysanopteren-Fauna Albaniens. 0'076 bis 0:10 mm lang, 0°026 bis 0:029 mm breit; 4. Glied 0'059 bis 0:081 mm lang, 0'028 bis 0:032 mm breit; 5. Glied 0'051 bis 0°076 mm lang, 0:027 bis 0:029 mm breit; 6. Glied 0051 bis 0'068 mm lang, 0'027 bis 0:029 mm breit; 7. Glied 0046 bis 0'054 mm lang, 0'024 bis 0027 mm breit; 8. Glied 0026 bis 0°0382 mm lang, 0015 bis 0:018 mm breit. Kopf 0'213 bis 0°323 mm lang, 0'162 bis 0'221 mm breit. Augen 0:06 bis 0:09 mm lang. Prothorax 0'085 bis 0 136 mm lang, 0'255 bis 0:39 mm breit. Pterothorax 0:221 bis 0°408 mm lang, 0'323 bis 0°476 mm breit. Abdomen 0°816 bis 0'952 anım lang, 0:34 bis 0:595 mm breit. Flügel 0:765 bis 1:02 man lang, 0°068 bis O Illmm breit. Tubus 0'145 bis O° 196 mm lang, an der Basis 0'068 bis 0:094 mm breit. Gesamtlänge 1:7 bis 2 mm. Baldrin-Sumpf, 8. VII. 18, in Anzahl auf Tamarix L. (Karny). Ruskuli, 28: und’ 24. IX. 184.40 Exemplare ar Tamarix gallica 1. geketsehert. Portes,-6..VII. 18, Anzahl auf Tamarix (Karny). Alessio, 2. VUI. 18, 1 $ auf Tamarix (Mader). Rogozina,: 24. IX. 18, 10 Exemplare und 2 Larven auf Tamarix gallica L. Elbasan, Sommer 1918 auf Tamarix Mader). 149 Beobachtungen über die Beziehungen zwischen der Intensität der chemischen Strahlung und der Luftbewegung Von Prof. Dr. Johannes Furlani in Wien (Mit 8 Textfiguren) Ausgeführt mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften in Wien (Vorgelegt in der Sitzung am 20. März 1919) 1. Vorbemerkung. Bei meinen Untersuchungen über das »Lichtklima im österreichischen Küstenlande«! konnte ich Beziehungen zwi- schen der Strahlungsenergie und den anderen meteorologischen Faktoren feststellen. Ich fand in Übereinstimmung mit früheren Beobachtern, daß mit der Zunahme der Luftwärme die che- mische Intensität der Strahlung wachse, die thermische ab- nehme; chemische und thermische Intensitäten nehmen mit der Abnahme des Luftdruckes zu. Hinsichtlich der Beziehungen der Strahlungsintensität zur Windrichtung ergab sich eine Zunahme der chemischen Intensität beim warmen, feuchten Seirocco, eine Abnahme bei der kalten, trockenen Bora gegen- über windstillen Tagen. Seit Roscoe’s? Untersuchunge wissen wir, daß mit Zunahme der Luftfeuchtigkeit sowohl die schwächer brechbare als auch die chemisch wirksame Strah- lung zunehmen. 1 J. Furlani, Das Lichtklima im österreichischen Küstenlande (Denk- schriften der Wiener Akad. d. Wiss., mathem.-naturw. Kl., 93, 1916). 2 Roscoe, On the chemical intensity of total daylight at Kew and Para (Phil. Trans. 1867). 146 1. Purlanı, Nach Barkow! stehen die Größe der Richtungs- und Geschwindigkeitsamplituden von Böen in Beziehung zur Tages- zeit, Bewölkung, Strahlung und der vertikalen Temperatur- verteilung. Ich habe in der Zeit von Ende Juli bis Mitte September der Jahre 1915 bis 1918 photoklimatische Untersuchungen in einem weiteren Umkreise von Innsbruck vorgenommen, mit dem Ziele, festzustellen, ob sich auch im Alpengebiete Be- ziehungen zwischen Strahlungsintensität einerseits, Luft- bewegung und Luftfeuchtigkeit andrerseits, feststellen ließen. Vor allem schien mir die Beantwortung der Frage von Interesse, ob die atmosphärischen Zustände bei Föhnwetter, die‘ durch. v. Hann,’ Berater, Maurer vw Fir wu ı charakterisiert worden sind, in gleichem Sinne die Strahlungs- verhältnisse beeinflussen, wie ich es beim Scirocco im adria- tischen Gebiete gefunden hatte. Dieser ist bekanntlich der SE der rechten, vorderen Seite der Barometerdepression; der. Süd- föhn auf der Nordseite der Alpen wird nach v. Hann? durch die im Westen und Nordwesten vorüberziehenden atlantischen Barometerdepressionen verursacht. Nach v. Hann und Hagen- bach? ist die Luft bei Föhn optisch besonders homogen. Ich wählte als Beobachtungsorte Heilig-Kreuz bei Hall ı.T. auf der linken Innterrasse (500 m Seehöhe), auf der gegen- überliegenden Stufe des rechten Innufers die Umgebung von Rinn (950 m); in der Nordkette die Bettelwürfe über Hall (2500 m) und wieder auf dem jenseitigen Innufer in der Zentral- kette den Patscherkofel (2200 m). Entfernter vom Inntale lagen tolgende Beobachtungsorte: das Hochalmkreuz im Karwendel (2200 m), die Umgebung von Fulpmes im Stubaital (950 m), im Oberbergtale, das ins Stubai mündet, die Franz Sennhütte 1 Seeliger, Die Struktur des Windes (Die Naturwissenschaften, V, 1917). 2 J.v. Hann, Föhnstudien zu Bludenz. Met. Zeitschr., 1882, XVIL. — Pernter, Dauer und Eigenschaften des Föhns in Innsbruck; Diese Sitzungs- ber., 1704, 1895. — Maurer, Langjährige Aufzeichnungen des Föhns; Z. f. Met., 1909. — v. Ficker, Innsbrucker Föhnstudien; Denkschriften der Wiener Akadeie, 278, 1905, und 85, 1910. ' 3 J. v. Hann, Lehrbuch der Meteorologie; Leipzig 1915. Chemische Strahlung und Luftbewegung. 147 (2200 m) und die von hier erreichbaren Stubaier Ferner, der Alpeiner und der Lisenser Ferner (3000 m). Die chemischen Intensitäten wurden wieder nach der v. Wiesner’schen Methode,! die thermische Strahlung mit dem "Vakuumthermometer bestimmt. Die auf dem Silbernitratpapier erzielten Schwärzungen wurden mit den Skalentönen 2:63 und 9'53 verglichen. Die Luftwärme wurde mit dem Schleuderthermometer, die relative Feuchtigkeit mit dem Haarhygrometer gemessen. Bei den Beobachtungen im Sommer 1918 kam auch ein Fuess’sches Schalenanemometer zur Bestimmung der Windgeschwindig- keiten in Verwendung. Zeichenschlüssel für die gebrauchten Abkürzungen: SS, (Grad der Sonnenbedeckung). B,—B,, (Grad der Bewölkung). | tJ (Gesamtstärke der chemischen Strahlung in Bunsen- Einheiten). dL (Chemische Intensität des Himmelslichtes). SL (Chemische Intensität der Sonnenstrahlung). Zx3 (Chemische Intensität des Himmelslichtes, berechnet aus den Messungsergebnissen im gleichseitigen Zylinder = Zenitdrittel des Himmelslichtes X 3). 4 (Temperatur, beobachtet am Vakuumthermometer). t° (Lufttemperatur, beobachtet am Schleuderthermo- meter). T—t” (Größe der Wärmestrahlung als Differenz von 7—Ü). 1 Der Umstand, daß bei einer photometrisch nachweisbaren »Licht- vermehrung« sich mitunter bei Bewölkung eine Verminderung bei photo- chemischer Methode zeigt, ist nicht der Ausdruck der Minderwertigkeit dieser Methode gegenüber der ersteren, wie H. Sierp in einer jüngst erschienenen Abhandlung (Über die Lichtquellen ete.; Biol. Centr., 38, 1918) meint, son- dern der eines Naturgesetzes (Wien’sches Verschiebungsgesetz), demzufolge mit sinkender Temperatur sich das Energiemaximum im Spektrum vom Ultra- violett gegen Ultrarot verschiebt. Diese Sierp’sche Beobachtung erklärt sich dadurch, daß die photometrische Methode hauptsächlich im Gelb des Spek- trums, die photochemische dagegen im Blau mißt. % 148 J. Furlani, rF (Relative Feuchtigkeit in Prozenten, beobachtet am Haarhygrometer). W (Windrichtung; Windgeschwindigkeit in min, beob- achtet am Anemometer). 2. Die Strahlungsintensitäten an den verschiedenen Beobachtungsorten. Da es mir leider bisher nicht vergönnt war, über das ganze Jahr fortlaufende Untersuchungen über das Lichtklima im Gebiete durchzuführen und die Lichtsummen zu berechnen, die besonders von biologischem Interesse wären, so muß ich mich darauf beschränken, vergleichende Daten über die Strah- lungsverhältnisse an den Beobachtungsorten (Fig. I) in der Zeit zwischen dem 20. Juli und 10. September zur ÖOrientie- rung mitzuteilen, bevor ich an die Behandlung meines eigent- lichen Themas schreite. Tabelle 1. Mittlere Strahlungsintensitäten für den Monat August in Hall. 0% .s a | a ee 5 sl 31 3) 31:5°| 15-50) 16° | 0-418 | 0-232 | 0,186 | 9 3 2 | 36 18 18 0-634 | 0'251 | 0-283 1 10 4 2 139 18 21 0:702 | 0-302 | 0400 11 4 Or. 25 an) „u. 26 0:997 | 0°439 | 0-598 | N. 0 146 21 25 1:299 | 0-455 | 0:84 13 4 ER Ne 22 25 1:296 | 0:463 | 0833 A 3 3 .1.472:5.|:28 24-5 | 1:000 | 0-450 | 0550 BR: 3 A. dA | 23° 1.8 0:866 | 0:432 | 0434 | 16 3 4 | 42 21:5 OH 0694 | 0:392 R:RR Die in Tabelle 1 zusammengestellten Werte der Strahlungs- intensitäten in Hall stellen Mittel aus den Beobachtungen an. Schönwettertagen ‚der, A. Jahre ‚bei Sy 42.20 ,..dadı Die che mische Wirkung der Sonnenstrahlung entspricht der von mir im Karste"an dert mördlichem Adria in ‚der Chemische Strahlung und Luftbewegung. 149 gleichen Seehöhe von 500 m beobachteten, dagegen ist die chemische Strahlung des Himmelslichtes im Gebiete in gleichen Seehöhen eine geringere als über 7500 en I//6 7400 7308 7200 7:100 z 7:000 0:900 0800 0700 | 0600 | | 0400 0300 Fish; Vergleich der Intensitäten von dL (l), SZ (W) und 2) (II) an den ver- schiedenen Beobachtungsorten: Z=Hall, R=Rinn, — Fulpmes, S — Franz Sennhütte, X = Hochalmkreuz, P== Patscherkofel, B —= Bettel- würfe, A= Alpeiner und Lisenser Ferner. dem Karste, sodaß auch die chemische Wirkung der Gesamtstrahlung über dem Inntale sich zu der über dem nördlichen Karste-verhält wie 1729 ;,1'56. Es ist 150 J. Furlani, daher begreiflich, daß, während im Karste d.L= $.L bei 55° bis 60° Sonnenhöhe wird, im Inntale im Sommer Gleich- heit von Sonnen- und Himmelsstrahlung bereits bei 35° Sonnen- höhe erreicht wird, was den Befunden Schwab’s! für Krems- münster entspricht. Die Kurven in Fig. 1 zeigen im allgemeinen ein Ansteigen von ZJ und SZ, eine Abnahme von dL mit Zunahme der Seehöhe. Andrerseits fällt aber eine Depression von ZJ und SL über dem Hochalmkreuz und den Bettelwürfen auf; beide Standorte liegen in den nördlichen Kalkalpen. dZL zeigt ın diesem Gebiete eine raschere Abnahme mit Zunahme der See- höhe gegenüber dem Verhalten in "den südlicher gelegenen Bergen. Merkwürdigerweise ist dL im Inntale etwas kleiner als im höher gelegenen Stubaitale, Vielleicht” hängt’ diese srößere Leuchtkraft des’ Stubaier "Eimmels uwerler’ großerea Nähe der Ferner und den von diesen aufsteigenden Wasser- dampfmassen zusammen. Hierfür scheint mir auch der Umstand zu sprechen, daß im Stubai mit der Zunahme der Sonnenhöhe SL weniger wächst als im Inntale (siehe die Tabellen 2 und 7), während umgekehrt die Tageskurven von dL im Stubai eine größere Krümmung zeigen als im Inntale (vgl. Fig. 2 und 7). Samec? hat auf Ballonfahrten in einer Höhe von 450 m für dL um 12% bei 61° Sonnenhöhe einen Wert von 0°453 gefunden; dieser wird in Hall bereits bei tieferem Sonnen- stande, im Mittel 55°, erreicht. In 2000 »» beobachtete er 0'385, in 2500 a == 0379, ın' 3000. m! = 0'376. Meiner Messungen im Gebiete ergeben in 2000 m = 0'400 bis 0'450, in 2500 m SR. Diese Zahl nähert sich also dem Samec’schen Werte für 2500 m; auf 3000 m fällt dann die Intensität stärker als nach den Samec’schen Beobachtungen. Viel höher liegen seine Werte der Sonnenstrahlung. Er fand in 2000m SL= 1'514, in 2500 m = 1534, in''3000 m '= T*711. "Meine "Beöbachtungen 1 Schwab, Das photochemische Klima von Kremsmünster (Denk- schriften der Akad. der Wiss. in Wien, Z4, 1904). 2 Samec, Zur Kenntnis der Lichtintensitäten in großen Seehöhen (diese Sitzungsber., 17/6, Abt. I, 1907); (ebenda, 1908). TE TR Chemische Strahlung und Luftbewegung. 191 ergaben im Mittel 0:95, beziehungsweise 096, beziehungs- weise 1°08; freilich entsprechen die Samec’schen Zahlen einer größeren Sonnenhöhe, wie oben erwähnt wurde, und einem Mattape. Für 1) fand Samee in 2000 m — 1'899, in 2500 m == 213, in 38000 m = 2°087. Die Mittelwerte meiner Beobachtungen betragen in 2000 Dis 2500 m = 1'31 bis 1:40, in 3000 m = 1'43. Sie sind also bedeutend geringer und würden wohl auch für gleiche Sonnenhöhen die Samec’schen Werte nicht erreichen. Die höchsten chemischen Intensitäten im ‚Gebiete wurden begreiflicherweise auf dem Alpeiner und auf dem Lisenser Ferner gemessen. fJ betrug bei einer Sonnenhöhe von 54° bis 55°8°, 18342 bis 1'884; dann folgte der Patscherkofel mit 1:779 bei 54:2° Sonnenhöhe. SZ betrug im ersten Falle 1052 bis 1:094, im letzteren 0:956. Auf. dem Kucelj im Ternowaner Walde! fand ich auf bloß 1240 m bei einer, Sonnenhöhe von 56°8° für tJ = 2'028 22.72,216335 für’ SZ. ==: 1,093 bis: 1;483::.Es - hat -also-- dire chemische Intensität der Sonnenstrahlung im Gebiete der Nordalpen, die, wie oben gesagt wurde, intieferen Lagen der im Karste beobachteten entspricht, mit der Zunahme der Seehöhe eine geringere Zunahme als im Karste. Wohl hängt diese Erscheinung mit der gleichmäßigeren Erwärmung und folglich homogeneren Beschaffenheit der Luft über dem Karstplateau, wo größere Massenerhebungen und Vergletscherungen fehlen, zusammen. So hat auch Schroetter? auf den Kanaren bereits in einer Höhe von 2200 m einen Wert von £J = 2'24 gefunden. Die folgenden Werte der thermischen Strahlung stellen Mittel aus den Beobachtungen 11" bis 13" dar. Es zeigt sich im allgemeinen ein Ansteigen von T—t mit der Zunahme der Seehöhe. Die Schwankungen‘ sind besonders in großer Seehöhe (Alpeiner—Lisenser 1 Autor, l.c. 2 v.Schroetter, Der gegenwärtige Stand der Heliotherapie der Tuberku- lose (Berlin, Charlottenburg 1912). 182 J. Furlani, Ferner) zufolge der größeren Schwankungen des Wasserdampfgehaltes der Atmosphäre größere. | | | Beobachtungsort | . S © | > S | Ss o = e) ” | E z ° = =) | © = = u = | U un = = = Zn | = 2 = = S .S | = Ne R= 115 = S | = = => 3:3 o 7 3 2 | = = = s- © = o 2 N „S ._ u) - = Ss («D} > | an a2 Fi es an a rQ 07 | | | | Sonnen- ae pe -o| | r h Prstrablung 255°) 265° SH Breuer Reese | | | | |his 34° | | | | } Die gegen das Inntal geringere Wärmestrahlung im Stubai- tale scheint mir auch ein Beweis dafür, daß die obgenannte größere Intensität von ZL im Stubai von dem-größeren Wasser- dampfgehalt der Atmosphäre abhängt. Verglichen mit den T—t- Werten im Karste sind die im nordalpinen Gebiete etwas. größer. So fand ich über dem Kucelj bei den oben genannten Beobachtungen für 7—t = 246°, während über dem Inntale sich bereits in der Höhe von Rinn (950m) ein Wert von 26°5° bei gleicher. Sonnenhöhe (55°) ergab. Vergleicht man das Verhalten von chemischer und thermischer Strahlung in unserem Gebiete, so zeigt sich eine Verschiebung des Energie- maximums im Spektrum gegen das ultrarote Ende hin gegen- über dem Karstgebiete. Es’ ist "also’"’der "Strahlungseffert (m Siate Planmck®s) m der südlicher Bergstr bei gleicher See- und Somwenkahe- Imneordarfpinen Gebiete. \ Mit Rücksicht auf die von mir entwickelte Anschauung! über die Wirkung der Strahlung auf die lebende Zelle er- scheint es nun verständlich, daß die untere Grenze der Ver- breitung alpiner Pflanzen im inneralpinen Gebiete gegenüber den südlichen Vorbergen hinaufgerückt erscheint. Die Wirkung 1 Furlani, Der Einfluß der Bestrahlung auf Bacterium pyocyaneum und seine Pigmente (diese Sitzungsber., Abt. 1], 1919). Chemische Strahlung und Lufthewegung. 103 der größeren Luftwärme hier wird durch die größere Wärme- strahlung auf dem höher gelegenen Standorte dort ausgeglichen und das zum Gedeihen nötige Minimum an chemischem Strahlungseffekt wird auf dem Karste in tieferer Lage erreicht. Rhododendren steigen in den südlichen Vorbergen der Alpen bis auf 500 m und tiefer herab, das Edelweiß im Ternowaner Walde auf 900 »n, während ich es im Stubaier Gebiete nicht unter 2200 m fand. 3. Die Beziehungen zwischen Strahlung und Luftbewegung. ‚Es kann dem zur Verfügung stehenden Raum entsprechend von dem in vier Sommern gesammelten Materiale für jeden Beobachtungsort nur je eine der gleichsinnigen Beobachtungs- reihen aus der gleichen Zeit zwischen Anfang August und Anfang September hier zur Darstellung kommen. a In Heilio Kreuz bei Hall; zu Tabelle 2,4, und c; Fie.. 2. Nach vorangegangenem Regenwetter trat am 28. August 1918, gegen 8" Aufheiterung ein, der Wind kam aus NE, um später gegen E zu drehen. Um diese Zeit herrschte im Inntale noch starker Dunst, der gegen 10° verschwand. Auch die folgenden Tage brachten schönes, antizyklonales Wetter. Am 31. August sind die Lufttemperaturen im Steigen gegenüber dem Vortage. Gegen 14° setzt eine sanfte Strömung aus S mit 30 m"in ein, die aber bald wieder aufhört. Der Barometer steht noch auf 11°9; am folgenden 1. September fällt er auf 11'3. An diesem Tage herrscht im Inntale warm-trockenes Wetter. In Hall bricht der Föhn gegen 14" durch, Cirrostrati erscheinen, am Abend tragen die Berge der Nordkette. Föhn- hauben. Der Barometer fällt zum 2. September auf 8°9. An diesem. Tage setzt gegen 10" der Regen ein. Die Strahlungsintensitäten des 28. und 29. sind einander im wesentlichen entsprechende. Eine Änderung tritt am 30. um die Mittagszeit ein, indem wir sehen, daß die !J- und SZ- Werte am Nachmittage größere sind als an den Vortagen. Diese Änderung der Strahlungsverhältnisse durch 154 "I. Rurlani; Vergrößerung der Sonnenstrahlung geht also den anderen meteorologischen Verhältnissen voraus, die den Eintritt des Vorstadiums des. Föhns! erst am folgenden Tage angeben. Erst an diesem Tage zeigen Erwärmung der Luft und Südströmung den Abfluß der kalten Bodenluft aus dem Inntale an. Eine weitere Änderung der chemischen Strahlung zeigt dann wieder der 1. September. Der Föhn tritt ins stationäre Stadium. An diesem Tage tritt mit der Kondensation des atmosphärischen Wasserdampfes in hohen Luft- schichten eine Vergrößerung von dL gegenüber den antizyklonalen Verhältnissen ein. Es bleiben aber auch die SL-Werte deutlich größer als die des 28. August. Auch die Beobachtungen an den anderen Orten werden zeigen, daß mit dem Eintritt von Föhnwetter die chemische Strahlung steigt. Dieser Umstand einer erhöhten Strahlungs- wirkung (Strahlungsdruck) wird bei der Erklärung der bio- logischen Föhnphänomene (Einwirkung auf Nervensystem und Zirkulationsapparat) berücksichtigt werden müssen. Das Ver- hältnis SL:dL steigt am Vormittage des 28. August von 1'35 auf 2:05, um am Nachmittag auf 1:89 zu fallen. Am 1. Sep- tember beträgt es am Vormittage bloß 1:20 bis 1:68, am Nachmittage sinkt es auf 140. Es zeigen also auch diese Zahlen die Zunahme der Zerstreuung der Sonnenstrahlung im stationären Föhnstadium an. Mit der Kondensation des atmo- sphärischen Wasserdampfes in diesem Stadium geht aber auch eine Abnahme der thermischen Strahlung einher, wie die 7—t-Werte des 1. September beweisen. Das Maximum, das, wie am 28. August, auch am 1. September auf 11" fällt, beträgt an diesem Tage 25°, gegen 30:7° des 28. Der Vergleich der Tageskurven von ZJ des 28. August und des 1. September zeigt einen am letzteren Tage gleich- mäßigeren Verlauf. Es fällt auf, daß die bei den Depressionen des 28., von denen die erste auf 10% 30, die zweite auf 14% 1 v. Ficker, Innsbrucker Föhnstudien; ]1. c. -r Chemische Strahlung und Luftbewegung. 159 mit ihrem Tiefpunkt fällt, mit dem Einsetzen stärkerer Luft- bewegung zusammenfallen, welcher Umstand dafür zu sprechen scheint, daß der aus dem Landinnern wehende NE bis E eine 7500 7400 7300 7200 7700 Pie. 2. I 2J am 28. August, III SZ am 28. August, V dL am 28. August HI&Aamı )1.uSept., IV S:L»am 30. August, «VI ZL am _ 1. Sept. 1918 in Hall. Verdunkelung der Atmosphäre durch Staubmassen verursacht habe. Es zeigen also diese Beobachtungen, daß die beiden von Ficker unterschiedenen Stadien der Föhnwetterlage auch in den Strahlungsverhältnissen ihren Ausdruck finden: Eine Ver- J. Furlani, 156 | 908.0 — sc 61 | G-61 | C:88 | 965-0 908-0 008.0 ° r 01 uru 1 Cp 4 69 Da o81 BE 828.0 IT) 983-0 | 829.0 I | & u6 gI6I Isndny '08 (Q en ED RETTET REIFEN 7 TRUE = dr 10T 170.1 50. 892,0 033-0 563-0 | F18-0 3 7 GI — = Eu e — 698-0 6°9:0 978.0 600-1 d F ct u um 2 09 L—001 4 cr 0% 23 26 \--487.0 FIS-0 923-0 062.0 ] 7 pH = er v7 12 7 |. 92540 908.0 e7r.0 633-1 I F 81 urur 7 CO) 5 OR RAR vr | sEer-0 118-0 GHE-0 901-1 ) F 0% En: a Ze: Pecıo 118-0 968-0 901-1 ) F 0&- H = Fr | 2.06 18:61 |2cAaar ı 789:0 SFC.0 97:0 00-1 ) F 11 = = 03 6l ge 2620 908-0 198:0 299-0 ) r 08 01 uru 211 GE 4 sc | 8.81 | 9.81 zei 872.0 c98.0 613-0 H8C.0 0 F 0I 01 = #9 sl el SE "SEE:0 ccH.0 GeE:0 062.0 ) F O1 AN Ze == a = 683-0 FE3:0 008-0 SC) ) iz 16 SI6T Isndny '87 F | | | A Du Ge Da oe, SZ 7 TP EI ed v4 'feH ur uadunyysegoag SET, Das; iD gung. fo} Chemische Strahlung und Luftbewe uru 1 CP uru 21 OL uru #1 09 —0G UUOA uw U GQ « « -(aojfogeL UOPU9S[oF use ur gone) OZIoWWoS Fyaru pun ayosmdomnajpopru purs uoZ ld 1 SS 91 r% Or scH.O 179-0 scr.0 660- I FG 08 86 er 81T.0 092-0 019.0 095 - I GE 6 r7 rr 959-0 GLL.0 019.0 85-1 Sg G.18 re | S-Cr 639-0 198.0 189.0 68%: 1 09 66 r3 97 689.0 298-0 gIS.0 68% 1 sr 0% 66 ir 809-0 299-0 188-0 881-1 08 6: | S-18 | S-Er 027-0 179-0 a) 96-0 89 06 0% 0F e0r-0 109.0 117.0 616-0 09 9.61 0% | 9.68 0650 58-0 65-0 089.0 9 061 18-81 08:28 8%5.0 818-0 093-0 879-0 86T aqueydas I gr G.16 86 | S-Fr 008-0 889-0 8102220) Er6-0 0F 66 | S-65 | 9-C7 8LE-0 022.0 9°8-0 951-1 07 rs | S-83 | S-27 101.220) 698-0 088-0 685-1 96 86 | 8-86 | S-99.| Scr-O 98-0 998-0 186-1 68 86 | 8:06 | 8-57 117-0 698-0 698.0 186-1 LE G.66 6 | 8.67 688-0 c#3.0 628-0 186-1 or gg | S-05 | S-CP gFE.0 829-0 E80 1E0-1 am al nm oO oO a ESTER ZEIT ee STEH N 08 08 021 0r En 5 Den Maske: Nee rl ER =} 0E 0% C] rl v1 El ol I O1 021 6 16 rl &l sl sl Il Il Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. “ 158 J.Forlani, mehrung der chemischen Energie der Sonnenstrahlung im Vorstadium gegenüber den vorhergehenden antizyklonalen Verhältnissen; eine Vermehrung der Leuchtkraft der Atmo- sphäre und eine Verminderung der thermischen Strahlung beim Eintrittt des stationären Stadiums. Treten nach dem Föhn- wetter wieder antizyklonale Verhältnisse durch Einbruch kalter Luft aus dem Norden ein, so beobachtet man wieder geringere chemische und größere thermische Strahlung. In den über 1000 m gelegenen Beobachtungsstationen gelang die Unter- scheidung zwischen dem Vorstadium und stationärem Föhn nicht immer, oft wurden hier Erhöhung der Sonnen- und Himmelsstrahlung gleichzeitig wahrgenommen. B..In.Rinn bei Hall; zu Tabelle 4, Ding cr rer Von .der. Eöhnperiode vom 1. bis 8. Ausust habe ich zIE Darstellung gebracht den 1. August, an welchem Tage nach 14" der SE einsetzt, den 8., an welchem Tage der Föhn durch den Einbruch kalter Luft aus NNW bis N sein Ende findet, und den folgenden 9. mit ruhigem, schönem Wetter. Wir finden die höchsten Werte von 2J am 1.Sbei eintretendem Föhn- wetter, die geringsten am 8. beim Eintritt antizyklonaler Ver- hältnisse, in der Mitte liegen die Werte des windstillen 9. Die SL-Werte zeigen bereits am 31. Juli eine geringe Steigerung gegenüber dem Vortage und sind dann am 1. August bis 13" bedeutend größer gegenüber den beiden anderen zur Dar- stellung gebrachten Tagen. Am Nachmittage erfolgte um die Zeit des Einsetzens des SE ein starkes Fallen. Am 9 1 wieder größer als beim antizyklonalen Wetter des 8. Das Ver- halten anr 1” spricht dafür BAaridie Steigerung ver SE vor dem-Eintritt-von-Föhnwestiter auleinAusstramen von Luftmassen zurückzuführen sei, indem sich hier zeigt, daß nach der Intensitätssteigerung eine Luft- Asfuhriaus’SE Iplgt. Eine Abnahme der vertikalen Mächtigkeit der kalten In- versionsschichte muß ja die Luft homogener gestalten. Es ist dies im Stadium I des Föhns von Ficker. Die Werte von dL werden am Föhntage mit Ein- tritt des zweiten Stadiums Fickers durchwegs höher | r i Chemische Strahlung und Luftbewegung. 159 als an den beiden anderen Tagen, aber auch beim NW des 8. erhebt sich dL am Nachmittage entschieden über die ea 00 0 u 7000 Pe > SS) SS LI N RE SL — Ben. - _—— — .. ER So = Q ee 7 13 v nn 0 N 5 SQ | 300 l 209 BR TB TOR Fig. 3. I; '7J am L. August 1915 I: 2J am 8. August 1915 in Rinn. : If> 77 am 9. August 1915 Werte des folgenden, ruhigen Tages. Sehr deutlich zeigt die Beziehungen der Strahlungsverhältnisse zur Wetterlage auch das Verhältnis von SL:dL. Es entspricht den Beobachtungen 160 J. Burfani, Tabelle 3. Beobachtungen in Rinn. h Ss »lırlanıse, r-| a) 1. August 1915 9h + 2 | 0:745| 0'383) 0:362| 40° 10 3 2 | 1223] 0°500] 0723] 42°5 11 4 4 | 1'333] 0°564| 0°769| 48°8 12 3 4 | 1'448] 0°619| 0°829| 48 13 4 3 | 1'565] 0648| 0917| 47 13. 30 3 3 | 0:744| 0°583| 0161| 50 14 30 4 4 | 0:844| U°551| 0°291| 47°5 15 4 | — | 0'685] 0:532] 0:150| 46°8 16 + 1 | 0°:574| 0°374| 0°200| 43 b) 8. August 1915 sh 2—3/ 5 | 0°400| 0:206| 0:194|) 24° 9 4 1 | 0°:521| 0-231| 0240| 39 9.830 3 4 | 0588| 0:334| 0'254| 42 10 3—4| 2 | 0°800| 0'339] 0°461| 46 11 4 | — | 1:100| 0321| 0°779| 46°5 12 + 3 | 1'300] 0°456| 0°844| 51°5 13 3 1 | 0:985] 0°470| 0515| 46 14 8—4/4—5| 0°755| 0'467| 0'288] 50 15 3 1 | 0'680] 0498| 0°182| 45°5 16 4 1 | 0'608] 0:304| 0'304! 35°5 c) 9. August 1915 „sh 4 | — | 0'498 0:20 0:294| 40° 8 45 |3—4| 1 | 0°697| 0:249| 0'448| 43 9 45 3 4 | 0'871) 0'348] 0'523] 43 10 30 4 3 | 1'100] 0'394] 0°706| 48 I Ra 4 3 | 1'315] 0°435]j 0'880] 51 12 4 3 | 1'315] 0°329| 0°986| 51°5 13 4 1 | 1:034| 0:292|.1°042| 51 14 30 | 3 1 | 0°717| 0'343] 0'374| 46°5 15 3 1 | 0:683| 0'456] 0227| 45°5 16 4 2 | 0'498] 0:164| 0:334| 44 18°) {op} 75°| NNW 20'2 278 DD ou ww an wo no N On >» NW ER Chemische Strahlung und Luftbewegung. 161 am jenseitigen Innufer, daß am Föhntage das diffuse Licht im Verhältnisse zum Sonnenlichte größer ist als an dem Schön- . wetter-Vortage und -Tage. Die Verhältniszahlen von SL:dL ergaben am 1. August! Ein Ansteigen von 0°94 auf 1'41 am Vormittage, am Nach- mittage ein Sinken auf 0°27, das Minimum der drei Beob- achtungstage. Der 8. August zeigt bei fortgeschrittener Aufheiterung die größten Schwankungen des Verhältnisses. Die extremen Werte betragen: 0:76, 2:42, 0:36. Am windstillen 9. August Derüsen "die Werte: 1-90, 357, '0°49. Es "erreicht also SL:dL an diesem Tage seine höchsten Werte und sein Maximum. Die Beobachtungen von T—# zeigen hier keine deutlichen Beziehungen zur Luftbewegung; wohl sind, wenn man die Maxima der Stundenintervalle von den starken Schwankungen am 8. August in Betracht zieht, wie ich es in der Tabelle 3 getan habe, diese Zahlen größer als die der anderen Tage. e Auf dem-Patscherkofel;,zu; Tabelle 4, a und 5; Fig. 4. Am Morgen des 27. August 1916 herrschte eine leise NNW-Strömung, die dann gegen W drehte und abflaute. Tags- über traten nur zeitweilig kleine Cumuli auf, am Abend er- schienen nach Rot grüne Dämmerungsfarben, was für die Rein- heit des Himmels gegen W spricht. Das Wetter änderte sich am 28. August, indem zu Mittag eine sanfte SW-Brise auf- sprang, am Nachmittage bewölkte sich der am Vormittage noch wolkenlose Himmel mit Cirren und dann mit Strati. Der folgende 29. ist ein Föhntag mit Hauben an den Bergen am Abend. Am Morgen des 31. kommt es zum Regen. tJ und SZ zeigen ein den Ergebnissen im Inntale entsprechendes Ver- halten, also eine Erhöhung am Föhn-Vortage. Der Verlauf der dL-Kurve ist an diesem Tage ein gleichmäßigerer als am Vortage. Auffallend ist das Emporschnellen zwischen 12% und 13° zur Zeit der SW-Brise und der Bildung von Cirren. Zu dieser Zeit wächst auch ?J erheblich. Vorstadium und stationäres Stadium des Föhns sind hier nicht deutlich ausgeprägt. Wohl aber deutet das ebengenannte Frtrdeni, Tabelle 4. Beobachtungen auf dem Patscherkofel. | s B zu aL [2 Be a BER | | | a) 4327. August ’F916 4 | 2 | 0365| 0:252| 0-113| 36-5°| 12° | 245°) NNW 4 | 2.1.0:500| 0:277| 0-223| 38 12 26 > 4 | 0 | 0:583| 0150| 0:433] 41:7 | 14:5 | 27:2. | NW 4 — | 0:604| 0155| 0-449| 43-5 | 15 a 4| 1. 0:795| 0:203| 0:512| 45-5 || 15 80-Eultar 4 | — | 0:854| 0-251| 0603| 46 Mr 1238 = 4 | — | 1:222| :0-476|0:746| 47 15:5 4\ 1.11:298| 0:514| 0:784| 47:5 | 16 31754 = 4| 1) 1148| 0-425| 0:723| 46-8 | 16-8 | 30 — 4 | — | 1°014| 0-360| 0-654| 44 15:5 | 2851 — 4.\ 0 .1:0-683|:0:259| 0-374| 43-5 | 15:5 | 28 ur 4 | — | 0:504| 0:340| 0:164| 40:6 | 14 | 26:6 | — b) 28. August 1916 A| = 11:0°376 0282| 0:094 88° ı 138 | |lans m 4 | — | 0:686| 0:266| 0-420| 40-1 | 13-6 | 265 | — 4 | — | 1:010| 0-314| 0-696| 41 1a Var mw 4 | — | 1:095| 0-322| 0-773| 45 16 29 = 4 | 2.| 1-317| 0:342| 0-975| 47 18 29 ar 3| 4 | 1:317| 0-342| 0-975| 44-5 | 18-5 | 26 E 3 | 7 | 1:564| 0-608| 0-956| 44 | 19 | 25 E 4| 4 | 1'403| 0°477| 0:926| 41-8 | 18-8 | 23 7 4 | 2 | 1:095| 0-332| 0-768| 42-8 | 18-8 | 24 = 3| 3 | 0-842| 0-313| 0-529| 38 18 20 > 2| 5 | 0-438| 0-391| 0:047| 35 ts br] 10509 ei un in 3 3 . Chemische Strahlung und Luftbewegung. 165 Emporschnellen von dL den Eintritt von Kondensation in der Atmosphäre durch auf der Luvseite aufsteigende Luftmassen, die die SW-Strömung zur Folge haben, an. Das Verhältnis von SL:dL steigt am 27. von 044 auf 2°40 und fällt dann auf 181. Am 28. ist es am Vormittage 033, also kleiner als am Vortage, in Übereinstimmung mit den übrigen Beob- achtungen über das Verhalten der Sonnenstrahlung vor Eintritt von Föhnwetter; jedoch tritt zu Mittag eine Änderung ein, in- dem das Verhältnis auf 2'056 steigt, um auch am Nachmittag a dem Wertsvon 2°29 den’ 27. zu übertreffen. 0700 - NN BR U) S Oo | 0.700 BI a ea RAP 570° Fig. 4. l: #L.am 27. August" 1916 auf dem Patscherkofel. U:. @'E am 28. August“1M6 Mit der Zunahme der chemischen Strahlung in der Föhn- lage ist hier deutlich eine Abnahme der Wärmestrahlung zu beobachten, die schon im Maximum um 1140 mit 29° gegen 32° um 11%30 des Vortages, noch deutlicher aber in den T—t-Werten des Nachmittags in Erscheinung tritt. D. Auf den Bettelwürfen; zu Tabelle 5, a und 5; Fig. 3. Während am 8. August noch antizyklonale Verhältnisse herrschten, setzt um die Mittagszeit am 9. August der SE ein; am folgenden 10. August kommt es um 5" zum Regen. 164 | J. Furlani, Die Intensitäten von ZJ sind am 9. gegenüber dem Vortage bedeutend erhöht. Es fällt das langsame Absinken der ?J-Werte an beiden Nachmittagen auf. Der Vormittag des 9. ist noch durch starke Intensität von SL charakterisiert, gehört also noch zum Vorstadium. Mit dem Einsetzen des SE tritt dann eine enorme Zerstreuung der Sonnenstrahlung ein. Während, wie die Kurven zeigen, die Intensität von dL in die Höhe 7:000 900 E00 700 600 / 500 IX) Ir Sn N De ge IR ra a Fig. 5. I: SZ am 19. August auf den Bettelwürfen. It. 2 Yan" 19. "Auesust schnellt, sinkt ebenso rasch der Wert von SL. Es ist dies wohl der Eintritt des stationären Stadiums. Wie oben erwähnt, sind die Stadien in größeren Seehöhen schwerer zu trennen. Dieses »Aufflammen des Himmels« am Nachmit- tage des 9. August ist unter meinen, seit dem Jahre 1909 fortgehenden photometrischen Bestimmungen, die wohl an die 100.000 heranreichen, eine Erschei- nuns won einzie dastehender Intensität. re ET u in a ä 2, Ki te De ne 3 ie 1 a Chemische Strahlung und Luftbewegung. . 165 Bemerkenswert ist noch, daß sie zwei Maxima aufweist; um 13° 0'936 und um 15? = 0'954. Es sind.dies Werte von dL, die für eine Seehöhe von 2500 m als enorme be- zeichnet werden müssen. Tabelle 2. Beobachtungen auf den Bettelwürfen. h S B\ I | EL | SE | 7 / er W | | a) 3. August 1917 | | gun 3-4] ı | 0-605| 0-232| 0-373| 36° | 10° |26° | & 10 4| 2 0-744| 0-286| 0-458| 39-5 | 11:5 | 28 2 11 4 | — | 0-805| 0-244| 0-561| 44 | 18-5 | 31 ei ia. 4| — | 1:000| 0256| 0-744| 45:5 | 15-5 | 30 = 13 4 | — | 1-155| 0-268| o-8s7| 48 | 15 | 28 — 14 4 1:150| 0:302| 0-848| 4ı |ı1e-5 | 265 | — 15 4 1:028| 0:293| 0:735| 39 | 14 | 2 < | b) 9. August ’1917 gh 4 | — | 0-680| 0-252| 0-a28| 36° | 12° |2ae | — 10 4 | — | 0:908| 0-412] 0-496| 38-5 | 13-5 | 25 en 11 4 | | 1-402| 0-38] 0:964| aa |ı6 |28 H 12 3| 2 | 1-456| 0-560| 0-896| 43-5 | ıs | 25-5 | sE 13 3| 3 | ı:489| 0-936| 0553| 44-5 | 18-5 | 26 ! 14 al 4 | 1:336| 0-835| 0-501| 44 |ı9 |85 : 15 4 | 3 | 1-336| 0-954| o-382| 0 | 16:5 | 28-5 | > Das Verhältnis SL: d_L ergibt am 8. August ein Ansteigen von 1°60 auf 3°31, dann ein Sinken auf 2:50; am 9. August eig Ansteieen von 120 auf 1-70, dann ein Fallen auf 140. SB wie in dem absoluten Werten von gl, zeigt.sich Ben auch im WVerhaliois zur Sonnenstrahlung die Sidike Zunahme der Zersireuung der Strahlung bei 166 JBpurlanı, Eintritt der SE-Stroömuns" also. dem Rıntrıır des. tionären Föhnstadiums. Die 7T—t-Werte zeigen auch hier, daß der höheren Lufttemperatur und der stärkerer chemischen Srras, lungsenergie. eine ee imegre thermische enr priene Die Maxima fallen. wieder auf die Vormittage mit 31°, beziehungsweise 28°. E. Auf dem Hochalmkreuz; zu Tabelle, # und? Fe Es folgen nun die Ergebnisse der Beobachtungen nörd- lich der Bettelwürfe im RKarwendelgebiete. Nach Regenwetter folgt am 14. August Aufheiterung. Am 15. August 1918 und 16. Auausı vormittags ist die NW- bis W-Richtung des Windes die vorherrschende. Um die Mittagszeit änderte sich am 16. das Wetter, Der Wind dreht nach SW und am Nach- mittage . kommt es zu starker Cumulibildung in NW. Der Himmel nimmt eine weißblaue Farbe an, am Abend liegt in N eine dunkle Stratusdecke. Der folgende Tag (17. August) bringt wechselnde Bewölkung, aus SW ziehend, am Nachmittage folgen kurze, lokale Strichregen. Die #J- und SZ-Werte sind am Vormittage des 16. größer als die entsprechenden Werte des Vortages, während die Änderung der Windrichtung erst zu Mittag und das Fallen des Barometers am Nachmittage eintritt. Die dL-Werte sind am Nachmittage des 16. nach Ein- tritt des SW jedoch kleiner als beim Westwetter des Vortages, während sie am Vormittage des 16. noch gleich bis größer gewesen sind. Diese Erscheinung hat wohl in «der Verminderung der Luftfeuchtigkeit ihren Grund, die zufolge des Eintrittes der warmen Luftströmung zunächst erfolgte. Beobachtungen von r F wurden allerdings im Sommer 1916 nicht vorgenommen. Wie aber die i-Werte zeigen, tritt am 16. eine Erwärmung der Luft gegenüber dem 15. ein. Durch den aufsteigenden warmen Luftstrom aus SW wird die Atmosphare Iur die Sonnenstrahlung durchlässiger. Dies geht auch aus dem Umstande hervor, daß das Verhältnis von SL:dL zu Mittag am 16. größer wird als am Vortage, 2'351 gegen I'11 Chemische Strahlung und Luftbewegung. ET und auch am Nachmittage größer bleibt, 1'49 gesen 1:20, während es am Vormittage des 16. =1'60 gegen 190 des Vor- tages betrug. Sehr deutlich treten in den Kurven die großen Schwan- kungen der chemischen Intensitäten am Tage nach erfolgter 7.7000 m — a ir De CE SIEST BREI IE \ EEE NESORTNEEN | 58 DIES SUÜRE| VRRNBREED, Su.. Bi (BE. DEREN, x S Ss A PRIE.. eh SS SR | | | | | | / | : 4 | BD Z| | | ’ a Er ee a A Fig. 6. 14,.57 tn 25. Augast:1988 I: SL am 16. August 1918 Il: d4L am 15. August 19138 IV: "ZL am 16. August 1918 auf dem Hochalmkreuz. Aufheiterung hervor, während sie am folgenden Tage bei Herannahen einer neuen Depression viel gleichmäßiger ver- laufen. An diesem Tage sind aber auch die Amplituden der Windgeschwindigkeiten geringere als am Vortage und deutet dieses Ergebnis auf die oben genannten Befunde Barkow's hin. Die,großen Depressionen von SL am 15.|um 12° und 14" fallen mit größeren Schwankungen der Wind- geschwindigkeit zusammen und beweisen, daß es sich J. Furlani, e) > | = > cr unu 4 GG 168 « « M\ « « Ir G«87 ı 9>»ol l& ir Ro Ir = er Be &% 6r 66 ol 129 L9 &6 3 l& 697.0 60+.0 697-0 Lhr.0 169-0 E6E-0 LE3-0 SILz 0 981.0 ?08:0 74 EV } N znaaygwfeyaod wap Jne usdunyydegoag X Z TIg.0 638.0 GrE.0 ‚8I6I Isnany 'q] TS EN EN 2970 Sor-1 9r:0 ae 9r:0 294-1 077.0 sol-1 789.0 928-0 ger-0 082.0 688-0 082.0 )56 0 082-0 303.0 789-0 683-0 89-0 Ip fi a] a & 08 EI & &l 08.01 1) Y 169 Chemische Strahlung und Luftbewegung. 05 0Z 0r2-01% 008 0,17 0857006 008-091 or 1-051 001708 unu?t Gy] (ie) u 00108 "MSA MSA\ Hr or 668.0 GPE-0 cyE.0 G0r.0 019-0 68.0 170 J=Rurlanz. hierbei um atmosphärische Vorgänge handelt. Solche »peri- odic or spasmodic Variations« nach Dines verdanken aber ihre Entstehung dem Vorüberziehen von Teil- depressionen des Eufdruckes !/und Isind wir ae Wetterlage charakteristisch, mithin auch unsere De- pression der Sonnenstrahlung. Auch der Vergleich der Intensitäten des Schattenlichtes aus der Beobachtung des gesamten Himmelslichtes dZ mit den aus den Beobachtungen im gleichseitigen Zylinder des zenitalen Himmelsdrittels berechneten Intensitäten des Himmels- lichtes Zx3 ist von Interesse. Nach Jensen! steigt die Flächenhelligkeit des Zenits mit zunehmender Sonnenhöhe. Hiermit in Übereinstimmung sind die ZX3-Werte bis gegen Mittag etwas geringer als die dL-Werte, dann werden sie größer, um 15" haben wir wieder Gleichheit, hierauf stellt sich das Verhältnis des Vormittags ein. Es ist- nun. die Mittagsdifferenz der ZX3-.und dL-Werte am !l6 erheblich Srößen ats am Vortag? 7a dieser Hinsicht sind auch in der Engg, einem Talkessel im Karwendel (1200 u) gemachte Beobachtungen von Bedeutung. Am 11. August 1918 bei NW und Aufheiterung betrugen die d L-Werte, beziehungsweise die von ZX3: 6h zh 7h 30 gh ee 0:06 09° MO: 07164 "0219 ZRSE. = SR IE ROT 111 De Dagegen am 13. August 1918 bei Westwind und heran- nahendem Regen: 6h 40 7a 7h 30 ie page ge 0088 0094 0066 a a Ba 0093 0114 0'093 Es ist also äm. ersten. Tase bei Aufheiteruns ie Zenitstrahlung, dem Befunde Jensen’s entsprechend, am Vormittage geringer als die tieferer Himmelsteile, 1 Busch und Jensen, Tatsachen und Theorien der atmosphärischen. Polarisation. Hamburg 1911. Chemische Strahlung und Luftbewegung. Tode malend:; am, zweiten. lage, vor ‚dem..Eintriit::von Regenwetter die Zenitstrahlung bereits am Morgen Brößer ist. : Mit diesem Ergebnis steht die obige Beobachtung auf dem Hochalmkreuz, daß die Differenz (ZX3)—-dL am 16. größer ist als am 15., in Übereinstimmung; bei der zur Kon- densation des atmosphärischen Wasserdampfes führenden Wetterlage des .16. ist die Zenithstrahlung gegenüber dem Vortage eine größere. Nach Wiener! erfolgt die Zerstreuung des Sonnenlichtes in kleineren Sonnenabständen bis 90°, hauptsächlich durch Brechung und Reflexion der Sonnenstrahlen an Eiskrystallen und Wassertropfen gegenüber der Diffusion an kleinsten Teilchen im Rayleigh’schen Sinne,? in größerer Sonnenent- esse Da nun die Strahlung des Zenits Zur Zeit der Sonnennähe, also zu einer Zeit, wo die Zerstreuung des Sonnen- lichtes hauptsächlich durch die einfache Fresnel’sche Brechung und Reflexion erfolgt, am größten ist, so muß wiederum eine Prnonume der Zenitstrahlung auf eine Vermehrung der Bondensationsprodukte zurückgeführt werden. Daraus kann gefolgert werden, daß von unseren beiden Beobachtungstagen am 16. das Zenit an Kondensationspro- dukıen reicher war als am 15. wie schon oben angedeutet wurde. Die Vergrößerung der relativen Feuchtigkeit am 16. stimmt mit dieser Anschauung überein. Es wird die Hellie- Berges Zeuits durch eine"Vermehrung der Konden- sationsprodukte vergrößert, wodurch auch dıe Ge- samtstrahlung des Himmels dL erhöht wird. Die Farbe des Himmels ändert sich von blau in weißblau. Die folgenden Beobachtungen in Fulpmes und auf .den Stubaier Fernern sprechen auch für diese Anschauung. Die also die Erhöhung von dL bedingende Größenzunahme der Wasserpartikelchen, 1 Wiener, Über die Helligkeit des klaren Himmels etc. Nova acta der Kais. Leop. Carol. d. Akad. d. Naturf., Bd, 73, 1, 1900. 2 Lord Rayleigh, On the light from the sky, its polarisation and colour (Phil. Mag. 47, 1871). — On the transmission of light through an Atmosphere containing small particles, by Lord Rayleigh. 1879. 17 2 J. Furlani, die vordem kleiner als die Wellenlängen des Lichtes waren, wird nach Rayleigh! durch elektrische Vorgänge verursacht. Der gesteigerten chemischen Strahlung am 16. entspricht eine verringerte thermische mit einem Maximum von 29°5° gegen 26°7° des Vortages. Pr Puupmes, zu Tapete aa Pd. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, waren der 20. und 21. August 1918 trockene, heiße Hochsommertage, auf die noch bis zum 24. August schönes Wetter folgte. In diese Zwischen- zeit bis zum 25. fallen die später folgenden Beobachtungen auf den Stubaier Fernern. Am 24. trat ein S—SE ein, gegen 16" folgte ein heftiges Gewitter, der 25. war regnerisch, darauf am 26. Aufheiterung bei andauerndem Föhn. Um 18" folgte wieder ein Gewitterregen. Das schlechte Wetter hielt auch an den folgenden Tagen an. Es erscheint mir von Interesse, das Beobachtungsmaterial aus der Schönwetterperiode mit den typischen antizyklonalen Verhältnissen (Tabelle 7, a und 5) einerseits und das aus der Schlechtwetterperiode des stationären Stadiums bei vorüber- gehender, föhniger Aufheiterung (Tabelle 7, c) andrerseits vor- zubringen. Das Ergebnis, daß am 26.,, der zwischen zwei Regentagen liegt, die Intensitäten von ?J, SL und dL trotz der größeren Bewölkung größer sind als an den Schönwetter- tagen, dem 20. und 2T,,‘ zeiet, "daß der, Fohnweiierlarr unter allen Umständen eine höhere Intensitst 9% chemischen Strahlung entsprieht Auch in. diesem Falle ist ‚der Verlauf der Föhnkurven von fJ und dL ein gleichmäßigerer als der der Schönwetter- kurven. Größer als bei den vorher besprochenen Beobachtungen ist hier der Unterschied zwischen den d L-Werten der Kurven I und II, was mit Rücksicht darauf, daß der 26. zwischen zwei Regentagen liegt und somit die Menge größerer Wassertröpf- chen eine große gewesen sein wird, verständlich erscheint. 1 Pernter-Exner, Meteorologische Optik. Wien und Leipzig 1902. — Lord Rayleigh,-Proceedings Roy. Society, 1879, und Phil. Mag., 1899. £ a en 3 | 3 Chemische Strahlung und Luftbewegung. 175 Dafür spricht auch der Vergleich der ZX3-Werte. Diese "sind am 26. gegenüber dem 20. und 21. durchwegs größer. Der aus der Zenitstrahlung 12" berechnete Wert des dif- 4.400 \ 7.300 44200 | 7.100 | 7.000 7 I. dL am 20. August 1918 ll. adL am 26. August 1918 II. 27 am 20. August 1913 IV. £J am 26. August 1918 in Fulpmes. fusen Lichtes ist am 26. mehr als doppelt so groß gegenüber dem 21. (0'693 gegen 0'325). Die relative Feuchtigkeit ist am 26. bedeutend größer als an den Schön- wettertagen, 60 bis 66°/, gegen 338 bis 53°)/,. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 13 J. Furlani, EEE ra Eur ” iD ei a Kine a a kai men Th nl nnd „da A Del a de u 7 ud 1 cm sh nn nn a an" in = u; Ba | 4 LP 08:66 o91 08.88 | 676-0 806-0 905-0 679.0 | ET 16 | | SIG Isusny "Tz we (9 174 < cr 08 SI 8 088-0 08°-0 868-0 616-0 e 7 Gl < G.68 1% 81 68 GLF-O 089-0 69r-0 al @ y VE a x ir 75 0% Try rer .0 76°.0 S6r-0 660-1 l i% I # 83:67 0.76 le G.CY OST-O sr9.0 997.0 Elze 6 1% GE. © s 7.67 0.08 G.6l cr s.r.0 sr9-0 Y9F-O Feet 7=8 v & x cr 9% 61 ey 8.7.0 99.0 c9r-O Late & = 170 51 s G.C7 G.98 08 G.LP gcE-0 958-0 978-0 6/8-0 r 6 sl iz A E.28 0% G.27 776-0 6.7.0 735-0 08:0 r r 08-17 € G.67 GG sr cr 0FE:0 cCF-0 sr&-0 008-0 & 1% II < G.08 &% G.81 G.07 slE-0 L&eF 0 188-0 3EL:0 e 12 0E 01 ® Ig 86 2) 07 066.0 sIr-0 08-0 rIZ-O 6 y 021 < IE s-.61 ZI 3:98 3I3-0 N 676-0 089-0 fd le 06 6 4 gg 06-61 cEel 08.76 786.0 OFE-0 975-0 989.0 & 4 v6 SIE Isnany '0z we | | er | 2 Bus M Ware I De RZ Te ee TS 4 | | | | | | | | "sawding ur usadunyysdegoag zeelleaeT 1 | In - 'pusqy um uosoy ı 0) 9.82 TE 8 FrrZ 0 Fern Dr a 8:0 r v ‚GI < cg 9] 23 BER RZO - 160.0 BR2:.O =: 0107 9 & rl < | 09 0. 82 alre \ 869s0 | 962-0 8] 089.0 sı gee-T | 7-62. el A — = nn = 869-0 211 2820 | 099.0 Al aBE TI v v a1 R “uyoyg 191488 99 0.0 G.6l cr | 809.0 Ben \ er ' 638-1 iz F Or = A = ;z 12 #7 | 26920 _| BB ° 2r.0 ar 28.0 e 8 08 01 2 — 005 wg % Era Keimioe 89:0 © Gare) = go. G F ol 5 "UOF9Y AOLLIOA e „Ser Mar Auch \ v9 07 61 ea | RE0 8 32702) 008.0 ©: 900.0 G 12 u6 = 316] }snöny '9z we (9 5 Ei e: = A se 87 12. #7 1228.08 98980) LEO al 806.0 N r cf = = 3-98 9.88 12 #7 | Örr-0 | 099-0 „| O#F:0 | 001-1 = r 08: ® 4 8:g8 7 2% 9%. | Orr-0 | 99.0 | ZFr-0 ©] 901-7 2 12 rl 2 = FE 77 g.17 ho | EFR:0 | 699.0 | Zero | 901-1 3 r 08 €1 5 < Le 93 0% 97° 1099.0. | @29.0 | E8r-.0 | 8017-1 er iz e1 Ö A 98 G.28 03 G229- |.8F8:0.2 | 82020.) O6. 1 895-0 = F ei! = g.g8 @.1% 2.08 Bra W200 ro BER 208 d I 12 2 = 9.98 9.87 61 arE eo 27 |: 880. 2.0780 j g oe MA = 98 9.98 61 ic. BIER 00.0 3 DReO ar 08-0 5 = r 1 h 3.0# &. 0% SI aner. MORE Ern | Fe 1 982.0 = F oe 01 « G.0F &3 SI IB 880] FIr0 | 8630 "| 902-0 3 % ol « ir &7 G.9] EEE | IR De I Bl CH: 3 F 08 6 176 J. Furlanjj; Die Verhältniszahlen von SL:dL betragen für den 20. 1'230 bis 132 bis 1 32 Dr den 2 1-26 bis Tas pe d 35 für den 26. 083 bis 144 bis 0:40. Die großen Schwankungen am letzten Tage erklären sich durch die stark wechselnde Bewölkung, so daß einerseits das Maximum der drei Tage am 26. um 10® mit 1°60, andrerseits das Minimum mit 040 um 14" erreicht wird. Es ist aber die Verhältniszahl, wie aus den obigen Durchschnittswerten ersichtlich ist, im allgemeinen an diesem Tage kleiner als an den Schönwettertagen. Die Maxima von 7—t werden auch hier wieder am Vor- mittage, nach 11", erreicht und sind an den Schönwettertagen größer : 275° und 28-5° — als am Föhntage : 35-5°. G. Bei der Franz Sennhütte. Hier wurden in den Sommern 1915, 1916 und 1913 Beob- achtungen gemacht. An den Beobachtungstagen der Jahre 1915 und 1916 herrschte gleichgestimmtes Wetter, so daß die Re- sultate keinen Aufschluß über die gestellten Fragen ergaben. Die Resultate des Jahres 1918 stimmen mit den Ergebnissen an den obigen Beobachtungsorten überein und zeigen eine - Erhöhung der chemischen Strahlung bei Föhn gesen- über -der-Schönwetterlage Die Größen der Warme strahlung. stimmen :miteden entsprechenden Werten auf.dem Hochalmkreuz uf überein. Eine Beobachtung aus dem Oberbergtale möchte ich hier vorbringen, weil sie außer der Beziehung zwischen Strahlungs- intensität und Windrichtung auch den Einfluß der Vergleische- rung auf die Strahlung zeigt. Am 22. August 1918 hörte gegen 17" der Ostwind auf und es trat jetzt ein vom Alpeiner Ferner ins Oberbergtal niedergehender Luftstrom ein, wodurch die Luftfeuchtigkeit von 34°/, auf 49°/, rasch stieg. Indem der Himmel eine weiß- lichere, Farbe* annahm; trat zu’ dieser Zeit Ytreiz "den wor- geschrittenen Nachmittagsstunde eine Erhöhung von dL ein, indem es von 0'213 auf 0:250 stieg. Es zeigt sich auch hier wieder, daß durch eine Kondensation des Wasser- dampfes der Atmosphäre die Leuchtkraft des Himmels zunimmt. , : | N ‘Chemische Strahlung und Luftbewegung. 14 EI Aut dem Alpeiner und auf dem Lisenser Ferner; zu den Tabellen 8A und 8 5; Fig. 8. Der auf dem Alpeiner zugebrachte 23. August 1918 und der auf dem Lisenser zugebrachte 24. August 1918 zeigen den Unterschied der lichtklimatischen Verhältnisse bei NW, be- ziehungsweise SE über Gletschern. Auffallend ist am Föhntage die große Erhöhung von ?J in der Zeit zwischen 10° 30 und 13% 30 trotz starker Bewölkung und Sonnenbedeckung (S,—,, B._,). Diese Erhöhung ist, wie die bezüglichen Kurven zeigen, auf die Vermehrung von dL zurückzuführen. Dieser letzteren entspricht wieder der große Unterschied in der Luftfeuchtig- keit an den beiden Beobachtungstagen. Doch ändert sich bei S,B,, wie die Kurve vom 23. beweist, auch in dieser Seehöhe der Wert von dL im Verlaufe dieses Tages nur wenig. Andrer- seits ist das Maximum am Föhntage um 13" bei S,B, = 0'921, das ist 2°67/-mal so groß als das beim NW des Vortages bei SB, -- 0'345, | Vergleichen wir die dL- und die ZX3-Werte am 23. bei antizyklonalen Verhältnissen, so fällt die größere Differenz zur Mittagszeit (0:069 bis 0'107), gegenüber tiefer gelegenen Beobachtungsstationen auf. Der Umstand, daß also der Unterschied der Leuchtkraft der Atmosphäre im Zenit Baader peripheren T.eile.des Himmelsgewölbes in Feaberer Secehahe ein-größerer ist als in tieferen Lagen und außerdem dort größeren Schwankungen Bererlieet, spricht dafür, daß das Himmelslicht in Boheren Lagen mehrdurch die’Fresnel'scheBtechung und Reflexion zustande kommt gegenüber der Niede- rung, wo die Rayleigh’sche Diffusion eine größere Rolle: spielt. Diese Erscheinung ist im Hinblick auf die in der Atmo- sphäre nach unten hin zunehmende Trübung begreiflich. Die Intensität von ZX3 unterliegt am Föhntage zufolge der wech- selnden Himmelsbedeckung großen Schwankungen, doch ist, in Übereinstimmung mit den Ergebnissen in der Engg, vor Eintritt von Regen, dieselbe am Morgen auch hier über dem Lisenser Ferner größer als die von dL. 4) J. Furlani, er GR. TER a a Big. 8. !J am 23. August 1918 auf dem 1!J am 24. August 1918 auf dem dL am 23. August 1918 auf dem dL am 24. August 1918 auf dem a ee Mn RE = ae I BRETEER :* er. BATE 1 SEHR Eee EBE _ Bu BERER N, S Br SD D —_ oo NS NS [SS SS Ss Ss | EOS ITS Alpeiner Ferner. Lisenser Ferner. Alpeiner Ferner. Lisenser Ferner. 79 Chemische Strahlung und Luftbewegung. 09770 008 uu #1 00% d s N\NAN A\NM « « 83017:.\».8391 18: | 288:0 | 862.0: | ere-0 -- - — | gre:0 | 920.0 | Gre-0 | lo [89 }] 00 17 6 oe wen 0220) in one 0 = ai ra a an SO \ gp8-0 +7 on ve | #Ir.o | 020.1 | 208.0 + — — = jsdeo.t |iere.o 22 1 ee | #1r.0 | #88.0 | ere-0 eve ers ren Timo. 'ote.o) | Bre.o 7 6 ee | 898.0 | 092.0 | are.o sa 0.208 sie | 008-0 |>829+0 | 208-0 | | | | "SI6T Isnany 'ez wy oulag Jaursdjy wep ne uasunyypegoag ESP WAL 719.0 166-0 186-0 606.0 Sor-T 088-1 6lr-I 685-1 68%: 1 666-1 SgT-I SO] 986-0 nn ae 08 0% 08 08 & el ur Tabelle 82. Beobachtungen auf dem Lisenser Ferner. Am 24. August 1918. 10 10 10 11 11 11 11 12 12 13 18 13 18 13 14 14 15 J: Eurlani; 180 20 40 10 20 35 45 30 20 3 0'584 | 0250 5 Ehe leer 5 1'229 | 0508 5 1:105 | 0691. 5 1455 | 0'691 Dr | Mason 10er 8 1:580 | 0757 8 1'842 | 0790 8 = 0°813 9 0-553 | 0558 9 1'842 | 0'790 7 1'229 | 0-921 7 1:580 | 0902 7 = 0790 7 1'229 | 0614 5 1-495 | 0'737 5 1'229 | 0614 6 1:005 | 0'553 8 0:425 | 0425 0334 0°726 0'414 0.764 0'843 0'823 1'052 1:052 0'308 0678 "615 "758 015 0'452 SiS 0872 0.503 0591 0665 0'828 0'828 | (01° 0° 0° a Keriker) @ @ Ol 6 9 2 0665 0'723 0665 0'669 0'474 35 34 34 es 4 4: D&D 5 22 21 21 0—40 m min 0—15 0 70 20— 50 30-120 Morgens Föhnhauben an den Bergen in N und E, zur Mittagszeit starke Cumulostrati in W, nach 16h Gewitter aus N; das den Ferner streift, 20h starker Nebel, 26" Gewitter, nachts strömender Regen. Chemische Strahlung und Luftbewegung. 181 Daß SL am Föhntage, wo schon um 8" an den Bergen in N und E die Föhnhauben hingen, großen Schwankungen bei der wechselnden Sonnenbedeckung unterliegt, ist begreif- lich, sein Maximum 1'052 liegt aber doch nicht erheblich tiefer als am Vortage, wo es 1'075 betrug. In den Verhältniszahlen SL:dZ zeigt sich die am Föhn- tage zu Mittag steigende Kondensation des atmosphärischen Wasserdampfes, die am Nachmittage zum Gewitterregen führt. Die Zahlenwerte betragen 100 bis 0:85 bis 0:91 gegen 2:28 bis 3:01 bis 2:54 des Vortages. Merkwürdig ist das Verhalten der Wärmestrahlung. Am Föhntage ist sie, entsprechend den früheren Ergebnissen, gegen den Vortag geringer in der Zeit bis 11” (18:8° gegen 24°); beträgt aber dann in der Zeit bis 13° = 245° gegen 23° und bisıl5t =21:5°% gegen 16°2° des’ Vortages. T—t übeı- steigt sonach zur Zeit der Gewitterbildung den Wert des Schönwettertages erheblich. Um diese Zeit war ein Sinken der Cumulonimbi bemerk- bar. Es ist nach F. M. Exner! kaum zweifelhaft, daß im Wege der Strahlung ein Einfluß der unteren auf die oberen Schichten der Atmosphäre stattfindet. Die Zunahme des Wasserdampfes fahre zu höheren Temperaturen .in ‚der Tiefe, zu tieferen: in der Stratosphäre, wodurch die Stratosphäre am tiefsten über Zyklonen liegt. Nun dürften aber nach v. Hann? die in hohen Atmosphärenschichten sonst stets vorhandenen feinen Eis- nadeln über Gebieten herabsinkender Luftbewegung fehlen, wodurch die Atmosphäre in hohen Lagen besonders diatherman wird. Die obige Zunahme der Wärmestrahlung zur Zeit des Absinkens der Wolkenmassen könnte so erklärt werden. Nach Cornu? ist der Grad der Polarisation des Himmels- lichtes charakteristisch für die Wetterlage. Eine Änderung desselben verkündet eine Änderung des meteorologischen Zustandes der Atmosphäre früher als andere Anzeichen hiefür vorhanden sind. Mit zunehmender Kondensation des atmo- 1 F.M. Exner, Dynamische Meteorologie. Leipzig 1916. 2 J.v. Hann, Lehrbuch der Meteorologie. Leipzig 1915. 3 Cornu, Sur le photopolarimetre considere comme instrument mete- orologique (Mem. du Congres met. internat.), Paris 1889. 182 J. Furlani, sphärischen Wasserdampfes nimmt die Größe der Polarisation ab. Nun nimmt nach unseren Beobachtungen mit dieser Kon- densation die Intensität des diffusen Lichtes zu. Es erscheinen also die Abnahme der Polarisation und die Zunahme der chemischen Strahlung durch die gleichen Vorgänge bedingt. Durch die Zunahme der Größe der Kondensationsprodukte über die Größen der Wellenlängen wird die Diffusion der Strahlung und somit die Polarisation vermindert, andrerseits nimmt die chemische Strahlung zu. Auch dieser Umstand spricht für die Anschauung, daß die Zunahme der chemischen Strahlung durch eine Zunahme der einfachen Brechung und Reflexion der Strahlen an den vergrößerten Wassertröpfchen oder Eiskryställchen bedingt sei. Ein zwingender Beweis kann jedoch erst durch den Nachweis gesetzmäßiger Beziehungen zwischen Polarisationsgröße und Strahlungsintensität des Hiımmelslichtes erbracht werden, ob mit der Abnahme der ersteren die Zunahme der letzteren parallel läuft. Meine Beobachtungen haben den Wert der einfach zu handhabenden photographischen Methode der Strahlungsmes- sung für die Wettervorhersage aufgezeigt. 4. Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Die chemische Intensität der Sonnenstrahlung ist im Hochsommer im Gebiete der Nordalpen der Intensität im nördlichen Karste an der Adria in der gleichen Seehöhe von 00 m gleich. Mit Zunahme der Seehöhe nimmt sie dort langsamer zu als über dem Karste. Die chemische Intensität der diffusen Strahlung ist im Hochsommer über den Nord- alpen geringer, daher ist auch die chemische Intensität der Gesamtstrahlung geringer als über dem Karste. Die Wärme- strahlung ist im Monat August in der gleichen Seehöhe über den Nordalpen etwas größer als über dem Karste. Es erscheint somit das Energiemaximum des Spektrums im nordalpinen Gebiete gegenüber dem Karste gegen das ultrarote Ende verschoben. 2. Es ist in Übereinstimmung mit den Beobachtungen an der nördlichen Adria die chemische Wirkung der Gesamt- i i Chemische Strahlung und Luftbewegung. 185 strahlung im Hochsommer bei SE- bis SW-Winden eine größere, bei NW- bis NE-Winden eine geringere als bei Wind- stille. Die chemische Wirkung des diffusen Lichtes ist bei SE- bis NW-Winden gegenüber anderen Wetterlagen erhöht. Bei Kondensation des atmosphärischen Wasserdampfes nimmt die Sonnenstrahlung im Verhältnis zur diffusen Strahlung ab. Die chemische Intensität der Sonnenstrahlung erreicht bei warmen, südlichen Winden und bei Windstille’ die höchsten Werte. Der Erhöhung der Lufttemperatur bei gleichzeitiger Steigerung der chemischen Intensitäten, entspricht eine Ver- minderung der thermischen Intensität der Strahlung. Jedoch wurde bei der Bildung eines Gewitters über dem Lisenser Ferner eine starke Steigerung der thermischen Strahlung beob- achtet. 3. In Seehöhen von 500 bis 3000 m ist der Eintritt von Föhnwetter im Hochsommer durch eine Erhöhung der chemi- schen Intensität der Strahlung gekennzeichnet. Es zeigt eine Erhöhung der Intensität der Sonnenstrahlung das Ausfließen der kalten Bodenluft aus dem Inntale im Vorstadium des Föhns an, indem die Höhe der Inversionsschichte sich vermindert. Bei Eintritt der Kondensation des atmosphärischen Wasserdampfes im stationären Föhnstadium erfolgt eine Vermehrung der Leucht- kraft des Himmels und eine Abnahme der thermischen Strahlung. 4. Während bei antizyklonalem Wetter die Zenitstrahlung am Morgen und Abend geringer, zu Mittag größer ist als die tiefer gelegener Himmelsteile, zeigten: Beobachtungen in See- höhen über 1000 m, daß durch die Kondensation des atmo- sphärischen Wasserdampfes schon bei niederen Sonnenhöhen die Zenitstrahlung die tieferer Himmelsteile übertreffen kann. 8. Die Tageskurven der chemischen Intensitäten der Strahlung zeigen bei Eintritt einer Depression einen gleich- mäßigeren Verlauf als bei antizyklonaler Witterung. Eee: PER. Br uni Wordalaisnie end ARE ide TERN ug ir th Babe SEH sh 7 ‚He Heiss sie eu süneielehei erde 5 Tel go BRHLERE. re a eier ah ER ste stets Be teak re er aD: FR ER Yale: Ye U ren EERRERGEN 185 ga Baal brndal? entei: ne br FE Pan OR EN AUT I, RE Er f ER ER A Tu [a 1 Tr Er a Te 21% ERIK, BR y; 'isür RT Er n se ta rin Sue #90 iz; ct ‚rattn ori | tniandas neh däker eo era Srkamt Ba ah eaLe. ame a ei eat clan Bskiada Aulndhiögh ware 8 Hahn ee N veraihee en 1ötP-st | zarten Hs lsaiikdadorig = note} 1ebmoi 1b 1d4989.1 196 anterlsaay,S wtplohs; Sf nuißolendär yeräno Sruldame nor: iron ob sinrisndA © arte batı elsrmiH sb suullanältasI ihlschs Vntesiaridiies sine: job re eu waleumleg NET au bradklbad cam anordnen jsliatelscchrufler ehrt beuhh aibselsich Bebb RODBER Isemoß. nössbiteriddinäkien ertdeisbs Deal tmodii Di Aeeirskergtane ie isislbir eier eher a siegten dreist nude: irakch: Ioiele marisumpigesggdh Tonic! an ange sarah : slenrü um Ivan’ Hack: Bir‘) az ar ee > Rn ae Rr 2) Mann ee re n i ER n F KLEK % DET IE # Über die Muskulatur des Vorderkopfes der Stomatopoden und die systematische Stellung dieser Malakostrakengruppe Von Prof. Karl Grobben (Wien) w. M. Akad. Wiss. (Mit 4 Textfiguren und 2 Tafeln) (Vorgelest in der Sitzung am 3. April 1919) Meine Untersuchungen über die Muskulatur des beweg- lichen Vorderkopfes der Macrura Natantia (15) unter den Dekapoden veranlaßten eine Untersuchung in gleicher Hin- sicht am beweglich abgesetzten Vorderkopfe der Stomato- poden. Sie führte mich auch zu einer neuerlichen Erörterung der systematischen Stellung und verwandtschaftlichen Be- ziehungen dieser Malakostraken, bezüglich welcher ich schon bei früherer Gelegenheit (14) in Kürze meine Ansicht dar- legte. 1. Der Vorderkopf und seine Muskulatur. Bei den Stomatopoden ist der Vorderkopf im Vergleiche zu jenem der- Macrura Natantia sehr lang und deutlich von dem folgenden Kopfabschnitte beweglich abgesetzt. Es war daher zu erwarten, daß sich hier die gleichen Muskeln, die von mir bei den Macrura Natantia beschrieben wurden, vor- finden werden. Als Untersuchungsmaterial lagen Alima-Larven und das erste Squillastadium von Squilla sowie entwickelte Tiere und zwar in konserviertem Zustande vor. Ihrer Durchsichtigkeit 186 Ketrobbien, halber dienten zuvörderst Alima-Larven und das erste Squilla-Stadium der Untersuchung. Am Vorderkopfe (sinciput) von Sguilla ist ein basaler hinterer Teil (Antennulensegment der Autoren) und ein vorderer Abschnitt (Augensegment der Autoren) zu unterscheiden, die gelenkig gegeneinander abgesetzt sind (Fig. 1, 2,4 Vo, Va). Ersterer trägt an seinen vorderen lateralen Ecken die ersten Antennen (4), letzterer am Vorderende die beiden Stiel- augen (OÖ), die mittels eines medianen Verbindungsstückes (7) gleichfalls gelenkig dem Vorderabschnitte des Vorderkopfes ansitzen. Dorsal wird der Vorderkopf bei der Alima-Larve von dem langen Rostralstachel der Schale überragt, bei dem Squillastadium jedoch bloß im Mittelteile seines basalen Abschnittes bis fast zur Vordergrenze von der bei der Gattung Sgquilla nur kurzen dreieckigen Rostralplatte (R) überdeckt. Was die Muskulatur betrifft, so sind a) die Muskeln zu unterscheiden, welche der Bewegung des Vorderkopfes am Hinterkopfe dienen, 5b) die im ‚Vorderkopf selbst leeren Muskeln zur Bewegung seiner Abschnitte und Anhänge. .a) Muskeln zwischen Vorderkopf und Hinterkopf. Hier ist zunächst ein paariger kurzer Muskel (Fig. 1 und 3 E) anzuführen, der hinter der Basis der Rostralplatte (bei der Alima-Larve [Fig. 4] hinter dem Ursprung des Rostral- stachels) an der Dorsalwand der Schale, beziehungsweise des Hinterkopfes entspringt und von hier in schräg nach vorn und ventralwärts gerichtetem Verlaufe zur dorsalen Einlenkungsstelle des Vorderkopfes zieht. Die beiderseitigen Muskeln sind durch die zwischen ihnen durchtretende Arteria cephalica (Ac) getrennt und verlaufen ein wenig nach vorn und außen divergierend. Dieser Muskel (Fig. 1 E) ist der von mir als Musculus levator sincipitis bezeichnete Muskel, homolog jenem der Macrura Natantia. Er wurde nebenbei von Claus (6, p. 7) angegeben. Ihm wirkt jederseits ein Muskel entgegen, der sich an der ventralen Einlenkung des Vorderkopfes innen von der Basis der 2. Antenne mittels langer Sehne ansetzt (Fig. 1,2,3B). Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 187 Dieser Muskel reicht nach hinten bis in die Mandibelgegend und inseriert sich an der Seitenwand des Hinterkopfes. Seine Fsehner.liest, wie Fig. 3.am .besten zeigt, ‚ventral;,vomtihrer dorsalen Seite gehen die Muskelfasern aus, die schräg nach hinten’ und dorsal verlaufen und sich in einer Linie von den dorsal entspringenden Muskeln der 2. Antenne an bis in die Mandibelgegend am Hinterkopfe inserieren. Dieser Muskel zieht den Vorderkopf nach der Ventralseite und entspricht dem von, mir „als, Musculus .:depressor.sincipitis. ..be- schriebenen Muskel der Macrura Natantia. Es ist außerdem noch ein zweiter paariger Muskel (Fig. 1, 4 Ati) vorhanden, der gleichfalls als Depressor des Vorderkopfes funktioniert und den ich als Musculus attractor sincipitis bezeichnen will. Er entspringt an der Dorsalwand des Hinterkopfes (Fig. 3) dicht außerhalb des M. levator Sincipitis und zieht venfralwärts, zum Hinterende des: Vorder- Berics Die Muskeln beider. Seiten konvergieren in ıhrem Verlaufe medianwärts gegen eine. unpaare gemeinsame apodematische Sehne, welche in der Mitte der ventralen Ein- lenkungsstelle des Vorderkopfes ihren Ursprung hat (Fig. 2 und Fig. 4J). In seinem Verlaufe stimmt dieser Muskel mit dem von Parker und Rich (23) bei Palinurus edwardsii als superior coxal muscle, von W. Schmidt (24) bei Potamobius astacus als M. oculi basalis posterior bezeichneten Muskel überein. Insbesondere bei Potamobius sind aber Form und Ausbildung dieses Muskels Squilla gegenüber verschieden, indem bei Potamobius der Muskel selbst kurz und schwach bleibt und sowohl ventral mittels einer (ebenso bei Palinnrus) unpaaren langen.Sehne als auch dorsal durch Vermittlung einer kurzen Sehne inseriert ist. Er besitzt bei Pofamobins auch nicht die Bedeutung eines Attractors des Vorderkopfes, da letzterer hier nicht beweglich abgesetzt, sondern mit dem Hinterkopfe fest vereinigt ist. Der Musculus oculi basalis posterior befindet sich bei Potamobins sowohl als bei Palinurus in Verbindung mit dem Musculus oculi basalis anterior Schmidt (depressor of the interophthalmic sclerite Parker und Rich), der sich an die ventrale unpaare Sehne des M. oculi basalis posterior 188 "K. Grobben, einerseits, andrerseits an den dorsomedianen proximalen Rand des die beiden Stielaugen verbindenden Chitinringes ansetzt. Ich halte den M. attractor sineipitis von "Sguilla für homolog mit dem M. oculi basalis posterior von Potamobins, beziehungsweise dem superior coxal muscle von Palinurus.! Bei Sqnilla ist dieser Muskel stärker, besitzt eine von Potamobius verschiedene Ausbildung und läßt eine Verbindung zu dem vorderen basalen Augenmuskel vermissen. Auf letzt- genannten Umstand wird später noch zurückzukommen sein. Die ursprüngliche funktionelle Bedeutung des M. attractor sincipitis tritt uns bei Sguilla entgegen. Bei Palinurus und Potamobius fungiert er als Tensor des M. oculi basalis anterior. Schmidt ist diesbezüglich ziemlich gleicher Ansicht, wenn er angibt, daß bei Pofamobius -der M. oculi basalis posterior die Sehne des vorderen basalen Augenmuskels vom Cerebralganglion wegzieht, dieses dadurch vor einem Druck bei Kontraktion des vorderen basalen Augenmuskels schützt und zugleich die Wirkung des vorderen basalen Augen- muskels verstärkt. Parker und Rich betrachten den homo- logen superior coxal muscle als zur 2. Antenne gehörig, der aber jetzt funktionslos ist, wahrscheinlich ursprünglich dazu diente, das bei Palinurus mit dem Panzer fest verwachsene Grundglied (coxopodit) der 2. Antenne nach außen zu drehen. In. topischer Hinsicht. ist der M aftsacier iz pitis- vom Bedeutung, indem seine ventrale Insertios die . ventrale.. Hintergrenze des. Vorderkopnie- 52 zeichnet, die somit auch im Falle fester Vereinigung des Vorderkopfes .mit. dem .‚Hinterköpfe ‚ dureh die „ventreie Insertion der Sehne des homologen M. oculi basalis posterior bei Potamobins, des superior coxal muscle bei Palinurus genau erkennbar wird. 1 Damit erscheint die in meiner Abhandlung über den Schalen- schließmuskel der dekapoden Krustazeen (15, p. 16) aufgeworfene Frage, ob etwa der M. oculi basalis posterior von Polamobius auf den M. levator sineipitis der Macrura Nalantia zurückzuführen ist, deren Beantwortung ich damals dahingestellt sein ließ, verneint. sg Ba Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 189 b) Die im Vorderkopfe gelegenen Muskeln. Hier sind zunächst drei Muskeln anzuführen, die der Bewegung des Augenabschnittes dienen und zwar zwei dorsale und ein ventraler. Die beiden dorsalen Muskeln (Fig. 1 Loe, Loi) entspringen nebeneinander. an der Dorsalwand des Basalteiles des Vorder- kopfes etwa in dessen halber Länge in der Gegend, die sich in der Flucht der Seitenwand des Augenabschnittes befindet, und ziehen sich überkreuzend zur hinteren dorsolateralen Ecke des Augenabschnittes. Der dorsal überkreuzende Muskel hat schräg von außen nach innen gerichteten Verlauf, während der lateralwärts verlaufende Muskel ventral von ersterem zu seiner vorderen Insertionsstelle zieht. Funktionell handelt es sich um Heber des Augenabschnittes und ich will sie daher als Musculus levator segmenti oculorum externus und internus bezeichnen. Als Antagonist fungiert ein ventraler Muskel des Vorder- kopfes, der Musculus depressor segmenti oculorum (Fig. 2, 3,4, Dso). Er entspringt etwa in halber Länge der ventralen Wand des Basalteiles des Vorderkopfes und zieht als breites Band, in der Mittellinie mit dem der anderen Seite sich berührend, zum ventralen Hinterrand des Augen- segmentes. Bei Potamobius fehlen die drei zuletzt genannten Muskeln, was mit der unbeweglichen Vereinigung von Vorderkopf und Cephalothorax im Zusammenhange steht. Von der im Vorderkopf gelegenen, zur Bewegung der Basis der Stielaugen dienenden Muskulatur ist zunächst ein langes schlankes Muskelpaar zu nennen, das am dorsalen Hinterrande des Vorderkopfes entspringt und zu der Basis der Stielaugen zieht (Fig. 1, 3, 4 Oba). Der dorsale (hintere) Ansatz dieser zwei Muskeln schließt sich fast der vorderen Insertion des M. levator sincipitis an. Von da divergieren die Muskeln beider Seiten gegen jene Stelle der Augenbasis, an welcher die Stiele der Seitenaugen eingelenkt sind. Ich stehe nicht an, dieses Muskelpaar dem M. oculi basalis anterior von Pofamobius. gleichzusetzen. Es weicht Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. I4 190 K. Grobben, allerdings bei Sqguilla rücksichtlich seiner hinteren Insertior und in seinem gegen vorn stark nach außen divergierenden Verlaufe von dem als homolog bezeichneten Muskel bei Potamobins ab. Sein divergierender Verlauf hängt wohl mit der starken Breitenentwicklung des gemeinsamen Basalstückes. der Stielaugen zusammen und muß aus diesem Umstande verstanden werden. Seine hintere Insertion differiert dagegen wesentlich von den bei Potamobius beobachteten Verhält- nissen. Zunächst möchte ich im Hinblick auf die bei Sguilla sich findenden Verhältnisse eine kleine Änderung in der Beschreibung der hinteren Insertion dieses Muskels von Potamobius, wie sie Schmidt gibt, entsprechend der von Parker und Rich (23) gegebenen Beschreibung dieser Muskel bei Palinurus, vorangehen lassen. Nach Schmidt’s .Dar- stellung (24, p. 197) entspringt der M. oculi basalis anterior »median an dem vorderen Ende des Epistomas zwischen den Coxalgliedern der 2. Antenne mit einer langen, unpaaren Sehne«, derselben unpaaren Sehne, die dann’ zum>M, oculi basalis posterior sich fortsetzt; Parker und. Rich dagegen rechnen die mittlere unpaare Sehne (median coxal ligament) ihrem superior coxal muscle (= m. oculi basalis posterior Schmidt) zu und lassen den depressor of the interophthalmic sclerite (= m. oculi basalis anterior Schmidt) sich an dieses Ligament ansetzen. Die Richtigkeit letzterer Darstellung ergibt sich aus dem zweifellos ursprünglicheren Verhalten bei Sguilla, wo (die unpaare Sehne, mit welcher bei Pofamobins der M. oculi basalis anterior zusammenhängt, nicht zu diesem, sondern zu dem M. attractor sincipitis (= M. oculi basalis posterior) gehört. Daraus folgt, daß die Verbindung des M. oculi basalis anterior mit der unpaaren Sehne bei Palimurus und Potamobius ein sekundäres Verhältnis vorstellt, das seine Erklärung wieder in der Rückbildung des Vorderkopfes und dessen fester Ver- bindung mit dem Hinterkopfe finden würde. Es entsteht nun die Frage, ob die hier ausgesprochene Auffassung auch näher begründet ist und ob weiter gezeigt werden kann, in welcher Weise die Verbindung des M. oculi Di Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 191 basalis anterior zur medianen Sehne als sekundär aus den Verhältnissen bei Squilla ableitbar ist. Die Begründung scheint mir in dem Vorhandensein einer von Lücken durchbrochenen Bandverbindung gegeben, die von der dorsalen Einlenkungsstelle des Vorderkopfes schräg nach hinten zu seinem ventralen Einlenkungsrande hinter dem Cerebralganglion verläuft (Fig. 2, 3, 4 Ls). Ich will dieses Band Ligamentum sincipitis benennen. Die dorsale Insertion dieses paarigen Bandes liegt in dichtem Anschluß an die hintere Insertion des M. oculi basalıs anterior. \entralwärts vereinigen sich beide Ligamente zu einem Bande, das sich vor der Sehne des M. attractor sincipitis. (M. oculi basalis posterior) an die Ventralwand des Vorderkopfes ansetzt (Fig: 2 Zs). | Um die bei Pofamobius bestehenden veränderten Ver- hältnisse zu verstehen, ist die Verkürzung, beziehungsweise Vereinigung des Vorderkopfes mit dem Hinterkopf zu berück- sichtigen. Dabei ist der M. oculi basalis anterior schwächer und kürzer geworden. Denken wir uns diesen Muskel mittels seines nunmehr bei der Verkürzung des Vorderkopfes ventral gerichteten Hinterendes mit dem dorsoventralen Ligamente und dieses mit der ventralen Sehne des bei Pofamobius gleichfalls reduzierten M. attractor sincipitis (M. oculi basalis posterior) in Verbindung getreten, so resultierte ein Verhältnis, wie es bei Polamobius besteht. Vielleicht ist bei Potamobinus das dünne sehnige Band, :welches jederseits von der Stelle, wo die vorderen Basalınuskeln des Auges mit der unpaaren Sehne sich verbinden, lateralwärts zieht und sich lateral an dem in die Augen führenden Ausschnitte ansetzt, dem dorsalen Teile des Ligamentum sincipitis homolog (vergl. Schmidt 24, P-.499: und Fig: 12). Der M. oculi basalis anterior dreht das gemeinsame Basalstück der Stielaugen dorsalwärts. Er wird in dieser Funktion unterstützt von einem kurzen Muskel (Fig..1 Obl), der an der ventralen Seitenecke des Augensegmentes entspringt und dorsalwärts zum Basalstück der Stielaugen verläuft, wo er sich lateral vom M. oculi basalis anterior ansetzt. Ich will ihn als Musculus oculi 193 K. Grobben, basalis lateralis bezeichnen. Ich finde bei: Potamobius keinen homologen Muskel vor. Dem M. oculi basalis anterior wirkt ein kurzes breites Muskelpaar (Fig. 2,4 Dp) an der Ventralseite entgegen. Es entspringt an der Ventralwand des Augensegmentes etwa in der Höhe des Ursprunges der Augenstiele und zieht in ventrodorsalem Verlaufe gegen die Mittellinie konvergierend zur hinteren ventralen Einlenkungsstelle des medianen Augen- stielträgers. Dieser Muskel soll als Musculus depressor oculorum basalis bezeichnet werden. Nach der Arbeit von Schmidt scheint er bei Potamobius zu fehlen. Von Muskeln, die der Bewegung der 1. Antenne, am Vorderkopfe dienen und im Basalabschnitte (Antennulen- segment) des Vorderkopfes gelegen sind, finden sich zwei vor. Erstens ein an der Dorsalwand des basalen Vorderkopi- abschnittes lateral vom M. levator segmenti oculorum externus entspringender Muskel (Fig. 1 Sca. d), der sich verschmälernd in etwas lateralwärts gerichtetem Verlaufe zum dorsolateralen Teile der Einlenkungsstelle des Basalgliedes der 1. Antenne zieht. Zweitens ein ventraler Muskel (Fig. 2, Sca. v), welcher in den Seiten des Basalteiles des Vorderkopfes gelegen ist; er entspringt an der Ventralwand dieses Vorderkopfabschnittes und verläuft sich verschmälernd nach vorn zur ventrolateralen Einlenkungsstelle der 1. Antenne. Beide Muskeln bewegen die 1. Antenne, nach der vorderen Insertion zu schließen, lateralwärts, der dorsale zugleich etwas nach der Dorsalseite, der ventrale nach der Ventralseite. Nach seinen Insertionen möchte ich diese Muskeln als Musculus sincipito-antennalis dorsalis und ventralis bezeichnen. | Wenn wir nach einem entsprechenden Muskel bei Potamobius suchen, so finden wir ihn in dem von Schmidt als M. promotor I. Antennae bezeichneten Muskel. Nach der von diesem Autor gegebenen Beschreibung entspringt dieser Muskel beim Flußkrebs »an der lateralen Ecke des dreieckigen Ausschnittes, der die Verbindung des Körperinnern mit dem Innern der 1. Antenne herstellt. Hier entspringt er dorsal wie ventral und heftet sich mit seinen kurzen dünnen Fasern BE u de nn öl 0 2 an nn ne ne ie nii euren Sa LA a ann r > e “7 Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 195 dorsolateral ar dem proximalen Rande des ersten Gliedes an. Er bewegt die 1. Antenne in der Sagittalebene«. Was seine hintere Ursprungsstelle Squrlla gegenüber an dem Rahmen, in welchem die I. Antenne eingelenkt* ist, an- belangt, so ergibt sich diese aus der Reduktion und Vereinigung des Vorderkopfes mit dem Hinterkopfe. ‚ Betreffend den M. promotor I. Antennae selbst, scheint es, daß in diesem Muskel von Potumobins ein Homologon beider genannter Sqwilla-Muskeln zu suchen ist, die jedoch Squilla gegenüber bei Potamobius lateral vereint wären. Für diese Auffassung erscheint allerdings bloß die Angabe Schmidt’s von Bedeutung, daß der M. promotor I. Antennae bei Potamobius in der lateralen Ecke des Kopfrahmens einen dorsalen und ventralen Ursprung hat; die dorsal entspringende Muskelfasergruppe würde dem dorsalen, die ventral ent- springende dem ventralen M. sincipito-antennalis von Squrilla entsprechen. | Es kann jedoch als mindestens ebenso wahrscheinlich ‚bezeichnet werden, daß der M. promotor I. Antennae nur dem M. sincipito-antennalis dorsalis von Sguilla homolog ist. Bei Palinurus entspricht der lange dorsoventrai ver- laufende levator of antennule dem M. sincipito-antennalis dorsalis von Sguilla. Sein dorsoventraler Verlauf ist bedingt durch die stark ventrale Verlagerung‘ der 1.:.Antenne. Dem M. sincipito-antennalis ventralis von Sgzilla entspricht bei Palinurus vielleicht der abductor of antennule, während bei Potamobius, wie schon aus meiner früheren Bemerkung hervor- geht, dieser Muskel fehlen dürfte. 2. Die systematische Stellung der Stomatopoden. Im Anschlusse an diese Untersuchung möchte ich meine Ansicht über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Stomato- poden und ihre Stellung im System ausführlicher darlegen als ich dies bei früherer Gelegenheit (14) getan habe. Wohl fast alle Untersucher dieser .Krustazeen haben erkannt, daß die Stomatopoden ‘eine vielfach abweichende und isolierte Gruppe der Malakostraken bilden. Doch ihre näheren 194 K. Grobben, Beziehungen zu den übrigen Malakostraken wurden in ver- schiedener Weise beurteilt. Huxley (17, :p: 327) ist»der Ansicht, daß'die Stomato- poden, die nicht nur von den eigentlichen Podophthalmen, sondern allen anderen Krustazeen in wichtigen Verhältnissen ihres Baues abweichen und in eine besondere Gruppe gestellt werden müssen, zu den Edriophthalmen viele Beziehungen besitzen. Dem entgegen werden sie von den übrigen Forschern wohl mit größerem Rechte als nähere Verwandte der Podoph- thalmen betrachtet. Genauer ‘hat zuerst Boas (2, p. 487, 565 bis 568) in einem Stammbaumschema seine Ansichten über die Ver- wandtschaftsbeziehungen der Stomatopoden präzisiert. Er hebt mit Recht hervor, daß diese Formen keine näheren Bezie- hungen zu anderen Malakostrakenordnungen haben, daß sie in gewissen Punkten eine sehr primitive Stelle unter allen Malakostraken einnehmen und nur mit den tiefststehenden Formen unter diesen einige nähere Berührungspunkte besitzen; »die nächste, immerhin aber sehr entfernte Verwandtschaft dürften sie zu den Euphausiden zeigen«. In dem Stamm- baume läßt‘ dementsprechend Boas die Squilliden an dem von den Phyliopoden (denen er auch Nebalia zurechnet) zu den Euphausiden führenden Stamme sich abzweigen. Claus (7, p. 96 und 104) hat in seinem Stammbaum- schema die Stomatopoden von Urmalakostraken abgeleitet, von denen er auch die Leptostraken herleitet und damit die separate Stellung der Stomatopoden zum Ausdruck gebracht. Ich selbst habe später (14, p. 266) mich dahin ausge- sprochen, daß der Ursprung der Stomatopoden etwas höher hinauf zu verlegen und zwar erst in. Urschizopoden zu suchen sei, aus denen sich die Stomatopoden als gesonderter Seitenzweig entwickelt haben. Zur Begründung habe ich auf die jüngste Stomatopodenlarve, die sogenannte Zrichthoidina verwiesen, die so vielfache Übereinstimmung mit den Schizo- poden zeigt. Ich möchte hier insbesondere die Spaltfußform der 'T'horaxextremitäten dieser Larvenform hervorheben, eine Fußform von der Ausbildung, wie sie in der Schizopodenreihe Vorderkcopfmuskulatur der Stomatopoden. 195 zu finden ist. Der separaten Stellung und den ursprünglichen baulichen Verhältnissen der Stomatopoden einerseits, der typischen Übereinstimmung mit den Eumalacostraca andrer- seits, habe ich in dem damals aufgestellten System der Malacostraca dadurch Ausdruck gegeben, daß ich die Stomato- poden als besondere erste Untergruppe der Eumalacostraca anschließend an die Leptostraca gereiht habe. In mit dieser Ansicht übereinstimmender Weise hat Haeckel (16, p. 651) in seinem Stammbaum der Krustazeen die Stomatopoda als besonderen Seitenast von Proschizopoda sich abzweigen lassen, sie jedoch im System als Ordnung den Thoracostraca eingereiht. In neuerer Zeit spricht sich Calman (8, p. 156 und 4, p. 331) dahin aus, daß das genauere verwandtschaftliche Verhältnis der Stomatopoden zu den anderen Ordnungen der Malakostraken mangels verbindender Glieder keineswegs klar sei und erachtet es am wahrscheinlichsten, daß die Stomato- poden einen seitlichen Ausläufer vom hHauptstamm der Malakostraken bilden. Giesbrecht (11, p. 231) endlich läßt in seinem Schema der phyletischen Differenzierung der Krustazeentypen die Stomatopoden aus gemeinsamer Wurzel mit Protothora- costraken, Protarthrostraken und Anomostraken aus jüngeren Protomalacostraken hervorgehen. Meine frühere Auffassung halte ich auch jetzt noch für richtig und könnte sie nur dahin modifizieren, daß ich für die hypothetische gemeinsame Stammform von Stomatopoden und Schizopoden statt der (von Claus herrührenden) Be- zeichnung Urschizopoden die Bezeichnung Proteumala- tostraca.setize. Bei der vergleichenden Untersuchung des Stomatopoden ergeben Sich 1. gemeinsame Charaktere mit den Eumala- costraca, 2. gemeinsame ererbte (ursprüngliche) Charaktere mit (den Leptostraca, 3. spezielle ihnen eigentümliche Charaktere. Die mit den Eumalacostraca gemeinsamen Charaktere, welche die Zugehörigkeit der Stomatopoden mit Thora- kostraken, "Anomostraken und Arthrostraken zu der Eumala- kostrakengruppe begründen, sind die ‘gleiche Zahl der 196 NK. Grobben, Abdominalsegmente, die Ausbildung des Telsons und die gemeinsame Grundform der Thoraxgliedmaßen anzuführen. Als mit Leptostraken gemeinsame, von ihnen .ererbte, ursprüngliche Charaktere der Stomatopoden, die im besonderen bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden sollen, ergeben sich die Ausbildung eines relativ großen, gelenkig abgesetzten Vorderkopfes mıt den übrigen Eumalakostraken gegenüber reicherer Muskulatur, die gelenkig abgesetzte Rostralplatte, die lateralwärts gekehrte Richtung der_2. Antenne, vielleicht auch die eigentümliche Entwicklung der 2. Maxille, endlich die Form der Spermien. Im inneren Bau ist als ursprünglich die Form des Herzens anzusehen, das als sogenanntes viel- kammeriges Rückengefäß vom Thorax durch das ganze Abdomen reicht. Als den Stomatopoden eigentümlich sind anzuführen die ‚dorsoventrale Abplattung des Körpers, die Kleinheit der Schale, die mächtige Verbreiterung des Abdomens, die Umbildung der fünf vorderen Thoraxfüße zu fangfußartigen Maxillarfüßen, der Besitz von Kiemen an den Abdominalfüßen sowie die Abgliederung eines Augenabschnittes am Vorderkopfe. Es verdient zunächst hervorgehoben zu werden, daß unter den Eumalacostraka in keiner Gruppe der Vorderkopf so stark entwickelt, zweigliedriig und in gleicher Weise beweglich abgesetzt ist wie bei den Stomatopoden; wo er sonst noch bei Eumalakostraken beweglich abgegliedert er- scheint, wie bei den Schizopoda und Decapoda Macrura Natantia, ist er doch viel kürzer und es scheinen ihm eine Anzahl von Muskeln zu fehlen, die bei Sgailla vorhanden sind. Hingegen schließen sich die Stomatopoden diesbezüglich gut an die Leptostraken an, deren ansehnlich großer Vorder- kopf sehr beweglich ist und eine noch reiche Muskulatur enthält. Die Übereinstimmung zwischen Vorderkopf der Stomato- poden und Leptostraken läßt sich noch weiter verfolgen. Bei Nebalia erhebt sich die Dorsalwand des Vorderkopfes, wie Claus genauer beschreibt, über der Insertionsstelle der 1. Antenne zu einem nach den Seiten dachförmig vorspringenden, die Basis der Stielaugen überwölbenden Höcker, der in zwei Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. ' 197 Stirnstacheln ausläuft. Claus bezeichnet die Stirnstacheln als »Rostralstacheln« und sieht den in diese zwei Stacheln aus- laufenden Kopfhöcker als eine den Rostralfortsätzen am Panzer zahlreicher Malakostraken entsprechende Bildung (8, p. 39). Diesen von Claus gemachten Vergleich halte ich nicht für zutreffend, da sich die den Vorderkopf überdeckende beweglich eingelenkte Rostralplatte als dem’ Rostrum der Eumalakostrakenschale homolog erweist. Dagegen ist bei Stomatopoden am Augenabschnitte des Vorderkopfes jederseits ein nach vorn und laterodorsal gerichteter flügelförmiger Fortsatz ‚vorhanden, der hinter den Stielaugen entspringt (Textfig. 1, Pd). Diese zwei Fortsätze Textag, T, Vorderkopf mit Rostralplatte von Gonodactylus, unter letzterer die Processus dorsales (Pd) sichtbar. Schwache Vergrößerung. sind von Giesbrecht als Processus dorsales bezeichnet worden. Sie entsprechen ihrer Lage nach den Stirnstacheln am Vorderkopfhöcker von Nebalia und ich halte sie dem- nach für Homologa dieser letzteren. Auf ihnen liegt gleichwie bei Nebalia die Rostralplatte mancher Stomatopoden auf, so bei Pseudosguilla, bei Gonodactylus, wo der hier vorhandene Stachel der Rostralplatte mit einer ventral vorspringenden Kante zwischen den Processus dorsales gleitet (Textfig. 1), was gleicherweise für den Mittelstachel an der Rostralplatte von Protosquilla gilt. 198 K. Grobben, Eine zweite Eigentümlichkeit der Stomatopoden, auf die ich bei früherer Gelegenheit besonders hingewiesen habe und die nicht genügend gewürdigt wurde, liegt in dem Besitze einer gelenkig mit dem Vorderrande des Cephalothoraxschildes verbundenen Rostralplatte. Ich habe bereits damals bemerkt, daß dieselbe an die Kopfklappe von Nebalia erinnert, mit der »sie wahrscheinlich auch homolog ist. Soweit dies aus den bisher vorliegenden Beobachtungen erschlossen werden kann, wird ihre Entstehung durch Abgliederung vom Vorder- rande des Cephalothoraxschildes anzunehmen sein, wie ja auch bei Nebalia die Kopfklappe in dieser Weise entsteht. Die Ausbildung der Rostralplatte der Stomatopoden hängt mit der Abgliederung des Vorderkopfes, welcher die Augen und .ersten Antennen trägst, zusammen. Immerhin möchte 7a sie als Erbstück der Nebalia betrachten, welches sich mit einer Eigentümlichkeit der Kopfbildung erhalten oder aber atavistisch wieder entwickelt hat« (14, p. 266). Dagegen war Claus (8, p. 130) der Ansicht, daß die beweglich abgesetzte Kopfklappe von Nebala und der palaeozoischen Ceratio- cariden in keiner ‚ anderen bekanıten ‚Koistazeensruppe wiederkehrt. Ich habe auch schon damals anschließend darauf hingewiesen, daß das Homologon der Kopfklappe von Nebalia in. dem Restrum der=Schale--4er FE umalakostraken za suchen ist. Übereinstimmend mit dieser Auffassung heißt es auch in der ‚Charakteristik der Stematopoden bei’ Bigeelow p. 490): »The rostrum in the adult is separated by a movable joint from the carapace«. | Erst jetzt- ist’ mir” bei” Verfolgung’ "der ’Literatür uber Rhynchocinetes bekannt geworden, daß schon Milne Edwards (21, p. 166) in seiner kleinen Mitteilung betreffend die Be- schreibung der durch einen gelenkig abgesetzten Rostral- stachel ausgezeichneten Gaıneele KAlhıynchocinetes auf die Homologie der Rostralplatte der Stomatopoden mit dem Rostrum der Dekapoden hingewiesen hat. Die bezügliche Stelle lautet: »Il nous semble, par consequent, evident..... que la plaque frontale des Squilles doit £&tre consideree comme le representant du rostre des Decapodes«. N ER Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 199 Diese Homologisierung halte ich auch heute für richtig. Die Anlage der Kopfklappe bei dem Embryo von Nebalia zeigt ein Bild, welches vollständig an ein Schalenrostrum erinnert (vergl. Metschnikoff [20], Fig. 17 und 18). Bei Paranebalia longipes ist die Rostralklappe auch in einen Stachel ausgezogen. Und was die Stomatopoden betrifft, so konnte schon aus den damals vorliegenden Beobachtungen über ihre Entwicklung (vergl. Claus, 5) geschlossen werden, daß ihre Rostralplatte durch Abgliederung des Rostrums der Larvenschale entsteht. Nun kann noch auf die Angabe Giesbrecht’s (10, p. 126) verwiesen werden, nach welcher bei dem ersten litoralen Stadium von Squilla (erstes Squilla- stadium) der als Rostrum bezeichnete vordere Medianstachel der Alimalarve durch die beweglich mit dem Schilde ver- bundene Platte ersetzt wird. Für die Homologie der Rostralklappe der Leptostraken mit der Rostralplatte der Stomatopoden und dem Rostrum der Alimalarve und der Thorakostraken vermag ich nun auch aus eigenen Beobachtungen das Verhalten der Vorderkopf- muskulatür heranzuziehen. Der Musculus levator sincipitis von Nebalia wiederholt sich bei der Alimalarve. Hier ent- springt er an der Dorsalwand hinter der Basis des Schalen- rostrums; bei dem Übergange dieser Larvenform in das erste Squillastadium liegt diese Insertion hinter der Einlenkungs- stelle der Rostralplatte wie bei Nebalia; der vor dieser Insertion gelegene Teil der Schale, das Rostrum, ist nunmehr zur gelenkig abgesetzten Rostralplatte geworden. Auch bei den Decapoda Macrura Natantia entspringt der M. levator sineipitis dorsal dicht hinter dem Ursprunge des Rostrums der Schale. | Ebensowenig erfolgt die Hebung und Senkung der beweglich eingelenkten Kopfplatte der Stomatopoden wie jener von Nebalia durch besondere Muskeln, sondern indirekt durch Hebung und Senkung des Vorderkopfes. Was die Größe der Rostralplatte bei Stomatopoden be- trifft, so bedeckt sie bei »Psendosguilla den Vorderkopf voll- ständig bis über die Processus dorsales, bei Gonodactylus, Protosgnilla bloß bis vor oder hinter die Processus dorsales; bei 200 K. Grobben, Squilla ist sie kürzer und erreicht nicht die Processus dorsales, auch liegt ihre ventrale Einlenkungsstelle am Vorderkopf median weiter nach vorn als die dorsale, so daß die Platte nicht so frei beweglich ist wie zZ. B. bei Gonodactylus, sondern, wie es Giesbrecht darstellt, mit ihrem mittleren hinteren Teile der Unterfläche mit dem Vorderkopfe verwachsen er- scheint. Auch der Rostralstachel ist bei manchen Formen (Psendosguilla cerisii, Protosquilla, Lysiosguilla, Gonodactylus) (Textfig. 1) als mehr oder minder langer kräftiger Stachel vorhanden. Bei Protosguilla besitzt die Rostralplatte außerdem zwei seitliche Stacheln. Im. Vergleiche zu der Rostralklappe der Leptostraken zeigt die Rostralplatte der Stomatopoden eine Verkleinerung, wie eine solche übrigens auch in ersterer Gruppe bei Nebaliopsis tvpica zu finden ist. In gleicher Weise weist die Schale der Stomatopoden eine Verkleinerung gegenüber den Leptostraken auf. Daß die Kleinheit der Schale bei Stomato- poden eine sekundäre ist, ergibt sich auch aus dem Zurück- bleiben der Schale im Wachstum, das von der Larvenzeit zur Geschlechtsform verfolgt werden kann. Während die Schale bei den Larven noch den ganzen Thorax, in manchen Fällen noch den Vorderabschnitt des Abdomens überdeckt, läßt sie bei der Geschlechtsform die drei Thorakalsegmente und sogar die letzten Maxillarfußsegmente unbedeckt, woraus. wohl geschlossen werden kann, daß die Stammformen der Stomatopoden eine mindestens den Thorax überdeckende Schale besessen haben. Die Kleinheit der -Stomatopodenschale erscheint als spezielle Eigentümlichkeit, die mit der mächtigen Entwicklung des Abdomens im Zusammenhange steht. Die gelenkigabgesetzte Rostralplatte der Stomato- poden halte ich für ein Erbstück von den Leptostraken. In meiner früheren diesbezüglichen Publikation (14, p. 266) ließ ich diese Frage offen. Die gelenkige Abgliederung des Rostralstachels vom Rückenpanzer wiederholt sich unter den Eumalacostraca in der Gruppe der Decapoda Macrura Natantia bei den Gattungen Rhynchocinetes und Pantomus. Hier handelt es sich aber Di a Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 201 um eine Bildung, die kaum mehr als Erbstück der Lepto- straken beurteilt werden kann, sondern als innerhalb der Macrura Natantia selbständig entstandene Bildung anzusehen ist. Der abgegliederte Rostralstachel besitzt wenigstens bei Rhymchocinetes, den ich selbst untersuchen konnte (Pantomus kenne ich nicht), auch nicht die Form einer den (hier redu- zierten) Vorderkopf deckenden Platte, sondern die Gestalt eines schwertförmigen gezähnten Kieles wie sonst bei den Macrura Natantia. Das gelenkig abgesetzte Rostrum von KRliynchocinetes Zypus gestattet, wie schon der erste Beschreiber dieser Garneele H. Milne Edwards (21) angibt, eine fast senkrechte Aufrichtung desselben nach der Dorsalseite, während es im gesenkten Zustande zwischen die ersten Antennen nach vorn ragt. Immerhin bietet die Abgliederung des Rostralstachels bei den genannten Garneelen aus dem Grunde Interesse, weil in ihr die von mir vertretene Auffassung der Rostralklappe bei Stomatopoden und Leptostraken als abgegliedertes Rostrum eine gewisse Stütze findet. Es sei hier noch die Frage gestreift, wie die gelenkig abgesetzte Rostralklappe der Leptostraken zu beurteilen sei, ob dieselbe dem Rostrum der Eumalacostraca gegenüber einen ursprünglicheren Charakter vorstellt. Ich halte dafür, daß, gleichwohl die Leptostraca den Eumalacostraca gegenüber im wesentlichen einen ursprünglicheren Formentypus repräsentieren, in ihrer gelenkigtabgegliederten Rostralklappe jedoch ein sekundärer Charakter vorliegt, dem das unbe- wegliche Rostrum in der Stammesgeschichte voran- gegangen ist. Die Abgliederung des Rostrums hat sich erst im Zusammenhange mit der gelenkigen Absetzung des Vorderkopfes ausgebildet. Als weiteren einem primären Verhalten entsprechenden Charakter der Stomatopoden erachte ich die Richtung. der 2. Antenne und ihrer im Hinterkopfe gelegenen Muskulatur (vergl. Fig. 1, 3, MA”). Die 3. Antenne ist nämlich lateral hinter dem Vorderkopf eingelenkt und ventrolateral gerichtet. 202 K. Grobben, Die am Kopf inserierten, zur Bewegung der ganzen Antenne dienenden Muskeln, haben dorsoventralen, zufolge der dorso- ventralen Abplattung des Körpers lateroventralen Verlauf. Solches Verhalten findet sich auch bei Nebalia. Auch hier ist die 2. Antenne hinter dem Vorderkopfe, nicht, wie Claus (8, p. 39) angibt, am Vorderkopfe inseriert und ist: ventral- wärts gerichtet. Diese Richtung der 2. Antenne ist, wenn man die mit wohlentwickelter 2. Antenne ausgestatteten Euphyllopoden, wie die Limnadiiden vergleichsweise heran- zieht, die ursprüngliche Richtung der 2. Antenne. In allen diesen Fällen haben die zur Bewegung dieser Antenne als Ganzes. dienenden, am Kopfe entspringenden Muskel dorso- ventralen. Verlauf. Wenn damit die diesbezüglichen Verhältnisse bei den in .der genetischen Reihe der Eumalacostraca sich zunächst an- schließenden Thorakostraken verglichen werden, so zeigt sich, daßisbei diesen. die „1. ‚Antenne nähes an dei Ark herangerückt erscheint und letztere nunmehr parallel mit ersterer nach vorn gerichtet ist; dementsprechend nimmt bei den höher spezialisierten Malakostraken die im Kopfe ent- springende Muskulatur der 2. Antenne mehr oder minder eine Verlaufsrichtung von hinten nach vorn. Diese Änderung in. der» Lagebeziehung, .der 2: Antennerhäneti mi raer Ver kürzung, beziehungsweise Vereinigung des Vorderkopfes mit dem Hinterkopfe zusammen. Und zwar ist infolge der Ver- kürzung und der dieser in der Stammesreihe folgenden Vereinigung des Vorderkopfes mit dem Hinterkopfe die 1. Antenne nach hinten und innen zwischen die 2. Antennen zurückgerückt und damit die 2. Antenne näher an. die Spitze des Kopfes gelangt. Mit der erwähnten Verkürzung und weiteren Vereinigung des Vorderkopfes mit dem Hinterkopfe hängt bei den Thora- kostraken auch die zuerst von Milne Edwards hervor- gehobene Sternalbeuge (Kopfbeuge) zusammen, d. h. die gegen die Richtung der Hauptachse des Körpers in rechtem Winkel nach aufwärts gerichtete Lage des Augensegmentes und der Antennensegmente. Diese Sternalbeuge fehlt den Stomatopoden, worauf Huxley (17, p. 326) besonders hingewiesen hat. Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 203 Die Stomatopoden zeigen somit in der Lage und Richtung der 2. Antenne ein Verhalten, das sich mehr an die Lepto- straken anschließt. - Sehr eigentümlich und abweichend ist die 2. Maxille der Stomatopoden gestaltet (Textfig. 3) und bietet Schwierig- keiten in der Deutung der Teile. Nach Boas (2, p. 501) ist die 2. Maxille der Squilliden viergliedrig, die zwei ersten Textfig. 2. | Textfig. 3. Zweite Maxille von Nebalia geofroyi. : Zweite Maxille von Gonodactvlus. Schwache Vergrößerung. Schwache Vergrößerung. Glieder sind jedoch nicht scharf geschieden. Dem Grund- gliede gehören die zwei ersten basalen Laden, dem zweiten Gliede nur eine Innenlade an; an dieses schließt sich ein zweigliedriger Palpus (Endopodit) und ein rudimentärer Exo- podit an. Boas verweist schließlich darauf, daß die 2. Maxille der Squilliden mit jener von Thysanopus trotz aller Ver- schiedenheit keine geringe Ähnlichkeit besitzt. Nach Claus 204 K. Grobben, (7, p. 21) dagegen trägt das Basalstück der 2. Maxille bei Stomatopoden (Sgıilla) nur einen Ladenfortsatz, das 2. Grund- glied zwer Ladenfortsätze. Auf diese beiden Grundglieder folgt der zweigliedrige Endopodit mit fächerartig entwickelten Außenlappen,' unter denen ein kleiner dritter fächerartiger Außenlappen an der Außenseite des zweiten Stammgliedes folgt, ‚der aber nicht als reduzierter Exopodit gedeutet werden kann; ein solcher fehlt, wie sich auch aus dem Verhalten der 2. Maxille in den Larvenstadien ergibt. Desgleiehen gibt Giesbrecht für ‘das 1, Glied der” 2. Maxille einen Ta für das 2. Glied zwei Laden an.! Diesen Angaben von Claus und Giesbrecht kann ich auf Grund eigener Beobachtung beitreten. | Mindestens ebensogut als mit der" 2." Maxille ror Euphausiiden läßt sich die eigenartige Ausbildung der 2. Maxille der Stomatopoden mit der 2. Maxille von Nebalia in * Beziehung: bringen. Bei dieser Form ist" de 2 Mair (Textfig. 2) wie bei Stomatopoden viergliedrig; dem 1. Grund- gliede (Stammgliede) gehören zwei Innenladen, dem 2. nur eine Innenlade an. Der Endopodit ist wie bei Stomatopoden zweigliedrig, diesen gegenüber jedoch von mehr gestreckter Gestalt, während er bei Euphausiiden bloß eingliedrig ist. Außerdem ist an der 2. Maxille von Nebalia ein Exopodit vorhanden, der, wie schon erwähnt wurde, der Stomatopoden- maxille fehlt. Wie sehr übrigens die spezielle Gestaltung der 2. Maxille bei den verschiedenen Leptostrakengattungen differiert, zeigt insbesondere die stark gedrungene Form dieser Mundglied- maße bei Nebaliopsis. Bei dieser Gattung ist der Exopodit weitgehend verkümmert, auch weist der Endopodit keine Zweigliederung auf, was nach Thiele (25) in gleicher Weise für Nebaliella antarctica und Paramebalia longipes zutrifft. l Bezüglich der 2. Maxille sei 'noch bemerkt, daß Giesbrecht die Angabe macht, die Maxillardrüse münde an der Hinterwand des zweiten Gliedes aus. Diese Angabe ist nicht zutreffend. Die Ausmündung dieser Drüse findet sich sonst stets am Grundgliede. Gleiches ist auch bei den Stomatopoden der Fall; und zwar liegt die Mündung der Maxillardrüse an einer Papille. am oberen Rande des Grundgliedes (vergl. Textfig. 3, Rp). or “ er Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 205 . Gegenüber der Zweigliedrigkeit des Endopoditen bei Nebalia ist der Mangel dieser Gliederung auf Reduktion zurückzuführen. Auch die Form der Stomatopodenspermien, deren eigen- :artige Gestalt und Ähnlichkeit nur mit jenen von Euphausiiden and Phyllopoden von Boas, welcher Nebalia den Phyllopoden ‚zurechnet, bereits hervorgehoben wurde, kann als Stütze für ‚die verwandtschaftliche Beziehung zwischen Stomatopoden und Leptostraken angeführt werden. Es ist ja eine bekannte "Tatsache, wie sehr die Form der Spermien verschieden ist und wie sich in ihrer speziellen Gestaltung vielfach die Ver- wandtschaftsverhältnisse der Tiere ausgeprägt finden. Im besonderen für die dekapoden Crustaceen wurde dies von mir (13) aufgezeigt. Die zuerst von mir (12) beschriebenen Spermien von Squilla sind kugelig, ohne weitere Fortsätze. Die gleiche Form besitzen sie bei den Leptostraken, während sie bei ‚den etwa noch zum Vergleiche heranzuziehenden Euphausiiden ‚oval gestaltet sind. Die Spermien der Sguilla stimmen somit am meisten mit jenen von Nebalia überein. Endlich ist im inneren Bau ein ursprünglicher Charakter der Stomatopoden in der Ausbildung des Zentralorgans des Kreislaufes gegeben. Dieses beginnt in der Maxillarregion mit einem herzartig erweiterten Abschnitte und reicht als sogenanntes gekammertes Rückengefäß bis in das 5. Abdominal- segment. Unter allen Malakostraken besitzt es die ursprüng- lichste Form. Nicht einmal bei den Leptostraken zeigt das Herz eine so primitive Form, wenngleich das Leptostraken- herz verglichen mit dem Herzen der übrigen Malakostraken — die Stomatopoden natürlich ausgeschlossen — ursprüng- lichere Verhältnisse aufweist. Diese sind bei dem Nebalia- herzen gegeben in der Ausdehnung des Herzens von der Maxillarregion bis in. das 4. Abdominalsegment und in dem Vorhandensein von sieben Spaltenpaaren, die der vorderen Herzhälfte angehören und von denen das letzte im 6. Thorakal- segmente gelegene sich durch besondere Größe auszeichnet. Wenn mit demselben das ähnlich gestaltete Herz der Mysiden unter den Schizopoden verglichen worden ist, so Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128 Ba. 19 206 K. Grobben, zeigt sich der Unterschied, daß dieses bloß bis höchstens (Siriella) in den Anfang des 8. Thorakalsegmentes sich erstreckt und nur zwei Ostienpaare besitzt, die in der Region des 2. und 3. Thorakalsegmentes ihre Lage haben. Es handelt sich im Mysidenherzen demnach bloß um eine äußerlich ähnliche Herzform, die, kaum direkt von der spezifischen Form des Herzens der Leptostraken abgeleitet werden kann. Somit... steht».das..» Herz "der, 1Stematopeden » Has -seings Ursprünglichkeit dem Leptostrakenherzen am nächsten. Dabei erweist sich aber das Leptostrakenherz keineswegs als das ursprünglichere, sondern als bereits spezialisiert, während das Herz der Stomatopoden die primitiveren Zustände zeigt, womit auch Giesbrecht’s Ansicht übereinstimmt (11, p. 234 und 235). | Daß die Stomatopoden ursprüngliche Malakostraken repräsentieren, wurde. auch von »Boas, Claus, Haeckel erkannt und es entspricht dem auch die Ansicht Calman’s. Was in vorliegenden Erörterungen eingehender dargelegt, werden: sollte, ist die vielfach mahe. Beziehung, welche zwischen Stomatopoden und Leptostraken besteht, und die besondere Stellung, welche die Stomatopoden unter den Eumalacostraca einnehmen. Bezüglich ihres Verwandtschafts- verhältnisses und ihrer wahrscheinlichen Abstammung von ehemaligen Proteumalacostraca (früher als Urschizopoden bezeichnet) bin ich dabei zu dem gleichen Resultate gelangt wie in meiner früheren diesbezüglichen Abhandlung. Ein folgendes Stammbaumschema, in welchem nur die großen Gruppen der Malacostraca berücksichtigt sind, soll diese Auffassung übersichtlich wiedergeben (Siehe p. 207). Dieses Stammbaumschema unterscheidet sich von dem zuletzt von Giesbrecht (11, p. 231 u. ff.) aufgestellten, soweit es die Malakostraken betrifft, in zwei Punkten, und das ist in der Ableitung der Stomatopoden und der Anomostraken. Giesbrecht läßt die Stomatopoden sich als gesonderten Ast aus einer gemeinsamen Wurzel mit Protothorakostraken, Anomostraken sowie Protarthrostraken aus jüngeren Proto- malakostraken hervorgehen, während er von älteren Proto- malakostraken die Leptostraken abstammen läßt. Dem von a ae Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 207 mir aufgestellten Stammbaumschema gegenüber erscheint die Abzweigung der Stomatopoden somit etwas höher hinauf verlegt. Immerhin kommt auch in dem Stammbaumschema Giesbrecht’s die gesönderte Stellung der Stomatöpoden zum Ausdruck. | | je | "Was die Anomostraken betrifft, so läßt sie Giesbrecht als besonderen Ast aus gemeinsamer Wurzel mit den übrigen früher genannten Malakostrakenreihen aus Protomalakostraken entstehen. Nach meinem Stammbaumschema hingegen gehören leptostraca Arthrostraca . Anomostrasa Vhoracostraca “ Stomatopoda Proteumalacostraca Urmatakestraken (Archimalacostreca) Textfig. 4. Anomostraca und Arthrostraca einem gemeinsamen Seiten- zweige an, welcher von der zu den Thoracostraca führenden Stammreihe herzuleiten ist, zu welcher Anomostraca und Arthrostraca meiner Ansicht nach in engerer verwandtschaft- licher Beziehung stehen. Die palaeontologische Urkunde gibt über die Abstammung der Stomatopoden keinerlei Aufschluß. Die ältesten Stomato- podenreste sind aus dem Karbon bekannt, falls das von Woodward (26) als Necroscilla Wilsoni beschriebene Krusta- zeenabdomen einem Stomatopoden angehört, was nicht fest- 208 K. Grobben, steht und auch von Woodward nur als vermutliche Ansicht bingestellt wird, zu der er hinneigt. Aus dem Karbon werden auch die ältesten fossilen Schizopoden angegeben. Zwischen- formen sind .bis jetzt nicht aufgedeckt worden. Zwar wird in der englischen Ausgabe (29) des Lehrbuches der Palaeon- tologie von Zittel Pygocephalus mit einiger Wahrscheinlich- keit als Schizopode angeführt, mit dem Zusatze » Pygocephalus also exhibits many Stomatopod features«. Es sieht danach so aus, als ob in Pygocephalus eine Zwischenform zwischen Schizopoden und Stomatopoden vorläge. Die Ansicht, daß Pygocephalus Stomatopodencharaktere zeige, geht wohl auf Huxley zurück Nach’ Desiey (ie p. 3868) ist der von ihm beschriebene Pygocephalus Cooperi eine podophthalme Krustazeenform und aller Wahrscheinlich- keit nach näher mit Mysis als mit irgend einer anderen existierenden podophthalmen Krustazeenform verwandt. Dann aber hebt Huxley hervor, daß das Abdomen, Telson und die Schwanzfüße von Pygocephalus stärker und breiter als bei Mysis seien und zieht zum Vergleiche das Abdomen von Gonodactylıs, einem Stomatopoden, heran. Er schließt bezüglich Pvgocephalus mit dem Satze: »At any rate we shall be quite safe in assigning to it a position among either the lower Decapoda or the Stomapoda.« Dana (9) betrachtet Pygocephalus als Schizopoden und nach Zittel (27) scheint dieser Krebs die charakteristischen Merkmale der macruren Dekapoden zu besitzen; Zittel ordnet Pygocephaluıs bei den Penaeiden ein, fügt aber bei, daß die palaeozoischen Macruren eine sichere Bestimmung nicht gestatten und nur möglicherweise zu den Penaeiden gehören. Packard (22) bezeichnet Pygocephalus als zweifel- hafte Form und bezieht sich dabei auf die von ihm ange- führten Huxley’schen Angaben. Nach Broili (28) gehört Pygocephalus wahrscheinlich zu den Schizopoden. Auf Grund der von Huxley gegebenen Figuren und Beschreibungen (18, 19) ist meines Erachtens nach Pygoce- phalus als Schizopode zu betrachten. Stomatopoden- charaktere sind an Pygocephalus nicht zu erkennen. U Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 209 . Für die Zuordnung von Pygocephalus zu den Schizopoden . spricht die Angabe, daß sieben Thoraxextremitäten und Exopoditen an den Thoraxfüßen erkennbar sind. Das Abdomen und die Schwanzflosse besitzen allerdings eine Breite, die wir bei heute lebenden Schizopoden in. der Weise nicht finden. Doch ist nicht zu übersehen, daß ausgestorbene Schizopodentypen nicht durchwegs mit in der heutigen Lebe- welt existierenden übereinstimmen werden. In der Erscheinung von Pygocephalus fallen Merkmale der macruren Dekapoden auf, wie Zittel richtig erkannte. Es erinnern der breite Cephalothorax, das breite Abdomen und die breite Schwanz- flosse an die Verhältnisse, wie sie bei den Macrura Reptantia bestehen. In Pygoceplialus handelt es sich somit vielleicht um eine den Maerura Natantia nahestehende, somit der Euphausiacea-Reihe zuzurechnende Schizopodenform, die aber wahrscheinlich eine Lebensweise ähnlich jener der rezenten Macrura Reptantia und einiger \Macrura Natantia hatte. - Literaturverzeichnis. 1. Bigelow, R. P., Report on the Crustacea of the order Stomatopoda collected by the Steamer Albatross etc.: Proceed. U. S. National Mus. vol. XVII, 1894, Washington 1895. | re .Boas, J. E. V., Studien über die Verwandtschaftsbezie- hungen der Malakostraken. Morpholog. Jahrbuch Bd. S, 1883. | ke 3. Calman, W. T., On the Classification of the Crustacea Malacostraca. Ann. a. Magaz. of Natur. Hist. ser. #'t. AH, 1904, p. 156. & 4.Calman, W. T., Crustacea. In: A Treatise on Zoology edit. by Ray Lankester, part. VII, London 1909. 5. Claus, C., Die Metamorphose der Squilliden. Abhandl. - d. kgl. Gesellsch. d: Wiss. zu Göttingen. : 16. Bd;, 1871, p. 133 und 142. 6. 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Loe Musculus levator segmenti oculorum externus. Loi Musculus levator segmenti oculorum internus. Ls Ligamentum sineipitis. MA' die basalen Muskeln im Grundgliede der 1. Antenne. MA' Muskeln zur 2. Antenne. | Ma Mandibel. Mx erste Maxille. N Naupliusauge. O Stielauge. Ob Oberlippe. Oba Musculus oculi basalis anterior. Obl Musculus oculi basalis lateralis. ä Pd Processus dorsales des vorderen Abschnittes des Vorderkopfes. KR Rostralplatte (beziehungsweise Rostrum bei der Alimalarve). Rp Papille mit der Ausmündung der Maxillardrüse, ° Sca.d. Musculus sincipito-antennalis dorsalis. Sca.v. Musculus sincipito-antennalis ventralis. T gemeinsame Basis der Stielaugen. Va hinterer Abschnitt des Vorderkopfes (Antennularsegment). Vo vorderer Abschnitt des Vorderkopfes (Augensegment). Fi [23 2) Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. I Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. 213 Tafelerklärung. Tafel 1. Der Kopfabschnitt des ersten Squillastadiums in der Dorsal- ansicht, mit der Muskulatur des Vorderkopfes und der im Kopfe inserierten Muskeln der 2. Antenne. Die Muskulatur ist zum Teil nur einseitig dargestellt. Von der 1. und 2. Antenne sind bloß die basalen Abschnitte dargestellt. Vergr. etwa 38/1. Der Kopfabschnitt des in Fig. 1 abgebildeten 1. Squillastadiums in der Ventralansicht mit der Muskulatur des Vorderkopfes und der im Grundgliede der 1. Antenne gelegenen basalen Muskulatur. Die verschiedenen Teile letzterer sind größtenteils nur einseitig einge- zeichnet. Sonst wie in Fig. 1. Vergr. etwa 38/1. Tafel II. Kopfabschnitt einer erwachsenen Squilla mantis median durch- schnitten nach Entfernung des Darmes, um die Muskulatur des Vorderkopfes zur Ansicht zu bringen. Vergr. 25/1. Längsschnitt durch den Vorderkopf einer Alima-Larve, aus in der Medianebene und neben dieser geführten Schnitten kombiniertes Bild. Vergr. 73/1. aliugaismaohe, ak: aa A za Ben ala ab ) | Jsiloas = giigenis Eile Di 88 wein rg Y. a odasgınh tits neiszad asteadn ae 10" en ns saslae Anatin Pi, 8 elininailis Di. 10% For EN BR: Aanis inte Aa Br ak a. maindse ns island 108 >stgenlasbra zus sn msi. TEN \quahsbro? aub- damıb ee; Haltiarsd nal Aeaah nacen Taf. I Grobben K.: Vorderkopfmusk en a j | | j | | \ } 1 | | Grobben K.: Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. Taf. I Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. Es KeR Taf u Grobben K.: Vorderkopfmuskulatur der Stomatopoden. an | See RI \ x 57 Se \ SDx 74 °. P Pr , 4 4 , DS # Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. [&8) N Oi Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg im niederösterreichischen Waldviertel Von Arthur Marchet (Mit 5 Textfiguren und 2 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 23. Jänner 1919) Einleitung. Wenn man von Krems das Tal des gleichnamigen Flusses aufwärts wandert, gelangt man nach etwa einer halben Stunde bei der Lederfabrik an eine Stelle, wo sich das Tal verengt. Hier findet sich eine ziemlich mächtige Bank von schwärzlich- grünem Amphibolit, die sich weit nach Norden bis östlich von Gars verfolgen läßt. Die ersten Angaben über das Auf- treten dieses Gesteins finden sich bei J. C2jZek.! Durch die Untersuchungen von F. Becke? wurde nachgewiesen, daß man im Waldviertel mehrere Amphibolittypen unterscheiden muß. Der »normale Amphibolit« sowie der »Smaragditgabbro« der beiden Arbeiten sind Gesteine, die dem Rehberger Gabbro- Amphibolitzug angehören. Eine kurze Beschreibung des Gesteins, sowie eine Kartierung desselben ist dann in dem 1 J. CZjZek: Geologische Karte der Umgebungen von Krems und vom Manhartsberg. Beilage zu Bd. 7 der Sitzber. d. mathem.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss. in Wien, 1853. ie ö 2. F. Becke: Die krystallinen Schiefer des niederösterreichischen Wald- viertels. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. in Wien, 84. Bd., 1881, I. Abt., p. 551 bis 555. Die Gneisformation des niederösterreichischen Waldviertels. Tschermak’s Min. Petr. Mitt., IV, 1882, p. 233.bis 322-und 360 bis 365. 216 A. Marchet, von der Wr. Mineral. Gesellschaft zur 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte herausgegebenen Hefte »Das niederösterreichische Waldviertel<«! enthalten. Hofrat Becke gab dann später? einige Verbesserungen und Ergänzungen der geolog.-petrogr. Karte dieses Heftes. an, die zum Teil auch den Gabbro-Amphibolit. betreffen. Hier wäre noch hinzuzufügen, daß das Gestein. östlich von Ober- Plank nur eine dem Schiefergneis aufgelagerte Schuppe bildet. Man trifft daher in größerer Höhe wieder auf den Schiefer- gneis des Liegenden. Wie aus der beigefügten Kartenskizze- (Taf. I) ersichtlich ist, findet man die Fortsetzung des Zuges. im Kamptal etwa 3/, km südöstlich von der Mündung des Doppelbachgrabens.” | Das Material zu der vorliegenden Arbeit stammt zum Teil von Herrn Hofrat Becke, der die sroße Freundlichkeit hatte, es mir zur Untersuchung un” überlassen, zum E32 wurde es von mir bei Begehungen des Gebietes aufgesammelt. 4A. Geologischer Teil. Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg gehört der molda- nubischen Zone ‚nach. F. E. Suess? an und. bat wie dere übrige Gesteine den Charakter eines ın größerer Erdtiefe gebildeten krystallinen Schiefers im Gegensatz zu den Gesteinen der moravischen Zone. Was die Lagerungsverhältnisse anbelangt, so findet sıch der Amphibolit konkordant dem Schiefergneis eingelagert, von dem er sich im südlichen Teil, vom Kremstal bis etwa zum Klopfertberg, scharf trennen läßt, während im Norden der 1 F. Becke, A. Himmelbauer, F. Reinhold und R. Görgey: Das niederösterreichische Waldviertel. Tschermak’s Min.-Petr. Mitt., XXXI, p. 201, 223 (1914). 2 F. Becke: Zur Karte des niederösterreichischen Waldviertels. Tschermak’s Min.-Petr. Mitt, XXXIL, p. 354 (1915). 3-Für die Zeichnung der Skizze wurden auch die Originalaufnahmen von Hofrat Dr. F. Becke und Dr.-A.-Himmelbauer zu Hilfe genommen. 4 F. E. Suess: Die Moravischen Fenster und ihre Beziehungen zum 'Grundgebirge des Hohen Gesenkes. Denkschr. der Akad. d. Wiss. in Wien, math.-naturw. Kl., 78, 1912, p. 541 bis 632. ee Fe de U 7 u a ee ei ne ch Sun Da nd aa in nn au U all dan 20a u 210 2 Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 214 Schiefergneis häufig durch Anreicherung von Hornblende ın ‚den Amphibolit überzugehen scheint. Hier findet auch mehr- fach Wechsellagerung zwischen Amphibolit und Schiefergneis statt. Im südlichen Teil konnte nur in dem Graben, der von Rehberg nördlich dem Goldberg gegen Gneixendorf hinauf- führt, eine Einschaltung von Schiefergneis im Amphibolit festgestellt werden. Sowohl im Hangenden als auch im Liegenden wird der Gabbro-Amphibolit von Serpentinvorkommen begleitet. Am Südhang eines Seitengrabens östlich von Reh- berg ist die Kontaktstelle der beiden Gesteine aufgeschlossen (Profil Fig. 1). Hier tritt zwischen Amphibolit und Serpentin eine, durch Stoffaustausch entwickelte, gewölbte Lage von Gold B- Iırems T. 0 1:5000 W Fis.% Profil aus einem Seitengraben östlich von Rehberg. 7 —.Lößb, Jı = Strahlsteinschiefer, s —= Schiefergneis, $ = Serpentin, a, = plattiger-dünnflaseriger Amphibolit, p = Pegmatitgang, 4a — grobflaseriger Amphibolit, gs — Gneisglimmerschiefer. zirka !/, m mächtigem Strahlsteinschiefer auf. Wie in dem Profil angedeutet, sind am Südhang des Grabens nur die Gesteine im Liegenden des Amphibolits aufgeschlossen. Auf Gneisglimmerschiefer folgt eine rund 50m mächtige Lage von Schiefergneis, der parallel zur Schieferung von einem Pegmatitgang durchsetzt wird. Darüber liegt Serpentin, der gegen den Amphibolit von dem oben erwähnten stark zer- setzten und steil einfallenden Strahlsteinschiefer begrenzt wird. Auf diesen folgt der unterste Teil des Amphibolitlagers in ziemlich dünnflaseriger Ausbildung mit körnigen Partien von Uralitgabbro. Das Hangende ist an der Nordseite des Grabens zu beobachten. Zuerst foigt grobflaseriger Amphibolit, der dann, wie später geschildert wird, immer mehr gegen 218 z A. Marchet, Amphibolit von dünnplattiger Textur zurücktritt und schließ- lich gelangt man in den Schiefergneis des Hangenden. Der Amphibolit besitzt hier im Hangenden des Serpentins eine abweichende Lagerung. Das Streichen ist gegen NNW ge- richtet, das Fallen beträgt etwa 50° gegen WSW. Die normale Lagerung in dieser Gegend ist hingegen .nördliches Streichen bei einem Einfallen unter 30° gegen West. Südwestlich von Stratzing verschwindet der Amphibolitzug unter der Löß- masse, welche das Kremsfeld bildet, um in zirka 41/, km Entfernung in den nördlichen Seitengräben des Sirnitzbaches wieder an den Tag zu treten. Von hier läßt sich das Gestein bis an die Straße Langenlois—Schiltern verfolgen, wo dann wieder eine Unterbrechung stattfindet. Das Streichen ist in ReuhB. Reith. Gr. 419 25,019) { 1% 7 Kr > — $ AUES: IS Ss a, W 1:25.000 0) Fig. 2. Profil Reithberg-Reithgraben. %.==LoB, a — Amphibolit, Ss — Schieiergneis, S'=- Serpenlläin, gs —= Glimmerschiefer, qu — Quarzit. diesem Abschnitt mehr gegen Ost gerichtet und schwankt zwischen NNO und ONO. Das stärkste Ausbiegen gegen Osten beobachtet man am Dürnitzbüchel mit einem Streichen N 67° O und Fallen 22° NNW. Die Fortsetzung des Gesteinszuges trifft man dann etwa 1 km östlich von der Straße nach Schiltern in einem Seiten- graben des Reithtales. An den Ostabhängen .des Reithberges im: Liegenden' von’ 'Serpentin (Profil Fig?2),’ dann" an"@en Westabhängen des Schmalz- und Klopfertberges trifft man den Amphibolit immer wieder an. Das Streichen schwankt hier zwischen NNW und N. Auch der Fallwinkel ist nicht konstant, er beträgt am Schmalzberg 20°, am Klopfertberg (im Hangenden von größeren Serpentinmassen!) hingegen 40° gegen West. Nördlich vom Klopfertberg wird das Gestein Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 219 feinkörniger, häufig treten Einschaltungen von Schiefergneis, “westlich von Gottsdorf auch von Marmor auf. . Das folgende Profil soll die Lagerungsverhältnisse östlich vom Seebingberg veranschaulichen. Unter dem grobschuppigen, biotitreichen Schiefergneis, der den Gipfel zusammensetzt, folgt zunächst ein feinkörniger, feldspatreicher Granitgneis, der eine fast 2 km lange Linse vom Nordabhang des Seebingberges bis zu dem gegen den Stiefernbach abfallen- den Rand des Plateaus von Thürneustift bildet. Das Gestein nimmt gegen die Tiefe, wie auch im Profil angedeutet ist, rasch an Mächtigkeit ab, so daß man es in: dem tief ein- geschnittenen Tal des Stiefernbaches nicht mehr antrifft. Wohl im Zusammenhang mit diesem Granitgneis stehen aber Profil Seebingbergs—Kamptal. LT. = b0ß, m — Marmor, 2s = Glimmerschiefer, a = Amphibolit, s = Schiefergneis, g = Granitgneis. die zahlreichen Adern von Pegmatit und Aplit, die im Stiefern- tal zu beobachten sind. Unter dem Granitgneis liegt dann Amphibolit und zwar anfänglich in einer Ausbildung, die an den »Pfefferkorn«-Amphibolit von Schiltern erinnert. Weiter im Liegenden trifft man braunen, quarzitischen Schiefergneis abwechselnd mit plattigem, feinkörnigen Amphibolit (im Profil schematisiert. Auch eine Lage von Marmor ist in dem Amphibolit weiter östlich enthalten. Der Bahneinschnitt im Kamptal ist schon im Schiefergneis des Liegenden angelegt. Unter diesem folgt, wie Grundaushebungen bei Gottsdorf gezeigt haben, Glimmerschiefer. Zwischen Stieferntal und Plank schwankt das Streichen des Amphibolits zwischen NNW und NNO bei einem normalen 220 A. Marchet, Einfallen unter 30° gegen West, Noch weiter nördlich biegt dann das Streichen immer mehr gegen Ost, so daß man bei den Felsen, die °/, km südöstlich von der Mündung des Doppelbaches an der Kamptalstraße anstehen, ein Streichen nach NO beobachten kann. Der Fallwinkel ist sehr hoch und beträgt bei 80° NW. Ähnlich ist die Lagerung auch bei. Maiersch (Str.: N37° O und F.: 60° NW). Diese abweichende Lagerung hängt damit zusammen, daß die krystallinen Schiefer hier ein Satteljoch bilden, wie Hofrat Becke schon in seiner Waldviertelarbeit! betonte. Jene Amphibolite, die im Süden des Dorfes Maiersch an der Straße nach Plank anstehend: ‚getroffen werden, sind in inniger Wechsellagerung mit Schiefer- gneisen verknüpft, mit denen sie auch durch Übergänge verbunden erscheinen. B. Petrographischer Teil. Der petrographische Charakter des Gabbro-Amphibolites ist, besonders im südlichen Teil, ein ziemlich wechselnder. In der Umgebung von Rehberg sind mehrere. Aufschlüsse vorhanden, die dies deutlich zeigen. Man findet hier in der Mitte des Lagers Gesteine mit typisch flaseriger Textur; sie treten in Form von Linsen auf, die von ebenplattigem Amphi- bolit umflossen werden. | Gegen das Hangende und Liegende zu werden diese Linsen immer seltener, sie erscheinen schmäler und lang- | gezogener, bis schließlich bloß ein Amphibolit mit eben- plattiger Textur vorliegt (siehe Fig. 1,p. 217). An der Grenze gegen den Schiefergneis finden sich dann manchmal Varie- täten, die durch ihren abweichenden Mineralbestand auffallen, da Granat und Quarz oder Epidot und Quarz als Gemeng- teile auftreten (siehe Fig. 4). Stoffaustausch mit dem Neben- gestein (Schiefergneis) hat wohl ihre Entstehung verursacht. Zu erwähnen wäre hier auch das Auftreten von Varietäten mit deutlicher Lagentextur. Plagioklasreiche, licht gefärbte Lagen wechseln mit amphibolreichen, dunklen Lagen ab, was 27170.70. 800. Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 221 dem Gestein ein gebändertes Aussehen verleiht. In den lichten Lagen kann man an Stelle der Hornblende dann manchmal hellgefärbten Diopsid beobachten. Von großem Interesse ist ein Gestein, das bei der Lederfabrik im untersten Kremstal im Hangenden des normalen, ebenplattigen Amphibolits .anstehend gefunden wurde und neben monoklinem Amphibol in größerer Menge auch rhombischen Amphibol enthält (Fig. 4). Br bisher der einzige Vertreter derartiger Gesteifie ım niederösterreichischen Waldviertel. Seine Entstehung ist auf \ Q@, Fig. 4. Aufschluß bei der Lederfabrik im Kremstal. eh, ag —= Aplitgang, Schotter, a; = normaler ebenplattiger Amphibolit, s = Schiefergneis wechsellagernd a, = Anthophyllit-Amphibolit, mit Amphibolit, @;3 —= Epidot- und granatführender Amphibolit. eine etwas abweichende Zusammensetzung des ursprüng- lichen Gesteins zurückzuführen. Es möge nun eine eingehendere Beschreibung der einzelnen Varietäten folgen. 1. Flaseriger Gabbro-Amphibolit. Im südlichen Teil des Amphibolitzuges bis in die Gegend des Stiefernbaches finden sich typische Vertreter dieses Ge- steins. Es ist mittel- bis grobkörnig und besitzt eine schwärz- lich grüne Farbe. Der »Smaragditgabbro«, den F. Becke in seiner Waldviertelarbeit! beschreibt, gehört hierher. Mit freiem Auge kann man in dem Gestein als Hauptgemengteile 1 bis 3 cm lange, faserig struierte Hornblenden und einzelne größere Plagioklaskörner mit Zwillingsstreifung auf den Spaltflächen Fre. D. 360. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 16 222 A. Marchet, erkennen. Die großen, knotenartig aus dem Gestein hervor- ragenden Amphibole zeigen sehr häufig die Trennungsflächen des Diallages, aus dem sie, wie die mikroskopische Unter- suchung beweist, hervorgegangen sind. An den Enden lösen sie sich in Büschel von kleinen Stengeln auf. Neben diesen großen Amphibolen bemerkt man mit freiem Auge schon kleine Säulchen von dunkelgrüner Hornblende, die in manchen Proben regellos, manchmal aber mehr oder minder parallel gelagert erscheinen. Ähnlich ist auch das Auftreten der Plagioklase. Außer den großen Individuen finden sich in wechselnder Menge ziemlich feinkörnige Aggregate von Plagioklas, die in geringer Menge kleine Hornblendesäulchen enthalten. Diese »grano- blastischen« Gemenge bilden wie die kleinen Säulchen von Amphibol oft langgestreckte Kornflasern, die bald in ganz dünnen, bald wieder in dickeren, sich mannigfach verzwei- genden Lagen zwischen die grobkörnigen Gemengteile ein- dringen und sie umhüllen. Durch Zurücktreten dieser Korn- flasern entstehen Varietäten, die die Struktur eines Gabbros noch sehr gut erhalten zeigen. Recht ähnliche Erscheinungen beschrieb J. Lehmann an den Flasergabbros des sächsischen Granulitgebirges,' wenn auch bei diesen Gesteinen kata- klastische Phänomene viel stärker hervortreten. Unter dem Mikroskop läßt sich erkennen, daß neben Plagioklas und Amphibol noch monokliner Pyroxen auftritt und zwar in zwei Generationen. Einmal findet sich Pyroxen als Kern in den großen, taserig struierten Hornblenden, die mit ihm parallei verwachsen erscheinen. Es liegen also, wie Hofrat F. Becke schon in seiner Waldviertelarbeit? vermutet hatte, jene homoaxen Pseudomorphosen von Amphibol nach Pyroxen vor, die mit dem Namen Uralit bezeichnet werden. Außer den Kernen von Pyroxen in den Uhraliten trifft man dann monoklinen Pyroxen noch als »typomorphen« Gemeng- teil in Form kleiner Körner. Als Nebengemengteile finden sich 1 J. Lehmann, Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallinen. Schiefergesteine. Bonn, 1884. 2:L.>6.,P. 360. De a Fr ae a a ed mn ni A ee Be ee ale > Dr 2 a a a rer > Kae Dr a a a Dee rl n REVERSE WET REG En EN nr u art ; ‘ a R Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 2 in dem Gestein dann noch Titanit, Erz und Apatit. Pathogene Neubildungen sind Calcit und Epidot. Durch Skapolithgehalt zeichnen sich Gesteinsproben, aus, die vom Dürnitzbüchel stammen. Charakteristik der einzelnen Gemengteile. Plagioklas. Die schon. mit freiem Auge unterscheidbaren zwei Generationen von Plagioklas zeigen auch im Dünnschüff deutliche Unterschiede. Die großen Plagioklase sind reich an Einschlüssen von Amphibol, Pyroxen und Apatit und er- scheinen meist getrübt. Es sind Relikte des ursprünglichen Gabbros. Das geht auch aus folgendem hervor: In manchen Individuen kann man komplizierte Zwillingsbildungen nach Albit-, Periklin- und Karlsbadergesetz erkennen. Die bei der Metamorphose entstandenen Plagioklase zeigen hingegen keine Neigung zu komplizierten Zwillingsbildungen. Auch läßt sich in den relikten Plagioklasen Öfters die normale Zonenstruktur, die für die Plagioklase der Erstarrungsgesteine typisch ist, beobachten, indem der Kern anorthitreicher erscheint als die Hülle. Die Unterschiede im Anorthitgehalt sind hier allerdings nicht so groß, als es gewöhnlich bei Erstarrungsgesteinen der Fall ist. Es fehlen basische Rekurrenzen, auch erscheinen, die Grenzen zwischen Kern und Hülle nicht scharf, sondern verwaschen. Dies läßt schließen, daß diese Plagioklase durch jene Prozesse, welche die Bildung des krystallinen Schiefers hervorriefen, doch auch beeinflußt wurden. Recht häufig kann man an den relikten Plagioklasen Spuren von Kataklase wahr- nehmen. Die Zwillingslamellen erscheinen dann gebogen oder geknickt, die Individuen löschen nicht gleichmäßig, sondern fleckig aus, die Homogenität des Korns ist also gestört. Buchtartig dringen dann Aggregate jener kleinen Plagioklase in die relikten Feldspate ein, welche die zweite Generation darstellen. Man trifft so alle Übergänge von ungestörten Gabbroplagioklasen bis zu solchen, die sich bereits größten- teils in ein granoblastisches Gemenge von kleinen neı- 224 A. Marchet, gebildeten Plagioklaskörnern aufgelöst haben. Diese jüngeren Plagioklase bilden Kornflasern, in deren Mitte die relikten Plagioklase liegen. Häufig läßt sich an ihnen beobachten, daß ihre Dimensionen gegen den Rand der Flasern hin abnehmen. Die Größe der einzelnen Körner wird auch um so geringer, je schmäler und längergestreckt die Flasern sind. Schon aus dem Vorigen geht hervor, daß diese zweite Plagioklas- generation bei der Verschieferung des Gesteins entstanden ist. Es sind »typomorphe« Gemengteile des Amphibolits. Auch die einfacheren Zwillingsbildungen (Fehlen des Karlsbader- gesetzes) und die öfters nachweisbare inverse Zonenstruktur sprechen hierfür. Die Zonen sind bei gleicher Schnittlage bald schärfer begrenzt, bald gehen sie ganz allmählich in ein- ander über. Manchmal treten ähnlich den basischen Rekurrenzen der Erstarrungsgestein-Plagioklase, hier sauere Rekurrenzen auf, indem der albitreichere Kern zuerst von einer anorthit- reicheren Hülle umschlossen wird, auf die wieder eine sauerere Schichte folgt, die schließlich nach außen in eine anorthitreichste Hülle übergeht. Eine Erscheinung wäre hier noch zu erwähnen, die bei den granoblastischen Plagioklasen manchmal zu beobachten ist. Die Körner enthalten ziemlich scharf begrenzte, unregelmäßig gestaltete Kerne, die durch höhere Lichtbrechung und andere Lage der Auslöschung aus- gezeichnet sind. Eine Anreicherung von Einschlüssen ist in. diesen anorthitreicheren Kernen hie und da zu sehen. Schein- bar tritt also eine normale Zonenstruktur auf, die sich aber von der normalen Zonenstruktur der Erstarrungsgestein- Plagioklase dadurch unterscheidet, daß die Begrenzung dieser Kerne ganz unregelmäßig ist, und daß manchmal auch mehrere solcher Kerne in- einem Korn vorhanden sind. Es liegen also wohl Relikte der ursprünglichen Gabbroplagioklase vor, die bei der Umkrystallisierung bis auf diese kleinen Reste verarbeitet wurden (Taf. N, Fig. 4). 8) DD Qi Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. Die beiden Plagioklasgenerationen unterscheiden sich nach in ihrer Zusammensetzung. Es geht dies aus den folgenden Tabellen! hervor. (K.= Kern, H. = Hülle). Relikter Plagioklas. Auslöschungsschiefe Flaseriger im Doppelzwilling en | Amphibolit | N en % An | nach Albit- und j0yAn? |. 225 “2 | lo An von ie ges Karlsbadergesetz I eo; | (a! gegen M) | 2 Individuum 1: | K 30° K55 a al ) a ie Individuum 2': | | | Behberg || mo5-5° | m4as | K24-5°, H23° | H55 | | = eng en | | K 265° |K 45-50 | a H21:5°| H35 | 30-5° 56 2 x 23-5° 50° Dürnitz- Ä a wi büchel - 80:5°—35°| 56—63 = — 35°. 2° Individuum 1: | 30° —34:5° « er REN =, ee Ar. 2% | eg =— | Reithberg 129° —35 5° | 54—65 ee 6—64 | | 1902 298 | Der optische Charakter erscheint in Übereinstimmung mit den obigen Beobachtungen immer positiv. Die Zusammen- setzung des relikten Plagioklases ist also die eines Labradors, der gegen den Rand zu manchmal in Andesin übergeht. 1 Zur Bestimmung wurden größtenteils die Tabelien von Hofrat Becke (Zur Physiographie der Gemengteile der krystallinen Schiefer, Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss. in Wien, Il. Teil) verwendet. Bei den typomurphen Plagioklasen wurden in einigen Fällen (Schnitte _| zu einer opt. Axe) die Diagramme von Michel Levy (Les feldspaths en plaque mince 2€me fasc., Pl. XIV, XV; Paris 1896) benutzt. 2 Nach unveröffentlichten empirischen Kurven von Hofrat 255 F. Becke. 2) A.-Marchet, Typomorpher Plagioklas. Flaseriger Gabbro-Amphibolit von Rehbersg. BR | 0 ARNEN u. P 0 (0 gegen M) Bas (y' gegen P) | joa | aa 35 29° 43 K 24° K 38 KR 295° K 45 H 21° H 35 Ir H 38 DR 38 — 4as 258% 43 = — | 175° 32 Ale a | so 37 ar we _L opt. Achse A u | (AE: P) | 7 | opt. Achse A (a' gegen P) RM en. | a (AR : M) Li 297 | 40 | 65° 38 Der optische Charakter ist je nach der Zusammensetzung entweder neutral oder positiv mit großem Winkel der optischen Achsen. ar Au. } («' gegen M) 255° | K 265° 3 H 36° KR 265° de un A a Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. |LMu.P Winkel der Achsen- 0/, An ; 0, An ebenen im Ab- x ee Zwilling K 29° K 43 = H33:5° | H55 er K 48 H 65 ” K 48 le Winkel der Achsen- | 0/, An|| ebenen im Periklin- ae Sen) | Zwilling [0] K4l K 36 „a H 62 H-42° K 45 R 6 er H, 55 H,.37 | H, 63 53 Su | | Pe Der optische Charakter ist positiv. 0, An 3) 7 27 Flaseriger Gabbro-Amphibolit vom Dürnitzbüchel. 0, An Flaseriger Gabbro-Amphibolit vom Reithberg. DE UN YP (a' gegen M) | _L opt. Achse B (AE:M) 56° 0/ _L opt. Achse B u (AE: PD) 70 6-50 jo An 70 Der optische Charakter ist bald positiv (Labrador) bald negativ (Bytownit). Damit steht im Einklang, daß eine Bestimmung des mittleren. Brechungsexponenten den Wert 1:56 ergab, was einem Anorthitgehalt von etwa 55°/, An entspricht. Die typomorphen Plagioklase unterscheiden sich von den relikten Plagioklasen durch die großen Schwankungen in 228 A: Marche, ihrer Zusammensetzung an verschiedenen Lokalitäten. In Rehberg beobachtet man Andesin mit etwa 40%, An, am Dürnitzbüchel finden sich Labradore von mittlerem Anorthit- gehalt, am Reithberg steigt der Anorthitgehalt bis zu dem eines saueren Bytownits von 75°/, An. Interessant ist, daß: jene Varietäten, welche anorthitreicheren Plagioklas enthalten, auch typomorphen, neugebildeten Diopsid in größerer Menge führen. Amphibol. Für den flaserigen Gabbro-Amphibolit ist das Auftreten jener knotenartig aus dem Gestein hervorragenden großen Uralite sehr charakteristisch, in deren Kern man manchmal noch Reste von Pyroxen findet (Taf..II, Fig, 4 und 2). Die Verwachsung ist eine parallele, da .die Lage 'der ‚ce nnd b-Achsen in beiden Mineralen die gleiche ist. Ein Schnitt, bei dem der Pyroxenkern parallel der optischen AE getroffen ist, zeigt auch die Hornblende in gleicher Weise "aurch- schnitten. Die Spaltrisse nach dem Prisma sind in solchen Schnitten in beiden Mineralen parallel, die Mittellinien y weichen in demselben Sinn von der c-Achse ab. In Schnitten, die im Pyroxenkern den Austritt der optischen Achse 4 zeigen, "kann" man”in wenig verschiedener Tas ze optische Achse A der Hornblende beobachten. Krystallo- graphische Begrenzung ist bloß in der Prismenzone ange- deutet, während die Enden zerfasert erscheinen. Wenn der Pyroxenkern verzwillingt ist (Zw. Eb. = 100), so’ Ist "auch der Uralit nach dem gleichen Gesetz verzwillingt. Manchmal kann man Zonenstruktur bei diesen Hornblenden beob- achten, indem der Rand schwächere Doppelbrechung und stärkere Eigenfärbung zeigt. Die Hülle ist also eisenreicher. Ein Unterschied in der Auslöschungsschiefe ist ebensowenig wie eine Verschiedenheit des Winkels der optischen Achsen in den beiden Zonen nachzuweisen. Die eisenreichere Außen- zone der Uralite mag zum Teil durch Umwandlung des ursprünglichen Titaneisens in Titanit entstanden sein, indem das freigewordene Eisen von dem Amphibol aufgenommen wurde. Man kann nämlich verfolgen, daß in der Umgebuns Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehbereg. 229 von Titanitkörnern die Hornblende tiefer gefärbt ist als sonst. Nicht in allen Proben sind die Uralite so gut erhalten, daß die ganzen Krystalle gleichmäßig auslöschen. Auch hier kann man Erscheinungen der Kataklase verfolgen. Die Uralite erscheinen verbogen und aufgelöst in nicht mehr genau parallele Amphibolstengel. Stellenweise dringt dann auch Plagioklas ein, wodurch Andeutungen von Siebstruktur entstehen. Bei einer derartigen Ausbildung kann man dann meist keine Spuren des ursprünglichen Pyroxens mehr erkennen. Interessant ist das massenhafte Auftreten von Titanit in Form feiner Einschlüsse in den gut erhaltenen Uraliten und ihren Pyroxenkernen. Er hat seine Bildung wohl dem Ti- und Ca- Gehalt des ursprünglichen Gabbrodiallages zu verdanken. Häufig findet man größere und kleinere Stengel von Amphibol, die die Uralite, regellos : durchsetzen. Auch neugebildete Körner von Diopsid kann man manchmal in den Uhraliten regellos eingesprengt erkennen. Die optischen Eigen- schaften des Uhralites sind folgende: AE||010; cy = 13%/,°; -a im Kern 0:027, am Rand 0'025 27, W’Alder Schnitt zeigte & und A) Optischer Charakter negativ. Dispersion der opt. Achsen: Achse A im Kern p>v um a (schwach), > » in der Hülle p>v um @ (ziemlich stark), » Bp>v um a (schwach). Pleochroismus nach der internationalen Farbenskala von Radde bei einer Dicke von 0'025 mm: Kern: & = 36 gelbgrüngrau v, Bi=ta@rgrüngrau‘z, = 38 blaugrüngrau 7, Hülle: © = 36 gelbgrüngrau z, Be=37- grüngral r, = 38 blaugrüngrau p. Das Absorptionsschema ist demnach: 7 > 5 >. 230 Ar Marcher, Neben den großen Uraliten finden sich in dem flaserigen Amphibolit auch" kleine nach der Prismenzene gestreckte Säulchen von Amphibol. Je besser die Uralite erhalten sind, desto mehr treten jene in ihrer Menge zurück. Auffallend. ist die Verschiedenheit in der Größe, je nachdem diese Amphibole einzeln innerhalb der Plagioklasflasern auftreten, oder selbst zu. Kornflasern angereichert sind. Im ersteren Falle 1s Größe gering, im zweiten Falle erreichen sie hingegen Längen von 1 bis 3 mm. Kiystallographische Begrenzung ist nur nach dem Spaltprisma vorhanden. Die Zusammensetzung ist augen- scheinlich in den verschiedenen Vorkommen Schwankungen ausgesetzt. Dies deulet sich Schon durch are verecneden Intensität der Färbung in gleich orientierten Schnitten an. Man kann dabei die Beobachtung machen, daß solche Gesteins- proben, die reicher an Hornblende sind, eine blassere Färbung derselben zeigen. Es findet da also eine Anreicherung der schwerer schmelzbaren, magnesiahältigen Komponenten statt. Ähnliche Erscheinungen beschrieb F. Becke an krystallinen Schiefern aus den Zentralalpen.! Die physikalischen Eigen- schaften schwanken demgemäß etwas. Eine blaß gefärbte Varietät vom Dürnitzbüchel ergab: AE || 010, ey = I. ee 2 V„ im Mittel 85° (da die Bestimmung aus der Hyperbel- krümmung erfolgte, ist die Fehlergrenze hier recht bedeutend). Spaltblättchen nach dem Prisma ergaben eine Aus- löschungsschiefe von 13°. Mittels der Immersionsmethode wurden an diesen die Brechungsexponenten bestimmt: Y W656. Val Pr Dispersion der opt. Achsen: Achse A: nicht bestimmbar, >» 15B:.,P>>0, um malsehwach). 1 F. Becke: Chemische Analysen von krystallinen Gesteinen aus der Zentralkette der OÖstalpen. Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss, in’ Wien, 25, p. 2ls u. t. Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 231 Pleochroismus bei einer Dicke von 0'027 mm: 0 —= 86 gelbgrüngrau z, = ,07 orumerau T, = 38 blaugrüngrau r. Absörptionsschema: y=z=ß> 2. Spezifisches Gewicht (nach der Suspensionsmethode Bestimmt) =\8”1D. Eine stärker gefärbte Varietät von Rehberg zeigte: Felder 023, 2 a LO bis 80°. Dispersion der opt. Achsen: Achse A: p>v um a. (schwach), 2° 5>0 — vum ga (deutlich) Pleochroismus bei einer Dicke von 0'035 mm: 0. = 96 gelbgrüngrau /, B=='37 srüngrau 9, y = 38 blaugrüngrau o. Absorptionsschema: y>ß>.. Spezifisches Gewicht (wie oben bestimmt) = 3'185. Die blaß gefärbten Amphibole stehen ersichtlich dem Aktinolith nahe, die dunkleren, eisenreicheren zeichnen sich durch höheres spezifisches Gewicht, größere Auslöschungs- schiefe auf 010, geringere Doppelbrechung und etwas kleineren ANinkel der, opiischen ‚Achsen aus. ‚und. ‚stellen ‚eine, (an Tremolitsilikat reiche, gemeine, grüne Hornblende dar. Die Dispersion der Achsen ist bei diesen etwas stärker. Bei keiner der beiden Varietäten konnte eine Dispersion der Mittellinien beobachtet werden. Ebenso wie bei den Uraliten kann man auch bei diesen Amphibolen die Wahrnehmung machen, daß in der Umgebung von Titanit die Färbung intensiver ist. Pyrozen. Als Kern in den Uraliten tritt, wie schon oben erwähnt, manchmal noch monokliner Pyroxen auf. Durch seine Farb- 232 A. Marchet, losigkeit, höhere Licht- und Doppelbrechung und größere Auslöschungsschiefe ist er leicht unterscheidbar. Er erscheint immer von Einschlüssen erfüllt, die hauptsächlich aus Titanit bestehen. Dieses Vorkommen des Titanits erweist, daß diese Pyroxenreste nicht den ursprünglichen Pyroxen des Gabbros darstellen, sondern auch schon Umwandlungsprodukte des- selben sind. Im Verlauf der Metamorphose hat sich das Titan des Gabbro-Diallages in Verbindung mit CaO und SiO, als Titanit ausgeschieden. CaO und SiO, sind wohl bei der Uralitisierung freigeworden. Krystallographische Begrenzung ist bei diesen Pyroxenen keine mehr wahrzunehmen, da die Amphibolsubstanz längs Spaltrissen und unregelmäßigen Sprüngen in den Pyroxen eindringt, so daß dieser in einzelne Fetzen aufgelöst erscheint. Ab und zu trifft man Zwillingsbildungen an, die dann auch der umhüllende -Amphibol besitzt... Sie folgen "dem Gesetze Zwillingsebene die Querfläche (100). Die optischen Eigenschaften des relikten Pyroxens sind folgende: | AE || 010; cy= 40° bis 41°; y--a = 0:029—0:030 2 = 888 Mit Hilfe der bekannten optischen Orientierung des um- hüllenden Uralites läßt sich der Achsenwinkel des Pyroxens folgendermaßen berechnen: Der Winkel zwischen Achse A des Pyroxens und Achse A des Amphibols wurde zu 4°5° bestimmt. Dabei liegt die Achse A des Pyroxens zwischen der Achse A der Horn- blende und o. Die Auslöschungsschiefen cy der beiden Minerale sowie der Winkel der optischen Achsen des Uralites SW rsE 4803; 70210 sind bekannt. 1 Die Bestimmung wurde an einem Schnitt vorgenommen, der die Mittellinie 7 und hart am Rande des Gesichtsfeldes eine optische Achse zeigte. Infolge dieser ungünstigen Lage der Achse ist die Messung nicht genau. en Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 233 Tr Te en nn 200 nn 2 Sl on 0 1 ee une | Pyroxen | Amphibol | ey 41° | 13-5° | Vy — 55° | Winkel zwischen Achse A und c ||68:5°-+4 5° — 73° 68:5, Vy a = | en | 2" OREREEERURE | A 6 = Der halbe Achsenwinkel wurde mit 29° gemessen, die Berechnung ergibt"32”. Die Differenz von 3°. ist bei der ungünstigen Lage des Schnittes, der zur Messung diente, als innerhalb der Fehlergrenze liegend zu betrachten. Dispersion der optischen Achsen: Achse A: p>v um y (deutlich), » B: 9 =. mr (schwach). Mittelliniendispersion ist nicht zu beobachten. Nach diesen optischen Eigenschaften hat der relikte Pyroxen die Zusammensetzung eines Diopsids. In wechselnder Menge trifft man im flaserigen Amphibolit auch kleine, einschlußfreie Körner von neugebildetem Pyroxen an, bald als Einsprenglinge innerhalb der Uralite und Plagio- klase, bald in den Kornflasern, welche die typomorphen Plagioklase und die kleinen Amphibole bilden. Eine seltene Art des Auftretens dieses Pyroxens, die Hofrat F. Becke schon in seiner Arbeit, die Gneisformation des nieder- österreichischen Waldviertels, erwähnt,! ist die in mikro- pegmatitischer Verwachsung mit Plagioklas. Die wurmförmig gekrümmten und gleich orientierten Stengel von Pyroxen sind nur in den typomorphen Plagioklasen anzutreffen, während die relikten Plagioklase zwar auch ab und zu Pyroxen einschließen, doch in viel geringerer Menge und als unorientierte Körner. 1 L. ce. p. 364. 234 A. Marchet, Von Interesse ist das Auftreten des Pyroxens in einem Streckungshof (Fig. 5). Ein größerer Uralitkrystall, der im Innern: noch Reste von.Pyroxen zeigt, hat der einseitigen Pressung (stress), durch welche die Umkrystallisation ver- ursacht wurde, Widerstand geleistet. Die Folge davon war eine Druckentlastung zu beiden Seiten des Krystalls. Hier finden sich nun große, frisch aussehende Körner von Pyroxen, Uralit mit seinem Streckungshof. Zu beiden Seiten neugebildeter Pyroxen. Vergr. 7 fach. zum Teil. in gleicher Orientierung wie die Pyroxenreste im Uralit. Die Umwandlung des Pyroxens in Amphibol wird durch Pressung begünstigt. Wo wie ‘in den, Winkeln . des Streckungshofes eine Druckentlastung stattfindet, entsteht nicht Amphibol, sondern es wird Pyroxen gebildet, der, wie in vorliegendem Fall, zum Teil mit dem Uvralit parallel ver- wächst. Durch das viel geringere Auftreten von Titanit- einschlüssen unterscheidet er sich von dem Pyroxenkern des. Uralites. Neben dem Pyroxen findet sich in dem Streckungs- hof noch invers struierter Plagioklas sowie große Titanit- körner, Umhüllt wird dieser Streckungshof lidartig von einem Amphibolsaum, auf diesen folgt ein Kranz von Plagioklas, dann wieder ein solcher von Amphibol. Dabei passen sich diese Säume nach außen immer mehr einer ziemlich deut- lichen Schieferung des Gesteins an (Taf. ll, Fi 2. Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 235 Schon erwähnt wurde, daß die Menge des neugebildeten Pyroxens augenscheinlich in Zusammenhang mit dem Anorthit- gehalt des typomorphen Plagioklases steht, da jene Proben die kalkreicheren Feldspat enthalten, auch reicher an Pyroxen sind, der gegenüber dem Amphibol ja auch durch höheren Kalkgehalt ausgezeichnet ist. I Da der Pyroxen wie der anorthitreiche Plagioklas zu den typomorphen Gemengteilen jener krystallinen Schiefer gehört, die in der unteren Tiefenstufe gebildet wurden,! so ist das Auftreten von neugebildeten Pyroxen auch in dieser Hinsicht von Interesse. Einer krystallographischen Begrenzung entbehrt der neu- gebildete Pyroxen vollkommen. Es sind rundlich begrenzte Körner, die farblos oder ganz schwach grünlich gefärbt sind. Pleochroismus ist nicht wahrzunehmen. Die Spaltbarkeit nach (110) ist deutlich, daneben treten. auch Risse auf, die einer Trennung nach der Quer- und. der Längsfläche entsprechen. Der optische Charakter ist positiv. Az 01er 4, Ere0: 02% Auffallend gering ist der Winkel der optischen Achsen Zn >59, bis,.83;. Achsendispersion: Achse’ A:rp > 9 um’? (deutlich), Bu BNN >80 Um Ylsehr: Schwach). Mittelliniendispersion wurde nicht beobachtet. Auch der neugebildete Pyroxen gehört somit der Diopsidreihe an. Titanit und Titaneisen. Titanit ist in dem Gestein sehr verbreitet, meist in Anhäufungen von kleinen Körnern, die schmale Kornflasern bilden, in deren Mitte ab und zu schwarzes, opakes Erz auftritt, aus dem der Titanit hervorgegangen ist. Manchmal sind diese Kornflasern zu langen Perlschnur ähnlichen Reihen ausgequetscht. Seltener findet man größere, rundlich begrenzte 1 F. Becke: Über Mineralbestand und Struktur der krystallinischen Schiefer. Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss. in. Wien, Z35, 1903, p. 33. 230 A. Marchet, Titanitkörner. Das meaässenhafte Auftreten des Titanıts als Einschluß in den relikten Pyroxenen und in. den Uraliten, dessen Entstehung eine andere ist, wurde schon oben erwähnt. Charakterisiert ist der Titanit durch seine hohe Licht- und Doppelbrechung, deren Charakter positiv ist, den kleinen Winkel der optischen Achsen, die eine starke: Dispersion 90 une crkentien lassen. Das Erz, welches in den Kornflasern manchmal auftritt, zeigt metallischen Glanz. Krystallographische Begrenzung ist keine vorhanden. Der Titanit greift buchtartig in das Erz ein, so daß dieses gelappte Umrisse erhält. Diese Erscheinung erweist, daß Titaneisen vorliegt. Das bei der Umwandlung frei werdende Eisen ist in den Amphibol gewandert, der zur Titanitbildung nötige Kalk mag zum Teil aus dem Anorthit- gehalt der Plagioklase stammen, zum Teil aber auch bei der Uralitbildung frei geworden sein. Die Umwandlung in Titanit ist "hier Keime” Pseudomorphose, da die Form der Titaneisenkörner nicht gewahrt blieb. Be Apatit. Er ist in dem Amphibolit recht selten. Man findet ihn ab und zu in kleinen Säulchen als Einschluß in den Plagio- klasen. Farblosigkeit, sehr geringe Doppelbrechung und negativer Charakter der Hauptzone charakterisieren das Mineral. Skapolith. In Gesteinsproben vom Dürnitzbüchel finden sich nest- artige, granoblastische Aggregate von Skapolith, die durch ihre starke Doppelbrechung auffallen. Das Mineral erscheint frei von Einschlüssen. Eine krystallographische Begrenzung fehlt den Körnern. Die Grenze zwischen Plagioklas und Skapolith ist meist unscharf, da beide Minerale ganz fein ineinander greifen. Häufig kann man bemerken, daß im Plagioklas längs der Grenze gegen Skapolith kleine Körner von Caleit angehäuft sind. Innerhalb der Skapolithnester treten Körner von farblosem Pyroxen und von Plagioklas auf. Die Zusammensetzung des Plagioklases (55 bis 60°/, An) ist > A Fe Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 237 innerhalb und außerhalb der Skapolithnester die .gleiche. Verschieden ist jedoch die Zwillingsbildung. Innerhalb der Skapolithnester beobachtet man selten Zwillingslamellierung und wenn Lamellen überhaupt vorhanden sind, so findet man sie meist nur am Rande des Korns, wo sie rasch auskeilen. Der vorliegende Skapolith zeigt folgende optische Eigen- schaften: Gerade Auslöschung, negativer Charakter der Doppel- Be ehıns. 7 -4.==0:032, in, einem anderen Schliff 0°036. Die Lichtbrechung übersteigt die des Plagioklases von 55 bis 60°/, Anorthit. Nach dem Diagramm von Sundius! schwankt somit der Gehalt an Chlormarialith zwischen 10 und 20°/,. Aus der eenzen, Art .des Auftretens läßt sich erkennen, daß. der Skapolith durch Umkrystallisation aus Plagioklas entstanden ist, also eine neuere Bildung darstellt. Galcit. In den relikten, sowie zwischen den granoblastischen Plagioklasen ist manchmal als Zersetzungsprodukt Calecit anzutreffen. Auch in die großen Uralite dringt das Mineral längs Spaltrissen ein. Deutliche Zwillingslamellierung nach (0112) ist fast immer zu erkennen. In den Plagioklasen, aus denen er hervoreeht, sind‘ die Formen des Calcits unregel- mäßig lappig und mannigfach verzweigt, während er in den Uraliten nur als Ausfüllung von Sprüngen auftritt. Epidot. In nicht mehr ganz frischen Partien des Gesteins findet sich, ebenfalls als pathogene Neubildung, hie und da Epidot. Durch hohe Lichtbrechung und übernormale Interferenzfarben ist er leicht kenntlich. Wo er auftritt, erscheinen die Plagio- klase meist stark getrübt und zersetzt. IN. Sundius: Geologie des Kirunagebiets. IV. Beiträge zur Geologie ‚des südlichen Teils des Kirunagebietes. Upsala, 1915. — Vergleiche auch L. M. Borgström: Die chemische Zusammensetzung der Skapolithe, Zeitschr. if. Kiyst., 54, 1915, p. 238 und A. Himmelbauer: Zur Kenntnis der ‚Skapolithgruppe. Sitzber. d. Akad. d. Wiss. in Wien, math.-naturw. Kl., 7/19, Abt. I, 1910, 'p. 115. Sıtzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. t7 238 A. Marchet, Der Epidot. ist farblos durchsichtig, die Begrenzung der Körner ganz unregelmäßig. In Schnitten parallel der optischen Achsenebene beträgt die Auslöschungsschiefe (y: M) 25°, somit ist der Winkel ca gleich —!/,° (im stumpfen » >» » 0 = 2008, Sehr amphibolreicher Amphibolit, Maiersch: © = 3:09. Der Mineralbestand des normalen Gesteins ist, wenn man von dem Fehlen der Relikte absieht, ziemlich derselbe wie der des flaserigen Amphibolites. Manche Vorkommnisse, besonders im Norden des Zuges, sind durch Auftreten von Quarz als Gesteinsgemengteil ausgezeichnet. Derartige Ge- steine erscheinen immer feinkörnig. Charakteristik der einzelnen Gemengteile. Plagioklas. Mehr oder minder gleichmäßig im Gestein verteilt, bildet er kleine unregelmäßige Körner, die häufig Zwillingsbildungen nach Albit- oder Periklingesetz oder nach beiden zugleich zeigen. In manchen Lagen erscheint erstark ansereren ns wobei die Struktur des Gesteins feinkörniger und srano- blastisch wird. Ziemlich häufig ist inverse Zonenstruktur zu beobachten, der Unterschied zwischen Kern und Hülle ist aber meist recht gering. Die Zusammensetzung des Mineräles schwankt zwischen saurem Andesin und Labrador. Die folgende Übersicht führt die einzelnen Beobachtungen an. ı Vergl. F. Becke: Denkschr. d. Akad. d. Wiss. in Wien, Bad. ’75, p. 215 f. und 228, 1912: . * ‘ Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 241 Lederfabrik, Kremstal: | | 1 ee = | | äh M und RP | 900 K 1:32 Kran 1.0 | 7 x (@a' gegen M) | “ Hi | >> \ (a! gegen P) | er | | [as | | 0/, An | 34 | 0% 62 6. An » BB Br, H 33 | | Au N ER | Opt. Charakter | negativ positiv | | kRehbere, or. .steinbruch: u RB ms] 29 7 2 Bee, mac 57 19292 rao.ne| 19.9 | (a gegen. P) |. | - I | ol, An Seren eneeller OgrAnın. „| 82 | Opt. Charakter positiv negativ Winkel d. AR Ve | im Periklin- B32. 093), Albit a4rb> | 09° | zwilling a. | | zwilling | _—_ = — | 0), An 61 | Bi | OfyAm li 87.51.56 | | | Plank, Kamptal: n Winkeld. AE Im Vergleich a . SR De 8° im Periklin- 308° mit wind e We 1. | Ss ah) zwilling ee = 0/, An 23 0), An an 0, An 22—30 Opt. Charakter . negativ | Kamptal, ?/, km Winkel der AB |K 17° |K 23 ei: av-umor(sehr-schwach), » :.3p > 2. um +9, (deiklich). Pleochroismus bei einer Dicke von 0'034 mm: 0. =.»1 neulfalerau’T, B = 37 "grüngrau %, 38 blaugrüngrau g, Absorptionsschema: 7 > ß> 4. Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 243 Größerer Eisengehalt deutet sich durch intensivere Färbung gepaart mit stärkerem Pleochroismus an. Solche Amphibole zeisen dann aüch einen kleineren Winkel der optischen Achsen und eine deutlichere Dispersion derselben. Doppel- brechung und Auslöschungsschiefe auf 010 (cy) sind kleiner bei höherem Eisengehalt. Der optische Charakter bleibt aber immer negativ. Pyroxen. Relikte Pyroxene fehlen in dem Gestein völlig, hingegen tritt so wie in dem flaserigen Amphibolit manchmal typo- morpher Pyroxen in kleinen, farblosen bis schwach grünlich gefärbten Körnern auf, denen jede krystallographische Be- grenzung fehlt. In Lagen, die reich sind an Plagioklas, findet sich manchmal Pyroxen in größerer Menge und vertritt hier zum Teil die Hornblende. So wie diese erscheint er in solchen Fällen intensiver gefärbt. In den optischen Eigen- schaften ist kein Unterschied zwischen den typomorphen Pyroxenen des flaserigen und des ebenplattigen Amphibolits zu bemerken. Es liegt auch hier ein Pyroxen der Diopsid- zeihe vor. Quarz. In plagioklasreichen. und ziemlich feinkörnigen Gesteins- varietäten kann man manchmal neben Plagioklas auch Quarz als farblosen Gemengsteil erkennen. In einzelnen, dünnen Lagen erscheint er ab und zu stärker angereichert. Bei der Lederfabrik in Kremstal, besonders aber in der Gegend von Plank treten solche Amphibolite auf. Die Quarzkörner zeigen unregelmäßige, rundliche Formen und treten in ihrer Größe gegen die Plagioklase meist zurück. Häufig trifft man Einschlüsse in dem Mineral an. .-Amphibol, selten auch ıdiomorphe Säulchen von Apatit, dann Flüssig- keiten und Gase kann man als solche beobachten. Undulöse Auslöschung ist ziemlich selten und macht sich nur in jenen Lagen stärker bemerkbar, wo der Quarz angereichert er- scheint und eine etwas bedeutendere Größe erreicht. 244 A. Marchet; Glimmer. Von Interesse ’ist das Auftreten von Biotit im solchen Amphibolitvorkommen, welche stark pegmatitisch und aplitisch durchadert sind. Von F. Reinhold! wurde diese Erscheinung beschrieben. Er führt sie auf eine Einwirkung der aplitischen und pegmatitischen Injektionen auf die im Kontakt stehenden Amphibolite zurück. Derartigen Verhältnissen begegnet man z.B. bei dem Amphibolitvorkommen im Kamptal zirka ?/, kın südöstlich von der Mündung des Doppelbaches. Die deutlich erkennbaren, parallel der Schieferung liegenden Pegmatit- und Aplitadern sind immer von einer sehr biotitreichen Amphibolit- zone begleitet. Der Biotit zeigt sehr starken Pleochroismus mit 183 Braun f und «= 7 Gelb. vw bei einer: Dicke. von 0.0839 mm. Parallele Verwachsung mit Amphibol ist selten. -Meist dringt der Biotit zwischen die einzelnen Amphibol- stengel ein und umhüllt diese. Infolge seiner der Schieferung ziemlich parallelen Lage läßt sich das Gestein sehr leicht in dünne Platten spalten. er Außer den deutlichen Injektionen ist an derselbem Lokalität noch eine stärkere Bänderung des Gesteins zu beobachten, die dadurch entsteht, daß lagenweise die femi- schen Gemengteile sehr zurücktreten. Auch hier tritt. Biotit auf. Wollte man diese Bänderung auch auf Injektionen zurückführen, so müßte man zweierlei Injektionen unter- scheiden, jüngere, die durch ihre Struktur noch deutlich erkennbar sind und ältere, nur durch Zurücktreten der femi- schen Gemengteile ausgezeichnet, die ohne strukturelle Unter- schiede innig mit dem Nebengestein verbunden erscheinen und vor oder spätestens während der Verschieferung injiziert wurden. Ebensogut ist aber diese Bänderung auch auf eine ursprüngliche Wechsellagerung zurückzuführen. Welcher Ent- stehung also hier der Biotit ist, kann nicht entschieden werden. I F. Reinhold: Pegmatit- und Aplitadern aus den Liegendschiefern des Gföhler Zentralgneises im niederösterreichischen Waldviertel. Tschermak’s Min. Petr. Mitt., 29, p. 43 (1910). - Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 245 = . Nebengemengteile. In sehr wechselnder Menge trifft man in dem normalen Amphibolit schwarzes, metallglänzendes Erz an. Die Aus- bildung der Körner ist eine verschiedene; bald findet man Krystallform (Oktaeder) angedeutet, bald erscheint die Be- srenzung ganz unregelmäßig. Aus Gesteinspulver lassen sich manchmal Erzkörner mittels eines Magneten isolieren. Dies und die oktaedrische Form beweisen, daß Magnetit vorliegt. Andere Erzkörner sind nicht magnetisch, es fehlt ihnen deutliche Krystallform. Wie Hofrat F. Becke nachwies! wird dieses Mineral durch Salzsäure nur schwer angegriffen und enthält eine erhebliche Menge von Titansäure. Diese Erz- kormer sind also Titaneisen. Wie .bei dem _flaserigen Amphibolit kann man manchmal Anhäufungen von Titanit- körnern um Titaneisen wahrnehmen. In einem Schliffe einer Gesteinsprobe von Rehberg ließ sich beobachten, daß auf das Titaneisen erst eine schmale Zone von verschieden gelagerten Körnern von Rutil folgt, die dann von einer Schichte von Titanitkörnern umhüllt wird. Häufig findet man Titanit in einzelnen rundlichen Körnern im Gestein verstreut. In manchen, meist titaneisenreichen Varietäten fehlt Titanit völlig. Kiese treten in dem Gestein spärlich auf. Meist sind es kleine Körner von Pyrit, die häufig von Magnetit umwachsen erscheinen. Krystallformen sind selten zu beobachten, doch ließ sich in einer Probe aus Rehberg eine Kombination von Pentagondodekaeder und Würfel erkennen. Neben Pyrit ist in noch geringerer Menge ab und zu auch Magnetkies in kleinen, unregelmäßigen Körnern anzutreffen, der sich durch seinen Magnetismus und die Löslichkeit in Salzsäure von Pyrit unterscheiden läßt. Neubildungen. So wie in dem flaserigen Amphibolit trifft man auch in dem ebenplattigen Gestein Calcit als pathogene Neubildung 1 F. Becke: Die Gneisformation des niederösterreichischen Wald- viertels. Tschermak’s Min. Petr. Mitt., £, p. 308 (1882). 246 A. Marchet zwischen den Plagioklasen an. Auch ein farbloses Mineral der Glimmergruppe ist als Umwandlungsprodukt der Plagio- klase manchmai zu beobachten. Es fällt durch seine hohe Doppelbrechung („—a= 0'032) auf, erscheint optisch ein- achsig und löscht in Schnitten parallel zur optischen Achse gerade aus, wobei a senkrecht zu den Spaltrissen nach 001 liegt. Der Brechungsexponent y ist höher als 1°564 (mittlerer Brechungsexponent des Labradors von 65°/, An), a hingegen niedriger. Von F. Reinhold! wurde bereits die Umwandlung von Biotit in ein Chloritmineral erwähnt. Gleichzeitig mit dieser Umwandlung bildet sich aus dem Titangehalt des Biotits Titanit, der in kleinen, gelblichen Körnern in den Spalt- rissen des Chlorits auftritt. | 3. Anthophyllit-Amphibolit. Bei der Lederfabrik im Kremstal ist innerhalb des normalen, ebenplattigen Amphibolits eine etwa 2 m mächtige langge- streckte Linse eines graugrünen Amphibolits aufgeschlossen, zu dessen Hauptgemengteilen rhombischer Amphibol gehört. Die Struktur des Gesteins ist krystalloblastisch, die Textur eine schiefrige, wobei durch annähernde Parallelstellung der Anthophyllitstengel eine Streckungsrichtung angedeutet wird. Neben Anthophyllit enthält das Gestein dann noch reichlich sauren Plagioklas, in sehr wechselnder Menge findet sich monokliner Amphibol. Nebengemengteile sind Magneteisen und Magnetkies. Sehr häufig erscheint der Anthophyllit ın Chlorit umgewandelt, so daß in stärker angegriffenen Proben keine Spur des Anthophyllits mehr vorhanden ist. Aus Chlorit bestehen auch die hellgrünen Überzüge, die auf Kluft- und Schieferungsflächen hervortreten. Eine Neubildung sind auch die zahlreichen, feinen Quarzadern, die das Gestein senkrecht zur Schieferung durchsetzen. Schon aus dieser Mineral- gesellschaft kann man auf’einen geringen Gehalt des Gesteins an CaO schließen, was durch die chemische Analyse bestätigt 1 F. Reinhold: Pegmatit- und Aplitadern aus den Liegendschiefern des Gföhler Zentralgneises im niederösterreichischen Waldviertel. Tschermak’s Min. !Petr. Mitt., 29,:p- 103°(19.10). Dan I Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 247 wird.! Unter den Tiefengesteinen der Gabbroreihe entspricht dieser chemischen Zusammensetzung am ehesten ein Norit, so daß die Annahme berechtigt erscheint, daß der Antho- phyllit-Amphibolit aus einer noritartigen Fazies der ursprüng- lichen Gabbromasse hervorgegangen ist. Das spezifische Gewicht des Gesteins ist verhältnismäßig niedrig: 2°79. Der Reichtum an Piagioklas, die Neubildungen von Chlorit und die zahlreichen Quarzadern äußern hier ihren Einfluß. Charakteristik der einzelnen Gemengteile. Plagioklas. Die einzelnen Plagioklaskörner haben eine gleichmäßig geringe Größe und zeigen ganz unregelmäßige Formen ohne jeder krystallographischen Begrenzung. Sie bilden ein grano- blastisches Aggregat, in dem Stengel von Anthophyllit ein- gebettet liegen. Zonarstruktur ist nicht zu bemerken. Ver- zwilligung kommt sowohl nach dem Albit- als auch nach dem Periklingesetz vor, doch ist es selten der Fall, daß beide Arten der Zwillingsbildung in. einem Korn, zu..beob- achten sind. Der optische Charakter ist positiv. Im Schnitt _ M und P beträgt die Auslöschung (a gegen M): —8° entsprechend 13°/, An. Der Winkel der optischen Achsenebenen wurde bestimmt: im Albitzwilling zu 121/,° (151/, °/, An), 1 Ferikünzwilline zu 61,,. (141/,.%, An), Der Winkel der ungleichen optischen Achsen beträgt: im Albitzwilling (A:B,) 8° 40‘ (154/,°/, An), im Periklinzwilling (A: Br) 4° 20' (15°/, An). Die Brechungsexponenten des Plagioklases sind niedriger als die des Quarzes (O bis 16°/, An). 1 Siehe Analyse auf p. 259. 248 A. Marchet, Alle diese optischen Eigenschaften weisen darauf hin, daß Oligoklas-Albit vorliegt mit einem Anorthitgehalt von 13 bis:16°/;: Anthophyllit. Derseibe bildet nach der c-Achse gestreckte, stengelige oder biätterige Individuen, die bloß in der Prismenzone kry- stallographisch begrenzt erscheinen und durch die gerade Auslöschung kenntlich sind. Wie schon erwähnt, findet man sehr häufg Umwandlung in Chlorit. Manchmal sieht man schmale Lamellen von monoklinem Amphibol parallel den Spaltrissen nach dem Prisma eingeschaltet; die c-Achse beider Mineralien ist also gemeinsam. Querabsonderung gegen die c-Achse kann man häufig beobachten. Der optische Charakter ist positiv, der Winkel der optischen Achsen groß. Die Dispersion derselben ist sehr schwach p < v um 7.. Die Schwingungsrichtung y liegt parallel den Spaltrissen nach dem Prisma, fällt also mit der c-Achse zusammen. Die Doppeibrechung y—» beträgt 0°017. Pleochroismus bei einer Dicke von 0'023 mm: =.) Selb.®; 8 = 31 .neutralgrau r, = 938 blaugrüngrau g. Absorptionsschema: y=ß> a. Spaltblättchen nach dem Prisma zeigen gerade Aus- löschung mit y’ parallel den Spaltrissen und geben ein monosymmetrisches Interferenzbild mit seitlichem Austritt der Mittellinie a (der antidrome Mittelbalken geht durch den Mittelpunkt des Gesichtsfeldes). Monokliner Amphibol. Gegenüber dem Anthophyllit tritt monokliner Amphibol in der Menge zurück. Seine Formen sind dieselben wie die des Anthophyllits, nur sind die einzelnen Stengel viel kleiner. Durch höhere Doppeibrechung und schiefe Auslöschung ist der monokline Amphibol leicht von dem rhombischen zu unterscheiden. Die Färbung ist ganz blaß, der Pleochroismus ech unin Pe Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 249 daher sehr schwach. Es liegt also jedenfalls eine recht eisen- arme Hornblende vor. In Übereinstimmung damit ist auch der große Winkel der optischen Achsen. Magnetkies, Magnetit und Titaneisen. In dem Gestein finden sich zahlreiche feinere und gröbere, opake Körner. Die letzteren erweisen sich als Magnetkies, der häufig mit Magnetit in der Weise verwachsen erscheint, daß der Magnetkies den Kern, der Magnetit die Hülle bildet. Sehr verbreitet ist die Umwandlung beider in tief rotbraun durchscheinenden Hämatit. Die feineren Körner zeigen manch- mal Oktaederform und bestehen aus Magnetit. Durch Auf- lösen in Salzsäure kann man erkennen, daß der Magnetit von parallel den Oktaederflächen angeordneten Lamellen von Titaneisen durchsetzt ist, die von Salzsäure nicht angegriffen werden. Neubildungen. Als Umwandlungsprodukt des Anthophyllits tritt sehr häufig ein Chloritmineral auf, das auch feine Klüfte im Gestein ausfüll. Der monokline Amphiboi ist gegen die Chloritisierung widerstandsfähiger, erscheint in stark zersetzten Partien aber auch angegriffen. Daß bei der Bildung des Chlorits auch Plagioklassubstanz verbraucht wird, erweist das häufige, lappige Eindringen des Chlorits in den Feldspat, der dann getrübt und von Einschlüssen erfüllt erscheint. Die Doppelbrechung des Minerals ist sehr gering. Dunkle, ab- normale Interferenzfarben (ledergelb) sind manchmal zu beob- achten. Der optische Charakter ist positiv, der Winkel der optischen Achsen nahezu O Grad. Sehr deutlich ist der Pieo- chroismus, wobei der Schwingung » hellgrüne, der Schwingung’ sehr blaß geibe Farbentöne entsprechen. Ebenfalls als Neubildung finden sich dünne Adern von Quarz in dem Gestein. Ihre Entstehung mag mit der Chloriti- sierung zusammenhängen, da bei dieser Kieselsäure frei wird. Der Quarz bildet langgestreckte, ziemlich große Individuen, die die Ader in ihrer ganzen Breite erfüllen und unregel- BO ‘7A. Marchet; mäßig aneinander grenzen. Irgendeine gesetzmäßige Lagerung des Quarzes kann nicht beobachtet werden. Häufig sind Flüssigkeits- und Gaseinschlüsse in dem Mineral. Kataklastische Phänomene fehlen vollkommen. Dies und dann der Umstand, daß man im Quarz Chlorit in jener Ausbildung eingeschlossen findet, die den Geldrollen ähnelt, beweisen das geringe Alter dieser Adern. Um so merkwürdiger ist die Beobachtung, daß häufig in den Quarz feine Nadeln von monoklinem Amphibol, aber auch von Anthophyllit, oft zu Büscheln vereint, ein- dringen, die sich als Fortwachsungen aus dem angrenzenden Gestein erweisen. 4. Epidot- und granatführende Amphibolite. An der Grenze des Amphibolitlagers gegen den Schiefer- oneis trifft man bei der Lederfabrik im Kremstal und östlich von Thürneustift Amphibolite an, die einen von den vorigen Varietäten abweichenden Mineralbestand besitzen. Dunkle, granatführende und lichtgrüne, epidotreiche Amphibolite treten hier auf. Bald .wechseln die beiden in ganz dünnen Lagen miteinander ab, bald bilden sie Bänke von größerer Mächtig- keit. Immer ist auch Quarz in den Gesteinen vorhanden. Interessant ist, daß der Piagioklas stets. durch sehr hohen Anorthitgehalt ausgezeichnet ist. In den epidothältigen Lagen tritt Amphibol sowie Plagio- klas gegenüber dem Epidot meist stark zurück. Dies äußert sich auch in dem hohen spezifischen Gewicht des Gesteins, das dem des Epidots nahekommt. Eine vorherrschend aus Epidot'!bestehende: Probe ergab S==38r202.: Die Fimphibele haben geringe Größe und erscheinen dunkelgefärbt mit starkem Trichroismus, sie sind also reich an Eisen. In den granat- führenden Partien ist die Hornblende hingegen meist ange- reichert und hat dann etwas blassere Farben, die einzelnen Individuen besitzen eine bedeutendere Größe. Man kann also auch hier die Regel verfolgen, daß in Lagen, die reicher sind an femischen Gemengteilen, die Amphibole einen geringeren Eisengehalt besitzen. Das spezifische Gewicht des granat- hältigen Amphibolits stimmt überein mit dem von horn- Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 201 blendereichem, normalem Amphibolit. An einem Gestein aus dem Steinbruch bei der Lederfabrik wurde s = 3:05 bestimmt. Neben den erwähnten Mineralen findet sich dann in beiden Arten hie und da auch diopsidischer Pyroxen. Nicht selten tritt Biotit in dünnen Zwischenlagen auf den Schie- ferungsflächen auf. Als Nebengemengteile beobachtet man wieder Titanit, Erze und Kies. | Wie der normale Amphibolit und der Anthophjyllit- Amphibolit sind auch diese Gesteine typische Beispiele für Krystallisationsschieferung, die durch die mehr oder minder parallele Lagerung der Amphibole deutlich hervortritt. Die Struktur der granathältigen Lagen ist häufig porphyroblastisch, da die Granatkörner an Größe die übrigen Gemengteile über- treffen. Die epidotführenden Lagen sind durch geringere Korn- größe ausgezeichnet, alle Gemengteile haben ungefähr gleiche Dimensionen. Die Struktur wird granoblastisch (Taf. II, Fig. 5). Charakteristik der einzelnen Gemengteile. Plagioklas. Sowohl in dem epidothältigen, als auch in dem granat- führenden Amphibolit ist der Plagioklasgehalt meist recht gering. Die Bildung des Epidots auf Kosten des Plagioklases und der femische Charakter der granathältigen Partien sind die Ursache. Zwillingsbildungen nach Periklin- oder Albit- gesetz sind ziemlich häufig, besonders erstere. Es wurde schon erwähnt, daß der Anorthitgehalt immer sehr hoch ist. Die folgenden Beobachtungen sollen dies beweisen: Optischer Charakter negativ, Bytownit-Anorthit. Brechungsexponent u > e des a g Zemnitt I. opt Delsere ee Er nn, 2392 A. Marchet, Schnitt Ly, a’ gegen P: —58°, dies entspricht 84®/, An. Schnitt LM und P, a gegen M: 41'/,°, somit 87%, An: Die Größe der Plagioklaskörner ist gering. Sie zeigen unregelmäßige, abgerundete Formen. Häufig greifen sie bucht- artig in die übrigen Gemengteile ein. Als Zersetzungsprodukte des Minerals treten Calcit und farbloser Glimmer wie im normalen Amphibolit in Form unregelmäßig gestalteter Ein- schlüsse auf. Amphibol. Die Amphibole sind in diesen Grenzpartien des Amphibolit- zuges ‚recht intensiv sefärbt. „Die Torımen, Zer em a. Individuen sind die gleichen wie in dem normalen’ Gestein. Je reichlicher sie auftreten, desto bedeutendere Größe erreichen sie und desto mehr zeigen sie Neigung zu krystallographischer Begrenzung durch das Spaltprisma. Zonarstruktur ist an der verschieden starken Doppelbrechung auch hier manchmal zu erkennen. Der Kern erscheint dann immer stärker doppel- brechend, also reicher an Stahlsteinsilikat. Mit der chemischen Zusammensetzung schwanken natürlich auch die physikalischen Eigenschaften des Minerals. An Amphibol aus einer granatführenden Lage wurde beobachtet: AB DISC EA de ne 0102 Optischer Charakter negativ; 2 V groß. Dispersion der optischen Achsen: Achse A: p>v um a (schwach), > BD. p io sumarstarg: In Spaltblättchen nach dem Prisma wurden die Brechungs- exponenten nach der Immersionsmethode bestimmt: y’ = 1'670, eo — 1'652. Pleochroismus bei einer Dicke von 0'032 mm: 0. — 86 gelbgrüngrau z, B= 37 grüngrau p, = 38 blaugrüngrau o, Absorptionsschema: y=ß>.a. IT EREREN Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 205 Spezifisches Gewicht (nach der Schwebemethode): Sa Eine eisenreichere Varietät aus einer epidotreichen Lage Zelete: Pur = Mensen 2 0%022, Optischer Charakter negativ; 2 V zirka 60° (Bestimmung nach der Hyperbelkrümmung). Dispersion der optischen Achsen: Achse AD = vum o (stark), Satbmn=U: umee. (schwach). Brechungsexponenten in Spaltblättchen nach dem Prisma: euere Pleochroismus bei einer Dicke von 0°026 mm: 0. — 86 gelbgrüngrau Z, B== 36 »gelbsrüngtau 7, . "= 88 blaugrüngrau z, Absorptionsschema: >ß$>», Spezifisches Gewicht = 3:21. Aus diesen Beobachtungen läßt sich deutlich erkennen, daß größerer Eisengehalt eine Verminderung der Doppel- brechung, des Achsenwinkels und der Auslöschungsschiefe auf 010, eine Erhöhung des spezifischen Gewichtes und ferner der Brechungsexponenten in Spaltblättchen nach dem Prisma zur Folge hat. Eisenärmere Amphibole haben die Achse 5, eisenreichere die Achse A stärker dispergiert. Pyroxen. In einzelnen Lagen sowohl der epidotführenden als auch . der granatführenden Amphibolite tritt in gleicher Weise wie im normalen Gestein diopsidischer Pyroxen als Nebengemeng- teil auf. Häufig erscheint er schwach grünlich gefärbt. Pleo- chroismus ist nicht zu becbachten. Daß der Pyroxen früher gebildet wurde als der Epidot, kann man daran erkennen, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 18 294 A..NMiarchet, daß bei der Epidotbildung auch Pyroxen angegriffen wird. Die Pyroxenkörner erscheinen dann getrübt. Epidot. In den epidothältigen Amphiboliten erscheinen Plagioklas und Hornblende mehr oder minder stark durch Epidot ver- drängt. Daß diese Bildung jüngeren Datums ist, kann man daran erkennen, daß sowohl Plagioklas als auch Amphibol und eventuell Pyroxen kein frisches Aussehen besitzen. Der Epidot dringt längs Rissen und buchtartig in die genannten Minerale ein. Diese Erscheinungen erweisen, daß der Epidot sich auf Kosten des Plagioklases und der Hornblende manch- mal auch des Pyroxens bildete. Als Nebenprodukte bei dieser Epidotisierung scheinen auch Quarz und Calcit zu entstehen, da diese den Epidotlagen niemals fehlen. Die Begrenzung der einzelnen Epidotkörner ist meist eine unregelmäßige. Sie bilden ein granoblastisches Aggregat. Wenn krystallographische Begrenzung auftritt, so ist es die Fläche der vollkommenen Spaltbarkeit M (001), eine bei den Gemengteilen der krystallinen Schiefer sehr häufige Er- scheinung. Ab .und zu findet man einfache Zwillinge nach (100). Häufig ist Zonarstruktur zu beobachten; immer ist der Kern dann stärker doppelbrechend, also reicher an Eisen- epidot. Die optischen Eigenschaften sind nur geringen Schwan- kungen ausgesetzt, die durch größeren oder geringeren Eisen- gehalt hervorgerufen werden. Im Dünnschliff erscheint das Mineral fast farblos mit einem Stich in gelblichgrau. Pleo- chroismus ist nicht zu beobachten. Die Ebene der optischen Achsen liegt parallel der Symmetrieebene. Achsenbilder zeigen daher immer die Achsenebene normal auf die Spaltrisse. Der Charakter der Doppelbrechung ist negativ. Die Auslöschungs- schiefe co, beträgt 1 bis 1?/,° im spitzen Winkel ß. 7a für rotes Dich!’ 025 n) 070233 —o. für blaues Licht A = 0°445 ge) = 0'080. In einem anderen Schliff wurde gemessen: —o für weißes Licht = 0:028. u Be Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 235 Der Winkel der optischen Achsen ist groß. Die Dispersion der optischen Achsen ist deutlich und zwar: 3 Achse A: p Lo LA Ka Feld 10-1 FL-0O = = = z = = = 07-0 a ea j0e4 99.8 = = = A! = > a SEE. 2 00. er IL 06-0 = sr-0 — oa £9:0 Se = r - ae = er 18) Suumg | O°H | = | o°ı | O°eN | 0%) | O3N | oum | 09a | Foo to COLL | 91 | f »JU9ZOoAdSIy9IMSN 1} en = Rd DEN EI OB rt Aa sda Fr = = 08r 666 al 29r = — —a SI6l : cz _ = Ghr IFG al HE 981 897 a rel yduy 96 er = 96 = = ee = s6l a wa FE: Er = Se Be sg re er = = sIe 2 ED je. we ar =. MR ee a er erre er se e 7 82 er = R = Zu = =. — 6€ = ai |0e 4 a u = =. 181 y— = = u. = II Det lee HL = ee ee ee — = Zee rt SER. 16) 228 °6 07 09# 063% F88I | FH 766 981 0681 Is1 c6Ig |" "owung | oum | o% ‘00001 x uayuoaryonbieny9joW ‘ıyogrydwy A9S1L19SeL] "TI 265 Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehbereg. 0-00] 0:001 RE RERNUNAIRALS, 4 Na au, “ fi er 9.77 Zi ee 9) 6-11 0. EEE ROBN G.0 r-0 FIN OUN 0-01 G.@ te er ih errenen Egdag - ig iv 0.88 8. Hr ER En we 'sdq "yduy VUNZIVSUHWWPBSNZ 72UUI219. 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SUNZI9SUOWWESNZ 9Jouyaslog 0.001 0.001 0-001 SSL, 0-001 01.98 za 0-66 or touung &- TI 9.8 9.8 "2% OSH g.11 r0-F 9.7 g.01 warn 2 1M = e 6-01 ar 0 8-11 26-8 BET is 4-81 8.P1 1-6 REN OSW 1.97 gr.8 96-8 ı 0:97 ie ymy —e F-0 = Be era) G.0l 69-8 86-6 ı 0-11 wre SON 3-81 3-01 1-6 oe, 2.07 87-F1 79.2 LELE ' Seld L+C1 2-1 2.3 NO el! 28-0 21-9 6-1 SEE Fan 2.21 9.21 6-02 ar» An VE Eh DR 92.0 V.v BIT le ea te r.72 3.17 2.87 Be in RO 1.0 ?0-0 9.F 3-0 Er RE DEN "IU9 “yuy "yduy Op 10 = : Be Me 19 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 270 A. Marchet, Olivin nicht vorhanden war. Wie auch Schliffe des Olivin- . gabbros bei Langenlois zeigen, ist der Olivin gegen Um- wandlung am wenigsten widerstandsfähig. Bevor noch der Pyroxen völlig uralitisiert ist, hat sich der Olivin schon gänzlich in ein Aggregat von Amphibol umgewandelt. Durch die Krystallisationsschieferung werden dann alle Spuren des Olivins verwischt. Die Umwandlung des Olivins läßt sich durch folgende Volumsgleichung darstellen: Olivin+ Anorthitsubstanz = Hornblende Mol. Vol. Mol. Vol MS, 8... 499 CaMg, Al, Si, O,,. 135 — 140 CaAl 5,0... F10e1 145°0 Die Bildung der Hornblende aus Anorthit und Olivin bringt eine Verringerung des Molekularvolums mit sich, was mit dem Volumsgesetz für die Gemengteile der krystallinen Schiefer übereinstimmt. Das aus dem Mineralbestand berechnete spezifische Gewicht des ursprünglichen Gabbros (2:99) ist dem .des flaserigen Amphibolits gleich. Man kann hier also keinen Einfluß des Volumgesetzes feststellen. Die Volumverminderung bei der Bildung von Amphibol auf Kosten von Olivin 'und Anorthitsubstanz wird wettgemacht durch die Amphibolbildung auf Kosten des Pyroxens. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß bei der Amphibolbildung die Elemente des Wassers auf- genommen wurden, das bei der Volumberechnung außer Betracht bleibt. Eine Berechnung der Projektienswerte’ 4, c,j, etgibt für a, die Zahl 2:29. Nach den Kurven für die spezifischen Gewichte . der Tiefengesteine! würde nach Hofrat F. Becke einem Gabbro von dieser Zusammensetzung ein spezifisches Gewicht 2:97 entsprechen. Der hohe Eisengehalt des Gesteins äußert hier seinen Einfluß. | 1 F. Becke: Chemische Analysen von krystallinen Gesteinen aus der Zentralkette der Ostalpen. Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss. in Wien; \25,-1V. Teil -p--213 1912). | 2, ya BE an ler ara dr ale Falun a Rn a ee Ha het aaa in ae res 7 BE T er A [2 Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. zul Vergleicht man den errechneten Mineralbestand des Gabbros mit dem des flaserigen Amphibolits, so fällt vor allem die starke Abnahme des Plagioklasgehaltes im Amphibolit auf, die mehr auf Kosten des -Anorthits als des Albits geschieht. Die Bildung der Hornblende aus Olivin und aus Pyroxen, die des Titanits aus Tıtaneisen bedingen eine teil- weise Aufzehrung des Plagioklases. Die Durchschnittzusammen- setzung des Plagioklases im unveränderten Gabbros (49°/, An) ist merklich anorthitreicher als die des neugebildeten typo- morphen Plagioklases im Amphibolit (38°/, An) und fällt inner- ‚halb der Grenzen die an den Plagioklasrelikten durcn optische Untersuchung festgestellt wurden (45—59°/, An). Das Mittel ist etwas höher als der berechnete Durchschnitt, da nur die innersten Kerne der Gabbroplagioklase als Relikte erhalten sind. Einen ausgezeichneten Einblick in die chemische Zu- sammensetzung der Gesteine gewährt die von Hofrat F. Becke vorgeschlagene Dreiecksprojektion der Gesteinsanalysen, aus- gehend von den Molekularquotienten.! In dem untersten Dreieck kommt die gesamte Analyse zur Darstellung, wobei der Endpunkt a, die Molekülgruppe RIAIO,, der Eckpunkt c, die Molekülgruppe CaAl,O, und der Eckpunkt /, die Molekül- gruppe RIO, repräsentiert. Der Gehalt an SiO,+TiO, wird über der Abszisse a, in Molekularprozenten angegeben. In dem nächsten Dreieck ist das Verhältnis der Mengen von CaAl,O,, NaAlO,, KAIO, ersichtlich, welches bei den normalen Erstarrungsgesteinen dem Verhältnis der Feldspatsubstanzen An, Ab, Or entspricht. Die beiden obersten Dreiecke geben schließlich das Verhältnis der in F des Osann’schen Dreiecks zusammen- gefaßten Oxyde an. Ist die Molekularzahl für Tonerde kleiner als die Summe Alkalien+Kalk, so ist das Verhältnis FeCaMg dargestellt. Bleibt ein Tonerderest, so wird im obersten Dreieck das Verhältnis FeAlMg ins Bild gebracht. Die Lage des Analysenpunktes in dem einen oder anderen Dreieck gibt wertvolle Anhaltspunkte für die Zusammensetzung der dunklen Gemengteile. 1 Zum Teile. publiziet in: F. Becke: Chemische Analysen von krystallinen Gesteinen aus der Zentralkette der Ostalpen, 1. c. p. 60. Marchet, ar 2:86 2.0 6:3 8-21 9 2.0 8-8 2.1 Pl 9] rare er swung 9-4 SZ EZ, a, en Zu @.n Fe I ec FE EEE ran ae ae 13MW ol =, Sz = G.F = 0.8 — e= u UTAHO -0.gE 2 SE Ne) 1.€ a) G.9 9.0 — = 6-91 Sejjeig 2.08 6.0 6:6 1-9 Fr = = > v1 — AB Te Sea De Bann a ESEN re Pe N Bee EIER. %.J ET lea weten ae a Anke e wpT EEE EEE EEE wwung o°®ıM | o®eN | 0% | OSN | OUW | O9H | °o°aı | oe | SOTE | et: | »juazoldsıyaImsan — — _— _—— “ zn 2 2 war i ir u Aa une: wem a Zee wa mc J°W en RT, ZTT BE 82 en SER 2, 0, Kelle 0 WR. a UTATO _ — — = = 7 ız = — F Er r — sel 9, & 69 — = > 9,7 Sujjerg R = >= N = ® = = 18 = ET Seid SE © _ 97 ae Re ee a 986 —— n— Mo — as BEE SI 5 u 8 R 8] ES Ve Fa N Be Er DR BET SC Ner wen r 1 u] ” 7 - Olzie 8 u a | ra au 3 9% 683 ssI & SR N Gel 81 038 nung o°M | O°eN | 0% | OSN | OUMW | SER | soo | So ıv | GORE | ©oıs | | '000I x usyuaryonbuieny9JoW ‘osqgen oydrsunsdsın Ag) | N ' Ad Tom pun [oA "TON Sme Joupdalog 1 ; () 2 © "66:7 = pumpalog ‘suUI0Js9N Sop Iy9IMOH Ssayası)ızadg E 0.001 0001 105 F agugs S 3 =) u 7.57 ne ae) N = 0. 9.6 re R R R i 0-001 96.2€ - 2.86 1 Sauiung m se 9.0 a Ro RT Br le “ S N 6:0 TE-0 21-9 9.7] a BIN R ZART 9.E1 a ER .S n 9:6 2T.€ 8.01 2-01 le) 2 IR 8.1 En ” i n 9.08 90-01 SE. BT 0.£8 oe Ra ä che be een rägig 2 B22G 98.81 69-2 2.08 re ed UIANO Zejjeig Z+1 19.0, LP IE ne | 5 -3unzyasuawwesnz 949uy9s4J4ag Y/y "JoA Dr: — mon 'zads| d= I, "mag if 6 ice Ds ar ne ra Ah > ae 9 nn 0 ALS a u IE a mn Da an Ft un Dt na RUE ea ai ae ©7277 274 A. Marchet, Projektionszahlen ner Antzlysen Tess 2 E 1 2 3 4 Flaseriger Plattiger Anthophyllit- | Flaseriger | Amphibolit | Amphibolit, | Amphibolit, | Amphibolit, | Rehberg | Rehberg Lederfabrik |Dürnitzbüchel Me 530 528 603 49-1 Ay - 2.29 2:00 306 1 ae 17 2°93 1217 2 En 554 "07 5'78 7 ee ee 4:86 594 276 74 ab. 4:92 17 7.00 2 or 0722 029 24 02 | a 2:99 230 363 N, DEE. EURE 04 905 Far "2 EB: 2.97 2:65 — 1 Bl = = 2260 En = FREE Zum Vergleich mit den Gesteinen des Rehberger Am- phibolitzuges wurden dann noch folgende Analysen und Mittelwerte der Massengesteine nach Daly berechnet und in die Projektion (Taf. I) eingetragen: DI SI] . Olivingabbro, Loisberg bei Langenlois. Tschermak’s Min. Betr. Mitt: 1, D. 209, 1er, 2 — 2.017. 3. Zoisit-Amphibolit, Loisberg. F. Becke: Die Gneis- formation des niederösterreichischen Waldviertels. Tscher- mak’s Min. Petr. Mitt, Z 9.7312, 1882. . Diallag-Amphibolit, Straße Steineck-St. Leonhardt. R. Grengg: Der Diallag-Amphibolit des mittleren Kamp- tales....T’schermak's.- Min.«Betr. Mitt, 29,- p. 34 Be Se mr10. | . Amphibolit (Schilterner Typus), Kammegg.R. Görgey: Chemische Analysen von Waldviertel-Gesteinen. Tscher- mak’s. Min. Petr. Mitt, 32, ®. 222, Analyse VE 1943 ee, =. 10. 44. 132 19. DE ID N Di Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. Granat Amphibolit, -Resenbuüurg. R Görgey:T .<«, Analyse VI, s= 3:18. Anorthosit-Amphibolit,Senftenberg.J.Morozewicz: Resultate der chemischen Untersuchung ' des Diorit- gesteins aus dem niederösterreichischen: Waldviertel. Werh Min. Ges.” St. "Pefersbutg,’ 40, p- 113; 71902, 5 = 2'884, Anorthosit-Amphibolit, Frauengraben bei Elsarn. Rlaörgey:-l-C4: Pr-238,-Analyse 7.1 Anerthosit=Amphrbolit; Senftenberg. F. Becke: Die Gneisformation des niederösterreichischen Wald- viertels. Tschermak’s Min. Petr. Mitt, £,.p. 248, 1882. Biotit-Amphibolit (Kata-Hornblendeplagioklasgneis), Dürnstein. U. Grubenmann: Die krystallinen Schiefer. Baäln 1910, :p.°190, Analyse’5,.% = 2-91.2 "Eklesir, Altenburg. Tsehermak’s Min. Peir. Mitt, £ = ,68,..1878. 5 = 325: Sstrahlsteinfels, Felling: Tschermak’s Min. Mitt., 1874, BASE SE 299. .Gangdiabas, Ottenschlag. Tschermak’s Min. Mitt., 1877, p- 278. .Gabbromittel. Daly: Average chemical compositions of igneous-rock types. Proc. of the Amer. Ac. of Arts and Seiemees, Vol. 45, Janner 1910, Nr. 39. . Gabbromittel mit Ausnahme der Olivingabbros, E &, Nr. 46. Mittel der?Olivingabbros, 1. c., Nr. 47. amphibelir,. schaueregeze. H. Mohr: Geölogie der Wechselbahn. Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. a Wiss, m Wien,_82, p. 387, 19123, Geunschieser, Große Klause.H, Mohr: \.'c, p. 33& . Diabas, Krumbach. P. Richards: Die Umgebung von Aspang am Wechsel. Jahrb. d. Geol. Reichsanstalt, 67, B.’s12, I9TT. . Grünschiefer, südlich Aspang. P. Richards, |. c., p.320. 1 Im Original ist als Summe 100°73 angegeben. 2 Im Original ist als Summe 99:77 angegeben. 276 82-101 82-101 sr 001 02.001 98.66 TT-86 21-101 == x T1.0 == nds = 5 — — = 29:0 #3-0 ınds — = 16-0 20-1 90-7 01.7 °9.] = a) 76:0 19.0 29.0 26-0 28-0 0r-0 89-1 &2-1 70-8 86-0 61-8 86-1 13. #921 09-9] 00-F1 Pr.01 F0-01 90.8 LS=E1 82.0 26-0 e8-£ 89-9 26-9 83-31 se-11 = = ınds 98-0 87.0 91.0 = 96-0 89-1 39-8 GH.1l 09-01 88-6 19.9 9.0 DD Fe-1 80-8 SH.H 61-9 69-1 LE: FE 08- TE 88-97 62.81 68-1 BE-Fl 98-91 == = ınds 86-1 93-7 g7.0 gr.0 &6-C# 81.9% 3..9% FL.87 61.C# 36-%% 08.2# mogıydwy | moqıydwy | yrogrydwy | roqıyduy ans yrrogıydury | rogıyduy -JISOULIOUYV -JSOULLIOUV -NSOUMOUY -Jeueln ‘“ogıyduy -Zejjeiq -JISIOZ a1 11 01 6 8 ) 9 a | | 31:00I > auiulns ae en = .. 9984 E + ST-1 2 OH 1-0 Be ı1 02-1 ON 69-11 ie 00 08-01 ON url. oe gH-9 OR 62-0 Be 83-82 ON = ee 12.97 a OIIIBZULANO G ee nn > on In “ Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. on 6 5 (oe Ten 5 Eee) . . on ED EHEN oa aoa -m -— te} van aan a oOmao aa I DD ın | : eo: 9.0 EEREEEREN 4.1 6:6 Eye L+6 G.0 EFT EIG L°$ G.8 G.g rv.9 Im% A er a a) Sm 9.7 8.7 6-8 6-1 r.7 . und 6-0 0-1 ER) 8:0 a) Br 0.6 8.69 6-8 8.9 6:6 SER RUE 2 Be 9.G 6: On, ee ey 0.8 9.1 RZ ST ry.F N Dee ...0, 6.1 SET 9.7] 67% P.] ... ++ 0m G 6-69 3.09 r.67 0:8 e.6% „gr eeneeg OII9OMSU01IN9[lOoIdJ L Ol F 91 19 IE 981 621 06 991 el sog a G a 2 681 gp] LEI SE 99 g, sel T&1 IrT e® ce 83 9 808 6#7 392 ‘0007 x usyuaryonbaenyojow ..0. 094 + &gayg 8, on ar eOLL Lern re UT I Marchet, A. 218 16:66 00-001 00.001 00.001 18.007 ° 830.0 66:0 86:0 83.0 = 87.6 0-1 09-1 Gy.I 89-0 08.0 87-0 86-0 68.0 66.0 68:6 91.8 63:6 99.6 86-1 99-01 sr. 11 79.01 66-01 66-8 68-2 93.8 69.9 19.2 68.P1 Fr 21-0 61-0 81-0 er 09:8 ZT-9 08.9 56.9 Sr-Il or.& Dan 08.8 Sl 28-1 06-81 64.21 00.81 83-21 60-51 8% I Ze» T 78:0 26-0 = 16.87 67.97 09.67 73.87 &6-.C9 (oıgguSuramo rogıyduvy nom "äsne) ppruoiggen | segeıpaurng | > Tprwolgqe, 06 61 SI 2 ol | | | "owums . “o°®4 FO "o®H : so Eat "o°eN 0% " OSN " OUuN oa &0°94 SO SO; an: 92.001 62.001 62.66 De 0#:0 20-1 > ee) 26-1 = war] LO.F GE. 21 92.81 a 87.97 19421 39.9 97 3 2 G] ./ 90 .G 37.0 00.6 er-] 98.1 9F.9] 75-61 3% — 29-1 | nn. pogryduy spopuajsipgens| NIONA -morg q1 rl a ne en (o> a Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 8 8-1 6-1 8.] 20 BR #.7 0-7 Ehe) 2.7 L-@ 2 6-7 2-9 2 9.8 3-8 ee! .$ 1:8 ».€ 38 TDR 0) Rad 8:3 RL Gh 8.0 6-0 8.0 2:0 0:0 3:0 9.1 an u 2.E 6-€ 9.8 P.E$ 0:0 Sat 8.4 A EDIERD 9.r 0.9 8 9. ».9 0-01 9.9 6 e u GE 0-9 % 9.F 3:9 2:6 20 2-8 a l-6 0-8 0-8 0:8 TE ee) OLE 2.2 nee Ye 0.0, 9:3 0-7 4% 9.7 #1 0-0 el 0-r el! 6:26 9.09 T.pc get 1:9F 1:09 0:67 g.pc RR VOMSU01IN9[01d ® 8 oT 6 3 7 13 a Fra iv [er 9 GH 67 TE 87 99 TER 881 007 061 961 6S1 083 cH7 F91 Be. , 961 032 #9] 981 898 909 20€ gg] ati % % 3 . ln Ya OUW 811 98 18 £8 69 67 001 02 ET ROEH er Ir ge OF v7 9 92 SI Bei 981 el 9,1 Gl 8F1 &1 #1 881 RS NET. 03 g] 01 21 03 ERST: 008 122 138 008 39% ep6 118 088 ‘000 x uoyuaıyonb4einyoJjoW 96-66 00-101 29.66 10-101 89.66 88-001 9.001 32-001 awumng nn a Zus a Ro ee: 7. ® Kar — — - — — ındg ınds 2.0 nen, For Ber ne. 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Oszan 1.0, Nr 5603.52 2099 .Gabbro, La Morandiere ELacoıx le Or a 1-0, Nn2566.08 292, IS) SI] D (0,0) Die Analysen 1 bis 16 stammen von Gesteinen aus dem Waldviertel, 20 bis 23 von solchen aus dem alpinen Wechselgebirge. Die fünf letzten! Analysen geben die 772. sammensetzung von Gabbros und Noriten aus dem Departement Loire-Inferieure in Nordwest-Frankreich. Im Kern der Masse tritt dort Gabbro auf, während sich der Norit in den peri- pheren “Peilen findet: In der Projektion (Taf. I) sind die Gesteine des Reh- bergen Zuges- als“ große, ausgseiüllle Kreise, de Dpneen aus dem Waldviertel als leere Kreise eingezeichnet. Klenr volle Kreise stellen die von Daly berechneten Mittelwerte der Gabbros dar. Die Gesteine aus der Umgebung von Aspang sind .durch „liegende Kreuze, die Norite' und” Gabbrös woa Loire-Inferieure durch stehende Kreuze "sekennzeiehe = Die Zahlen bei den Projektionspunkten beziehen sich auf die oben angeführten Analysennummern. + Die Zusammensetzung des flaserigen Amphibolits von Rehberg (1) und vom Dürnitzbückel (4) ist von derTes plattigen Amphibolits von Rehberg (2) nicht wesentlich verschieden. Die beiden Analysen ‚unterscheiden sich nicht stärker als das Analysen von Proben desselben Gesteins- körpers zu tun pflegen. Zwei ist reicher an Plagioklas und daher die Mischung desselben An-reicher, wie es der Erfahrung entspricht. | Me en nn Der 'Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 2893 Die Unterschiede sind wohl schwerlich durch das Fort- schreiten der Schieferung zu erklären. In der wesentlichen Übereinstimmung der beiden Analysen liegt eine Stütze der - Auffassung, daß der plattige Amphibolit eine strukturell weiter fortgeschrittene Ausbildung des flaserigen sei, beide aber von Gabbrogesteinen abstammen. Deutlich weicht der Anthophyllit-Amphibolit (3) von den vorigen ab, der sich — wie auch die Lage der Punkte in der Gesteinsprojektion erkennen läßt — durch auffallend geringen Kalk- und höheren Kieselsäuregehalt unterscheidet. Es ist allerdings zuzugeben, daß ein Teil dieser chemischen Unterschiede durch den schlechteren Erhaltungszustand (Chloritbildung!) bedingt ist. Im Feldspatdreieck zeigt sich, übereinstimmend mit der optischen Bestimmung, die stark schwankende Zusammen- setzung der Plagioklase dieser Gesteine an, während der Gehalt an Orthoklassubstanz bei allen vier ein sehr geringer ist. Vergleicht man den AÄnorthitgehalt des theoretischen Durehschnittsplagioklases, wie ihn die Projektion ergibt, mit der optisch bestimmten Zusammensetzung des Gesteins- gemengteiles, so findet man den optisch nachweisbaren Anorthitgehalt stets etwas niedriger. Die Unterschiede be- wegen sich aber, wie die folgenden Zahlen zeigen, nur ın mäßigen Grenzen: 1 2 3 -- 0/, An theoretisch........ Se lete Hin HE, %/, An gefunden (im Mittel) 41 16Y6) 15 93 Die Bildung des Titanits aus Titaneisen, vor allem aber ‚der Tonerdegehalt des Amphibols sind die Ursache dieser - Differenzen. Dazu kommt noch bei dem Gestein vom Dürnitz- büchel (4) das Auftreten von mejonitreichem Skapolith, dessen Vorkommen den Anorthitgehalt des Plagioklases vermindert und bei dem Anthophylilit-Amphibolit (3) der Kalkgehalt des monoklinen Amphibols, der in der Projektion nicht zum Aus- druck kommt, da bei Überschuß an AI,O, sämtliches CaO als Anorthit verrechnet wird. Sehr auffällig tritt die Verschiedenheit zwischen dem Anthophyllit-Amphibolit und den beiden anderen Gesteinen 284 A: Marchet, in den zwei obersten Dreiecken in Erscheinung. Während nämlich die Lage der Projektionspunkte des flaserigen und des plattigen Amphibolits (1, 2,4) einen hohen Kalkgehalt der dunklen Gemengteile anzeigt, der bei anderen verwandten Gesteinen aus dem Waldviertel kaum. erreicht wird, fällt der Projektionspunkt des Anthophyllit-Amphibolits (3) infolge des Überschusses an Tonerde in das Dreieck fe, al, mg. Ganz. ahnlich verhalten 'sich"Norite 124, 25. 20) va Gabbros (27, 28) aus dem Loire-Inferieure "zu emamder Wie der Anthophyllit-Amphibolit gegenüber den beiden anderen Amphibolittypen sind hier die Norite gegenüber den Gabbros durch höheren Kieselsäuregehalt, geringeren Kalkgehalt und durch Tonerdeüberschuß ausgezeichnet. Auch bezüglich des spezifischen Gewichtes‘ (siehe p. 23% und 282) herrscehn hier ähnliche Verhältnisse. Es liest daher sehr nahe, anzu- nehmen, daß der Anthophyllit-Amphibolit aus einer noritartigen Abart des ursprünglichen Gabbros hervor- gegangen ist. Freilich muß bemerkt werden, daß die chemische Zusammensetzung von 3 durch die Chloritbildung etwas ver- ändert wurde, aber doch wohl nicht in dem Ausmaße, daß die Beziehungen zu Norit nicht zu Recht bestehen. Der flaserige und der normale plattige Amphibolit haben, wie die Projektion zeigt, die Zusammensetzung eines Gabbros. Sie kommen den Mittelwerten, welche Daly für Gabbro (17), olivinfreien Gabbro (18) und Olivingabbro (19) angibt, be- sonders letzteren, recht nahe. Geringerer Gehalt an Orthoklas- substanz und höherer Kalkgehalt der femischen Gemengteile in den Amphiboliten spricht sich in den Dreiecken ab, an, or und fe, mg, ca aus. In die Projektion sind dann auch einige andere, basische Gesteine aus’ dem Waldviertel eingeiragen. Schon auf den ersten Blick kann man’ erkennen,’ dab die Amertbocse. Amphibolite (10, 11, 12) sich durch ihren hohen Gehalt an Anorthitsubstanz von den übrigen Gesteinen trennen, da die Projektionspunkte gegen den Eckpunkt c, hin abweichen. Die Plagioklase dieser Amphibolite erscheinen am anorthit- reichsten von allen angeführten Gesteinen. Bei den besonders plagiokläsreichen "I ypen 1 I’und"12 1st mr geme Dre eer BE Ze a 0, Le Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 285 fe, mg, ca ein höherer Eisengehalt der femischen Gemeng- teile angedeutet. Solche anorthositische . Varietäten kommen, wenngleich selten, auch im Rehberger Zug vor; z. B. gehören die von Becke in der Waldviertelarbeit beschriebenen Gesteine westlich von der Straße Langenlois— Mittelberg hierher (Tschermak’s Min. Petr. Mitt, 4, p. 360 [1881)). Ähnlich wie die Anorthosit- de verhält sich der Olivingabbro (5) vom Loisberg, von dem eine plagioklas- reiche Varietät analysiert wurde, die sich ebenfalls der - Zusammensetzung der Anorthosite nähert. Die Projektions- punkte dieses Gesteins weichen daher auch gegen die Eck- punkte c,, respektive an hin ab. Die femischen Gemengteile des Olivingabbros sind durch einen hohen Magnesia- und geringen Kalkgehalt ausgezeichnet, was durch das Auftreten des Olivins als Gesteinsgemengteil bedingt wird. Dasselbe Mineral ist auch die Ursache der geringen Menge an Kiesel- säure. Ein Produkt der Metamorphose dieses Gabbros ist der Zoisit-Amphibolit vom Loisberg (6). Auch er ist durch geringen Kieselsäuregehalt ausgezeichnet. Von den Gesteinen des Rehberger Amphibolitzuges unterscheidet er sich chemisch trotz seines abweichenden Mineralbestandes (Auftreten von Zoisit!) nicht wesentlich. Von demselben Amphibolitzug im Liegenden des Gföhler- gneises, dem auch der Anorthosit-Amphibolit von Senftenberg angehört, stammt noch der analysierte, körnigstreifige Amphibolit von Kammesg (8). Auch der Granat-Amphibolit von Rosenburg (9) läßt sich mit dem genannten Gesteinszug ‘in Verbindung bringen. Der Biotit-Amphibolit von Dürn- stein (13) hat eine ähnliche Position aber im Südwesten des Gföhlergneises. Während die beiden erstgenannten Gesteine die Zusammensetzung von Gabbros haben und von dem Rehberger Gabbro-Amphibolit nicht stark abweichen, bildet der Biotit-Amphibolit, wie der relativ hohe Gehalt an Alkali- feldspat erweist, den Übergang zu jenen krystallinen Schiefern, die sich von Dioriten ableiten lassen. Für alle drei Gesteine ist der höhere Gehalt an Orthoklassubstanz charakteristisch, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 20 286 A. Märchet, der sie von den übrigen Amphiboliten unterscheidet. Es geht dies aus der Lage der Projektionspunkte im Feldspatdreieck hervor. Die Amphibolite von Kammegg (8) und Rosenburg (9) sind dann auch durch einen höheren Eisengehalt der dunklen Gemengteile ausgezeichnet, der sich im Dünnschliff durch die grünbraune Farbe der Hornblende anzeigt. Sowohl durch seinen Mineralbestand als auch durch die chemische Zusammensetzung weicht der Diallag-Amphibolit des mittleren Kamptales (7) von den Gesteinen des Rehberger Amphibolitzuges ab. Wenngleich er auch mit gabbroiden Massengesteinen verwandt ist, deutet doch die Lage seines Projektionspunktes im Dreieck fe, mg, al eine stark ver- schiedene Zusammensetzung seiner dunklen Gemensgteile an. Namentlich ist der Tonerdegehalt der femischen Gemensgteile interessant, der sich mineralogisch im Granatgehalt ausprägt. Vielleicht hängt er mit dem großen Tonerdeüberschuß des begleitenden Granulits zusammen. Im übrigen stimmt der geringere Kalkgehalt sehr gut mit dem perthitisch mit Bronzit verwachsenen Pyroxen und der Anorthitarmut des Plagio- klases. Ziemlich nahe kommt dem Rehberger Amphibolit der Eklogit von Altenburg (14). Etwas geringerer Kalk- und höherer Magnesiagehalt zeichnet das Gestein aus, das sich ebenfalls von einem gabbroiden Magma herleitet. Zu jenen Randbildungen von Peridotit (Olivinfels), welche an der Grenze gegen Gneis oder Amphibolit häufig gefunden werden, gehört der Strahlsteinfels von Felling (15). Das Gestein ist ein durch Stoffaustausch entwickeltes Produkt der Metamorphose. Seine Projektionspunkte liegen in dem Feld der Peridotite. Charakteristisch ist der Mangel an Alkalien und der Reichtum an Magnesia. Der Gehalt an Kieselsäure ist so hoch, daß gerade das Sättigungsniveau erreicht wird, wie die Zusammensetzung des Strahlsteins es verlangt. Den besprochenen krystallinen Schiefern gehört der Gang- diabas von Ottenschlag (16) nicht an. Er dürfte der Gang- gefolgschaft des Rastenberger Granits zukommen. Seine besonders große Armut an Kieselsäure, der Reichtum an Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 287 Eisen und Magnesium bei geringem Kalkgehalt sind durch das reichliche Auftreten von Olivin verursacht. In die Projektion sind dann noch Grünschiefer und verwandte Gesteine aus der Umgebung von Aspang (20 bis 23) eingezeichnet. In keinem der Dreiecke trennen sie sich von den Gesteinen aus dem Waldviertel. Von dem flaserigen und dem ebenplattigen Amphibolit des Rehberger- zuges unterscheiden sie sich bloß durch einen geringeren Kalkgehalt der dunklen Gemengteile. Die Kieselsäuremenge ist von der der Waldviertelgesteine auch gar nicht ver- schieden. | Eintwesentlieher'UÜnterschied"besteht / aber‘ darin, daß bei den Aspangergesteinen die Projektion einen viel höheren Anorthitgehalt des Durchschnittsplagioklases anzeigt, als die optische Bestimmung ergibt. Während die berechneten Durchschnittsplagioklase zwischen 47°/, und 66°/, An schwanken, ist die wirkliche Zusammensetzung der Plagio- klase 0°/, bis 20°/, An. Bei den Gesteinen des Waldviertels kommen hingegen Berechnung und Beobachtung einander viel näher. Die Waldviertelgesteine gehören der unteren, die Aspangergesteine aber der oberen Tiefenstufe an, für welche Albitisierung der Plagioklase charakteristisch ist. Schlußbetrachtungen. Petrographische Charakteristik des Rehbergerzuges. Petrographisch sind die Gesteine des Rehberger Amphibolit- zuges von anderen Amphiboliten aus dem niederösterreichischen Waldviertel durch das Hervörtreten der Krystallisations- schieferung unterschieden. Für die flaserigen Varietäten ist dann der Gehalt an relikten Mineralen sehr charakteristisch. Rein granoblastische Struktur ist ziemlich selten und be- schränkt sich auf feinkörnige, plagioklasreiche Varietäten des normalen, ebenplattigen Amphibolits und auf die epidot- reichen Päsen an der Grenze gegen den - Schiefergneis. Amphibolreichere Varietäten lassen durch die Parallelstellung der grünen Hornblendesäulchen nicht selten eine Streckungs- richtung im Gestein erkennen. 288 A. Marchet, Vergleich mit anderen Waldviertel-Amphiboliten. Anders die körnigstreifigen Amphibolite vom Schiltener Typus. Ihre Struktur ist immer rein granoblastisch. Die Amphibole besitzen eine mehr bräunliche Farbe und bilden rundliche, verschieden gelagerte Körner. Wenn Granat auli- tritt, ist er häufig von einem Kranz von Feldspat umgeben, eine zentrische Struktur, die dem Rehberger Amphibolit völlig fremd ist Der Amphibolit vom Loisberg, der gut erkennbare Kerne von Olivingabbro führt, ist durch das reichliche Auftreten von typomorphem Zoisit von dem Rehberger Amphibolit unterschieden, der nur an der Grenze gegen den Schiefergneis manchmal reichlich Epidot führt. | Durch Mineralbestand und Struktur weicht der von R. Grengg! untersuchte Diallag-Ampibolitzug von dem Rehbergerzug stark ab. Paralleltextur ist in dem Gestein meist recht undeutlich. Dunkelbraune Hornblende, Plagioklas‘ und lichtgrüner Omphacit mit Diallagstruktur bilden ein granoblastisches Gemenge, in dem Granat in größeren Porphyroblasten auftritt. Der Granat bildet häufig eine Art Strukturzentrum, wenn Amphibol und Plagioklas eine dia- blastische, radialstruierte Hülle um ihn bilden. Eine porphyrartige Struktur zeichnet jene Amphibolite aus, die in der Gegend von Spitz als Begleiter des dortigen Granodioritgneises? auftreten. In dem deutlich geschieferten, dunklen Gestein findet man zahlreiche, lichte Augen von Plagioklas, die bei näherer Untersuchung eine feinkörnige, granoblastische Struktur zeigen. In ihrem Kern kann man manchmal noch mehr oder minder gut erhaltenen relikten Plagioklas erkennen, aus dem sie hervorgegangen sind. Man könnte vielleicht an eine porphyrische Struktur des Erstarrungs- gesteines denken, aus welchem sich diese Fleckamphibolite entwickelt haben. I R. Grengg: Der Diallag-Amphibolit des mittleren Kamptales. Tscher- mak’s Min. Petr. Mitt., 29, 1910, p. 1. | 2 F. Becke: Granodioritgneis im Waldviertel. Tschermak’s Min. Petr Mitt., 34, 1918, P. 70 TE " u un - 4 2 Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 289 Außer den erwähnten Amphiboliten finden sich dann im Waldviertel noch, solche, die durch Übergänge innig mit Schiefergneis verbunden erscheinen, so daß man oft nicht in der Lage ist anzugeben, wo die Grenze zwischen den beiden Gesteinen verläuft. Möglicherweise sind diese Amphibolite nicht von basischen Eruptivgesteinen, sondern von kalk- reicheren Sedimenten abzuleiten. Durch Stoffaustausch zwischen den kalkreichen Augitgneisen und den kalkärmeren Gesteinen der Umgebung sind jene Amphibolite entstanden, die häufig mantelartig die Augitgneise im »Seyberer Gneis« umhüllen. Die Kenntnis von diesen letztgenannten Amphibolittypen ist noch nicht weit vorgeschritten, namentlich fehlen noch Analysen. | Ursprungsgesteine, Tiefenstufe und systematische Stellung des Rehbergerzuges. Sowohl der Mineralbestand und die Reliktstruktur der flaserigen Varietät, als auch die chemische Zusammensetzung aller analysierten Gesteine des Rehberger Amphibolitzuges beweisen, daß dieser aus Tiefengesteinen der Gabbrofamilie hervorgegangen ist. Ähnlich wie die Anorthosit-Amphibolite in dem Zug der körnigstreifigen Amphibolite vom Schiltener Typus einer Nebenreihe angehören, die sich aus Anorthositen entwickelt hat, liegt der Anthophyllit-Amphibolit auf einem im Waldviertel bisher unbekannten Seitenzweig des Rehberger Amphibolits, der die chemische Zusammensetzung von Noriten besitzt. Das Auftreten von typomorphen Mineralen, wie Pyroxen und anorthitreicher Plagioklas, beweist, daß die Bildung des Gabbro-Amphibolits gleich der der übrigen moldanubischen, Ristallmen Schieier in der unteren Tiefenstufe F. Beckes! erfolgte. In der Systematik von Grubenmann?:. würden die Gesteine des Rehberger Amphibolitzuges der IV. Gruppe 1 F. Becke: Über Mineralbestand und Struktur der krystallinischen Schiefer. Denkschr. d. math.-naturw. Kl. d. Akad. d. Wiss. in Wien, 25, 1903, p. 33. 2 U. Grubenmann: Die kristallinen Schiefer, 2. Aufl., Berlin 1910, 290 A. Marchet, (Eklogite und Amphibolite) angehören und Übergangsformen von der I. Ordnung (Plagioklasaugitfelse und Eklogite) zur 2. Ordnung (Meso-Amphibolite) darstellen. Prof. Grubenmann verlegt den Smaragditgabbro des niederösterreichischen Wald- viertels, eine grobkörnige Varietät des flaserigen Amphibolits, in die oberste Zone und führt ihn in seiner Systematik unter den »Gabbroschiefern« im Anhang an die 3. Ordnung der IV. Gruppe an.! Dieser Ansicht widerspricht aber das Vor- kommen der typomorphen Minerale der unteren Tiefenstufe. Die Spuren von Kataklase, die in dem Gestein besonders in den relikten Plagioklasen durch Verbiegung und Knickung der Zwillingslamellen hervortreten, sind allein nicht hinreichend für die Zuordnung des Gesteins in eine höhere Zone, da so grobkrystalline Gesteine, wie das vorliegende, augenscheinlich auch in tieferen Zonen Neigung zu kataklastischen Phänomenen zeigen. 112 e p2008: Mineralogisch-petrographisches Institut der Universität Wien, Februar 1918. & Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. 291 Tafelerklärung. Tafel I: Auftreten und Verbreitung des Gabbro-Amphibolits von Rehberg. Schiefer- gneis, Glimmerschiefer, Quarzit und Sedimente wurden in der geologisch- petrographischen Skizze nicht ausgeschieden. Gesteinsprojektion nach F. Becke. Erklärung und Diskussion auf p. 57 und 60 f. Im untersten Dreieck a, c, fu ist das Verhältnis folgender Atomgruppen dargestellt, die sich aus den Molekularzahlen ableiten. © 4A, = KAlO, + NaAlO, CC, = CaAl0O, Fo= Caa0, + Mg, 0, —+ Fey0, (bei Überschuß. von CaO über den Rest von Al,O, nach Sättigung der Alkalien) oder = Al,O, + Mg,0,—+-Fe,O, (bei Überschuß von Al,O; über Alkalien + Kaik). Das darunter liegende Bild liefert die Ordinate: Molekularprozente SiOs—+- TiO, über der Abscine a,. Das Dreieck An Ab Or gibt das Verhältnis An = CaAl,O,, Ab=NaAlO,, = KAIO,. Das Dreieck ca fe mg‘ enthält die Projektionspunkte der Gesteine mit Überschuß von CaO nach dem Verhältnis Ca,05 : Fe,0, : Mg, 05; das Dreieck al fe mg die Punkte der Gesteine mit Tonerdeüberschuß nach dem Verhältnis Al,O3 : Fe,0; : Mg,0,; beide geben Auskunft über das Verhältnis der in F, zusammengefaßten Stoffe. Die Projektionszahlen stehen in den Tabellen p. 274, 277, 279 und 281. Zu in ET ee . Tafel 1. Fig. 1. Uralit mit Kernen von reliktem Pyroxen (durch Einschlüsse dunkel gefärbt) und mit Einschlüssen von kleineren, neugebildeten Diopsid- körnern (p. 228 und 231). Vergr. 7 mal. Fig. 2. Streckungshof um einen Uralitknoten (p. 234). Vergr. 7 mal. Fig. 3. Epidotreiche, lichte Lage im Amphibolit. Die hornblendereicheren e. Lagen besitzen größere Amphibolitindividuen. Deutliche Krystallisations- ‚schieferung (p. 251). Vergr. 17 mal. Fig. 4. Plagioklas mit An-reicherem Kern von reliktem Gabbro-Plagioklas (p. 224). Gekreuzte Nikols. Vergr. 40 mal. ie Kin ‚go j eg Kal B ES 4 j bastelt 58 HR ERBE Mi a Sa safe ner a } ni sa va F% Pie 2%; a, EIER a ie Ki eu Re za a Ei ih TANSHR a Ri 3 sgel Be ‚gi anech obige IE. ee er ante PR ah einzacsat? au u a | line Srirst u vs) seunenaiin Pi ER Katie Sr “ vs 2 2 Dis et. as u) su: 4 DER GT ge Po. m: € a RRERET ma her auhenilan 2 in | ae BIER DUE at 3 * SIaS DE SEE er alla een Prupb): Azur he -Bisroiel: natsblidsaus SE en Hi BEL RT, 729% VEN 5 rer} BERSTSETOUEN TE TIETSIHEEN Burn 3. zusam 3 ituoktl {7 inet) ren ONE Tat. L Marchet A.: Der il Hi HUN M °6 De Marchet A.: Der Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. Tat. I %Schiltern Reh 419% B + 364 2 22 8 Fahn B. A am‘ Ko R N f: +25 +24 55 u 26+03 Langenlois = 60 20%8ı Gobelsbur Ri N Bd POS 5 «c n.Wien m > x SStratzing EEE Gabbro-Amphibolitzug von Rehberg. == Grenze des | Gföhlergneises. A Serpentin Körnigstreifiger Granitgneis nl = : ; iboli Ampitbeltvon SS Cadee n eiyghgphiteit hiltern. & ei chiltern ID Kein: { t Maßstab 1:100.000 ft , Er a Kr 2. Marchet, A.: Der Gabbro-Amphibolitzug von Rechberg. Tal, 2 Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 128, Abt.I, 1919. N 20 EISERLREE ’ ir p DR, N akadeınie: der N nechaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Kr Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, » zeneie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und \ u Reisen 128. Band. 4. Heft ar) of ‚Long, AR 39657 % MAN 2 4 1997 Ri N Wien, 1919 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften 1 Inhalt des 4. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Fritsch K., Blütenbiologische Untersuchungen an einigen Pflanzen der Ostalpen Press: 2RKS0:h] 127 0. Sea a Eee Handel-Mazzetti H., Vorläufige Übersicht über die Vegetationsstufen und -formationen von Kweitschou und Hunan [Preis: 1 K 50h] 331 Tschermak G., Der Vesuvian in chemischer Beziehung [Preis: 2K] . . 351 Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I = Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 4. Heft „22:14 aslsihlaek Bengeei ine it me ‚ige Bolaa). “aizelomakln‘ Bra Yk fi Hohl bie a ee Zu c un 2 0) dan an an 207 u ID cD 9 Blütenbiologische Untersuchungen an einigen Pflanzen der Ostalpen Pr Von Dr. Karl Fritsch (Vorgelegt in der Sitzung am 10. April 1919) Im Jahre 1881 veröffentlichte Hermann Müller. seine grundlegenden Beobachtungen über die Blütenbiologie der Aipenpflanzen.! Er untersuchte mehr als 400 Arten aus der Alpenflora der Schweiz und des Ortlergebietes in Bezug auf ihre Bestäubungseinrichtungen "umd "stellte Tesi, was. für Insektenarten als Besucher ihrer Blüten auftreten. Später haben: mehrere andere Forscher zahlreiche weitere Beobachtungen: gemacht, die sich namentlich auf die Tiroler Alpen beziehen. Hingegen liegen aus dem ganzen Gebiete der weiter östlich. gelegenen Bergketten nur äußerst wenige einschlägige Unter- suchungen vor. Die Akademie der Wissenschaften in Wien bewilligte: mir im Jahre 1913 aus den Erträgnissen des Scholz-Legates- eine Subvention für blütenbiologische Studien in den Ost- alpen. Durch den 1914 ausgebrochenen Weltkrieg wurde das Reisen derart. erschwert, daß ich meine Absicht, an irgend einer hochgelegenen Station längeren Aufenthalt zu nehmen, aufgab und mich auf einzelne kürzere Ausflüge in das Alpen- gebiet beschränkte. Auf diesen Ausflügen achtete ich nament- lich auf solche Alpenpflanzen, über deren Bestäubungs- verhältnisse in der Literatur keine oder nur spärliche Angaben 1 H. Müller, Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten und ihre Anpassungen an dieselben. Leipzig 1881. 296 K. Fritsch, zu finden waren. Außerdem beobachtete ich den Insekten- besuch auch auf vielen anderen Pflanzenarten. In der vorliegenden Abhandlung teile ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen von zehn Alpenpflanzen in syste- matischer Reihenfolge mit. Von diesen sammelte ich neun Arten im Lande Salzburg und zwar sechs im Anlauftal bei Gastein und drei im Salzkammergut. Die zehnte Art (Eryngium alpinum L.) untersuchte ich an kultivierten Exemplaren im botanischen Garten der Universität Graz. | Soweit ich auf den untersuchten Pflanzenarten Insekten- besuch feststellen konnte, teile ich die bemerkten Insekten- arten hier mit. Alle Beobachtungen über Besucher der Blüten anderer Pflanzenarten, auch jene, die ich auf den erwähnten Ausflügen an Alpenpflanzen machte, werde ich später veröffentlichen. | | In Bezug auf die Nomenklatur der Insekten habe ich mich in der Regel nach den Werken von Staudinger- Rebel (Lepidopteren), Dalla Torre (Hymenopteren), Hayden, Reitter und Weise (Coleopteren) und Schiner (Dipteren) gerichtet und die Autornamen in den meisten Fällen weg- gelassen. Für die Bestimmung einiger mir zweifelhafter Insekten habe ich den Herren Kustos A. Handlirsch, Dr. A. Meixner und Prof. Dr. A. Penecke bestens zu danken. Auf der betreffenden Pflanze in größerer Anzahl ange- troffene Insektenarten sind mit * bezeichnet. | Die Reihenfolge und. Nomenklatur, der Pflanzenarten richtet sich nach der zweiten Auflage meiner »Exkursions- flora für Österreich«. I. Heliosperma quadrifidum (L.) Rchb. In dem bekannten »Handbuch der Blütenbiologie«s ‘von P..Knuth ‚sind: die Caryophyllaceen auf den p. 153 bis 204 behandelt. Dort. fehlt die Gattung Heliosperma ganz, ebenso auch in den Veröffentlichungen von H. Müller. Von den zwei in den Ostalpen‘ so .häufigen- Arten sammelte ich die eine oben genannte bei Kreüzstein am Mondsee am 28. August Blütenbiologische Untersuchungen. 297 1913, um ihre Blüteneinrichtungen zu studieren. Es stellte ‘sich heraus, daß diese viel Übereinstimmung zeigen mit jenen zweier habituell sehr ähnlicher Caryophyllaceen, welche H. Müller! untersucht hatte, nämlich Silene rupestris L. und Gypsophila repens L. Ich werde daher bei der folgenden Beschreibung auf den Vergleich mit diesen beiden Arten besonderes Gewicht legen. Die Blüten von Heliosperma quadrifidum sind sehr klein und zart und stehen auf dünnen Stielen. Sie fallen nur da- durch einigermaßen in die Augen, daß die ganze Pflanze ein rasiges Wachstum hat und daher ziemlich viele Blüten nahe beieinander stehen. Übrigens ist die Größe der Blüten ver- änderlich. An dem Standorte bei Kreuzstein am Ufer des Mond- sees, wo die Pflanze an der Nordseite des Schafbergstockes bis zur Seehöhe von 490 ız herabsteigt, fand ich zwischen den gewöhnlichen kleinblütigen Exemplaren auch solche mit etwas größeren Blüten, deren Petalen erheblich breiter waren, wo- durch sie einigermaßen an das im dortigen Gebiete fehlende Heliosperma alpestre (Jacq.) Rchb. erinnerten. (Die Blüten der letztgenannten Art sind allerdings noch beträchtlich größer.) Bei den erwähnten großblütigen Exemplaren schließen die Petalen seitlich aneinander, während sie sonst Zwischen- räume zwischen sich lassen. In Bezug auf die Ausbildung der Sexualorgane fand ich keinen Unterschied zwischen den kleinblütigen und den relativ großblütigen Stücken der Art. Übrigens schwankte der Durchmesser der Blüten nur zwischen 6 und 7 mm. Eine Form mit beträchtlich größeren Blüten und noch breiteren Petalen, die zudem durch hellrosenrote Färbung auffallen, kommt namentlich im Bereiche der Hohen Tauern nicht selten vor. Sie wurde seinerzeit als Silene pudibunda Hoffmannsegg beschrieben. In ihrer Diagnose? wird das Merkmal »petalis invicem incumbentibus« besonders hervor- gehoben. Mir liegen besonders instruktive Exemplare dieser Form vor, welche Dolenz auf der-»Kramser Kaser im Guttal bei Heiligenblut, 1900 »n« gesammelt hat. Die Pflanze ist 1 Alpenblumen p. 191 bis 194. 2 In Reichenbach, Flora germanica excursoria, p. 817. 298 KıFritsch, kräftiger und höher als das gewöhnliche Aeliosperma quadri- fidum, die Blüten haben einen Durchmesser von ungefähr lcm und ihre Kelchzipfel sind schön violettpurpurn gefärbt. Übrigens ist diese auffallende Form durch Zwischenformen mit dem Typus der Art verknüpft.! Heliosperma quadrıifidım gehört zu jenen Silenoideen, welche durch Ausscheidung eines klebrigen Sekretes an den oberen Stengelteilen gegen aufkriechende Insekten geschützt sind. Übrigens ist dieser Schutz bei unserer Art viel schwächer ausgeprägt als bei den gewöhnlich als Schulbeispiele genannten Arten von Silene und. Viscaria, ja auch schwächer als bei dem nahe verwandten ZDeliosperma alpestre. Bei den von mir am Mondsee gesammelten Stücken war die Klebrigkeit fast ganz unmerklich, während sie an anderen Standorten oft viel deutlicher in. Erscheinung tritt. Herbarexemplare aus dem Brunngraben bei Gußwerk in Obersteiermark (gesammelt von Klammerth) zeigen einen schon in der vegetativen Region auffallend klebrigen Stengel. In anderen Fällen ist auch der Kelch deutlich klebrig, so zZ. B. bei Stücken, welche Dolenz am Polinik in der Kreuzeckgruppe in Kärnten in 1900 ın Seehöhe sammelte. Andere Formen nähern sich durch Bekleidung der Stengel oder auch der Blätter und Kelche mit Drüsen und Wollhaaren dem Typus des Heliosperma eriophorum Juratzka: Diese Formen, wie sie z. B. von Dalla Torre und Sarnthein? als var. villosum Gelmi und var. monachorum (Vis. et Pancic) angeführt werden, be- dürfen übrigens noch der systematischen Klärung.” Das in allen Teilen schmierig-zottige Feliosperma eriophorum selbst ist jedenfalls vortrefflich gegen aufkriechende Insekten ge- schützt. Ich glaube nicht, daß es irgend einem kleineren Insekt gelingen dürfte, bis zu den Blüten hinaufzukriechen! 1 Zu diesen Zwischenformen scheint auch Zeliosperma quadrifidum var, rivulare (Hausm.) Dalta Torre et Sarnth. zu gehören (Fl. von Tirol, VL; 2. p- 198). 2 Flora von Tirol, VL, 2, p. 194. 3 Man vergleiche: Neilreich, Die Vegetationsverhältnisse von Croatien, p. 208 und 209; Beck, Flora von Südbosnien, p. 87; Maly in Glasnik Mus. bosn. herceg. XV., pP. 561. Blütenbiologische Untersuchungen. 299 Hingegen hat das typische Heliosperma quadrifidum meist ‚nur einige Wimpern an den Rändern der Blätter (gegen den etwas verwachsenen Grund zu) und ab und zu zerstreute Härchen am Stengel, die oft ganz fehlen, an den oben erwähnten Stücken aus Gußwerk aber an den unteren Inter- nodien reichlicher auftreten. Als Hindernisse für aufkriechende Insekten kommen diese Härchen wohl nicht in Betracht. Erheblich stärker behaart ist Heliosperma alpestre, was damit zusammenhängen dürfte, daß diese Art relativ trockenere Standorte bewohnt. Gypsophila repens und Silene rupestris ‚sind aber ganz kahl (letztere etwas bereift). Die hellgrünen Kelche haben an ihren abgerundeten ‚Zipfeln weiße oder etwas gerötete Hautränder. An dem Material vom Mondsee beobachtete ich, daß diese Hautränder sich nach dem Verblühen meist ganz violett färben. Auch an Herbarexemplaren aus anderen Gebieten (z. B. vom ‚Luschariberg in Kärnten, gesammelt von Dolenz) konnte ich dies beobachten, während mir Exemplare aus dem Gebiete der Tiroler Dolomiten vorliegen, bei welchen. diese Verfärbung nicht eingetreten war. Daß bei Heliosperma pudibundum (Hoffgg.) Griseb. meist die ganzen Kelchzipfel violett- purpurn gefärbt sind, wurde schon oben erwähnt. Der Speziesname »guadrifida«, der von Linne über- nommen ist,! bezieht sich bekanntlich auf die sehr charak- teristischen vier Zähne am Rande jedes Petalums. Auch die Zipfel der Nebenkrone sind vierspaltig und wiederholen so ungefähr die Gestalt der Petalenplatte. Bei der ähnlichen Silene rupestris sind die Petalen durch eine Ausrandung zweilappig und die Zipfel der Nebenkrone zweispaltig.” Da die Nebenkrone aufgerichtet ist, verlängert .sie gewisser- maßen die vom Kelch gebildete Röhre und bildet zugleich ein Hindernis für kleine Insekten, die etwa von den Petalen- platten aus in das Innere der Blüte eindringen wollten. Ein solches Eindringen von der Seite her wäre daher nur durch 1 Cucubalus quadrifidus Linne, Species plantarum ed. 1, p. 415 mit ‚der Diagnose: »Cucubalus caule dichotomo, pelalis quadrifidis«. 2 Sehr gut abgebildet bei H. Müller, Alpenblumen, p. 193, Fig. 77. 300 K. Fritsch, die schmalen Spalten möglich, welche die Petalen gewöhnlich. zwischen sich lassen; aber gerade dort stellt sich stets ein Filament in den Weg! Die stäubenden Antheren ragen beträchtlich über die: Zipfel der Nebenkrone hervor, über die Platten der Petalen. natürlich noch mehr, da die letzteren horizontal ausgebreitet: sind. Die Antheren Öffnen sich nach innen und zwar zu sehr: ungleicher Zeit, wie das schon für viele andere Caryo-- phyllaceen bekannt ist. In manchen Fällen sind alle fünf episepalen Staubblätter gleichzeitig reif, während die fünf epipetalen noch im Schlunde der Blüte verborgen sind; in anderen Fällen fand ich nur zwei oder drei der episepalen Staubblätter reif und die anderen von ungleicher Länge. Der Vorgang entspricht sehr gut der Abbildung, welche H. Müller: a. a. OÖ. von Silene rupestris gibt (Fig. 77 A). Zuletzt biegen: sich die Filamente etwas nach einwärts, was nach H. Müller bei Silene rupestris und Gypsophila repens offenbar nicht der Fall ist. Die drei Griffel fand ich schon im männlichen Stadium der: Blüte "divergierend; aber im Schlunde Hder Blüte 72323 borgen. Später. wachsen sie heran und nehmen im weiblichen Stadium der Blüte mit ihren einwärts gekrümmten Spitzen genau die Stelle der Antheren ein (vgl. H. Müller, a. a. O,, Fig. 77 C und D für Szlene rupestris). Die Narbenpapillen: sind, wie bei vielen anderen Silenoideen, sehr auffällig: sichtbar. Die Kleinheit der Blüten des Feliosperma quadrifidum: und die in der Regel rein weiße Färbung ihrer Petalen weisen. auf kleine Insekten als Bestäuber hin. H. Müller hat an Silene rupestris einen Dasytes, sieben Arten von Dipteren, zwei Hymenopteren und sechs Lepidopteren beobachtet, unter den letzteren vier Tagfalter. Ähnlich verhält es sich mit. Gypsophila repens, für welche H. Müller 14 Dipterenarten,, zwei Bombusarten und fünf Lepidopteren angibt. Der Besucher- kreis des Heliosperma quadrifidum dürfte ein ähnlicher sein, 1 Z. B. für Dianthus tergestinus Rehb. (vgl. meine Darstellung in. diesen Sitzungsber., Bd. 122 [1913], p. 503 und Tafel )). ; ’ 3 1 2 . Blütenbiologische Untersuchungen. sol muß aber erst durch weitere Beobachtungen festgestellt ‘werden. Ich selbst fand am 9. Juli 1905 am Schöckel bei Graz in den Blüten dieser Pflanze ein dunkel gefärbtes Anthobium (nach dem Habitus wohl A. florale). Bei Scharf- ling am Mondsee beobachtete ich als Besucher am 11. August 1914: Tineiden, kleine Dipteren und Thysanopteren. Unter den Dipteren konnten Empis leptomorion Bezzi JS und Empis pseudomalleola Strobl J festgestellt werden. Die Thysanopteren bestimmte mir Herr Dr. H. Priesner (Urfahr) als Physotrips vulgatissimus Ö 9 mit dem Bemerken, daß das Männchen. bisher nicht bekannt gewesen sei. Als Bestäuber kommen die Thysanopteren hier wohl kaum in Betracht. Es wäre interessant zu untersuchen, ob der Insekten- besuch bei dem oben erwähnten Heliosperma pudibundum ein reichlicherer ist als bei der gewöhnlichen Form unserer Art. Die größeren, einander mit den Rändern deckenden. Petalen, die zudem noch hellrosa gefärbt sind, weisen auf eine etwas höhere blütenbiologische Organisation hin; man könnte vielleicht mehr Schmetterlinge als Besucher er- warten. Nach dem Verblühen vertrocknen die Petalen, ohne ab- zufallen. Die junge Kapsel ragt nur wenig aus dem Kelche heraus, so daß sie durch diesen gegen äußere Einflüsse: geschützt ist. Die meisten Blüten liefern gut entwickelte Kapseln mit zahlreichen Samen. Il. Aconitum tauricum Wulf. Aconitum napellus L. ist ein altes Schulbeispiel für die spezielle Anpassung von Blüten an Hummeln.! Die einzelnen. Formen, in welche diese Linne’sche Sammelart zerfällt, sind indessen keiner speziellen Untersuchung in blütenbiologischer Hinsicht unterzogen worden. Am 11. August 1913 hatte ich Gelegenheit, im Anlauftal bei Gastein am Weg zur Radeck- alpe in größerer Menge Aconitum tauricum Wulf. zu beob- achten. Der Blütenbau stimmt selbstverständlich mit dem von. 1 Die einschlägige Literatur findet man in Knuth’s »Handbuch der Blütenbiologie< IL., 1, p. 49 ff. verzeichnet und verwertet. | 302 K. Fritsch, Aconitum napellas ın allen wesentlichen Punkten überein. Indessen wäre erst festzustellen, was für eine Form H. Müller! als » A. napellus« beschrieben hat! Da seine Abbildung nach einer beim Berninahaus in der Schweiz gesammelten Pflanze hergestellt ist und auch seine Insektenbeobachtungen an schweizerischen Standorten gemacht wurden, dürften sich seine Angaben — wenn ich die von Gayer? vorgenommene Gruppierung annehme — auf Acomitum compactum Rchb. beziehen, welches ja ebenso wie unser Aconitum tauricum eine Hochalpenform ist und gewissermaßen die letztere Art in den Schweizer Alpen vertritt. H. Müller hat die Blüten der Aconitum-Arten morpho- logisch nicht richtig beschrieben. Er spricht von vier Kelch- blättern, zwei oberen, die zu einem »Helm« verwachsen sind und zwei unteren freien, sowie von vier Blumenblättern, deren oberes Paar zu »Saftmaschinen« umgestaltet sei. Nach der allgemeinen — auch schon lange vor H. Müller üblichen — Auffassung gehören alle fünf petaloiden Organe einem Perianthkreis an, den man als Kelch oder als Perigon bezeichnen kann, je nachdem man die »Honigblätter« als Kronblätter deutet oder nicht.? Ist bei H. Müller sonach nur die Deutung der Blüten- teile | unrichtig, so "stellt Knuth*die”T aätsacehe N raufden Kopf! Schon bei der allgemeinen Charakteristik der Gattung Aconitum heißt es: »Die großen, blauen, violetten, bunt- sescheckten oder ‚lebhaft. gelben?’ Kelchblätter dienen m Verein mit den kleineren Kronblättern als Anlockungsmittel«. Wenn hier unter »Anlockungsmitteln« der Schauapparat der Blüte gemeint ist, so muß: darauf hingewiesen werden, daß die Honigblätter von außen gar nicht sichtbar sind, da sie bekanntlich im Helm verborgen liegen. Knuth meint 1 Alpenblumen, p. 137 bis 139. 2 Vorarbeiten zu einer Monographie der europäischen Aconitusn-Arten. Magyar botanikai lapok 1909. 3 Man vergleiche Prantl in den »Natürl. Pflanzenfamilien«. III., 2, p- 49 und 50. 4 Handbuch der Blütenbiologie, II., 1. p. 49 ff. > Aconilum-Arten mit lebhaft gelben Blüten kenne ich nicht! a eh le Ahnen u and aa .. . . Y Blütenbiologische Untersuchungen. 303 aber hier unter den »Kronblättern« offenbar überhaupt nicht „die Honigblätter, sondern wieder die seitlichen Sepalen, wie H. Müller. Bei der speziellen Besprechung der Aconitum napellus spricht er von einem oberen, großen Kelchblatt (Helm) und von drei (!) unteren kleineren Kelchblättern, ‚dann aber noch von »den beiden unteren Kronblättern«, wo- nach also der Schauapparat aus sechs Blattorganen be- stünde! Diese merkwürdige Darstellung scheint durch kritik- loses, aber auch ungenaues Abschreiben aus H. Müller ent- standen zu sein; denn H. Müller spricht gleichfalls von vier Kelchblättern, aber er nimmt an, daß zwei derselben den »Helm« bilden. Solche Fehler in Handbüchern, aus welchen zahlreiche populäre Darstellungen geschöpft werden, sind sehr bedauerlich!! Ä Unter den Exemplaren des Acomitum tauricum, welche ich im Anlauftal sammelte, befanden sich auch solche, deren "Traubenspindel und Blütenstiele eine deutliche Behaarung aufwiesen. Ich erwähne das, weil die Kahlheit dieser Teile ‚gewöhnlich als wichtigster Unterschied gegenüber Aconitum napellus angeführt wird.” Es wäre durchaus unnatürlich, die nebeneinander wachsenden Exemplare, die sonst ganz gleiches "Aussehen haben, wegen dieses Merkmals verschiedenen Arten zuzurechnen. Ich schließe mich in dieser Hinsicht der Auf- fassung von Gayer? an. Charakteristisch- für Aconitum tanricum ist jedoch der gedrungene Häbitus, der mit der beträchtlichen Seehöhe, in der diese Art gewöhnlich wächst, in bestem Einklange steht. Die Pflanze ist verhältnismäßig niedrig und der Blütenstand, dessen einzelne Blüten dicht ‚aneinander grenzen, folgt unmittelbar über dem gleichfalls dicht angeordneten Blattwerk. Nur an einigen Exemplaren, .die tiefer unten im Tale standen, fand ich eine mehr lockere, an das gewöhnliche Aconitum »nmapellus« erinnernde In- Tloreszenz. 1 Als Gegenstück erwähne ich die ganz korrekte Darstellung in dem "bekannten Werke von OÖ. Kirchner, Blumen und Insekten, p. 250 ff. 2 So auch in meiner Exkursionsflora für Österreich, 2. Aufl., p. 238. N. 8. p 1444. — Vel. auch Hayek, Flora von Steiermark, 1., p. 424. 304 K. Fritsch, H. Müller beschreibt die Blütentrauben des Aconitunr »napellus« als 100 bis 200 mm lang und etwa 20 mm breit; bei Aconitum tauricum fand ich sie meist nur 70 bis 90 mm. lang, dafür aber 35 bis 40 mm breit. Diese Differenz steht. im besten Einklange mit der oben ausgesprochenen Ver-- mutung, daß sich Müller’s Angaben auf Aconitum compactumt beziehen dürften. Denn dieses hat nach Gayer! eine schmale, 10:..bis. 25 ,cem. „lange: „Traube; und, sunterscheidet. sich 4y.0% Aconitum tauricum unter anderen Merkmalen auch durch die schmälere Traube. — Am unteren Ende der Infloreszenz- finden sich manchmal kleine Seitenästchen, welche mehrere kleine Knospen tragen. Diese kommen wahrscheinlich nur ausnahmsweise zur Entwicklung. Die Farbe der Blüten ist ein dunkles Blauviolett. H. Müller nennt sie bei seinem Aconitum napellus »tiefblaus, woraus. ich aber keinen Unterschied konstruieren möchte. Die Honig- blätter sind ganz violett, nur an der äußersten Basis ihres. stielförmigen Teiles weiß. Die Spitze der »Kapuze« ist fast schwarz, die aufgebogene Innenfläche weißlich. Das Innere der »Kapuze« ist aber einfärbig violett und nicht »grünlich«, wie nach H. Müller bei Aconitum »napellus«. Die Filamente sind dunkelviolett, die. Antheren fast. schwarz, der Pollem jedoch gelblichweiß. Die drei grünen Karpiden endigen in: schwarzblaue Narben. Die ausgeprägte Proterandrie der Aconitum-Arten war schon Sprengel? bekannt. Es ist in der Tat für jeden auf- merksamen Beobachter sehr auffallend, daß am Anfange der Anthese immer einige der Pollen darbietenden Antheren in der Mitte der Blüte stehen, während zuletzt die drei Narben denselben Platz einnehmen. Diesen Vorgang und seine Kon- sequenzen für die Bestäubung hat H. Müller a. a. O. so trefflich geschildert, daß ich nichts hinzuzufügen wüßte. Daß die legitimen Bestäuber der Aconitum-Arten Hummeln sind, ist schon lange bekannt. Es sei hier namentlich auf 1 A. a. OÖ. p. 153 und 154. 2 Das entdeckte Geheimnis, p. 209. EEE Da een NETTE ER TG N - bh DT 3 ai Ja ae EN RER TEEN Blütenbiologische Untersuchungen. 305 die bekannte Abhandlung von Kronfeld! hingewiesen, in welcher ungefähr ein Dutzend von Bombus-Arten als »eutrope« Besucher der Aconitum-Blüten verzeichnet werden, allerdings ‚auch solche, die, wie z. B. Bombus mastrucatus, den Honig ‚durch Anbeißen des Perianthiums zu gewinnen pflegen. Am 11. August 1913 traf ich im Anlauftale nur eine Bombus- Art auf Aconitum tauricum saugend, diese aber in großer Anzahl: Bombus mendax 3. Sonst waren in den Blüten noch zu finden: Formica fusca 8, verschiedene Dipteren «darunter Musciden und zwei Bibio pomonae 9), endlich an manchen Stellen zahlreiche Exemplare von Anthophagus ‚alpinus. Bombus mendax ist schon von mehreren Forschern als Besucher der Blüten von Aconitum »nmapellus« (im weiteren Sinne) beobachtet worden.” Knuth führt ihn in seinem »systematisch - alphabetischen Verzeichnis« der » blumen- besuchenden Tierarten« irrtümlich als dystropen Besucher an,’ offenbar deshalb, weil bei Kronfeld das Männchen dieser Art (nach Hoffer) als »Einbrecher« angeführt wird. Die’ Arbeiter des Bombus mendax kriechen: aber, wie‘ ich mich selbst überzeugte, stets in die Blüten hinein, um zu saugen. Sie können das sehr leicht, weil sie meist nicht ‚groß sind. Ohne an der zweifellos feststehenden Tatsache, daß Hummeln die normalen Bestäuber der Aconitum-Blüten sind, rütteln zu wollen,: möchte ich nur kurz darauf hinweisen, daß ohne Zweifel nebenher auch andere Insekten die Be- stäubung besorgen können, wie zZ. B. die oben erwähnten Dipteren, namentlich wenn sie so groß sind, wie Bibio Po9Monae. Ill. Eryngium alpinum L. Gerne hätte ich auch die Blüteneinrichtungen dieser schönen Pflanze an einem ihrer natürlichen Standorte studiert. 1 Über die biologischen Verhältnisse der Aconitum-Blüte. Botan. Jahr- bücher von Ensler, Bd. XI, p.\! bis 20, Taf. I. 2So von H. Müller, Frey-Gessner, Handlirsch und Hoffer «nach ‚Kronfeld a. a. O.). ® Knuth, Handbuch I., 2,‘p. 617. 3006 K. Fritsch, Da dies aber während der Kriegszeit unmöglich war, unter- suchte ich im Juni 1915 die im Grazer botanischen Garten kultivierten Exemplare und beobachtete auch dort die als: Besucher auftretenden Insekten. | Während über Eryngium wmaritimum \L. und über Eryngtum campestre L. ausführlichere blütenbiologische Unter-- suchungen vorliegen, wußte Knuth! über Eryngium alpimımL.. nur mitzuteilen, daß sich dessen Hüllblätter nach Christ mit Sonnenaufgang Öffnen und mit Sonnenuntergang schließen. Hingegen hat Kirchner? im botanischen Garten zu Hohen- heim Gelegenheit gehabt, die Blüteneinrichtungen von Eryngium alpinum zu untersuchen. Die folgenden Zeilen sollen die- von Kirchner gemachten Mitteilungen in einigen Punkten. ergänzen. | Eryngium alpinum ist bekanntlich eine sehr. auffällige Pflanze. Die Auffälligkeit wird einerseits durch den hohen Wuchs, andrerseits aber ganz besonders durch die großen Hüllblätter bedingt, welche ebenso wie die Stengel mehr oder weniger stahlblau überlaufen sind. Betrachtet man diese: Hüllblätter näher, so sieht man, daß ihre zahlreichen zer- schlitzten Blätter sehr dicht angeordnet sind und geradezu starren von dornigen Spitzen. Man sollte glauben, daß diese Hüllblätter ein ganz ausgezeichnetes Schutzmittel der Blüten: gegen aufkriechende Insekten wären. Da aber nun auf den Blüten. zahlreiche : Ameisen. . herumkriechen. —. -so „ist zes wenigstens im botanischen Garten in Graz? — so werden wenigstens diese durch die Hüllblätter nicht abgehalten, die : Blüten zu erreichen. Man könnte „deshalb die. Hüll-- blätter in erster Linie als Schutzmittel. der Blütenstände- gegen pflanzenfressende Säugetiere auffassen. Ob die ohne- dies selbst durch viele Dornspitzen geschützten Blüten ohne diesen Schutz der Hüllblätter wirklich von Säugetieren ge- fressen würden, müßte erst experimentell festgestellt werden. !ı Handbuch der Blütenbiologie, II., 1, p. 469 bis 472. 2 Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde zu Württemberg. LVI., p. 36 und 37 (1901). > Kirchner machte in Hohenheim dieselbe Beobachtung. u ‚ao Be 2 et An ee "5 > a 1 A ne me Bee Dim Bl lab De De a m ln Een ee ® Blütenbiologische Untersuchungen. 307 Der Umstand, daß. die äußersten, kurzen ‚Zipfel der Hülle fast vertikal nach abwärts gerichtet sind, spricht wohl mehr für die Funktion, aufkriechende Tiere, z. B. Schnecken, ab- zuhalten. Um nicht mißverstanden zu werden, möchte ich bei dieser Gelegenheit betonen, daß ich keineswegs der Meinung bin, jede morphologische Eigentümlichkeit eines Organismus müßte unbedingt einen speziellen »Zweck« haben. Gleichwohl bietet das Nachdenken über die Funktionen auffallender Gestaltungen viel Interessantes, namentlich aber Anregung zu experimenteller Prüfung. Die fünfkantigen Blütenknospen sind von den fünf gerade vorgestreckten Spitzen der Kelchblätter und von den frühzeitig entwickelten Griffeln überragt. Kerner! beobachtete diese letztere Eigentümlichkeit bei Eryngüuum-Arten und schloß daraus auf Proterogynie. In der Tat sind aber die bisher untersuchten Arten der Gattung Eryngium in Überein- stimmung mit den meisten anderen Umbelliferen? ausgeprägt proterandrisch. Kirchner gibt das a. a. ©. auch schon für Erynginm alpinım an. In Ergänzung seiner Angaben kann ich die folgenden Beobachtungen mitteilen: Der scheinbar weibliche Zustand dauert eine Reihe von Tagen. Man findet oft Blütenstände, deren sämtliche Blüten noch geschlossen sind, aber von den Griffeln über- ragt werden. Dann beginnen die untersten Blüten (ent- sprechend der Aufblühfolge botrytischer Blütenstände) ihre Staubblätter herauszustrecken, welche nun” sofort die Griffel überragen. Vorher waren die Filamente, wie überhaupt bei den Umbelliferen, nach innen eingebogen; ihre grünlichen Kniee sind schon in jungen Knospen zwischen den Petalen sichtbar. Nicht uninteressant sind die Färbungen der Blüten- teile in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung. An ' der Knospe fand ich den verdeckten Teil des Kelches hell- eilanzeischen, 1. Atıll., I. Bd,;'Pp. 3llt ung 32#,. 2.: Aut, "11."Bd., p. 284 und 295. Eine damit in Widerspruch stehende Stelle der 1. Auflage: (II. Bd., p. 277) ist in der 2. Auflage gestrichen. 2 Man vergleiche Knuth, Handbuch H., 1, p. #60, 461 und 471. 308 K. Fritsch, grün, den oberen Teil dunkler grün und dabei mehr oder weniger stahlblau überlaufen. Stahlblau sind insbesondere die vorragenden Grannenspitzen und .die Ränder der Kelchblätter. Auch die beiden Griffel, welche anfangs weißlichgrün sind, laufen immer mehr und mehr stahlblau an, namentlich gegen ihre Spitze zu. Die Kronblätter, welche auch zur Zeit des Aufspringens der Antheren immer noch nach innen einge- knickt sind, also ihre Knospenlage lange beibehalten, sind weißlich mit grünem Mittelnerv und nur an der dem Lichte ausgesetzten Stelle oft etwas stahlblau angelaufen. Die Filamente laufen nach oben zu mehr oder weniger stahlblau an, sobald sie sich ausstrecken. Auch die Antheren sind stahlblau; nach ihrem Aufspringen bilden ihre Wände einen stahlblauen Rahmen um die sehr reichlichen, gelblichweißen Pollenmassen. Deutiich ist die Abhängigkeit der Antho- kyanbildung von der Belichtung zu beobachten, da stets nur solche Teile, die dem Lichte ausgesetzt sind, die stahlblaue Färbung aufweisen. Die mikroskopische Untersuchung der stahlblauen Kelch- blattränder ergab das interessante Resultat, daß die Zellen dort einen schwarzblauen Farbstoff in Form von Körnchen enthalten. Diese Körnchen sind zu Klumpen oder Gruppen von verschiedener Gestalt vereinigt. Setzt man dem Präparat Wasser zu, so lösen sich diese Klumpen auf und die Zellen erscheinen dann gleichmäßig violett tingiert. In der Epidermis des Stengels und der Hüllblätter fand ich das Anthokyan überall im Zellsaft gelöst. In den häutigen Keichblatträndern findet offenbar ein Austrocknungsprozeß statt, der zum Heraus- fällen des im Zellsaft löslichen Farbstoffes führt. Ich habe in der bekannten Arbeit von Molisch! »über amorphes und kıistallisiertes Anthokyan« nachgesehen, aber dort die Gattung Eryngium nicht erwähnt gefunden. Die Hüllblätter sind an der Oberseite ganz oder doch größtenteils stahlblau überlaufen; in letzterem Falle besitzen sie schmale grüne Streifen zwischen den Nerven. .An der Unterseite der Hüllblätter sind nur die Nerven, der schmale 1 Botan. Zeitung LXIIL (1905), p. 145 ff. DI Blütenbiologische Untersuchungen. 30y Rand und die Dornspitzen. blau, die dazwischen liegenden Flächen aber grün. Blaue Nerven und Randdornen finden sich auch an den obersten Stengelblättern. Bemerkt sei noch, daß die Oberseite der Hüllblätter zahlreiche Spaltöffnungen auf- weist und daß ihre Epidermis sehr schöne, radial aus- ‚strahlende Kutikularstreifen zeigt. Der gesamte Aufbau der Blüten ist sehr ähnlich jenem von Eryngium campestre L., welchen H. Müller?! untersucht ‚hat. Beide Arten haben die auffallend vorstehenden Grannen- spitzen der Kelchblätter, von welchen schon oben die Rede war. Bei Eryngium campesire ragen nach H. Müller »die ebenfalls starren, steifgrannigen Blütendeckblätter« »noch weiter ‚hervor<. Bei Eryngium alpinum überragen diese die Kelch- blätter manchmal überhaupt nicht, jedenfalls aber nur so ‚wenig, daß sie leicht übersehen werden können. Die Spitzen und der Mittelnerv der Deckblätter sind stahlblau über- laufen. Die Antheren sind versatil, nämlich quer auf die Spitze. ‚des Filamentes gestellt, wie bei Eryngium campestre nach Er roben zitierten Abbildung, von ,H. Müller. ‚Die leichte Beweglichkeit der Antheren bewirkt, daß das besuchende Insekt um so sicherer mit Pollen beladen wird. — Die von H. Müller in Fig. 32, 3 abgebildete »von einem zehnlappigen, von winzigen anliegenden Borsten rauhen Walle umschlossene Vertiefung von fünfeckig-rundlichem Umrisse,« welche den Honig ausscheidet, ist auch bei Eryngium alpinum zu beob- ‚achten. Jedoch sind die den unterständigen Fruchtknoten (beziehungsweise das Receptaculum) außen bekleidenden Schuppen bei Eryngium alpinum viel spärlicher und weniger auffällig als bei Eryngium campestre nach den Fig. 32, 1, 2 und 3 bei H. Müller. Die obersten dieser Borsten haben violette. Spitzen, da diese dem Lichte ausgesetzt sind. Als Besucher der Blüten von Eryngium alpinmum. beob- achtete Kirchner in Hohenheim außer den schon oben erwähnten Ameisen auch Hummeln. Im botanischen Garten 1 Die Befruchtung der Blumen durch Insekten p. 98 bis 99. Nament- lich instruktiv ist die dort gegebene Abbildung (Fig. 32). ID [& Sitzb. d. mathem.-naturiw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 310 K- Fritsen in. Graz; achtetfe ich im. Sommer. 1918. während. der sanse» Blütezeit der Pflanzen (Mitte Juni bis gegen Mitte Juli) auf die sie besuchenden Insekten, ohne eine Hummel unter ihnen wahrzunehmen. Hingegen. war .die Henigpbiene siets m Menge vorhanden und saugte eifrig an den einzelnen Blüten. (neben der gewöhnlichen Apis mellifera auch Apis ligustica). Ab und zu waren auch kleinere Apiden und Thysanopteren. zu beobachten. IV. Heracleum austriacum L. Die Dolden des Heracleum sphondylium L. sind als Tummelplatz .aller möglichen Insekten bekannt.! Hingegen habe ich in der blütenbiologischen Literatur vergebens nach irgend einer Angabe über unser subalpines MHeracleume austriacum gesucht. Bei Kreuzstein am Mondsee, wo ich, wie oben berichtet wurde, am 28. August 1913 Heliosperma& quadrifidum sammelte, war auch Heracleum austriacum zu finden. Ich benutzte die Gelegenheit, mir auch diese Pflanze in Bezug auf ihre Bestäubungsverhältnisse näher anzusehen. Die Blütenstände sind jenen des Heracleum sphondyliune ähnlich, jedoch 'zarter ‚gebaut Die Karbe der Diren 2 9 den meisten Fällen’ "weiß; manchmal sind nur die zand ständigen vergrößerten Petalen, manchmal aber auch alle der ganzen Dolde mehr oder weniger rosenrot überlaufen. Niemals. ist aber dieses Rot so intensiv wie bei dem nahe verwandten Feracleum siüfolium (Scop.) Rehb. der südlichen Kalkalpen, sehr bedeutend ist der Unterschied mn der Goon Blüten, da ja bekanntlich die Randblüten »strahlend« sind. Der Durchmesser der Blüten schwankt zwischen 3 mm und 12 mm, wobei zu bemerken ist, daß zwischen diesen Extremem alle Übergänge vorhanden sind. Es sind nämlich nicht nur an den randständigen, sondern auch an den mittleren Döldchen die randständigen Blüten ausgesprochen zygomorph, und ferner auch an den randständigen Döldchen die nach innen 1 Die Liste der besuchenden Insekten umfaßt in Nnuth’s »Handbuch« vier Druckseiten (IL, 1, p. 496 bis 499), ist aber einer fast unbegrenzten Erweiterung fähig. .. . . ) 3 Blütenbiologische Untersuchungen. ol gerichteten Randblüten erheblich weniger vergrößert als die äußeren. An den äußeren Randblüten der peripheren Döldchen ist die Zygomorphie stets sehr auffallend; die nach außen gerichteten Petalen werden hier bis zu 10 mm lang. Alle Petalen erscheinen, wie bei sämtlichen Arten der Gattung, zwei- spaltig mit eingeschlagenem Endläppchen. Bei den Randblüten ist dieses Endläppchen besonders deutlich entwickelt und immer aus breiter Basis in eine feine, haarförmige, einwärts sekrümmte Spitze ausgezogen. Die großen Petalen der Rand- blüten sind sehr tief gespalten, so daß die beiden Abschnitte eine Länge von 5 bis 7 mm erreichen. Als Hindernisse für aufkriechende Insekten könnten allenfalls gedeutet werden: die kurze, borstige Behaarung des euere... der - Doldenstrahlen, ' der‘ 'Blütenstiele - und ..des. Receptaculums; die langen und schmalen, nach unten ge- richteten Blätter der Hüllchen, zu denen manchmal noch einzelne der »Hülle« kommen. Die fünf sehr deutlichen, drei- eckigen Kelchblätter stehen natürlich in den von den Petalen. freigelassenen Zwischenräumen. Jedes Döldchen enthält zwittrige und männliche Blüten und zwar so verteilt, daß in der Regel die randständigen Blüten zwittrig, die meisten mittleren männlich sind. Ich habe in einigen beliebig herausgegriffenen Fällen Zählungen vor- genommen, welche folgendes Ergebnis lieferten: Dolde I]. Döldchen 1 (randständig): 98 und ungefähr 20 0° Blüten. Döldchen 2 (randständig): 108, 20 d. Döldchen 3 (rand- ständig): 88, 22. Döldchen 4 (aus der Mitte): 18, 12 J- Döldchen 5 (aus der Mitte): 58, 16. Döldchen 6 (aus der Mitte): 58, 14. Dolde Il. Döldchen 1 (randständig): 188, 10 9. Döldchen 2 (randständig): 188, 16. Döldchen 3 (randständig): 168, 13. Döldchen 4 (aus der Mitte): 88, Ei ei. Döldchen. 5, (aus, ‚der Mitte): 8 8,,-13.9°.;Döldchen 6 (aus der Mitte): 118, 110. Diese Zählungen wurden, da an jungen Blüten der Fruchtknoten noch sehr klein und die: Griffel unentwickelt sind, an verblühenden Dolden ausgeführt. Hierbei kann der Fehler unterlaufen sein, daß manchmal 3 Sie ist manchmal sehr schwach! 312 K. Fritsch, fehlgeschlagene Zwitterblüten als männliche gezählt wurden. Es ist also die wirkliche Zahl der Zwitterblüten vielleicht etwas größer gewesen, als oben angegeben ist. Die Filamente sind, wie sonst bei den Umbelliferen überhaupt, in der Knospe nach einwärts gebogen und biegen sich dann — eines nach dem anderen — nach auswärts. Zur‘ Zeit der "vollen Blüte” aivergsieren. Sie? erheben = letzt legen‘ ste sich‘ horizontal” zurück ' Dre sesehpse mem Antheren sind grün, die geöffneten schwärzlich. Die Pro- terandrie ist eine annähernd vollkommene; die divergierenden Griffeläste sind. hauptsächlich an solchen Blüten zu sehen, deren r-etalen schon dem Abfallen nahe sind. Der Kreis’ der "Blütenbestcher "setzt ‘sich, "wie per den meisten Umbelliferen, aus Vertretern verschiedener Insekten- ordnungen zusammen. Ich beobachtete: am 20. August 1908 im FEndstal bei Berchtesgaden: Argynnis Pales; Ä am 22. Juli 1910 bei Kreuzstem’am Mondsee Coleopr ı Anoncodes fulvicollis f, Leptura maculata, Diptera: Tabanus graecus F. var. apricus Meig. 9, Syrphus glaucius, Syrphus pyrastri 9, Musciden; ; am’. 28. August 1915 bei Kreuzstein "anı Monde Hymenoptera: Formica fusca8, Leptothorax tuberum F.8; Coleoptera: Dasvtes plumbeus, Epuraea depressa, Meligethes aeneus: Diptera: Tachydromia sp., Hereostomus sp., Syrphus balteatus d, Syrphus cinctns 9, Syrphus lapponicnus Zett., Pollenia atramentaria 9, Drymeia hamata d', Scatophaga stercoraria 9, *Sapromyza difformis Löw, Phora crassicornis Meig., Dilophus vulgaris 9, Tachista calcanea Meiß,; FHemiptera: *"Lygus pabnlinus L., am 11. August 1914 bei Scharfling am Mondsee: Lepi- doptera: Pieris Rapae ©; Hymenoptera. Formieilen Ichneumoniden, Allantus arcnatus 9, Coleoptera: Dasytes plumbeus, *Anoncodes fulvicollis 9, Leptura aethiops 9, *Leptura dubia d, Leptura macnlata, Leptura melanura 9, Leptura rubra d; Diptera: Liancalus virens 9, Cheilosia variabilis J, Melanostoma mellina &, Syrphus balteatus, Syrphus cinctellus 9, Syrphus ribesii d, Syrphus vilri- Di Se RN ui en u N N a Be a en ai 2 pi Ze Asian ne Blütenbiologische Untersuchungen. 313 pennis S', Melithreptus menthastri 9, Sphegina nigra Meig,, Volucella pellucens 9, Aricia vagans SQ, Anthomvia sp. Ö', Sciara morio 9; Hemiptera; | a0 20, HAusust! IaA N ber „Su. -Gigen . am: Abersee: Hymenoptera: Halictus albipes S, Halictus calceatus 9, Vespa silvestinis. 8, . Formieiden;: Coleoptera: Anoncodes Julvicollis 9, Leptura maculata, Leptura rubra J'; Diptera: Chrysogaster solstitialis Fall 9, Cheilosia pigra J 9, Melano- stoma scalare F. S', Eristalis pertinax d', Helophilus floreus d’ (saugend), Myobia fenestrata, Sarcophaga carnaria, Onesia sepulcralis S', Aricia vagans 7, Sepsis cynipsea, Hemiptera: Calocoris affınis u. a. m. V. Euphrasia versicolor Kern. Im. Jahre 1883. hielt A. v. Kerner in der zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien einen Vortrag über die Bestäubungseinrichtungen der Euphrasieen.! In diesem Vortrag beschrieb er ausführlich den Blütenbau von Euphrasia Rost- koviana Hayne und Euphrasia :minima Schleich. Von Euphrasia versicolor Kern. sagt er dort nur, daß sie sich an Euphrasia Rostkoviana anschließe. Auch in Wettstein’s »Monographie der Gattung Euphrasias ist (p. 31) Euphrasia versicolor lediglich unter den »Arten mit großen Blüten« verzeichnet, aber nicht speziell vom blütenbiologischen Stand- punkt aus beschrieben. : Ich sammelte Zuphrasia versicolor am 11. August 1913 im Anlauftale bei Gastein, nahm die frischen Exemplare in meine Sommerfrische nach Gnigl bei Salzburg mit und verglich sie am 13. August mit frischen Stücken der Kuphrasia Mosikoviana, die ich‘ am 12. August bei. ‚Barsch nächst Salzburg gesammelt hatte. Ich fand die für die Bestäubung wichtigeren Einrichtungen bei beiden Arten vollkommen gleich, so daß eine nähere Beschreibung überflüssig ist. Der auffallendste Unterschied zwischen den beiden Arten ist bekanntlich der, daß Euphrasia Rostkoviana wenigstens an den Deckblättern mit Drüsenhaaren besetzt ist, welche‘ 1 Verhandlungen der k. k. zovlogisch-botanischen Gesellschaft in Wien XXXVII (1888), Sitzungsber. p. 21, Abhandlungen p. 563 bis 566, Taf. XIV. ”) 314 K. Fritsch, bei Euphrasia versicolor fehlen. Ich bin der Meinung, daß dieses Merkmal in blütenbiologischer Hinsicht bedeutungslos ist.! Die Zähne der Deckblätter sind etwas mehr vorgezogen als bei Euphrasia Rostkoviana; aber auch dieses Merkmal steht wohl in keinem Zusammenhang mit der Bestäubung. Die" Färbung der. Blumenkrene "ist bei "Dpeiden Aura gleich, nur ihre Dimensionen sind bei Euphrasia versicolor etwas geringer. Der röhrige Teil der Blumenkrone ist anfangs bei Euphrasia Rostkoviana 4 mm, bei Enphrasia versicolor nur 8 mm lang. Die’'Länge "der Ünterlippe befrasberpıı Euphrasia Rostkoviana 6 mm, bei Euphrasia versicolor nur Smm. So war es wenigstens an den von mir gesammelten Exemplaren; nach Wettstein? bestünde kein Unterschied in der Blütengröße zwischen diesen beiden Arten. Der gelbe tleck "und die! 'violelten Streifen sind. bei beiden Arena derselben Weise entwickelt. Auch die stärkere violette Tönung der Oberlippe vor dem Verblühen haben beide Arten gemein- sam. Die Filamente sind bei Euphrasia versicolor entweder alle vier: weiß oder. die’ zwei oberen sind” schwarmtol überlaufen; bei Euphrasia Rostkoviana fand ich manchmal alle vier schwarzviolett gefärbt. Die Antheren sind bei beiden . Arten fast schwarz, deren Anhängsel aber weiß. Unter den Blüten der Enphrasia versicolor von dem genannten Standorte befand sich auch eine abnorme (neben zwei normalen an! demselben. Stengel)” Die‘ Unterlppe mer Blumenkrone bestand bei dieser Blüte aus vier (statt drei) zweiteililgen Zipfeln. Der gelbe Schlundfleck, welcher sonst auf den mittleren Zipfel beschränkt ist, erstreckte sich über peide: mittleren Zipiel. "In "allen "übrigen Pelen war ze ‚diese Blüte normal. VI. Campanula Scheuchzeri Vill. Die ausgezeichnete Darstellung, welche H. Müller? von dem Blütenbau der Gattung Campanula gab, gilt ja der 1 Man vergleiche über die mutmaßliche Funktion der Drüsenhaare Weitstein a... 0. p. 30 und 31. 2 Monographie p. 183 und 209. 3 Alpenblumen p. 401 und 402. | REN Blütenbiologische Untersuchungen. 315 Hauptsache nach für alle Arten. Jedoch ist die Überein- stimmung doch keine so vollkommene, wie spätere Unter- suchungen gezeigt haben. Schon Kirchner! wies darauf hin, daß H. Müller »etwas zu weit« ging, wenn er meinte, es gsenüge, nur eine Art ausführlich zu beschreiben. Kirchner unterscheidet (a. a. OÖ. p. 214 und 215) eine ganze Anzahl von Campanula-Typen nach der Gestalt und der Lage der Blumenkrone, dem Blütenstand usw. Campannula Scheuchzeri, über die H. Müller (von der Besucherliste abgesehen) nur sechs Zeilen geschrieben hatte (a. a. O. p. 403), bringt Kirchner mit ihren Verwandten (Campanula rotundifolia, pusilla, caespitosa, carnica) in eine Gruppe, welche durch .den nach abwärts gerichteten, offenen Blüteneinsanse, traubisen oO p) oO oO) oO Blütenstand, glockige Blumenkrone von mittlerer Größe und geraden Griffel mit drei Narbenästen charakterisiert ist. Auf die Darstellung von Kirchner stützt sich hauptsächlich Knuth in seinem »Handbuch der Blütenbiologie«.? Im Jahre 1904 erschien eine interessante Abhandlung von KRjellman,? beziehungsweise die Wiedergabe eines Vortrages, den der genannte Forscher im Oktober 1903 in Upsala gehalten hatte. Kjellman hatte Campanula persici- _folia, trachelium, rapumcnloides und rotundifolia mit Rücksicht auf die »Pollenexposition« untersucht und gefunden, daß sie sich in Bezug auf die Verteilung der Fegehaare verschieden verhalten. Campanmnla persicifolia trägt Fegehaare nur an der Außenseite der Griffeläste, Campanula trachelium und rapunculoides nur am Griffelstamm, Campannla rotundifolia sowohl am Stamm wie an den Ästen. Letzteres Verhalten hatte ja schon H. Müller für die verwandte Campanula »pusilla« (= Ü. cochleariifolia Lam.) abgebildet.* # 1 Kirchner, Die Blüteneinrichtungen der Campanulaceen. Jahreshefte .des Vereins für vaterländische Naturkunde zu Württemberg, LII. p. 193 bis 228 (1897). 2 Band II, Teil 2, p. 4ff. 3 Kjellman, Om pollen-expositionen hos nägra svenska Campanula- arter. Botaniska Notiser 1904, p. 27 bis 35, (Referate im Botan. Centralblatt, Band XCVI, p. 290 und im Botan. Jahresbericht 1904, II., p. 914). = Alpenblumen, p. 401, Fig. 162 D. 516 KR. Fritseh, Über Campanula Scheuchzeri ist in blütenbiologischer Hinsicht meines Wissens außer dem wenigen, was H. Müller und Kirchner, wie oben erwähnt wurde, mitgeteilt haben, nichts weiter bekannt geworden. Ich hatte am 11. August 1913 im. Anlauftale bei Gastein Gelegenheit, frisches Material dieser Art zum Zwecke näherer blütenbiologischer Unter- suchung einzusammeln. Die Untersuchung ergab, wie ich, der eingehenden Darstellung ihrer Resultate vorgreifend, schon .jetzt ‚bemerken. will; ‚daß...sieh- „die; |, Artı dem 7,0% Kjellman beschriebenen Typus der Campanmula rotundifolia. anschließt, was ja von vornherein zu erwarten war. | - Der Bau der Blütenknospen von Campannula Scheuchzeri. weist im allgemeinen jene Verhältnisse auf, welche FucsköF für die Gattung Campamula überhaupt ausführlich geschildert: hat. Die Knospen sind sehr scharf fünfkantig mit grünen Kantenspitzen. Nach oben zu treten fünf kurze Zwischen- kanten auf. Öffnet man eine Knospe gewaltsam, so dringt aus den Schnitträndern reichlich Milchsaft hervor, der jeden- falls als Schutzmittel (z. B. gegen Käfer oder Schnecken) in Betracht kommt. (An der geöffneten Blüte ist das nicht der Fall) Fast das ganze Innere der Knospe wird von den fünf aufrecht nebeneinanderstehenden, blaß grünlichgelben Antheren: ausgefüllt, welche den dicken Griffel umgeben. Um diese Zeit. sind die Fegehaare des Griffels besonders auffallend; sie stehen fast horizontal ab. Der Griffel ist um diese Zeit grün; sein kahler Basalteil ist in diesem Stadium nur 1 mm lang, so daß der Griffel fast bis zum Grunde mit Fegehaaren besetzt erscheint. Die drei Griffelschenkel sind aber schon. entwickelt; sie liegen mit ihren Innenseiten aneinander und sind an ihrer Außenseite gleichfalls — mit Ausnahme der abstehenden Spitzen — mit Fegehaaren bekleidet. Die schmalen Kelchzipfel der Campanula Scheuchzeri werden meist als »aufrecht« beschrieben.” Bei den von mir 1 Fucskö, Viragbiologiai megfigyelesek a Campanula fajokon. Botanikai. Közlemenyek, X. p. 108 bis 124, deutscher Auszug p. (13) bis (18). 2 Z. B. in Hayek, Flora von. Steiermark, ll. p. 453: »Kelchzipfel. .- aufrecht, seltener abstehend.« & 7 : 17 ur Blütenbiologische Untersuchungen. \ gesammelten Stücken waren sie schon sehr frühzeitig ungefähr ‚horizontal abstehend, dann aber (oft schon an Knospen!) zurückgebogen, wie bei Campanula. linifolia Scop. Ihre Spitzen sind dann nach abwärts und innen gerichtet, so daß die ganzen Kelchzipfel ziemlich genau einen Halbkreis bilden. Die Durchsicht reichlichen Herbarmaterials hat mir gezeigt, daß diese Herabkrümmung der Kelchzipfel bei Campanula Scheuchzeri sehr häufig, aber keineswegs immer vorkommt. Es wird weiter untersucht werden müssen, ob man vielleicht nach diesem Merkmal Unterarten unterscheiden kann! oder ob es direkt von den Außenbedingungen beeinflußt wird. Es liegt nahe, die zurückgebogenen Kelchzipfei als Schutzmittel Ee 5 ayikriechende oder von der unrichtigen ‚Seite _ an- m zende Insekten ‚zu ‚deuten. „Jedoch. kommen. als auf- “riecehende Insekten last nur, kleinere Formen in. Betracht ei Ameisen). die ohne Schwierigkeit zwischen ‚den Kelchzipfeln zur Blüte gelangen können, und das etwaige Anbeißen der Blumenkrone von der Seite wird ebensowenig behindert. Ich denke also, man sollte in diesem Falle auf eine derartige Deutung verzichten. Im Anlauftal wächst Campamula Scheuchzeri häufig: zwischen Campanula barbataL., von der sie natürlich durch den viel dunkleren Farbenton ihrer Blüten sehr auffallend absticht. Da. beide Arten von denselben Hummeln bestäubt werden, dürfte dieser Farbenkontrast von Bedeutung sein. Er wird zur Folge haben, daß die einzelnen Bombus-Individuen in der Regel bei derselben Campannula-Art bleiben, wodurch selbstverständlich die Bestäubung viel sicherer erreicht wird, als wenn die beiden Campanula-Arten abwechselnd beflogen würden. Innen ist die Färbung der Korolle etwas heller als außen, aber immer noch gesättigt blau. Auch der Griffel ist in der entwickelten Blüte blau, nur die Innenseite seiner Äste ist grün. An dem kahlen Basalteile des Griffels tritt die Blau- 1 2.B. die von Hayek a. a. O. p. 455 beschriebene C. Scheuchzeri 7 Villarsiana, der ausdrücklich »sepala lanceolato-linearia, erecta« zu- geschrieben werden. = Yel. 1, Mulrer'a, a, ©. 2.403: bis_405. >18 K. Fritsch, färbung sehr früh auf, während der von den Fegehaaren besetzte Teil länger grün bleibt, beziehungsweise durch den anhaftenden Pollen ein gelblichweißes Aussehen erhält. Erst nach dem Vertrocknen der Fegehaare tritt auch am oberen Teile des Griffels die Blaufärbung auf. Die Antheren sind auch in geöffnetem Zustande blaßgelb; die Filamente giänzen namentlich an ihren verbreiterten Basalteilen silberweiß. Der Griffel von Campanmula Scheuchzeri bietet ein schönes Beispiel interkalaren Wachstums. Wie schon oben erwähnt würde, ist. in. der, Knospe, zu ‚einer Zeit: in der die Bes haare des Griffels schon vollkommen entwickelt sind, dessen kahler Basalteil nur Imm lang. Der letztere streckt sich aber dann rasch bis auf 6 mm Länge. Der ganze Griffel hat zuletzt eine Länge von lo mm. Die Fegehaare erstrecken sich von der Teilungsstelle des Griffels noch ungefähr 5 mm weit herab. In ähnlicher Weise erreichen auch die Antheren viel früher: ihre. mnermale Länge .als die. Filamene ver Erscheinungen sind bei den Angiospermen sehr häufig; sie erstrecken sich auch auf andere "Teile der Blüte. So bBilaı z.B. Günthart? eine Knospe von Ribes malvaceum Sm. ab, die alle Perianthblätter, Antheren und Griffelschenkel schon weit entwickelt zeigt, während die »Blütenröhre«, die Filamente und der Basalteil des Griffels noch unentwickelt sind. Nach dem Verblühen bleibt die Blumenkrone stehen, verfärbt sich aber zu einem unscheinbaren Bräunlichweiß und dreht sich in einem schmalen Sack zusammen, wie bei den verwandten Arten. Die Kelchzipfel sind jetzt schräg nach aufwärts gerichtet. — In einem Falle fand ich einen über- zähligen (sechsten) Kelchzipfel, der tiefer unten aus der Mitte des Receptaculums entsprang und zwar direkt unter einem der fünf normalen Kelchzipfel. (Es kann sich auch um ein an das Receptaculum angewachsenes Hochblatt handeln, welches aber genau das Aussehen eines Kelchzipfels hat.) 1 Vgl. auch Fucskoö a. a. O. 2 Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft, Jahrgang 1915, B- D7- a TE denk Wi u ae ed 7 Sa u * ; ; 2 Blütenbiologische Untersuchungen. 319 Über Blütenbesucher der Campannla Scheuchzeri sind wir schon dutch H. Müller (a. a. OÖ.) unterrichtet. Es sind vorwiegend Arten der Gattung Dombus. VW. Solidago alpestris W. K. Die Bestäubungsverhältnisse unserer gemeinen Solidago virga aurea L. wurden von mehreren Forschern untersucht, ! während ihre Alpenform, Solidago alpestris W.K., in der mir zugänglichen blütenbiologischen Literatur nirgends erwähnt wird. Indessen beziehen sich manche Beobachtungen über bestäubende Insekten zweifellos auf Solidago alpestris, die ja häufig von Solidago virga aurea nicht unterschieden wird. Dies gilt namentlich von der langen Insektenliste, welche H. Müller in seinen »Alpenblumen« (p. 444 und 445) gibt. Ich sammelte am 11. August 1913 Solidago alpestris im Anlauftal bei Gastein und am 13. August 1913 zum Vergleiche Solidago virga aure« am Fuße des Kuhberges bei Salzburg. Die beiden Pflanzen stehen sich so außerordentlich nahe, daß man die ersiere ganz ungezwungen als die Alpenform der letzteren auffassen kann. Es sind zunächst nur zwei Unter- schiede auffallend: Die Infloreszenz ist bei Solidago alpestris vereinfacht und ihre. Köpfchen sind in allen ihren Teilen etwas größer. Beide Merkmale erklären sich direkt durch den alpinen Standort der Pflanze. Übrigens variiert Solidago virga aurea ın der Ausbildung ihrer Inlloreszenz sehr bedeutend. Die reich verzweigten Formen sind im Habitus der Solidago alpestris schr unähnlich; die schwach verzweigten kommen ihr sehr nahe. Die Farbe der Strahlblüten ist genau dieselbe; ihre Zahl fand ich aber bei Solidago virga aurea nur zwischen © und 8, bei Solidago alpestris jedoch zwischen 8 und 11 schwankend. Hingegen ist die Zahl der Scheibenblüten un- sefähr dieselbe; sie schwankte bei den mir damals vor- gelegenen Exemplaren der Solidago virga aurea zwischen 12 und 19, bei jenen der Solidago alpestris zwischen 11 Bud 29. Die "Fänge der Hlülle des blühenden Köpfchens el’ Kareh, Handbuch: Il., I, p. 59T. 320 RK. Fritsch, beträgt bei Solidago virga aurea 6 mm, bei Solidago alpestris 7 .sam;;, ihr Durchmesser bei ersterer . 3; mm, «bei letzterer 4 mm. Die Länge des abstehenden "Teiles der Straklblüten (der »Zunge«) fand ich bei Solidago virga aurea zwischen > und Smm schwankend, während sie bei Solidage alpestris- stets 7 bis 8 mm betrug. Der Durchmesser der »Scheibe« betrug bei Solidago virga aurea 5 bis 7 mm, bei Solidago alpesiris, aber 7 bis 10 mım. | Die Spitzen der Hüllschuppen stehen bei Solidago virga aurea nur wenig ab, während sie bei Solidago alpestris länger vorgezogen und namentlich an den Knospen ent- schieden zurückgebogen sind. Man könnte letzteren Bau als. Schutzmittel gegen aufkriechende Insekten auffassen, das bei den viel zahlreicheren. Köpfchen der Solidago virga aurea weniger nötig wäre — ich glaube aber nicht daran! Ein Unterschied in der Färbung der Antheren, der mir auffiel, hat sich bei Durchsicht anderer Köpfchen nicht als. konstant erwiesen. Ich fand nämlich bei Solidago virga anrea .fünf- auffallende braunviolette Streifen an den Kanten der Antherenröhre, die bei Solidago alpestris meist viel schwächer ausgeprägt sind, so daß die Antherenröhre bei ihr oft ganz gelb erscheint. Letzteres kommt aber auch bei Solidago virga aurea und ersteres bei Solidago alpestris vor. Bestäubungsverhältnisse und Besucherkreis sind bei beiden Formen wohl nicht wesentlich verschieden. Ich selbst beob- achtete auf Solidago virga aurea an verschiedenen Stand- orten zahlreiche Insekten, wie ich an anderer Stelle mitteilen werde, an Solidago alpestris jedoch nur auf der Schafberg- spitze im Salzkammergut am 15. August 1905 Bombus vervesier. 9. VII. Senecio cacaliaster Lam. Im Anlauftai bei Gastein wächst massenhaft Senecio Fuchsii Gmel., der ja auch sonst in den Ostalpen sehr ver- breitet und überall häufig ist. Dazwischen kommt dort, aber viel seltener, der typische Senecio cacaliaster vor, welcher durch das Fehlen der Strahlblüten und durch die blaßgelbe 5 . . r [B) jlütenbiologische Untersuchungen. 321 Farbe der Köpfchen! sofort auffällt. Außerdem sind ver- schiedene Zwischenformen, die vielleicht hybriden Ursprunges sind, dort zu finden: Formen mit Strahlblüten von blaßgeiber Farbe, welche den Eindruck eines Senecio cacaliaster mit Strahlblüten machen, dann aber auch Pflanzen mit goldgelben Köpfchen ohne Strahlblüten, welche man entweder als gold- gelbe Spielart des Senecio cacaliaster oder als strahlblüten- lose Exemplare des Senecio Fuchsii auffassen könnte.” Da die betreffende Exkursion blütenbiologischen Zwecken ge- widmet war, habe ich diese interessanten Vorkommnisse nur notiert und. nicht näher untersucht. Dagegen habe ich den typischen Senecio cacaliaster in Bezug auf seine Bestäubungs- verhältnisse untersucht; nur auf ihn bezieht sich die folgende Darstellung. Die blaßgelbe Blütenfarbe bewirkt, daß — wenigstens für das menschliche Auge — die Blütenstände des sSenecio cacaliaster erheblich weniger auffällig sind als jene des daneben wachsenden Senecio Fuchsti. Das Fehlen der Strahl- blüten kommt hiebei natürlich auch in Betracht, aber es ist nicht ausschlaggebend, da ja zahlreiche Köpfchen dicht mebeneinander stehen, wie das H. Müller? für »Senecio nemorensis L.< vortrefflich beschrieben hat. Übrigens duften die Blüten ziemlich stark, aber nicht gerade angenehm. he A un Fre A BE m ae m en pe Ba > ne 2 3 rn > 9 ne at A u Ver ea Als Hindernisse für aufkriechende Insekten könnten gedeutet werden: 1. die laubblattartisen Hochblätter, welche die Köpfchengruppen umgeben; 2. die borstlich - linealen Schuppen der »Außenhülle« jedes Köpfchens, welche zum Teil auf die Köpfchenstiele herabgerückt sind und mit ihren einwärts gekrümmten Spitzen oft die ganze Hülle (niemals aber das blühende Köpfchen selbst) überragen; 3. insbesondere die dichte drüsig-flaumige Behaarung, welche die Köpfchen- stiele, die eben erwähnten Schuppen der Außenhülle und die Hüilschuppen selbst bekleidet. An diesen für den typischen 1 Wieder ein Beispiel des häufigen Farbenkontrastes durcheinander wachsender Arten derselben Gattung! = Vel. auch Rouy, Flora de France, VII, p. 32% und 825. 3 Alpenblumen, p. 440. 322 KR.,Fritsich, Senecio cacaliaster charakteristischen Drüsenhaaren fand ich viel Pollen kleben, was ich ohne Kommentar berichte. Die Schuppen der Außenhülle und die Hüllschuppen selbst sind hellgrün,; letztere haben schwärzliche Spitzen.F Die Hülle ist ungefähr 7 mm lang und wird von den Blüten. (einschließlich der Sexualorgane) um weitere 7 mm über- ragt. Die Blumenkrone ist gelblichweiß und hebt sich von dem weißlichen Pappus, der schon zur Zeit der Blüte gut entwickelt ist, gar nicht ab. Dagegen ist die Antherenröhre gelbbraun mit dunkelbraunen Kanten. Der Pollen ist goldgelb, der Griffel weißlich mit zitronengelben Schenkeln. Die Zahl der Blüten eines Köpfchens beträgt am häufigsten 12, seltener 11 oder 13. Jedoch wären bedeutend mehr Zählungen "notwendig, als "ich " vornahm, umTte Variationsgrenzen der Blütenzahl festzustellen. Das Aufblühen erfolgt gesetzmäßig von außen nach innen. Der männliche Zustand des Köpfchens dauert nur sehr kurze Zeit, da die zwei (nicht selten auch drei!) Griffeläste sehr bald ausein- andertreten. In dieser. Beziehung verhält sich die Art ebenso: wie Senecio doronicum L.? Sehr oft findet man die diver- gierenden Griffeläste noch mit Pollen bedeckt, auch an ihren. Spitzen. Ich fand auch Exemplare, welche wegen der Blütenfarbe und des Fehlens der Strahlblüten den Eindruck des typischen Senecio cacaliaster machten, an welchen aber die drüsig- flaumige Behaarung der Köpfchenstiele und Hüllschuppen fast ganz fehlte und die Zahl der Blüten eines Köpfchens. fast ausnahmslos 15 betrug. Wahrscheinlich waren auch diese- hybride Abkömmlinge der beiden dort durcheinanderwachsen- den Arten Senecio cacaliaster und Senecio Fuchsii. Mit Rück- sicht auf diese und die schon oben erwähnten Zwischen- formen, die verschiedene Merkmalskombinationen aufieisen, wäre eine experimentelle Untersuchung darüber, ob diese: Bastarde nach den Mendel’schen Gesetzen spalten, interessant. 1 An ganz jungen Köpfchen sind diese Spitzen schwarzviolett und über den Blütenknospen zusammenneigend. 2 Nach H. Müller, Alpenblumen p. 439. .. . . r ‘ıy Blütenbiologische Untersuchungen. 323 Als Blütenbesucher beobachtete ich am 11. August 1913 im Anlauftale bei Gastein einen Schmetterling (Larentia _Montanata 29), Formiciden und folgende Arten von Dipteren: Rhamphomyia culicina Sf, *Empis bistorlae SQ, Empis gravipes d' 9, Syrphus balteatus J', Bibio pomonae d. IX. Carduus viridis Kern. H. Müller beschreibt in seinen »Alpenblumen« (p. 418 bis 422) ausführlich die Bestäubungsverhältnisse von » Carduus defloratus L.« und fügt eine Liste von mehr als 100 Insekten bei, die er auf dessen Köpfchen als Besucher beobachtete. Kerner! trennte von dieser Art Carduus viridis und Carduus rhaeticus ab, welche heute allgemein, wenn auch von manchen Autoren nur als Unterarten oder »Varietäten« anerkannt werden. H. Müller hat diese Formen begreiflicherweise nicht. auseinander gehalten. Da die wichtigsten Unterschiede zwischen ihnen in den vegetativen Organen liegen, so kann aus der ausführlichen Beschreibung H. Müller’s nicht mit voller Sicherheit darauf geschlossen werden, welche Form ihm vor- gelegen ist. Nur die Worte: »dessen Hülle durch stachelige, _ schräg abstehende Blätter gegen das Aufkriechen nutzloser 4 je ra K Gäste einigermaßen geschützt ist« passen am besten auf Carduus rhaeticus Kern., der ja auch in dem von H. Müller besuchten Gebiete vorherrschen dürfte. Hievon abgesehen, paßt seine Beschreibung nahezu wörtlich auch auf Carduus viridis Kern., den ich zum Zwecke blütenbiologischer Unter- suchung bei Scharfling am Mondsee am 11. August 1914 sammelte. Ich lasse daher in der nachfolgenden Schilderung alles weg, was schon von H. Müller festgestellt wurde. Bekanntlich ist es für Carduus viridis charakteristisch, daß die Hüllschuppen des Köpfchens verhältnismäßig weich und krautig sind, sowie daß ihre Spitzen lang vorgezogen. sind. Diese abstehenden Spitzen wachsen noch während der Anthese. Ich fand sie an jungen Köpfchen, deren Blüten- knospen die Hülle noch gar nicht überragten, 3 bis 4 mm 1 Schedae ad floram exsiccatam Austro-Hungaricam I., p. 72 bis 77. 324 Re PriteschH lang, an Köpfchen im männlichen Stadium etwas mehr als 5 ımm, im weiblichen Stadium aber 6 bis 7 mm lang; an verblühenden Köpfchen hatten sie eine Länge von 7 bis 9 mm. Außerdem. varser'die Bänse der Fllschüppen bei ver- schiedenen "Köpfchen; ferner sind "an jedem Köpfchen‘ die mittleren Hüllschuppen länger als die übrigen. Bei allen anderen Ärten dieses Verwandtschaftskreises sind die Hüll- schuppen relativ kürzer und steifer. An ganz jungen Köpfchenknospen schließen die nach einwärts gebogenen Spitzen der innersten Hüllschuppen der- art zusammen, daß die Blütenknospen vollständig verdeckt werden. Bald aber strecken sie sich fast ganz gerade, so daß die Blütenknospen sichtbar werden. Dieses sehr charakteristische Entwicklungsstadium, in welchem das Köpfchen ungefähr 13 ımım lang ist, möchte ich genauer beschreiben. Bei flüchtiger Betrachtung eines solchen Köpfchens hat man zunächst den Eindruck, als ob die Blütenknospen etwa um 3 mm über die Hüllschuppen hinausragen würden. In Wirklichkeit sind erstere kürzer als: die 'inneisten 'Hüllschuppen)’so daß Ste’ mur von oben sichtbar sind. Die Täuschung wird dadurch hervor- gerufen, daß die gerade vorgestreckten Spitzen der innersten Hüllschuppen rötlich gefärbt sind, wodurch sie sich von den durchwegs grünen mittleren und äußeren Hüllschuppen auf- fallend abheben. Die' letzteren. haben 'schon 'um''diese Zeft abstehende Spitzen von (wie. oben bemerkt) 3 bis 4 mm Länge; sie sind durch sehr schwache und zerstreut spinn- webige Behaarung miteinander verbunden,! außerdem am Rande. kurz gewimpert und in eine zwar nur !/, mm lange und außerordentlich feine, aber doch etwas stechende Spitze ausgezogen. Diese Spitzen sind bei den äußeren und mittleren Hüllschuppen grünlich oder fast farblos, bei den obersten der abstehenden Hüllschuppen aber purpurviolett. Die gerade vorgestreckten, ja mit den Spitzen auch jetzt noch etwas einwärts gebogenen innersten Hüllschuppen sind in ihren unteren, von’ den anderen Hlüllschuppen '"Deteckten "reien 1 Die spinnwebige Behaarung findet sich auch bei den verwandten Arten, aber in sehr wechselnder Stärke. Blütenbiologische Untersuchungen. 325 hellgrün mit weißlichem Rande, im oberen, freien Teile in der ‚Mitte grünlich-weißlich, am Rande aber lebhaft purpur- violett, wodurch die oben erwähnte rötliche Gesamtfärbung und die Blütenähnlichkeit zustande kommt. Die Blütenknospen :selbst kann man um diese Zeit ohne Entfernung der Hüll- :schuppen, wie schon bemerkt, nur von oben sehen. Sie ‚erscheinen da als fünfstrahlige Sterne, da die Blumenkrone in der Knospenlage zwischen den fünf Zipfeln eingefaltet ist. Zwischen den Blumenkronen sieht man überall die Spitzen der fast blattartig verbreiterten, am Rande fein. und kurz ‚gewimperten Pappusborsten etwas hervorragen. Sie sind rein weiß, während die weißliche Blumenkrone schon einen schwachen Stich ins Rötliche aufweist. Ein weiter entwickeltes, 18 mm langes, aber noch nicht ‚aufgeblühtes Köpfchen weist folgenden Bau auf: Die ab- stehenden Spitzen der grünen Hüllschuppen sind schon 5 mm . Jang. Die Blütenknospen haben jetzt durchschnittlich dieselbe Länge wie die innersten Hüllschuppen. Die Blumenkrone hat, soweit sie dem Lichte ausgesetzt ist, bereits ihre charak- steristische Färbung. Die obere Fläche des Köpfchens ist jetz ‚deutlich konkav, da die äußeren Blüten etwas längere Blumenkronen haben als die inneren. Auch jetzt ragen noch die Spitzen des Pappus überall etwas heraus, aber nur ganz wenig. Die den Blüten anliegenden Spitzen der innersten Hüllschuppen sind nun ganz purpurviolett gefärbt; sie sind am eine schwache Nuance mehr rot gegenüber den (relativ!) ‚mehr ins blauviolette neigenden Blumenkronen. Die blühenden Köpfchen hat H. Müller a. a. O. genau ‚beschrieben. Die von ihm angegebenen Maße stimmen genau. Nur die »Glöckchen« der Blumenkrone fand ich kürzer, nämlich nur wenig mehr als 3 mm lang und an einer Seite bis zu 2 mm Länge geschlitzt. Vielleicht ist dieser Unter- schied darauf zurückzuführen, daß H. Müller eine andere Form des vielgestaltigen »Carduus defloratus L.« vorlag, wie ‚schon oben bemerkt wurde. TEE EET Die Aufblühfolge folgt genau. dem. bei botrytischen Infloreszenzen geltenden Gesetz. In den meisten Köpfchen findet man gleichzeitig die äußersten Blüten im weiblichen, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. Abt. I, 128. Bd. 23 326 K. Fritsch, die mittleren im männlichen Stadium, während innen noch: Knospen stehen, die von den ihnen benachbarten »männlichen« Blüten sehr bedeutend überragt werden. Die Streckung der Blumenkrone erfolgt jedenfalls sehr rasch, da die Knospen: alle die gleiche Länge haben. Die Längendifferenz zwischen: den Knospen und den im männlichen Stadium stehenden: Blüten beträgt, wenn man die Antherenröhre dazurechnet,. ungefähr 1 cın! Die »weiblichen« Blüten sind dann noch um: einige Millimeter länger. Auch an den blühenden Köpfchen sind die Pappusstrahlen überall zwischen den Blüten sichtbar, jedoch sind sie viel kürzer als die Blumenkronen. Die: Antherenröhren heben sich durch dunkel-blauviolette Färbung: von den viel helleren Blumenkronen auffallend ab. Hingegen: hat der Griffel ungefähr dieselbe Färbung wie die Blumen- krone. An der Spitze der im männlichen Stadium befindlichen: Blüten stehen immer ganze Ballen bläulichweiß gefärbten: Pollens. Die Griffelschenkel divergieren an den im weiblichen. Stadium befindlichen Blüten nur an den äußersten Spitzen: (vgl. die Abbildung bei H. Müller a. a. O, Fig. 164 A). Auffallend ist die starke Einwärtskrümmung der Griffel im weiblichen Stadium. Sie ist bei den äußersten Blüten des. Köpfchens am stärksten, bei den innersten am schwächsten. Hingegen bleiben die Antherenröhren fast ganz gerade. Beim: Verblühen erfolgt ein Zusammenziehen des Köpfchens und. ein rasches Wachstum des Pappus. | Mit vielen anderen distelartigen Kompositen hat auch die Artengruppe des Carduus defloratus L. die Eigentümlich-- keit gemein, daß die Köpfchenstiele mit einem spinnwebig- wolligen Überzug bekleidet sind. An einem der von mir am: angegebenen Orte gesammelten Exemplare des Cardıuns viridis fand ich eine geflügelte Blattlaus zwischen diesen Wollhaaren,- die den Eindruck machte, als sei sie dort angeklebt oder durch Verstrickung zwischen den Haaren hängen geblieben. Diese vereinzelte Beobachtung beweist natürlich gar nichts; jedoch wäre es nicht uninteressant, die Funktion dieser Haare- einmal näher zu untersuchen. Es erübrigt noch die Nennung aller Insektenarten, die: ich in den Jahren 1904 bis 1914 an verschiedenen Standorten: Blütenbiologische Untersuchungen. 827 . auf den Köpfchen des Carduus viridis als Besucher beob- achtet habe. Es sind die folgenden: : Marquartstein (Bayern), am 11. August 1904: Argynnis Paphia S, Erebia Medea 9; Bombus agrorum, Psithyrus quadricolor S; Anthomyia sp. Untersberg bei Hallthurn (Bayern), am 29. August 1904: Bombus agrorum d'9. Gaisberg bei Salzburg, am 20. Juli 1905: Lepidoptera: Argynnis Aglaja, Agrotis Ocellina Hb., .Pyrausta. sp.- Hymenoptera: Bombus agrorum 8, Bombus confusus 0, Bombus lapidarius 8, Bbombus Latreillelus d, Bombus mastrucatus 3, Bombus pratorum 58, Psithyrus quadri- color d', Psithyrus vestalis d'; Coleoptera: Üryptocephalus sericeus (grün); Diptera: Volucella plumata. Sonntagshorn bei Unken (Salzburg), am 9. August 1905: Lepidoptera: Argynnis Pales, *Agrotis Cuprea Hb., Agrotis Ocellina Hb., Plusia Gamma; Hymenoptera: Bombus Latreillelus SQ, Bombus mastrucatus 8, Bombus mucidus 3, bombus terrester 2. Schafbergspitze (Salzkammergut), am 15. August 1905: Parnassius Apollo; Anthomyia sp. 9. Scharfling am Mondsee (Salzkammergut) am 20. August. 1905: Bombus soroensis 8. a Roßfeld bei Hallein (Salzburg), am 23. August 1906: bombus soroensis 8; Empis palparis Egg. St. Gilgen (Salzburg), am 23. Juli 1907: Lepidoptera: *Erebia Ligea; Hymenoptera: Bombus agrorum 8, Bombus hortorum 8, Bombus pratorum d, Psithyrus quadricolor var. citrinus Schmiedekn. d. Gesäuse (Steiermark), am 12. Juni 1908: Lepidoptera: Pamphila Palaemon; Coleoptera: Anthobium longipenne, Dasytes plumbeus, Oedemera tristis 9, Leptura rubra d. Hieflau (Steiermark), am 13. Juli 1910: Hymenoptera: Apis mellifera 3, Bambus pratorum d, Tarpa cephalotes: Coleoptera: *Anthobium longipenne, *Dasytes plumbeus, Oedemera flavescens 9, Oedemera virescens 9, Diptera: Syrphus ribesi 9, Volucella pellucens, Eristalis sp., Aricia vagans d', Hemiptera: Calocoris affinis (auch Larven). 328 K. Fritsch, Königssee (Bayern), am 29. August 1910: Eristalis tenax d". Brenner (Tirol), am 28. Juli 1913: Pyrausta Alpinalis; Bombus derhamellus 3, "Bombus pomorum var. elegans 3; Leptura melanura 3; Anthomyia sp. 9. Scharfling am Mondsee, am 11. August 1914: Apis mellifera 3 (saugend), Bombus sp. 8. Mozartsteig bei St. Gilgen, am 20. August 1914: *Halictus albipes d' (zu mehreren in einem Blütenköpfchen, tief zwischen die Blüten eingebohrt). Gaisberg bei Salzburg, am 25. August 1914: Lepidoptera: Agrotis Cuprea Hb. S (saugend); Hymenoptera: Apis nellifera 38 (saugend), Bombus agrorum 3, Bombus pratorum 8, Bombus soroensis d, Bombus terrester J' (saugend), Psithyrus campestris d, Psithyrus quadricolor d', Psithyrus ınpestris'd’;, " Diptera (Bristalis® tenar u. a)? Tfemiprers Calocoris affinis. X. Leontodon pyrenaicus Gouan. Bei den liguliflloren Kompositen herrscht große Ein- förmigkeit der Blüteneinrichtungen. H. Müller hat daher in seinen »Alpenblumen« nur einige derselben beschrieben (Mulgedium alpinum, Crepis aurea, Lactuca perennis, Hypo- choeris uniflora),; von den anderen Arten gab er nur Besucher- listen. Die Leontodon-Arten unterschied er überhaupt nicht weiter, sondern zählte die Besucher von »ZLeontodon (hastilis, pyrenaeus u. a.)« gemeinsam auf (p. 466 ff.). Bei meinem schon wiederholt erwähnten Besuche des Anlauftales bei Gastein am 11. August 1913 hatte ich auch Gelegenheit, Leontodon pyrenaicus Gouan zu beobachten, Seine schön goldgelben Köpfchen haben eine merklich dunklere Färbung als jene der Artengruppe des ZLeontodon hispidus 1 In seiner Gesellschaft wächst im Anlauftale die habituell ähnliche Crepis aurea (L.) Cass., jedoch anscheinend viel spärlicher (oder nur früher blühend?). Bekanntlich sind die Köpfchen der genannten Crepis noch dunkler, fast feuerrot, so daß sie sich von jenen des Leontodon auffallend abheben. Blütenbiologische Untersuchungen. 329 Es wäre interessant, festzustellen, ob die bestäubenden Insekten diese beiden habituell so ähnlichen Arten zu unter- scheiden vermögen oder ob sie beide wahllos gleichmäßig besuchen. Ich hatte damals zu derartigen Beobachtungen keine Zeit; ich stellte nur zwei Besucher des Leontodon pyrenaicus fest: Anthobium alpinum Heer und Dibio pomonae. Der Schaft der Leontodon pyrenaicus ist nach oben zu mehr oder weniger (manchmal ziemlich stark) verdickt und hohl, so daß das Köpfchen von ihm fast gar nicht abgesetzt erscheint. Dieser Eindruck wird erhöht durch die am oberen Teile des Schaftes stehenden Schuppen, welche gegen das Köpfchen zu mehr genähert sind und so allmählich in die Hüllschuppen des Köpfchens übergehen. Der untere Teil des Schaftes ist erheblich dünner, ausgefüllt und kahl, der obere spärlich mit kurzen hellen oder teilweise dunklen Haaren besetzt. Viel stärker ist die Behaarung der Hüllschuppen, die der Hauptsache nach aus schwarzen Borsten besteht, die nach oben abstehen. Da die Hüllschuppen selbst — nament- lich gegen die Spitze zu — dunkelgrün sind, so erscheint die ganze Hülle schwärzlich. Um so auffallender heben sich von ihr die goldgelben Blüten ab. Der Durchmesser des geöffneten Köpfchens beträgt un- gefähr 5cm. Alle von oben sichtbaren Blütenteile sind von derselben goldgelben Farbe; nur die Antheren sind orange. Der weißliche Pappus ist schon zur Zeit der Blüte stark entwickelt und reicht bis über die Basis der Antheren herauf. Der Tubus der Korolle ist außen mit hellen Borsten spärlich besetzt. Die äußersten Spitzen der Korolle sind geschwärzt, was besonders bei den Knospen in der Mitte des Köpfchens auffällt. Da in den Knospen die fünf Zipfel der Korolle zu einem fünflappigen Stern zusammengelegt sind, macht die in der Knospenlage befindliche Korolle den Eindruck, als ob sie nicht zungenförmig, sondern röhrig wäre. Der von oben sichtbare fünflappige Stern ist schwärzlich. Die Bedeutung dieser Schwärzung dürfte eine ähnliche sein, wie sie Hayek für die ebenfalls bei dieser Art und vielen anderen Kom- positen der Alpen vorkommenden Schwärzung derHüllschuppen 330 K. Fritsch, Blütenbiologische Untersuchungen. annimmt.! Der Fruchtknoten hat dieselbe weißliche Färbung wie der Pappus; nur der »Nektarkragen«? ist etwas gelblich. Entsprechend der Aufblühfolge des Köpfchens und der für alle Kompositen charakteristischen Proterandrie macht jedes Köpfchen drei Entwicklungsstadien durch: 1. Die Randblüten sind geöffnet und befinden sich im männlichen Stadium. Die mittleren Blüten sind noch im Knospenstadium. Insekten, welche solche Köpfchen besuchen, können daher wohl Pollen mitnehmen, aber keine Bestäubung bewirken, da die Köpfchen funktionell rein männlich sind. 2. Bei voller Blüte sind die Randblüten in das weibliche Stadium übergegangen. Ihre etwas über 4 mm lange Antheren- röhre wird jetzt um 2 mm von dem Griffel (ohne Einrechnung seiner Schenkel) überragt. Die mittleren Blüten sind gleich- falls geöffnet, aber alle im männlichen Stadium. Bei ihnen überragt der ganze Griffel (einschließlich der fast 2 mm langen noch geschlossenen Schenkel) die Antherenröhre zu- jetzt um 3!/, mm, anfangs natürlich weniger. In diesem Stadium verhält sich das Köpfchen funktionellserage so wie ein Astereen- oder Anthemideen-Köpfchen mit weiblichen "Randblüten nnd’ zwittrigsen Scthew ot blüten. Ein Insekt, welches vom Rande des Köpfchens aus die Ausbeutung beginnt, stößt zuerst an die empfängnis- fähigen Narben und ladet dort den von anderen Köpfchen mitgebrachten Pollen ab. Dann erst kommt es mit den Pollen- mengen der mittleren Blüten in Berührung und wird so neuerlich mit Pollen bedeckt. Es wird durch diese Einrichtung ebenso wie in zahllosen anderen Fällen die PRhn. gegenüber der Geitonogamie (die daneben natürlich auch vorkommt) bevorzugt. 3. Später sind alle Blüten des Köpfchens in das weibliche Stadium übergegangen. DasKöpfchenist nunderHauptsache nach rein weiblich, da nur sehr spärliche Pollenreste vorhanden sind. Diese zuletzt gegebene Darstellung gilt natürlich auch für die meisten anderen ligulifloren Kompositen, wenn von den Maßangaben abgesehen wird. 1 Vgl. Österr. botan. Zeitschrift 1900, p. 383 bis 385. 2 Vgl. A. Müller, Die Befruchtung der Blumen durch Insckten, p. 405. 3 x 3 : Vorläufige Übersicht über die Vesgetationsstufen und -formationen von Kweitschou und Hunan Von Dr. Heinrich Handel-Mazzetti (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1919) Die Bestimmung der Formationszugehörigkeit und der vertikalen sowie horizontalen Verbreitung von gegen 400 Leit- pflanzen bildet die Grundlage der vorliegenden. Darstellung. Auch hier liegen vielfach noch keine systematischen Be- stimmungen vor, sondern manche Galtungsnamen mußten, ob sicher oder unsicher, zur Veranschaulichung der Vegetations- formen angeführt werden. Nach dem, was ich auf einer zweimonatlichen, verhältnis- mäßig geradlinigen Durchreise durch die Provinz Kweitschou «Loping--Hwangtsauba— Kweiyang— Sandjio—Liping) sehen konnte, reicht das hier als »Kweitschou und Hunan« bezeich- nete Vegetationsgebiet noch in die Provinz Yünnan bis Loping. Es dürfte auch einen Teil der Provinz Kwanghsi um- fassen. Nach Wilson’s Kollektionen gehört West-Hupe und wohl auch Ost-Setschwan ebenfalls dazu, sonst nach Kollek- tionen aus Kuling auch Tjiangsi und vielleicht überhaupt ‚ganz Ostchina in mittleren Breiten. Auf die — die schmale Grenzzone natürlich ausgenommen — sehr geringen Ähnlichkeiten mit. den Vegetationsgebieten ‚der Provinz Yünnan werde ich bei Besprechung einzelner Formationen Bezug nehmen. Selbst die nicht sehr weit davon in ganz analoger Lage befindlichen Buschwälder an der Yünnan- Bahn im Tale des Pata-ho haben trotz ihres ähnlichen Äußeren, 392 H. Handel-Mazzetti, soviel ich sehen konnte, eine ganz andere Zusammensetzung, woran wohl das trockenere Klima des mittleren und östlicher Yünnan schuld ist. | Die von gleichen Vegetationsformationen eingenommenen Höhenstufen steigen von dem etwas nördlicher und tiefer gelegenen, gegen die kalten Nordwinde nicht geschützten Hunan durch das etwas südlichere, höher gelegene, aber besser geschützte Kweitschou bis Yünnan um 500 m Höhe an. I. Subtropische Stufe. Die Ebenen und Hügelländer des mittleren und südlichen: Hunan und die tiefsten Teile der Flußschluchten im gebirgigen Südwesten dieser Provinz und im angrenzenden südöstlichen: Kweitschou von 25 bis gegen 500m Höhe, in den Fluß- schluchten des hochgelegenen westlichen Kweitschou bis- 1000 m Höhe umfassend. | Tschangscha (25 m) hat ziemlich ausgesprochene Trocken- zeit im Spätsommer und Herbst, Regenzeit im Winter und Frühjahr, viel Nebel und Wind, Schnee nur wenige Tage hindurch, Minimaltemperatur —6°, Maximum um 40°, dies mitunter längere Zeit hindurch. Als niedrigste relative Luft- feuchtigkeit beobachtete ich in dieser Zeit in Yungtschou 30 %,.. In Wukang (360 m) soll etwas mehr Schnee liegen. Die Fluß- schluchten um Süning und Dsingdschou und am Tu-djiang unter Sandjio sind sicher viel feuchter, während jene des: Hwadjiau-ho zwischen Nganschun und Hsintscheng wieder sehr trocken ist. Dort beobachtete ich in 840 u Höhe 27 %),. relativer Luftfeuchtigkeit an einem guten windigen Abend ir der Regenzeit. Merkwürdig ist die geringe Abhängigkeit der For- mationen vom Gestein, nur bei wenigen Waldtypen läßt sich eine solche konstatieren. 1. Pinus Massoniana-Wälder ohne wesentliche andere Beimischung sind selten, aber in der Gegend von Hsinhwa. und Bautjing (Paoking) doch sicher auch natürlich, noch seltener reine Cunninghamia lanceolata-Wäldchen. Dagegen verleihen der Landschaft ein anmutiges Aussehen die vielen: r . - » [DEDE Vegetationsstufen von Kweitschou und Hunan. 333 Pinus Massoniana- Cunninghamia lanceolata-Thea oleifera-Pflanzungen mit Grassteppenunterwuchs. Die Thea im November-Dezember in Blüte. Weiters als Sträucher darin oft Dex cornuta und Gardenia florida; schlingend Lygodium sp. 2. Sklerophyllen- und Föhrenwald. 60 bis 300 m, besonders auf dem Yolu-schan bei Tschangscha, dem Dunsgtai- schan bei Hsianghsiang und anderen Sandsteingebirgen der Gegend. Blütezeit im Frühjahr und teilweise Spätherbst. Immergrüne Hartlaubbäume und Sträucher, 5 bis 15 m hoch: Castanopsis sclerophylla u. a. Lithocarpus glabra und sp. amw., Hehicia'sp., Symplocos Sp. div, Eurya Japonica, Ilex purpurea und sp. div, Photinia serrulata, Eugenia micro- _ phylla, Rhododendron Simsi, Pinus Massoniana. Wenige sommergrüne kleinblättrige: Benzoinsp., Vacciniumsp.,Styraxsp., Viburnum sp. Kleine immergrüne Sträucher: LZoropetalum Sinense, Damnacanthus Indicus (auch Veg. Yün., DII 2 statt Euphorbiacea gen.), Daphne sp., Ardisia crispa (auch Veg. Yün.- DII 2), Leptodermis nervosa. Wenige Lianen: Smilax. Kräuter- unterwuchs soviel wie fehlend. 8.Föhren-Eichen-Liguidambar-Wälder. Um Tschang- 'scha nur als spärliche Reste, einige der Bestandteile, besonders. Ligquidambar, gallerieartig um die Schluchten im letzten Wald- typus, typisch und üppig ausgebildet auf dem Dschau-schan bei Hsiangtan, unter Hsikwangschan und gegen Wukang- Meist bis auf Liguidambar nicht sehr hochwüchsig, zum großen Teil sommergrün, Blüte im Frühjahr (um April). Pinus Massoniana, Ouercus aliena, Ou. Mongolica, Lilhocarpus sp., Platycarya strobilacea, Populus adenopoda?!, Carpinus sp., Celtis sp., Cladrastis sp.?!, Liguidambar Formosana, Cinna- momum Camphora (selten), Litsea pungens, Aleurites Fordii, Pirus Calleryana, Diospyros sp., Ligustrum lucidum. Para- sitisch Loranthus sp. Sträucherunterwuchs manchmal reichlich: Loropetalum Sinense, Benzoin sp. div., Thea sp., Rhamnus sp., Elaeagmus sp., Maesa sp., Ardisia sp., Rhododendron Simsii, Gardenia florida, Leptodermis nervosa. Lianen: Akebia sp., 1 Um 400 m. 354 H. Handel-Mazzetti, Wisteria sp. div. Arundinaria sp. auch im Anschluß selbständig. Gräser aus der Steppe und: Miscanthus sp., Poa sp., Lophatherum sp.; einige Carex sp.; Kräuter besonders an feuchten Stellen wie am Yolu-schan: Zingiber sp., Chloranthus sp., Polygonum sp., Corydalis sp., Ajuga sp., Mazus sp., Liliaceae div., Arisaema sp., Arthraxon ciliare. Einige Farne. Bloße Erde mit unan- sehnlichen Moosen meist reichlich bedeckt: Pogonatum sp., Leucobryum sp. Stereodon cupressiformis, Nardia sp. div. An Felsen darin Gesneracea gen. Sarifraga sarmentosa, Hymenophyllum sp. und mehrere Moose (Mnium sp., Semato- phyllacea gen.), auch die Baumstämme reichlich Moose tragend. 4. Liguidambar Formosana-Cinnamomum Cam- phora!-Wäldchen. Hochwüchsige Bäume (bis 25 7n) meist auf aus der kultivierten Ebene auftauchenden flachen Hügeln durch die ganze Stufe oft gemeinsam mit ebenso ansehnlichen, teils sommer-, teils immergrünen, teilweise im Sommer blühenden: Pinus Massoniana, Carpinus Handelii?, Lithocarpus glabra und sp., Ouercus aliena, Celtis sp., Litsea pumgens, Photinia serrulata und sp. div., Koelreuteria sp., Rutacea gen.?”, Acer Irifidum, Symplocos sp., Acanthopanax ricinifolia, Camptotheca acuminata, Pittosporum sp., Fraxinus sp., Der macrocarpa’?, Diospyros sp., Aylosma racemosum, Ligustrum lucidum. Lianen: Vitis. sp., _Apocynacea gen., Rosa Sp., Ficus sp. hie and da bis in die Wipfel der höchsten Bäume kletternd. Unterwuchs ist sehr dürftig. Die nutzbaren Pflanzen aus den beiden vorstehenden Formationen setzen die meist von Arundinaria bestandenen Erdwällen umschlossenen Wäldchen um die im Lande zer- streuten Bauernhöfe zusammen. Sie sind ebenfalls hochwüchsig und jedenfalls älter als die nach 1. erwähnten Kulturen. Es gehören dazu noch: Eriobotrya Japonica, Paulownia sp., Melia Azederach (auch Veg. Yün. BI1 statt Canarium albım), Trachycarpus sp., dann Bambusa Beecheyana? 5. Cupressus funebris-Wälder finden sich nur auf Kalk in der Gegend zwischen Bautjing, Wukang und Hsinhwa in 1 Dieses um Wukang und westlich über 300 m durch eine andere ähnliche Art vertreten. 2 Von 250 m aufwärts. r - [0 10 1-4 Vegetationsstufen von Kweitschou und Hunan. 339 00 bis 400 m Höhe. Mitunter ist Pinus Massoniana beige- _ mischt und Buschunterwuchs zu verzeichnen, mitunter sind sie ganz rein, wozu allerdings menschliche Pflege mitgeholfen haben dürfte. 6. Populus adenopoda?:-Haine um Lengschuidjiang bei Hsinhwa, 200 m, auf Sandstein in ziemlicher Ausdehnung. 7. Schluchtwälder sind auf wenige Punkte mit ver- schiedenen edaphischen Verhältnissen beschränkt und in drei ‘verschiedenen Typen vertreten: In Südwest-Hunan in der Gegend von Dsingdschou besonders beim Dorfe Moschi, weniger schön bei Schidjia- ping östlich von Süning, an beiden Stellen auf chloritischem ‘Schiefer in zirka 400 m Höhe, hoher, sehr dichter Wald aus »+Castanopsissp., Celtissp., Helicia sp., Lauracea gen., Hibiscus sp., deer Davidi, A. oblongum, Alangium Faberi und Chinense - (dieses auch Veg. Yün. BI3 statt Sterculiacea gen.), Ptero- i ‚styrax corymbosa, Elacocarpus sp., Fraxinus sp. und mehreren mir unbekannten Bäumen zusammengesetzt. Besonders ‘Sträucher und Farne (u. a. Athyrium umbrosum) bilden den Unterwuchs, an feuchten Felsen darin findet sich Sarifraga sarmentosa, Begonia sp., ein winziges, ausgedehnte Polster bildendes HZymenophyllum (wiein 3.), ebenso Glyphomitrium sp. und andere Moose. In Südost-Kweitschou in der Schlucht des Tu-djiang zwischen Sandjio und Gudschou auf Grauwacke in 300 bis 400 m Höhe, beinahe einen Grad südlicher und gegen Süden weniger abgeschlossen, ist er viel reicher und hat einzelne an tropische Verhältnisse erinnernde Einschläge, wie die in _ besonders schattigen Rissen wilde Musa, Rhaphidophora sp. _ «(wie in Veg. Yün. Alund DI1 als Pothos), XKanthosoma sp. 4 (wie dort Alals Colocasia), das epiphytische Asplenium (wie dort AI und auch DI1). An solchen Stellen findet sich die um die Dörfer kultivierte Ficus infectoria auch wild, eine 3 E Trachycarpus sp., die mir leider nicht zugänglich war, scheint _ auch von der sonst verbreiteten verschieden zu sein. Von sonstigen Bäumen kann ich anführen: Mallotus sp., Adlanthus sp.,- Meliosma sp., Clerodendron sp., von Sträuchern und Lianen: Mussaenda sp. div. und Apocynacea gen., während viele andere m; 2.0) 338 H..Handel-Mazzetti, der Bestimmung harren. Große Farne sind reichlich, darunter klimmend Gleichenia linearis? und Gl. glauca. Im westlichen Kweitschou in der Schlucht des Hwadjiau-ho und ober der Brücke Baling-tjiau in 580 bis. 950 m Höhe erinnert der Schluchtwald mehr an jenen in Yünnan (siehe dort BI 3), wenngleich er floristisch verschieden ist. So gehören dazu als Bäume Dalbergia? sp., Ficus Sp., Mallotus sp.: (wie in der letzten Formation), als Sträucher: Leguminosa gen., Callicarpa sp., als Lianen Asclepiadacea gen... Apocynaceae gen. div., dann ein Araliaceen-Bäumchen (das- selbe wie in Yünnan A I?) zwischen Hochgräsern. An Savannenwald erinnern nur einzelne Reste in der Schlucht des Hwadjiau-ho in 600 bis 1100 »z, deren Nord- hang diese Vegetation ehedem bedeckt haben dürfte, bevor sie gerodet wurde und nur der Steppenunterwuchs übrig: blieb. Phyllanthus Emblica (auch in Yünnan BI 1) und Oroxylum Indicum (auch dort BI 1a) lassen Schlüsse darauf zu, während z.B. eine Psoralea? sp., eine Malvacea gen. mit. holzigem Rhizom und eine ÖOrchidacea gen. dieser Steppe: eigen sind. 8. Bambusa Beecheyama?-Bestände in Hunan wie im der folgenden Stufe, rein oder mit Pimus Massoniana, in: größerer Ausdehnung nicht unter 200 m beobachtet. 9. Auen könnte man die Baumeinfassung der Flüsse und Bäche gerade noch nennen, obwohl sie nur auf schotterigem,. schlecht kultivierbarem Grund nicht breiter als eine Baum- reihe ist. Salix Babylonica u. a., Alnus sp., Uhmus parvifolia,. Pterocarya stenoptera, Diospyros sp., Oleacea gen. Adina racemosa als Bäume, Hibiscus sp., Speranskia sp., Callicarpa Sp.» Adina rubella als Sträucher, oft viel Lycoris radiata, Salvia sp. und von Gräsern Erianthus sp. div., Phragmites sp., Andro-- pogon sp. sind charakteristisch. | Beihohem Wasserstandeuntergetauchte Ufergebüsche sah ich besonders am Tu-djiang, wo der Höhenunterschied.“ zwischen Niederwasser und Hochstandsmarke bis zu 7m ‚beträgt, und am Tsi-djiang. Sie bestehen aus zirka 2 m hohen biegsamen Sträuchern; Salix sp., Ficus sp. div, Buxus Har- landii, Eugenia sp., Lauraceae div.,' Elaeagnus sp., Cornus: Vegetationsstufen von Kweitschou und Hunan. 337 paucinervis, Adina sp. Die vorletzte und ein anderer Busch bildet solche Formation noch am Idse-ho an der Grenze von _ Yünnan und die eben erwähnte, in dieser Zone wurzelnde Pterocarya stenoptera steigt dort bis 1650 m an. Auf den meist überfluteten Klippen in den Flüssen selbst findet sich eine Poa sp. massenhaft, ebenso eine Collemacea gen. und E Tschangscha, im Februar 1919.! E: 1 Da diese Mitteilung erst nach meiner Rückkehr nach Wien gedruckt 2 wird, kann ich mehrere Bestimmungen einfügen — auch solche, welche ich von Arnold Arboretum (Boston, U.S. A.) erhielt — und können die ohne 3 Vorbehalt angeführten Speziesnamen gleichzeitig für Standortsangaben gelten. Ich benütze auch die Gelegenheit, zu meiner »Vorläufigen Übersicht über ‚die Vegetationsstufen und -formationen von Yünnan und Südwest-Setschuan« und den Ergänzungen dazu (Sitzgsanz. Akad., 6. Juli 1916 und 22. November 1917 und Österr. bot. Zeitschr., LXVI, p. 196 bis 211 [1916]), LXVII, p. 111 bis 112 und 174 bis 176 [1918], zitiert »Veg. Yün«) einige diesbezügliche Berichtigungen anzubringen. \ uch H Ki Nenn eseiu | RE ash A Be A ine 2 ıQt wrds’l ai ‚seiaa ” vo, we en N pr El Iraıribag nat ee en saekopm Köpır. 6 aepüsitil fi da adelon » ‚aoles, date, — nsghlnig, napeummies % Pr Ei art Bau Haddıa I: IE she 2 di & iagrnät ti Dr iR us sinne (Sei ER Kat vertont! nr! HBilrsgesücil R ® nat are Bruetees ine analkisirte}-- hass eolt et Aus Bra. Uuh.d „Dräf, sans, vsob, 18 il a VL, ULESIMTE ai SRr.q a „misiat ; tod i Par = Usadaaih, sales (at ‚ao bei Bier} BR h . Er Sa F Bo EREHR 15 danıı niet x on „A ei ir ER 2 Der Vesuvian in chemischer Beziehung Von Gustav Tschermak w. M. Akad. | (Vorgeiegt in der Sitzung am 10. Juli 1919) Das Mischungsgesetz der Vesuviane zu erkennen, ist bisher nicht gelungen, weil die Analysen zu keinen kon- stanten Verhältnissen führten. Die von Berzelius und von Magnus wahrgenommene Ähnlichkeit der Zusammensetzung mit jener des Granats, insbesondere des Grossulars, ist zwar nicht zu leugnien, doch macht sich ein Mehrgehalt an Silicium und Calcium bemerklich und es zeigt sich ein größeres Schwanken der Verhältnisse, als es bei anderen Silikaten beobachtet wird. Der von Rammelsberg und von Scheerer entdeckte Wassergehalt scheidet aber den Vesuvian von der Granatgruppe, während das Verhalten beim Erhitzen, wobei sich ein Aufschwellen und Ausstoßen von Wasserdampf be- merklich macht, eine gewisse Ähnlichkeit mit Zeolithen an- deutet. i Daß die Vesuviane isomorphe Mischungen darstellen, ist wohl sicher, jedoch gelten hier außer den für wasserfreie Silikate vielfach bestätigten Vertretungen innerhalb der Oxyde von gleichem Typus auch solche, die in der Reihe der Zeo- lithe beobachtet werden. Seit vierzig Jahren wurde von mir eckhöft der Ver- such gemacht, dem hier herrschenden Mischungsgesetze auf die Spur zu kommen, doch hielt ich es anfänglich für mög- lich, die Zusammensetzung des Vesuvians durch eine all- gemeine Formel darzustellen und die Abweichungen der Ana- iysen durch Beobachtungsfehler zu erklären. Der erste Versuch 332 G. Tschermak, in dieser Richtung wird durch die Verhältnisse Si,,Al,Ca,,H,O,z angedeutet, welche in der ersten Auflage meines Lehrbuches der Mineralogie 1884 als für den Vesuvian geltend angeführt wurden. Auf die Abweichung mancher Analysen war dabei keine Rücksicht genommen. Diese führte Rammelsberg, Weibull, Sjögren dazu, für den Vesuvian mehrere Formeln. aufzustellen, doch ist in diesen das Verhältnis Si,,Al, eben- falls als annähernd entsprechend zu erkennen. Eine befriedi- sende Übereinstimmung. der so berechneten Zahlen mit den Daten der Analysen war jedoch nicht erreicht. Ein neuer Versuch, der Lösung der hier gestellten Auf-: gabe näherzukommen,: mußte nach den bisherigen Erfahrungen: zur Annahme komplizierter Verbindungen führen. Als der geeignetste Weg schien mir jener:zu sein, der von der Berech- nung einiger Analysen ausging, die sich als besonders ver- trauenswürdig erwiesen. De | | _ Ala und Monzoni. Unter, allen. mir »zu .Gebote.' stehenden Vorkommen des: Vesuvians boten sich Krystalle von Ala,. die sich durch eine: vollkommene Klarheit und ideale Reinheit auszeichneten, als. besonders geeignetes Material ‚dar, ‚welches über die Zu- sammensetzung Aufschluß geben konnte. Diese übergab: ich vor dem Jahre 1880 meinem nun verewigsten FreundeE.Ludwig zur Analyse, deren Resultat unter 11) angeführt .wird. Ein ebenfalls vollkommen reines Material vom Monzoni. wurde. von E. Ludwig und A. Renard mit dem Ergebnis unter 10) untersucht. Wenn .die Zahlen für TiO,, Fe,O, und FeO mit jenen für SiO,, AL,O, und MgO vereinigt werden, so sind die Verhältnisse: Si Al Get ans 0 H für 10) ..6°254:.. 3:647..6 2 702Re0 SEaMSDEN »11) 76-218 79.004 Wi NED Die Zahlen für Ca+Mg sind. doppelt so groß als jene für Al: 10) 3° 3) 3 ” ” 7 . . . DL Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 393 | Wird von der Summe Al+ Ca-+Mg ein Drittel genommen, so ergeben sich die Beträge g als wahrscheinlich genauere Werte von Al. Nach Division der zuerst angeführten Verhält- E nisse durch g ergeben sich für die beiden Analysen die Zahlen: Si Al Ca—+-Mg H aa aa Fe 7 en >0.601 11) mol 1700822199 3.:20,872 Für Wasserstoff ist die kleinere Zahl anzunehmen, weil nach der von Ludwig befolgten Sipöcz’schen Methode die "Wasserbestimmung etwas zu groß ausfällt. Das Verhältnis Si: Al betreffend ist zu bemerken, daß 17:10 das wahr- scheinlichste ist, weil die benachbarten Werte teils zu stark von dem gefundenen Verhältnis abweichen, teils auf ungerade Zahlen für Al führen: 1.666’; #10, 5126 E:892:= 22:18 1 :Z2005=52h7:340 ge 127% 1.72 = 032326515 Vader 2.8 Demnach wären die Verhältnisse 17:10:20:6 als den beiden Analysen am besten entsprechend zu betrachten. Werden dieselben in der Weise reduziert, daß auch für MgO+FeO die äquivalente Menge Ca eingesetzt und alles auf die gefundene Analysensumme gebracht wird, so ergeben sich die folgenden Zahlen: Monzoni Ala Si77AlygCasyg H60r> Monzoni Ala . bau 3erapı0t7 -Baund 993780 +0:01 0:16 AO, ... 18:69 18:95 18-85 2.096. BaO.... 41-04 | 41-32 4136 0922705028 ERON. © 240,1 2490 1-99 +0'15 +0°91 | 99-68 100-81 100 en Du ir ron 354 G,.Eschermak, . Die Übereinstimmung der Beobachtung und der Rechnung ist eine vollkommene, nur in der Zahl für H,O in Ala ergibt. sich eine größere Differenz. Nach dem vorher Gesagten scheint: hier der Überschuß von der angewandten Methode herzurühren und dadurch auch der Überschuß der Analysensumme bewirkt zU sein. Die Oxyde MsO und FeO dürften nicht zur Gänze das: CaO vertretend anzunehmen sein, sondern zum Teil in einem bestimmten Verhältnis zu den übrigen- Oxyden stehen. Es. wäre zu. entscheiden, welcher der geringste Betrag ist, mit welchem diese Oxyde auftreten. Aus dem Vergleich der später anzuführenden Analysen der ähnlich zusammengesetzten Vesu- viane kann mit großer Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden, daß dieses Minimum von MgO-+FeO ungefähr ein Zehntel der Summe Ca+MgO+FeO beträgt, wonach für solche Vorkommen die speziellere Formel ' N/ Si, Al Ca;; Mg, H,O,, zu gelten hätte. Die entsprechende’ Berechnung stell Tier wie folgt: Monzoni Ala Si,,Aly,Ca,Me»H,0O. Monzoni Ala SO 30 10 38'25 +0:06 —0:12 NL Uno ge 19-19 1906 — 012. 2 Os CaQ... 00:89 37'26 Su oh Bl . Ne)... 09.07 N) 301 +0°36 +0:28 Mose Lr 2:94 2:02 +0 10 PO BEER RN N 100 5 Die Rechnung stimmt mit den Beobachtungen befriedigend überein. Der Betrag der gefundenen Oxyde MgO ist etwas. größer alsı-der von (der, Rechnung geforderte; und dem- entsprechend der Betrag von CaO etwas kleiner, woraus. ‘man schließen darf, daß ein kleiner Teil des MgO) an Stelle von CaO tritt. Bezüglich des H,O gilt das früher Gesagte. y . : . ; = Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 970707 Somit kann die Formel :Si,„Al,,Ca,Mg,H,O,, als der getreue Ausdruck der Zusammensetzung beider Vesuviane ‚betrachtet werden.! se ‚Gliederung der Vesuvianverbindung. Bei dem Mangel jeder experimentellen Grundlage bezüg- lich einer Synthese dieser Verbindung bleibt jeder Versuch, den Aufbau derselben aus einfacheren Komponenten zu er- gründen, darauf beschränkt, aus den übrigen Erfahrungen und aus Analogien Schlüsse zu ziehen. Die Ähnlichkeit mit Granat, insbesondere mit Grossular, ist eine weitgehende, sowohl hinsichtlich der äußeren physi- kalischen Eigenschaften als auch bezüglich der prozentischen Zusammensetzung und der Zerlegungsprodukte beim Schmelzen. Das oft beobachtete Zusammenvorkommen von Vesuvian und Granat in der Art, als ob die beiden aus derselben Lösung entstanden wären, macht es wahrscheinlich, daß der Vesuvian zum Teil aus derselben Grundsubstanz besteht. Eine fernere- leitende Idee geht aus der Erfahrung hervor, daß nicht wenigen der tetragonalen holoedrischen Krystalle eine solche Zusammen- setzung zukommt, daß ihre Formel eine Gliederung nach dem Prinzip 4A: B gestattet, wobei im ersten Gliede die Anord- nung der Atome in den äquatorialen Ebenen, im zweiten jene in den axialen Richtungen angezeigt erscheint.” ex u im vorliegenden Falle führen diese Betrachtungen zu einer Gruppierung von folgender Art: Si,, Al, ,Ca, Mg; H,O,, = 45i, Al,Ca,O,,.Si, Al,Ca, Mg, H,0;,. Das erste Glied wäre Granatsubstanz. Das zweite Glied in einfachen Verbindungen aufzulösen, kann gelingen auf Grund der Erfahrung, daß der Vesuvian oft von Orthochloriten, 1 Zu bemerken wäre noch, daß von Wherry und Chapin GRRErE, f. Kryst., 48 [1911], 126) für Monzoni 0'540, BsO;, für Ala 0°150/, und _ von Vogel für Ala 0°360/, KaO und 0'290, NazO angegeben wurden. Es bleibt aber fraglich, ob das Material dieser Bestimmungen mit dem von Ludwig und Renard untersuchten identisch war. Auf die berechneten Ver- Risse haben diese Bestimmungen keinen Einfluß. 2 Tschermak’s Mineralog. u. petrogr. Mitt., 22 (1903), 393. 356 G. Tschermak, insbesondere von Klinochlor oder Pernin, auch von Serpentin, begleitet ist und bisweilen in Klinochlor verwandelt erscheint.! Die Zusammensetzung der Orthochlorite aus Amesitsubstanz SiAl,Mg,H,O, = At und Serpentinsubstanz Si,Mg,H,O, = Sp gibt einen Fingerzeig, wie jenes zweite Glied, von dem die Chloritbildung auszugehen scheint, aufzufassen sei: Si, Al,Ca, Mg, H,O,, — 2 Si,Ca, H,0,+ SiAl,Mg,H,0,. Die einzelnen Gruppen sind solche, die auch für sich auftreten können. Sie wären als durch Nebenvalenzen ver- bunden zu denken, ein Fall, der auch bei anderen .ı Verbindungen eintritt wie beim Polyhalit 2 CaSO,.MgSO,.K,SO,.2H,0. Die Granatsubstanz überwiegt bei weitem, dem Gewichte nach mit 67°/, gegenüber 33 °/,, welche auf die beiden übrigen Silikate entfallen. Die übrigen Analysen. Ungefähr ein Drittel der hier benutzten Analysen stimmt in den Verhältnissen der Oxyde mit den vorgenannten genau oder annähernd überein, die anderen ergeben einen höheren oder geringeren Siliciumgehalt. Im folgenden sind zuerst die aus den Daten jeder Analyse berechneten Atomzahlen an- geführt in der Art, daß die meistens geringen Beträge von 110, zu jenen für SiQO, gezogen, die Bewase fur 7e.0 m B,O, zu jenen für Al,O, gerechnet, ferner die aus FeO und MnO erhaltenen Zahlen mit jenen für MgO, endlich die Zahlen für K,O mit jenen für Na,O vereinigt erscheinen. Si Al Ca Mg H Na F la. Matterhorn: | 6b-419, »°494 . 65280, -UsbIa,00.-008, 0 1 db. Matterhorn: D’D01.: 0020, 60278 0° 700779:000, La 1 Blum, Pseudomorphosen, 4. Nachtrag, p. 82, 86. Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 994 Si Al Ca Me H Na F . Almunge: en. 53'32 61005 _0°499 . Frugart: | 2 Ba, arztz. .6:288:1.07848: 0618 1,0%040 . 0"911 . Göpfersg.: | . Bern 320 0986... 20. 0*r247 00686 Fr Sandford: Er 354865 ,6°035%. 1.008, 1,388 0622; 11-010 . Cziklowa: Ber 0 Gall 06606 .2°000 . OTiE . Susatal: Er 710 67 0A. 3774 esilver Peak: | Be 508089 6°245 0°590 1°843 . 0°”040 0°463 Ala: Ä | Berl, rin 969 re TO 0334 4 10. Monzoni: 6254 83-647 6476 0-822 22-376 an: Bas) 3693 6:5386 0803 31208 12. Parker Sch. 60838 2 are EU EEE 09O 4 13. Telemarken: 6: a rd BE 079. 0A, 007Z 0905 Ba Eck: 6134 2.3061 023D” 126.7 272.03 0695 % Arendal: 6140 ar Gt: Ri, EB 09202 - 9 3 16. Canzacoli: 6018 era u. Oma. \OSAB 5789... 0487 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 25 ID 0) 0%) N © w — Qu Se aa een =] 0%) IS) 17. Paringu: 6°002 3:683 18. Arendal: 3:87, 30aZ 19: Vesuy: 6:868, 25202 20. Zermatt: 6:907/: andzl 24..:Elaslau:; 930 3'467 22. Tennberget: 6208 ° 8.008 Dasiicker: 62493 37493 24. Vesuv: 6224 3'489 25. Vaticha: 6-196..: 3.900 26: Mesuv: 6.132 3'642 27. Cziklowa: 6°151 3618 28. Concepecion: 6'067 3'027 29. Ecker: 6:039 2-975 30. Harstigen: >80 rl 31. Wilui: 6:134 3:469 [@p) :G,. Tschermak, Ca "386 330 460 "096 "387 Mg 0.964 0'998 0974 1'063 1'053 1«767 3° ID as IS) ID 3 . 086 Na 0'419 0:299 0-905- 0:710 0884 0-242 0570: 1:047 0116 r 5 . . h DZCH Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 39Y = ‚Literaturnachweisy BD. Jannasch, ‚Zeitschr. f. Kryst,, ‚10 2585), 112; E. Ludwig und A. Renard,. ebenda,: 11.(1886), 111; J.H. Vogel, 17 (1890), :215; G. Lindström, 19 (1890), u 5 Nerdenskiöld, 20 (1822),.349;, A..Stenberg, „20 EI202)5 323; MM. Weibull,, 25, (1896),..1; .R..Mauzelius, 28 22,50%; PR. Weingarten und P:..Jannasch, 29. (1898), 298, und: .30, (1899), 646; :G. Murgoci, 36..(1902), 655; er Steiser, 38 (1904), 680 und 47 (1910), 583,.und U..S: Br Survey Bull, 419 (1910), 271; ‚W. Seyfarth,. Geogn. ireshefte, 21, München (1908), 9; A. Cossa,. Zeitschr. f. Kryst., 45 (1908), 143; M. Dittrich, ebenda, 51 (1913), 540; = Mauzelius, Zenträlbl. f»Min., 1915,: 208. Nieht benutzte Analysen: In der von Jannasch be- sorgten, in Dölter’s Handbuch der Mineralchemie, Bd. 2, ent- haltenen Zusammenstellung von Vesuviananalysen sind ältere und neuere Bestimmungen unter Nr. 1 bis 78 aufgeführt, von denen die folgenden hier nicht berechnet wurden. a) Ana- lysen nach alter Methode: 1 bis 11, 14 bis 29, 31, 34, 48, 68, 75, 76,77;, 5) minder;,zuverlässige: 39, 46, 54,..09, 965 c) unvollständige: 49, 50, 71, 79 bis 82; d) solche an derben: Vorkommen: 82, 73; e) mit vorher angeführten, bis auf den Wassergehalt identischen Analysen: 41 bis 44 und 63. Be- züglich der Auswahl der Beobachtungen kann ich auf die: von mir schon früher! entwickelten Grundsätze verweisen. Die Verhältnisse der Atomzahlen. Bei der Berechnung der Vesuviane von Ala und Monzont hat sich ein bestimmtes Verhältnis von Al: Ca-+Mg ergeben, das fast genau 1:2 ist. Bei den übrigen Analysen zeigt sich annähernd oder genau dasselbe, daher der Versuch angezeigt ist, wie in jenem Falle auch im folgenden ein Drittel der Summe Al+Ca+Mg als Grundwert anzunehmen, um ver- Sleichbare Verbindungsverhältnisse zu gewinnen. Wegen der Variabilität von Ca : Mg erscheint es ratsam, die Atomzahlen dieser beiden zu vereinigen und den Quotienten unter R 1 Diese Sitzungsber., Abt. I, 127 (1918), 192. 360 G. Tschermak, anzuführen. Die einwertigen Elemente H, Na, F können.vor- läufig nur in summa unter H’ in Rechnung genommen werden, weil jetzt noch jeder Anhaltspunkt für die Ermittlung der ent- sprechenden Verbindungen fehlt. Ä Bei der Zusammenstellung der so erhaltenen Zahlen macht sich ein Unterschied bemerkbar, indem Al entweder gleich oder größer als 10 erscheint oder aber kleiner als dieser Betrag. A 10R 20 Si Al R H" 1. 18-18 10-03°°19-97. “oa Aether We garten 2918.18. 1880.78 70 76-70 Alnunge, Ma uzere 3.1810 7O-S3L7 968°" A790 Mrusan. Trace ken 1, 17°72=80:39 7961 7 19798 7@öpfersern, Dev ST 79 207078 .8- 65 Sana 8:27.47” 64° ,10” 30%. 19:64 - | 78° 70 "Cake Neu er 27539 10.48. 19832 2 1 0C6 7 Susatal Voss Sr oo lo, 19-887 "a7. rSiiver Pest even 97.178290 VO SENT BITTE ID PN ENIeN 10°. 1771227107007 20° 0077 16754: "Monzem, Renane 1457 96° 977410704, 19 907 72 "AAN 19711707, "a2 19:74 °1247° Franklin Furnaee, Steiser 13. 17:07 10:48:.:19450 st 30 La Kelemärken, Lind- ström 14.1698" 9-95 20°05 6-66 Eck, Vogel 1:87°36°7 2°. 10%01- 19799 "I FSP Agenda vn ee 1621= PS: .10,08- 19224 WA SM wog 12.927624 21000 20,00" 70 Pace, Moreoe 18.» 18"58 110:.227119-78 "9 9249 Arendal, Nordenskiae IRUINTT I 1221" 88 Irre Dev braun ee | garten 20... 18=10 : 9:86 2014 .9>34 "Zermatt, Vosel 21.17.58 9.68 20733.20)689 Rasa Voret - . “ - « ‘ L Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 961 Si Al R 15% we .17:405:69:815.20.19%.8:91 Tennberget, Weibull Be 717.,34=,2.9.59,:.20°41 5.9386 Ecker, Vogel u 170726 9:68 207831 9733 ' Vesuv, gebl., Wein- garten 2726859 79:60 20:40 9°53 .Vaticha, Mauzelius Br 7990 2910 3-92 Vesuv, Jahnasch Zee 96T 20.80 21 Tziklowa, Vogel es 76:44 93:56 20:44” 8°98 Concepeion, Dittrich Fa 76-26 "8-01 20-99 lee 2 31. 15:88 8-98 21-05 "45 Ecker, Stenberg Harstigen, Mauzelius "835. Wilui, Weingarten w Ns) ©) ©) SOSE COSTS Si „I Aus dieser Übersicht ist zu erkennen, daß der relative Gehalt an Si und Al um das zuerst gefundene Verhältnis Si,„Al,, schwankt, der Betrag für H’ keinen Zusammenhang mit diesem Verhältnis wahrnehmen läßt. Letzteres wird er- klärlich dadurch, daß die Wasserbestimmung nach verschie- denen Methoden ausgeführt wurde, ferner daß sowohl durch die mikroskopischen Wassereinschlüsse als durch die be- ginnende Zersetzung der Wassergehalt gegenüber dem nor- malen und ursprünglichen vergrößert erscheint. Das ver- hältnismäßig kleine Verbindungsgewicht H,O vergrößert bei der Berechnung den Beobachtungsfehler ganz erheblich. Die Bestimmung der Alkalien und des F fehlt in mehreren Ana- lysen, daher H’ hier wahrscheinlich nicht die richtige Zahl darstellt. Auf den Betrag von H’, der eine provisorische Zu- sammenfassung von H, Na, F bietet, kann demnach kein - besonderes Gewicht gelegt werden. Wird ein statistisches Verfahren angewandt, so ergibt sich als Mittel der angeführten Analysen für H’ ungefähr die ungerade Zahl 7. Ich habe mit Rücksicht auf das vorher Gesagte die Zahl 6 angenommen. Isomorphe Substitutionen. Mchrere Analysen deuten darauf, daß im Vesuvian bei gleichbleibender äußerer Form eine Substitution von SiRO, durch Al,O, eintreten kann: Pay A) A 302 G. Tschermak, Si Al TIP 18 ae 19° 2 1 IB 29 16°3 u) 2 3 ebenso in 1; 18:2 10 20 9-2 19. 19-4 3:1 2.4. 9 8'8 Diese Art der Substitution gleicht jener im Orthochlorit, welcher eine isomorphe Mischung darstellt von: s SiMg0,.SiMg,H,O, Serpentinsilikat A1,O,.sı Me, H,O, Amesi site Auch der Aluminiumaugit als isomorphe Mischung zweier Silikate liefert ein Beispiel: Si’Ca0,.SiMg 0, Diopsid Al,O,.SiMgO, Hypothetisches Silikat Substitutionen solcher Art mögen weiterhin als chlori- tische bezeichnet werden. Die Zahl der Sauerstoffatome wird hier nicht geändert. Eine andere gleichzeitig eintretende Erscheinung besteht in der Steigerung des Siliciumgehaltes ohne Veränderung der übrigen Verhältnisse, wie solche in einer größeren Zahl der Vesuviananalysen zutage tritt, z. B. Si Al R EI 6. 1775,86 10:4 19-6 87 15°6 10:2 19:3 0 auch in folgenden: 3. 1S 103 197 43 Id, | 10:0 20:0 6°5 1%. 164 10-0 ZN VO SH Diese Zunahme von SiO, Kann als eine Substitution von Kieselsäuren wie Si,T1,0, oder SYE@, "geren 7139 zauipersn - Al-Gehalt zwischen Al, und Al,, der Gehalt an zwei- . - - - « A Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 363 weiden. Sie..ist von derselben Art wie ‘jene ın Zeolithen,! ‚wofür als Beispiele: | Im Analcim Si,Al,Na,H,O,,, im Chabasit Si,Al,CaH ,O,; Si,Al,Na,H,O,,, +581;A,CaH,,O;; Diese Art der Substitution soll als die zeolithische bezeichnet werden. . Bei‘ dieser „ändert: sich die Zahl der Sauerstoffatome. Die angeführten Analysen zeigen, daß die Zusammen- setzung der Vesuviane.von mittlerem Si-Gehalte der Beet 50 Al, RR, HR, O;,- entspricht... In. den... übrigen schwankt der Si-Gehalt zwischen Sg UREe, On, dt ren Oxyden zwischen‘ 21 und- 19, wober. der gesamte Betrag für Aluminium und dem doppelten Betrag für Rimmer =. Komponenten der Vesuviane. ‘Die Analysen der Vesuviane von Ala und Monzoni führten auf das Verhältnis SysAL,R,; H,O, welchem. die. sunter'6. angeführte nahesteht. Andere Analysen geben benachbarte _ Werhältnisse an: St Al R H' Bopvisäl Santsdhidrsu 191600018 Ei. 02.08 02 Re ee Leslie Frage Die Analyse 18. unterscheidet sich von 6. durch den ‚Gehalt an Si zufolge zeolithischer Substitution und deutet auf das Bestehen des Verhältnisses Si,;Al,,RoHsOgs. Aus _ letzterem leitet sich gemäß einer chloritischen Substitution Be Analyse 29. ab»umd’sdiese deitet “auf Si, Al,R,,H,Oes- Durch den Mehrgehalt von Si,0, würde sich aus den zuerst ‚angeführten Analysen das Verhältnis Si,, Al}, Rs„O;, ableiten und 1 Diese Sitzungsber., Abt. I, 127 (1918), 58 und 67. 364 G. Tschermak, durch die chloritische Substitution einerseits Si,,Al,R,,H,O.e- andrerseits das Verhältnis Si,,Al,,R,„ H,O-,, welchem die Ana- lyse 2. sich nähert. Als Verhältnisse, die der Berechnung der Analysen zugrunde gelegt werden können, erscheinen dem- nach die folgenden: SizpAl; R,, H,O; Sg AloR Oz; Ss AR, H,O, Sig Alg R,,H,Ogs SA RO By SOoaw m Das; zuerst angeführte Verhältnis, Si,, AL,R,, 0,0, ’er- scheint jetzt als Mittel von zweien, nämlich 1/,(C+D) und ist demnach für die Berechnung der Analysen nicht erforder- lich. Ebenso ist das Verhältnis B als !/,(A-+C) entbehrlich,. für die später anzuführende Berechnung aber bequem. Die vier Formeln A, 6, D und E würden genügen, um: alle beobachteten Verhältnisse abzuleiten, jedoch schließt dies- nicht aus, daß auch andere Formeln gefunden werden, die dazu tauglich wären. Jenen vier kommt aber die größere Wahrscheinlichkeit zu, weil sie die einfachsten Beziehungen darbieten. Es ist daher anzunehmen, daß dieselben bestimmte: Verbindungen angeben, deren Mischung im Vesuvian vorliegt.. Berechnung der einzelnen Analysen. Aus den zuvor genannten vier Verhältnissen lassen sich: die hier benutzten -Analysen: genau Oder mit geringen Ab weichungen berechnen. Anfangs hatte ich fünf Verbindungen angenommen und die Rechnung dementsprechend durch- geführt. Im nachstehenden sind die so erhaltenen Ergebnisse: angeführt, um die Mühe einer neuerlichen Umstellung zu ersparen. &. 1 Sn Mac ED Sp Al Rz HgOzs 1 Sg AlaRHHO,, 6. SiygAlg Ry, H,Ogg © Sn Al; Ro H;Ogs = = 5 - 2 DRK Der \esuvian in chemischer Beziehung. 3659 In allen diesen Verbindungen :st die Summe Al+2R = 50. Dies kann für jede einzelne Analyse nicht zutreffen, weil anfänglich Al:R= 1:2 angenommen wurde, was nur an- nähernd gilt, und weil durch die Verdopplung des Betrages R mit Rücksicht auf die zukommenden Beobachtungsfehler die Abweichung der Rechnung von dem Befunde stark vergrößert wird. Bei Anwendung der statistischen Methode können die Fehler sich ziemlich ausgleichen. In der Tat ergibt das Mittel der angeführten Analysen für Al-+2R den Betrag 501. Bei der nachfolgenden Berechnung kommen manche der minder genauen Beobachtungen besser weg, als sie es verdienen, weil überall die Zahl der Variablen vier bis sechs beträgt, also die Rechnung den Analysen leichter angepaßt werden kann. Er Perechnune der Faktoren o, $,..7, 9, = folgt den Gleichungen Si = 202+198+187+168 +15: usw. Die Summe @+ß+y-+öd-+e ist 1 oder nahezu 1. Im nach- stehenden ist ausnahmsweise der l1OÖfache Betrag angeführt. Al 10, R=20 Si Al R ink 1. 18:18 10:03 19:97. 9:11. Matterhorn, Weingarten m, 20:0 .20*0 Be Saltee20 Ben 11:30 18:70 56°70 Almunge:Mauzelius u... 12921200 ,2:90, x 89.2, «=10:2 Fe 18:10 210.38 19:68 34:33: Frugart, Lindström 210 eat. 801.808, 246, el l Fr 17..00.,.10529: 19-61,..,.9 98... Göpfersgrün,„Seyfarth 10:48 ..19776.9:6:00 . Re 38,85, 3a Zantn 2.993.209 907.08 Ba... Sandfard, »Vogel Ber ein 0 >038:7200 Se a ee ee er i7:62 10°36 19°64..,.8°75.CGziklowa, Weibull Born, 1950. 600° 5 0, 8 — 26,7 21 19-52.:.10:66; Susatal ,Cossa an, ee een 6.008046 Y 29, =] jet [| | aut ee) I (06) Se 10. al, 152. 18. 8) Krschermar; "92 ns, AN) x Sr DE a N DOT HM DM co do or Oregon DEI D Siver‘Peak, Stetser ee ol el. Ala, Vogel: B— 44, 2 Zst Monzoni, Renard Bareel Ala, Ludwig Br= ME 90 Parker-Schacht, Steiger Be An. 2 12 et Telemarken, Lindström B — 39, einen Egg, Vogel ee Eee Arendal, Vogel E 00:0, Bed Canzacoli, Vogel ae 62, P=i36 Paringu, Murgoci er 0% Be Arendal, Nordenskiöld een. Vals Vesuv, braun, Weine = Dara, 8 — AU Zermatt, Vogel Br 74,8 10, Ge Haslau, Vogel BO, Eee Tennberget, Weibull B=43'5, se 449, = 12 Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 367 Si Al R IR% 9:36 HEcker/ Vogel Io) wo eg S] wo H> co Qu de) DD ) > ph 2-52.0203227 75 09-32 90, e = 26, 6 = 24 2717 :261°09- 684 720533 449.38. V esuw,. „gelblich, Weing. Bear 70 22170600 Br HWureizr30, 6 = 20 274016289 19360 20-40 9458: Vaticha; Mauzelius 2=25 009735 20:46 GOBI € 3918 360 26 2. 16-87 9-90 2, 10 22:02 Nesuw Jannasenh Be 3 20er). “O0 297, — AARS, dlzel6 m 776275.9:69 20:30 821 Cziklowa; Vogel 26.795,.9900. 720338 06: 00/2 ==.49, WB = 31,-& = 30 28. 16:44 9:56 20:44 8:98 Concepeion, Dittrich 2019092060 1:20:581..6:00e781= 49, Biel, 6 20 m 16:26, ,8°01.,20:99 5:45 Eeker, Stenberg E 16 8 21 6 a.== 100 2 80. 16-18 8-31 21-69 8-04 Harstieen, Mauzelius E 16-40 I ER ee 3 00° 00 31. 15:88 -83 Wilui, Weing. u. Jan- nasch ee ı. 300,.21:00 „612.8 60,840, 05.2 Prozentische Berechnung. Daß die Ergebnisse der Analysen mit der Berechnung nach den aufgestellten Formeln harmonieren, zeigt sich am _ deutlichsten, wenn erstere mit den prozentischen theoreti- E schen Zahlen verglichen werden. Es wird genügen, wenn im folgenden einige Analysen, welche weiter auseinanderliegenden _ Verhältnissen entsprechen, herangezogen werden. Die Ana- i lysen 10. und 11. für Ala und Monzoni samt deren Berech- _ nung sind schon früher angeführt worden. Bezüglich der Reduktion der Analysen gilt das vorher Gesagte. Zuerst mögen die aus den fünf Formeln | 3068 A.= SM, RIH,O CeslalRAnd;;; G. Tschermak, EZ Si; AlyoReo HsOss berechneten Prozente aufgezählt werden: DB =S1,Al4R, EB D= Si;gAl; R,H,Ogs> 167 B C D E SiO, 42:377. 40°45 - 38.52 (87:04 S2i9l AsO; 14436: 2 18004" 21.76 1969 Var It... 41:37: 89.60° 37'080, LASE20Y ae EOm.... I Ih 1:92 2ER, 2:09 2. Almunge, Mauzelius. An. reduz. ber. A Sl 04.4.2838 9328 38:90 03. 24.40, C390)), AL,O,.....: 20:57. 21:02 -—45 Den Alkalien, zusamms CaOn nn Sort vor 05 0-99 °%/,, entsprechende BIO. 8er 2 1'92 23 Menge CaO eingesetzt 99:86 100 6. Cziklowa, Weibull. Die Analyse gibt den geringsten Mg-Gehalt an. Derselbe Mg-frei ber. Die An. mit Mg ber. SO lo Al,O8 ur. 18,98 CaO Se Ms O0 — 21.0 270 99-68 Bl 3 38:49 — 50 38.62 8903 —AI 19:29 —81 19:19.-._ 19:62 22 40:25 —49 36:28 ' 86:58 au — .— 2:81 266 15 OR 18 2.73 2:01 2 100 33:63, 100 B' 50, C' 15, E' 35%, 10. Monzoni, 11. Ala, Renard und Ludwig. Schon vorher in anderer Form berechnet. SiO,.188 37,81, Sdsed Brsao an, sion Ans 18"69.; . 18:95, ,, 18:85, 16, „100 Du Ca... 41.04, A130 ala 32 Er Bold a0 sa 15 99-68 100°81 100 Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 18. Arendal, Nordenskiöld. 30. Harstigen, Mauzelius. 37:04 —68 19:69 13 49:20 23 2-07 40 SiO,.... 36:36 0...-..15:82 CaO.... 45:99 H,O 2-47 100-64 100 369 EROL.2.. 89:07 33'458 12 z€'15,& 85 Be ..019:77. 20°05°.— 26, Der ‚1'983 entsprechende e20.... 41-98 42'46 —48 Betrag von B,O, mit Br... #8°185:.., 2"06..,1'09 AIL,O, vereinigt 10047 100 19. Vesuv, braun, Weing. 9 20:09 00-08" a A557, D 48 BAD, 2... 14:30 14:95 —63 Der 4°28 entsprechende e0.... 2346 45'02 44 Betrag von TiO, mit Ber 2... 273 L:97 76 SiO, vereinigt 100:78 100 27. Cziklowa, Vogel, 28. Concepcion, Dittrich. ER... 836°84 36-67 36-59 25 08 B 24 ri 3/7. 188078 21867 — 805: —60 P,16 Ca0D.... 4271 42:77 42°70 01 07 E 60 0 2.0 2-59 2:88 2:04 op) 84 100-517; 100:39 . 100 22 Ecker, stenbere: | 0,.... 37:18. 87:04 14 D 100 we0,... 15:51 18:691,--18, Fluor 197%, als’HO” be- ECO. ...,44-62 45:20 .—-58 rechnet Be .....;1:87 2:07 —28 22.18. 100 D.100 Riuse, 1: 99%), ‚als, HO..be- rechnet 310 G. Tschermak, 31. Wilui, Weing. und Jannasch. S10,.... 0028 05210 06 D.60,..& 40 2 : ALO, mn lu a 30 07." Boroxzyd 2:81%,, entspre, Cao....205.00 „42-58 31 chendes Al,O, mit letz- H,O 2:08 —66 terem vereinigt 10004 100 Bei der prozentischen Berechnung ergeben sich demnach durchwegs Differenzen der Beobachtung und der Rechnung, welche die möglichen Fehler der einzelnen Bestimmungen der Analyse nicht überschreiten, wonach auch hier eine Bestäti- gung der vorher genannten Annahmen zu erkennen ist. Wahrscheinliche Struktur der vier Verbindungen. Im Vesuvian darf als konstantes Glied Granatsubstanz Si,Al,R,O,, = Gr angenommen werden, welche von Silikaten: von viererlei Zusammensetzung begleitet ist: Ar; &i.,Al Roahl;O . 4 Gr. SR, H O0, = = # Gr 72 SIGR, H} 0; 281, RE © Si ,Al,R. H,O, 1 Ges a BA — 4Gr.2SiAl,R,O,.Si,R,H,0,> D.0Si,AYR, H,O, 41G1.SuR, Roy = 4.Gr.2SiRAH,0,: SRH Es SALE DO, AGri5i, ALR, IRB — 4Gr.2SiR,H,0,.SiAl,R,H,O, Die letzteren Silikate können durch bestimmte Zeichen zusammengefaßt werden: Si,R,H,O = S’, SiAl,R,H,0, = A/, SIR,A,O,=E', SUR,H,O,, = T.., Dam ‚sewinnen de ws Verbindungen die Gestalten: | A — Wera GC 4 GEBE Ds 4a 2E'58' BE 4Gr.28'.2' | er 3 h Ba Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 371 S’ entspricht dem ersten Anhydrid des Serpentinsilikates Si,Mg,H,O, und A’ dem ersten Anhydrid des Amesitsilikates SiAl,Mg,H,O,, die Verbindung E’ wäre das siliciumärmere Derivat von S’ in der Zusammensetzung analog dem Hemi- morphit SiZn,H,0, und 7’ ist analog dem Talksilikat Si,Mg,H,O,, zusammengesetzt. Demnach wäre die Formel für sämtliche hier berechnete Vesuviane 4Gr..(2 S’+-T). 72 A+T)82E’+S’)+=:(2E'+4). Dieselbe kann auch wie folgt geschrieben werden: AGr.2?a+e)$.2 7 +2) A.(a+yY)T.(&+:)2E. Hier gibt das zweite und dritte Glied die Zusammen- - setzung einer dem Orthochlorit analogen Mischung’an, während das dritte und vierte ein Hydrosilikat von wechselnder Zu- _ sammensetzung andeutet. Da von den Faktoren , 4,8, ® gewöhnlich zwei bis drei = 0 sind, so gestaltet sich im einzelnen Falle die Formel nicht so kompliziert als es anfäng- lich scheint. In bezug aut die Struktur der einzelnen Gruppen mag hier bemerkt werden, daß nach meinen Beobachtungen an - der aus Grossular entstehenden Kieselsäure,! welcher die Zusammensetzung Si,H,O, zukommt, für den Grossular, wenn O durch einen Strich — bezeichnet wird, die Struktur: an ei oo | Ca angenommen wurde. Man könnte aber auch eine Addition von Aluminat und Silikat für möglich halten: Get simstißa Ar er In beiden Fällen hat der Bau einen monosymmetrischen Charakter. 1 Diese Sitzungsber., 105, Abt. I (1906), 233. Ol G. Tschermak, Bezüglich der übrigen Gruppen ist zu bemerken, daß der Vesuvian beim Zersetzen mit Salzsäure entweder bloß unlös- liche Kieselsäure oder außer dieser einen kleinen Teil von löslicher Kieselsäure liefert, wie letzteres bei der Zersetzung des Vesuvians von Cziklowa beobachtet wurde. Nach der vorher angestellten Berechnung enthielte dieser eine unter- geordnete Menge von der Gruppe E’, die für sich die lös- liche Orthokieselsäure geben würde. Die übrigen Gruppen können Metakieselsäure oder eine höher zusammengesetzte Kieselsäure von dem gleichen Wassergehalt liefern. Dem ent- spricht die wahrscheinliche Struktur: S’ 4’ IR IS ERS SEE H—-Mg—Al— Al—Me—H 037 Sen R Si y! E Fr Be, Ne an De HRS || || R R Auch die wahrscheinliche Struktur dieser Verbindungen zeigt einen menosymmetrischen Charakter. Beziehungen der chemischen Zusammensetzung zu einzelnen physikalischen Eigenschaften. Im vorigen wurde gezeigt, daß die aus den Analysen abgeleiteten Formeln eine Gliederung nach dem Schema 4A: DB gestatten, wie dies bei vielen holoedrisch tetragonalen Verbindungen eintritt. Versucht man sich von der räumlichen Anordnung der Atome im Vesuviankrystall ein Bild zu ge- stalten, so würde das erste Glied 4Gr eine tetrasymmetrische Gruppierung nach Ebenen parallel 001 angeben, wobei den einzelnen der vier Komponenten Si, Al,Ca,O,, jedem für sich eine monosymmetrische Anordnung zukäme. Dies entspricht einer holoedrisch-tetragonalen Krystallform. Das zweite Glied Der Vesuvian in chemischer Beziehung. 793 der allgemeinen Formel besteht aus monosymmetrischen Kom- ponenten und auch die gesamte Gruppe folgt dem Typus 2A: B, dem eine monosymmetrische Anordnung entspricht. Wie man sich die Zufügung dieser Gruppe an die vor- genannte tetrasymmetrische zu denken habe, ist schwer zu sagen. Entweder kann sie mit ihrer Symmetrieachse parallel der Hauptachse des Systems gestellt sein oder auch wiederum parallel der Endfläche. In beiden Fällen bekäme der Krystall außer dem tetrasymmetrischen einen zum Teil monosymmetri- schen Bau. | Eine untergeordnete Monosymmetrie macht sich in der Tat an den Formen der Vesuviankrystalle öfter bemerkbar. Die von Zepharovich publizierten Krystallbilder,' welche nach der Natur gezeichnet sind, geben an Krystallen vom Vesuv, der Mussa-Alpe und von Zermatt Flächen der Formen u — (113), ferner 2 = (211) und q = (833) sowohl bezüglich ihrer Größe als ihrer Verteilung oft in monosymmetrischer Anordnung an, ebenso an Krystallen von Zermatt bezüglich u Brehen 90 = (lOh)sund. w (711),, die, hier nur mit ‚der Hälfte der Flächenzahi ausgebildet erscheinen. Daß Platten von Vesuviankrystallen gewöhnlich eine deut- liche Zweiachsigkeit wahrnehmen lassen, ist von Breithaupt, Madelung, Descloizeaux und anderen Beobachtern kon- statiert worden und es bleibt zu wünschen, daß die Orien- tierung der Achsenebene an Krystallen, die obige mono- symmetrische Flächenverteilung zeigen, ermittelt würde. Eine an den Krystallen öfter wahrgenommene fremdartige Erscheinung ist die Schaligkeit derselben, wobei eine Zuwachs- schichte oder mehrere solche fehlen oder zu fehlen scheinen. Bisweilen ist nun die äußerste Zuwachsschicht erhalten, die einen Balg darstellt, welcher durch fremde Stoffe ausgefüllt wird. Oft sind die Zwischenräume der Schichten durch andere Minerale ersetzt. Die Schaligkeit kann dadurch hervorgerufen sein, daß Zwischenschichten bloß aus einem feinen Netz von Vesuvian bestehen, in welchem fremdes Material eingebettet ist. Wenn aber die Schaligkeit durch Zersetzung oder Auf- 1 Diese Sitzungsber., 49 (1864), 6. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 26 374 G. Tschermak, lösung von Vesuviansubstanz hervorgerufen ist, so Kann dies. damit erklärt werden, daß ursprünglich, also beim Wachsen des Krystalls, abwechselnd siliciumreichere Schichten, die widerstandsfähiger sind, und siliciumärmere abgesetzt wurden. Zu ‚den letzteren würden solche gehören, die viel von den Verbindungen :Si,,A,Ca,, H,O, und Si,Al Ca, 4,0; ,.ent- halten, da beide die Komponente E’= SiCa,H,O,, enthalten, die als ein Orthosilikat viel leichter zersetzbar ist als die übrigen Komponenten. Übersicht. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildeten die von E. Ludwig und A. Renard ausgeführten Analysen der Vesu- viane von Ala und Monzoni mit dem Verhältnis Si,,„Al,,Ca., 0525. Andere Analysen ergaben einen größeren oder geringeren Ge- halt an Silicium und auch ein Schwanken der übrigen Zahlen. Sämtliche ausgewählte Analysen lassen sich als isomorphe Mischungen betrachten, in welchen die Gruppen Si,, Al,Ca,,0,, = = 4 Gr, ferner S1,R,1,0x 8, dann SIALR,TH,O, = var Si, R,H,0,, = 7" und SIR,H,O, = B' Unterschieden werden können. Die einzelnen der bezeichneten Silikate sind bekannten Verbindungen aus der Chlorit- und Serpentinreihe analog, jedoch von geringerem Wassergehalt. Für alle Vesuviane gilt die Tormel. 4Gr.a 2 STAA AHT)SRQE+S)eQE+L), wo 4a-+7+d8+e=1. Gewöhnlich sind zwei bis drei dieser Faktoren = 0, wodurch die Formel sich vereinfacht. Für die zuerst angeführten Vesuviane ist y=', und ö©=1!J,. Die Granatsubstanz Gr überwiegt bei weitem, ihr Gewicht beträgt ungefähr das Doppelte der übrigen Silikate. A Die aus der Formel berechneten Werte zeigen eine be- friedigende Übereinstimmung mit den aus den Analysen ab- geleiteten Verhältnissen, dasselbe zeigt sich bei der prozenti- schen Berechnung. | Für das erste Glied 4Gr läßj sich eine tetrasymmetrische Anordnung der Atome nach Ebenen parallel der Endfläche - Der Vesuvian in chemischer Beziehung. re ıehmen, während die begleitenden Verbindungen einen osymmetrischen Charakter zeigen. Die Ausbildung der talle und das optische Verhalten deuten ebenfalls auf ine untergeordnete Monosymmetrie des Krystallbaues. _ Die am Vesuvian öfter beobachtete Schaligkeit der Kry- le läßt sich durch die chemisch verschiedene Zusammen- tzung der Anwachsschichten erklären. ug Ben Er ar a ih pe: ra & Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse ul E Sitzungsberichte Mn: = Abteilung I 3 Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, - Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und E; Reisen 2 128. Band. 5. und 6. Heft (Mit 4 Tafeln und 4 Textfiguren) Pr + zw ee Vils > yähgban > urn a An ie a a ae Tee Er sc FE erh Cllpgonian Der E Wien, 1919 B Österreichische Staatsdruckerei MR In Kommission bei Alfred Hölder m. Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 5. und 6. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Sperlich A., Die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz), ein auf die Nachkommenschaft von Saisonpflanzen mit festem Rhyth- mus ungleichmäßig übergehender Faktor. (Mit 4 Tafeln und 4 Text- hguten.) Preis: 28 R| run un ya — Über den Einfluß des Quellungszeitpunktes, von Treibmitteln und des Lichtes auf die Samenkeimung von Alectorolophus hirsutus All, Charakterisierung der Samenruhe [Preis: 7K] . . 477 Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung | Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische . Geographie und Reisen 128. Band. 5. und 6. Heft Die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz), ein auf die Nachkommenschaft von Saisonpflanzen mit festem Rhythmus ungleich- mäßig übergehender Faktor Auf Grund von Untersuchungen über die Keimungs- energie, Rhythmik und Variabilität in reinen Linien von Alectorolophus hirsutus All. Von Adolf Sperlich Aus dem Botanischen Institute der Universität Innsbruck. Mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften aus den Erträgnissen ; der Erbschaft Strohmeyer. (Mit 4 Textfiguren und 4 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Mai 1919) Die Samenkeimung hat in den letzten Jahren nachhaltig und weitgehend die botanische Forschung beschäftigt. Weder die rein physiologischen Fragen nach der Rolie, die äußere Faktoren bei dem Keimungsvorgange spielen, insbesondere nach der viel erörterten Bedeutung des Lichtes, noch oeko- logische Fragen, wie sie vor allem und neuerlich wieder von W. Kinzel! zur Beleuchtung verblüffender Keimungs- 1 W. Kinzel, Lichtkeimung. Erläuterungen und Ergänzungen. Ber. d. D. B. G. 27, 1909, p. 540 und 541. — Über die Keimung einiger Baum- und -Gehölzsamen.: Naturw. Zeitschr. f. Forst- und Landwirtsch. 73, 1915, p. 129 ff. und 157 bis 159; 74, 1916, p. 450, 453, 456 und 465. — Teleologie der Wirkungen von Frost, Dunkelheit und Licht auf die Keimung der Samen. Bersa.iB. B.r6:095,:1917,:p. Ir E. 3S0 A, Sperlich, verhältnisse von Pflanzen verschiedenen Standorts, behandelt wurden, können als restlos gelöst gelten und so dürfte der ganze Komplex’ von Problemen, die Sich an ‘dem ersten Schritt knüpfen, der das jugendliche Individuum aus dem Ruhestadium in das aktive Leben führt, die Forschung noch lange zu vieiseitiger Arbeit anregen. Durch Untersuchungen von de, Vries und Renner; hat neuerdings, auch, ;die Keimunss3 unfähigkeit von Samen und deren Häufiskeit, .die bisher eine mehr nebensächliche Sache geblieben, für die Vererbungs- forschung große Bedeutung erlangt, indem in solche Samen mit zwingender Notwendigkeit geforderte Anlagenkombinationen verlegt werden, die nicht lebensfähig sind.” | ..Das „Vorhandensein: ‚eines, festen, |; freiwilligen „'Rube- zustandes, aus, dem Samen sewisser Arten nur, zu oamz bestimmten Zeiten des Jahres "heraustreten, schaft "öfter betonte? "Berührungspunkte mi der Frage der Ferogeeı im Pflanzenreiche, zu welcher Versuchsergebnisse mit Samen allerdings bisher wenig Tatsächliches beigetragen haben.* Und gerade durch Keimverzug und Keimungsunfähigkeit, denen die „Gärtnerei, und Landwirtschaft für die, Kulturpflanzen praktisch zu begegnen sucht, offenbart sich am aufdringlich- sten die große Mannigfaltigkeit im Verhalten des Samen- materials einer bestimmten Art einem bestimmten äußeren Faktor gegenüber ‚und um .so .deutlicher, ..je »peinlicher die : H. de Vries, Gute, harte und leere Samen von Oenolhera. Zeitschr. ik ind. Abst.- und Vererbl. 76, 1916. OÖ. Renner, Befruchtung und Embryo- bildung bei Oenothera Lamarckiana und einigen verwandten Arten. Flora, ION, Diedi tauben!!‘SamenTüder! Venötheren,d!Ber.Yia7] DIEB. 34,.t916. Sf | | or Ve RENKeN. Versuche über .die. gametische Konstitution der Oeno- theren. Zeitschr. f. ind. Abst.- u. \Vererbl. 278, 1917,. p. 145: Taube ‚Samen haben genotypische Bedeutung. a bi "3'W. Johannsen, Ruheperioden. Handwörterb. d. Naturwissensch., Jena 1913, S, p. 518. G. Lakon, Uber den rhythmischen Wechsel von Wachstum und\Ruhe bei den Pflanzen. Biolog. Zenträlbl. 35, 1915, p.- 467. 1 In: dieser‘ Hinsicht ist eigentlich bisher nur Heinricher's Nachweis, daß die Mistelsamen keine feste Ruhe haben, bedeutungsvoll: E. Heinricher, Über’ den’ Mangel einer durch inneretBedingungen: bewirkten Rüheperiode bei den Samen: der Mistel (Viscum album L.). Sitzungsber. der Wiener Akad.“ d. Wiss. math.-naturw: Kl., 125, Abt. I, 17916: a FRE F ee EN . Fähigkeit der Linienerhaltung. öl Versuchsanordnung irgendwelche Fehlerquellen auszuschließen bemüht ist. Vor den individuellen Verschiedenheiten hat die Keimungsforschung bisher gewöhnlich haltgemacht; eine ein- gehende Berücksichtigung der hierbei in Betracht zu ziehenden Beeinflussung der Mutterpflanze und des werdenden und reifenden Samens verdanken wir u. a. Lehmann.! Zu den Pflanzen, bei denen die Wirksamkeit veränderbarer äußerer Faktoren auf die Keimung infolge der großen inneren Verschiedenheit des Samenmaterials ganz undurchsichtig-wird, gehören die in. ihrer Lebensweise auf Grund langjähriger Kultur von Heinricher weitgehend aufgeklärten grünen Schmarotzer aus der Gruppe der Rhinanthoideen. Bekannt- lich schafft hier nur die Aussaat einer großen Zahl von Samen zu bestimmter Zeit‘ sichere Gewähr, lebensfähige Keimlinge zu erhalten.” Das Keimprozent ist ungemein wechselnd: sehr oft trotz peinlichster Auswahl kläglich, manch- mal befriedigend, nie voll. Was über die Keimung bisher sicher feststeht, ist größtenteils Ergebnis Heinrichers,? mit dem Samen von Alectorolophus und einiger Verwandten hat sich zudem Rostrup* und besonders Kinzel? beschäftigt. Für Alectorolophus — die anderen Vertreter weichen hiervon bald mehr bald weniger ab — kann als feststehend gelten: Die Keimlinge erscheinen nie im Jahre der Reife, sondern frühestens im darauffolgenden Frühjahre, die Samen keimen zum Teil im ersten, zum Teil im zweiten, vereinzelt auch erst im dritten Jahre nach erlangter Reife, und ‘zwar stets 1 E. Lehmann, Über die Beeinflussung der Keimung lichtempfindlicher Samen durch die Temperatur. Zeitschr. f. Bot. 4, 1912, p. 473 bis 479. 2 E. Heinricher, Die Aufzucht -und Kultur der parasitischen Samen- pflanzen. Jena 1910. > E. Heinricher, Die grünen Halbschmarotzer I. Odontiies, Euphrasia und Orthanltha. Jahrb. f. wiss. Bot. 5/, 1897, p. 118 und 119; Il. Euphrasia, Alectorolophus und Odonlites. Ebenda 32, 1898, p. 414; IU. Barlschia und Tozzia. Ebenda 56, 1901, p. 668 und 688 ff.; V. Melampyrum. Ebenda #6, 1909, p: 279 £. # O. Rostrup, Aarsberetning fra Dansk Froekontroli, 1893 bis 1900; Original nicht eingesehen, zitiert nach Kinze!. > W. Kinzel, Frost und Licht als beeinflussende Kräfte bei der Samen- keimung. Stuttgart 1913, p. 98 und 99, Tabelle XV. 382 Ar sSp.e naeh, und ausschließlich zur selben Periode — im Frühling, die Notwendigkeit eines von einem Wirte ausgehenden Reizes besteht nicht. Nach Kinzel! sollen die Samen von Alecto- rolophus überdies Frostkeimer sein, die keimungsfördernde Wirkung des Frostes soll sich durch das Licht ersetzen lassen. ; Vor Jahren hat auch mich die Keimung der grünen Rhinanthoideen beschäftigt, und zwar mit Rücksicht auf die Frage, wie weit und ob ein vom Wirte ausgehender Reiz keimungsfördernd wirke.” Hierbei war der Gedanke richtung- gebend, es könnte sich innerhalb des Verwandtschaftskreises mit; seinen s durch! ı -HeinistichierJasaufgedecktentoReihet zur nehmender parasitischer Prägung wie bezüglich der Ernährung so auch rücksichtlich der Keimung vorbereitende Stufen zu dem. durch diesen Forscher bekannt gewordenen Verhalten der holoparasitischen ZLathraea* auffinden lassen, das sie mit Tozzeia,’ dem physiologischen Bindesliede zu den grünen Verwandten, teilt. Damals konnte ich mit aller Deutlichkeit erfahren, daß die Beantwortung: dieser wie jeder "anderen Teilfrage an dem Samenmaterial der Rhinanthoideen solange scheitern muß, als nicht gewisse Zusammenhänge der inneren Beschaffenheit einigermaßen geklärt sind. Mit diesem Ziele, Klärung der inneren Verhältnisse des Materials, . setzten im. Jahre 1912 die -Versuche ‘ein, vdie,' bis heute fortgesetzt und noch nicht völlig abgeschlossen, in den folgenden Zeilen soweit veröffentlicht werden, als sich aus ihnen neue Gesichtspunkte haben gewinnen lassen. Die 1 W. Kinzel, a. a. O. und Erläuterungen und Ergänzungen. Naturw. Zeitschr. für Forst- und Landwirtsch. 135, 1915, p. 462. 2 A. Sperlich, Ist bei grünen Rhinanthaceen ein von einem pflanz- lichen Organismus ausgehender äußerer Keimungsreiz nachweisbar? Ber. 4. DB.uG. 264,:1908, 3 Eine zusammenfassende Darstellung des Autors hierüber: . »Zur Physiologie der schmarotzenden Rhinantheen, besonders der halbparasitischen « findet sich in der Zeitschrift die Naturwissenschaften, 5, 1917, p. 113. 4.E. Heinricher, ‚Die Keimung‘ von Zathraea. Ber. d. D. B. G. 12, 1894, p. (117ff... — Notiz über die Keimung, von Lathraea Squamaria L. Ebenda 16, 1898, p. 2. 5 E. Heinricher, Die grünen Halbschmarotzer, Ill, p. 690. u a Se Se ZN rt WE a "En en A m Ei De” 1a Zu Fähigkeit der Linienerhaltung. 3893 Versuche mußten auf eine Art beschränkt bleiben, sollten sıe- übersehbar bleiben. Ganz von selbst jedoch drängten sich im Verlaufe der Untersuchungen verschiedene, zum Teil schon eingangs erwähnte Fragen auf, so Lichtwirkung, Periodizität, Variabilität, Entstehung des Saisontypus. Auch diese Fragen sollen Berücksichtigung finden, soweit sie ungezwungen mit den Versuchsergebnissen zusammer- hängen und durch diese beleuchtet werden. Vorversuche und Fragestellung. Über eine große Anzahl von Versuchen, die entscheiden sollten, ob zwischen bestimmten Verhältnissen der samenliefernden Mutterpflanze, der Entstehung und Reife‘ des Samens und der Keimkraft irgendwelche Bezie- hungen bestehen, braucht nur ganz allgemein gesprochen zu werden, da jedes Eingehen mit Rücksicht auf die durchwegs negativen oder nicht entscheidenden Resultate sich erübrigt. Es sei bloß mitgeteilt, von welchen Gesichtspunkten aus die Versuche durchgeführt wurden. An erster Stelle wurde an die Abhängigkeit der Keimkraft vom Ernährungszustande der Mutterpllanze gedacht. Über die große mor- phologische Plastizität der grünen Rhinanthoideen, insbesondere gewisser llectorolophus- und Melampyrum-Arten sind wir durch Heinricher’s Arbeiten gut unterrichtet. Durch Variation der Ernährung, die sich durch isolierte Zucht des Schmarotzers ‚an ergiebigen Nährpflanzen, durch Dicht- :saat unter Beigabe bescheidener Wirte, durch Dicehtsaat ohne Wirt, durch Kultur auf mageren Böden, durch die manchmal gelingende Aufzucht ohne Wirt, durch Veränderung der außerordentlich wichtigen Belichtung sehr ‚mannigfaltig verwirklichen läßt, gelang es bekanntlich Heinricher, die ‘weitgehende Veränderlichkeit der Schmarotzer bis zu unscheinbaren Zwergen und bis zu Riesenformen zu zeigen. Es lag nahe, auch an eine ent- ‚sprechende Beeinflussung der Keimkraft des solch verschiedenen Individuen ‚entstammenden Saatgutes zu denken. Wohl waren vielfach Nachkommen ‚gut ernährter Stammpflanzen, wie nicht anders möglich, Altersgenossen ungünstiger Herkunft voraus, wohi ergaben Kümmerlinge größtenteils wieder eine verzwergte Nachkommenschaft, aber ein streng gleich gerichtetes und 1 Vgl. hiezu insbesondere: Die grünen Halbschm. IV. Nachträge zu Euphrasia, Odontites und Alectorolophus. Jahrb. f. wiss. *Bot. 37, 1902, p. 287 ff.. Taf. IV und V und Die grünen Halbschm. V. Melampyrum, a. a. Ö., p. 353, Taf. IX bis XII. Die weitgehende Variabilität auf Grund verschiedener Ernährung bei Alectorolophus subalpinus Stern. demonstrieren prächtige Zusammenstellungen in unserer Institutssammlung, die noch nicht bildlich dargestellt und veröffentlicht wurden. 3854 A. Sperlich, einfaches Verhältnis zwischen dem Ernährungszustand der Mutter, der Neim- kraft des Samens und der Lebensenergie des Keimlings besteht nicht. Bezüglich der Keimkraft wird sehr oft ein Resultat erzielt, welches das Gegenteil zu beweisen scheint: Die reiche Ernte eines Riesen liefert ein weit kleineres Keimprozent als die bescheidene Ernte einer kleineren Stamm- pflanze. Ebenso unsicher: blieben -die Resultate bezüglich des Zusammenhanges. zwischen. Keimkraft. und. äußerer ‚Beschaffenheit,..des Samens. Eine: auffällige Polymorphie des Samens oder der Frucht, wie sie bei vielen. Pflanzen vorkommt und zu entsprechenden Untersuchungen über Differenzen: bei der Keimung und Keimlingsentwicklung Veranlassung gegeben hat,. besteht bekanntlich. in dieser Familie nicht. Samen mit mangelhaft ent- wickeltem Embryo oder embryolose Samen, wie sie Renner bei den kritischen Oenotheren aufgedeckt hat, kommen nach meinen genauen Unter- suchungen bei Aleclorolophus nicht vor.? ‚Samen aus beschädigten Kapseln und mit irgendwelchen Mängeln behaftete oder durch die — besonders in gequollenem Zustande — sehr auffällige Schwärzung? als tot gekenn-- zeichnete Samen blieben stets von allem Anfange an außer Betracht. 1 Vgl. hierzu H. Becker, Über die Keimung verschiedenartiger Früchte: und Samen bei derselben Spezies. Beihefte zum Bot. Centralbl. 29,1. Abt, 1913 und H. Baar, Zur Anatomie und Keimungsphysiologie heteromorpher Samen von Chenopodium album und Alriplex nitens, Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss., mathem.-naturw. Kl. 122, Abt. I, 1913 und die in diesen Arbeiten zitierte ältere Literatur. 2 Auch Samen mit Embryonen, die erst durch nachträgliches Wachstum. innerhalb des Samens die endgültige Größe erreichen und hierdurch in der Keimung gegenüber normalen Samen verzögert würden, waren nicht auf- findbar. Diesem Umstande ist nach G. Lakon (Zur Anatomie und NKeimungs- physiologie der Eschensamen. Naturw. Zeitschr. f. Forst- und Landwirtsch. 9, 1911, p. 285) der einjährige Keimverzug der heimischen Eschensamen zuzuschreiben. Nach Untersuchungen von Marie Findeis (Über das. Wachstum des Embryos im ausgesäeten Samen vor der Keimung. Sitzungsber. d.. Wiener Akad. d. Wiss., mathem.-naturw. Kl. 226, , Abt..I, 1917) kommt dies intraseminale Wachstum des Embryos übrigens ziemlich häufig vor. 3 Sie rührt wohl von der Zersetzung des bei Rhinanthoideen häufigen Chromogens her (H. Molisch, Das Vorkommen und der Nachweis des Indicans in deg Pflanze nebst Beobachtungen über ein neues Chromogen. Sitzungsber. ,d. Wiener Akad. d. Wiss., mathem.-naturw..Kl. ‚202, Abt. 1, 1893), das nach Volkart (Untersuchungen über den Parasıtismus der Pedienlaris-Arten, Züricher Inauguraldissertation 1899, p. 40) mit dem. Glykosid Rhinanthin (Ludwig) identisch ist. : Siehe auch H. Molisch, Mikrochemie der Pflanze, Jena 1913, p. 217. > cn Se Zu ao . . - - ‘ £= Fähigkeit der Linienerhaltung. 389 Den feineren Bau der Aleclorolophus-Samen darf ich als bekannt voraus- setzen! und will nur bemerken, daß die zumeist braune, manchmal grünlich- graue geflügelte Samenschale in keiner Weise die Keimung der Samen zu beeinflussen vermag, da die Schale durch das längere Liegen im Boden gewöhnlich mehr oder weniger zersetzt wird und zur Zeit der Keimung das Endosperm nur locker umgibt oder überhaupt nicht mehr vor- ‚handen ist.? Nach dem Vorhergehenden sind äußere Unterschiede zwischen den einzelnen Samen nur bezüglich der Größe möglich und man erhält sie, vom Ernährungszustande der Mutterpflanze abgesehen, durch abgestufte Bestäubung, wobei durch Reduktion der befruchteten Samenanlagen auf einige wenige selbst bei kleinen Individuen sehr ansehnliche Samengrößen erreicht werden. Eine Förderung der Keimkraft wird indes dadurch nicht immer gewonnen, eine allgemein gültige Regel für den Zusammen- hang zwischen Samengröße und Keimung gibt es nicht. Ebensowenig hat auf das Keimprozent und, wie ich gleichzeitig bemerken will, auf den Zeitpunkt der Keimung der Zustand der Reife einen Einfluß. Ich entnahm die Samen aus der noch völlig geschlossenen 1 Siehe C. ©. Harz, Landwirtschaftliche Samenkunde, Berlin 1885, E32. 960. 2 Hierdurch erübrigt sich auch späterhin ein Eingehen auf die Unter- suchungsergebnisse G. Gassner’s mit entspelzten und bespelzten Samen von Chloris (Beiträge zur Frage der Lichtkeimung. Zeitschr. f. Bot. Z, 1915). Den eigentlichen Schutz des Endosperms der Außenwelt gegenüber übernimmt auch bei Alectorolophus, so wie es von Heinricher für ZLathraea, Tozzia und Melampyrum festgestellt wurde, die äußerste Zellage des Endo- sperms, besonders deren stark verdickte Außenwand. Sie ist noch nach vollständiger Erschöpfung des Nährgewebes als straffes, fest zusammen- hängendes Häutchen zu finden, dessen sich schwächliche Keimlinge gar nicht entledigen können. Die Bedeutungslosigkeit der eigentlichen Testa für den Samenschutz erhellt am besten aus der Tatsache, daß ich Samen, die im ersten Jahre nach der Reife nicht gekeimt hatten, stets der nunmehr leicht abhebbaren Samenschale beraubte, und durch die weiteren Jahre in diesem Zustande ohne Schaden belassen konnte. Die lockere, mit einem flügelförmigen Saum veränderlicher Breite versehene Samenschale ist demnach lediglich Flugapparat und dient der Pflanze somit zum gleichen Zwecke wie die nährstoffreichen Integumentreste am reifen Samen von Melampyrum: der Verbreitung; dort durch den Wind, fier durch, Ameisen (vgl. Heinricher,, Die. grünen Halbschm.V;, :p. 274 bis, 279). > Auf die Abhängigkeit der Keimung vom Reifezustand des Samens ist mehrfach hingewiesen worden: Im allgemeinen vgl. G. Lakon, Die neuen Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der Samenkeimung. Die Naturwissen- 386 A. Sperlich, srünen Kapsel, bei Beginn der Öffnung und im Stadium der Vollreife, ohne irgendwelche Beeinflussung feststellen zu können. Völlig‘ 'belanglos ist es, ob die Samen durch Selbstbestäubuüune oder durch Fremdbestäubung entstehen, da bezüglich des Keimprozentes bald diese jene, bald wieder jene diese übertrafen. Mit Rücksicht auf Gewohnheiten der Praxis und gewisse Erfahrungen entsprechender Untersuchungen, wie sie beispielsweise in umfassender Weise Becker dürehgeführt hat, 1 würde auch auf die Stellung der Kapsel an der Pflanze Bedacht genommen und Samen aus unteren, mittleren, oberen Nodien, Samen der Hauptachse mit solchen der Seitenachsen bezüglich des Keimprozents verglichen. Auch diese Statistik läßt, obgleich es an gewissen Unterschieden nicht mangelt, eine allgemein gültige Schlußfassung nicht zu. Schließlich wurde in Anlehnung an! den das Treiben ‘von Baum- knospen regelnden Schnitt versucht, ob das Entfernen von reifenden Kapseln einen Einfluß auf das Keimprozent der Samen in den verbleiben- den Früchten ausübt. Auch diese Versuche fielen sehr verschiedenartig aus und krankten, wie alle früheren, an dem Mangel gleichwertiger Ver- gleichsobjekte. So festigten die neu gewonnenen Erfahrungen meine schon sehr früh gefaßte Meinung, daß bei Alectorolophus selbst innerhalb einer kleinen Population — die Pflanzen oder Samen wurden stets vom gleichen Stand- orte, einer gegen Südwest geneigten Wiese an einem Hügel im Norden Innsbrucks, genommen — bezüglich der Samenkeimung ein einheitlicher Genotypus? nicht vorhanden ist. Daraus ergab sich die Notwendigkeit zu versuchen, ob sich nicht durch Zucht reiver Linien aus der Population ‚Typen gewinnen ließen, die sich rücksichtlich der Samenkeimung gleich- artig verhalten.3 Hierbei wurde zunächst die bekannte, einleitend mitgeteilte schaften 2, 1914, p. 966 ff., bezüglich der Lichtwirkung mit Rücksicht auf Reife und Nachreife die Arbeiten von Heinricher, Kinzel, Lehmann u.a. (Sammelreferdte "hierüber von’ E. Lehmann in Zeitschr. 1. "Bot. 7, 7909, p: 122? 5,1918, 'P/865, 2, 1915, Pr 569 und Jahresbericht der Veremeung für angewandte Bot. 1910, p. 248), über Vorruhe, Mittelrube und Nachruhe bei Samen W. Johannsen, Ruheperioden. Handwörterbuch der Naturwiss. 8,1918, Pr Ste I HiaBie.cik er,ı a. OMU 38 bezüglich des Keimungsrhythmus der Früchte von Taraxacum officinale, es hat sich auch bier keine allgemein gültige Regel feststellen lassen, vgl. p. 136. 2: W. Johannsen, Elemente der exakten Erblichkeitslelre. 2. Aufl, Jena 1913. 3 Der Gedanke, daß rücksichtlich der Keimung — besonders was ihre Abhängigkeit von äußeren Faktoren anbelangt — verschiedene Rassen innerhalb der Arten aufgedeckt werden könnten, findet sich mittlerweile mehrfach ausgesprochen: so weist W. Kinzel (Frost und Licht usw. p. 149) darauf hin, es könnten bei periodisch keimenden Pflanzen wie Aguilegia, $ EL; LEE ZI VO Fähigkeit der Linienerhaltung. 381 Keimungsperiodizität als unbeeinflußbares Erbgut angenommen und nicht weiter in Betracht gezogen, die Frage demnach also gestellt: gibt es eine Form der Pflanze, deren Samen durchwegs im 1. Jahre nach der Reife keimen, eire zweite Form, deren Samen im zweiten Jahre keimen und sind aus diesen Formen durch Bastardierung die verschiedenen Keimungstypen darstellbar oder gibt es Formen mit erblich konstantem, durch eine Frequenzkurve bestimmter Gestalt gekennzeichnetem Verhältnisse zwischen frühkeimenden, spätkeimenden und nichtkeimenden Samen und ändert sich dies Verhältnis gesetzmäßig je nach den Typen, aus denen Sich das Individuum oder die Population zusammensetzt. Wie wir aus dem Folgenden sehen werden, trifft keine der hier dar- ‚gelegten Möglichkeiten zu; die Annahmen führten aber als Arbeitshypothesen zur Anwendung der Reinzucht von Linien und damit zur Aufdeckung der im Titel, der Arbeit ausgedrückten Abhängigkeit bei den zunächst äußerst verworren erscheinenden Keimungsverhältnissen von .leclorolophus. Über die Gewinnung und Zucht der reinen Linien aus der am 6., 13., 21. und 30. Juni 1912 erfolgten Rohernte sei nur bemerkt, daß mit der größten Sorgfalt gearbeitet wurde. Hierbei wurde ich in bester Weise von meiner Frau unterstützt, der auch an dieser Stelle mein Dank gebührt. Herrn Hofrat Heinricher danke ich für die Überlassung von Gartengrund und Gartenmaterial zum Aufbaue von Kulturhäuschen, der Akademie der Wissenschaften in Wien für die in munifizenter Weise bewilligten Mittel. Rhinanlhus hirsutus, Phvlieuma gelingen, die einzelnen »Trupps< rein zu züchten, Lehmann spricht über das mögliche Vorhandensein verschiedener Linien rücksichtlich der Bedeutung des Lichtes bei der Keimung (Über die Beeinflussung der Keimung lichtempfindlicher Samen, a. a. O., p. 473) auf Grund eigener Erfahrungen und unter Hinweis auf die sonderbaren Ergeb- nisse Raciborski's mit Tabaksamen (Über die Keimung der Tabaksamen. Bull. de l’inst. bot. de Buitenzorg 1900, No. VD. 388 A:ıSpernkbteh;, 1: Beil. Die Verschiedenheit der Individuen einer Population rücksichtlich der Keimkraft und Linienerhaltung (phyletischen Potenz). 1. Die durch Selbstbefruchtung gewonnenen Linien und deren Keimungsverhältnisse in den aufeinanderfolgenden Generationen. Um dem Leser den Einblick in die gewonnenen Ergeb- nisse zu erleichtern, habe ıch aus den zahlreichen Einzel- protokollen eine Übersichtstabelle zusammengestellt, die von der Ernte 1912 bis zur, Keimung 1916 reient. Ks Weiss en dies, durchführen,. da die . Versuchsreihen ;. in. ihrer, Gänze innerhalb dieses Zeitraumes vollkommen gleichmäßig be- handelt wurden und in der Darstellung das gesamte, durch Autoselektion sich erhaltende Material zum Ausdruck kommt. Die Tabelle gliedert das Material in vier Gruppen nach den vier, ungefähr eine Woche voneinander abstehenden Tagen der, Freiländernte 1912. ! Hierdurch wirdveigentlschr es durch das Studium der Jahresstatistik der einzelnen Pinten’ "allmahlich ' sich "entwickelnden 'Rrkerere vorgegriiien und jenes Moment sleieh in den Vogee srund sestellt,, das ‚sich ‚erst; im. Lauter dena a jährigen Untersuchung als ausschlaggebend erwiesen hat. Wird auch derart die Gepflogenheit be: der Darstellung von Experimentaluntersuchungen durchbrochen, so fand sich anders keine Möglichkeit, über die Masse von Einzelprotokollen ‚hinweg rasch eine Einsicht zu vermitteln. Es seien also zunächst die nötigen Erläuterungen zum Verständnisse der Tabelle I gegeben, worauf die Besprechung weiterer Tabellen, die das Keimungsverhältnis spezialisierter wiedergeben, folgen soll. Das Keimungsergebnis 1913 der Freilandernte ist, wenn man in Berücksichtigung zieht, daß nur äußerlich tadelloses Saatgut schöner Mutterpflanzen zur Anwendung kam, ein klägliches. In ganz besonderer Weise gilt dies für Gruppe I, III und«IV.. Erscheinen bezüglichinder »Keimung wdiese Adreı Ku ne a . - ” - . ı) Fähigkeit der Linienerhaltung. 389 Gruppen ziemlich gleichartig und in einem gewissen Gegen- satze' zur ersten Gruppe, 'so läßt uns die Betrachtung der Individuen, die 1913 schließlich die volle Samenreife erreichten, ein anderes Verhältnis der einzelnen Gruppen erkennen. Von den Keimlingen der Gruppe I erreichte ungefähr das Drittel, in Gruppe II die Hälfte, in Gruppe II nur das Fünftel, in Gruppe IV nur das Viertel der Keimpflanzen die Samenreife. Der Unterschied zwischen I und II erklärt sich ungezwungen aus der größeren Dichte des Standes in I 125 Keimlinge auf demselben Areale wie in Il 36 Keimlinge — wodurch der Konkurrenzkampf erschwert wird. Die verschiedenen äußeren Bedingungen offenbaren sich hier zudem in der durchschnittlichen Größe der Individuen, die durch das Mittel der auf ein Individuum entfallenden reifen Samen ausgedrückt ist (19:6 gegenüber 45:1). Ganz anders liegt aber die Sache, wenn man die unter annähernd gleichen Bedingungen er- wachsenen 'Pflanzen in II mit II und IV vergleicht. Hier erreichen nur ein Viertel, beziehungsweise Fünftel, dort von ungefähr gleichviel Keimlingen mehr als die Hälfte die Samen- reife. Bezüglich der Größe sind die Individuen allerdings so ziemlich untereinander gleich.! | Mit Rücksicht auf die gleichen äußeren Bedingungen on es sich nur um einen. in. der. inneren: Konstitution liegenden Unterschied der in Frage kommenden Gruppen handeln, einen Unterschied, der übrigens auch zwischen I und II nicht verborgen bleibt, wenn man darauf achtet, daß in I trotz des ungünstigen dichten Standes von 125 Keim- lingen doch noch ein Drittel, in II mit viel günstigeren Ent- _ wicklungsbedingungen von :36 Keimlingen nur etwas mehr als die Hälfte zu samenreifen Individuen heranwuchs. Be- merkenswert ist schließlich, die zeitlich stets weiter zurück- liesende Ernte in den ...einzelnen Gruppen, wodurch der ursprüngliche zeitliche Abstand der vier. Freilandsernten des Vorjahres unbeeinflußt zum Ausdruck kommt. 1 Die relativ geringe Samenproduktion in Gruppe IV. möge zunächst nicht in Betracht gezogen werden, ‚da.infolge. der Unmöglichkeit, alle. Blüten rechtzeitig zu bestäuben, mehrfach Autogamie vorliegt, mit der eine Reduktion in der Erzeugung reifer Samen verbunden ist. 30 A, sperlichl, Tabelle Zusammenfassende Darstellung der Versuchsreihen | und dichtem | Datum der Freilandernte | Gruppen 1912 H | Er © und des Anbaues | ınte: 6. VI. | Anbau: 18. VI. Keimzahl und -prozent een Zahl der Individuen, die reife RR HEN: F, | Samen lieferten =, 0001, dere nz 1913 | a u Setrase | Durchschnittliche Zahl der nabrung ) außerchi ch. vellwertieen Ä . Bis a EN ' } | Samen eines Individuums; 19905 LM WIN DS 2 Erntedatum ' Nachkeimungen im Früh- er BIS! | Jahr 1914 o | Ar Von 825 Samen: Keimzahl und -prozent n | ur 383 — 4640|, | D) 2 | a I nn 9 hi “2 Ä 5 I 1 | Zahl der Individuen, die reife 3 Ben Bi ein bei | Samen lieferten 27 = 7°, der Keimlinge bescheidener | , ; Ernährung | Durchsehnittliche Zahl der | Sasinele ı äußerlich vollwertigen 38 N | ' Samen eines Individuums; 11; 21. VI. bis vl. | Erntedatum | Keimzahl und -prozent der zweiten Freiland- v | ernte 1913: die Gruppen nach dem Ernte- on 166 Samen: a 94 — 56:60), Ernte 8. VI. | PER 7 = ! Keimzahl und -prozent Von 281 Samen: 190 = 67:60, F. | BER \ 1919 | Zahl der Individuen, die reife Epl, bei guter Samen lieferten 89 — 46 80), der Keimlinge Ernährung |_— und dichtem Durehschnittliche Zabl der | 10,772. VINbis 2 RIM: | Stande äußerlich vollwertigen Samen eines Individuums; Erntedatum Fi Keimzahl und -prozent 1916 bei guter Ernährung Von 751 Samen: 507 — 6750|, Zahl der belassenen Individuen 106 | Fähigkeit der Linienerhaltung. 391 B von der Ernte 1912 bis zur Keimung 1916. Gruppe Ill. Ernte: 21. VI. Anbau: 22. VII. Gruppe II. | Bente; 13. VI. Anbau: 19. VI. Von 395 Samen: 54 = 1370), Von 322 Samen: 36 = 1 1 ® 20, 20. —5550/, der Keimlinge 11 = 20:40/, der Keimlinge as IHN 1FVI: Bis 29. VE Von 570 Samen: 335 = 58:70), Von 903 Samen: 583 — 6460|, 81 — 5'950, der Keimlinge 22 —=6'69/, der Keimlinge 8-6; 21. VI. bis 13. VIL Von 488 Samen: 293 — 061. 30|,, Ernte: 23. VI. Von 265 Samen: 188 —— a! O9» Ernte: 16. VT. f7 Von 267 Samen: IQ == 65°90/, Von 284 Samen: 204 — 7180], 69—=41'30;, der Keimlinge 54 — 26: 500 der Keimlinge 13°5; 16. VI. bis 26. VI. | 13517. Aibist1l> N: Von 483 Samen: 249 — 5150), Von 599 Samen: \ r- J J 1°8; 20.1: Kis) 1.!V. 1279, 28.V1. bis 12.VM- Gruppe IV. | Ernte: 30. VI. Anbau: 23. VII. Von 379 Samen: 54 — 1420|, 14 == 2590|, der Keimlinge 36-1; 23.VL bis 13. VII. 0 Von 506 Samen: 333 = 6580), 16 =4'80/, der Keimlinge IL BEN IT. DISYU 7 MI. Von 186 Samen: 22 02290, Ernte: 30. VI. Von 155 Samen: 66 = 4260|. >—=7'69j, der Keimlinge 8; 20. VJ. bis 4. Vl. Von 23 Samen: Alle Keimlinge gehen ein. 392 A. Sperlich, Im Frühjahr 1914 hat sich das allgemeine Keimprozent durchaus gehoben, besonders auffällig in Gruppe I, Il und IV, etwas weniger in Gruppe I. Diese auffällige Besserung der Keimung bleibt zunächst ungeklärt. Die erste Vermutung, durch Selbstbefruchtung lebenskräftiger Individuen den Weg zur Heranzucht keimkräftiger Linien gefunden zu haben, mußte sehr bald zurückgestellt werden, denn die zum Zwecke des -Mersleiches...aus) .dem. Ereilande im. Jahre Zain verschiedenen Tagen geernteten Samen zeigten, wie die Tabelle ersichtlich macht, eine vollkommen gleichwertige Erhöhung des Keimprozents gegenüber der Freilandernte des Vorjahres. Sehr klein hingegen ist die gleichfalls in’ der Tabelle ausgewiesene Zahl von Nachkeimern der ersten Freilandernte (1912), ein Beweis, daß die überwiegende Mehr- zahl _der dazumal geernteten Samen frotz. ihrer Außerlichen Unversehrtheit keimungsunfähig waren oder Keimlinge zeitig- ten, die bald eingingen und das Tageslicht nicht erreichen konnten. Bei sehr schlechter Ernährung — die Grasnarbe wurde absichtlich in allen Gefäßen ‚sehr mager anselesr ung er Stand der Pflanzen war ‚mit Rücksicht auf die, große Zahl von Keimlingen überall ein dichter — erwuchs 7,. Wie wir der Tabelle. entnehmen, ging die Mehrzahl der Keimlinge ein, nur wenige kräftige Individuen konnten sich in bescheidenen Maßen ‚bis zur Erreichung. der Samenreife behaupten.; Ihre Zahl und Größe war in allen vier Gruppen ziemlich gleich, die Zahl in IV. etwas herabgesetzt., Konstant ‚hielt sich det zeitliche Abstand der Samenreife, was in den Erntedaten zum Ausdruck kommt. Die allgemeine Verspätung der Ernte um ungefähr 10 Tage gegenüber dem Vorjahre erklärt sich aus der’ im allgemeinen auf die Entwicklung retardierend wirkenden‘'schlechten Ernährune. Mit großer Spannung konnte im folgenden Jahre das Keimungsergebnis erwartet werden, fürs erste mit Rücksicht. auf die starke selektive und formative Einwirkung der mangel- haften Ernährung, fürs zweite infolge der Gleichmäßigkeit so ziemlich aller F,-Individuen in sämtlichen Linien. Das Keimungsergebnis 1915 war ein völlig unerwartetes. Wir Fähigkeit der Linienerhaltung. 393 entnehmen der Tabelle, daß sich in allen Gruppen bis auf IV das Keimprozent entweder gegenüber dem Vorjahre. gehoben hat oder auf der Höhe des Vorjahres geblieben ist. Aus den Einzelprotokollen, von denen drei in tabellarischer Form später folgen, geht zudem hervor, daß da und dort zum ersten Male bei dieser Pflanzenart eine 100°/, Keimung festgestellt werden konnte. Aus all dem geht bis jetzt mit Sicherheit bloß hervor, daß die Herabsetzung der Ernährung auf die Keimkraft der Samen keinen schädigenden Einfluß ausübt; etwas Positives hingegen läßt sich noch nicht ab- leiten. | F, wuchs bei reichlicher Wirtentwicklung, jedoch, ent- sprechend der guten Keimung, in dichtem ' Stande. Der Konkurrenzkampf war ein starker und äußerte sich sehr bald in der Reduktion der Individuenzahl. Hierbei wırd nun neuerlich ein mit Rücksicht auf die äußerliche Gleichartigkeit von F, aller Linien umso bemerkenswerter Unterschied in den vier Gruppen sehr auffällig... Wir sehen die Reduktion an.I und II annähernd gleich, in II etwas weitergehend, ganz bedeutend stärker aber in III und noch mehr in IV, wo von 66 Keimlingen: schließlich nur fünf Individuen, d. i. 76%, zur Samenreife gelangten. Die Verschiedenheit der inneren Konstitution, die durch die Entstehung und Entwicklung von F, in den. vier Gruppen schon angedeutet worden war, ‚die in #, verschwunden schien und sich erst im -Keim- ‚prozent der F,-Samen von: Gruppe IV wieder etwas äußerte, tritt hier in: aller Deutlichkeit zutage. Die fünf Pflänzchen von IV unterschieden sich nunmehr auch äußerlich durch ihre Kleinheit trotz ihres isolierten Standes an ausgiebigen ‘Wirten,! die dem Parasiten bei besserer innerer Konstitution die Möglichkeit prächtigster Entfaltung geboten hätten. Die Pflanzen in I, II und II waren äußerlich ziemlich gleich- wertig, der Abstand der Erntezeit in den einzelnen Gruppen * ‚Durch entsprechend wiederholten Schnitt der zentralen Grasnarbe in den Gefäßen wurde eine durchaus günstige Belichtung sämtlicher ‚Alectorolophus-Pflanzen erzielt. Über die nachteilige Wirkung. beschattender Wirte auf das Wachstum des Schmarotzers vgl. Heinricher, Die grünen Halbschmarotzer IV, Taf. V, Fig. 9. 00) Sitzb d.. mathem.-naturw. Ki., Abt. I, 128. Bd. 2 394 A. Sperlich, ‚blieb erhalten, der allgemein besseren Ernährung entsprechend rückte die Blühreife und damit die Ernte wieder etwas vor. Im nächsten Frühjahr mußte es sich zeigen, ob die durch die Individuenreduktion im Kampfe um die Scholle zum Ausdruck gelangte innere Verschiedenheit der Linien bei den einzelnen Gruppen auch im Keimprozent ersichtlich wird. Die Tabelle gibt hierüber noch Aufschluß. Besonders möchte: ich auf das gegenüber I und II stark zurückbleibende Keim- prozent von III hinweisen, dessen F,-Individuen sich äußer- lich, ‚ven ‚£, in..] und. Il „durch ‚ nichts,; unterschieden. ‚Wir erinnern uns, daß das gleiche Verhalten im Vorjahre bei den Samen der Gruppe IV zu verzeichnen war, die 1916 also „in ‚#, „vollständig, ‚ausstarb., Hiermit „ Ssehlerr Tabelle I. Die weitere Entwicklung der sich in F, erhaltenden Linien der ersten drei Gruppen läßt sich in der bisherigen Weise nicht übersichtlich darstellen, da die Kultur 1916, bald nachdem sich die bessere oder schlechtere Wachstums- tendenz »der einzelnen Individuen geoffenbart hatte, durch mich einer Selektion unterworfen wurde, mithin, nicht mehr ‚der natürlichen gleichmäßigen Auslese unterworfen, auch nicht in gleichmäßig zusammenfassenden Zahlen ihren rich- tigen Ausdruck finden konnte. Zu dem Eingriff, der darin- bestand, von Keimlingen aus gleichem Nodium oder gleicher Kapsel nur je ein, manchmal zwei, und zwar die kräftigsten Individuen zu belassen und diesen hiermit die Möglichkeit weitgehendster Ausbildung zu schaffen, leitete mich folgende Überlegung: 3; 'F, hatte sowohl bezüglich ihrer Entstehung (Keimung 1915) und besonders ihrer Entwicklung als auch bezüglich der Keimkraft ihrer Samen (Keimung 1916) gezeigt, daß Gruppe I und II zweifellos kräftigere Linien enthält als III und die mit F, völlig aussterbende Gruppe IV. Innerhalb | ‘und II hatte sich das Keimprozent nunmehr schon durch zwei Generationen sehr hoch gehalten, Individuen mit Voll- keimung ihrer Samen waren häufig zu verzeichnen. Ist die Keimkraft wirklich ein erbliches Merkmal, das sich innerhalb .. . - . . ) 4 Fähigkeit der Linienerhaltung. >: der einzeinen Linien konstant erhält, so müssen durch die bisherige Zucht die Linien soweit gereinigt sein, daß sich auch bei Auswahl einzelner Individuen aus der erwach- senden Nachkommenschaft diese Konstanz weiterhin erhält. Bei der Auswahl wurden vorzüglich Linien der Gruppe I und II in Betracht gezogen, die sich in F% und F, durch hohe Keimzahlen ausgezeichnet hatten, und zum Vergleiche auch einige Linien von Il weitergezüchtet. Die weitere Unter- suchung sollte ergeben, ob durch Bastardierung von Individuen aus keimkräftigen Linien, die in Il und II entstanden zu sein schienen, mit Individuen aus Linien mit schlechter Keimung, wie sie in III vorlagen, gesetzmäßige Änderungen des Keim- prozents in der Nachkommenschaft erzielbar seien. Hiermit hätte dann erst die bei Inangriffnahme des Problems auf- gestellte Hypothese ihre Bestätigung erreicht. Da es jetzt darauf ankam, nicht nur, wie bisher, über die Zahl der im ersten Frühjahre nach der Reife erwachsen- den Keimlinge orientiert zu sein, vielmehr eine genaue Über- 2 ber ‘die Zahl, der Frühkeimer, "der Spätkeimer und, wenn der Ausdruck gestattet ist, der Nichtkeimer unter den Samen eines Individuums zu gewinnen, wurde mit ganz geringen Ausnahmen, die als Vergleichsmaterial wie bisher im Spätsommer in Erde kamen, das gesamte Saatgut der in Betracht kommenden Individuen von #, zunächst in Petri- schalen auf Sand ausgelegt. F, erwuchs, den vortrefflichen Lebensbedingungen — isolierter Stand bei kräftigen Wirten — entsprechend, durchaus zu schönen, oft mehrfach verzweigten Individuen, die bei sorgsamer Pflege eine derart große Menge von Samen lieferten, daß schon aus rein technischen Gründen eine völlige Unterbringung in entsprechende Gefäße mit Erde nicht in Betracht kommen konnte. Freilich nur in Gruppe I und Il. In Gruppe IlF hingegen machte sich schon während der Entwicklung von F, trotz der günstigen äußeren Be- dingungen eine starke Reduktion in der Zahl der Pflanzen bemerkbar, wozu bei der Ernte noch die Beobachtung kam, daß viele der schönsten Individuen trotz sorgsamer Be- stäubung keine oder bloß minderwertige Samen entwickelt hatten. 396 A. Sperlich, Die Verfolgung der Samenkeimung von F, in den Schalen, die sich vom Winter 1916—1917 bis in. das Frühjahr 1918 erstreckte, lieferte neuerdings den Beweis von der ver- schiedenen inneren Konstitution der einzelnen Gruppen, die schon bisher bald mehr bald weniger zum, Ausdruck gelangt war. Zur Darstellung dieser Keimungsverhältnisse mögen die nun folgenden Tabellen II, III und IV dienen. Jede Tabelle gibt in übersichtlicher Weise die gesamte, bis 1915 durch Autoselektion und 1916 durch meinen Eingriff erhaltene Nachkommenschaft je einer Kapsel des Ausgangsmaterials, d. i. der Freilandernte 1912 wieder, und zwar Tabelle II die Deszendenz einer Kapsel der ersten Ernte (6. Juni 1912) — also von Gruppe I der eben behandelten Tabelle I (p. 390 u. 391), Tabelle III einer Kapsel der zweiten Ernte (13. Juni 1912) — also von Gruppe I — und Tabelle IV einer Kapsel der dritten Kirnte (21, Jun: 1912), — ‚also von: (Grüppe DE DE Nachkommenschaft der vierten . Ernte. (80. : Juni 1912 — Gruppe IV — kommt, da ausgestorben, nicht mehr in Betracht. In gleicher Weise ließe sich aus meinen umfang- reichen Protokollen auch die Gesamtdeszendenz jeder anderen Kapsel der drei Ausgangsernten darstellen. Da sich aber innerhalb der einzelnen Gruppen der Sachverhalt nicht wesentlich ändert, das, was die hier veröffentlichten Zahlen sagen, bei den anderen Kapseln einer Gruppe sich mit belang- losen Varianten nur wiederholte, glaubte ich von der Wieder- gabe aller dieser Tabellen absehen zu können. Zunächst. mogen,. die Daten, ‚die sich, auf; die ‘schon behandelten Generationen F,, F, und F, beziehen, außer Betracht bleiben und bloß die Keimungsverhältnisse von F/,, bei der wir oben unsere Auseinandersetzung unterbrachen, in den drei Tabellen verglichen werden. Zum Verständnisse der Darstellung sei zuvor noch bemerkt: Jede Zeile entspricht einem Individuum, die am Kopfe jeder Zeile stehenden Buch- staben beziehen sich auf die vorhergehenden Generationen fr, F, 7, und erläutern den Stammbaum, die folgenden Zeichen zeigen den Grad der Verzweigung an (kein Zeichen -— UNVeLIZWeieL, X —- ein selleMe pad, v2. 20 zwei Seiten- astpaare usw, X. die Seitenäste sind wieder verzweigt, Fähigkeit der Linienerhaltung. 39% X.. zwei Seitenastpaare zweiter Ordnung usw.), die weiter folgende Bezeichnung 1,2,3...N gibt die Zahl der Nodien mit fruchtbaren Blüten am Hauptstamm an, die folgende Zahl die Zahl der geernteten einwandfreien Samen dieser Hauptstammnodien — Samen aus Seitenastblüten blieben bei diesen Versuchen unbeachtet; von den nach dem Doppelpunkt stehenden, durch Bindestriche getrennten drei Zahlen bedeutet die erste das Prozent der Frühkeimer, die zweite das Prozent ‘der Spätkeimer, die dritte) das Prozent der Nichtkeimer,: d. i. von Samen, :'die imVer- Taufe der Beobachtung bald früher, bald später abstarben.! Beim Vergleiche der Keimungsergebnisse von F, in den drei erhaltenen Gruppen fällt vor allem auf, daß sie sıch ‚, untereinander" sanz wesentlich unterscheiden. Das-ver- schiedene Verhalten der Gruppen, dem wir Jahr für Jahr begegneten, wird jetzt besonders aufdringlich vor allem, weii dank der kräftigen Ausbildung der F,-Individuen, deren Samen- produktion gehoben und damit eine viel breitere Vergleichs- basis geschaffen wurde und weil die Beobachtung in den stets zugänglichen Schalen eine einwandfreie Registrierung der drei Samentypen: Früh-, Spät-, Nichtkeimer gestattete. Wenn wir zunächst bezüglich dieses Punktes die drei Gruppen, jede als Ganzes, betrachten, so sehen wir, daß Gruppe Ill (in Tabelle IV an einem Stammbaume gezeigt) trotz der prächtigen Entwicklung einzelner ihrer F,-Individuen über- haupt keine keimfähigen Samen erzeugt hat. Es sei gleich hier bemerkt, daß die Samen gerade dieser Individuen Dom einer Größe und Gleichmäßiskeit warnen, Wie sie Freher weder ım Freilande noch in meineh Kılturen je gesehen wurden. Sie starben nichtsdestoweniger alle 1 Beispiel: Fiß, XXX.., 6 N, 335 0—66—33 will! besagenx Das Individuum der bezeichneten Abstammung hatte drei Seitenzweigpaare, die ihrerseits bis zu zwei Paaren von Zweigen zweiter Ordnung trugen, ent- wickelte am Hauptstamm sechs Nodien mit fruchtbaren Kapseln, die 33 einwandfreie Samen enthielten. Hiervon keimte im ersten Jahre nach der Reife keiner, später 66%,, und 330/, starben ohne zu keimen ab. Diese Darstellung ist im Bereiche der früheren Generationen (F,, Fs, F3) unmöglich, da in diesen Jahren der Anbau direkt in Erde erfolgte, mithin lediglich das Prozent der Frühkeimer feststellbar war. A. Sperltch, 398 “ ® "008 « "N=I 0/5 001 DD er 056 Funway "NG "Pd 1 BO 2 EB re 082 s BE oz. Sunwpy 'Nz ‘v9 1 HORSE - Berk“ or, Se ee 0 001 MEN ZN "02 > NE Rgg SL DENE A 0 2 NEE « | 0/9 007. 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Die Zunahme von spätkeimenden Samen ist somit nicht anders als die Steigerung in der Pro- duktion überhaupt nicht keimender Samen ein An- zeichen, daß die betreffenden Mutterpflanzen einer Linie angehören, die nicht mehr lebensfähig ist und früher oder später aussterben wird. Mit aller Deutlichkeit geht aus der Verfolgung der seit 1912 durch Selbstbefruchtung gezogenen Linien hervor, daß von einer konstanten Keimkraft in einer Linie als erblichem Merkmale keine Rede sein kann, die ursprünglich gefaßte Meinung somit irrig war. Selbst in Gruppe I, die sich noch heute, da dies niedergeschrieben wird, in kräftigen ver- mehrungsfähigen Linien erhalten hat, traten, wie wir Tabelle II entnehmen, unter der Deszendenz keimkräftiger Individuen in F, deutlich geschwächte Pflanzen auf, was sich in den folgenden Jahren bis heute wiederholt hat. . Der verschiedene Grad der Schwächung innerhalb Gruppe I und Ill äußert sich aber nicht nur durch die verschiedene Keimkraft, beziehungsweise durch die ver- schiedene innere Beschaffenheit des äußerlich einwandfreien, zur Vollreife gelangten Samenmaterials, sondern auch durch weitere Momente: Wir bemerken, daß in Tabelle IV, die einen typischen Vertreter von Gruppe III darstellt, bei F, die Bemerkung »geht ein« und »ohne Samen« viel häufiger vorkommt als in Tabelle IH, die den Typus für Gruppe II zeichnet. Die Bemerkung »geht ein« will besagen, daß zur Zeit der Ernte das betreffende Individuum nicht mehr vor- handen war; »ohne Samen« will heißen, daß die betreffende Pflanze zwar noch prächtig geblüht, aber keine Samen zu- stande gebracht hat. Bedenkt man, daß es sich hier um . Pflanzen handelt, die, wie erinnerlich, unter den denkbar besten äußeren Bedingungen erwuchsen, so wird der Uhnter- schied in der inneren Beschaffenheit der betreffenden Linien besonders deutlich. Wir verfolgen nunmehr die in den Tabellen II, III und IV verzeichneten und entsprechend charakterisierten Individuen von FR, die bisher als Gruppenvertreter miteinander ver- glichen wurden, in ihrer Aszendenz bis zur Freilandernte 1912 406 A. Sperlich, oder eigentlich bis zu den völlig bekannten. Ausgangs- individuen von F, die ihrerseits, in jeder, der Gruppen je einer Kapsel eines nicht näher gekannten Individuums der Freilandpopulation 1912 entstammen. Wir untersuchen, ob sich rücksichtlich der Verteilung von Linien verschiedener Erhaltung! innerhalb der Gesamtdeszendenz einer Freiland- kapsel 1912 und dem Linienausgangspunkte irgendwelche Beziehungen ergeben. Da fällt schon bei Betrachtung der äußeren Form der Tabellen III und IV auf, daß Linien, die sich aus Samen von Seitenachsen der F,-Stammpflanze herleiten, sehr bald zurückgehen und aussterben. F, aus Gruppe III (Tabelle IV) ist im vorliegenden Beispiele durch ein Individuum mit zwei Seitenachsenpaaren vertreten, wobei die eine Seitenachse jedes Paares eine schlechtere Nach- kommenschaft liefert als die andere, das untere Paar jedoch im ganzen eine schlechtere als das obere. Die Deszendenz der ersten Seitenachse des unteren Paares existiert schon in #, nicht mehr. Wir erinnern uns, daß die Entwicklung der Seitenzweige am Hauptstamme von Alectorolophus basi- petal fortschreitet und die Seitenzweige allgemein dem Hauptstamme nachhinken. So ergibt sich schon aus dieser nur oberflächlichen Betrachtung der zwei Stammbäume das- selbe, was sich aus der Betrachtung der Gesamtkultur mit ihren vier Gruppen ergeben hatte: Je später ein Individuum entsteht, desto sehwächer ist seine Deszendenz 00 so früher müssen die ihm entstammenden Linien zu- runde vehen | Ebendasselbe ergibt sich bei der ins einzelne gehenden Verfolgung der Deszendenz des akropetal sich entwickelnden Hauptstammes. Wir wählen hierzu den Hauptstamm von F, in Tabelle III. In 7, erhielten sich durch ‚Autoselektion bei schlechten Ernährungsbedingungen von den 109 Keimlingen aus 11 Nodien nur 6 Pflanzen (A bis F) und zwar, was aus der Tabelle nicht ersehen werden kann, aus der unteren ! Die sich sowohl in der verschiedenen Keimkraft der Samen als auch darin äußert, wie weit die erwachsenden Keimpflanzen lebens- und fort- pflanzungsfähig sind. en Fähigkeit der Linienerhaltung. 407 Hälfte der Achse. In F, ‚entwickelten sich daraus fast alle Keimlinge zu kleinen samenreifen Pflanzen. Die unbedeutende Reduktion betrifft — man beachte die den F,-Nodien ent- sprechende Gruppierung der #,-Individuen aus der Deszendenz von D mit zwei Nodien und von F mit vier Nodien — durchaus die oberen Nodien: von D erhielten sich in F, aus dem unteren Nodium vier Pflanzen, aus dem oberen drei; von F aus dem 1. und 2. Nodium je vier Pflanzen, aus dem 3. Nodium nur drei, aus dem 4. Nodium erhält sich nichts. Noch auffälliger wird die Sache in F, bei Berücksichtigung der Keimkraft der Samen: Frühkeimer finden sich — bei einem Individuum sogar bis zu 87°/, — nur noch bei den Nachkommen von A bis E in größerer Zahl, die Nachkommen- schaft von F enthält nur mehr ein Individuum mit früh- keimenden Samen (12°/,). Dafür lesen wir in der Nach- kommenschaft von F öfter »geht ein«, was bei A, B, (6, D und E niemals vorkommt, ebenso erscheint die Bemerkung »ohne Samen« bei einer größeren Anzahl von Individuen als in der Nachkommenschaft der anderen Stammpflanzen. Einige Einbuße an Übersichtlichkeit erleidet die Dar- stellung durch die Tatsache, daß sich die Deszendenz eines und desselben Nodiums und, wie ich gleich bei- sen will, sosar, eimer.und.. derselben; Kapsel; nicht gleichwertig verhält. So kommt es, daß innerhalb einer Gruppe, die durch den auf F, hinweisenden Buchstaben (A bis F) gekennzeichnet ist, Individuen verschiedener Lebensenergie und Keimkraft nebeneinander stehen. Am auf- fälligsten wird diese Tatsache bei den einer Kapsel der Freilandernte 1912 entstammenden vier 7, -Individuen aus Fruppe.;b. (lLabelle Il), „von, .denen, in. #, aur,; noch, eines (Ind. C) durch vollkräftige Exemplare vertreten ist. Es wiederholt sich somit innerhalb der Nachkommen- schaft des Nodiums oder der Kapsel das, was sich innerhalb der Deszendenz des Individuums, bezie- hungsweise der Individuengruppe gleichzeitiger Frei- landernte abspielt: ein beständiges Auftreten von Individuen, die eine bestimmte Schwächung erfahren, welche die weitere Nachkommenschaft früher ‚oder 408 A. Sperlich, später (je mach’dem Grade der Schwachune) dem sicheren Untergange entgegenführt. Während aber der Entstehungszeitpunkt für die Mutterpflanze und für die einzelne Kapsel an "der Stammpflanze mit Sicherheit” als Faktor erkannt werden konnte, der für die Erhaltung der Deszendenz in der Zukunft ausschlaggebend ist, entzieht sich der innerhalb einer Kapsei wirksame Zusammenhang zunächst der Beurteilung vollkommen und wir werden in einem späteren Abschnitte erfahren, nach welcher Richtung ein solcher Zusammenhang gesucht werden könnte. Wir erinnern uns, daß Vorversuche, von denen einleitend gesprochen wurde, die durch mehrjährige Reinzucht von Linien gewonnene Erkenntnis vom Zusammenhange der Keimkraft der Samen — als eines 'Ausdruckes der Lebens- energie des Individuums — mit dem Orte, beziehungsweise dem Zeitpunkte seiner Entstehung nicht gebracht haben. Warum sie diese Erkenntnis unmöglich schaffen konnten, sei noch kurz erörtert. Es ist Tatsache, daß die in der Herab- setzung der: Keimkraft sich äußernde Schwächung einer Pflanze nicht mit morphologisch erkennbaren Anzeichen der Schwächung parallel läuft. Im Gegenteil. Wie 7, in Tabelle IT und IV zeigt, können Individuen, die soweit geschwächt sind, daß sie keine lebensfähige Nachkommenschaft mehr zu erzeugen vermögen, Unter günstigen äußeren Bedm gungen geradezu luxurierend wachsen, ja selbst Samen zur Reife bringen, die das gewöhnliche Maß überschreiten. Eine Freilandpopulation besteht nun den Bedingungen entsprechend, die den einzeinen Pflanzen zukommen und die auf kleinstem Raume gerade rücksichtiich der Ernährung für den Parasiten sehr verschieden sein können, aus Individuen verschiedenster Lebensenergie oder, wie man sich allgemein ausdrückt, ver- schiedenster innerer Konstitution. Zwei äußerlich gleich gut entwickelte Individuen müssen durchaus nicht gleicher Kon- stitution sein, sind es auch meist nicht. Darum ist es reiner Zufall, ’ wie die Vergleichswerte "bei der Prüfung "eines be- stimmten Faktors ausfallen. Die Keimkraft eines vollkräftigen Individuums ist noch in den Seitenachsen eine: hohe, ein ‘äußerlich gleichwertiges, seiner Abstammung. nach jedoch Fähigkeit der Linienerhaltung. 40% geschwächtes Individuum desselben Standortes zeigt ‚schon in unteren Nodien der Hauptachse sehr ‚bescheidene 'Keim- ‚prozente. ub Die Frage nach der Ursache der großen individueilen Verschiedenheit des Alectorolophus und seiner Samen: hatte ‚diese Untersuchung veranlaßt; wir. suchten sie ursprünglich in der Vermischung von Typen, die eine bestimmte, erblich konstante’ Keimkraft besitzen, deren: Isolierung eine, durch Jahre durchgeführte Reinzucht bringen sollte. Die ‚Ergebnisse haben zwar diese Annahme nicht bestätigt, der eingeschlagene Weg führte aber, wenn auch ‘nach, einer ganz anderen Richtung, doch zur Beantwortung: der Frage. 2. Die Wirkung der Einschränkung in der Samenproduktion auf die Keimkraft der Samen und auf die Erhaltung der daraus erwachsenden Linien. Eine Einschränkung in der Samenproduktion. kann aus inneren Ursachen: erfolgen oder’ durch äußere Umstände erzwüngen sein. «Unmittelbar ‚ist an Individuen im Freilande diese Unterscheidung ausgeschlossen. Anders: bei den Pflanzen unserer ‘ Versuche. Hier :sehen wir aus ‚den Tabellen ...des vorangehenden Abschnittes ganz klar, wie die Herabsetzung in der Samenproduktion, sei ses durch Unfruchtbarkeit von Nodien äußerlich "schöner Pflanzen, sei es durch Herab- setzung des ındıvıduellen : Maßes, nicht ‚anders als. die Reduktion der Keimkraft entwickeiter Samen Anzeichen ‚ver-, schiedener Grade von Schwächung des Individuums oder der betreffenden Linie sind. Ein »geschwächtes Individuum: wird, wie nach dem Vorhergehenden nicht anders erwartet werden kann, wenn es überhaupt noch keimfähige Samen produziert, unter diesen ein sehr niederes Keimprozent aufweisen. Etwas ganz anderes hingegen ist es, wenn Angehörige vollkräftiger Linien, wie. solche „innerhalb: der Gruppe. |. unserer. ‚Kultur zweifellos vorliegen, durch gewisse Eingriffe daran verhindert werden, die ihnen überhaupt mögliche Samenzaht’t zu ’ ira, 2 Durchschnittlich. .ibringt eine Kapsel zehn- Samen ‚zur ‚Entwicklung, Daraus ergibt sich für eine unverzweigte- Pflanze mittlerer. -Größe, mit, etwa, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 29 410 A. Sperlich, erzeugen. Dies kann erreicht werden durch Herabsetzung des allgemeinen individuellen Maßes bei schlechter Ernährung, durch Entfernung von Blüten oder durch mangelhafte Be- stäubung, wie sie beispielsweise als Folge von Autogamie die Regel ist. Den ersten der eben genannten Eingriffe erlitt, wie: erinnerlich, die Gesamtkultur in #,, etwas weniger weitgehend in #, (vgl. Tabelle I auf p. 390 u. 391). Der Erfolg war ein ganz unerwarteter. Die kleinen Exemplare ailer vier Gruppen in F, und die etwas stärkeren Individuen der ersten drei Gruppen in f/, wiesen ein Keimprozent auf, wie es bei Sammlung im Freilande überhaupt niemals erreichbar wäre. Individuen mit volier erstjähriger Keimung, eine in freier Natur noch nie beobachtete Erscheinung, traten sehr häufig auf und konnten mich dadurch zunächst bei der Meinung erhalten, auf dem Wege zur Reinzucht einer vollkeimenden Rasse zu sein. Heute können wir auf Grund der Erkenntnis, die im vorhergehenden Abschnitte dargelegt wurde, sagen, daß die verblüffende Erhöhung des Keimprozentes in sämt- lichen Gruppen nicht nur eine Folge der alles Schwächliche ausmerzenden Autoselektion, sondern auch die Folge der Reduktion des individuellen Maßes und damit der Samenproduktion war. Wir können weiter sagen, daß manche Linie, insbesondere aus der Nachkommenschaft der späten Ernten des Jahres 1912 sich überhaupt nur deshalb etwas länger halten konnte, weil durch die Autoselektion nur das Beste der Generation am Leben blieb und dies in erzwungen bescheidenen Grenzen. Die Gegenprobe boten die Verhältnisse, unter denen #, im Jahre.1916 erwuchs. Die Erweiterung des individuellen Maßes bis zu mehrfacher Verzweigung hatte, wie die Tabellen II, II und IV zeigen, zehn fruchtbaren Nodien schon eine Produktion von 200 Samen; bis weit über tausend steigt die Zahl bei reichverzweigten Individuen. Am Stand- orte der Freilandstammpflanzen meiner Versuche sind Exemplare mit fünf Seitenachsenpaaren nicht selten. Sie stehen an Büschen von Ononis foelens All. (Form O. austriaca Beck.) auf nassem Boden und unterscheiden sich in der Tracht ‘ganz wesentlich von den meist wenig verzweigten Genossen der angrenzenden trockenen Wiese. a a 9 U 2 Aue a N Fähigkeit der Linienerhaltung. 411 sofort eine Reduktion der Keimkraft und, wie ich hinzu- fügen will, eine Herabsetzung der individuellen Lebens- energie der diesen Samen erwachsenden F,-Generation (1917) zur Folge. Selbst bei Gruppe I (vgl. Tabelle II), die, der frühesten Ernte 1912 entstammend, die kräftigsten Linien Erenalt, mehrt ‚siehisieicıf, die Zahl der geschwächten Individuen, Vollkeimung tritt ausschließlich bei unverzweigten Beepen aut (wel. Tabelle II, F, von Ind C: Can, und #,). Die weiteren Eingriffe, die zur Verminderung der Samen- produktion des Individuums führen sollten, wurden aus- schließlich an F,-Pflanzen der kräftigen Gruppe I im Jahre 1917 durchgeführt und hatten kein anderes Ergebnis. Die im Winter 1917— 1918 und bis Mai 19138 geprüfte Keimung erreichte ihr höchstes Maß dort, wo während der Vegetations- periode die Zahl der Blüten oder die Bestäubung reduziert worden war. Mit Rücksicht auf den im vorhergehenden Abschnitte festgestellten Zusammenhang zwischen der Keimkraft des Samens, beziehungsweise der Lebensdauer der daraus er- wachsenden Nachkommenschaft und dem Zeitpunkte seiner Entstehung, der am Individuum durch den Rang des Nodiums gekennzeichnet ist, sind Versuche von Interesse, wodurch eine Verschiebung des gewöhnlichen Verhältnisses erzielt wurde. Solche Versuche können nur mit Pflanzen annähernd ‚gleicher innerer Verfassung, wie sie mir in der durch 5 Jahre geprüften reinen Nachkommenschaft vorlagen, eindeutig aus- fallen. Entfernt man bei dem einen von zwei annähernd gleichwertigen, größeren Individuen die Blüten an den Nodien der unteren Hälfte, läßt sie unbestäubt verwelken oder reduziert man ihre Bestäubung, so wird das ,Keimprozent der ‘oberen Nodien, selbst des letzten, das sich gewöhnlich durch zurückbleibende Kapseln kennzeichnet, deutlich, hin und wieder sogar bis zur Vollkeimung erhöht, während die unbeeinflußten Pflanzen das bekannte umgekehrte Verhalten zeigen: unten Vollkeimung oder befriedigende Keimung, oben kleines Keimprozent oder keine Keimung. Ein Beispiel, das sich auf die Umkehrung des von früher her: bekannten .Ver- 412 A. Sperlich, hältnisses zwischen: der Hauptachse und den Seiten- achsen bezieht, sei hier angeführt. Es handelt sich wieder um zwei Individuen aus GruppeT (Nachkommenschaft der frühesten Freilandernte im Jahre 912). Ind. Nr. 13 (1917). | Ind. Nr. 7t (1917). Jedes mit einem Seitenzweigpaare, 13 zeigt den Ansatz zu (einem zweiten Paare, das sich jedoch nicht weiterentwickelt; am Hauptstanam beide zehn blühende Nodien.. Erste Blüte bei 13 am 8. Juni, bei 71 am 7. Juni1 Blüten der Hauptachse mit Aus- Blüten. der Hauptachse normal bestäubt. nahme der Blüten des sechsten Nodiums nieht bestäubt. ‚Keimung (geprüft in der Keimperiode 1917-1918: Hauptsproß: or DD sm 18 Eon nt w ham bestäubt 10. » unfruchtbar | nicht bestäubt \ ) SeitenachsesA je >425..5 unfrucehtbar s. { 2 ? A, | Svrslöhen ER k Se DE d r 9 B ö) en | nicht A r Bi 33 | entwickelt‘ h : 1, Die verhältnismäßig späte Blühreife erklärt ‚sich, aus, den unge- wöhnlichen klimatischen Verhältnissen des Frühlings 1917. Der lange Nach- winter 'gestattete das Erscheinen der meisten Keimpflänzchen ‚über ‘dem Boden: erst mit Mitte April. Am Freilandsstandorte ‚beobachtete ich .den. ersten Keimling ‘am 24. März. | a N Art 2 er > Fähigkeit der Linienerhaltung. 413 Seitenachse RB: 1. Nod. 2,2 | unfruchtbar 3...» | unfruchtbar er ee erde, “ R \ nicht h > 5 ; f entwickelt i i Summe. „82: 74 (909/,) | 69 .::54 (909/,) Die. Keimkraft der Samen ist bei beiden Pflanzen die- selbe, ebwohl die Samen von 13 größtenteils der Haupt- achse, die Samen von 71 erößtenteils den Seitenzweigen entstammen. Die Wirkung :der fruchtbaren und besonders in den mittleren Nodien sehr ertragreichen Kapseln des Haupt- stammes von 13. auf seine Seitenachsen wird durch den Vergleich mit der Entwicklung und Leistung der Seiten- achsen von 71. sehr augenfällig. Freilich erreicht 71, absolut genommen, nicht die Samen- = yon, 1>, Und in dieser Beziehung sind, wie,;ich _ bei vollkräftigen Individuen deutlich feststellen konnte, die Nodien verschiedenen Ranges. nie ganz gleichwertig. Dies gilt nicht nur für die Seitenachsen gegenüber der Hauptachse, sondern Sek jur die. einzelnen Nodien „jeder, Achse. ‚In. \demRegel liefern bei äußerlich gleicher und entwickilungsgemäß fort- schreitender Bestäubung das erste. Nodium oder die ersten zwei und die obersten Nodien niemals den Samenreichtum der mittleren, was auch an .13 deutlich bemerkbar ist. Es hängt dies jedenfalls damit zusammen, daß schon die Blüten nicht gleichwertig sind. Äußerlich drückt sich dies häufig durch die reduzierte Gestalt und durch die relativ geringere Pollenmenge aus. Die ersten und letzten Blüten der Achse sind zudem nicht selten entwicklungsunfähig und verharren auf dem Stadium einer sich weiter nicht vergrößernden, etwa stecknadelkopfgroßen. Axillarknospe.! Inwieweit diese 1 Wird. auch diese nicht ausgebildet, so treten bei verzweigten Individuen an der Hauptachse die ‚sogenannten Interkalarblätter in Er- scheinung, :d. h. Blätter ohne Achselblüte, die zwischen der obersten Ver- zweigung und dem terminalen Blütenstande liegen. 2. ANlSiplenköch; Ungleichwertigkeit, die zweifellos mit der Änderung der inneren Konstitution während des Individuallebens! zusammen- hängt, sich durch äußere Eingriffe beeinflussen läßt, müßte zum Gegenstande einer eigenen Untersuchung gemacht werden. Soviel ich an meinem Material nebenbei bemerken konnte, spielt das Licht bei den untersten Nodien eine wesentliche Rolle.” | Von diesem Unterschiede, dessen völlige Aufklärung wir uns zunächst versagen müssen, abgesehen, zeigen alle durch- geführten Versuche eindeutig denselben Zusammenhang. Bei nicht völlig (bis zur U.fruchtbarkeit) geschwächten Individuen hat eine Reduktion der Samenerzeugung — gleichviel, auf welche Weise erreicht — eine Erhöhung der Keimkraft zur Folge. Diese kann bei vollkräftigen Individuen bis zur Voll- keimung gesteigert werden. Jedem Individuum kommt somit nur ein bestimmtes Maß7- keimfaniger Samen: zu; werden über dieses Maß hinaus Samen erzeugt, so keimen sie spät oder sar nicht. Hierbei spielt der Rang der Kapsel, wie wit eben. sahen, 'eıst in Zweiter Linie eine Role. Wenmursas gewöhnlich Nachkommen aus höheren Nodien oder von Seitenachsen sowohl hinsichtlich der Keimkraft als auch hin- sichtlich der individuellen und phyletischen Lebensdauer zurück- stehen, so hängt dies damit zusammen, daß bei entwicklungs- gemäßer Bestäubung und Befruchtung der Blüten das gegebene Maß sich in den ersten Früchten erschöpft. Es geht weiter nervor, dab erstjährise Vollkeimung immer nur a) Individüen/zu erwarten ist, die 1. selbst einer frühen Ernte "entstammen" und. deren Aszendenz Jahmeaı Jahr aus frühen Noödien erwuchs, die aber uberare "2.ein bestimmtes Maß in ihrer Individualentwicklung DI emp Alpen seltene 1 Bei der praktischen Samenwahl der Kulturpflanzen wird die Mitte des Fruchtstandes (Kolben, Ähre) schon längst bevorzugt. 2 Über den Einfluß des Lichtes auf die Keimung der Samen aüs diesen Nodien später. 3 Über einen Fall allgemein erhöhter Keimkraft bei sonst vorwiegend sterilen Pflanzen von Veronica anagallis berichtet schon Kinzel (Licht- keimung, Ber. d. D. B. G. 27, 1909, p. 537), ohne darauf näher einzugehen. Fähigkeit der Linienerhaltung. 415 Wie erinnerlich, hatte ich durch Vorversuche ermitteln wollen, ob die Entfernung von Kapseln eine Erhöhung der Keimkraft der verbleibenden Samen zur Folge hat. Die betreffenden Versuche konnten, abgesehen von der damals noch mangelnden Einsicht in die verschiedene innere Be- schaffenheit der Einzelindividuen, schon deshalb zu keinem befriedigenden Resultate führen, weil der Eingriff zu einem Zeitpunkt erfolgte, da er nicht mehr wirksam ist. Die Ent- fernung schwellender Kapseln hat auf die Keimkraft ersverbleibenden Samen .ganskeinen Einfluß: Damit steht fest, daß die bedeutenden stofflichen Vorgänge beim Wachstum und bei der Reife des Samens von einem genauer nicht feststehenden Zeitpunkte nach der Befruchtung an für den Grad der Keimfähigkeit nicht ausschlaggebend sind, Alasischüucksalides Samensl sich vielmehr spätestens bei der Befruchtung selbst oder etwas nachher ent- scheidet. 3. Die Deszendenz spät keimender Samen. Bisher haben wir uns bei allen Versuchen ausschließlich mit Individuen beschäftigt, die erstjährig keimenden Samen erwachsen waren. Wir erkannten aus der vergleichenden Betrachtung, dei. Keimergebnisse. vön.#, in..den Tabellen. II bis IV (p. 398 bis 405), daß der Keimverzug, das ist bei unserer Pflanze mit ihrer festen unabänderlichen Keimperiode die Keimung im zweiten oder erst im dritten Jahre nach erlangter Reife, nicht anders als die Keimunfähigkeit ein Zeichen der Schwächung des Samenträgers oder seiner Aszendenz ist. Ist dies richtig, so kann ein Spätkeimer und dessen Deszendenz niemals Keimverhältnisse eines Frühkeimers aufweisen, muß vielmehr schon selbst oder aber sicher in seiner nächsten Nachkommenschaft zugrunde gehen. Schon anläßlich der Besprechung der eben herangezogenen Tabellen machte ich ‚auf die Tatsache aufmerksam, daß zweijährig keimende Samen größtenteils Keimlinge liefern, die sehr bald nach der Keimung absterben und nur selten überhaupt ans Tageslicht ‚gelangen. Zudem ist bei länger ruhenden Samen der Keimungs- +16 A. Sperlich, vorgang selbst "häufig ein ganz: abnormaler: statt‘ des: Würzelchens durchbrechen zunächst die Kotyledonen nach völliger Erschöpfung des Nährgewebes die Hülle, die Streckung bleibt auf den Hypokotyl beschränkt, die Hauptwurzel stirbt gleich ab. Vereinzelt können indes auch Spätkeimer noch prächtig gedeihen und es bei günstigen äußeren Bedingungen zu stattlichen Pflanzen mit reicher Samenproduktion bringen. Das Keimprozent dieser Samen ist aber ‘dann stets‘ ein klägliches, die Nachkommenschaft nicht lebenskräftig. Solche Spätkeimer mit luxurierender. Individualentwicklung zeigen aufs deutlichste die schon früher betonte Tatsache, daß sich die phyletische Schwächung im Individuum selbst durchaus nicht zu ‘offenbaren braucht, vielmehr alle jene Teifprozesse- im Plasma, die der vegetativen Sphäre angehören, noch recht kräftig und unbehelligt an der Arbeit sein können. Und darimsliegtüdie ’Hauptursache- für vdie ıverwortenen Keimvierhältnisse einer. Rohernte in freier Natur Es seien zur Erläuterung zwei Stammbäume von Spät- keimern beigefügt. Vier Kapseln der 3. Freilandernte 1912 «21. Juni): 30. Samen.! Hieraus im Frühjahr, 1913: 2 Keimlinge, —- gehen ein, > > >» 1914: 3 » — daraus entwickeln sich bei günstigen äußeren Bedingungen zwei schöne Pflanzen mit je einem Seitenzweigpaare; die Hauptachse mit zehn blühenden Nodien. Ind: Nr? XV@’ (4914) Ind. Nr. XV» liefert. 37 Samen aus 7 'Nodien. | liefert 34 Samen aus 9 Nodien. Seitenachsen ohne Samen. Keimung- 1915: ,: 3% :-24 34:17 Es entwickeln sich 11 Pflanzen, ’ Pflanzen. Gesamternte: 59 Samen ‘ Samen | | hiervon 10 samenliefernd. | 1 samenliefernd. Keimung 1916: 59:02 1 Die Kapseln stammen von der unteren Hälfte eines Hauptsprosses, Die schlechte Keimung der Samen und die Beschaffenheit der Nachkommen- schaft zeigt an, wie geschwächt das Individuum des Freilandes trotz seiner äußerlich guten Entwicklung schon war. 2 Wenn von den Samen des Jahres 1914 nicht einzelne noch lebensfähige Spätkeimer waren, was nicht untersucht wurde, so sind die Linien ausgestorben. Von den Samen des Jahres 1915 starben die meisten im ersten Jahre, der Rest im zweiten Jahre nach der Reife, und zwar stets vor der Keimung ab. Fähigkeit der Linienerhaltung. +17 B. Aus der Nachkommenschaft des 10. Nodiums einer kräftigen Freiland- pflanze 1913 mit drei Seitenzweigpaaren, dessen Samenkeimung 1914 noch keine Schwächung verriet. Ernte: 4. Juli. F, (1915) Ind. Nr. 278 (am Hauptstamme zehn blühende Nodien, zwei Seitenzweigpaare) liefert 48 Samen aus fünf Nodien; die obere Hälfte des Hauptsprosses und die Seitenachsen erzeugen keine Samen. Keimung 1916 (erstjährige Keimung): 1.N: 1:0; 2.N: 15:4: 3.N: 13:0; 4.N: 19:5. Kein Keimling’ erreicht die Samenreife. Keimune 1917 (zweitjährige Keimung): 1. N: 0, 2. N: 15:1, 3.N: 13:3; 4.N: 19:3. Daraus entwickeln sich‘ vier Pflanzen, “hiervon erreichen die Samenreife: Ind. Nr. 441 und Ind. Nr. 444, am Hauptsproß sechs blühende | zwergiges, unverzweigtes Exemplar, - Nodien, zwei reich blühende Seiten- mit drei blühenden Nodien. % zweigpaare. Ernte: vom Hauptsproß 75 Samen, 14 Samen ..von.den ‚Seitenachsen S4 » Keimung 1918 15:36, 84:0 | 14 : 14 Sämtliche Keimpflanzen gehen ein. Aus den vorstehenden Zusammenstellungen geht die geringe Erhaltungsmöglichkeit von Spätkeimern und deren Nachkommen hervor; sie zeigen überdies, wie in vereinzelten Fällen (Ind. Nr. XVa und 5, Ind. Nr. 441) innerhalb der Grenzen des Individuums noch eine kräftige Lebens- entfaltung, allerdings nur bei optimalen äußeren Bedingungen, möglich ist, gleichsam ein letztes Aufflackern vor dem sicheren Untergange der Linie. | Durch günstige äußere Bedingungen, insbesondere durch kräftige Ernährung, läßt sich, wie wir eben sahen, bei ein- zelnen Exemplaren aus einer im ganzen geschwächten Linie noch eine schöne Individualentwiceklung erzielen, eine Er- höhung der Erhaltungsfähigkeit indessen über das individuelle Maß hinaus ist hierdurch nicht oder mindestens nicht sehr weitgehend möglich. Es lag die Frage nahe, ob dies erreicht werden könnte, wenn derart kräftig entwickelte Spätkeimer 418 AıSpdrlich;, mit dem Pollen vollwertiger Frühkeimer belegt würden. Da, wie wir aus dem vorhergehenden Abschnitte wissen, die Entscheidung über Keimkraft und weitere Schicksale eines Samens spätestens bei der Befruchtung oder nur etwas später, jedenfalls aber vor der sichtlichen Schwellung des Fruchtknotens fällt, sollte hierdurch festgestellt werden, ob die Befruchtung selbst an der durch die Aszendenz gegebenen Konstitution des Individuums noch etwas zu ändern imstande ist oder nicht. Dasselbe Ziel wäre in negativer Richtung durch Bestäubung eines vollwertisen Frühkeimers mit dem Staube eines Spätkeimers denkbar. Nun hat aber die Aus- führung entsprechender Versuche auf breiter Basis die Schwierigkeit, daß gleichzeitig eine größere Anzahl von Spät- keimern annähernd gleich guter Entwicklung niemals zur Verfügung steht. Solche Pflanzen sind eben, wie aus dem früheren hervorgeht, in der Gesamtkultur eines Jahres ver- einzelte Erscheinungen. Die betreffenden Versuche mußten daher zur Gewinnung von Vergleichswerten derart durch- geführt werden, daß von den Blüten eines Spätikeimers die Hälfte mit Poilen eines bestimmten kräftigen Frühkeimers, die andere Hälfte mit eigenem Pollen belegt wurde. Völlig einwandfrei sind diese Versuche mit ‚Rücksicht auf die bekannte Ungleichwertigkeit von Kapseln verschiedenen Ranges freilich nicht. Das Ergebnis sowohl dieser Kreuzungen. als auch der Umkehrung, deren Ausführung im: Materiale keine Grenzen gezogen sind, war durchaus eindeutig: soweit bisher festgestellt werden konnte, ändert der Pollen einer Pflanze von anderer innerer Verfassung an der Keimkraft eines "Individuums nichts, weder im positiven noch im negativen Sinmese Das folgende Beispiel, das sich auf das schon oben herangezogene Ind. Nr. 441 (1917) bezieht, wirkt deshalb besonders überzeugend, weil die Blüten der im allgemeinen bevorzugten unteren Nodien mit dem Pollen eines Früh- 1 Mit Rücksicht auf die Bedeutung dieser Frage, auf die ich im theoretischen Teile noch zurückkommen werde, sind jedoch erneute Versuche mit einer größeren Zahl von Spätkeimern unbedingt notwendig. Fähigkeit der Linienerhaltung. 419 keimers, die Blüten der allgemein benachteiligten oberen Nodien mit eigenem Pollen belegt wurden und trotzdem an Keimkraft die unteren übertrafen. Mit Pollen des Frühkeimers am 10. Juni bestäubte Blüten: 2.Nod. (1 Blüte) Ernte 12 Samen, Keimung 1918: 1 3.532> SfloBlöte) » 11 » » >» 2 Mit eigenemPollen seta ubte,Dlüten: 4 » ‚(2 Blüten) > 13 » > RN, a2, (A blüten) > 14 >» » ak Br m "(2 Blüten)‘ >. 16 » » ee) 7.0» “dl Blüte) » 9 » » „102447 Summe: 75 Samen, Keimung 1918: 36 Die Keimlingee entwickelten sich bekanntlich durchwees schlecht. S fo) \Wenn man beachtet, daß die Samenernte der unteren Nodien, wovon jedes nur eine Blüte zur Entwicklung brachte, sich nahezu auf der Höhe der oberen Nodien mit je zwei Blüten hält, so ist ohneweiters klar, daß der Pollen des gewählten Frühkeimers sehr wirksam war, es demnach an der Bestäubung selbst gewiß nicht gefehlt hat. | Es sei schließlich noch die Frage kurz erörtert, ob es Samen gibt, die freiwillig erst im dritten Jahre nach der Reife keimen. Daß die Samen von Alectorolophus noch im dritten Jahre nach der Reife ihre Keimkraft bewahren, ist bekannt; fraglich erscheint es aber, ob seit der Reife kon- tinuierlich unter normalen Keimungsbedingungen gehaltene Samen erst nach einer freiwilligen Ruhe von über zwei Jahren sich innerhalb der feststehenden Periode zur Keimung anschicken und ob Keimlinge aus solchen Samen noch lebensfähig sind. Obwohl ich die erste Frage nicht rundweg verneinen möchte, so kann ich doch sagen, daß mir unter den vielen tausend Samen kaum ein Same mit einer frei- willigen Ruhe von über zwei Jahren untergekommen ist. Perpanı ‚em Same, der noch "im. zweiten Jahre "nach: der Reife lebt auch das zweite Frühjahr, so stirbt er spätestens im Sommer oder im Herbste ab. Ausgeschlossen jedoch scheint mir nach aller Erfahrung mit Spätkeimern die Lebens- 1 Vgl. Heinricher, Die grünen Halbschmarotzer II. p. 413 und 414. 420 A. Sperlich, oder gar Fortpflanzungsfähigkeit von Individuen, die solchen Samen noch erwachsen sollten. Anders verhält sich die Sache bei Samen. die eine Zeit lang gezwungen ruhten. Erfolgt der Anbau beispielsweise nicht ım ‚Jahre der Reife, sondern erst im nächsten Jahre zu einer Zeit, da die erste Keimperiode schon abgelaufen ist, so ıst es begreiflicherweise möglich, daß Spätkeimer erst im dritten Jahre nach der Reife erscheinen. Erfolgt aber der Anbau erst nach Ablauf von zwei Keimperioden, so können auch die Frühkeimer. nicht eher: als im dritten Jahre nach der Reife erwartet werden. Die,.Keimfähiskeit der Samen. hält sich. auch bei erzwungener Ruhe, wie sie sich durch trockene Aufbewahrung ergibt, nicht gleich lange; es kommt vielmehr auch in dieser Hinsicht darauf an, in welcher Verfassung sich das samen- tragende Individuum befand. Je geschwächter dieses, um so kurzlebiger im allgemeinen seine Samen. Die folgenden Beispiele zeigen das Schicksal von Samenproben der Ernte 1915, die von Individuen bekannter innerer Verfassung stammen und zur Prüfung ‘der Erhaltung der Keimkraft bei erzwungener Ruhe erst nach Äblauf von zwei Keimperioden (d 191/16 und" 1916/17) Dams23ub Mar! IE TH I angeDaRE wurden. 4.-Von keimkräftisen Individuen: Im Keimbett Keimlinge in | a ' Gleich bei der En NS Ind, Nr;; vor der der Keim- it Samen . Quellung als Bu | f' (1915) | ee Keimung periode | Br abgestorben 1917 — 1918 | | | 3 T Ö | | | 262 7 v) 3 | 4 | I | | >51 16 | 255 6 0) 1 | 5 | i | | h | | h % | Fähigkeit der Linienerhaltung. 42] B. Von geschwächten Individuen: Ce Be Im Keimbett Keimlinge AT. ) rn! r 13 - Ing Nr. | Samen ' Quellung als YOR de E Meinen det (1915) | een Keimung Keimperiode | ERS DIT ‚ .abgestorben 1917 — 1918 | | 2524 | 1 5 Ö 2920 14 7 T Ö | | Es ist ohneweiters verständlich, daß bei dieser Sachlage Angaben in. der Literatur möglich sind, die besagen, daß die Samen von “Alectorolophus ein längeres Trockenliegen nicht vertragen. Bekommt ‚der. Experimentator zufällig in freier Natur größtenteils Individuen von der Verfassung der Gruppe B in. die Hände, so ist diese Beurteilung unvermeidlich. ! 4. Die Ungleichwertigkeit der Samen einer Kapsel: oder eines Nodiums. Herabsetzung der Samenkeimkraft, die sich durch Keim- verzug und Keimungsunfähigkeit äußert, lernten wir im Vor- hergehenden als Grade der Schwächung eines Individuums kennen, das dessenungeachtet, rein äußerlich betrachtet, noch die volle Entfaltungsmöglichkeit seiner vitalen Potenzen be- sitzen Kann, wie sie Sich vorzüglich durch ein auf kräftiger Ernährung beruhendes Wachstum, durch Produktion zahl- reicher Blüten und von reservestoffreichen Samen offenbaren. Erst in der Nachkommenschaft solcher Individuen gesellt sich bald bei den Kindern, bald bei Enkeln oder noch später eine offenkundige Herabsetzung der individuellen Entwicklungs- möglichkeit hinzu, die entweder durch das Absterben nach der Keimung und in der rein vegetativen Periode oder durch die mangelhafte Entwicklung der Makro- und Mikrosporen 1°So beispielsweise bei M. L. Gautier, Sur le -parasitisme du Melampyrum pratense (Revue 'generale de Botanique, 20, 1908); bezüglich _ Rhinanthus richtiggestellt (durch Heinricher: (Die ‘grünen Halbschmärötzer 28 2 ish | ug 422 A. Sperlich, oder aber durch ein allgemeines Zurückbleiben in allen Maßen trotz günstiger äußerer Bedingungen, also durch -ausge- sprochenen Nanismus, in Erscheinung tritt. Die Ausprägung der genannten Schwächungsgrade ist abhängig vom Zeit- punkte der Entstehung des Individuums und seiner Vor- fahren oder, was auf dasselbe hinausläuft, von der Rang- ordnung der betreffenden samenliefernden Fruchtkapseln. Die Ausprägung und deren Abhängigkeit wird um so auf- fälliger, je mehr die Fähigkeit der Erzeugung lebens- kräftiger Linien — hierfür wähle ich den Ausdruck phyletische Potenz — hinter der Entwicklungsfähigkeit des Individuums, den im Rahmen des Einzellebens sich offenbarenden Potenzen, zurückbleibt oder je weiter die Differenz zwischen innerer Verfassung und äußeren Maßen klafft. Während sich die Abhängigkeit der phyletischen Potenz bestimmter Individuen von dem Zeitpunkte ihrer Ent- stehung mit aller Gewißheit aus den kultivierten reinen Linien ableiten ließ, stößt, wie schon einmal hervorgehoben (p. 407 u. 408), die Tatsache, daß sich die einzelnen Samen einer und derselben Kapsel oder deren Nachkommen verschieden verhalten, daß unter Umständen einzelne Samen eines älteren Nodiums sich minderwertiger zeigen als Samen eines jüngeren, zunächst auf Erklärungsschwierigkeiten. Auch diese Unter- schiede werden um so -auffälliger, je ‘weiter die innere Schwächung des Individuums gediehen; sie treten bei stark geschwächten schon bei der Keimung ihrer Samen, .bei weniger geschwächten erst in deren unmittelbarer oder späterer Nachkommenschaft in Erscheinung. So wurde beispielsweise (siehe Tabelle Il auf p. 398 u. 399) der Unterschied zwischen den vier F,-Individuen, die derselben Kapsel der ersten Freiland- ernte 1912 erwuchsen,, erst in F, recht auffallig, nachdem sich. allerdings ' schon ın "7, Anzeichen, ven "Diiferenzen bemerkbar gemacht hatten. Es seien im folgenden zunächst zur Vervollständigung des Bildes Fälle, bei denen die ver- schiedene innere Verfassung der Samen einer Kapsel schon bei. diesen selbst und ein Fall, bei dem sie an der weiteren Entwicklung der Keimlinge zum Ausdruck kommt, vorgeführt. ERROR" A u, Du Fähigkeit der Linienerhaltung. +23 Keimungsbeginn der Samen eines Individuums aus kräftiger Linie (nach wöchentlicher Beobachtung in der Keimperiode 1917/18). Ind. Nr. 285 (1917), unverzweigt, mit neun blühenden Nodien, 1. Blüte am 8. Juni, Selbstbestäubung entwicklungsgemäß. 1. Nod. (1 Blüte) 3 Samen;! es keimen am 11. Jänner: 1, am 18. Jänner: I, zusammen 2 2. Nod. (2 Blüten) 10 Samen; es keimen am:'®81. Dezember: 2, am 11. Jänner: 5, am 18. Jänner: 2, > 9 3. Nod. (2 Blüten) 11 Samen; es keimen am #18. Dezember: 1, 'am. 11: Jänner: 5, am ‘18. Jänner: 4, » 10 4. Nod. (2 Blüten) 12 Samen; es keimen am 31. Dezember: 3, am 11. Jänner: 7, am 18. Jänner: 1, am 25. Jänner: 1, > 12 5. Nod. (2 Blüten) 9 Samen; es keimen am .&4..Dezember: 2,. am; 11. Jänner: 7, > 9 6. Nod. (1 Blüte) 3 Samen; es keimen am'8i1: Dezember: f, am 11. Jänner:: 2, > 3 7. bis 9. Nod. die Blüten sind unfruchtbar. Von 48 Samen keimten 45 Keimungsbeginn der Samen eines Individuums aus einer geschwächten Seitenlinie.? Ind. Nr. 134 (1917), unverzweigt, mit sieben blühenden Nodien, 1. Blüte am 12. Juni, Selbstbestäubung entwicklungsgemäß. 1. Nod. (1 Blüte) Pollen unwirksam 2. Nod. (1 Blüte) 2 Samen; es keimen am 11. Jänner: 1, am 25. Jänner: 1, zusammen 2 3. Nod. (1 Blüte) 4 Samen; es keimen am 31. Dezember: 2, am 25. Jänner: 1, am 1. Februar: 1, > 4 4. Nod. (1 Blüte) 3 Samen; es keimen am 25. Jänner: I, am 1. Februar: 1, am 10. März: 1, > 3 5. Nod. (1 Blüte) 8 Samen; es keimen am 11. Jänner: 2, am 18. Jänner: 3, am 25. Jänner: 3 6. Nod. (1 Blüte) 8 Samen; es keimen am 31. Dezember: 1, am 18. Jänner;. 3,.,am. 25. Jänner: 1. am 1. Februar: i am 8. Februar: 1 7. Nod. (1 Blüte) Pollen unwirksam Von 25 Samen keimten 24 1 Die Blüte des 1. Nodiums ist sehr geschwächt, vgl. die Auseinander- setzung auf p. 413. 2 Die Außenbedingungen waren sowohl für die Entwicklung der Mutterpflanze als auch für die Keimung der Samen dieselben. 424 A. Sperlich, Ein. bei Erdkultur nicht ‚wahrnehmbarer Unterschied der Samen: bezieht sich. auf das Datum ihres Keimungs- beginnes innerhalb einer Keimperiode. In dieser Beziehung zeigen sich Samen vollkräftiger Individuen ziemlich gleich- wertig, während Samen geschwächter Individuen oft weit auseinandergehen, auch. wenn sie. derselben Kapsel ent- stammen. So im voranstehenden Beispiele. Obwohl in beiden Fällen das Keimprozent ungefähr das- selbe ist, zeigt sich die Schwächung des Ind. Nr. 134 gegen- über 285 am späteren Keimungsbeginn vieler Samen und besonders am weiten Auseinanderliegen der Keimungsdaten (man beachte das 4. und 6. Nodium) der Samen einer Kapsel ganz offenkundig. Auch in dieser Beziehung läßt sich indes durch Herabsetzung der Samenproduktion Wandel schaffen genau so, wie es rücksichtlich der Erhöhung des allgemeinen Keimprozentes in einem früheren Abschnitte besprochen wurde. Ind. Nr. 73 (1917). gehört der weiteren Verwandtschaft von 134 an, ist wie dieses unverzweist, Öffnet die erste Blüte am 12. Juni und hat gleichfalls sieben blühende Nodien, von denen jedoch Nodium 3 bis 7 der in Entwicklung be- griffenen Blüten beraubt wurde. Das Ergebnis dieses Ein- griffes rücksichtlich der Samenkeimung ist folgendes: !: Nod. (2 Blüten) 7 Samen: es keimen"am 27. November: 6, amol. Dezembersis 2, Nod. (1 ‘Blüte) 5 Samen. es’ kemen am 18. Dezember. Mit dem 27: November ist das "früheste Keimungsdatum dieser Versuche erreicht.! Die "Erhöhung”der’ Keimkraft"die sich hier durch Erhöhung der Keimungsgeschwindigkeit offenbart, ist augenfällig. | | er Verspätet keimende Individuen bleiben in ihrer ganzen Entwicklung zurück; so erscheinen hin und wieder zwischen vollblühenden Exemplaren einer Kapseldeszendenz sogar noch im Mai verspätete Nachzügler über der Erde. ‘Die’ innere Verschiedenheit der Samen einer Kapsel muß sich aber nicht gleich bei der Keimung offenbaren, ‘sondern 1 Von abnorm frühen Keimungen wird später die Rede ‚sein: Fähigkeit der Linienerhaltung. +25 tritt oft erst während der Entwicklung der Keimpflanzen in Erscheinung. Auch hierfür ein Beispiel: Yon"den 10 Samen des’ 11: Nodiums von Ind. Nr. 159 (1917) kräftiger Aszendenz keimten 8 am 31. Dezember 1917, Brent Janter 1918, + same im "dieser Periode überhaupt nicht. 7 Keimlinge vom 31. Dezember wurden sofort nach der Revision aus der Keimschale in einen entsprechend vor- bereiteten Topf mit zentraler Grasnarbe verpflanzt, was mit vielen anderen keimenden Samen anderer Herkunft, die uns hier nicht weiter beschäftigen sollen, in gleicher Weise geschah. Die Töpfe kamen. ins ungeheizte und größtenteils frostfreie Südversuchshaus des Institutes, wo sich die Pflanzen, vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt, bis zur Samenreife entwickelten. Von diesen sieben gleichen Bedingungen aus- gesetzten Keimlingen annähernd gleichen Keimungsbeginnes erschienen 4 am 12. Februar 1918, 1 am 24. Februar und Ze geat erst am 10.-Marz über’der Erde. Die' weitere’ ver- Zermedene Tintwicklung ist aus’ Pie. 1, Tafel T’ ersichtlich, die eine am 31. März erfolgte photographische Aufnahme wiedergibt. Hierzu sei beiläufig noch folgendes bemerkt: SererBeschater der Kultur, ‚der die Vorgeschichte ”der Pilianzen und die Tatsache nicht kennt, daß es sich um Geschwister handelt, wird versucht seir, die verschiedene Entwicklung ausschließlich auf die verschiedene Ernährung der Parasiten zurückzuführen. Die weitgehende Abhängigkeit der morphologischen Ausbildung dieser Pflanzen vom Grade der Ernährung ist ja aus Heinricher’s umfangreichen Ver- suchen allgemein bekannt. In der Tat haben von den sieben iianzen "Nur fünf den Wırt erfaßt, die’zwei kleinsten nıicht;; Ber micht, weil’ ihmen etwa dürch ''dıe Konkurrenz "der Geschwister die Möglichkeit hierzu genommen wurde, sondern weil sie den Wirt infolge ihrer geschwächten”inneren Ver- fassung nicht auszunützen vermochten. Um diesen Tat- bestand zu bekräftigen, habe ich die am gleichen Tage auf- Ferommenen Külturen Fig. 2, Tafel I und’ Fiıg"3," Tafel Ir beigefügt. Wir sehen in Fig. 2 vier auf annähernd gleicher Stufe wie die zwei kleinen Pflänzchen von Fig.:1 stehende Individuen anderer Herkunft, hier ohne Konkurrenz mit Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 30 426 A. Sperlich, kräftigeren Genossen bei gleich guter Entwicklung des Wirtes. Diese erscheinen gegenüber jenen übrigens noch geschwächter, wenn man bedenkt, daß sie die Überlebenden von sieben Keimlingen sind und nur ihrer zwei zur Blüte kamen. Ebenso. zeiet ip, 3 die verschiedene Entwicklung zweier Geschwister ohne Kampf um den nährenden Wirt. Der Vollständigkeit halber soll noch das weitere Schicksal der Sieben‘ Geschwister”in Fig. 1’ kurz verzeichnet werde [ erblühte am 25. April, II am 3. Mai, IT am 5. Mai, IV am 8 Mäi.(V "wurde entfernt), VI 'am 23. Mai’ und WU Zr 25. Mai.' I lieferte 45 Samen aus 5 Nodien, 118 Samen aus’ 2''Nodien,’ III "12 "Samen aus72 Nodien Wr 7 2 aus 2 Nodien, VI 3 Samen aus 1 Kapsel, VII 3 Samen aus 2 Nodien. Gilt. für: ‚die‘ innere „Verschiedenheit; der Samen Teer Kapsel oder eines Nodiums, bei denen sich, wie wir eben sahen, die Verhältnisse des Individuums oder einer Individuen- gruppe im Kleinen wiederholen, auch der Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Entstehung wie für das Samen- material des ganzen Individuums oder der ganzen Gruppe? Denkbar ist der Zusammenhang immerhin. Wir können an- nehmen, daß von den Pollenschläuchen nicht alle gleichzeitig ihr Ziel erreichen, wobei individuelle Verschiedenheiten eine ebenso große Rolle spielen könnten wie die Tatsache, daß der Weg zu den einzelnen Samenknospen ein verschieden langer .ist. „Sindı.ja. oft, „rein,, äußerlich betrachtet, dies dee Griffelbasis genäherten Samen größer, also besser ernährt als die tiefer liegenden. Damit wäre aber noch nicht aufgeklärt, warum Samen höherer Nodien, für die im allgemeinen eine spätere Entstehung anzunehmen ist, oft innerlich kräftiger sind als Samen tieferer Nodien. Einen Ausweg böte die Annahme, daß der im unteren Nodium wirksame Pollen teil- weise später Schläuche trieb, die Schläuche träger wuchsen und dementsprechend langsamer ihr Ziel erreichten als die 1 Also genau um einen Monat gegenüber dem kräftigsten Nachkommen verspätet. an 3 | „een I in an Fähigkeit der Linienerhaitung. 427 Schläuche des meist in einem Zeitabstande von 24 Stunden auf die Narben des höheren Nodiums gebrachten Staubes; hierbei könnte zudem die Länge des Griffels, die im Zeit- punkte der Pollenkeimung nicht bei allen Blüten dieselbe ist, eine gewisse Rolle spielen. Bei diesen Gedankengängen ist durchaus vorausgesetzt, daß jedem Individuum ein Besemmtes Maß phyletischer Potenz zu eigen ist, Be rıch ın den -erstentwickelten Nachkommen eroßtenteils ersehöpfit und an die späteren immer sparsamer verteilt wird. Der positive Effekt, der durch die Herabsetzung der Samenproduktion, sei es durch Reduktion in’ der Entwicklung des Individuums, sei es durch irgend- welche Verhinderung an stärkerer Samenbildung bei großen Exemplaren, ausnahmslos erzielbar ist, die korrelative Ver- schiebbarkeit der inneren Verfassung bei Samen tieferer und höherer Nodien, bei Samen der Haupt- und Neben- achsen bilden die tatsächliche Grundlage für diese Voraus- setzung, die sich auch rücksichtlich der relativen Wert- bestimmung von Samen eines bestimmten Nodiums, wie der oben mitgeteilte Versuch mit Ind. Nr. 73 gegenüber 134 zeigt, bewährt hat. Andrerseits darf nicht außeracht bleiben, daß, wie erinnerlich — vgl. den auf p. 412 u. 413 mitgeteilten Versuch — die Leistung von Nodien verschiedenen Ranges doch nicht zolikömmen wechselseitig ersetzbar ist. Bei größeren Individuen sind das unterste Nodium oder die zwei untersten und die Gipfelnodien der Hauptachse, die Nodien der Seiten- achsen zweifellos in jeder Hinsicht schwächer. Deswegen dürfte es das Richtige sein, innerhalb des bestimmten Individualmaßes phyletischer Potenz, das mit bekannten Ein- schränkungen am Individuum nach oben und unten ver- Schiebbar ist, zwar vom Individualmaße abhängige, aber doch untereinander verschiedene Nodialmaße anzunehmen, in welchen die während der Entwicklung des Individuums sich ändernden inneren Zustände zum Ausdruck kommen. So wird es ohneweiters verständlich, daß Samen eines höheren, also zeitlich späteren Nodiums wertvoller ausfallen können, als einzelne Samen tieferer, also zeitlich früherer Nodien. An einem Beispiel sei dies nochmals erläutert: 428 A, Sperlichy Ind. Nr. 350 (1917) ist eine große Pflanze aus geschwächter Linie; zwei Seitenzweigpaare, am Hauptsproß zehn blühende Nodien, erste Blüte am 17. Juni, letzte Blüte am 16. Juli. Die Seitenachsen lieferten 52 Samen, die — drei ausgenommen — vor der Keimung abstarben. | | Zu- | Nod. Blüten! Bestäubt am ‚Samen | Es keimten sam- | ı. men armoTaahe x mas 1 1 \ 19. Juni mit 0 D ' > 2 j es 3 am all’ Dezember, 1 am | A 1. Jänner: 2 BE 33 2 N: 21. Juni mit Ö I 5) 5 1 4. 2 j ee A 6 „ am 31. Dezember: 3; am | | 114: Jängenx 8 1728 | | } Na) 1 3 am 18. Jänner: 3 | 3 6. 2 | en je! am 18. Dezember: 4; am | | | ee des s1@ Dezember. 370%5Mm | unsalh ll.slänner;,3; am 23 PLNNSRLT Janner: li 11 AR 2 9) am 31. Dezember: 2; am | ‚pr. Nahner: 4 ram | Jännes:.k ; am. 25. Jän 4 ner: 1; am8.Februar: 1 | ) | 8 2 \ 26. Juni mit 13 | am 31. Dezember: 5; am | Pollen des 11." Janner; o, ame j) 6. Nod. Jänner: 3 13 9. 1 | 29. Juni mit 0) Pollen des Eh 2 2% za bu r n e \; 0 10% 2 j 10, Nodı S starben vor der Keimung 5 | Die Blüten der ersten zwei Nodien sind im allgemeinen schwach, ihr Pollen ist wenig wirksam, der Pollen des 4. Nodiums ist gut, das 5. Nodium aber jedenfalls in den Samenanlagen noch schwach, im 6. Nodium erreicht das Individuum die Fähigkeit stärkerer Samenproduktion, seine Samen zeigen, soweit sich dies aus der Keimkraft erschließen läßt — streng bewiesen würde es erst in der weiteren Nachkommenschaft —, auch die stärkste phyletische Potenz. In dieser Beziehung zeigen sich die gleich- zeitig bestäubten Blüten des 7. Nodiums bedeutend schwächer, wie wir annehmen, infolge der stärkeren Inanspruchnahme des verfügbaren Maßes durch das vorhergehende Nodium. Das drei Tage nachher mit Pollen des kräftigen 6. Nodiums sehr wirksam bestäubte 8. Nodium erweist sich wieder keimkräftiger, erschöpft aber zugleich das gesamte Individualmaß phyletischer Potenz; denn weder die schönen Blüten des 10. Nodiums u > ar u a A le ee 1 ETW Fähigkeit der Linienerhaltung. 429 — das 9. ist wieder im allgemeinen schwächer — noch die zwölf Blüten an den zwei Seitenachsenpaaren liefern lebensfähige Samen. Eingehende Versuche müßten die genaueren Beziehungen zwischen dem Individualmaß und den Nodialmaßen erst auf- decken. Ich denke mir solche ausführbar, indem die Blüten nicht entwicklungsgemäß wie bisher zumeist, sondern in ver- schiedenster, auch in umgekehrter Folge, Gruppen von Nodien verschiedenen Ranges gleichzeitig, die Blüten eines Nodiums zu verschiedenen Zeiten bestäubt und indem zwischen den Bestäubungen Pausen verschiedener Dauer eingeschaltet wer Da 'die Blüten’ "ziemlich "langlebig Sind °—- nach menen Beobachtungen‘ halten’ sich. die Blüten je nach dem Wetter 10 bis 13 Tage — sind solche Versuche innerhalb gewisser Grenzen möglich, wobei die Hauptschwierigkeit die Verhinderung von Autogamie und die Erhaltung annähernd gleicher äußerer Verhältnisse bilden dürfte. ll. Teil. Der Keimungsrhythmus von Alectorolophus hirsutus und über Versuche, ihn zu beeinflussen. Der normale Entwicklungsgang der Pflanze. Einfluß der Temperatur auf die Keimung. Im Vorhergehenden wurden Untersuchungen mitgeteilt, die sich zum Ziele gesetzt hatten, die höchst unregelmäßigen Keimungserfolge roher Aussaaten der Pflanze aufzuklären. Sie führten "zur Erkenntnis, 'da® der häufige Keimverzug über ein Jahr und die noch häufigere Keimungsunfähigkeit mor- phologisch und stofflich einwandfreier Samen mit der äußerlich, besonders in den vegetativen Funktionen zunächst nicht erkennbaren Schwächung der Individuen. in ‚ihrer phyletischen Potenz zusammenhänge, mit welchem Aus- drucke die Fähigkeit des Individuums bezeichnet sei, sich in den zukünftigen Generationen lebens- und fortpflanzungs- fähig zu erhalten. Ganz unberücksichtigt blieb bei diesen Untersuchungen die Frage des Keimungsrhythmus. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Samen von Alectorolophus 430 Ar Spierlüch, sowie vieler anderer Pflanzen! nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres nach einer bestimmten Ruheperiode keimen, zu ‚einer Zeit, die auch von den Nachzüglern im folgenden Jahre streng eingehalten wird. Versuche, diese Rhythmik zu stören und hierdurch Einblick in die Abhängigkeitsverhältnisse der Keimung von äußeren Faktoren zu gewinnen, wurden bisher nur von Heinricher nebenbei ausgeführt.” Sie.hatten keinen Erfolg. Über eigene Versuche in dieser Richtung, die neben den im Vorhergehenden mitgeteilten einhergingen, sei hier und in einer folgenden Abhandlung berichtet. Auch sie führten bisher nicht zu irgendwelcher Änderung der Ruheperiode, ver- schafften mir aber einen genaueren Einblick in die Keimungs- rhythmik und gewisse Keimungsbedingungen und brachten zu- dem Beziehungen zu dem Probleme des vorhergehenden Ab- schnittes. Die normale Entwicklung der Pflanze und ihrer Samen ist in unserem Klima die foigende: Die Blüte beginnt anfangs Mai, erreicht zwischen dem 20. und 31. Mai ihren Höhepunkt und erstreckt sich bis Ende Juli.2 An der späten Blüte beteiligen sich Nachzügler infolge innerer Schwächung, vorzüglich aber Seitenachsen 1. und 2. Ordnung vegetativ kräftiger Individuen. Die einzelne Blüte kann sich in unbefruchtetem Zustande, wie schon einmal erwähnt, 10 bis 13 Tage halten. Ist Bestäubung erfolgt, so machen sich am Griffel schon nach 24 Stunden Veränderungen bemerkbar, die Corolle zeigt nach 2 Tagen Erscheinungen der Postiloration. Nach weiteren 2 Tagen wird die Schwellung des Fruchtknotens deutlich. Das Öffnen der Kapsel beginnt mit ziemlicher Konstanz 22 Tage nach der Bestäubung. Auf den Verlauf der Öffnung und der Loslösung der Samen von der Placenta hat Temperatur und Feuchtigkeit einen begreiflichen Einfluß. Die Reife der ersten Früchte tritt anfangs Juni ein, der Großteil reift zwischen 16. und 20. Juni, in stark abfallender Zahl können Kapseln bis Mitte August geerntet werden. Die früheste Keimung der Samen ist Ende November desselben Jahres,+t die höchste Zahl wird anfangs Jänner erreicht; hierauf fällt die 1 Näheres hierüber in W. Kinzel’s Buch Frost und Licht. 2 In »Die grünen Halbschmarotzer V.« (Melampvrum) berichtet Heinricher auf p. 285, Fußnote 1 von beiläufigen Versuchen mit Samen von Al. subalpinus, die sich zum Ziele gesetzt hatten, durch Einwirkung von Frost die Samen vorzeitig — also noch im Jahre der Reife — zur Keimung zu bringen. > In Getreideäckern des Böhmerwaldes traf ich den Parasiten noch Mitte August blühend an. t Das auf Grund von Versuchen in Erde mitgeteilte Resultat Heinricher's (Die grünen Haibschmarotzer I, p. 414) »Die Keimzeit für Alectorolophus Fähigkeit der Linienerhaltung. 431 Zahl rasch, Nachkeimungen sind bis in den April hinein möglich. Nach erfolgter positiv geotropischer Streckung des Hypokotyls konzentriert sich zunächst das ganze Wachstum auf die Wurzel. Wie an Kulturen im feuchten Raume und in erdgefüllten Gefäßen mit Glaswänden beobachtet werden konnte, strebt die Hauptwurzel, nur wenig durch tiefe, dem Gefrierpunkte nahe Temperaturgrade im Wachstum verzögert, in die Tiefe und verzweigt sich reichlich, so daß das Wurzelsystem noch vor dem Hervorbrechen der Plumula aus dem Boden als ausgestaltet gelten kann; Haustorien werden indes .nicht gebildet. Im Stadium rein unterirdischen Wachstums ist die Pflanze, den klimatischen Verhältnissen entsprechend, sehr frostbeständig. Die Bildung von Bodeneis, Eiskristalle an den Wurzeln im feuchten Raume werden von Individuen guter Konstitution ohne Schaden ertragen. Anders ver- halten sich Schwächlinge, wovon bei anderer Gelegenheit gesprochen werden wird. Der Zeitpunkt der negativ geotropischen Streckung des Hypokotyls, die im Verhältnis zum bisherigen, durch Frost unterbrochenen Wachstum ziemlich plötzlich erfolgt und hierdurch den Keimling rasch ans Tageslicht schafft, ist vor allem vom Charakter des Frühlings abhängig. Unter günstigen Ver- hältnissen, wie sie beispielsweise 1916 herrschten, erschienen die ersten Keimpflanzen schon Mitte Februar; die Erdtemperatur betrug zu dieser Zeit unter dem Einflusse der klaren Föhntage —+6°. Das frostreiche Frühjahr des folgenden Jahres verzögerte die Streckung um einen, ganzen Monat; im Freilande wurden die ersten Keimlinge am 24. März, in meinen Kulturen am 27. März gesehen. Die größte Zahl der Keimlinge erscheint durch- schnittlich ‘Beobachtungen von 1913 bis 1918) zwischen 1. und 15. März, also ungefähr 2 Monate nach der. Keimung. Nachzügler können bis zum Mai festgestellt werden. Es folgt nun eine ungefähr einen Monat — also durchschnittlich bis Mitte April — andauernde Periode, während welcher die Pflanze autotroph lebt. Die Sproßknospe entfaltet sich, neue Blätter werden entwickelt, alles bleibt aber relativ klein und dicht beisammen. Die Sachlage ändert sich sodann mit einem Male; die Blätter vergrößern sich zusehends, die Streckung der Achse setzt ein: Die Pflanze hat mit ihren Haustorien Wirtwurzeln erfaßt und steht offenbar unter dem Einflusse ihres Druckes. Auf Grund dieser, oft schon innerhalb 24 Stunden, wenigstens in ihren Anfängen, an den Pflänzchen beobachtbaren Veränderung scheint die Entwicklung der Haustorien ziemlich rasch und an mehreren Wurzeln gleich- zeitig vor sich zu gehen. Direkte Beobachtungen dieses Vorganges fehlen uns noch. Nach Ablauf eines weiteren Monates — Mitte Mai — ist die Pflanze blühreif. ist zusammenfallend mit dem Frühlingsanfang« bezieht sich demnach nicht auf die eigentliche Keimung, sondern auf das Hervorbrechen der Plumula aus dem Boden, ! $ 1 Also wesentlich anders als gewisse, gerade in der ersten Jugend anscheinend schon sehr anspruchsvolle Melampyrum-Arten. Vgl. Heinricher Die grünen Halbschmarotzer V. p. 372. 432 A. Sperlich, Überblicken wir nun den geschilderten Lebenssang unserer hapaxanthischen Art, so nehmen wir im Verlaufe des Jahres zwei ungleiche Ruheperioden wahr: Die eine von der Loslösung der Samen bis zur Keimung im Spätherbste oder Winter, durchschnittlich 5 Monate andauernd, deren Charakter uns noch beschäftigen wird; die zweite irgendwann während des unterirdischen Lebens im Winter und Vor- frühling. Diese ist durch Frost erzwungen und kann jederzeit mit dem Steigen der Temperatur Unterbrechungen erfahren. Daß dem so ‚ist, ergibt. sieh. ‚nicht „nur. ‘aus, Jen, obenzm geteilten. Daten...des. ‚Erscheinens; ‚de; „Pilänzchen, über 724 Erde, sondern zudem aus Kulturversuchen im frost- freten Kalthause’"Hlier’ erschienen" die ersten Priasrene schon anfangs Februar (erste Beobachtung am 1. Februar), benötigten also bei ununterbrochenem Wachstum zur Voll- endung des Wurzelapparates seit der Keimung (anfangs. Jänner) nicht ganz einen Monat. Dem gegenüber den Frei- landsverhältnisser weit höheren Temperaturmittel entsprechend verlief auch die weitere Entwicklung der Pflanzen etwas. rascher. Im Raltbause blühte Alectorolophus hirsutus schon um. den 22. April, gegenüber, dem Freilaände, ein Moerspruse eines Monats. Die Samen wurden dementsprechend zwischen IE Ad 2 MATER. Bine eingehendere Betrachtung sei noch der Keimung eewidmet. Ihre Jeobachtume "erfolgte in TKerischaten mit, gereinistem,‘ ‚aber... nieht, .‚sterilem. „ Flußsand sei waren,» zum Teil: auch" bei» mebenlaufenden'' Versuchen: in erdgefüllten Gefäßen mit Glaswand — den bekannten Apparaten zur Verfolgung des Wurzelwachstums. Um die äußeren Faktoren möglichst konstant und für alle Samen gleichmäßig zu erhalten, kamen die Samen unmittelbar nach. der jeweiligen Ernte ins Keimbett, das für alle Schalen mit gleich feuchtem Sande hergesielli wurde und auch easy Folgezeit überall gleich feucht erhalten wurde. Die Schalen gelangten hierauf in Dunkelkasten des Zimmers für kon- stante Temperatur, wo sie bis in den Frühsommer des. folgenden Jahres oder nach Bedarf noch länger verblieben. Leider gestatteten die durch den Krieg geschaffenen Ver- | | | A | | | es ange EN aa Ale u ud ya nn a ei = a re A Be Er Fa en ul a a nn 1 2 la rar ln BE a uk Dinecu urban u a der ne a ee u a un ‚ y ar ii es . . . . ADO Fähigkeit der Linienerhaltung. 439 hältnisse die Heizung des Zimmers nicht, so daß eine voll- kommen gleiche Temperatur durch die ganze Beobachtungs- zeit nicht erzielt werden konnte. Immerhin herrschte gerade während der Keimperiode im Winter eine ziemlich gleich- mäßige Temperatur (3 bis 8°) und andere Versuche zeigten, daß die während der wärmeren Jahreszeit in. den Dunkel-- kasten herrschende Temperatur, die 15° selbst im Hoch- sommer nicht überschritt, kein Hindernis für das Keimen der Alectorolophus-Samen ist. Die Lage des Zimmers — nord- seitig und größtenteils unter dem Erdboden — verhindert Temperaturschwankungen während des Tages fast vollkommen. Abfall und Zunahme innerhalb der angegebenen Grenzen verlaufen demnach ganz allmählich durch Wochen und Monate und kommen keinesfalls als Keimungsreize in Betracht. Im folgenden seien die Keimungen einer Versuchsreihe des Jahres 1917/1918 auf Grund wöchentlicher Kontrolle mitgeteilt. Es handelt sich um Samen ausgewählter Individuen bekannter Aszendenz, die bis zum 16. Juli geerntet wurden. Was nach diesem Zeitpunkte reifte — einzelne Gipfelkapseln und späte Kapseln von Seitenachsen — erwies sich trotz tadellosen Aussehens als stark geschwächt. Von 903, bis Zu 16, Julizgeernteten Samen, keimten. /12,.also 78:8°/,; von den nach dem 16. Juli gewonnenen 418 Samen bloß 45, also 10°8°/,; nur 16 Samen hielten sich bis zum nächsten Halte lebend,..80/ starben.ab. Von den 712 Keimungen ertolgten: Bieezum 27. November...... 1 Bis: zum 21. Jammer. 2..2.02,..69 a 4, Dezember‘... 81 RR 08. 2 ee 26 Tl. » a > » 4 Bebnlar. air. si 11 >» »#.18 Di PER 64 » rl: en 4 rm Ih: an 124 ee » 2 ER %. Jammer ‚un ..,.,249 » >... 209% » DEREN » 14. > re AT >. 5. März ! 1 Am 7. April ein Nachzügler. Auf ein rechtwinkliges Koordinatensystem bezogen, geben die Keimzahlen die in nachstehender Fig. 1 dargestellte Kurve. 1 Es sind stets die neu hinzukommenden Keimungen angegeben. +34 I! Sperlich, mn m wi Fig. 1. Frequenzkurve der Samenkeimung während der Keimperiode des Alecloro- /ophus hirsutus, auı Grund der ausgewählten Individuen. Unter dem Datum die Temperatur des Versuchsraumes. u Un = Mn. ua 2 le? an a 1 ea her u ee 4 fe The hr N ET a ae .. . . . . HE), Fähigkeit der Linienerhaltung. 439 Sie gibt nicht nur den Charakter der Keimungsverhältnisse bei gleichbleibenden Außenbedingungen,! sondern auch den inneren Wert des Materials wieder. Wenn wir vom Anfang und vom Ende zunächst absehen, kann die Kurve als streng symmetrisch) gelten.-In dieser Form kann sie jedoch nur auf Grund ausgewählter Individuen erscheinen und die Wandlungen, die sie bei Darstellung der Keim- verhältnisse irgendeiner Freilandpopulation erfahren müßte, sind auf Grund der Darlegung ım vorhergehenden Abschnitte ohneweiters feststellbar. Zunächst wäre die Kurve, den kleineren Keimzahlen entsprechend, in jedem Falle viel weniger steil und niemals symmetrisch. Der absteigende Ast tele gegenüber dem aufsteigenden allmählicher ab und erstreckte sich viel weiter gegen das Frühjahr als Ausdruck der größeren Zahl später Keimungen, die, wie bekannt, mit dem Vorhandensein vieler innerlich geschwächter Individuen der Population zusammenhängt. Die Keimungskurve aufeinanderfolgender Gene- rationen kann nicht konstant sein. Annähernd konstant wäre sie dann denkbar, wenn im Freilande in aufeinander- folgenden Jahren der Gesamtkomplex äußerer Faktoren, der an anderer Stelle eine eingehendere Besprechung erfahren wid ins sgleicher Richtung Wselektiv" wirkte.’ Ganz. ausgeschlossen hingesen ist die Konstanz der Kurve bei reinen Linien, die nach unseren Erfahrungen Jahr für Jahr geschwächte Seitenlinien abgeben, was sich in einer zu- nehmenden Verflachung der Kurve und Ausdehnung ihres rechten Astes offenbaren müßte Die Kurve in Fig. 1 ist daher nur bei alljährlicher Auswahl des Frühesten vom Besten, durch peinliche Selektion erzielbar und hat dem- nach mit den der Form nach gleichen, die erbliche Konstanz der Variationsweite in reinen Linien dar- stellenden Kurven keinen Zusammenhang. Es ist klar, daß man bei einer noch besser geglückten Selektion der Symmetrie näher kommen könnte als in unserer Darstellung. 1 Die leider nicht vermeidbare allmähliche Ab- und Zunahme der Temperatur innerhalb der oben mitgeteilten Grenzen ist aus der unter jedem Datum verzeichneten Gradzahl ersichtlich. 456 A. Sperlich, Noch etwas über den Anfang der Kurve Wir sehen hier gleichsam einen kleinen Vorgipfel. ‚Ein‘ bestimmter be- scheidener Prozentsatz von Samen erweist sich hierdurch gegenüber dem Gros als besonders keimkräftig. Womit dies zusammenhängt, vermag ich nicht anzugeben, da die Daten über die Herkunft dieser Samen in meinen Aufzeichnungen keine Gesetzmäßigkeit erkennen lassen. Mit Rücksicht auf Verhältnisse bei verwandten Gattungen ist die Sache gleich- wohl bemerkenswert. Wie bekannt,! können schon im Herbste beispielsweise Keimlinge von Melampyrum im Freien angetroffen werden. Wir sehen, daß dies auch bei Alectoro- /ophus noch möglich ist, wenn es die klimatischen Verhält- nisse ing Dezember gestatten. Nach den Versuchen im Nalt- hause benötigt Alectorolophus, wenn das Wachstum durch Frost nicht unterbrochen wird, zur Vollendung seiner unter- irdischen Entwicklung nicht ganz einen Monat und so müßten demnach bei einem schönen, lang andauernden Spätherbste gegen Weihnachten einzelne Keimpflanzen zu finden sein, die allerdings den Järnerfrösten nicht gewachsen wären. Wie schon bemerkt, war es nicht möglich, die Temperatur- verhältnisse im Versuchsraum die ganze Lebenszeit des Samens hindurch konstant zu erhalten. Aus den Angaben, die in Fig. 1 unter dem jeweiligen Keimungsdatum zu finden sind, sehen wir zwar, daß gerade während der Periode der Keimung annähernde Konstanz. herrschte, ja sogar völlige Konstanz (3°) zur Zeit der stärksten Keimung, es steht jedoch noch die Frage offen, ob der Beginn der Keimung mit der allmählichen Abnahme der Temperatur zusammen- hänge, die strenge Periodizität also eine Folge des Temperatur- wechsels sei. Zur Beantwortung dieser Frage verblieb kein anderes Mittel als Versuche, die Temperaturgrenzen, inner- halb welcher überhaupt Keimung möglich ist, zu bestimmen. Zunächst sei bemerkt, daß bei einer Temperatur. von 15°, der höchsten, die im Raume überhaupt herrschte, Keimung erfolgt, hierin demnach kein Hindernis für eine sommerliche Keimung zu erblicken ist. Bei Versuchen mit später Aussaat 1 Heinricher, Die grünen Halbschmarotzer \V, p..283. Ei ? n ‘ h { hv “ E 3 a A Fähigkeit der Linienerhaltung. 4937 (April), die in einer folgenden Arbeit behandelt werden, und zwar mit Samen, die sich seit der Ernte im temperierten Arbeitszimmer befanden, erfolgten Keimungen noch im Monat Mai, da der Versuchsraum in allmählicher Temperatur- zunahme 15° erreicht hatte, eine Temperatur, die mit gering- fügigen Schwankungen bis Mitte September erhalten blieb. Aber auch während der normalen winterlichen Keimperiode wurden im Kalthause bei einer mittleren Temperatur von 10° der inneren Verfassung des Materials entsprechende Keimungen erzielt. Es ist somit eine Beeinflussung der Keim- periode durch die Temperaturabnahme innerhalb der Grenzen, wie sie der Versuchsraum geboten, kaum in Betracht zu ziehen. Versuche, den Samen von Alectorolophus während seiner winterlichen Keimperiode im Zimmer bei einer mittleren Tem- peratur von 18°, im Warmhause (Farnquartier) bei einer mittleren Temperatur von 22° oder gar im Vermehrungshause bei einer mittleren Temperatur von 27'5° zur Keimung zu bringen, scheiterten indes, selbst bei gutem Materiale Ein Beispiel: Von 36 Samen gleichwertiger Nodien zweier Individuen guter Aszendenz wurden in drei Gefäßen mit Gartenerde je zwölf Samen angebaut. Ein Gefäß kam ins Arbeitszimmer, eines ins Warmhaus, eines ins Kalthaus. Nur hier erschienen Keimlinge, und zwar vom 1. bis 27. Februar. Die Uhnter- suchung der Erde ergab beim Zimmerversuch 9 gute, 3 ab- gestorbene Samen, beim Warmhausversuch 7 gute, 5 ab- gestorbene Samen. Nach allem dürfte die obere Temperatur- grenze für die Keimung der Alectorolophus-Samen zwischen 15° und 18° liegen. | Etwas genauer konnte das Minimum ermittelt werden. Dies liegt um 0°. In den Petrischalen, die während des Winters 1916/1917 im ungeheizten Nordversuchshause unter- gebracht waren, keimten die Samen bei Temperaturen zwischen 0° und 3° ganz regelmäßig; am 22. Jänner begann eine strenge Frostperiode, die Temperatur des Hauses schwankte zwischen —D° und —1°; in den Schalen bildete sich Eis. Wie mit einem Schlage setzte die Keimung aus, um erst am 7. Februar, da im Hause Temperaturen zwischen —2° 438 A, Sperlich; und +2° herrschten und das Eis in den Schalen auftaute, allmählich wieder zu beginnen. Es wird nach Wiederkehr geordneter Verhältnisse not- wendig sein, mit besseren Methoden die Kardinalpunkte für die Keimung zu bestimmen, wobei auf Grund der Möglich- keit, mit Material sehr weitgehend übereinstimmender innerer Verfassung zu arbeiten, einwandfreie Resultate zu erwarten sind. Für die uns hier interessierende Frage genügen indessen die bisherigen Ergebnisse. Sie haben gezeigt, daß innerhalb der im Raume der Hauptversuche herrschenden Temperatur- grenzen (3° bis 15°) Keimung jederzeit erfolgen könnte, wenn-dies Samen,ihren. anneren" Verhältnissen, naeh jederzeit keimungsfähig wären. Die für die Nachkommen von Individuen ungeschwächter phyletischer Potenz, die durchwegs im Herbste und Winter nach einer ungefähr 5 bis 6 Monate andauernden Ruhe zur Keimung schreiten, näher geschilderte Periode gilt auch für die geschwächten Spät- keimer des folgenden Jahres. Aus den eben mitgeteilten _ Versuchen ergibt sich schließlich, daß zwei, besonders in letzter Zeit viel besprochene Faktoren bei der Keimung von Ailectorolophus nicht in Betracht kommen: Licht und Frost. Das — beim heran- gezogenen Beispiele — für unsere Pflanze gewiß sehr gute Neimungsergebnis von 78'8°, wurde ohne Mitwirkung des 'Liehtes und, Brostes, erreicht, Diese) Feststelluns ist notwendig, da Kinzel! den Schmarotzer als Frostkeimer bezeichnet und auf Grund seiner Erfahrungen dem Lichte eine frostersetzende Wirkung zuschreibt. Generell stimmt dies gewiß nicht; inwieweit eine Keimungsförderung durch Frost .oder Licht an Samen roher Freilandsernten zur Beobachtung gelangen kann, wird an anderer Stelle besprochen werden. Bemerkunse. Die Versuche über den Einfluß des Quellungszeitpunktes, über den Einfluß von Treibmitteln und des Lichtes und die sich daran knüpfenden theoretischen Erörterungen über den Charakter der Samenruhe unserer Pflanze werden in einer folgenden Abhandlung mit- 1 Vgl. die Angabe im einleitenden Kapitel der Arbeit. u en A The Fan lb a ln Ad lands Zn SA Kim se a A aa 2 ie ur EL Aalen be m Fähigkeit der Linienerhaltung. 49% geteilt, Hier seien zum Verständnisse gewisser Hinweise in den folgenden Kapiteln die hauptsächlichsten Ergebnisse kurz verzeichnet: 1. Vom Reifemonat Juni bis November ist der Zeitpunkt des Anbaues von keinem Einfluß auf den Zeitpunkt der Keimung; von Dezember ab setzt die Keimung ziemlich gesetzmäßig einen Monat nach dem Anbau (Liegezeit) ein. Die Keimfähigkeit erhält sich durch zwei Monate (Dezember, Jänner) auf der Höhe und klingt rasch gegen den April ab; darüber hinaus wird der keimfähige Zustand erst wieder im Spätherbste erreicht. 2. Weder Licht noch Warmbad oder Ätherisierung haben auf den strengen Keimungsthythmus der Samen einen Einfluß. Ätherisierung zur Zeit der Keimfähigkeit wirkt phyletisch selektiv. 3. Geschwächte Samen (Nachkommen von Individuen oder aus Nodien kleiner phyletischer Potenz) werden durch das Licht in der Keimung auffallend gefördert. Das Licht ist ausschließlich in der Periode vor Erreichung der Keimfähigkeit wirksam, wobei sich seine Ein- wirkung auf den letzten Abschnitt dieser Periode (Oktober) beschränken kann. 4. Die ungefähr fünf Monate andauernde Sommerruhe der Samen wird als spezifisch bezeichnet: Sie ist ein erbliches, zum Charakter der Pflanze gehöriges Merkmal. Die von äußeren Faktoren weitgehend unab- hängig erkannte Samenruhe und die Einschränkung der Art in ihrer Voll- kraft auf früh angelegte Keime der frühesten Individuen begründen gemein- sam den Saisoncharakter der im übrigen außerordentlich anpassungsfähigen Pflanze. IM. Lei. Über Abweichungen von der normalen Gestaltung und . vom festen Keimungsrhythmus. Die in den folgenden Kapiteln zur Behandlung gelangenden Bildungs- abweichungen schließen alle Fälle aus, deren Zusammenhang mit dem Grade der Ernährung im weitesten Sinne des Wortes offen- kundig ist. Daß die ungemein plastischen Arten der grünen Rhinanthoideen besonders rücksichtlich der Wuchsform, der Beblätterung und der Ver- _ zweigung in hohem Maße von der Ernährung abhängig sind, derart, daß die zur Artdiagnose herangezogenen Merkmale, die sich auf diese mor- phologischen Verhältnisse beziehen, strenge genommen sicher nicht in allen Fällen hierzu geeignet sind, geht aus Heinricher’s bekannten Studien über diesen Gegenstand hervor. Dem hier dargelegten und in reichem Maße bildlich dargestellten Material läßt sich Neues kaum hinzu- fügen. Anders liegt die Sache für Abweichungen, die sich als von der 1 E. Heinricher, Die grünen Haibschmarotzer II, p. 434ff., IV, p. 287 ff., V, p. 353; hierzu die polemische Schrift: Kritisches zur Systematik der Gattung Alectorolophus. Jahrb, f. wiss. Bot. 38, 1903, p. 667. +40 A Ssperiteh, Ernährung völlig oder mindestens weitgehend unabhängig erwiesen haben. Nur von diesen, also nicht von fluktuierender oder individueller Variabilität oder, wie heute auch gesagt wird, von Modifikationen ist im folgenden die Rede. 1. Alectorolophus hirsutus ist am Standorte der Freiland- ernten heterozygotisch. Zum ersten Male fielen mir 1915 in meinen Kulturen Pflanzen auf, deren Corolle won’ der, typischen Borairdee A. hirsutus abwich. Statt der mehr geraden Oberlippe und ‘der eng anschließenden Unterlippe wiesen diese Individuen eine sich aufwärts krümmende Oberlippe und eine abstehende Unterlippe, statt des normalen (leistolemus — den Anoectolemus- Typus der Krone auf. Die Erscheinung gelangte in zwei Gefäßen zur Beobachtung, die in den Fig. 4 (Taf. II) und 5 (Taf. II) abge- bildet sind. Je ein Exemplar, dessen Beblätterungsanomalie uns später beschäftigen soll, ist zudem in Fig. 4b und 55 in natürlicher Größe wiedergegeben. In Fig. 4 handelt es sich um die F,-Generation der in Tabelle I auf p. 390 u. 391 zusammenfassend wiedergegebenen Linien aus der Rohernte 1912, in Fig. 5, Taf. II, um die, Generation vor Bias aus der Rohernte 1913. Jene wurden in ihrer Nachkommen- schaft nicht weiter verfolgt, diese bewahrten ausnahmslos, wie gleich näher gezeigt werden wird, in den ‚folgenden Jahren den angenommenen Corollentypus. Ein zweites Mal traten Anoectolemus-Individuen neu im Jahre 1917 auf: Ein Individuum von FA, aus der Nachkommen- schaft derselben Freilandpflanze 1912, die den Samen für die Vorfahren sder ..in; ig... Bar, I darseszellten „Tlanzen geliefert hatte, ein zweites Individuum von 7, aus der Nach- kommenschaft einer anderen Freilandpflanze aus Samen gleichzeitiger Ernte und ein drittes Individuum aus der Nachkommenschaft einer dritten Freilandpflanze aus gleich- zeitig geerntetem Samen, aber, da es sich um einen Nach- keimer mit zweijähriger Samenruhe handelt, nicht 7F,, sondern noch £, ‚angehörig. Dieses lieferte, seiner Keimung ent- sprechend, keine lebensfähige Nachkommenschaft, jene hielten sich in F, (1918) konstant und-sollen kurz als A und B Fähigkeit der Linienerhaltung. 441 bezeichnet werden. Meine, von 1915 angefangen, alljährlich vorgenommene gründliche Durchsuchung des Freilandstand- ortes nach Anoectolemus-Individuen verlief jedesmal ergebnis- los; auch sonst traf ich bei Wanderungen in der nächsten und. weiteren Umgebung der Stadt im Freien einen offen- rachigen A/. hirsutus niemals. | Das Erscheinen des Anoectolemustypus erklärt sich auf Grund der nachstehenden Stammbäume ganz einfach. Genaue Kablıunsen an einem; reicheren Material .wurden, da. dem Hauptarbeitsplane nicht entsprechend, allerdings nicht durch- geführt, hätten aber auch nach den Erfahrungen, die im ersten Abschnitte. der Arbeit dargelegt wurden, kaum ein eindeutiges Ergebnis gehabt. Ein 'solches wäre nur dann zu erwarten, «wenn die Verteilung ‘der Gameten mit den verschiedenen Anlagen oder Anlagenkomplexen über die Regionen verschiedener phyletischer Potenz an einem Indivi- .duum und bei den Nachkömmen,. die, wie. wir wissen, nie vollkommen gleicher Lebensfähigkeit sind, durchaus gleich- mäßig wäre, was nicht feststeht. Obwohl auch die Kreuzung Anoectolemus-+ Cleistolemus bisher nicht ausgeführt wurde, erscheme wach .demi.Vorliesenden das "Folgende ! kalım zweifelhaft: Ein Teil der A/. hirsutus-Pflanzen unseres Standortes sind Monohybriden und zwar heterozygotisch rücksichtlich ‚der Anlage oder des Anlagenkomplexes für die Gestaltung der Corolle. Das Merkmal »offener Rachen« (Anoectolemus- Typus) ist rezessiv gegenüber dem dominierenden Merkmal » geschlossener Rachen« ((leistolemus-Typus). Daher kann Anoectolemus nur bei Selbstbestäubung entstehen und ist gleich bei seiner Entstehung homozygotisch. Das Kreuzungsergebnis zweier Amoectolemus im 3. Stammbaum (p. 442) ist für diese Auffassung von wesentlicher Bedeutung. Die Freilandpopulation ‚ist zwar uniform, :enthält aber neben reinen Cleistolemus zweifellos auch Cleistolemus mit der Anlage für Anoectolemus. Da in freier Natur, wie ich am Standorte mit seinem reichen Insektenleben immer wieder zu beobachten Gelegenheit hatte, Kreuzbestäubung Regel ist und Selbstbestäubung nur aus- nahmsweise vorkommen dürfte, wird die Tatsache, daß Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 31 Sperlich, A. 442 i. Stammbaum von A. (Selbstbefruchtung). 1915 (F,) Cleistol. starke, unverzweigte Pflanze früher Blüte; hiervon , 1916 (#,) 5 Cleistol. Ind. Nr. 89, 92, 93 94, 96: hiervon mm | | rn ann _ 1917 (F,) durchwegs Lleistol. 5 Oleistol. 1 Anoectol. durchwegs Cleistol. | | | | | 1918 (F,) » > durchwegs Cleistol. 5 Individuen, » > alle Anoectol. 2. Stammbaum von B. (Selbstbefruchtung). 1915 (F3) Cleistol. starke unverzweigte Pflanze früher Blüte; hiervon 1916 (7) 2 Cleistol. Ind. Nr.-159 und 168; hiervon ' | ee ee ee m nn an nn 1917 (F,) 8 GCleistol. 1 Anoectol. (kräftige Pflanze, verzweigt) durchwegs Cleistol. | | 1918 (F,) durchwegs Cleistol. 7 Nachkommen, alle Anoectol. 3. Stammbaum der in Fig. 5 (Taf. III) dargestellten Individuen. 1913 (P) a) Freilandpflanze mit 2 Seitenzweigpaaren b) Freilandpflanze mit 2 Seitenzweigpaaren (Ernte; 16. VI.) (Ernte: 16. VI.) | | 1914 (F,) Cleistol., unverzweigt, Ind. Nr. 23 (Selbstbefruchtung) Cleistol., unverzweigt, Ind. Nr. 46 1915 (F,) 7 Cleistol. 1 Anoectol. 10 Gleistol. 3 Anoectol. Fig. 5, Ind. Nr. 254 Fig: 5, Ind-Nr. 255, 2564 und 2565 ? ef Nas I u 1916 (F,) Nur Anoectol. Ind. Nr. 415 a, 4155, 417, 419 a, 419 5b (kräftige, verzweigte Pfl.) (unverzw.) (verzweigt) | 5 kräftige Anoectol.-Individuen mit ein und zwei reichblütigen Seitenachsenpaären. 1917 (F,) EEE TREE . . ” D pi A# Fähigkeit der Linienerhaltung. 443 Anoectolemus in unserer Umgebung bisher nicht gefunden wurde, leicht verständlich. { Die. weitere Frage ist, woher: die Anlage für. offenen- Rachen bei dem 41. hirsutus unseres Standortes stammt. Zunächst ist festzustellen, daß die Anoectolemus-Form des Al. hirsutus nichts Neues ist, sondern zuerst von A. Chabert Rio, 72) A. Die Corollentorm des Cleistolemüs-Typus (A. hirsutus). B. Die Corollenform des Anoeclolemus-Typus (A. Facchinii). Nach Individuen des Jahres 1918; dreimal vergrößert. im Jahre 1899 und dann von J. v. Sterneck im Jahre 1901 beschrieben wurde:! Es ist Al. (Rhinanthus) Facchinti. Freilich stimmt. die von den genannten Autoren gegebene Diagnose nur rücksichtlich der Blüte durchwegs mit den adden, meiner Kultur, überein. Das jst. aber alleh die Hauptsache nach Chabert’s eigenen Worten: » Rh. Facchinii 1 A. Chabert, Etude sur le genre Rhinanthus.‘ Bull. de l’Herbier Boissier, Z, 1899, p. 5806. — J. v. Sterneck, Monographie der Gattung Alectorolophus. Abh. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, 7, 1901, p. 38. 4-44 A. Sperlich, ressemble a un petit Rh. Alectorolophus (= hirsutus), qui auvrait "la levre inferieure dejetee et.la gorge’ ouverte.«' /Um den Unterschied der Korollenbildung deutlich zum Ausdruck zu''Bringen, wurden in vorstehender Fig. 2i>die Blüten‘ "des Al. hırsutus und des Al. Facchinii nach Exemplaren meiner Kulturen vom Jahre 1918 wiedergegeben. Größe, Beblätterung und Verzweigung der Pflanze erwies sich hingegen neuerlich sehr vom Ernährungsgrade abhängig. Der auf diese Dinge sich beziehende Teil’ der Diaenosalepaht zuar au de m den Fig. 4 (Taf. I) und 5 (Taf. II) dargestellten Individuen recht gut, in der weiteren Nachkommenschaft fanden sich in- dessen, derbesseren Ernährungentsprechend, auch größere Exem- plare mit reichblütigen Seitenzweigen (siehe 3. Stammbaum). Für die Verhältnisse unseres Standortes ist es nun sehr bemerkenswert, daß 'Chabert den 'Al. Facchinii nur aus Tirol kannte und daß auch Sterneck über die Verbreitung der. Pflanze angibt, daß sie nur in Südtirol relativ häufig ist sonst aber nur sporadisch vorkommt. Wir können uns vor- stellen, daß Ale Facchina in Tirol: in. hüheren Zeiten einen nach Norden weit ausgedehnteren Verbreitungsbezirk hatte? als heute, da das Ortlergebiet und Enneberg die Nordgrenze darstellen,’ im weit verbreiteten Al. hirsutus schließlich auf- ging und heute nur mehr in den Monohybriden des hirsutus versteckt enthalten ist. Die Tatsache, daß die offenrachige Form nur in abgeschlossenen Lokalitäten auftritt und nie unter 1200. #2. hinabreicht, *. stimmti. mit. ‚dem rezessiven Charakter der Anlage für Anoectolemus sehr gut zusammen. Freilich wird durch die Feststellung des hybriden Charakters von A/. hirsutus-Individuen unserer Umgebung Sterneck’s Vorstellung über die Entstehung der Anoectolemus- Form als junge, in prähistorischer Zeit in Anpassung an 1 Simplex vel rarissime ramis duobus abortivis instructus (Chabert).. 15) "Fundorte werden auch aus dem Salzburgischen — also einem weit nördlicheren Gebiete — angegeben. 3.K, W. v, Dalla Torre und L. Graf v. Sarnthern, (Rlorarzaer gefürsteten Grafschaft Tirol, des Landes Vorarlberg und des’ Fürstentums Liechtenstein, Innsbruck 1912, VL,'3. Teil, p. 307. "= Vel,iVn Stermeck, m. ‚aa Fähigkeit der Linienerhaltung. 445 höhere Lagen von Al. hirsutus sich ableitende Lokalform! einigermaßen beeinträchtigt. Denn der festgestellten Tatsache Rechnung tragend, müßten wir viel eher an eine spätestens gleichzeitige Existenz des Anoectolemus- und des Qleistolemus- Typus von Al. hirsutus und an eine ursprünglich viel aus- gedehntere Verbreitung jenes deriken. 47. Facchinii wäre demnach an seinen unzusammenhängenden alpinen Stand- orten nicht eine junge, in Anpassung an diese Standorte entstandene Lokalform des älteren _4/. hirsutus, sondern virl- mehr ein Relikt aus Zeiten ausgedehnterer Verbreitung, das sich nur dort halten konnte, wohin der im allgemeinen zwar kräftigere, aber im Höhencharakter des Klimas seine. An- passungsgrenze findende Al. hirsutus nicht vordringen konnte. Eine dankenswerte, pflanzengeographisch wertvolle Aufgabe wäre es, Al. hirsnius auch an anderen Standorten auf seinen hybriden Charakter bezüglich der Corollenform, die im Bereiche der Gattung eine so große systematische Bedeutung hat, zu prüfen. Es erscheint nach den Erfahrungen an unserem Standorte, der dem nördlichen Talhange mit seiner inter- essanten Durchmischung arktotertiärer, alpiner und medi- terraner Elemente angehört, nicht ausgeschlossen, daß eine vergleichende Prüfung des heute so ausgedehnten A/. hirsntus auf seine Bastardnatur wertvolle Aufschlüsse über die Wurzeln des (leistolemus-Typus liefern könnte. 2. Über teratologische Erscheinungen und ihre Ursache. Obwohl im Freilande bei wiederholter Durchsuchung niemals eine Gestaltungsanomalie angetroffen wurde, konnte das Auftreten teratologischer Fälle in meinen Kulturen nicht befremden, da gerade aus der Familie der Scrophulariaceae und in dieser auch bei der Gattung Alectorolophus eine reiche Zahl von Abweichungen bekannt sind und mehrfach beschrieben wurden.? Über die Ursachen dieser Anomalien Div. Sterneeck, 2. 2.0. p..134 und Tal IV. 2 Vgl. O.. Penzig, Pflanzenteratologie Il., Genua 1894, p. 217. Eine Zusammenstellung der bekanntesten Anomalien findet sich in Penzig- Camus, Anomaiies du Rhinanthus Aleclorolophus (Feuille des jeunes ‘ naturalistes, 27, 1885); diese kleine Monographie war mir nicht zugänglich. 446 A. Sperlich, ist man bisher völlig im unklaren, wenn auch zumeist Ernährungsänderungen und für gewisse Fälle mechanische Verhältnisse dafür verantwortlich gemacht wurden. Auch die Frage nach der Vererbbarkeit der Abweichungen erfuhr bis- her keine allseits befriedigende Lösung, wohl deshalb, weil das Wesen. derselben kaum in allen Fällen dasselbe sein dürfte. Am eingehendsten hat sich mit dieser Frage zweifellos de Vries beschäftigt, der sich auf Grund großer Erfahrung für die Vererbbarkeit ausgesprochen hat. Nach de Vries handelt es sich in den meisten Fällen, da an Individuen eines bestimmten Stammbaums Anomalien bemerkbar wurden, ent- weder um Halbrassen mit einem relativ kleinen Prozentsatz anomaler Individuen oder um Mittelrassen, bei denen die Zahl dieser Individuen annähernd 50%, beträgt. Diese Fälle gehören!nach"die®V Nest mich dem: Gebieter der ‚here genetischen Variation oder Mutation, sondern der mit der Ernährung im innigsten Zusammenhange stehenden fluk- tuierenden Variabilität an. »Endlich«, so schreibt de Vries,? »hängt es von äußeren Einflüssen und namentlich von Er- nährungsbedingungen ab, ob in bestimmten Exemplaren die Monstrosität auftreten wird oder nicht. Und diese letztere Tatsache scheint mir ohneweiters geeignet, das latente Vor- handensein und somit auch die Erblichkeit im latenten Zustande zu beweisen.« Kreuzungsversuche mit reingezüchteten trikotylen Halb- und Mittelrassen und mit synkotylen. Rassen ergaben nach de Vries die Befolgung der Mendel’schen Gesetze. Über die Frage der Vererbbarkeit von Monstrositäten gestatten meine Erfahrungen ihrer ganzen Artung nach kein Urteil, wohl aber sind sie in der Lage, wenigstens für die in Betracht kommenden Fälle zu zeigen, daß die Erschei- nung der Anomalie in keinem direkten Zusammen- hang mit der Ernährung steht, und, indem sie die von de Vries aufgeworfene, aber nicht beantwortete Frage,* I H. de Vries, Die Mutationstheorie I. Leipzig 1901, .p. 427 und 428. au. OBEN. 4 > Die Mutationstheorie II., Leipzig 1903, p. 309 und 345. 4 A208, Pp.289; Fähigkeit der Linienerhaltung. 447 _ welche Samen einer Frucht aberrante Keimlinge bekommen, oder allgemeiner gesprochen: wann sind Anomalien über- haupt in einer bestimmten Nachkommenschaft mit Sicherheit zu erwarten, einigermaßen befriedigend lösen, das ganze Problem in anderem Lichte erscheinen zu lassen. Im folgenden „seien die beobachteten Anomalien, in Auswahl unter Angabe des Zeitpunktes ihrer Entstehung, der Aszendenz und De- szendenz mitgeteilt, wobei ich mit den Anomalien der Be- blätterung beginne und die Anomalien der Blüte daran an- schließe. Zum ersten Male kamen Monstrositäten im Jahre 1915, und zwar sowohl in F, der Deszendenz der Rohernte 1912 er aueh in *r,' der. Rohernte. 191° zur beobachftung.: Es Kandel. sich zunachst um Trikotylie,: die, wie de Vries mitteilt und mehrfach abbildet, sehr häufig mit Alteration der Blattstellung verbunden ist.” Zwei Fälle sind in Fig. 4 (Taf. I) und 5 (Taf. III) abgebildet und seien etwas näher besprochen. Das in Fig. 4b dargestellte Individuum mit konstant ‚dreizähligen Blattwirteln entstammt als einziges seiner Form emet ausch schlechte Keimung m 7, und noch ’mehr’in F, charakterisierten Seitenlinie einer im allgemeinen keim- kräftigen Stammpflanze aus der frühesten Rohernte des Jahres 1912. Seine durch Selbstbestäubung entstandenen, äußerlich einwandfreien Samen keimten sehr schlecht (5:1), die aus dem einzigen lebensfähigen Samen erwachsende Pflanze war normal, entwickelte sich bei guter Ernährung üppig — sie trug sogar ein blühendes Seitenachsenpaar — die ziemlich ‚reichlich entwickelten Samen starben jedoch bald nach der Reife ab. Vollkommen das gleiche Schicksal hatte die Nach- kommenschaft der normal beblätterten Geschwister, gleich- gültig, ob sie dem Anoectolemus- oder dem (leistolemus- Typus angehörten. Das in Fig. 5 (Taf. II) dargestellte Individuum, dessen Be- blätterung, wie Fig. 65 gut überschauen läßt, aus der wirteligen 1 Diese Anomalıe ist bei Scrophulariaceen anscheinend sehr, häufig; vgl. auch W. Kinzel, Frost und Licht, p. 155. 2 Die Mutationstheorie II, p. 228 ff., Fig. 37, 38 und 44 (Melampyrum pratense). 4485 A Dperide m, Stellung allmählich in Spiralsteliung übergeht, womit schließlich Zwangsdrehungen verknüpft sind, entstammt, ebenfalls als- einziges dieser Form, einer schon in der Stammpflanze der Rohernte, 1915, .geschwäche, ‚erscheinenden Linie "Serge Samen, die sich durch Selbstbestäubung entwickelt hatten,, keimten mittelmäßig (11.:7). Die erwachsenden. ausnahmslos normal beblätterten Pflanzen waren trotz gleicher und durch- aus vortrefflicher Ernährungsbedingungen untereinander sehr verschieden. Ein Individuum starb schon als Keimling: ab, von den sechs anderen ging eines vor der Öffnung der ersten. Blütenknospe zugrunde, vier: brachten es in ver- zwergter Form zu Blüte und Frucht, eines, aus der zweiten Kapsel der. Mutterpflanze stammend, entwickelte sich zu einer kräftigen Pflanze mit zwei reichlich blühenden Seitenachsen- paaren. Die Samen des gesamten Nachwuchses erwiesen sich. sehr. bald. nach det ‚Reife 'als Tor Diesen zwei Beispielen könnte eine stattliche Reihe bei- gefügt werden. Ihre Geschichte ist, immer. dieselbe: Wo und wann immer trikotyle (zweimal waren es synkotyle) Neim- linge sich zeigten, waren sie Abkömmlinge von Seiten- lınken, .die,sich‘entweder schon in.der Aszendenze seschwächt erwiesen hatten oder deren Schwächung im geringen Reimprozent, eben hervorirat, Viele ae pr Keimlinge starben sehr bald nach der Keimung ab; wenn sie zu sıklangen, Hzumeisı mit aberranter, und zwar. in unglaublich mannigfaltiger Weise variierender Blatt- stellung heranwuchsen, so waren sie selbst oder ihre nächste: Nachkommenschaft unfähig, lebenskräftige Samen oder über- haupt Samen zu entwickeln. Es sei noch. festgestellt, daß- diese Anomalien in fast allen Linien, die auf die Rohernten der Jahre 1912 und 1913 zurückgehen, Jahr für Jahr wieder- holt auftraten und immer nur dann, wenn die Herabsetzung des Keimprozentes oder die in irgendeinem Zeitpunkte des. individuellen Lebens zutage tretende mangelhafte Entwicklung der Keimpflanzen die weitgehende Schwächung einer Linie ankündigte. Ist de Vries’ Auffassung von der Existenz erblicher Halbrassen richtig, so gehören sämtliche Pflanzen des Standortes meiner Rohernten solchen Halbrassen mit L Fähigkeit der Linienerhaltung. 449 .semilatenter Anlage, zu aberranter Beblätterung — Poly- und Synkotylie, im, Geiolse . Polyphyllie ‚der. ‚Wirtel, _Chorise, Adhäsion oder Diremption (Displacement) der Blätter, häufig mit Zwangsdrehung der Achse verbunden — an. Eines aber steht fest: Die Überwindung der Latenz ist nicht dem Eingriffe eines Ernährungsfaktors zuzuschreiben, die Anomalien treten vielmehr genau so, wie,es im 1. Ab- schnitte der Arbeit für Keimverzug und Keimungsunfähigkeit nachgewiesen werden , konnte,. ‚bei ‚Schwächung . der Dovlerischen Potenz und ausschließlich.nurin. diesem Falle in Erscheinung.! Allerdings wird die Vorstellung von der Existenz kon- stanter Halbrassen dadurch erschwert, daß sich die Be- blätterungsanomalien in der Nachkommenschaft einer und derselben Linie in so mannigfaltiger Weise äußern; sie wird es noch mehr, wenn man bedenkt, daß die nunmehr zur Sprache kommenden Blütenanomalien gleichfalls unter denselben Begleitumständen an denselben Linien zur Beobachtung gelangten. Nicht selten ; zeigten "einzelne Blüten '‚geschwächter ‘Individuen eine Vermehrung der Karpelle von zwei auf drei. Die aus solchen Kapseln stammenden Samen keimten zum geringsten Teile und lieferten durchwegs Pflanzen, die, wenn überhaupt Samen zur Entwicklung gebracht werden konnten, ausschließlich lebensunfähige Samen erzeugten. Sehr auffallend und in ihrer Tracht höchst befremdend waren Individuen, deren Blüten entweder durchwegs oder im 1 So dürften sich vielleicht auch die von de Vries in $ 29 (Mutations- theorie 1., p. 644 fi.): »Die Wahl der Samen „bei der Selektion« besprochenen Fälle erklären lassen, die der Autor zur Anregung für weitere Forschung mitteilt, ohne hierüber zu entscheiden. Der Schlußsatz de Vries’ (a.a.O., p: 648): »Jedenfalls steht es im allgemeinen fest, daß die einzelnen Samen einer Pflanze, je nach dem Orte ihrer Entstehung und je nach ihrer Größe und ihrem Gewichte zu Exemplaren von sehr verschiedener individueller Kraft werden können und daß, den früher besprochenen Regeln entsprechend, bei stark variablen Sorten damit nicht selten eine geringere oder vollere Entfaltung des Sortenmerkmals zusammengeht«, wäre nach meinen Ver- suchen also zu ergänzen: je; nach der Zahl der Samen und der verfügbaren .phyletischen Potenz. 450 A. 'Sperlich, oberen Teile der Spica Adesmie der Oberlippe aufwiesen. Zum ersten Male erschienen solche Individuen 1916, in A, der Deszendenz von Gruppe II der in Tabelle I (p. 390 u. 391) zusammengefaßten Linien. Eine Pflanze, gut ernährt, mit einem blühenden Seitenachsenpaar, trug durchwegs ab- normale Blüten, die vollkommen steril blieben; eine zweite, mit zwei nicht blühenden Seitenachsenpaaren, entwickelte erst vom 7. Nodium der Hauptachse an Blüten mit Ober- lippenadesmie. Dies Individuum lieferte zwar Samen, sie starben jedoch sehr Dald' mach der -keite ab. Toren 1915 wiederholte sich die Erscheinung bei Abkömmlingen anderer Stammpflanzen der Rohernten 1912 und 1913. Auch Blüte mit Adesmie der Oberlippe;. dreimal vergrößert. in diesen, gegenüber den Blattanomalien sehr seltenen Fällen — es handelte sich nur um ein oder zwei Pflanzen — betraf es Angehörige stark geschwächter Seitenlinien, die selbst keine lebensfähige Nachkommenschaft mehr erzeugen konnten. 1917 war bei einem Individuum nur die letzte Blüte der jüngsten Seitenachse abnormal. Diese ist in Fig. 3 abgebildet.! Die "nur einmal, und zwar. 1918. vkrapp vor dem völligen Aussterben einer schwachen Seitenlinie aus der Nachkommenschaft der frühesten Rohernte von 1912 — dem- nach in A, — beobachtete Vermehrung des Androeceums nöge den Abschluß bilden. Es handelt sich um ein kleines ! Ursprünglich hatte ich die Absicht, das prächtige große Exemplar mit einheitlich abnormalen Blüten des Jahres 1916 photographisch fest- zuhalten. Das Vorhaben mußte leider unausgeführt bleiben, da ich gerade zur Zeit des schönsten Flors plötzlich von Innsbruck abberufen wurde. Nach meiner Rückkehr war die Pflanze verblüht. Fähigkeit der Linienerhaltung. 451 Pflänzchen mit zwei Blüten, das gleich seinen zwei kümmern- den Geschwistern — die übrigen waren schon als Keimlinge abgestorben — nicht mehr die Fähigkeit besaß, die Blüten volle zu. entfalten. In Fig. 4 ist. eine dieser ‘in : Anthese begriffenen Blüten wiedergegeben. Wir sehen neben den vier normalen Staubgefäßen ein vollkommen gleichwertig ent- wickeltes, median gelegenes fünftes. Da es ein vorderes ist, entspricht die Blüte dem Grundplane der Scrophulariaceen nicht. Zu den gerade bei dieser Familie häufigen Atavismen ist der Fall demnach nicht zu zählen." Daß bei Scrophu- Fig. 4. Streckungsunfähbige Blütenknospe mit Oberlippenadesmie und überzähligem vorderem Staubgefäß; sechsmal vergrößert, larıaceen nicht selten statt des geforderten hinteren Stamen ein vorderes gebildet werden kann, ist bekannt, doch kommen für unseren Fall die mechanischen Erklärungen Penzig’s,” Abort des Mittellappens der Unterlippe oder seit- liche Spaltung dieses Lappens, wie aus der Figur deutlich zu ersehen ist, nicht in Betracht. ı Vgl. E, Heinricher, Neue Beiträge zur Pflanzenteratologie und Blütenmorphologie, 3. Studien an Blüten einiger Scrophulariaceen, Österr, botan. Zeitschr. 1894, p. 12ff. 2 Pflanzenteratologie Il., p. 186. 452 WAS penliech, 3. Nanismus und Albinismus. Die im Vorhergehenden besprochenen, ihrer Aszendenz nach wohl bekannten Fälle von Anomalien haben uns gezeigt, worin die Ursache ihrer Entstehung zu suchen ist. Aus- nahmslos traten sie in meinen Versuchsreihen, unbeeinflußt von der Ernährung, dann auf, wenn geringes Keimvermögen, Keimverzug, das baldige Absterben von Keimlingen, die Un- fähigkeit zur Erzeugung von Samen überhaupt oder von lebensfähigen Samen als äußerlich erkennbare Merkmale der inneren Schwächung .der Vorfahren, der Beeinträchtigung ihrer phyletischen Potenz, zutage traten. Die Frage, wann sind Abnormitäten in der Nachkommenschaft normaler In- dividuen zu erwarten, kann demnach wenigstens für die Pflanzen unseres Standortes ‚mit aller Bestimmtheit so beantwortet werden: immer dann, wenn für die direkten oder späteren Nachkommen das in einer bestimmten Stamm- pflanze zur Verfügung stehende Maß phyletischer Potenz nicht mehr ausreicht; früher, wenn die Stammpflanze selbst entweder im ganzen oder mindestens in einzelnen Nodien schon eine gewisse Schwächung erreicht hatte; später, wenn die Stammpflanze zwar noch im Vollbesitze phyletischer Potenz war, aber durch allzureiche Samenproduktion einen sroßen Teil ihrer Nachkommen in dieser. Hinsicht benach- teiligte. Ungeklärt bleibt allerdings noch, bis zu welchem ‚Grade die Schwächung gediehen sein muß, um ganz allgemein die genannten Merkmale in Erscheinung treten zu lassen, und, ob für die einzelnen Typen der Anomalie ganz bestimmte gesetzliche Grade der Schwächung verantwortlich zu machen sind. Den im vorhergehenden Kapitel beschriebenen, sichtbaren Begleiterscheinungen von Generation zu Generation abnehmen- der phyletischer Potenz füge ich noch eine Form hinzu, die deswegen unser ganz besonderes Interesse beansprucht, weil sie aus verschiedenen Verwandtschaftskreisen Gegenstand der Untersuchung war, auch unter den de Vries’schen Mutanten der Oenothera Lamarckiana zu finden ist und a en Nee . Se = u Fähigkeit der Linienerhaltung. 499 hier in der Reihe der sogenannten Verlustmutanten eine ganz eigentümliche Stellung einnimmt: die Zwergform.! Verzwergte Individuen treten bei unserer Pflanze ohne Rücksicht auf ihre innere Verfassung auf Grund schlechter Ernährung sehr häufig auf.” Ja es kann im Gegenteil aus der Tatsache, daß an minder leistungsfähigen Wirten und selbst vollkommen autotroph gewisse Individuen einer Population in bescheidenen Grenzen morphologischer Ge- staltung ihren Lebenszyklus vollenden, mit Recht geschlossen werden, daß uns hierbei Pflanzen ganz besonders hoher Lebenskraft vorliegen. Diese Art des Zwergwuchses_ inter- essiert uns.hier nicht. Uns beschäftigen hier Zwergformen, die als Nachkommen normaler Individuen bei denkbar gün- stigsten Außenbedingungen auftreten und durch die Unfähig- keit, diese Außenbedingungen richtig auszunutzen, eben beweisen, “ daß ihre ganze innere Verfassung eine andere geworden 'ist. Sie zeigten sich in meinen Kulturen alljährlich und immer im Zusammenhange mit der Schwächung der phyletischen Potenz der Linie. Im 4. Kapitel des I. Teiles der Arbeit ging von solchen Individuen schon die Rede und ich verweise auf die dort zur Abbildung gelangten Fälle (Fig. 1,2 und 3 auf Taf. Iund DM). Die große Mehrzahl dieser Zwerge geht baid nach der Ausbildung einiger Laubblatt- paare oder spätestens nach oder schon während der Blüten- entwicklung ein. Vereinzelt gelangen aber die Pflänzchen sogar zur Entwicklung keimfähiger kleiner Samen, deren Keimprozent allerdings ein sehr geringes ist; sie sind mit Rücksicht auf ihre Nachkommenschaft und die dadurch sich offenbarende Vererbbarkeit des Zwergwuchses einer “näheren Beachtung wert. Vor allem geht aus der Möglichkeit einer, wenn auch stark reduzierten Fortpflanzung hervor, daß die durch unsere Versuche bekannt gewordenen Grade innerer Schwächung 1 Sie beruht nach de Vries im .Gegensatze zu den bisher besprochenen Fällen von Anomalie, die der fluktuierenden Variabilität angehören, auf heterogenetischer Variation, ist also ein echter Mutant. ® Die Fa-Generation meiner Versuche bestand zumeist aus beschei- denen, vielfach zwergigen Individuen. 454 A. Sperlich, um eine weitere Stufe vermehrt werden müssen, die darin besteht, daß vereinzelte Samen doch noch wenigstens auf die Dauer einiger Generationen Keimfähigkeit bewahren. Wir können uns dies ungezwungen so vorstellen, daß innerhalb der engen Grenzen des Zwergwuchses der fördernde Ein- Nuß geringer Samenproduktion auf den inneren Wert des einzelnen Samens in positivem Sinne einwirkt, wodurch zwischen den individuellen Maßen und dem Gehalt phyletischer Potenz vorübergehend eine gewisse Harmonie hergestellt erscheint, die sich, wie aus allen Zuchtversuchen hervorgeht, bei normalen Individuen vielleicht überhaupt nicht vorfindet. So können sich Zwerge durch einige Generationen in einzelnen, besonders bevorzugten Nachkommen — Voll- keimung ist stets ausgeschlossen — des Konkurrenzkampfes der freien Natur, dem sie nicht gewachsen sind, enthoben, konstant erhalten. Die Linie, die sich bei meinen Versuchen am längsten, nämlich durch vier Generationen halten konnte, sei dargestellt. Aus dem vorletzten Nodium einer Freilandpflanze mittlerer Größe vom Jahre 1912, die im allgemeinen Samen sehr niederen Keimprozentes geliefert hatte, keimten im folgenden Jahre von 15 Samen 8. Nur drei Keimlinge hier- von erwuchsen zu blühenden Pflanzen; sie blieben zwergig. Die Samenproduktion und -keimung dieser drei Zwerge war die folgende: a) 15 Samen, hiervon keimten 1914: 12, DH 12m. > » 1914°,, 1; E24, » » 191%. 17. b und c lieferten im Jahre 1914 keine erwachsenen Nachkommen, die Keimlinge starben größtenteils sehr frühzeitig ab. Von den 12 Keimptilanzen ' des Individuums a brachten es nur drei zu Blüte und Frucht, sie ent- - stammen dem untersten Nodium von a. Samenproduktion und Keimung 1915: a,) 1 Same: keimungsunfähig, Ag) 3 Samen: keimungsunfähig, as) 9 Samen: es keimten 8. Es hatte sich somit die phyletische Potenz auf diesen einen Nach- kommen (as) geradezu konzentriert. Von seinen acht Keimpflanzen brachten Fähigkeit der Linienerhaltung. 499 es wieder nur drei zu Blüte und Frucht. Sie bewahrten trotz bester äußerer Bedingungen getreulich den Zwergwuchs. Samenproduktion und Keimung 1916: ds 1) 6 Samen! es keimten 6, 411) 15 Samen: es keimten 9, a, III) 17 Samen: es keimten 14. Weder die Keimlinge von I noch die von Ill erwuchsen zu fruchtbaren Individuen. Die meisten gingen bald nach Öffnung der ersten Blüte ein. Von der Nachkommenschaft‘ des Il \braehte es,’ eine) jeinzige‘Pflanze zur: Bildung; reifer Samen, von denen keiner mehr zu keimen vermochte. Die Zwerglinie war hiermit, nachdem sie sich durch vier Jahre in vereinzelten Individuen halten konnte, endgültig aus- gestorben. Kreuzungsversuche wurden nicht durchgeführt. Wenn wir auf Grund der verliegenden Erfahrungen die Geschichte der Oemothera nanella,! einer aus Oen. La- mavckiana und bestimmten Mutanten, zudem aus ©en. biennis alljährlich erhaltbaren Form, aufmerksam verfolgen, "so sind gewisse Momente auffindbar, welche die Annahme nicht unberechtigt erscheinen lassen, daß an der Entstehung der zwergigen Nachtkerzen ähnliche Umstände zu- mindest mitbeteiligt sind wie bei Alectorolophus hirsutus, aus dessen Kultur wir die Zwergform als einen Ausdruck. der, in vielfacher Weise. sich ..offenbarenden Schwächung einer Nachkommenschaft erkannt haben; ja es erscheint nicht unbegründet, einen ähnlichen inneren Zu- sammenhang überall dort wenigstens zu suchen, wo es sich um die Bartlett'sche Massenmutation handelt wie im Falle der im Freien nicht erhaltungsfähigen, also zweifellos weit- gehend geschwächten Mutante ÖOchracea aus ÜOen. grandi- Flora.’ Wie unsere Versuchspflanze zeichnet sich auch Oeno- thera durch reiche Samenproduktion aus, wodurch eine 1 Die Mutationstheorie I., p. 165 ff. 2 H. de Vries, Phylogenetische und gruppenweise Artbildung. Flora, 11. und 12., 1918 (Festschrift Stahl), p. 222. +06 A. Sperlich, harmonische Verteilung der Lebensfähigkeit auf alle Nach- kommen nach den Erfahrungen mit Aleciorolophus in Frage gestellt wird. Die bekannte Tatsache, daß ein Großteil der Oenothera-Samen, auf deren Entstehungsart und -zeit bisher kaum geachtet wurde, nur unter Anwendung von Druck zur Keimung zu bringen ist und, daß sehr viele Samen verspätet oder überhaupt nicht keimen,! deutet wohl darauf hin, daß die bei Alectorolophus erkannten Zusammenhänge auch hier bestehen dürften. "Hierbei seien’ jene Samen’ nicht’ berück- sichtigt, die erstmalig Nenner als unvollkommen entwickelt ‘erkannt hat und die nach dem genannten Forscher als Aus- druck lebensunfähiger Kombinationen von Anlagen eroße genotypische Bedeutung haben.” Auch an die wenigstens für gewisse Fälle als erblich konstant festgestellte Samentaubheit, nach «de» Vries’' als‘ Tolwer" eines in» !Bewissen "Anl prn kombinationen zur Wirkung kommenden letalen Faktors,? denke ich nicht. Vielmehr erinnern nur die oben angedeuteten Fälle von Keimverzug und -unwilliekeit sehr an die ent- sprechenden Verhältnisse von Alectorolophus, bei welchem bekanntlich morphologische Anomalien des Samens über- haupt nicht zur Beobachtung gelangt sind. Von den Samen der Oen. nanella im Besonderen sagt de Vries selbst, daß sie schwächer scheinen als: die ‘der Art." Nanella meist Dei einjähriger Kultur — worauf die bessere Entwicklung als zweijährige Pflanze eigentlich beruht, bleibt zunächst fraglich — wie die Alectorolophüs-Zwerge zu unvollkommener Blüten- entwicklung: Ihre Knospen bleiben stecken, Pollen wird nicht entwickelt, die Narben öffnen sich nicht.” Sie entsteht all- jährlich immer und immer wieder nicht nur aus der Stamm- art, sondern auch aus deren Mutanten, denen sie in den übrigen Merkmalen dann gleicht. Parallelmutation wurde die 1 H. de Vries, Über künstliche Beschleunigung der Wasseraufnahme dureh Druck. Biolog. Zentralbl., 35, 1915, p. 168 fi. 2 Siehe Einleitung, Fußnote 2, p.: 2. 3 Phylogenetische und gruppenweise Artbildung, p. 225 und Halb- mutanteh und Zwillingsbastarde, Ber. d. D. B..G. 35, 1917, p. 128%, 3 Die Mutationstheorie I., p. 186. BURN A. Or, Ds BOT, M10.BU, u fe Fähigkeit der Linienerhaltung. 494 Erscheinung von Stomps genannt. Man erhält sie meist bei Aussaat von Samen in großer Zahl. Kreuzungsversuche mit Nanella geben, von dem aus Gigas erhaltenen Zwerge, ‚dessen Bastarde bei rezessivem Charakter des Zwergmerkmales rein 'mendeln,? abgesehen, höchst verwickelte und nöch nicht ‚geklärte Ergebnisse.? Dies alles scheint mir dafür zu sprechen, daß die Ursachen‘ der Entstehung von Nanella, deren Kon- stanz durch mehrere Generationen uns nach dem angeführten Beispiel aus den Alectorolophus-Kulturen kaum "mehr: be- fremden: kann, wenigstens in vielen Fällen ähnliche sein ‚dürften wie für die Zwergformen des Halbschmarotzers, daß sie dann zu erwarten ist, wenn Individuen mit herab- gesetzter phyletischer Potenz zu allzureicher Samen- produktion schreiten. So deute ich de Vries’ Angabe, daß die Zahl der Zwerge in einer Nachkommenschaft dann ‚gesteigert werden kann, wenn sehr kräftige Individuen — also Individuen großer Dimensionierung mit reicher. Blütenzahl, die, „wie wir wissen, innerlich weitgehend geschwächt sein können — zur Kreuzung ‘herangezogen werden.* Der An- gabe, daß Nanella keineswegs „ein Miniaturbild ‚der La- marckiana ‚ist, »sondern Unterschiede nach verschiedenen Richtungen: zeigt,’ möchte ich keine .allzugroße Bedeutung beimessen, | da. es recht wohl ‚verständlich: ist, daß. bei Schwächung des ganzen innerlichen Ausgestaltungsvorganges gewisse morphologische ‚Ausprägungen .der Stammart unter- bleiben; so fand ich beispielsweise bei meinen Alectorolophus- Zwergen die Brakteen zumeist fast vollkommen laubblatt- ähnlich, die Zähnung der kleinen, schmalen Laubblätter gegenüber der Normalform stark reduziert. ® 1 ı Phylögenetische ind gruppenweise Artbildung, Dr2L2 2 H. de Vries, .Oenöfhera gigas nanella, a Mendelian mutant. 'Botanical Gazette 60, 1915, p. 337. 3 Vgl. ©. Renner, Versuche über die gametische Konstitution der Dendtheren, a: a O.,’p. 260 ff. 1 # H. de Vries, Über amphikline Bastarde. Ber. d. D. B. G. 33, 1915, p. 465. EEE ‚lote 5 Vgl.de Vries, Die Mutationstheorie I., p. 255. # In diesem Zusammenhange sei roch eines jüngst von Goebel beschriebenen Zwerges von Salvia pratensis (S. pratensis t. acaulis) gedacht Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 32 458 A. Sperlich, Auf jeden Fall wird ‘es aber angezeigt sein, bei Ver- suchen, die darauf gerichtet sind, die ziemlich verwickelten Vererbungserscheinungen der Oenothera Lamarckianua und vieler ihrer Mutanten, zumal solcher retrogressiven Charakters, gesetzmäßig zu erfassen, auch auf das dargelegte Moment zu achten. Ob es sich, wie de Vries dies tut, darum handelt, die Versuchsergebnisse auf Grund der Annahme von Halb- mutanten und mutierenden Keimzellen zu erklären, oder aber nach Renner’s schönen Untersuchungen den. habituell. komplex-hetrozygotischen Charakter der Lamarckiana und. ihrer Mutanten als Erklärung heranzuziehen, immer wird es. gut sein, nebenbei darauf bedacht zu sein, daß sich bei starker Samenproduktion eine gewisse Disharmonie zwischen der individuellen Entwicklung und der Lebenskraft der Nach- kommen einstellen kann, die früher oder später auch zu Gestaltungsanomalien führt. Darum glaube ich, daß das mit Rücksicht auf die möglichst vollkommene Erkenntnis eines bestimmten Individuums gewiß berechtigte Bestreben, sein gesamtes Samenmaterial zur Entwicklung‘ zu bringen, nicht ganz ohne Bedenken ist. Ich halte es nach meinen Erfahrungen nicht für unwahrscheinlich, daß die unwilligen Keimer unter den Samen, die »Trotzer«, wie sie de Vries nennt, Individuen geschwächter phyletischer Potenz dar- stellen, in deren Nachkommenschaft sich bald früher bald später Abweichungen ergeben könnten, die das Bild des Stammindividuums eher zu trüben denn zu klären imstande sind. ! (K. ee Zur Kenntnis der -Zwergfarne. Flora, /1. und 12., 1918, Fest- schrift Stahl, p. 280), dessen durch Selbstbefruchtung entstandenen, äußerlich normalen Teilfrüchtchen sich als keimungsuntüchtig erwiesen. und deren gleichsam stecken bleibenden Blütenstände sehr an die geschwächte ‘innere Verfassung der Alectorolophus-Zwerge erinnern. 1 Schon de Vries war es aufgefallen, daß Pllanzen aus später keimen- den Samen zu Gestaltsveränderungen neigen:; »Bei den mutierenden Arten liegt die Möglichkeit offenbar vor, daß diese trotzenden Samen mehr Aus- sicht auf neue Typen bieten als die schnell keimenden.« (Über künstliche Beschleunigung der Wasseraufnahme durch Druck, a. a. O., p. 161.) Vgl. auch O. Renner, Versuche über die gametische Konstitution der Oenotheren, p- 171, Pig..16 und; 2.. 1184. Fähigkeit der Linienerhaltung. 459 Die Entstehung der Zwerge von. Alectorolophus, denen, da im gleichen Zusammenhange und ohne Einfluß von Ernährungsänderungen entstanden, die im vorhergehenden Kapitel behandelten teratologischen Fälle angeschlossen werden können, läßt einen Umstand klar erkennen, der die Bildung solcher abweichender Formen verursacht: DieSchwächung der phyletischen Potenz durch Disharmonie zwischen der im Individuum verfügbaren Menge dieser Potenz und der Zahl seiner Nachkommen. Leider tragen diese in ihrem Zusammenhange erkanrten Abänderungen nicht dazu bei, das Problem- der Entstehung von neuen lebens- fähıgen Formen zu klären, da sie an Linien auftreten, die ihrem ganzen Werdegange nach dem sicheren Erlöschen geweiht sind. Zum Schlusse sei noch in Kürze einer Abweichung gedacht, die sich in meinen Kulturen alljährlich und immer im Zusammenhange mit der Herabsetzung phyletischer Potenz eingestellt hat und gleichfalls Ähnlichkeiten mit gewissen Mutanten von Oenothera aufweist: Die Entstehung ganz weißer oder doch wenigstens sehr blasser, chlorotisch aus- sehender Keimpflanzen.! Sie waren durchwegs entweder ganz lebensunfähig, so die weißen, oder fortpflanzungsunfähig, so die blassen, und können daher nicht jenes weitere Interesse beanspruchen, wie die rücksichtlich ihrer Nachkommenschaft geprüften und konstant befundenen Zwerge.’ 1 O. Renner (a. a. Ö., p. 158) mißt diesen Formen große Bedeutung bei: »Sehr wichtig ist das Auftreten von langsam wachsenden gelben und von bald absterbenden gelblichen oder weißen Keimpflanzen neben den. grünen«. 2 Die chlorotischen Erscheinungen bei grünen Halbschmarotzern haben seinerzeit schon Heinricher beschäftigt. Ursprünglich sah der Forscher in der Chlorose einen Ausdruck für den Grad des Parasitismus der be- treffenden Art: »je unbedingter die parasitische Ernährung zur Vollendung des Lebenszyklus notwendig ist, um so prägnanter tritt, bei mangelnder solcher Ernährung, die Erscheinung der Chlorose auf« (Die grünen Halb- schmarotzer Il, p. 443). Spätere Versuche ließen jedoch erkennen, daß ‚dieser Zusammenhang nicht immer besteht, daß sich vielmehr das Saatgut bei einer und derselben Art sehr verschieden verhält (Die grünen Halb- schmarotzer 1V., p. 272). Heinricher nimmt an, daß die Samen. mit Eisen 460 A. Sperlich, 4. Alteration des festen Keimungsrhythmus. Der im.Il. Teile der Arbeit als von äußeren Faktoren weitgehend unabhängig erkannte und dort näher besprochene Keimungsrhythmus der Samen von Alectorolophus erwies sich — allerdings nur in zwei Fällen unter den Tausenden geprüfter Samen — derart gestört, daß die Keimung schon während des Sommers nach einer Ruhe von ungefähr einem Monate erfolgte. Und auch diese Anomalie zeigte sich in der Nachkommenschaft einer sowohl durch ihre Aszendenz als auch durch ihre individuelle Entwicklung als innerlich sehr geschwächt gekennzeichneten Pflanze und steht zu irgendwelchen Ernährungseinflüssen in. keinerlei Beziehung. Die Beobachtung ist gerade wegen ihrer Seltenheit beachtens- wert und scheint mir einen wertvollen Beitrag zur. Charak- terisierung der Sommerreife des Samens als eines zum Erb- gute der Art gehörigen Merkmals zu liefern, an dem wie an den konstant vererbbaren, spezifischen morphologischen Merk- malen durch Schwächung der inneren Verfassung Änderungen erfolgen können. Das Individuum mit. den zwei abnormal keimenden Samen gehört einer Linie an, die von der Stammpflanze des Jahres 1912 an. alljährlich., durch sehr.:schlechte, Keimung und reichliches Absterben von Nachkommen gekennzeichnet ist. Es ist das einzige überlebende Exemplar der Linie im Jahre 1917 und hat sich aus einem Samen entwickelt, der erst im zweiten Winter nach erlangter Reife keimte (Spät- keimer). Die Entwicklung. der Pflanze war eine ‚sehr träge, erst Mitte Juni kam sie zur ‚Blüte: Ihr Aussehen: war kümmerlich; ziemlich langgestreckt (trotz guter Belichtung) und unverzweigt, hatte sie selbst keinen Halt und mußte gestützt werden. In einzelnen Nodien, auf die sich offenbar die ganze Kraft konzentrierte, wurden. ziemlich viel Samen entwickelt. Ihre Keimkraft wurde im Dunkeln geprüft. verschieden ‚bedacht sind. Wenn dem so ist. (was keineswegs feststeht), dann lehren meine Versuche, -bei welchen Samen diese Benachteiligung zu erwarten ist. . . .. a Fähigkeit der Linienerhaltung. 461 1. Nod. 1 Blüte, 1 Samen, keimt am 18.1., Keimling stirbt. 2. Nod. 1. Blüte, Blüte bleibt stecken. 3. Nod. 1 Blüte, 4 Samen, 3 keimen: am 11... und 18. ]., Keimlinge sterben. 4. Nod. 1 Blüte, kein Same. 59. Nod. 1 Blüte, 4 Samen, 3 keimten am 18. I. und 1. II, Keimlinge sterben. 6. Nod. 2 Blüten, 13 Samen, 1 keimt am 17. VII... 1 am 5.1., 5 am 18. I., 1 am 7. IV., kein Keimling ist lebensfähig. 7. Nod. 1 Blüte, 6 Samen, 1 keimt am 17. VI, 2 am 11.1, 2 am 25. I., kein Keimling ist lebensfähig. 8. Nod. 2 Blüten, 3 Samen, ‘sterben ab. 9. Nod. 1 Blüte, 2 Samen, sterben ab. 10. Nod. 1 Blüte, £ Samen, sterben ab. Demnach, findet. die :Linie mit. diesem „Exemplar, das uns die seltene Keimungsanomalie brachte, ihr Ende. Von den oben verzeichneten Nachkommen interessiert uns das nähere Schicksal der zwei Sommerkeimer. Ich brachte sie bald nach der Keimung in entsprechend mit Wirtpflanzen versehene Gefäße, die im Freien zur Aufstellung gelangten. Die Kotyledonen. erschienen noch im August über der Erde, ergrünten normal, das erste Laubblattpaar entialtete sich; Brecmıt war aber das Wachstum... zu Ende. In ..der „ersten Septemberwoche starben beide Pflänzchen trotz sorgsamster Pflege ab.! | | Mit den Anomalien der äußeren Gestaltung zusammen- gehalten, die in den vorhergehenden Kapiteln besprochen wurden und durchwegs in Linien auftraten, die zumeist schon in der direkten Nachkommenschaft dem Untergange geweiht waren, gewinnt die Keimungsanomalie zweifellos Bedeutung. Sie bekräftigt uns. .in der schon im Il. Teile der Arbeit begründeten Auffassung, daß die normale, fünf Monate währende feste Ruhe der Alectorolophus-Samen genau so, Sy 1 In W. Kinzel's RKeimungstabellen (Fröst und Licht als beeinflussende Kräfte, Tab. XVI) sind für Rhinanthus hirsulus im Lichte im August 30;,, im Dunkeln im August 19, und im Oktober 20/, Keimungen verzeichnet. Die Dunkelkeimlinge waren abnormal. Jedenfalls geht aus diescr Angabe hervor, daß die besprochene Keimungsanomalie auch häufiger vor- kommen kann. Die Aszendenz dieser Keimlinge ist für mich unzweifelhaft, 452 A. Sperlich, wie bestimmte morphologische Merkmale, zu jenen Äußerungen der Organisation gehört, die von Generation zu Generation unverändert übergehen und die Art als solche charakterisieren, daß diese Ruhe also als spezifische zu bezeichnen ist. Theoretische Erörterungen. Die Verfolgung der Keimungsverhältnisse in reinen Linien von Alectorolophus hirsutus, die den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchungen gebildet hatte, brachte uns die Erkenntnis, daß der Keimverzug und die Keimungsunfähigkeit vieler, äußerlich vollkommen erscheinender Samen Anzeichen der inneren Schwächung der samentragenden Individuen sind, deren fernere Nachkommenschatt nicht nur diese Erscheinungen in erhöhtem Maße zur Schau trägt, sondern überdies bald früher, bald später durch Reduktion der auberlichen to staltung, durch die Verlangsamung des Wachstums, durch die Herabsetzung der Blütenbildung bis zu vollkommener Sterilität sich als minderwertig erweist und schließlich nicht mehr existenzfähig ist. Der Umstand, daS diese auffälligen Schwächeerscheinungen nicht immer gleichzeitig mit oder unmittelbar nach den Keimungsanomalien zur Offerbarung gelangen, vielmehr gerade schlechte Keimer oit durch einige Generationen noch zu üppiger individueller Entfaltung befähigt sind, konnte und mußte zunächst diesen Zusammen- hang verschleiern. Aus der Tatsache, daß sich durch Reduktion der Samen- bildung der Wert der Gesamtnachkommenschaft erhöhen und, daß sich der Wert der Samen der einzelnen Nodien am Individuum innerhalb gewisser Grenzen verschieben läßt, wurde weiter geschlossen, daß jedem Individuum nur ein bestimmtes Maß von Linienerhaltung zukommt, das mit der äußerlich erkennbaren Fertilität durchaus nicht zu harmonieren braucht, das sich im Gegenteil bei allzugroßer Fruchtbarkeit nur um so eher erschöpft. Um die Fähigkeit, voll- wertige existenzfähige Linien zu erzeugen, von der gebräuchlichen, sich auf das Verhalten während des Individuallebens beziehenden Auffassung der Fort- pflanzungsfähigkeit deutlich und unzweifelhaft zu ar” 5 Wen «oz Fähigkeit: der Linienerhaltung. 463 trennen, prägte ich für jene den Ausdruck phyletische Potenz. Das dem einzelnen Individuum zukommende Maß dieser Potenz ist in jedem ‘Falle abhängig von: seiner Aszendenz und erkennbar erst in der Deszendenz. Das letztere erschwert die an und für sich denkbare mathematische Fassung des Begriffes. Neben. der Individualpotenz‘ wurde die Annahme einer Nodialpotenz notwendig, da sich herausgestellt hat, daß zwar, ‚wie schon erwähnt, innerhalb gewisser Grenzen eine Verschiebung der Wertigkeit des Samens von der Basis zur Spitze, von der Hauptachse in die Seitenachsen möglich, daß aber dennoch eine vollkommen gleichwertige Vikariierung nicht erzielbar ist. Die phyletische Potenz ist demnach von der Individualentwicklung abhängig und erreicht in den untersten Nodien der Hauptachsenmitte das Maximum. Vom ersten Nodium oder von den beiden untersten blühen- den Nodien abgesehen, kommt den ersterzeugten Nach- kommen der Hauptanteil der verfügbaren phyletischen Potenz des Individuums zu. Bilälich läßt sich das Verhalten der Nachkommenschaft und ıhrer Linien und weiteren Seitenlinien rücksichtlich ‘der phyletischen Potenz am besten durch den Vergleich mit den Erscheinungen bei der Teilung einer Erbmasse und deren Folgen fassen: Je größer der ererbte Teil eines Gutes oder Vermögens, um so leichter und gewisser ist bei gleichbleiben- den Bedingungen die Erreichung eines vollwertigen Ertrages; fortgesetzte Güterzerstückelung führt unter gleicher Voraus- setzung unabwendbar zum Uhntergange. Die schematische Darstellung, Tafel IV, soll die gefundenen Zusammenhänge in gedrängter Form versinnbildlichen, wobei der Einfachheit halber nur je drei Nodien, je drei Nachkommen und zwei Generationen der Nachkommenschaft eines vollwertigen Individuums gezeichnet sind. Die Kreise in den Blattachseln bedeuten fruchtbare Kapseln, die schwarzen Sektoren in den Kreisen die verfügbare phyletische Potenz. . Alles ‚übrige versteht sich von selbst. Die im Interesse der Übersichtlichkeit getroffene Vereinfachung entspricht freilich der Wirklichkeit - sehr. wenig; vor ‚allem sei nachdrücklich betont, daß alle 464 A. Sperlich, Grade »ders Schwächung bis zum völligen Untergange viel- leicht nur: bei Massenproduktion von Nachkommenschaft eines vollkräftigen Ahnen schon innerhalb zweier Generationen noch möglich sind: Der Vorstellung indes, wie sich ‚die Weiterexistenz. der Art gleichsam auf das. Majorats- recht gründet, während Seitenlinien schließlich verschwinden: müssen wie die verdorrenden Äste eines Baumes, möge die Darstellung dienlich sein. ‚Y Es fragt sich nun, was: dieser nachgewiesene und zweifellos quantitativ faßbare Faktor, die phyletische Potenz, deren Schwächung sich äußerlich zunächst nicht beobachten läßt, eigentlich ist. Von selbst. drängt sich‘ vorerst der Gedanke auf, eine stoffliche, Grundlage ‘zu. suchen. Leicht nachweisbare Reservestoffe, deren Reichtum im allge- meinen von dem Grade der individuellen Ernährung abhängig ist, kommen hierbei nicht in Betracht. Denn, wenn auch eine völlige Unabhängigkeit des Faktors. von der Ernährung des. Individuums ausgeschiossen erscheint und eine andauernd kärgliche Ernährung aufeinanderfolgender Generationen selbst Linien bester innerer Verfassung schließlich zum Verfalle tühren müßte, sa ergaben doch andrerseits die Versuche ganz eindeutig, daß ein einfacher und direkter Zusammenhang zwischen individueller Ernährung und Linienerhaltung nicht besteht. Es ‘konnte vielmehr gezeigt werden, «daß auf: der einen Seite eine bescheidene individuelle Entwicklung bei innerlich kräftigen Individuen wie jede andere Reduktion der Samenbildung den Wert der einzelnen Nachkommen erhöht, daß auf der anderen Seite innerlich gseschwächte Individuen auf Grund kräftiger Ernährung oft knapp. vor dem völligen Aussterben: ihrer. Linie noch. zu. üppigster Entfaltung: befähigt sind. Samen Solcher Individuen zeigen unter dem Mikroskope keine anderen 'stofflichen Verhältnisse als die willigen Keimer und es erscheint sehr wenig wahrscheinlich, daß eine genaue. quantitative Analyse irgendwelche Unter- schiede im Eiweiß-, Fett- oder Aschengehalt zwischen diesen und jenen ergeben. könnte.! 1 Es sei auch daran erinnert, daß die Entscheidung über das Schicksal des Samens spätestens bei der Befruchtung oder knapp nachher erfolgt und Fähigkeit der Linienerhaltung. 465 Der Unterschied kann nur in der feineren Zusammen- setzung, des Plasmas liegen und wir dürfen vielleicht an- Dehmen,..daß..die« enzymatische, Ausrüstung nicht in allen, ,Fällen. ‚den; Eriordesnissen, .des regelrechten Stoffwechsels entspricht. Hierbei genügt es, wenn auch nur, ein unbedingt nötiges Glied in irgend einem stofflichen System fehlt, nicht oder zu spät aus dem ererbten Substrat zur, Entwicklung gelangt. Die eben erwähnte Tatsache, daß geschwächte Individuen noch zu üppiger Entfaltung und zur Produktion . nährstoffreicher Samen ‚befähigt sind, die keimungsunfähig bleiben, deutet darauf hin, daß die Beeinträchtigung der Katalysatoren im Plasma der Nach- kommen. zunächst die Dissimilationsphase betreffen dürfte, wodurch eine Herabsetzung der Betriebsenergie unter, das erforderliche Maß und bis zur völligen Betriebseinstellung zustande käme. Hierfür spricht nun die bemerkenswerte Tat- sache, daß Samen gerade solcher Individuen.noch durch das Licht, wenn es in der Zeit zwischen Schnittreife und Keim- reife zur Einwirkung gelangt, zur Keimung gebracht werden können. Die Wirkung des Lichtes bei der Samenkeimung ist nicht anders denkbar. als katalytisch. Heinricher hat diesen Gedanken zum erstenmal ganz allgemein ausgesprochen, ! genauer formuliert und, wenn auch nicht restlos begründet, so doch wesentlich gestützt wurde die Sachlage durch die Untersuchungen Lehmann’s und Ottenwälder's.?” In un- serem Falle erscheint das Licht geradezu als Ersatz die daraufhin sich abspielenden Vorgänge der weiteren Ausgestaltung und Füllung mit Reservestoffen keinen Einfluß mehr haben. Vgl. die Ausführung auf p. 415. 1 »Die fördernde Wirkung des Lichtes auf den Keimungsprozeß.... liegt zweifelsohne in chemischen Wirkungen, welche die Reaktivierung der Reservestoffe betrefien.« E..Heinricher, Ein Fall beschleunigender Wirkung des Lichtes auf die Samenkeimung. (Vorl. Mitteilung). Ber. d. D. B. G. 1/7, 1899, p. 308 und Beeinflussung der Samenkeimung durch das Licht.. Wiesner- Festschrift, Wien 1908, p. 278. 2 E. Lehmann und A. Ottenwälder, Über katalytische. Wirkung des Lichtes bei der Keimung lichtempfindlicher Samen, Zeitschr. f. Bot. 5, 1913, p. 337 und E. Lehmann, Über katalytische Lichtwirkung bei der Samenkeimung. Biochem. Zeitschr. 50, 1913, p. 388. +56 | A. Sperlich, tür die Benfächteilifung des Vererbien Substrass vn seiner dissimilatorischen Leistungsfähigkeit und wir können uns vorstellen, daß die in der Zeit äußerlicher Samen- ruhe sich normalerweise selbsttätig entwickelnden erforder- lichen Katalysatoren — vielleicht ein einziger ganz bestimmter — hier durch eine arbeitsspeichernde photochemische Reaktion geschaffen werden. Diese Ersetzbarkeit für den Energiegewinn fehlender stofflicher Grundlagen durch einstrahlende Energie zur festgestellten Zeit des Samenlebens kommt aber nicht nur der dargelegten Hypothese über die Natur der phyletischen Potenz zugute, sondern läßt uns überdies die in einem früheren Kapitel als spezifisch charakterisierte Ruhe der Samen als "eine für den Keimling und seine 'fernereEnt- wicklung sehr bedeutende und entscheidende Periode erscheinen. Wie weit diese begünstigende Einwirkung des Lichtes zur Zeit der Samenruhe in die Zukunft reicht, wurde noch nicht festgestellt. Auf die Störung der Dissimilation folgt die Herabsetzung der assimilatorischen Leistungsfähigkeit und geht weiter mit ihr Hand in Hand; die ferneren Nachkommen schlechter Keimer tragen ihre mangelhafte innere Verfassung ganz offen zur Schau. Zu den aus früheren Abschnitten bekannten Erscheinungen der Wachstumsverzögerung, der Verzwergung, Sterilität der Blüten, Blühunfähigkeit und Chlorose gesellen sich dann noch die beschriebenen morphologischen Anomalien. Ihr Zusammenhang mit der Schwächung der phyletischen Potenz ist, ohne an eine Verallgemeinerung zu denken,! für unseren 'Fall' zweifellos. Wenn die: »mor: phologische Ausprägung schließlich und endlich auf einen bestimmten geregelten Verlauf ineinandergreifender und gesetzmäßig voneinander abhängender assimilatorischer und dissimilatorischer Vorgänge zurückzuführen ist, so. macht 1 Wesentlich anders muß beispielsweise die aus E. Baur’s Ver- erbungsversuchen bekannte pelorische Form des Löwenmauls mit zweifellos starker phyletischer Potenz entstanden sein. (Vgl. Einführung in die experimentelle Vererbungslehre, Berlin 1911 und die Behandlung der Bastardierung durch denselben Verfasser im Handbuch der Naturwissen- schaften ]I., Jena 1912.) Fähigkeit der Linienerhaltung. 467 die ‚Vorstellung dieses Zusammenhanges auch keine weiteren Schwierigkeiten. Es braucht hierbei an den. Ausfall: ganz spezifischer Stoffe, etwa im Sinne Sachs’ gar nicht gedacht zu werden. Gewisse, innerhalb der Grenzen eines sonst normalen Individuums zur Beobachtung gelangende Anomalien, wie beispielsweise die Reduktion in der Zahl der Blütenteile, - Unterdrückung der Carpelle, Vereinfachung von Blättern an den letzten Ausgliederungen eines Vegetationspunktes wurden seit jeher mit der Erschöpfung des plastischen Materials in Zusammenhang gebracht.! Setzen wir an Stelle des groben plastischen Materials die feineren, bisher nur geahnten chemi- schen Systeme des Plasmas und denken wir uns die Er- zeugnisse, über das individuelle Maß hinaus, aus einem und demselben nicht unerschöpflichen hypothetischen Grund- system geworden, so ist die Art des Zusammenhanges die- selbe. Dieses Grundsystem muß aber in unserem Falle, da seine Erschöpfung erst jenseits der Grenzen des Individuums bemerkbar wird, demnach die Keimzelle als Brücke zwischen den Generationen benützt, auch dem Keimplasma angehören. So gelangen wir mit zwingender Notwendigkeit zur Vor- stellune, daß, die stofflichen,. Grundlagen der phy- letischen Potenz im Keimplasma zu finden sind und dieses demnach im Rahmen des Individuums nicht gleich- wertig sein kann. Ob diese Grundlagen dem eigentlichen Idioplasma, dessen gleichmäßige Kontinuität und Differen- zierung die Basis aller theoretischen Verwertung der Ver- erbungsgesetze darstellen, angehören oder außerhalb desselben zu denken sind, läßt sich zunächst nicht entscheiden. Hierzu fehlen vor allem ausreichende Erfahrungen über die Beein- flussung der phyletischen Potenz der Nachkommenschaft dureh Kreuzung von Individuen, die in dieser Hinsicht weit- gehend verschieden sind. Wie erinnerlich (siehe p. 417 ff.) ergaben 1 So hat auch Heinricher die zahlreichen, nıcht mit Rückschlags- erscheinungen zusammenhängenden Blütenanomalien bei /ris pallida Lam. abavia, die zumeist an sehr reichblütigen Pflanzenstöcken gegen Ende der Blütezeit zur Beobachtung gelangten, erklärt. (Versuche über die Ver- erbung von Rückschlagserscheinungen bei Pflanzen. Jahrb. f. wissensch. Bot. 24, 1892, p. 80.) 458 ASBerlich! die bisherigen Erfahrungen keinerlei Andeutung: einer: Ände- rungsmöglichkeit durch Hinzuführung von Pollen besserer oder schlechterer Individuen, ausgedehntere Versuche über diese gewiß sehr wichtige Frage stehen jedoch noch’ aus. Deswegen möchte ich auch die offenkundig mit der Schwächung der phyletischen Potenz zusammenhängenden morphologischen Abänderungen, selbst wenn sie, wie im Falle unserer Zwerge, sich durch ' die noch möglichen Generationen ‘als erblich erweisen, nicht zu den eigentlichen Mutationenrechnen, bei denen Änderungen im Idioplasma selbst angenommen werden müssen. Da diese von jenen vielfach äußerlich nicht unterschieden werden können, habe ich in einem der letzten Kapitel auf die Möglichkeit, vielleicht auch Wahr- scheinlichkeit aufmerksam gemacht, daß manche der bekannten Mutationen, zumal die sogerannten Verlustmutanten, jenen angehören. Die erkannten und dargelegten Zusammenhänge gestatten schließlich auch die Beantwortung einer die Züchtung hoch- wertiger Sorten unserer Kulturpflanzen interessierenden Frage mit einiger Wahrscheinlichkeit. Es ist bekanntlich das Ver- dienst, Johannsens, in exakter Weise eezeis! zu Bang worauf die auf Grund fortgesetzter Selektion des Besten schließlich erreichbare Konstanz einer hochwertigen Kultur- rasse beruht.! Gleichzeitig st aber bekannt, daß jede solche Rasse nur durch andauernde Zucht vollwertig bleibt, während Sie; Sich : selbst. überlassen, Iruner oder plc un Werte zurückgeht. ÖOriginalsaat, erster, zweiter Nachbau sind die üblichen Bezeichnungen der landwirtschaftlichen Praxis. Wenn nun auch zugegeben sei, daß in vielen Fällen die Entwertung in der unvermeidlichen Kreuzung: der betreffenden Edelrasse mit gleichzeitig auf benachbarten Feldern angebauten Misch- rassen .ihren Grund :hat,? so halte ich doch die Bemerkung, 1 W, Johannsen, Erblichkeit in Populationen, Jena 1903. = Vgl. E. Baur, Die Bedeutung der primitiven Kulturrassen und der wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen für die Pflanzenzüchtung. Jahrb. d. deutsch. Landwirtschafts-Gesellsch. 1914, p. 104. \ Fähigkeit der Linienerhaltung. 4659 die Jost anläßlich der Besprechung dieser Dinge in seinen Vorlesungen macht,! nicht für unberechtigt. :Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß die Entwertung auch bei Ausschluß .des Einflusses minderwertiger Sorten, etwa in einem Gebiete, wo die betreffende Art nur in der hochgezüchteten Form zum Anbau gelangt, sich einstellen wird, und daß diese Entwertung dann lediglich dem Um- stande zuzuschreiben ist, daß die phyletische Potenz eben nicht gleichmäßig auf alle Nachkommen der Samenträger verteilt wird.” Auch der in der landwirtschaftlichen. Praxis da und dort übliche Ausdruck, der Same einer Kulturpflanze sei im eigenen Betriebe »abgebaut«, und die Notwendigkeit, in solchen Fällen den Ertrag durch Erwerbung fremden Saat- gutes zu heben, erfahren hiermit eine neue Beleuchtung. Alectorolophus hirsutus ist eine typische Saisonpflanze. Im Abschnitte, der von seinem Keimungsrhythmus handelt, wurde auseinandergesetzt, daß diese Erscheinung vor allem auf der charakteristischen festen, von äußeren Faktoren an- scheinend unabhängigen Ruhe der Samen beruht. Sie allein könnte jedoch die beschränkte Vegetationsperiode des Schma- rotzers nicht herbeiführen. Denn es ist einleuchtend, daß Samen später blühender Nodien, etwa des Gipfels und noch mehr der Seitenachsen erster und gar zweiter Ordnung bei zeitlich gleich lange andauernder Ruhe auch später keimen: müßten, wodurch die ganze Entwicklung der Pflanze um. dieselbe. Zeitspanne gegen den Sommer verschoben würde. Bei, Wiederholung in aufeinanderfolgenden Jahren müßte sich die Vegetationsperiode immer weiter ausdehnen, vorausgesetzt, daß die geänderten Lichtverhältnisse der zweiten Jahreshälfte das Gedeihen der Pflanze ermöglichen. Dies unterliegt aber keinem Zweifel, da Alectorolophus hirsutus als: Getreideschmarotzer, zumeist reich verzweigt, noch tief 13. Aufl., Jena 1913, p. 526, Fußnote 6a. ih, ‚2, Über. die Veränderlichkeit der Keimungskurve in, reinen Linien vgl. heispieisweise die Auseinandersetzung auf p. 435. = .. lin ı = u zz .'. 470 A. Spe:lich, im August blühend und fruchtend angetroffen wird. Durch die früher oder=später zum Unterganet' alfer MzecH- kommen spät entstandener Keime führende Ungleich- maßıekeit in der Verteilung der phyletischen Potenz wird die eben geschilderte und mögliche Ausdehnung der Vegetationsperiode wirksam unterbunden. So sehen wir den Saisoncharakter der Pflanze nicht so sehr durch die Anpassung der einzelnen Schritte in der Entwicklung des Individuums an die klimatischen Verhältnisse des Frühlings unserer Breiten gegeben, sondern durch zwei Momente, die gewiß nicht sehr naheliegend sind und erst durch vertieftere Kenntnis der Pflanze erkennbar werden: Die feste, zeitlich streng gesetzmäßige Samenruhe und die Einschränkung der Erhaltung der Art in ıhrer Vollkraft auf früh angelegte Keime der frühesten Individuen. Es fällt schwer, sich die Ahnen des Alectorolophus hirsutus mit Bedachtnahme auf seine reiche Fruchtbarkeit, die, wie wir gesehen, heute zum großen Teile zwecklos erscheint, anders vorzustellen als über die ganze, nur durch die klimatischen Verhältnisse eingeengte Zeit des Jahres werdend, blühend und fruchtbringend wie etwa eine Capsella oder Sinapis. Wettstein's Gedanke von der Entstehung zeitlich getrennt blühender, saisondimorpher Formen aus einheitlichem Ursprung! ergibt sich somit von einer ganz anderen Er- fahrung aus und wird hierdurch wesentlich gestützt. Bevor indes an eine eingehendere Auswertung des zweifellos vor- handenen Zusammenhanges der Zwillingsformen geschritten werden kann, müssen erst Keimungs- und Entwicklungs- rhythmik einer ausgesprochenen Herbstform vollkommen auf- geklärt sein. Zusammenfassung. Die sehr unregelmäßigen und wechselnden Keimerfolge bei Aussaaten von Alectorolophus-Samen erklären sich nicht IR. v. Wettstein, Der Saison-Dimorphismus als Ausgangspunkt für die Bildung neuer Arten im Pflanzenreiche. Ber. d. D. B, 6. 73, 1895. Fähigkeit der Linienerhaltung. 471 durch Vermischung von Linien verschiedener Keimkıaft oder durch Bastardierung früh- und spätkeimender Rassen. Auch in reinen Linien bleibt der Keimungserfolg nicht konstant. Die Zunahme. von spätkeimenden Samen und die Steigerung in der Produktion von äußerlich zwar vollkommen einwandfreien, aber keimungsunfähigen Samen, die sich bei Reinzucht in jeder Deszendenz früher oder später einstellt, deutet darauf hin, daß die Samenträger, auch wenn sie selbst noch zu bester Individualentwicklung befähigt sind, nicht lebensfähigen und dem sicheren Untergange entgegengehenden Abzweigungen des Stammbaumes angehören. In der Nachkommenschaft solcher geschwächter Individuen gesellt sich in verschiedenem Grade die Herabsetzung der individuellen Entwicklungsmöglichkeit hierzu, die aber häufig auch schon bei den Geschwistern bemerkbar wird. Sie äußert sich durch das Absterben von Keimlingen bald nach der Keimung, abnormalen Keimvorgang, Chlorose, durch das Eingehen der Pflanzen vor Erreichung der Blühreife, durch Steckenbleiben von Blütenknospen, mangelhafte Ent- wicklung der Makro- oder Mikrosporen oder beider zugleich, sehließlich- durch Verlangsamung des Wachstums und der Entwicklung und ein harmonisches Zurückbleiben in allen Maßen auch bei günstigsten äußeren Bedingungen, also durch ausgesprochenen Nanismus. Die Samen geschwächterIndividuen sind ‚zudem. kurzlebig; sie vertragen. dem Grade der Schwächung entsprechend. längeres trockenes Aufbewahren nicht. Die Ausprägung der Schwächung ist abhängig von der Rangordnung der Kapsel, aus welcher der Samen stammt und von der Fruchtbarkeit des Individuums: Je später ein Individuum entstanden ist, um so schwächer ist seine De- szendenz, um so.früher müssen die ihm entstammenden Linien zugrundegehen. Je fruchtbarer ein Individuum ist, um so .eler wird dieser Zusammenhang bemerkbar. Bei allen Individuen — die bis zur Unfruchtbarkeit geschwächten selbstverständlich ausgenommen — hat eine Reduktion der Samenerzeugung — gleichviel, auf welche Weise erreicht — eine Erhöhung des Wertes der Deszendenz 472 N SPORE zur Folge. Die Entfernung schwellender Kapseln hat jedoch auf die Keimkraft der verbleibenden Samen keinen Einfluß. Das Schicksal des Nachkommens entscheidet sich daher spätestens bei der Befruchtung selbst oder knapp nachher. Soweit bisher feststellbar, ändert Pollen einer Pflanze von anderer inneren Verfassung an der Keimkraft der Samen eines bestimmten Individuums nichts, weder im positiven noch im negativen Sinne. Vollkeimung der Samen eines Individuums im ersten Frühjahre nach der Reife ist erreichbar. Sie kann erwartet werden, wenn die Mutterpflanze selbst einer frühen Ernte entstammt und ihre Aszendenz Jahr für Jahr aus frühen Nodien erwuchs, wenn sie jedoch zudem ein bestimmtes Maß individueller Entwicklung nicht überschreitet. Die ”"Fähiskeit," vollwertige) die !Weiterexistenz der Art verbürgende Nachkommen’zu erzeugen, wird phyletische Potenz genannt. Eine Scheidung vom ge- bräuchlichen Ausdruck Fortpflanzungsfähigkeit (Fertilität), der sich auf das Verhalten des ÖOrgänismus in den Grenzen seines individuellen Lebens bezieht, war um so notwendiger, als auch fortpflanzungsfähige Individuen über wenig phyletische Potenz verfügen können. Jedem Einzelwesen kommt ein von seiner Aszendenz abhängiges und in seiner Deszendenz erkennbares Maß phyletischer Potenz zu; es ist innerhalb"'gewisser Grenzen am Individuum derart verschiebbar, daß bei Unter- drückung der Fruchtbarkeit älterer Nodien die jüngeren Nodien phyletisch wertvoller werden. Die Grenzen, die einer reinen Ersetzbarkeit der Nodien gesteckt sind, erklären sich durch Anderung in der inneren Verfassung während der individuellen Entwicklung: Neben dem Individualmaß' phyle- tischer Potenz sind von diesem abhängige, aber unter sich verschiedene Nodialmaße anzunehmen. Diese erreichen in den untersten Nodien der Blütenstandsmitte ihren höchsten Wert. Die Samen von Alectorolophus hirsutus keimen frühestens Ende November des Reifejahres, die höchste Zahl keimender lee . Ele 2 Fäbigkeit der Linienerhaltung. +42. Samen wird anfangs Jänner - erreicht; : hierauf. fällt. die Zahl rasch, verzögerte Keimungen sind bis zum April möglich. Die Keimungsfrequenz ist bei, ausgewählt vollkräftigen . Samen durch .eine symmetrische, steil ansteigende und .abfallende Kurve mit hohem. Gipfel ‘darstellbar. Sie. muß: sich, : ent- sprechend der zunehmenden Schwächung .der ‚phyletischen Potenz in aufeinanderfolgenden Generationen mit zunehmender Bevölkerung, allmählich verflachen ‚und unregelmäßig ‚werden und ;wird ‚hierdurch ein Beispiel für die Veränderungs- ‚möglichkeit :von Frequenzkurven auch in reinen Linien. | Brei une. Krost sind Tür wolwie Frage” Samer-Paes 'Schmarotzers zur Keimung unnotwendig. Die Temperatur- grenzen, innerhalb welcher zur Zeit der Keimfähigkeit Neimung erfolgt, sind annähernd 0° und 18°. Vom Reifemonat Juni bis November ist der Zeitpunkt des Anbaus von keinem F Einfluß auf den Zeitpunkt der Keimung; von Dezember ab setzt die Keimung ziemlich gesetzmäßig einen Monat "nach: dem Anbau (Liegezeit) ein, Die Keimfähigkeit erhält sich durch zwei Monate (Dezember, Jänner) auf der Höhe und klingt räsch gegen den April ab; ‚darüber hinaus’ wird der keimfähige Zustand erst NASE im Spätherbste erreicht. | Weder Licht noch Treibmittel haben auf den strengen Keimungsrhythmus der Alectorolophus-Samen Einfluß. "Ätheri- sierung zur Zeit der Keimfähigkeit wirkt phyletisch selektiv. Geschwächte Samen. (Nachkommen von ae ‚oder aus Nodien kleiner phyletischer ‚Potenz) werden durc | das Licht in der Keimung auffallend gefördert. Das a ist ausschließlich in der Periode vor hing „der ‚Kei je fähigkeit wirksam, wobei sich die Einwirkung auf den letzten Abschnitt dieser: Periode (Oktober) beschränken kann, = Ersetzbarkeit von Mängeln ‚in der inneren Verfassung ‚dureh, das Licht, die‘ bisher allerdings nur für die ‚Keimung "fest, . gestellt ‚wurde, ‚ist füg_ die ‚Frage. nach . ‚dem Wesen „den SIEHE "se" phyletischen Potenz ‚bedeutungsvoll. . DE PR TEN ET ERFISTAT Die ungefähr fünf Monate, ua Sommersuhesiden Samen wird als spezifisch bezeichnet: Sie ist ein erbliches, Sitzb. d. mathem.-naturw. KlI., Abt.I, 128. Bd. 39 474 RN SplerHiich; zum Charakter der Pflanze gehöriges Merkmal. Daneben treten in freier Natur nach der Keimung und während des unterirdischen Lebens durch Frost verursachte, verschieden lang andauernde und jederzeit aufhebbare Ruheperioden in Erscheinung. Bei vollkommen frostfreier Kultur. wird die Pflanze um einen Monat früher blühreif. Die von äußeren Faktoren weitgehend unabhängig erkannte Samenruhe und die Einschränkung der Art in ihrer Vollkraft. auf früh angelegte Keime der frühesten Individuen begründen gemeinsam den Saisoncharakter der im übrigen außerordentlich. anpassungsfähigen Pflanze. Die in sämtlichen kultivierten Linien auftretenden Ge- staltungsanomalien — Tri- oder Synkotylie, Polyphyllie der Wirtel, Chorise, Adhäsion und Diremption der Blätter (mit Zwangsdrehung der Achse verbunden), Vermehrung der Carpelle und Stamina, Oberlippenadesmie der Blüte — konnten als Ausprägungen geschwächter phyletischer Potenz und von der Ernährun® unabhängig erkannt werden. Damit ist wenigstens für Jlectorolophus. die Frage, wann sind teratologische Erscheinungen in der Nachkommenschaft normaler Individuen zu erwarten, beantwortet. Im gleichen. Zusammenhange wurden chlorotische Keimpflanzen und Alterationen des festen Keimungsrhythmus festgestellt. Die Einschränkung der Fortpflanzung bei Zwergen schafft die Möglichkeit, daß sich der Zwergwuchs als Ausprägung geschwächter phyletischer Potenz durch einige. Generationen lebensfähig erhält und derart. als erblich erscheint. Da Zwerge aus phyletisch ge- schwächter Aszendenz mit Zwergmutanten sehr viel Ähn- lichkeit haben und von ihnen äußerlich kaum zu unter- scheiden sind, wird auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, daß manche beschriebene Zwergformen in einer reichen _Nachkommenschaft — vielleicht auch sonstige sogenannte Verlustmutanten — keine echten Mutanten mit geforderten Änderungen im Idioplasma seien. Fähigkeit der Linienerhaltung. 478 Alectorolophus hirsutus ist am Standorte det Freiland- ernten (Mühlau bei Innsbruck) hetrozygotisch. Er enthält die offenrachige Form (Amoectolemus) Al. Facchinii (Chab.) Stern. Das Merkmal ist rezessiv. Mit Rücksicht auf die unzusammenhängende, auf wenige alpine Standorte be- schränkte Verbreitung der Art wäre vom Standpunkte der Frage nach der ursprünglichen Ausdehnung des Anoectolemus die Prüfung auch an anderen Standorten durchzuführen. Tach he ln © aha & Ri ya “ ahag AN RIED" bh mel a gi ui ig 2 BI ee: NR 7. LM Vu FEN ® 2 Aa va ER a h) u \ ) Vz b ' Ei ) P o u A Ber N aba ERL LEN .E VER 4 Sperlich A.: Fähigkeit der Linienerhaltung. Tal] Die Deszendenten einer Kapsel; annähernd gleichzeitige Keimung; nach ungefähr 3 Monaten. 1/, der nat. Größe. Fig. 2. Deszendenz einer Kapsel; die Überlebenden von 7 Keimlingen; ungefähr 3 Monate nach der Keimung. 1/, der nat. Größe. Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. Sperlich A.: Fähigkeit der Linienerhaltung. Baf. I Deszendenz einer Kapsel; etwas über 2 Monate nach der gleichzeitigen Keimung. 1/, der nat. Größe. a) Eine Gruppe Individuen mit Blüten des Amoectolemus-typus; rechts ein Individuum mit dreizähligen Blattwirteln; ?/, der nat. Größe. b) Das Individuum mit dreizähligen Wirteln in nat. Größe. Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. Sperlich A.: Fähigkeit der Linienerhaltung. | Karl Hie.,o. a) Eine Gruppe Individuen mit Blüten des Anoectolemus-typus; das längste Exem- plar mit spiralig gestellten Blättern und Zwangsdrehung im oberen Teile; ?2/, der nat. Größe. b) Der obere Teil der abnormalen Pflanze in nat. Größe; die unterste Blüte ist in Postfloration und täuscht einen geschlossenen Rachen (Cleistolemus-typus) vor. ‘» Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. Tat. IV EEE ET mu 2 27 Ban... . 1A... ee Wan SSR Anom. 0 en m Fig. 10. Schematische Darstellung der Verteilung der phyletischen Potenz in zwei Generationen der Nachkommenschaft eines vollwertigen Individuums. Sperlich A.: Fähigkeit der Linienerhaltung. zzz Taf. IV rt ee In. In. In. I.n. ee Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss,, mathem.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. IN. Fig. 10: Schematische Darstellung der Verteilung der phyletischen Potenz in zwei Generationen der Nachkommenschaft eines vollwertigen Individuums. en Pak LES nr pn u Er 20 en eh Te 7 h N r 3 an BEER RAINER VOR “ eu a 22 Gens ei a Über den Einfluß des Quellungszeitpunktes von Treibmitteln und des Lichtes auf die Samenkeimung von Alectorolophus hirsutus All., Charakterisierung der Samenruhe Von Adolf Sperlich Aus dem Botanischen Institut”der Universität Innsbruck Mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften aus den Erträgnissen der Erbschaft Strohmeyer (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1919) In meiner Abhandlung »Die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz), ein auf die Nachkommenschaft von Saison- pflanzen mit festem Rhythmus ungleichmäßig übergehender Faktor« habe ich die annähernd fünf Monate andauernde Sommerruhe der Samen von Alectorolophus als spezifische Ruhe charakterisiert und als solche zum Erbgute der Art gehörig betrachtet. Da die Versuche und Erwägungen, die mich zu dieser Auffassung führten, dort nur bezüglich des Tem- peratureinflusses auf den Keimvorgang mitgeteilt sind, seien die weiteren Versuche und theoretischen Erörterungen hier nachgetragen. Unter den Versuchen erscheinen die über den Einfluß des Lichtes mit Rücksicht auf die bisher wenig geübte Sorg- falt bei der Auswahl des Versuchsmaterials beachtenswert. 1. Einfluß des Quellungszeitpunktes. ‚, Nachdem in der oben genannten Abhandlung besprochene Versuche gezeigt hatten, daß innerhalb bestimmter Grenzen (annähernd 0° und 15 bis 18°) die Temperatur von keinem 478 Ar ES pie lehrt, Einfluß auf den periodischen Keimungsverlauf der Alectoro- lophus-Samen ist und daß Frost und Licht als notwendige Faktoren für die Keimung nicht in Betracht kommen, sollten weitere Versuche zeigen, inwieweit der Zeitpunkt der Keimung durch den Zeitpunkt der Wasseraufnahme beeinflußt werden kann. Zu diesem Zwecke wurden je 100 Samen möglichst gleichwertiger Herkunft in jedem Monate, vom Reifemonat Juni angefangen, auf feuchten Sand in Petrischalen ausgesetzt und in den Dunkelkasten des besprochenen Versuchsraumes gebracht. Da das Material günstigster Herkunft nur bis zum Dezember ausreichte, wurde in diesem Monate ein gleich- laufender Versuch mit schlechterem Material eingeleitet, das für die Versuche der folgenden Monate weiter zur Verwendung kam. Die anschließende Tabelle gibt diese Versuche in über- sichtlicher Form wieder. | | Mittlere 00 | Anbau ; Temperatur | | Mitte des | A 1) Keimperiode |, des Raumes Anmerkung Monats | De während der | Keimperiode | Erstes Material | Juni... : 92.110. Dis 12.11. > SUN eek SO HS I. >2e B) Ausust..... 183 DONAU ZSER > | September .. 100 4,XIl. » 25.1. 5) Oktoben ...:r. 29,..,10.205»225,1. 2.2327 November .. O2 USD 2 925. 4:2 Dezember .. SU. 05723. 6 Ein Nachzügler | am 14. V. | Zweites Material | Dezember .. 42 "rL.l. 2bi5 27.1. 0% Jänner ii. 32) 127.11. »927.1M. S Februar .... — — —_ Kein Versuch März 2.00% 19 11 021V. > 926.% 13 April a BR ur. 15 ea | 0 _ — Früheste Keimung ie am 27.XI. der folgenden Keim- | | | | periode. Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 479 Den Versuchen entnehmen wir zunächst mit aller Be- stunmtheit, daß von Juni. bis,November derniZeit- Bunkt)dess»Anbaues von keinem Einfluß, auf den Zeitpunkt der Keimung ist. Der früheste Keimungs- beginn beim Septemberanbau hängt offenbar mit der besonderen “züte gerade dieses Materials zusammen, worauf auch die hier erreichte Vollkeimung hindeutet. Das will besagen, daß in der angegebenen Zeit ein gequollener von einem trockenen Samen sich inherlich nicht unterscheidet, daß die in dieser Zeit auf die Erreichung der Keimfähigkeit hinzielenden Prozesse das Quellwasser nicht benötigen. Anders verhält sich der Dezemberanbau und die Ver- Suche..der,lolgenden- Monate; ,Hier, setzt die.Keimung Ze wmilichi.,.Besetzmäßig. ungefähr einen Monet nach dem Anbau ein. Hat also der Samen den Zustand der Keimfähigkeit erreicht, so bedarf es einer weiteren be- stimmten Zeit — sie ist, wie wir durch Vergleich der Früh- lingsmonate ersehen, innerhalb der gegebenen Grenzen von der Temperatur unabhängig —, bis die Keimung tatsäch- lich erfolgt.! In dieser Zeit gehen innere Prozesse vor sich, zu deren Ablauf das Wasser notwendig ist. Wir kennen ferner aus den Versuchen genau den Zeitpunkt des Eintrittes der Keimfähigkeit und die Dauer dieser inneren Verfassung des Samens. Der Novemberversuch mit seiner nach Monatsfrist einsetzenden Keimung zeigt, daß eben im November, also fünf Monate nach der Loslösung von der Pflanze, der Same keimfähig wird, und aus den späteren Ver- suchen ist zu ersehen, daß dieser Zustand zunächst ! Für diese Zeit hatte Heinricher auf Grund von Keimversuchen mit -der Mistel den Ausdruck »Liegezeit« eingeführt (Samenreife und Samen- ruhe der Mistel | Wiscum album L.], Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wissensch., math.-naturw. Kl., 727, I. Abt., 1912). Später erwies sich bekanntlich für die Mistel (Über den Mangel einer durch innere Bedingungen bewirkten Ruhe- periode bei den Samen der Mistel [Viscum album L.], a. a. ©.,.p. 166) dieser Ausdruck als überflüssig. Im Falle Alectorolophus und wohl aller Pflanzen mit rhythmisch wiederkehrender Keimperiode scheint mir dieser Ausdruck zur Charakterisierung des oben geschilderten Verhaltens sehr zweckmäßig. Die Liegezeit, hier ungefähr ein Monat, ist allerdings nur während der Keim- periode sicher feststelibar. uUs0 A. Sperlich, bis zum Jänner; also annähernd zwei Monate erhalten. .bleibt,’" um? Sodann allmählich aus zuklingen. Über den April hinaus erhält sich kein Same Keimfähig. Der Same fällt seinem äußer- lichen Verhalten nach in den Zustand zurück, den er bei der l.oslösung von der Mutterpflanze hatte und erreicht, gleich- viel, ob trocken aufbewahrt oder gequollen im Keimbett liegend, den keimfähigen Zustand erst wieder im kommenden November. Ob die in meinen Versuchen mehrfach beobachtete Tatsache, daß solche Samen im folgenden Herbste mit: der Keimung etwas früher einsetzen als Samen, die im gleich- jährigen Sommer reiften, so zu deuten ist, daß nach Ablauf der!'Keimperiode doch nicht völlig '''der' innere‘ Zustand der Zeit nach der Reife erreicht wird, kann heute noch nicht ent- schieden werden. Vergleichende Versuche über das \erhalten zwei- und einjähriger Samen gegen äußere Einflüsse, ins- besondere gegenüber dem Lichte, von dem später gesprochen- wird, wären vielleicht geeignet, die Frage zu beantworten. Aus den Ergebnissen der Abhandlung über die Fähigkeit der Linienerhaltung ging hervor, daß der Keimverzug ein Anzeichen innerer Schwächung des Individuums oder 'wenig- stens eines Teiles ‚seiner Samen ist. Sehen wir von den Samen, die im ersten Jahre ihre Keimfähigkeit überhaupt nicht erreichen, ab, so äußert sich die Schwächung in der späten,, oft erst im Mai erfolgenden Keimung solcher Samen. Wie März- und Aprilaussaaten von Samen geschwächter Indivi- daen 'mich’lehrten, "Be mb#i gien @uch Sie Zur Wermurs diaevallee wein ee Zeit von’ ungefähr einem Monate. Daraus wird ersichtlich, daß die Schwä®= chung wesentlich jene inneren Vorgänge betrifft, die auch im ungequollenen Zustande vor sich gehen und die Erreichung der Keimfähigkeit zum Ziele haben. | Im 'allgemeinen:haben uns die Versuche Kr zeitlich ver- schiedener Aussaat ’'einen klareren Einblick in das Leben des. Samens unserer Pflanze verschafft, insbesondere eine Scheidung innerhalb. der Ruhezeit ermöglicht: die Zeit jener inneren. Vor- gänge, die unabhängig vom Quellwasser, ohne Mitwirkung des Lichtes und innerhalb der geprüften Grenzen ohne merklichen. Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 481 Einfluß der Temperatur zur Erreichung der Keimfähigkeit führen, und die ungefähr einen Monat währende Zeit jener Vorgänge, die innerhalb der Keimperiode unter Mit- wirkung des Quellwassers den Keimling zur Aufnahme des Wachstums veranlassen. Jene Zeit ist es, die, wenn wir so sagen dürfen, den inneren’-Wert des Samens, seine Keim- kraft — nach unseren Erfahrungen ‘der Ausdruck der phyleti- schen Potenz —- charakterisiert. Sie ist es aber auch, die neben der längstens fünf Monate währenden Periode der Keimfähigkeit wie keine andere Lebensphase des Individuums die. Pflanze zur Frühlingspflanze stempelt. Es ist bemerkenswert, daß die für unsere mehrjährigen Frühlings- pflanzen charakteristische Sommerruhe im großen und ganzen mi dieser Zeit zusammenlallt. Der eimjährige, ın ‚der Aus- bildung seiner vegetativen Organe ungemein anpassungsfähige und in. seiner Blütezeit weitgehend von äußeren Faktoren abhängige Alectorolophus hirsutus verdankt seine strenge Rhythmik vor allem dem eigentümlichen und äußeren Ein- wirkungen gegenüber sehr gleichgültigen Verlaufe des Samen- lebens. : | 2. Versuche mit Treibmitteln. Nach dem Vorhergehenden beruht die Festhaltung einer bestimmten, jährlich wiederkehrenden Vegetationszeit unserer einjährigen Pflanze vor: allem auf der Ruhezeit ihrer Samen vom Zeitpunkte der Loslösung bis zum Spätherbste. Es lag nahe, zu versuchen, ob die Mittel, die zur Abkürzung der Ruheperiode unserer Holzgewächse geführt haben und im bekannten Widerstreite der Meinungen über: die Charakteri- sierung (dieser Ruhe vielfach ihrer Wirkung und Bedeutung nach erörtert wurden, auch im vorliegenden Falle zu einem Ergebnisse führen. Gearbeitet wurde bisher ausschließlich mit Äther! und dem: Warmbade.? Ein Erfolg war allen Versuchen versagt. Immerhin: gestatteten die Beobachtungen gewisse 1 W. Johannsen, Das Ätherverfahren beim Frühtreiben. 2. Aufl., Jena 1906. 2 H. Molisch, Das Warmbad als Mittel zum Treiben der Pflanzen. Jena 1909. de 1 4852 A uSpienlichs Einblicke in die innere Verfassung des Materials und sollen daher kurz mitgeteilt werden. Die Ätherversuche wurden derart durchgeführt, daß die Samen ent- weder in gequollenem Zustande unter einer 7 fassenden Glasglocke, die mit wässerigem Glyzerin auf der Mattscheibe aufgedichtet wurde, oder in trockenem Zustande in größeren Pulvergläsern mit gut schließendem, ein- geriebenem Glasstopfen auf verschieden lange Dauer verschieden großen Äthermengen ausgesetzt blieben. Sie kamen hierauf in sandgefüllte Petri- schalen, wovon stets zwei im Zimmer, zwei im Warmhause und zwei im Kalthause, bei Versuchen während des Sommers zudem zwei im Raume für konstante Temperatur (15° annähernd konstant) zur Aufstellung gelangten. Eine Schale jedes Paares wurde verdunkelt, eine stand unter dem Einflusse des diffusen Tageslichtes. Die Dauer der Einwirkung varierte zwischen 2 und 24 Stunden, die Ätherisierung zwischen 0°2 und 0°4g auf 11! Luft. Bei den Versuchen mit gequollenen Samen wurde eine flache Schale mit 100 cm? Wasser, dem Äther unter Berücksichtigung des Aufsaugungs- vermögens1 in bestimmten Mengen zugesetzt wurde, unter die Glocke gestellt; die Samen selbst ruhten auf einer etwa 1/, cm über dem Schalen- rande befindlichen Glasplatte. Mit Rücksicht auf den verschiedenen Erfolg des Ätherisierens zu verschiedenen Zeiten der Ruhe, der Johannsen zur bekannten Dreiteilung der Periode geführt hat, wurden die Versuche vom Reifemonat Juni angefangen bis zum folgenden Mai monatlich wiederholt. Das Warmbad variierte der Zeit nach zwischen 3 und 9 Stunden, der Temperatur nach zwischen 30 und 40°. Hierbei lagen die Samen in Schälchen, die im Thermostaten untergebracht wurden. Das Resultat aller Versuche ist folgendes: Schwache und mittlere Dosierung und kurze und mittlere Dauer der Ein- wirkung war zu jeder Zeit ohne jeden Einfluß. Die Keim- erfolge stimmten mit dem Verhalten unbehandelter Samen vollkommen überein; die höchste Dosierung hatte bei längster Dauer zu jedem Zeitpunkte den Tod zur Folge. Das diffuse Tageslicht blieb wirkungslos, ebenso belanglos blieb es, ob Äther auf den gequollenen oder trockenen Samen eingewirkt hatte. Einige Bemerkungen seien über die Versuche im Dezember und Jänner beigefügt, der Zeit, da sich, wie wir wissen, die Samen im Zustande bester Keimfähigkeit befinden, die Periode 1 Vgl. A. Burgerstein, Fortschritte in der Technik des Treibens der Pflanze. Progressus rei botanicae, #, 1913, p. 6. - . « * 2 Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 489 der eigentlichen Ruhe für die große Mehrzahl demnach ab- gelaufen ist. Zu dieser Zeit haben bei mehrjährigen Gewächsen Treibmittel bekanntlich entweder gar keine oder die gegen- teilige Wirkung. Die Samen von Alectorolophus verhalten sich in dieser Zeit sehr ungleichmäßig: je nach ihrem inneren Werte entweder vollkommen gleichgültig oder sie zeigen sich mehr oder weniger gestört, vielfach derart, daß sie bald früher, bald später, ohne gekeimt zu haben, absterben. Es tritt unter der Einwirkung des Treibmittels in dieser Lebensperiode der Samen eine ähnliche Ausmerzung des Schwächeren ein, wie wir sie für die jungen Keimlinge bei Frostwirkung seinerzeit kennen lernten. Ich führe hierzu folgende Beispiele an: A. Anbauim Dezember. Von Ind. Nr. 100 (1916) keimten unbehandelt von 9 Samen: 8, nach ?stündiger Ätherisierung:1 8. Von Ind. Nr. 102 (1916) keimten unbehandelt von 6 Samen: 6, nach 7stündiger Ätherisierung: 6. Von Ind. Nr. 133 (1916) keimten unbehandelt von 8 Samen: 7, nach 7stündiger Ätherisierung: 8. Von Ind. Nr. 134 (1916) keimten unbehandelt von 12 Samen: Dr" Mach, ?stündiger Ätherisierung: 7. Von Ind. Nr. 110 (1916) keimten unbehandelt von 12 Samen: 7, nach 7stündiger Ätherisierung: 4$. Von Ind.'Nr. 107 (1916) keimten unbehandelt von 18 Samen: 14, nach ?stündiger Ätherisierung: 2. Von Ind. Nr. 81 (1916) keimten unhbehandelt von 8 Samen: 4, nach stündiger Ätherisierung: 0. B. Anbau im Jänner. Aus einer Gruppe geschwächter Individuen keimten unbehandelt von 200 Samen: 64, nach 7stündiger Ätherisierung: 9. Von diesen 200 Samen starben vor der Keimung ab ohne Ätherbehandlung: 54, mit Ätherbehandlung: 127. Es muß noch hervorgehoben werden, daß zur Ätheri- sierung nicht etwa Samen anderer Nodien des Individuums zur Verwendung kamen, vielmehr das Samenmaterial meist 1 0:4g Äther auf 17 Luft. +54 Oo peritonne zweier mittlerer Nodien nach gründlicher Durchmischung auf die zwei Parallelversuche gleichmäßig verteilt wurde. - Die unglaubliche Mannigfaltigkeit der inneren Verfassung der Samen unserer Pflanze tritt durch den geschilderten Eingriff, insbesondere 'bei’Verfoleune der'geradueMen Unter scehteiden An "do en2robe stehenden Pezindeer suchen, so deutlich hervor, daß man daran denken könnte, die Ätherisierung während der winterlichen Keimperiode direkt als Selektionsmittel zur Gewinnung vollkräftiger Individuen aus einer rohen Freilandernte anzuwenden. Das eigentliche Ziel der Versuche, die Änderung, womög- lich die Verkürzung der Ruhezeit, wurde jedoch nicht erreicht. Es ist allerdings nach den Erfahrungen mit anderen Objekten nicht ausgeschlossen, daß ein wirksames Treibverfahren doch noch, „selinden werden, könnte. ‚aber seines Bedenken dr mir auf Grund von gelegentlichen Beobachtungen am. Endo- sperm ätherisierter Samen aufgestiegen, kann ich mich nicht erwehren. Im Gesensatze zu den ruhenden Knospen, ae eiee in sieh geschlossene Einheit sind, haben wir, es bei diesen Samen mit zwei Individualitäten zu tun, dem Keimling und dem Endosperm. Ein erfolgreiches Mittel müßte beide Teile in gleicher Richtung beeinflussen :oder vor ‚allem auf!’ den Keimling einwirken und die zweifellos vorhandene Wechsel- beziehung zwischen dem Keimling und dem Nährgewebe nicht stören. Dieser Sachverhalt erschwert meines Erachtens die Erreichung des Zieles wesentlich. ich Ausständig sind schließlich noch gleiche Versuche mit zweijährigen Samen, ‚die: vielleicht ‚auch etwas zur Beant- wortung der Frage beitragen könnten, ob. der Same nach Ablaui "der winterichen /reHode der Keimfähigkeit innerlich in, den Zustand zurückverlällt,. den ‚er zur Zeit der Löslösung von’ der Pflanze hatte. 1 Man denke an F. Weber’s Acetylenmethode (Über ein 'neues Ver- fahren, Pflanzen züu treiben, Acetylenmethode, : Sitzungsber. d.. Wiener ;Ak. d.:Wissensch., math.-naturw. Kl.,. 125,.Abt. I, 1916), durch die.es gelang, allen. bisherigen Treibmitteln trotzende Holzpflanzen, wie die Buche, zum Treiben zu bringen (Studien über die Ruheperiode der Holzgewächse, ebenda). Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 459 .3.. Der Einfluß des Lichtes. Wie aus bisherigen : Versuchen hervorgeht, ist das Licht * Keimung der Samen von Alectorolophus nicht notwendig und die im vorigen Kapitel besprochenen: Treibversuche zeigten, daß es keinesfalls den normalen Verlauf der Keimung beeinträchtigt; Alectorolophus ist demnach weder ein Licht- noeh ein Dunkelkeimer. Bei!Qertan”sich'! sroßem'Be- deutung des Faktors und den das Gegenteil behauptenden Äußerungen Kinzel's! sollten eigene Versuche mit Material möglichst bekannter innerer Verfassung zur Lösung der Frage beitragen, ob irgendeine Beeinflussung der Samen durch das Licht möglich ist. Auch hier wurde zunächst an eine Ände- rung ‚der Ruhezeit, an eine Verlegung der winterlichen Keim: periode, gedacht. Die Versuche, die im folgenden mitgeteilt werden, hatten zunächst den Charakter von Vorversuchen; es wurde daher weder auf eine quantitative Bestimmung des Lichtes nach Intensität und Dauer noch auf seine Gleich- mäßigkeit gesehen. Zu jeder Schale, die im Dunkelkasten des Zimmers für konstante Temperatur aufgestellt wurde, kam eine Parallelschale mit vollkommen gleichem Material, die knapp vor das. nordseitige kleine, nahe dem Erdboden befind- liche Fenster des Raumes gestellt, dem !bescheidenen diffusen Tageslichte ausgesetzt blieb. Die Temperatur stieg an dieser Stelle in der warmen Jahreszeit gegen den Mittag um höch- stens 1° gegenüber der Temperatur im Dunkelkasten,. in der kalten Jahreszeit blieb sie an manchen Tagen um In dieser gegenüber zurück. Die Versuche, die vom Reifemonat an- gefangen bis in den Mai des folgenden Jahres allmonatlich neu eingeleitet wurden, zeitigten schöne Resultate, ‚Jreilich nicht nach der ursprünglich erhofften Richtung. | | Um möglichst gleichartiges Material für die Parallel- versuche im ‚Dunkeln und im Lichte zu "haben, wurde so wie „bei. ‚den, Treibversuchen, vorgegangen: beiderlei Samen entstammten-also den gleichen Nodien eines. bestimmten. ‚Indivi- duums. ‚Die Individuen waren: unter’ vollkommen: gleichen äußeren Bedingüngen, im &leichen Jahre ünd’am:gleichen Ws Kinzet,. Frost und:bieht:als beeinflussende Kräfte hei..der Samen- keimung.: Stuttgart;:1983, p. 98 und\-99;2und: Fabelle-XVl.-- 22 186 A. Sperlich, Orte herangewachsen, was mit Rücksicht auf die von Kinzel aufgedeckte Beeinflussung des Samenverhaltens gegenüber Licht und Frost durch Standortsverhältnisse eigens hervor- gehoben werden muß.! Ihre Vorfahren lebten zudem auf dem- selben Standorte .in unserer Umgebung. Alle Samen lagen bis zum Zeitpunkt des Anbaues trocken und dunkel in einer Kastenlade meines Zimmers. ] Licht Dunkel | Keim- Es j | | Keimperiode zahl | Ind. Nr. ' Keim- : ee i | Keimperiode zahl A. Einte am 10. Jum 1917: Anbau Mitte Jun: olz a Durchwegs aus Kapseln der zwei untersten Nodien.l Samen Samen 8 njanlilgal)| dusenins ap 1’ Hsie 2 112.11. bis 24. I. Dis 6 > 108. 'sSB3AL 6 2 19. Xi 99-1 31.2 Sid Ar AO Ra SL SARaE | ao a | DR EMO lo e wera ere)) r is | 5 9.8 | LOSE, SL Sl 8 3.1 TO4NAL =» Sr 6 4 FOSC. > sa 0 28% 7 6 ) HORTT KNIE. 6 SH IB AREE So 2A Se 83 4,10.KUn 3: Irıle S 2 BO a Din Ay LE es Bi: | KO 22 NOSKRM.: > Bil 28 | 31. RU, | 1 ) 9% SO RI er 6 | 10. XII. bis 31. XIL| 12 5 SA TORRL a Ra 5 2 IOSNIL- [3 47 IM ao Neon 16 4:1) SEX Dis L2’m 1a Xi Beknalsap sid sam. “a: 5 ne SRH A > ELLE es | Summe1l46 | 135 ID DIS Sat 144 46 10 RI: bis SE 11. = 3209| | I Die Temperaturangaben blieben in diesen Tabellen weg, da die betreffenden Angaben auf p. 478 auch für diese Versuchsreihe gelten. Da es bei diesen Versuchen darauf ankam, das Verhalten der einzelnen Individuen zu prüfen, mußte die Samenzahl so genommen werden, wie sie jedes Individuum bot. Bei ungeraden Zahlen wurde der größere Teil bald der Lichtreihe, bald der Dunkelreihe zugewiesen. ı W. Kinzel, Teleologie der Wirkungen von Frost, Dunkelheit und Licht auf die Keimung der Samen. Ber.d.D.B.G., 35, 1917, p. 581 ft. Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. +57 Licht Dunkel Ind. Nr. Pe | B: | Be I emperiade = Keim- Keimperiode = |.zahk’ P = zahl. | P un | ! nn | B. Ernte am 17. Juni 1917; Anbau Mitte Juli 1917. Durchwegs Kapseln des 3. bis 6. Nodiums. | 16 5 #1 38. RIbis KT | 6 5 | 31. XI bis 11.1. 2 r5g |’ 97% | 10.XIL. » 11. 29 1 18. XII. ai | 1er eg 9% | 18. X. bis I1.L. 10, 9 18... 25.1.1 10 1 il. Summe| 63 54 t0. RU. bis 12.1. || 64 16 TS. Dis ki == 860/, = 250), C. Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte August 1917. Kapseln wie in B. 20 4 4 18. XII. bis 31. XU. 4 4 18. MM. bis. 1.1..1. >21 |36| 28 lıe.xı. » 12.1. |36 | 28 | 31.xXI. » 25.1. 22 10 S ei) ZH: » 25.1. 10 6 18: Il. , =. 25.1 23 14 10 SITE Sr. 14 7 SERIE 4 V25071: Summe! 64 50 18: XI. bis 12.11: 64 45 18. XIE bis'-25: 1. — 780], 700, — D. Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte September 1917. Kapseln wie in B. 10. XII. bis 11.1. || 47 41 4. XU. bis 12. 11. 15. AU% > 11.1: 45 11 31. XU. » 25:1. Summe] 62 60 10.-XIL.. bis: 11: 1.1.62 32 4, RI. ce 12. II. | = 970), = 840), 488 A. Sperlich, m Bar: m > = | - ar - — Pr Licht | uch Dunkel Ind. Nr.| _ | Be | | aan Keimperiode nenn 'Keimperiode S zahl |: P 5 | zahl In nn | DON | E. Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte Oktober 1947. Kapseln wie in D. 26 |20| 10 | 10.xM. bis 11.1.:|-20.1.- 2. |18. XILbis 31. xl 27. 18:36.) 31. Xp >») 12.700.) ze al a5. DE Pr Een ed. | anfesaie sar ı: 29,, |, 2Ore .u7.. 0.19. U 11:08] 19 4 | Ze XILap 250% Summe! 64 | 48 | 19.Xl. bis 12.11. | 63 | 20 | 18.XM. bis 25.1. — 750), |. = 320), F. Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte November 1917. Kapseln wie in 2. 30 |4 | 39 |18.XIL bis 12.11. 45.| 42 |18.XIl. bis 25.1. 31.) 15°) 15 31,31... 02.12.09 14), 14 san 2 an 32.1 ,6| „6 .18uX. >». 11.10) 6| 6 I LS. > ne Summe|°65:| 60 ;| 18. XII. bis 12. II. | 69 | 62 | 18. XII. 'his 25.1. ; UN) ar 960), ' ' I G. Dasselbe Erntedatum; ‘Anbau Mitte Dezember 1917. | ‚Kapseln wie in B. | r | 33 18 14 2arle Dis 28.1 19 16 IE Sa Pa bg BI 34 \| ga" 251. | 35 HFSERIS, 1. Se 14, 1. Mn on 36 3) DI 3 ar 10 IN a8: id7 — 398 + 8 27.11 4 4 — Summe] 99 WIR. Er: bis! 11. V. | — —n Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. Ind. Nr. H. Summe| 57 Keim- zahl Samen Licht Keimperiode Samen Keim- zahl Dunkel 489 Keimperiode Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte Jänner 1918. A| A 8 | 1 2 0 ı 0 4, 00 18 — 320), I UBS Ga 21. 1:72 IM. Kapseln wie in B. MH. > 6.1. 27.1. Bis 27. Me nt 17.8. Sul. 4 ) m oe 4 7 4 36 Im Februar kein Anbau. As: ‚il. >» I > bis 68-117, >04 Vll. > 28.11. 77.1: Sl bis1.2.. 10% I. Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte März 1918. 48 18 5 49 14 5 50 10 2 a! 9 7 2 25 d a) 23 0) 54 6 0) Summe[|107 24 — 220], 1 Die späteste Keimung aller meiner Versuche. Kapseln wie in 2. ION Bis. 24, IV. 17 6 1. IV.» 724.197 13 ) 10-]V.2>9, 24. IV. 9 1 19. 1V9> 22421IV: 9 6 24. IV. » 9 V..ı 24 6 — 26 0 _- 6 9) 10.1V. bis 9. V. ‚104 24 = 2309 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 24. IV. bis 4. V. 10>1V. 24. IV. 10. IV. bis 14. VL1 10. IV» 24. ]IV. IO.2V: Bis 4.ıME 34 490 A. Sperlich, Licht Dunkel Ind. Nr. ; Keim- | zahl Keim- hl Keimperiode Keimperiode Samen Samen RK Dasselbe Erntedatum; Anbau Mitte April 1918. Kapseln wie in 2. 55 5 2 15V. bis 26% 5 3 15. V. bis 26. V. 56,129 ) el 2 ) Ba Sa Wil, ) a 13 1 26. V 5 2 26. V. 10 3 26. V 5 21 0 en 21 ) a Summe!) 81 4 15. V. bis 26.7.1978 6 15. V.zbis 20, — 50, — 80, Die Aussaaten ım Mai keimten im gleichen Jahre nicht‘ mehr. Versuche mit zweijährigem Material sind noch aus- ständig. Sie sind mit Rücksicht auf die Frage, ob der Samen nach dem Ausklingen der Keimfähigkeit in den Zustand zurückverfällt, den er bei Loslösung von der Pflanze hatte, von Bedeutung. Es. müßle sich, entscheiden, eb eas Pr auch im zweiten Jahre auf gewisse Samen gleichartig ein- wirkt wie im ersten. Über diese Einwirkung aber sagen die vorstehenden Versuche folgendes: Vor allem geht hervor, ‘daß zu bestimmter Zeit worüber noch zu sprechen sein wird —, dem Lichte bei gewissen Individuen zweifellos eine keimungs- fördernde Wirkung zukommt. Besonders auffällig ist dies Verhalten bei den Individuen 17, 19, 26 und 29. Die Indivi- duen der Versuchsgruppe A, bei denen mit Ausnahme von 8, 11, 14 und 15 die keimungsfördernde Lichtwirkung all- gemein zur Beobachtung gelangt, sollen fürs erste außer Betracht "bleiben. Ferner steht fest, daß das Licht 2er den Keimungsrhythmus keinen Einfluß hat: wann Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 491 immer auch das Licht zur Einwirkung gelangen möge, eine Veränderung der Keimperiode ist nicht erzielbar. Es ergibt sich nun die Frage, was für eine Bewandtnis es mit den lichtbedürftigen Samen habe. Handelt es sich um eine besondere physiologische Rasse, über deren Möglichkeit nicht gerade bei unserer Pflanze, aber im allgemeinen in der Literatur schon Vermutungen vorliegen?! Da die Aszendenz der betreffenden Individuen bekannt ist, die äußeren Lebens- bedingungen der Pflanzen zudem durch Generationen die- selben waren, kann diese Frage ohne weiteres verneint werden Die betreffenden Individuen sind ihrer Abstammung nach Angehörige innerlich geschwächter, bald früher, bald später dem Untergange geweihter Linien, wie wir sie in der Abhandlung über die phyletische Potenz auf Grund mehr- jähriger Reinzuchtversuche kennen gelernt haben. Damit aber stimmt auch das Verhalten des Materials der Versuchsgruppe A gut überein: die hier verwendeten Samen gehören durchwegs den zwei untersten Nodien an, die sich sehr: oft selbst bei innerlich kräftigen Individuen als minderwertig rücksicht- lich ihrer phyletischen Potenz erweisen. Diese Feststellung Beenrdan dası Licht’ gewisse Mängel in der Bere eVerfassung des Samens zu "ersetzen imstande ist. Freilich wissen wir noch nicht, wie weit sich dieser günstige Einfluß erstreckt. Nur die Ermöglichung - der Keimung liegt bisher vor; wie sich ein solcher Keimling weiter als Pflanze vegetativ und reproduktiv verhält, das müssen. weitere Versuche lehren. Das bisher Festgestellte liefert zunächst nur einen allerdings ganz unerwarteten Bei- trag zum Problem der Lichtwirkung auf die Samenkeimung. Er wird noch wertvoller, wenn wir auf Grund der vorliegenden Versuche die Zeit bestimmen, während welcher diese Wirkung von .Erfolg begleitet ist. Die keimungsfördernde Lichtwirkung ist zum letzten Male in der: Oktoberreihe (E) zu bemerken. Hier zeigt sich sogar 1 Vgi. W. Kinzel, Frost und Licht usw., p. 149; E. Lehmann, Über die Beeinflussung der Keimung lichtempfindlicher Samen durch die Tem- peratur. Zeitschr. f. Bot., 4, 1912, p. 473; M. v. Raciborski, Über die Keimung der Tabaksamen, Bull. de l’inst. bot. de Buitenzorg, 1900, Nr. VI. 492 A. Sperlich, in den Summen der Licht- und Dunkelkeimlinge eine sehr ansehnliche Spannung. Gerade der Oktoberversuch ist wichtig. Er besagt, daß zur Förderung der Keimung die Lichtwirkung durch ungefähr einen Monat genügt und daß hierzu das gegenüber dem Sommerlichte stark zurückbleibende Licht der kurzen, im Versuchsjahre durch viel Gewölke getrübten Herbsitage vollkommen ausreicht. Leider sagt uns die folgende Novemberreihe (F) nichts. Der Zufall wollte es, daß in dieser Reihe durchwegs kräftige Individuen zur Anwendung kamen, die des Lichtes entbehren können. Damals besaß ich eben die Erkenntnis über die Bedeutung der inneren Verfassung des Individuums dem Lichte gegenüber noch nicht. Um so eindeutiger spricht der Dezemberversuch (G). Mittlerweile waren bei den bisherigen Versuchen kleine Unterschiede in den Dunkel- und Lichtschalen bemerkbar geworden, was mich veranlaßte, von jetzt ab — soweit es das verfügbare Samen- material gestattete — Individuen verschiedener innerer Ver- fassung gleichmäßig heranzuziehen. Fine fördernde Licht- wirkung ist im Dezember nicht mehr nachweisbar, sie bleibt auch in den folgenden Monaten bei allgemein ab- nehmender Keimfähigkeit trotz zunehmender Lichtmenge voll- ständig. aus. Es zeigt ‚sich demnach, daß das’Lieht>bei seschwächter inneter„Struktur der Samen an sechließlich.»in jener Berio deiwirksam ise 10 des wie. frühere Versuche: lehrten, .unabhansı a men Quellungszustande die Prozesse ablaufen, welche die..Erreichung ‚der -Keimfähiskeinezumn Ze haben,„salse.in. der Zeit-dersbisher unbeein ns baren-durehschnittlichfünfMonate andawernden Sommerruhe des Alectorolophus-Samens. Die Ein- wirkung kann sich auf den letzten Abschnitt dieser Periode beschränken. Die mögliche theoretische Auswertung der vorliegenden Ergebnisse ist in der Abhandlung über die Fähigkeit der Linienerhaltung ‚am Schlusse erfolgt; jetzt "möchte Teck ze einigen Worten auf Kinzel’s allgemeine Angabe über die keimungsfördernde Lichtwirkung auf den Samen unserer Pflanze zurückkommen. Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 493 Es ist klar, daß sich an einer Rohernte im Freilande Individuen und Nodien der verschiedensten inneren Ver- fassung beteiligen. Wie erinnerlich, zeigte beispielsweise mein Ausgangsmaterial aus dem Freilande im Jahre 19121 ein relativ sehr niedriges Keimprozent, enthielt also nach unseren jetzigen Kenntnissen reichlich geschwächte Samen. Es muß daher in der Mehrzahl der Fälle — nur besonders günstige Kombinationen sind ausgenommen — bei Versuchen mit Freilandsamen unbekannter Aszendenz eine bald stärker, bald schwächer ausgeprägte Förderung der Keimung durch das Licht zu erwarten sein. Ganz in gleicher Weise dürfte sich die Angabe Kinzel’s über die begünstigende Wirkung des Frostes auf die Samenkeimung erklären lassen. Ich be- sitze zwar bisher noch keinerlei Erfahrungen über den Ein- fluß dieses Agens auf die Keimung, glaube aber, daß mit Rücksicht auf Kinzel’s Beobachtungen, an deren Genauig- keit zu zweifeln keine Veranlassung vorliegt, und auf Grund der Tatsache, daß vollkräftige Samen der Frostwirkung nicht bedürfen, sich von selbst die Annahme ergibt, daß es aber- mals geschwächte Samen sind, die möglicherweise durch den Frost bei der Erzielung ihrer Keimfähigkeit unterstützt werden. Die hier geschilderten Verhältnisse könnten vielleicht auch sonst überall dort, wo Ungleichmäßigkeiten im Erfolge der Lichtwirkung zur Beobachtung gelangten, der Aufklärung solcher Ungleichmäßigkeiten dienlich sein,” zeigen aber jeden- 1 Vgl. A. Sperlich,: Die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz) \usw., p. 12 u: 13. 2 Beispielsweise bei dem von E. Lehmann (Über die Beeinflussung der Keimung lichtempfindlicher Samen durch die Temperatur, a. a. O,, p. 469 ff.) angeführten Ergebnis- mit Verbascum Thapsus und Epilobium roseum, von dessen erster Ernte die Keimung schon nach 16 Tagen im Lichte und im Dunkeln im Verhältnisse 88:41 und 98:38, von dessen zweiter Ernte (zudem von anderem Standorte) die Keimung erst nach 39 Tagen und im Verhältnisse 98 (Z):4(D) und 101 (L):2(D) erfolgte. Sehr interessant ist in dieser Beziehung ein Versuch des gleichen Autors (a. a. O., p. 476) mit Verbascum thapsiforme: Es keimten von Samen aus nur obersten Kapseln 91 (Z) : 42 (D) und 87 (L): 57 (D), hingegen aus meist unteren Kapseln 99 (Z) : 88 (D) und 98 (Z):85 (D). Lehmann erklärt den auffallenden Unterschied damıt, daß die unteren Kapseln sich sicher 494 A, Spierkich; falls, wie notwendig das Arbeiten mit einem Versuchsmaterial ist, über dessen innere Verfassung der Experimentator wenig- stens innerhalb möglicher Grenzen der Genauigkeit unter- riehtet. 1er 4. Wie ist die Sommerruhe der Samen von Alectorolophus hirsutus zu charakterisieren? Auf Grund der vorliegenden Versuche, welche die bis- herigen Erfahrungen über den Keimungsrhythmus unserer Pflanze bestätigen und erweitern, geht hervor, daß die Keimung auch bei konstant bleibenden Außenbedingungen (Dunkelheit, Temperatur, Feuchtigkeit und Substrat?) stets erst nach einer ungefähr fünf Monate andauernden Ruhe erfolgt. Nach Pfeffer’s Definition wäre demnach diese Ruhe als autonom zu be- zeichnen.” Wir hätten uns während dieser Zeit innerhalb des Samens Prozesse vorzustellen, die, weitgehend unabhängig von äußeren Faktoren, ausschließlich auf Grund der inneren Struktur des Keimlings, vielleicht auch des Endosperms, ihren einige Wochen länger an der Pflanze befanden als die oberen und unter- dessen in dem heißen Sommer 1911 der außerordentlich intensiven Licht- strahlung ausgesetzt waren, demnach keiner weiteren Bestrahlung im Keim- bette bedurften. Ist auf Grund meiner Versuche nicht eher anzunehmen, daß die zweifellos geschwächteren Samen der obersten Kapseln eben des Lichtes bedürfen, die unteren vollkräftigen aber nicht? Zur Erklärung der verschiedenen Lichtempfindlichkeit heller und schwarzer Samen von Chenopodium album (H. Baar, Zur Anatomie und Keimungsphysiologie heteromorpher Samen usw., Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss., math.-naturw. Kl., 722, Abt. I, 1913) scheinen mir meine Ergebnisse jedoch nicht anwendbar. 1 In dieser Beziehung weitgehend * vorsichtig hat A. Ottenwälder (Lichtintensität und Substrat bei der Lichtkeimung, Zeitschr. f. Bot., 6, 1914, p. 788 und 796) gearbeitet. Vgl. auch E. Lehmann, Lichtkeimungsfragen. Eine kritische Studie mit eigenen Experimenten und solchen von A. Otten- wälder (ebenda, 7, 1915, p. 576). 2 Bezüglich der Temperatur war die Erhaltung völliger Konstanz zwar unmöglich; es gestatten die durchgeführten Versuche aber immerhin diesen Ausspruch. Vgl. Über die Fähigkeit der Linienerhaltung usw., p. 54 ff. 3 W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie, I, 2. Aufl., Leipzig 1901, p. 161 und 388. uellungszeitpunkt und Samenkeimune. 495 8 p g Ablauf nehmen und hierzu die eben festgestellte Zeit be- nötigen, einem Spielwerk vergleichbar, das sein Stück an jedem Orte und zu jeder Zeit in annähernd gleicher Weise wıedergibt, wenn es durch äußere Eingriffe daran nicht ver- hindert wird. Welcher Art diese Prozesse sind. steht heute noch nicht fest und bleibe auch unerörtert; nur soviel sei gesagt, daß hierbei Phasenunterschiede, wie sie Johannsen für die Knospenruhe des Flieders aufgedeckt hat! und wie sie bei Samen verschiedener Pflanzen, beispielsweise Calen- dula, Sinapis, auch ohne besondere Reizmittel durch die ver- schiedene Keimfähigkeit im grünreifen, gelbreifen und völlig ausgereiften Zustande zum Ausdruck kommen, nicht bemerk- bar werden.” Auch irgendwelche morphologische Ausgestaltung des Embryos nach Ablösung des Samens oder auch nur ein langsames intraseminales Wachstum der jungen Pflanze fällt ganz außer Betracht. Vielmehr dürfte es sich um ganz die . gleichen inneren Vorgänge handeln, die wohl allgemein bei Samen vorkommen und in der landwirtschaftlichen Literatur durch die zwei Grenzpunkte .der Schnittreife und Keim- reife abgesteckt werden, Vorgänge, die bei den verschiedenen Pflanzen mutmaßlich zu verschiedenem Zeitpunkte einsetzen und bei willigen Keimern relativ rasch ablaufen, während sie in unserem Falle so weit ausgedehnt erscheinen, daß der werdenden und zur Blüte schreitenden Pflanze die bekömm- lichsten Außenbedingungen unserer Breiten sicher gewähr- leistet sind. 1 Vorruhe, Mittelruhe, Nachruhe in W. Johannsen, Das Ätherverfahren beim Frühtreiben. 2 Es sei hier anhangsweise mitgeteilt, daß. die Farbe der Testa der Aleclorolophus-Samen sehr verschiecen sein kann, vom hel'sten Grau über Grün und Gelb zum dunkelsten Braun. Ich habe mich sehr bemüht, einen Zusammenhang zwischen der Färbung und Keimkraft zu finden, aber bisher vergeblich. Allgemein läßt sich nur sagen, daß die lebenskräftigsten Indivi- duen meist Samen tragen, deren Schalenfarbe von einem biassen Graugrün während der Reife in ein lebhaftes Hellbraun (Semmelbraun) übergeht. Um erbliche Rassen handelt es sich gewiß nicht. 3 Vgl. die Fähigkeit der Linienerhaltung (phyletische Potenz) usw., 496 A. Sperlich, Nun hat aber, wie bekannt, in letzter Zeit die klare und praktischen Bedürfnissen vollauf entsprechende Definition des Autonomiebegriffes! manche Angriffe erfahren, vorzüglich durch Klebs, dessen prächtige Versuchsergebnisse mit Algen und Pilzen, mit den Knospen der Holzgewächse und in jüngster Zeit mit Pteridophyten den Forscher zur Auffassung führten, daß »in der spezifischen Struktur der Pflanzen, in ‘der alle sichtbaren Eigenschaften der Potenz nach vorhanden sind, nichts liege, was einen bestimmten Entwicklungsgang not- wendig verursache«,? daß »in letzter Hinsicht die Außenwelt darüber entscheide, weiche von den verschiedenen möglichen Entwicklungsformen verwirklicht wird.«< Die sogenannten »inneren«‘ Ursachen. werden 'von 'Klebs in’ die” von’ de Außenwelt unbeeinflußbare spezifische Struktur? und die in innigstem Zusammenhang mit den Außenfaktoren ver- änderlichen inneren Bedingungien’zerleer Naar ek gewissermaßen das unantastbare Erbgut des Organismus dar, - dessen klare Erkenntnis durch die mit den Außenfaktoren stets wechselnde äußere Ausprägung der vorhandenen Potenzen verschleiert wird. Darum kann auch nach Klebs’ Auffassung jede neuartige Konstellation äußerer Faktoren auch neue, bisher kaum geahnte Fähigkeiten dieses Erbgutes verwirk- lichen. Da nun die in Versuchen realisierbare Kombination von Außenfaktoren, insbesondere bei Berücksichtigung quan- traklyver Abstufungen,! unerschöpflich ist, auch Außenfaktoren 1 Vgl. hierüber H. Kniep, Über den rhythmischen Verlauf pflanzlicher Lebensvorgänge. Die Naturwissenschaften, 3, 1915, Heft 36—37. 2 G. Klebs, Probleme der Entwicklung, Biolog. Zentralblatt, 24, 1904 p. 298. 3 Zum letzten Male hat Klebs zu diesen Fragen Stellung genommen im Biolog. Zentralbiatt, 37, 1917, p. 373 fl.: Über das Verhältnis von Wachs- tum und Ruhe bei den Pflanzen. Vgl. besonders den Abschnitt: Das allgemeine Problem der Rhythmik. i 4 In dieser Hinsicht ist die Klebs durch Anwendung verschiedener Lichtintensitätsgrade gelungene Trennung der Entwicklungsstadien der Pro- thallien von Pleris longifolia, die bei konstantem hohem Licht regelmäßig aufeinanderfolgen, sehr wertvoll. G. Klebs, Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien I. Sitzungsber. der Heidelberger Akademie, math.-naturw. Kl., 1916. m Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. 497 zu denken sind, deren Bedeutung für den Organismus bisher nicht bekannt sind, so ist es klar, daß auf Grund solcher Erkenntnis die sichere Beurteilung nicht nur erschwert, sondern ganz unmöglich wird, ob ein bestimmter Schritt im Ent- wicklungsgange des Organismus nur so, wie er in Erschei- nung tritt, und überhaupt nicht anders erfolgen kann, also ein Teil des unantastbaren Erbgutes ist — oder ob er nicht doch nur deswegen stets gleichförmig abläuft, weil für den Umbau innerer Bedingungen ausschlaggebende Außenfaktoren- kombinationen bisher nicht realisiert wurden. Dies gilt auch ‘für die heute vollkommen starr erscheinende Sommerruhe der Samen des Alectorolophus hirsutus. ‚Es sei jedoch versucht, auf Grund der eigenen Erfahrungen unter Berücksichtigung der Versuchsmethodik Klebs’ zu einem Schluß zu gelangen, der, weit davon entfernt, als zwingend zu gelten, immerhin einen gewissen Grad der Wahrscheinlichkeit beanspruchen darf, Es ist ein großer Vorteil der Klebs’schen Versuche, daß bei ihnen ausschließlich Faktoren zur An- wendung kommen, die in der Natur möglich und ohne welche die Lebensfunktionen überhaupt nicht denkbar sind: Licht, Wärme, Ernährungsfaktoren. Dies verleiht ihnen zweifellos gegenüber der für die Beurteilung bisher nicht oder nicht ganz faßbarer innerer stofflicher Veränderungen gewiß sehr wertvollen Anwendung verschiedener, in der Natur nicht reali- sierter Mittel, wie beispielsweise der Narkotika, für das Problem eine weit größere Bedeutung. Die Ernährungsfaktoren spielen nun in unserem Falle allen Erfahrungen nach eine sehr nebensächliche Rolle. Da der Same nach der Loslösung über: haupt nichts mehr aufnimmt — und wir erinnern uns, daß der hierfür allein günstige Zustand der Quellung für den in 1 Die hierzu in der Literatur — so auch bei Klebs — öfter zitierte Arbeit von Rose Stoppel, Die Abhängigkeit der Schlafbewegungen. von Phaseolus multiflorus von verschiedenen Außenfaktoren (Zeitschr. f. Bot., 8, 1916) will gewisse Bewegungen der Blätter: der Pflanze. mit periodischen Änderungen in der elektrischen Leitfähigkeit der Atmosphäre in Zusammen- hang bringen. Mir scheint die Sache noch nicht derart begründet — und auch die Verfasserin macht gewisse Vorbehalte —, daß die Darlegungen zur Stützung theoretischer Ableitungen dienen könnten. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl,, Abt. I, 128. Bd. 35 498 A. Sperlich, Frage kommenden Zeitabschnitt vollkommen belanglos ist eg .so-Kkann es sich nur um die Ernährung der Mutterpflanze handeln. In dieser Beziehung stand mir das verschiedenste Material zur Verfügung: reichlich belichtete und von’der Wirt- pflanze mit Nährsalzen gut versorgte Individuen, Schatten- pflanzen, an schwachen Wirten schmarotzende und fast ganz auf sich selbst angewiesene Pflanzen. Irgendwelche Beein- flussung der Keimperiode ergab sich nie. Wenn ein-Schwäch- ling, sei es aus Lichtmangel, sei es aus mangelhafter Nähr- salzzufuhr, überhaupt Samen erzeugt und ein solcher Same auch keimt, so keimt er eben zur festgesetzten Zeit. Nehmen wir die Samenerzeugung mit ihrer notwendigen, weil anders die Weiterexistenz der Art unmöglich machenden Konzentra- tion plastisch wertvoller Stoffe als Bestandteil des Erbgutes an — und es wird wohl eine andere Annahme trotz der habituell auftretenden und experimentell erzielbaren Unter- drückung des Vorganges mit Rücksicht auf seine eminente systematische Bedeutung kaum möglich sein —, dann bleibt den Ernährungsfaktoren kein weiterer Angriffspunkt mehr übrig. Was in letzter Zeit als keimungsfördernde Substrat- wirkung bekannt worden ist,! kann nicht als Gegenargument verwertet werden. Denn bei diesen Versuchen handelt es sich stets um Samen, die sich zur Zeit des Eingriffes innerlich im Zustande der Keimfähigkeit befinden, der bei den Samen unserer Pflanze erst nach Ablauf von fünf Monaten erreicht wird. Gerade auf möglichst gleiche innere Verfassung des Versuchsmaterials wird von den betreffenden Forschern bei diesen Versuchen mit Recht gesehen. Es ist ja möglich, daß es einmal gelingt, durch Einwirkung irgendeines Ions die inneren Prozesse während der sommerlichen Ruhe derart zu 1 Vgl. A. Ottenwälder, Lichtintensität und Substrat bei der Licht- keimung, Zeitschr. f. Bot., 6, 1914, und E. Lehmann, Lichtkeimungsfragen, eine kritische Studie mit eigenen Experimenten und solchen von A. Otten- wälder, Zeitschr. f. Bot., Z, 1915; zudem G. Gassner, Über die keimungs- auslösende Wirkung der Stickstoffsalze auf lichtempfindliche Samen, Jahrb. f. wissensch. Bot., 55, 1915, p. 259, und: Einige neue Fälle von keimungs- auslösender Wirkung der Stickstoffverbindungen auf lichtempfindliche Samen Ber. d. D.B:G,, 33, 1915,92} Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. | 499 beschleunigen oder zu verzögern, daß eine andere Keimungs- periode resultiert. So wertvoll ein solches Ergebnis für die Durchleuchtung dieser Prozesse an sich wäre, so nebensäch- lich wäre es für unsere Frage, weil diese Einwirkung für die Vorgänge im Innern, wie mir Volikeimungen auf aschenfreiem Filtrierpapier 'unfer! Anwendung destillierten Wassers gezeigt haben, ganz und gar unnotwendig ist. Ein überflüssiger Faktor spielt aber bei der Frage nach dem Zusammenhange einer Entwicklungs- erscheinung mit den Veränderungen der Außenwelt gewiß keine besondere Rolle, wenn er auch im übrigen nicht selten geeignet ist, unbekannte Potenzen zu enthüllen. Das hier Gesagte gilt auch für die Wirkung des Lichtes. Wir erinnern uns an die im vorangehenden Kapitel behandelten Versuche, die uns gezeigt haben, wie die keimungsfördernde Lichtwirkung auf den Alectorolophus-Samen zu deuten ist und die gleichfalls nicht imstande waren, an der Keimungs- periode etwas zu ändern. Auch hier ist jedoch, wie oben für die Ionenwirkung bemerkt wurde, an die Möglichkeit zu denken, daß Lichtquantitäten und -qualitäten gefunden werden, die in die inneren Vorgänge des ruhenden Samens eingreifen eine Entdeckung, die wiederum. weit mehr in anderer Be- ziehung verwertbar wäre als für unsere Frage. So ist es auch bezüglich der Temperatur und der, allem- Anscheine nach, wie die Lichtwirkung zu beurteilenden Keimungsförderun durch Frost. | Nach alledem glaube ich, daß es berechtigt erscheint, anzunehmen, daß die Sommerruhe der Samen unserer Pflanze etwas Arteigenes, zum Erbgut des Organismus Gehöriges ist, daß es berechtigt erscheint, diese Ruhe, da der Ausdruck autonom vielleicht nicht mit Unrecht einigen Bedenken be- senel,. als spezifische Ruhe zu bezeichnen. Ich erblicke demnach in der Ausdehnung der inneren Lebensvorgänge des Samens zwischen Schnitt- und Keimreife auf eine weit längere Zeitperiode als bei der großen Mehrzahl 1 Vgl. G. Klebs, Über das Verhältnis von Wachstum und Ruhe usw., a.a.O., p. 400 ff. 500 A. Sperlich, Quellungszeitpunkt und Samenkeimung. der Samen ein erbliches, zum Charakter der Art gehöriges Merkmal, das unsere Pflanze zu einer typischen Saisonpflanze stempelt. Über die Tatsache, daß Samen, die im Reifungsjahre die Keimfähigkeit, wie wir nunmehr wissen, infolge innerer Schwächung überhaupt nicht erreichen oder die zur Zeit der Keimfähigkeit an der Wiederaufnahme des Wachstums verhindert waren, in folgenden Jahren die Keimperiode streng einhalten, sei mangels entsprechender Versuche, die geeignet wären, in diesen Mechanismus einiges Licht zu werfen, nicht weiter gesprochen. i Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 7. und 8. Heft (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur) I; U , Ft Dr) Fr F a 3 A f 9 fi i) GER 2} Ye 2% Wien, 1919 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 7. und 8. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite J., Untersuchungen über die Lichtbrechung einiger Harze [Preis: 18 Ein neuer Typus einer en ee Becherblüte aus der alpinen Trias. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: See AK 505 - ; . 525 Höhnel F., Fragmente zur en (XXIII, Mitteilung, Nr. 1154 BE 1188) [Preis: 14 KR]... 2 Se ne ee Fa 503 Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 7. und 8. Heft 36 es 2] up a na ini u TE nee EN > SE PR. sch RI er nenne reine UL ef 903 Untersuchungen über die Lichtbrechung einiger Harze Von Dr. Justin Greger (Vorgelegt in der Sitzung am 30. Oktober 1919) Die Harze, deren warenkundliche Charakteristik, abgesehen von den naturgeschichtlichen Merkmalen, ım wesentlichen ın ihren physikalischen Eigenschaften (Unlöslichkeit im Wasser, vollständige oder teilweise Löslichkeit in gewissen Medien, wie z.B. Äther, Alkohol, Benzol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Chloralhydrat u. a.) begründet ist, haben vermöge ihrer viel- seitigen technischen Verwendbarkeit von jeher das Interesse der wissenschaftlichen Forschung erregt. Vieles wurde auf diesem Gebiete geleistet, besonders die Chemie der Harze eingehendst studiert, und doch bilden dieselben auch heute noch ein weites und dankbares Feld wissenschaftlicher Betäti- gung — für den Chemiker sowohl als auch für den Botaniker. Da die Harze bekanntlich die Aufstellung einer eigenen Gruppe auf Grund ihrer chemischen Zusammensetzung nicht rechtfertigen, so ist die Beibehaltung des Begriffes »Harze« nur auf rein äußerliche, zum Teil physikalische Merkmale, wie schon eingangs erwähnt wurde, und schließlich auf ihre tech- nische Verwendung begründet, für die. Praxis jedenfalls auch vollkommen gerechtfertigt. In ihrer überwiegenden Mehrzahl, wenn nicht durchwegs, sind sie Kolloide. Tschirch! hat auf Grund seiner ausgedehnten chemischen Studien eine Ein- teilung der Harze gegeben, die auf der Analyse der reinen 1 Tschirch (1906), p. 28 u. £f. 804 J. Greger, Harzkörper,! - ohne jedoch die Beimengungen emflach zu übergehen, hauptsächlich fußt. In der Praxis unterscheidet man gewöhnlich: I. Mehterklerze, 2. Gummaharze, DB. Balsame; Gummtiharze: 2. Harze ‚und Balsame, welche weder Zimr aan Benzoesäure besitzen noch auch durch Zersetzung liefern, Und o..Harze und Balsame, welehe diese Sauren besitze oder durch Zersetzung liefern.? Wiesner gibt nach der Bildungsweise eine weitere Ein- teilung:?® Das unter normalen Bedingungen entstehende Harz bezeichnet er als physiologisches, das infolge Verwundung sich bildende und abscheidende als pathologisches Harz. Eine ähnliche Differenzierung sucht Tschirch* aufzu- stellen durch die Unterscheidung eines primären und eines sekundären Harzflusses: Nach einer Verwundung tritt zuerst:das normal gebildete primäre (nach Wiesner physio- logische) Harz aus und später als sekundärer Harzfluß das von Wiesner als »pathologisch« bezeichnete Harz. Da die Grenze zwischen diesen beiden Harzflüssen woh leine sehr unsichere ist — (wann setzt der sekundäre Harzfluß ein?) — so hat diese Einteilung nur einen geringen praktischen Wert. Wiesner, Bamberger,’ Tschirch‘ und viele jandere Forscher haben besonders in den letzten Dezennien das ganze Gebiet der Harze eingehendst und mit großem Erfolge be- arbeitet. Wiesner und Tschirch sowie ihre Schüler wendeten auch der Klärung der rein botanischen Fragen ihr besonderes 1 Tschirch (1906). Unter »Reinharz« versteht: Tschirch »den von den begleitenden Beisubstanzen befreiten Harzkörper« (p. 194). 2 Wiesner (14), p. 232. ae Wiesner, 1.'c., P.108, = schirch MJV6),.p. 7 und 1188, D. IEE.NC. lc Lichtbrechung einiger Harze. 805 Augenmerk zu; die Beantwortung einer ganzen Reihe von Fragen, betreffend die anatomischen und physiologischen Bedingungen der Harzbildung, wie auch der Systema- tik (Stammpflanzen), ist vornehmlich ihnen zu danken. Trotz- dem harren noch viele Punkte der Aufklärung oder eingehender Studien; es seien nur erwähnt die Harzmetamorphose, Autoxy- dation, Überwallungsharze, Bestimmung der Stammpflanzen u.a. Wenn wir heute noch eine ganze Reihe von Harzen haben, deren Provenienz entweder ganz unbekannt oder doch sehr zweifelhaft ist, so trägt an dieser Verwirrung die Nomen- klatur, deren Grundlage zum großen Teile die Landes- oder Gebietsnamen der Herkunft bilden, vielfach die Schuld; ja selbst Bezeichnungen, die ganz ausgeschlossen erscheinen, sind gar nicht so selten: z. B. »ägyptischer oder ostindischer Kopal«. Wiesner hat daher berechtigterweise, speziell für die Kopale, den Vorschlag gemacht, dieselben nach ihren Stamm- pflanzen zu bezeichnen;! ein Vorschlag, der übrigens meines Erachtens auch auf andere Harze auszudehnen wäre, wie z.B. Fichtenharze, Elemi. Naturgemäß kann das nur für Sorten gelten, deren Provenienz einwandfrei geklärt ist. Jedenfalls würde sowohl die Übersicht über die bekannten Sorten sehr gewinnen, andrerseits auch die weitere wissenschaftliche For- schung auf eine breitere Basis gestellt. Allerdings müßte diese Anregung auch vom Handel aufgegriffen und vor allem die wissenschaftlichen Institute mit einwandfreiem Material ver- sehen werden. Zur Bestimmung von Harzen unbekannter Provenienz wurden verschiedene Wege eingeschlagen. Vor allem wurde die chemische Analyse herangezogen, die selbstverständ- lich zur vollkommen einwandfreien Bestimmung gegenwärtig fast die einzige Möglichkeit bietet. Daneben wurden aber auch Versuche unternommen, die Dichte,? die Schmelzpunkte,? die. Löslichkeit*. und, speziell für die. Kopalreihe,. die 1 Wiesner (14), p. 354. 2 Tschirch (1906), p. 10; Wiesner (14), p. 330; Bottler (93). 3 Tschirch (1906), p. 115; Wiesner, (14), p..332. %, Wiesner (14), p.. 214; Bottler (93),.p. 22. 06 I. Greser, Härte! als Diagnostica zur approximativen Bestimmung zu benützen. Diese Versuche zeigten nun auch, daß eine Unter- scheidung einzelner Harze auf Grund solcher Eigenschaften wohl möglich ist; andrerseits traten aber bei verschiedenen Forschern Differenzen hervor, die möglicherweise aus dem oft nicht ganz einwandfreien Untersuchungsmateriale zu erklären sind, besonders wenn es vielleicht ohne genaue Überprüfung verarbeitet wird; und schließlich ist es nicht von der Hand zu weisen, daß die angestellten Versuche ohne Berücksichti- gung der speziellen Eigenschaften der Harze durchgeführt würden, Daß’ z.”B: die "Ermiellung "der Dichten "ogerr ger Schmelzpunkte je nach der’ Versuchsanordnung und Methode divergierende Resultate zeitig, beweisen die Tabellen in Wiesner’s »Rohstoffe«? bezüglich der Kopale. Auch vereinzelte Lichtbrechungsbestimmungen wur- den durchgeführt,? die jedoch in ihrer überwiegenden Mehrzahl für die praktische Anwendung kaum einen brauchbaren Anhalts- punkt liefern, da die zur Ermittlung angewandte Methode nicht mitgeteilt wird. Es wird später gezeigt werden, welchen Ein- fluß die Temperatur eines Schmelzflusses auf die Lichtbrechung nach der Erstarrung hat. Ob diese Tatsache im Zusammen- hange mit der Verflüchtigung von Beimengungen (ätherischen Ölen z. B.) oder mit chemischen Vorgängen steht, vermag ich nicht zu entscheiden. Bei demspeziellen Falle wirdrmoch darauf zurückgekommen werden. Jedenfalls ist das eine sicher, daß für exakte Resultate und. für deren . weitere” praktische Verwertung "nich nn or genaueste Beobachtung aller Begleitumstände, sondern auch deren Mitteilung ein unerläßliches Erfordernis bildet. Die den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung bildende Ermittlung der Brechungsindices wurde mit der Absicht unternommen, ob nicht auch auf diesem Wege ein brauch- bares Hilfsmittel für die Bestimmung von Harzen un- bekannter Provenienz gewonnen werden Könnte. 1 Wiesner (14), p. 330. — Bottler (93), p. 21. 2 Wiesner (14), p. 330 und 332. 3 Landolt-Börnstein (1905), Tabelle 200, p. 635 bis 6389. — Beer (53), Tabelle VI, p. 423 bis 425. — Behrens (1908), Tabelle 41, p. 48, 49. Lichtbrechung einiger Harze. | 907 Im speziellen Teile wird darauf noch näher eingegangen werden. Untersuchungsmethode. Der Versuch, durch die Vergleichsmethode mittels des Polarisationsmikroskops die Brechungsindices zu be- stimmen, scheiterte an dem Umstande, daß in der Mehrzahl der Vergleichsmedien von bekannter Lichtbrechung die Harze ganz oder teilweise in Lösung gehen. Auch die Prismen- methode ergab am Fues-Goniometer keine guten Resultate, da weder das Signal zur Bestimmung des brechenden Winkels noch auch das Spektrum für die Ablenkung einwandfrei ein- zusteilen waren. Wahrscheinlich entstehen infolge der allmäh- lichen oder sozusagen zonenweisen Abkühlung Schlieren oder Spannungsdifferenzen, wodurch die durchgehenden Strahlen mehrfach gebrochen werden. So wurde schließlich der Versuch gemacht, mittels des Refraktometers zum Ziele zu gelangen. Als durch eine Probe sich erwies, daß das Refraktometer bei der Untersuchung genaue Winkelwerte abzulesen gestattet, wurden vorerst die Brechungsindices einiger Harze ermittelt, um zu erfahren, ob überhaupt nennenswerte Unterschiede, welche eine weitere Bearbeitung rechtfertigen konnten, kon- statierbar sind. Für diesen Zweck wurden Gummigutt, Dammar, Fichtenharz, Manilaelemi und rotes Acaroid gewählt, aiso Ver- treter der drei Gruppen, wie sie Wiesner! aufgestellt hat. Die Berechnung ergab Wertdifferenzen von nxa = 154041 bis 1:60315. Es handelte sich nun um die weitere wichtige Frage, für alle zu untersuchenden Harze möglichst: gleich- artige Grundbedingungen zu schaffen. Zu diesem Zwecke wurde vor allem eine Versuchsreihe gemacht, um zu konstatieren, ob die Verflüchtigung von Bestandteilen die Lichtbrechung beeinflußt. Da sich dies, wie später gezeigt werden wird, als sicher erwies, war die Auf- gabe die, einen Weg zu finden, um die Verflüchtigung von Beimengungen nach Möglichkeit zu verhindern. Nach mehr- fachen Proben erwies sich folgende Methode als zureichend: r’Wiesner (14), p. 232. 908 UGreser, Das zu untersuchende Harz wurde mittels eines Messers, so- fern es nicht schon in einem Bruchstück selbst die Bedingung bot, mit einer zirka 15 mm? großen, ebenen Fläche versehen und diese sodann leicht konkav gehöhlt, so daß ein erhöhter Rand entstand. Sodann wurde das Harz mit dieser Fläche auf eine geschliffene (am besten dünne) Glasplatte (Deckglas) gesetzt und vorsichtig erwärmt; bereits vor dem allgemeinen Eintreten der Schmelztemperatur wird durch den Rand ein Abschluß gebildet — der Schmelzpunkt wird hier am frühesten erreicht — und dadurch das Entweichen der flüchtigen Bestand- teile verhindert. Beginnt nun das Harz auch in dem so ge- bildeten Hohlraume zu schmelzen, so wird es fest gegen die Glasplatte angedrückt und das ganze Präparat sich selbst überlassen. In sehr kurzer Zeit erfolgt die Abkühlung und das dünne Glas springt in den meisten Fällen von selbst ab. Das Harz zeigt eine vollkommen gleichmäßig spiegelnde Fläche, die Grenzkurve im Refraktometer ist scharf. Nach diesem Vorgange wird sich also der Brechungsindex ungefähr auf den Schmelzpunkt des betreffenden Harzes beziehen. Die Bestimmung der Brechungsindices wurde mittels eines Krystallrefraktometers von Zeis! vorgenommen. Als Vergleichsflüssigkeit diente Thoulet’sche Lösung? vom Brechungsexponenten 1:71813, als Lichtquelle Na- trıumlicht. Bei der Zugrundelegung der Grenzwinkel für die Berech- nung der Brechungsexponenten wurde so vorgegangen, daß mindestens drei Ablesungen gemacht und daraus das Mittel gezogen wurde. Größere Differenzen als 3’ kamen übrigens nicht vor; da dadurch aber erst die vierte Dezimale beeinflußt wird, hätten sie auch vernachlässigt werden können. 1 Beschreibung und Abbildung siehe P. Groth: Physikalische Krystallo- graphie. 4. Aufl. Leipzig 1905, p. 704 bis 709. 2 Kaliumquecksilberjodidlösung. Näheres siehe Rosenbusch-Wülfing, Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Hälfte. Stuttgart 1904, p. 38, 39. Lichtbrechung einiger Harze. a0 spezieller: Feil. Die Liehtbrechungsindices der untersuchten Harze. In der Reihenfolge habe ich mich an Wiesner (Rohstoffel) gehalten. Die Indices beziehen sich auf Na-Licht, {= 18°C. I. Gummiharze. aa el 3 ne. 160315 Galbanum und Ammoniakgummi gaben trotz wiederholter sorgfältiger Versuche keine scharfen Grenz- kurven. II. Harze, welche weder Zimt- noch Benzoesäue führen und diese beiden Körper auch nicht durch Zersetzung liefern. Prkichtenharz: BE RRLHBrKcheShr an EUREN TR 1:99184 BERN aldhweihrancha. 2 na 194868 Fmauteunder, Lech... ....uue a3 neues a: 154868 BEN einpeeh (Wasserharz)=...-.3-..-. 3.2. 139979 Se lernt: Bee een AMANN ala 1'35872 DaNIextkamisches Blemi,. 42273... .....2.5.- 152554 c) Brasilianisches (Protium-) Elemi........ 1:50341 4. Mastix: BEE ambaymasıı . ....2...0.220 2 een ginge 103917 DIChiosmastie. 2. .2..:. EN De 1:59027 Be ndamak ei. 2. und aren 154092 2. Da DR A N NE RE 154041 4. Kopale: a) Sansibarkopal - Deumlopak 2... Ur era 1:55466 Be otabeah unteiie ask sea. 156011 er srapenteilt. MEAN 1576938 DaNDzamBiquekopal® N. NIE 194977 c) Inhambanekopal von Copaifera Gorskiana 154378 1 Wiesner (14), p. 232. >10 I. MET eser, d) Sierra Leonekopal juneı ER N TEREEEN URERN LE 194251 Kiesellopal ii. „EBEN FREE 17930957 e) -oansokopal ..HHRR EERTLERE MEN 154490 y)ANSOlakopal (roDE ‚sr run. Anker 154789 2) Benenellakopal’fgelb) * WIRT AEREPETe L 104410 h) Kamerunkopdletr lan) LITER 193180 i) Kaurikopal Neuseeland SAUER MINDER: u Netikaledonien IF HIT ERATETE 1'094568 7) Manilakopal Kant. 22. Selbtanden ne ee ee 1:53259 weich 2%. EAU. Fr ARE PEIRNTIET TE 1 94060 k) Brasilianischer (südamerikanischer) Kopal von Hymenaea Courbaril........... 1292639 von Hymenaea' stilbocarpa2. AN .ERn% 154441 GaTakharze ins le URET. IR. EST te ee Gum milack (Stocklack). RER Au LE SR 1'94852 Ill. Harze, welche Zimt- oder Benzoesäure führen oder durch Zersetzung liefern. 10. Benzoe: SIE han ER a a en 1:094916 Sanmalta 2 ae ee a N 1° D300% II SDraschen put... Me 167093 12. Xanthorchoraharz: | Rotes Acaroidharz 2 N N ee 1766210 Gelben Neatbighez 2 a ee 160001 (1230, ban um... 72 2 De er 199193 (14) Harz von Houmirium floribundum (Umiri- Manz. ee Be RN BR BL CR ERLEE 1'99437 Zwecks Überprüfung der Verläßlichkeit der angewandten Methode wurden einige Kontroilmessungen durchgeführt, und zwar mit neuen Proben des gleichen Materials. Es ergaben sich beispielsweise folgende Winkelwerte: Lichtbrechung einiger Harze. oll Für rotes Acaroidharz: I Messungen; GL’, 325 all, 34 PL 38 Köfitrollel}l. . »i 61° 35/ 61 ‚88 Für Olibanum: , f. Messung... 94 ,& Sr 10 ed Kontzelle; YiRlie4as 94 %,407 4 ei Auf gleiche Weise wurden noch Sandarak, Geib- benguellakopal und Mastix nachgeprüft. Bei Zusammenziehung der gewonnenen Resultate bietet sich nun (Indices steigend) folgendes Bild: Blemiharze:..:.u)! b:52994 bis. ıF° 99872 Kamele... 45: 304% - 1:52609 bis 1°97638 BkBanmım.. Asus les]. ur 153195 Dimasctastzaih iA: aaa. Ir «9 1:03437 Belzde -auauin.k 1:53677 bis 1:54916 Bestim? ..220..2.. 1-93917 Dis „1502027 Sn ERTI e PRE 154041 SET TEE DEAN 1:54092 | Bumlaceı.. 2, 2... 7,0. 1: 94892 Fehtenhatz...... 1 949592.bis- 459979 GUMMISUERTEN A zus... - 160315 Besaktarsıı 2.1222 161480 Xanthorrhoeaharz 1'60551 bis 1'66210 Br SEHEN DIUE 222 ee 167093 Vor allem fällt sofort ins Auge die Gruppe mit den Brechungsindices 1:60 und höher. Sie hebt sich auf- fallend gegen die übrige Reihe ab und ist auch durch Indices ausgezeichnet, welche sich’ Scharf gegeneinander abgrenzen, also gut charakterisierte Sorten kennzeichnen. 512 J. Greger, Unter una = 1'530 gehen nur mexikanisches Elemi und brasilianischer Kopal von Aymenaea Courbaril. nna = 1'550 bis 160: Fichtenharze, Chiosmastix, Manila- und Protiumelemi sowie einige Kopale. Zwischen 1'530 und 1'550 liegt nun die Mehrzahl der untersuchten Harze: Kopale, Elemi, Benzoe, Fichtenharze, Gummilack, Umiriharz, Olibanum, Sandarak, Dammar. Bei Berücksichtigung der Brechungsindices im Verein mit den sonstigen charakteristischen Eigenschaften wird es wohl meist gelingen, auch bei der letzten Gruppe nahe an die Grenze der richtigen Bestimmung zu gelangen. Auf jeden Fall sind für die nachfolgende chemische Untersuchung Anhaltspunkte gewonnen, welche auf spezielle Untersuchungsmethoden hin- weisen und damit den Kreis der Untersuchungsmöglichkeiten bedeutend verengern. Um nun den Einfluß der flüchtigen Beimengungen auf die Lichtbrechung zu prüfen, wurde folgender Versuch gemacht: Im Thermostaten wurde Dammar auf 80°C. er- wärmt und sodann an die Glasplatte angepreßt. Hierauf wurde von demselben Material in der Eprouvette ein Teil auf 160°, der Rest auf 200° erhitzt und auf die (gleichfalls erhitzte) Glasplatte gegossen. Derselbe Versuch wurde mit Manila- elemi vorgenommen, und zwar für die Temperaturen 135°, 150°, 200°. Die Ergebnisse sind folgende: Für Dammar: l ANz SD ya aan en “ 160°... 1:53580© "001786 | ‚Differenz 0:00855 ar ee e“ Für Manilaelemi: t AN 199.9 1 * DAOAA une oh ‚Differenz 0:00128 150 ln gu .0:00624 Differenz 0°00496 00a... ee ee ‘2 Lichtbrechung einiger Harze. 913 Berücksichtigt man nun die bei möglichster Vermeidung von Verflüchtigungen festgestellten Brechungsindices sowie die Schmelzpunkte, so ergeben sich folgende Differenzen: Dammar: Brechungsindex beim Schmelzpunkte (zirka 150°)... 154041 Er animesindex, bei 200° „22... ar... nenne. 2.902129 Diferenzi.2:.0.01316 Manilaelemi: Brausmesindex bei.zirka 120° 2. 2%. 2.0.0 0000. 1209872 Er Ener jndernwbei, 200°... 2.2... et 153420 Differenz... 0°02452 Da der Gehalt an ätherischen Ölen bei Dammar nur gering, bei Elemi aber höher ist (bis 309,,), liebe 'sich als diesem Versuche ein Schluß darauf ziehen, daß die Anwesen- heit, beziehungsweise die Verflüchtigung von ätherischen Ölen den Brechungsindex wenigstens 'mitbeeinflußt. Ob aber doch nicht auch andere Ursachen diese Erscheinung hervorrufen, soll damit keineswegs abgewiesen sein. Sicher ist das eine, daß der Brechungsindex durch die Temperatur innerhalb weiter Grenzen verschoben wird. Nach der den vorliegenden Ermittlungen zugrunde ge- leeien , Methode ‚müßte. nun... zu ; erwarten. ‚sein, ...daß .die Brechungsindices in Korrelation zum Schmelzpunkt des betreffenden Harzes stehen, und zwar mehr zu den unteren Schmelzpunkten, wie sie von Bamberger und Riedel für die Kopale ermittelt wurden,! weil auch bei der Her- stellung der Refraktionsflächen das Entweichen von flüchtigen Bestandteilen tunlichst verhindert wurde Die Gegenüber- stellung zeigt nun auch ganz deutlich diese Beziehungen: Je Böher der Schmelzpunkt, um sorhöher.der Brechungs- Index. 1 Wiesner (14), p. 332 (Originaluntersuchungen). 814 J. Greger, | | Oberer | ' Schmelzpunkt | PNa _ om ER U TEN IOE DIET TBSSEERTT EI EARFUDTEE PORUEEINER EUREN ERBE GEINNGESWE URL UL JRRRRSSPLLUSERR RER ER URAN a let | Brasilianischer ne von Zyme- enden ee Kane IT naea Courbaril. BET 4 115° 152659 Kametunkopal- uses rer 110—120 153180 Manilskopal hatt. RE 120 1'53259 Kaurikopal, WARE. 4 115-140 -53996— 154568 | | Gelbbenguellakopal ........... 156— 158 154410 ikSansiibamieopall, MEER SE Mr 160-360 -55466— 157638 | | | | | | Unterer | ’ | | Schmelzpunkt | Na | Brasilianischer Kopal von Zyme- | Mate KCoburdl R i hr 1°52659 Kamerunkopal.s MIN SR LISEL 96 153180 Manilakopalähart. zus ur re 3 103 153259 Gelbbensuellakopal a. 2.2. . 202 106— 108 154410 | Kaunkopalie Era. 111 1:53996— 154568 | | Angolakopal ..........urrener 125 154789 | Sansibarkopal ao. .cceneceenenn. 139— 158 1:55466—1'57638 | Dagegen zeigt ein Vergleich mit den Ermittlungen anderer Autoren nicht die volle Übereinstimmung, ein Umstand, der, wie bereits früher erwähnt, daraus zu erklären ist, daß die speziellen Eigenschaften der Harze nicht mit der durchaus. notwendigen Sorgfalt in Rücksicht gezogen wurden. | Schmelzpunkt | NN, | | 2 Siam. !BEnZoR. „nei. en 1.8r 154916 Sumarra IBenzoe" VER ra N an. auge 153677 Gnisjakharz +». Sen Kaocle Wr Me 95 161480 Srasilianischer Kopal von Zyrme- HIER LCOUFEANE. ee 95 152659 Lichtbrechung einiger Harze. ol | Schmelzpunkt | NN. rin ER 100—120° | 1'58917—1-55027 Bamerunkopal....%..-.2..0..% 108 1'53180 Mamilakopal' weich, ........-.. 115 154060 En nn 120 1:52554— 155341 Menslakopal hart .i............ 135 1'593259 Black Nena ne 140 154852 = DIE Re ARE RE 150 154041 LSU.E eror cn er Pr We a 140—170 1'53996— 154568 Beinseneuelläakopal 2... .. 170 154410 Sierra Veonekopal jung........ 185 154251 Sierra Leone(Kiesel-)kopal...... 220 155057 eaneolakopal TE 245 154789 Iabasınamekopal. „22.2.8 260 194378 aebarkopaln... 2... 259— 265 1 :59466— 157638 - Wir sehen, daß sich hier nicht einmal eine annähernde Beziehung finden läßt. Dieseibe Erfahrung wie mit den Schmelzpunkten kann man auch durch eine Gegenüberstellung zu den von Wiesner! und Bottler? aufgestellten Härteskalen der Kopale machen: Mit dem Härtegrad steigt der Brechungsindex. Beginnend mit dem härtesten Kopal sind die Reihen folgende: Nach Wiesner: Nach "Bortler: 1. Sansibarkopai. 1. Sansıibarkopal. 2. Mozambiquekopal. 2. Rotangolakopal. 3. Kieselkopal (Sierra Leone-). 3. Kieselkopal. 4. Gabonkopal. 4. Gelbbenguellakopal. o. Angolakopal. 8. Kongokopal. 6. Benguellakopal. 6. Maniliakopal. ‘. Kauri- und Manilakopal. 7. Weißangolakopal. 8. Südamerikanischer Kopal. 8. Kaurikopal. 9. Brasilianischer Kopal. 1 Wiesner (14), p. 330. 2 Bottler (93), p. 21. 816 J. Greger, Nach Wiesner | Nach Bottler Sansibar — 1'55466— 157638 || Sansibar — 1°55466— 157638 Kiesel — 155057 Angola — 154789 Angola — 154789 Kiesel — 155057 Benguella — 154410 Gelbbenguella 154410 Kauri — 1'53996— 154568 | Kauri — 153996 — 1 54568 Manila — N 153259 Manila — 153259 Südamerika- Brasilianischer nischer — 152659 —1 54441 1:52659 —1 54441 Daß die Brechungsexponenten in enger Beziehung zu jenen Dichten stehen, welche von Meichl und Stingl! für die micht evakuierten Kepale ermittelt wurden eizzar der Versuchsanordnung leicht erklärlich. Auch hier zeigt sich wieder: ‚Je osrößer das: spezifische Gewicht, ums höher der Breehungsindex | Dichte ; on nn | MN. | Evakuieren | Brasilianiseher. Kopaiiz2. 2..... 1'018 152659 — 154441 Kaunikopale ng en 1050 1:53996— 154568 Mantlakopali ea. re 1'062 1'53259— 154060 Aansplakopal "es mE. nn 1'064 1'54789 Sansibarkopal, ia. zen ee 12007. 155466 — 157638 Dagegen steht die Dichte evakuierter Harze nur in einem sehr lockeren Zusammenhange mit den Brechungs- indices: 1 Wiesner (14), p. 329, 330. Lichtbrechung einiger Harze. 017 Dichte | nach dem | HNa Evakuieren | h | Sierra Leonekopal, jung ....... 1060 154251 Bmnkopal..\.nunsaneee ae 1'064 154490 Belssbarkopal..... -.--......- 1'068 | 155466 — 157638 Mozambiquekopal ) NER 1°069 154077 Famerunkopali.... unit cu. 1:080 1:53180 Smedkikopal... 2. KARIN SEN®, 1'081 . 154789 Brasilianischer Kopal.......... 1'082 | 152659 —1'54441 | Be pale..6......0.... 1.115 1 1-38096 1-54508 Sumatrabenzoe ..... ee Be 11201153 | 158677 Deakopalı......2.22....n:. | E: E21 1:54259 Sr ATOI See Pte | Un PRRL UNE 1139 154852 Besbansder so ana. 1.150— 1'171 154916 2 A VRR | 1-20 1-60315 aan PRO at | 1722 161480 | | | Bchenblut!. 0.4.81... | 1327 1670983 | | | Ein Vergieich der Brechungsindices mit der von Bottler! aufgestellten Löslichkeitsskala beweist, daß der Brechungs- index um so höher ist, je schneller löslich der betref- fende Kopal. Bottler stellte folgende Reihe auf: 1. Weißangola (am löslichsten), 2. Manilakopal, 3. Kauri- | kopal, 4. Kongokopal, 5. Sierra Leonekopal, 6. Flymenaea- Kopal B, 7. Gelbbenguellakopal, 8. HZymenaea-Kopal A, 9. Rot- | | angola, 10. Weißbenguella, 11. Kieselkopal, 12. Sansibarkopal. Mandel. 1:53259— 154060 Kaurin Hs rk. er St 1 :53996— 154568 Sierra Leone —....... 1'54251 Aymenaea — B....... 154441 Gelbbeneuell®. ......0%. 154410 Rotangola — ......... 154789 Kieseb — 12... ..45.3. 195057 sansiBar "—-. .. RE: 1:55466— 1'57638 1 Bottler (93), pP: 22% Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 32 518 I Greser, Schließlich sei noch eine Übersichtstabelle der physi- kalischen Eigenschaften von jenen Harzen, welche auf ihre | Lichtbrechung untersucht wurden, zum leichteren Vergleiche gegeben: Übersichtstabelle ‚der physikalischen Eigenschaften einiger Harze. "Erklärung der Abkürzungen: B. = Bottler, Bi. — Biltzs Bn.=Brisson. Br. =Brandes, D, =ıDieterich, _F. — Elücekiser, 7H. Hasen. ) —Jennstee, L. = Linsbawver, En. Lweanus, M.=Mayr, BD. tar Sch. = Schrötter, "W.—- \Wiesnwer. Die Bezifferung der Härten bezieht sich auf die Reihenfolge in den von Wiesner und Bottler aufgestellten Skalen. | Härte Dichte (W.) | allzu | | (W) | Benennung des Harzes | u | Dr | Aa W. B 4 | eva- || oberer | unterer | | kuiert : | | | kuiert E “- e) . rotes 166210 = ge) ul © er elle ln n | | Se gelbes & . WENDEN: 165551 »%< 1°150 ER Siam bis 19° 154916 2 1 < En MH 8 1'120 Sumatra bis 80°-- 90° 153677 | 1'154 weicher als || 104-105 (Bi.) | | die. Kopale 1-06... (Bar) NS E D £ } ARE Y DO 154041 u: härter als || 1-123 (Br.) ar Kolophonium 1'056 (Sch.) zırka | = Drachenblut i Ri | 167093 i | al | | re | 7 5 ER EEE ERERN var 919 Lichtbrechung einiger Harze. Tr ee ee ee TE ee ee 23 Be * a Härte Benennung des Harzes .‘ 5 w. | En | Brasilianisches (Protium-) Elemi Geringer Manila | als Elemi Fichtenharze Kopale Kolophonium Mexikanisches — Natürliches Überwallungs- Waldweihrauch Burgunder Pech Weißpech Gummigutt } . Guajak "Angola rot h) 2 Benguella gelb j 1'094 (M.) | | 17 IE | | 1°071—1°083 | 990 _ 100°. (F3 | | (D.) | z | | N | 1-07 N bis | 1:09 | zırka | | 11:20 | | | | | te 1.232 96° (MW) | | | ERNGE RE Ni LETaR | 1'968 (Bn.) || 245° (Bn.) I, 319° ı(B.) | Dichte (W.) ae | S | | nicht | | | eva- | i | eva- oberer | unterer | kuiert | R | kuiert | NN, | 1'018: (Bn.) | 170834 (PR } -WaaL (ScHh.) ji Für Kolophonium: 1:081 1064 a: B en je ee | = | Re re. E70 Br) 1,064 (B.) 180° (B.) Pay ten? \N&>0g2)| | 156°. | 406° bis:>. bis“ W@ bis | 1081| | 158° |. 198° ER 2 ee | EEE | 1 520 J. Greger, N A | Schmelzpunkt Härte Dichte (W. | (W.) w) | Zoo ! Benennung des Harzes | er nn | HN m. u eva- || oberer | unterer zuıert e kuiert | | 95° ’ ) . N. ' El ; e Un) 90° (B.) 152659 S 1:082.].41.018 1 115% 1.78 £ i & 2 ie yanenaca ß N Ai : - ? 1 54441 | ä stilbocarpa Inhambane von Copai- 960° 1:54378 |» fera Gorskiana } ; i ; ww | 108° (Bn.) Kamerun wie Steinsalz || 108 i 110° | 153180 | bis’ .3,..96° 120° | Neuseeland Ü S 1:0456 (B.) |140°—179° (Bn.)|| 1°63996 = 17151050 150% 3 Ss Be _ Inh _ Neukaledonien 2 ; { bis 111° | 154568 S 2. | 140° ° kt SOSE AR Je EN R A et S Loango i 4111064 ß } \ 154490 1'069 (B.) 185°: (Bn.) A = hart 7 6 145° (B.) 1'53259 15 s | o 0 = 1421 1 11 062 120 103 = u | er weich | 12111 /(B,) 1158 154060 | a I IE ar E Mozambique 2 1.088 .. | 154077 | 9 BR An. Be Bi Le | | \ o iR 2 Aa 8 1'064 (B.) 199%.(B.) 1:54251 IM 8 1:06 i 185° (Bn.) = 5 ehe FR 10 ER MR Dear un 2 Kiesel- 3 3 1'067 (B.) 230° (B) || 155057 | 1:09 220° (Bn.) EL = Lichtbrechung einiger Harze. >21 Le. Ploribundum mm mern Härte Dichte (W.) Bra Benennung des Harzes | ie | NN, N a u eva- || oberer | unterer | kuiert : | kuiert | | | mzo N : Baumkopal 10621 (B.) ER ) 155466 oe, 5 = | & | Gegraben unteit | 1 ı | 1:068| 1-067 | 169° | 139° || 1-56011 N & Er 340° Gegraben reif bis 158° || 157638 360° Eee ee ar | Bombay 100° (I.) 153917 x Zwischen 1°04 (Sch.) en 90° © Dammar und 105 siha® = Chios Sandarak 1'07 (Bn.) Sen = o 1:53027 (Insel Scio) 108° (F.) PRER=*. NR ee ER, | | Olibanum | 1-53195 | 1:05. :(P.) 1'966 (F.) 1'078 bis e ? le - Ba: r 2 Sandaral 1 1-088 (H.) 135° XF.) 15409 2207. ‚(L.) 2092. (Bn.) Zwischen Stocklack Fraueneis und || 1°139 154852 Steinsalz | Umiri von Zoumirium | 1-53437 | DOLL J. Gtege:; Die untersuchten Harze- stammen aus der Sammlung-der- Lehrkanzel für Botanik, Warenkunde und technische Mikroskopie der Deutschen Technischen Hochschule in’ Brao: Zum Schlusse erübrigt mir noch, vor allem dem Vorstand der genannten Lehrkanzel, Herrn Prof. Dr. Fridolin Krasser, für die Anregung zu Harzuntersuchungen, sowie dem Herrn Privatdozenten Dr. O. Grosspietsch für die mannigfachen Ratschläge gelegentlich der Vorarbeiten herzlichst zu danken. Für die Bewilligung zur Benützung der optischen Instru- mente, besonders des Krystallrefraktometers — es ist das einzige derartige Instrument in Prag — bin ich Herrn Prof. Dr. F. Slavik,..und für die bereitwillige Unterstützung Herrn Prof. Dr. B!Jezek zu großem Danke verpflichtet. Zusammenfassend ergebensichaus der vorliegen- denlArbeit,folsende Resultare: 1. Die Brechungsindices der untersuchten Harze. bewegen sich (annähernd bezogen auf ihre Schmelzpunkte) bei Natrium- licht und einer Temperatur von 18° CE. zwischen 1.325 ı28 1°670. 2. Durch die Temperatur und die damit in Zusammen- hang stehende Verflüchtigung von Beimengungen, vielleicht auch durch Umlagerungen, wird die Lichtbrechung wesentlich beeinflußt. | 3. Die Brechungsindices stehen in direktem Verhältnis zu den unter gleichen Bedingungen ermittelten Schmelzpunkten, Härten, Dichten und der Löslichkeit. "4 Die Brechungsexponenten gestatten zum Teil schon an und für sich eine sichere oder annähernde Bestimmung der betreffenden Harze, andrerseits mit. Berücksichtigung der übrigen bezüglichen physikalischen Eigenschaften. Die Rich- tungen der chemischen Untersuchung können dadurch auf enge Grenzen beschränkt werden. Lichtbrechung einiger Harze. 523 Literaturnachweis. Beer A. (53), Einleitung in die höhere Optik. Braunschweig 1853. Behrens W. (08), Tabellen zum Gebrauche bei mikroskopischen Arbeiten. Leipzig 1908. Bottler M. (93), Über physikalische Eigenschaften der Kopale (Dingler's polytechnisches Journal, 288), 1893. Flückiger F.A. (91), Pharmakognosie des Pflanzenreiches. 3. Aufl. Berlin 1891. Landolt-Börnstein (05), Physikalisch-chemische Tabellen. 3. Aufl. Berlin la. Molisch H. (13), Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913. Ostwald Wo. (12), Grundriß der Kolloidchemie. Dresden 1912. Tschirch A. (06), Die Harze und die Harzbehälter mit Einschluß der Milchsäfte. Leipzig 1906. Wiesner J.v. (14), Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. I. Bd., 2. Abschnitt: Harze, von J. Wiesner und M. Bamberger. 3. Aufl. Leipzig und Berlin 1914. ” NR) RR er e; Kae, Fareniumde Bi Koller Terhaischen Horhat ae Dürranihopel a er ER L, FitE a: Ö BAER. # ng ak w a koyn ae ya | ! uk ee Er EL EINE 1a Erlistier) El m RR NR lat, ki he Ins: RT NEN ‚atzne uk | nu lediek zu Brobänt Danke RE r N ' = ke N MN GE A SE BLBR ‚html ‚ostahT 1ob Strada .. I Kilkde ‚ir ee eh Ri Ya Stile “ De ia. Er kA wu R h Del Ber Band Resullaner hen ai. u ra m: ; der. Ken ’E% ur en 438 6: FauraR ia 3 "peratur ud ‚die A. ie yeartange Wenig sog, Ana: u u Ba RTL N | A De Buchung schälen Yes a ir ER, bier RM Inte e eenten Bedingukigen: a Hören, Dichten und dar 1.östiebkeit Rn. RN EN rechungse kolnenten uöklaten alu‘ Ir sieh; sind‘ Mat Haar Annetiernde | ‚l een hg ‚aneiefeeie - en - Ch DD OD Ein neuer Typus einer männlichen Williamsonia-Becherblüte aus der alpinen Trias Von Dr. Fridolin Krasser (Mir 1 Textäigur und I Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 30. Oktober 1919) Vorwort. Bei der Durchsicht der schon vor vielen Jahren von verschiedenen Beobachtern gelegentlich geologischer Begehun- gen in den Südalpen gesammelten Einzelvorkommnisse von Triaspflanzen, die seither im Museum der Geologischen Reichs- anstalt in Wien aufbewahrt werden, stieß ich auf eine merk- würdige Williamsonia, welche nur in dem einen Exemplar vorliegt, das Gegenstand dieser Abhandlung ist. Ich habe diese Blüte Williamsonia alpina genannt. Sie ist nur als Ausguß der männlichen Becherblüte erhalten. Das Ausgußmaterial ist ein feinkörniger, nur in geringem Maße kalkhaltiger Sandstein. Als Fundort ist St. Cassian in Süd- tirol angegeben, aber leider nicht näher bezeichnet der geo- logische Horizont, in welchem sie aufgefunden worden war. Um eine scharfe Diagnose zu gewinnen, soll zunächst der mir vorliegende Ausguß genau beschrieben werden, daran möge sich die Rekonstruktion und Deutung der Blüte, sowie eine Vergleichung mit den in Betracht kommenden bekannten Williamsonien anschließen. 35 er & 526 F. Krasser Beschreibung des Fossiles. Das vorliegende Fossil ıst als der Ausguß des Inneren einer Becherblüte erhalten. Der Becher erscheint demnach als Erhebung, ziemlich flach, nur 5 mm hoch. An ihm kann man zwei Zonen unterscheiden, nämlich l. das Zentralfeld,! d. i. eine zentrale Zone. von 6 mm Radius, welches nichts anderes ist als der Bechergrund über der Blüteninsertion; 2. die Speichenzöne, d.i. eine anschließende periphere Zone von 5 mım Breite, welche von erhabenen 1 mm breiten radiären Leisten durchzogen wird, die in die Mittellinie der Segmente übergehen. Dann folgt ein Kreis von spindelförmigen Wüisten, welche eine auffällige Zone des Fossils bilden, die wir als Zone -3: die Schlundzone (Drüsenzone?) bezeichnen können. Sie ist 2 mm breit. Von der Schlundzonedsehen’ die Sesmente aus e gliedern sich dadurch, daß die freien Enden einen deutlich sich abhebenden Saum besitzen, in drei Zonen. Es sind 4. der Kelchmund, der durch zarte radiäre Linien, je eine zwischen den schwach gekielten Segmenten, in 14 Felder zerfällt und 7 mm Breite hat; ‚ds;cdie. , Lappenzone,.,.d. u... die Gesamtheit , den .ireieg, gewölbten, abgerundet-drejeckigen Enden der Segmente, die einzelnen um 7 mm breit und S mm lang; schließlich 6. die Saumzone, welche ais breites Band von 1'5 mm die Lappen umsäumt, durch eine Furchenlinie von der Lappenzone sehr scharf geschieden ist und absteht. Das Belegstück zeigt noch die Spuren eines Kohle- belages, nach dessen Beschaffenheit angenommen werden darf, daß :der Körper: der Blüte von knorpeliger, keinesfalls von typisch holziger Beschaffenheit gewesen ist. 1 Entspricht dem »Becherboden« bei Nathorst, Paläobotanische Mitt: Br cD se; Neuer Typus von Williamsonia. 2. Rekonstruktion und Deutung der Becherblüte. ‚Wenn wir nach dem Ausguß, dessen Oberflächenskulptur den Abklatsch der Innenseite: wiedergibt, also das Negativ derselben repräsentiert, die Blüte, welche ich hiermit William- sonia alpina benenne, rekonstruieren, so ergeben sich die charakteristischen Merkmale. Schematischer Grundriß der Becherblüte von Williamsonia alpina, um die Zonengliederung zu illustrieren. Rn = Kelehmund,;. L =: Lappenzone, 'S: = Saumzone, ‚Schl—=Schlund- zone, Sf = Synangialfurche (außen als Rippe), Sp = Speichenzone, ST — Segment-Trennungslinie, Z— Zentralfeld (Bechergrund). Mikrosporophyll: Punktiertt ein ganzes Mikrosporophylli, längs- schraffiert dessen Segmentteil, querschraffiert dessen Lappen, schwarz angelegt der Saum. Z+Sp+-Schl — Becher im engeren Sinne. Die Blüte war zur Zeit ihrer Einbettung jedenfalls un- gestielt. Sie wurde sorgfältig aus dem Gestein, einem fein- körnigen Sandstein, herauspräpariert. 928 F. Krasser, Das Zentralfeld deutet darauf hin, daß sie sich vom Stamme durch eine Trennungsschichte im Sinne Hugo v.Mohl’s abgelöst hatte. Über die Außenseite der Blüte, deren Körper, wie bereits erwähnt wurde, nach der Beschaffenheit der Reste des Kohle- belages wohl von knorpeliger Beschaffenheit war, können wir keine ganz zuverlässigen Angaben machen. Die Spuren von Kohlebelag deuten nach ihrem Aussehen auf eine im wesentlichen glatte Oberfläche, welche wohl von der Mittellinie der Lappen aus bis zum Grunde mehr oder weniger deutlich gerippt war. Da die Blüte .14 Lappen zählt, also einem 14lappigen Becher (14lappiges Perianth, sympetalen Typus einer Angio- spermenblüte vortäuschend, da aus einem Mikrosporophyli- wirtel hervorgegangen) darstellt, zeigte sie demnach 14 Rippen. Dieser Schluß ergibt sich aus dem Vorhandensein kräftiger Leisten am Ausguß, die sich in der Mediane: der Lappen und darüber hinaus durch den Kelchmund, die Schlundzone in die Speichenzone bis zum Zentralfeld hinziehen, im Vereine mit der nicht holzigen Beschaffenheit der Becherblüte. Den Leisten des Ausgusses müssen Furchen der Innenseite der. Blüte ent- sprechen und diese bedingen dann die Rippen auf der Außenseite. Im geöffneten Zustande waren die abgerundet-dreieckigen Lappen, welche die freien Spitzenteile bis zur Mitte ver- wachsener Segmente darstellen, sicherlich halb ausgebreitet. Die Lappenbasen stoßen: unmittelbar aufeinander, sind also nicht durch Buchten getrennt. Die ganzen Segmente, also auch die Lappen, sind von ihrem Ursprungsort über der Schlundzone aus deutlich gewölbt, nach innen konkav und infolge ihrer Wölbung auch durch eine zarte Furche: ge- schieden. Die Lappen sind mit einem ansehnlichen Rand- saum versehen, der etwas nach außen zurückgebogen ist und sich scharf von der Randlinie der Lappenwölbung absetzt. Das Innere der Blüte ist, wie der Ausguß lehrt, charakterisiert durch die deutliche Gliederung in mehrere Zonen.! l Man unterscheider an den Williamsonia-Blüten nach dem Vorgang von Nathorst (Paläobot. Mitt. 9, p. 9) gewöhnlich nur den Becher (der die untere Partie der Blüte bildet — »die verwachsenen Teile der Sporo- phylle<«) und die Lappen (»die freien Teile der Sporophylle«). ER dt RE BEER BB DERPR or X (d®) Neuer Typus von Williamsonia. An den Bechergrund reichen die von den Spitzen der Lappen aus die ganze Innenwand sich hinabziehenden, bereits erwähnten Furchen. Von ihnen aus entspringen sowohl auf den Segmenten als auch auf der Wand Anhangsgebilde. Auf den Segmenten sind es Synangien, unterhalb derselben ver- mutlich die sogenannten Rudimente im Sinne von Nathorst. —- In der Schlundzone sind auf jeder Segmentbreite beiderseits der Mittelfurchen Einsenkungen (entsprechend den spindelförmigen Wülsten des Ausgusses) vorhanden, die in ihrer Gesamtheit einen Kranz bilden. Ihre morphologische Natur muß bis zur Auffindung eines zur Entscheidung dieser Frage geeigneteren Materials in Schwebe bleiben. Es kann sich um Sekreträume oder »innere Drüsen« handeln. Das ist die wahrscheinlichste Deutung. Daß die Anhangsgebilde der Mittelfurche als Synangien und Rudimente anzusprechen sind, ist schon per analogiam mit den korrespondierenden Anhangsgebilden auf den Mikro- sporophylien der Typen Williamsonia spectabilis und W. whitbiensis zu erschließen. Außerdem sind an mehreren Stellen die Synangien als nierenförmige, auf ihrer Ober- fläche trajektorisch querstreiige Gebilde im Abdruck zu erkennen. Über ihre Anheftungsweise läßt sich keine be- stimmte Angabe machen, da sie am Fossil gehäuft und sichtlich aus der Ordnung gebracht vorliegen. Am wahr- scheinlichsten ist es, daß sie in der gleichen Weise, wie beim Typus W. whitbiensis angeordnet sind, also beiderseits der Mediane. Unterhalb der Segmente, in der Speichenzone, stehen an einzelnen Stellen Narben (am Ausguß, also auch am Abdruck); sie können sich nach der Stellung nur auf ab- gestoßene Synangien oder »Rudimente« beziehen. Die Mikrosporen sind bislang noch unbekannt. 3. Vergleichung der Williamsonia alpina mit anderen Arten. Unter den bisher bekannt gewordenen Williamsonien! kommen zum Zwecke des Vergleiches nur Williamsonia 1 Siehe die im Literaturverzeichnis zitierten Abhandlungen von Nathorst, Krasser,Pelourde und Wieland. In ihnen ist die übrige Literatur zu finden. 310) F. Krasser, spectabilis. Nathy’ W. Ppecten‘ Leckenby ’emend. /Nath, W’. bituberculata Nath. aus dem Dogger von England, sowie M. Alfredi F. Krasser aus dem unteren Lias von Steierdort ım: Banat in Betracht. Habituell kommen W. spectabilis, whilbiensis und pecten sehr nahe, .doch besitzen sie gegenüber W’. alpina durch- wegs eingekrümmte Spitzen der Mikrosporophylle, auch sind die freien Teile der letzteren, die Lappen, durchwegs weitaus länger, ‚stets ein mehrfaches länger als ihre basale Breite ‚beträgt. Dasselbe gilt für W. bitubercnlata und Alfredi, doch steht W. Alfredi der alpina insoferne näher als die bituber- enlata, als bei der letzteren die Lappen durch ausgerundete Buchten getrennt ‘sind und nicht wie bei den übrigen am Lappengrunde unmittelbar aneinanderschließen und sonach unter spitzem Winkel ausladen. Dazu kommt noch, daß die von. den Autoren gern reproduzierte Restauration Wıilliamson’s seiner »carpellary. disc«, das ist W. bitubercnlata Nath. ungenau ist, insbesondere durch die Weglassung des charak- teristischen, auch bei W. Alfredi vorkommenden terminalen Krallenpaares der Lappen. Es ist nur die photographische Wiedergabe von Williamson’s Belegstück bei Nathorst (Paläobotan. Mitt. 9, Taf. 3, Fig. 8) für Vergleichungen brauchbar. Zudem finden wir bei den beiden letzteren jenes eigentümliche große Synangiumpaar an jedem Lappen, das von Williamson für Samen gehalten wurde Da auch letzteres bei W. alpina nicht vorhanden ist, so entfällt der weitere Vergleich mit diesen Arten. Der W. .alpina eigentümlich sind der nach außen schief abstehende Randsaum der Lappen, den wir bei keiner anderen Williamsonia wiederfinden, und die Schlundzone (Drüsenzone). Der seichte Becher bringt. sie der W. whitbiensis nahe, bei welcher der Becher allerdings holzartig ist (Nathorst, Paläobot. Mitt. 9, p. 20). Er ist aber bei dieser Art ebenfalls scharf abgesetzt. Im Jugendzustande sind die Mikrosporo- phylie' von W. whitbiensis an der Spitze eingebogen oder eingerollt. Bei W. alpina können .ihrer, Kürze halber die Lappen im Jugendzustande nicht eingerollt sein, sie dürften EEE BETEN es : . Ban E 8} Ein neuer Typus von Williamsonia. >31 Ji bloß mehr oder minder eingekrümmt zusammenneigen, und es ist der Verschluß der Blüte im Knospenstadium wohl durch die Saumzone der Lappen hergestellt. Die Blüte, welche Nathorst als Typus von W. whitbiensis betrachtet, hat, wenn die Sporophylie gerade ausgedehnt liegen, einen Durchmesser von S bis 1IO cm (Nathorst, Paläobot. Mitt. 9, p. 9 und Taf. 2, Fig. 5). Die W. alpina zeigt unter diesen Umständen einen Durchmesser von etwa 7 cm. Die Blüte von W. whitbiensis besitzt eine gestreifte Außenseite, bei W. alpina ist sie, wie bereits erörtert wurde, wohl mehr oder minder deutlich gerippt. Bei W. spectabihs ist der Becher tief und gestielt, über- dies die ganze Blüte holzig, der Becher von W. pecten undeutlich abgesetzt, allerdings dünner als bei W’. spectabilis und auch whitbiensis. Die spectabilis-Blüten sind im allgemeinen größer, die pecten-Blüten gleich groß oder kleiner als die whitbiensis- Blüten. Was die Synangıen anbelangt, so ist zu bemerken, daß sie bei W. pecten am kleinsten sind. Auch die Synangien von W. alpina sind sehr klein. Bei W. spectabilis finden wir sie (siehe das Schema bei Nathorst, Mikrosporophyl!e, p. 7, Fig. 10) auf der Oberseite der Lappen an kürzen bis sehr kurzen Fiedern (Synangiumfiedern) beiderseits der Mediane, bei W. whitbiensis (ibid. Fig. 11) einzeln in je einer Längs- reihe von ihrem Ursprung in der Mediane nach links, respek- tive nach rechts gelegt, angeordnet. Es sind hier gewisser- maßen die mehrere bis bloß ein Synangium tragenden Synangiumfiedern von W. spectabilis auf je ein Synangium reduziert. Bei W. pecten ist ihre Anordnung nicht vollkommen geklärt, doch waren sie jedenfalls (nach Nathorst, Paläobot. Mitt. 9, p. 20) ın radiale Reihen gestellt. Sie finden sich bei dieser Art fast bis zum Zentrum des Bechers, wenn auch verkümmert. Bei den übrigen- Arten stehen sie nur auf den Lappen. Ich habe schon früher (Abschnitt 2) ausgeführt, daß die Anheftungsweise der Synangien von W. alpina noch nicht vollkommen klargestellt werden konnte, da sie gehäuft und Sichtlich aus der nafürlichen Lage gebracht am Beleg- stück angetroffen. werden. Es ist möglich, daß in’ der Mittel- D82 BiRtasser partie der Lappen sehr kurze Synangiumfiedern vorhanden sind, im allgemeinen dürfte die Anordnung ‚der Synangien von W. alpina dem whitbiensis-Typus folgen, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß die »Rudimente« oder sogar Synangien hier bis ins Zentralfeld vorkommen. 4. Die Diagnose der in den vorhergehenden Abschnitten besprochenen Williamsonia aus der Trias von St. Cassian gestaltet sich nach diesen Ausführungen folgendermaßen: Williamsonia alpina n. sp. Becherblüte mit seichtem, scharf ausgegliedertem Becher und 14 ziemlich kurzen, abgerundet-dreieckigen, eingesäumten Lappen. Lappen ausgebreitet, gewölbt und außen gekielt, innen mit Mittelfurche, welche sich bis an den Bechergrund fort- setzt. Auch in der Vernation nicht eingerollt. Lappensaum nach außen abstehend. Schlundzone vorhanden, d. h. an der Ausgliederungs- stelle des Bechers im Innern eine schmale Zone, welche am Ausguß als ein Kranz von spindelförmigen Wülsten hervor- tritt. | | Über der Schlundzone die verwachsenen Mikrosporo- phylie.. bis zu, den lappen durch zarte Linien ‚eeschieden (Kelchmund), darunter bis zum Bechergrund (Zentralfeld) die Speichenzone, welche nur von den Mittelfurchen (Sporophyli- turchen, Synangialfurchen) durchzogen wird. Synangien den Sporophylifurchen, besonders in der Lappenzone entspringend, nierenförmig mit trajektorischer Querstreifung. Geologische Formation: Alpine Trias. Fundort: St. Cassian in Südtirol. 5. Übersicht über die wichtigsten Untersuchungsergebnisse. 1. In der alpinen (wahrscheinlich oberen) Trias von St. Cassian in Südtirol wurde ein neuer Typus einer männ- ß a L= je 7 u al Ein neuer Typus von Williamsonia.. 299 lichen Williamsonia nachgewiesen und als W. alpina nov. sp. beschrieben. 2. W. alpina ist auffällig durch reiche Gliederung der Blüte. Es wurden sechs Zonen darin unterschieden: Saum- zone, Lappenzone, Kelcnmund, Schlundzone (Drüsenzone?), Speichenzone und Zentralfeld (Bechergrund). Die Blüte ist eine mehr kelchartige Becherblüte. Saumzone und Schlund- zone sind ihr eigentümlich und besonders charakteristisch. 3. W. alpina steht der W. whitbiensis habituell und nach der Anordnung der Synangien am nächsten. 4. W. alpina repräsentiert gegenwärtig den ältesten (Trias!) Typus einer männlichen Williamsonia-Becherblüte. Literatur. Krasser F., Männliche Williamsonien aus dem unteren Lias von Steierdorf im Banat. (Denkschr. math.-naturw. Kl. Akad. Wissensch. Wien, Bd. 93, 1915). — Studien über die fertile Region der Cycadophyten aus den Lunzer- schichten: Mikrosporophylle und männliche Zapfen. (Ibid. Bd. 94, 1917). Nathorst A. G., Paläobotanische Mitteilungen: 8. Über Williamsonia, Wielandiella, Cycadocephalus und Weltrichia. (Svensk. vetenskapsakad. Handl., Bd. 45, No. 4, 1909). 9. Neue Beiträge zur Kenntnis der Williamsonia-Blüten. (Ibid. Bd. 46, No. 4, 1911). — Die Mikrosporoptylle von Williamsonia. (Arkiv för Botanik, Bd. 12, No. 6. 1912). Pelourde F., Le progres realisees dans l’etude des Cycadophytes de lepoque secondaire. (Progressus rei bot. Bd. 5, Heft 2, 1916). Wieland R. G., On the Williamsonia tribe. (Americ. Journ. of science, vol. 33, Dec. 1911). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 38 934 F. Krasser, Ein neuer Typus von Williamsonia. Tafelerklärung. Fig. 1: Williamsonia alpina-F. Krasser nov. sp. als Sandsteinausguß erhaiten, zeigt den Abklatsch der Innenseite der Becherblüte als Oberfläche. Die Mitte der Figur ist das Zentralfeld, der Abklatsch des Becherbodens.. Wegen der Gliederung in sechs Zonen vergleiche die Textfigur. Besonders charakteristisch treten hervor die Saumzone, die abgerundet- dreieckigen Lappen mit den Synangialfeldern und die Schlundzone an der Bechergrenze sowie die Synangien tragenden Medianen der Mikro- sporophylle (am Ausguß als radiäre Leisten). Fig. 2: Profilaufnahme zur Demonstration des seichten Bechers. Fie) l und 2 in natürlicher Größe! Fig. 3: Ungefähr der halbe Ausguß etwa 21/,mal vergrößert. Rechts der verdrückte Teil, in Fie. 1 mit 7” bezeichnet. * und "mit denzrfieiee in Fig. 1 geben den in Fig. 3 vergrößerten Teil des Ausgusses an. Die Lappen bei ** (rechts) sind geknickt, einer davon zerquetscht. Links treten in der Figur die spindelförmigen Wülste in der Schlundzone gut hervor. Fig. 4: Ein Mikrosporophyli mehrfach vergrößert. Krasser, F.: Neuer Typus von Williamsonia. Fig. 3 chtorud H. Mag Iaffe, Wien. Sitzungsberichte d. Akad.d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 128, Abt. I, 1919. } | %) O1 Fragmente zur Mykologie (XXIII. Mitteilung, Nr. 1154 bis 1188) Von Prof. Dr. Franz Höhnel k. M. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 26. Juni 1919) 1154. Über Cladosterigma fusispora Patouill. und Micro- cera Clavariella Spegazzini. Mr Von Cladosterigma fusispora gab ich in Österr. bot. Ztschr. 1907, 57.: Bd., p. 323. an, daß der als Hyalostilbee beschriebene Pilz eine Dacryomycetinee ist. Patouillard’s Urstück habe ich nicht gesehen. Seine Nährpflanze ist an- geblich eine Myrtacee. Auch das untersuchte, von Noak 1898 im südlichen Brasilien gesammelte Stück sollte auf Blättern einer Myrtacee sitzen. Allein die nun vorgenommene Prüfung der Blätter zeigte mir, daß dieselben offenbar von einer Laurinee herrühren, denn sie besitzen Ölschläuche und keine Öldrüsen. Daher ist auch die nicht gut entwickelte Phyllachora, auf: welcher der Pilz schmarotzt, nicht ‚mit Ph. distingnenda Rehm verwandt, wie in Ann. mycol. 1907, Sr “De 802 ’angeseben ist. Offenbar. Schmaratzk die Cladosterigma auf verschiedenen Phyllachora-Arten auf mehreren Nährpflanzen. Patouillard gibt die Sporen 5 bis gm ibreitran, ich fand sie jedoch nur 2' bis > ® breit. Ich fand nun, daß der von Balansa in den Plantes Parag. Nr. 3483 ausgegebene Pilz, der tatsächlich auf Zugenia- Blättern, also auf einer Myrtacee auftritt und als Microcera Clavariella von Spegazzini 1891 beschrieben wurde, mit Cladosterigma fusispora zusammenfällt. 236 F. Höhnel, Daher hat der Pilz Cladosterigma Clavariella (Speg.) v.H. zu heißen. Die genauere Untersuchung desselben zeigte mir nun, daß es sich zweifellos um einen Basidiomyceten handelt, indessen nicht um eine Dacryomycetinee, sondern um eine eigenartige Clavariee. Die einfach zylindrischen oder wenig verzweigten, fast gallertigen, blassen Fruchtkörper sind überall mit einem dichten Hymenium überzogen. Die dicht parallelstehenden Basidien sind keulig, nach unten kegelig spitz zulaufend, oben abgerundet; sie sind meist nur 7 bis 10 = 25 bis 3w sroß, selten bis 12 2 3:8 aaO ben’ zeigen sie meist nur eime 1 bis 2» lange Spitze, die manchmal cegakelr ist Nıehr selten sind aber 2, auch 3 kurze Spitzen vorhanden, dir oben kleinkugelig verdickt sind und offenbar Sterigmen dar- stellen. Indessen gelang es mir nicht, noch daran sitzende Sporen zu finden... Im, Alter „wachsen, diese Sterisma oft unregelmäßig aus. Die zahlreich zu findenden Sporen sind anfänglich offenbar alle einzellig, keulig-spindelig, oben stumpf- lich, unten spitz ausgezogen und etwa 8 bis 12 =2 bis 3 D sroß. | | Doch findet man auch viele 16 bis 26 = 2-5 bis 3 W große, ähnlich gestaltete oder oben und unten spitz aus- gezogene Sporen, die meist 2, selten 3- bis 4-zellig sind. Diese Sporen halte ich für. in Keimung begriffene. Ob die Gattung Cladosterigma neben den vielen Clavarieen- Gattungen haltbar ist, wäre noch näher zu prüfen. Die Fruchtkörper der Cladosterigma sind aus hyalinen it dicken Hyphen aufgebaut, die im Achsenteile dicht parallel gelagert sind. Von diesem Achsenzylinder gehen nach außen zahl- reiche verzweigte Hyphen ab, die in einer hyalinen zähen Schleimmasse locker eingelagert sind und an deren Zweig- enden die Basidien sitzen. - Wollenweber (Fusaria autogr. delin. 1916, Taf. 434; Ann. mye. 1917, XV. Bd, p. 27) erklärt den Pilz..als echte Microcera D., was aber nicht richtig ist. Fragmente zur Mykologie. 997 1155. Über die Gattung Langloisula Ellis et Everhart. Wurde als Hyphomycengattung aufgestellt in Journ. of Mycology 1889, V. Bd., p. 68, Taf. X, Fig. I bis 3 auf Grund von Langloisula spinosa E. et Ev. Es heißt zwar in der Beschreibung, daß die gelben, kugeligen oder eiförmigen Conidien auf den spitzen Enden von wiederholt sparrig- gabelig verzweigten Trägern sitzen, allein solche aufsitzende Conidien .werden nicht gezeichnet. Ich vermute daher, daß der Pilz gar kein Hyphomycet, sondern ein mit Asterostromella v. H. et Litsch. (Sitzb: Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Klasse, Bd. 116, Abt. I, 1907, p- 773) verwandte Corticiee ist. Wenn dies richtig ist, was das mir nicht zugängliche Urstück. des Pilzes zeigen wird, so würde sich die Gattung Langloisula E. et Ev. 1889 von Asterostromella v. H. et L. nur durch die Gelbfärbung der Sporen unterscheiden. Die äußerliche Beschaffenheit des Pilzes spricht nach der Beschreibung ganz dafür, daß der- selbe eine Corticiee ist. Die Beschreiber desselben sagen selbst, daß er äußerlich genau einem dünnen gelben Corticium gleicht. Für die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um einen Basidiomyceten handelt, spricht auch die Form der Sporen. 1156. Über Physospora elegans Morgan. Aus der Beschreibung und Abbildung. des Pilzes in Journ. Cineinnati soc. Natur. History 1895, XVII. Bd.,.p. 44, Taf. II, Fig. 23 geht hervor, daß der Pilz ein Basidiomycet ist, und zwar eine eigentümliche sehr lockere Coniophora, die Conio- phova elegans (Morgan) v. H. genannt werden muß. Die breiten und kurzen Basidien sind nicht zu einem Hymenium verwachsen und haben 1 bis 3 meist 2 dicke Sterigmen. Die kugeligen, ockergelben Sporen sind 16 bis 201m groß; das Hyphengewebe zeigt zahlreiche Schnallenbildungen. i 1157. Über Ascomycetella punctoidea Rehm und Capnodiopsis mirabilis P. Henn. In den Berichten der deutschen botanischen Gesellschaft 1918, 36. Bd., p. 308 habe ich ohne weitere Begründung die 938 F. Höhnel, Angabe gemacht, daß Capnodiopsis mirabilis ein Alters- zustand von Ascomycetella punctofdea ist. Da die beiden Pilze scheinbar völlig voneinander verschieden sind, ist es nötig, dies zu begründen. Schon in meinen Fragmenten zur Mykologie Nr. 244 (VI. Mitt., 1909) und Nr. 651 (XII. Mitt., 1911) gab ich an, daß beide Pilze auf der Unterseite der Blätter von zwei Mikania-Arten wachsen, die sich, wie mir der mikro- skopische Vergleich zeigte, einander sehr nahe stehen müssen, da die Haarbildungen derselben einander fast gleichen und sich fast nur in der Breite der Haare voneinander unterscheiden. Neben großen Haaren treten bei beiden Arten noch kurze, zartwandige, mit einem bräunlich gefärbten Safte erfüllte, stark bogig zusammengekrümmte Haare auf. Beide obige Piize wachsen nur auf diesen Haaren, entweder an der Spitze oder weiter unten auf der konvexen Seite derselben. Bei der Mikania, auf der das Capnodiopsis wächst, sind diese Haare etwa 170m lang und 301 dick, bei der anderen mit der Ascomycetella sind sie kleiner und nur 15 breit, daher es den Anschein hat, als wüchse der Pilz direkte auf der Epidermis, was aber nicht der Fall ist. Wo die Pilze auf den Haaren sitzen, werden die Zellen derselben von einem schwarzen, sehr kleinzelligen Stroma ausgefüllt, auf dem außen der Fruchtkörper sitzt. Bei dem Exemplare der Ascompycetella pumnctoidea sind die Fruchtkörper in bester Entwicklung, Schläuche und Sporen sind reichlich vorhanden, der Pilz ist weichfleischig und nur in der Mitte der Basis desselben zeigt sich schwarzes Stromagewebe; die Haarzellen sind noch nicht stark stro- matisch infiziert. Hingegen ist das Original von Capmodiopsis mirabilis, wie man schon mit der Lupe sehen kann, alt und überreif. Daher findet man, daß das Stromagewebe die Haarzellen viel stärker ausgefüllt hat und auch die Fruchtkörper sind durch die Weiterentwicklung des Stromas hart und kohlig geworden. Die ursprünglich fleischige Schichte, in der die Schläuche lagen, ist mehr minder stromatisiert, die wenigen aufzufindenden Schläuche sind leer oder abgestorben und 2 EWR PEN Fragmente zur Mykologie. 839 nur stellenweise zu sehen. Bei wiederholter genauer Uhnter- suchung gelang es mir nicht, auch nur eine Spore zu finden und auch früher fand ich nur wenige abgestorbene Schläuche mit eingeschlossenen Sporen. Offenbar sind die meisten Schläuche infolge der Weiterentwicklung des Stroma oblite- riertt und verschwunden. Daher sind auch die wenigen gesehenen Sporen kleiner und nur dreizellig, ohne Längs- _ wand. Der ganze Pilz ist, wie ich nun erkannte, alt und halb- morsch und nicht, wie ich früher glaubte, unentwickelt, sondern überreif. Schon nach meiner ersten Untersuchung des Pilzes (Fragm. Nr. 651) erkannte ich, daß Ascomycetella punctoidea offenbar dem (Capnodiopsis nahesteht; schon damals hätte ich erkennen müssen, daß beide derselbe Pilz sind, wenn ich nicht übersehen hätte, daß Capmodiopsis mirabilis nicht unentwickelt ist, wie ich glaubte, sondern ein überreifer Alters- zustand. 1158. Über die Gattung Perisporium Fries. Der Name Perisporium Fr. erscheint zuerst im Systema mycol. 1821, I. Bd. p. XLIX. Dann werden in demselben Werke 1829 im Ill. Bde, p. 248 15 Arten der Gattung auf- geführt, die sehr verschiedener Natur sind. Diese Gattung Perisporium Fries 1829 kommt aber nicht weiter in Betracht, weil Fries 1849 in Summa Veget. scand. p. 404 die Be- schreibung der Gattung völlig geändert hat und Corda als Mitautor nennt. Er beschreibt die Gattung hier ganz nach den Angaben Corda’s in Icon. Fung. 1838, II. Bd., p. 26, Fig. 97 über Perisporium vulgare Cda., welche er auch als sechste Art anführt und durch schiefen Druck hervorhebt, unter dem synonymen Namen P. disseminatum Fr. Es ist daher kein Zweifel, daß diese Corda’sche Form die Grundart der Gattung Perisporium Fries-Corda 1849 ist. Die vorher angeführten fünf Arten sind sehr verschiedener Natur und gehören nicht in die Gattung. 1. Perisporium extuberans Fr. (Syst. myc. 1823, II. Bd., p. 432) ist jedenfalls ein dothidealer Pilz, wahrscheinlichst eine Carlia Rbh.-Bon.-v. H. (Sphaerella Fr.). 540 F. Höhnel, 2. Perisporium betulinum. (A. et S.) Fr. ist Mollisia betulina‘ (A. et -S:)' Rehm -(Ber. ' bayrisch”*batl! Ges. 1914 XIVH Ba pri)! 3. Perisporium Tragopogi (A. et S.) Fr. ist ein kleines Sclerotinm oder eine unreife Sphaeriacee. 4. Perisporium almeum Fr. (Syst. myc. 1829, II. Bd., .„p. 250) ist gewiß derselbe Pilz, den Fuckel (Symb. myec. 1869, p. 97) als Stigmatea alni beschrieben und in den Fung. rhen. Nr. 1703 ausgegeben hat. In der Syll: Fung. 1882, I. Bd., p. 496 steht er bei Sphaerella. Die Untersuchung von Fuckel’s Stück zeigte mir, daß derselbe eine zarthäutige, schwach und blaßbraun beborstete, fast kahle, subcuticulär sich entwickelnde Coleroa Rbh. ist. Die reifen Sporen sind grünlich. Der Pilz hat Coleroa alnea (Fr.) v. H. zu heißen. 5. Perisporium fagineum Fries (Syst. myc. 1829, III. Bd., p. 249) sind nach der Beschreibung sehr kleine, oberflächliche, eikugelige, glänzende, schwarzbraun-blasse Gebilde, die an Ribes-Blattdrüsenhaare erinnern, unbekannter Natur. Mit der Grundart Perisporium vulgare Corda ganz nahe verwandte Formen sind zunächst noch drei weitere bekannt geworden, die vielleicht zum Teile zusammenfallen und noch vergleichend geprüft werden müssen. Es sind dies Perisporium funiculatum Preuss (Linnaea, 1851, 24. Bd. p. 143), gleich. Preussia fumicnlata Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 91), gleich Fleischhakia laevis Auerswald (Hedwigia 1869, VIII. Bd., p. 2), sowie Fleischhakia punctata Auerswald und Preussia Kunzei Fuckel (Symb. myc. 1873, II. Ntr.,, p. 18). Die beiden Gattungen Preussia Fuck. 1869 und Fleisch- hakia Auerswald 1869 sind mit Perisporium Fries-Corda 1849 synonym. Diese Gattung wurde bisher 'zu den Peri- sporieen gestellt, die jedoch keine einheitliche Familie sind, womit daher eigentlich nur gesagt ist, daß die Fruchtkörper keine Mündungsöffnung haben. | | Neuerdings (Ann. myc. 1917,. XV. Bd. p. 448) haben Theissen und Sydow die Preussia funiculata, Pr. Kunzei, sowie die Fleischhakia punctata geprüft und gefunden, daß bei den beiden letzteren Pilzen die Schläuche als Endglieder eines verzweigten Hyphenstockes, der am Grunde des Fragmente zur Mrvkologie. 041 Gehäuses entspringt, entstehen. Infolgedessen sie die Gattung Perisporium zu den Aspergilleen stellen. Ich konnte nur die Preussia funiculata und Perisporium typharum Sacc. unter- suchen, was aber ganz ohne Belang ist, denn die echten Arten der Gattung stehen einander sehr nahe, ja sie sind vermutlich nur Formen einer Art. In der Tat nimmt Schröter (Pilze Schlesiens 1893, II. Bd., p. 250) an, daß Perisporium vulgare, funicnlatum und Kunzei derselbe Pilz sind, was ich auch glaube. Auch P. typharım Sacc. wird dazu gehören. Diese Art wird Perisporium disseminatum Fries 1849 (Summa veg. scand., p. 404) zu nennen sein. Vergleicht man diesen Pilz auf Achsenschnitten mit dem Fruchtkörper irgend einer Aspergillee, so erkennt man ohneweiters, daß es sich auch nicht im entferntesten um eine solche handeln kann, und erscheint mir die Ansicht der Obgenannten völlig un- versiändlich. Schon der’ Axialschnitt durch einen reifen Fruchtxörper läßt vermuten, daß es sich um eine viel- schlauchige Pseudosphaeriee handeln werde, die mit Sporormia de Not. verwandt sein wird. Schon Auerswald sah (Hedwigia 1869, VIII Bd., p. 3), daß seine Fleischhakia-Arten Sporen haben, die ganz denen von Sporormia-Arten ent- sprechen und stellte daher nur ungern diese Gattung auf. Nun ist Sporormia in der Tat, wie ich fand, eine Pseudo- sphaeriaceen-Gattung. Indes der Mangel an Paräphysen, die Form der Schläuche, die sehr verschieden lang gestielt sind und daher in mehreren Lagen stehen und anderes, lassen wieder Zweifel aufkommen. Will man ganz ins klare kommen, so muß man jüngere Zustände des Pilzes prüfen. Solche fand ich nun sehr schön in dem in Fautrey, Hb. Crypt. de la Cöte d’or Nr. 528 unter den Namen Perisporium typharım Sacc. F. Phoenicis dactyliferae ausgegebenen Stücke. Hier zeigte sich nun zunächst ganz deutlich, daß die Frucht- körper nicht, wie überall unrichtigerweise angegeben wird, ganz oberflächlich stehen; sie entwickeln sich vielmehr unter der Epidermis und brechen ganz hervor. Auch die auf Stroh wachsenden Stücke von P. funiculatum Pr. in Krieger, -F. sax. Nr. 426 zeigten mir dasselbe Auch wenn der Pilz auf Holz wächst, bricht er zwischen den -Fasern hervor. 542 | F. Höhnel, Schon Corda- wußte- dies, wie aus seiner Fig. 97, 2, Taf. XII, hervorgeht. J N | Die jungen Fruchtkörper haben nun eine bis 80 u dicke parenchymatische Membran, die einen rundlichen Raum um- schließt, der ganz mit dicht verwachsenen, hyalinen, gegen 2 u breiten, senkrecht parallelen Hyphen ausgefüllt ist, zwischen denen die Schläuche sich bilden. Während dem Größerwerden des Fruchtkörpers entstehen immer mehr und mehr Schläuche. Die Stiele der erstgebildeten verlängern sich am stärksten, die der folgenden allmählich weniger stark, so daß die zu- letzt entstandenen. Schläuche nur kurze Stiele haben. Hier- durch wird der ganze Innenraum der Fruchtkörper mit Schläuchen ausgefüllt, gewissermaßen schichtenweise. Ebenso reifen dieselben in demselben Maße später aus, so daß im Fruchtkörper die Schläuche oben schon ganz reif sind, während weiter unten dieselben noch ganz unreif sind. Der Nucleus ist dann oben bereits von den Sporen schwarz, in der Mitte und unten noch hyalin. Während dieses von oben nach unten fortschreitenden Ausreifungsvorganges wird das para- physenartige Gewebe zwischen den Schläuchen fast ganz aufgelöst, so daß schließlich nur mehr ganz vereinzelte Hyphen als Scheinparaphysen übrig bleiben. | Man ersieht aus diesen Angaben, daß Perisporium ein sehr eigenartiger pseudosphaerialer Pilz ist, der sich von Sporormia nur durch die sehr zahlreichen sehr verschieden lang gestielten, schichtweise von oben nach unten allmählich ausreifenden Schläuche, den Mangel von paraphysoiden Hyphen und die ganz hervorbrechenden Fruchtkörper unter- scheidet, die sich nicht durch eine kleinere Öffnung in der Decke, sondern durch Abwurf der letzteren in ihrer vollen Breite entleeren. Reife ganz offene Fruchtkörper gleichen daher auffallend einem Scheibenpilz. 1159. Über die Gattung Microthyrium Desmazieres Ist aufgestellt in Ann. scienc. nat. Bot. 1841, 2. Ser.,, XV. Bd, p. 138, Taf. 14, Fig. 1 mit der Grundart Micro- tIhyrium microscopicum Desm., ausgegeben in den Pl. crypt. u a nn 1 0 2 2 Fragmente zur Mykologie. 843 France 1840, Nr. 1092. In dieser Nummer sind drei Exem- plare vorhanden, das eine auf Blättern der Edelkastanie, das zweite auf Buchsbaumblättern und das dritte auf Blättern von Ouercus lex. In der Artbeschreibung heißt es, daß der Pilz auf Rot- buchen-, Edelkastanien- und Eichenblättern auftritt. Offenbar handelt es sich um eine Form, die auf dürren Blättern von Cupuliferen wächst. In der Tat zeigte mir die Untersuchung, daß der Pilz auf den Buchsbaumblättern eine ganz andere, eigene Art ist.. Desmazieres ausführliche Beschreibung beruht auf dem Pilze auf Edelkastanienblättern. Allein mein Exemplar davon zeigt denselben nur ganz schlecht entwickelt. Indessen konnte ich mich davon überzeugen, daß das Exemplar auf den Blättern von Ouercus Ilex, das gut entwickelt ist, denselben Pilz enthält. | Desmazieres sagt, daß Paraphysen fehlen und glaubt, daß die Schläuche oben rosettig unter dem Ostiolum befestigt sind, ferner gibt er an, daß die Sporen drei wenig deutliche Querwände haben. Allein diese Angaben sind falsch. Paraphysen sind vor- handen, fädig, zwischen den Schläuchen nur selten deutlich, aber oben ein dickes, hyalines Epithecium bildend. Es ist bekannt, daß an Quetschpräparaten die Paraphysen oft schein- bar fehlen, daher viele unrichtige Angaben. Ferner habe ich mich davon überzeugt, daß die Schläuche nicht oben, sondern an der dünnen mikroplektenchymatischen hyalinen Basalschichte sitzen und gegen das Östiolum hin kegelig zusammengeneigt sind. Endlich fand ich, daß die Sporen niemals vierzellig ‘- sind, sondern, wenn gut entwickelt nur zweizellig, wobei die obere Zelie um 1 bis 2 u länger ist als die untere. Die Thyriothecien sind fast kreisrund, flach, wenn gut entwickelt oben mit kleiner Papille, SO bis 220 u groß, am Rande glatt oder etwas uneben, weder gelappt noch gewimpert. Mikroskopisch beobachtet erscheinen sie schön durchscheinend dunkelbraun. Das Schildchen zeigt eine rundliche 8 bis 12 breite Mündung, die oft wenig deutlich, schmal dunkler 544 ‘Fi Höhnei, braun: befingt" ist! TES’Vbesteht"’aus einer 'Arbistom dicken Lage von streng strahlig gerade verlaufenden, dicht ver- wachsenen, fast gleichmäßig 3 bis 4'5 u breiten, derb- wandigen Hyphen, die aus meist quadratischen, gegen den Rand hin kürzer und rechteckig werdenden Zellen bestehen. Die am Rande befindlichen Zellen sind kaum breiter, nicht längsgeteilt und nicht lappig oder wimperig. Die Basalschichte ist hyalin, dünn und sehr kleinzellig; sie reicht nicht bis zum Schildchenrande, sondern hat nur etwa drei Fünftel der Schildbreite. Die zahlreichen Schläuche sind spindelig-keulig, unten kurzstielig, zarthäutig, oben verschmälert abgerundet und dickhäutiger, achtsporig und 40 bis 58 = 7 bis 10 wu groß. Paraphysen vorhanden, langfädig, oben ein dickes hyalines Epithecium bildend. Jod gibt nirgends Blaufärbung. Die hyalinen Sporen sind meist gerade, länglich mit stark verschmälert abgerundeten Enden, plasmareich, zarthäutig, meist anscheinend einzellig, doch wenn gut entwickelt, mit einer wenig deutlichen Querwand, etwa 1 unter der Mitte. Die: oberedZelle "159 07975 bist Breiter ab derumere Die Sporen erscheinen Teif fast» stets mt BIS Ze streifen: versehen’ und sind 125 bis 14 < 2’bis 3 LE groß (meist 13 bis 14 2 2 bis 25 p). Mit diesem Pilze ist nun zweifellos identisch Micro- thyrinm Ouercus Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 98) nach der Beschreibung ::und ‘der Abbildung auf Taf. II, Fig. 11. Nur sind die Maßangaben wie bekannt bei Fuckel meist unrichtig und zu klein. | Hingegen ist der in Syll. Fung. 1883, p. 663 als Micro- thyrium microscopicum beschriebene Pilz verschieden und offenbar eine Mischart. Die kleinen (25 bis 30 27 bis 9 p) Schläuche und Sporen (8 bis 10 z3 bis 3’5g), sowie der wimperige Schildchenrand zeigen, daß es sich um eine andere Form handelt. Die daselbst aufgestellte Forma macrospora Sacc. auf Buchsbaumblättern ist eine eigene Art, die nur auf Buxus wächst und muß Microthyrium macrosporum (Sacc.) v. H. genannt werden. Winter bringt in seinem Pyrenomycetenwerke nur eine Übertragung aus der Syli. Fungorum und was er (p. 52) als - Fragmente zur Mykologie. 0459 Microthyrium wmicroscopicum .abbildet, ist nicht diese Art, sondern die Form auf Buchsbaumblättern. Diese Form, Microthyrium macrosporum (Sacc.) v. H. wird heute fast allgemein als das echte M. microscopicımmn D. angesehen und ist als solche in Krieger, F. sax. Nr. 1965, Rehm, Ascom.--exs. Nr. 1494, Jaap, F. sel. exs. Nr. 610, Fuckel, F. rhen. Nr. 190 und Roumeg,, F. sel. exs. Nr. 6363 ausgegeben. Dieser Pilz hat zarthäutige bis 200 u große ES uhfhneien, die aus ganz dünnwandigen, 4 bis 6 u breiten Zellen bestehen, die meist wenig gestreckt sind. Am Rande befindet sich ein bald schmaler, bald bis 40 u breiter wimperiger Saum, der aus nur 1'514 breiten Radialhyphenenden besteht. Um das kleine rundliche Ostiolum zeigt ‘sich ein scharf begrenzter Ring, der aus 3 bis 4 konzentrischen Reihen von dunkel- braunen, dickwandigen Zellen besteht. Paraphysen vorhanden, fädig. Schläuche zarthäusg, dickkeulig, 34 = 9. ‚Sporen hyalin keulig-länglich, zweizellig, untere Zelle kürzer (4 bis 6) und ohne Öltropfen, obere. Zelle länger und etwas breiter, mit zwei großen Öltröpfchen. Sporengröße 13 bis 182 3'5bis 4 u. Man ersieht daraus, daß dieser Pilz von M. microscopicum D. völlig verschieden ist. Microthyrium wmicroscopicum auf Lorbeerblättern in Rabenh.-W. F. eup. Nr. 2943 und Roumeg,, F. gall. exs. ‚Nr. 2586 ist der Art Desmazieres sehr ähnlich, aber sicher verschieden. Microthyrium Lauri v. H. hat kein Subiculum und auf der Blattoberseite gleichmäßig zerstreute bis etwa 220m große Thyriothecien mit einer runden, 12 u breiten nicht beringten Öffnung. Das Schild hat mikroskopisch dieselbe dunkelbraune ‚Farbe, wie M. microscopicum, aber die Radialreihen der 3 bis ‚ot breiten quadratischen, meist aber rhomboidischen oder unregelmäßigen, ziemlich derbwandigen Zellen sind weniger ‚gerade und meist wenig verbogen. Außen gehen sie in eine 20 bis 30 u breite braune Randzone über, die kurzwimperig endet und aus 1'5 bis 1:81 breiten, parallel verwachsenen ‚Hyphen besteht. Paraphysen fädig, lang. Schläuche keulig, 46 F. Höhnel, zarthäutig, etwa 40 bis 50 28 u. Sporen zweizeilig stehend, länglich-spindelig-keulig, hyalin, ungleich (oft undeutlich) zwei- zellig, untere Zelle 41m lang, an den Enden verschmälert abgerundet. Sporen größer, 12 bis 14 < 2:5 bis 3 u. Öltröpfchen fehlend. Ä Microthyrinm microscopicnum auf dürren Blättern von Ranunculus lingua in Vill, F. bavarici Nr. 820 ist nach dem Original eine ganz unreife Schizothyriee. Die oberflächlich zerstreut oder in kleinen Gruppen auftretenden, unregelmäßig rundlichen, mattschwarzen, ganz flachen, mündungslosen 90 bis 2001 großen Fruchtkörper haben eine einzellschichtige, olivbraune Decke, die am Rande in ein hyalines, sehr zartes, strukturloses Häutchen ausläuft. In der Mitte sind die 3 bis + großen Zellen, die eine hyaline Wandung und einen gleichmäßigen olivbraunen Inhalt zeigen unregelmäßig par- enchymatisch angeordnet, nach außen zu stehen sie in un- deutlichen Radialreihen und sind®» gestreckt, 2 bis 3=5 bis 10 u (einzelne manchmal bis 30 u lang). Eine Mündung fehlt völlig. Bei Druck zerfällt die Deckschichte in unregelmäßige Stücke. Fruchtschichte ganz unentwickelt. Wahrscheinlich eine Microthyriella v. H. Microthyrium microscopicum auf dürren Blättern von Acacia longifolia in Rabenhorst, F. europ. Nr. 1963 ist sanz ähnlich dem M. Lauri v. H., ist aber weniger gut entwickelt. Die zerstreut stehenden Thyriothecien sind un- regelmäßig rundlich, 140 bis 1701 groß. Die runde 10 bis 12 u große Mündung ist nicht beringt. Die Zellen sind braun, eckig, 3 bis 41 groß, in weniger regelmäßigen Radialreihen angeordnet, am Rande in einen ganz schmalen Wimpersaum aus 1'5 bis 2 breiten kurzen Hyphen übergehend. Sporen fand ich nur einmal gut entwickelt. Sie sind spindelig länglich, ohne Öltropfen, 10 bis 12 =22°5 bis 2:7 u groß, zweizellig; die obere Zelle ist etwa 21. länger als die untere. | - Ein Subiculum fehlt völlig. Der Pilz hat Microthyrium Acaciae v. H. zu heißen. a7 ‚Microthyrium Angelicae Fautrey et Roumeg. (Rev. myc. 1892, XIV. Bd., p. 8) soll keine Mündung und eikugelige Fragmente zur Mykologie. 047 Schläuche haben. Mein Exemplar in Roumeg,., F. gall. exs. Nr. 5971 zeigt den Pilz nicht. Gehört kaum in die Gattung. Microthyrium Smilacis de Not. ist nach Theissen und Sydow (Ann. mycol. 1917, XV. Bd., p. 416) die einzige sichere europäische Myiocopron-Art. Der Pilz gehört aber in die Gattung Ellisiodothis Th. (Ann. myc. 1914, XU. Bd., p. 74, Taf. VI, Fig. 5) und ist von Ellisiodothis Rehmiana Th et S. (Ann.ımyc# 1945, XUL-Bd, ps 248) kaum ver: ‘schieden. Er hat Ellisiodothis Smilaris (de Not) v. H. zu heißen. | Die Grundart Microdothella culmicola Syd. 1914 hat auch oberflächliche (und nicht subcuticuläre) Schlauchstromata, ist daher diese Gattung von Bllisiodothis kaum verschieden. Microthyrium Jdaeum Sacc. et R. (Revue myc. 1883, vand. p. 285, Taf. 40, Big, 14). Ich land am. Original. in Boumeo, FE. oall. exs,. Nr. 2953 nur Spuren” von, Phoma cytosporea (Fr.) Starb. (Bih. till K. Sv. Vet.-Acad. Handl. 1894, Afd. 3, Nr. 2, p. 47) und reichlich jenen Pilz, den Desmazieres in den Pl. crypt. France 1857, Nr. 405 als Melampsora punctiformis Mont. ausgab und den ich als Melanobasidinm punctiforme (M.) v. H. näher beschrieb. Der Pilz ist jedenfalls kein Microthyrium, nach den Sporen vielleicht eine Diaporthee vermengt mit dem Melano- basidium. | | Eine dem Microthyrium macrosporum (Sacc.) v. H. nahe verwandte, aber sicher verschiedene Form fand ich im Frühjahr 1903 bei Jaize in Bosnien auf dürren jungen Zweigen der Purpurweide. | Microthyrium Salicis v. H. n. sp. Subiculum fehlend. Thyriothecien in ziemlich dichten, ausgebreiteten Herden, kreisrund, dünnhäutig, durchscheinend heilbraun, 80 bis 100 D breit, aus radiär stehenden dünnwandigen, meist 3 bis 41 breiten, und 5 bis 6 x langen Zellen bestehenden Hyphen gebaut, die am schmalen Rande kurzlappig verzweigt sind, ohne eine deutliche Wimperung zu bilden. Mündung rundlich, 8 bis 10u breit, von 3 bis 4 Reihen von etwas kleineren, dunkelbraunen quadratischen Zellen umringt. Paraphysen vor- handen, fädig. Schläuche keulig, oben abgerundet und derb- 048 F. Höhnel, wandig, sonst zarthäutig, sitzend, 26 = 9 bis 1O u. Sporen zu acht, hyalin, zweizellig, spindelig-länglich mit abgerundeten Enden, ‚gerade, 9 bis 10 = 2:5 pn; groß. ‚Die. obere Zelle zeigt zwei große Öltröpfchen und ist fast doppelt so lang als die untere. Ist von M.. macrosporum durch die kleineren, klein- zelligeren, am Rande nicht gewimperten Thyriothecien, die kleinen Schläuche und Sporen gut verschieden. Microthyrium microscopicum Desm. var. Dryadis Rehm (Ann. myc. 1904, II. Bd. p. 520), später (Ann. mye. 190% ‘VI. Bd., p. 414) Trichothyrium Dryadıs Rehm genannt, ist in Rehm, Ascom. exs. Nr. 1571 ausgegeben und darnach Calothyrium Dryadis (R.) v. H. zu nennen. Der schwer sichtbare, Pilz. hat, 60 .bis.160 u Breite unregelmäßig rundliche ganz oberflächliche, aber doch ziemlich fest anhaftende Thyriothecien, die in der Mitte eine unregel- mäßige, meist längliche, 4 bis 5w große Mündung zeigen, im mittleren Teile fast undurchsichtig sind und aus dunkel- violettbraunen, verhältnismäßig derbwandigen, 2 bis 25 u breiten, radial verlaufenden Hyphen bestehen, die etwas wellig verbogen und innen kurzzellig, nach außen wenig gestreckt- zellig sind. Am helleren, durchscheinenden, etwa 20 u breiten Rand- saum sind die Hyphen nur 1'6n breit, verlaufen parallel mäandrisch, sind am Ende etwas lappig verzweigt und vilden eine undeutliche Wimperung. Das manchmal spärliche, meist aber gut entwickelte Subiculum besteht aus meist wenig und undeutlich septierten langgliedrigen, durchscheinend schmutzig violetten, 2 bis 3 breiten Hyphen, die wellig-zackig locker verlaufen und netzig verbunden sind. Hie und da sitzen an diesen Hyphen kleine lappig verzweigte Zellen, die aber allmählich in kleine rundliche Membranstücke übergehen, die aus verbogenen, mäandrisch-verwachsenen Zellen bestehen und offenbar ganz junge Thyriothecienzustände sind, die nur stellenweise auftreten. Hyphopodien fehlen daher. Nicht selten sind kleine, 7Op große, mit 20 bis 25 1 großer Öffnung versehene sterile Fruchtkörper, die anscheinend Fragmente zur Mykologie. 249 keine Pyknothyrien, sondern abnormale, verkümmerte Thyrio- thecien sind. Paraphysen deutlich, fädig. Die Schläuche sind erst birn- förmig und 13 bis 16 = Sg. groß, zarthäutig, später strecken sie sich, werden keulig und 20 = 7 oder 25 = 5 bis 61 groß. Die anfänglich drei-, später zweireihig stehenden Sporen sind meist länglich-stäbchenförmig, gerade, mit abgerundeten Enden, vier in einer Reihe stehenden Öltröpfchen und einer Quer- wand ohne Einschnürung in der Mitte. Sie haben eine etwas unscharfe, außen schleimige Membran und sind meist 7 bis 7:9 =21'61u groß, seltener (bei den bestentwickelten, größten "Thyriothecien) 8 bis 9=2'5 u groß. Darnach ist der Pilz ein echtes Calothyrium. Microthyrium microscopicum Desmazieres Var. con- 72a Desm. ist ‚in den ‘Pl. crypt. France, 1859,., Nr. 696 Augesenen und beschrieben. Es ist eine eigene Art, die Microthyrium confusum (Desm.) v. H. genannt werden muß. Die 90 bis 180 w großen schwarzen, runden, flachen "Thyriothecien haben kein Subiculum und sitzen in Menge vereinzelt auf der Unterseite der Blätter von Juniperus virginiana. Die Mündung ist rundlich und etwa Su breit. Das Schildchen- ist dunkel. kastanienbraun, in der Mitte fast undurchsichtig und auf einer etwa 40 u. breiten Fläche aus nur 2 breiten, rundlicheckigen Zellen aufgebaut. Nach außen zu besteht es aus radialstehenden, gestreckten, wellig- mäandrisch verlaufenden, parallel verzweigten, 1'5 bis 2 u breiten Hyphen, die am Rande eine schwache Wimperung bilden. Der durchscheinende Randsaum ist etwa 20 u breit. Basalschichte hyalin. Paraphysen reichlich, fädig. Die Schläuche sind zylindrisch-keulig, derbwandig, unten kurz knopfig und 30 bis 32 =6 bis 75 u groß. Die zweireihig stehenden Sporen sind hyalin, gerade oder wenig gekrümmt, länglich- zylindrisch, gleich zweizellig, an den Enden abgerundet und 7:9 >21'71u groß. Doch findet man auch etwas keulige oder fast spindelförmige, 8 bis 9:5 = 2 bis 241 große, deren obere Zelle wenig länger als die untere ist. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. T, 128. Bd. 39 DU F. Höhnel, Microthyrium Umbelliferarum v. H. n. sp. An dürren Stengeln von Doldengewächsen, Selenika in Dalmatien, April 1903. Ges. v. Höhnel: | Thyriothecien zerstreut 200 bis 300 u breit, unregelmäßig rundlich, ohne Subiculum, schwarz, etwas glänzend, flach, oberflächlich. Mündung rundlich, 20 bis 24 weit auf dem. 601 breiten opakschwarzen Mittelfelde liegend. Schildchen schwarzbraun, aus radial verlaufenden, 1°6 bis 2 bis 3 ® breiten, derbwandigen, parallel verwachsenen Hyphen be- stehend, die sich nach außen gabelig verzweigen und dünner werden. Randzone heller, durchscheinend, Rand etwas lappig, kaum gewimpert, aber nicht glatt. Querwände spärlich, dünn. Paraphysen reichlich, fädig. Schläuche zylindrisch - keulig, unten etwas bauchig, derbwandig, oben abgerundet, kurz- knopüg gestielt, 34 bis 50 = 8 bis 91. Sporen hyalin, gleich zweizellig, mäßig derbwandig, an der Querwand nicht ein- geschnürt, an "den Enden 'verschmälert abgerundet,” mit wolkigem Inhalt, gerade, 13 bis 16 =3 bis 4, selten bis 18 = 5 u groß, länglich, elliptisch. " Microthyrium Jochromatis Rehm (Hedwigia 1895, 34. Bd., p. [262]) ist in Rehm, Ascom."exs'Nr. W123 "auszegepen Nach Theissen (Österr. bot. Ztschr. 1912, 62. Bd., p. 279). sollen die reifen Sporen elliptisch und braun sein. Ich finde aber mit Rehm, daß die 16 = Sp großen Sporen hyalin und birnförmig sind. Die obere 31 breite Zelle ist fast kugelig und.« zeigt "oben "meist "eine: Kleinen Bapille "ar Panne dr abgerundet, kegelförmig und 61. breit. Es ist daher fraglich, ob die von Theissen gesehenen braunen Sporen zum Pilze gehören. Derselbe nennt den Pilz Seynesia Jochromaiis (R.) Th. allein der Pilz entwickelt ‘sich ‘unter der Cuticula’und ist eine echte Leptopeltee, die Leptopeltis Jochromatis (R.) v. H. genannt werden muß. Die in dichten kleinen Gruppen stehenden Fruchtkörper sind rundlich-eckig, verschmelzen Öfter zu wenigen und sind 100 bis 220 u breit und 60 bis SO dick. Die Basalschichte ist hyalin. Die nur oben entwickelte Decke ist einzellschichtig, 6 bis Sp dick. Die Außenwand der Deckenzellen ist dick, Innen- und Seitenwände dünn. Die Decke besteht aus streng Fragmente zur Mykologie. vol radiär verwachsenen, 4 bis Sw breiten Hyphen, mit derben Längswänden und dünnen Querwänden, die 4 bis Sy. weit von- einander abstehen. Paraphysen fädig, reichlich. Oben reißt die Decke spaltig-lappig weit auf. Ein verwandter Pilz ist offenbar Aphysa Rhynchosiae Ks ein CJis/iEh. sei). (Ann. my 14917, XV. Bd.,'p: 194) welche aber braune Sporen, keine Paraphysen und eine nicht radiär gebaute Decke hat. ; | Microthyrium grande Niessl, beschrieben und ausge- seben in Rabenh., F. europ. Nr. 2467, als Seynesia grandis (N.) Winter in Hedwigia 1885, 24. Bd.,.p. 107, wurde. von. Sydow 1914 in die neue Polystomelleen-Gattung Palawania als Grundart gestellt. Die Untersuchung zeigte mir,. daß es wohl möglich ist, daß der Pilz eine Polystomellee ist, der- selbe ist jedoch sehr leicht ablösbar und in fast allen Einzel- heiten einer Seynesia so ähnlich, daß ich es für nicht aus- geschlossen halte, daß derselbe doch nur eine solche, kräftig entwickelt, ist, was an reichlicherem Material noch vergleichend geprüft werden muß. Microthyrinm Hederae Feltgen habe. ich in Fragm. Nr. 1388, Il. Mitt., 1907. nach .der Beschreibung für Micropeltis klageoletüi. Sac.c..1893 \ gehalten; Allein; dieser ‚Pilz. ist. eine Coccodiniee und hat Limacinia carniolica (R.) v. H. zu heißen, da Micropeltis carniolica Rehm 1892 davon nicht genügend: verschieden ist. Feltgen’s Pilz hat aus dunkel- braunen, 15 bis 2w breiten Rkadialhyphen bestehende Thyrio- thecien und vierzellige Sporen. Er hat Phragmothyrium Hederae (Feltg.) v.H. zu heißen (Fragm. Nr. 725, XIV. Mitt. BD). | Microthyrium confertum Theissen (Ann. myc. 1909, VII. Bd., p. 352), ausgegeben in Theissen, Dec. fung. brasil. Nr. 36, ist unrichtig beschrieben und eingereiht. Es ist ein ausgebreitetes, aus violettbraunen, wellig verlaufenden, sep- tierten (Glieder 8 bis 12 uw lang), hyphopodienlosen, 2 bis S breiten, schön netzig verbundenen Hyphen bestehendes Subiculum vorhanden. Die Thyriothecien sind fast undurch- sichtig, werden beim Kochen mit Kalilauge ziegelrotbraun und zeigen keine Spur einer Mündung. Sie sind 220 bis 260 u. (er ou ID F. Höhnel, breit und nur am 40 bis Op breiten Randsaume radiär, aus 2 bis 3p. breiten Hyphen, die dicht verwachsen sind, auf- gebaut. Die ganze 120 bis 140 u breite Mittelfläche besteht aus unregelmäßig geformten und angeordneten Parenchym- zellen. In der Mitte sieht man wohl öfter eine etwas hellere, etwa 30 bis 40 u breite rundliche Stelle, doch nie ein Ostiolum. Bei Zerquetschen der mit Kalilauge behandelten Tbhyriothecien zerreißen diese nie strahlig-spaltig, sondern in unregelmäßige Schollen. Der Pilz verhält sich in dieser Beziehung so wie ‚Clypeolella v. H. in Fragm. Nr. 478, X. Mitt, 1910. Im übrigen verhält er sich so wie Calothyrium, in welche Gattung der Pilz später von Theissen versetzt wurde (Ann. niye. III AIXV. BU. 49). Er stellt aber eine gute eigene Gattung dar, die ich Calothyriopsis v. H. nenne. | Calothyriopsis v. H.n. G. Wie Calothyrium, aber Thyrio- thecien nur am Rande strahlig gebaut, im ganzen Mittelfelde unregelmäßig parenchymatisch, ohne Osteolum, durch Zerfall des Mittelteiles des Schildchens sich Öffnend. Grundart: Calöthyriopsis conferta (Th.) v. H. (Syn.: Microthyrium confertum Th. Calothyrium confertum Th.). Asterella olivacea v. H. (Ann. myc. 1905, Il. Bd., p. 326) wurde von Theissen (Österr. bot. Ztschr. 1912, 62. Bd., p. 396) als Microthyrium erklärt. Indessen geht schon aus meiner Beschreibung hervor, daß der Pilz Microthyriella olivacea v. H. zu heißen hat, wie auch die nochmalige Unter- suchung desselben gezeigt hat. Microthyrium macnlans Zopf in Nova Acta Acad. Leop. Carol. 1898, 70. Bd., p. 255 wurde vom Autor sehr genau beschrieben und gut abgebildet, ist jedoch kein Microthyrium. Zopf hat übersehen, daß, wie mir das Original in Arnold, Lichen. exs. Nr. 1742 zeigte, der Pilz nicht oberflächlich wächst, sondern ursprünglich unter der Oberfläche des Thallus eingesenkt ist und erst dann ganz hervorbricht. Das Gehäuse ist ringsum, also oben und unten gleich entwickelt, schwarz- braun und einzellschichtig, radiär gebaut, mit einem an- fänglich rundlichen Ostiolum, das später sich weiter Öffnet. mKeo Fragmente zur Mykologie. 200 Sporen hyalin, zweizellig. Paraphysen fehlen nach Zopf völlig. Der Pilz ist phacidialer Natur und unterscheidet sich von Leptopeltella v. H. (Ann. myc. 1917, XV. Bd., p. 304 und Ber. d. deutsch. bot. Ges. 1917, 35. Bd., p. 418) durch das Wachstum auf Flechten und den Mangel der Paraphysen. Er stellt eine neue Gattung dar, die wegen des fast ober- flächlichen Wachstums am besten neben der subceuticulären Leptopeltella gestellt werden kann. Lichenopeltella v. H. n. G. Phacidiales. Leptopeltineen. Wie Leptopeltella, aber Flechten bewohnend, schließlich ganz oberflächlich werdend. Sporen zweizellig, hyalin. Paraphysen fehlend. Grundart: Lichenopeltella maculans (Zopf) v. H. (Micro- thyrium maculans Zopf 1898). Microthyrium Platani Richon 1889, vom Autor nicht beschrieben, jedoch von Feltgen (Vorstud. Pilzfl. Luxemburg 1903, Ntr. IH, p. 310) wieder gefunden und beschrieben. Die Untersuchung seiner Exemplare zeigte mir, daß es sich um eine gute Art der Gattung handelt. Der Pilz bedeckt in aus- gebreiteten lockeren Herden die ganzen trockenen Blätter und Blattstiele der Platane. Die Thyriothecien haben kein Subiculum, sind 60 bis 100» groß, ganz flach, durchscheinend schmutzig braun, am Rande kurzzackig-lappig, aber nicht gewimpert. Das 8 bis 10 u breite rundliche Ostiolum liegt in einem 20 bis 25 m breiten, schwarzen, opaken Ring. Das Schild ist streng strahlig gebaut. Die Radialhyphen sind innen breiter (3 bis 4») und kurzzellig, derbwandiger, nach außen zu mehrmals gabelig verzweigt, langzelliger und schmäler (1'5 bis 2w). Paraphysen deutlich. Schläuche keulig, zarthäutig, 20 bis 30 => 6 bis Su, unten kurzstielig verschmälert. Die acht hyalinen, gleich zweizelligen spindeligen Sporen sind 7 bis 9=21'8 bis 2:5 groß und liegen 2- bis 3-reihig im Schlauche. Ist eine gute eigene Art. Feltgen gibt die Schläuche und Sporen etwas größer an (40 bis 48=5 bis 7u, 8 bis 10 =2°5 bis 35. p). | Microthyrium minutissimum Thümen ist nach dem Originale in Thümen, Mycoth. univ. Nr. 962 vom Autor 204 F. Höhnel, falsch beschrieben und von Theissen (Österr. bot. Ztschr. 912, #62. Bas mo.21 6 enicht "oeiundenm? und ‚daher unrichtig beurteilt worden. Der “auch! mit ‚der Lupe! kaum sichtbare Piz kommt herdenweise an der Oberseite der Blattränder vor. Die Thyrio- thecien sind ganz flach rund, am Rande uneben, aber nicht gewimpert, ohne Subiculum, durchscheinend hellviolett. Die rundliche, 6 bis 8 uw große Mündung ist von 3 bis 4 Reihen von 2 bis 3 y breiten, derbwandigen, dunkler violetten Par- enchymzellen umgeben, wodurch ein oft wenig ausgeprägter, 24: pis 28m obreiteritRing" entsteht.‘ Das Schildsist®streng strahlig' gebaut, besteht aus wenig gestreckten, 2 bis 3 bis 4 u breiten Zellen, die gegen den Rand durch Radialteilungen :.oft schmäler werden. Die Sporen sind zylindrisch, gerade, an den Enden ab- gerundet, mit einigen Öltröpfchen versehen, undeutlich zwei- zellig, 9 = 2:5 m. groß. Paraphysen jedenfalls vorhanden. Schläuche aufgelöst. | am Microthyrium tilicinum de Not, in der Syll. Fung. 1833, II. Bd., p. 660 als Myiocopron, ist nach dem Original in Erb. eritt. ital. Nr. 994 ein eigenartiger, ganz steriler Pilz. -Derselbe sitzt nur blattunterseits (nicht oberseits, wie 1. c. angegeben) oberflächlich auf der Epidermis und schließt mit seiner dicken Basalschichte die dichtstehenden Büschelhaare des: Blattes ein. Er bildet schwarze, etwa rauhe, rundliche oder meist unregelmäßige, flache, 0:25 bis 15 mm große Flecke, die in großer ‘Zahl! das’ Blatt! vbesetzen."'Er ‚isttein 2gan2” flaches, 110 bis 140 » dickes Stroma, das aus vier Schichten besteht. Die 80 bis 120 m dicke Basalschichte liegt der Epidermis fest an und besteht aus einem mikroplectenchymatischen hyalinen oder blassen Gewebe. Darauf liest nun eine etwa 20 u dicke Palissadenschichte, die aus dicht parallel stehenden hyalinen, einzeliigen, geraden, steifen, oben stumpfen 2022 u eroßen Fäden besteht, die gegen den Rand des Pilzes kürzer werden und schließlich fehlen. Auf dieser Schichte liegt ein ganz dünnes, durchscheinend braunes Häutchen, .das. meist strukturlos ist oder stellenweise undeutliche kleinzellige oder radiäre : Strukturen aufweist. Die Deckschichte endlich ist TERRA Fragmente zur Mykologie. mre}s) ‚6.bis 8 dick, schwarz, opak, zeigt auch an dünnen Quer- schnitten ‚keinerlei. Struktur, sondern scheint aus dünnen Schichten zu bestehen. In .der Flächenansicht ist. dieselbe jedoch (scheinbar) aus 2 u, großen dunkelbraunen, derbwandigen rundlichen Zellen, die dicht verwachsen sind, zusammengesetzt. „=... Diese zwei Deckschichten sind offenbar ein sekretartiges Ausscheidungsprodukt der Palissadenschichte. Derartige Über- züge zeigen öfter einen scheinzelligen Bau, der dann aber, wie auch hier, genau der ausscheidenden Schichte entspricht. Die in der Beschreibung erwähnten Schläuche und Sporen waren nicht zu finden. Microthyrium Cetrariae Bresadola (Malpighia 1897, XI. Bd., p. 62) ist nach dem Originale Lichenopeltella Cetrariae (Bres.) v. H. zu nennen. Der Pilz sieht ganz Microthyrium- artig aus, ist rundlich, scharf berandet, manchmal schwach gelappt, wenig durchscheinend, schwarzbraun und etwa 120 u breit. Er tritt in dichten Herden auf beiden Thallusseiten auf. Die Fruchtkörper sind flachlinsenförmig, bis über 30 u dick und haben oben in der Mitte eine flachkegelige Mündungs- papille mit der öfter 26 u breit schwarz beringten, rundlichen 7 bis 8 breiten Mündung. Das Gehäuse ist ringsum ent- wickelt, einzellschichtig, oben etwa 41, unten 2 w dick und oben sowie unten streng radiär aus innen 2 u breiten, nach außen. bis über 4w breiten, aus 3 bis 4w langen Zellen be- stehenden Hyphen aufgebaut. Die untere Hälfte des Gehäuses ist heller braun, zeigt verschwommene Zellwände und in jeder Zelle einen olivgrünen, homogenen, 3 großen Inhaltskörper. Paraphysen fehlen. Der Pilz wird schließlich ganz ober- flächlich aufsitzend, entwickelt sich aber unmittelbar unter der Thallusoberfläche. 1160. Über die Gattung Meliola Fries. Diese große Gattung wurde von Theissen und Sydow Bun dren uGattungen „zerlegt; ı Die‘ Unterscheidung. derselben beruht nur auf dem Vorhandensein oder Fehlen der Borsten und Hyphopodien: Meliola Fr. mit Borsten und Hyphopodien, Meliolina Syd. mit Borsten, ohne Hyphopodien und /rene Th. et Syd., ohne Borsten, mit Hyphopodien. Es ist klar, OD @L OP) F. Höhnel, daß man auf diesem bequemen, aber schematischen Wege in der Regel nur künstliche Gattungen ohne besonderen Wert erhalten kann. Nichtsdestoweniger sind diese drei Gattungen brauchbar, doch müssen sie anders und genauer beschrieben werden. Die Genannten gingen von der Voraussetzung aus, daß die Meliola-Arten alle im allgemeinen gleich gebaut sinds das ist aber durchaus nicht der Fall. Bei einer Durchsicht der Arten erkennt man, daß man einige tiefer begründete natürliche Gruppen unterscheiden‘ kann, die einen größeren Gattungswert haben als /rene, die sich von Meliola nur durch das Fehlen der Borsten unterscheidet. Ich unterscheide fünf Gattungen, die voneinander durch mehrere Merkmale zu trennen sind. 1. Meliola Fries. Mit Mycel- oder Perithecialborsten und Hyphopodien. Schläuche eiförmig, zarthäutig, vergänglich, 2- bis 4-sporig; Sporen zylindrisch-länglich mit breit abge- rundeten Enden, einfärbig. Grundart: M. amphitricha Fries. 2. Irene Syd. et Th. Wie Meliola, aber ohne Borsten. Als Grundart wird Jrene imermis (Kalchbr. et C.) ai- gegeben. 3. Appendiculella v. H. Wie Meliola, ohne Borsten, Peri- thecien mit dicken, wurmförmigen Anhängseln. Grundart Appendiculella calostroma (Desm.) v.H. (= Meliola sanguinea Ell. et Ev. = M. Puiggarii Speg. = M. rubicola P. Henn: — M. manca EIl. et M.\. Weitere Arten: A. larviformis (P. Henn.) v. H.; A. Echinns (P. Henn); A. Cornu caprae (POHL) WE | 4. Meliolina Syd. Borsten zahlreich, meist verzweigt. Schläuche meist 5- bis 8-sporig, Hyphopodien fehlend. Sporen 4-zellig, mit oft kleineren Endzellen. Bisher sicher nur auf Myrtaceen. Als Grundart wird Meliolina cladotricha (Lev.) angegeben. Allein abgesehen davon, daß nicht sicher fesisteht, was diese Art ist, da das Urstück derselben nach Bornet (Ann. scienc. nat., 3. Ser., 16. Bd., 1851, p. 269) zu alt ist, gibt! Gaillard, Monogr. Meliola, Paris 1892, p. 46 ausdrücklich an, daß sie zweierlei Hyphopodien hat. Auch sind die Schläuche eiförmig, Fragmente zur Mykologie. 2) zweisporig.. Die vierzelligen Sporen haben kleinere und schmälere Endzellen und messen 65 bis 70 = 18 bis 22 u. Der Pilz, den Winter (Hedwigia. 1885, 24. Bd., p. 25) als Meliola cladotrich@a Lev. beschreibt: Schläuche eibirn- förmig, 100 bis 105 < 40 bis 50 u, achtsporig; Sporen. zylin- drisch, beidendig breit abgerundet, vierzellig, wenig ein- geschnürt, 44 bis 52: = 12. bis l&y, ist von Gaillard's Pilz verschieden und: ist fast sicher Meliola mollis Berk. et Br. — M. pulcherrima Syd. Auch ist zu beachten, daß die Sporen- bilder ber Gaillard, Taf. IX, Fig. 4 und Bornet, Taf. XXII, Fig. 15 nicht genügend übereinstimmen. Es steht daher nicht fest, was Melola cladotricha Lev. ist. Diese Form kann daher nicht als Grundart aufgestellt werden. Ich betrachte als Grundart der Gattung Meliolina Syd., die Meliolina mollis (Berk. et Br.) v. H. in Fragm. Nr. 524, N. Mitt, 1910, welche. nach den Urstücken vollkommen gleich ist. M. pulcherrima Sydow (Ann. myc. 1913, XI. Bd., p. 254). Diese und die Meliolina radians Syd. (Ann. myc. 1914, XI. Bd., p. 553) haben Sporen, die nur wenig ein- geschnürt und deren vier Zellen ziemlich gleich groß sind. Hingegen hat die Meliolina octospora Penz. et Sacc. (an Cooke?) nach meinem Fragm. Nr. 413, IX. Mitt, 1909 sehr stark eingeschnürte Sporen, deren Endzellen viel kleiner sind als die fast kugeligen Mittelzellen. Mit diesem Pilze ist offen- bar gleich Meliolina Yatesit Syd. (Ann. myc. 1917, XV. Bd., p. 195). Meliolina arborescens Syd. (Ann. mye. 1913, XI. Bd., p. 256) ist vielleicht auch derselbe Pilz, denn die einzige widersprechende Angabe, betreffend die 1- bis 2-sporigen Schläuche, ist zweifelhaft, da diese bereits aufgelöst waren. Meliolina hapalochaeta Syd. (Ann. myc. 1917, XV. Bd., p. 145) ist die einzige Art mit unverzweigten Borsten. Meliolina scheint keine einheitliche Gattung zu sein, Die einen Arten schließen sich an Meliola an, die anderen an Leptomeliola v. H. 0. Leptomeliola v. H. Mit oder ohne Borsten. Mit Hypho- podien. Schläuche, mit fester nicht vergänglicher Membran, keulig, achtsporig. Sporen 4- bis 6-zellig, spindelig, mit kleineren, fast hyalinen Endzellen. Paraphysen sehr zahlreich, Dt [7 0) F.'Höhnel, deutlich, spitzendig. Manchmal Arthrobotryum Sacc. als Neben- frucht. Grundart: Leptomeliola hyalospora (Lev.) v. H., ferner Jeptomieliola guercina (Pat) v. Hd, Bauer LO. Spy L.anomaläl( Tr. vet@!Earle)‘'v. “H, OlSylEoEung (AVB p: 5923 Zwischen diesen Gattungen gibt es auch Übergangsformen. Irene inermis (K. et C.) soll nach Gaillard an den Peri- thecien hornförmige, einzellige, dünnwandige blassbraune, 60 = 15 u große Anhängsel haben. Offenbar Bildungen wie bei Appendiculella. Ich habe indes an meinen Stücken davon nichts gesehen. Jedenfalls werden sie aber manchmal auftreten und ist daher M. inermis als Grundart von /rene nicht gut gewähit. Ähnliche Arten mit Neigung zur Bildung von Appen- diculella-Anhängseln scheinen nach den Beschreibungen auch Meliola Erythrinae Syd. und Irene papillifera Syd. (Ann. myc. 1917, XV. Bd, p. 185 und 194) zu sein. . Meliola subapoda. Syd. (Ann. myc. 1914, XII. Bd,, p. 547) hat nur äußerst spärliche Hyphopodien, die zudem verkümmert sind, könnte daher auch als /rene gelten, Borsten fehlend. Meliola: rizalensis .Syd. (a. a. OÖ. p. 501) hat nur äußerst spärliche Borsten, hingegen reichliche Hyphopodien. Ist also fast eine Irene. Meliola insignis Gaill. (Monogr. Meliola 1892, p. 44) verhält sich ganz «ähnlich. Hat Podosporium Schw. ajis Nebenfrucht. Meliola Viburni Syd. mye: II 7uRX Ve Bd sa. wird vom Autor selbst als Mittelform zwischen Meliola und Irene erklärt. Nicht in die Gattung gehören: Meliola fuscopulveracea Rehm (Hedwigia 1901, 40. Bd. p. 162) hat weder Hypho- podien noch Borsten und grobwarzige Sporen sowie nut 60 bis 90 u große Perithecien; ferner Meliola? clavatispora Spegazz., (BolunAcadı inaci cienestCardoha/s188927 RiaBd; p. 506). Hat haarige Perithecien, zylindrische Schläuche, kugelige einzellige Hyphopodien und keulige fünfzellige Sporen. Fragmente zur Mykologie. 999 Meliola clavispora Patouill. ist eine Microthyriacee, Melre- laster n. G. in :Ber. deutsch. bot. Ges. 1917, XXXV. Bd., p. 100. 1161. Leptomeliola javensis v. H. n. sp. Myceiräschen blattoberseits, zahlreich, fest angewachsen, unregelmäßig rundlich, schwärzlich, :allmählich verlaufend, 2 bis -S’ mm breit. Hyphen dunkelbraun, derbwandig, steif, 6:bis 8 dick, gerade verlaufend, meist gegenständig, fast rechtwinkelig verzweigt, mit 20 bis 30 w langen 'Gliedern. Börsten fehlend. Hyphopodien sehr zahlreich, dichtstehend, gegen- und wechselständig, zweizellig, kurzstielig, Kopf kugelig, 18 = 14m. Arthropodium - Nebenfrucht im Rasen ziemlich zahlreich, gleichmäßig verteilt, schwarz, steif 0'9 bis 1’3 mm «hoch, unten 60, oben 40 m dick, mit länglichem, 80 u breitem Köpfchen, das aus fast parallelen Trägern besteht. Conidien gerade oder wenig gebogen, spindelig, vierzellig, 28 bis 32 = 7 groß, durchscheinend braun, untere Zelle fast hyalin, schmäler und länger als die drei oberen. Perithecien wenig zahlreich, kugelig, trocken stark einsinkend, fast glatt, 180 bis 260 ı groß. | Paraphysen sehr zahlreich, Aw dick, lang, scharf spitz endigend. Schläuche sehr zahlreich, keulig, oben abgerundet, unten allmählich stielig verschmälert, festhäutig, nicht ver- gänglich, "achtsporig, 80 = 20 bis 24 u.. Sporen zweireihig, spindelig, mit verschmälert abgerundeten Enden oder etwas keulig, gerade, vierzellig, Mittelzellen groß, durchscheinend hellbraun, Endzellen viel kleiner, fast hyalin, 28 bis 35 =8 bis 10 u. Jod bläut die Schlauchschichte deutlich. Auf Blättern einer Anonacee (Uvaria?) bei Depok, Java 1907 von mir gesammelt. 1162. Acrospermum Adeanum v.H.n. sp. Perithecien graubräunlich, matt, etwas rauh, vereinzelt, ‚aufrecht, 500 bis 800 w hoch, keulig, oben 100 w breit abgesitutzt, 200 bis 280 u breit, unten 100m. dick und kurz- gestielt. Ostiolum rundlich, klein. Perithecienmembran 32, bis 560 F. Höhne], 36 w dick,. innere Schichte etwa 20 1x dick, aus: 3 bis: 4 Reihem von diekwandigen, 3 bis 6 w breiten, der Länge nach’ gestreckten Zellen bestehend, äußere Schichte aus einigen Lagen von etwas größeren braunen, dünnwandigen, 4 bis 6 u breiten, quergestreckten, 8 bis 16 u langen Zellen bestehend. Außen halbkugelige bis kugelige vorstehende 11 w breite: dünnhäutige Zellen, welche die Rauhigkeit der Perithecien: bedingen. Para- physen: zahlreich;. lang, wenig verzweigt, 1 bis 1'5.% dick, nicht verschleimend. Schläuche: zahlreich, zylindrisch, oben abgerundet und nicht verdickt, 470 bis 520 u lang, 11 bis 12 w breit,. derbwandig, meist etwa:sechssporig, Jod: gibt keine Blaufärbung derselben: Sporen fädig, sehr lang: (über 200 w)- septiert, an; den’ Enden abgerundet, 2 bis 26 breit, hyalin, Glieder & bis: 15 w lang. Am Grunde der Perithecien: hyaline, zarthäutige, 2. bis + w. breite Hyphen, die eine Art von wenig entwickeltem Subiculum- bilden. Auf den: abgestorbenen Blättern des Laubmooses Amblystegium varium, zwischen Mitgenfeld‘ und. Brückenau im. Rhöngebirge, Unterfranken, XIL, 1915,. A. Ade. Der schwierig sichtbare Pilz wurde dem Entdecker von Rehm als Tubeufia Adeana: n. sp. bestimmt, allein die Färbung desselben, der wenn auch sehr kurze Stiel und die schmalzylindrischen: Schläuche weisen denselben in die Gattung Acrospermum. Immerhin nähert sich derselbe sehr Tubeufia und ist eine bemerkenswerte Übergangsform. Im: Fragmente zur Mykologie Nr. 420, IX. Mitt., 1909 wies ich auf die nahe Verwandtschaft der Gattungen Ophionectria, Torrubiella, Barya: und Acrospermum mit- einander hin, während: ich: in Ann. myc. 1917, XV. Bd., p. 379: angab, daß Acrospermum unzweifelhafte Beziehungen zu den Sordariaceen aufweist. Diese beiden Hinweise können nebeneinander als gleich- ‘berechtigt bestehen, denn es ist sicher, daß die Hypocreaceen zu den: Sordariaceen in Beziehungen stehen, die auch durch die Gattung Melanospora vermittelt werden, worauf schon. Schröter in Pilze Schlesiens 1894, II. Bd., p. 272 hin- gewiesen hat. Fragmente zur Mykologie. 61 Die obengenannten einfachen Hypocreaceen-Gattungen und noch einige andere mit fadenförmigen Sporen stehen sich einander sehr nahe. Ihre Abgrenzungen voneinander sind bisher nur ganz unsichere geblieben, daher die Einreihung der einzelnen Formen bisher zum großen Teile eine sehr willkürliche war. Nach eingehenden Studien kam ich zu folgender Über- sicht derselben. 1. Perithecien gestielt. A. Schläuche keulig-zylindrisch. Paraphysen vorhanden. Perithecien dunkelfärbig, Knorpelig. Sporen breiter, kurzgliedrig. Bombardiastrum andinum Patouillard. ‚B. latisporum (Syd.) v.H. (Acrospermum Sydow). 5. Schläuche streng zylindrisch, oben dünnwandig, Para- physen vorhanden. Perithecien fleischig-knorpelig. Sporen schmal. Acrospermum compressum Tode. A. Robergeanum Dermazieres. A. parasiticuam Sydow. A. ochraceum Sydow. A. Adeanum v. H. 1. Perithecien nicht gestielt. A. Perithecien-Membran parenchymatisch, blau, häutig, Schläuche zylindrisch, oben nicht verdickt, Paraphysen vorhanden. Oyanoderma viridulum (B. et C) v. H. (Acrospermum B. et C.) 5. Perithecien-Membran nicht blau. a. Schläuche zylindrisch, oben halbkugelig verdickt. a. Ohne Paraphysen. Pilzschmarotzer. Barya parassitica Fuckel. B. agaricicola (Berk.) v. H. (Nectria . Berkeley). ß. Paraphysen einfachfädig. Tierschmarotzer. Torrubiella aranicida Boudier. T. sericicola v. Höhnel. 562 F. Höhnel, d. Schläuche keulig, oben nicht verdickt. o. Paraphysen fehlen. Ophionectria trichospora (B. et Br.) Saße.) (Neeimiay Ber ksıeekoBn)). O..anceps (P. et'S.) voH.'(Tubenfia Penz. Ei, Dalc.ch). B. Paraphysen vorhanden. Tubeufia javanica Penzig et Sac- CaTAo. l.. corosuna benz. el. Sacc, I. cerea. ‘Berk. ei Curt) vu. H., Sphacrss Berk ein. = T. cylindrothecia (Seaver) v.H. (Ophio- Necinia ‚seaver). Die in diesen Gattungen als erste angefühtften Formen sind. die .Grundarten und durch” den, Druck ‚hervorscheoe w Bombardiastrum andinunm Pat. (Bull. soc. Mycol. 1893, IX. Bd; 2.1153, Taf. IX, is. 2)ekenne ıch nie, vd von B.latisporuwm, die ich kenne, kaum gattungsverschieden sein. Acrospermum Tode wird wegen der auffallend nahen Verwandtschaft ‚mit; Tubenjia P. et S. künftiehın zu den -ypoecreacsen ;zu stellen sein, wie dies schon Ellıs Vous of Mycol. 1887, Il. Bd., p. 4) mit Recht tat. Acrospermum ochraceum ist eine deutliche Übergangsform zu den unzweifel- haften Hypocreaceen. Uyanoderma viridulum (B. et C.) v. H. n. G.' ist schon wie Lisea und Gibberella durch die schön blaue Färbung der Perithecien-Membran gut als eigene Gattung bestimmt. Ophionectria Sacc.. fällt nicht, wie ich früher glaubte (Fragm. Nr. 757, XIV. Mitt, 1912), mit Tubeufia P. et S. zu- sammen. Die beiden Gattungen unterscheiden sich durch das Fehlen, beziehungsweise Vorhandensein von Paraphysen. Daher ‚ mußte Zubenfia anceps P. et Sacc. mit angeblich fehlenden Paraphysen zu Ophionectria gestellt werden. Sphaeria cerea B. et C. galt bisher stets als Ophionectria, unterscheidet sich aber von Tubenfia nur durch die niedrigen Perithecien,, ‚SeawerläMycobeians1909,Y 1: Bd, p. 70) ziel: Fragmente zur Mykologie. 963 daher diese Art ganz richtig mit T. cylindrothecia in eine und dieselbe Gattung, nur: muß. diese Tubenfia, und nicht Ophionectria heißen. Um weiteren Verwirrungen zu entgehen, müssen künftig- hin die hierher gehörigen Formen nach dem obigen Schema eingereiht werden. 1163. Über die Gattung Rousso@lla Saccardo. Wurde 1883 auf Grund von Roussoella nitidula Sacc. et Paol. aufgestellt und als Dothideacee betrachtet. Naeh /Theissenlwund Sydow (Ann. myc. 1915, XII. Bd,, p. 185, 428, 598) sind Didymosphaeria striatula Penz. et Sralce.1k901,,.Deothidea ‚hysterioides,,LCesati:1879. bis .l880.und Phaeodothis gigantochloae Rehm 1914 derselbe Pilz. Dies Genannten ‚jesklärten ‚denselben für. ),.eine echte Didymosphaeria. Die Untersuchung des bisher, wie man sieht, eair sierschieden, beurteilten ‚Pilzes.. zeigte, mir, daß, .derselbe eine eingewachsene, stromatische Hypocreacee mit Schein- clypeus ist. Da er in keine der bisherigen Hypocreaceen-Gattungen paßt und die Grundart der Gattung Rousso@lla Sacc. ist, muß er Roussoella hysterioides (Ces.) v. H. genannt werden. Die vier weiteren bisherigen Arten der Gattung Roussoella genen nach - Ann» myes1915,,X1l: -Bd.,,p..189..bis 187,.,331 und 491; 1918, XVI. Bd., p. 181 bis 183 in drei Dothideaceen- Gattungen, daher Roussoella nach der Grundart genommen werden muß. | | Diese, Roussoella hysterioides (Ces.), hat meist längliche, 0'7 bis Amm. lange, 0:5 bis 2 mm breite, unten flache, oben flach gewölbte, 220 u dicke Stromata, die 1 bis 20 Perithecien, die ein- bis mehrreihig in einer Schichte liegen, enthalten. Die farblose, verkieselte Epidermis des Bambusrohres ist so muidickl, Darunter; liegt eines32.% .diekg .Schichte, ‚die aus meist fünf Lagen von flachen Rindenparenchymzellen besteht und an welche sich eine mächtige Sclerenchymfaserschichte anschließt. Die am Rande allmählich dünn werdenden Stromen desepkilzes, Wiesen meisıy any der Grenze . zwischen dem 64 F. Höhnel, Parenchym und Sclerenchym, doch schließen sie außen stellen- weise einige Fasern ein. Sie sind daher 'etwa SO u tief ein- gewachsen und wölben das über ıhnen befindliche Gewebe ziemlich stark vor. Die dicht herdenweise stehenden flachen Pusteln, in welchen die Stromen sitzen, sind matt schwarz, etwas längs- gestreift und zeigen keine Spur von Mündungsöffnungen oder Papillen. Es scheint, daß die Entleerung der Sporen erst nach dem Abwittern und Zerbröckeln der spröden Epi- dermis und des Parenchyms stattfinden kann. In der Tat konnte ich an zahlreichen Querschnitten niemals eine Durch- brechung der Epidermis durch den Pilz sehen. Die in den Stromen liegenden 160 bis 360 u breiten Perithecien sind meist so hoch als die Stromen dick sind und oben flach, ohne merkliche Papille. Die 12 bis 15 u dicken Perithecien- wände bestehen aus hyalinen, stark zusammengepreßten, dünnen Fasern, werden oben dünner und lassen hier eine ganz unscharf begrenzte Stelle frei, durch welche die Ent- leerung der Perithecien stattfinden kann. Sie stoßen seitlich meist dicht aneinander, doch bleiben zwischen je zwei Peri- thecien öfter bis 360 u breite Zwischenräume übrig, die mit Stromagewebe ausgefüllt sind. Dieses ist nun ebenfalls aus hyalınen, senkrecht parallel verwachsenen Fasern gebildet, die von open bis zur Basis reichen. Die sehr blaßbräunliche Färbung, welche das Stromagewebe sowie die Perithecien- wände öfter zeigen, rührt nicht von den Häuten der Hyphen, sondern von dem bräunlichen Inhalte derselben her, so daß der ganze Pilz eigentlich aus hyalinem Gewebe besteht. Die über den Stromen befindliche Parenchymschichte erscheint wenigstens stellenweise mehr weniger Clypeus-artig geschwärzt; diese Schwärzung rührt aber davon her, daß die Inhalte der Parenchymzellen absterben und dunkelbraun werden. Man findet zwar auch braune Hyphen, die die Epidermis senkrecht durchsetzen und etwas ins Parenchym eindringen; diese rühren aber nicht von der Roussoölla, sondern von einem dünnen schwärzlichen Überzug her, der die Epidermis außen bedeckt und fremden Ursprungs ist. Fragmente zur Mykologie. 51075) Kocht man Quer- und Flächenschnitte durch die Stromen mit Kalilauge unter dem Deckglase, so kann man sehen, daß der ganze Pilz (bis auf die Sporen) aus hyalinem Gewebe besteht und ein echter Clypeus fehlt. Die Gattung Roussoella. Sacc. 1888 mit der Grundart R. hysterioides (Ces.) v. H. ist daher zu den Hypocreaceen zu stellen. Solche scheinbar schwarze Hypocreaceen mit einem Scheinclypeus sind in den Tropen eine häufige Erscheinung; sie wurden aber bisher nicht erschöpfend untersucht und daher für Sphaeriaceen oder dothideale Pilze gehalten. Einige davon habe ich bereits aufgeklärt. So ist Guignardia Freycinetiae Rehm nach Ann. myc. E18, PRVI Bd, pr 59: eineymeue, Hypocreaceen -Gattung, Micronectriopsis v. H. Phyllachora Canarii P. Henn. ist eine mit Polystigma verwandte Hypocreacee Ebenso Phyllachora amphidyma mr erSacerNlech.stellei diese. ’zwen Arten‘ inı-dieiimeue Gattung Clypeostigma v. H. Man ersieht daraus, daß oft Pilze, deren Stellung scheinbar ganz klar ist, doch ganz anderswo ihren richtigen Platz haben. 1164. Über Phyllachora amphidyma Penz. et Sacc. Ins Ann.Smye.. 1918 XVle Bdi;,p:s»214 gab: ichran, daß Phyllachora Canarii P. Henn. eine Hypocreacee ist, die bis auf weiteres als Polystigma Canariü (P. H.) v.H. einzureihen ist. Ich bemerkte dabei, daß noch mancher andere bisher als Phyllachoracee beurteilte Pilz zu den Hypocreaceen oder Sphaeriaceen gehören wird. | ‚Eine solche Form ist nun auch die Phyllachora amphi- dyma Penz. et Sacc. (Icon. Fung. Javan. 1904, .p. 36) nach dem vom Originalstandorte herrührenden Stücke in Rehm, Ascom. exs. Nr. 1469. Der Pilz verhält sich genau so, wie die Phyllachora Canarü. Die beiderseitigen Scheinclypei sind auch von verdickten Blattnerven begrenzt. An dünnen Schnitten. erscheinen sie weinrot gefärbt. Es sind deutliche, aus vielen Lagen von Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 40 566 F. Höhnel, hyalinen oder weinrötlichen, stark zusammengepreßten Zellen bestehende Perithecienmembranen vorhanden. Das Ostiolum ist etwas eingesenkt. Das hyaline Stromagewebe besteht aus sehr zarten dicht verflochtenen Hyphen und färbt sich mit Jod nur stellenweise schwach violett. Der Pilz hat bis auf weiteres Polystigma amphidyma (P. et S.) v: H. zu heißen, könnte'jedoch mit der Pi Canawiä in eine eigene Hypocreaceen-Gattung, Clypeostigma v. H., gestellt werden, die hauptsächlich durch die kleinen, nur ein oder wenige Perithecien enthaltenden, beiderseits einen scharf begrenzten Scheinclypeus aufweisenden Stromen von Polystigma verschieden wäre. Mit Zeptocrea Sydow (Ann. myc. 1916, XIV. Bd., p. 87) hat diese Gattung nichts zu tun. | Leptocrea wird nach der Beschreibung und Abbildung eine stromatische Stictidee sein, die zunächst mit Pseudo- rhytisma Bistortae (Lib.) Juel verwandt ist. 1165. Über die Gattung Melanopsamma. Die Gattung wurde ursprünglich von Niessl in Verh. naturf. Ver. Brünn 1876, XIV. Bd., p. 205 aufgestellt. Derselbe versteht darunter solche Melanommaceen, die zweizellige Sporen haben. Nachdem er aber hierbei nicht angibt, ob die Sporen hyalin oder gefärbt sind, die Gattung auch nicht beschrieben hat und keine Grundart für dieselbe namhaft macht, muß Melanopsamma Niessl 1876 als ein nackter Name betrachtet werden. de Saccardo (Michelia 1878, I. Bd. p. 347) hat nun die Gattung. Niessl’s auf die hyalinsporigen Arten beschränkt und in dieselbe fünf Arten gestellt, die aber in wenigstens vier Gattungen gehören, daher die erste von ihm angeführte Art, Melanopsamma pomiformis (P.) Sacc. als die Grundart von Melanopsamma Sacc. 1878 betrachtet werden muß. Die zweite Art, M. borealis Karsten (Mycol. fenn. 1873, p. 94) ist, wie Karsten selbst sagt, eine noch weiter zu prüfende Form, deren Perithecien sich mit einem Spalt öffnen sollen und die daher vermutlich eine Lophiostomacee ist. Fragmente zur Myknlogie. 967 Die dritte und vierte Art, M. Pustula (Curr.) Sacc. und M. Rhodomphalos (Berk.) Sacc. sind nicht näher bekannt, anscheinend verschollene Arten, deren Stellung daher un- gewiß ist. Die fünfte Art, Melanopsamma latericollis (Fries) Sacc. ist nach meinem 'Fragm. z. Myk. Nr. 159, IV. Mitt, 1907 wahrscheinlich schlecht entwickelte Ceratosphaeria rhenana (Awld.), wenn Fuckel’s Trematosphaeria latericolla (Symb. mye:518723;>1b:Nte;,..p.. 31): ‚in » den: Fi! rhen, derselbe Pilz ist, den Fries meint. Was nun Melanopsamma pomiformis (P.) Sacc. anlangt, a surde "dieser ‚bekannte Pilz bisheri.steissialsıvechte Sphaeriacee betrachtet, allein die Untersuchung hat mir gezeigt, daß derselbe eine echte Nectria ist, mit dunklem Gehäuse. Die Perithecien desselben entwickeln sich in den äußersten Schichten abgestorbenen Holzes und brechen ganz hervor. Sie sind etwa 320 u breit und 280 w hoch, unten fast kugelig, oben meist etwas abgeflacht und daher fast breit urnen- förmig. Am Scheitel findet sich meist eine kleine, vorstehende ' Papille mit der etwa 25 bis 281 breiten rundlichen Mündung, die deutliche, strahlig angeordnete Periphysen zeigt und auch von radiär gebautem Gewebe begrenzt ist. Die etwa 36 bis 40 y dicke Perithecienmembran ist durchaus nicht braun oder kohlig, sondern schmutzig weinrot und fleischig-häutig und leicht schneidbar. Sie besteht aus 10 bis 15 Lagen von derb- bis dickwandigen, etwas abgeflachten, etwa 6 bis 10 u großen, unregelmäßigen, oft gebogenen Zellen (ganz so wie bei vielen Nectria-Arten), deren Wandung hyalin oder weinrötlich ist. Sie sind teils leer, teils besitzen sie einen dunkelweinroten, homogenen Inhalt, der die dunkle Färbung der reifen Peri- thecien bedingt. In der Mündungspapille ist das Gewebe senkrecht oder schief parallelfaserig. Die jungen Perithecien, die noch keine Schläuche zeigen, sind weichfleischig, blaß, und nehmen allmählich eine weinrötliche Färbung an. Außen zeigen die Perithecien einen hyalinen, meist anscheinend strukturlosen dünneren oder dickeren Überzug, wie er bei vielen Nectria-Arten vorkommt. Der Nucleus derselben ist von dem einer Nectria nicht zu unterscheiden. Paraphysen 868 F. Höhnel, sind reichlich vorhanden, aber wie bei vielen Nectria-Arten sehr zarthäutig und bald verschleimend und dann wenig deutlich. Öfter bleiben mehr minder zahlreiche Schläuche unentwickelt und stellen dann 3 bis 4 u breite, inhaltsreiche, steife, schmal spindelförmige, spitze Fäden dar, die Paraphysen vortäuschen, was auch bei Nectria-Arten vorkommt. Außen sitzen auf den Perithecien manchmal steife, spitze hyaline Borsten in geringer Zahl. Das sind Entwicklungszustände der Fuckelina albipes (B. et Br.) v. H., von der es feststeht, daß sie in den Entwicklungskreis der Melanopsamma gehört. Auch diese hyalinhyphige Nebenfrucht zeigt, daß der Pilz eine Nectriacee ist. Ich betrachte daher Melanopsamma Sacc. 1878 als gleich Nectria Fries 1849. Auf Grund der Nebenfruchtform die Gattung Melano- psamma aufrecht zu erhalten, erscheint kaum möglich, da die Nectria-Arten höchst verschiedene Nebenfruchtformen auf- weisen. Ein von mir 1908 auf noch hartem abgestorbenen Laub- holz bei Tjibodas auf Java sehr spärlich gefundener Pilz weicht von Nectria pomiformis (P.) v. H. kaum ab. Ich halte denselben für Nectria nigella Penzig et: Sacc. (Icon. Fune. Javanic. 1904, p. 43, Taf. XXX, Fig. 2), die angeblich auf abgestorbenen Rinden auf demselben Standorte wächst. Das untersuchte Urstück davon erwies sich als ganz un- brauchbar. Melanopsamma pomiformis (P.) Sacc. var. monosticha Keissler (Beih. bot. Centralbl. 1912, XXIX. Bd. Abt. II, p. 400) ist nach dem Urstücke aus dem Wiener Hofmuseum die Ofthiella-Notreifform von Cucurbitaria subcaespitosa Otth 1870 (Syll. Fung., XIV. Bd., p. 607) gleich Cucurbitaria Sorbi Karst. 1873 (Mycol. fenn. I: T., p. 62) und hat zu heißen Cucurbitaria subcaespitosa Otth status ofthielloideus. Die teils einzeln, teils in meist gestreckten Rasen stehen- den, schwarzen, matten, selten: kugeligen, meist kegeligen, knollenförmigen oder oft: ganz unregelmäßigen Fruchtkörper sind dothideale Stromen, meist mit einem Lokulus, seltener 2 bis 3 undeutlich voneinander getrennten. Eine Mündung Fragmente zur Mykologie. 569 fehlt völlig. Die Wandung ist oben oft dick. Ich fand nicht bloß zweizellige 20 bis 26= 8 bis 10 uw große Sporen, sondern auch eine elliptische einzellige (17 =9yu) und viele 3-, meist 4-zellige bis 25 = 10 u große Sporen. Endlich auch eine noch hyaline, die eine Längswand aufwies (20=81). Die Frucht- körper stehen nach dem Abwurf der Rinde (scheinbar) ober- flächlich, sind also der Entstehung nach eingewachsen. Offenbar denselben Pilz, aber in einem anderen Zustande, haben Theissen und Sydow (Ann. myc. 1918, XVl. Bd,., p. 19) vor sich gehabt, mit braunen, einzelligen 11 bis 14 =5 bis 61 großen Sporen und ganz entwickelten Cucurbitaria- Sporen. Die Cucurbitaria-Arten' bilden oft Notreifeformen aus, worauf ich in Fragm. Nr. 1046, XX. Mitt., 1917 zuerst hin- gewiesen habe. Die an dieser Stelle besprochene Notreifeform _ von Cucurbitaria protracta Fuckel (=C. acerina Fuck.) ist offenbar der Pilz, den Rehm Otthia Winteri genannt hat. Daß die Gattung Cucurbitaria mit den dothidealen Pilzen nahe Beziehungen hat, habe ich schon seit langem erkannt und einigemale erwähnt, indessen die Frage noch nicht weiter verfolgt. Die bei dieser Gelegenheit gefundenen Tatsachen zeigen nun klar, daß Cucurbitaria eine sichere Dothideacee ist. Zu einem ähnlichen Ergebnisse kamen a. a. OÖ. auch Theissen und Sydow. Es ist kein Zweifel, daß Cucurbitaria Sorbi Karst. 1873 derselbe Pilz ist, den Otth 1870 €. subcaespitosa nannte. Beide Beschreiber betonen die unregelmäßige Gestalt der Stromen. | Ich vermute, daß Melanopsamma Amphisphaeria Sacc. et Schulzer (Revue myc. 1834, VI. Bd. p. 69) auch eine ähnliche Notreifform auf Quittenzweigen ist. Sporen manchmal mierzeilie. 1Stehen Annımye.:: 191, 1EXerBed,, pP. St Die Eorm wird daher wohl als ÖOtthiella einzureihen sein. Ebenso glaube ich, daß Otthia populina Fuckel (Symb. mye. 1869, p. 170) mit zweizelligen, blaßbraunen, 12 =6 u großen Sporen, ausgegeben in den Fg. rhen. Nr. 966, nur eine Notreifform von Cucurbitaria populina (Bacc. et Av.) Rehm (Syll. F., XI. Bd., p. 348) ist. Denn Rehm (Hedwigia 570 F. Höhnel, 1882, 21. Bd., p. 148) fand in der Nr. 966 nur die Cucurbitaria, während Feltgen (Vorst. Pilz-Fl. Luxembg., Ntr. II, p. 276) auf Pappel eine Ofthia populina Fuck. genannte Form mit 20 bis 28 = 10 bis 15 großen hell- bis dunkelbraunen Sporen fand. Sind beides. offenbar Notreifzustände der Cucurbitaria. Eine solche Form ist offenbar auch Olthia populina (P.) Fuck. var. diminuta Karsten (Mycol. fenn. 1873, II. Bd., p. 85) mit 10 bis 12 => 5 bis 6 großen blaßbraunen Sporen. Melanopsamma Salviae Rehm (Ann. myc. 1911, IX. Bd,, p. 80) hat nach Fragm. z. Mykol. 1913, XV. Mitt., Nr. 798 Metasphaeria Salviae (R.) v. H. zu heißen. Doch ist letztere Gattung noch nicht aufgeklärt. Melanopsamma mendax Sacc. et Roumeg. (Revue myc. 1881, II. Bd., p. 45) beruht auf groben Fehlern und ist ganz zu streichen, siehe das folgende Fragment Nr. 1166. | Melanopsamma suecica Rehm (Hedwigia 1882, 21. Bd, p. 120) ist Amphisphaeria applanata (Fr.) Ces. et de Not.), siehe'’Ann.mye.' 1906, TV. Bd;, 1260: Melanopsamma Ruborum-(Lib.) Sacc., Libert, Pl. crypt. Ard. 1837, Nr. 340. Nimmt man die Perithecien als ganz kahl an, so wäre der Pilz eine Melanopsammina v. H. Atlein dieselben sind, wie schon Rehm (Hedwigia 1889, 28. Bd., p. 357) angab, unten mit langen Borsten spärlich besetzt. Daher ist derselbe eine Eriosphaeria Sacc. 1875. Melanopsamma hypoxyloides v. H. (Fragm. zZ. Mykol., III. Mitt, 1907, Nr. 119). Die nun wiederholte Prüfung dieser Art zeigte mir, daß dieselbe ganz gestrichen werden muß. Die beschriebenen dickwandigen, kohligen Perithecien sind die eines alten, ganz entleerten Aiypoxylon, in welchen ein Pezizella-artiger Pilz nistet. Wenn man die Perithecien durch einige Stunden in Wasser einquillt und dann den scheiben- förmigen Scheitel derselben abschneidet, so sieht man in der Höhlung den Discomyceten sitzen. Derselbe ist mehr minder kugelig, hyalin, außen ganz glatt und glänzend, zeigt oben eine stumpfrandige, etwas knotige, ziemlich weite Mündung. Man kann ihn leicht herauslösen. Öfter erscheint er seitlich von einer braunen, aus 2 bis 34 breiten parallelen Hyphen Fragmente zur Mykologie. 071 bestehenden dünnen Membran umgeben, welche aber nicht mit dem Excipulum verwachsen ist, sich leicht ablöst und offenbar die innerste Lage der alten Perithecienwände ist, also nicht zum Discomyceeten gehört. Dieser ist eine Pezizellee, kann aber in keine der bestehenden Gattungen eingereiht werden. Ich stelle für denselben die neue Gattung Uryptopezia aut. Cryptopezia n. G. Apothecien kahl, ungestielt, weich- fleischig, hellfarbig, Hypothecium dick, mikroplectenchymatisch. Excipulum aus vielen parallelen Lagen von sehr dünnen Hyphen bestehend. Paraphysen sehr: dünn, oben nicht ver- breitert, sehr zahlreich. Schläuche gestielt, zylindrisch, oben stark verdickt, mit Jod keine Blaufärbung gebend. Sporen spindelförmig, ein-, selten zweizellig, im Schlauche sich deckend einreihig. In alten Perithecien nistend. Einzige Art: Cryptopezia mirabilis v. H. Dies ist meines Wissens der einzige bisher bekannt gewordene Fall, daß ein Discomycet in alten Perithecien nistet. Die Uryptopezia ist unten angewachsen und füllt die Perithecienhöhlung fast ganz aus, nur oben einen Teil frei- lassend. Die Sporen habe ich in reichlicher Menge außerhalb der Schläuche gesehen. Sie haben ein lockerkörniges Plasma und sind einzellig, nur selten ist eine undeutliche Querwand zu sehen. Das Hymenium erinnert an das von Stictis, doch ist der Pilz keine Stictidee, wie ich ursprünglich meinte. Die Untersuchung desselben ist schwierig und nur auf die oben angegebene Art kommt man schließlich zu einem sicheren Er- gebnisse. Melanopsamma Kansensis Ell. et Ev. (Syll. Fung., XI. Bd., p. 304) ist nach dem Stücke in Ellis a. Everh., Fg. Columb. Nr. 317 ein unreifer Pilz. Man erkennt, daß die Sporen noch zwei weitere Querwände zu bilden im Begriffe sind. Ist vermutlich eine unreife Strickeria. Siehe Ann. myc. 1918, NT. Bd..P. 20. Melanopsamma numerosa Fautrey (Revue myc. 1891, XII. Bd., p. 76) ist nach dem Urstück in Roumeg, Fg. sel. Oo SI DD F. Höhnel, exs. Nr. 5629 nichts anderes als Winterina tristis (P.). Siehe Ann. myc. 1918, XVI. Bd., p. 104. Melanopsamma Petrucciana Caldesi (Syll. Fg., I. Bd., p. 580) ist nach dem Urstück in Rabenh., Fg. europ. Nr. 335 Nectria Petrucciana (Cald.) v. H. zu nennen. Verhält sich genau so wie M. pomiformis. Die bis 800 u großen, wenig abgeflacht kugeligen Peri- thecien sind eingewachsen und brechen stark hervor. Stroma- gewebe fehlt. Die fleischige Perithecienmembran ist gegen 100 x dick und besteht aus dicht verflochtenen, dickwandigen, 2 bis 3 breiten, hyalinen Hyphen. In der äußeren 80 u dicken Schichte ist zwischen und in den Hyphen ein lebhaft rotbrauner Farbstoff eingelagert. Die innere 16 iu dicke Schichte ist ganz dicht mikroplectenchymatisch und hyalin. Die sehr gut entwickeiten Paraphysen sind nur 1 breit und oben stark netzig verzweigt. Die Mündung ist flach, rund und ganz so wie bei vielen Arten der Gattung parallelfaserig gebaut. Jod gibt keine Blaufärbung. Die Sporen sind stark stachlig- rauh, so wie bei Cosmospora. Eine ganz ähnliche Form ist in Roumeg., Fg. gall. exs. Nr. 1193 auf Eichenrinde unter demselben Namen ausgegeben. Gleicht mikroskopisch ganz derselben, aber die Perithecien sind etwas kleiner und die sonst gleichen Sporen nur 15 bis 20 >8 bis 1Ou groß (gegen 18 bis 24 = 11 bis 13). Kann als Var. minuscula v. H. unterschieden werden. Melanopsamma canulincoum Rehm in Rabenh.- Pazschke,\ Fg. 'europ.. Nr. 4160, später. (Ann. mye. 14T, IX, Bd,, «p.":81) von Rehm zun«Gibbera. gestellt, Tist wege Montagnellee, ganz genau so wie Rosenscheldia gebaut, aber mit zweizelligen, hyalinen Sporen. Ist eine neue Gattung, Didymodothis v. H., D. canlincola (R.) v. H. Die von Wegelin (Mitt. Thurgau natf. Gesellsch. 1894, XI. Bd. p. 3) beschriebenen Melanopsamma umbratilis und M. sphaerelloides könnten trotz den Beschreibungen ganz wohl dunkle Nectria-Arten sein, was nur durch die Prüfung der Urstücke festzustellen wäre. Allein ich fand 1901 auf Erlenzweigen bei Hüttenberg in’ Kärnten einen Pilz, der den beiden Arten Wegelins Fragmente zur Mykologie. 9783 offenbar sehr nahe stent und keine Nectria ist. Mein Pilz hat oberflächlich stehende Perithecien, keulige, 140 z 20 u große Schläuche, in welchen die Sporen 1!/,-reihig stehen und schön: zweizellige, ziemlich derbwandige, 25 bis 30 = 8 bis Il große, keulig-elliptische, an den Enden verschmälert 'abgerundete Sporen, deren untere Zelle wenig schmäler ist und die an der Querwand nicht eingeschnürt sind. Jod gibt keine Blaufärbung. | Daher glaube ich, daß auch Wegelin’s Pilze keine Nectria-Arten sind. Diese Pilze können nicht zu Zignoella- mann Saeec. (syil: Fung. 1883, IL! Bd, .pM!219) gestellt werden, denn die Grundart dieser Untergattung Z. Campi- Silit Sacc. hat, wie ich sah und auch Berlese’s Abbildung (feon. Rune. 1894 1. "Bd., Taf.%87,> Bist) zeigtösschließlich dreizellige Sporen. | Ich stelle für diese Formen mit deutlich und bleibend zweizelligen Sporen, oberflächlichen kohligen Perithecien, die also nach der Gattungsbeschreibung zu Melanopsamma Sacc. gehören würden, indes keine Nectria-Arten sind, die Gattung Melanopsammina v. H., mit der Grundart: M. carinthiaca v. H. auf. | 1166. Über Melanopsamma mendax Sacc. et Roumeguere. Melanopsamma mendax Sacc. et Roumeg. (Revue mycol. 1881, III. Bd., p. 45, Taf. XIX, Fig. 6) existiert nach dem Originale in Roumeg., F. gall. exs. Nr. 1585, nicht und beruht auf groben Fehlern. Das Original zeigt zwei Pilze. Der eine ist die Sphaeria Ruborum Libert überreif und mit entleerten Perithecien, der andere ist Otthia Rubi v. H. n. sp., nicht ausgereift; die Autoren haben nun die Schläuche und Sporen der Otthia der Sphaeria Rnborum zugeschrieben, ihre Beschreibung bezieht sich daher auf zwei voneinander ganz verschiedene Pilze. Es ist klar, daß die nur 170 bis 220 1 großen Peri- thecien der Sphaeria Ruborum nicht 120 bis 210 a lange Schläuche enthalten werden. Sphaeria Ruborum hat am Grunde der Perithecien, oben zum Teile anfangs hyaline, 874 F. Höhnel, spindelförmige, einzellige, 14 bis 16 = 2 u große, wenig gekrümmte Conidien tragende, durchscheinend rotbraune, septierte, steife, einfache, 100 bis 250 u lange, unten 5°5 %, oben 25 u dicke Borsten, ist daher jedenfalls keine Melanopsamma, sondern eine Trichosphaeriacee, die bis auf weiteres als Eriosphaeria Sacc. (Syll. F. 1882, I. Bd., p. 597) betrachtet werden muß. Die beschriebene Conidienform des Pilzes ist vielleicht die Rubus-Form von Acrothecium (Acrothecula) delicatulum - Berk. et Br. 1885. 1167. Über die Gattung Julella H. Fabre. Die Gattung wurde aufgestellt 1880 in Ann. scienc. nat., IX. Bd., p. 113 auf Grund von Julella Buxi H. Fab. Der Pilz hat nach der Beschreibung und Abbildung bei Berlese, Icon. Fung. 1900, II. Bd. p. 108, Taf. 139, Fig. 1 bleibend eingewachsene, nur 250 u große, sehr zarthäutige Perithecien, mit einem deutlichen, schwarzen Clypeus und zweisporigen Schläuchen. Die großen mauerförmig: geteilten Sporen sind hyalin bis schwach gelblich. Darnach ist es nicht zweifelhaft, daß es sich um eine Clypeosphaeriacee handelt, die sich von Peltosphaeria Berlese 1888 wesentlich nur durch die zweisporigen Schläuche unter- scheidet. | In die Gattung Julella gehört zweifellos auch J. Buxi Fab. var. Micromeriae Sacc. 1881: (Revue mye., III. Bd,, p. 27), die sich von der Stammart kaum unterscheidet, obwohl die Nährpflanze (Satureja) eine ganz andere ist. Die weiteren sieben Formen, die heute in der Gattung Julella stehen, gehören indessen nicht in dieselbe. Von diesen konnte ich nur die Julella luzonensis P. Henn. (Hedwigia 1908, 47. Bd., p. 257) untersuchen. Dieser Pilz hat herden- weise stehende, kugelige, meist 1'4 bis 1'535 mm große schwarze Perithecien, die ganz im dicken Periderm ein- gewachsen sind. Sie sind oben nur mit einer ganz dünnen Schichte des Peridermgewebes bedeckt und fehlt ein Clypeus vollständig. Fragmente zur Mykologie. 875 Die Perithecien ragen schließlich fast halbkugelig vor, bleiben aber mit einer dünnen weißlichen Peridermschichte bis fast zum Scheitel bedeckt, so daß nur dieser mit dem flachen, scharf schwarz begrenzten runden, etwa 160 u breiten Ostiolum frei vorragt. Die Wandung der Perithecien ist oben etwa 200 bis 230 p dick, weiter unten nur wenig dünner. Wie wohl bei den meisten dicken Perithecienwänden, ist auch hier der Bau dieser nicht ganz einfach. Man kann in der durchaus nicht kohligen, sondern fest lederigen, leicht schneid- baren Wandung oben drei scharf geschiedene Schichten unter- scheiden. Außen ist eine etwa 90 u dicke Schichte vorhanden, die aus etwa 15 bis 20 1 breiten, unregelmäßigen,‘ stark flachgepreßten Zellen besteht, die hyaline Wände, aber einen homogenen dunkelbraunen Inhalt. besitzen. Darauf folgt eine fast ebenso dicke Schichte, die kleinzellig-faserig gebaut ist, mit braunen Zellwänden. In dieser Schichte liegen anscheinend in Zwischenzellräumen sehr zahlreiche, unregelmäßig geformte, bis über 40 u große Krystallmassen von Kalkoxalat, die meist nur durch schmale Gewebsplatten voneinander getrennt sind, weshalb diese Schichte eine grobnetzige Beschaffenheit an Schnitten zeigt. Die dritte innerste Schichte ist nur etwa 20 u dick und besteht aus nur 2 bis 3 großen braunen Zellen und Hyphen, die dicht verwachsen sind. Diese Schichte geht oben in die hyalinen Periphysen über, die fest-schleimig verwachsen und reichlich entwickelt einen Pfropf bilden, der das Ostiolum lange geschlossen erhält. Der Nucleus besteht aus sehr zahlreichen, dünnfädigen, schleimig verbundenen, langen Paraphysen und den keuligen, mäßig und gleichförmig derbwandigen, sitzenden oder kurz- und dickgestielten, 250 bis 300 a langen und 35 bis 48 1 dicken Schläuchen, die meist 11/,-reihig 3 oder 4 Sporen enthalten. Die länglich-spindeligen, geraden oder wenig bogig gekrümmten Sporen haben verschmälert abgerundete Enden, sind braun, 100 bis 156 = 25 bis 30 u groß und haben 10 bis über 17 Querwände und einige Längswände. Aus dieser Beschreibung ist zu ersehen, daß Julella luzonensis P. Henn. gewiß keine Julella ist. Da die Sporen keine Schleimhülle haben, ist sie auch keine Pleomassaria. 576 F. Höhnel, Da: die, Perithecien:! stark! vorragen,"mit'"dem Scheitel "frei werden und infolge des Baues der Perithecienmembran ist sie auch keine Karstenula, deren Grundart in gut entwickeltem Zustande auch oft eine kurze Längswand in den Sporen aufweist. | Der Pilz stellt demnach eine neue Gattung dar, die ich Pleamphisphaeria nenne. Seine Stellung ist unsicher. Er mag bis auf weiteres zu den Amphisphaeriaceen gestellt werden, doch dürfte er vielleicht dem Baue der Perithecienmembran nach den Ceratostomeen näher stehen. Letztere Familie ist eine unnatürliche und künstliche, da sie nur auf ein nebensächliches Merkmal, dem Schnabel, gegründet ist. In Ann., myc..1918,..XVL .Bd,...np. 90 habe Zich gezeize daß Phomatospora trotz dem fehlenden oder kurzen Schnabel eine Ceratostomee ist. Nach den Beschreibungen urteilend halte ich vorläufig auch Julella Zenkeriana P. Henn. (Engler’s Jahro,, Syst. 11 907,..08, Bd. n 127: J. dactylospora Rehm (Hedwigia 1901, 40. Bd. p. 110) und J. monosperma (Peck) Sacc. (Syll. Fung. 1883, II. Bd., p. 289) für Arten der Gattung Pleamphisphaeria. Julella leopoldina Rehm (Ann. myc. 1908, VI. Bd., p. 319) hat nach der Beschreibung achtsporige Schläuche und ist, obwohl von einer Schleimhülle der Sporen nicht die Rede ist, vielleicht eine Pleomassaria, wenn nicht doch eine Pleamphisphaeria. Verwandt mit dieser Art scheint Julella argentina Speg. (Ann. Mus. nac. Buenos Aires 1898, VI. Bd., p. 298) zu sein. Hier werden acht Sporen angelegt, von denen sich aber nur eine entwickelt, die eine dünne Schleimhülle hat. Die Peri- thecien sind nur bis 0:5 mm groß. Ist wahrscheinlich eine Pleomassaria. Bei diesen beiden Arten brechen die Perithecien nicht vor. Julella Tulasnei (Crouan): Bert. et Vogl. (Syll. F. Additam. I—IV, 1886, p. 178; IX, p. 899) auf Moosen wachsend, ist wahrscheinlich doch nur eine Rosellinia (Sacc. Syll. F. L, p. 276) mit zweisporigen Schläuchen. “| SI SI Fragmente zur Mykologie. 1168. Über Didymella praeclara Rehm. Der Pilz ist beschrieben in Ann. myc. 1906, IV. Bd,, p- 39 und in Krieger, F. saxon. Nr. 1972 ausgegeben. Der Pilz hat zerstreute unter der Epidermis eingewachsene, etwas abgeflacht kugelige, etwa 260 p breite, 2001 hohe Perithecien mit flachkegeligem Scheitel, der mit der niedrigen Mündungspapille wenig vorbricht. Die Mündung ist unregel- mäßig rundlich, 12 bis 16 u breit. Die Perithecienmembran ist 5 bis 10 dick und besteht aus vielen Lagen von sehr zartwandigen, flachgepreßten Hyphen, ist weich, schmutzig hellbraun, unregelmäßig plectenchymatisch faserig, bis stellen- weise deutlicher zellig. Paraphysen sehr zahlreich, zarthäutig, lang, schleimig verklebt. Die Schläuche sind zarthäutig, keulig- spindelig, oben zylindrisch vorgezogen, an der 3p. breiten stumpfen Spitze fast halbkugelig verdickt. Unter dieser Ver- dickung färbt sich eine dünne Querplatte mit Jod blau. Sie sind 66 bis 100 p lang und 10 bis 12 breit. Die acht 2- bis 3-reihig stehenden Sporen sind hyalin, gleich zweizellig, beidendig spitz spindelförmig, meist etwas verbogen, zart- wandig mit reichlichem, gleichmäßigem Inhalte ohne Öltropfen und bis 30 bis 32 =>5 bis 5'5 u groß. Der Pilz ist keine Didymella, welche Gattung wahrscheinlich mit Didymo- sphaeria, Rebentischia, Nodulosphaeria, Ophiobolus Riess (non Aut.), Entodesmium Riess, Leptospora Rbh. (non Aut.), Pleospora eine eigene Familie (Pleosporeen) bildet, was noch zu erkunden ist. Didymella praeclara ist vielmehr eine Ceriospora Niessl mit Sporen ohne Cilien. Sie stellt eine eigene Gattung dar, die ich Lejosphaerella nenne, welche mit Anisostomula v. H., Physosporella v. H., Pemphidium Mont., Merrilliopeltis P. H., Oxydothis P. et S., Ceriospora Niessl, Griphosphaeria v. H. die Sphaeriaceen-Familie der Physosporelleen bildet. Physosporelleen v. H. n. Fam. Sphaeriaceen. Perithecien eingewachsen, ‚mit flachkegeliger Mündung wenig vorbrechend, meist braun bis blaß, weich- häutig, selten schwarz, selten ohne deutliche Mündung. 878 F. Höhnel, Perithecienmembran aus zarthäutigen Hyphen bestehend, selten senkrecht parallelfaserig, meist unregelmäßig plectenchymatisch bis mehr minder deutlich parenchymatisch gebaut. Paraphysen meist zahlreich (selten spärlich), lang, gesondert fädig oder schleimig verschmolzen. Schläuche zarthäutig, zylindrisch bis keulig-spindelig, oben verschmälert abgestutzt und mehr minder bis halbkugelig oder kurz zylindrisch verdickt. Jod färbt eine dünne Querplatte unter der Verdickung blau. Sporen hyalin, mit homogenem Plasma, einzellig bis mauerförmig geteilt. Die bisherigen Gattungen der Familie können wie folgt unterschieden werden. ' A. Perithecien stark flachgepreßt, von einem (Schein?-) Clypeus bedeckt; Sporen lang, beidendig meist lang zugespitzt. a. Mündung mittelständig. o. Sporen einzellig: Pemphidium Mont. ß. Sporen zweizellig: Merrilliopeltis P. Henn. b. Mündung am Rande des Clypeus: Oxydothis Penz. et Saeccı B. Perithecien wenig abgeflacht kugelig. Ohne deckenden Clypeus. a. Perithecienmembran senkrecht parallelfaserig. Schläu- che zylindrisch; Paraphysen gesondert; Sporen mit einigen Querwänden und öfter auch einer Längs- wand: Gryphosphaeria v. H. b. Perithecienmembran unregelmäßig plectenchymatisch- faserig bis parenchymatisch. Paraphysen verklebt, selten fast fehlend. a. Sporen einzellig. x Ostiolum oft undeutlich; Perithecien klein: Anisostomula v. H. xx Ostiolum deutlich; Perithecien größer: Physosporella v. H. ß. Sporen zweizellig. x Sporen mit je einer Endcilie: Ceriospora Niessl. xx Sporen ohne Cilien: Lejosphaerella v. H. Fragmente zur Mykologie. 879- Die Grundarten dieser Gattungen sind: Anisostomula Cookeana (Awld.) v. H. (M. F. CCI). Ceriospora Dubyi Niessl (M. F. CCXXIN). Lejosphaerella praeclara (Rehm) v. H. Merrilliopeltis Calami P. Henn. (F. z. M. 694). Oxydothis grisea Penz. et Sacc. (M. F. CCNX). Pemphidium nitidum Montagne (F. z. M. 694). Physosporella Fragariae (Krieg. et Rehm) v. H. (M. F. CCHD) Lejosphaerella v. H. n. G. Sphaeriacee. Perithecien eingewachsen, kugelig, dünn- braun- und weichhäutig, plectenchymatisch faserig bis un- deutlich parenchymatisch. Ostiolum rundlich, flachkegelig, wenig vortretend. Paraphysen zahlreich, langfädig, schleimig verklebt. Schläuche spindelig-keulig, oben zylindrisch vor- gezogen, abgestutzt und fast halbkugelig verdickt. Jod färbt oben eine dünne Querplatte blau. Sporen zarthäutig, ah spindelig, zweizellig. Grundart: Lejosphaerella praeclara (Rehm) v. H. Syn.: Didymella praeclara Rehm 1906. 1169. Über Didymella sambucina Rehm. Der in Ann. myc. 1907, V. Bd., p. 538 beschriebene Pilz wächst auf entrindeten Zweigen des Traubenhollunders. ‚Das Original davon habe ich nicht gesehen, allein es ist mir nicht zweifelhaft, daß ein von mir 1900 am Stuhleck in den steirischen Alpen auf der gleichen Unterlage gefundener Pilz, der mit Rehm’s Beschreibung gut übereinstimmt, derselbe Pilz ist. | Der auf dem etwas vergrauten Zweigholz wachsende Pilz entwickelt sich unter den äußersten Faserschichten und brechen die Perithecien einzeln, in kurzen Reihen oder kleinen Gruppen mehr minder, oft fast ganz hervor. Sie sind kugelig, meist 300 bis 350 u groß, mit der etwas vorgezogenen Basis eingewachsen, glatt oder wenig rauh, kahl. Die Perithecien- membran ist ringsum 40 bis 48 u dick, nur an der ein- I80 F. Höhnel, gesenkten Basıs dünner und besteht aus vielen Lagen von abgeflachten, dunkelbraunen, 5 bis 8 großen Zellen. Der Basalteil der Perithecien ist blaß bräunlich. Um die rundliche, flache, 40 u breite Mündung ist die Membran auf 50 bis 60 u. verdickt, wodurch ein ebenso langer Mündungs- kanal zustande kommt. Dieser ist nun bemerkenswerterweise innen mit vielen Reihen von schwarzen, oben kürzeren, unten längeren und bis 30 2 2'5u großen Borsten aus- gekleidet, die oben nicht vorstehen. Die untersten dieser Borsten sitzen an der Innenseite der Perithecienmembran gegen den Rand hin und krümmen sich in die Mündung hinein. Derselbe ist nun keine Didymella, sondern eine sehr bemerkenswerte Form, die in Bau und Beschaffenheit der Perithecienmembran genau mit Ceratosphaeria übereinstimmt, von dieser Gattung aber durch die dünnfädigen Paraphysen, keuligen Schläuche und den Mangel eines Schnabels stark abweicht. Überdies sind die Sporen stets zweizellig und zeigt sich die, ven, Rehm ganz übersehene Eigentümlichkeit, daß der Kanal der flachen Mündung dicht mit dünnen, schwarzen, einzelligen Borsten ausgekleidet ist, die nicht vorstehen. Scheinbar näher liegt die Verwandtschaft des Pilzes bei den Amphisphaeriaceen, die allerdings noch näher geprüft werden müssen. Doch kann der Pilz kaum als eine Amphisphaeria de Not. mit hyalinen zweizelligen Sporen betrachtet werden. Für diese Formen fehlt noch eine Gattung, denn dieselben wurden bisher in die Gattung Melanopsamma Niessl (Verh. nat. Ver. Brünn 1876, XIV. Bd., p. 40 Sep.) gestellt. Niessl hat diese Gattung für solche Melanommen (mit ganz ober- flächlichen Perithecien) aufgestellt, die zweizellige gefärbte oder hyaline Sporen haben. Indessen hat er keine in die Gattung zu stellende Grundart namhaft gemacht. Saccardo (Michelia 1878, I. Bd.,, p. 347) hat diese Gattung ganz im Sinne Niessl’s aufgenommen und führt (so wie in der Syll. Fung. 1882, I. Bd., p. 975) Melanopsamma pomiformis (Pers.) als Grundart anı: Dieser Pilz-ist aber nach’dem Fragmente Nr. 1165 | in dieser Mitteilung eine Nectria. Daher entfällt die Gattung Melanopsamma ganz. Fragmente zur Mykologie. sl Mehrere Arten dieser bisherigen Gattung, wie M. anaxaea (Speg.), recessa (C. et P.) und jedenfalls auch M. texensis (C.) scheinen Amphisphaeria-Arten mit hyalinen Sporen zu sein und wurden zum Teile auch als solche ursprünglich be- schrieben. Für derartige Formen stelle ich die neue Gattung Amphisphaerina auf. Man sieht also, daß der in Rede stehende Pilz nichts weniger als eine Didymella ist. Es ist kein Zweifel, daß derselbe auf den entrindeten Zweigen nicht seinen normalen Standort hat. Normal wird er sich jedenfalls unter dem Periderm der Rinde entwickeln und durch dasselbe vor- brechen. Solche abnormale Standortsformen sind sehr schwer richtig einzureihen und wurde mir die wahre Verwandtschaft des Pilzes erst klar, als ich mich erinnerte, auf Roßkastanien- Zyeisuinde "I916"! einen Pilz mit "ganz ähnlichen, "'einge- schlossenen Mündungskanalborsten gefunden zu haben. Es = dies,die in ‚Fragm. »z!'Myk. Nr. 1047, XXX. Mitt, 1917 beschriebene ÖOtthiella Aesculi v. H. Da bei dieser Form die Mündungskanalborsten etwas vorragen, hielt ich sie für gewöhnliche Peristomialborsten, wie sie z. B. bei Venturia auftreten. Das ist aber durchaus nicht der Fall, wie mir die Durchsicht meiner Präparate zeigte. Auch bei der ÖOtthiella Aesculi sitzen die hier etwas größeren Borsten nur im Mündungskanal und die untersten an der Innenseite der Perithecienmembran am Rande. Es ist, wie der Vergleich zeigte, kein Zweifel, daß diese zwei Pilze nahe miteinander verwandt sind und in dieselbe Gattung gehören. Diese Gattung habe ich bei der Otthiella Aesculi nicht aufgestellt. Da nun aber eine zweite hierher- gehörige Form bekannt ist, halte ich es für nötig es zu tun. Obwohl bei beiden Formen ein deutliches Hypostroma fehlt, stelle ich dieselben doch zu den Cucurbitarieen, da viele dieser auch kein ausgesprochenes Hypostroma aufweisen und die stark hervorbrechenden Perithecien auf die Curcubitariaceen- Natur derselben hinweisen. | Ich nenne diese neue Gattung Keissleriella nach dem bekannten Mykologen Dr. Karl v. Keissler, Kustos am Wiener Hofmuseum. | Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. zn an ©) DD FiHohnel, Keissleriella v. H. n. G. Cucurbitariaceen. Wie Otthiella, Hypostroma aber kaum vorhanden. Mündung flach, Mündungskanal mit vielen Reihen von schwarzen Borsten, die wenig oder nicht vorragen, aus- gekleidet und deren unterste am Rande der Innenseite der Perithecienmembran sitzen. Grundart: Keissleriella Aesculi v. H. Syn.: Otthiella Aesculi v. H. 1917. Zweite Art: Keissleriella sambucina (Rehm) v. H. Syn.: Didymella sambucina Rehm 1907. Noch bemerke ich, daß diese Gattung als Amphi- sphaeriacee trotz der Ähnlichkeit der Holzform mit einer solchen nicht aufgefaßt werden kann. Übrigens muß diese Familie noch näher geprüft werden. 1170. Über Kaimusia Lactucae Rehm. Der in Annal. myc. 1909, VII Bd. p. 528 beschriebene Pilz hat nach dem Urstücke in Rehm, Ascom. exs. Nr. 1865 keine Spur eines Stromas, doch verschmelzen öfter 2 bis 3 Rerithgeiens miteinandets1Derh Pilz ist! nichts@anderes walls Leptosphaeria Galiorum Sacc. (non Roberge) in Atti Soc. Ven.-Trent. sc. nat. Padova 1873, II. Bd., p. 104. Er stimmt vollkommen mit den Angaben und Bildern in Bertese,nilcon. Fung.:ıl8947°1. Bdy2p26 Tat SIT und 3 überein und wurde bisher auf Stengeln von Galium, Gentiana, Cirsium, Senecio, Lampsana und Veronica beob- achtet. Derselbe ist keine echte Leptosphaeria de Not., sondern eine Nodulosphaeria Rbh. und hat N. Galiorum (Sacc.) v.. Huf. Lactucae: R. zu heißen (siehe ‚Ber.©deutsch)!bot}.Ges. 1918, 36. Bd, p. 135). 1171. Haplovalsaria v. H. n. G. Sphaeriaceae. Perithecien rundlich, eingesenkt, fleischig- häutig, schwarz, oben mit hellem Diskus, der von dem Fragmente zur Mykoiogie. 089 zylindrischen Halse durchsetzt ist. Mit Periphysen und steif- fädigen Paraphysen. Schläuche keulig, lang gestielt, acht- sporig, ohne Jodfärbung. Sporen mehrreihig, braun, zwei- zellig. Scheint mir mit Valsaria verwandt, aber mit einem einfrüchtigen Stroma, das nur als Diskus entwickelt ist. Hat mit Didymosphaeria und den verwandten Gattungen nichts zu tun. Haplovalsaria simplex v. H. n. sp. Perithecien in dichten Herden, einige Zellschichten unter der Epidermis eingewachsen, kugelig, 400 bis 450 u groß, mit brauner, fleischig-häutiger, 16 bis 20 u dicker, aus vielen Lagen von stark zusammengepreßten dünnwandigen Zellen bestehender Membran, oben mit einem zylindrischen 80 bis 100 u dicken, 140 bis 180 1 langen schwarzen Hals mit 80 bis 40 u weitem Kanal, der mit kurzen Periphysen aus- ‚gekleidet ist und einen 200 w breiten weißlichen, paren- chymatischen zylindrischen Diskus durchsetzt, aber nicht vorragt. Ostiolum als schwarzer Punkt auf weißer Scheibe erscheinend. Nährhvphen im Parenchym reichlich, hyalin. Paraphysen reichlich, 161 dick, steiffädig, einfach, lang, schleimig verbunden. Schläuche spindelig-keulig, mäßig dünn- wandig, oben verschmälert abgerundet, kaum verdickt, unten in einen 1: bis 2m dicken, 30 bis 140 u langen Stiel ver- schmälert, ohne Jodfärbung, 85 bis 190 = 11 bis 121 groß. Sporenführender Teil 50 u lang. Sporen zu acht, mehrreihig, dunkelbraun, etwas durchscheinend, länglich, an den Enden verschmälert abgerundet, zweizellig, an der Querwand wenig eingeschnürt, 14 bis 16 =5°5 bis 6. | An einem Zweig- oder Stengelstück, bei Buitenzorg, Java, 1907 von mir gesammelt. Ist eine bemerkenswerte Form, die herkömmlich als Didymosphaeria gelten würde, aber damit nichts zu tun hat. Der deutliche weiße Diskus ist offenbar ein Stroma, das nur um den Hals herum entwickelt ist. Die Perithecien wölben die Epidermis fast halbkugelig vor und erscheint oben der Diskus mit der schwarzen flachen Mündung. 984 F. Höhnel, Didymosphaeria ım. heutigen Umfange ist eine Misch- gattung mit Formen mit und ohne Paraphysen und Clypeus, mit zylindrischen und keuligen Schläuchen mit und ohne Jodfärbung und sehr verschieden großen Sporen. ITPDFAypeoportke MIGINOR Diaportheen. Ohne Stroma und Saumlinie. Perithecien- membran und Nucleus wie bei Diaporthe. Oben mit Epidermal- eiypeus, der in der Mitte knopfartig oder kegelig vorbricht und vom Mündungskanal durchsetzt ist. Clypeoporthe monocarpa v. H. Perithecien einzeln stehend oder zu 2 bis 3 gereiht, tief eingewachsen, kugelig, 600 bis 700 u groß, weich- und dünn- häutig, mit violettgraubrauner, undeutlich zartzelliger Membran, oben mit einem kleinen 80 m dicken Epidermalclypeus, der in der Mitte knopfig oder kegelig verdickt ist und vorbricht. Knopf 200 wu hoch oder wenn kegelig höher, 360 1 breit. Mündungskanal 360 u lang, 30 u breit. Gewebe des Knopfes (Kegels) hartknorpelig, dicht ziemlich senkrecht plectenchy- matisch, aus 2 bis 3u breiten. dickwandigen Hyphen be- stehend. Paraphysen fehlend. Schläuche spindelförmig, zart- häutig, oben verschmälert abgerundet, unten spitz, 60 bıs 70=9 bis 12 1, ohne Jodreaktion. Sporen zweireihig zu acht, zylindrisch-spindelförmig mit verschmälert abgerundeten stumpf- lichen Enden, zarthäutig, mit sehr zarter Querwand, daselbst nicht eingeschnürt, gerade oder schwach gekrümmt, mit körnig-wolkigem Inhalte oder vier Plasmatropfen, 20 bis 2923 bis IM. An den Halmen eines größeren Süßgrases, botanischer Garten Buitenzorg, Java 1907 von mir gesammelt. Ist eine eigenartige Form, die den Eindruck einer Choro- state mit nur einem Perithecium im Stroma macht. Der Clypeus jedoch und das Fehlen einer Saumlinie zeigen, daß es sich um eine eigene neue Gattung handelt. In diese gehört gewiß auch Diaporthe (Euporthe) Bambusae Patouill. 1897. (SylHFe UV NS). welchegaber..kleinere Fragmente zur Mykologie. 889 Perithecien (350 = 250 u) und größere zylindrische Schläuche (130 < 10u) hat. Hat Clypeoporthe Bambusae (Pat.) v. H. zu heißen. x Die fünf noch auf Süßgräsern beschriebenen Diaporthe- Arten, die alle als Euporthe gelten: D. zeina Speg., Sacchari Epes., rudıcma Ell. ei Ev, imcongrua E. et Ev. und Kellermanniana E. et Ev. sind ganz andere Pilze. Diaporthe Maydis (Berk.) Ellis et Everh. (North Ann. Pyren. 1812, p. 452) ist ungenügend bekannt, könnte aber eine Clypeoporthe sein. 1173. Über Sphaeria palustris Berkeley et Broome. Der 1852 m: Ann. "Magazi!!nat HBSE MX. Ser; IL>Bad;, p. 383 beschriebene, Taf. XII, Fig. 39 abgebildete Pilz ist in der Syli. Fg. 1882, I. Bd. p. 708 in die Gattung Didymo- Sphaeria gestellt und von Rehm (Ann. myc. 1906, IV. Bd,, p. 270) zu Massariopsis Niessl im Sinne Rehm’s. Allein, wie schon Berkeley und Broome angaben, haben die Sporen an jedem Ende- ein hyalines Anhängsel. Wie mir das Urstück des Pilzes in Rabenhorst, Fg. europ, Nr. 1936 zeigte, sind die 450 u großen kugeligen Perithecien im Blattparenchym eingewachsen und haben eine 16 u dicke Membran, die aus mehreren Lagen von stark zusammen- gepreßten dunkelbraunen, dünnwandigen, etwa 8 u breiten Parenchymzellen besteht. Das Ostiolum ist kurz-papillenförmig- Paraphysen lang, zahlreich, zarthäutig, dünn bis bandförmig, 2 bis 4w breit. Schläuche meist zylindrisch, Kurzgestielt, oben abgerundet und stark verdickt. Jod färbt an der Innen- seite der Verdickung eine dicke, 41 breite Platte stark blau. . Die acht Sporen stehen meist einreihig, selten anderthalbreihig, sind zweizellig, schön braun, länglich-spindelig, an der Quer- wand deutlich eingeschnürt, gerade, an den Enden abgerundet stumpf und 16 bis 2227 w\groß. ‘Sie "sind mit ’einer meist kaum sichtbaren dünnen Schleimhülle überzogen, die an den Enden in je einen spitzkegeligen, oft gebögenen, 3 u breiten, 8 bis 12 u langen festen Schleimfortsatz ausgezogen ist, samt welchen sie 40 bis 441 lang sind. Demnach ist der Pilz keine Feptameria, wie man vermuten könnte, sondern 586 F. Höhnel, eine neue Gattung, die ich Ceriophora nenne und die bis auf weiteres als Massariopsis N.-Rehm mit geschwänzten Sporen beschrieben werden kann. 1174. Über Diatrypeopsis laccata Spegazzini. Der 1886 beschriebene Pilz, die einzige Art der Gattung, ist ım südlichen Südamerika sehr häufig. Spegazzini hält ihn für mit Zypoxylon und Diatrype verwandt und von diesen Gattungen durch die hyalinen Sporen geschieden. Theissen hat ’in Ann. mycoL 1908, VYF Ba. oraen Pilz ausführlich behandelt. Er hält ihn für eine nur wenig abweichende Nummularia und erklärt ihn für gleich Nummau- laria punctulata (B. et Rav.) Sacc. und wahrscheinlich auch Aypoxylon stygium (Lev.) Sacc. Allein diese seine Angaben sind alle unrichtig. Er hat gerade die wichtige und wie man leicht feststellen kann, ganz richtige Angabe Spegazzinis, daß Paraphysen völlig fehlen, nicht in Betracht gezogen. Nun aber haben alle echten Nummnlaria-Arten, ins- besondere auch die Grundart, N. nummnularium (Bull.) Keissler! in Grypt!sexs.1Vind.. Nr, 916, gleich. N. Bulliayarı Tul., lange fadenförmige, freie oder schleimig verklebte Para- physen. Dazu kommt noch ein weiterer Umstand. Die Schläuche der echten Niunmnlaria-Arten sind oben ausnahms- los nur wenig verdickt und färbt sich mit Jod eine dünnere oder dickere Querplatte an der Innenseite dieser Verdickung schön blau. Wenn die Schläuche kleiner sind, wie bei . N. repanda (Fr.), ist diese blaue Querplatte sehr dünn und leicht zu übersehen, bei N. nummnularium (Bull.), discreta (Schw.) und repandoides Fuck. ist sie ziemlich dick, am stärksten bei letzterer Art und stets leicht zu sehen. Die Schläuche der Diatrypeopsis sind hingegen oben stark, halbkugelig verdickt und färbt sich mit Jod in dieser Verdickung ein. 2°5 bis 2°8 a großer .kugeliger, Teil sehr auffallend dunkelblau. Schon diese Tatsachen zeigen, daß es sich nicht um eine Nummmlaria handeln kann. N Fragmente zur Mykologie. 98 Nummnularia punctulata (Berk. et Rav.) Sacc. ist bisher mit Sicherheit nur in Nordamerika und nur auf Eichen- rinden gefunden worden. Die Stromen verlaufen am Umfange nicht ganz allmählich, sondern sind gut, oft sogar erhaben berandet. Die Oberfläche derselben ist zwar glatt, aber nicht glänzend. Die ganz flachen Mündungen der Perithecien gleichen kleinen, scharf begrenzten Nadelstichen. Wie mir der Vergleich der Diatrypeopsis mit den Stücken von Nummnularia punctnlata in Ellis, F. Nova-Caesarensis Nr. 75 und Thümen, Mycoth. Univ. Nr. 658 zeigte, sind diese Pilze schon äußerlich als völlig verschieden zu erkennen. Die auffallende Tatsache, daß die Angaben über die Schläuche und Sporen beider Arten gut miteinander übereinstimmen, erklärt sich daraus, daß die N. punctulata bisher noch nie gut ausgereift gefunden wurde end sich die. unreifen „Schläuche, wahrseheinlich ‚aller Nummularia- Arten ganz ähnlich verhalten, wie die reifen der Diatrypeopsis. Noch sei bemerkt, daß N. punctulata faden- förmige Paraphysen hat; siehe Ellis und Everhart, North- Pu vrenomye. 1892, 2. 627. Was HAypozxylon stygium (Lev.) Sacc. anlangt, so kenne er von (dieser Art nur die Beschreibung Leveilles in Ann. er Malaıoto: 9..5, V.Bd.'p. 298., Hier .heißtres, ‚daß die Stromen schwarz, ausgebreitet abgeflacht sind. Daß sie glänzend sind, wird nicht gesagt. Die Perithecien sollen kugelig sein und ein papillenförmiges Ostiolum haben, das glänzend ist und in einer leicht vertieften Kreisfläche sitzt. Die Sporen sollen einzellig, eiförmig und durchscheinend sein. Sie sind offenbar gefärbt, wie schon daraus hervorgeht, daß Leveille den Pilz zwischen zwei sicheren Aypoxylon-Arten anführt. Diese Angaben stimmen durchaus nicht zur Diatrypeopsis, daher Theissen’s Vermutung, daß Fypoxylon stygium ein Synonym derselben ist, gewiß falsch ist. Um diese: drei Punkte: zu’ erledigen, habe ich "im vor- stehenden stillschweigend mit Spegazzini, Berlese (Icon. Buns’-1902..-I11.,.Bd;, -p:,120,, Kahl) sundısKheissen ‚an- genommen, daß Diatrypeopsis laccatla ein im Sinne der Beschreibung wirklich bestehender einfacher Pilz ist. Das ist aber nicht. .der Ball. D88 F. Höhnel, Diatrypeopsis laccata Speg. ist vielmehr ein bisher, wie es scheint, stets nur im überreifen und entleerten Zustande gefundener Pilz, vermutlich eine Nummularia, in deren leeren Perithecien ein bis auf weiteres als Sphaeriacee zu betrach- tender Kernpilz lebt, mit den beschriebenen Schläuchen. Bricht man ein brauchbares Stück von Diatrypeopsis quer durch, so bemerkt man an der Querbruchfläche, daß diemeisten’ Perithecien' ganz leer sind. Einzelne Teritheeen werden jedoch ganz von einem sehr zarthäutigen, sack- förmigen, blassen oder bräunlichen, etwa 500 x hohen und 340 u breiten Perithecium ausgefüllt, das oben einen meist verbogenen bis 300 m langen, unten 120 u, oben 8Ow dicken Schnabel besitzt, der den Mündungskanal der entleerten Perithecien der vermutlichen Nummularia ausfüllt. Diese zart- häutigen” Peritheeien "smd’ es’ allein, in- welchen "sieh are beschriebenen Schläuche befinden, die sie ganz ausfüllen. solche im anderen, bereits, eanz entleerten, oder noch lebenden Pykniden oder Perithecien schmarotzende Kernpilze gibt es mehrere. so dıe, Lasserinula candida,-Ssacc..(SylL.E, I Be: p. 837) in Thyridium und Valsaria,;, Laaseomyces micro- scopicus Ruhland in Diplodia (Verh. bot. V. Brandbg. 1900, 41. Bd., p. 83); Nectriella biparasitica (v. H.) Weese (Ann, myc. 1908, I. Bd., p. 395) in Eutypa flavovirescens; Didymo- sphaeria comoidea Niessl-v. H. in Leptosphaeria Doliolum (Ann. myc. 1905, Il. Bd, p. 551); Didymosphaeria Entypae Sureya, (Bull. ,soc..myc. 1911,, 27. Bd... pn, 220), Jin ZEuzyan lata;, Debaryella hyalina v. H. (Ann. myc. 1904, II. Bd., p. 274) in Eutypa scabrosa; Cryptonectriopsis biparasitica v. H. (Ann. myc. 1918, XVI. Bd., p. 136) in Leptosphaeria doliolioides. Der in der Diatrypeopsis auftretende Schmarotzer kann natürlich auch vollständig fehlen; so in einem von mir 1899 bei Theresiopolis bei Rio gesammelten Stücke. Der Schmarotzer stellt eine eigene Gattung dar, die ich zu den Sphaeriaceen stelle, da das Gehäuse oben und der untere Teil des Schnabels- deutlich zart bräunlich paren- chymatisch gebaut sind. Fragmente zur Mykologie. 289 Xenothecium n. G. Sphaeriacee. Gehäuse, alte Perithecien ausfüllend, dünnwandig, weichhäutig, oben mehr minder lang ‘geschnäbelt, deutlich braun-parenchymatisch, unten blaß, ohne deutliche Struktur: Schläuche zahlreich, zylindrisch, sitzend oder kurzgestielt, sehr zarthäutig oben halbkugelig verdickt, in der Verdickung eine kugelige, verhältnismäßig große Partie mit Jod sich auffallend dunkelblau färbend. Sporen zu acht, einreihig, einzellig, hyalin oder fast so, oft mit zwei Öltropfen, länglich, sehr lang im Schlauche bleibend, wie es scheint erst durch Zerfall desselben frei werdend. Paraphysen fehlend. Grundart: Xenothecium jodophilum v. H. Die Verwandtschaft des eigenartigen Pilzes ist noch unklar. 1175. Über die Gattung Graphyllium Clements. Von dieser 1901 aufgestellten Gattung (Syll. Fung,., XVI. Bd., p. 1145) kenne ich die Grundart Graphyllium Chloes Beer RVEBe,, pP. 915) nieht, Jes!.ist"aber sicher, ’daß Graphyllium dacotense Rehm (Ann. mycol. 1915, XII. Bd,, p. 3) der Grundart ganz nahe steht. Da ersteres im Original in Rehm, Ascom. exs. Nr. 2131 ausgegeben ist, konnte ich esiltprufen. Graphyllium wird von Clements (Genera of Fungi 1909, Ber zur den Hysteriaceen gestellt _ und, ‚soll. sich ‚von Hiysterographium durch die häutigen Fruchtkörper unter- scheiden, während Rehm wieder eine Verwandtschaft mit Lophodermium vermatet. Die Untersuchung des Originals von Gr. dacotense hat mir gezeigt, daß dieses nichts anderes als eine sehr stark in die Länge gestreckte Pleosporee, die weit hervorbricht, ist. Die Perithecien sind durchaus nicht immer linienförmig, sondern häufig nur länglich. Auch wenn sie langgestreckt sind, reißen sie oben nicht mit einem Längsspalt auf, sondern öffnen sich nur mit einem rundlichen kleinen Ostiolum. An Quetschpräparaten sieht man allerdings auch öfter Längsriffe, allein diese sind Kunstprodukte. Nie sieht man natürliche >90 F. Höhnel, Öffnungsrisse. Die Schläuche gleichen vollkommen denen der echten Pleosporeen-Arten. Paraphysen sind reichlich vörhanden, stark verschleimend und etwas verworren. Infolge der starken - Streckung der Perithecien stehen die Zellen der 15 bis 30 u dicken Membran auf den Längsseiten derselben in senkrecht parallelen Reihen, die oben in einem etwas heller gefärbten 20 bis 35 u breiten Längsstreifen zusammentreffen. In diesem Längsstreifen findet man manchmal ein kleines rundes schlecht entwickeltes Ostiolım. In der Regel fehlt ein solches jedoch. Dadurch nähert sich der Pilz den Pseudosphaeriaceen. Da indes sehr zahlreiche Schläuche und Paraphysen vorhanden sind, betrachte „ich; ihm, ‚als. Sphastiacee. „Die, ‚Sporen sind etwas flachgedrückt. Auf der Schmalseite zeigen sie nur drei Querwände, zu welchen auf der Breitseite noch eine Längswand hinzutritt. Daher ist der Pilz eine mehr minder langgestreckte, stark hervorbrechende Clathrospora Raben- horst 1857 (Hedwigjia, I. Bd., p. 116), mit wenig entwickeltem oder fehlendem Ostiolum. Ob Graphylliium Chloes eine Form von (lathrospora oder Pleospora ist, läßt sich nach der Beschreibung nicht sagen. Noch sei bemerkt, daß auch dann, wenn diese Pilze mit einem Längsspalt aufreißen würden, sie doch weder mit Lophodermium noch mit Hysterographimm verwandt wären, da diese ganz anders gebaut sind. 1176. Über Dothidea Visci Kalchbrenner. Von’ diesem Pilze kenne ich nurydie kurze Beschreibung in, Hedwigia 1869, VII. Bd.,.'p..117..Es. ist; aber nicht zweifel- haft, daß ein von W. Krieger 1876 an dürren Mistelzweigen bei Königstein a. d. Elbe gefundener Pilz damit identisch ist. Die Untersuchung desseiben zeigte mir nun, daß es eine Botryosphaeria mit braunen Sporen ist und daher in die Gattung Phaeobotryon Th. et Syd. (Ann. myc. 1915, XII. Bd,, p. 664) gehört. Phaeobotryon stelle ich so wie Botryosphaeria zu den Dothideaceen und nicht zu den Pseudosphaertaceen. Fragmente zur Mykologie. 91 Die Dothithecien von Phaeobotryon Visci (Kalchbr.) v.H. bedecken die Mistelzweige ringsum dicht, fast rasig. Sie stehen einzeln oder zu wenigen mehr minder verschmolzen, häufig auch in verschieden gerichteten Reihen, sind kohlig, rundlich, etwa 400 bis 500 u groß. Sie entwickeln sich der Hauptsache nach in der Epidermis, sind unten abgerundet, oben flach und mit der dicken Epidermisaußenwand verwachsen. Diese zerreißt über den Dothithecien und treten letztere mit dem Scheitel etwas hervor. Die Wandung der Dothithecien ist oben diskusartig ent- wickelt und bis 200 u dick. Dieser Diskus ist von einem SO uw weiten Kanal ohne eigene Wandung durchsetzt, der anfänglich mit blassem Parenchym ausgefüllt ist. Unten und seitlich ist die Wandung 80 bis 120 u dick. Die äußere 40 bis 50 m dicke Schichte derselben ist opak, die innere 40 bis 80 u dicke deutlich zellig. Das Gewebe ist violett-kohlig und besteht aus dünnwandigen, offenen, leeren, mehr minder deutlich senkrecht gereihten, 8 bis 20 u großen Zellen. Der Dothithecien-Nucleus besteht aus hyalinen, 3 bis 9 u breiten, senkrecht parallel verwachsenen Hyphen mit 12 bis 16 u großen Gliedern. In diesem Gewebe sind die zahlreichen bis 240 = 30 bis 36 u großen Schläuche, die sich mit Jod nicht färben, eingelagert. Diese sind zylindrisch- keulig, oben abgerundet, nicht gestielt und haben eine sehr gleichmäßig 3 bis Aw dicke Wandung. Deo bis 5 Sporen stehen I- Dis 17/,-reihis, sind schmutzig dunkelviolett, elliptisch bis fast zitronenförmig» einzellig und 28 bis 36= 16 bis 20 u groß. Es ist sicher, daß Fuckel’s Angabe falsch ist, daß Ceuthospora Visci (A. et C.) Sollmann eine Nebenfrucht von Gibberidea Visci Fuck. (Symb. mycol. 1869, p..169) ist, denn die Untersuchung der Ceuthospora zeigte mir, daß sie dothidealer Natur ist. Die Fruchtkörper derselben entwickein sich in der Epidermis und sind oben mit einem etwa 100 u. dicken Diskus mit der Epidermisaußenwand verwachsen. Dieser Diskus ist von einem 60 bis 70 w weiten Kanal durchsetzt, der anfänglich mit einem kleinzelligen hyalinen O1 DD DD miälohmes, Parenchym ausgefüllt ist. Die Lokulus-Wandung ist unten und seitlich etwa 25 1 dick. na Der Pilz ist keine Sphaerioidee, sondern eine dothideale Nebenfruchtform. Er kann daher nicht als Sphäeropsis im Sinne der Handbücher aufgefaßt werden. Wenn man aber die Gattung Sphaeropsis im Sinne von Saccardo in Michelia 1880, I. Bd. p. 105 nimmt, wo Sphaeropsis Visci die Grundart der Gattung ist, dann müssen die übrigen Sphaeropsis-Arten in eine neue Formgattung gestellt werden, soweit es einfache Sphaerioideen sind, die zu Sphaeriaceen als Nebenfrüchte gehören. Mir ist es nicht zweifelhaft, daß Sphaeropsis Visci (A. et S.) Sacc. die Nebenfrucht von Phaeobotryon Visci (Kalchd£] wills Sphaeropsis Saccardo 1880 (non Syll. Fung.) ist am nächsten mit Dothiorella Sacc. verwandt. Die Gattung Phaeobotryosphaeria Spegazz. 1908 (Syll. F., XXII. Bd., p. 120) ist vermutlich identisch mit Phaeobotryon Th. fet8431913. Aa 1177. Über Otthia Symphoricarpi (Ellis et Everhart). Dieser Pilz ist der Gegenstand einer bemerkenswerten Verwirrung. Derselbe wurde zuerst in Proc. Acad. nat. science, Philadelphia 1890 bis 1891, p. 249 als Plowrightia symphori- carpi E. ‚et Ev. beschrieben,, dann aber 1892 in Ellis nad Everhart, North-Am. Pyrenomycetes p. 249 zu ÖOtthia gestellt. Da die Autoren dem Pilze zweizellige gelbbraune Sporen zuschreiben, ist kein Zweifel, welchen Pilz sie meinen, und daß die in Rehm, Ascom. exs. Nr. 2040 als Pseudotthia Symphoricarpi Rehm und in Brenckle, F. dacotenses Nr. 98 als Ofthia ausgegebenen Pilze mit dem identisch sind, den Ellis und Everhart' meinen. Andrerseits ist es .aber sicher, daß das von mir nicht gesehene Originalexemplar in Ellis a. Everhart, N. Am. F., Nr. 2374, das als Plowrightia Symphoricarpi bezeichnet ist, ein "anderer Pilz “sem müp, "denn Wieser til wurden Mor Theissen und Sydow (Ann. mycol. 1915, XII. Bd., p. 327) en eb Fragmente zur Mykologie. O8: untersucht und für eine echte Valsaria erklärt. Diese Autoren sagen, daß die Perithecien tief im Stroma eingesenkt sind und einen sehr langen Periphysen führenden Hals haben. Da sie die Sporen dieses Pilzes, entsprechend den Angaben von Ellis und Everhart für braun und zweizellig hielten, stellten sie den Pilz zu Valsaria. Dieser Pilz hat aber vierzellige, bleibend hyaline Sporen und ist völlig verschieden von jenem, dessen Schläuche und Sporen Ellis und Everhart 1891 beschrieben. Diese haben daher zwei auf derselben Nährpflanze (Symphoricarpus occidentalis) auftretende, einander äußerlich nicht ganz un- ähnliche Pilze für eine und dieselbe Art gehalten. Ihre Beschreibung ist ein Gemenge der Merkmale beider Pilze. Daß ihnen dies geschehen sein muß, hat schon Rehm (Annal. mycol. 1913, XI. Bd., p. 169) bemerkt, ohne indessen völlige Aufklärung zu bringen. Es ist kein Zweifel, daß der in Rehm, Ascom. exs. Nr. 1974 als Plowrightia Symphoricarpi 0er Ev. ausgesebene Pilz mit dem m Ellıs a. Everh, N. Am. F., Nr. 2374 identisch ist. Die Untersuchung dieser zwei Pilze ergab folgendes: 1. Der als Psendotthia Symphoricarpi Rehm beschriebene und ausgegebene Pilz ist eine ausgesprochene Eumonta- gnellee mit Paraphysen, zweizelligen braunen Sporen und einem deutlichen Hypostroma. Er unterscheidet sich von Pyreno- botrys Th. et S. (Ann. myc. 1915, XIII. Bd., p. 179 und 629) durch das deutliche Hypostroma, von Crotone Th. et Syd. (l. c., p. 179 und 629) durch die regelmäßig rasigen Dothi- thecien und das Vorhandensein deutlicher fädiger Paraphysen. fehı“ stelle für den Pilz "die neue” Gaftung Dotkidotthra a. 2: auf. Dothidotthia v. H. n. G. Eumontagnellee. Dothithecien rasig hervorbrechend, einem gut entwickelten aus mehr minder deutlich senkrecht verlaufenden Hyphen- und Zellsträngen be- stehenden Hypostroma aufsitzend, rundlich; Ostiolum dothideal, unregelmäßig. Paraphysen fädig. Schläuche keulig, achtsporig; Sporen braun, zweizellig. 594 F. Höhnel, Grundart: Dothidotthia Symphoricarpi (Rehm) v. H. Syn.: Pseudotthia Symphoricarpi Rehm 1913. Otthia Symphoricarpi E. et Ev. in Brenckle, F. dakot. Nr. 98. Das 500 u dicke Hypostroma besteht aus dünnwandigen, bis 161 großen licht gefärbten, offenen Parenchymzellen und 5 bis Sw breiten Hyphen. Beide bilden senkrecht stehende Streben, auf denen die fast kugeligen, 300 u breiten Dothi- thecien sitzen. In der 200 m dicken Basalschichte des Hypo- stromas, das dem Holzkörper aufsitzt; ist das Gewebe locker schwammig plectenchymatisch, mit mehr. horizontal ver- laufenden Hyphen und ohne Parenchym. Die Membran der Dothithecien ist gleichmäßig etwa 30 u dick und besteht aus > bis 6 Lagen von 8 bis 16 u großen Zellen mit schwarzer Mittellamelle und sehr starker hyaliner Verdickungsschichte. Das Ostiolum ist klein, unregelmäßig, spaltig-rissig. 2., Der in..Rehm, „Ascom.. exs,,Nr., 1974 Plowsıshrz Symphoricarpi, in Ann. myc. 1915, XII. Bd. v. 327 Valsaria Symphoricarpi (E. et Ev.) Th. et Syd., genannte Pilz hat bleibend hyaline Sporen. Die kleineren derselben sind zwei- zellig, die an Zahl weit überwiegenden größeren, bis 25 = 7 bis 9 großen Sporen sind vierzellig. Die zwei mittleren Zellen sind mit Ay viel kürzer als die Endzellen. Die Sporen sind eiliptisch-länglich und liegen in den zylindrischen Schläuchen einreihig. Die Paraphysen sind sehr zahlreich und langfädig. Der kürzere oder längere dicke Schnabel der Perithecien zeigt Periphysen und ist schwarz und derb- wandig. Die Perithecienmembran ist dünn, weich, blaßbraun, an der Basis unregelmäßig parenchymatisch, aber seitlich mehr weniger deutlich senkrecht parallelfaserig. Die Perithecien sitzen in einem länglichen, flachpolstrigen Stroma. Dieses sitzt unten dem Holzkörper auf und ist hier oft kaum entwickelt, blaß und weich. Nur oben ist dasselbe schwarzbraun, aber auch hier wenigstens stellenweise locker und schwammig. Man sieht, daß der Pilz eigenartig gebaut ist. Man könnte ihn in die Gattung Calospora stellen. Allein die - Fragmente zur Mykologie. 095 Gattung Calospora Nitschke (in Fuckel Symb. mycol: 1869, p. 190) ist niemals beschrieben worden und ihre Grundart ist eine Diaporthe, wie ich feststellte. Calospora Saccardo 1883 (Syll. Fung, I. Bd. p. 231) hat als Grundart eine Diaporthe mit deutlich vierzelligen Sporen. Daher hat?schröter'1897 rim «Pilze» Schlesiens;+ll. Bd,, p. 442 mit Recht den Namen C(alospora ganz fallen gelassen ‚und die Gattung Calosporella aufgestellt. Darunter sind Diaporthe-Arten mit deutlich vierzelligen Sporen zu ver- stehen. | Schröter sagt zwar bei seiner Gattung, daß Paraphysen vorhanden sind, allein diese Angabe kann sich nur auf die Pseudoparaphysen beziehen, die bei Diaporthe meist vor- kommen. Die Verwandtschaft des in Rede stehenden Pilzes liegt in der Tat ganz wo anders, nämlich bei der Sphaeria corticola Fuckel = Sph. cinerea Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 114). Dieser auffallende Pilz ist im wesentlichen nur durch den Mangel eines Stromas verschieden. Bei ihm ist die Perithecienmembran sehr schön senkrecht, dünn parallel- faserig gebaut. Ich habe für denselben die Gattung Gripho- sphaeria (Ann. myc. 1918) aufgestellt. Der behandelte Pilz ist eine stromatische Griphosphaeria. Ich stelle daher für denselben die neue Gattung Griphosphaerioma v. H. auf. Griphosphaerioma n. G. Sphaeriaceae. Stroma diatrypoid, hervorbrechend. Perithecien mit Hals. Perithecienmembran dünn, seitlich mehr minder deutlich senkrecht parallelfaserig gebaut. Paraphysen fädig, lang. Schläuche achtsporig, zylindrisch. Sporen einreihig, hyalin, länglich, zweizellig oder mit einigen Querwänden. Ist eine stromatische Griphosphaeria. Grundart: Griphosphaerioma Symphoricarpi (Rehm) v. H. Syn.: Plowrightia Symphoricarpi Ell. et Ev. N. Ann. F. Nr. 2374. Plowrightia Symphoricarpi Rehm, Ascom. exs. Nr. 1974. Valsaria Symphoricarpi (E. et Ev.) Theiss. et Syd. 1915. Der Autorname Ellis et Everhart kann nicht an- gewendet werden, wie aus dem oben Gesagten hervorgeht. Kor do) e}) F. Höhnel, Der in Brenckle, Fg. dakotenses Nr. 100 als Zignoella Morthieri (Fuck.) Sacc. ausgegebene Pilz ist falsch bestimmt und ist Griphosphaerioma Symphoricarpi (Rehm) v. H. (= Plowrightia Symphoricarpi in Ell. et Ev.,, N. Am. Fs,, Nr. 2374 und Rehm, Ascom. exs. Nr. 1974). 1178. Über Karschia Araucariae Rehm. Der Pilz ist in Hedwigia 1900, 39. Bd., p. 84 beschrieben. Wie das sichere Stück in Theissen, Dec. Fung. trasıl. Nr. 136 zeigt, wächst derselbe als Schmarotzer auf den lebenden Nadeln. Schon dieser Umstand hätte zeigen können, daß es keine Karschia-Art ist, denn diese treten niemals als Blattschmarotzer auf. Da Rehm'’s Beschreibung daher auf einer nicht näher geprüften falschen Voraussetzung beruht, ist sie in fast allen ihren Teilen falsch. Die Untersuchung zeiste „mir, (daß3esssich um, eine, mit#5blasdalea, 8. en Sud verwandte Munkiellee handelt. Bei dieser Gelegenheit seien auch die äußerlich sehr ähnlichen Gattungen Dielsiella und Cycloschizon besprochen. Die Dielsiella Pritzelii habe ich in Fragm. z. Myk. Nr. 634 (XH. Mitt., 1910) beschrieben. Eine zweite Beschreibung findet sich in Ann. myc. 1915, XII. Bd., p. 208. In beiden Be- schreibungen heißt es, daß das Hypostroma durch die Epidermis 250 bis 260 u breit bricht, sich dann auf derselben ausbreitet und das Schlauchstroma bildet. Allein das Hypo- stroma bricht nicht breit ganz nach außen durch, sondern sprengt nur ein 250 bis 300 u breites rundliches Stück der Epidermis ab, hebt dieses Stück nur wenig empor und bleibt oben mit demselben verwachsen. Das Hypostroma ist daher oben bleibend mit der Epidermis oder wenigstens ihrer Außenwand verwachsen. Nun dringt das Gewebe des Hypo- stromas durch den schmalen so entstandenen Ringspalt, sich nach allen Richtungen strahlig ausbreitend hervor und bildet auf der Epidermis das ringförmige Schlauchstroma aus. Es ist daher nur das letztere ganz oberflächlich, der sterile Mittelteil bleibt von dem abgesprengten Epidermisstück bedeckt. Fragmente zur Mykologie. 997 Im wesentlichen denselben Vorgang habe ich in Fragm. Nr. 635 für Cycloschizon Brachylaenae (R.) P. H. beschrieben; nur ist hier das Hypostroma viel schwächer entwickelt, sprengt nur die Epidermisaußenwand ab, hebt aber diese viel stärker empor, so daß hier das ringförmige Schlauch- stroma mit dem kurz säulenförmig emporgewachsenen Teil des Hypostromas in einer Ebene liegt, während bei Dielsiella das Schlauchstroma etwas höher zu liegen kommt, ais der hier nur dünne sterile Mittelteil. Man sieht, daß sich die zwei Gattungen im Bau und in der Entwicklung des Stromas ganz gleich verhalten. In der Marheißt es, daß sich dieselben nur durch die Färbung der Sporen voneinander unterscheiden (Ann. myc. 1915, XII. Bd., p. 208). Allein das ist unrichtig, denn es besteht noch ein Unterschied in den Paraphysen. Dielsiella hat zahlreiche, auffallende, lange Paraphysen. Cycloschizon hat aber eigentlich keine. Ich selbst gab an, daß spärliche vorhanden sind. Nun fand ich aber, daß sie eigentlich fehlen. | Die Karschia Araucariae R. hat meist blattunterseits, oft in kleinen Gruppen stehende, flache, rundliche Stromen, die am Rand uneben, gekerbt bis schwach gelappt, selten und nur stellenweise mit hellbraunen dichtstehenden bis 40 ı langen Wimpern versehen, etwa 400 1 breit, schwarz und ziemlich glatt sind. Sie sind außen mit einem flachen Ring- wulst versehen, in der Mitte genabelt und öfter mit kleiner Papille. Die Stromen lösen sich leicht ab und sind scheinbar ganz oberflächlich, allein an Querschnitten sieht man, das» sie mit einer dünnen hyalinen Schichte überzogen sind, die offenbar die Cuticula ist, unter der sie entstanden sind. Ein Hypostroma. ist nicht nachzuweisen. Von unten gesehen zeigen sie in der Mitte einen dunklen Punkt, der in einer blassen Ringzone liegt, die von dem kreisförmigen Lokulus herrührt. Der dunkle Mittelpunkt ist offenbar die Anheftungsstelle. Offenbar ist das Hypostroma sehr blaß und schwach ent- wickelt und greift nicht über die Epidermisaußenwand tiefer. Die Stromen sind in der Mitte 110 w, über dem ringförmigen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. 1, 128. Bd. 42 5998 F. Höhnel, Lokulus 1201 dick. Hier ist die kohlige Decke sehr dünn, außen 16 bis 44 u dick, opak; Das vom Lokulus ein- geschlossene Mittelsäulchen ist 70 w dick und aus sehr kleinen senkrecht parallel gereihten olivschwärzlichen, weichen Zellen aufgebaut. Das ganze Stroma ist strahlig gebaut, am Rande sind die derbwandigen schwarzen Hyphen etwa 3 u breit, in der Basalschichte, die oft fast fehlt, doch auch bis 12 dick und bräunlich olivfärbig ist, sind die Hyphen nur 15 bis’2 k diek. ' Der LokulussiistiN20v!bise 40 Wibrea ar hoch. Paraphysen sehr zahlreich, verbogen-steiffädig, in dicken Schleim eingebettet, 1'’7 x dick, oben schwach keulig auf 2:1 verbreitert. | Schläuche sitzend, eiförmig, oben bis 10 u stark verdickt, 60 bis 80240 bis 48 u. Jod färbt den Nucleus braungelb. In den Schläuchen färben sich die zweizelligen Sporen nur blaßbräunlich. Wenn aber die Stromen alt werden, findet man die nun ganz reifen Sporen braunschwarz und bis 50 = 15 u groß, also viel größer als sie Rehm angibt. Diese alten Stromen sehen ganz anders aus als die gut entwickelten; sie sind dick scheibenförmig, mit senkrechten Seitenwänden, so daß man einen ganz anderen Filz ver sich zu Haben memt: Aus. .der "Beschreibung ‚seht hervor, daß der, Piz m wesentlichen sich unter der Cuticula entwickelt und daher eine Munkiellee ist, die sich von Dlasdalea fast nur durch die zweizelligen Sporen unterscheidet. Nur im Mittelpunkte scheint ein kaum feststellbares Hypostroma vorhanden zu sein, das sich aber nur auf die Epidermisaußenwand er- streckt. Cycloschizon Brachylaenae weichtschon weiter ab, da sich hier in den Epidermiszellen ein kleines, aber ganz deutliches braunes lockeres Hypostroma zeigt, das ein Epidermisaußen- wandstück aussprengt, das oben mit dem sterilen Mittelteil des Stromas verwachsen bleibt. Indessen zeigt sich hier, daß auch das Schlauchstroma öfter mit der Epidermisaußenwand teilweise oben verwachsen bleibt. Überdies sind hier die Sporen hyalin und fehlen Paraphysen. Fragmente zur Mykologie. 299 Noch weiter weicht Diesiellä ab, die aber andrerseits dieselbe Beschaffenheit des Nucleus hat. Offenbar stellt der Pilz eine neue Gattung dar, die ich Cycloschizella nenne. Cycloschizella. v. H. n. G. Munkiellee. Wie Blasdalea; aber Sporen zweizellig, Lokulus ununterbrochen ringförmig, Stroma oben mit der Cuticula verwachsen. Grundart: Cyclo- schizella Araucariae (R.) v. H. Syn.: Karschia Araucariae Rehm 1900. Über Blasdalea S. et Syd. siehe Ann. myc. 1913, XI. Bd., p. 499; 1915, p. 255; 1917, p. 403. 1179. Über Sphaeria? Himantia Persoon. Persoon beschreibt den Pilz in Öbservationes myco- logicae, Il. Bd., 1799, p. 69 mit den Worten »Sphaerulis in maculam a fibrillulis centrifugis constantem aggregatis.« Er bezeichnet den Pilz als sehr selten und sagt nur allgemein, daß er auf Pflanzenstengeln auftritt. In der erklärenden Be- schreibung heißt es weiter, daß der Pilz schwärzliche, ver- schieden große, bis drei Linien breite Flecke bildet, die mit der Lupe betrachtet aderige Fäden zeigen, die aus der Mitte der Flecke nach allen Seiten zur Peripherie laufen. In der Mitte sieht man schwarze Pusteln. Man sieht, daß die Beschreibung nichts weniger als gut zu dem Pilze paßt, den man heute darunter versteht. Nach- dem aber seit Fries alle Autoren in der noch heute gültigen Deutung desselben einig sind und insbesondere das von Desmazieres in Pl. crypt. France 1843, Nr. 1342 unter dem Namen Asteroma Himantia Chev. Fl. paris. ausgegebene Exemplar zu Persoon’s Beschreibung ziemlich stimmt, auch anzunehmen ist, daß Desmazieres und Fries das Persoon- sche Original des Pilzes kannten, so schließe ich mich der bisherigen Ansicht an. Persoon hat den Pilz später (Mycol. europ. 1822, I. Bd., p. 92) nochmals als Actinonema canlincola P. angeführt. Es ist dies offenbar eine schlechter entwickelte Form des Pilzes, noch ohne Pusteln: »saltem nullas sphaerulas vidi«. Bei dieser Form führt Persoon ausdrücklich Umbelliferen-Stengeln als Substrat an. 600 F.’Höhneb;iusn:“ Im Systema _mycol. 1823; ‚I. Bd, p. 859 »führtö Fries den Pilz als Dothidea (Asteroma) Himantia an. Er sagt, daß derselbe auf Umbelliferen-Stengeln gewöhnlich ist und gibt: eine Beschreibung, aus der wohl zu ersehen ist, daß. er .die Form meint, die man heute darunter: versteht. In Fries, Summa veget. Scand. ‚1849, p. 425 wird der Pilz als zweite Asteroma-Art angeführt. Rehm erkannte den Pilz als Ascomyceten (Ber. nat. Ver. Augsburg 1881, 26. Ber., p. 35) und gab ihn als Ascospora Himantia (Fries) Rehm in Ascom. exs. Nr. 131 aus. Rehm beschrieb die Sporen als einzellig mit zwei kleinen terminalen Kernen. Obwohl Winter die Sporen ganz richtig zweizellig zeichnete ;(in;Rabh/)Kr. El;,'Pilze), IL4Bd;;p4r8339);, beschreibt er sie doch nach Rehm's Angaben. unrichtig als einzellig. Die Gattung Ascospora wurde :1825 von Fries in’ Syst. orb. veget. Pars I. Pl: homonemae, p. 112 aufgestellt. Hier erklärt Fries ausdrücklich die ‚Sphaeria Aegopodiü P. .als den Typus der Gattung. Diese gehört aber, wie feststeht, zu Carlia Rbh.-Bon.-v. H. (= Mycosphaerella Joh::p. p.). ‚Darnach: wäre: ıAscospora Fries: 125 = a > Fries 1849 = Carlia Rbh. Allein Summa vegetab: Scand. 1849, p. 425 führt Fries als erste (Typusart) bei Ascospora die A. brumneola. Fries ann Undiedie 3 A.1s1Asgepodiim (P)srerstshalsi#füntteT AnbD Die A. brummeola gilt heute als. Sphaerella Fr. Ob es eine echte Sphaerella ist, muß ich dahingestellt lassen, da ich auf den untersuchten Exsikkaten stets nur eine eigentümliche Plecto- phoma-artige Nebenfrucht und keinen Ascomyceten fand. Jedenfalls scheint aber Sphaerella brunneola. keine Dothideacee) zıu sein): serıe Man könnte nach dem Gesagten Mßrosboila Fries :ver- schieden deuten; es wird am besten sein, die Gattung fallen zu lassen. Sphaeria Himantia kann daher nicht:als a gelten. Siehe Fragment Nr. 1181. Deedicketihats(Annamyen lg BR, Bd, p. 534) eine Revision der Gattung Asteroma veröffentlicht. .Derselbe hat indessen versäumt, vorher festzustellen, . was eigentlich Asteroma D. C. ist. Das habe ich nun in Fragment Nr. 961, Fragmente zur Mykologie. 6801 XVII. Mitt:. 1916 getan. Darnach ist Asteroma D. Creme Leptomelanconiee mit einem wenigstens anfänglich subcuti- culären fibrillösen Stroma und sehr kleinen Conidien, Gattung Nr. 350 in meinem neuen System der Fungi imperfecti in Balck,; Mykolz#Unters. u‘. Berichte;‘ I. Bd. Hl. Heft,’ p. 301 bis 369). Demnach sind Diedicke’s Asteroma-Arten gar keine solchen. Derselbe hat auch die Asteroma Himantia studiert und so wie schon Rehm 1881 die Ascomyceten- natur derselben festgestellt. Er fand, daß Asteroma Roumegneri Kze., A. Bupleuri S. et R. und A. Oerteli 'Syd. dieselbe Art sind und nannte den Pilz Mycosphaerella Himantia 2) D: Allensden'Pilz ist: eine? Trabutinee, die'’genau in: die Gattung Omphalospora Th. et S. (Ann. Fe XI. Bd, p. 176 und 361) paßt. Er muß also Omphalospora Himantia (P.) v. H. genannt werden. In dem subcuticulären, ausgebreiteten Stroma des Bimes kommen auch Pykniden ‘vor. Diese habe ich’''n Fragm. Nr. 166 (IV. Mitt, 1907) als Plectophoma Umbelli- ferarum vw. H. beschrieben. Ich habe damals die .subcuti- culären und subepidermalen Stromen noch nicht scharf von- einander geschieden, denn. erst später erkannte ich die Wichtigkeit dieser Unterscheidung. Daher steht dort »Stromata unter die Epidermis eingewachsen«, was zu verbessern ist. Das untersuchte Exemplar ist jünger gewesen und daher fleischiger und noch nicht kohlig. Der Typus der Formgattung Plectophoma v. H. ist Pl. bacteriosperma (Pass.), bei welcher Form kein Stroma zu finden ist. Daher gehört die Pl. Umbelliferarum nicht in diese Gattung, sondern muß Sfictochorella Umbelliferarum v. H. genannt werden. Die Stictochorella-Arten haben phyllachoroide Stromata mit Lokuli, deren Inhalt Plectophama-ähnlich gebaut ist. Auch Asteroma Epilobii Fries ist eine Trabutinee, zu Euryachora gehörig. Die Sphaerella Eryngii (W lIr.) Fuck. b. Libanotis Fuckel (Symb. myeol. 1869, p. 105) ist nach Diedicke’s Angaben (l.-c., p. 541, Taf. XVIH, Fig. 12) auch mit einem subeuti- 602 F. Höhnel, culären phyllachoroiden Stroma versehen, in dem neben Stictochorella-Lokuli noch unreife Schlauch-Lokuli auftreten (s. Fig. 12). Fuckel kannte den: Schlauchpilz. nur unreif, allein Diedicke sagt, daß er reife Gehäuse gefunden habe, die einen Mycosphaerella-artigen Nucleus besaßen, darnach ist der Pilz eine Euryachora, E. Libanotis (Fuck.) v. H. Da Diedicke bei Sphaerella Eryngü (Fr.) neben unreifen Perithecien auch Stictochorella-Lokuli fand, muß dieser Pilz auch eine Euryachora sein (E. Eryngü [Fr.]) v. H.), denn Diedicke sagt, daß der Pilz ganz mit der Form auf Libanotis übereinstimmt. Bei Euryachora Eryngiüi scheint übrigens, so viel ich an alten überreifen Stücken sah, das Stromagewebe nur schwach entwickelt zu sein. Noch bemerke ich, daß ich es für möglich halte, daß auch Plectophoma bacteriosperma (Pass.) v. H. trotz des Mangels eines Stromas zu einer unbekannten Phyllachoracee gehört. Auch Dothidea Anethi (Fries) —= Sphaeropsis Anethi (P) Fuckel = Sphaeria Anethi P. = Phoma Anethi (P) Sacc. ist nach dem Exemplar in Fuckel, F. rhen. Nr. 1011 eine ganz unreife Phyllachoracee, deren wohlentwickelte Stromata sich aber unter der Epidermis entwickeln und mit ihr verwachsen sind. Sie enthalten viele eiförmige Schlauch- lokuli und sehr spärlich Conidienlokuli mit sehr kleinen stäbchenförmigen Conidien, deren Entstehung nicht zu er- kennen ist. Ich zweifle nicht daran, daß auch Sphaeria (icutae Lasch (s. Fragm. Nr. 66, Il. Mitt., 1906), die ich früher für eine Placosphaeria hielt und nun als eine Plectophoma erkannte, zu einer stromaarmen Phyllachoraresss gehören wird. | Ascospora melaena (Fries) wird in Saccardo, Syll. Fung. 1882, p. 48 als Asterina aufgeführt und wieder p. 513 als Sphaerella, während Niessl (Verhandl. naturf. Ver. Brünn 1876, XIV. Bd., p. 7) den Pilz als Asteroma beschreibt. Der Pilz hat nach dem Exemplar in Vill, F. bav. Nr. 930 ein phyllachoroides unter der Cuticula eingewachsenes Stroma Fragmente zur Mykologie. 503 mit ganz unreifen Lokuli. Die Sporen sind nach Niessi’s Angaben in der Form und Größe von denen von Omphalo- spora Himantia (P.) v. H. kaum verschieden. Niessl beschreibt sie als einzellig und bestreitet Auerswald’s zweifellos ganz richtige Angabe, daß die Sporen unter der _ Mitte septiert sind. Der Pilz ist, wie bekannt, ganz nahe mit Omphalospora Himantia verwandt, hat zweifellos ebenso geteilte Sporen und muß Omphalospora melaena (Fries) v. H. genannt werden. 1180. Über Asteroma Silenes Niessl. Der Pilz ist beschrieben in Verh. nat.’ Ver. Brünn 1876, Bd. 5er. Slnieder,sSylk» Bung.) 1882, L,xp»!47 heißt::er Asterina Silenes (N.) Sacc., im XXI. Bd. p. 71 wird er zu Ascospora gestellt, wohin ihn zuerst Winter (die Pilze Deutschlands usw., II. Abt., 1887, p. 341) gebracht hatte. Da Herr Hofrat von Niessl die Güte hatte, mir den Pilz zu senden, konnte ich feststellen, daß derselbe eine typische Omphalospora Th. et S. ist (Ann. myc. 1915, XI. Bd,, p. 361), die mit den anderen Arten der Gattung: O. melaena (Fr.) v. H., himantia (P.) v. H., Stellariae (Lib.) und ambiens (Lib.) nahe verwandt ist. Der Pilz hat ein ausgebreitetes, subcuticuläres, 16 bis 30 1 dickes, aus einer bis wenigen Lagen von senkrecht gereihten, offenen, 7 bis 121 breiten schwarzbraunen Parenchymzellen bestehendes Trabutineen-Stroma, das nirgends zwischen die Epidermiszellen eindringt. Die zerstreuten, steilenweise dichter stehenden Lokuli sind 35 bis 4O gu breit und 25 x hoch. Ihre schwarze Decke ist 12 uw dick und bildet durch Ausbröckeln ein kleines Ostiolum. Die braune Basis ist flach oder wenig konkav, nur 4 bis Su dick und drückt die Epidermis nicht hinab. Deutliche Paraphysen fehlen. Die wenigen Schläuche sind geballt achtsporig, keulig-eiförmig, unten breiter und dünnwandig, oben abgerundet-dickwandig, ungestielt und 20 bis 23 = 10 bis 12 u groß. Die hyalinen Sporen sind länglich, gerade, oft etwas keulig, zweizellig, 9 bis 11>3°5 bis Au groß. Die untere Zelle ist kaum 3 hoch, die obere Zelle enthält einige Öltropfen. 604 F. Höhnel, Der Pilz hat Omphalospora Silenes (Niessl) v. H. zu heißen. 1181. Über Asteroma Epilobii Fries. Der Pilz wurde von Fries anfänglich im Systema myco- logicum 1823, I. Bd. p. 559 in die Gattung Dothidea Fries gestellt, zu der er Asteroma D.C. als Untergattung rechnete. In Summa vegetab. scandin. 1849, Il, p. 425 steht der Pilz bei Asteroma .D. C., wie noch heute: Den Mypuszdiesss Gattung habe ich. im, 'Erasm.. Nr. 961 "OWıIE Mitt Zar genau beschrieben und als Pachystromacee erklärt. Da der- selbe, Asteroma Phytenmae D. C. jedoch nur von der Cutieula, ‚bedeckte, freie! Conidienlageribesitzt, habezichnihe: trotz des mächtig entwickelten basalen Stromagewebes, ın meinem neuen System der Fungi imperfecti (in Falck, Myco!. Unt..» und 'Berichte,( !p:. 338) "sub, Nr. ‚330%W zu @dentlBepin: melanconieen v. H. gestellt. Asteroma Epilobii Fries wurde bisher nur selten reif gefunden. Die einzige mir bekannte Mitteilung über den reifen Pilz rührt von Jaczewski her (Bull. soc. myc. France 1896, XI. Bd., p. 96). Dieser fand, daß der Pilz ein Ascomycet ist, mit zweizelligen grünlich hyalinen Sporen und nannte ihn Ascospora Epilobü (Fr.) Jacz. ' Allein der Pilz entspricht keiner der beiden Typen der Gattung Ascospora Fries. Diese Gattung wurde von Fries zuerst 1825 in Systema Orbis veget., I, p. 112 mit dem Typus Ascospora Aegopodii (P.) aufgestellt. Dieser Typus ist eine Carlia Rbh.-Bon.-v. H. = Miycosphaerella Joh. Dann erscheint Ascospora wieder in Summ. veget. scand. 1849, p. 425 mit dem Typus Ascospora brummeola Fr. Dieser Pilz ist aber nach Jaczewski’s Beschreibung (l. c., p. 94) eine Carlia mit reichlichen, eingewachsenen, die Perithecien um- gebenden Hyphen. Demnach wäre Ascospora Fries 1825 bis 1849 = Sphae- vella Fries = Carlia Rbh.-Bon.-v. H. In der Tat wird Ascospora heute noch als Schlauchfruchtgattung aufgefaßt. Allein Fries verstand unter den Ascosporei in Summa veg. scand. 1849 nur Pilze ohne Schläuche, also Nebenfruchtformen, Fragmente zur Mykologie. 605 die er an den noch lebenden Pflanzenteilen fand, wo die zugehörigen Schlauchpilze noch gar nicht aufgetreten waren. Diese sind zumeist erst lange nach Fries bekannt geworden. Die Untersuchung zeigte mir, daß es sich bei Ascospora um jene Nebenfrüchte von Carlia handelt, welche sehr kleine stäbchenartige Conidien haben und welche heute, soweit sie richtig eingereiht sind, bei den Gattungen Asteromella Pass, et Thüm., Plectophoma v. H. und Stictochorella v. H. stehen. Demgegenüber ist aber Ascöospora Epilobü (Fr.) Jacz. eine ganz typische Euryachora. Daher kann Jaczewski’s Benennung des Pilzes nicht aufrechterhalten bleiben, der Pilz muß nun Euryachora Epüobi (Fr.) v. H. genannt werden. _ Sehr schön ausgereifte, von P. P. Strasser im Mai 1916 am Sonntagsberge in Niederösterreich gesammelte Exemplare von Asteroma Epilobii Fr. versetzten mich in die Lage, über den Pilz völlig ins klare zu kommen. | Die von: dem ‚Pilze: befallenen! Stengel »von: Zpilobium angustifolium zeigen schwarze, schwach glänzende Flecke, ‘ die oft mehrere Zentimeter lang sind und ringsherum gehen. Am Rande sind diese Flecke oft netzig durchbrochen oder dendritisch verzweigt. Äuf den Flecken stehen locker oder dicht zerstreut glänzende Höcker, die jenen Stellen : entsprechen, wo sich die Ascusfrüchte befinden. Die schwarzen Flecke rühren vom Stroma her, das sich unter der Cuticula entwickelt, anfänglich und am Rande der Flecke auch bleibend aus einer einfachen Lage von dunkelbraunen Hyphen besteht, die parallel flächen- und bandartig miteinander verwachsen sind, am Rand radiär verlaufend. Diese Hyphen sind 4 bis Sp breit und bestehen aus 8 bis 14 u langen, mäßig derbwandigen Zellen. Wo das Stroma dicker wird, etwa bis 20 m besteht es aus mehreren Zell- lagen. An den Stellen, wo sich die Lokuli befinden, wird das Stroma bis 89 m dick und besteht hier aus senkrecht gereihten braunen Zellen. Doch bleibt das Stromagewebe auch an solchen Stellen meist dünner und läuft über die Lokuli hinweg, welche dann 806 F. Höhnel, peritheciumartig entwickelt sind. Diese sind dann etwas niedergedrückt kugelig, . 95 bis 120 u breit und zeigen eine dunkeibraune 16 bis 18 u dicke aus 2 bis 4 Lagen von offenen 8 bis 10. breiten Parenchymzellen bestehende Wandung. In die Epidermis dringt das Stroma auch an den dicksten Stellen nicht ein. | Die Lokuli öffnen sich oben mit einem kleinen rundlichen flach-papillenartigen Ostiolum. Paraphysen fehlen. Die wenig zahlreichen Schläuche sind ungestielt, keulig, dünnwandieg, achtsporig und etwa 40 = 10 bis-11y groß. Die schwach grünlich-hyalinen Sporen stehen schief einreihig oder zwei- reihig, sind zweizellig und meist 12 bis 13 24°5 bis 6w groß. Sie zeigen einige kleine Öltröpfchen im Inhalt und eine charakteristische Form. Die untere Zelle ist etwas kleiner als die obere und unten abgerundet, etwa 4 bis Sy hoch. Die obere Sporenzelle ist etwas breiter, 8 bis 9w hoch und zeigt oben einen kegeligen oder zapfenartigen Fortsatz. Im ganzen sind die Sporen länglich-spindelig, mit einem spitzen und einem stumpfen Ende. Auf denselben Stengeln war auch die bekannte Didy- mella fenestrans (Duby), und zwar häufig auch unter dem Euryachora-Stroma entwickelt, das dann von den Schnäbeln der Didymella stachelig-rauh war. Asterina Epilobii Desm. 1857 wächst auf den Blättern und ist eine typische Venturia, also ein ganz anderer Pilz als Asteroma Epilobii Fries. Siehe dagegen Rehm in Ann. mye.vL909 VL. ‚Ba, PER: 1182. Über Excipula stromatica Fuckel. Der in Symbol. mycol. 1869, p. 400 unter obigem Namen als Dichaenacee beschriebene Pilz wurde von Fuckel 1871 (Symb. mye., 1. aNtr., p. !329))valsı Phaeidiacee betrachtet) Ta def: !Syll. ‚HBung:18893 N Bar Prassi:erschäintfenez Dermatee in der Gattung‘ ZEphelina‘ Sacc.; Rehm (Hyster. und Discom. 1887 bis 1896, p. 1244) stellt ihn zu den Hetero- sphaeriaceen in die Gattung Scleroderris. Bei Boudier (Hist. et Classif. Discomyc. 1907, p. 135) erscheint er wieder n - aNT Fragmente zur Mykologie. 607 in der Gattung Ephelina, die er zu den Mollisiaceen stellt. Schließlich betrachtet ihn auch Rehm 1912 (Ber. bayr. bot. Gesellsch., XII. Bd., p. 184) als ae die.!vem,) zumrden En snehizeen stellt. Die Untersuchung von Fuckel's Originalexemplar in den Fung. rhen. Nr. 2150 zeigte mir, daß der Pilz eine Dothideacee ist. Der auf dünnen Stengeln von Silene nutans wachsende Pilz hat ein ausgebreitetes gut entwickeltes Stroma, in dem zahlreiche dicht stehende Lokuli sitzen. Das Stroma ist im wesentlichen zwischen der Epidermis und der darunter- liegenden Faserschichte eingewachsen, doch wird stellenweise auch die Epidermis vom Pilzgewebe ausgefüllt. Dasselbe ist ringsum scharf begrenzt, wo sich Lokuli befinden 70 bis SO u, sonst nur 16 bis 36 p dick. Außerdem finden sich auch Stellen, wo einfache Dothithecien-artige zerstreute Lokuli in Herden‘ auftreten. Das Stromagewebe besteht aus rundlichen braunkohligen 4 bis 7 u großen Zellen, die meist unregelmäßig angeordnet sind. Die Basalschichte ist etwa 25 u, die Deckschichte über den Lokuli 8 bis 181 dick. Die dicht stehenden Lokuli sind scharf voneinander getrennt, flach, etwa 40 u hoch, 120 u lang und SO u breit. ‚Sie zeigen keine Spur von einer eigenen Wandung. Para- physen fehlen völlig. Die parallei stehenden Schläuche sind stiellos, keulig, unten meist bauchig, oben bis 6 u stark verdickt und etwa 28 = 8 bis 10 u groß. Jod gibt keine Blau- färbung. Die acht Sporen liegen zweireihig, sind hyalin, zart- häutig, mit körnig-wolkigem Inhalt, an den Enden abgerundet verschmälert, länglich-keulig, oben breiter und 7'5bis9°5=1'8 bis 2:5 groß. Ich fand nur wenige anscheinend reife Sporen außerhalb der Schläuche. Dieselben waren einzellig. Die untere Eldite, der Sporen ist _schmäler ‚als _die obere, ‚Der ;Pilz. ist Dicht ganz reif und wäre.,es ‚möglich, daß, die, Sporen schließlich zweizellig werden. Indessen gibt auch Fuckel an, daß die Sporen länglich- keulig und einzellig sind. Die Lokuli öffnen sich schließlich oben meist länglich und ziemlich weit. 608 F. Höhnel, Der Pilz. wird als Scirrhinee aufzufassen sein und wäre bis auf weiteres Catacaumella stromatica (Fuck.) v. H. zu nennen (s. Ann. myc. 1915, p. 177 und 400). 1183. Über Xyloma aquilinum Fries. Beschrieben , in, Fries,. Obseryvat> myself, 1815, 47L7B p. 362. Im Systema mycol. 1823, Il. Bd., p. 522 nannte Fries den Pilz Sphaeria agquilina. C. F. Schumacher nannte ihn 1803 Aysterium agquilinum. Rehm stellte denselben anfänglich zu Hypoderma, dann in seinem DIREORINOREIIERE 1885 zu Schizothyrium. Ebenso Boudier 1907. Die Untersuchung des Exemplares in Thümen, Mycoth. univ. Nr. 73 zeigte mir, daß der Pilz eine Dothideacee ist. Die kleinen flachen Stromata entwickeln sich im Mittel- teile ganz in der Epidermis, deren Außenwand abgesprengt wird und mit der 20 bis 30% dicken dunkelbraunen Decke fest verwachsen ist. Am Rande erscheinen am Querschnitte häufig 3 bis 4 Epidermiszellen, die teilweise mit braunem Pilzgewebe erfüllt sind, unzersprengt; da ist dann das Stroma von der Epidermis bedeckt und mit ihr verwachsen. Da wird nun die erste Zellschichte unter der Epidermis gesprengt so daß sich das Stroma in der Mitte ganz in der Epidermis. und (stellenweise) am Rande in der ersten Parenchymzell- lage unter ihr befindet. Das Deckengewebe besteht aus 4 bis on großen Parenchymzellen, die nach Innen zu ganz all- mählich fast hyalin werden. Das Innen- und das Basalgewebe sind sehr blaß bräun- lich. Ersteres besteht aus 4 bis 6 u langen, zarthäutigen, senkrecht gereihten Zellen. Im Stroma liegen am Querschnitte zwei rundliche, etwa SO ı große, gut begrenzte Lokuli. Im ganzen sind meist 4 bis 59 Lokuli vorhanden, die sich oben rundlich öffnen. Schläuche keulig, Paraphysen vorhanden, Sporen hyalin zweizellig. Der ganze Pilz hat durchaus nichts kohliges und ist eher fleischig weich. ' Aus diesen Angaben ist zu ersehen, daß der Pilz weder eine ausgesprochene Placostroma noch eine Endodothella ist Fragmente zur Mykologie. 609 (Ann. myc. 1915, XIII. Bd., p. 407 und 582). Immerhin scheint die Typusart Placostroma Pterocarpi (Mass.) Th. et S. ein. sehr ähnlicher Pilz zu sein, daher ich den Pilz als Placostroma aguilinım (Fr.) v. H. einreihe. ' 1184. Über die Gattung Rhabdostroma Sydow. In Ann. myc. 1915, XI. Bd. p. 420 geben Theissen und Sydow an, daß Apiospora curvispora (Speg.) Rehm var. Rottboelliae Rehm 1914 ein sphaerialer Pilz ist. ‚H. u.‘P. Sydow stellten nun für diesen Pilz die neue Sphaeriaceen-Gattung Rhabdostroma in Ann. myc. 1916, XIV. Bd., p. 362 auf. Vergleicht man den Pilz, dessen Original- exemplar ich untersuchen konnte, mit Apiospora Montagnei Sage.vinsRabenh.:Winter:!F.seurop. Nr; 3157, so: findet man, daß sich beide Pilze bis auf die verschiedene Sporen- größe vollkommen gleichen, Dale Rhabdostroma Sydow — Apiospora .Sacc. ist. Auch Apiospora Montagnei hat aniädgtichl- ein blasses, nur oben dunkleres Stroma und Lokuli, die fast perithecien- artig aussehen. . Erst wenn der Pilz ganz reif ist, wird das ‚Gewebe dunkel. A Theissem'und.Sydow. gaben: 1:c;, 'pi419: an, : daß Apiospora Montagnei einen epidermalen Clypeus besitzt und keine Paraphysen hat. Diese Angaben sind jedoch falsch. Es sind sehr zahlreiche, zarthäutige Paraphysen mit vielen Öl€- tröpfchen vorhanden und die Epidermis bleibt vom Stroma so gut wie vollkommen frei. Dies zeigt sich schon daran. daß. die Stromata von außen gesehen grau und nicht schwarz sind, wie das der Fall ist, wenn. ein 'epidermaler Clypeus vorhanden ist. Schwarz erscheinen dieselben erst dann, wenn die vermorschte Epidermis abgefallen ist. Die Stromata von Apiospora Montagnei entwickeln sich 2 bis 3 Faserlagen unter der Epidermis. Diese subepidermalen Sclerenchymfasern sind mit Stromagewebe ausgefüllt; die inneren derselben werden auch vom Stroma eingeschlossen, währendan derflachen Basis der Stromen keine eingeschlossenen Gewebselemente der Nährpflanze zu finden sind. Die.Epidermis- 610 F. Höhnel, zellen über dem Stroma sterben ab, zeigen aber kein Stroma- gewebe in den Lumina, höchstens, daß ganz kurze Fort- sätze des Stromas zwischen den Epidermiszellen stellenweise eindringen. In der Mittellinie des Stromas beginnt die Epidermis abzubröckeln, wodurch daselbst die Stromaoberfläche frei- gelest wird. Hier entsteht nun ein wenig eindringender Riß im Stroma, durch welchen die flachen Mündungen der Lokuli frei werden. Manche Stromen von Apiospora KRottboelliae (Rehm) v. H. bilden keine Schlauchlokuli, dafür aber entstehen oben am noch weichen Stroma an rasig stehenden, schwärzlichen, meist etwas eingekrümmten, einfachen, einzelligen 14 bis 16= 3 bis 41 großen Trägern einzeln endständig, dick linsen- förmige 20 bis 241 große, 10 bis 12% dicke, schwarze Conidien, die am Rande von der Schmalseite gesehen einen weißen Spalt zeigen. Diese Conidien sehen ganz so aus, wie die von Papnularia sphaerosperma (P.) v. H., nur sind sie viel größer. Ganz gleich gebaute Conidienformen sind viele von zahlreichen Süßgräsern als Coniosporium- und Melan- coninm-Arten beschrieben worden, mit linsenförmigen Conidien, deren Größe von 4 bis SO schwankt. Alle diese Formen gehören nach meinem Fragmente Nr. 990 (XVIII. Mitt., 1916) in die Tubercularieen-Gattung Papularia Fries-v. H. Die beschriebene zu Agiospora Rottboelliae (R.) v. H. gehörige Art mag Papularia Rottboelliae v. H. heißen. Zu Apiospora Montagnei Sacc. gehört wahrscheinlich die Papularia hysterina (Sacc.) v. H. mit 18 bis 21x großen Conidien. Zweifellos gehört Papularia saccharina (Penz. et Sacc.) v..H,.in: Penzig et Saccardo, Icon. Fung. ;javanic’ 1904, p. 97 als Melanconium, zu Apiospora camptospora Penz. et Sacc. (l. c., p. 12),.1da sie 'beide amiselben »TagehundV Orte auf Zuckerrohrblättern gesammelt wurden. Die Papularia-Arten gehören offenbar alle zu dothidealen Pilzen, soweit bisher bekannt zu Arten der Gattungen Apio- spora und Rhopographus. Wenn die Angabe Sydow’s (Ann. myc. 1916, XIV. Bd,, p. 362) richtig ist, daß Scirrhiella Speg. den gleichen Bau Fragmente zur Mykologie. 611 hat, wie Rhabdostroma Syd., dann muß Scirrhiella curvi- spora Speg. auch eine Scirrhinee sein, trotz der Angabe Theissen’s und Sydow’s in Annal. myc. 1915, XII. Bd,., p. 180, daß der Pilz eine Sphaeriacee ist. Für die Annahme, daß der Pilz eine Scirrhinee ist, spricht auch die dort gegebene Beschreibung, die sehr an Apiospora erinnert. Die Form der Sporen ist nach Spegazzini's Angaben ganz die von Apiospora Rottboelliae und A. camptospora, nur sollen die Sporen einzellig sein. Ich vermute, daß Spegazzini's Angabe auf nicht ganz ausgereiften Exemplaren beruht, oder daß er die Querwand der Sporen übersehen hat. \uch glaube ich, daß Melanconium? bombycinum Speg. (Syll. F., X. Bd. p. 474) die Papularia- Nebenfrucht von Scirrhiella curvispora ist, da beide Pilze auf Bambusrohr wachsen und aus derselben Gegend stammen. Es ist daher die Frage zu prüfen, ob nicht Scirrhiella Spesg. (1884?) einfach gleich Apiospora Sacc. (1875) ist. 1185. Über Sphaeria Aspidiorum Libert. Der bekannte Pilz wurde von Niessl in Krieger, F. saxon. Nr. 240 als Monographos microsporus noch einmal beschrieben (Bubak in Ber. deutsch. bot. Ges. 1916, 34. Bd., p. 324). Saccardo stellte ihn 1891 mit Zweifeln zu Scirrhia (Syll. Fung., IX. Bd., p. 1040). Theissen und Sydow (Ann. myc. 1915, XIH. Bd. p. 417) vermuten, daß er eine Didy- mella ist. Bubäk (l. c., p. 328) erklärte ihn für eine Scirrhia. Die Untersuchung des Pilzes zeigte mir, daß derselbe eine Scirrhodothis Th. et S. ist. Das Stroma entwickelt sich in der Mitte direkte unter der Epidermis, am Rande und an den beiden spitzen Enden 1 bis 2 Faserlagen unter der Epidermis. Es besteht ganz aus senkrechten, parallelen Reihen von dünnwandigen, kurzprismatischen, braunen Parenchym- zellen, die oben eine dünne, schwarze Decke bilden, welche mit der Epidermis verwachsen ist. Die Lokuli stehen in einer Reihe und haben keine Spur einer eigenen Wandung. Die Mündung derselben ist flach und dothideal. Jod gibt keine Blaufärbung des Porus der Schlauche. Paraphysen sind vor handen. 612 F, höhnel, Von diesem Pilz ist bisher keine Nebenfrucht bekannt geworden. Ich fand nun bei dem oben angegebenen Exem- plare, daß öfter in den Stromaten große Conidienlokuli auf- treten, die oben mit einer 251 weiten Mündungspapille sich öfnen und bis über 500 u lang werden. Diese Lokuli sind dicht mit einzelligen hyalinen, länglichen oder stäbchenförmigen, etwa 5 bis 7=21'6 bis 2 großen Conidien ausgefüllt, die ohne merkliche Träger entstehen. Ob sie durch schleimige Histolyse des Binnengewebes entstehen oder ohne Träger aus den hyalinen Wandungszellen der Lokuli sprossen, konnte nicht festgelegt werden. Diese Nebenfrucht der Scirrhodothis Aspidiorum (Lib.) va Hl. ist ‚offenbar: "derselbe Pilz, "den”Bubak?. (kicg'p."299) als Sphaeriothyrium filicinum beschrieben hat, dessen Zu- . gehörigkeit bisher unbekannt war. Sphaeriothyrium praecastrense (L. Mass.) B. muß er. zu einem verwandten Pilz gehören. Es muß noch geprüft werden, ob Scirrhodothis confluens (Starb.) Th.ser "Ss. TAnn.mye: 19IS FRI. Bd, prA OS) DE Scirrhodothis Aspidiorum (Lib.) v. H. wirklich verschieden ist. Diei' in Annımye; 1915; AXHR.Bd,, “pl A182 aufgestellte Gattung Scirrhodothis Theissen et Sydow wird 1918 in Ann. myc., XVI. Bd., p. 7” mit Scirrhia Nke. wieder vereinigt. Dies muß indes noch näher geprüft werden, denn Scirrhia ist nach meiner Auffassung eine mit Carlia Rbh.-v. H. (= sSphaerella Fries) nahe verwandte Anpassungsgattung und es fragt sich, ob dies auch von Scirrhodothis confluens (Starb.) gesagt werden Kann. 1186. Über Leptothyrium filicinum v. H. Im Fragmente zur Mykologie Nr. 925, XVII. Mitt., 1915 gab ich an, daß Leptostroma filicinum Fries ein Lepto- thyrium ist. Nun hat aber die Untersuchung der Originalexemplare dieses Pilzes gezeigt, daß derselbe ein Ascomycet ist (Bubak in Ber. deutsch. bot. Ges. 1916, 34. Bd., p. 312). Damit stimmt die auffallende Tatsache überein, daß derselbe eigentlich seit Fragmente zur Mykologie. 613 mehr als 70 Jahren nicht wieder gefunden wurde; die wenigen unter dem Namen Leptostroma filicinum Fr. ausgegebenen Exsikkaten sind alle voneinander verschieden. Offenbar wußte niemand, was der Pilz ist, denn daran, daß derselbe ein be- kannter Ascomycet sein werde, konnte nicht gedacht werden. Mein Exemplar in Roumeguere, F. sel. gall. Nr. 479 enthält nur Rhopographus Pteridis und die Nr. 3589 derselben Sammlung einen entleerten Ascomyceten, vielleicht Scirrho- phragma regalis Th. et Syd. Mein Exemplar in D. Saccardo, Mycoth. italica Nr. 975 ist anscheinend ein ganz unreifes und steriles Columnothyrium. Nur der in Desmazieres, Pl. crypt. France 1339, Nr. 999 auf Osmunda ausgegebene Pilz ist etwas besonderes, auf ihn beruht meine Angabe in Fragm. Nr. 925. Derselbe ent- spricht sehr gut der Fries’schen Beschreibung und schien mir daher das echte Leptostroma filicinum Fr. zu sein. Dieser Pilz scheint seit 1839 nicht wieder beachtet worden zu sein. Er bildet auf den Blattstielen meist kleinere, doch bis 16 man. lange und 1 mm breite schwarze Streifen, die auch öfter zu 2 bis 3mm breiten verschmelzen. Er entwickelt sich streng in der Epidermis und ist mit der Außenwand derselben fest verwachsen. Er besteht ganz aus senkrecht parallelstehenden. 4 u breiten Reihen von kurzen zylindrisch - prismatischen Zellen. | Die 12 bis 30 m dicke Deckschichte ist opak schwarz, an dünnen Schnitten erkennt man jedoch, daß dieselbe aus zahlreichen Lagen von dünnwandigen, ganz flachen Tafel- zellen besteht. Die 40 bis 50w dicke Mittelschichte besteht aus hyalinen, etwa 4 bis 5 u hohen Zellen; die Basalschichte ist von der Mittelschicht nıcht scharf abgegrenzt, bald fast hyalın, bald braun und bis 12" dick. Der Pilz ist jedenfalls eine intraepidermale Dothideacee. Vergleicht man damit Querschnitte von unreifer Rhopographus Pteridis, so sieht man, daß sich:diese zwischen der Epidermis und der darunter: liegenden Faserschichte entwickelt, und daß beide voneinander sicher verschieden sind. Aus dem Umstande, daß Fries in Observat. myc. 1815, "L Bd, p. 197 sagt: »In stipitibus Osmundae regalis etc.«, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 138. Bd. ’ 43 614 “ F. Höhnel, und im Syst.:myc. 1823, II. Bd., p. 599, Pteris, Osmunda und Aspidium als Nährpfläanzen des Leptostroma filicinum an- führt, geht mit Sicherheit hervor, daß es sich um eine zu streichende Mischart handelt. Die Form auf Osmunda wird wohl die oben beschriebene, reif noch nicht bekannte Scirrhinee in der Desmazieres’schen Nr. 999 sein. Die Form auf Pieris wird Rhopographus Pteridis sein, die äußerlich der auf Osmunda sehr ähnlich sieht und in Nr. 479 der Fungi gallic. in der Tat als Zeptostroma filicinum ausgegeben wurde. | Die Form auf Aspidium ist vielleicht ein Monographns. 1187. Über Dothidea Prostii Desmazieres. Der: Pilz wist in sAmn.Nscisne.\nat»Bot: 118473. VI. Bd., p. 175.beschrieben und in Desmazieres, PI. crypt. France 1853, Nr. 87 ausgegeben. Derselbe ist jedenfalls identisch mit Sphaeria Hellebori Chaill. in Fries, Syst. myc. 4823; ToBdp'3S12: Er wird heute als Didymella Hellebori (Chaill.) Sacc. (Syll.: F. 1882, 1. Bd., p. 553) eingereiht. Er wurde zuerst näher von Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 112) als Sphaeria Hellebori Chaill. beschrieben und in den Fung. rhen. Nr. 893 ausgegeben. Doch konnte ich dieses Exemplar nicht unter- ‚suchen. Er findet sich noch in D. Saccardo, Mycoth. ital. Nr: 851. Das Exemplar in Roumeg, F. gall. Nr. 3044 ist un- brauchbar. Das in der Nr. 3428 ist eine Vermicularia. Die Untersuchung des Originalexemplares von Desmazieres hat mir gezeigt, daß der Pilz gewiß keine Didymella ist, sondern ‚nur- als Phyllachorinee aufgefaßt werden kann, wo er eine neue Gattung darstellt, die ich FHaplotheciella nenne, von Endodothella durch die perithecienähnlichen Lokuli, die in der Epidermis entstehen, verschieden.. Auch die Nebenfrucht dürfte eine andere sein. | Der Pilz entwickelt sich im wesentlichen in der Epidermis und ist mit der. Außenwand derselben fest verwachsen. Das Fragmente zur Mykologie. 615 Stromagewebe ist nur angedeutet durch braune, derbe Hyphen, die in der Epidermis, meist mit der Außenwand derselben verwachsen, teils aber auch in einigen Zellschichten unter derselben verlaufen. Die Lokuli sind zumeist pyknidenartig ‘ entwickelt, mit violettbraunen, länglichen, einzelligen 5 bis 6=2 bis 31 großen Conidien. Zwischen diesen Pykniden- _ Lokuli stehen meist vereinzelt perithecien-artige Lokuli, welche Schläuche mit untypischen Paraphysen führen. Diese gehäuse- artigen Lokuli zweierlei Art stehen in mehr minder dichten Krusten in der Epidermis, deren Außenwand über jedem Östiolum durchbrochen wird. Nicht selten brechen auch einzelne Conidienlokuli stärker durch. Die Schlauchlokuli sind fast kugelig, 220 u breit und 190 u hoch, haben eine kleine, breite. Mündungspapille mit einem rundlichen _Östiolum und eine ringsum fast gleich- starke 25 u dicke Wandung, die aus 4 bis 5 Lagen von S bis 1O u großen, etwas abgeflachten, violettkohligen Par- enchymzellen besteht. Die keuligen, derbwandigen, kaum gestielten Schläuche sind etwa 80 = 11 groß und enthalten acht 1- bis 2-reihig angeordnete, hyaline, spindelförmige, Ems 220 bis /Wwerobe Sporen, deren obere Zelle öfter etwas breiter als die untere ist. Die’ viel zahlreicheren Conidienlokuli stehen meist dicht aneinander, sind durchschnittlich etwas kleiner als die Schlauch- früchte und haben eine wenig dünnere Wandung. Conidien- träger wurden nicht gesehen. Der Nucleus der Schlauchlokuli ist ganz dothideaceen-artig gebaut. Die Conidiennuclei könnten formell als zur Formgattung Microsphaeropsis v. H. gehörig betrachtet werden, müssen aber doch wohl: in ein eigenes Formgenus gestellt werden. Haplotheciella NN... Gr. Stroma nur durch gefärbte Hyphen angedeutet. Schlauch- lokuli kohlig, peritheciumartig, kugelig, in der Epidermis ein- gewachsen, mit der Außenwand derselben verwachsen und diese mit der Mündungspapille durchbohrend. Paraphysen vorhanden. Schläuche achtsporig. Sporen hyalin gleich-zwei- zellig. 615 F. Höhnel, Typusart: Haplotheciella Hellebori (Chaillet) v. H. Syn.: Sphaeria Aellebori Chaillet 1823. Dothidea Prostii Desmazieres 1847. Didymella Hellebori (Chaili.) Sacc. 1882, Für die Nebenfrucht stelle ich die Gattung Dothisphaeropsis auf, die sich von Microsphaeropsis v. H. (= Coniothyrium Sacc. non Corda) durch das rasige Eingewachsensein der pyknidenartigen Lokuli in der Epidermis, die kaum sicht- baren Conidienträger und die Zugehörigkeit zu einem doöthi- dealen Pilze unterscheidet. Dothisphaeropsis v. H. n. G. Nebenfrucht von Haplotheciela v. H. Pyknidenartige Lokuli kohlig, rasig verwachsen, in der Epidermis eingewachsen, mit durch braune Hyphen angedeutetem Stroma, rundlich, mit der Epidermisaußenwand verwachsen. Ostiolum rundlich. Conidienträger kaum sichtbar. Conidien klein, einzellig, länglich oder rundlich, gefärbt. Typusart: Dothisphaeropsis Hellebori v. H. Da sich Haplotheciella ganz in der Epidermis entwickelt, paßt die Gattung weder zu den Scirrhineen noch zu den Phyllachorineen. 1138. Über die Calicieen. Rehm hat in seinem Discomycetenwerke die Calicieen zwar aufgenommen, aber nicht eingereiht, sondern nur als Anhang hinter die Patellariaceen gestellt. . In dem "heutigen Systeme‘ der „Kleehten werden de Discomyceten-Flechten in drei große Unterreihen eingeteilt, in die Coniocarpineen, Graphidineen und Cyclocarpineen. Die Caliciaceen und die Cypheliaceen, welche Rehm von den ersteren nicht abtrennt, stehen bei den Coniocarpineen und werden dadurch in einen völligen Gegensatz zu der Masse der übrigen Discomyceten gebracht. Es fragt sich nun, ob eine solche Absonderung der Calicieen von den anderen Discomyceten gerechtfertigt ist. Fragmente zur Mykologie. 617 Als Hauptmerkmal der Calicieen (und Cypheliaceen) gilt der Umstand, daß die Schläuche derselben meist sehr zart- häutig sind und bald zerfallen. Infolgedessen werden die Sporen nicht hinausgeschleudert, bleiben zunächst im Hymenium liegen und gelangen dann allmählich auf die Oberfläche des- selben, ein Vorgang, der vielleicht durch das häufig vor- kommende nachträgliche Auswachsen der Paraphysen gefördert wird. Die Sporen bilden schließlich eine auf der Scheibe liegende staubartige Masse, die von den langen Paraphysen- enden durchsetzt, das sogenannte Mazaedıium darstellt. Auf Grund dieser Eigentümlichkeit wird nun den Calicieen eine ganz gesonderte Stellung angewiesen. Diesem Vorgange kann ich mich nieht anschließen. Zunächst ist da grundsätzlich festzustellen, daß die Mazae- diumbildung keine morphologische Tatsache, sondern ein biologischer oder physiologischer Vorgang ist, den man wohl zur Abgrenzung won Arten oder Gattungen heranziehen kann, nicht aber zur Aufstellung von Familien oder gar großen Abteilungen. Wenn man dies tut, gelangt man zu künstlichen Systemen. Daraus erklärt sich, warum Rehm, der die Familie der Calicieen annahm, nicht wußte, wo er sie unterbringen sollte. In einem auf den Bau begründeten System, und ein solches sollte ja Rehm’s System sein, kann natürlich eine biologisch begründete Familie keinen Anschiuß finden. Ein richtiges, möglichst natürliches System darf nur auf morphologischen Tatsachen beruhen. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, war es mir klar, daß die Calicieen-Gattungen im Baue voneinander sehr ver- schieden sein werden, was die Untersuchung auch bestätigt. Dazu kommt noch der Umstand, daß die Mazaedium- bildung bei den Calicieen durchaus keine durchgreifende Erscheinung ist. Bei dem häufigen (alicium praecedens sind die Schiäuche verhältnismäßig durchaus nicht zarthäutig und konnte ich mtch von dem Vorhandensein eines Mazaediums nicht über- zeugen und bei den Stenocybe-Arten fehlt, wie schon Rehm richtig bemerkt, ein solches stets vollkommen. 618 dBHöhnel, Mit Ausnahme von Coniocybe haben alle hierhergehörigen Gattungen braune bis schwarze Sporen. Wenn dies nicht der Fall wäre, wäre das Mazaedium wahrscheinlich nie für etwas. besonderes gehalten worden. Bisher) galten die (Galiereen Tür) einenisehr Inatinliehe Familie, ohne nähere Verwandtschaft mit anderen. Das ist aber unrichtig. Schon Calicium und Stenocybe schließen sich sehr gut an Phialea und namentlich Pocillum an. Offenbar waren es die gefärbten Sporen, welche verhinderten, daß diese Verwandtschaft nicht schon längst erkannt wurde. Es gibt in der Tat nun auch Sclerotinien mit gefärbten Sporen (Lambertella v. H.) und Ciborien (Phaeociboria v.H.). Dazu kommt noch, daß es eine von Rehm beschriebene Form gibt, deren ganz nahe Verwandtschaft mit Sitenocybe er völlig übersah und die er in die Gattung Belonioscypha einreihte. Es ist das die Belonioscypha melanospora.R., für welche in, der Syll.:’Kung!” 1889; VIL Bdllp74896 Vdie Abtei Scelobelonium Sacc. aufgestellt wurde, die ich 1905 in Ann. naturhist. Hofm.,, XX. Bd., zur Gattung erhoben habe. Dieser Pilz unterscheidet sich von Stenocybe fast nur durch die keuligen Schläuche und die gelatinös knorpelige Beschaffen- heit der Hyphen. Man sieht daher, daß einzelne Gattungen der Calicieen einen ganz natürlichen Anschluß in anderen Familien haben. Die Untersuchung der einzelnen Calicieen-Gattungen ergab folgendes. i. Caliciopsis stenocyboides (Nyl.) ist nach Rehm gleich Galiciopsis pinea Peck 1880, die Grundart der Gattung. Diesens Rilz . ist, wie, |miredik ıklntersuehungnzeigiedken Discomycet, sondern eine Coryneliacee, die von Capnodiella maxima (B. et C.) = Sorica Duseni Giess. nicht gattungs- verschieden ist ‚(Fragm.. z.Myk. Nr. 703,: XIII Mitt.,-1911). Daher ist Capmodiella Sacc. 1882 bis 1905 gleich Aypsotheca Elli; et Ev..1885;; gleich sSorieanmG@iessen h411904, 7 gleich Caliciopsis Peck 1880. Letzterer Pilz hat Caliciopsis maxima (Bii.et,,G.); v.: H. »zuiuheifen: Fragmente zur Mykologie. 619 2. Sphinctrina turbinata (P.) ist im wesentlichen parallel- faserig aus weichen, gelatinös knorpelig dickwandigen Hyphen aufgebaut und schließt sich gut an Phialea an. Das Excipulum ist ziemlich dick und vollständig entwickelt. 3. Cyphelium brunneolum (Ach.) hat ein gut entwickeltes dickes Excipulum, das so wie der Stiel aus dünnen, wenig verdickten parallelen braunen, dicht verwachsenen Hyphen aufgebaut ist. Das Gewebe ist fest, lederig. Der Pilz findet . seinen besten Anschluß bei Scleroderris und Henriguesia, die einander nahestehen. 4. Acolium sessile (P.) hat hervorbrechende, ungestielte, parenchymatisch gebaute Fruchtkörper. Das sehr dicke Exci- pulum besteht aus zur Außenfläche senkrecht gereihten Zellen. Wird seinen Anschluß bei den Cenangieen finden. 5. Calicium praecedens Nylander hat zarte, langgestielte Fruchtkörper, die streng parallelfaserig aufgebaut sind und aus weichen, dicken, deutlichen gelatinösen Hyphen bestehen. Exeipulum dünn, Anschluß bei Phialea. 6. Stenocybe major Nyl. verhält sich ganz ebenso, nur sind die Hyphen nicht gelatinös. Mazaedium fehlend. Anschluß bei Phialea. 7. Coniocybe nivea (Hoffm.) ist ein hellfarbiger, fleischiger, im wesentlichen paralielfaseriger Pilz, mit langem Stiel und rundlichem Köpfchen. Rehm bildet ihn in seinem Discomyceten- werke als mit gut entwickeltem Excipulum versehen ab. Allein das ist unrichtig. Coniocybe nivea (H.), von der Conio- cybe pilacriformis Rehm 1892 kaum verschieden ist, gehört zu jenen Pilzen, die bald keine Spur eines Excipulums auf- weisen, bald ein nur mehr weniger angedeutetes. Wenn der Pilz gut und üppig entwickelt ist, wie ich an einem Stücke in Thümen, Herb. myc. oecon. Nr. 626 (als KRoesleria hypogaea Th. et Pass.) sah und wie auch die Stücke in Sydow, Mycoth. germ. Nr. 131 (als Roesleria pilacriformis P. H.) zeigen, ist keine Spur eines Excipulums vorhanden und das Hymenium überzieht die ganze Oberfläche der locker oder dicht plectenchymatisch gebauten Kugel an der Spitze der Stiele. Die Hymenialschichte ist dann unten nur durch eine schmale Ringfurche vom Stiele getrennt. Bei weniger 020 F. Höhnel, starker Entwicklung ist die Hymenialschichte nur flach- halbkugelig und dann wird unten der Raum zwischen dem Stile und dem Rande des Hymeniums ganz mit einem radıärgebauten Gewebe ausgefüllt, das man als steriles Rand- hymenium oder verkümmertes Excipulum deuten kann. So in Fink, Lichens of Jowa als Coniocybe pallida (P.) Fr. Nun kommt aber auch vor, wie mir ältere Präparate zeigten, daß sich an der Spitze des Stieles ein flach schüsselförmiges, 00 m breites, ringsum etwas eingebogenes und 80 u dickes Excipulum entwickelt, dessen 15 bis 20. u dicke Innenschichte aus dünnen Parallelhyphen besteht, während die etwa 60 u. dicke Außenschichte aus radiär angeordneten, etwas gelatinös dickwandigen, 4m breiten Hyphen gebaut ist, die senkrecht zur Oberfläche stehen. Auf dieser ganz gut entwickelten, aber niedrigen Schale sitzt nun das Hymenium, das aber nur in der Mitte gut ausgebildet und gegen den Excipularrand hin verkümmert ist. Daher erklärt sich, warum Coniocybe bald zu den Pilzen mit Excipulum. (die Lichenologen und Rehm), bald zu jenen ohne Gehäuse gestellt (Thümen, Schroeter, Boudier) wird. Es ist durch die Untersuchungen von Dittrich und Durand (Ann. myec. 1908, VI. Bd., p. 389) bekannt, daß sich letztere aus den ersteren entwickelt haben. Comiocrbe ist nun eine bemerkenswerte Übergangsform. Die Helvellaceen im Sinne Rehm'’s sind eine unnatürliche Gruppe, in der operculate und inoperculate Discomyceten enthalten sind. Dieselbe muß aufgelöst und zerlegt werden und die einzelnen Bestandteile müssen jenen Familien an- gegliedert werden, aus denen sie sich nachweislich entwickelt haben. Bei mehreren Gattungen ist ihre wahre Verwandt- schaft schen bekannt, bei anderen, wie Geoglossum, nicht. Es fragt sich nun, wo die wahre Verwandtschaft von Coniocybe liegt. Es gibt nun einen Pilz, der der Coniocybe nivea ganz nahesteht, aber größer (15 bis 23 mm lang und 2 bis 5 mm breit) ist und eine zylindrische oder spatelförmige Fruchtkeule hat und ganz wie eine einfache kleine CJavaria aussieht. Es ist das die Neolecta flavovirescens Spegaz2. “ a . as Fragmente zur Mykologie. 621 (Syli. Fung., VI. Bd., p. 41). Wie aus der Beschreibung des Pilzes hervorgeht und mir auch die Untersuchung eines Stückes des Originals zeigte, gleichen sich die Neolecta und Coniocybe nivea in den mikroskopischen Einzelheiten fast vollkommen, so daß es zweifelhaft sein könnte, ob die beiden Gattungen nebeneinander bestehen bleiben können. Neolecta hat auch Paraphysen, wenn auch nicht sehr zahlreiche. Da bei beiden Pilzen die Sporen ebenso breit wie die Schläuche. sind, müssen sich diese wohl mit einem Deckel öffnen, was aber bei so schmalen, zarthäutigen Schläuchen nicht so leicht sichergestellt werden kann. Allein Spegazzini gibt ausdrücklich an, daß sich bei Neolecta die Schläuche mit einem Deckel öffnen. Daher müssen Coniocybe und Neolecta zu den operculaten Eupezizeen gestellt werden. Nachdem ich feststellen konnte, daß sich bei Neolecta die Schläuche mit Jod vorübergehend blau färben, so könnte sich diese Gattung aus Plicariella Rehm (non Fuckel) entwickelt haben, während sich Coniocybe wahrscheinlich von Pithya ableiten wird, die parallelfaserig aufgebaut ist. 02 2% F. Höhnel, Namenverzeichnis. (Die Nummern 154 bis 188 sind die der Fragmente 1154 bis 1188.) Acolium sessile (P.) 188. — Acrospermum Adeanum v. H. 162, compressum Tde. 162, nchraceum Syd. 162, parasiticum Syd. 162, Robergeanum Desm, 162. — Acrothecium (Acrothecula) delicatulum B. et Br. 166. — Actinonema caulincola P. 179. — Amphisphaeria applanata Fr. 165. — Amphisphaerina v. H. nov. gen. 169. — Anisostomula Cookeana (Awlid.) v. H. 168. — Apiospora Sacc. 184, camptospora P. et S. 184, curvispora (Speg.) Rehm var. Rottboelliae Rehm 184, Montagnei Sacc. 184, Rottboelliae (R.) v. H. 184.'— Appendiculella v. H. 160, calostroma (Desm.) v. H. 16%, Cornu- caprae (P. H.)'v.: H. 160, Echinus (P.. Henn.) 160, larviformis (P. H.) vH: 160. — Ascomycetella punctoidea Rehm 157. — Ascospora Fr. 179, Aesopodii, P. 1381, brunneola Fr...179,. 181, Entobi (Er) Farm Himantia (Fr.) R. 179, melaena (Fr.) 179. — Asterella olivacea v. H. 159. — Asterina Epilobii Desm. 181, Silenes (N.) Sacc. 180. — Asteroma D.C. 17% »Bupleuni 'Sitet R 179," Epilobit Fr. 179,181," Hinantia She 17 Dertelii Syd. 179, Phyteumae D. C. 181, Roumegueri Kze. 179, Silenes Nssl. 180. — Barya agaricicola (Berk.) v. H. 162, parassitica Fekl. 178. — Bombardiastrum andinum Pat. 162, latisporum (Syd.) v. H. 162. — Calicieen 188. — Caliciopsis maxima (B. et C.) v. H. 188, pinea Peck 188, stenocyboides (Nyl.) 188. — Calicium praecedens Nyl. 188. — Calospora Sacc. 177. — Calothyriopsis v. H. n. Gen. 159, conferta (Th.) v. H. 159. — Calothyrium confertum Th. 159, Dryadis (R.) v. H. 159. — Capnodiella Sacc. 188. — Capnodiopsis mirabilis P. Henn. 157. — Carlia Rbh. 179, 181, 185. — Catacaumella -stromatica (Fckl.) v. H. 182. — Ceriophora v. H. n. G. 173. — Ceriospora Dubyi Nssl. 168. — Ceutho- spora Visci (A. et S.) 176. — Ciadosterigma Ulavariella (Speg.) v. H. 154, fusispora Pat. 154. — Clathrospora Rbh. 175. — Ciypeoporthe v. H. n. Gen. 172, Bambusae (Pat.) v. H. 172, monocarpa v.H. 172. — Ciypeo- stigma v. H. 163, 164. — Coleroa alnea (Fr.) v. H. 158. ser, Coniocybe nivea (Hoffm.) 188, pallida (P.) Fr. 188, pilacriformis Rehm 188. — Coniophora elegans (Morg.) v. H. 156. — Cryptonectriopsis biparasitica v. H. 174. — Cryptopezia v. H. n. Gen. 165, mirabilis v. H. 165. — Cucurbitaria populina (B. et A.) Rehm 165, protracta Fekl. 165, Sorbi Cast. 165, subcaespitosa Otth. 165. — Cyanoderma viridulum (B. et C.) v.H. 162. — Cycloschizella v. H. n. Gen. 178, Araucariae (R.) v. H. 178. — 162. — Belonioscypha melanospora R. 188. — Blasdalea S. et Syd. mn ü . Ip Fragmente zur Mykologie. 623 Cycloschizon Brachylaenae (R.) P. H. 178. — Cyphelium brunneolum (Ach.) 188. — Debaryella Hyalina v. H. 174. — Diaporthe (Euporthe) Bambusae Pat. 172, Maydis (Berk.) E. et Ev. 172. — Diatrypeopsis laccata Speg. 174. — Didymella Hellebori (Chaill.) Sacc. 187, praeclara Rehm 168, sambucina Rehm 169 — Didymodothis caulincola (R.) v. H. 165. — Didymosphaeria conoidea Nssl.-v. H. 174, Eutypae. Sur. 174, striatula P. et S. 163. — Dielsiella Pritzelii 178. — Dothidea Anethi Fr. 179 (Asteroma) Himantia Fr. 179, hysterioides Ges. 163, Prostii Desm. 187, Visci Kalchbr. 176. — Dothidotthia v. H. n. Gen. 177, Symphori- carpi Rehm v. H. 177. — Dothisphaeropsis v. H. n. Gen. 187, Hellebori v. H. 187. — Eilisiodothis Smilacis (de Not.) v. H. 159. — Euryachora Bailobi (Er. v. H.ı181, Eryngii.(Fr.) vo H. 179, Libanotis (Fekl.)v. H. 179. — Exeipula stromatica Fcekl. 182. — Fleischhakia Awld. 158, laevis Awid. .158, punctata Awld. 158. — Gibberidea Visci Fckl. 176. — Graphyllium Chloös Cl. 175, dacotense Rehm 175. — Griphosphaerioma v. .H. n. Gen. 177, Symphoricarpi (Rehm) v. H. 177. — Guignardia Freyeinetiae Rehm 163. — Haplovalsaria v. H. n. Gen. 171, simplex v. H. 171. — Haplotheciella v. H. n. Gen. 187, Hellebori (Chaill.) v. H. 187. — Hypoxylon stygium (Lev.) Sacc. 174. — Hypsotheca E. et Ev. 188. — Hysterium aquilinum 183. — Irene Syd. et Th. 160, inermis (RK. et C.) 160, papillifera Syd. 160. — Julella argentina Speg. 167, Buxi Fah. 167, dactylospora Rehm 167, Leopoldina Rehm 167, luzonensis P. Henn. 167, Benpapeninanl(Peck) .Sacie. 167, Tulasnei .i(Cr.) ı Berl. etü Vogl. "167, Zenkeriana P. Henn. 167. — Kalmusia Lactucae Rehm 170. — Karschia Araucariae Rehm 178. — Keissleriella v. H. n. Gen. 169, Aesculi v. H. 169, sambucina (R.) v. R. 169%. — Laaseomyces microscopicus Ruhl. 174. — Lambertella v. H. 183. :— Langloisula spinosa E.,et Ev. 155. — Lejo- sphaerella v. H. n. Gen. 168, praeclara (Rehm) v. H. 168. — Lepto- meliola. v. H. 160, anomala (Tr. et Earl.) v: H. 160, hyalospora (Lev.) v. H. 160, javensis v. H. 160, 161, quercina (Pat.) v. H. 160. — Leptopeltis Jochromatis (R.) v..H. 159. — Leptosphaeria Galiorum Sacc. (non Rob.) 170. — Leptostroma filicinum Fr. 186. — Leptothyrium filicinum v. H. 186. — Lichenopeltella Cetrariae (Bres.) v. H. 159, maculans (Zopf) v.H. 159. — Limaeinia camiolica (R.) v. H. 159. — Melampsora punctiformis Mont. 159. — Melanconium? bambusinum Speg. 184. — Melanopsamma Amphisphaeria Sacc. et Schulz. 165, anaxaea (Speg.) 169, borealis Karst. 165, caulincolum Rehm 165, hypoxyloides v. H. 165, Kansensis EB. et,Ew l6B,wrlaterieollis (Fr)\Sace.' /165,.mendaxr S.-et!Rg. 165, 166, numerosa Fautr. 165, Petrucciana Gald. 165, 169, pomiformis (P.) Sacc. 165, 169 var. monosticha Keissl. 165, Pustula (Curr.) Sacc. 165, recessa (CE. et P.) 169, Rhodomphalos (B.) Sacc. 165, Ruborum (Lib.) Sacc. 1685, Salviae Rehm 165, sphaerelloides 165, suecica Rehm 165, texensis (C.) 169, umbratilis 165. — Melanopsammina carinthiaca v. H. 165. — Meliola Fr. 160, amphitricha Fr. 160, cladotricha Lev. 160, ? clavatispora Speg. 160, clavispora Pat. 160, Erythrinae Syd. 160, fuscopulveracea Rehm 160, 624 F. Höhnel, inermis K. et C. 160, insignis Gaill. 160, manca Ell. et M. 160, mollis B. et Br. 160, Puiggarii Speg. 160, pulcherrima Syd. 160, rizalensis Syd. 160, rubicola P. H. 160, sanguinea E. et Ev. 160, subapoda Syd. 160, Viburni Syd. 160. — Meliolina Syd. 160, arborescens Syd. 160, clado- tricha (Lev.) 160, hapalochaeta Syd. 160, mollis (B. et Br.) v. H. 160, octospora P. et S. 160, radians Syd. 160, Yatesii Syd. 160. — Merrillio- peltis Calami P. H. 168. — Metasphaeria Salvjae (R.) v. H. 165. — Microcera Ulavariella Speg. 154. — Microdothella culmicola Syd. 159. — Micronectriopsis v. H. 163. — Micropeltis Flageoletii Sacc. 159. — Microthyriella olivacea v. H. 159. — Microthyrium Angelicae F. et Rg. 159, Cetrariae Bres. 159, confertum Theiss. 159, confusum (Desm.) v. H 199, standeuNss 171459, rlederaen kelver 2159, AdaeummSsı era 159 ilieinum de Not. 159, Jochromatis Rehm 159, macrosporum (Sace.) v. H, 159, maculans Zopf 159, microscopicum Desm. var. confusum Desm. 159, var. Dryadis Rehm 159, minutissimum Th. 159, Platani Rich. 159, Salicis v. H. 159, Smilacis de Not. 159, Umbelliferarum v.-H. 159. — Mollisia betulina (A. et S.) 158. — Monographos microsporus Nssl. 185. — Mycosphaerella Himantia (P.) D. 179. — Nectria Petrucciana (C.) v. H. 165, pomiformis (P.) v. H. 165. — Nectriella biparasitica (v. H.) Weese 174. — Neolecte tlavovirescens Speg. 188. — Nodulosphaeria Galiorum (Sacc.) v. H. f. Lactucae R. 170. — Nummularia Bulliardi Tul. 174, disereta (Schw.) 174, nummularium (Bull.) Keissl. 174, punctulata (B. et R.) Sacc. 174, repanda (Fr.) 174, repandoides Fckl. 174. — Omphalospora Himantiar(P.) v. Hi179, imelaena (r.)w. HH... 179) Silenss (Ns Hm 180. — Ophionectria anceps (P. et S.) v. H. 162, trichospora (B. et Br.) Saecc. 162. — Otthia populina Fckl. 165, var. diminuta Karst. 165, Rubi v. H. 166, Symphoricaypi E. et Ev. 177. — Otthiella Aesculi v. H. 169. — Oxydothis grisea P. et S. 168. — Papularia hysterina (Sacc.) v. H. 184, Rottboelliae v. H. 184, saccharina (P. et S.) v. H. 184. — Passerinula eandida Sacc. 174. — Pemphidium nitidum Mont. 168. — Perisporium Fr.-Cda. 158, alneum Fr. 158, betulinum (A. et S.) 158, disseminatum Fr. 158, extuberans Fr. 158, fagineum Fr. 158, funiculatum Preuss 158, Tragopogi (A. et S.) 158, typharum Sacc. 158, vulgare Cda. 158. — Phaeobotryon Visci (Kalchbr.) v. H. 176. — Phaeobotryosphaeria Speg. 176. — Phaeociboria v. H. 188. — Phaeodothis gigantochloae Rehm 163. — Phoma Anethi (P.) Sacc. 179. — Phragmothyrium Hederae (Feltg.) v. H. 159. — Phyllachora amphidyma P. et S. 163, 165, Canarii P. H. 163, 164. — Physospora elegans Morg. 156. — Physosporella Fragariae (KR. et R.) v. H. 168. — Physosporelleen v. H. 168. — Placostroma aquilinum (Fr.) v. H. 183, Pterocarpi (Mass.) 183. — Plectophoma bacterio- sperma Pass. 179, Umbelliferarum v. H. 179. — Pleamphisphaeria v. H. 167. — Plicariella Rehm (non Fekl.) 188. — Plowrightia Symphoricarpi (E. et Ev.) 177. — Poiystigma amphidyma (P. etS.) v. H. 164. — Preussia Fckl. 158, funiculata Fckl. 158, Kunzei Fcekl. 158. — Pseudotthia Symphoricarpi Rehm 177. — Rhabdostroma Syd. 184. — Roesleria Fragmente zur Mykologie. 625 hypogaea Th. et P. 188, pilacriformis P. H. 188. — Roussoä£lla Sacec. 163, hystenioides (Ges.) v.. H. 163, nitidula. Saec. et. Paol. 1632 — Seirrhiella Speg. 184, curvispora Speg. 184. — Seirrhodothis Aspidiorum (Lib.) v. H. 185, confluens Starb. 185. — Seynesia grandis (N.) Wint. 159, Jochromatis (R.) Th. 159. — Sorica Giessenh. 188. — Sphaerella Fr. 179, brunneola Fr. 179, Eryngii (WlIr.) f. Libanotis Fckl. 179. — Sphaeria Aesopodii P. 179, Anethi P. 179, aquilina Fr. 183, Aspidiorum Lib. 185, Kresse Lasch 179, einerea Fekl. 177, .corticola Fckl. 177, Helleberi Chaill. 187, ?Himantia Pers. 179, palustris B. et Br. 173, Ruborum Lib. 166. — Sphaeriothyrium filicinum Bub. 185, praecastrense (Mass.) 185. — Sphaeropsis Anethi (P.) Fckl. 179, Visci (A. et S.) 176. — Sphinctrina turbinata (P.) 188. — Stenocybe major Nyl. 188. — Stictochorella Um- belliferarum v. H. 179. — Stigmatea alni Fckl. 158. -- Torrubielia aranicida Boud. 162, sericieela v. H. 162. — Trichothyrium Dryadis Rehm 159. — Tubeufia Adeana Rehm 162, anceps P. et S. 162, cerea (BzetcC.) y. H. 162, coronata P. et S..162, cylindrothecia (Seav.) v. H. 162, javanica P. et S. 162. — Valsaria Symphoricarpi E. et Ev. 177. — Xenothecium v. H. n. Gen. 174, jodophilum v. H. 174. — Xyloma aqui- linum Fr. 183. — Zignoälla Morthieri (Fckl.) 177. BET ER I 2 N 1179 RTRENTT.: 2 Hu: a ! nr ee Ari, a 2” eo, Ba as ® ie; un: HABEN, Haren See - SA wart BAAR alörandter, EN ui TE VER DT, vor 2 Mn 2 Be @ \ sep TE DEE ie 27 Bine iur e ur | ati ala hen nn a A $c ann RR In tik TUTBREHDAE srl TORE Bea rail han i TErer Do | eisen el r im Ber - LS f net edle 9 EHER bir Bu HAIE age r RUFEN BETEN ıltanhrr 2 Pr , N . b} Ve. AN FE RERR Wfl Ik, ac Hört Rn ER re error RBERON, M 3 Re al j feat [203 wir Dr RS „) HEN re ß vi En i , 'y7 han EARRE rein or Mn Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung | Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 9. und 10. Heft (Mit 6 Tafeln und 5 Textfiguren) Wien, 1919 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 9. und 10. Heftes des 128. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Marchet A. Zwillings- und Lageverzerrung beim Staurolith. (Mit 2 Dextiruten sund"2 Tafeln). [Preis 12 ,K] 7227. wie 629 Müller L., Über Hydathoden bei Araceen. (Mit 3 Textüguren ua > Bareln: neis. Sal 2 08 WEnauL ne. : ER RO Weese J., Beiträge zur Kenntnis der Hypocreaceen. a. Mitteilung.) [NEL Tafel perBreise WOK :SOchh. N N Ron Schnarf K., Beobachtungen über die Endospermentwicklung von a cum aurantiacum: (Mit 1 Tafel.) [Preis: 7 K 10h]. 2.222759 Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 128. Band. 9. und 10. Heft rt a 2% si a x Zwillings- und Lageverzerrung beim Staurolith Von Arthur Marchet (Mit 2 Textfiguren und 2 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Juli 1919) a Gelegentlich einer Ausstellung des Minerals Staurolith in einer Monatsversammlung der Wiener Mineralogischen Gesell- schaft wurde von Hofrat F.Becke und Kustos Dr.R. Koechlin auf Unterschiede in der Ausbildung der einfachen Krystalle und der Zwillinge nach (232) und (032) aufmerksam gemacht.! Diese Unterschiede genauer zu untersuchen, war der Zweck dieser Arbeit. Im Schlußteil wird dann auch der Versuch gemacht, die Verzerrung, welche die Krystalle durch ihre Lage in dem geschieferten Muttergestein erleiden, zu verfolgen. Es obliegt mir die angenehme Pflicht, an dieser Stelle allen den Herren zu danken, die mich bei dieser Unter- suchung unterstützt haben. Ganz besonders danke ich Herrn Hofrat Prof. Dr. F. Becke für das Interesse und die Hilfe bei der Durchführung der Arbeit. Den Herren Hofrat Prof. Dr. €. Doelter und Kustos Dr. R. Koechlin verdanke ich die Erlaubnis, die diesen Herren unterstehenden Sammlungen zu benutzen. Den Herren Regierungsrat Dr. K. Kürschner und phil. Wilhelm Koppi verdanke ich Untersuchungsmaterial aus ihren Privatsammlungen. 1 Mitteil. d. Wiener Miner. Ges., 1917, Nr. 80, p. 67. un SB >) Di >) A, Marchet, Einleitung. Daß Zwillinge gegenüber den mitvorkommenden, ein- tachen Krystallen häufig verzerrt erscheinen, ist schon lange bekannt. In neuerer Zeit waren es: besonders die Arbeiten von Becke, Kreutz, Neugebauer und Tertseh, die sieh mit dieser Frage beschäftigten.! In dem angeführten Referat F. Becke’s aus den Fortschritten der Mineralogie, Kristallo- graphie und Petrographie und in der Arbeit von St. Kreutz sind auch ausführliche Verzeichnisse der einschlägigen Lite- ratur enthalten. Ich kann es mir daher ersparen, die bis dahin erschienene Literatur näher anzuführen und verweise nur noch besonders auf eine spätere Arbeit: von St. Kreutz: Ein- springende Winkel und Wachstumsgeschwindigkeit an Caleit- zwillingen.” Kreutz beschreibt hier das verschiedene Ver- halten der einspringenden Winkel bei Penetrationszwillingen nach (100) von Calcit aus Egremont. In jenen einspringenden Winkeln, welche von der Zwillingsebene durchschnitten werden, zeigt sich eine bedeutende Zunahme der Wachstumsgeschwin- digkeit, die bis zur Ausfüllung dieser Winkel führt; eine Erscheinung, die, wie weiter unten gezeigt werden wird, ia ähnlicher Weise auch bei den Staurolithzwillingen auftritt. Um die Verzerrungserscheinungen genauer zu verfolgen, geht man von den Zentraldistanzen der Flächen aus. Man 1 F.Becke, Ein Beitrag zur Kenntnis der Krystallformen des Dolomit. Tschermak’s Min.-petrogr. Mitt., 1/0, 1889, p. 135. — Zwillingskrystalle von Orthoklas. Ebenda, 22, 1903, p. 195. — Gipszwillinge von Bochnia. Mitt. Wiener Min. Ges., S. Jänner 1906. Tschermak’s Min.-petrogr. Mitt., 25, p. 214, und 26, 1907, p. 133. — Whewellit. Ebenda, 26, 1907, p. 409. — Über Krystalltracht. Verh. Deutscher Naturforscher u. Ärzte, 79. Vers., Dresden 1907, IL. T., 1. Abt., p. 202. .—- Die Tracht. der ‚Krystalle. 'Schriften,d. Ver. 2. Verbr. naturwiss. Kenntnisse, Wien, 47, p. 391. — Über die Ausbildung der Zwillingskrystalle. Fortschr. d. Min., Krist. u. Petr., 7, 1911, p. 68. — St. Kreutz, Über die Ausbildung der Krystallform bei Caleitzwillingen. Denkschr. d. Ak. d. Wiss., Wien, math.-nat. Ki., 80, 1906, p. 15. -— F. Neu- gebauer, Die Krystalltracht von einfachen Krystallen und Karlsbader Zwil- lingen des Orthoklases. Tschermak’s Min.-petrogr. Mitt., 25, 1906, p. 413. — H.Tertsch, Kristalltrachten des Zinnsteins. Denkschr. d. Ak. d. Wiss., Wien, matf.-nat. Kl., &4, 1908, p. 5683. 2 Tschermak’s Min.-petrogr. Mitt., 28, 1909, p. 490. . . . ul Pr a Zwillingsverzerrung beim Stanrolith. 691 hat also die Entfernung dieser Flächen von dem Keimpunkt des Krystalls zu bestimmen. Weil die einfachen Staurolith- krystalle und auch die Zwillinge ein Symmetriezentrum be- sitzen, kann man als Zentraldistanz die Hälfte der Ent- fernung zwischen Fläche und Gegenfläche annehmen. Da es bei dieser Untersuchung darauf ankam, Verzerrungen durch Unregelmäßigkeiten möglichst auszuschalten, so mußten die Messungen an mehreren Krystallen zusammengefaßt werden. Man erreicht das dadurch, daß man das Mittel der redu- zierten Zentraldistanzen berechnet. Diese erhält man in der Weise, daß man die Messungszahlen auf die Zentral- distanz einer Flächenart bezieht, die dann für alle Krystalle gleich bleibt. In unserem Falle wurde die Höhe der Krystalle, d. i. die doppelte Zentraldistanz der Fläche (001), gleich 10 gesetzt, also alle anderen Zentraldistanzen des Krystalls durch ein Zehntel der Höhe dividiert.! Bei manchen Krystallen fehlen Flächen, die sonst vorkommen, so Z. B. die Endfläche beim Staurolith von Zöptau. In diesen Fällen wurde die virtuelle Zentraldistanz bestimmt unter der Annahme, daß die fehlende Fläche die Kante oder Ecke eben berührt, die an ihrer Stelle auftritt.? Aus den mittleren reduzierten Zentraldistanzen bekommt man die relativen? dadurch, daß man jene durch den Radius einer mit dem Krystall volumgleichen Kugel dividiert. Zu diesem Zwecke wurden mit den mittleren reduzierten Zentral- distanzen Krystallbilder konstruiert * und diese zur Bestimmung 1 Einfach das Mittel der gemessenen Zentraldistanzen zu nehmen, geht aus dem Grunde nicht an, weil dann bei der verschiedenen Größe der Kıy- stalle die Zentraldistanzen der größeren Krystalle von größerem Einfluß auf das Resultat sind als die der kleineren. Siehe diesbezüglich auch: Tertsch, 2 900. 2 Vgl. H. Gerhart, Über die Veränderungen der Krystalltracht von Doppelsulfaten durch den Einfluß von Lösungsgenossen. Tschermak'’s Min.- petrogr. Mitt., 24, 1905, p. 367. 3 Siehe diesbezüglich die zitierten Arbeiten von F. Becke, H. Gerhart, St. Kreuiz, Neugebauer und Il. Tertsch. 4 Zu den Konstruktionen wurden die Winkelmessungen von F. Hörner benutzt: Beiträge zur Kenntnis des Stauroliths, Inauguraldissertation, Heidelberg 1915. — E. A. Wülfing und F. Hörner, Die krystallographischen Konstanten 632 A. Marchet, des Volums des abgebildeten Körpers verwendet. Man denkt sich den Krystall in seine Anwachspyramiden zerlegt, deren Höhe ist die mittlere reduzierte Zentraldistanz und deren Grundfläche läßt sich aus der Zeichnung berechnen. Kennt man die Winkel, unter denen die Flächen gegen die. Bildebene geneigt sind — sie sind in der stereographischen Projektion als Abstand des Pols der Bildebene von den Flächenpolen gegeben —, so ist die wahre Größe der Fläche gleich dem Quotient: Größe der gezeichneten Fläche, dividiert durch den Kosinus ihres Neigungswinkels gegen die Bildebene. Die relativen Zentraldistanzen sind ein Maß für die Wachstums- geschwindigkeiten in den Richtungen der Flächennormalen _ innerhalb eines Krystalls, sie sind aber nicht geeignet, direkt die einfachen Krystalle mit den Zwillingen zu vergleichen. Die Ursache davon ist die verschiedene Wachstumsgeschwindigkeit bei einfachen Krystallen und bei Zwillingen. So wie bei den Mineralen, die die oben zitierten Arbeiten behandeln, kann man sich auch beim Staurolith überzeugen, daß die Zwillinge ein größeres Volum besitzen als die mitvorkommenden, ein- fachen Krystalle. Jene haben für manche Flächen größere Wachstumsgeschwindigkeiten. Um also Zwillinge mit ein- fachen Krystallen zu vergleichen, muß man für jene die ver- gleichbaren Zentraldistanzen! berechnen. ‚Diese Berechnung hat natürlich nur dann einen Wert, wenn man sicher ist, daß die einfachen Krystalle und die Zwillinge tat- sächlich derselben Generation angehören und wenn solche Kry- stalle verglichen werden, deren Größe möglichstder Durchschnitts- sröße entspricht. Aus diesem Grunde gebe ich die vergleich- baren Zentraldistanzen nur bei den Zwillingen vom Monte Campione und Trausnitzbere ver Zoptaunanss Bars Fundorten Bretagne und Fannin müßte ich davon abstehen, da mir von dort nur lose Krystalle zur Verfügung standen, die den obigen beiden Forderungen möglicherweise nicht ent- sprechen. Wenn ich gleichwohl bei den Zwillingen nach (032) aus der Bretagne die vergleichbaren Zentraldistanzen anführe, des Stauroliths vom St. Gotthard. Sitzungsber. d. Heidelberger Ak. d. Wiss., mat.-nat. Kl., Abt. A, 1915, 10. Abhandlung. 195:che auch-Neuvepater, Kreuz, Tertschre SR 2 5 399 Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 102975) so geschieht dies deshalb, weil hier die größere Anzahl von einfachen Krystallen und Zwillingen, die mir zur Verfügung standen, immerhin die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß jene beiden Forderungen so ziemlich erfüllt werden. Die vergleichbaren Zentraldistanzen erhält man, wenn man die gemessenen Zentraldistanzen des Zwillings durch den Radius einer Kugel dividiert, die mit dem neben dem Zwilling vorkommenden einfachen Krystall volumsgleich ist oder, was auf dasselbe hinauskommt, wenn man die relativen Zentraldistanzen des Zwil- lings mit einem Faktor —- multipliziert, wobei R gleich ist Y dem Radius der mit dem Zwilling, und r gleich ist dem Radius der mit dem einfachen Krystall volumgleichen Kugel. In unserem Falle ist aber noch zu berücksichtigen, daß die Krystallbilder, die zur Volumsberechnung dienten, Vergröße- rungen auf die Höhe gleich 10 cm darstellen. Die linearen b 2 10 Han, Vergrößerungen betragen demnach u wenn A gleich ist den ı | mittleren wirklichen Höhen der einfachen Krystalle, respektive der Zwillinge. Die Werte von R und r bekommt man nun einfach dadurch, daß man den Radius p, der mit dem ge- zeichneten Mittelkrystall volumgleichen Kugel durch die ent- sprechende lineare Vergrößerung dividiert: hı' 10 —rp Es wären nun noch einige Worte über die Aufstellung der Zwillinge und die Bezeichnung ihrer Flächen zu sagen. Die Zwillinge nach (232) wurden durchwegs so aufgestellt, daß die Zwillingsebene die Lage der Fläche 232 hat, die Zwillinge nach (032) so, daß sie die Lage der Fläche 032 ein- nimmt. Aus einem später zu erörternden Grunde (p. 655) haben die beiden Individuen eines Zwillings niemals gleiche Größe und Gestalt. Fast immer erscheint das eine Individuum durch das zweite in zwei nicht in Verbindung stehende Teile geteilt, die gegeneinander mehr oder minder verschoben erscheinen, während bei dem zweiten Individuum wenigstens einzelne 634 A. Marchet, Flächen der Grundzone (Zone der c-Achse) von oben nach unten durchiaufen. Dieses weniger verzerrte Individuum wurde in die Grundstellung gebracht und als Ind. 1 bezeichnet. Zeigten, was selten der Fall war, beide Individuen durch- laufende Flächen, so wurde das weniger verzerrte als Grund- individuum aufgefaßt. Die Bezeichnung der Flächen wurde so durchgeführt, daß die Flächensymbole des Zwillingsindividuums nach einer Drehung von 180° um die Zwillingsachse sich mit denen des Grundindividuums decken. Durch oben oder unten den Symbolen beigefügte Striche wird bei jenen Flächen, welche durch. das andere Individuum in zwei Teile geteilt werden, angedeutet, ob es sich um die Fläche der Ober- oder die der Unterseite handelt. Das Zwillingsindividuum wird dabei wieder in die Grundstellung gedreht gedacht. Ob die Flächen der Grundzone durchlaufen oder unterbrochen sind, erkennt man in den folgenden Tabellen der Zentraldistanzen dann daran, daß die beiden Teile dieser Flächen entweder gleiche oder ungleiche Zentraldistanzen haben. Zentraldistanzen der einfachen Krystalle und der Zwillinge. In den folgenden Tabellen werden angeführt: 1. Die mittleren reduzierten Zentraldistanzen als Red. Zd.; 2. das arithmetische Mittel der Abweichungen zwischen diesen und den reduzierten Zentraldistanzen der einzelnen gemessenen Krystalle als Mittl. Fehler; 3. die relativen Zentraldistanzen als Rel. Zd.; 4. bei den Zwillingen nach (232) von Zöptau und Monte Campione und den Zwillingen nach (032) aus der Bretagne die vergleichbaren Zentraldistanzen als Vergl. Zd. Der Radius der mit dem Mittelkrystall (Höhe = 10 cm) volumgleichen Kugel ist mit p bezeichnet, die mittlere wirk- Wei; liche Höhe der gemessenen Krystalle mit %. ae ist der Faktor zur Berechnung der vergleichbaren Zentraldistanzen (s. p. 633). Virtuelle Zentraldistanzen sind durch eckige Klammern | | kenntlich gemacht. Da die Zwillinge zentrisch symmetrisch sind, so gelten die angeführten Zentraldistanzen auch für die Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 639 parallelen Gegenflächen, wobei zu beachten ist, daß die Gegen- fläche z. B. von 110’ die Fläche 110, ist. Die Zentraldistanzen der Flächen der Oberseite sind also gleich denen der Gegen- . Nächen an der Unterseite und umgekehrt. I. Trausnitzberg bei Zöptau, Mähren. Einfache Krystalle. | 001 | 110 010 101 [5-00] 1-11 171 2-85 0-00 0-17 0:33 0:34 [2-19] | et 1:25 D-02282 u =0:- 904 cm. Anzahl der gemessenen Krystalle 7. Zwillinge nach (232). 001 |110' 110 110' kh | I1T0, 010 | 010, | 101! 101 Ind. 1 | [5:00] [2°0512:05|11°87|1°58|1°04|1°04|3°32]2°39 Ind. 2 | [465] |1°96|0°66|1°71|0°69]0 630 °66|3°45|1 85 Red. Zd. Ind. 1 | 0:00 10090 09/0030 09/0 °29|0 29] — | — . 2 : 0°07 |0°0710°23]0°0710°18|0°0510°10| — | — [2:01] 0°83!0- 83|0-76/0-64/0-42|0-42|134|0 96 .2 | [1-87] \0-7910-27\0-6910-28|0-25|0-27|1-39]0-75 2-47|2-27|1'91|1°25|1°25|3°99]2 86 5/0 °80|2-06|0 8310 75|0°80|414|2 24 Mittl. Fehler Vergl. Zd. ID 1 Die red. Zd. für (101) und (101) würden konstruktiv aus der mittleren Flächenbreite von (101) (berechnet für Höhe von Ind. 1 = 10) ermittelt. Sie beträgt bei Ind. 1: 4°46 (mittl. Fehler 0'32), bei Ind. 2: 2:99 (mittl. Fehler 024). =-2=481, kl! 38 cm, en 2.98. V Anzahl der gemessenen Zwillinge 3. 636 A. Marchet, U. Monte Campione, Kanton Tessin. Einfache Krystalle. 001 | 110 010 | 101 RS ER 5-00 0-71 | 1-14 3-09 Mittl. Fehler .. 0-00 0:16 0:19 0-15 Rei. Ze eh 2:91 0-41 0-66 1-80 | | re Anzahl der gemessenen Krystalle 4. Zwillinge nach 202. 110, o1o: 10 101 1T0' 010, 001 11010 | | Ind. 1 15°00/2 43/2432 °32|1°93]1°23]1 23]4°50|3 07 Ind. 2 |4°9412°45|1°36/2°28|1 11/0870 9214 10/304 Red. Zd. Ind. 1 |0°00|0:73/0:73/0°56/0:62)0°16)0°16| — | — Mittl. Fehler 1 1 Ind. 2 |0°51|0°65|0°25/0 43/0 :16/0°13]0°26)| — | — Ind. 1 |1°6310°7910°79|0°75/0°63/0 40/0 -°40/1 46|1 00 Rel. Zd. Ind. 2 |1°61/0°80)0 44/0 7410 36/0 :28|0 30/1 331099 Ind. 1 |4:12]2°00]2-00/1°90|1°59/1°01|1 01/3 °69]2°53 Vergl. Zd. Ind. 2 |4°07|2-02|1°11|1°87|0:91|0-71|0 763-3712 51 1 Die red. Zd. für (101) und (101) wurden konstruktiv aus den mittleren Flächenbreiten von (101) und (001) (berechnet für Höhe von Ind. 1= 10) ermittelt. Diese betragen bei,Ind. +: (101) — 3181 (mitil, Kehler 1726), (001) = 2'24 (mittl, Fehler. 1.26), bei Ind. 2: (101) = 2:08 (mittl. Fehler 0:11), (001) = 1'81 (mittl. Fehler 0°63). R s pP =83:.073, he Beh 2:33. r Anzahl der gemessenen Zwillinge 3. Zwillingsverzerrung beim Staurolith. II. Fannin County, Georgia, U. St. A. Einfache Krystalle. Bedızd..... c 5:00 1'55 Mittl. Fehler .. 0-00 0:15 BERAB. N... .. 174 0.54 DB: == 2: 869, lm. Anzahl der gemessenen Krystalle 2. Zwillinse nach-(032) 110°]. .110, 001 gi * 010' 010, | 110, 110' Ind. 1 5.00 2:66 > Red. Zd. Ind. 2 5334 2.49 2% Ind. 1 0.00 0-21 0° Mittl. Fehler Ind..2 0°41 Ind. 1 a Rel. Zd. Ind. 2 119 B=4:487, 52: Anzahl! der gemessenen 0:37 O4 cm. Zwillinge 4. "sl "35 638 A. Marchet, Zwillinge nach4232). N 110'|110, |1T0' | | | 001 110, | 2 010' 010, | 101 | 1oı | | | | Ind. 1 |5°00|2°8312°83]2°42|2:30/3°11|3°11|3°85|4 06 | | | | | | | Red. Zd. Ind. 2 |5°3412:8912:26|2:63|2°22]2-1012-20)4 -34|4 31 | | Ind. 1 |0:0010:50I0 50/0 :3410:42)0:60|0:60| — | — | ı Mittl. Fehler j it 1 | Ind. 2 I0:65I0:7310°50|0 8610 °46|0-:5110°40| — — Ind. 1 |1°16|0 66/0 6610 5610 5310 :7210:7210°8910°94 | Rel. Zd: Ind. 2 |1°2410°67|0°53|0°61/0°51|0°49!0-51/1 01/100 | | 1 Die red. Zd. für (101) und (101) wurden konstruktiv aus den mittleren Flächenbreiten von (101) und (001) (berechnet für Höhe von Ind. 1= 10) ermittelt. Diese betragen bei Ind. 1: (101) = 2:41 (mittl. Fehler 1:48), | (009727697 mittl- Behler 1 210), | bei Ind. 2: (101) = 1°56 (mittl. Fehler 0:72), (ODE SE amitil.>Behler 0.287). p —=ArSll, BR == 208cun:. Anzahl der gemessenen Zwillinge 139. IV. Bretagne. EinfachlerKrystalle: Rei. za ver 1:37 0-55 1-05 [1:28] Mittl. Fehler .. 000 Te 0:21 0:48 0-19 | | 0.228650, ka T47,.cm. Anzahl der gemessenen Krystalle 12. 411° . . Ds Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 639 Zwillinge nach (032). 10, | | Bee N 010' 0, un) 110, | 1T0r | | 101 | Ind. 1 |.5-00.| 3-33 | 3-33 | 3-80 | 3-80 5 0) | Red. Zd. d 4 Ind. 2 5.41 3:03 Dr 27 3:61 a 5°54 | Mittl. Fehler Ind.+2 I 0-82 | 0-45 |-..0-47 |. 0-93 | -.0-82 | 0-79 Ind. 1 096 0:64 0:64 0:73 0:73 1:04 ! Rel. Zd. 1 } Ind. 2 1:04 0°58 063 069 0:72 1°06 Ind. 1 722. 081 v1 093 093 1'32 Ind. 2 1'32 074 0.80 0:88 Or&R,: 1730 Ind..1 |; 0.00, 7 0-43) | +0P43.\ 20-722 0:72 .1-+0-64 Vergl. Zd. R Be 9 3212, = AA CN ih DL V Anzahl der gemessenen Zwillinge 10. Zu llınge nach (232) 001 010' j 010, | 101 en >) — | Ialtäs 110' 1110, |110' |110, | Ind. 1 |5°00|2°8612-8612-69]2°91|3°71|3°7115°145°16 Red. Zd. 5 Ind. 2 |5:06|3°13/2 96/2492 9313 27|2-51|511)5 32 Ind. 1 !0°00I0 °70i0 70/0 :36|0 °57!0°37\0°'37| — Mittl. Fehler 1 Ind» 2.2 1100-4710 3510748107541070210°7217-> Ind. 1 |1°02|0 5910 59/0 5510 60/0 760 °76|1'05|1°06 Ind. 2 |1°0410 6410 61/0 °5110 60/0 67/0 °51|1°05[1°09 Rei. Zd. 1 Die red. Zd. für (101) und (101) wurden konstruktiv aus den mittleren Breiten dieser Flächen (berechnet für Höhe von Ind. 1 = 10) ermittelt. Diese betragen Bernd 17 101), —0-51 (mikll. Fehler”0782), (101) = 0°70 (mittl. Fehler 112), bei’Ind+2? \(1OD)==/0 376 (mittl. Fehler ‘1 722), (101) = 0°47 (mittl. Fehler 057). Von den fünt gemessenen Zwillingen zeigte nur einer die (101)- Flächen überhaupt entwickelt, daher ist auch der mittlere Fehler so groß. | p = 4'879, W—= 2°08 cm. Anzahl der gemessenen Zwillinge 5. 540 A. Marchet, Die Tracht der einfachen Krystalle. Die einfachen Staurolithkrystalle zeigen mehr oder minder schlanke Säulenform. Bei allen vier untersuchten Fundorten erscheint die Fläche (010) schmäler als das Prisma (110), welches immer die kleinste Zentraldistanz hat (siehe auch Taf. I und II, Fig. 1,3, 6 und 9). Das Querprisma (101) ist am stärksten bei den Krystallen vom Trausnitzberg entwickelt (Fig. 1). Seine relative Zentraldistanz beträgt hier bloß 1:25. Bei den Krystallen von Fannin tritt es schon etwas zurück (rel. Zd. 1:30), noch mehr dann bei denen vom Mte. Campione (rel. Zd. 1'80). Die einfachen Krystalle aus der Bretagne haben diese Fläche nicht ausgebildet, wenigstens kam mir kein ein- facher Krystall mit (101)-Flächen von diesem Fundort unter. Je geringer die rel. Zd. der Flächen (110) bei diesen vier Fund- orten ist, desto größer ist die der Endfläche. Die Krystalle von Zöptau zeigen bei der starken Ausbildung des Querprismas (101) die Fläche (001) überhaupt nicht entwickelt. Die Tracht der Zwillinge nach (232). Anders verhalten sich die Flächen bei den Zwillingen nach (232). Auffallend ist vor allem die Abplattung nach (010), die in den Zeichnungen (Taf. I und II, Fig. 2, 4, 5, 8 und 11) deutlich erkennbar ist und durch die kleineren rel. Zd. dieser Flächen auch zahlenmäßig zum Ausdruck kommt. Be- sonders stark ist dies immer beim Ind. 2 zu erkennen, wo sich auch die Flächen ein wenig verschieden verhalten, je nachdem sie der Ober- oder der Unterseite angehören. Meist ist die rel. Zd. der (010) des Ind. 2 etwas größer als die der (010). [Für die Fläche 010 gilt als Gegenfläche die Um- kehrung: rel. Zd. von (010’) größer als die von (010,)]., — Wie aus den Tabellen hervorgeht, macht der Zwilling nach (232) aus der Bretagne in dieser Beziehung eine Ausnahme, die aber wohl durch mangelhaftes Untersuchungsmaterial hervorgerufen ist. — Verschieden ist dann auch das Ver- halten »der'» Flächerr>« 10) "'und® (191). Dieirel” Zar "der (101) sind, besonders bei den Zwillingen vom Trausnitz- berg und vom Mte. Campione, größer als die der (101). . E . . > Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 641 Bei den Zwillingen von Fannin und von der Bretagne läßt sich das nicht erkennen, da die zum Teil entgegengesetzten Abweichungen innerhalb der Fehlergrenzen liegen. Für die Endflächen (001) ist die Abnahme der rel. Zd. bei den Zwil- lingen im Vergleich zu den einfachen Kıystallen sehr charak- teristisch. Von großem Interesse für die Zwillingsverzerrung ist schließlich das Verhalten der aufrechten Prismen.! Zum Unterschied von den einfachen Krystallen sind die rel. Zd. der Flächen (110) und (110) verschieden voneinander. Die rel. Zd. der (110’) erscheint immer größer als die entsprechende der einfachen Krystalle und größer als die der übrigen aufrechten Prismen des Zwillings auch dann, wenn (110) durchlauft (bei Ind. 1). Die zweitgrößte Zentraldistanz besitzt die Fläche (110’), auch sie ist noch größer als die ent- sprechende des einfachen Krystalls. Die rel. Zd. der Flächen (110,)? und (110,) sind meist weit kleiner, nähern sich denen der einfachen Krystalle oder sind, namentlich im Ind. 2, sogar noch kleiner als diese, Aus diesen Angaben geht schon hervor, daß durch die gesetzmäßigen Verzerrungen die Zwillingsindividuen den rhom- _ bischen Habitus der einfachen Krystalle verlieren. Wenn man die Zentraldistanzen berücksichtigt, bleibt bloß das Symmetrie- zentrum erhalten und jedes der beiden Zwillingsindividuen bekommt einen triklin holoedrischen Habitus. Da weiters aus später zu besprechenden Ursachen die beiden Zwillingsindivi- duen verschiedene Gestalt haben, so erscheint auch die Zwil- lingsebene nicht als Symmetrieebene und die dazu senkrechte Zwillingsachse nicht als zweizählige Deckachse. Es besitzt also auch der ganze Zwilling nach (232) bloß einen 'triklin holoedrischen Habitus. Um die Verzerrungen bei den Zwillingen zahlenmäßig verfolgen zu können, sind in der folgenden Tabelle die Quo- tienten 57 angeführt; dabei bezeichnet D die vergleichbaren 1 Die rel. Zd. dieser Flächen bei dem Zwilling aus der Bretagne folgen den nachstehenden Ausführungen infolge der Mangelhaftigkeit des Materials nur teilweise. 2 Wenn (110) nicht durchlauft. 642 A. Marchet, Zentraldistanzen des Zwillings, d die relativen Zentraldistanzen 193. 9% art | des einfachen Krystalls. BET] gibt also an, um wievielmal die | ; Wachstumsgeschwindigkeiten normal zu den betreffenden Flächen im Zwilling größer sind als im einfachen Krystall. ) & B: der Zwillinge nach (232). m Bart (io 1m, 010' o10,|101 j01 | | | Ind. 1) |°9°0| 5°0) 4:63:91 7| 1:7] 8:22:83 Trausnitzberg Ind. 2 | — | 4°8| 1:6) 4'2| 1 1:0) 712.41, 8 8 { Ind. 1 | 1°4| 4°8| 48] 4°6| 3°9| 1-5) 1°5| 2°1| 1° Mte. Campione Ind.=2 71°#14>9]| 1227 439192°2] 21272 SPS] BEI Wie man aus der Tabelle sieht, ist die Wachstums- geschwindigkeit senkrecht zur Fläche (110°) am stärksten vergrößert, etwas weniger die senkrecht zu (110’); weit ge- ringer ist diese Vergrößerung bei den entsprechenden Flächen der Unterseite (110,) und (110,), sobald (110) nicht wie beim Ind. 1 durchlauft. Von den Querprismen zeigt die Normale auf (101) eine ziemlich beträchtliche, die auf (101) aber eine ziem- lich geringe Zunahme der Wachstumsgeschwindigkeit. Auch die Zunahme bei der Endfläche (001) ist unbeträchtlich. Am wenigsten ändert sich die Wachstumsgeschwindigkeit senk- recht auf (010). Ä Wie Becke schon in seiner Arbeit über den Dolomit! betonte, findet eine Beschleunigung des Wachstums bei den Zwillingen hauptsächlich längs der Zwillingsgrenze statt, und zwar in Richtungen, die beiden Individuen eines Zwillings gemeinsam sind. In einer stereographischen Projektion erkennt man diese Richtungen an dem Zusammenfallen von ihnen ent- sprechenden Zonen beider Individuen. 1 F.Becke, Ein Beitrag zur Kenntnis der Kırystallftormen des Dolomit. Tschermak’s Min.-petrogr. Mitt., 70, 1889, p. 135. Zwillingsverzerrung beim Staurolith, 643 In der nachstehenden Projektion (Fig. 1) sind die Flächen des Zwillings nach (232) eingetragen. Außer den dünn aus- gezogenen Achsenzonen des Grundindividuums sind als starke | Fig. 1. Zwilling nach (232). e Flächen des Staurolithzwillings, [e) Rhombendedekaeder, DI Würfel, hkl Indizes des Grundindividuums, hkl Indizes des Zwillingsindividuums, hkl Indizes eines tesseralen Krystalls, —— ° Achsenzonen des Grundindividumms, — — — Kantenzonen des Rhombendodekaeders und des Würfels. wichtige gemeinsame Zonen des Zwillings, * Austrittspunkte der gemeinsamen Zonenachsen, [hk1] dazugehöriges Zonenzeichen. Linien jene gemeinsamen Zonen eingezeichnet, welche von der Zwillingsebene (232) zu den drei Endflächenpaaren jedes der beiden Individuen laufen. Es sind dies die einfachsten Zonen, die von der Zwillingsebene aus gelegt werden Können, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 45 944 A. Marchet, ihre Achsen werden daher, wenn man an das Raumgitter des Krystalls denkt, relativ am reichsten mit Molekeln besetzt sein und den stärksten Einfluß auf die Zwillingsverzerrung besitzen. Das einfachste Zonenzeichen als primäre Radialzone [101] hat die Zone (232) — (101). Die Beschleunigung des Wachstums in der Richtung der Achse dieser Zone bewirkt vor allem die starke Vergrößerung der vergleichbaren Zentraldistanzen der- jenigen Flächen des aufrechten Prismas, die an der Zwillings- grenze liegen, d.i. (110’) und (110°). Den Flächen (101) und (010) geht diese Wachstumsrichtung parallel, deren Zentral- distanzen werden durch sie also nicht beeinflußt. Da die Wirkung der gemeinsamen Richtungen auf die Zentraldistanzen, wie schon frühere Untersuchungen zeigten, um so mehr sinkt, je weiter die betreffenden Flächen von der Zwillingsgrenze entfernt sind, so ist die Zunahme der vergl. Zd. der Fläche (101) geringer als bei den aufrechten Prismen, trotzdem die Normale auf 101 einen viel kleineren Winkel mit der Zonen- achse einschließt. Deutlich läßt sich aber erkennen, daß (101) eine größere Zentraldistanz besitzt als die unbeeinflußte (101). Die Fläche (001) liegt von der Zwillingsgrenze noch weiter ab, wird also noch weniger beeinflußt. Von viel geringerer Wirkung als die Zone [101] sind die beiden anderen Zonen (232) — (001) = [320] und (232) — (100) — — [023]. Die Zonenachse von [320] geht parallel der Endfläche (001) und nahezu parallel dem Prisma (110), während sie das Wachstum senkrecht zu (110’) befördert; sie verursacht also die Verschiedenheit der Zentraldistanzen von (110) und (110°). Auch für die, wenn auch recht geringe Vergrößerung der Zentraldistanz von (010,) gegenüber der von (O10’) bei dem Ind. 2 kann diese Achsenzone mit die Ursache sein. Die. gleiche Wirkung hat aber auch die dritte der gemeinsamen, wichtigen Zonen [023]. Wenn die Zonen [320] und [101] nicht beiden Individuen gemeinsam wären — bei den Zwil- lingen nach (032) ist dies der Fall —, so würde die Zonen- achse von [023] das Wachstum senkrecht zu (1107) und (110,) befördern. Dem wirken aber die beiden genannten Zonen entgegen. [101] befördert das Wachsen senkrecht zu (110’) und (110) stark und in gleicher Weise, die Achse von Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 645 [320] aber schließt mit der Normalen auf (110) den kleineren Winkel ein als die Achse von [023] mit der Normalen auf (110) und ist daher von größerem Einfluß als letztere. Die Vergrößerung der Zentraldistanzen von (101) und (101) be- wirkt sowohl die Zone [320] als auch die Zone [023], und zwar bei beiden Flächen in gleichem Maße. Aus der Projektion (Fig. 1) ist auch ersichtlich, daß die Flächen des Zwillings ganz oder nahezu mit Flächen eines tesseralen Krystalls zusammenfallen,' der so aufgestellt ist, daß die a-Achse parallel der a-Achse des Stauroliths bleibt; die b- und c-Achse aber gegen die entsprechenden Achsen des Stauroliths unter 45° geneigt sind, d. h. daß eine Fläche des Rhombendodekaeders an die Stelle der Endfläche des Stauroliths gelangt. Wie man aus der Zeichnung ersieht, nehmen (001), (010) und die Zwillingsebene (232) — letztere an- nähernd — die Lage von Rhombendodekaederflächen, die Flächen des Querprismas und des aufrechten Prismas die Lage von Flächen des Ikositetraeders (112), respektive (113) ein. Die drei wichtigen gemeinsamen Zonen aber fallen nahezu mit zwei Kantenzonen des Rhombendodekaeders — [101] = — /111], [320] = [111] — und einer tesseralen Achsenzone — [023] = /010] — zusammen. Nach allem bisher Gesagten läßt sich bei den Zwillingen nach (232) also erkennen, daß die Verzerrung durch be- schleunigtes Wachsen in bestimmten Richtungen hervorgerufen wird. Diese Richtungen erscheinen als Achsen wichtiger ge- meinsamer Zonen des Zwillings. Die Wirkung dieser gemein- samen Richtungen ist um so stärker, je einfacher das Zeichen der Zone ist, deren Achse die betreffende Richtung darstellt. Am stärksten werden die Zentraldistanzen dort vergrößert, wo die Normalen auf die Flächen mit den gemeinsamen Rich- tungen einen kleineren Winkel einschließen und wo die be- treffenden Flächen an einer Zwillingsgrenze liegen, die mit 1 Auf Beziehungen zwischen den Winkeln des Stauroliths und denen des tesseralen Systems wurde schon von C. S. Weiss (Berl. Ak., 1831, p. 312), Websky (Pogg. Ann., 1863, 718, p. 255), Mallard (Bull. soc. min., Paris, 1884, Z, p. 381) und Cesaro (Bull. soc. min., Paris, 1887, 10, p. 244) hingewiesen. 646 A. Marchet, der Zwillingsebene zusammenfällt, also dort, wo diese Rich- tungen zwischen den Normalen auf die Flächen der beiden Zwillingsindividuen liegen.! Die Folge des beschleunigten Wachstums nach bestimmten Richtungen ist dann auch, daß die Zwillinge größer sind als die einfachen Krystalle. Ich möchte hier noch auf das Porträt eines nur einseitig ausgebildeten Zwillings vom Mte. Campione (Taf. I, Fig. 5) aufmerksam machen. In dem spitzen einspringenden Winkel der beiden Individuen, der von der Zwillingsebene getroffen wird, reagiert das Grundindividuum stark auf die Wirkung der gemeinsamen Richtungen. — Stärkeres Wachsen der Prismenflächen und hierdurch Vergrößerung von (010). — Im stumpfen einspringenden Winkel, der von der Zwillings- ebene nicht getroffen wird, ist das Grundindividuum hingegen ähnlich ausgebildet wie die einfachen Krystalle. Die Tracht der Zwillinge nach (032). Auch bei diesen Zwillingen kann man eine Beeinflussung der Tracht durch die Zwillingsbildung erkennen, wenngleich sie nicht so groß ist wie bei den Zwillingen nach (232). Sie. zeigt sich vor allem durch die Verkürzung der relativen Zentraldistanz von (001), die in gleichem Maße erfolgt wie bei den Zwillingen nach (232). Die relativen Zentraldistanzen der Flächen (110) und (110) erscheinen erhöht. Beim Zwillings- individuum (Ind. 2) kann man auch beobachten, daß die Wachstumsgeschwindigkeiten senkrecht auf (110,) und (110’) gleich sind und größer als die senkrecht auf (110’) und (110,). Wenn die Flächen des aufrechten Prismas nicht durchlaufen, so erscheint daher die Kante zwischen (110) und (110) jeweils gegen die Zwillingsebene hin verschoben (siehe Taf. I, Fig. 7, und Taf. I, Fig. 10). Die relativen Zentraldistanzen der Flächen (101) und (101) sind kleiner als bei den einfachen Krystallen, 1 Ähnliche Beobachtungen machte St. Kreutz bei Zwillingen von Caleit (Über die Ausbildung der Krystallform bei Caleitzwillingen. Denkschr. d. k. Ak. d. Wiss. Wien, math.-nat. Kl., 80, 1906, p. 15. — Einspringende Winkel und Wachstumsgeschwindigkeit an Caleitzwillingen. Tschermak'’'s Min.-Petr. Mitt., 28, 1909, p. 490). Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 647 was durch die gedrungenere Form der Zwillinge bedingt wird, und einander gleich. Wie aus diesen Angaben herv ae. verlieren auch die Zwillinge nach (032) durch die gesetzmäßigen Verzerrungen den rhombischen Habitus der einfachen Krystalle. Von den ursprünglichen drei Symmetrieebenen bleibt bloß jene || (100) erhalten, die senkrecht auf der Zwillingsebene steht, von den drei zweizähligen Deckachsen bloß die a-Achse, die der Zwillingsebene parallel geht. Zwillingsebene und Zwillings- achse sind bei der Ungleichheit der beiden Individuen keine Symmetrieelemente des Zwillings. Da durch die gesetzmäßige Verzerrung das Symmetriezentrum nicht verloren geht, hat der Zwilling nach (032) den Habitus eines holoedrischen monoklinen Krystalls. Um das Verhältnis der Wachstumsgeschwindigkeiten im Zwilling und im einfachen Krystall darzustellen, sind in der D folgenden Tabelle die Quotienten 2 für die -Krystalle aus der Bretagne angeführt (D = vergleichbare Zd. des Zwillings, d = relative Zd. des einfachen Krystalls). D a ges Zzwillinessnaeh'(082) aus der Bretagne. or 110. I 101 001 > | = 0185| 010; R. | 110, 110" | 101 ind. 2.02» 0% 1-5 1:5 0-9 | 0-9 [1:0], RE 10. ‚Pa 1-5 0-8 0-9 [1-1] 1 Im einfachen Krystall ist die Zentraldistanz der Flächen des Querprismas virtuell. Da die Zahlen für die vergleichbaren Zentraldistanzen aus dem p.7632 angeführten Grunde nur ziemlich rohe An- | D näherungswerte sein dürften, so sind die Werte von r nur mit einer gewissen Vorsicht zu gebrauchen. Das Verhältnis der Zahlen zueinander ist richtig, die absoluten Werte der 648 A. Marchet, Zahlen erscheinen aber zu niedrig, da es den bisherigen Erfahrungen widersprechen würde, daß die Wachstums- D geschwindigkeiten im Zwilling zum Teil kleiner sind — — ı) 4 als im einfachen Krystall. Mit Sicherheit geht aus diesen Zahlen aber hervor, daß die größte Beschleunigung des Wachstums senkrecht zu den Flächen des Zwillings bei (110) und (110) eintritt. Sind diese Flächen in zwei nicht zu- sammenhängende Teile getrennt (bei Ind. 2), so wachsen (110,) und (110’) rascher vorwärts. Wie schon oben erwähnt, sind das jene Teile, die an der Zwillingsebene liegen. Die Flächen (101) und (101) verhalten sich gleich und scheinen eine, wenn auch wohl geringe Vergrößerung der Wachstums- geschwindigkeit in der Richtung ihrer Normalen zu erleiden. Dabei ist zu bemerken, daß schon bei den einfachen Krystallen aus der Bretagne (Taf. II, Fig. 9) diese Wachstumsgeschwindig- keit so groß ist, daß die Flächen gar nicht zur Ausbildung gelangen. Bei den übrigen Flächen des Zwillings ist keine wesentliche Änderung ihrer Zentraldistanzen zu beobachten. Vielleicht wäre noch darauf hinzuweisen, daß augenscheinlich _ die Fläche (010,) etwas rascher vorgeschoben wird als (010)). Zur Erklärung der Verzerrung durch das beschleunigte Wachsen nach gemeinsamen Zonenachsen des Zwillings ist die nachstehende stereographische Projektion gegeben (Fig. 2). Wieder sind außer den Flächen des Zwillings und den fein ausgezogenen Achsenzonen des Grundindividuums die einfachsten, gemeinsamen Zonen des Zwillings als starke, Linien unds.die ' Austrittspunkte) ihrer, "Aglısenzzle Sterne eingezeichnet. Wie man sieht, ist bei den Zwillingen nach (032) die Achsenzone (010) — (001) = [100] beiden Individuen gemeinsam. Sie hat als einfachste Zone auch auf die Zwillings- verzerrung den größten Einfluß und bedingt das Vorschieben der Flächen des aufrechten Prismas. Da die Achse dieser Zone den Flächen (001) und (010) parallel geht, wird deren Zentraldistanz nicht beeinflußt, wohl aber kann das Wachs- tum senkrecht (101) und (101) vergrößert werden, wenn auch nicht stark, da diese Flächen nicht an der Zwillingsgrenze liegen und von der Zonenachse auch weiter entfernt sind als 7 ” ” ” nr . 22 ® Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 549 die Flächen des aufrechten Prismas. Das verschieden starke Reagieren von (110,) und (110’), respektive von (1107) und (110,) beim Zwillingsindividuum (Ind. 2) ist schon dadurch erklärlich, daß bloß (110,) und (110’) an jener Zwillings- Zwilling nach (032). «e Flächen des Staurolithzwillings, © Rhombendodekaeder, ei Würfel, hkl Indizes des Grundindividuums, hkl Indizes des Zwillingsindividuums, hkl Indizes eines tesseralen Krystalls, Achsenzonen des Grundindividuums, — — — Achsenzonen eines tesseralen Krystalls, wichtige gemeinsame Zonen des Zwillings, * Austrittspunkte der gemeinsamen Zonenachsen, [hk1] dazugehöriges Zonenzeichen. grenze liegen, die mit der Zwillingsebene zusammenfällt, und daher stärker vorgeschoben werden. Die gleiche Wirkung hat aber auch die zweite gemeinsame Zone (032) — (100) = — [023]. Deren Achse befördert, wie aus der Projektion 650 A.»Marchet, ersichtlich ist, ebenfalls das Wachstum senkrecht zu (110,) und (110,), respektive den Gegenflächen (110’) und (110'). Auch die Zentraldistanzen der Flächen des Querprismas (101) und (101) können durch diese gemeinsame Richtung ver- größert werden und schließlich könnte man auch die geringe Vergrößerung .der Wachstumsgeschwindigkeit senkrecht zu (010) = (010,) gegenüber (010,) = (010') durch sie erklären. Auch die Zwillinge nach (032) lassen eine Ähnlichkeit mit den Winkeln eines tesseralen Krystalls erkennen. Die Aufstellung des tesseralen Krystalls ist die gleiche wie bei den Zwillingen nach (232). — (100) || (100) und (011) || (001) (siehe Fig. 2). — Die Zwillingsebene (032) fällt dann mit einer Würfelfläche nahezu zusammen, die Enaäflächen (001) und die Längsflächen (O10)beiderIndividuen mitRhombendodekaeder- flächen. Die Flächen des aufrechten Prismas und die des Querprismas kommen mehr oder minder genau in die Lage von Flächen des Ikositetraeders (113), respektive (112). Wie aus der Projektion ersichtlich ist, sind die beiden gemein- samen Zonen des Zwillings aber dann nichts anderes als Achsenzonen des tesseralen Krystalls. Zusammenfassend läßt sich also aussagen, daß die Ver- zerrungen des Zwillings nach (032) hauptsächlich durch eine Vermehrung des Wachstums in der Richtung der a-Achse hervorgerufen werden. Auch hier macht sich der Einfluß dieser gemeinsamen Richtung vor allem dort geltend, wo die beiden Zwillingsindividuen parallel der Zwillingsebene ver- wachsen. Dadurch werden bei dem nicht durchlaufenden Individuum (Ind. 2) die Kanten zwischen (110) und (110) auf der“Ober- und Unterseite gegen einander verschoben, was uns in die Lage versetzt, ohne Winkelmessung zu erkennen, welche von den beiden Verwachsungsflächen die Zwillingsebene ist. Sie ist immer jene Verwachsungsfläche, der die Kante zwischen (110°) und (110), respektive (110,) und (110,) nähergerückt erscheint. Die Lageverzerrung. Außer der besprochenen Zwillingsverzerrung kann man sowohl an den einfachen Krystallen als auch an den Zwil- Zwillingsverzerrung beim Staurolith. Hol lingen eine Verzerrung beobachten, die durch die Lage des Minerals in dem geschieferten Muttergestein (Glimmerschiefer) hervorgerufen wird. Ist in dem Muttergestein oder der Lösung, in der irgend- _ ein Krystall sich bildet, keine Richtung von den anderen ver- schieden, so würde dieser Krystall die Oberfläche einer Kugel annehmen, wenn seine Wachstumsgeschwindigkeit nach allen Seiten gleich wäre, ein Fall, wie er etwa bei einem radial- strahligen Aggregat eintritt, bei dem die Radialrichtungen immer die gleichen krystallographischen Richtungen sind. Die relativen Zentraldistanzen geben nun an, wievielmal die Wachs- tumsgeschwindigkeiten in den Richtungen der Flächennormalen des Krystalls größer oder kleiner sind als die — gleich 1 gesetzte — Wachstumsgeschwindiekeit der mit dem Krystall volumgleichen Kugel (siehe p. 631). Chemisch gleiche Krystalle, die aus einem Medium auskrystallisieren, das keine von den anderen ausgezeichnete Richtung besitzt, müssen bei gleichen Flächen auch zumindest annähernd gleiche relative Zentral- distanzen haben. Anders bei Krystallen, die in einem Medium wie etwa ein krystalliner Schiefer gebildet wurden, bei dem nur in der Schieferungsebene alle Richtungen gleich sind, während Rich- tungen unter verschiedenen Winkeln zur Schieferungsebene sich verschieden verhalten. In der Schieferungsebene ist die Wachstumsgeschwindigkeit einer bestimmten Flächennormale am größten, senkrecht zu ihr wäre sie am geringsten. Die relativen Zentraldistanzen einer Fläche müssen daher ver- schieden sein, wenn die Flächennormale unter verschiedenen Winkeln gegen die Schieferungsebene geneigt ist. Das oben erwähnte radialfaserige Aggregat müßte in diesem Fall eine Öberflächenform ähnlich der eines Rotationsellipsoids an- nehmen. Es liegt daher nahe, zur Berechnung der relativen Zentraldistanzen hier nicht den Radius einer volumgleichen Kugel, sondern den Halbmesser eines abgeplatteten Rota- tionsellipsoids zu benutzen, dessen Drehungsachse senk- recht zur Schieferung steht. Diese korrigierten relativen Zentral- distanzen müßten dann bei gleichen Flächen gleich bleiben, gleichgültig wie der Krystall in dem geschieferten Gestein liegt. 652 A. Marchet, Die Halbmesser des volumgleichen Rotationsellipsoids kann man mittels der Mittelpunktspolargleichung der Ellipse b? 1 0? = ——— folgendermaßen berechnen. 1—e? cos?» Gegeben seien die auf den Radius einer volumgleichen Kugel bezogenen relativen Zentraldistanzen d, und d, der- selben Flächenart von zwei Krystallen in zwei verschiedenen Lagen, die durch die Winkel ®, und %, der Flächennormalen mit der Schieferungsebene charakterisiert sind. Man setzt vor- ELISE WdE a D) ergibt sich 5? und =”. Aus diesen beiden läßt sich nach der Formel a = ——,. auch die große Halbachse a der Ellipse berechnen. Aus der angeführten Mittelpunktspolargleichung der Ellipse bekommt man die den verschiedenen ® ent- sprechenden Werte für p. Diese Werte sind aber noch nicht ohne weiteres zur Berechnung der korrigierten relativen Zentraldistanzen zu verwenden, da wir durch Rotation der so berechneten Ellipse um die D-Achse nicht ein volum- gleiches Rotationsellipsoid bekommen und da die beiden Krystalle selbst nicht gleiches Volum besitzen. Das berech- nete Rotationsellipsoid ist den beiden mit den Krystallen volumgleichen Ellipsoiden aber »ähnlich« und besitzt das gleiche Verhältnis der Achsen a:b. Das Volum dieses ähn- lichen Rotationsellipsoids es a sei v, die Volumina der mit den zwei Krystallen volumgleichen Ellipsoide seien V, und V,,: Die halben Durchmesser P, und ?, sind dann s/V, a7 gleich p \ if und p \ Anal. wie früher (p.631) Kommt man zu den korrigierten relativen Zentraldistanzen, wenn man die reduzierten Zentraldistanzen der Flächen dividiert durch die — der Lage der Flächennormalen entsprechenden — Halbmesser P der volumgleichen Rotationsellipsoide. Eine 1 5 —= halber Durchmesser der Ellipse, 5 = kleine Achse, I 3'295 2'450 295 II 3'308 3'408 4'046 1:52 0:59 0:92 Kor. Zd. 1 1251 0:59 0:90 Wie man aus den Zahlen für die korrigierten relativen Zentraldistanzen ersieht, erscheinen diese tatsächlich für beide Krystalle nahezu gleich. Es besteht daher die Annahme zu Recht, daß in dem geschieferten Gestein die Lageverzerrung bewirkt, daß, abgesehen von den Verschiedenheiten der Rich- tungen im Krystall, die Wachstumsgeschwindigkeiten sich so verhalten wie die halben Durchmesser eines Rotationsellipsoids, das uns bekannt ist, wenn wir für zwei Krystalle die auf die Kugel bezogenen relativen Zentraldistanzen derselben Flächen- art für zwei verschiedene, durch den Winkel © der Normalen mit der Schieferungsebene charakterisierte Lagen kennen. ” - D ” ar Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 6099 Besteht aber diese Annahme für die einfachen Krystalle zu Recht, so muß sie auch für die Zwillinge Geltung haben, die in geschiefertem Gestein auftreten. Wir erinnern uns hierbei, daß, namentlich bei den Zwil- lingen nach (232), große Verschiedenheiten zwischen Ind. 1 und Ind. 2 zu beobachten sind, die nicht allein durch dıe Zwillings- bildung hervorgerufen sein können. Liegen die beiden Zwil- lingsindividuen verschieden zur Schieferungsebene, so müssen aber infolge der Lageverzerrung die beiden Individuen ver- schiedene Gestalt bekommen. So wie bei den einfachen Kry- stallen ist es aber auch bei den Zwillingen möglich, sobald man ihre Lage zur Schieferungsebene kennt, die korrigierten relativen Zentraldistanzen zu berechnen. Dadurch daß man die Zentraldistanzen nicht auf eine volumgleiche Kugel, sondern auf das volumgleiche Rotationsellipsoid bezieht, müssen die Unterschiede, welche die Lageverzerrung hervorbringt, fallen. Die korrigierten relativen Zentraldistanzen müssen also für gleiche Flächen der beiden Individuen streng genommen gleich sein. Da es aber schwer möglich ist, die Lage der Schiefe- rungsebene genau zu bestimmen und Unregelmäßigkeiten im Wachstum nicht ausgeschaltet werden können und da ferner das Rotationsellipsoid doch nur angenähert die Beeinflussung des Wachstums im geschieferten Gestein darstellt, so wird man sich damit begnügen müssen, daß die Unterschiede . zwischen gleichen Flächen beider Individuen zwar nicht ganz verschwinden, aber doch weit geringer sind als bei Berech- nung der relativen Zentraldistanzen mittels des Radius einer volumgleichen Kugel. Der Gang der Berechnung der korrigierten relativen Zentraldistanzen ist derselbe wie bei den einfachen Krystallen. Man geht von den auf die Kugel bezogenen relativen Zentral- distanzen derselben Flächenart von Individuum 1 und 2 des Zwillings aus, deren Winkel » (Flächennormale zur Schiefe- rung) bei beiden Individuen verschieden sind und berechnet sich daraus die Hauptachsen a und 5 der »ähnlichen« Ellipse und deren Halbmesser p für die den verschiedenen Flächen- normalen entsprechenden Winkel ®. Die Halbmesser des [3 volumgleichen Rotationsellipsoids P bekommt man wieder 656 A. Marchet, /Vv : nach „dern, Rormel 7 nn wobei V = Volum des Zwillings, berechnet aus den reduzierten Zentraldistanzen, und v = Volum des »ähnlichen« Rotationsellipsoids. Die korri- gierten relativen Zentraldistanzen sind dann wieder die Quo- tienten: reduzierte Zentraldistanz, dividiert durch entsprechenden halben Durchmesser P des mit dem Zwilling volumgleichen Rotationsellipsoids. Im folgenden ist diese Berechnung an einem losen Zwil- ling aus der Bretagne (Wiener Hofmuseum, A. v. 397) durch- geführt. Aus der Ausbildung des Zwillings wurde geschlossen, daß die Schieferungsebene ungefähr parallel der b-Achse des Ind. 1 liegt und gegen dessen c-Achse zirka 20° nach rück- wärts geneigt ist. Die Winkel » zwischen den Flächennormalen und der Schieferungsebene (Äquatorialkreis des abgeplatteten Rotationsellipsoids), die reduzierten und die auf die Kugel be- zogenen relativen Zentraldistanzen sowie die Differenzen A zwischen den relativen Zentraldistanzen gleicher Flächen der beiden Individuen sind in der folgenden Tabelle angeführt.! ee RE | | ! Ind. 1 20° 58° 58° 58° 0° ? Ind. 2 Did 252 0° Q8 30° Ind. 1 5-00 2:44 2:46 2-80 4:20 Red. Zd. Ind. 2 4:08 2-87 2:76 3:26 4:14 Ind. 1 106 0-52 0-52 0:60 0:89 Rel. Zd. Ind. 2 0:87 0-61 0-59 69 0:88 A 0-19 0:09 0:07 0:09 0.01 Summe der Abweichungen = %, = 0°45 Volumen des Zwillings Vz YIITICHN 1 Sowohl (110) als auch (010) haben bei beiden Individuen oben und unten gleiche Zentraldistanz. SR Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 697 Die Achsen 2 und 5b sowie die numerische Exzentrizität = einer Ellipse, der die erzeugende Ellipse des volumgleichen Rotationsellipsoids »ähnlich« ist, ergeben sich aus den relativen Zentraldistanzen der Flächen (001) von Ind. 1 und Ind. 2 unter Verwendung der entsprechenden Winkel » (siehe p. 652) mit: er = SOG, a Aus diesen Werten bekommt man 4 Den ED —IA:1IT7 cm’. Das Volum des Zwillings beträgt 435°79 cm’. Der Faktor Wan Mr ist demnach gleich 4700. In der folgenden Tabelle sind die Werte von 2 12 0:°477.C08°® 477.cos?® für die Richtungen der betreffenden Flächennormalen, die red. Zd. \ / / korrigierten relativen Zentraldistanzen = und schließlich die Differenzen 6 zwischen den korrigierten Zentral- distanzen gleicher Flächen der beiden Individuen angegeben. | | | 001 110 | 110' 110, | 010 Ind 1-06 0:87 0:87 0-87 1-11 5 Ind. 2 0-87 1:08 1-11 m 1-01 L wat 4:98 4:09 4-09 4:09 5:22 1242 4:09 4-84 5-22 5:22 4-75 Ind 1-00 0-60 0-60 0-68 0-81 Kor. Zd x Ind 2 1-00 0-59 0-53 0-68 0-87 ö 0-00 0-01 0-07 0-05 9:06 Summe der Abweichungen % = 019. 658 A. Marchet. Wie man aus obiger Tabelle erkennt, sind die korrigierten relativen Zentraldistanzen für gleiche Flächen der beiden Indivi- duen zwar nicht alle ganz gleich, doch ist eine bemerkens- werte Annäherung zu verzeichnen, die namentlich in den Summen der Abweichungen hervortritt. Während bei den auf eine volumgleiche Kugel bezogenen relativen Zentraldistanzen die Summe der Abweichungen %, = 0:45 beträgt, ist sie. bei den korrigierten relativen Zentraldistanzen, die auf ein volum- gleiches Rotationsellipsoid bezogen sind, auf %& =0:19 ge- sunken. Durch eine geringe Änderung in der angenommenen Lage der Schieferungsebene könnte das Resultat jedenfalls noch verbessert werden, doch geht aus diesen Zahlen schon hervor, daß die Hauptursache für die Ungleichheit der beiden Individuen der Zwillinge die Lageverzerrung ist. Analog wie bei den einfachen Krystallen kann man die Beeinflussung des Wachstums durch die Verhältnisse im geschieferten Gestein rechnerisch annähernd eliminieren, wenn man die reduzierten Zentraldistanzen nicht mit dem Radius der volumgleichen Kugel, sondern mit den in der Lage entsprechenden halben Durchmessern eines volumgleichen Rotationsellipsoids in Be- ziehung bringt. Bis jetzt wurde nur jene Lageverzerrung besprochen, die in solchen geschieferten Gesteinen auftritt, bei denen die Rich- tungen’-in der 'Schieferungsebene” keine Verschiedenfreiten zeigen. Besitzt das Muttergestein aber eine Streckungsrichtung, so sind auch die Richtungen in der Schieferungsebene ver- schieden. Ein Körper, der in einem »isotropen« Medium nach allen Richtungen gleich schnell wachsen würde — ich ver- weise wieder auf das Beispiel eines radialfaserigen Aggregats —, würde in einem derartigen Gestein eine Form annehmen, wie sie etwa ein dreiachsiges Ellipsoid zeigt. Denkt man sich den Ein- luß der Streckungsrichtung sehr stark, so würde dieses drei- achsige Ellipsoid sich der Form eines gestreckten Rotations- ellipsoids nähern. Ein derartiges Beispiel einer Lageverzerrung, ein Staurolithzwilling nach (232) aus der Bretagne (Min.-petrogr. Institut der Wiener Universität Nr. 5729) (Porträt Taf. U, Fig. 12) wurde daraufhin untersucht. Zur Vereinfachung der Rechnung begnügte ich mich mit der Berechnung eines volum- ar Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 599 gleichen, gestreckten Rotationsellipsoids, dessen lange Drehungs- achse mit der Streckungsrichtung zusammenfällt. Die Berech- nung wurde in ähnlicher Weise wie bei den früheren Bei- spielen durchgeführt, wobei nach der Ausbildung des losen Zwillings die Lage der Streckungsrichtung ungefähr parallel der möglichen Querfläche (100) des Grundindividuums (Ind. 1) und gleichzeitig parallel (I0I) des Zwillingsindividuums (Ind. 2) angenommen wurde. In der folgenden Tabelle sind die Winkel & zwischen den Normalen der einzelnen Flächen und der Streckungsrichtung (= lange Achse der »ähnlichen« Ellipse), die reduzierten sowie die auf die volumgleiche Kugel be- zogenen relativen Zentraldistanzen des Zwillings und schließ- lich die Differenzen A zwischen den relativen Zentraldistanzen gleicher Flächen beider Individuen angegeben. | | 001 | 110" | 110, | 110° | tTo, [010° 010, | { | I ' ER © a | = x I 1 Be dir 176651662 | 690..00: -| 19° | 19° | 79° 1% | | | | Be asa Hau 0 5ie | 5i= | 00° | 43°] | IN | I = x Eike Tg | 17 7 ET 3 ET a ge I | Tod. 1) 5.00) 2-15) 2-15) 2-17 | 1-78) 3-37) 3-37| 3-48| 3-01 | ‚ Red. Zd.l | | | | nd. 2| 5-74] 2-40) 3-03|[2-21]| 2-03| 1:96) 2:01] 3:61|5°27 | ir = 28 4 EN ver | | | j Ind. 1) 1:25) 0-54] 0:54] 0-54| 0-44] 0-84| 0-84) 0°87| 0:75 | Rel. Zd.l | | | Fanie Ind. 2} 1:44| 0:60] 0-76!f0-55] 0-51) 0-49] 0-50) 0-90] 1:32 | RER FREE & } | steh IRB N } | ; | | A 0-19..0-06| -0-22| 0-01 0-07) 0-35] 0:34] 0-03| 0:57 | 1; | I | i | | | 1 1 Die Zentraldistanz von (110') ist bei Ind. 2 virtuell. Summe der Abweichungen = Y, = 1'84 . Volumen des Zwillings ==, We 266: 70 Ga”. Aus den relativen Zentraldistanzen der Endflächen (001) von Ind. 1 und Ind. 2 und den entsprechenden Winkeln » wurden wie früher die Achsen a und b und: die. numerische Exzentrizität der Ellipse berechnet, welche der erzeugenden Ellipse des mit dem Krystall volumgleichen Rotatiönsellipsoids ähnlich ist: ERIERPFTTENER Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 46 560 ArMlarcher, 18,30 =. "908. N Meea 1 b == 1:198 EG )) H> co r ( ” | Os) N | Volumen des »ähnlichen« Rotationsellipsoids u 2 3 ; ZEN 0) b? use: 15 ö 336 cm, ) $ > Volumen des Zwillings V = 266°70 cm’. Daraus s/V o Ve = 23091 )) Die folgende Tabelle enthält die Werte von = / 1434 und: Pax B55M \ 072805 2 für die Richtungen der betreffenden Flächennormalen, ferner SR red.” 742) die korrigierten relativen Zentraldistanzen |kor. I, =) N / und die Differenzen 6 zwischen den korrigierten Zentral- distanzen gleicher Flächen der beiden Individuen. | 11, | 010" 010, 101 | 101 | | Ind. 1) 1:25) 1:28) 1-28] 1-28] 1:28] 2-17) 2:17) 1°21| 1°21 P Ind. 2| 1-44) 1-48) 1-48] 1°21| 1-21| 1-44] 1-4a| 1-20] 1-57 3-24| 3-32] 3-32] 3-32] 3-32 3-73] 3-83) 3-83| 3-14] 3-14] 3-73 Ind. 1) 1'54| 0°65| 0°65| 0°65 | 0°54| 0:60] 0°60| 1"11| 0°96 "Ind. 2] 1:54] 0:63 0:791[0:70]| 0:65] 0:53] 0:54] 1:16| 1°29 ) 0°00| 0:02] 0°14|. 0°05| 0:11] 0°07| 0:06] 0:05] 0-33 001 0 110, ı 110° | | | | an Ind. 1 "521 Drop LlSeset Ind. 3 731 3:11] 407 Summe der Abweichungen %, = 0'83. Auch bei diesem Zwilling kann man ein starkes Sinken der Abweichungen zwischen den Zentraldistanzen gleicher © . ” - ” R} Zwillingsverzerrung beim Staurolith. 16) Flächen der beiden Individuen beobachten, wenn man statt der auf eine volumgleiche Kugel bezogenen relativen Zentral- distanzen (%, = 1:84) die korrigierten relativen Zentraldistanzen (&, = 0:83) verwendet, die sich in diesem Falle auf ein gestrecktes, volumgleiches Rotationsellipsoid beziehen. Wie schon früher erwähnt wurde, hätte für diesen Zwilling eigent- lich richtiger ein dreiachsiges Ellipsoid berechnet werden sollen. Die Ungenauigkeit in der richtigen Bestimmung der Lage der Streckungsrichtung veranlaßte mich aber, daß ich mich mit der viel einfacheren Berechnung eines Rotations- ellipsoides begnügte, das ja eine größere Annäherung an den Einfluß der Lageverzerrung darstellt als die mit dem Krystall volumgieiche Kugel. Die obigen Rotationsellipsoide stellen eine Annäherung an.die Gestalt eines mit dem betreffenden einfachen Krystall oder Zwilling volumgleichen Körpers dar, der etwa wie ein. radialstrahliges Aggregat ohne Wachstumsverschiedenheiten in sich selbst in dem gleichen geschieferten Muttergestein gewachsen wäre. Die verschiedenen Richtungen in dem Ge- stein bedingen schon für sich verschiedene Wachstums- geschwindigkeiten, für welche die halben Durchmesser des Ellipsoids ein Maß sind. Dadurch, daß man die reduzierten Zentraldistanzen des Krystalls durch die entsprechenden Halb- messer des volumgleichen Ellipsoids dividiert, d. h. daß man die verschiedenen Wachstumsgeschwindigkeiten eines volum- gleichen Körpers ohne molekulare Richtlinien in jenen Rich- tungen, die der Lage der betreffenden Flächennormale ent- sprechen, jeweils gleich 1 setzt, erreicht man dann, daß die so erhaltenen korrigierten Zentraldistanzen von dem Einfluß der Lageverzerrung befreit sind. Diese Zentraldistanzen haben also die gleiche Bedeutung wie die auf den Radius einer volumgleichen Kugel bezogenen relativen Zentraldistanzen eines Krystalls, der in einem Medium gewachsen ist, welches keine Verschiedenheiten in den verschiedenen Richtungen er- kennen läßt. So wie diese Zentraldistanzen haben auch die korrigierten relativen Zentraldistanzen für gleiche Flächen 562 Ar NMarchet, mehrerer Krystalle gleicher Art. vom selben Fundort annähernd dieselbe Größe. Die Unterschiede zwischen den korrigierten' relativen Zentraldistanzen verschiedener Krystallflächen werden hauptsächlich durch die dem Krystall eigenen Verschieden- heiten der Wachstumsgeschwindigkeit in der Richtung der Flächennormalen hervorgerufen und geben, wenn man Zwil- linge mit einfachen Krystallen vergleicht, ein Bild für die /willingsverzerrung. Man kann an den drei angeführten Bei- spielen erkennen, daß die Zwillingsverzerrung sich so äußert, wie durch das Zusammenfassen der Messungen an mehreren einfachen Krystallen und Zwillingen vom gleichen Fundort gefunden wurde. Daß Abweichungen vorkommen, die der gesetzmäßigen Zwillingsverzerrung widersprechen — Z. B. hohe korrigierte Zentraldistanzen der Flächen (110,) und (101) bei Ind. 2 des letzten Beispiels (p. 660) und der Flächen (110,) und (010) im vorletzten Beispiel (p. 657) — hat seine Ursachen in Unregelmäßigkeiten des Wachstums, die wir nicht verfolgen können, und beweist nur, daß einzelne Beob- achtungen nicht genügen, um Gesetzmäßigkeiten zu finden, sondern daß erst durch Zusammenfassen möglichst vieler Einzelbeobachtungen die Unregelmäßigkeiten erkannt und das Gesetzmäßige herausgeschält werden kann. Zwillingsverzerrung peim Staurolith. oc 4 Bemerkungen zu den Tafeln. Die Zeichnungen sind nach den mittleren reduzierten Zentraldistanzen konstruiert. Bloß Fig. 5 und 12 stellen zwei vergrößerte Porträts von Zwil- lingen nach (232) dar. Alle Zwillinge nach (232) sind so abgebildet, daß die (bei Zöptau virtuelle) Zentraldistanz der Fläche (001) 2°5 cm beträgt, die einfachen Krystalle und die Zwillinge nach (032) so, daß sie mit jenen jeweils volumgleich sind. Die Linien neben den einfachen Krystallen vom Trausnitzberg bei Zöptau (Fig. 1) und vom Monte Campione (Fig. 3) stellen dar, wie groß die c-Achse dieser Krystalle gezeichnet werden müßte, wenn das Größenverhältnis zwischen dem einfachen Krystall und dem Zwilling nach (232) vom gleichen Fundort dem in der Natur entsprechen würde. Die in der Tafelerklärung angegebenen Vergrößerungszahlen geben die lineare Vergrößerung der Zeichnung gegenüber der wirklichen mittleren Größe der untersuchten Krystalle. Tafel I. Fig. 1. Einfacher Kıystall, Trausnitzberg bei Zöptau. Vergr. zirka 104/, mal. Zwilling nach (232), Fundort wie Fig. 1. Vergr. zirka 35/, mal. 7] a (86) Fig. 3. Einfacher Krıystall, Monte Campione, Kanton Tessin. Vergr. zirka 6 mal. Fig. 4. Zwilling nach (232), Fundort wie Fig. 3. Vergr. zirka 21/, mal. Fig. 5. Porträt eines bloß einseitig ausgebildeten Zwillings nach (232). Fundort wie Fig. 4. Vergr. zirka 21/,.„mal (siehe p. 646). Fig.6. Einfacher Krystall, Fannin County, Georgia, U. St. A. Vergr. zirka 21/, mal. = Q -] Zwilling nach (032), Fundort wie Fig. 6. Vergr. zirka 23/; mal. Fig. 8. Zwilling nach (232), Fundort wie Fig. 6. Vergr. zirka 2?/. mal. Tafel I. Fig. 9. Einfacher Kıystall, Bretagne. Vergr. zirka 2?/, mal. Fig. 10. Zwilling nach (032), Fundort wie Fig. 9. Vergr. zirka 21/,mal. Fig. 11. Zwilling nach (232), Fundort wie Fig. 9. Vergr. zirka 22 ,mal. Fig. 12. Porträt eines gestreckten Zwillings nach (232), Bretagne. Vergr. zirka 1#/„mal (siehe p. 658). > 1 PAz a Er ER EHIBNT RL IE ER Pen Eh ou wahl uw . BE ne -_Marchet A.: Zwillings- und Fig. 3 Sitzungsberichte de Marchet A.: Zwillings- und Lageverzerrung beim Staurolith 010 -010 107 Fig. 3 Fig. 8 Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. 1, 128. Bd., 1919. ROTE, FRE Marchet A.: Zwillings- und Lageverzerrung beim Staurolith, Tau ıE Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 128, Bd., 1919. 665 Über Hydathoden bei Araceen Von stud. phil. Lene Müller (Neuß a. Rhein) Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Wien Nr. 132 der zweiten Folge (Mit 3 Textfiguren und 2 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 9. Oktober 1919) A. Einleitung. Auf Anregung meines hochverehrten Lehrers, Herrn Hof- rat Prof. Dr. H. Molisch, beschäftigte ich mich seit Ende 1917 mit dem Studium der Hydathoden der Araceen. Da im Januar 1918 mehrere Exemplare von Amorphophallus Rivieri . im Gewächshause des Instituts zum Blühen kamen, so wurde zunächst das seltsame Phänomen der starken Saftausscheidung am Appendix des Blütenkolbens dieser Pflanze untersucht. Diesem folgten dann im Laufe des Jahres weitere Beob- achtungen über liquide Sekretion der Araceen, die sich aber hauptsächlich auf Blattspitzen bezogen. Etwa Mitte November ließ sich ein eigentümlicher Blattdimorphismus bei einer Pothos- Art konstatieren, auf Grund des verschiedenen Vorkommens hydathodenähnlicher Organe. Den Ergebnissen zufolge teilt sich demnach vorliegende Arbeit in folgende Abschnitte: I. Die Saftausscheidung am Appendix des Blütenkolbens von Amorphophallus Rivieri. Il. Die Saftausscheidung an Blattspitzen von Araceen: 1. Typus Philodendron; 2. Typus Alocasia; 3. Typus Colocasia antiquorımm. Il. Hydathoden und Blattdimorphismus bei Pothos gracıilis. 666 L. Müller, Bevor auf die eigenen Untersuchungen näher eingegangen werden soll, möge noch bemerkt werden, daß das Material zu vorliegender Arbeit teils aus dem Gewächshaus des In- stituts, teils aus dem botanischen Garten, ferner aus den Gewächshäusern .in Schönbrunn und den Rothschild-Gärten in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt wurde, wofür ich auch an dieser Stelle meinen Dank sagen möchte. Die Zeichnungen wurden mit dem Abbe’schen Zeichen- apparat nach Handschnitten oder nach aufgehelltem Material entworfen. N Was die bisherigen literarischen Ergebnisse der Unter- suchungen über liquide Ausscheidung speziell bei Araceen anbetrifft, so wird darauf im Laufe der Arbeit jeweils Bezug genommen werden. B. Eigene Beobachtungen. I. Die Saftausscheidung am Appendix von Amorphophallus Rivieri. l.. Das auffallende Phänomen der starken Saftausscheidung am Appendix von Amorphophallus Rivieri wurde seit Jahren- von Herrn Hofrat Molisch beobachtet und er regte mich an, dies näher zu untersuchen. Weiterhin erfuhr ich durch ihn, daß diese Aracee sich unter dem Namen »Tränenbaum« immer mehr als Zimmerpflanze einbürgere. Erkundigungen, die ich hierüber bei Leuten, die im Besitz von Amorphophallus- Knollen sind, einzog, brachten mich zu dem Ergebnis, daß die Pflanze den Namen Tränenbaum im Volksmund wohl der Ausscheidung von kleinen Tröpfchen an dem großen, fuß- förmig . zerschnittenen, sich in den Sommermonaten ent- wickelnden Blatt verdanke, worauf später näher eingegangen werden soll... In der bisherigen Literatur finden sich keine Angaben über die Ausscheidung am Appendix des Blüten- kolbens.. Die Kenntnis dieses Phänomens wurde mir durch meinen: verehrten Lehrer vermittelt. Der Grund, warum die Erscheinung der Guttation am Appendix noch nicht beob- achtet wurde, liegt wahrscheinlich darin, daß diese Pflanze unter Kulturbedingungen nicht gerade häufig zur Blüte gelangt. Hydathoden bei Araceen. 087 Etwa Anfang Januar beginnt sich der Blütenschaft zu entwickeln. Sein Wachstum ist -ein sehr schnelles, besonders wenn er das letzte Scheiden- blatt verlassen hat. An mehreren Exemplaren, die ungefähr eine Höhe von 25 bis 28cm erreicht hatten, als der Blütenschaft hervorkam, stellte- ich durch Messungen eine tägliche Wachstumszunahme von 3 cm fest. An wärmeren Tagen, wie'z. B. vom 10. auf den 11. Februar 1918, betrug die Zunahme sogar All„cm. Am 22. Februar hatte der Schaft eine Höhe von 92 cm erreicht. An diesem Tage begann sich die Spatha zu öffnen, nachdem in den letzten Tagen ihre anfänglich hellgrüne, gesprenkelte Farbe, die mit der des Schaftes übereinstimmte, allmählich in eine gescheckt violette über- gegangen war. Der Appendix trat immer mehr aus der Spatha heraus. Am 25. Februar hatte die Pflanze eine Höhe von 1 u und damit ihre definitive Länge erreicht. Am folgenden Morgen hatte sich die Spatha geöffnet, so daß man vollends in den von ihr gebildeten Becher hineinschauen konnte, der unten die Infloreszenz zeigte. Die gestern noch weißen männlichen Blüten, die über den weiblichen stehen, zeigten einen rötlichen Hauch. Der Kolben begann einen starken aasartigen, an eine Raubtiermenagerie er- innernden Geruch zu verbreiten, ähnlich dem von Siapelia und Phallus. Gegen 6l abends zeigten sich am unteren Teil des Appendix, in einer Höhe von zirka 10 cm, die ersten kleinen, wasserhellen Saftperlchen, die höher hinauf an Zahl abnahmen; der oberste Teil des Kolbenanhanges war vollständig trocken. Zeitig in der Früh am folgenden Morgen hatte sich die Ausscheidung verstärkt. Die Perlchen an der Basis waren zu mehr minder großen Tropfen geworden, darüber hatte die Zahl der Tröpfchen zugenommen. Gegen Mittag hatte sich die Ausscheidung bis zur Spitze ausgedehnt. In den folgenden Tagen verstärkte sich die Ausscheidung und die Tropfen veır- einigten sich zu kleinen Lachen. Die männlichen Blüten gingen allmählich über Rosarot ins Braune bis Schwarzbraune über. Parallel hierzu ent- wickelten sich auch die Gynoecien. Die Ausscheidung zeigte sich besonders in diesen Tagen zeitig in der Früh und gegen Abend. Allmählich setzte auch das Ausstäuben des Pollens in kohärenten Massen ein. Nachdem aber am 8. bis 9. März die Anthese vollends ihren Höhepunkt erreicht, war auch die Guttation am stärksten. Mit der Abnahme der Bestäubung ließ auch die liquide Sekretion nach, um schließlich völlig zu stagnieren. Es trat dann ein Welken ein und der hohe Schaft sank. Nach diesen Beobachtungen ist anzunehmen, daß die Saftausscheidung zusammenhängt mit den sich steigernden Lebensvorgängen im Innern der Pflanze zur Zeit der Be- stäubung. Bei der Anthese findet auch eine, wenn auch nicht so hochgradige wie bei Sauromatum, so doch immerhin nennenswerte Erhöhung der Temperatur des Kolbens um 2 bis 3° gegenüber der der Umgebung statt. Es ist wahr- scheinlich, daß die Saftausscheidung als blütenbiologische 668 L. Müller, Einrichtung aufzufassen ıst und zugleich mit der Erwärmung des Appendix und mit dem starken aasartigen Geruch in der Heimat dieser Aracee anlockend auf die Insekten wirkt und so eine Kreuzbefruchtung begünstigt. Der gleiche Vorgang ließ sich bei mehreren Exemplaren beobachten, die alle mehr minder klar die Saftausscheidung zeigten, und zwar alle in derselben Rhythmik. Bei der Nachprüfung meiner vorjährigen Beobachtungen in diesem Jahre stand mir sogar eine Pflanze zur Verfügung, deren Blütenschafthöhe 135 cm betrug, wovon allein auf den Kolbenanhang 43 cm entfielen. 2. Um nun den Ort der Ausscheidung kennen zu lernen, untersuchte ich den anatomischen Bau des Appendix. Wie schon erwähnt, setzt sich der Blütenkolben in eine braun- rote, schwere, oft beträchtlich lange Keule fort, die aus dem von der Spatha gebildeten Becher hervorragt. Dieser Kolben- anhang ist das saftausscheidende Organ. Er besteht aus einem lockeren, zum Teil hohlen, zentralen Wassergewebszylinder, der von vielen Gefäßbündeln durchzogen ist. Diesen umgibt ein mehr minder dicker Parenchymmantel, der aus dünn- wandigen, stärkereichen Zellen besteht. Ich behandelte sowohl Flächen- wie Querschnitte des Appendix mit Eau de Javelle oder mit Chloralhydrat, um die Präparate aufzuhellen und um das Anthokyan, welches vornehmlich die subepidermale Zellschicht erfüllt und wodurch der Appendix seine schwarz- rot-braune Farbe hat, zu zerstören. Ein Flächenschnitt zeigt bei schwacher Vergrößerung folgendes: In der rot gefärbten Zellschicht liegen die Wasser- spalten, denn als solche glaube ich die An Mengen zur tretenden Spaltöffnungen ansprechen zu dürfen. Wenigstens finden sich sonst keine Organe, durch die die liquide Sekre- tion erfolgen könnte. Die Hydathoden treten als grüne Appa- rate hervor, und zwar immer einzeln, nicht wie zZ. B. bei den Blättern von Doehmeria in Gruppen angeordnet. Für den oberen Teil des Appendix ergab sich bei Flächenschnitten in 1 Gesichtsfeld, bei Anwendung von Okular 2 und Objektiv 3 des Reichertmikroskops, die Durchschnittszahl 20, im mittleren Teil 23 und im unteren, über der Infloreszenz, 27. Es war. ja auch der untere Teil, der zuerst und am deutlichsten die Hydathoden bei Araceen. 669 Ausscheidung zeigte. Obwohl die Guttation am Appendix höchst auffallend ist, so zeigt doch der anatomische Bau der einzelnen Hydathode weder durch seine Form noch durch seine Größe etwas besonderes. Von der Fläche betrachtet, tritt er dadurch hervor, daß unterhalb der Spaltöffnungen und . ihren Nebenzellen — teils findet man einen, teils zwei mehr minder vollständige Kreise von Nebenzellen — das Chloro- phyli nicht durch das Anthokyan verdeckt ist. Eine autf- fallende Dimension, wie sie bei anderen Araceen an den Wasserspalten der Blätter zu verzeichnen ist, fällt hier nicht auf (Fig. 2). Betrachten wir nun den Querschnitt (Fig. 1). Die Leitungs- bahnen der das lockere, maschige Mittelgewebe durchziehenden Gefäßbündel vereinigen sich im Parenchym zu Hauptästen, die ihre Ausläufer bis wenige Zellen unterhalb, oft direkt bis zur Atem-, respektive Wasserhöhle der einzelnen Wasserspalte senden (Fig. 1, Zr). Ein Epithemgewebe ist nicht vorhanden. Es fällt also die Annahme einer lokalen Druckfiltration fort, da wir nach Haberlandt! meistens dort lokal aktives Aus- pressen von Flüssigkeit vor uns haben, wo ein Epithem vor- handen. Die Annahme einer einfach fortgeleiteten Knollen- druckfiltration wurde durch den Versuch bekräftigt, daß ein unbeschädigter Amorphophallus zirka 3 cm über der Knolle unter Wasser abgeschnitten wurde und der Schaft mit dem Kolben in Wasser stehen blieb. Die Ausscheidung ging nur noch kurze Zeit in kleinen Wasserperlchen vor sich zufolge des noch im Blütenschaft vorhandenen Überdruckes, dann hörte sie auf. Dagegen zeigte die Schnittfläche des Schaft- stumpfes eine reichliche Ausströmung. Es ist also anzunehmen, daß die Betriebskraft für die Ausscheidung vom Knollendruck geliefert wird, der dann durch die Gefäße in dem maschigen Gewebe weitergeleitet wird. Dieser Knollendruck ist ein Ana- logon des Wurzeldruckes. Die Tatsache, daß hier von der Knolle, also von einem Stamm, ein osmotischer Druck ge- liefert wird, muß betont werden, da ein solcher Druck, der 1 Haberlandt G., Anatomisch-physiologische Unters. über d. trop. Laubblatt. Abhandl. II, 1895. Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. Wien. 870 L. Mül’'er, schließlich zur Guttation führt, zwar bei Wurzeln etwas gewöhnliches, bei einer Knolle aber bisher meines Wissens nicht bekannt war. In Fällen, wo die Tracheiden- und Tracheenenden nicht direkt bis zur Wasserhöhle reichen, tritt wohl eine lokale Injektion der Interzellularen im Bereich der Hydathoden ein. Die Spaltöffnungen ihrerseits sind nun. die Stellen des ge- ringsten Filtrationswiderstandes, durch. die der unter einem bestimmten Druck stehende Saft ausgepreßt wird. 3. Um die Untersuchungen über die Ausscheidung ‘am Kolbenanhang von Amorphophallus zu vervollständigen, wurde die ausgeschiedene Flüssigkeit mit folgenden Resultaten ana- lysiert:! a) Die anfängliche Vermutung, dem Geruch nach zu schließen, daß eventuell Indol oder Skatol vorhanden sein könnten, ergaben bei den Reaktionen ? sowohl mit Oxalsäure wie mit Vanillinsalzsäure und mit Para- dimethylaminobenzaldehyd ein negatives Resultat. Es trat in keinem Falle eine Färbung der mit der ausgeschiedenen Flüssigkeit getränkten Filtrier- papierstreifen ein, wogegen die Kontrollversuche mit sehr verdünntem Indol eine rosa, beziehungsweise rosa-violette Färbung ergaben. Auch die Holz- reaktion auf Indol hin war vollständig ergebnislos. a b) Bei der Prüfung auf eventuellen Zuckergehalt zeigte die Flüssigkeit den Reagenzien gegenüber ein gleiches Verhalten wie Kontrollversuche mit einer sehr verdünnten Zuckerlösung. Die Molisch-Reaktionen mit: a-Naphtol, beziehungsweise Thymol—+- konzentrierte HsSO, im Überschuß zeigten einen schwachen Verlauf. Die Senft’sche Zuckerprobe mit salzsaurem Phenylhydrazin in Glyzerin + Natriumacetat in Glyzerin (beide im Verhältnis 1:10) verlief schwach. Es trat Gelbfärbung ein und Osazonkrystalle fielen in Spuren aus. c) Die Aushauchung von Trimethylamin, wie sie Wicke3 für die Blüten von Chenopodium Vulvaria und Cralaegus Oxyacantha konstatierte, wurde auch hier nachgewiesen. Beim Verreiben des Saftes oder eines. Stückchens vom Appendix zwischen den Fingern tritt deutlich der Geruch nach Häringslake auf. Ein mit verdünnter Salzsäure benetzter Glasstab, den man in die Nähe des Kolbenanhanges bringt, erzeugt Bildung von leichten Nebeln. Ebenso entstehen leise Wölkchen, wenn man einer in einer kleinen Schale gesammelten Menge der sezernierenden Flüssigkeit Salzsäure nähert. Weiterhin wurde das Amin nachgewiesen dadurch, daß Tropfen des Saftes ! Die nachstehenden Ergebnisse verdanke ich der freundlichen Mit- hilfe des Herrn Assistenten Dr. G. Klein. 2 Molisch H., Mikrochemie der Pflanzen, Jena, Fischer, 1918. 3 Wicke W.,' Bot. ‚Zeitg., 1862, :p.893. Hydathoden bei Araceen. 6/1 über Platinchlorid verdampften, nachdem vorher das Trimethylamin durch Kalilauge entbunden wurde. Es zeigten sich die charakteristischen Ammo- niumchloroplatinatkrystalle; daneben traten noch Salpeterkrystalle als Rhom- ben und Prismen auf. Die Flüssigkeit an sich ist hyalin, wasserhell und von fadem Ge- schmack. In verschlossenen Gefäßen aufbewahrt, trübt sie sich und läßt zarte Flocken zu Boden falien. Eine größere Quantität der mittels feiner Pipetten aufgesammelten Flüssigkeit wurde allmählich verdampfen gelassen. Der Rückstand zeigte bei mikroskopischer Betrachtung zwei charakteristische Krystallformen: einmal unregelmäßig strahlige Büschel und zweitens oktaederähnliche Krystalle oder Würfel. Beide sind löslich in Wasser; besonders die Würfel und Oktaeder sind stark hygroskopisch. Die Büschel sind unlöslich in Alkohol. Sowohl die Flüssigkeit wie deren Rückstand zeigen mit Diphenylamin-Schwefelsäure Blau- tärbung. Es sind dies besonders die Nitrat-Krystalle, die unter Lösung sich blau färben. Die Büschel schmelzen dabei nur langsam ab. Noch nach Monaten zeigten die Krystalle bei erneutem Versuch die gleiche Reaktion. Mit Neßler’s Reagens trat bei Prüfung auf Ammoniak die charakteristische Gelb-Braunfärbung ein. 4‘ - Die chemische Untersuchung führte also dazu, in dem Saft sehr wenig Zucker, ein Amin, wahrscheinlich Trimethyl- amin, und ein Nitrat zu konstatieren. HU. Die Saftausscheidung an den Blattspitzen von Araceen. Die Tatsache, daß die Araceen wohl mit zu den Pflanzen gehören, die die Erscheinung der Guttation in auffallender Weise auch schon ohne Experiment in der freien Natur zeigen, macht es verständlich, daß bei einzelnen Typen schon verhältnismäßig früh die Wasserausscheidung beobachtet und beschrieben wurde. Meines Wissens wurde zunächst von Habenicht! die Saftausscheidung bei Calla aethiopica er- kannt; ihm folgten die Beobachtungen von Schmidt* bei Colocasia antiquorum, die dann später von Duchartre?® und 1 Habenicht L., Flora, 1823, II. Bd., Nr. 34, p. 529—536. 2 Schmidt, Beobachtungen über die Ausscheidung von Flüssigkeit aus.der Spitze der Blätter von Arum Colocasia. Linnaea, 1831, p. 65. 3 Duchartre, Recherches physiol. anat. et organog. sur la Colocase des Anciens (Colocasia antiquorum Schott.). Annal. d. seiences nat., IV. ser. bot., T. XII, 1859, p. 232 —279. 672 1% Müller, Molisch! eingehend behandelt wurden. Es schließen sich dann an die Abhandlung von Gärtner? über Calla (= Richar- dia) aethiopica und von Mettenius® über Arwm peltatum, De la Rue* führt Calla aethiopica und Caladium odorum, Rosanoff? Remusatia vivipara an. Es folgen dann spezielle Arbeiten oder Anführungen über liquide Sekretion bei Ara- ceen von van Tieehem,‘ Ramey, Dalitzsch,? Volkens, Unger > Spanjer.. UndsGenner Die bisher beobachteten Fälle von auffallender Guttation in der: Familie der Araceen legten den Gedanken nahe, daß diese Erscheinung hier sehr verbreitet sein dürfte und daß | möglicherweise mit der hohen Vollendung dieser Erscheinung auch besondere Einrichtungen Hand in Hand gehen. Aufgabe dieses Abschnittes soll es nun sein, die bis- herigen Untersuchungen durch neue zu ergänzen und den Satz zu begründen, daß die Ausscheidung von Saft wohl bei allen Araceen vorkommt und daß Hand in Hand damit mehr minder differenzierte, eigene Organe dazu vorhanden sein müssen. | 1 Molisch H., Das Hervorspringen von Wassertropfen aus der Spitze von Colocasia nymphaefolla Kth. (Caladium nymphaefolium hort.). Ber. d. dtsch. bot. Ges., 1903, p. 381. 2 Gärtner, Flora, 1842, I. Beiblatt. 3 Mettenius, Filices horti Lipsiensis, p. 9—10, 1856. 4 De la Rue E,., Bot. Zeitg., 1866, p. 317. 5 Rosanoff, Bot. Zeitg., 1869, Nr. 52, p. 832. 6 Ramey, Sur la secretion aqueuse d’un Amorphophallus. Bull. de la Soc.. Linneenne de Paris, 1874. ? Van Tieghem, Recherches sur la structure des Aroidees. Annal. d.seiences’ nat.,u5e ser., T./VIL, p.2189 71866). 8 Dalitzsch M., Beiträge zur Kenntnis der Blattanatomie der Aroi- deen. Bot. Zentralblatt, 1886, I. Bd., XXV. 9 Volkens G., Über Wasserausscheidung in liquider Form an den Blättern höherer Pflanzen. Jahrb. d. k. bot. Gartens. Berlin, 1883, Bd. II, p. 166. 10 Unger Fr., Beitr. z. Physiol. d. Pfl., Über die Allgemeinheit wässe- riger Ausscheidung und deren Bedeutung für das Leben der Pfl. Beitr. d. k. Akad. d. Wiss., math. u. nat. Kl., Bd. XXV, p. 441. 11 Spanjer O., Untersuchungen über die Wasserapparate der Gefäßpfl. Bot. Ztg., 1898. | 12 Gentner G., Über die Vorläuferspitze der Monokotylen. Flora. Ergzgspd., 1905. Hydathoden bei Araceen. 673 Die Ausscheidung findet, wie auch bei anderen guttie- renden Pflanzen, vornehmlich an jungen, noch lebhaft wach- senden Blättern statt. Sobald das Blatt ausgewachsen ist, hört die liquide Sekretion häufig unter Eintrocknen der Spitze all- mählich oder ganz auf. Dieser Tatsache zufolge gelangten auch nur junge, Blätter zur Untersuchung. Die Blattspitzen wurden meist mit Chloralhydrat oder Eau de Javelle be- handelt, um sie aufzuhellen. Vorher wurden sie durch Alkohol schnell getötet, da hierdurch nach Lloyd! die vorhandene Weite der Spaltöffnungen, respektive Wasserspalten erhalten bleiben soll. Es mag erwähnt werden, daß Raphiden und Drusen von Calciumoxalat in besonders starkem Maße vor- kommen. Oft in recht charakteristischer Anordnung, z. B. nur am Rand, oder nur über den Leitungsbahnen. Die zu behandelnden Objekte, die die liquide Sekretion in der Natur nicht zeigten, bei denen aber der anatomische Bau auf sekretorische Funktion schließen ließ, wurden im Experiment beobachtet, worunter die künstliche Schaffung eines mit Wasserdampf gesättigten Raumes verstanden sein soll. Nach Beendigung meiner Untersuchungen kam ich zu dem Schluß, daß sich die von mir beobachteten Pflanzen ihrem anatomischen Bau nach in drei Gruppen teilen lassen, von denen die erste den einfachsten Typ darstellt. Da die meisten beobachteten. ‚Spezies,,,die dieser: Gruppe: unter- zuordnen wären, den Philodendren angehören, so faßte ich sie unter dem Namen »Typus Philodendron« zusammen; aus ähnlichen Gründen ergab sich dann auch »Typus Alocasia« und »Typus Colocasia antigquorum«. Zu erwähnen wäre noch, daß aus der Unmöglichkeit der Beschaffung aller bekannten Araceen es sich von selbst ergibt, daß durch die Aufstellung der angeführten Typen diese nicht als die allein möglichen anzu- sehen sind; sie sollen nur der besseren Übersicht vorliegender Abhandlung dienen. Was die Nomenklatur anbetrifft, so habe ich mich unter Vergleich mit Engler? an die in den Gärten angegebenen Bezeichnungen gehalten. 1 Lloyd, Physiologie of Stomata, Washington, 1908. 2 Engler A. in Engler-Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien, Leipzig, 1889. 674 L. NM üller, l.. Typus Philodenavron (Tabelle). Die hier eingereihten Pflanzen zeigen in der Regel fol- genden anatomischen Bau der Blattspitze: Es ist meist nur das äußerste Ende des Blattes, welches die Ausscheidung zeigt. Hier gilt der von de Bary aufgestellte Satz betreffend die Wasserspalten, daß »je größer ihre Zahl an einer Stelle ist, desto geringer ist durchschnittlich sowohl ihre absolute Größe als auch die Größendifferenz zwischen ihnen und den Luftspalten«. Die Blattspitze ist kapuzen- förmig zusammengelegt und in ihrem oberen Teil zu einem Hütchen "ver- wachsen. Die morphologische DBlatt- unterseite der Spitze wird dadurch zur Oberseite und es ist vor allem diese Spitze, die mit zahlreichen als Hydat- hoden funktionierenden Spaltöffnungen besetzt ist. Die in der Blattlamina ver- laufenden drei Hauptleitungsbahnen, von denen‘ einem’ der'’Mitte,’ die "beiden anderen am Rande hinlaufen und die mehr minder untereinander anastomo- sieren, vereinigen sich an der Basis der Kapuze und senden ihre meist pinselförmig ausstrahlenden Tracheiden bis in die äußerste Spitze. Der Gefäßteil ist stärker ausgebildet als der Siebteill und die Spiralverdickungen verlaufen sehr eng. Meistens enden die einzelnen Tracheiden dicht unterhalb der Atemhöhle, respektive Wasserhöhle der einzelnen Hydathode. Diese weichen von den normalen Spaltöffnungen durch ihre größere Öffnungsweite und häufig durch die Unbewesglichkeit ihrer Schließzellen ab. In Fällen, wo die Tracheiden eine oder mehrere Zellschichten unterhalb der Wasserhöhle enden, wird die Verbindung durch Interzellularen hergestellt. Es tritt dann. wohl eine lokale Injektion der Interzellularen bei der sekre- torischen Funktion ein; so wird die Flüssigkeit durch den Knollendruck weitergeleitet, bis sie durch die Hydathoden nach außen gelangt. Meist finden sich oberseits auf der kamma idieht unter. der Kapuze noeh Spaltöffnungen mit Textfig. 1. 1 a l PT7ZE Hydathoden bei Araceen. 0/0 erweitertem Porus und es ist anzunehmen, daß sie mit an der Ausscheidung beteiligt sind (Fig. 3). Obwohl ich ihre Funktion aus Mangel an Material nicht ermitteln konnte, so mögen doch hier die an der Unterseite der Blätter von Lasia aculeala auf den Nerven erster und zweiter Ordnung auftretenden haar stachelähnlichen Organe Erwähnung finden, die alle oben an der Spitze eine kleine, fein gebaute stöpselartige Zelle (Fig. 4 und 5, sf) zeigen; in die Organe führt kein Leitbündel hinein. Da Lasia fakultativ Wasserpflanze ist, so läge die Annahme nahe, daß diese Gebilde absorbierende oder sezernie- rende Funktion haben. Bekanntlich zeigt die Blattspreite von Monstera deliciosa lochartige Perforationen, die oft so weit zum Rande vor- schreiten, daß die einzelnen Teile nur noch am Rand mit feinen Verbindungsstellen zusammenhängen. Die Entwicklung der sekundären Fingerung geht schon vor sich, während das junge Blatt noch vollkommen dütenförmig eingerollt ist; schon jetzt kann man eine bedeutende Sekretion beobachten. Bei dem allmählichen Entrollen gewährt das Blatt einen zierlichen Anblick. Es hängt nämlich an jeder der dünnen fadenförmigen Verbindungsstellen ein Tropfen, so wie an der Spitze. Die Elstersuehung führte mich. "zu? dem’ Schluß, daß (der Saft, dessen Strömung besonders bei jungen Blättern eine sehr lebhafte ist, sich hier an den dünnen Verbindungsstellen staut, da durch sie ein großer Teil der Leitungsbahnen verbunden hindurchgeht, um im nächsten Abschnitt wieder zu divergieren. Den sich an den Verbindungsstellen oberseits befindlichen Spaltöffnungen wird nun die Funktion von Wasserspalten aufgenötigt. Ihr Porus ist weit kreisrund geöffnet, oft mit einer starken Zerrung in die Breite. Abzweigungen von dem durch die Verbindungsstelle weiterlaufenden Randnerv diver- gieren gegen die Wasserspaälten, durch die dann die tropfbar- flüssige Ausscheidung erfolgt. Früher oder später zerreißen die feinen Übergänge oder sie vertrocknen ebenso wie die Spitze, wenn das Blatt ausgewachsen ist, und mithin erlischt auch die Sekretion. Für Raphidophora decursiva gelten ähnliche Verhältnisse wie die bei Monstera beschriebenen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 47 976 L’MUNeR 2. vous 2llocuser (ame elr Von den untersuchten Pflanzen sollen hauptsächlich die- jenigen hier einbezogen werden, bei denen vor allem im Bau der einzelnen Wasserspalte schon eine bedeutende Abweichung von der normalen Spaltöffnung sich zeigt, die meist in einer mehr minder bedeutenden Vergrößerung der einzelnen Hydat- hode besteht, parallel zur Verringerung der Zahl, in Um- kehrung des angeführten de Bary’schen Satzes. In vielem stimmen die Blattspitzen mit denen unter Typus 1 beschrie- benen überein, sei es nun, daß die Spitze kapuzenförmig ist oder die Lamina glatt in die Spitze ausläuft. Bei den meisten hierhergehörigen Pflanzen finden sich wohlfunktionierende Wasserspalten am Rand. Den Pori der Wasserspalten ent- wachsen häufig Pilzhyphen oder es finden sich \ostoc-Kolo- nien darin, die hier eine geeignete Wohnstätte finden. Von den hier anzuführenden Pflanzen zeigte Alocasia indica die Ausscheidung am charakteristischesten. 3. Typus Colocasia antiquorum. Leider war es«nicht möglich durch die augenblickliche Schwierigkeit der Materialbeschaffung, eine größere Zahl von Beispielen für diesen Typ zu finden. | Die Beobachtungen, die ich an Colocasia antiquorum mit seinen Riesenwasserspalten machen Konnte, stimmen mit den Ergebnissen der Arbeiten von Duchartre! und Molisch? überein, so daß es überflüssig erscheint, Bau und Art der Funktion hier nochmals zu beschreiben. Dagegen zeigte es sich, daß Ariopsis in vielem große Ähnlichkeit mit Colocasia antiguorum aufweist, nur daß sie das von Molisch für Colocasia beschriebene Phänomen des Hervorschleuderns von Wassertropfen an den jungen, sich dütenförmig entrollenden Blättern nicht zeigte; es war nur ein sehr schnelles, manchmal auch ruckweises Austreten und 1 Duchartre, Annales d. sciences nat., IV. ser. bot., T. XII, 1859, p. 232— 279. 2 Molisch H., "Ber. d. dtsch. bot. Ges., 1903, p. 381, Hydathoden bei Araceen. 677 Abfallen der Safttröpfchen zu beobachten, besonders am frühen Morgen und gegen Abend. Immerhin müßten die aus- geschiedenen Mengen an Flüssigkeit wundernehmen, da wir es hier nicht wie bei Colocasia antiquorum mit relativ großen Blättern zu tun haben, sondern die Blättchen sind klein, wenigstens an den von mir beobachteten Gewächshausexem- plaren, 6 cm lang und 3 bis 4 cm breit. Die Epidermiszellen sind papillös vorgestülpt. Die Wasserspalten liegen etwas ein- gesenkt und ihre Größe erreicht manchmal die der Hydathoden von Colocasia antiguorum. Die Pori der Wasserspalten sind häufig besiedelt von Nostoc-Kolonien und Pilzhyphen. Die an der Spitze stark papillös vorgewölbten Epidermiszellen gleichen sich immer mehr aus, um schließlich in die Zellen der Lamina mit glatter Oberfläche überzugehen. Die Hydathoden finden sich nur in dem Teil der Blattspitze, dessen Epidermiszellen papillös sind. Offenbar stehen die Papillen in Beziehung zu der Funktion der Wasserspalten insofern, als sie dazu bei- tragen, eine rasche kapillare Verteilung der Flüssigkeit herbei- zuführen und so die Transpiration des Wassers zu fördern. Auch am Blattrand treten kleine Tröpfchen aus; es finden sich hier Wasserspalten außerhalb der Randnerven. Zwischen den Wasserspalten (Fig. 83, w) und den Spaltöffnungen der Lamina sind die Unterschiede ganz bedeutende. Allmähliche Übergänge, wie sie Rosanoff! für Richardia vivipara kon- statierte, stellen die Verbindung zwischen beiden Extremen her. Die Blattspitze von Steudnera Griffithi, bei der sich auch eine bedeutende Sekretion beobachten ließ, zeigt folgenden, von den bisher beschriebenen stark abweichenden anatomi- schen Bau. Die äußerste Spitze bildet ein Hütchen, dann gehen die beiden zusammengeneigten Ränder auseinander, um nach einem viereckigen Spalt, dessen Ecken etwas ab- gerundet sind, wieder zusammenzuneigen bis zur engen Be- rührung der papillösen Ränder; dann weichen sie abermals auseinander und verlaufen in den Rand. Die Epidermiszellen, die auf der eigentlichen Blattlamina mehr minder polygonal gebaut sind, zeigen, je mehr sie sich den Klappen nähern, 1 Rosanoff, Bot. Zeitg., 1869, Nr. 52, p. 882. 678 L. Müller, einen in die Breite gestreckten Bau, um dann allmählich ihre Oberfläche vorzuziehen. Das Querschnittsbild zeigt, daß, während die äußere Epidermis der Spitze, d. h. die Zellen der morphologischen Unterseite, nur ein- fach papillös vorgezogen ist (Fig. 9, a), die Zellen der Oberseite, also im Innern des Täschchens, besonders im mittleren Teil, sozusagen weitbauchige Fläsch- chen mit kurz aufgesetztem Hals bilden (Fig. 9, £). Die Hydathoden kommen nun nicht, wie 2. B. bei Colocasia, deren Epidermiszellen auch Papillen bilden, in der für diese Pflanze charakteristischen Lage vor, sondern man findet sie auf dem nach oben geschlagenen Rande, d. h. auf der morphologischen Unter- seite. Es läge die Annahme nahe, daß, wenn große Mengen von Flüssigkeit ausgeschieden werden, diese teilweise in das Täschchen hineingelangen. Die dort befindlichen Papillen dienen dann wohl wie bei Ariopsis dazu, die aus- geschiedene Flüssigkeit schneller verdampfen zu lassen, indem sie durch die kapillare Verteilung eine größere Oberfläche schaffen. II. Hydathoden und Blattdimorphismus bei Pothos gracilis. Die Heterophyllie, die ich bei Pothos gracılii (= An- thurium gracile nach Engler) an Exemplaren, die sich in den Rothschild-Gärten in Wien fanden, feststellte, äußert sich in folgendem: Die Pflanze klettert mittels feiner Würzelchen, die sich an der Unterseite der Ästchen, und zwar immer in der nächsten Nähe der Basis der Blätter finden, auf feuchten, schleimigen Substraten an Mauern und Holzstämmen empor. Der Schleim besteht nebenbei aus Cyanophyceen, wie Chroo- coccus und Gloeocapsa. Neben diesen bewurzelten Ästchen finden sich solche, die keine Haftorgane zeigen; bei diesen sind auf der Blattunterseite kleine Gruben ausgebildet, auf Hydathoden bei Araceen. 679 die weiter unten näher eingegangen werden soll. Eine seit- liche oder räumliche Trennung im Auftreten der beiden Blatt- arten ließ sich nicht feststellen. Beide Arten sprossen gleich- zeitig im Frühjahr unter Warmhausbedingungen. Oft findet man Seitenästchen, die an ihrem unteren Teil Blätter und Würzelchen tragen, und oben Blätter mit Grübchen auf- weisen; ebenso häufig tritt das umgekehrte ein. Auch treten nicht immer nur da Blätter und Würzelchen auf, wo sich Gelegenheit zum Befestigen und zum Klettern findet, sondern letztere können ebenso wie die mit den Grübchen frei hängen. Es scheint also, daß die Pflanze beide Blattarten in gleicher Masse unabhängig von äußeren Faktoren zu erzeugen vermag. Betrachten wir nun zunächst die Ästchen mit Blättern und Würzelchen: Im jugendlichen Zustand sind die Blätter rosa-grünlich; allmählich nehmen sie eine dunklere Farbe an und im aus- v gewachsenen Zustand ist die Ähnlich- RI keit mit den ganz jungen Blättern nur “a m noch eine relative. Die ausgewachsenen N Blätter zeigen häufig die Eigentümlich- IE A } keit, ihren Rand zur Unterseite um- AU IT zubiegen und in der so entstandenen Ä Falte die kleinen Haftwurzeln zu bergen, 2 » 3 2 E wenn sie keine Gelegenheit haben, sich E7 un zu befestigen, wahrscheinlich um sie / N ” vor dem Austrocknen zu schützen und er, für die eventuelle Möglichkeit des Klet- terns frisch zu behalten. Die kleinsten Blätter, die ich fand, bei denen schon alles ausgebildet war, zeigten eine Größe von !/, cm. Die größten und ältesten Blätter an den Ästchen mit Würzelchen waren zirka 2 cm groß. Sowohl an dieser Blattart wie auch an der später zu behandelnden mit Grüb- chen finden sich am Rand kleine Höckerchen oder Wärzchen. Zum eventuellen Vergleich ließen sich die Randhydathoden bei Lobelia heranziehen, auf die Tswett! zuerst aufmerksam 1 Tswett, Recherches anatomiques sur les hydathodes des Lobelia- cces. Nouveau type de stomates aquiferes. Rev. gen. d. Bot., T. 19 (1907). 580 L. Müller. machte, nur daß sich bei Pothos keine besonderen Wasser- spalten an den Wärzchen finden. Schon bei ganz jungen Blättern zählte ich bis 18, bei ausgewachsenen bis 30 solcher Organe. Der Hauptnerv des Blattes verläuft in der Mitte. Er verzweigt sich in viele Seitennerven, die ihrerseits wieder sich auflösen und anastomosieren, um schließlich ihre Aus- läufer mehr minder parallel zueinander, unter Verbreiterung durch Anlagerung von Tracheiden, gegen die Randhöckerchen zu senden. Hier lösen sie sich vor den Zellen der Höckerchen noch fächer- oder pinselförmig auf. Die Höckerchen, obwohl auch von oben sichtbar, liegen der Unterseite zugekehrt. Sie sind alle von gleicher Größe, nur das an der Spitze, das in einer kleinen Einbuchtung liegt, übertrifft die an den Rändern. In der Jugend sind die Zellen hyalin. Der dem Blatt zugekehrte Teil ist von einer Scheide umgeben. Die Zellen der kleinen Warze sind unregelmäßig und schließen lückenlos aneinander (Fig. 10). Frühzeitig tritt eine Bräunung des Organs ein; es erleidet dann entweder einen gummösen Zerfall oder es fällt als Ganzes aus seiner Scheide heraus. Die Zellen sind ver- dickt und geben, abgesehen von der Epidermis, die typischen Holzreaktionen mit Phloroglucin und Salzsäure oder mit Anilin- sulfat, so daß in dem Blatt die Höckerchen und die Leitungs- bahnen charakteristisch rot, respektive goldgelb hervortreten. Dem anatomischen Bau nach zu schließen, sind die Höckerchen als Hydathoden oder allgemeiner als ausschei- dende Organe anzusprechen; es ist mir jedoch nie gelungen, eine liquide Ausscheidung festzustellen. Immerhin wäre an- zunehmen, daß die Organe eine bedeutende Rolle in der Jugend des Blattes spielen. Was nun die zweite Blattart anbetrifft, so unterscheidet sie sich vor allem dadurch von der besprochenen, daß sie mehr in die Länge gestreckt ist gegenüber dem oval runden Aussehen der Blätter an den Ästchen mit den Würzelchen. Wie schon angeführt, kommen auch hier die Randhöckerchen in gleichem Maße vor. Charakteristisch für diese Blattart jedoch sind die kleinen Gruben, die sich an der Blattunter- seite finden (Fig. 11). Sie liegen meist außerhalb der Ana- stomosen, die zwischen den Leitungsbahnen zweiter Ordnung Hydathoden bei Araceen. 581 am Rand verlaufen. Diese Anordnung ist besonders bei älteren Blättern schon mit freiem Auge sichtbar. Die Grübchen liegen dann in einem Bogen parallel zum Blattrand. Manchmal kann auch der Fall eintreten, daß sie innerhalb der Anastomosen liegen. Ihre Zahl schwankt zwischen sieben und neun. Es findet keine Vermehrung der Zahl statt wie bei den Rand- höckerchen, sondern die Grübchen werden mit zunehmendem Alter größer. Auf der Blattoberseite treten sie dann als kleine Erhöhungen hervor. Beim Anschauen mit unbewafinetem Auge erwecken die Grübchen den Eindruck, als hätte man mit einer stumpfen Nadel in das Blatt hineingestochen, wobei die Nadel schräg geneigt sein müßte, so daß ein kleiner Sackgang ent- steht. Von oben betrachtet, wären die Organe zu vergleichen mit den Wassergruben, wie sie Potonie! für Polypodium vulgare angibt, nur mit dem Unterschiede, daß letztere in Beziehung zu den Leitungsbahnen stehen und sozusagen als Hydathoden ohne Wasserspalten funktionieren, während bei den Gruben von Pothos keine solche Beziehung festzustellen war. Die Grübchen sind oben umgeben von mehreren Reihen gestreckter Zellen. Schaut man in die Tiefe, so sieht man nur dünnwandige, dicht anschließende kleine Epidermiszellen. Bei den älteren Organen findet man an Stelle der Epidermiszellen ein Korkgewebe, das mit konzentrierter Kalilauge deutlich die Korkreaktion zeigt. Dieses dient wahrscheinlich als chemisch- mechanisches Schutzmittel. Charakteristischer als die Flächen- ansicht ist ein Querschnitt. Macht man einen Querschnitt vor dem Sackgang, so ist die Grube offen nach außen (Fig. 12, b); tührt man dagegen den Schnitt weiter innen durch den Sack- gang, so findet man das Grübchen von mehreren Zellreihen überdacht (Fig. 12a). Das Grübchengewebe selbst besteht aus vier Schichten: 1. Epidermis oder, im älteren Stadium, Kork (Fig. 12, e); 2. eine fünf- bis siebenreihige Schicht kleiner, verholzter Zellen..(Eig. 12,0); 3. eine Schicht dünnwandiger, polygonaler Zellen (Fig. 12,p); 4. Parenchymscheide (Fig. 12, Ss). 1 Engler-Prantl, I#, Pteridophyten, p. 67. 682 L; Müller, Organe, die man dem Querschnitt nach anatomisch zum Vergleich heranziehen könnte, wären die von Hannig! be- schriebenen sogenannten Staubgrübchen an den Stämmen und Blattstielen der Cyatheaceen und Marattiaceen, deren Bedeutung auch noch unbekannt ist. Potonie hält sie für Schutzorgane des darunterliegenden Gewebes, Klebahn für Durchlüftungs- organe (— Lentizellen). Diese und andere Möglichkeiten ständen auch für die Auffassung der Grübchen bei Pothos offen. Nur ist res micht "eeitinsen, . hinter, “die Natur.!dieser (Orren- en kommen. Versuche, die ich machte, um die Grübchen auf ihren Lentizellencharakter hin zu prüfen, waren erfolglos, ebenso verlief das Hindurchpressen von Flüssigkeit ergebnis- los. Es wäre noch an die Möglichkeit zu denken, daß Pothös gracilis aerophil ist und die kleinen Gruben eventuell in der Heimat dieser Aracee als Milbendomatien funktionieren, ob- zwar ich in der diesbezüglichen Literatur, besonders bei Lundström,? keine ähnlichen Organe an anderen Pflanzen finden konnte. Es lassen sich hier also nur Wahrscheinlich- keiten aufstellen und erst eine Untersuchung in der Heimat dieser Pflanze könnte antworten auf diese Frage, die ich somit offen lassen muß. C. Zusammenfassung. 1. Amorphophallus Rivieri scheidet zur Zeit der Anthese am Appendix durch Spaltöffnungen, die die Funktion von Wasserspalten übernommen haben, Saft aus. Der ganze Apparat erscheint infolge der Guttation wıe mit Wassertropfen bespritzt. Der Druck, mit dem die Tropfen ausgepreßt werden, rührt von dem osmotischen Druck der Knolle her, ist also kein Wurzel-, sondern ein Stammdruck. Der ausgeschiedene Saft enthält sehr wenig Zucker, ein Amin und ein Nitrat. 2. Die an den Spitzen der Araceenblätter befindlichen Hydathoden zeigen die Guttation oft in hoher Vollendung: und lassen sich, soweit untersucht, aufsteigend auf drei 1 Hannig E., Bot. Zeitg., 1898. 2 Lundström A. N., Pflanzenbiolog. Studien, 1. u. 2., Upsala, 1887. Hydathoden bei Araceen. 683 Typen zurückführen: Philodendron-, Alocasia- und Üolocasia- Typus. a) Die nach »Typus Philodendron« gebauten Blattspitzen zeigen Wasserspalten an ihrer Spitze, die nur wenig von normalen Spaltöffnungen abweichen, dementsprechend ist die Anzahl eine große. b) Die dem »Typus Alocasia« angehörigen und im ana- tomischen Bau mehr minder übereinstimmenden Blatt- spitzen weisen wenig Wasserspalten, dafür aber relativ große auf. c) Die höchste Vollendung im Bau finden wir bei Colocasia antiguorum, Ariopsis und Steudnera. | 3. Pothos gracilis weist Heterophyllie auf. An demselben Stamm finden sich grübchenlose Blätter, die in der nächsten Nähe ihrer Basis Würzelchen tragen, und solche mit Grübchen, aber ohne Würzelchen. Die Funktion der Grübchen konnte nicht ermittelt werden. Bei beiden Blattarten finden sich am Rande kleine Höckerchen, die ihrem anatomischen Bau nach als Ausscheidungsorgane anzusprechen sein dürften. Auch an dieser Stelle möge es mir erlaubt sein, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Hofrat Prof. Dr. Hans Molisch meinen wärmsten Dank auszusprechen für die Führung und dauernde Anregung, die er mir bei vorliegender Arbeit zuteil wiercen; ließ. Auch Herrn Prof. Dr. O. Richter und Herrn Assistenten Dr. Klein möchte ich hiermit nochmals danken für das Interesse, das sie dem Werden meiner Arbeit ent- gegengebracht haben. L. Müller, 1. Typus Phtilodendron Blattspitze Wasser- Bemerkung Zahl | kuapze zur Blattform sau auf der | Kapuze aus- | laufend | E77 | Spitze | Philodendron cuspida- —- lang aus- IM: DERMERTEEESAL — gezogen op) | Philodendron aspera- —- lang aus- I DUMM nennen ne nen — gezogen 50 Philodendron ovatum . — —- lang aus- 45 gezogen | » elegans . — —- lang aus- 45 | gezogen | » scandens — —- lang aus- 40 | gezogen | | > eximium — —- lang aus- 40 | gezogen | > pedatum | 2 herzförmig | —+- lang aus- 50 | abgerundete gezogen Blattbasen r Philodendron glorio- —- nicht aus- SUN). Ber neebie — gezogen 9) Philodendron penta- —- sehr lange PRYLUM Seesen. - Fünffingerig ausgezogen 60 | Calla aethiopica ..... — = 120 | > HAN BSIHISE 2 ee een pn 120 Epipremum mirabilis —ı E= 30 Pothos celatocanlis ... Blatt- —- direkt ab- 25 dimorphismus stehend von der Lamina » AUFEUS Sn er en 30 Anthurium grandi- —- lang aus- JOlBum Senne E= gezogen 25 Anthurium Veitchii .. e= —- lang aus- 30 gezogen Hydathoden bei Araceen. 685 (Tabelle ]). spalten AUS- Rang —————— Sl het dung |Wasserspalten 0 ke dung acer händ Anmerkungen Lage we unter arm- Sturz | haus Fig. 3. w = Wasser- Nur auf der Kapuze == — spalte » >» » >» — — zu » > » >» —- — ein; » » » » — —rm en » > > > —- —— un > > » » — — — RE a > nr An den herz- — förmig ab- gerundeten Blattbasen » » » > — —— — > > > » —- = a Allmählicher Über- in an Habenicht (l. ce.) gang zur Lamina beobachtete auch Ausscheidung an der Spathaspitze Allmählicher Über- 4 ze er: gang zur Lamina Nur auf der Kapuze u ei » >» >» >» —. a — Nur auf der Kapuze — . (= Scindapsus spec. (häufig in Zwilling) Species ab auctori- bus descriptae ad genus Pothos non pertinentes: Engl.) Nur auf der Kapuze an ai “ » > >» > — —- —_ 686 L. Müller, Blattspitze Wasser- Bemerkun | Zahl Pflanze IE | elatt : zur Blattform x auf der Kapuze aus- "laufend | Sa7 en | Spitze BT Anthurium _ cristalli- —- lang aus- | NER — gezogen 30 | Anthurium radicans.. en —- lang aus- 30 | gezogen | » vegale ..}. = Ze 25 | . \ Anthurium . Scherze- —- lang aus- VEARUN: a nee » — gezogen 30 | ! seh | Schismatoglottis 1eo- —- sehr lang | OUIMIENSIS ne, ae ausgezogen 25 ı Schismaloglottis rebel- | R t } DIT vg — — 30 2 Schismatoglottis spec. L u 2D | Spugontum alba..... Abgerundete —- sehr lang 40 untere Blatt- ausgezogen zipfel | > spec. Abgerundete —- lang aus- 4) untere Blatt- gezogen zipfel Spigonium auritum-\ 3 Blattspitzen, | — lang aus- DUIHDMIR Se seh. il obere, 2 umtere gezogen je 40 | | Lasin gculeatar...2.%: 2 —- lang aus- 50 | gezogen | Monstera deliciosa ... Lochartige Sr 40 | Perforationen i bis sekundäre | Fingerung Raphidophora decur- Sekundäre Strass kat, a ir Fingerung —+ 45 Sanromatum pellatum Fußförmig I 35 zerschnitten | Amorphophallus _Ri- Fußförmig DREI nu ee kl zersehnitten a 35 | Arum maculatum.... — Ah 20 | kopfig > HAUCHML.... — ir 20 kopfig Hydathoden bei Araceen. 687 spalten Aus- An ne a : schei- dung Wasserspalten iR) N dung Anmerkungen er frei im a am Rand a Warm- S turz haus Nur auf der Kapuze — — — » > >» » _— un en » » » » m =, I » > » » —- —— Drüsen auf der Blatt- ober- und Unterseite (vgl. Gentner G., Flora, Ergzgsbd.1905) Ailmählicher Über- gang zur Lamina (+) -- — > Allmählicher Über- gang zur Lamina (+) Ds zu | Nur auf der Kapuze | (+) _ —- se Allmählicher Über-- | + — a gang zur Lamina ı Allmählicher Über- — 17 an den A gang zur Lamina herzförmig abgerundeten Blattbasen Allmählicher Über- | ı gang zur Lamina = = — Allmählicher Über- — — gang zur Lamina Betreffs der Nur auf der Kapuze Ba ut Organe auf der Unterseite siehe Text >» » » » = —— Siehe Text ö D, | Jedes Endchen des Nur an der Spitze, m einen großen Blattes Fa rz Epidermis zeigt Ausscheidung en i u | in zierlicher charak- papillös —+ + = teristischer Weise Nur am Kopf —- — ee 688 L.'Mülfer, 2. Typus Alocasia Blattspitze Wasser- Bemerkung Zahl Plauze zur Blattform K Bart auf der apuze aus- laufend | Sn Spitze Stenospermation pa- Pam ns ee.be — — - 26 Dieffenbachia spec. .. — — 30 Dieffenbachia Four- — bis 2cm MÜCHBE DE ae alone he — ausgezogen 30 Aglaonema _oblongi- TORUmM See. — - 30 Aglaonema MAran- ihaefoßumin....%. — = 30 Aglaonema coslala ... — —- Ränder 30 neigen nur zusammen, Caladium spec. (Rasse —- ausgezogen, | Gospel)... . 2.00% — alle Caladien- 9—7 blattspitzen lange frisch Caladium spec. (Rasse Iriomphe)... 2A — — 20 Caladium spec. (Rasse Rethschld)...5 I: — E= 8—10 Caladium spec. (Rasse Buchäartre)'.=.. &r. = — 23 ı Caladium spec. (Rasse Lindemannii) .....- — — 20 ohne zu verwachsen Hydathoden bei Araceen. 689 (Tabelle I). spalten Aus- Arie en —— hg = schet | dung Wasserspalten RE dung Anmerkungen L frei im am Rand age 7 unter Warm- Sturz haus Absterben der Spitze Nur an der Spitze + + von der Stelle an, wo die Leitungsbahnen zusammenlaufen | Allmählicher Über- — — Ausscheidung beob- | gang zur Lamina achtet, als das Blatt | noch in der Sproß- | anlage ein- geschlossen war Allmählicher Über- Dreifacher Gürtel gang zur Lamina - —+ — von Nebenzellen. Spitze häufig von Pilzhyphen um- sponnen Allmählicher Über- gang zur Lamina - —- — Allmählicher Über- Oberseits gewellte gang zur Lamina u — Epidermiszellen Allmählicher Über- | (+) + 3 nz gang zur Lamina Allmählicher Über- | | gang zur Lamina u _ Der äußersten Spitze | | sitzt noch eine Wasserspalte auf Allmählicher Über- | + gang zur Lamina —- Jin einer Reihe — über den Gefäßbündeln Nur an der Spitze -t- >- = | Wasserspalte noch Nur an der Spitze + = auf der äußersten Spitze Allmählicher Über- Wasserspalte noch gang zur Lamina + -— auf der äußersten Spitze En 690 1L.Müller, Pflanze Caladium spec. (Rasse Duchesse de Mon- tenaBe) Aal, Caladium spec. (Rasse James Laing)...... Caladium hastatum .. Xanthosoma .n..ce.. Spalhicarpa sagıtli- oa DIN IREIT... Alocasia indica...... > macrorrliza. » Sandraeana . » ntzdest nr, Zantedeschia (= Ri- CHAR) le: 2, el Culcasia scandens ... re Bemerkung zur Blattform Weiß-hellgrün panach. Weißlich-grün Biattspitze glatt Kapuze aus- laufend — — _— — — _— —- sehr lang ausgezogen in ein glashelles Hütchen — nur Zusammen- neigen, kein Verwachsen Weasser- Zahl auf der ganzen Spitze 40 30 15 spalten | Allmählicher Über- gang zur Lamina Allmählicher Über- gang zur Lamina Allmählicher Über- gang zur Lamina Be a Nur über und unter der Basis der Kapuze Allmählicher Über- gang zur Lamina Nur an der Spitze Nur auf der eigent- lichen Kapuze Wasserhöhle bedeutend groß nn an a ne nn nn nee Nur an der Spitze, oft Zwillings- und Drillingswasser- spalten mit ge- meinsamer Wasserhöhle Nur an der Spitze hinauf, aber nicht | | | | | Spaltöffnungen bis | funktionierend | | | Hydathoden bei Araceen. Aus- schei- dung frei im Warm- haus SD . | Aus- schei- dung unter Sturz zu 1 Wasserspalten! am Rand 4 4 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. 1,128. Ed. nn nn nn nn nn nn LU Anmerkungen Gefäßpündelenden nicht bis zur Spitze Spathaspitze zeigt ähnliches Verhalten wie Blattspitze Das Habitusbild der Wasserspalte zeigt | große Ahnlichkeit | mit den Riesen- | hydathoden von Coloc. aut. Das letzte Ende der Spitze ist glashell | und vertrocknet, bald ohne Wasser- | spalten und ohne Gefäße Pilzhyphen aus dem ! Spalt der Hydathode | Epidermis mit Tüpfelung (Fig. 6) Wasserhöhle von bedeutender Dimen- sion (Fig. 7) Statt Ausscheidung durch Wasserspalten durch Schleim- papillen, wie sie Gentner (l. c.) ähnlich für Acorus Calamus beschrieben hat > ve) ST. g. 12. > 18 a L. Müller, Hydathoden Dei Araceen. Figurenerklärung. Amorphophallus Rivieri: Wasserspalte = w im Querschnitt. ir = Tracheiden. 335 : 1. \morphophallus Rivieri: Wasserspalte = w von oben. 335 :1. Philodendron cuspidatum: Wasserspalte = ı. Flächenansicht. 540 : 1. Lasia aculeata: hydathodenähnliches Organ der Blattunterseite. s? — stöpselartige Zelle, vu — Nerv 1. Ordnung. 60:1. Dasselbe stark vergrößert. 220 :1. Alocasia macrorrhiza: Wasserspalte w mit hervorkommenden Pilz- hyphen 4. 335 :1. Zantedeschia spec.: Wasserspalte mw im Querschnitt, mw —= Wasser- höhle. 220: 1. Ariopsis sp.: Wasserspalte mw, etwas eingesenkt mit papillösen Nachbarzellen. Flächenansicht. 220: 1. Sieudnera Griffithi: Querschnitt durch die Blattspitze (schemat.). Texmowm,.2. 00:3: . Pothos gracilis: Randhöckerchen im Querschnitt. e = Epidermis, i = Innenzellen, s = Scheide, fr = anschließende Tracheiden. 335 : 1. Pothos gracilis: Grübchen von oben. 335 :1. Pothos gracilis: Querschnitt durch das Grübchen. 75:1. o == Oberseite, #3 = Unterseite des Blattes 2 Gent a Grübchen, e — Epidermis, respektive Kork, v = verholzte Zellen, p = polygonale Zellen, s — Scheide. D = Querschnitt vor dem Sackgang des Grübchens. a == Querschnitt durch den Sackgang des Grübchens. L. Müller: Hydathoden bei Araceen. ar a! Ü VG Ua ( IN a e NN TIER S N a < > 5 Sau; V 7 AN UT T ZN In (MU: ER O x N Al Fig. 7. 220: 1 Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., matl.-naturw. Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. L. Müller: Hydathoden bei Araceen. x7 ED: Se 1 23: Fig. 8. 220: 1 © oO # PIDEm / . FI UH) ale m v > y/ Pie. 12, 60%1 Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse. Abt. I, 128. Bd., 1919. 093 Beiträge zur Kenntnis der Hypocreaceen (HI. Mitteilung) 1 Von Josef Weese (Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Juli 1919) 29. Über die Gattung Hyalocrea H. et P. Syd. Die Hypocreaceengattung Hyalocrea wurde im Jahre 1917 von Hans und Paul Sydow mit folgender Diagnose be- gründet: »Perithecia superficialia, subiculo mucedineo insi- dentia, globulosa, pallida, pilosa. Asci octospori, paraphysibus genuinis nullis. Sporae hyalinae, transverse pluriseptatae«. Die Grundart und der einzige Vertreter dieser neuen, von den Autoren zu den Nectriaceen gestellten Gattung ist die von C. F. Baker im Juli 1916 auf den Philippinen (Mt. Makaling, Prov. Laguna) auf der Oberfläche von Stromen von Catacauma Elmeri Sydow an Blättern von Ficus minahassae Miqu. gefundene Ayalocrea epimyces Syd., von der ich ein Original- exemplar aus dem Herbarium H. Sydow untersuchen konnte. Nach diesem Urstück zeigt Ayalocrea epimyces Syd. oberflächliche, in kleinen Gruppen nahe beieinander auftretende, trocken weißliche oder ganz licht fleischfarbene, feucht glas- helle unddurschscheinende, ungemein weichfleischige, kugelige oder fast kugelige, 100 bis 200 u. breite, weißbezottete Gehäuse, die auf einem aus ziemlich dicht verflochtenen, hyalinen, glatten, derbwandigen, ziemlich steifen, deutlich. septierten, 1 J. Mitteilung siehe diese Sitzungsberichte, mathem.-naturw. Klasse, abe, 125. Bd., 1916; P:.465 bis 575, 3 Taf. und 15 Textfig. 594 J. Weese, verzweigten, stellenweise etwas knotig verdickten, beiläufig 4 breiten Hyphen gebildeten, sich auf dem Catacauma- Stroma dahinziehenden Subikulum aufruhen. Die Fruchtkörper- wandung ist zirka S bis 12 1. dick und wird aus deutlich parenchymatischen, mäßig zartwandigen, bei der Flächen- betrachtung polygonal erscheinenden Zellen gebildet, die in ein bis drei Lagen auftreten und an den Flanken und an dem Grunde der Fruchtkörper viel deutlicher zu unterscheiden und schärfer beserenzt sind als wie in der Gesead, d Scheitels, wo sie etwas zu verschleimen scheinen. Die Frucht- körper sind oben und seitlich mit hyalinen, steifen, häufig schwach wellig gebogenen, dickwandigen bis fast lumenlosen, glatten, stumpf endigenden, bis 250 u langen Borsten besetzt, die entweder einzeln auftreten oder sich, in größerer Zahl zusammengedreht, zu kegelförmigen Zotten vereinigen. Von der unteren Seitenfläche und der Basis ziehen radialstrahlig die Hyphen weg, die das Subikulum bilden. Ostiolum läßt sich keines beobachten; doch konnte ich am Scheitel der Frucht- körper eine schwer sichtbare, gewöhnlich beiläufig 50 bis 90 u breite, kreisförmige Öffnung sicher feststellen. Der Rand dieser großen runden Öffnung ist bei genauer Betrachtung meist ganz deutlich zu sehen, wenn auch hier die die Wandung auf- bauenden Zellen meist etwas die Tendenz zur Verschleimung aufweisen. Die Aszi treten gewöhnlich nur in der Zahl 4 bis 10 auf, wobei aber auch nicht alle reife Sporen enthalten. Die Schläuche sind beiläufig eiförmig bis länglich eiförmig, ungestielt oder nur mit einem ganz kurzen Fuß versehen, öben stark verdickt, seitlich und unten mäßig verdickt, acht- sporig, 80 bis 120 ı. lang, 35 bis 55 1 breit. Die Sporen sind länglich eiförmig, beidendig breit abgerundet, oben etwas breiter wie unten, hyalin, glatt, mäßig derbwandig, anfangs zweizellig, dann vierzellig mit längeren Mittelzellen und kürzeren Kappenzellen, manchmal mit gekörneltem Zellinhalt versehen, 30 bis 40 1 lang, 10 bis 16 y. breit und gerade oder schief zwei- bis dreireihig oder unregelmäßig im Askus an- geordnet. Manchmal hat man den Eindruck, als ob die Sporen. in die einzeinen Zellen zerfallen würden, da die Sporenaußen- wand zuweilen etwas undeutlich wird. Deutliche Paraphysen Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 595 waren nicht zu sehen, doch treten zwischen den Schläuchen kurz fadenförmige, gewundene, ganz verschleimte, manchmal wie netzig verbunden erscheinende Gebilde auf, die auch den Raum über den Schläuchen bis zur Öffnung ausfüllen. (Fig. 10 bis 13 auf beigefügter Tafel.) Wie nun aus der vorangehenden Beschreibung deutlich hervorgeht, stellt Alyalocrea epimyces dem Bau nach einen höchst eigenartigen Pilz dar. H. u. P. Sydow betrachten zwar Hyalocrea nur als eine epiphytische, oberflächlich wachsende Calonectria, doch erscheint es mir nach dem Mangel eines echten Ostiolums, nach der Ausbildung der eigentümlichen, großen kreisförmigen Öffnung am Scheitel und nach der Entwicklung einer so geringen Anzahl von Schläuchen trotz der lichten Farbe und der weichfleischigen Beschaffenheit der Gehäuse nicht gut möglich, diese Gattung bei den Nectria- ceen, beziehungsweise bei den Hypocreaceen in ihrer heutigen Begrenzung unterzubringen. Die große runde Öffnung der Fruchtkörper erscheint mir als der Hauptunterschied gegen- über den echten Hypocreaceen, die alle ein mehr oder weniger deutliches Ostiolum und einen mit Periphysen ausgestatteten Mündungskanal aufweisen. Sollte nun die Gehäuseöffnung von Ayalocrea Syd. durch Verschleimung und Auflösung der Zellen des Fruchtkörper- scheitels entstanden sein, so wäre dieses Merkmal morpho- logisch und systematisch außerordentlich wertvoll und charakte- ristisch und die Gattung müßte als der Typus einer eigenen neuen, mit den Hypocreaceen verwandten und von diesen ableitbaren, kleinen Familie aufgefaßt werden, die als die der Hyalocreaceen zu bezeichnen wäre An dem mir zur Ver- fügung. stehenden beschränkten Untersuchungsmaterial war es mir jedoch leider nicht möglich, entsprechend eingehende Studien über die Entwicklung der Scheitelöffnung vorzunehmen und dadurch diese Frage einer endgültigen einwandfreien Lösung zuzuführen. Bisher gelang es mir aber trotz eifrigsten Bemühens bei meinen ausgedehnten Untersuchungen nicht, innerhalb des kreisförmigen, zarten und nicht gerade leicht sichtbaren Randes der Scheitelöffnung Reste von verschlei- menden, parenchymatischen Perithezienzellen zu beobachten, 596 J. Weese, die Schlüsse auf die Entstehung dieser eigenartigen Öffnung ermöglichen würden. An der besagten Stelle fand ich immer nur jene kurz fadenförmigen verschleimenden Gebilde, die zwischen und über den Schläuchen auftreten und die ich bereits in der Beschreibung zu erwähnen Gelegenheit hatte. Ausdrücklich muß ich aber hier noch bemerken, daß sich die genaue mikroskopische Untersuchung von Hivalocrea epimyces infolge der wasserhellen Beschaffenheit “und der geringen Größe der Gehäuse zu einer ziemlich schwierigen, mühevollen und anstrengenden gestaltet. Nach den bisher festgestellten Eigenschaften paßt nun die Gattung Flyalocrea weder zu den echten Hypocreaceen, noch zu den Perisporiaceen, noch zu den Englerulaceen. Über die Entstehung der Scheitelöffnung konnte bis jetzt nichts Positives konstatiert werden, das die Aufstellung einer eigenen neuen Familie begründet und notwendig erscheinen ließe. Und so dürfte es nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse nicht ganz unangemessen sein, Fyalocrea Syd. vorläufig als einen eigenartigen kleinen Diskomyzeten, als eine eigentümliche Trichopezizee aufzufassen. Frisch angefeuchtete Gehäuse dieser Pilzgattung erscheinen auch in der Tat bei der Betrachtung mit einer starken Lupe manchmal ganz typisch diskomyzeten- artig. Über die endgültige Stellung unseres interessanten Pilzes im System der Pilze werden aber jedenfalls erst Unter- suchungen an reichlicherem Material und an verwandten Kormen sichere Entscheidung bringen können. | Nach dem Auftreten von zottenförmigen Anhängseln an den Gehäusen zeigt Hyalocrea eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit einzelnen ‘Vertretern ‘der Gattung Neaira tr 2.5 Va gattung Zimmermannia Sacc. (Sylloge fungor, XVII, 1905, :p. 787), dann Nectria suffulta Berk. et Curt. (Journ. Linn. society, X. 1868, Nr. 788; über die Synonyme siehe Wer. in Ztschr. f. Gärungsphys. u. Myk., IV., 1914, p. 102 bis 109), N. dolichospora Penz. et Sacc. (Malpighia XI, 1897, p. 913) etc. dann mit einzelnen von Calonectria de Not. und allen- falls mit Zuhya Starb.(Bih. sv. Akad. Handl., 25.Bd., 1899, II. Abt.. Nr. 1, p. 30). Doch handelt es, sich hier durchwegs um Pilze, die mit Fiyalocrea' Syd.’ nicht ‚verwechselt werden konnen. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 697 Gleichzeitig mit Föyalocrea haben H.u.P.Sydow die neue Gattung Epinectria Syd. begründet (Ann. Myc. XV., 1917, p. 215). Epinectria Sy.d. soll eine Hyalocrea mit zwei- zelligen Sporen darstellen. Ob die beiden Gattungen morpho- logisch übereinstimmen, vermag ich begreiflicherweise ohne Untersuchung von Originalmaterial des Gattungstypus (Epi- nectria meliolae Syd. auf Meliola-Myzelium parasitierend) auf Grund der bloßen Beschreibung nicht zu entscheiden. 30. Über die Gattung Botryosphaeria Ces. et de Not. V. Cesati und G. de Notaris haben im Jahre 1863 in »Schema di classificazione degli Sferiacei italici aschigeri«! die Askomyzetengattung Dotryosphaeria begründet und geben von dieser folgende Diagnose: »Pyrenia.stromate pulviniformi, vel disciformi vel elongato instrata, in acervos nudos stipata, inferiori parte simul con- crescentia, subcoriacea, cellulis minutis rotundatis, saepe caesiis stratosis contexta, in vertice semper libero osculo minutissimo hiantia. Asci clavati, tenues, 8-spori. Sporidia ovoidea, oblongave, hyalina, plus minusve distincte 4-locularia. In iisdem acervis pyrenia interdum inveniuntur spermati- fera, aliaque stylosporea. Itidem haud raro in inferiori pyre- niorum parte concrescente vel stromate obruta, eorum cortex exterior evanescit.« | Als Vertreter dieser neuen Gattung führen die beiden Autoren 15 Arten an, und zwar Bofryosphaeria pnlicaris (Fries) Ces. et de Not. (Syn.: Gibbera pulicaris Fries in Summa veget. Scand., 1849, p. 402, Sphaeria pulicaris Fr. in Kunze ı schmidt, Myk. Hefte II. .1823,.p. 37: und. Kries, Syst. H, 1823, p. 417), B. syconophila Ces. et de Not. (sub Sphaeria in de Notaris, Microm. ital, VI 1853, p. 6), B. polycocca (Mont.) Ces. et de Not. (sub Sphaeria Montagne in litt.), B.moricola Ces. et de Not. (Erbar. Crittog. ital.. 1861, Nr. 541), B. advena Ces. et de Not. (sub. Dothidea advena Ces. in Erbar. Critt. ital., Nr. 495), B. Dothidea (Moug.) Ces. et de Not. 1 Commentario della societa crittogamologica italiana, Genova 1863, Nr. 4, p. 211 bis 213 (p. 37 bis 39 des Separatabdruckes). 698 J. Weese, (sub Sphaeria Dothidea Mougeot in Fries, Syst. II, 1823, p. 420), B. rhizomatum Ces. et de Not. (sub Sphaeria rhizo- matım Cesatiin Rabenhorst, Herb. mycol. I., 1854, Nr. 1839), B. populina (Pers.) Ces. et de Not. (sub Sphaeria in Persoon, Observ::mycol, I. 1799, p..87, Tab. V,-Lig..10), 2. agloenaz (Mont.) Ces. et de Not. (sub Dothidea in Montagne, Pl. cell., Cent. VII, 1859, p. 126), weiters Sphaeria Dulcamarae Sichmidt: tin! Mykol. ‚Hefte, 1.,.:,1817,-p.»02;, Bries Ssysr se p. 421), Sph. polita Fries (Syst. II, 1823, p. 426; sub Pyrostoma politum Fries in Summa veget. Scand., 1849, p. 395), Sph- rhagadiola Fries in Herb. Guepin, Sph. morbosa Schwein. (in Schweinitz, Synops. Fung. Carol. sup., 1822, n. 134; Fries, Syst. II, p. 417), Sph. agglomerata Pers. (Fries, Elench. Il, 1828, p. 83) und Gibbera oppilata Fries (Summa veg. Sc., 1849, p. 402, sub Sphaeria in Fries, Scler. n. 399). Aus der voranstehenden Liste geht nun ganz deutlich hervor, daß Cesati und de Notaris in ihrer Gattung Botryo- sphaeria ganz verschiedenartige Pilze zusammenfaßten, und zwar Solche, die zu den Fiypocreales gehören, solche, die zu den Dothideales zu stellen wären, weiters solche, die zu den Sphaeriales zu rechnen sind, und sogar solche, die nur als Fungi imperfecti bezeichnet werden können. Eine derartige Gattung, die so systematisch ungleichartiges enthält, kann selbstverständlich auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden, sondern muß in natürliche Gruppen zerlegt werden. Von dieser Erkenntnis geleitet, hat auch bereits im Jahre 1877 P.A. Saccardo in einer Notiz zu Dofryosphaeria advena Ces. et de Not. (in Michelia, I., p. 42 bis 43) eine Zerlegung der Gattung Dotryosphaeria vorgenommen. Saccardo unter- scheidet: I. Botryosphaeria: perithecii contextu rigidulo, fuli- gineo-atro; sporidiis ex ovato rhomboideis hyalinis continuis (num matura septata fiant, iterum dubito); II. Giberella n. g.: perithecii contextu molliusculo amoene cyaneo vel violaceo; sporidiis ex ovoideo fusoideis, 3-pluriseptatis, subhyalinis; III. Zisea n. g.: peritheciis praecedentis; sporidiis didymis, sub- hyalinis. Giberella und Lisea stellte er zu den Hypocreaceen und die neu umgrenzte Gattung Dotryosphaeria fügte er bei den Sphaeriaceen ein. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. I "Die Grundart der Gattung Botryosphaeria Sacc. ist B. Berengeriana de Not. die von Giberella Sacc. (später schreibt Saccardo Gibberella) G. pnulicaris (Fr.) Sacc. und die von Lisea Sacc. L. nemorosa Sacc. Theissen undSydow (Annales Mycologici, 13. Bd., 1915, p. 661) betrachten als den Typus der Gattung Bofryosphaeria im Sinne Saccardo's B. Ouercuum (Schwein.) Sacc. (Sphaeria Onercuum Schwein. in Syn. Fung. Carol., 1822, Nr. 125, p. 40). Als Grundlage für diese Angabe diente ihnen die Sylloge Fungorum, durch die man aber bei Feststellung der Grundart einer Gattung — die beiden Verfasser haben ja selbst darauf wirkungsvoll auf- merksam gemacht — häufig gründlich irregeführt werden kann. In der Sylloge Fungorum, I. Bd., p. 456, ist ja B. Ouercmunt (Schw.) Sacc. als erste Art angeführt, aber an jener oben- zitierten und allein maßgebenden Stelle, an der die erste Auf- stellung der Gattung in dem neuen Umfange erfolgte, wird B. Berengeriana zuerst genannt und B. Ouercuum gar nicht erwähnt.! Der. Typus der alten Gattung Botryosphaeria Ces. et de Not. ist aber weder B. Berengeriana noch B. Ouercwum, sondern B. pulicaris (Fr.) Ces. et de Not. Und gerade diesen Pilz hat Saccardo zum Typus seiner neuen Gattung Gibbe- rella gewählt. Die Grundart der Gattung Botryosphaeria Ces. et de Not. ist auf diese Weise aus dieser Gattung vollständig ausgeschieden worden. Daraus geht wohl deutlich genug hervor, daß man sich mit diesem gänzlich ungerechtfertigten Vorgang Saccardo’s bei Zerlegung der Gattung Dotryo- sphaeria Ces. et de Not. unter keinen Umständen einver- standen erklären kann. Die Neubegrenzung der Gattungen hätte eben so durchgeführt werden sollen, daß die daraus hervorgegangene, schärfer charakterisierte und natürlicher umgrenzte Gattung Bofryosphaeria sich möglichst mit dem durch die alte Diagnose und durch die Eigenschaften der ersten Art beiläufig gegebenen Gattungsumriß deckt und daß 1 v. Höhnel hat daher mit Recht im Fragment 311 (diese Sitzungsber., Wien, 1909, mathem. naturw. Kl., 118. Bd., p. S42) als Grundart der Gattung Botryosphaeria im Sinne Saccardo’s B. Berengeriana angeführt, woran Theissen und Sydow ungerechtfertigter Weise Anstoß genommen haben. 700 J. Weese, dabei die Grundart der alten Gattung. auch bei der neueren, emendierten und gleichbenannten erhalten bleibt. Die Gattung Dotrvosphaeria Ces. et de Not. enthält der Hauptsache nach zwei ganz verschiedene Gruppen von Pilzen, und zwar hypocreaceenarlige und sphaeriaceenartige. Und wenn ich Botryosphaeria pulicaris (Fr.) Ces. et de Not, also eine Hypocreacee als Typus betrachte, so leitet mich dabei nicht allein der manchem zu engherzig und kleinlich erscheinende Gesichtspunkt, daß gerade diese Art in der ‚Liste der autf- gezählten 15 Botryosphaeria-Spezies an erster Stelle steht, sondern vor allem der Gedanke, daß gerade dieser Pilz (als Repräsentant der Hypocreaceengruppe der Gattung) nach den Angaben der Gattungsbeschreibung betreffend die häufig blau- graue Färbung der Fruchtkörper und die mehr oder weniger ausgesprochene Vierzelligkeit der Schlauchsporen in dem durch die Originaldiagnose gegebenen Rahmen noch am besten paßt. Eindeutig ist ja die Gattungsdiagnose von Cesati und de Notaris keineswegs, aber so unbestimmt ist sie doch nicht, daß man nicht erkennen könnte, daß ihr die von Saccardo in seiner Gattung Gibberella zusammengefaßten Pilze unter den 15 aufgezählten Bofryosphaeria noch am meisten ent:- sprechen. Die von Saccardo nun als Dofryosphaeria bezeich- neten Formen stimmen ja. schon wegen ihrer einzelligen Sporen nicht zu der Gattungsbeschreibung. De Notaris scheint das übrigens auch etwas empfunden zu haben, da er bald nach Aufstellung der Gattung Botryosphaeria Ces. et de Not. in seinen »Sferiacei Italici« (Centuria I., Fasc. 2, Genova, 1563, p- 82) zur Begründung der Gattungszugehörigkeit der Arten mit einzelligen Sporen der Vermutung Ausdruck gibt, daß diese noch unreif seien, da sie jaim reifen Zustand eigentlich zwei- oder vierzellig sein müßten. Wenn also diese Vermutung nicht richtig ist — und das ist ja. nach unseren heutigen Erfahrungen der Fall —, so haben schon einzig und allein aus diesem Grund (abgesehen von dem durch die Beschaffen- heit der Fruchtkörper gegebenen und noch wichtigeren) diese mit einzelligen Sporen versehenen Arten, also die, die Saccardo als typische Dotryosphaeria-Spezies ansieht, nach der durch die Originaldiagnose gegebenen Umgrenzung gar Zur Kenntnis der Hypocreaceen. ‚Ol nichts mehr in dieser Gattung zu tun. Ein beachtenswerter Umstand scheint mir auch der zu sein, daß bei Aufzählung der zu Botryosphaeria Ces. et de Not. gehörigen Arten die beiden Autoren nur bei zwei Arten (bei B. pulicaris [Fr.| und B. polycocca Mont.) nähere Angaben machen, und zwar über die Beschaffenheit der Sporen. Und gerade diese beiden auf diese Weise hervorgehobenen Arten .haben vierzellige Sporen. Zu diesen Erwägungen kommt aber noch die — und diese erscheint mir am schwerwiegendsten —, daß de Notaris in seinem vorher genannten Werke auch ausdrücklich darauf hinweist, daß zwischen Botryosphaeria und Nectria eine Art Parallelismus bestehe. Ich glaube, daß daraus wohl ganz besonders einwandfrei hervorgehe, daß die beiden Forscher bei Aufstellung der Gattung vor allem hypocreaceenartige Pilze im Auge hatten, dann aber unglückseligerweise auch Pilze dazu- stellten, die ihrer Natur nach gar nicht in dieses Genus gehören, und daß ich mit vollem Recht und aus guten Gründen Gibbera pulicaris Fries als Gattungstypus betrachte. Zur Unterstützung meiner Ansicht führe ich auch noch hier an, daß G. v. Niessl bereits im Jahre 1872 in einer durch ihre Gründlichkeit herzerfreuenden und Saccardo auch wohl- bekannten Arbeit! bereits acht Bofryosphaeria-Arten aufzählt, die alle eine »große Übereinstimmung« dadurch zeigen, daß sie »Perithezien mit zarter schlaffer Substanz, welche im durch- fallenden Lichte mehr oder weniger rein blau bis amethyst- farben erscheint«, und daß sie »ferner oblonge bis spindel- förmige, fast hyaline, nur (mit Ausnahme von Bofryosphaeria Vitis, die zweizellige Sporen hat) dreimal septierte oder vier- fächerige Schlauchsporen aufweisen« und »endlich Konidien besitzen, welche dem Typus der früheren Gattungen Fusarium und Selenosporium entsprechen«. Wir ersehen daraus, daß auch v. Niessl nur die Formen, die nach Saccardo heute als Gibberella zu bezeichnen wären, als Botryosphaeria auf- faßt. Und an diesem Standpunkt hat genannter Forscher trotz des großen Einflusses, den Saccardo's Schriften auf die systematische Mykologie ausgeübt haben, mit Recht bis zum „! Beitrag zur Kenntnis der Pilze. (Verhandl. naturf. Ver. Brünn, 1872, p. 193 bis 198.) 702 J-Weese, heutigen Tag festgehalten. Niess! hat uns also (wenn er auch in dieser Arbeit nicht ausdrücklich sagt, daß einzelne von Cesati und de Notaris in ihre Gattung sesteliten Arten nicht dorthin gehören) schon damals eine ganz natürliche Umgrenzung und Auffassung der Gattung Dotryosphaeria Ces. etde Not. gegeben und umso unbegreiflicher erscheint es uns, daß Saccardo sechs Jahre später die bereits sonnenklare Sachlage durch seine ganz unrichtige Zerlegung der Gattung Botryosphaeria Ces. et de Not. wieder in das Gegenteil ver- wandelte und den heutigen unhaltbaren Zustand herbeiführte. Theissen und Sydow! vertreten auch die Ansicht, daß Saccardo bei der Aufteilung der Gattung Botryosphaeria nicht richtig vorgegangen sei, erklären aber, daß eine »sklavische Befolgung der Prioritätsregeln in diesem Falle zu einem Absurdum, zu vollständig unannehmbaren Folgerungen führt«, und daß man praktisch »die von Saccardo einmal geschaffene Botryosphaeria-Lage annehmen müsse«. Zu dieser letzten Ansicht kann ich mich durchaus nicht bekennen. Die Schwierig- keiten und Unannehmlichkeiten einer Umbenennung erscheinen mir gering gegenüber dem dadurch erwachsenden Gewinn an Sicherheit in der Gattungsbegrenzung und Namensgebung. An Stelle des Namens Gibberella Sacc. tritt ganz einfach Boötryosphaeria’Ces. et de Not. char. emend. v. Niessierr Weese als Bezeichnung für die. duren "die Saeearde sen. Gibberella-Diagnose zusammengefaßte Gattung und für Botryo- sphaeria Sacc. ist ein anderer Namen zu wählen. Diese zweite Notwendigkeit dürfte wahrscheinlich Theissen und Sydow abgehalten haben, einen entscheidenden Schritt zu tun. Doch auch diese bietet keine Schwierigkeiten, sondern im Gegenteil die Möglichkeit, einen weiteren Fehler Saccardo's bei Zerlegung der Gattung Botvyosphaeria Ces. et de Not. zu beseitigen. Mit Bofryosphaeria im Sinne Saccardo’s deckt sich nämlich Melanops Nitschke in Fuckel, Symbolae Myco- logicae, 1809, D. 220, "vollständige, wie ich" bereits Inzheipes anderen Arbeit (Ber. d. Deutsch. Botan. Gesellsch, 37. Bd, 1919, p. 83 "bis" 96) ausführlicher” nachweisen "konnte. Der 1 Theissen und Sydow, Die Dothideales (Annales Mycologiei, "1917, 13. Bd., p. 661) undSynoptische Tafeln (Annal.-Myceologici, 1915, 15. Bd., p. 395.) Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 03 Typus der Gattung Melanops Nke. ist Melanops Tulasneı Nke. (= Dothidea melanops Tul.). Diese Art ist durch rulasıne' (Ann. ‚seiene. :nat.,, IV. ser,;V.,.1856, p.:116, und Selecta fung. carp., II., 1863, p. 73 bis 75, tab. X) so genau beschrieben und so herrlich abgebildet worden, daß man über die Eigenschaften der Haupt- als auch der Nebenfruchtform dieses Pilzes und somit der Gattung Melanops Nke. vollständig im klaren sein kann. Mit Melanops Nke. ist die von Saccardo (Sylloge fung. II., 1833, p. 231) angeführte Gattung Melanops Tulasne emend. Saccardo, deren Typus Melanops mirabılis Fuck. (Symb. mycol., 1869, p. 225) sein soll, nicht identisch, wobei ich noch gleich bemerken will, daß Tuläsne eine derartig benannte Gattung gar nicht aufgestellt hat und Saccardo's Angaben lediglich auf einem Irrtum beruhen. Da die Gattung Melanops Nke. (1869) gegenüber Botrvo- sphaeria Sacc. (1877) die Priorität genießt, so sind nun alle bisherigen echten Botryosphaeria-Arten im Sinne Saccardo's in Melanops-Spezies umzubenennen. Und damit erscheint auch die durch. Saccardo seinerzeit herbeigeführte ‚Verwirrung in der botryosphaeria-Frage endgültig beseitigt. Mit Melanops Nke. fällt auch die Gattung Thmemenia Rehm (Thuemen, Mycotheca univers., 1878, Nr. 971) voll- ständig zusammen. Clements (Genera of fungi, Minneapolis, 1909, p. 28) zieht mit Botryosphaeria Saccardo die Gattungen errella Sace. (Misc... Myec.: I.::p. 12,.,,Syl1L.IX,.p:-608)- und Continia d’Almeida et de Camara (Rivista agron. de Lisboa, 2102. 10% 12%, pP, 295,136, XIV). zusammen. „Gibkelig, ‚Sacc. Grundart: G. dothideoides Sacc. et Berl.) könnte möglicher- weise nach Höhnel (siehe auch diese Sitzungsber., 121. Bd., 1912, p. 386) mit Mazzantia Montagne (Sylloge gener. spec. plantar. cryptog., 1856, p. 245) verwandt sein. (Zu dieser Frage Siehe, atıch Theissen, und: Sydew.in. Annal...Mye., » XILL, 5, ps1 85. und. Höhnel.;in. Ann, ‚Mye.,. XYV1,,1918,.p..:109 bis 112.) Unter Coutinia (Typus: C. Agaves d’Alm. et da Cam.) vermutet Höhnel (diese Sitzungsber., 121. Bd., 1912, p. 386) eine großsporige Physalospora Niess!. Daraus ist wohl zu entnehmen, daß erst die Untersuchung von Originalmaterial endgültige Klarheit über die systematische Stellung dieser ‚04 J. Weese, beiden von Clements zu Dotryosphaeria Sacc. (= Melanops Nke.) gezogenen Gattungen bringen kann. Bezüglich Botryosphaeria Ces. et de Not. sensu Niessl et Weese will ich noch bemerken, daß ich mit Rücksicht auf die auffallende Gleichheit der Nebenfruchtformen und der Schlauchfruchtkörper in diese Gattung gern auch die Formen mit zweizelligen Sporen gezogen hätte, die jetzt in Lisea Sacc. zusammengefaßt werden. Eine generische Trennung von Lisea und Dotryosphaeria Ces. et de Not. erscheint mir gleich Niess! und Winter (Pilze, Il, p. 104) bei der nahen Verwandtschaft der hierhergehörigen Pilze nicht gerechtfertigt, zumal Saccardo selbst bei der Typusart von Lisea bei L. nemorosa Sacc. neben typischen zweizelligen Sporen auch vierzellige fand und es bei Botryosphaeria-(Gibberella-)Arten nach meinen Beobachtungen häufig vorkommt, daß ein Groß- teil der Sporen zweizellig ist und nur die gut ausgereiften drei Querwände aufweisen. Da wir aber bei der Familie der Hypocreaceen von einem natürlichen System auf Grund des Baues der Perithezien und des Nukleus und auf Grund der Nebenfruchtformen derzeit noch ziemlich entfernt sind und die zu einer künstlichen, rein schematischen Gruppierung recht bequeme sporologische Einteilung noch eine Hauptrolle spielt, so habe ich vorläufig Lisea als eigene Gattung noch bestehen lassen, trotzdem es auch im Sinne von de Notaris und Niessl gewesen wäre, die mit zweizelligen Sporen ausge- zeichneten Arten zu Botryosphaeria Ces. et de Not.! zu ziehen. Eine‘ Zzsea mit 'einzelligsen‘ Sporen stellt die "Gatur Lisiella Cooke (Grevillea, XVI., 1887, p. 5 als Untergattung; Saccardo, ’Syll. Fung, IX, 'p. 945) dar. Der Typus dieser Gattung ist Lisiella Passiflorae Cke. et Massee (auf Passı- flora-Stengeln, Australien. Nach Lindau (Engler-Prantl, Natürl. Pflanzenfam,, 1. T., 1. Abtlg., 1897, p. 355) wäre dieser Pilz dahin zu untersuchen, ob die Sporen im reifen Zustande 1 Als Nebenfruchtformen von Bolryosphaeria Ces. et de Not. nach meiner Auffassung kommen Fusarium-Arten und als Pyknidenfrüchte Cvano- vhomella Höhn. (Hedwigia, 1918, p. 156), Cvanochita Höhn. (Fragm. 907, XVI. Mttig., 1915) und Siagonostroma Diedicke (Kryptog. Flora v. Branden- burg, IX.,-Pilze”VIl, 1914, p. 861) in Betracht. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 05 doch nicht zweizellig seien, da in diesem Fall diese Gattung wieder eingezogen werden müßte. Von Botryosphaeria Ces. et de Not. (= Gibberella Sacc.) soll Pleogibberella Sacc. (Add. Syll., 1886, p. 217) bloß durch die mauerförmigen Sporen verschieden sein. Die Grundart dieser Gattung ist die an Früchten von Calamus fasciculatus in Ostindien gefundene Gibberella calamia Cooke (Grevillea, XII, 18834, p. 8). Mit Dotryosphaeria zeigt aber trotz einer gewissen Über- einstimmung in der Farbe Cyanocephalium Zukal (Öst. Botan. Zeitschr., 1893," p. 244, Taf. XII., Fig. 1 bis 8) sicher gar keine verwandtschaftlichen Beziehungen, denn die Grundart der letztgenannten, auch zu den Hypocreaceen gerechneten Gattung Cyanocephalium murorum Zuk. (an feuchten, moosigen Mauern in Kärnten), die anscheinend bisher nicht wiedergefunden wurde, steht unstreitig der Gattung Thelocarpon Nylander (1854) sehr nahe. Mit Rücksicht darauf, daß die Sporen von Thelocarpon Nyl. manchmal auch wie zweizellig erscheinen, betrachte ich es sogar als nicht gänzlich ausgeschlossen, daß die beiden Gattungen nur so wenig voneinander verschieden sind, daß die Aufrechterhaltung der Gattung Cyanocephalium Zuk. gar nicht notwendig sei. Leider ist von Cyanocephalium murorum Zuk. weder ÖOriginalmaterial noch ein Original- präparat mehr aufzutreiben, so daß man über die systematische Stellung dieses Pilzes bis zu seiner Wiederauffindung durch eigene Beobachtungen nichts feststellen Kann. Zukal hat die innigen Beziehungen zwischen (yano- cephalium und Thelocarpon wohl erkannt und dadurch zum Ausdruck gebracht, daß er beide in eine eigene Familie stellte, die er Thelocarpeae nannte und zwischen die Hypocreaceen und die Sordarieen einreihte. Überblicken wir nun nach diesen Nebenbemerkungen noch einmal die eingangs mitgeteiite Liste der von Cesati und de Notaris aufgestellten 15 Botryosphaeria-Arten und stellen wir diese Spezies nach dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens zusammen, so gehören Botryosphaeria pulicaris (Fr.), ?b. polycocca (Mont.), B. moricola Ces. et de Not. und ?B. agglomerata (Pers.) Ces. et de Not. (die zweite und die 06 J. Weese, vierte Art sind leider nicht vollkommen bekannt) noch zu Botryosphaeria in der jetzigen Auffassung, B. syconophila Ces;„et:de Not ‚und B oduena Ges. ei,de Nor Sind’Br Melanops Nke. einzureihen, B. Dothidea (Moug.) ist Cata- cauma Dothidea (Moug.) Höhn. (Ber. Deutsche Botan. Gesellsch., 1918, p. 312), B. populina (Pers.) ist Cryptosphaeria popnlina (Pers.)Sacc. (Syll. Fung,, L, 1882, p. 183), 2. juglandis (Mont.) ist Amerodothis Juglandis (Mont.) Theissen et Sydow {Annal. Mycol., 1915, p. 296), B. Dulcamarae ist Cucurbitaria Dulcamarae (Kunze et Schmidt) Fries (Summa Veg. Scand,, 1849, p. 391), BD. morbosa (Schwein.) ist Dibotryon morbosum (Schwein) -Theiss, et, Syd. (Annal „Mycol.. 1915. 7Pp.083, D. polita ist nur ein Konidienpilz, und zwar Rhabdospora pokta, Er.) :Sacc. ‚(Syll Fung,, ‚IL, 1884, p. 989), 2. 0ppHlasaz (Fr.) ist ebenfalls nur eine Nebenfruchtform, und zwar Aender- sonia oppilata (Fr.) Curr.) (Sphaer., Nr..336, Fig. 114; Syn.: Stagonospora oppilata (Fr.) Sacc. in Sylloge Fung., III, p. 449), B. rhagadiola (Fr.) scheint nirgends beschrieben worden zu sein und Sphaeria rhizomatum Ces. ist ein noch ganz zweifel- hafter Pilz, da es Traverso, der Originalmaterial untersuchte, nicht gelang, Schläuche zu finden. Vorläufig wurde ietzt- angeführter Pilz von genanntem Autor bei Bofryosphaeria Sacc. belassen. (Flora Ital. Cryptog., Vol. II., fasc. 2, 1907, p. 414). Nun ‚zum. Schluß cebe ich, noch ein, Verzeichnt se: bisher beschriebenen Botryosphaeria-(Gibberella)-Arten, ohne aber dabei auf Vollständigkeit Anspruch zu eıheben: Botryosphaeria pnlicaris ‚(Pr.) ‚Ces. et.de. Not. .(Rries,.syst. Myc. IL, 1823, p. 317). (Synonym: Calonectria Rehmiana W. Kirschst. -(Verhandl. Bot. Ver. Prov. ‚Brandenburg, 1906, p. 59; nach Höhnel in diesen Sitzungsber., 121. Bd,, 1912 0p. 3.0) B. moricola Ces. et de Not. (Sferiac. Ital,, 1863, p-. 83, tab. 91). Nach Höhnel (Ann. Myc. XV, 1917, p. 378) ist möglicher- weise Dothidea decolorans Fries. (Elench. Il, 1823, Rp 122). derselbe, Pilz. B. ‚baccata , (W allt.) , Niessl .(Wallroih, Elora,. Cryptog; Germaniae, Il, 1833, p. 838, sub Sphaeria,; Niessl in Verhandl. naturf. Ver. Brünn, 1872, p.. 194). Zur Kenntnis der Hypocreaccen. di _B. flacca (Wallr.) Niessl (Wallr, l.c. sub Sphaeria,; Niessl, Kres) B. acervalis (Mone.) Niess!l (Mougeot in Fries, Elench,, IL, B BD. BD 1828, p. 83 sub Sphaeria; Niessl, 1.c.) Wollenweber, Fusaria autogr. delin., 1916, bezeichnet Dotryosphaeria alnicola Niessl ad int. als Synonym von Gibberella acervalis (Moug.) Wollenw. non Sacc. Nach Wollen- weber’s Zeichnung wäre dieser Pilz eine Lisea Sacc., da er die Sporen zweizellig abbildet. Die Untersuchung eines Originalexemplars aus dem Herbarium Hofrat Niess’] ergab dasselbe Resultat. eismosena Desm.) Niess!. (Desm. in Annal. sc. nat. X, 1073 2.202. suh, Sphaeria, ‚Niesst, |. c..p,.197.). Syn.: Gibberella Saubinetii (Mont.) f. accıum Feltg. (Nach- trag, III, 1903, p. 308; nach Höhnel in diesen Sitzungs- Ber, 0115 Bd, 129062 p. 1194). . Saubinetii (Mont.) Niessl. (Montagne in Flore d’Algerie, 1846, p. 479 sub Gibbera; Niessl, 1.c., p. 195). Syn: B. dispersa de Not. (Sfer. ital., 1863, p. 84) und Gibberella tritici P. Henn. (Hedwigia, 1902, p. 301) nach Wollen- weber. Saccardo (Bull. Soc. R. de Botan. de Belgique, 31. Bd., 1892, p. 230) führt auch Nectria: Melongenae. Roumeguere (Fg. gall. exs., Nr 1645) als Synonym an. Eovonymi (Kuück., Niessl. (Fuckel, Symb.' mye.,' 1869, Beioz IV. bie 9. Niessti Ic, ‘np. 194) . cynea (Sollm.) Weese (Sollmann, in Bot. Ztg., 21. Bd,, 1863, p. 193, sub Sphaeria; sub Gibberella Wollenweber Fus. autogr. delin. 1916). | Mapaniae (Schweinitz) Weese (Sphaeria Mapaniae Sehwein. in Berkeley et Curtis, EFxotie Funsti! Irom the Schwein. herb. in Journ. Acad. Nat. Sci. Philadelphia, new. ser., Il., 1853, p. 290, £ XXWV, Fig.'15; sub Gzbberella in saccardo, Syll. II, 1885, p. 556). atro-rufa (Passer.) Wse. (Passerini, Diagn. funghi nuovi, Ill, 1888, p. 43 sub Gibberella). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 49 708 J. Weese, B. dimerosporoides (Speg.) Wse. (Spegazzini in Anal. Soc. Cientif. argentina, 1883, sub. Zukalia,; sub Gibberella v. Höhnel, diese Sitzungsber., mathem.-naturw. Kl., 1909, Abt. Ip. n 169): B. malvacearum (Trab.) Wse. (Roumegu£re, FEg. gall. exs. Nr. 4061,, Revue myeolog., IX. 1887, p. 106). BsTrichostoma (Roll), Wse,. (Bull:, Soc. Mye; 1891, ,p. >n t. XIV, Eie. 3 sub Gibberella). B. Lagerheimii (Rehm) W se. (Hedwigia, 1895, p. [163] sub G.). B.:Sqgechassi. (Speg.) Wse, (Rey. Agırı v Veler. La,Plata, Ie0o PI287 sub.) B. cvanospora (Bomm. et Rouss.) Wse. (Bull. Soc. bot. Belg., 1896, p, 159" sub G.) B. effusa (Rehm) Wse. (Hedwigia, 1896, p. [32] sub G.) B. tropıcahs (Rehm). Wse. Hedwieia, 18898, pi Kieı ro sun, | B: "cantaweiensis"(P. Henn) Wse (HTedwmeaı mp 2 sub EC). B. parasitica (Rick.) Wse. (Broteria, V., 1906, p. 41, sub @.). B. rhododendricola (Rehm) Wse. (Annal. Mye., W., 1907, p.' 543 sub G.). D.\Briosiana. ' (Turconr'et’Mafren Wse ı(Atti IstrdePaya XV. 190292148): B. juniperi‘ (Wollenw.)” Wse (Desmaz.?in „Ann se. nat 3. ser... X, 1848, ,p.,80.:sub, var, Wollenweber Nısze autosr. deln, 1016). B. subtropiea (Wollenw.) Wise. (Renmın Ann year 1911, p. 63, sub var.;. Wollenw. 1.c.). B. heterochroma (Wollenw.) Wse. (Wollenweber, Annales Mycologici, 1917, p. 52 sub Gibberella). Zweifelhafte Arten: B.polvcocca (Mont, Ces. et de Not (Schema Sienac, 126, a2): B. ficina (Cooke et, Llarkn.) Wse.(Grevillea, IX, 1881,87) B.?cicatrisata (Preuss) (Preuss in Linnaea, 26., 18595, p. 715). B.? agglomerata (Fries) Ces. et de Not. (Fries, Elenchus Il, 1828, p’83)) Zur Kenntnis der Hyprocreaceen. ‚09 31. Über die Gattung Debaryella v. Höhn. Hofrat Prof. Dr. F. Höhnel hat im Mai 1903 am Dachs- bauberg in der Pfalzau (Wiener Wald) eine Hypocreacee gefunden, die mit vierzelligen, hyalinen Sporen ausgestattet ist und die sich dadurch auszeichnet, daß sie in den leeren Perithezienhöhlen von Valsa scabrosa (Bull.) auftritt. Nach genauer Untersuchung hat sodann Höhnel seinen Pilz als den Typus einer neuen Hypocreaceengattung beschrieben, die er seinem berühmten Lehrer Anton de Bary zu Ehren Debaryella v. Höhn. nannte (Mycolog. Fragmente, IV. Forts. in Annal. Mycolog., II., 1904, p. 274). Nach den mikroskopischen Präparaten aus dem Herbarium Prof. Höhnel’s zeigt die Grundart der Gattung Debarvella hyalina v. H. hyaline bis schwach gelbliche, weichfleischige oder weichhäutige, länglich eiförmige, 200 bis 240 ı hohe, 140 bis 170 1 breite Perithezien, die oben einen zirka 50 bis ‘Ow langen und 40 bis 50 w breiten, zart parallelfaserig ge- bauten, vom Mündungskanal durchbohrten Hals tragen. Die ‚Perithezienwandung ist zirka 15 u breit und wird aus unge- fähr 5 Lagen stark zusammengepreßter, in der Hauptausdehnung parallel zur Oberfläche bis beiläufig 7'w großer, höchst un- deutlicher Zellen gebildet. Die Gehäuse scheinen bis auf einige wegziehende zarte, hyaline Hyphen kahl zu sein. Der Mündungskanal scheint nach meinen Beobachtungen an den allerdings nicht mehr deutlichen Glyzerinpräparaten mit . Periphysen ausgestattet zu sein. Nach Höhnel sollen die Perithezien einzeln in die Perithezienhöhlen der obengenannten Sphaeriacee eingesenkt sein und mit dem Schnabel kaum hervorragen. Die Schläuche sind zartwandig, zylindrisch, oben abgerundet, unten kurzgestielt, achtsporig, 130 bis 160 u lang, 10 bis 12 u. breit und treten ziemlich zahlreich auf. Die Sporen sind hyalin, glatt, zartwandig, spindelförmig, gerade oder wenig, zuweilen auch etwas ungleichseitig gekrümmt, beidendig in abgerundete, aber ziemlich schmale Spitzen ausgehend, durch ‚drei deutliche Querwände vierzellig, mit je einem Öltropfen in jeder Zelle, 18 bis 26 » lang, 5!/, bis 7 w breit, schief einreihig im Askus angeordnet. Paraphysen konnte ich nicht ‚10 J. Weese, mehr beobachten, doch sollen nach Höhnel dünnfädige, bald verschleimende vorhanden gewesen sein (Fig. 5). Im Jahre 1906 hat dann Höhnel eine zweite Dedaryella- Art beschrieben, die er in einer alten, völlig leeren, halbver- rotteten, von J. Feltgen in Luxemburg (Kockelscheuer) auf Ulmenrinde gesammelten Eutypa schmarotzend fand und die er Debaryella vexans v. Höhn. (diese Sitzungsber., 119. "Bd, Abt. 1, 1906, p. 1253) nannte. Nach dem Höhnel’schen Originalpräparat zeigt Debaryella vexans Höhn. blaßgelbliche, weichfleischige, fast wachsartige, kugelige, zirka 350 bis 400 u breite, mit einem zirka !/, mm langen, nach oben sich verschmälernden Hals versehene Peri- thezien, die in dem Stroma oder in den Perithezien einer Eutypa ganz eingesenkt sind und vielleicht mit dem Halse etwas hervor- ragen. Die Perithezienwandung wird aus ganz undeutlichen, verquollenen Zellen gebildet, bei denen bei der Flächen- betrachtung zirka 2 bis',3.% "breite LEumina’ meist Aue an einzelnen Stellen andeutungsweise noch etwas beobachtet werden können. Über die Dicke dieser (in den mir zur Verfügung stehenden Präparaten) fast strukturlos erscheinenden Wandung kann ich nichts aussagen. Die Schläuche sind zartwandig, zylindrisch, oben abgerundet, unten mit einem kürzeren oder längeren zugespitzten Stiel versehen, achtsporig, 70 bis 100 u. lang, 6. bis’ 71/, w 'breif undlitreten’ ziemlieh zahlreich "Inden Gehäusen auf. Die Sporen sind hyalıin, glatt, zartwandig, ellipsoidisch, beidendig ziemlich breit abgerundet, häufig etwas ungleichseitig, ganz schwach sichelförmig gekrümmt, zuerst einzellig, dann zwei- und dreizellig und schließlich vierzellig, mit 2 bis 4 Öltropfen versehen, 10 bis 16 u lang, 4 bis6 u breit (Fig. 6). Die zarten Paraphysen sollen rasch verschleimen. Leiten wir nun von diesen beiden Arten die Gattungs- eigenschaften von Debaryella v. Höhn. ab, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß diese Gattung lichtgefärbte, weichfleischige, undeutlich-kleinzellige, in Pilzperithezien eingesenkte, mit einem kürzeren oder einem längeren Hals versehene, mit Paraphysen ausgestattete Nectriaceen umfaßt, die durch hyaline, vierzellige Sporen ausgezeichnet sind. Debaryella ist also eine mit einem mehr oder weniger langen Hals versehene, in Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 1] anderen Pilzen schmarotzende und durch diese eigenartige Lebensweise morphologisch etwas veränderte Calonectria de Notaris (Comm. Critt. Ital., IL, 1867, p. 477). Wenn auch die Ansicht, daß es genügt hätte, für die beiden beschriebenen Pilze nur eine neue Sektion von Calonectria zu bilden, vielleicht nicht ganz ohne jede Berechtigung sei, so erscheint es mir doch ganz angezeigt, für diese eigentümlichen Innenschmarotzer mit Rücksicht auf ihr so charakteristisches Auftreten und ihre damit unstreitig zusammenhängende weiche Beschaffenheit der Perithezien und mit Rücksicht auf das häufige Vorhandensein eines Halses oder Schnabels eine eigene Anpassungsgattung zu schaffen, zumal es auch aus praktischen Gründen nicht recht anginge, diese Formen in die Gattung (alonectria zu stellen, ‘die ja nur oberflächlich auftretende Pilze umfaßt und bei der niemand nach der heutigen Umgrenzung bei Bestim- mungen auch in anderen Pilzen auftretende Arten vermuten würde. Gegen die Einreihung der Debaryella-Arten bei Cesatiella Saccardo (Michelia, Il., p. 250) mit Cesatiella austra- lis Sacc. et Speg. als Typus spricht wieder die Saccardo’- sche Gattungsdiagnose, die die Perithezien eigens ais »im Holze eingesenkt« charakterisiert, so daß eigentlich die Auf- stellung einer eigenen Gattung eine ganz glückliche Lösung dieser Frage ist. Clements (Genera of Fungi, Minneapolis, 1909, p. 46) bezeichnet Debaryella Höhn. (Saccardo, Syli. Fung., XVIL, p. 809) als Synonym von Paranectria Sacc. Da nun Para- nectria Sacc.(Michelia I, 1878, p.317) nach der Originaldiagnose vierzellige hyaline Sporen hat, die beidendig eine Zilie auf- weisen und bei beiden Arten ‘der Gattung Debaryella Höhn. von solchen Anhängseln keine Spur ist, so ist die Zusammen- ziehung der Höhnel’schen Gattung mit der von Saccardo voll- ständig ungerechtfertigt. Saccardo bezeichnet zuerst als Typus seiner Gattung Paranectria die Sphaeria affinis Grev. (auf dem Thallus von Ephebe lanata (L.) Wainio, Schottland), scheint sich dabei aber nicht nach Greville, Scottish cryptogamic flora, 1826, tab. 186, sondern nach Desmazieres (Notices sur les plantes ervptog. de France, XXI, 1855, p.6) gerichtet zu: haben, 712 J.Weese;, da Greville die Sporen als einzellig, seltener als zweizellig oder dreizellig abbildet. Später hat dann Saccardo (Syll. Fung. Il, 1883, p. 500) seinen Irrtum eingesehen und den Grevilleschen Pilz nach. Cooke (Grewvillea, VIIL, p. 9) zu Nectria gestellt. Als Typus der Gattung Paranectria kommt also nur Paranectria affinis (Desmazieres) Saccardo in Be- tracht, ein Pilz, der möglicherweise eine gewisse Verwandtschaft mit Ciliomyces oropensis (Cesati) Höhnel (Botan. Ztg., XV., 1897, p. 406; Rabenhorst-Klotschii, Herb. vivum mycol. Edit. IL, n. 524 u. Erbar. Crittog. ital., Nr. 540 sub Nectria; sub Ciliomyces siehe Höhnel in diesen Sitzungsber., 115. Bd., t. Abt., 1906, p. 672, Fig. 2) zeigt. Wenn das von Desmazieres untersuchte Exemplar nicht ganz reif gewesen sein sollte, ! so wäre es mir, da bei Ciliomyces oropensis anfänglich auch nur bis drei Querwände auftreten, sogar sehr wahrscheinlich, daß Paranectria affınis (Desmaziceres) Sacc. mit dem letzt- genannten Pilze vollständig zusammenfällt. Pleonectria appen- dienlata Vouaux (Bulletin de la Societe mycol. de France, XXVII, 1912, fasc. 2, p. 17) ist nach meinen Untersuchungen von Originalexemplaren aus dem Herbarium Vouaux mit Ciliomyces oropensis (Ces.) Höhn. sicher identisch (siehe Zentralbl..f. Bakt, H..Abt,142,,Bd.z 1914) %p2 603) uad ib Pleonectria lichenicola (Crouan) Saccardo (Crouan, Florule de Finistere, Paris, 1867, p. 256 sub Nectria; sub Pleonectria Saccardo in Michelia, I, 1878, p. 325) erscheint mir dies nur wenig zweifelhaft. Wenn auch die Typusart von Paranectria Sacc. morpho- logisch nicht ganz klar gestellt ist, so ist doch die Gattung durch die Gattungsdiagnose vollständig eindeutig bestimmt ! Nach den Darlegungen von Desmaziceres (Vingt-troisicme notice sur les plantes cryptogames, recemment decouvertes en France in Ann. sc. nat.,. IV. ser., 'V.,.1855,;, P.128), der die Vierzelliekeit '\der Sporen,” wie er ausdrücklich sagt, nur schwer sehen konnte, erscheint es mir ziemlich sicher, daß sein von Roussel in Fontainebleau auf Zphebe lanala = E. pubescens) gesammelter Pilz nicht gut ausgereift war. Über das Verhältnis des Desma- zieres'schen Pilzes zu Sphaeria affınis Grev., die nach Bornets Unter- suchungen an authentischem Material (Ann. sc. nat. III. ser., 18. Bd., 1852, ». 165) vierzellige blaßgelbe Sporen aufweisen soll, könnte nur die Nachunter- Me guten Originalmaterials vollständige Klarheit bringen. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. ‘13 und ein Zusammenfallen von Debaryella Höhn. mit diesem Genus erscheint vollständig ausgeschlossen. Auch würde eine allfällige Feststellung, daß bei Paranectria affinis (Desm.) Sacc. mauerförmige Sporen vorkommen, keine Änderung in den bisherigen Gattungsbegrenzungen verursachen, da bei Paranectria jetzt schon sehr viele Spezies beschrieben sind, die vollständig der Gattungsdiagnose entsprechen. Biologisch sich wie die beiden Debaryella-Arten ver- haltende Hypocreaceen sind derzeit schon eine Anzahl bekannt. So zZ. B. Passerinnla candida Sacce. (Nova ascomycetum genera in Grevillea, IV., 1875, p. 22; Atti Soc. Veneto-Trentina, Darlasch 111878, pP. 122), welcher-Bilz, im, Stroma; oder ‚in den Perithezien von Fenestella vestita (Fr.) und Valsaria insitiva Ces. et de Not. auftritt und einen langen zylindrischen, weit vorragenden Hals, zweizellige braune Sporen und Paraphysen aufweist. Passerinula Sacc. ist somit eine Debaryella Höhn. analoge Hypocreaceengattung mit zweizelligen braunen Sporen, also) eine mit. einem Hals versehene, in Pyrenomyzetenperi- ibezien, eingesenkte ZLeiendraeas Sacc. (Michelia, Il, „L880, 7908). Andere bezüglich des Auftretens mit Debaryella Höhn. übereinsttimmende Hypocreaceen sind noch (haronectria bi- parasitica Höhnel (Mykologische Fragmente, 1. Mittlg. in Annal. Mycologici, I., 1903, p. 395) in Valsa flavovirens lebend, ungeschnäbelt und zweizellige, hyaline Sporen aufweisend, dann Ayponectria biparasitica Höhn. (Annal. Mycologici, XVL, 1918, p. 36) mit einzelligen, hyalinen Sporen und in Lepto- sphaeria dolioloides (Auersw.) schmarotzend und weiters noch Calonectria Balansiae A. Möller (Phycomyceten und Aseomyceten, ;Jena,:.1901,.p.196 .u.4297), .in.Perithezien ‚von " Balaunsia redudansı A.,Möllersı(lre;,; p. 198). auftretend ‚und braune, vierzellige Sporen aufweisend. Charonectria biparasitica Höhn. welchen. Pilz Höhnel im Urwald am Kubany (Böhmerwald) im Juni 1903 gefunden hat, habe ich später, da Charonectria Saccardo (Michelia, 1I., 1880, p. 72) sich nach meinen Feststellungen mit Nectriella Nitschke (Fuckel, Symbolae Mycologicae, 1869, p. 175), aber nicht mit Nectriella Saccardo (Michelia, L, 1877, p..>1) 714 J. Weese, deckt, mit Rücksicht auf das nicht oberflächliche Auftreten zu Nectriella Nke. im Sinne Fuckel’s gestellt (Annal. Mycol., XI TA, FPP132). | Ayponectria biparasitica Höhn. wurde in Rehm, As- comycetes Nr. 1523 als Phomatospora ovalis (Passerini) Sacc, ausgegeben, hat aber nach Höhnel's Feststellungen mit diesem nun als Mycosticta ovalis (Pass.) Höhn. (Ann. Myc., XVI, 1918, p. 36) zu bezeichnenden Pilz nichts zu tun, sondern stellt einen Innenschmarotzer von Leptosphaeria dolioloides dar. Da es Höhnel zweckmäßig erscheint, die in Perithezien oder Pykniden schmarotzenden einfachen von den freilebenden zu unterscheiden, hat er für FHyponectria biparasitica die Untergattung Uryptonectriopsis und für Nec- triella biparasitica (Höhn.) Weese die Sektion Cryptonectriella aufgestellt. Wenn man aber Debaryella v. Höhn. als selb- ständige Gattung auffaßt, so erscheint es mir ganz folge- richtig, Urvptonectriopsis und Uryptonectriella nicht bloß als Untergattungen zu bezeichnen, sondern zu selbständigen Gat- tungen zu erheben. Von denselben Gesichtspunkten ließ sich eigentlich auch Hofrat Höhnel leiten, wenn er vor kurzem für die Calonectria Balansiae A. Möll, die Möller im Mai 1892 in Brasilien gesammelt hatte, die neue Gattung Weesea v. Höhn. begrün- dete, die somit in Perithezien oder Pykniden schmarotzende Nectriaceen mit vierzelligen, braunen Sporen umfaßt. Weesea Balansiae (Möll.) v. Höhn. hat kleine rundliche, höchstens 150 u hohe Gehäuse, die dem oberen Drittel der entleerten Perithezien von Dalansia redudans Möll. genau eingefügt sind und deren Wand seitlich mit der des Balansia-Peri- theziums verschmilzt und nur unten, wo sie an den leeren Raum grenzt, diese vollkommener entwickelt hat. Obwohl es nahe läge, die durch die gleiche Lebensweise sich auszeichnenden und im Bau der Perithezien dadurch ziemlich übereinstimmenden Nectriaceen in eine eigene Gruppe zusammenzufassen, will ich doch davon absehen, da diese Gruppe wohl keine phylogenetisch einheitliche ist und lediglich auf Parallelerscheinungen in verschiedenen Entwicklungsreihen beruhen dürfte. — - Zur Kenntnis der Hyvpocreaceen. /15 Und nun zum Schluß eine kurze Übersicht über .die in Perithezien oder Pykniden eingesenkt auftretenden, geschnä- belten und ungeschnäbelten Nectriaceen: Sporen einzellig, hyalin... Uryptonectriopsis (Höhn.) Weese (1919) [E. biparasitica (Höhn.) Weese]. hyalin.. Uryptonectriella (Höhn.) Weese (1919) Sporen zweizellig, [C. biparasitica (Höh n.) Weese]l Ian . Passerinula Sacc. (1875 [P. candida Sacc.] hyalin. Debaryella Höhn. (1904) Sporen vierzellig [D. hyalina Höhn.] (oder drei- und [D. vexans Höhn] mehrzellig) braun . Weesea Höhn. (1919). [W. Balansiae (Möll.) Höhn.] 32. Über Sphaeria epichlo& Kunze. Sphaeria epichlo& Kze. wurde von Weigelt auf Gras- blättern in Surinam (Guayana) im Jahre 1827 gesammelt. Kunze hat dann auf Exsikkatenetiketten — wenigstens mir liegt eine solche gedruckte vor — folgende Beschreibung des Pilzes gegeben: »Sphaeria (epiphylla hypogena) oblonga, gemella, subconfluens, depressa, rugosa, atra; peritheciis ovalibus, ostiolo papillato, demum pertuso«. Wann diese Ver- öffentlichung erfolgte, konnte ich leider nicht feststellen. P. S. Saccardo hat sodann im Jahre 1892 diesen Pilz mit Fragezeichen zu Botryosphaeria Sacc. gestellt (»Fungilli aliquot Herbarii Regii Bruxellensis« in Bull. Soc. Roy. de Botan. de Belg., 31. Bd., p. 227). Mit Rücksicht auf das Fehlen der Schläuche war Saccardo auch geneigt, den Kunze’schen Pilz zu Dothiorella zu geben. F. Theissen hat botryosphaeria ?epichloE (Kze.) Sacc. in seiner interessanten »Studie über 1 Möglicherweise gehört auch Nectria lasioderma Ellis (Amer. Naturalist., 1883, p. 194) hierher. Doch ist zu dieser Entscheidung die Untersuchung guten Originalmaterials noch notwendig (siehe meine Ausführungen in der 1. Mitteilung dieser Arbeit in diesen Sitzungsber., 125. Bd., Abt. 1, 1916, p. 478 fl.). 7/16 J. Weese., Botryosphaeria« (Annales Mycologici, XIV, 1916, p. 331) unter den auszuschließenden unreifen Arten angeführt. Die Angabe, daß unser Pilz auf Geranienblättern gefunden wurde, beruht wohl nur auf einem Versehen. Bei meinen Untersuchungen über die Gattungen Melanops Nke. und Thuemenia Rehm (Ber. Deutsche Botan. Gesell- schaft, 37. Bd., 1919, p. 96) hatte ich Gelegenheit, ein Original- exemplar von Sphaeria epichloE Kunze zu untersuchen, das mir. . deutlich. zeigte, daß dieser Pilz mit. Melanops;, Nke. (= Botryosphaeria Sacc.) gar nichts zu tun hat. Nach diesem Urstück zeigt er längliche, dunkelbraunschwärzliche bis fast schwarze, auf der Epidermis von Stengeln und Blättern auf- sitzende und das Substrat manchmal teilweise umfassende Stromata, die bei meinem allerdings recht spärlichen Unter- suchungsmaterial eine Länge bis zu 6 mm, eine Breite von 2 bis 3 mm und eine Dicke bis fast !/, mm erreichen. Diese Stromata zerfallen durch unregelmäßige Einschnitte in eine Anzahl meist aber durch dünneres steriles Stromagewebe unten in. Verbindung bleibende Partien, die, mit der Lupe geganer betrachtet, etwas warzig, schwach längshöckerig oder körnelig, beziehungsweise infolge der kurzen, wenig gewundenen Ver- tiefungen an der Oberfläche schwach längsrinnig oder längs- streifig erscheinen. Das außen dunkelgefärbte Stroma ist im Innern ganz licht und zeigt eine ausgesprochen weichfleischige Beschaffenheit. In dem Stroma sind ziemlich dichtstehende, schmal- und länglicheiförmige, weichfleischige, 240 bis 400 ı, hohe, 100 bis 150 » breite, meist eine deutliche, etwas her- vorragende, bis 90 p. hohe Mündungspapille aufweisende Peri- thezien so dicht eingesenkt, daß unter den Gehäusen nur mehr eine 20 bis 60 u dicke Stromadecke der Substratepi- dermis aufruht. Die Perithezien stehen nicht immer gleich dicht; manchmal grenzen die Wände benachbarter Gehäuse unmittelbar aneinander und manchmal liegt Stromagewebe bis zu einer Gehäusebreite zwischen ihnen. Die Perithezien- wände sind nur 10 bis 13 » breit und aus einer Anzahl ‚Lagen außerordentlich Nachgedrückter, in Medianschnitten gar kein Lumen zeigender, wellig verbogener, mäßig derbwandiger, hyaliner oder schwach gelblicher, länglicher Zellen bestehend, —i Zur Kenntnis der Hypocreaceen. el die an der Gehäusebasis ohne jede Grenze sofort in die mehr rundlichen, ungefähr 4 u großen, : derbwandigen Zellen des Stromabasisgewebes übergehen. Die Mündungspapille wird aus etwas gebogenen, beiläufig senkrecht gegen die Oberfläche gerichteten, außen dunkler gefärbten, 3 bis 4 u breiten Hyphen gebildet, die innen und weiter unten rundlich-kleinzellig und licht erscheinen. Der Mündungskanal ist gut sichtbar und ist mit- recht deutlichen, kurzen Periphysen ausgestattet. Das außen etwas höckerige Stromagewebe wird an der Oberfläche aus länglich-ellipsoidischen, mäßig zartwandigen, bis zirka 15 u. großen, dunklen Zellen gebildet, die dann gegen innen allmählich kleiner und lichter werden und nach unten in das noch kleinzelligere, aber etwas derbwandigere Gewebe der Stromagrunddecke übergehen. Die Zellen des inneren, lichten und zartwandigen Stromateiles sind häufig seitlich etwas zusammengepreßt und weisen dann in der Längsrichtung wellenförmige V-erbiegungen auf. Der periphere untere Teil des Hauptstromas verschmälert sich meist kurz keilförmig er außen) und Vzieht"noch''eine. kurze ‚Strecke “aufi’der Epidermis des Substrates dahin. Die zahlreich auftretenden Schläuche sind langzylindrisch, etwas gebogen, zartwandig, oben mit zirka 3t/, w langer, beiläufig halbkugeliger Schleimkappe versehen, gegen unten etwas verschmälert, ungestielt oder kaum gestielt, 170 bis 260 u lang, 4 bis 5 u breit. Die Sporen sind hyalin, glatt, fadenförmig, etwas gebogen, mit zahlreichen Querwänden versehen, zirka 1 breit und wahrscheinlich beiläaufig die Länge der Aszi aufweisend. Ein Zerfallen der Sporen in die einzelnen Zellen konnte ich nicht feststellen; Paraphysen vermochte ich auch nicht zu beobachten (Fig. 7 bis 9). Wie nun aus der vorliegenden Beschreibung deutlich hervorgeht, ist Sphaeria epichloE Kunze durchaus keine Botryosphaeria im Sinne Saccardo’s, sondern eine Clavici- pitee. Kunze hatte also mit dem Speziesnamen seiner Sphaeria die systematische Stellung derselben ganz richtig angedeutet. Die Zuteilung der Sphaeria epichlo& zu einer bestimmten Clavicipiteengattung stößt allerdings bei der unsicheren ‘IS J. Weese, Abgrenzung der verschiedenen Genera dieser Gruppe auf ziem- liche Schwierigkeiten.: Doch ist es mir ohne jeden Zweifel, daß nach der von Atkinson von Dothichlo& Atk. gegebenen Beschreibung (Journ. of Mycology, XI., 1905, p. 258) der von Weigelt gesammelte Pilz am besten in diese Gattung paßt. Der Typus der Gattung Dothichloe Atk. ist Dothichloe atra- mentosa (Berkeley et! Custis) »Atk.I(Qourn. Linn Soc 1:869, .P-"327. sub: AypocreasIGrevillea, IM, 1876) pH105 er Döthidea | atramentaria Berkzieti Gurt; Michelis, I, N87% p. 323 sub Aypocrella). Nach der von Atkinson von Dotlhi- chlo& atramentosa gegebenen Abbildung ist Sphaeria epichlo& Kunze davon unmöglich zu unterscheiden und ich bin fest überzeugt, daß diese beiden Pilze vollständig zusammenfallen. Da ich leider nicht feststellen kann, ob die Sphaeria epichlod Kunze als ordnungsmäßig veröffentlicht betrachtet werden kann, vermag ich derzeit nicht zu entscheiden, welcher von beiden Pilzen die Priorität genießt. Da mir bei meinem Unter- suchungsmaterial eine alte gedruckte Etikette mit der Original- diagnose vorliegt und der Autor von Sphaeria epichlo& schon gestorben war, als Hypocrea atramentosa B. et C. begründet wurde, so bin ich geneigt, vorläufig dem Kunze’schen Pilz die Priorität zuzuerkennen. Zu der Gattung Dothichlo@ Atk. gehört außer Dothichlo& epichlo&E (Kunze) Wse. noch D. Aristidae Atkinson (Journ. of Myc., 1905, p. 261) und nach Höhnel (diese Sitzungsber., 119. Bd., 1910, p. 935) auch Ophiodothis Henningsiana A. Möll. (Bhye. su. Ascomye, 1007 pri Bar, Bed): Saccardo läßt die Gattung Dothichlo& Atk. nicht gelten, ebenso betrachtet sie Möller (l.c.) nur als ein Synonym von Ophiodothis Sace.(Sylliy I, 1883,2..6592). Der Typuseczz Gattung Ophiodolhis ist O. vorax (Berk. et Curt.) Sacc. und /diese '\Art!; besteht, nach Atkinson, «der die Onsmal exemplare aus dem Herbarium Kew untersuchte, aus drei Arten, die in zwei Gattungen, und zwar Balansia Speg. (1880) und Dothichlo& Atk. gehören. Die Gattung Ophiodothis Sacc. fällt also nach Atkinson mit Balansia Speg. zusammen. Atkinson. betrachtet Dothichloö als einen Übergang von den Sphaeriales zu den Dothideales. Meiner Meinung Zur Kenntnis der Hypocreaceen. ; /19 nach läßt sich aber mit Rücksicht auf die weichfleischige Beschaffenheit des Stromas und der Gehäuse, die ziemlich deutlich gegenüber dem Stromagewebe abgegrenzte Peri- thezienwandung, das deutlich entwickelte Ostiolum sowie den mit Periphysen ausgestatteten Mündungskanal und weiters mit Rücksicht darauf, daß die dunkle Färbung an der Außenseite eigentlich mehr dunkelbraun wie schwarz ist, die Gattung Dothichlo& ganz gut als epidermal wachsende, dunkle Clavicipitee betrachten. Über die Berechtigung und die Abgrenzung der einzelnen Clavicipiteengattungen werden aber noch eingehende Studien auf Grund reichhaltigen Materials notwendig sein. 33. Über Sphaerostilbe sanguinea Fuckel. Von diesem Pilz, der in Fuckel, Symbolae Mycologicae, 3. Nachtr., 1875, p. 22 beschrieben wurde, konnte ich ein auf faulender Rinde gefällter alter Weidenbäume im Winter in Altrhein bei Hattenheim (Rheingau) von Fuckel gesammeltes und in Fungi rhen. Nr. 2655 ausgegebenes Urstück unter- suchen. Auf Grund dieser Untersuchung konnte ich feststellen, daß dieser schöne Kernpilz mit seinen warzigen, mit einer deutlich abgegrenzten Mündungsscheibe versehenen, in der Jugend zinnober- oder seltener orangeroten, später blutroten und rotbraunenGehäusen vollständig der Nectria Venillotiana Baumecsuere. ei Szecdardo!(Michelia II’ 1881,..p.''325) gleicht, welche Nectria-Art ich in der 1. Mitteilung vorliegender Arbeit (siehe diese Sitzungsber., 125. Bd., 1916, p. 546 bis 555) bereits beschrieben und abgebildet habe. Sowohl in der Form, in der Größe und im feineren Aufbau der Perithezien als auch in der Größe und Form der Schläuche und Sporen zeigt sich eine derartige Übereinstimmung, daß eine Unter- scheidung dieser beiden Pilze gänzlich ausgeschlossen erscheint. Die Gehäuse von Sphaerostilbe sanguinea Fcekl. sind wohl vielfach etwas kleiner und auch häufig etwas weniger warzig als wie bei der Nectria Veuillotiana Roum. et Sacc., doch besagt dieser geringe Unterschied gar nichts, da es sich in diesem Falle bei dem erstgenannten Pilze um jüngere, weniger gut entwickelte Exemplare handelt, während die älteren 20 J. Weese, (sehäuse von beiden Pilzen vollständig übereinstimmen. Sogar die feinwarzige Beschaffenheit der Sporen, die bei N. Veuillo- tiana manchmal zu beobachten ist, fand ich bei Sph. sanguinea wieder. Für mich ist es daher vollständig sicher, daß diese beiden Pilze miteinander identisch sind. Fuckel hat seinen Pilz infolge des dabei auftretenden deutlich kegelförmigen Konidienpilzes in die Gattung Sphaero- stilbe gestellt. Saccardo hat den Konidienpilz Atractim candidulum Sacc. (Syll. Fung.,»M.,(18833, p3ol2) genannte anfangs weiße, später gelbliche oder lichtbraune Konidienpilz erscheint tatsächlich häufig in Form von unregelmäßigen, manchmal spitzen, bis 4 mm hohen Höckern, häufig aber in zusammengeflossenen Krusten. Die auf verzweigten Trägern aufruhenden Konidien sind glatt, hyalin, zylindrisch, schwach sichelförmig gekrümmt, am Scheitel meist ziemlich breit abge- rundet, häufig mit 5 oder 4, seltener mit 3 oder 6 Querwänden versehen, 45 bis 80 u lang, 51/, bis 6!/, p breit. Die Zuteilung des Fuckel’schen Pilzes zu Sphaerostilbe Tul. auf Grund des häufig etwas vertikal verlängerten Konidienpilzes erschiene daher nach der bisherigen Auffassung der genannten Gattung gerechtfertigt. Untersucht man aber die säulenförmigen Bildungen des Konidienpilzes in Längsschnitten etwas genauer, so kommt man zu dem Ergebnis, daß die Höcker nicht, wie es scheint, aus parallel gelagerten, dicht septierten Hyphen, sondern lediglich aus miteinander verklebten, regel- mäßig orientierten Konidien bestehen, die am Grunde des Höckers abgeschnürt wurden. Wir haben es also hier nicht mit einem Afractum, sondern mit einem Fusarium zu tun, das manchmal etwas an Microcera Desm. erinnert. Nach meinen Beobachtungen scheinen auch eiförmige oder ellip- soidische oder kugelige, einseitig oder manchmal beidseitig kurz gerade abgeschnittene, mäßig derbwandige, hyaline bis schwach gelbbräunliche, anfangs glatte, später deutlich zart warzige; 6,.:bis -9%/,.p lange).iS, 'bis,/ 7; u! beilaufigirbreite Chlamydosporen vorzukommen, die an den Enden der Konidien einzeln oder in Ketten bis zu drei Stück aufsitzen. Ob diese Chlamydosporen "auch interkalar entstehen — pleurogene konnte ich beobachten — und nicht nur bei den Konidien Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (21 auftreten, konnte ich leider bei dem so spärlich mir zur Ver- fügung: stehenden alten Untersuchungsmaterial nicht mehr feststellen. Über die Zugehörigkeit des nun geschilderten Konidienpilzes, der vielleicht ganz gut in die Gattung Cylindro- carpon Wollenweber (Phytopathology, Il., 1913, p. 225), und zwar in die Sektion Chlamydospora Wollenw. (Annales Mycologici, XV., 1917, p. 56) paßt, zu der Sphaerostilbe san- gminea Fckl. liegen zwar keine experimentellen Beweise vor, doch erscheint mir diese wohl ganz sicher, da ja die Peri- thezien des Pilzes sehr häufig direkt dem Konidienpilz aufsitzen. “Nach den Feststellungen über die systematische Stellung des Konidienpilzes ist es nun wohl außer Zweifel, daß der Fuckel’sche Pilz wohl auch nach der bisherigen Auffassung nicht als Sphaerostilbe Tul., sondern nur als Nectria Fr. be- trachtet werden könne. Da aber in der Gattung Nectria eine Nectria sangninea (Bolt.) Fr. (Bolton, Hist. Fung. Halif., III., 178%: pr 121. sub Sphaeria;‘ Fries, S. Veg. Scand., I. 1849, p.388) bereits seit langem bekannt ist, so muß die Sp. sangninea Fekl. nun als Nectria Venillotiana Roum. et Sacc. bezeichnet weraen.. Bin Konidtenpilz ‘der echten N. Venwillotiana von Roumegu£re und Saccardo war bisher noch nicht bekannt. Eine Zuteilung der Sphaerostilbe sanguinea zur Gattung Hypomyces Tul. wie sie Wollenweber (Phytopathology, IIL., 1913, p. 204 u. ff.) bei Formen mit terminalen Chlamydosporen vornehmen will, erscheint mir nach der Morphologie und dem Auftreten der Hauptfruchtform ebenso wie bei der Nectria mammoidea Phill. et Plowr. var. Rubi- (Österw.) Weese (Osterwalder in Ber. Deutsch. Bot. Gesellsch., 29. Bd., 1911, p. 611, sub Nectria Rubi Ostw.; Weese in Ztschr. f. Gärungs- phys., I, -1912, -p. 126 bis 132) wohl nicht geeignet. Die von Fuckel bei seiner Beschreibung von Sphaero- stilbe sangninea erwähnten merkwürdigen, an der Basis der Perithezien dahinkriechenden, auffallend breiten, ziemlich derbwandigen, manchmal knorrig erscheinenden, septierten roten Hyphen habe ich sowohl bei diesem Pilz als auch bei dem ÖOriginalexemplar von Nectria Venuillotiana beobachten ‚können, was wohl auch als ein untrüglicher Beweis für die Artgleichheit der beiden Pilze aufgefaßt werden könne. Daß SI ID ID IWVeese:; diese eigenartigen, bis 28 u breiten Hyphen, deren Lumen häufig der Länge nach von schmäleren Pilzfäden durchwachsen wird, zu den genannten Pilzen wirklich dazugehören, habe ich an Längsschnitten durch die Gehäuse und das kleine Stroma ziemlich unzweifelhaft feststellen können, da sie häufig mit dem gewöhnlich kleinzelligeren Stromagewebe vollständig verwachsen sind. Die Nectria Venillotiana Roum. et Sacc. scheint ziem- lich selten zu sein. Meines Wissens ist sie bisher nur von J. Therry auf Rinde von Gleditschia triacanthos in Lyon, dann von Fuckel auf Salix-Rinde im Rheingau und weiters von J. A. Bäumler auf Alnus-Rinde bei Preßburg (1883) ge- funden worden. Letztgenannter Pilz wurde unrichtigerweise (Österr. Bot. Ztschr., 1884, p. 221) als Nectria discophora Mont. bestimmt, ist aber von diesem Pilze, über den ich schon früher berichtete (Zeitschr. f. Gärungsphys., IV., 1914, p. 114 bis 121), auf Grund der Untersuchung von Originalmaterial sicher ver- schieden. 34. Über Sphaerostilbe coccophila Tul. ‘Nach authentischen Exemplaren, die als Nectria epi- sphaeria in Erbar. Crittog. Ital., Ser. I, Nr. 539 und in Raben- horst, Fungi europaei, tasc. III (1860), Nr. 262 (auf Laurus- Rinde, »Boboli«-Garten ın Florenz, Mai 1860; leg. Caldesi) und als Sphaerostilbe coccophila Tulasne (Selecta Fung. Carp., 1:,.1861,..p. 130, und: 11L,,+1:865,., ph 103) an Erb. eroo iE Ser. Il, Nr. 542 ausgegeben worden sind, zeigt dieser Pilz dicht herdenweise oder in kleinen Gruppen bis beiläufig zu sechs Stück auf Schildläusen oder am Rande von solchen auftretende scharlachrote bis dunkelblutrote, ungemein weich- fleischige, manchmal fast wachsartig durchscheinende, birn- förmige oder zitronenförmige, oben mit einem meist breiten und flachen Mündungskegel versehene, 200 bis 320 ı hohe, 160 bis 290 u breite, bald ganz unregelmäßig zusammenfallende, kahle Perithezien, die auf einem blassen, niedrigen, aus 3 bis 10 1 beiläufig großen, mäßig zartwandigen, parenchymatischen Zellen bestehenden Stroma auftreten. Die Gehäusewandung ist in Medianlängsschnitten in der halben Höhe ungefähr Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (28 24 bis30», dick und wird aus ungemein flachen, in der Längen- ‚ausdehnung 3 bis 16 u großen Zellen gebildet, deren Wand- dicke außen so groß. oder, fast größer als die Breite des _ Lumens ist, aber gegen innen abnimmt. An der Gehäuse- basis erscheinen die Wandzellen etwas großlumiger, derb- wandig und von ellipsoidischer Gestalt. Der Mündungskegel wird aus senkrecht gegen die Oberfläche ziehenden, dick- wandigen, weichfleischigen, manchmal fast wachsartig erschei- nenden, knorrigen, schmallumigen, gegen außen sich ganz wenig erweiternden, 5 bis 10 u breiten, länglichen Zellen auif- gebaut, die gegen die Gehäusebasis an der Außenseite mehr rundlich und gegen den Nukleus mehr flach werden. Bei der Betrachtung von zerdrückten Perithezien sind die Außenzellen ziemlich deutlich zu sehen, schwanken in der Längenaus- dehnung zwischen 5 und 16 1, in der Breite zwischen 5 und S 4, sind oft rundlich, aber auch unregelmäßig länglich oder polyedrisch, zeigen oben gewöhnlich verhältnismäßig dickere "Wandungen und schmälere Lumina als unten und lassen durch ‚die Verschiedenartigkeit ihres Umrisses und ihrer Hauptaus- .dehnungsrichtung die Gehäuse fast etwas schollig erscheinen, Der Mündungskanal, der zu dem deutlichen, kleinen, von radial gelagerten zarten, gegen innen etwas lichter werdenden Fasern umgebenen Ostiolum führt, ist mit dicht stehenden, zarten Periphysen ausgekleidet. Bei Einwirkung von Kalilauge werden die Perithezien blauviolett gefärbt. Die zahlreich auftretenden Schläuche sind zylindrisch oder fast zylindrisch, mit deutlichem, kurzem und etwas verschmälertem Stiel, oben breit und flach ‚abgerundet oder fast gerade abgeschnitten, achtsporig, 80 bis 110 u lang, 6 bis 8 u breit. Die Sporen sind glatt, hyalin, selten ganz schwach gelblich, ellipsoidisch, seltener eiförmig, beid- endig abgerundet, an den Längsseiten meist nicht ganz gleich- seitig gekrümmt, zartwandig, durch eine deutliche Querwand zweizellig, ursprünglich wahrscheinlich in jeder Zelle mit einem Öltropfen versehen, gerade oder schief einreihig im Askus angeordnet, 10 bis 15 u (im Mittel 12 „) lang und 5 bis 6 u. breit. Paraphysen anscheinend fädig, aber bald verschleimend. Der Konidienpilz von Sphaerostilbe coccophila Tul. ist nach Tulasne die Microcera coccophila Desmazieres Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 0 24 J. Weese, (Annal. sciences nat., 1848, 3. Ser, X., p. 359; Exs.: Plantes cryptog. de France, fasc. XXXV., No. 1750; fasc. XXVI [1848], No. 1350, Erb. critt. ital, No. 543’ und Rabenhorst, Fungi europaeı, No. 269) "Nach" Wollenweber” (Fusarfaraıtoer delin., 1916, Taf. 346 bis 347) soll Microcera coccophila mit Actractium pallens Nees (1818) zusammenfallen, für welchen Pilz der genannte Forscher nun den Namen Fusarium pallens (Nees) Link (1824) gebraucht Hliöfra Hönnel hat menu Grund einer genauen "und "mühevollen Untersuchung‘ von Originalmaterial vor kurzem festgestellt, daß die Microcera coccophtila weder ein Fusarium noch ein Atractrinm dar- stelle, sondern ein nectrioider Pyknidenpilz sei, der zu den Patelloidea-epatellatae gehöre. Nach Höhnel’s Darlegungen besitzt die Microcera coccophila ein flaches, kleinzellig-paren- chymatisches, blasses Stroma, das sich hauptsächlich unter den Schildläusen entwickelt und nach dem Abfallen derselben frei zu Tage liegt. Die zirka 400 bis 450 u breiten, schalen- förmigen Pykniden entstehen meist am Rande der Stromen und Sitzen entweder unmittelbar auf oder Sind’ verschieden langgestielt. Die Pykniden sind an der Basis mikroplekten- chymatisch und mit einem zirka 40 » dicken Exzipulum aus dicht parallel verwachsenen, nicht deutlich septierten, etwa. 400 u langen, geraden, 2 bis 2°5 p breiten Hyphen versehen. Die Fruchtscheibe ist an der Basis mit dicht parallelstehenden, bis 100° ne langen,' 19 Dis 2 u "dicken‘ einfachen "Trage besetzt, die an der Spitze die Konidien tragen, welch letztere in der Gestalt wohl den Fusarium-Konidien gleichen, aber sich doch durch den reichlichen, viel Öltröpfchen aufweisenden Inhalt von solchen unterscheiden sollen. Nach Höhnel’s ausführlich noch nicht veröffentlichten Untersuchungen hat also die Gattung Microcera Desm. (1848), deren Grundart der Konidienpilz von Sphaerostilbe coccophila Tul. ist, ihre volle Berechtigung. Wenn die Angabe Wollen- weber’s, daß Afractium pallens Nees und Microcera cocco- phila Desm. artgleich seien, richtig’ ist, ‘dann mußte letzt- genannter Pilz nun Microcera pallens (Nees) Höhn. genannt werden. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. Bao Mit Rücksicht auf die Nebenfruchtform und mit Rück- sicht darauf, daß Corallomyces brachysporus Penz. et Sacc. (Icon. Fung. Javan., 1904, Taf. XXXVI, Fig. 1), Corallomyces aurantiicola (Berk. et Br.) Höhn. (Journ. Linn. Soc. 1873, XIV., p. 117 sub Nectria; Höhnel, diese Sitzungsber., 1912, 121. Bd., p. 352) und Corallomyces laeticolor (Berk. et Curt.) Höhnel, (Journ. Linn. Soc., 1868, X., p. 377 sub Nectria; Höhnel, I. c., p. 363) Microcera-Arten als Nebenfruchtformen haben, wäre eigentlich Sphaerostilbe coccophila Tul., welcher Pilz bisher auf Schildläusen auf Rinde von Salix, Fraxinus excelsior und von Laurus gefunden wurde, in die Gattung Corallomyces Berk. et Curt. (Journ. Acad. nat. hist. science, Philadelphia, 1854, II. Bd., p. 269) zu stellen. Da nun aber der Typus der Gättung’ Corallomyces Berk. et Curt., und zwar Corallomyces elegans Berk. et Curt., Corallodendron Jungh. (1838) als Konidienfrucht hat und bei erstgenannter Gattung in ihrem heutigen Umfang nach Höhnel auch Thysanopyxis (?)- artige Nebenfruchtformen (wie z.B. bei Corallomyces berolinensis IP. Henn.]) neben AZypocreodendron P. Henn. (1897) (z. B. bei C. sangwineus |P. Henn.] Höhn.) und Microcera Desm. (1848) konstatiert wurden, so wäre eigentlich die Gattung Corallo- myces nur eine Zusammenfassung von Pilzen, die nur in mehr äußerlichen Merkmalen und nicht in der .systematischen Stellung ihrer Nebenfruchtformen übereinstimmen. Um nun trotz der Übereinstimmung der Gattungsvertreter in den Haupt- fruchtformen zu phylogenetisch einheitlichen Gruppen zu kommen, wäre folgerichtig eine Zerlegung des genannten Genus auf Grund der Nebenfruchtformen in fünf verschiedene, kleinere Gattungen notwendig. Da nun aber nach dem allge- meinen Bau der Perithezien und nach der Beschaffenheit der Sporen Corallomyces vollständig mit Nectria Fries (Summa Veget. Scand., II, 1849, p. 387), beziehungsweise Leiendraea Saccardo (Michelia, II., 1880, p. 73) = Macbridella Seaver (Myecologia, I., 1909, p. 195) = Phaeonectria Saccardo (Sylloge Fun®, XXL, 1915, pI83/ als "Untergatane m Syll, "XL, 1895, p. 359)! und auch mit Sphaerostilbe Tulasne (Carp. II., 1 Über diese Synonymie siehe meine Arbeit im Zentralbl. f. Bakterio- logie, 2. Abt., 42. Bd, 1914, p. 587 bis. 593. i26 J. Weese, 1865, p. 103) übereinstimmt, so müßten auch diese Gattungen nach den Nebenfruchtformen in entsprechende, kleinere Genera geteilt werden. Bei der großen Gattung Nectria Fries sind derzeit aber die Nebenfruchtformen größtenteils nicht bekannt und bei der Bestimmung einer Nectria hat man nur in ver- hältnismäßig recht seltenen Fällen Gelegenheit, die Konidien- fruchtform zu beobachten und zu verwerten; es erscheint mir daher schon aus rein praktischen Gründen eine nach diesen Gesichtspunkten durchgeführte Zerlegung der Gattung Nectria Fr.,.deren.. Typus: Nectria.ochracea (Greville) Fries (Fries, Elenchus fungorum, Il, 1828, p. 79; Summa veget. Scand.,. 11.4.1849, Ps 438 Q),mnach:s meinen; düntersuchüngen (Zentralbl. f. Bakt., 2. Abt., 42. Bd., 1914, p. 604) mit Nectria cinnabarina (Tode) Fr. (Tode, Fungi Mecklenburg, IL, 1791, p: 9,. sub. Sphaeria;.. Fries, ; Summa weg. ıSeand., IL, P1888) zusammenfällt und somit eine TZubercularia Tode (1790) als Nebenfruchtform hat, bei dem derzeitigen Stande unserer Kenntnisse wohl nicht recht angängig. Meiner Ansicht nach dürfte es daher derzeit am zweckentsprechendsten sein, Sphaerostilbe coccophila Tul., welchen Pilz jeder nach..der Hauptfruchtform nur als Nectria bestimmen könne, vorläufig bis zur Neuumgrenzung der Nectriaceengattungen, die ja bis jetzt keine phylogenetisch einheitliche Gruppen darstellen, bei Nectria Fries einzuteilen. Höhnel findet es für angezeigt, die beiden Gattungen Corallomyces Berk. et Curt. und Corallomyrcetella P. Henn., welch letztere von P. Hennings (Hedwigia, 1904. 43. Bd,, p. 245) für Corallomyces Heinsensii P. Henn. (Engler, Bot. Jahrb. f. Syst., 1897, 23. Bd., p. 938) aufgestellt wurde, voll- ständig aufzulassen und ihre Arten bei Letendraea Sacc. und Nectria Fries unterzubringen. Corallomycetella P. Henn. unterscheidet sich von Corallomyces Bk. et Ct. durch die hyalinen Sporen, denn die Grundart von letztgenannter Gattung Corallomyces elegans Bk. et Curt. (1854) soll nach P. Hennings braune Sporen aufweisen. | Sphaerostilbe coccophila Tul. ist in Erb. Crittog. Ital., Ser. I., Nr. 539 (1861) unter dem unrichtigen Namen Nectria episphaeria (Tode) Fr. ausgegeben worden. Eine gewisse ; R 707 Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (27 äußere Ähnlichkeit zwischen den beiden Pilzen ist, abgesehen von der verschiedenen Unterlage, unstreitig zu bemerken, doch wird auf Grund der Perithezienstruktur, die bei Nectria sanguinea (Bolt.) Fr. (1789) [= N. episphaeria (Tode) Fr., 1791] mehr undeutlich-kleinzellig ist, und meist auch auf Grund der Sporengröße eine Unterscheidung der beiden Pilze ganz gut durchgeführt werden können. Fred’ J. Seaver (Mycologia I, 1909, p. 180) bezeichnet Nectria subcoccinea Sacc. et Ellis (Michelia, II., 1882, p. 570) als Synonym von Sphaerostilbe coccophila (Desm.) Tul. und zieht mit Fragezeichen auch Nectria aurantiicola Berk. et Br. RienienaaBinnean:‘ Sociery, "XV, 1875, D: 117) und’ Nectria Mleothelev Berktvet Curt. (Grevillea, IV., 1875, 'p. 45), die beide auf Schildläusen auftreten, zu dieser Art. Von Nectria subcoccinea Sacc. et EIl. konnte ich leider nur ein spärliches in Ellis, North American Fungi, Nr. 1333 ausgegebenes, authentisches, unreifes Exemplar untersuchen. Doch zeigte mir schon die Untersuchung dieses allerdings nicht sehr günstigen Stückes, daß der obengenannte Pilz von Nectria coccophila (Tul.) mikroskopisch sicher verschieden sei, wenn auch äußerlich durchaus kein sonderlich auffallender Unterschied zwischen beiden zu konstatieren ist. Die auf einem deutlichen, lichten, kleinzellig-parenchymatischen Stroma einzeln oder in kleinen Gruppen auftretenden, häufig auch etwas zusammenfallenden, breit eiförmigen, licht zinnoberroten Perithezien von Nectria subcoccinea Sacc. et Ell.! sind etwas steiffleischiger als wie bei N. coccophila (Tul.) und zeigen die in der halben Höhe zirka 35 bis 50 m dicke Gehäusewand — die eiförmigen Gehäuse. schwanken in der Gesamtbreite ungefähr zwischen 200 und 300 u — aus beiläufig 5 bis ‘ Lagen dickwandiger, breit ellipsoidischer, parenchymatischer, zwischen 6 und 15 u in der Hauptausdehnung schwankender Zellen zusammengesetzt. Im Gehäuseaufbau ist, wenn auch die Angaben über die Zellgrößen dies nicht erkennen lassen, gegenüber der Nectria coccophila ein ziemlich deutlicher 1 In der Originaldiagnose werden die Perithezien unrichtigerweise als nicht zusammenfallend bezeichnet. 128 J. Weese, Unterschied festzustellen, da bei N. subcoccinea die Wand- zellen in Gehäusemedianlängsschnitten immer ein deutlich breit-elliptisches Lumen aufweisen, also mehr parenchymatisch erscheinen und da weiters einzelne peripher gelagerte Zellen manchmal in Form ein- bis mehrzelliger, diekwandiger, stumpf endigender, an den Querwänden eingeschnürter, kurzer, blasen- förmiger Anhängsel, beziehungsweise häufiger zylindrischer, steifer Borsten über die Oberfläche hervorragen und diese dann bei der Flächenbetrachtung schollig oder vielmehr: borstig erscheinen: lassen, was aber nicht immer ganz leicht zu beob- achten ist. Auf Grund dieser charakteristischen Oberflächen- beschaffenheit kann aber Nectria subcoccinea sicher; von Sphaerostilbe coccophila unterschieden werden. Sporen konnte ich zwar bei Nectria subcoccinea nur wenige beobachten, aber diese zeigten größere Länge und Breite als wie die von dem Tulasne'schen Pilz, so daß auch ‚durch diese Eigen- tümlichkeit das Auseinanderhalten der beiden Pilze erleichtert wird. Die Nebenfruchtform von N. subcoccinea konnte ich nicht untersuchen, doch vermute ich aus Seaver's Beschrei- bung, daß sie eine Microcera Desm. oder ein Fusarium Link. darstellen wird. Von Nectria. subcoccinea Sacc. et Ell. ist mikroskopisch Nectria Colletiae Rehm (Hedwigia, 1898, p. 192, Taf. VIIL, Fig. 13) nicht zu unterscheiden, wie ich an einem Original- exemplar des ebengenannten Pilzes aus dem Herbarium Rehm konstatieren konnte. Rehm gibt zwar an, daß sein von Ule im April 1891 in Brasilien (Serra Geral) gesammelter Pilz auf Blättern von Colletia vorkommt, jedoch tritt der Pilz unmittel- bar auf Schildläusen auf, die den stark abgeplatteten Zweig- dornen und den Blättern von Colletia aufsitzen. Die Neben- fruchtiorm von Nectria Colletiae habe ich bis . auf einige wenige Konidien nicht beobachten können. Sollte diese mit der von N. subcoccinea übereinstimmen, was mir sehr wahr- scheinlich erscheint, so wäre N. Colletiae als selbständige Art zu streichen. Als der N. subcoccinea ziemlich nahestehend muß auch Nectria coccorum Spegazzini (»Fungi Puiggari«, Pugillus 1. in Bolet. de la Acad. nacion. de, Ciencias. .de Cordoba, XLI,, Zur Kenntnis der Hypocreaceen. RZ 1889, .n. 234) bezeichnet werden. Leider habe ich von letzt- genanntem Pilze nur wenige überreife Perithezien untersuchen können, die als Microcera coccophila Desm. in Roumeguere, Fungi gallici exsiccati Nr. 3547 (auf Schildläusen auf einem Pilocarpus-Blatt [fälschlich als Myrtaceenblatt bezeichnet], Paraguay, Sept. 1883, leg. J. Balansa, Nr. 4046) ausgegeben worden waren, so daß ich über die Beziehungen der beiden Pilze nicht ganz ins klare kommen konnte. Die Perithezienstruktur . von N. coccorum Speg. weicht jedoch von der von N. sub- coccinea durch den Aufbau der Wandung aus mehr offenen, mäßig derbwandigen Zellen etwas ab und die. Sporen scheinen auch deutlich verschieden zu sein, so daß es mir ziemlich unwahrscheinlich ist, daß diese beiden Pilze zusammenfallen. Endgültiges läßt sich natürlich nach dem spärlichen Material, das mir von beiden Pilzen zur Verfügung stand, nichts aus- sagen. Möglicherweise bestehen zwischen Nectria subcoccinea Sacc. et Ell. und Nectria coccogena Speg. (Fungi Puiggari, 1889, n. 289) engere Beziehungen. Die Konidienfruchtform von Nectria coccorum Speg. ist nach Wollenweber (Fusaria autogr. delin., Berlin, 1916, Taf. 169 und Annales mycologici, 1917, 15. Bd., p. 14) nicht Microcera .coccophila, Desm., wie Spegazzini annahm, sondern ZFusarium acuminatum Ell. et Everh. emend. Wollen w. Höhnel!,- der -den Spegazzini'schen, Pilz unter- suchte, bezeichnete ihn jüngst wieder als Microcera und benannte ihn in der Voraussetzung, daß Wollenweber’s Angaben richtig sind, als Microcera acuminata (Ell. et Ev. — Wollenw.) Höhn. Bezüglich der Nebenfruchtform von Nectria coccogena vermutet Höhnel, daß sie vielleicht auch eine Microcera Desm. sei, ebenso wie die von Corallomyces brachysporus Penz. et Sacc. (1901) (Icon. Fung. Javan., 1904, Taf. XXXVII, Fig. 1), Corallomyces laeticolor (Berk. et Curt.) Höhn. (Journ. Linnean. Society, 1868, X., p. 377, sub Nectria; Höhnel in diesen Sitzungsber., 121. Bd., 1912, p. 363) und Corallomyces aurantiicola (Berk. et Broome) Höhn. (Journ. Linnean. Soc, XIV, .1873,Pp.,117, sub Nectrta; Höhnel;-a. a: 0,, 1 Nach noch nicht veröffentlichten Mitteilungen. 730 J. Weese, p. 352). Mit letztgenanntem Pilz könnte möglicherweise Nectria. subcoccinea Sacc. et Ell. zusammenfallen, doch lassen sich darüber nur Vermutungen anstellen, da das Originalexemplar von Nectria aurantiücola Berk. et Br. (auf Schildläusen auf Zweigen von Citrus aurantium, Ceylon) nur Jugendzustände des Pilzes zeigt.. „Die "Angaben "über die Form "Undekeror der Sporen von der eben angeführten Nectria-Art würden auch für die Richtigkeit der bereits von Seaver geäußerten Ver- mutung sprechen, wozu allerdings nochmals bemerkt werden muß, daß Seaver dabei auch unrichtigerweise Nectria sub- coccinea mit Sphaerostilbe coccophila identifizierte. J. Rick hat im Jahre 1905 in Sao Leopoldo (Rio Grande do Sul, Südbrasilien) auf Schildläusen, die auf trockenen Zweigen von (ifrus auvrantium auftreten, einen Pilz gefunden, den H. Rehm als Nectria coccidophiora A. Zimmermann var. aurantiicola Berk. et C. bestimmte (Theißen, Hypo- creaceen von Rio Grande do Sul, Südbrasilien in Annal. Mycol., IX. 1911, p. 51). Der Pilz "stimmt miktoskopsch za gut zu Nectria subcoccinea, doch weisen die lebhaft hellroten, unregelmäßig zusammengesunkenen Perithezien eine Breite bis zu 400 w auf und zeigen meist eine etwas dunklere Mündungspapille. Mit Nectria coccidophtora A. Zimmermann (Zentralbl. *t. Bakt., "1. Abt, VI "Bdir O0 pre we Saccardo, syll. Fung., X Vvil 1905,9*784), welenererneseen Schildläusen auf Coffea arabica und auf Citrus sp. (im zweiten Fall zusammen mit Ophionectria coccicola A. Zimm. ın Buitenzorg gefunden wurde, zeigt der brasilianische Pilz ebensoviel Übereinstimmung wie mit N. subcoccinea Sacc. et Ell, so daß’es nach der Beschreibung’ sehr" eut' moglich sei, daß die von A. Zimmermann beschriebene Art mit der letztgenannten Nectria-Spezies zusammenfalle. Daß Nectria coccidophtora mit Nectria aurantiicola Berk. et Br. nahe verwandt ist, hat auch Zimmermann erkannt, doch sind die Unterschiede, die er zwischen diesen beiden Pilzen bezüg- lich der Konidien und der Gehäusefarbe anführt, nicht solcher 1 Wahrscheinlich hängt auch die Orangefarbe der Perithezien mit deren Jugend zusammen, denn ich konnte bei vielen roten Nectria-Arten beob- achten, daß sie im unentwickelten Zustande diese Farbe aufweisen. " 7 . Zei Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (51 Art, daß ein Zusammenfallen der beiden Arten gänzlich aus- geschlossen wäre. Jedenfalls ist aber der Rehm’sche Vorgang, die früher von Berkeley u. Broome beschriebene Nectria aurantiicola als Varietät der 28 Jahre später publizierten Nectria coccidophtora A. Zimm. aufzufassen, vollständig unan- nehmbar, da ja nur die gerade entgegengesetzte Ansicht über . die systematischen Beziehungen dieser beiden Pilze der Priorität der Nectria aurantiicola B. et Br. Rechnung tragen würde. Fred J. Seaver vermutet, daß mit Sphaerostilbe cocco- phila Tul. auch Nectria aglaeothele Berk. et Curt. (North Americ. Fungi, 1875, n. 814) zusammenfalle. Nach der knappen Originaldiagnose und der Angabe über das Vorkommen ist es sehr wahrscheinlich, daß die letztgenannte Nectria-Art mit einem der früher behandelten Pilze artgleich sein wird, doch ohne Untersuchung von Originalmaterial läßt sich in dieser Frage keine endgültige Sicherheit erlangen. In Nordamerika hat man seit über zwei Jahrzehnten der angeblichen Sphaerostilbe coccophila im Interesse des Pflanzenschutzes große Aufmerksamkeit zugewendet, da man diesen Pilz auf mehr als 15 verschiedenen Schildlausarten konstatieren konnte, die durch diesen Parasiten in ungemein großer Anzahl abgetötet wurden. Rolfs (Garden and Forest, X.., 1897, p. 217 bis 218) hat als erster auf diese wertvolle schildlaus- tötende Wirkung der Sphaerostilbe aufmerksam gemacht und hat sich dann zum Teil gemeinsam mit Fawcett (Rolfs in Florida, Agrie. Exp. Stat., Bull. 41, 1898; Rolfs and Fawcett, l.c., Bull. 94, 1908) mit der Biologie dieses Schildlaus- schmarotzers näher beschäftigt. Welchen Pilz sie bei ihren Studien aber vor sich hatten, das läßt sich leider trotz der beigegebenen Abbildungen weder diesen Arbeiten noch einer anderen von Fawcett (Fungi parasitic upon Aleyrodes Citri. University of the State of Florida. Special Studies N. 1, Juni 1908, p. 25 bis 34) entnehmen. Aus Seaver’s Angaben (Myco- logia, I, 1909, p. 180) schließe ich aber, daß die Nectria subcoccinea Sacc. et EIl. N. aurantiicola Berk. et Br.) und nicht die Sphaerostilbe coccophila Tul. der Gegenstand ihrer Untersuchungen war. 182 J. Weese., 35. Über Sphaerostilbe nitida Berk. et Curt. Ein Originalexemplar dieses Pilzes (Fungi Cubenses Wrightiani, Nr. 762, an Orchideenstengeln auf Kuba) zeigt nur eine licht rotbräunliche ‚Stilbella-artige Nebenfruchtform, die auf einem beiläufig 1 mm hohen und 40 p breiten, aus : ganz verklebten, undeutlichen, verschleimten Hyphen be- stehenden Stielchen ein kugeliges, im Durchmesser 300 u. breites Schleimköpfchen trägt. Konidien waren leider nicht zu beobachten. | Da jede Spur einer Askusfruchtform bei dem Urstück fehlt und Berkeley und Curtis (Journ. of Linnean Society, X., 1868, p. 3) seinerzeit auch keine Perithezien feststellen und beschreiben konnten, so ist der Pilz als Sphaerostilbe- Art jedenfalls zu streichen. Dasselbe gilt auch von Sphaero- stilbe lateritia Berk. et Curt. (Fungi Cubensis, Nr. 764), von welcher Art die Autoren ebenfalls keine Beschreibung der Gehäuse gegeben haben. Als Nebenfruchtform des letzt- genannten Pilzes wird von Berkeley und Curtis SHlbum lateritinm Berkeley (Hooker, Journ. of Botany, 1843, p. 642) angeführt. 36. Über Sphaerostilbe rosea Kalchbr. Von diesem Pilz war bisher nur die in die Gattung Stilbella Lindau gehörige Konidienfruchtform bekannt. Wenn trotzdem der Pilz von C. Kalchbrenner und M. C. Cooke (»South African fungi« in Grevillea, IX., 1880, p. 26) unter dem Namen Sphaerostilbe rosea Kalchbr.! beschrieben worden ist, so geschah dies lediglich auf Grund von vagen Ver- mutungen, die sich auf den Habitus des Pilzes gründeten. P. A. Saccardo (Syll. Fung., 1., 1883, p. 516) hat daher mit Recht diese angebliche Sphaerostilbe-Spezies zu den zweifel- haften Arten gestellt. Im Herbarium G. Winter (Botanisches Museum, Berlin) fand ich nun Originalexemplare von Sphaerostilbe rosea 1 In der Abhandlung, in der dieser Pilz begründet ist, ist im Gegen- satz zu Saccardo’s Angabe (Syll. II, p. 516) nur Kalchbrenner als Autor angeführt, während in derselben Arbeit bei anderen Pilzen eigens Kalch- brenner u. Cooke als Autoren genannt sind. N [5 Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (83 Kalchbr. (auf Rinde von Acacia horrida, Afrika; leg. Prof. Mac Owan,Nr. 1118) vor, die geeignet erscheinen, die syste- matische Stellung unseres Pilzes endgültig aufzuklären. Die erwähnten Exemplare zeigen nämlich nicht nur die Stzlbella, sondern auch die Perithezien der dazugehörenden Schlauch- fruchtform, deren Untersuchung mich nun in die Lage ver- setzt, folgende Beschreibung des Pilzes zu geben. Die Perithezien sind kugelig, fast kugelig oder breit eiförmig, 300 bis 450 gu breit, scharlachrot, blutrot oder häufig dunkelrotbraun gefärbt, fest fleischig, zuweilen auch etwas zusammensinkend, deutlich grobwarzig, mit einer ziemlich gut sichtbaren, häufig etwas dunkler gefärbten, kleinen Mün- dungspapille versehen und treten dicht rasıg auf ebenso wie die. Gehäuse gefärbten, aus der Rinde hervorbrechenden, breitstielartigen, oben häufig einfach gegabelten, unten mit- einander verwachsenen Stromateilen auf. Bei meinem allerdings spärlichen Untersuchungsmaterial fand ich die Gehäuse meist entweder einzeln kurz gestielt oder zu zweien auf einem Stiel aufsitzend, so daß der Pilz etwas an Corallomyces erinnerte. Die Perithezienwandung ist ungefähr 60 bis 85 u breit und wird außen aus derbwandigen, parenchymatischen, kugeligen oder breitellipsoidischen, in der Hauptausdehnung zwischen 8 und 22 1. schwankenden Zellen gebildet, die dann in der innersten Schichte etwas zarter, mehr flach und lang- gestreckt erscheinen. Merkwürdig ist, daß nach den äußersten 4 bis 6 Lagen von offenen, derbwandigen Zellen ungefähr ein bis drei Zell-Lagen zuerst ganz licht und zartwandig und dann schließlich aufgelöst werden, so daß zwischen der äußeren, aus mehr kugeligen Zellen bestehenden Schichte und zwischen der aus flachen Zellen gebildeten Innenschichte ein manchmal fast das ganze Perithezium umgebender, 8 bis 15 u beiläufig breiter Hohlraum klafft, der sich zuweilen an der Gehäusebasis in Fortsetzung der Seitenwandrichtung auch etwas in dem Stromastiel feststellen läßt. Auf der Ge- häusewandaußenschichte sitzen die aus den gleichen Zellen wie diese bestehenden flach halbkugelförmigen oder flach kegelförmigen Warzen auf, die die Rauheiten der Perithezien verursachen. Die warzige Beschaffenheit der Gehäuse ist aber 1.84 J. Weese, nicht an allen Perithezien in gleich deutlicher Weise zu beob- achten. Das Stromagewebe ist oben meist deutlich paren- chymatisch und großzellig, gegen unten und gegen die Stellen, von denen die Stiele der Konidienfruchtform weggehen, wird es aber bedeutend kleinzelliger und knorrig plektenchymatisch. Das von radialgelagerten, mäßig derben Fasern und einer Anzahl konzentrischer Lagen aus kleinen, dickwandigen Zellen umgebene ÖOstiolum ist auf der kleinen Mündungspapille deutlich zu beobachten. Der Mündungskanal ist mit Periphysen ausgekleidet, die allerdings gegen innen zu einer hyalinen, strukturlosen Masse zu verschleimen scheinen. Bei Einwirkung von Kalilauge werden die Perithezien rasch blauviolett verfärbt. Die Aszi sind, soweit ich sie noch. beobachten konnte, zartwandig, keulenförmig, mit einem kurzen, sich wenig verschmälernden Fuß versehen, oben abgerundet, achtsporig, SO bis 110: lang, 16. bis 26 a breit. Die Sporen sind hyalin, manchmal einen ganz zarten Stich ins Gelbliche zeigend, glatt, länglich ellipsoidisch oder zylindrisch, beidendig abge- rundet, zuweilen aber an dem einen Ende etwas breiter als an dem anderen, gewöhnlich gerade, aber manchmal ganz schwach gekrümmt, mit meist bis sieben, zuweilen aber bis neun Querwänden und einer Anzahl gerader oder etwas schiefer kurzer Längswände ausgestattet, an den Querwänden meist nicht, aber manchmal doch ganz wenig eingeschnürt, 20 bis 36 w lang, S bis 11 ww breit, oben gerade zweireihig oder schief einreihig im Askus angeordnet. Paraphysen habe ich nicht beobachten können, doch dürften solche vorhanden gewesen und bald verschleimt sein. Der Konidienpilz ist eine Siilbella Lind. mit einem rot- braunen, bis 3 mm hohen, derbwandigen, aus zirka 3 bis 4 u. dicken Hyphen gebildeten, zirka !/, mm breiten Stiel und einem lichtockerfarbenen oder fleischfarbenen, wahrscheinlich urprünglich rosa gefärbten, bis :0°7 mm breiten Schleim- köpfchen. Die Konidien sind hyalin, glatt, einzellig und: zirka > bis 6 w lang und 21/, bis»3 a breit. ‚Die ıKonidienpilze wachsen zwischen den ‚Gehäusen aus dem Perithezienrasen hervor. (7 Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (3 Wie nun aus der Beschreibung der Haupt- und Neben- fruchtform des vorliegenden Pilzes hervorgeht, gehört dieser nicht in die Gattung Sphaerostilbe Tul., sondern infolge der mauerförmig: geteilten Sporen zu Megalonectria Spegazzini (Fungi Argent., Pug. IV., 1881, n. 211), welche Gattung von Pleonectria Sacce. (Fungi Veneti novi v. crit., V., 1876, p. 178) so abweicht wie Sphaerostilbe Tul. von Nectria Fr. Der Typus der Gattung Megalonectria Speg. ist die Megalonectria psendotrichia (Schwein.) Speg. mit Stlbum cinnabarinum Mont. als Nebenfrucht. Von dieser Megalonectria ist unser Kalchbrenner’sche Pilz verschieden, aber zu einer anderen Megalonectria zeigt er deutliche Beziehungen, und zwar zu der Megalonectria caespitosa Speg. (Fungi Puiggariani, Pug. Il, 1889, n. 310), von der ich ein Originalexemplar aus dem Herbarium Puiggari untersuchen konnte. Megalo- nectria caespitosa Speg. hat zwar" nicht ganz so warzige Perithezien wie Sphaerostilbe rosea und dann fallen die Gehäuse bei dem Spegazzinischen Pilz sehr bald etwas zu- sammen, so daß man im ersten Augenblick die beiden Pilze für sehr stark verschieden ansehen könnte. Vergleicht man aber Medianlängsschnitte durch die Perithezien beider Pilze mit dem Mikroskop, so sieht man, daß der feinere Aufbau der Perithezien und des Stromas der gleiche ist und daß auch in den Sporen und in den Schläuchen kein durchgreifender Unterschied zwischen beiden Pilzen gefunden werden kann. In der Beschaffenheit der Gehäusewandung scheint zwar ein Unterschied darin zu bestehen, daß bei Megalonectria caespi- tosa im Längsschnitt der trennende Spalt zwischen Gehäuse- außenwand und -innenwand, wie er bei Sphaerostilbe rosea auftritt, nicht zu sehen ist; beobachtet man aber genauer, .dann kann man auch bei dem Spegazzini schen Pilz den Beginn des gleichen Spaltungs- beziehungsweise Auflösungsprozesses konstatieren wie bei dem südafrikanischen Pilze. Auch lassen sich an einzelnen Gehäusen von Megalonectria caespitosa die gleichen Warzenbildungen nachweisen wie bei der früher behandelten angeblichen Sphaerostilbe. Spegazzini gibt zwar ‚die Sporen von seinem Pilz ganz wenig größer (30 bis 40 = 10 u) an, als wie ich sie für Sphaerostilbe rosea feststellen konnte, 736 J. Weese, doch liegt weder in der Größe noch in der Zahl der Querwände ein Unterscheidungsmerkmal vor, wenn auch im Mittel die Sporen vom erstgenannten Pilz unstreitig etwas besser entwickelt sind als bei dem zweiten. Bei derartig großsporigen Pilzen kommen bekanntlich immer Schwankungen in der Sporen- größe vor. Obwohl ich die Konidien der Nebenfruchtform von Megalonectria caespitosa nicht beobachten konnte, so ist es mir bei der auffallenden Übereinstimmung der Hauptfrucht- formen ohne jeden Zweifel, daß die beiden besprochenen Pilze zusammenfallen, beziehungsweise mikroskopisch nicht zu unterscheiden sind. Da nun Megalonectria caepitosa Speg. (1889) später aufgestellt wurde wie Sphaerostilbe rosea Kalchbr. (1380), so würde der erste Pilz als Synonym zu streichen und die Sphaerostilbe in Megalonectria umzubenennen sein. Von dem Kalchbrenner-Pilz wurde aber nur die Neben- fruchtform beschrieben und über die Hauptfruchtform wurde gar keine Angabe gemacht, somit besteht nur der Spegaz- zini'sche Pilz nomenklatorisch zurecht und Sphaerostilbe rosea ist als nomen nudum zu streichen. Dafür wäre allenfalls Stilbum fusco-cinnabarinım Speg., der Konidienpilz von Megalonectria caespitosa Speg., in Stilbella rosea (Kalchbr.) umzubenennen. Was die Berechtigung der Gattung Megalonectria SpeS. anbelangt, so gilt hier bezüglich Pleonectria dasselbe, was ich von Sphaerostilbe gegenüber Nectria ausgesagt habe. In dem gleichen Verhältnis wie Megalonectria zu Pleonectria, steht auch Stilbonectria Karst. zu Calonectria de Not. Soweit man einen Pilz nach der Beschreibung beurteilen : kann, so scheint mir Megalonectria verrucosa A. Möller (Phycom. u.iAscomyc:.,'1904,;p: 137, TafldV,ı Fig.) enımik Megalonectria caespitosa Speg. nahe verwandter Pilz zu sein. Da nach den Diagnosen die beiden Pilze kaum auseinander- gehalten werden können, erscheint es mir nicht unwahr- scheinlich, daß sie vollständig zusammenfallen. Endgültige Sicherheit in dieser Frage könnte allerdings nur die Uhnter- suchung von Öriginalmaterial von AMegalonectria verrucosa Möll. (auf trockenen Zweigen im Velhatal bei Blumenau in Brasilien im Juni 1902 gesammelt) bringen. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. Vo Fred J. Seaver (Mycologia, I., 1909, p. 181) hat Megalo- nectria caespitosa Speg. mit Unrecht zu den zweifelhaften Pilzen gestellt. 38. Über Hyponectria jucunda (Mont.) Weese. J. F. Cam. Montagne hat im Jahre 1846 in »Exploration scientifique de l’Algerie, Botanique, Cryptogames« (Paris er- schienen 1849, p. 477), unter Sphaeria jucunda Mont. einen von Durieu de Maisonneuve auf faulenden, abgefallenen Zweigen von Cactus Opuntia in Algier gesammelten Pilz beschrieben, den er dann später zu Nectria Fr. stellte (Sylloge Benerüm specier. ‚plant. cryptog., 1806, p. 225). Saccardo (Michelia, I., 1878, p. 278) reihte sodann diesen Pilz wegen der emzellıeen Sporen. in seme Gattung Nectriella Sacc. nen ER 1877 p. ol) ein. Neitriella Sacc. deckt sich nicht mit der früher aufgestellten und von mir schärfer charakte- risiertten Nectriella Nitschke sensu Fuckel (Symbolae Myceolosicae, 1809, p. 175)‘, sondern mit der jetzt gültigen Gattung Psendonectria Seaver (Mycologia, I., 1909, p. 45). Die Untersuchung eines Originalexemplares von Sphaeria jucunda Mont. zeigte mir nun, daß der Pilz eingesenkte Perithezien besitzt und somit in die Gattung Ayponectria Sacc. (Michelia, I. 1878, p. 250) zu stellen sei. Ich habe daher bereits 1910 in einer vorläufigen Mitteilung (Ann. Myc., VIII, p. 464 bis 468) diesen Pilz als Hyponectria jucunda (Mont.) Weese bezeichnet. | Nach der Beschreibung erweist sich Ayponectria Cacti sell ci Everhatt) Sseaver (Jouın of Mycology, VII. 1902, p. 66; Mycologia, I., 1909, p. 20) als mit Ayponectria jucunda (Mont.) Weese vollständig identisch. Erstgenannter Pilz wird somit als selbständige, Zypomectria-Art zu Streichen sein. 37. Über Calostilbe longiasca (Möller) Saccardo. Alfred Möller hat im Dezember 1892 auf morschen Rindenstückchen bei Blumenau in Brasilien einen Pilz gefunden, 1 Näheres über Nectriella Nke. siehe meine Arbeit »Beitrag zur Kennt- nis der Gattung Nectriella Nke.« in Ann. Myc., XII., 1914, p. 128 bis 157. 138 J. Weese, den er unter dem Namen Sphaerostilbe longiascus Moell. in seinen »Phycomyceten und Ascomyceten« (Schimper, Botan. Mittlg. aus den. Tropen, IX. Heft, 1901, p. 122, Taf. IL Biss beschrieb. Nach einem Originalexemplar, das ich aus dem Berliner Botanischen Museum zu untersuchen Gelegenheit hatte, zeigt dieser schöne Pilz oberflächliche, in bis 5 mm und darüber ° großen, dichten Rasen auftretende, schmal birnförmige oder eiförmige, oben meist kegelförmig zugespitzte, beiläufig 300 bis 1000 u hohe, 320 bis 500 u breite, pergament- oder leder- artige, rotbraune bis blutrote Perithezien, die bis auf das obere Drittel oder Viertel bei der mikroskopischen Betrachtung licht grünlichgelb, später gelblichweiß oder gelblichgrau dicht be- stäubt erscheinen, da nur..die oberste Partie um, die meist dunklere und häufig etwas glänzende Mündungspapille frei von jenen zarten, 2 bis 3 mm breiten, feinwarzigen, grünlich- gelben, wellig gebogenen Härchen ist, die diesen eigenartigen pulverartigen Überzug auf den Gehäusen und häufig auch aul dem. Stroma ‚bilden, .ın . welch‘, letzterem Ralle Sier dag häufig verzweigt sind und auch größere Länge aufweisen. Das Stroma, auf dem die Perithezien auftreten, bricht aus der Rinde hervor und läßt sich wohl nicht einfach als »polster- förmig«, wie es Möller nennt, bezeichnen, da der aus dem Rindengewebe hervorbrechende Stromateil meist relativ schmal ist, sich dann über der Substratoberfläche oder auf derselben verbreitet und an kurzen einfachen zylindrischen, Sttoma- ästen ‘die Perithezien trägt, so daß diese an Längsschnitten meist etwas . gestielt „erscheinen und. „ziemlich Starker as Corallomyces erinnern. Das Stroma wird. aus mäßig derb- wandigen, parenchymatischen, bis 60 u großen Zellen aufgebaut, die von innen nach außen kleiner und dunkler gefärbt werden, so daß das Stroma mit einer, deutlichen Rinde „versehen, ist auf der dann dieselben wellig gebogenen, warzigen, gold- gelben oder grünlichgelben, meist kugelig endigenden Hyphen ziemlich dicht aufsitzen, die in geringerer Länge die Haar- bekleidung des unteren und mittleren Teiles der Gehäuse- außenwand bilden. Manchmal scheinen auch diese Haare die zuweilen zu beobachtenden napfförmigen Vertiefungen zwischen r r [4 8] Zur Kenntnis:der Hypocreaceen. ‚39 den mit Perithezien versehenen Stromastielen in Form eines lockeren, zarten Hyphengeflechtes auszufüllen, wobei aber die nicht mehr sehr deutlich zu unterscheidenden Einzelhyphen gegenüber den ursprünglichen, charakteristischen Haarbildungen meist schon sehr stark verändert erscheinen. Die pergament- artige Gehäusewandung besteht in der halben Perithezienhöhe außen aus einer zirka 25 bis 30 w dicken, rot oder rotbraun gefärbten Schichte, die aus dicht verflochtenen, hauptsächlich senkrecht gegen die Oberfläche gerichteten, knorrigen, dick- wandigen, zirka 5 u breiten Hyphen besteht, die nur ganz kleine, rundliche oder längliche, meist nur bis 2 u breite Lumina und keine deutliche zellige Struktur entstehen lassen. Die innerste Schichte der Gehäusewand ist zirka 5 bis 8 w dick und besteht aus 3 bis 4 Lagen ganz flachgedrückter, fast hyaliner, derbwandiger Zellen, die häufig so innig miteinander verkleben, daß der zellige Aufbau oft nur schwer zu kon- statieren ist. Die überaus charakteristische Außenschicht der Perithezienwand, die bei Betrachtung zerdrückter Gehäuse diese undeutlich kleinzellig erscheinen läßt und wie beı Nectria mammoidea Phill. et Plowr. (Grevillea, IIL, 1875, p. 126) und deren verwandten Arten (siehe meine diesbezüg- lichen Ausführungen in Zeitschr. f. Gärungsphys., allg. techn. Blandsv Mykolosie, 12 Bd. 1912, p: 126; 1Ul., 1913,:p: 215; Zentralbl. f. Bakt., II. Abtlg., 42. Bd., 1914, p. 605, und diese Sitzungsber., mathem.-naturw. Kl. Abt. 1, 125. Bd. p. 551) die eigentümliche pergamentartige Beschaffenheit derselben bedingt, geht unmittelbar in die Rindenschichte des Stromas über, so daß die Gehäusebasis mit Ausnahme der fast hyalinen oder lichter gefärbten, aus zusammengepreßten Zellen bestehenden Innenschicht hauptsächlich aus den großen, mehr zartwandigen, parenchymatischen Zellen des Stromas gebildet wird. Die für die meisten roten Nectriaceen recht kennzeich- nende blauviolette Verfärbung der Perithezien bei Einwirkung von Kalilauge auf dieselben ist bei dem vorliegenden Pilze bei lichteren Exemplaren gar nicht und bei dunkleren nicht sehr deutlich zu beobachten. Das auf der Mündungspapille auftretende, zart radialfaserige, deutliche Ostiolum wird von einer Anzahl konzentrisch gelagerter, ungemein kleiner Zellen [24 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. ol 740 J. Weese. umgeben. Die Schläuche sind keulenförmig, ungemein zart- wandig, oben abgerundet, mit einem häufig ziemlich kolla- bierenden, auffallend langen Stiele versehen, achtsporig, 200 bis 300 1. lang, 20 bis 30 u. breit. Die Sporen sind spindel- förmig, gerade oder ganz wenig gekrümmt, beidendig abge- rundet, mäßig derbwandig, an den beiden Enden häufig etwas dickwandiger, durch eine deutliche Querwand, an der die Sporen nicht oder nur ganz wenig eingeschnürt erscheinen, in zwei Zellen (mit in eine Anzahl unregelmäßiger Partien zerfallenem Plasmainhalt) geteilt, anfangs hyalin, dann gelbbraun, mit 5 bis 6 schwach gekrümmten, zarten Längsstreifen ver- sehen, 30 'bis 48 "lang -9.bis Ll'aT breit, !sehieffreinreihie oder fast gerade oder schief zweireihig im Askus angeordnet. Paraphysen sind nicht mehr deutlich zu beobachten; sie scheinen vor dem Verschleimen fädig gewesen zu sein. Der zu Sphaerostilbe longiascus Möll. dazu gehörige Konidienpilz tritt zwischen und neben den Perithezien auf und besteht aus einem 03 bis O°6 mm breiten, bis 7 mm hohen Stiel, der unten rot gefärbt ist und gegen oben lichter wird, und dem darauf sitzenden, ellipsoidischen oder kugeligen Schleimköpfchen von rotbrauner Farbe und einem Durchmesser bis zul'S mm. Die Konidien, die auf langen Trägern entstehen, zwischen denen zahlreiche sterile, 1 bis 11/, u breite, hyaline Fäden auftreten, sind ellipsoidisch und vierzellig; die mittleren zwei Zellen sind braungefärbt, derbwandig und größer als die zarteren, hyalinen, kalottenartigen Kappenzellen. Die Länge der Konidien schwankt zwischen 44 und 50 », die Breite zwischen 15 und 17 u. Sphaerostilbe longiascus unterscheidet sich von den ge- wöhnlichen Sphaerostilbe-Arten durch die braun werdenden Sporen. Saccardo und Sydow haben daher für diesen Pilz eine neue Gattung begründet, die sie Calostilbe Sacc. et Syd. (Sylloge Fungorum, XVI., 1902, p.. 591) nannten. Diese stellt also eine Letendraea Sacc. (=Macbridella Seaver) mit ver- tikal verlängertem Konidienapparat dar. Für den Konidienpilz von Calostilbe longiasca Möll. hat Höhnel in neuester Zeit die neue Formgattung Calostilbella v. Höhnel begründet und die Grundart Calostilbella Calostilbe Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 74] v. Höhn. genannt. Calostilbella reihte genannter Forscher bei den Hyalostilbeen ein. Mit Arthrosporinm Sacc. hat der genannte Konidienpilz nichts zu tun, denn diese Gattung kann nach ‚Hühnel, (diese. Sitzungsber:, 125:.:Bd.,. 1916, pp.’ 127) von Atractium Link wohl nicht unterschieden werden. A. Moeller ist es bei Aufstellung seiner Sphaerostilbe longiascus ganz klar gewesen, daß sein Pilz wohl nicht ganz in die Gattung Sphaerostilbe Tul. nach der von Tulasne gegebenen Gattungsdiagnose passe. Die Behaarung der Perithezien, die Langstieligkeit der Schläuche und die braune Färbung der Sporen entsprachen eigentlich nicht der bis- herigen Gattungsbegrenzung, aber dessenungeachtet beließ Möller seinen Pilz bei Sphaerostilbe und schlug nur vor, die Diagnose dieses Genus mit Rücksicht auf die von ihm gefundene Art entsprechend zu erweitern. Seine Sphaerostilbe longiascnus erschien ihm aber auch ein »neuer Anhalt für die Vermutung der nahen Verwandschaft« von Sphaerostilbe mit Nectria, da seinen Beobachtungen nach bei dieser Gattung vielfach dieselbe Färbung und auch Streifung der Sporenmembran vorkomme wie bei seiner brasilianischen Sphaer.ostilbe. Nach der Schlauchfruchtform ist nun Sphaerostilbe Tu!. mit Nectria Fr. nicht nur nahe verwandt, sondern vollständig gleich und nur in der äußeren Form des Konidienapparates ist ein auffallenderer, aber auch nur mehr äußerlicher Unter- schied. Nectria zeigt ganz verschiedenartige Nebenfrucht- formen und wollte man nach diesen die Gattung einteilen, so müßte man die Gattung in eine größere Anzahl kleinerer Gattungen zerlegen, mit denen man aber derzeit praktisch nichts anfangen könnte, da man bei Bestimmung einer Nectria selten die dazugehörige Nebenfruchtform zur Verfügung hat. Bei der Gattung Sphaerostilbe Tul. und bei Corallomyces Berk. et Curt., beziehungsweise Corallomycetella P. Henn. finden wir nun auch sehr verschiedene Nebenfruchtformen (wie zZ. B. Atractium Lk., Stilbella Lind., Microcera Desm. Corallodendron Jungh., Hypocreodendron P.Henn., Calostilbella etc.), die alle nur eine gewisse äußerliche Übereinstimmung bezüglich ihrer nach oben verlängerten Gestalt aufweisen und 742 J;ıW eeise; morphologisch und systematisch meist durchaus nichts gleich- artiges darstellen. Da nun die Schlauchfruchtkörper der drei obengenannten Hypocreaceengattungen vollständig mit denen von Nectria Fr. übereinstimmen und man bei der Aufstellung von Gattungen aus praktischen Gründen vor allem von den Eigenschaften der Hauptfruchtform ausgehen müsse, so er- scheint es mir bei dem derzeitigen Stande unserer Kentnisse am besten, die drei genannten Gattungen von XNectria Fr. vorläufig nicht zu trennen, zumal all die aufgezählten Gattungen durchaus keine phylogenetisch einheitlichen Gruppen darstellen. Meiner Meinung nach muß zur Aufstellung stammesgeschichtlich möglichst einheitlicher Gruppen vor allem von dem Bau der Perithezien und des Nukleus aus- gegangen und nebenbei der Bau der Nebenfruchtform ent- sprechend berücksichtigt werden. Die Nebenfruchtform aber vor allem als entscheidenden Faktor zur Gruppenbildung heranzuziehen, erscheint mir aus systematischen und aus praktischen Gründen nicht gerechtfertigt. Und so halte ich es bis zu einer Neueinteilung und Zerlegung der Gattung Nectria für angezeigt, die hyalinsporigen Sphaerostilbe- und Corallo- mycetella-Arten zu Nectria Fr. zu stellen und die braun- sporigen Corallomyces- und Calostilbe-Spezies bei Letendraea Sacc. (Macbridella Seav.) einzuteilen, wobei ich sogleich bemerke, daß ich die Gattung Letendraea Sacc. durchaus als keine phylogenetisch einheitliche Gruppe betrachte, die bei einer Neueinteilung der Gattung Nectria in dem alten Umfange wird aufrechterhalten werden können. Nach dem Bau der Perithezienwandung gehört Leiendraea longiasca (Möll) Weese in den bereits oben erwähnten Verwandtenkreis der Nectria mammoidae Phill. et Plowr. Die Langstieligkeit der Schläuche scheint eine Anpassungs- erscheinung an die auffallend große Höhe der relativ schmalen Gehäuse zu sein. Durch das auf den Perithezien sich vor- findende Haarkleid, das aber nicht bei allen Gehäusen in allen Entwicklungsstadien im gleichen Maße ausgebildet ist, unterscheidet sich allerdings der Möller'sche Pilz wieder etwas von dem vorher genannten Verwandtenkreis. Nach der Form der Gehäuse zeigt Letendraea longiasca auch eine Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (45 ‚große Ähnlichkeit mit Letendraea madeirensis (P. Henn.) Weese, doch weist letztgenannter Pilz unbehaarte, deut- lich großzellige Perithezien auf. Letendraca longiasca wurde 1901 auch von Ule auf vermoderter Carica Papaya neben Corallomyces Caricae P. Henn. in Brasilien (Jurna, Cactweira, Estado de Amazonas) gefunden. (Herb. Brasil., Nr. 2822.) 39. Über Pleonectria Ribis (Rabenh.) Karsten. In P. A. Saccardo's Sylloge Fungorum, II. Bd., p. 480, wird als zweite Art der Gattung Nectria Fries Nectria Ribis (Tode) Rabenh. genannt; in den meisten mykologischen Handbüchern wird Nectria Ribis als anscheinend altbekannter Pilz angeführt, in den meisten Pilzherbarien finden sich Exemplare vor, die als Nectria Ribis bestimmt und eingereiht wurden, und trotzdem ist bisher für den Mykologen dieser Pilz in ein gewisses‘ undurchdringliches Dunkel gehüllt gewesen, das eigentlich jede sichere und befriedigende Be- stimmung unmöglich machte. Auf Grund der Untersuchung von Oudemans, Fungi Neerlandici exsiccati Nr. 168 war es mir zwar seinerzeit gelungen, festzustellen, daß Nectria Ribis im Sinne Oudemans Nectria cinnabarina (Tode) Fr. sei (siehe Zentralbl. f. Bakt., II. Abt., 42. Bd., 1914, p. 605), aber damit war durchaus noch nicht klargestellt worden, was denn Rabenhorst unter diesem Namen für einen Pilz ver- stand. Von Saccardo und von Oudemans wird allerdings Rabenhorst, Fungi europaei Nr. 264 als hierhergehöriges Exsikkat angeführt; da aber Winter (Pilze, II, 1887, p. 111) feststellte, daß Nectria Ribis in der ebengenannten Pilz- sammlung weder unter dieser, noch unter einer anderen Nummer ausgegeben worden sei, mußte ich die Anführung Rabenhorst’s als zweiten Autor für eine irrtümliche halten und in Übereinstimmung mit Winter C. A. Oudemans als denjenigen betrachten, der die Sphaeria Rıbis Tode (Fungi SEcklenbure U. 1791, p.31, tab.. XII,.f. 103;.Fries, >syst. ,mye, I., p. 413) zu Nectria Fr. gestellt hatte. 44 KraWee se! Die Untersuchung von Rabenhorst, Fg. europ. Nr. 247, unter welcher Nummer ich später zu meiner größten Über- raschung Nectria Ribis (Tode) Fr. tatsächlich ausgegeben fand, zeigte mir jedoch, daß Winter’s Angabe teilweise auf einem Irrtum beruhte und daß dieses Exsikkat, das als Originalstück von seiten des zweiten Autors angesehen werden könne, geeignet sei, Aufklärung über den bisher recht zweifelhaften Pilz zu bringen. Die Untersuchung eben- genannten Sammlungsstückes ergab sodann, daß Nectria Ribis (Tode) Rabenh. derselbe Pizsser den Pr Saecardo er (Michelia I., p. 123) als Pleonectria Berolinensis Sacc. (auf abgestorbenen Zweigen von KRibis aureum (?), Berliner botanischer Garten, leg. P.Magnus) neu beschrieben hatte. Hätte Saccardo die seinerzeitige Angabe G. v. Niesslis über die Sporen von Nectria Ribis (Vorarbeiten zu einer Kryptogamenfl. v. Mähr. u. Österr. Schlesien, II, in Verhandlg. naturf. Ver. Brünn, 1869, p!/ 171)7 V'beachtet, so’ wärerdie Pganze Mer wirrung, die bisher bezüglich der N. Ribis infolge der Auf- stellung der Pleonectria Berolinensis herrschte, vollständig vermieden worden, denn er hätte einsehen müssen, daß seine Ansicht bezüglich der Verschiedenheit der Pleonectria Bero- linensis von Nectria Ribis Rabenh. (siehe Michelia, I., p. 324, Sylloge Fung., I., p. 480) eine ganz irrtümliche sei. Ob Tode unter seiner Sphaeria Ribis denselben Pilz verstand, den Rabenhorst als Nectria Ribis (Tode) Rabenh. bezeichnete, läßt sich allerdings derzeit ohne entsprechendes Originalmaterial nicht beantworten. Nach Todes Abbildung von Sphaeria Ribis in Fungi Mecklenburg,., II., 1791, Tab. XII, hätte dieser Pilz länglich eiförmige, glatte, mit einer kleinen halbkugelförmigen Papille versehene Perithezien, die auf einem hervorbrechenden, polsterförmigen Stroma von einander etwas getrennt auftreten. Da das so charakteristische napfförmige Zusammenfallen der Gehäuse, wie es bei Pleonmectria Berolinensis beobachtet werden kann, bei den Abbildungen von Sphaeria Ribis Tode nicht angedeutet ist und in der li Niess!l sagt hier ausdrücklich »sporidiis celluloso -septatis«. Niessl’sche Originale von Nectria Ribis habe ich eine Anzahl untersuchen können. ee Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 45 Originalbeschreibung nichts über die Fruktifikation des Pilzes ausgesaet wird, so ist es mir nicht über alle Zweifel erhaben, ob Rabenhorst denselben Pilz als Nectria Ribis (Tode) Rabenh. bezeichnete, den Tode seinerzeit vor Augen hatte. Deshalb bezeichne ich unsern auf Ribis auftretenden Pilz mit den mauerförmigen Sporen vorsichtshalber als Pleonectria KRibis (Rabenh.) Karst., denn Karsten war der erste, der Benin zuuPleonectria,Sacc stellte. Die Nectria-Spezies, die Saccardo (Syll. IL, p. 480) als angebliche Nectria Ribis (Tode) Rabenh. beschreibt, scheint derselbe Pilz zu sein, den Oudemans ausgab, also nichts anderes als Nectria cinmabarina (Tode) Fr. inedu]] Seamzen(Myeologia, 1.1909, p.205) hat. Dleo“ nectria‘ Herolinensis‘ Saces |\=UDl. Ribis :(Rabenh.) Karst. in die Gattung Thyronectria Sacc. gestellt, da er diese Gattung als mit Pleonectria Sacc. (Fungi Veneti novi vel eritici, Ser. V, 1876, p. 178) zusammenfallend betrachtet, was aber noch an einem Originalexemplar von Thyronectria Patavina Sace. .(BungisV eneti, !Ser..IV,.1875,:p.,23) nach- zuprüfen wäre. Nach der bisher so völlig ungeklärten Sachlage be- treffend der Nectria Ribis ist es wohl nicht verwunderlich, wenn sich die bisherige Konfusion in dieser Frage auch in den Exsikkatenwerken etwas wiederspiegelt. So ist z. B. Beer. Ribis»in Rehm,: Ascomycetes- Nr. :635b; ‚imVize, Micro-Fungi Brittanici Nr. 153, in Saccardo, Mycotheca Italica Nr. 493, in Sydow, Mycotheca Marchica Nr. 1251, in Oudemans, Fungi Neerlandici exsiccati Nr. 168, in Sydow, Mycotheca germanica ‚Nr. 389 und in Briosi 1 Karsten, Symbolae ad mycologiam Fennicam, fasc. VI (Meddel. of soc. pro fauna et flora fenn., V., 1880, p. 42). Ich konnte ein von P. A. Karsten in Mustiala im Oktober 1867 auf einem entrindeten Zweig gesammeltes und von ihm als Pleonectria Ribis (Niessl) Sacc. bestimmtes Exemplar aus dem Herbarium von Hofrat Prof. Dr. Niessl untersuchen, das mit Pleonectria Berolinensis Sacc. gut übereinstimmte. Auffallend an diesem Stück war das meist einzelne Auftreten und die häufige grüne Be- stäubung der Perithezien. Doch kommt es bei Nectriaceen, die auf Rinde dicht rasig auftreten, häufig vor, daß sie bei Auftreten auf bloßem Holze ganz einzeln und zerstreut stehen. 746 J. Weese, eCavara, Funghi parassitti delle plante coltivate et utili Nr. 216 nichts anderes als Nectria cinnabarina (Tode) Fr., während hingegen Dav. Griffiths, West American Fungi Nr. 195; Kryptogamae exsiccatae Nr. 820, Rabenhorst, Fungi europaei Nr. 247, Jaczewski, Komarov, Tranzschel, Fungi Rossiae Exs. Nr. 81, Ellis, North American Fungi Nr. 470, Vestergren, Micromycetes rariores selecti Nr. 925, Rabenhorst-Winter, Fungi europaei Nr. 3650 und Sydow, Mycotheca germanica Nr. 896 Pleonectria Berolinensis und somit nach meinen Feststellungen Pl. Ribis (Rabenh.) Karst. darstellen. Die Entwicklung von Mikro- und Makrokonidien bei Pl. Ribis hat Jos. Fuchs auf Grund von Kulturversuchen festgestellt. (Arb. K. Biolog. Anst. f. Land- u. Forstwirtsch. Dahlem, 1913, p. 324 bis 332, Taf. I.) | 40. Über Pleonectria lutescens Arnold. F. Arnold hat im September 1892 auf dem Thallus von Solorina saccata (L.) auf dem Kreuzberg bei Vilseck (Ober- pfalz, Bayern) eine Nectriacee gefunden, die H. Rehm (Hedwigia, 1883, Nr. 3 u. 4, p. 11 des Sep. Abdr.) unter dem Namen Nectria (Pleonectria) lutescens Arnold beschrieb. Von diesem Pilz konnte ich Originalexemplare untersuchen, die in Arnold, Lichenes exs. Nr. 963 und in Rehm, Ascomy- cetes Nr. 681 ausgegeben sind. Nach diesen Urstücken zeigt der Pilz einzeln oder zer- streut herdenweise auftretende, in den Thallus von Solorina saccata eingesenkte und nur mit dem Scheitel hervorbrechende, weichfleischige bis fast häutige, länglich eiförmige, birn- oder zitronenförmige, oben mit einer meist etwas dunkleren, deut- lich abgegrenzten, nach oben etwas schwach kegelförmig gewölbten, 120 bis 140 5» breiten Mündungsscheibe versehene, 260 bis 320 m hohe, 200 bis 250 u breite, kahle, trocken ganz dunkelrote oder schwärzlichrote, im feuchten Zustand blutrote Perithezien, die in der Mitte der Mündungsscheibe das deutlich sichtbare Ostiolum zeigen. Die Perithezienwandung ist in der halben Höhe der Gehäuse in Medianlängsschnitten zirka 30 m dick, wovon zirka 7 w auf die hyaline, aus zusammengepreßten Zellen gebildete Innenwand und der Rest =] Zur Kenntnis der Hypocreaceen. (4 auf die rotgefärbte, aus drei bis vier Lagen ziemlich derb- wandiger, rundlicher oder ellipsoidischer, nach der Haupt- ausdehnung zwischen 4 und 5 uw schwankender Zellen be- stehende Außenwand entfallen. An der Basis sind die die Wandung aufbauenden Zellen bedeutend größer (bis bei- jäufig 20 u. breit) als an den Seiten der Gehäuse, was besonders bei Betrachtung von zerdrückten Perithezien zu beobachten ist. Bei Einwirkung. von Kalilauge nehmen die roten Gehäuse eine blauviolette Färbung an. Der Mündungskanal, der den (aus senkrecht zur Oberfläche gerichteten, derbwandigen, zirka 4 u breiten, abgerundet endigenden Hyphen bestehenden) oberen Teil des Gehäuses, beziehungsweise der Mündungs- scheibe durchzieht, ist mit dicht stehenden, steifen, deutlichen Periphysen ausgestattet. Die Schläuche sind zartwandig, zylin- drisch, oben mit einer kurzen, etwas verschmälerten, abge- rundeten, meist etwas verdickten Spitze versehen, unten in einen deutlichen, allmählich schmäler werdenden Stiel aus- gehend, zahlreich im Perithezium auftretend, meist zwei Sporen, zuweilen aber auch drei bis fünf Sporen enthaltend, 85 bis 120 uw lang, 8 bis 10 wu breit. Die Sporen sind anfangs hyalin und glatt, später werden sie braungefärbt und deutlich warzig; sie wechseln außerordentlich in Größe und Form. Meist sind sie zylindrisch, gerade oder ganz schwach gekrümmt, beidendig abgerundet, mehrzellig und mit ver- schieden langen, meist verschieden schief gerichteten, seltener auergestellten Wänden versehen und bei den Septen deutlich eingeschnürt; manchmal sind sie an dem einen Ende bedeutend breiter als an dem anderen und manchmal sind sie nur breitelliptisch und zweizellig, in welch letzterem Falle sie dann häufig zirka 8 bis 11 w lang, 61/, bis 8!/, u breit sind. Die meisten Sporen zeigen in ihren Zellen ein bis zwei Öl- tropfen, sie erreichen eine Länge bis zu 60 w und eine Breite von 8 bis Il w. Paraphysen scheinen vorhanden zu sein; sie sollen verzweigt und gegliedert sein, doch ver- schleimen dieselben bald. (Fig. 1 bis. 4.) Wie nun aus der vorangehenden Beschreibung hervor- geht, ist dieser Pilz durch die geringe Anzahl der Sporen und durch deren eigentümlich wechselnde Form und Größe aus- 748 J. Weese, gezeichnet. Rehm hat den Pilz auf Grund der Sporen in die Gattung Pleomectria gestellt. Da nun aber die Sporen trotz der schiefen Wände und der Querwände nicht als echte mauerförmige bezeichnet werden können, so hat der Pilz auch bei Pleonectria, welche Gattung übrigens nur oberfläch- iicheiökormen! ‚umfaßt, keine richtige (Stellung. Die) Sparen sind so eigenartig, daß für diese Form eine eigene Gattung aufgestellt werden muß. Ich nenne diese mit Rücksicht auf das eingesenkte Auftreten der Gehäuse Xenonectriella nov. gen. Was nun die Begründung, Begrenzung und die Ab- leitung der neuen Gattung anbelangt, so gibt uns das Studium der Entwicklung der Sporen interessante Fingerzeige. Be- trachten wir nämlich die Sporen im Jugendzustande, so sehen wir ganz deutlich, daß die größeren mehrzelligen Sporen aus zartwandigen, hyalinen, parallel oder schief aneinandergelagerten, zweizelligen, breitelliptischen Sporen bestehen. Häufig sind auch einzelne selbständige kleine ellipsoidische Sporen neben großen zusammengesetzten zu beobachten. Während anfangs die Einzelsporen bei den zu- sammengesetzten noch ganz deutlich in ihrer Einzelbegrenzung zu erkennen sind, verwachsen später diese Einzelsporen so innig miteinander, daß die schief oder quergestellten Wände nur wenig gekrümmt oder fast gerade sind und wir dann ein vollständig einheitliches, braun gefärbtes, deutlich warziges, mit einer gemeinsamen derbwandigen Außenwand versehenes Gebilde vor uns haben, an dem man nicht so ohne weiteres (wie es ja aus den Darlegungen von Rehm hervorgeht, der über die Ursache der eigentümlichen Sporenbildung ebenso wie Arnold und Winter [Pilze, II., p. 108] nicht ins Klare kam) erkennen kann, wie es entstanden ist. Betrachtet man aber diese Sporen, nachdem man die Entwicklungsgeschichte derselben kennen lernte, so kann man meist, trotz der vollständigen Verwachsung der Bauelemente, bei reifen Sporen ohne sonder- liche Mühe feststellen, aus wievielen Einzelsporen diese gebildet wurden. Die meisten großen Sporen sind aus vier oder fünf Sporen entstanden, doch kommen auch solche mit zwei bis drei und auch solche mit sechs bis acht Einzelsporen vor. Daher die große Variabilität in Größe und Form. Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 749 Xenonectriella Weese nov. gen. Diagn.: Perithecia sim- plicia, subimmersa, contextu molli nectriaceo. Asci paraphysati, plerumque 2-spori, interdum 3 bis 5-spori. Sporidia elliptica v. oblonga, initio didyma dein pseudo-pluriseptato-muriformia, hyalina v. fusca, verrucosa. Xenonectriella Weese ist also eine Nectriella Nke. sensu Fuck. (Symb. Mycol., 1869, p. 175), bei der die ursprüng- lich zweizelligen Sporen in verschiedener Zahl vollständig miteinander verwachsen und dann braune, warzige, mehrzellig erscheinende große Sporen bilden. Xemonectriella ist somit eine morphologisch scharf charakterisierte Nectriaceengattung, über deren phylogenetische Ableitung wir nach dem Dar- ‚gelegten vollständig im Klaren sein können. Die Grundart der neuen Gattung ist Xenonectriella lutescens (Arn.) Wse. ae Schluß” danke” ich” den"Herren Hofrat Prof. Dr. F. Höhnel (Wien), Hofrat Prof. Dr. G. Niessl-Mayendort (Wien) und H. Sydow (Berlin), sowie der Direktion der botanischen Abteilung des Wiener naturhistorischen Hof- museums und der Direktion des Botanischen Museums in Berlin verbindlichst für die freundliche Überlassung von Untersuchungsmaterial. Fig. 1 Fig. 2 Fig. 8 Fig. 4 Fig. 5 Fig. 6 ee Fig. 8 Pie. 09 Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig ‚u J:Weese; Tafelerklärung. Fig. 1 bis 4. Nenonectriella lutescens (Arn.) Weese, . Medianlängsschnitt durch ein Gehäuse. 100fache Vergr. . Schläuche mit Sporen. Der erste Schlauch zeigt zwei Sporen, die schon braun, aber noch glatt sind und die noch nicht vollständig miteinander verschmolzen sind. Die anderen zwei Schläuche zeigen die Sporen noch in einem etwas jüngeren Stadium. 370fache Vergr. . Drei Schläuche mit Sporen, von denen der erste in der Mitte drei Einzelsporen und der mittlere, hyaline, unreife, klumpenartige Sporen aufweist, die die zukünftigen Septen nur ganz undeutlich zeigen. Der dritte Schlauch zeigt drei reife Sporen. Die oberste Spore: ist aus drei und die mittlere aus vier Einzelsporen hervorgegangen; die unterste ist eine Einzelspore. 370fache Vergr. . Verschiedene große Sporen im reifen oder halbreifen Zustande. 470fache Vergr. . Sporen von Debarvyella hyvalina Höhn. 500fache Vergr. . Sporen von Debarvella vexans Höhn. 600fache Vergr, Fig. 7 bis 9. Dothichlo& epichlo& (Kunze) Weese. . Habitusbild eines Stromas auf einem Grasstengel. Natürl. Gr. . Stroma auf einem Grasblatt. Natürl. Gr. . Längsschnitt durch das Stroma und die Perithezien. 38fache Vergr. Fig. 10 bis 13. Zyalocrea epimyces Syd. Bild eines Gehäuses von oben betrachtet. In der Mitte die große kreisförmige Öffnung. Die hier sternförmig angeordneten Haarzotten treten meist nicht so regelmäßig auf. 60fache Vergr. Medianlängsschnitt durch einen Fruchtkörper. 175fache Vergr. Schlauch mit Sporen. 200fache Vergr. . Zwei Sporen. 375fache Vergr. nn Zur Kenntnis der Hypocreaceen. Namenverzeichnis. Seite Disbrosporium Sacc. „urn. 741 aan Link......e..e-: 720, 741 Atractium candidulnm Sacc.... 720 = Balleus Nees.. ... rue 723 BarsSpenr.... le 218 — redndans A. MÖölll........- ‘19 Botrvosphaeria Ces. et de Not. 697, 699 — Ces.etdeNot.char.emend. MMessh ei Weese........ 702 er. 2 698, 699 — acervalis (Moug. Niessl.. 707 — advena Ces. et de Not. 697, 698 — alnicola Niessl.......... 707 — atro-rufa (Pass.) Weese .. 707 — baccala (Wallr.) Niessl.. 706 — Berengeriana de Not...... 699 — Briosiana (Turc. et Maff.) ES Re 108 = eieathisata (Preuss)...... 108 — cyanogena (Desm.) Niess| 707 — cvanospora (Bomm. et ROussyWeesein. cm «08 — cynea (Sollm.) Weese.... 707 — dimerosporoides (Speg.) N IE T 107 ar dispersa de Not.s..n. Jh 707 — Dothidea (Moug.) Ces. et BERN Oh Mn na ia se 697 — efusa Rehm) Weese .... 708 — ? epichlo& (Kunze) Sacc... 715 — Evonymi (Fuck.) Niessl.. 707 — ficina(Ck.etHarkn.)Weese 708 — flacca (Wallr.) Niessl.... 707 — heterochroma (Wollenw.) Mensen RI ‚08 EEE are En Te EEE ern been Een EEE aDREr . Seite Botryosphaeria juglandis (M ont.) Ges. et die’N ot!..V: !. 698, 706 Juniperi (Wollenw.) Weese 708 Lagerheimii (Rehm) Weese 708 malvacearum (Trab.)Weese 708 Mapaniae (Schwein.) Moese,.in nern 707 moricola Ces.et de Not.... 706 parasitica (Rick.) Weese.. 708 polycocca (Mont.) Ces. et deoN ot 1.21. 697, 707772094708 — populina (Pers.) Ces. et de Notat nu) EI 698, 706 — pulicaris (Fries) Ces. et des Not Nas. 697, 699, 705, 706 — Otercuum (Schwein.) Sa SE NA SE Tree Me 699 Io WE: SA Rs Nena SE RE 698 — rhododendricola (Rehm) Muetsstena te 708 Sacchari (Speg.) Weese.. 708 Saubinetii (Mont.) Niess! 707 syconophtla Ges. et deNot. 697, 706 708 708 Trichostomi (Roll.) Weese tropicalis (Rehm) Weese.. Calonectria de Not. ...696, 711,7 — Balansiae A.Möll.... 713, 714 — Rehmiana W.Kirchst..... 706 Galostilbe. 'Sacc. et Sydr.a.. 740 — longiasca (Möll.) Sacc.... 737 Calostulbella Hohn! um 227% 740 Catacauma Dothidea (Moug.) HOhRRERITEIITUN ‘06 Seite Charomecimiassauc. ei 713 — biparasitica Höhn......... 715 Gesaliella Sacc. Ns ER zıl Ciliomyces oropensis(Ces.)Höhn. 712 Corallodendron Jungh..... 725, 741 Corallomyces Berk. et Curt..725, 741 — anrantiicola (Bk. et Br.) Hohner, aM 725, 729 bekolisvesasis D.tlenn.e r, 125 — brachysporus Penz. et Saat en 725 — CoricdelBaHennsuirkeeis, 743 — elegans Berk. et Curt. 725, 726 — laeticolor (Berk. et Gurt.) Hohn. 720) 1029 — sanguineus(P.Henn.)Höhn. 725 Corallomycetella P. Henn... 726, 742 Coulinia d’Alm. et de Cam. .. 703 Cryplonectriella(Höhn.)Weese 714, 715 — biparasitica(Höhn.)Weese 714, 715 Cryptonectriopsis (Höhn.) PWSESE/L ne en 714, 715 —biparasitica(Höhn.)Weese 714, 719 Oryplosphaeria populina (Per s.) S ACC. eh an 706 Cucurbitaria Dulcamarae (Kz. et S:chm;), Di. Musa En 706 Cyanocephalinm murorum Zuk. 705 Cuanochia Hohner ne 04 Cyanophomella Höhn.......... 04 Cylindrocarpon Wollenw...... 72] Debaryella hyalina Höhn... 709, 750 — wexans Hohn... a. 709, 750 Dibotryon morbosum (Schw.) PhReiß. el Syds nee 706 Dothichloe All.) HM. amt 718 7 Aristidae Atkıa ponk in 718 — atramenlosa (Berk. et Curt.) Atk as A 718 Dothidea advena Ces.......... 697 — alramentaria Berk. et Curt. 718 (32 J. Weese, Dothidea decolorans — melanops Tul.. a AR Epimeeinia.Ssyd.. u. Fusarium acuminalum Ell.etEv. emend. Wollenw......... Gabbera oppilala Kr 2 — PAMOMSRır.: Gibberella Sacc. . — calamia Cke.. oo rer 00,00. — PUNCamSAET) Sauce ne — Saubinetii(Mont.) f. accuum — triciti P. Henn. oe eo oe 2 oo, .—. voor 0 ee ee 0. en 02 0.200000. Hendersonia oppilata (Fr.) Curr. Alyalocrea epimyces H. et P. Syd. ......693, 695, 696, 7 Aypocrea atramentos ECT, > HAypocreodendron P. Hypomyces Tul.... aBerk. Henn... 728% a u je.e.e a; are (nme Ayponectria biparasitica Höhn. — CachEXEll.et Ey) Seas 7 — jucunda (Mont.) Weese., 7 Duhya’Starbe.... Letendraea Sacc..... — longiasca (Möll ©. elle) (au m wj.e-e lee, 2,718,783, ) Weese — madeirensis(P.Henn.)Weese Lisea. Sa 1, PET 698, Lisea nemorosa Sacc....... 699, Lisiella :GookeAa# 2% EEE — Passiflorae Ck. et Mass... Macbridella Seav...n.. 725, 740, Mazzantia Mont: au 3. ie: Megalonecinia /S pe gu. Zub — caespilosa Speg. ..... 795, — pseudolrichia (Schwein.) SPEER ee — verrucosa Möll ea je in] ;ei ar na e ae 740 142 743 704 704 704 704 Zur Kenntnis der Hypocreaceen. 153 Seite Bass iN ke... 2:22.20: 702, 716 aaslis FUck.....:.::.. 703 rtlasne Nke: .........:: 103 Microcera Desm...720, 724, 725, 728, 741 — acuminata (Ell. et Ev. Mollenw) Hoöhn........ 729 — coccophila Desm...... 123,129 — pallens (Nees) Höhn..... 724 Mechia Fr: .... .. 725, 726, 741, 742 — aglaoethele Berk. et Curt. . 727, — aurantiicola — cinnabarina 731 Bk. et Br. 722,730 (Tode)Fr. 726, 743 — coccidophtora A. Zimm..... 730 — — — var. aurantiicola B. Ei Er 730 enrensend SPEL... -- ....-: 129 — coccorum Speß....... 728, 729 nr rlletiae Rehm: !......... 728 — discophora Mont. ........ 722 — dolichospora Penz et Sacc. 696 — episphaeria (Tode) Fr.\722,726 —diucunda Mont. .......-.- 137 asaderma. Ell: 22,22 .2% 2 Blescens ÄTTL: :. 2 22.0.0» 746 — mammoidea — mammoidea Plowr.var. Phill.et Plowr. 739 Phil: ‚et Rubi (Osterw.) Ne EA Ne 721 — Melongenae Roum......... 107 —_ sehracea (Grev.)Pr......- 726 — Ribis (Tode) Rabenh. ... 743 ul OSterW. 2800. 721 — sanguinea (Bolt.) Fr. . 7 — subcoccineaSacc. etEll. 727,728, — sufulta Berk. et Curt. ... 696 — Venuillotiana Roum. et NR 719, 721, 722 Nectriella Nitschke sensu BE ET ‘ 713, a Seite Ophiodotlhis Saecz. mein u Z718 — vorax (Berk. etCurt.)Sacc. 718 Parauetta SFC HF HN ERBE MINE, 711 — affinis (Desm.) Sacc. .712,713 Passerinula candida Sacc. ... 713 ERaBsmecHid. 3a CC: » ... . eredane 74, Physalospora Niessl.....:..,. 703 Pleoaubbesella Sawe. 2... 22 705 Pleonechria Sace...:. 712, 735, 745 — appendiculata Vouaux.... 712 Pleoneciria Berolinensis Sacc... 744 — lichenicola (Crouan) Sacc. 712 ITNICHEHSEÄTD, en sa na 746 — Ribis(Rabenh.)Karst. 743, 745 746 FSeRdOnestng, SEAN. 2.522000. 737 Farastoma poltum. Fr. „2. 2.2. 698 Rhabdospora polita (Fr.) Sacc. 706 Sphaeria affınis Grev. .... 711,712 —: MIGIOMERGIE Des... 895 —— Dothidea (Mous).. .n..- 698 — Dulcamarae Schmidt..... 698 — epichoeKunze .. 715, 716, 717 fenuda Mont: .„....23222% 137 — morbosa Schwein. ....... 698 — PUIECHHISY ER. 2.0 697 — Magadiola, FT... ... 2-2... 698 — 0 Rips Todersen ner 744 Sphaerostilbe Tul. 720, 725, 735, 741 — coccophila T ul. 722, 725, 727, 731 — lateritia Berk. et Curt.... 732 — longiascus Möll.. 738,740, 741 — ira Berk: A. EsERr 297 792 — 140824. .Kalchbrz.2rr, 132, 733 — sanguinea Fuck...... 719, 721 Stagonostroma Died....... 704, 706 Stilbella rosea (Kalchbr.) Weese: Mn re 734, 736 SHibonechia. Rast. 22222. 22: 736 Stilbum cinnabarinım Mont... 735 — fusco-cinnabarinun Speg.. 736 3: We es e, Thelocarpon Nyl. .. Thyronectria Sace. — palavina Sacc. NS Tode rennen 72 = u tescens ( Ale Thuemenia Rehm: 77 A203, 716 | AE7 2% Weesea Höhn...... = N n14, 715 Zimmermannia Saec. B u j = DE a! any gi ik EN » we SE Re N‘; Weese,J., Zur Kenutnis der Hypocreaceen. Autor del. Sitz ungsberichte d. Akad.dWiss,m Lith.Anst.Th.Bannwarth, Wien, atlı.naturw.Rlasse,Bd. 128. Abt.1.1919, erw E ein 25 = 2 mn Pr a E 00 Beobachtungen über die Endospermentwicklung von Hieracium aurantiacum Von Karl Schnarf (Mit 1 Doppeltafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 27. November 1919) Die im alleemeinen? sehr reiehhaltige Literatur‘ über; die Samenentwicklung der Kompositen weist in einer Hinsicht große Lücken auf, nämlich in der Kenntnis der Endosperm- bildung. Diese Tatsache veranlaßte mich im Anschlusse an meine Untersuchungen über die Labiaten und Plantago,t ın denen dem Endosperm und seiner Bildung besondere Auf- merksamkeit gewidmet worden war, den Kompositen einige Beobachtungen zu schenken. Im folgenden wird nun über einige Stadien der Samenentwicklung von Hieracium aurantiacum berichtet werden. Diese Art gehört zu den apogamen Hieracien, welche von Ostenfeld? und Rosenberg? unter Anwendung cyto- logischer und experimenteller Methoden in so erfolgreicher 1 Schnarf, Beiträge zur Kenntnis der Samenentwicklung der Labiaten (Denkschr. Akad. Wiss. Wien, 94. Bd., 1917); — Zur Entwicklungsgeschichte von Planlago media (diese Sitzungsber., Abt. I, 126. Bd., 10. Heft, 1917). 2 Ostenfeld, Castration and Hybridization Experiments with some species of Zieracia (Bot. Tidskr., 27, 1906, p. 225— 248; — Further Studies on the Apogamy and Hybridization of the Zieracia (Zeitschr. indukt. Abst.- und Vererbungslehre, 3, 1910, p. 241— 345). 3 Rosenberg, Cytological studies on the apogamy in Zieracium (Bot. Tidskr., 28, 1907, p. 143—170); — Die Reduktionsteilung und ihre Degeneration in Hlieracium (Svensk. bot. Tidskr., 11, 1917, p. 145— 206). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. 92 1.98 K. Schnarf, Weise untersucht worden sind. Bei den apogamen Hieracien stellte Rosenberg fest, daß aposporische Embryosäcke, die aus Nucellarzellen hervorgehen, zur Entwicklung gelangen. Der ursprüngliche — haploide — Embryosack wird entweder in frühen Stadien verdrängt oder kommt gleichzeitig mit dem aposporischen in derselben Samenanlage zur Ausbildung. Für F. aurantiacum im besonderen hebt Rosenberg! hervor, daß der Embryosack aus einer Epidermiszelle des Nucellus hervor- gehe. Eine sorgfältige Untersuchung zeigte ihm, »that nearly always the typical embryo sac becomes quite crushed or often cut off by the aposporic embryo sac«. Mit einer gewissen Reserve berichtet Rosenberg auch über einige Beobachtungen, aus denen hervorgeht, daß möglicherweise noch eine andere Art der Entstehung eines diploiden Embryosackes bei dieser Art eine Rolle spiele. Es werde nämlich die Tetradenteiiune in der Weise verändert, daß bei der zweiten Teilung keine Wand zwischen den Tochterkernen gebildet werde, worauf diese 'verschmelzen. Aus’einer'der so entstehenden dipleider Zellen gehe möglicherweise ein Embryosack hervor. Abgesehen von der zuletzt erwähnten Entstehungsweise fand ich in meinem Materiale? zahlreiche jugendliche Stadien, welche dieselbe aposporische Entstehung von Embryosäcken zeigten, wie sie Rosenberg beschrieben hat. In weiter vor- geschrittenen Stadien beobachtete ich einerseits einfache Embryosäcke, denen es im ausgebildeten Zustande nicht an- zusehen ist, -ob 'sie sporogen “oder aposporsceh’enslangen sind; andrerseits waren auch zahlreiche Samenanlagen zu finden, in denen zwei Embryosäcke auftraten. Von diesen 1 Bot.’ Tidskr., "28.1907, .p- 198 2 Es stammte aus einem Privatgarten in Iglau, wo es sich seit Jahren auf den Rasenflächen durch ausgiebige Ausläuferbildung erhält. Es handelt sich zweifellos um das häufig kultivierte Zieracium aurantiacum der Gärtner, das hier verwildert ist. Von dem wildwachsenden #. aurantiacum L. unter- scheidet sich die Pflanze durch starke Förderung der vegetativen Teile, ins- besondere durch äußerst kräftige Ausläuferbildung. Zu entscheiden, ob diese: Eigentümlichkeiten von Bastardierung herrührt oder mit den Lebensbedin- gungen in der Gartenkultur zusammenhängt, halte ich für schwer 'möglich, da in unseren Herbarien kultivierte Hieracien ganz fehlen und sich auch die Spezialforscher der Gattung mit diesen nicht beschäftigt zu haben scheinen. SI] r = Endospermentwicklung von Zieracium auranliacım. “ beiden nahm fast immer einer den größeren Teil des zur Verfügung stehenden Raumes ein. Es boten sich da ähnliche Bilder, wie sie von Rosenberg für FM. flagellare gebracht wurden.! Mit diesem Autor stimme ich darin überein, daß es wohl fast immer ein aposporischer Embryosack ist, der über den anderen, wahrscheinlich typischen Embryosack dominiert. Dieser kleinere Embryosack bringt es vielfach nicht einmal bis zum achtzelligen Stadium. Neben diesen Samenanlagen, die entweder nur einen einfachen Embryosack enthalten oder in denen deren zwei auftreten — im letzteren Falle wird im folgenden der Kürze wegen die Bezeichnung »zusammen- gesetzter Embryosack« gebraucht —, finden sich in meinem Materiale sehr häufig solche Samenanlagen, deren Embryosack- höhle von Zellen eingenommen wird, die überhaupt keine embryosackartige Anordnung zeigen. Da diese Fälle zu dem im Titel gegebenen Thema keine Beziehungen aufweisen, mag hier folgende kurze Beschreibung genügen. Der Embryosackraum . ist in mehrere — meist vier — Etagen durch Querwände geteilt. In jeder befinden sich mehrere (2 bis 4) Kerne, die in einer gemeinsamen zentralen Plasmamasse eingebettet liegen. In einer dieser Kammern befindet sich eine abgegrenzte, seitlich angewachsene Zelle, die sehr oft durch ihr Aussehen und die Verteilung des Cyto- plasmas einer typischen Eizelle zum Verwechseln ähnlich ist. Die Entwicklungsgeschichte eines solchen abnormen Embryo- sackes liegt mir nicht vor; aber es ist wahrscheinlich, daß das ganze aus einer Tetradenteilung hervorgegangen ist, nach welcher aber keine der vier Tochterzellen den Vorrang er- langt hat. In jeder derselben sind Kernteilungen — wie die oft ungleiche Größe der Kerne vermuten läßt, unregelmäßiger Art — eingetreten und in einer — nach meinen Beobachtungen jedoch nie in der mikropylaren — wurde eine Eizelle zur Aus- bildung gebracht. Neben solchen extremen Abnormitäten, die von dem typischen Embryosacke so sehr abweichen, kommen auch Abweichungen geringeren Grades vor. Vor allem gibt es zusammengesetzte Embryosäcke, die nicht nur zwei, 2 Bosenbere, I. e., Pie, XIA und C. 758 RKunSchnarf sondern drei Embryosäcke enthalten, von denen einer oder zwei durch die Konkurrenz des »Hauptembryosackes« unter- drückt werden, bevor sie noch achtkernig geworden sind. Solche dreifach zusammengesetzte Embryosäcke müssen ent- weder dadurch entstanden sein, daß mehrere Nucelluszellen zu diploiden, thyllenartig in den Embryosackraum hinein- wachsenden Embryosäcken ausgewachsen sind, oder dadurch, daß mehrere Tetradenzellen gekeimt sind. Das erstere kommt mir wahrscheinlicher vor. Eine andere, recht häufig-zur Beob- achtung gelangende Unregelmäßigkeit besteht darin, daß in sonst normal aussehenden Embryosäcken Zellen auftreten, diein den achtkernigen Embryosack gar nicht hinein- passen, sozusagen überschüssig sind, und die bisweilen das Aussehen einer Eizelle haben. Bei dem vereinzelten Auf- treten dieser Zellen ist es natürlich schwer, die Entstehung einer solchen überschüssigen Eizelle festzustellen. Zur Charakteristik meines Materiales seien noch schließ- lich die sehr häufigen Fälle von Polyembryonie hervor- gehoben. Ich konnte zahlreiche Fälle beobachten, wo neben dem typischen noch ein oder zwei, vereinzelt sogar drei atypische Embryonen in demselben Embryosacke auftraten. Die atypischen Embryonen traten entweder in der Nähe des Eiapparates auf oder in der Mitte des Embryo- sackes. Über die Möglichkeiten, die für ihre Bildung in Betracht kommen, sei folgendes bemerkt: Jedenfalls kommen nur Ele- mente des 'Embryosackes‘in- Betracht; "beit demitenuEe nucellaten Bau der Samenanlage kommt ja der Nucellus überhaupt nicht in Frage und ebenso zeigt das Integument, das gegen den Embryosack zu als sogenanntes Tapetum ausgebildet ist, nirgends die Neigung zur Bildung eines Adventivembryos. Dagegen müssen wir sehr an die Möglich- keit von Synergidenembryonen denken, da in meinem Materiale relativ oft zwei Embryonen in der Gegend des Ei- apparates zu finden waren;! ferner an die, daß die früher 1 Auch Murbeck (Parthenogenese bei den Gattungen Tararacum und Fieracium, Bot. Notiser, Lund 1904, p. 294) berichtet über Synergiden- embryonen bei Zieracrum. Endospermentwicklung von Zieracium anurankhiacıum. erwähnten überschüssigen Eizellen zu Embryonen werden, daß auch Endospermzellen solche liefern! und daß eine Antipocde zu einem Embryo auswächst.” Dagegen kann ich weder auf Grund meiner Beobachtungen noch aus der Literatur Belege anführen, daß zwei in derselben Samenanlage vereinigte Embryosäcke Embryonen lieferten. Nach diesen Vorbemerkungen, die die in meinem Materiale zu beobachtenden Verhältnisse charakterisieren sollen, mögen nun einige Beobachtungen über die Endospermverhältnisse an der Hand typischer Einzelfälle besprochen werden. Fig. 1 zeigt einen zusammengesetzten Embryosack. In der Mikropylargegend befindet sich die von zwei Synergiden begleitete Eizelle. Die Unversehrtheit der Synergiden Bawier die sanzliche Abwesenheit eines. Pollen- schlauches zeigen, daß die Endospermbildung offenbar un- abhängig von einem Befruchtungsvorgange begonnen hat. Das vorliegende Endospermstadium ist übersichtlich genug, um uns einen hinlänglich genauen Einblick in die ersten Endosperm- teilungsschritte zu gewähren. Es hat sich nämlich zuerst der primäre Endospermkern unter Bildung einer Längswand geteilt. In den beiden so entstandenen Zellen haben sich die Kerne wiederum geteilt unter Anlage von horizontalen Querwänden, deren Bildung noch nicht ganz abgeschlossen ist. Im übrigen sehen wir noch unter diesem Embryosack einen zweiten. Dieser zeigt in der Mitte die beiden nahe beisammenliegenden Polkerne und am oberen Ende einen größeren Kern mit zwei Kernkörperchen in einer nach oben vorspringenden Aus- buchtung und darunter zwei kleinere Kerne. Die letztgenannten ürei Kerne, die in einer zusammenhängenden Plasmamasse liegen und nicht durch Wände abgegrenzt sind, lassen sich wohl ungezwungen als Eiapparat deuten. In der Antipoden- i Von Rosenberg für Z. excellens angegeben (Bot. Tidskr., 28, 1908, p- 160). 2 Von Rosenberg wird eine diesbezügliche Bechachtung an 7. flagel- lare berichtet (I. €., -p. 163). 760 K. Schnarf, region liegen die kleinen Antipoden des großen und des kleinen Embryosackes dicht beisammen. Eine größere, einkernige Zelle, die sich ebenfalls dort befindet, läßt sich schwer deuten; vielleicht ist sie nur eine aus irgend einem Grunde vergrößerte Antipodenzelle des größeren Embryosackes. Ähnliche Verhältnisse führt Fig. 2 vor, die einen Quer- schnitt durch einen Embryosack in der Höhe der Eizelle dar- stellt. Der Vergleich der hier nicht abgebildeten Tolsenden Schnitte zeigte, daß hier ebenfalls ein zusammengesetzter Embryosack vorliegt. Das Endosperm besteht aber nur aus zwei Zellen, die durch eine Längswand getrennt sind. Während in den bisher besprochenen ballen dar, .ersie Endospermteilung unter Bildung einer Längswand erfolgte, zeigt die Fig.3, daß die zuerst gebildete Wand, auch narer Querrichtung verlaufen kann. Wir sehen hier einen einfachen Embryosack mit einem mehrzelligen Embryo. Daß dieser ohne Befruchtung entstanden, zeigt das Fehlen eines Pollenschlauches und die Unversehrtheit der beiden Synergiden. Am Grunde des Embryosackes sind sehr deutlich drei kleine Antipoden nachweisbar. Die Bildung des Endosperms kann nun offenbar nur in folgender Weise verlaufen sein: Der primäre Endo- spermkern hat sich zunächst unter Bildung einer Querwand, die in der Fieur in der Nähe des, Embryos, liegt, setsilr Ta dem ober dieser Wand befindlichen Raum ging eine Zellteilung unter Bildung einer Längswand, in dem darunter liegenden eine solche unter Bildung einer Querwand vor sich. In jeder dieser vier Zellen vollzieht sich eine weitere Zellteilung. Die bisher besprochenen Fälle sind geeignete Belege dafür, daß das Endosperm zellular angelegt wird, daß aber die Wandbildung nicht immer nach denselben Richtungen ver- läuft. Auch in anderer Hinsicht kann man ein auffallendes Variieren feststellen. Während in den Fig. 1 und 2 das Endo- sperm der Bildung des Embryos vorausgeht, kann man in anderen Fällen beobachten, daß der Embryo in den Anfangs- stadien gegenüber dem Endosperm voraus ist. Dieses letztere Verhalten scheint bei Hieracium aurantiacum geradezu die Regel zu bilden. Denn unter 13 Fällen, die ich beim Studium meiner Schnittserien gezeichnet habe, finde ich nur drei Fälle, Endospermentwicklung von Zieracium aurantiacım. 761 . wo das Endosperm, gegen zehn, wo der Embryo in den ersten Teilungsstadien voraus ist. Recht zahlreich sind diejenigen Fälle, wo sogar schon ein mehrzelliger Embryo zu finden ist, bevor sich noch die Polkerne vereinigt haben. Wohl findet man schon ganz junge, eben fertig gewordene Embryosäcke mit sekundärem Embryo- sackkern. Ein Beispiel bietet hierfür der in Fig. 4 in drei Schnitten dargestellte Embryosack. Man kann aber auch recht häufig Embryosäcke finden, in denen neben einem mehr- zelligen Embryo ein ungeteilter primärer Endospermkern oder sehr oft auch unverschmolzene Polkerne liegen. Ich begnüge mich da mit der Darstellung zweier Beispiele zur Beleuchtung des letzterwähnten Falles. 'Fig. 5 zeigt drei benachbarte Schnitte durch einen Embryosack, und zwar zeigt 5a die beiden Synergiden und die beiden Polkerne; von diesen ist dereinessaueh in» 32: nebst einer Partie‘ des Embryos zu sehen; dieser ist wieder vollständig in Sc zu finden. Daß in manchen Fällen die Polkerne so keine Neigung zur Verschmelzung Zeigen, dafür ist I8!56. ein Beleg.'Der zweizellige Embryo ist von zwei unversehrten Synergiden begleitet, von denen eine teilweise in den dargestellten Schnitt zu liegen kommt. Die Polkerne liegen zwar in einer zusammen- hängenden Plasmamasse, sind aber durch einen größeren Zwischenraum voneinander getrennt. Daß es sich hier wirk- lich um Polierne handelt und nicht um die beim ersten Endo- spermteilungsschritt gebildeten Endospermkerne, was man nach dem Aussehen der Kerne vielleicht vermuten könnte, zeigt unwiderleglich die Abwesenheit einer Trennungswand, Die folgenden Figuren führen Fälle vor, wo sich die Polkerne teilen, ohne sich vorher zum primären Endo- spermkerne vereinigt zu haben. In Fig. 7 ist der Embryo auf beiden Seiten von den sich teilenden Polkernen begleitet. Diese Lage ist vielleicht durch den kleinen zur Verfügung stehenden Raum bedingt, der da- durch eingeschränkt wird, daß sich eine große Zelle — wahr- scheinlich ein nicht ganz zur Ausbildung gelangender Embryo- sack — nach oben vordrängt. 762 K. Schnarf, Anders sind die Raumverhältnisse in dem Embryosacke, der in drei aufeinanderfolgenden Schnitten in Fig. 8 dargestellt ist. 8c zeigt den mehrzelligen Embryo, die beiden Synergiden und tiefer unten den einen Polkern in Teilung. Der zweite Polkern liegt in der Nähe des Embryos und kommt in Fig. 8a zum Vorschein. Die beiden sich teilenden Polkerne sind durch zusammenhängende Plasmastränge miteinander verbunden; eine Scheidewand ist zwischen ihnen nicht zu sehen. Einen seltenen Fall führt schließlich Fig. 9 vor. In dem dargestellten Schnitte liegt eine Synergide — die zweite, ebenfalls unversehrte liegt in einem Nachbarschnitte —, der etwas abnorm gestaltete Embryo, ein Polkern, der ungeteilt geblieben ist, während sich der’andere eben geteilt hat. Die beiden Kerne, die durch die letztgenannte Teilung entstanden sind, halten zwischen sich an Plasmafäden eine Zellmembran ausgespannt, deren Bildung noch nicht ganz abgeschlossen ist. Dieses Verhalten der Polkerne konnte ich nur an einem einzigen Embryosack mit Sicherheit feststellen. Daß es sich auch hier um selbständig und unabhängig voneinander vor- gehende Polkerne handelt, zeigt die Abwesenheit einer Scheide- wand zwischen ihnen. \Wenn wir im folgenden die oben beschriebenen Beob- achtungen an FHieracium aurantiacum einer Besprechung unterziehen, so werden wir uns auf einige wenige Punkte beschränken können, die von größerem Interesse sind. Vor allem müssen wir hervorheben, daß wir bei Hliera- cium aurantiacum zellulare Bildung des Endosperms ge- funden haben, ein Befund, der in auffälliger Weise von den in der Literatur niedergelegten Berichten absticht. Hof- meister! faßt seine Beobachtungen über die Endosperm- bildung der Kompositen folgendermaßen zusammen: »Die Entwicklung des Endosperms, allgemein durch freie Zellbildung, beginnt überall schon früh und füllt sehr zeitig bei Calendula i Hofmeister, Neuere Beobachtungen über Embryobildung der Phanero- gamen (Jahrb. f. wiss. Böt., TI, 1858, p. 123). . n & . 2.7 2009} Endospermentwicklung von Zieracium auranliacam. 69 und Aster den Embryosack mit geschlossenem Gewebe aus, während anderwärts das junge Endosperm zuerst in Schichten den Wänden des Sackes sich anlegt und längere Zeit in dessen Mitte einen mit Flüssigkeit erfüllten Raum frei läßt.« Diese Mitteilung deutet wohl in ihrem ersten Teile auf nukle- ares Endosperm hin; des weiteren ist es aber sehr auffällig, daß Hofmeister Aster und Calendula, deren Embryosack sich nach seinen Beobachtungen frühzeitig mit geschlossenem Gewebe füllt, den übrigen von ihm untersuchten Kompositen — er scheint da wohl in erster Linie Helianthus im Auge zu haben, deren Embryologie ihm sicher gut bekannt gewesen ist,! — gegenüberstellt, wo er einen Plasmabelag an der Wandung des Embryosackes fand. Mottier? fand bei Senecio aurea »several free nuclei... in the cavity of the embryosac, when the first wall is formed in the embryo. Very soon, however, cell formation takes place and the cavity of the embryosac is- filled with endosperm.« Diese Angabe vom Auftreten freier Kerne im Embryosack stimmt aber durchaus nicht zu der Fig. 27 auf Taf. XXVII, wo offenbar ein frühes Endospermstadium dargestellt ist. Wir sehen da zwischen zwei Endospermkernen bereits eine Wand angelegt. Klarer sind die Mitteilungen Land’'s?® über Erigeron philadelphicus: » After a brief rest the definitiv nucleus (d. ı. der primäre Endospermkern) divides and in the many preparations examined the cell plate was invariably parallel to the longer axis of the sac. The endosperm nuclei, after the last named division, are usually multi-nucleolate... In the second division of the endosperm nuclei the cell plate is usually at right angles to the long axis of the sac. The two upper nuclei resulting from this last division move towards the micropylar end of the sac, and, occupying the place made vacant by the 1 Hofmeister, Die Entstehung des Embryos der Phanerogamen. Leipzig 1849. 2 Mottier, On the Embryosac and Embryo of Senecio aurea (Bot. Gaz. XVIl, 1893, p- 252). 3 Land W.J.G., Double fertilization in Compositae (Bot. Gaz. XXX, 1900). 64 K.ySchnalrt, synergids, lie a little above and close against the egg... "The fertilized egg usually completes its first division shortly after the second division of the endosperm, the first wall being transverse.« Diese Beschreibung zeigt meines Erachtens ganz klar, daß Land bei Erigeron zellulare Endospermbildung beobachtet hat, wobei die Lage der Wände genau so verläuft, wie sie in unserer Fig. 1 dargestellt wurde. Diejenigen Autoren, die am entschiedensten in neuerer Zeit für die systematische Verwertung der Endospermmerkmale eingetreten sind, nämlich Samuelsson! und Jacobsson- Stiasny,?” rechnen die Kompositen zu denjenigen Familien, die nukleares Endosperm bilden. Letztere scheint allerdings ihr Urteil mit Rücksicht auf die eben angeführten Befunde Land’s zögernd auszusprechen. Bevor ich die Angaben bringe, welche in Bild und Wort Fälle von zellularer Endospermbildung anführen, sei noch einiger bildlicher Darstellungen gedacht, die für diese Ent- stehungsart sprechen, ohne daß die Autoren darauf näher eingingen, nämlich: Antenmaria dioica (Juel in k. Svenska Vet. Ak. Handl., 33. 1900, Nr. 5, p. 18, Fig. IUb), Hlieracium Pagellare »(Rosenberg;lins Bob rTidsks 128/5741905 Ep 746 Fig. XI A und (C). Ausführlich hat sich dagegen Carano über die Endo- spermbildung von Bellis perennis geäußert:®? »Primo a divi- sersi e di solito il nucleo secondario e la direzione del suo fuso E perpendicolare all’asse longitudinale del sacco; alla divisione nucleare tien dietro quella cellulare con formazione di membrana divisoria. Le due cellule cosi prodotte tornano a dividersi perpendicolarmente alla prima direzione ma nello stesso piano, e siccome la cavita del sacco &@ ancora poco ampia, rimane gia colmata da queste prime cellule del’albume. 1 Samuelsson G., Studien über die Entwicklungsgeschichte der Blüten einiger Bicornes-Typen (Svensk bot. Tidskr., 1913, 7). 2 Jacobsson-Stiasny E., Versuch einer phylogenetischen Verwertung der Endosperm- und Haustorialbildungen bei den Angiospermen (diese Sitzungsber., 123. B., 1914). ® Carano E., Ricerche sull’embriogenesi delle Asteracee (Annale di B9t., 13,191 2, Pr) a ut ar an N = 1 5 - e a Endospermentwicklung von Zieracıum aurantiacum. /69 Alla prima divisione del nucleo secondario segue subito quella dello zigoto, come rilevasi dalla fig. 7, in cui esso la forma di clava e monstra il nucleo in carikinesi, mentre le due prime cellule dell’albume, da poco formate, sono gia separate da un’evidente membrana.« Die darin angeführte Fig. 7 entspricht völlig unserer Fig. 2, nur daß bei dieser die Eizelle noch nicht in Teilung begriffen ist. In klarer Weise spricht sich auch Holmgren über die von ihm untersuchte Gattung EZupatorium aus:! »Bei der Endospermbildung werden Wände schon nach den ersten Teilungen angelegt und das Endosperm wächst dann durch sukzessive Zellteilungen heran.« Während sich in der neueren Literatur Angaben über zellulare Endospermbildung bei den Kompositen immerhin — wenn auch in geringer Zahl — finden, sind Beobachtungen, die in verläßlicher Weise eine nukleare Endospermbildung beweisen würden, kaum bekannt. Ich wüßte da nur Dahlia coronata zu nennen, von welcher Art Palm Teile eines plasmatischen Embryosackwandbelages mit freien Endosperm- kernen in mehreren Figuren darstellt.? Ich möchte schließlich noch eigene Beobachtungen an Crepis biennis anführen. Bei dieser Art zeigten mir eine An- zahl junger Endospermstadien, daß beim ersten Teilungsschritt eine Zellteilung unter Bildung einer Querwand stattfindet und daß beim zweiten Teilungsschritt wieder Querwände gebildet werden. Im großen und ganzen müssen nun alle diese Befunde über die Endospermbildung bei den Kompositen als äußerst spärlich im Verhältnis zur Größe. dieser Familie bezeichnet werden. Immerhin läßt sich das eine mit Bestimmtheit sagen, daß bei den Kompositen zellulare Endospermbildung Debet nuklearer vorkommt. ‚Bei. folgenden .Unter- abteilungen (nach der Einteilung Hoffmann's) wurde zellulares Endosperm wenigstens an dem einen oder 1 Holmgren J., Apogamie in der Gattung Eupatorium (Svensk bot. Tidskr., 10, 1916, p. 268). 2 Palm B., Studien über Konstruktionstypen und Entwicklungswege des Embryosackes der Angiospermen (Stockholm 1915), Fig. 44 und 45. 66 KSchmaxt; anderen Vertreter festgestellt: Zuspatorieae, © Asterecae, Inuleae, Senecioneae (?), Calenduleae ) und Cichorieae; nuklearesv. Endosperm.'wurde.bei ‚Vertretern „der Heliantheae nachgewiesen; über die übrigen Unterfamilien scheint diesbezüglich überhaupt nichts bekannt zu sein. Dieses Verhalten der Kompositen steht recht gut mit dem im Einklange, was über die Endospermverhältnisse der nächst verwandten Familien bekannt geworden ist. Den Campa- nulaceen und Lobeliaceen scheint nach den Angaben Samuelsson’s zellulares Endosperm zuzukommen. Bei den Goodeniaceen ist die Endospermbildung nicht bekannt, doch werden bei ihnen Endospermhaustorien beschrieben, wie sie bei zellularem Endosperm aufzutreten pflegen.” Was die Stylidiaceen betrifft, so verweise ich darauf, daß die von Burns? gemachten Angaben von Jacobsson-Stiasny* zu dem Schlusse verwertet werden, daß für diese Familie »die Abstammung von Formen mit gekammerter Makrospore« wahr- scheinlich ist. Hinsichtlich der Calyceraceen liegt die Unter- suchung Dahlgren’s vor, der bei Acicarpha tribuloides die zellulare Entstehung des Endosperms nachgewiesen hat.’ Ein zweiter hier zur Besprechung kommender Punkt ist die sehr auffällige Inkonstanz in der Richtung des ersten Endospermteilungsschrittes. Auffallend deshalb, weil die erste Teilungswand des Endosperms sonst nicht nur innerhalb derselben Art, sondern auch größerer systematischer Einheiten immer in derselben Richtung angelegt wird. Dies konnte ich wenigstens bei den von mir untersuchten Labiaten beobachten und dieselbe Erscheinung ist auch Samuelsson® bei verschiedenen Familien mit zellularer Endospermbildung aufgefallen. Ich neige zu der Ansicht, daß diese Inkonstanz bei! F7. aurantiacum" durch‘ die: Verschiedenheit: der "Raum- 1l’Samuelsson, 1.@., 2.89. 2 Jacobsson-StiasnyeE,, |. c., p. 82 [543]. ' Burns G. P., Beiträge zur Kenntnis der Stilidiaceen (Flora, 87, 1900). 4 Jacobsson-StiasnyE;, l.e., p. 82 [548]. b Dahlgren RK. V. O., Über die Embryologie von .Ieicarpha tribuloides Juss. (Svensk bot. Tidskr., 9, 1915, p. 184 tt). 6 Samuelsson, 1. c., p. 143. Be vr |] Endospermentwicklung von Zeracium auranliacum, verhältnisse bedingt ist. Denn in den »einfachen« Embryo- säcken scheint die erste Endospermwand stets eine Quer- wand zu sein. Längsgerichtete erste Wände fand ich dagegen nur in »zusammengesetzten« Embryosäcken, wo der Raum im dominierenden Embryosack durch kleinere, thyllenartig in diesen vorspringende Embryosäcke eingeschränkt war. Die quergerichtete erste Endospermwand dürfte demnach das für unsere Art ursprüngliche Verhalten vorstellen. Dafür spricht es auch, daß ich bei Crepis biennis dasselbe Verhalten beobachten konnte. Eine weitere auffallende Erscheinung, die ich im früheren geschildert habe, ist das Verhalten der Polkerne. Diese verschmelzen in manchen Embryosäcken sehr frühzeitig, wie es der in Fig. 4 dargestellte Embryosack zeigt, dessen Dimen- sionen solche sind, wie sie nur vor der Weiterentwicklung der Eizelle zu beobachten sind. Viel häufiger fand ich aber in meinen Präparaten die Verschmelzung der Polkerne ver- zögert. Neben mehrzelligen Embryonen waren oft noch un- verschmolzene Polkerne zu finden; ja wir haben im früheren gesehen, daß zweifellos bisweilen die Polkerne überhaupt nicht verschmelzen, sondern selbständig in Teilung treten. Dieses Verhalten der Polkerne verdient zunächst unter dem Gesichtspunkte Beachtung, daß im allgemeinen bei den Angiospermen die Entwicklung des Endosperms der des Embryos vorauseilt, was teleologisch verständlich ist. Bei Fl. aurantiacum ist aber sehr oft der Embryo voraus. Im Gegensatze zu anderen apogamen Pflanzen, deren diploide Eizellen eine Art Reife durchmachen müssen, bevor sie sich zu einer Teilung entschließen, — eine Erscheinung, die bei apogamen Arten der Gattungen Burmannia und Balanophora von Ernst festgestellt wurde, der der Frage nach der Ent- wicklungserregung der Eizellen apogamer Pflanzen besondere Beachtung geschenkt hat! — scheint die Eizelle von Hieractum sozusagen sofort entwicklungsfähig zu sein. Dies wird unmittelbar aus der Betrachtung von Schnitten durch ganze 1 Ernst A., Bastardierung als Ursache der Apogamie im Pflanzenreich (Jena 1918), p. 308. 768 K. Schnarf, junge Köpfchen klar, in denen neben Früchten mit sehr frühen Entwicklungsstadien des Embryosackes sich solche finden, die schon junge Embryonen enthalten. Während somit die Eizellen bei 7. aurantiacum sogleich nach ihrer Bildung teilungsfähig sind, sind die Polkerne viel trägerer Natur; sie zögern mit der Verschmelzung und — verschmolzen oder nicht ver- schmolzen — entschließen sie sich erst spät zur Teilung. Es fehlt offenbar hier der Anstoß, der die Endospermbildung rechtzeitig auslöst. Es liegt nahe, diesen Anstoß in der doppelten Befruchtung zu erblicken. In diesem Zusammen- hange möge noch betont werden, daß die erwähnte Ver- spätung des Endosperms gegenüber dem Embryo nur in frühen Stadien zu beobachten ist; schon in etwas späteren Stadien des Embryos — etwa in dem der 16zelligen Embryokugel — zeigt sich, daß das Endosperm durchaus die anfängliche Verspätung eingeholt hat und vollständig in der Lage ist, als »Nährembryo« zu fungieren. Das Verhalten der Polkerne bei ‚Fieracium aurantiacum steht ganz im Gegensatze zu dem bei normalgeschlechtlichen Kompositen, für welche nach den Angaben der Literatur ein sehr frühzeitiges Verschmelzen der Polkerne — stets vor der Befruchtung — charakteristisch zu sein scheint; aus eigener Anschauung kann ich dieses Verhalten für Tussilago farfara, Senecio silvaticus und Crepis biennis bestätigen. Bei den apo- gamen Angiospermen ist ziemlich allgemein die Tendenz fest- zustellen, die Vereinigung der Po:ikerne zu unterdrücken. In dieser Hinsicht können in erster Linie die von Treub, Lotsy und Ernst! untersuchten apogamen Dalanophora-Arten, bei denen nur ein Polkern das Endosperm bildet, während der andere mit dem Antipodialapparat zugrunde geht, angeführt werden, wogegen die wahrscheinlich befruchtungsbedürftige Rhopalocnemis phalloides einen normalen primären Endo- spermkern ausbildet. Bei Antennaria alpina unterbleibt eben- falls die Vereinigung der Polkerne, die nach Juel? beide 1 Ernst A., Embryobildung bei Balanophora. Flora, 106, 1913, und die hier angegebene Literatur. 2 Juel, Vergleichende Untersuchungen über typische und partheno- genetische Fortpflanzung bei der Gattung Antennaria (K. Sv. Vet. Ak. Handl., 33, 1900, Nr. 5). Endospermentwicklung von Zieracium aurantiacum. 69 selbständig in Teilung treten. In anderen Fällen apogamer Keimbildung scheinen sich die Polkerne jedoch überhaupt oder wenigstens nicht so strenge an diese Regel zu halten, die von Porsch! als Postulat seiner Archegontheorie bezeichnet wird, daß nämlich »in denjenigen Fällen, wo der Embryo parthenogenetisch entsteht und zu seiner Ernährung Endosperm braucht, dieses Endosperm von dem einen Polkern allein geliefert sein muß«. So gibt Strasburger für das partheno- genetische Elatostema sessile an:?” »Die beiden Polkerne ver- schmelzen dann annähernd in der Mitte des Embryosackes, wobei sich sofort die Teilung des Embryosackkernes voll- zieht.« Bezüglich der parthenogenetischen Alchemillen sagt Mur- beck,? daß die Polkerne verschmelzen; er fügt jedoch hinzu: »Die Verschmelzung der Polkerne bei den parthenogenetischen Alchemillen braucht gar nicht den Verdacht zu erregen, daß dieses Stadium bei der Untersuchung Juel’s von Antennaria alpina übersprungen worden sei. Gewisse Umstände sprechen nämlich für die Möglichkeit, daß auch bei den Alchemillen die Verschmelzung zuweilen ausbleibt.« Sonach dürften die Alchemillen dasselbe Verhalten zeigen, wie wir es bei Hiera- cium aurantiacum mit. voller Sicherheit feststellen konnten, mamlich daß die Polkerne verschmelzen können oder nicht. Man könnte vermuten, daß das erstere Verhalten viel- leicht auf haploide Embryosäcke beschränkt sei, deren Vor- kommen nach den Kreuzungsversuchen Ostenfeld’s für die apogamen Hieracien nachgewiesen ist. Dies trifft jedoch nicht zu; denn verschmolzene Polkerne sind auch in Embryo- säcken anzutreffen, wo Embryobildung ohne Befruchtung ein- getreten ist. Dem verschiedenen Verhalten der Polkerne muß auch eine Verschiedenheit in der Ausbildung des Endo- 1 Porsch O., Versuch einer phyl. Erklärung des Embryosackes und der doppelten Befruchtung der Angiospermen. Jena 1907, p. 30. 2 Strasburger E., Sexuelle und apogame Fortpflanzung bei den Urticaceen (Jahrb. f. wiss. Bot., 47, 1910, p. 269). 3 Murbeck Sv., Parthenog. Embryobildung in der Gattung Alchemilla (mas Univ. Arsskr., 36, 1901, Afd. 2, Nr. 7, p: 31). 170 K. Schnarf, sperms entsprechen. Je nachdem die Polkerne verschmelzen oder nicht, muß aus ihnen ein 4x- oder ein 2 1-Endosperm in den diploiden Embryosäcken entstehen.! Diese verschieden- artige Endospermbildung ist aber von Interesse im Zusammen- hange mit gewissen Fällen von Polyembryonie. Bei A. ex- cellens fand Rosenberg? oft zwei Embryonen in demselben Sacke. »The adventive embryo is, however, in this case not of the same value as for instance in the ordinary ‚Nucellus- sprossungen‘ in several plants, but its origin is an endosperm cell which is shown in fig. X. BD. It may possible depend upon the fact that the polar nuclei have not become united, and the one of them is the cause of the embryo formation.g* Auch ich konnte, wie schon früher erwähnt, bei A. aurantiacım oft Fälle von Polyembryonie beobachten; darunter gab es einzelne adventive Embryonen, welche wahrscheinlich wie die von Rosenberg auf das Endosperm zurückzuführen sind. Eine genauere Untersuchung dieser vermutlichen Endosperm- Embryonen, die vor allem deshalb von Interesse wäre, weil damit der einzige Fall von solcher adventiver Embryobildung aus dem Endosperm festgestellt wäre, nachdem Ernst den Fall bei Balanophora als irrtümlich nachgewiesen hat, hoffe ich später an der Hand reicheren. Materiales vorlegen zu können. 1 Die somatische Chromosomenzahl von Zieracium aurantiacum 27 — 36; ın den Pollenmutterzellen wurde x —-42 Dıs 22 Dbeopaceı (Rosenberg, Die Reduktionsteilung und ihre Degeneration in Zreracium. Svensk. bot. Tidskr., 71,. 1917). 2:Rosenbenaz. ih,e,;ep.4162; N Endospermentwicklung von Zieracium aurantiacum. 7 Erklärung der Abbildungen. - Fig. 1 und Fig. 5 wurden mit Leitz Objektiv 8, die übrigen mit Leitz hom. Imm. 1/,. a unter Anwendung des Leitz’schen Zeichenokulars 2 entworfen. Die Zahlen in Klammern geben die absoluten Vergrößerungen der reproduzierten Zeichnungen an. & 1. Längsschnitt durch einen zusammengesetzten Embryosack. Oben un- geteilte Eizelle und zweiter Endospermteilungsschnitt. Die Figur ist aus mehreren Schnitten kombiniert (235). . Querschnitt durch einen Embryosack mit zweizelligem Endosperm und [8%) ungeteilter Eizelle. Integumenttapetum zugrundegehend (318). 3. Längsschnitt durch einen Embryosack mit jungem Embryo und mehr-. zelligem Endosperm (318). 4. a,b,c. Schnittserie durch einen fertigen, aber noch sehr kleinen Embryosack mit sekundärem Embryosackkern (365). 5. a, b,c. Schnittserie durch einen einfachen Embryosack mit jungem Embryo und Polkernen (235). 6. Längsschnitt durch einen Embryosack mit zweizelligem Embryo und Polkernen (380). 7. Oberer Teil eines Längsschnittes durch einen Embryosack mit jungem Embryo und sich teilenden Polkernen (375). 8. a,b, c. Längsschnittserie durch einen Embryosack mit jungem Embryo und sich teilenden Polkernen (318). 9. Längsschnitt durch einen Embryosack mit mehrzelligem Embryo, einem ruhenden und einem sich teilenden Polkern (318). ” Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 128. Bd. O0 ec Wr iry PACKEN wet‘ kai #6 ilianlheune, ua 3 aba | "loan B | vo 7. RK Du 1 u Kae, ua una is | ai BEA OR. daie os als: > bo K. Sehnarf: Endospermentwicklung von FHieracium aurantiacum. atur Klasse, Abt. I, 128. Bd., 1919. a Ben 8% = Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung ll a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung Ilb. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung Il. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie‘ aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, Universitätsbuchhändler (Wien, I, Rotenturmstraße 25), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt I6K. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird wie bisher acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6K. “ « ® “ w . ” ® ® hr Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der. mathematisch - naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie aufzu- nehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäfts- ordnung nebst Zusatzbestimmungen). $ 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. A Zusatz. Vorträge in: wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, ‚aber entweder ‘kein Belegmaterial, oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. ‘Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteiiungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen ind: $ 51. Abhandlungen, für a der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben a anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des & 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch- ne Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann Zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akädemie erhalten hat. . Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im a bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Akademie stammt. Di: Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und. gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zulässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten ‚hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Belegexemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie einzu- senden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung ‚an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten, Abdruck ihre Einwilligung gibt. LRBJL?I IT 3 9088 01303 7